Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Bd. 26-27 1912-13
Wien [etc.] Selbstverlag des Orientalischen Instituts, Universität Wien [etc.] 1887-
http : //hdl . handle . net/2027/coo .31924112770973
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WIENER ZEITSCHRIFT
FÜR DIE KUNDE
DES MORGENLANDES
Band 26
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Lizenzausgabe des Orientalischen Institutes
der Universität Wien
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Unveränderter Nachdruck der bei Alfred Holder
1912 in Wien erschienenen Ausgabe
Photomechanischer Nachdruck
© Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1978
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Printed in Austria
ISBN 3-201-01058-8
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WIENER ZEITSCHRIFT
FÜR DIE
KUNDE DES MORGENLANDES.
BEGRÜNDET VON
G. BÜHLER, J. KARABACEK, D. H. MÜLLER, F. MÜLLER, L. REINISCH.
HERAUSGEGEBEN UND REDIGIERT VON
M. BITTNER, J. v. KARABACEK, P. KRETSCHMER,
D. H. MÜLLER, L. v. SCHROEDER,
LEITERN DES RI EKT ALIS CHKK INSTITUTES DER UNIVERSITÄT.
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Inhalt des sechsundzwanzigsten Bandes.
Artikel.
Seite
Leo Rkexisch zu seinem 80. Geburtstage 1 — 4
Saleim&n der Große als Kunstfreund, von Josef von Karabacek 5
Bari und Dinka, von H. Schuchardt 11
Der Bericht Strabos über den heiligen Falken von Philae im Lichte der ägyp-
tischen Quellen, von Hermann Junker (mit 3 Tafeln) 42
Über arabische Handschriften der Aja Sofia, von Dr. O. Rescher 63
Zar Frage der Existenz des g im Ursemitischen, von Rudolf Rüzicka ... 96
Kritisch-exegetische Bemerkungen zu den Brähmanas, von W. Calavd . . . 107
Babylonisches, von B. Landsberger 127
Die Berge Job und Schebtamo des Josippon, von Theophil Emil Modelsei . 132
Die ältesten Dynastien Babyloniens, von Friedrich Hrozn* 143
Zu den berberischen Substantiven auf -im, von Hugo Schuchardt .... 163
Konkordans der Gätbäs des Majjhimanikäya, von R.Otto Franke .... 171
ai-lim&m. von Mix Grünert 222
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur, von M. Wihternitz 237
Ein Beitrag zur ägyptischen Beduinenpoesie, von Wilhelm Czermak . . . 253
Die onomatopoetischen Verba des Türkischen, von Maximilian Bittner . . 263
Ein faijumisch-griechisches Evangelienfragment, von Dr. Karl Wessely (mit
1 Tafel) 270
Die Abhandlung , Gegen die Bilderstürmer* von Vrthanes Kherthot, aus dem
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Armenischen übersetzt von P. Poltkarp Samuel 275
Anmerkungen zum ,Frahang i Pahlavlk', von Bernhard Geiger 294
Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes in Polen, von Dr. Friedrich
v. Khaelitz- Greifenhorst 307
Zur Phonetik der australischen Sprachen, von W. Schmidt 325
Koptische Manuskripte aus der kgl. bayr. Hof- und Staatsbibliothek, von N. Reich 337
Der Anlautwechsel in der Serersprache in Senegambien, Westafrika, von
Friedrich Hestermann 350
Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek in Wien zu den pseudo-
epiphanischen Werken, von Prof. Dr. August Haffner 363
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IV Inhalt.
Anzeigen.
Seite
H. Holma, Die Namen der Körperteile im Assyrisch-Babylonischen, von
V. Christun 388
O. Strauss, Ethische Probleme aus dem ,Mahäbhärata', von J. Kibstr . . . 392
E. Leumahn, Zur nordarischen Sprache und Literatur, von J. Kirbte .... 394
J. Dahlmahn, Die Thomas-Legende und die ältesten historischen Beziehungen
des Christentums zum fernen Osten im Lichte der indischen Altertums-
kunde, von J. Kirste 400
Julius von Negelein, Der Traumschlüssel des Jagaddeva, von M. Winternitz 403
Meinhof Carl, Die Sprachen der HamiteL, von H. Schuchardt 407
Kleine Mitteilungen.
Der Name des Kupfers, von Georg Hüsing 414
Zu den meroitischen Inschriften, von H. Schuchardt 416
Abendländische Parallelen zu Jätaka vi, 336, 21, von Theodor Zachariae 418
Ein libysch-ägyptisches Wort, von W. Max Müller 428
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LEO REINISCH
ZU SEINEM 80. GEBURTSTAGE
AM 26. OKTOBER d. J. 1912.
Hochverehrter Herr Hof rat!
Teurer Meister!
Lieber Freund und Kollege!
Mit dem Jahre iqi 2 beginnt die Wiener Zeitschrift für
die Kunde des Morgenlandes das zweite Vierteljahrhundert
ihres Bestehens und Wirkens — und am 26. Oktober dieses
Jahres vollenden Sie, der Mitbegründer dieser Zeitschrift,
Ihr achtzigstes Lebensjahr. Dieses hübsche Zusammentreffen
bedeutsamer Abschnitte in Ihrem Leben und im Leben un-
serer Zeitschrift, das fast ein wenig von dem Charakter der
einst so berühmten prästabilierten Harmonie an sich trägt,
von welcher Leibniz zu erzählen wußte, hat uns, die Her-
ausgeber der WZKM, dazu veranlaßt, den vorliegenden
XXVI. Band derselben, den wir, in Eröffnung eines neuen
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Vierteljahrhunderts wissenschaftlichen Wirkens in den alten
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i/ni bewährten Bahnen unserer Zeitschrift, in die Welt hin-
aussenden, Ihnen, hochverehrter Meister, als Festgabe zu
Ihrem achtzigsten Geburtstage darzubringen.
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Sie haben an der Wiege dieser Zeitschrift gestanden, Sie
haben durch eine lange Reihe von Jahren die Herausgabe
derselben geleitet, haben neben Ihren zahlreichen tiefgrün-
digen Forschungen unentwegt Ihre fürsorgende Teilnahme
auch der WZKM geschenkt. Es ist daher nicht mehr als
recht und billig, daß diese Zeitschrift heute, wie schon vor
10 Jahren, glückw wischend bei Ihnen erscheint, wie ein
kräftig herangewachsenes Kind zu seinem Vater kommt, um
ihn freudig zum Jubelfeste zu begrüßen.
Und wir lassen unsere Zeitschrift um so lieber bei Ihnen
die Rolle des glückwünschenden Kindes spielen, als wir alle
an Ihrem achtzigsten Geburtstage etwas von dieser Empfin-
dung in uns tragen und, um derselben Ausdruck zu geben,
gerne die Zeitschrift zu unserem Dolmetsch erwählen. Sind Sie
doch uns allen ein väterlicner Freund gewesen, der mit stets
sich gleichbleibendem Wohlwollen einen jeden nach Maß-
gabe seines Wesens und seiner Bedürfnisse gefördert hat.
Wir alle blicken mit freudigem Stolze auf Sie, als auf das
Vorbild des unermüdlichen Forschers, der, unbekümmert um
äußere Ehren und Erfolge, nur seine großen wissenschaft-
lichen Ziele vor Augen, neue Wege gebahnt und anderen ge-
wiesen hat.
Wir alle haben von Ihnen gelernt und sind Ihnen da-
für dankbar. Was uns aber in ganz besonderem Maße dazu
treibt, Ihnen zu Ihrem achtzigsten Geburtstage unsern warmen
Dank und unsere innigste Verehrung auszudrücken, das ist
die uns alle fort und fort beherrschende und erhebende Ge-
wißheit, bei Ihnen, hochverehrter Meister, stets und bei jeder
Gelegenheit dasselbe kraftvoll und liebevoll schlagende Herz,
dieselbe starke und gütige Hand zu finden, die sich uns nun
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schon durch so lange Jahre in väterlicher Freundschaft be-
währt hat.
Und wir nahen uns Ihnen heute mit um so größerer
Freude, um Ihnen diesen Jubelband der WZKM in die
treuen Hände zu legen, als wir Sie so ganz unverändert in
poller Kraft und Rüstigkeit vor uns stehen und nach wie vor
unermüdlich, vorbildlich wirken und schaffen sehen. Möge
Ihnen die gleiche körperliche und geistige Frische und Ge-
sundheit, die gleiche Schaffensfreudigkeit noch lange Jahre
erhalten bleiben und bewahren Sie uns auch weiterhin die
gleichen freundlichen Gesinnungen, deren Wert wir so hoch
zu schätzen wissen. Das ist der Wunsch und die Bitte, mit
denen wir diese von Ihnen mitbegründete Zeitschrift in eine
neue Ära eintreten lassen, indem wir den hier vorliegenden
XXVI. Band derselben Ihnen zum 26. Oktober d. J. 1912
widmen.
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In Liebe und Verehrung:
1. v. Karäbacek, D. H. Müller, L. v. Schroeder,
B. Kretschmer, M. Bittner.
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LEOREINISCH
ZU SEINEM ACHTZIGSTEN GEBURTSTAGE.
Den dunklen Erdteil hast Du uns erhellt
Durch manchen Lichtstrahl, den Du schwer errungen,
Gar mancher gute Wurf ist Dir gelungen
Und neu erobert hast Du manches Feld;
Erobert und dann sorgend treu bestellt,
Von nimmermüder Arbeitslust durchdrungen;
So hast — ein leuchtend Vorbild — Du bezwungen
Und Andern dann geschenket eine Welt.
Drum dar/st Du heute freudig rückwärts schaun,
Der reichen Ernte froh, die Du geborgen;
Wir aber wünschen, hoffen und vertraun,
Du werdest lang noch schaffend weiter sorgen,
Du mögest lang noch frisch Dein Feld bebaun,
Und strahlend grüße Dich manch neuer Morgen!
L. v. Schroeder.
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Suleimän der Große als Kunstfreund.
Von
Josef von Karabacek. 1
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In den Berichten des 16. Jahrhunderts werden die Türken
insgemein als roh und unzivilisiert geschildert, weshalb die Schön-
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heiten in den Schöpfungen des menschlichen Ingeniums bei ihnen
keinen Anwert fänden. 2 Die Erzeugnisse der bildenden Kunst hassen
sie; denn ihr Prophet habe mit den Hebräern nicht nur die Be-
schneidung eingeführt und den Genuß des Schweinefleisches ver-
boten, sondern auch kein Bildnis irgendwelcher Art für zulässig
erklärt. 3 Wo sich's eben trifft, begegnet dem Christen aus türkischem
Munde der Vorwurf der Bilderverehrung: als der königliche Bot-
schafter Busbeck auf seiner Reise über Konstantinopel nach Amasia
1553 in Nicaea zufällig bei dem Funde einer antiken Kriegerstatue
anwesend war und seine Mißbilligung darüber aussprach, weil die
Werkleute dieses herrliche Kunstwerk mit ihren Hämmern übel zu-
richteten, da , wurden wir', schreibt Busbeck, ,von ihnen ausgelacht
und gefragt: ob wir auch, wie es sonsten unser Gebrauch wäre,
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Vol. in, p. 325.
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1 Aas der Einleitung zu dem n. Kapitel ,Die Kunstbewegung unter Suleimän
dem Großen, 1520 — 1566* eines von mir vorbereiteten Werkes.
* Relazione di Giovanni Mobo Bailo a Costantinopoli 1590, in Albhri> Ser. in,
9 Belazione di Giasfrancesco Morosini Bailo a Costantinopoli, 1585, in
Allerg \. c. Ser. in, Vol. in, p. 271; Tavernier, Beschreibung des Serrails des Groß-
türken, p. 29.
4 Auoebii Giblenii von Büsbeck Vier Sendschreiben der Türkischen Bottschaft
etc., Nürnberg 1634, p 120.
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6 Josef von Karabacek.
Als ein gefährliches Unterfangen galt der Versuch, irgendetwas
öffentlich abzeichnen oder sich darüber Notizen machen zu wollen.
,Ich hätt' ; schreibt Dernschwam, der 1553 — 1555 in Konstantinopel
war, „vngeuarlich die Figuren mögen abmalen oder verzaichnen,
aber vor den turkhen darff sich khainer nicht rueren, also ain
Barbarisch Volkh ist es das allen zuelaufft, wann es nur ain wenig
sieht ain zwey wortter schreiben jnn ain tafel, auch das man ainen
bald bruglen sollt, so hatt es auch jnn Constantinopel khainen maier
der das wenigiste khundte conterfehen es derfft sichs auch khainer
vndersteen, wurden jn bald für ain khundtschaffter halten schlagen
vnnd schätzen/ 1
Nicht weniger absprechend äußert sich 1548 M. Luigi Bassano
da Zara in seinem an Kardinal Ridolfi gerichteten Traktat: 2 ,Man
findet in der Türkei weder Gemälde noch irgendwelche Reliefbilder.
Sie sind darin im höchsten Grade ungeschickt; bei uns malen die
Kinder besser, als dort ihre Meister, die sich darauf nicht verstehen.
Sie wissen nicht figurierte Tapeten zu schätzen, ja sie haben nicht
einmal grüne Gewächse lieb, sobald nur ein Vogel darauf gemalt
wäre! Sie verabscheuen die Porträte wie vom Satan erfundene
Dinge, kurzum: wie in so vielen Dingen, zeigen sie auch darin ihr
ungesittetes Wesen und ihre Torheit/ 3 Mit einem Worte: wo man
hinsieht, lautet das Urteil der christlichen Zeitgenossen vernichtend.
Mag Krieg oder Friede im Spiele sein, stets ist es die türkische
Unkultur, die keine Blüte erwachsen läßt. Als Hans Christof Teufel,
Freiherr zu Gündersdorf, auf seiner 1587 unternommenen Orient-
1 Relatio Itinerationis Constantinopolitanae et Turcicae, Handschrift des Museums
des Königreiches Böhmen in Prag, xvn, C. 25, fol. 93 verso f.
3 Bassano, Costumi de Turchi, Trattato scritto al Cardinal Ridolfi, in Sanso-
2 In Sansovino, fol. 10 i r.
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vino, fol. 101 r. : ,Non si troua in Turchia ne dipentura, ne imagine di nessuno
rilieuo. Sono in questo grossissime, e meglio dipingano tra noi i fanciulli, ch'i
loro maestri, ne la conoscono .... Non apprezzano tappezarie figurate, non hanno
care la uerzure se ui fusse dipinto pur un'uccelio. Abboriscono i ritratti come
cosa trouata dal Diauolo, & in somma come in molte altre cose, cosi in questa,
rnostrano la loro inciuilta, & sciocchezza.'
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SuleimAn der Grosse als Kunstfreund. 7
reise die verfallenen Herrlichkeiten von Tebriz in den noch erhaltenen
zwei ; Majolika-Thürmen' der Moschee bewunderte, war der Eindruck
der, daß diese Stadt, nachdem sie die Türken in ihre Gewalt ge-
bracht und zerstört haben, das Sprichwort wahr mache: ,wo der
Türgkh hintritt, wachst kain graß mehr'. 1
Mit diesen kleinen episodischen Schilderungen sind die von
christlicher Seite erhobenen Vorwürfe gegen die Roheit des Tiirken-
tums und die geringschätzigen Äußerungen über das Ringen des
^kindlich Unbeholfenen mit dem Typischen' in seiner Maiweise
noch lange nicht erschöpft Trotzdem darf man fragen: ist die
Volksmeinung des christlichen 16. Jahrhunderts eine andere gewesen
als jene des 15. Jahrhunderts, etwa im Zeitalter des Ei-oberers?
Gewiß nicht. Auch die in der Regel ausgezeichnet scharf beobach-
tenden Orientreisenden, ganz besonders aber die venezianischen Baili
mit ihren klugen Relationen, von denen fast jede ein kleines staats-
männisches Meisterstück ist, haben tief in die türkische Volksseele
gesehen, aber nur eines übersehen, nämlich, daß gerade in Sachen
der Bildnismalerei im Oriente gar nichts vom Volke, alles dagegen
von den Herrschern abhing, für welche das l'etat c'est moi nicht
erst erfunden zu werden brauchte, um dann und wann ihr Schiff
auch gegen den Strom führen zu können. Das Volk aber geduldete
sich dabei schweigend in orientalischer Unterwürfigkeit. So verhielt
es sich unter Muhammed IL, dem Eroberer, so schien es der er-
wachende Trieb des Kunstsinnes in Selim IL entfalten zu wollen
und so dachte und handelte auch der große Suleimän.
Man hat ihn falsch beurteilt oder mindestens nicht genügend
in seinem Wesen erkannt. Immer ist er nur der Kraftmensch, dem
das rauhe Kriegshandwerk Bedürfnis ist, ein Mann der Tat, der
Gesetzgeber, ein Herrscher voll Prunkliebe, der Spender ungezählter
Wohltaten, der Cäsar, der zur Selbstverherrlichung den historischen
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Kurdenrosses Huf stampfte, wächst kein Gras mehr/
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1 Beschreibung der Rayss etc. Handschrift der fürstlich Liechtenstcinschen
Bibliothek in Wien, fol. 61 r. — Im Türkischen lautet das obige Sprichwort:
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8 Josef von Karabacek.
Griffel führen läßt, ein Dichter und Freund der Poeten, ein Schätzer
der Wissenschaft und, was im Oriente gar hoch angerechnet wird,
ein Meister der Schönschreibekunst. Was Suleimän mit Hilfe seiner
großen Architekten, die zumeist von christlicher Herkunft waren, an
bewunderungswürdigen Bauten geschaffen hat, wird unvergessen
bleiben: unter ihm erlebte die Baukunst ihr goldenes Zeitalter. Von
den Beziehungen des Großherrn zu den Großkünsten der Bildner ei
und Malerei ist jedoch keine Rede; höchstens lassen sich aus ver-
steckten Andeutungen Schlüsse auf seine Abneigung ziehen. Sulei-
mäns Bemühungen, antike Werke der Kleinplastik zu erwerben, ließ
man in dem häßlichen Lichte der Habsucht erscheinen. ,Von den
(antiken) Münzen, wie viele man deren auch fand', bemerkt der
früher erwähnte Bassano, ,so viele derselben verkaufte man an die
Bankiere, und zwar insgeheim, weil der Großherr, sobald er davon
erfuhr, sie für sich haben wollte, gerade so, wie er es mit allen
anderen Schätzen, die gefunden wurden, machte, die er nachher
der Vernichtung preisgab/ 1 Allein dieser Vorwurf paßt schlecht zu
den offenkundigen Handlungen, aus denen des Sultans Empfänglich-
keit für die Eindrücke der Kunst zu erraten sind. Darnach war
Suleimän auch ein freigebiger und bedachtnehmender Gönner des
Handwerks und der Kleinkunst. Er selbst, der keinen Augenblick
müßig sein konnte, war ein Freund der Arbeit und zugleich imstande,
ein Handwerk auszuüben, wodurch er sich täglich einen Giulio (d. i.
nach heutigem Werte ein Franc) va verdienen vermochte: es stehe
dem Fürsten — meinte er — ebenso wie dem Bürger wohl an, sich
das tägliche Brot in eigenem Schweiße zu verdienen. 2 Ganz zweifel-
los war Suleim&n auch der Malerei ein Beschützer und Förderer,
indem er sich in dieser Beziehung, wie ich zu zeigen hoffe, sowohl
den ketzerischen Persern, deren hervorragendste Meister er an seinen
1 SAN80VINO, 1. c. fol. 101 r.
* Fatti di Solimano dopo la presa di Rhodi, fino all'anno 1533, d'incerto
Autore, in Sansovino, 1. c, fol. 401 v. — Joroa, Osm. Gesch. n, p. 343 berechnet
den Giulio irrig mit einem Asper (= 14*1 Heller). Das erstere Geldstück besaß
um das Jahr 1533 beinahe den Wert einer Krone, wobei natürlich die Kaufkraft
außer Betracht gelassen ist.
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Hof oder ins Reich zog, als auch den christlichen Künstlern durchaus
nicht abhold zeigte, wenngleich er in religiösen Dingen der in seiner
Glaubensstärke vollendete Muslim blieb. 1 Denn wäre es nicht so
gewesen, wie hätte nach den früher geschilderten Volksanschauungen
ein Melchior Lorichs 1559 öffentlich die herrliche Ansicht von
Konstantinopel zeichnen können?! Auf einem dieser Blätter sehen
wir den 32jährigen Flensburger Künstler, im Selbstkonterfei ange-
sichts des wunderbaren Stadtbildes vor dem entrollten Tableau stehend,
wie er die Zeichenfeder in das von einem alten, prächtigen Modell-
Türken ihm entgegengehaltene Tuschbehältnis zu tauchen im Begriffe
ist. 2 Diese stadtkundige Tätigkeit des Künstlers konnte sicherlich
nur unter dem Schutze des Großherrn sich entfalten und zu glück-
lichem Ende geführt werden. 3 Und daß Suleimän, eben weil er selbst
ein Kunstfreund war, den Kunstsinn anderer, gleichviel ob Muham-
1 Es wird berichtet, daß Suleimän in San Francesco in Pera in seiner An-
wesenheit einmal eine Messe lesen ließ und darüber lachte (Bassamo in Sansovino,
1. c. fol. 82 v.). Man warf ihm vor, er sei gegen die Christen und Juden in gleicher
Weise feindselig, so daß man allgemein darüber klage; ihre Behandlung sei nicht
mehr dieselbe, wie unter Selim I. seinem Vater (Relazione di Marco Minio, 1522,
bei ÄLBtai in, 3, p. 74). Die Urteile anderer lauten weit güustiger: Suleim&n sei
human, gütig und gerecht; die Christen vergünstige er, die Juden hingegen behandle
er schlecht (connive U Christiani, trata mal li Ebrei, Memo bei Hammer 1. c. in, 17);
grausam sei er nur gegen diejenigen, die im Verdachte der Konspiration gegen
ihn stünden (Relazione del Cl. Domenico Trevisano, 1554, Alb&ri iii, 1, p. 117 f.;
Relazione di Andrea Dandalo, 1562, 1. c. in, 3, p. 164; Relazione di Marcantonio
Dorai, 1562, 1. c p. 176).
* Konstantinopel unter Suleimän dem Großen aufgenommen im Jahre 1559
durch Melchior Lorichs aus Flensburg etc., herausgegeben und erläutert von Eugen
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Oberhummkr, München 1902, Taf. xi; auf der Innenseite der Stadtmauer von Galata
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steht von der Hand des Künstlers: ,das ortt zu Gallatta oder Pera da ich Melchior
Lorichs die Statt am meisten oder den meisten theil der Statt geconterfeit habe
Anno 1559'.
* Wenn bei einem Gebäude (1. c. Taf. vin) der Künstler notiert, es sei
dasselbe der römischen kaiserlichen Botschaft ,Herberg darin auch ich Mj
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(•= Melchior Lorichs) mit Inen gefangen gelegen 4 , so ist dies natürlich auf
die aus Gründen orientalischer Politik von der Hohen Pforte häufig praktizierte
Taktik zurückzuführen, wonach man die fremden (also nicht nur christlichen) Ge-
sandtschaften wider Willen oft Jahre lang in Konstantinopel zurückhielt. Dies
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widerfuhr auch Busbeck mit den Seinigen.
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10 Josef v. Karabacek. Suleimän d. Grosse als Kunstfreund.
medaner oder Christ, einzuschätzen wußte, geht daraus hervor, daß
er dem bekannten gelehrten Porträtsammler Bischof Paolo Giovio
sein von einem venezianischen Künstler gemaltes Bildnis nebst Tinten-
zeug und Feder aus Gold als Geschenk zuschickte. Hieraus folgt,
daß wir Suleimän durchaus nicht als einen Gegner der Porträt-
malerei anzusehen haben.
Mit den vorstehenden kurzen Betrachtungen habe ich anzu-
deuten versucht, wie es in der allgemeinen Anschauung begründet
war, daß das türkische Volk, im großen und ganzen in barbarischer
Nacht versenkt, die darstellende Kunst verabscheute, die Herrscher
dagegen sich darum gar nicht kümmerten, sondern vielmehr ihrer
selbstherrlichen Geschmacksrichtung freien Lauf ließen. Was ins-
besondere die Persönlichkeit Suleimäns des Großen betrifft, so
gehört der Nachweis, daß die noch fortlebende Tradition von der
Hochschätzung der Meisterwerke der bildenden Kunst durch seinen
Urgroßvater Muhammed IL und seinen Vater Selim L, die auf ihn
impulsiv wirkte, zu den dankbarsten Aufgaben der quellenmäßigen
Kunstforschung.
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Bari und Dinka.
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H. Schuchardt.
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Mit seinem Werke: Die Sudansprachen (1911) hat D. Wester-
mann, dem wir treffliche Einzeldarstellungen afrikanischer Sprachen
verdanken, gewiß keinen , Rocher de bronze' vor uns hinstellen
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wollen, sondern nur ein Modell aus weicher Masse. Ich würde mich
aber gar nicht an es heranwagen, wenn es nicht über Vorfragen
von allgemeiner Wichtigkeit hinwegginge die sich wieder als Schluß-
fragen, und mit unabweisbarer Dringlichkeit, einstellen müssen.
Auf dem beigegebenen ,Übersichtskärtchen des Gebiets der
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Sudansprachen' von B. Struck zieht vor allem die Umfassungslinie
gegen das Hamitische unsere Blicke auf sich. An Grenzen überhaupt
pflegen ja entscheidende Kämpfe ausgefochten zu werden, solche bei
denen es sich nicht bloß um das Vor- und Zurückschieben der
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Grenzen handelt, sondern auch um das Bestehen der Zentral-
gewalten selbst, ja um die ganze Art der Aufteilung. Wir fragen
allzu rasch: gehört die und die Sprache zum Sudanischen oder zum
Hamitischen? Dabei ist die Beantwortung der andern Frage schon
vorausgesetzt: was ist sudanisch und was ist hamitisch? Und müssen
wir nicht zu allererst darüber im klaren sein ob die Gesamtheit der
nord- und mittelafrikanischen Sprachen (mit Ausschluß des Semiti-
schen) wirklich aus zwei, nicht mehr nicht weniger, deutlich unter-
schiedenen Hauptgruppen besteht?
An nicht wenigen Stellen erweist sich die Lage der hamitisch-
sudanischen Grenze als strittig. Im Nordwesten des sudanischen
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12 H. SCHUCHARDT.
Gebietes zeigt das Kärtchen eine Menge weißer Enklaven die sich
offenbar auf das Fulische beziehen; aber kein Name kennzeichnet
sie. Ich erblicke in dieser Unterlassung den Ausdruck der Unsicher-
heit. Im Handbuch der Ful-Sprache (1909) Vorwort iv sagt Wester-
mann, die Fulbe seien verwandt mit den sogenannten Hamitenvölkern,
macht aber zugleich auf die vielen Gemeinsamkeiten aufmerksam
die zwischen dem Ful und den Bantusprachen bestehen. In ähn-
lich zweifelhafter Lage wie das Ful erblickte Fr. Moller das Nuba,
Barea, Kunama und brachte sie mit jenem unter ein Dach. Bei
Westermann erscheinen die Gebiete dieser drei Sprachen im Nord-
osten wie Inseln dem großen sudanischen Kontinent vorgelagert.
Wegen dieser Zuweisung hätte er sich mit Reinisch auseinander-
setzen müssen. Endlich im Osten verläuft die Grenze auf dem
Kärtchen zwischen dem (sud.) Dinka und dem (ham.) Bari. Die
Zusammengehörigkeit beider Sprachen ist aber bisher mit gutem
Grunde angenommen und meines Wissens nie ernstlich bestritten
worden. Demzufolge müßte entweder das Dinka vom Sudanischen
oder das Bari vom Hamitischen abgetrennt werden, und zugleich
mit jenem das Silluk usw., zugleich mit diesem das Masai usw. 1
Begreiflicherweise sehe ich selbst von einer solchen Grenzsetzung
ganz ab; im folgenden versuche ich nur das Verhältnis zwischen
Bari und Dinka, hauptsächlich für Westermanns Augen, schärfer zu
beleuchten.
Als Grundlage hat der Wortschatz zu dienen; Westermann
stellt nur ehrenhalber das Grammatische als das , Wesentliche' voran
(S. 4), auch bei ihm bilden in Wahrheit die Wortvergleichungen das
Wesentliche. Aus ihnen ergibt sich aber der sudanische Charakter
des Dinka keinesfalls in deutlicher Weise; freilich hält Westermann
Dinka sowie Nuba und Kunama gerade mit den entferntesten
1 Fr. Müller Gi-undriß III, i f 98 nimmt an daß das Volk der Bari ein
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Miscbstamm sei; die eine Schicht hänge mit den Dinka, die andere mit den Masai
zusammen. Sir Ch. Eliot in seiner Einleitung zu The Masai von A. C. Hollis (1905),
xxni sagt daß der Wortschatz des Bari ,would appear to contain more than one element,
and a considerable proportion of the words are unlike Masai, and perhaps are West
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Bari und Dinka. 13
Sprachen, den westsudanischen zusammen, indem er die des mitt-
leren Sudan, die ihm vermittelst einer Petitio principii für weniger
rein sudanisch gelten, ganz beiseite läßt, und das ist ein Grundfehler,
durch den die Sicherheit jedwedes auf die Verwandtschaftsverhält-
nisse bezüglichen Ergebnisses beeinträchtigt wird. Will man nun
derartige Zusammenstellungen näher prüfen, so muß man zuerst
darauf bedacht sein die Schallwörter und die Lehnwörter auszu-
scheiden.
Die lautliche Übereinstimmung zwischen gleichsinnigen Schall-
wörtern verschiedener Sprachen ist, sobald sie sich nicht auf formale
Besonderheiten erstreckt, nicht imstande die geschichtliche Ver-
wandtschaft zu beweisen, mag diese auch wirklich bestehen. Gleiche
oder ähnliche Namen für den krähenden Hahn, den krächzenden
Raben, die miauende Katze kehren aller Orten und Enden wieder.
Westermann vereint nub. uf } kunama /ö, dinka put mit ewe füfu
usw. unter einem ursudan. pu blasen (N. 272); lag nicht niederkusch.
buf, füf in gleicher Bedeutung viel näher? Und nur räumlich ferner
hebr. pü a h, rom. buff-are, madj./u-wt usw.? Und, um des zu ,blasen*
gehörigen Nomen agentis ,Lunge* zu gedenken, ■ muß das kopt. uöf
mit kredi bobö (und ähnlichen Formen anderer Sudansprachen) ge-
schichtlich verwandt sein, da es mit span. bofe nur elementar ver-
wandt sein kann? Unter N. 218 steht dinka mim schweigen neben
westsudan. mum, nub. bubu stumm, und gewiß nicht mit Unrecht;
aber diesem mum und bubu entsprechen dem Laut und Sinn nach
sicherlich engl, mum, mim und suaheli bubu noch mehr ohne daß
daraus ein gemeinschaftlicher Ursprung gefolgert würde. Wenn dinka
bulbul Pilz mit dem umdö, wlö des Ewe zusammenhängt (N. 47), so
gewiß noch inniger mit dem popa des Nandi, also einer doch auch
wohl für Westermann nichtsudanischen Sprache; aber ich vermute
daß es sich in beiden Richtungen um elementare Verwandtschaft
handelt, und zwar veranlassen mich dazu Wortformen wie kongo
balabala Art eßbarer Pilz, lat. boletus u. a.
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Mit Lehnwörtern meine ich hier nicht etwa solche die aus der
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einen der verglichenen Sprachen in die andere eingedrungen, sondern
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14 H. SCHDCHARDT.
solche die ihnen aus einer fremden Quelle zugekommen sind. Einen
sehr merkwürdigen Fall bildet dinka birid Nadel, welches Wester-
mann N. 41 mit dem bir stechen derselben Sprache zu westsud. abui
o. ä. gezogen hat. Reinisch hat ziemlich zu derselben Zeit {Die
sprachliche Stellung des Nuba [1911] S. 142) in birid eine Ableitung
von bir mit dem aus dem Nubischen bekannten Suffix -id vermutet.
Es stammt aber dieses Wort aus dem Arabischen, und zwar von
ibre(t) (Näh)nadel (mit oder ohne Artikel; vgl. malt, labra), wie sich
aus folgender Reihe afrikanischer Synonyme ergibt: ghedames-berb.
alebru (starke Nadel, zum Unterschied von asenfes), hausa alüra,
bagrimma libra, musuk lipre, joruba obere (dieses von Westermann
a. a. 0. eingetragen), kunama nib(i)rä y c afar ibirä, saho ibrä, bedauje
ibra, somali irbad. Die kuschitischen Wörter erklärt Reinisch aus
dem Arabischen; nur beim Somaliwort führt er zunächst amh. ebrä y
tigre ebrat an. Vielleicht hätte er aber, mit Hinsicht auf die Um-
stellung rb 1 , hier noch auf das gleichbed. marfa, marfe, marfe der
abessinischen Sprachen (vom Verb raf'a, arab. rafaa, hebr. räfä
nähen) verweisen dürfen, um so mehr als dieses in einer Gruppe
des Kuschitischen, den Agausprachen als merfä, marfi, mdrbä, mirbä
eingebürgert ist. 2 Die Verbreitung dieses semitischen Wortes über
einen großen Teil von Afrika geht wohl mit der Verbreitung der
Sache Hand in Hand, natürlich nicht der Nähnadel überhaupt,
sondern der jüngeren, vervollkommneten. Aber nicht bloß für Kultur-
gegenstände sind semitische Wörter in dieser Weise vorgedrungen.
Huhn, Henne heißt äth. dörhö, daher im Kuschitischen dörhö, döro,
dirhüä } dirwä usw.; von da nub. dirbad, darbad, durmad. Daneben
tritt im Somali auch arab. dad^äd^ -e Hahn, Huhn als did£äd£,
dZidlädz, didiäd, -dad auf, und von da gelangte es ins Dinka: adzid.
Westeumann betrachtet diese beiden grundverschiedenen Wörter (die
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Form diruwa schreibt er dem Kunama zu statt dem Bilin) als Fort-
setzer eines ursudan. duili (Nr. 78); ob dafür das adire des Joruba
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3 Reinisch Wtbb. zum Bilin, Charair und Quara
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1 Sie ist allerdings an sich nicht befremdlich; s. Reinisch Die Samali-
sprache in § 79.
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Bari und Dinka. 15
aufkommen kann, weiß ich nicht — hier scheint das r sekundär
zu sein (Crowther gibt adie neben adire und die von W, aus
Koelle angeführten Formen der benachbarten Sprachen ermangeln
alle des r). Auffälliger ist bari Uomot 1 (Plur.) Fisch, worin ich —
da ich in den verwandten und benachbarten Sprachen nichts ähn-
liches entdecken kann — das arab. samak erblicke. Ganz vereinzelt
ist auch njangbara beze Eisen, und wird wohl irgendwie mit hebr.
barzfl in Verbindung stehen. 2
1 In der lautlichen Wiedergabe der Sprachformen strebe ich zwar eine ge-
wisse Einheitlichkeit an, muß mich aber doch vielfach an die Schreibung der
Quellen halten, die allzu oft ungenau und mehrdeutig ist. Der Laut des Bari den
ich ebenso wie Fit. Müller mit tS bezeichne, wird von Mitterrutzner c geschrieben.
Während er in der Dinkagrammatik das c ganz deutlich als t* beschreibt (gegen-
über dem j = dz), setzt er in der bald darauf erschienenen Barigrammatik das c
dem ital. g*> * und engl, j gleich, also = dz; das j aber werde noch viel weicher
gesprochen, etwa wie arab. *> (?). Daher erklärt es sich daß für Mittehkutzners c
manche j schreiben. Capt. Owen, Gouverneur der Provinz Mongalla, welcher 1908
eine in allem Guten und Schlechten getreueste Übersetzung dieser Grammatik
veröffentlicht hat (ohne sie mit einer Silbe als solche zu kennzeichnen und ohne den
Verfasser der Grammatik zu nennen), weicht von Mittkrrutzner in diesem Punkte
auf ganz unverständliche Weise ab (§ 9): ,c, immer . . . wie das englische j in
;«er, jett, jutt* = ,* always like the English j in jeer, jest, just 1 . So wird denn das
obige tiomot, sonst comot, tjomot (so Meinhof), jomot von ihm somot geschrieben. —
Ich bringe hier gleich noch eine andere Umschreibungsmerkwürdigkeit zur Sprache.
In den Büchern von Hollis: The Masai (1905) und The Nandi (1909), sowie von
Beech: The Suk (1911), die alle drei mit Einleitungen von Sir Ch. Eliot versehen
sind, wird n -f- g durch ng dargestellt (wie auch ich tue), aber der einfache Guttural-
niul durch ng. Von einer dritten Aussprache ng ist nicht die Rede; wenn daher im
Masai z. B. eng~öpiro, eng-alem f aber en-gerr, en-gine abgeteilt wird, so kann das
nur einen morphologischen Sinn haben. Aber die erstere Abteilungsweise beruht
dann auf einer irrigen Auflassung (s. unten S. 36). Was endlich ist der Lautwert von
«#? Hollts M. 11 sagt ausdrücklich, der weibliche Artikel erscheine vor go als
eng, z. B. cng-goro.
1 Daß die Entlehnungen der nichtsemitischen Sprachen Afrikas aus dem
Semitischen durchaus nicht allzuleicht festzustellen sind, dafür liegen die Gründe auf
for Hand. Aber auch das was in jenen aus europäischen Sprachen stammt, hebt sich
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nicht immer deutlich vom Erbeut ab. Wenn wir im Dinkaworterbuch mül Esel,
5 8
Manltier und palangd (Plur. -dr) Fischer lesen, so erkennen wir sofort den Einfluß
der italienisch redenden Missionäre, und es wird uns dadurch überdies die Aus-
Übung der Palangerfischerei für die dortigen Gegenden bezeugt. Aber bac (d. i.
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Wenn nun auch eine Zahl der westsudanisch- dinkaischen Wort-
zusammenstellungen an sich annehmbar erscheinen, so läßt sich doch
daraus kaum etwas für die WESTBRMANNSche Abgrenzung gewinnen;
denn sie umfassen meistens das Bari mit. Ich gebe Beispiele (die
Zahlen sind die der einzelnen Artikel des Wortverzeichnisses):
westsudanisch
38. mo . . . Lüge
60. mS..
sein
64. bu .
69. da .
118. glo .
sein
berauscht
. . faulen
. . Bogen
. . krumm
141.
ka . .
. beißen
kats beißen
169.
ikot .
. . Volk
kötS Volk
175.
ku . .
. Stein
kür Stein
200.
ku . .
. Haus
kdt Hütte
204.
karte .
. . zählen
kuen zählen
dinka
mon verleugnen
(nub. mon hassen)
muol betrunken, när-
risch sein
abuk Schimmel
dah Bogen
gol krümmen
[hol krumm, lahm
bari
man hassen
mamäla närrisch sein
bugi schimmeln
dan Bogen
iiode krumm, lahm (mas.
iiodiine lahm, nandi in-
wal } suk hwal lahm sein)
kodza beißen
nutu Volk
hurup (Plur.) Steine (nandi
koii usw. Stein)
kadi Haus (ebenso mas.
en-gadziy nandi ka usw.)
ken zählen (mas. en-gina
Zahl)
bats) bringen wir lautlich schwer mit dem gleichbed. baccala zusammen (ist etwa
hac für bak verschrieben?) und bul Krug, Gefäß möchte ich nicht ohne weiteres
dem engl, bowl, franz. hol gleichsetzen, ebensowenig wie pul Sumpf dem engl. pool.
Bari kofor Kiste, Sarg mahnt sehr an co/avo, coffre, coffin und bari kuk (Plur.) Kohlen
an engl. coke. Aber warnend erheben sich gleichbed. mas. in-guk> lattuka agguk,
wird doch auch der Zuordnung von bagrimma kul Kohle zu engl, coal durch
gleichbed. mangbattu nä-kill$, maigo-mungu kile, bongo &»7/i7i und vor allem das
kala der Bantusprachen widersprochen. Nicht wenige Kulturdinge sind auf schmalen
und nicht mehr zu erratenden Wegen gewandert; man denke z. B. an jene Über-
lieferungen der Masai die ein Widerhall des Alten Testamentes zu sein scheinen
— sind sie etwa auf Rechnung der Falascha oder indoportugiesischer Juden zu setzen?
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Bari und Dinka.
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westsudanisch
211. efo£ . . . weben
247. ido. . . kritzeln,
schreiben, iitvö-
ran . . . kratzen
266. foro. . . Schale,
Rinde
313. wow. . .flechten
316. toi Schwert
dinka
dok spinnen, drehen
gor ritzen, schreiben
fät, pät Schale,
Rinde
wei spinnen, weben
(kunama wa flech-
ten, weben)
wel Messer
bari
dok in einen Knäuel
winden
wnr kratzen , schreiben
(nandi ingwar, suk nwar y
kratzen)
fudi } pudi (Plur.) Schalen,
Hülsen
wiwidzö spinnen, drehen
wale Messer
Für manches Westsudanische wird eine Entsprechung aus dem Dinka
nicht nachgewiesen, sie läßt sich aber aus dem Bari beibringen, so
zu 205 ku . . . Knochen: ba. kujü (Plur.), nandi kowo, suk kö (Plur.;
Sing.: kowo) — das Dinka hat jom Knochen. Und in andern Fällen
wiederum versagt das Bari, und statt seiner treten die verwandten
Sprachen ein: so stimmt zu 98 dii 9 gi . . ., di. djet zeugen, gebären:
nandi ii, suk ijij y mas. i, während das Bari in diesem Sinne gwedza
und tadü bietet. Endlich erwäge man die Menge von Gleichungen
zwischen Dinka und Bari (z. B. piu = piom Wasser 1 ) die sich
nicht ins West-, nicht einmal ins Mittelsudanische, wohl aber ins
Hamitische, auch über das Nilotische hinaus verfolgen lassen. Übrigens
wurde Westermann, wenn er in östlicher und nordöstlicher Richtung
weitere Ausschau gehalten hätte, auch innerhalb seines sudanischen
Kreises manchen Fehltritt vermieden haben. So stellt er Nr. 62
westsud. imu 7 ibuo . . ., kunama böbonä Nase und dinka um Nasen-
loch zu westsud. hu, rau } oboii, kunama bora Loch. Hierzu ist
zunächst im einzelnen zu bemerken daß das Dinkawort ,Nase* be-
deutet und der gleichlautende Plural , Nasenlöcher', daß nub. urbur,
u ffi soviel sind wie ,Loch* und erst in Verbindung mit sorin Nase
1 Mkikhof Ling. Stud. in Ostafrika itn. Ndorobo 8 unter beg\ füge hinzu
kunama bijä.
Wiener Zeiuefar. f. d. Kunde d. Morgonl. XXVI. Bd. 2
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18 H. SCHÜCHARDT.
soviel wie »Nasenloch* und daß kun. Bora (Reinisch aber schreibt
börrä) wie mir scheint zu wesentlich gleichbed. somal. bohül, saho
böl, galla böla (oder saho, c afar bodö?) gehört. Jene Wörter für ,Nase*
aber (dem di. um steht ba. kumd gegenüber) schließen sich an die große
semitischhamitische Gruppe von Formen an welche die Lautfolge:
gutturaler Mundlaut + Vokal + Nasenlaut + labialer Mundlaut dar-
stellen (gürnfo, omfo } 'anf, *af — kumba, humba, humm, 'um, um }
un usw. 1 ); auch kun. böbonä (vgl. maba bon) wird nicht davon zu
trennen sein.
Es bezeugen also die Wörter, nach Art, Zahl und räumlicher
Verbreitung, die nahe Verwandtschaft zwischen Bari und Dinka,
und diese wird auch nicht dadurch widerlegt daß viele selbst der
allergewöhnlichsten Begriffe beiderseits durch verschiedene Ausdrücke
bezeichnet werden und daß die Gemeinsamkeit mancher Wörter auf
Entlehnung aus der einen in die andere Sprache zu beruhen scheint. 2
Zu den Wortübereinstimmungen müssen auch jene gewöhnlich als
grammatische bezeichneten Übereinstimmungen gezogen werden die
an irgendwelchen bestimmten Lautgruppen (oder auch Einzellauten)
von minder selbständiger Rolle, an Fürwörtern, Partikeln, Affixen
zu Tage treten. Dieser äußern Form steht die innere gegenüber,
dem Baustoff der Bauplan. Hier zeigt sich nun eine Verschiedenheit
1 Reinisch Die Barea- spräche 111 unter demmo.
* Noch mehr Schwierigkeiten als die Feststellung der von außen über-
nommenen Lehnwörter bereitet uns die der zwischenafrikanischen. Zwar die Gruud-
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sätze die bei den europäischen Sprachen, gelten natürlich auch hier; aber wenn es
sich dort hauptsächlich darum handelt die Fremdartigkeit des fremden Elementes
in der neuen Umgebung darzutun, und die Aufhellung der Umstände unter denen
es eingeführt wurde oder werden konnte, erst in zweiter Linie kommt, so steht
hier gerade diese im Vordergrund. Die ethnologischen Verhältnisse müssen mög-
lichst entwirrt und wenigstens ein Rückblick auf die jüngste Vergangenheit ge-
wonnen werden, wie das z. B. hinsichtlich der Bevölkerungen im Osten und Norden
des Victoria Njanza neuerdings geschehen ist; aber das genügt nicht, es muß noch
eine gewisse mikroskopische Betrachtung hinzutreten, eine Vertiefung in die stamm-
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nach der Ursache des raschen und durchgreifenden Wechsels der Tiernamen im
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haften Seelenbeschaffenheiten, eine Erwägung der Lust und der Fähigkeit sich
fremde Sprachen anzueignen. Nur dann lassen sich Fragen beantworten wie die
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Masai (s. Merk er Die Masai 377 ff).
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Bari und Dinka. 19
zwischen Bari und Dinka die von den Vertretern der Verwandt-
schaft keineswegs geleugnet wird. Fr. Müller (Grundriß I, u, 81)
sagt, der Bau der beiden Sprachen sei ,anscheinend* abweichend. Das
soll heißen: die Verschiedenheit besteht für den Beschreibe^ nicht für
den Erforscher, oder noch deutlicher: sie besteht jetzt, aber hat nicht
von je bestanden. Sprachtypen besitzen nicht die Unvcränderlich-
keit der Rassen; die Sprachen können im Laufe der Zeit ihren
Typus vollständig ändern — das wird heutzutage wohl allgemein
anerkannt. 1 Wie sich nun aber Fr. Müller die Entwicklung des
Verhältnisses zwischen den beiden Sprachen denkt, darin kann ich
nicht mit ihm übereinstimmen; er sieht ,vorn Dinka zum Bari hin
einen interessanten Fall von aufsteigender Sprachentwicklung, wie
eine solche uns unzweifelhaft auch in den malayo - polynesischen
Sprachen vorliegt' (S. 84). Man könnte fragen: ist es nicht ebenso
gut möglich daß das Dinka sich vom Bari in absteigender Ent-
1 So sagt z. B. Finck Die Verwandtschaftsverhältnisse der Bantusprachen (1908)
17 § 29: ,Ganz unberechtigt ist dagegen der Einwand daß Torrend Sprachen die
sehr verschieden voneinander seien, zu einer Gruppe vereinige. Denn bei einer
genealogischen Klassifikation, die Torrend doch sicherlich erstrebt, ist eben
ganz entschieden damit zu rechnen daß sich Sprachen im Laufe der Zeiten be-
trächtlich geändert haben können/ Und noch schärfer Die Haupttypen des Sprach-
baus (1910) 155: ,Daß diese verschiedenen Typen [er stellt ihrer acht auf] nicht
unwandelbar sind, ist klar .... Schon in der verhältnismäßig kurzen Spanne Zeit
die wir übersehen können, sind aus einst einheitlichen Idiomen so grundverschiedene
Typen entstanden daß die Annahme einer unüberbrückbaren Kluft unbedingt ab-
zuweisen ist/ Wenn mir die alten drei (oder vier) Typen nach denen man die
Sprachen einteilte, immer nur den Aggregatzuständen vergleichbar erschienen sind,
so entferne ich mich damit nicht von Reinischs Anschauung, der (Die spr. St. des Nuba
S. 170) bemerkt: ,Der Umstand also daß das Nuba zu den flektierenden, die Übrigen
nilotischen aber zumeist zu den agglutinierenden und isolierenden Sprachen ge-
hören, begründet zwischen den beiden Gruppen keinen prinzipiellen, sondern nur
einen graduellen Unterschied/ Vgl. dazu das Vorwort, wo er das Gemeinsame dieser
Sprachgrappen in den grammatischen »Elementen' sieht, also doch im Baustoff.
Die ältere Gegenüberstellung von Grammatik und Wörterbuch deckt sich bei
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Anthropo* ti (1911), 945 zu ergänzen und vor Mißverständnissen zu bewahren
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weitern nicht ganz mit der von innerer und äußerer Form; sie kann es nicht weil
Grammatik und Wörterbuch im Grunde sich nicht gegenüberstehen, sondern selbst
zum großen Teile sich decken. Ich bemeike das hier um meine Auslassungen im
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20 H. ScHUCHARDT.
wicklung entfernt hat? Allein die Sprachbewertung die in diesen
Ausdrücken sich offenbart, muß ganz ausgeschaltet, es muß nur
festgehalten werden daß Sprachen sich in völlig entgegengesetzter
Richtung zu entwickeln vermögen. Ja das vollzieht sich nicht selten
auf der gleichen Bahn. Besonders deutlich zeigt es uns die Ge-
schichte der kreolischen Sprachen, Eine europäische Sprache wird
volapükisiert; sie verliert ihre Flexionen, der rohe Stoff wird lose
aneinander gefügt um den allergewöhnlichsten Bedürfnissen zu ge-
nügen; die Bedürfnisse mehren, steigern, verfeinern sich und nun
werden neue Plurale, Tempora, abhängige Sätze geschaffen. Im
allgemeinen werden wir nur sagen können daß Bari und Dinka
einstmals den gleichen Typus aufwiesen und dann in entgegen-
gesetzter Richtung, wenn auch nicht in gleich raschem Tempo, fort-
geschritten sind.
Zur innern Form gehört das Tonprinzip: herrscht in einer
Sprache die Tonhöhe vor oder die Tonstärke? Für das Sudanische
wird das erstere angenommen; aber die Un Vollständigkeit und auch
Unsicherheit der Beobachtungen läßt uns nicht einmal deutlich das
tatsächliche Verhältnis zwischen Dinka und Bari erkennen. Und über-
haupt hieraus Schlüsse auf die Verwandtschaft zu ziehen wird jeder sich
bedenken der erwägt wie sehr sich z. B. das Schwedische durch das
Musikalische von den andern skandinavischen Sprachen unterscheidet.
Als Hauptkennzeichen des Hamitischen gegenüber dem Suda-
nischen (ich brauche den Ausdruck immer im Sinne Westermanns)
gilt mit gutem Grunde das grammatische Geschlecht. Das Dinka
und ebenso das Nuba, Kunama und Barea besitzen es nicht; in
dieser Hinsicht sind sie also nicht hamitisch. Ich denke, sie sind
es nicht mehr; man kann aber auch denken, sie sind es noch nicht,
und das hat Reinisch getan (hauptsächlich mit Bezug auf das Nuba) 1 ,
in vollem Einklang mit der Auffassung Fr. Müllers. Das ist natür-
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lieh so zu verstehen daß das Dinka den semitisch-hamitischen Ur-
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Sprachen (1909) S. 271. Die spr. St. des Nuba (1911) S. 88. 90. 120. 135. 169.
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zustand gewahrt hat in welchem das Genus sich noch nicht ent-
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Bari und Dinka. 21
wickelt hatte. Die erstere Annahme bedarf keiner besondern
Begründung; es liegen genug häufige Fälle vor in denen wir den
Schwund des Genus in einer Sprache so zu sagen mit den Augen
verfolgen und zugleich sein Verharren in den verwandten Sprachen
feststellen können. Der umgekehrte Vorgang, nämlich daß innerhalb
einer Sprachgruppe die eine Sprache allmählich das Genus heraus-
gebildet hat, die andern nicht, ist meines Wissens noch nicht beob-
achtet worden. Wo immer wir Andeutungen des Genus vorfinden,
werden wir mit weit mehr Wahrscheinlichkeit sie als Überreste denn
als Keime ansprechen. 1 Damit soll aber keineswegs die Möglichkeit
bestritten werden daß das Genus an verschiedenen Punkten selb-
ständig erwachsen ist, sei es aus dem Sexus (vgl. unten S. 29 f.) oder
aus irgendeiner Klasseneinteilung heraus, und ebensowenig daß seine
innere Form von einer Sprache auf die andere übertragen worden
ist. 2 Dieses vermutet Reinisch Die spr. St. des Nuba 135 § 157:
,Es ist nicht unwahrscheinlich daß dereinst die Bari und Masai, als
sie noch ein gemeinsames Volk gebildet haben, in unmittelbarer
Nähe der Galla und Somali nomadisierten und durch den Verkehr
mit diesen die Anregung zur Unterscheidung der grammatischen
Genera bekommen haben/ Aber dieser Einfluß des Niederkuschiti-
schen wird mir dadurch zweifelhaft daß die Geschlechtszeichen jener
beiden Sprachen in ihrer lautlichen Gestalt sich mit Bantupräfixen
berühren. Ich sage nicht von ihnen herrühren; ich wage überhaupt
nicht über diese ganze Angelegenheit eine bestimmte Ansicht aus-
1 Vgl. Tbombbtti I pronomi personal* (Memorie delVAce. di Bologna i, 1906 — 07)
36, welcher in einer Bantusprache, dem Isubu den Genusunterschied beim Pronomen
nachweist: a-su er, a-si sie [vgl. madi ist Weib, davon isina-e sie, neben na-i er].
Wiä aber ful moll-u männliches Füllen, moll-i-l weibliches Füllen anlangt, so
halte ich diese Formen (welche wohl Barths Vokabularien 190 entnommen sind)
fiir Blender. Westekmawn Handbuch der Ful-Sprache S. 83 setzt molil = molu und in
der Tat ist -el, -il Deminutivendung (212 f.). Freilich verwirrt es etwas wenn er
161 »Hengstfüllen* mit molel übersetzt, aber 83 molu putju dimangu mit , Stuten-
füllen' (dimango ist ja , Hengst', und ,8tute* heißt putju ndeu).
f Vgl. meinen Aufsatz: Geschichtlich oder elementar verwandt f (Magyar Nyelvör
xl) 8. 8.
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22 H. ScHUCHARDT.
zusprechen, da sich zu den sprachlichen Bedenken noch ethno-
logische und geographische gesellen.
Ferner ist die Einsilbigkeit ,ein charakteristisches Merkmal
der Sudansprachen, durch das sie sich sowohl von den Hamiten-
als auch von den Bantusprachen unterscheiden'. So Westermann
(S. 14), der zwar dann (S. 17) bemerkt: ,Die Einsilbigkeit im Nuba
und Dinka macht nicht den ursprünglichen Eindruck wie in den
andern Sprachen . . /, aber hinzusetzt: ,Und auch wo die Einsilbig-
keit nicht ursprünglich ist, ist sie doch charakteristisch: sie zeigt
ein entschiedenes Streben der Sprache zur Einsilbigkeit/ Inwieweit
hier überhaupt von einem solchen Streben gesprochen werden kann,
mag dahingestellt sein; am ehesten würde der Ausdruck bei kreo-
lischen Sprachen passen, in denen die für das Verständnis nicht
unentbehrlichen Silben gern unterdrückt werden. Jedenfalls enthält
er das Zugeständnis einer sekundären Einsilbigkeit und damit ist
schon jedes Bedenken gegen die Zusammenordnung mit einer mehr-
silbigen Sprache behoben. Nun bedürfen wir aber solcher allge-
meinen Erwägungen gar nicht, indem wir in genügenden Fällen durch
die äußere Form belehrt werden: einsilbige Dinkawörter und mehr-
silbige Bariwörter entsprechen einander und zum Teil wenigstens
kommt der umfangreicheren Wortform die Wahrscheinlichkeit des
höheren Alters zu. Im Innern des Wortes wäre sogar fast immer
an Verkürzung oder Zusammenziehung zu denken; aber mir fehlt
es an betreffenden Gleichungen, denn solche wie di. köwt = ba.
nomot Plur. (vgl. bongo kohö) Samen, sind zu unsicher. Im Auslaut
pflegt dem Dinka das o zu fehlen welches nicht nur das Bari,
sondern das doch nach Westermann ebenfalls sudanische Silluk hat,
z. B. riii = riiio (s. Reinisch Die spr. St. des Nuba 143 § 169 a). Im
Anlaut ist das Bari oft um eine Silbe reicher als das Dinka, die sich
deutlich als Präfix zu erkennen gibt. Nun ist ja das Stammwort an
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sich älter als das mit Affixen versehene und diese Stufe dürfte
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man im allgemeinen dem Dinkawort einräumen; aber es kann das
Präfix auch wieder verloren gehen, also das scheinbare Stammwort
erst das Ergebnis einer Vereinfachung sein. Und dafür finden sich
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Bari und Dinea. 23
bei gewissen Substantiven des Dinka mehr oder weniger sichere
Anzeichen.
Für die Klarlegung des ganzen Verhältnisses zwischen Bari
und Dinka und überhaupt den beiderseits verwandten Sprachen
westlich und östlich von der WESTERMANNSchen Grenze ist die ver-
gleichende Untersuchung der Nominalpräfixe von besonderer Wichtig-
keit und von um so größerer als in ihnen das Masai, Bari usw. ein
Bindeglied zwischen dem präfixliebenden Bantu und dem präfix-
scheuen Kuschitisch 1 darstellt. Das hat mich dazu bestimmt diese
Frage, wenngleich mit unzulänglichen Mitteln und Kräften anzu-
brechen, ohne dabei die vereinzelten Anregungen zu übersehen wie
sie z. B. jüngst von Eliot in seinen Einleitungen zu Hollis' Büchern
über das Masai und das Nandi gegeben worden sind. Die Präfixe
die gemustert werden sollen, sind was das Begriffliche anlangt,
nicht ableitend; sondern artikelartig, und zwar haben wir es in
erster Linie mit dem geschlechtigen Artikel zu tun. Ich schalte hier
einige Darlegungen ein die geeignet sind als Rahmen für die zu
erörternden Tatsachen zu dienen.
Es kommt auf zweierlei an, auf die Kennzeichnung des Sub-
stantivs gegenüber dem Verb und auf die Kennzeichnung verschie-
dener Klassen von Substantiven gegeneinander. Jenes geschieht durch
den Artikel, das Wort im weitesten Sinne genommen, dieses durch
das Klassenzeichen, von dem das Geschlechtszeichen nur eine be-
sondere Art ist. Der Artikel ist zwar ein abgeschwächtes Demon-
strativ, er kann aber sogar bis zum Verlust der ^Determination'
abgeschwächt werden; so bedeutet im Masai z. B. ol-tunani sowohl
,ein Mann' wie ,der Mann*. Der Artikel ist hier mit dem Substantiv
ziemlich fest verwachsen, aber doch nicht untrennbar; man sagt Udo-
tunani jener Mann, und öbo-tunani ein Mann (allerdings auch ol-
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spräche, das Schir, die sowohl Prä- als Suffixe hat'. Warum erwähnt er gerade das
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1 Wbstkbmahn Handbuch der Ful-Sprache iv sagt: >es gibt z. B. eine Hamiten-
Schir, das eine nilotische dem Bari benachbarte Sprache ist, als ob es eine Sonder-
stellung einnähme? Es müßte übrigens seiner Lage nach in das sudanische Gebiet
auf Strucks Kärtchen fallen.
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24 H. SCHUCHARDT.
tuhani öbo). Da jedes Substantiv seinen Artikel hat, so wird er als
ein besonderer Teil des Substantivs gefühlt, und demnach können
kreolische Fälle wie un lechzen ein Hund, ga lechien lä dieser
Hund, nicht wohl dazu verglichen werden, zudem sie mit solchen
wie un dupain, qa rohe lä usw. auf einer Stufe stehen. Das Klassen-
zeichen erwächst aus einem allgemeineren Substantiv — unsere Appo-
sition veranschaulicht den Vorgang; es pflegt in innige Beziehung
zum Artikel zu treten; das eine kann sich zum andern entwickeln,
beides miteinander verschmelzen, und dann wiederum auf eine Funk-
tion beschränkt werden. So vor allem der geschlechtige Artikel
zum ungeschlechtigen werden; doch braucht die Ungeschlechtigkeit
des Arlikels nicht die Aufhebung des Geschlechts zu bedeuten, man
denke z. B. an das Arabische. Der Vorgang ist dabei wesentlich
doppelter Art, entweder ein lautliches Zusammenfallen (z. B. holl. de
= der, die) oder die Verallgemeinerung des einen Artikels, meistens
des weiblichen, wie ja auch der Geschlechtsunterschied nicht selten
nur auf dieser einen Seite ausgedrückt wird. Endlich ist noch die
Stellung des Artikels zu beachten. Er kann vor- oder nachgesetzt
werden oder beides zugleich; das letzte besonders wenn ein Attribut
(Genetiv oder Adjektiv) folgt. Indem er dann zwischen das Sub-
stantiv und dieses tritt, ist er Suffix für das eine, Präfix für das
andere, und so kann der allgemeine Gebrauch des nachgesetzten
Artikels sich aus dem des vorgesetzten entwickeln: (die) Frau, die
gute | (die) Frau die gute { (die) Frau die.
Das männl. ol- PI. il- des Masai wird von Lepsius Nubische
Gramm, lxiv mit dem ili- (5. Kl.) des Bantu und das weibl. en-
Pl. in- mit dem ini- (9. Kl.) in Beziehung gesetzt. Trombetti Fron,
pers. (Mem. delVAcc. di Bol. n, 1907 — 08) 352 verbessert das insofern
als er il- nur dem ili- 9 ol- aber dem ulu- (11. Kl.) entsprechen läßt.
Für das Fem. aber würde in beiden Zahlen bant. ini- genügen
müssen. Da indessen der Vokal i den Plural beider Geschlechter
kennzeichnet, so dürfte an Fälle wie das männl. a- PL i- } weibl. ta-
Pl. ti- des berberischen Artikels und den gemeinsamen Plural ti-
des Artikels im Bari erinnert werden. Beim Relativ wird der
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Bari und Dinka. 25
Plural durch Dehnung des Vokals ausgedrückt: m. o-, oo-, w. na-,
naa-. Bemerkenswert ist die doppelte, wohl aus verschiedener Zeit
stammende Genusbezeichnung in ol-al-aie Bruder, eii-an-alt Schwester
(ase ist = ba. -atser Bruder, Schwester; mas. ohase Kalb - ba. kadZjd
[Plur.]). — Im Bari ist der Gebrauch des geschlechtigen Artikels ein-
facher, aber auch eingeschränkter als im Masai; er steht als m. lo, w.
na, PI. ti zwischen Substantiv und Attribut d. h. Genetiv und Adjektiv,
jedoch nur vor einem Teile der Adjektive. Von einem Artikel vor
dem Substantiv kann man nicht mehr reden. Es hat sich zwar der
Artikel lo im Anfang einer nicht allzu großen Zahl von Substantiven
(besonders Tiernamen, aber ohne Beschränkung auf den männlichen
Sexus 1 ) erhalten und es folgt dann lo (z. B. lodohe lödit der kleine
Frosch, lodohe lo gölotot der Frosch des Baches; das entsprechende
Wort des Masai ist weiblich: en-dua). Aber es ist doch mit dem
Substantiv ganz fest verschmolzen, denn es bleibt im Plural: lodokja,
allerdings auch beim Adjektiv: lödidik (hingegen lodokja ti gölotot);
ebenso verhält es sich mit den weiblichen Substantiven : köbitjo nddit
das kleine Schaf, köbjlu nddidik die kleinen Schafe. Von dem
weibl. na- finde ich eine einzige Spur: nakwan (nandi kicanj) Weib,
Plur. wdte ; Owen bucht ein Adjektiv dazu: nanakwan, Plur. nawäte
weiblich. An seiner Stelle zeigt sich nun in einigen Fällen das
weiter unten noch zu besprechende Präfix fci-, zunächst in kiaUer
Schwester, gegenüber von lunatSer Bruder, dann kiten Kuh (mas.
en-giten } aber , Bulle' mit männl. Artikel: ol-kiten), kine Ziege (mas.
en-gine, aber ,kastrierte Ziege': ol-gine) y endlich kitobok (Owen kidobo)
kleine Art Schildkröte (vgl. djur pük, §uli opük Schildkröte) ; kitun
schwarze Viper, kirkok Chamäleon (vgl. djur uiiöno, guli hoho), in
denen ki- vielleicht die ursprüngliche Deminutivbedeutung zeigt, die
aber wie die andern weibliches Geschlecht haben, d. h. mit na- ver-
weichem Ausmaß die benachbarten und verwandten Sprachen den
Geschlechtsunterschied gewahrt haben, läßt sich schwer bestimmen,
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bunden werden. Vgl. mas. kiti, Fem. zu oti klein. — Ob und in
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1 Ich finde so nur lopidzjot Männchen beim Kleinvieh, z. B. I. lo meetjo
Ziegenbock.
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26 H. SCHUOHARDT.
so lange es an Grammatiken und an zusammenhängenden Texten
fehlt; denn er offenbart sich eigentlich nur in der Kongruenz. —
Vom Lattuka sagt Emin-Bey Zeitachr. f. Ethn. 14 (1882), 174 daß
der Artikel n sei und häufig na. Dies könnte aber nur vom weib-
lichen Geschlecht gelten und so ist es richtiger wenn Eliot The
Masai xxm nicht nur in n-, sondern auch in a-, e- den Artikel er-
blickt, wofür er als Beispiel anführt: aker Schafbock, naher weibl.
Schaf. So haben wir nuten Kuh, näni Ziege, nenök Hund (vielleicht
Hündin, neben enök) 7 näli Milch (bari le na-), näbui Netz, näre Wasser
(neben äri Fluß; m&s. en-gare Wasser, aber ba. kare lo- Fluß), nejok Ohr
(mas. en-giok), npmo Nase (mas. en-gume; aber bari kume lo-)* vgl.
unten S. 36. Der einfache Vokal bezieht sich aber nicht bloß auf das
männliche, sondern auch auf das weibliche Geschlecht; ursprünglich
wohl durch die Färbung bestimmt, wie im Masai o- und e- unter
gewissen Bedingungen für ol- und en- eintreten. So ogguni Knie
(bari kuhu lo-] aber mas. en-guiiu) und eddögo Wolke (bari diko
na-)] aber e- scheint nun auch o- zu vertreten und a- der doppelten
Quelle zu entstammen: agguk Kohle (bari kukj lo-)] abono Hemd
(bari bohga na-). Unrecht hat Eliot wenn er meint daß das Lattuka
l als Artikel nicht kenne; deutlich ist er in loggoro Hahn (bari
logulau, madi ülogo) gegenüber von noggoro Huhn. Verdunkelt in
alöre Bach (bari lorö, djur ZöJ), allolor Blei (mas. ol-ola), ölofo
Lunge (bari luköpurö] s. unten S. 34), olibbo rein (mas. eborr). —
Im Turkana scheint der Geschlechtsunterschied an die Vokale ge-
knüpft zu sein: e-ta%o Kalb, a-ta%o Färse; Plur. ni-ta% und na-ta%.
Und so e-koh Auge (bari kofie lo- m aber mas. en-gonu): a-kotok
Mund (bari kutuk na-, mas. en-gutuk). Das nachgesetzte Demon-
strativ des Turkana entspricht dem nachgesetzten Artikel des Bari:
m. lo (Plur. lu) y w. na (Plur. nw), z. B. a-beru-na diese Frau. 1
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ich fragen ob die von Schweikfurth im Djur und von Emin-Bky im Lur, also in
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1 Ich hatte in gilluk n£J boy, nän girl (beide Plur. riari), die Westkrmann
in seiner Short grammar of the Shilluk language 64 darbietet, ein männl. -I und ein
weibl. -n vermutet; aber Reinisch macht mich darauf aufmerksam daß Mädchen
na heißt, und daß das n das Zeichen für den folgenden Genetiv ist. Hierzu möchte
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Bari und Dinka. 27
Die Dorö(b)bo, Nachbarn und Verwandte der Masai und Nandi
sprechen verschiedene Mundarten die in nahem Zusammenhang mit
den Sprachen der genannten Volksstämme stehen. Beech The Suk 62
sagt daß die Dorobo von Deutsch- Ostafrika eine Nandimundart ohne
Artikel sprechen, die Dorobo der Mauwälder aber und die der Ki-
kujubezirkc ihn anwenden. Das erstere paßt jedoch nicht ohne wei-
teres auf dasjenige Dorobo (= Asä) von dem Merkers Masaiwerk
einzelne Ausdrücke enthält (leider sind die Erzählungen 264 ff. nur
in Übersetzung mitgeteilt). Unter diesen müssen wir zunächst die-
jenigen ausscheiden die offenbar dem Masai entlehnt sind (wie ol
jahit l ol diain das Tier der Hunde, d. i. der Floh 379). Dann
bleiben solche wie die folgenden (die Bindestriche rühren von mir
her): we-ku Sohn, we-tu Tochter, e-go ea Bruder! e-to ea Schwester!
mai'tO't'Uan meine Frau, bidio-g Bruder, bidio-t Schwester, msum-
htto~g Sohn! ille-to Tochter! (vgl. sandeh uille Sohn, Tochter, somali
indn Tochter, inan Sohn, galla ilma Sohn, Kind) (238 f.), eok o [-fco?]
daemd Schurz der Verheirateten, es segengei endet to issat Eisendraht-
spirale des Halses, es segengei to lubaog E. des Oberarmes, es segen-
gei to n dagulet (mas. es s. n dagule) E. des Unterarmes, es segefigei
to e& E. des Unterschenkels, ol gissoi ku sengetok der Ring des Fin-
gers (252 f.). Ein pluralisches to wird vorliegen in morog to dobonog
Hütten der Unverheirateten, aija to daima Lager der Verheirateten
(231; die ebenda angeführte Form aijo dürfte der Singular sein);
über das Geschlecht der vorausgehenden Substantive bin ich im un-
klaren. Dieser nachgesetzte Artikel männl. -ku, -ko } ~go, -g, weibl. -tu, to,
•t (Plur. -to) stimmt nun ziemlich genau zu dem des Somali : männl -ku
i : ka, -ki), weibl. -tu (>ta, -ti) für beide Zahlen. Wie es mit dem vor-
gesetzten Artikel steht, weiß ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen;
meistens fehlt er, oft aber erscheint er auch, und zwar in der Form
des masaischen (nur na hauet = m. oiaiai Stachelschwein 252).
Merker sieht hier den Einfluß der Tatoga (Taturu) auf die Asa:
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Sülukmundarten und von ersterem im Bongo beobachtet© Geschlechtsunterscheidung
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im Pronomen der 3. P. S. (vgl. Lepsius Nub. Gramm, lvii) seitdem bestätigt worden ist.
Wegen des ersten Falles s. Reikisch St. d. Nuba S. 130 Anm. 1. Vgl. oben S. 21 Anm. 1.
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28 H. SCHUCHARDT.
,Diese Tatogaisierung der Asäworte äußert sich besonders in Ver-
stümmelung des Artikels und Anhängung einer der in der Tatoga-
sprache häufigen Endungen an das Substantiv* (256). Beech würde
demnach in bezug auf den vorgesetzten Artikel mehr oder weniger
Recht haben; dieser erscheint ja aber schon durch den nachgesetzten
abgelöst, der nicht bloß vor dem Attribut gebraucht wird, sondern
mit dem Substantiv fest verwachsen ist. So begegnen uns neben
weiblichen Formen auf -t zahlreiche offenbar männliche auf -og, -ug
{-ok\ allerdings auch andere ohne einen dieser Ausgänge. Kurz, hier
bedürfen wir noch sehr der Aufklärung.
Wie der weibliche Artikel mit t im Hamitischen gegenüber dem
männlichen mit wechselndem Konsonanten eine feste Stellung ein-
nimmt (somali -tu : -Jeu, bedauje tu- : -wü, kopt. t- : p-, berb. ta- :
(u)a-, hausa [bei den Ordinalzahlen] ta- : na-] sie ta : er ja, H),
so dauert nun auch das besprochene -to, -t fort, während das männ-
liche -ku, -ok schwindet, und drängt sich an seinen Platz: aus dem
geschlechtigen Artikel wird ein ungeschlechtiger. Das Bari hat im
Sing. m. lo } w. na, aber im Plur. nur ti] das Nandi im Sing, nur
-<a, -to (-da, -do) 7 meistens -t, im Plur. ebenfalls nur einen unge-
schlechtigen Artikel, aber andern Ursprungs, auf -k. Wie das Nandi
scheint sich dasjenige Dorobo zu verhalten welches Meinhof hing.
Stud. in Ostafrika xm (Mitt. des Sem. f. Orient Spr. x, '07) an erster
Stelle behandelt hat; aber wiederum fehlt uns völlige Sicherheit.
Wir nehmen verschiedene Arten von Gleichungen wahr, z. B.:
1. ,Fuß<: do. ktldä, Plur. kellBk
na. kel : kelien (ohne Art.)
keldo : keliek (mit Art.).
2. ,Knochen ( : do. käüwü : kdjik
na. kowo : köwoi (ohne Art.)
kowet : kowek (mit Art.).
3. , Schlange': do. Ergni : sreno
na. eren : erenoi (ohne Art.)
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erenet : erenök (mit Art.).
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Bari und Dinka. 29
In 1 stimmen die Formen des Dorobo zu denen des Nandi mit Ar-
tikel, in 2 nur der Plural, aber der Singular zu dem ohne Artikel,
in 3 beide Formen zu denen ohne Artikel. Da nun bei Meinhop
die beiden Formenreihen im Nandi nicht auseinandergehalten sind,
so wäre ja das auch für das von ihm abgefragte Dorobo möglich.
Das Dorobo von Britisch-Ostafrika, welches er nach Johnston an-
fahrt (den ich augenblicklich nicht selbst einsehen kann), zeigt im
Sing. (Plurale sind nicht verzeichnet) stets die Form mit dem Ar-
tikel, also nicht bloß keldö, sondern auch kawet, erenet. Das Suk,
im wesentlichen eine Abart des Nandi, hat den Artikel ganz ein-
gebüßt, also nur kel, köwo, Plur. kelien, kb usw. ; bloß in Lehnwörtern
aus dem Nandi ist er unbewußt herübergenommen worden. Den
wenigen Beispielen davon die Beech 52 anführt, fügt Eliot xvi f. viele
hinzu. Vielfach war aber schon im Nandi der alte Artikel verdunkelt
und es wurde ein neuer angesetzt, so: perto — pertet Plur. per(ik)
Baumrinde, poldo — poldet Plur. pol(ik) Wolke, kelda — keldet Plur.
kelat — kelek Zahn, kwendo — kwendet Plur. lcwen(ik) Feuerholz. 1
Zuweilen dringt das t des Artikels auch in den Plural ein, so na.
or — oret : ortinua — ortinuek, do. (M.) örgd : ördpvig, suk 6r :
orten Pfad. In manchen der zahlreichen Wörter des Masai auf -t
ist dieses, wie das Nandi zeigt, nicht stammhaft, z. B. ol-kerenget }
na. (kering) keringet the fort, trap, osumbat der Invalide } na. (simba)
simbet der Feigling, ol-t§oruet (auch ol-t$ore) } na. (tSorua) tSoruet
der Freund, oLkirisiet \ na. (kirisua) kirisuet der Hammer. Ein
bemerkenswerter Fall von Wanderung des weibl. -toi na. (tie) Uep-to
(Plur. tipin — tlplk), spk tsepto (Plur. tipin), mas. en-dito, bari djet
Mädchen. Ist im Nandi und im Suk die alte Geschlechtsunterscheidung
geschwunden, so regt sich doch dort — was wegen des Ursprungs
1 Hierher gehört auch na. peliondet, peniandet y die Meinhof neben peliot (nur
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kakun(ik) Wächter von ikun bewachen
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w bei Hollis) der Elefant anführt. Vom arab. fü stammt das Kollektiv na. pel
(sok. ptl-u), davon mit Einheitszeichen suk pelion, na. pelio und mit Artikel kamasia
pelkm-dc, do. (M ) belian-d& und na. p&lio-t. Und so die Nomina agentis des Nandi,
x. B. alin — ahndet Plur, al(ik) Käufer von» al kaufen, kakunin — kakunindet Plur.
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30 H. SCHUCHARDT.
dieser beachtet zu werden verdient — die Neigung die Ausdrücke
fllr das natürliche Geschlecht (m. kip- } w. titep-; s. vorher) auf Un-
belebtes auszudehnen.
Diese Auseinandersetzungen über den geschlechtigen und un-
geschlechtigen Artikel in den südnilotischen Sprachen müssen nun
in einer gewissen Richtung ergänzt werden. In denselben Sprachen
welche die mit Bantupräfixen lautlich übereinstimmenden geschlech-
tigen Artikel besitzen, nämlich im Masai und Bari tritt uns, wenn-
gleich nur sporadisch, ein ki- entgegen das sicherlich mit dem (i)ki-
des Bantu zusammenhängt. Schon Trombbtti I pronomi persanali
353 f. hat das letztere nach Norden verfolgt, vielleicht zu weit. 1
Er erwähnt das he- des Dinka, aber nicht das ki- des Masai und
Bari. Beide dürften durch das Bantupräfix ki- miteinander verknüpft
sein, von welchem Raum Gramm, der Dschaggasprache (1909) S. 52
sagt, diese Silbe scheine /wenn man sie der Silbe mu, der Vorsilbe
der persönlichen Wesen, gegenüberstellt, ein Präfix ebenso allgemeiner
Bedeutung zu sein: mu scheint das Präfix der persönlichen, k'i das
der dinglichen Wesen, von Sachen, Gegenständen zu sein' (vgl. Mein-
hop Vgl. Gramm, der Bantusprachen [1906] S. 13). Das ke des Dinka
wird noch als wirkliches Substantiv verwendet (Plur. ka) = bantu
ki-tu, ki-ntu Ding, oder sonst in bestimmter Funktion und gehört
nach Reinisch Die spr. St. des Nuba S. 142 f. mit dem gin* (Plur. gik)
des Öilluk zusammen, darf aber deswegen doch nicht vom Bantu-
präfix getrennt werden; vgl. z. B. d. ke-pudt Tugend (puat gut sein)
= S. gin dötS Güte (döts gut); d. ke-tsdm = ä. gin tsam (tsam essen)
== dschagga Ke-lja, herero otji-kuria } suaheli tj-akula Essen, Speise.
Auch das Masai verwendet ki- in Verbindung mit den Endungen -et,
-ata und -oto zur Bildung von weiblichen Nomina actionis, z. B. en-
gisud£ata Reinigung (isudi reinigen). Sonst erscheint im Masai und
deutung dadurch irgendwie beeinflußt wäre; es macht etwa den Ein-
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ebenso im Bari das ki- im Anlaut vieler Wörter ohne daß deren Be
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1 Arab. $af Sache (woher doch kunama H entlehnt ist) erregt mir in laut-
Heiter Hinsicht Bedenken, hausa kiSi Durst von §a trinken in begrifflicher.
2 Das -n bindet wohl den Genetiv; vgl. kaviiondo^t (PI. gik)*, vor Genetiv gir.
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Bari und Dinka. 31
druck eines ungeschlechtigen Artikels. Eliot The Masai xxui f. sagt,
indem er vom Bari handelt: ,1t is possible that a k which iä some-
times found at the beginning of words may be the remnant of an
article/ Wir dürfen aber nicht so weit gehen darin einen neutralen
Artikel zu erblicken der auf einer Stufe mit dem männl. oh und dem
weibl. en- stünde; es tritt kaum an die Stelle von diesem, es folgt
ihm immer nach und auch in den andern Sprachen hat es den
Vokal oder Nasal den man als verkümmerten Artikel betrachten
könnte, vor sich. Kurz, es ist am nächsten mit dem Stamme ver-
bunden und somit als das älteste Präfix zu betrachten. Ich verzichte
hier auf den Versuch einer gründlichen Aufklärung und bescheide
mich mit einer stofflichen Übersicht die eine solche anzubahnen
geeignet ist. Auf die Formen mit ki- (und den Varianten ka-, fco-, fcö-,
ku-) lasse ich jedesmal die entsprechenden mit irgend einem andern
Präfix folgen und schließlich diejenigen die dessen ganz ermangeln.
kiidi (Owen kidih) ba. ; madi di, bagrimma d%i, bongo dzi-l y musuk
ti Arm (Hand).
kidö ba.; mas. ol-goo, di. j6u Brust.
Iciko ba.; latt. ekkua; di. kuer, lur kört (äuli koraxö) Weg.
Hkuöti (Plur. kikua) ba., mas. ol~kigui, sandeh kiue usw.; Suli uköddo;
lur kuddo, djur ködo, di. khu (Plur. kdwt), na. kata Dorn.
Gehört mas. ol-kigharet Dorn hierher?
kile turk.; mas. ol-le männliches Tier.
kileha golo; djur ufioiio, kunama iriidnä, musuk malanä; Suli noho, nub.
nonge 7 madi linda-linda Chamäleon. Vgl. suaheli ki-njonga dass.
en-gima mas., ba. kimau, turk., karamodio ahm; latt. äma; na. ma
mit Art. mat> daher 1 suk mat (neben ma 6 ), dor. mad, mät,
di. mats Feuer.
olkimödMno mas., turk» akimwojin; ba. na. morin (Plur.) Finger.
1 Oder sollte t ursprünglich sein? An bantu muoto, moto u. ä. Feuer dürfen
wir nicht denken, da hier mu Präfix ist; Meinhof Lauth der Bantusprachen (1910)
220 setzt yota sich wärmen als Grundwort im Urbantu an (womit sich hausa Uta
▼ereinigen ließe). Eher wäre auf fodu, podu im Bagrimma und Bongo zu weisen,
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zu dem sich dann logone /», musuk dfu ähnlich verhalten könnte wie ma zu mat.
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32 H. SCHUCHARDT.
kine ba., mas. en-gine^ kredi &i6 ; latt näni (s. oben S. 26); madi
nri Ziege.
olkinjan mas., turk. ekinjah, karam. aginjan, elgumi atinjan, na. tirwiio,
ba. kinjon, (Owen) kinio; latt. ^n;a ; madi $i; äuli, Sill., di. n/an
(di. auch iian), dor. iiöndti, bongo nanjd, som. galla näd&a, san-
deh iiondih Krokodil.
kinelä sandeh, madi (Mü.) akegtlö; mangbattu näkilU; maigo-mungu
kiU Kohle (s. oben S. 16 Anm.).
kihok turk., elgumi ekihok, kredi köno; karam. ihok, sandeh aiw,
latt. (n)ehok\ na. (Meinh.) üokta, dor. nöktd, iiöitä — suk kuki,
lur goke, guöki, äuli, fiill. guök (di. dzok Plur. zu dio) Hund.
akipi turk., karam. ogipi; äill. pi ; na. pei, di.jnw, ba. jnom usw. Wasser.
en-giporoi mas.; na. suk perut, di. pjar Narbe.
in-giXömin und in-d£omito (Plur.) mas. nebeneinander (Hollis 25) die
Klane.
en-giten mas., ba. kiten; latt. näten (s. oben S. 26); fiill. lur, Suli
deaii(d-), na. tanj (Ochs), suk tainj Kuh.
kitö ba. (djurjfieM, di. ^ewtf); latt. ituöni, madi tftoni Skorpion.
en-yitok mas.; barea ioÄro, di. to'fc usw. Frau (s. Reinisch Die Barea-
Sprache 155).
en-gitödzo mas., ba. Zi'&tto (für *Zo&-); latt itodjo Hase.
en-gaboböki mas., ba. kaoiigo (Plur.); latt. abbobo, lur apökka, bongo
hebbiw, djur apöiio, madi 0660; Suli pö&e, sandeh /w</e (Col. :
füghe) Baumrinde.
kadoixon (Plur.) ba., na. kalian, suk kolion (Plur.; Sing.: kalalian),
mas. il'Odiona (Plur.); djur allöuho, golo otnino; wandala ndZanga,
kavir. Iwaiiene, suli ludno, di. Zwan, lur muäne (Assim. des An-
lauts?), bongo iiöno, kredi 6ho } madi on/ti, maba aüin Fliege.
kafelet ba. (Owen); djur|>gZ, barea /ro Nabel; vgl. ba./üZe, peZe Bauch.
ol-akira mas., ba. kassiri; äuli latjdr 1 ^ bongo ftirr, lur kjäro, di.
£s)er, djur ifiVro Stern. Mbinhof stellt das Masaiwort, das er ol-
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neben omära Bruder (l-m für n-m; vgl. kavir. njamera meine Schw., omera mein Br.).
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1 Im Suli findet sich ein anl. la- zu oft als daß wir nicht ein Präfix in ihm
erblicken sollten, so labiri Skorpion, lalür Hyäne; bemerkenswert lamära Schwester
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Bari und Dinka. 33
oglrai schreibt; zu suk kogel usw., worin wir wohl ein semi-
tisches Lehnwort zu erblicken haben (arab. kdukab usw.).
en-galem mas. Messer, ol-alem Schwert; latt. add^mi; di. föm Messer.
kapep suk, na. kepep; kunama f&fenä Flügel. Vgl. unten köpuköni.
kdpulet ba., suk kapuret, na. kipurienge; puret Nebel.
Ärarrn ba., mas. en-garna, na. kaina, suk kainat, dor. kaine(t) ; di. rtn,
Sill. njftn, Sali njdiia, bagr. ri, bongo rö, kopt. ran Name.
karobon suk, kam., dor.; kam. koroita; na. ro6, somali usw. rö&
Regen usw. Verb: na. suk robon regnen.
katolok (Plur.) ba.; latt. ettelio, musuk e#f; di. usw. tuon usw. Ei.
godir di.; ba. lodere; di. dir, kavir. dede Heuschrecke (di. wdßr Gelse).
kola ba. (Owen), wandala kure, mas. in-gulak (Plur.), latt. dyola; di.
IdUy äuli lätj, djur ZacZ; Harn. Verb: ba. kula harnen.
lö-kore ba., mas. en-girino\ latt 4rino\ Suli, Sill. Wno, di. rin, kundiara
ninOj nino Fleisch.
kötjan ba.; Suli otißno, di. wtän; djur ßno, lur fo'öno Abend.
kot~ ? di. tütin; lur, Suli tünno, djur <wnn weibl. Brust.
ködini (Plur. kaden) ba.; [mas. ol-t$ani (H. Hilde schreibt oldani)],
di. ttm (auch Wald), barea tum Baum, Suli tlm f na. tim, mas.
en-dim Wald. Wenn das im Bantu (muti, mti, nti) und im
Westsudanischen (ati, iti) vorliegende -ti auch in den nilotischen
Sprachen als Nebenform von tim } -din bezeugt wäre, so könnte
man na. ket, suk k$t, som. gsd Baum (vgl. Mbinhof Ndorobo 8)
vermittelst *kö-ti darauf zurückführen.
kögumöt ba. (Owen) Wind; läßt sich gleichbed. di. jdm, Sill. jümd,
djur jdmmo vergleichen?
kölipönit (Plur. kölipinök) ba. ; na. lemin (doch Plur. lern), suk münuii
Knabe.
kömiru ba., lur kjimbör; Suli labör 1 , kavir. sibwor 2 Löwe.
könjum (Plur.) ba.; latt. aujlm (u = n?), madi dnju; di. djur njum,
Suli njim, hausa nöme, sofryai namte Sesam.
köpuköni ba.; mas. n-aibuku (Plur.); di. uk Flügel
1 8. Anm. auf 8. 32.
* Vgl. altind. 9jhd-s y mal. tinga — suah. simba, golo rinili.
Wi«n«r ZeiUcbr. f. d. Kund« d. Morgtnl XXVI Bd
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34 H. SCHÜCHARDT.
köpuröt ba.; latt. awuru, turk. a-puru Rauch; di. puor Dampf,
Geruch.
kötüröni ba. Blüte, Blume. Verb: ba. turö blühen.
lu-köpurö ba,, mas. il-kipio (Plur.), latt. ölofo, golo k6ffo% Suli, madi ubbö,
djur ubau\ kredi bob 6, di. puojok, na. puon usw. Lunge (vgl.
oben S. 13).
kubi ba.; latt näbui; bagr. bura, bongo boi } Sali buö, lur budx Netz.
fcwHt ba., latt. akkori, madi kurri, bagrimma fcoWo (vgl. bongo
killirü); lur riu?i Giraffe.
&ttd£6 (Plur.; Sing, kudzeti Sandkorn) ba.; di. Ißt Sand. Vgl. djur
o
kuoio, lur kuijo dass.
kuluin di.; bongo Zun/ Ratte.
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kupir (Plur.) ba., mas. en-gobiro; Sil], öfter Feder — turk. a-kopiro;
mas. ol-piro Straußenfedern — latt. növir Haar (was auch ba.
kupir bedeutet). Vgl. mas. usw. bir, pir, fir usw. fliegen.
kutuk ba.; latt. edok, di. wtok; Sill. dc>&, lur, Suli dcfygfa Mund.
In dieser Liste finden sich einige Formen die den Eindruck
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erwecken als ob sie durch das fc-Präfix unmittelbar von einem Verb
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abgeleitet sind, z. B. kötüröni. Daher muß daran erinnert werden
daß wie im Masai ki- Nomina actionis bildet, so im Bari ka- (im Sing,
mit -nit) Nomina agentis, z. B. ka-kipa-nit (Plur. ka-k4pa-k) Zimmer-
mann von keba zimmern. Entsprechend im Nandi ka- (+ -in) 1 , z. B.
ka-sup-in (Plur. kasup) Folger von isup folgen, im Turkana ka-
(+ -n), z. B. ka-lepa-n (Plur. ka-lepa-%) Bettler, im Masai a- (+ -ni),
z. B. ol-a-purö-ni (Plur. il-a-puro-k) Dieb von puro stehlen. Und das
lenkt wiederum unsere Blicke auf das Bantu. Dieses besitzt was
das Lautliche anlangt, neben dem Präfix (i)ki die beiden andern
(a)ka und (u)ku und was die Funktion anlangt, leitet es im all-
gemeinen durch Präfixe auch Substantive von Verben ab, z. B. (kongo)
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B °
1 Aber auch ohne ka- : al-in (Plur. al) Käufer von al kaufen; totn-in (Plur.
noni) Bettler von *om bitten. Das scheint im Suk die gewöhnliche Bildungsweise
zu sein; daneben erscheint aber auch ki- (-f- -t'n, Plur. -u). Im Nandi kommen auch
Nomina actionis mit ka- vor, so wenigstens ka-tiilil o Irrtum zu iliilil irrem.
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Bari und Dinka. 35
n-sumb-i Käufer von sumba kaufen r^ bari ka-gwörö-nit Kaufmann
von gwörö kaufen.
Es gibt endlich im Bari und den verwandten Sprachen noch
einige mehr oder weniger vereinzelte artikelhafte d. h. die Bedeutung
nicht ändernde Präfixe 1 ; so:
dla-mu (Plur.) turk.; na. mui (Sing.), suk min (Plur.) Haut.
ja-pa ba. ; latt. djafa; mas. ol-apa, turk. e-läp, karam. elap, na. suk
arawa, dor. arawe(t), chamir ar(e)bä, bilin arbä, quara arfä,
golo diffd (Monat: äffe), sandeh diui, lur, §uli, kavir. dyp o. ä.,
kredi epe, madi imbd; di. pei, galla bati, barea feta Mond.
ja-ro ba.; di. räu, lur rdue 7 Suli rä, madi rubbi Flußpferd.
mi-dzi ba.; latt. adjor, lur i/o, äuli ujö; mas. en-d&iri, somali dilr } nub.
dzigir, maba dHfc Maus, Ratte (über verwandte Wörter im Berb.
und Arab. s. Zeitschr. xxii, 366). Vgl. bantu (i)mi- (3. Kl., Plur.).
mti-rilöni ba.; di. räl, lur Zäri, äuli ler, kred2 alle, golo ararrd Ader.
mu-yulo suk, na. mukulel; bongo kulla, maba &öZi Herz. Dieses mu-
weist wiederum auf das Bantu hin, wo (u)mu- (3. Kl.) zur Be-
zeichnung der Körperteile dient: ,Ader* omu&epa, m$ipa } mu-
sisa usw.; ,Herz' omutima, mojo usw.
ite-ljep na., suk ndliep, mas. ol-nediap } ba. fiedeb; aluru (Eliot) malep y
golo melle; di. Z/ep, djur Zep, lur 2etnte, Suli fc'ra Zunge. Vgl. galla
alldboy arrdbä 9 'afar arrabä, som. arrab Zunge; saho anrdb
sowie amhar. andabat Zunge stehen dem naliep, nedeb näher.
ne-tünj (m. A. netundo) na., suk notin (Plur. iiotün) 2 , mas. ol-iiatunj;
akka okondö Löwe. Dieses ixe- erinnert an den Pluralartikel
des Turkana: m. Ät- f w. na-
1 Vgl. oben S. 32 f. Za-. Unter den Wortformen mit »zweifelhaftem Präfix' führt
Euot Nandi xxx das turk. alokoinja Gehirn an. Er merkt dazu an daß seine Be-
ziehung zu dem gleichbed. mas. ol-le-V-lughunja (besser -fe-7-) nicht klar sei. Ich
denke, es ist davon entlehnt, wie latt. eloyo\ zu trennen davon sind kunama angögöna.
kafa ingö Gehirn (äth. angue — arab. niqj Plur. anqa Mark), die sich wohl mit saho/afar
hdngcU Kopf zu agaum. angül, bil. hängücl, tigrö, tigrifla hdngüal Gehirn vermischt
(neben efoyo Gehirn) und ba. kunjitat (weibl.), na. suk kunjtU Gehirn.
* Ich vermute nämlich daß ng in ng zu verbessern ist.
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haben. Wenn Eliot weiter meint, mas. lughunja Kopf werde wohl eine Ableitung von
turk. kü Kopf sein, so bliebe nur das Präfix zu erklären; vgl. latt. näyu Kopf
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36 H. SCHUCHARDT.
Stammhafte Silben können wie Präfixe behandelt werden und
umgekehrt. Die Entscheidung ist deshalb nicht immer leicht weil
anl. k oft verstummt. Eliot The Masai xxiv vermutet, wohl durch
Hollis' Schreibweise des Masai veranlaßt, in einigen Formen das
fc-Präfix, wo mir Je- stammhaft zu sein scheint. 1 Bari koloii Sonne,
kofie Auge ist nicht nach mas. eng~oloh, eng-ofiu zu beurteilen, sondern
diese sind wegen jener zu schreiben: en-golofi, en-gonu. Das erste
Wort lautet di. akol, na. ekon (wohl Lehnwort, bedeutet nur ,Tag'),
djur Sju&fij Sil]. tSaii, lur tjenj. Abfall des k- sehen wir in golo ollo }
sandeh uru, gobbu Zö; eine Vertretung von ko- durch ein weibliches
Präfix in latt. nälon, wozu akka neikö ein Gegenstück bildet. In
bezug auf den ursprünglichen Anlaut des zweiten Wortes ist es schwer
sich zu entscheiden. In latt. onjett ist er sicher abgefallen; aber
vielleicht als n-, ry-, das manche Sprachen zeigen, z. B. di. njen und
das aus der Assimilation des k- erklärt werden könnte (doch könnte
dieses auch umgekehrt ein altes Pluralzeichen sein; vgl. kundiara nuhi,
nunji, nui, Plur. kuhi, kunji Auge). Ein besonders schwieriger Fall
ist der der Wörter für ,Zahn'; man kann bei ihnen zwischen der
Urform kl und Ik schwanken und wiederum die eine aus der andern
vermittelst Metathese oder vermittelst Erweiterung und Verkürzung
(kl { klk { Ik oder Ik { klk { kl) herleiten:
ug&l, ugSr berb.; bedauje knie, küre, kopt. 8ol, turk. engel, karam.
engella, njekiall, akka eJd* 9 mas. ol-alai (Plur. il-ala), latt. äla,
ba. kele (Plur. kdla); na. kelda (Plur. kelai), mit Art. keldet
(kelek), suk kelat (Plur. keldt), kamas. kelde, dor. kelek, käläk
1 Hollis The Masai 15 teilt mas. eng-ogho Großmutter (altes Weib) ab, wo
doch en-gögho zu erwarten wäre. Er sieht in dem k- von kögho Großmutter! (wie
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in dem von konjek Augen!) ein Vokativzeichen. Das na. ingog und koko (von der
eigenen Großmutter) sind offenbar entlehnt; aber vgl. suk kuko» (Plur. kukotin)
Großeltern, kokön-jon (Plur. kokun) altes Weib und in größerer Ferne kanuri kagd y
teda kagä y hausa kakä t sonyai kaga, bagrimma kakl Großvater, Großmutter. Daß
aber die erste Silbe als Präfix gefühlt werden konnte, beweist ba. jakanje Qroß-
mutter; das latt. agdnji dass. (agönji Großvater) stimmt gut dazu, nur könnte hier
Ar- durch Dissimilation geschwunden sein.
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Bari und Dinka. 37
(Plur.?); lur läke, äuli lük, tili. Ufo (Plur. l£k\ di. tij, som. ilig,
galla t7fca, saho, c af. tfcd, quara er&ö, bil. cham. eruk.
Aus der Betrachtung dieser Präfixe in ihren Veränderungen
und Vertretungen ergibt sich mir Folgendes. Nach Westermann be-
sitzen die sudanischen Sprachen ein vokalisches oder nasales Präfix
(meistens a-), welches das Verb zum Nomen, das Appellativ zum
Eigennamen, das Adjektiv zum Substantiv macht; und in der Tat
begegnet es uns wie im Westsudanischen, so auch im Dinka (z. B.
tsak schaffen, atsak Schöpfer). Dieser , Artikel' (im weitesten Sinn)
— er ist ja im Grunde ein Demonstrativ — steht mit dem geschlech-
tigen Artikel des Masai nur in entfernter Beziehung. Daneben aber
besitzt das Dinka ein a-, das mit keiner Veränderung der Wort-
kategorie verknüpft ist, vielmehr als der Rest eines ungeschlechtigen
Artikels aufzufassen sein wird. Dürfen wir nicht in ihm die lautliche
Fortsetzung des geschlechtigen Artikels erblicken der ja selbst zum
Teil schon als einfacher Vokal auftritt (s. oben S. 26)? Dasselbe Wort
im Dinka mit a- und im Masai mit ol- oder en- nachzuweisen (wie
in dem oben angeführten Fall a-kol = en-golon *), ist freilich größten-
teils nicht möglich, ist aber auch nicht nötig. Die Vergleichung mit
präfixlosen Formen anderer Sprachen belehrt uns hinreichend, z. B. :
di. a-kol = ba. kolon Sonne.
a-lel Berg lele Felsen.
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a-laururur luru Nebel.
aiido gwah Katze.
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a-gor djur gorr, bongo norr Ichneumon.
a-rik lur ragua Eidechse.
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Auch im Dinka selbst kommen Wörter in solch doppelter Gestalt
vor, wie a-dzonkor und dionkor Pferd. Übrigens wird dieses a-
zum Teil als eine Abschwächung des schon selbst ungeschlechtigen
fc-Präfixes anzusehen sein, wie die obigen Zusammenstellungen nahe
legen. Wesentlich wie das Dinka, aber mit sehr verschiedener Häufig-
1 Gleichartig ist di. a-käkar a ba. lu-gögöri Spinne, wenn auch lu* im Bari seine
Bedeutung *1» Artikel verloren hat.
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38 H. ScHUCHARDT.
keit verhalten sich die übrigen ostsudanischen Sprachen (z. B. äuli
atdro = lur Uro Pfeil ; äuli adüno, kavir. adundo, djur acteZo = ba. töwili,
mas. ol-daw Herz), nur daß an Stelle von a auch die andern Vokale
verwendet werden, die labialen besonders vor folgendem Labial-
vokal, z. B. :
djur umuöy latt. $moj y Suli amügga = ba. mui, mas. e-munj Nashorn,
lur ugond, äuli ogudft y latt. andjo, di. anao Katze (s. vorherg. S.).
äuli öbage, kavir. oboke } madi (Mü.) apä, maigo-mungu äpd = lur ftöfce,
djur böko, kredi fco&fctf Blatt.
Auffällig ist das Äe- des Bongo, z. B. helleli (bagr. Z^Ze) Wind, hebbno (s.
oben S. 32). Sollte das Ä- auf das h- zurückweisen? Aber wir begegnen
hier gerade einem k- das anderswo geschwunden ist: kerand = na.
eren, dor. erene (t) Schlange; vgl. auch bo. kehoa = latt. ahya, mas.
oiaiai y dor. hauet (oben S. 27), ba. jajaSo (Owen), djur Hau Stachel-
schwein. Von besonderer Wichtigkeit ist es daß der geschlechtige
Artikel so wie er, wohl schon mehr oder weniger verdunkelt, im
Lattuka besteht, auch im Westen des Nils sich fortsetzt, nämlich
zunächst im Akka, hier aber ohne jede Spur der Geschlechtigkeit.
Ich kenne diese Sprache nur aus der kleinen und im Einzelnen
unsichern Arbeit von G. Bbltrame (1877); dem Wörterbuch zufolge
zerfallen die Substantive, von verhältnismäßig wenigen Ausnahmen
(wohl meistens jüngeren Entlehnungen) abgesehen, in solche mit na-
(nä-, ne-, no-) und solche mit e- (a-), von denen die letzteren bei
weitem die Mehrzahl bilden. Z. B.: neikö (latt. näloh; s. oben S. 36)
Sonne, nekugb (madi aggd) Brust, nakb (madi okkti, lur dkuma)
Schildkröte, norü (latt. avära) Lanze; eri (latt. trino^ s. oben S. 33)
Fleisch, ekl (s. oben S. 36) Zahn, etikuo (latt. Idok, ba. kutuk- s.
oben S. 34) Mund. Neben e-, a- findet sich als Variante nc-, wa-;
so ist, nesi Hund (vgl. na. sese), are, nari Huhn, ari, nart Vogel,
wo man an eine Unterscheidung des natürlichen Geschlechtes denken
könnte wenn nicht Fälle wie ed&6, nediö (madi dso, latt. nädji) Hütte,
ekonsb, nekonsb Bein, Fuß zur Seite stünden, und sogar anrö, nanrö
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Frau. Schließlich bemerken wir im Anlaut vor Medien zuweilen ein
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Bari und Dinka. 39
an-, en- das sich an na-, ne- anzulehnen scheint, z. B. endefiü (lur
dineja, suli joiiia, latt. öroix, mas. en-gorioii, maba da-riii) Rücken;
vgl. auch bmbi (mangbuttu nabeln, madi ba, [Mü.] abio) Menschen.
Statt an- zeigt sich ane- in anebi (bongo mbill, bagrimma mbl) Ohr f
anete Arm neben ete (musuk ti, bagr. dii } bongo d&i-i) Hand,
anakonsb Knie neben ekonsb Bein; befremdlich anranrö Frau, Mäd-
chen, Tochter neben (n)anro Frau. Vgl. latt. anadje zu akka nekäda
Zunge (vgl. oben S. 35). In manchen Sprachen hat sich na- } nä-
die Herrschaft errungen, wenigstens im Mangbuttu, wie Fr. Müller
Die äquatoriale Sprachfamilie S. 8 hervorhebt, und diesem ent-
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spricht nun im Akka, zum Teil wenigstens, e-, so:
nä-ndöli, akka enderü 9 maigo-mungu ndöli Bart.
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nä-dru, akka edü, madi drl 1 Kopf.
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nä-gündy,, akka egondü, maigo-m. gundy, Flinte.
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Im Sandeh zeigt sich ein paar Mal nde- als Präfix, so in nde-
Jcute = bari likito Hase (s. oben S. 32); da im Bari und im Masai
dieser Tiername weiblich ist, so ließe sich vielleicht an d&. kredi
ende Weib (endemodö Kuh, endeköno Hündin), kafa usw. indl usw.
Mutter denken; vgl. sa. degudi (so Colombaroli; Schwbinfürth hat
nderrugudi) Mädchen neben gudi Knabe mit barea dongadi Mädchen
(kulfan-nub. dugud Knabe usw.; s. Rbinisch Barea-Wtb.). 2 Für die
Analyse von sa. ndekitilli Maus ist zu berücksichtigen ndelli Spitz-
maus, kredi ndilli Genette. Schließlich hat dieser Nasal mit vorher-
gehendem oder folgendem Vokal in west- und mittelsudanischen
Sprachen vielfach seinen Vokal eingebüßt; doch kann ein vor einem
Konsonanten anlautendes n, n, m auch andern Ursprung haben. Ich
beschränke mich auf zwei Beispiele, die einer und derselben, sehr
merkwürdigen Wortgruppe mit der Bed. ^Schatten' angehören. Das
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1 2>r steht im Madi (Eictn-Bbt) öfter für den einfachen dentalen Verschluß-
laut, wie es scheint da wo andere Mundarten dz haben. Daher durfte Trombetti
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mt^rt ,zahn' nicht in mud und ri zerlegen. Das Njangbara hat, Morlang zufolge,
hierfür buU.
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f Sonst wird, nach Colombaroli, im Sandeh der weibliche Sexus mit na-
(Schweinfurth hat namü) Mutter dargestellt, so: rombo Widder, narombo weibl.
Schaf. Vgl. bari und lattuka na- oben S. 25 f. und madi -nrä f z. B. ti-nrä Kuh.
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40 H. SCHUCHARDT.
Semitische besitzt den Stamm &ll y auch &lm schattig, dunkel sein
(vgl. H.Möller Semitisch und Indogermanisch i, 116 f.) und dieser
zeigt sich auch auf hamitischem und sudanischem Gebiet und darüber
hinaus in sehr verschiedenen Formen, seien es nun spätere Aus-
strahlungen oder ursprüngliche Entsprechungen. So finden wir wieder:
zillu" arab., hebr. s$l in: bongo dill, madi (Mü.) anzulg, bagrimma
ndiili, berb. tili, bask. itzal (dieses aus dem Phon.?);
zella arab. vom £fär in: kunama hellä;
selälöty seläle äth., tigre, tigrina seläl in: saho deläl, siläl, siläl, c afar
siläl, bilin tsalald]
mazalle arab. (Sonnenschirm) in: bedauje dndala;
zulume arab., äth. salmat, amh. tsallamä in: sandeh nzellume (Colom-
baroli: nzereme) } bari tilimöt;
mit neuer Endung (vgl. Barth Central- Afr. Vok. cccvm, i): maba dn-
dSiilüky wandala tsilkö.
Mögen auch diese in langer Reihe vorgeführten Gleichungen
manche Berichtigung und Umordnung verdienen, sie geben, so wie
sie sind und ohne weitere Hilfsmittel, uns das Recht den Schlag-
baum in die Höhe zu ziehen den Westermann zwischen Bari und
Dinka niedergelassen hat. Aber wie ich schon angedeutet habe, bei
dieser ganzen Betrachtung schwebt mir noch ein höheres Ziel vor.
Das Problem der Abgrenzung der Sprachen und ihrer Verwandt-
schaft tritt uns überall entgegen, ohne daß es überall verwendbare
feste Kriterien für seine Lösung gäbe. Diese erscheint uns allerdings
verhältnismäßig leicht, wenn wir die uns nächstliegenden Sprachen
ins Auge fassen, aber selbst dann ist sie noch weit genug davon ent-
fernt eine wirkliche, eine vollkommene zu sein. Das da geübte
Verfahren, die da gewonnenen Erfolge sollten wir keinesfalls auf
Sprachen anwenden deren gegenseitige Beziehungen dank der größeren
Unstetigkeit und der niedrigen Gesittung der betreffenden Stämme
viel verwickeitere sind und deren Beobachtung selbst weit weniger
günstigen Bedingungen unterliegt. Allein das kümmert uns nicht;
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wir tragen die Vorstellungen von der stammbaumartigen Verwandt
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Bari und Dinea. 41
schaft der Sprachen und von der Individualität der einzelnen Sprache
überall mit uns herum, und wir suchen die Lücken auszufüllen, die
Widersprüche zu beheben durch die Annahme von Mischungen und
Einflüssen als ob solche nur zu gewissen Zeiten und an gewissen
Punkten einsetzten. Überall fahnden wir nach ^Ursprachen'; aber
als wirkliche Einheiten werden sie nur durch die unmittelbare Über-
lieferung erwiesen. Oder würde sich in Ermangelung des gegebenen
Lateins das Latein aus den romanischen Sprachen, so wie sie heute
im Volksmunde leben, erschließen lassen? Die engen Zusammen-
hänge welche zwischen den Bantusprachen bestehen, machen die
Annahme eines einheitlichen Urbantu nicht notwendig; und ein erst
nach diesem Muster, freilich mit Verklausulierung aufgebautes Ur-
sudan (wie Westermann sich ausdrückt) dünkt mich mehr als be-
denklich. Alle Sprachverwandtschaft ist nach Art und Grad durch
die Verkehrsverhältnisse bedingt und sie sind auf diesem afrikanischen
Boden wechselndere, flüchtigere als auf dem unsrigen, aber auch ur-
wüchsigere. Das Hin- und Herfluten aller möglichen Sprachelemente
ist weniger gehemmt als bei uns. Werden wir auch zunächst zu
einem gewissen Skeptizismus angeregt, so lernen wir doch aus dem
Weiteren das Engere leichter verstehen als umgekehrt und so werden
denn auch aus dem dunkeln Weltteil manche Lichtstrahlen nach
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dem hellen Norden dringen dürfen.
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Der Bericht Strabos über den heiligen Falken von
Philae im Lichte der ägyptischen Quellen.
Von
Hermann Junker.
(Mit 3 Tafeln.)
Was Strabo von seinem Besuche auf Philae zu berichten weiß,
faßt er (p. 818) in folgende, wenige Worte zusammen:
ToO Se xaxapoxxou fjitxpbv Ixava) xa? 4>tXa<; elvat <jujj.ßa(v£i, xotvijv
xaxotxfav AtÖtoiuwv x£ xai Aifurcchov, xax£<jx£uaa|jivY)v &<nr£p xai xyjv 'EXe<pav-
t(vyjv xai xb {/.r^Öo? fayjv tepa l^outjav Afykxta.
Stcou xai Spveov xtjxaxat 3 xaXoöat jxev Upaxa, o&8£v 8e opioiov Spotte
^pa(v£Xo e/etv xou; 7cap' yjijuv xat cV Arjwc<o tepa^tv, aXXa xai x£> ixe^eöei
fAet^ov tjv xai xf, TuoixiXia tcoXu ££YjXXaf|A£vov, Aiötoiuixbv 8' 2q>aaav filvat,
xax£t8£v xojjti££a6ac oxav IxX(xy) xai rcp6x£pov, xai 8yj xai xox£ ISfityÖY]
T/Imv rcpb? dxXetyet bv 8ta voaov.
,Etwas oberhalb des Kataraktes nun liegt Philae, ein gemein-
•• • •
samer Wohnsitz der Athiopen und Ägypter, von gleicher Lage wie
Elephantine und von gleicher Größe. Es besitzt ägyptische Heilig-
tümer.
Dort verehrt man auch einen Vogel, den sie zwar als Falken
bezeichnen, aber er scheint mir weder mit den Falken, wie sie
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bei uns. sind, irgendeine Ähnlichkeit zu haben, noch mit denen
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die in Ägypten sind, sondern war einmal was Größe betrifft,
viel höher und dann was die bunte Färbung anlangt, sehr ab-
weichend. Er stamme, so sagten sie, aus Äthiopien und werde
von dorther verschafft, wenn er eingehe und schon [etwas]
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Der Bericht Strabos über den heil. Falken von Philae etc. 43
früher; und auch damals wurde er uns gezeigt, wie er dem
Untergange nahe war durch eine Krankheit/
Alles, was Strabo somit Besonderes über den Kult auf Philae
sagt, bezieht sich auf einen heiligen Falken, der dort gehalten wurde.
Das ist um so verwunderlicher, als die anderen Schriftsteller, wie
Diodor, 1 Prokop, 2 Servius 8 usw., die Insel hauptsächlich des Osiris-
kultes wegen nennen, der hier in besonderer Weise gepflegt wurde,
während sie den äthiopischen Falken überhaupt nicht erwähnen* Ja
Strabo selbst berichtet an anderer Stelle (p. 803), daß die Bewohner
von Philae gegenüber den Saiten für sich die Ehre in Anspruch nahmen,
das echte Osirisgrab zu besitzen, aber da er nach Philae kommt,
scheint ihm der Kult des heiligen Falken so wichtig zu sein, daß
er dabei vergißt, uns etwas Näheres über dies Osirisgrab zu sagen.
Da Strabo als Augenzeuge schreibt, konnte man an seinen
Worten nicht zweifeln, aber wir hatten bis jetzt keine ägyptischen
Inschriften zur Hand, die uns gesagt hätten, welche Bewandtnis es
mit dem Falken hatte und wie sein Kult beschaffen war.
Bei der Durcharbeitung der Texte Philaes für das Berliner
Wörterbuch stieß ich nun auf zwei Darstellungen, die mit ihren
Beischriften uns die gewünschte Aufklärung über Strabos Bericht
geben.
1. Phot. 208. 4 Erster Pylon (d. i. der südliche, große) West-
wand des Ostturmes, gerade über dem Tor, das von der Balustrade
in das Innere des Ostturms führt.
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2. Phot. 209. Der eben genannten Darstellung gegenüberliegend,
d. i. auf der Ostseite des Westturms über der Tür, die in den-
selben führt.
3. Außerdem war mir im letzten Winter bei einem Besuche
Philaes ein verworfener Block aufgefallen, der den Unterteil einer
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1 Bibliothec. Histor. i, 22, 3.
* De hello Persico i, 19.
8 Ad Vergil. Aeneid. vi, 154.
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4 Nach den Nummern des Archivs der K. Akademie der Wissenschaften in
Berlin.
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44 Hermann Junker.
Darstellung trug, die mit den unter 1. und 2, angeführten im Zu-
sammenhang zu stehen schien. Der genannte Block lag östlich neben
der koptischen Kirche, die ungefähr in der Mitte zwischen dem
römischen Tor und der Rückwand des Isistempels steht. Ich unter-
suchte darauf die Kirche selbst, die meist aus Blöcken der benach-
barten Heiligtümer gebaut ist, und fand denn auch das Ergänzungs-
stück in der Südostecke vermauert. Bei der Zusammenstellung wurde
die Parallele mit den Darstellungen auf Phot. 208 und 209 und
der Zusammenhang mit Strabos Bericht unzweifelhaft.
I. Die hieroglyphischen Inschriften in Text und Übersetzung.
1. Phot. 208.
In der Mitte des Bildes ist ein Falke auf einem Untersatz
stehend dargestellt; der Untersatz wiederum ruht auf dem Zeichen
^T sm\ } d. i. Vereinigung, um das die Wappenpflanzen von Ober-
und Unterägypten geknotet sind, zum Zeichen, daß der Falke über
die beiden vereinigten Länder herrschen soll. Links davor der Gott
Horus mit der Doppelkrone auf dem Kopf. Er sitzt auf einem Thron
und reicht mit der Rechten dem Sperber die Embleme , Dauer,
Leben, Wohlergehen' dar; seine Linke faßt die Palmrippe mit den
Jahreseinschnitten, an der die Hieroglyphe für Jubiläum (mit Plural-
strichen!) hängt.
Rechts steht der Gott Thot und markiert mit einem Stift die
Jahre auf einer ebensolchen Palmrippe. Die Titulatur des Horus ist
ganz ausgehackt, von der des Falken sind 1 x \ % Zeilen verschwunden.
1. Über dem Falken:
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Heiliger Falke, der aus
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2 Hl ^a "*"* rnf|fl F== ^ y c=g=a nachdem er die Himmelshallen in
Frieden durchflogen hatte.
Er ist die Seele des herrlichen
*^~ ^ -^ ^ ^ Wesens
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Der Bericht Strabos über den heil. Falken von Philae etc. 45
4 f $ • ö ® mit schönem Angesicht und lapis-
""*"" lazulifarbenem Kopf.
, ö ®. |j| ° ü T A o II *~~ rA ^A Es erschaut ihn die Inyt in seiner
6 ® Vj „ t j ) <=;::> < — > **-** und sie preist seinen Ka bis in
•\ZA V — i^-l Ewigkeit.
2. Worte des Horus an den Falken:
a) über der Palmrippe des Horus:
7 J G (l) J) D c=. ■£ § \ > Ich umschließe deine Majestät mit
• fco w I äl (fli T 11 i Leben? Dauer und Wohlsein?
8 **^? Ö ^b ^=^ { Ä @ du;i dw; * indem du dicb ver J ün & st -'
b) zwischen der Palmrippe und dem Falken:
,Du gelangst zu deinem Schloß,
A <=>-JS&<^-
10 •&^\&^ * ie ~*~ ° ^-^> du ^ a ^ e * n deinem Fenster,
11 ^öö ° v ^^ ) ^ ( ^ / J2.4 dein Gemach ist mit Leben und
* i H n LU TA Wohlsein versehen/
3. Worte des Horus, links von der Darstellung:
12 yr\ ° ?/ S\ <==> Si S jl fl ^ (Zu rezitieren :) ,Ich strecke meine
^^ " " beiden Hände aus mit „Leben,
Dauer und Wohlergehen"
13 ^AJ9[? ö zu dem großen Gotte (oder Fal-
ken), dem Buntgefiederten.
" ü% LU ]| eiy cra ^iil Es bleibt sein Ka im Haus des
■ 1 X w ü ~ o I All göttlichen Falken,
15. T ^^ T ö (1 li ^^ an se i nem schönen Fest, da man
sein Erbe feststellt.
u 'Mll e * l^x ^?^? Es bleibt dies bei dem ( heili S en )
1 ttÜ^ <^— > I ^^waaa 1®^ Tier de° w^»* ^ e TT*M«;™n_
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wenn er seine Würde von seinem
Vater erhält/
4. Titel des Thot:
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21. Q nS /wwv * m
* — u c^i o hl
22.
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23.
«SX
(Zu rezitieren :) Thot der zweimal
Große, der Herr von Schmun,
Herr der Lebenszeit, der die Jahre
zählt,
der große Vorgesetzte der Götter
und Menschen,
der den Thron der Götterneunheit
leitet,
der der Seele des Re die Annalen
eingraviert,
der ihr Königtum bis zur Voll-
endung der Ewigkeit (dauern)
macht.
5. Worte des Thot an den Falken.
a) zwischen Falken und Palmrippe:
26. V\ tzzzx VN... H cQ2
_ämi:i _ßwiii sü^ 1 —
,Millionen von Jubiläen, (Hundert-
tausende) von Jahren
auf deinem Thron im Tempel der
Ehrwürdigen.
Deine Jahre seien die Jahre des
Re an der Spitze des Horizonts
indem deine Majestät von den
Opfern ißt. 1
1 Vergl. Grammatik der Denterateute S. 88. Die Belegstellen für die Be-
deutung von rdj.t m Tyw.t sind: Dum. Baug. xxvi bei einer Opferszene ™
I J 1 SA I ,indem du ißest von dem, was du liebst*. Mar. Dend. in 57 i'
I IrjiSy I q q A (^^^n^fl-^-v^o n<^<
ebenfalls bei einem Opferritus:
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,alle Speisen o. ä. sind vor dir angehäuft, daß deine Majestät esse'.
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Der Bericht Strabos über den heil. Falken von Philab etc. 47
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Zehntausende sind auf der Nieder-
schrift deiner Annalen
gemäß dem Befehle des Re und
seiner Götterneunheit/
b) rechts von der Darstellung:
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n 1 1 i i &0 ta
32. Y ßM|^ ö ]|
-4^ CEE]
34.
35.
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2. Phot. 209.
(Zu rezitieren:) ,Dein Besitztum
dir, o Seele des Re,
das dir dein Vater Atum über-
wiesen hat;
die Würde des Schu, (das Erbe)
des Gebk,
das Königtum des Onnophris des
Seligen,
die Uraeen (tvldtj) des Horus des
Sohnes der Isis,
ich gebe sie (?) i
36
In der Mitte der Darstellung der Falke auf dem Srh -Throne
stehend; rechts vor ihm sitzt Horus und reicht ihm mit der einen
Hand YjL die vereinigten Symbole von Leben und Wohlergehen
an den Schnabel ; die andere Hand hält fgff , das Zeichen für Million
(von Jahren). Auf der anderen Seite steht König Ptolemäus, die
Rechte zum Falken erhoben, während seine Linke das Szepter
(mks) hält.
1. Über dem Falken dessen Titel:
-ITVMI
38.
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IfcTSä
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der große Gott, der auf
dem ^rA-Throne steht.
(Zu rezitieren:) Die lebende Seele
des Re kommt aus Punt
und wird zum Herrscher bis in
alle Ewigkeiten erhoben
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48 Hermann Junker.
39. H| ^ ^k$> <=> * Äfc ~ «^ le ^" Q an der Spitze seines Schlosses
in seinem ü.rscneinungsfenster;
40. ^Sul^-^lfß damit SeiD Ka zum > Bunt g e "
A til <=> (I P fiederten gehe'
41. < == > < ^ ö ^! c= -£§ / j damit (dieser) ihm Millionen an
~^ * ^ ' ' ü * Leben, Dauer und Wohlergehen
<-f,iuv
42. ■*• Hi ii^^ mi
schenke.
öö1 ^^! Dieser Baum des
2. Titel des Harendotes:
a) über dessen Gestalt:
4* ^^V 1 T *^-Jt, "^"^CV Q (Zu rezitieren :)Horus der Schützer
-trcrv S emes Vaters, der große Gott
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44.
auf Bigge,
^^^PA*""* ° def herrliche Falke mit scharfen
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lie
Erallen,
48.
45. IB^ S ^^Tfi° DK ?~H der auf seinem Throne steht auf
«c «te dem öitze seines Vaters (Osins).
b) rechts von der Darstellung:
46. tOflrf So8 Köni £ VOn Unter ' und 0ber '
ägypten, König der Ewigkeit,
47. litiVaH^) Herrscher (ft/) König (6;tf) der
Tjf ^ Ewigkeit,
_,^ a o«=» ^ -O- c^z °1° Herr der (Kömgs-)wtirde, mit dem
<=> o ^ o großen Throne in der Welt,
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1 Ist wohl in nr >ü II zu verbessern : denn wir kennen diesen Aus-
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druck auch sonst für das f*$-"f, das hier dem Falken überreicht wird. Mar. Dend.
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Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Bd. XXVI.
Taf. L
JUNKEE: Der Bericht Strabos über den heiligen Falken von Philae im Lichte
der ägyptischen Quellen.
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Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Bd. XXVI.
Taf. II.
JUNKER: Der Bericht Strabos über den heiligen Falken von Philac im Lichte
der ägyptischen Quellen.
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Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Bd. XXVL
Taf, III.
JUNKER: Der Bericht Strabos über den heiligen Falken von Philae im Lichte
der ägyptischen Quellen.
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X der Krönungsbalkon.
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Der Bericht Strabos Ober den heil. Falken von Philab etc. 49
49. -csr>-rf!p® "^1*^ nach dessen Wort die Könige
tun,
$ f^^-]iir c _ > D einziger Herr auf dieser Erde,
50.
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51 * ^kT ° 1IT^^/^°^ Harendotes, der große Gott auf
"™ dem Abaton.
3. Worte des Harendotes an den Falken:
a) oben, neben 2 a :
52. l^ff J) ^J „ C ^^^ffi" ww f ° ,Ich zeichne deine Annalen ein
^^ für Millionen von Jahren
53. I V / *T* j und eine lange Lebensdauer in
Freude/
b) zwischen Harendotes und dem Falken:
54. ^oW^wo^ ,Komm zu deinem Schlosse, du
Malachitfarbener,
55 - f) ° t fe^^?(l)^<=> <=S3 der S roße Th ron ist ausgebreitet,
um dich zu empfangen.
g|^<=Jd|^ e 1«=™^^ Deine Majestät (?) ist in Jubel,
57
die Götterneunheit in Freude;
. ^> [_|J^— -** -9-1 stark » 8t dein Ka in Leben und
Wohlsein.
4. Worte des Königs an den Falken:
a) vor ihm:
58.
fc^ Q ^r*ig]'W f ==ijk Gelange zu deinem Gemach, o
^ n m m Falk6j der über den Göttern igt?
59.<=> (\SQ Jj T ^* , ~ a "" , 9'i)^=* damit deine Majestät von deinem
ahm umarmt werde,
60
• fl^^ggl^^c^^rzz^! -wwvvf um dein Königtum von Millionen
von Jahren zu empfangen
1 Oder '■öJ ? Herr der Diademe?
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50 Hermann Junker.
61 / ^^ t * Ä - ö ~" Tp c^-> fi^— 3s aD deinem schönen Feste, da man
^*ö <=><=> i Sil dein Erbe fe8tsetzt# <
b) links von der Darstellung:
62 <0\| fi^fl^S'^'^^^"^ »Tritt ein, um dein Haus zu ererben
• in *=* h x\ -%. <d &m> - o von dem Falken der Goldenen>
daß du dein Jubiläum erhältst im
Hause der Ehrwürdigen,
daß du den Harendotes schauest
in seiner herrlichen Gestalt,
auf daß er deine Jahre lang mache
in Leben und Wohlergehen,
indem du auf deinem Throne
bist/
3. Die Darstellung auf den beiden Blöcken an der koptischen
Kirche.
Die ganze Szene stand, wie die Skulpturenreste des unteren
Blockes zeigen, über einer Tür oder einem Fenster; die anschließende
Darstellung hat nämlich eine bedeutend tiefer liegende Grundlinie.
Dargestellt ist ein Falke auf einem erhöhten Sockel, hinter ihm, ihn
beschützend, die geflügelte Sonnenscheibe, der Bhdtj] dicht vor ihm
liegt auf einem Holzgestell (wohl kein Altar) eine Gans für ihn zum
Fraß ; ihm gegenüber steht der ibisköpfige Thot, der wie auf Phot. 208
die Kerben auf die Palmrippen ritzt, an der die Zeichen MÜ , Mil-
lion' und r| j ,JubiIäum' hängen.
Der Falke heißt:
E 0Py 1 Der lebende 'hm
66.
Die Titel des Thot:
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67 ^ A ? >^^ ^H ! Thot, der Leben spendet, der
^T * ' ö ' große Gott, der Herr . . .
1 Die Variante der unten S. 61 angeführten Paralleldarstellung von Edfu
hat meist ■¥• ^^ Q V^A ■¥• ,das lebende Götterbild, der lebende Falke'.
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Der Bericht Strabos über den heil. Falken von Philae etc. 51
Worte des Thot an den Falken:
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w immerdar,
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S9.fi ^ [1 ö ^ ^ ' — ' indem du gesund bist in deinem
Hause
70 - H 5 ° § ? ° ' ^) ^ dein Köni S tum °- *•) ist Ewigkeit,
^~^ ~ 1 *~ deine Lebensdauer Ewigkeit
71. f %
1 Hl
^ Q SS \ — i D deine Jahre werden in diesem
© o o | Hauge ge2ähIt
II* Erklärung der Darstellungen.
1. Die Bedeutung des heiligen Falken.
Unter den verschiedenen Bezeichnungen des Falken ist die
erste und wesentlichste: ,Seele des Re'. So Zeile 30: Dein Besitz-
tum dir, o Seele des Re; Z. 37: Lebende Seele des Re (Anfang der
Titulatur) ; Variante Z. 3 : Er ist die Seele des herrlichen Wesens ;
Z. 22 : Thot . . . der der Seele des Re die Annalen schreibt.
Es kann somit kein Zweifel sein, daß es die vogelgestaltige
verkörperte Seele des Sonnengottes war, der hier eigene Zeremonien
gewidmet wurden. Auf einen ähnlichen Kult deuten auch die In-
schriften anderer Tempel hin und zeigen zugleich, daß diese geson-
derte Verehrung des Gottes und seiner Seele nicht auf Re beschränkt
war, sondern auch bei bestimmten anderen Gottheiten bestand.
So werden Mariette, Denderah i, 27/28 bei der Aufzählung der
Götter, denen im Tempel von Dendera geopfert wurde, auch ge-
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nannt : <^^ ^^ *S$fc A/WNAA |1 *S ^^ AAAAAA ü \^ ^Tx ***** *? {] |
S^vT <==:> <=> IPi .(Geopfert wird) der Seele des Re, der Seele
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des Osiris, der Seele des Schu, oder der Seele des Chepre, dem
lebenden Falken auf dem 4rh -Thron/ Ebenso wörtlich in der Pa-
rallelinschrift von Edfu ii, 23, wo dasselbe offizielle Formular benutzt
wurde: ****** a ^tj AAAAAA n |JW ****** ^^ AAAAAA (l^ usw - schließend
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mit ] (1 ^i* ^vT p==q <:=::::> ÜHI- 1 Man vergleiche auch Rochm., Edfu
II, 24 *"*** c^=> |
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, (Geopfert wird) dem Bhdtj, dem großen Gott, dem Buntgefiederten
und seiner heiligen Seele, die zum Reiher (Phönix) geworden ist/
Nach der altägyptischen Auffassung besaß jeder Gott ein Ba
genanntes Wesen, aber nicht nur eines, sondern gerade zum Unter-
schiede von dem Menschen, deren viele; in dieser Auffassung liegt
natürlich kein Grund, einen bestimmten Ba des Gottes zu verehren
und wir müssen somit zur Erklärung der Kulteinrichtung andere
Wege gehen. Dabei ist es von vornherein nicht ausgeschlossen, daß
sich der Ba-Kult bei den verschiedenen Göttern auch verschieden
entwickelt hat. Tatsächlich läßt sich z. B. bei Osiris ein gesonderter
Hergang ziemlich genau verfolgen, wie ich an anderer Stelle dartun
will. Und auch in unserem Falle können wir wenigstens noch die
besonderen Faktoren bestimmen, die bei der neuen Bildung tätig
waren.
Den Sonnengott Re stellte man sich im Anfang natürlich nicht
anders als unter der Sonnenscheibe selber vor, und erst durch seine
Identifizierung mit dem Falkengott Horus wurde auch dessen Gestalt
auf ihn übertragen. Die gewöhnlichsten Formen, die diese Verschmel-
zung auch äußerlich zum Ausdruck bringen, sind 1. ^ d. i. die
Sonnenscheibe mit Falkenschwingen ; 2. Tk. d. i. der Falke mit der
auf den Kopf gesetzten Sonnenscheibe. Gerade bei der letzteren Form
mochte nun die Spekulation die Doppelgestalt so erklären, daß die
Sonne der Gott Re, der Falke aber dessen Seele sei, da ja die Seele
meist vogelgestaltig dargestellt wird. Bei dieser Auffassung erklärt
sich die auffallende Übereinstimmung der Titulaturen der Seele des
Re mit den Bezeichnungen des Horusfalken Z. 1:
I^IIT" ° herrlicher Falke, der aus Punt kam.
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weise auch in dem Sokariszimmer von Edfu. Rochem., 1. c, i, 182.
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1 Diese Liste der Bas befindet sich in demselben Wortlaut bezeichnender-
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Der Bericht Strabos über den heil. Falken von Philae etc. 53
Das ist aber ein häufiger Titel des Horus von Edfu. Vergl. Auszug
der Hathor-Tefnut S. 12—13. Ebenso gehört das qj ^ (Z. 5 und 10)
und vor allem Z. 13 C\ | I n ^^L zur ständigen Titulatur des Horus.
Auch die äußere Erscheinung der Seele des Re ist auf allen
drei Darstellungen genau die bei Horus übliche.
Andererseits ist vollkommen klar, daß in unseren Texten die
Seele des Re von dem Falkengott Horus scharf geschieden werden
muß. Auf Phot. 208 und 209 ist es der falkenköpfige Gott selbst
(der wiederum mit Harendotes identifiziert wird), der der vor ihm
sitzenden falkengestaltigen Seele des Re die Insignien überreicht.
Horus heißt dort selbst: ^heiliger Falke mit scharfen Krallen, der
auf seinem Thron auf dem Sitze seines Vaters steht' [Z. 45]. Es
sollen der Seele des Re das Königtum des Onnophris und die Dia-
deme des Horus, des Sohnes der Isis, gegeben werden [Z. 33/34],
Sie soll das Erbe des Falken der Goldenen in Empfang nehmen
[Z. 63] ; ihr Ka soll zu dem Buntgefiederten eingehen, um von ihm
die Jubiläen zu erhalten [Z. 40].
Diese Auffassung des Falken als der Seele des Re, nicht als
dessen bloße Erscheinungsform und nicht als der des Falkengottes
Horus, ist in einigen Fällen auch außerhalb Philaes zu belegen; so
heißt Edfu in der Namensliste Rochm., I.e., n, 9 B l \^ AAWV T®|
^W »^ | Üfll T ,Palast des Horus des Horizontischen
von Anbeginn ; seine lebende Seele ist in seinem (des Palastes) Innern
auf dem irA-Thron.' Das ist eine deutliche Parallele zu Philae, wo
ebenfalls der Falke als Seele des Horus des Horizontischen gilt und
als lebende Seele auf dem Srh -Throne ruht.
Ahnlich heißt das Laboratorium, wo Horus als Gott von Punt
verehrt wurde : ^ ^ ° \/ \ j ^ f Jj, »~~ « » Q ,Lab„ra-
torium der Majestät des Horus des Horizontischen, und der lebenden
Seele des Re auf dem 6rh -Throne/ * Siehe auch unten S. 61.
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1 Interessant ist, wie andererseits Rochem., Edfu n, 11 als Seele des Horug-
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§ ±j Filken die geflügelte Sonnenscheine bezeichnet wird: ~* l ^ MM %\ j/ Ä | \$£&j
Falken die geäugelte Sonnenscheibe bezeichnet wird: ^^Sim >|\ |s
Original frorrn
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54 Hermann Junker.
Daneben wird dann aber auch Horus direkt die Seele genannt,
die aus Re hervorging.
2. Die Bedeutung der Zeremonien.
Die Riten, die auf allen drei Darstellungen wiedergegeben sind,
beziehen sich auf die Verleihung der Königswürde an den Ba des
Re. Wir kennen derartige Zeremonien sonst hauptsächlich nur in
zwei Fällen:
a) Bei der Krönung des Horus, des Urbildes aller Könige,
dem nach dem großen Siege über den Mörder seines Vaters die
Herrschaft über die beiden ägyptischen Reiche verliehen wurde.
Dieser Ritus, der wiederholt als Bestandteil der Osirismysterien und
wohl als deren Abschluß vorkommt, wird in den verschiedensten
Variationen dargestellt; nicht nur, daß die Inthronisierung in Krö-
nung, Verleihung der Urkunde, Aufzeichnung der Jahre usw. zer-
legt wird, auch die verschiedenen Erscheinungsformen des Gottes
haben verschiedene Auffassungen in der Darstellung bewirkt. So
wird Horus 1. mit Menschenleib und Falkenkopf dabei dargestellt;
wie in Dendera in der Osiriskammer L. D. iv, 57 a; in Philae, im
Hadrianstor auf der Südwand (Phot. 402) ; 2. wird in anderer Auf-
fassung Horus schon als kleines Kind mit der Königswürde beklei-
det; eine solche Inthronisation des Harpokrates findet sich u. a. in
Philae, im sogenannten Geburtshaus (Phot. G. 92 u. a.).
b) Dann wird der König häufig dargestellt, wie er als der
Nachfolger des Horus seine Würde empfängt. Ja gerade über den
beiden Szenen auf Phot. 208 — 209 befinden sich Paralleldarstellungen,
in denen Isis dem Ptolemäus die Symbole seiner Herrschaft über-
reicht. So hält sie ihm auf Phot. 209 an der Palmrippe die Jubiläen
hin und die Worte, die dabei gewechselt werden, entsprechen in-
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Jf C j 9 es fliegt deine Seele als heilige geflügelte Sonnenscheibe vom
östlichen Himmelshorizont 4 ; diese Auffassung entspringt denselben Erwägungen, die
auch für Philae maßgebend waren,
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Dbr Bericht Strabos über den heil. Falken von Philab etc. 55
haltlich vollkommen denen der darunterstehenden Szene von der
Inthronisierung der Seele des Re ; z. B.
^£± & cr ~ 13 ^°ö@i^ ^ jÄ ° >'°k betrete ^as Haus der Ehr-
a( 3f I Üoo^ÄoäSIo würdigen, den Thron des Fal-
kenweibchens, der Großen,
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I Till <=>JjQü\T i r u j • r
der Lebensspenderin, empfange.
oA^ ° |Y °y Ich sehe die Tochter des Gebk
ö ^ ° in ihrer herrlichen Gestalt,
""""" ,^_ v& ' — ' i& ö ich schaue das Haus der Ehrwür-
fe ^ W i aJo a . ä¥1 „ q ,
digen usw.
Man vergleiche damit Z. 62 — 65 von Phot. 209. Ahnlich stimmen
die Zeilen 30 — 35 der Phot. 208 genau mit der Randzeile der dar-
Uberliegenden Darstellung überein, in der Isis dem König das Sichel-
schwert und das Lebenszeichen überreicht, die wie auch L. D. iv, 57 a
Symbole der Königswürde sind:
1° **° ° tjf >Das Königtum des Re, das Amt
+ 111 sühn ^lYI desAtum,
?i«j ß @ j) » y $ die Herrschaft des Schu > das Erbe
des Gebk,
n V crzi te=^ O r ^ t fl *=N das Besitztum des Onnophris des
T I i iii* l — m^ A geiige ^
T ö ^5 AAAAAA ^! ^-Sk ~~*~" ^>* ^ e ^räen des Horus, 8 * e 8 ^d über-
***** ~~ "" ' geben ihrem Sohn usw/
Wir haben es somit auf unseren Darstellungen mit einer ganz
auffallenden Zeremonie zu tun, bei der die Seele des Re wie ein
König das Fest der Thronbesteigung feiert. Bei der Erklärung scheidet
tion der Inthronisierung des Horus handele; unter anderem wird ja
ausdrücklich betont, daß die Seele des Re gerade Horus beerbe und
dessen Uräen erhalte; und Harendotes selbst ist es, der ihr die In-
signien überreicht.
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von vornherein die Möglichkeit aus, daß es sich um eine bloße Varia-
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56 Hermann Junker.
An sich könnte man nun den Ritus so deuten, daß nach irgend-
einer nicht überlieferten Legende eine Thronbesteigung der Seele
des Re stattgefunden habe, die nun an einem Bild im Kult wieder-
holt wird ; oder so daß man selbst nach der Umdeutung des Falken
als Seele des Sonnengottes trotzdem die Zeremonien, wie sie für
den Horusfalken im Gebrauch waren, beibehielt und es für selbst-
verständlich hielt, daß auch die Seele des Re das Königtum von dem
ersten aller Könige erhalten habe. Aber das allein genügt zur Er-
klärung nicht; die wahre Lösung finden wir auf einem anderen Wege.
Die Thronbesteigung des lebenden Falken.
Zwei Stellen vor allem sind es, die an sich schon genügten, es
wahrscheinlich zu machen, daß die Darstellungen sich auf den Kult
eines lebenden Falken beziehen:
1. Phot. 208, Z. 16: ,Es bleibt sein (der Seele des Re) Ka im
Hause des heiligen Falken an seinem schönen Fest, da man sein
Erbe feststellt. Es bleibt dies bei dem heiligen Tier des Horus des
Horizontischen, wenn er seine Würde von seinem Vater erhält/
Wenn auch die Satzkonstruktion nicht ganz klar ist, so kann
doch die Deutung nur eine sein: ^w.t 1 ,das heilige Tier', kann hier
nur den Falken bezeichnen, und zwar nur einen lebenden. Ursprüng-
lich besaß c u?.< die Bedeutung ,Kleinvieh* und wurde dann in 'w.t
ntrj.t als Bezeichnung auch für das heilige Vieh verwendet, dann aber
für alle heiligen Tiere überhaupt, wie wohl schon aus dem Titel des
Apis hervorgeht, der I J^L | ^ \> | <=> >König aller heiligen
Tiere' 2 genannt wird. Diesem heiligen Tiere des Horus des Hori-
zontischen soll im Tempel ein eigener Ort überwiesen werden, in
den er am Tage seiner Thronbesteigung eingeführt wird. Und dies
(= diese Zeremonie) soll bestehen bleiben, d. i. sich immer wieder-
holen, am Jahrestage und so oft ein neuer Falke seine Würde erhält.
1 Für die Schreibung vergl. Grammatik der Denderatexte, S. 18 und Wrk-
szihski, Ägypt. Inschriften aus dem k. k. Hofmuseum zu Wien, S. 103; auch dort ist
das Substantiv, wie es scheint, überall maskulin gebraucht.
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* Wien, Stele 153.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Der Bericht Strabos über den heil* Falken von Philab etc. 57
2. Z. 71: ,Deine Jahre werden in diesem Hause gezählt/ 1 Der
heilige Falke wird als König inthronisiert und wie beim wirklichen
König zählt man seine Jahre. Anders als von einem lebenden Exem-
plar, das herbeigebracht und eingesetzt wird, dann eingeht und durch
ein neues ersetzt wird, kann das nicht verstanden werden. So ist
auch die Parallele mit der Einsetzung und der Jahreszählung der
Apisstiere vollkommen, auf deren Totenstelen stets das Datum ihrer
Geburt und ihres Todes verzeichnet ist und die Summe ihrer Lebens-
jahre angegeben wird.
Eine Schwierigkeit bietet nur Z. 59 — 60.
, Gelange zu deinem Gemach, o Falke, der über den Göttern
ist, damit deine Majestät von deinem shm umarmt werde und du
dein Königtum von Millionen Jahren empfängst/ Das könnte die
Vermutung nahe legen, es handle sich um einen Vorgang, wie er in
den Stundenwachen S. 6 — 7 beschrieben ist, wo die Seelen aller Götter
eingeladen werden, vom Himmel zu kommen und die vogelgestal-
tigen Bilder (Shm) zu beleben. 2 Doch muß unsere Stelle nach einer
anderen aus derselben Darstellung erklärt werden, die ihr offenbar
ganz parallel ist. Z. 40 — 41 , Damit sein Ka gelange zum Buntgefie-
derten und er ihm Millionen an Leben usw. schenke/ Hier entspricht
also dem &hm das sXb §w.t. Mit dem Buntgefiederten kann aber nur
Horus, der Sohn der Isis, gemeint sein, der bjk n nb.t, der ja tat-
sächlich auf der Darstellung dem Ba des Re das Königtum verleiht.
Es wird somit der Falke als Horus, der 6hm des Falken als Seele
des Re genannt. Man beachte ferner, daß der Ka der Seele des
Re kommen und ihre Majestät das Königtum empfangen soll, nicht
aber die Seele des Gottes in deren vogelgestaltiges Bild fahren
möge, wie es in den betreffenden Stellen der Stundenwachen heißt.
Einen weiteren Beleg für unsere Auffassung bietet Z. 68/69 •
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(1 »ö J| >[Ich graviere dir die Jahre des (Re)] indem du
gesund bleibst in deinem Hause/ Auch das kann man nicht vom
Ba des Gottes sagen, der kommen und dessen Bild beleben soll.
1 Das darum ,Haus dos Heiligen Falken* heißt; Zeile 14.
* Ähnlich Roche*., Edfu n, 00.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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58 Hermann Junker.
III. Ergänzung und Bestätigung durch den Berieht Strabos.
Vielleicht hätte man trotz der angeführten Beweise nicht ge-
wagt, mit absoluter Sicherheit zu behaupten, daß jene Darstellungen
die Wiedergabe wirklicher Zeremonien vor dem lebendigen Falken
sind, weil uns sonst fast jeder Anhalt fehlte. Nun aber kann kein
Zweifel mehr sein, denn der Zusammenhang der Szenen mit dem
Berichte Strabos liegt auf der Hand. Diese Tatsache ist uns von
unschätzbarem Wert. Die Tempel erzählen uns ja meistens fast
nichts von derartigen Riten und was wir z. B. Näheres über die
heiligen Stiere, Krokodile und Ibise wissen, verdanken wir oft anderen
Quellen und nicht zum wenigsten wiederum den Mitteilungen griechi-
scher Schriftsteller. Hier aber haben wir den Tempelbericht über
PO
den Kult eines heiligen Tieres, für den uns zugleich Strabo Bürge
ist. Es sei nun hier noch einmal zusammengefaßt, was sich aus
dem Vergleich der beiden Quellen ergibt:
1. Es wurde in Philae als heiliger Vogel des Lichtgottes, als
Seele des Re ein Falke gehalten. Nach Ableben eines Exemplares
wurde der Nachfolger durch eine feierliche Zeremonie, die der In-
thronisation eines Königs nachgebildet war, in seine Würde einge-
führt. Im Tempel wurden seine Jahre wie Regierungsjahre gezählt.
in ^
Zu seinem Unterhalt wurde ausgiebig gesorgt; so ist wohl Z. 27 zu
deuten und dann zeigt die Darstellung auf dem Block, wie auf
einem Holze eine Gans zum Fräße für den Falken hingelegt ist. 1
Auch den Ort, an dem er dem Volke gezeigt wurde, können wir noch
bestimmen.
Die Darstellungen in den Tempeln, wenigstens soweit sie die
Wiedergabe wirklicher Vorgänge sind, stehen gewöhnlich an der
Stelle, wo auch diese Zeremonien verrichtet wurden. Somit steht die
Präsumption dafür, daß in unserem Falle die Riten zu Ehren des
heiligen Falken über dem Tor des großen Pylons stattfand en. D azu
stimmt, daß in den Beischriften der Ort der Inthronisation c * c= ^ «w
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* Vgl. auch Edfu, unten S. 61.
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Der Bericht Strabos über den heil. Falken von Philae etc. 59
S ,6$d n h € genannt wird. Dies , Fenster der Erscheinung' ist uns
von den Königspalästen her bekannt. Es war der Balkon, auf dem
sich der König dem Volke zeigte, um dessen Huldigung entgegen-
zunehmen und Geschenke an seine Getreuen zu verteilen. Es lag
am Ende des großen Vorhofes über dem Haupteingange des Pala-
stes * und das ist genau die Stelle, an der unsere Darstellungen stehen.
Dem Vorhof im Palaste entspricht die große Kolonnade, deren Zu-
gang der Kiosk des Nektanebos bildet. Der Haupteingang des Tem-
pels ist das große Tor des ersten Pylons, und eben über diesem
CO
Tor befindet sich die Balustrade, zu deren beiden Seiten die Szenen
der Inthronisation abgebildet sind. Und über diesen Szenen ist, wie
oben bemerkt, jedesmal abgebildet, wie der König Ptolemaeus die
Zeichen seiner Königswürde von Isis empfängt. Es kann kein Zweifel
sein, an diesem für den König bestimmten Platz empfängt der hei-
lige Falke seine Königswürde und von hier aus zeigt er sich dem
Volke, das auf dem weiten säulenumgebenen Platz stand, der von
dem Landungskai bis zum Pylon führte, und hier mag ihn auch
Strabo gesehen haben.
2. Wir wären an sich geneigt gewesen, und ohne den Vergleich
mit Strabos Angaben wäre wohl niemand auf eine andere Ver-
mutung gekommen, die sich wiederholenden Ausdrücke, daß der
Falke aus Punt komme [Z. 1: ,Heiliger Falke, der aus Punt kam',
Z. 37: ,Die lebende Seele des Re kam aus Punt'], als bloße mytho-
logische Epitheta anzusehen; denn Punt war das Gottesland, das
Land, an dem die Sonne aufging und aus dem daher die Götter
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stammen mußten. Nun aber erhalten diese Ausdrücke auf einmal
einen reelleren Hintergrund. Der Falke war wirklich aus Punt,
denn wie im Auszug der Hathor-Tefnut gezeigt wurde, gelten die
Länder Obernubiens schon als Punt. Und hierher oder aus dem
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1 So s. B. auf den Plänen aus dem Grabe des Merirg. Die scheinbar ab-
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weichende Lage des Erscheinungsfensters im Hohen Tor von Medinet Habu erklärt
sich daraus, daß der Palast als Annex des Tempels gebaut ist; tatsächlich liegt die
Anlage ja auch hier in der Mitte der Palastfront. Interessant ist, daß dort wie an
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den Pylonen das Erschlagen der Funde dargestellt ist,
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60 Hermann Junker,
tieferen Sudan hat man sich den Vogel jedesmal verschafft: ,Er
brach von Punt auf, durchflog die Himmelshallen und tritt in sein
Heiligtum ein', so wird das in die Sprache des Tempels übersetzt.
Und wenn Strabo betont, daß seine Farbe so viel bunter als die der
gewöhnlichen ägyptischen Falken war, so besagen die Ausdrücke
slb sw.t (Z. 13), mfkltj Iwn Malachitfarbener (Z. 54), nfr hr häbd dldl
mit schönem Angesicht und lapislazulifarbenem Kopf (Z. 4) vielleicht
mehr, als wir sonst hinter ihnen suchen würden.
Welches mag nun der Grund gewesen sein, weshalb man den
Falken gerade aus Nubien bezog? Ich glaube, man tat es nicht
allein und nicht zuerst deshalb, weil etwa die dortigen Falken größer
und farbenglänzender waren. Es haben dabei gewiß mythologische
Gründe mitgewirkt. Entweder so, daß der Glaube an das ferne Land
als die Heimat der Götter sie bewog, den heiligen Tempelfalken
daher zu beziehen oder daß der Kult des alten heiligen Athiopen-
reiches hier noch wirksam ist.
Die wahre Religion hatte sich ja nach der Vorgabe der Herr-
scher Nubiens von Ägypten dorthin geflüchtet, hier sollte nunmehr
das wahre Gottesreich fortbestehen. Mit dem politischen Einfluß,
• • ••
den Äthiopien in der 25. Dynastie auf Ägypten ausübte, wird auch
wenigstens in den benachbarten Provinzen und besonders in Unter-
nubien ein religiöser Einfluß Hand in Hand gegangen sein. Und
dieser Einfluß hat weitergedauert, als der politische längst gebro-
chen war. Was die griechischen Schriftsteller von dem Ideallande
Äthiopien erzählen, kann doch nur das Echo dessen sein, was sie
von den Priestern vernahmen. Vollends in Philae, an der südlichen
Grenze des Reiches ist ein Fortbestehen der Beziehung erklärlich
und wir dürfen annehmen, daß gerade hier die einmal eingebürgerten
Ideen nicht wieder aus der Theologie verschwanden. Tatsächlich
wird ja auch das Heiligtum der Insel von Strabo als den Ägyptern
und Athiopen gemeinsam bezeichnet und wir wissen, daß der Kult
dort bis in die spätesten Zeiten von den südlichen Nachbarvölkern
aufrecht erhalten wurde. So paßt die neue Erkenntnis ganz in den
Rahmen dessen, was wir sonst von den Beziehungen Philaes zu den
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Dbb Bericht Strabos über den heil. Falken von Philae etc. 61
nubischen Ländern wissen und wir sehen, daß dabei ein gegen-
seitiger Austausch stattfand. War die Isis altägyptisches Gut, an
dem auch die Nubier teilnahmen, so bezog man andererseits den
heiligen Falken aus seinem nubischen Heimatsland. 1
Der Kult des Falken außerhalb Philaes.
•*
1. Es wurde schon auf die Übereinstimmung der Titulaturen
der Seele des Re mit denen des Horusfalken von Edfu und der
Hathor als Falkenweibchen hingewiesen. Auch sie kommen aus
Punt zu ihren Tempeln geflogen. Horus ist der Herrscher, der aus
Wtn (Syn. von Punt) kommt, um sich in Edfu auf den Königsthron
zu setzen, er ist die Seele des Re, die aus ihm hervorging, Hathor
ist das heilige Falkenweibchen, die Herrscherin von Punt, die U.t,
die weibliche Seele usw. 2 Vielleicht erhält das Verständnis auch
dieser Titel durch den Vergleich des Berichtes Strabos mit den In-
schriften Philaes neue Förderung. Man wird auch hier nicht den
einheimischen, sondern den nubischen Falken als den heiligen Vogel
der betreffenden Gottheiten betrachtet haben. Daß man ferner gleich
den Priestern von Philae einen lebenden Falken hielt, läßt sich mit
Sicherheit feststellen. Dafür spricht schon u. a. Rochm., Edfu, n, 9;
der Tempel heißt dort ,Palast des Horus des Horizontischen von
Anbeginn; seine lebende Seele auf dem Königsthron ist darinnen
^ azzz Xfifo' / A ¥ un d ißt von dem Geopferten ohne Unterlaß'.
Man mag zugeben, daß sich diese Ausdrücke an sich von dem
Kult eines Bildes und dem vor ihm dargebrachten Opfer verstehen
lassen. Aber nun da wir wissen, daß in Philae eben diese lebende
Seele des Re ein lebender Falke war, der auf den Königsthron ge-
setzt wurde und den man wirklich immerdar futterte, so dürfen wir
aus dem Zusammenhang des Kultes in den genannten Tempeln, wie
er uns sonst bekannt ist, als wahrscheinlich halten, daß es sich auch
hier um ein lebendes Exemplar handelt.
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* Auszug der Hathor-Tefnut aus Nuhien 8. 12—14
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1 Ähnlich wie man den Mandulis und Arensnuphis aus dem nubischen Kult
herübernahm.
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62 H. Junker. Der Bericht Strabos über den heil. Falken etc.
Den durchschlagenden Beweis aber liefert eine Darstellung aus
dem Gang, der um den Tempel führt, innere Umfassungsmauer Nord-
wand Phot. Edfu 23 — 26. Dort ist der Krönungszug des lebendigen
Falken wiedergegeben und die Ideen, die sich in den großen bei-
gefügten Texten finden, sind so vollkommen mit denen Philaes iden-
tisch, und die Sprüche oft im Wortlaut einander so verwandt, daß
es sich unbedingt um zwei verschiedene Phasen derselben Zeremonie
handeln muß und wir nicht mehr zweifeln dürfen, daß auch in Edfu
ein lebender Falke gehalten wurde.
2. Auf der Wiener Stele Nr. 153 sowie 154 und 155 1 erscheinen
unter den Titeln des Toten: V ^s^D** ^ *vwva Q ,Priester des
Horus vom Erscheinungsfenster', 10 V^/^lkSä^ S ° *
,Priester des Falken (? Horus) vom Erscheinungsfenster'.
Der Zusammenhang mit unseren Texten ist unleugbar. Auf
jeden Fall haben wir ähnliche Vorstellungen und ähnliche Zeremonien
vor uns: Horus (der Falke) gilt als König, der in feierlichem Aufzug,
zu dem eigene Priester beordert waren, vom Balkon aus dem Volke
gezeigt wurde. Es fragt sich nur noch, ob der G ott in seiner Statue
erschien, wie es die Titel 1J V,^"kS^^- " '^
ster der Götter des Erscheinungsfensters' vielleicht nahelegen, oder
ob wir wiederum uns unter dem einen lebenden Falken vorstellen
müssen. Daß letzteres nicht ausgeschlossen ist und speziell der Titel
Priester ebenso mit einem Exemplar der heiligen Tiere verbunden
werden kann, zeigen die parallelen Titel eben derselben Toten:
1 V ^ f / "iU ^"I^IJ^HS Riester des lebenden
Apis' usw.
1 Wreszihski, 1. c.
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Ober arabische Handschriften 1 der Aja Sofia.
Von
O. Bescher.
1 [3880].
Diwan des Abu Nu äs [ohne Kommentar]. 8
Ziemlich starker Oktavband in Papprücken; stark voka-
lisiertes, im ganzen ziemlich deutliches Nes^i auf weißem und
braunem Papier; 15 Zeilen; Unterschrift: *U)-£M j\^j <j^jJI ^>
> i ^ l< o^ jo ^^1* JbLtiUj^ cr^^5 crt**^ AAI ****** ^..-ci % )\ ^Sx* ^*u«li.
^^jtiLäJl ^yZjt* c j o^.l ^ — Der Diwan beginnt mit den Wein-
liedern [fol. 1 — 28]; dann folgen die Jagdlieder [— fol 53]; die
Loblieder etc. ; an einigen Stellen ist die Tinte etwas zerflossen,
sonst Erhaltung gut.
2 [3864].
El-guz' et-tani min k. ed-durr el-farid wa bait el-qa§id 4 des Moh. b.
Aidamur.
Lexikonband in braunem Lederrücken von 385 X lOfoll.;
Einleitung: g^j-AJlj 6 yfu£J\ y JU>j<L\ 3 l^jl^ JU*\Jli j^äj U\
^ fciyub &*J\ UJ ^> ^ <^r*} fUSj» *U>tfj^ *tjj^Jt_, JyJ
1 Ans dem Gebiet des adab und der luga; verschiedentliches daraus wurde
Ton mir schon mitgeteilt in ZDMG 64/195 ff. und 489 ff.
* Mit Ausnahme einiger weniger kommentierter Verse. * Oder ^^mo»..
4 Ich möchte eine Publikation des Werkes für überaus lohnend, der arabischen
Philologie sehr zweckdienlich betrachten; vgl. ferner Sultan Fätife 3761; As'ad
Effendi 2586; Top Kapu Seraj 2301.
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* Cfr. Die amtdl des Mufad^al [Kairo 1327/1909], p. 2, Z. 1.
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64 Dr. O. Kescher.
k*/Jt *jL\ \x& J^\ *^J& \ *~^3 wüLi . . . v_jUs ^ j^i -^L\
Ein wertvolles, sehr schön erhaltenes Manuskript; sorgfältiges,
durchvokalisiertes Nes^i auf bräunlichem Papier; die Verse,
beginnend in alphabetischer Anordnung mit dem Stichwort ^
und schließend mit 's?^, sind rechts von den Namen des be-
treffenden Dichters begleitet; links und rechts vom Text befindet
sich je eine tiääia (mit Nachträgen und Ergänzungen zu den
angeführten Stellen); Autograph des Verfassers; Datierung: 694;
o
Band 1 und 3 befinden sich in den p. 1, Anm. 4 angeführten
Bibliotheken; Erhaltung gut.
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3 [3931].
Sammelband:
1. Diwan des Mutalammis 1 nach der Überlieferung des
Atram und Abu Ubaida von el-Asinai [fol. 1 — 27]; 2
2. Diwan der Hirniq nach der Tradition des Abu 'Amr
b. el-'Ala [13 foll.]. Nach Art der alten Diwane mit großem
£ g
,matn' und kleinerem Kommentar in deutlichem vokalisiertem
Nesfci; der Kommentar ist etwas unregelmäßig, bei einer größeren
Anzahl von Versen ziemlich unbedeutend. Unterschrift: tj^
ajU**»^ cr^ 4 ^^ iJXu * 011 *-*** 1 ^«-^ c^- — Den Beschluß bildet
ein religiöser Traktat über Glaubenspflichten, unerlaubte Ehe-
bündnisse etc. etc. ohne weitere Bedeutung. Am rechten Rand
von fol. l b auf 2 b hinüberlaufend: Verfaßt von dem Sultan
Ismail 6. eVAbbds.
4 [4013].
Abu *Ali Moh. b. el-Hasan b. el-Muzaffar el-Hätimi* Gegenüberstellung
der Aussprüche des Aristoteles und el-Mutenabbi\
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* Zeilenzahl ganz verschieden.
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1 Von Völlers für seine Ausgabe nicht benützt. (Geyer).
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8 Wohl Vorlage des Stambuler TnUfadruckes; cfr. Brock. i/88, Z. 28.
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 65
Oktavband in braunem Lederrücken; deutliches, ziemlich
vokalisiertes Nesl)i auf gelblich- weißem Papier; Unterschrift:
< Sjy^\ ^y.wxJl v-i>^ü (^ r oJc % J\ j^jJI jj> ^1* . . . ajUa*^. — Er-
haltung gut.
5 [4072].
Ein Kommentar-Sammelband; er enthält 8 Kommentare, und zwar zu:
1. Einer Qaside des As' ad 6. Na?r el-Ansäri (z. 110 Verse);
sie beginnt [k~*o]:
* Aj^xLj JU*JL*40 OIa^V« *IäLo OUl^. J^äU?. er* *
2. Den 7 Mo c allaqfit (mit Zawzem's Kommentar: I. Q. 23,
T. 12, Z. 7, L. 11, c Amr 6, f A. 7, H. 6 foll.).
3. Der Maqsüra des Ihn Doraid, benannt: ^y^^ ^-oV^t;
die Qaside beginnt (23 foll.):
4. Des &iA 'Otmän b. l Isd el-Balati qasidat el-hirbäwije
(2 foll. — 33 Verse.) [£,>f J-l$]:
* f \yU\ ^L\ ^>LSJ\ J, ilJ4 ( 8ic! > NJ JP* cf^ *
5. 'Ali b. Abu 'L-Qäsim b. Al.imed el Qazwinfs Kommentar
zur qasidat el-'arüs des Hdlid b. JSafwdn [Brock. i/60— 61]. —
20 foll. und 77 Verse. [Qäfija: o 1 ^ — Baal*.]
6. el-qasidat er-rühänije von es-Samarqandi (4 foll.)- —
20 Verse; cfr. HH. n/234, Z. 15 ff.; sie beginnt [J*l*]:
7. Des Dü-r-Rumma (von Smend ediert): ma bälu etc.
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[119 Verse — 4 foll.]. 8
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8. Die Mo c allaqa des Ndbiya mit dem Kommentar des
c Ali el-Wähidi [4 foll.]; am Ende eine Qaside es-Sanfarä's
1 IJJJ. 1. c. ^ und «ULo.
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* Die Ausführungen des Kommentars sind zum Teil ziemlich geringfügig.
Wiener Zeitscbr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVI. B<1. 5
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66 Dr. 0. Kescher.
[Qäfija: J^*] 1 ohne Kommentar, und eine des Abu Safwdn
el-Asadi [Qafija: ^)^ — Mutaqarib — ] (ebenso); den Beschluß
bildet (ohne weitere Einleitung) ein anonymes Gedicht [J-«^]:
5 1 /* foll. in anderer Schrift; der ,matn' in kräftigem, sauberem,
durchvokalisiertem Nesiii, dazwischen, nach verschiedenen Seiten
laufend, erläuternde grammatisch-syntaktische Notizen von an-
derer Hand.
Papier stellenweise leicht fleckig; Erhaltung gut; eine
Datierung fehlt; vielleicht 9. Jahrhundert.
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6 [4077].
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En-nata'ig el-alma'ija* fi äarh el-kafija el-bedi'ija des 'Abdel-'aziz
b. Surdjd abü 'l-Qäsim e?-Safi el-HUU [cf. Brock. ii/159, § 1
ad Nr. 3]. 8
Oktavband in rotbraunem LederrUcken; die vorliegende
Schrift umfaßt 47+ 19 foll. in deutlichem vokalisiertem Neshi;
Datierung: Ende Regeb 1020. Einleitung r UJl JIS jJü . . . jdo^
^l *j-*<*£ ^3 i^JLo L^Lo ol*£ *J^ LftLaiJLM)\^ ii^UJl J^o\ i 2yü>\
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1 Cfr. meine Mitteilungen n, Nr. iu/4.
8 H^[. (Stambul) n/582, Z. 3 v. u.
8 Die zweite Hälfte des Bandes bilden die Mo'allaq&t mit anonymem,
ziemlich gedrängtem Kommentar: datiert Sonntag, den 8. §afar 1011
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 67
L^> ^jJSl ^2 U^3 ^>>bU> ^3 ^J^bLxi i^JU* dJ ^-^3 L$*i* ^a^o {j ^a
7 [4125/26].
Die Negdijät des .4&£t/;ercß mit Kommentar. 1
o) 4126: Ganz schmaler, länglicher Quartband in einfachem
Papprücken; Titel zweifelsohne nachträglich vorgesetzt; un-
gefähr 160 X 21 foll.; Text in roter, Kommentar in schwarzer
Tinte; ersterer vokalisiert, letzterer vokallos; beide in deut-
lichem Nes^i. Unterschrift: oGj^pül C/ üi ^ ^SUJV U* [p]
Lrt« 4 ilrf o*v^ -^ 3 (!)Ua v^ötfJl^ «oUwj j+£> JU ^ iU) ^
J-^ J*3 J** J*>1 uh*r J±* 1^ ^~*
J^ '^. 1*** '&* «>l* il &**** Cr? ^
6) 4125: Mittelstarker Großoktavband; Text, d. h. ,raatn'in
Goldschrift; Nes^ii, Kommentar in kaum vokalisiertem, deutlichem
iVliq; 15 Zeilen pro Seite; glattes, weißliches Papier; eine Datie-
rung fehlt; vielleicht 9. Jahrh.; Erhaltung gut; schöne Titel vignette
in farbig-goldener Arabeske auf weißem und blauem Grund ; auf
dem Titelblatt (weiß auf Goldgrund): 5 OU*äJ\ Cr & ^btf Ua
dili aJÜl ^Ll bL >\j* lLUo £,> U.. j^* ^jlkJUo — Einleitung:
1 Brock. i/253 uod ZDMG 64/512 [das 1. Gedicht: Basi^Qäfija i_^4-ijl].
* Vielleicht 8. Jahrhundert.
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^*
4 So? Nicht ganz sicher (cf. Butrus el-B. 0%^-*^)-
* Das ist wohl zweifelsohne Schreibfehler; das mim ist aber ganz deutlich.
5*
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68 Dr. O. Rescher.
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Auf fol. 2: äarlj dibägat el-kitäb etc. etc.; die beiden
Manuskripte sind textlich nicht übereinstimmend.
8 [4128].
Ein Sammelband (über Mystik):
1- K. eä äawähid wa '1-amtäl des Abü Nasr 'Abderrahim 2
(l38Xl9foll.).
2. el farq baina c ilm es-äeri'a wa 3 l-haqiqa des abü 'Ar.
Moh. b. el-Husain es-Sulami (3 J / 2 foll.) 3 [en-Nisäbüri cfr. IJH.
i/442, Z. 1].
3. mantür el-feitab fi mashur el-abwäb 4 des abü ^l-Qäsim
"Abdelkerim elQusairi (8 foll.); cfr. IIH. i/560, Z. 7 v. u.
4. Auszüge aus dem K. surür el-asrär (19 foll.).
Der Schluß des Bandes fehlt; deshalb auch keine Unter-
schrift; kräftiges, deutliches, etwas steifes, stark vokalisiertes
Neshi auf rauhem, gelblich-weißem Papier; am Anfang ist die
Hs. etwas gefleckt, sonst im ganzen gut erhalten; [6. Jahrh.].
9 [3983].
K. ed-daljä'ir c an gawähir en-nacjä'ir 5 [Eine Anthologie in Vers und
Prosa]. Auf dem Titelblatt: ^1*^1 ^ L^i ü>JaJ *lj* Ä*j-*^° '***
1 Der bekannte Kommentator dieses Diw&n's cfr. ftH. n/586, Zeile 9; der
Kommentator des vorliegenden Bandes ist (cfr. Zeile 1 der letzten Seite) 'Omar b.
el-Qawwäm, bekannt als en-Na/^äm (Abfassung des Kommentars: 686).
* Vom Autor nach Mitteilungen seines Vaters aufgezeichnet.
8 In Form einer risäle geschrieben.
4 Beginnt bäb et-tauba, el-inäba, el-qinä v a, ez-zuhd etc.
6 Buchtitel (in roter Tinte) fol. 2 a unten; Autorname fehlt; der Autorname
im Defter ^Abdallah b. * Abdul* azxz) ist aus der Einleitung [fol. 2* Mitte] genommen:
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 69
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Mittelstarker Kleinoktavband in dunkelbraunem Leder-
rücken; ziemlich kleines, fast vokalloscs, immerhin deutliches
Neshi (mit 17 Zeilen) auf weißlichem, glattem, breitrandigem
Papier; zum Schluß: Jüj>yJt «^ o* *H^ ^>J ^° j^ ^ sJ^3i
eine Datierung fehlt; dagegen am Schluß die Eintragung:
^^-U* -Uj/JI f5 J[ ^V-ÄwJ» J^i O* J> ^ J 1 ^J> 1 CT« ^^
Aor J^\ j^^-ä^; einen selbständigen Wert besitzt das Werk
CO
natürlich nicht, immerhin enthält es eine gewiße Anzahl (zumeist
älterer) Dichterzitate; Schrift am Anfang etwas verwischt, Papier
stellenweise fleckig; Einband lose; sonst Erhaltung gut.
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10 [3973].
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Ed-diwän el-mufrad likullimä juqsad l gesammelt von Moh. b. Ganz Bej.
Starker Großoktavband in braunem Lederrücken; durch-
vokalisiertes, 2 großes, deutliches Nesfci (mit 15 Zeilen) auf glattem,
gelblich- weißem, etwas breitrandigem Papier; nach Unterschrift
(Schlußvignette) Autograph des Autors: tu <^$*3 *JJl **+*£ ^
Fol. 4 — 6 ein Fihrist über die Einteilung des Werks:
Eine Muqaddima [fi madh en-nebi wa ahl beitihi]; 5 Kapitel
[mit je 3 S Abschnitten] und eine bätima; Kap. 1: ^ *J^3 ^
O^jjUM^ t^y^lH ^ Oto^l £i^, fasl 1 ^^IäJI ^-03 ^y,
fasl 2 ^i5UJÜl ^b ; l^ Utflb^t ^Ur~\ ^ fasl 3 ^^ «WJl ^
^AjLhllj, fasl 4 ^UJJ\ üu>^ ^Lol^\ ^ fasl 5 OUL*J\ ^
OVU.I,; Kap. 2: oCU^t ^y; Kap. 3: OU^l ^; Kap. 4:
C>Gyb^l\ ^j Kap. 5: Ol^Jj^J\ <^i. Die angeführten Verse
[ohne Kommentar] sind alle mit Namensangabe ihres Urhebers
mitgeteilt. — Erhaltung gut [nur Einband durch Wurmstiche
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3 Nur Kap. 1 und 3 mit 5 Abschnitten
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1 Titel nochmals in der Einleitung fol. 3 b , Z. 3.
1 Blatt 1 — 16 unvokalisiertes (wohl später nachgetragenes) Nes^i.
Original fronn
70 Dr. O. Rbbcher.
schadhaft]; eine Ausgabe des Unikums dürfte sich meines
Erachtens immerhin lohnen.
11 [3994].
K. el-feride fi '1-amtäl wa '1-adab des Sems el-mdäli Qabüs b. Was-
migir [Brock. i/96].
Ein Öktavband in einfachem Papprücken von 20 X 7 foll.
in sauberem, altem, durchvokalisiertem Nesfoi auf weißlichem
Papier; keine Datierung, vielleicht 6. Jahrh.; das Werkchen
zerfällt in 8 Kapitel (fol. 4—5): 1. <JUJl ü~*i ^ iSUi-rtl ^
JjLJ^, 2. *>U*J^ wkApt ^Jx UXmJ L *^ i , 3. «^1* o^^ ^+&
UJÜ\ v >\, 4. ^~i>^ v >l kJ*^*^^ v>, 5. J x -U^t fJ UU ,
6. a^-**^ o - * 4 *^ ; 7. Ä-*oU**Jl Cr* 4 *** , 8. ii^UJl er****» .
— Erhaltung gut.
12 [3995].
K. el-amtäl el-Bagdadije [ohne Autor]. 1
Kleinoktavband in hellbraunem Lederrücken von 57X7 foll.;
altes, durchvokalisiertes, sauberes Nesfri auf weißem, etwas breit-
randigem Papier; Unterschrift: ^ • • J>>* ^ o^^ * # ^-^
Aor Ä-U* o^-^j er* J^* j-*^? Einleitung: >$l jJL**Jl >^SJ\ I3 r -Ä.\
J* i>J Ö J J* ^ W* *^ ^ ^V" ^^ J 1 ^
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13 [3998].
Nus|)a kitäbi 'Abdelmelik b. Merwän ilä '1-IJasan el-Basri.
Oktavbändchen von 12 1 / 2 X 9 foll. in altera, deutlichem,
durchvokalisiertem Nesbi. Unterschrift: Geschrieben von Sems
ed-din el-Qudsi am 11. Rebf n, 882* Erhaltung gut (nur Ein-
band lose).
* Auf fol. 1»: lkJUJ\ ^ lLJUJl d£SUJL*Jl aüb^SJ! &\jL\ ^^
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 71
14 [4235].
Lata'if el-ma'ärif * [von Zain ed-din b. Regeb]. 2
Starker Oktavband [305 X 17 foll.] in unvokalisiertem,
etwas kleinem, doch deutlichem Nes^i auf weißlichem, glattem
Papier. Unterschrift: Geschrieben von Moh. Ibrahim b. Ahmed
b. el-Häfiz el-IJanbäli; am Rand: ÄSUJl ^~* *rf ,_>USÜt tjj* Jj>5
Arr ÜJLmj J^yJ* y&* &{~* IäjaJ ^^Lf* ^ L^.& ^Lu £^>*o Sil ^ai
..yLLi.1 J^\ ^ ^1 *~*
Das Werk zerfällt in einzelne meglis; 1. fi facjli tedkiri
billahi wa magälis el-wa'z (fol. 5 b ); el-maglis et-täni fi dikri
'l-maulid (fol. 70 b ); 8 fol. 113: et-talii fi sijäin äbiri Sa'bän.
fol. 151 b : er-räbi c fi dikr el-asr el-awä^ir min ramacjan;
fol. 160: — — el-bämis fj £ik r es-seb c etc.
15 [1849( b )].
Eine Risala von el-Hasan b. abi H-Hasan el-Ba§rt [ilä ba'cji ibwänihi
bi-Mekkah].
Großoktavband 23 X 9 foll. in großem, deutlichem, durch-
vokalisiertem Nesbi auf glattem, gelblich-weißem Papier; ganz-
seitige Titelvignette in Blau und Gold. Einleitung: ülol JU
■£i jis iuLot
16 [4299].
Rukn eddin Moh. b. Moli. el-Wahrdni [: Maqämät und rasä'il].
Oktavband von 213 X 9 foll. in braunem Lederrücken;
altes, sorgfaltiges, durchvokalisiertes Nesbi auf bräunlichem,
etwas breitrandigem Papier; Schlußbemerkung am Rand: ^ gb
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1 Eine spätere Hand auf dem Titelblatt: ^ ÜU**J\ j^Jo cJolb^ ^i
1 So Defter; 59- (Stambul) n/357, Z. 15; Brock, u/107.
3 Nach Kurr&sa-Zählung fol. 80.
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72 Dr. 0. Rkscher.
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a<U JyLiJl J*oJl> £-o ; l** 5^i.l Jl <*JjJl; eine Unterschrift fehlt. 1
L^ Lj^ ^^ O^ CU^L^Tj ^JLp OjIjU UJ J^^l JIS
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•Jl ^^1 Äs?- ^^'^ ^-UJ* i-S»0^ d^Jw«Ä5 jjtyUt
fol. 213 b , Z. 5: hädä äbiru rasä'il el-Wahräni; die Briefe
sind gerichtet an: (e. g.) den Emir Nagm ed-din (fol. 74); den
Qädi el-Atir b. Bunan (fol. 85 b ); 93 b : maqäma fi Sems el-hiläfa;
fol. 100: eine risäle an Taqi ed-din; fol. 118: an einen gewissen
abü 1-Qäsim el-A'war; fol. 121: et-Täg el-Kindi; fol. 135 b : an
Magd ed-din ibn el-Muttalib, den Wezir des Taqi ed-din etc.
etc. — Erhaltung gut.
17 [4297].
El-niaqämät el-Qurasije von abü Isfjdq Haiti b. abi *r-Rabi Sulaimdn
6. aM 'l-fath Gäzi b. abi Wasan "AU b. ' Abdelgabbär b. l Abd-
eVaziz b. 'Abdelmelik el-Qurasi el-Halabi el-Hanbali bekannt
als el-Husain b. el-Attär — nasahahä wa 'allaqahä abü 'Ali
el-IJasan b. abi Mob. Abdallah b. abi IJafs 'Umar b. Mabasin
b/Adelkerim el-Hääimi el-'Abbäsi bekannt als es-Safadi el-Baridi
wa qara'tu c alä niusannifihä aktarahä fi Suhür [seneti] 685.
Großlexikonband in wurmstichigem Lederrücken; 230 X
1 7 foll. ; großes, deutliches, durchvokalisiertes Neshi. Datierung:
lift L^i^U ^^ju L^^ . . . £\ ^jo^-J\ ^gj^i^b \*±jjjL+}\ ^^^U-äH
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1 In anderer Schrift: Mittwoch, den 23. Rebf el-awwal . . .(?) [unleserlich].
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 73
Der Band enthält 50 Maqamen, die letzte fol. 226. —
Erhaltung gut.
18 [4310].
MunSa'ät fajir JJwärizm abi Bekr Moh. b. eVAbbds el-Hicdrizmi
et- Tabari. 1
Ziemlich starker Oktavband in rotbraunem Lederrücken
mit Gold Verzierung; sauberes, etwas kleines, aber deutliches,
vokalloses Neslit [in Ta c liq-Zug] auf glattem, weißlichem Papier
mit breitem Rand; 25 Zeilen; Titelvignette in rosa Blumen-
mustern auf Goldgrund; Datierung: 6. Ramacjän 597. — Die
erste risäle ist an die Adresse des abü Ishäq el-Hägib gerichtet,
als ihn e§-Sähib einsperrte; die zweite an Kutajir b. Ahmed, als
er sich vor Moh. b. Ibrahim flüchtete etc. etc. — Erhaltung gut.
19 [4246].
Sammelband:
1. K. lumat el-mulah 2 des abü %Madl% el-Haziri* [168
X23foll.].
Oktavband in einfachem Pappband; vokalloses, deutliches
(gegen Ende etwas flüchtiges) Nesfei auf weißlichem, etwas
rauhem Papier; Datierung: 15. Gumädä et-täni(!) 902(?).
2. 20X23foll.: alphabetisch angeordnete (von der Qäfia
alif-ja*) anonyme Gedichte (ohne Kommentar); fol. 2, Z. 5
(des 2. Teiles): ^ \^ ^*>X\ ^ U GUS ^\ \ cu~^ti . . .
dL^iüf jjUwo^Jl do^L*4*Xo IaMj^I jJLoä ei^JUJl ^jJ} L^Joi^Lo sg 3 ^^
^ L^iUJ ^x«J Jfl/Jt j j±ljM W ^P ^^ ^*^ ^V** >**
^l^ JÜ OjÜ ^\S U^ ^ ou» Ji l$«h> ^ 4 0*JLJli (ta JJLSJ\ Äa-La* übt
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1 So fol. l b am Anfang; kein Titelblatt.
* Kein Titelblatt, Titel fol. 2, Z. 9. 3 Der Name des Verfassers fehlt.
4 ? — auch sonst scheint mir der Text zweifelhaft.
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74 Dr. O. Rescher.
20 [4242].
K. muntabab el-qasä'id wa 'l-aä c ar Ii-fucjalä* ahl el-a'sär. 1
Mittelstarker Oktavband; altes, durchvokalisiertes Nesjji
(mit 17 Zeilen); Unterschrift: Geschrieben von el-Hasan b. abi
Moh. b. el-Qilawi — Anfang Regeb 592 — in Mogul; Erhaltung
(bis auf fol. 1) gut; Einleitung: U *-*i cu^üSl ^US \X^i j^o Ut
j& \>\ 3 *^o U *1 Jw^ ^JUaJl a*JU» IM ^Ua^l Jjb\^ -t^jccUt J^
r*^ es* J**^ ^> J^ti . . . £\ jo jJ ^jyUJ ll^ V$ ^fcUJt d^i
Fol. 18: er-re'is abü '1-Qäsim c Ali b. Aflah el-'Absi; fol. 21:
el-adib abü Moh. el-Hasan b. Ahmed el-Bagdädi; fol. 23 b : eä-geih
abü c Ali el-Hasan b. 'Ammär el-Mausili el- wä'iz ; fol. 25 : el-adib
Miqdär b. Bahtiär el-Matamiri; fol. 29: abü '1-Qäsim 'Ali b. Nasr
b. Sälim es-Sälimi; abü '1-Hasan 'Ali b. Ibrahim b. el-Hasan el-
Mausili; fol. 29 b : tä^ Horäsän abü '1-Muzaffar Moh. b. abi VAbbäs
el-Abiwerdi; fol. 34: el-Qädi abü Bekr Ahmed b. Moh. el-Husain
el-Arragäni; 8 fol. 39: er-re'is abü Gälib Na§r b. 'Isä b. Näbi'
el-Kätib el-Wäsitf; fol. 42: eä-Seib abü '1-Qäsim Hibatalläh b.
el-Husain el-Bagdädi; fol. 43 b : 3 eä-äerif abü Jalä Moh. b. Sälih
b. el-Habbärija el-'Abbäsi;* fol. 61: abü '1-Qäsim Hibatalläh b.
el-Husain el- Asfraläbi ; etc. fol. 75: abü Moh. 'Abdallah b. Sinän
el-Hafägi; etc. fol.l03 b : el-Qädi abü Moh. el-Qäsim b/ Abdallah
eäSahrzüri; etc. fol. 107: eHabaqat et-tänia; fol. 124: abü 'Ali
el-Hasan b. abi YTajjib el-Bäbarzi. 5
o cu „ _ „.__
1 Titelblatt (und fol. l b ) [in unschönem Nes^i] nachträglich eingesetzt; zum
Inhalt vgl. besonders Brock. i/252, Abschnitt B: Persisch-arabische Dichter.
2 Brock. i/253, Nr. 9.
3 Und fol. 79*>.
4 Brock. i/252, Nr. 5.
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5 Brock. i/252, Nr. 3.
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 75
21 [4157].
Falak 1 el-ma'äni* des abü Jald b el-Habbdrija [HH. n/205/2].
Länglich-schmaler, mittelstarker Lexikonband ; sauberes,
deutliches, stark vokalisiertes Nes^i (mit 19 Zeilen) auf bräun-
lichem Papier; Datierung: Neumond des Regeb 912; geschrieben
von abü 3 l-Fa<Jl Moh. el-a c ra£; am Rande: kollationiert; einige
unbedeutende Wurmstiche; Erhaltung gut. — Aus dem Inhalt 3
fol. 7 b : 1. *^> 3 **.+*, JJUJl ^i J^Jl JxUJl 2. c^SIäJI ->Ui J>,
3. ^k^\ ^, 4. &*Ü\ ^IC ^ 5. J~~A.l ^>, 6. i^% h^^ v>,
7. £U~Jl .ji; fol. 19» 1 : fi imaaä wa imal: 1. JU« C J<-, ^
A^, 2. ^*-lSJJ\j Ä5 r i.\ C J^J\ ,_,», 3. JS>Ü\, £»l — i*M c«^* c?»,
4. o»>t, gSLUJI ^i, 5. AU\ OblL._, J±>J^ P ^ü\ ^, 6. CU±d\ ^
Ji.^, 7. Ai*^ J-*-^ «j»; fol. 27 b : fi '1-abuwwati: 1. ^\ ^i
4. ^«J u-^. U-Ä, 5. rfiLU;* ^' ^^i, 6. ^jjÜI, JU\ ^ 'l»,Jt ^> ;
7. ,U3J\_, j^\ ^ fol. 29 b : fi '1-abä': 1. s_jUiö^ JJLJÜl ^i
S ^«J\ OU*«^, 2. JJ^*J\ ;>_, f U.yJ\ iX~ ,>, 3. Ol>UJ\ Ji
5. ^bU>^ ^ 6. tsy^JL+iS c j,«< ^ 7. ^'blia-j <*f-o ^ — etc.
22 [4153].
K. gurar el-hikam wa durar el-kalim des 'Abdelwähid b. Moh. b.'Abd-
elwdhid el-Amidi et-lamimi [cfr. Brock. i/44].
Starker Großoktavband 4 in braunem Lederrücken in durch-
vokalisiertem, deutlichem Nesfci (mit 14 Zeilen) auf gelblich-
1 So, denn auf dem zweitletzten Fol. sagt Ibn el-Habbärija [ v J-«l5]:
1 Brock. i/252/3, Nr. 5 ad 3; kein Titelblatt; Autor und Titel nach Ein-
leitung und Unterschrift.
3 Mit in je 7 Abschnitten eingeteilten Kapiteln.
4 Der Inhalt dürfte über das von Fleischeb in ^AlVs Sprüchen' Mitgeteilte
zweifellos hinausgehen.
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Original fronn
76 Dr. O. Kescher.
weißem Papier; Datierung: 708. — Geschrieben von abu 's-Sa'ädät
el-Kätib; am Rande: Mit dem Original genau verglichen; Er-
haltung gut [vgl. auch die Nr. A. S. 4151/52]. Auf dem Vorsatz-
blatt: ji?ji.\JLj\ ^>\ lkJU*Jl ^ UJUJ\ IW*. (!)^>»[3\] ^j>
23 [4116].
Samraelband:
1. Die Lämiat ul- c arab des Sanfarä mit anonymem
Kommentar [fol. 1 — 14].
Großlexikonband in tulti- großem Nesjii (das matn); 66
Verse; Kommentar in sauberem, durchvokalisiertem Nes|ii;
Unterschrift: Geschrieben von Argün b. 'Abdallah el-Kämili
20. Moharrem 741.
2. Eine Qaside, die folgendermaßen beginnt 1 [J-?,^]:
zusammen 33 Verse mit Kommentar; Schrift, Papier etc. wie
in 1; 3 1 /, foll.
3. Allerhand Bruchstücke, worunter einige Verse aus
Kabs Gedicht: Bänat Su'ad; Schrift etc. wie in 1; 15 foll.
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24 [4135].
K. tara'if et-turaf 2 [von et-Ta'älibi].
Kleinoktavband von zirka 65 X 11 fol.; wenig vokalisiertes,
deutliches Nesjii auf rauhem, gelblich-braunem Papier. Da-
tierung: 14. Du '1-Higge 743. Das Werk zerfallt in 12 Kapp.,
die ich ZDMG, 1. c. mitgeteilt habe. 3 Einleitung: ^Ü *xa> U\
aiUj C^Sj>\ ^^l* j^äJ\ i^o r SJ\j ^1 <J^ \-Ä r iS\ jJLJl eX^-**> ^«Xs
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1 Der Anfang fehlt wohl, da der beginnende Vers ohne Binnenreim ist.
2 Cfr. ZDMG 64/504—5; Nr. xvn*; kein Titelblatt, Buchtitel fol. 2, Z. 1;
Verfasser fehlt [Defter (wie Köpr. 1336) "Abdallah el-Herewi].
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8 Kap. 6 lies: £~o^l ^
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 77
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25 [3872].
El-gazaK . . min Si c r . . . Behä ed-din 'Ali b. Moh. b. Rüstern bekannt
als Ibn es-Sadti [Brock. i/256j.
Oktavband von 424 X 1 5 Seiten ; sorgfältiges, altes, durch-
vokalisiertes Nesbi auf gelblich weißem Papier; die Gedichte
sind in nicht-alphabetischer Anordnung; einige Gedichte tragen
den Vermerk des besonderen Anlasses ihrer Entstehung, ein
Teil sind Lobgedichte, 1 die meisten haben keine besondere
Überschrift; p. 391 ein Trauergedicht auf seinen Vater; ein
solches auf seinen Sohn Mahmud (p. 396 und 404), auf einen
andern Sohn Isä (p. 400); ein Trostgedicht an den Emir c Izz
ed-din, den Gouverneur von Kairo, aus Anlaß des Todes eines
Sohnes des Emirs. — Datierung: Du '1 Qa'de 630, 2 Damaskus.
26 [3763].
K. afcbär wa as'är wa nawädir wa fiqar [von Jdqüt el-Mustasimi]*
Oktavband von 2lX8foll.; sauberes, durchvokalisiertes
Nesfci auf bräunlichem, breitrandigem Papier. Unterschrift:
Geschrieben von Moh. b. 'Ali Sir el-Kätib im Jahre 699.
Einleitung: ^ — *SyxJi 9 k1>jL\ ^ r ^Ü\ o~o ^JLJ cJlS
Erhaltung gut; oberer Rand etwas wurmstichig; cfr. Nr. 4814.
1 So auf den Wezir §afi ed-din (pag. 379); den Q&<}i 'Abderrabim (p. 238);
Taqi ed-din 'Omar b. Sähfin-S&h (pag. 129; etc.
* So wahrscheinlich.
* Das Exemplar (nebst den drei folgenden) ist ohne Autornamen, es dürfte
aber kaum ein Zweifel in betreff der Richtigkeit meiner Ergänzung sein.
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78 Dr. 0. Rescher.
27 [3764].
Abbär wa aä c är wa ädäb wa hikam wa nawadir wa fiqar wa wasäjä
munta|>aba.
25 X 8 fall. Deutliches, altes, durchvokalisiertes Nesfci (wie
in 3763) auf ebensolchem Papier. Unterschrift: Geschrieben
von Jäqüt b. c Abdalläh — Mitte des Rabf i. — Einleitung:
^ J^L 3 \ k\x^ 5 ^ JJuJt ^ S£l JU >J ^2Co Ajjl Jy^j JUf
*, jlLl ^^ ^ ^ ^yUJU # V, jjojJätt Ji. ^ ^iJ\
^ i_^t u c^ f^ ^* £*■'; 'r? J+* U ö) 1 " *^ C XJ ^ *4r^
28 [3765].*
id., Oktavband von 3lXlOfoll.; Schrift, Papier wie oben;
Unterschrift: Geschrieben von Jäqüt b. 'Abdallah — Mitte des
Ramadan 662.
Einleitung: ^^ &1+>V\ j~* J-*5o ^ fi^ <U)\ Jy^j JÜ!
AI) J***t cr # *S\ <UJl -\b ^ ^^^ dJÜ\ -Uaib U*JV, dJÜt ^
^ ^ Jli # oW>> J-**^ *X* <^ *^ dJJ ^U\^ Al) J*i>\ 5
Erhaltung gut.
29.
Ein weiteres Exemplar des: abbär wa aä c är wa nawädir wa Mar wa
hikam wa mulafc wa fiqar muntafeaba mit Unterschrift [des
Autors] befindet sich in A. S. 4306.
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1 Entweder sind auf der nächsten (Schluß-)Zeile einige Text worte ausradiert
oder es fehlt ein Blatt.
9 Titel wohl nachträglich (vom Schreiber) in die Titelvignette eingefügt.
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Über arabische Handschhiften der Aja Sofia. 79
Oktavband von 10X10 foll. in sehr sorgfaltigem, durch-
vokalisiertem Nesfci; Unterschrift: J/Jl yJadt ^i . . . £>»äJI ^
Einleitung: ^ J-Ül j^.1 «»^--^JSl U < »j*Ju> aUI J^-*»» Jtf
Jtf ^IäJI 5^>l ^^J^J J-S * vJ^> o» »l<j l*& ^ ***** J*»
30 [3781].
K. i?här al-azhär c ala aSgär al-asär von Ihn Kemäl PäSd 1 [Brock.
n/453, Nr. 122 (Z. 10)].
Kleinoktavbändchen von 22X15 foll. in braunrotem Leder-
rücken; vokalloses, kräftiges (im Ta'liq-Zug geschriebenes)
Nes^I auf breitrandigem, weißem (und farbigem) Papier; keine
Datierung, vielleicht 12—13. Jahrhundert. — Einleitung: .x*^
j«i\ j^j^ji cU-jäh^ ^*5 ^ ^»s jwJi ^iLüt ^iis Ai^ giUtf
31 [3800].
K. fi rimäjati en-nulSab wa 'smuhu: bugjat el-maräm von (dem ustad)
Taibogä al-ASraß al-Baklami&i al-Junäni* [cfr. 4320].
Oktavband in braunem Lederrücken von 182X11 foll.;
großes, deutliches, stark vokalisiertes Nesfcl auf weißlichem,
etwas glattem Papier. Keine Datierung, vielleicht 11. Jahrhun-
dert. Einleitung (fol. 2*): U*l* Jpji ^~o* g> ajüI li **> Ut
j*L\ l^^V ^ jj£ ^xi\ J*U LUtyj ^\yi}\ j>jL\ ^l&ill ^j
Aus dem Inhalt: (fol. 24) el-fasl et-täni fi Sarh ma jan-
bagl Sarhuhu min el-abjat; fol. 46: b&b usül er-ramji; fol. 47:
1 Kein Titelblatt; Titel in der Einleitung.
1 Brock, h/136, § 14, Nr. 4.
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80 Dr. O. Kescher.
sifatu '1-qabd *ala '1-qaus; fol. 51 b : sifat et-tafwiq; fol. 53 b : sifatu
Vaqd; fol. 58: sifatu raadd el-qaus; fol. 60 b : sifatu 'n-nazar;
fol. 65 b : sifatu 'l-itfäq; fol. 68 b : sifatu el-featra bi '1-qaus; fol. 70:
sifatu ramji VnuSääb; fol. 85 b : §ifatu itär el-qaus; fol. 90: id/alä
?ahr el-faras; fol. 97: §ifatu ramji Ysabaq c alä bu*d el-masäfa;
fol. 101: §ifät el-muta'allim wa ädäbihi; fol. 107 b : sifatu '1-ustad
el-mu c allim; fol. 144 b : fasl fi ahkäm er-rihiin fi *n-nidäl.
32 [3786].
K. Uns el-wahid von Nur ed-din el~Wä§üi.
Mittelstarker Oktavband; ziemlich altes, fast durch vokali-
siertes (stellenweise etwas verwischtes und deshalb nachgezo-
genes) Nesju (mit 27 Zeilen) auf bräunlichem Papier. Datierung:
Ende des Rabf n. 724, geschrieben von Halil b. G-amäl b. Moh. :
Unterschrift: 15^ • . . 2J*jA\ Jl>+}\ Li* <ti^ ^ gJ> 3 Jjyi
[i^j^Jüb ^JC^i^Jl] j^io^Jl ^ jii> i _j>\ ^ j<*+^° . . . ÄJuJl ^-i^-i)
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Einleitung: ^*4Jl ^Uir° ^ ^i ^^1* ,J .».;:»£.« v_>U* \^^i ^^^
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Viele Gedichte, so fol. 3 E : el-Ahnaf, el-Mutanabbi*. abii
Firäs, es-§anaubari, abü NuYis etc. — Erhaltung gut.
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1 Am Rand.
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 81
33 [3815].
Multaqat min k. ta'hil el-garib 1 des Taqi eddzn b. Hi§ga el-Hamam
el-Hanafi.
Oktavband in braunem Lederrücken von zirka 1 30 Xllfoll.;
etwas flüchtiges ; immerhin im ganzen ziemlich deutliches Nesfci
auf rauhem (und glattem), weißem (und farbigem) 2 Papier mit
breitem Rand. Keine Datierung; vielleicht 11. Jahrhundert.
34 [3821].
K. et-tadkire 3 es-sa c dije fi 'l-as'är el- c arabije von Moh. b. c Abder-
rahmän b. c Abdel-ma§td el-'Abidi.
Ziemlich starker Oktavband in deutlichem, ziemlich vo-
kalisiertem Nes&l auf bräunlich-weißlichem, etwas glattem Papier
mit breitem Rand. 4 17 Zeilen; Autographie (nach Unterschrift)
geschrieben im Sawwäl 702. Das Werk zerfällt in 14 Kapp.:
1. el-hamäsa wa *l-iftiljär; 2. el-edeb wa 3 l-tiikam wa '1-amtäl;
3. en-naslb; 4. el-madh wa '1-istigdä* wa 'l-isti'taf wa 'ttaqäcji;
5. el-maräti; 6. el-higa 3 ; 7. el-ibwänijät; 8. et-tah∋ 9. el-
i'tidär; 10. e§-§ifät; 11. el-mu'ätabät wa Sikäja hawädit ez-zemän
wa ''s-sabri c alaihä; 12. el-mulah; 13. el-eäjä 5 el-mutafarriqa;
14. ed-du c ä. Die Gedichtproben (meist älterer Dichter) sind fast
alle mit vollem Namen mitgeteilt [im Gegensatz zu dem inhalt-
lich sich berührenden 3767 i = ZDMG 64/504 sub Nr. xvn];
Erhaltung gut.
35 [4677/8].
Diwan al-adab des abü Ibrahim Isfydq el-Färäbi h [Brock, i/ 128 ad Nr. 2].
a) 4677: Länglich-schmaler Quartband in schwarzem Leder-
rücken mit Goldpressung; 442X21 foll.j deutliches, teilweise
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1 Brock, h/16, Nr. 3; kein Titelblatt; Autor und Buchtitel in der Einleitung
(fol. 1»»).
* Wo die Schrift ganz zusammengeflossen ist.
8 In der Einleitung: en-nuzha (fol. l b ).
4 Zu Anfang stark durch Randbemerkungen ausgefüllt.
Kein Titelblatt; nur zu Anfang: <**a1oI ^ i $*?°\ JUJ.
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Wiener Zeitochr. f. d. Kunde des Morgen!. XXVI. Bd. 6
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82 Dr. O. Rescher.
vokalisiertes Nes^i auf weißem, glattem, breitrandigem Papier.
Am Ende (Datierung) 1141. Schöne Titel Vignette in farbigem
Blumenmuster auf Blau- und Goldgrund; fol. 3 (unten) Ein-
teilung des Werkes: 1. K. es-sälim; 2. el-mucJäW; 3. el-mital;
4. dawät et-taläta; 5. — el-arba'a; 6. el-hemz in 2 Abteilungen:
Nomen und Verb. (fol. 3 b Z. l); zu Anfang (fol. i — v) ein sorg-
fältiger Fihrist
b) 4678: Quartband von 448X21 foll; Schrift, Papier,
Anlage wie in a. Am Ende (Datierung) 1142. Beide Bände
sind sauber erhalten.
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36 [3825].
K. taqwim 1 en-nadim wa c uqbä en-na'im el muqim von abü y l~Mu-
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zaffar Jüsuf [b. Sadr ed-din abi 'l-Hasan Moli. 6. Hamüje]*
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Ziemlich starker kleiner Oktavband von 145X13 foll. in
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einfachem Papperücken; etwas unregelmäßiges, doch deutliches,
ziemlich kräftiges, schwach vokalisiertes Nesfci auf rauhem,
gelblich- weißem Papier; oberer und unterer Rand leicht wurm-
stichig, sonst Erhaltung gut; Inhalt: Mit vielen Gedichtversen
durchzogene maqämenartige Erzählungen.
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37 [3876].
Diwan b. an-Nebih [Brock. i/261 — 2].
Oktavband in olivbraunem Lederriicken ; zirka 80 — 90
(X 11) foll.; deutliches, ziemlich vokalisiertes, sauberes Nes^i
auf gelblich- weißem Papier. Unterschrift: <^*U^ *j\y>> y**\ \<*>*>
^5> IA ... L^i°^ W^'^ W^^ >*UJl >y*A SJs^yJi}\ *JJbj <OUfj
Arr i-Uo <ii\A.l. Die einzelnen Abteilungen sind: el - balif Ijät,
el- c ädilijät, el-a5rafijät; meistens Lob-, einige wenige Trauer-
gedichte etc.; Erhaltung gut.
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1 Defter: ^g^il — ganz willkürlich.
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1 So! Nicht wie Defter: taqdim; cfr. B^. i/321, Z. 11 v. u.
Original fronn
Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 83
38 [4327].
Die Negdijät 1 (mit persischer Interlinear-Übersetzung).
Ein Großoktavband von 82X6 foll. in einfachem Pappe-
rücken, deutliches, teilweise vokalisiertes Nesfci auf verschieden-
farbigem Papier. Unterschrift: £**i\ f y> m • . ■ oQj^püt O^
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Die Gedichte sind ohne alphabetische Reihenfolge; Er-
haltung gut
39 [4326].
Eine anonyme Gedichtanthologie 8 [Inhalt: Liebesgedichte in ver-
schiedenen Musikweisen].
Ziemlich starker Kleinoktavband von 226 X 13 foll. in
schadhaftem Lederrücken; deutliches, teilweise vokalisiertes
Nesfci auf weißem Papier; Überschrift 3 (fol. l b ): £>*v^ *Ü\ ^^
r*r&} OU*^±lJI OliwK»3\ ^ -j^io yS\ aJÜ\ yjJ 3 ^^\; zu
Anfang tragen die (anonym) mitgeteilten Gedichte (keine alphabe-
tische Reihenfolge!) nur den (musikalischen) Vermerk: ^j^f*^]
[o**^ ]; später folgen einige Gedichte mit Namensangabe:
(fol. 47 b ): Ibn el-gatfb; fol. 70: Ibn Matrüh; fol. 73 b : eä-äeib
Näbit ez-Zamzami; fol. 87: Moh. el-Fajjümi; fol. 87 b Ibn Sana 1
el-mulk; fol. 88 b eä-Seib Näbit ez-Z.; fol. 89 b -92 Ibn Sana' el-
mulk; fol. 95: Taqi eddin es-Sarügi; fol. 97 b : 'Alä* ed-din b.
el-MuSraf el-Mäzini; fol. 106 b : Mbit ez-Z.; 109 b : es-§afi ed-din
el-gilli; U0 b Gamäl ed-din b. Nubäta; lll b : Burhän ed-din el-
Qirätf; fol. 115 b : }IäU ^ ^ y£r**\ fo1 - 120: ^^U-Jl er« *j**
o£**t>JV,; fol. 158 (und 159 b ): eä-geib [Ahmed] el-musäwi;
fol. 158 b : Näbit ez-Z.; 162 b : el-Qädi ^aireddin b. abl Vsu'üd;
fol 172: el-QäcJi ÖMb ed-din Afemed b. Falita(?); fol. 177 b :
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1 Der Name des Autors [oZ-^Mtüenß, Brock. i/253] fehlt.
f Ohne Kommentar.
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3 Titelblatt fehlt; desgleichen eine Einleitung.
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Original fronn
84 Dr. O. Rescher.
Näbit ez-Z.; fol. 192/3: el-Behä' Zuhair; fol. 193: eJ-Tarä'ifi etc.
— Keine Datierung, vielleicht 11. Jahrhundert. Erhaltung gut.
40 [4280].
mafähis el-hurüf. 1
Oktavband von 117X25 foll. in einfachem Papperiicken ;
ta c Jiq-artiges, vokalloses Nes^i auf gelblichweißem, etwas breit-
randigem Papier; Abfassung des Werkes: Sonntag, den 1. Sa'bän
823; Erhaltung gut. — Aus dem Inhalt: fol. 3: ^ ^-»X*. j^
^1=0 ^; fol. 8: ^> oV^ iU^ruJl — 1^1* V*>^ 3^^ «j^-Jt
£oj<*)t ^^ <^*jL\ Cr ^ J^Laa.^1 A^Jt; fol. 33 b : Ä^oUJ\ dU ^ uoJl
dUi^iwil ^IjcJÜ ÄJLSUJ1 iS^Sji\ tZjyoj ^*j±\ es* Cs^\ ***^ <>
jLo^t Ut3U~ ^ j^oUJt ^pbl 5yb yL^Jl ^lL ^j fol. 50 b :
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fol. 62: *v3jb l$J ^^xM »>UJt cs^ A**Jo ci^i.1 <_,» ÄjoIjJ\ <*jL*äuoJI
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41 [3784].
K. el-amtal wa '1-ljikam von Moh. b. abü Bekr b. ^Abdelqädir er-Rdzi:*
63X13 foll.; deutliches, altes, durchvokalisiertes Nesfci auf
gelblichem Papier. Datierung: Ende des Du '1-IJigge 679; ge-
schrieben von Ja c qüb b. 'Ali el-BrüJiäli* 8
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Einleitung: U A^i cu*^. j*aZk* \jjb . . . ^x«ä* . - . vX-**J\ JIS
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1 Den Verfasser konnte ich leider nicht eruieren; das Werk gehört in die
Kategorie des c ilm es rar el-burüf; das gleiche Werk findet sich in der 'Umümije
unter der Nr. 3519; 171 * 25 foll. in deutlichem, vokallosem Ta'liq auf glattem, weiß-
lichem Papier; Abfassung des Werkes: Sonntag, den 1. §a r bäu 823; Datierung:
Regeb 1164. — Die Absätze sind hier auf p. 10; 43 b ; 68 b ; 85.
* Brock. i/383, cfr. Anm. 1.
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ÜBER ARABISCHE HANDSCHRIFTEN DER AjA SOFIA. 85
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Aä«Lm>j ^^" e^ dJjLu J^^^wJ Jv * 5^ie ^^U A-^3j^ ^^"^ J^^t
d^l^ «UailA.^ Kap. 1. fima jutamattalu bihi: C5 1\ <^Ly ^
OGj^)J\; 3. o~i^\ Ciyij £*U£M ^s; 4. l5>^* ^3LjÜ\ ^i;
5. i!*o jj\ ^Ll ,>; 6. yUJ!^ c ^Jt^ jjkl\ ^i; ?! ^^\^\X^Q-
8. £0^ y?wJ\ ^i; 9. gUJ\ ^i; 10. ittXi* *UM ^.
Viele alte Dichterzitate; Erhaltung gut.
42 [3917].
Badl alistita'a fi madh sähib aS-safä'a von Semseddin MoJi. [b/ Abd-
allah] el-Haffäp
Ziemlich starker Großoktavband in großem, deutlichem,
durchvokalisiertem Nes&i ; der Text ist gut erhalten, obwohl er
zu Anfang ziemlich wurmstichig und der Einband ganz zer-
fetzt ist. Zu Ende fehlen ein oder mehrere Blätter, deshalb
steht auch eine Datierung aus; vielleicht 9. Jahrhundert. —
Die Gedichte sind ohne Kommentar und ohne alphabetische
Anordnung.
43 [3891].
Ein Diwan ohne Titelblatt: öemäl ed-din [ibn en-Nubdta].*
Zu Anfang fehlen sicherlich mehrere Blätter. Ziemlich
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starker Oktavband in einfachem Papprücken; deutliches, ziem
1 Brock. i/258, Nr. 18.
1 G. ed-din auf fol. l b : Zusatz von späterer Hand; die Gedichte sind ohne
Kommentar und ohne alphabetische Anordnung.
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Original fronn
86 Dr. O. Resoher.
lieh vokalisiertes Nes^i (mit 15 Zeilen) auf glattem, weißlichem,
etwas breitrandigem Papier. Eine Datierung fehlt, vielleicht
Mitte des 8. Jahrhunderts. Inhalt: Lobgedichte an Wezire,
Qäcjis etc., Gedichte zu festlichen Anlässen, Totenklagen, Be-
schreibungen etc.; [fol. 10 b ] ein Lobgedicht auf el-IJusain
b. 'Ali]; ferner fol. 26 b [und 101 b ] ein Lobgedicht auf Ibn
Facjlullah; fol. 47 b [und 81 b J ein solches auf Ibn Rajjän;
fol. 86 [und 107] eine Totenklage auf seinen Sohn \Abd-
errahim; erwähnen möchte ich noch eine Beschreibung von
Damaskus (fol. 81 b ) und die Vorliebe des Verfassers für die
na'üra's, die er häufig in seinen Gedichten vorführt. — Er-
haltung (bis auf das Fehlende) gut. 1
44 [3881],
Sammelband :
1. [fol. 1-17] Diwan des abü Mih§an [cfr. Brock. i/40-41].
Großlexikonband; — schönes Nesjii geschrieben von dem
berühmten Kalligraphen Jäqüt el-Musta simi; 2 nach der Über-
lieferung von Abü Hiläl el-'Askeri; Datierung: Sawwäl 681. 3
2. el-Hädira's Diwan nach el-Jezidis Überlieferung 4
[14 foll.]; cfr. die Nr. 3932—36 in ZDMG. 64/513 und 516.
Datierung: 684; Schreiber, Anlage, Papier wie in l. 6
3. Von des Imruulqais Qaside: qifä nabkl 12 Verse (ohne
Kommentar); dann [2 foll.]: Jy iy^i\ <juj>1* >\ ^^Jltlk^^ JU
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1 Cfr. den Druck: Kairo 1323/1905.
1 Die A. S. besitzt von seiner Hand mindestens ein Dutzend Diwane und
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5 Von Engelmann für seine al-Qädirat-Edition nicht benützt [Geyer].
fü 0)
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sonstige Adabliteratur.
1 Weder von Abel noch von Landberg für ihre Abü Mifcgan- Ausgaben benützt.
4 Schließt wie Engelmanns Edition.
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 87
45 [3813].
K. el baizara wa '1-^amhara. 1
Lexikonband in abgenutztem Lederband mit Goldpressung
von 206X26 foll.; altes, durchvokalisiertes, etwas kleines, aber
deutliches Nesfci auf bräunlichem Papier. Datierung: Gumädä
'1-ülä 672; geschrieben von el-Qulaiin b. 'Ali b. 'Imrän.
Das Werk zerßlllt in 146 Kapp. (vid. fol. 3 b — 4 b ); der
Inhalt des Werkes: Der (anonyme) Verfasser stellt alles auf
die Jagd bezügliche in ihm zusammen; über das Jagen mit
Falken (bäzi, äähin, saqr), über die (Namen und Eigentümlich-
keiten der) Jagdvögel etc. etc.
46 [4119].
Die Mo'allaqät mit dem Kommentar des 2 Ihn en-Nahhds.
Mittelstarker Oktavband in braunem Lederrücken ; foll- 10
[I. Q. Mo'alL] in ganz altem, durchvokalisiertem Nesb! (mit 17
Zeilen); darauf Fortsetzung der Mo'all. in jungem, etwas un-
regelmäßigem, wenig vokalisiertem Nes^i [4 foll., 20—24 Zeilen];
darauf wieder älteres, ebenfalls unregelmäßiges, immerhin deut-
liches, stellenweise vokalisiertes Nesfci (mit 22 Zeilen), das bis
zum letzten Blatt [das in ganz flüchtigem Ta'liq ergänzt ist]
durchgeht; die letzten zwei Qasiden sind die des A'ää und
en-Näbiga ed-Dubjäni. — Keine Datierung. Stellenweise (so
fol. 24 b ) am Rande: durchgelesen und kollationiert; das Papier
(von fol. 15— Ende): gelblich, mit ziemlich breitem Rande.
47 [4179].
Dieselben (mit einem unbekannten, wertlosen Kommentar). 3
Mittelstarker Oktavband in braunem Lederrücken; etwas
flüchtiges, doch deutliches, wenig vokalisiertes Nesbi auf gelb-
lichem Papier (mit 18 Zeilen). Der Text in großer, roter Tinte;
1 So Titel deutlich: el-ma c rüf bi Ibn en-N.
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1 Autor fehlt.
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8 Vgl. aber die folgende alte Unterschrift.
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88 Dr. 0. R&8cher.
der Kommentar ist ganz unbedeutend. Auf der letzten Seite:
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^ ^* ksd* dc*Jt$ J^^ \JJÜb * 0^ jLJLftO ^i d£J5^ iilkJl^ £~*yl\ s>>*
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Fol. 1— ll b : I.Q.; ll b — 25 b : Tarafa; 25 b — 32 b : Zuhair;
32 b -43: Lebid; 43— 51 b : 'Antara etc.
48 [4263].
Al-mustagäd min fa'alät el-a£wäd [von et-Tanühi].
Schöne Titelvignette in Gold [aber ohne einen Autornamen];
darunter: vi&-Jt ^UJ\ ^UxUJl eJoj-iJt f UUM tt^y üt^i. ^j a +
Großoktavband in einfachem Papperücken von 25 X 6
Zeilen in Tulti-großem, durchvokalisiertem, sauberem Nes^i auf
weißem Papier; keine Datierung; Einleitung: ^*lo Cj^\ o* <S3)
jjjt jy^j b dou dJü\ ^>j ^ dJ jlü sj^s ^yi ßs >\j\ U
«^i ^ ^33 :[fol. 2] .^U> *)Jt J>^ E/ ^ v^lC f ü\ ^S
* 4>^ — cfr - Lä,eli 1924 -
49 [4672].
El Gamhara fi lluga von Ihn Doraid.
Mittelstarker* Quartband: ziemlich kleines, doch deutliches
Nesfei auf weißem, etwas breitrandigem Papier (mit 35 Zeilen);
schöne Titelvignette in farbigem Blumenmuster auf Goldgrund.
Datierung: Rabf el-awwal 1130. Erhaltung sauber. Auf dem
Titelblatt eine gedrängte Inhaltsübersicht: bäb et-tenä'i es §ahih,
bäb et-tenä'i el mulhaq bibina' er-rubä'l, bäb el-hamza wa ma
jattasilu bihä min el hurüf, bäb et-tuläti es-sabih wa mä jata-
c a§äabu minhu.
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1 D. h. türk.: ^-o^.
1 Aber ganz dünnes Papier!
Original fronn
ÜBER ARABISCHE HANDSCHRIFTEN DER AjA SOFIA. 89
50 [4671].
Tehdib el-luga von al-Azhari [Brock. I/129]. 1
Einleitung: O ÄJd}\ ^iX&z> L ^^J\ ^UDl Ijjt J^li j^jo^
^t <*JU £-JLS JLo ^ <ü\ vJx^J Jl^ c ^a JLft doU £i) ^L*cX-*ol i^yuo
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Sehr starker Großlexikonband von 984 X 45 foll.; kleines,
vokalloses, etwas flüchtiges, immerhin deutliches Nes|ii auf wei-
ßem, breitrandigem Papier. Unterschrift: <*^U* ^ £\jti\ ^Ifj
.1 ir* iLLw ;M ^ ^ (!)J/tfl ^5^^ viuJÜ £aJL\ f5i
Fol. i — xvi Fihrist. i. Kitäb el- c ain min tahdib el-luga:
1. abwab el-nia(Jä c if; 2. abwab et-tuläti es-sahilj [3. el-mu'tall]
min harf el- c ain; 4. abwäb er-rubä c i min harf el-'ain; 5. abwab
el-humäsi min harf el- c ain. n. K. el-ha 3 min tahdib el-luga mit
den gleichen Kapp. in. K. el-hä\ iv. el-|iä\ v. el-gain. vi. el-qäf;
vn. el-käf. vin. el -£im. iv. eä-äin. x. e<J-<Jäd. xi. es-säd. xn. es-sin.
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xm. ez-zä\ xiv. t. xv. >. xvi. O. xvn. &. xvm. 3. xix. ^. xx. >
xxi. J. xxn. ^. xxni. ^i. xxiv. f. xxv. ^ und ^ — el-hamza.
Die Art der Behandlung des Stoffes ist beispielsweise aus
ii, 1: c und JJ i. e. Jp- und %', dann c und ^, so Ä*- und j?;
aus ii, 2: c und J> + 3. Radikal [fol. 1 7 7 b ] : Ji& — ^j**? — ^j^
— j^Ji — j^** — j^ä. — ys? — c ^5 — ks* etc. etc.
Kap. 1 ist betitelt: v-^*^. U-^ ^-^ ^5^U-Xft\ ^JJi i-iJ^l v^b
Es folgt: Halaf el-Ahmar, el-Mufa(J(Jal ecJ-Dabbi; darauf: et-
tabaqat et-tänija: abü Zaid Sa c id b. Aus el-Ansäri, abü c Amr
eS Seibäni, abü c Obaida, abü Sa c id . . . el-Asma c i, el-Kisä% el-
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1 So in der Vorrede auf fol. 1 des Bandes; kein Titelblatt. * Oder 1142.
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90 Dr. O. Rescher.
Jezidl, en-NacJr b. Sumail, Sibaweihi; eMabaqat eM&Hta: Abu
c Obaid, Ibn el-AV&bi, el-Lihjäni, c Amr b. abi 'Amr eg-Seib&ni,
el-Atram, Ibn Na£da, abü IJätim, Ibn es-Sikkit, abü Sa'id el-
Bagdädi e<H*rir, Ibn Hanf en-Nis&büri ? abü Mu'äd, abü c Amr
Samr b. IJamdüja el-Herewi, 1 abü '1-Haitam, Ta'lab, el-Mubarrad;
tabaqa u{>rä (ark&nuhum fi'a^rinä): ez-Zaggä£, el-Anbäri, en-
Niftaweih, el-Laijt, Qutrub, el-Gähi? ; abü \AbdaMh Moh. b.
Muslim ed-Dinawarl, Ibn Doraid, el-JJärazangi, abü '1-Azhar
el-Bo|)ärl,* fol. 7 b : alqäb el-hurüfwa madäri£ihä; der eigentliche
Text (el'ain ma ( a '1-hä') beginnt fol. 9 b .
51 [4700].
Pija* el-hulüm [el-mubta§ar min Sams el- c ulüm] von Moh. b. NeSwän
b. Said el-Himjart [Brock. i/301].
Starker Lexikonband in hellbraunem Lederrücken mit
Goldpressung; Titelvignette in Blau und Gold; vokalloses, nicht
eben großes, immerhin ganz deutliches Nesjji auf glattem, gelb-
lichem, breitrandigem Papier (mit 27 Zeilen); geschrieben vom
ersten Monat des Jahres 968 bis zum Sa'bän des erwähnten
Jahres von (einem gewissen) Ra<Ji ed din Mob- b. Ahmed b.
Mofc. el-Qäzäni eä Säfi't. — Erhaltung gut.
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52 [4261].
Mu^tär min Si c r b. er-Rümi li-Ibn Nub&ta. 3
Kleinoktavbändchen von 136X11 foli. in einfachem Pappe-
rücken; ziemlich flüchtiges, nur stellenweise vokalisiertes Nesfci
auf dickem, etwas rauhem, gelblichem Papier; die Auswahl
enthält: l.en-nasib [qäla'Ali b. el-'Abbäs b. Guraig]; 2, [fol. 10]:
eä-Sabäb wa 3 ä-Saib; 3. [fol. 18]: el-madh; 4. [fol. 6]: el-'itäb wa
1 Sojütf ,bugj*S pag, 266.
1 Jt tJJLki ddJt ^jJl 4oU* <^i CJj& ,Ji\h J$U*±.t doU* ^l~> ^JJl
3 Auf dem Titel unter Ibn Nub&ta (von anderer Hand hinzugesetzt aL*^);
eine Datierung der Kopie fehlt, immerhin wäre die Angabe — der Schrift nach —
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möglicherweise richtig.
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 91
'l-isti'taf; 5. [fol. 82 b ]: el-higa'; 6. [fol. 106]: el-maräti; 7. [fol. 115]:
el-ausäf; 8. [fol. 123]; el-igrätf; 8. [fol. 134]: ez-zijädät
53 [4335].
Nizäm el-garib 1 von er- Rabat [Brock. i/279].
Oktavband von etwas über 100 (Xlö) foll. in rotbraunem
Lederriicken mit Goldpressung; etwas kleines, aber sehr sorg-
fältiges, deutliches, durch vokalisiertes Nes^i auf gelblich- weißem,
breitrandigem Papier. Datierung: Dienstag, den 22. Rabf n.
917. Die Kapp. 2 sind: 1. L*J^l jJLi. ^ t-o^AJl; 2. «^i Gb
•ttjJl, JJUJt; 3. ÄD.UUI ,>; 4. gfS3\ ^i; 5. ^ii\ ^;* 6. ^i
JÜJ C^; 7.^1\^>; 8.^31^; 9. Jiu-Jtj ^l Jj; 10. Ji
l _ r XU\ -U-*»\; ii. ^UviJl ^i; 12. Z±y*Jti\ ^5 13. i"P»J\ ^i
»J-SJl,; U. ui*i»3\ ^ ; 15. f yL]l ^c ^JUL\ ^j 16. s j^ , \ ^j
17. J^l ^; 18. u*y^3 *+*Ä\ «^i; 19. ,*i)\j <U*H ^i; 20. ^
^yÄi-J^ jpi; 21. ^ -U-\ ,>; 22. J— dl -U-\ ,>; 23. <>
.^JJl -U-ol; 24. <**Ul ; 25. [i^^Uy] «UJJl ; 26. U
•U^l'j^L ^ s^ >; 27. C ^J\ «U-lj 28. <jU.1 ,-i: 29. -U-l «J
iiLü^ w*aJJ\; 30. <-~^\ <> etc. — Es sind nur ältere Dichter
(fast alle mit genauer Angabe) mitgeteilt; Erhaltung gut.
54 [4271].
Mufabarat es-saif wa '1-qalam 3 [von abü Hafs Moli. b. Ahmed el-Kdtibt
el-Andalu8i\}
Großoktavband von 23 X 7 Zeilen in sehr großem, sorg-
fältigem, durchvokalisiertem Nesfci auf weißem und braunem,
etwas breitrandigem Papier. Unterschrift: geschrieben von
Moh. b. Mofc. es-Suhail! am Montag, den 9. Rebf n. 911. Leider
1 Brock. i/279; kein Titelblatt; Buchtitel fol. 2, Z. 7.
* Ohne Durchzählung.
3 Auf der Titelvignette: ^b U > L ^UJl Li^t ^lJ\ 4o\ } ± ^y>
.*y da» f \>\ &> z« u, >r ~xii >\ 3 > j~a
4 Der Name des Autor» [ao Defter] fehlt gänzlich.
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92 Dr. O. Rescher.
sind an dieser sehr sorgfältigen und sauberen Kopie zirka 4 — 5
Blatt (d. i. 1 / 5 des Ganzen) unwiederherstellbar verdorben.
55 [4034].
K. sefineM-Sälihi. 2
Kleinoktavbändchen in schwarzem Lederrücken mit Gold-
pressung; ungefähr 230 (X 19) foll. in kleinem, immerhin noch
deutlichem, vokallosem Ta'liq auf gelblich- weißem, breitrandigem
Papier. Unterschrift [Autographie des Verfassers]: Geschrieben
von Moh. b. en-Nagm b. es-Sälihi (tumma el-Hiläli). — Ein-
leitung: iw->L**-tfl c _ 5 i* Li^s^ ♦ ^^»IatJ\ ^SUJÜl ^o JJi *X&i w^jo^
g\ JJUJt ^i J^i * l^Jt J^UWI; darauf folgt: 3 (fol. 7) J>oi
kS*R <^; (fol. 8 b ) <Jbdt J> J~i; (fol. 19) j~aä\ ^ J-i; (fol. 35)
£ji\ ^i Jwai; (fol. 36 b ) fc^JJl *-^» ^i J-oi etc/etc; (fol. 132ff.)
Aussprüche der Profeten und der Kalifen; dann folgt Grammati-
sches U. a. x^?*^ L-ÄUir J^ai — j*&\ — (^^ — W J-^i —
^« — ^ — C->j — >i; bäb fimä warada min el-hikma min
es-äi c r el-mauzün; bäb el-abjät el-mufrada min el-hikam el-
manzüma; bäb fi 3 i-muzdawag min el-hikmat el-manzüma; dann:
& V° kiLs^ U ^^^-o-Xj # <*JJl** «*JL*JU j^ly»^ * <H^> Jo\^i *wX*
Dann folgt: i^-o^ ^-s^ v_jU$ <*j^U . . . J^liJl ^-*£J\ sj^y^i
Auf den folgenden 12 foll.: Ibn el-Moqaffa c ; dann: hädihi
nutaf wa nubad min K. ez-zeinija des abü 'Ali b. Sina. Zuletzt:
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1 Diese Sefina scheint ihrem kunterbunten Inhalt nach mehr eine Arche
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Noah zu sein! Die Schrift fehlt bei Brock., obwohl sie, (z. B. von Ahlwardt in
seinen sechs Diwanen pag. 104, sub K) anderweitig zitiert wird; cfr. Köpr. 1289.
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Autor vollständig
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2 Titel (so in türkisch) von späterer Hand; im Buche selbst fehlt Titel und
vollständig.
* Ein kurzer Auszug des Inhalts des Ganzen auf dem Vorsatzblatt.
Original fronn
Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 93
o^ *b kiy 5 -^ o' — * ux-*^* &£>* *j\A* £&** sj*\j& ^°
56 [4320].
Sammelband:
1. K.munjat (sie! 1 ) eMulläb fi maVifet er-ramji bi-Vnuä8äb*
[zirka 80X15 foll 3 — cfr. Nr. 3800 (und 3846, 4193, 4198)].
Ziemlich starker Großlexikonband (in schadhaftem, braunem
Lederrücken); ziemlich großes, fast vokalloses Nes^i 4 auf gelb-
lich-weißem, etwas glattem Papier mit breitem Rand; Datierung:
Mittwoch, den 20. Rebl* n. 864.
2. Den größeren restierenden Teil des Bandes füllen ge-
schichtliche Abhandlungen (in persisch) 5 über die Türkensultane
aus (Ertogrul, Orfcän, Jyldyrym Bäjezid etc.); Schrift: Ta'liq.
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57 [2265],
Mauldnd Arab G [Brock, n/431]: r. fi mes'elet el qadar.
Kleinoktavbändchen von 34X15 foll; deutliches, vokal-
loses Ta'liq auf glattem, breitrandigem Papier. Keine Datierung
(10. Jahrhundert). Erhaltung gut
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1 Die anderen Hdschrr. (Köpr. etc.): bugjat.
* Ein ähnliches Werk: K. tacjkire üli *l-albäb fi facj&'il rarnj en-nus§&b
Oktavband von zirka 50X5 Zeilen; deutliches, sauberes, durch vokali-
siertes Nesfci auf weißlichem, etwas glattem Papier; zirka 8. Jahrhundert.
Einleitung: jJL**j wOtX&» ^ W^^r ^Jl+L} i\x*i *S.+* *>^_j
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Das Buch ist im Privatbesitz von Isma'il Effendi, Bibliothekar an der
kaiserl. öffentlichen Bibliothek.
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* Cfr. Brock, n/136 [ad Nr. 4] 2 [Verfasser: Taiboga]\ Einleitung: j^o U\
^dl J^L\ LUS^l, v_V)\ JjjL\ ylLb\ ^ UJL* J>/> CU^ g3 AJÜ\ oU
^ * J^U tbj [Kor. 8/62].
* In der Titel Vignette: ^ jUi'S ^i^-Jt ij^^ ^1*01 ^ v-^S
-Jj dJJt *>\ c>^ 1 ls^ c$V* ^^ C^ fwU^l ^ <UJ\ j^*
6 Sie scheiden deshalb von einer näheren Beschreibung aus.
6 Defter (und darnach Bbockrlmanm) falsch: Ibn 'Arabääh el-lsfarä'ini.
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94 Dr. 0. Rescher.
58 [4874].
Magmü 1 mawälijät wa muwaääabät wa dübeit [ohne Autor].
Großoktavband ; durch vokalisiertes , sauberes , deutliches
Nes^i (mit 11 Zeilen); kein Datum (6. Jahrhundert); eine Ein-
leitung fehlt. Erhaltung gut.
59 [4814].
Ein Sammelband:
1. K. mersüm el-mushaf nach Abu 'Amt b. el-'Alä.
2. Qaside fi dikr äjj il-qorän von &ihäb ed-din Ahmed b.
'AU b. "Abdallah es-füfi.
3. Mafätih el-fattah (über Chemie) von ['Ali 6. Aidamur]
el'Galdaki [Verfasser bei Brock. ii/138].
4. K. et-tfbb fi tedbir el-musäfirin wa mara4 et-ta c ün von
'Abdelqähir b. Moh. b. 'Ali . . . et-Tünisi (Autograph): 899.
5. K. a^bar wa-aä'är wa hikam wa ädab wa nawädir wa
fiqar (geschrieben von Moh. b/Ali Sir)* 20 X 7 foll. Datierung:
700 d. H. cfr. Nr. 3763.
60 [4120].
Die Maqsüra des Ibn Doraid mit dem Kommentar des Ibn Hiääm. 1
Starker Großoktavband; fol. 1—20 zu Anfang und die
letzten 8 foll. zu Ende sind neu ergänzt; Originaltext in sauberem,
deutlichem, durchvokalisiertem Nesfci auf gelblich-braunem Papier
(19 Zeilen); Text in roter Tinte; Datierung: 12. Öa'bän 885 nach
einer Kopie vom 20. Öa'bän 717. — Erhaltung (bis auf die
Neuergänzungen) gut.
Die Nr. 15 des Defters p. 395 ist jetzt in der 'Umümije = Nr. 245;
En-Nahhäs: Trab el-qorän* [cfr. ££. i/122, Z. 8].
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sich in der folgenden Nr. 246; cfr. auch Flügel, Grammatische Schulen, p. 64
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1 Tebrizi's Kommentar [55- n/510, Z. 9] findet sich 'UmÜmije 5595.
3 Ein anderes, aber nicht ganz vollständiges, doch älteres Exemplar findet
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Über arabische Handschriften der Aja Sofia. 95
Sehr starker Großoktavband; vokalloses, deutliches Nes^t
(mit 31 Zeilen); Unterschrift: tamma K. §arh iVab el-qorän.
Auf dem Titelblatt: Abschrift nach einer Kopie, deren Text
mit des Verfassers Original verglichen wurde.
61 [4283].
El-Hamadänfs Maqämät [ohne Kommentar].
Sehr schönes, durch vokalisiertes Nesbi; Datierung: Mitte
Muharrem 692; zum Schluß folgen rasä'il. Die maq. haben
keine Überschrift; ihre Zahl ist kaum über 30.
62 [4278/9].
Band i und n des K. ma'äni wa '1-hikam von 'Abdulwahhäb
b. Moh. en-Nisäbüm.
Großlexikonbände; sehr großes, durchvokalisiertes Nesfci
(9 Zeilen) auf weißem, breitrandigem Papier. Datierung: 886;
tamma. — Erhaltung sehr gut.
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Zur Frage der Existenz des g im Ursemitischea.
Von
Rudolf B&iiöka.
In ZA 21, 293 sqq. habe ich eine Abhandlung unter dem Titel
Über die Existenz des £ im Hebräischen veröffentlicht, die bezweckt,
einen Beitrag zur Lösung der Frage des ursemitischen g zu liefern.
Diese Frage ist gewiß eines der wichtigsten Probleme der semiti-
schen Lautgeschichte, umsomehr, als sie mit der Frage des ursemi-
tischen A unzertrennlich verbunden ist; ebenfalls für die semitische
Etymologie ist sie von äußerster Bedeutung, denn bei der Annahme
eines ursemitischen g und h muß man Wurzelverschiedenheit der
c - und A-Stämme von den g- und A-Stämmen annehmen; dagegen bei
der von mir verteidigten These, daß $ und A sich erst sekundär aus
c und h entwickelt haben, ist ein Zusammenhang der $- und A-Stämme
mit den c - und A Stämmen anzunehmen.
Fast allgemein wird bisher die Existenz des g im Ursemitischen
angenommen. Nun fragt es sich, welche Gründe für die Annahme
dieser Theorie ausschlaggebend waren. In dieser Beziehung ist es
eine historische Tatsache, daß diese Theorie von einem ursemitischen
g sich einzig und allein auf einige Transkriptionen der lxx, die
Lagarde in seiner Übersicht und seinen Mitteilungen angeführt hat,
stützt; es ist nie ein ernster Versuch gemacht worden, die Entwicke-
lung von g zu c , die diese Theorie zur Voraussetzung hat, lautphy-
siologisch oder etymologisch zu begründen. Die ganze Theorie von
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einem ursemitischen g ist auf Grund von etwa einem Dutzend (mehr
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Zur Frage der Existenz des g im Ursemitischen* 97
hat Lagarde nicht herangezogen) von griechischen Transkriptionen
aufgestellt worden. Es war nichts anderes als ein auf höchst un-
genügendes und unvollständiges Material sich stützender Einfall La-
gardes, der den in der Folge zu einem Dogma im wahren Sinne
des Wortes gewordenen Glauben an ein ursemitisches g entstehen
ließ. Man kann die Voraussetzungen, auf denen diese Theorie be-
ruht, in folgender Weise zusammenfassen: Die lxx transkribieren
hebräisches y in Fällen, wo es dem arabischen £ entspricht, mit y
(eine ganz falsche, nur auf Grund von den wenigen von Lagarde
angeführten Fällen gebildete Voraussetzung; vgl. weiter unten die
Ergebnisse meiner Abhandlung Über die Existenz des £ im Hebr.).
Also hat es im Hebräischen ein g gegeben. Weil es im Hebräischen
ein g gegeben hat, müssen alle semitischen Sprachen und somit auch
das Ursemitische ein g gehabt haben, das dann, bis auf das arabi-
sche £, zu c geworden ist. — Es liegt auf der Hand, daß eine solche
Beweisführung nicht ganz einwandfrei ist. Will man aus den Tran-
skriptionen der lxx auf die Existenz des g im Hebräischen schließen,
so ist es zuerst doch selbstverständlich notwendig, alle Transkrip-
tionen der lxx zu untersuchen. So habe ich denn in meiner oben
angeführten Abhandlung alle ein p enthaltenden, von den lxx tran-
skribierten Wörter (im Ganzen 507 Fälle!) gesammelt. Was die
Wörter, in welchen y durch y transkribiert wird, betrifft, stellt sich
das Resultat in folgender Weise dar (s. 302): Unter 53 Wörtern, in
welchen p durch y transkribiert wird, entspricht in 11 Fällen mit
ziemlicher Gewißheit wirklich p dem arabischen £,. Darunter jedoch
befinden sich 5 Wörter, welche promiscue sowohl mit als auch ohne
y transkribiert werden. In 24 Fällen entspricht das hebräische y aber
arab. £. Die Transkription mit und ohne y promiscue finden wir im
Ganzen in 32 Wörtern. Weiter finden wir auch Fälle, in welchen
hebr.y arab. £ entspricht und doch von den lxx überhaupt nicht durch
y transkribiert wird (S. 302 sqq.). — Ich habe weiter an das gesam-
melte Material Erwägungen geknüpft, die mich zu der festen Über-
zeugung geführt haben, daß das y der lxx nur eine ungenaue Wieder-
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gäbe des dem griechischen Ohre und den griechischen Sprechorganen
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes. XXVI. Bd. 7
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98 Rudolf Rü2i£ka.
fremden Lautes c ist, der zu jener Zeit bereits im Versehwinden be-
griffen war und nur hie und da stärker artikuliert wurde, 1 daß g
kein ursemitischer Laut ist, sondern daß es sich erst sekundär im
Arabischen aus € entwickelt hat, wie auch die umgekehrte Entwicke-
lung von dem velaren g zum laryngalen f physiologisch unmöglich
ist und der allgemeinen Richtung der Lautentwickelung zuwiderläuft.
Es steht gewiß Jedermann frei, sich von meinen Ausführungen
überzeugen zu lassen oder nicht; eine klare Stellungnahme zu den
von mir angeführten Tatsachen scheint mir jedenfalls erwünscht, ja
notwendig.
Herr Prof. Brockelmann spricht in seinem Grundriß davon,
daß die lxx noch die doppelte Aussprache des p als c und g kennen
und fügt in Nachträgen und Berichtigungen S. 659 hinzu: ,s. aber
Rüiiöka, ZA. 21, 293 — 340, dessen Argumente gegen ein ursemit. g
mir aber nicht durchschlagend scheinen'. — Nun wäre es m. E. für
die Sache von weit größerem Nutzen gewesen, die von mir vor-
gebrachten Argumente, die sich ja auf bestimmte Tatsachen stützen,
einzeln zu widerlegen, da es sich ja doch um ein wichtiges Problem
der semitischen Lautgeschichte handelt. Jedenfalls ist die Anmerkung
H. Prof. Brockelmanns mit ihren zwei ,aber' zu unklar. Aus diesem
Grunde hoffe ich, daß mir H. P. B. nicht verargen wird, wenn ich
mir erlaube, eine Stelle aus seiner an mich nach dem Erhalt des
ihm übersandten Separatabdruckes meiner Arbeit gerichteten Zu-
schrift anzuführen. Die Stelle lautet: »Verbindlichsten Dank für die
liebenswürdige Zusendung Ihrer Arbeit über das g im Hebr., deren
Darlegungen mich vollkommen überzeugen, soweit sie den
auch von mir bisher geteilten Irrtum betreffen, daß man
aus der Umschrift der lxx noch auf die Existenz eines g-
im Hebr. schließen könne/ — Dieser Überzeugung hätte H. Prof.
Brockelmann in seiner Anmerkung Ausdruck verleihen sollen.
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1 Dasselbe Schicksal ist auch dem arabischen p beschieden, das allmählich
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verschwinden wird, am frühesten bei den mit nichtsemitischen Sprachen in Be-
rührung kommenden Arabern, wie auch im Mehri ' überall verschwunden, g da-
gegen geblieben ist. Beispiele des Verschwindens von £ finden wir sonst in jedem
arabischen Dialekte.
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Zur Frage der Existenz des g im Ursemitischen, 99
Wie nun aus der oben dargelegten Geschichte des Problems
hervorgeht, ist die Transkription der lxx, richtiger gesagt einige
Transkriptionen der lxx, die einzige Grundlage der Theorie von
einem ursemitischen g. Wenn sich diese Grundlage als hinfällig er-
weist, so wird dadurch der Theorie die einzige Stütze entzogen und
sie muß entweder fallen gelassen werden oder müssen für ihre Auf-
rechterhaltung andere Gründe angeführt werden. So finden sich
die Verteidiger des ursemitischen g vor folgende Fragen gestellt:
1. Welche Gründe sonst kann man für die Existenz eines hebräi-
schen g anführen? 2. Kann man durch den Sprung von einem
hebräischen g zum ursemitischen die Existenz eines ursemitischen g
als bewiesen erachten, oder 3. gibt es besondere Gründe für die
Annahme eines ursemitischen g? 4. Wie erklärt man den Umstand,
daß g in keiner Sprache mit Ausnahme des Arabischen graphisch
ausgedrückt worden ist, obwohl das semitische Alphabet für weit
feinere Lautnuancen besondere Zeichen geschaffen hat (5, s; Je, #;
«, t etc.)?
Ich wiederhole nochmals auf das Nachdrücklichste, daß ich als
jedermanns Recht anerkenne, sich von meinen Ausführungen über-
zeugen zu lassen oder nicht; was ich aber für besonders bedenklich
halte, ist das achtlose Vorübergehen an Tatsachen, welches dem Leser
unmöglich macht, sich über den Stand der Frage richtig zu orien-
tieren. Dies bezieht sich vorerst auf die 15. Auflage des Handwörter-
buches von Gesenius-Buhl. Ich konstatiere zuerst, daß die Definition
des * S. 548 a, wonach c ,ein stimmhafter Verschlußlaut (Explosiva)
der Stimmritze ist', unrichtig ist; c ist selbstverständlich keine Ex-
plosiva, sondern eine Continua; cf. die bei Brockelmann, Grundriß
S. 43 zitierte Definition des c aus Sievers, Phonetik § 354: , Dieser
Laut beginnt, wenigstens im Anlaut, wohl zweifellos mit Kehlkopf-
schluß, aber dieser ist viel stärker forciert als beim * und zwischen
Explosion und Folgelaut schiebt sich daher ein Stück for-
cierter Preßstimme ein, so daß das ganze als stimmhafter
Kehlpreßlaut bezeichnet werden kann/ — Meine Arbeit wird
S. 549 a zitiert, folglich sind die in ihr enthaltenen Tatsachen als
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bekannt vorauszusetzen. Nun verhalten sich die Angaben des HW
in betreff der Transkription der lxx zu der Wirklichkeit wie folgt:
S. 184 a des HW s. v. J??n steht: ,lxx: Ava'. In der Wirklichkeit
aber: "Avay (eyy) Jes. 37, 13. "Ava 2 K. 18, 34, 19, 13 (meine Abb.
S. 295). — HW S. 561 b s. v. ni nnp : ,Jedesfalls gehört lautlich
dazu Tiy Herde, lxx yccdeg'] richtig: Fadig Gn. 35, 21 (Aquila ca.
100 n. Chr. "Adig), "Eöig 1 Ch. 23, 23, 24, 30, "Edeg 1 Ch. 8, 15
(S. 296). Zu den in meiner Abhandlung gesammelten Belegen ist
nachzutragen: edgcuv Jos. 15, 21 (= "HP Name einer Stadt im Süden
des St. Juda). — HW 564 a s. v. njp: ,lxx: Aßet; richtig: Fava
(yava) Jes. 37, 13, Aßa 2 K. 10, 13 (296). — HW 575 a s. v. T:
,lxx: y Ayyai oder rat 1 *, richtig: 'Ayyai Gn. 12, 2, 13, 3, Tai Jos. 7,
2 sqq., 8, 1 sqq., 9, 3, 10, 1 sq., 12, 9, Jer. 49, 3, Jes. 18 ; 28, cua>
Neh. 11, 31, "Aid Esr. 2, 28, *At 7, 32 (297). — HW 575 a s. v.
bvV: ,lxx: ratßal'] richtig: FcußaX Dt. 11, 28, 27, 4, 13, rcußrjX
Gn. 36, 23, raißrjl (yaoßyX) 1 Ch. 1, 40, ysfiiav 1 Ch. 1, 22, EMI
Gn. 10, 28 (297). — HW 577 b s. v. n^y : ,lxx zu Jes.: raupa';
richtig: Fccicpdg Gn. 25, 4, 1 Ch- 1, 33, raitpd 1 Ch. 2, 46, 47, Jes.
60, 6, 'Iiocpe (FA (oepe) Jes. 40, 8 (297). — HW 588 a s. v. j1o^:
,lxx FapaXa, AXfiwv, EX^uo*'; dies ist der einzige Fall, wo die
Transkriptionen ohne y angegeben werden ohne die geringste An-
deutung, wie sie angesichts der Theorie von einem hebr. g zu erklären
sind; richtig: FeXfxcbv Nu. 33, 46 sq., aXfiwv Jos. 21, 18 (298). — HW
602 b s. v. ißj: ,lxx: A<peg, ^Ocpeg, "Aq>€ig, y E<peg; nur 1 Ch. 1, 33
hat Lag.: Focpeg; hier und beim folgenden Worte wird neben der
Transkription ohne y diejenige mit y angegeben, ebenfalls ohne jeden
Versuch einer Erklärung; richtig: "Acp€Q (ycupeg) 1 Ch. 4, 17, 'AcpsiQ
(aepeg) Gn. 25, 4, "Ocpig 1 Ch. 1, 33, 5, 24 (299). — HW 602 b s. v.
irjfcp: ; lxx: roqtega, Eq>ga9a'i richtig: roepegd 1 S. 13, 17, Fwpegd
(yoepoga) 1 Ch. 4, 14, *Eq>ga&d (cccpQo) Jos. 18, 23, 'Ecpga&d Ri. 6, 11,
24, 8, 27, 32, 9, 5 (299). — HW 605 a s. v. nai-jl^: xxx: ramwv
yaßeg'; richtig: Feaabv Nu. 33, 35 sg., Feaiwr (yaoaov) Deut. 2, 8,
raaiwv 1 K. 9, 26, 2 Ch. 8, 17, 20, 36, aaewv 1 K. 22, 49 (299). —
HW 624 a s. v. n£w: ,lxx Fo&oXhx'; richtig: FoOoXia l Ch. 8, 26,
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Zur Frage der Existenz des g im Ursemitischen. 101
2 K. 8, 26, 11, 1 sqq., 2 Ch. 22, 2, 12 u. pass., li&elia (a&Xux) Esr.
8, 7 (300). — HW 624 b s. v. *?n?: ,lxx ro#w<; richtig: 3 0#n (yo&vt)
1 Ch. 26, 7 (300). — HW 761 b s. v. nöjn : , L xx: 'fty/ua'; richtig:
€ Pey(xa (ßsyx^) G n - 10 > ?> 1 Ch. 1, 9, 'Papfid (gayfia) Ez. 27, 22 (301).
— Dazu kommt, daß bei einer ganzen Reihe von Wörtern, wo p in
ganz derselben Weise wie bei den angegebenen Wörtern promiscue
durch y und ohne dasselbe transkribiert wird und die ich alle in
meiner Arbeit angeführt habe (S. 294 — 302), die Transkription der
lxx im HW gar nicht erwähnt wird; gelten für das HW bloß die-
jenigen Transkriptionen, die sich bei Lagarde und Flashar finden?
Interessant ist dabei Folgendes: In der 15. Auflage des HW
steht auf der S. 548 b: ,Während p nämlich in mehreren Ww. in d.
lxx durch Spiritus lenis od. asper (zB. l4fiaXrjx 7 p!???; siq, TP;
c HXl, ^S) od. durch einen Vokal (zB. lWö#, Svfistov) wiedergegeben
w., w. es in and. Wörtern durch ein g transkribiert, . . J In den
früheren Auflagen heißt es: ,. . . wird es in anderen Wörtern, und
soweit wir sehen können, gerade in solchen, welche die
Araber mit £ aussprechen, durch ein g transkribiert, . . / —
Man hat also doch sich veranlaßt gesehen, die unhaltbare Behaup-
tung von der Übereinstimmung des y der lxx mit dem arabischen
£ zu beseitigen, gewiß mit Recht; entsprechende Korrekturen hätten
aber auch bei den einzelnen Angaben der Transkription der lxx
durchgeführt werden sollen.
Mit H. Flashars Ausführungen (ZAW 28, 194 sqq., 309 sqq.)
läßt sich schwer polemisieren. H. F. irrt sich sehr, wenn er glaubt,
ein kompliziertes lautgeschichtliches Problem vom engen Standpunkt
der Transkription der lxx lösen zu können. Er erklärt die Ver-
schiedenheit der Umschrift der lxx durch freie Etymologie und führt
sie auf arabische Stämme zurück. Daß die These von einem ur-
semitischen $ ihre einzige Grundlage verliert, nachdem die Hypo-
these Lagarde s y = £ fällt und folglich für diese Theorie erst
andere Argumente zu suchen sind, daß man also von ihr nicht aus-
gehen darf, sondern dieselbe erst beweisen muß, daß man erst nach-
weisen müßte, daß die von ihm angerufenen arabischen Stämme
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102 Rudolf Rü2iöka.
wirklich auch im Hebräischen existiert haben ; das läßt H. F. ganz
außer Acht Das Bestreben, die Verschiedenheit der Umschrift der
lxx zu erklären, ohne die Theorie vom hebräischen g angreifen zu
müssen, hat ihn dazu geführt, die lxx als über die Bedeutung der
Eigennamen grübelnde Etymologisten darzustellen. Mit Recht hat
Bibl. Zeitschrift 7, 75 auf die Hinfälligkeit seiner Ausführungen hin-
gewiesen.
Ferner schreibt Herr Prof. E. König in seinem Wörterbuch,
S. 308 sq.: ,Es (p) vertritt nicht nur einen starken Kehlkopfdruck ( c ),
sondern auch einen mehr palatalen Laut (vgl. HJJ? und rü£cc etc. und
das laut-physiologisch Genauere in 1, 33 f !), und die Frage, ob es
auch das ar. Ghain ausdrückt, ist durch Rüd. Rüäiöka, der sie in
seiner Abhandlung ,Uber die Existenz des $ im Hebr.* (Zeitschrift
für Assyriologie 07, 279 ff.) verneint, nach meiner Meinung noch
nicht endgiltig entschieden worden. Denn das Ghain kann schwer-
lich von dem weithin in den semitischen Sprachen beobachteten
(2, 543 f. 458 f. etc.) Prozeß der Veränderung der Potenz der Kehl-
laute eine absolute Ausnahme bilden. Gegen Rü2. opponiert auch
Flashar ZATW 08, 219 f.' — Die erste Einwendung gegenüber dieser
Äußerung H. Prof. Königs ergibt sich aus dem oben Gesagten von
selbst. Der Leser wird nicht auf die Hauptsache, um welche sich
die ganze Frage dreht, aufmerksam gemacht, nämlich daß eine ganze
Reihe von Wörtern promiscue mit und ohne y transkribiert wird, daß
Stämme, die im Arabischen ein £ haben, mit y und umgekehrt solche,
in welchen sich im Arabischen ein £ findet, mit Spiritus transkri-
biert werden, daß also von der Haltbarkeit der Theorie Lagardes
mit Hilfe der Transkription der lxx gar keine Rede sein kann. Die
Worte ,vgl, njg und rä^a etc/ müssen in dem Leser den irrigen
Glauben erwecken, daß die Sachen so einfach sind, wie sie Lagardb
dargestellt hat, umsomehr, als die Transkriptionen einzelner Wörter
nicht angeführt werden.
H. Prof. König sagt, daß g mehr palatal ist als c . Dazu ver-
gleiche man die Definition von c und $ in seinem Lehrgebäude 1, 33 f.,
auf die er sich beruft und die er folglich noch heute gelten lassen
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Zur Frage der Existenz des g im Ursemitischen. 103
will : ,p bezeichnet die gewaltsame Durchbrechung eines im Schlünde
gebildeten Verschlusses. Bei dieser Durchbrechung vernahm das Ohr
verschiedene Geräusche. Denn, bald fand sie näher am Kehlkopfe
statt und 'war dann eine dem Spiritus lenis gleichartige, nur ver-
stärkte Einschnürung des Luftstromes oder es überwog in der Wahr-
nehmung der dem Spiritus asper ähnliche Luftstoß, bald fand sie
näher am Gaumen statt und erscholl dann als ein palataler Laut,
welcher auch noch von einem r-artigen Knarren begleitet wurde/ —
Nach dieser Definition zu urteilen, glaubt H. Prof. König, daß die
Artikulationsstelle des p ganz hinten im Munde, ,näher am Kehl-
kopfe' liegt und daß g sich von c nur dadurch unterscheide, daß
seine Artikulationsstelle mehr nach vorne am Palatum liegt. Dem
gegenüber ist selbstverständlich zu konstatieren, daß die Artikula-
tionsstelle des c sich nicht, wie PI. Prof. König unrichtig behauptet,
,näher am Kehlkopfe', sondern in demselben auf den Stimmbändern
befindet (cf. die oben zitierte Definition Sievers'), daß von § zu
nicht ein allmählicher Übergang, sondern ein Sprung von der Mund-
höhle in die Larynx führt, daß c also eine laryngale, g dagegen eine
velare (nicht palatale) Spirante, also ein oraler Laut ist und daß
zwischen c und § in bezug auf die Artikülationsstelle ein ebenso
großer Unterschied besteht wie zwischen einem Vokal und einem
beliebigen oralen Konsonanten. — Ebenso unrichtig ist die Behaup-
tung, daß c ,eine dem Spiritus lenis gleichartige, nur verstärkte Ein-
schnürung des Luftstromes' wäre, sondern * unterscheidet sich sehr
wesentlich vom Spiritus lenis dadurch, daß dieser eine einfache Ex-
plosion, c dagegen eine Continua ist (cf. oben). S. 33 f. lesen wir:
,Am besten sucht man alle vier Ingredienzen' (nämlich *, A, $, r)
,des Lautes durch eine heftige Zusammenpressung des Schlundes
und Hervorstoßung eines rauhen Hauches bei der Aussprache zu
vereinigen/ — H. Prof. König geht in seinem Glauben an die genaue
Wiedergabe des hebräischen p durch die lxx so weit, daß er ihm
auf Grund der griechischen Transkription sogar vierfache Aussprache
(,Ingredienzen*) : c , A, g, r zuschreibt, so daß das hebräische y eine
einzig dastehende lautliche Erscheinung auf dem Gebiete aller Spra-
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104 Rudolf Rü2iöka.
chen der Welt wäre, anstatt darin ganz einfach und natürlich eine
mehr oder weniger ungenaue Wiedergabe der dem griechischen Ohre
und den griechischen Sprechorganen vollkommen fremden Laryngale
durch die im Griechischen vorhandenen akustisch ähnlichen Laute
zu sehen; Beispiele ähnlicher Wiedergabe des c in anderen Sprachen
habe ich in meiner Arbeit angeführt. c ist kein rauher Hauch, sonst
wäre er mit h identisch, sondern wie oben gesagt, eine Preßstimme.
Es wird vielleicht nicht überflüssig sein, folgende Äußerungen
Pauls aus seinen Prinzipien der Sprachgeschichte 3 , S. 368 sq. anzu-
führen : ,Eine besondere Aufmerksamkeit bei der Entlehnung fremder
Wörter verdient das Verhalten gegenüber dem fremden Lautmaterial.
Wie wir gesehen haben, deckt sich der Lautvorrat einer Sprache
niemals völlig mit dem einer andern. Um eine fremde Sprache exakt
sprechen zu lernen, ist eine Einübung ganz neuer Bewegungsgefühle
erforderlich. So lange diese nicht vorgenommen ist, wird der Spre-
chende immer mit denselben Bewegungsgefühlen operieren, mit denen
er seine Muttersprache hervorbringt. Er wird daher in derRegel
statt der fremden Laute die nächstverwandten seiner Mutter-
sprache einsetzen und, wo er den Versuch macht, Laute, die
in derselben nicht vorkommen, zu erzeugen, wird er zu-
nächst fehlgreifen. . . . Wo ein Volk mit einem anderen außer
an den Grenzen nur durch Reisen und Ansiedlungen Einzelner und
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durch literarischen Verkehr in Berührung tritt, da wird nur der klei-
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nere Teil die Sprache des fremden Volkes verstehen, ein noch klei-
nerer Teil sie sprechen und ein verschwindend kleiner Teil sie exakt
sprechen. Bei der Entlehnung eines Wortes aus einer frem-
den Sprache werden daher oft schon diejenigen, die es zu-
erst einführen, Laute der eigenen Sprache der fremden
unterschieben. Aber wenn es auch vielleicht mit ganz exakter
Aussprache aufgenommen wird, so wird sich dieselbe nicht halten
können, wenn es weiter auf diejenigen verbreitet wird, die der
fremden Sprache nur mangelhaft oder gar nicht mächtig sind. Der
Mangel eines entsprechenden Bewegungsgefühls macht hier die Unter-
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Schiebung, die Lautsubstitution, wie wir es mit Gröber nennen
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Zur Frage der Existenz des g im Ursemitischen. 105
wollen, zur Notwendigkeit. Ist ein fremdes Wort erst einmal einge-
bürgert, so setzt es sich auch fast immer aus den Materialien der
eigenen Sprache zusammen. Selbst diejenigen, welche wegen ihrer
genauen Kenntnis der fremden Sprache den Abstand gewahr werden,
müssen sich doch der Majorität fügen. Sie würden sonst pedantisch
oder geziert erscheinen/ Cf. auch S. 370: ,Wo die Herübernahme
eines Wortes nur nach dem Gehör und auf Grund unvollkommener
Kenntnis des fremden Idioms erfolgt, da treten sehr leicht noch
weitergehende Entstellungen ein, die auf einer mangelhaften Auf-
fassung durch das Gehör und auf einem mangelhaften Festhalten
durch das Gedächtnis beruhen/
H. Prof. König spricht im vorletzten Satze seiner Äußerungen
im W. von einer absoluten Ausnahme, von einem weithin in den se-
mitischen Sprachen beobachteten Prozeß der Veränderung der Potenz
der Kehllaute. H. Prof. König hält g für einen Kehllaut ohne zu be-
achten, welch ein großer Unterschied zwischen den velaren, also
oralen Lauten g und k einerseits und zwischen den Laryngalen oder
Kehllauten c , h y * 9 h anderseits besteht und daß folglich </, da es kein
Kehllaut ist, jedenfalls keine Ausnahme von dem Prozeß der Ver-
änderung der Potenz der Kehllaute bilden kann. Was soll man übri-
gens unter der Potenz der Kehllaute verstehen und worin besteht
der ,weithin in den semitischen Sprachen beobachtete Prozeß der
Veränderung der Kehllaute?' H. Prof. König zitiert hier 2, 453 f., 458 f.
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seines Lehrgebäudes. An beiden Stellen ist aber kein einziges Wort
über die Potenz der Kehllaute, kein einziges Wort über den weithin
beobachteten Prozeß, kein einziger Beleg zu finden.
Auf Grund des bisher angeführten Materials glaube ich mich
berechtigt zur Behauptung, daß in betreff des ursemitischen g seitens
Lagardes auf Grund einer äußerst mangelhaften und ungenügenden
Induktion ein zu voreiliger Schluß gemacht worden ist und daß des-
halb die Frage des ursemitischen g revidiert werden muß. Daß die
Methode, sich über eine Menge von Tatsachen, die gegen die Theorie
Lagardes sprechen, schweigend hinwegzusetzen, zum Ziele nicht
führen kann, ist selbstverständlich. Ich möchte hier den schönen
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TD
106 R. Rü2iCka. Zur Frage d. Existenz d. § im Ursemitischen.
Satz, den Herr Prof. Koma im Schlußworte zu seinem W. S. x ge-
schrieben hat, nicht unerwähnt lassen. Er lautet: ? Denn nur durch
eine klare Stellungnahme zu den vorhandenen Problemen
und eine durch Gründe gestützte Entscheidung derselben
— aber nicht durch bequemes Referieren oder gar Igno-
rieren von Ansichten anderer Gelehrten — kann der wissen-
schaftliche Fortschritt gefördert werden/
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Kritisch-exegetische Bemerkungen zu den Brahmanas.
Von
W. Caland.
1. Zum Satapathabrähmana.
Eine der besten Übersetzungen Vedischer Texte ist zweifels-
ohne die des Satapathabrähmaija von Prof. Eggelingk Die Vorbe-
reitung einer Textausgabe der Käpva-Rezension dieses Brähmana 1 hat
mich auf der einen Seite noch mehr von der Tüchtigkeit der Leistung
Eggblings überzeugt, aber auf der anderen Seite mich auf einige
Fehlgriffe in seiner Übersetzung aufmerksam gemacht. Die schlimm-
sten dieser Fehler, die mir, besonders in den ersten fünf Büchern,
mit welchen ich mich eingehender beschäftigt habe, aufgestoßen sind,
suche ich hier zu berichtigen. Weitere Vorschläge zur Richtigstellung
der Übersetzung wird man in meiner Einleitung zum Käijva-Text
finden. 2
i. 1. 3. 5: tarn indro jaghüna | $d hatah pütih sdrvata eväpb
'bhiprdsusräva sdrvata iva hy äydm samudras tdsmäd u hdikä
Apo bibhatsärp cakrire td updryupary dtipupruvire y td ime darbhäh.
So auch die Ausgabe der Bibl. Indica ; aber statt 3 td ist td zu
lesen, wie freilich schon Weber selber (S. 1191) korrigiert hat. Der
1 Die jetzt schon ein Jahr ganz druckfertig ist und deren Ausgabe nach
Lakmins Versprechung in der Harvard Oriental Series erfolgen wird.
* Ich übergehe hier diejenigen Stellen, die nach meiner Ansicht Delbrück
besser als Eggeling übersetzt hat: i. 4. 1. 23: Altind. Syntax 203; i. 3. 5. 14: AIS.
529; i. 6. 2. 24: AIS. 284; n. 1. 4. 19: AIS. 342; in. 2. 4. 4: AIS. 598; m. 9. 1. 1:
AIS. 257; iv. 1. 1. 19: AIS. 343; it. 1. 3. 5: AIS. 534; iv. 3. 3. 8: AIS. 235.
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108 W. Caland.
Sinn ist also nicht: ,and in consequence of this some of the waters
became disgusted, and, rising higher and higher, flowed over: whence
(sprung) these grasses', sondern: ,of him some of the waters became
disgusted and, rising higher and higher, flowed over; these are the
grasses*. Deutlich die Käijva-Rezension: te darbhäJi und vgl. TBr. in.
2. 5. 1 : indro Vftrdm ahant so y pö 'bhyämriyata täsärp, ydn medhyarp,
yajüiyafk sddevam äslt tdd apödakrämat te darbhd abhavan.
i. 1. 4. 5 (i. 2. 1. 17): prdti hi svah 8di\i jänlte tat samjüäm . . .
vadati: ,because one who is related (to another) acknowledges (him) ; ,
,because one of the same kin acknowledges (receives the other)'.
Auch im PW. wird die Stelle so aufgefaßt, als hätten wir hier eine
Zusammensetzung prati sarjijänlte (,gegen jemand freundlich gesinnt
sein'). Wäre dies der Fall, so hätten wir zu akzentuieren: saijijänite,
d. h. saTpjänlte, da ein /ivSatz vorliegt. Ich halte vielmehr %dm }
d. h. sdfl fUr Part, zu asti } was freilich an dem Sinn der Worte
wenig ändert.
i. 2. 2. 3. Zweimal hat Eggeling hier yathä mit Optativ fälsch-
lich tibersetzt, als ob yathä mit Konjunktiv vorlag: yathä . . . ydcched,
yathä . . . jäyeta.
i. 2. 3. 2 — 3: dty aha tad indro y mucyata devo hi sah | 2 | td
u haitd ücufi |: ,Indra assuredly was free from that (sin), for he is
a god. And the people thereupon said/ Mit Unrecht ist hier Eggeling,
wie mir scheint, Säyaija gefolgt. Besser wäre: ,Indra for his part
went free from that (sin), for he is a god (die Aptyas sind dem-
nach nicht als Götter anzusehen). And they (the other gods)
said' usw.
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i. 2. 4. 11 sqq.: sd hägnir uväca | ahdm uttaratah pdryesyämy
dtha yüydm itd upasdfhrotsyatha tdnt samrüdhyaibhU ca lokdir
abhinidhasydmo ydd u cemärpllokän dti caturthani tdtah pünar na
sdmhäsyanta iti: ,Agni said: I will go round to the northern side
and you will shut them in from here; and whilst shutting them in,
we will put them down by these (three) worlds; and from what
fourth world there is beyond these (three), they will not be able to
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rise again/ Eggeling hat hier und in den folgenden Kajj^ikäs das
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Original from
Kritisch exegetische Bemerkungen zu den Brahmanas. 109
doppelte ca übersehen. Es ist so zu übersetzen: r . . and after
having shut them in we will put them down by these (three) worlds
and by what fourth world there is beyond these (three); then (or
thence) they will not be able to rise again/
i. 2. 4. 14. In Webers Text ist vor caturthdm asyd (S. 18, Z. 2)
das folgende ausgefallen: caturtharh sa vä ebhii ca lokdir abhinidd-
dhad ydd u cemärpllokän dti.
i. 2. 5. 24 : sa ye hdgra ijire \ te ha smävamdr&arp, yajante te
päpiyäfhsa äsur dtha ye nejire te ireyämsa äsuh : ,Now those who
made offerings in former times, touched (the altar and oblations) at
this particular time ; while they were sacrificing. They became more
sinful. Those who washed (their hands) became righteous/ Ich
möchte eher übersetzen: ,Now those who made offerings first, used
to sacrilice while touching; with these it went worse; but those who
did not sacrifice (while touching), with these it went better/
i. 5. 1. 20: lad dhi sam^ddham ydi ca veda ydS ca nd sädhv
dnvavocat sädhv dnvavocad ity eva visjjyante: ; thereby it is auspi-
cious, and whether or not he knows (forms of speech that are agree-
able), they are uttered (and received with applause): „well has he
recited! well has he recited!"' Besonders mit Hinblick auf die Känva-
Rezension : tad dhi sdmfddham ydtra ydk ca veda yd6 ca nd sädhv
dnvavocat sädhv dnvavocad ity eva viti§thante glaube ich, daß man
eher zu übersetzen hat: ,for this is auspicious (when), whether or
not one knows, they are dismissed (go apart) with the words: „well
has he recited! well has he recited \ Ui Dahin scheint der Känva -Text
zu deuten; der Mädhyandina-Text scheint aber anakolouthisch zu
sein. Der Akzent von visrjyante und viti§thante ist wahrscheinlich
nach Bhä?ikasütra n. 18 flgg. zu beurteilen.
i. 6. 3. 13: sa vä indras tdthaivd nuttaS cdran: ,now, while
Indra was thus moving (on in pursuit of Vrtra)', ist zu verbessern:
,now, while Indra was thus being pushed away (by VYtra)'.
i. 6. 3. 27: tad ähuh \ kirn idarrt jämi kriyate y gnlsömayor
eväjyasyägnlsömayoh purotfäiasya yad dnantarhitarri. tena jämiti: ? on
this point it has also been remarked: „Why this sameness (of perfor-
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mance)?" By what is introduced between the butter (-offering) to
Agni and Soma and the rice-cake to Agni and Soma, a repetition
of performance (is committed). 4 Ich möchte vorziehen, so zu über-
setzen: ,Is there not sameness of performance? In sofar as between
the butter (-offering) to Agni and Soma and the rice-cake to Agni
and Soma nothing is introduced, there is a sameness/ Eggeling
übersetzt, als ob der Text hätte: yad antarhitam.
i. 7. 3. 3: sa ayatayottaratd upötpede . . . U devd abruvan \ mä
visrakslr (1. visrükflr) iti: ,with his raised (weapen) he rose up on
the north . . .: the gods said: „do not hurl! 4 " Zu äyatayü ist aber
isunä zu supplieren, vgl. PW. s. v. yam-ä y besonders Sat. Br. in.
7. 2. 2: athd§ur dyatdnastä und z. B. Maitr. S. in. 3. 4: 36. 11:
rudrdffi vdi devd yajüdd antdräyafos tdn dyatayäbhiparydvartata.
Besser wäre also: ,with tended bow' oder ,with the arrow put on
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the bow (ready to shoot)'; und so ist ,do not hurl' in ,do not shoot*
zu korrigieren.
i. 7. 4. 3: ti ha devd ücuh \ yb y ydrp devdh paiünäm i$te. Hier
bemerkt Eggeling: ,the construction here is irregulär'. Ich sehe
nicht weshalb. Der Sinn ist ganz richtig von Eggeling wieder-
gegeben worden: ,The gods then said to the god who rules over the
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beasts/ Hinter Ute hätte der Deutlichkeit halber noch ein tarn
stehen können. In der Känva- Rezension fehlt kein Wort, wie
Eggeling annehmen zu müssen meint. Sie lautet: td ücur imdrp,
devarp yb 3 ydrp paSünäm Ute,
i. 7. 4. 4: tdd ägnimärutam ity uktharp tdsmirps tad vydkhyäyate
ydthä devd usw.: ,this (became) the chant (uktha) called ägnimäruta;
in (connection with) this it is set forth how the gods' etc. Ich über-
setze: ,There is that ägnimäruta uktha; there it will be set forth
how the gods' etc. Gedeutet wird auf iv. 5. 1. 8 — 9.
ii. 8. 1. 27: brahmä hp esdrp devdkrtöpahütä: ,for she, the god-
fashioned one, is indeed called hither as their Brahman'. Statt esdrp,
wie auch die Kalkutta- Ausgabe hat, ist ohne Zweifel mit der Käpva-
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.Kritisch-exegbtische Bemerkungen zu den Brahmanas. 111
i. 8. 3. 14: tdrp nicdir iva harati dvayaijt lad ydsmän nicdir
iva hdred ydjamäno vdi prastarb y syä eväinam etdt pratisthdyai nöd-
dhantlhb eva vfffiiji niyacchati: ,he then draws it twice (towards the
Ahavanlya) alow (near the ground). The reason why he must draw
it alow (is this): the prastara is the sacrificer and in this way he
does not remove him from this firm footing of his; and he, more-
over, secures rain for this locality/ Besser scheint mir der Sinn in
dieser Weise wiederzugeben : ,he then draws it alow ; twofold is the
reason why he must draw it alow: (firstly), the prastara is the sa-
crificer and in this way he thereby does not remove him from the
earth, the firm footing; and (secondly) he secures rain for this
locality'.
i. 9. 1. 1: sükta iva tdd aha. So Webers Text, aber die Kal-
kutta-Ausgabe richtig süktaiva tdd aha. Eggelings Bemerkung: ,the
word mkta here has exceptionally the accent on the penultimate',
scheint mir unbegründet zu sein, da CTNPI in süktd evd aufzulösen ist.
n. 1. 2. 19: ydni vai tdni k§aträny dbhüvän na vai täni k§a-
trdny abhüvan: ,they who have been powers, shall no longer be
powere.' Es steht aber auch das zweite Mal ein Aorist, nicht Futu-
rum. Also eher: ,have ceased to be powers'.
ii. 1. 4. 6. Statt Eggelings Parenthese ,(if there is to be no
Daksi^ägni)' ist eher zu lesen: ,(if they procure the Dak§iiiägni in
some other way, e. g. by manthana)', cp. Vaitänasütra 6. 4.
n. 2. 3. 5 — 6: lökyam v eväpi | 5 | ägneyb *ydni yajüafy \ jyötir
agnili päpmdno dagdhä sb J sya päpmänarii dahati $d iha jyötir evd
iriya ydäasä bhavati jyötir amütra punyalokdtvä : ,. . . and a con-
spicuous position (is obtained by him). | 5 | To Agni belongs this sa-
crifice. Agni is the light, the burner of evil : he burns away the evil
of this (sacrificer); and the latter becomes a light of prosperity and
glory in this, and a light of bliss in yonder, world. 4 Man braucht weder
fdr lokya eine besondere Bedeutung anzunehmen noch ein beson-
deres Zeitwort dazu hinzuzudenken, wenn man über die Kapcjikä-
Trennung hinwegliest: ,Now it (the punarädheya) has also relation
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to the worlds (the ihaloka and the amutraloka): to Agni etc/ Egge
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ling nimmt übrigens offenbar den Vorschlag der Verfasser des PW. an,
statt punyalokatvä, puriyalokatra zu lesen, was ich für sehr fraglich
halte; vgl. meine Bemerkung zu dieser Stelle in der Kä^va-Rezension.
ii. 2. 4. 3: na vd iha mäd anyad dnnam asti yarp, vd ayarp,
nädyäd iti: ,but, indeed, there is no other food here but myself,
whom, surely, he would not eat*. Auch Delbrück (A.LS. S. 563 Bern.)
ist diese Stelle eine crux geblieben. Nach meiner Ansicht ist der
Relativsatz ein Befürchtungssatz; statt des unabhängigen yadvdi mä-
yarp, nädydt: ,wenn er mich nur nicht fressen wird* {ne me devoret),
vgl. Delbrück A.LS., S. 343, wird der Satz relativ gemacht: quem
hie (vereor) ne devoret.
n. 2. 4. 4: sd ätmdnn evähutim l$e sa udampsta tad ydd uddmfsta
tdsmäd iddrp cälömakam iddrp ca: ,he desired an offering in his own seif
and rubbed (his hands); and because he rubbed (his hands), there-
fore both this and this (palm) are hairless.' Zu dieser Stelle sind
zu vergleichen: sd itd evönmfjyäjuhot svdhiti . . . tdsmäl laldte ca
pändu ca löma ndsti (Maitr. S. i. 8. 1: 115. 13flgg.): ,er strich sich
hier (der Vortragende deutet bei diesem Worte nach der Stirn) von
unten nach oben (mit der flachen Hand) und opferte (das Abge-
gestrichene); deshalb befinden sich weder auf der Stirn noch in
der Hand (fläche) Haare', und: sd itdh pdryamrsta tat svdhety aju-
hot . . . tdsmän na laldte lömdsti na pänyöh (Käth. vi. 1: 49. 14).
Die Satapatha-Stelle würde ich so übersetzen: ,er suchte in (an)
sich selbst nach einer Opferspende; da strich er sich mit der rechten
Handfläche nach oben (über der Stirn); weil er sich abgewischt
hatte, deshalb ist dieses (nämlich die Stirn) und dieses (die Hand-
fläche) haarlos/ Eggeling ist Säyaija gefolgt, aber weit besser als
jeder Kommentar sind die Parallelstellen.
ii. 3. 1. 2: sa ydt säyam dstamite juhöti \ yd idam tdsminn
iha satt juhavänity dtha ydt prätar dnudite juhöti yd idam tdsminn
ihd sati juhaväniti: ,when he offers in the evening after sunset, he
does so thinking: „I will offer, while he is here, who is this (offering)";
and when he offers in the morning before sunrise, he does so think-
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ing: „I will offer, while he is here, who is this (offering)"/ Aus einer
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1 S Digmzed by Vj-UU^IL CORNELL UNIVERSITY
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Kritisch-exegetische Bemerkungen zu pen BrIhmanas. 113
Vergleichung mit der Käjiva-Rezension: tad yad dstamite jühvati
yd idarp tdsminn ihd sati juhdvämity diha yat purddetur jühvati
prätar yd idarp, tdsminn ihd sati juhdvömeti y geht hervor, daß ydh
beide Male als Subjekt zu juhaväni zu nehmen ist; daraus folgt
weiter, daß in der Mädhyandina-Rezension juhaväni zu betonen ist.
Der Sinn der Stelle scheint mir danach zu sein: ,(The reason) why
he offers in the evening after sunset, is that he thereby wishes to
offer while he (i. e. the sun, i. e. the fire contained in the agnihotra,
cp. Kancjikä l) is here on earth' etc. Also: ydh . . . juhaväni: qui
sacrißcem = ut ego sacrißcem m
ii. 3. 1. 3: (bhavant)tlitä hi Sere saftijänänä dtha usw.: ,for, be-
ing coaxed, they lie down contented'. Nicht allein die Betonung ieri
(welches Sere sein müßte), sondern noch deutlicher die Kä^va-Rezen-
sion: bhavantl\itd iva hi Gerate sarpjänänä dtha beweist, daß man
rsi
htri sarpjänänä (in der andern Rezension Serate sarpjänänä) zu
lesen hat: ,hushed (at night) sleep those at väriance'.
ii. 3. 4. 2: . „ . tdih sarpgfhya ratrirp prdvive§a ptinar 4ma iti
devä ed agnirp tiröbhütarp te ha viddm calcrur iha vai prdviksad
rdtrim vai prdviksad iti tdm etdt pratyäyatyäfh rdtrau säyam upä-
tisthanta: ,seizing them he entered the night with them. „Letusgo
back thither" said the gods and betook themselves to where Agni
was concealed. Now they knew that he had entered there, that he
had entered the night; and when the night returned in the evening,
they approached him/ Übersetze vielmehr so: ,seizing them he
entered the night with them. „Here we are back" (said) the gods,
but lo! Agni had disappeared. Now they knew: „here has he entered,
into the night he has entered" and on the following day they
approached him in the evening* etc.
n. 3. 4. 16: dvocäma tad ydsmäd üpavatl: ,and this we recited
because she (the earth) is the one that contains (the word) upa'. Über-
setze : ,we have explained (viz. in K. 9), why a verse containing (the
word) upa (must be used)'.
ii. 3. 4. 18: ätmdnas tad dvadyaty äyuso vä vdrcaso vä prajdyai
vä : 5 thereby he injures either his own body, or his life or his vigour
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or his ofFspring'. Aber der Text hat not ätmdno vä. Wir haben also
zu übersetzen : ,thereby he injures (diminishes) either his own life or
his own vigour or his own offspring*.
n. 4. 3. 12: ätha ydd esd etena ydjate \ tan ndha nv eväitdsya
tdthä kdi cand kytydyaiva tvad viseneva tvat pralimpatiti devä akur-
vann iti tv eväisd etat karoti: ,now when he performs that sacrifice
he does so either for the reason that no one will then defile (the
plants) either by magic or poison, or because the gods did so'. Wäre
Eggelings Übersetzung richtig, so erwartete man einen Konjunktiv
pralimpät Ich verstehe diese Stelle so: .the reason why he performs
this sacrifice is the following: no one, it is true, defiies in this manner
his plants either by magic or poison, but he does so, thinking that
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the gods did it thus (gave the example)'. Zwischen aha und tu ist
dasselbe Verhältnis wie zwischen piv — de. Dieselbe Bemerkung gilt
mutatis mutandis für n. 6. 1. 3, n. 6. 2. 2, in. 4. 4. 5, v. 4. 3. 2. In
iii. 4. 4. 5 wird die in der Mädhyandina-Rezension vermißte Partikel
tu in der Kä^va-Rezension angetroffen.
ii. 5. 1. 3: sd ätmdna evdgre stdnayoh pdya äpyäyaydm cakre:
,he made the breasts in the fore-part of (their) body teem with milk*.
Aber dann erwartete man ätmdnäm und cakära. Eher so: ,he made
his own breasts lirst teem with milk'. So agre auch in K. 6. Prajä-
pati ist hier also als Mutter gedacht.
ii. 6. 2. 16: tan vilipsanta üpaspj^anti: ,if they faii to catch
them (the tryambaka-puroijäsas), they touch (those that have fallen
to the ground)'. Hätte Eggeling, der Säyaija folgt, Recht, so wäre
vilipsanta(h) zu erwarten. Es ist also 3. Plur. wie iv. 4. 3. 9 und nicht
Partizip: ,they try to catch (every one his own purocjäfia), (and if
they fail to catch them,) they touch (them, when they fall to the
ground)'
ii. 6. 2. 19. Statt samäröhyägnd tidavasdyaivd usw. ist zu lesen:
samäröhyägni ud* } d. h.: ,having taken up the two fires (into the
ara^is)'.
in. 1. 1. 3: nd purdstäd devayajanamätram dtiricyeta: ,let not
the measure of the sacrificial ground be exceeded on the east aide'.
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Kritisch-exegetische Bemerkungen zu den Brahmanas. 115
Eher: ,at the east there should not be left over (between his own
devayajana and the river or other natural boundary) a piece of
ground great enough for (another) sacrificial ground*.
in. 1.1.4: tat sätyayajab *bratüt sdrvä vä iydrp, pfihivi devi de-
vaydjanarp, ydtra vä asyai kvä ca ydjusaivd parigfhya yäjdyed iti:
jSätyayajna then said: „Verily, this whole earth is divine: on what-
ever part thereof one may sacrifice (for any one), after enclosing
(and consecrating) it with a sacrificial formula, there is a place of
worship"/ Da nach Webers Nachträgen yäjayed zu lesen ist, haben
wir vielmehr so zu übersetzen: ,Verily, the whole divine earth is a
place of worship (so auch in. 2. 2. 20 zu verbessern, und vgl. TS. vi.
2. 4. 5: sä vä iydfh sdrvaivd vedih); on every part whatever one may
sacrifice, after having taken possession of it with a sacrificial for-
mula'; parigfhya hat hier wohl dieselbe Bedeutung wie in devatäh
parigrhnäti usw. Auch Delbrück, A.I.S., S. 570 scheint mir die
Stelle mißverstanden zu haben.
ni. 1. 1. 7: . . . yd praticl sä sarpänäm ydto devä uccahramiih
säifählnä yödlcl dik sä manusyänäm: ,the western (quarter belongs)
to the snakes and that faultless one is the one where the gods
ascended (to heaven), and the northern quarter belongs to men'.
Nach dieser Auffassung gibt es hier eine di§ zu viel, denn, wenn
wie Lindner will, mit der ahlnä dik die ürdhvä dik gemeint wäre,
müßte ihrer erst nach der uttarä dik Erwähnung geschehen sein.
Hier gibt aber die Käpva-Rezension die erwünschte Aufklärung:
dtha yeydrp, daksinä sä pitmäm dtha yeydrrt praticl sarpänäm vaisä
dig ydtra vä deväh präilca uddkramafhs tdd dhaisähiyata hlnä vödlct
manusyänäm, d. i.: ,die südliche Himmelsgegend gehört den Vätern,
die westliche gehört entweder den Schlangen oder sie ist verlassen
(und deshalb nicht empfehlenswert), weil sie diejenige ist, welche
von den Göttern, als sie zum Osten aufstiegen, verlassen wurde ; die
nördliche Gegend gehört den Menschen (und deshalb soll man mit
den Füßen nur nach Norden gerichtet schlafen)'. Lindners Bemerkung:
,die Erwähnung der übrigen Himmelsgegenden ist hier überflüssig',
ist also unbegründet. Das doppelte va in der Känva-Stelle ist nicht
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auffallend, vgl. z. B. in. 6. 2. 20: fam agnir väbhiddhed yö väydrrt de-
vdh pasünäm iste sd vä hainam abhimanyeta; auch hier ist, genau
genommen, vä vor hainam überflüssig. Danach ist die Stelle der
Mädhyandina-Rezension so zu lesen: ydto devd uccakramuh säi$ä
hlnä. Es ist eine abermalige Erwähnung der pratlcl dik.
m. 2. 1. 28: tärri pratiparämfsyäve§tydchinat | . . . tdsmäd dve§ti-
teva: ,having seized and pressed it tightly, he tore it (the deer's
hörn) off ... ; therefore it is bound tightly (to the end of the gar-
ment)'. Lindner hat diese Stelle besser wiedergegeben: ,. . . und ihn
um (die Hand) windend . . .; deshalb ist es (das Hörn) gleichsam
gewunden', man hat nur statt ,um die Hand windend' zu lesen: ,es
herumdrehend'. Die Känvas haben nivestya statt ävestya und nivestitä
statt dvestitä.
in. 2. 1. 30: athöllikhati : ,thereupon he draws (with the hörn)
the (easterly) line'. Besser auch hier Lindner: , darauf ritzt er (mit
dem Hörn) die Erde auf.
in. 2. 1. 31: yo vai gdrbhasya kästhena vä nakhena vä kandü-
yed dpäsyan mrityet: ,were any one to Scratch an embryo either
with a chip of wood or his nail, thereby expelling it, it would die 4 .
Lindner : ,der würde ihn abtreiben und töten'. Beide Übersetzungen
sind sowohl sachlich wie sprachlich unhaltbar, sprachlich, weil das
Partizip zu dpäsyati lauten müßte: apdsyan. Auch hier schafft der
Käijva-Text Licht; er lautet: dpamrtyed asya. In der Mädhyandina-
Rezension ist zu lesen: dpäsya mrityet: ,so würde er ihm schaden (?),
die Haut desselben abschaben (?)'. Was immer der Sinn sein möge,
der Wortlaut ist jetzt sichergestellt
in. 2. 2. 20. Die Worte ubhdyam vä dta ety dpa§ ca retaS ca sd
etdd apd eva muficdti nd prajäm hat Eggeling unübersetzt nach einer
Fußnote verwiesen. Die Bedeutung ist aber doch klar: , Beides, so-
wohl Wasser wie Samen, kommt hieraus (atah deiktisch = §ephät J
ex pene) hervor; so entläßt er nur Wasser, nicht Nachkommen
(== Samen)'.
in. 2. 4. 18: sä ydthä rdjjväbhthitä yatäivdm asyai tdd bhavati:
,and as (a cow), if tied with a rope, is under control, so it is in the
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case of this one'; vergleicht man aber in. 8. 1. 8: ydthä vdi grasitdm
evdm a8yaitdd bhavati, so erhellt, daß wir auch hier asyaitdd zu
lesen haben; ,so is she hereby for him (viz. yatd, controlled by him)'.
in. 3. 3. 9 : sa vä anSnaiväjdrrt praydcchati (so zu betonen?) |
anena rdjänam ädatte: ,with that text he gives the she-goat, with
that he takes the king'; eine Vergleichung von Käty. vm. 8. 21 lehrt,
daß zu anena nicht yajusä, sondern päninä zu ergänzen ist.
in. 4. 3. 2: sarrttaräm angülir dücanta sarritaräiji mekhaläni pdr-
yastäm eväinäm etat satirp, pdryäsyanta : ,they turned in their fingers
more tightly and drew their zone tighter, whereby they (again) put
round them what had been put round them before'. Zu ,drew' be-
merkt Eggeling: ,our text has no verb; the Käpva rec. reads au-
hanta'. Vergleicht man aber Karu)ikä 9 : samtardm ahgulxr dcate
sarptarärp, mekhalärp pdryastäm eväitdt satlm pdryasyate, so wird es
klar, daß in der ersten Stelle, sowie in Ka^cjikä 3, enam interpoliert
ist. Zu übersetzen ist daher: ,they turned in their fingers more tightly
and the zone, which was already put round them, they drew round
more tightly*. Eggeling hat seine Übersetzung von Kancjikä 9 irtüm-
lich nach der von Kancjikä 2 gerichtet.
m. 4. 3. 20: tdd ähuJj, \ akti nihnuvlrä3n dnaktä3 iti: ,Here now
they say: „on the anointed?" — Let them rather make amends on
the unanointed'. Die doppelte Pluti deutet auf eine disjunktive Frage:
,Should they make the amends over the anointed or over the un-
anointed (prastara)?'
in. 4. 4. 9: prdtikrämati vä üttaram äghärdm abhighäryäbhiji-
tyä abhijayäniti: ,For when he has inade the northern (higher) liba-
tion he retires: „May I conquer for conquest" so he thinks/ Eher
so: ,For when he has made the second (= last) libation (viz. the
sraucftghära), he retires; (the reason, why he makes here, at the
upasads, only the srauväghära, after which no returning is to take
place): for conquest, while he thinks: „May I conquer"/ Danach
ist auch die Übersetzung von Kandikä 14 zum Teil zu berichtigen.
in, 5. 1. 17: tdsmäd u hänindydsya vfto ndpakrämet: ,and let
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not therefore the chosen (priest) of a blameless man turn away from
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him'. Eher: ,and let not therefore the (i'tvij), who has been chosen
by a blameless one, turn away'.
in. 5. 1. 18: tdd u tdd yajüdsya kdrma na vyämucyata ydd
däksinam äslt: ,and so the Performance of that sacrifice was not
discharged (completed), as it was one requiring a sacrificial fee'.
Eher: ,and so that part of the sacrifice, which consists of the sacrifi-
cial fees, was not discharged'.
m. 5. 1. 21: tebhyo ha väk cukrodha \ kend mdd e§a öreyän bdn-
dhunä3 kenä3 ydd etdiji pratydgrahlsta : ,now Väc was angry with
them : „in what respect, forsooth, is that one better than I, — where-
fore is it, that they should have accepted him and not me? f Ich
würde übersetzen: ,In what respect is that one better than I, in
respect of kinship or in respect of what, — that you have accepted
him and not me?'
in. 5. 3. 7: prdnikte havirdhäne üpatisthate: ,he Steps to the
Soma-carts, when they have been washed down?' Zu lesen mit Sä-
yaija und dem Känva-Text: üpatiHhete: ,the Soma-carts, which have
been washed down, stand near'.
m. 5. 4. 21: dtha barhifhsi tanünlvopdrisfßt prdchädayati: ,he,
as it were, Covers the bodies on the top'. Eher so : ,he spreads rather
thin grasses on them', vgl. Käty. vm. 5. 25: tanün upari kuSän kytvä.
in. 6. 1. 26: dvayena ist in der Übersetzung weggefallen: ,for
two reasons'; die erste Hinsicht ist die gleich folgende, die zweite
wird durch die Erzählung in K. 27 eingeleitet.
in. 7. 1. 13: dtha parivydyanaty pratisamantarp, pdrimj*6ati: ,he
then grasps the girding-part all round'. Ich ziehe es vor, prdti $a-
mantam (d. h. samantarp) zu trennen: ,he then grasps (it) on the
girding-part all round'. Wenn ich damit Recht habe, so ist prati-
samantam aus den Wörterbüchern zu streichen.
iii. 8. 2. 2, v. 2. 1. 8: tarn etat präcvm yajüdiji prasädayisydn
bhavati: ,he wants her, thus Coming forward, to propitiate the sacri-
fice'. Der Satz tarn etat prärtyi yajüarri präslsadat (n. 5. 2. 29) da-
gegen wird von Eggeling übersetzt: ,he has just now made her
take her seat to the east of the sacrifice'. Ich kann nur diese Über-
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KRITISCHEXBaBTISOHE BEMERKUNGEN ZU DEN BräHMANAS. 119
Setzung für richtig halten (vgl. Käty. v. 5. 11 pratyanmukhi). Die
zuerst zitierten zwei Stellen bedeuten also: ,he is going to inake her
8it down east of the sacrifice (with her face towards the west)'.
m. 8. 3. 14: tdsmät prakhydh: ,wherefore it (was called) prakhya'.
Eher: ,therefrom (sprung up) the prakhya'.
ni. 9. 3. 33: samüdya bedeutet nicht: ,having rauttered (the
above verse)', sondern eher: ,after the colloquy has been held
(between the Adhvaryu and the Samitr)', see in. 8. 3. 5 und vgl.
Schwab, Das altindische Tieropfer, Nr. 94. So auch iv. 5. 2. 7, wo
nichts am Text zu ändern ist.
iv. 1. 3. 10: athitarairi väyur vyävät: ,then Väyu blew a second
time .through him'. Zu itaram ist vielmehr gandhdm hinzuzudenken,
vgl. K. 8: tdtya deväh \ yavanmätrdm iva gandhasyäpajaghnuJt. Die
Götter haben auf Väyus Bitte einen Teil des unangenehmen Geruchs
beseitigt und Väyu bläst jetzt den Rest (itaram) fort. Daß abhivätam
pdriyät in K. 9 bedeuten sollte: ,let him go round it windward',
scheint mir doch noch nicht ganz sicher zu sein; zu vergleichen sind
die von mir (Altind. Zauberei S. 67, Bern. 199) besprochenen Stellen
und die Kä^va-Rezension, welche einfach jighrüset hat.
iv. 2. 1. 18: tdsmäd imdu mryäcandramdtau präncau ydntau
na käs cand paiyati. Es ist nicht um eine Berichtigung der Egge-
ling sehen Übersetzung vorzuschlagen, daß ich diese Stelle hier an-
führe. Sie lautet ganz richtig: ,whence no one sees yonder sun and
moon, when they go forward'. Es könnte auch so gesagt sein:
,whence no one sees the sun and moon going eastward'. Ich möchte
nur im Anschluß an Speyers scharfsinnige Bemerkungen zu Ait.
Br. in. 44. 6 — 9 im Journ. of the Asiatic Society, 1906, p. 723—727,
darauf hinweisen, daß die Theorie, die Sonne (und der Mond) gehe
niemals unter, sondern kehre während der Nacht oberhalb der
Erde immer wieder zum Osten zurück, in der Nacht ihre dunkle
Seite der Erde zuwendend, auch in andern Brähmapas, sei es nicht
so ausführlich ausgearbeitet, gefunden wird. Dieselbe Ansicht wird
mitgeteilt in der Maitr. S. (iv. 6. 3: 81. 18) und wörtlich überein-
stimmend im Käthaka (xxvn. 8: 147. 20): tdsmäd etdu präncau
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120 W. Caland.
ydntau nd pa§yanti y vgl. TS. vi. 4. 10. 2, 3: tdsmdt prdiicau ydntau
nd pasyanti, wozu Säyaiia (B. L, Vol. i, p. 625) bemerkt: pascima-
dtiy astanigatvä punar udayäya prähmukhatayä gacchantau süryä-
candramasau drastum na ke y pi Saknuvanti. Der Brähmana-Periode
ist somit diese kosmologische Theorie geläufig,
iv. 2. 1. 19: tdu jaghdnena yüpam aratnl sdiiidhattah \ yddy
agnir nbdbädheta yddy u agnir udbddheta etc.: ,they should put
their elbows together behind the sacrificial stake, unless the fire
should blaze up; but if the fire blaze up' etc. Diese Deutung von
udbddheta scheint mir unerhört zu sein ; man kommt aber auch hier
mit der gewöhnlichen ,hinausdrängen* aus: ,they put their elbows
together behind the sacrificial stake if the fire leaves room for it,
but if the fire leaves no room, (then before)', vgl. Käty. ix. 10. 10— 11 :
aparena yüpam aratnl satßdhattah . . ., pürvenä§aktau.
iv. 2. 2. 6: yänt vd amürfi grävänam ädddano väcar\i ydcchati:
,his speech which he restrains, on taking up that pressing-stone',
aber amüm gehört zu vdcaml
iv. 2. 5. 22: dtha ydd adhvaryüS ca pratiprasthätd ca \ nü ca
krämatah prd ca pddyete ydthä baddhdvatsopäcdred evdm etarp grdham
upäcaratas tarn dvanayati gäyatrim eväitat prdsrävayati prdtteydrp,
gäyatrl ydjamänäya sdrvän kdmän dohätü iti: ,and when both the
Adhvaryu and the Pratiprasthätr walk out (of the cart-shed) and
(afterwards) enter (again), it is as if a (cow) were to come with
the calf tied to her. They come to this cup of Soma, and he (the
Adhvaryu) pours it out; whereby he lets loose the Gäyatrl: „Made
over to the Sacrificer, raay this Gäyatrl yield all his desires"/ Ich
verstehe diese Stelle so: ,When both the Adhvaryu and the Prati-
prasthätr walk out and enter (again), they come to this cup of Soma
just as if a (cow) with the calf tied to her came up. He (the
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Adhvaryu) pours it out; thereby he makes flow the Gäyatrl (i. e.
he causes the Gäyatrl to give abundant milk; in K. 20 war der
Dhruvagraha ja als Uro gäyatryai bezeichnet worden), thinking:
„May this Gäyatrl, flowing abundantly for the sacrificer milk him
all his desiresV Die Gäyatrl soll dem Opferherren also eine richtige
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Kritisch-exegetische Bemerkungen zu den Brahmanas. 121
kämadhenu werden. Ich zweifle nicht daran, daß prdsrävayati in
prdsnävayati zu ändern ist; prdttä ist nicht einfach ,gegeben',
sondern mit prdsnutä gleichwertig: ,ans Strömen gebracht*, eigent-
lich von der Kuh gesagt, deren Milchstrom durch das saugende
Kalb in Gang gebracht wird. Statt prdttä hat denn auch die Käijva-
Rezension prdsnutä. Diese Bedeutung von prdttä ist öfters verkannt
worden, so z. B. von Eggeling in xn. 9. 2. 11: yddä vdi vatsö
mätdrarp, dhdyaty dtha sä prdttä duhe prdttäm ivlmäfh sdrvän kämän
duhe: ,for when a calf sucks the mother cow, the latter gives milk
when she is given away and from her, when she is given
away, he thus milks all his desires*. Auch Ortel hat Jaim. up. br.
in. 13. 3 diese Bedeutung verkannt, da er yathä dhenunt vatseno-
pasrjya prattäni duhlta übersetzt: ,as one would milk a given
cow* etc.
iv. 5. 3. 8: sd prätdlisavand gfhlta äitdsmät käläd üpaiete:
,having been drawn at the morning-pressing it reposes apart from
that time' ist wohl Lapsus statt ,unto that time (viz. unto the time
for its offering)'.
v. 1. 5. 28 s. f. ist das zweimalige sa yani bhögam kämdyate
tdrri kurute nicht zu tibersetzen: ,and whatsoever benefit he desires,
that he thereby obtains for himself, sondern: ,he uses it for what
purpose he desires'.
v. 2. 2. 3: kd u tdsmai manusyb yah sdrvam dnnam avarun-
dhitd: ,and, compared to him, what is man that he should appro-
piate to himself all food?' tdsmai ist aber Dativ neutr.: ,welcher
Mensch ist dazu (geeignet oder imstande), daß er' usw. In meiner
Einleitung zum Kärivlyaäatapatha weitere Beispiele dieses Dativs.
v. 2. 3. 5: dtha ydd asfdkapälo bhdvati \ a§täksarä vdi gäyatri
gäyatri vä iydrp, pfthivy dtha ydt samdnasya havisa ubhaydtra juhdty
esä hy eväitdd ubhdyam: ,and as to why it is a (cake) on eight
potsherds — the Gäyatri consists of eight syllables and this earth
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both (oblations): thereby, indeed, both of it comes to be this latter
one (viz, Anumati or approval)'. Der Sinn der letzten Wörter ist
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eher: ,she (the earth), indeed, is these both (viz. the earth is not
only Nirrti but also Anumati)', iyarrt hy eva tdd ubhäyam lautet der
Käjiva-Text.
v. 2. 4. 20: sa ydsyärp, tdto dUi bhdvati tat pratitya juhoti
prattcinaphalo vd apämärgdh: ,In whatever direction frora there
(his evil-wisher) is, looking back thither he offers; for the Apämärga
is of back ward effect'. Eggeling übersetzt also, als ob der Text
pratiksya statt pratitya hätte, und ferner ist die Bedeutung von
praticinaphala nicht eine figürliche: die Achyrantes aspera hat näm-
lich, wie ich mich durch die freundliche Vermittlung des Herrn
Dr. Pulle, Lektor für Botanik an der hiesigen Universität, habe
überzeugen können, der mir ein getrocknetes Exemplar gezeigt hat,
wirklich rückwärts gewendete kleine Früchte; vgl. AS. vn. 65. 1:
prattcinaphalo hi tvdm apämärga ruröhitha, was Whitney zu-
treffend übersetzt hat: ,since thou, o Off-wiper, hast grown with
reverted fruit'.
v. 4. 3. 2: tdtho eväisd etan ndhaiväsmän nv zndriydm vlryäm
apakrämate varunasavo vd esa ydd räjasäyam iti vdruno 'karod iti
tv eväisd etat karoti: ,and in like manner this one; — that energy
does not indeed depart from him but he does it (thinking): „This
Räjasüya is Varuria's consecration and Varuna did so".' Eher so:
,In like manner does he this, although neither energy nor vigour
depart from him, but because he thinks that this is Varuna's con-
secration and that Varuna did so'; das erste etdt wird vom nach-
her folgenden etdt aufgenommen.
v. 5. 5. 14: etdyä vdi bhadrasenam äjütaSatravam drunir abhi-
cacära ksiprani kilästpiut&ti ha smäha ydjfiavalkyafy: ,for it was
thereby that Äruiji bewitched Bhadrasena Äjätasatrava : „Quick,
then, spread (the barhis)! u thus Yäjnavalkya used to say*. Nach
als 3. sg. impf. med. zu stpiuta zu nehmen in der Bedeutung: ,sich
(einen Widersacher) durch abhicära unterwürfig machen'.
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meiner Ansicht ist kila astrnuta iti zu trennen und haben wir astrnuta
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Kritisch-exegetische Bemerkungen zu den Brahmanas. 123
2. Zum Kä|haka.
In dem von v. Schroeder so verdienstlich herausgegebenen
Texte des Käjhaka ist noch manches zu berichtigen; besonders der
1. Teil enthält mehr Ungenauigkeiten, als wünschenswert ist Hätte
der Herausgeber bei der Herstellung desjenigen Teiles vom Texte,
welcher im 1. Band enthalten ist, auch den beiden letzten Teilen,
welche eben die Yajus-Formeln des 1. Bandes behandeln, die ge-
bührende Aufmerksamkeit zukommen lassen, so wäre er selber im-
stande gewesen, manchen Fehler in der Überlieferung, die meistens
aus einer einzelnen Handschrift bekannt ist, zu berichtigen. Ich
verzichte darauf, eine lange Liste Korrigenda zu geben (der ver-
sprochene Wortindex wird das alles klarstellen), und gebe im Fol-
genden nur eine Auswahl meiner Randbemerkungen. Diejenigen
Bemerkungen, die sich auf den 2. und 3. Band beziehen, sind zum
größten Teil schon während des Druckes dem Bearbeiter vorgelegt
worden. Dieser meinte jedoch, dieselben nicht aufnehmen zu müssen.
vi. 3: 51. 11: tasmäd atrapv ayah pätrarii pratidhuk krütfayati
tat payasägnihotrarp juhoty amum eva tad adityaiji juhoti; lese
ayahpätrar}i als Zusammensetzung und yat payasä statt tat payasä ]
krudayati ,gerinnen machen, dick machen' kommt auch noch vi. 7:
56. 20 vor: na suijiarri kuryäd retah krütfayet: , nicht allzu gar soll
er die Milch des Agnihotra machen; er würde den Samen dick
(unflüssig) machen*. Es ist mir nicht ersichtlich, aus welchem Grunde
Bartholomae im Altiranischen Wörterbuch Uhlenbbcks Zusammen-
stellung (Etymol. Wörterbuch der Altind. Sprache S. 68) mit av.
vraoidüta, xruidra usw. nicht aufgenommen hat.
xn. 10: 172. 9. Daß wir zum richtigen Begriffe auch der
Brähma^as zuweilen auch in der epischen Literatur Beiträge finden
können, mache ich an einem Beispiele klar. In der angeführten
Kä(haka-Stelle (und vgl. Maitr. S. n. 4. l) wird erzählt, wie der
dreiköpfige Vifivarüpa mit Indra kämpft. Indra redet einen in der
Nähe stehenden Zimmermann (taksan = rathakära) an: ,Komm her
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und haue von diesem die drei Köpfe ab/ Der Zimmermann kommt
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124 W. Caland.
heran und haut mit einer Axt dem Ungetüm die Köpfe ab. Dann
folgen die Worte, die mir wenigstens früher rätselhaft vorgekommen
sind: tasmdt takpiah Uro dhftam (K.), tdsmät tdkfne Uro dhftdm
(M.). Die Erklärung liefert Mbh. v. 9. 36—37 (Indra spricht):
k§ipra,7ß chinddhi Urärjisi tvarp, karisye 'nugraharfi tava \
Ural} pa§o$ te däsyanti bhagarp, yajüasya mänaväh j|
Die Vorschrift, daß der Zimmermann, der ja beim Tieropfer zum
Anfertigen des Opferpfahles beteiligt ist, den Kopf des Opfertieres
erhält, ist mir aus keiner anderen Quelle bekannt.
xiii. 3: 181. 19 (vgl. Maitr. S„ iv. 2. 14: 38. 9) findet sich das
Adjektiv utpys(i } das nach Böhtlikok (Skt. Wörterb. in kürzerer
Fassung, Nachtr.) ,mit hervorstehenden Rippen' bedeuten soll. Diese
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Deutung scheint mir mit Hinblick auf die Parallelstellen unzulässig
zu sein. TS. u. 1. 5. 1 hat dafür unnata, Maitr. S. n. 5. 3: 50. 16
Jcubhrd. Die Bedeutung des zuletzt zitierten Wortes ist unbekannt.
Die drei utprsfi, unnata, kubhra müssen dasselbe besagen: ,erhöht',
,mit erhöhtem Rücken', also ist wohl eine Art Zebu gemeint. Da
ferner Ap. xxn. 15. 10 udbhfsti offenbar gleichwertig mit dem von
Baudh. in ähnlichem Zusammenhang verwendeten unnata gebraucht,
liegt es nahe, utprtti als eine Kompromißform zweier Wörter:
udbhrtfi und utpy§tha aufzufassen. Ist endlich kubhra mit %vcpög
zusammenzustellen ?
xx. 5: 24. 1: yat kärftnaryamayir dak§inata upadadhäti, 1.
Jcärsmaryamayirii, vgl. Maitr. S. in. 2. 6: 24. 5 und Äp. xvi. 22. 5.
xxi. 8: 47. 7 und xxi. 10: 50. 15 1. anudrutya statt anüd-
drutya.
xxn. 6: 61. 18: tdsmät puru§a evafh süryarp pratyan paSünärß
nyafico y nye, i. eoa statt evafa.
xxii. 10: 66. 16. In den Worten tasmät saijivatsaram ukhyo
bhartavyo yad arväk sarpvatsaräd aruScid eva sa bemerkt v. Schroe-
dbr: , vielleicht aru = Sonne'. Vielmehr ist aruicid Adjektiv, zu-
sammengesetzt aus arus ,wund* und dt ^schichtend' : trägt er das
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ufcAya-Feuer kürzer als ein Jahr, so fehlt etwas an seiner Schichtung.
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Kritisch-exegetische Bemerkungen zu den Brahmanas. 125
xxm. 4: 78. 16: ksud udäram päpmä bhrätrvyah- die Ver-
gleichung von Maitr. S. in. 6. 7: 69. 2 lehrt, daß udaram statt udärarp
zu lesen ist.
Ib. 19 lese: tftlyasavanabhägä asann iti statt äsann iti.
Ib. 20 lese mit T i: tftlyasavane statt °8avanarri.
xxiii. 10: 86. 8 ist wohl säpräpya statt sä präpya zu lesen;
diesen Vorschlag hat v. Schroeder weiter unten (Z. 10) wohl auf-
genommen.
xxv. 1: 103. 4: statt parä sa jayati lese parä sa jayate.
xxv. 1: 103. 7: ich vermute jetzt durativyadhafn statt durativy-
atham: ^schwer zu durchbohren, zu durchschießen*.
Ib. 12: trenne prati purusa .
xxv. 1: 103. 15, 16: sacchandaso yäjyänuväkyäh Jcuryäd yad
vicehandcisas syur aparicito hotärafo hanyuh. Ohne Zweifel ist, wie
ich jetzt sehe, apacito zu emendieren, vgl. Ait. Br. i. 25. 13: yad
vicchandasah kuryäd grlväsu tad gantfarp, dadhyäd Uvaro glävo jani-
toh. Dieses apacit war bekanntlich bisher nur aus dem Atharvaveda
zu belegen und Bloomfield ist es, der dessen Bedeutung: ,scrofulous
swellings' festgestellt hat. Durch die Vergleichung der Käthaka- mit der
Aitareya-Stelle wird jetzt diese Deutung endgültig als richtig erwiesen.
xxvi. 2: 123. 15 hat v. Schroeder eine von mir gebotene Kon-
jektur aufgenommen, eine zweite von mir vorgeschlagene Änderung
aber scheint ihm nicht einleuchtend gewesen zu sein; und doch
glaube ich, daß in dem Satze purastäd pratipadyeta usw. die Nega-
tion fehlt; lese: na purastät pratipadyeta.
xxvi. 7: 130. 21: brahma vai bfhaspatir brahmanä prajäh prajä-
yante] statt brahmanä ist brahmanah zu lesen, vgl. xxvm. 8: 162. 15.
xxvii. 6: 145. 18. Statt nayann äsrävayet hatte ich vorgeschlagen
na yann äirävayet zu lesen; das gibt wenigstens einen Sinn.
xxvii. 8: 147. 1. Da in tä upämantrayata abruvatäm etc. tä
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dieser Hiat (°to aftru ) unerhört; höchstwahrscheinlich ist nach upä-
mantrayata ein tau ausgefallen; lese: tä upämantrayata tä abrütäm,
vgl. TS. vi. 4. 10. 1.
Original fronn
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126 W. Caland. Kritisch-exegetische Bemerkungen etc.
xxix. 3: 171. 2. Meinen Vorschlag sthävaräsv avayanti zu
lesen statt sthävaräs $r avayanti, halte ich auch jetzt aufrecht.
xxxrv. 5: 38. 23. Die Vergleichung von Pafic. br. v. 5, 1 belehrt
mich jetzt, daß statt atho devasäkfya evo pari§adya yäjayanti {yam-
jayaqiti die HS.) zu lesen ist: ... evoparifadyarp, jayanti.
xxxiv. 15: 46. 19, 47. 1. Das richtig von mir *tharvä angegebene
ist *tha vä gedruckt worden!
Utrecht, 2. März 1912.
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Original frorn
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Babylonisches.
Von
B. Landsberger.
1. Ina um ebürim eklam (and) pl sulpisu isadadu.
Die Bedeutung dieser Redensart der altbabylonischen Kontrakte
wurde bereits viel erörtert, 1 Doch glaube ich einiges Neues beitragen
zu können, was über die bisher geäußerten Vermutungen hinausführt.
Ebüru ist Jahreszeit, die sich mindestens bis einschließlich Ab
erstreckt (nach Meissner, Suppl. s. v.).
Die Bedeutung von sulpu (Ideogr. nach der Strassmiieb, Al-
phab. Verz. Nr. 8458 gegebenen Verbesserung von n lt 26, 29 cd ...
SUG[*u-wjf]SE) geht mit größter Wahrscheinlichkeit aus K. 2882
(Boissier, Choix de textes relatifs ä la divination, vol. n, 59), Z. 12 f.
hervor. Es heißt hier: pi* Sammu is-te-en sü-ul-pu 2, 3 sü-bu~ul~
latum eklu su-a-tum belu-Su inaddi z -su f ugaru suatu* ihar-ru-ub.
,Wenn eine Pflanze ein £, (aber) 2 oder 3 Ähren (hat), so wird
dieses Feld sein Herr zerstören, etc.' Soll eine Pflanzenabnormität
zustande kommen, so kann der in sulpu fraglos vorliegende Pflanzen-
bestandteil nur der Halm sein. 6 Diesen Befund bestätigt die Ver-
gleichung: talm, *\h$ = Stoppelgras, daraus abgeleitet die Bedeutung
1 Meissner, AUbab. Privatrecht 141; Schorb, EechUuvkunden 122 f.; Pick, OLZ
1908, 316; Uhgnad, OLZ 1910, 159; Schorb, WZKM 1910, 328.
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5 Auch sonst scheint die Doppelähre Unglück zu bedeuten, vgl. Hunger,
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* Enutna zu lesen?
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TYeroiwina 47 3 zu K. 3844.
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Original fronn
128 B. Landsberger.
Stoppelland (Vogelstein, Landwirtschaft 48). 1 Ferner gehört hierher
r^iti Ps. 129, 6. Die Übersetzung des Symmachus ixxauX^aat = in den
Halm schießen 8 beruht auf richtiger Tradition. Auch das » *^ * der
PeSitta z. St., dessen in den Wbb. sich findende Bedeutung /ver-
dorren' nach Nöldeke, ZDMO 43, 678 nur auf einem Mißverständnis
unserer Stelle beruht, erklärt Bar Bahlul richtig durch V 4 ^ ^ 3 ) =
Halm hervortreiben (Payne-Smith Sp. 41 96). 3
In neubabylonischen Kontrakten , meist Pfändungsurkunden,
findet sich häufig ekln pl Sulpi in Parallelismus mit zalcpu (bepflanzt),
ersteres von der Getreide-, letzteres von der Dattelpflanzung, also,
wie schon der Zusammenhang ergibt, angebautes Feld, wörtlich
,nach 4 dem Halm', so wie es in Halmen steht. 6 Die Schlußfolgerung
Kotallas BA iv, 558, 31 f. ist hinfällig, da irrisätu ganz allgemein
Ausübung des Landbaues bedeutet.
Was nun die landwirtschaftliche Tätigkeit des Sadädu betrifft,
die zur Erntezeit stattfindet, so kann mit Sicherheit behauptet werden,
daß die Zeit oder der Monat der 8a{n)dütu, der als Ablieferungs-
datum für geschuldetes Geld und Getreide so häufig in den Dar-
lehenstafeln sich findet, der Monat des sadädu ist, gewiß in unserem
speziellen Sinne. Dies zeigen die Rückgabeformeln, die Huber, Hilpr.
Ann. Vol. 203 aus sumerischen Darlehenstafeln mitteilt: ud-gid, gid-da,
sir-ri } die hier als Rückgabetermin genannt sind, = Sandütu {gid y sir
ja gewöhnliches Ideogr. für sadädu). Vgl. dazu vielleicht EBUR.
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1 Ist, wie es scheint, die Bedeutung ,Halm ohne Ähre und Blätter' die
eigentliche, so kann eine Bildung der gemeinsem. V *\hv = ^Sj* , ausziehen 4 vor-
liegen, im Sinne von ,des Beiwerks beraubt', vgl. arab. 4_^JUo, plur. v^^Ju*» ,a tree
of which the leaves and fruit have been taken' u. ähnl. (Lame).
* Diese unzweifelhaft intransitive Bedeutung direkt von dem transitiven
*f?f ^herausziehen' abzuleiten, wie Bäthosk, Handkamm. z. St., es tut, ist unmöglich.
3 Weitere Stellen für Sulpu: Harper x 977 (vgl. Klauber, JäOS 28, 113 ff.)
Rv. 8; CT XVIII 10,62.
4 Wie weit man eine von dem ursprünglichen ,nach Aussage* sich ent-
fernende Bedeutung von pl anzunehmen hat, ist unsicher. Vgl. auch p% päHm ,nach
der Axt 4 , Ranke, BE vi 1, 76, 1, von einem Hausgrundstück.
* Altbabyl. ekil eiienim.
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Babylonisches. 129
ÖID.DA — harpu (Delitzsch, HWB s. v. harbu). Weiter ergibt sich
aus dem sumerischen GID, daß das gewöhnliche Verb sadädu =
,ziehen' vorliegt. Dies wird bestätigt durch Gautier, Archive de Dil-
bat Nr. 6, 9 (näheres unten), wo die Tätigkeit des Sadädu auch tiris
eklim, Ausstreckung des Feldes, genannt wird. Womit wird nun das
Feld ,gezogen', ^ausgestreckt' ? M. E. mit der Meßschnur oder dem
Meßrohr. Die Bedeutung ,Feld messen' fttr sadädu hatTiiuaEAU-DANaiN,
Journ. asiat. x. Ser., xih (1909), 86 8 nachgewiesen; vgl. auch HaozNt,
WZKM 1911, 319. Dazu kommt noch, daß der unter den Mitglie-
dern der Feldvermessungskommission auf dem Kudurru London 101
(KB iv, 56 ff.) i, 16 zuerst genannte Ibni-Marduk den Titel §a-di-id
ekli führt. Vgl. vielleicht auch Rm. 2, 31 (CT xix, 28) 6 f . = SÄI 5532
und 1431, gid (gi)-da = sa[da-du]
0**GI = dtto. , eine Gruppe bildend. Meßrohr?
Betrachten wir nun unsere Redensart mit ihren Varianten im
Zusammenhang !
Ana pl sulpisu fehlt häufig. Einmal findet sich an dessen Stelle
eine einschränkende Bestimmung: VS 7, 100, 17 (Kohler -Ungnad,
Nr. 665) um ebür Se eTplam 1 mala irrisu, iSadadu. Vgl. auch CT vi, 41 c
(Kohler -Ungnad, Nr. 624) das einschränkende ) mala mafyru* ,soviel
bewässert ist' bei der Prozentklausel. Auch pl sulpiSu durfte nach
dieser Variante eine den Begriff ,Feld' einschränkende Bedeutung
haben:* ,nach Maßgabe seines 3 Halm(bestand)es', d. h. ,soviel Halme
es trägt'. Also: ,In der Erntejahreszeit werden sie s das Feld,
soviel Halme es trägt, (mit dem Meßgerät) ausziehen/
Nach dem Ergebnis dieser Messung wird die pro Quadratein-
heit ausgemachte Menge der Abgabe berechnet. Gautier 6 (Kohler-
Ungnad 977, vgl. Schorr, WZKM 1910, 328 und 457) ist folgender-
maßen zu verstehen: Idin-Lagamal kauft ein Feld von den Erben
1 Trotz iulpiiunu bei Thurkau-Dangin, Lettre* et C n 154, 14 kann sich, wie
Schorr» RechUurk. 123 gezeigt hat, das Suffix nur auf eklu beziehen.
1 Die Übersetzung wird durch diese Annahme nicht tangiert.
3 Mit Uxohad im Sinne von ,man', wie die passivische Variante CT YI, 24 b ,
10 (Schorr, RechUurk.^ Nr. 50) zeigt.
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 9
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130 B. Landsberger.
Nür-iliäus, deren Vertreter Mulu-Nani ist. Dieser besorgt die notwen-
dige Ausmessung des Feldes auf Aufforderung und Kosten 1 des Idin-
Lagamal, beschwört deren Richtigkeit, worauf das Resultat derselben
als für beide Teile, auch die Brüder Mulu-Nanis, bindend erklärt wird.
Eine weitere wirtschaftsgeschichtliche Rechtfertigung meines
philologisch gewonnenen Ergebnisses ist mir nicht möglich. Voraus-
setzung ist, daß gid 7 bzw. Sadädu ,ziehen', in speziell landwirtschaft-
lichem Sinne nur die eine, bereits nachgewiesene Bedeutung hat.
2. mahäfu = weben.
Die längst erkannte Gleichung Je*? = mahäpi = aram. Krup
(Lit. bei Ges.-Bühl 15 , 408) wird gegenüber den Zweifeln Nöldekes,
ZDMG 57, 419 durch eine dreifache Bedeutungsgleichheit von talm.
kpiö mit mahäsu gestützt, nämlich schlagen, ausgießen, weben.
Letztere Bedeutung, deren Ursprung Levy, Neuhebr. Wörterb. s. v.
richtig erklärt, soll hier für das Assyrische nachgewiesen werden.
Sie liegt vor im Sanheribprisma CT xxvi, CoL vui, 64 : I?su näs H-
päti ibkumu imhasu subatis ,Die wolletragenden Bäume rupften sie
ab, verwebten (sie) zu Tuch'.* Innerhalb der Listen liegt m. =
~ o
,weben' vor:
Brünnow 3798 (n R 51, 39 e ): amtl KU.TAG.GA = mähisu Sa
U" 1 fl)
su[bäti] = Weber, danach 5-4/2477 zu ergänzen: [ma-haj-su sa
§ubäti.
mahsUj synon. mihsu = Gewebe. Ideogr. Brünnow 1. c. Hieher
die Zeile: mihsu Cyr. 241, 1; Nbd. 78, 1; vgl. Cyr. 232, 1 (M.-A).
Scheil, Tukulti Ninip, Rev. 17 lies: 150 **** (so deutlich die Photo-
graphie) mi-ih>si.
muhhussu SAI 8039, vgl. K. 9888 (CT xix, 39) Rev. 3, Idg.
[Gl?] . . . KU.BAR. 8 RA, ein zum Weben dienendes Gerät.
1 ik-rt-e ÜH (SU.BA.AN.TI).
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1 Bereits von Meissner, MVAG 1910, 494* richtig: verstanden
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3 Sumerisch bar = weben, Ideogramm für otirmti, hitramu (Br.), BAR SÜ.GAL
mubarrimu (Del. HWB s. v.), UÖ.BAR = iiparu [«£, bezüglich ei (Lesung für
KU ,Gewand 4 ) -f- bar ,weben 4 ], b(p)arsigu = bar ,weben' -|- aig ,Wolle*, vgl. auch
das Ideogramm für $u y üru> SAI 6202.
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Babylonisches. 131
3. $e y urtu = Gerste.
Daß ÖE.BAR Gerste ist, war aus den aramäischen ,indorse-
ments* BE vm, 1, Nr. 68, vgl. S. IG und BE ix, 108 vgl. Clay, Stu-
dies in memory of W. R. Harper i, p. 301, bekannt, ferner, daß das
babylonische Äquivalent dieses Ideogramms ein auf t ausgehendes femi-
nines Wort sein muß (vgl. Tallqvist, Nabonid 130; Delitzsch BA iii,
390; SAI 5408). Nunmehr scheint das gemeinsemitische Wort für
Gerste, das uns zugleich die Lesung von ÖE.BAR gibt, auch im
Babylonischen vorzuliegen, und zwar CT xxix, 18 a, wo es Z. 13 f.
folgendermaßen heißt: ü i-di, sa ta-ma-da-di,
1 (gur) se-ur-tum ma-ad
r . . als meine Miete, die du darmessen sollst, ist 1 Kor Gerste viel*.
Doch ist die Lesung noch hypothetisch.
Leipzig.
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Die Berge Job und Sehebtamo des Josippou.
Von
Theophil Emil Modelski.
Den sogenannten Josef ben Gorion (Josippon, Gorionides) 1 und
dessen Werk hat der bekannte polnische Gelehrte Joachim Lelewel
noch als , Rätsel'* bezeichnet; gleichwohl hat er die Anachronismen,
Fehler und Widersprüche dieses jüdischen Schriftstellers kühl und
scharf beurteilt. Jetzt ist vieles anders geworden; gar manches an
dem Josipponschen Texte, was früher dunkel und unklar war, ist
uns jetzt klar und verständlich. Die Ansichten über diesen mittel-
alterlichen Autor haben sich so geändert, daß der frühere Zweifel
und das Mißtrauen gegen ihn im Laufe der Zeit wahren Lobeshymnen
gewichen sind, die ihn in besserem Lichte erscheinen lassen. Trotz-
dem ist man aber auch jetzt noch nicht einig über die Zeit und den
Ort — wann er geschrieben und wo er gelebt hat.
Wird es noch vieler Mühen und Versuche bedürfen, die un-
klaren Stellen des Textes zu erklären? Wann wird endlich der ver-
dorbene und durch viele Eindringlinge entstellte Wortlaut in seiner
ursprünglichen Reinheit erscheinen, wodurch die verdrehten Namen
von Völkern und Orten ihre wahre Bedeutung erlangen und unzwei-
deutig sein würden? Natürlich ist die Antwort darauf nicht leicht.
Wir stellen jedoch fest, daß hierin ein bedeutender Fortschritt zu
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Breithaupt.
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1 Eigentlich nur der Titel des Buches, das Buch Jossippon usw.
3 Vgl. noch: ,Oceanus fabularum Judaicarum', Vorwort in der Ausgabe von
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Die Berge Jop und Schebtamo des Josippon. 133
verzeichnen ist und der Josipponsche Text allmählich reiner und
besser wird.
Außer den wesentlichen Mängeln und Fehlern wegen des
schlechten Zustandes der Handschriften gibt es noch andere Mängel,
um derentwillen wir weder den Josippon noch die späteren Ab-
schreiber tadeln dürfen. Ich denke hier an die fehlerhafte Erklärung
der Namen, die sich in den Handschriften gut erhalten haben, die
aber von den Forschern falsch gedeutet wurden. Der falsche Weg
hat dann auch zu beliebiger Besserung des Textes geführt, wo dieser
gut gewesen war und wo nur die Erklärung Schwierigkeiten berei-
tete. Diese Interpretationen und Verbesserungen haben auch dem
Rufe des Josippon geschadet. Für die Geographie und die Ethno-
graphie des 10. Jahrhunderts ist das Verständnis der dunklen Stellen
unseres Schriftstellers sehr erwünscht und von großer Bedeutung.
Verf. möchte in der folgenden Auseinandersetzung zwei Fehler auf-
zeigen, welche nicht dem Texte, sondern seiner Erklärung durch die
Forscher zur Last fallen.
In der Völkertafel, welche Josippon seinem Werke voran-
gestellt hat, spricht er von den Deutschen, d. i. den Alemannen,
den Söhnen Elisah (Elischa): ,Elischah sind Völker Alemanniens
(urxbH), welche zwischen den Bergen Jov (ar Jub, Job) und
Septimo (ibtoto Schebtamo) wohnen. Von ihnen stammen die Lom-
barden, welche hinter den Bergen (irrtümlich Flüssen) Jov und
Septimo wohnen. Sie haben das Land Italien unterworfen, wo sie bis
zum heutigen Tage an deu Flüssen Po und Ticino wohnen; und die
Wasser des Po ergießen sich in das Venetische Merr.' 1
Die unpassende Übertragung von Jov und Septimo hat zwar
im Wesentlichen den Inhalt der Stelle nicht geändert, sie hat aber
den Gedanken und die Absicht des Josippon verdreht und dadurch
die Ungenauigkeit und die Dunkelheit des Textes verursacht. Wir
möchten hier einige Erklärungen unseres Textes zusammenstellen,
1 Lombardi maoA, Italiah hk^io'k, Bondekiah (Venedica) rorp™*; Jou, Jov,
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Jub, Job, Septimo, Sebtemo, Sebathemo.
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134 Th. E. Modblski.
wobei wir zunächst die Erklärung Lelewels erwähnen, die in der
Literatur keine Nachahmer gefunden hat. Derselbe beachtet die
Namen selbst, indem er nach solchen, die ihnen ähnlich sind, in
den Alpenländern, und zwar in einer Richtung sucht, die den Wohn-
sitzen der Langobarden entsprächen, ehe diese nach Italien ge-
kommen waren. Er übersetzt also: ,Les fils d'Elisah (dont le frfere est
Alam) sont les Alemania, qui habitent les monts ou villes Joub et
Septimo. D'eux sont sortis les Lombardi, qui habitent au dela des
fleuves Jub et Septimo et ils subjuguferent Italiah et habitent jusqu'
aujourd'hui autour des fleuves Poo et Tesino. Poo verse ses eaux
dans le mer . . . mppiyn Bondekiah . . . (Venise).' 1 In der Erklärung
von Jub und Septimo bemerkt er: ,Juvavum, Saltzbourg et Sevaces
de Ptolemee dans le Norique au nord.' 2 Ebenso mißlungen sind die
Erklärungen der übrigen älteren und neueren Schriftsteller. In ihren
Erklärungen sind sie entschieden zu weit gegangen. Obgleich Alle
klar sehen, daß man unter Jub und Septimo ausschließlich die
Alpen zu verstehen habe, denn dieses ergibt sich aus dem Inhalt
der Stelle, haben Forscher wie Bochart, Breithaupt, Harkavy und
die übrigen den Zusammenhang der Alpen mit den Höhen Jub und
Septimo nicht verstanden. Das hat ihnen allen eine weniger be-
friedigende Erklärung aufgedrungen, mit der sie mangels einer besseren
vollauf zufrieden waren, zumal da sie sich dadurch nicht allzuweit
von den Alpen entfernt haben. Die Folge davon war, daß die
Gelehrten den Begriff Alemannien bedeutend erweitert haben, um
den Anforderungen an ihre Interpretation zu entsprechen. So fällt
es leicht auf, wie frei und schlecht Bochart erklärt hat; er sagt
nämlich zu unserer Stelle: 8 ,Alemanniae nomine hie significat eas
Galliae et Italiae partes, quae Germaniae tum temporis erant an-
nexae; et germanos imperatores pro dominis agnoscebant. In his
1 Joagh. Lelewel, Geographie du moyen äge, t. in et iv. Bruxelles 1852,
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p. 13. Der Text ist nicht getreu wiedergegeben.
2 Ebda.
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Batavorum, Trajecti ad Rhenum 1692, Seite 200.
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3 Samublis Bocharti Geographia sacra seu Phaleg et Canaan. Ed. 3. Lugduni
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Die Berge Job und Schebtamo des Josippon. 135
1. Arelatense regnum inter montes Jou et Septimo; id est Juram
et Septimanos. Nam Arelatense regnum complectebatur Provinciam,
Delphinatum et Sabaudiam 2. Lombardia, quam dicit esse trans
Juram, id est trans Alpes ad Padum et Ticinum . . / Mögen wir
auch Alemannien und die Alemannen verstehen wie wir wollen,
immerhin sind Jou und Septimo in dem Sinne der Berge Jura und
des Landes Septimanien unverständlich. Weder Lelewel, noch
Bochart, welch letzterer mehr Anhänger hat, können uns befriedigen.
Für gleich unwahrscheinlich halten wir, daß uns der französische
oder italienische Jude Josippon eine so ungenaue Angabe über die
Wohnsitze der Deutschen und über die Alpen — denn nur an diese
wird er gedacht haben — überliefert hätte.
Außer der wesentlichen Ungenauigkeit der jetzigen Erklärungen
des Josipponschen Buches, welche das Verständnis des Zitates er-
schwert, wäre noch die Veränderung der handschriftlichen Über-
lieferung zu beachten. Man hat den Wortlaut nach der Erklärung
behandelt. Vertraut man einmal der Ansicht, mit Jub, Job, Jov sei
der Jura gemeint, dann muß man folgerichtig den Text bessern —
man hat offenbar demnach für ar (Jub) — ny» (Jur) gelesen. So
hat schon z. B. Harkavy in seiner (russischen) Ausgabe gemacht;
vor einigen Jahren hat das auch Prof. Westberg wiederholt. 1 Er
spricht gelegentlich über Ort und Zeit der Abfassung des Josippon-
schen Werkes; dabei versetzt er den Autor (ins 10. Jahrhundert)
nach Frankreich. Für Frankreich spreche nach ihm die Angabe,
die Langobarden säßen hinter den Bergen Jur und Schebtamo. Er
nimmt also die Lesung Jur statt Jub oder Jov. Dadurch aber hat
man das Verständnis nicht gefördert. Weder der Jura, noch weniger
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Jahrg. 1908, Petersburg, Neue Folge, Teil xm und xiv. Der Aufsatz lautet: Zur
1 In der rassischen Zeitschrift: Zumal Ministerstwa Narodnago Proswescenija,
Analyse orientalischer Quellen über Osteuropa (russisch), Seite 375, Bd. 13. Die
russische Abhandlung ist eine Umarbeitung der deutschen Ausgabe: Beiträge zur
Klärung orientalischer Quellen über Osteuropa, in dem Bulletin de TAcad. Imp.
des sciences de St. Petersb. 1899, Bd. xi, Nr. 4 und 5, S. 211—245, 275 — 314. In
der deutschen Fassung fehlt der Passus.
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Original from
136 Th. E. Modelski.
aber das Land Septimanien haben die Stelle über Deutschland
erhellt. Man hätte vielmehr die Worte des Jo3ippon selbst genau
einsehen und dessen Nachrichten auf Grund der damaligen An-
schauungen beurteilen sollen. Es wäre also am besten gewesen, in
den Alpen selbst die beiden Namen zu suchen, welche den Erwar-
tungen vollauf entsprochen hätten. Man hätte nach Namen suchen
sollen, die sowohl ihrer Form, als auch ihrer Bedeutung nach die
Sicherheit geboten hätten, daß die Erklärung weder willkürlicher
Deutung entspränge, noch beliebigen Einfällen, sondern daß sie aus
der wahren Beurteilung des Ortes und der Zeit hervorginge. Das
eine Wort sowohl als das andere hätten gleichermaßen ihre Erklärung
gefunden. Auch die Zusammenstellung der beiden Wörter und deren
Bedeutung hätten sich in allem entsprechen müssen. Wenn Josippon
berichtet, daß Jub oder Jov und Septimo (Schebtamo) Berge seien,
so darf man nicht den ersten Ausdruck als den Namen eines Berges
deuten, und den zweiten für die Bezeichnung eines Landes halten
oder auch sonstwie erklären (vgl. Bochart, Lelewel). Hier hätten
wir also eine unklare Interpretation. Ferner müssen wir beachten,
daß dies solche Berge unter den Alpen sein mußten, welche eine
besondere Bedeutung, irgendwelche Eigenheiten gehabt haben und
demnach allgemein bekannt gewesen sein mußten. Diese Namen
müßten sich also auch in den lateinischen Quellen des Mittelalters
finden, welche dann völlig den Höhen Jov und Schebtamo des
Josippon entsprechen würden. Meine Meinung hat mich zu einem
sichern Ergebnis geführt. Es scheint mir, daß eine klare Grundlage
zu den Worten des Josippon gefunden ist. Meine Ausführungen
haben auch die Billigung des bekannten Petersburger Orientalisten
Dr. Harkavy gefunden.
In der mittelalterlichen lateinischen Literatur begegnen wir vielen
Erwähnungen der Alpen, und zwar gewöhnlich nur beiläufig und
allgemein. Im besonderen sind oft Pässe genannt als natürliche
Wege zwischen den nördlichen und südlichen Abhängen des mäch-
tigen Gebirges. In den Quellen finden sich besonders zwei wegen
ihres Alters und ihrer Gangbarkeit bekannte Übergänge. Es sind
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Die Berge Job und Schebtamo des Josippon. 137
das die Pässe des Großen St. Bernhard und des Septimer. 1 Über
dieselben haben wir die meisten Nachrichten, und zwar eben aus
der Zeit, die uns besonders angeht Der Pass des Großen St. Bern-
hard ist der höchste unter den regelmäßigen Verkehrswegen der
Alpen. Er war schon im Altertum genau bekannt. Er zeigte den Wan-
derern die nächsten und leichtesten Verbindungen mit der westlichen
Schweiz, dann noch mit dem nördlichen und dem östlichen Gallien,
endlich mit Germanien. Im Mittelalter, worauf es uns zunächst an-
kommt, mehren sich die Erwähnungen unseres Passes, der am öfte-
sten Mons Jovis, Jovinae Alpes, Jupitterei montes usw. ge-
nannt wird, worüber weiter unten näheres. — Wegen des Septimer
Passes, Mons Septimus, wäre zu bemerken, daß er zwar nicht in
dem Maße, als der St. Bernhard besucht war, allein im etwas spä-
teren Mittelalter oft von denjenigen benützt war, die von Italien nach
Deutschland und umgekehrt gingen. 2 Sowohl auf dem Passe des
Großen St. Bernhard als auch auf dem Septimer haben einst be-
rühmte Hospitäler gestanden. Allgemein bekannt ist übrigens das
Kloster (Hospiz) auf dem Großen St. Bernhard, von dem Septimer
sieht man nur noch die Trümmer des ,Hospitiums'. 3
Aus der obigen Darstellung dürfte also hervorgehen, daß die
Lesart av (Jub) richtig wäre und keinerlei Besserungen bedarf; 4
dasselbe dürfte auch von der zweiten Form löna^ (Schebtamo) gelten.
Beide sind also klar. Josippon hat somit weder einerseits den Jura
noch anderseits das Land Septimanien im Sinne gehabt, als er von
den Alemannen und den Langobarden schrieb, sondern er hat hier
an den Mons Jovis und den Mons Septimus gedacht. Sogar eine
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1 Hier möchte ich auf Aloys Schulte s Geschichte des mittelalterlichen Handels
und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausschluß von Venedig, i. und
ii. Bd., Leipzig 1900, verweisen, worin die Geschichte und die Bedeutung der Alpen-
passe für den Verkehr im Laufe der Jahrzehnte genau und gebührend beachtet ist.
9 Vgl. Schulte a. a. O., 8. 93: ,Der Septimer war nach und nach so bekannt
geworden, wie es früher nur der Große St. Bernhard, der Mons Jovis, gewesen war.*
1 Vgl. Schulte a. a. O., i. Bd., 3, 4, 11, 12, 40, 55, 60, 61 u. a. ff.
4 Der Name Mons Jovis erscheint bei Josippon wie auch bei arabischen
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Autoren so auf die Alpen wie auch auf den Jura übertragen,
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138 Th. E. Modelski.
flüchtige Beurteilung des Textes gewährt die Möglichkeit einer leichten
Orientierung, welche Erklärung der Wahrheit näher kommt: ,Elischa,
sind Völker Alemanniens, die zwischen den Bergen Jov und Sep-
timo wohnen/ Obgleich diese Erklärung vielleicht als zu eng er-
scheinen könnte, kann man doch annehmen, daß Josippon hier die
Söhne Elischa auf die Alemannen einschränkt Wenn wir auch den
Namen Alemannen allgemeiner gefaßt, und zwar für alle deutschen
Stämme gebraucht haben, bleibt das Zitat verständlich. 1 Klarer und
treffender beschreibt folgender Satz des Josippon die Sache: ,Von
ihnen stammen die Lombarden, die sich hinter den Bergen Jov und
Septimo aufhalten/ Die Beschreibung der lombardischen Wohnsitze
zeigt uns unwiderleglich, daß Josippon nicht das Juragebirge ge-
meint haben kann, weil dieses zu fern von den Langobarden und
Italien liegt. 2 Wenn wir auch annehmen würden, daß Josippon in
Frankreich gelebt und geschrieben habe, so vermöchten wir auch
diese Beschreibung der Wohnsitze der Langobarden nicht zu ver-
stehen. Fügen wir hinzu, daß wir allzusehr die Vorwörter ^zwischen'
und ,hinter' betonen, ihre Erklärung aber etwas freier sein müßte, 3
dann nähern wir uns mehr der Absicht Josippons und wir ziehen
aus dessen Worten keine falschen, weil sehr weitgehenden Schlüsse.
Sodann wäre zu erinnern, daß der Mons Jovis und der Mons Sep-
timus mit den Alpen identisch gewesen sind. Die mittelalterlichen
Chronisten verstanden also unter dem Mons Jovis oder dem Mons
Septimus nicht den einen oder nur den andern Paß, sondern die
Alpen 4 überhaupt. Die Zitate des Anhangs belehren uns darüber
1 Siehe unten; Mons Jovis und Mons Septimus = die Alpen.
2 Vgl. deshalb die Erklärung des Breithaupt: ,Lombardi igitur hie trans
Juram, id est, trans Alpes ad Padum et Ticinum ab autore nostro locan-
tur/ S. 6.
3 Zwischen = innerhalb, herum; hinter den Bergen nach außen.
4 Siehe die Belege im Anhang. Ich bemerke, daß man von da aus schein-
bare Versehen und Fehler beurteilen sollte, wenn die mittelalterlichen lateinischen
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Dichtern als Setmunt, Septimunt, Septmer bekannt
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Schriftsteller von den Quellen der Alpenflüsse in diesen Bergen, von den Wegen
Hannibals usw. berichten. Der Name Septimer ist ferner den mittelhochdeutschen
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Die Berge Job und Schebtamo des Josippon. 139
sehr genau. Ebenso hat Josippon die Berge Jov und Septimo ver-
standen, als er von Deutschland und Italien erzählte.
Auch die Erwähnungen und die Bezeichnungen der Alpen bei
den arabischen Geographen bestätigen unsere Meinung. Bei Edrisi
lesen wir z. B. in verschiedenen Ausgaben: gebal mont gun/mons
Giura, 2 montagnes appellees Mont Djouz, 5 il monte chiamato munt
gun, bün, hün. 4 In einem Itinerar lesen wir: munt g.wi. Die Her-
ausgeber erklären das mit den Alpen. Es wäre nämlich nur eine
bloße Ver Schreibung (o) *i für (vO & (&ßn für güb im arabischen
Texte), man sollte nämlich lesen £üb, d. i. itaL Giove, latein. mons
Jovis. Dasselbe ist mit der Lesart £.wi. * Die italienischen Heraus-
geber waren schon auf dem besseren Wege, obgleich sie ihrer Er-
klärung nicht ganz sicher waren. 5 Neuerdings hat wiederum Mar-
qüart einen Fehler begangen, indem er die Lesart des Itinerars: 6
1 Die Ausgabe vom Jahre 1592, De Geographia universali, Hortulus cultissi-
raus . . . Romae 1592 (u. Teil des v. Klim.).
* Die Ausgabe vom Jahre 1619, Seite 221: ,ad extremitatera portae, quae
secat montera Giura dictum: et ea porta maxima est... Mons ille ingens est . . .
Patent in eo monte portae quattuor, per quas utrinque conceditur egressus et in-
gressus ad regiones Romanorum. Et quidem mons praedictus maximus est . . .
multique ex eo fluvii emanant . . .' Geographia Nubiensis... a Gabriele Sionita
et Joanne Hesronita, Parisiis 1619.
8 Y montagnes appelläes Mont-Djouz (les Alpes) . . . Au däbouche de ces
montagnes, du cöte de la Lombardie ... est la ville d'Anbouria . . . Ces montagnes
(les Alpes), d'une hauteur immense, ceignent du cöte de Toccident la Provence . . .
la Bourgogne des Francs . . . la Bourgogne des Allemands ... la Souabe . . . la
Tarentaise . . . Du cöte* de l'orient sont la Lombardie . . . le pays de Genes . . .
Pise . . . Rome, et ce qui est contigu a ces contrees du cöte des Longobards. II y
a, dans ces montagnes quatre issues pour pänetrer dans le pays romain . . .* G6o-
graphie d'Edrisi. Bd. n, Paris 1840 in Recueil de voyages et de memoires, Bd. vi,
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S. 243; vgl. ibid. S. 241, 243, 245, 252, 362, 369.
4 L'Italia descritta nel ,Libro del re Ruggero* compilato da Edrisi: Testo
arabo pubblicato con versione e note da M. Amari e C. Schiaparelli. Roma 1883,
S. 79, 90.
5 ,L'autore poi non fa distinzione fra il piccolo e il gran S. Bernardo facen-
done un solo passo alpino, e colla denominazione di Monte Giove abbraccia tutta
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6
la catena delle Alpi fino alle Alpi Giulie. 4 S. 79.
Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge, Leipzig 1903, S. 256, Abschn. 8.
Der Reisebericht des Harun b. Jabjä: ,Es ist eine große bevölkerte Stadt an einem
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140 Th. E. Modelski.
Gü-i, Gr.wi mit einer Bemerkung versieht: ,Lies ; y^ iJU-L.* Mont Gür.
Der Name Mons Jura ist bei Idrisl auf die Alpen übertragen/ Die
V V
Lesart öur ist nicht annehmbar; sowohl Gu-i wie auch g.wi und
andere Formen wären in Güb (Giove) zu verbessern. 1
Es will mir also scheinen, daß diese Erklärung (sowohl bei
Josippon wie auch bei den arabischen Geographen) am besten ihrer
Aufgabe nachkommt. Die Erklärung des Josippon ist sowohl zulässig,
als auch möglich, denn sie bietet ein einfaches und klares Verständ-
nis und sie steht im Einklang mit den Begriffen, welche in der
mittelalterlichen lateinischen Literatur jener Zeit gang und gäbe
waren.
Anhang.
,Lustrato Langobardorum regno, calcata praecelsa cacumina,
Jovis montis pertransiit iugum . . .';* — ,. . . postquam Jovis
montem obtectus nube istis partibus calcatas vias remeantes . . /; 3
— ,. . . Carolus rex . . . misit Bernehardum . . . per montem Jo-
vem../; 4 — , (Carolus) . . . montem Jovis transiit et Italiam ingressus
fuit'; 5 — ^praeter hospitale, quod est in monte Jovis . . /; 6 —
,Berengarius . . . Italiam quam mox deseruit, ac per montemJovis
in Sueviam . . . properavit'; 7 — ,. . . (Brun) . . . per montem Jovis
cum pluribus Romanorum in Cisalpinas partes devenit'; 8 — ,Hein-
ricus rex . . . per montem Jovis . . . Alpes transc. . . /; 9 — ,(Nor-
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bedeutenden Fluß, der dahin aus den Bergen kommt, die mit dem Gebirge Mont
Güi zusammenhängen/
1 Die französische Benennung des Jura: M. Joux kann uns nicht irreführen.
8 Agnelli Liber pontif. eccl. Ravenn. M. G. H. SS. Rer. Lang. c. 157, p. 379.
3 Ibid. c. 174, p. 391.
4 Ann. Lauriss. (et Einh. Ann.) M. G. H. SS. 1, p. 150, 151, idem Chrou
Moissiac. ibid. p. 295, Ekkehardi Chron. univ. SS. 6, p. 161, Annalista Saxo ibid. 558,
Ann. veterum fragm. (Ann. Mett.) SS. 13, p. 28, Chron. Vedast. ibid. p. 704, Jacobi
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Aurie Ann. SS. 18, p. 289 u. a
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5 Hincmari Rem. Ann. SS. 1, p. 498, ibid. p. 512.
6 Prudentii Trec. Ann. SS. 1, p. 453.
7 Liudprandi Antapod. SS. 3, 1. 5, p. 330.
8 Herimanni Aug. Chron. SS. 5, p. 128.
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9 Ekkehardt Chron. (pars n) SS. 6, p. 243, idem Annalista Saxo, ibid. p. 748.
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Die Berge Job und Schebtamo des Josippon. 141
manni) . . . venerunt ad loca Alpium, qui et monsJovis dicitur - . Z; 1
— ,HenFicus rex . . . monarchiam Lotharingiorum vel Saxonum seu
ceterorum regnorum in hac Jovis montis parte adeptus . . .';* —
,Heinricus quintus . . . Romam iturus, per montem Jovis Pyrenaeum
transit . . .'; s — ,Imperator (Frider.) . . . egressus est de Italia per
montem Jovis . . . tendens in Burgundiam' ; 4 — ,Ingredientibus
Longobardiam primo occurrunt: Yvorica (Ivrea) via, que venit a
monteJovis...'; 5 — ,Per hos ducentes Langobardorum exercitum,
Jovii montis ardua iuga transcendunt . . /; 6 — ,Longobardorum
regnum a discrimine Jovii montis'; 7 — ,Ungri . . . usque ad montem
Job depopulantes cuncta'; 8 — ,ad Alpes Jovinas'; 9 — ,Rhenus . . .
ex . . . Jovinis defluens Alpibus . . /; 10 — ,cuipiam regi iuxta Jupi-
tereos montes'; 11 — ,in Septimo lacuque Cumano'; 12 — ,ecclesiam
sancti Gaudentii ad pedem Septimi montis'; 18 — ,Rhenus . . . oritur
Alpibus, scilicet montibus, qui dividunt Italiam ab Alamania, id est
in monte, qui vocatur Septimus'; 14 — r . . Conradus . . . rex creatus,
Pyrenaeum per iugum Septimi montis, qua Rhenus et Aenus fluvii
oriuntur, transcendit . . /; 15 — ,per iugum Septimi montis, qua
Renus et Enus fluvii oriuntur . . . transcendens, Papiam usque per-
venit'; 16 — ,Qui per Theutonicam terram incedentes, Alpes in loco,
1 Ex Rodulphi Glabri Hist. SS. 7, 1. 3, p. 63.
* Fundatio Monast. Aquicinctini, SS. 14, c. 1, p. 580.
3 Ottonis Friß. Chron. SS. 20, 1. 7, c. 14, p. 254.
4 Burchardi et Cuonr. Ursperg. Chron. SS. 23, p. 357.
5 Gervasii Cantuar. Chron. SS. 27, p. 304.
6 Arnulphi gesta arch. Mediol. SS. 8, p. 14.
7 Ethelwerdi Chron. SS. 13, p. 123.
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8 Joh. Diaconi Chron. Ven. SS. 7, p. 22.
9 Ex Epitaphio . . . Odilonis ... SS. 16, pars 2, p. 816.
10 Ex Mirac. S. Genulfi, ibid. p. 1204.
11 Ethelwerdi Rerura Anglic. Script, saec. x, SS. 10, p. 46.
» Ekkehardi iv casus S. Galli, SS. 2, c. 3, p. 102.
13 Narratio de libert. eccl. Fabariensis SS. 12, p. 414.
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16 Hist Welforum Weingart SS. 21, c. 32, p. 471.
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14 De rebus Alsaticis . . . (Descriptio Theutoniae) SS. 17, p. 238.
1Ä Ottonis Fris. Chron. SS. 20, c. 17, p. 257.
Original fronn
142 Th. E. Modelski. Die Berge Job u. Schebtamo d. Jossippok.
TD
(.1
qui Mons-Setcs dicitur, et per lacum de Cuma transierunt
,(Landolaus) . . . Romam pergere solebat; per Jovis itaque Mori-
as
tem transiens ibat, per Septimum autem rediens
,Montagnam, que vocatur Septem sivevn'; 5 — ,Montero ; qui vocatur
Set'; 4 — ,Seteme der perg, der Lamparten und Dutscheland scheidet'; 6
— ,in italicas partes itinere properantes non tantum in ipso Septimi
montis culmine alacriter exceperint . . . ifi
1 Gislebert von Mona, SS. 21, p. 573.
' Ekkehardi iv. Casus S. Galli, SS. 2, p. 82.
s Schulte ii, 32.
4 Ibid. 33.
6 Ibid., ygl. ibid. S. 179 Settman, 182 Septmar u. a.
6 Codex diplomaticus, Sammlung der Urkunden zur Gesch. Cur-Rätiens . . .
Th. Mohr, B. i, S. 59, Dipl. 39, vgl. ibid. S. 105, D. 73 und S. 152, D. 110.
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Die ältesten Dynastien Babyloniens.
Von
Friedrich Hrozxrf.
Unsere bisherige Kenntnis der ältesten babylonischen Geschichte
basierte in der Hauptsache auf den archäologischen Funden von
Laga$ (Tello) und Nippur (Niffer). In der letzten Zeit hat auch
Susa einiges Material zur altbabylonischen Geschichte geliefert. Da
aber die zwei ersteren Städte in der politischen Geschichte Baby-
loniens nur eine sekundäre Rolle spielten, und da ferner Susa nur
Zufallsfunde bot, nämlich Denkmäler, die den elamischen Königen
bei ihren babylonischen Raub- und FeldzUgen zufällig in die Hände
gefallen waren, so mußte die uns durch die dortselbst gefundenen
Denkmäler vermittelte Kenntnis der ältesten Geschichte Babyloniens
notwendigerweise eine lückenhafte sein. So gelang es, für die Zeit
vor der Dynastie von Ur nur für die Stadt Lagas eine freilich auch
nicht ganz lückenlose Herrscherliste zusammenzustellen. Von den
damaligen Königen und Patesis der übrigen, oft viel bedeutenderen
babylonischen Städte kennen wir nur ganz wenige. Es ist klar,
daß man sich auf Grund dieses lückenhaften und einseitigen Materials
keine richtige Vorstellung der politischen Entwicklung Gesamtbaby-
loniens zu jener Zeit bilden kann.
Wie unvollständig unsere Kenntnis der ältesten babylonischen
Geschichte ist, darüber werden wir jetzt durch den von dem ver-
dienstvollen französischen Assyriologen P. V. Scheil in Comptes rendus
des seances de PAcadeniie des Inscriptions et Belles-Lettres 1911,
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144 Friedrich HfiOZNf.
S. 606 ff. soeben herausgegebenen Text belehrt. Diese unschätzbare,
unser historisches Wissen in ungeahnter Weise bereichernde Urkunde,
eine wohl etwa aus der Hammurabi-Zteit stammende Liste von Namen
(nebst Regierungszeiten) der babylonischen Könige aus der Zeit vor
der Dynastie von Ur> überliefert uns nicht weniger als 25 uns voll-
ständig unbekannte Königsnamen! Wir lernen durch diesen Text
zwei uns bis jetzt unbekannte altbabylonische Dynastien kennen
und erfahren gleichzeitig, daß die Dynastie von Akkad, die nach
der bisherigen Annahme bloß aus zwei oder drei Mitgliedern be-
stand, nicht weniger als zwölf Könige umfaßte! Welche wichtigen
chronologischen Schlüsse wir aus diesem Text wohl ziehen können,
wird weiter unten dargelegt werden. Auch sonst enthält dieser neue
Text, für dessen rasche Herausgabe wir Herrn Prof. Scheil sehr
dankbar sein müssen, manches Neue und Wertvolle: so wird durch
ihn auch das schwierige Sargon-Ütfani^w^w-Problem seiner Lösung
um ein beträchtliches Stück näher gebracht 1
Befaßte sich die von Hilprecht in Babylonian Expedition A,
xx 1, pl. 30, Nr. 47 veröffentlichte Königsliste mit den altbabyloni-
schen Dynastien von Ur und hin, so bricht unser Text kurz vor
der Zeit der C/r-Dynastie ab: wenn wir von dieser kurzen Unter-
brechung absehen, so ergänzen die beiden chronologischen Texte
einander. Unser Text berichtet Rev. 20 f., daß die Herrschaft über
Babylonien von einer auf die Könige von Akkad (Agade) folgenden
Dynastie von Uruk auf ,das Volk von Gutium* — die Lesung
dieses Namens ist wohl sicher — überging. Daß unmittelbar 2 vor
der Dynastie von Ur Könige von Gutium über Babylonien herrschten,
wurde von Scheil bereits auf Grund anderer neuen Texte Comptes
rendus des seances de l'Acad&nie des Inscriptions et Belles-Lettres
1911, S. 318 ff. festgestellt. Einer dieser Könige hieß Si-ü-um, ein
anderer Enrida-pizir oder Erridu-pizir* der letztere nennt sich
1 Der Text selbst (Transkription und Übersetzung), der ursprünglich an dieser
Stelle stehen sollte, befindet sich aus typographischen Gründen erst auf S. 146—149.
* Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß zwischen der Dynastie von Gutium
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und der von Ur noch eine uns unbekannte Dynastie anzusetzen ist
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Original fronn
Die Ältesten Dynastien Babyloniens. 145
sogar ; K einig von Gutium, König der vier Weltgegenden' ? nimmt
also den Titel der Könige von Akkad (Agade) auf. Wir wissen
V
ferner, daß bereits SargalUarri 1 von Akkad mit Gutium (Kuti-im),
dessen König Sarlak er gefangen nimmt, Kämpfe führen mußte
(vgl. aus dieser Zeit auch das Datum Thureaü-Dangin, Rec. de tabl.
chald. Nr. 88). 2 Leider erfahren wir aus unserem Texte nicht, wie
viele Könige von Gutium und wie lange sie über Babylonien herrsch-
ten. Wir müssen uns einstweilen mit der wichtigen Erkenntnis be-
gnügen, daß unmittelbar vor der Dynastie von Ur sich das alte
Kulturland Babylonien die Fremdherrschaft eines Volkes aus dem
nördlichen Zagros - Gebiete gefallen lassen mußte. Siehe übrigens
noch unten S. 159.
Der Dynastie von Gutium geht nach unserem Texte eine
Dynastie von Uruk voran, die uns bis jetzt gänzlich unbekannt war.
Allerdings herrschte diese Dynastie, trotzdem sie fünf Könige um-
faßt, insgesamt nur 26 Jahre über Babylonien; die Regierungszeiten
dieser Könige schwanken zwischen 3 — 6 Jahren. Da es noch eine
ältere £7rufc-Dynastie gibt, die vor der Dynastie von Akkad anzu-
setzen ist (siehe unten), so ist diese spätere als die zweite Dynastie
von Uruk zu bezeichnen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Könige
dieser südbabylonischen Dynastie, vielleicht mit der alleinigen
Ausnahme des BASA-i-li, Sumerier waren.
Vor der kurzlebigen Dynastie von Uruk übte die semitische
Dynastie von Akkad (Agade) die Hegemonie über Babylonien aus.
Unser Text verzeichnet nicht weniger als zwölf Könige dieser Dy-
nastie mit insgesamt 197 Jahren; bis jetzt kannten wir, wie bereits
oben bemerkt wurde, bloß zwei oder drei Könige von Akkad, Sar-
rukxn (Sargon), Naräm-Sin und — falls man diesen König von 3
O <L>
1 Der Name JSAB.QA.NLLUGAL.URU ist, wie zuerst Boissier in Babylo-
niaca iv, S. 83 bemerkte, wohl jetzt, im Hinblick auf die Wiedergabe Sär-ka-li-e-
iarru Cuneif. Texts xx, pl. 2, Obv. 18, Sar-ga-M-Jiavri 1 * — ,König des Alls ist mein
König* zu lesen.
* Auch der König Lasirab von Gutium (siehe Thureau-Dangin, Sumer. und
akkad. Königsinschriften S. 170 ff.) gehört ungefähr in diese Zeit.
9 Die Fortsetzung dieses Satzes siehe erst hinter dem Text S. 150 oben.
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146 Friedrich Hrozn**.
[Text] [Obv.]
KeS ki a l KALAM.ZI lugal-dm 30 mu in-ag
KALAM.DA.LU.LU* 12 mu in-ag
UR.SAG 6 mu in-ag
BÄ.SÄ d MU$ 20 mu in-ag
5 I-Sü-il 24 mu in-ag
Gimil- ilu 8in dumu I-Sü-il-gh 7 mu in-ag
6 lugal-e-ne mu-bi 99 in-ag-eS
KeS ki - a x bal - bi ba - kur nam - lugal - bi KiS* 1 Sü-ba - tum
Kis ki -a KÜ*- d Bau SAL.LÜ.KAS.TIN.NA suhus Ki$ ki mu-
[-un-gi-na
10 lugal-dm 100 mu in-ag
BÄ-SÄ- d Sin dumu KÜ- d Ba-u-gl 25 mu i[n]-ag
UR- d Za-mä-mä dumu BA-SA- d Sin-g% 6 m[u i\n-ag
ZLMU-dar 30 mu in-ag
U-zi-watdr dumu ZLMU-dar-ra-gi 6 mu in-ag
15 El(?) 6 -mu-ti 11 mu in-ag
I-gül- ilu Samas 11 mu in-ag
Na-ni-ia-ah 3 mu in-ag
8 lugal e-ne mu-bi 586 in-ag-es
Kis ki bal-bi ba-[kur na]m - lugal - bi Unu{g) ki Sü-ba-tüm
KT)
20 Unu{g) ki -ga Lugal-z[ag]-gi-si lugal-dm 25 mu in-ag
1 lugal mu-bi 25 in-ag
Unu(g) ki -ga bal-bi bakur [nam-lugal-bi] A-ga-de ki sü-batüm
A-ga-de ki -a Sar-ru-ki-in dib(?)-ba-ni NU-GlS-SAR
KAM.GAB e d Zamämä
25 lugal A-ga-de[ ki mu-u]ndü-a
[ ] in-ag
b Lücke. 8
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1 Oder ist dieses Stadtideogramm hier Up&^-a zu lesen?
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3 = Dynastie.
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1 Der Name erinnert an den Namen Ba.SÄ.LU.LU (z. B. Obel. Maniit. C xiv.
21). Auch an unserer Stelle den letzteren Namen anzunehmen, ist nach einer
freundlichen Mitteilung Scheils unmöglich.
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Die ältesten Dynastien Babyloniens.
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[Übersetzung.] [0 b v.]
In J?££ * wurde KALAM.ZI König (und) herrschte 30 Jahre ;
KALAM.DA.LU.LU 2 herrschte 12 Jahre;
UR.SAG herrschte 6 Jahre;
BÄSÄ d MUS herrschte 20 Jahre;
5 I'Sü-il herrschte 24 Jahre;
Gimil- ilu -Sin y Sohn I8ü-ih, herrschte 7 Jahre.
6 Könige: sie herrschten 99 Jahre. [Königsherrschaft.
In KeS 1 wurde die Regierung 3 gestürzt (und) KiS nahm die
In Kis wurde KÜ*- d Bau, eine Schankwirtin, (die) Kis gegrün -
[det hatte,
10 König(in) (und)
BÄ.SÄ d Sin, Sohn KÜ- d Baus,
UR' d Za.mä-mä, Sohn BÄSÄ- d Sina,
ZI.MU-dar
Ü-zi-wa-tdr, Sohn r :I.MU-dar$ 7
15 El(?)*-mu-ti
herrschte 100 Jahre;
herrschte 25 Jahre;
I'gul- ilu Sama8
Na-ni-ia-ah
herrschte
herrschte
herrschte
herrschte
herrschte
herrschte
6 Jahre;
30 Jahre;
6 Jahre ;
11 Jahre;
11 Jahre;
3 Jahre.
8 Könige: sie herrschten 586 Jahre. [Königsherrschaft.
(In) Ki§ wurde die Regierung 6 gestürzt (und) Uruk nahm die
20 In Uruk wurde Lugalzag-gi-si König (und) herrschte 26 Jahre.
1 König: er herrschte 25 Jahre. [Königsherrschaft.
In Uruk wurde die Regierung 6 gestürzt und Akkad nahm die
In Akkad Sar - ru - Jci - in , von Beruf (?) Gärtner
(und) Mundschenk des d Za - mä - mä - Tempels,
25 (der) sich zum König von Akkad machte,
[ ] 7 herrschte [ . . Jahre
Lücke. 8
4 Siehe zu dieser Lesung Thureau-Dangin in Rev. d'assyt. ix, S. 37.
5 Nach Schbil ist auch im möglich.
« = Dynastie.
7 Ob hier überhaupt etwas fehlt?
8 Siehe Anm. 1 der folgenden Seite.
10*
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
148 Friedrich Hrozn?.
[Text] [Rev.]
Lücke. 1
8arg[a li-sar-ri 2 . . . mu in-ag]
5 Aba-a-ilum [. . . mu in-ag]
1 Lli(?yvdin-n[am?] 1 Lmi-ilum
1 Nanu-tim-Sarrum 1 I-lu-lu-KAR
4-bi 3 mu in-ag
DU.DU 21 mu in-ag
io SÜ.KAR.KIB dumu DU.DU-gl 15 mu in-ag
12 lugal e-[n]e m[u-b]i 197 i[n-ag]-e$
A-g[a-d]e ki bal-bi ba-Jcur
n [am - lug]al - [b]i Unu(g) ki Sü-ba- t[üm]
Unu(g) ki -ga Ur-niytn lugal dm 3 m[u t]n - ag
15 Ur -*'* ginar dumu Ur-nligln-g^e 6 m\u i\n-[a\g
Kud-da 6 m[u i]n-[a]</
BA.SAi-li 5 m[u i]n[d]g
c o
Ur- d Utu 6 mu in-aq
5 lugal-e-ne mu-bi 26 in-[ag-e£ (?)]
20 Unu(g) ki -ga balbi ba~1cur
nam- lugal -bi ugnim Gu (?) - ti - um ki $u-ba-tüm
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«l<j-a ttd 30kam.
1 Um ein vollständiges Täfelchen zu erhalten, hat der orientalische Antiqui-
tätenhändler hier ein anderes (!), einem mathematischen Texte angehöriges Fragment
angefügt, das wir hier ohneweiters unberücksichtigt lassen dürfen.
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Original fronn
Die ältesten Dynastien Babtlonibns.
[Übersetzung.]
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[Rev.]
Lücke. 1
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Sar-g[ali-8ar-ri 2
5 A-baa-ilum
1 tii(?yidin-n[am?l
1 Na-nu-um-sarrum,
diese vier
DU.DU
io SÜ.KAR.KIB, Sohn DU.DUs,
12 Könige:
(In) Akkad wurde die
(und) Uruk nahm
herrschte . . . Jahre];
[herrschte . . . Jahre];
1 I-mi-ilum,
t llu-lu-KAR,
herrschten 3 Jahre;
herrschte 21 Jahre;
herrschte 15 Jahre.
sie herrschten 197 Jahre.
Regierung s gestürzt
die Königsherrschaft.
In Uruk wurde Urnigln König (und) herrschte 3 Jahre;
15 Ur-*** ginar, Sohn Ur-nigtns, herrschte 6 Jahre;
Kudda herrschte 6 Jahre:
BA-SA-i-li herrschte 5 Jahre;
Ur- d Utu herrschte 6 Jahre.
5 Könige: sie herrschten 26 Jahre.
20 In Uruk wurde die Regierung 8 gestürzt
(und) die Königsherrschaft nahm das Volk von Gutium.
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Am 30. Simänu.
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1 So ist hier nach einer freundlichen brieflichen Mitteilung Prof. Scheils zu
lesen; s. zu dieser wichtigen Lesung unten.
* = Dynastie.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
150 Friedrich HROZNt.
Sarrukin trennen wollte — auch Sargalisarri. Leider sind nicht
alle zwölf Königsnamen erhalten; drei derselben sind zerstört.
Sehr wichtig ist die Feststellung unseres Textes, daß der Be-
gründer der Dynastie von Akkad (Agade) in der Tat der König
Sar-ru-kiin 1 (Sargon) ist. Es wurde ja in der letzten Zeit von
einigen Gelehrten (Thureau- Dangin, Kino) die Behauptung aufge-
stellt, daß Sarrukin eigentlich ein König von Kis war und daß sein
Name nur irrtümlich von der Tradition auf den König Sargalisarri,
den wirklichen Begründer des Reiches von Akkad } übertragen wurde.
Demgegenüber habe ich Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. xxin,
S. 215 f. daran festgehalten, daß der Gründer des Reiches von Akkad
tatsächlich Sarrukin hieß; in erster Linie war hierbei für mich die
babylonische Tradition maßgebend, die den Begründer der Dynastie
von Akkad Sarru-kin nennt. Meine Auffassung wurde nun durch
den neuen Text bestätigt.
Unser Text teilt uns mit, daß Sarru-kin ursprünglich Gärtner
und Mundschenk des Zamä-mä -Tempels (in Kis?) war. Daß er
Gärtner war, wußten wir bereits aus der sogenannten Sargon-Legende
(Cuneif. Texts xin, pl. 42, Z. 10 f.); neu ist dagegen, daß er auch
das Amt eines Mundschenks in dem Zamama -Tempel innehatte.
Der Te^t hebt die geringe Herkunft dieses mächtigen Königs mit Ab-
sicht hervor (ähnlich auch bei der Königin KU- d Bau von Kis 7 s. u.).
Die Namen der drei unmittelbaren Nachfolger ßarrukins sind
leider abgebrochen. Auch der Name seines vierten Nachfolgers (Rev. 4)
war bis jetzt unleserlich; siehe Scheil 1. c. S. 615 f. Erst nachträg-
lich gelang es Prof. Scheil, der auf eine Anfrage von mir hin diese
Stelle freundlichst kollationierte, den allein erhaltenen Anfang dieses
Namens zu entziffern. Er schreibt mir darüber (19. März 1912):
,Ayant pu examiner a nouveau avec soin Toriginal de la tablette
royale, je me suis permis de sonder le bord de la ligne 4 rev. Une
pellicule laissöe par l'auteur du rapiecetage tomba facilement et je
pus lire Sar-g[a- . . .], c'est-a-dire Sar-g[a-ni-sar-ri]. II faut donc re-
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1 Die Lesung Sajvu-kin statt Sarvu-ukin schlug Thubeau- Dangin bereits
Orient. Literaturzeitung 1908, 8p. 313 vor (vgl. Rev. d'assyr. vm, S. 93).
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Die ältesten Dynastien Babyloniens. 151
venir li l y ordre que j'ai indique (Mem. x, p. 4): Sarrukin, [ ],
[ ], Naräm-Sin, Sargani-sarri ou Sarrukin, Naräm-Sin, [ ],
[ ]> Sargani-Sarri.' Dieser wichtige Fund zeigt uns, daß wir
Sargalisarri, der so lange für den Vater NarämSins gehalten und
daher mit dem durch die spätere Tradition als Vater Naräm-Sim
belegten Sarrukin identifiziert wurde, von Sarrukin trennen müssen. l
Wenn also die Geschichte SargaliSarris manche Ähnlichkeit mit der
Sarrukins aufweist, so wird dies teils auf Zufall, teils vielleicht auf
bewußter Nachahmung des berühmten Königs Sarrukin durch Sar-
galisarri beruhen.
Unmittelbar vor Sargalisarri wird Naräm-Sin geherrscht haben;
beide Könige haben den Patesi Lugalusumgal von Lagos als Zeit-
genossen. 2 Allerdings ist, wenn Sargaltsarri auf Naräm-Sin — ja
vielleicht sogar als dessen Sohn (s. Anm. 2) — folgte, der nüchterne
Titel des ersteren ,König von Akkad (Agade)' auffällig. Naräm-Sin
nennt sich regelmäßig , König der vier Weltgegenden* ; warum be-
zeichnet sich sein Nachfolger und vielleicht Sohn in der Regel bloß
als Stadtkönig von Akkad? 3 Beachtenswert ist auch, daß Naräm-Sin
fast ausnahmslos, Sargalisarri dagegen nur selten seinem Namen
das Gottesdeterminativ ilu vorsetzt. An einen Rückgang der Macht
1 Man beachte auch den Omentext Cuneif. Texts xx, pl. 2, wo Obv. 18 &äv-
ka-li-e-$arru und Rev. 9 Sarru-ktn genannt wird.
2 [Wie mir Herr Dr. Thureau-Dangin liebenswürdigerweise mitteilt, scheint
aus einem Texte, den er demnächst in Rev. d'assyriologie zu veröffentlichen ge-
denkt, hervorzugehen, daß SargaRSarri ein Sohn Nardm-Sins war. Bestätigt sich
diese Vermutung Thureau-Dangins, so müßte man die bekannte Stelle Hilprecht,
Old babyl. inscriptions Nr. 2, i 1 f. ü »&av^a-U-iarrt* TUR.DA.TI " u En-lil, aus der
man bis jetzt zu schließen pflegte, daß Sargalxiarri der Sohn eines Da-ti- ilu En-lü
war, anders deuten. Vielleicht ist für TUR.DA.TI einerseits das sumerische dumu-
tit(d)-da (siehe z. B. Gudea Statue B, n 16 f., wo sich Gudea als dumu-tu{d)-da der
Göttin Oatumdug bezeichnet), andererseits das akkad. dddu ,Liebling, Kind 4 zu ver-
gleichen (oder BAN.DA-ti = iliUi?? Cf. Gudea Zyl. B, xi 12. An dätu ,(Beste-
cbungs)geschenk 4 ist hier wohl schwerlich zu denken). Jedenfalls würde dann
diese Stelle SargalUarrx wohl als ein Kind des Gottes Enlil, dem ja die betreffende
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Ms', bzw. bloß ,König des Reiches EnlM.
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Inschrift gewidmet ist, bezeichnen.]
3 Je einmal nennt sich SargalÜarA ,König von Akkad und des Reiches En-
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152 Friedrich Hrozn<\
ist doch wohl bei einem König, der unter anderem auch das ,West-
land' bekriegte, kaum zu denken?
Zwischen Nardm-Sin und Sarrukin sind noch zwei Könige an-
zusetzen, deren Namen abgebrochen sind. Zu dieser Frage hat sich,
noch bevor der Name Sargalisarris Rev. 4 durch Scheil entziffert
wurde, Thureau-Dangin in einem wichtigen Aufsatz (,Rois de KiS et
rois d'Agade') in Rev. d'assyr. ix, S. 33 ff. geäußert. Er nimmt an,
daß die zwei fehlenden Königsnamen Manistusu und Ri-mu-us 1 sind.
Er akzeptiert jetzt nicht nur meine Annahme (siehe Wr. Zeitschr. f.
d. Kunde d. Morgenl. xxm, S. 196, Anm. 1 und Rev. d'assyr. vn,
S. 181, Anm. 1), daß der Titel sär KIJ§ dieser beiden Könige nicht
sär Kis ,König von Kis' y sondern vielmehr Sär kissatim ,König der
Gesamtheit' zu lesen ist, sondern er geht noch einen Schritt weiter:
er lehnt jeden Zusammenhang dieses Titels mit der Stadt Kis ab.
Nach seiner Ansicht haben auch die , Könige der Gesamtheit' in der
Stadt Akkad geherrscht. Thüreau-D angin stützt sich hierbei zunächst
auf ein Faktum, auf das ich zuerst (Wr. Zeitschr. f. d. Kunde d.
Morgenl. xxi, S. 28 f. und xxm, S. 196 ff.) aufmerksam gemacht habe,
nämlich auf die wichtige Rolle, die die Stadt Akkad in der Obelisk-
inschrift Manistusus spielt. Auch ich dachte zeitweilig mit Rücksicht
auf die in der Obeliskinschrift Manistusus zutage tretenden Verhält-
nisse daran, anzunehmen, daß Manistusu in Akkad geherrscht hat.
Ich schrieb 1. c. xxm (1909), S. 196: ,Alle diese vornehmen Baby-
1 Für den Königsnamen URU.MU.U8 habe ich Wiener Zeitschr. f. d. Kunde
d. Morgenl. xxm, S. 191, Anm. 1 die Lesung Ri-mu-uä vorgeschlagen. Gegen diesen
Vorschlag hat sich Thureau Dangin in Rev. d'assyr. vni, 8. 140 f. ausgesprochen;
er möchte vielmehr diesen Namen sumerisch, und zwar Uru-mu-ui = »ma ville est
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(mon) appui' lesen. Eine Bestätigung meiner Lesung bringt jetzt in. E. der Rev.
d'assyr. ix, S. 34 von Thureau-Dajkgin veröffentlichte Text eines »Königs von Akkad
und der vier Weltgegenden* AO 5474, Rev. in 1 ; der hier genannte Ortsname
►~TT<T-mu-uS**, d. i. Ri-mu-ui** ist wohi sprachlich mit dem Königsnamen Ri-mu-uä
identisch. Der Name Ri-mu-u* = Remui ist m. E. ein Kurzname aus einem Namen
wie Ri-mn-ui'SamoS ,Seine Erbarmung (Erbarmer) ist §ama& o. ä. Vergl. Namen
wie Si-lu-ui- ilu Dagan (de Gknoüillac, Tablettes de Dr6hem, pl. 18, Obv. i 7) und
Si-lu-us- ilu Dungi (1. c. Rev. i 1). Ob auch der Name Ri-mu-iu (?)-um (Sohn eines
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Die Ältesten Dynastien Babyloniens. 153
lonier [nämlich: ein Neffe des Königs, ein Sohn des Patesi von Lagos,
zwei Enkel des Patesi von Umma und ein Sohn des Patesi von Ba-
sime] werden hier als Bürger von Akkad bezeichnet, wohnen also in
Akkad. Akkad erscheint damit geradezu als ein Zentrum von Baby-
lonien, als ein Sammelpunkt der Mitglieder der babylonischen Fürsten-
familien. Man fühlt sich förmlich gedrängt zu der Annahme, daß
Akkad die Residenzstadt Manistusus war/ Doch bin ich davon immer
(s. ibid.) mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten, mit denen diese An-
nahme damals verknüpft war, abgekommen. Weiter macht Thüreaü-
D angin mit Recht darauf aufmerksam, daß die Könige Manistusu
und Rimus in ihren Inschriften nicht Zamama, den Stadtgott von
Kis, sondern dieselben Gottheiten, wie die Könige von Akkad, an-
rufen, nämlich vor allem die Gottheiten von Sippar und Akkad: Wa-
rnas, Innana und A.MAL.
Dieser Lösungsvorschlag Thureau-Danqins ist zweifellos sehr
bestechend. Paläographisch paßt Manistusu mit seinen ,schiefen'
Formen der Zeichen SU, DA und ID X sehr gut in die Zeit vor
Naräm-Sin und Sargalisarri. Andererseits entfällt jetzt, da ja nach
dieser Auffassung alle die in Rede stehenden Könige in Akkad
herrschten, mein früheres Bedenken gegen die Ansetzung des Königs
Manistusu vor den Königen von Akkad Nardm-Sin und Sargali-
sarrt, nämlich der Einwand, daß der wichtigen Rolle, die Akkad in
der Obeliskinschrift Manistusus spielt, nicht Rechnung getragen wurde.
Es bleibt nur die Schwierigkeit (vgl. Thureau- Dangin, Rev.
d'assyr. ix, S. 35), daß die spätere babylonische Tradition Naräm-
Sin für einen Sohn Sarrukins hält. Doch auch diese Schwierigkeit
läßt sich vielleicht beheben. Aus dem kreuzförmigen Denkmal nebst
seiner späten Abschrift S. 3 geht hervor, daß auf Sarrukin ein Sohn
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dieses Königs, wohl Manistusu, als $är K1S folgte (vgl. auch den
V
Namen Sar-ruktn-i-U, Obel. Maniät A xn 8). Auf Manistusu folgte
wohl RtmuS, der jedoch einer Palastrevolution zum Opfer fiel, also
vielleicht nicht lange herrschte. Es wäre nun m. E. recht wohl
denkbar, daß Naräm-Sin ein zweiter Sohn Sarrukins war, der erst
1 Vergleiche Wr. Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenl. xxiij, S. 200 ff.
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154 Friedrich HnozNt.
nach dem gewaltsamen Tode Rimu$s } der vielleicht ohne Nachkommen
gestorben ist, zur Regierung gekommen ist Es wäre auch nicht un-
denkbar, daß Nardm Sin der Anstifter jener Palastrevolution gegen
RimuS war. Auf jeden Fall ist m. E. an der Richtigkeit der in Rede
stehenden babylonischen Tradition festzuhalten.
Die Reihenfolge der ersten Könige von Akkad scheint also
nach dem jetzigen Material zu sein: Sarrukin, [ManiStusu, RimuS,
Nardm' Siri], SargaliSarri. Auffällig oder zumindest merkwürdig ist
der stete Wechsel der Titel dieser Könige: ManiHusu und RimuS
nennen sich ^Könige der Gesamtheit*, Nardm- Sin dagegen ,König
der vier Weltgegenden', während sich SargaliSarri in der Regel 1
mit dem Titel eines , Königs von Akkad (Agade)' begnügt Weitere
Aufklärungen über die Geschichte der in Rede stehenden Könige
müssen wir von der Zukunft erhoffen.
Zu den letzten sieben Königen der Dynastie von Akkad ist
nur zu bemerken, daß sie uns bis jetzt gänzlich unbekannt waren.
Der 7. — 10- König herrschten übrigens zusammen nur 3 Jahre. 2
Daß die Dynastie von Akkad eine semitische war, braucht wohl
nicht besonders hervorgehoben zu werden.
Der Dynastie von Akkad geht eine Dynastie von Uruk — die
erste Dynastie von Uruk (vgl. S. 145) — voraus, die bloß aus einem
König, dem uns bereits aus anderen Quellen bekannten König Lugal-
zaggizi, besteht Lugalzaggisi löst nach unserem Texte eine Dynastie
von KiS in der Herrschaft über Babylonien ab. Er bemächtigt sich
von Umma aus, wo er nach seinem Vater Ukus Patesi geworden ist,
der Hegemonie über Babylonien und macht Uruk zu seiner Residenz:
er nennt sich , König von Uruk, König des Landes' (Old babyl.
inscriptions Nr. 87, i 4 f.). Wir wissen auch, daß er die Stadt Lagas,
wo damals der König Urukagina herrschte, erobert und verwüstet
hat. Nach unserer Liste herrschte Lugalzaggisi, der zweifellos ein
1 Vgl. S. 151, Anm. 3.
% Daß Rev. 8 4~bi, nicht Za-bu zu lesen ist, zeigen die den vorangehenden
vier Königsnamen vorgesetzten vertikalen Einzelkeile, die durch 4-bi eben sum-
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miert werden.
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Die ältesten Dynastien Babyloniens. 155
Sumerier war, 25 Jahre, worauf die Herrschaft über Babylonien auf
Sarrukin übergeht.
Unser Text entscheidet wohl auch die Frage, zu welcher Zeit
etwa die Könige Lugalkigubnidudu und LugalJcisalsi, die sich den
Titel ,König von Uruk (und) König von Ur ( beilegen, anzusetzen
sind. Man wird sie jetzt am besten vor Lugalzaggisi setzen; nach
diesem, als Zeitgenossen der Könige von Akkad, wären sie sehr
unwahrscheinlich. In die Zeit vor Lugalzaggisi gehört auch Ensag-
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kusanna ,Herr von Sumer (und) König des Landes', der das ,böse*
Kis bekämpfte, und ein anderer sumerischer König, dessen Name
nicht bekannt ist und der mit Enbi-lHar, König von Kis, und mit
der Stadt Kes (oder Upe?) Kriege führte.
Ein sehr wichtiger Teil unseres Textes ist jener, der dem
Lugalzaggisi- Abschnitt vorangeht. Vor diesem Könige wurde nach
diesem Texte die Hegemonie über Babylonien durch eine Dynastie
von KU ausgeübt, die nach Obv. 18 acht Könige mit 586 Jahren
umfaßte. Als Begründerin dieser Dynastie, die auf eine Dynastie
von KeS (oder Upe?) folgt, erscheint merkwürdigerweise eine Frau,
namens KU-Bau. Ihr Name wird v Rawl. 44, i 19 durch Bauellit
gedeutet; aus dem Omen Cuneif. Texts xxvm, pl. 6, K. 766, 2 f. er-
fahren wir, daß sie ,das Land in Besitz genommen hat' {sd mäta
i-be-lum] vgl. Schbil, 1. c, S. 613). Sie war nach unserem Texte
ursprünglich Schankwirtin, gründete die Stadt Kis und wurde in
dieser Stadt Königin, Wieso es kam, daß eine Schankwirtin die
Beherrscherin Babyloniens geworden ist, erfahren wir leider nicht.
Auffälligerweise herrschte KU-Bau nicht weniger als 100 Jahre. So
befremdend diese Zahl ist, so liegt doch bei dem sonstigen nüch-
ternen und vertrauenerweckenden Charakter unseres Textes m. E.
einstweilen kein Grund vor, sie für unrichtig, mythisch zu halten.
Ganz außerhalb des Bereiches der Möglichkeit liegt sie ja nicht.
Auf KU-Bau folgte ihr Sohn BÄ.SÄ-Sin; sein Vater, bezw. KÜ-Baus
Gemahl, der an der Seite dieser Königin lediglich die Rolle eines
Prinz-Gemahls gespielt zu haben scheint, wird in unserem Texte
überhaupt nicht erwähnt.
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156 Friedrich HROZNf .
Es werden hier insgesamt acht Könige von KU aufgezählt, die
zusammen 586 Jahre geherrscht haben sollen; wenn wir jedoch die
einzelnen Posten addieren, so erhalten wir bloß 192 Jahre. Und
doch steht die Zahl 60 X 9 + 10 X 4 + 6 = 586 ganz klar im Texte.
Dieser auffallende Widerspruch ist bis jetzt nicht befriedigend ge-
löst worden. Scheil entscheidet sich 1. c, S. 620 fiir die Ziffer 192
(Jahre); Pjbiser in Orientalist. Literaturzeitung 1912, Sp. 112 f. redu-
ziert 586 Jahre auf 106(?); siehe ferner Thüreaü - Dangin in Rev.
d'assyr. ix, S. 37. Ich möchte glauben, daß die Zahl der Jahre, 586,
richtig ist, daß uns aber die Liste nicht alle Könige dieser Dynastie
aufzählt, so daß die acht angeführten freilich nur 192 Jahre ergeben.
Ein£ Bestätigung dieser Auffassung sehe ich darin, daß wir tat-
sächlich aus anderen Quellen einige Könige von KU kennen, die in
unserer Liste fehlen. Hierher gehört der oben (S. 155) erwähnte
König Enbi-IHar, ferner der von Eannatum von LagaS besiegte
König Al-[ ], der noch vor Ur-Ninä von LagaS anzusetzende
uralte König Me silim, weiter auch der König Urzage und der Patesi
Utug. 1 Diese Herrscher sind zum Teil sicher, zum Teil sehr wahr-
scheinlich vor Lugalzaggisi und Urukagina anzusetzen. Anderer-
seits erfahren wir aus unserem Texte, daß die Stadt KU erst von
KU -Bau gegründet wurde. Ich möchte diese Nachricht wörtlich
nehmen, da ja unsere wortkarge Liste schwerlich eine bloße Re-
staurierung dieser Stadt (ähnlich den Tempelrestaurierungen, die den
babylonischen Königen den Anlaß gaben, sich als ,Erbauer' der
betreffenden Tempel zu bezeichnen) erwähnen würde. Eine kleine
Ansiedelung mag übrigens schon vor KU-Bau an diesem Orte be-
standen haben; jedenfalls aber spielte vor dieser Königin KU keine
politische Rolle. Es ist also so gut wie sicher, daß es vor Ku-Bau
keine Dynastie von KU gegeben hat und daß daher die obigen
1 Möglicherweise auch Lugcdtarsi, lugal KIS (Cuneif. Texte in, pl. 1, BM. 12155),
und LUGAL~[ ], LUGAL KI§ (de Sarzec, D6couvertes pl. 5ter, 1); doch ist dies
ganz unsicher. Die Schrift (und Titulatur) des Letzteren erinnert lebhaft an Ma-
niUu und Btmus.
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Original from
Die ältesten Dynastien Babyloniens. 157
Könige jünger als diese Königin sind. Wir müssen sie daher zwischen
KU Bau und Lugalzaggisi unterbringen.
Es bleibt noch zu erklären, warum diese Könige von unserem
Texte nicht erwähnt werden. Ich möchte dies durch die Annahme
erklären, daß unsere Liste nur jene Könige erwähnte, die tatsäch-
lich Babylonien ganz oder zum größten Teil, und zwar dauernd, be-
herrschten. Daß es sich so verhält, geht schon daraus hervor, daß
in diesem Texte ganze Dynastien fehlen, und zwar gerade Dyna-
stien, deren Macht nachgewiesenermaßen gewöhnlich nur auf ein
kleines Gebiet beschränkt war. So wird hier z. B. die ganze Dynastie
von LagaS, die Könige Ur-Ninä, Eannatum und Urukagina nicht aus-
genommen, mit keinem Worte erwähnt. Das Fehlen einzelner Könige
bei der Dynastie von KU wird wohl auf dieselbe Weise zu erklären
sein. Unsere Liste übergeht wohl jene Könige von KU, die nur oder
nicht viel mehr als das eigentliche Stadtgebiet von KU beherrschten,
die die Hegemonie ihrer Stadt über Babylonien nicht aufrecht zu
erhalten vermochten. Zu diesen Zeiten wird es in Babylonien auch
sonst kein mächtigeres, über seine Stadtgrenzen in größerem Aus-
maß hinausgreifendes Königtum gegeben haben, so daß die Fiktion
einer Kontinuität der Dynastie von KU aufrecht bleiben konnte. Es
sei hier noch darauf hingewiesen, daß wir aus dieser Zeit auch einen
Patesi, also wohl abhängigen Fürsten von KU kennen.
Ich halte somit dafür, daß die Zahl ,586 Jahre' authentisch,
jedoch nicht bloß auf die acht angeführten, sondern auf sämtliche
Herrscher von KU zu beziehen ist. Diese Erkenntnis ist von sehr
großer Wichtigkeit für die altbabylonische Chronologie; herrschten
die Könige von KU nicht 192 Jahre (s. oben), sondern fast sechs
Jahrhunderte, so gewinnt die Geschichte des alten Babyloniens volle
vier Jahrhunderte! Die Königin KU-Bau und die vorhergehende
Dynastie von Kes sind dann um volle vier Jahrhunderte früher an-
zusetzen, als bis jetzt geschah! Siehe hierzu noch weiter unten.
Die Dynastie von KU } die ihre Herrschaft über Babylonien
durch 586 Jahre hindurch — wenn auch mit langen Unterbrechungen
— behauptet hat, erinnert durch ihre Länge an die Dynastie der
Original fronn
158 Friedrich ÜROZNt.
KaSSü, die sogenannte 3. Dynastie, die mit ihren 36 Königen durch
576 3 /4 Jahre Babylonien beherrscht hat. Wenigstens zum Teil wird
die Dynastie von Ki§ semitisch gewesen sein; dies legen die Namen
U-zi-watdr, Lgül- ilu Samai und Enbi-lHar nahe. Als Zeitgenossen der
letzten Könige von KiS haben wir uns die der Dynastie Ur- Ninas
angehörenden Herrscher von Laga$ } wie auch deren unmittelbare
Nachfolger bis zu Urukagina vorzustellen.
Vor der Dynastie von KU wird Babylonien von einer Dynastie
von KU (oder Upe?) beherrscht, von deren Existenz wir bis jetzt
nichts gewußt haben. Diese nordbabylonische Dynastie umfaßt sechs
Könige mit insgesamt 99 Jahren. Es sind dies die ältesten uns zur-
zeit bekannten babylonischen Könige. Besonders interessant ist der
Name des fünften Königs, L&üi-il, der wohl semitisch ist; wir dürfen
somit wohl annehmen, daß zumindest die zwei letzten Könige dieser
Dynastie Semiten waren. Im übrigen wird es nur ratsam sein, die
Rolle, die die babylonischen Semiten in den vorsargonischen Staaten-
bildungen gespielt haben, nicht allzusehr zu überschätzen. Ihr auf
den Stadtnamen Agade-Akkadu zurückgehender Name Akkadü ,Ak-
kadier' zeigt, daß sie erst unter Sarrukin und den übrigen Königen
von Akkad zu einem entscheidenden Einfluß auf die politischen Ge-
schicke Babyloniens gelangt sind.
Daß die Dynastie von Ke§ (oder Upe?), mit der unser Text
beginnt, nicht die älteste babylonische Dynastie überhaupt ist, ist so
gut wie sicher ; unsere Liste würde sonst in ihrer ersten Zeile schwer-
lich nur einfach konstatieren, daß in Ke$ KALAM.ZI König ge-
worden ist (vgl. Scheil, 1. c, S. 610). —
Sehr wichtig sind unsere Ergebnisse, wie bereits oben bemerkt
wurde, für die babylonische Chronologie. Nehmen wir an, daß die
erste Dynastie von Babylon, die Hammurabi- Dynastie, im J. 2232
v. Chr. zur Herrschaft kam, 1 und nehmen wir ferner an, daß
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1 Siehe Thureau-Dangin in Zeitschr. f. Assyriologie xxi, S. 176 ff. Die An-
nahme, daß die sogenannte zweite Dynastie nicht ganz für die Chronologie Baby-
loniens auszuschalten ist, sondern tatsächlich längere Zeit (ca. 168 Jahre?) Babylonien
allein beherrschte, scheint mir viel wahrscheinlicher als die Meinung einiger For-
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Die ältesten Dynastien Babyloniens. 159
die Dynastie von hin etwa 103 oder 104 Jahre mit der Hammurabi-
Dynastie gleichzeitig war, 1 so erhalten wir als das Anfangsjahr der
16 Könige umfassenden Dynastie von Isin, die nach der Hilprecht-
schen Königsliste 225 1 / % Jahre geherrscht hat, ungefähr das Jahr 2354
v. Chr. Unmittelbar voran geht die Dynastie von Ur, die fünf Könige mit
117 (oder 119?) Jahren umfaßte; sie kam also ca. 2471 v. Chr. zur
Herrschaft. Wohl unmittelbar vor der Dynastie von Ur herrschte die
Dynastie von Gutium, von der wir zwei Mitglieder kennen. Leider
wird uns die Gesamtdauer dieser Dynastie nicht angegeben. Wir
schätzen sie vermutungsweise auf ca. 50 Jahre ; viel länger wird diese
fremde Dynastie schwerlich über Babylonien geherrscht haben. Sie
hätte sich somit ungefähr 2521 v. Chr. (oder kurz vorher) Babylo-
niens bemächtigt. Ihr geht voran die fünf Könige umfassende n. Dy-
nastie von Uruk, die 26 Jahre herrscht, also ca. 2547 v. Chr. auf-
kommt. Die zwölf Könige umfassende Dynastie von AJckad, die rund
zwei Jahrhunderte die Hegemonie über Babylonien ausübt, kommt
ungefähr 2744 v. Chr. zur Herrschaft. Lugalzaggisi, der die i. Dyna-
stie von Uruk repräsentiert, gelangt ca. 2769 v. Chr. zur Macht. Vor
ihm herrscht in Babylonien die Dynastie von KU. Wir haben oben
gezeigt, daß die in unserem Texte angegebene Gesamtzahl der Jahre
dieser Dynastie — 586 Jahre — nicht zu reduzieren, daß sie viel-
mehr wörtlich zu nehmen ist. Der Beginn der Dynastie von KU ist
somit um 3355 v. Chr., der der unmittelbar vorangehenden, sechs
Könige 2 umfassenden Dynastie von KU (oder Upe?) ferner um 3454
v. Chr. anzusetzen. Bis jetzt pflegte man die altbabylonische Ge-
schichte gewöhnlich bis ca. 3000 v. Chr. zurückzuführen. Sie läßt
sich jetzt auf Grund unseres Textes — bei unserer Deutung der
Jahreszahlen desselben, speziell der der Dynastie von KU — bis
ca. 3500 v. Chr. zurück verfolgen! 8
scher, daß auf die Hammurabi-Dynastie unmittelbar die 2Ta£#2-Dynastie (= in. Dy-
nastie) folgte. Nach der letzteren Ansicht beginnt die Hammurabi- Dynastie ca.
2060 v. Chr. (vgl. Ed. Mkyer, Gesch. d. Altertums * i/2, S. 341).
1 Siehe Thureau- Dangin in Rev. d'assyriologie vm, S. 81 ff.
% Darunter bereits wohl zwei Semiten
9 Natürlich sind die oben festgestellten Zahlen nur annähernd. Wir wissen
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160 FrIBDUICH HROZNf.
Unsere chronologischen Resultate sind m. E. auch für die Beur-
teilung des zeitlichen Verhältnisses der babylonischen Kultur zu
der ägyptischen von Wichtigkeit. Ed. Meyer schreibt in seiner ver-
dienstvollen und anregenden Geschichte des Altertums 2 I 2, S. 108:
,Dazu kommt nun als ganz entscheidendes Argument, daß die ba-
bylonische Kultur ganz wesentlich jünger ist als die ägyptische, so
daß, falls überhaupt eine Beeinflussung stattgefunden hat, dieselbe
umgekehrt von Ägypten ausgegangen sein muß.' Und ibid. S. 439:
«Jedenfalls können, wie früher schon erwähnt, falls Entlehnungen
stattgefunden haben, entgegen der in weiten Kreisen herrschenden
Meinung, nur die Sumerer die Entlehnenden gewesen sein, da ihre
Kultur eben durchweg viel jünger ist als die ägyptische/ Aus un-
seren obigen Ausführungen ergibt sich jedoch, daß Sarrukin (Sar-
gon) von Akkad ca, 2744 v. Chr. und Lugalzaggisi von Uruk ca.
2769 v. Chr. 1 lebte; sie, wie auch der König Urukagina von Lagas,
sind also nur etwa um 125 — 150 Jahre später als der Beginn des Alten
Reiches in Ägypten, wenn wir diesen mit Ed. Meyer 1. c. S. 17 um
2895 v. Chr. ansetzen. Ist insbesondere unsere Deutung der Zahlen der
Dynastie von KiS richtig, so ist diese Dynastie, die dann ca. 3355 — 2770
v. Chr. herrschte, ungefähr gleichzeitig mit den Thiniten, der 1. und 2.
ägyptischen Dynastie, die nach Ed. Meter 1. c. um 3316—2895 v, Chr.
anzusetzen sind; die Königin KU -Bau (ca. 3355 v. Chr.), 1 die Be-
gründerin der Dynastie von Kis, wäre etwa eine Zeitgenossin des
Königs Menes (nach Ed. Meter ca. 3315 v. Chr.), 2 wie vielleicht
auch dessen Vorgänger, der uralten Könige , Skorpion 5 und Narmer.
Und mit der Dynastie von Ke$ } die nach unseren Ansätzen ca.
3454 v. Chr. zur Herrschaft kam, gelangen wir bereits in die Zeit
ja nicht genau, wie lange die Dynastie von Outium geherrscht hat. Ferner weiß
man noch nicht mit Bestimmtheit, oh die ffammurabi -Dynastie tatsächlich im
Jahre 2232 v. Chr. zur Herrschaft gelangte. Endlich ist auch die Möglichkeit, daß
es zwischen den einzelnen Dynastien auch gelegentlich ein kürzeres oder längeres
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1 Doch sei hier noch einmal ausdrücklich auf das S. 159, Anm. 3 Bemerkte
hingewiesen.
Interregnum gegeben hat, nicht ganz ausgeschlossen.
1 Doch sei hier noch einmal ausdrücklich aui
hingewiesen.
* Nach Brkastkd, History of Egypt, S. 14 ca. 3400 v. Chr.
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Die ältesten Dynastien Babyloniens. 161
der ,HorusverehrerV in jene Periode der altägyptischen Geschichte,
die uns den Anfängen der Hieroglyphenschrift so nahe bringt und
in der auffälligerweise der uns von Babylonien her so gut bekannte
Siegelzylinder auch — in Ägypten auftaucht. Natürlich waren die
Babylonier zur Zeit der Dynastie von Kes ebenfalls bereits im Be-
sitze ihrer Schrift, der Keilschrift; sonst wären ja die genauen Auf-
zeichnungen unserer Liste über diese durchaus historische Dynastie
nicht möglich gewesen. Ferner ist es ebenso sicher, daß wir zu dieser
Zeit noch lange nicht am Beginn der altbabylonischen Geschichte
stehen; der Dynastie von Kes gingen gewiß noch andere Dynastien
voraus. Wurde der altägyptische Kalender im Jahre 4241 v. Chr.
eingeführt (Ed. Meyer 1. c. S. 102), so können wir schon auf Grund
unseres Textes ruhig annehmen, daß auch die altbabylonische Ge-
schichte einmal, wenn die Ruinen Babyloniens so gut durchforscht sein
werden, wie die Gräber Ägyptens, ebenfalls bis in das 5. Jahrtausend
v. Chr. wird verfolgt werden können. Es spricht zur Zeit nichts
dafür, daß die babylonische Kultur jünger ist als die ägyptische,
vielmehr alles dagegen.
Unter diesen Umständen kann wohl auch dasjenige, was
Ed. Meyer in bezug auf die eventuelle Abhängigkeit der sumeri-
schen Kultur von der ägyptischen bemerkt (siehe oben), nicht zu-
treffen. Ich glaube im Gegenteil im Anzeiger der phil.-hist. Klasse
der kais. Akademie d. Wissensch. 1910, Nr. 26 gezeigt zu haben,
daß speziell der ägyptische Ackerbau allem Anschein nach von
dem babylonischen abhängig ist; so dürften die Ägypter den Baby-
loniern die Kenntnis des wichtigen Emmers,* des Biers und der
in der alten Landwirtschaft eine so hervorragende Rolle spielenden
Hacke verdanken. Auch die Heimat des Siegelzylinders wird viel
eher in Babylonien, wo er zu allen Zeiten eine so wichtige Rolle
spielt, als in Ägypten zu suchen sein, wo er ja im Laufe der Zeit
durch Siegel in Knopf- und besonders Skarabäusform verdrängt wird.
Auch sonst scheint es Anhaltspunkte dafür zu geben, daß die ägyp-
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1 Wenn auch nur in den letzten Abschnitt dieser Epoche.
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* Ob auch der übrigen Getreidearten?
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162 Friedrich HROzst. Die ältesten Dynastien Babyloniens.
tische Kultur von der sumerisch-akkadischen nicht unbeeinflußt ge-
blieben, also vielleicht jünger als diese ist. Und für diese einstweilen
gewiß nur mit äußerster Vorsicht zu verfolgenden Gedankengänge
liefert uns jetzt die ScHEiLSche Liste die notwendige chronologisch -
historische Basis.
Zum Schluß seien hier noch unsere chronologischen Ergebnisse
in einer Tabelle zusammengestellt: 1
Dynastie von KU (oder Upe?) : ca. 3454—3356 v. Chr.
Dynastie von Kis : ca. 3355 — 2770 v. Chr.
Dynastie von Uruk I : ca. 2769 — 2745 v. Chr.
Dynastie von Akkad : ca. 2744—2548 v. Chr.
Dynastie von Uruk II : ca. 2547 — 2522 v. Chr.
Dynastie von Gutium : ca. 2521 — 2472 v. Chr. 2
Dynastie von Ur : ca. 2471 — 2355 v. Chr.
Dynastie von hin : ca. 2354 — 2130 v. Chr.
Dynastie von Babylon : ca. 2232 — 1929 v. Chr.
Ur-Engur von Ur dürfte um 2471, Sarrukin von Akkad um 2744,
Lugalzaggisi von Uruk und Urukagina von Lagas um 2769 und Ur-
Ninä von Lagas um 2920 v. Chr. anzusetzen sein. 8
1 Vergleiche zu den folgenden Zahlen auch S. 159, Anm. 3.
* Die Annahme, daß diese Dynastie 50 Jahre Bahylonien beherrschte, be-
ruht bloß auf einer Vermutung; siehe S. 159.
8 [Zu S. 151, Anm. 2 sei noch nachgetragen, daß der dort erwähnte wichtige
Text von Thubeau-Dangin jetzt in Rev. d'assyr. ix, S. 81 ff. veröffentlicht wird.
Thürkäu- Dangin nimmt dort an, daß SargalUarA ) Sohn Itti-Enlils (geschrieben
DA-ti' d En'lil) y ein Enkel Nardm-Sins war. Korrektur-Zusatz.]
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Zu den berberisehen Substantiven auf 4m.
Von
Hugo Schuohardt.
H. Stumme Handb. des Schilh. von Tazerwalt 33 § 58, 3 hatte
in den Substantiven der Form ac 1 ac 2 ic 3 Bezeichnungen von Sammel-
begriffen oder Anhäufungen erkannt, und zwar die hier vorliegende
Endung im als ein Formativ das sich auch bei Substantiven der
Form ac 1 uc 2 ic 3 wiederfinde und an das 4m des männl. Plur. im
Hebr. erinnere. Dazu gab ich Berb. Stud. n (im 22. Bd. dieser
Zeitschr.), 383 Anm. einen kleinen Nachtrag, wobei ich übersah daß
W. Max Müller in einer Besprechung von Stummes Buch Orient.
Literaturzeitung 3 ('00), 266 Anm. 4 auch auf diesen Punkt einge-
gangen war. Stumme selbst berührt ihn Zeitschr. f. Assyriologie 27
('12), 125 ff. von neuem, aber ohne Vermehrung des Stoffes. Inzwischen
hatte ich weitere hierher gehörige oder hier wenigstens zu erwägende
Formen gesammelt und lege sie jetzt alle, die früheren einschließend,
den Kennern zur Prüfung vor.
tiberrimt tuar. (azdi.) aromatisches Bartgras, andropogon laniger
Desf. (Duveyrier Les Touäreg du Nord 203, der arab. lemmdd in
diesem Sinne angibt.)
admim, idmim kab., äawi admam Weißdorn, Crataegus oxya-
cantha L. Hüyghe führt diese Formen als plurallos an, kennt aber
doch ein kab. tidmimtin als Plur. von einem weibl. Sing, tidmimt, der
ungebräuchlich sei. Bei Hanoteau und Letourneux La Kabylie *i, 153
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findet sich für Crataegus laciniata Ucr. kab. ademamai neben idmim.
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164 Hugo Schuchardt.
Als arabisch verzeichnet die erstere Form (= aubäpine) Beaussibr:
^UUM, mit geringer Abweichung Hüyghe (im Sawi-Wtb.): £*Lot;
nach H. und L. sind die arab. Entsprechungen von er, ox. admam,
demim, und hier wird hinzugefügt: ,couleur de sang' k cause de ses
fruits rouges. Der Zusammenhang mit kab. (und 8a wi) idim 7 adirn,
gew. als Plur. idam(m)en Blut (mit hebr. D^ Plur. DW wohl urver-
wandt) scheint selbstverständlich zu sein; dennoch ziehe ich es vor
in dem Namen des Baumes hebr. Q % ö^K Plur. von D^K, rot wiederzu-
finden. Vgl. kab. (und Sawi) ademdam rötlich, welches merkwürdig
genau dem hebr. D'Wije entspricht
afertakum Plur, ifertekam (Masqujgray), afertakom Plur. ifer-
tokara (Cid Kaoüi) tuar., ghat. afertekum Plur. ifertekumen Heu-
schrecke gehört eng zusammen mit saho birtagütä Plur. -ut Heu-
schrecke (freilich kann ich nicht feststellen ob es sich um dieselbe
Art handelt). Die sonstigen Bezeichnungen dieses Tieres in den
berb. Mdd. sind damit und zum Teil auch untereinander nur ele-
mentar verwandt, indem die Konsonantenfolgen b.r(r), m.r(r) das Ge-
räusch der Heuschrecke oder vielmehr eines Heuschreckenschwarmes
darzustellen versuchen: aberru, aberraqu, tburrost, amerrad, te-
muryi u. ä.
tagemmimt wargl., Silh. tagümimt, atl.-mar. tagumimt neben mar.-
maz. tigommi Schluck, Mundvoll vom Verb: wargl. gemm (Biarnay
339) = hebr. KöJ, aram. PW, arab. 5-** (Gesbnius 16 -Buhl) schlucken,
schlürfen. Ebenso ist wohl das -im zu deuten in wargl. tageldimt
Mundvoll, Handvoll, ghedam. tadiellimt\ aber stammhaft ist es in
kab. talqimt, Sawi taleqqimt vom arab. £•*£) Bissen und in kab«
tid £ yimt, tidflimt, tadgUyumt, 8a wi tadiyimt { maghr. -arab. Ä-»*a»
Schluck (Verb: d £ eyem { ^ä.) 1 ; es gibt auch eine kab. Form tidiUyrimt
(Hüyghe), deren r vielleicht aus arab. £*^ Schluck stammt.
agulmim kab. Silh., Sawi agelmim, mzab. d ä elmam, ghat tuar.
adielmam (alle mit Plur.) Teich, See, Pfuhl, Bassin. Stumme, sagt,
es werde jedem einleuchten daß agulmim zu hebr. OTMtf zu stellen
sei; Müller hatte in Klammern hinzugefügt: ,lm für das charakteri-
1 Vgl. Mab^ais Textes arabes de Tatiger 250 f.
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Zu DEN BERBKRISOHBN SUBSTANTIVEN AUF -im. 165
stische mrnVy aber damit ist doch das l nicht erklärt. Vielleicht
hat sich das semitische Wort mit einem andern gekreuzt, etwa mit syr.
l^nS^ unkultivierter Boden (Gesbnius x6 -Buhl), terra saxea (Brockel-
mann), neuhebr. chald. *$hl = r\ühi (Anhöhe), Tiefe (J. Levy).
agulzim (Plur. igulzimen) = tagulzt (Plur. tigulzin) fiillj. Haufen.
agurim (ohne Plur.) kab. Wurzel und Rinde des Nußbaums;
im kab.-franz. Wtb. gibt Huyqhe auch ,Nußbaum' als Bed. an. Von
hebr. rüK Nuß; vom arab. y\L NUsse kommt kab. d t uz dass.
ayanim, yanim teils koll., teils mit Plur., weibl. tayanimt,
tyanimt, taynimt (mit Plur.) allgemein (das Tuareg ausgenommen)
Schilfrohr (phragmites communis Trin.: tayanimt, arundo donax L.:
ayanim nach Han. und Let. i, 196). Vom gleichbed. hebr. nj£ Plur.
d-?|5; Stumme 2 weist mit Recht Müllers d^ö:k ab. Bemerkenswert
erscheint mir das beni-menacer ayalim 7 indem ich hier nicht sowohl
die allbekannte Dissimilation l-m aus n-m erblicke als den Einfluß
des Wortes für ,Stroh': alim, alum, lum, ulum, ulem. Agalim Häcksel
würde nach Stumme im Silh. von Tazerwalt neben alim Stroh stehen;
aber ist es nicht doch bloß eine mundartliche Variante davon, da ja
alim sonst bestimmter das Kurzstroh bedeutet, für das Langstroh
andere Ausdrücke bestehen (s. unter tayurrimt)? Natürlich wäre
agalim das Altere und es ließe sich dazu Sawi igelman (so Huyghb im
franz.-kab. Wtb. 249. 394. 467; im äawi-franz.: igelmam 272) Stroh
der Maisähre vergleichen, auch kab. taulman scorzonera coronopifolia
Desf. (Han. und Let. i, 170). Hier wird als arab. Bezeichnung dieser
Pflanze telma angegeben, doch derselbe Name (thelma) auch für
das nahe verwandte Geropogon glabrum L.; Basset Le dialecte de
Syouah 77 kennt hierfür öelma (und &ulma = taulman) als zua wisch.
Im Tuareg heißt das Schilfrohr al(e)mes und das könnte mit den
genannten Wörtern verwandt sein, ja es ließe sich sogar an calamus
(-o) als gemeinsame Grundlage denken, haben wir doch auch z. B.
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kab. ti-fires-t Birne von pirus (Berb. Stud. n, 380)
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ayotfim (Plur. iyatimen) tuar. Sandale. Zu tuar. tyi* Ledersohle
(Berb. Stud. n); vgl. bedauje flfi^'a Sohle, Sandale von arab. *\X**
(Schuh-, Pferde- und Kamelsohle) nach Reinisch Bed. Wtb. 92.
Original fronn
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166 HUGO SOHUCHARDT.
ayellendgum (Plur. iyellendiam) tuar, Storch neben berb. bellardg
usw. 1 arab. ^ßj dass. (Berb. Stud. 11, 361 f.).
tayurrimt (Plur. tiyurrimin) &ilb- Grasstoppel. Vgl. kab. iylel
koll. Getreidestoppel (tiylelt, tiyellelt, tiyelt koll Cy pergras), Sawi
iylil koll. Langstroh (im Gegensatz zu Iura Häcksel; auch ,paille des
marais'), mzab. iyellel Langstroh, ghat. iyalali Strohhalm.
tahatimt tuar. Ölbaum (Düvbyribr 179), tuar. ahatim (so ohne
Plur. Masqueray), hatim (PI. ihutam Motylinski), ghat. azatiim Ol.
Von hebr. rro Ölbaum, Oliven, Öl (Plur. DTH Ölbäume). Für die
Vertretung eines z durch ä fehlt es nicht an Beispielen im Tuareg.
Dem im Norden verbreiteten (ez)zit Öl liegt arab. sZ*$$ zugrunde.
ahuSim (auch ahuSUm) kab. Schnauze, kab. ahunSim, afyuSim
Faust. Vgl. kab. ahanfuf, ahenfuS, ahenSui, maghr.-arab. hanfüfe,
fyansüÜ Schnauze. Ahnliche Wortformen derselben oder ähnlicher
Bedeutung (bes. ,Schnabel ( ) verzeichnet Basset jßtudes sur les dialectes
berbhres S. 64 f., denen ich noch mar.-äilh. aqemqum, ageragum,
mar.-maz. aqemqun (so mit n; alle bei Cid Kaoui) hinzufüge. Die
Umbildung von -um (-uf, -üb) zu -im liegt am Tage; es fragt sich
aber ob nicht bei dem -um das Arabische irgendwie im Spiele ist.
Im maghr. Arabisch finden wir nun in der Tat qamqüm Schnabel
(Beaüssier), qamqüma Schweinsrlissel (Lerchundi). Das könnte zwar
aus dem Berb. entlehnt sein; allein man erwäge allg.-arab. hur(üm }
^ur(um Schnauze, Rüssel, wovon das gleichbed. birfüm (neueres Wort
nach Wahrmund) nur eine Entstellung sein wird; über maghr.- u. äg.-
arab. zallüme^ span.-arab. zulüma (Pedro v. Alc; l bedeutet doppeltes l)
Elefantenrüssel weiß ich nichts zu sagen (einen begrifflichen Zu-
sammenhang mit Verb oder Substantiv <Jj entdecke ich nicht);
stammhaft ist m in malt, geddüm Schnauze (vom arab. f^ mit den
Lippen oder Vorderzähnen beißen). 1 Ganz ähnlich wie mit diesen
Wörtern oder Wortformen für ,Schnauze* verhält es sich mit andern
für ,Kehle'. Die berb. Mdd. haben dafür: agerdfUm, tagerdiumt,
teguriema, tagurdiamt, angeld^ma und das maghr. Ar. gardfima
1 Vgl. noch kab. aqabub^ aqamum % mutuk (Zentralafr.) dbgum (hausa baki)
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Zu DEN BERBERISCHBN SUBSTANTIVEN AUF -17W. 167
(auch malt, gerzüma); jene aber überdies nicht bloß agerd^ud^ sondern
auch igerzi, akerzi, aierzi, (tuar.) adiUreh u. ä. Anderseits stammt
kab. ahalqum (daneben afyalquq) vom arab. halqüm(hu-), das nicht eine
bloß maghr. Nebenform zu halq ist (letzteres kommt ebenfalls im
Berb. als halug, ahlig [Basset Loqmän 344] vor). 1 Dieses htalqum
habe ich bei Brockelmann Vgl. Gramm, der sem. Spr. i ? 396 umsonst
gesucht, nur das entsprechende tigrö helqem gefunden. Auch über
arab. -ün vermisse ich hier 394 f. die erwünschte Auskunft; besonders
in betreff von zeitün Oliven. Stumme Gramm, des tunis. Arab. 63
§ 79 führt c ar£ün Dattelrispe an; dem entspricht marokk. c ard £ ün
abgebeerte Traube (bei Lerchundi u. gojo). Aber das Wort ist nicht
auf das Maghreb beschränkt; das äg. Arab. hat 'argün Dattelbüschel,
und so verzeichnen auch die Wörterbücher des klassischen Arabisch
0**-j*> daneben >v?v*, ^^r* Dattelstiel, ^^^ abgebeerte Traube,
wohl von £/* und mit dem denominativen Verb criy*- Daher dann
kab. 'ardiUn (Plur. tardiUnen) Dattelbüschel o. ä., auch Schößling
und von diesem abgezogen kab. € ardi (Plur, ^arad^ vgl. den Plur.
des arab. Wortes: c arädgin), vielleicht beeinflußt durch arab. kab. c arf
(Palmen)zweig. Dunkler ist das Verhältnis zwischen maghr.-arab. salmün
koll. Beeren der Myrte (Beaussier; auch Dozy Suppl. hat aus Daumas
das Wort als ,Namen einer Pflanze') und kab. aHlmun, aSilamun
Myrte (Han. und Let. i, 104. 155), silmum, tsilmum Frucht der Myrte
und der Esche, Blüte des Quittenbaumes und der Ulme (Huyghe $
doch im franz. -kab. Wtb. Frucht des Quittenbaumes). Der weitere Ge-
brauch des Wortes wird auch dadurch bestätigt daß für , Myrten beeren'
nicht nur *-%X£>, sondern auch o^V* o**^ gesagt wird (Beaus-
sier). Ist das -um aus -un entstanden oder umgekehrt? Mit diesen
Formen hängt sicherlich arab. halmüs zusammen, wie die Frucht der
Myrte in Algerien heißt (Leclerc zu Ibn el-BeIthär N. 69 = Not.
et extr. des man. de la B. N. 23, i, 70); aber ungewiß ist ob dieses
etwas mit sawi halma zu tun hat, das Huyghe nur als ,Namen einer
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1 Vgl. Mar^ais a. a. 0. 267. Stumme bucht am oben a. O. tun. halqüm im
8inne von , Röhre'; Dozt Suppl. hat das Wort als »Flaschenhals 4 .
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168 Hugo Schüchardt.
Pflanze' verzeichnet; das letztere könnte auch zu dem oben S. 165
erwähnten telma gehören.
takasäim tuar. Riesenkürbis, Cucurbita maxima Duch.(DuvBTRiER
172). Ich kenne sonst keine Form mit -im in den berb. Mdd., sondern
nur tahsait, taysajt vom arab. e*****, *lS**£ (s. Berb. Stud. i, 262. 264).
alutim §ilh. Abfälle, wird von Stumme ohne Plur. angegeben;
aber ich finde bei Boulipa als atl.-mar. alutim Reisigbündel (fagot)
mit dem Plur. ilutimen. Stumme 2 sagt, man könne ganz gut an
D^^fi denken. Mir war das unklar; Rhodokanakis meint, Stumme
habe wahrscheinlich an ö*?B gedacht, das im Miänisch-hebräischen
und Chaldäischen , absondern', ,auswerfen* bedeutet, allerdings auch
,Überrest', aber den begrifflichen Übergang halte er kaum für mög-
lich. Wie Stumme betrachte auch ich Zusammenhang von alutim
mit kab. alud, Sawi, mar.-Silh. lud Kot nicht als ausgeschlossen; aber
das letztere führe ich, trotz der Verschiedenheit des Dentals, auf
arab. laud* Kot zurück. Daß der Anlaut von dtdiSd infolge von Ver-
wechslung mit der berb. Präposition / geschwunden sei, ist mir sehr
unwahrscheinlich, ganz abgesehen davon daß dies nicht die ursprüng-
liche Gestalt der Präposition ist; und dafür läßt sich auch berb. imi
Mund nicht als Stütze anführen das ,gewiß auf ein fimi zurückgeht'
(einerseits ist das m im Semitischen wohl sekundär, anderseits das
berb. Wort mit dem gleichbed. me des Songhai verwandt).
timedierdim kab. brennende Waldrebe, clematis flammula L.,
(Han. und Let. i, 130). Man könnte hier ein Partizip von arab. >j^
(auch kab. d^ered) erblicken: , entrindend' oder , entrindet'; näher
aber liegt doch der Name des Flusses Med^erda (lat. Bagrada). Ein
anderer kab. Name derselben Pflanze ist tuzzimt (so a. a. 0.), daneben
hat Huyghe auch tazimt.
&aqslimt (Plur. iqslam) beni-menacer Oberschenkel (JA '85,
i, 160), Sawi tadfhalumt Hinterer. Von hebr. pf?n* Dual o^bn Hüfte,
Lende, arab. Jt Z*L Taille, % iy* ^, *>LoU. Hüfte, Weichen. Die Ver-
tretung von h teils durch A, teils durch q ist befremdlich; doch
bietet Basset Dial. berb. 57 ein Beispiel für die erstere, und die
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letztere wiederholt sich bei demselben Wort in kab. tiqesrit Hüfte,
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Zu DEN BERBERISCHEN SüBSTANTIVBN AUF -im. 169
Hinterteil eines Tieres. S für das unberberische 9 erregt kein Be-
denken; dt wird aus einem sinnverwandten Worte stammen.
ar$elim, aretflim, aredrim, antrim (alle koll.) kab. wilde Kirschen,
Kirschen im allg.; dazu gehört taredrimt (mit Plur.) als Bezeichnung
des Baumes oder der Frucht.
askim, iskim, skum, (Han. und Let. i, 189) isekkim kab., Sawi
asekkum, skum, mar.-fiilh. und -mai. essekkum (also mit arab. Artikel);
,Bougie, Kibdana, Guela c 'ia a$koum } Haraoua asekkoum; Ouarsenis
thasekkouraty Djerid tasekkoumt' Marqais Quelques observations sur
le Dict de Beaussier (SA) 36. Daher maghr.-arab. sekküm,
sküm (koll.), sekküme (Sing.), talm. D12DK (I. Low Aram. Pflanzenn. 53
N. 26). Ich sehe in dem berb. Wort das hebr. D'3tp Dornen vom
Sing, ^to* = arab. <£?* (kab. Sawi Suk Dornen). Low a. a. O. führt
als berberisch d. h. doch maghr.-arabisch an: om^' *s*3-2» eig. Dornen
des Spargels.
atarzim tuar. nitraria tridentata Desf. (Düveyriee 175); = arab.
£>*£ (bei Ibn el-BeithAr *>*j*) } das aber öfter als eine Jasminart,
lycium afrum L. bestimmt wird (s. Dozy SuppL).
atermum (Plur. itermam) kab. Hinterbacken; dasselbe wird im
Sawi durch die Singularform tarma (Plur. tarmfajuin) bezeichnet.
Von maghr.-arab. S^jS Dual ^jS (s. Marcais T. a. de Tanger 244).
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azalim (koll.) Silt- (Stumme, Cid Kaoui), Silh. tazalimt (Sing.)
(Cm Kaoui), kab. izlim, izlem (Plur. izlamin), di.-nef. zalim (Plur.
izalimen). Von hebr. o^atap Plur. zu ^??*; die andere wohl weiter
verbreitete berb. Form b§el 0. ä. geht auf arab. J^o zurück. Ich
hatte Umdeutung des sem. 6a- in den berb. Artikel ua- (daraus u-, so
Stat. ann.; a- Stat. abs.) angenommen; Stumme 9 erwähnt das nicht, er
behauptet daß das b nur deshalb unterdrückt wurde weil der Libyer
in ihm die Präposition b des Phönizischen erblickte. Aber dann
hätte der Libyer das Phönizische genug gekannt um solchen Miß-
verständnissen zu entgehen; da ist es noch eher denkbar daß er im
Anlaut eines phönizischen Wortes eine libysche Präposition wahr-
zunehmen meinte (s. oben alutim).
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Original fronn
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170 H. SCHUGHARDT. Zu DEN BEKBERISCHEN SüBSTANTiVÄN AUF -IWl.
azuzim, zuzim (koll.) plantago serraria L. (Hüyghe; Han. und
Let. i, 181).
Diese Wörter zerfallen natürlich in verschiedene Gruppen oder
sie geben wenigstens verschiedenen Erklärungsmöglichkeiten Raum.
Punische Plurale drangen ins Libysche ein und lebten als Kollektiva
oder als Singulare fort, besonders Pflanzennamen (vgl. gr. avycdfiivog
= aram. pö^tf). Von den zahlreichen bei Dioskorides im Plural ge-
buchten punischen Pflanzennamen {afiovxi^ij aatq^afiowt^ axotoai/x
usw.) vermag ich allerdings keinen im Berberischen wieder zu ent-
decken; in einer Reihe von Fällen aber steht das Hebräische für
das Punische gut: admim y agusim, ayanim, tahatimt, askim, azalim.
Es werden dadurch kulturgeschichtliche Beziehungen beleuchtet; mit
einiger Wahrscheinlichkeit läßt sich sagen daß der Anbau des Nuß-
baums, des Rohrs, des Ölbaums, des Spargels, der Zwiebel (die
aber schon den alten Ägyptern bekannt war) durch die Punier ein-
geführt oder gefördert wurde. Man beachte die arab.-hebr. Dubletten.
Auch wo sich keine hebräischen Entsprechungen nachweisen lassen,
mochte dieses -im, wenn es nicht doch ursprünglich war, analogisch
erwachsen sein: tiberrimt, tayurrimt, timedterdim, ardelim, atarzim,
azuzim. An hebräische Plurale anderer Bedeutungsklassen schließen
sich an: agulmim, Saqslimt. Schließlich dürfte -im oder, was zunächst
als lautliche Variante aufzufassen sein wird, um als Kollektivendung
weit um sich gegriffen haben; die Silbe wird als Endung unmittelbar
dadurch erwiesen daß eine gleichwertige Form ohne sie besteht:
afertakum, tagemmimt, agulzim, ayatim, ayellendgum, alutim, atermum;
ohne kollektiven (oder dualischen) Sinn: agerdiUm, ahut$im.
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Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 1
Ton
B. Otto Franke.
M 7 3 a+b (8. 7 3 ) auch zitiert in Sum. 1. 139 Suddhassa ve sadä phaggu
suddha88 7 uposatho sadä.
7 3 (i. 39) Suddhassa ve sadä phaggu
suddhass' uposatho sadä (* +b s. bes.)
suddhassa sucikammassa
sadä sampajjate vatarp.
Vgl. Dutr. C r0 x iudhasa hi sada phigu
iudhasa (?) posadh[o sada]
+ C 29 iudhasa suyi[kamasa]
. . . sa samajati vata*
* Cfr. Franke ZDMQ. lx. 484 f.
12 (i. 79) So tatto (C sotatto) so slno (M so sino c'eva, A so slto,
C soslno) eko (nur Siam. Ausg.)
eko bhirßsanake vane
naggo na c'aggim äslno
esanäpasuto munlti.
= J. 94*, wo a Sotatto soslto und ohne eko } sonst keine Ab-
weichung.
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* Schon von Trbnckneb M. i, p. 536 verglichen
> 0)
26 1 " 11 (i. 168—171) = MV. i. 5. 3 + 5. 7 + 5. 12 + 6. 8. + 6. 9 und
alle Einzelparallelen s. WZKM. xxiv. 27 — 32 und 225 — 231.
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magga, nach den noch angedruckten Githä- Exzerpten H. C. Warrsn-Lanmah's.
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Zu den Abkürzungen (s. Bd. xxiv. 21 ff.) ist hinzuzufügen: Vm = Visuddhi-
Original fronn
172 R. Otto Franke.
Es sind aber folgende abweichende Lesarten der Siames. Aus-
gabe des M. (Siam. Trip. 11. 4. 308 ff.) nachzutragen:
In M. 26 ld *buddho, 2c + d dakkhanti tamokhandhena ävuta.
26 4e 8okävakinnarp janatammapetasoko.
26 5b satthäväha, c desetu.
26 6a ohne Brahme.
26 6a+b auch = Turfan-Dharmapada, Ms. S 75 der dritten Turfan-
Expedition (Pischel, Sitzungsber. k. pr. Ak. Wiss. 1908. 970).
Sarväbhibhüh sarvavid eva cäsmirp
sarvaiS ca dharmaiff, 8a.
(Turfan-Dhp. setzt also wohl die Lesung von Mvu. in. 326
voraus!) Weitere abweichende Lesarten der Siam. Ausgabe:
26 7b anuppalitto, e sabbafij .
26 9a Ahaü hi.
26 10d ähaüilirp.
34 la (i. 227) Ayarp loko paraloko (A pararploko)
* = SN . v. 16 2 ( 1117 ) a Ayarp, loko paro (C kb B ft para) loko
* = N c . xvi 4a (180) = öa (181) Ayarp loko paro loko.
34 2a (i. 227) Sabbarn lokarp abhifiüäya
= A iv. 23. 3 la (n. 24) Sabbarp lokarp abhifiüäya
= It. 112 la Sabbalokarp abhinüaya.
34 2b sambuddhena pajänatä.
Mvu. i. 193. l b und in. 388. 12 b sarpbuddhena prajänatä.
Vgl. b einer G. in Vm. i sambuddhena pakäsitä.
34 2d s. unter SN. in. 3 5 (* 64 ) b , ZDMG. lxiii. 569, und zu Divy. (s.
ebenda) vgl. M. 75 d (i. 508 ff.), s. unten p. 183. Auch = Udäna-
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34 3b (i. 227) s. ZDMG. lxiii. 585 unter SN. in. 6 33 ( 542 ) b .
49 la etc. (s. 49 la + b und 49 x ) auch = Ras. 22 (nach Lanman zu Vm.).
49 la + b etc. (s. 49 x ) = J. 258 la + b Yävatä candimasuriyä (B 1 °sü°)
pariharanti *
disä bhanti virocamänä
= Dhp. A. 461 la + b , wo aber a ohne v. 1., und in b virocana.
* Fausböll hat das Wort pariharanti eingeklammert, was aber wahrscheinlich
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nicht berechtigt ist.
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Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 173
49 x (s. 328) Yävatä candimasuriyä pariharanti (C vicaranti) ( ft s. bes.)
disä bhanti virocanä ( a + b s. bes.)
täva sahassadhä loko
ettha te vattati vaso.
= Smp. i. 55 \ wo aber a ohne die v. 1. von M.
= J. 6. Komm. i. 132 Yävatä candimasuriyä
pariharanti virocanä
täva sahassadhä loko
ettha te *vattatl (C k vattatlti) vaso.
= Vm. vii Yävatä candimasuriyä pariharanti
disä bhanti virocamänä
etc. = M.
49 ** +c+d (i. 328) Paroparan (C °rovar°) ca jänäsi ( a + d s. auch bes.)
* itthabhävailftathäbhävarp ( c s, auch bes.)
sattänaip ügatirp gatirß ( ft + d s. auch bes.)
vgl. Thag. 9l7 *- c Cutüpapätam jänämi
sattänarp ägatirp gatirp
itthabhävafifiathäbhävarp.
49 * R + d (s. 49 2a + c + d ) vgl. auch Mvu. i. 9.1 + 2* Imarp lokarp päralokarp
satvänäm ägatirp, gatirp
cyutiupapattisarpsärarp
ii. 359. 12 cyutopapädayp jänäti
sarvasatvana näyako.
49 * c etc. (s. 49* ft + c + d ) = A iv. 9 lc (n. 10); It. 15 lc ; 95 2a ; 105 lc ;
SN. III. 12 6 (™>) c ; 17 (740) c ; 39 (752) c etc
S. ZDMG. lxiv. 46 und 50 f.
49 3 (i. 330) Bhave väharp (A cäh p ) bhayarp disvä
bhavafi ca vibhavesinarp (Siam. Ausg. °lna7p)
bhavarp näbhivadirp kiüei*
nanditi ca na upädiyirp (A und Siam. Ausg. *yarp).
* So beide Mss. A und M und der Komm., Trbnckner hat trotzdem die Kon-
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jektur fcanci in den Text gesetzt.
= einer G. in Vm. xn,* wo aber in Ä cäharp }
in b vibhavesinarp (?) ;
_. f~*rtj^nl/> Original fronn
174 R. Otto Franke.
in ö kiüci wie in den Mss. von M v
in d upädiyarp.
* Schon verglichen von Lamman (zu Warrkh'b Vm. -Materialien).
= einer G. im Turfan-Dharmapada (Pischel a. a. O., p. 980,
No. 32) Bhave cäharp bhayaip df^tvä
bhüyai ca vi{bhave] . . .
. . d bhav[arp] näbhinande.
nandl ca vibhavena me.
bO 1 -** (i. 337 f.) = Thag. «w-uw*
* Schon festgestellt von Trbnckmbr M. i. 658. Vgl. dann auch Windisch, Mära
und Buddha 156 — 160 (= Abh. der k. sächs. Ges. der Wiss., Bd. xxxvi, resp.
Abh. der philol.-hist. Cl. der k. sächs Ges. der Wiss., Bd. xv, No. iv, Lpz. 1895).
Im Einzelnen:
50 x (i. 337) Kidiso nirayo äsi
yattha Düst apaccatha
Vidhurarp sävakam äsajja
Kakusandhaü (Siam. Ausg. Kakkusandafi) ca bräh-
manarp.
= Thag. im , wo aber in b Dussl nach Ms. A, mit v. 1.
BC räpi,
in c Vidhurarp in allen Mss.*
* Oldenberg hat Vidhurarp, in den Text gesetzt.
Vgl. auch M 50 2c - f etc., s. dort.
50 * (i. 337) Satarp asi ayosahkü
sabbe paccattavedanä
ldi8o (Ma iti so) nirayo äsi
yattha Düst apaccatha
Vidhurarp sävakam äsajja
Kakusandhaü (Siam. Ausg. Kakkusandafi) ca bräh-
manarp ( c-f s. bes.).
= Thag. 1188 , wo aber in * satam, was wohl satarp heißen
soll, wie A hat, mit v. 1.
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C matarp, B amatarp,
c ohne v. 1.,
Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhihanikaya. 175
in d Dusst (nach A) mit v. I. BC rüpi,
in e Vidhurarri (nach B) mit v. 1.
AC Vidhürarp.
50 2c " f etc. vgl. 50 \
50 3a + b etc. (s. 50 3a ~ c und 50 3 ) vgl. Dhp. 75c + d
evam etarri (in 2. Ausg. v. 1. B r etam) abhiMäya (in 1. Ausg.
v. 1. B abhirjtüäya)
bhikkhu Buddhassa sävako.
= a + b einer G. in Vm. xix.
50 3a ~ c etc. (s. 50 3 ) vgl. A vi. 54. 9 6a + b + 8a (m. 373)
Yo c'ekarß ditthisampannarp,
bhikkhurii (om. M 6) buddhassa sävakarp, (T buddhassäva ).
tädisam bhikkhurrt äsajja.
50 3 (i. 337) Yo etam abhijänäti ( ft " c s. bes.)
bhikkhu Buddhassa sävako ( a + b und a ~" c s. bes.)
tädisam bhikkhum äsajja ( a ~ c und c + d s. bes.)
Kanha (v. 1. A hier und an allen parallelen Stellen
außer zwei und Ma hier und 5d Kanham)
dukkharri nigacchasi ( c + d s. bes.)
= 50 5 - 7 (i. 337). 9. n.16. n ( I# 338 ) #
= Thag. 1189 , ohne Abweichung, = nM-iiM.ii95.iw.noi.iM
50 3b s. 50 3a + b , 50 Sa * c und 50 3 .
50 3c s. 50 Sa - C , 50 s und 50 3c + d .
50 3c + d etc. (s. 50 8 ) = Thag. 25c + d tädisam bhikkhuiji äsajja
Kanha dukkharji nigacchasi.
50 4a etc. (s. 50 4 ) vgl. SN. v. 11*( 10M )» = N c . xi la (130) =
2a (134) Majjhe sarasmiiji titthatam (icc äyasmä Kappo),
und SN. v. ll 2 ( 109s ) a = N c . xi 3a (134) = 4 a (135)
Majjhe sarasmirß titfhataip, (Kappä ti Bhagavä).
50 4 (i. 337) Majjhe sarassa tit(hanti ( a s. bes.)
vimänü kappathäyino (A °tthä°)
veluriyavannä rucirü ( c s. bes.)
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accimanto pabhassarä ( d s. bes.)
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176 R. Otto Franke.
accharä tattha (Siam. Ausg. tattha acch ) naccanti
puthu (Siam. Ausg. °ü) nänattavaimiyo.
= Thag. U9 °, wo aber * Majjhe sägarasmirji ti° y
in b kappatthdyino,
in f puthü.
50 4c etc. (s. 50 4 ) vgl. J. 541 167c veluriyärucirä citrä.
50 4d etc. (s. 50 4 ) vgl. J. 546 126b (vi. 448) accimantä (O °nti)
pabhassarä.
J. 645 88b (vi. 279) accimantarp, pabhas-
saraiji.
50 6 und Einzelstücke (i. 337) s. unter 50 3 .
50 6 (i. 337) Yo ve (v. l.Ma Yo va, Mb und Siam. Ausg. Yo cd)
Buddhena cudito ( Ä + c + d s. bes.)
bhikkhusahghassa (Siam. Ausg. *8aijigh*) pekkhato
( b s. bes.)
Migäramätu päsädarß
pädangutfhena kampayi (» + <> + d 7 c + d un( j d s# bes.).
= Thag. 119 * Yo ve buddhena codito
bhikkhusarpghassa pekkhato
etc. genau = M.
50 6a + c + d auc h zu vgl. Thag. 1164 * + c + d Codito bhävitattena
Migäramätu päsädam
pädangutthena kampa-
yini (BC °yi)
Und Thag. 1164a wieder = PV n. 9 68 * (in ParDlp. in. 138
aber n. 9 67ft ) Codito bhävitattena (mit v. 1. °tthena, im
Text als v. 1. B, in ParDlp. CD; S x )
= DhpA. 451 6 \
Und Tha<*. 1164a + b * Codito bhävitattena
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1 S Digilized by L^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Vgl VV. 21 3ft + b (n. 4 5 * + b )
Coditä bhävitattena (in ParDlp. iv. 106 mit v. 1.
S 2 °tthena)
sarlrantimadhärinä
Original fronn
F P.
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 177
50 6b etc. (s. 50 6 ) vgl. B. xxvi 6b bhikkhusahghassa inajjhato.
Dip. xix n b bhikkhusarßghassa bhasato.
50 6c + d etc. (s. 50* und 50 6a + c + d ) vgl. auch M. 50** + b etc.,
s. dort.
50 6d etc. (s. 50 6 , 60 r > a + c + d und 50* c + d ) vgl. auch
Divy. xxvn 60b (395) pädäfigusthena kampitam.
50 7 (i. 337) und Einzelstücke s. unter 50 8 .
50 8a etc. (s. 50 8a + b und 50 8 ) vgl. auch 50 10a , s. dort.
60 8a + b etc. (s. 50 8 ) s. unter 50 6c + d .
50 8 (i. 337) Yo Vejayantarp, (Siam. Ausg. *nta) püsädarp, ( a s. bes.)
pädaiigut{hena kampayi ( a + b s. bes.)
iddhibalen 1 upatthaddho (v. 1. M *balena pakkhandho,
Siam. Ausg. °na patthaddho) ( c s. bes.)
sarpvejesi ca devatä.
= Thag. 1194 Yo Vejayantapäsädarfl
etc. ohne Abweichung, nur c ohne die v. 1.
von M.
50 8c auch = Thag. 1058 * iddhibalen 7 upatthaddho.
50 d (i. 338) und Einzelstücke s. unter 50 3 .
50 10a etc. (s. 50 10 ) s. unter 50 8a .
50 10 (i. 338) Yo Vejayante (v. 1. M und Siam. Ausg. °nta) päsäde
( a s. bes.)
Sakkarp, so paripucchati
api ävu80 (v. 1. M Väsava) janäsi
tanhakkhayavimuttiyo ( d s. bes.)
tasea Sakko viyäkäsi (v. 1. A vyäkäsi)
paüharß (Siam. Ausg. paijh*) puttho yathätathatfi
(Siam. Ausg. *äkatharß) ( e + f s. bes.).
= Thag. u96 , wo aber in a Vejayantapüsäde,
und c und e ohne die v. 1. von SN.
50 10d vgl. auch A. in. 89. 2 6b (i. 236) tanhakkhayavimuttino,
und A. iv. 38. 5 2b (n. 42) = It. 55 * b tanhakkhayavimuttino
(in It. so nach DEPPa mit v. 1. A °vimuttito arahato,
CM *vimuttiyä, B *kkharävimuttiyä).
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Wiener ZeiUchr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 12
Original fronn
178 R. Otto Franke.
50 10e + f etc. (s. 50 10 ) vgl. auch 13a + b etc., s. dort.
Vgl. ferner SN. v. i8*( n 'V + b
Tesarp Buddho viyäkäsi (C kb vyä 9 , B ai byä 9 )
pafihe putfho yathätatharp.
= N c . xviii 5a + b = 6a + b (202) Tesarp Buddho byäkäsi
pafiharp puff ho yathätatharp.
50 n (i. 338) etc. und Einzelstiicke s. unter 50 3 .
50 ia (i. 338) Yo Brahmänarp paripucehati
Sudhammäyarp (A °ya) abhito sabharp
ajjäpi te ävuso ditfhi
yä te ditfhi pure ahü (M und Siam. Ausg. ahu)
passasi vitivattantarp
Brahmaloke pabhassararp ( c_f s. bes.)
= Thag. 1198 Yo Brahmänarp paripucehati (so nach BC,
nur pucchati A)
Sudhammäyarp (so nach B; A *mmä\narp]
yarp, } wo narp ausgestrichen ist; C *mmä-
naiji) abhitosabharp (so nach BC; thito
sabhaip A)
ajjäpi te ävuso sä ditthi
yä te ditfhi pure ahü
etc. genau = M.
50 12c ~ f etc. (s. 50 18 und 50 12c " f + 15c + d + 14 ) vgl. auch
s. dort.
50 i2c-f+isc + d+u ( 8 respektive 50 12 , 15 und 14 ) auch
= S. vi. 1. 5. 12 + 13 (i. 145) Ajjäpi te ävuso sä ditthi
yä te ditthi pure ahu
passasi vitivattantarp'
brahmaloke pabhassararp.
Na me märisa sä ditthi
yä me ditthi pure ahu
passämi vitivattantarp J
brahmaloke pabhassararp
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 179
sväharp (S 1 - % soharp) ajja
katharp vajjarp
aharp nicco mhi sassato**
* vUivaUantam gedruckt, ist aber wohl Druckfehler.
** Diese Entsprechung hat schon Trenckker M i. 559 notiert.
50 13a + b etc. (s. 50 13 ) s. unter 50 10e+f .
Vgl. auch SN. in. 9 7 ( 600 ) a + b = M 98, s. ZDMG. lxiv. 16.
50 13 (i. 338) Tassa Brahma viyäkäsi
anupubbarp yathätatharp (Siam. Ausg. °katharp)
( a + b# s. bes.)
na me märisa sä ditthi
yä me (v. I. M yä } yarp me) ditthi pure ahü (Siam.
Ausg. °u) ( c + d s. bes.).
= Thag. 1199 Tassa Brahma viyäkäsi
paüharp puttho yathätatharp
na me märisa sä ditthi
yä me ditthi pure ahü.
50 13c + d s. auch unter 50 12c ~ f und unter 50 i»c-f+i3c + d + n
50 lSc + d + Ha + l> s , unter 5 12c-f
50 13c + d+14 g unter 50 12c-f+13c + d+14
50 14a + b etc. (s. 50 u ) s. auch unter 50 12c " f .
50 14 (i. 338) Passämi vltivattantam
Brahmaloke pabhassararp ( & + b s. bes.)
so 'harn ajja katharp vajjarp
aharp nicco (Siam. Ausg. nico) 'mhi sassato.
= Thag. 1200 , wo nur in c 'harn abweicht,
und s. unter 50 uc-f+iac + d + w
50 15 (i. 338) etc. und Einzelstücke s. unter 50 3 .
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50 16 (i. 338) Yo Mahäneruno kütarp (v. 1. M Mahämerusela-
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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vimokhena (Siam. Ausg. *mokkh°) aphassayi (AC
apassasi y M apassayi oder aphassayi?)
vanarp Pubbavidehänarp
ye ca bhümisaya narä.
Original fronn
TD
180 R. Otto Franke.
= Thag. im Yo Mahäneruno küfarp
vimokkhena apassayi (A aphassayi korr. zu
apassayi, B aphassaya, C apassayi),
das Übrige = M.
50 ,7 (i. 338) etc. und Einzelstücke s. unter 50 8 .
50 18 (i. 338) Na ve (v. 1. M ca) aggi cetayati
aharp bälarp (AM bäla) iahämi (M d*) ti (Siam.
Ausg. °mlti)
bälo ca (A va) jalitarp aggirp
äsajjana (AMb *narp) sa (M u) dayhati.
= Thag. 1204 Na ve aggi cetayati
aharp bälarp dahämlti
bälo ca jalitam aggirp
äsajja narp, padayhati.
50 19 (i. 338) Evam eva tuvarp, (AM tvarp) Mära
* äsajjana (AMb °narp) Tathägatarp ( b s. bes.)
sayarp dahissasi attänarp
bälo aggirp (Siam. Ausg. °i) va samphusarp.
= Thag. 1205 Evam eva tuvarp Mära
* äsajja narp, tathägatarp
sayarp dahissam attänarp,
bälo aggirp va samphusarp (B sampuyarp,, C
sarpmbuyarp).
50 19b auch = CV. vii. 4. 8 3b = It. 89 Sb , s. WZKM. xxiv. 265;
und = M. 50 20b etc., s. ebenda und M. 50 20 .
50 20a etc. (s. 50 20 ) vgl. auch A vi. 54. 9 6f (iii. 373) apuMarp
pasave naro.
50 20 (i. 338) ApuMarp pasavi Märo (v. 1. M °ra) ( a s. bes.)
äsajjana (AMb °narp) Tathägatarp ( b s. bes.)
hin nu (M kinti) mafiüasi päpima ( c s. bes.)
na me päparp vipaccati.
= Thag. 1206 Apuilftafß pasavi (B passavi, AC passämi)
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 181
äsajja narp tathägatarp
http, nu rnafiüasi pdpima
na me päparp vipaccati.
= S iv. 2. 8. 8 1 (i. 114) ApuMam* pasavi (SS •vi) Märo
äsajjanarp (S 2 °na, S 1 asajjana)
Tathägatam**
kirp nu mailüasi päpima
na me päparß vipaccati (SS na me
te pä° t>°).
* m kann Fehler des Herausgebers oder Druckversehen sein, nach vielen
anderen analogen Fällen in S. zu schließen.
** Es ist •m gedruckt, was aber offenbar Druckfehler ist.
"vi"
50 * 0b etc. s. auch unter 50 19b .
50 »oc V gi auc ij ,j e8 Anklanges wegen mit J. 546 57dl88d (vi.
436 und 463) lein nu maüfianti panditä.
50 21a + b etc. (s. 50 21 ) vgl auch J. 540 36a + b
Tadä hi pakatarp päparp
cirarattäya kibbisarp,
weil auch da päparp das Wort cirarattäya nach sich und
also für dieses offenbar als Stichwort gewirkt hat.
50 21 (i. 338) Karoto clyati (M Ho te nijiyati f A Ho casati)
päparp
cirarattäya (A virattäya, M visattäya) Antaka
(Siam. Ausg. kandatl) ( a + b s. bes.)
Mära nibbinda Buddhamhä
äsam mä käsi bhikkhusu.
* I
= Thag. 1207 Karato te miyyate päparp
cirarattäya Antaka
Mära nibbinda (Siam. Ausg. nibinda) Bud-
dhamhä
äsarp mä käsi bhikkhusu (Siam. Ausg. •üsu).
50 22 (i. 338) Iti Märarp asajjesi* (so die v. 1. M., asaddhesi
A, atajjesi Siam. Ausg.**)
bhikkhu Bhesakalävane (Siam. Ausg. °Zä ) ( b s. bes.)
Original fronn
CÜ
182 R. Otto Frank».
* tato so dummano yakkho
* tatth' ev 9 antaradhäyatha ( c + d und d s. bes.).
* Tbbnckver hat die Konjektur aghalteti in den Text gesetzt.
** Mit der Bemerkung in der Fußnote, daß die singhal. und europ. Lesung
aghaffesi sei.
= Thag. 1208 , wo aber in B atajjesi, ohne v. 1.,
in d antaradhäyati.
50 * 2 b auch = Thag. 186 bhikkhu Bhesakalävane.
50 22c + d auch = S. iv. 3. 3. 22 c + d (i. 122) = SN. in. 2* 6 (" 9 ) c + d
= DhpA. singh. Ausg. 215 4c + d (= Fausböll 256 8 ) =
Mvu. ii. 240. 17, s. ZDMG. lxiii. 567 f.
50 22d etc. (s. 50 22 und 50 22c + d ) auch = VV. 81 ** d (vn. 7 2 * d ),
Mvu. n. 404. 16 b und vgl. VV. 21 12d (n. 4 lld ), s. ZDMG.
lxiii. 568.
53 (i. 358) = D in. 1- 28 zweimal = xxvu 1 (109) = 2 (110) = S. vi.
2. 1. 3 (i. 153) = xxi. 11. 6 1 (n. 284) = A xi. 11. 10 zweimal
(v. 327 f.), s. JPTS. 1909. 362.* Außer den dort angeführten
Abweichungen ist zu erwähnen, daß D in. 1. 28 in m das erste
Mal jane tasmirp (und nur das zweite Mal janetasmirp) und
in b zu ye die v. 1. yo hat, das erste Mal als v. 1. S ct , das
zweite Mal S c .
* D in. 1. 28 ist dort infolge irgendeines Versehens oder eines Blattverlustes
ausgelassen. Übrigens sind alle diese Parallelen außer A. auch schon von Hhys
Davids 8BB n. 122, Anm. 2 angeführt.
53 c etc. (s. 63) auch = S. vn. 1. 8. 4 C (i. 166) = 5 3c (i. 167); A vm.
34. 6 6ft (iv. 238) und vgl. D xxxii 6c (203) Ue «•• »•• 5l6 (204 f.
208) = SN. i. 9 12 ( 164 ) c . J. 530 8,c ; vgl. ferner ParDlp. iv. 1
Einl. 2 % S vn. 1. 7. 3 C (i. 166), s. JPTS. 1909. 362 und ZDMG.
lxiii. 48.
75 a + b (i. 508, auch dreimal 509 und zweimal 610)
Arogyaparamä läbhä nibbänarp paramarp sukharp ( b 8. auch bes.)
= Dhp. *°*» + d Arogyaparamä (in 2. Ausg. B r *gyä*) läbhä . . .
nibbänarp paramarp sukharp.
= Dutr. C T0 24 a + d aroga parama labha
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nivana paramo $uha
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1 i Digimed by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhihanikaya. 18*3
75 b auch = Dhp. 203d nibbänam paramarp sukharp
= Dutr. C Y0 25 d nivana paramo suha.
AsL 99 (p. 41) nibbänam paramarp sukharp.
Vgl. auch Ap. in ParDlp. v. 144 isb nibbänarp paramarp sivarp.
75 c + d (i. 508 = 510) atthafigiho ca maggänarp
khemarp amatagäminarp ( d s. bes.)
vgl. Thlg. * 22 a + b bhävito me maggo (C °ä) ariyo
atthangiko amatagämi (BLP °gämini, C 9 gämi }
S Q gämini).
75 d (s. 75 c + d ) = S iv. 3. 4. 7 b (i. 123) khemam* amatagäminarp (v. 1.
SS °nirp).
Vgl. A vi. 30. 8 2d (in. 329) khemarp amatagäminirp (MPh *narp,
M 7 °ni).
Vgl. auch Divy. xn 9d (164) *ksemarp nirvänagäminam, das seiner-
seits mit M. 34 2d etc. zusammengehört, s. oben p. 2 und
ZDMG. lxiii. 669.
* °m vielleicht nur Druckfehler, 8. Anm. zu 50*° (oben p. 11).
82 *-« (n. 64 f.) = Thag. 769 ~ 774 . 82 7 " 19 (n. 72-74) == Thag. ™-™.*
* Auch Oldehbero Thag. p. 75 und Chalmebs M. ii, pag. 64 hat die Ent-
sprechung yon M. und Thag. notiert.
Im Einzelnen:
81 la etc. (s. 82 l ) vgl. 82 2a etc., s. dort.
82 * (n. 64) Pa88a cittakatarp bimbarp ( a s. bes.)
arukäyarp (Siam. Ausg. fl°) samussitarp
äturarp bahusarpkapparp
yassa na 9 tthi dhuvarp thiti ( d s. bes.)
= Thag. 769 , ohne Abweichung, aber in d n'atthi gedruckt.
= Thag. 1020 = 1167 ; an letzterer Stelle aber in a bimbam
mit m.
= Dhp. 147 , wo aber in b in der 1. Ausg. arukäyarp mit
v. 1. C arü p ,
in c in der 1. Ausg. dhuvan, in der
2. Ausg. dhuvarp mit v. 1. S k
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
184 R. Otto Franke.
= ParDip. iv. 77, wo aber in * cittakatarp, mit v. 1. B
cittakarji,
in c bahusaiikappaip,*
* Die Entsprechung aller außer ParDip. schon von Oldkhbirg in Thag.-
Ausg. und von Fausböll in der 2. Dhp.-Ausg. notiert, die von Dhp.
und ParDip. von E. Hardt, ParDip., p. 77.
82 l d des Anklanges wegen vielleicht auch zu vgl SN. iv.
15 i7(95i)ü *Yas8a n'atthi idam (B a ida, B { idatp) me ti
etc., ZDMG. lxiv. 802.
82* ° etc. (s. 82 *) s. 82 l \
82 * (u. 64) Passa cittakatarp rüparp (• s. bes.)
maninä kun^alena ca
vT
atfhitacena* (so Si; B m atfhirp tacena, S k aßhit-
taücena, Buddhagh. a((hitaficena) onaddharp
saha vatthehi (Siam. Ausg. *bhi) sobhati
* Der Herausgeber E. Habdt hat vielmehr atthitancma in den Text
gesetzt.
= Thag. 77 °, wo in c atfhitacena ohne die vv. 11. von M.
82 3a etc. (s. 82 8 ) = Thag. 459c und DhpA. 659 la alattakaka-
täpädä.*
* Die Entsprechung von Thag. 459c mit m * und M. hat schon Oldkmbebq
Thag. p. 75 notiert.
82 3 (ii. 64) Alattakakatä (Buddhagh. alattakatä) pädä ( ft s. bes.)
mukharp cunnakamakkhitarp (Buddhagh. cunna-
makkh 9 )
alarjt bälassa mohüya
no ca päragavesino ( c + d s. bes.)
= Thag. m Alattakakatä päpä*
CL
03
mukharp cunnakamakkhitarp
etc. genau = M.
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* Was Oldehbbrg p. 75, Anna, in pädä korrigiert.
82 8c + d etc. auch = 4c + d und 6c + d , s. dort.
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82 4 (n. 65) A((hapädakatä (so nach S k S 1 Buddhagh., afthäpada*
B m ) kesä.
nettä aüjanamakkhitä
f^ m-ml/> Original fronn
T3
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Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 185
alarp bälassa mohäya
no ca päragavesino ( c + d s. bes.),
= Thag. 772 Affhäpadakatä kesä
etc. genau = M.
82 4c + d s. auch unter 82 3c + d .
82 5 (n. 65) Atljanl 'va navä cittä
pütikäyo alafikato
alarp bälassa mohäya
no ca päragavesino ( c + d s. bes.)
= Thag. 773 ; wo aber zu a v. 1. AB anjani, A nivä> korr.
zu navä, BC narpvä.
in b alarpkato.
82 6c + d s. auch unter 82 3c + d .
82 6 (u. 65) Odahl (nach Siam. Ausg. und Buddhagh., °Ai B m ,
ohuhl S k ) migavo päsam
näsadä (nach B m , Siam. Ausg. und Buddhagh.,
näsädä S k ) väkararp raigo
bhutvä niväparp gacchäma (Siam. Ausg. *mi)
kandante migabandhake
= Thag. 774 Odahi migavo päsarp
näsädä väkurarp migo
bhutvä niväparp gacchäma
kandante migabandhake.
Vgl. auch Thag. 775 Chinnä päsä migavassa
näsädä väkurarp, (A näsafä väkkhürarp
mit ausgestrichenem kh) migo
bhutvä niväparp gacchäma
socante migaluddhake.
82 7 (h. 73) Passämi loke sadhane manusse
laddhäna vittarp na dadanti mohä
luddhä (B m laddhä) dhanarp sanniccayarp karonti
( c s. bes.)
bhiyyo va (so nach Buddhagh. und B m ; ca S k Siam.
Ausg.) käme abhipatthayanti.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
186 R. Otto Franke.
= Thag. 776 , wo in c luddhä dhanatß nach A, mit v. 1. BC
laddhä ca narß\
in d va in ABC, in A zu dha korr.*
* Oldkvbero hat trotzdem ca in den Text gesetzt.
82 7c v. 1. B m (s. 82 7c ) vgl. VV. 74 ic (vi. 10 4c in ParDip. iv.
298) laddhä dhanatß sarßvibhägarß akäsirß (in ParDip.
mit v. L S 2 •«).
82 8 (u. 72) Räjä pasayhä (so nach S k ; a Siam. Ausg. und B m )
pafhavirii (B m ppathavirß) vijitvä
sasägarantaiß mahim ävasanto (S k mahiyä vasanto)
orarß samuddassa atittarüpo
päratß samuddassa pi patthayetha.
= Thag. 777 Räjä pasayha ppathavirß vijetvä.
sasägarantarß mahim ävasanto
orarß samuddassa atittarüpo
päratß samuddassa patthayetha.*
* So in ABC, Oldenberg hat aber vor patth* pi mit in den Text gesetzt.
= J. 467 5 Räjä pasayha pathavi* vijetvä
sasägarantarft mahim ävasanto
orarß samuddassa atittarüpo
pärarß samuddassäpi patthayetha (B d samuddam
abhipatthayeta).
* So ,alle vier Mss.', Faüsböll hat °t»>?i in den Text gesetzt.
Vgl. J. 536 53 Räjä ca pathavirß sabbarß
sasamuddarß sapabbatarß
ajjhävase vijinitvä
anantaratanocitarß
pärarß samuddarß pattheti
ünattä hi na pürati.
Vgl. auch D. iii. 1. 5 So imarß pathavirß sägarapariyan-
tarß . . . abhivijiya ajjhävasati, und SN. v. 1 27 ( 1002 )
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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etc. in der SN. -Konkordanz ZDMG. lxvi.
82 9 (n. 73) Räjä ca aüüe ca bahü manussä
amtatanhä maranatß upenti
Original fronn
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.TU
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 187
ünä va (B m cd) hutväna* jahanti deharp
kämehi lokamhi na h'atthi titti.
* Der Herausgeber Chalmkrs hat hutvä na gedruckt.
= Thag. 778 , wo c ünä va (ohne v. 1.) hutväna j* d*.
82 10 (n. 73) Kandanti narp üätl (Siam. Ausg. °i) pakiriya (S k
parikiriya 9 B m pakiräya, Siam. Ausg. pa-
kiriya) kese
aho vatä no* (so Mss.; ßuddhagh. ne, aber = no
erklärt) amarä ti c'ähu
vatthena narp pärutarp nlharitvä
citarp (S k citakarp) samädäya tato (S k samädäya
nayato) $ahanti (B m und Siam. Ausg. <2°).
* Chalmebs hat ne in den Text gesetzt. Siam. Ausg. hat wie die Mss. no.
= Thag. 779 Kandanti narp fiäti pakiriya kese
aho vatä no amarä ti cähu
vatthena narp pärutarp nlharitvä
citarp samodhäya tato dahantu
Und s. 82 10 + 11 .
82 10+n etc. (s. 82 10 und 82 u ) vgl. auch Divy. xxxvn 40 * 41 (562)
prakirnake6ä6rumukhä rudanti
aho vatäyam amaro bhaved iti™
Dü§yair enarp prävftarp nirharanti
jyotify samädäya dahanti
sa dahyate jfiätibhi rudyamäna (BD *nai$)
ekena vastrena vihäya bhogam* 1
Eko hy ayarp jäyate jäyamänas
tathä mryate mryamäno 'yam ekaJi
eko duhkhänubhavatlha jantur
na vidyate sarpsaratah sahäyah.
82 u (n. 73) So fayhati sülehi tujjamäno
ekena vatthena pahäya bhoge
na mlyamänassa (Siam. Ausg. miyy*) bhavanti tänä
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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188 R. Otto Franke.
flöß 'dÄa (so nach S k ; ca B B und Siam. Ausg.)
mittä atha vä sahäyä.
= Thag. no So dayhati sülehi tujjamäno
etena (so alle drei Mss.)* vatthena (A gattena, BC
vattena) pahäya bhoge
na miyyamänassa bhavanti tänä
üätl ca mittä athavä sahäyä.
* Oldehberg hat trotzdem ekena in den Text gesetzt.
Und s. oben 82 10+n .
82 1% (n. 73) Däyädakä tassa dhanarp haranti
satto pana gacchati yenakammarp*
na mlyamänarp (Siam. Ausg. miyy°) dhanam an-
veti Jciflci
puttä ca därä ca dhanafi ca raftharp.
* yena kammam gedruckt.
= Thag. m , wo aber in c miyyamänarp.
82 13 (n. 73) Na dlgham äyurp labhate dhanena
na cäpi vittena jararp vihanti
* apparp h' idarp (so nach S k ; appafi hi tarn B m ;
appakan c'idarp Siam. Ausg.) jlvitarp ähu
dhlrä ( c s. bes.)
asassatarp vipparinämadhammarp ( d s. bes.)
= Thag. 782 , wo aber c *appafl hi narp jlvitam ähu dhlrä.
82 18c etc. vgl. auch SN. iv. 2 4 ("•) d = N m . n 10d (35) = 82d (41),
s. ZDMG. lxiv. 763.
Vgl. ferner SN. iv. G 1 ^ 04 )* = N m . vi 1 * (110) = 18a (114)
= DhpA. 498 8a .
apparp vata jlvitatp idarp
Thlg. 96a appakarp jlvitarp (P jivi; C vi ma°) mayharp,
S. vi. 1. 4. 7 a (i. 143) apparp hi etarp na hi dlgham äyu
u
«4- ~°
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(S 2 - 3 °urp)
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Auch da steht jlvitarp im vorhergehenden Päda.
fü 0)
1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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= J. 405 *% ohne v. 1.
82 18d etc. (s. 82 13 ) = J. 524 81d asassatarp viparinamadhammarp.
Original fronn
Konkordanz der Gathaö des Majjhimanikaya. 189
Vgl auch A. vm. 5. 2 ld (iv. 157) = 6. 5 ld (iv. 159) asassatä
viparinämadhammä = J. 524 48b asassatä viparinäma-
dhammä.
82 13d+18c + d + 19 etc ygl J 524 48b-d + 49 fa M 82 13d und
82 18c + d+19\
82 u (n. 73) Addhä daliddä (B m und Siam. Ausg. °Zi°) ca phu-
santi pkassarß
bälo ca dhiro ca taih' eva phutfho
bälo hi bälyä vadhito va seti
dhlro ca na vedhati phassaphuttho.
= Thag. 783 , wo aber a Addhä daliddä ca phusanti phassarp,,
in c vadhito va mit v. 1. BC ca \hito va 1
A va fhito va korr. zu dha thito dha.
82 lö (n. 73) Tasmä hi paMä va (Siam. Ausg. ca) dkanena seyyo
( a + d s. bes.)
yäya vosänarß indädhigacchati (Siam, Ausg. idhä-
dhi*).
Asositattä (nach Buddhagh.; ahotasittä S k ; abyosi-
tattä B m Siam. Ausg.) hi bhaväbhavesu
päpäni kammäni karonti mohä ( ft + d und d s. bes.).
= Thag. 784 , wo aber in b idhädhigacchati,
IS)
in c dbyositatihä.
82 loa + a vg | auch
J. 546 Mn + f (vi. 357) Päpäni kammäni karoti bälo
paftiio (C ks *ä) va seyyo na yasassibälo.
82 16d etc. (s. 82 16 und 82 16a + d ) auch
= J. 488 lcd päpäni kammäni karonti mohä.
82 15d+17d + 18c + d etc> ( g M galSd^ 17 und 18) ygl J 488 16d
(s. M. 82 «d) + i7» Te päpadhammä . . . . + " c + d ( 8 .
M. 82 18c + d ).
82 1C » etc. (s. 82 1C ) auch = 82 16d etc., s. dort.
82 16 (n. 73) Upeti gabbhafi ca parafi ca lokam ( a s. bes.)
■M
satßsäram äpajja paramparäya
Original fronn
190 R. Otto Franke.
tass f appapaüflo (Si&m. Ausg. appafiflo) abhisad-
dahanto
upeti gabbhafl ca parafi ca lokarp ( d 8. bes.)
= Thag. 786 , ohne Abweichung.
82 ,6d s. auch 82 16a .
82 17 (u. 74) Coro yathä sandhimukhe gahlto (Siam. Ausg. °hito)
sakammanä (B m 9 unä) haüüati päpadhammo ( b
s. bes.)
evarp pajä pecca paramhi loke
sakammanä hafifiati päpadhammo (Siam. Ausg.
haüüanti °a) ( d s. bes.)
= Thag. 786 , wo aber b sakammunä haüflati päpadhammo,
d sakammunä haüflati päpadhammo
mit v. 1. C °mmä.
= Netti 33* Coro yathä sandhimukhe gahlto
sakammunä haüflate bajjhate ca
evarp ayarp pecca (Bj S pacca) pajä parattha
sakammunä hafiüate bajjhate ca*
= 130 1 Coro yathä sandhimukhe (B A °mukhena) gahlto
sakammunä (B °anä) haflilati bajjhate ca
evam ayarp pecca (B t S pacca) pajä parattha
sakammunä (B *anä) haWlati (om. S) bajj-
hate ca*
* Auch E. Hardy hat zu Netti 33* Thag. 786 und zu Netti 130 1 M 82 l7
verglichen.
82 17b = d 8. 82 17 .
82 17d s. 82 17b und s. 82 17 .
82 18a etc. (s. 82 18a + b , 82 18a ~ c und 82 18 ) auch = Thag. lu2a
Kämä hi citrä madhurä manoramä, s. ZDMG lxiii. 32.
82 18a + b etc. (s. 82 18a ~ c und 82 18 ) auch zitiert in
ParDip. iv.* 11 la + b Kämä hi citrä madhurä manoramä
virüparüpena mathenti (S 2 path*)
cittarp.
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* In ZDMG. lxiii. 32 falsch vi gedruckt
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
ü Q_
Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 191
82 18 *-* etc. (a. 82 l8 ) auch = SN i. 3 16 ( 60 ) *-* etc., s. ZDMG.,
a. a. O.*
* Dort hätte M. 82 "•-« mit angeführt werden sollen.
82 18 (n. 74) Kämä hi citrä madhurä manoramä (% a + b und
a_c s. bes.)
virüparupena mathenti cittaiji ( a + b s. bes.)
ädlnävarri* kämagunesu disvä ( a_c , c und c + d
s. bes.)
tasmä ahaiji (so S k ; tasmamaharß B m , tasmä' harp
Siam. Ausg.) pabbajito y mhi räja ( c + d und d
s. bes.)
* In der Ausg. adlnavam gedruckt.
= Thag. 787 , wo aber d ohne die vv. 11. von M.
82 18c etc. (s. 82 18a ~ c , 82 18 und 82 * 8 ° + d).
82 l8c + d etc ( s . 82 18 un( J 82l 8c + d+19) yg |
J. 488 17c + d ädlnavarrt kämagunesu disvä
tasmä
und s. oben unter M. 82 15d+17d + 18c + d .
82 18c + d+l9 etc ( g# 82 18c + d un( J 82 19y
Vgl. J. 524 48c + d + 49 ädlnavarß kämagunesu disvä
saddhäy aharji pabbajito 'mhi räja.
49 s. unter M. 82 ld .
Auch M. 82 13d etc. = J. 524 31d und vgl. 524 48b , und
M. 82 18d zu vgl. J. 524 2d , s. oben und unten.
82 18d etc. (s. 82 18 , 82 18c + d und 82 18c + d + 19 ) auch = J. 9
Komm. d (i. 139) tasmä ahaip, pabbajito 'mhi räja. (Außerdem
ist das unmittelbar vorangehende Wort disvä gemeinsam.)
Vgl. J. 524 2d saddhäyähani pabbajito 'mhi räja. (Außer-
dem disväna in c zu vgl. mit disvä in c der genannten
Stellen.)
82 19a + b etc, (s. 82 19 ) auch
= J. 510 10a + b Dumapphaläneva patanti mänavä
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daharä ca vuddhä ca sarlrabhedä
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
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2 I
192 R. Otto Franke.
82 19 (n. 74) Dumapphaläneva* patanti mänavä (Siam. Ausg. °n°)
daharä ca vuddhä ca sarirabhedä (Siam. Ausg.
vu4#hä ca sarira*)
etara pi disvä (Siam. Ausg. etarp, viditvä) pabbajito
'mhi räja
apaiynakarp sämailüam eva seyyo
* So ,alle Mas/ und Siam. Ausg. Chalmebs hat trotzdem °änlva in den
Text gesetzt.
= Thag. 788 Dumapphalänlva patanti mänavä
daharä ca vudtfhä ca sarirabhedä
etam pi disvä pabbajito 'mhi räja
apannakarß sämafiiiam eva seyyo.
= J. 524 49 Dumapphaläri eva patanti mänavä (C ks *na°)
daharä ca vuddhä (B d vu^hä) ca sarirabhedä
etam pi disvä pabbajito 'mhi räja
apannakarß sämafifiam eva seyyo.
S. auch oben unter 82 18d+18c + d + 19 .
86 i-6 + 6-21 ( n . 9 9f. und 104 f.) = Thag. "•-*•.•
* Diese Parallele war schon Oldenberg bekannt, wie aus einigen Fußnoten
von Thag. p. 81 und aus Preface p. x, Anm. 4 hervorgeht. Vgl. auch Chalmebs,
M. ii p. 99, Anm. 8 und p. 104, Anm. 7.
Im Einzelnen:
86 x (n. 99) Gaccharp, vadesi samana thito 'mhi (Siam. Ausg.
•natfhito 'mhi)
mamafl ca brüsi fhitam atthito ti (Siam. Ausg. si)
* pucchämi tarp samana etam attharp ( c und c + d
s. bes.)
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katharp thito tvarp aham afthito 'mhi
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= Thag. 86G , wo aber a ohne die v. L,
d kasmä thito tvarp etc.
86 lc vgl. auch MV. i. 22. 4 lc = SN. n. 2 * (* 41 ) e = Nid.
(J. i. 83) uud J. 544 Einl. lc (vi. 220) = Mvu in. 444. 10;
vgl. ferner J. 545 ^ c ; 524 88c ; 545* 71 *; 544 " 5c ; U5c ;
i47a. 546 *oc. 5 6 38c. 391 3c. 491 6c. s ZDMG. LXUI. 261 f.
fD 0)
1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
ü Q_
Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 193
86* (n. 99) fhito aharp Angulimäla sabbadä
sabbesu bhütesu nidhäya dantfarp, ( b s. bes.)
tuvafi (so nach der Siam. Ausg.; tvafi S kt , tvarp B m )
ca pänesu asaüüato 7 si
tasmä (hito 'harrt tuvam atfhito f si.
= Thag. W7 , wo aber in c tvafi ca.
86 " auch = SN, i. 3 * ( 3Ö ) a etc., s. ZDMG. lxiii. 28. Hinzuzu-
fügen ist Ayäraipgasutta i. 8. 3 7ä nihäya darjidarji pänehirp.
86 3 (n. 100) Cirassarp (B mp et ) vata me mahito mähest (B m
und Siam. Ausg. °*i)
mahävanarp (S* °«a) samanoyarp (B m päpuni,
Siam. Ausg. samana) paccavädi (so Bud-
dhagh.; B m saccati*, Siam. Ausg. und S kt
paccupädi)
so ß harp cirassä (so S* und v. 1. der Siam. Ausg. ;
B m Siam. Ausg. carissämi) pahässarp (B m
°häya f S kt °hässa, Buddhagh. *ha4sarp, Siam.
Ausg. pajahissa mit v. 1. pahässa) päparp
sutväna gäiharp tava dhammayuttam ( d s. bes.).
= Thag. 868 Cirassarp vata me mahito mähest
mahävanarp (C °van°) samano paccupädi (so
AB; macc* C)
so 'harp cajissämi sahassapäparp (BC °8sarp
päparp)
sutväna gätharp tava dhammayuttarp.
86 3d vgl. auch J. 323 4d = 403 7d sutväna gäthä tava dham-
mayuttä.
= Mvu. in. 420. 2 irutväna gäthärp kathitärp (BM bhavimarp)
subhäsitärp.
Zu Mvu. vgl. dann noch J. 544 178d sutväna gäthä tava
bhäsita ise.
86 4 (h. 100) Itv (Buddhagh. idh!) eva coro asim ävudhaü ca
sobbhe papäte narake anvakärl (so S kt und Bud-
dhagh.; B m aklri, Siam. Ausg. manvakärl)
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Wira«r ZeiUchr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXYI. Bd. 13
Original fronn
194 R. Otto Frankb.
avandi coro Sugatassa päde
tatth' eva nara pabbajjarjt ayäci ( c + d s. bes.).
= Thag. 86d Itv (so A; icc BC) eva coro asim ävudhaü ca
sobbhe papäie narake anvakäsi (so A, °käri B,
narakandhakäre C)
avandi coro Sugatassa päde
tatth' eva pabbajjam ayäci buddharp.
86 4c + d und bes. Thag. 869c + d vgl. auch SN. n. 2 14 ( iM ) c + d
nicamano vandi Tathägatassa
tatth 9 eva pabbajjam arocayittha*
r--
* Ist in ZDMG. Lxm. 263 nachzutragen.
86 6 * etc. (s. 86 •) vgl. Dip. i* 6l +
Buddho ca kho isinisabho
anukampako käruniko mähest.
86 6 (n. 100) Buddho ca kho käruniko mahesi (Siam. Ausg. bu*
ca kär° Q si) (* s. bes.)
yo satthä lokassa sadevakassa
tarn c Ehi bhikkhu ti tadä avoca
±j Ol
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es' eva tassa ahn bhikkhubhävo.
= Thag. 87 °, wo Buddho ca kho käruniko mahesi ohne v. 1.,
und alles Übrige ohne Abweichung von M.
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86 6 ~ 8 (= Thag. •"- 87S ) auch = Dhp. 172+ ™ + ™*
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* S. auch schon Oldenberg Thag. 81, Chalmbrs M. n. 104, Anm. 7, Faüs-
böll Dhp., 2. Ausg. 40 f., 85.
Im Einzelnen:
86 6 (u. 104) Yo ca (so S kt und Siam. Ausg., fehlt in B m )
pubbe (B m pubbe va) pamajjitvä
pacchä so nappamajjati
so 'marrt (so nach B m , Siam. Ausg. und
Buddhagh. ; so imarn S kt ) lokarii pabhäseti
abbhä mutto f va candima ( c + d s. bes.)
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yo ca pubbe pamajjitvä,
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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= Thag. 8T1 , wo aber * Yo pubbe pamajjitväna mit v. l.C
yo ca pubbe pamajjitv
c so 'marß lokam pabhäseti.
Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 195
= Dhp. 17 *, wo * Yo ca pubbe pamajjitvä,
in 1. Ausg. so imarp lokarp pabh° }
in 2. Ausg. so 'marp Z° pabh*
mit v. L C k O S k so imarp 1° p*
= Dutr. A* 3 Yo tu puvi pramajiti*
pacha su na pramajati
so ita loku ohaseti
abha muto va suriu.
* So nach Luders GN. philol.-hist. Kl. 1899. 487 statt Sknart's
pramajati.
86 6c + d etc. = 86 7o + d - 8c + d etc. (s. 86 7 und 86 8 ).
= Thag. 64 * e * f so } marp lokarp pabhäseti
abbhä mutto va candimä.
= P. i. 3. 24 e + f (PTS.-Ausg. i. 172, Siam. Ausg. 200)
so imarp lokarp pabhäseti
abbhä mutto va candimä.
= e + f einer G. in Vm. vm so imarp lokarp pabhäseti
abbhä mutto va candimä*
= Smp. i. 230 e + f so imarp, lokarp pabhäseti
etc.
(Alle diese vier Stellen haben unter sich die ganze
G. gleich.)
u
* Die Identität der Vm.-G. mit Thag. und P. hat schon Lanman
ku Warben'* Vm. -Materialien festgestellt.
86 6 + 8b vgl. Dutr. A* 3 + 4 b (s. 86 G und 86 8 ).
86 7 (ix. 104) Yassa päparp katarp kammarp
kusalena pithlyati (so nach S kt und Siam.
Ausg., B m pidhiyyati)
so 'marp lokarp pabhäseti
abbhä mutto 'va candimä ( c + d s. bes.).
= Thag. 878 Yassa päparp katarp kammarp
kusalena pithlyati
4-1
so 'marp lokarp pabhäseti etc. = M.
(in A fehlt diese G.)
Original fronn
196 R. Otto Franke.
= Dhp. 17S Yassa päparp katarp kammarp (in 1. Ausg.
mit v. 1. A kamma)
kusalena pithiyati (in 2. Ausg. mit v. 1. B r
pidhiyyati)
so imarp lokarp pabhäseti (so 1. Ausg.; so
'marp i° p* mit v. 1. C k C c S k so imarp,
l 9 p° in 2. Ausg.)
abbhä mutto va candimä.
86 7c + d s. auch unter 86 6c + d .
86 8a+b (s. 86 8 ) auch = Thag. 803 » +b Yo have daharo bhikkhu
yufijati buddhasäsane*
* Oldenbekg Thag. 26 hat wenigstens Dhp. M1 verglichen.
86 8 (n. 104) Yo have daharo bhikkhu
yufijati Buddhasäsane (• + b und b s. bes.)
so 'marp lokarp pabhäseti
abbhä mutto 'va candimä ( c + d s. bes.)
= Thag. 873 Yo have daharo bhikkhu
yufijati buddhasäsane
so 'marp lokarp pabhäseti
abbhä mutto va candimä.
= Dhp. 38Ä Yo have daharo bhikkhu
yufijati (l. Ausg.; He mit v. 1. O B r S k *ti
in 2. Ausg.) buddhasäsane
so imarp lokarp pabhäseti (so 1. Ausg.; so
'marp l* p° mit v. 1. C k C c S k so imarp in
2. Ausg.)
abbhä mutto va candimä.
86 8b vgl. auch S. vi. 2. 4. 18 lb = 2. 4. 23 lb (i. 157) =
Thag. * 66b = KV. ii. 5. 22 lb (203) = Mil. 245b — Mpü.
23 lb yufijatha buddhasäsane (in KV. mit v. 1 P yufic*)
= Dutr. A* 4 b yujatha budhaiaSane (und s. oben unter
M. 86 6+8b )
= Divy. iv lb (68) = xi lb (138) yujyadhvarp buddha-
säsane.
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des MajjhimanikAta. 197
= Av. i lb etc. (5 etc.) yujyadhvarp buddhaSäsane.
Divy. xxvi ,7b (377) yujyatd buddhaSäsane.
Vgl. auch M. 86 9b etc., s. unten.
Vgl. ferner Ap. in ParDlp. v. 182 80b yufljanti jina-
süsane*
* jhuuäne ist natürlich Druckfehler.
S. n. 2. 2. 2. le (i. 52) yufija (SS yajja) Gotamasäsane.
Thig. 137c yufijantl (BS *nti, P yuilcanti, C yujjanti)
satthu (P vatthu) vacane.
Thag. 1118c yufijassu satthu vacane mahesino.
86 8c + d s. auch unter 86 6c + d .
86 9 (n. 104) Disä hi nie dhammakatharß sunantu
disä hi me yuftjantu Buddhasäsane
disä hi me te manusse (so S**, manujä B m , Siam.
Ausg. und viel!. Buddhagh.) bhajantu
ye dhammam ev } ädapayanti (so B m , Buddhagh.;
dhammeväd* Siam. Ausg., dhammemeväd* S*)
santo.
= Thag. 874 , wo aber in b v. 1. B yufijanta, C yuftjatu,
c ohne die vv. IL von M.,
d mit v. 1. A evädüpayanti, BC evä-
ramayanti.
86 10 (il 105) Disä hi me khantivädänarß (so S*; Siam. Ausg.
•vodünaqi; B m ^pavadänarß)
avirodhappasarpsinarp, (so Buddhagh.; S w Hnarß-
Siam. Ausg. •dhapasarjtsanarp; B m 9 dharß pa-
sarßsanarp,)
sunantu dhammarß külena
tafi ca anuvidhlyantu (so S k , Siam. Ausg. und Bud-
dhag.; anudhiyantu B m ) ( c + d s. bes.)
= Thag. 875 , wo aber * und d ohne die vv. 11. von M.,
avirodhappasarfisinaiji.
86 10c + d vgl. auch ASoka's Girnar-Ed. x, Z. 1 f. dlghäya ca me
jano dharrtmasusrusä susrusatärp dharpmavutarp, ca anuvi-
ö. u
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
TD
198 R. Otto Franke.
dhiyatärp; ShäbhAzgarhi xni, Z. 10 te jn 6ru[tu] (devanarp,
priya,8a) dhramavutarp, vidhena(rp dhramanuiasti dhramarp)
[an]u(vidhiyarpti) anu(vidhiyi&arp)ti ca.
86 u #a Ai jäto so mamarp hirpse
amam va* (Siam. Ausg. vä) pana kailcinarp**
pappuyya paramarp santirp (° s. bes.)
rakkheyya tasathävare (so S*, Siam. Ausg. und Buddhagh.;
°rarp B m ).
* Sic, Druckfehler?
** kanci nam gedruckt.
— Thag. 876 ; wo aber b afiüarp vä pana kincinarp*
d oline die v. 1. von M.
* So ABC; Oldbnbero hat kancinam in den Text gesetzt
86 llc auch = Th a g 364c 369c. 672c pappuyya paramarp santim.
Vgl auch S. vn. 1 . 7. 4 2e (i. 166) pappoti paramarp suddhirp,
womit dann wieder zu vgl. M. 86 19d etc. s. unten.
86 12 (h. 105) Udakarp hi nayanti nettikä
usukärä namayanti tejanaiji ( b und b + d s. bes.)
därurp namayanti tacchakä
attanarp damayanti panfatä ( b + d s. bes.)
= Thag. 877 , ohne Abweichung.
= Dhp. 80 Udakarp (2. Ausg. mit v. 1. B r S k *kafi) hi nayanti
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% |. nettikä
O o
c v>
o E
usukärä namayanti (2. Ausg. mit v. 1. B r dam 9 )
tejanam
därurp namayanti (2. Ausg. mit v. 1. B r dam°)
tacchakä
attänam damayanti panditä.
: Thag. 19 Udakarp hi nayanti nettikä
usukärä namayanti (so nach CD; dam AB)
tejanarp,
därurp namayanti (so nach CD; dam AB) tac-
chakä
attanarp damayanti subbatä.
(T3
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikata. 199
= Dhp. u6 Udakarp hi nayanti nettikä
usukärä (in 2. Ausg. mit v. 1. S k °karä) nama-
yanti (in 2. Ausg. mit v. 1. B r dam ) te-
janarp
därurp namayanti (in 2- Ausg. mit v. 1. B r dam )
tacchakä
attänarp damayanti subbatä (in 2. Ausg. mit v. 1.
B r subbadä] in 1. Ausg. v. 1. BC panfotä)*
* Alle diese Parallelen bat schon Oldenberg Thag. 4 hervorgehoben,
dann auch Fausböll Dhp., 2. Aug., p. 19.
gg 12b V gj a uch Dhp. 83c + d ujurn karoti medhävl
usukäro va tejanarp*
= J. 96 Komm. cit. G. 6c + d (i. 400).
* Hinweis auf die Verwandtschaft schon von Fausböll Dhp., 2. Ansg.
p. 19 und auf die Identität von Dhp. 33 mit J. 96, Komm. U. 6 , ebd., p. 9.
8 g i2b + d V g] auc h Thag. 29a + b Samunnamayam (so nach A
°ddam° BC; °nnäm° Da)
attänarp,
usukäro va tejanarp.
86 13 (n. 105) = Thag. 878 vgl. CV. vn. 3. 12 3 , s. WZKM.
xxiv. 263.
86 13c auch = A. vii. 58. 11 6e (iv. 90), SN. v. I 87 ( 10M ) C etc.,
Thag. 9Uc , s. WZKM. xxiv. 263 und ZDMG. lxvi. 215 f.
86 14 (n. 105) Ahirnsako ti me nämarp
hirpsakassa pure (B m pure) sato
ajjäharp saccanämo 'mhi
na narp hirpsämi kailcinam.
= Thag. 879 , wo aber in b pure ohne v. 1.,
in d alle drei Mss. ABC kificinarp*
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= 1
F P.
Angulimälo ti vissuto ( b s. bes.)
vuyhamäno mahoghena ( c und c + d s. bes.)
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* Oldenberg hat aber kaücinam in den Text gesetzt.
86 15 (n. 105) Coro aharp pure äsirp
■- "°
Buddharp saranam ägamarp ( c + d und d s. bes.).
fü 0)
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Original fronn
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§ S
200 R. Otto Franke.
= Thag. 880 , ohne Abweichung.
86 16b auch = 86 16b etc., s. dort. (Auch pure asirp, von *
identisch.)
86 16c etc. (s. 86 16 und 86 16c + d )
vgl. Thag. 88c vuyhamüno mahoghe va.
C. ii. 6 4 b vuyhamäno mahodake.
J. 529 * 6b vuyhamänarß mahannave.
86 l6c + d+16c+17a + b etc . ( 8 86 tt 86 16 nn ^ gg 11) auch
= Thag. 285o + d vuyhamäno mahoghena
buddharß saranam ägamam.
+ «86 a saranayamanarp passa.
+ **5a + b Etädisarp karitväna
bahum duggatigäminam.
86 16d etc. (s. 86 16 und 86 16c + d ) vgl. auch
Bodhicaryävatära ii 2G * Buddharp gacchämi öaranarp.
86 1G (n. 105) Lokitapänl (so B m , Siam. Ausg.; °nirp S kt ) pure
äSXYß
Aftgulimälo ti vissuto ( b s. bes.)
saranägamanarp (B m und Siam. Ausg. 9 nag°) passa
( c s. bes.)
bhavanetti samühatä (Siam. Ausg. sammühata)
( d s. bes.).
= Thag. 881 , wo * Lohitapäni pure äsini,
e saranägamanarp passa.
86 16b s. auch unter 86 16b .
86 16c auch = Thag. * 86a saranägamanarp passa,
und s. oben 86 16c + d+16c ' 17a + b
86 lcd auch = MV. vi. 29. 2 * b etc., s. WZKM. xxiv. 245.
86 17a + b etc. (s. 86 17 ) s. oben unter 86 16e + d + 1 * 6+ 17a + b .
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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86 17 (ti. 105) Tädisarß Icammarp katväna
bahu (Siam. Ausg. *hurp) duggatigäminarp ( a + b
s. bes.)
phuftko kammavipäkena
., f~*j^k/^nl/> Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikäya. 201
anano (so nach B m und Siam. Ausg.; änano S*
anano mit v. 1. anino Buddhagh.) bhufijämi
bhojanant ( d s. bes.).
= Thag. 88 *, wo b bahunt d°,
d anano bh* bh°.
86 17d auch = Thag. 789d anano bhufijämi bhojanant.
Vgl auch Thlg. 8d ananä (BCP anano) bhufijähi pinfakam.
(Außerdem geht sowohl in M 86 17c = Thag. 882c wie in
Thlg. 2c ein Instr. auf ena voraus, in Thlg. nämlich
cittena.)
86 18 + 1 * ( n . 105) außer = Thag. 888 + 8 ** auch = S. i. 4, 6. 3 8 + *
(i. 25); Dhp.* 6 + * 7 .*
* Alle außer M. schon verglichen von Faüsböli, Dhp., 2. Ausg., p. 8,
Thag. und Dhp. von Oldenbehg Thag. 82.
Im Einzelnen:
86 18 * + » etc. (s. 86 18 ) auch = Mvu. n. 240. 14
Pramüdam anuyunjanti
bälä durmedhino janä.
86 l8 Pamädam (S k fügt mä ein) anuyuiljanti
bälä dummedhino janä
appamädafi ca medhävl
dhanarß 8e{tharp, va rakkhati.
= Thag. 883 ohne Abweichung, Thag. aber auch ohne
v. 1. von M. in \
= S. i. 4. 6. 3 8 (i. 25), wo * ohne v. 1.,
ajipamädarp ca mV
* seffham in d ist natürlich nur Druckfehler.
= Dhp. * 6 Pamädam anuyufljati
bälä dummedhino (in 1. Ausg. v. 1. C *dhino)
janä
appamädafi ca medhävl (in 1. Ausg. v. 1. B •tu)
etc. = M.
= Dutr. A s 14 Pramada anuyujati
bala drumedhino Jana
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202 R. Otto Franke.
apramada tu medhavi
dhana iethi va rachati*
* Dhp. und Dutr. hat schon Sbhart JAs., ix. Ser., T. 12 verglichen,
dann anch Faüsböll a. a. O.
8G 19 (n. 105) Mä pamädam anuyufijetha
mä kämaratisanthavarp
appamatto hi jhäyanto
pappoti vipularii (so nach S kt und Siam. Ausg. ;
B m paramarp) sukharp ( c+d und d s. bes.).
= Thag. 884 , wo aber d pappoti paramarp sukharp.
= S. i. 4. 6. 3 4 (i. 25) Mä pamädam (B Nappamädam)
anuyufijetha
mä kämaratisanthavarp (B °rarp-
tisandhavam)
appamatto hi jhäyanto (Cjjhäy 9 )
pappoti (S* appoti) paramarp,
sukharp.
= Dhp. 27 Mä pamädam (1. Ausg. mit v. 1. C appa-
mädam) anuyufijetha
mä kämaratisanthavarp
appamatto hi jhäyanto
pappoti vipularp sukharp.
Vgl. Dutr. A 1 2 Apramadi pramodia
ma gami ratisabhamu
apramato hi jhayatu
vi6e§a adhikachati.*
* Schon von Sknart mit Dhp. verglichen. Der letzte Päda von
Dutr. vielmehr = J. ll8b vi*e*am adhigacchati, vgl. ZDMG.
lt. 478 f.
Dutr. A l 3 Apramadi pramodia
ma gami ratisabhamu
apramato hi jayatu
chaya dukhasa pramuni*
* d vielmehr = CV. vn. 4. 8 7 * etc., vgl. WZKM. xxiv. 267.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikata. 203
86 i9c + d auc j 1 _ D u tr, A 1 7 c + d apramato hi jayatu
pranoti paramu sukhu*
* Schon von Senabt mit Dhp. * 7 verglichen.
86 19d etc, (s. 86 19 und 86 19 ° + d ) s . auch oben unter 86 llc .
Vgl. auch Mbh. i. 140 75d (Calc. i M » 4 ) präpnoti ma-
hatirp Sriyam.
86 20 * + b etc. (s. 86*°) = 86 21a + b etc. (s. 8G 21 ).
86 20 (n. 105) Sägatarp näpagatarp (so S kt Buddhagh.; Siam.
Ausg. svägatarp näpagatarp, B m svägatarp
näma sägatarp)
nayidarp (so B m , Siam. Ausg. und S kt ) dumman-
titarp mama (* + b s. bes.)
patibhattesu (so Buddhagh. ; S kt patihaniesu;' Si&m.
Ausg. suvibhattesu] B m savibh 9 ) dhammesu
yarp settharp tad upägamarp.
= Thag. 885 Svägatarp näpagatarp (so nach B ; A nägaf,
C nävagat )
n'etarp dummantitarp mama
sarpvibhattesu dhammesu
yarp settharp tad upägamarp.
= Thag. 9 Svägatarp näpagatarp (so nach D; A na dura-
i
gatarp } B nä duragatarp, C nä düragato.
Komm, erwähnt auch eine Lesart dubha-
s_
O
gatarp flir apagatarp)
na yidarp dummantitarp mama
sarpvibhattesu (so nach A ; BC savibh*, D vibh )
dhammesu
yarp settharp tad upägamirp*
* Auch verglichen von Oldbkbero Thag., p. 2 und 82.
Vgl. Thag. mi Svägatarp vata me äsi
mama buddhassa santike
savibhattesu* dhammesu
yarp settharp tad upägamirp (?, A üpägami,
BC upägami)**
Original fronn
204 R. Otto Franke.
S. vni. 12. 2 4 (i. 196) gehört dem Zusammenhange nach zu
Thag. " M , dem Wortlaut nach aber zu M. 86 " =
Thag. 886 und wird darum erst dort angeführt.
* So nach Oldkhbebo's Angabe» Thag. p. 112, in allen Mss., Oldenbrro
hat aber tarpvibh* in den Text gesetzt.
** Auch Oldenbboo a. a. O. hat Thag. 9 und mi ▼erglichen.
86" a + b etc. (s. 86 ") s. unter 86 20l + b .
86" (ii. 105) Sägatarp (Siam. Ausg. wäg 9 ) näpagatarp
nayidarp dummantitarii mama ( a + b 8. bes.)
tisso vijjä anuppattä ( c s. bes.)
katarp Buddhassa säsanarp ( c + d und d s. bes.)
= Thag. 886 Svägatarp näpagatarp (so A; C nägaP)
n'etarp dummantitarp mama
tisso vijjä anuppattä
katarp buddhassa säsanarp.
Vgl. S. vin. 12. 2 4 (i. 196) Svägatarp vata me ein*
mama buddhassa santike
tisso vijjä anuppattä
katarp buddhassa säsanarp.
(Vgl. das unter M. 86 30 zu dieser S.-G. Gesagte.)
* ari ist gedruckt.
= Ap. in ParDip. v. 7 4 Svägatarp vata me äsi
buddhasetthassa santike
tisso vijjä anuppattä
katarp buddhassa säsanarp.
In Ap. kehrt diese G. noch sehr oft als vorletzte G. der
einzelnen Abschnitte wieder (in 274 18b mit v. 1. A
mama buddhassa santike).
86 " c etc. (s. 86" und 86" + d ) auch = Thag. 479c tisso vijjä
anuppattä.
Vgl. PV. iv. 1 Ud tisso vijjä anuppatto jutimä.
86" c + d etc. (s. 86 ») auch =
A. vin. 30. 32 3c + d (iv. 235) tisso vijjä anuppattä
katarp buddhassa (T buddhäna)
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Original fronn
Cl
03
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 205
= Mpü. 118 3c + d , wo aber in 6 anuppatto,
d ohne die v. 1.
Thag. 2ic + d * 6 *« + d - 6Ce + f. 107c + d. 108c + d. »20c + d. 224c + d. 270c + d.
286 c + d. 562 c + d. G39e + f Ü880 ^jj & anuppattä
katarp buddhassa säsanarp.
Thlff. 30e + f - 187 c + d. 194 c + d. 209 e + d. 311 c + d. 331 c + d
tisso vijjä anuppattä (* 09 mit v. 1. L anupattä)
katarß buddhassa säsanarp.
Vgl. Thig. 150c + d tisso vijjä anuppattä
amogharp buddhasäsanarp.
Vgl. Thlg. 26e + f tisso vijjä sacchikatä ( e auch = Netti 138 3c )
katarß buddhassa säsanaip.
Damit wieder zu vergleichen:
Thig. *ie + f cha me 'bhiftüä (BP abhiftä, S abhiMä)
sacchikatä
katarp, buddhassa säsanarp.
** 8c + d cha me abhima (CL *bhiiiä 7 S abhiüüä)
sacchikatä
katarp buddhassa säsanarp.
33Sc + d cha me abhiMä (L atifiä) sacchikatä
katarp buddhassa säsanarp.
Ap. ix. 2 6c + d (nach Feer, JAs., 7. S&\, T. xvm, 494 f.)
chaläbhiMä sacchikatä
katarp buddhassa säsanarp.
= Ap. in ParDip. v. 7 6c + d und noch sehr oft, als
Schlußzeile der einzelnen Ap.-Abschnitte.
Ap. in ParDip. v. 274 19c + d aber chalabhiüüä sacchikatä
katarp buddhassa säsanarp.
Vgl auch Thag. 117c + d tisso vijjä ajjhagamim (so Db; Da
ajjhäg* korr. zu ajjhag*, A ajjhätf, B ajjhägamini,
C ajjabhäsi)
katarp buddhassa säsanarp.
Thag. 849c + d tisso vijjä ajjhagamirp
katarp buddhassa säsanarp.
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Original fronn
206 R. Otto Franke.
Vgl. ferner DhpA. 628 lc + d tevijjo iddhippatto mhi
katarp buddhassa säsanarp.
(*~ c dieser G. = S. viu. 12. 2 6l ~ c , dagegen ist d aus
einer unserer Parallelstellen genommen, an die der
Reproduktor durch tevijjo und durch m ppatto erinnert
wurde.)
Vgl. Thag. !"• + • + * Tevijjo
sadattho me anuppatto
katarp, buddhassa säsanarp.
33*c + d sadattho me anuppatto
katarp buddhassa säsanarp.
iscoc + d ebenso.
CT»
i-H
Vgl. Thig. S6c + d tanhakkhayo (P •kkhiyo, C tanhäkhayo,
tanhakkhayo in der Version ParDip.
v. 42) anuppatto
katarp buddhassa säsanaip.
88e + f tanhakkhayo anuppatto (B nupatto)
katarp buddhassa säsanarp.
41c + d tanhakkhayo anuppatto
katarp buddhassa säsanarp.
86 21d etc. (s. 86 fl und 86 * lc + d ) = Thag. 604b katarp buddhassa
säsanarp, = Ap. in ParDip. v. 18 80b .
Thig. 96d katarp (P kata't) buddhassa säsanarp.
Divy. xxxvi. 533, Z. 3 b fef-ta^ buddhasya Säsanam.
Vgl. Abhidharmakosavyäkhyä Kap. iv, Fol. 307 kyte bud-
dhasya iäsane (Mitteilung von de la Vallee-Poussin).
Vgl. Jfcatajp buddhasäsanarp,, v. 1. C zu Thig. ll9f akarpsu
buddhasäs*, während in ParDip. v. 119 katarp bud-
dhassa säsanarp. als Lesung der Cod. angegeben wird.
91 1 * + b (ii. 143) Ye 'me dvattirnsäti sutä
mahäpurisalakkhanä ( b s. auch bes.)
-M
Vgl. 6ft + b Ye te dvattirpsäti sutä
-M
mahäpurisalakkhanä.
ö. ^
Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 207
91 lb auch = SN. m. 7 2 («*) d etc. (s. dort*) und (nachzutragen) =
M. 92 8d (Siam. Ausg. n. 5. 536).
* Unsere Stellen sind dort nachzutragen und Thag. 819 ist in Thag. 8l9 zu ver-
bessern.
91 Sd (n. 143) kankham (so Siam. Ausg.; B m kamkhavinaya, S k kaiikhä)
vinaya no ise.
= SN. v. iß» (1025) d kamkham vinaya no ise.
91 *» + b etc. (s. 91*) s. JPTS. 1909. 336.
91 * (n. 143): 91 7 und = D. xix. 44 * c ~ f etc. s. ebenda 337.
91 4b etc. (s. 91*' + b und 91*) s. ebenda 336.
91* c + d etc. (s. 91*) s. ebenda 337.
91 * d etc. (s. 91* und 91* e + d ) s. ebenda und ZDMG. lxiv. 576.
91 6a + b (u. 143) s. 91 la + b .
91 6b s. 91 la + b .
91 6 (u. 143) = SN. m. 7 11 ( 558 ) etc., s. ZDMG. lxiv. 4. In M. 92 "
(Siam. Ausg. ii. 5. 537) weicht aber pahtnam mit m von 91 ° ab.
91 6d s. ebenda.
91 7 (h. 144) s. unter 91*.
91 7b s. unter 91 * b .
91 7c + d s. unter 91 * c + d .
91 7d s. unter 91 * d .
91 8 » + b + d (h. 144) Katharn kho brähmano hoti
katharn bhavati vedagü
sotthiyo kinti vuccati.
Vgl. J. 487 oa + b + a Katharn bho brähmano hoti
katham bhavati kevall
dhammaftho kin ti vuccati.
__ 9» + i> + d Katham so brähmano hoti
katham bhavati kevall
dhammattho kin ti vuccati.
(Der dem J.-£äda b genau entsprechende Päda mit kevall erscheint
in M. erst als 9b .)
91 9b (u. 144) katham bhavati kevall = J. 487 6b=9b s. vorige
Parallele.
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
208 R. Otto Franke.
91 öd (il 144) Buddho kin ti pavuccati
vgl. 91 uf Buddho tädi pavuccati.
91 10a - c (iL 144) = 98 64 - c = SN. III. 9M(C47)a-c etc. s. ZDMG.
lxiv. 27 f.
91 10 (il 144) ( Ä ' c s. a. a. O.),
d abhififlä vosito (Siam. Ausg. abhimävosito) muni.
= S. vil 1. 8. 5 2 (l 167) (•-• s. a. a. 0.),
d abhimävosito (S 1 " 8 vositavo) muni,
vil 2. 3. 12 * (l 175) ( ft ~ c s. a. a, O.),
d abhimävosito (S * abhima*, S ! ~ 3 vositavo)
muni.
A. in. 58. 6 4 (i. 165) ( ft " c s. a. a. O.),
d abhimävosito (Ph *bodhito) muni.
= in. 59. 4 2 (167) ( ft " c s. a. a. 0.),
d abhimävosito muni.
Dhp. 423 ( a ~ c s. a. a.O.),
d abhiüüävosito muni.
It. 99* ( a ~ c s. a. a. O.),
d abhimävosito (C *desito) muni.
Thlg. 63c + d+«4a + b (G3c + d + 64a g^ a . a . O.),
e4b abhimävosito (P *nätepito 7 S Hesiso, C 1
1. Hand abhifiäte pi bho, 2. Hand abhiftä-
vopibho, C s °t?ojnte) mwni.
Ap. in ParDlp. V. 73 6*c + d + 65a + b (64c + d+65a s . a . a . o.),
66 b abhimävosito muni.
91 10d etc. vgl. auch It. 53 2c + d abhimävosito (C •wwto, B Hosato,
PP Ä °pariyosito) Santo
7nuni
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= 72 2c + d abhimävosito (C abhiiina ahosito)
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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= 85 2c + d abhimävosito santo
Original from
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 209
91 llc * etc. (s. 91 llc + * und 91 llc+d + e )
Vgl. SN. II. 12 ^(361)a = Thflg> 1271a ; g ZDMG. LXIII. 281.
* In ZDMG. a. a. O. ist falsch * gedruckt.
91 "* + d etc. (s. 91 lle + d+e ) = Thag. 679c + d pahlnajätimarano
brahmacariyassa kevall.
Mvu. i. 267. 14 prahlnajäti brähmano
brahmacaryasmirp, kevall.
91 nc + d + e (u. 144) pahlnajätimarano ( c s. bes.)
brahmacariyassa (B m brahmacärissa) kevall ( c + d
s. bes.)
päragü sabbadhammänarp ( e s. bes.).
Vgl. A. m. 57. 2 6a + b + 6a (i. 162) = v. 179. 8 u» + b + is* ( ni . 214)
pahlnajätimarano
brahmacariyassa kevall (in in v. 1. Ph Harp)
päragü sabbadhammänarp
A. iv. 22. 3* e + 3a + b (n. 23) päragü sabbadhammänarß
pahlnajätimarano
brahmacariyassa kevall.
91 lle etc. auch = N°. xv l6 (164) = * c (166). (Diese G. im Übrigen
= SN. v. 15 H 1112 ), s. ZDMG. lxvi. 249 f.)
Mvu. i. 190. 13 a päragah (CM °go) sarvadharmänäni.
Vgl. SN. v. 14 i(u°5)c. i 5 i(ui3)o paragurp, sabbadhammänarp (N c .
a. a. O. *gü).
91 llf s. unter 91 9d .
92 = SN. in. 7*, und also die G.'s von 92 = SN. in. 7 ^^ (**«-*«)
= Thag. 818 " 841 , s. ZDMG. lxiv. 1—9.
* Der Text von 92 ist darum in Chalmers' Ausg. n. 146 ausgelassen.
Aus der siames. M.-Ausg. sind folgende Abweichungen vom
SN.-Text nachzutragen (Siam. Trip. n. 5. 536—540):
M. 92 la suruci, d savirlyavä. 2b vissufljanä. 3b brahmä. 4c kirrt,
d °vannino. 5d ohne die v. 1. 6b anuyuttä bhavantu te. 8 ohne
die v. 1. von SN. 9a senäpati, c ko nomarp, b und d ohne die
vv. 11. von SN. llc pahlnarp. 12a mayi. 13a yesarp ve P b pätu-
bhavo. 16c mahäviro, was aber offenbar Druckfehler ist. 16 ohne
ö. ^
Original fronn
210 R. Otto Fbanu.
die vv. 11. von SN. 17b yo ca nicchati acchatu. 18a evaü ce
ruccati, b ohne die v. 1. von SN., c mayarp. 80a sväkhätarp,
d ohne die v. 1. von SN. 21a aggihuttarpmukhä, b sä vitti. 22b ta~
patarp, c puflflam äkarpkha*, d ve (ohne v. 1.) yajatarp. 23a ügamha,
b cakkhuma, d amhä. 24c anusaye cheko und ohne die vv. 11.
von SN. 26c slho va.
98 = SN. in. 9,* und also die G.'s von 98 = SN. m. 9 i-« 8 (*"-«•),
s. ZDMG. lxiv. U— 30.
* Der Text von 98 ist darum in Cslaxmzbs' Ausg. n. 196 ausgelassen.
Aus der siames. M. -Ausgabe sind folgende Abweichungen vom
SN.-Text nachzutragen (Siam. Trip. n. 5. 620—626):
M. 98 la °pa(i° 9 b assubhüy d Tärukkhassäyamänavo. 2c padak'
asmä no byäkaranä, d jappe ohne v. 1. 3a und e ohne die v. 1.
von SN. 4b Tena sakkoma fiäpeturp, c bhagavantarp put(hurp
ägamma. 5b pafijälikä, d lokasmirp. 6a cakkhuip ohne v. L,
d kammanä ohne v. L, e no ca brüht. 7a voharp byäsikkhissarp,
b yathäkatharp, c °vibhangarp pü° ohne v. 1. 8ft pi jänätha ohne
v. L, b na väpi patijänane, c (und c der folgenden G.'s) lingarp
ohne v. 1. 9a patange. 10a pi ohne v. L, ebenso lla , 12a , 13 \
12 b udake ohne v. 1. 13a s. 10 \ 14a jätlsu. 16c ürasmä, d ohne
die vv. 11. von SN. 17b und c ohne vv. 11., d na vannena na
sarena vä 7 e °mayan neva, f jätisu. 18a Paccattah ca sariresu
(sie), b ohne die v. I. von SN., c vokärarp ca. 21d ohne die v. 1.
von SN. 24d yodhäjwo ohne v. L 25b porohiccena ohne v. 1.,
d yäjako ohne v. 1. 26b ratthafi ca. 27c bhovädi, d 8a ve ohne
v. 1. 28a sabbarp safülojanarp, c sahgätltarp visafifiuttarp. 29a nad-
dhirp, c pallgharp. 30b titikkhati, c khantibalarp. 31a akko-
dhanarp dhutavantarp, b anussudarp. 32b äraggeriva ohne v. 1.
83 c visaMuttarp. 35c anokasärirp ohne die v. 1. von SN. 38b pä-
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
ü Q_
digharp va, c nämeti (sie). 41c nirä*fl«a>?i mjafiftuttoip. 43b sahgatp.
44 c nandibhava*. 4ÖC pärarp gato. 46a pahantväna, c ohne die
v. 1. von SN. 47a pahantväna, c kämabhavaparikhhinarp (wie
', Druck- oder Überlieferungsfehler?). 48b dibbayogarp. 49 * ra-
Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikata. 211
tirp aratifl ca. 63ft virarp (sie). 64b passasi, c jätikhayarp.
55 c samucca. 66c ajänantä no ca brühanti.
67 -^a jaceä vasalo hoti na jaccä hoti brähmano
kammana vasalo hoti kammanä hoti brähmano.
68 und 69 ohne die vv. IL von SN. 60c ohne die v. 1. von SN.
61ft + b kammanä vattati loko kammanä vattati pajä } d rathassä-
nlva ohne v.l. 62d brahmünam (sie).
116 Sc (in. 70) Paccekabuddhä bhavanettikhlnä = m (in. 71).
116 6a (m. 70) Kälüpakälä Vijito Jito ca vgl. J. 544 167c Kälüpakälä
nirayamhi ghore.
f\l
116 6 * (in. 70) Satthä Pavattä Sarabhango Lomahainso
* vgl. D. xvi. 4. 41 *» = Ud. vm. 5 4 * Satthä pavattä bhagavä 'dha
o
(Ud. idha) dhamme.
o
116 10e (in. 70) santarp padarp ajjhagam' Upanito (Siam. Ausg.
c
Upanito)
ro
vgl. S. vra. 2. 6 6c (i. 187) santapadam (B santarp padam) ajjha-
qamä muni
= Thag. m8c santarp padam ajjhagamä muni.
.c o
116 »" s. unter 3c .
116 l2d (in. 71) parinibbute vandatha appameyye
vgl. Mpü. 79 d parinibbutarp vandatha Säriputtarp }
82 d parinibbutarp vandatha Moggallänarp }
83 d parinibbutarp vandatha Mahäkassaparp.
Vgl. ferner VV. 36 7c (ni. 8 7c ) parinibbute Gotame appameyye.
123 (in. 123 Z. 24, in der Prosa) s. Nachträge.
128 x - 10 (in. 154) = MV. x. 3 *- 10 etc. und die Einzelparallelen s.
WZKM. xxiv. 246 ff.
129 1 + * (in. 167, Z. 15—17*) = 130 1 + * etc., s. dort.
* Bei Chilmers und in der Siam. Ausg. n. 6 p. 295 als Prosa gedruckt, von
3 o
Chalmers aber p. 183 Anm. 4 korrigiert.
fO
130 »-«(in. 183 und 187) = A. ra. 85. 4 1+ * + 6 x ~ 4 (i. 141 f.).* 130 1+l
= 129 1 + s auch = KV. xx. 3. 5 1 + 8 (598); vgl. auch PV.
,. io 13 + u = ii. 7 18e bis " d und vgl. J. 530 18 + 19 = Mvu. i. 9.
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14*
Original fronn
212 R. Otto Franke.
12—15; in. 454. 11 — 14. — 130 6 + 6 auch = A. vi. 23. 3 2 + 3
(m. 311).**
* Auch Ton Chaucers M. in. 183 Anm. 4 verglichen, und von Morris A. i. 141
Anm. 15 A. und Mvu.
** Die Entsprechung der beiden A.- Stellen konstatiert schon Morris A. i. 142.
Im Einzelnen:
130 * (ni. 183) Catukkanno catudväro
* vibhatto bhägaso mito ( b s. bes.)
ayopäkärapariyanto
ayasä patikujjito.
= 129 l (in. 167), ohne Abweichung.
= A. m. 35. 4 1 (i. 141), wo aber in a catukanno,
in d patikujjito mit v. 1.
Ph patikujjhito.
= KV. xx. 3. 5 l (598), wo in • catukkanno mit v. 1. P °kanno,
S catukkavanno,
in d patikujjito mit v. 1. P °kujito.
Vgl. PV. i. 10 13 Catukannam (ParDlp. m. 51 catukk mit
v. 1. B catukk ) catudväram.
vi
vibhattam bhägaso mitarp,
ayopäkärapariyantam
i
ayasä patikujjitarri.
= ii. 7 13c ~ f Catukannavi catudv
etc. ebenso.
(In ParDip. in. 101 nur Rückverweis ge-
geben.)
= IV 3 35c + d+36a + b ( JV 3 »6 J n p ar Dip. HL 248)
Catukkannarp catudväram
TD
vibhattarp, bhägaso (in ParDlp. mit v. 1. D bhägasso)
mitam
ayopäkärapariyantarri (in ParDlp. mit v. 1. B °pänära-
parikhittam*)
■4-J
ayasa patikujjitam (in ParDip. mit v. 1. S pari ).
* Vielleicht wichtig wegen Mvu, s. unten.
Original fronn
■o
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 213
Vgl. J. 530 18 Catukkannä catudvärä
vibhattä bhägaso mitä
ayopäkärapariyantä
ayasä pafikujjitä.
= Mvu i. 9. 12 + 14 Catuhkalä caturdvärä
vibhaktä bhägaio mitä
ayafypräkärapariksiptä
ayasä pratikubjitäh.
= m. 454. 11 + 13 Catukarnä caturdvärä
vibhaktä bhäga&o mitä
atha ye narakapraksiptä
ayasä pratikubjitä.
130 lb etc. s. unter SN. ii. 7 "(aooy ZDMG. lxiii. 273.
130 ib + 2c ( g# unter 130 i un(J 130 2) vg j yy 44 iob + d ( ly
6 10 b + d\
* vibhattä bhägaso mitä (s. ZDMG. lxiii. 273)
samantä satayojanarp,.
130* (in. 183) Tassa ayomayä bhümi
jalitä tejasä yutä (Siam. Ausg. yuttä)
samantä yojanasatarp, ( c und c + d s. bes.)
pharitvä titthati sabbadä ( c + d und d s. bes.)
= 129* (m. 167. 16 f.), wo ebenfalls in b Siam. Ausg. yuttä.
= A. m. 35. 4* (i. 142), wo in b yutä,
in c °ntä yojanasatarri mit v. 1.
B a samantä- ayojana, Ph
°ntä yojanä.
= KV. xx. 3. 5 2 (598) Tassa ayomayä (S °mahä) bhümi
alitä tejasä yuttä (PS yutä)
samantä yojanasataTft
pharitvä titthati sabbadä.
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214 R. Otto Franke.
Vgl. PV. i. 10 u (= ParDlp. m. 51), wo in b tejasäyutä
= n. 7 U (ParDip. in. 101), wo in b tejasäyutä (in
ParDlp. der Text nicht gegeben, sondern zurück-
verwiesen).
= iv. 3*«e + d + 57» + b (iv. 3 37 in ParDip. in. 248), wo
tejasä yutä, ParDlp. tejasäyutä und titthati in
ParDip. mit v. 1. C °si, das Hardy JPTS. 1904/5.
155 auch als v. 1. P gibt.
Vgl. J. 530 19 Tesarp, ayomayä bhümi
jalitä tejasä yutä
samantä yojanasatarp,
phufä tifähanti sabbadä.
: Mvu. i. 9. 13 + 15 udgatä yojanaiatarp,
samantäc chatayojanam
tesäm ayomayi bhümih
prajvalüä tejasäyutä.
: in. 454. 12 + 14 udgatä yojanaiatarp
samanta yojana&atarp,
tesäm ayomayä bhümi
prajvaiitä tejasarpyutä.
130 2c etc. (s. 130 lb+8c und 130 2 )
vgl. auch J. 530 49d samantä satayojanarp.
B. xx 81 d samantä sattayojane.
VV. 63 27d (iv. 13 27d ) samantato yojanasatam (in
ParDip. iv. 268 mit v. 1. S, *satasam) äyato.
B. x 28 b samantä yojane janä
J. 539 l2d samantä yojane nidhi.
S. auch oben unter 130 lb + * c .
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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130 »c + d etc- ( s# j3o«) vgl. B. vi 2ßd *samantä phari yojanarp,
und B. xii 27d *samantä pharati yojanarp. Die in JPTS.
Original fronn
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F P.
Konkordanz dsr Gathas des MajjhimanikÄya. 215
1909. 355 geäußerte Ansicht kann möglicherweise doch
hierneben bestehen bleiben.
130" etc. (s. 130 *), speziell J. 530 l9d , vgl
Mvu. n. 266. 11 b und 17* sphutarp tisthati pan^ita (außer-
dem entspricht in a tejena dem tejasä in b der Päli-G.);
ii. 398. 7 b sphu(o (C °fai/i) tisthati sarvaäo.
130 3 (m. 187) Coditä devadütehi
ye pamajjanti mänavä
te dlgharattarp, socanti
hlnakäyüpagä (so S**, °upaga Siam. Ausg., °üpakä
Buddhagh.) narä.
= A. in. 35. 6 1 (i. 142), wo d hlnakäyüpagä mit v. 1. Ph
°känlpakä
= Sum. i. 36*, ganz ohne Abweichung von M., aber auch
ohne v. 1.
* Die Entsprechung von Sum. wenigstens mit A. schon von den Heraus-
gebern der Sum. notiert.
130 3d vgl. auch VV. 34 1Äb (m. 6 llf in ParDip. iv. 151)
hlnakäyüpagä* ahaiji
* hina? in der Ausg. natürlich Druckfehler.
130* (ra. 187) Ye ca kho devadütehi
santo sappurisä idha ( b + d s. bes.)
coditä nappamajjanti
ariyadhamme kudäcanarp, ( b + d s. bes.)
= A. in. 35. 6* (i. 142), ohne Abweichung.
1 30 * b + d V gj B.xich J. 6 c + d santo (C k satto) sappurisä loke
devadhammä ti vuccare
= DhpA. 383 c+d santo sapp* l* etc.
(Fausböll 304 te santo sapp* 1° etc.)
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130 6 + 6 , wie gesagt, auch = A. vi. 23. 3 , + s (m. 311).
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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130 6 (in. 187) Upädäne bhayarp, disvä
jätimaranasambhave
anupädä vimuccanti ( c s. bes.)
jätimaranasaijikhaye.
Original fronn
216 R. Otto Franke.
= A. ui. 35. 6 3 (i. 142), wo nur d jätimaranasankhaye mit
v. 1. Ph *sankhäye abweicht*.
* Denn Upadäne ist natürlich nur Druckfehler.
= A. vi. 23. 3* (in. 311), ohne jede Abweichung von M.
130 6c etc. vgl. auch B. xix. 7c anupädävimuttänarii.
130 6ft etc. (s. 130 6 ) vgl. Dutr. A 1 1 * . . . pratasuhino*
* In meinem Artikel über das Ms. Dutr. de Rh. ZDMG. lx. 478 nach-
zutragen.
130 6 (in. 187) Te khemapatta sukhino ( a s. bes.)
ditthadhammäbhinibbutä ( b s. bes.)
8abbaverabhayätltä ( c s. bes.)
sabbadukkharp, upaccagwji ( d s. bes.).
= A. iii. 35. 6 4 (i. 142), wo aber a Te khemappattä (D te
khe pamattä, TTr te kho pamattä, Ph tan kho sam-
patta) sukhitä (Ph sukhino).
= A. vi. 23. 3 8 (in. 311), wo aber B Te khemappattä (T kho
pamattä, M 7 ten' eva pattä) sukhino f
c sabbaverabhayätltä mit v. 1. M 6 S sabbe vera .
130 6b auch = SN. v. 9 *(™M)\ ii*(i095)i> ditthadhammäbhinib-
butä.
130 6c vgL auch S. iv. 3. 3. 11 lc (i. 121) sabbe verabhayätlta =
DhpA. 214 lc (Faübb. 255) sabhaverabhayätlta (bei Fausb.
Cod. Harri).
130 6d auch = It. 8 2d sabbadukkharp, (M °m) upaccagurri (CPPa
upajjhagä).
Vgl. It. 7 d sabbadukkhayß (M °m) upaccagä (CPPa upay
jhagä).
131 x ~ 4 (in. 187 = 189) == 132 1 " 4 (in. 190 f.) = 133 x " 4 (m. 193 ff.)
= 134 (ni. 199 — 202) und in jedem einzelnen dieser Suttas
wiederholt, bis zu sieben Malen.
131 2b etc. tattha tattha vipassati vgl. Thag. Einl. 3a tattha tattha
vipa&sitvä.
131 2c etc. asarjihlrarß (134 2c °am* Siam. Ausg. durchgehend asarrt-
hirarp) asatflkupparp,.
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1 S Digimed by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz der Gathas des Majjhimanikaya. 217
= SN. v. 18 26 ( n 49)* asarphlratp asarpkupparp
= N C . xvn 63a (233) asarphlrarp asarpkupparp
_ 63 1 (234) asarphlrarp a*°.
= Thag. 649a asarphlram asarpkupparp.
Vgl. Dip. iv 18c asarphlrä asarpkuppä.
131 »a + b etc# ^ 131 3j vg I # J 529 37a + b = 42a + b-4öa + b = 48a + b=51a+l)
= 53a + b-65a + b jjj> eva pabbajissämi
ko jafiüä maranarp suve
= Mvu. in. 458. 13; 17 Adyaiva pravrajisyämi
ko jäne maranarp Suve.
(J. 529 S7 und Mvu. haben unter sich auch c + d gleich.)
131 8 etc. (s. 131 1_4 ) Ajf eva kiccam (133 Sa kiccarp) ätapparp
ko jaünä maranarp suve
na hi no sarpgaran tena
mahäsenena maccunä.
= J. 538 119 , wo aber a Ajf eva kiccarp ätapparp mit v. 1. C k B d
ätaparp,
in c sarpgaran mit v. 1. B d sarpkaran.
= DhpA. 543 \ wo in % kiccarp ätapparp,
in c sangaran.
Vgl. Mvu. m. 457. 18 + 19; 458. 4 + 5; 458. 21 + 459. 1; 459.
5 + 6; 10+ 11; 15 + 16
Adyaiva pravrajisyämi
ko jäne maranarp suve
na hi na (457 v. 1. B nah, M no, 458. 5 BM nah, 459. 1 B
nah, 459. 6 M nah, 459. 11 BM nah, 11 M naJi) sarp-
gamantena (so 457. 19; sarpgatarp tena in allen übrigen
Stellen)
mahäsainyena mftyunä.
in. 461. 1+ 2 Adyaiva ca kuryäd istarp (mit vv. 11.)
ko jäne maranarp Suve
na hi na (BM na hi tarn) sarpgatarp tena
bahusainyena (M mahäsainy ) mftyunä.
131 s + 4 etc. (s. 131 1 " 4 ) = DhpA. 453 1 + * (s. unter 131 3 und 131 4 ).
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
218 R. Otto Frank».
131 4 * etc. (s. 131 4Ä + b und 131 4 ) = It. 111 8l Evarp vihürim (so M,
°i BCDEPa, vihärati P) ätüpi*
Vgl. It. 37 2 * -Eüa?p vihärt (so Jd, °i alle anderen Mss.) ätäpl (so
M, H alle anderen Mss.).
* So alle Mas., Wihdisch hat °ptip in den Text gesetzt
131 4 » + b etc. (s. 131 4 ) vgl. A. iv. 37. 6 * 1 + b (n. 40)
Evarp viharamäno pi (ST, STr, SD 9 mänäpi, BK vihäri ätüpi)
ahorattam atandito.
131 4 etc. (s. 181 1— 4 ) Evarpvihärim ätäpirp ( g und * + b s. bes.)
ahorattam atanditarp (* + b und b s. bes.)
tarp ve bhaddekaratto ti
santo äcikkhate muni.
i-H
^-
= DhpA. 543 f , wo aber * Evarpvihäri ätäpl.
131 4b etc. (b. 131 4 und 131 4E + b ) vgl. auch Dutr. C ro 20 d divaratra
atadrito.
fN
140 (in. 239 Z. 13 etc., in der Prosa) s. Nachträge.
142 1 ~ 6 (in. 257) sind unter sich alle verwandt.
142 l Yo süavä dussllesu dadäti
dänarp dhammena laddhä (Siam. Ausg. *arp mit v. 1. singh. °ö;
S** 9 äna) supasannacitto (S* 7 pasannacitto)
abhisaddhaharp kammaphalarp ulärarp
$ä dakkhinä dayakato visujjhati.
= Mil. 258 Yo stiavä dussllesu dadäti dänarp*
dhammena laddhä supasannacitto
abhisaddaharp kammaphalarp ulärarp
sä dakkhinä dayakato visujjhati.
* Es ist wohl fraglich, welches von beiden die riebtigere Pftda-Abteilung ist,
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denn entweder hat * oder b 13 Silben. Die siam. Ausg. von M hat wie die
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europ. dänam am Anfang von b .
143 1 " 4 (m. 263, zweimal) = S. i. 5. 8 x - 4 (i. 33 f.) = n. 2. 10. I 1 " 4
= ii. 2. 10. 5 1 - 4 (i. 55 f.).*
* Chalmebs M. in. 262 hat schon diese Stellen verglichen, Fbeb S. i. 33 und
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cd =5
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55 wenigstens die S.-Stellen anter sich.
Im Einzelnen:
143 * Idarp hitarp Jetavanarp
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isisarpghanisemtarp ( b s. bes.)
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Konkordanz dkr Gathas des Majjhimanikaya. 219
ävuttharp dhammaräjena
pitisaiijananarp mama.
= S. i. 5. 8 * (i. 33), wo aber in b •saiigha*,
in c ävuttharp, mit vv. 11. S *-* avuttha, S 3 avuttam, B
ävuttham,
in d °safljananam, was aber auch Druckfehler sein
kann.
= S. ii. 2. 10. 1 1 (i. 56), wo in b *8angha°,
in c ävuttharp* mit v. 1. S 3 avuttham 9 S* avuttarp, B
ävutfharp,
in d pitisarpjananarp.
* °am ist natürlich Druckfehler.
fN
= S. n. 2. 10. 1 6 (i. 55), wo in b •sangha 9 ,
in c ävuttharp. mit v. 1. B ävuttharp, S i ~ i awttha-rp,
fN
in d sarpjananarp.
143 lb vgl. auch Thag. 763d isisarpghanisevito.
143 2 » etc. (s. 143 8 ) vgl. J. 539 187c kammarp vijjafi ca dham-
mail ca.
Vgl. auch VV. 63 12b (v. 13 12b ) kammarp vijjä ca porisarp
(auch maccä in M. etc. c entspricht macco in VV. C ).
143 2 (in. 262 zweimal) Kammarp vijjä ca dhammo ca (so S^
und Buddhagh.; Siam. Ausg.
dhammä ca) (* s. bes.)
aiZa^i (Buddhagh.? **Za-) jivitam ut-
tamarp
etena maccä (so S^ und Siam. Ausg.;
Buddhagh. manas ä) sujjhanti ( c
s. bes.)
na gottena na dhanena vä.
= S. i. 5, 8 2 (i. 34), aber S- ohne die vv. 11. von M. ;
c (§ und d na gottena dhanena vä.
u. 2. 10. 1 * = 2. 10. 5* (i. 55), ebenso.*
* m von Hlam in n. 2. 10. l 1e und a von vajjä in n. 2. 10. 5*» ist natür-
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Original fronn
220 R. Otto Frank».
= einer G. in Visuddhim. i, die von M. außer durch das
Fehlen der vv. 11. nur abweicht durch d na gottena
dhanena vä.
143 8c der Klangverwandtschaft wegen zu vgl. mit
S. i. 1. 10 8e (i. 5) = J. 538 90e etena bälä sussanti.
143 8 * etc. (s. 143 8 » + b und 143 8 ) auch = Säsanav. 10 »», 53 **
TasmüL hi pandito poso, s. WZKM. xxiv. 254.
143 8 » +b etc. (s. 143 8 ) == CV. vi. 1. 5 8 « + b etc. s. WZKM.
a. a. Ö.
143 3 (ra. 262, zweimal) Tasmä hi pan$ito poso (» und » + b
s. bes.)
sampassarp attham attano ( a + b und b
-i
s. bes.)
yonüo vicine dhammaijt ( c s. bes.)
* evarp tattha visujjhati ( d s. bes.).
= S. i. 5. 8 s (i. 34), ohne Abweichung.
= S. n. 2. 10. l s (i. 56), wo abweichend nur in b attham
mit v, 1. S 1 ~ s attam
t! öi
= 2, 10. 5 8 (i. 55 f.), wo abweichend nur in b sampassam
attham mit v. 1. S 1_3 (viell. SS) attam.
143 8b etc. (s. 143 8a + b und 143 8 ) auch = CV. vi. 1. 5 8b etc.;
s. WZKM. a. a. O.
143 3e etc. (s. 143 s ) = A. vn. 3. 2 2c (iv. 3) yoniso vicine (M 8
•nt) dhammam
= vn. 4. 9 8e (rv. 4) yoniso vicine dhammam.
143 3d etc. (s. 14S 3 ) vgl. SN. in. I2 16 («») d etc., s. ZDMG.
lxiv. 49.
143 4 (in. 262, zweimal) Säriputto va pafifiäya
sllena upasamena ca
yo hi päragato bhikkhu
etäva paramo siyä.
= S. i. 5. 8 4 (i. 34), wo nur abweicht in c yo pi päragato
mit v. 1. B päram </°.
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Konkordanz der Gathas des Majjhimanjkaya. 221
= S. ii. 2. 10. I 4 (i. 55), wo aber in b silen-upasamena mit
v. 1. SS silena* upa-
$amena }
in c yo pi pärafigato.**
* Wohl Druckfehler für Hlena.
** Wohl Druckfehler für pärahg*.
= S. ii. 2. 10. 5 4 (i. 56), wo aber von M. abweicht
in b silen-upasamena mit v. 1. SS stlena upas ,
in c yo pi pärafigato,
in d paramo mit v. 1. S x paramä.
Vgl. S. xxu. 3. 14 (n. 277) Säriputto va paMäya
sllenupasamena ca
so pi pärafigato bhikkhu
eso (S 1 "* 3 etäva) paramo siyäti.
144 (ni. 264 Z. 10, in der Prosa) s, Nachträge.
Nachträge.
In der Prosa des M. habe ich bisher folgende metrische Bruch-
stücke durch Parallelen belegt:
123 (in. 123 Z. 24) = D. xiv. 1. 29 ayam antimä jäti natthi däni
punabbhavo vgl. SN. in. 5 16 ( ö0 *) b ayam antimä natthi punab-
bhavo ti. Die Worte natthi däni punabbhavo = D. xvi. 2. 3 * d
etc., s. unter SN. i. 9 n ( lw ) d , ZDMG. lxiii. 48.
140 (in. 239 Z. 13 = 246 Z. 19 und Z. 25) muni santo ti vuccati
vgl. Dhp. 269d muni (in 2. Ausg. mit v. 1. B r muni) tena pa-
vuccati = N m . ii 35d muni tena pavuccati.
144 (in. 264 Z. 10) nävakaiikhämi jlvitarri = S. xxxv. 87. 12 (iv. 57,
in der Prosa) nävakaiikhämi jlviturß = J '. 533 9d nävakaiikhämi
jlvitarß.
Vgl. S. iv. 3. 3. 13 b (i. 121) nävakankhanti jivitarfi; J. 533 60d ;
61 d nävaka<qikhanti jlvitarp; J. 496 10b nävakarpkhasi jlvitam.
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Original fronn
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Von
Max Grünert.
In den Werken über die arabische Sprachgelehrsamkeit (£Jo}aN),
besonders in den zahlreichen Schriften über die I^ur'änlesekunst (^
**~\j&\ und ^yfSJl ?)*) begegnet uns des öfteren der Ausdruck J Iömäm
(^UJo^l) als Terminus technicus für einen Prozeß, den man am besten
als , Lautangleichung' bezeichnen könnte.
Daß aber unter diesem T. t. eine ganze Gruppe bestimmter
lautphysiologischer Erscheinungen sich verbirgt, ist von den arabi-
schen Sprachgelehrten nicht klar genug erfaßt worden.
Prüft man nämlich ihre Angaben näher, so ergibt sich für die
Cr
Feststellung des T. t. jU-*WM nach seiner verschiedenen Anwendung
im Bereiche dieser Literaturangaben für uns folgendes:
^U-i^l ist 1. T. t. einer bestimmten Erscheinungsform der Pause
(Japi), d. h. der T. t. für die Behandlung des End-
konsonanten in der Pause mit u -Vokal;
2. T. t. für den Umlaut von ü zu ü (bezw. ü zu ö);
3. T. t. für den Murmelvokal ü und
4. T. t. für eine rein konsonantische Angleichung
Da dieses Thema im Zusammenhange und nach seiner laut-
physiologischen Wertung noch nicht behandelt ist, 1 dürften die nach-
folgenden Zeilen nicht ohne Nutzen geschrieben worden sein.
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1 Die lautphysiologischen Untersuchungen, zu denen die arabischen
Sprachgelehrten bei der Feststellung der Regeln des Ta&wid geradezu gedrängt
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
WlftMlM. 223
Ich gebe zunächst die Definition des T. t. fU*&H nach den
Angaben der Grammatiker, J£ur'än~Exegeten und Lexiko-
graphen, füge daran die Literaturnachweise für die vier ver-
schiedenen Auffassungen des T. t. f U-i»^ und schließe mit einem
Resumä.
I. Definition and Begriffsentwickelung«
A) Die Grammatiker,
1. Sibawaihi, Kitäb u, 308, 22—309, 1— 7: 1
^ 1 ;jJu CUiti '_,\y\ ^ dL^Jt j£ gijN ^i U o^ Uib ' Ja-- *ä>1
^l O^ *~*y**t cr^^ ^kr4 C*?^ u** v$£*U-£>l^ * ^ j>^^- o**-} £&ij*&
4 Xu», UJy\ 5^. ^^ p ^Ü3 Jjuu i j> ^jüu ^ 4&&L ^S ^
| i .'. J^l^ ^^ vy^ J^ y» ' fWA« ^> gipt o^W. N J ?u * -^J>*
d. i.* ,(^ er Schlußvokal eines Pausalwortes ist entweder a oder i
oder u\ für a, u, % tritt als Andeutung der Pause der T. t. ?Q\,
bzw. v^i^Ä^»xJ\ ein . . . 5 ) was aber den Iömäm anbelangt, so existiert
hierin kein Zusammenhang, indem dieser nur für den Nominativ
(d. i. den u -Vokal, ob Nomen mit u [u n ] oder Verbum im Impf. In-
dik.) bestimmt ist, weil das Pamma zum Wäf gehört (und die Zungen-
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wurden, erwecken unser besonderes Interesse schon mit Rücksicht auf den damaligen
Standpunkt der Phonetik; es ist aus den einschlägigen Literaturwerken noch man-
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ches zu holen und es wäre eine verdienstvolle Arbeit, all das zerstreute Material
(über de Sact hinaus) zu sammeln und vom Standpunkte der heutigen Phonetik
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zu vergleichen; ein vielversprechender Anfang ist diesbezüglich gemacht durch
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A. Schaadxs vortreffliche Schrift ,Sxbawaihi'8 Lautlehre* Leiden (Brill) 1911.
1 Vgl. 307, 9 ff.
8 Vgl. 8chaadb, a. a. 0. f 8. 59 f.
• Vgl. Schaadk, a. a. 0. t S. 58 f.
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224 Max Grünbrt.
Stellung des i und a ausschließt); du kannst also deine Zunge an
jede beliebige Stelle konsonantischer Artikulation anlegen und dann
doch deine Lippen zusammenpressen, weil dies Zusammenpressen
deiner Lippen der Bewegung irgendeines Körperteiles von dir gleich-
zusetzen ist (die Artikulation des Konsonanten aber nicht behindert).
Und der Iömäm, den du für den w-Laut anwendest, ist bloß für das
Gesicht, aber kein Schall (Laut) für das Ohr; ist denn nicht der
Ausdruck „dies ist Ma c n (n)U mit I6mäm ganz dasselbe für den Blinden,
als wenn du den iSmäm nicht anwendest? Du kannst also deine
Zunge an die Artikulationsstelle eines Konsonanten legen noch vor
dem Hervorstoßen des Schalles desselben und dann deine Lippen
zusammenpressen ; du kannst aber jenes nicht tun und dann die Arti-
kulation für \ und <3 eintreten lassen; deswegen stimmen der Akku-
sativ (a-Laut) und der Genitiv (i-Laut) hinsichtlich des Iämäm mit
dem Nominativ (w-Laut) nicht überein; das ist die Ansicht der
Araber, des Jünus und des Qalll.'
2. Zamaböari, al-Mufassal 166, 17 f.:
Kommentar des Ibn Ja'iä 1229, 8 — 17.
e£jy, 'cuj^j j** w ^b jLLü yZJb\ iL^l ^ \\J&\ £\ 3 . . .
11 ^ c^ ^ E^ J^l ^ C^ ^ Cr* »^ ^ Jl oW» A^
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d. i. ,Was nun den Iämäm anbelangt, so besteht er in der
Bereitstellung des Stimmorgans für die Aussprache des u- Lautes
ohne Schallwiedergabe; und dies geschieht dadurch, daß du deine
Lippen nach der vokallosen Aussprache (des Konsonanten) zusammen-
pressest, aber zwischen ihnen etwas von einem Spalt (Zwischenraum)
lassest, damit dadurch der Atemzug freisteht; auf diese Weise sieht
der, den man anspricht, die Lippen zusammengepreßt und weiß,
daß wir mit diesem Zusammenpressen derselben die Vokalaussprache
(des u) beabsichtigen; doch ist das ein Vorgang, der (nur) dem
Auge, aber nicht dem Ohr angehört; das erfaßt ja nur der Sehende,
aber nicht der Blinde, da es kein Schall ist, der vernommen werden
kann; es ist gerade wie die Bewegung irgendeines Teiles deines
Körpers.
Der Iämäm ist beim Genetiv (i -Vokal) und beim Akkusativ
(a -Vokal) nach unserer Ansicht nicht anwendbar, weil das Kasra
teilnimmt an der Artikulationsstelle des Ja, die Artikulationsstelle
des Ja aber ihren Ausgangspunkt nimmt von der Mundhöhle, und
zwar vom Zungenrücken bis zu demjenigen Teile, welcher dem
(oberen) Gaumen gegenüberliegt, aber ohne Itbäk 1 (Bedeckung),
indem der obere Gaumen vom Zungenrücken etwas absteht und
wegen dieses Zwischenraumes erscheint sein (des Ja) Laut „weich". 2
Das ist nun ein innerer Vorgang, der für das Auge nicht sichtbar ist.
Ebenso das Fatha, weil es (teilnimmt an .der Artikulationsstelle
des) 'Alif, die (Artikulationsstelle des) 'Alif aber ihren Ausgangs-
punkt nimmt von der Kehle; für den Ismäm existiert demgemäß
kein Zusammenhang mit diesen beiden Tatsachen.
Doch gestatten die Küfenser die Anwendung des I6mäm bei
der i-Aussprache, 3 und zwar deswegen, weil, nach ihrer Meinung,
1 ,Velarisierung* nach Schaade, «. a. O., S. 15.
* Schaade, a. a. O., S. 22,
3 Schaade, a, a. O., S. 60.
Wiener Zeitscbr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 15
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226 Max Grünbkt.
das Kasra die Lippen bricht, wie das Pamma sie zusammenpreßt;
das Richtige aber erhellt aus der eben dargelegten Ursache.
c + z.
Die Etymologie des Ausdruckes fU-ii weist auf ^^ „das
Riechen"; es ist als ob du den Konsonanten den Geruch des Vokals
riechen (bemerken) lassest dadurch, daß du das Stimmorgan für die
Aussprache desselben bereitstellst/
3. Muhammad c Abd al-Gani, al Mu'awwal fi äark al-Mufas^al,
Kalkutta 1322 n, p. 104; pers. Kommentar zu f UJo^)\:
j> aüU^. U^~o E \yut eOil ^Uu b L^il a >ji gi^ ^^J ^> ^a ^IS
IS TJ3JZI3 J-£* ^>5l f y%-^M i^JLS U-wl Juo o-ib ^ ^^o ^§l>\ CUSj
— >y* f >-^o^o J-oj C^Jl** ^> ^/^ c*i* ** wüljo ^tb
or#^ j^ <*^J5 ^aÜ lX—\ J^J ^15 *S CU-m» 1 j\ v^Ufr f5-> j
^ä.\ *5 jöljo v-^o^i" £*L** IS JoUi \>\ Sm j +++^> o^* J^ cr^J ^ij^ *~ **£^
^a^i* f UJo\ **i\jo — CX«>1 *^ s^^a^ C^+Sj** b J*o^ CUJUr* dwl*
iby jö\y^j l^i\ ^o\ dS uj
4. Ibn 'Akil's Kommentar zur 'Alfija des Ibn Mälik (Vs. 887)
S. 351, 10 ff.:
<*4*y ä> M a % <%. (d, h. dem Schlußkonsonanten) *~^* <^-ü>)\ <^i^ • • •]
B) Die £ur'än-Exegeten.
1. Ibn al-I£ä§iljs Kommentar zur Öätibija (ilj^^ 1 ^ 1 ) Kairo
1304. S. 137: , c
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AL-'ISmÄM. 227
yb fjfJJü 'eXJJo f^pl ^ O>*o3l L-iUüo\ aJLi> aol£i L^jjl* 0>^)l g*?^,
ASjjS cS^ ^^ y 6 ^j cy^. <3*3Jt J**-^ viXJ3^ ei r i.\ i^A. Jp*^* o^^
2. as-Safalj:usi, Gait an-naf c fi-1 kira'ät as-sab c , am Rande
des vorerwähnten Kommentars, S. 170, 1:
Ut$\ ^i f U-&ÄS (nämlich bei &fc Süra 12, ll) f UÄÄ Ua 5
Ferner S. 197 zu Süra 18, 2: ÜJJ ^ (vgl. al-Bai<Jäwi i, 554,
25 und Ibn al-Kasihs Kommentar zur Satibija 276).
LfJLo^ A^}\^ <^jy*$\ r***^3 Z*^\ l^»L»*o\ j< J^>>-N o^ w> ^ AajuIi LS
3. as-Sujüti, It^än (xxvm t^), P- 209 ff.:
oui*^ ^»Xl\ 9 f u^\_, jUi!^ jvj3^ JÜSTJ f ^j\ <5 0> sLiJi i*^j
i^b uL^Jj 'J^\^ u*^3 V»j>-* «>* viXiüii) Ja* 1 ' t j^»^
^jyL\ ^ j^5 5 «JÜSi NJ_, ^3 ^i ^j vji vi^öUJl tbb, ^ ^ jOft
< ^ * ^yj lUb L^JU UüJ>i U ^±±Z 4^ Wt^* ^-»»5Ä Uj cU-oU» -U
^LJ» ^ CM, ,J 5 bii ^^li^Jt^ jj,*. ^\ o6 3^ * f UA^, w ^b Uü! > J\
L ^J\ üy.\ bo döbob 5 U*i\ ^'^ t> -\>^\ J*\ A?*^} l f^ ^i
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228 Max GrOnbrt.
4. Tähir al-öazä'iri, Maräfci 'ilm al-adab (fann at-ta£wid),
Bairüt 1321. S. 107 f.:
^ « j^.\ 3 ^JUl ^ isÜJb JLkÜ \}1 l+Sjy« yj* vS^XÜ, Jas? ^ yb
^* ^^i « ^*i A*i UJUü iJ C- U^j >-3>\ o^ **** ^ «J^ O** 5
^oU ^ ^3 ^ t_iJl£iJ 5 4 JjUJI J*t £l^.b *-*ia. 5 ^yL^J^ <)^ä.> j^!U
J^Jl l 5J U»J -\,»iH £.b^ -\&\ J*» ^ ö* ^ J^ &> l> M^* °'^. (**
«\Jjbl j^i. U3U» < ^-U u'u^j fUi,^ «pb J^ V J\ jU» Ü&l j^i. j£ jo
C) Die Lexikographen.
1— ^
1. KaÄSäf i§tilähät al-funun, A Dictionary of technical
terms . . Kalkutta (1853; Bibliotheca Indica).
Ijjfcj JUSU-* fb UbvXio iüaJlsi. Ä^4»l\ ^J'U o\ fU^>^ J^*5 * cr**iy^ >x **
O^ O^.^ Ctrf? J<i* ?** «j» fUA^t {j* sjj*&3 <*a^ jy+&* r* bi»£\
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2. al-Öurganl, Kitab at-ta'rtfät (ed. Flüobl), S. 27, 9 ff.:
3. J£ämüs turc. 8. v. ^U-$>^:
>,2&Jbl a$V>\ *j~S > 9 >Xi <Cw» Aip. ^ «jJA.^k-o\ joys? Ja\ ^uZ3i
*Uj^J voty *-ü- *V- *i»jy *V- o*»*^ wj 1^5 j>V j» o^-Ü
ASU)j*uto\ AJlOjl Ojt&l ^~S b A^o l AJÜ»> 9 > jyf* f U^\, jj 9 \ Jjl*
^JUb; ,**>** jJübjj y ui^» ^ Aip* U)jt JCS ^ € >jy JjUJ
^Jbl JiU.1 ^j w j^kSJ *>,Uv&f 5 4 j^\ JiU>\ o* 1 *** 31 ? *^ W. c^ 1- "
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4. MufcH al-Mufclt (Bistani, Beirut):
' f U£3b j^JL» Uuf, 3,1,1 ^ ; UU\ p!>\; ['Ai-äo AJL»*. C*-JJ\ aÜ»1]
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230 Max Grünert.
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5. 'Afcrab al-mawärid. Beirut 1889:
f U^» V Jb A-i« UüJj «J^l ^UU\ ££'1
Hergenommen von:
6. Lisän al-'arab s. v. <►-•-£>
^Xi ' f üi ^ * JUJ &XS £ß\ L^-So Vr yJ\ J»*> C*.«.»,^ ^3 JJO JUJ
VJ a" J*'\ >* J V"* 31 J &*& *~?^ O* S*>"* f 1 *-^ j 3.WM * ^
(sic!) ♦ ^ St sj\ ^'y» vj ;u\ ^ *
y\ väXJj- o>^. VJ ^ o 1 * 1 ^ * 3^* «-^ * fr^* 3 " J^>s ^~ü r~*& t^*^
II. Die Literatur über f uly\. 8
A) Über f Uib^\ als T. t. im Bereiche der Pausalgesetze.
Hierher gehören sämtliche Quellen, die unter I. A) B) und C)
bezeichnet sind, nach ihren einleitenden Worten: ferner die An-
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* Die erste Anwendung als T. t. geht auf al-gattl zurück; s. Sujöt^t Itfein
869,19: « JJL\ f lJt. N J^ fj?^ ^.^^^>^^ ^»3 er« JSV
_. Prvrtnlff Original from
'al-'I&mAm. 231
gaben de Sacy's in dessen ,Notices et Extraits' (vin. und ix. Bd.);
weiters die zahlreichen Schriften über die ,J£ur*änlesekunst', speziell
die Abhandlungen über die richtige Aussprache des I^ur'&n (j^>äJ\),
wie sie (obenan steht ad-Däni's kitäb at-taislr ffl Ijär&'ät as-sab c )
in C. Brockelmanns Geschichte der Arabischen Literatur (i. und
ii. Bd.) unter den bezüglichen Kapiteln ,Die Qor'änwissenschaften*
^Qor'änlesekunst') verzeichnet sind.
Besonders möchte ich erwähnen: 1
1. Al-Gazari's ^j}^ 2«*5&l)\ mit dem gemischten Kommentar
al-Kanäwfs.
2. as-Sanhüri's al-gämi 1 al-mufid fi sanä'at at-ta£wid.
3. al-Kaisi's Kitäb at-tab§irat
4. Abu Tähir's alAmwän fi 'lkirä'ät as-sab\
5. al-Barri's Re^ezgedicht ,ad-Durar al-lawämi* (Kur'änlesung
nach den Ansichten des Nafi c ).
In all diesen Schriften findet sich ein Kapitel (länger oder
CS c
kürzer) über ^\ und fU-&^.
B) Über f ui> N J\ als T. t. für den Umlaut von ü zu ü (bezw,
ü zu ii).
Slbawaihi, Kitäb n, 280. 284. 293. 309. 395. 398. 402. 447 und
sonst. — ZamabSari, al-Mufa?sal 180, 181; dazu Ibn Ja'iS, Kom-
mentar ii, 1414 f.; 1418 f.; vgl. 976, 2 ff. und Brockelmann, Grundriß,
i, S. 608. — Abd al-Gäni, Kommentar p. 104 f.; — dazu Fleischer,
Kleinere Schriften i, 142 ff.; — Alfija 130 f; — vgl. dagegen Land-
bbrg, Proverbes et dictons i, S. 9 7 f.; — W. Wright, a Grammar of
the Arabic Language i, 71 A; 84 B; 89 B und 91 C; — Caspari,
Arab. Grammatik SS. 57. 70; — Pröbster, Ibn Ginnl's Kitab al-
mugtasab, S. 34; Schaade, Slbawaihi's Lautlehre, S. 27. — Vgl.
auch I. C) 1.
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1 Gerne hätte ich noch Einsicht genommen in A. b. Zaint Dabl&ns (Mekka)
,Lehrbuch des Ta£w!d* Kairo 1292, doch konnte ich des Buches bis heute nicht
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232 Max Grühbrt.
C) Über f \Jty als T. t. für den Murmellaut ü.
Zu Süra 12, 11 U& ^ : az-Zamafcsari, al-Katt&f i, 621, 17; —
al-Baidawi i, 454, 1 ff . — Ibn al-I£äsiVs Kommentar zur Sätibija
260; — as-Safäkusi, Gait 169; — K. Völlers, Volkssprache und
Schriftsprache im alten ArabieD, SS. 105, 126, 128 f., 146; — Schaadb,
Slbawaihi's Lautlehre S. 24—27.
Zu Süra 18, 4 CJ^\ az-Zamabsari, al-Kassäfi, 722,3; —
al-Baidawi r, 555, 10.
Vgl. noch Süra 3, 74: <^-4 und
Süra 6, 109: &*&
und den Ragaz-Vs. mit ^»^A s. oben I. C); und Sibawaihi, Kitab
u, 325, 7 ff. (v»>^b-
D) Über f U-i»^ als T. t. für eine rein konsonantische Aus-
gleichung.
u" " lP ( vor ^ usw.)
Jj> (vor >) : j
Sibawaihi, al-Kitäb n, 478, 3 ff.; — Zamafcfiari, al-Mufa^sal
176, 18 ff.; 21 ff; 177, 3 ff.; — dazu Ibn Ja'iä, Kommentar n, 1391 ff.
— al- c Aufl, al-gawähir al-mukallalat, Hs. (Berlin, Ahlwardt 666)
\+}\m\ 3 ^IjJl >UJ» f UAl ^ <^Ui.» ^b; as-Sujütf, Itfcän 178, 12 ff:
— Haffner, Texte zur arab. Lexikographie 42 f.; — Dozy, Supple-
ment aux dict. arab. s. v. ^ iv.; — Völlers, Volkssprache und
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Schriftsprache im alten Arabien, SS. 13. 14. 24. 30. 31. 32. 101. 107;
— Schaadb, Slbawaihi's Lautlehre, SS. 17. 18. 48 (s. weiters die
,Termini technici').
In der l^ur'änlesekunst werden hauptsächlich die Ausdrücke
W}IJ\ Süra 1, 5,
ca jhe** ^ n 52, 37 und
J^^\ n 88, 22
mit Vorliebe wegen des 'Umäm behandelt; dazu vgl. al-Bai^äwi
i, 9, 2; ii, 400, 17; al-£äsik, Kommentar zur Sätibija 36. 355 f.
334; — Safäkusi 273. 340. 314; vgl. noch &«io Süra 2, 248 und
Süra 7, 67 (!).
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'al-'Iömäm. 233
III. Kesume. .
1. Etymologie: fUJWM ist das abstr. Verbalnomen von ^-& iv.
,das Riechen, Riechenlassen 4 , d. i. nur wenig bemerken (hören) lassen;
in der Lautlehre ist es T. t. für die Andeutung des Prozesses
einer Lautveränderung, ob diese tatsächlich eintritt oder nicht.
Diese Definition bedingt die Unterscheidung der oben (S. 222)
erwähnten vierfachen Funktion des Lämäm.
Eine Andeutung des Prozesses der Lautveränderung ohne
tatsächlichen Eintritt derselben liegt vor im Iämäm als T. t.
eines bestimmten Pausalgesetzes, das für die I^ur'änlesekunst als
streng einzuhaltendes Thema gilt.
Dieses Gesetz besagt, daß ein Endkonsonant 1 mit u- Aussprache
durch den Verlust dieses u zum , ruhenden' Konsonanten wird, daß
aber der Verlust dieses u rein äußerlich durch die Lippenstellung,
welche für die Artikulation des u notwendig ist, angedeutet (mar-
kiert) wird.
Es ist also in diesem Falle beim I^ur'änleser für das Auge
des Zuschauers bloß eine Lippenrundung bemerkbar, aber keine
Schallwiedergabe des w-Lautes, die man hören könnte. Man könnte
diesen Prozeß ein ,mundtechnisches Exerzitium' in der ^Lur^nlesung
nennen. 2
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2. Schon frühe erfand man für die Hauptarten der Pause
(Konsonanten mit Schluß vokal) bestimmte Zeichen; Zama^äari
sagt im Mufassal 160, 18 f.: OUiU Ül ^ (d i. die OU) &J) l*J^
ir» - c
t C , i «• 11 • o< c
l Ej*3 ty^-3 J* * * i * 3 <*^ **** ^> J^?
Über den Ursprung und Bedeutung dieser Zeichen hat wohl
die Paläographie das letzte Wort zu sprechen; Ibn Ja'iä im Korn-
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1 Vgl. Schaade, a. a. O., S. 55.
* Bei meinem letzten Aufenthalte in Konstantinopel haben mir in der Afcma-
dija mehrere Softas die Prozedur vorgeführt; die Fischmäulchen in Kußstellung
[s. oben I. B) 2.] boten einen interessanten Anblick.
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234 Max Grünert.
mentare zum Mufassal S. 1270, 6 — 9 gibt eine Erklärung, die wohl
zu denken gibt; in ähnlicher Weise sagt al-Gani im Mu'awwal n,
104: *i f p\ ca > f U^ v -}\ ^ i&ü f U-2WJl i-xu IS U% SS f U-£^L)j
f w ^3l 0>*o cr * ,>xÄji Ai'yo q» U5 w pl i-.\U ^ ^ojiil aJU^U $So \ jo
Es erscheint daher einleuchtend, was Schaade, a. a. 0., S. 84
sagt, daß sowohl der Punkt (als Zeichen für den ,l6mäm 4 ), wie der
Strich (als Zeichen für den ,Raum') beide nur Abkürzungen des
f (mit dem beide Termini t. schließen) <* und f sind.
3. Viel wichtiger als diese Lautandeutung, die ja doch nur
als eine pedantische Feinheit der Kur'änlesung angesehen werden
muß, ist die Funktion des I6m&m als T. t. für den Umlaut des
i-H
u zu ü.
i-H
Es kommen hier folgende Sprachformen in Betracht:
1. Das Passiv der Verba med. * und ^ der i. Form:
^-i-^i. aus ^jj 2 ^, gesprochen hüfa
5^ t, &, * oua.
So werden in der feineren Kur'änlesung nach al-Kisä'i ge-
sprochen: J^S Süra 2, 10; J^f 11, 46; J-ä. 34, 53 und J^ 39, 71;
vgl. noch *^*? 11, 79 und 29, 32 (dazu Safä^usl S. 166).
2. Passiv Perf. i, 1. und 2. Pers.:
Act. ^-^ Pass. *-^^> : bütu\ vgl.
Q. O)
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'r*£±.\ 'uhtira „ 'uhtüra.
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4. Imp. Sing. Fem. von tert. ^:
^y\ 'ugzi : *ugzü.
5. Passiv Partizip, i. von med. ^t
5^> für ttt~°> gesprochen mab$u n .
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6. Passiv der i. Form der Reduplikationsverba:
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al-IömAm. 235
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Ja! für Jxi Slbawaihi, Kitäb n, 280, 9 f.
ji> „ 3 k - *-
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gesprochen faülla, Hldda, rüdda.
Vergleicht man hiezu die Imäla (cL i. den Umlaut des d zn ä)
in j5\-** gä ir und j*\S käfir, so ergibt sich für alle oben erwähnten
Verbalkategorien das gleiche Verhältnis: ,Durch den Einfluß
des i in der folgenden Silbe wird der w-Laut der vorher-
gehenden Silbe umgelautet zu ü'x 1 wir können also den
lämäm mit vollem Rechte den Umlaut des u zu ü nennen,
wie Imäla den Umlaut des d zu ä.
Ob wir demgemäß den Ifimäm auf alle Imperfekta, die
mit u.i. gesprochen werden, anwenden können, ist mehr
als wahrscheinlich.
4. Längst ist erkannt, daß auch das Alt -Arabische, ähnlich
dem Hebräischen, 2 neben den voll tönenden Vokalen auch soge-
nannte Halbvokale, d. h. flüchtig gesprochene Vokale hatte, nur
fehlt für sie die Bezeichnung in der Schrift. Die Grammatiker haben
den Ausdruck ^^UuLl (eig. ,rasch an sich reißen*) , Verflüchtigung'
(Gegensatz £Ui>l ,Sättigung<); vgl. Slbawaihi, Kitäb n, 324, 15— 21. 3
Für diesen T. t. (^I^UäJ) wenden die Ifur'änleser aber wieder
den T. t. f Ui>l an.
Es handelt sich hier wieder um den u -Vokal (als Murmel-
vokal), der also darin entweder dem S e wa oder den rjtön -Vokalen
entspricht.
1. IJlur'än, Süra 12, 11: Uilj i) lä tamannd für Id tamanünd:
la taman u nd^ Baicjäwi i, 454, 1 ff.:
tfß l\y&\ ^ 5 « f U&Ä viTy gili ^ ' f U&b f U*5Jb IÜj jy^^\ }
" -UH ^^5o ll^Jj cr~^ C^ W& f U > NJl
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1 Au8 althochdeutsch furiaio wird nhd. Für*/.
* Spitta, Grammatik des arab. Vulg&rdialectes von Ägypten, S. 41 f.
* 8. Schaade, a. a. O., 8. 25 f. (Unterschied von ^NLXi.1 und ^j); Völlers,
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a. a. O., 8. 104.
4 Völlers, a. a. O., 8. 105 auch la ta f man nä.
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236 Max Grünbrt. 'al-'Iömam.
Eine längere Diskussion hierüber steht bei Ibn al&ä^ih,
a. a. O. 260 und bei as-Safäkusl, a. a. O. 169 (wo dieser I&mäm
dem bei der Pause gleichgestellt wird).
2. £ur'än, Süra 18, 4: CSJ4 kaburat : kab u rat (kab'rat); Bai-
cjäwi i, 555, 10:
Der u -Vokal scheint vor Suffixen überhaupt dem I&mäm unter-
worfen gewesen zu sein; s. IL C) und Völlers, a. a. O., S. 144 ff.
5* Schließlich ist Umäm der T. t. für eine rein konsonan-
tische Ausgleichung.
In der Kur'änlesekunst sind es besonders die drei Konso-
nanten e^, j und ^ die eine sogenannte ,rückschreitende An-
gleichung' verursachen.
In Uj*© und ^k^ -^ (und ^^ k^kj l) ist das emphatische l> der
Konsonant, der das cr ü zu <J> artikulieren läßt; vgl. Bai<J&w! i, 9,
2 — 4; ii, 400, 17; wo die Umwandlung des ^ zu yj> als u r Ui (j^lk^J
jjUt^l ^5 *UJl) und die Aussprache des ^j> als j (^\ S-ir 3 ^ C»^
AJx J,i^Jt) dargestellt erscheint; zu diesem Iäraära bemerkt Ibn
al-^äsih nach einer längeren Diskussion (a. a. 0., S. 36):
• ^Ij ^ jLoj ^~J c3^>. U^i*
Natürlich ließe sich gerade dieses Thema noch weiter aus-
führen, wofür jedoch der Raum fehlt.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur.
Von
M. Winternitz.
1. Die Verschleierung der jungen Ehefrau im Lalitavistara.
Im xn. Kapitel des Lalitavistara wird erzählt, daß der Säkya
DaQ^apäQi seine Tochter Gopä dem Bodhisattva zur Frau gab und
daß diese zur ersten Königin (mahifi) unter seinen 84.000 Frauen
gesalbt wurde. Dann heißt es (ed. Lefmann, p. 157):
tatra khalv api Gopä Sälcyakanyä na karitcid df§tvä vadanarp,
chädayati sma \ svasrwji vä svasurarß väntarjanarp vä \ te täm upa-
dhyüyanti sma \ vicärayanti sma \ navavadhükä hi näma pratilinü
tisthatiyarji 1 punar vivftaiva sarvadä iti || tato Gopä SäkyaJcanyä
etärp, prakftivix Srutvä sarvasyäntarjanasya puratah sthitvä imä yäthä
abhä§ata |j
,Nun bedeckte aber die Säkyatochter Gopä ihr Antlitz nicht,
wenn sie irgend jemand sah, sei es die Schwiegermutter oder den
Schwiegervater oder einen Hausgenossen. 2 Diese aber verdachten
es ihr und kritisierten sie, indem sie sagten: „Eine junge Ehefrau
hat doch zurückgezogen zu leben, die da ist aber stets un verhüllte
Als sodann Gopä die Säkyatochter von der Sache 8 hörte, sprach sie
vor allen Hausgenossen die folgenden Strophen/
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1 Lefmann bat hier eine falsche Interpunktion.
1 Unter antarjana ist wohl ein , Mitglied der Joint family' zu verstehen.
3 Herr Dr. H. Beckh in Berlin hatte die Freundlichkeit, die Stelle im Ber-
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liner Kandschur (Bd. 2 der Abteilung Mdo, fol. 104) nachzusehen und mir eine wört
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Original fronn
238 M. WlNTBRNITZ.
Es folgt dann ein großes Gäthästück, in dem der Gedanke,
daß es nicht auf äußere Verhüllung, sondern nur auf innere Reinheit
ankomme, vielfach variiert wird. Ich übersetze nur einige dieser
Strophen :
^Diejenigen, welche ihren Körper im Zaume halten, ihn vor
allen Fehlern wohl in acht nehmen, stets im Reden auf der Hut sind
und nicht leichtsinnig ihre Worte hinwerfen, die ihre Sinne bewachen,
wohl gezähmt und reinen Sinnes sind — was brauchen die ihr Ant-
litz zu verhüllen?'
, Diejenigen, deren Herz verstockt ist, die keine Scham und
keine Scheu kennen, in denen weder Tugend noch Wahrheit zu finden
ist, die wandeln, selbst wenn sie ihren Leib mit tausend Gewändern
bedecken, nackter als die Nackten unter den Menschen einher/
,Die Frauen aber, die ihr Herz rein bewahren, stets ihre Sinne
im Zaume halten, nie ihre Gedanken auf einen anderen richten,
sondern an ihren eigenen Gatten Genüge finden, die mögen unver-
hüllt wie Sonne und Mond erscheinen — was brauchen solche Frauen
ihr Antlitz zu verhüllen?' usw.
Die hier vorausgesetzte Sitte, daß die junge Ehefrau vor den
Hausgenossen, insbesondere den Schwiegereltern, ihr Antlitz verhüllt,
hat für den Ethnologen nichts Befremdendes, da sich ähnliche Sitten
bei vielen Völkern finden. Schon Edward Tylor hat in seiner 'Early
History ofMankind' (deutsche Übersetzung ,Urgeschichte der Mensch-
heit^ S. 368 f.) derartige Bräuche besprochen. So darf bei Mongolen
und Kalmücken die junge Frau ihren Schwiegervater nicht anreden,
noch sich in seiner Gegenwart setzen. Bei den Jakuten, wo die Frauen
in ihren erstickend heißen Hütten nur halbbekleidet ihrer Arbeit
nachgehen, muß doch die junge Frau vor dem Schwiegervater und
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liehe Übersetzung der tibetischen Version mitzuteilen. Der Tibeter hat das Sanskrit
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sehr genau wiedergegeben. Für etäm prakrtim hat er gtäm-de, was Beckh durch
,dieses Gerede' (kathä für prakrti) übersetzt. Aber prakrti hat, wie es scheint, im
buddhistischen Sanskrit die Bedeutung »Sache, Geschichte 4 (Böhtlinok, Wörterbuch
in kürzerer Fassung s. v. prakrti 9; vgl. auch Divyävadäna, p. 472, 1. 22) und nicht
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,Gerede*, welche Bedeutung ja hier allerdings sehr gut passen würde.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 239
Schwager stets verhüllt erscheinen. In Afrika unter den Beni Amer
versteckt sich die Frau (wie übrigens auch der Mann) vor der
Schwiegermutter, während unter den Barea die Frau sich vor dem
Schwiegervater versteckt. Bei den Basuto darf die Frau bis zur Ge-
burt ihres ersten Kindes dem Schwiegervater nicht ins Gesicht sehen. 1
Ahnliches findet sich auch im heutigen Indien. Wenigstens soll im
Punjab die Ehefrau vor allen älteren Verwandten ihres Gatten ihr
Antlitz verhüllen. 2
Was aber auffällig ist, das ist der Umstand, daß wir in der brahma-
nischen Literatur keinerlei Erwähnung dieser Sitte finden. Weder in
den Gphyasütras, noch in den Dharmaäästras, noch auch im Kämaäästra
wird, soviel ich sehen kann, dieser Sitte Erwähnung getan. Und das ist
um so auffälliger, als es in dieser Literatur Stellen genug gibt, wo man
die Erwähnung einer solchen Sitte, wenn sie den Verfassern der Sästras
bekannt gewesen wäre, erwarten sollte. So ist sowohl in den Dhar-
maäästras als auch in den Kämaäästras öfter vom därarak?ana die
Rede, wo den Ehemännern eingeschärft wird, ihre Frauen sorgfältig
zu bewachen, und wo allerlei Einschränkungen angeführt werden,
durch welche die Frauen vom freien Verkehr mit anderen Männern
abgehalten werden sollen. 3 Aber nirgends ist in diesem Zusammen-
hang vom Verhüllen des Angesichtes die Rede. Auch wo in diesen
Öästras von den Pflichten der jungen Ehefrau gegenüber ihren
Schwiegereltern gesprochen wird, heißt es immer nur, daß sie
diesen Ehrenbezeigungen schuldet, daß sie ihnen gehorsam sein, nicht
widersprechen, vor ihnen nur in gemessenem, ruhigem Tone reden
1 Vgl. auch C. N. Starcke, The Primitive Family, London 1889, p. 237 ff.
* Punjab Gazetteer, Karnai District, Labore 1884, p. 78: "The wife has to
hide her face before all the eider brothers and otber eider relations of her hus-
band; not so before the younger ones— eider and younger being, of course, a matter
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2 1
of genealogical degree, and not of age. Nor may she ever mention the name of
any of the eider ones, or even of her husband himself."
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1902, S. 786 f.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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* Vgl. z. B. Manu ix, 6—7, 10 ff. und Vätsyäyanas Kämasütra 28 (ed. Dur-
gäprasäd, p. 302 f.). 8. auch Eich. Schmidt,. Beiträge zur indischen Erotik, Leipzig
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240 M. WlNTERNITZ.
und nicht laut lachen soll, 1 aber von einer Verhüllung oder Ver-
schleierung wird kein Wort gesagt.
Auch im Epos gibt es Stellen, wo ein Hinweis auf die Ver-
schleierung, wenn sie als Sitte bestanden hätte, zu erwarten wäre.
In der Spielszene des Mahäbhärata (n, 66, 19) läßt Yudhisthira der
Draupadl durch einen Boten sagen, sie solle, trotzdem sie als rajas-
valä dürftig bekleidet (ekavasträ tv adhonim) ist, in den Spielsaal
kommen und vor ihrem Schwiegervater erscheinen. DuhSäsana zerrt
dann die unglückliche Königin, ohne ihrer Vorwürfe und Klagen zu
achten, in den Saal (n, 67, 28 ff.) und dort bricht sie in die heftige
Klage aus, daß sie, die seit ihrer Gatten wähl (Svayamvara) von
anderen Männern nicht gesehen, nicht einmal vom Winde berührt
oder von der Sonne beschienen worden sei, in die Versammlung der
Männer geschleppt werde (n, 68, 4 ff.). Sowie hier von Draupadl
gesagt wird, daß sie wegen ihres Unwohlseins ,nur mit einem Ge-
wand bekleidet' ist, so heißt es auch im Frauenklagegesang des
Mahäbhärata (xi, 10, 8 f.; 14; 24, 7), daß die um ihre gefallenen
Gatten und Söhne klagenden Frauen in ihrem Schmerz ,nur mit
einem Gewände bekleidet' (ekavasträfy, ekavastränusarßvitah) sind.
,Die Frauen, die früher sich selbst vor ihren Freundinnen zu schämen
pflegten, wenn sie nur mit einem Gewände bekleidet waren, waren
jetzt vor ihren Schwiegermüttern ohne Scham' (xi, 10, 14). Trotz-
dem hier überall von der mangelhaften Kleidung die Rede ist und
darauf angespielt wird, daß die adelige Frau fUr gewöhnlich in der
Abgeschlossenheit des Frauengemachs lebt, wird doch nirgends etwas
von einer Verhüllung des Antlitzes erwähnt. 2 Auch in der klassischen
1 Vi$9u 25, 3, Yäjfiavalkya i, 83, Brhaspati 24, 2; 6. Vätsyäyanas Käma-
sutra 21 (ed. Durgäprasäd, p. 239): ävairüivaSuraparicaryä tatpäratantryam anuttara-
vädilä parimüäpracariiläläpakaranam anuccairhäsah \
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* Aach wenn die Frau asüryampa$yä y ,die Sonne nicht sehend 4 (Päpini in,
2, 36) genannt wird (vgl. Nalopakhyäna x, 21 : yäm na vayur na cädityah pura
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paiyati me priyäm), so ist nur an die Abgeschlossenheit königlicher Frauen im
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der Gesellschaft verkehren, hat Ad. Holtzmann, Das Mahäbhärata, Kiel 1892, i,
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Harem gedacht. Daß diese Abgeschlossenheit der Sitte einer älteren Zeit nicht ent-
spricht, daß vielmehr in den ältesten Teilen des Epos die Frauen ziemlich frei in
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 241
Poesie, im Drama usw., ist mir keine Stelle bekannt, wo eine derartige
Sitte vorkäme. 1 In der Buddhalegende endlich kommt die hier be-
sprochene Episode in anderen Texten außer dem Lalitavistara nicht vor.
Man denkt bei der Verschleierung wohl zunächst an die Parda-
Sitte. Diese ist aber gewiß mohammedanisch und kann hier nicht
in Betracht kommen. Denn so jung ist der Lalitavistara gewiß nicht.
Die tibetische Übersetzung, die unsere Stelle verbürgt, kann nicht
später als 9. Jahrhundert angesetzt werden. 2 Auch den Künstlern
von Boro-Budur (850 — 900 n. Chr.) hat gewiß ein Lalitavistara vor-
gelegen, das von unserem nicht wesentlich verschieden war. Andrer-
seits glaube ich nicht, daß der Lalitavistara in seiner gegenwärtigen
Form so alt ist, wie man gewöhnlich annimmt. Daß das um 70 n. Chr.
ins Chinesische übersetzte ,Heilige Buch der Handlungen des Buddha 4
(Fang-teng-pen-ki-king oder Fo-pen-hing-king), das verloren gegangen
und nur aus Zitaten bekannt ist, eine erste Übersetzung unseres
Lalitavistara war, ist höchst zweifelhaft, jedenfalls ganz unbewiesen.
Eine genaue Übersetzung unseres Lalitavistara kann auch das um
300 n. Chr. übersetzte Pou-yao-king nicht gut sein, da es nur acht
Bücher hat und die von S. Beal daraus gegebene Probe wohl dem
vii. Kapitel unseres Lalitavistara so ziemlich entspricht, aber doch
mit diesem nicht genau übereinstimmt. Erst die von Stanislas Julien
S. 24 ff. mit Recht hervorgehoben. Vgl. auch E.W. Hopkins, Journal of the American
Oriental Society xm (Social and Military Position of the Ruling Gaste in Ancient
India . . . with an Appendix On the Status of Woman), pp. 339, 349 ff. Wenn aber
Hopkins hier von einem Schleier spricht (,1t was only in grief, and as a sign of
mourning, that the veil was laid aside'), so weiß ich nicht, worauf er sich
stützt. Im Gegenteil, Kunti verhüllt ihr Antlitz (yastrenävrtya vai mukham), bevor
sie ihren Tränen freien Lauf läßt (Mahäbh. xi, 15, 33).
1 In der Sakuntalä (Akt v, v. 104, ed. C appeller, p. 57) erscheint allerdings
Sakuntalä verschleiert (avagw$thanavatt, Mallinätha: safiromukhaprävaraTTtam ava-
gunthanam tadvatt) vor dem König Du§yanta. Hier ist sie in der Fremde unter
fremden Leuten, was doch etwas wesentlich Verschiedenes ist.
1 Herr Dr. Beckh schreibt mir darüber: ,Was die Zeit der tibetischen Über-
Setzung des Lalitavistara anlangt, so geben dafür einen Anhaltspunkt die im Kolophon
mitgeteilten Namen der Übersetzer: Jinamitra, Dänasiia, Ye.ses.sde. Nach Waddell
(Buddhism of Tibet, p. 33) gehören diese der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts au. 4
Wiener Zeitechr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 16
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242 M. WlNTBRNITZ.
als ,dritte' und , vierte Übersetzung' des Lalitavistara bezeichneten
Werke sind wie der Sanskrittext in 27 Abschnitte eingeteilt und
auch die Titel entsprechen dem Titel des Sanskrittextes. Die dritte
Übersetzung stammt aber nach St. Julubn aus dem Jahre 652, nach
Bünyiü Nanjio aus dem Jahre 683 n. Chr. 1 Soweit also die chinesi-
sehen Übersetzungen als Zeugnisse für die Datierung des Lalitavistara
gelten können, braucht das Werk überhaupt nicht vor dem 3. Jahr-
hundert n. Chr. und in seiner jetzigen Gestalt nicht vor dem 7. Jahr-
hundert n. Chr. existiert zu haben. 2 Es bleibt uns demnach nur
übrig, aus Sprache, Stil und Inhalt des Textes Schlüsse auf dessen
Geschichte zu ziehen. Und da ergibt sich, daß unser Lalitavistara
nicht das einheitliche Werk eines Verfassers, sondern nur eine Kompi-
lation sein kann, in der sehr alte und sehr junge Stücke neben-
einander stehen.
Oldbnbbrg und Windisch haben schöne alte Stücke im Lalita-
vistara nachgewiesen, die zu dem ältesten gehören, was wir von
buddhistischer Literatur besitzen, und die wahrscheinlich aus dem-
selben alten Kanon stammen, auf den auch der Pälikanon zurück-
geht. 9 Auf Grund dieser Stellen können wir sehr wohl glauben,
1 Vgl. Stahislas Julien in der Anmerkung bei Rgya Tch'er Rol Pa (tibe-
tische Übersetzung des Lalitavistara) von Ph. Ed. Foucaux, t. n (Traduction fran^aise),
Paris 1848, p. xviff.; S. Beil, Sacred Books of the East, vol. 19, pp. xvi f., xxv,
xxviii, 344 ff.; Buvyiu Nanjio, A Catalogue of the Chinese Translation of the Buddhist
Tripitaka, Oxford 1883, No. 169, 160; T. W. Rhyb Davids, JRAS 1901, p. 406 und
Hibbert Lectures, p. 197 ff.
* Daraus, daß der Lalitavistara in dem Pancakrama, einem dem NSg&rjuna
zugeschriebenen Tantrawerk (E. Bubnouf, Introduction k l'histoire du Buddhisme
Indien 2 hm * Ed., Paris 1876, p. 497 f.), zitiert wird, kann gewiß nicht geschlossen
werden, daß das Werk dem KägSrjuna im 2. Jahrhundert n. Chr. schon bekannt
war (Lbfmann, Einleitung zur Textausgabe, Bd. n, 1908). Mit der Verfasserschaft
dieser späten Tantrawerke hat der große Meister N&gärjuna wahrscheinlich nicht
mehr zu tun als etwa Vyäsa oder NSrada mit der Abfassung später P ur an a texte.
• II. Oldejtbbrg in den Verhandlungen des v. internationalen Orientalisten-
kongresses in Berlin 1882, Bd. n, S. 107 ff.; E. Wihdisch in den ausgezeichneten
Schriften ,Mära und Buddha' (Leipzig 1895) und ,Buddhas Geburt 4 (Leipzig 1908).
Vgl. auch schon E. Bürhoüf, Lotus de la bonne loi, Paris 1852, p. 864 ff. und
H. Kbbv, Sacred Books of the East, vol. 21, p. xi ff.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 243
daß — wie uns die chinesischen Überlieferungen sagen 1 — der
Lalitavistara die Lebensbeschreibung des Buddha für die zum Hl-
nayäna gehörigen Sarvästivädins enthalte. Aber andrerseits hat der
uns vorliegende Text alle Eigentümlichkeiten eines Mahäyäna-
Vaipulyasütra, das sich nicht mit Unrecht selbst auch als Lalita-
vistara -Pur ä 9a bezeichnet. Denn der Stil des Werkes mit seinen
maßlosen Übertreibungen erinnert gar sehr an die Puräijas, was ja
übrigens von allen Mahäyänasütras gilt. Ganz und gar mahäyänistisch
ist das erste Kapitel, wo der Buddha, von 32.000 Bodhisattvas um-
geben, in Betrachtung versunken dasitzt und aus seinem Scheitel
ein Lichtstrahl hervorbricht, der in die Himmelswelten dringt und
alle Götter in Aufregung versetzt; worauf diese ein Preislied auf
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den erhabenen Buddha anstimmen und die obersten der Götter sich
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ihm zu Füßen werfen und ihn anflehen, zum Heil der Welt das
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treffliche Vaipulyasutra Lalitavistara zu offenbaren. Im Stile der
Mahäyänasütras und der Puräpas wird sowohl hier wie in dem
Schlußkapitel das Werk selbst in überschwenglicher Weise verherr-
licht und gepriesen. Hingegen finden wir von eigentlichen Mahäyäna-
lehren — Bodhisattva -Verehrung, oünyaväda- oder Vijöänaväda-
Anschauungen, Dhäraijüs u. dgl — in dem Kerne des Werkes nichts.
Nur die Vergöttlichung und Verehrung des Buddha tritt im Lalita-
vistara weit stärker hervor als in den Päli berichten. Während selbst
die Nidänakathä nur verhältnismäßig wenig Aufputz zu den Wundern
der Geburt und der Empfängnis, wie sie schon im Majjhima-Nikäya
123 und im Digha-Nikäya 14 geschildert werden, hinzufügt, geht
der Lalitavistara viel weiter. Ich erinnere nur an den Edelstein-
palast, den die Götter herbeischaffen und in dem der ungeborene
Bodhisattva im Schöße seiner Mutter weilt, und wie er schon von
diesem ungewöhnlichen Orte aus die Götter durch seine Predigten
erfreut. Als ein allwissendes, erhabenes Wesen wird der Bodhisattva
empfangen und geboren. Und in dem Dialog zwischen Ananda und
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London 1875, Introduction.
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244 M. Wwteenitz.
Buddha (Kap. 7, ed. Lefmann, p. 87 ff.) wird gar heftig gegen jene
Ungläubigen geeifert, die an die wunderbare Empfängnis und Ge-
burt des Herrn nicht glauben wollen. Sie fahren zur Hölle Avlci,
während der Glaube an Buddha, die Buddha-Bhakti, den Freun-
den des Buddha Erlösung und Wahrheit bringt. Buddha spricht
hier ganz so wie Kfspa in der Bhagavadgltä und es ist gewiß kein
Zufall, daß Buddha im Lalitavistara oft als Mahäpurusa be-
zeichnet wird.
Dieser Teil des Lalitavistara steht also, ebenso wie das Ma-
hävastu, ganz auf dem Boden des Lokottaraväda. Der Buddha
ist kein Mensch, sondern ein überweltliches (lokottara) Wesen, dessen
Erden wallen nur ein ,Spiel' (lalita) ist, zu dem er sich zum Heile
der Welt herbeiläßt. 1 Daß die Sarvästivädins sich zum Lokottara-
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väda bekennen, scheint ja auch daraus hervorzugehen, daß das
Haupt-Abhidharmawefk der Sarvästivädins mit einem Abschnitt über
lokottaradharma beginnt und die Lokottaraprinzipien auch in der
Mahävibhäsä erörtert werden. 2 Es scheint demnach, daß der Lalita-
vistara tatsächlich die Buddhabiographie der Sarvästivädins war, daß
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1 Lalitavistara ist ,die ausführliche Erzählung von dem Spiele (des
Buddha)', d. h. seinem wie ein Spiel vor sich gehenden Leben und Wirken auf
Erden. Gewiß unrichtig ist es, wenn im Petersb. Wb. s. v. lalitavistara das Wort
lalita durch »ungekünstelte, naive Handlungen' wiedergegeben wird. Nach Foucaux
(Übersetzung n, 1892, p. 3) sind unter lalita alle die außerordentlichen Dinge zu
verstehen, die Buddha gemacht oder veranlaßt hat. Weder Foucaux 1 Übersetzung
des Titels »däveloppement des jeuxc noch Räjendraläla Mitras Übersetzung "ex-
position of recreations" gibt einen rechten Sinn. Lefmann (in seiner Übersetzung
Berlin 1874, S. 70 f. vgl. Ausgabe n, 1908, p. vif.) übersetzt ,Entwickelung, aus-
führliche Darstellung des Liebreizes, der Spiele oder natürlichen, ungesuchten Hand-
lungen'. Wenn aber Lefmann daraufhinweist, daß auch der Wandel des Bodhisattva,
nachdem er den Frauenpalast verlassen, als bodhisaltvavikr%(}Ua bezeichnet wird, so
zeigt das eben, daß der ganze Wandel des Buddha auf Erden als »Spiel* aufgefaßt
wird und nicht nur die von ihm vollbrachten Wunder und außerordentlichen Dinge.
Das ganze, große Leben des Buddha, das den Menschen die Wahrheit und die Er-
lösung gebracht hat, ist für ihn ebenso ,ein Spiel', wie nach dem Vedänta (Vedän-
tasutras n, 1, 33) die Schöpfung nur ein Spiel Gott Brahmans ist.
1 Vgl. J. Takaküsu, On the Abhidharma Literature of the Sarvästivädins,
Journal of the Pali Text Society, 1905, pp. 86, 131.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 245
aber unser Text eine im Sinne des Mahäyäna erweiterte und aus-
geschmückte Redaktion des ursprünglichen HlnaySnatextes darstellt
Wir wissen ja durch den chinesischen Pilger I-tsing ; daß die Sar-
västivädins auch Mahäyänabücher studierten und daß die Grenzlinien
zwischen Mahäyäna und Hlnayäna vielfach schwankend waren. 1
Auch mit der gewöhnlichen, im allgemeinen wohl nicht un-
richtigen Annahme, daß die Sanskritprosa jünger sei als die Gäthäs
im gemischten Sanskrit', kommen wir nicht durch, denn es finden
sich jüngere Stücke sowohl in der Prosa als auch in den Gathäs,
die ja auch oft kunstvolle Versmasse wie Vasantatilakä und Särdü-
lavikrltfita aufweisen, und manche Prosastücke, wie z. B. die Predigt
von Benares (im 26. Kap.), gehören zur ältesten Schicht buddhisti-
scher Überlieferungen. Es ist also nur sicher, daß unser Lalitavistara
jüngere und ältere Bestandteile enthält. Zu den jüngeren Stücken
gehören alle jene Episoden in der Lebensgeschichte des Buddha, die
der Päliüberlieferung unbekannt sind. So die (wegen der Parallelen
in den apokryphen Evangelien interessanten) Legenden vom Knaben
Bodhisattva im Tempel (Kap. 8) und in der Schreibschule (Kap. 10).
Hätten die Zusammensteller des Pälikanons oder auch nur die Ver-
fasser der ältesten Atthakathäs diese Geschichten gekannt, so würden
wir sie gewiß in den Pälitexten finden. Und hieher gehört auch die
Anekdote von der Frau des Bodhisattva, die ihr Antlitz nicht ver-
hüllt Auch diese Geschichte, bei der so schöne echt buddhistische
Sittensprüche angebracht werden können, hätten sich die Theravä-
dins und die Mönche von Ceylon nicht entgehen lassen, wenn sie
ihnen bekannt geworden wäre. Würde die Stelle zum ältesten Be-
stand des Werkes gehören, so müßten wir doch auch irgendwo in
der alten Sanskritliteratur eine ähnliche Sitte erwähnt finden. Es
wäre aber der Mühe wert, den hier erwähnten Brauch der Ver-
schleierung der jungen Ehefrau im Hause weiter zu verfolgen, als
es mir bisher gelungen ist. Wenn es gelänge, ihn für eine bestimmte
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des Mahaj&na umgearbeitet oder wenigstens aasgeschmückt worden.
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1 J. Takakusü, I-tsing, A Record of the Buddhist Religion, Oxford 1896,
pp. xxn f., 14 f. Es ist ja auch das zum Hlnayäna gehörige MahSvastu im Sinne
Original fronn
246 M. WlNTERNITZ.
Zeit oder eine bestimmte Gegend Indiens nachzuweisen, so wäre das
vielleicht für die Geschichte des Lalitavistara nicht unwichtig. Ge-
rade aus diesem Grunde habe ich mir gestattet, hier so nachdrücklich
darauf hinzuweisen. Das wichtigste für die Aufhellung der Ent-
stehungsgeschichte des Lalitavistara wäre freilich, wenn endlich ein-
mal alle indischen, tibetischen und chinesischen Berichte
über die Buddhalegende in einer sorgfältigen Konkordanz ein-
ander gegenübergestellt würden. Erst dann dürfte sich dieses und
so manches andere Rätsel der Geschichte der buddhistischen Li-
teratur lösen.
2. Ist Säntideya der Verfasser eines Sütrasamuccaya?
Täranätha 1 erzählt, daß Öänti de va drei Werke verfaßt habe:
Öiksäsamuccaya, Sütrasamuccaya und Bodhicaryävatära. Daß die
beiden Werke Öiksäsamuccaya und Bodhicaryävatära dem Säntideva
mit Recht zugeschrieben werden, kann als sicher gelten. 2 Wie steht
es aber mit dem Sütrasamuccaya?
Wir lesen im Bodhicaryävatära v, 105 und 106:
Siksäsamuccayo 'vasyarri drastavyas ca punahpunah \
vistarena sadäcäro yasmät tatra pradarsitah ||
sarriksepenätha vä tävat pasyet sütrasamuccayarfl \
Äryanägärjunübaddharp, dvitlyam ca prayatnatah \\
Diese beiden Verse werden von Louis de La Valläe Poüssim, 3
dem Kommentator Prajnäkaramati 4 folgend, übersetzt:
«II est nöcessaire de lire et de relire [notre] Siksäsamuccaya,
car la pratique des bodhisattvas y est expliquöe en detail;
ou bien [notre] Sütrasamuccaya, qui est un r^sume; ainsi que
les ouvrages de meme nom composes par Nägärjuna.»
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1 Geschichte des Buddhismus in Indien, aus dem Tibetischen übersetzt von
A. Schiefner, St. Petersburg 1869, 8. 163.
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s Siehe C. Bendall, Qik$äsamuccaya, edited (Bibliotheca Buddhica I) St.
Petersburg 1902, p. m f.
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4 Edited by L. de La Vall&e Poussih (Bibliotheca Indica), p. 163 f.
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3 Bodhicaryävatära, Introduction k la pratique des futurs Bouddhas, poeme
de Qäntideva, Paris 1907, p. 47 f.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskrit Literatur. 247
Aber in der Anmerkung sagt La Vallee Poüssin, daß er
mit Bendall 1 diese Erklärung des Kommentators für falsch halte,
daß Säntideva dem Nägärjuna nur ein Buch, das Sütrasamuccaya,
zuschreibe und daß man übersetzen könnte: «. . . ou bien le Sü-
trasamuccaya, composö par Nägärjuna, qui est un rösum^ [de la pra-
tiquc des bodhisattvas], et aussi le second [Sütrasamuccaya que nous
avons ecrit nous-mömes].» Er fügt hinzu: cEnfin, si on ne croit pas
a l'existence du Sütrasamuccaya de Öäntideva, on traduira dvitiyaip,
ca — «et en second Heu»». Aber wenn man dvittyani ca so über-
setzt, steht es mit atha vä in Widerspruch.
Bendall faßt die Stelle so auf, daß sie sich auf drei Werke:
Siksäsamuccaya, Öäntideva's Sütrasamuccaya und Nägärjuna's Sütra-
samuccaya beziehe, schlägt aber für diejenigen, die daran Anstoß
nehmen sollten, daß Öäntideva sein eigenes Werk als erstes und das
des großen Nägärjuna als zweites nennt, noch die folgende Über-
setzung als möglich vor: "Let him look at the Sütrasamuccaya which
was composed by Nägärjuna and which is his (the pupiPs) second
study." Wie man aber dviUyaip, ca durch , zweites Studium' über-
setzen kann, leuchtet mir nicht ein.
Dennoch scheint es mir ganz zweifellos, daß feäntideva in den
beiden Versen nur zwei Bücher empfiehlt, seinen eigenen Sik§ä-
samuccaya, ,weil in diesem die Lebensführung der Frommen aus-
führlich (yistarena) dargestellt ist', und den von Nägärjuna verfaßten
Sütrasamuccaya, letzteren als Alternative für denjenigen, der sich
mit einer kurzen Zusammenfassung begnügen will. 2 Zu über-
setzen aber wäre der zweite Vers:
,Oder er soll doch jedenfalls als kurze Zusammenfassung den
vom Arya Nägärjuna verfaßten Sütrasamuccaya lesen, und zwar
das zweite Werk mit besonderem Eifer {dmUyaip ca prayat-
nataJi).'
1 £iksäsamuccaya, p. iv.
9 Auch im Tandschar wird der Gegensatz zwischen dem tamkpepa des Sütra-
samuccaya und dem vistara des SiksSsamuccaya hervorgehoben. Vgl. Behdall a. a. O.
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248 M. WlNTERNITZ.
Auf diese Weise erhalten wir einen guten Sinn, der auch der
Bedeutung des Nagärjuna gerecht wird: Wer das Kürzere der
beiden Werke zum Studium erwählt ; muß dieses wenigstens be-
sonders eifrig studieren.
Von einem Sfitrasamuccaya des Säntideva gibt es aber sonst
keine Spur 1 und ich glaube nicht, daß wir dem guten Täranätha
Unrecht tun, wenn wir annehmen, daß er dem Öäntideva ein solches
Werk nur auf Grund einer falschen Interpretation des Verses im
Bodhicaryävatära V, 106 zugeschrieben hat.
3. Drei lehrreiche Stellen aus dem Diyyävadäna*
I. In dem SärdülakarQävadäna, das 265 n. Chr. ins Chinesische
übersetzt worden ist, wird erzählt, 8 wie Ananda durch die Ca$(Jäla-
Zauberin, die Mutter der in den Mönch verliebten Prakrti, so be-
hext wird, daß er schon nahe daran ist, sein Keuschheitsgelübde zu
verletzen. Da fleht er in seiner Herzensangst zum Buddha. Dieser
kommt seinem Jünger zu Hilfe und macht mit seinen ,Mantras'
die ,Mantras* der Zauberin zunichte (atha Bhagavän . . . sambuddha-
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mantraiä candälamanträn pratihanti sma). Bezeichnend ist das
Wort pratihanti. Die Mantras der Zauberin werden durch die
des Buddha ^zurückgeschlagen'. Prakrti beklagt sich bei ihrer Mutter,
daß Änanda, der durch den Zauber schon in ihre Hütte gelockt
worden war, wieder umgekehrt sei. ,Gewiß, meine Tochter', sagt
die Zauberin, ,ist ihm der Sramaria Gautama zu Hilfe gekommen
und durch diesen sind meine Mantras zunichte gemacht worden'.
Prakrti fragt: ,Sind denn, Mutter, die Mantras des Öramaija Gau-
tama stärker als unsere?' Die Mutter muß dies bejahen und gibt
zu, daß es keine Mantras in der Welt gebe, durch die man denen
des Gautama beikommen könne.
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1 Nägärjunas Sütrasamuccaya existiert im tibetischen Tandschur (La Valläb
Poussin, Bodhicaryävatära, Introduction k la pratique, etc., p. 48 note).
* Divyävadäna, edited by E. B. Cowell and R. A. Neil, Cambridge 1886,
p. 613.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritlitbratuk. 249
Die ganze große Literatur der Mantras und Dhära^Is, der
Zaubersprüche und Beschwörungsformeln, im späteren Mahäyäna
findet in dieser kleinen Episode ihre Erklärung. Es war das Be-
dürfnis nach Mantras ; nach Zaubersprüchen, im Volke vorhanden
und diesem Bedürfnis mußte auch der Buddhismus Rechnung tragen.
Um den Mantras der Zauberer entgegenzutreten, mußten auch die
buddhistischen Mönche ihre ,Mantras* haben. Zuerst waren diese
,Mantras' noch moralische Sprüche wie MaAgalasutta und Ratana-
sutta (im Khuddakapätha 5—6 = Suttanipäta 258 ff. und 222 ff.),
denen nur das Formelhafte den Charakter von Zaubersprüchen —
Parittas oder ,Pirits' in Ceylon, ,Mantras' und ,Dhära$Is' in Indien
— gab. Das genügte aber auf die Dauer nicht. Um die Mantras
der Zauberer zurückzuschlagen', brauchte man viele nach dem-
selben Rezept gemachte Formeln und Sprüche. Zu diesem Rezept
gehörten insbesondere die fortwährende Wiederholung gleichlautender
Sätze und formelhafter Wendungen und die Einführung unverständ-
licher, geheimnisvollklingender Silben wie orp, hürß f vaiji, ho, phaf usw.
So entstand dieser höchst unerfreuliche Zweig der Mahäyänaliteratur.
II. Es muß schon manchem Leser der buddhistischen Suttas
und insbesondere der Jätakas und Avadänas aufgefallen sein, daß
der Buddha sich in seinen Predigten — auch die Jätakas und Ava-
dänas sind ja nichts anderes als Predigten (dhammadesanä, dharma-
kathäh) — fast immer an die Mönche wendet. Auch dann, wenn
der Gegenstand der Predigt nur die Laien betrifft, werden in der
Regel die Mönche angeredet, was durch die immerwährend wieder-
holte Ansprache ,o ihr Mönche' (bhikkhave, bhik§avali) noch besonders
markiert wird.
Die Erklärung dieser Tatsache finden wir in demselben Sär-
dülakarijävadäna (Divyävadäna-Edition p. 619). Der Buddha hat die
Prakrti, ein Mädchen aus der Caijdälakaste, zur Nonne geweiht.
Darüber sind die kastenstolzen Brahmanen, Krieger und Bürger von
SrävastI sehr ungehalten und führen Klage beim König Prasenajit
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Kauäala. Da begibt sich dieser mit großem Gefolge zum Buddha.
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250 M. WlNTERNITZ.
Der König, die Brahmanen, die Krieger und Bürger begrüßen den
Meister ehrfurchtsvoll und setzen sich um ihn herum, ,Da redete der
Herr in Hinblick auf den König Prasenajit Kauäala und weil
er die Gedanken dieser zahlreichen Brahmanen, Krieger und
Bürger von Srävasti in seinem Herzen erkannt hatte, die Mönche
mit Bezug auf das frühere Dasein der Nonne Prakrti an und sprach:
„Wünschet ihr, o Mönche, von dem Tathägata eine Predigt für die
Mönche (bhikfünäm dharmakathäm) in bezug auf das frühere Da-
sein der Nonne Prakrti zu hören?" Und die Mönche sprachen zum
Herrn: „Es ist gerade die Zeit dazu, Herr, es ist die Gelegenheit
dazu, Seliger, daß der Herr in bezug auf das frühere Dasein der
Nonne Prakrti eine Predigt halte (dhärmirp kathäm kathayet), damit
die Mönche sie vom Herrn vernehmen und im Gedächtnis behalten. u
Der Herr sprach: „So höret denn, ihr Mönche, und behaltet es wohl
und gut im Geiste, ich will sprechen." ' Die Mönche geben noch
einmal ihren Beifall kund und dann beginnt der Buddha, nur die
Mönche anredend, die bekannte Erzählung — es ist ein Jätaka —
von dem Capcjälahäuptling TriSaöku, der seinen Sohn mit einer Brah-
manentochter verheiraten will, von dem Brahmanen mit Hohn zu-
rückgewiesen wird und in einem Dialog mit diesem das brahmanische
Kastensystem sehr scharf kritisiert. 1 Was uns aber hier interessiert,
ist nur die merkwürdige Art und Weise, in welcher Buddha aus-
drücklich den Mönchen predigt, aber dabei den König Prasenajit
und die Bürger von Örävasti belehren will. Gewiß sind alle Pre-
digten — Suttas, Jätakas und Avadänas — , deren Inhalt nur für
Laien gedacht ist und die doch an die Mönche gerichtet sind, ebenso
zu verstehen. Der Buddha richtet seine Rede an die Mönche, wo-
durch sie ihren religiösen Charakter erhält, zu einer dharmakathä
oder dhärml kathä, einer ,Religionsrede' oder ,Predigt* wird, —
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aber hören sollen sie auch die Laien
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1 E. Bubnouf, Introduction k l'histoire du Bouddhisme Indien, % hm * öd. Paris
1876, p. 183 ff. Aus Bürnoüfs Analyse und teilweiser Übersetzung lernte bekannt-
lich Richard Wagner die Legende kennen, die ihn zu dem Entwurf der ,Sieger c
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begeisterte.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 251
III. Es ist längst bekannt, daß die Buddhisten in der medi-
zinischen Wissenschaft sehr bewandert waren und sich damit — trotz-
dem die Mönche nicht Arzte sein durften 1 — viel abgegeben haben.
Die Geschichten von Jivaka im Mahävagga, die beliebten Gleich-
nisse vom Buddha als Arzt und die Bower-Handschrift sprechen be-
redt genug. 2
Auf eine merkwürdige Stelle in dem wohlbekannten Kugäla-
Avadäna des Divyävadäna (Edition p. 408 f.). aus der wir ersehen,
daß indische Arzte auch seziert und experimentiert haben, ist meines
Wissens noch nicht hingewiesen worden.
König ASoka wird von einer schweren Krankheit befallen.
,Aus seinem Munde begann Kot auszutreten und aus allen Poren
strömte Unrat heraus und er konnte nicht geheilt werden/ Der
König ist bereits seines Lebens überdrüssig. Da erklärt Tisyaraksitä,
seine Gemahlin (die den KuQäla verderben will), sie werde ihn ge-
sund machen, doch müsse den Ärzten der Zutritt verboten werden.
Der König verbietet den Ärzten den Zutritt zum Palast. Die Königin
aber befiehlt ihnen, sobald eine Person von einer ähnlichen Krank-
heit wie der König befallen sei, diese zu ihr zu bringen. Bald
darauf erkrankt ein Kuhhirt an einem solchen Leiden und wird vom
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Q.
Arzt zur Königin gebracht. Diese bringt den Kranken an einem ge-
heimen Orte um, schneidet ihm den Bauch auf, untersucht seinen
Unterleib und findet in den Gedärmen einen Wurm. Sie zerstößt
nun Pfeffer (marica) und bringt das Pulver dem Wurm nahe, aber
dieser wird nicht getötet. Sie versucht es ebenso vergebens mit
langem Pfeffer (pippall) und Ingwer (Sfhgavera). Endlich reicht sie
dem Wurm eine Zwiebel, durch die er getötet wird und aus dem
After abgeht. Nun begibt sich Ti$yarak$itä zum König und sagt ihm,
er müsse eine Zwiebel essen, um geheilt zu werden. Der König
weigert sich zuerst, weil er als Kgatriya Zwiebeln nicht essen
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1 Suttanipäta 927. Dlghanikäya i, 1, 27. Vgl. Läom Feeä in Actes da vm* me
Congr&i Int. des Orientalist«* 1889 (Stockholm) Section n, p. 67.
• Vgl. Jollt, Medizin (Grundriß in, 10), S. 15 f.
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252 M. Wintbrnitz. Beitrags z. büddh. Sanskmtutbratur.
darf. 1 Aber da ihm die Königin erklärt, er müsse sie als Medizin
zur Erhaltung seines Lebens nehmen, ißt er die Zwiebel, der Wurm
geht ab und der König wird gesund.
Als Ergänzung zu den Kapiteln Über »Sektionen* und , Wurm-
krankheiten' in der indischen Medizin (Jollt a. a. O. S. 44 und S. 81 f.)
ist diese Stelle wohl bemerkenswert.
1 Nach Manu y, 5 und 19 darf ein Mitglied höherer Kaste keine Zwiebeln
essen, sonst geht es der Kaste verlustig.
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Ein Beitrag zur ägyptischen Beduinenpoesie.
Von
Dr. Wilhelm Czermak.
Ein Beduine aus der Umgebung von Zawiyet IJamur (raarkaz
Teh-elbarud) unweit von Alexandria, namens c Abd es Salam ebn
*Abd el IJamid aus der Familie der Sawälha vom großen Stamme
der Aulad 'Ali 1 diktierte mir mehrere Gedichte.
Aus den drei Kategorien arabischer Poesie, in die sich das ge-
gebene Material einordnen läßt, nämlich des Liebes-, des reflek-
torischen und des Schmähgedichtes habe ich die folgenden vier
kurzen Gedichte ausgewählt; von der dritten Gattung lag mir aller-
dings nur ein einziges Fragment vor. Der zweiten Kategorie schließt
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sich noch ein Sinnspruch an.
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Der Dialekt* meines Gewährsmannes steht in der Mitte zwischen
der Vulgärsprache der ägyptischen Fellähin und den Mundarten der
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1 Diese sind nahe verwandt mit tripolitanischen Beduinen, die aus süd-
arabischem Qeblüte stammen sollen, s. E. Glasen, M&rib im Jemen. Schilderung: einer
Reise von §an f Ä nach M&rib, p. 33; es heißt dort: , . . . en Nisiin, 400 Mann, im
unteren Teile von Macha, stammen von den AI Abu Hil&l ab. Ihre Brüder wohnen
bei Der'ija und Bisa und ein Teil ist vor vielen Jahrhunderten nach Tripoli-
tanien (Barfca) und nach Kabis (Gabes) ausgewandert/ (Vgl. auch Spitta, Gram-
matik des Vulgärdialektes von Ägypten, p. xi, der die , Stammessage' von der süd-
arabischen Abkunft bezweifelt.) Auch erzählen heute noch die ägyptischen Beduinen
des Nordens von einem gewissen Bü Zeid el Hiläli, der in einer längeren Ge-
schichte, deren Inhalt mit dem einer südarabischen Ka$ide völlig identisch ist, eine
große Rolle spielt.
* Vgl. M. Hartmann, Lieder der libyschen Wüste. Abh. f. d. Kunde des
Morgenlandes, Bd. xi, Nr. 3, p. 4; Hans Stumme, Märchen und Gedichte aus der
Stadt Tripolis in Nordafrika, Skizze des Dialektes (p. 197 ff.) und Grammatik des
Tunisischen Arabisch.
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254
Wilhelm Czermak.
westlich angrenzenden Länder und hat sowohl in Grammatik als
auch Wortschatz manches Altertümliche bewahrt.
Zur Phonetik sei kurz bemerkt: JJ wie g, g wie Z, £> wie das
harte englische ih, > wie das weiche th } J> und k die Emphase des
letzteren.
ä ist meist ie f ia.
Der Dialekt liebt Gleitvokale z. B. statt SJs, ägypt. künt : kinit.
Grammatisch haben sich das Femininum der 2. und 3. Person
Pluralis, desgleichen die entsprechenden Pronomina erhalten.
Als Beispiel diene:
Perfekt:
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1. „ comm
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3. Pers. masc.
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„ „ fem. tigtül
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1. „ comm. nigtil
n „ comm
, nigtilou
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Pronomina
personalia:
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1 . Pers. comm
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2. „ masc. inte
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2. „ masc.
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1 magrebinisch: <JJüu.
1 m*greb. I^JÜÜLS.
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Ein Beitrag zur Agtptischi&n Beduinenpoesie. 255
Text.
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Transkription.
äl Edwis haMbtu Ssmiha Nagme Sdlet ISbldd bald baa yM'ur
'aliha ubxul: 1
böabir 2 fiyyd** mSn §bt liime
gtime ibgÜme. 1
nddän* 'anägid* idn 1 dün Ndime.
babiir sdfi,*
c ieli uwd(i 7 9
uUh ddfyn kif elgafdti;
ySrbik 10 rdzme,
(ub&ih 11 md§bi fybieli 1 *
ugdfel ei&dzme
uldihjindr hözme Iblfizmt} 1
Übersetzung.
,Eß sprach EdwSs, dessen Geliebte Nagme heißt und die in
fernes Land gezogen war, indem er sie besang und sagte:
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256 Wilhelm Czermak.
Züge, gehorsam ohne Zügel,
Waggon auf Waggon,
Es fahren die Reihen [der Wagen], die da vorbei kamen an
Naime.
Mit Ungestüm saust der Zug,
Hoch und nieder [sind seine Wagen],
Und Rauch hat er einer finstern Wetterwolke gleich;
Es schreckt Dich [sein] Donnergepolter,
Sein ,Kanonier' steht mir gegenüber
Mit geknöpfelter Gamasche
Und seine Hände [werfen] in die Glut Häuflein auf Häuflein/
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Anmerkungen.
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1 Die prosaische Einleitung ist im ägyptischen Stadtdialekt ge-
halten.
2 böabir plur. von babür } italienisch vapore.
8 fiyya altarab. £*£ ist plur. von t&yä* £5ti> und j^>.
4 gtime Sbgizme heißt eigentlich ,einer auf den andern, Stück für
Stück/ — cfr. ?*£ Freitag, Lex. s. v. Vocabulum obscurum
quod occurrit Fakih, Alchol. p. »•* 1. 4.
6 nadän ist die 3. Person feminini des Plurals von ndd J>L>; der
Dialekt bildet statt ^j**** ein Analogon zum Maskulinum nädou
t^-ob. ndd hat meist dieselbe Bedeutung wie qäm ,und da i
6 'anägid ist plur. von 'angüd >yU* eigentlich ,[Dattel]büschel,
Rispe, Traube': 'angüd *önab , Weintraube', 'angüd bÜeh ,Dattel-
rispe.'
Das Wort >yU* (>^J^f) wird schon von den alten Beduinen-
dichtern viel verwendet. Ich habe in meiner Doktorsdissertation,
die die Nominalform FU'LÜL behandelte, 1 eine Anzahl Verse zu-
sammengestellt, in denen dieses Wort sowie sein noch häufigeres
Synonymon jy^i* ( J^f) vorkommt; s. Rabfa b. Makrüm ed Pabbi,
Mufad4aliyy&t , (ed. Thorbecke) ri, r; Abu §afcr el Hudali,
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1 Die Arbeit hoffe ich im Laufe des nächsten Jahres veröffentlichen zu können.
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Ein Beitrag zur ägyptischen Bbduinbnpoesie. 257
Hudailitendiw&n (ed. Wellhausen), p. v*, ii; Tä£ el c arüs unter
^yLU ein anonymer Vers; Hamäsa (ed. Freytag) 811, 3, ferner
'Alqama, Six Diwans (ed. Ahlwardt) i, % Lisän el c arab unter
Jü* zwei anonyme Verse , Imru'ulqais, Kitäb äu'arä ennasrä-
niyya (ed. Cheikho) p. ro, 23 und ta ; 6; Mulaih b. al Qakam,
Hudailitendiw. p. in, »r; in, rr* \r* } rt.
Das tertium comparationis ist stets das Zusammenhängende,
Verwachsene' (j£* ,knüpfenM), also hier die ,Reihen der an-
einander gekoppelten Waggons'.
7 ian ist wiederum 3. Person feminini des Plurals von &ä M \J±\
*zan[a] für £?+** nach Abfall des Hamza zu £an.
8 sdti ,dahinbrausend, alles niederreißend', wird schon im Alt-
arabischen von einem ,mutigen, beißenden Tier (Pferd)' oder
einem ,schneidigen, unbändig-kräftigen Manne' gebraucht.
9 'ieli uwä%% ,hoch und nieder' bezieht sich auf die Waggons; bei
Lastzügen sind hohe und niedrig gebaute Wagen vorhanden, so
daß in rascher Fahrt das ,Hoch und Nieder' fortwährend wech-
selt, was dem Beduinen auffällt.
10 yirbik ,es schreckt Dich . . .' womit der Dichter sich selber meint.
11 tühii ist das türkische «^V*; der Dichter vergleicht hier dra-
stisch die Lokomotive mit einer Kanone, der Heizer ist somit
der ,Kanonier, Artillerist' des Zuges.
18 Ügbiali ,mein vis-a-vis'; JL** ,das Gegenüber', adverbiell: <£JU*.
13 hözme, alt ^oj^- ,Bündel' von fj^; hier bezieht es sich auf die
Kohlen, die der Heizer mit der Schaufel in die Feuerung wirft.
Das Gedicht führt uns in die Wüste, durch die der Schienen-
strang einer Eisenbahn gelegt ist. Der Dichter sieht einen Zug
vorüberbrausen und gedenkt dabei seiner Geliebten, die ferne von
ihm weilt; an ihr ist vor Stunden der nämliche Zug vorbeigefahren,
der ihm jetzt gleichsam ihre Grüße bringt. Die Stelle: lau dun
Ndzme ist der Kern des Gedichtes, der Gedanke an die ferne Geliebte.
In echt arabischer Weise macht er nun das Unwesentliche zum
Wesentlichen; statt eines Minneliedes (s. die prosaische Einleitung:
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 17
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258 Wilhelm Czermak.
L^JU ^Ä-äo !) wird es eine Beschreibung des Eisenbahnzuges , der
doch bloß den Gedanken an Naime assoziiert hatte.
Die uralten Vergleiche der arabischen Poesie sind nur auf
moderne Verhältnisse übertragen; die Züge sind dem Dichter ,Rosse
ohne Zügel', sdti wird sonst von einem bissigen, durchgängerischen
Hengst gebraucht; die Waggonkette vergleicht er mit Dattelrispen,
den Rauch der Maschine mit der schwarzen Wetterwolke. Originell
ist die Bezeichnung tübzi für ,Heizer'; sowohl , Artillerist' als , Heizer'
sind moderne Begriffe und doch ist der Vergleich echt altarabisch.
Auch hier bemerkt der Dichter wieder etwas ganz Unwesentliches,
nämlich die Gamaschen des Mannes.
Dieses interessante Gedicht des greisen Edw&s ez Zabüsi liefert
uns einen Beweis dafür, daß der alte Beduinengeist fortlebt und die
eigentümliche Anschauungsart der echten Araber auch in unserer
Zeit mit ihren modernen Einrichtungen sich nicht geändert hat.
IIa.
Text.
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Transkription.
eddinyajn-fdt l alldh man waliha ?
wain essahdba 2 gdbilna umbiha,
wain rdhou iiyühän 'esmdh 3 migiedem ? 4
yindShou 5 fsVdbSd hü 6 wüyyUhddem 7
u?atn Jpna iedem,
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wuttdleb UijyMy hititeh* yigdiha!
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Ein Beitrag zur Ägyptischen Beduinenpoesie 259
Übersetzung.
,Wenn Gott verginge, wer wäre [sonst] der Herr der Welt?
Wo ist [jetzt] die Gefolgschaft, die vor uns war und ihr Prophet,
wo unser Vater Adam;
wohin sind sie entschwunden, Greise [so] freigebig, [so] herrlich?
Gebieten konnten sie [dereinst] über Sklave und Sklavin —
Und der Bettler, der [heute] kommt, kann seine Sache [noch]
glücklich vollenden!'
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Anmerkungen.
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1 n-fat: 8n ist C>\ cum perfecto.
/, , _
2 essahdba: ülaa^aJl .die Genossen Mohammeds' ist ein schon aus
• • • • 7 •
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dem Hadit bekannter Ausdruck.
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3 y esmäh £U-^ plur. von 1^ 7 g üt ig 7 hochherzig/
4 m&giedem f JÜU plur. von r-xi* ,kühn angreifend, heldenhaft, aus-
gezeichnet/
5 yindShou lyt^o^ i. e. o**^*^ von *^ 7 anrufen/
6 hü ,ihn* nämlich den Sklaven; es ist bloß Verstärkung zu
.C o
c äbSd.
7 hddSm: von meinem Gewährsmanne ausdrücklich als Femininum
bezeichnet; auffällig ist auch das ä; der Dialekt würde hiedüm
fordern, was dann auch mit dem Reim übereinstimmte.
wüyy-, wäyy- ist — G>1$ ,mit, samt . . . . ;' s. Hartmann, M.,
Arabischer Sprachführer, S. 14.
8 hieiteh ist
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die einst über Sklaventroß gebieten konnten.
Das Gedicht beklagt die Vergänglichkeit alles Irdischen, nur
Gott allein ist beständig als rdbbu-Välamin. Selbst die Größten und
Mächtigsten sind dahin; der Bettler, der lebt, ist mächtiger als sie,
Der Grundton des Gedichtes erinnert stark an die Gedichte
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der Magäniliteratur, ist also kaum eine Originalblüte des Beduinen-
geistes.
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260 Wilhelm Czerhak.
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Transkription.
la&bqtt 1 marriäh* tSnddr
ui&iyjlgim* bdfäd elgübdli* —
fdrsan 1 Smtdmmä** Sblaskdr*
iti&h fdrsan mä 1 \bdli!
Übersetzung.
, Vielleicht dreht sich der Wind,
Und es kommt eine [weiße] Wolke nach dem Südwind. —
Ein Ritter begehrt heftig nach Ehren
Da kommt über ihn ein [anderer] Ritter, ohne daß er sich's
versieht!*
Anmerkungen.
1 lasbqtt ist gleichbedeutend mit halbdtt /vielleicht/
2 marriäh ist entstanden aus mä häd^erriäfy <^l \<*a Li, wobei
das mä zu lasbqtt gehört.
8 gern ist die ,weiße, regenschwangere Wolke/ die von kühlem
Winde begleitet ist, im Gegensatze zu gübäli {C£+* ,südlich<)
,der heiße, trockene Südsturm/
4 fdrsan ll^U ist der neuarabische, indeterminierende Artikel, die
starre Form der alten Nunation ; cfr. M. Bittner, Der vom Himmel
gefallene Brief Christi, S. 190 und Note 2. — Fleischer, ZDMG
i, S. 155. — Wetzstein, Sprachliches aus den Zeltlagern der
syrischen Wüste ZDMG xxn, S. 113. — Spitta, Grammatik des
arab. Vulgär dialektes von Ägypten, § 76. — Weitere Beispiele ftir die
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Anwendung des Akkusativtanwins, ohne Rücksicht auf den Kasus :
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Ein Beitrag zur ägyptischen Beduinenpoesie. 261
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5 Smtdmma £-jX* ,heftig begehrend, lechzend nach . . .'
6 'aäkär plur. von Sp&r ^^ großartige Eigenschaft, Herrlichkeit,
Ansehen (gelobt und gefürchtet), Ehre/
7 ma ist Negation, nicht, wie man auf den ersten Blick glauben
könnte <Lc>+i5J\ li : ,nicht denkt er daran, indem er sorglos ist'. —
Auch dieses Gedicht weist auf die Unbeständigkeit in der
Welt hin; auf Regen folgt Sonnenschein, doch auch, umgekehrt, er-
eilt so manchen Ehrgeizigen unerwartet sein Geschick.
II c.
Text.
Transkription.
man Jcditar ashäb&h
waddar 'ihyärhQm
t
Übersetzung.
,Wer viel Freunde hat,
verliert ihr Bestes!'
III
XXX»
Text.
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262 W. Czermak- Ein Beitrag zur ägyptischen Beduinenpoesie.
Transkription.
min ^amdlhgm hdnöu —
mänhulli kian IceifhQm?
Übersetzung.
, Durch ihre Taten sind sie verächtlich geworden —
[doch] wer konnte sich [ehedem] ihnen vergleichen ?'
Das Fragment stammt aus einem längeren Schmähgedichte,
dessen sich mein Gewährsmann leider nicht mehr entsinnen konnte.
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Die onomatopoetischen Verba des Türkischen.
Von
Maximilian Bittner.
Unter den sogenannten abgeleiteten Zeitwörtern des Türkischen,
das heißt unter jenen, deren Stamm sich aus einem auch sonst in
der Sprache selbständig lebenden, nicht -verbalen Lautkomplex und
einer Ableitungssilbe zusammensetzt, bilden doch wohl auch die im
folgenden zu behandelnden ,schallnachahmenden' Verba, bei denen
sich als charakteristisches Merkmal vor der Infinitivendung ein nur
ihnen allein eigentümliches -da-, seltener -de- zeigt, eine eigene,
streng geschiedene Klasse.
In den meisten Grammatiken wird auf solche, im Infinitiv also
auf -damaq (-demek) ausgehende Zeitwörter überhaupt nicht hin-
gewiesen, indem man sich nur darauf beschränkt, andere häufiger
vorkommende denominative Verba, besonders die auf -lamaq (-lemek)
zu erklären und zu deuten. 1 Dagegen führt die Janua linguae otto-
manicae von Künos* in ihrem grammatischen Teile doch auch die
uns hier interessierende Gruppe an, erwähnt aber als deren Kenn-
zeichen nur das -da* Neben -da kommt nun aber auch -de- vor
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1 In gleich stiefmütterlicher Weise werden auch andere , Ableitungssilben'
behandelt; ich erinnere hier nur an -mse (-wwa), z. B. V-c^^ui-ro^l agla-msa-maq
,feindre de pleurer, pleurnicher', j£*qA*m u ^< gül-ümte-mek jSourire' u. dgl.
* d. i. Otzmän-török nyelv-könyv (nyelvtan, 9zotdr y olvasmdnyok) irta Dr. Künos
IonAcz — Budapest 1905, S. 290, s.ub § 3.
3 Künos erwähnt dort auch, daß dem -da ein r oder l vorangehe, daß also
das onomatopoetische Element auf r oder l ausgehe. Wir finden aber doch auch
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eine Ausnahme, nämlich kokogdamaq.
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264 Maximilian Bittner.
und dieser Umstand ist vielleicht nicht ganz bedeutungslos für die
Annahme, daß die Infinitivendung -damaq (-demek) hier ursprünglich
mit demek ? sagen* identisch ist und dieses erst nach und nach eine
so enge Verbindung mit den betreffenden Partikeln eingegangen
sein dürfte, daß es von den Gesetzen der Vokalharmonie berührt
werden konnte. Ich meine nämlich, daß alle diese Zeitwörter eigent-
lich so viel bedeuten als das betreffende Onomatopoeticum, das wir
in der folgenden Liste vor dem -damaq, resp. demek finden, erschallen
lassen, also .so oder so sagen'. 1
Bevor wir diesem Deutungsversuch näher treten, wollen wir
eine größere Anzahl von solchen , schallnachahmenden' Zeitwörtern
des Osmanisch -Türkischen betrachten, wobei wir uns vor Augen
halten müssen, daß der eigentlich onomatopoetische Bestandteil, der
vor dem -damaq (-demek) erscheint, als ^Partikel' adverbiell auch
"N
mit anderen Verben gebraucht werden kann und so in den Lexicis
auch für sich allein verzeichnet wird ; z. B. 2
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C
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vi£«*jj£j>J ifieuldemek .retentir'
i S*\>j*ft$ patyrdamaq ,rendre un bruit imitant celui du tumulte' 8
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J^ljJjlg pareldamaq ,briller, resplendir' (bei Barbier de Mbynard)
jj-aljJü' takyldamak ,craquer, ciaquer, faire du bruit'; rasseln,
klappern (so Zenker, vgl. bei Samt Bet JjljJJSU»
taqyldaq ,claquet du moulin')
j^cxJy*. gyryldamak ,couler k grand bruit (une cascade); rauschen'
[vom fließenden Wasser; stärker als j^jJ^Ia*] (so
Zenker)
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1 Dazu beachte man, daß die Sprache selber an demek .sagen* nicht denkt —
- sie bildet das Kausativum solcher Verba nicht auf -dedirmek, sondern auf -detmek
(resp. -datmaq) — und daß andererseits jene Zeitwörter, welche Tierstimmen bezeichnen,
als ob die Sprache in diesem Falle das den Tieren nicht zukommende demek ,sagen*
vermeiden wollte, nicht auf -damaq oder -demek auslauten; vgl. ^^d J ^d^ S ki&-
nemek »wiehern 4 , ^jU.5^53 büjürmek ,brüllen' (Rind), ,jy*j*ß\ afiymaq ,iaen',
JU^Ia hawlamaq »bellen', J^>\tfl j^ gydaqlamaq ,gackern*, J^liV*^ vaqvaqlamaq
,quaken, schnattern* u. dgl.
* Wo nicht anders bemerkt, zitiere ich nach Samt Bey.
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Die onomatopoetischbn Verba des Türkischen. 265
J^^^y?* djounbourdamaq ,se mouvoir avec bruit dans un vas, en
parlant (Tun liquide, fig. faire beaucoup de bruit'
( 3«\jJ^o > a fc djounbouldamaq .se dit (Tun liquide qui se meut dans une
cavite'
*3-°^5^- djyvyldamaq ; gazouiller, en parlant des petits oiseaux'
bei Zenker auch mit leichten Vokalen als viCoJ^
civildemek ,gazouiller, murmurer, marmotter, parier
bas k Toreille; zwitschern, flüstern, murmeln, summen,
leise ins Ohr reden', ebenso bei Barbier de Meynard
e£**wxJ^Ä. ,gazouiller faiblement, pepier'
cS^V^ tchatyrdamaq ,craquer, se briser avec fracas' — auch
Jr^^r*^ tchytyrdamag mit y statt a
^\jM\s^ tchaghyldamaq — soviel als «J^UU^ tchaghlamaq 1 also
,murmurer, couler en produisant un murmure, en
parlant de Peau'
(3-ö^IsIä. tchaqyldamaq ,faire un bruit semblable k celui des
cailloux' 2
j^bj-üU^. tchanghyrdamaq ,faire du cliquetis' (bei Barbier de
Metnard auch ^b^i^Ä. tchynghyrdamaq , tinter,
vibrer')
y*£**>ji*- tcheüerdemek (auch tchegerdemek) ,produire un son clair,
un sifflement aigu comme la Vibration de la corde
de Tarc' (bei Barbier de Meynard)
^IwOji. khyryldamaq soviel als J^/** Jchyrlamaq 3 ,räler, ronfler'
,jy*\>jy*y±. khomurdamaq ,brummen' (Bär) — so in NägIs Lesebuch
l, 16. Aufl., p. 20, Z. 8 von unten (bei Barbier de
Meynard auch J^ibj^-*** khamerdanmaq)
j^ob^üj zynghyrdamaq — auch J^\*xüjj zynghyldamaq — ,trem-
j^b^Li chapyrdamaq ,rendre un bruit aux l&vres en embrassant
ou en mangeant'
bler fortement et avec bruit'
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3 Cf. Note 1.
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1 NB. einige wenige haben Nebenformen auf -lamaq (-lemek).
1 Samt Bky erinnert auch an <JSIä. tchaqyl ,caillou c .
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266 Maximilian Bittner.
j^ljy^Li chadyrdamaq ,murmurer, couler ou se jeter avec bruit,
en parlant de l'eau'
j^ljjjlä charyldamaq , couler en abondance et avec bruit'
j^\^jJLi chaqyrdamaq ,claquer, rendre un bruit semblable k celui
d'une pluie tombante k grosses gouttes, chanter
comme le rossignol'
j^ljj>y£i chouryldamaq ,faire un bruit sourd, murmurer'
^^tj^a+^o samsardanmaq ,grogner; grunzen' (so Zenker)
j^ib^^o sumurdanmaq ,parler bas, murmurer entre ses dents;
murmeln, undeutlich reden, mürrisch reden' (so bei
Zenker, bei Samt Bet J^ib^^o somyrdanmaq
^grommeler*)
^\>jA> tapyrdamaq ,palpiter, faire un bruit leger comme celui
des pieds nus ; marcher k pas de loup' 1
\$*\>j^ s - 3*\>j£
2
j^ilwxi^ fyryldatmaq ,faire tourner avec vitesse, tromper par de
fausses promesses' und J^l^i fyryldanmaq , tour-
ner avec empressement et inquietude'
j^cb^Li fychyrdamaq ,murmurer en parlant de l'eau'
jy.clwkL-ai fycyldamaq ; parler bas, en chuchotant surtout de quel-
que chose de dangereux' (so Samt Bey ? aber Zenker
mit u*)
{ £*\>jjii fyqyrdamaq ? murmurer en bouillant ou produire un bruit
semblable k ce murmure' (so Samt Bet ; nach Zenker
7 fremir; schaudern, erzittern')
f jyc\>j£\ji qaqyrdamaq ,rendre un bruit sec comme celui des noix
ou celui d'un bois sec qui se casse'
j^ljJJJUJ qaqyldamaq ,faire du bruit en frappant; klirren, klappern'
(Zenker)
K Jyc\>^i qypyrdamaq und J^ib^S qypyrdanmaq ,se mouvoir'
1 Cf. neupers. i^Jc^k tajnden ,to palpitate (as the heart), to throb, beat;
to wallow; to totter, fall* (Steingass).
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1 Cf. W. Z. K. M.
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Die onomatopoetischen Verba des Türkischen. 267
j^b^xS qytyrdamaq ,rendre un bruit l^ger quand on la mange,
en parlant d'une chose fragile'
ijyAjipiP kokogdamak ,glousser; glucksen' (Zenker)
j^o\>^srr^ qydjyrdamaq ,grincer, faire un grincement'
eX^jJj^S görüldemek ,faire du bruit, du fracas; retentir, tonner';
lärmen, poltern, krachen, widerhallen (Donner) —
neben e&Jk^s görlemek (bei Zenker mit der Be-
merkung, daß dies stärker sei als das erstere)
i*£+s>jy~cji gumburdimek ,rendre un bruit tonnant, tonner'
s*&*S)j+£ gumurdemek ,crier, en parlant du Hon ou du chameau'
j^\jJ^o myryldamaq und j^ilwxJ^o myryldanmaq ,murmurer, bal-
butier; fig. manifester du möcontentement'
j^iljJju, myzyldanmak ,geindre; krächzen' (Zenker)
j^o\jJ^ vyryldamaq ,faire du bruit, importuner'
&*\>j}5 vyzyrdamaq ,bourdonner; summen, brummen 4 bei (Zenker
= ^\jJUmj)
JrtljJj.9 vyzyldamaq ,faire un petit bruit semblable k celui que
fönt les insectes en volant, bourdonner, gazouiller'.
Wie bereits angedeutet, kommt das onomatopoetische Laut-
gebilde, das dem Stamme eines solchen Zeitwortes nach Abstreifung
von da (-de) zugrunde liegt, 1 in der Sprache häufig auch für sich
als Partikel adverbiell gebraucht vor. So finden wir z. B. J;^ JL>^
J^jil kharyl-kharyl aqmaq ,couler librement en abondance, J^^ J/^
vj^UJj^A-o kharyl-kharyl söjlemek ,parler sans interruption', jM jJü
1 Von vielen kommen auch Substantiva auf ^c^ oder -J? di (du, dt/, du),
resp. ti (tu, ty, tu) vor, welche Ableitungssilbe jedoch nicht auf schallnachahmende
Ausdrücke beschränkt ist, z. B. nicht bloß ^>«*öb patyrdy ,bruit tumultueux;
fracas', ^s,^*^ djounbourdy ,bruit, tumulte', ^j^Jiil^ tchanghyrdy ,cliquetis',
^SZy*^* qydjyrdy ,grincement' oder i«*}y>* wyzyty Geräusch, Knistern, Säuseln,
Rauschen, ^jJI£Iä. cagyldy Murmeln, Rauschen (der Wellen), ^JÜyL X aT V^V
Gekneif, Geknurre, lJ& \£ gürültü Gepolter, sondern auch gezinti fortwährendes
Herumgehen, ^jwÜüo syqyndy Beklemmung, Langeweile, _x3^£>y» qohtntu durch-
einander-, Zusammen-, Hin- und Herlaufen (die letzten 6 Beispiele aus Pekotsch,
Übungsbuch). NB. das d von di, dy, du, du ist also nicht mit dem von da (mag),
de (mek) identisch 1
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268 Maximilian Bittner.
j^>LoUJ (= j^bjJLi) sieden, brodeln (eig. .fyqyr fyqyr, [sagend]
sieden') u. dgl. Wir finden aber solche und ähnliche Ausdrücke
auch mit e£-*i> demek ,sagen' verbunden. So lesen wir z. B. bei
NägI, Sürabüle, in <^iJüL^y*. ^^, p. ir« te> cxi^\ Uo s/ ^ UkJ Ut
^^b 7 der Agha brüllte gnädig noch einmal, ust sagend* (d. h.
,kusch!') und ebenda besonders p. ivo <3^y *f> »jr^ J*£ \^**>*^
,der darin befindliche Vogel flog davon, pir-r-r-r sagend (d. h.
schwirrend). Auch vergleiche man die osmanisch-türkische Phrase
&**^> Jfej vyq dememek wörtlich ,nicht vyq sagen*, d. h. ,supporter
sans se plaindre' und kausativ k*£***j*^> J^ wörtlich ,nicht vyq
sagen lassen*, d. h. ,etouffer, ne pas laisser se plaindre' (so Samy Bey;
bei Barbier de Meynard ,ne pas laisser souffler un mot'). Zu er-
wähnen scheint mir auch das kasan- tatarische 7 pip pip dimäk',
wörtlich ,pip-pip sagen* = ,piepen* (bei BAlint, kazdni-tatdr nyelv
tanulmdnyok, II, kazAat. szötdr, S. 149).
Ob nun demek bei der Komposition mit schwer vokalisierten
schallnachahmenden Elementen nach den Gesetzen der Vokalhar-
monie zu damaq wurde, oder ob wir damaq in ursprünglicherer
Form 1 vor uns haben, möge dahingestellt bleiben. Mir scheint näm-
lich doch danySmax ,reden, sagen* des Azerbeidschanisch-Türkischen 2
— wenn wir z. B. an das refl.-rexipr. J {»« y « > y> qo-n-u-s-maq von qo-maq
denken — viel eher zu einem damaq = demek zu passen, als zu
osm.-türk. JJ-^U* tanymak ,kennen* — also danysma% = da-ny$ma%,
nicht = dany-sma%.
In genau derselben Weise, doch in weit größerem Umfange
werden onomatopoetische Elemente im Mandschu verwendet. In
seinem Manuel de la langue Mandchoue widmet C. de Harlez
diesen eigentümlichen Redeteilen der Sprache einen eigenen Ab-
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1 Zum schweren a gegenüber dem leichten e vgl. z. B. im Osmanischen
bycaq ,Messer' zu bicmek schneiden* (einmal y f dann t).
* Vgl. Zenker, s. v. ,>)L*j->, die Bemerkung ,die erste Silbe — von v*£-*„>^ —
"<D v* " **
obwohl in der Schrift mit Kesra bezeichnet, wird immer e gesprochen', im Azer-
beidschanischen sogar damäk'; zum Reflexivum vgl. auch ,$-*Jl> tynmah ,parler
prononcer un mot' (Stamm etwa ty = di = de).
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Original fronn
Die onomatopoetischen Verba des Türkischen. 269
schnitt — p. 70 und 71, livre in: des onomotopees — und unter-
scheidet von diesen vier Klassen, von denen die erste ,des bruits et
des cris i und die zweite ,des manilres d'agir ou d'etre* bezeichnen,
während die dritte und vierte immer von dem Zeitwort für ,sagen c ,
nämlich sembi begleitet sind, das entweder — bei der dritten —
selber bloß in einer Partizipialform adverbiell einem anderen Verbum
untergeordnet ist oder — bei der vierten — mit dem schallnach-
ahmenden Lautgebilde zu einem Begriff verwachsen in übertragener
Bedeutung gebraucht wird. Man betrachte z. B. cor seme eig. ,cor
sagend c = ,rapidement', fiyar ßr seme eig. fiyar fir sagend' =
promptement, koo seme eig. ,hoo sagend' = ; brillamment' einerseits,
und anderseits dardar sembi eig. ,dar dar sagen' = ,trembler',
für sembi eig. für sagen' = ,etre en foule', hir hir sembi eig. 7 hir
hir sagen' = ^murmurer'. 1
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1 Ähnliches kommt auch in den chamito-semitischen Sprachen vor, vgl.
Brockelmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen, u,
S. 288, § 199 b.
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Ein faijumiseh-griechisches Evangelienfragment.
Von
Dr. Karl Wessely.
(Mit 1 Tafel.)
Das bilingue Pergamentblatt, das ich mit Erlaubnis des k. u. k.
Direktors der Hof bibliothek Hofrat Professor Dr. Ritter von Karabacbk
publiziere, stammt aus dem ersten Faijumerfunde (akquiriert 1883,
altes Inventar Nr. 8023). Es ist sehr schlecht erhalten, überall ab-
gerissen; seine Höhe beträgt noch 16 •cm, die Breite 12 cm, es war
in Abständen von 0*8 cm wagrecht rastriert und in zwei Kolumnen
(Abstand l'l cm) faijumisch-griechisch gegenüberstehend beschrieben;
die Schrift ist auf der Rastrierungslinie. Aus dem Duktus derselben,
gleichmäßig von derselben Hand bei beiden Sprachen, sowie aus
den Fundindizien, wobei Schriftstücke vom 5. — 7. Jahrhundert n. Chr.
die Hauptmasse bildeten, ergibt sich die Schätzung des Alters auf
saec. vi — vn. Es ergibt sich daraus die Wichtigkeit unserer vor-
liegenden Textprobe des faijumischen Matthaeus-Evangeliums; denn
andere Handschriften der literarischen Denkmäler des faijumischen
(baschmurischen) Dialekts sind jedenfalls jünger, ich verweise auf
die Zusammenstellung in den Wiener Sitzungsberichten der phil.-hist.
Klasse 158, 1 [Ein Sprachdenkmal des mittelägyptischen (baschmuri-
schen) Dialekts, Wien 1908, S. 2 f.], wozu neuerdings hinzugekommen
ist J. David fragments d'evangile selon S. Matthieu Revue Biblique
7(1910) 80—92 mit Mt. 5.46-6.18; 14. 8 — 15.4; 26.13—15,35—37.
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Ein faijumisch-grieohisches Evangelibnfragment.
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Vorderseite : Matthaeus 15. 12 — 15 griechisch, 13. 14 faijumisch.
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Die Zeilenenden oux 5 e 9 tu 10 05 12 o 14 uv 15 vov 16 05 18 sowie die am
unteren Rande eingeschobene letzte Zeile 20 sind kleiner geschrieben; rojp 7 zeigt
die sakrale Abkürzung, aber nicht das folgende oüpdcvio;. Z. 13 hat am Ende den
das v vertretenden oberen Horizontalstrich. Der neue Absatz mit cwwxpiOeU 17 ist
durch die Paragraphos am Rande und den großen Anfangsbuchstaben gekenn-
zeichnet.
Rückseite: Matthaeus 15. 17 — 19 faijumisch, fragmentiert griechisch.
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Original from
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272 Karl Wesbely.
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[NA6KTO]YCTO NHOY6BAX2N
[MXT] OC6K X(DH [6Y] NHO Y6
10 [THC KAp]AI [BXX2]Mn2HTAY
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[ ] N6TCÜ>MMnXCDMI
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15 [XXORCjMOl NIM[e]OYl6T2XY
[ ] NI20T6BNIM6T
[ ] nxik Ninop
[ ] NIX NDCIOYI
[NIM6T]pHNNOYX
Die entsprechenden Stellen der sahidischen und boheirischen
Version sind folgende:
Mt. 15. 13 NTOM A6 XHOYüXQB 6MXCD MMOC NXY X6
NGOM A6 XM6POYCD nexxM (no>oy) xe
T(oee Nim 6T6Mne nxeiorr eT2N mohyg tosh
q)ü)HN NIB6N 6T6Mne FIXKDT 6TÄ6N NI<j>HOYI SCDOY
HNXRCDp"R 14 XXCDTN 2XpOOY 26NXXY"
C6NXKOPXOY N6M toynoyni XXY 2XNffXY-
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M06IT NBXX6 N6- OYBXX6 A6 eMq)XNXlMOeiT 2HTH
MCD1T MB6XX6 N6' OYB6XX6 TXp GHfflMCDIT £XXÜ>H
NOYBXX6 C6NX26 6Y2I61T MH6CNXY
NOYB6XX6 0)XY26I eoY<9»< müb
Dazu die Varianten des Sahidischen: 6TMn6 111 6 1 19» — MnHOYB
50 _ TCDffM 111 TXffH 19 1 — NXIKDp'K 13 6 1 — NXXYM061T
111 19 * 2I61T] 2IT N OY<DT 111 und des Boheirischen: NCDOY
nur in D r 8 E — 2XNffAYMÜ>IT MB6XX6 N6 A C D r 3 . 4 A F G, m
H 0* K L N: om. SXY B* (— NB6XX. AB): — 6B6XX6 N6 D 2
— B6XX6YN6 B T E 1 F 8 6 <?: um. N6 E 8 *0 2XNB6XX6Y NffXY-
MCD1T e2XNB6XX6Y J (MB. F 8 e g/) Nl<?XYM(DIT N6 E 8 C
Original fronn
Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Band XXVI.
WESSELY, Dr. Karl: Ein faijumisch-griechisches Evangelienfragment.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
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Ein faijümisch- griechisches Evangelienfragment. 273
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j 2 * eovcgiK] 6ycdjk D 2 K noycdjk l rcnxy d x E. —
Trotz des geringen Umfangs dieses Fragments läßt sich er-
kennen, daß der Dialekt selbständig zwischen dem Sahidischen und
dem Boheirischen steht, TCDff]! NIB1, T[Off6M] steht gegenüber
K60[Y-
Matthaeus 15. 17 sahidisch MH NT6TNN061 XN X6 NKX
boheirisch MnXT6TeN6MI X6 NXX!
NIM 6TNXBCDK 620YN 6TTXnpO e(^\.\E(DK
NIB6N eq)XY<i)e bäoyn epcDH FinipcDMi qjxYqje ncdoy
62PXI 6GH NC6TXYOM 6BOX2M riMXNpMH 18 N6TNHY
e-J-N6XI OY02 NTOY2ITOY 6NIMXN26MCI NH
A6 NTOH 6BOX2N TTXnpO 6YNHY 6BOX2M n2HT
A.6 6GNHOY 6BOXÄ6N pCDH XYNHOY 6BOX£6N ni2HT
XYC1> N6TMMAY N6TCCDCDM MnpCDMe 19 6YNHY TXP 6BOX2M
NXl N6TCCDH MflipCDMI eCOWI TXp 6BOXÄ6N
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R12HT NXe NIMOKMeK 6T2CDOY NIÄCDT6B NIM6TNCDIK
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MnopNIX NX10Y6 MMNTpe NNOYX NOYX
NinopNix NIÖ'lOYl NlM6TM6epe NNOYX NIX60YX
Varianten des Sahidischen: CgXHBCDK 111 — TXOYOH 111
TXYOOY 71 MXNepMH 111 — MNTMNTpe 71 73 111; des Bohei-
rischen: ecgxYcge ncdoy d 1>2 a e — cge 6äoyn J — ntoy-
2ITOY] CIJXY2ITOY F — NOYMXN26MCI D 4 niM. K — 18
6YNHOY r K N Hunter. 26 — H2HT 1" J Hunter. 26 — neONXCCDH
<5 C J L — NNIpCÜMI — 19 6TXYI E (om. TXp <? J L Hunter. 26)
— N6TNCDIK H 0* N NICDIK — M6eM6ep6 F 8 * om. M6T
E * H 0* N 0.
1
Auch hier sind genug Kriterien der Selbständigkeit des Faiju-
mischen, wie die Verwendung von KAXA2[H, das Lehnwort nx<}>6A-
pON (lies -CDN), wozu weder das Sahidische noch das Boheirische
Original fronn
274 K. Wessely. Ein faijumisch-griechisches Evangelienfragment.
anklingt, wie auch in der Textgestaltung 15, 17 Xy(D 6BAA (lies
6BXX2M R) MX 6T[M]MXY ,und von dort hinweg'.
Dieses so alte Sprachdenkmal zeigt nun all die Eigentümlich-
keiten des Faijumischen, die bisher beobachtet worden sind. Was
die Behandlung von p betrifft, so lesen wir neben ACDMl, X(DH, wo
die Vertretung durch X erscheint, doch wieder NlM6T]pH ; geradeso
wie im Johannes -Fragment M6TM6TPH und in Korinther 13. 2
MGTpH (vgl. H. Asmus, Über Fragmente in mittelägyptischem Dialekt,
Göttingen 1904, S. 8). Das charakteristische 2XY ist belegt aus
Jes. Mt. Mc. Joh.; vgl. Asmus p. 18; 2pHI Asmus p. 22; ]TMM6Y
Asmus p. 20 neben M]MXYi bekannt ist der Wechsel O : X.
Die Bedeutung unseres, wenn auch kleinen Fragments besteht
also darin, daß wir dadurch urkundlich in die Lage gesetzt sind,
die Existenz der faijumischen Version mit all ihren dialektischen
Eigentümlichkeiten bis in das 6. — 7. Jahrhundert n. Chr. zurück-
verfolgen und nachweisen zu können.
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Die Abhandlung ,Gegen die Bilderstürmer' von
Vrthanes Kherthol.
Aus dem Armenischen übersetzt
von
F. Folykarp Samuel,
Mitglied der Mechitharisten-Kongregation in Wien.
Vorbemerkung,
Der Verfasser der unten mitgeteilten Abhandlung, Vrthanes
Kherthol, lebte gegen Ende des 6. und am Anfange des 7. Jahr-
hunderts. Er stammte aus dem Fürstenhause der Bagraditen und
war wahrscheinlich aus Dovin gebürtig; sein Vater hieß Khcik und
seine zwei Brüder, Smbat und Gig, bekleideten im Dienste der per-
sischen Staatsverwaltung höhere Würden. Der erstere war Mars p an
(Markgraf) von Hyrkanien 1 (f 616/17) und der zweite Fürst des
Distriktes DaStakaran. 2 Nur soviel und nicht mehr können wir über
die Familie und seine Eltern, welche im Jahre 607 noch am Leben
waren, 3 erfahren. Sein Geburtsjahr läßt sich nicht genau feststellen.
Den ersten Unterricht genoß Vrthanes in der Stadt Dovin.
Nach dem Berichte des Uchtanes befand sich diese Schule, in welcher
1 Auch Gurgän genannt.
1 Da» Buch der Briefe, Tiflis 1901, S. 170.
9 Noch bis 1910 waren diesbezüglich keine sicheren Nachrichten da; alles,
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was wir von diesem Schriftsteller wissen, verdanken wir P. Nbrses Akimtan, dessen
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Verzeichnisse seiner Werke.
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zwei Artikel in der Handes Amsorya (Monatsschrift der Wiener Mechitharisten, 1910,
S. 8 — 11, 37 — 46 etc.) wir uns zur Richtschnur auf diesem Gebiete nehmen wollen;
sein Hauptverdienst ist eine Biographie des betreffenden Schriftstellers nebst einem
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276 Polykarp Samuel.
er manchen Zweig der Wissenschaft mit schnellem Geiste durch-
eilte, im Hause des Katholikos selbst. Eben dieses eifrige Studium
setzte er später auch auf byzantinischem Boden fort, was für ihn
leicht war, weil er ja von Kindheit die griechische Sprache be-
herrschte. 1
Der damalige Katholikos von Dovin, Moses (574 — 604), ein
gutgesinnter und sachverständiger Mann, hatte Vrthanes lieb und
stand in freundschaftlichen Beziehungen zu ihm; auf seinen Wunsch
widmete sich Vrthanes dem geistlichen Stande. Ungefähr um 591 wurde
er zum Priester geweiht und erwarb bald darauf das Doktorat. Nach
dem Tode des Katholikos wurde er zum Vikar bestellt, welches
Amt er drei Jahre lang führte. Um diese Zeit begann der Prozeß
des Bischofs von Curtav, Moses. Weil Vrthanes sich für fähig hielt,
dem Rechte zum Sieg zu verhelfen, so nahm er freiwillig an dem
Prozeße teil 2 und trat auf diese Weise in einen regen Briefwechsel
mit dem erwähnten Moses, Kyrion, Petrus und mit der Kirche von
Curtav. Obwohl alle seine Bemühungen am Ende resultatlos blieben,
so zeigte es sich doch ein für allemal, daß er fähig war, in solchen
wichtigen Sachen mitzureden.
Die Zeitgenossen des Vrthanes geben ihm die Namen Kherthol 3
und Vardapet. 4 Unter anderen läßt ihn der ihm beigelegte Titel
Sarrsalar 6 (Teranc nuirak) als eine hochgestellte Persönlichkeit
erscheinen.
Vrthanes hätte ein tüchtiger Verteidiger der Interessen der Kirche
sein können, hätte er sich in seinem bisweilen unbesonnenen Eifer, sie um
jeden Preis verteidigen zu wollen, gemäßigt. Sein Briefwechsel mit
1 Vgl. Das Buch der Briefe S. 116.
* Siehe Näheres bei Akinian: Kyrien, Katholikos von Georgien, d. h. die Ge-
schichte der Beziehungen der Armenier zu der Georgischen Kirche, Sandes Amsorya,
1907, 1908, 1909.
3 Kherthol heißt armenisch soviel als Philosoph, Gelehrter.
* D. h. Doktor.
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man, H. A. 1912, S. 425).
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6 Sarsaiar stammt von dem persischen Sa r-salar; das armenische Teranc
nuirak («t/»»^ %m^pus^) scheint die Übersetzung davon zu sein ^vgl. J. Tiria-
Original fronn
Die Abhandlung ,Gbgbn die Bilderstürmer' etc. 277
Sormen zeigt ihn als einen der heftigsten Gegner der Griechen. 1 Er
hat eine außerordentlich bedeutende Rolle gespielt bei der Trennung
der Georgier von Armenien, Übrigens darf man nicht außer
acht lassen, daß er auch bei der Wahl des Katholikos (607) großes
Ansehen genossen und dabei als maßgebender Faktor mitgewirkt
hat. Als die Wahlbewegung zu Ende war und Abraham (607 — 610)
zum Patriarchen gewählt wurde, verweilte er in Dovin noch eine Zeit-
lang als Sekretär, um dem bereits schon betagten Katholikos seine Amts-
führung zu erleichtern. Gleichwie sein Geburtsjahr, läßt sich auch
sein Todesjahr nicht genau angeben, es ist jedoch außer Zweifel,
daß er um 617 noch lebte. — Soviel in gedrängter Kürze über
seine Biographie.
Ein Mann, der ein so stark bewegtes Leben im Dienste der
Kirche und des Staates geführt hat, muß ja doch zu seiner Zeit
vieles geleistet haben; das wird niemand in Abrede stellen können;
trotzdem haben wir heute von seinen Werken nur eine unvollkommene
Kenntnis, weil das meiste entweder gänzlich verloren gegangen oder
uns unter fretaden Namen überliefert ist. Außer den ihm zugeschrie-
benen Briefen, deren Anzahl etwa 8 ist, hat er noch zwei Abhand-
lungen hinterlassen; die Übersetzungen der ,Schrift zum Erweis
der Apost. Verkündigung' und des Werkes ,Gegen die Häre-
tiker' des Irenäus aber werden ihm mit Unrecht zugeschrieben
(Akinian).
Die eine Abhandlung trägt den Titel: ,Die Geschichte des
Aufbaues der Martyrkapelle der Rypsimien von Katholikos
Komitas', die andere den Titel: ,Das Gespräch gegen die
Bilderstürmer'. Die letztere ist im wesentlichen eine Erörterung
oder vielmehr eine Apologie äußerst gediegenen Inhaltes; sie ist
interessant nicht bloß in kirchengeschichtlich er ; sondern auch in kunst-
historischer Hinsicht, insofern sie für die armenische Miniatur-
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1 Da* Buch der Briefe S. 108—109, wo Vrthanes einmütig mit anderen
Regenten einen Brief durch sein beigedrücktes Siegel beglaubigt, welcher einen Wider-
ruf der Lehre der Kalzedoniten und die Annahme des Monophysitismus enthält.
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278 POLYKARP SAMÜKL.
maierei wertvolle Angaben enthält. 1 Kirchengeschichtlich ist sie inso-
fern interessant, weil der Verfasser schon in einer so frühen Zeit
die einzig richtige Auffassung von der Bilderverehrung den Bilder-
stürmern vor Augen führt und dieselbe mit Zitaten aus Chryso-
stomus, Severianus, Eusebius und Gregor Illuminator 2 be-
kräftigt.
An dieser Stelle ist eine Frage zu lösen, nämlich die der Authen-
tizität dieser Abhandlung; die Art und Weise, wie der Verfasser seine
ganze Beredsamkeit aufbietet, die Ikonomaken zu bekämpfen, hat
manche Gelehrte zu der Ansicht verleitet, entweder die Frage beiseite
zu lassen oder zu sagen, daß diese Schrift nicht von ihm stamme.
Dr. J. Dashian, Katalog S. 1 157 äußert sich dahin: , Diese Abhandlung
gehört nicht Vrthanes Kherthol, sondern sie ist vielmehr ein Werk
späterer Zeit/ Dr. J. Strzygowski spricht ihm in seinem Werke Das
Etschmiadzin Evangeliar S. 77 diese Abhandlung ebenfalls ab: ,An
diesen (Vrthanes) kann, glaube ich, schon deshalb nicht gedacht werden,
weil das Gespräch offenbar durch den Ikonoklasmus angeregt ist,
daher frühestens um die Mitte des 8. Jahrhunderts entstanden sein
kann/ Diese Meinung scheint aber unhaltbar zu sein. Infolgedessen
kommt es nun in erster Linie darauf an, nachzuweisen, daß gegen
Ende des 5. Jahrhunderts in Armenien eine krampfhafte Bewegung
im Werke war, welche nachher im 8. Jahrhundert (726) in das soge-
nannte organisierte BilderstUrmertum übergehen sollte. Für diese
unsere Meinung spricht schon die folgende Stelle bei Vardapet
Johann (Mayragomeci, zur 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts) an David,
Bischof von Metzgolmank. Diese, fast möchte ich sagen, ausschlag-
gebende Stelle gibt uns der armenische Historiker M. Kalankatuaci,
I. 46, S. 401 — 405, sie lautet: , David, Bischof von Metzgohnank
(nach 610) hörte von den Gegenden Armeniens, daß manche die
1 Dashian, Katalog der Arm. Handschr. S. 31.
' Das Gebet von Gregor bei Agathangelas S. 331 = Ed. Venedig. Diese
Stelle wird auch von dem Patriarchen Nekephorns (806 — 815) in seiner Er-
Orterang gegen Eusebius benatzt. J. B. Pitba, SpiciUgium Solesmerue com-
plectu* Sanctorum Patrum y t. i, Parisiis, 1852, pp. 499—502.
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Die Abhandlung , Gegen die Bilderstürmer' etc. 279
Bilder nicht verehren, sowie auch nicht taufen wollen . . . indem
sie meinten, daß das Priestertum schon von der Welt weggeschafft
sei; da bat er Johann Vardapet um Aufschluß hierüber; und dieser
schrieb ihm folgendermaßen: „Jene Sekte erschien erst nach den
Aposteln, und der Ikonoklasmus tauchte zum erstenmale in Rom auf,
weswegen auch das große Konzil von Cäsarea einberufen wurde.
Da faßte man den Beschluß, die Gotteshäuser zu bemalen; die
Maler aber überhoben sich selbst und dünkten sich ausgezeichneter
zu sein, als die übrigen kirchlichen Künstler und sagten: Unsere
Kunst ist Licht, weil sie in gleicher Weise sowohl die Alten als die
Jungen lesen können, die Heilige Schrift aber nur wenige. Hierauf
wurde das Konzil unterbrochen, alsbald aber wiederum zusammen-
berufen; als man in diesem Konzil die Sache näher untersuchte, ent-
schuldigte man die Abschreiber, die Leser und die Ausleger und
gab ihnen den Vorzug. Und schon von jener Zeit an bis zur Zeit
des Moses, Bischofs von Armenien, ist dieses Schisma nicht mehr
aufgetreten. Als sich aber das armenische Patriarchat spaltete, da
entstand ein heftiger Streit zwischen Moses und Theodorus, Bischof
von Karana, den man mit dem Namen , Hauptphilosoph' bezeichnete;
und die Othodoxen beschimpften das ganze Religionswesen der Grie-
chen (Text: Römer),
Dann aber fingen ein gewisser Priester mit Namen Jesu, ferner
Thadäus und Gregor, welche zur Partei des Moses gehörten, ... an zu
lehren: Daß man die Bilder, mit denen die Kirchen bemalt sind, ab-
wischen und mit den weltlichen Priestern kein Verhältnis pflegen soll.
Da geriet die ganze Provinz in Verwirrung und das Gerücht drang
bis zu den Ohren des Bischofs Moses, welcher sofort ein Schreiben
erließ, daß sie wieder zurückkehren sollten. Jene aber lehnten sich
gegen ihn auf und zogen nach ihrer Provinz Arzacharan, um daselbst
eine Unterkunft zu suchen. Und zu der Frage des Patriarchen an
seine Gelehrten nach der Ursache dieses Benehmens führten sie
nur die griechische (T: römische) Sekte als Grund hievon an; dann
schrieben sie einen Brief, daß niemand die Gemälde, die in den
Kirchen sind, geringschätzig behandeln dürfe . . .
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280 Polykarp Samuel.
Dann aber ließ der Herr von Gardmana die drei gefangen
nehmen und gefesselt nach Armenien fuhren; als jene vor uns er-
schienen, da fragten wir sie, aus welchem Grunde sie das Bild des
menschgewordenen Gottes nicht annehmen wollten. Darauf antworteten
sie: Es ist außerhalb der Gebote, und es ist Sache der Heiden, welche
allen Geschöpfen göttliche Ehrerbietung bezeugen; wir huldigen des-
halb nicht den Bildern, weil wir nirgends in der Heiligen Schrift eine
solche Vorschrift vorfinden. Hierauf beriefen wir uns auf das Kolorit in
dem Zelte, auf verschiedene Skulpturen des salomonischen Tempels,
welche auch in unseren Kirchen bemalt sind. Indem wir dies und der-
gleichen mehr sagten, haben wir sie auf den rechten Weg gewiesen/
Aus diesem Zitate ergibt sich nun folgendes: Wenn auch der
Ikonoklasmus in seiner ausgesprochenen Form erst um die erste
Hälfte des 8. Jahrhunderts (ca. 726) auftrat, war er nichtsdesto-
weniger schon frühzeitig (4. Jahrh.) auf dem Boden von Syrien
und Armenien, gleichviel ob unter dem Namen Paulikianismus
(eine Art Manichäismus) oder unter dem des Barbarischen 1 Nesto-
rianismus, aufgetreten. Ch. Diehl äußert sich in seinem neuesten
Werke ^Manuel d'art byzantin' (Paris 1910, S. 335) dahin: ,Assur^-
1 Dieses von den armenischen Schriftstellern des 6. Jahrhunderts vielfach er-
wähnte Epithet (t*nt.<J*pQ) scheint ihren Ursprung von dem gleichlautenden Kon-
tinent zu haben, welcher ursprünglich der Wohnsitz dieser nomadisierenden Sekte
gewesen ist. Was den Namen Nestorianismus anbelangt, so haben die armenischen
Schriftsteller damit nichts anders als den ausgesprochenen Manichäismus be-
zeichnen wollen. J. Oznkci (718 — 31) liefert uns in dieser Hinsicht einen gut be-
gründeten Beleg in seiner berühmten »Erörterung gegen die Paulikianer', wo
diese zwei Namen kurzweg identifiziert sind. Es könnte ferner hier in Betracht
kommen die Ähnlichkeit dieser Art Nestorianismus mit dem erwähnten Pauli-
kianismus, welche, wie mir scheint, eine bedeutende ist. Nach meiner Meinung ist
diese auffallende Ähnlichkeit dahin zu deuten, daß beide Sekten wahrscheinlich
anfangs eines gemeinsamen Ursprungs sein dürften; zum Beweis dessen
mag dienen die Zitation von Nerses Astarakeci aus dem sogenannten Briefe:
k»% (Übereinstimmung Armeniens durch den Katholikos der Armenier, Nerses etc.):
,Und sie (d. h. Nestorianer) verführten Männer und Frauen unter dem einfältigen
Volke, zu empfangen die Eucharistie von ihren Händen, wie wenn sie das Be-
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kenntnis der Paulikianer hätten/ Vgl. Das Buch der Briefe, S. 73.
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Die Abhandlung ? Gegbn die Bilderstürmer' etc. 281
ment, ce n'etaient la que des protestations isolees. Mais elles attestaient
un etat d'äme obscur, une sourde hostilitö qui, surtout en Orient,
persistait contre les images. Tandis que la Grece, toujours eprise de
beautä plastique, acceptait volontiers dans l'art chr&ien la reprösen-
tation de la figure hnmaine, l'Asie au contraire gardait franchement
les vieilles repugnances semitiques contre Pidolätrie. C'est en Syrie,
plus que partout ailleurs, que se manifesterent les passions icono-
clastes. Au vi e si&cle, Antioche 6tait le thöätre d'une veritable ömeute
dirig^e contre le culte des images . . .' Diese Meinung wird auch
von den gleichzeitigen Kirchenvätern 1 und Konzilien vielfach ver-
treten; das Konzil von El vir ah (306) befahl, daß man die Kirchen
nicht bemalen dürfe, , damit nicht der Gegenstand unseres Glaubens
an den Mauern ausgestellt sei'. Soviel für das hohe Alter einer
wenigstens bilderstürmerisch gesinnten Sekte in Asien; um aber dem
bisher Gesagten noch näher zu rücken, wollen wir in der armenischen
Nationalgeschichte nachschlagen.
Nach dem Berichte der Zeitgeschichte wurden die Vorläufer
des Bilderstürmertums, bzw. die sogenannten Barbarischen Nesto-
rianer nach und nach anmaßender und schon um die erste Hälfte
des 6. Jahrhunderts hatten sie in Dovin festen Fuß gefaßt, zumal
sie unter anderem auch der armenischen Sprache kundig waren. 2
Die ernsten Bemühungen von Nerses (II) AStarakeci (548 — 57)
— und nicht bloß von ihm, sondern von allen Gelehrten 3 jener Zeit —
1 C. Diehl, pp. 334, wo der Verfasser sich auf das strenge Benehmen des
Epiphanius von Cypern (-j- 403) gegen das Christusbild beruft, welches in einer
Kirche von Palestina aufgehängt war.
* Vgl. Pharbeci S. 94. Übrigens sehr charakterisierend sind an dieser Stelle
die Worte von Nerses AStarakeci (Das Buch der Briefe, S. 72): y>tuqtu%q.u ^^tmum^
ptfi±n5tlrauaU tri. LttnJiubo ^ßnL.tß-tuuuwtu%fi jnnng nJtuho ^tuttSrust j tu n. tu tu a. nj%
jtujfautp^ '&[*, Jw£tun.tubtu%n*.p-lrtmJp fyu*tj[tu £*"f- fyupu dtp L.früif- Jhrtfj djttu-
utu%nt-ß-&- tut/t* funuutnütuütrtnd ujthotrmttu tlhtu^tut-tuu* £&f- wy t Diese Zitation
orientiert uns nebenbei über den Zeitraum, in welchem diese Sekte in Armenien
einbrach.
9 ,Sie (die derzeitigen Gelehrten) schrieben hierauf Briefe, daß niemand die
Bilder, die in den Kirchen sind, verachten dürfe/ Ka&ahkatua?i, Die Ge~
schichte der Armenier, I. S. 404.
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282 Polykarp Samuel.
gingen dahin, diese Sekte auf armenischem Boden auszurotten, was
jedoch dem Katholikos Nerses nur in gewissem, spärlichem Maße ge-
lang; sie gewann daher schon Ende des 6. Jahrhunderts gleichsam
Oberhand in Armenien, in welcher Zeit auch, gemäß den authentischen
Angaben der Historiker Samuel und Kirakos, allerhand Schriften
ihrer Religion ins Armenische übersetzt wurden. Der letztere schreibt
S. 29 wie folgt: ,1m 10. Jahre des Herrn Abraham (= 580) drangen
in Armenien einige Syrier, beredt und mächtig im Worte, vor, um
die Sekte des Nestorius unter uns zu propagieren, aber mit dem Bann
belegt, 1 wurden sie ausgewiesen; einige nur stimmten ihnen bei,
indem sie ihre Irrlehren übersetzten/
Die Abfassungszeit dieser Schrift fällt nun ungefähr zwischen
die Jahre 574 — 604; gerade um diese Zeit wütete unter der An-
führung des lasterhaften Thaddäus und Jesai sowie deren Gefährten'
das Bilderstürmertum schrecklich in Armenien.
Der einzige Text, auf den wir vorläufig angewiesen sind, ist
die bekannte Ausgabe von Sahakian, welcher diese Abhandlung
seinem Buche 7 Über die Fürbitte der Heiligen und die Verehrung
ihrer Reliquien und Bilder c beigefügt hat; 2 sie ist mehrfach ent-
stellt und manchmal so zweideutig, daß man wiederholt zu Vermu-
tungen greifen muß.
Was meine Übersetzung anbelangt, ist sie so ausgeführt, daß sie
auch denjenigen verständlich bleibt, welche des Klassisch- Armenischen
unkundig sind; mußte ich mich auch zu diesem Zwecke von einer wört-
lichen Übersetzung fernhalten, so soll damit doch keineswegs gesagt
werden, daß ich dabei gänzlich von der Ausdrucksweise des Originals
abgesehen habe; im Gegenteil, mehrere Stellen werden hinlänglich
bezeugen, daß ich das Original beständig vor Augen gehabt habe.
1 Das Formular von der Exkommunikation dieser Sekte findet man in dem
Buche der Briefe S. 76—77.
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1 Auch unsere Bibliothek besitzt davon eine Handschrift (Nr. 44 aus dem
15. Jahrhundert); sie ist, verglichen mit der obigen Ausgabe, an auffälligen Va-
rianten ziemlich reich; diese Varianten werden in folgenden in den Anmerkungen
angegeben werden. Unsere Handschrift will ich einfach mit B und den Text des
Sahakian mit A bezeichnen.
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Die Abhandlung , Gegen die Bilderstürmer' etc. 283
Außerdem ist zu beachten: der Verfasser gab die Zitate, sei es
aus der Bibel oder anderswoher, nie genau an. Ich werde es mir
daher angelegen sein lassen, alle diese Zitate richtig zu stellen, ob-
wohl sie sich nicht immer wörtlich vergleichen lassen.
Mit dieser unserer Übersetzung hoffen wir denjenigen einen
Dienst erwiesen zu haben, denen der Text dieser interessanten Schrift
unzugänglich ist Jene Fragmente, die wegen ihrer besonderen Be-
ziehung zur armenischen Miniaturmalerei in dem Werke ,Das Etsch-
miadzin Evangeliar* übersetzt worden sind, werden wir im wesent-
lichen unverändert beibehalten.
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,Ctegen die Bilderstürmer* tob Yrthanes KherthoL
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Mit dem belebenden Lichte prangen alle Geschöpfe, und Himmel
und Erde frohlocken erglänzend in ihren Strahlen; denn das Licht
der Wahrheit hat den Erdkreis erleuchtet Es verscheuchte den
finsteren Nebel von den verdunkelten, verhärteten Herzen und da
füllte sich die Erde mit der gottkundigen Lehre. Die Gedanken-
führer verworrener Ansichten aber, welche in stockfinsterer Nacht
blindlings umhertappen, sie verführen die Herzen der Unschuldigen
mit phantastischen Worten und bringen so Spaltung in die Kirche.
Sie meinen, man solle nicht die Kirchen mit Gemälden und Bildern
bemalen; und führen von dem alten Testamente Zeugnisse herbei,
die bezüglich der Idolatrie der Heiden gesagt waren, und gerade
in dieser Hinsicht machten die Propheten ihnen Vorwürfe; unser
Kultus aber, den wir Christus und seinen Auserwählten bezeugen,
läßt sich mit dem ihrigen keineswegs vergleichen; und dies beweisen
wir nicht etwa mit Worten, die an sich wahr und richtig sind,
sondern vielmehr mit Zeugnissen der Heiligen Schrift; und wir
werden nichts anderes tun, als den Verkündern der Gebote nach-
sprechen.
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Denn * auf Gottes Befehl war es Moses, der zuerst in dem Zelte
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die Bildergestalten gemacht hat, nämlich ein Paar goldene Cherubim
1 Teroyenz erwähnt, daß der Etschmiadziner Text dieser Abhandlung (vgl.
Georg. Katalog d. Handschr. zu Etsch. Nr. 102) erst hier beginnt.
Original fronn
284 Polykarp Samuel.
in getriebener Arbeit in Menschengestalt mit Flügeln über der Sühn-
stätte, aus welcher der Herr der Herren sprach, von welcher selbst
der Apostel bezeugt : ,Die Cherubim der Herrlichkeit, sagt er, über-
schatteten die Stihnstätte, indem sie die Flügel ausbreiteten'; 1 und
das ist ein Vorbild eines höheren Mysteriums. Ebenso den Vorhang,
den der Herr in bunter Farbe und Bildern auszumalen befahl, stattete
er in mannigfaltig gestickter Arbeit aus, d. h. in Blau und Purpur,
Scharlach und gezwirntem Byssus. War die bunte Stickerei des Vor-
hanges nicht etwa malerisch und waren die Cherubim des Vorhanges
nicht etwa Figuren? Ebenfalls machte Salomon Cherubim im Tempel
aus Zypressenholz und überzog sie mit Gold, und nicht nur die Che-
rubim, die in dem Spruchorte waren, sondern auch an den Wänden
und Türen und Schwellen ringsum brachte er Cherubim und Palmen
und allerlei Zieraten an. Und Gott verachtete es nicht, sondern viel-
mehr nannte denselben /Tempel seines Namens'. Der gottbegeisterte
Prophet spricht folgendermaßen von jenem Gesicht, das er sah, nicht
etwa wie die übrigen Propheten und Orakel, sondern mit gott-
schauender Voraussehung sprach er: ,Und der Herr führte mich auf
einen hohen Berg hinauf; und er führte mich hinein, ich sah dort einen
Tempel und siehe, da war ein Mann, schrecklich und wunderbar,
und Blitze zuckten von ihm wie von einem Erze und er beaufsichtigte
die Tür und hatte eine leinene Maßschnur und einen Maßstab in
seiner Hand; und er sprach zu mir: Menschensohn, schaue und be-
denke alles, was sich da findet, weil ich, um es dir zu zeigen, hieher
gekommen bin; 2 und ich sah den Tempel ringsum bemalt, innen und
außen, mit Cherubim und Palmen vom Boden bis zu den oberen
Räumen; und nicht bloß der Tempel war bemalt, sondern auch die
Gemächer, die Türe und der Tisch; die Cherubim von menschlicher
Gestalt waren alle zu zweien, und je eine Palme zwischen Cherub
und Cherub; 3 was ein Zeichen großen Wunders ist.
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* Vgl. Eaech. 12. 3, 4.
3 Vgl. Ibid. 41, 17, 18.
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Die Abhandlung , Gegen die Bilderstürmer' etc. 285
Nun, was hast du da zu sagen, o mit Geistesschwäche behafteter
Mensch, nachdem ich gesagt habe, daß die von Moses und Salomon
gemachten Cherubim bloß Gebilde von Menschenhänden waren; und
das nennst du etwa erfinden, 1 was Gott selbst vorgezeigt hat? Jetzt
ist es nun außer Zweifel, daß die Alten auch Bilder zur Anbetung
der Herrlichkeit der Gottheit hatten; soviel aus dem alten Testa-
mente. In dem neuen Testamente sagt Paulus zu den Athenern: ,Als
ich an euren Götterbildern vorüberging und sie betrachtete, fand ich
einen Altar, auf dem geschrieben stand: Einem unbekannten Gott.
Was ihr nun verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch! 2
War der Altar etwa Gott selbst? Daß sie ihn aber unter dem Namen
Gottes verehrten, davon hat selbst Paulus Zeugnis gegeben; und wir
sind nicht jener Ansicht, daß das Bild und die Gemälde wahrhaftig
Gott seien, sondern wir malen sie nur in seinem Namen, gemäß dem
erschienenen Vorbild; Isaias verkündete die Geburt und Jeremias
seinen Umgang mit den Menschen und Daniel seine Leiden und sein
Begräbnis und Ezechiel und Oseas die Auferstehung, und Daniel und
Zacharias die zweite Ankunft, und Nahum und Malachias das letzte
Gericht. Denn sie verkündeten uns mit Gleichnissen, und die einen
sind bereits schon in Erfüllung gegangen und die anderen werden
noch erfüllt werden; und wir stellen im Bilde dar, was in der Schrift
da ist, und die Schrift ist Tinte und zugleich Motiv für unsere Bilder.
Auch bei den Kirchenvätern sind diesbezüglich manche Er-
wähnungen zu finden; Johann, Bischof von Konstantinopel, in seiner
Rede an die Getauften 3 sagt: ,Wie z. B. die ehernen Standbilder
der Könige leblos und unbeseelt sind, unbeseelt nicht etwa als Kupfer,
sondern insofern es das Bild des Königs ist', also sollst du verstehen,
du Häretiker. Ferner in der Homilie, worin er die Achtung der
x B liest richtiger jf^t ^«'"tA^A"* wää nennst du das? anstatt ^M-^
2 Apost. Gesch. 17, 23.
' Diese Zitation deutet auf den armenischen Text, dessen Überschrift eigent-
lich SO lautet: J^jm. fmajuutt.9»plrut£juü tuuuMßtr^nJ% ^n^tußjusjp. JTutp&t/tMij (Tgl. Joh.
Cbrys. Komment, in Epist. Pauli, II 844—45. Ed. Venezia 1862).
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286 Polykarp Samuel.
göttlichen Gesetze behandelt, sagt er: 1 ,Sehet ihr es nicht in den
königlichen Bildern; oben steht das Bild und trägt den Namen des
Königs, unten aber am Postamente sind seine Heldentaten geschrieben ;
dasselbe kann man auch an den Fellen bemerken; die königliche
Figur ist darauf geprägt und darunter seine Ruhmestaten und Siege/
Oder was wirst du sagen vom Christusbilde, welches der fromme
und getreue Diener Abgar abgemalt hat von Angesicht zu Angesicht;
von welchem die Überlieferung sagt, daß es in der großen Kirche
von Urha aufbewahrt sei.
Auch der Bischof Severianus sagt : * , Wie z. B. wenn der
König abwesend ist, dann ersetzt ihn sein Bild und die Archonten
beten es an und unterlassen es nicht, die Monatsfeste zu begehen,
die Oberhäupter und die Plebejer gehen ihm huldigend entgegen,
nicht etwa um des Holzes willen, sondern wegen des Königsbild-
nisses; sie sehen nicht auf die Natur der Dinge, sondern auf das,
was schriftlich da ist; und wenn eines Königs Bild so erhaben ist,
um wieviel mehr das Bild des unsterblichen Königs ?' In diesem
Sinne sollst du meine Worte hinnehmen, denn auch sie sind wie die
der Kirchenlehrer; 5 und willst du die Schriften dieser erlernen: sie
lehren dich dasselbe. Das nämliche gilt von dem hl. Gregor Illumi-
nator der Armenier, welcher in seinem Gebete sagt: , Anstatt der
hölzernen Götzen errichtete er sein Kreuz inmitten des Weltalls; und
weil einmal die Menschen gewöhnt waren, die leblosen Bilder der
Verstorbenen anzubeten, so wurde er selbst ein totes Bild: Er starb
am Kreuze, damit man dasselbe und das daran geschlagene menschen-
ähnliche Bild gläubig verehre, um damit die Kreuzmachenden und
Kreuzliebenden sowie die Kreuzanbeter seinem göttlichen Bilde zu
unterwerfen. 4
Nun aber, wenn ihr unseren Worten keinen Glauben schenkt,
dann sollt ihr die Schrift untersuchen und sie richtig auffassen; aber
1 B. fehlt: /worin er behandelt, sagt*.
* Es war mir unmöglich diese Zitation in der armenischen Übersetzung zu
finden.
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3 Text: Denn auch sie sind Kirchenlehrer. 4 Agath. Ed. Venet. S. 71.
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Die Abhandlung , Gegen die Bilderstürmer i etc. 287
ihr steht ja himmelweit entfernt von der Schrift; es sind noch manche
Beweise aus der Heiligen Schrift; weil denen, die vernünftig sind, 1
alles leicht zu begreifen ist; denn die Ohren sind zum Hören und
der Geist, um zu fassen, und die Augen des Körpers sind blind ohne
die des Geistes. Aber das Merkwürdige dabei ist, daß ihr, indem ihr
die Orakel anerkennt, den Fürsten vertreibt; ihr betet das Kreuz
an und steinigt den König; ihr verehrt das Kreuz und beleidigt
den Gekreuzigten. Ebenso hielten die Manichäer und die Marzioner
die wahre Menschwerdung Christi nur für augenscheinlich; und wenn
sie auch Bilder anschauen würden, nahmen sie Anstoß daran und
wurden gleich ärgerlich und fingen an zu beleidigen. Hast du nie-
mals die Propheten aufmerksam gelesen und ergründet; sie heben
besonders hervor, daß die Götzen der Heiden Teufel sind; aber nir-
gends werden die Bilder der Kirche oder der Christen Teufel genannt;
die Propheten klagen nur wegen der Götzen. Auch Eusebius, der
Chronist, sagt im 7. Buche der siebzehnten Abhandlung seiner Kirchen-
geschichte, 8 indem er von den herrlichen Zeichen, die in der Stadt
Paneas geschahen, den Großtaten unseres Erlösers erzählt, wie folgt: 3
Aber da wir diese Stadt erwähnt haben, sagt er, so ist es nicht recht,
ihre Erzählung zu übergehen; 4 denn sie ist wert, im Gedächtnis
derer zu bleiben, die nach uns kommen. Von der Haimorrho'issa,
deren Blutfluß hervorsprudelte; 5 von der wir aus dem heiligen Evan-
gelium wissen, daß sie von unserem Erlöser von ihren Schmerzen
1 B: Die im Sinne halten.
* Vgl. Eus. Hist. Eccl. vn, 18. Ed. Venet. 1877, S. 577—8. — Die Angabe des
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Verfassers ist nicht richtig
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* Bei der Übersetzung dieses Fragments haben wir wohl die deutsche Über-
setzung von Ebwin Preuschen im wesentlichen unverändert beibehalten; ,im wesent-
lichen 1 haben wir gesagt, nachdem es ihm nicht jedesmal gelungen ist, das Richtige
zu treffen; an solchen Stellen haben wir uns gestattet von der obigen Übersetzung
abzuweichen.
4 E. Pbbusgbbn hat anders übersetzt: so ist . . . recht, dies in dieser Er-
zählung zu übergehen; derselbe Satz ist bei Yrthanes verständlicher ausgefallen als
in dem Originale.
6 Den Satz hat Preuschen so zu übersetzen geglaubt: ,Deren Blutfluß gestillt
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288 Polykarp Samuel.
geheilt wurde; 1 es besteht ein Wunderzeichen von ihr* bis auf diese
Zeit; denn vor der Türe des (ihres) Hauses steht auf einem hohen
Sockel das kupferne Bild einer Frau, die auf ihre Knie gesunken ist
und die Hände vor sich hin entfaltet hat, und die nach der Art der
Blutflüssigen bittet. 3 Und der Frau gegenüber steht das kupferne Bild
eines Mannes, der aufrecht dasteht, einen Mantel um sich hat und
seine Hände nach der Frau ausgestreckt hält. Und zur Seite seiner
Füße über das Gewand hinaus wächst eine Wurzel, die fremdartig ist
nach ihrem Aussehen unter allen Wurzeln, und die bis zum Saume
seines Gewandes kommt, und es ist ein Heilmittel gegen alle Schmerzen.
Diese Bildsäule ist ein Abbild unseres Erlösers, wie man auch sagt,
und ist bis auf unsere Tage geblieben; und mit eigenen Augen sahen
wir sie zu der Zeit als wir in jene Stadt kamen. Aber das ist nichts
Großes im Vergleiche zu dem, was die zum Glauben an Christus
bekehrten Heiden taten, 4 welche selbst die Bilder der Apostel Paulus
und Petrus, ja sogar Christi selbst mit Farben bemalten, und sie sind
noch bis auf diesen Tag vorhanden/
Nun, mein Freund, der du dich gegen die Gebote Gottes sträubst,
hast du nie dieses Buch gesehen? Ich habe dich mit dem Worte
Freund bezeichnet, nicht etwa wegen deiner Rechtgläubigkeit, sondern
wie jenen, der von unserem Herrn hören mußte: Freund! warum
bist du hereingekommen? Wenn ihr aber gelesen habt und doch
nichts wißt, dann bewährt sich an euch das Wort des Apostels,
,deren Herzen der Gott dieser Welt verblendet hat, daß ihnen die
Erleuchtung des Evangeliums der Herrlichkeit Christi nicht strahle' 5
usw. Wenn ihr aber einmal gelesen habt, 6 dann sollt ihr es genauer
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1 B: man sagt, daß sie aus dieser Stadt war und ihr Haus ist dort und in
der Stadt ist noch bekannt die Gnade der Barmherzigkeit, die an der Frau von
unserem Erlöser geschah.
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* A. liest Statt «#«f»u#, uHßut,
5 Bei der etwas schwierigen Konstruktion hat der Übersetzer nicht das
Richtige getroffen.
4 Der Satz ist bei Prkuschen nicht ganz klar, ebenso wie auch in dem Texte.
* II. Korinth. 4, 4
6 B: am Rande: Wenn ihr aber nicht gelesen habt.
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Die Abhandlung ,Gegen die Bilderstürmer' etc. 289
ansehen und untersuchen und erfahren das Gute und Böse und unter-
scheiden die göttlichen Dinge von den teuflischen. Wie kommt es,
daß ihr nichts davon wisset, daß in den Götzentempeln eingeschnitzt
sind nur Ormuzd, d. h. Jupiter und seine Buhlereien und Zaubereien,
In den Kirchen Gottes aber sehen wir die heilige Gottesgebärerin
mit Christus im Schöße als ihrem Sohn und Schöpfer von sich und
von allem. Während in den Tempeln der Götzen unseren Augen
sich nichts anderes bietet als Diana und ihre Greuel, ihre Schmutz-
und Schandflecken; in den christlichen Kirchen und den Märtyrer-
kapellen sehen wir dargestellt den heil. Gregor, seine gottgefälligen
Leiden und heiligen Tugenden, und den heil. Stephanus Protomartyr
zwischen den Steinigern, die selige und herrliche Jungfrau Gajane
und Riphsime, samt allen ihren Gefährtinnen und siegreichen Blut-
zeuginnen, wie auch die übrigen tugendhaften und hochgeschätzten
Personen und alle jene, die von engelähnlicher Sittenreinheit ge-
wesen sind, die herzuzählen uns unmöglich wäre. In den Götzen-
tempeln aber sieht man nur Venus, die alle Heiden als Mutter der
Begierden bezeichnen, und außerdem noch ihre vielen Berauschungen
und Ausschweifungen; in den Kirchen Gottes aber befinden sich das
Kreuz des Herrn und die kreuztragenden Apostel- und Propheten-
scharen, 1 welche die Ungerechtigkeiten aller beseitigten und die ganze
Welt zur Frömmigkeit zurückführten und den Teufel und seine Sa-
telliten zuschanden machten. Die Kirchen, nach dem Vorhergesagten,
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sind mit den Wundertaten Christi bemalt, wie es schon in der Bibel
steht und durch die Propheten vorhergesagt wurde, d. h,: Die Ge-
burt, die Taufe, die Leiden und die Kreuzigung, das Begräbnis, die
Auferstehung und die Himmelfahrt; was in der Schrift erzählt wird,
das stellt man bildlich dar. Ist die Schrift nicht etwa mit Tinte ge-
schrieben, und die nämlichen Dinge (welche in der Bibel sind) werden
mit Tinte bemalt. Nur die Ohren sind geeignet in den Kirchen die
Heilige Schrift anzuhören, die Gemälde aber werden wahrgenommen
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1 B. Die kreuztragenden Fahnen der Apostel.
Wiener Zeitechr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVI. Bd. 19
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290 Poltkarp Samuel.
dieselben mit dem Herzen und bekehrt sich. Es liegt nun ganz klar
zutage, daß die Bilder zu verehren nicht in der Schrift verboten ist,
und wenn jemand die Dinge einer unparteiischen Prüfung unterwerfen
will, der wird es uns zugeben müssen; und die Häretiker, sie irren
sich (gewaltig), indem sie gegen uns Einwendungen machen; deshalb
halte ich sie für nichts, weil sie unsinnig und jeder Vernünftigkeit
bar sind. Nun > hat die Lade Gottes gesprochen, als sie Dagon zum
Schweigen brachte und zu Boden warf und die Stadt der Azotier,
Gethäer und Akkaroniten mit großen Strafen schlug, 1 so daß die
Akkaroniten dagegen schrien und sagten: , Warum kehrte zu uns
die Lade des Gottes von Israel, daß er uns und unser Volk töte?'*
Hat etwa das Kreuz Christi gesprochen, indem es in der Stadt den
Toten erweckte und bis heutzutage viele Wunder wirkt; welches
Ruhm der Engel ist und das Heil der Menschen und der Schrecken
der Teufel. Und nun schließen sich die neuen Gebote und die alten
eng aneinander und befestigen uns in der Gnade Christi. Denn die
evangelischen Typen sehen wir nicht nur mit Gold und Silber be-
malt, sondern auch in Elfenbein und rotes Leder gebunden. Und
indem wir das heilige Evangelium verehren oder küssen, verehren
wir nicht etwa das Elfenbein oder den Lack, welche aus dem Lande
der Barbaren in den Handel gebracht werden, sondern das Wort des
Erlösers, welches auf dem Pergament geschrieben ist. Gleicherweise
setzte sich der Herr der Herrlichkeit auf das Füllen und als er der
Stadt näher kam, ging ihm alt und jung mit Ol- und Palmenzweigen
entgegen, die ihn lobten, lobpriesen und anbeteten ; sie beteten nicht
etwa den Esel an, sondern Christum selbst, den Sohn Gottes, welcher
darauf gesessen ist.
Ebenso findet die vor den Bildern verrichtete Anbetung nicht
wegen der Farben, sondern Christi halber, im Namen dessen sie
gemalt worden sind, statt. Nun, was für eine Ähnlichkeit ist zwischen
den göttlichen Bildern 3 und den Unreinheiten der Heiden, wofür uns
1 A. omittit. 2 I. König. 5, 10.
3 Zu verbessern: statt u£u»u*nc{i($uSüuiijü (Gebote) ist zu lesen u^tuut^lfpiutfh
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(Bilder), wie der Zusammenhang lehrt.
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Die Abhandlung , Gegen die Bilderstürmer' etc. 291
die Heiden mit ersonnenen Flecken zu besudeln trachten und Häresien
einführen zum Verderben ihrer selbst und zum Verderben aller Zuhörer,
wofür sie die ewige Rache werden erdulden müssen in der Hölle samt
ihren Mitschuldigen; darum hat der selige Prophet Osea mit Recht
und zutreffend gesagt: ,deren Fallstricke auf ihren Wegen, denn den
Irrtum haben sie in dem Hause Gottes gepflanzt'; 1 ferner: ,Wehe!
der seinem Nächsten den Trunk trüber Lockungen bietet', 2 und in
der Tat, diejenigen, welche von dem wahren Glauben abgefallen und
dem richtigen entfremdet sind, verwickeln 8 andere auch in verschie-
dene Lockungen und Schlingen der Sünde. Doch ich rede und will
nicht schweigen. Wenn einer zum Beispiel aus dem Bücherschrank
ein Buch haben wollte und sagen würde: Da gib mir die Apostel
oder Isaias oder Jeremias, ist etwa damit Isaias oder der Apostel
selbst gemeint? nicht etwa die göttlichen Orakel samt deren (Apostel)
Worten? Durch die Bilder erinnern wir uns an sie und an diejenigen,
welche sie gesandt haben; wir sagen keineswegs, daß das Bild Gott
persönlich sei, sondern die Erinnerung an Gott und an dessen Diener.
Es stand geschrieben, als ob die Bilder in den Kirchen erst
vom Pap eingeführt wären. Nun, einem jeden ist es klar, daß ihr
lügt; weil ja bis heutzutage niemand in Armenien ein Bild an-
zufertigen wußte, man vielmehr die Bilder von den Griechen brachte,
welchen wir unsere Bildung verdanken; und diese Bilder sind jetzt
verloren gegangen; es waren schon andere Könige vor Pap, welche
in den Kirchen Bilder und Malereien im Namen Christi aufstellten
und ebenso nach Pap andere Könige und Patriarchen, so z. B. der
selige Sahak und Mesrop, Eznik, Artzan, Koriun und deren Gefährten,
durch die den Armeniern von Gott auch die Literatur gegeben wurde
und keiner von diesen hat Einspruch gegen die Bilder und Gemälde
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in den Kirchen erhoben, sondern allein der lasterhafte und fanatische
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Thaddäus und Jesai und deren Gefährten, welche mit sich manche
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292 POLYKARP SAMÜBU
verführten, sowie euch; denn die Partei der Schismatiker triumphiert
zwar auf einige Zeit, bald siecht sie aber dahin, weil sie ja lügt.
Auch die erste Sünde ist von der Lüge geboren, wie es zur Zeit
Adams der Fall war. Diese Worte sind nicht etwa von mir gesagt,
sondern von der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testamentes.
Wenn ihr Gott Christo dienen und seine Gebote lieben wollt, sollt
ihr diejenigen Schriften erforschen, deren Namen hierin geschrieben
sind, und wenn ihr dieselben zur Hand haben werdet, werden sie
euch den richtigen Weg Gottes zeigen. Soviel sei von den Bildern
genügend für diejenigen, welche vernünftig sind. 1
Diejenigen aber, die sagen, daß die Tinte unrein sei, werden
durch den eigenen Mund verdammt; denn die Tinte der Bücher be-
steht aus Vitriol, Galläpfeln und Gummi, welche man nicht einmal
kosten kann, und der Stoff der Bilder besteht aus Milch, Eiern,
Arsenik, Lasurstein, Oxyden, Zinnober und ähnlichem, von dem
manches zur Speise und als Heilmittel verwendet wird. Aber unrein
sagen wir nicht, was Gott zur Zierde der Erde gegeben hat, und
das verachten wir nicht als ekelhaft. Ihr sagt, daß die Tinte stinke;
insofern ihr aber rein seid und geistig, soll man während des Ge-
betes euern Unterleib zerteilen und mit siedendem Wasser euere Ein-
geweide abwaschen und nachher in die Kirche gehen.
O ihr Bösen und geriebene Bösen, die ihr bald die Farben und
bald die Bilder und Gemälde bekrittelt und sagt, daß sie Erzeugnisse
der Hände seien und unser nicht würdig; selbst die Kirchen sind
Werke der Hände und sind dennoch Tempel Gottes genannt. Paulus
spricht Timotheus folgendermaßen an: ,Damit du wissest wie du im
Hause Gottes wandeln sollst, das ja die Kirche des lebendigen Gottes,
Säule und Grundfeste der Wahrheit ist/ 2 Nun, was sagt ihr dazu,
weil dies doch ein Gebilde von Menschenhänden ist. Denn was un-
sichtbar ist, erkennen wir durch das Sichtbare: und die Farben und
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Gemälde erinnern uns an Gott und seine Diener.
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1 B: welche im Sinne halten.
3 I Timoth. 3, 15.
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Die Abhandluno , Gegen die Bilderstürmer' etc. 293
Da ihr nun stolz auf Teufel seid und euch für gerecht aus-
gebt und übertünchten Gräbern gleicht, so hat der Prediger richtig
gesagt: Sei nicht zu gerecht und überweise, daß du nicht ver-
wirrt stehest! 1 und ferner sagt er: ,Ein böses Geschlecht dünkt sich
gerecht, 2 wie auch ihr euch hoffärtig rühmt und mit zügellosem
Munde redet, was ungeziemend ist. Laßt uns aber streben in die
Kirche Christi zu gehen, Tag und Nacht im Gebete zu verharren,
damit wir die Zeit der Pilgerschaft vollenden und würdig seien,
Gott mit freudigem Antlitz am Jüngsten Tage zu sehen, damit wir
die ewige Güte erlangen mögen, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit
zu Ewigkeit.
1 Vgl. Eccl. 7, 17.
8 Vgl. Sprich. 30, 12.
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Anmerkungen zum ,Frahang i Pahlavlk'.
Von
Bernhard Geiger.
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Ich gebe im folgenden eine Auswahl aus einer Reihe von
Notizen, die ich mir beim Studium der jüngst erschienenen Neuaus-
gabe des Frahang von Heinrich F. J. Junker (Heidelberg 1912) ge-
macht habe. Diese Edition ist sehr dankenswert, weil sie auf einer
größeren Zahl von Handschriften beruht, und auch die große Sorg-
falt, mit der der Herausgeber den iranischen Teil des Glossars be-
arbeitet hat, verdient Anerkennung. Gleichwohl wird jeder, der auch
mit den semitischen Sprachen einigermaßen vertraut ist, konstatieren
müssen, daß diese Ausgabe die Erklärung des Frahang nur wenig
fördert. Ein großer Teil der semitischen Elemente des Glossars, auf
die Junker keine Rücksicht genommen hat, harrt noch der Ent-
zifferung und es ist doch selbstverständlich, daß alle Urteile über
das Glossar nur geringen Wert besitzen müssen, solange ein beträcht-
licher Teil seines Wortschatzes terra incognita ist, Mißverständnisse
nicht aufgehellt, orthographische Eigentümlichkeiten nicht näher unter-
sucht sind. Aber auch die Feststellung der Bedeutung iranischer
Wörter und die Abteilung der Wortgruppen werden naturgemäß
nicht selten von der Lesung der zugehörigen semitischen Wörter
abhängen. Wer da meint, schon durch Vergleichung einiger Hand-
schriften und durch die Auswahl von Varianten aus den anscheinend
besten Handschriften, wenn nicht den ursprünglichen Frahang, so
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doch einen zuverlässigen Text herstellen zu können, täuscht sich
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Original fronn
Anmerkungen zum ,Frahang i PahlavIk'. 295
gar sehr. Denn gerade die Art, wie die semitischen Elemente in
allen Handschriften behandelt erscheinen, macht es zweifellos, daß
der Frahang der Handschriften ein spätes Produkt darstellt, das
durch Zusätze, Doppelschreibungen, Umstellungen und dergleichen
mehr aus dem ursprünglichen Werke allmählich erwachsen ist.
So kann man zwar bei iranischen Wörtern von einer historischen
Schreibweise sprechen, nie und nimmer aber bei semitischen Wörtern,
die mit t oder p anstatt mit d oder b geschrieben sind. Und wie
diese scheinbar altertümlichen Schreibungen, neben denen oft noch
die älteren, richtigen Formen stehen, nur spätere ,gelehrte' Rück-
schreibungen sind und das Resultat einer (bisweilen auch an ira-
nischen Wortformen geübten) mißbräuchlichen Übertragung der histo-
rischen Schreibweise darstellen, so sind viele Buchstabenverbindungen,
die neben semitischen Wortformen stehen, spätere Zutaten, nichts
weiter als fehlerhafte und zwecklose Umschreibungen, die nur
dank ihrer mehr oder weniger abweichenden Gestalt Aufnahme in
das Glossar gefunden haben. Dazu kommen noch zahlreiche Schrei-
bungen, die im großen und ganzen allen Handschriften gemeinsam
sind, die aber keine Anknüpfung an eine der hier in Betracht
kommenden Sprachen gestatten, also auf alten Fehlern beruhen
müssen. Unter diesen Umständen ist es gar nicht möglich, auf
Grund unserer Handschriften ,den Text in seiner ältesten erreich-
baren und darum besten Gestalt wiederzugeben' (Junker p. 13),
und so hat auch Junker tatsächlich mitunter aus den ,besten' Hand-
schriften die allerschlechtesten Lesarten in den Text gesetzt. Was
also dringend nottut, ist eine gründliche, systematische Untersuchung
namentlich des semitischen Teiles des Frahang, Aber ich bin über-
zeugt, daß hier nur die radikale Methode zum Ziele führen kann,
die Friedrich Müller in seinen , Bemerkungen zum Pahlavi-Pazand
Glossary' (WZ KM 6 , 76—86; 292—306 und 7, 141— 152), von einigen
Fehlgriffen abgesehen, oft mit großem Geschick angewendet hat und
ich muß ganz entschieden den Worten Junkers (p. 36) widersprechen,
mit denen er die Möglichkeit, daß ^y* oder jy* mit hebr. SKI
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296 Bernhard Geiger.
of reality and the whole is to no purpose.' Vorsicht ist ja sehr löb-
lich und bei der Vieldeutigkeit der Pehlevischrift besonders notwendig,
aber unser Frahang ist von der , Wirklichkeit' so weit entfernt, daß
das Vertrauen zur Überlieferung, wie schon aus einigen unanfecht-
baren Lesungen Fr. Müllers ersichtlich ist, nicht nur unberechtigt
ist, sondern dem Verzicht auf weitere Forschungen gleichkommt.
Wohin dieses Vertrauen führen kann, zeigt Junker unter anderem
dadurch, daß er w* ( n «. T ) ? 01ive' p. 111 (und 128) in den iranischen
Wortschatz aufgenommen hat, nur weil dieses Wort nach der Ab-
teilung des Glossars Kap. iv, 2 den Schluß einer Wortpruppe bildet,
also uzväriSn zu sein scheint. (Und arab. o^J? das Junker ver-
gleicht, ist bekanntlich Lehnwort aus dem Aramäischen.) Andere
Fälle werden in den folgenden Untersuchungen erörtert, die, wie
ich hoffe, die Berechtigung meines Standpunktes erweisen und
gleichzeitig manches Brauchbare zur Erklärung des Frahang bei-
tragen werden. Ich möchte nur noch bitten, nicht jeden einzelnen
Fall allein, sondern im Zusammenhang mit den anderen Beispielen
zu betrachten: denn auch in den unsinnigsten Verschreibungen des
Glossars ist ,Methode'.
Kap. i, 3: jg^yS. Vullers, Lexicon n, 1545 hat dieses Wort
gemäß der Schreibung des Burhän (4j0) als |o*l *■£» ,magnus splendor*
erklärt. Auch Haug, PPG1. 237 denkt an vt, ]<*A ,splendor', nimmt
aber Reduplikation einer Wurzel zab, zabab oder zava an. Müller
verwirft WZKM 6, 86 diese Deutungen und hält J£p5 far eine Ver-
Schreibung aus *gy = aram. xansn ,groß, großmächtig', also hier
^großes Gestirn' = , Sonne'. Aber es ist ausgeschlossen, daß ein so
allgemeiner Ausdruck zur Bezeichnung der Sonne verwendet worden
wäre. Hier wie bei allen anderen EntzifFerungsversuchen muß der
Grundsatz beobachtet werden, daß man stets die gebräuchlichsten
aramäischen Entsprechungen zu erwarten habe, nicht aber Wörter,
deren Bedeutungen man erst auf Umwegen mit denen der zuge-
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Anmerkungen zum ,Frahang i Pahlavik*. 297
außer Ktctatf, an dessen Stelle das Glossar schon vorher die arab.
Form -t^jß bietet, kommt kein anderes Wort in Betracht; man
kann es also als sicher betrachten, daß jy^>-^ nicht , Sonne' bedeutet.
Auffällig ist, daß -Wjß, das durch V (x v ar) erklärt wird, im Burhän
(s. U«^) die Bedeutung j$> , Licht' (der Sonne, des Mondes, der
Lampe, des Feuers etc.) hat, wie wenn das uzväritfn nicht V sondern
*yr (x v arrah = np. xurrah) gelautet hätte. So las auch Anquetil
ii, 507 } Kheroh o khorschid: lumifcre et soleiK Wie dem auch sei,
für jeden Fall gehört die häufigste iranische Bezeichnung der Sonne,
Wtrr, notwendig zu dem allein gebräuchlichen semitischen Wort
für ,Sonne* -**jje. Und wie itöibV, so ist auch j^y irrtümlich in
eine besondere Wortgruppe gestellt worden. Die vorangehende Gruppe
)ro) • iw*)t, deren Teile wahrscheinlich nur verschiedene Schreibungen
eines und desselben Wortes sind, bedeutet gewiß (wie *vr) ,Glanz,
Herrlichkeit' (vgl. W. Geiger, Sitzungsb. bayer. Ak., phil.-hist. KL,
1890, 2, p. 48 f.) undj£^-S gehört zweifellos an die Spitze dieser
Gruppe. Denn es läßt sich mit aram. Knvt vereinigen. Ich halte es
nämlich für eine Verschreibung aus^jy[»] J -$ = **[i]^. Daß * und_j
öfter verwechsele werden, da sie ähnlich geschrieben werden, ist
bekannt. Ich erinnere nur an Fälle wie fa*,jy = aram. *tqk (nicht
arab. j>S) : x, 8; *oy und *oo^ die nicht vielleicht' (Junker p. 87),
sondern gewiß identisch sind: vi, 2; 5 ji statt napj (PPG1. 224): xi, 2;
iww)5$ und iwy*)1 = pl ?2pa: xxi, 9. Andere Beispiele folgen weiter
unten. Die Ligatur v, die weiterhin in^y verschrieben worden ist,
ist offenbar wie in jdojo, dessen Lesung ich nachher gebe, nur flüch-
tige Schreibung für ?, wie ja ähnlich öfter * für r geschrieben wird.
Zu der irrtümlichen Reduplikation der ersten zwei Buchstabenj-^
vergleiche man m, 1: ■*$, statt XJöQ! (Pluralbildung wie NjöbJ?); ix, 2:
f£??, das zuerst von Müller (WZKM 6, 305) gedeutet worden ist,
das aber genauer aus $yy statt ^jf (und dieses aus fyr = KSrn) zu
erklären ist; schließlich das ganz analoge jyojü.
Kap. i, 3: ©$ü^ •■yAC} *H?4 • *$). Diese Stelle ist zweifellos ver-
derbt und ein Beispiel der Zerreißung einer Gruppe in zwei Gruppen.
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Schon Müller hat WZKM 7, 148 richtig erkannt, daß ^ nur eine
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298 Bernhard Geiger.
Variante von -tr-G) ist. Ob seine etwas umständliche Erklärung zu-
trifft, ist fraglich, daß aber *)>) nur VerSchreibung aus *vf) (map)
sein kann, ist zweifellos. Ebenso, daß beide Schreibungen in eine
Gruppe gehören. Hier ist also das PPGL, p. 1, 5 im Recht. Zu
beiden Schreibungen gehört als uzvärisn «kK ,Mond'. Bei Junker
folgt aber auf -tr^ als uzvärUn $o** ,Zeit' und er übersetzt p. 112
■*Afj demgemäß durch ,time'. Aber arab. ^ hat nie und nimmer
diese Bedeutung! Also gehört #*** nicht in diese Gruppe, es sei
denn, daß es aus tthh ,Neumond' verschrieben ist. Doch die Lesart
$0** ist unsicher (vgl. die Varianten bei Junker und PPGL, p. 1, 6)
und, da ,Zeit' hier zwischen ,Mond' und , Morgen dämmer ung' nicht
recht paßt, halte ich Verschreibung für jö (= JT) mit * für_j) als
Nebenform zu dem V) der folgenden Gruppe (oder für >\j^ol>?) für
sehr wohl möglich.
Kap. i, 3: of) - 3 io- Hierin ist das noch nicht erklärte *w Ver-
schreibung aus )>o = arab. j*?. Die Schreibung ->»o erklärt sich
vielleicht aus Verwechslung mit ho = :bl ,Hälfte' (xxxi, 7) und ho
,Pflaume' (iv, 6), wie $»* (Junker schlecht £?) ,Nase' (x, 4) mit $»?
= xbpn , Fuchs 4 (ix, l) oder *&* (statt jy** = xnbn) ,Milch' (vn, 4)
mit <h?/» = wbn ,Zuckerwerk* (v, 2) zusammengefallen sind.
Kap. ii, 5 : o **).**) . oo** © m£ -jyj. Der Text ist nicht in Ord-
nung. Zu ^|j gehört notwendig **, die in Pehlevltexten allgemein
übliche Entsprechung, wie auch das PPGL hat, und m£ kann nicht
uzväriSn von jyj sein, da Ksa (und auch das arabische Lehnwort v^)
niemals ,Weg* bedeuten. Überdies erscheint ja w a** schon vorher
(u, 3), wo es vielleicht mit **m zu »$w gehört, da Hpv6 nicht nur
,Markt 4 , sondern auch ,Straße* bedeutet. Ich halte deshalb mit Müller
(WZKM 6, 80) das *ur unserer Stelle für Verschreibung aus -^ =
aram. xvn ,Mühle* und vo** y das nicht ,Garten' bedeuten kann, für
uzvärisn dieses *«u*\ Dieser durchaus nicht gekünstelten Annahme
steht nur — die Tradition im Wege, die den Sinn vieler semitischer
Wörter nicht mehr verstand, der zuliebe man also die Dinge nicht
auf den Kopf stellen darf. Auch die Ansicht Müllers (WZKM 6, 80
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Anmerkungen zum ,Frahang i Pahlavik'. 299
**) zurückgehen, ist zweifellos richtig. In *g) liegt Verwechslung von
* mit * und Rückschreibung von * in * vor, während ***) eine Ver-
einigung beider Schreibungen darstellt.
Kap. in, 1. Zu 1$ vgl. oben sub j^y. — Wer wird glauben,
daß t*$S ursprünglich dem Glossar angehört hat? Es ist natürlich
nur Variante von -^ mit Umstellung von ^ (k 1 ) in J * ("*). — In der
folgenden Gruppe paßt *•$ (x& ,Meer') nicht zu seinem uzväriSn w
,Fluß'. Es liegt also Verschreibung aus ^ (k'ö) ,Gewässer' vor, das
vorher das Wasser (ic) im aligemeinen bezeichnete. Vgl. Bund.,
p. 53, 7 die Reihenfolge: «&?} [»] 2JKX ) i?v 1 ^. — Es folgt die
Gruppe ^0} u*). Müller hat (WZ KM 6, 299) -orj fälschlich als Ver-
schreibung für -0^3 = aram. xns, ]h*> ,Nachströmung, die der Über-
schwemmung folgende Wassermasse' erklärt. Aber or$ muß etwa
, Wasserkanal' oder ähnliches bedeuten, während das aramäische
Wort vor allem ,Nachwuchs', das Getreide, welches aus den im vor-
hergehenden Jahre ausgefallenen Körnern nachgewachsen ist (Lew,
Neuhebr. und chald. Wörterb. s. v.), bedeutet. ,Nachströmung* ist in
bildlichem Sinne gemeint, paßt also ganz und gar nicht, «orj gehört
gewiß zu np. cu* ,fossa, fovea' = y>.J6 ,canalis subterraneus aquae
deducendae inserviens', wie schon Haug -Wbst im Gloss. and Index
zu AV. angenommen haben, und zu kau , Graben, Kanal' (Geiger,
Aogemad. p. 94). Doch halte ich die bisherige Lesung katas für
falsch. Ein Suffix -as (Junker p. 113) ist nicht gut denkbar, w$
und -H# (== »*$) sind zweifellos zwei verschiedene Schreibungen eines
und desselben Wortes und entweder katah (o?j mit ^ statt » und *t#
mit * statt ?) aus *katak zu lesen oder aber katlk, das eine Ablei-
tung wäre wie 2)ny (xänik) } welches awest. xqnya (aus xan ,Quelle,
Brunnen 4 ; Y. 68, 6) entspricht.
Kap. iv, 1. Zu iiA* «ow - 3 ö <nr «^ °<VV •** wage ich eine Ver-
mutung, die ich seit längerer Zeit hege und die ich für berechtigt
halte, solange niemand für die seltsamen Formen S», **o und *o 9
die ,Weizen c , ,Gerste* und , Hirse' bedeuten sollen, eine bessere Er-
klärung gefunden hat. Ist es glaublich, daß das Glossar, das doch
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soviele aramäische Ausdrücke für Früchte, Mehl, Brot, Stroh etc.
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300 Bernhard Geiger.
enthält, ebenso wie die übrige Pehleviliteratur die üblichen und
häufigen semitischen Bezeichnungen der drei Getreidearten Weizen,
Gerste und Hirse xntan, mipto und V^p O^ft) nicht aufgenommen
hat? Und sind nicht *■, 1^ und iö schon äußerlich als künstliche
Formen kenntlich, die kaum eine Anknüpfung an irgendeine unter
den bekannteren Sprachen gestatten? Bund. p. 64, 15 f. stehen neben-
einander: \v) i yo <y. Hier sind <y und y& nur Varianten von ** und
**b /Weizen und Gerste' und iA) muß ,Hi rse ' bedeuten (Jüsti p. 37
,Roggen', West, SBE v, 101 ,grain'). Justis Zusammenstellung (87 b)
von w) mit neup. j^ ,satum, frumentum' ist unzulässig. Es handelt
sich doch zweifellos um eine ganz bestimmte dritte Getreideart,
während j^ nur ,agricultura' (vgl. Vullers s. v. = ^**\j}} c^-^5
^j^LäJ^) ist. Man darf also auch nicht unser Wort ,Saat' heran-
ziehen. )V) ist daher entweder Ruckschreibung aus i^c> (nß) oder —
was weit wahrscheinlicher ist — Verschreibung aus [i]iA* ,Hi rse *
mitj statt *. Dieselbe Verschreibung hat Müller WZKM 7, 143 an
)Yö) (n, 5) = P|^l , o-^ un( * ibid. 6, 80 an iür) (xxxi, 3) = w
(dies aus -v«) = xnn (x, 7) unzweifelhaft richtig konstatiert. Bund.
58, 13 kommt noch % allein vor als ,rat' des kleinkörnigen Getreides,
wie 58, 11 <y (vgl. auch Pehl. Men. I Xr. 16, 13 f.; 61, 11) als ,rati
des großkörnigen Getreides. Ich halte *» für eine Abkürzung von
Knarr (1*4^, arab. Äki**.), ^& (yo) für eine Abkürzung von hebr. •"HW'P*
aram. Kmwfe, xmpD (l^r^, arab. ^ M ^ > ) — zur Schreibung vgl. im
Frahang x, 3 ^-hx) = aram. *■#&, IHW, arab- j^-S» ,Haar' — und *o
für eine Abkürzung von \ — ^s, nß (vgl. Low, Aram. Pflanzenn.,
p. 101 f.: u*j\*^ Kr 3 * worin o*; l yU Fehler für u»^^ = np. <^>j^
ist). Das schließende J oder 5 ist vielleicht das mittelpersische Suffix -k 7
das an die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter angehängt wor-
den ist. Sind dies vielleicht alte Abkürzungen, wie sie in Rechnungen 1
1 Mein verehrter Kollege, Privatdozent Dr. Fr. Hrozky, macht mich darauf
aufmerksam, daß in den griechischen Papyri (vgl. Greek Papyri in the Brit. Mus.
vol. iv, p. 605 und 607) afrov (,Weizen l ) durch ai und XQi$<bv (,Gerste*) durch xq
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Elephantine 3 und v Abkürzungen von «ps (,Geld 4 ) und bpv (Sehet) sind.
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(auch xp3) abgekürzt werden, wie in den aramäischen Papyrus und Ostraka aus
Original fronn
Anmerkungen zum ,Frahang i PahlavIk*. 301
üblich gewesen sein mögen? Hierher gehört nun wohl auch ** (v, l),
welches durch y$r ,Dattel 4 erklärt wird. Schon Müller (WZKM
6, 85) hat darin eine Verstümmelung aus -w* (iv, 3) = nbp^ gesehen
und ich halte es ebenfalls für eine Abkürzung mit Rückschreibung
von ? aus ■>. Dieses ** kommt auch Pehl. Men. I Xr. 16, 16 und
18 vor.
Kap. iv, 4. ojw ••■ö^. Junker hätte p. 110 bemerken müssen,
daß yo) nur eine Umkehrung von -t)>5 (= K^|5) ist. Wie man yo) als
nad [nay] (so auch Salemann) lesen kann, verstehe ich nicht. Es
fehlt also das uzvärisn #, das im PPG1. steht.
Kap. iv, 5. Die Schreibung «h^cPo? (J^r^^ KbnsaDK) ist eine
Mißgeburt und aus der Vereinigung zweier Schreibungen hervor-
gegangen: 1. ^ckö) (mit ö* aus ö) und -iy*J& (mit > = ^). Man
vergleiche dazu die Schreibung des Wortes Bund. p. 64, 12 (ed.
Westebgaard). — Eine unsinnige Schreibung bietet auch »$. Die
Nebenformen »)$ und *fy könnten zwar KjUan und Kjan wiederzu-
geben bestimmt sein, aber es sind doch wohl nur Varianten mit
Umstellung des i. Die Form *^v aber ist offenbar aus einer Ver-
einigung der Schreibung »fv mit einer Schreibung »$ (mißbräuchliche
Umschreibung von i in * nach Analogie der berechtigten Schreibungen
*j¥ und *»$ vn, 2 u. dgl.) hervorgegangen.
Kap. v, 1. «*<>* und t» sind zweifellos Verstümmelungen aus
[^^O 11 = aram. ND<D£ ,Most'. Wie ich nachträglich bemerke, haben
schon Haug-West im Gloss. and Index 22 hebr. cpjj herangezogen,
tj* ist also ,Most', ebenso wohl auch Bund. p. 28, 10, obwohl es Phl.
Vend. 14, 17 zur Erklärung von madu } Phl. Nir. 30 von rnada ver-
wendet und Mßn. I Xr. 16, 20; 24 etc. im Päzend-Text durch ^
wiedergegeben wird. Ich glaube deshalb, daß o* -vü* ursprüng-
lich mit i^wy J 0^), welche ebenfalls ursprünglich ,Most' bedeutet
zu haben scheinen, eine Gruppe gebildet haben. Wie -ü«* und «*
nur Varianten sind, so stellen auch -H3f) und ijwm nur zwei ver-
schiedene Schreibungen eines und desselben Wortes vor. Und
zwar entspricht •*£) (mit fehlerhaftem ■» für *) ganz genau neuper-
sischem *;b, während »jroy die mittelpersische Form mit (berechtig-
ö. 2>
Original fronn
302 Bernhard Geiger.
tera?) r statt J ist. Die Annahme einer Verschreibung von «*£) aus
lg)) = arab. wX^-ö (Müller, WZKMl } 143) ist also unnötig und auch
sonst bedenklich, Justis km (d. i. Rc*a) aber (p. 88 b) kommt über-
haupt nicht in Betracht. Auch «^ hat bei Vullers, Lex. sub 3) die
Bedeutung ,Most', und dies, nicht aber Wein, wird wohl auch mit
der Erklärung des Burhän : <JU*JL> jJ^ß \ j< ^ j £j\ ^r^ ( s * c ^^l
*x3jbj joj gemeint sein.
Kap. v, 2. V '-»yo **yo -ij-hx)» *\w * a tr*- Wie schon Olshausen,
KZ 26, 536 vermutet hat, ist -t^* identisch mit wbrj ,Süßes, Süßig-
keit (vgl. arab. ^s^Ll , Zuckerwerk 4 ). Das folgende Wort *itos das
mit arab. j±* ,Parfum* (Justi 54 b) gewiß nichts zu tun hat, las
Sachaü, ZDMG 24, 726 ,atwar — j>S, j^i 1 und er meinte, es sei
dasselbe Wort, das in arab. >j^> enthalten sei. Sachau ist dem
richtigen ganz nahe gewesen. \w ist nämlich trotz Olshausen, 1. c v
mit >jj?1>j der arab. Form von np. >)j^> (,harter, weißer Zucker',
vgl. Burhän s. v.) = ?lf £ 4 (Lagarde, Ges. Abh. 49; Low, Aram.
Pflanzenn., p. 345), durchaus identisch. Es ist nämlich durch Um-
stellung des * aus A* (~)*) entstanden, worin das * wie in »irr
aus *$ (*it) verschrieben ist. In )} j ooi hat schon Olshausen j&£>^
i_ &)
(,Zuckerrohr') vermutet und so liest denn auch Junker p. 75. Es
ist genauer nay l sakar zu lesen (talmud. -ottn K^p). Wir haben hier
demnach ausschließlich Bezeichnungen für Zucker, Junker gibt also
p. 97 «Yr - mit Unrecht außer ,sugar' auch noch die Bedeutung
o o
,beverage to get drunk'; sein Zitat aus Phl. Nir. 30 } sakar x v aret —
mad an' wo sakar ,Rausch trank' bedeutet, ist an dieser Stelle
nicht am Platze. Das Wort -*>yo der folgenden Gruppe hat schon
Olshausen, 1. c, p. 547 richtig mit aram. HTOp ,Rauschtrank* identi-
fiziert. Dagegen irrte er, wenn er das erklärende V (var. 1. J»r) als
gleichbedeutend mit der Kapitelüberschrift )ny M r (cj^*** = n P- iA>**0
als ,das Genießbare, Speise und Trank', speziell als .ein bestimmtes,
wohlschmeckendes und berauschendes Mischgetränk' auffaßte. Hier
ist vielmehr V (nicht * - r!) hur (awest. hurä, ai. surä } vgl. Barthol.,
Air. Wtb. 1837) zu lesen, das ,Rauschtrank* bedeutet. Hierher
~° ±!
gehört also das Zitat aus Phl. Nir. 30 ,sakar x v aret — mad än c .
Original fronn
Anmerkungen zum ,Frahang i PahlavIk'. 303
Darin ist Sakar, statt ^yo, = aram. matf. Junker irrt also wieder,
wenn er p. 84b zu ^yo schreibt: x v ar ,delicacy'. Die Schreibung
^r (neben V) erklärt sich hier daraus, daß ebenso wie sakar ,Zucker*
mit irotf ,Rauschtrank' auch V (hur) mit **r verwechselt worden
ist, das wohl nicht , Speise, Trank', sondern ebenso wie die Kapitel-
überschrift in>**r ,Leckereien* bedeuten wird. Da also **r zu sakar
,Zucker* gehört, ist im Kap. xxxi, 2 nicht V (so Junker), sondern
^»r zu schreiben, zumal bei Junker wie im Petersb. Glossar jh>üi
(statt tyooi, so bessert auch Junker p. 9 1 ; = nay l Sakar) folgt.
Junker irrt demnach zum dritten Male, wenn er hiezu p. 91 schreibt:
V: Sakar ,sugar; beverage' und hier hur (= aw. hura) liest, das
doch nicht ,sugar' bedeuten kann.
Kap. vi, 1. *fi> und ^M hält schon Junker p. 104 für identisch,
und sie sind es wohl auch. Also Verwechslung von * und_j und Um-
stellung von Buchstaben. Es läßt sich kaum entscheiden, ob hier
X[rv (so schon Haug, PP61. 132) ,Kraut<, eig. , Grünzeug', wie np. *y^*
etc., gemäß *y> vorliegt, oder arab. Jij (so schon Sachau, ZDMG
24, 724) gemäß ^. Vielleicht doch beides? Die Glosse von U 7 bei
Junker p. 104 hat natürlich ebenso geringen Wert, wie die meisten
i_ i/i
anderen Glossen dieser Art.
Kap. vu, 2. *r?i$ ist Verschreibung aus »>w$ (-uwj, genauer
«W»}) mit Umstellung von »*) in *r und Rückschreibung von ■> in ?
und repräsentiert so genau Kjflla, llj?as (nicht nttd, so Jüsti 209 b
und Haug, PPG1. 143).
Kap. vu, 2. oh&r *»Yi • J 0^- Hier sind jö^ und *r^ zweifellos
nur zwei verschiedene Schreibungen eines und desselben Wortes.
Justi 216 b und 206 a und Haug, PPG1. 138 vergleichen hebr. nj
.Lamm'. In diesem Falle wäre, wie schon Justi 216 b bemerkt hat,
*r} Umschreibung aus *y$ mit Umstellung von * und \ Ich halte
die Zusammenstellung mit dem seltenen m o > das nur in einigen poe-
tischen Stellen der Bibel vorkommt, für bedenklich und glaube, daß
sich hinter den zwei Schreibungen das häufige syr. ylnJ ,ovis' (Payne-
Smith, Thes. Syr. 2446) verbirgt. Dann ist »r$ die bessere* Schrei-
bung (nrp durch Umstellung aus K"p»), während *y$ durch unberech-
0. jy
Original fronn
304 Bernhard Geiger.
tigte, mechanische Umschreibung von i in J (vgl. oben zu *£y und
unten zu *&) aus x^p (statt irp:) entstanden ist.
Kap. vir, 4. In jy* liegt trotz Olshausenb Bedenken {KZ 26,
532) selbstverständlich Umstellung von «» und_j vor, aus »caö, wie
schon längst erkannt ist. — Ibid. <ny* bekanntlich — aram. ic^n, also
wieder ein Beispiel für J stattj.
Kap. vn, 5 ist **^V J (*nb;) mit doppeltem J eine unsinnige
Schreibung.
Kap. ix, 2. Da Müller (WZKM 6, 305) f*** richtig als xari
gedeutet hat (vgl. oben zu J^y) } dieses Wort also mit *?£?? zu-
sammengehören muß, ist es zweifellos, daß die Reihenfolge gestört
ist und ^r nicht durch jackal' (Junker p. 120) übersetzt werden
darf. Was nun ±) und jy-k betrifft, so wäre ja die Identität mit
hebr. SKJ möglich, aber es ist doch wahrscheinlicher, daß jpS* nur
Verschreibung für jyo (ix, l), und zwar wohl aus jy*, ist und jy-$*
eine Vereinigung der Schreibungen jyo (jy*) undjj)-*» darstellt.
Kap. x, 2. Hier setze ich das noch unerklärte jyojo (Tradition:
sabsabä) gleich aram. KrQ*B (|LäI», arab. ^^*) ,graues Haar', womit
es zweifellos identisch ist. Es liegt Verschreibung von_j für J und
J fllr_j oder Umkehrung von J und_j in j) vor, sowie flüchtige
Schreibung vonj» für ?. Alle von Haug, PPG1. 200 angeführten
Erklärungsversuche sind gänzlich unbrauchbar. Vgl. oben zuj^k.
Kap. x, 3. ^ö»r (statt H^k) mit Umkehrung von •» und i. Das
folgende »& stellt nichts weiter vor als den total verunglückten Ver-
such eines übereifrigen Kopisten, -wr umzuschreiben, weil ja eine
semitische Form im Glossar just eine Nebenform haben soll. Der
besagte Kopist ließ vor allem das * als zur Umschreibung untaug-
lich weg, fand in den folgenden n ein geeignetes Objekt, verwan-
delte sie also flink in ^ und, da er wußte, daß zwei Nebenformen,
wie z. B. Vey und *V (n, 2), sich durch die Ausgänge K" und k zu
unterscheiden pflegen, ersetzte er noch das -H) von -HD»r durch •». Es
klingt unglaublich, ist aber wahr! Kein Wunder, daß Haug, PPG1. 194
ein Wort rarä ,weder in einer semitischen, noch auch in einer ari-
fl <u
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Anmerkungen zum ,Frahano i Pahlavik'. 305
Kap. x, 4. «üfi •£*. Hier ist die Lesart fi»? gewiß vorzuziehen.
Als semitisches Äquivalent zu sjh ,Nase* erwartet man aram. KOia^n t
Ich zweifle nicht daran, daß ft»* aus der dem aramäischen Worte
entsprechenden Form, also aus ^r verschrieben ist. Umstellungen
von Buchstaben und falsche Umschreibung von i in * sind ja im
Glossar nicht ungewöhnlich. Die Ähnlichkeit der so verschriebenen
Form (*^k*) mit $»* ,Fuchs' (ix, 1) mag dann noch die Weglassung
des 4 verursacht haben. Man könnte auch noch an aram. Xttiö'in
(arab. t^?*-, *&j**) denken, doch ist dies weniger wahrscheinlich.
Unbrauchbar Justi 1 10 b (bn ,Htlgel') und Vullkrs, Lex. 1541 b (onru).
Bei Haüg keine Deutung.
Kap. xi, 1. yija-S j^yv -gyo. Diese Gruppe steht zwischen KnwbK
= -ft^-f ,Mensch* und -v* (das doch wohl e^k sein wird) = ttf
jemand 4 . yijP bedeutet hier also wohl nicht bloß ,lebendig' im
Gegensatze zu ,tot', sondern ,Lebewesen' = ,Geschöpf, Menscht Die
zweifellos semitischen Formen lese ich = hebr. JT*l5 (™ n .?) = arab.
do^S ,Geschöpf, Lebewesen, Mensch 4 . Es liegt also Rückschreibung
von_j in und Verwechslung von_) mit 3 vor. Demnach ist jyo
aus -t£) verschrieben, t*yo aus <kjm) (rma), wobei das eine * an das
Ende gestellt wurde, wie das ■> in ^-P-P (in, 1 neben -^). Die
doppelte Schreibung des ■> in **om) will natürlich nicht die Ver-
doppelung des 1 wiedergeben; sie kommt auch sonst vor schließendem
- öfter vor. Vgl. z. B. xi, 4 Myw und w> (= x<an) ,Knabe'; 1, 2:
JiXjfO und ^j|jc (= K'ötr). — Müllers Deutung von zryo (WZKM
6, 301) als , Verstümmelung von m w& = np. ysHj 2 ? * st zu se ^ r g e "
künstelt, als daß sie richtig sein könnte. Unbrauchbar Haug, PPG1. 175.
Kap. xi, 2. ))K?4 (= np. *>^), uzvärisn von '}», bedeutet nicht
,mother' (Junker p. 77), sondern ,weiblich'.
Kap. xiii, 4. ^ö^ö *^»5 "Wffc Hie von ist -*o^ schon vor
langer Zeit richtig mit aram. xnöK ,Magd' identifiziert worden (näheres
bei Müller, WZKM 6, 294 f.). Dagegen haben alle Erklärer die
Form jyoi} verkannt. Vgl. die Literatur bei Junker p. 110. Justis
,Kuschite' (ntfw) paßt schlecht zur ,Magd' und Müllers Verbindung
des Wortes mit dem folgenden zu j^^j^ s*£&^ ,Palast-Diener*, ,Palast-
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 20
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Original fronn
306 B. Geiger. Anmerkungen zum ,Frahang i Pahlavik'
Dienerin* ist sehr gezwungen. Ich halte es für zweifellos, daß lyoi)
Verschreibung aus idci) (kanleak) , Mädchen, Sklavin 4 ist. (Es scheint,
daß hinter dem Zeichen für x öfter ein überflüssiges * geschrieben
wird, welches ebenfalls at entspricht, so in 2JöjP^(y [iv, 6], das wohl
nicht älücik, sondern älücak = np. ^^ zu sprechen sein wird, wie
es scheint auch in -n^eÄ*.) Durch 15015 (kanleak) wird ja auch
vorher xi, 4 *#o* (= aram. nnw ,Mädchen') erklärt. Man vergleiche
noch |&*±*4 und l^o^i^ ,Mädchen, Magd' u. ä. m. Sohräbjl 86 über-
setzt also das angebliche t&>s$ richtig durch guj. gulänufl. Auch
im Burhän sub ^V°* und jl*«*jg fehlt *&j*X 9 bezw. >~^, nicht. —
Zu 'w vergleiche man syr. lza^»^s ,ancilla, ministra' (Payne
Smith, Thes. Syr. 3281a) und |aJk»j£ (ibid. 3283 a; Laqarde, Ges.
Abh. 79); P. Smith 3283 a ferner: £*>li. -Ä^U. i^l ]ishjo^ y worin
*t.j^ unserem 15^5 = !2JO»5 entspricht.
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Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes
in Polen.
Von
Dr. Friedrich v. Kr aelitz- Greifenhorst.
Von den aus ihrer Heimat am Fuße des schneebedeckten Ararat
teils auf den Ruf russischer Fürsten freiwillig ausgewanderten, teils
durch die Eroberungszüge seldschukischer Türken und Mongolen
gewaltsam vertriebenen Armeniern hatte sich ein großer Teil schon
frühzeitig in dem ausgedehnten Gebiete des ehemaligen Königreiches
Polen, wozu auch Galizien und die Bukowina gehörten, nieder-
gelassen. 1 Sie hatten aus ihrem Vaterlande Religion und Sprache
mitgebracht und bewahrten die letztere, welches die schöne Sprache
der Bewohner von Ani war, rein bis ungefähr zum Beginne des
16. Jahrhunderts. 2 Um diese Zeit scheint der Einfluß der vielen
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in Rußland lebenden Tataren wohl infolge der regen und intensiven
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1 So kamen z. B. im Jahre 1062 auf Bitten des Fürsten Izaslaw von Ruß-
land 20.000 Armenier aus der armenischen Hauptstadt Ani zur Abwehr der Polowzer
(Rumänen) nach Rußland, kehrten aber darauf nicht mehr nach Armenien zurück,
sondern ließen sich in Kiew, später in Kamieniec Podolski nieder und verbreiteten
sich von hier aus fast über das ganze Land. Nach Lemberg brachte die Armenier
im Jahre 1280 der Fürst Leo Danilowicz, welcher die von ihm im Jahre 1270
erbaute Stadt bevölkern wollte. Die Armenier standen hier unter einem beson-
deren Magistrate und erhielten im Jahre 1379 auch große Privilegien. Vgl. D.
Dan, Die Völkerschaften der Bukowina, II. Heft: Die oriental. Armenier in der
Bukowina, Czernowitz 1890, S. 6.
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308 Friedrich v. Kraelitz-Greifenhorst.
Handelsbeziehungen, welche die Armenier mit ihnen unterhielten,
so groß geworden zu sein, daß die letzteren ihre Muttersprache ganz
vergaßen und ein tatarisches Idiom an ihrer Stelle annahmen. Für
diese äußerst interessante sprachgeschichtliche Tatsache, die wenig
bekannt sein dürfte, existiert eine Fülle von kulturhistorischen Be-
legen. So wurde, um nur einiges anzuführen, das Lemberger De-
kretalenbuch den Armeniern zuliebe in den Jahren 1630 — 1641
in tatarischer Sprache geführt, 1 was dafür spricht, daß die tatarische
Sprache auch in die galizischen Gerichte Eingang gefunden hat. Das
Gesetzbuch Sempads aus der Königsdynastie der Rupeniden, welches
auch die Rechtsnorm der Armenier Polens war, wurde ins Tatarische
übersetzt. Desgleichen sind die Eintragungen in die Matriken der
armenischen Kirche in Lemberg flir die Jahre 1636 — 1680 tatarisch. 8
Das im Kiewer Universitätsgebäude untergebrachte Archiv für die
drei westrussischen Provinzen Kiew, Podolien und Wolhynien enthält
die Magistratsakte der Armenier von Kamieniec Podolski; sie füllen
32 starke Bände und umfassen die Jahre 1560 — 1664. In dieser
Sammlung sind die Akten der Jahre 1593 — 1625 nun ebenfalls in
tatarischer Sprache, die stark mit polnischen und armenischen Wörtern
gemischt ist, abgefaßt. 3 Ja, man scheute sich nicht einmal, in tata-
rischer Sprache zu beten, was die uns überlieferten, aus dem Arme-
nischen ins Tatarische übersetzten Breviere, Gebete, Heiligenlegenden
etc. zur Genüge beweisen. Erst die mit den Armeniern geschlossene
kirchliche Union (vollendet 1689) bahnte der Polonisierung eines
großen Teiles der tatarisch sprechenden Armenier den Weg, während
andere südwärts auswanderten. 4
Aus einer größeren Arbeit nun, welche ich Über diesen meines
Wissens bisher noch nicht behandelten tatarischen Dialekt der
1 Vgl. D. Dan a. a. O. S. 6.
3 Vgl. Handschrift Nr. 440 der Wiener Mechitaristen-Kongregation (|^i<Jm/-
^tuji^ffßg J?fy&q£rift.*y *«yng \ kitylrrffi, ju*JI$s 1636, Metryka Kosciola Or-
mianskiego Lwowskiego ab anno 1636).
s Vgl. KfcHMgbpbuth a. a. O. 8. 22
4 Vgl. A. Fickkb, Hundert Jahre (1775—1876), in der statistischen Monats-
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s Vd. %iK„M.,%Ma*% a. a. O. 8. 232
schrift 1. Jahrg. Wien 1876, S. 408, Anm. 20.
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Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 309
Armenier in Polen vorbereite und die in Bälde erscheinen soll, will
ich hier vorläufig bloß einige charakteristische Bemerkungen über
die Laut- und Formenlehre nebst einer Sprachprobe der uns be-
schäftigenden Mundart folgen lassen.
Das Armenisch-Tatarische — so nenne ich der Kürze halber
fortan das tatarische Idiom der Armenier Polens — blühte, wie oben
bereits angedeutet, hauptsächlich im 16. und der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts. Wir sind daher bei Erforschung dieser inter-
essanten Mundart lediglich auf handschriftliches Material angewiesen.
Da sich aber die Armenier bei der schriftlichen Fixierung des von
ihnen adoptierten tatarischen Idioms der armenischen Lautschrift be-
dienten, so können wir uns aus den armenischen Lautzeichen die Laute
des Armenisch-Tatarischen mit ziemlicher Sicherheit rekonstruieren.
Das Sonantenmaterial des Armenisch -Tatarischen besteht aus
vier gutturalen (harten) — a,o (o),u,y — und zwei palatalen (weichen)
Vokalen — e, i. Erstere werden durch arm. «*, o (selten "), «*-,
/», letztere durch arm. t, 1 fi wiedergegeben. Dagegen kennt es die
in den Morphemen der verschiedenen türkisch -tatarischen Dialekte
vorkommenden Vokale ö und iL nicht. Sie sind nicht wie etwa in
einer anderen tatarischen Mundart Galiziens, nämlich der der Haliczer
Karaiten, zu ,e l und ,t' dentalisiert worden, 2 sondern an ihre Stelle
sind ihre gutturalen Divergenten o (o) und u getreten. Dieses Vor-
herrschen der gutturalen Vokale kann seinen Grund nur darin
haben, daß den Armeniern, die in ihrer armenischen Muttersprache
kein ö und ü haben, diese beiden Vokale nicht geläufig waren.
Eine andere interessante Erscheinung, welche verdient, ver-
zeichnet zu werden, ist der häufige Ausfall des Vokales y (/») in der
Schrift. Wir stoßen nämlich auf Ausdrücke wie fr»r»c\ (Ar«i), «<"qz,
M»ntyJu/i*ilu j £rusn.£q*u etc., welche xyrsyz, sagys, du§manlyx, jarlyga
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1 Da A' (e) im Neuarmenischen ein kurzes oder mittleres offenes e (= ä)
► dürfen wir ann€
offen gesprochen wurde.
2 Vgl. J. v. GazEaoRZEWSKr, Ein türk.-tatar. Dialekt in Galizien, Wien 1903
(Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissensch., phil.hist. Klasse, Bd. 146,
Abh. I), S. 4.
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310 Friedrich v. Kraelitz-Greifenhorst.
etc. gesprochen werden müssen. Diese Konsonanzen, welche vom
Standpunkte der türk.-tatarischen Lautlehre unmöglich sind, lassen
sich aus der sekundären Stellung des Vokales p im Armenischen er-
klären. Das Armenische kennt nämlich am Anfange oder am Ende
eines Wortes Konsonantenhäufungen, wo dann, um ihre Aussprache
zu erleichtern, am Wortanfang nach dem ersten und am Wortende
vor dem letzten Konsonanten in der Aussprache ein p eingeschoben
wird, welches aber in der Schrift nicht zum Ausdruck kommt.
Beim Gebrauch des Tatarischen haben also die Armenier gleichsam
umgekehrt ein nach dem ersten oder vor dem letzten Konsonanten,
zuweilen auch im Innern eines tatarischen Morphems vorkommendes
P in der Schrift ausgelassen, da sie ohnehin aus ihrer armenischen
Muttersprache gewöhnt waren, dadurch entstandene Konsonanzen
durch Einschub eines schriftlich nicht ausgedrückten /» aufzulösen.
Ein solcher Ausfall des p bleibt selbst dann bestehen, wenn Suffixe
an das betreffende Wort treten, z. B. ««»^«"«^«yf, gespr. sayysladylar,
h«.ifa L n } gespr. jazyxty.
Was die Vokalharmonie im Armenisch-Tatarischen anbelangt,
so kann von einer solchen in unserer Mundart eigentlich nicht ge-
sprochen werden. Es können nämlich in ein und demselben Stamm-
morphem sowohl gutturale (harte) als auch palatale (weiche) Vokale
auftreten, z. B. —pfi ari heilig, rein, kjw eja Herr, tkpuA* teran tief,
ikp»^ beruv Heer, Miliz. Gleiche Willkür herrscht bei Anfügung
von Suffixen, indem diese oft gutturale Vokale haben, während das
Stammorphem palatal vokalisiert ist und umgekehrt. Doch lassen
sich auch Spuren einer Vokalharmonie verfolgen und ich will darüber
nur folgendes bemerken. Der Sonant o (0) tritt in Stammorphemen
fast nur in der ersten Silbe auf und u folgt meistens nur dann, wenn
ein (0) oder u vorangeht. Eine Ausnahme macht das bereits oben
erwähnte zkp»^. Die arabischen und persischen Morpheme werden
aber bezüglich der Vokalharmonie fast genau so behandelt wie in
der tatarischen Mundart der Haliczer Karaiten. 1 Es läßt sich näm-
1 Vgl. J. v. Grzegorzewski a. a. O. S. 16.
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Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 311
lieh auch im Armenisch-Tatarischen im allgemeinen ein Übergang
von den Palatalen zu den Gutturalen konstatieren.
Beim konsonantischen Material handelt es sich für uns, da die
Armeno-Tataren die armenische Schrift gebrauchten, vor allem darum,
den Lautwert der armenischen Explosivlaute /*, ?-, 7-, #, f 9 «y, «« für
das Armenisch-Tatarische festzustellen. 1 Dafür stehen uns zwei vor-
treffliche Mittel zu Gebote. Das erste ist der Laut wert der er-
wähnten Explosiva in der armenischen Muttersprache der Armenier
Polens. In dieser sind nach Adjarian 2 die altarmenischen Tenues
zu den entsprechenden Mediae, die altarmenischen Mediae zu den
entsprechenden Tenues geworden, es lauten also dort /*, 7-, 7-, 4, tf,
«y, «• = p 9 k, t } g, j, b y d. Das zweite Hilfsmittel ist ein im Ar-
menisch-Tatarischen fast ausnahmslos geltendes Lautgesetz, welches
auch im vulgären Osmanisch-Türkischen beobachtet wird 3 und lautet:
Eine stimmhaft anlautende Silbe folgt nur auf stimmhaften Stamm-
auslaut, eine stimmlos anlautende nur auf stimmlosen. Dieses wichtige
Lautgesetz erschließt sich uns z. B. aus der Vergleichung der beiden
Ausdrücke ^w^u» basta und Jitmu* m&nda. Beide sind Lokative,
gebildet durch Anhängung des Suffixes 7-«« ta } resp. "»« da an die
Stämme "e»z_ baS Kopf und J&* mm ich. Da «r»z_ bas stimmlos
auslautet, so konnte hier das an den Stamm tretende Suffix 7-«« nur
stimmlos gesprochen werden, d. h. 7- = t. Dagegen ist bei Jt% men }
da n stimmhaft ist, das «« des Lokativsuffixes = d. Daraus ergibt
sich aber, daß bezüglich der oben erwähnten Explosiva im Armenisch-
Tatarischen die neu -westarmenische Aussprache gilt, es lauten also
1 Bekanntlich zerfällt das Neuarmenische in zwei Hauptgruppen, Ost- und
Westarmenisch, die sich lautlich durch die II. armenische Lautverschiebung unter-
scheiden, wonach im Westarmenischen die alten Tenues: jp» U &> c > & zu den ent-
sprechenden Mediae, die alten Mediae: b y rf, g y j, ) zu den entsprechenden Tenues
geworden sind, während das Ostarmenische den alten Lautstand beibehält. Vgl.
J. Karst, Historische Grammatik des Kilikisch-Armenischen, Straßburg 1901, S. 1.
2 Vgl. Adjarian, Classification des dialectes armöniens, Paris 1909 (Biblio-
theque de l'ecole des hautes etudes, fasc. 173), S. 79.
3 Vgl. G. Jacob, Zur Grammatik des Vulgär-Türkischen, in Z. D. M. G.
Bd. 52, 8. 716.
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312 Friedrich v. Kraelitz-Greifenhorst.
Fj *j t> kj *> *Y> "■ = P, ^ t, 9j h b, d. Das konsonantische Ma-
terial besteht somit im Armen.-Tatarischen aus:
1. a) Tonlosen (harten) Konsonanten:
X (A), * (*), t (r), * (-), i (*.), / (#), «. (*), j> W.
b) Tönenden (weichen) Konsonanten:
9 (l), (♦), J (0, * (-), * (*), « (*)» ' («*), * (*)•
2. Zwei Vokal-Konsonanten t; (*-, £), j («y). 1
3. Sonoren Konsonanten m (J % ) } r (/»), J (/), n (fc),
4. dem Hauchlaute h (<J). 2
Die tonlose hinterlinguale Spirante % (f») findet sich in unserer
Mundart in den türk.-tatar. Wörtern sowohl im Anlaute als auch
im In- und Auslaute tiberall dort, wo in den anderen türk.-tatar.
Dialekten JJ (k) steht. 3 Für die tonlosen Je (f) f t (7-), p (/*) treten
oft die entsprechenden armenischen aspirierten Tenues k (^), t (p-),
p ($). Die Dental-Lingualen ts (<*), dz (*-) und c (g) kommen nur
in den armenischen, die tönende Spirante i («/-) nie in den türk.-
tatar. Wörtern vor. Für das r (/») tritt, namentlich vor der tönenden
Spirante g d) } häufig die armenische Liquida f («-). Interessant ist
ferner, daß für das tonlose türk.-tatar. £ immer die aspirierte armen.
Tenuis f. (£) steht, es dürfte also türk.-tatar. £ gewöhnlich etwas
aspiriert gesprochen worden sein. 4 Dagegen fehlt im Armenisch-
Tatarischen das türk.-tatar. ,Saghyr-nun'; es wird stets durch den
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Divergenten n (*») vertreten.
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Was die Formenlehre anbelangt, so finden wir im Armenisch-
Tatarischen viele Kennzeichen der anderen türk.-tatar. Dialekte, vor
1 Im Anlaute vor Vokalen wird es durch armen, h- (e) wiedergegeben,
welches manchmal sogar für ,je l (&t) steht, indem es seinen armen. Lautwert im
Wortanfange beibehält.
* Hierher gehört auch die armen, tonlose Spirante j, die aber nur im An-
laute armenischer Wörter den Lautwert h hat.
3 Vgl. die ähnliche Stellung dieses Konsonanten im Rumänischen , Kuun,
Cod. Cum. Budapest 1880, S. XCIV ff.
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der kais. Akademie der Wissensch., Phil. -bist. Klasse 1912, III. Abb., S. 5
E =3
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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4 Auch im Armenisch -Türkischen wird t. £ (•:) immer durch arm. « (£)
wiedergegeben, vgl. meine , Studien zum Armenisch-Türkischen*, in den Sitzungsber.
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Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 313
allem des Rumänischen und Kasan-Tatarischen, und ich will hier in
Kürze folgendes berühren:
a) Von den Deklinationssuffixen der Einzahl sind jene für den
Dativ ly» ga, #— ka, fa- %a, Lokativ ««w da, 7-«" ta und Ablativ
«f«rif dan, t Ui% tan stets guttural vokalisiert, mag das Stammwort
gutturale oder palatale Vokale haben. Das Dativsuffix lautet manch-
mal wie im Osmanischen und anderen Dialekten bloß ,«* (a)', z. B.
kj^Jl» ejama dem Herrn und dies fast stets nach dem Possessiv-
suffix der 3. Person, z. B. t«p«*« joluna seinem Wege, irn^n^uB ju-
zuna seinem Gesichte. Das Akkusativsuffix V? % " L , % fc ( n y, nu,
ni) verliert beim Possessivsuffix der 3. Person, was man auch in
anderen Dialekten beobachten kann, den auslautenden Vokal, z. B.
«y«#££Mff/tVr baslaryn ihre Köpfe, «y»^«^«^ bujruxun seinen Befehl.
Das Pluralsuffix lautet stets /*■»/• lar ohne Rücksicht auf die Klang-
farbe des Wortes, an welches es tritt, z. B. fin«v islar die Geschäfte,
faufbLu*? %anlar die Fürsten.
b) Von den Fürwörtern sind die Formen «^«7» angar, u/utup
anar ihm (kas.-tat. afiar, kum. angar, aar, uigur. anggar), ^»A^mp
bungar diesem (kas.-tat. mifiar, miüarga, mifia, kum. mungar), «y»*/«*/»
c
bular diese, fauyufefi xajsiki derjenige, welcher, welcher (öag. ^5**^,
i-5 -»$il5 welcher?, kum. chaysi, kaysi), ^«J/^»«r %ajda wo (kum. chayda,
kayda), .pfrufi kensi er selbst (kum. kensi, osm. ^^oj^ kendisi) am
interessantesten.
c) Die Zahlwörter, und zwar die Kardinalia lauten: 1 «y^ bir,
2 kgfr eki, 3 »*£ u6, 4 "»©^ dort, 5 «yt^ 6e£, 6 <v/f£ alty, 7 ££««^,
c c
imfi jedi, 8 -k^fa sekiz, 9 fro/u»^ to%uz, 10 0% on, 20 tkh §l b igirmi,
30 of^ntu^ otuz, 40 Ac/»A xy r X? 5 ^ *//£ fiKt', 60 —i&Jfcz_ altmis, 70 ££y.t^
j$tmi$, 80 «^^mA seksan, 90 ß-o^uu/b to%$an, 100 A**^ jwz, 1000 «#&$
min^, 10.000 p-nUhlu tuman. Die Ordinalia werden mit dem Suffix
^L^lfi, ^fitl* (-unSi, -inti), resp. nach Vokalen **zA f" n ^>) gebildet,
z. B. "ifofiif' birinti, k^ffotb ekinöi etc.
d) Recht charakteristisch gestalten sich die Formen des Verbums.
Der Infinitiv lautet entweder auf f— ma oder f-fr» ma% aus, und zwar
wieder ohne Rücksicht auf die Klangfarbe des Stammwortes, z. B.
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314 Friedrich v. Kraelitz Greifbnhorst.
kq.J$»fii etmax tun, machen, *yo^«AW (syn^Jl») bnlma (bolma) sein, popJlä*
c
iif-opj;*,) korma (korma) sehen. Der Infinitiv auf -J^fi* -ma% dient
gleichzeitig als Nomen verbale praes. ? z. B. ^m^mt pJm/m bujurma% der
Befehl, o^uM^—fu ocaSmax der Zorn, kJl*/u jema% die Speise. Eine
andere Form dieses Nomen verbale wird mittels des Suffixes o£ ov 1
gebildet, z. B. tr-fo^ jazov das Schreiben (osm. <3jk, jj^t i az 2/)> ^"^
/so^ jajpQV die Decke (osm. J^, japyk Pferdedecke, Satteldecke,
öag. JjU^Ai japmak bedecken, zudecken). Der Imperativ der 2. Pers.
sing, stellt entweder den reinen Verbalstamm dar, z. B. fum^.^
f*T %ut%ar von futtt.^fuu$pJ\»» %ut%arma retten, —jt ajt von «*/^«/i# ajt-
ma sagen, oder er wird mittels der Suffixe f/lfc gin (bei stimmhaftem
Auslaut), .pfi* kin (bei stimmlosem Auslaut) gebildet, z. B. wtfffc algin
von u>i/iu alma nehmen, *ywfiq*ffc baylciii von u^u»fuJuM bayma schauen.
Die Suffixe für die 2. Pers. plur. lauten -#»^#«-7, -^M/'fr •/*£* f-tm-
^wz, -yngyz, -ynyz). Für die Bezeichnung des Futurums hat unsere
Mundart zwei Formen, die eine wird, wie im Rumänischen und
Öagataischen, mittels des Suffixes f««y gaj, ^**/ kaj gebildet, z. B.
iyotfiMyJll* bolgajmen ich werde sein, kt i p u u J &' etkajmen ich werde
machen; die andere Form geschieht mit Hilfe eines Particip. praes.
fut. auf -»«7» sar. welches sich außer in den Orchoninschriften nur
noch im Altosmanischen vorfindet, 2 z. B. uB^uuMp^p njtsarlar sie
werden sagen, +—^«—pimp kuUarlar sie werden weiden. Die Bildung
der übrigen Tempora geht so ziemlich in derselben Weise wie in
den anderen türkisch -tatarischen Dialekten vor sich.
Als Sprachprobe des Armen.-Tatarischen gebe ich im folgenden
den 50., resp. 51. Psalm (Miserere). Derselbe ist einem arm.-tatar.
Psalter entnommen, welcher sich handschriftlich in der k. k. Hof-
bibliothek zu Wien 8 befindet und den ein gewisser Diakon Lussik
("] ntu^ „u,p%u0i.uif.) im Jahre 1590, wahrscheinlich in der polnischen
Stadt Zamoäcie, aus dem Armenischen ins Tatarische übersetzt hat. Die
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Handschriften in der k. k. Hof bibliothek zu Wien. Wien 1891, deutsch. Teil. S. 3.
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2 Siehe H. VAmbery, Altosmanische Sprachstudien, Leiden 1901, S. 16, Anm. 4.
3 Cod. Arm. 13, Fol. 64a — 65a; Tgl. P. Jacobüs Dashian, Katalog der armen.
Original fronn
Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 315
Handschrift enthält in zwei Kolumnen den armen. Text und die
tatarische Übersetzung, und zwar ist die Anordnung die, daß auf
einen Psahnvers in armenischer Sprache immer derselbe Vers in
tatarischer Übersetzung folgt Was letztere anbelangt, so ist sie
streng nach dem armenischen Original angefertigt worden, so daß
Wortstellung, Satzgefüge und Kasusrektion der Verba fast ganz
armenisch sind. Dagegen ist sie eine wertvolle Quelle für die Formen-
lehre und den Sprachschatz des Armenisch-Tatarischen. Da ich der
Probe sowohl eine Transkription als auch einen ausführlichen Kom-
mentar beigefügt habe, glaube ich von einer deutschen Übersetzung
dieses bekannten Psalmes absehen zu können.
Text.
1 . 4|#* iJEr. hn~* 1 ^^ubutups ttL4ttt3* tt tu nanu nustppT*1tp1ih t
2. |(#Mtf£M»& OLt^pstp tuuututt %uspw~tu% tftupa-tupfc* ptut^ut%op tutupppi^tnp pb ptuupb
pttuß-putut
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ttt~tspitb* ix nppttpsnt^fsbtu tLOptu ytuntsiLUJ&p%ühp t l*b u£upttb* tunt-tabpu tt.op*u$iptp-
lfipf>3Lf> JfrfiiTz
4. 1* tptttLptttnt- L ttL.dhhU u%%p tLoptuttpa tpopJuttutt utfupa* uttu busapptpuuttutt
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5. ^X^optuttptt tpohuhp ufßtptt ti%% titfUuttuu tup£ppu£ft* uttu b utapptpuppti difitpu
usfltptftu ti%%ptJ utpp ^ütp tttu^utpr i
6. llMvtrAff* btutnpn butapfu (;n_n_fitP **if*J* ****** b tutfusVup tufttpt'tbtu tttfuftttb ^n.n.fttT\
7. *\mhfkf* tuonpnt- tunptuttui^t ttoant.ubutut nt~ititutp uttu f/ubnt-4p buun.n$tt^uttu
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8. *\-*.onuntfus tfcp tuhpu tutuj§tuutp f uttu & tu tipp* tuftput ß-nttnt.putntL tt%%k uttttutP
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9. 114^ *yAy *[•**& ***-p** i fÄt***~ undutntÜub tpopntAtftuuutitttupitp uttu b tupttt-ptpup%p f
mtptptn%b tun tut tttytpuL tpophtt t-twutttuub utuitutu t
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Original from
316 Friedrich v. Kraelitz-Greifenhorst.
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**[*qiflf>f'*f* 7 >{i JtyjftiT ***pß*f- aflfrui&ubt
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futu p%p JuitMt JtfupiPt
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Transkription.
1. Dun. it. Jengma% uöun sagmos tavitning:
2. Xacan keldi angar natan markare. %acanki barypedi persape
c
%atyna:
c
3. Jaflga manga tengri ululuyunga kora jaflgama%yngnyng sening.
kopluyunga kora sagavatyngnyng sening. buzgin torasizlikimni
4. Ajruxsu juvgin meni torasizlikimdan menim. da jazyyymdan
menim aruv etkin meni:
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1 S Digilized by L^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Sprachprobe eines armenisch tatarischen Dialektes etc. 317
5. Torasizlikimni menim men mendan bilirmen, da jazyylarym me-
c
nim alnyma menim dir har sahat:
6. Sanga jalgyz jazy% §ttim bij. jamanny alnynga sening ettim:
7. Neöik togru bolgajs&n sozungda sening. da engujii jafguda sanga .
8. Torasizlik bila ba$lady } da jazyx bila togurdu meni anam menimi
9. Sen bij konuluknu sovdung korunmaganlarny da japuylarny,
ayylyng bila sening korguzdung manga:
10. Burfc usduma zoba bila } da aruv bolijim, juvgin da artyy
yardan a% bolijim:
11. Jäitovlu etkin manga bij sovuntluknu da farahlifcni, da so-
vungajlar sovaklarym menim hasrat bolgan:
12. Xajtar iuzungnu sening jazyylarymdan menim } da barfa tora-
sizlikimni menim aryt mendan:
13. Jurak aruv toytat menda tengri. da jany togru jangirt yarnymda
menim:
14. Salmagin meni bij iuzungdan sming, da janyngny ari sening
cyyarmagin mendan:
15. Bürgin manga sovunglukun yutyarylmaynyng. da jan agalyyyng
c
bila sening toytat meni:
16. Ovratijim torasizlarga JQlungnu sming. da yrszlar sanga yajt-
kajlar:
17. Xutyar meni yanyndan tengri tengri yutyarylmayymnyng menim.
da sovungaj tilim menim togruluyunga sening:
18. Bij egar erinlarymny menim adsang, dgzym menim jyvlagaj
algSingni sening:
19. Egar klasangedi yurban sunarediy' evet sen butov yurbanga ne
he$ bijanmadyng :
20. Xurban tengriga jan aSay. iurakni aruv da janny asay tengri
hei etmastyr:
c c
21. Jayßi etkin bij grking bila sming sionga' da jasalgaj duvarlary
erusagemning :
22. Avl vagta bijansarsen yurbanga togruluynung. niat yurbany-
myzny üyargaj seganynga sening oguznu:
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Original fronn
318 Friedrich v. Kraelitz-Greifenhorbt.
Bemerkungen und Erklärungen zum Text.
V(ers) 1. mmA dun arm. Vers — fo it als Zahlen wert 24; sollte
eigentlich fo ip = 22 heißen, da auch die armenische Vorlage, nach
welcher die tatar. Übersetzung gemacht wurde, nur 22 Verse zählt
— hlfrl(J*»t» jgngmax siegen, Sieg, var. &}/**/* engmax, toJiufu jenmax,
kum. yengmac Sieg, öag. ^£*£~o jengmek, osm. e£*&> jeümek —
n^A uiun für, wegen, um, osm. o*?^ tdÄn; irfrfifiufi, „i^mX U m zu
siegen, für den Sieg; mit diesen Worten soll dieser Psalm als der
siegreiche, vollkommene, hervorragendste, als triumphans inter hym-
no8 bezeichnet werden. In anderen arm. Psalterausgaben steht da-
für f> fmtmmpmr^ was aber nur eine wörtliche Übersetzung des griech.
i-H
et? xb teXo? ist. Vgl. auch den Psalmenkommentar (Alfkn^pfcA
üMif/miiig) von Q—Jißr-fii) Venedig 1823, Tom. I, S. 80 — nm^JUm sag-
mos arm. Psalm; sollte im Texte eigentlich uu*qJUu£ sagmosy heißen,
da es von ^m^fip^fr^ tavitning abhängig ist, auch wäre die richtige
Wortstellung fMtM^p%[Af uuiqJUu^ doch geht hier wie auch in den
folgenden Versen bei der Genetivkonstruktion das Beziehungsnomen
stets dem Genetiv wie im Armenischen voran, statt umgekehrt, wie
es für das Tatarische das Richtige wäre. Auf solche und andere
gegen die logische Reihenfolge der Wörter im Tatarischen ver-
stoßende Umstellungen, die eine Folge des starren Festhaltens an
dem armenischen Texte, bezw. der armen. Wortstellung sind, soll in
den folgenden Versen, da sie leicht erkennbar sind, nicht weiter
hingewiesen werden.
V. 2. fru*tufu xafan als, nachdem, cag. oW-^ katan — flffi
keldi, Imperf. 3. P. sing, von ^kif- (^?4/.^) kelma (k§lma) kommen,
ßag. ^UJU* kilmek — JTm^wpk markare arm. Prophet — «y^/tg^«»^
barypedi, Plusqpf. 3. P. sing, von ^^Jl» barma gehen, öag. jUjl*
barmalp, osm. JJ-«;\j varmak, k-fr edi = osm. «3^3 idi er war —
/uu,p£h x<*ty n Frau, osm. £j>& l$adyn } öag. o*^ x atun -
V. 3. k-n-ui** jarlga statt Ir—^inqu* jaflyga, Imperat. 2. P. sing,
von Irwn-i^quiJu» jarlygama sich erbarmen, tr*9n-Lan*uiTu»f» das Erbarmen
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— JliSblfuj manga mir, osm. &> bafia, Öag. IX-U manga — »*£#»*/#»*.^
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Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 319
ululu% Größe; »^»*.£##t^##*^«, Dativ von »»^^»»»./unA^ (deine Größe)
statt n^gn^iiii-pini.^uä ) bezw. tii-intinifuitLiMui^ da es doch vom Genetiv
LunLiqBugfiMä/ußbfttfbQ abhängig ist — p-frfofi tengri Gott, kam. tengri,
Öag. \^j£**? tingri, tengri, osin. \£j&> tahry — ^ap** kora, var. ^opu»
Icora nach, mit Dat. konstruiert, osm. *>£ gjöre — «£*/*♦ sening, Genet.
von «fr sen du — ^#rz # "A koplu% Menge, Fülle, öag. ^$k£ köpluk)
1*P kop, var. <pop kop viel; ^p^i-fism^M statt ^«/f/"^««-^«*, bezw.
*f-"Fl»*{u»>AuM f vgl. oben »^«^«^«/ir^i## — ^ ut t u§ä - w P' sagavat, Tahrif des
ar. oJüJo SafaJyat Milde, Güte, Mitleid — iu»^tfflu buzgin, mit dem
Suff. {/& <jfin gebildeter Imperat. der 2. P. sing, von <y"*-p/I" buzma
tilgen, osm. iS*}**. bozmak — ^opu, tora Gesetz, Recht; q-°pw«f>iLkp
torasizlik aus f-op*» + Suff, «fa siz ohne + Suff. /A^ lik zusammen-
i-H
gesetzt = Unrecht — Jk^fnT menim, Genet. von Jfr men ich, osm.
^ benim.
o
V. 4. uäjpn^uni. ajru%su (arm. = «»«^*/ afavel) eher, vielmehr,
mehr, in derselben Bedeutung wie —etf"*^ «*ptpfui*p (art%&y, arty%$y) ;
vgl. (Ji^l arty# in allen Dialekten = besser, mehr, u. «3 vi* a i r y&
getrennt, isoliert — La^fo juvgin, Imperat. 2. P. sing, von £«t^«/i#
juvma waschen, kum. juuarmen ich wasche, öag. «j^i jumaJc — Jl%fi
|_ in
meniy Akk. von «/fr wen ich, osm. «^5-0 foni — «w«* da und, kum. da }
osm, $ ve — Lrusqttfis jazy% Sünde, kum. jasik, öag. J^j^. jazuJc —
uip»t-£ aruVj var. *»pfi ari heilig, rein, uigur. aryk, kum. ary y osm.
^5jl ary — tt-pfi* etkin, mit dem Suff, .pfi» kin gebildeter Imperat.
2. P. sing, von k^Ji^/u etma% machen.
V. 5. JfautuA, mendan, Ablat. von Jfr men ich — tyfafoJt% bilir-
men, Aor. der 1. P. sing, von ^[/t** bilma wissen — ui^pliu alnyma,
Dativ von u»ji*p»r (statt —ipjbpf) alnym meine Stirne; vgl. kum. alin,
osm, ^1, cr^*; der Ausdruck uijupJTu* dient zur Wiedergabe der Prä-
position ,vor', weshalb richtig auch der Lokativ ^/w/Z««« statt des
c
Dativs stehen sollte (arm. = us^w^h fi^) — *>t »—fap- har sahat
immer, wörtl. jede Stunde, aus $-p = pers. y* her jeder und «'»fap-
= ar. cUftUo sd at Stunde zusammengesetzt.
V. 6. u-foli- sanga, Dativ von »fr sen du — ^aßi j a ^9y z
allein, kum. jalgiz, jalguz, yalguz, öag. j>*J^. jalguz, osm. j&li
Original fronn
320 Friedrich v. Kraelitz-Greifenhorst.
jalyfiyz — ^ttb^ ettim, Imperf. 1. P. sing, von 4^/1^ machen —
ifo bij Herr, kum. beg, bey, Öag. si&<£ big, beg, osm. vj£> bej —
IfiäiJufc jaman schlecht, böse, Sünde, Übel; kum. iaman, iamanlich,
öag. o^^i u - <5^^. — —£>&%— nfr/klf statt «frfi*% iujbgäifyu. vor dir,
**£,£%%** Dativ statt Lok. «•^/■^«ii«, vgl. V. 5.
V. 7. iftihp neiik wie; kum. netic, kas.-tat. ni&ek — ^r«//»««. togru
recht, wahr, gerecht — i*fiuy*fa bolgajsen, Fut. 2. Pers. sing, von
«y»£i/«# bolma sein — «o^ wz Wort; kum. sös, osm. j^-**» $ö'z — t*f«*2£
enguti, var. ££*»«££ jenuii Sieger, von tirfi/S^Ef engma%, vgl. V. 1 —
PO
hiun^nnt. jafgu Urteil; kum. jargu, öag. e^j^. jargu6 Prozeß, Tribunal;
die Stelle ,«"» &t»*-ifi t'^ftu»«» ««AJ»', was ,und du wirst siegreich
sein, wenn du richtest (urteilst)' heißen soll, ist eine wörtliche Über-
setzung des arm. ,£- jMif}in*jb» fi ^wu»^^ 4?^i! un d wird nur durch
Vergleich mit diesem verständlich. Im Armenischen heißt es wört-
fN
lieh: und du wirst siegreich sein, in deinem Urteilen (Urteile), und
es steht fi i-u3u,lr L ^/r t für fi ^umlr/h ^«; im Tatar, sollte es daher
^tf'följ Sr*M»n. v »iA^uBUß < (in deinem Urteile) heißen.
■^
V. 8. "ifa*» bila mit; kum. bile, öag. ^^, ^r^> O^r^ — «y«/£i«#i/2«
o
baslama soll hier = arm. jq™*>-L empfangen, schwanger werden,
sein; ist ^m^uJh, mit dem bekannten mit J&> t Kopf zusammen-
hängenden Verbum J^UjI* identisch oder steckt darin ein anderer
Stamm? — p-nqut-pJim togurma gebären.
V. 9. f W.£#«^ konuluk Wahrheit; kum. qonu wahr, recht, ge-
° E
setzlich — um/Jui sovma lieben; kum. sövmäk, 6ag. ^U^** süjemek,
süjmek, osm. **£■*>-«> sevmek — ^»pn^UiTus^u/ü korunmagan das Unsicht-
ig ^
bare, Particip. praes. pass. von t»pJ™ korma sehen, osm. vi^j^ gjörmek,
ßag. >£^)£ körmek — h-sp,,^ japu>X geheim, verborgen, öag. £*J^
(JJ^k) jabug (jabuk) — "frei a%yl Vei'stand = ar. J£* akl, osm.
l akyl — ^op^ni.iMnni.%^ Impei-f. 2. Pers. sing, von ^0^/n.jAr korguzma
- ®
zeigen, 6ag. ^^j**>5* körküzmek sich zeigen, sichtbar werden.
V. 10. i»Lfig burfc, Imperat. 2. Pers. sing, von up^p^Jiu burkma
spritzen, besprengen, krm.-tat. ^^^ } y> bürükmek, kas.-tat. und kirg.
s*SL*Ssy> bürkmek — «*««««"/«' usduma auf mich, von "«-"<« usd auf,
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Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 321
ober, über; öag. cu^l #$^ osm. cu-mi^I #s£, kum. i^ston — ? ««y«#
zo&a (arm. ^ »y«?/) Ysop (Art Pflanze), aus dem griech. feorcov, osm. U^
zo/a, arm.-türk. £«*#«* zw/a — i*itjfif bolijim ich möchte, will sein,
Optat. 1. Pers. sing, von *yopfiu bolma sein, osm. ^tdJy olajym —
—ewfr art yx mehr; öag. Jj^ijl arto&, osm. Jpy — 1**™?*****% %ardan 7
Ablat. von £«7» x ar Schnee; in den übrigen Dialekten jlS &a?* —
-«£ ax weiß; öag. und osm. Jjl, kum. a&, ac.
V. 11. titt"^"- isitovlu hörend, mittels des Adjektivsuffixes
/«*- Zu vom Nom. verb. praes. hzkt*"L i&tov das Hören, gebildetes
Adjektiv, arm. = /«£/£ foeZi — «#1^*.^««^ sovunüluk Freude, von
„ n *[nääJlu sovunma sich freuen; osm. d£^-o^ sevinmek, ^y^ sevinj
Freude — $~e-$ihp farahliJc Freude, Wonne, aus ai\ £>• /ara#
Freude, Lust, Heiterkeit, und türk. SufF. tkp lik zusammengesetzt —
Män^p sovak Knochen; öag. e^tti^ söngek, kas.-tat. söjäk, chin.-tat.
jjl^^ sondak — $wp—p- hasrat ist ar. i;Li hasäret Schaden,
Verlust; fyuupwp- ^0^% hasrat bolgan = arm. ftupoanh-u^ garodeal
arm, elend, wörtl. beschädigt, vernichtet.
V. 12. faiMyt-usp xajtar, Imperat. 2. Pers. sing, von fuuäj^utpjiu %aj-
tarma umkehren machen, umdrehen, abwenden; dag. jjUjUüls kaj-
tarmak — fii-i iuz Gesicht, osm. }y>. jiiz — t^mp^m barfa alle; dag.
A**-j^ , W-j^ baröa, ^b bary alle, die übrigen — -put aryt, Imperat.
2. Pers. sing, von wppijMu arytma reinigen, säubern, öag. i£+->J\
iS^ij' arytmak.
V. 13. fi»-puiß iurak Herz; osm. ^jyi jürek — p-ofomf. ioxtat,
Imperat. 2. Pers. sing, von p-ofu^Mu^JlM» toytatma hier = arm. <J«m#i#»«#«f££
hasdadel machen, erschaffen; vgl. Radlopfs Wörterbuch: tohtatmak
anhalten, aufhalten, und tohtamaJß anhalten, stehen bleiben, sich be-
festigen — J&bmi- menda, Lokat. von -4* men ich — tüu% jan =
pers. o 1 ^ Jon Seele, Geist — trm\tf ef . 9 Imperat. 2. Pers. sing, von
iruiifypifjZu jangirtma erneuern, restaurieren, t*fofö j<* n gi neu; osm.
vi^J^ jenilemek, öag. e£*j[^£~g jingirtmek — frwp% % a rn Bauch,
hier = das Innere; osm. <^15 fcarn, karyn, öag. ^^ karyn, kum. karin.
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V. 14. *~£Jmfö% salmagin, neg. Imperat. 2. Pers. sing, von ^A
saZma schleudern, werfen, verstoßen; osm. J^Jbo salmak — «7»^
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Horgenl. XXVI. Bd. 21
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Original fronn
322 Fbusdrioh v. Krabutz-Gkkifenhokst.
ari = ~r»-£ aruv heilig, rein — »HAtf* öyxarmagin, neg. Im-
perat. 2. Pers. sing, von tct»~rf~ 6y%arma wegnehmen, forttragen,
arm. *>«**/ hanel.
V. 15. ikpkb'* bergin, Imperat. 2. P. sing, von »fieS- berma
geben; osm. **-;>.} veitnek, cag. ^^ &tYme&, kum. berma — £»«^~
ju«. m Jl.fi. xut X arylmax die Rettung; cag. J-jUtfj» Äwf&armafc, J-^UJyf
Jfcttt^armafc befreien, retten, osm. J*jtf,j» ^ttrtarmafc — -rasl' oya-
Zi/X Herrschaft, Autorität, Macht, aus - t - aija (UA) Herr + Suff.
iC /t Zy^ (^^J) zusammengesetzt.
V. 16. -Lc-tl'jb' r ovratijim, Optat. 1. P. sing, von »^-fn-
ovratma lehren, unterrichten; kum. ovretmis (Perf. 3. P. sing.) u.
ouraturmen (Aor. 1. P. sing.), osm. eS-j/y öjretmek, cag. d£*Vy
Ögretmek — q. o r mtt fa tgrasiz gottlos, aus top- tora Gesetz, Recht,
Wahrheit und Suff. «^ siz (y*) ohne zusammengesetzt. — *<»/. jol
• *
Weg — fo« v «'c %T8zlar statt ft>a"'£fUT %yrsyzlar die Übeltäter,
Ehrlosen, Sünder; öag.>~*^S osm.^^ 1 — l"»j'W> u UL™r %ajtkajlar,
Fut. 3. P. plur. von fum Jlr dm %ajtma zurückkehren, umkehren; öag.
jU^VS Icajtmak.
V. 17. fun^us V %ut%ar 7 Imperat 2. P. sing, von frmu&mpJi*
%ut%arma retten, vgl. V. 14 — £-* x an Blut 5 öa S- u - osm - ^ ^ an >
kum. fcan fcanj — *& tiZ Zunge; kum. <t7, öag. J-Jf tiZ, osm. Ji>
^i7 — p-nqpnt-ini-lu togrulu% Gerechtigkeit.
V. 18. kt»v egar wenn = pers. 4* egfer — keß* erin Lippe;
Sag. o/ä 1 * ren Unterlippe — ~£<««H a&ang, Kondit 2. P. sing, von
us t Jhs aSma öffnen, öag. u. osm. 3^ atmaJc — «" ZV! <r ac/zym mein
Mund von ^ vt agyz; kum. a^ts, öag. }^\ osm. ^, jo^ — ^nfL w k w J
jyrlagaj, Fut. 3. P. sing, von h cru -Tu. jyrlama singen, ^r h T das
Lied; kum. ir 1 t/r, iVZama (singen), öag. $*&?& ßrlamajc — -/»
algs statt ^/_c^ aZ<ji/s Heil, Segen, Lob; uigur. aZ&a, öag. aZH«
(algajiS), oUas (Huldigung, Segen).
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1 Zur Etymologie dieses Wortes siehe meine »Corollarien 4 zu F. Miklosich
,Die türk. Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen*, Sitzungsberichte
der kais. Akademie der Wissensch., Phil.-hist. Klasse, Bd. 166, 4. Abh., 8. 24.
3
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Original fronn
Sprachprobe eines armenisch-tatarischen Dialektes etc. 323
V. 19. .flmvAf klasang, Kondit. 2. P. sing, von .£/««/£# klama
(wohl kontrahiert aus ^imJm kilama, ^imJm Jcelama) wünschen, be-
gehren, bitten; kas.-tatar. kelä (= telä), öag. ^UiUS tilemek, osm.
viCo^b> dilemeh — k*»l» edi er war, osm. <3^ idi; ^^uu/i^k^^ =
Imperf. des Kondit. — fiaf^p^auh yurban Opfer = ar. o4/* kurbdn
— un&wpkwfa $unared%x 7 Plusqpf. 1. P. plur. von unäaTu» sunma zu-
reichen, hin-, herumreichen; kas.-tatar. sunmalc, öag. ^U^^o sonmak,
kum. sunarmen (extendo); fafifi* = osm. ^jo\ idik — k*lkt evet aber,
osm. O^ evet ja — «y«*/?-*»£ butov alles, ganz; öag. ^^> böteö, osm.
0>^ biitün, kum. Juton — H ne nicht; osm. ^ ne und nicht, weder,
noch — 4^i Ae# = pers. ^ Attf keiner, nie, niemals, nichts —
uifaiuiiJLiuijäitt bijanmadyng, neg. Imperf. 2. P. sing, von «y£/**Wl#
billigen, annehmen, osm. si£+-&> bejenmek.
V. 20. «2«^ asa% demütig, ergeben, niedrig = arm. f**%—p$
Xonarh* uigur. asafy herab, hinunter, azerb. aSa^a unten, herab,
osm. e5*L^ a & a gy {dsaga) — $t% kq-Jl-fa hec etma% = arm. —p$—~
JImb^It L arhamarhel verachten, geringschätzen, mißachten, von $kt heS
(siehe Vers 19) und kt^f» etma% machen, tun; htJ^»q-pf gtmastyr
ist neg. Aor. 3. P. sing.
V. 21. Iruifal, jayfii gut; kum. yacsi, tarn, öag. ^,-ü^ jahsi }
Q. O
azerb. of«* jahti — kp# erk Wille, Absicht, kum. erk — ^mmm^uy
jasalgaj, Fut. 3. P. sing, von immmpfl* jasalma zugerichtet werden
oder sein, gemacht werden, sich gestalten, £ag. j^JUab jasalmak —
wnii/utf duvar Mauer ■= p. j\$i> divär Mauer.
_
V. 22. «««/ ifmq^uä avl vagta statt ©^ ^«^7-«* ol vayta dann, da-
mals, aus t. i ol jener und Lokat. von 4?*fo 9 ia*vt ( va X*> vagt) Zeit
= ar. C*S$ vakt zusammengesetzt — iyfiju,% U u,p U & bijansarsen, Fut.
2. P. sing, von -fijufuJu* (siehe Vers 19) — fin^p^isA^iu } dafür sollte
eigentlich f»*i-iuyAjAi* yurbanyna stehen, da es vom Gen. p-m/p**.-
c __
ini-fciinijbti togruluynung abhängig ist; p-nqpaLfp*4&Mä&4 fnn-p$yut%£ Opfer
der Gerechtigkeit — %^u»p- niat = ar. ^-^ n ijjet Absicht, Wunsch;
mit diesem Worte hat der Übersetzer das arm. **.km uvd wieder-
geben wollen, was zwar auch , Wunsch' bedeutet, hier aber wohl m
seiner eigentlichen Bedeutung als ,Gelübde' zu nehmen ist; arm.
21*
Original fronn
324 Friedrich v. KrablitzGreifbnhorst.
„t-futrtfo u l *iu*ui [ uui t is u%dic badaraks Opfer der Gelübde, gelobte, ver-
sprochene Opfer — ituiurfuy fyargaj statt lufc-vk-V tyX ar 9 a j > Fat.
3. P. sing, von ipfrmpA» hjyarma herausnehmen, hinaufstellen, -geben,
-ziehen, arm. = ^%l- L hanel. Im Texte sollte statt tfaTh-j der
Plural ibH-rk-JU"? stehen, da er das deutsche ,man' wiedergeben
soll, arm. = ^% s k% hangen] auch ist hier ilu-pf- wie arm. ^u»%lr L
mit zwei Akkusativen konstruiert — «y^uh segan arm. der Tisch,
Altar — ©fü*t oguz Stier, Ochs, öag. j^, kum. ogus, osm. }££ öküz.
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Original frorn
Zur Phonetik der australischen Sprachen.
Von
P. W. Schmidt S. V. D.
Wenn im folgenden von ,den australischen Sprachen' die Rede
ist, so ist das nicht im Sinne der alten Auffassung von der Einheit-
lichkeit aller australischen Sprachen gemeint. Diese Auffassung glaube
ich in meiner Abhandlung ,Die Gliederung der australischen Spra-
chen' 1 als irrig dargetan m zu haben.
Wir haben zunächst zwei größere Gruppen zu unterscheiden,
eine Gruppe der nordaustralischen und eine der südaustralischen
Sprachen.
Die erstere zerfällt wiederum in drei Untergruppen, eine ältere
mit vokalischem und konsonantischem Auslaut, eine mittlere mit voka-
lischem und Nasal- und Z-, Ä-Auslaut, und eine jüngere mit bloßem
vokalischen Auslaut; jede dieser drei Untergruppen umfaßt wieder
eine ganze Reihe von größtenteils radikal voneinander verschiedenen
Sprachen. Die Mannigfaltigkeit selbständiger Sprachen ist also in
der nordaustralischen Gruppe ein außerordentliche große.
Dem gegenüber werden sämtliche südaustralische Sprachen
durch eine Reihe von Gemeinsamkeiten miteinander in Verbindung
gesetzt, die den nordaustralischen Sprachen abgehen. Diese Gemein-
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1 P. W. Schmidt ,Die Gliederung der australischen Sprachen', Anthropos vn
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(1912), SS. 230—251, 463—497. Diese Abhandlung wird in den folgenden Heften
des Anthropos vn (1912) und vm (1913) noch fortgesetzt. Soweit sie erschienen,
zitiere ich sie im folgenden unter der Sigle A\ die übrigen Belege entnehme ich
dem mir vorliegenden Material, das in der Fortsetzung der Abhandlung noch zur
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Veröffentlichung gelangen wird.
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Original fronn
326 W. Schmidt.
samkeiten liegen zum Teil in der Grammatik, noch mehr aber im
Wortschatz, und zwar, neben den Pronomina personalia, vorzüglich
in gewissen Worten für Körperteile. Es wäre aber falsch, daraus
auf einen genetischen Zusammenhang aller dieser Sprachen schließen
zu wollen. Sondern diese Einheitlichkeit ist nur eine nachträgliche,
entstanden durch eine umfassende Beeinflussung, die durch eine
jüngere Sprachfamilie auf alle älteren Sprachgruppen dieses Teiles von
Australien ausgeübt worden ist. Diese älteren Sprachgruppen für sich
genommen waren zweifellos voneinander radikal verschieden. Wie
weit hier die Sonderstellung der einzelnen Gruppen und Sprachen
o
anzusetzen ist, läßt sich bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnis
noch nicht überall mit Sicherheit sagen. Folgende Gruppen aber
lassen sich schon jetzt mit aller Sicherheit erkennen; ich ordne sie
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nach dem Grade ihrer Festsetzung in Australien, also ihres austra-
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lischen Alters: 1
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1. Die Victoria-Gruppe mit dem Kurnai als nächstverwandter
Sprache.
2. Die Yuin-Kuri-Gruppe, vielleicht verwandt mit Gruppe 1.
3. Die Narrinyeri-Gruppe.
4. Die Wiradyuri-Kamilaroi-Gruppe, zeigt starke Beziehungen
in w
zu den Gruppen 1 und 2.
5. Die Gruppe der Ostsprachen Thangatti-Yukumbul, Kum-
bainggeri, Minyung 7 Turubul Wakka-Kabi, Bieli-Kuinmurburra, Halifax -
Bay-Sprachen, wozu auch die Bundyil-Sprachen an der Südecke des
Golfs von Carpentaria gehören. Unter diesen Sprachen nehmen be-
sonders Kumbainggeri und Minyung eine sehr selbständige Stellung
ein, und auch die übrigen Sprachen zeigen weitgehende Selbständig-
keit, so daß noch zu untersuchen ist, ob nicht ihre jetzige Einheit-
lichkeit eine erst sekundär gewordene ist.
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6. Die Südwestgruppe. Hier finden sich zahlreiche Sprachen
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sehr verschiedener Art zusammen, von denen das den äußersten
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1 Die Lokalisierung der einzelnen Gruppen wolle man der Karte entnehmen,
welche der oben (S. 325) genannten Abhandlung beigegeben ist.
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Original fronn
Zur Phonetik der australischen Sprachen. 327
Südwesten einnehmende Yungar Beziehungen zu Gruppe 1, das den
Osten einnehmende Luridya Beziehungen zu Gruppe 5 zeigt.
7. Die Süd- und Nord-Zentralgruppe. Die Nord-Zentralgruppe
hat Beziehungen zu Gruppe 5; in der Süd-Zentralgruppe lassen be-
sonders Parnkalla und Meyu starke Beziehungen zu Gruppe 3 er-
kennen.
Die so neu zutage geförderten Gruppierungen der australischen
Sprachen möchte ich heranziehen zur Erörterung einer Frage der
allgemeinen Phonetik. Schon seit langem hat man hierfür mit Vor-
liebe auf die australischen Sprachen Bezug genommen. Da man die
Australier als eine der primitivsten Menschenrassen, wenn nicht als
die primitivste überhaupt, betrachtete, so glaubte man bei ihnen
besonders wertvolle Dokumente für die Erkenntnis der primitivsten
Stufen der Sprachentwicklung im allgemeinen und der Lautentwick-
lung im besonderen finden zu können. Man ging dabei aber immer
von der Anschauung aus, daß die sämtlichen australischen Sprachen
eine im wesentlichen homogene und genetisch einheitliche Gruppe
bildeten und verwertete demgemäß die ihnen entnommenen Tat-
sachen. Die jetzt nachgewiesene Unrichtigkeit dieser Auffassung
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muß auch weitgehende Modifikationen in der Beurteilung der Phonetik
der australischen Sprachen herbeiführen, und zwar sind es deren
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besonders zwei.
Die eine ergibt sich aus der Tatsache, daß die australischen
Sprachen keine homogene Masse bilden, sondern in eine ganze Reihe
von Gruppen zerfallen, von denen wir auch noch in großen Zügen
ihre Aufeinanderfolge feststellen können. Diese Tatsache für sich
allein genommen scheint dem Entwicklungsgedanken günstig zu sein;
denn sie bringt auch in die australischen Tatsachen selbst jene
Mannigfaltigkeit und jenes Nacheinander hinein, wie sie zur Ent-
wicklung gehören.
Die andere Tatsache aber spricht gegen den Entwicklungs-
gedanken: denn sie macht jenes kontinuierliche Aus- und Ineinander
unmöglich, in dem das Wesen einer wirklichen Entwicklung gelegen ist.
Und diese Tatsache besteht darin, daß die großen, in Australien auf-
Original fronn
328 W. Schmidt.
einanderfolgenden Sprachgruppen nicht Phasen einer und derselben
Entwicklungsreihe sind, sondern Ausläufer der Wanderungen von
ganz selbständigen Sprachfamilien, deren weitere Verzweigungen wir
höchstens in allgemeinen Zügen ahnen können, 1 von deren Entstehen
und eventuellem endgiltigen Zusammenfallen wir aber gar nichts
wissen.
Wenn wir somit den Entwicklungsgedanken aus diesen austra-
lischen Tatsachen ausschließen müssen, so gewähren uns die neuen
Feststellungen über Gruppierung und Alter der australischen Sprachen
den großen Vorteil, daß wir belehrt sind über die große Verschieden-
heit des Alters der australischen Tatsachen, so daß wir jetzt nicht
mehr in den Fehler verfallen, sie indiskriminatim als Belege für ein
hohes Alter anzuführen. Das Interesse, das den Untersuchungen über
die australischen Sprachen aber doch immer noch anhaftet, wird sich
von jetzt an dahin zu konzentrieren haben, welche Tatsachen denn
zu den älteren, welche zu den jüngeren gehören.
Diese Untersuchung soll hier in Kürze über einige der her-
vorstechendsten Eigentümlichkeiten der Phonetik der australischen
Sprachen geführt werden. Sie kann nur die großen Linien zeichnen,
da der sehr ungleiche Stand unserer jetzigen Kenntnis der austra-
lischen Sprachen für eine möglichst viele Sprachen umfassende Ver-
gleichung ein Eingehen ins Detail noch nicht gestattet.
1. Die Laute im allgemeinen.
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Gerade dieses letztere müssen wir hervorheben bezüglich einer
Eigentümlichkeit, die u. a. Fr. Müller seinerzeit als Charakteristikum
sämtlicher australischer Sprachen bezeichnete: ,Was die tönende
Reihe g, d, b anbelangt, so scheint dieselbe ursprünglich nicht vor-
handen gewesen zu sein . . /* Die Menge neuer Sprachen, die seit-
dem bekannt geworden sind, und die mangelhafte Darstellung der
Laute in den meisten Quellen erlaubt uns hier kein so umfassendes
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1 S. darüber A, S. 250 ff.
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2 Fr. Mülleb, Grundriß der Sprachwistetuchafi, Wien 1882, Bd. n. 1, S. 1.
Original fronn
Zur Phonetik der australischen Sprachen. 329
Urteil mehr. Es muß freilich zugegeben werden, daß noch kein
positiver Beleg für das gleichzeitige Vorhandensein einer tonlosen
und einer tönenden Reihe von Explosiven bei irgendeiner austra-
lischen Sprache erbracht worden ist. Für die weitaus meisten der
südaustralischen Sprachen, besonders auch die sämtlichen älteren
Gruppen derselben, wie auch für das Tasmanische ist das Gegenteil
schon jetzt positiv dargetan.
Was aber die physiologische Deutung dieser Tatsache angeht,
so werden wir nicht mit Fr. Müller eine tonlose Reihe als primär
annehmen, die dann eventuell später in eine tönende übergegangen
sei, sondern wir haben es zu tun mit Lauten, die zwischen beiden
in der Mitte liegen, die von den tönenden den weicheren Ansatz,
von den tonlosen die Nichtbeteiligung der Stimmbänder an sich
haben. 1
Eine gewisse Einschränkung erfährt auch die Behauptung Mül-
lers und anderer, daß die australischen Sprachen keinen dentalen
Reibelaut 8 oder z, noch auch Hauchlaute und Aspiraten kennen.
Ein 8 findet sich in der nördlichsten Gruppe, der Cape York-Gruppe,
allerdings nur auf den Inseln der Torres Strait (Mabuiag, Tutu und
Saibai), ein z in der Sprache vom Daly R., beide in der Gruppe der
nordaustralischen Sprachen. In der letzteren wie auch in der be-
nachbarten Sprache der Larrakia treten auch wirkliche Aspiraten
auf, im Larrakia auch A. Von den übrigen Frikativen, deren Exi-
stenz man ebenfalls in Zweifel gezogen hatte, ist sicher bezeugt /
im Nggerrikudi, Cape York-Gruppe, f (bilabialer Reibelaut) im Lar-
rakia. In viel ausgedehnterem Maße ist die Existenz eines Lautes be-
zeugt, den man entweder als interdentale Frikative = 8 oder inter-
dentale Affrikate = U bezeichnen muß, die Beschreibung der Autoren
schwankt hier. Er findet sich im Süden beim Narrinyeri, in mehreren
Sprachen von Victoria und bei einer ganzen Reihe von Sprachen
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der Ostküste. Man könnte versucht sein zu glauben, daß man es
mit einem palatalisierten Dental (= t) zu tun habe. Das ist für eine
1 S. darüber mein Die Sprachlaute und ihre Darstellung in einem allgemeinen
linguistischen Alphabet, Salzbarg 1907, §§ 356, 357.
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330 W. Schmidt.
Reihe von Sprachen positiv dadurch ausgeschlossen , daß das Vor-
handensein dieses palatalisierten Dentals neben dem Interdentalen
bezeugt wird.
Bei all dem muß noch immer, besonders hinsichtlich der nord-
australischen Sprachen, unsere sehr weitgehende Unkenntnis dieser
Sprachen, und ganz besonders ihrer Phonetik, betont werden, die
es uns nicht erlaubt, so umfassende negative Urteile zu fällen, wie
man es bisher vielfach getan hat.
Immerhin kann aber doch für die südaustralischen Sprachen
die Feststellung Fr. Müllers nicht nur aufrecht erhalteu, sondern
auch erweitert werden dahingehend, daß sie nicht nur keine Hauch-
laute, Aspiraten und Sibilanten (= dentale Frikative), sondern
überhaupt keine Frikativen besitzen, mit Ausnahme des erwähnten
interdentalen Lautes, von dem es aber auch noch zweifelhaft ist,
ob es eine reine Frikative oder nicht vielmehr eine Affrikate (= Ok-
klusive + Frikative) ist.
Physiologisch ausgedeutet besagt diese Abwesenheit von Frika-
tiven, Aspiraten (und Hauchlauten), daß die südaustralischen Spra-
chen nur die Laute mit völligem Verschluß (Okklusivlaute = Explosiv-
laute) oder mit völliger Öffnung des Mundes (Vokale und übrige
Sonanten) kennen, dagegen nicht die dazwischen liegenden Laute
mit geringer Mundöffnung (Konstriktive = Frikative).
2. Der Anlaut.
Unter den australischen Sprachen gibt es eine, die nur oder
weit überwiegend vokalischen Anlaut zuläßt, das ist das Aranda mit
seinen Dialekten ; stark von ihm beeinflußt in dieser Hinsicht scheint
auch das Amandyo aus der Südwestgruppe zu sein. Das Aranda
gehört zur jüngsten Schicht der nordaustralischen Sprachen und der
australischen Sprachen überhaupt.
Bei der großen Überzahl der südaustralischen Sprachen dagegen
fehlt der vokalische Anlaut entweder ganz oder ist sehr selten.
Das ist der Fall bei der Südwestgruppe, dem Narrinyeri, den Darling-
sprachen, der Victoria-Gruppe, dem Kurnai, den sämtlichen Sprachen
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Original fronn
Zur Phonetik der australischen Sprachen. 331
der Ostküste bis zum Kuinmurburra und der Wiradyuri-Kamilaroi-
Gruppe. Bei der Nordzentralgruppe schwankt die Sachlage in den
einzelnen Sprachen, bei der Südzentralgruppe mit Ausnahme der
Darlingsprachen ist vokalischer Anlaut nicht selten; diese Gruppe
ist dem Aranda benachbart. Es läßt sich somit die Tatsache fest-
stellen, daß in den südaustralischen Sprachen gerade bei den älteren
Sprachgruppen vokalischer Anlaut fehlt oder sehr selten ist. Bei
den nordaustralischen Sprachen liegen die Verhältnisse nicht so über-
sichtlich; doch läßt sich bis jetzt keine Tatsache erkennen, die
der Übertragung dieses Ergebnisses auch auf die nordaustralischen
Sprachen widerspräche.
Physiologisch gesprochen besagt das, daß bei den älteren austra-
lischen Sprachen jedes Wort den Mundraum geschlossen findet und
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ihn erst durch einen Explosivlaut oder Nasal (oder r, l) öffnen muß.
In bezug auf die Energie dieser Mundöffnung beim Anlaut des
Wortes läßt sich gleichfalls die Tatsache feststellen, daß es die alier-
ältesten Sprachen sind, die den höchsten Grad derselben, nämlich
Doppelkonsonanten, aufweisen, allerdings nicht weiter gehend, als
bis ,Muta + Liquida': es sind das Narrinyeri, mehrere Sprachen der
Victoria -Gruppe, vereinzelte Dialekte der Yuin- Sprache und am
stärksten das Kurnai, bei dem auch die Verbindungen mr 7 ml, wr
im Anlaut vorkommen. Allerdings ist es dann auch eine zu der
jüngsten Schicht gehörige Sprache, das Aranda, die umgekehrte
Formen, wie lt } nt u. ä. im Anlaut aufweist; andere Dialekte stützen
diesen Anlaut freilich durch einen prosthetischen Vokal.
Drittens sind es abermals die ältesten Sprachen, welche nicht
die Beschränkung des Anlauts aufweisen, daß r oder l oder beide So-
nanten dort nicht zugelassen seien. Von den sämtlichen südaustralischen
Sprachen sind es nur die Victoria-Gruppe, die Z-Anlaut, Narrinyeri
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und Kurnai. die r- und Z-Anlaut kennen. Bei den nordaustralischen
Sprachen sind die Verhältnisse sehr viel mannigfaltiger; auch hier
fehlt jedenfalls den älteren Sprachen diese Beschränkung, sie ist
vielfach aber auch bei den jüngsten nicht vorhanden.
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332 W. Schmidt.
3. Der Auslaut.
In bezug auf den Auslaut lassen sich die australischen Sprachen
in die folgenden Gruppen einteilen, deren Reihenfolge ich nach der
physiologischen Schwierigkeit desselben ansetze, dabei von dem aus-
schließlich vokalischen als dem leichtesten ausgehend:
I. Gruppe mit ausschließlich vokalischem Auslaut.
II. Gruppe mit ausschließlich sonantischem (Vokale, Nasale,
l, r) Auslaut.
III. Gruppe mit vokalischem und einfachkonsonantischem Auslaut.
IV. Gruppe mit vokalischem, einfach- und doppelkonsonantischem
Auslaut.
Wir können die interessante Tatsache feststellen, daß die oben
angegebene Reihenfolge der Sprachgruppen zugleich auch die ihres
Alters ist, daß also die Gruppen mit dem leichtesten Auslaut die
jüngsten, die mit dem schwierigsten Auslaut die ältesten sind.
Zur L, jüngsten Gruppe gehören aus den südaustralischen
Sprachen die gesamte Südzentralgruppe, mit Ausnahme des Baddyeri,
das mit seinem Auslaut auf n, ii (V) einen Übergang zur II. Gruppe
in
bildet; aus der Nordzentralgruppe gehört hierher das unmittelbar
nördlich anstoßende Goa (und Puruga). Unter den nordaustralischen
Sprachen sind es — von Westen nach Osten aufgezählt — das zur
Coburg-H.-I.-Gruppe gehörige Iyi, dann das Leeanuwa, das Chingalee,
das Walookera, das Yelina, das Mingin, das Aranda mit seinen
Dialekten Wychinga, Underekebina und Yaroinga, das Wollongurmee,
die westlichen Dialekte der Cap York-Gruppe. Unter diesen bilden
das Mingin, das Aranda und das Karrandee noch eine besondere
Gruppe, da sie nur a im Auslaut dulden.
Man sieht, wie die ganze erste Gruppe in einem kontinuier-
lichen räumlichen Zusammenhange steht und von der nördlichsten
breiten Bahn durch die ganze Mitte Australiens bis an das Süd-
ufer hinzieht. Das ist die Bahn der jüngsten Völkerbewegungen
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Australiens.
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Original fronn
Zur Phonetik der australischen Sprachen. 333
Man geht vielleicht nicht fehl, wenn man die Tatsache, daß
auch bei einzelnen Sprachen einer älteren Gruppe, des Narrinyeri
und des nach Osten anstoßenden Piangil, einer Mischsprache, sich
ausschließlich vokalischer Auslaut geltend zu machen beginnt, auf
den Einfluß dieser jüngsten Bewegung zurückführt; denn das Narrin-
yeri grenzt nach Nordwesten hin unmittelbar an die letzten Ausläufer
der I. Gruppe an. In einigen Sprachen des Narrinyeri zeigt sich
die Neigung, alle Worte ausschließlich mit nur einem bestimmten
Vokal auszulauten, beim Süd-Narrinyeri und dem Piangil mit e 7 i,
bei dem an Süd-Narrinyeri anstoßenden Teile des Nord -Narrinyeri
mit o, u) das Sekundäre dieses Bestrebens offenbart sich darin,
daß diese Auslaute bloße Suffixe sind, die den Stamm des Wortes
nicht tangieren.
In der IL Gruppe könnte man zwei Unterabteilungen errichten.
Zur ersteren gehören diejenigen Sprachen, welche neben vokalischem
auch r, l, n } 1i } # im Auslaut aufweisen, aber kein m; die zweite
läßt neben all diesen auch m zu.
Zur ersten Unterabteilung gehören unter den südaustra-
lischen Sprachen die gesamte Südwestgruppe, die Wiradyuri-Kamilaroi-
Gruppe, das Thangatti-Yukumbul, das Pikumbul, das Murrawari, 1
die Nordzentralgruppe, 2 die Halifax Bay-Gruppe und die Bundyil-
Sprachen. Wie man sieht, legt sich das Gebiet dieser Gruppe rechts
und links zu beiden Seiten des Gebietes der ersten Gruppe, wie
wenn es durch diese letztere auseinander gespalten worden wäre.
Ganz die gleiche Sachlage ergibt sich auch bei den nordaustralischen
Sprachen: westlich von dem Gebiet der I. Gruppe sind hierher zu
zählen das Wolna, dann die beiden Sprachen der Caledon Bay und
des Roper River; östlich gelegen sind der östliche Teil der Cape
York-Gruppe, Charlotte Bay, das Koko-Yimidir und das Bulponarra.
Die zweite Unterabteilung, die auch m im Auslaut zuläßt, ist
in den nordaustralischen Sprachen bis jetzt nur durch das Yaraikana,
die Sprache der Charlotte Bay, das Koogoominny und das Akoonkoon,
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1 Bezüglich des Baddyeri s. oben S. 332.
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* Mit Ausnahme der östlichen Sprachen Goa und Puruga, s. oben S. 332.
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334 W. Schmidt.
sämtlich östlich von dem Gebiet der I. Gruppe gelegen. Das gleiche
gilt auch von den südaustralischen Sprachen, die zur zweiten Unter-
abteilung gehören, sie bilden eine kompakte Gruppe in der Mitte
der Ostküste; es sind: das Kumbainggeri, das Minyung, die Turubul-
Wakka-Kabi-Gruppe, das Bieli und das Kuinmurburra; sie kenn-
zeichnen sich durch mancherlei andere Merkmale gegenüber den
Sprachen der ersten Unterabteilung als die älteren.
Auch innerhalb der ersten Unterabteilung ließe sich noch eine
weitere Teilung vornehmen, da manche Sprachen keinen n- oder #-
Anlaut kennen. Doch gestattet das vorliegende Material vorderhand
nicht eine durchgreifende Durchführung dieser Teilung.
Die III. Gruppe ist sowohl in den nord-, als in den südaustra-
lischen Sprachen nur spärlich vertreten; unter den ersteren gehören
hierhin die Ord River-Gruppe und die Inselsprachen der Cape York-
Gruppe, unter den letzteren das Yungar in der äußersten Südwest-
spitze der Südwestgruppe, das Bangerang und das Kuri; auch das
Yuin hat nur einen doppelkonsonantischen Auslaut und leitet somit
jedenfalls von der IV. zur III. Gruppe über. Eben die geringe
Zahl dieser Sprachen und der Umstand, daß sie zumeist an Grenz-
gebieten gelegen sind, legt die Frage nahe, ob sie nicht aus Spra-
chen der IV. Gruppe durch Beeinflussung von Sprachen der IL
(oder . L) Gruppe hervorgegangen sind. Bei dem jetzigen Stande
unserer Kenntnisse müssen wir diese Frage noch unentschieden lassen.
Zur IV. Gruppe gehören diejenigen Sprachen, die in die äußer-
sten Randgebiete abgedrängt worden sind oder ganz isolierte Enklaven
bilden. Unter den nordaustralischen Sprachen gehören hierhin die
King-Sound-Gruppe, die beiden Sprachen vom Daly und vom Catha-
rine River, das Woolwonga, das Larrakia, die Coburg-H.-I.-Gruppe/
das Karrandee und die Walsh-River-Gruppe. Unter den südaustra-
lischen Sprachen zählen hierhin die Nordwestdialekte des Luridya,
das Narrinyeri, 2 die Victoria- Sprachen und das Kurnai. Beachtet
man, daß das Nordwest -Luridya sich an die King - Sound - Gruppe
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1 Mit Ausnahme des Iyi, s. oben S. 332.
* Vgl. indes die Bemerkung oben 8. 333.
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Zur Phonetik der australischen Sprachen. 335
anschließt und läßt man die Enklaven Karrandee und Walsh-River-
Gruppe beiseite, so ergibt sich für diese ganze Gruppe die Konfi-
guration, daß sie in den äußersten Nordwesten und den äußersten
Südosten abgedrängt ist durch die Bewegungen der vorhergehenden
drei jüngeren Gruppen.
Die doppelkonsonantischen Auslaute, die in dieser Gruppe zur
Verwendung gelangen, sind vorzüglich lk y lt, rk 7 rt, rp (njfc, nt),
die aber nicht alle in jeder Sprache vorhanden sind. Das Narrinyeri
kennt auch lp und mp } während sonst gerade bei einzelnen Sprachen
dieser Gruppe selbst einfacher p- (und m-) Auslaut fehlt.
4. Zusammenfassung und evolutionstheoretische Erörterung.
Die beiden Tatsachen, daß eine sehr große Anzahl australischer
Sprachen und besonders die südaustralischen keine Frikativen (außer
8 oder ts), also nicht die Laute zwischen völliger Öffnung und völligem
Verschluß, kennen, sowie auch nicht den Unterschied zwischen
tönenden und tonlosen Lauten, legt allerdings den Schluß auf eine
geringe Entwicklung des australischen Lautsystems nahe. Indes bevor
wir dazu übergehen dürften, diesen Schluß auch in ein Urteil über
den zeitlich primitiven Charakter dieser geringen Entwicklung umzu-
wandeln, müßten wir feststellen, ob und mit welchen andern Sprachen
diese australischen Sprachen verwandt sind; 1 denn erst dann könnten
wir vielleicht die Sicherheit gewinnen, ob der jetzige Zustand ein
wirklich primitiver oder ein sekundär gewordener ist. Daß das letztere
möglich ist hinsichtlich des Fehlens des Unterschieds zwischen tönen-
den und tonlosen Explosiven, lehrt z. B. in der Südsee die Ent-
wicklung der austronesischen Sprachen, in denen gerade die jüngsten,
die polynesischen (und einzelne melanesischen), diesen Unterschied
ebenfalls nicht kennen. Bezüglich des Fehlens der Frikativen in
den südaustralischen Sprachen mahnt auch der Umstand zur Vor-
sicht, daß in den nordaustralischen Sprachen gerade bei einigen
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älteren doch Frikative auftreten.
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1 S. darüber oben S. 328.
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336 W. Schmidt. Zur Phonetik der australischen Sprachen.
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Ein offener Gegensatz zu den bisher herrschenden entwicklungs-
theoretischen Anschauungen tritt dagegen bei sämtlichen Einzelheiten
der An- und Auslautverhältnisse zutage. Es sind, wie wir gesehen,
überall die ältesten Sprachen, welche die schwierigsten, und die
jüngsten, welche die leichtesten Phoneme aufweisen.
Ebenso versagt der Parallelismus mit der Lautentwicklung der
Kindersprache, den man mancherseits aufstellen wollte. Eine gute
Zusammenstellung des jetzigen Standes der Forschung in der Kinder-
sprache gibt hier C. Francke in seiner Abhandlung ,Über die erste
Lautstufe der Kinder'. 1 Er stellt die Regel auf: ,Von den verschie-
denen Konsonanten in einem Wort hält sich am festesten der in-
lautende, an zweiter Stelle der anlautende, an dritter Stelle der
auslautende/ 2 Demgegenüber treffen wir Konsonanten und gar Doppel-
konsonanten im Auslaut gerade der ältesten australischen Sprachen
an, während Francke Doppelkonsonanten überhaupt nur als ver-
einzelte Erscheinungen auf der ersten Lautstufe der Kinder ansieht,
die im Auslaut immer wegfallen. 3
1 Änthropos vu (1912), S. 663—676.
* A. a. O., S. 668, vgl. auch S. 671.
3 A. a. O., S. 674.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Koptische Manuskripte aus der
kgl bayr. Hof- und Staatsbibliothek in München.
Von
Dr. N. Beich.
Durch gütige Vermittlung meines hochverehrten teuren Lehrers
und Freundes Friedrich W. Freiherrn von Bissing mit der Abfassung
des Kataloges der koptischen Manuskripte der kgl. bayr. Hof- und
Staatsbibliothek durch Herrn Direktor Dr. Hans Schnorr von Carols-
feld betraut, beschäftige ich mich gegenwärtig mit diesen kostbaren
Handschriften, und wenn ich in den folgenden Zeilen einige derselben
den Fachgenossen hier früher vorlegen darf, so möchte ich auch an
dieser Stelle Herrn Direktor Dr. Schnorr von Carolsfeld, welchem
die Ägyptologie und Orientalistik überhaupt ja auch sonst so große
Förderung verdankt, dafür ganz besonders danken. Es drängt mich
auch Herrn Oberbibliothekar Dr. Max Leidinqer hier zu danken, daß
er wie Herr Dr. Schnorr von Carolsfeld mir mit tiefem wissenschaft-
lichen Verständnis das liberalste Entgegenkommen in der freien Be-
nützung der Handschriften wie auch der Bibliothek überhaupt er-
wiesen hat, wodurch auch diese Arbeit ganz besonders gefordert
worden ist.
Ein Herzensbedürfnis ist es mir auch, meinem hochverehrten
teuren Freunde Sir Herbert Thompson innigsten Dank zu sagen, der mir
in uneigennützigster Weise bei der Lektüre der in sehr schwieriger
kursiver Schrift geschriebenen Handschrift seinen bewundernswerten
Scharfsinn, den er jüngst in seiner Herausgabe der koptischen Texte
Wiener Zeitechr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVI. Bd. 22
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338 N. Reich.
des alten Testaments aufs Neue so glänzend erprobt hat, zur Verfügung
stellte und mit mir auch die Korrekturen gelesen hat.
Im folgenden publiziere ich die StUcke Nr. 20, 21 und 22.
Für die nähere Beschreibung der StUcke verweise ich auf den oben
erwähnten Band des Kataloges, der hoffentlich bald fertiggestellt
sein wird.
Nr. 20.
Ein Brief.
Nr. 20 ist ein sehr kursiv geschriebener Brief des Bauern
Moses an seine Schwester Stauro, der auf dem Verso die Adresse
an Stauro trägt. Wenn wir auch wegen der mangelhaften Erhaltung
der Handschrift nicht alles verstehen können, was der Schreiber
des Briefes mitteilt, so können wir doch aus ihm entnehmen, daß er
krank ist, um die Gesundheit seiner Schwestern Sorge trägt. Also
ein Schreiben, das uns in die intimsten Verhältnisse der Geschwister
einführt. 1
Der Brief ist auf Papyrus geschrieben.
Höhe 11 cm, Breite 52 cm. Schrift = Faserung.
R e c t o.
1. npOTON M6N ANOK MOyCHC 6TCgiN6 6TACCDN6 CTXYPCO
MNxepe[] ntoc ti pc^rmpe mmu>// 2 tn xin MneaooY
NTAl 61 6BO\ 2lTOOT[6]
2. 6NKOKT 6NC1)CDN6 THpFi AIX60Y HACgiNe NHTN 2ITOOTH
N2HAl[>C?] [M]NAnA KYPOC 2AMNT(DTN 2CDTT[H]YTM
MR6TN XOOY NAN X6
1 Die Schwierigkeit der Schrift und des Textes läßt noch genug dunkle Stellen
übrig. Unsicheres ist klein gedruckt. Eckige Klammern [ ] zeigen Ergänzungen
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an, die im Original gestanden haben oder gestanden haben können, aber bedauer-
Hcherweise nicht mehr erhalten sind. Runde Klammern ( ) schließen Erklärungen
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oder Ergänzungen ein, die im Original nicht gestanden haben, aber sinngemäß
gemeint sind.
2 Hier ist ein Tintenklex, entstanden durch Ausstreichen eines nicht mehr
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erkennbaren Buchstaben.
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Koptische Manuskripte etc. 339
3. 6NON2 H X6 6NMOOYT XTCIOYCIOY TXMOl X6 XIX-
nXNTX ep(DNT[p] MNCTXYPÜ) X[H]X2[H]T MTON XXXX
M[n]6TN xe oycq[x]x6 i7a>px nxi
4. [M]ni 6N6 eiq^cDNe xn t6tnx26 epoc Mniei txü)in6-
NCCDTN Xnp* Oy(D [. .] 620YN 6IC *^IC N200Y 6YNTOY
NOff NXHFIH ü)OOn NMMX1 NGBpeYC
5. [N]TXl NTOY 6BOX XI NOTOY 6IC C[N]T6 NKYPIXKH
MniMOYz nccdoy[20]xoc 6TB6 np* xe en-f-eeH XN NTO
A6 XepGT TACDP2XMNTXIKX
6. [. .]21TB6C6 XIXOOC N6 X6 XlfneCCDBU) NTXXC NCTXYP<1>
Fiee ntxi x[o]oy Ne c[.]oyn 62ito[o]th MnqjHpeqjHM
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Nncx2 kxpinikoc eci)ü>ne Mnec
7. [ 7 Fi . xe ! ] xitc NTexepeT
Nfc KTcei epcgx[N]nNOYTe KexeYe ntg np* -feeH cgxi
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8. [ X]XCDC T6TN COOYN XN X6
XIBCDK NXl 2N OYNO<? N2IC6 N2HT 6TB6 CTXYPO X6
XIKXXC eCCQCDNe XIBCDK
9. [ ]C NTX MXY XC piM6 2N[QY
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Verso.
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Übersetzung (Recto).
1. Vor allem; ich, Moses, grüße meine Schwester Stauro und Dje-
ret (?). Ich wundere mich über Euch, seit ich fortging von Dir,
2. wir alle liegen (?) krank, ich sandte Euch meine Grüße durch
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Heli[as] (Elias) und Apa Kyros Euch selbst betreffend. Ihr habt
uns nicht (Mitteilung) gesandt:
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3. ,Wir leben (sind wohl) oder sind tot/ Tsiusiu erzählte mir: ,Ich
traf Dich selbst (Djeret) und Stauro/ Mein Herz war ruhig
Original fronn
340 N. Reich.
(beruhigt), aber Ihr habt mir nicht ein Wort der Bestätigung
(wörtl. ,der Feststellung', sc. ,daß Ihr lebt') gesagt.
4. [ ] Wenn ich nicht krank wäre, so würdet Ihr sie finden
(die Tsiusiu?); ich bin nicht gekommen und habe nach Euch
gefragt. Die Krankheit (?) ist hinein. Siehe, sie hatten neun
Tage für mich große Angst. Das Korn,
5. welches ich herausgebracht habe, ich habe es gemahlen. Siehe,
zwei Wochen nachher hatte ich gar kein Fieber. Was die Krankheit (?) be-
trifft, sie dauert nicht an. Aber was Dich betrifft, Djeret, das
Dirhem ? ich habe es [liegen lassen]
6. auf dem Korbe; ich habe es Dir (schon) gesagt; ich habe vergessen,
es (der) Stauro in der Weise zu geben, wie ich Dir sagte,
durch den Jungen des Lehrers Karinikos. Wenn sie nicht hat
7. [ ] es nehmen und Djeret möge es
bringen und sie möge kommen, wenn Gott will (wörtl. befiehlt),
daß die Krankheit (?) fortdauert (?). Ich werde (wörtl. pflege zu)
kommen und Euch besuchen.
8. [ ] schön (oder überhaupt) Ihr wisset nicht,
daß ich gegangen bin in großem Herzeleid wegen Stauro, weil
ich sie krank verließ. Ich bin gegangen
9. [ ] meiner Mutter, sie weinte in [Angst (?)
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10. Viel für sie, mehr als dies. Ich frage reichlich (wörtlich:
gebe Überfluß) nach Eurem Befinden. Die heilige Dreifaltig-
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f Es ist zu geben meiner geliebten Schwester Stauro von Seiten des
Moses, des Ergebensten f.
Bemerkungen (Recto).
1. NTOC; wir würden NTCDTN erwarten in Bezugnahme auf das
Objekt MMOCDTN oder NTO (2. pers. sing, fem.) in Bezug-
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nähme auf Stauro allein, an welche der Brief adressiert ist.
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Koptische Manuskripte etc. 341
X1N Mn€200Y NTA! wörtl ,seit dem Tage, daß ich . . /
61 6BOA21TOOT ,exire ab aliquo, discedere' Peyron, p. 30. Der
Schreiber spricht zuerst zwei Personen an, dann nur eine
im Singular, wie oft im Koptischen. Eine ganze Anzahl
von Beispielen findet man in Crum, Ostraka, passim: ,Der
Tag, an dem ich Dich (fem.) verließ* in der Bedeutung
von ,Euch*.
2. NKOKT für NKOTK (?) ,ruhen< oder ,sterben<; vgl. Goodwin,
Gleanings in Coptic Lexicographie in AZ vn, p. 141 ff.,
s. v.; in der letzteren Bedeutung nur auf Grabsteinen als
Euphemismus gebraucht.
NHTN ,euch< Dativ.
2AMNTCDTN dürfte die von Crum, Ostraca, Nr. 48 Note (p. 23)
entdeckten Präposition 2XMX N wörtlich ,unter dem Orte',
sodann ^betreffs' sein, welche manchmal bloß zu 2XMX wird,
vgl. Hall, Texts, Taf. 60, Nr. 1, Taf. 61, Nr. 5 (p. 84),
Taf. 66, Nr. 1 (p. 93, 1. 7—8); Türajepp, Ostraca, Nr. 4.
xeoy — xeoy, xey und xooy (Sah.), xxy (Faij.)
,mittere', Peyron, p. 378.
3. AI1XNTX = griech. Lehnwort äTzavz&u), ärtavtav .,begegnen*.
6PCDNTO wahrscheinlich für epo NTO ,Du selbst'. Die Phrase
ist unlogisch gebraucht. Der Schreiber hat vergessen, daß
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er Tsiusiu sprechen läßt. Man würde erwarten AIAFIANTA
epOC NTOC ,ich habe sie getroffen* oder ACArUNTA
GpO NTO ,sie hat Dich getroffen*. Aber für einen
koptischen Brief ist eine solche Konfusion ganz charak-
teristisch.
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X6 = Status constructus von X(D , sagen'. Die Phrase XGOy-
(l)XX6 ist nicht ungewöhnlich. Wir haben in der folgenden
Nummer 21, Acta Apost. xxm, 18: oyCQXXe 6XOOM
[NXK]. Vgl. auch Budge, Coptic Biblical Texts, dieselbe
Stelle p. 252, ferner Crum, Rylands, Nr. 42; Sir. 34/35, wo
XI = X6, cf. Lehm, Kleine kopt. Stud., Nr. xxm.
Original fronn
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342 N. Reich.
4. TCTNA Fut. i.
TAO)IN6 — TA für NTA, Konjunktiv, vgl. Stern, Kopt. Gramm.
§ 441, Steindorfp, Kopt Gramm. § 280, Anm.
np* — Man würde eine Abkürzung für np6(CBYT6pOC), gnech.
fiQ£<yßvT€Qog ,Priester' zunächst denken, doch müßte man
da eigentlich nenp* erwarten oder an eine Abkürzung für
nGTpe, nicht ungewöhnlich für ühgog. Aber am wahr-
scheinlichsten haben wir es mit einem Worte zu tun, das
die Bedeutung von ,Krankheit' oder ,Fieber' o. ä. hat.
Aber sicher bin ich dessen keineswegs.
OYU>[. . .] — Hier ist vielleicht OY<D2 zu ergänzen.
6IC ^'C etc. ,Siehe, für neun Tage; sie (i. e. diese über ihn)
hatten großen Kummer (i. e. Angst) für mich (in meiner
Krankheit)/ Die Übersetzung ist nicht sicher, doch ist sie
nicht unmöglich.
6BP6Y6 — Vom 6BpA Sah. alter Plural 6BpHY6 (hier 6Bp6Y6),
6HPHY6, BMHY6, NX<j>pi Boh. -f* (pleonast. plur. N und
A<|>pi), Hpe (Boh. ni ,semen, granum alimento serviens 4 ) und
<blH; äg. \s#°, C7TD ° , «ö*^ demot. tr^l*"^/' ,
vokalisiert *eprät } *ebrät, plur. *epr&wef } ebriwet] "HB ,granum,
Korn, Frucht'.
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5. MniMOY? ,war ich erfüllt' (?), Mni ist aber Negativ. Es ist
nicht ganz verständlich; in Hinsicht auf seine Krankheit
dürfte damit vielleicht gemeint sein: ,Siehe, für zwei Sonntage
(i. e. Wochen) hatte ich kein Fieber (MOY2 ardere) nach-
her (i. e. seit zwei Wochen).'
[. .]\OC vielleicht 20XCDC ,überhaupt*.
60H — 6T2H kann entweder heißen ,perpetuo, continuus', ^6ÖH
,perpetuare; bewirken, daß etwas ununterbrochen fortdauert;
etwas fortsetzen ; fortwährend geben' oder auch 6T2H, 6GH
,ante' ~^6eH ,vorausgeben'.
TACDP2XMNTA1KX könnte das arabische <►*>> dirham
{ÖQax^rj) ,Dirhem, Silberdrachme' sein; T6p2XM im Kop-
Original fronn
Koptische* Manuskripte etc. 343
tischen; es ist Femininum. Die Form AO>p2XM für T6p2AM
ist sicherlich nicht gewöhnlich. n6Cü)(DBO) zeigt in dem
C von ri6C, daß es sich auf ein Femininum bezieht.
5 — 6. KA[. . .] — Zweifelnd möchte ich die Lücke ausfüllend KXXC
lesen, was einen ganz guten Sinn geben würde: AIKX[XC]
,ich habe es liegen lassen'; vgl Zeile 8 AIKXAC 6Cü)(DNe.
2ITB6C6 — Es existiert ein Substantivum B6C6, dessen Be-
deutung allerdings unsicher ist. Wahrscheinlich bedeutet
es ,Korb, Kiste'. Vergleiche Crum, Ostraca, Index. Dar-
nach ist auch die nur vermutete Identifikation des obigen
Substantivs zu beurteilen.
7. 61 620YN heißt sowohl wörtlich ,hineingehen', als auch im über-
tragenen Sinn ,zustimmen zu etwas, übereinstimmen mit
o
etwas'. Vergleiche zu letzterer Bedeutung Goodwin, Glean-
ings, ÄZ vii, p. 141, s. v. 61. Man könnte versucht sein,
hier die übertragene Bedeutung anzuwenden, was manches
für sich hat, dennoch scheint mir aus dem Nachsatze .und
Euch besuchen' hervorzugehen, daß einfach das ,Hin(ein)-
gehen' zum Zwecke des Besuches gemeint ist.
8. [. . . A]A(DC — So ist vielleicht zu lesen und ergänzend KXXCDC,
griechisch xal&g, zu denken oder sollte [SO] ACDC, griechisch
8Xwg , überhaupt' gemeint sein? Die Stelle ist leider nicht
erhalten.
Vers o.
I16I6XXX (ikaxiotog) , dieser Niedrige, Ergebenste'.
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Nr. 21.
Pergament. Fragment. Auf beiden Seiten in TJnzialschrift be-
schrieben, je zwei Kolumnen; ca. 11. Jahrhundert n. Chr.; Breite
21-5 cm, Höhe 14 cm.
Zur Kontrolle habe ich den griechischen Text ebenfalls hieher-
gesetzt, um so mehr, als der koptische Text nicht genau mit ihm
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übereinstimmt. Dies gilt auch von Nr. 22.
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Der Text ist auch deswegen von Wichtigkeit, weil er einige
Stellen mehr enthält, als wir bisher im Sahidischen erhalten
haben. Vergleiche Ciasca-Balestri, Sacrorum Bibliorum Fragmenta
Copto-Sahidica Musei Borgiani, Vol. in, 1. c. Wir dürfen hoffen, daß
Mr. Horner uns in der Fortsetzung seiner ausgezeichneten und
fleißigen Ausgabe der Coptic Version of the New Testament in the
Southern Dialect einen ebenso vollständigen und gut bearbeiteten
Text des ganzen Buches geben wird wie bisher, weshalb ich von
weiteren Bemerkungen und Lesevarianten hier abgesehen habe, um
ihm nicht vorzugreifen.
Während der Durchsicht der Korrekturen konnte ich in Eile
noch auf die mit emsigem Fleiße gearbeitete schöne Publikation von
Dr. Budge [Coptic Biblical Text in the Dialect of Upper Egypt),
die soeben erschienen ist, Rücksicht nehmen, deren hohe Wichtig-
keit ich gleich hier feststellen will.
Act. Apost., Kap. XXHL
Recto, Kolumne 1.
(sie)
17. [X6 X]l meci)Hpett)HM 17. Tdv vsavtav rovrov ünaye
[C1)A nJXIXlApxOC OY ^Qdg Tdv xiliaqxov,
[NT] AM OYO^Xe rAp b%bi yäg ärtayyülai
18. [6X]OOH epOM. AHA 18. %i afa$. 6 tiev oh
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[MJA.2T6 A6 MnCDHpe rcaoalaßiüv afaöv
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MO[C. X6 nxyxOC nT b öia^iiog Ilavlog
[MHp]n6NTXHMOYT^ TtQOOxaleoanevög
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[OYU)AX]e 6XOOH [NAK] XaXfjoal aoi.
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1 So steht; vergleiche im folgenden, Verso, Kolumne 1/27 eij&e.
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Koptische Manuskripte etc.
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23. ^MMOYT6 6C[NXY Wl
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21. (ivBÖQSvovatv yÜQ oütöv it; airc&v)
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22. 6 fih odv XiMvQXOg ärtiXvas
xbv veavuixovy
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firjdevl hXaXrjam
Sri ta&ta iveqxiviaag nQÖg i(M.
23. Kai nQOGxaXeoä/Lievdg rtvag ovo t&v
ixavovrccQx&v elrtev
Verso, Kolumne 1.
KpXTICT[OC] N2YriMCDN 26, t$ ^arlcry fffB\i6vi Ojjhu
: XX1PA6 1 neipCDM6
: xYsconq N6iNeoY
: AXI 6YOYd>(l) 620T
: BH X16* 62PXI MN P6C
27. %aiQBiv. Töv üvdgcc rovtov
avklrjiMp&evra bnö %&v
'Iovdcclwv xal (.teXXovta ävatqstad'at
bit atoiöv imatäg abv xfy
1 Für x^ip^TC oder 3C^ ! P^ ? Büdgk (Coptic Biblieal Text* in the Dialeet
of Upper Egypt, 1912, p. 253) hat x*ip&i.
* Lies Ai€i (?).
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
346
N. Reich.
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29. ov elqov iyytaXovfjievov
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davatov Vj deay&v e'xovra eyxXrjfxa.
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31. MmATOI 6*6 KAT[A P16NT]
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32. ANTenATpiC- M[R6H]
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33. BOAH" NTOOY <?6 N
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34. NAH MPAYAOC- NT6
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31. Ol fiev odv aTQOTi&Tcu y.arä tö
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airotg dvaXaßövreg rdv TlaüXov
tyayov diä wxTÖg elg tijv
32. ^AvriTtaxqida 9 rfj d&
irtavqiov Maavreg robg
\izitelg änsQXSG&ai <fi>v afatji,
brt&OTexpav elg rijv
33. nctQeiißoXrjV oXtiveg
eloeXdöweg
elg rfv KaiGaqlav Kai ävadövreg
rijv irtiGToXijv T(ji
fjyefiövi, TtaqeGTriGav
34. ytai tdv IlavXov atirtj).
ävayvotig de xat
ivzeQüJtfoag
ix nolag
1 Vgl. Bemerkung 1 oben zu Recto, Kolumne 1/18 zu tiene.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Koptische Manuskripts etc. 347
Fl Ap [XIX ne.]N[T6p] irtaQXelag iotiv, %ai
MteieMG 1 A6 Ttv^svog (8vc drtd Käutiag)
Nr. 23.
Fragment eines Pergamentes, auf beiden Seiten mit Unzial-
schrift beschrieben, je zwei Kolumnen; ca. 10. oder 11. Jahrhundert;
Länge 18 cm, Breite 8 cm.
Auch hier habe ich zur Kontrolle den griechischen Text hin-
zugefügt. Für Lesevarianten weise ich hin auf Mr. Horner, The
Coptic Version of the New Testament in the Southern Dialect, Vol. i,
a. a. O.
Marcus. V.
Recto, Kolumne 1.
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15. [NeHaoeiTe 2IOXDH. \]y(D 15. IpctTiopivov %ai
[epe n6H2HT CMONT .]rie OüXpQovotvra, %6v
[NTA NXereCDN 0)]0>ne ioxrpuka %6v Xsyi&va,
[NMMXM. \y<D AYPJ20T6 xal icpoßjj&rjoav.
(sie) _
16. [XN6NTXYNXY^6]TXYOY0 2 16. xat Öir^aavto aötotg o\ Idövteg
[eee eNTxc]ci)a>ne 7t<ö$ iyh&to
[MI1TO NAJUMO]NlON. t$ damonto^4v(p
17. OY<l> €TB6 Neq)A.]Y. *Y*P 17 - *«* ksqi z&v X ot V wy - *<"
[X6I A6 NCnCCD] HM . 6Tp6H IJQ^arvo jtagomaXsTv aircöv äTteX&etv
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Recto, Kolumne 2.
22. A6 6[pOH AHFU2T^ 2XpATH.] 22. airdv nirtrei Ttqdg robg nödag aitov y
23. \y(D[X]HCn[C(DriH MMAT6] 23. xal TtccQaxalet afadv TtoXkä
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61 NKX TOOT 6XCDC iX&tov i?ti,&fjg rag j^as <&*%
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1 tieMt; so ergänze ich auf Grand des obigen €i€J*e, Verso, Kolumne 1/27
und e fette Recto, Kolumne 1/18.
* Wohl verschrieben für t&moot.
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3 Beachte die Variante.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
348
N. Reich.
24. XY^NXCDNZfXMBCDKAeN] 24.
MMX<T AY[<1> XMOYX2M]
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25. kytD eic oyc[2im6 epe necNos] 25.
1H (gOOn2[XpOC6NXMMNTCN]
26. 00 yc NfpoMne. xy«> xc] 26.
qjen 2[X2 N2ice ntootoy]
N2X2 [NCX6IN . xyü> xcxo]
6BO[\ MneCMTON XXX y]
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%va aiü&fj xal tf/Vt). xal äTtfjXdsv
per* aitov. xal JjxoXov&ei
airß ti%Xog noXvg
xal awed'hßov a&röv.
Kai yvvrj oiaa iv fyvoei afyavog
iv tyüGet aijiatog
dwdexa errj, xal
noXXa naSovaa
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daTtavqoaaa %ä 7taq aircfjg rtdvta.
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Verso, Kolumne 1.
32. [ AHKT6 6]l 32. xal TtSQießUiivto
[ATH A6 6NAY 6T6]NTAC löslv xijv
33. [p riXl.T6C2lM6 A]6 ACp[20]T6. 33. xovxo Ttoirjaaaav. § öi yvvij (poßy&eto*
[XytD ACCTCDT. 6]CCOOYN M xal XQifiovaa, eldvla 8
[neNTxqqjcDne] mmoc. accF yfyovsv afa% ?jX&ev
[ACNOXC 2ApA]TH. ACTAY *<xl TtQoaeTteaEv aix& xal
34. [ ]THpC. NTOH 34. elrtev afo$ Tt&a avxty äXrj&eiav.
[A6 nGXAM NAC X[6 TA U)66pe ö dt eiitev aixfj • övydxijQ,
[TOYniCTICT6N]TACNA2MC' 1$ ?r/<ms aou aeawxev ae'
[ ] NTepAO 6BOA Vftaye eig xi)v slQtjvrjv
35. [2N TOYMACTirZ.] 6T67 N 36. xalXa&ivyL^g&TtdxfjgiidaTtydgaov^Ei
[TOH 6HCl)AXe AYei N]<?IN- aixov XaXovvxog EQ%ovxai dnb roß
P(DM6
[MnApXlCYNAr]CDrOC 6Y dQxtovvayihyov
[XO> MMOC NAH . X[6 A T6K liyovreg fki i)
[CQCepe MOY-6KNACKY]AXI<ye dvydTyg aov äns&avsv xl hi axvlht
36. [MFICA2 6TB6 OY- OC A6 röv diöaaxaXov; b de 'Iyoovg (Ttaqa
xovaag töv Xöyov kaXovfievov Xeyei
1 Der Schreiber hat das co von ekira> wohl nur vergessen.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Koptische Manuskripts etc.
349
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Verso, Kolumne 2.
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nex[>q nac.xg Txxeiex]
KOY[M.eTe nxi ne eq^Ay]
o yxzM [6M . xe Tqjeepe qj]
HM 6YX[epO TCDOYN6.]
AYO) NT[6YNOY XCTCDOYN] 42.
Nffiq)[eepe cqhm acmoo]
0)6 . N6C[2N XMNTCNOOYC6
xai KQavtfaag
rfjg x ei QÖQ t<rfj izaidiov
Xeyei a$%f t . Tali&ä
XOtfyi, 8 6GTIV ^U^BQfirjVBvdflBVOV
TÖ XOQÜaiOVy
aoi Xiyo), eyetQS.
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%d xoQäatov %al 7t€QB7tdrei*
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
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Der Anlautwechsel in der Sererspraehe in Senegambien,
Westafrika.
Von
Ferdinand Hestermann, St. Gabriel-Mödling.
Die äußerste Westspitze Westafrikas umfaßt eine Sprachen-
gruppe, in welcher das Anlautgesetz eine sehr große Kompliziertheit
aufweist, und besonders die Wortbildung stark beeinflußt. Es ist
bisher wohl oft vermutet worden, daß hier Erscheinungen zutage
treten, die man für die Anfange der Bantusprachen postulieren zu
müssen glaubt, aber man hat erst kaum begonnen, eine Erklärung
dafür aufzustellen, wie diese ganz eigenartige Anlautentwicklung
vor sich ging. Man hat sich wohl zuviel auf das am meisten be-
kannte Ful gestützt, und nicht erst abgewartet, bis auch die andern
zugehörigen Sprachen genügend erforscht sind. Denn jede Einzel-
sprstche dieser offensichtlich zusammengehörigen Gruppe weist einen
ganz besonderen Typ auf, in welchem das ursprünglich wohl gemein-
same Gesetz des Anlautwechsels ganz eigene Wege gewandelt ist.
Darum eben erscheint es verfrüht, schon Gedanken vorzulegen über
die Art und Weise, wie sich diese Verschiedenheit des Anlautgesetzes
erklärt. Denn von manchen dieser Sprachen wissen wir nicht mehr,
als daß sie eben auch in diese Gruppe gehören, aber über ihre wei-
tere Beschaffenheit steht das Material noch aus.
Es ist nun aus der Grammatik leicht ersichtlich, wie schon an-
gedeutet, daß hier der Anlautwechsel eine grammatische oder auch
allgemein linguistische Funktion ist, aber es liegt uns für heute fern,
diese Funktion im Zusammenhang mit dem Anlautwechsel zu unter-
suchen. Meinhof hat darüber schon eine Theorie aufgestellt, freilich
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eine solche, die nur aus dem Ful deduziert ist, die aber gar nicht
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Der Anlaut Wechsel in der Serersprache in Senegambien. 351
damit rechnet, ob sie die Tatsachen auch erklärt, die andere Spra-
chen, die offenbar eines Stammes sind, auch noch aufweisen, oder
ob die anders erklärt werden müssen. Es soll für heute nur einmal
die große Ausdehnung dieses Anlautgesetzes aufgezeigt werden, ohne
Rücksicht auf die Funktion des angewendeten Gesetzes zu nehmen.
Am deutlichsten zeigt sich die ganze Variationsbreite dieses An-
lautes bei der Reduplikation, die hier aus der Serersprache am Sene-
gal vorgelegt werden soll. Es wurden alle Beispiele aufgenommen,
die aus der Sprache belegt sind, um so die Möglichkeit der Anlaut-
entwicklung besser überschauen zu können.
Die Formen der Reduplikation treten sowohl bei einfachen
i-H
Wurzeln oder Stämmen als auch bei deren Derivaten auf, auch
können ein und dieselben Stämme solche Reduplikationen von der
Wurzel und von den Derivaten haben.
Es zeigt sich nun das Gesetz des Anlautwechsels in den redu-
plizierten Silben gegenüber dem Stamm, aus denen sie redupliziert
sind. Dabei kann es sein, daß für ein und denselben Anlaut manch-
mal der Wechsel eintritt, und zwar in den verschiedensten Formen,
die sich besonders in der Gutturalreihe belegen lassen, oder aber es
bleibt der Anlaut vollständig in unveränderter Form erhalten.
Die Formen der Reduplikation sind also:
a) Bei Wurzeln oder Stämmen :
num contredir o nu-iium o-ha contradicteur
lay parier o la-lay o-ha orateur
mar tresser les cheveux o ma~mar o-ha coiffeur.
b) Bei Derivaten:
lam-it questionner o la-lam-°t o-ha questionneur
luh-us jongier o lu-luh-us o-ha Jongleur
nav-oh prendre le deuil na-nav-ah fana veuve.
I B
c) Mehrere Reduplikationen von einem Stamm:
lam heriter o la-lam o-ha h^ritier
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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lam-and leguer o la-lam-and o-ha celui qui fait un legs
lam-it questionner o la-lam-°t o-ha questionneur.
Original fronn
352 Ferdinand Hbstbrmann.
Im folgenden kommt also nichts anderes mehr in Betracht als
die Reduplikationssilbe im Verhältnis zur Wurzel oder zum Stamm,
aus dem sie redupliziert ist.
Für den vokalischen Reduplikationsanlaut findet sich in der Serer-
sprache nur ein einziges Beispiel, nämlich:
id' avoir la gale o i-id* o-ha galeux.
Bei allen andern vokalisch anlautenden Stämmen ist die Redu-
plikation unterblieben, findet sich kein Beispiel von Reduplikation.
Um so größer ist die Mannigfaltigkeit bei den konsonantisch anlau
tenden Stämmen.
Man könnte hier die Einteilung erwarten, daß sich Konsonanten
fänden, die nicht wechseln bei der Reduplikation und solche, die den
Anlaut wechseln. Die Sache liegt aber anders.
Es gibt nämlich wohl Konsonanten, die nie den Anlaut wech-
seln, aber andererseits gibt es unter allen Konsonanten, die bei der
Reduplikation den Anlaut wechseln, immer auch Fälle, wo der An-
laut ganz unverändert bleibt. Demnach hätten wir zu unterscheiden:
Reduplikation: 1. ohne Anlautwechsel, 2. mit Anlautwechsel,
genauer, mit Konsonanten, die Wechsel im Anlaut haben können:
a) ohne Anlautwechsel, b) mit Anlautwechsel: a) erste Reihe, ß) zweite
Reihe, f) usw.
Die letztere Unterabteilung ist nämlich deswegen notwendig,
weil, wie die Beispiele zeigen werden, von jedem wechselbaren An-
lautkonsonanten auch verschiedene Entsprechungen vorkommen, also
nicht bloß je eine feste Entsprechung oder Möglichkeit vorliegt. Der
beibehaltene Anlaut ist manchmal schwer zu erkennen, wenn näm-
lieh An- und Auslaut einer Wurzel oder eines Stammes den gleichen
Konsonanten aufweisen, oder wenn Stammvokal und konsonantischer
Auslaut einem Suffix der Sprache gleichlauten. In letzterem Falle
ist es für alle Formen der Sprache nur schwer ersichtlich, ob hier
Reduplikation plus Stamm, oder Stamm plus Suffix aufzufassen sind.
In vorliegender Liste ist intendiert worden, alle belegten Re-
duplikationsformen der Serörsprache aufzuführen.
Original fronn
Der Anlautwechsel in der Sererspraghe in Senegambien. 353
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Die Belege sind nach dem Anlaut des Stammes, nicht nach
dem wechselnden der Reduplikationssilbe geordnet, wenn freilich
auch dadurch zusammengehörige Stämme ganz auseinandergerissen
werden, da eben der Stammanlaut auch zwischen Singular und Plu-
ral, Verbum und Substantivum wechselt.
Die Stämme, in denen nie ein Anlautwechsel vorkommt, um-
fassen die Anlaute y, Z, m, n, fi und s.
1. y.
a yuh a-la huitre
yer o gut fumer du tabac
2. I
lay conter
lel balayer
lim compter
Um bredouiller
lam höriter
lam-and leguer
lam-it questionner
lad* boiter
Hb mesurer
lid' chaufFer
löl pleurer
a yu-yuh a-ka coquilles d'huitre
o ye-yer o gut o-ha fumeur.
o la-lay o-ha bavard, orateur
o le-lU o-ha balayeur
o li-lim o-ha celui qui compte
o li-lim o-ha bredouilleur
o la-lam o-ha h^ritier
o la-lam-and o-ha celui qui fait
un legs
o la-lam-°t o-ha questionneur
o la-lad' o-ha boiteux
o li-lib o-ha mesureur
o li-lid'-il o-ha taquin
o lö-löl o-ha pleureur
laf-ik chercher poisson k harpon o la-laf vi aller chercher poisson
k harpon
o la-lah-as o-ha fourbe, intriguant
o lu-lub o-ha emprunteur
o lu-luh-us o-ha Jongleur
o la-las o-ha distributeur
ludun (?) gu&re (zweifelhaft).
lah-as entortiller
lub emprunter
Iuh-U8 jongier
las distribuer
3. m.
mäh bätir
mar tresser les cheveux
o ma-mah o-ha architecte
o ma-mar o-ha coiffeur
o kol ma-mak champ commun k toute
la maison (?)
o ma-mah a kud-oh potier.
Wiener Zeitechr. f d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd.
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Original fronn
CORNELL UNIVERSITY
354
Ferdinand Hestermann.
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4. n.
5. rc.
a ä^/ a Za clignotement
tfat; porter le deuil
nu diffamer
nav-l-6 fana moquerie
näv-l-e moquer
H4d disputer
hum contredire
fioh-or combattre
noh-or guerroyer
dah a fiin grincer des dents
fix® graver
Hin buriner
o Ms nez
Ms-ub renifler
fiöv coudre
fiov-d-and nourrir
nam manger
nam gan se parjurer
iiad! aller a pied
nid quereller
6. 8.
sah clore
8on assaillir
sWi charpenter
saf carder
ne-nef na acacia.
o ne-Aef o-ha grimacier
na-nav-ah fana veuve
o tiu-äü o-ha diffamateur
o na-fiav-l-e o-ha moqueur
o ?iä-näv-l-4 o-ha moqueur 1
ö ni-ned o-ha disputeur*
o nu-num o-ha contradicteur
o no-noh-or thw o-ha amazone
o no-noh-or o-ha guerrier
o sapal M-Mn [o-ha] barbue
o id-hv® o-ha graveur
ni-hin na limande
o ni-nis o-la moustache
o hi-his-uh o-ha renifleur
o nö-növ o-ha couturi&re
no-nov-d-and nourricier
o na-iiam-and or o-ha commensal
o na-nam gan o-ha homme parjure
o na-nad' o-ha marcheur
o ne-ned o-ha querelleur 3
o sa-sak o-ha auteur
o so-son o-ha agresseur
o se-sbh o-ha charpentier
sasaf o-ha cardeur
o 80-808 o-ha auteur
sa-say fana bandit (?), epaisse
sesir-hw ka bouillie (?), trfes.
1 Beide Formen, mit langem und kurzem Vokal, stehen angegeben.
7 So jedenfalls statt des verdruckten o ni-nhd o-ha.
' Druckfehler: o ~4-ned o-ha> zweifelsohne wie oben zu ergänzen.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Der Anlaütwechsel in der Sbrbrspraghe in Seneoambien. 355
Das sind alle Fälle eines unveränderten Stammanlautes, bei
denen der Anlautwechsel nie noch außerdem sich findet.
Die Fälle mit Anlautwechsel umfassen die Dentalen, La-
bialen und Gutturalen.
Den vorkommenden Lauten nach müßte die Dentalreihe die
am meisten belegte sein, aber es fehlen in ihr eine ganze Reihe
Typen, die man der möglichen Lautentsprechung nach erwarten
sollte. Dagegen sind unter den 16 Möglichkeiten der Gutturalen
13 verschiedene Fälle vorhanden, so daß in dieser Reihe in der Tat
die allerverschiedensten Fälle vorliegen. Man kann aber erwarten,
daß die Beispiele ohne Wechsel, die in der Gutturalreihe vollständig
in allen vier Möglichkeiten vertreten sind, daß diese Reihen auch in
der Labial- und Dentalreihe in der Sprache nicht unmöglich sind,
vielleicht sogar wirklich vorliegen, wenn man bedenkt, daß wir erst
ein kleineres Lexikon der Sprache besitzen.
Danach verteilen sich die Möglichkeitsfälle auf die drei verschie-
denen Lautreihen wie folgt:
Die Dentalreihe:
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1. t—t 8. t—d 15. t— nd 22. t—r
2. d—t 9. d—d 16. d— nd 23. d—r
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5. e'— t 12. t'—d 19. «'— nd 26. t'—r
6. d'— « 13. d'— d 20. d'—nd 27. d'— r
7. nd' — t 14. nd' — d 21. nd' — nd 28. nd' — r
t' d' nd'
29. t—t' 36. <— <f 43. t—nd' Die Pala-
30. d—t' 37. d — d' 44. d—nd' talisierung
31. nd — t' 38. nd — d' 45. nd — nd' von r
32. r— «' 39. r—d' 46. r—nd' fehlt über-
33. t'—t' 40. t'—d' 47. t'— nd' haupt in
34. d'— t' 41. d'— d' 48. d'—nd' der SerSr-
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35. nd' — t' 42. nd' — d' 49. nd' — nd' spräche.
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| S Digmzeo Dy ^uu^lL CORNELL UNIVERSITY
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Die Labialreihe:
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Die Gutturalreihe:
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12. h— »
16.
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In dem vorstehenden Schema sind die wirklich in der Sprache
belegten Fälle unterstrichen, so daß von den 49 Möglichkeiten der
dentalen Reihe 13 Fälle wirklich sind, genau soviel wie in der
gutturalen von den 16 Möglichkeiten, während bei der labialen
Reihe von ebensovielen Möglichkeiten nur 4 Fälle verwirklicht sind.
Daß die palatalisierte Reihe sich von der dentalen nicht abtrennen
ließ, ersieht man leicht an der wechselweisen Entsprechung von
reinen Dentalen und palatalisierten in der Reduplikation.
Es sollen nun für die einzelnen die Belegbeispiele, und zwar
vollzählig, aus der Sprache vorgebracht werden, soweit dieselben
lexikalisch aufgezeichnet sind.
L Der gutturale Anlaut
1. k—k.
ten kuku-ah c'est ma nourrice o ku-kuk-u-ah o-ha bonne, nourrice
a ki-kil-ad' a-fa chatouillement
o ko-kon-fisd oha confesseur
gand-oh coucher par terre ka-kand-ah na coussinet, oreille,
khkin ka lente [traversin
a ku-kud-äd-am ala 14zard
a ka-kar-aw a-la outarde
kd-khn (picher).
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Der Anlautwechsel in der Serersprache in Senegambien. 357
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2. gr — /c.
o «jranef o-la * buche
3. # — k.
4. £— 0.
o gay o-la espfece de biche
ghf briser, dätruire
bäk a käl o-la cäble
gim chanter
geh mettre en depöt
getänd ennuyer
was-i foss^ (entourer)
gut fumer
gM grimacer
gdtend importuner, martyriser
gafi jurer
gut-and (remplacer)
a kirn musique
gay paitre
gadoh porter sur T^paule
gut-oh succeder
o gh-kand o-lah na 1 bucher.
&o-koh tortueux, penche, n'ßtre pas
droite
obe * wi-tän (moyen) ? ?
o kä-gay o-ha berger
ka-gafi ka brasier (?)
o k&-g\f o-ha briseur, destructeur
o ko-god o-ha bucheron
o kä-gäl o-la cäble
o ki-gim o-ha chanteur
o ke-gik o-ha d«Spositaire
o ki-giB-an-6 o-ha devin
o kd-get?-end o-ha ennuyeux
[o] ki-gind [o-ha] envahisseur
o ka-gas o-ha fossoyeur
o ku-gut o-ha fumeur
o ka-gad-oh o-ha garant
o ki-gin o~ha grimacier
o ke-get-ind o-ha importon, oppresseur
o ka-gan o-ha jureur
o ku-gut- ah o-ha lieutenant, rem-
pla^ant
o ki-gim o-ha musicien
o ka-gay o-ha pasteur, pätre
ku-gud no mag pirate
o ka-gad-oh o-ha portefaix, porteur
o ke-glk o-ha r^celeur
o ku-gut-ah o-ha successeur
o ku-gud o-ha usurpateur
1 Die Formen stehen so im Wörterbuch.
rOO
gle
Original from
CORNELL UNIVERSITV
Cl
, O)
O o
358 Ferdinand Hbstbrmann.
ga-gar na gäsier pour les oiseaux
ga-gan li braise
o gu-gul-ok o-la corolle de la fleur baobab
go-gol na buisson
gi-gin fouler, masser, presser
o gö-god-an o-la fourmi qui roiige le bois
gas-n-ir parier o ga-gas-n-ir o-ha parieur
gu-gud-an-oh se rincer la bouche.
6. 79— g.
7. k — 79.
8. g—n.
o wo~gol o-na buisson
na-gafi fidfele, charbon allumö
790-gor no d'af orteil.
ka-nar ka 1 habillement neuf
a ko-wos ala manche de hache
a ka-i?a$ a-la un ancien puits effondrä
a ka-iaaf a-la 2 tige de mil
gi-ml mettre un obstacle (opposer)
o gi-mr o-la(?)* soutien (cale)
gi-ml na cale pour dquilibrer un objet.
'S *
10. h— 79.
F P.
9. 79 — 7d.
Tday pis aller k cheval o Tda-^ay o-ha cavalier
79a-7aar* pagne neuf
Tae -wM na rongeur
Tdonol (?) 6 cloche-pied.
o ho-Tdob o-la noyau du ronier, germö.
1 ka-TBar ka und 79a-79ar na habillement neuf sind rätselhafte Formen.
o aj
2 das n ka-7daf arracher les tiges de mil.
'i/i öi
3 So wohl zu lesen statt gignir.
4 Die hier wie öfters angewendete Schreibweise n79a- usw. kann man vor-
läufig wohl ebenso unberücksichtigt lassen, wie die nh für 79, oder dafür rih. Siehe
auch Anm. 1
.E -ö
zufassen.
fü 0)
1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
ü Q_
5 Tdörwol geschrieben, überdies zweifelhaft, denn vielleicht ist Wew-ol auf-
Original fronn
Der Anlautwechsel in der Serersprache in Senegambien. 359
11. k— h.
höh cultiver
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ü Q_
hld demander
hir-s assassiner
hir~£ combattre
hemb-and arranger, construire
har boiter
has-an censurer, gronder
hum fasciner (charmer)
häd'-l-oh aller a la chasse
hut' circoncire
hüt empoisonner
hav fouetter
ha,8 inspirer
hafi-an jalouser
hör jeüner
vel na jugement
hat-i juger
hlmb-and m^nager une röcon-
ciliation
kit'-ir faire concurrence
k£b-il comman dement
hal-am penser
o kö-höh o-ha cultivateur
o ko-hoh o-ha agriculteur, colon, jardi-
nier, laboureur
o k4-hll o-ha arbitre
a ka-had r a ka$ archer
o k&hed o-ha intercesseur, demandenr
o ki-hir-8 o-ha assassin
o ki-hir-e o-ha belliqueux, combattant
o M-hemb-and o-ha arrangeur, construc-
teur
o ka-har o-ha boiteux
o ka-has-an o-ha censeur, grondeur
o ku-hum o-ha 1 charmeur
o kä-häd'-l-oh o-ha chasseur
o ku-hut' o-ha circonciseur
o kü-hüt o-ha empoisonneur
o k^-hlmb-and o-ha entremetteur
o ka-häv o-ha fouetteur
o ke-hel-ar o-la hirondelle
o ko-hod o-ha infidele, perfide
o ka-has o-ha instigateur
o ka-han-an o-ha jaloux
o kö-hör o-ha jeüneur
o kShU o-ha juge
o ka-hat-e o-ha juge
o ki-h&l-ar o-la manche de Fitere
o k&hemb-and o-ha mödiateur
o ki-hit'-ir o-ha concurrent
o k6-h6b-il o-ha commandant
o ka-hal-am o-ha penseur
1 Verdruckt steht ku-hum~oh.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
360
Ferdinand Hestkrmann.
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ü Q_
was-ir quereller
has peter
Ä£d prier
hal-at-oh (rancune)
hil ronfler
höh sarcler
hhd solliciter
häd' tirer une arme a feu
hus tondre
hod trahir
hir veiller
has-ir contester
heb-il Commander
hem-and concilier
ger-n oh vivre en concubinage
hod conspirer
hef möpriser
hob dorer
12. iß — h.
13. h—h.
hayn-or propager
1. t—t.
o ka-has-ir o-ha perturbateur, querelleur
o ka-has o-ha peteur
o kk-hed oha pretendant
o ke-hhd oha quemandeur
o ka-hal-at-oh oha rancunier
o ki-hil o-ha ronfleur
o ko-hoh o-ha sarcleur
ka-had f a dat schismatique
o ko-hod o-ha söditieux
o ke-hed oha solliciteur
a ka-ha® a-la terrier (porc sau vage)
o kä-häd' o-ha tireur
o ku-hus o-ha tondeur
o ko-hod o-ha traitre
o ki-hir o-ha veilleur
o ka-has-ir o-ha contradicteur
o kSheb-il oha commandant
o kdhem-and o-ha conciliateur
o ke-hir-n-oh o-ha concubinaire
o ki-hit-it o-ha concurrent
o ko-hod o-ha conspirateur
o ke-täf o-ha contempteur
o ko-hob o-ha doreur.
®a-hah-ot na fourmi grosse noire.
a ha-hay a-la propagation
ho-hoh va laboureurs (pl.)
he-hemb-and oh fabricant.
II. Die Dental-Palatalreihe.
tu-tun peu
a tu-tun was a-la margelle.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Der Anlautwechsel in der Serersprache in Senegambien. 361
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2. t — t.
3. ncT— t.
4. <— d.
raf-id venger
5. d' — d.
t'o-tot ka 1 levre.
nd'o-töt na lfevre.
o ta~daf~°d-inoh o-ha vengeur.
t d'i-dit rejeter
Fragliche Formen: \ d'i-ditg-on culbuter
l d'i-dit-g on fana culbute.
6. t—r.
riv tisser
o rak ola hanche
7. nd — r.
8. r — r.
riv tisser
9. t'—t\
10. t'—d'.
d'ep hair
d'ik acheter
dud (!) griller, cuire sur la
cendre
dor lancer le harpon
11. d'—d'.
dal elaborer
12. t—nd'.
13. t — nd'.
o tiriv oha tisserand, tresseur
o tä-rak a-la hanche
to-roh-and höh of s'avilir.
o te-ref oha successeur.
ndo-rog na croquet.
ri-riv va tisserand.
to-t'om al couleuvre.
o t^-d'hp oha d^daigneux
o t'i-dÜk-ah o-ha comme^ant
o t'u-d'ud gäf ola boulanger
to-d'ör o gam celui qui lance (le harp.)
to-dos-oh ciaquer les doigts par depit.
d'a-d'al oha artisan.
a tä-ndar (le premier quartier).
tond'or (pl.) vestibule.
1 Druckfehler im Lexikon: t'o-tok ka.
rOO
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
fN CO
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(T3
362 F. Hestermann. Der Anlautwechsel in der Sererspr. etc.
III. Die Labialreihe.
1. p—b.
(fl [faire]) o pi-bi-°nd o-ha auteur
bug aimer pu-bug-in rev amoureux
pu-bug-in kör amoureuse.
2. p-/.
3. mb—f.
4. /-/•
o pe-fer o-ha auteur
o pu-füd-and [o-ha] glouton
pa-fad' o-la ficelle, fil (?).
mbi-föt cröpuscule du matin.
o fü-füd o-ha glouton.
Die Reduplikationsformen lassen freilich nur unklar erkennen,
wie der Wechsel der Anlautkonsonnanten immer in dreifacher Form
auftritt, was aber teilweise ersichtlich wird, wenn man die in obigen
Beispielen nach Möglichkeit herangezogenen Grundformen in Be-
tracht zieht.
Aus der Ubersichtstabelle der Entsprechungsmöglichkeiten er-
gibt sich, daß vorläufig in der Dental-Palatalreihe die Stammanlaut-
formen mit nd rein dental nicht belegt sind, das gleiche weist die
Labialreihe auf, wo mb im Stammanlaut vollständig fehlt, umgekehrt
in der Gutturalreihe, wo die nasalierte Form # sogar in allen Mög-
lichkeiten der Entsprechung vorhanden ist.
Die Bedeutung und Herkunft dieses eigenartigen Anlautpro-
zesses wird sich erst klar ergeben aus dem Vergleich der reinen
Formalerscheinungen mit den grammatischen Funktionen, denen sie
zum Ausdruck dienen.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
ü Q_
Original fronn
Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek
in Wien zu den pseudo-epiphanischen Werken.
Von
Prof. Dr. August Haffher.
Aus dem Cod. aeth. 19 der k. k. Hofbibliothek in Wien hatte
ich mir die 4. Abhandlung, von Fr. Müller in seinem Kataloge 1
mit einer nicht ganz durchsichtigen Inhaltsangabe versehen, soweit
kopiert, als der Text mit den pseudo-epiphanischen Schriften Be-
rührungen aufwies, mit welchen ich damals mich zu beschäftigen
begonnen hatte. Als dann der neue Katalog von Rhodokanakis* er-
schien, konnte ich dem Verfasser zu diesem Teile des von ihm unter
xxiv. angeführten Kodex meine, in die Berichtigungen auf S. 92 (zu
pag. 79) aufgenommene Vermutung mitteilen, daß einige der von
ihm angegebenen auswärtigen Handschriften einen inneren Zusammen-
hang aufweisen. Meine Vermutung hat sich mir in der Folgezeit
bestätigt, denn es handelt sich bei dem zur Vergleichung heran-
gezogenen handschriftlichen Material um ein gleichfalls dem hl. Epi-
phanius zugeschriebenes Werk, welches den Titel # p - }»f # i Vf* ?**^ •
,Der Anfang des Glaubens' trägt. Von diesem Werke sind mir fünf
Handschriften bekannt, die ich auch in Kopien besitze, und zwar
zwei im British Museum, Wright 753 und 818, und drei in Paris,
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1 ZDMG xvi (1862) ,Die äthiopischen Handschriften der k. k. Hof bibliothek
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in Wien.'
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9 Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, phil.-hist.
Klasse CLI rv (1906) ,Die äthiopischen Handschriften der k. k. Hofbibliothek
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zu Wien/
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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364 Auqü8t Haffner.
Zotenberg 146 ; sowie d'Abbadie 67 und 125. Sie scheiden sich in
bezug auf Textüberlieferung insoferne in zwei Gruppen, als die
Codices Br. Mus. 818, Zotenberg 146 und d'Abbadie 67 einerseits,
die Codices Br. Mus. 753 und d'Abbadie 125 andererseits größere
Übereinstimmung untereinander aufweisen.
Die Wiener Handschrift enthält bei weitem nicht das ganze
oben genannte Werk des Pseudo-Epiphanius, wohl aber ist ihr Inhalt
ein derartiger, daß von einer Abhängigkeit von diesem Werke ge-
sprochen werden muß. Der erste Teil, und das ist jener, welcher
mit dem ,Hexaemeron des Pseudo-Epiphanius' 1 in Parallele gesetzt
werden kann, gibt allerdings eine vollkommen selbständige Be-
arbeitung jenes, bei weitem das größte Stück des ganzen Werkes
einnehmenden Abschnittes des T"H' , yj& 7 l M" 1 5 dagegen ist der zweite
Teil, jener, welcher dem Anfange des , Kampf Adams'* entspricht,
so sehr an den entsprechenden Text des Tf + * V ¥***!** ^ * angelehnt,
daß eine Benützung dieses Werkes seitens des Verfassers nicht ver-
neint werden kann. Meine frühere Absicht, mit dem vorliegenden
Texte auch den des betreffenden Stückes des T1+ 1 yj& 7S*^h • hier
zu bieten, habe ich freilich aufgegeben, um die geplante vollständige
Herausgabe jenes Werkes nicht zu zerreißen; ich möchte aber heute
doch soviel sagen, daß der Wiener Kodex sich mehr an die Gruppe:
Br. Mus. 753 und d'Abbadie 125, allerdings auch nicht in wortwörtlicher
Weise, anlehnt und daneben doch auch z. B. Zeile 246 mit der
anderen Gruppe hQ>d>H ' htiA ' liest, w0 die eine Jt<D£H i *\jtfo * hat.
Der ganze Inhalt zeigt, namentlich im ersten Teile, das Bild
einer, nicht immer gelungenen, abgekürzten Zusammenfassung der
behandelten Materie, jedenfalls nach vorhandenen Vorlagen, so daß
Umstellungen im Texte und sonstige Änderungen zu rechtfertigen
wären, indem beispielsweise Z. 34 — 40 sich besser an Z. 22 an-
schließen würde u. ä. Ich habe jedoch nur dort im zweiten Teile
dieser Versuchung nachgegeben, wo ich mich für einen Eingriff mit
TD
1 Trumpp, Abh. d. i. Kl. d. k. bayer. Ak. d. Wissensch. xvi (1882).
* Trumpp, 1. c. xv. (1881), Dillmann, Das christliche Adambuch des Morgen-
landes, Göttingen 1853, Malan, The book of Adam and Eve, London 1882.
Original fronn
fD O)
in 4-/
1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
ü Q_
Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 365
der Berufung auf den Text des T'J'i' 8 yj^ 11 ? 1 ?^ * decken konnte;
jedoch bin ich auch hierin nicht soweit gegangen, daß ich z. B. die
inhaltlich ziemlich gleichlautenden Sätze Z. 18 7/188 nach dem Texte
des T*}+ s yj& a 7 l T ; l* * geändert hätte, wo der zweite Satz ganz und
vom ersten das letzte Wort fehlt; ich habe sie vielmehr beide als
eine Art Parallelismus zu Z. 162/163 in ihrer Fassung belassen; und
so auch an anderen Orten. Um so weniger wird man es mir, wie
ich hoffe, verdenken, wenn ich an wenigen anderen Stellen einen
etwas minder holperigen Text herzustellen trachtete; Zusätze sind
durch [ ] kenntlich gemacht.
o
Nach der ausführlichen Beschreibung durch Rhodokanaeis dürfte
es sich erübrigen, mehr in bezug auf den Inhalt des Werkes zu
i-H
sagen, wie auch die dem Bibeltexte entlehnten Stellen wohl keine
namentliche Erwähnung benötigen; es wäre höchstens ergänzend zu
bemerken, daß Z. 228 ff. in Anlehnung an die Opfer-, bezw. Speise-
vorschriften in Lev. und Deut, gehalten sind, und daß mit Ji^li^Ji
*flrh»G* allein meistens ,Gott Sohn' bezeichnet erscheint.
Der Text, welcher mit den Worten : flft0» * p 9 A*A s 4><9«ft * If £
HMl s flfchA* ■ <D£*OMi£- > fl<*>A1n* * Wd •■ UAJP i HU A- * h9°$
Rao , <Hi9° a <d££A- * ?iAh i A<J[A]?° • «WA- ? at^^idi 9 ■ KPO« ■ ¥>b
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1 S Digilized by L^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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366 August Haffner.
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Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hopbibliothek etc. 369
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6 Cod A<P1i • cod <Di;H.^>ai.> T cod. ^i^yA) * ' Cod so mit
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Anm. 8 zu Z. 151. * Cod. M(M I 4 Cod. -fl-flC/^ »
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1 Cod. darnach noch +AP s flAC * H£flX*<h * Kfth » a Cod. so; vgl.
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x -! Cod. nach *-» 3 Cod. mit +, bezw. V- *~* Cod. durch <DJS>(1»
A»flO-J eingeleitet erst nach dem am Schlüsse des nächsten Satzes folgenden
• MA'l'f > am Beginn der Seite 61». » Cod. fll?AJflJ Pl
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woher sind wir gekommen V Und da kam es dem einen Engel,
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Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 375
welcher über allem war, in den Sinn — der Herr hatte nämlich den
Sätnä'el über alle zum Vorgesetzten der Engel erschaffen — und er
sprach: ,Ich habe euch erschaffen.' Er aber hätte den Lobgesang
aller Engel zum Herrn emportragen sollen nach dem Befehle des
Herrn. Und alsbald | erkannte Er klar, daß dieser Elende, erschaffen 66b "
aus Geist und Licht, noch weiter ging in seinem Sinn und sprach
in seinem Inneren: , Warum soll ich die mir gebührende Ehre einem
anderen erweisen und warum soll ich lobsingen und mir nicht lob-
sungen werden?' Und Sabeljänös redete die Engel, welche bei ihm
waren, an und sprach zu ihnen: ,Wenn wir einen Schöpfer haben,
wie ihr sagt, so wollen wir eine andere Schöpfung der Engel schaffen,
welche der Herr in seiner Göttlichkeit nicht erschaffen hat/ Als die
Engel dieses Wort hörten, waren sie sehr bestürzt. Und Sabeljänös
ging noch weiter in seiner Empörung und sprach zu den Engeln:
,Wenn wir einen Schöpfer haben, wie ihr sagt, so möge er mich er-
niedrigen und mich hinabstürzen von dieser Rangstufe/ Und wiederum
waren die Engel bestürzt von diesem Worte, welches er gesprochen
hatte. Und | noch nicht hinreichend schien ihm der Ausdruck der 57* 1
Lästerung, den er schon geäußert hatte, sodaß er sogar so weit ging
in seiner Empörung und zu den Engeln sprach : ,Nicht sollt ihr einem
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anderen lobsingen, als mir, denn mir (allein) gebührt Lobgesang und
Ruhm und Ehre und Huldigung !' Als er aber dies gesagt hatte, da
wurde er aus seinem Glänze und aus seiner Ehrenstellung herabge-
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schleudert, und mit ihm stürzten viele Engel aus ihren Rangstufen.
Und alsdann rief der Engel Gabriel mit lauter Stimme und
sprach: ,Laßt uns mit Eifer bleiben auf unserem Posten und ausharren
im Glauben und in der Furcht des Herrn und in Gewissenhaftigkeit V
Und der Engel des Friedens beruhigte die Engelschar durch die
Stimme Gabriels, und jeder, der sie hörte und gehorchte, blieb auf
seinem Posten in seiner Rangstufe. Wer sie aber nicht hörte und | 57 •«
der Stimme des Engels Gabriel nicht gehorchte, der wurde aus seiner
Rangstufe herabgeschleudert und stürzte mit dem Teufel.
Und darnach kam der Herr und sprach: ,Es werde ein Licht!'
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376 August Haffner.
freuten sich, als sie ihren Schöpfer sahen. Und Er enthüllte ihnen
die Glorie seines Reiches und die Glorie seiner Dreifaltigkeit; und
die Engel stiegen empor mit Jubelrufen in großer Herrlichkeit, indem
sie sprachen: , Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Heer-
scharen, vollgefüllt sind die Himmel und ist die P]rde mit der Hei-
ligkeit deiner Glorie !'
Und darnach stürzten die Engel aus allen Stellen und sie
wurden unreine Geister von vielerlei Art; einige von ihnen stürzten
57 bI in die Luftregion, andere von ihnen | stürzten auf die Erde und
wieder andere von ihnen kamen in den Tartarus, welcher zu aller-
unterst ist. Und diese Engel kamen niemals wieder an die Stelle,
aus der sie gestürzt waren; und ihr Sturz fand statt am sechsten
Tage und (zwar) in der dritten Stunde,
Und der Herr erschuf den Adam aus vier Elementen nach
seinem Ebenbilde und nach seiner Ähnlichkeit, und er hauchte in
sein Angesicht den Geist des Lebens. Und dann pflanzte der Herr
einen Lustgarten, und dann führte der Herr alle wilden und zahmen
Tiere und alle Vögel dem Adam zu, damit er sie mit Namen be-
nenne. Und Adam benannte sie mit ihren Namen, mit welchen sie
bis auf den heutigen Tag benannt werden.
Und dann schickte der Herr Schläfrigkeit über Adam, und
57 b11 als Adam schlief, nahm der Herr | eine Rippe aus seiner Seite und
schuf daraus die Eva, und beschenkte sie mit dem Geiste des Lebens.
Und Adam sah den Herrn in der Glorie seiner Göttlichkeit
und in der heiligen Dreiheit der Person; nachdem aber Adam den
Herrn in seiner Glorie gesehen hatte, war er erfreut und frohlockte
im Lustgarten. Und der Herr hatte dem Adam sein Gebot gegeben,
ehe er ihn in den Lustgarten setzte; und vorher hatte der Herr ihm
mitgeteilt, wie der Satan, der aus seiner Rangstufe gestürzt war, voll
Neid gegen ihn sei und ihn zu verführen trachte.
Und der Herr sprach zu Adam: ,Von allen diesen Bäumen, welche
im Garten sind, darfst Du essen, aber an den Baum, welcher in der
Mitte des Gartens steht, sollst Du nicht herangehen und nicht von ihm
essen, denn, wenn Du (von ihm) issest, wirst Du des Todes sterben!
Original fronn
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Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 377
Und nun | sei nicht ungehorsam gegen mich und übertritt nicht mein 58 * l
Gebot! Wisse, wenn ich wollte, daß Du würdest wie diese himm-
lischen Bäume, so würdest Du im Lustgarten auf ewig sein, denn
nach meinem Ebenbilde und nach meiner Ähnlichkeit habe ich Dich
erschaffen! Ich aber, o Adam, ich bin das Ebenbild des Vaters und
ich habe den Garten inmitten von allem gepflanzt; ich weiß das Gute
und das Böse, bevor es geschehen. Und nun stelle Dich selbst nicht
mir gleich, denn wenn Dir dies in den Sinne kommt, wirst Du des
Todes sterben! O Adam, erstrebe nicht mein Reich und meine Ehre,
denn nicht kannst Du mein Können erreichen! O Adam, erstrebe
nicht meine Glorie, die niemand zu erfassen vermag! Merke auf, o
Adam, und übertritt nicht mein Gebot, damit ich Dich nicht aus dem
Lustgarten auf die elende Erde hinausstoßen muß!'
Und als der Satan | das Reich sah und die Gnade, welche der 58 »"
Herr dem Adam geschenkt hatte, da entbrannte er von heftigem
Neide gegen ihn. Und die Schlange war verschlagener, als alle
anderen Tiere; und zu ihr kam der Satan und bat sie, daß sie ihm
erlaube, in sie hineinzugehen, damit er den Adam verführe- Und
die Schlange erwiderte ihm und sagte: ,Tue, was Du willst!' Und
der Satan ging in sie hinein, und sie wurde ihm zur Behausung und
sie brachte ihn in den Garten. Und der Satan sprach die Eva an
durch den Mund der Schlange und fragte sie: ,Was hat der Herr
euch geboten, Dir und Adam, Deinem Manne V Sie aber erzählte ihm
das Gebot des Herrn und sagte: ,Der Herr hat zu Adam, meinem
Gebieter, gesagt: an dem Tage, an welchem ihr von dem Baume,
der mitten im Garten steht, esset, werdet ihr des Todes sterben/
Und der Satan sagte ihr: ,Ihr werdet aber, wenn ihr von | dem 58bi
Baume, von dem zu essen euch Gott verboten hat, esset, keineswegs
des Todes sterben, vielmehr werdet ihr wie Götter sein und das Gute
und das Böse erkennen; und deswegen sagte Er zu euch: esset nicht
von ihm! Und was Dich betrifft, o Eva, so hat der Herr Dich nach
dem Adam geschaffen, damit er ihn zu Deinem Vorgesetzten mache
und er ihn höher stelle als Dich. Nun aber nimm von mir einen
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378 August Haffner.
Gott verboten hat, damit Deine Ehre die größere sei und Du der
Gott für den Adam werdest/ Und als Eva die Worte des Satans
hörte, fand sie sie gut in ihrem Herzen, und da sie sah, daß der
Baum sehr schön war, pflückte sie eine von seinen Früchten und
58 bI1 kostete sie und fand sie köstlich. Und dann brachte | sie dem Adam
und gab ihm zu essen von dieser Frucht, und auch er fand sie
köstlich.
Nachdem sie aber das Gebot des Herrn übertreten hatten,
wurden sie der Lichtgewandung, mit welcher sie bekleidet gewesen
waren, beraubt und sie verbargen sich daher zwischen den Bäumen
des Gartens, Und als sie die Schritte des Herrn hörten, während
sie zwischen den Bäumen des Gartens herumgingen, da schämte
sich Adam, von ihm gesehen zu werden. Und der Herr sprach zu
Adam: ,Adam, wo bist Du?' Und jener Arme und Gedrückte er-
widerte und sagte: ,Ich hatte Deine Schritte gehört, und ich fürchtete
mich und verbarg mich, damit Du mich nicht sähest, denn ich bin
nackt/ Und der Herr sprach zu ihm: ,Du hast mein Gebot über-
treten und von dem Baume gegessen, von dem zu essen ich Dir
59* 1 verboten hatte. Bist Du nun | ein Gott geworden, wie der Satan es
Dir in Aussicht gestellt hatte? Siehe, der Tod hat Gewalt über
Dich erlangt, so wie ich es Dir sagte !' Und Adam sprach: ,Mein
Herr und mein Gott! Das Weib, das Du mir geschenkt hast, auf
daß es meine Gefährtin sei, dieses hat mich verführt und mir von
dem Baume, den Du mir verboten hattest, zu essen gegeben/ Und
der Herr fragte die Eva: , Weshalb hast Du mein Gebot übertreten?'
und sie antwortete: ,Mein Herr, die Schlange hat mich überlistet
und ich aß/
Und der Herr verfluchte die Schlange in dieser Stunde und
sprach zu ihr: ,Sei verflucht unter allen Tieren der Erde; auf
Deinem Bauche sollst Du kriechen und Staub fressen alle Tage
Deines Lebens, und ich will Feindschaft setzen zwischen Deiner
59*" Nachkommenschaft und der Nachkommenschaft des Weibes, | so daß
alle ihre Nachkommen Deinen Kopf zertreten werden, und Du deiner-
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Eihb Äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 379
der Herr zur Eva: ,Weil Du in Deinem Inneren darauf gesonnen
hast, daß Du über dem Adam zu stehen kämest, so soll er über
Dir stehen; und in Schmerzen sollst Du gebären, und bei Deinem
Gebären soll zu Deinem Gatten Deine Zuflucht sein, denn er soll
Dein Herr sein/ Und dann blickte der Herr auf Adam, sein Eben-
bild, und er war betrübt über seinen Fall; und er ließ ihn vor sich
treten, während dieser sich fürchtete, und er sprach zu ihm: , Ver-
flucht sei die Erde um Deinetwillen; Dornen und Unkraut sollen
Dir wachsen und im Schweiße Deines Angesichts sollst Du Dein
Brot essen, bis Du zurückkehrst zum Staube, und zur Erde sollst
Du zurückkehren V
Und der Herr verstieß Adam und Eva aus dem Garten und
trieb sie aus ihm hinaus. | Und er verschloß das Tor des Gartens 59 bI
und stellte an seinen Eingang ein Schwert von brennendem Feuer,
damit Adam nicht noch einmal zurückkehre und nicht esse von dem
Baume des Lebens, welcher in ihm gepflanzt war, und ewig lebe.
Und der Herr stellte einen Cherub an die Türe des Gartens, damit
Adam nicht durch List wieder zurückkehre. Er stellte ihn aber auch
auf, damit er einen Schleier bilde für die Person des Wortes, auf
daß Adam nicht sein (sc. Gottvaters) Ebenbild in der Person des
Sohnes sähe, und er von ihm (sc. Gottsohn) die Frucht des gött-
lichen Willens ernte, sowie er (sc. Gottsohn) die Frucht des göttlichen
Willens des Vaters geerntet hat, und dadurch den Gang des Heiles
unmöglich mache und die Menschwerdung des Wortes und die An-
kunft (des Reiches) der Heiligen und Gerechten und Frommen.
Und während unser Vater Adam im Garten war, sah er die
Person der heiligen Dreifaltigkeit und er befand sich zwischen den
Bäumen | des Gartens dort, wo es weder Schmerz gibt, noch Trauer 59 bI1
und Tod.
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heiligen Berg, welcher der Schatzberg ist, und sie konnten noch die
Wohlgerüche des Gartens riechen, in welchen sie nicht mehr ge-
langten. Denn der Herr ließ seinen Engel das Tor des Gartens
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bewachen, wie wir schon früher erwähnt haben und er umgab ihn
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380 August Haffner.
mit einer Mauer aus loderndem Feuer. Und als sie nicht mehr in
den Garten gelangen konnten, weinten sie bitterlich.
Und nachdem er hinausgestoßen war, ließ Adam sich in der
Nähe des Gartens nieder. Und Adam sprach zur Eva: ,Komm mir
nicht in die Nähe, denn von Dir aus hat diese ganze Prüfung mich
heimgesucht!' Und er stieß sie fort und sie ließ sich gegen Westen
vom Adam nieder. Und darnach stieg der Engel Gabriel herab und
60 äI sprach zu | Adam: , Weshalb hast Du Deine Trösterin verstoßen ?'
Und Adam antwortete dem Gabriel: ,Sie war (eben) nicht meine
Trösterin, sondern sie ist meine Mörderin, und außerdem fürchte ich,
daß sie mich nochmals verführt!' Und Gabriel erwiderte dem Adam:
,Was hat der Arme, der nichts besitzt, zu fürchten? Du bist näm-
lich bar geworden Deines Reiches und kein anderer Trost bleibt
Dir als sie/ Und Adam sprach zu Gabriel: ,So mag sie (wieder
zu mir) kommen/ Gabriel aber sprach zum Adam: ,Keineswegs soll
das Weib zum Manne gehen, vielmehr soll der Mann zum Weibe
gehen/ Und darauf ging er zur Eva; und als sie ihn erblickt hatte,
warf sie sich vor ihm nieder, und sie küßten sich und hielten ein-
ander umschlungen und sie weinten und besprachen miteinander
60 » u | ihre Lage. Und Eva fragte den Adam: ,Wird uns denn der Herr
nicht wieder in Gnaden aufnehmen ? l Und Adam antwortete der
Eva: ,Wenn Du mein Wort befolgst, wird uns der Herr in Gnaden
aufnehmen/ Und sie sprach zu ihm: ,Sprich, mein Gebieter !' Und
er sprach zu ihr: , Wohlan, laß uns auf den Grund des Meeres
gehen, dort, wo es bis zu unseren Schultern reicht, und weinen
40 Tage und 40 Nächte lang!' Und sie antwortete ihm: ,Ja, mein
Gebieter, es soll geschehen nach Deinem Worte !' Und er sprach
zu ihr: ,Wenn Du aber nicht aushältst, bis diese Tage zu Ende
sind, dann will ich nicht, daß wir uns wiedersehen bis in Ewigkeit l c
Und darauf gingen sie auf den Grund des Meeres, dort, wo
es bis zu ihren Schultern reichte, wobei sie sich voneinander trennten,
60 bI er hierhin, sie dorthin. Und sie streckten ihre | Hände empor und
beteten einträchtigen Sinnes, indem sie sprachen: ,0 Du Schirmer
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Eine Äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 381
überschauest, der Du uns hervorgebracht hast aus unserem Nichtsein,
der Du uns erschaffen hast nach Deinem Ebenbilde und nach Deiner
Ähnlichkeit, und der Du zu uns gesprochen hast: ,wegen euch habe
ich die ganze Welt erschaffen', sieh, alle Geschöpfe leben in Sicher-
heit, denn sie haben keinen Feind, und niemand ist in Bedrängnis
außer uns. Uns aber hat ein Schelm mit Hinterlist aus Deinem
Schöße getrieben und uns aus dem Inneren Deines Gemaches ge-
rissen und hinausgeworfen. Wir sind Deine Tauben, welche in
Deinem Schlage sitzen, sieh, ein böser Habicht hat uns gepackt!
Wir sind Deine Lämmer, welche wiederkäuen | in Deinem Stalle, 60 bU
sieh, ein reißender Pardel hat uns gefressen! Wir sind Deine Rinder,
welche an der Krippe Deines Gartens stehen, sieh, ein mächtiger
Löwe ist über uns gekommen, er hat unsere Knochen zermalmt und
unser Mark ausgesogen! Aber wegen unserer Sünden kommt uns
keine Nachsicht zu, es sei denn als (freiwilliges) Gnadengeschenk;
denn unser Sinn stand auf das Böse und wir begehrten das Böse
durch das verführerische Blendwerk des Gewissensmörders. Erbarme
Dich unser, der Du nicht irrst und nicht sündigst! Nicht sagen
wir Dir, daß Du uns wieder führen mögest in den Garten Deines
Reiches, sondern wir begehren nur hier zu bleiben unter den Haus-
und wilden Tieren! Verzeihe uns, und nur zweierlei wünschen wir,
einmal, daß Du uns verzeihst, und dann, | daß wir nicht sterben 6 1 * 1
an dieser Scham und Schande. Und* den Funken Deiner Liebe zu
uns laß bei Dir nicht erlöschen und vor Deinen Augen laß den
Gedanken an unsere Schwachheit stehen! Sieh, die Flut der Misse-
tat hat uns fortgerissen und die Pforten der Hölle stehen offen zu
unserem Verderben! Schnell laß uns ereilen Deine Gnade, o Herr,
denn Dir gebührt Lobpreis in alle Ewigkeit. Amen/
Und nachdem sie 35 Tage hinter sich hatten, stieg der Teufel
in Gestalt eines Lichtengels herab und sprach zu ihnen: ,Seht, der
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Herr hat euer Gebet erhört und eure Sühne und eure Bitte in
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Gnaden aufgenommen, und er hat mich zu euch gesandt, damit ich
euch von hier fortführe und euch wieder einsetze in | euer früheres 61 * u
Erbe/ Zuerst aber war er zur Eva gegangen, denn bei ihr hatte
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382 Aüoüöt Haffner.
er schon einmal seine Saat ausgestreut, und er hatte (diesmal) etwas
Ahnliches wie Reiherflügel genommen und er sprach zu ihr: ,Komm'
und da ging sie schnell heraus; und nach ihr ging Adam heraus,
und er führte sie beide zur Türe des Gartens. Und nachdem er
sie zur Tür des Gartens geleitet hatte, sprach er zu ihnen: ,Wißt
ihr, wer ich bin?' und sie antworteten ihn: ,wir kennen Dich nicht'.
Und er sprach zu ihnen: ,Ich bin derjenige, welcher zu euch ge-
sprochen hat durch die Stimme der Schlange; und ich bin derjenige,
welcher euch mit Hinterlist aus dem Garten getrieben hat; und ich
bin derjenige, der euch hinausgebracht hat aus dem Garten! Seht,
ich habe eure Sühne zunichte gemacht, und keine Hoffnung bleibt
euch, und ihr seid dem Untergange verfallen!' Und darauf stürzte
Adam nieder und fiel auf die Erde, von der er sich durch drei
Tage nicht erhob, indem er sprach: ,Hat mich denn zum zweiten
Male mein Widersacher bemeistert?' Am dritten Tage aber stieg
der Engel Gabriel herab und sprach zu ihnen: ,Kommt, ich will
euch dorthin bringen, wohin der Herr es mir befohlen hat!' Und
er brachte sie zum Eingange der Schatzhöhle und sprach zu ihnen:
,So hat euch der Herr befohlen und läßt euch sagen: hier sollt ihr
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bleiben bis zum Tage eures Todes und hier sollt ihr euch ehelichen,
sollt zahlreich werden und euch mehren und die Erde füllen!' Und
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Adam fragte den Gabriel: , Wovon soll ich mich nähren?' und Gabriel
antwortete dem Adam: , Bitte den Herrn, und er wird Dir Deine
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Nahrung geben!'
Und darnach ging Gabriel in den Garten und sprach zu den
6ib ii Vögeln | des Gartens: ,Seht, der König der Könige stirbt vor Hunger,
gehet, bringet ihm von den Früchten des Gartens, damit er esse;
wenn ihr aber ihm von den Früchten des Gartens nicht bringt, so
werden es euch seine Nachkommen später entgelten lassen, denn in
späteren Tagen wird er Nachkommen besitzen, die zahlreicher sind
als die Bäume des Gartens, und sie werden euch dann weder
Früchte noch Blätter von ihnen geben!' Und die Vögel gingen zu
Adam, baten ihn um seinen Segen und füllten von den Früchten
des Gartens die zwölf (Grotten der) Schatzhöhle, Eingang um Ein-
Original fronn
Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 383
gang; die Ausdehnung einer Grotte aber war 30 Pfeilschußweiten.
Und die Vögel sprachen zu Adam: ^Unterschreibe uns eine Be-
stätigung, damit auch Deine Nachkommen unterschreiben und es
wissen, | daß wir Dir Deine Nahrung zugetragen haben zur Zeit 62 * x
Deiner Verweisung und Deiner Verbannung aus dem Lustgarten.
Gleichwie Du an einem Freitag um die Abendstunde herausgekommen
bist, so wirst Du in späteren Tagen an einem Freitag zurückkehren V
Und darauf nahm Adam einen Stein und ritzte ihnen (darauf die
Bestätigung) ein, und dann gingen die Vögel (wieder) in den Garten.
Und als die Vögel in den Garten gingen, folgte Adam eilends
mit Eva, seinem Weibe, ihren Tritten. Als Adam aber den Hall
ihrer Tritte verlor,, ging er irre, und wie er sich nach rechts und
links wandte, da überfiel ihn der Satan und schleuderte ihn auf
einen Felsen und er fiel nieder, und auch Eva, sein Weib, und es
floß ihr Blut und bildete eine Lache auf dem Steine. Und sie
blieben | drei Tage lang liegen, am dritten Tage aber kam ein 62 * H
Engel des Herrn und machte sie wieder heil und hieß sie aufstehen.
Und er sprach zu ihnen: ,Kehret zurück und geht wieder in eure
Höhle, denn ergangen ist ein Schwur, ein ausdrücklicher Schwur
aus dem Munde des Herrn, daß ihr nicht zurückkehren werdet in
den Garten!'
Und Adam nahm Blüten und Früchte und tauchte sie in sein
geflossenes Blut und brachte sie seinem Gott als Opfer dar; und er
hatte es auf einen Stein gelegt, der einer Tafel glich. Und darnach
fiel das lebendige Feuer, welches im Dienste des Herrn stand, herab
und verzehrte das ganze Opfer, bis es den Boden leckte. Und der
Herr sprach: ,Adam, Adam, sieh, ich habe Dein Opfer in Gnaden
aufgenommen! Gleich wie Du | mir ein Opfer mit Deinem Blute 62 bI
dargebracht hast, so werde ich dem Vater ein Opfer mit meinem
Blute darbringen, und mit meinem Blute werde ich Dich erlösen.
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Dein früheres Erbe. Aber, wenn Du ein Opfer bringen willst, so
bringe es von vierfüßigen Tieren und von Vögeln und von Früchten
und bringe von jetzt an kein Opfer mehr von Deinem Blute, denn
Original fronn
384 August Haffner.
der Herr würde es von Dir nicht annehmen. Auch Wassertiere
sollst Du nicht (als Opfer) bringen, denn die Wassertiere zählen nicht
zu den (eigentlichen) Tieren; aber als Nahrung wähle Dir von ihnen
diejenigen, welche Schuppen haben/
Und darnach kehrte Adam heim und rüstete ein Hochzeitsmahl
von den Früchten des Gartens; und er schenkte der Eva als Morgen-
62 bI1 gäbe Gold, Myrrhe und Weihrauch und sprach zu ihr: ,Be wahre |
es gut auf, denn es wird dem Menschensohne als Angebinde ge-
schenkt werden, wann er zu uns kommt V Und darauf erkannte
Adam die Eva, und sie wurde schwanger und gebar ihm den Qain
und die Lud, seine Zwillingsschwester; und darnach wurde sie
schwanger und gebar ihm den Abel und die Aqlemä, seine Zwillings-
schwester. Und als sie herangewachsen waren, sprach ihr Vater zu
ihnen: ,Wie es rechtens ist, soll Abel die Lud, und Qain die Aqlemä
heiraten V Qain aber sprach: ,Es möge der Herr ein Zeichen geben,
ich aber werde von mir aus das nicht tun, daß ich meine schöne
(Zwillingsschwester) einem anderen gebe und Schande aufhebe/
Und Adam sprach: , Bringet ein Opfer und das, was dem Herrn
wohlgefällig ist, soll geschehen !' Und sie brachten ein Opfer und der
Herr schaute auf das Opfer Abels. Und alsdann ging Abel voll
63 ** Freude zu seiner Mutter, denn die Gestalt der Lud | war gleich der
Evas, ihr Angesicht blühend. Und bald darauf ging Qain bedrückt
hinaus, und es begegnete ihm der Satan und fragte ihm: ,Du
kräftiger junger Mann, dem Traurigkeit nicht wohl ansteht, was
fehlt Dir?' Qain aber antwortete ihm: ,Für meine Traurigkeit giebt
es kein Heilmittel!' Und er fragte ihn: ,Um was handelt es sich
denn?' Und er antwortete ihm: ,Man hat mir gesagt, daß ich meine
schöne (Zwillingsschwester) einem anderen überlassen soll/ Und der
Satan fragte ihn: ,Wer hat Dir das befohlen?' und er antwortete
ihm: ,Adam, mein Vater, hat es mir befohlen/ Und der Satan sprach
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zu ihm: ,Hast Du einen anderen Vater, oder ist es derjenige, welcher
hinausgestoßen wurde aus dem Garten, der dahinsiecht, dessen Herz
sich verzehrt, weil er in einer Höhle weilen muß gleich den Klipp-
dachsen? Ihn aber, wenn ich ihn nicht zu einem Tränenborn mache,
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Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hofbibliothek etc. 385
wäre ich Dein Freund nicht! Höre, mein Sohn, nimm diesen Stein,
laufe schnell und eile deinem Bruder nach, und suche ihn auf dem
Wege zu treffen, während er Wasser trinkt und zerschmettere ihm
den Kopf, und dann heirate sie alle beide! Keinen anderen Ruhm
kannst Du erlangen, der größer wäre als dieser, magst Du hinauf-
steigen zum Himmel oder hinab in den Abgrund.' Und er (sc. Qain)
nahm den Stein und traf ihn (sc. den Abel), als er Wasser trank,
und er erschlug ihn und er (sc. Abel) starb.
Bemerkungen.
1/2 vgl. Aksimaros, p. 4 und the book of the bee, Kap. 2.
3 ff. vgl. Aksimaros, p. 28 ff.
4 ff. Zum , obersten Engel' und dem Namen S&tnä'el vgl. Schatz-
höhle pp. 1 1 und i v ; Übersetzung p. 4 ; le livre des mystferes du ciel
et de la terre, pp. 7. 10 — 13, 18 — 20, 73. Revue de Torient chr&ien
1911, p. 80 (S. Grebaut, Litterature ethiopienne Pseudo-Clementine).
11. Zu Sabeljanos vgl. Dillmann, lex. p. 1402 rt*flA - JP'ft * e *
"A° - }P , 'ft : inter nomina Satanae.
25. Zu dem ,Engel des Friedens' vgl. Aksimaros, p. 53, Anm. 2.
37. Zu KimCfllfl* v gl- Aksimaros, p. 13 und ibid. Anm. 9.;
vielleicht wäre besser YitfllGfflGtl* zu lesen und an ein Entstehen
aus einer Zusammensetzung des Hauptwortes mit der griechischen
Präposition iv zu denken, und daraus auf eine griechische Vorlage
zu schließen.
40. Die gleiche Zeit des Engelfalles auch in der ,Schatzhöhle'
a. a. O.,- vgl. dagegen weiter unten (Z. 208), wo die Vertreibung
Adams aus dem Paradiese auf den sechsten Tage gegen Sonnen-
untergang angegeben wird, und Aksimaros, p. 37, wo für den Fall
der Engel sich der Abend des Mittwoch als Zeitangabe findet.
41 ff. Zur Erschaffung Adams aus den vier Elementen vgl.
Aksimaros, pp. 40 ff. und Schatzhöhle pp. i • ff, Übersetzung p. 3.
108. Die Lesart »flJirt.tl«: der Handschrift muß wegen des fol-
genden ¥L4>&* : in die gewohnte Fassung dieser Stelle korrigiert
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVI. Bd. 25
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386 August Haffner.
121. Der Indikativ ffjtfl: der Handschrift ist vielleicht beein-
flußt durch die Form der entsprechenden Stelle in Gen. in, 22.
136 ff. Von hier an stimmt der Text mit dem betreffenden
Teile der Handschriften des 1*"}+ 1 y/& a Y l T ; lh * inhaltlich ziemlich
genau überein.
173. Alle Handschriften des T'H' » yjE. 11 ? 1 ?^ > haben hier \\ao j
^HfK^i (sie!).
175. AXTAJF 1 Lingua vel examen bilancis' (Dillmann, lex. p. 63)
dürfte hier wohl, das ,Hin- und Herschwanken' ,die menschliche
Schwäche' bedeuten; vgl. «*iJ-£J incertus, inconstans fuit, Frbytag,
lex. iv, p. 86.
182. 7dHJ*|*i > a £ er ve l campus arabilis' (Dillmann, lex. p. 1153);
dementsprechend wäre, da das Wort auch an dieser Stelle im T1H* '
y/fr ? 1 ?*!"' in allen Handschriften sich findet, zu übersetzen: ,denn
sie war sein Saatfeld' = ,denn bei ihr hatte er schon einmal seine
Saat ausgestreut'.
182/183. Die Satzumstellung in Anlehnung an den Text T"H* *
y£ l Tf ; lh»; ebenso Zeile 207—210.
190/191. Der in den Zusammenhang nicht gerade gut passende
Zusatz Kllf * £*flA * ^hflfcfr** /S ?«* 1 * fehlt in drei Handschriften
und steht in den zwei übrigen ohne das Wort ftAdl'f * unseres
Kodex; sollte unter der Femininform die Eva gemeint sein, würde
doch auch beim Verbum die Femininform gewählt worden sein.
194. Der Zusatz j&fLAll^'** * in Anlehnung an den, hier die
Einzahl (in der Anrede an Adam allein) gebrauchenden Text des
204. +fl^Vh i JiJ^kU« * dürfte hier wohl besser den sonst im
••
Äthiopischen in dieser Form nicht gewohnten Sinn haben: ,sie fielen
% vor ihm nieder', ,sie verneigten sich vor ihm'.
204/206. Da sonst nur von einer einzigen Schatzhöhle die Rede
— o
ist, dürften hier wohl , Grotten' in dieser Schatzhöhle gemeint sein.
208/210. Vgl. Z. 40 und Anm., sowie Matth. 27, 46 Marc. 15, 34.
Luc. 23, 44.
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Eine äthiopische Handschrift der k. k. Hopbibliothek etc. 387
216. Zu Of**!* ,palus, stagnum' (Dillmann, lex. p. 1008) gibt
das sonst unbekannte Verbum *f'0£7* die Bedeutung ,eine Lache
bilden'; das Wort steht an dieser Stelle in allen Handschriften des
225/226 die beiden Zusätze in Anlehnung an den Text des
T'H^yj&'W^**; ebenso 237/238 und 239 sowie 248.
236 ff. Zu den Eigennamen vgl. Schatzhöhle p. ri } Übersetzung
p. 8 und Anm. 44.
251. j^AtlAil * ( v -) Reflexivstamm von einer im Lexikon nicht
aufgeführten Wurzel Alf) Ah », vielleicht verwandt mit der Wurzel
AfoA* ,decrescere, languescere' (Dillmann, lex. p. 380) mit der Be-
deutung: ,schwach werden'; vgl. <_ä*LöM £.<*L£.JJ\ Lis. s. v. <££** xii.
p. 327.
25*
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Anzeigen.
Holma H.: Die Namen der Körperteile im Assyrisch- Babylonischen.
Eine lexikalisch-etymologische Studie (Annales Academiae seien-
tiarum Finnicae, ser. B, tom. vn, l), Helsinki 1911.
Holma hat in diesem Buche die Benennungen der Teile des
menschlichen und tierischen Körpers in den assyrischen Texten (von
denen naturgemäß hauptsächlich die Ominatexte und medezinischen
Texte in Betracht kamen) zum Gegenstand eines eingehenden Stu-
diums gemacht. Durch die wirklich umfassende und gewissenhafte
Art, mit welcher der Verfasser die Keilschrifttexte, die übrigen semi-
tischen und die ihnen verwandten Sprachen, ferner die assyriologische
und semitisch -sprachvergleichende Literatur zur Erreichung seiner
Aufgabe heranzog und verwertete, gelang es ihm, uns nicht nur
eine dankenswerte Sammlung des bisher verstreut vorliegenden ein-
schlägigen Materials zu bieten, wie es sich z. B. bei Jensen in KB vi (l)
und bei Zimmern in Ges. -Buhl 16 findet, sondern wir verdanken ihm
auch eine nicht unbeträchliche Zahl neuer Ergebnisse, die eine wert-
volle Bereicherung unserer lexikalischen und etymologischen Kennt-
nisse darstellen.
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Im folgenden sollen nun einige Anmerkungen Platz finden, die
sich mir bei Durchsicht des Buches ergaben.
S. 1: zumrit: Warum Holma die von Haupt AISL xxvi 1 ff. (und
früher Biblische Liebeslieder , S. 123) gegebene Zusammen-
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Stellung von zumru mit arab. *p>j ,Körperschaft' ablehnt, ist
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Die Namen der Körperteile im Assyrisch-Babylonischen. 389
mir unerfindlich. Denn der Stamm j*} zeigt als Verbum im
Arabischen noch deutlich die Bedeutung ,Körper, Haut 4 , die
ja auch von Holma für das Assyrische angenommen wird
(S. I 2 ); vgl. j-*j ,wenig Wolle haben, dünnbärtig sein' (eig. :
,[wegen der Dünnheit der Wolle oder des Haares] den Körper,
die Haut zeigen'); dann: , wenig männliche Eigenschaften haben,
feige sein' (da eben die , Dünnbärtigen' die jungen, unerprobten
Krieger sind).
S. 3: mesreti: Die Umschrift von Br. 9178 mit NER beruht auf
einer irrtümlichen Ergänzung von S b 1 iv 11 (CT. xi, 25b); sie
ist daher zu tilgen und durch GIR zu ersetzen,
S. 7 4 : Hier ist die Umschrift von S b 224, 225 zu verbessern; sie
lautet: lu-guud \ BE.UD \ sar-ku] a-da-ma \ BE.MI \ a-da-ma-
tu. Es kann daher natürlich von einem ,Pseudoideogramm'
nicht die Rede sein. Auch S. 31 4 darf der Lautwert me-si
doch nicht als ,Name des betreffenden Zeichens' angesprochen
werden.
S. 17: burmu: Holma zieht fragend <*^4 = ,amuletum quod infantibus
appenditur contra oculi malignioris noxam' (Freitag) heran und
fügt hinzu: , Hatte es etwa die Form eines Auges V Dies ist
wohl zu bejahen; denn ein solches Amulett, wie es z. B. Inv.
Nr. 25.245 der ethnographischen Sammlung des k. u. k. natur-
historischen Hofmuseums vorliegt, 1 kann wirklich nur die Dar-
stellung eines Auges sein.
S. 27: sa lisäni: Zu sa lisdni ; Verleumder' gehören, wie ich einer
freundlichen Mitteilung Klaubers entnehme, wohl auch folgende
1 Das Stück, 1885 in Beirut erworben, ist im Inventar der genannten Samm-
lung bezeichnet als , Amulett arabischer Kinder, gegen den bösen Blick 4 . Es hat,
aus verschiedenfarbigem Glase hergestellt, die Gestalt einer fast kreisförmigen, ellip-
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tischen Scheibe (Durchmesser d = 3 8 cm, d x = 36 cm) und ist in der Richtung
des größeren Durchmessers durchbohrt. Rückseite und Umrahmung der Vorderseite
sind blau; dann folgt eine gelb gefärbte Ellipse, deren größter Durchmesser jedoch
in der Richtung von di verläuft, darin wieder eine elliptische Fläche derart, daß-
sie nach einer Seite hin (in der Richtung von d) die vorige Ellipse von innen
berührt; in ihrer Mitte endlich ein schwarzer Punkt. Das ganze macht unbedingt
den Eindruck eines Auges.
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390 H. Holma.
Stellen: K. 7000, Vß. 12, 13, 35 (DA. 6 f.; Boibsier, Choix, 181 f.:
Sakin lüani). Eine formell ähnliche, in der Bedeutung aber
gewissermaßen entgegengesetzte Bildung scheint 6a uznä zu
sein; die betreffenden Stellen sind CT. xx. 2, Vs. 6; 25, K. 9667
etc. 33; 29, Vs. 13. CT. xxxi. 41, Sm. 2075, Vs. 7.
S. 39: labänu ,Nacken* könnte vielleicht ebenso von labänu nieder-
werfen' abzuleiten sein, wie tikku nach Holma von vi£> (usw.).
S. 54: büdu (püdu): Das Wort ist meines Erachtens als püdu anzu-
setzen, denn 1. wird es CT. xix. 42, K. 247, n. 40 unmittelbar
hinter pa-du-u, scheinbar in absichtlichem Zusammenhang damit,
erörtert, weshalb wir auch pu-u-du mit p wiedergeben müssen ; x
2. möchte ich arab. >y* ,Each of the two sides of the head,
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each of the two sides of a thing' (Land, p. 2456) vergleichen;
püdu daher wohl in erster Linie = , Seite*, dann vielleicht auch
, Schulter'.* Denn auch im Arab. dürfte die ursprüngliche Be-
deutung jede der beiden Seiten' sein und dann erst , Seite des
Kopfes'.
S. 65: qinnatu (GU.DU) = ,Hinterbacken, After'. Dazu ist jedenfalls
zu vergleichen ^4* ,podex, aliis ultima dorsi vertebra, vel
medium inter duas coxas, vel scrobs hoc in loco: scrobs inter
prominentiorem partem coxae et podicem in equo' (Freitag,
p. 524); ferner syr. ]hlo ,locus ubi se findit nux' (R. P. Smith,
p. 3651).
S. 101: urü: Über CT. xvm. 21, D. T. 105 als einem Reste eines vier-
spaltigen Syllabars und seine inhaltliche Zugehörigkeit zu anderen
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1 Sehr interessant ist diese Vokabularstelle auch durch den Namen pa-du
Sa-ag-gu für ZAG.KU, da sie meines Wissens den einzigen Beleg der Schreibung
-ggu für die sonst bekannte Endung -k(k)u y -k(k)u der Namen darstellt.
2 Zu püdu »Seite 4 vgl. DHWB 516 a; ferner die von Holma angeführte Über-
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setzung Ungnads in Ungnad und Gressmann, Gilgameä-Epos 31. Auch Jensen,
KB vi (1), S. 414 zu Z. 21 hält »Schulter* nicht für die einzig mögliche Übersetzung,
sondern deutet noch eine andere Möglichkeit an: Je eine Hälfte des durch das
Rückgrat in zwei Hälften geteilten Rückens*, wofür er dann auf Grund der Zu-
sammenstellung mit JJio die Lesung büdu vorschlägt.
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Die Namen der Körperteile im Assyrisch Babylonischen. 391
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Fragmenten vgl. eine demnächst von mir in ZA erscheinende
Notiz.
S. 106: silitu: Als Ideogramm für silitu und tpu ist vielleicht KA
nachzutragen; CT. xu. 16, 93038, Vs. i. 27 ff. lese ich: KA ([$}%-
la) = si-[l]i(?ytum (28) i-(?)-pu. Die Ergänzung in Z. 27 ist
wohl richtig, da, wie es scheint, Z. 28 zwischen i und pu kein
Zeichen fehlt.
S. 110 f.: idu: CT. xi. 33, K. 8298 Rs. faßte Meissner SAL 5058
fragend Su als erklärtes Ideogramm, berichtigte aber diesen
Irrtum MVAG xv. 5, 33. Trotzdem greift Holma Meissners
erste Ergänzung auf und bezeichnet sie S. 111 x als ,sicher
richtig' (s. a. S. 119 8 ); er übersah jedoch dabei, daß SU nicht
Ideogramm sein könne, sondern die letzte Silbe des Namens
sein müsse. Denn K. 8298 ist ja, wie seine Vorderseite lehrt,
ein vierspaltiges Syllabar! Im folgenden gebe ich die Ergän-
zung seiner Rückseite (Z. 1 — 3):
[i-gi-e]S
[i-gi-]e§
:<H£&:
[i-gi-^Sü
[i-gi-]§u
i-d[u]
Sit'tum
it-t\u]
Das erklärte Zeichen ist also REC. 249; die vierte Spalte war
vermutlich breiter und enthielt in jeder Zeile wohl mehr als
einen Sinnwert. Z. 2 möchte man wegen idu eher rittum
lesen, aber nach SAL 7165 scheint doch Ht-tum den Vorzug
zu verdienen. Z. 3: Vgl. SAI. 7160, das durch unsere Stelle
daher wohl gesichert erscheint. Zur Ergänzung des Lautwertes
s. CT. xii. 30, 38078, Rs. 19, wo vielleicht zu lesen ist: igi-e6
121: ubdnu: Holma bezeichnet S. 121 6 die Ergänzung von SI
auf CT. xi. 39, Rm. 341 Vs. als sehr unsicher, meines Erachtens
ganz mit Unrecht. Denn abgesehen davon, daß der Rest des
Zeichennamens, der zu [si]-8u-u zu ergänzen sein wird, auf SI
als erklärtes Zeichen hinweist, spricht auch die Zeichenreihen-
folge dafür. Die Rückseite von Rm. 341 entspricht nämlich,
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392 0. Straüss.
wie schon Meissner MV AG. xv. 5, 35 sah, CT. xu. 7, 93037,
Rs. iv (Schluß) und CT. xn. 8, 92692, Vs. i (Anfang). Da nun
im weiteren Verlauf von 92692 (Rückseite in, iv) sicher SI er-
örtert wurde, Rm. 341 Vs. aber nach dem Zeichennamen zu
schließen (s. o.) auch SI behandelte, so haben wir Rm. 341
die Bezeichnung Vorderseite und Rückseite zu vertauschen,
wodurch die Reihenfolge der Zeichen auf Rm. 341 mit der auf
92692 in Einklang kommt und somit die Ergänzung von SI
auf Rm. 341 eine neue Stütze gewinnt Zu dieser Syllabar-
gruppe gehört vermutlich auch CT. xi 33, K. 10072 (wahr-
scheinlich eine Rückseite), dessen linke Hälfte Duplikat zu
CT. xn. 14, 47760 Vs. ist, das in seiner Unterschrift ebenso wie
93037 und 92692 als Teil der Unterabteilung gadu (Var. gad) j
KAT | kitü der Serie d \ A \ ndlpu BIR m <*> bezeichnet wird,
dessen rechte Hälfte si-i als Lautwert bietet, wozu als Ideogramm
wohl nur SI ergänzt werden kann.
V. Christian.
Strauss O.: Ethische Probleme aus dem ) Mahäbhärata i . (S.-A. mit
eigener Paginierung aus dem Giornale della Societk Asiatica Ita-
liana vol. xxiv.) Florenz, 1912. 143 S.
Gleichwie bezüglich der theoretischen, so tritt uns auch, was
die praktische Philosophie betrifft, im Mahäbhärata kein geschlossenes,
konsequent durchgeführtes System entgegen, sondern ein Nebenein-
ander der verschiedenartigsten Anschauungen, was um so begreif-
licher ist, da hier die einander diametral entgegengesetzten Stand-
punkte der Aktivität (pravytti) und Passivität (nivrtti) in Frage
übergegangenen Karmatheorie herleiten. In der Tat, wenn mein
gegenwärtiger Zustand das Resultat meiner früheren Werke ist, so
fragt es sich, inwieweit mein Handeln ein freies genannt werden
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kommen und beide sich aus der dem Inder in Fleisch und Blut
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kann, zumal es ja nicht bloß von meinem innersten Wesen (svabhüva),
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Zur nordarischen Sprache und Literatur. 393
sondern auch von dem Zwang der äußeren Umstände (so möchte
ich hatha übersetzen) abhängt. Die sich weiter aufdrängende Frage:
Woher kommt das ursprüngliche karma eines jeden Individuums und
wie viele solcher Individuen gibt es? findet im Epos (S. 33) und
man kann hinzufügen: bei den indischen Philosophen überhaupt
keine Beantwortung.
In äußerst lichtvoller und erschöpfender Weise, wobei sich auch
vielfach Verbesserungen der in den früher publizierten ,Vier philo-
sophischen Texten des Mahäbhärata', die ich im Allg. Lit.-Bl. 1907,
Nr. 7, angezeigt habe, angenommenen Auffassungen ergeben, be-
spricht der Verfasser alle Stellen, aus denen sich etwas für die epi-
sche Ethik' entnehmen läßt, deren Charakter in der Vermischung
heterogener Elemente besteht (S. 60). Am meisten Interesse dürfte
das Kapitel über die indischen Versuche, einen Ausgleich zwischen
den beiden Grundprinzipien zu finden, erwecken (S. 108 — 134), nur
möchte ich hiezu bemerken, daß der Verfasser zu wenig Gewicht
auf den tatsächlich im praktischen Leben erfolgten Ausgleich legt,
nach dem in den ersten beiden Lebensstadien die Tätigkeit, in den
beiden folgenden die Werklosigkeit sich ganz natürlich einstellt, ob-
gleich er im Vorübergehen auf diese Lösung aufmerksam macht
(S. 104, 128). Freilich, eine absolute Werklosigkeit ist nicht möglich
(S. 107) und man muß sich also mit dem Auswege helfen, die nivrtti
für eine reine Gesinnungssache zu erklären (S. 113). Von diesem
Standpunkte aus erfährt dann auch das Kastenproblem, das in einem
Schlußkapitel (S. 134 ff.) besprochen wird, eine neue Beleuchtung,
insoferne im Epos die ,Tendenz zur Umdeutung der Kastenunter-
schiede in sittliche Kategorien' vorliegt (S. 142). Wenn der Verfasser
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hiebei darauf aufmerksam macht, daß das praktische Resultat dieser
ethischen Bewegung als minimal zu veranschlagen ist, so hätte es
sich meiner Ansicht nach wohl verlohnt, dies etwas näher auszu-
führen, denn die Kasten, die man immer als Indien eigentümlich
hinzustellen liebt, während sie doch anderwärts, man denke nur an
die sozialen Verhältnisse des europäischen Mittelalters, in analoger
Weise existierten, sind ja nicht aus philosophischen Spekulationen
Q. O)
Original fronn
TD
394 E. Leumann.
hervorgegangen, sondern haben sich notwendig aus gegebenen Ver-
hältnissen entwickelt. Es wäre lebhaft zu wünschen, wenn der Ver-
fasser, der sich in dieser Arbeit als ausgezeichneter Kenner der
indischen Theorien erweist, sich entschlösse, uns eine , Indische Ethik'
zu schenken, in der die sittlich -sozialen Verhältnisse, wie sie tat-
sächlich im alten Indien bestanden und noch bestehen, denn die
europäische Tünche hat hieran fast gar nichts zu ändern vermocht,
den ihnen gebührenden Platz fänden.
J. Kirste.
Leumann E. : Zur nordarischen Sprache und Literatur. Vorbemer-
kungen und vier Aufsätze mit Glossar. Straßburg, K. J. Trübner,
1912 (Schriften der wissensch. Gesellschaft in Straßburg, 10. Heft).
Gr.-8°. viii und 147 S.
Wenn wir über die im Laufe des letzten Jahrzehnts aus dem
Wüstensande Zentralasiens ans Licht gezogenen arischen Sprachen,
was ihre Form und den Inhalt der in diesen Idiomen verfaßten
Schriften betrifft, schon einigermaßen ins Klare gekommen sind, so
verdanken wir dies zum nicht geringsten Teile den mühsamen und
scharfsinnigen Untersuchungen Leumanns, der durch seine Kenntnis
des Prakrit und seine Belesenheit auf dem Gebiete der nordbuddhi-
stischen Literatur vor allen berufen war, als Pionier zu dienen.
Auch die vorliegende Schrift bringt die Sache um ein gutes Stück
weiter, da jetzt alle Schriftzeichen ihrem Werte nach bestimmt sind
und der Verfasser sogar in der Lage ist, zwischen einer älteren und
einer jüngeren Textsprache zu unterscheiden (p. 57), mit anderen
Worten historische Entwicklung innerhalb der von ihm behandelten
Sprache festzustellen. Ein wesentliches Hilfsmittel bei diesen subtilen
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Untersuchungen fand er in den metrischen Gesetzen der Texte, die
es ihm erlaubten, Auflösungen von Halbvokalen, Konsonantenver-
drängungen etc. zu konstatieren. Dabei gelang es ihm, neben den
schon früher von ihm entdeckten zwei Strophenarten noch eine
Original fronn
Zur nordarischen Sprache und Literatur. 395
dritte aufzuhellen (p. 15). Das Buch enthält ferner zwei längere
zusammenhängende Texte mit allen zum Verständnis notwendigen
Erläuterungen, eine höchst willkommene Ergänzung der systemati-
schen Erörterungen.
Wenn ich mir nun im folgenden erlaube, einige Punkte zu
besprechen, bezüglich deren ich von den Ausführungen des Verfassers
nicht überzeugt wurde, so gestehe ich gerne, daß ich den Großteil
meiner Kenntnisse auf diesem neuen Felde eben den Arbeiten Lbu-
manns verdanke.
Vor allem der Titel! ,Nordarisch* nennt Leumann jetzt die
von ihm früher mit n bezeichnete Sprache Ostturkestans, um damit
anzudeuten, daß sie in gewissen Beziehungen sowohl zum Süd-
arischen (oder Indischen), als Westarischen (oder Iranischen) stehe
(p. 29). Aber hätten auf diese Benennung die Pamirdialekte nicht
ebenso begründeten Anspruch? Sie ist außerdem nur verständlich,
wenn man ,arisch' auf die indo-iranischen Sprachen beschränkt. Das
ist aber ganz willkürlich und es wäre m. E. an der Zeit, den unzu-
treffenden Ausdruck ,indogermanisch* und den noch unglücklicheren
^indoeuropäisch', in dem ein geographischer mit einem ethnischen
in
Begriff zusammengekoppelt ist und dessen Hiat, besonders in franzö-
sischem Munde, geradezu häßlich klingt, aufzugeben, obgleich man
sich vor einiger Zeit eifrig bemühte festzustellen, wer ihn erfunden
habe, und die Benennung ,arisch' auf die ganze Sprachenfamilie
auszudehnen, wie dies ja schon vielfach geschehen ist. Wem würde es
wohl einfallen, etwa ,rumänisch-spanisch c oder ,rumänisch-pyrenäisch'
statt ,romanisch* zu sagen? Und haben nicht alle Glieder dieses
Volksstammes das Recht, sich als .edel' zu bezeichnen? Viele dürften
ohnedies schon bei ,nordarisch* an die skandinavischen Sprachen
TD
gedacht haben und es ist immer gut, Mißverständnisse zu vermeiden.
Zieht man nun in Betracht, daß die Hauptmasse der Überreste
der zwei Kulturlinien Ostturkestans, um einen Ausdruck Grünwedels
zu gebrauchen, liegen, so dürften die Benennungen ,khotanisch* für
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
396 E. Leumann.
ii und ,turfanisch< für i, gebildet nach Analogie von ,römisch', nicht
unangemessen erscheinen. Ob der Name ,tocharisch' der Sprache i
oder ii zukommt, wird sich ja wohl bald herausstellen, aber ftir i
den Ausdruck Shul£ zu gebrauchen, wie Smith (,Tochari8ch'. Die
neuentdeckte indogermanische Sprache Mittelasiens. Christiania 1911.
p. 5) vorschlägt, dazu kann ich mich, abgesehen von dem ,unarischen'
Klang dieses Wortes, schon deshalb nicht entschließen, weil die chine-
sischen Transkriptionen, falls wir es mit einer solchen hier zu tun
haben, ihrem phonetischen Werte nach höchst unsicher sind.
Leumann glaubt, daß der untergeschriebene Bogen, der den
Ausfall eines Konsonanten andeutet, aus dem indischen Apostroph
hervorgegangen sei, obgleich der letztere den Ausfall eines Vokals
bezeichne (pp. 41, 58). Schon diese Differenz hätte ihn stutzig machen
sollen, dieselbe wird aber noch dadurch vergrößert, daß der avagraha,
wie ich schon anderwärts öfter bemerkt habe, nicht den Ausfall
eines a, sondern die Verschleifung desselben mit dem vorhergehenden
e oder o, also die Aussprache ea, oa als Diphthong bedeutet Gra-
phisch ist auch der avagraha nichts anderes, als das semitische
Aleph, das in der linken Hälfte des nä^art-Zeichens ftir initiales
a noch erhalten ist. Mit dem khotanischen Bogen hat er also
schwerlich etwas zu tun. Ob das indische e oder o in dem soeben
erwähnten Falle kurz oder lang sei, kann nur die Metrik lehren,
doch will ich bemerken, daß diese Vokale nach Burnell (Rktan-
travyäkarana, p. vin) und Patanjali (Mahäbh., ed. Kielhorn, vol. i,
p. 22, 1. 21) in einer vedischen Schule kurz gesprochen wurden.
Für das Khotanische hat die Metrik gezeigt, das e und o in der
Regel im Auslaut kurz sind und Leumann glaubte daher, die Quantitäts-
bezeichnung außer bei den Ausnahmen unterlassen zu können (p. 44),
ist aber mit Recht von dieser Praxis zurückgekommen (p. 104); nur
fragt es sich, ob es nicht besser wäre, die Kürze zu bezeichnen, da
wir vom Indischen her gewohnt sind, e und o als Längen anzusehen.
CO
Übrigens schreibt er selbst pätS = pitä (p. 65; vgl. auch p. 7, 1. 35).
Das Pronomen tä vergleicht Leumann mit dem lat. te von is-te
(p. 64); ich teile jedoch iste, wie i-pse, und identifiziere den zweiten
Original fronn
Zur nordarischen Sprache und Literatur. 397
Bestandteil mit dem altpreuss. Pronominalstamm sta. Auch die (ib.)
Auflösung des ved. tve y dem khot. txtt entspricht, in *tval vermag
ich nicht zu billigen, da die pragphya -Vokale meiner Ansicht nach
Monophthonge waren, auf deren Entstehung und Quantität ich hier
natürlich nicht eingehen kann. Vgl. auch khot. mi y das Leumann
mit skr. amt in Verbindung bringt (p. 131). Die Orthographie
der Handschriften ist übrigens ziemlich schwankend — man erinnere
sich an ähnliches in den älteren Denkmälern des Hochdeutschen — ,
aber den Satz Leumanns ,ä ist, wenn auch meist nicht der Herkunft,
so doch der Aussprache nach, mit i ziemlich — oder ganz — iden-
tisch' möchte ich doch nur in dem Sinne interpretieren, daß die
beiden Laute morphologisch, aber nicht phonetisch gleich zu halten
sind. Jeder Schreiber schrieb eben den Laut, den er selbst sprach
oder zu hören glaubte. Wer würde wohl wegen der Parallelformen
Mithridates || Mithradates mittelpersisch a = i postulieren wollen?
Was der Unterschied zwischen einem harten und einem weichen
r sein soll (p. 41), ist mir nicht klar. Wahrscheinlich haben wir es
mit der tonlosen und tönenden Varietät des Zitterlautes zu tun, also
wie im Avestischen, wo die erstere in den Handschriften durch hr
dargestellt wird, da das eigene Zeichen hiefür, ebenso wie für ton-
loses und tönendes l nur in den Alphabeten erhalten ist. Diese Auf-
fassung steht allerdings mit den Bemerkungen, die Ledmann (p. 57)
anläßlich der Orthographie vajrra macht, das doch vajfa, wie indj-a
u. ä., zu skandieren sein wird, im Widerspruch. Vielleicht bringt die
Vergleichung mit dem Turfanischen darüber Klarheit.
Interessant ist die Ligatur ys zur Bezeichnung des tönenden
Sibilanten z (p. 40), da sie an die avestische Ligatur von y, jd und
$, -«0, woraus i, w entstand, erinnert. Dieses z kann in Lehnworten
an Stelle von 8 treten, nicht bloß intervokalisch, wie in der deutschen
Aussprache von rosa, sondern auch initial, wie in der norddeutsch-
jüdischen Aussprache von ,Sohn' (vgl. die Liste pp. 74, 75), ein Be-
weis, wie genau die Schreiber nach dem Gehöre schrieben. Daß
jedoch die Präposition uz direkt mit dem iranisch-gotischen uz zu-
sammenhänge (p. 54), glaube ich nicht, vgl. meinen Artikel im Archiv
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Original fronn
398 E. Leumann.
/. slav. Philologie vm, 395. Auch Bartholomae (Altir. Wtb. sub u&)
läßt die iranische Forin erst auf iranischem Boden aus ut } ud entstehen.
Da für c und j beliebig ky und gy eintreten (p. 52), so sind
dieselben offenbar wie serbisch 6 und j auszusprechen, da für letz-
teres im Magyarischen und Kroatischen ebenfalls gy geschrieben wird
(vgl. meinen Aufsatz im Archiv f. slav. Philologie v, 377). Daß
Lsumann statt ch noch nicht khy gefunden hat, darf nicht wunder-
nehmen, denn der zweite Palatallaut des indischen Alphabets ist in
der Mehrzahl der Fälle keine Aspirata, sondern der Verschlußlaut
zu 6, d. h. 6. Es wurden im Sanskritalphabet die Tenues c (d. h. <5)
und ch (d. h. 6) auseinandergehalten, während die Mediae jf und j
nur ein Zeichen haben, obgleich der verschiedene Ursprung bekannt-
lich in gewissen Fällen (yuj, yukta, aber mfj 9 mffta) noch zutage
tritt. (Vgl.WACKERNAGBL, Altitid. Gr. y §§ 134, 136.) Mit Leumanns ,urar.
siy = ind. cchy 1 (p. 72) weiß ich nichts anzufangen, denn 1. ist c in
der indischen Lautgruppe, wie ich anderwärts (Actes du xiv e Congr. d.
Or., vol. i, p. 209) gezeigt habe, eine Dittographie, 2. ist ch hier = 6
und 3. ist y eigentlich überflüssig, da es schon im 6 enthalten ist. Das
khot. ttuiiä (p. 118) kommt darnach von *tu6a. Daß khot. 6 ein
mouillierter palataler Spirant war, ergibt sich schon aus der Behand-
lung der Konsonantengruppe st vor t: aus asti wird aitä etc. (p. 72),
d. h. t wird vor i, resp. y, nach öechisch-rnssischer Manier , weich'
ausgesprochen und diese Aussprache zieht dann die analoge Um-
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Wandlung des vorausgehenden dentalen Sibilanten nach sich. Eine
Lautgruppe 8$, wie sie Leumann in ,urar. 8ups6' } woraus khot. hüs
entstanden sein soll (p. 9), ansetzt, vermag ich nicht zu begreifen.
Meiner Ansicht nach haben wir es auch bei dem iranischen xvafs, das
Leumann zum Vergleich heranzieht, nicht mit einer Inchoativ-Basis zu
tun, wie Bartholomab (Ir. Grdr. i, 1, §§ 30, 135) annimmt, sondern
svaps ist mit Tiefstufe des Suffixes als a*-Stamm aufzufassen, wie skr.
vats-a aus *vatas, uU-a aus *udas, mats-ya aus *mada8 y aps-aras aus
*apas etc., denn die indischen Grammatiker sagen, daß ein Nominal-
thema als Verbalstamm verwendet werden kann (Whitney, Gr., § 1054).
TD 0)
Übrigens macht Lbumann selbst auf einen Umstand aufmerksam, der
Original fronn
Zur nordarischbn Sprache und Literatur. 399
seiner Ansicht entgegensteht, nämlich auf ,die bei Inchoativen eigent-
lich ungehörige Hochstufenform', xvafs zeigt in der Tat den ,um-
gekehrten Guna' (vgl. über diesen Ausdruck meinen Aufsatz M. 8. L.
viu, 91) gegenüber khot. hüs } was wohl mit dem Akzent zusammenhängt.
Da eine ähnliche Schwierigkeit zusammen mit anderen Be-
denken mir auch eine Etymologie Leumanns zweifelhaft macht, so
will ich sie gleich hier anschließen. Sie betrifft das für die kho-
tanischen Texte sehr wichtige Wort balysa, das Beiwort Buddhas,
das dem indischen bhagavat entspricht. Leumann (p. 62) erklärt die
von ihm vorausgesetzte Vorstufe *bar£ha für identisch mit dem
ind. brahman ,Priester c . Darf man aber ohne weiteres den geraden
mit dem umgekehrten Guna gleichsetzen? Der Akzent, der beispiels-
weise das deutsche Haus und das ital. buono aus Vorformen mit
langem monophthongischen Vokal erzeugte, ist doch in dem einen
Falle ein gestoßener, in dem andern ein geschliffener. Auch ist das
Suffix a, gegenüber dem Suffixe man in dem Worte, auf das sich
Leumann beruft, ein ,8ama8änta' 9 dessen Natur noch einer Aufklärung
harrt, das aber kaum identisch ist mit dem a, das an Simplicia tritt.
Ferner ist der ftraAman-Priester ein ziemlich spätes Produkt der
brahmanischen Hierarchie und es muß auffallen, gerade seinen Titel
als Bezeichnung Buddhas verwendet zu sehen; viel eher würde man
ein Äquivalent des indoiranischen hotar erwarten. Unter diesen
Umständen dürfte es erlaubt sein, den Versuch einer andern Er-
klärung zu wagen, die ich natürlich unter allem Vorbehalt gebe.
Mit dem geraden Gupa gehört im Sanskrit zu bfh das Wort barhis
,Opfergras', das schon in indoiranischer Zeit existiert haben muß,
da es auch bei den Parsen unter der Form barsom, avestisch
baresman, vorkommt. Dieses heilige Gras war natürlich Tabu und
wurde als solches auch als Gottheit angerufen. Ich bin sogar geneigt,
damit die Gottheit bfhaspdti in Verbindung zu bringen, ein Wort,
das wegen seiner zwei Akzente als appositioneile Zusammenrückung
,das Gras, der Herr' 1 aufzufassen ist, wie vdnaspdti, rdthaspdti etc.
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1 Also nicht ,Herr der Gewächse*, wie ich in meinem Aufsatze über die
indogermanischen Gebräuche beim Haarschneiden (p. 8) noch annahm.
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Es scheint mir nun möglich, daß das khotanische Wort auf einen
Terminus zurückzuführen sei, der entweder direkt das vergöttlich te
Opfergras bezeichnete oder den Priester, der dasselbe ausstreute.
Das schwierige Wort wird von Leumann nochmals im Glossar
behandelt (p. 126), das überhaupt eine Menge Nachträge enthält,
aber infolgedessen, sowie der nicht günstigen typographischen Aus-
führung, die die Kopftitel nicht deutlich genug hervortreten läßt, an
Unübersichtlichkeit leidet. Auch sind verschiedene vom Verfasser
behandelte Worte darin nicht aufgenommen. Ich finde beispielsweise
nicht: tcaiman (p. 9), rüva (p. 9), rris (p. 77), -rro (p. 19), värSa
(p. 6), härü (p. 77); brafc steht unter puls etc.
Zum Schlüsse kann ich es nicht unterlassen die Hoffnung und
den Wunsch auszusprechen, daß in einer nahen Zukunft recht vieles,
neu zutage gefördertes Material dem verdienten Forscher Gelegen-
heit gebe, seine Kenntnisse und seinen Scharfsinn auf diesem schwie-
rigen Gebiete neuerdings zu dokumentieren.
J. Kirste.
Dahlmann J.: Die Thomas-Legende und die ältesten historischen Be-
ziehungen des Christentums zum fernen Osten im Lichte der indi-
schen Altertumskunde. Freiburg i. B. (Herder) 1912. 8°, 174 S.
Die in der apokryphen Literatur sich findende Erzählung von
einer Missionsreise des Apostels Thomas zu dem indischen König
Gundaphar mußte so lange als eine phantasievolle Erfindung gelten,
— da von einem solchen König weder in der klassischen, noch in der
indischen Literatur eine Spur erhalten war — , bis im Anfange des
vorigen Jahrhunderts in der Nähe der Stadt Peshawer im nordwest-
lichen Indien Münzen mit dem Namen und dem Bildnis dieses
Königs gefunden wurden. Dadurch erhielt die fromme Legende auf
einmal einen greifbaren, historischen Hintergrund und dem franzö-
sischen Gelehrten Reinaud gebührt das Verdienst, als der erste, im
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Jahre 1849, auf dieses auffallende Zusammentreffen hingewiesen zu
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Dib Thomas-Legende etc. 401
haben. In der vorliegenden Schrift sucht nun Dahlmann auch die
historische Richtigkeit einer ganzen Reihe von Einzelheiten der
Legende zu begründen, ich muß jedoch gestehen, daß mich seine
Beweisführung, so geschickt sie, trotz ihrer manchmal ermüdenden
Weitschweifigkeit, angelegt ist, nicht überzeugt hat, und zwar aus
inneren und äußeren Gründen.
Vor allem wundert es mich, daß der geistliche Verfasser kein
Wort der Mißbilligung für den läppischen Zug findet, daß Jesus
seinen Sklaven Thomas als angeblichen, geschickten Baumeister ver-
kauft haben soll (S. 76). Das ist doch eine ungeheuerliche Blasphemie
auf den Charakter des Heilands, der seinen Jüngern gepredigt hat:
,Seid ohne Falsch wie die Tauben. 4 Zudem war gerade der Apostel
Thomas nach allem, was wir von ihm wissen, ein starrer Charakter
und er hätlfe sich gewiß nicht einer Lüge bedient, um das Evangelium
verkünden zu können, wie schwierig und gefahrvoll auch die Reise
ins ferne Land sein mochte. Übrigens verriet er sich ja sofort nach
seiner Landung in Indien, da er sogleich zu predigen anfing. Und
was soll man von der Ungeschicklichkeit des Kaufmanns denken,
den sein König nach Syrien sandte, um einen Baumeister zu enga-
gieren, und der sich zu diesem Zwecke nach Jerusalem statt etwa
nach Antiochia begab, sich einen Jünger Jesu, der gewiß nicht die
Allüren eines Architekten hatte, aufschwatzen ließ und dem nach
dreimonatlicher Seereise und nach dem Vorfall in der Hafenstadt,
von wo er noch eine weite Landreise vor sich hatte, noch immer
nicht die Augen über seinen Mißgriff aufgegangen waren! Über
diese Unwahrscheinlichkeiten helfen die Auseinandersetzungen über
den regen Handels- und Kunstverkehr zwischen Syrien und Gandhära
nicht hinweg (S. 51 — 109) und ich begnüge mich mit dem Einge-
ständnis Dahlmanns (S. 118), daß mit dem Nachweise von Handels-
und Kunstbeziehungen die Glaubwürdigkeit der Künstlerfahrt des
Apostels noch nicht bewiesen werde, aber, so fügt er hinzu, der
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vermögen dies zu tun; eine Aufhebung des Vordersatzes, deren
Stichhältigkeit ich wenigstens nicht einsehe.
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Wiener Zeitsohr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXYI. Bd. 26
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402 J. Dahlmann.
Was die äußeren Gründe betrifft, so hat D. übersehen, daß
das Christentum sich in der ersten Zeit von seinem Ursprungsorte
zunächst nach Nordosten, nach Persien, Parthien und Baktrien ver-
breitete. Selbst in der entlegenen Oase Merw gab es noch 334 n. Chr.
einen christlichen Erzbischof. Da die persischen Christen den hl. Tho-
mas als ihren Apostel verehrten, so spricht alle Wahrscheinlichkeit
dafür, daß derselbe auf dem Landwege — eine Möglichkeit, die
übrigens auch D. zugibt (S. 160) — bis ins Kabultal gelangte, zumal
der Landweg im 1. Jahrhundert der gewöhnliche war, da nach
Ptolemaeus die Agenten des mazedonischen Kaufmanns Maes Titianos
zum Einkauf der Seide ihn wählten. Mit den Parthern drang dann
das Christentum allmählich bis in den Süden Indiens vor, woran
die dort gefundenen Pehleviinschriften keinen Zweifel lassen. Als
dann durch den Untergang der Partherherrschaft im Nordwesten In-
diens dieses Band zerrissen wurde und der Seeweg in Aufnahme
kam, gelangten natürlich die Thomaschristen zu der Meinung, daß
auch ihr Apostel diesen Weg gefahren sei,
D ahlmann möchte auch den 2. Teil der Legende von der Über-
tragung der Reliquien des Apostels unter einem König Mazdai (vgl.
über diesen Namen übrigens Nöldekb, SAWW. 1888, Bd. 116, p. 414)
als historisch nachweisen und akzeptiert zu diesem Zwecke die von
Sylvain Levi vorgeschlagene Identifikation dieses Königs mit dem
Skythen Väsudeva. Ich enthalte mich jeden Urteils über diese Frage,
da die Periode der Indoskythen eines der dunkelsten Gebiete der
indischen Altertumskunde bildet und wir jetzt hoffen dürfen, daß viel-
leicht neue Funde in Turkestan und Baktrien über dieselbe einiges
Licht verbreiten werden. Die von Medlycott und Heck vertretene
Ansicht, daß der Apostel persönlich in Südindien war, erscheint mir
jedoch vorläufig noch immer als die wahrscheinlichste. Ich empfehle
das Buch Dahlmanns allen Freunden des indischen, iranischen und
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chinstlichen Altertums, da es mit des Verfassers wohlbekannter Verve
geschrieben ist und deshalb nach vielen Seiten anregend wirken wird.
J. KlRSTE.
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Original fronn
Dar Traumschlüssel des Jagaddeva. 403
Julius von Negelein: Der Traumschlüssel des Jagaddeva. Ein Bei-
trag zur indischen Mantik. (Religionsgeschichtliche Versuche und
Vorarbeiten begründet von Albrecht Dieterich und Richard
Wünsch, herausgegeben von Richard Wünsch und Ludwig Deubner,
xi. Band, 4. Heft.) Gießen 1912, Verlag von Alfred Töpelmann
(vormals J. Ricker), xxiv und 428 Seiten, 8°.
Die Erforschung des Traumglaubens gehört gewiß zu den wich-
tigsten Aufgaben der Reiigionsgeschichte. Hängt doch der Glaube
an die Bedeutung der Träume aufs engste mit dem Seelenglauben
zusammen, der an der Wurzel aller Religion liegt Wie sehr dies
bei den Naturvölkern der Fall ist, hat uns Edward Tylor längst
gezeigt. Aber selbst in den Upanisads der alten Inder begegnen wir
noch derselben Auffassung wie im Glauben der Naturvölker von
der Seele, die im Schlafe herumgeht und alles das schaut oder er-
lebt, was der Schlafende träumt. Wie ein Vogel wieder in sein Nest
zurückkehrt, so kehrt die Seele am Morgen wieder in den Körper
zurück. Darum soll man auch einen Schlafenden nicht plötzlich
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wecken, weil sonst die Seele ihren Weg nicht zurückfinden könnte ]
— ein weltweit verbreiteter Glaube. Es ist bekannt, daß die Natur-
völker Traum und Wirklichkeit nicht strenge zu unterscheiden ver-
mögen. Das gleiche finden wir auch bei den Indern. Eines der be-
kanntesten Beispiele ist der Traum der Mäyä, die den Bodhisattva
(den künftigen Buddha) in Gestalt eines weißen Elefanten empfängt,
wo unsere Texte oft schwer erkennen lassen, ob an einen Traum oder
an Wirklichkeit gedacht ist. Aber wie sehr den Indern der Traum
etwas ist, was mit der Wirklichkeit in engster Verbindung steht, das
zeigt der feste Glaube an die glückliche oder unglückliche Vorbe-
deutung der Träume. Noch der Philosoph SaAkara (zu Vedäntasütra
ii, 1, 14) sagt zum Beweise dafür, daß Wirkliches aus Unwirklichem
entstehen könne: Die Erfahrung von Personen, welche positive und
negative Fälle genau beobachtet haben, lehrt, daß gewisse Träume
von guter und andere von schlechter Vorbedeutung sind. Und nach
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1 Brhadlra^yaJta-UpanLjad n, 1, 19 flF.; iv, 3, 9 ff.
Original fronn
404 Julius von Negelein.
dem Philosophen Rämänuja (zu Vedäntasütra in, 2, 5) sind böse
Träume von Gott als Strafe für geringfügigere Vergehen gesandt.
Von der Bedeutung, welche die Inder dem Traumleben zu-
messen, zeugt aber auch eine reiche, der Traumdeutung gewidmete
Literatur, die in Atharvaveda-Pariäistas, Purä^atexten und eigenen
Handbüchern der Traumdeutung vorliegt. Ein derartiges Handbuch,
Jagaddevas Svapnacintämani, legt uns jetzt J. von Negelein in
der vorliegenden Arbeit in einem kritischen Text mit deutscher
Übersetzung vor. Doch hat er sich nicht mit einer bloßen Über-
setzung begnügt, sondern auch ein umfängliches, auf den Traum-
glauben und die Mantik der alten Inder bezügliches Material aus
gedruckten und ungedruckten Texten zur Vergleichung herangezogen.
Eine systematische Darstellung des indischen Traumglaubens zu geben,
lag nicht in der Absicht des Verfassers, sondern nur eine erste
Materialsammlung, eine , religionsgeschichtliche Vorarbeit'. Und als
solche ist sie von Indologen und Ethnologen dankbar zu begrüßen.
Jagaddeva ist ein gelehrter Schriftsteller, der sich (nach seinen
eigenen Angaben) hauptsächlich auf die medizinische Literatur stützt.
Er nennt (n, 160) die ,Ratnakosas' von Bhadrabähu, Suäruta, Väcas-
pati und Caraka als seine Quellen. Leider läßt sich daraus für die
Zeitbestimmung des Autors nicht viel gewinnen. Denn daß er nicht
vor dem 7. Jahrhundert, der wahrscheinlichen Zeit des älteren Väg-
bha^a, 1 gelebt hat, würde auch so kaum jemand annehmen. Als
gelehrter Mann beginnt Jagaddeva sein Werk mit einer Theorie
über den Ursprung der Träume, aus der wir ersehen, daß er durch-
aus nicht alle Träume als deutbar oder auf die Zukunft hinweisend
ansieht. So sagt er (i, 8): ,Belanglos ist jeder Traum, der aus Ge-
schlechtslust, Lustigkeit, Zorn, Schmerz, Anstrengung, Ekel, Furcht,
einem Wunder, ferner aus Hunger, Durst, Urin- oder Kot(drang)
hervorgegangen ist/ Und nach einer alten medizinischen Theorie
der Inder werden dann (i, 9 ff.) Träume aus den verschiedenen
, Temperamenten', d. h. Mischungen der drei Grundsäfte Wind, Galle
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1 A. F. R. Hoernle, JRAS 1907, p. 413 ff.
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Der Traumschlüssel des Jagaddeva. 405
und Schleim im menschlichen Körper, abgeleitet. 1 Diese , wissen-
schaftliche' Erklärung mancher Träume war natürlich den Traum-
deutern sehr willkommen. Traf die Erfüllung eines Traums nicht
ein, so war es eben ein falscher', nur durch körperliche Zustände
veranlaßter Traum. Denn daß die Traumdeuter und Verfasser von
Traumbüchern nicht zu den Theologen, Gelehrten und Schriftstellern
ersten Ranges gehörten, ist sicher. Darum können auch die in der-
artigen Büchern enthaltenen Angaben für die Religionsgeschichte
nur mit Vorsicht verwendet werden. Nur zum Teil haben ihre Ver-
fasser aus dem lebendigen Volksglauben geschöpft, vieles haben sie
sich willkürlich herausgeklügelt Wenn z. B. Jagaddeva (i, 15 ff.)
sagt, daß ein Traum früher oder später in Erfüllung geht, je nach-
dem er in einem früheren oder späteren Teile der Nacht geträumt
wird, kann man zweifeln, ob dies volkstümlicher Glaube oder ge-
lehrte Klügelei ist. Alt und volkstümlich ist gewiß die Regel, daß
man zum Sonnengott beten soll, wenn man einen bösen Traum ge-
habt hat (i, 22); denn schon die Grhyasütras (ÄSv. in, 6, 5 f.; Gobh.
in, 3, 32) lehren dasselbe. Alt ist gewiß auch der immer wieder-
kehrende Glaube, daß die weiße Farbe bei Träumen Glück, die
schwarze und rote Farbe Unglück bedeuten. Letzteres wird schon
durch das Aitareya-Ärapyaka (in, 2, 4, 17) bezeugt. Auch andere
allgemeine Regeln dürften wohl volkstümlich sein. Sicher die, daß
Staub, Schmutz, Kot u. dgl. auf Geld und Reichtum hinweisen; denn
auch nach unserem Volksglauben wird derjenige, welcher von Kot
träumt, Geld bekommen. Leicht begreiflich ist es, daß das Träumen
von Blumen und Früchten Glück bedeutet; daß das flammende
Feuer auf Glück, das rauchende auf Unglück hinweist. Ein auch
bei uns vielfach wiederkehrendes Prinzip, daß das Gegenteil von
1 Ähnlich werden im Milindapaftha (ed. Trenckner, p. 298, SBE vol. 36,
iv, 8, 33 ff.) sechs Arten von Traumen unterschieden: der des vatxka (bei dem der
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Wind vorherrscht), der des jyiltika (bei dem die Galle vorherrscht), der des semhika
(bei dem der Schleim vorherrscht), der von einer Gottheit herbeigeführte Traum,
der aus eigenen Handlungen entspringende Traum und der als Vorzeichen die-
nende Traum. Nur diese letzte Art von Träumen, heißt es, ist wahr, alle anderen
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406 Julius von Negelbin.
dem Geträumten eintrifft, ist in Jagaddevas Traumdeutung sehr be-
liebt, z. B. ,wenn jemand an Gift stirbt oder furchtlos Gift trinkt,
wird er mit Genüssen überhäuft und frei von Krankheiten* (i, 46),
oder Lachen deutet auf Schmerz, Tanzen auf Tod oder Gefangen-
schaft (n, 43), und ,auch der Anblick von glückverheißenden Zere-
monien dürfte kein Glück bringen' (n, 148). Eine große Überein-
stimmung mit den Lehren des Jagaddeva zeigen die Träume der
Mutter des Mahävira und deren Deutung im Jaina Kalpasütra 1 des
Bhadrabähu und es ist bemerkenswert, daß Jagaddeva in der oben
erwähnten Stelle auch ein Werk eines Bhadrabähu unter seinen
Quellen erwähnt. Sollte er nicht einfach aus dem Kalpasütra ge-
schöpft haben? J. v. Negelbin (S. 376) denkt an eine von Aufrecht
im Catalogus Catalogorum als Jyoti§am angeführte Bhadrabähu-
saiphitä.
Manche der in unserem Traumbuch erwähnten Träume scheinen
uns fast so sonderbar, wie deren Deutung. Daß er die volle Scheibe
von Sonne und Mond verschlingt (i, 31), daß er ,nachdem er auf
der Spitze eines Palastes oder eines Berges Speise genossen hat,
den undurchdringlichen Ozean überschreitet' (i, 33), daß er ,die
ganze, von dem Weltmeere umgürtete Erde samt Bergen, Städten,
Dörfern und Wäldern mit seinen Armen in die Höhe hebt' (i, 45),
daß er ,mit seinen Eingeweiden als mit Zaubermitteln eine Stadt
oder ein Dorf umgarnt' (i, 62), u. dgl. mehr, wird wohl außer einem
Inder nicht leicht jemand träumen. Derartige Träume erinnern aber
an die indischen Mythen und Märchen. Und wenn die Ansicht
richtig ist — und mir scheint viel zu ihren Gunsten zu sprechen — ,
daß viele Märchenmotive auf Träume zurückgehen, 2 so ist es recht
gut denkbar, daß manche der Träume, die uns in Jagaddevas
Traumbuch so märchenhaft anmuten, zu Märchenmotiven Anlaß ge-
ben konnten. Freilich kann auch umgekehrt Jagaddeva seine Träume
der Märchenliteratur entnommen haben. Auch das ist nicht ausge-
schlossen, daß solche Träume auf Grund gehörter oder gelesener
1 Väcanä n, Sacred of Books the East, Vol. 22, p. 219 ff.
2 8 besonders F. von der Leyen, Das Märchen, Leipzig 1911, S. 34 ff.
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Die Sprachen der Häuften. 407
Märchen in Indien wirklich geträumt worden sind. Auf jeden Fall
zeigt sich, daß die indischen Traumbücher nicht nur ein religions-
geschichtliches, sondern auch ein literarisches Interesse beanspruchen
und sich mancherlei wichtige Beziehungen derselben zur Märchen-
literatur ergeben dürften.
J. v. Negelein hat sich daher durch die vorliegende Arbeit,
eine Frucht der Herausgebertätigkeit des Verfassers auf dem Gebiete
der Atharvaveda-Pariäi?ta-Literatur, ein unbestreitbares Verdienst er-
worben. Nur ist es sehr zu bedauern, daß dem inhaltsreichen Werke
nicht ein vollständiges alphabetisches Sachregister beigegeben ist.
Das systematische Inhal ts Verzeichnis' ist kein genügender Ersatz
dafür.
M. Winternitz.
Meinhof Carl: Die Sprachen der Hamiten, nebst einer Beigabe:
Hamitische Typen von Felix von Lüschan. Mit 33 Abbildungen
auf 11 Tafeln und 1 Karte. Hamburg, L. Friederichsen 1912.
Großoktav, 256 S.
Die afrikanische Sprachforschung bewegt sich jetzt im Ge-
schwindschritt; wieder liegt ein schönes, gewichtiges Buch vor uns.
Meinhofs Sprachen der Hamiten und Westermanns Sudansprachen
sind Früchte desselben Baums; sie gleichen sich in Auffassung und
Darstellung, ergänzen sich im Stoffe. So drängt es mich die Bemer-
kungen zu denen mir das letztere Werk Anlaß gab (oben S. 11 ff.),
hier mit Hinblick auf das erstere fortzusetzen.
Terminologische Unklarheit ist für die Wissenschaft was Nebel
für die Schiffahrt. Ja sie ist um so gefährlicher als man sich der
Unklarheit gar nicht bewußt zu werden pflegt. Man glaubt in der
Bestimmung solcher allgemeinen Begriffe wie Sprachverwandtschaft
und andrer unmittelbar damit verbundenen einig zu sein, und man
ist es nicht. Eher noch tritt bei individuellen Begriffen die Miß-
helligkeit zutage. Die beiden Fragen: Was sind hamitische Sprachen?
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408 Carl Meinhop.
Antwort lautet entweder: Hamitische Sprachen sind solche die von
Hainiten gesprochen werden, oder: Hamiten sind die welche hami-
tische Sprachen reden. Jenes ist die anthropologische Erklärung,
dieses die linguistische. Zu der ersteren würde sich dem Wortlaut
nach Meinhof bekennen wenn er ^Sprachen der Hamiten' sagt statt
,hamitische Sprachen'; aber im Grunde kann er damit doch nur
einen Wunsch ausdrücken wollen, den: die Stämme welche hami-
tische Sprachen reden, auch ihrer Körperbeschaffenheit nach als ein-
heitliche Gruppe zur Geltung gebracht zu sehen. Zu diesem Behufe
streckt er die Hand nach seinem anthropologischen Freund F. von
Luschan aus; dieser aber stützt sich mit Nachdruck auf seine Schul ter
er kann ohne die linguistische Erklärung von ,Hamiten* nicht aus-
kommen, und so drehen wir uns im Kreise. Allerdings gibt er selbst
seine Bedenken zu erkennen und spricht schließlich die Hoffnung
aus, mit Meinhof und Westermann ,vereint zu siegen, gerade weil wir
getrennt marschieren' (S. 241), doch eben das letztere vermag er nicht
ganz zu verwirklichen. In der Illustrierten Völkerkunde von Buschan
1910 S. 412 f. sagt er: ,es ist wissenschaftlich durchaus korrekt von
hamitischen Sprachen zu reden, und in diesem Sinne, also zu-
nächst in rein linguistischem, wird man auch von Hamiten sprechen
können, ohne ein Mißverständnis befürchten zu müssen . . . Erst im
übertragenen Sinne wird man dann auch in somatischer Beziehung
von einem hamitischen Typus reden dürfen/ Die Zusammengehörig-
keit der Nordafrikaner steht außer Frage; die Zugehörigkeit südJich
wohnender Stämme zu ihnen wird zunächst sprachlich begründet,
vielfach aber begegnet sie im Körperlichen offenem Widerspruch, den
man dann durch Hinweis auf vermutete Wanderungen, Mischungen,
Angleichungen zu beheben sucht. Luschan betont S. 252 mit einer
Stärke die selbst bei einem Sprachforscher auffallen würde, den ,für
jeden der sich nicht gewaltsam der richtigen Erkenntnis verschließen
will, einleuchtenden hamitischen Charakter der Hottentotten-Sprachen'
und findet ,es ganz selbstverständlich daß wir da nur ausnahms-
weise unter Hunderten und Tausenden von Individuen auf ein ein-
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Die Sprachen der Hamiten. 409
afrikanischen Formen anklingt*. Das kann aber als Tatsache nur
so formuliert werden: die Hottentotten sind Nichthamiten mit hami-
tischer Sprache. Und umgekehrt sind die Hima und Tusi Hamiten
mit nichthamitischer Sprache. Oder wollte man die Hottentotten
wegen jenes nordafrikanischen Einschlages den Hamiten zuzählen,
so müßte man das mit weit größerem Recht bezüglich der Kaffern
tun, unter denen Luschan einen starken Prozentsatz von ,Rück-
schlagsformen auf alte hamitische Formen fand' (S. 253). Die Bari
wiederum, die (auch nach Meinhof) hamitisch reden, rechnet Luschan
(bei Buschan S. 405) mit den Dinka den Sudannegern zu. ,Etwas
hamitisches Blut', das die Nubier in sich aufgenommen, kommt für
ihn nicht in Betracht; sie sind nach ihm von je ein wirkliches Neger-
volk gewesen (S. 244); doch trifft diese Auffassung nach G. Roeder
{Klio xn, 55) nicht zu, wie uns die Ausgrabungen gelehrt haben.
Und wenn man nun das Nubische, wie es verdient, als hamitische
Sprache anerkennt, wird man den Nubiern noch den Eintritt unter
die Hamiten verwehren?
Auch andere Anthropologen lassen bei ihren Klassifikationen
beständig die Sprachen mitreden, so G. Sergi Africa — Antropologia
della stirpe camitica 1897; er sagt S. 14: ,La lingua, come altri
caratteri etnografici che sono persistenti, serve, senza dubbio, come
argomento di primo ordine a mostrare la persistenza della razza/
Darüber ließe sich streiten. Aber er entscheidet doch nach anthropo-
logischen Gesichtspunken, so z. B. bei den Nubiern und den Tebu, die
für ihn Hamiten sind, obwohl ihm die Sprachen das nicht bestätigen,
Luschan warnt S. 241 vor der , Verquickung von linguistischen
mit anthropologischen Begriffen und Methoden'; sie habe schon viel-
fach Unheil angerichtet, am meisten bei Friedrich Müller (dessen
Haupteinteilung der Sprachen ja auf der verschiedenartigen Behaarung
ihrer Sprecher beruht). Eine Neigung hierzu nehmen wir aber bei
Lüschans Mitkämpfer wahr; er spricht S. vn die Hoffnung aus,
zwei Gedanken den Boden bereitet zu haben, nämlich daß die
Sprachen der eigentlichen Nigritier, die , Sudansprachen' von den
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410 Carl Meinhof.
den seien und daß man die letzteren Sprachen wegen der vielen
Gemeinsamkeiten als zusammengehörig auffassen könne. Tatsächlich
werden aber doch mit diesen hellfarbigen, lockenhaarigen eine weit
größere Menge schwarzer, brauner, fahlgelber und kraus- sowie pfeffer-
kornhaariger Menschen unter einen Hut, den der Hamiten gebracht.
Meinhof glaubt ein Mißverständnis zu beseitigen wenn er er-
klärt: ,Wir nennen „Hamiten" linguistisch nicht die Neger, sondern
im Gegenteil die Leute, deren Zugehörigkeit zur kaukasischen Rasse
trotz allerlei negerischer Beimischung nicht zu bestreiten ist* (S. vm).
Mißverständnissen kann nur dadurch vorgebeugt werden daß Lingui-
stisches und Anthropologisches strengstens auseinandergehalten wer-
den und dies auch in der Bezeichnungsweise Ausdruck finde. Jeder
komme zuerst auf seinem Gebiete ins reine. Die linguistischen
Probleme müssen mit rein linguistischen Mitteln gelöst werden; die
Anthropologie kann dabei nicht helfen, um so weniger als sie selbst
noch so hilfsbedürftig ist, und zwar kann sie, allem Anschein zu-
wider, am wenigsten bei Sprachmischung helfen. Kurz die Losung
muß vorderhand bleiben: getrennt marschieren!
Nun möchte ich aber auch meinerseits nicht mißverstanden
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werden. Ich wende mich in keiner Weise gegen das Ziel an sich
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das Luschan und Meinho^ vor sich sehen, nur dagegen daß sie es
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sich zum Ziele nehmen, daß es die Richtung ihres Weges bestimme
oder doch beeinflusse. Über die Wiege der Hamiten oder des Hami-
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tischen gehen die Ansichten sehr auseinander, zum Teil in gerade
entgegengesetztem Sinne. Für die einen steht sie in Afrika, in Mittel-
afrika (so für Reixisch), für die andern außerhalb Afrikas, irgendwo
im Norden oder Osten. Die Bedenken in beiden Fällen sind gleich
groß. So einschmeichelnd auch die Vorstellung sein mag von Hamiten
kaukasischer Rasse, Brüdern der Arier und der Semiten, die vom
Norden Afrikas nach dem Süden und bis an die Südspitze vor-
dringen, wie sollen wir es uns klar machen daß sie körperlich sich
,vernegerten' (bezw. verbuschmannten), ihre Sprache aber beibehielten
und sie den mit ihnen sich berührenden Alteinheimischen aufdrängten?
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Dib Sprachen der Hamiten. 411
(S. 247). Aber welches ist die bessere Sprache? In niedern Kultur-
zuständen gewiß die einfachere, und das war eben das Hamitische nicht.
Meinhof will die Eigentümlichkeiten des Hamitischen an einer
Reihe von Sprachen nachweisen: Ful, Hausa, Schilh, Bedauje, So-
mali, Masai, Nama. Da die Zusammenhänge zwischen den meisten
von ihnen schon von Reinisch dargelegt worden sind, so käme es
vor allem darauf an, die Ansprüche der beiden bisher noch nicht
allerseits als hamitisch anerkannten Sprachen zu prüfen, nämlich des
Ful und des Nama. Allein der Raummangel nötigt mich zu großer
Beschränkung und so will ich denn nur einiges über den Ausschluß
des Nubischen (sowie des Kunama und Barea) aus dem hamitischen
Kreis bemerken. Meinhof sagt S. 3: ,Einen sehr ernsthaften Gegner . . .
habe ich in Leo Reinisch. Reinisch, dem wir das Beste was wir
über die östlichen Hamitensprachen wissen, verdanken, ist überzeugt
daß ein prinzipieller Unterschied zwischen Sudansprachen und Ha-
mitensprachen nicht existiert/ Von Reinischs Untersuchungen über
das Nubische, das er an das Kuschitische angliedert, ist nicht die
Rede; kurz zuvor heißt es in entschiedenem Tone: ,Es ist Wester-
mann gelungen den Nachweis zu führen daß diese [die sudanische]
Sprachgruppe tatsächlich bis Nubien reicht/ Ich halte diesen Nach-
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weis für ganz mißlungen.
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Als hervorstechendstes Kennzeichen der hamitischen Sprachen
scheint Meinhof die Flexion anzusehen. Zu Beginn des Vorworts
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spricht er von seinem ,Ringen mit dem Problem der „flektierenden"
Sprachen in Afrika' und S. 3 sagt er, es habe ,das Nubische, das
seit Jahrtausenden von flektierenden Sprachen umflutet ist, die musi-
kalische Betonung aufgegeben'. Hier wird eine Unstimmigkeit zwi-
schen Sudanisch und Nubisch zugestanden die in Meinhofs und
Westebmanns Augen eine sehr wesentliche ist, und zugleich eine
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Unstimmigkeit zwischen Hamitisch und Nubisch angedeutet die nicht
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behaupten, diese Sprache habe keine Flexion?
Die ersten Worte der Einleitung kennzeichnen die hamitischen
Sprachen in anderer Weise: ,Unter den Sprachen Afrikas finden
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412 Carl Meinhof.
sich eine große Anzahl von Idiomen die durch das grammatische
Geschlecht und den Ablaut an die semitischen und indogermanischen
Sprachen erinnern/ Daß dem grammatischen Geschlecht in der Ver-
wandtschaftsfrage keine entscheidende Bedeutung zukommt, habe ich
oben S. 20 ff. mich bemüht darzutun. Man beachte auch Meinhof
S. 45: ; Im Ful existiert ein eigentliches grammatisches Geschlecht
noch nicht', wo die beiden letzten Worte zu Reinischs Anschauungs-
weise stimmen. Über den Ablaut werde ich mich bei andrer Ge-
legenheit äußern, ebenso über einige der sonstigen in der Einleitung
erörterten ^Eigentümlichkeiten' des Hamitischen, z. B. eine gewisse
Wortstellung. 1 Das feinste Gericht der wohlbesetzten Tafel ist sicher-
lich die ,Polarität'; hier handelt es sich um etwas so tief Wurzelndes
daß sein Vorkommen durch den besondern hamitischen Humus nicht
bedingt ist. Verschiedenes kann aber in Meinhofs eigenen Augen
kaum als wirklich trennendes Merkmal erscheinen. Im § 19 , Verbal-
stämme' heißt es: ? Man hat in Hamitensprachen das Mittel der
Stammkombination, das in den Sudansprachen so reichlich angewandt
wird. Aber man beschränkt es hier auf zwei Stämme' (S. 28). Und
im § 9 ^Reduplikation' (S. 17) vergißt er sogar auf die Sudansprachen
hinzuweisen, in denen doch Westermann das mannigfache Auftreten
der Reduplikation bezeugt, wie sie ja überhaupt als ein Gemeingut
der Sprachen betrachtet werden kann.
Kurz, in Meinhofs Kennzeichnung des Hamitischen und in der
Westermanns des Sudanischen finde ich nichts was uns nötigte das
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Nubische dort aus- und hier einzuschließen. Freilich messe ich
überhaupt allen solchen Merkmalen, wegen ihrer mehr oder weniger
allgemeinen Natur, bezüglich der Feststellung von Verwandtschaft
nicht die Beweiskraft bei welche sie für andere besitzen. Für mich
liegt die größte im Wortschatz. Hier steht Meinhof im strengsten
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1 Durch den § 72 in P. F. Hestermänns tiefgehender Kritischen Darstellung
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der neue8ten Afrikanistik (Anthropos vn, 740) veranlaßt, möchte ich schon jetzt,
vorbeugend, den Unterschied betonen zwischen dem Fall wo auf Grund einer
Wortstellung ein Zusammenhang; erst bestimmt werden soll, und dem Fall wo sie
bei einem schon erwiesenen Zusammenhang in Betracht gezogen wird.
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Die Sprachen der Hamiten. 413
Gegensatz zu mir. S. 230 sagt er, die Vergleichung des Wortschatzes
könne ,nicht völlig unterbleiben ; erst mit ihrer Hülfe gelingt ja auch
eine Auffindung der Lautgesetze in einer gewissen Vollständigkeit'.
Das klingt sehr schüchtern im Munde eines Mannes für den die
Lautgesetze breit im Vordergrund stehen; die Lautgesetze können
einfach gar nicht ohne Wortvergleichung gefunden werden. Das hat
auch Westermann, obwohl in der Theorie mit Meinhop einig, durch
seine Praxis anerkannt. Bei Meinhof nimmt das vergleichende
Wörterverzeichnis einen sehr bescheidenen Raum, eine dunkle Ecke
ein; es umfaßt nur etwa 70 Nummern. Darunter ist nicht allzuviel
Neues und manches nicht Überzeugende, ja nicht Stichhaltige (vgl.
z. B. zu mas. ol-kipiei Lunge, en-garna Name oben S. 34. 33). Er-
wähnt wird Reinisoiis Zusammenstellung kuschitischer Wörter, aber
nicht sein nubisch - hamitisch - semitischer sowie nubisch - nilotischer
Wortschatz, von denen jeder Meinhofs Verzeichnis an Umfang weit
übertrifft. Indem ich von Verweisen auf die ,sudanischen' Sprachen
absehe (auch die Zahlwörter ragen in dies Gebiet hinein; es wäre
hierbei Trombettis große Arbeit / numerali 1908 — 10 zu benutzen
gewesen), füge ich noch einige Entsprechungen aus dem Nubischen,
sowie den beiden mit ihm vom Hamitischen ausgeschlossenen Spra-
chen hinzu. Zunächst nub. kilkile — bed. kilkil (kitzeln), nub. tuff ~
som. tuf (spucken); zu uf (atmen), füra (blasen) vergleiche die Wörter
bei Westermann (s. oben S. 13). Aber diese sind wegen des onomato-
poetischen Charakters ganz beiseite zu stellen. .Dahin gehören viel-
leicht auch kun. käkonä ~ quara %aywlna (Ei; man denke an das
Gackern der Henne), nub. firi (dinka par) ~ ful ftra (fliegen), nub.
tog (bagrimma tuk) schlagen, tokke schütteln ~ ful tuka (stoßen;
man denke z. B. an roman. toccare). Wieder andere Wörter mögen
in jüngerer Zeit übernommen worden sein, wie barea kitta — *afar
giddä (Weg), barea gumbe ~ bed. gumba (Knie). Die Panazee der
^Entlehnung' dürfte aber doch z. B. bei folgenden versagen: nub.
du ~ som. $</i (Blut), nub. wia- ~ som. ma- (nicht), nub. man (kredi
mümmu) Auge ~ nama mu (sehen), kun. na ~ ful nama (essen).
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Kleine Mitteilungen,
Der Name des Kupfers. — In der WZKM xix (1905) S. 239 f.
hat A. Ludwig den Standpunkt vertreten, daß das Kupfer nicht
seinen Namen von Kv7Zqoq } also vielmehr die Insel ihren Namen vom
Kupfer erhalten habe — wie man notwendig wohl ergänzen muß.
Ludwig meint nun, im Hebräischen könnte das Kupfer seine
Benennung nach der Schlange daher erhalten haben, daß es in rund-
lichen Stangen — wie noch heutzutage — auf den Markt kam. Der
Vergleich mit dem lateinischen panis aeris leitet ihn dann auf die
Erklärung, daß cuprum ein semitisches Wort sei, mit kapporet ver-
wandt, weil eine zweite Form, in der das Kupfer in den Handel
kam, die der leicht gewölbten Schüssel sei. Und so wird denn
schließlich auch xaAxog mit hebräisch qallahat ,Kessel 4 in Verbindung
gebracht.
Auf welcher Vorstellungsgrundlage diese Ansicht erwuchs, zeigt
der Satz, daß die Bezeichnung des Metalles als ,cuprum' sich ge-
rade im Westen finde, d. h. hier doch wohl im Gebiete des west-
lichen Mittelmeeres.
Diese , Kleine Mitteilung' Ludwigs hatte ich übersehen, als ich
im folgenden Jahre einen kleinen Beitrag für den Memnon (i2, S. 213ff.)
schrieb über ,Eisen und Kupfer im Kaukasischen', und da schon heute
der erste Band des Memnon nicht leicht zugänglich zu sein scheint,
so will ich einen Satz aus diesem Beitrage hier abdrucken:
,Die Insel Kypros heißt früher ÄlaSja; von ihr hat das cuprum
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den Namen schwerlich, vielmehr wird KvrtQiog, Kvtzqwvq, KvnQtTrjs
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Kleine Mitteilungen. 415
wohl den „Kupfermann" bedeutet haben, und der Name der Insel
erst als Stammwort dazu gebildet sein. Elamisch lautet das Wort
öupar, in jüngerer Form natürlich im Süden süpar } und daraus be-
greift sich ein assyrisches siparruJ
Der Fund des elamischen Wortes iupar verändert also das Bild
ganz wesentlich, denn nun ist diese Bezeichnung des Metalles einer-
seits gerade für den , Osten' belegt und andrerseits für den Norden,
für die Völker kaukasischer Zunge, die wir überall von Kleinasien
bis zum persischen Golfe im Besitze einer sehr entwickelten Metall -
technik finden. 1 Die Form öupar gegenüber cuprum setzt ja eine
Palatalisierung voraus, d. h. eine Urform, die etwa *kupar gelautet
haben muß, und dieser sprachgeschichtliche Vorgang ist dann offen-
bar derselbe, der aus *barkil, wie die kaukasische Urform des Namens
für ,Eisen' etwa gelautet haben muß, ein südlicheres barzil entstehen
ließ, wie sich das Wort im Assyrischen spiegelt. Noch heute finden
wir in den Kaukasus-Sprachen neben einander Formen wie nussa
und nu%a (im Warkun und Kaita/) oder kun, Sun (lcün } 6ün) im
Kürinischen, Zwen im Grusinischen (1. Person Plur. des Personalpro-
nomens). Oder man vergleiche kürin. kiö 9 georg. HS (Angst); kürin.
khulj georg. dSuli (Maus) ; Dargua /Aw, georg. si {= du). Zu barkil
— barzil bemerkt Ferdinand Bork (Beiträge zur kaukasischen Sprach-
wissenschaft, Teil i, Kaukas. Miszellen, Progr. der Steindammer Real-
schule zu Königsberg 1907, S. 21): ,Vielleicht gab es eine Stidschicht
unter ihnen [ — den Kaukasiern — ], die den Ä>Laut palatalisiert und
das Urbild der altsemitischen Formen geliefert hat/ Ich glaube hinzu-
fügen zu dürfen, daß die gleiche Südschicht auch das Urbild der
altelamischen Form öupar für Kupfer und damit auch das des semi-
tischen siparru geliefert hat.
Was nun den Namen der Insel Kvnqog betrifft, so lautete die
alte Bezeichnung Alasja, später Ajasja (was man früher ägyptisch
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Das habe ich im Memnon, Bd. in, S. 31 f. (1909) ausgeführt, und
1 Vgl. dazu die Ausführungen von Dibr in den MUL der anthvopoL Gesell-
schaft in Wien, Bd. xl, S. 27.
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416 Kleine Mitteilungen.
ich schloß mit der Vermutung, daß dieser Name wohl gleichfalls
,Kupfer' bedeutet haben werde, so daß er also mit dem arischen
Worte für ,Erz* (lat aes) verwandt wäre, und zwar als dessen Ur-
form, da das j erst aus l hervorgegangen wäre. Danach wäre Kv-
7tQog eine Übersetzung von AlaSja oder umgekehrt, da uns in unseren
Quellen ja auch der jüngere Name gerade aus älterer Zeit über-
liefert, später aber wieder durch den ursprünglicheren verdrängt
worden sein könnte.
Georg Hüsino
Zu den meroitischen Inschriften. — Von F. Ll. Griffiths Ar-
beiten über die meroitischen Inschriften liegen mir bis jetzt nur drei
vor, die in Areika Oxford 1909 (A), die in Meroe Oxford 1911 (M)
und die Meroitic Inscriptions Part i, zusammen mit The Island of
Meroe von Crowfoot London 1911 (J); die über die Inschriften
von Schablül und Karanog Philadelphia 1911 ist noch nicht in
meinen Händen und M. I. Part ii wird erst demnächst erscheinen.
Trotzdem, das heißt trotz der Gefahr Dinge zu berühren die viel-
leicht schon ohne daß ich es weiß, gewürdigt worden sind, möchte
ich auf einiges hinweisen was für die Bestimmung welcher Sprache
die Inschriften angehören, gewiß ins Gewicht fällt.
Griffith A S. 54 führt mit Recht die unverkennbaren Präfixe
in der Sprache der Inschriften gegen die Meinung an, es könnte
dies die nubische sein. Am häufigsten begegnet uns das Präfix j(e)- r
«-, in der längsten Inschrift die wir überhaupt haben, der von Kalabsche
(Lepsius Denkm. vi, 21) etwa ein dutzendmal; im Index M S. 81 f.
nimmt das anl.^- mehr Raum ein als irgend ein anderer Buchstabe.
Indem wir hierbei an die semitischen und auch an kuschitische
Sprachen erinnert werden, suchen wir nach entsprechendem t- und
finden uns durch dessen verhältnismäßig selteneres Vorkommen fast
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enttäuscht. Aber die beiden Präfixe lösen doch einander in einem
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sehr wichtigen Falle ab.
Auf Grabsteinen steht neben dem Namen des Verstorbenen (a)
der Name der Mutter (b) mit folgendem , geboren', der des Vaters
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Kleine Mitteilungen. 417
(c) mit folgendem ^gezeugt'. Die entsprechenden meroitischen Wörter
sind wohl eigentlich die einzigen die mit Sicherheit gedeutet sind.
Ich hebe aus einigen Inschriften heraus was hier in Betracht kommt.
7 59: Tmeqerze-Amni (a) qewi
Arqtümks (b) tzheli tzhelewi
Aretnize (c) terikelewi.
Griffith Äg. Zeitschr. 48 (1910), 67 f. (hierogl.):
Tkizemni (a) qewi
Nptzhete (b) tezhelewi
Azeqetli (c) terikelewi.
M2±: .... tete (a) lewi [für qewi?]
Kzimkeli (b) tezheli (te)zhelewi
Skiije (c) ter(i)kelewi.
149: Tk(t?)izmni (a) qe
Zekrer (c) erkele
Amniteres (b) ezhli ezhle.
Af 27: Nkn (b) ez . . . .
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S . . in . li (c) erik ....
HmeHzt (a) qe.
M 28: AjzSke (b) ezhl
(c): erikel.
Der Wechsel des Anlauts wird nicht durch das Geschlecht der
Eltern, sondern durch das der Verstorbenen bestimmt; jedes der
beiden Partizipe ist bald mit ,Sohn' bald mit ,Tochter' zu über-
setzen. Der Vater- und der Muttername stehen in der Rolle eines
Genetivs. Das Femininum ist nicht bloß durch den Anlaut (te-),
sondern auch durch den Auslaut (-wi) gekennzeichnet, und zwar
dieses auch bei dem regelmäßigen Attribut qe(ioi)] vgl. Zekeqewi
M 23, von Griffith S. 87 ausdrücklich als Frauenname angegeben.
Obigem zurolge dürfte es auch zweigeschlechtige Namen gegeben
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haben. Nur ein Fall ist mir begegnet der nicht im Einklang mit
dem beschriebenen Gebrauche steht, das vielleicht aber nur infolge
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eines Versehens:
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVI. Bd. 27
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418 Kleine Mitteilungen.
M 25: Arir(i?) (b) tzhle
Krpea (c) erike . .
ASe (a) qe.
Hier scheint sich eine Pforte zum Verständnis der Inschriften
zu öffnen.
Das mer. azehle steckt vielleicht in dem nubischen Königs-
namen Azechramon den ich mit dem andern: Arkamon zusammen
bei G. Robder Klio xn, 73 lese und wohl dem Atayl-Amon Brügschs
(Äg. Zeit8chr. 1887 S. 16) gleichsetzen darf. Das mer.-demotische
Zeichen "p für den Laut z steht in diesem Namen dem äg.-hiero-
glyphischen h gegenüber, das nach Erman den Wert von d? hat. Die
Schreibung z in Azechramon hängt wohl mit Ed. Meyers z für d
zusammen. Der liegende Löwe ist, wie Brugsch tut, hier mit l
wiederzugeben. Damit aber Azehlamon ,Sohn Ammons 4 wie äg.
Amon-mas (s. Brugsch a. a. 0. S. 92) bedeuten könne, müßte man
für das Verb -zeh- 1 eine weitere Bedeutung annehmen; Arkamon
('Epya/u^g) würde sich besser in den Sinn fügen (nur wäre zu
übersetzen: ,es zeugte Ammon'), aber es ist schon anderweitig ver-
geben (,Diener Ammons'). Die Wortstellung: Regens vor Rectum
ist zu beachten. _
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Abendländische Parallelen zu Jätaka vi, 336, 21. — Im Anfang
des Mahäummaggajätaka (Nr. 546) lesen wir, wie der König Vedeha
von Mithilä den jungen Mahosadha auf die Probe stellt. Dem König
war nämlich prophezeit worden, daß Mahosadha dereinst die vier
königlichen Minister Senaka, Pukkusa, Kävinda und Devinda an
Klugheit übertreffen werde. Mehr als zwanzig Geschichten 2 werden
nun im Jätaka erzählt, in denen Mahosadha als weiser Richter,
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1 Dieses scheint auch in dem obigen Namen Nptzfyeti zu stecken: ,za Napata
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S. 139. 145.
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* Eine Analyse der ersten 19 Geschichten habe ich gegeben in der Zeitschrift
des Vereins für Volkskunde 17 (Berlin 1907), 8. 174—177. Vgl. auch Bd. 16 (1906),
Original fronn
Kleine Mitteilungen. 419
Rätsellöser oder Ratgeber auftritt. In den ersten sieben Geschichten,
deren Stichwörter in der Verszeile
marhsam gono ganthi suttam putto golarathena ca
zusammengefaßt sind, handelt es sich fast immer darum, einen Dieb
oder eine Diebin zu entdecken, oder richtiger, zu überführen (,Dieb-
f in düng'). Die berühmteste von diesen Geschichten ist Nr. 5 (Stich-
wort: putta ,Sohn'), jene Geschichte, die ein so merkwürdiges
Analogon zu der alttestamentlichen Geschichte vom salomonischen
Urteil bildet. Wie sich in dieser Geschichte zwei Frauen um den
Besitz eines Kindes streiten, so streiten sich in den beiden unmittel-
bar vorhergehenden, einander sehr ähnlichen Geschichten zwei Frauen
um den Besitz eines Gegenstandes, und der kluge Knabe Maho-
sadha hat zu entscheiden, wer die rechtmäßige Eigentümerin dieses
Gegenstandes ist. Die zweite von diesen Geschichten (Nr. 4; Stich-
wort: sutta ,Faden') lautet wie folgt: 1
Eine Frau, die Hüterin eines Baumwollenfeldes, nahm einmal,
als sie das Feld hütete, gereinigte Baumwolle, spann feine Fäden,
machte ein Knäuel daraus und steckte es in die Falte ihres Kleides.
Als sie in ihr Dorf ging, dachte sie: ,ich will in dem Teiche des
Weisen (d. h. in dem Teiche, den der weise Mahosadha hatte graben
lassen) ein Bad nehmen', (zog ihr Kleid aus), legte das Wollknäuel
darauf und stieg (zum Wasser) hinab um zu baden. Eine andere
Frau sah das Knäuel, bekam Verlangen danach, nahm es in die
Hand und sagte: ,Ah, das sind schöne Fäden; sage, Schwester, hast
du sie selbst gesponnen?' Dann schlug sie ein Schnippchen, 2 steckte
das Knäuel, während sie so tat, als ob sie es genauer betrachten
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1 Der Pälitext der Geschichte in Faüsbölls J&taka- Ausgabe vi, 336, 21 — 31.
Eine englische Übersetzung von Cowsll in der Cambridger Jfttaka-Übersetzung vi,
162, Nr. 4. Der singhalesische Text, nebst deutscher Übersetzung, bei Wilhelm
Geiger, Literatur und Sprache der Singhalesen, Straßburg 1900, S. 6 f. Eine eng-
lische Übersetzung des singhalesischen Textes in dem Buche: Ummagga Jfitaka
(The story of the tunnel) translated from the Sinhalese by T. B. Yatawara, Lon-
don 1898, p. 18.
* So wörtlich; Geiger übersetzt nach dem singhalesischen Text: ,sie ba-
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420 Kleine Mitteilungen.
wollte, in die Falte ihres Kleides und ging auf und davon. Die
andere stieg, als sie das sah, schnell (aus dem Wasser) heraus, zog
ihr Kleid an, lief hinter (der Diebin) her, faßte sie an ihrem Kleide
an und sprach: ,Du läufst davon mit dem Wollknäuel, das ich ge-
macht habe!' Darauf die andere: ,Ich habe dein Eigentum nicht
entwendet; das Wollknäuel gehört mir!' Viele Menschen strömten
herbei, als sie dies hörten. Der Weise, der mit den Knaben (mit
den tausend Knaben, die an demselben Tage, wie er selbst, geboren
waren) spielte, hörte den Lärm, den die Frauen machten, als sie
unter beständigem Streiten an der Tür der Halle (die .Mahosadha
hatte erbauen lassen) vorübergingen, und fragte, was das für ein
Lärm sei. Als er den Grund des Streites erfahren hatte, ließ er die
beiden vor sich kommen, erkannte schon an der Art, wie sie kamen, *
welche von beiden die Diebin sei, fragte nach der Ursache (ihres
Streites) und sagte: , Wollt ihr euch mit meiner Entscheidung zu-
frieden geben?' Da sie erwiderten: ,Ja, Herr', fragte er zuerst die
Diebin: ,Als du das Knäuel machtest, was hast du da innen hinein-
getan?' Sie antwortete: , Einen Baumwollen fruchtkern (kappäsa-
phalatthi), Herr/ Darauf fragte er die andere Frau. Diese antwor-
tete: ,Einen Timbaru 2 - Kern'. Nachdem Mahosadha der Versammlung
die Aussage der beiden Frauen mitgeteilt hatte, ließ er das Faden-
knäuel abwinden, sah den Timbarukern und zwang so die Frau
(die behauptet hatte, sie habe einen Baumwollenkern verwendet),
den Diebstahl zu gestehen. Die Menge war hocherfreut über die
wohlgelungene Entscheidung des Falles und brach in tausendfache
Beifallsrufe aus.
Es ist bisher wohl noch nicht bemerkt worden, daß diese Ge-
schichte — die Geschichte vom strittigen Garnknäuel, wie
1 So Okiger und Yatawara im Anschluß an die singhalesische Übersetzung.
Im Päli steht äkärena .nach ihrem Aussehn, nach ihrer Miene'.
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timbaru) y tinduko kälakkhandho ca timbarüsakatimbarü* ein Synonym von tinduka,
Diospyros Embryopteris. Im Singhalesischen lautet das Wort timbiri; siehe W. Geiger,
2 Timbaru ist nach Abhidhänappadlpikä 660 (zitiert von Childers s. v.
u) ytinduko kälakkhandho ca timbarüsakatimbari
ros Embryopteris. Im Singhalesischen lautet das T
Etymologie des Singhalesischen, München 1898, S. 34.
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Kleine Mitteilungen. 421
ich sie nennen möchte 1 — auch in den abendländischen Literaturen
vorkommt. Und zwar erscheint sie zuerst, soweit meine Beobachtungen
reichen, als ,Exemplum' oder , Predigtmärlein' in der lateinischen
Exempelliteratur des Mittelalters. Sodann ist sie auch in die deutsche
Schwankliteratur tibergegangen.
Ich stelle die mir bekannten außerindischen Fassungen der
Geschichte vom strittigen Garnknäuel zusammen.
Der älteste Zeuge für das Vorhandensein der Geschichte auf
europäischem Boden ist der Dominikaner Etienne de Boürbon
(gest. um 1261), der Verfasser des umfangreichen, leider nicht ganz
vollendeten Tractatus de diversis materiis praedicabilibus.
Eine Auswahl aus den Geschichten, die Etienne in diesem Werke
überliefert hat A. Lecoy de la Marche veröffentlicht unter dem
7
Titel: Anecdotes historiques, legendes et apologues tirös du r ecueil
inödit cTEtienne de Boürbon, Paris 187 7. In diesem Buche findet
sich unsere Geschichte allerdings nicht. Lecoy de la Marche hat —
nach gewissen Gesichtspunkten, die er selbst in der Vorrede zu den
Anecdotes historiques S. xxv f. auseinandersetzt — eben nur Auszüge
gegeben. Und zwar fehlen in seiner Sammlung, wie es scheint, ge-
rade viele von den Exempeln, deren Kenntnis für den vergleichenden
Literarhistoriker von dem größten Interesse ist. 2 Um den Text unserer
Geschichte ans Licht zu bringen, habe ich die von Lecoy de la
Marche benutzte Handschrift der Pariser Nationalbibliothek, cod. lat.
15970, zu Rate ziehen müssen. 3 Hier lautet die Geschichte im ersten
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1 Im Anschluß an A. L. Stiefel, Archiv für das Studium der neueren Sprachen
und Litteraturen 95, S. 92.
* Chk. Waas, der Ätiennes Werk untersucht hat, schreibt; ,Das ganze Buch
steckt voll von Exempla aller Art. Was davon veröffentlicht ist, ist nur ein
geringer Bruchteil' (Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Litteratur
46, 342).
Ä Als mir die Geschichte vom strittigen Garnknäuel zum ersten Male in der
Exempelliteratur entgegentrat, ahnte ich sofort, daß sie in Ätiennes Werk enthalten
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sein müsse. Auf eine Anfrage erteilte mir Herr J. A. Herbert, einer der ausge-
zeichnetsten Kenner der Exempelliteratur, in liebenswürdiger Weise die Auskunft,
daß die Geschichte aller Wahrscheinlichkeit nach in dem Kapitel ,De accusatoribus
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et testibus' zwischen fol. 168 verso und 170 verso des Pariser Manuskriptes stehen
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422 Kleine Mitteilungen.
Teile (De dono timoris; tit. vi.: De timore futuri iudicii) in dem
Abschnitt ,De accusatoribus et testibus' fol. 170 verso, col. 2, wie folgt:
Judicabit Dominus secundum intenciones ad exemplum cuiusdam
iudicis, coram quo venerunt duae mulieres de uno globo fili; 1 quae-
libet dicebat quod globus suus erat. Tunc iudex quaesivit a qualibet
cum quo inchoaverat globum. Altera dixit quod cum carbone nigro;
altera quod cum panno albo. Tum iudex dixit: ,Revolvite globum
quäle fuit initium et reddite filum Uli cuius patebit initium.' Initium
boni operis est munda intencio, etc.
Fast mit denselben Worten wird die Geschichte erzählt in der
Handschrift des Britischen Museums Add. 28682, einer Hs., die eine
Abkürzung und Umarbeitung der ersten vier Teile von . Etiennes
Werk enthält. Die Geschichte 2 steht auf Blatt 220; vgl den Cata-
logue of Romances in the Department of Manuscripts in the British
Museum, vol. m., by J. A. Herbert, London 1910, p. 84, Nr. 17
(Two women claim a ball of thread ; the judge has it unwound, and
gives it to the one who has described the core rightly).
Auch die Fassungen unserer Geschichte in dem Liber de
abundantia exemplorum und im Alphabetum narrationum
sind durchaus abhängig von Etienne de Bourbon.
Der Liber oder Tractatus de abundantia exemplorum, auch
Liber de dono timoris genannt, nach Edward Schröder eine , Nach-
ahmung und gründliche Ausschöpfung' von Etiennes Tractatus, 3
werde. Die Abschrift des Exempels aus dem MS. verdanke ich der großen Güte
des Herrn Antoine Cabaton, Professors an der icolo des langnes orientales vi-
1 Globus fili (oder glomas fili; siehe unten) = Päli sutta-gula ,Faden-
Knäuel 4 . — Hinter mulieres wird ein Wort wie contendentes oder litigantes
einzuschieben sein; Tgl. die folgende Anmerkung.
* Eine Abschrift der Geschichte wurde mir von Herrn Herbert zur Verfügung
gestellt (im Anfang heißt es: uenerunt due mulieres contendentes de globo fili).
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Demselben Gelehrten verdanke ich den Hinweis auf das Vorkommen der Geschichte
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im Liber de abundantia exemplorum und im Alphabetum narrationum.
3 Zeitschrift für deutsches Altertum 44,425; vgl. Waas ebenda 46, 342. Als
Verfasser des Liber de abundantia exemplorum wird jetzt mit großer Wahrschein-
lichkeit Humbert de Romans angenommen; stehe Crane in der Einleitung zu
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Kleine Mitteilungen. 423
enthält die Geschichte im vierten Teile (De timore iudicii et de
terribilibus circa iudicium 5 Catalogue of Romances in, 97). Hier lautet
sie nach dem alten Ulmer Druck vom Jahre 1480(?):
Due mulieres litigabant de quodam glomo fili coram iudice et
utraque asserebat omne 1 esse suum. iudex quesiuit ab utraque cum
quo incepisset glomum suum: dixit vna de carbone. altera cum panno
albo: tunc iudex reuoluite glomum et date Uli cuius inicium inuenietur
in eo. ita proculdubio iudicabuntur opera qualiacunque appareant
pertinere ad deum vel ad dyabolum secundum intentionis varietates
ab inicio etc.
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Das Alphabetum narrationum, früher dem Etienne de Besar^on,
jetzt mit größerem Rechte dem Arnuldus Leodiensis zugeschrieben, 2
ist im Original noch nicht veröffentlicht. Dagegen sind zwei Über-
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Setzungen im Druck erschienen. Die eine, eine katalanische, 3 kann
ich nicht benutzen; die andere, eine englische (im northumbrischen
Dialekt), ist von Mrs. Banks, Early English Text Society 126—127,
London 1904 — 1905 herausgegeben worden und enthält zunächst auf
S. 279, 13 unter dem Worte Judex einen kurzen Verweis auf unsere
Geschichte in dem Satze: .Judex debet astutus esse in causis ob-
scuris inquirendis. Infra de muliere/ Der englische Text der Ge-
schichte wird dann auf S. 358 unter Nr. 533 mit der Überschrift
,Mulieres quandoque pro parua re litigant' unter Berufung auf den
Liber de Dono Timoris gegeben. Siehe auch den Catalogue of Ro-
mances in, 436, Nr. 71.
Vergleichen wir jetzt die indische Geschichte im Mahäummag-
gajätaka mit dem lateinischen Predigtexempel bei Etienne de Boürbon,
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Jacques de Vitry, Exempla p. xcvn; Academy xxix, 133. Herbert im Catalogue
of Komances in, 90 ff.
1 Dia Hs. des Britischen Museums, Sloane 3102 , hat, wie mir Herr Herbert
mitteilt, globum statt omne.
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1 Herbert im Catalogue of Romances in, 423 ff. Pietro Toldo im Archiv für
das Studium der neueren Sprachen 117, 68 ff. Zum Alphabetum narrationum vgl.
auch E. Schröder, Zeitschr. f. deutsches Altertum 44, 420 ff.
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• Recull de eximplis e miracles; siehe Chane in der Einleitung zu seiner
Ausgabe der Exempla des Jacques de Vitry S. cv.
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424 Kleine Mitteilungen.
so ergibt sich, daß beide Fassungen in der Hauptsache miteinander
übereinstimmen, in der Art nämlich, wie der Streit zwischen den
beiden Frauen entschieden wird. Und wenn das Garn im Jätaka
um einen Fruchtkern der Baumwollenstaude (kappäsa; Skr. harpäsa,
kärpäsa) und um einen Timbarukern, bei Etienne dagegen um eine
schwarze Kohle (carbo niger) und um ein [Stückchen] weißes Tuch 1
gewunden erscheint, so hat das kaum viel zu besagen. Aber einen
entschiedenen Mangel weist das Exempel dem Jätaka gegenüber auf.
Das Exempel hat keine Einleitung; es fehlt daher jede Andeutung
darüber, wie die Frauen dazu kamen, sich wegen eines geringfügigen
Gegenstandes (,pro parva re', wie es im Alphabetum narrationum
heißt), wegen eines Garnknäuels, zu streiten. Wer kein unbedingter
Anhänger der B^dierschen Theorie von der ,polygönesie des contes'
ist, wird sich zu der Annahme gedrängt fühlen, daß unsere Geschichte
von Asien nach Europa gewandert ist 2 und auf dieser Wanderung
nur die Pointe, die Entscheidung des Streites, bewahrt, die Moti-
vierung des Streites aber verloren hat.
Es scheint fast so, als wäre es der indischen Geschichte vom
strittigen Garnknäuel bei der Übertragung von Ost nach West ebenso
ergangen, wie der indischen Geschichte vom bestraften Zwiebel-
dieb (in einer Stadt wird ein Zwiebeldieb ergriffen und gefesselt ins
Königsschloß geführt. Die Richter sagen zu ihm: Entweder du zahlst
1 Ein ,Lümplein' (panniculus), wie es in einer weiter unten anzuführenden
Fassung heißt.
* Über die Wege, auf denen die Übertragung der Geschichte stattgefunden
hat oder stattgefunden haben kann, ist oft gehandelt worden. Vgl. z. B. Victor
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Chauvin, Bibliographie des ouvrages Arabes n, 5, n. 1 und namentlich seine Be-
merkungen in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 16, 239 f. Da ich hier
von einem Exempel handle, das Etiehne de Boürbon überliefert hat, so will ich
in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, daß man vor kurzem die Ver-
mutung geäußert hat, Etienne könne die ganze Anlage seines Werkes indischen
Vorbildern verdanken. Siehe Edouard Chavannes, Cinq cents contes et apologues
extraits du Tripitaka Chinois I, Paris 1910, p. III. (Ce cadre parait s'etre transmis,
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les sept dons du Saint-Esprit qu'elles illustrent.)
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en merae temps que certains contes, jusqu'en Europe, et c'est bien lui que nous
retrouvons dans le livre d'J^TiENNE de Boürbon oü les anecdotes sont rangees suivant
Original fronn
Kleine Mitteilungen. 425
hundert Rupien Strafe, oder du erträgst hundert Peitschenhiebe, oder
du verzehrst hundert Zwiebeln; sonst kommst du nicht frei). In den
europäischen Fassungen der Geschichte heißt es gewöhnlich nur,
daß sich ein Bauer gegen seinen Herrn verging (Un paysan son
seigneur offensa; La Fontaine); nicht aber wird gesagt, worin die
Verfehlung bestand. Das Motiv des Diebstahls, womit die indische
Geschichte vom Zwiebeldieb ebenso wie die vom Garnknäuel be-
ginnt, ist abhanden gekommen. 1
Wir wenden uns jetzt zu den deutschen Bearbeitungen der
Geschichte vom Garnknäuel. Im Vergleich mit dem Predigtmärlein
treten uns da verschiedene, größere oder kleinere Abweichungen
und Zusätze entgegen. Ob diese von den Bearbeitern der Geschichte
herrühren, oder ob sie aus Quellen stammen, die uns unbekannt
sind, läßt sich natürlich nicht ausmachen.
Johannes Pauli bringt die Geschichte in seinem Schimpf und
Ernst in dem Abschnitt ,Von Urteil und Urteilsprechen. Von Notarien
und Richtern;' Kap. 114. Hier lautet die Geschichte nach der ältesten
Ausgabe vom Jahre 1522, die von Hermann Obsterley (Bibliothek
des litterarischen Vereins Nr. lxxxv; Stuttgart 1866) wiederherausge-
geben worden ist:
Es waren ein mal zwo frauwen in eins webers husz vnd wolten
zetlen, die ein was reich, vnd die ander arm, vnd die zwo frawen
wurden vneins vmb ein knüwlin garns, iegliche sprach es wer ir, sie
kamen mit einander für den schultheissen, vnd verklagten einander
vmb das garn } iegliche sprach es wer ir.* Der schultheisz wolt die
1 Die indische Geschichte vom Zwiebeldieb hat zuerst Leo von Maäkowski
ans Licht gezogen und, einer Mitteilung Bühlers folgend, mit La Fontaines Conte
d'un paysan qui avoit offensö son seigneur zusammengestellt (Der Auszug aus dem
Pancatantra in Ksemendras Brhatkathämanjarl, Leipzig 1892, S. l. 28. 58). Siehe
sonst Joh. Hertel in den Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte v, 129 ff.
und namentlich meinen Aufsatz ebendaselbst vi, 366—65, wo ich gezeigt habe, wie
geschickt Hans Sachs den Mangel der ihm überlieferten Geschichte von dem Bauern,
der zwischen drei Strafen wählen mußte, ausgeglichen, wie er einen passenden
Hintergrund für die Geschichte geschaffen hat.
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1 Die von mir kursiv gedruckten Worte sind wohl auszuwerfen. Sio fehlen
z. B. in der Ausgabe v. J. 1593.
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426 Kleine Mitteilungen.
warheit suchen, vnd berüfft die reichst, vnd fragt sie heimlich vnd
sprach. Waruff haben ir euwer garn gewunden. Sie sprach vff ein
weisz düchlin. Er fragt die arm auch, waruff sie ir garn gewunden
het. Sie sprach vff ein klein ste iniin. 1 Also gebot der schultheisz,
das man das garn solt ab winden, da es nun ab gewunden was,
da was es der armen frawen, wan es was vff ein kleines steinlin
gewunden. Also sol ein richter die warheit suchen mit allem fleisz,
vnd sol nit daruon ylen, als vil richter thün, vnd sol die sach an-
sehen, vnd nit die sächer. Darumb den richtern vor zeiten verband
man ire äugen, das sie hörten vnd nicht sehen. 9
In Paulis Darstellung wolle man insonderheit beachten, daß
von den beiden Frauen die eine als reich, die andere als arm be-
zeichnet wird, und daß es die letztere ist, die sich als die recht-
mäßige Eigentümerin des Knäuels erweist. Auch im Jätaka ist die
Eigentümerin des Knäuels ohne Zweifel eine arme Frau: wird sie
doch eine khettarakkhikä, eine Feldhüterin, genannt. Auch wird in
der unmittelbar vorangehenden Geschichte des Jätaka, worin eine
Frau einer anderen ein Halsband raubt, die Eigentümerin dieses
Halsbandes ausdrücklich als eine duggatitthi, als eine arme Frau,
bezeichnet (Jätaka vi, 335, 37). — Hat sich Pauli, der eine reiche
und eine arme Frau unterscheidet, während Etienne nur schlechthin
von ,duae mulieres' spricht, eine Neuerung gestattet, 3 oder folgt er
einer uns unbekannten Vorlage?
1 ,Auff eine Nussschal' hat die Ausgabe v. J. 1593, Blatt 39 b . Vgl. weiter
unten die Darstellung des Hans Sachs.
* Die Ausgabe vom Jahre 1593, die einzige ältere Ausgabe, die mir zu Ge-
bote steht, hat noch folgenden Zusatz: Das wer yetzt noch wol von nöthen.
Es ist jetzund leyder der sitt |
Dem Armen thut man glauben nit.
Vnd ob sich find die Warheit schon |
Doch mfiss er weyt dort hinden stöhn.
Dess Reichen Lugen het den fürgang |
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Der Arm vmb Warheit leydet zwang.
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Facetiensammlungen des xv. und xvi. Jahrhunderts, Berlin 1912, S. 55 ff,
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8 Über das Verhältnis von Paulis Schimpf und Ernst zu den Exempel-
sammlungen des Mittelalters vgl. Konrad Volleut, Zur Geschichte der lateinischen
Original fronn
Kleine Mitteilungen. 427
Aus Paulis Schimpf und Ernst ist die Geschichte, wie Obstbrlet
zu Pauli S. 485 angibt, übergegangen in das Schwankbuch Schertz
mit der Warheyt. Die Geschichte steht hier in der Frankfurter
Ausgabe vom Jahre 1550 auf Blatt 66 ft unter der Überschrift ,Vr-
theyl vmb ein klünglin Garn'. Siehe A. L. Stibfbl im Archiv für
das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen xcv, 92.
Ferner hat Hans Sachs im engen Anschluß an Pauli die Ge-
schichte bearbeitet in dem Meistergesang ,Das knewlein garen' vom
3. Mai 1548. Das Gedicht beginnt: 1
Zwue frawen in eins webers hafis,
Die wurden vnains vberaus
Ob einem knewlein garen,
Das in entpfallen was.
Das knewlein war in baiden gleich,
Die ain war arm, die ander reich,
Der weber vnerfaren
Wolt kayner geben das.
Beide Frauen kommen vor den Richter; die reiche verklagt
die arme. Die reiche will das Garn ,auff lauter welsch nusschalen',
die arme will es auf eine Topfscherbe (,auff hafen scherbelein')
gewunden haben.
Endlich findet sich, wie Oesterley zu Pauli S. 485 angemerkt
hat, eine Bearbeitung der Geschichte in dem Buche: 2 500 frische
und vergüldete Haupt- Pillen, oder: Neugeflochtener Melancholie-Be-
sem verordnet von Ernst Woloemüth zu War-
hausen im Warnethal. Eingeschachtelt im Jahr 1669. Zweites Hundert,
Nr. 39. Es scheint fast, als hätte der Autor verschiedene Quellen
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1 Sämtliche Fabeln und Schwanke von Hans Sachs. 4. Band. Die Fabeln
und Schwanke in den Meistergesängen herausgegeben von E Goetze und C. Dre-
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scheb. Halle a. 8. 1903, S. 372 Nr. 490.
* Man vergleiche über das Buch : Ferdinand Gerhard, Joh. Peter de Memels
Lustige Gesellschaft, Halle 1893, S. 121 f. — Wie der Autor eigentlich heißt, der
sich unter dem Pseudonym Ernst Wolgemuth verborgen hat, weiß ich so wenig
wie Joh. Bolte, Zeitschr. für vergleichende Litteraturgeschichte 1897, S. 70.
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428 Kleine Mitteilungen.
für seine Darstellung benutzt. Denn es ist auffällig, daß bei ihm die
Kohle wieder zum Vorschein kommt, die uns oben in dem Predigt-
märlein Etiennes begegnet ist. Die Unterscheidung zwischen einer
reichen und einer armen Frau, die doch ohne Zweifel zum ursprüng-
lichen Bestand der Geschichte gehört und bei Pauli und Sachs tat-
sächlich vorliegt, ist von Wolgemuth aufgegeben worden. Den Mangel
an einer ausreichenden Motivierung des Streites zwischen beiden
Frauen hat auch Wolgemuth nicht zu beseitigen verstanden. Doch
mag er den Mangel gefühlt haben. Man darf das wohl aus den
Worten ,mehr wegen Reputation, als wegen des Garns' schließen.
Wolgbmuths Darstellung der Geschichte vom strittigen Garn-
knäuel lautet:
Ein kluger Richter.
Zwey Weiber waren bey dem Leinenweber unter dem Zettel
in Zanck gerathen über einen Kleuel oder Klingel Garn | welches
eine jede wolte vor sich haben | mehr | wegen Reputation | als
wegen dess Garns. Der Richter fragte | worauff sie ihr Garn
klingelten. Die eine sprach | aufF Nuss schalen | die andere | aufF
Kohlen | oder Lümplein. Und da fand sich endlich das Recht.
Veritas in profundo 1 obscuratur.
Halle a. d. S. Theodor Zachariae.
Ein libysch- ägyptisches Wort. — Schon L. Stern machte AZ.
xxn, 1884, 73, auf die Übereinstimmung eines ägyptischen Wortes
mit einem libyschen Wortstamm aufmerksam, indem er zu dem kopti-
schen, halbgräzisierten Wort K6N6<j>ITHC ,Bäcker< bemerkte: ,von
ö vi 1 [&f nw ~\ °^ er J ^^ U m fy] »backen", vermutlich
einem libyschen Wort. Im Temaschirht heißt nek ekanafagh „ich
brate", im Kabylischen iknef. c Das haben andere wiederholt als
vermeintlichen Beweis der Verwandtschaft der Sprachen.
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Kleine Mitteilungen. 429
Die obigen libyschen Zitate brauchen kleine Berichtigungen.
Im Kabylischen ist eknef y habitat. ikennef, intransitiv: ,es wird ge-
braten^ davon Subst. akenaf, akanif, akanaf ,der Braten'; das
transitive Verb drückt kausatives $eknef } seknaf, aus. Im Tuareg
von Ghat hat allerdings der einfache Stamm transitive Bedeutung
(Hanoteau, Gramm. Tomachek, 162); so auch anderswo. Im Taitofc-
Dialekt (ed. Masquebay, 299) bedeutet die Wurzel: ,im Sand braten',
in Siwa: ,kleine Fleischstücke am Spieß braten', nirgends ,Brot
backen'. Indessen beweist das nicht viel, denn die Worte für .Fleisch
braten' und ,Brot backen' tauschen leicht die Bedeutung; vgl. z. B.
Taitolj: mit Kabylisch für diese Worte.
Im Ägyptischen ist die Geschichte des Wortes nicht ganz ein-
fach. *^. Jffn, Pyramide P. 426 = ifef. 610 heißt ,(die Arme) beugen'
AA/NAAA
biegen; M. 342 = N. 762, wird es wohl ebenso heißen: ,(die Hände)
fN
geschmeidig biegen' (Maspbro: Her). Die Stelle W. 569 [= N. 752]
verstehe ich nicht sicher, würde aber auch wieder ,(sich) beugen'
raten. Es hat also anscheinend nichts mit kfn \\ ,backen' zu tun.
Dieses Verb wird, Kahunpap. 7, 29, zwar ebenso determiniert (mit
I \ , Feuer'), aber es hat noch nicht ganz die spätere Bedeutung,
sondern wird vom Blut gebraucht. Griffith übersetzt ansprechend
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,head dried', also zusammengebacken' oder ,angebacken' = ,ver-
trocknet'. Genau so gebraucht noch der Papyrus Ebers das Wort
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zweimal, anscheinend nach Quellen des Mittleren Reiches. Möglicher-
weise ist das doch mit dem Jffn der Pyramidentexte verknüpft, so
daß die Bedeutung sich entwickelt hat: ,vor Hitze sich zusammen-
biegen, einschrumpfen, verhutzeln'. Das Substantiv ,Aschenbrot c (nach
dem Koptischen; nach der obigen Bedeutung der Verbalwurzel würde
man eher auf die außen am Ofen angeklebten Brotfladen schließen),
taucht im Mittleren Reich auf, Griffith, Biuth, pl. 7, in der be-
A A/WNAA
kannten Vertragsinschrift (286, 314 etc.) als Ipfn (vgl. auch
Miss. Frang. i, 216 knfwt, was mir nicht ganz sicher ist). Kfn heißt
,Brot backen' erst Totb. N. 99, 3 (= Budge 8° 208, 13), in einem
Text, der freilich auch wieder auf Überlieferung aus dem Mittleren
Reich zurückgehen sollte. Nicht klar ist mir kfnw \\ in Louvre
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430 Klein* Mitteilungen.
C. 167 (Pierret, Rec. i, 61), wohl noch vom Ende des Mittleren
Reiches.
Das Verb finden wir im Neuen Reich nicht nur in der späteren
Bedeutung ,backen', sondern sogar mit der späteren Metathese. So
Pap. Anast. n, 8, 3 ,(der Bäcker steht da) backend' faßt)
(= Sali, i, 7, 7, verderbt flfJ/i). Das Substantiv sucht man
noch viel später immer möglichst in der alten Form Jffn zu halten,
z. B. noch Canopusdekr., hieroglyphisch Z. 26, Tffn, wo die demo-
tische Übersetzung (73) Jpnf schreibt. Vgl. auch Rec. Trav. 4, 25 etc.
Daraus ergiebt sich also: es handelt sich hier weder um ein
urverwandtes ägyptisch-libysches Wort, noch um eine alte Entlehnung
••
des Ägyptischen aus dem Libyschen, die ohnedies unwahrscheinlich
••
wäre. Das Libysche hat das Kulturwort für ,backen* aus Ägypten
entlehnt, und zwar nach der Bedeutungsentwicklung nicht vor dem
Jahre 1500 v. Chr., wahrscheinlich erst mehrere Jahrhunderte später.
Das Interessanteste an dieser Feststellung ist nun aber, daß
das Wort nach Ägypten in seiner libyschen Form zurückgewandert
scheint. Die unterägyptisch -koptische Bibelübersetzung gebraucht
nämlich für , Aschenbrote' ständig einen merkwürdigen, ohne alle
Analogien dastehenden Plural K6N6<)>IT6N (mit dem Pluralartikel
Nl), während sie für das Nomen ,Bäcker< K6N6<(>1THC hat, halb
gräzisiert. Solche pseudogriechische Wörter mit griechischer Endung
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zählt Stern, Kopt. Gramm. 169, mehrere auf; es ist also daraus nicht
sicher zu schließen, daß man ein ursprüngliches K6N6<plT als
Fremdwort empfand. Eher würde das <}> da, wo wir das gut ägyp-
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tische H erwarten sollten, dahin weisen. Ob dies nun aber viel oder
wenig für die fremde Herkunft bedeutet, jedenfalls ist der Plural
auf -en die üblichste äußere Pluralbildung des Libyschen. Ganz
korrekt libysch ist die Bildung kenefiten natürlich nicht. Man würde
für ein korrektes Feminin Hiknefin erwarten oder nach Hanoteau,
(Gramm. Tomachsk, 24) etwa Hiknafatin oder ähnlich. Am nächsten
kämen Bildungen im Schilfca (Stumm», S. 37) mit nicht mehr deut-
lich als weiblich empfundenem -<- wie irrdten von arra , Schrift',
weil wir ja auch hier nicht sicher sagen können, ob überhaupt eine
Original fronn
Kleine Mitteilungen. 431
weibliche oder männliche Substantivbildung gemeint war. Wie das
nun zu erklären ist, ob wir uns auf die Freiheiten berufen müssen,
welche die große Verschiedenheit der Formenlehre in den heutigen
libyschen Sprachen, zumal in den noch unbekannten Westdialekten
oder gar in deren Form vor 2000 Jahren erlaubt, oder ob wir hier
einfach barbarisches Halblibysch haben, nicht viel besser als die
oben besprochene, pseudogriechische Form K6N6<|>ITHC, das kann
ich noch nicht sagen. Ein ägyptisches Denominativ ^eneßt(y) ,Bäcker*
als die Grundform auch für jenes Wort ,Brot' anzunehmen, würde
für die Endung -it(y) ein weibliches Substantiv Tpaft voraussetzen,
das wir bisher im Ägyptischen nicht nachgewiesen haben. Das
könnte man freilich als eine bloße Analogiebildung ansehen, und so
könnte man auch die anderen Schwierigkeiten der Vokalisation, wenn
die Bildung aus dem. Ägyptischen zu erklären wäre, abschwächen.
Ich möchte aber nicht allzuviel wissen und mich lieber auf die Fest-
stellung der libyschen oder libysch sein wollenden Pluralbildung be-
schränken. Schon darin liegt eine sehr merkwürdige Tatsache, eine
Illustration der großen Bereitwilligkeit der ägyptischen Sprache aller
Perioden, fremde Wörter und Formen aufzunehmen. Ich stelle das
Kuriosum damit in die Reihe der verschiedenen altafrikanischen
Glossen, die ich in dieser Zeitschrift bisher gesammelt habe und
hoffe, mit der Zeit wird die genauere Erklärung der Sonderbarkeiten
gelingen.
W. Max Müller.
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der Universität Wien
Unveränderter Nachdruck der bei Alfred Holder
1913 in Wien erschienenen Ausgabe
Photomechanischer Nachdruck
© Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1978
ISBN 3-201-01058-8
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KUNDE DES MOEGENLANDES.
BEGRÜNDET VON
G. BÜHLER, J. KARABACEK, D. H. MÜLLER, F. MÜLLER, L. REINISCH.
HERAUSGEGEBEN UND REDIGIERT VON
M. BITTNER, H. JUNKER, J. v. KARABACEK, P. KRETSCHMER,
L. v. SCHROEDER,
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Inhalt des siebenundzwanzigsten Bandes.
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Artikel.
Seite
Zur Etymologie von iJb, von Rudolf Ruziöka 1
Mitteliranische Studien III, von Christian Bartholomae 19
Schrift und Sprache, von C. Nissen-Meter 26
Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur, von M. Winternitz 33
Einige das Mehri betreffende Bemerkungen zu Brockelmanns Grundriß II
(Syntax), von Maximilian Bittner 48
Zur Beurteilung der awestischen Vulgata, von H. Rbichelt 53
Über den Lautwert des hebräischen P, von Ed. König 66
Historisch-kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. von Dr. Sylvester
OCTAVIAN ISOPESCUL 141
Das Meroitische, von Hugo Schuchardt 163
Schrift und Sprache, von C. Nissen-Meyer (Fortsetzung) 184
Das einheitliche Thema des DTghanikäya, von R. Otto Franke 198
Zur Geschichte des Sämkhya, von Otto StrauB 257
Das einheitliche Thema des Dighanikäya, von R. Otto Franke (Schluß) . . 276
Die Notationen der vedischen Liedertexte, von Richard Simon 305
Mitteliranische Studien IV, von Christian Bartholomae 347
Zum Diwan des Abu* 1-Aswad ed Du'ali, von O. Rescher 375
Die Bedeutungen von Sanskrit nliu, von Th. Zachariae 398
Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Saliak, von A. Vardanian . . . . 415
Anzeigen.
Diedrich Westermann, The Shilluk People, their Language and Folklore, von
L. Reinisch 75
M. Winternitz, Geschichte der indischen Literatur, von Jarl Charpentier . 85
Nubisclie Übersetzung der Evangelien, von H. Schuchardt 97
Wilhelm Geiger, The Mahävamsa, von M. Winternitz 118
Harry Holma, Kleine Beiträge zum assyrischen Lexikon, von V. Christian . 122
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IV Inhalt.
Seite
Percy S. P. Handcoce, Mesopotamian Archaeology, ron V. Chbistian .... 124
Felbeh E., Die indische Musik der vedischen und der klassischen Zeit, von
J. Kirstä 217
Hjbrtsl J., The Paficatantra-Text of Pür^abhadra, von J. Kirstk 224
Richard Simon, Index V^rborum zu Leopold v. Sghboeders Kithakam-Ausgabe,
von M. Wikternitz 228
J. Charpentier, Kleine Beiträge zur indoiranischen Mythologie, von M. Wnv-
terhitz 229
Maximiliah Bittheb, Die heiligen Bücher der Jeziden oder Teufelsanbeter,
von Max Grühebt 442
F. Charles Jeav, Les Lettres de ^ammurapi k Sin-idinnam, von H. Torcztner 445
Hans Abel, Eine Erzählung im Dialekt von Ermenne (Nubien), von H, Schuchardt 456
Kleine Mitteilungen.
Ein Nachtrag zum arm. Suffix -»<-<£, von P. A, Vardakiaä 126
Zu X®H0 Ä ' s Präposition, von Adolf Grohmajnn 128
Zu äth. 1*fl7 fl * cdrium, vettibulum tentorii, von M. Bittner 129
Zu mehri rahmU ,Regen', von M. Bittneb 129
Armenisch 8 m *-"i und 4HV&, von M. Bitther " 130
Türkische Etymologien, von Friedrich v. Kraelitz 130
Zu osmanisch-türkisch do$l*, von Friedrich v. Kraelitz 133
Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1912 bei der Redaktion der WZKM
eingegangenen Druckschriften 135
Av. düraoia- : ai. durdfa-, von Jarl Charpentier 235
Entgegnung, von Diedrich Westermann 244
Zusatz, von L. Reinisch 254
B. Liebich, Verhüllung der jungen Ehefrau vor dem Schwiegervater . . . 474
Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1913 bei der Redaktion der WZKM
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eingegangenen Druckschriften 478
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Zur Etymologie von «L.
Von
Budolf BMiöka.
Der Stamm £l-> findet in den übrigen semitischen Sprachen
keinen ihm der Form und der Bedeutung nach entsprechenden. Mit
dem gemeinsemitischen bV ,schlingen, essen' hat er nichts zu tun;
dieser Stamm kommt von der Wurzel V, von welcher zahlreiche
Stämme mit der Bedeutung , schlingen, essen' abgeleitet sind und ist
durch Präfigierung von m, das, wie bekanntlich häufig in den
semitischen Sprachen, zu b geworden ist, entstanden; also bV =
m + V.
Aber auch im Arabischen steht £b ziemlich isoliert da. Wie
wir sehen werden, ist diese Isolierung durch den Umstand verursacht
worden, daß der erste Radikal dieses Stammes nicht ursprünglich
ist, sondern ebenfalls aus m entstanden ist, was das Heraustreten
von £k aus dem Kreise der verwandten Stämme zur Folge hatte.
Den Ausgangspunkt der Betrachtung bilden folgende Tatsachen.
Einen einzigen Berührungspunkt innerhalb der Stämme der
Wurzel bl findet £k im Stamme ^>, und zwar in der Bedeutung
lang, hoch, groß sein. Diese Bedeutung hat £k in $&\ lang, hoch,
die Freytag 1, 155 anführt; g&l Procerus, longus collis. Dieselbe
Bedeutung finden wir bei ^ in £\ Länge, Höhe, Größe] cf. L 3, 486,
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Wiener Zettschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVll. Bd.
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Z. 22: J$Wl ^UJt. Metaphorisch bedeutet dann £> i, v hochmütig,
stoZz «ein; *b, ^b, ^>< hochmütig, stolz, eigentlich ÄocA; ibid. Z. 18 sq.:
Original fronn
2 Rudolf Rü2iöka.
i^* cxrf. Zu der Bedeutungsentwickelung von hoch zu hochmütig,
stolz gibt es bekanntlich im Arabischen zahlreiche Analogien; vgl.
iU, ^1 etc.
Und dieser Stamm ^ ist es, der uns auf den Weg zu den
Stämmen der Wurzel ml weist. Denn neben ;Jb in der Bedeutung
hochmütig , stolz sein finden wir in derselben Bedeutung *U; cf. L4,
25, Z. 7: j^&^\ g^> Dieser Stamm hat sich bloß in der abgelei-
teten Bedeutung erhalten, für die ursprüngliche konkrete Bedeutung
hoch sein findet sich kein Beleg mehr. Weitere abgeleitete Bedeu-
tungen von £<• werden unten angeführt werden.
Nun finden wir innerhalb der Stämme der Wurzel ml zahl-
reiche Formen mit der Grundbedeutung lang sein, sowohl im räum-
lichen als auch im zeitlichen Sinne. Zuerst seien an dieser Stelle
diejenigen Stämme angeführt, deren Bedeutung sich auf die räum-
lichen Verhältnisse beschränkt.
Hieher gehört das lautlich dem Stamme £k am nächsten lie-
gende gi^: £^ lang, hoch] diese Form kommt in I£ämüs vor; cf.
bei Fäbytag 4, 208 : jii* Procerus, longus . Kam. ; also bedeutet gi~«
genau dasselbe wie £&V Ferner &±* hohes Gebirge; L 10, 220, Z. 1:
4JUjo i^ajt £$L*2. Von langem, sich lang hinziehendemWege ibid. 219,
Z. 21 sq.: j^\ Jk-i ^wX^ *) ^JJ\ JfeA 1 * £^^> Also bedeutet 5^
q
sowohl hoch als auch lang.
Der Stamm mV kommt bloß im Arabischen und Äthiopischen
(s. unten) vor; es liegt also die Vermutung nahe, daß er sich erst
im Südsemitischen als eine Verstärkung des ursemitischen Stammes
mV in dessen Grundbedeutung lang, hoch sein entwickelt hat. Der
Stamm mV ist die Voraussetzung des ausschließlich arabischen gi->,
das sich über &* aus ihm entwickelt hat. Aus der vorausgesetzten
CT
Nebenform zu 5^ ml(i hat sich ebenfalls bloß im Arabischen £<• und
daraus J^ entwickelt. Also stellt sich das Verhältniss dieser Stämme
im durch unten angeführte Tatsachen näher zu begründenden Schema
wie folgt dar:
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Zur Etymologie von £b.
mV
mV
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Wie gesagt, liegt der Begriff Zan/7, hoch sein auch dem gemein-
semitischen Stamme mV zugrunde und diese Grundbedeutung hat
sich noch im späteren Entwicklungsstadium des Stammes erhalten.
So finden wir im Bh. bei Angaben von Längenmaßen: ^zrin tfbö eine
Schnurlänge 2 S. 8, 2, nj^rj K^Jp eine Meßrute lang Ez. 41, 8, 1nölp *6>?
so lang er war 1 S. 28, 20. Ebenso im Syrischen \h±o\ tfLo +*]
in cubitus longitudinem (Thes. 2119), )iä\ Jlio gwod mensurae unius
spithamae aequat (ibid.). Im Aram. N;bö Erhöhung, Krp^ö, KH^ö, Kn^Stta
Wall. Im Assyr. waZu 11 1 ,auffüllen, aufwerfen, eine Terrasse, einen
Hochweg' u, dgl. (AHWB 409 b), in 11 1 ^auffüllen lassen, aufführen
lassen, eine Terrasse, durch Aufschüttung der Erde, Auftürmung von
Quadern' usw. (ibid. 410 b), mulü , Auffüllung, Erdaufwurf, Terrasse,
künstliche Erhöhung' u. dgl., tamlü , Auffüllung, Aufwurf, spez. Ter-
rasse' (ibid. 411 b).
Derselbe Begriff liegt auch diesem Stamme in der Bedeutung
den Bogen spannen, eigentlich in die Länge ziehen zugrunde, die im
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Arabischen, Hebräischen, Syrischen und Assyrischen vorkommt und
also mit gutem Recht als recht altertumlich, ja ursemitisch bezeich-
net werden darf. Die gewöhnliche Erklärung, dieser Bedeutung liege
der Begriff den Bogen mit dem Pfeile füllen zugrunde, ist nicht
wahrscheinlich. Erstens wird doch der Bogen mit dem Pfeil nicht
gefüllt; diese Vorstellung ist ganz unmöglich. Zweitens haben wir
direkte Zeugnisse dafür, daß unter dieser Bedeutung nicht das Füllen
des Bogens y sondern dessen in die Länge ziehen verstanden wurde.
So führt Thesaurus folgende Stelle an: ouaJLoä \h inS oumZ^o arcum
plene intendit (Thes. 2126), das nur er zog den Bogen seiner ganzen
Länge nach y nicht aber seiner Fülle nach bedeuten kann. Die ara-
bische Definition der Redensart lautet: n^\$ iA*£~i)\ jj^i a^oyf ^ iU
Original fronn
4 Rudolf Rü2iöka.
c> O VJi W Jl*i ^>*^ W £>Ul 0>jJi> li\ ^yüt ^i £^U\ Oiul,
^j.^Ü\ ^y jj 7 i\ IM <^y> (L 1, 153, Z. 17 sq.). Also finden wir hier aus-
drücklich £j^Jl O v -Ul, was nichts anderes bedeuten kann, als in die
Länge ziehen = £j^\ O>o-i. ^ bei ^Ut entspricht demjenigen von
^ JL« c?a$ Leben in die Länge ziehen, verlängern und ist nur eine
Art Verstärkung von Äj-xa^JI -b in Verbindungen wie *> s^^- etc.
So finden wir in Sach. 9, 13: on»* 'HK^ö ntfß aZ* £ojf6n spanne ich
Ephraim. Im Syrischen )b-L& ai^o arcum impleverunt sagitta (Thes.
2118), richtig arcum intenderunt ; IH^o )A *nN oi^io (ibid.) er spannte
den Bogen samt dem Pfeile, durch das Auflegen des Pfeiles, nicht
er füllte den Bogen mit dem Pfeile. Absolut llio intendit arcum,
}Issn? \h^o arcus tensus (ibid.). Über £|Lo cf. oben. Im Hebräischen
und Syrischen finden wir auch die Konstruktion ritt*;« 1T k-?ö (2 K. 9,
24), ]hknn m^] |Lo (Thes. 2118) er zog, spannte die Hand samt dem
Bogen. Im Assyrischen kasäti ulta-ma-la, d. i. uHamallä ,die Bogen
wurden gespannt* (nicht , gefüllt' AHWB 410 b), ka-d$-tum ma-li-tum
gespannter Bogen* (nicht ,gefUllter' ibid. 411 a). Im Arabischen NU
ii, iv den Bogen spannen (cf. oben).
Aus derselben Grundbedeutung lang machen, verlängern hat
sich andererseits im Arabischen bei zwei anderen Stämmen der
Wurzel ml die Bedeutung nachlassen entwickelt Es ist iU iv die
Zügel etc. nachlassen mit Akk. oder «^i gerade so wie iU n, iv span-
nen. Cf. L 20, 160, Z. 4: <^i &*$} lt^ **£^ o* r^i^ c^J un d
ibid. Z. 9 sq.:
j^sjU\ L^J J^U v ^$1. Dieselbe Bedeutung hat sich bei &> entwickelt:
£i> ii mit ausgestrecktem Arm dem Pferde die Zügel schießen lassen]
L 10, 301, Z. 23: Aj^ i Joj**) **>;* ^^ *^. *" W u"jW\ £k>
Wie aus den angeführten Belegen ersichtlich ist, bedeuten die
Stämme nicht nur lang sein, sondern auch kausativ lang machen,
nicht nur hoch sein, sondern auch hoch machen, erhöhen, und zwar
sowohl in der Grundform als auch in den abgeleiteten (Pi., Pa., im
Arab. n und iv F. etc.) Formen. Das Objekt kann nun nicht nur
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Original fronn
Zur Etymologie von £b. 5
ein konkreter Gegenstand, sondern auch eine Handlung sein, selbst
solche, die sich bloß aus der Situation ergibt, in der Sprache aber
keinen Ausdruck findet. Wenn wir also im Hebräischen xbb Pi. mit
nO* in der Bedeutung hinter jemandem weithin gehen, jemandem
(Gott) weithin folgen (Nu, 14, 24: nntfx^i; ebenso 32, 11, 12, Dt.
1, 36, 1 K. 11, 6) finden, so ist hier aus der Situation als Objekt
der allgemeine Begriff des Bewegens, des Gehens zu ergänzen ; wört-
lich also heißt es die Bewegung, das Gehen lang, weit machen. So
ist die Grundbedeutung lang, hoch sein, eine ursprünglich den Gegen-
ständen inhaftierende Eigenschaft, auf die Bewegung übertragen wor-
den. Auf diese Weise ist aus lang sein die Bedeutung weithin gehen,
sich entfernen, aus hoch sein die Bedeutung steigen, wachsen ent-
standen.
So finden wir im Assyrischen kSo in der Bedeutung weithin
gehen, sich entfernen; cf. AHWB 409 a: ,. . . die Könige und Statt-
halter, die ihr Amt (pifrittu) im Stich gelassen hatten und im-lu-u
sera in die Wüste gelaufen waren/ Im Arabischen und Äthiopischen
finden wir in dieser Bedeutung den aus mV verstärkten Stamm mV:
arab. gl* sich entfernen, tief ins Land eindringen* L 10, 218, Z. 1
unten bis 219, Z. 1: J>j^\ ^ *^-AajJ\ gUJt^. Ath. *fl>A0 propere
transire, cursum tendere, procedere, pergere; Jt0»A0? h9°fiiO cursum
ulterius tendere, porro ire, protenus proficisci (Dillm. 154). Aus
der vorausgesetzten Nebenform mlh hat sich im Arabischen ent-
wickelt mit derselben Bedeutung ^ sich entfernen, tief ins Land
eindringen; L 4, 25, Z. 8: *~**> Jp^ ^ JL*^, Z. 10 sq.: f>£Jl ^JU^
j>yt\ J> l^x*/» \>\ £»1U> HU
Beispiele auf die Bedeutungsentwicklung hoch sein — steigen,
wachsen: Bh. kSö mit bv wachsen, steigen, von einem aus seinen Ufern
tretenden Fluß; Jos. 3, 15: vrtirbz m hv *6ö |T]531; Pi. mit derselben
Bedeutung und Konstruktion; 1 Ch. 12, 15: vnnrbs-by K^öp rn, Assyr.
mllu ,Hochwasser, Flut' (AHWB 411a). Über £X> groß toachsen cf.
unten.
Bei metaphorischer Anwendung der Stämme mit dieser Bedeu-
tung bei Sachbegriffen entstellt die Bedeutung sich hinziehen, sich
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TD
6 Rudolf Rü2iÖka.
hinstrecken. So finden wir im Neuhebräischen oyp itbto soweit der
Blick reicht, eigentlich das sich Hinstrecken der Sehkraft der Augen.
Genau dasselbe bedeutet im Arabischen eine Ableitung des ver-
stärkten Stammes 5U: j^U Gesichtsweite] L 10, 220, Z. 3: g^JU J15
ib^x**-^ Jo^^^>aJ\ j^o; cf. auch oben 5^». Ferner von der durch
ein i erweiterten Wurzel ml J^y Längenerstreckung des Gesichts-
M
Bereichs, Längenmaß) L 14, 161, Z. 20 sqq.: jj£ J*/*M ^ J-^^j
Die Bedeutung sich weithin ziehen, erstrecken legt eine Er-
gänzung des Verbalbegriffs nahe, nämlich die Bestimmung des Raumes,
über welchen oder durch welchen sich das Subjekt erstreckt der
Länge oder der Höhe und schließlich mit naheliegender Erweiterung
des Begriffes allen Dimensionen nach. Auf diese Weise hat sich aus
der Bedeutung sich hinstrecken die Bedeutug füllen entwickelt, die
bei dem Stamme mV ursemitisch ist. Der Begriff sich hinstrecken,
sich ausdehnen liegt den arabischen Formen ^U weite Gegend, Wüste,
eigentlich die Ausdehnung, ferner vom verstärkten Stamme 5^:
£%*, gU-i und vom Stamme mlu: iU, *iu, die alle J=>y^ er* g**^*Jl,
Jo^\ ^y £**o\ U bedeuten, zugrunde. Cf. auch das neuhebräische
^hn Raum, eigentlich wieder Ausdehnung, Wenn wir also 1 K. 8,10
lesen: flirr rr^-n« k*?ö jjyrn, so ist die ursprüngliche Bedeutung etwa
folgenderweise zu fassen: Die Wolke erstreckte sich über das Gottes-
haus. Die Ergänzung des Verbalbegriffs, d. h. die Bestimmung des
Raumes, über welchen das Erstrecken sich vollzieht, der gefüllt
wird, wird durch den allgemeinen adverbiellen Kasus, den Akkusativ,
ausgedrückt. In weiterer Entwicklung des Stammes in dieser Be-
deutung heißt dann passivisch -intransitiv xbü, malü, ^i-?, <t»AÄ
voll sein.
Eine andere bei den Verben mit der Bedeutung weithin gehen,
sich weithin erstrecken naheliegende Ergänzung ist die Bestimmung
des Endpunktes, der Grenze des Hingehens und des Sich-Erstreckens,
die gewöhnlich und ursprünglich wieder durch einen Akkusativ aus-
gedrückt wird. Von dem Begriffe dieses Endpunktes aus erhalten
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dann diese Stämme die Bedeutung 6t* zti diesem Endpunkte hin-
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Original fronn
Zur Etymologie von *b. 7
gehen, sich bis zu ihm hinziehen, zu ihm gelangen, ihn erreichen,
transitiv gelangen lassen, bringen, zu Ende bringen, vollbringen.
Auch diese Bedeutung ist bei dem Stamme mV ursemitisch.
So finden wir im Bh. k*?ö Pi. die Worte eines andern zu Ende
bringen, ergänzen und bestätigen, verwirklichen; 1 K. 1, 14: TtK^o
^nyrnK, 1 K. 2, 27: njn; "9T n, J *W?; jemandem etwas bringen, geben:
1 S. 18, 27: ^bnb (z. L. ofc 4 ?^]) dh6öji Brrfl^rnjt ttj K3 T \i; eine /tote
erfüllen; Ps. 20, 6: T^W"^? n F' K ^5 * u Ende führen, ausführen;
1 K. 8, 15: K^öiT?; cf. auch Jer. 44, 25. Auch die natürlichste Er-
klärung der Redensart Esth. 7, 5: |? nlfepb lab *ikSo er naAm sich vor,
wagte, so zu handeln ist: Sein Herz brachte ihn so weit, dazu, um. . . .
Intransitiv mit ab als Subjekt Coh. 8, 11: JH nto^ on| o-wrj» a*? K^ö;
die Konstruktion entspricht dem arab. ** *^. Im Syrischen bedeutet
|Lo zu Ende bringen; Thes. 2117 sq.: IsqjmoasI? oi V-iN a, 20^V^ ^1 * ^* ,*
quum episcopi salutätionem finivimus. Ethpe. absolutus, ad finem
perductus est; l^* lo<n fho&io p? ^oi Vj^io diu rd {ti] rtXyQOvo&ai %ö
eqyov (Thes. 2121). Pa. perfecit; |ZoLa^o siiaio ad finem perduxit
convivium (ibid.). Schaf. ^YtA> perfecit, consummavit o-iiLia^o o T i^,
Gen. xviix. 21; V*r^° '^ fs>^vii, p) Dominum omnino oboedivi Josh.
xiv. 8. complevit, perfecit, finivit. omnes versus in iisdem literis
^jNyiaV» desinunt, finem habent. jlm^J perficiat id quod praecepi-
mus; eandem poenam ac bigami v j Sv^ a 1 perficient, ferent (Thes. 2122)..
>i^<ni, finivit itinerationem (ibid.). perfecit, servavit promissum BH
Chr. 356 (ibid.) Bh. *6ö adverbiell vollständig; Nah. 1, 10: *b$ «fc;«^-
Ahnlich im Syrischen adverbielle Formen Thes. 2127: 2^\m^o plene,
penitus, perfecte; ibid. 2129: ft^jlYuV) plane, perfecte; a ^ i Nvusn
plane, perfecte, integre, 2^^^v>^ald perfecte. Ath. //»AJt compleri,
completum vel ad finem perductum esse y de negotiis, '|*0i>AÄ c0 ™-
pleri, ad finem perduci.
Hieher gehört auch die im Assyrischen, Hebräischen und Syri-
schen vorkommende, also wieder recht altertümliche Redensart: die
Hand jemandes zu etwas, einer Person oder einer Sache (durch Akk.
ausgedrückt) gelangen lassen, es jemandem in die Hand geben, an-
vertrauen, ausliefern, übergeben, überantworten. Man vergleiche zuerst
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8 Rudolf Rüäiöka.
die in AHWB 409 b angeführten Beispiele: } ana £ä«, gewöhnlich
kätü (= ana Tfät) mullü die Hand jemandes mit etwas füllen, d. h.
jemanden mit etwas belehnen, jemandem eine Person oder Sache
übergeben, überantworten ] l?a-at na-kiri-Su li-ma-al-lu-Su
seinem Feind möge er ihn überantworten, -a-na . . . . la magi-re-Su
ana SÜ s -Su mul-li-e damit ihm überantwortet würden die ihm nicht
Willfährigen. — Nabonid (Akk.) u-ma-al-la-a Jpa-tu-uSSu überant-
wortete er (Marduk) ihm (dem Cyrus). — Rammanirari Sa ASur
malküt lä Sanän u-mal-lu-üju Ipa-tuS-Su/ü den Asur mit einer Herr-
schaft ohnegleichen belehnt hat. — Das zahlreiche Volk, Sd Marduk
bi-ela umaallu-u ga-tu-ü-a das zu beherrschen Marduk mir über-
tragen. — Nabü-bal-iddina, Sa ... . Marduk hatfa iSarta reut niSe
apeH u-mal4u-ü JcatuS-$u.' Wie aus diesen Beispielen ersichtlich
ist, handelt es sich um Personen, ja sogar um zahlreiches Volk.
Es ist unmöglich, anzunehmen, daß die ursprüngliche Bedeu-
tung die Hand jemandes mit einem zahlreichen Volke oder mit einer
Per son füllen gewesen wäre; dagegen in dem von mir oben hervor-
gehobenen Zusammenhange erklärt sich die Redensart ganz natür-
lich. Dieselbe Grundbedeutung hat die syrische Redensart i ^vt 4,
IZoJöiä^ ^ooua^I (Thes. 2122) sie vertrauten ihnen das Priesteramt
' * 7
an* y absolut |1^ cum r* consecravit, inauguravit (Thes. 2118); Schaf.
+ ^Nvn, consecravit (Thes. 2122), Part, ^cio,!) pvnv> consecratus
(ibid.). Im Hebräischen ^'^K K^ö nur absolut jemandem das Priester-
amt übergeben Ex. 28, 41, 20, 9, Ri. 17, 5, 12, 1 K. 13, 13 etc., davon
D^a Einsetzung des Priesters Lv. 8, 33 etc.
Durch dieselbe Grundbedeutung wird auch die hebräisch-syri-
sche Redensart erklärt: b 1T k{?£ gegen jemand freigebig sein, eigent-
lich seine Hand zu jemandem gelangen lassen) 1 Ch. 29, 5: mk^öS
nin£ o1»n 1t, 2 Ch. 29, 31: nirrb ori; onK>D njp. Syrisch v oo^£*l oLio
\lj&± (Thes. 2118).
Wie wir sehen, ist diese Bedeutung des Stammes mV ,zu einem
Endpunkte gelangen' gemeinsemitisch und, wie man wohl mit Recht
sagen kann, ursemitisch. Um so mehr muß es auffallen, daß, bis
auf spärliche Überreste, diese Bedeutung beim arabischen ^U nicht
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Zur Etymologie von £b. 9
vorkommt. Hieher ist nur zu stellen ^U in einer Handlung bis zur
Grenze gehen, sich angestrengt mit ihr beschäftigen, sie vollständig
ausführen] Freytag 4, 202: iUj J-*ä. Accurate fecit. Jac. Schult.;
in der v. Form ibid. 203: d^J\ ^kiJl ^Uj Intentissimis in eum oculis
vidit. Jac. Schult.] davon m <^*] ibid.: ^^J^ Omnia, quae in religione
praestanda sunt, praestans, nee moram nectens. Kam. Im transitiven
Sinne jemanden zu einer Sache gelangen lassen, ihm dazu verhelfen,
helfen, beistehen \U i, m mit Akk. der Person und «^i* der Sache;
L 1, 154, Z. 9 sq.: *^ «^ jÄ\ <J* *iU ^^; Z. 11: aÄU jS,
^jüüUo^ du!© joj^U* &U* j^\ ^^
Der Grund dieser auffallenden Erscheinung liegt darin, daß
iU in dieser Bedeutung im Arabischen von dem verwandten Stamme
£b verdrängt worden ist. £^ hat nicht nur iU, sondern auch alle
übrigen verwandten Stämme fast gänzlich aus dieser Bedeutung
herausgedrängt. Wie die erhaltenen Überreste dieser Bedeutung
beim Stamme *U und Q« zeigen, hat sie sich schon vor dem Über-
gänge des m in b entwickelt. So bedeutet *U auch sich einer Sache
vollständig hingeben, sich angestrengt mit ihr beschäftigen] L 4, 25,
Z. 14 sq.: i ^ Ui JJ, ^i fa «£* J & J^ ^ >*>
y&t.5 ^i >~>jZ> l*U JJ»UM. Die Bedeutung weit, bis zur äußersten
Grenze gehen hat sich also auch bei diesem Stamme auf die intensive
Beschäftigung mit einer Sache beschränkt.
Ebenso verhält es sich mit dem Stamme 5^. Daß die intensive
Beschäftigung mit einer Sache und die Intensivität im allgemeinen
die ursprüngliche Bedeutung dieses Stammes ist, dies beweist der
Umstand, daß 5U eine einer Person im höchsten Grade inhaftierende
Eigenschaft im allgemeinen bedeutet, nicht nur <5*-l, sondern auch
jJalä (cf. auch unten jJb beredt sein)] cf. L 10, 335, Z. 2 u. sq.:
JJSj .^t^uUb ^5üü ^JJt j^l\ J^ >UJ\ J^ jL^l^b glj\
J^S U Vj JIS L« <JU* ^ ^wx)\ ; dies beweist ferner der Umstand, daß
gU und dessen Nebenform 5^ als eine Verstärkung von JJ^.1, als
ein fcUl"!, angewandt wird; L 10, 336, Z. 4 sq.: l^j gU^> 5U JUbj
J^"j> t^ iki *** e* *& u C^ j* ***• l^ ^ ^ l cM ^f ^
UUi'l ^j> \Ji :yb <Ot. Die Etymologie *£*> 5* ^^ U ^Jb ist aller-
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10 Rudolf Rö2iöka.
dings nicht richtig; cf. auch ibid. 302, Z. 11 sq.: ,3* gi^ £XS J^\^
JU £Jb \^lUi lytjJiij J^A.\ i gib J*# 3 *^ U jUj ^31^ ^ ^a.
Durch seine häufige Anwendung zur Verstärkung des Begriffes J^.
hat der Stamm &<* auch in selbständiger Existenz die Bedeutung
äußerst dumm sein erhalten; ^^i heißt dann äußerste Dummheit ;
cf. at-Täg s. v. gb: J*.\>1 £io \ ^ J^ j^i-l ^ XA^Ul i*U)\
vX^j U <*J3l^. £*. Sonst heißt gU i pass., v sehr dumm reden] L 10,
335, Z. 1 u.: «J^ £Uj^ <*^ cy &*y, f^f, &\ dumm (Rede)] ibid.
Z. 1 U., 336, Z. 10: ItfiM ^j» e^.^ fcUHj A*Sj4L^i&\ 3 gL f vj5^;
£JU nichtswürdig; Freytag 4, 208: Zforno nequam. Kam.; Q* in derft
mit jemand scherzen] ibid.: £)L« Jocatus fuit obscoenis verbis c. a.
p. e* v_> r. Kam.] vi ncA über jemand lustig machen] ibid.: Irrisit
c. ^ p. J5iam.
Dies sind, wie gesagt, spärliche Überreste einer Bedeutung,
die sonst der aus g*-* über ^ sich entwickelte Stamm £k vollends
in Anspruch genommen hat und der, wie wir sehen werden, ein
Vertreter seines Vorfahren, des gemeinsemitischen Stammes mV, in
dieser Bedeutung im Arabischen ist.
Die Bedeutung zu einem Endpunkte gelangen, ihn erreichen
ist bekanntlich die Hauptbedeutung des Stammes gk. So von einer
Sache L 10, 301, Z. 7 sq.: v+S\ 3 J^^ li*i, UjiS jLj - W AJ\ 5b ;
von einer Person, auch wenn der Endpunkt ein abstraktes Ereignis
ist; ibid. 302, Z. 3 sq.: cui^lÄ 131 ^i^ <LJt cuU> 3 U^JlS l*Jl vi^j
<Co,U ^l ^rc-^* c*^t ^^ l^^ **>* <*^^ <*^. Im späteren Arabisch
heißt gJL; ebenso wie g&\ der äußerste, der letzte] cf. Dozy 1, 113:
gib ^ols cAose finale, Ale. (final cosa). gib j*?&\ pour conclure,
Ale. (en conclusion)] ibid.: £>U gb\ Ze dernier degre, Bc. Von einer
Wunde £J^, Ssf* tiefgehend, tief] ibid.: gib c ^ blessure profonde,
Bc; ibid.: g^U gfrave, profond (blessure), 1001 N. 1, 82, 4; l*^
grievement, mortellement, Bc. Weitere nominelle Ableitungen: £>>
das, was man zu bringen hat, was gelangt] L 10, 301, Z. 11 sq.:
^J^j> U £^Jt j <^$lkj\ '«^iJt ^1 J^y^.^ <M S^ä- Ä 5^ vollendet,
geschehen] ibid. 302, Z. 9 — 11: jüj gb V gi-^ gli \l gi-i (r ^U\ JUt^
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Zur Etymologie von £b. 11
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aÖ5ii^ ^ <*ajoJj £Lo ^-^U J^b v^* J thi ^3 *i fr*~*4 <3* \&~
1-üLo ^ ^a- ^ ^ö ^l gXS ^ gi^>. gi^-i, ^AlJLi äußerstes Ziel, Endpunkt,
wohin etwas gelangt] ibid. 301, Z. 10: ^XiiXi^ ^^li glXi £bj ; auch
metaphorisch 1*1-*-« «>yLl ^ £b jjJj (cf. noch unten), crs*^ Ende,
Vollendung; ibid. 302, Z. 20 sq.: ^Ul Jäj -^J\ y^S^ cr^4^ ^ fc^j
In der n. und iv. Form bedeutet dann £b eiu?a* an einen ge-
langen lassen, bringen; ibrd. 301, Z. 8: ^^ **-^ ^^>1 y* **k^;
besonders Nachricht bringen, zukommen lassen; als nomen verbale
fungiert tM Nachricht; ibid. Z. 15 sqq.: £>b^ tV*9 ^^^ ^-^^
*JW O* ^ o'l ^ Lrf^ ^ * J <^L* ;J , *Ill ^ Uvb *l JyJüdl ^
CUaL^ £>J\ *^ (>~*^3 fe 1 ^ *i&SS 3 J^>* 6^ l 5 *t CUJL-iji U
£*bJÜl f UU f yb (r c*»l U\U f yü\ c^*b JUb v^j^-xJl äJU^M. Im späteren
Arabisch Dozy 1, 113: £b n faire parvenir ä sa destination, trans-
mettre des traditions, repeter les paroles de Vimäm. j<*))\ <*-$Äb vi-
firer, faire un rapport, Bc. — L^» pS\±.\ gb dinoncer, faire con-
nattre ä Vautorite, Bc. Plur. OU^S bedeutet Gerede, &*&> Verläum-
der; L 10, 302, Z. 18—20: f CU\ U^\ c ^U)t 3 - - - ObLi^ilS OU\UJ\^
Jqä^ c^J^ <**^ lA^ C^. l5^ o*Mj tV c^5 ^ l * N -^ bedeutet
auch Nachrichten; Dozy 1, 113: Oli v -b des nouvelles, Cont. 44 r°:
*yU* OUNb ^ ^UM y>\S\ 3 Aj}J\ ^Ab; cf. auch at-lag s. v. £b:
In der in. Form bedeutet £b in konativer Bedeutung das
Äußerste zu erreichen suchen, die höchsten Anstrengungen machen,
vollen Eifer auf etwas verwenden; L 10, 301, Z. 21: £*JU* jIUj £lb
j<& kJ ±+^ v * u ^; ibid. 302, Z. 13 sq.: yti\ ^J gJUi' l £*JUJl 3
^vx^a.; 303, Z. 2 sq.: ^ ^^jb <J \ 3>\ ^^t «^i x Ji £)b. Im späteren
Arabisch hat auch die i. Form diese Bedeutung; cf. Dozy 1,113:
£b i (ellipse de <*-^) faire tous ses efforts pour, ^i, Bidp. 239, 9:
Ä^yül ^i ^ gb^. Die in. Form bedeutet im späteren Arabisch
übertreiben; cf. Dozy 1. c: gb m exagerer, Bc; '^j-^l ui-o^ ^i gib
charger, representer avec exageration, Bc. ; dans le meme sens gib
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12 Rudolf Rü4i6ka.
^*il wX^ ^ ^^äj *-~äo \^)IS i^z*.. — cr^^ £*^ payer un prix ex-
cessif, Haiyän-Bassdm dcuis mes Notices 181 n., 1. 5 a,/; ^ J^ yt^
OU-Jü\ AjJi* ^ ^jö^b o*-^ £^7 a / n jw'on ne *ot< pas tente de
lire v<+^\ cy £^> fobserverai que le man. B na pas ^*, et que le
Voc. (v° excedere) donne aussi la constr. avec V accus. — Ibid. 114: ^^
exagire (qui exaghre); — amplißcateur; declamateur qui exagere; —
recherche (opposä ä naturel), Bc. — ^i)U* heißt als grammatischer Ter-
minus Hyperbole; cf. Frbytag 1, 155: i*A)U* (apud Grammaticos)
Intentio signißcationis, Hyperbola.
In der vi. Form macht sich noch die ursprüngliche räumliche
Bedeutung fühlbar; sie bedeutet tief eindringen (cf. oben gJb, £Jl>
von der Wunde), wirksam sein, vom Gerben; L 10, 302, Z. 4 sq.:
Die v. Form bedeutet ein Ziel mit höchster Anstrengung zu er-
reichen suchen, nicht nachgeben, bis etwas erreicht wird mit <*_*; L lO,
301, Z. 10: *>\j« ^\ J^>^ ^Ij th^^i metaphorisch bei einer Krank-
heit als Subjekt einen heftig befallen; ibid. 302, Z. 20: ^ ** C^**
jJL&t. Ahnlich bedeutet die i. Form im Passiv von Lästigem be-
troffen werden; ibid. Z. 14—16: }^\ JIS S^L ^\ a )M £l> JULr,
L^JJUU^ ^*>»5 W^^f*** l*A*»**.l ^ Uo^jsr* ^l. Davon in der iv. Form
Böses zufügen; cf. al-Asäs s. v. £^>: ^s^ <*o £i> U 4o <jul*i <*^J\ c^ib\
^J-J\ «jj^CJl^. Dazu gehört die nominelle Form: crt*^. Unglück,
Gefahr; L 10, 302, Z. 21—303, Z. 2: * dojll i^ jUa\jJI l y*sO gJ
jJJ J-*A-l f>i OJ^ crZ** f%^J\ <^Jl* ^yi* ^^>U^J\ /^^ C-JUJ 4uioU
^>\ Jüi^ gi-^ J* \**<* CUäJu «Uot-^ J-i-o yt^ ^JJl pXi £* l^^o^ «LJ\ ^w-Xj
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Genau so wie beim deutschen hinreichen, langen, auslangen
c
hat sich beim syrischen \Lo und parallel beim arabischen £b die Be-
Original fronn
Zur Etymologie von £k. 13
deutung genügen entwickelt. So bedeutet im Syrischen Jlio sufficit,
potis est (Thes. 2118); ebenso in Pa. ; cf. Thes. 2121: mulieres
^ooui* >iXv> p non suffecerunt eis, ttt quisque uxorem haberet, Jud.
7 P 0*0X4» #
xxi. 14; IaNyiV) Po p4-o |&*&.alo stamen . • . non sufficit, Jes. xxvm. 20;
ibid.: JUßJ iKrtoirjasi, sufficiet, 3 Reg. xxi (xx). 10; 2121 sq. : oi^i
0-0 "H %» O
l* Sv>v> Vt 50 ? -Dß* manus sufficiet, lxx i&Qxiaei) 2127: ouinJoa >*Ny>
quantum eins necessitatibus sufficiat, Ephr. i. 471 A. IP^o heißt dann
dt6 genügende Summe, pecunia plena (Thes. 2126), )$*ld, ijo^ ,
foai*io, ]]©a^io copxa, summa, matena, summa pecunxae, summa lu-
cri e mercatura facti (ibid.). — Und genau dieselbe Bedeutungsent-
wickelung hat beim arabischen £b stattgefunden. So bedeutet £>j,
üb, £J-o was einem zum Leben genügt, Genüge, genug) £*-> v sich
begnügen) L 10, 301, Z. 12—14: >^Jt Jy> ^U^ doUSÜl fcifJlj
üotiS ^i ^Ll, üJb, ^ U* i aJ JyuV,; ibid. 303, Z. 3 sq.: *J&\ 3
Im späteren Arabisch gb 1 genügen) Dozy 1, 113: £b i (j4üm par
ellipse), en parlant de choses, etre en assez grande quantite pour etre
sujettes ä Vimpöt, Ol. Maw. Das spätere g^-* heißt Summe, Geld-
summe) cf. at-Täg s. v. g^: ^ÖÜjJ\ 5 ^t^jJl * jJUll ^-*iU5 g&^Jl
*jJ»«; Dozy 1, 113: jl^ action (somme, effet de commerce), Bc.
In weiterer Bedeutungsentwickelung dienen diese Stämme zum
Ausdrucke der Erreichung eines hohen oder höchsten Grades einer
Eigenschaft, bezw. zur Bezeichnung dieser Eigenschaft selbst. Diese
Bedeutungsentwickelung finden wir beim gemeinsemitischen Stamme
mV. So heißt es im Bh. vom starken Winde nba m~\ Jer. 4, 12; von
starker Stimme K^o TjqtfWjij Jer. 12, 6; *6ö Pi. mit starker Stimme
rufen: wbti «pr Jer. 4, 5. Ebenso im Assyrischen malü von lauter
Stimme (AHWB 411a). Von einer Person bb. K^?ö reich, besitzend)
Ru. 1, 21: toSh rnjbö <j*. Nh. nnSp, hk^ö Vollkommenheit Die Be-
deutung *tar&, mächtig sein ist auch anzunehmen für die abgekürzten
theophoren Eigennamen K^b? 2 Ch. 18, 7 sq. und rVj>£: 1 K. 22, 8 sq.
Name des Vaters des älteren Propheten Micha. — Dem hebräischen
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Original fronn
14 Rudolf Rü2iCka.
Kbö entspricht das syrische P^o in P-*-* (ho ^uoc2 tnre* implet, {L** j lvio
<o<i* viribus (Thes. 2119). Part. pass. Schaf. >« N<n A V> bedeutet yer-
fectus, completus, adultus, liX<naV> I^ä^, ]* \in ) iS?iiV) V*-*! *c. wri
xxv annos nati } fo*Svuv> I^oä aeta* adulta (Thes. 2123); i^Lai^
)fs»NY)iSn reconciliatio perfecta et sincera (ibid.); vi^iofc*4,) perfectus
est, ad plenam maturitatem pervenit, \Lzu Pv>?\ * sn y« ^1, i?/f Cand.
35 r (ibid. 2124). — Im Assyrischen bedeutet mulütu ,Macht, Herr-
schaft' (AHWB 412 a); cf. auch 410 b: ,Der Personenname B$l-man-
nu-ma-la-ak bedeutet wohl: o Bei, wer ist alles, was du bist? d. h.
wer beschließt in sich deine Fülle, wer kommt dir gleich V — Im
Arabischen heißt **-* reich und mächtig sein, **^U das Reichsein,
Reichtum^ - i* reich, mächtig, iU Macht, Adel, Mächtige, Adelige
\y.A» «L^lt (L 1, 153, Z. I u.); cf. auch das Komparativ iul = vi*!-^
ibid. Z. 2/1 u.: viXU\ ^J\ ^ S U\ ^\ \j*> 3 . — Äthiopisch aofiiti per-
fectum esse, ad maturitatem pervenisse ftifi* t 0*>£\}\ : Afl^^lJP^ 10 ' 5
9°fch completus, integer h\\ : fi^AM' *<D^Ä , jF c,; |** A"fl (Dillm. 149).
fl 9°AÄ» A*flhfl>* plenitudine vel integritate cordis i. e. toto vel in-
tegro corde (ibid. 150).
Beinahe identisch ist wieder die Bedeutungsentwickelung bei
gl->. Es bedeutet groß wachsen, die Reife erreichen* L 10, 302, Z. 4:
L j+ZJ>\ C^Jt gbj, Z. 5: UjJ» ^\j>\ a ^jS\J^\ ^ U^ £iiUJ\ C^Ab^;
die männliche Reife erlangen, volljährig, mündig werden, g)U, £>Li*
mündig, mannbar; L 10, 301 , Z. 23—302, Z. 3: <*otf <JLXaJ f NJAll gb_j
J 5 ^al\ gb u^oj^)l ^j^ CUib v*5Ü^ UuJLSUJ\^ Jod* v_jU5Ü\ CUS^ gb
^Jb gib do,U* C 15U3\ v_jU* ^i L5Ä iUi)\ JIS 5 U3b U*, iSyl \>\ i^U-lj
C5Ä iUJ\ 3 ^^aj^ JIS 4J* g^l ^ ^XXJ\ wW ^ Jsr*j^ l ^ \±&& *Ia
\JJÜb 3 gib do ; U* >Jyb v_^\ 'U^* CXit^o^ JIS ÄaDt ^i £*r- ^ai
tki. ^ <J Ülb i^U. JilS JIS ^ JIS J^U dul-, J-&U iL.» ^yi
J*^Jt <ü\); at-Tag s. v. gb: i^ >+* **^** ^ fe. Cf. auch Dozy
1, 113: gib esclave de quinze ans, et au-delä, Burckhardt Nubia 290.
gl-^i Mannbarkeit] Freytag 1, 155: gi-^ Tempus maturae aetatis in
feminis. Dasselbe bedeutet £>^; cf. Dozy 1. c. : g^S maturite, Bc y
de Sacy, Chrest. n ^i, 11. — puberte; s ^^\ ^h dge mär, nubilite, Bc.
— gib bedeutet ferner vortrefflich ; L 10, 302, Z. 5 : jJ^ ^ 'k^>3
Original fronn
Zur Etymologie von gb. 15
UJU* *>yL\ ^i £b wkSj, Z. 16: ^ä. gib ^\ 5 ; bekräftigt, befestigt, fest,
stark, wirksam* ibid. Z. 12 sq.: Jtf ÄAlb lij* UM <►& f t ^Uj <OyJ^
CX$Jül jjJ ^l X^* JlSj L^ ü ^\ ^iü UaJLä^ jJJ \ jol £^,5-* <Uiu wJlai'
Sof^. e$\ £*3b ^^^ J^T, IfAU J\; £)b, £*b ^royj, **arÄr; Freytag
1, 155: fe^4 Ingen* (labor); Dozy 1, 113: g)b jojJi intense, Bc.\ £*i*
^rroyfl; Frbytag 1, 154: £$& Summus (idiom. vulg.). Im späteren Ara-
bisch gb parvenir ä de grands honneurs, Akhbär 25, 3 af : gb> ^iyi.
— C. yp. tlever quelqu'un aux honneurs, Akhbär 28, 5. — 5!^, j*4
durchdringend, unwiderstehlich ( IPiMe), überlegen {Heer) ; L 10, 302,
Z. 6—9: V* C 1 ^ **" O* J^ *** O* &>. J\ g 2 *^ & ^ A J^S
'£*• vi st>jL\ J« ^ ^ ^ C^i ^ ü ^ Ai
viXJj^ gb ^yu^j. Cf. dazu Freytag 1, 164: £b Ftcii, afflixit aliquem
c. ^y in ^c<M $^i Summa contra eos conatus fuit. Vicit in dispu-
tando. Mit weiterer Spezialisierung der Bedeutung (cf. oben gbo) be-
deutet gb in der Rede durchdringend, beredt sein, gb, gb, g*sb, o*^i
beredt (Person), gib, g*b beredt (Rede), gb beredt sein, **)k'>, ^i^
Beredtsamkeit; L 10, 302, Z. 16 — 19: c ~oiJ\ ^\/d^boiJ\ *i>LJlj
<US *3l~J S^Uju gbo A*^ f NJXJl ~** ;Jb j gb^ g^S J^ Jl^lt
gib g^b j^ bL^b j^> J iw* ^b £b jj>> -Uli g^L\^ j^is ^ u
<^^^*o ^> J^ ^\j^J\ ^ ünU)\ ^iLJl^ . . . gij ^S 5 ; Freytag 1, 155:
^^ Facundus. Im späteren Arabisch Dozy 1, 113: g^4/erme, ener-
gique (style)] pathetique, Bc.] ibid. g*M flus expressif, Bc.
Das angeführte Material bietet eine Handhabe für die Bestim-
mung der Etymologie des ursemitischen Stammes mlk. Bei diesem
Stamme hat die Bedeutung mächtig sein alle übrigen ursprüngli-
cheren verdrängt. Die allgemeinere Bedeutung mächtig werden, Macht
bekommen findet sich auch noch im Hebräischen; cf. Pr. 30, 22:
^bw *3 nsp nnn. Im Syrischen bedeutet linXav» Besitz, Eigentum (Thes.
2151), im Arabischen ^^f, viXli Besitz, Habe, Güter, d£U Macht,
Ansehen, Erhabenheit und Macht als Eigenschaft Gottes (L 12, 382,
Z. 1 sq.), v^£U, k2&* Besitzer. Auch im Sudarabischen bedeutet d£b«
Besitz. Im Äthiopischen 0i>Ah besitzen, 0*>t[\\ m Besitzer, Herr, 9°Atrf*
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16 Rudolf Rü2iCka.
BesitZy Eigentum, JPAlflV potestas patria, tutoris, auctoritas, maie-
stas, celsitudo (Dillm. 150), tf^Afa'?* potestas in spec. Dei, divinitas,
deitas (ibid.). Bh. ^ba Machthaber, auch von Jahve und von Götzen
(Am. 6, 26, Zeph. 1, 5), ^bb Name der Gottheit, die von den Israe-
liten im Tale Hinnom durch Menschenopfer verehrt wurde (Lv. 18, 21,
20, 2—5, 2 K. 23, 10, Jer. 32, 35), tiibp Gott der Ammoniter (l K.
11, 5, 33, 2 K. 23, 13). Äth. h9"Al(l Gott, Götze. Sodann gemein-
semitisch malik , Herrscher, König', assyr. maliku, malku hebr. ^bö,
aram. KaSö, syr. \*^±o, arab. v£&-*, viX^fi, äth. tfoAtU Herrscher. Ver-
bum mlk hebr., aram., syr., arab., äth. ,herrschen, regieren, König sein*.
Dieselbe Etymologie ist jedenfalls auch für den arabischen
Stamm mul ,reich sein' anzunehmen, davon JU» Habe, Besitz, Ver-
*
mögen (L 14, 158, Z. 12: -LJo\M ^^ crC ax<JU> U v-*^** JUJ1), aber
auch reich] L 14, 158, Z. 22: JU J^>. Die allgemein angenommene
Etymologie aus ^ ^ ist zwar originell, wird aber durch keine Ana-
logie unterstützt.
Die Bedeutung lang sein beschränkt sich nicht nur auf räum-
liche Verhältnisse, sondern ist auch auf zeitliche übertragen worden.
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So finden wir schon bei dem Stamme mV im Bh. O'ö; kSö der Lang-
9 y 7 *h
lebige, der Betaqte Jer. 6, 1 1 ; im Syrischen 1*1Ä£> |Lo provectus aetate
(Thes. 2118), \l£i\ Jko temporarius, temporis momentum tantum du-
rans (ibid. 2119), V^aJ |ko, P^ l^ß punctum temporis, aliquantisper
(ibid. 2120), ebenso \LL |Ld , y LLls ? 1^-ocl jho ?^°<2 w' ae humanae
tempus tantum durat (ibid.). Auch absolut bloß jko : p>'±± |Lo aa mo-
mentum temporis, paulisper, V-*^x> jlio irere tempus (ibid.). — Im
Arabischen J-o lang sein (temporell), einem (<^*) zu lange dauern
und ihn matt machen, i, v mit Akk., ^_->, ^ etwas lang finden, sich
langweilen, Überdruß, Langweile empfinden, iv mit Akk. oder ^*
einem Langweile erregen, zu lange dauern, langweilen-, Nebenform
iU iv in derselben Bedeutung; L 14, 151, Z. 14: ^* J>^} C5^»^
x eine Sache verdrießlich, langweilig finden. Nominelle Ableitungen :
S°, J^f &>ta, ÄJ % J* (L 14, 151, Z. 17), J*U^ gelangweilt, verdrossen]
jU, jii ; üu Langtoeile. — *$U, ^, J^, *V^, <J^> ia?iflf6r Zet<-
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Original fronn
Zur Etymologie von £k. 17
räum; cf. L 20, 159, Z. 22: *JS JU» 3 £ytj ijVUMj »/jjl^ *^UJ*->
^^äJI ^ «jL>; 160, Z. 5: o'-rP 1 Cf **+^ ^y*j *AiN; Z. 14: ^s***}
ili,yio Ä*L*o ^\ qUjJ\ er* ij»f*; Z. 20 sq.: »jJ&j ybjJ\ ^ *>Su »j^* f l»\ 5
• # **
^jJ\ * Im^ 3 U,*. ^\ i^NU^ Jlyjuij *j& 3 «5^3 ; Z. 1 u.: o U > M c^*
ytjJl ^^-o. iU v bedeutet da* Leben lange genießen, etwas lange ge-
nießen, n, iv für lange Zeit gewähren, genießen lassen, iv langes
Leben gewähren, lang sein [Zeit), einem gegenüber lange Zeit nach-
sichtig und geduldig sein, einen lange mit Geduld tragen (Gott),
x um stete Geduld und Nachsicht bitten* cf. L 20, 159, Z. 22 sqq.:
«O J>^ J^l JJ *I)t ^Letj *<U, *Q *£» *\)J, *ll^ ^r&oOl ^Uj j^
JL^, ^l iJlUj ^UHj Jl^l ->WJ1 <JUiD JLQ -OJ\ £l liojAt ^3
^ g£; *äyUj 160, Z. 3: *> CU*X+X~>\ ^^ *^~U?j; Z. 4: ^Ul 3
JU>\ 4Ji ^y *J ; Z. 21 sq.: Xa-mJI^ J&Ü.I i <*^>^ m ^&± er* l^*?' *^j
cr^Jj Z. 2 u.: ^ <0 J^> ^1 a) ^ul, a-X* Jlfc ^l a *pi au* ^JÜ
(cf. oben).
Auch die Bedeutung ztt einem Endpunkte gelangen ist auf zeit-
liehe Verhältnisse übertragen worden; in diesem Falle bedeutet k*?B
zu Ende gebracht werden, ablaufen* cf. Gn. 50, 3: B1" B^snK lb"ttt^pa
Dnp}Qn^«^p ja*?; Lv. 8, 33: dd^q w d*6b oi* ij?; Gn. 29, 21: 'ftwte;
Jes. 40, 2: *KM JiK^ö; 2 S. 7, 12: T^* n * WS*] TC 1K *?P' '?• In ei neni
Falle ist auch der Endpunkt angegeben, nämlich Gn. 25, 24: l»6ö»j
nnbb jtö;. Niph. Ex. 7, 25: ^TnK nlrp-nlsn njr?K BVj;njatf i6ö»i. Pi. eine
Zet* zu Ende bringen, sie ganz erleben* Ex. 23, 26: k|?ök ipo; "«BB-nK;
Gn. 29, 27 : ntft ?3tf> k|?B; 28: ntfT $yti K^i; Hi. 39, 2 : HM&Bfl BW -vteBB;
Dn. 9, 2: njtf b^# B^rv nto'rrb rnK^öb; 2 Ch. 36, 21: nnatf niptfn ^-bj
nj# B^Btf mtf^ab. — Ebenso bedeutet im Aram. ^B den Monat zu
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Ende bringen, vollzählig machen (Lbvy 3, 119). — Syr. ^ioo-i oiaio
pleni, completi sunt dies nostri ; ^Vi *> * i^ü ^>Nv^ ^ usque dum quin-
que anni pleni sunt (Thes. 2118); |*x* se- Som annifinis (ibid. 2124).
— Assyr. ümS im-lu-ü die Tage waren erfüllt (AHWB 409 a); n 1
voll machen, erfüllen. 3 Monate ul f'i-mal-li-ma . . . urruhiS imtüt
machte er nicht voll (d. h. noch nicht ganz drei Monaten) etc. (ibid.
409b); malu vom Tage; ümu (Tage) ma-lu-ütum (ibid. 411a). —
Äthip. 0»Ait compleri, completum vel ad ßnem perduetum esse, de
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18 R. RüziCka. Zur Etymologie von g^j.
tempore f%0° * ^AM" * ^tf*^ (Dillm, 149). — Bekanntlich dient
auch £k zum Ausdrucke ähnlicher zeitlicher Verhältnisse.
Überblickt man zum Schluß noch einmal die Entwickelung des
Stammes £J-> in seinem Verhältnisse zum gemeinsemitischen ml\ aus
dem £l-> hervorgegangen ist, so läßt sich diese Entwickelung dahin
zusammenfassen, daß sich im Arabischen auf diese zwei Stämme, ^U
und jJ^, die in den übrigen semitischen Sprachen von mV getragenen
Bedeutungen aufgeteilt haben, so daß iU überwiegend der Träger
der Bedeutung füllen, £k> dann der Vertreter des Begriffes erreichen,
gelangen geworden ist. Auf diese Weise ist bei der Entwickelung des
Stammes £k die lautliche Differenzierung Hand in Hand mit der
semasiologischen gegangen.
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Original frorn
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Mitteliranisehe Studien III.
Von
Christian Bartholomae.
[Vgl. diese Zeitschrift 25. 245 ff. und 389 ff.]
8. Noch einmal zu mpB. uzvärün.
Was das Wort )ny»fir uzvärihi bedeutet, nämlich ,Erklärung, Er-
läuterung, Ausdeutung', kann nunmehr für feststehend angesehen
werden; vgl. Bartholomae ZumAirWb. 36 No., Salemann ManStud.
1. 104, Junker Frahang 14. Ich verweise dafür noch auf eine Text-
überschrift, die sich im Cod. Zend. Mon. 49, Bl. 49 v. findet, und
zwar über dem X v ar$et Nyäyiin (Ny. l) in Awesta- und Pahlavi-
Sprache. Sie lautet wie folgt: ny»£r $& & Kt * JA bW *J) W^üV -V-w
te* ^WW*2J. Das ist zur Hälfte echtes, zur Hälfte gekünsteltes
Pahlavi. Gekünstelt sind die vier ersten Wörter, d. h. wir haben
darin eine mißlungene Umsetzung einer neupersischen Überschrift
zu sehen, und zwar:^w*Ju b j^Jo^^ ^^bUi nyäyiS x v ar$ed bä tafslr }
d. i. ,das Preisgebet an X v arsed samt Kommentar*. Die übrigen
Wörter sind echt. Nur ist der Schluß falsch abgeschrieben; statt
tö* -tHö>ny*2J sollte man tf>* ^biiv?2J erwarten, ein Fehler, der sich bei
dem Nebeneinander von ii«*iiip?2J und w»v?2J, den Masken von jkoüö)
nipiStan ,schreiben' leicht erklärt. Die zweite Hälfte, zu lesen: ku
an apäk uzvärün nipeslh ast } besagt: „d. i. dies' (das Preisgebet)
,samt dem Uzvärün wird niedergeschrieben". Somit entspricht das
mpB. ny»?r uzvärün genau dem arabischen j^^> tafsir, d. i. Er-
läuterung, Kommentar'. Im Cod. Mon. Zend. 52, BL iai v., Z. 7 wird
das Zand (jij) als Tafsir (j-***Ju) des Awistä 0-^^) bezeichnet.
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Original fronn
20 Christian Bartholomab.
9. Eine Konjunktivform des Passivs im Buchpahlavi.
Vgl. Salemann GIrPh. ia. 315 f., BullAcSt-Petersbourg i3(l900),
269 ff., ManStud. 1. 168; Bartholomab ZumAirWb. 71, 154.
Aus dem Buchpahlavi sind bisher nur Indikativformen des Pas-
sivs nachgewiesen, insbesondere die 3. Sing, auf ttvr>; s. West im
Mx.-Glossary 252. Im Turfanpahlavi finden wir auch eine Anzahl
von Konjunktivformen mit dem Modusvokal ä. Eine solche Modus-
form glaube ich jetzt auch dem Buchpahlavi zuweisen zu müssen.
Im Cod. Mon. Zend. 55, einer sehr umfang- und inhaltreichen Hand-
schrift, die bis jetzt noch so gut wie unbekannt geblieben ist, 1 be-
gegnet uns in einem neupersischen (oder Parsi-)Text, der von den
i-H
notwendigen Eigenschaften und den Pflichten der Mazdayasner han-
delt, je nach dem Stand, dem sie angehören, zweimal eine Verbal-
form ^^^>J, Bl. 69 v., Z. 17 und Bl. 70 r., Z. 5, und zwar im gleichen
Zusammenhang, als Verbum eines Nebensatzes mit Ü; dort steht:
^^yi J**$ cJ$j ^ l" er >(m ^>* iJ**H o4; ^- An der ersten Stelle geht
voraus: s>^JS j\S £y\jyZ~»j o^^^M O^y d. i. ,die Lehre der Ur-
gläubigen und der Dastüre betätigen sie'. Es folgt: ,damit die Seele
dadurch gerettet werde'. Ich sehe in A^?>>? eine nicht völlige gelun-
gene Umsetzung eines mpB. «M)«)) bö%lhät } wobei zu berücksich-
tigen ist, daß ja auslautendem ^ (der Abstrakta) regelrecht bloßes
i, nicht lh J entspricht. Der ganze Nebensatz würde sich in Buch-
pahlavi so darstellen: {OMbqu -Wo r\r h. Darauf, daß er daraus um-
gesetzt ist, weist auch neben andern Tatsachen, auf die ich hier
nicht eingehen kann 2 , die Schreibung ^b> an zweiter Stelle, neben
o!j> Ohne das Vorbild jyv wäre der Schreiber doch nicht dazu
gelangt.
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1 Auf Bl. 1371 findet sich unter der Überschrift U> r r& *> C*o1£ä*
jo^C** OaU sine versifizierte Fassung der Rückert sehen ,Parabel' beginnend mit:
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u. s. w., zusammen 67 Distichen. Man halte das zu Nöldbke Burzöes Einleitung 25 No. 4.
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1 S. übrigens S. 24 a. E.
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MlTTELIft ANISCHE STUDIEN III. 21
Die angenommene Bedeutung des Verbums ist kaum zweifel-
haft; überdies wird sie bestätigt durch eine an der ersten Stelle ein-
gefügte Glosse: J^-> upU^*; das letzte Wort ist nicht ganz sicher.
Mit xaläs wird die Wortsippe von mpB. i»^M) böxtan auch sonst
wiedergegeben; s. West Mx.-Glossary 42, Bartholomae AirWb. 917.
Die Verbindung ,die Seele retten' ist im Buchpahlavi (z. B. Sv. 1. 54,
10. 23 ff.; Mx. 2. 2, 67, 39. 23, 52. 3) und im Turfanpahlavi (s. Sale-
mann ManStud. 1. 123) gleich geläufig.
Was endlich die Konjunktivform angeht, so ist der Gebrauch
dieses Modus gerade bei der Konjunktion h täk ,damit, bis (daß)'
ganz gewöhnlich; ich führe an:
PY. 11. 10: -t)iKyr wmjpü r$h täkmän bavät huoxHh , damit uns
zuteil werde die Seligkeit'; — ähnlich PY. 9. 3 GL, PN. 25. 23; —
PY. 9. 29 GL : w$r ri»* ** . . . r$*\ täkmän . . . ma tuvän hat
, damit es uns . . . unmöglich sei'; —
PY. 31. 13 b GL: (ümiw ^ $*&o $ h täk an padtdk ne bavät
, damit das nicht offenbar werde'; —
PV. 5. 10 GL (und öfter) : wnw ^ s i r ^ o*n vinäs räd
ku täk ne bavät ,der Sünde wegen, nämlich daß sie nicht ge-
schehe'; —
PV. 5. 12: 'nto») tyr wo ) . . . V*ö m ) wo *t h fi { }»¥ (u. s. w.)
hamäk haS an täk ka fräö vay patänd . . . u fräS urvar vaxiänd
(u. s. w.) ,bis daß die Vögel auffliegen . . . und die Kräuter auf-
sprießen (u. s. w.)'; —
PV. 8. 38: ro»uw) yor ty) . . . **F h täk ka . . . vars huik bavät
,bis daß . . . das Haar trocken wird'; —
PV. 9. 33: wea ^M) Wbjr . . - HT J *i £ $ yV hamäk ha6 an täk
ka . . . 3 Sapak safät ,bis daß ... 3 Nächte vergehen'; ebenso (nur
mit anderer Zahl) PV. 16. 8, 19. 23; —
PY. 68. 8 GL: tw} <wy>* ^* «*n ^i (u. s. w.) täkaS vinäs ma
tuvänät kartan (u. s. w.) ,damit es ihm unmöglich sei, Unrecht zu
tun (u. s. w.)'; —
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22 Christian Bartholomae.
PV. 6. 27: ))<? *&\ fr \ mk#j y . . . r-T h $ $ y*V hamäk
haö an täk Jca . . . be rasät ö öi rist tan ,bis daß er hinkommt zu
dem Leichnam'; —
PN. 71. 22: WMner *> täk dänät ,damit er erkenne*.
10. Nochmals zu mpB. h*.
Vgl. diese Zeitschrift 25. 245 ff. Ich habe dort meinen Zweifel
an dem ANDREASSchen Satz: ,Das mittelpersische Wort, das durch
das Ideogramm *nn . . . bezeichnet wird, lautete, wie wir jetzt durch
die Turfan-Fragmente mit voller Sicherheit wissen, dudl . . . Dieses
dudl ist der genaue mittelpersische Fortsetzer des altpersischen du-
vitlya-' und an seiner Begründung ausgesprochen. Ich muß jetzt
diesen Zweifel noch einmal unterstreichen.
Herr FWKMüller hatte die Güte, von der im Druck befind-
lichen neuesten Mitteilung aus den Turfanschätzen ,Ein Doppelblatt
aus einem manichäischen Hymnenbuch (Mahrn&mag)' mir die ersten
16 Seiten in Korrekturabzug zuzusenden. Hier findet sich auf S. 13
in Originalschrift, auf S. 16 in Umschrift folgender Text: PS MN
YZD'MD XRVHXV'N KM JYN»MHRN'MG . . . DYD . . . 'YGVM
DVD PRM'D 'V . . . PVSRVM, d. i. pas man Yazdämad xröhxvän
kam en mahrnämag . . . did . . . ayagom dud framäd ö . . . pusa-
rom. Das besagt in möglichst wörtlicher Übersetzung folgendes:
#
, Alsdann ich, Yazdämaö, der Prediger, — als von mir dies Hymnen-
buch . . . gesehen wurde, ... da wurde von mir wieder der Befehl
erteilt ... an meinen Sohn*.
Das Wort des Texts, auf das es ankommt, ist DVD dud, das
ich durch , wieder 4 gegeben habe; FWKMüllbr übersetzt: ,. . . habe
ich also wiederum befohlen . . .'.
Was sollen wir von diesem DVD dud halten? Nicht in einer
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,der aus dem späteren Mittelalter stammenden Päzänd-Transkriptionen,
die eine jüngere Sprachform bieten', steht das Wort, sondern in einem
der Turfantexte, den selben Texten, aus denen wir nach Andreas
mit voller Sicherheit wissen', daß das mpB.-Wort hv dudl gelautet
Original fronn
Mitteuranische Studien III. 23
hat. Wie steht es angesichts dieser Tatsache mit der ,vollen Sicher-
heit' der Andreas sehen Lehre?
Und nun die Kehrseite der Geschichte.
Das mpB. h* meint nach Andreas dudi. Es kommt jedoch
neben h* auch^j* vor, z. B. PY. 33. 14 c, 34. 3 b — so bei Spiegel
und Mills — ; ferner PV. 6. 43, 7. 50 — so bei Spiegel, an der letz-
teren Stelle auch bei Sanjana ; an der ersteren steht hier *1?, ebenso
wie beidemale bei Jamasp ; s. aber die Varianten. Das Vorhandensein
eines^»* kann danach jedenfalls nicht in Frage gestellt werden.
Also: im Turfanpahlavi werden DVD und DVDY, im Buch-
pahlavi h* und yir neben einander gebraucht. Sollte man sich trotz
dieser Tatsachen mit der Annahme täuschen, daß sich *)* zu^i*
verhalte wie DVD zu DVDY?
11. Die Erzeugung Alexanders des Großen in einer neuen
Wendung.
Im Sähnäma, S. 1780 der Leidener Ausgabe, lesen wir, der
letzte Achämenide Däräb habe die Tochter des Flliküs (Philippos)
zur Frau gehabt, aber nach einiger Zeit ihrem Vater zurückgeschickt,
da sie mit üblem Atem behaftet war. Daß sie damals von Däräb
schwanger gewesen, sei von ihr verheimlicht und darum niemand
am iranischen Hof bekannt geworden. In ihrer Heimat habe sie
dann den Alexander geboren. S. dazu Spiegel Eran. Altertumskunde
2. 582 ff.
In der ifrväyai-Handschrift Cod. Zend. 5B der Münchener Staats-
bibliothek 1 findet sich die Geschichte auf Bl. 4 i\, Z. 1 ff. in folgender
Fassung :
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1 S. oben S. 20.
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§ S
24 Cur. Bartholom ab. Mittelirakische Studien III.
^ra&2 -«^5 ^^ *b y 3 >u^i cusu ^jo ^ fA> y i, jZ±> T
**** * ^ • *^ Also auch in diesem Text, der zwar seinem Wortlaut
nach nicht völlig einwandfrei ist, aber inhaltlich durchaus klar, ist
Filiküs (Philipps) Tochter mit Däräb verheiratet und wird aus dem
gleichen störenden Anlaß — mit etwas merkwürdiger Begründung
— wieder nach Haus geschickt. Aber während im Sühnätna Däräb
als Vater des zu Hause geborenen Alexanders bezeichnet wird, ist
hier die Vaterschaft einem ,unreinen Teufel' zugeschoben. Däräb
gilt wohl für den Vater, ist es aber in der Tat nicht.
Die ganze Geschichte von der Heirat Däräbs ist ja doch nur
zu dem Zweck erfunden, in die Geschichte Irans die notwendige
Ordnung zu bringen, den Eroberer des iranischen Reichs zu legiti-
mieren. Durch die Version im Sähnäma wird das erreicht. Der Ver-
besserer der Geschichte hat ihren Zweck mißverstanden und ihre
Pointe durch die Einführung eines Diabolus ex machina zerstört,
dafür aber allerdings dem , verruchten' Alexander einen ordentlichen
Tritt versetzt.
Wie alt ist die Verbesserung ? Jedenfalls erheblich älter als die
etwa 225 Jahre alte Handschrift; denn die Durchsetzung des Texts
mit einigen Wörtern in Awestaschrift läßt nahezu mit Sicherheit dar-
auf schließen, daß dem Verfertiger des Texts eine mit Awestabuch-
staben geschriebene Handschrift als Vorlage oder doch als eine der
Vorlagen gedient hat, also ein sogenannter Pazandtext.
1 D. i. b ^Jo j> £>.
Heidelberg, Dezember 1912.
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Schrift und Sprache.
Von
C. Kissen-Meyer.
Daß Schrift und Sprache in Zusammenhang stehen, ist ohne
weiteres nicht verständlich. Schwer ist es auch, diesen Zusammenhang
seiner Art nach dort sicher nachzuweisen, wo aus der alten Bilder-
schrift eine so verkürzte Schrift wie unsere Buchstabenschrift sich
entwickelt hat. Leicht aber ist der Nachweis für solche, noch richtige
Bilder wiedergebende Schriften, wie z. B. die Hieroglyphenschrift oder
für die auf ähnlichen Grundsätzen aufgebaute chinesische Schrift.
Und da eine Betrachtung, namentlich der letzteren, in mancher Be-
ziehung auf den vorgeschichtlichen Menschen selbst, ja sogar, wie
a. a. 0. genauer gezeigt werden wird, auf gewiße indogermanische Wort-
bildungen Licht wirft, so lohnt sich solche Betrachtung auch. Vorerst
sei jedoch erwähnt, daß weder die Hieroglyphen noch die chinesische
Schrift über mehr wie einige Jahrtausende zurückreichen können,
sogar nicht, wenn man Vorläufer dieser Schriftarten (im Chinesischen
sicher nachweisbar) annimmt. Auch wohl nicht über ein oder wenige
Jahrzehntausende, wenn man die Entstehung der Schrift selbst in
jene Zeit zurückverlegt, in der der Mensch zum ersten Male versuchte,
die Bilder der wilden Tiere auf die Wände seiner Höhle einzuritzen.
Immer wird die schriftbesitzende Zeit nur einen kleinen Teil der
schriftlosen ausmachen. Daher war denn auch, als die Chinesen und
ebenso andere Völker die ersten wirklichen Schriftversuche unter-
nahmen, die Entstehung der einzelnen Worte, sofern diese überhaupt
je bewußt entstanden waren, sicher zum größten Teile, wenn nicht
ganz und gar in Vergessenheit geraten. Der Beweis für das Chine-
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26 C. Nissen-Meyer.
• •
allein Tiger, sondern diese Wurzel ging bald durch Übertragung auf
noch andere Raubtiere über. Daher ward der Wolf auch wohl ma-
chu, d. i. Pferde-Tiger genannt (der Grund warum ist verständlich)
und der Fuchs chu-li. Während nun aber das chu Tiger dasselbe
Schriftzeichen hat wie das chu in ma-chu, hat das chu in chu-li
ein Vorzeichen, wie das Schriftzeichen ,Hund* es hat, dem dann noch
das Zeichen für Melone hinzugefügt ist, d. h. einer Frucht, die in
China dunkelgelb, aufgeschnitten oft sogar richtig fuchsrot ist. Es ist
also klar, daß die Zeichen für chu in chu-li, trotzdem dieses chu
hier nur dasselbe chu wie in chu Tiger oder ma-chu Wolf sein kann 1 )
etwa bedeuten sollen, der rote Hund, d. h. derjenige, der sie zuerst
zusammenstellte, hatte die eigentliche Entstehung des Wortes chu
und seinen Zusammenhang mit Tiger oder Raubtier längst vergessen.
Die späte Entstehung der chinesischen Schrift folgt ferner aus
der meist recht vielseitigen Zusammensetzung der meisten Schrift-
zeichen. So besteht das Zeichen für pu } auch wohl pau, kleiner
fester Platz, Station usw. aus einer Verbindung der Zeichen
für a. Mensch ^ 2 , b. viereckiger Platz pj 3 , c. Holz yj^ (dieses
anscheinend ein aus 4 Holzscheiten zusammengesetzter, zum Brennen
bestimmter Holzstoß) und d. dem Zeichen für Erde J^ (den auf der
Erde wachsenden Baum roh andeutend).
Das ganze Zeichen ist also J§j: und soll anzeigen, daß pu ein
durch den (arbeitenden) Menschen mit Erdwall und Paliisaden um-
gebener viereckiger, daher fester Platz ist. Wie wohl überlegt ist
1 Ähnliche Sammelnamen sind in China sehr häufig. Z. B. ist schu Ratte der
Sammelname für viele Nagetiere; {sung-$chu = Fichte-Ratte oder das Eichhörnchen,
fei-schu = Flug-Ratte oder Fledermaus, hsiau-schu = klein-Ratte oder Maus, lau-
schu = alt- Ratte oder die eigentliche Ratte, lau hier im Sinne von groß, imponierend
(vgl. S. 21, Anm. 3) gebraucht.
a Eigentlich ist das Zeichen für Mensch A . Der Raumersparnis halber ward
es in Verbindung aber meist anders (hoch) gestellt, bzw. hierbei etwas verändert.
3 D bedeutet heute auch ,Mund'. Diese Anwendung kennzeichnet sich
aber ohne weiteres als spätere Übertragung, zumal ja der Mund deutlich eine um-
ränderte Öffnung darstellt, übrigens dasselbe Zeichen auch als rein graphisches
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Original fronn
Schrift und Sprache. 27
dieses Zeichen zusammengesetzt? Ist der oder sind die, die es formten,
nicht schon Kinder unserer Zeit? Und kann nicht ein Bauwerk wie
dasjenige, das dem Zusammensteller dieser Zeichen für pu vor-
schwebte, erst aus der allerletzten Zeitperiode stammen? Denn die
älteste Festung, die der Mensch sich baute, das war eine verrammelte
Höhle, eine Hütte, bzw, nur ein Schutzdach, ganz abgesehen davon,
daß zu einem Erdwall mit Pallisaden darauf ein so gutes Handwerk-
zeug notwendig gewesen wäre, wie es der Urmensch auf lange Zeit
hinaus sicher nicht besessen hat. In ähnlicher Weise durchdacht sind
aber fast alle Zeichen der chin. Schrift zusammengesetzt, ftöu* sich
verschanzen, bedecken z. B. aus dem Zeichen für Hand und vier-
eckigen Platz, ,bau' beschützen aus dem für Mensch, viereckigen
Platz und dem für Holz usw. usw. 1 Beweise für die im Verhältnis
1 Ein anderes Zeichen, und zwar das für helfen (you) besteht aus dem Zeichen
für Mensch und rechts; rechts hängt aber wieder durch seine Zeichen mit dem
Zeichen für Stein zusammen, d. h. man dachte sich die rechte Hand als die Kampf-
oder Wurfhand. Es wird nämlich Stein ^Zj, rechts yfe, helfen >r£r geschrieben
und helfen sowohl wie rechts heißt ,yöu l . Ahnlich ward im Indogerm. die rechte
Hand zur zeigenden* d. h. sich ,reckenden', (vgl. ,rechts 4 ) oder zur »geschickten*.
Daher bildete das Latein für rechts dexter und für Geschicklichkeit dexteritas, beide
Worte allerdings von einer anderen Wurzel ,dek { (hinhalten), aber im selben Sinne
gebraucht, nämlich die waffenlosen leeren Hände hinhaltend, wie Wilde es bei der
Begrüßung zu tun pflegen. Dem gegenüber ergab sich dann für die linke Hand der
Sinn des ,Nichtstreckens', d. h. des ,Biegens*. Deshalb also ist z. B. im Engl. Unk
das (gebogene, krumme) Glied einer Kette und deutsch haben wir nehon links Ge-
lenk, während im Goth. wieder für links winiUar (vgl. ,winken*) erscheint, ein Wort,
das, wie an anderer Stelle bewiesen werden wird, im Lat. zu Minister (= links)
werden mußte. Daher aber auch unsere Sitte, die rechte Hand zum Gruße zu geben
als Zeichen, daß die rechte oder Kampfhand friedlich sein soll, während die linke
dadurch zur eigentlich friedlichen, d. h. zur (heran)-,winkenden* wurde, oder das
Falten der Hände beim Bitten und Flehen usw.
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Im Sudan heißt übrigens die linke Hand bei einigen Negervölkern wirklich
nichts weiter wie die Winkhand. Die rechte Hand wird dort oft die Eßhand genannt.
Im Chin. wird der Arbeiter (gung) ' | und links yfcr geschrieben. Der schreibende
Chinese faßte also im Gegensatz zur rechten Hand (der , Kampfhand', vgl. oben),
die linke Hand ganz logischerweise als , Arbeitshand' auf. Wahrscheinlich stehen
sogar trotz verschiedener Betonung dsö ,links' und dsö ,machen' lautlich genau so
in Verbindung, wie die Worte rechts und helfen es anscheinend tun.
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28 C. Nissen-Meyer.
zur Sprache sehr späte Entstehung der eigentlichen Schrift bedarf
es daher wohl kaum noch. Kann demnach die Schrift auch wenig
aus der ältesten und ersten Zeit der Sprache und Begriffsbildung
verraten, so wirft sie doch manches Licht auf Begriffsbildungen einer
immerhin recht alten und vorgeschichtlichen Zeit, u. a. gleich auf
eine schon von W. v. Humboldt (siehe sein Werk über die Kawi-
sprache) berührte merkwürdige Erscheinung, die uns zum alten
Zahlensystem führt.
Im Chin. heißt schneiden oder zerhacken tsie 7 ein Wort, dessen
Schriftzeichen aus dem für ,sieben* und dem für ,Messer' besteht,
während der nahe verwandte Begriff Teil, teilen, zerteilen ,fön l aus
dem Zeichen für ,acht' und dem für ,Messer< zusammengesetzt ist. Aller
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Wahrscheinlichkeit nach stehen also beide Zeichen doch in einem
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gewissen Zusammenhange, d. h. der Gedankengang, der beide ver-
bindet, ist anscheinend der, daß wenn man ein Ganzes ,sieben' Mal
schneidet (tsie), ,acht' Teile (fön) entstehen. Uer Grund aber, warum
hier gerade die 8 solche Rolle spielt, ist einfach der, daß in China
ebenso wie bei vielen anderen Völkern mit der Zahl 8 zuerst der
Begriff des Dividierens einst bewußt und klar erkannt wurde (chines.
7 S i = ba ) ba ist aber auch ,zerreißen c oder , dividieren'), d. h. daß über
früher die 4 dem Zahlensystem zugrunde lag. Die Zahl 4 aber wird
P3 geschrieben, d. h. es soll damit ein viereckiges Lager mit feinde-
sicherem Eingang dargestellt werden.
Das chin. Schriftzeichen für Messer leitet jedoch noch zu einem
andern interessanten Worte und Zeichen hinüber, nämlich zum Worte
,d$ien c mit der Schere schneiden oder dsien-tse Schere, dsiSn ein
Wort, dessen Schriftzeichen wahrscheinlich aus den Zeichen für
Schaf, dieses allerdings etwas verkürzt, sicher aber aus dem Zeichen
für Mond und dem für Messer, dieses letztere zweimal genommen,
zusammengesetzt ist Wir ersehen also aus diesen Zeichen zunächst,
daß es wohl erst aus einer Zeit stammen kann, in der man schon
Schafzucht trieb. Wir sehen ferner daraus, wie logisch der Mensch
dachte, der dieses Zeichen erfand. Denn erstens setzte er das Zeichen
für Messer hier zweimal, weil die Schere doch eigentlich ein Doppel-
Original fronn
Schrift und Sprache. 29
messer ist, dann aber — und das ist noch lehrreicher hier — well er auch
das Zeichen für Mond in diesem Schriftzeichen für dsien gebrauchte.
Wir würden uns das schwer erklären können, wenn wir nicht in der
Lautsprache eine erklärende Parallele hierzu fänden. Es läßt sich
nämlich leicht nachweisen, daß in allen Sprachen nicht allein die
Benennung für Sonne und Mond, leuchten und glänzen, Schmuck
und Edelstein usw., sondern auch die für Fett, Haar, Messer und
ähnliche, mehr oder weniger glänzende Dinge, vorzugsweise und zum
großen Teil nur unter Mitwirkung einer ganz bestimmten und sehr
beschränkten Anzahl von Wurzeln gebildet wurden, und zwar von
Wurzeln, die in erster Linie zur Bezeichnung des Feuers, überhaupt
des , Glanzes' angewendet werden. Das Wort Vereinigende und die
Wahl der Wurzeln Beeinflussende ist in diesen Fällen also der Begriff
Glanz. Und das kann auch hier in China nur der Grund gewesen
sein, allen ähnlichen Begriffen, wenn sie geschrieben wurden, die
Zeichen der beiden Hauptlichtquellen, das sind die von Sonne und
ro
Mond ; hinzuzusetzen, ja sogar bei Worten des Glanzes diese nur allein
zu gebrauchen. So schreibt man z. B. ming glänzen, mit den Zeichen
für Sonne [J und dem für Mond fö und dsing klar, durchsichtig,
Kristall gar mit dem dreifachen Sonnenzeichen ^ . Das war also der
Grund, daß das Zeichen für Mond in dem Zeichen für Schere mit-
gesetzt wurde und wenn wir es an manchen Stellen nicht finden,
wo wir es eigentlich erwarten sollten, so z. B. nicht bei dem Zeichen
für Messer selbst (denn die ältesten Messer, waren es nun Stein-,
Flint- oder Muschelmesser, werden den frischen Sinnen des Ur-
menschen durch Glanz sicher nicht minder aufgefallen sein wie andere
glänzende Dinge), so kommt das nur daher, daß dieses Zeichen auf
Grund eines anderen Gedankens entstand, nämlich des Gedankens,
das Messer als Reiber oder Schaber aufzufassen. 1 Denn nirgends
wurden die Messer der Urzeit mehr gebraucht als gerade für die
Tätigkeiten des Reibens und Schabens. So entstand auch im Chin.
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1 Es wird a. a. O. bewiesen werden, daß unser Wort Messer, entstanden aus
i mezzi-rahs oder maz-sahs eigentlich Schabe-Stein heißt;
steckt ferner auch im süddeutschen Metsger und in Mettwurst.
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älterem mezzi-rahs oder maz-saJis eigentlich Schabe-Stein heißt ; maz = met schaben
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30 C. Nissen- Meyer.
für Messer ein Zeichen, das zwei aneinander gehängte Kratzer dar-
stellt yj. Da übrigens das Messer in der Hauptsache vom,Manne ( ,
der da jagte und kämpfte, seine Waffe sich auch wohl selbst her-
stellte, geführt wurde, so ist es nur ein getreues Abbild der alten
rauhen Zeit, wenn das Schriftzeichen des chin. Wortes für männlich
oder Mann (,nan ( ) aus einer Vereinigung der Zeichen für offenes
Feld £{J un< * K ra ft J] (dieses wieder aus Messer JJ hervorgegangen),
besteht, also J^ geschrieben wird. 1 Und weil das Wort ,alt' be-
grifflich mit wachsen (erwachsen) zusammenhängt 2 und die Zahl 7
mit schneiden (zerstören, daher denn auch Kraft) in Verbindung trat,
i^
so findet man logischerweise (alt=) chin. lau, geschrieben mit den
Zeichen für Baum und dem für 7, dadurch andeutend, daß erst ein
i-H
alter erwachsener Gegner gefährlich wird; daher aber auch in den
Schriftzeichen für Tiger (dieser bezeichnenderweise lau-chu d. i. , alter'
oder ehrwürdiger chu genannt), das Zeichen für 7 als Teilzeichen,
nicht allein in } lau' f sondern auch in chu 6 . Ja sogar in dem Zeichen
für Herz, dieses als Sitz des Mutes gedacht, findet sich das Zeichen
für 7. Das Zeichen für Herz besteht nämlich erstens aus dem Zeichen
für 7, dieses nur um einen Strich verkürzt und zweitens aus dem
Zeichen für ,Wasser', letzteres ebenfalls etwas verändert, aber doch
in seinen drei Strichen, als ein, drei Wassertropfen darstellendes
Zeichen deutlich zu erkennen. Denn das Herz ist ja zugleich auch
die Pumpe, die allen Lebenssaft (das Blut) durch den Körper treibt.
(Vgl. hierzu unseren Vornamen Leonhard, d. i. Löwenherz, ferner
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1 Ähnliches wie die chin. Schrift zeigen uns übrigens auch gewiße Laut-
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mit alti
Dieser Zusammenhang geht schon daraus hervor, daß unser Wort ,alt' ebenso
Verwandtschaften im Indogermanischen ; vgl. altind. nara oder griech. *aner Mann
mit altirisch nert Kraft, sabinisch nero tapfer u. a. hierher gehörenden Worten.
2
o aj
gebildet ist wie latein. altu& hoch oder griech. *aldainein wachsen lassen.
3 Das lau alt in der Bedeutung ,ebrwürdig' findet man auch noch in der
chin. Verbindung lau-ye y d. i. etwa unser , geehrter Herr*. Etwas ähnliches ist es
CO
ferner, wenn der Javaner dem Tiger (und zwar nur den Tiger allein) das Prädikat
^Herr* gibt und vom Herrn Tiger spricht oder wir von dem Königstiger und der
Chinese als höchste Auszeichnung eine gelbe, d.i. tigerfarbige Jacke verleiht;
über den Zusammenhang von Chin. chuang gelb und chuang-di Kaiser a. a. O.).
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Schrift und Sprache. 31
Namen der Wilden wie Löwenherz, Panterherz usw.) Oft findet man
nun allerdings, um auf die Zeichen für Sonne und Mond zurück-
zukommen, diese im Chin. auch dort, wo der Grund nicht gleich
ersichtlich ist. So z. B. ist das Zeichen für Finger, d8ch$-(töu) , zu-
sammengesetzt aus dem Zeichen für Hand, dem für sieben und dem
für Sonne und man muß staunen über die Logik, die in dieser Zu-
sammensetzung verborgen liegt. Derjenige, der es formte, dachte sich,
nämlich darnach die Finger als einen Teil der Hand, die das Messer
d. h. die Waffe und zugleich das wichtigste Werkzeug des Menschen
handhabte. Er wählte also neben dem Zeichen für ,Hand' das Zeichen
für ,sieben', das in den Schriftzeichen für ,sch neiden' steckt und
setzte zum Hinweis darauf, daß hier eine Tätigkeit eines glänzenden
Gegenstandes, d. i. des Messers, gemeint sein sollte, das Zeichen für
,Sonne' hinzu. Und wohlweislich wählte er das Zeichen für ,sieben',
das in dem Zeichen für schneiden (tsie) vorkommt und nicht das
Zeichen für acht, das in dem Wort für Teil oder teilen (fön) sich
findet. Denn das in die Augen springende bei dem Messer war in
erster Linie doch immer das schneiden und nicht das teilen.
Alle diese so wohldurchdachten Schriftzeichen sind also immer
nur Beweise, daß die Chinesen bei Feststellung dieser nicht allein
uns Menschen von heute geistig ebenbürtig waren, sondern vor allem
unendlich viel näher zu uns als zu dem Urmenschen standen. Trotz-
dem gibt uns die chin. Schrift doch noch einige andere wichtige Auf-
klärungen, die sogar in eine sehr, sehr alte Zeit zurückreichen müssen.
So schreibt sie z. B. nicht allein solche Dinge wie Hand und Finger
selbst, sondern auch viele andere Tätigkeiten der Hand und sogar
solche, die nur lose mit Hand zusammenhängen (wie z. B. fu helfen,
kau quälen) mit demselben Vorzeichen, das sonst für Hand dient.
Und nicht allein das, sondern sogar ein Wort wie dsai Kraft, Macht,
Talent erhält dieses Zeichen, und zwar nur dieses Zeichen für Hand
ganz allein ohne Zusatz, allerdings zum Unterschiede von dem eigent-
lichen Zeichen für Hand in etwas abgekürzter Form. Es zeigt uns
das klar, daß noch zu jener Zeit, als in China dieses Zeichen für
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Kraft, Macht und Talent eingeführt wurde, die Hand es war, die
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32 C. Nissen-Meybr. Schrift und Sprache.
diese Eigenschaften verlieh, daß noch das Werk der Hand die Haupt-
sache im Leben war, mit anderen Worten, den Mann machte, ihm
Kraft und Macht verlieh, seinem Talent Bewunderung eintrug. Aus
ähnlichem Grunde wurde ja auch im Latein das Wort dexteritas,
Geschicklichkeit, von dexter, rechts, gebildet. Daß der Urmensch
aber nur durch den Gebrauch der ersten Waffen (der Keule und vor
allem des Steins) frühzeitig ein vorzugsweise Rechtshänder wurde
(daher ja die rechte Hand die gesckickte Hand), das ging schon
aus den chin. Schriftzeichen für Stein j£j und rechts ^fc, die beide
einander fast gleich sind, hervor.
Zum Schlüsse seien dann noch die Worte für Buch im Chin.
und Indogerm. erwähnt. Im Chin. heißt das Buch und ebenso der
Baum y 8chu l , in letzterem Falle allerdings mit anderem Tonfall. Daß
aber ein verschiedener Tonfall im Chin. ebensowenig gegen gleiche
Abstammung von Worten spricht oder zu sprechen braucht, wie z. B.
der Vokalablaut in anderen Sprachen, wird a. a. O. bewiesen werden.
Nun läßt sich sowohl in schu, Baum, wie in schu, Buch, als Teil-
schriftzeichen, das Zeichen für Erde J^ nachweisen, letzteres offen-
bar die rohe Zeichnung eines Baumes auf ebener Erde. Wenn wir
also auch im Deutschen Ähnlichkeiten wie Buch und Buche finden
und wir daran denken, daß Buchenholz als weiches Holz sich gut
zum Einkerben von Zeichen eignet und daß eine der ältesten Schriften
in Einkerbung von Strichen auf Holzstäbchen beruhte, so scheint der
Schluß, daß hierin das Rätsel solcher Schrift und Lautähnlichkeiten
zu suchen ist, wohl ziemlich gerechtfertigt.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 1
Von
M. Winternitz.
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4. Asangas Mahäyänasüträlamkara*
Stlvain Lävi, dem wir schon so viele wichtige Entdeckungen
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und wertvolle Arbeiten auf dem Gebiete der buddhistischen Sanskrit-
literatur verdanken, hat bei seinem Aufenthalt in Nepal nach dem
Sanskritoriginal des bisher nur in der chinesischen Übersetzung be-
kannten Süträlaipkära des Dichters Aävaghosa gesucht und bei dieser
Suche zwar nicht das gewünschte, aber ein nicht minder wichtiges Werk
mit ähnlichem Titel, das Mahäyänasüträlaipkära des Asaftga
gefunden. Auf Grund der von ihm entdeckten Handschrift hat er
bereits im Jahre 1907 den Sanskrittext herausgegeben 2 und nun liegt
uns auch die Übersetzung mit einer wertvollen Einleitung über das
Leben und die Lehre des Asaftga vor. 8
In dem Texte selbst ist Asaftga nicht als Verfasser genannt,
sondern das Kolophon erklärt das Werk als „von dem Bodhisattva
Vyavadätasamaya verkündet"* Dasselbe Kolophon war auch dem chine-
sischen und dem tibetischen Übersetzer bekannt Vyavadätasamaya,
„Reiniger der Lehre", ist offenbar nur ein Beiname, sei es des Asaftga
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1 Fortsetzung von WZKM, Bd. 26, 1912, S. 237—252.
2 Bibliothöque de Täcole des hautes ötudes, fasc. 159.
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8 Asanga. Mahäyäna-Süträlaniklra, Expos6 de la doctrine du grand v6hicule
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII. Bd. 3
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selon le systöme Yogäcära. Edite et traduit d'aprös un manuscrit rapportö du N6pal
par Stlvain Livi. T. II. — Traduction, Introduction, Index. Paris (Biblioth&que de
l'äcole des hautes itudes, fasc. 190), Libraire H. Champion, £diteur,1911. *28,336S. 8°.
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34 M. WlNTERNITZ.
oder des Maitreya. Die Werke des Asaftga werden nämlich oft als
„von Maitreya verkündet" angegeben, was aber nur besagen soll,
daß sie dem Asafiga von dem künftigen Buddha offenbart worden
seien 1 . Jedenfalls hat es Lävi außer Zweifel gestellt, daß der Inder
Prabhäkaramitra, der das Werk zwischen 630 und 633 ins Chinesische
übersetzte, mit vollem Rechte Asafiga als dessen Verfasser bezeichnet.
Asaftga ist aber der Begründer der Yogäcära-Schule des Mahä-
yäna-Buddhismus, d. i. derjenigen Schule, die den Vijnänaväda oder
Idealismus lehrt Auch Levi sagt (p. *16), daß die Yogäcära-Schule
von Asaftga gegründet («fondee par Asafiga») worden sei. Trotzdem
hält er den Dichter Aävaghosa für den Verfasser des Mahäyäna-
Sraddhotpäda. Dieses philosophische Werk enthält aber im wesent-
lichen dieselben Yogäcära-Lehren, wie sie Asafiga verkündet. Ist daher
Aävaghosa, der Zeitgenosse des Kaniska, der Verfasser jenes Textes,
so ist er und nicht Asaftga der Begründer der Yogäcära-Schule.
Levi sieht aber sogar in dem Titel unseres Werkes eine An-
spielung auf Aävaghosa. Er sagt (p. *13): «Asaftga a repris, pour
Tappliquer au Mahäyäna, une expression Evolution naire consacree par
un chef-d'oeuvre d' Aävaghosa. Le glorieux docteur qui compte parmi
les cr^ateurs du Grand Vehicule avait osö traiter en litt^rateur, avec
les ressources d'un art developpe, les themes un peu frustes des vieux
sütras. Asafiga ne craint pas d^voquer une comparaison qui risque
d'etre ^crasante; createur d'une doctrine nouvelle, il recourt pour la
justifier aux sütras des deux vehicules.» Ich muß gestehen, es ist mir
nie gelungen, in dem Titel „Süträlaipkära" des Aävaghosa ein „revolu-
tionäres Programm" 2 zu entdecken. Daß man Legenden in poetischem
Stil erzählt, ist wahrlich auch für einen buddhistischen Mönch keine
revolutionäre Handlung, zumal wenn man an die reiche Gäthä-Dichtung
denkt, die schon im ältesten Kanon eingeschlossen war. Ebensowenig
bin ich durch Levi überzeugt, daß Asafiga durch den Titel seines
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1 Vgl. Unrai Wogihara, Asanga's Bodhisattvabhümi, Straßburger Inaug.-Disa.,
Leipzig, 1908, S. 15 f. und N. Pebi, A propos de la date de Vasubandhu, Bulletin
de T6cole fran<;aise d'Extreme-Orient, XI, 1911, Extrait, p. 31 flf.
1 Levi im Journal aaiatique 1908, s. 10, t. XII, p. 74.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratür. 35
Werkes andeuten wollte, daß er mit ASvaghosa zu wetteifern gedenke.
Wenn die Titel irgendwie zusammenhängen, 1 so schiene es mir eher,
daß Asaöga sein Werk im Gegensatz zur „Zierde dej Sütras" (d. i.
der Hlnayänasütras) des Asvaghosa als „Zierde der Mahäy änasfltras"
bezeichnen wollte. Daraus würde allerdings folgen, daß Asaöga den
Asvaghosa nicht als Mahäyänalehrer, vor allem nicht als Verfasser
des Mahäyänaäraddhotpäda kannte. In der Tat halte ich es für nicht
gut denkbar, daß Asaüga dieses Werk, das mit seinen eigenen Lehren
so sehr übereinstimmt, nicht erwähnt hätte, wenn es ihm als ein Werk
des berühmten A§vagho§a bekannt gewesen wäre. Ließ er ihn un-
erwähnt, so hätte er sich zum mindesten gehütet, durch den Titel
an ein anderes Werk seines großen Vorgängers zu erinnern. So macht
es denn gerade das vorliegende Werk des Asaöga höchst unwahr-
scheinlich, daß ASvaghosa der Verfasser des Mahäyänaäraddhotpäda
ist 2 . Dagegen spricht aber auch der Umstand, daß die uns bekannten
Dichtungen des Aävagho§a — Buddhacarita, Süträlarpkära und Saun-
daränandakävya — gar nichts enthalten, was irgend etwas mit den
Lehren des Vijnänaväda zu tun hätte. Und doch ist es nur der
Mahäyänaäraddhotpäda, auf Grund dessen Levi den Asvaghosa als
„tiefen Metaphysiker" feiert, als den „kühnen Erneuerer einer Lehre,
1 Das braucht aber durchaus nicht der Fall zu sein. Titel von Werken, die
auf „alamkära" enden, sind ja nicht so ungewöhnlich. Auch die spätere Päliliteratur
kennt Werke wie Jinälamkära und Buddhälamkära, so wie es auch ein Nyäyalamkära
und ein Särnkhyälamkara gibt (s. Aufbecht, Catalogus Catalogorum I, pp. 312, 707).
* Ich hatte im verflossenen Sommer mehrfach Gelegenheit, mich mit meinem
Freund Prof. Takakusü über die Frage der Autorschaft des Mahäyänasraddhotpäda
sowohl brieflich als auch mündlich zu unterhalten. Er bestärkte mich durchaus in
der Ansicht, daß A§vagho$a nicht der Verfasser sei. In einem Briefe vom 18. Juli 1912
schrieb er mir: 'Either the poet A§vagho§a is different from tlie philosopher Asvaghosa
(for Buddhists generally believe there were more than one Aävaghosa) or that iästra
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ofa different origin has been attributed to him simply because ofhisgreat renown.
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the name Asvaghosa. In any case the Mahäyänaäraddhotpäda does not belong
I think the latter is the case, for an earlier Catalogue of Chinese texts omits
to him. Nor do the Contents show any probability of bis authorship. It is later than
Lankävatärasütra in which Nägärjuna's appearance is prophesied by Buddha, and
only a step earlier than Vijüanamätraväda*.
3*
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Original from
36 M. WlNTBRNITZ.
die berufen sein soll, den Buddhismus zu regenerieren" 1 , auf Grund
dessen auch Garbe 2 erklärt, daß nicht Nägärjuna, sondern ASvaghosa
der Begründer, des Mahäyäna-Buddhismus sei. Meines Erachtens
können wir Aävaghosa, der in seinen Dichtungen ganz auf dem Boden
der Sarvästiväda-Schule steht, nur insoferne zu den führenden
Männern, vielleicht zu den Vorbereitern des Mahäyäna rechnen, als
die Buddha-Bhakti und — wenigstens im Saundaränandakävya — auch
das Bodhisattva-Ideal bei ihm ziemlich stark hervortreten. Wahr-
scheinlich liegen aber die ersten Anfänge des Mahäyäna, soweit die
religiöse Seite dieser Entwicklung des Buddhismus in Betracht
kommt, schon etwas vor der Zeit des Aävaghosa. Aber als Begründer
der philosophischen Schulen des Mahäyäna müssen wir vorläufig
doch noch Nägärjuna und Asafiga ansprechen, ersteren als Be-
gründer des Negativismus (äünyaväda) der Mädhyamikas, letzteren
als den des Idealismus (vijöänaväda) der Yogäcäras 3 .
Wenn aber nicht ASvaghosa, sondern Asafiga der Begründer
der Yogäcära-Schule des Mahäyäna-Buddhismus ist, so ist das Werk
des Asafiga, dessen Text und Übersetzung wir Lävi verdanken, umso
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wertvoller. Wahrscheinlich ist aber Asafiga älter, als Levi annimmt.
Er setzt mit Wogihara 4 , der die Lebenszeit Asafigas in die Zeit
375—450 n. Chr. setzt, seine Tätigkeit in die erste Hälfte des 5. Jahr-
hunderts. Aber N. Peri 5 — wenn anders seine auf chinesischen Quellen
beruhenden Angaben, die ich nicht kontrollieren kann, richtig sind —
hat es ziemlich wahrscheinlich gemacht, daß Asafiga und Vasubandhu
schon im 4. Jahrhundert lebten. Daß ein so großes Werk, wie das
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Yogäcärabhumisästra des Asaöga, schon zwischen 414—421 n. Chr.
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1 Journal asiatique, 1908, s. 10, t. XII, p. 65.
2 Deutsche Rundschau 38, 1912, S. 75.
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8 Aus der Schule des Nägärjuna sind meines Erachtens erst die Prajfiäpäramita-
mahäyänasütras und aus der Schule des Asafiga das Lankavatäramahäyänasütra
hervorgegangen.
4 A. a. O., S. 16. Ähnlich auch Takakusu, der (im Journal of the Royal Asiatic
Society 1905, p. 1 ff.) Vasubandhu, den jüngeren Bruder Asangas, um 420—500 leben läßt.
6 A propos de la date de Vasubandhu, Bulletin de l^cole fran^aise d'ExtrSme
Orient, XI, 1911, Nos. 3—4.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 37
ins Chinesische übersetzt worden ist, spricht auch dafür, daß Asafiga
schon im 4. Jahrhundert lebte und wirkte. Ich glaube zwar nicht,
wie das von manchen Gelehrten angenommen wird, daß die indischen
Originale den chinesischen Übersetzungen stets um viele Jahrzehnte
oder gar Jahrhunderte vorausgegangen sein müssen; aber einige Zeit
muß es doch immerhin gedauert haben, ehe ein Werk in Indien selbst
zu Ansehen gelangte und in Übersetzung nach China gebracht wurde.
Außer dem Titel hat Asafigas Mahäyänasüträlaipkära mit Afiva-
gho§as Süträlaipkära nur das gemein, daß er in ziemlich gutem, wenn
auch nicht tadellosem Sanskrit geschrieben ist und daß zum Teil
kunstvolle Metren, wie sie sonst nur im Kävya vorkommen, gebraucht
werden. Im übrigen kann aber Asafigas Werk trotz der Verse und
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trotz der gelegentlich schwungvollen Sprache kaum als ein Werk der
Dichtkunst in unserem Sinne bezeichnet werden. Es ist ein philoso-
phischer Text in der aus der Sanskritliteratur wohlbekannten Form
von Kärikäs (Meraorialversen), zu denen der Verfasser selbst einen
Kommentar schreibt. Und Asafiga ist stets mehr Gelehrter als Dichter.
Auch wenn er z. B. im XVII. Kapitel das Gefühl des Mitleides ver-
herrlicht, sind es mehr Äußerungen des Verstandes als Herzenstöne,
die aus den Versen herausklingen; und auch in dem Schlußhymnus,
wo die Erhabenheit der Buddhas gepriesen wird, finden wir mehr
eine scholastische Aufzählung von Vollkommenheiten als begeisterte
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Verehrung.
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Eine knappe und gute Darstellung der Lehren des Mahäyäna-
süträlaipkära gibt uns Lävi in der Einleitung (pp. *16 — *27). Er
gesteht zwar zu, daß Asafigas Philosophie von dem echt indischen
Yoga ausgeht und auf eine Verschmelzung des Buddhismus mit dem
Yoga hinausläuft, glaubt aber doch, daß Asafiga auch unter fremden
(manichäischen und neuplatonischen) Einflüssen gestanden habe. Die
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Möglichkeit wird man gewiß zugeben müssen.
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Daß die Übersetzung allen philologischen Anforderungen in
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vollkommenster Weise genügt, dafür bürgt der Name des Übersetzers.
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Da der Übersetzung auch eine große Anzahl gründlicher Erläuterungen
wichtiger und oft schwieriger mahäyänistischer Termini und mehrere
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H8 M. WiNTERNITZ.
wertvolle Indices beigegeben sind, müssen wir dem glücklichen Ent-
decker des wichtigen Werkes doppelt dankbar sein, daß er uns das
Werk nicht nur zugänglich gemacht, sondern auch dessen Verständnis
in meisterhafter Weise erschlossen hat.
5. Buddhistische Dramen.
Nach dem Majjhimaslla- Abschnitt, einem gewiß alten Stück des
buddhistischen Kanons, das uns im Brahmajälasutta und im Tevijjasutta
des Dlghanikäya erhalten ist, war den Mönchen des Buddha die
Teilnahme an allen Arten von öffentlichen Unterhaltungen verboten.
Nebst Tanz, Gesang, Musik, Rezitationen, Tierkämpfen u. dgl. wird
hier auch pekkhä genannt, worunter man gewöhnlich „Schauspiel"
verstanden hat. Doch kann pekkhä (Sanskrit preksä) irgendeine Art
von Schaustellung bezeichnen und es ist fraglich, ob dabei an eigent-
liche dramatische Aufführungen zu denken ist 1 . Auch im Vinayapitaka
(Suttavibhaflga zu Saöghädisesa 13 und Cullavagga I, 13, 1 — 2) wird
den Mönchen die Teilnahme an Vergnügungen mit Tanz, Spiel und
Gesang verboten, aber von Theateraufflihrungen ist nicht die Rede.
Es muß daher zum mindesten als zweifelhaft bezeichnet werden, ob es
zur Zeit der Zusammenstellung des buddhistischen Kanons schon ein
Theater und eigentliche schauspielerische Aufführungen gegeben hat.
Die in unserem Jätakabuch 2 mehrmals erwähnten Natas sind
herumziehende Sänger und Tänzer, nicht „ Schauspieler u .
Sowohl unter den Jätakas, als auch im Saipyuttanikäya (Sagä-
thavagga), im Suttanipäta und in den Thera- und Therlgäthäs gibt
es eine nicht geringe Anzahl von Balladen in Dialogform. Sie bestehen
teils nur aus Gäthäs, teils aus einer Mischung von Gäthäs mit kurzen
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1 Vgl. T. W. Rhys Davids, Dialogues of the Buddha I, Sacred Books of the
Buddhists, Vol. II, London 1899, p. 7 und Buddhist India, London 1903, p. 185. Die
Manu IX, 84 erwähnten prek*äsamäja sind wohl nicht „Schauspiele und Versamm-
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lungen" (Böutlingk, Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung s. v.) und nicht
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'public spectacles or assemblies J (Büuler, SBE vol. 25, p. 342), sondern „ZUSammen-
künfte zur Besichtigung von Schaustellungen (aller Art) tf .
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* Jätaka ed. Fausböll, Nr. 2 12, 291 und 432; vgl. R.Fick, Die soziale Gliederung
im nordöstlichen Indien zu Buddhas Zeit, Kiel 1897, S. 188f.
Original fronn
Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 39
Prosastücken. Die bekanntesten Beispiele sind das Padhänasutta und
Pabbajjäsutta im Suttanipäta 1 . Aber Dichtungen ganz derselben Art
sind die im Märasaipyutta und Bhikkhunisarpyutta enthaltenen Ge-
dichte, das Chaddantajätaka (Nr. 514), das Ummadantljfttaka (Nr. 527),
das Mahäjanakajätaka (Nr. 539), das Candakinnarajätaka (Nr. 485),
die Ballade vom Räuber Afigulimäla in den Theragäthä (866 ff.) 2 , die
Ballade von der Nonne Sundarl in den Therlgäthä (312 ff.) und viele
andere. Alle diese Dichtungen sind ungemein dramatisch. Läon Feer 8
nennt das Chaddantajätaka «un verkable drame» und ich selbst habe
vom Ummadantijätaka gesagt, daß man es sich „sehr gut auch als
kleines Drama denken könnte" 4 . Dennoch geht es meines Erachtens
nicht an, derartige Dichtungen als wirkliche „kleine Dramen" auf-
zufassen, wie es J. Charpentier (im Anschlüsse an die Theorien von
L. von Schroeder und Joh. Hertel) tut 5 . Es ist wohl möglich, vielleicht
wahrscheinlich, daß diese Balladen zu irgendeinem Saiteninstrument
gesungen wurden, — aber daß sie als geistliche Dramen irgendwie
aufgeführt, daß ihr Vortrag von Handlung und Mimik begleitet
war, dafür haben wir keinerlei Zeugnisse in der ganzen buddhistischen
Überlieferung. Und damit, daß man sich alle diese „geistlichen
Balladen" — nur als solche möchte ich sie bezeichnen — sehr gut
als kleine Dramen denken kann, ist noch durchaus nicht gesagt,
daß sie es tatsächlich waren.
Andererseits ist es begreiflich, daß aus solchen dialogischen,
epischen und lyrisch-epischen Gedichten, denen zum Drama nichts
fehlte als die Handlung, leicht ein wirkliches Drama entstehen
konnte. Doch haben wir sichere Zeugnisse für das Bestehen eines
buddhistischen Dramas erst im Avadänaäataka, das dem 2. Jahr-
hundert n. Chr. angehört 6 . Hier wird im Avadäna Nr. 75 tatsächlich
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8 Journal asiatique s. 9, t. V, p. 47 ff.
4 Geschichte der indischen Literatur, II, S. 114.
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1 Vgl. Windisch, Mära und Buddha, S. 1 ff. und 245 ff.
* Auch im Majjhimanikäya, Nr. 86.
5 WZKM 23, 1909, 33 ff.
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6 S. meine Geschichte der indischen Literatur, II, 8. 216.
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40 M. Wintern itz.
erzählt, wie Schauspieler vor einem König ein bauddhaip nätakam
aufführten, in dem der Direktor (natäcärya) im Kostüm des Buddha
auftrat. Schon Sylvain Lävi 1 hat auf diese Stelle hingewiesen, ebenso
wie auf die in neuerer Zeit in Tibet, China, Ceylon und Birma vor-
kommenden Aufführungen buddhistischer Dramen. In Birma wird
noch heule als Vorfeier zur Weihe eines buddhistischen Novizen das
Vessantarajätaka als Drama aufgeführt, und die Weihe selbst ist ein
förmliches Drama 2 .
Im Sanskritoriginal vollständig erhalten ist uns aber nur ein
buddhistisches Drama aus dem 7. Jahrhundert n. Chr., das dem König
Örlharsa zugeschriebene Drama Nägänanda. Aus derselben Zeit
stammt das in tibetischer Übersetzung erhaltene Drama Lokänanda
des Dichters und Grammatikers Candragomin. Letzteres ist vielleicht
identisch mit der von I-tsing erwähnten dramatischen Bearbeitung
des Viäväntara(Vessantara)-Jätaka 3 . Nur vermuten konnten wir bis-
her, daß auch schon viel früher buddhistische Legenden dramatisch
bearbeitet worden sind. Wenn I-tsing 4 unmittelbar nach Erwähnung
der dramatischen Dichtungen des Siläditya (Örlhar§a) und des Can-
dragomin fortfährt: „Auch Aävaghosa schrieb lyrische Dichtungen
(poetical songs)", so sind vielleicht — wenigstens nach dem Zusammen-
hang scheint es so — unter diesen ähnliche lyrisch-dramatische Werke
zu verstehen. Jedenfalls aber ist in ASvaghosas Süträlaipkära — in
dem Stück von Mära, der im Kostüm des Buddha auftritt und wie
ein geschickter Schauspieler den Buddha so lebenswahr darstellt, daß
der Heilige Upagupta anbetend vor ihm niedersinkt — eine Dichtung
erhalten, die so ungemein dramatisch ist, daß sie fast wie die Wieder-
1 Le thÄatre Indien, Paris 1890, p. 319 ff.
Verlag o. J., S. 25 ff.
2 Sehr ausführlich geschildert von Bhikkhu Ananda Metteyya, Im Schatten von
Shwe Dagon, ein buddhistisches Kulturbild von Burma. Leipzig, Buddhistischer
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3 Vgl. Sylvain Levi im Bulletin de Y&cole fran<jaise d'Extrßme-Orient III,
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4 A. a. O. p. 165.
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1903, p. 41 f. und I-tsing, a Record of the Buddhist Religion, translated by J.Takakusu,
Oxford 1896, p. 164.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 41
gäbe eines Dramas aussieht 1 . Man konnte darnach vermuten, daß es
schon zu Aävagho§as Zeit eine Art dramatischer Dichtung gegeben
haben müsse. Diese Vermutung ist jetzt durch die Entdeckungen
von H. Lüders, über welche nunmehr ein Bericht vorliegt 2 , zur Ge-
wißheit geworden. Ja diese Entdeckungen beweisen, daß es nicht
nur eine Art dramatischer Dichtungen, sondern wirkliche Dramen,
deren Technik von der der Dramen Kälidäsas kaum verschieden
war, schon im 2. Jahrhundert n. Chr. gegeben hat.
Unter den kostbaren Handschriftenschätzen, die wir den Aus-
grabungen von A. Grünwedel und A. v. La Coq in Turfan verdanken,
hat Lüders Bruchstücke von Palmblatthandschriften gefunden, die
aus paläographischen Gründen der Zeit der Ku$aijaherrschaft zu-
geschrieben werden müssen. Lüders neigte in seinem Buch zu der
Ansicht von Fleet und O. Franke, daß die Vikrama-Aera 57 v. Chr.
von Kani?ka gegründet worden sei. Ich weiß nicht, ob er jetzt noch
derselben Ansicht ist. Nehmen wir aber auch, wie sich doch immer
mehr als richtig herauszustellen scheint, erst das 2. Jahrhundert n. Chr.
als die Zeit des Kani?ka an, so sind diese Bruchstücke immer noch
die ältesten indischen Handschriften, die bisher entdeckt worden sind.
Sind sie schon darum von außerordentlicher Wichtigkeit, so werden
sie durch ihren Inhalt für die indische Literaturgeschichte von ge-
radezu epochemachender Bedeutung dadurch, daß sie Fragmente von
regelrechten indischen Dramen enthalten. Und zwar konnte Lüders
in den von ihm gefundenen Bruchstücken zunächst Stücke von zwei
Dramen unterscheiden. In dem ersten treten drei allegorische Gestalten,
Buddhi, Dhrti und Klrti, auf, wodurch wir an Kr?$amiäras Prabo-
dhacandrodaya erinnert werden. Aber auch Buddha selbst tritt auf,
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E. Windisch, MÄra und Buddha, 8. 161 ff. übersetzte Dichtung aus Aivagho^as Süträ-
laipkära herübergenommen ist, hat Ed. Hübkr (Bulletin de Töcole francaise d'Extreme-
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1 Daß diese im Divyfivadäua (ed. Cowell and Neil, p. 356 ff ) enthaltene, von
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Orient IV, 1904, p. 414 ff.) nachgewiesen
* Bruchstücke buddhistischer Dramen, herausgegeben von Heinrich Lüders.
Mit6Tafeln. (Königlich preußische Turfanexpeditionen. Kleinere Sanskrittexte, Heft 1.)
Berlin 1911, Druck und Verlag von Georg Reimer. 90 S. Lex. -8°.
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und zwar von einem leuchtenden Heiligenschein (prabhämapcjalena
diptena) umgeben. Da der Heiligenschein erst durch griechische
Künstler in Indien eingeführt worden ist 1 , so kann das Drama nur
der Zeit der Gandhärakunst angehören, die ja in die ersten Jahr-
hunderte n. Chr. fällt und im 2. Jahrhundert ihre Blüte hatte 2 - Das
zweite Drama ist, trotzdem die Bruchstücke nicht ausreichen, um eine
Vorstellung von dessen Inhalt zu geben, doch sehr wichtig durch die
auftretenden Personen, unter denen wir den Vidüsaka und andere
typische Gestalten finden, die an das Mj*cchakatika erinnern. Daß die
Technik des Dramas bereits vollständig ausgebildet war, beweisen die
Einteilung in Akte, denen ein Vorspiel vorausgeht, die Mischung von
Prosa und Versen, letztere in den Metren der klassischen Sanskrit-
poesie, und die Abwechslung zwischen Sanskrit und Prakrit. Dem
Prakrit der Fragmente widmet Lüders eine eingehende Untersuchung,
die zu dem für die Geschichte der indischen Sprachen bedeutsamen
Ergebnis führt, daß hier „neben dem Sanskrit drei Dialekte gebraucht
werden, die auf der Lautstufe des Pali und der in den älteren In-
schriften verwendeten Dialekte stehen und die sich als Vorläufer von
drei der späteren Prakritdialekte, der Mägadhi, der Ardhamägadhi
und der Sauraseni, erweisen". So zeigt auch die Sprache, daß wir
hier eine ältere Vorstufe des klassischen Dramas vor uns haben.
Andererseits ist die Technik dieser Dramen, soweit die Fragmente
ersehen lassen, schon so ausgebildet, daß wir in ihnen nicht die An-
fänge der dramatischen Dichtung in Indien suchen dürfen, sondern
eine ziemlich lange vorausgehende Entwicklung annehmen müssen.
Das vorliegende Heft enthält außer der Abhandlung über die
Funde und ihre Bedeutung für die Geschichte der indischen Sprache
und Literatur auch den transkribierten Text und die Photographien
sämtlicher Bruchstücke. Seine Abhandlung hatte Luders mit der
Frage nach dem Verfasser der Dramen geschlossen und die Ver-
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1 Vgl. A. Foucher, Journal asiatique 1903, 8. 10, t. II, p. 208f. und Lart gröco-
bouddhique du Gandhära, 1. 1, Paris 1905, p. 622.
2 Vgl. GnÜNWEDEL, Buddhistische Kunst in Indien, S. 81 ; Foucher, L'art gräco-
bouddhique du Gandhära I, p. 40 ff.
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Beiträge zur buddhistischen Sanskritliteratur. 43
mutung ausgesprochen, daß dieser dem Dichterkreis angehöre, „dessen
ragender Mittelpunkt ASvaghosa war". Diese Vermutung sollte bald
glänzend bestätigt werden. Das vorliegende Werk war kaum gedruckt,
als Luders — unterstützt von seiner Gemahlin, die sich auch an der
mühsamen Zusammenstellung der oft ganz winzigen Fragmente der
beiden ersten Dramen beteiligt hatte — in den Bruchstücken von
Palmblättern aus Turfan Stücke von drei Blättern fand, in denen er
ein Fragment eines Dramas von ASvaghosa selbst entdeckte 1 . Es
ist nämlich glücklicherweise der Schluß des neunaktigen Dramas
erhalten mit dem Kolophon, das den Titel „Öäriputraprakaraija" und
den Namen des Verfassers Aävagho§a in unzweideutiger Weise gibt.
Die schon im Mahävagga des Vinayapifaka so schön erzählte Legende
von der Aufnahme des Säriputra und des Maudgalyäyana in den
Orden hat ASvaghosa, der sich immer mehr als der bedeutendste
Dichter der Buddhisten herausstellt, hier dramatisch bearbeitet.
Von welch weittragender Bedeutung alle diese Funde für die
Geschichte des indischen Dramas und der klassischen Sanskritpoesie,
aber auch der buddhistischen Sanskritliteratur sind, liegt auf der
Hand. Bei der Fülle von Handschriftenschätzen aus Turfan, die im
Berliner Museum für Völkerkunde noch aufgespeichert sind, ist aber
die Hoffnung nicht unberechtigt, daß es Professor Luders und Frau
Lüders gelingen werde, noch manches Wertvolle ans Licht zu bringen.
6. ASvaghosa und Matrceta und das Gleichnis von der
einäugigen Schildkröte.
Im Majjhimanikftya 129 (ed. Rob. Chalmers, vol. III, p. 169)
finden wir das folgende Gleichnis: „Gesetzt den Fall, es würfe ein
Mann ein Joch mit nur einem Loche 1 ins Meer und der Ostwind
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Wissenschaften, Berlin 1911, S. 3«8ff., berichtet.
1 Lüders hat darüber in den Sitzungsberichten der preußischen Akademie der
* Ekacchigalain yugaip ist dasselbe wie yugacchidram. Vgl. ApastambTyagrhya-
sütra 4, 8: dak$inaip yugacchidram, was der Kommentator erklärt: dakgi^asyä dhuro
bähyacchidram. S. mein „Altindisches Hochzeitsrituell", Wien 1892, S. 45. Im Rigveda
(VIII, 91, 7, vgl. Atharvaveda 14, 1, 40 f.) zieht Indra die Apälä durch das „Loch
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triebe dieses nach Westen, der Westwind nach Osten, der Nordwind
nach Stiden und der Südwind nach Norden; und es wäre dort eine
einäugige Schildkröte und diese tauchte nur einmal in hundert Jahren
an die Oberfläche empor; — was meint ihr wohl, ihr Mönche, würde
diese einäugige Schildkröte ihren Hals gerade in jenes Joch mit nur
einem Loche hineinstecken?" (Die Mönche antworten:) „Wenn es ja
geschähe, Herr, so doch nur einmal nach langer Zeit." (Buddha
fahrt fort:) „Und doch, ihr Mönche, könnte noch eher die einäugige
Schildkröte ihren Hals in jenes Joch mit nur einem Loche hinein-
stecken; schwieriger aber als dies, sage ich euch, ihr Mönche, ist
es für den Toren, der einmal in die Tiefe (niedriger Daseinsformen)
gesunken, wieder zu einem Menschendasein zu gelangen". Dasselbe
Gleichnis findet sich auch im Saipyuttairikäya LVI, 47 f. (ed. L. Feer,
Vol. V, p. 455). Und in den Therlgäthä (v. 500) wird darauf als auf
ein wohlbekanntes Gleichnis nur mit Stich Worten hingewiesen:
sara känakacchaparp pubbe samudde aparato ca yugacchiddaip |
siraip tassa ca patimukkaip manussaläbhamhi opammarp ||
„Denke an das Gleichnis für die Erlangung einer Wiedergeburt
als Mensch: an die einäugige Schildkröte und das im Ozean nach
Osten und Westen herumgetriebene Loch des Joches und daran, ob
der Kopf dieser (Schildkröte in jenem Loch) stecken bleibe."
Das Gleichnis ist aber gewiß altbuddhistisch, denn es ist nicht
auf den Pälikanon beschränkt, sondern kehrt auch in der buddhistischen
Sanskritliteratur wieder. Wir finden es in dem Mahäyänasütra Sad-
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des Joches", das auch im Kau§ikasütra (35, 6; 50, 18) als heil- und zauberkräftig
gilt. Vgl. W. Caland, Altindisches Zauberritual, Amsterdam 1900, S. 31, Anm. 5.
Caland versteht darunter „eines der beiden am Joche befindlichen Löcher, wo der
zum Anbinden der Zugtiere dienende Riemen hindurchgeholt wird". Das kann aber
doch nur ein kleines Loch sein, während unser Gleichnis eine größere Öffnung voraus-
setzt, jedenfalls genügend groß, daß eine Schildkröte ihren Hals hindurchstecken
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kann. Denn das Gleichnis will nicht sagen, daß es unmöglich ist, daß die Schild*
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kröte ihren Kopf durch das Loch hindurchstecke (wie es unmöglich ist, daß ein
Kamel durch ein Nadelöhr geht), sondern nur, daß es unter den angenommenen
Umständen äußerst selten vorkommen wird. Die Übersetzung von K.E. Neumanh:
„Eine einkehlige Reuse 4 * hat gar keine Berechtigung.
Original fronn
Beiträge zur buddhistischen Sanskritwteratur. 45
dharmapuijcjartka (Kap. XXV), wo es heißt, daß das Erscheinen eines
Buddha selten ist, „wie das Hineingeraten des Halses der Schild-
kröte in ein im großen Ozean herumtreibendes Loch eines Joches"
(mahärpavayugacchidrakürmagrlväpraveäavat). Auch hier wird das
Gleichnis als ein bekanntes vorausgesetzt. Es ist sonderbar, daß das
vollständig klare Gleichnis so wenig verstanden worden ist. Kern
z. B. denkt an die mythologische Schildkröte, welche die Erde trägt. 1
Und man muß das Gleichnis vollständig mißverstehen, wenn man
darin mit K. E. Neumann 2 , der sich auf De Lorenzo beruft, „das Original
zu jener mühseligen, kaum verständlichen Parabel vom Kamel und
dem Nadelöhr" sehen will. Die beiden Gleichnisse haben wirklich
gar nichts miteinander zu tun. Wem aber das buddhistische Gleichnis
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durch das Sutta des Majjhimanikäya noch nicht klar geworden ist,
dem muß es durch die Erzählung Nr. 38 in Aävaghosas Süträlarpkära
völlig klar werden. Ein kleiner Knabe — so wird hier 3 erzählt —
hat in einem Sütra das Gleichnis von der einäugigen Schildkröte
gelesen und wird dadurch zu einem Experiment angeregt. Er bohrt
ein Loch, genügend groß, um seinen Kopf aufzunehmen, in ein Brett
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und wirft dieses in ein Bassin. Dann steigt er selbst in das Bassin
und sucht vergebens seinen Kopf in das Loch des im Wasser
schwimmenden Brettes hineinzustecken. Da sieht er ein, wie schwer
es erst für eine einäugige Schildkröte, die einmal in hundert Jahren
an die Oberfläche des Meeres kommt, sein muß, ihren Kopf gerade
in das Loch eines im Ozean umhertreibenden Holzstückes 4 zu stecken,
und er lernt das Gleichnis des Buddha begreifen.
Aävaghosa hat aber eine besondere Vorliebe für dieses Gleichnis.
Denn er verwertet es nicht nur in dieser Erzählung und den zu ihr
gehörigen Strophen, sondern es findet sich auch schon in der Prosa
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1 Sacred Books of the East, vol. 21, p. 423.
* Reden Gotamo Buddho's, Bd. III, S. 334, Anra.
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* A<jvagbo§a, Sütr&laipkära traduit en franijais sur la version Chinoise par
&>. Hübkr, Paris 1908, p. 180 ff.
4 Huber: «Dans le creux d'un bois flottant». Steht das wirklich so im
Chinesischen oder wird dort yugacchidra übersetzt?
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46 M. WiNTERNITZ.
der 11. Erzählung, wo es heißt: «Tout le monde le sait: la naissance
humaine est difficile a obtenir; il est difficile d'obtenir la Loi du
Buddha; il est difficile de reunir toutes les racines de bien (kusala-
müla), et la foi nait difficilement; toutes ces choses Pune apres Tautre
ne s'acqui&rent que difficilement, teile une tortue aveugle, qui rencontre
le creux d'un bois flottant.» 1 Und es begegnet uns wieder in der
14. Erzählung des Suträlamkära in den beiden Strophen:
«II est trfes difficile d'obtenir un corps d'homme; il est difficile
aussi de naitre avec un coeur croyant; les richesses, un champ de
merite, il est difficile de les rencontrer.
S'il en est ainsi de ces avantages un k un, qu'est-ce donc de
les obtenir tous ensemble! C'est corame au milieu de l'Ocean une
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tortue aveugle qui viendrait a tomber dans la cavit^ d'une planche
qui flotte!» 8
Nun zitiert Huber zu dieser Stelle einen Vers aus Mätjcetas
SärdhaSataka (oder Öatapancääatikanämastotra), den er nach I-tsings
chinesischer Übersetzung so wiedergibt: «Je compte que j'ai obtenu
un corps d'homme, que j'entends la Loi, et je me r&jouis de ma
naissance; c'est coinme au milieu de Tocean une tortue aveugle qui
rencontre le creux d'un radeau!» Und er findet, daß dieser Vers
fast identisch ist mit der ersten Hälfte des ersten und der zweiten
Hälfte des zweiten der beiden Verse von Aävaghosa. Da nun indische
Dichter es lieben, eine und dieselbe Strophe in verschiedenen ihrer
Werke einzufügen, um dadurch gewissermaßen zu markieren, daß
diese Werke denselben Autor haben, so glaubt Hüber in der von
ihm hervorgehobenen Übereinstimmung eine Bestätigung der Angabe
des Täranätha 3 zu finden, daß Mätfceta nur ein anderer Name für
Aävaghosa sei. «La repetition du meme vers dans le Süträlaipkära
et le SärdhaSataka semble donner raison h Täranätha», sagt Huber.
Aber wenn man die Verse vergleicht, so liegt doch gar keine so
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9 Geschichte des Buddhismus in Indien, aus dem Tibetischen übersetzt von
A. Schikpner, St. Petersburg 1869, S. 89.
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1 Hübee a. a. O. p. 63.
* Hitber a. a. 0. p. 82.
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Beitrage zur buddhistischen Sanskritliteratur. 47
genaue Übereinstimmung vor, daß man von einer „Wiederholung
desselben Verses" sprechen könnte. Die beiden Stellen haben eben
nur das Gleichnis von der einäugigen Schildkröte gemeinsam, und
es ist klar, daß ein so allgemein bekanntes und beliebtes, gewiß aus
dem ursprünglichen Kanon stammendes Gleichnis ebensogut von
Aävaghosa wie von Mätrceta verwendet werden konnte. Es ist um
so mehr zu verwundern, daß Huber auf dieses Argument kommt,
als er selbst die Stelle im Saddharmapufl<Jarika zitiert und noch eine
andere Stelle aus dem Subhäsitaratnakarancjaka (einer Sammlung
von Versen aus dem Dväviipäatyavadäna) nachweist, wo uns dasselbe
Gleichnis begegnet. 1
Meiner Ansicht nach erweist man dem Täranätha überhaupt
zu viel Ehre, wenn man ihn als große Autorität zitiert. An seiner
Nachricht, daß Aävaghosa, Mätrceta und Öüra Namen einer und
derselben Persönlichkeit seien, ist gewiß nicht mehr wahr, als daß
Mätrceta und Öüra zu derselben Dichterschule gehören wie Aävaghosa.
1 Es heißt hier nach Huber a. a. O. p. 83, Note: jalanidhikürmakarnayuga-
randhrasamägamavat. Huber gibt eine ganz abenteuerliche Erklärung dieser Stelle.
Wenn man aber kantha anstatt karna liest, so ist der Sinn ganz klar: „Wie das
Zusammentreffen des Halses der Schildkröte mit dem Loch des Joches im Ozean* 1 .
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Einige das Mehri betreffende Bemerkungen zu
Brockelmanns Grundriß II (Syntax).
Von
Maximilian Bittner.
Auch im zweiten Teile der nun abgeschlossen vor uns liegenden
so überaus umfangreichen Arbeit Bfockelmanns — vgl. diese Zeit-
schrift, 1908, Heft 4, S. 422—430 l — bedürfen gerade die Zitate aus
dem Mehri sehr oft noch eines besonderen Kommentars, sollen sie
nicht zu Mißverständnissen Anlaß geben. 8 Ich gebe im folgenden als
Stichproben einige Fälle, die allgemein interessieren dürften:
Z. B. S. 20 — § 1 2 a, Z. 4 soll aus Jahns Mehri -Texten (Südarabi-
sche Expedition, in) 52. 9 die Stelle fähber-l lä ,Frage mich nicht!'
zitiert werden. Der Satz ist ziemlich klar: Sähber ist Imperativ des
Kausativ-Reflexivums sahbör (formell = ar. j^Z^V)* -i das Pronomi-
nalsuffix der 1. P. S. g.-c. (im Mehri auch am Verbum meistens so
bloß -i, nicht -ni) und lä, die immer nachgestellte Negation. Dieser
kurze Satz ist mit drei Fehlern wiedergegeben worden, nämlich als
äafybeiü lä, also mit $ statt mit £, ohne Akzent auf dem a und mit
-ü statt mit -i ; daneben steht nun als Übersetzung ,frage nicht', nicht
,frage mich nicht!'. Jeder Leser wird wohl geneigt sein, fiahberü lä
fraget nicht' zu verbessern und so sich Ansichten über das Mehri
1 In der Anzeige zu 9 Brockblmann, K., Grundriß der vergleichenden &ram-
matik der semituchen Sprachen, Band i c .
1 Vgl. dortselbst besonders die Bemerkungen zu S. 76, 132, 168, 246, 271,
332, 408, 442, 453, 506, 611, 624.
8 Cf. Bittneb, Studien zur Laut- und Formenlehre der Mehri- Sprache in Süd-
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Einige das Mehri betreffende Bemerkungen etc. 49
bilden, die der Wirklichkeit widersprechen. Denn dieses letztere wäre
,Sdhberem lä'.
S. 257 — § 174 a und b steht unten sub b) folgendes: ,1m
Mehri und Soqotri können die Pronn. sep, dem Genetivexponenten
da, di untergeordnet werden, wie m. hayr dähu ,der Esel gehört mir*
Jahn 117. 7 usw. — (eig. \ayr da hu) — was richtig ist, 1 dann aber
wird noch die folgende auf falschen Voraussetzungen aufgebaute Regel
beigefügt: ,ebenso auch den Präpositionen, wie m. alhö „mir", lehet
„dir", Hein 25. 31, 30' usw. In diesen Beispielen alhö und lehet sind
nun al und le gar keine Präpositionen, und zwar ist hier weder
dl noch le mit der arabischen Präposition J li identisch, 2 sondern
al und le sind hier nichts anderes als — der Plural des Genetivexpo-
nenten, der für den Singular da, di lautet, d. i. die Mehrzahl des
Relativpronomens, das in beiden Numeri generis communis ist; der
Plural des Relativums ist la (auch la, le, V) und mit Metathesis auch
al (al, el). Die betreffende Stelle lautet bei Hein 25. 30 und 31:
riköb le-het Id, riköb alhö, zu deutsch: ,Die Kamelinnen gehören
nicht dir, die Kamelinnen gehören niir' (so auch in der nebenste-
henden IJacJrami-Fassung : md hin rikäbak, rikäb hdggi). Die Kon-
struktion ist folgende: Subjekt ist zweimal riköb, Prädikat ist ein-
mal le-het und einmal alho (= la-hö), und zwar sind le-het und al-ho
gleichsam Possessivpronomina, eigentlich ,freie Genetive' 8 und genau
so zu beurteilen, wie das zitierte dä-hu (= da-hu), das sich jedoch
auf einen Singular bezieht, während jene auf Plurale zurückgehen.
1 Vgl. Jahn, Grammatik der Mehri-Sprache in Südarabim^ S. 28.
* Der arab. Präposition \ entspricht dort, wo diese den Dativ bezeichnet,
immer ha- (ha~, he-, At-, A'-). NB. Unser ^aben* wird im Mehri nur mittelst der
immer mit Pronominalsuffixeu bekleideten Präposition $(e)- umschrieben, aber nie
mittelst der Präposition fa-, die im Mehri entweder = ^Jl* oder = ^\, aber nicht
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dein', bei Jahn 17. 19 da-mendU-ek das deines Kopftuches, 19. 24/25 da-harmat da-
habri da-doulet der der Frau des Sohnes des Sultans. — In gleicher Weise ist das
•
relative lä von B. auch S. 271 c in dem Beispiele hamoyen lä-habü, wtl. ,das Geld
(welches) der Leute 4 verkannt worden, indem er es für die Präposition lä hält —
hamoyen ist ein innerer Plural des Fremdwortes monet ,Geld< (engl, money).
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Wiener Zeitsehr. f. d. Kunde d. Morgenlandes. XXVII. Bd. 4
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50 Maximilian Bittner.
Im Mehri steht der Plural des Relativpronomens immer dann als
Genetivexponent, wenn der Genetiv von einem Plural abhängig ist,
z. B. Hein 15. 24 hibdnten laddulet die Töchter des Sultans, 16. 6
gayüj la-hü(t) die Männer der sechs (sc. Weiber), 70. 10/11 selosil
la-faadid Ketten von Eisen usw., im Gegensatze zu Hein 52. 25 l}ibrtt
di-ddulet die Tochter des Sultans, 131. 30 #i& di-^ajinüten der Vater
der Mädchen usw., wo das Regens eben in der Einzahl steht. 1
Allerdings kommen speziell bei Hein einige Stellen vor, die auf den
ersten Blick die Meinung aufkommen lassen könnten, es verbänden
sich im Mehri Präpositionen mit Pronominibus personalibus separatis.
Doch sind da bloß die Schreibungen irreführend, z. B. H. 151. 2 het
tetüber la-nhd gidiryen, was nach H. ,du zerbrichst mir meine Töpfe*
heißen soll, richtig aber het tetüber lan-nhd gideryen zu lesen und
,du zerbrichst uns unsere Töpfe' zu übersetzen ist (d. i. zu unserem
Schaden, eig. Idn, d. i. die Präp. la- (= ar. ^*) ,gegen' + -n, arab.
U und nhd ,wir' zur Verstärkung nachgesetzt 2 = einem arabischen
^^LUU); H. 106. 30/31 het, atoSi Sinhd ,du, iß Nachtessen mit uns! 4 ,
zu lesen het atoSi Sin nhd (Sin = Sin ,mit uns', d. i. die Präp. Si ,mit'
+ -n } arab. 13- und nhd ,wir* zur Verstärkung nachgesetzt). Daß dem
so ist, ersieht man z. B. aus H. 10. 7, 27, 108. 4 Sey ho ,mit mir',
100. 20 hini ho ,mir', 108. 31 hini ho ,bei mir', 134. 6 li-ho ,über
mich', auch aus J. 130. 24 bi hu ,an mir', d. i. eig. Si ho, hini ho y
hini ho, li ho, bi hu, wo die Präpositionen Si-, hi-, hene-, li-, bi- be-
reits mit dem Pronominalsuffix der 1. P. S. versehen sind.
S. 365, Z. 4 v. oben wird J. 105. 6 nukäm beh ,sie brachten ihn'
als ,nukam beh brachte ihn', S. 369, Z. 12 v. oben J. 78. 2 tebiydem
bi ,ihr belügt mich' als — ,ihr beleidigt mich' zitiert. 3
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1 Cf. Jahn, Grammatik, S. 69, unten.
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51 Cf. Jahn, Grammatik, S. 28 und z. B. folgende Textstelien M. 12. 8 r-idd-t-nl
ho er setzte mich wieder ein (ho = ich), H. 2. 8/9 yajxbem bti h%t sie lieben dich
(fem.), H. 109. 3 näd^bir-ek hU wir wollen dich fragen (hti = du), M. 23. 34 ye4&(-
en nhd er nimmt uns (nhd = wir).
3 Von bedu ,lügen c , das zxx hebr. *03 etwas ,er*innen (im üblen Sinne) 1 , dann
,lügen< gehört, syr. ) r b f cf. Bittner, Studien n, S. 104, unten.
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Einige das Mehri betreffende Bemerkungen etc. 51
S. 377, § 242 heißt es, daß die Präposition la ursprünglich die
Richtung auf ein Ziel bedeute und zum Beweise, daß dieses la auch
im Mehri diese Bedeutung habe, werden Jahn 105. 6 nükäm beh
lähäl <}ai§ ,sie kamen mit ihm zu dem Manne' und Jahn 105. 29
hazöub läijüz ,er sandte zu der Alten* zitiert. — Hiezu ist folgendes
zu bemerken: Auch im Mehri hat jenes präpositionelle la- (le-, li-,
V-), das auf ar. ^J\ zurückgeht, die von B. angegebene Bedeutung; 1
in den beiden Beispielen aus Jahn steht die Sache jedoch anders,
und zwar handelt es sich im ersten um die Präposition lähäl, die
aus diesem lä = ^J\ und häl (eig. = ,bei', urspr. mit Mehri htall ,Ort,
Zeit' identisch) zusammengesetzt ist, im zweiten aber hat la (in
l-a<jüz) nicht den Sinn von ,zu', sondern den von ,um* (also = er
sandte um die Alte, d. h. er ließ sie kommen) und ist = ^^*.
,Schicken zu* ist hazöub lähäl-, ,schicken um' hazöub la-. 2
S. 286, b liest man: ,Die Verba des Redens, Befehlens, Ant-
wortens usw. werden mit dem Akk. der angeredeten Person ver-
bunden, wie • ♦ . mehri 'amör hibrih ,sprach zu seinem Sohne' Müller
iii. 23. 27 (vgl. Jahn 111. 14, Hein S. 5)/ Speziell amor, das gewöhn-
liche Wort für ,sagen', hat nun nie den Akkusativ. Überall finden
sich Beispiele, welche deutlich zeigen, daß amor im Mehri den Dativ
verlangt, also mit ha- (ha-, he-, hi-, h'-) konstruiert wird. 3 Z. B, M. 1,
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19 amor hehem (<*<J JlS) er sprach zu ihnen, 2. 1 amörim heh sie
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1 Fast immer, wenn mit Adverbien verbunden, wie le-büme hieher, la-halä-
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kerne dorthin u. dgl.
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1 Vgl., rsp. korrigiere z. B. bei Jahn 81. 10 fyazdub ieh ,er sandte um ihn 6 ,
59. 12 fyazoub la-benndy ,er sandte um den Baumeister 4 — also nicht ,zu ihm, zu
dem Baumeister* — hingegen 85. 29 richtig fyazoub döulet la-hal wuzir ,der Sultan
sandte zum Vezier' u. ö.
8 Sehr selten mit la- (dann wohl = ^^U, im Sinne von ,vor, in Gegenwart
von 4 , oder als Ersatz von ha-, dann aber im Sinne von , J\), besonders in den Fällen,
wo, wie im folgenden bemerkt wird, h(a)- auch abfallen kann, und vor g; so z. B. H. 68.
17 amär la-l^ib-is er sagte zu ihrem Vater, 109. 21 dmür le-htibeh er sagte zu seinem
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Vater und so vor Mb auch 122. 7 amürim li*h£b-hem (aber 122. 8 hAb-hem amür hihem);
149. 9 amir6t U-Jtibrtx sie sagte zu ihrem Sohne; 149. 22/23 dmür la-hdmeh er sagte
zu seiner Mutter; 136. 17 amiröt li-gajin sie sagte zum Jüngling, 136. 17 amirot la-
gayj sie sagte zum Manne; auch 84. 25/26 dmür le-go<li er sagte zum Richter.
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52 M. Bittner. Einige das Mehri betreffende Bemerkungen etc.
sprachen zu ihm, 2. 14 ; 2. 26 amör heh er sprach zu ihm, 3. 12 wa-
amörim ha-täd-ide-hem und sie sprachen zueinander ( Jp*^ <*■*•***■? J^)-
— dieselbe Stelle hat sogar auch B. S. 328, Z. 5 v. u. zitiert, je-
doch aus dem in. Bande, der die Sbauri-Texte enthält — 4. 5/6 wa-
amör Yaküda he-gdu-he und es sprach Juda zu seinen Brüdern
(ao^rL^ V>y& % J^)> 6. 11/12 wa-amör hehermet d*-bäl-eh und er sprach
zur Frau seines Herrn (**>*~*> *\j*)i J^) usw.; J. 2. 4/5 amör dölet
härün errastd h-abünuwds und es sprach der Sultan Harun er-Rasid
zu Abu Nu was, 10. 12 amör hö-fyabreh er sprach zu seinem Sohne,
11. 17/18 amör h-asker er sprach zu den Soldaten usw.; H. 4. 18
amörem heh sie sagten zu ihm, 9. 6/7 ajüz amiröt he-gajinöt die Alte
sagte zum Mädchen, 31. 16 amiröt hi-bigret sie sagte zur Kuh usw.
Dort, wo das ha- (he-, hi-, A*-) vermißt wird, ist es eben abgefallen,
vgl. W. Z. K. M. y 1910, Heft 1, S. 79 oben, und zwar geschieht dies
am häufigsten vor wortanlautendem A, # oder £. In dem von B.
zitierten 'amör hibreh steht dieses letztere eben für h-fyibreh. 1
S. 308, unten § 206, wo vom ,doppelten Objekt' die Rede ist,
wird nach Müller iii. 7. 2 die Stelle von Hein zitiert: ,hagafid
hämek %Se bringe deiner Mutter das Essen herab'. Auch hier ist vor
hämek das Dativzeichen A- abgefallen, denn wie man gleich einige
Zeilen darauf lesen kann, regiert das Zeitwort einen Dativ und einen
Akkusativ; es heißt dort nämlich: ,hujür hagefüd Ms iU der Sklave
brachte ihr die Speise hinab', wo Ms Dativ = ^ ist.
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1 Vgl. z. B. auch H. 10. 1 amor hitäyl er sagte zum Fuchse, 78. 9 amür fyödcm
er sagte zum Arbeiter usw. (= h-fyodem, h-hitdyl), besonders vor fyandf-h, fyandf-8 usw.
= A**JLü, I^mJLÜ usw. z. B. H. 106. 4 u. ö.
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Zur Beurteilung der awestisehen Vulgata,
Von
H. Reichelt.
Andreas und WACKERNAaBL haben in ihrer Arbeit über die
vierte Ghäthä des Zura x thuSthra (Josno 31), Nachrichten der k. Ge-
sellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Phil.-hist.-Kl. 1911, an
ihre ,Gegner* die Aufforderung gerichtet, an einem Beispiele zu zeigen,
wie sie sich den arsakidischen Text des Awesta geschrieben denken
und die Gründe darzutun, die sie veranlassen, der in der Vulgata
vorliegenden Transkription des alten Textes autoritativen Wert bei-
zumessen. Ich komme dieser Aufforderung nicht als , Gegner' nach,
sondern im Interesse der Awestaphilologie, deren Förderung auch
mir am Herzen liegt. Man wird es mir daher nicht verübeln, wenn
ich die Bitte der Verfasser, die Frage nach dem iranischen Fortleben
des grundsprachlichen Vokalismus bei der Diskussion aus dem Spiele
zu lassen, nicht berücksichtige, da sie vom wissenschaftlichen Stand-
punkte aus unberechtigt ist.
Es ist zweifellos, daß der Text der awestisehen Vulgata aus
sasanidischer Zeit (etwa 400 n. Chr.) auf einen älteren Text aus arsa-
kidischer Zeit zurückgeht. Desgleichen steht fest, daß der arsakidische
Text in einem weniger ausgebildeten Alphabet niedergeschrieben war
als der sasanidische, da schon das Pahla vi -Alphabet, aus dem das
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bezeichnete. Nicht so zweifellos ist, welches dieses weniger ausgebildete
Alphabet gewesen ist; da aber der ältere Text etwa um das Jahr
100 n. Chr. entstanden ist, wie man der mit den Tatsachen gut ver-
Original fronn
54 H. Reichelt.
einbaren Parsentradition glauben darf (vgl. Geldner, GIrPhil. n, 35),
und bis zu dieser Zeit keine anderen Schriftdenkmäler als aramäisch
geschriebene Münzlegenden vorkommen, ist wohl mit Andreas an-
zunehmen, daß es das aramäische Alphabet gewesen ist.
In der aramäischen Schrift waren nun die ererbten iranischen
Vokale nur in einzelnen Fällen bezeichnet und die Konsonanten nicht
durchweg geschieden. Es entsteht daher die Frage, ob die Vulgata,
die vermutlich um 300 Jahre jünger ist als der arsakidische Text,
eine willkürliche Umschrift ohne autoritativen Wert ist oder ob sie
altes, in der Erinnerung bewahrtes Sprachgut enthält, für dessen
genauere Niederschreibung die awestische Schrift (auf Grund der in-
zwischen entstandenen Pahlavischrift) erfunden worden war. Andreas
und Wackernagel werfen diese Frage gar nicht auf, sondern ver-
treten von vornherein den Standpunkt, daß die ganze Vulgata eine
Umschrift ist, die die Transkriptoren einzig und allein nach dem
Anhaltspunkte, den ihnen ihre eigene Sprache, das südwestiranische
Mittelpersische bot, bewerkstelligt hatten. Das ist eine einseitige, einer
vorgefaßten Idee angepaßte Auffassung, die die Tatsache außer Acht
läßt, daß die siebzehn, wegen ihrer gebundenen Form sowohl, als
wegen ihrer geringen Anzahl leicht zu behaltenden Gäthäs zumal
als das heilige Wort des Propheten im Gedächtnis der Priester wort-
getreu aufbewahrt gewesen sein müssen. Denn für die Gäthäs hat,
wie für die Hymnen des Rigveda, ein System der mündlichen Über-
lieferung bestanden, selbst wenn es ursprünglich mehr als siebzehn
waren; sonst wären gerade sie, als die ältesten Texte, nicht am besten
tiberliefert» Es finden sich im Awesta genug Stellen, in denen von den
Gäthäs, die ohne Einschieben und ohne Versetzen von Worten auf-
gesagt werden, die Rede ist: vgl, z. B. Visprat 13. 3 tiSranqm haurva.-
paoiryanqm yazamaide anapyüxdanam anapi&ütanqm häittifa afs-
manäSa vaSasca va£asta$tim£a frasrao&rdmZa framard&rdmca fragä-
OramSa fräyastlmöa neben Y. 19. 5 gä&anqm anapyüxdanqm ai\a-
pisütanqm srävayamnanqm. Und der Frahang i olm (oder das Zand.
Pahlavi-Glossary) enthält ein paar grammatische Angaben, die davon
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Zeugnis ablegen, daß die Priester bemllht waren, das Verständnis
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Zur Beurteilung der awestischen Vulgata. 55
der altertümlichen Formen der Gäthäs, die sie nicht zu modernisieren
wagten, zu erhalten: IV. c. zand ,yd gqmiä ahrnöä dät* ke göspand
u ahräkihöa dät pa gäsän } y9 c pa an handäöak apärik yäd } yo ( va§
hamgönak zand. ,Die Bedeutung (von) yd gqmöä afomiä dät (ist): der
das Rind und die Reinheit schuf: in den Gäthäs (steht) yd in diesem
Sinne; (an) anderen Stellen (steht) yo } dem dieselbe Bedeutung zu-
kommt/ II d. } vö c smäk ,vä c smäk i gäsänlk 7 vö ihr, v5 ihr: Gathisch*.
Diese Tatsache drängt zusammen mit der einfachen Überlegung, daß
die sprachlich und besonders inhaltlich kaum mehr verständlichen
Gäthäs durch bloße Umschrift unmöglich zu rekonstruieren gewesen
wären, zum mindesten für diese 1 eine andere Auffassung auf, nämlich
die, daß der Text, in dem sie die Vulgata bewahrt, eine phonetische
Niederschrift ist, die den Zweck hat, ihre traditionelle Aussprache,
die in der aramäischen Konsonantenschrift unbezeichnet geblieben
war, festzulegen. Die Richtigkeit dieser Auffassung ergibt sich denn
auch aus einer Gegenüberstellung des arsakidischen Textes und der
Vulgata.
Ich beginne mit der Bezeichnung der Vokale, bemerke aber
gleich hier, daß ich bezüglich der Methode auf dem grundsätzlichen
Standpunkte stehe, daß eine sichere Feststellung des Lautbestandes
der in Frage stehenden ältesten iranischen Texte nur dadurch möglich
ist, daß man die aus idg. und ar. Zeit ererbten und die besonderen
gäthischen Lauterscheinungen aufweist und gegeneinander abgrenzt
und die Aussprache der Einzellaute nach der einheimischen Schreibung
oder nach der Schreibung solcher Völker, die altiranische Wörter
übernommen haben, bestimmt. 2
In den Gäthäs der Vulgata finden sich folgende Vokalzeichen:
a, ä; i, l) u } ü* a, d; 6, 6; o } ö; a, ä; ae } öi; ao } 9U; äi; äu. Der
arsakidische Text hat dafür Alef, Jod, Waw, und zwar Alef für ä
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1 Für die Texte des jüngeren Awesta ist allerdings die Vulgata zum größeren
Teil bloße Umschrift; diese Partien sind vom philologischen Standpunkte aus auch
immer mit Rücksicht darauf beurteilt worden.
2 Da die Sprache des Awesta sich in keinem späteren Dialekt, von dem aus
auf sie zurückgeschlossen werden könnte, fortgesetzt hat, ist diese Methode ja auch
die einzig anwendbare.
Original fronn
56 H. Reichblt.
(oder im Anlaut als Spiritus lenis), Jod für i, l; e y e; ae, öl, Waw
für u } ü; d } 9; o, ö ; Alef-Jod für ai, Alef-Waw für ä, äu } Alef-Waw-
Nun für q,\ kurzes a wird im Inlaut nicht bezeichnet. Zu den Ent-
sprechungen Alef=ö im Inlaut, Jod = t ; Waw=ö ist weiter nichts zu
bemerken, als daß die Entscheidung für den kurzen oder langen Vokal
nur in Wörtern, die im Vedischen oder in anderen idg. Sprachen
eine genaue Entsprechung haben, gefällt werden kann.
Der Laut, der idg, a, e, o und ved. a ist, erscheint nun in den
Gäthäs in der großen Mehrzahl der Fälle als a, hinter y vor f, y, e,
j aber als e (xSayehi ved. ksayasi, yehyä ved. ydsya^ srävaye&he ved.
-ase, üyejö ved. tydjah), hinter Labialen vor u als o (moSü ved. malt§ü 9
vohü ved. vdsu), vor Nasalen und ttf als 9 (häufig), hinter y, #, j vor
Nasalen als i (yimö ved. yamdh, davqs-Zinä ved. cand, jimat ved.
gdmat) y und zwar mit absoluter Regelmäßigkeit, gleichgiltig, ob für
ihn idg. a, e oder o vorausgesetzt werden muß. Da der arsakidische
Text für e und i und für 9 und o nur je ein Zeichen Jod und Waw
hatte, kann die Differenzierung in e und i und in 9 und o unmöglich
aus einer bloßen Umschrift gedeutet werden, sondern muß auf Grund
der Aussprache erfolgt sein. Da sich ferner für das Auftreten von e 7
i, o und 9 bestimmte Bedingungen erkennen lassen, und zwar Kontakt-
wirkung von Nachbarlauten und Fernassimilation an Vokale der
folgenden Silbe, kann e, t und o, 9, selbst wenn man nur e und o
lesen wollte, nicht mit altem idg. e und o identifiziert werden, sondern
muß als Färbung des a-Lautes, der sonst allgemein idg. e 9 o und a
vertritt, angesehen werden. Es ist ja auch der a-Laut des Sanskrit
in der Aussprache je nach den ihn umgebenden Lauten nach e, i
oder o } u 1 hin gefärbt, wie schon von Pänini konstatiert wird, s.
Bühler, Sanskrit Leitfaden, Schrifttafel und Wackbrnagel, Altindische
Grammatik i. S. 3. Diese Erkenntnis findet darin ihre volle Be-
stätigung, daß auch der Laut, der idg. rp, } n und ved. a ist, unter
denselben Bedingungen als e (apa-yeitl ved. ydti- zu yyam) oder i
(Svistl ved. dvitti) auftritt, weil außer Andreas niemand bezweifeln
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1 Nach der Aussprache der Maräthä Brahmanen als e vor r, iy und A», als
o vor einem t* der nächsten Silbe.
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Original fronn
Zur Beurteilung der awestischen Vulgata. 57
wird, daß dieser Laut ein ursprüngliches a war. Die Vermutung
Andreas, daß idg. rp, } 9 im Iranischen als u reflektiert sei, ist in-
diskutabel, da sie sich auf das einzige Wort puxda ,fUnfter* stützt,
für dessen u ar. *turtha- .vierter* und das idg. Äquivalent von apr.
uschts ^sechster' verantwortlich zu machen ist (Zupitza, Germ. Gutt. 8). 1
Darf also schon für a die verschiedene Schreibung als Be-
zeichnung der Aussprache in Anspruch genommen werden, so gilt
dies umsomehr für die Kurzdiphthonge, ai und au, die sich neben
ay und av und neben den Langdiphthongen äi und äu als die iran.
Fortsetzung von idg. ai, ei, oi und au, eu, ou ergeben: denn ae, oi
und s sind rein phonetische Schreibungen für (diphthongisch oder
monophthongisch ausgesprochenes) ai, wie sie im lat. ae und e (Stolz,
-1
Lat. Gr. 4 75 ff.) und ir. oi, oe, ae (Pbdbrsbn, Kelt. Gr. 56) vorliegen,
ao, du und ö ebensolche Schreibungen für au, wie sie in Jon. ao
(Brugmann, Gr. Gr. 8 51) und lat. ö, ü (Stolz a. a. O. 79) vorliegen.
Zudem hatte der arsakidische Text für ae und £ und für ao und ö
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nur je zwei Zeichen, Yod und Waw, so daß wiederum die DifFeren-
zierung unmöglich aus einer bloßen Umschrift gedeutet werden kann.
Der Laut, der idg. r, \ und ved. f ist, erscheint in den Gäthäs
der Vulgata durchwegs als vr oder ar vor U, wofür in dem arsakidi-
schen Text Waw-f ^, t oder Alef-f-r gestanden haben muß. Da nun
ar } wie ich in meinem Aw. Elementarbuche S. 60 f. nachgewiesen habe,
auf einem Ausgleich zwischen vollstufigen Formen des «-Aorists und
schwundstufigen Partizipien und Infinitiven mit ^-Suffixen beruht und
gleichmäßig hinter Labialen und Dentalen erscheint (par&t9m,hvar$täi$,
darHöiS), kann der Stimmgleichlaut der Liquida sonans weder nach
u, noch nach i hin gefärbt gewesen sein, weil sonst der Ausgleich
nicht hätte zustande kommen können. Die iranische Liquida sonans
war eben in den ältesten (bekannten) Dialekten, im Awestischen sowohl
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als daß a hinter m schon frühzeitig bisweilen als u gesprochen wurde. Arm.-pers.
augut ,Nutzen, Gewinn* ist nicht *abhigati-, sondern *abhigüti- und gehört zu aw.
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1 Gr. A^iviu;, Avovrig = humati-, arm.-pers. hmut , erfahren, kundig', soghd.
xonnuzda = ahurö mazdäh neben arm. sjpandaramet und ormizd besagen weiter nichts,
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günaoiti ,er verschafft', gaona- ,Gewinn', xratu.güt- »Weisheit erteilend', lit. gduti
,bekommen', lett. güwejs ,Gewinner*.
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Original fronn
58 H. Reichelt.
als auch im Altpersischen, noch durch einen unbestimmten Vokal
+ r vertreten, der sich erst später (vor dem 5. Jahrh. v. Chr.) nach
Labialen zu u } nach anderen Konsonanten zu i entwickelte. Dieser
unbestimmte Vokal wird in der Vulgata durch 9 bezeichnet, das be-
kanntlich vor m als ein nach u zu liegender a -Vokal, etwa als ö
gesprochen wurde, vgl. Bartholomab, Zum AirWb. 54 f. Vergleicht
man z. B. die Vertretung der Liquida sonans im Lateinischen, wo in
antekonsonantischer Stellung or (ol) und in antesonantischer ar (al)
erscheint, so stellt sich ohneweiters 9r als die Aussprachebezeichnung
der antekonsonantischen und ar als die der antesonantischen Liquida
sonans (idg.fr, 11 und ved. ir y ur) dar. — Hinter dem Hochton ist r vor
antesonantischen Tenues im Awesta tonlos geworden, s. Bartholomab,
GIrPh. i. 168: dieses tonlose r wird in der Vulgata mit k und p
durch hrk, hrp, mit t durch gj bezeichnet. Nach der Gleichung rk,
rp : hrk, hrp = rt: 8 ist anzunehmen, daß gg, dem etymologisch rt
zugrunde liegt, eine Ligatur aus hrt ist, vgl. Bartholomab, ArF. 2,
35 ff., Zum AirWb. 1, 8, und in der Tat läßt sich g* paläographisch
so zerlegen. 1 Demnach muß jjü zu der Zeit, als das Awestaalphabet
erfunden wurde, als hrt oder tonloses r + < gesprochen worden
sein. Später bekam es den Lautwert 8, weswegen tfty mit Angleichung
an -v in ^ vereinfacht und durch den Querstrich ßü als Einzellaut
gekennzeichnet wurde. Die Schreibung des Stimmgleitlautes ist im
Inlaut 9 (gAw. pdsö. tanü-adj. ,der Leib verwirkt ist' neben pvrdnaoiti
,er verurteilt', piryeiti ,er wird verurteilt, verwirkt etwas', jAw. toSa-
,gemacht, fertig 4 neben kdrdta-, pdsöMngha-, p98ö.pardna- ,mit ge-
spreizten Klauen, Flügeln* aus *pfta-, pa$u- ,Furt, Brücke* neben
pdr9tu-, pdsanä- ,Rampf neben ai. pftanä-, md$a- ,gestorben* neben
mdrdta-) und stimmt zu der zu erwartenden Aussprache d(h)rt 9 ds;
im Anlaut ist sie a, wenn a§a- n., aiaya adv., asaya- denom. Präs.,
ahävan- adj., aSavant- adj. mit ai. ?'fa- n., rtayä adv., ftaya- denom.
Präs., ftävan- adj., ftavant- adj. identisch sind. Aber die vorauszu-
setzende Akzentverschiebung sowohl, als auch die noch mit rt über-
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1 Andreas zerlegt £Ü * n u ^ r > was scn <> n wegen des Hakens >, mit dem die
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Ligatur beginnt und der nirgend sonst ein u ist, nicht angeht.
Original fronn
Zur Beurteilung dir awbstisohbn Vulgata. 59
lieferten Äquivalente gAw. ddjlt.arvta-, jAw. an-anto; ar9tö.kar9d"na- 7
apaiti.dwta-, aipi.wrtö.gätu- widerraten der Identifizierung: aia- ist
sonach besser auf ein ursprüngliches *arta- mit derselben Ablaut-
stufe wie ai. dram, aw. ar9tn } aränte, lat. artus, ars usw. (s. Walde,
Lat. EtWb. 2. Aufl., 61) zurückzuführen und nicht auf *r<a-, fta-,
wofür Andreas urta x - ansetzt. Es ist übrigens auch möglich, daß
a$a- aus ärta- lange Liquida sonans enthält, da ai. irmdb ,Arm,
Vorderbug', aw. anma- usw. mit der Grundbedeutung , Gelenk' zu
derselben idg. Wurzel ar-, arä- f are-(?) ,fügen* gehört.
Von den Nasalvokalen, die aus der Gruppe Sonant + Nasal
vor den iran. Spiranten entstanden waren, sind in den Gathas der
Vulgata nur ä und r + Nasal bezeichnet, und zwar durch q oder
£#, l»n, dng (vor h) und durch drq. Da #, wie Andreas richtig ge-
sehen hat, eine Ligatur aus aun 1 ist und das 79 von 5#, 2#n als u
gelesen werden muß, ist q-aun und 2#-iu, 9wn-9un die Aussprache-
bezeichnung für einen Nasalvokal von ähnlicher dunkler Färbung
wie der durch 9 bezeichnete a-Laut, der vor nicht reduzierten Nasalen
geschrieben wird. In ä» - %u kommt freilich die Nasalierung wohl nur
c o ^
infolge nachlässiger Schreibung nicht zum Ausdruck. 9ng ist wie
nasaliertes ing } ung, das Norddeutsche für französisches in, on sprechen,
aufzufassen, vgl. Meillet, Journal Asiatique 1909, p. 539: es wurde
nur vor h und im Auslaut gesgrochen. Gäthisch rq-raun entspricht
einem jAw. r9u y steht also in demselben Verhältnis wie q-aun und hu.
Für die Beurteilung der Vokalbezeichnung in den Gäthäs der
Vulgata ist noch wichtig, daß nach a vor h aus 8 häufig das Zeichen
J (») erscheint, wo ihm in den verwandten Sprachen kein Nasal
entspricht. Andreas und Wackernagbl haben auch hier das Richtige
gesehen und das i als u gedeutet, so daß J* als Aussprachebezeichnung
eines verdunkelten, nach u hin gefärbten a zu gelten hat. Diese
S =9
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1 Genauer genommen, ist indeß das eigentliche Nasalzeichen £* eine Ligatur
aus )>", dessen Wert als Einzellaut wie bei £0 durch den Querstrieb zum Ausdruck
gebracht ist. Dieses £* wurde dann zur Bezeichnung des Nasalvokales /* durch An-
gleichung an * in # verkürzt; in der unverkürzten Form aber wurde es in der
Folge zur Bezeichnung eines beliebigen Nasals verwendet.
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60 H. Reichelt.
Verdunklung des a-Vokals zu I* ist jünger, als die zu o vor u hinter
Labialen, die gleichzeitig mit der Wandlung des a in e vor t, t, y
nach y eingetreten ist, zu einer Zeit also, als das h den vorhergehenden
a -Vokal noch nicht beeinflußt haben konnte; sie ist daher auf die
Fälle beschränkt, in denen h nicht vor I, 8 } y nach ya (ye) oder vor
ü nach Labial + a (°) steht.
Was die Bezeichnung der Konsonanten betrifft, so finden sich
in den Gäthfts der Vulgata folgende Eonsonantenzeichen: k } x } g, y f
t,j; *, &> d > d, t; p, /, 5, w; n, », *, m, #; (», *>; », fr;) r; $, z, *o,
CÜ> YO> %> K ä, x 9 . — g } d, 6, m, r, s, z entsprechen aramäischem
3, *r, a, ö, n, o, r. Dagegen steht Je, y für a, t, #, d, | für n, j?, /, u? für
c, x, ä für n, <T, j, 2 für 3t, n, », 6, $• für 3, ^, gö, yo für p ; diese
Mannigfaltigkeit der Zeichen der Vulgata verbietet gegenüber der
Dürftigkeit der Zeichen des arsakidischen Textes allein schon die
Annahme einer bloßen Umschrift.
Die Medien erscheinen in den Gäthäs vor (ar.) Zischlauten als
tönende Spiranten y, w (z für d, s. Bartholomar, GIrPh. 1, 9):
pairyaoySä Y. 43. 12 (alle Handschriften außer P 6 pairyö.g&ä), mimay&ö
Y. 45. 10 (alle Handschriften außer P6 mimag&ö), dldrayiö.duyS Y. 48. 7
(alle Handschriften außer P 6 dldarogiö.duyS), diwiaidyäi Y. 45. 4
(alle Handschriften). 1 Die dentale Spirans d ist allerdings vor (ar.)
Zischlaut nicht zu erweisen, sie erscheint aber regelmäßig hinter x
und / an Stelle von & (ar. t, th): vaxddrahyä Y. 29. 8 (alle Hand-
schriften außer S 1, Lb 2 vaxzdrahya), uxda- an vielen Stellen (alle
Handschriften), drdiuxdä Y. 44. 19 (alle Handschriften), drdiuxdäi
Y. 31. 19 (alle Handschriften), rafddra- Y. 28. 1, 46. 2 (alle Hand-
schriften außer S 1, J 3, H 1, L 13, Im 1, C 1 rafddrdm), 51. 20 (alle
Handschriften außer J 7, L 13, P 6, B 2, Dh 1, L 1 rafddrdm)} Hieraus
geht erstens hervor, daß in der Orthographie der Gäthäs schon eine
Unterscheidung zwischen tönenden Verschlußlauten (g, d, h) und
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1 Vgl. jAw. vawzaka-, awzdäta- usw.
2 Vgl. jAw. bäxil-, terjx&a-, dwxia-, draoxda-, uxfa-, yüxtia-, apaa&ira-,
haa&dra-, baxQÖra-, biz&dra-, varaxedra-, yaoxtfra-, rafdira-, hufoiri-, ua/fc<f*%
&rqf9#a-, taftira-.
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1 i Digilized by ^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Zur Beurteilung der awestischen Vulqata. 61
Spiranten (y, d, w), die von Meillbt a. a. O. 347 geleugnet wird,
gemacht worden ist. Sodann erhellt daraus, daß die Zeichen y, d } w
lediglich der genaueren Aussprache wegen geschaffen und verwendet
worden sind, da die Regelmäßigkeit ihres Auftretens falsche oder
willkürliche Schreibung ausschließt. Von diesem Standpunkte aus
fällt auch Licht auf die konstante Schreibung &w für 9v, die wegen
der Vertretung von ar. i(h)v } z(h)v durch sp } zb und der von an-
lautendem ar. du durch db (j Aw. tb } b) nicht als Schreibung schlechthin
aufgefaßt werden darf. Denn das w von &wa-, ai. tvd- oder xra&wä,
ai. krdtvä verhält sich zu dem b von ddbqzaiti, jAw. bqzaiti (urir.
*duanz-) oder zbaya-, ai. hvdya- offenbar ebenso wie das w von
diwiaidyäi zu dem b von ddbdnaotä; es ist also als Regel aufzustellen,
daß v hinter & im Awesta zur labialen Spirans w wird. 1 Vergleicht
man dazu jAw. ä&wya- aus ar. *ätpia- 7 ai. äptya- (mit Umstellung von
tp durch volksetymologische Angleichung an äp-), so wird diese Regel
umso verständlicher, da die Wandlung von ir. / zu w hinter # der
von ir* # zu d hinter f und x parallel geht. Die Nachweisung der
tönenden Spiranten y, d, w bestätigt übrigens die bisherige Ansicht,
daß g, d } b als tönende Verschlußlaute gesprochen worden sind; die
Schreibung y, d, ß für g, d } b, die Andreas einführen will, ist daher
unberechtigt.
Die ir. Tenues bleiben vor Sonanten und allgemein hinter Zisch-
lauten gewahrt; sonst gehen sie in tonlose Spiranten über. Ir. / wird
jedoch im Awesta vor t zu p: z. B. gAw. ptar-, naptya-, äyapta-. Da
nun das Persische in seiner ganzen Entwicklung ft beibehalten hat,
ist aw. pt nicht aus einer Umschrift durch Leute, deren Sprache das
Mittelpersiche war, zu erklären.
Das mag vorläufig zur Rechtfertigung meiner Auffassung, daß
die Vulgata für die Gäthäs wenigstens nicht eine bloße Umschrift,
sondern eine phonetische Niederschrift zum Zwecke der Festlegung
der traditionellen Aussprache ist, genügen. So lange eine iranische
Paläographie aussteht, ist auch nicht viel mehr zu sagen.
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1 Beachtenswert ist die Transkription von jAw. &wäia- durch *pöi in Pahlavi-
Vendidad xix. 13.
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Original fronn
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62 H. Reichblt.
Um zu zeigen, wie ich mir den Text der Gäthäs in arsakidischer
Zeit geschrieben und in sasanidischer Zeit gesprochen denke, lasse
ich nun den Text einiger Strophen des 31. Jasna folgen.
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Arsak. Text: TiBKrfflw ik» kwi» -lnsr» xnKmx n xn
Vulgata: ' *e ,J, C-o , <B*{* m t»r*b ' J-, tüO><£ AI m \*#t'*$ •-»*-»* •$ m *
Sasan. Ausspr.: tä w urvätä marmto aguHä 1 vaöä u sdnghamahi
PnatmOT miro ir nmK lacm •trxnKrviK t rnc
aebyo yoi urvätäiS *drujo aSahya gaed-ä" vimdrncate
"kitä pniK ix-mi t xnwm wr mrnK
at ci< ae&yo vahistä yoi zrazdä" a u hdn mazdäi.
2.
Arsak. Text: nx ix % rn xntcnn ^ax ixhk 3, oxvnx m: «txk t
Vulgata : ' r* * &-*>£*!* * ~xoo $1} • *\** ■ {»*>>y» • p» *•»*> * gAi • 4t^ • ^«j-o
Sasan. Ausspr. : yezi äiS noit urväne advä u abidvrStä vahiyä" at
ix*x ixniö xti mnx oim xn" tkk mibdi iki
•^oj* • ^3j§C •j^mjü^ *\>>^#m * $x^»y •j*o*hü •*V** J * " <S2#^0**y " t^fr
vä M vlspdng ayoi ya&a ratum ahuro vaeda mazdä u ayä u
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a un $ayä u yä asät haca jivümahi.
3.
Arsak. Text: oirwn *iwi3»n «nac KsatrnR Xttnnxx wo im mir*
Vulgata: 'ß?MQg& • **y\i-J • V^r • -»f-»^j« • j»^^ • ujjjjiC • t^ • (^>*o
Sasan. Ausspr. : yä UH m dä u manyü ä&rä£a aSäta coiS ränoibyä xsnutem
1 Es ist mit den Handschriften a gutta (nicht anzuhören, widrig zu hören) zu
lesen, was einen guten Sinn gibt; Andreas Korrektur uzuitä ist höchst überflüssig.
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2 Druckfehler bei Andreas vkarMiik.
Warum Andreas ':kw>k schreibt und urvonoi liest, ist mir wegen des k im
Inlaut nicht klar.
4 Bei Andreas irawm (rönoßyä*): die zweite Silbe enthält jedoch einen Diphthong
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gAw. za9töibyä, jAw. zatta&bya, s. Brugmann, Grd. n, 650, Bartholomae, GlrPhil. i, 129.
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Zur Beurteilung der awestischen Vulgata. 63
Kam iam Kita ia nn «vTum-nac l oviKmK n^
ya£ uwätdm £azda u hvadbyo tat nd mazdä vidvanoi vaoSa
KniKi aai^i inaiar K" :rniK KTren Kirn
hizuvä Swahya ä u(u) ho yä jlvanto vlspdng vävraya
4.
Arsak. Text: xrmK lmiKmnK KatoiKTiö pmit d-iit Din^K kt
Vulgata: '"fug? Wi^W* •-•r*{*^-$*C * ifeyJ^ • C*»P • (fjjü* ^*w
Sasan.Ausspr.: yada afom zdvytm a u hdn mazdä H s ia ahurä u(u) ho aU &a
mmwK onnrn rao Kniaa kdutk Kntrm tö-w
ardmatl vahiitä i§a$ä mana u hä mabyo xSa&rdm aoja u hvat
o-amn wwi Kinn ktt
yehya vdrdä vanaema drujim.
o.
Arsak. Text: vm KriKi kd^k iö n" Kam irvan *no nn
Vulgata: • V J ü M, t ' *T^ * •flu" * J W . & j0 ->ü' ■ -»j^-fr • A»A»yp ^ • *W • g*?
Sasan.Ausspr.: tat moi vitidyäi vao£a yat moi aSä data vahiyo
n<3cxn «PttHiK kö kth tu xataia Krnao irrn 3 "m
vidve vohü mana u hä manca dadyäi yehya mä drsiS täöit
Ki 'nniK nniK kt ma k* ktihk Kito
mazdä ahura yä noit vä a u hat a u hati vä.
1 Andreas schreibt nach der Vulgata oirmin: da aber urvata- neben urväta-,
das fünfmal belegt ist, nur einmal vorkommt, ist wohl besser in uroätdm zu korrigieren.
Vgl. urvätöit Y. 46. 5 und gr. §t)t6v, §rj<ng. Man kann nach ai. vratd- natürlich auch
überall urvata- ansetzen, wenn man will. Die Sache ist ziemlich belanglos.
* Bei Andreas HzSohvuißyo: ob die Einsetzung von i erlaubt und dadurch
die Anknüpfung an die Sippe von ai. cit~ ermöglicht ist, bleibt einstweilen fraglich.
8 Andreas Vorschlag, vidoi zu lesen, ist bestechend, da sonst t>, das vor der
Infinitivendung -e erscheint, zur Wurzelsilbe gehört, d. h. der zweite Komponent
eines stammhafteu «-Diphthongs ist; wegen dävöi vgl. Reichelt, KZ. 39. 13.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
64
H. Rbichelt. Zur Beurteilung der awest. Vulgata.
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Arsak. Text: ot.h nKxn ikiti "» v aintErm nniK *KcnK
Vulgata: ■ C^*ty 'j^M* • {f->^^ • AC '{w • ÖEtötw»^ -fc-ev** •**tfö»*
Sasan.Ausspr.: ahmäi a u hat vahistdm yd moi vidvä" vaoiät hadyvm
niK
"K-ITÖ
KXDDKnmöK K^nnnK
inKrmn
dv onroiKö
ma un &r9m ydm harvatäto a$ahya amdrtätasda mazdäi avat
Km» rwrn inn "»in rv onrwn
xsad'rdm yat hoi vohü vaxSat mana H hä.
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Über den Lautwert des hebräischen JJ.
Von
Ed. König.
Allerdings ist es mir zurzeit nicht möglich, die Frage nach dem
vom hebr. V bezeichneten Laute vollständig zu beantworten, aber was
ich nicht aufschieben kann, ist eine Stellungnahme zu dem, was von
Herrn Dr. R^iSka in dieser Zeitschrift, xxvi, S. 96 ff, über Äuße-
rungen bemerkt worden ist, mit denen ich jenes Thema früher be-
rührt habe. Dabei darf ich an den Satz aus der Vorrede meines
Wörterbuchs l anknüpfen, der von Herrn Dr. R. freundlicherweise
am Schlüsse seines Artikels zitiert wird. Das in diesem Satze von
mir ausgesprochene Prinzip, zu allen mir in meinen Arbeitsgebieten
entgegentretenden wissenschaftlichen Ansichten bei erster Gelegenheit
eine kritisch begründete Stellung zu nehmen, habe ich auch in bezug
auf jene Frage befolgt. Ob ich dabei geirrt habe, soll nun auch von
mir untersucht werden.
1. Herr Dr. R. geht in seinem Artikel von der mehrmals ge-
äußerten Ansicht aus, daß ,die Theorie von einem ursemitischen g
sich einzig und allein auf einige Transkriptionen der lxx stützt' (S. 96.
99. 101). Er spricht diese Ansicht aus, ehe er bewiesen hat, daß
nicht auch die faktische Existenz des arab. yain eine Stütze jener
Theorie bilde. Er leistet diesen Beweis auch hinterher nicht positiv,
1 Hebr. und aram. Wb. zum A. T. mit Einschaltung und Analyse aller schwer
erkennbaren Formen, Deutung der Eigennamen sowie der massoretischen Randbe-
merkungen etc. (1910 bei Dieterich in Leipzig), 8. x.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVII. Bd. 5
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66 Ed. König.
sondern berührt ihn nur in Form einer Frage (S. 99). Er meint, wie
man denn den Umstand erklären wolle, daß § in keiner semitischen
Sprache mit Ausnahme des Arabischen graphisch ausgedrückt worden
sei, obwohl das semitische Alphabet für weit feinere Lautnuancen
besondere Zeichen geschaffen habe (*,?;&,(;££ etc.). Aber das
ist nicht absolut ausschlaggebend. Denn zunächst lagen die von ihm
beispielsweise angeführten Lautmodifikationen alle in derselben Linie
und konnten daher durch ihren gemeinsamen emphatischen Charakter
sich so stark als eine besondere Reihe geltend machen, daß für ihre
Darstellung besondere Buchstaben gewählt wurden. Aber sollte dieser
Umstand es auch nicht erklärlich machen können, daß für den be-
sonderen Laut $, falls er im Ursemitischen existierte, kein eigener
Buchstabe geschaffen wurde, so könnte man noch an eine andere
Erklärung dieser Tatsache denken. Die besondere Lautnuance, die
durch g von vornherein hätte bezeichnet werden können, konnte
weniger distinkt und konstant, als z. B. die des emphatischen s neben
dem gewöhnlichen s sein. Dies führt zu dem Versuch, die Laute lain
und gain zu definieren und zu unterscheiden.
Als ich meine Arbeit über das Äthiopische schrieb, 1 habe ich,
bevor ich an die Darlegung über die Laute des G&ez ging, erst ,die
arabischen Laute als Grundlage' mit kritischer Berücksichtigung der
ganzen damals vorhandenen Literatur behandelt (S. 22 — 33 nebst
einer nach den arabischen Orthoepisten aufgestellten Schrifttafel).
Darnach bezeichnet £ einen tönenden (d. h. einen miteinander ge-
näherten Stimmbändern hervorgebrachten) Laut, wird aber gegen-
über dem Auf bei erhöhter Stellung des Kehlkopfes hervorgebracht
und wird, wie J, q, j und ^ zu den mittleren, d. h. zu den zwischen
Verschluß- und Engelauten in der Mitte liegenden Lauten gerech-
net. 2 Betreffs des £ kam ich damals zu diesem Urteil: ,Indem der
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1 Neue Studien über Schrift, Aussprache und allgemeine Formenlehre des
Äthiopischen (Leipzig, bei Hinrichs 1877)
1 Vgl. Ernst Brücke, Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprach-
laute, S. 10: Ein Zittern der Stimmbänder verbunden mit leichtem Druck in der
Kehle ist das Ain der Araber.
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1 i Digimed by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Über den Lautwert des hebräisches y. 67
ohnehin unfertige Stimmritzenschluß des £ vollends gelöst wurde und
die Luft aus dem Kehlkopfe durch eine im Schlünde gebildete Ein-
schnürung strömte, entstand ein schnarrendes, rasselndes Reibge-
räusch, welches man als nächsten Verwandten des £ mit £ bezeich-
nete/ Ich meinte dabei gegen Wallin 1 opponieren zu müssen, der
das £ beim Durchstreichen der Luft durch eine von Zungenwurzel
und Gaumensegel gebildete Enge entstehen ließ. Denn dann würde
£ ja einer von den Zungenlauten sein, während er von den so scharf
unterscheidenden arabischen Orthoepisten, die eine reiche vollstän-
dig a. a. O. vorgeführte Gruppe von Zungenlauten (J5 etc.) statuiert
haben, nicht zu den Zungenlauten gerechnet worden ist. Aus eben
demselben Grunde ist mir auch fraglich, ob das £ mit R. (S. 103)
als eine /velare' (am Gaumensegel gebildete) Spirans bezeichnet
werden kann.
Mit andern Worten: Ich habe immer geurteilt, daß das £ wesent-
lich einen Kehlkopfdruck bezeichne. 2 Daneben bezeichnet £ den,
wie die arabischen Orthoepisten sagen, mit höher gehobenem Kehl-
kopfe, oder, wie ich meine, aus dem zusammengedrückten Schlünde
hervorgepreßten spirantischen Laut, der wie ein Gurgellaut ver-
schiedene Geräusche in sich schließt, unter denen bald gh 7 bald g r
die Dominante bildet. Diesen Eindruck mußte doch auch z. B. Socin
gewonnen haben, weil er in seiner Arabischen Grammatik vorn in
der Schrifttabelle so drucken ließ: ,^£ Ghain, gutturales r, transkri-
biert durch g.' Wenn aber neben jenem Kehlkopfdruck \ain } den ich
deshalb als doppelten Spiritus lenis bezeichne, worin die ZDMG.
mir nunmehr gefolgt ist, ein unbestimmterer und nicht recht faßbarer
Laut gesprochen wurde, so brauchte die älteste Sprache nicht dazu
fortzuschreiten, daß sie zu seiner Bezeichnung einen besonderen
Buchstaben schuf. Dann ist aber das arabische Alphabet, indem
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1 Die ganze Literatur ist von mir a. a. O., S. 22 zitiert.
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2 Wenn ich in meinem Historisch-kritischen Lehrgebäude des Hebr., Bd. i, 33
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Gaumen* gesagt und sollte die Kehlkopfgegend selbst bezeichnen.
1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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in bezug auf die Artikulationsstelle des £ die von Herrn E. (S. 103) getadelten
Worte ,näher am Kehlkopfe* gebrauchte, so war dies als Gegensatz zu ,näher am
Original fronn
68 Ed. König,
es diese Lautnuance gleich anderen Nebenlauten (cf. ^ etc.) durch
einen diakritischen Punkt zur graphischen Darstelllung brachte, mit
seinem £ doch ein Hinweis auf einen längst vorhandenen (ursemi-
tischen) Laut Wie schwierig wäre doch auch die Annahme, daß alle
die arabischen Worte mit eigenartiger Bedeutung, die ein Ghain be-
sitzen, erst in einer sekundären Ausbildung des Wortschatzes ge-
schaffen worden wären!
2. Für die außerarabische Existenz eines solchen Nebenlautes
von lain, nämlich ghain und ähnlich, sprechen nun aber doch mit
überwiegender Wahrscheinlichkeit auch die Transkriptionen, die p-hal-
tige Wörter im Griechischen gefunden haben,
Herr Dr. R. hat sich ja das Verdienst erworben, diese Tran-
skriptionen genauer, als es je vorher geschehen war, zu untersuchen
(1907 in der ZAss. in der Abhandlung ,Über die Existenz des £ im
Hebräischen'). Seine Ergebnisse sind Bd. xxvi, S. 97 wiederholt und
nach seinem Dafürhalten können sie keine Grundlage für das Urteil
bilden, daß im Hebräischen noch von den Griechen der lxx ein ghain
gehört wurde. Denn erstens linde schon bei den elf Wörtern, bei denen
j; durch y zum Teil wiedergegeben sei, zum Teil ein Schwanken in
bezug auf die Wahl des y statt, wie dieses Schwanken überhaupt
noch weiter reiche, und zweitens sei y auch in 24 Fällen gesetzt,
wo dem y ein arabisches lain entspreche. Aber die Aussprache des
hebräischen y, das ursprünglich einem ghain entsprach, braucht sich
nicht in allen Wörtern gleichmäßig erhalten zu haben. Es kann
schwerlich von dem weithin in den semitischen Sprachen beobach-
teten (mein Lehrgeb. n, 453 f. 458 f. etc.) Prozeß der Veränderung
der Potenz der Kehllaute eine absolute Ausnahme bilden/
Ist dieser Satz in meinem Wörterbuch beim Buchstaben y ohne
Anlaß und mit unbegründeter Zitierung jener Seiten meines Lehr-
gebäudes geschrieben worden? Herr Dr. R. meint dies (S. 105) aus
verschiedenen Gesichtspunkten. Zunächst sei ghain überhaupt kein
, Kehllaut', sondern ein velarer Laut. Dies ist schon oben in Nr. 1
mit Hinweis auf die arabischen Orthoepisten als fraglich hingestellt
worden. Darnach meine ich, daß ghain zu den Kehllauten im weiteren
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Original fronn
Über den Lautwert des hebräischen P. 69
Sinne gehört, die man in Kehlkopflaute (Laryngale) und etwa Schlund-
laute (Faucale) zerlegen kann. Sodann ,Potenz der Kehllaute' ist
ihr spezifischer Laut oder ihr lautphysiologischer Charakter. Über
diese Potenz brauchte ich auf den zitierten Seiten meines Lehrge-
bäudes keine Worte zu machen, da ich meinen durfte, daß jener
Ausdruck schon an sich hinreichend deutlich sei. Aber die Haupt-
sache ist endlich, daß ich auf den zitierten Seiten, wo der inter-
dialektische Lautwandel der semitischen Sprachen dargestellt wird,
von dem nach meiner Behauptung weithin beobachteten Prozeß der
CO
Veränderung der Kehllaute ,keinen einzigen Beleg' gegeben haben
soll. Die Sache steht aber so. Auch abgesehen davon, daß die An-
gaben über <J5 und p, welche hie und da in Hamza, resp. & über-
gehen (S. 453, Anm. 2), schon nach der einen Seite des Prozesses
u
hierher gehören, wie auch der auf S. 454, Anm. 1 belegte Wechsel
zwischen p und p innerhalb des aramäischen Sprachgebietes, finden
sich größere Gruppen von Belegen für jenen Prozeß auf S. 459, die
ja mitzitiert ist: ,Gutturale: iu Ass. sind k, n, V x (£, X) und p 2 (£, gh) y
auch zumeist r\ x (c, k) zu Spiritus lenis geworden' (Delitzsch, Ass.
Gram. § 42 etc.). ,Weit ist diese Abschwächung auch in einigen
aramäischen Dialekten fortgeschritten', wofür ich Belege aus dem
Fellih! nach Güidi gebracht habe. Auch im Hebräischen tritt für
den Spiritus asper mehrmals Spiritus lenis auf, wie ebenfalls dort
von mir belegt wird. Ein weiterer Beweis für spätere Vereinfachung
von Kehllauten liegt übrigens auch in den Worten des Talmud, 1 wo-
nach in der galiläischen Aussprache sich p und n nicht von k unter-
schieden.
Weil dieser Prozeß der Veränderung der Kehlkopf- und Kehl-
laute also eine Tatsache ist, so kann er auch in bezug auf den
Laut gkain eingetreten sein.
Deshalb brauchen auch die Griechen bei einem solchen p, das
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ursprünglich einem gh oder einem ähnlichen Laute entsprochen hat,
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1 Z. B. bei Dalman, Gram, des jüdisch -palästinischen Aramäisch, 2. Aufl.,
8. 57 f.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
70 Ed. König. Über den Lautweut des hebräischen j?.
hört zu haben. Umgedreht können sie auch bei manchem bloßen
Kehlkopfdruck (lain) einen ^-artigen Laut gehört zu haben meinen
und können daher ihren Gehöreindruck durch y wiedergegeben haben.
Dieses Urteil erscheint mir, da nun einmal lain und ghain im Ara-
bischen nebeneinander existieren und viele Wörter mit verschiedenen
Bedeutungen voneinander scheiden, natürlicher zu sein, als daß das
y der griechischen Transkription auf bloßes Verhören zurückgeführt
werde. Das Zitieren von Sätzen Pauls (Rü., S. 104) kann kein an-
deres Urteil begründen. Die Richtigkeit seiner Beobachtungen wird
von mir zwar nicht bestritten, aber sie brauchen nicht in allen Fällen
zu gelten, und der Fall mit dem y in jenen griechischen Transkrip-
tionen hebräischer Wörter muß auch schon wegen des teilweisen
i-H
Parallelgehens des arabischen ghain als ein eigenartiger gelten. Auch
müssen doch die Griechen der lxx in manchen hebräischen Wörtern
o
einen dem y ähnlichen Laut gehört haben und dazu würde ihnen
nicht so wahrscheinlich ein Anlaß gegeben worden sein, wenn in
dem Hebräischen ihrer Zeit mit j? gar niemals ein dem y ähnlicher
Laut bezeichnet worden wäre.
Bonn, im Februar 1913.
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TD
Anzeigen.
Dibdrich Westermann , The Shilluk People, their Language and
Folklore. Philadelphia Pa., 1912. 8°. lxiii, 312 pgg., 8 plates and
a sketch map. 12 Mark.
Der kleinen Schrift: A short grammar of the Shilluk language.
Philadelphia 1911 (vgl. ZDMG. Bd. lxv [1911], S. 812—814) hat
der Verfasser in kurzer Frist das größere oben angeführte Werk
folgen lassen, in welchem nicht nur die Grammatik, das Wörterbuch
und zahlreiche Originaltexte mit Übersetzung ausführlich behandelt
sind, sondern auch die Beschreibung des von den Schilluk bewohnten
Landes, deren Sitten, Gebräuche, Religion, Staatsverfassung und
soziale Einrichtungen, sowie die Geschichte und die historischen
Traditionen dieser weitverzweigten Nation übersichtlich dargestellt
erscheinen. Die acht gut ausgeführten photographischen Tafeln illu-
strieren die äußere Erscheinung der Schilluk, deren Häuserbau,
Waffen, Tänze usw. und die beigegebene von Bernhard Struk an-
gefertigte Mappe macht die räumliche Verbreitung dieser in viele
Völkerschaften verzweigten Nation anschaulich, welche vom weißen
und blauen Nil an bis hinauf zum Albert- und Viktoriasee seßhaft
ist. Diese zunächst in Sprache mit den eigentlichen Schilluk enge
zusammenhängenden Völker sind folgende:
1) Die Nuer, südlich vom Gazellenfluß und an beiden Ufern
des weißen Nil hausend.
2) Die Aniwak, von den Abessiniern Yambo genannt, welche
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72 Diedrich Westermann.
mann hat von diesen zwei genannten Völkerschaften grammatische
und lexikalische Skizzen samt einigen Originaltexten mit Über-
setzungen veröffentlicht, und zwar in den Mitteilungen des Seminars
für orientalische Sprachen der Universität Berlin, Bd. xv, Abteil, n
(1912) unter dem Titel: The Nuer language und: Some notes and a
short vocabulary of the Anywak language. Im Anhang davon be-
finden sich noch: Short vocabularies of the Dinka, Golo and Zande
languages. Weshalb der Verfasser auch diese Schrift, welche ja nicht
auf Kosten der amerikanischen Presbyterianer erschienen ist, nicht
in deutscher, sondern in englischer Sprache veröffentlicht hat, ist
wohl etwas verwunderlich.
3) Die Dyur, südwestlich von den Nuer am Gazellenfluß wohn-
haft, deren Sprache in Heuglins Reisen (1857) und von G. Schwein-
fürt unter dem Titel ,Linguistische Ergebnisse aus Zentralafrika'
behandelt ist.
4) Die Dinka, deren Sitze östlich von den Schilluk am rechten
Ufer des weißen Nil liegen. Die Sprache dieses Volkes ist ein-
gehend behandelt von J. E. Mittbrrutznbr: Die Dinkasprache, Gram-
matik, Texte und Wörterbuch. Brixen 1866, und von G. Beltrami,
Grammatica e vocabulario della lingua Denca. Verona 1880.
5) Die Gang oder Aöoli, nordöstlich vom Albertsee seßhaft,
deren Sprache behandelt ist von Rev. A. L. Kitchino, An outline
grammar of the Gang language. London 1907.
6) Die Luo, zwischen dem Albert- und Viktoriasee hausend,
deren Sprache uns vorliegt in einem Büchlein, betitelt: Elementary
grammar of the Nilotic-Kavirondo language (do-Lwo), together with
some useful phrases and vocabulary by the fathers of St. Joseph's
foreign missionary society. Mill-Hill 1910.
Außer diesen mit den eigentlichen Schilluk in Sprache und
Sitten nahe verwandten Völkerschaften sind als hieher gehörend noch
zu nennen die Lur u. a., welche gleichfalls am oberen Nil und seinen
Zuflüssen hausen. Da aber über deren Sprachen nur kurze Wörter-
verzeichnisse vorliegen, aus denen zwar eine Verwandtschaft mit den
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oben genannten Sprachen mit gutem Grunde vermutet, aber doch
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The Shilluk People, their languaoe and Folklore. 73
noch nicht tiefer begründet werden kann, so läßt sich hier auf die-
selben nicht weiter eingehen.
Nachdem schon früher dargetan worden ist, daß auch das
Nubische mit den genannten Sprachen in verwandtschaftlichen Be-
ziehungen steht, 1 so wird hieraus ersichtlich, daß von Assuan auf-
wärts den Nil entlang bis zum Albert- und Viktoriasee, wenn man
von den später eingedrungenen Arabern absieht, 2 ein weit ausge-
dehntes Sprachgebiet besteht, das man mit Recht unter der Be-
zeichnung ,nilotische Sprachen' zusammenfassen kann. Es ist daher
unverständlich, wie Karl Meinhof in seinem Buch ,Die Sprachen
der Hamiten' S. 3 den , Begriff nilotisch' abweisen kann, indem er
bemerkt, daß ,mit dem ebensoviel anzufangen ist, wie mit dem Begriff
Donausprachen' (ein schlecht gelungener Vergleich) und weiter be-
hauptet ,es gibt keine nilotische Sprachform, die sich von andern
klar unterscheiden ließe und eigenen Gesetzen folgt'. In diesem
Sinne ist wohl viel eher seine vorgeschlagene Bezeichnung , Sudan-
sprachen' für die in weit ausgedehnten Mittelafrika vorkommenden
Idiome abzulehnen, da unter diesen ja .doch isolierende, aggluti-
nierende und flektierende Sprachen sich vorfinden und von denen
gegenwärtig noch gar nicht alle genau klassifiziert werden können,
weil von einer großen Anzahl dieser Sprachen noch keine aus-
reichenden linguistischen Behelfe vorhanden sind. Es geht daher nicht
an, diese Sprachen, indem man sie geographisch unter der Bezeich-
nung , Sudansprachen' zusammenfaßt, deshalb zugleich auch als
sprachlieh eng zusammengehörige Idiome zu betrachten, wie Mein-
hof und Westermann dies glaubhaft zu machen bestrebt sind.
Der folkloristische Teil im Buche Westermanns ist vortrefflich
bearbeitet; über die Lebensweise, Sitten und Gebräuche der Schilluk
bietet das Buch in jeder Hinsicht eine den Stoff erschöpfende Dar-
1 Vgl. L. Reinisch, Die sprachliche Stellung des Nuba. Wien 1911.
2 Die Bari am Oberlauf des weißen Nil lasse ich hier außer Betracht, weil
deren Sprache, obwohl sie sich grammatisch und vielfach auch lexikalisch ebenfalls
an das Schilluk anreiht, doch mit der Masaigruppe in noch engerer Verwandt-
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74 Diedrich Westermann.
Stellung. Auch die mitgeteilten Originaltexte in der Schilluksprache
mit beigegebener Übersetzung sind wertvolle Urkunden für das Stu-
dium des Volkscharakters und des Genius der Sprache. Sehr er-
wünscht wäre es allerdings gewesen, wenn der Herausgeber die
Übersetzung dem Originaltext gegenüber auf der gleichen Buchseite
gestellt hätte, statt fortlaufend nach Schluß eines Textes, da in dieser
Weise das Studium der Originaltexte außerordentlich erschwert und
mit viel Zeitverlust verbunden ist. Auch trifft es sich gar häufig,
daß Schillukwörter, welche in den Texten vorkommen, ins Wörter-
buch nicht aufgenommen sind. Diese zwei Übelstände erschweren
das Studium der Originaltexte recht sehr und es hätte wohl ver-
mieden werden können, dem Leser der Texte die Arbeit so mühe-
voll zu gestalten.
Von diesem Übelstand abgesehen, kann man mit dem Buche
Westermanns, so weit darin das Schillukvolk und auch seine Sprache
als solche speziell behandelt wird, vollauf zufrieden sein; wo aber
der Verfasser weiter ausgreift und sich auf das sprachvergleichende
Gebiet begibt, da hört wohl jede auf sachlicher Grundlage gestützte
Erwägung auf. Als Probe mögen hier einige Beispiele von Wortver-
gleichungen bei Westbrmann folgen: auf S. 38 wird mit Schilluk bur
Asche, das nubische obürti zusammengestellt, welches Wort doch dem
Arab. *j^* Staub, entlehnt ist, was auch ausdrücklich in meinem
Wörterbuch S. 167 angegeben erscheint Nun wird aber vom Ver-
fasser in seinem Schillukglossar S. 248 dasselbe Wort ,buro = bur
ashes' wiederum mit nubischem biet identifiziert. Dieses nubische
Wort, eigentlich büd lautend, bedeutet jedoch nicht Asche, sondern
Steppe, Wüste und ist wohl ein Lehnwort aus dem abessinischen
fl£*OM — Ebenso (S. 38) Schi, cäk Milch, mit Nub. iji 1 Milch. Im
Kordofan-Nuba lautet dieses Wort ejü = Kafa, Galla ejö (für ejaw,
ejau), Chamir djib, Tigray ftjf fl € i Wie soll mit diesen Formen nun
Schi, cäk im Zusammenhang stehen? — Ebenso (S. 38) Schi, dok
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1 c und j sind Palatale und werden gesprochen wie unser t*ch und dsch.
Original fronn
The Shilluk Pbople, their lanquage and Folklore. 75
Mund, mit Nub. ak. Im Nubischen nun lautet das Wort im Mahassi-
Dialekt : ag } aber im Plural agl-l f also die ursprünglichere Form agil,
wie sie noch in den Idiomen von Kenzi und Dungula vorkommt
Damit identisch ägul, ägol, auch äivul vor, ante = den Formen im
Kordofan-Nuba ägul, äwul Mund. Wie sollen nun diese Formen mit
Schi, dok in Verwandtschaft stehen? — Ferner stellt der Verfasser
zu den nilotischen Formen: Schi, kwäro rot, Nuer kwar usw. (S. 40)
das nubische korgos gelb, das er in kor-gos zerlegt, wornach also kor
und kwäro usw. identisch sein sollten; was -gos sei, darnach wird
nicht weiter gefragt. Hätte Westermann im nubischen Wörterbuch
nur etwas genauer gelesen, so würde er auch die Nebenform körkos
gesehen und diese als Lehnwort von XQÖxog bezeichnet gefunden
haben. — Wie die Formen: Ewe ga Ort, Nupe und Schilluk ga
dieser, im Zusammenhang stehen sollen (S. 43), ist unklar, aber un-
begreiflich, wieso diese Ausdrücke mit Nubisch ,aga, agar place' als
identisch aufgeführt werden; aga existiert im Nubischen überhaupt
nicht und das agar ist ein Lehnwort aus Amh. hlG* G. UlC* —
Ebenso unbegreiflich ist die Zusammenstellung: Jtwako to einbrace'
und Nub. ,kat to envelop' (S. 43). Das nubische Wort lautet jedoch
nicht kat, sondern katt, assimiliert aus kand einhüllen in die Toga,
bekleiden, wie die Form im Dialekt vom Fadidscha noch vorkommt
und bei Umstellung des n dem abessinischen h£> J entlehnt ist. —
Ganz unmöglich ist auch die Zusammenstellung von ,Shi. dödo to
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suck* und Nub. ,duge to lick' (S. 44). Letzteres Wort, eigentlich düg
lautend, ist doch bekanntlich eine Nominalform von J$> gustavit; wie
diese aber mit dödo zusammenhängen soll, ist unerfindlich. — Höchst
fraglich ist ein Zusammenhang von ,Shi. chul, Ju. $hul y Any. chul,
La. büV etc. penis, mit Bari } toluto testicles, Nub. sorot penis' (S. 38).
Das Bariwort lautet bei Mitterrutzner: } tülutut Hodensack', nicht
toluto, und besteht wohl aus dem kausativen tu + lutut, während
das nubische Wort vermutlich eine Nominalform aus ff^OI i darstellt.
Eher dürften die Formen Sul 9 sül mit Kordofan-Nub. selu penis, zu-
sammenhängen. Auf keinen Fall dürften aber die obigen Wortver-
gleichungen in so apodiktischer Weise hingestellt werden. — Welcher
Original fronn
76 Diedrich Westermann.
Zusammenhang soll ferner zwischen Schi. ,tök to be absent' (S. 281)
und Dinka wtok bestehen? Letzteres Wort bedeutet doch: fertig
werden, vollenden, das Ende. — So wird ferner Schi. Udo, Uro people,
mit Nub. ter they, identifiziert (S. 281), obschon die Herkunft dieses
letzteren Wortes in meinem Buch ,Die sprachliche Stellung des Nuba*
(S. 43 ff.) ausführlich erörtert worden ist.
Gleiche unmögliche Dinge könnten in noch viel größerer An-
zahl vorgebracht werden, doch genügen die eben angegebenen wohl
schon, um daraus zu ersehen, daß der Verfasser bei seinen sprach-
vergleichenden Vorführungen allein nur das Wörterbuch und auch
dieses bloß ganz oberflächlich benutzt hat. Bedenklicher aber als die
angegebenen Fälle sind solche, bei welchen der Verfasser Wortformen,
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statt sie so anzuführen, wie sie im Wörterbuch stehen, willkürlich
u
abändert, um sie besser für seine Demonstrationen verwenden zu
können. So wird z. B. auf S. 39 mit den nilotischen Bezeichnungen
,Shi. Jcich bee, Ga. kich bee, Ju. kich bee' usw. ,Nub. kit, kuti bee 1
gleichgestellt. Nun existiert im Nubischen kein kit, kuti als Bezeich-
nung für Biene, sondern nur ein kutti (FM) = kulti (KD), wo also
kutti assimiliert ist aus kulti und da ti als Nominalsuffix sich dar-
stellt, 1 als Radix kul, nicht kit oder kuti erscheint; ferner bedeuten
kutti, kulti nicht Biene, sondern Fliege, und erst die Verbindung
dsel-in kutti (kulti), d. i. Honigfliege, gelangt zur Bedeutung Biene.
— So erscheinen auf S. 44 die Formen: ,E. ashi wife, Ku. shi to
beget, bear, Di. tik wife, Shi. cht wife' gleichgestellt mit Nub.
>ash y ashi daughter*. Im Nubischen aber existiert kein a$, aSi mit
der Bedeutung Tochter, sondern nur as (FM), Nebenform assi Mäd-
chen, Tochter. Ob diese letzteren Formen nicht vielmehr zu Abess.
Mrt 1 daher Jtfft^* * femina, gehören oder nicht, wollen wir hier
nicht weiter erörtern ; was aber Schi, ci (Weib) betrifft, so ist dieses
Wort gekürzt aus cik = Nuer cyek, Dinka tik y Barea toko Weib,
auch im Bedauye vorkommend als tak Mann, tak-at Weib; von
einem Zusammenhang dieser Formen mit Nub. as kann daher trotz
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Thb Shilluk People, their language and Folklore. 77
der Umgestaltung zu asi wohl keine Rede sein. — Auf S. 41 wird
ein nubisches Wort, von Herrn Westermann: ka-re geschrieben, als
zusammengehörig mit: ,Shi. rejo fish, Ga. rech fish, Ju. reyo fish'
usw. hingestellt. In meinem Nubawörterbuch lautet das Wort Jcdre,
Almkvist hat kär8, Lepsius kare Fisch. Indem der Verfasser dasselbe
Wort in ka-rS zerlegt, will er doch wohl das re mit den obigen
nilotischen Formen als wurzelverwandt bezeichnen. Eine Möglichkeit
hiervon könnte man zugestehen, wenn im Nubischen ein Präfix ka~
existieren würde, was jedoch nicht der Fall ist und im Nubischem
überhaupt kein Nominalpräfix, sondern nur Suffixe vorkommen. —
Ebenso befremdend ist die Zusammenstellung auf S. 285: } wich-wat>
wit head, top, surface . . . (Nr. wich, Somali wij face)'. In n^einem
Somali Wörter buch S. 374 steht folgendes: ,wdji, wdji . . . (aus wdjhi
= Saho wdjhe, Ar. ^j) Gesicht, Antlitz'. Zunächst sei bemerkt,
daß die nilotischen Formen: Schi., Luo, Dyur wie, Nuer wiy 7 Aniwok
wi nur Kopf, Spitze, Oberteil, oben, über, nicht aber Antlitz,
Gesicht bedeuten, obwohl W. dem Schillukwort auch die Bedeutung
surface beilegt, wohl nur deshalb, um dasselbe leichter mit seinem
Somali wej identifizieren zu können. — Auf S. 279 liest man: ,rii
(also rafyror king (Ju. rwot, Nub. arti god, Somali ga-rat chief)/
Nun gehört in Schi, rit, rat das auslautende i zur Wurzel, während
das nubische arti in ar + Nominalsuffix -ti zu zerlegen ist. Was
aber das Somaliwort betrifft, so lautet dasselbe nicht ga-rat, sondern
garäd und besteht aus der Radix gar + Nominalsuffix -äd, wie deut-
lich in meinem Somali Wörterbuch S. 175 angegeben ist. Die Schrei-
bung ga-rat erscheint sonach als bewußte Entstellung des Somali-
wortes, um so die Identität von Schi, rat und So. rat darzutun.
Diese Proben reichen wohl hin, um daraus zu ersehen, wie un-
kritisch, unvorsichtig und bedenklich die Methode ist, in welcher der
Verfasser bei seinen etymologischen Wortvergleichungen zuWerke geht.
Nun aber darf noch ein anderer Übelstand nicht unerwähnt bleiben, der
im vorliegenden Buch sowohl, wie in dem des Verfassers über die Su-
dansprachen zutage tritt und in der Theorie wurzelt, daß die sogenann-
ten Sudansprachen vom Westen an durch den Kontinent bis nach Osten
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78 Diedrich Westermann.
(mit Einschluß des Kunama und Nuba) sich erstreckend, ein einheit-
liches Ganzes bilden und dem Ursprünge nach grundverschieden
seien von den chamito-semitischen Sprachen des Nordens und den
Bantusprachen des Südens von Afrika.
Die Charakteristika dieser Sudansprachen sind nun zufolge dem
Buche dieses Verfassers über die genannten Sprachen hauptsächlich
folgende: l) Monosyllabismus, jedes Wort besteht aus einem Konso-
nanten und einem darauffolgenden Vokal. 2) Zur Unterscheidung
der vielen Bedeutungen der monosyllaben Wörter dienen die musika-
lischen Töne.
o
Diese Charakteristika sind wohl anwendbar auf das Ewe u. a.,
während sie auf gar viele andere Sprachen und namentlich auf die
weiter gegen Osten ganz und gar nicht passen. Damit nun auch auf
diese die gleichen Merkmale anwendbar werden, so muß der Nach-
o
weis erbracht werden, daß sie ebenfalls monosyllab seien, daher auch
den musikalischen Ton anwenden. Die Methode das zu zeigen, kann
gar nicht einfacher und leichter erdacht werden, indem eben mehr-
silbige Wörter in einsilbige zerlegt werden; vgl. z. B. für das Schilluk
folgende Exempel (S. 24 ff.): bägo to make a fence, und bäjo to tie
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together, beide entstammend der Wurzel 6ä; ebenso: bano, bäno to
make a mistake, und bäjo to err, gleichfalls auf die Wurzel bä
zurückgehend; dann fago to be sharp, und fälo knife, beide Wörter
aus der Wurzel fä entstanden; ferner: kägo, kagQ to ache, pain, und
° o
Jcägo to bite, von kä stammend; ebenso robo to string beads und
rodo to sew, beide von der Wurzel ro usw. usw. Warum diese ge-
nannten und andere Wörter in solcher Weise zu zerlegen seien,
weshalb die Silben bü y fä, kä usw. als Wurzeln und go } jo } bo, to
usw. etwa als Suffixe zu betrachten seien, was die einzelnen Silben
für sich und was sie in der Zusammensetzung bedeuten, darüber
wird jedoch irgendwelche Erklärung nicht erteilt.
Wie die einsilbigen Sprachen Ostasiens wenden auch die diesen
gleich organisierten Sprachen des Sudans die musikalischen Töne
an, um so die verschiedenen Bedeutungen der monosyllaben Wörter
zum Ausdruck bringen zu können, wie z. B. im Ewe u. a. Wo aber
Original fronn
The Shilluk People, thrir language and Folklore. 79
der Monosyllabisinus überwunden ist, fällt auch die Intonation weil
eben entbehrlich weg und es tritt der Akzent an deren Stelle.
Westermann und gleich ihm auch Carl Mbinhof, da sie allen
sogenannten Sudansprachen den gleichen isolierenden Charakter bei-
messen, behaupten demnach auch bei allen diesen Sprachen das
Vorhandensein der Intonation. So sagt Meinhof in seinem Buch ,Die
Sprachen der Hamiten' (S. 3): ,Ich bin durch das Studium der
Sudansprachen zur Überzeugung gekommen, daß es sich hier im
wesentlichen um isolierende Sprachen handelt. Sie haben weder
Genus noch Klasseneinteilung, ihre scheinbaren Flexionsformen zer-
fallen in meist einsilbige Wurzeln. Diese Wurzeln sind im übrigen
formlos und wenden den musikalischen Ton an. Der Starkton er-
scheint nur in bescheidenen Ansätzen. Es ist Westermann gelungen,
den Nachweis zu führen, daß diese Sprachgruppe tatsächlich bis
Nubien reicht. Er hat die von ihm und mir geteilte Vermutung
bestätigt gefunden, daß auch am Nil noch der musikalische Ton in
dieser Sprachgruppe vorliegt, wenn auch das Nubische, das seit
Jahrtausenden von flektierenden Sprachen umflutet ist, die musika-
lische Betonung aufgegeben hat/ Daß dereinst auch das Nubische
den musikalischen Ton angewendet habe, wie die einsilbigen Spra-
chen, folgert Meinhof aus nachstehender Beobachtung: ,Nach Unter-
suchungen, die im phonetischen Laboratorium des Seminars für
Kolonialsprachen mit einem eingeborenen, gebildeten Nubier ange-
stellt sind, hat der Fragesatz genau denselben Tonfall wie der Aus-
sagesatz, doch wird eine hochtonige Silbe angehängt. Im Ewe liegt
die Sache genau ebenso, nur daß die angehängte Silbe tieftönig
ist. Das spricht für früheres Vorhandensein musikalischer Töne'
(a. a. 0. S. 3, Note 3).
Ich will Heri'n Meinhof die Freude an dieser Entdeckung der
Intonation im Nubischen nicht verleiden, obschon ich die angegebene
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Begründung dafür nicht verstehe. Was aber die sogenannte Intonation
im Schilluk und den damit verwandten Sprachen am Nil anlangt,
so ist die Tatsache wirklich verwunderlich, daß gute Beobachter,
welche sich Jahre hindurch unter den nilotischen Völkern, nicht wie
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80 DlEDRICH Wbstbrmann.
Westermann durch einige Wochen, aufgehalten und deren Sprachen
erlernt haben, wie Banholzer, Beltrame, Mitterrutzner, Kitching,
Jonston, die Väter der St Josefs foreign missionary society mit keiner
Silbe die Intonation in den nilotischen Sprachen erwähnen. Würde die
musikalische Betonung in diesen Sprachen als ein notwendig erforder-
liches Verständigungsmittel vorhanden sein, so hätte sie den genannten
Beobachtern doch auch auffällig werden müssen, weil sie ja ohne
Berücksichtigung derselben mit den Eingeborenen sich nicht hätten
verständigen und um so weniger intensive Sprachstudien hätten an-
stellen können.
Indem nun Westermann diese seine Entdeckung der Intonation
durch Schriftzeichen anschaulich zu machen bestrebt war, hat er
die Vokale mit einer Fülle von Unterscheidungszeichen ausgestattet,
welche die Lektüre nur unnütz erschweren, hat aber dadurch doch
nicht den Zweck erreicht, alle Wörter ihrer Bedeutung nach durch
Schriftzeichen genau zu unterscheiden; vgl. z. B. ädgro an armring,
und ädöro donkey; ät&r forever, und ätßro a small stick; bhr (ar.)
flag, banner, und bkr poor; bbfiö pelican, und bbno a small lizard;
bwono white man, und bwono a fish; fhito to be füll, und fano to
divide usw. Welch andere Wirkung wird durch solche Belastung
der Schriftzeichen erreicht als die, das Lesen fast unmöglich zu
machen, auch wird der Verfasser wohl selbst kaum der Überzeugung
sein, daß nunmehr der Leser in die Lage gesetzt sei, die Schilluk-
wörter ganz so wie die Eingeborenen aussprechen zu können; das
wird doch nur erlernt im unmittelbaren, mündlichen Verkehr mit
den Eingeborenen und für speziell wissenschaftliche Ziele aber ist
diese Anhäufung von Zeichen zwecklos, weil es sich hier ja doch
zumeist nur um den inneren Bau der Sprache handelt
Der philologische Teil des Buches (S. 46 ff.) ist etwas vollstän-
diger und ausführlicher als der in der Short grammar of the Shilluk
language. So kannte damals der Verfasser beim Nomen als Plural-
suftix nur das -i, während er jetzt auch die Suffixe -k und -< auf-
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The Shillük Peoplb, their language and Folklore. 81
führt, worauf er wohl durch meine Anregung in der ZDMG. lxv, 812
aufmerksam gemacht wurde. Dagegen ist die Aufstellung des Ver-
fassers über die Herkunft dieser beiden Suffixe ganz unmöglich. Be-
züglich -fc sagt er: k may be shortened from the demonstrative pro-
noun ak these. Diese Erklärung besagt eigentlich nur: das Plural-
suffix -fe ist gleich -ife, denn ak ist ja die Pluralform von an dieser,
und steht für an-k y da im Schilluk und den zunächst verwandten
Idiomen die Liquida n und l vor k elidiert werden, wie z, B. gin
Sache, plur. gi-k für gin-k ; dyel Ziege, plur. dye-k für dyel-k. Ebenso
wenig ist die Herleitung des Pluralsuffixes -t aus dem Aniwokwort
tot (viele) möglich, da dieses Suffix auch im Dinka, Luo u. a. vor-
rH
kommt; über die Herkunft der Pluralia auf -k und -f vgl. meine
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Schrift ,Das persönliche Fürwort' S. 280 ff. und ,Die sprachliche Stel-
lung des Nuba* S. 148. Eine weitere Pluralbildung bringt der Ver-
fasser in folgender Darstellung (S. 49): nasal consonant as suffix.
tägo-täni dura-basket kwach-kwarii leopard
yat-yen tree atäbo-atäm tobacco
anädo-anäni breast-bour täbo-tämi dish.
Diese Darstellung ist etwas unklar: der Sachverhalt ist aber
folgender: Wie aus dem Luo oder Nilotic-Kavirondo ersichtlich wird,
lautet der Pluralcharakter -tni, -ni, z. B. lau, plur. lew-ini Ziegenhaut;
abil-a, plur. -ini Hütte; kid-o, plur. -ini Sitte; tatvo, plur. tewo-ni
o u
Schale; hono, plur. -m Wunder u. a. Sonach stellen sich die obigen
Schillukplurale als gekürzte Assimilationen dar, als: taiii aus tag-ni
kwafii aus kwac-ni } anani aus aiiad-ni (aiian-ni und kurz anani) \
yen für yat-ni, yan-ni (das inlautende a ist durch das auslautende i
zu e verdünnt); tämi für tabni, tab-mi 7 täm-mi und atäm für atab-ni
usw. Zum Suffix vgl. das persönl. Fürwort S. 284, § 279 ff.
Bei der Bildung des Genetivs ist auf S. 57, § 127 das e kein
sogenannter ,helping vowel', sondern ganz so wie im Dinka u. a. zu
erklären ; vgl. hierüber meine Schrift ,Die sprachl. Stellung des Nuba'
S. 145 und ZDMG. lxv, 813, wo auch die eigentümliche phonetische
Erscheinung ausführlich erörtert ist, die dann Wbstbrmann auf S. 58, 2
behandelt, ohne diese Bezugsquelle zu erwähnen.
Original from
82 Dibdrich Wbstbrmann.
Der Objektskasus wird im Schilluk mittelst der Präposition ki,
ke ausgedrückt (S. 59, § 128). Hier könnte daran erinnert werden,
daß der gleiche Kasus im Nuer und Anyuak gleichfalls durch ki,
ke } dann im Nubischen durch die Suffixe -W, -gi (KD) und -ka } -ga
(FM), im Wandala und Bagirmi durch -ga, im Maba durch -go, da-
gegen im Hausa wiederum mittelst der Präposition ga gebildet wird.
Über die Darstellung des Objektes mittelst der gleichen Partikel und
über die Herkunft derselben vgl. die oben genannte Schrift ,Die
sprachl. Stellung usw.' S. 63 ff.
Beim persönlichen Fürwort ergeht sich der Verfasser in eine
Spekulation über die einstige Gestaltung und die Herkunft derselben
(S. 69 ff.). Er würde dieser überhoben gewesen sein, wenn er den
betreffenden Abschnitt der eben genannten Schrift S. 128 ff. gelesen
hätte. Vielleicht hat es der Verfasser auch getan und war nur mit
den Ergebnissen dieser Untersuchung nicht einverstanden. In einem
solchen Fall gebietet es aber die Achtung vor der ehrlichen For-
schung eines Vorgängers, dessen wissenschaftliche Resultate zu prüfen
und deren Fehler aufzuweisen, nicht aber neue Theorien aufzustellen
und die diesen entgegenstehenden Ergebnisse der Untersuchung eines
in
Vorgängers mit bloßem Stillschweigen zu übergehen.
Das r, welches im Schilluk zum Ausdruck des Possessivs in
Verwendung steht, wie in ftä-r-a Sohn von mir, mein Sohn, üä-r-i
dein Sohn usw. ist nicht ,a shortened form of re body, seif (s. S. 62,
§ 135), welches Wörtchen dialektisch im Schilluk auch als rau (Ban-
holzbr), im Nuer rö neben vollerem rod, im Dinka rot lautend vor-
kommt mit der Bedeutung Körper, selbst, sondern ist ganz anderer
Herkunft. Es erscheint dieses r auch als Genetivexponent, wie z. B.
im Luo: ka-r-bet Haus-des-Sitzens, d. i. die Wohnstube, kar-tedo
Haus-des-Kochens, Küche, mo-r-kic Saft-der-Biene, Honig usw. Im
Dinka erscheint dasselbe in älterer Gestalt als de, d, und zwar eben-
falls als Possessiv- und als Genetivexponent, wie z. B. lyem-d-ya
meine Zunge, uen-d-ya mein Sohn, cam-de-tehi Essen-des-Abends, te-
de-piu Ort- des Wassers, Wasserplatz, te-de-uäl Grasplatz usw. Weitere
Ausführung in meiner Schrift ,Die sprachliche Stellung des Nuba'
Original fronn
The Shilluk People, their Lanquage and Folklore. 83
S. 136 und 145, und über die Herkunft dieser Partikel im Buche
,Das persönliche Fürwort' S. 27, § 34 ff.
Bei der Bildung des Verbums kommen zwei Stämme in Be-
tracht, nämlich die eigentliche Verbalwurzel, mittelst welcher in Ver-
bindung mit dem vorangehenden Fürwort das Perfekt ausgedrückt
wird, wie yd cam ich aß, yi cam du aßest usw. und dann ein
Nominalstamm auf -o zur Bezeichnung des Präsens, als: yd cämo
ich esse, yi cämo du issest usw. Diese letztere Verbalform deckt sich
mit den Nomina der gleichen Form, wie: adero Esel, büdo Teil,
cäho Sonne, däco Weib, rlno Fleisch usw. Die Wurzelform bezeichnet
o
also eine fertige Handlung, während durch die Nominalform auf o
eine unvollendete Tätigkeit oder ein solcher Zustand ausgedrückt
erscheint. In weiterer Entwicklung zeigt sich das Futurum, welches
ein Kompositum ist aus dem Präsensstamm mit vortretendem u, als:
o
yä u cämo ich werde essen. Folgt dem Verb ein Objekt, so wird
es im Präsens und Futurum entweder unmittelbar oder vermittelst
der Objektspartikel ki dem Verb nachgesetzt, z. B. yd cämo rlno
oder ki rlno ich esse Fleisch. Im Perfekt aber lautet die Objekts-
t! CT
partikel a oder i und wird enklitisch mit dem Verb verbunden, wie:
i_ i>)
yd cam~a y i rlno ich aß Fleisch. Ich glaube dieses a mit der gleich-
lautenden Objektsform im Ge ez zusammenstellen zu dürfen; vgl.
hierüber die Schrift ,Die sprachliche Stellung des Nuba', S. 65.
o u
Die Verbalwurzel dient sonach zur Bezeichnung des Perfektums,
während das Präsens im Auslaut durch das vokalische Suffix -o
charakterisiert erscheint, vor welchem der stumme Endkonsonant der
Wurzel stimmhaft wird; z. B. yd fot ich übertraf, aber Präsens yd
födo) yd dek ich war steif, aber Präsens yd dego; yd kap ich nahm,
aber Präsens yd käbo. Es wäre daher angezeigt gewesen, wenn im
«4- ~°
Wörterbuch die Verba nach der Perfekt-, d. i. Wurzelform angesetzt
'i75 .CT
worden wären statt nach der Präsensform, wie sie gegenwärtig an-
C CT
geordnet erscheinen.
In der tertia sing, des Perfektums zeigt sich statt des Für-
wortes vor dem Verb ein a, wie: a cam er aß. Tritt das Verb als
Nomen auf, in welchem Fall demselben die Pronomina in gekürzter
Original fronn
84 Dibdrigh Wbstermann.
Form suffigiert werden, dann erscheint dieses a durch alle Personen
und beide Numeri, z. B. von reit der Lauf:
a rifi'd ich lief plur. a reh wd wir liefen
a rih-i du liefest „ a rBh-wu ihr liefet
a rin-e er, sie lief „ a r&n-gB sie liefen.
Hieraus folgt wohl, daß dieses a einst auch bei den primitiven
Verben durch alle Personen und die beiden Numeri in Verwendung
gestanden hat Es ist identisch mit dem gleichlautenden Verbum
substantivum. In den verwandten Idiomen : Nuer, Dinka, Gang, Luo
werden im Perfekt durch alle drei Personen und die beiden Numeri
ebenfalls synonyme Ausdrücke des Verbum substantivum gebraucht.
Die Verbalwurzel als Nomen dient auch zur Bezeichnung des
Passivs; z. B. riho d cam-d das Fleisch wurde von mir gegessen,
wörtlich: war mein Essen. Das Pronomen kann hier auch in der
vollen Form gesetzt werden, in welchem Fall es dann mit dem Verb
durch die Genetivpartikel verbunden erscheint, wie: rino d cam-e
yan wörtlich: das Fleisch war ein Essen von mir. Dieses -e ist nicht
the helping vowel, wie der Verfasser angibt (S. 78, § 175), sondern
der Genetivcharakter, der in gleicher Form wie im Schilluk auch
im Dinka erscheint. Daß dieses -e kein bloßer Hilfsvokal ist, zeigt
ja auch seine Ersetzung mittelst der Präposition yi durch, von Seite
des, wie: d cam yi jal eni es ward gegessen von diesem Mann, es
war ein Essen seitens dieses Mannes.
Sehr dankenswert ist das Verzeichnis von Doppelformen der
Verba, welche Wbstermann in reicher Anzahl auf S. 83 ff. aufführt
und die einen interessanten Einblick gestatten, wie durch Lautwandel
zwei gleichbedeutende Wörter aus einer Radix entstanden sind. So
ist z. B. das abessinische Lehnwort let rasieren, schaben (Amh. 4£Q»*)
noch vorhanden in der Nominalform Udo, Präs. e Udo er schabt. Im
Perfekt erscheint schon das Wort als lel und lyel, ebenso daneben
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auch das Präsens e lyilo. Ebenso kwat und kwal rauben, stehlen.
Die ältere Form ist kwat, vgl. Galla häta, Ar. OUL (mit med. ^) ra-
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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pere; zu fcu;aZ vgl. Barea AoZ, Kunama gur 7 Bilin gurgur, Ty. T^T^i
rauben; im Dinka bestehen dafür die Doppelformen &uaZ und euer
Original fronn
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Thb Shilluk Peoble, etc. — Geschichte der ind. Literatur. 85
stehlen. Solche Doppelformen bestehen noch in cut und col ersetzen,
glt und ger bauen, hat und hol schlachten u. a.
Westermann hat sich durch dieses Buch ein großes Verdienst,
und zwar ganz speziell im folkloristischen Teil um die Forschung
erworben. Wenn Referent auch zu mancherlei Ausstellungen sich
veranlaßt gesehen hat, so darf das wohl nicht wundernehmen: wer
vermag es, ein Buch ganz ohne Irrung zu schreiben! Bei der größten
Sorgfalt sind Verstöße nicht zu vermeiden. Im ganzen hat der Ver-
fasser eine dankenswerte Arbeit geliefert.
L. Reinisch.
M. Winternitz: Geschichte der indischen Literatur. 11 : 1. ,Die bud-
dhistische Literatur'. (,Die Literaturen des Ostens in Einzeldar-
stellungen', ix : 2, 1.) Leipzig 1913, C. F. Amelanqs Verlag, vi + 288
Seiten. 8°.
Nach einer Zwischenzeit von etwa fünf Jahren ist wieder eine
Abteilung der , Geschichte der indischen Literatur' von Winternitz
erschienen und wird gewiß nicht nur den Indologen, sondern auch
einem weit größeren Publikum ebenso willkommen sein wie die beiden
früheren Teile desselben Werkes. Eine Arbeit wie diese ist nicht
nur wünschenswert, sondern sogar höchst notwendig, da es uns bis-
her an einer modernen, streng wissenschaftlichen und doch nicht nur
den Fachmännern zugänglichen Darstellung der ganzen, so überaus
reichen Literatur der alten Inder völlig gefehlt hat — ein Mangel,
der sich in den letzten Jahren, wo doch das Interesse für das reli-
giöse und literarische Leben des Ostens mächtig zugenommen hat,
besonders fühlbar machte. Ein derartiges Werk, das zudem von einem
der hervorragendsten Vertreter unserer Wissenschaft stammt, empfehlen
zu wollen, wäre eigentlich unnötig; doch mögen die folgenden Zeilen
als eine Art Orientierung über die Arbeit dienen.
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Die beiden Abteilungen des ersten Bandes haben uns eine aus-
gezeichnete Darstellung der vedischcn und epischen Literatur geboten.
Schon eine solche Zusammenfassung dieser ungeheueren Gebiete des
Original fronn
86 M. WlHTERNITZ.
indischen Geisteslebens wird dem Verfasser große Schwierigkeiten
bereitet haben; und doch fehlte es hier gar nicht an vielen und nütz-
lichen Vorarbeiten, Jetzt ist aber Wintbrnitz in dem vorliegenden
Bande seines Werkes an eine weit schwierigere Aufgabe heran-
getreten und hat sie auch mit großer Meisterschaft gelöst: die näm-
lich, eine Geschichte der ganzen buddhistischen Literatur, soweit sie
uns bis jetzt bekannt ist, zu schreiben. Das war, wie er selbst im
Vorwort (p. i) bemerkt, ,ein kühnes Wagnis', da doch noch große
Partien dieser überaus reichen Literatm* kaum bekannt, manche
Werke noch nicht herausgegeben worden sind. Mit nie versagender
o
Gelehrsamkeit führt uns der Verfasser durch den wüsten Urwald der
buddhistischen Schriften von der ältesten Periode an, die in den ur-
sprünglichsten, schlichten Teilen des Pälikanons kodifiziert ist, bis
o
zu den jüngsten und absonderlichsten Ausläufern, den Dhäragis und
o
Tantras, die doch wenig oder überhaupt nichts mit der ursprüng-
lichen Lehre des Erleuchteten gemeinsam haben. Es sind die lite-
rarischen Produkte einer religiösen Bewegung, die hunderte von Jahren
vor Christus ihren Anfang nehmend und fast bis in unsere Zeit hin-
reichend, einen ganzen Weltteil umspannt, es sind Werke in fast allen
Sprachen Asiens abgefaßt, die z. T. beinahe unermeßliche Einflüsse
auf Literatur und Geistesleben, nicht nur des Ostens, sondern auch
des mittelalterlichen und modernen Europas ausgeübt haben, welche
der Verfasser uns hier in gedrängter, aber klarer und übersichtlicher
8 q
Darstellung vorführt. Riesenhaft müssen die Vorarbeiten eines solchen
Werkes sein: das Resultat hat aber auch der Mühe des Forschers
reichlichen Lohn gespendet.
Wintbrnitz beginnt natürlich sein Buch mit der Geschichte des
Pälikanons, des Tipitaka; denn, wenn auch nicht alles, was da steht,
gerade zu den ältesten Schriftstücken des Buddhismus gehört, ist
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doch diese Sammlung der einzige vollständige Kanon, den wir be-
sitzen, und enthält übrigens allein einige der wichtigsten Werke, die
die buddhistische Religion geschaffen hat. In einer knappen und über-
sichtlichen Einleitung (SS. 1 — 17) wird das, was wir von der Vor-
geschichte des Kanons, den buddhistischen Konzilien und den alten
Original fronn
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GESCHICHTE DBR INDISCHEN LlTERATUR. 87
Zeugnissen für die Existenz der kanonischen Schriften wissen, zu-
sammengestellt. Es macht dabei einen besonders erfreulichen Ein-
druck zu sehen, daß der Verfasser, der doch äußerst vorsichtig und
gewissenhaft verfährt, die Berichte über das Konzil zu Vesftli nicht
unbedingt verwirft, sondern im Gegenteil den Kern jener Tradition
als wirklich geschichtliche Tatsache' (S. 5) betrachtet. Gegen einen
in den letzten Jahren hervorgetretenen Skeptizismus, der überhaupt
in allen geschichtlichen Nachrichten der Päli-Schriften nur mehr oder
weniger alberne Hirngespinste und Konstruktionen sieht, 1 wirken
diese bedachtsamen Auseinandersetzungen sehr wohltuend. Erwägens-
wert ist auch die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen Päli
und Mägadhl, die nach Windisch und Pischel (S. 10 f.) angedeutet wird.
Der Einleitung folgen (SS. 17 — 139) die Auseinandersetzungen
über den Inhalt der drei Pitakas, des Vinaya, des Sutta und des
Abhidhamma. Unter jenen nimmt selbstverständlich die Darstellung
des Suttapitaka, der ja weitaus der wichtigste ist, den breitesten
Raum ein (SS. 26 — 134). Sehr gedrängt ist die Darstellung des Vinaya-
pitaka; man muß aber dem Verfasser dankbar sein, daß er uns eine
weitläufigere Behandlung der Mönchsvorschriften erspart hat und
statt dessen etwas über die im Vinaya eingestreuten, literarhistorisch
wichtigen Fabeln und Legenden berichtet. Noch kürzer ist die Be-
handlung des Abhidhamma; diese unerfreulichen Texte sind ja auch
in einer Literaturgeschichte von wenig Belang und sogar philosophische
Bedeutung in höherem Sinne scheint ihnen fast völlig abzugehen. 2
Breit und ausführlich ist dagegen die Darstellung des Sutta-
pitaka, und selbstverständlich sind es vor allem gewisse Bücher inner-
halb des Khuddakanikäya — das Dhammapada, der Suttanipfita, die
Thera- und Therl-Gftthäs und das Jätakabuch — die hier zu weit-
1 Besonders R. O. Frauke in JPTS. 1908, p. 1 ff., hat in der Fähigkeit alles
zu bezweifeln und verdeuten wahrhafte Meisterstücke geleistet. Seine Auffassung
p. 106 ff.; Wintermtz, WZKM. xxiv, 107).
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des zweiten Konzils nähert sich sehr der Deutung, die er früher den Versen des
Mahäjanakajätaka gab, WZKM. xx, 352 ff. (vgl. dazu Verf. Paccekabuddhagescb.
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1 Vgl. Mrs. Rhys Davids, ERE. i, 19 f. (angeführt bei Wintkrkitz S. 134).
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Original fronn
88 M. WlKTERNITZ.
läufigeren Auseinandersetzungen Stoff abgegeben haben. Besonders
die große Sammlung der Jätakas hat ja für die Literaturgeschichte
der ganzen zivilisierten Welt eine nicht zu ermessende Bedeutung
gehabt, die auch von Winternitz gebührend gewürdigt worden ist.
Die Geschichte der Jätakas innerhalb Indiens ist noch ein unge-
schriebenes Blatt; wahrscheinlich wird es noch lange Zeit dauern,
ehe alles Material, das für ein solches Unternehmen nötig wäre, zu-
gänglich werden kann, und bis dahin müssen wir uns damit be-
gnügen, nur einzelne Jätakas in bezug auf ihre Geschichte näher
kennen lernen zu können. Winternitz hat aber seine Aufgabe, den
Inhalt der großen Sammlung kurz zu skizzieren, außerordentlich
glücklich gelöst; hat man die SS. 89 — 127 seines Buches durchge-
lesen, ist man jedenfalls in bezug auf die verschiedenen Literatur-
gattungen, die das Jätakabuch in sich einschließt, gut orientiert. Hier,
wie überall sonst, bilden die Übersetzungen und detaillierten Inhalts-
verzeichnisse einzelner Stückchen eine nicht zu hoch zu schätzende
Hilfe und Abwechslung beim Studieren. Solche Übersetzungen sind
gerade in der Behandlung des Jätaka häufig; man mag aber viel-
leicht bedauern, daß dies nicht ebenso beim Suttanipäta und den
, Liedern der Mönche und Nonnen' der Fall ist. Und unwillkürlich
bedauert man, daß uns der Verfasser keine einzige Probe aus dem
Mahäparinibbänasutta hat geben wollen; die schöne Erzählung von
den letzten Stunden des Vollendeten hätte doch hier einen Beitrag
abgeben dürfen.
Bedeutend — in ihrem Umfang wenigstens — ist ja die nicht-
kanonische Päliliteratur, deren vornehmste Werke auf SS. 139 — 181
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erwähnt und beschrieben werden. Unter diesen Büchern steht natür-
lich der Milindapanho 1 an erster Stelle als die einzige Schrift, die
nicht auf Ceylon geschrieben ist, sondern aus dem eigentlichen In-
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Milindapanho verwenden, scheint es mir am besten, immer noch ,der M.* zu sagen.
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und weist gegen Weber, der ja in diesem Werke griechischen Ein-
1 Wihtxbxitz S. 139 hat gemäß den Handschriften das Milindapanha ge-
schrieben. Da aber Tbehckner u. a. nach dem ceylonesischen Gebrauche die Form
Original fronn
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Geschichte dbr indischen Literatur. 89
fluß sehen möchte, mit vollem Recht auf die alten Dialoge der Upa-
ni§ads und des TipHaka hin, die sehr wohl als Musterbeispiele für
das Gespräch zwischen Milinda und Nägasena betrachtet werden
können. Richtig ist wohl auch die von W. angesetzte Zeit der alten
Partien des Dialogs; ob aber irgendwas in der früher gegebenen
Gleichsetzung von Nägasena und Nägärjuna 1 liegt, hat W. nicht
erwähnt. Wahrscheinlich wird dies auch nicht der Fall sein.
Weniger erfreulich ist die große auf Ceylon entstandene Kom-
mentarliteratur, deren größte Wichtigkeit unzweifelhaft in der Menge
von Erzählungen liegt, die sich dort überall eingestreut finden. Am
reichsten ist wohl in dieser Beziehung der Dhammapadakommentar,
aus dessen reichem Erzählungsschatz W. ein paar Proben angeführt
hat; wichtig ist wohl hier besonders der Roman von dem berühmten
Udena (= Udayana) von Kosambi und seiner Königin Väsuladattä
(= Väsavadattä) wegen seinen Beziehungen zur Brhatkathä. 2 Auch
aus den übrigen Kommentaren des Buddhaghosa, Dhammapäla u. a.
hat W. interessante Legenden und Erzählungen angeführt. Die Dar-
stellung der nichtkanonischen Päliliteratur erwähnt auch ausführlich
den Visuddhimagga, Dipavaipsa und Mahävarpsa und schließt mit
einer Aufzählung der späteren ,Vai|isas^ Kunstgedichte usw. ab.
Damit ist nun die Darstellung der ganzen in Päli abgefaßten
Literatur zu Ende geführt. Hier war die Scheidung zwischen Ka-
nonischem und Nichtkanonischem von vornherein gegeben und es
liegen außerdem die allermeisten Texte in leicht zugänglichen Aus-
gaben vor. Anders stellt sich die Sache bei der zweiten großen Ab-
teilung, die da ,die buddhistische Literatur in reinem und gemischtem
Sanskrit' behandelt. Es ist hier nicht immer von vornherein klar,
inwieweit eine Schrift als kanonisch oder nicht zu bezeichnen ist,
da uns kein einziger in ,reinem oder gemischtem' Sanskrit verfaßter
vollständiger Kanon vorliegt. Weiter sind von vielen der ältesten und
wichtigsten Werke nur spärliche Bruchstücke erhalten, und zudem
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1 Vgl. Bürnoüf, Intr. 570.
2 Vgl. Lachte, Essay sur Ga^iätfhya et la BrhatkathS, p. 249 ff.; Verf. JA.
Original fronn
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90 M. WlNTBRNITZ.
liegen viele Bücher nur in chinesischer oder tibetischer Übersetzung
vor. Dieses ganze, so weit zerstreute Material zu überblicken und
in zusammenfassender Darstellung zu beschreiben war eine überaus
schwierige Aufgabe, die doch in glücklichster Art von Wintbbnitz
gelöst worden ist.
Diese Abteilung fängt mit einer ganz kurzen Auseinander-
setzung über Hlnayäna und Mahäyäna an. Bemerkenswert ist hier
die m. W. früher nicht klar ausgesprochene Feststellung dessen, was
die beiden Namen eigentlich bedeuten. Freilich hatte schon Schradbr
ZDMG. 64, 341 ff. klargelegt, daß yänam hier nichts anderes als
, Schiff, Fahrzeug' bedeuten kann, irrte sich aber, wenn er hlna mit
,klein* = ,inferior c übersetzen wollte. Winternitz spricht ohne weiteres
klar aus, was darin liegt, wenn er sagt: ,. . . Mahäyäna, „das große
Fahrzeug", das geeignet ist, eine größere Anzahl von Wesen, die
ganze große Menschheit über das Leid der Welt hinüberzusetzen/
Denn gerade dies ist es ja, was die Anhänger des Mahäyäna be-
wirken wollen.
Nicht ausschließlich mahäyänistisch ist ja aber die buddhistische
Literatur in Sanskrit — im Gegenteil, viele der wichtigsten Werke
werden der dem Hlnayäna zugehörigen Sekte der Sarvästivädins,
der ,Positivisten', zugerechnet. Mit diesen Schriften fängt W. hier
an: es gehören vor allem dahin die Fragmente des Sanskritkanons
aus Ostturkestan (S. 185 ff.). Weiter folgt das Mahävastu (S. 187 ff.),
das sich selbst als ,Vinayapitaka nach dem Text der zu den Mahä-
sänghika gehörigen Lokottaravädin aus Madhyadesa' bezeichnet, und
unzweifelhaft trotz allen Sonderbarkeiten, ein ganz altes und wichtiges
Werk ist. Es enthält ja eine Menge der Texte, die im Pälikanon
erhalten sind, und bietet also für Vergleichungen reiches Material
dar. 1 Zum Mahäyäna gehört dagegen der Laiita vistara (S. 194 ff.),
jedenfalls in seiner jetzigen Gestalt, obwohl es ursprünglich wohl ein
den Sarvästivädins gehöriger Text war. Für die ganze buddhistische
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1 Solches Material ist außer in den von W. erwähnten Schriften auch bei
Dutoit, Die dugkaracaryä des Bodhisattva, Straßburg 1906 und Verf. WZKM. xxm,
33 ff.; Le Monde Oriental in, 34 ff. behandelt worden.
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Original fronn
Geschichte der indischen Literatur. 91
Welt sehr wichtig ist das Werk bis in die letzte Zeit als eine Quelle
für die Kenntnis des Buddhismus — namentlich von Senart und
de la Valläe Poussin — bedeutend überschätzt worden.
Lehrreich und interessant ist die Darstellung der schriftstelle-
rischen Tätigkeit des Asvagho§a (und seiner Schule, S. 201 ff.), den
wir in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr als einen der be-
deutendsten Dichter Indiens, einen würdigen Vorgänger des Kälidäsa,
haben kennen gelernt. Wir dürfen vielleicht hoffen, daß uns die Funde
aus Zentralasien noch weitere Proben seiner glänzenden Dichtergabe
bringen werden; besonders wünschenswert wären weitere Stücke
seiner neuentdeckten, von Lüders veröffentlichten buddhistischen
Dramen. Auf S. 21 6 ff. schildert Winternitz weiter die Avadänalite-
ratur, die ja manche wertvolle Beiträge zur indischen Märchenkunde
gibt und bisweilen wahre Perlen, wie z. B. die Geschichte des Kuijäla
(Divyävad. 406 ff.), enthält.
Enthielt die bisher geschilderte Literatur z. T. sehr weitschweifige
und unerquickliche Partien, so gilt dies in viel höherem Maße von
den auf S. 230 ff, erwähnten Werken, den sogenannten Mahäyäna-
sütras. Mit Ausnahme des Saddharmapuijcjarlka, das noch allen Un-
gereimtheiten zum Trotz gut lesbar ist, gehören diese Texte, der
Kära^avyüha, der Sukhävativyüha, der Samädhiräja, der Suvarija-
prabhäsa usw. und vor allem die verschiedenen Rezensionen der
Prajnäpäramitä, zu den unerfreulichsten und wegen ihrer unendlichen
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Wiederholungen und allerlei Absurditäten zu den unlesbarsten Pro-
dukten der Weltliteratur. Von der reinen alten Lehre des Buddha
ist in ihnen überhaupt nichts erhalten, und wenn auch hie und da
ganz hübsche Erzählungen verwendet sind, werden sie meistens in
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überaus verballhornter Gestallt wiedergegeben. Man muß aber dem
Verfasser dankbar sein, daß er sich d«r Mühe unterzogen hat, jene
Werke durchzugehen, um ihren Inhalt skizzieren zu können.
Dieser Darstellung der Mahäyänasütras folgt auf S. 250 ff. eine
äußerst lesenswerte Auseinandersetzung über ,die Meister und Dichter
des Mahäyäna', worin die bedeutendsten Schriftsteller des nördlichen
Buddhismus, ein Nagärjuna, ein Asafiga, ein Vasubandhu u. a. in
Original fronn
92 M. WlNTMtNITZ.
bezug auf ihre schriftstellerische Tätigkeit kurz geschildert werden.
Die letzte Abteilung (SS. 266 — 277) beschäftigt sich mit den Stotras,
DhäraQis und Tantras, Texte, die mit der buddhistischen Lehre öfters
nur die äußerliche Einrahmung gemeinsam haben und den höchsten
Grad von Albernheit und Sinnlosigkeit darstellen. Besonders die
Tantraliteratur steht ja den Äivaitischen Lehren sehr nahe.
Den Schluß des Ganzen bildet ein kurzes Kapitel über ,Die
buddhistische Literatur und die Weltliteratur' (S. 277 ff.). Es werden
hier die wichtigen Fragen über Berührungen zwischen buddhistischer
und christlicher Literatur kurz gestreift; Winternitz erwähnt die
Arbeiten von Seydml, van den Bbrgh van Etsinoa und Edmunds und
nimmt hie und da auch einen wirklichen Zusammenhang an, wie
z. B. zwischen der Erzählung von Asita im Suttanipäta und der Ge-
schichte des alten Simeon im Lukasevangelium usw., geht aber im
großen und ganzen sehr vorsichtig vor und scheint den Gedanken
an Benutzung einer wirklichen Buddhabiographie durch die Evan-
gelienverfasser unbedingt abweisen zu wollen, was wohl auch un-
zweifelhaft richtig sein mag. Daß wir aber in den späteren apo-
kryphen Evangelien wirklich Entlehnungen aus buddhistischen Quellen
vorfinden, wird als sichere Tatsache vorausgesetzt. Das Ganze schließt
mit ein paar Bemerkungen über die Legende des Barlaam und Jo-
saphat und über buddhistische Motive bei modernen europäischen
Schriftsteilem ab.
Nachdem ich nun in aller Kürze den Inhalt der Arbeit an-
gegeben habe, möchte ich ein Paar kleine Bemerkungen zu einigen
Stellen, wo ich nicht mit dem Verfasser ganz übereinstimmen kann
oder irgendwas hinzuzufügen habe, vortragen.
Auf S. 99 spricht der Verfasser von dem Wert der Jätakaprosa
und sagt dabei in Anm. 2: ,Und man kann auch nicht mit Charpen-
tibb (ZDMG. 66, 1912, S. 41 f.) sagen, daß die Jätakaprosa „im all-
gemeinen" auf alter Tradition beruhe, sondern nur, daß dies manch-
mal der Fall ist/ Ich habe aber 1. c. gesagt: ,Die Prosa hat aber
nur bedingten Wert, weil sie weit später fixiert, fußt aber im all-
gemeinen auf alter Tradition und ist deswegen nicht unbedingt min-
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Original fronn
Geschichte der indischen Literatur. 93
derwertig.' Dabei beabsichtigte ich zunächst das harte Urteil Hertels
über die buddhistische Erzählungsliteratur im großen und ganzen zu
mildern; ich wollte aber nicht die Jätakaprosa als allgemein alt und
zuverlässig darstellen; sondern sprach von der Prosa in ihrem Ver-
hältnis zu den Gäthäs. Daß nämlich das Jätakabuch ursprünglich
nur aus Versen bestand, bezweifle ich nicht, und möchte nun nur
behaupten, daß die Prosa im allgemeinen dasselbe alte Material wie
die Gäthäs bearbeitet hat und also nur, wo sie mit diesen sich in
Widerspruch befindet, minderwertig ist. Ich glaube immer noch,
daß sich diese Ansicht aufrecht halten läßt.
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S. 106 spricht Winternitz von dem Jätaka 196, dem Valähassa-
jätaka, wo von den Abenteuern der schiffbrüchigen Kaufmänner und
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den menschenfressenden Unholdinnen erzählt wird. Es verdiente
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wohl erwähnt zu werden, daß diese Erzählung — die man übrigens
in Divyävad. SS. 120. 524 ff. und Käraij^avyüha, s. 52 ed. Calc.
wiederfindet — sich auch in jainistischer Literatur spüren läßt, näm-
lieh in Näyädhammakahäo ix. 1 — Auf derselben Seite bespricht W.
das Sutasomajätaka, die Sage vom Menschenfresser und dem frommen
König Sutasoma; außer der angeführten Literatur vergleiche man
dazu auch WZKM. xxiv, 396 Anm., wo sich einige Hinweisungen
auf episches Material finden. 3
S. 108 f. spricht Winternitz von den Anekdoten des Jätaka-
buches, wo oft verschiedene Narrenstreiche belacht werden. Eine
ganze Sammlung von derartigen Geschichten hat ja Hertel in seiner
Abhandlung ,Ein altindisches Narrenbuch' = SB. Bd. 64, H. 1, Leip-
zig 1912, veröffentlicht, worauf hingewiesen werden sollte.
Auf S. 120 f. bespricht Winternitz das Sämajätaka (jät. 540),
die Geschichte von dem frommen Asketenjüngling, der da von dem
König Piliyakkha von Benares totgeschossen, aber wieder von seinen
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1 Vgl. JA. 1910, pp. 606. 608. Es ist sonderbar, daß die Geschichte Divyä-
xxvi, wo sich das Gegenstück des Jätaka 196 findet, den Namen Mägandiyä
führt und daß Näyädhammakahäo ix gerade Mägan^I oder Mäganfliputtä ,die
Söhne des Mäkandi(ka)' betitelt ist. Ich vermag diese Übereinstimmung, die gewiß
nicht ganz zufällig sein kann, nicht zu erklären.
8 Vgl. auch WZKM. xxm, 161, Anm. 3.
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94 M. WlNTBRNITZ.
Eltern ins Leben gerufen wird. Wenn W. diese Geschichte, die sich
ja auch im Mahävastu (11, 207 ff.) findet/ als echt buddhistischen Ur-
sprungs darstellt — und in seiner Ausformung, in der Schilderung
übermenschlicher Milde und Versöhnlichkeit ist sie es unzweifelhaft
auch — verdient es doch beachtet zu werden, daß sich in epischer
Literatur Parallelen finden. 2 Es mag ja vielleicht z. T. Zufall sein;
denn daß ein König auf der Jagd aus Fehlgriff oder sogar mit Ab-
sicht einen Brahmanenknaben erschießt, ist nichts Unmögliches. Was
aber kaum Zufall sein kann, ist die Tatsache, daß in der wahrschein-
lich ältesten Version der Sage, Räm. n, 63, 14 ff., sich Verse finden,
die freilich kleine, aber doch unzweifelhafte Ähnlichkeiten und wört-
liche Übereinstimmung mit Versen des Pälijätaka und des Mahävastu
zeigen. Es scheint also sogar, als ob die epischen und buddhistischen
Erzählungen eine gemeinsame Vorlage voraussetzen würden.
S. 131 ff. bespricht Winternitz das Cariyäpitaka und bezweifelt
dabei (S. 133) die Möglichkeit, ein ,Ur-CP.' zu rekonstruieren, so wie
ich es WZKM . xxiv, 404 ff. zu tun versuchte. Natürlich gebe ich gerne
zu, daß die Resultate, die ich dort gewonnen zu haben glaubte, z. T.
problematisch sind, da sich natürlich in einer derartigen Sache nie-
mals völlige Sicherheit gewinnen läßt. Doch muß es jedenfalls von
Bedeutung sein, daß sich gewisse Erzählungen an derselben Stelle
sowohl in den beiden Cariyäpitakas als auch in der Jätakamälä wieder-
finden; 8 es sind dies feste Punkte, die doch auf die einstige Existenz
einer für alle Versionen gemeinsamen Vorlage, eines ,Ur-Cariyäpitaka'
hindeuten.
Bei der Behandlung des Mahävastu spricht Winternitz S. 190
von dem Kufiajätaka, das dem Kusajätaka (jät. 531) der Pälisammlung
entspricht und im Mahävastu in zwei Versionen, einer überwiegend
prosaischen (n, 420 ff.) und einer metrischen (in, 1 ff.) vorliegt. Es
verhält sich nun mit diesen beiden Versionen folgendermaßen: die
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erste schließt sich im großen und ganzen, was den Fortlauf der Er-
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» Vgl. WZKM. xxiv, 397 Anm. 2
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1 Vgl. Winternitz S. 190.
» Vgl. WZKM. xxiv, 397
8 Vgl. die Tabelle in WZKM. xxiv, 405.
Original fronn
Geschichte der indischen Literatur. 95
Zählung betrifft^ ziemlich genau dem Pfilijätaka an, ist aber weit-
läufiger, und enthält zudem sehr wenige Gäthfts, und zwar nur solche,
die man in der metrischen Version wiederfindet. Die metrische Ab-
fassung wiederum ist offenbar ziemlich fragmentarisch und würde,
wenn sie allein bewahrt wäre, an manchen Stellen schlechthin unbe-
greiflich sein, enthält aber etwa zwei Dutzend Gäthäs, die mit solchen
des Pälijätaka übereinstimmen, nicht aber überall an entsprechender
Stelle in der Erzählung stehen. Welche der beiden Versionen ur-
sprünglicher sein mag, kann wohl nur durch nähere Vergleichung
PO
mit der Päligeschichte ausgemacht werden. — S. 191 steht eine Ge-
schichte aus MahävaStu i, 272 ff. von dem kinderlosen König Brahma-
datta, der drei weise Vogeljungen als Kinder aufnahm; diese Er-
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Zählung entspricht dem Tesaku^ajätaka (jät. 521) der Pälisammlung.
Das auf S. 226 erwähnte Avadäna von Rüpavati (Divyävad.
xxxh) erinnert in seiner Schlußszene (Verwandlung von Weib in
Mann) an den von Hertel WZKM. xxv, 163 ff. behandelten ,Ge-
schlechtswechselsagen*. — Die Schilderung des Höllenbesuches Ava-
lokiteövaras aus dem Anfang des Käraij<Javyüha (Wintbrnitz S. 240)
erinnert stark an die Geschichte von dem frommen König Vipaficit
in Mark. P, xm, 5 ff., 1 der ebenso wie Avalokite6vara bei seinem Auf-
treten die höllische Glut in angenehme Kühle verwandelt. — In-
teressant ist das S. 245 aus dem Suvarjjaprabhäsa angeführte Gleich-
nis über die Haare der Schildkröte; es findet sich auch im Jät.
425, G. 2:
yadä kacchapalomänaifi paväro tividho siyä
hemantiharp, päpuranaiji atha nüna tadä siyä
und bei Vijnänabhiksu zu Sänkhyakär. 7 2 (neben Hasenhorn, Luft-
blume usw.).
Auf S. 258 wird Vasubandhus Paramärthasaptati erwähnt, was
Winternitz wohl mit vollem Recht als eine Widerlegung von Üva-
rakj-sijas Säükhyakärikä (oder °saptati) betrachtet. Jener I6varakr§$a
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1 Vgl. Verf. Paccekabuddhageschicjhten i. 118.
• Vgl. Gakbb, Säipkhyaphil. S. 163, Anm. 2.
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96 M. Wintbrnitz. Geschichte der ind. Literatur.
war nun nach Takaeusu BEFEO. iv, 1 ff. mit Vindhyaväsin (oder
°väsa) identisch, was auch Tuxen Yoga, S. 14 und ich ZDMG. 65,
845 als richtig angenommen haben. Falls nun Vasubandhu, wie
N. Peri BEFEO. xi, H. 3 — 4 meint, und auch Wintbrnitz anzunehmen
scheint, wirklich schon um 350 n. Chr. gelebt hat, muß ja auch
L&varakj-sfla 1 viel älter sein, als man es bisher hat annehmen wollen.
Hieraus würden sich also wichtige Aufschlüsse über die Geschichte
der älteren Säükhya- und Yogaphilosophie gewinnen lassen.
Endlich möchte ich noch bemerken, daß unter den modernen
Verfassern, die sich durch buddhistische Motive haben inspirieren
lassen, und welche auf S. 287 f. aufgezählt werden, der Däne Karl
Gjellbrüp fehlt. Jener hat zwei Bücher veröffentlicht, die sich mit
Ereignissen aus dem Leben Buddhas beschäftigen, den Roman ,Pil-
grimen Kainanita' (= ,Der Pilger K.'), Kopenhagen 1906, * und
das Versdrama ,Den fuldendtes Hustru' (= ,Die Gattin des Voll-
kommenen'), Kopenhagen 1907, von denen besonders das erste Buch
von gründlichen Vorstudien und einem nicht gewöhnlichen Vermögen
sich in die buddhistische Geistes- und Gedankenwelt hineinzuver-
setzen zeugt.
Mit diesen bescheidenen Bemerkungen und Zusätzen habe ich
meine Besprechung zu Ende gebracht. Meinem Urteil über das Buch
von Wintbrnitz habe ich schon oben Ausdruck gegeben und brauche
in der Beziehung kein Wort weiter hinzuzufügen. Ich möchte nur
den Wunsch aussprechen, daß uns der hochverdiente Gelehrte bald-
möglichst auch den Schlußteil seines Werkes schenken wolle, der
sicher ebenso reiche Belehrung, ebenso viele neue Gesichtspunkte
bringen wird.
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1 Und m. E. also auch der Yogakommentator Vyasa, vgl. ZDMG. 65, 845.
öffentlicht; später erschien eine deutsche Ausgabe bei Rütten & Loening, Frank-
Jarl Charpbntier.
1 Das Werk wurde zuerst deutsch in der , Täglichen Rundschau' (1906) ver
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Kubische Übersetzung der Evangelien. 97
Enjil Yesu komisbuldi teran hiran Mata — hiran Markus — Luka
gadisebul — hiran Hana bajsin nawite. Berlin, British and Foreign
Bible Society 1912. S. 89 — 57 — 93 — 70. 1
Es sind dies die vier Evangelien, in die kenzische (kunuzische)
Mundart des Nubischen übersetzt von dem getauften Nubier SamuAl
'Ali Hissen (seine Heimat liegt unter dem Wendekreis des Krebses),
wie am Schlüsse jedes Heftes gemeldet ist und außerdem in dem bei-
gegebenen losen Blatte: ,Für europäische Leser 1 , welches die Unter-
schrift von H. Schäfer trägt. Ein wenig ausführlicher werden wir
hierüber unterrichtet in den SB. der Berl. Akad. d. W. 1910, 588,
in dem Bericht über die Ergebnisse von H. Junkers und H. Schä-
pers Nubischer Forschungsreise in den Wintern 1908/9 und 1909/10;
auch die Apostelgeschichte ist von dem genannten Mann übersetzt,
außerdem von den beiden Reisenden eine Menge freier Sprachproben
gesammelt worden. Da die Veröffentlichung des ganzen Sprachmate-
rials für später in Aussicht gestellt ist, so haben wir es jetzt nur
mit einer Abschlagszahlung zu tun. Es ist eine Volksausgabe (für
Nubier oder Nubisch Redende), in einfachster und an das Englische
angelehnter Schreibweise, ohne diakritische Zeichen, ohne Angabe
von Quantität und Ton, von ein paar praktisch begründeten Aus-
nahmen abgesehen. 2 Wenn ich mit meinen Bemerkungen zu den
vorliegenden Texten nicht warte bis diese eine vollkommenere, den
Bedürfnissen des Sprachforschers entsprechendere Fassung erhalten
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1 Ich kürze die Evangelisten ab: Mt, Mk, Lk, Jh\ die Nubisten: R. (L. Rbi-
nibch Die Nuba-sprache 1879 i. n; die Grammatik nach §§ zitiert), R. 2 (L. Reinisch
Die sprachliche Stellung des Nuba 1911), L. (R. Lepsius Nubische Grammatik 1880),
A. (H. Almkvist Nubische Studien im Sudan 1877 — 78, hg. von K. V. Zetters-t^en
1911); die Mundarten: F (fadidschaisch), M (mahassisch), K (kenzisch), D (dungu-
laisch).
1 Die Setzung von Quantitätszeichen zur Verhütung von Verwechselungen ist
nicht streng eingehalten worden; es konnte auch der Zweck nicht immer mit diesem
Mittel erreicht werden, s. z. B. Mk 16, 17: ann eriged y wide nedi eriged in meinem
Namen und in neuen Zungen, wo beides nach R. eri zu sprechen ist. — Ich ersetze,
wenn es nicht gerade auf den Buchstaben ankommen sollte, die anglisierenden ch
(cchj, sh (s*h), j, y durch 6 (66), i (U) 9 g, j\ Bindestriche setze ich wo es mir zweck-
mäßig erscheint.
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Wiener Zettschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII. Bd. 7
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98 Nubische Übersetzung
haben, so geschieht das weil ich damit eben die abschließende Arbeit
wenn auch in bescheidenstem Maße fördern zu können glaube.
Eine Übersetzung hat treu zu sein, treu gegen die Vorlage und
treu gegen die eigene Sprache. Dem Sprachforscher liegt im Grunde
nur an letzterem; aber wegen der innigen Wechselwirkung zwischen
beidem muß er auch das erstere ins Auge fassen. In unserem Falle
ist das um so mehr geboten als die Vorlage zum großen Teil das
Verständnis der fremden Sprache erst vermittelt. Sehr lehrreich ist
die Vergleichung des kenzischen mit dem fadidschaischen, von Lepsius
herausgegebenen Markusevangelium. Beide gehen viel weiter aus-
einander als durch die Verschiedenheit der Mundarten geboten zu
sein scheint; wo haben wir die größere Freiheit oder die größere
Richtigkeit zu suchen? Manches in unseren Texten stimmt nicht
zum Urtext; z. B. steht Lk 11, 53 ,da er aber solches zu ihnen sagte 4 ,
der Nubier setzt dafür: ,als Jesus von dort wegging'. Manches fehlt,
z. B. Mk 8, 26: ,und sage es auch niemandem drinnen', Mk 9, 49:
,und alles Opfer wird mit Salz gesalzen', Mk 10, 21: ,und nimm das
Kreuz auf dich' (im fad. Text sind die drei Verse vollständig). Man-
ches endlich ist hinzugesetzt; so ist z. B. Mt 8, 8 der Behauptung:
,ich bin nicht wert . . , .' derselbe Gedanke als Frage vorausgeschickt.
Eine ganz gerechtfertigte und doch befremdende Ergänzung finden
wir Jh 1, 42. In den Worten: ,du sollst Kephas heißen (das ist ver-
dolmetscht ein Fels)' entdeckt der Deutsche keine Beziehung auf
Petrus, und der Nubier ebenso wenig; darum schließt sich c Ali Hissen
zunächst genau an den lat. oder griechischen Text an: ,Kefa (das
ist auf lateinisch 1 Butrus)', um hinzuzufügen: ,und Butrus ist auf
nubisch kulu [Fels]'. Auf diese Weise ist das Nubische ins Evan-
gelium gekommen. Und der dem Christentum zugewandte Nubier
wird dann wohl auch in der Apostelgeschichte die äthiopische Königin
Kandake als Landsmännin begrüßen können.
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1 Rumiged; das bedeutet auch Lk 23, 38 und Jh 19, 20: .auf lateinisch',
während an der letzteren Stelle Rnmaniged ,auf griechisch 4 bedeutet (= Grigiged an
der ersteren). Sollte hier nicht eine Verwechselung stattgefunden haben? Jh\ 1,48
heißen doch die Römer RumaniU und Jh 12, 20 die Griechen Bumici.
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dbr Evangelien. 99
Welche besondere Vorlage der Übersetzung gedient hat, ist im
allgemeinen von geringem Belang. Daß Jh 1, 11 t& iSta — ol ßtoc,
lat. proprio, — sui im Nub. beides mit tendiH die Seinigen wieder-
gegeben wird, muß wohl eher auf einen Mangel dieser Sprache selbst
zurückgeführt werden als etwa auf engl, his own — his oum oder
arab. *Xi>U* — ^JLoli., wie das arab. N. T. von 1871 (Oxford) hat.
Syntaktische Einflüsse seitens des Arabischen dürfen wir hier kaum
erwarten; wohl aber wären lexikalische denkbar, insofern als neben
den zahlreichen überhaupt im Nubischen gebräuchlichen Wörtern für
den besonderen Zweck abstrakte entlehnt worden wären. Aber bei
gelegentlichem Nachschauen hat sich mir diese Vermutung nicht be-
stätigt. Jh 1, 13 wird tälrjiia, voluntas, Willen, will mit hawa über-
setzt; das ist arabisch, kann aber hier nicht, wie sonst gewöhnlich,
= M \y* Luft, Wetter sein, sondern nur = ^^i leidenschaftliches Ver-
langen; da dies als nub. sonst nicht gebucht ist, glaubte ich, es
stammte aus dem arab. N. T. } doch bietet dieses i^yJuSc Wille.
Die Übersetzung ist von dem Urheber selbst schriftlich ange-
fertigt worden; H. Schäfer hat sie ,mit ihm zusammen revidiert und
in der schonendsten Weise redigiert*. Der Druck ist sorgfaltig; ich
bin nur auf wenige Druckfehler i. e. S. gestoßen. Falsche Trennung:
a weran Mt 10, 2. Falsche Buchstaben: dodor (= dogor Jh 17, 2),
Jri (= J- Mt 5, 21), Jngurton(= L Mt 10, 29). Ausgefallene: an erir (==
ann erir Mk 9, 41), awtakili (= -takk- Mt 11, 21; s. unten S. 102); arri-
gon (= arrigigon Lk 24, 30), targon (= targigon Mk 11, 13), kalligon
(Mk 8, 8; == kaleligon? vgl. Mk 8, 9. Mt 15, 38; oder = kalligigon?
vgl. Lk 9, 17. Jh 6, 26); hohan (= hoshna Mk 14, 68; vgl. Mt 26, 69.
Affe 15, 16), hohag (= hoshg Mt 26, 71), hoha (Jh 5, »); kidar 1 (=
kidirar Mt 3, 7) 1 . Überschüssige Zeichen: bellunnna (== -unna Lk
21, 36), andogor (= andogor Jh 9, 4; andi- = andi- Lk 20, 14). Umge-
stellte: Maruksna (Überschrift Mk S. 37). Bedenken erregt mir das -ler-
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1 JSTteftr taufen, eig. untertauchen (trans.) ist das Kausativ von leid unter-
tauchen (intrans.). Von letzterem kann allerdings ein kidar gebildet sein; das würde
aber an obiger Stelle nicht als Taufe in passivem Sinne verstanden werden können,
da tenna (sein) vorhergeht (also: die von ihm verrichtete Taufe).
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100 Nubische Übersetzung
flir -rel- im Pz. Prät., weil es öfter vorkommt: dalerigon (Mt 3, 5),
dalerigi (Lk 5, 7), taleri (Mk 3, 22), atalerigi (Mt 3, l) ; vgl. amne-
lerkiri (Jh 7, 48). Es ist jedenfalls unrichtig, kann auch kaum mund-
artliche Aussprache sein; aber doch wohl ein individueller lapsus
linguae, nicht calami. Es kommt dazu daß wir flir dieses -reZ- auch
4el- antreffen: gedimeleligi (Mk 10, 13), tabaeleli (Jh 1, 40), amneleli
(Jh 20, 29). Eine Erscheinung sind wir nur durch ihr häufiges Auf-
treten gezwungen als sprachliche Freiheit auszulegen, nämlich das
Fehlen des an sich notwendigen Objektssuffixes -gi nach -gon^ so:
wekkon (Lk 16, 1. Jh 21, 25), daligon (Mk 2, 26), mingon (biniru an Mt
6, 31; vorher mingi bikallu an) } in owigon (Mk 16, 13; gleich vorher
in owigon als Subjekt), äjaiigon (Mk 16, 18), timbabkon wide tinengon
(Jh 6, 42), abogon (wide bijirsun Jh 8, 19; vgl. abogongi bijirsum =
-n JA 14, 7; in beiden Fällen geht vorher: ir on aigi ijirkokrun), alegon
(Jh 8, 32; darauf alegon als Subjekt), mangon (Lk 20, 11). Auch statt
salirunna wattigon (Mt 6, 7) erwarteten wir ~gongi y doch ist vielleicht
der adverbiale Gebrauch von watti statthaft; vgl. manin saa Mt 8, 13,
wo auch saar zu erwarten wäre. Nur scheinbar wird zuweilen -gi
nach min unterdrückt; denn min iri irged awrin . . J (Mt 20, 32),
min awrin terref (LA; 20, 13) sind nicht zu übersetzen: was ich mit euch
tun soll, was soll ich tun? : — es ist nicht dafür auf mingi awrun
terref was sollen wir tun? (Lk 3, 10. Jh 11, 47) zu verweisen — , son-
dern: wie . . .? in Übereinstimmung mit: mine tirged bawinf wie wird
er mit ihnen tun? (Lk 20,15), mine terre awrunf wie sollen wir tun?
(Lk 3, 14), mine awrin terref wie soll ich tun? (Lk 16, 3); vgl. er
ma ikke arged awuf warum hast du so mit uns getan? (La; 2, 48).
Das -e von mine ist vor dem vokalischen Anlaut geschwunden, wie
regelmäßig das von -we vor an. Ein Apostroph wäre im ersteren
Fall nicht übel.
An die kleine Variantengruppe in der unbedingt Unrichtiges
dem Richtigen gegenüber steht, schließt sich, ohne daß wir einer ganz
festen Abgrenzung fähig wären, die sehr umfangreiche und bunte an
welche nur an sich Richtiges, das heißt Lebendiges, aber einander
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Bekämpfendes enthält. Ich beginne mit den Erscheinungen des Vo-
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der Evangelien. 101
kalismus. Im Nubischen und besonders wiederum im Kenzi gleicht
oder ähnlicht sich ein Vokal gern an einen benachbarten an (z. B.-
anatti Mond = unatti, wie bei R. und A. ausdrücklich auch für das
K angegeben wird). Das frühnub. ukur Tag (= ugur Leben K
nach L., ügu Alter DK nach A.) ist durch eine mir dunkle Endung
erweitert worden zu gleichbed. ugres in allen Mdd.; dafür nun regel-
mäßig in unsern Texten ugros } aber mit ein paar Ausnahmen, so
ugres (Jh 9, 4), PI. ugresi (Jh 2, 12. Mk 13, 19. 20. 24). Urbur D,
urbir K Loch hat A.; Mt 6, 19 steht urbur, 20 der Plur. urbiri,
Mt 19, 24 urburked = Mk 10, 25 urbirked. Butjusum (Lk 7, 6. JA
8, \) = biiju8um (Mt 2, 21. 9, 7 usw. 1 ; bi§u Mt 2, 20 usw.). Imbelos
(seltener belos) bewahrt selten sein e: imbelossum, belossum (Mt 17,
18. Mk 16, 6. Lk. 9, 8); in der Regel lautet es (im)bolos. Für -hello
steht vereinzelt -kollo: wattikollo (Lk 8, 41. 12, 12), teddokollo (Mt 5,
24), ugroskollo (Mt 13, l). Umgekehrt geht e vor o, aber nach e } i
sehr häufig in e über, allerdings im Schwachton: teddeton (Mt 4, 21.
15, 29. Mk 1, 42. 14, 23), tiddeton (Mk 14, 35. 69. 70. JA 7, 12.
13. 10, 20. 11, 37), eddeton (Mt 5, 29. 30), iddeton (JA 7, 19); so
auch mandeton (Mt 5, 26. 14, 13). Neben tarn klagen (bitaruran
Mt 24, 30; taruka Lk 23, 27) findet sich toru (torutidirrun Mt 11, 17;
atorossan Lk 8, 52). A und e wechseln: bajingir (Mk 1, 45. 8, 32)
= bejingir (JA 10, 24 usw.); i und e: witidirri (= tue- Mk 14, 9);
betirkanin (= bi- Mt 6, 4); waki-takkirun (Lk 6, 37), waki-mentag
(Lk 11, 42) = wake-takko8sirsan (Lk 7, 47), wake-mentag (Lk 2, 37)
und auch sonst wake-. Nicht klar ist mir das talin das oft tale gehen,
wandern vertritt (doch vgl. taj, tajin dass. K bei A.): talin torgi
(Mt 14, 15 usw.) = tale torgi (Mk 1, 31 usw.), talinkidosir (Mt 14, 15.
Lk 9, 12) = talekidirsum (Lk 1, 53). Besonders in arabischen Wörtern
ist die Wiedergabe der Vokale eine unsichere, so tabae- (Mt 9, 19.
1 A. 155 hat sät bu-gut wohin gehst du? K. Aber hier ist hu- das Futurzeichen
(gleich darauf : ai tat bi-yürit wohin soll ich geheu?). Jenes bi- steckt wohl auch in
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bidä kommen KD, das A. hat, und ebenso unsere Texte (z. B. Lk 2, 39). Man
könnte darin bei erblicken wollen, und bel-ta, bel-gu gehören ja unserer Md. an,
aber weder Laut noch Bedeutung stimmen gut dazu.
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102 Nübische Übersetzung
Jh 1, 40) neben häufigerem tebat- von g^f, adbe (Mt 18, 15), edibos
(Lk 23, 22) von v~»l, Sahad-, Sehed-, iehad- von J^>, mit Umstellung
gafir-takk- (Mk 3, 28. Ja 20, 23), gafre-takk- (Mt 12, 31. 32. Mk 4,
12) von r ü, walfiad (Mk 9, 12), we§ia-takk- (Lk 17, 25. 22, 15),
wetja-takk- (Mt 16, 21. ATA 8, 81) von 5*^. In diesem letzten Fall
sehen wir daß das i von Va unterdrückt werden kann; aber das
kann auch mit dem a geschehen: R. hat weifi- 1 für alle Mdd. In
einheimischen Wörtern zeigt sich nicht weniger selten der Schwund
eines Vokals, z. B. sairt (Jh 11, 34) = sajerf, imankijkane (Mk 6, 6)
= imankijikane (Mt 13, 58. Mk 9, 24. 16, 14), agujkidin (Lk 7, 24)
neben agujikidil (Mt 11, 7).
Verdoppelung von Konsonanten soll nach Schäfer nur dann
geschrieben werden wenn sie durch Assimilation oder Zusammen-
setzung zu erklären ist. Das trifft aber auf das Passivzeichen -takk-
nicht zu (s. oben S. 99). Auch in arabischen Wörtern ist zuweilen
Doppelkonsonanz geschrieben, so bisellimel (Mt 10, 4) für sonstiges
bi$elimeL Lk 7, 31 steht Sebbiherinf vergleiche ich? neben aSebiheran,
sie sind gleich, und diese Unterscheidung ist durch den Sinn ge-
rechtfertigt = ^i> und *-^; aber anderswo findet sich Sebiherin
in der ersteren Bedeutung. In watti = v^JJj hat sich im Nubischen
die Assimilation vollzogen; vereinzelt wird wakti geschrieben. Eine
besondere Assimilation ist abbun (Lk 11, 2) = awbun (Mt 6, 10) (im
Vaterunser). Zu kuzze&ir (Lk 13, 26) = kusde&ir (Mt 25, 11) und
bagozzen (Lk 15, 12) = -sd- vgl. A. 179 6 . xvm 1 . Sonst habe ich wenig
Schwankungen im Konsonantismus bemerkt, z. B. akalgidirin (Lk
12, 24) = akalkidirin (Mt 6, 26).
Solche lautliche Schwankungen, die sich hier nicht wie in einer
Literatursprache dem Gesichtspunkt des Antibarbarus unterordnen
lassen, erklären sich im allgemeinen aus der Tatsache daß keine
Individualsprache völlig einheitlich ist. Auch in den allereinfachsten
Unterredungen einsprachiger Menschen lassen sich noch Abwechse-
lungen der Aussprache wahrnehmen. Weit stärker treten sie hervor
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1 L. gibt irrtümlicherweise weie statt wege an, indem er R.s. j in 109 als
deutsches j nimmt.
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der Evangelien. 103
in der Wiedergabe von Überliefertem, besonders von Märchen und
Liedern, wie das z. B. bekunden die Silbischen Texte von H. Stumme
und die vulgärarabischen des Dofar von N. Rhodokanakis ; vgl. was
dieser Bd. n, Einl. ix und xv f. bemerkt. Ein Mann wie 'Ali Hissüjn,
der nicht bloß das Nubische kennt und nicht bloß die Mundart seiner
engeren Heimat, wird eine beträchtliche Anzahl von ,Synonymen*
zur Verfügung haben, und gerade bei der Behandlung biblischer
Texte tatsächlich über sie verfügen. Ich bediene mich hier des Aus-
drucks , Synonyme' mit Absicht: ich vermag das nur lautlich von
dem formal und dem stammhaft Verschiedenen nicht grundsätzlich
zu trennen, und falls es für das letzte richtig ist daß es keine wirk-
lichen Synonyme gibt, so gilt das auch für das erste. Das will ich
zunächst durch zwei Dublettenpaare unserer Texte erläutern. Das
eine scheint formal verschieden zu sein und ist es vielleicht nur laut-
lich ; das zweite ist formal verschieden und macht den Eindruck
nur lautlicher Verschiedenheit. Für ; wie' lesen wir bald nawite, bald
nawre ; man könnte daran denken daß jenem der Sinn von ,sicut',
diesem der von ,secundum' zukomme; aber es heißt ifowiüi nawre
(Menschen) wie Bäume (Mk 8, 24) und telig nawite (weiß) wie Schnee
(Mk 9, 3), anderseits bagbun nawite wie geschrieben steht (Mk 1, 2.
7, 6. 9, 13. Lk 22, 22. Jh 12, 14) und bafjbun nawre dass. (Mk 14, 21.
Jh 6, 31). Nawre ist bisher nicht gebucht worden; für das K finden
wir bei R. L. A. die Formen : nawid, nawit, nawite, nawitte, für das D
nahdt, nahdted (R.), für das F nagitan (R.), für das M nahitan (R.), na-
gittä (L.), nakittan (A.). Nawre scheint für nawid, *nawd zu stehen,
und die bei A. 235 2 . 236 1 ausgesprochene Vermutung das Richtige zu
treffen, es sei awid (Tat, Werk, z. B. Jh 6 ; 29) mit dem -n eines vorher-
gehenden Qenetivs. — Das andere Paar ist boöigir und (viel seltener)
bodir hin-, heraus. Letzteres ist nicht aus ersterem zusammengezogen;
wir müssen abteilen: boii-gir } boti-r, von boöi offenes Land. Die ange-
gebene Bedeutung eignet ursprünglich nur der ersten Form (-kir nach)
und bei R. L. A. ist botir nur soviel wie ,außen, draußen'; aber -r
bezeichnet ebensowohl die Bewegung wie die Ruhe (kubi-r ins Schiff,
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im Schiff; Uruialimi-r nach Jerusalem, zu J.). In unsern Texten tritt
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104 Nubische Übersetzung
eine neue Spaltung hervor: gegenüber dem boHr, -igir für die Be-
wegung gilt boöiged für die Ruhe. — Äußerlich ähnelt diesem Fall
sehr der von kidir, kidigir taufen, welches ein Kausativ von kid
mit 4r oder -kir darstellt (s. oben S. 99 A.) ; bei A. ktddir M ? töddikir
D ersäufen. In unsern Texten herrscht kidir; nur zweimal (Jh 1, 25.
4, 1) ist mir das andere begegnet: akidigrin für akidirin du taufst,
er tauft. — Höchst auffällig ist das Nebeneinanderbestehen von
-kon und -kol als Endung gewisser von Substantiven abgeleiteten
Adjektive. Wohl ist -köl KD, -kö FM, eigentlich Pz. Präs. von kö
haben, in dieser Rolle bekannt, z. B. awir-köl 7 awir-kö beflügelt (von
awir Flügel), ä dülköl, ai dawü kö stolz (von ä dül, ai dawü großes
Herz); s. R. § 122 a. 2 § 86. Ein entsprechendes -kon finde ich nir-
gends erwähnt. Unsere Texte bieten zenbikol Sünder, baraskol Aus-
sätziger, auch im Plur. zenbikoli, aber nur vor -na (Mt 11, 19. 26, 45.
Lk 24, 7), sonst zenbikoni (Mt 9, 10. 11. Mk 2, 15. 17 usw.; vor -na Mk
14, 41) und immer baraskoni* ferner a-gagadkol und a-$agadkoni Lk
6, 36 und endlich: a-dulkoni, arokoni, iman-gelilkoni, koi-owikoni,
orokelkoni, sidakoni — ein -kon des Sing, ist mir nicht zu Gesicht
gekommen. Dieses -kon ist die partizipial gebrauchte 3. Sing, von ko
haben; weshalb es nur vor dem -i des Plurals erscheint, hier aber
die Vorherrschaft hat, ist mir nicht klar. R. kennt nur tirti Herr;
unsere Texte haben daneben tir und zwar mit ziemlich gleicher Häu-
figkeit und ohne Gebrauchsverschiedenheit, im Anruf und außer dem
Anruf gilt eines wie das andere; auch im Objektskasus tirtigi und
tirki (da ihm tirgi ,ihnen' gegenübersteht, so könnte man daran
denken daß -k auf ein vorhergehendes -t hinweise; aber es heißt ja
z. B. auch orki von or König). — Unser Verständnis des Begriffs-
verhältnisses zwischen einfachem und erweitertem Verb sowie zwi-
schen den verschiedenen Erweiterungen wird zwar gefördert, doch
nicht in entscheidender Weise; besonders scheint die Setzung von
-08 — trotz A. 154 f. — fast immer ganz bedeutungslos zu sein.
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1 Sollte etwa das armen, ter Herr mit dem Christentum nach Nubien ge-
kommen sein? Narses, der dem Isiskult auf Philae ein Ende bereitete, war ein
Armenier.
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der Evangelien. 105
,(Und) der Wein wird ausgeschüttet werden und der Schlauch ver-
derben' heißt Mk 2, 22: hamurkon bibog-in, girbagon binefakijan-in
und Mt 9, 17: hamur . . . bibog-os-in wide girbagon binefakijan-os-in*
,sein (der) Aussatz wich sofort von ihm' Mk 1, 42: tenna baras tenna
saajen teddeton dab-sum und Lk 5, 13: baras tenna lehdajen teddoton
dab-os-sum. 1 — Aus der Verbalflexion hebe ich eine Partie heraus
hinsichtlich deren der Übersetzer Unsicherheit zeigt. Im Kenzi lautet
nach den sonstigen Quellen in der positiven Aussage die 1. Sing. Präs.
und Aor. auf -i (-ri, -$i), die 1. und 2. PL Präs. und Aor. auf u (-ru,
-su) aus. Hierfür bieten nun unsere Texte -rin, -sim } -run, -sun (-sim,
-surrt hat A. 59 als Nebenformen im D). R. 8 § 12 — er kannte da-
mals schon das kenzische Mk-ev. — ist geneigt diese Formen für
die älteren zu halten; an sich erklären sie sich leichter aus Anglei-
chung an die 2. und 3. S. -in und -sum, und an die 3. PL -ran und
-san. Die Formen ohne Nasal finden sich aber auch hier, z. B. eri }
eru (Jh 8, 23). So herrscht zwar unter den etwa achtzigmal vor-
kommenden Fällen von: , wahrlich ich sage euch (dir)' (a)weti(di)rrin
vor; aber auch -ri ist nicht sehr selten (so Mk 3, 28. 8, 12. 10, 15. 11, 23.
14, 9. Jh 5, 19. 24. 25. 6, 26. 32. 8, 34), nur Mt und Lk sind frei da-
von, woraus eine philologische Kritik schließen könnte daß sie nach
den beiden andern übersetzt worden sind. Ferner fehlt der Nasal vor
an, mag es sich auf wirklich Gesprochenes, mag es sich auf Ge-
dachtes beziehen, so beskeru an (sie sagten) ,wir können' {Mk 10, 39),
ekki wetirri an damit ich dir sage (Lk 1, 19) (aber doch attasim
an daß ich gekommen bin Lk 12, 51). In der Frage zeigt sich noch
mehr Verwirrung, weil hier neue Kreuzungen hinzukommen. Vor
allem ist R. § 202 Anm. 1 zu beachten. Er stellt für das Präsens
Übereinstimmung der Wortfrage (nicht der Tatfrage) mit der posi-
tiven Aussage fest; damit würden die nasallosen Formen gemeint
sein. Unsere Texte kennen hier zwar auch diese; die Regel aber
bilden die andern; einen Unterschied im Gebrauch habe ich nicht
entdecken können. Man vergleiche: ir ma . . . adamreruf warum
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1 Bemerkenswert ist gigo* schwer hören (Mt 13, 15) neben gig (L.), g*gir hören.
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106 NüBISCHE ÜBERSETZUNG
denkt ihr . . .? (Mt 9, 4); ir ma . . . ajjileruf warum denkt ihr . . . V
(Mk 2, 8); mingir . . . abirigruf wozu wollt ihr . . .? (Jh 9, 27) und
minegon ir adamrerun . . .? was bekümmert ihr euch . . .? (Mt 16, 8);
ir ma . . . ametilerunf was besprecht ihr euch . . .? (Mk 8, 17);
mingi tri . . . adamrerun ? was denkt ihr . . .? (La 5, 22); mingi tri
abirigrunt was wollt ihr? (Jh 1, 38); ir ma . . . akusrunf was bindet
ihr . . . los? (A/fe 11, 5 ; aber natürlich: ,ir ma akusruV an Mk 11,8);
mingi awrunf was tun wir? (Jh 6, 28); sittagbokon . . . bikewidrinf
wie lange wei'de ich . . . bleiben? (A/£ 17, 17); niged . . . §ebiherinf
mit wem vergleiche ich . . .? (Jft 11, 16) usw. In den Tatfragen herr-
schen die Formen auf -a; aber doch iri abirigrun . . . f wollt ihr . . .?
(Jh 9, 27), wie umgekehrt mine . . . biweruat wie werdet ihr . . .
reden? (Mt 12, 34). Für den Aorist setzt R. keinen Unterschied zwi-
schen Wort- und Tatfrage an (doch scheint er 2 § 46 auch hier einen
anzunehmen). Die von mir für Wortfragen vermerkten Formen stim-
men wesentlich zu dem auf solche bezüglichen Paradigma von A- 156
mit den 83 ö angegebenen Nebenformen der 2. und 3. 8.). So sair tekki
uskursuref wo habt ihr ihn hingelegt? (Jh 11, 34) und ebenso ir in
malegi fehmesure? habt ihr das alles verstanden? (Mt 13, 51); minged
iri Muse weseiruf was befahl euch Moses? (Mk 10, 3); ni irgi amin-
tidiru . . . ? wer zeigte euch . . .? (Lk 3, 7); edi sai . . . awuf welcher
tat . . .? (Mt 21, 31), aber mingi ekked aummi was tat er mit dir?
(Jh 9, 26); er ma ikke arged awu? warum tatest du so mit uns?
(Lk 2, 48), aber mingi er awumf was tatest du? (Jh 18, 35); er ma
taf warum bist du gekommen? (Mt 26, 50), aber mine er . . . tarn . . .?
wie bist du . . . gekommen . . .? (Mt 22, 12) wie er (. . .) tama . . . f
bist du gekommen . . .? (Mt 8, 29. Mk 1, 24). Ebenso besteht ein
Schwanken bezüglich des nasalen Auslauts in den negativen Fragen,
z. B. gerjekomnu (Mt 21, 16. Mk 12, 10) statt des gewöhnlichen ger-
jekomnunf habt ihr nicht gelesen? — An dieser Stelle gedenke ich
einer Vertauschung von der ich mir nicht klar bin wo sie eigentlich
hingehört, nftmlich der von -ged weil mit gad als (zeitl.). Wie mir
scheint, findet sich -ged nur vereinzelt da wo wir -gad erwarteten,
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so gifiirbusinged als sie gehört hatte (Mk 5, 27); hingegen -gad in
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der Evangelien. 107
kausalem Sinn, im Präsens wie im Präteritum sehr oft, auch mit
vorhergehendem, ebenfalls kausalem mine, so mine . . . dameningad,
weil . . . nicht ist, ter mursatj engad weil er ein Lügner ist (beides Jh
8, 44). Beide Postpositionen stehen sich im Laut und in der Bedeu-
tung so nahe daß man sie filr mundartliche Varianten desselben
Wortes halten könnte, besonders wenn man daran denkt daß unser
da beiden gerecht wird. Allein sie liegen doch im Grunde weit
auseinander; -ged tritt in verschiedenen Bedeutungen (vermittelst,
wegen usw. R. § 359) an Substantive an und -gad ist Nebenform
von gäl, gal KD (R. § 276. 440). Man vergleiche gü Saranösingal
als es Abend wurde (ebenda) mit dem gleichbedeutenden gu iareja-
ningad (Mk 6, 35). Auch A. hat -gad als 183 f. (aber 184, 28: er-me
amonosningadJ warum weigerst du dich?).
Einen großen Reichtum tragen unsere Texte zur Schau an
solchen Dubletten auf die wir meistens die Bezeichnung , Synonyme 4
einschränken, nämlich an Wörtern ganz verschiedener Herkunft und
Gestalt. Hier wiederum verdienen besondere Beachtung die aus dem
Arabischen entlehnten und mit einheimischen wechselnden; sie finden
sich in der Klasse der abstrakten wie der konkreten Ausdrücke und
von den Verben an bis zu den Adverben und Postpositionen. Ja, das
Arabische ist in eine ganz verborgene Ecke geschlüpft, wenn ich
mit der folgenden Erklärung recht habe. Die arabischen CU5^ Zeit,
Ä*Lu> Stunde, üai. Augenblick treten im Nubischen sehr oft mit der
Endung -en auf und bedeuten dann, meist mit Hinzufilgung eines De-
monstrativs: zu dieser Zeit, Stunde, in diesem Augenblick, alsbald,
sofort, zugleich: tenna watten (Mt 14, 22 u. oft); tenna saajen (Mk
1, 42 u. oft), ter saajen (Mt 15, 28); tenna lehdajen (Mt 4, 22 u. oft),
man lehdajen (Mt 10, 19), lehdajen (Mt 8, 24. 21, 20. 24, 29); das
-jf- ist , hiatustilgend 4 . Die nubischen Entsprechungen haben sehr
mannigfache Gestalt: mani wattigi (Lk 6, 35 usw.), mani wattir (Mt
16, 21), man wattir (Lk 10, 21), man wattin tur (Lk 7, 21), manina
wattin tur {Mt 14, l), tenna wattir (Lk 22, 60 u. oft), tenna wattin
tur (Jh 5, 9); manin saa (Mt 8, 13), man saan tur (Mt 26, 56);
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man lehdar (Mt 18, l), tenna lehdar (Lk 8, 66). Schon diese Syno-
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108 Nubischb Übersetzung
nymieen erweisen daß -en kein nubiscbes Sufix ist, und es würde
sich überhaupt kaum aus dem Nubischen erklären lassen. Es muß
das arab. \— -an sein, vulg. -an, -an, -en, die Akkusativendung, die
sich in vielen Adverben der Zeit erhalten hat, so ägypt.-arab. baden
für banden \jJ*> nachher, äbädän \S^\ niemals, daiman Uil> immer,
awwalan %\ zuerst, bälan 4\a. sofort. Zwei von diesen hat das Nu-
bische in Gänze übernommen : ebeden und dimen (in unsern Texten
dime). Hier haben wir die Vorbilder für nub. walten, saajen, lehdajen*
an arab. leilan bW mag sich ugwen nachts (Mt 2, 14; sonst ugugi) an-
lehnen. Man bemerke noch Suttan rasch, sogleich (Lk 14, 21. Jh 13, 30)
neben dem gleichbedeutenden sutte (Mt 6, 25 u. oft; sutte D bei A.,
8ud-de D, sudd bei R.). In gowan sofort (Mk 1, 31. 6, 25) steht -n für
-m (arab. flji). Vielleicht gehören noch hierher kitten, kitte KD bei A.
und tolj(j)an M bei R. L. A., beide mit der Bedeutung ,immer'. Auch
das begrifflich fern stehende nagitan (s. oben S. 103) möge in Erwä-
gung gezogen werden.
Wie unvorteilhaft ein solcher Mangel an Spracheinheitlichkeit
für ein Volksbuch sein mag, dem Sprachforscher ist er höchst will-
kommen. Die Synonymieen, von denen hier ja nur ein Teil heraus-
gehoben worden ist, zeigen ihm die Sprache noch in lebendigem Fluß
und regen ihn an sein Verlangen nach weiteren Beobachtungen und
Ausfragungen zu bekunden, in Hinsicht sowohl auf die räumliche Aus-
dehnung wie auf die innere Gebrauchsweite der betreffenden Wörter
und Wortformen. Denken wir uns nun aber alle Falten und Spalten
aus diesen Texten hinweg und nehmen sie im Sinne des Übersetzers
als die Probe einer bestimmten Sprechweise, so ist es die längste
ihrer Art die uns Nubien bisher geliefert hat, und bringt uns dem-
gemäß eine außerordentliche Fülle von Neuem, wodurch schließlich
auch die Erforschung der Zusammenhänge des Nubischen mit andern
Sprachen sehr gefördert wird. Die Bereicherung des Wortschatzes
böte Stoff zu interessanten Erwägungen; doch würden mich solche
zu weit führen und ich will mich damit begnügen die auf das Verb
bezüglichen Neuigkeiten zu besprechen. Zu unterscheiden sind als
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primäre Gebilde mit dem Werte eines Satzes: Verb (nacktes Verb,
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der Evangelien. 109
Verbalstamm) und Verbalform (Verb mit Subjektszeichen), als sekun-
däre, d. h. Satzteile in welchen die Beibehaltung des verbalen Grund-
begriffes mit der Überführung in eine andere Wortklasse verbunden
ist: Verbalsubstantiv, Verbaladjektiv, Verbaladverb im Sinne unseres
Infinitivs, Partizips, Gerundiums,
Das selbständige Verb tritt im Nubischen nur als 2. S. des
Imperativs auf, nicht wie in anderen Sprachen als 3. S. des Indika-
tivs. Nur daß an ,sagen' jede Person eines präsentischen oder prär
teritalen Indikativs (ich sage, er sagte usw.) vertritt, indem es den
mitgeteilten Worten eines anderen (besonders dem Zitat wiederum
innerhalb einer Rede), gleichsam als gesprochenes Gänsefüßchen
hinzugefügt wird. 1 Vor diesem an verliert die 2. PI. des Imperativs
1 In unsern Texten pflegt dieses an nach ganz kurzen Reden, besonders nach
Willensäußerungen zu stehen und wird meistens in die Gänsefüßchen einbezogen,
z. B. wetidirsum: ^Ariddogor tegorw an 1 er sagte ihnen: ,setzt euch auf die Erde'
(Mt 15, 35); Ur wesan: ,Baraba$k an* sie sagten: ,den Barabas' (Mt 27, 21). In den
Erzählungen bei A. 180 ff. ist an stets mit dem letzten Worte einer Rede zusammen-
geschrieben. Mit diesem an werden Absichtssätze gebildet; ist das Subjekt eines
solchen dem des Hauptsatzes gleich, dann wird es durch die 1. P. wiedergegeben, fällt
es mit dem Objekt des letzteren zusammen, dann durch die 2. P. des Imperativs.
Also: ,er kommt um zu sehen', ,er schickte sie, damit sie sähen' wird im Nubischen
zu: ,er kommt, f ich sehe (will sehen)' sagend', ,er schickte sie, 'sehet!* sagend'. Ganz
ähnlich waltet im Georgischen -o, z. B. sie sprachen: „. . .er sprach: \ . . ich
werde auferstehen*" Mt 27, 63: hrlcwes: . . . hst'k'wa . . . wifarnied [daß] . . .
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awyhsdgeo (nub. wesan; ,. . . wekosingi ; \ . . bimbelkandij an); (er hoffte noch mehr
Geld) zu bekommen = c ich werde bekommen*, sagte er: awiyebo. Die eigentliche
Bedeutung von an hat sich mit der Zeit sehr verdunkelt; wenn es Mt 8, 22 laß
die Toten ihre Toten begraben heißt: dibuligi mug Unna dibuligi kujir-w an, so
sollte man für Unna ,ihre' erwarten inna ,eure' (vgl. Mt 20, 28 usw.). Da Lk 3, 7
Leute die kamen um getauft zu werden lautet : kidirtakki-7ii an (wir werden getauft,
sagend), so sollte auch Mt 6, 5 sie beten um von den Menschen gesehen zu wer-
den lauten: zolirton naltakki-ru an (von den Menschen werden wir gesehen, sagend);
wir lesen aber : zolirton naltakki-w an (von den Menschen werdet gesehen ! s.). Oft
steht -r-to, wo ein Versehen für ~r-ru denkbar wäre (z. B. Lk 11, 64. Mt 2, 2.
6, 16. Jh 12, 13; vgl. Jh 11, 19 mit 31); doch könnte auch w vor an das u vertreten
(sonst bleibt dies allerdings als ~u oder -tno), über das einfache r kämen wir nicht
hinweg. Man beachte auch Wendungen wie diese: Mt 6, 18 (wasche dein Gesicht,
damit daß du fastest) den Menschen nicht zeigest: zoligi nalmen-to an (den Men-
schen 'sehet nicht! 1 s.); Jh 6, 5 (wo sollen wir Brot kaufen) damit diese essen?:
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110 NüBISCHE ÜbBRSBTZUKG
ihr e (tirw an für tirwe an); die 2. S. bleibt nur bei konsonantisch
auslautenden Verben ganz unverändert (tir an), bei vokalisch aus-
lautenden tritt ein ,hiatustilgender' Konsonant an und zwar j nach
i, w nach u, r 1 nach a, e: §u-w an, ta-r an, tebae-r an. Wenn dem
Imperativ das an nicht folgt — was sehr oft der Fall ist, nicht bloß
in der Mitte, sondern auch am Schluß der Rede — , so bleibt er
(wie überhaupt im PL) im Sing, immer bei vokalisch auslautenden
Verben ganz unverändert (iju, ta, tebae), zuweilen auch bei konso-
nantisch auslautenden ; häufiger jedoch ist hier eine bisher noch nicht
verzeichnete Verbalform, die durch Anfügung von -u entsteht, z. B.
aru, awu (doch aw Mt 6, 4. 21, 28), bagu, dolu, Sugudu, tebu (doch
teb Lk 6, 8. Jh 5, 8), tiru, uru] nach Stammerweiterungen: amre-
den-u, amin-tir-u (doch amin-tir Lk 5, 14), dull-an-u (doch gen-an
Mk 5, 34; wari-an Mt 16, 23. Mk 8, 33), luf-os-u (doch luf-os Mt 18,
8. 9); nach dem Pluralzeichen: ded&ir-u (Lk 11, 3 im Vaterunser; aber
ebenda defä-ir Mt 6, 11), ine-ir-u } iw-ir-u, wetid-ir-u (doch tid-ir Mt
17, 27). Dieses -u y das wohl mit dem -u der fragenden 2. S. Aor.
(z. B. awu) im Zusammenhang steht, scheint mir die Endung des ent-
sprechenden Plurals: -we (d. i. -ue) zu erklären. — Auch das eben an-
geführte de&Sir ist eine neu auftauchende Form. Wie dem tir gib ihm
entspricht tidir (für *tir-ir) gib ihnen, so sollte dem den gib mir ent-
sprechen *den-ir (D?) gib uns. Es hat sich aber hier die Form des FM:
ingugi kal-w an (diesen ( eßt!' s ). Müßte Mt 6, 7 statt bigigirtdkkiran an (wo die
3. PI. zu unserer Ausdrucksweise stimmen würde) nicht vielmehr . . . i-ru an
stehen? Wie innig sich an mit der 2. PL Imp. verbindet, sieht man z. B. aus Ein-
kapselungen wie: a-bainw-an-sum er machte redend (die Stummen) (Mk 7, 37); urw-
an-sum, er ließ sehen (den Blinden) (Mk 8, 26); b-ai*w-an-din y ich werde (euch)
machen fangend (Menschen) (Mt 4, 19. Mk 1, 17).
1 Das ,hiatustilgende* r scheint — im Gegensatz zum j und to — noch nicht
erkannt oder anerkannt worden zu sein; man möchte überall ein ursprüngliches r,
ein stammhaftes oder ableitendes darin erblicken, aber die Fälle die sich einer
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solchen Erklärung nicht fügen, sind zu zahlreich, z. B. von wake: wakt-r-ar (Mt9 y 6),
CO
von soke: soke-r-ar (Jh 12, 34), von duluma (arab.): duluma-r-an (Mt 6, 23; aber
dtdum-an Lk 11, 34 ff., wo a -f- a zu a zusammengezogen sind) neben duluma-j ekin
an der gleichen Stelle Mt 6, 23. Es tritt nämlich j nicht bloß nach i, sondern
auch, wie r, nach a, e ein: Kefa-j an, gita-j-an, ale-j on usw.
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DUR EvANOBLIBN. 111
den-ife eingemischt: *den-<jhir, woraus de&ir geworden ist, wie aus
en§i KD (R. L.), enkßi D, iWi K (A.), dem Plural von In Frau, et&i
in unsern Texten. Auf eine ganz gleichartige Verknüpfung der beiden
Gestalten des Pluralzeichens geht das von A. 34 4 . 134 l *. 175*' 17 an-
»
geführte tiifir des K zurück, da ihm im D tirir, im FM tijj-fö ent-
spricht. — Erwähnung verdient noch das Futur mit -kan-, das sich
in der Bedeutung nicht sehr von dem gewöhnlichen unterscheiden
kann, s. z. B. nebeneinander b-ar-ran und b-ar-kan-dan (Mt 20, 16),
Selten fehlt bi-> so meroskan (Lk 13, 9). Mit dem -fetn- der 2. 3. S.
Kond. (im FM: -kan-) hat es zunächst nichts zu tun.
Das infinitivische Verbalsubstantiv geht im K auf -ar aus.
R. § 293. 297 und , § 82. 88 unterscheidet die nubischen Verbal-
nomina auf -ar (-er, -ir) und die auf -id als konkret und abstrakt,
z. B. gofiar Bau, gofiid (das) Bauen ; berar Mord, berid (das) Töten.
Der Unterschied der Bedeutung tritt nicht immer scharf hervor; es
handelt sich wohl großenteils um mundartliches Auseinanderweichen.
A. gibt -id als Endung des Infinitivs an ; nur aus ein paar Fußglossen
(141 7 . 175 16 ) ist ersichtlich daß dem D -id im K -ar entspricht. Un-
sere Texte gewähren zahlreiche Belege für diese Rolle des -ar. So
sere-gi [Akk.] awar samter hilenaf Gutes zu tun am Samstag ist er-
laubt? (Mk 3, 4) und sere-na [Gen.] awar hilen samten tur Gutes
zu tun ist erlaubt am Samstag (Mt 12, 12). Hier ist awar Subjekt
und wird einmal als Verb, das andere Mal als Substantiv mit seinem
Objekt verbunden. Objekt ist das Verbalnomen in gengirar-ki ma-
rossan zu heilen vermochten sie nicht (Mt 17, 16); ugudisum Sorograr-
ki er begann zu schelten (Mt 11, 20); birigsum tirgi nogar-ki er wollte
an ihnen vorübergehen (Mk 6, 48). Aber auch -id ist nicht selten, und
-ad von arab. Wörtern gewöhnlich, so bei ugudi beginnen (Mt 4, 17.
Mk 8, 11. 32. Lk 7, 15), weris wollen (Mt 16, 24) usw.
Das partizipische Verbaladjektiv, das natürlich auch in sub-
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-6? oder -Z, als vielmehr die Endungen 41 (-1) und el } jene im prä-
sentischen, diese im präteritischen Sinn. Wenn das bisher nicht
deutlich erkannt oder doch nicht bestimmt ausgesprochen worden
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112 Nubische Übersetzung
ist 1 , so lag es an der Beschränktheit des aufgezeichneten Stoffes. Unsere
Texte lassen keinen Zweifel an dem Verhältnis von -il und -el } z. B.
digril welcher fällt (Mt 21, 44): digrel welcher fiel (Mt \Z, 22). Sehr
häufig unterscheidet sich das Pz. Präs. von dem Pz. Prät. noch durch
das durative a-, z. B. agi§rili welche hören (Lk 8, 15): gitfreli welche
gehört haben (Lk 8, 14). Aber in einzelnen Fällen steht dieses a-
umgekehri, und zwar ganz sinngemäß, so beddil welcher bittet (Mt
5, 42): abeddel welcher bettelte (Jh 9, 8); aber das a- von akaleli
welche gegessen hatten Mk 8, 9 scheint mir (besonders im Vergleich
mit Mt 15, 38) nicht gerechtfertigt. Wo eine Berufstätigkeit bezeichnet
wird, dient das Pz. Präs. auch für die Vergangenheit, z. B. abaijil
Schreiber, aewril Sämann (auch, wo die verbale Kraft sich noch voll
äußert: terigi amugil oder terigi agulil Sämann Mt 13, 4. 18), aiwil
Hirt (aiweli Mt 8, 33. Mk 5, 14 wird wohl in aiwili zu verbessern
sein, wie Lk 2, 8. 15. 18. 20 steht). Johannes der Täufer heißt immer
1 Auch von EL nicht; doch gibt er § 337 dal als Präsens, där-el als Aorist
an, und übersetzt 2 § 34 letzteres mit: welcher war, sowie halger-el mit: welcher
geschaffen hat, und tüs-il mit: welcher flucht. Nun kommt aber mit diesem tüs-il
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zugleich (R. 170, 23) tüs-el vor (artigon ekki tusil mallegi tusel und Gott möge jeden
dich Verfluchenden verfluchen) und wird von R. § 273 Anm. 2 als eine D-Form des
Cohortativs, der im FM auf -al ausgeht, betrachtet, ebenso wie beddi-tir-el. Damit
lassen sich die noch in jener Stelle enthaltenen Plurale (hadmereli, gtUireli, nokti-
reli) nicht gut vereinigen. L. 497 faßt alle diese Formen auf -el als Partizipe im
Sinne von Imperativen der 3. Person auf, freilich als solche des Präsens. Das sind
sie keinesfalls; es sind Partizipe des Präteritums, die im Wunschsatz verwendet
werden (wie auch im Alt- und Neuarabischen das Perfekt die Zuversicht auf die
Erfüllung des Gewünschten ausdrückt), eigentlich mit Beifügung des Bedingungs-
wortes on, 80 haben unsere Texte im Vaterunser (Mt 6, 9 f . = Lk 11, 2) on ga-
distakkel (es) werde geheiligt, on tarel (es) komme. Aber ohne on: awtakkel es ge-
schehe (ebenda) und ekki awtakkitirel es geschehe dir (Mt 15, 28). Und so lesen
wir bei A. 173 f. artin miss-on ekki tagrel D Gottes Auge bedecke dich, art-on eddo
erderei D Gott segne dich, art-on ekki dubberel D Gott verfluche dich, art(iJ-on ekki
nallel KD Gott behüte (eig. sehe) dich, aber auch ohne on: art edde barkerei K Gott
segne dich. A. hat für gewöhnlich das Partizip in seine Paradigmen nicht aufge-
nommen, besonders nicht in die Übersicht der hundert Verben; aber 165 § 128 in
den Beispielen für Partizipe übersetzt er kalil mit: welcher ißt und kalel mit:
welcher aß oder gegessen hat. Und aus den Fußnoten A.s stellt sein sorgsamer
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Herausgeber zxxi die ,perfektische 4 Bedeutung des Part, auf -el fest.
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der Evangelien. 113
akidiril (ein Versehen ist akidirel Mk 6, 14). Mancher Gebrauch der
Präsensform ist mir nicht ganz verständlich, so tebil (welcher steht
Jh 3, 29) welcher stand (Mk 15, 39. Jh 12, 29), tebili welche standen
(Mt 13, 2. 27, 47); vgl. agil(i) welche(s) weilte(n) (Mt 4, 15. 16). Ich
entsinne mich allerdings nicht den Formen tebel und agel begegnet
zu sein. An Versehen oder Druckfehlern scheint es anderseits nicht zu
mangeln; so muß awtakkili welche getan worden sind (Mt 11, 21) in
awtakkeli verbessert werden, wie Lk 10, 13 in dem völlig gleichen
Zusammenhang steht. Bei den vokalisch auslautenden Verben wird
das i des Pz. Präs. unterdrückt, das e des Pz. Prät. bleibt. Also tal
welcher kommt, dal welcher da ist, nil welcher trinkt, hol welcher
hat, bul welcher sich befindet, amnel welcher glaubt, tebael welcher
folgt. Das i tritt wieder hervor wenn das pluralische -ir an den
Stamm antritt; so tebae-d-a-l welcher folgt (Mt 8, 10 usw.; sehr häu-
fig): tebae-d-a-ir-il welcher ihnen folgt (Mt 15, 24). Partizipe wie
amne-l, tebae-l — sie sind sehr häufig (besonders enden die aus dem
Arab. entlehnten Verben auf e) — dürfen nicht mit solchen wie digr-el,
aw~el verwechselt werden. Im Pz. Prät. von ein paar Verben wird
der Hiatus geduldet: diel gestorben 1 , buel welcher war, z. B. solibuel
welcher aufgehangen worden war (Mk 16, 6, aber solibuli welche
aufgehangen waren Mt 27, 44. Mk 15, 32; also hier steht das Pz. Präs.
im Sinne des Imperf.) 2 . Sonst wird ein r eingeschaltet : tarel, darel,
1 Zwischen diel und dibul besteht kein größerer Unterschied als zwischen un-
serem tot nnd ge-, verstorben; so heißt: laß die Toten ihre Toten begraben Mt
8, 22: dibuligi . . . dibuligi, aber Lk 9, 60: dieligi . . . dibuligi. Ahnlich verhalten
sich ail nnd aibul lebend(ig) zueinander; Mt 22, 32 stehen sich dielt und aili gegen-
über, Mk 12, 27 in ganz demselben Zusammenhang dieli und aibuli und diese wie-
derum Lk 24, 5 in einem ganz andern.
* Es scheint mir noch nicht bemerkt worden zu sein daß bu> an ein transi-
tives Verb (wie oben solfij aufhängen) gefügt, ihm passivischen Sinn verleiht, viel-
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leicht richtiger ihm einen solchen bewahrt (vgl. mein Nubisch und Baskhch 13).
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ist gemacht worden von dem Gemacht-seienden (Jh 1, 3). Natürlich wird mit takk-
Wieoer Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVII. Bd. 8
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Takk(iy als Passivzeichen wird eine Neuerung sein; es wechselt mit bu ab, wir
lesen: iiin-bu-tan sie waren gesandt (worden) (Mt 26, 47) und iHn-takki-rim ich bin
gesandt worden (Lk 4, 43). Ein nebensächlicher Unterschied besteht allerdings,
indem bu das Zuständliche ausdrückt; daher aw~takki-komnum aw~bulrloton nichts
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114 Nübischb Übersetzung
korel, amnerel 7 tebaerel 1 . — In unsern Texten überrascht uns eine
sehr eigentümliche Verbindung des Pz. mit tirti Herr (weit seltener
mit zol oder ogi§ Mensch); es wird z. B. ,wer Ohren hat' nicht bloß
wiedergegeben mit: der Ohren Habende, ulugki kol (Mk 4, 9. 7, 16),
sondern auch mit: des Ohren Habenden Herr, ulugki koUna tirti (Mt
18, 9. 43). So amnel-na zol welcher glaubt (Mk 16, 16), tol-na zol
welcher eintritt (Ja 10, 9). Besonders lehrreich ist Mt 25, 16 ff.: wezna
diSöi arel der welcher fünf Talente bekam, wezna owigi arel der
welcher zwei Talente bekam, wezna habitodti arel der welcher ein
einziges Talent bekam, wieder wezna di6Si arel und dann wezna
owigi arel-na tirti, schließlich wezna habitodti arkorel der welcher
ein einziges Talent bekommen hatte (der Wechsel des Tempus ist
ungerechtfertigt). Ähnlich Mt 10, 42. 18, 7. 20, 26 f. Mk 4, 25. Lk 8,
18. 9, 48. 17, 1 usw. Man erkennt sofort daß sich hier zwei Aus-
drucksweisen miteinander vermischt haben : ,der Ohren Habende' und
,der Herr des Ohren Habens'-, für die zweite darf an gewisse se-
mitische Wendungen erinnert werden. Von dem Infinitiv der durch
das Partizip verdrängt worden ist, finden sich noch Spuren ; so tenna
sahadagi gebler-na zol der dessen Zeugnis Annehmens Mensch d. h.
der Mensch der dessen Zeugnis annimmt Jh 3, 33 ; es könnte ebenso
gut geblel-na zol stehen, man vergleiche aigi geblel-na tirti wer mich
aufnimmt. In gleicher Weise, und kaum minder häufig wird das Ver-
aueh ein Partizip gebildet; aber statt kidirtakkit getauft werdend würden wir
Mk 16, 16 das Pz. Prät. erwarten : kidirtakkel getauft, wie tukitakkel geboren
(Mt 1, 16). Beides, takki und bu, wird gern miteinander verbunden, wobei das
erstere als pleonastisch erscheint. Das gewöhnliche tuki-takki-bul ist von uski-bul
(z. B. Lk 16, 15. Jh 10, 4); daher ist in ijir-takki-bul gekannt Jh 18, 16 das takki
[Mt 2, 2) nicht unterschieden (und beide kaum von uski-takk-el), wie sich am
besten aus Jh 3, 6 ergibt: gitarton uski-bul . . . newertirton uski-takki-bul das vom
Fleisch Geborene .... das vom Geist Geborene. Und so guli-takki-bul = guli-bul
zerstreut usw. Es gibt aber transitive Verben die auch bei Anfügung von bu
aktivisch bleiben; man vergleiche mit iäin-bu gesandt werden: ijir-bu kennen
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das Pz. Präs. nur bei
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1 A. 49 ist zum Pz. Präs. bei (von bl töten) im D angemerkt blril im K;
sollte ein solcher Einschub des r auch vor 41 stattfinden? In unsern Texten lautet
Original fronn
DER EvANGELIBN. 115
bum finitum im Sinne eines Relativsatzes mit tirti verbunden z. B. tekki
biselimen-na tirti der welcher ihn überantworten wird (Mk 3, 19);
biselimen ist: ,er wird überantworten' ; biselimel-na wäre ebenso gut;
vgl. 6a turug agujikidil wer ein Rohr, der Wind (es) bewegend (Mt
11, 7) = Sa turug agujkidin wer ein Rohr, der Wind bewegt (es)
(Lk 7, 24). Tirti u. ä. entspricht nicht bloß dem Subjekt des Relativ-
satzes, sondern auch einem Objekt und selbst einem ganz indirekten,
z. B. ai iSindinna tirti der welchen ich schicke {Jh 13, 20); etöi uski-
san-na oggi die Menschen welche Frauen [Nom.] gebaren (Mt 11,11);
tendogor digrinna tirti der auf welchen (der Stein) fällt (Lk 20, 18).
Vgl. Mt 21, 44. MkU, 44. Lk 8, 35. Jh 1, 33. 13, 18. 20; entsprechend
übrigens auch beim Partizip, z. B. Mt 18, 7. Lk 17, 1.
Auch in bezug auf die gerundischen Verbaladverbe lehren
unsere Texte manches Neue. Der Kern aller syntaktischen Entwicke-
lung liegt in dem Übergang von der Beiordnung zur Unterordnung.
Wenn in irgend einer Sprache gleichartige Verbalformen, also Sätze
aufeinanderfolgen, so wird sich die Neigung geltend machen das Suffix
für die letzte aufzusparen ; das würde im Lateinischen auszudrücken
sein durch trän-, vid-, mci an Stelle von veni, vidi, vici, und dazu
in
im Deutschen zu vergleichen : ich kam, sah, siegte an Stelle von ich
kam, ich sah, ich siegte. Im Nubischen würde das wohl mit ta nal eski-
rossim für tasim, nal-sim } eskiros-sim zu übersetzen sein ; wenigstens
ist das das gewöhnliche Verfahren (s. R. § 423). Es schließt nun eine
solche Aneinanderreihung von Verben (sie braucht keine asyndetische
zu sein) keineswegs eine innere Beiordnung ein. Handelt es sich sei es
um gleichzeitige sei es um aufeinanderfolgende Geschehnisse, eines
davon wird wichtiger sein als das andere und zunächst unmittelbar
durch die Stimme hervorgehoben werden ; erst in weiterer Entwicke-
lung durch eine besondere Gestaltung. So wenn ich statt: ,er stand
auf und ging fort' sage: ,nachdem er aufgestanden war, ging er fort';
statt: ,er weinte und bat': ,weinend bat er'; statt: ,er fing an und
weinte': ,er fing an zu weinen'. Eine Häufung von Verben wie sie
ja auch bei uns, besonders in emotionaler Rede vorkommt, ist im
Nubischen außerordentlich beliebt, geradezu Überlieferung geworden.
Original fronn
116 Nubischb Übersetzung
Wir empfangen den Eindruck üppiger Wucherung und wenn wir die
Sache näher prüfen, so entdecken wir eine Reihe von festen Verbin-
dungen die zum Teil auch lautlich vernietet sind, wie uru nal sehen
(etwa schauen — wahrnehmen), kute teb stehen (etwa aufstehen —
bleiben), ta nog geschehen (eig. kommen — gehen), atta für ed-ta
herbringen (eig. nehmen-kommen), o§tju für ed-§u hinbringen (eig.
nehmen-gehen). Trotz der gleichen Tracht besteht aber ein man-
nigfacher Rangunterschied. Sollte im Nubischen der Hauptbegriff
durch die Verbalform gekennzeichnet werden, so würde z. B. aw-
bu-n es ist gemacht zu dem estd hecho usw. europäischer Sprachen
stimmen, aber z. B. eske osmunum (eig. könn — herausbringt-er-nicht)
nicht zu : ,er kann nicht herausbringen' und ugudi we-tidirsum (eig. be-
ginn — sag [-ihnen]- te-er) nicht zu: ,er begann ihnen zu sagen'; diesem
entspricht we-tidir-ar-ki ugudi-sum (Mk 13, 5; jenes andere findet
sich z. B. Mt 11, 7. Mk 12, 1. Lk 4, 21). Die der Verbalform voraus-
gehenden Verben folgen nicht notwendigerweise unmittelbar aufein-
ander; sie können durch andere Redeteile getrennt sein, ja sogar
verschiedenes Subjekt haben, so: tenna agil kus-takki wide tenna
nedton bain artigi barke-sum sein Mund ward geöffnet und seine
Zunge redete, lobte Gott (Lk 1, 64).
Wenn nun im FM das nackte Verb des KD durch Anfügung
von -a erweitert ist (also kaba nia bafia gegenüber von kal [kab]
ni bain; s. R. § 423 f.), so scheint hier ein Verbaladverb oder Ge-
rundium gebildet worden zu sein. Allein es hat damit eine besondere
Bewandtnis. Es ist keine innere Unterordnung vorhergegangen; das
-a ist nicht als Bildungssuffix angetreten, sondern stellt nur gleich-
sam einen gesprochenen Bindestrich dar, einen vorläufigen Ersatz
für das am letzten Verb angebrachte Suffix. Man darf es in seinem
Ursprung dem ä(h) gleichsetzen das ja auch uns in stockender Rede,
besonders bei Aufzählungen, durch generatio aequivoca erwächst;
interjektional ist ebenso das -a am Schluß der Frage. Lepsiub hat
188 (19 1) dieses -a in ähnlicher Weise beurteilt: ,es kann als allge-
meinste Partizipialform aufgefaßt werden, bildet im Grunde aber nur
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einen Abschluß der Verbalwurzel/ Im Kenzi wird das Gerundium
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der Evangelien. 117
auf zwei Weisen gebildet die ich nicht angegeben und behandelt
finde. Einmal mit -irgi. R. § 425 führt für das KD nur das dem
•ga des FM entsprechende -gi an, aber in seinen eigenen Quellen
erscheint immer -irgi K; so salled-irgi usw. 161, 18 f. und gigired-irgi
164, 13 (gi§ired-gi D), salämös-irgi 166, 1 {selemeros-gi D). So auch
A. 184, 7: gijjiroS'irgi. In unsern Texten sehr häufig: gtyred-irgi,
wig-irgi, ung-irgi, ungos-irgi, nalos-irgi, mertakk-irgi usw. Nach vo-
kalischem Auslaut nur -rgi } so ta-rgi 7 dire-rgi, to-rgi } tjurgi } ururgi.
Nach -r wird ir- zu -ri- umgestellt, so ar-rigi, digir-rigt, uwed-ta-
ir-rigi. x Ebenso nach -Z, welchem dann das r- assimiliert wird, so
gol-ligi, imbel-ligi (danach ist imbeligi R. 164, 5. 3 § 32 zu ver-
bessern). Dieses -irgi muß auf dem gi des D beruhen ; es fragt
sich nur was sich eingemischt hat, das Verbalsubstantiv oder das
Verbaladjektiv. Wir werden zunächst an ersteres denken, da ein
gitjired-gi unserem ,bei(m) Hören' entspricht. Neben ar kommt ja
auch -ir vor; s. R 2 § 82 (so gofiir Opfer Mt 5, 24 neben gotjar
Schlachten). Daß im K auf das -r der Verbalsubstantive k-, nicht
g- folgt (go§ir-ki, gi§rar-ki, §uwar-ki) würde keinen zwingenden Ein-
wand bilden, es würde nur ein räumlich oder zeitlich verschiedener
Ausgangspunkt anzusetzen sein (vgl. übrigens tir-gi sie [eos] und
tir-hi den Herrn u. ä. in unserer Md.). Dennoch ist es mir wahr-
scheinlicher daß sich das Pz. Präs. eingemischt hat, weil hier voll-
ständige Übereinstimmung in bezug auf den Vokal stattfindet: nalos-
irgi, ta-rgi cv> nalos-il, ta-l (Verbalsubst. tar-ar); das r für l könnte
allerdings irgendwie auf Rechnung des Verbalsubstantivs kommen.
Dem Sinne nach bietet diese Erklärung keine größere Schwierigkeit
als die andere; vom Verbaladjektiv kann, vermittelst der gleichen
Postposition, ein Gerundium abgeleitet werden ('hörender Weise'). 2 Das
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1 Wenn Jh 6, 3 darirgi steht, so ist hierin nicht etwa ein Fehler zu erblicken;
das Verb lautet darri, und darirgi ist nur vereinfachte Schreibweise für darri-rgi
(wie dari für darrt Aft 15, 29).
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M was? wie? warum? denn, weil entspricht im KD mine und nach R. auch minögi,
* Merkwürdig ist eine nicht vom Verb abgeleitete Form auf -rgi. Dem minä
dafür in unsern Texten minergi. Als Fragewort (aber eigentlich für min-gi) Lk 9,20:
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1 18 Nubibche Übersetzung der Evangelien. — W. Geiger.
zweite Gerundium des K wird durch Anfügung von -ka an das Verb
gebildet: ar-ka } ivig-ka, ta-ka, sebihe-ka usw. Es scheint etwas sel-
tener zu sein als das erste. Vielleicht sind beide nur mundartliche
Varianten derselben Grundform ; -ka wäre nichts anderes als das -ka }
-ga des FM, In der Bedeutung nehme ich keinen Unterschied wahr
zwischen ar-ka und ar-rigi, ta-ka und ta-rgi usw. So wechseln z. B.
beide mit dem am häufigsten gebrauchten nackten Verb ab in der
Verbindung ^schreiend sprach er (sprachen sie o. ä.)' : uwe (Mk 10, 47)
— uweka (Mt 21, 9. 15. Lk 18, 39) — uwergi (Lk 16, 24) wesum
(wesan o. ä.). Bemerkenswert ist (mit Bezug auf S. 116) das gewöhn-
liche eskergi für eske, z. B. er eskergi aigi bigengirin du könnend
wirst mich heilen Mt 8, 2. Mk 1, 40. Lk 5, 12. Entsprechend in an-
dern Fällen, z. B. ijesrergi [von y^^] tekki urti wekked isigkomnan
wagend befragten sie ihn über nichts Lk 20, 40.
H. Schüohardt.
The Mahävamsa or the Great Chronicle of Ceylon. Translated into
English by Wilhelm Geiger Assisted by Mabel Hatnes Bode. Under
the Patronage of the Government of Ceylon. London, Published for
the Pali Text Society by Henry Frowde, Oxford University Press,
1912. Pp. lxvi and 300 ? 8°.
Es ist ungemein dankenswert, daß die rührige Pali Text Society,
der wir schon die Ausgaben der wichtigsten Pälitexte verdanken,
nun auch mit der Veröffentlichung einer Serie von Übersetzungen
(Translation Series) begonnen hat. Die ersten beiden Bände in dieser
Serie verdanken wir Mrs. Rhys Davids, die uns die Therlgäthäs
(Psalms of the Early Buddhists, Part i, Psalms of the Sisters, London
1909) und im Verein mit Shwe Zan Aung Anuruddhas Abhidhamma-
tthasaügaha (Compendium of Philosophy, London 1910) übersetzt hat.
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Für den dritten Band konnte kein besserer Text als der Mahävamsa
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tri minerg an aigi awerunf Vgl. minerg ankomnum Mt 25, 29. Im Sinne von 'denn*
und kein besserer Übersetzer als Wilhelm Geiger gewählt werden.
wohl am häufigsten, so Lk 15, 24. 17, 24. 19, 21.
Original fronn
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Thb Mahavamsa. 119
Geiger hat zuerst in seiner grundlegenden Arbeit „Dipavarpsa und
Mahävaipsa und die geschichtliche Überlieferung in Ceylon" (Leipzig
1905) alle auf die singhalesischen Chroniken bezüglichen literarhisto-
rischen und historisch-kritischen Fragen eingehend erörtert. Ihm ver-
danken wir auch die von der Pali Text Society veröffentlichte kritische
Ausgabe des Mahävaipsa (London 1908). Und er hat nun mit der
vorliegenden Übersetzung seine Arbeiten auf diesem Gebiete gekrönt.
In einer sehr gründlichen Einleitung hat Geiger die Ergebnisse
seiner Forschungen über die singhalesischen Chroniken noch einmal
zusammengefaßt und zum Teil modifiziert, zum Teil gegenüber den,
namentlich von R. Otto Franke erhobenen Einwänden verteidigt.
Franke hat sich bemüht, die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit
der singhalesischen Chroniken als historischer Quellen in Grund und
Boden zu bohren. Ziemlich skeptisch verhält sich auch Vincent
A. Smith. Dieser Skepsis gegenüber verteidigt Geiger die Vertrauens-
würdigkeit der Chroniken Dlpavaipsa und Mahävaipsa mit sehr guten
Gründen. Er gibt selbstverständlich zu, daß diese Chroniken in der
Chronologie der frühesten Perioden nichts weniger als unfehlbar sind.
Aber er weist nach, daß sie zuverläßig sind, wenn sie uns die Mittel
zur Berechnung von Buddhas Todesjahr (483 v, Chr. nach Fleet)
an die Hand geben; daß kein Grund vorliegt, ihre chronologischen
Angaben über Devänaippiyatissa und Dutthagämarju in Zweifel zu
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ziehen, und daß in bezug auf die Könige Bimbisära bis Aäoka die
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singhalesischen Chroniken mehr Vertrauen verdienen als das Afiokä-
vadäna, die Puräijas und die Jainatradition. Dieses Vertrauen wird
nicht wenig gerechtfertigt durch den Nachweis von Synchronismen,
die Sylvain Lävi aus chinesischen Annalen beigebracht hat, und die
diesen vorsichtigen Forscher zu dem Ausspruch veranlaßten, daß die
singhalesischen Chroniken mindestens für die Zeit vom 4. Jahrhundert
n. Chr. angefangen als historische Quellen «solide, sinon impeccable»
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p. 539. Ich benütze diese Gelegenheit, um einen bedauerlichen Fehler in meiner
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1 Journal asiatique, s. 9, t. xv, 1900, p. 429 und Journal des savants 1905,
Original fronn
120 Wilhelm Geiger.
Glaubwürdigkeit der Berichte über die drei buddhistischen Konzilien
entscheidet Geiger zu Gunsten der singhalesischen Chroniken, in deren
Berichten er trotz allem aus späterer Zeit stammendem Beiwerk doch
einen Kern von historischen Reminiszenzen nachweist.
Entgegen seiner früheren Ansicht ist Geiger jetzt geneigt, ein
engeres Verhältnis zwischen Dipavaipsa und Mahävaipsa anzunehmen.
Daß Mahänäma, der Verfasser des Mahävaipsa, den Dipavaipsa kannte,
hat Geiger auch früher zugegeben. Er meinte aber, daß der Dipavaipsa
nur eines von den Werken der , Alten' sei, die Mahänäma nach
dem Prooemion zum Mahävaipsa verbessern wollte. Jetzt nimmt er
mit Fleet an, daß unser Mahävaipsa eine bewußte und absichtliche
Überarbeitung des Dipavaipsa, ja eine Art Kommentar zu letzterem
sei- Die Stelle in der (im 13. Jahrhundert geschriebenen) Fortsetzung
des Mahävaipsa, 1 in der von dem König Dhätusena berichtet wird:
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datvä sahassaip dlpetuip Dfpavaipsaip samädisi, was früher immer so
aufgefaßt wurde, daß der König tausend Goldstücke gegeben und
eine öffentliche Rezitation des Dipavaipsa, bzw. Mahävaipsa angeordnet
habe, wird von Fleet 2 jetzt dahin erklärt, daß der König befohlen
habe, eine Dlpikä, d. h. einen Kommentar, zum Dipavaipsa zu schreiben.
Und dieser , Kommentar' ist nach Fleet, dem sich jetzt Geiger an-
schließt, identisch mit unserem Mahävaipsa, so daß wir nicht nur die
Zeit (Dhätusena regierte am Anfang des 6. Jahrhunderts n. Chr.),
sondern auch das Schriftstellerhonorar (tausend Goldstücke) des
Dichters Mahänäma genau wüßten. Ich muß gestehen, daß mir die
Bezeichnung , Kommentar' für ein Werk wie Mahävaipsa recht un-
passend scheint; und ich zweifle, ob es angeht, ein Kävya, wie es
der Mahävaipsa ist und sein will, als Dlpikä zu bezeichnen. Es wäre
auch auffallig, daß Mahänäma in seinem Werke mit keinem Worte
des Königs gedacht hätte, der ihn so reichlich belohnte; und daß
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,n. Chr.' statt ,t. Chr.' zu lesen ist.
1 Geiger nennt diese Fortsetzung jCüiavainsa', was ja bequem, aber doch
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^Geschichte der indischen Literatur' Bd. n, S. 174, Z. 18 richtig zu stellen, wo
etwas willkürlich ist.
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* Journal of the Royal Asiatic Society 1909, p. 5, note 1.
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The Mahavamsa. 121
Dhammakitti auch gar nichts davon erwähnt oder nichts mehr davon
gewußt haben soll, daß die Stiftung König Dhätusenas dem Mahävaipsa
zugute gekommen sei. Ich halte es daher für weit wahrscheinlicher,
daß Dhammakitti, der Fortsetzer des Mahävaipsa, mit dem dipetwji
Dtpavarrisam nur eine hübsche Alliteration anzubringen wünschte,
daß er aber doch nur sagen wollte, König Dhätusena habe tausend
Goldstücke gestiftet und angeordnet, daß dafür der Dipavarpsa
öffentlich vorgelesen und in singhalesischer Sprache erklärt werde,
womit auch der Ausdruck dipetum gerechtfertigt wäre.
Die unter Mithilfe von Miss Mabel Bode ; selbst einer tüchtigen
Kennerin des Päli, zustande gebrachte englische Übersetzung 1 verfolgt
nicht den Zweck, von dem Mahävaipsa als einem Werk der Dicht-
kunst eine Vorstellung zu geben; sondern sie will vor allem wörtlich
genau sein, um als historische Quelle dienen zu können. Und es
braucht kaum erst gesagt zu werden, daß sie allen philologischen
Anforderungen aufs vollkommenste entspricht. Zahlreiche nützliche
Anmerkungen erläutern den Text, wozu noch einige wichtige Ap-
pendices kommen, unter denen der über die buddhistischen Sekten
besonders lehrreich ist. So können wir das ganze Werk als einen
überaus wertvollen Beitrag zur Geschichte des Buddhismus dankbar
begrüßen. Und zwar gebührt unser Dank vor allem dem Übersetzer
und seiner Mitarbeiterin, dann aber auch der Regierung von Ceylon,
welche die Kosten des Druckes bestritten hat und — last not least
— den unermüdlichen Leitern der Pali Text Society, Professor und
Mrs. Rhys Davids. Wenn wir aber doch noch einen Wunsch äußern
dürfen, so wäre es der, daß uns Geiger auch noch den von ihm so
genannten ,Culavaipsa', den man noch immer in der schwer zu-
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gänglichen TüRNouRSchen Ausgabe suchen muß, herausgeben und
übersetzen möge.
1 Geiger hat den Text ins Deutsche übersetzt; die deutsche Übersetzung
wurde von Miss Bode ins Englische übertragen und die englische Übersetzung von
Geiger revidiert, dessen Werk natürlich auch die Einleitung, die Anmerkungen
und die Appendices sind.
M. WlNTERNITZ.
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122 Harry Holma.
Harrt Holma, Kleine Beiträge zum assyrischen Lexikon (Annales
Academiae scientiarum Fennicae. Ser. B. Tom. vii, no. 2). Helsinki
1912.
Seinen vorzüglichen ,Nainen der Körperteile' läßt der Verfasser
in kurzer Frist eine neue lexikographische Studie folgen, die ihrem
Inhalt nach gewissermaßen als Ergänzung der vorgenannten Arbeit
gelten kann. Denn von den drei Abschnitten, in die die , Beiträge*
zerfallen (i. Assyrische Namen für Hautkrankheiten; n. Assyrische
Fischnamen; in. Einige assyrische Pflanzennamen), stehen der erste
und der letzte (dieser wegen der häufigen Verwendung der Pflanzen
zu Heilzwecken) in einem engeren Zusammenhange mit dem in den
,Körperteilnamen 4 behandelten Gegenstande. Gründliche Kenntnis des
assyriologischen und umfassendes Heranziehen des sprachverglei-
chenden Materiales bilden auch die Vorzüge dieser neuen Arbeit
Holmas.
Anschließend einiges aus den Bemerkungen, die ich mir machte:
Zu S. 5, Anm. 3. Da kamünu (Ideogr. UZU.DIR; SAI. 3073)
nach Holma eine ähnliche Bedeutung wie katarru besitzt, so liegt
es nahe, CT. xix 4 K. 207 etc. Vs. i 29 statt [GJALAM.DIR = iü-ma
(SAI. 3266) wegen des vorausgehenden katarru [U]ZU{\).DIR zu
lesen. Trifft diese Verbesserung zu, so geht aus dieser Stelle hervor,
daß U ZU. DIR im Sumerischen die Lesung kamun besaß.
Zu S. 6, um§atu: ä^o£» (Dozy), das Holma dazu vergleicht, be-
deutet nicht ,Brandinal', sondern ,künstliches Geschwür' (ulcfere arti-
ficiel! vgl. Wahrmund i^L , Fontanelle', ein medizinischer Fachaus-
druck derselben Bedeutung); Ä^*** wohl ursprünglich ,das Bren-
nende' (d. i. ,das Entzündete', ,Geschwür'), dessen Grundbedeutung
,brennen' gegen Holma im Arab. und Syr. noch ganz durchsichtig
vorliegt, nämlich 2: ,(Fleisch) braten, (Kaffee) rösten'; 5: ,gebraten,
geröstet werden ; einschrumpfen, sich zusammenziehen' (eine natür-
liche Folge des Röstens!); deswegen 1: ,abnehmen' (von der Ge-
schwulst; = 7. Also nicht denom.!), aber auch ,abnehmen (von der
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Schaukelbewegung)', daher ,sich nur wenig, leicht hin und her schau-
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Kleine Beiträge zum assyrischen Lexikon. 123
kein*. Zur Grundbedeutung ^brennen' ist natürlich auch ^jia* , be-
schämen' (eig. ,erröten machen') zu stellen. 1
Zu S. 16, pindü: Holma, vergleicht *l*x» ,tumor', dessen Stamm er
als unklar bezeichnet. Vgl. aber jedenfalls ££•£& ,crescere, pleniorera
esse vel fieri' (Dillmann 1380), für das wohl wieder *>\Si , Frosch'
(d. i. ,der sich Schwellende, Blähende'; vgl. >\$s ,stolz') herangezogen
werden darf.
Zu S. 35, LID.SURUR.[RA] : SÜ.HA in der semitischen Spalte
kann, trotz Holmas Bedenken, nur als iü-HA gefaßt werden und
muß, da der Zusammenhang eine Ableitung von shr verlangt, suhuru
o
o. ä. gelesen werden; in diesem Sinne sind wohl auch die Angaben
in SAI. 6662 und bei Bi\ 8619 zu verstehen.
Zu S. 59, Anm. 2. ildaqqu: SAI. 1307 ergänzt CT. xii 18, 38374
o
Vs. ii 41 fragend: il-dak \ RAT \ il-d[aqqu? / ; die Ergänzung ist aber
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gewiß richtig, da Rra. 367 + 83 — 1 — 18, 461 a, Rs. 22 f. (Meissner,
Suppl. Autogr. 23): *' A.AM = #ü-qu, d. i. ildaqqu (Z. 23: Id = a-
ta-ru), woraus sich für ildaqqu als sumerische Entsprechung ildalc
ergibt, die wieder die aus 38374 gewonnene Gleichung bestätigt.
Darf also, da Rm. 367 ildaqqu und atdru scheinbar Synonyma sind,
danach nicht auch 38374 Vs. n 42 zu il-dak \ RAT | a(\)*[ta-ru]
ergänzt werden?
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Zu S. 74, kamtu: Die Ergänzung von CT. xiv 37 K. 4417, 21
nach ebd. 38 K. 5424 B. b— c, 10 ist unstatthaft, da sich die Spalten
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b — c gar nicht aufeinander beziehen, wie aus der ungleichen Zeilen-
teilung allein schon hervorgeht. Dagegen müssen die beiden Spalten
von K. 4417 aufeinander bezogen werden, trotzdem sie durch einen
Doppelstrich voneinander getrennt sind.
Zu S. 74, Anm. 4, pitru: Diesen Wert, der CT. xi 50, 82 — 8 — 16,
1 Rs. 1 KLKAL (hi-riim) entspricht, will Holma wegen talm., syr.
und arab. Entsprechungen als ,TrüfFel* fassen. Aber nichts berechtigt
1 Wie verhält sich aber ^ja^ »Kichererbse' zu unserem Stamme|? Wird sie
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vielleicht beim Trocknen sehr runzelig?
* So für bab. ia ?
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124 Harry Holma. — Peroy S. P. Handcock.
erblicken. Vielmehr ist es mit Jensen KB. vi 1, 519 (zu Gilg. Ep. xi,
Z. 325) wahrscheinlich als ein Synonymum zu nidütu zu betrachten.
iam KLKAL bezeichnet wohl auch eine Pflanze, die jedoch nach Tall-
quist, Maqlü 118 ,ahi atappi', d. i. ,am Ufer des Kanales' wächst
und daher auch ,binüt Suqti' ,procreatum ex canali' genannt wurde,
was gewiß nicht auf die Trüffel paßt
Zu S. 88, Subb(pp)atu: Dieser Pflanzenname ist wohl sumeri-
sches Lehnwort, da CT. xi 45 K. 4174 i 11 der Lautwert am besten
zu [Süjub zu ergänzen sein wird. Da nun, wie Holma nach Reisner,
Hymn. 10, 128 anführt, die Pflanze leicht zerbrechlich sein soll, so
darf vielleicht an Sub = maqdtu u. ä. gedacht werden.
V. Christian.
Mesopotamian Archaeology. An introduction to the archaeology of
Babylonia and Assyria. By Percy S. P. Handcock, M. A. With
numerous illustrations, also maps. London : Macmillan and Co. Ltd.,
and Philip Lee Warner, St. Martin's street. 1912.
Mit diesem Buche hat der Verfasser allen jenen, die an der
Erforschung des alten Orientes Interesse nehmen, ein sehr brauch-
bares Hilfsmittel an die Hand gegeben. Die vorliegende Arbeit bringt
auf etwa 400 Seiten eine übersichtliche, von zahlreichen Abbildungen
begleitete Darstellung der Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der
mesopotamischen Archäologie, wobei ungefähr das erste Viertel seines
Umfanges auf die Schilderung von Land und Leuten, der Geschichte
Babyloniens und Assyriens, der Entwicklung der Ausgrabungen, der
Entzifferung der Inschriften und schließlich der Schrift 1 und ihrer
Technik selbst entfällt. Sehr interessant sind unter anderem die
Kapitel über die Gegenstände des täglichen Gebrauches, seien es
nun Waffen oder Gefäße, Schmuck, Kleider u. ä., da diese oft auf-
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1 In der Deutung der Schriftzeichen (S. 96 ff.) folgt allerdings der Verfasser
meines Erachtens zu sehr den etwas phantasievollen Ausführungen G. A. Bartons
über diesen Gegenstand (in Harpers ,01d Testament and Seraitic stndies' Vol. u,
Original fronn
Mesopotamian Archaeology. 125
fallende Beziehungen zu modernen Stücken aufweisen. Ich möchte
hier z. B. nur auf die beiden S. 349 abgebildeten Kämme (Fig. 96
und 97) hinweisen, die in ihrem Typus (auf einer Seite wenige starke,
auf der andern viele dünne Zähne) vollständig den auch heute noch
in diesen Gebieten üblichen entsprechen; ja, der eine zeigt sogar
das gerade für diesen Kulturkreis heute so charakteristische Kreis-
punkt-Ornament !
Zahlreiche Literaturverweise im Texte, ferner eine kurze Biblio-
graphie am Schlüsse des Bandes ermöglichen es dem Leser jeder-
zeit, für die eine oder andere Sache in Spezialarbeiten sich ein-
gehende Belehrung zu holen.
V. Christian.
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Original frorn
Kleine Mitteilungen.
Ein Nachtrag zum arm. Suffix -»^fi. — In Huschardzan-Fest-
schrift habe ich gegen Gjandschezian (Zeitschr. für arm. Philologie,
ii 1904, S. 41) festgestellt, daß das früher nur als /Tochter' = tp«.«^
aufgefaßte (vgl. Justi, Iranisches Namenbuch, S. 515) arm. Suffix -uhi
als Femininendung erst durch spätere Interpolierung in das klassi-
sche Armenische, beziehungsweise in die ,goldene Literatur' (= "«-
ff^l'"?) des 5. Jahrhunderts eingedrungen ist (HF., S. 309 — 314).
Im folgenden will ich auf eine höchst interessante Tatsache hin-
weisen, die mehr als genügend zeigen soll, wie fremdartig damals,
im goldenen Zeitalter, unser -«*^ als Femininendung gefühlt worden
ist. In der armenischen Version von Eusebios' Kirchengeschichte wird
eine Stelle aus der Rede Philos: de vita contemplativa s. supplicum
virtutibus (§ 1, ed. Lips. v, 320; ed. Mang, n, 4 71) in folgender Fas-
sung Zitiert: &*- utuusß ijbntjiu'blfb . b/3-fc fynfjtl* $"&*£<*— T^m** &• l^maUauj^
TÄg oi>v aiytolg yvvaixag ^SQaTtevTQiöag dnoyialsta^av yrjai). In der
ganzen armenischen Literatur ist das gesperrt gedruckte Wort $«**■■»■»-
puäpfifru, ein Unikum, welches meines Wissens noch nicht etymologisiert
worden ist. Da ist es nun ein syrisches Element, die bekannte weibliche
I^-Endung, die als Femininsuffix an das armenische Wort $uAfMa*—pmp
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getreten ist: fyAfM——pu»p + f*p-us + Jm p y vgl. die syrische Übersetzung
der Eusebios-Stelle, die da lautet : pulüp oooi ^ä^oMo j ^om iSs ^o] o
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Kleine Mitteilungen. 127
rtac, ed. Wriqht and N. M° Lban, S. 86). Es ist allerdings, wie
Preuschen bemerkt, daß der armenische Übersetzer sich sklavisch
an seine syrische Vorlage gehalten und einer indogermanischen
Sprache ein semitisches Kolorit verliehen hat ( Eusebius - Kirchen-
geschichte, Buch vi und vn aus dem Armenischen übersetzt. Leipzig,
1902. S. in — iv), es ist aber eine Unmöglichkeit, auf ein einziges
Wort des armenischen Eusebios hinzuweisen, das rein syrisch wäre.
Darum ist es merkwürdig, wenn wir gerade bei diesem Zitate eine
ausgesprochen syrische Entlehnung (**aJ = $mfotfuu* y Jiüiiv» = 4<"^? »-
tntupuäp^ fo aImaIVI = £ i mL*£UiS9-*puiff*fd-ut, i Plui\ ^t^f ""**"{**"? fip" u yj>) VQf
uns haben. Unerklärlich aber ist diese Tatsache nicht; wie bekannt,
hat das Armenische gar keinen grammatischen Genusunterschied
(,I1 n'y a pas trace d'une distinction des genres masculin, feminin et
neutre*. Mbillet, Esquisse d'une grammaire comparie de Varmenien
classique, p. 41). Doch der armenische Übersetzer des Eusebios fühlte
sich gezwungen, bei dem betreffenden Satz Philos einen Unterschied
zwischen masculinum und femininum vorzunehmen. Wenn also das
armenische Suffix -uhi wirklich als Femininendung vorhanden ge-
wesen wäre, so hätte sich wohl der Armenier dieser Endung anstatt
einer syrischen bedient.
Zum Schluß möchte ich noch gegen Näandre de Btzance-Norayr
(XX'rf"** •l!f i ( ti t ugu l ,ru9 *- %»ppi» p-Mipu.Jiä/hnä.p^/»^^ S. 40 b) darauf hin-
weisen, daß die Endung des in der armenischen Chronik von Euse-
bios nur einmal vorkommenden Wortes \\J!n-$Sru,% mit dem weiblichen
Suffix i»t^ (als Gen. -««.<J£-«/ oder ^<J£«A») gar nichts zu tun hat,
sie ist nach Karst (Die Chronik von Eusebios, Zusatz-Bemerkungen/
S. 243) das bekannte patronymische Suffix und entspricht dem grie-
chischen Suffix weg. Die zohrapische Wiedergabe durch Amuhia
ist also entschieden dem aucherischen Amuhean vorzuziehen (vgl.
übrigens auch Petermann bei Schoene i 38). Doch lese ich das Wort
\\J»^mu% der Chronik (Aucher i 45) mit Einschub eines j als IV*«--
<££«£/&, wobei das * als bestimmter Artikel zu betrachten ist.
P. A.Vardanian,
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Mechitharist in Wien
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128 Kleine Mitteilungen.
Zu X°HO a l* Präposition. — F. Pratorius hat zum ersten
Male bei E. Glaser Mitteilungen S. 44 im Kommentar zur Gl. 302 *
die Ansicht vertreten, daß X°H0 an dieser Stelle als Präposition in
der Bedeutung .gegen, in der Richtung, Gegend' zu fassen sei. —
Dort ist auch äth. ^^^i ? Weg', hebr. ig» nlap^ ,gegen Morgen'
herangezogen. — Nachzutragen wäre hiezu, daß der Acc. loci <P l J 1 *f':
auch schon im Äthiopischen gelegentlich die präpositionelle Bedeu-
tung ,versus< hat, wie z. B. Matth. 4is <F l T*f« i ftshG* oddv dalaaayg
oder noch deutlicher Jer. 64 4 7o£ i f| fc(i/t* i \%9°\ a Ol C » Wii* •
7V+ > IT*/* 9 » jSie flohen in der Nacht aus der Stadt nach dem
Garten des Königs' (vgl. Dillmann, Lexikon, Sp. 1373). — Etymo-
logisch gehört hieher wohl auch arab. *& ,Hof oder Umzäunung vor
einem Hause'. 3 — Besonders interessant aber ist es, daß *fenöw-
(A. Jahn) 8 und *ßnow- } *finuw (D. H. Müller) in der Bedeutung
,vor' noch im Mehri erhalten ist, wie bei der Lektüre der Mehri-
Texte D. H. Müllers 4 in einer Vorlesung bei Prof. M. Bittner zu
sehen war. Es fanden sich die Formen (Aschenputtel 41, 43) finowi
,vor mir', finuweh ,vor ihm'. Die Bedeutung /vor' scheint mit *L^i
, Vorhof' zusammenzuhängen, wie $>>$ ,vor c mit ?W , Vorderteil' oder
^ä-^K, ^fi'MK, ^t 1 ?, MB? ,vor' mit njfi , Vorderes, Vorderseite'.
Die Art und Weise, wie diese Präposition ohne Zuhilfenahme
einer anderen gebildet ist, erinnert wieder an sab. X^HO un( ^
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Dr. Adolf Grohmann.
1 Vgl. MORDTMANN HIA p. 44.
' Vgl. dazu D. H. Müllkr in ZDMO xxxvn. 384 f.; Hommel, Chrestomathie
p. 52 oben.
3 Dr Alpred Jahn, Die Mehri- Sprache in Südarabien, Wörterbuch S. 177 gibt
die Formen feni, fenowen, fenowen, fenuwhx^ femmen, fenone, föne mit Suffix fenuwe.
— Dort ist auch schon auf *P*J**f* ' ,versus* und sab. X^HO verwiesen.
4 ,Die Mehri- und Soqotri-Sprache 4 , von D. H. Müller, Südarah. Expedition,
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Kleine Mitteilungen. 129
Zw äiA. TflTfl 1 afrrvww, vestibulum tentorii. — Dieser Aus-
druck steht in Dillmanns Lexikon unter 7, gehört aber sub CD.
Ebenso wie äth. UHU *tt » donum, merces zu fllfjfl 1 dare } A*flA*fl *
matrimonium, connubium zu Y\Qh(\{\* uxorem ducere usw., vgl.
Dillmann, Gramm. § 112, c, zu stellen sind, muß auch für "HTM) 1
eine Radix primae «?, und zwar wgb supponiert werden, die mit
arab. s4**i in die Höhle eintreten, im Mehri u?ejö6 (überhaupt) ein-
treten, hineingehen (= arab. J-^o) zu identifizieren ist, um so mehr
als der Infinitiv von weqob die im Mehri bei verbis primae w öfters
zu beobachtende Form taltel (aus taltäl) aufweist, nämlich qabqeb,
cf. meine Studien zur Laut- und Formenlehre der MehriSprache in
Südarabien, 1 Zum Nomen im engeren Sinne, § 13, Anm. 2 und
u Zum Verbum, § 74. — Ob äth. h'flh'fl 1 nuptiae, solemniae nup-
tiarum, yäfiog, y&\ioi auch zu *wqb in Beziehung steht, mit k für q, 1
wage ich nicht zu entscheiden, halte es aber für wahrscheinlich.
Jedenfalls ist es mit kebekeb bei M. 124, 28 (= kebkeb), resp. auch
kibekib 122. 36 identisch in den (Mehri-)Stelien te nehör de kebekeb
(ha<Jr. lemmä nehär ed-duhül) 7 wtl. sobald als der Tag der Einkehr
(in der Brautnacht) war (resp. vorher te nhör de kibekib). 9
M. Bittner.
Zu mehri rafymet y Regen'. — In meinen Studien zur Laut- und
Formenlehre der Mehri-Sprache in Sudarabien, 1 Zum Nomen im
engeren $inne stellte ich § 31, d. i. S. 39 unten und S. 40 oben,
diesen Ausdruck mit ar. £*-> , Erbarmen' zusammen, auf Landberq,
J-ttudes, s. v. £**> pluie und p. 480: ,Dans toute TArabie la pluie est
ainsi appeWe', sowie auf das tunesisch-arabische heir robbt ,das Gute
meines Herrn (Gottes) = Regen' bei Narbbshtjber, Aus dem Leben der
1 Neben weqob mit q kommt im Mehri auch wekob mit k tatsächlich vor,
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cf. W.Z.K.M., 1910, Heft 1, 8.80
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Wiener Zeifcechr. f. d. Kunde d. Morgenl. XX VII Bd.
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* Auch die dem S^auh-Äquivalente zugrunde liegende Wurzel bedeutet eigent-
lich soviel als »hineingehen', nämlich gafy (eigentl. *wgfy) t vgl. die Stellen in Süd-
arab. Exped., vi, in, S^auri -Texte, 41. 19 ad yum gafygefy, bezw. 44 8 nhdr gafygefy,
Vielleicht gehört auch -ä»*> resp. J**y« antrum, refugium, asylum hieher, vgl. auch
^i.il den Vorhang des Zeltes herablassen.
Original fronn
130 Kleine Mitteilungen.
arabischen Bevölkerung in Sfax verweisend. Wie verhält sich aber
ai\ ***; andauernder, dünner Regen' zu rahmet ,Regen'? Steht hier
bloß £ statt * oder umgekehrt?
M. BlTTNBE.
Armenisch y*.«y un ^ ^HV** — Wohin gehört armenisch g»"?
(tsup) stick, switch, rod; beams or rays of light; — &bp**ß-lr ftJiy
fig. the staff of my old age; — «y-är^*»««^ Jacub's-staff; — ^—b^fry
shepherd's crook; — k—V8> crutch; — $ % tft> ebony; — lr^»mfm& 9
pastoral-staff, crosier; — £ A*/fc ; stick in hand; — zß^lA dTüy to
go or walk with crutches — So Bedrossian, New Dictionary, Ar-
menian-English s. v. — zu neupersisch v*^ {täb) Holz, Prügel,
Knüttel, Stock u. dgl. (auch c&Pt £öWn hölzern)? Und türkisch
+$p** (sopa) gros b&ton, gourdin, bastonnade? Jedenfalls klingen
tsup, iüb und $opa aneinander an! Ebenso wie armenisch fatfi*
(tordsin) brush ; — ty*j£«y brush, pencil ; — Vl kmmm^g f 4*f **#, m——
J%m% S} *"i** il *Jj & c -> clothes-brush, hair-, tooth-, nail ebendort —
und türkisch *^j* oder **-j&> (fy^tcha) brosse, pinceau — so Samt
Buy (mit der Bemerkung [mot ital.] — sie!) — das sogar an unser
, Bürste, Borste, brosse, brush' erinnert.
M. BlTTNER.
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Türkische Etymologien.
0*$ pot Falte, Samy Bby (Dictionn. turc-fran9.) = pli, qui a des
plis, pliss^, ist das armen. $»p (p ot ) Falte, auch als 1>>$ po(
bauschiges Kleid (Zenker, Türk.-arab.-pers. Handwörterbuch),
davon t. j^S^ potur faltig, runzelig (Zenker), t. O^ purt Falte
(Zenker), t. Jjljiji putrajp qui a des plis (Samy Bey); das genuine
türkische Wort für Falte ist iJ>}j*i burut von chjyi burmafc
drehen, winden. Desgleichen ist auch eXi^ potik Falte (Zbkkeb)
kein türkisches Wort, sondern mit armen. *b»Pbk (potik) Falte
identisch; dazu t. Jg3*i potulf large et k plusieurs plis (Samy
Bey) und 4&*J&'^ potiklemek kräuseln (Zenker).
j^ i? ^~$ pis schlecht, schmutzig (Zenker), impropre, sale, immonde
(Samy Bby), ist wohl auch ein armen. Lehnwort, und zwar
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Kleine Mittellungen* 131
= armen. /$& (& ic )> * m Westannenischen pitz gesprochen,
= schmutzig, garstig, fleckig. Davon t isX^U^o, v^^JU^
pislemek salir, fienter, uriner, t. ^^^ pislik malpropretö, saletä,
immondices (Samt Bbt).
o^a-o binegid Teigschüssel (Zenker), ist das armen • *%%*,$£*» (west-
armen, bnagid) Brettchen, Brett, Platte, Tafel.
^ paf flach, breit (Zenker), O^ pat, plat, -e; tont ce qui a une
forme plate (Samf Bey), besonders in o^^ ^ P a t hurun stumpf-
nasig erinnert mich an armen. /*»*/£ (westarmen, put).
JJ? tel Faden, Draht, Samy Bey: fil de laiton ou cTautre m&al, fil
quelconque, tölögraphe, t^lögramme. Dieses interessante Wort,
welches im Osmanisch -Türkischen namentlich in der Redensart
jj-oj^l — , viX^X^. JJ (tel öekmeky—wurmafy) telegraphieren allgemein
gebraucht wird, ist entweder mit dem gemeintürk. J^> dil Zunge,
kas.-tatar. J3' til } dX^JJ tilmäk Späne abspalten, der Länge nach
Streifen schneiden, zusammenzustellen oder aber das armen*
p-L^ig {tel) Faden, Draht, Seil, was meiner Ansicht nach auch
das Richtige ist. 1 Für diese Annahme spricht das beschränkte
Vorkommen von t. J^ tel in den türk.-tatar. Dialekten, da es
nach Radloff (Wörterbuch) nur im Osmanischen, Azerbajdscha-
nischen und Krim-Tatarischen vorkommt, also in Dialekten, die
in solchen Gegenden gesprochen werden, die auch zahlreich von
Armeniern besiedelt sind. Auch dürfte diese Entlehnung aus
dem Armenischen eine sehr junge sein, da die älteren türkischen
Wörterbücher, wie das ^$j^^ ^*$ (luget-i afyteri), dieses Wort
nicht kennen, 2 Sie bringen das genuine türkische *2Qtf} iplik }
ar. = t^Ä- bßjtt *£&** 9%lk 9 pers. =jl>tör. Erst das MflNiNSKische
Wörterbuch (Thesaurus ling. Orient, etc. Viennae 1680, Bd. i,
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1 Vgl. J. Kühos, Török näpetimolögia (Keleti Szemlc, Budapest, Bd. 2, S. 80):
A sürgffny nemzetközi ,telegraf* neyäbSl a török nyelvszokis cgy ,tel* szöt vont el,
mely fonalat jelent, 6s a melylyel a hosszabb idegen szöt helyettesitik.
1 Aach im arab.-türk. Wörterbuche eines unbekannten Verfassers, welches
sich handschriftlich in der k. k. Hof bibliothek zu Wien befindet und aus dem
Jahre 1640 stammt (A. F. 39, fol. 109 r), kommt Jj nicht yor.
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132 Kleine Mitteilungen.
S. 1356) enthält das Wort Jj tel, J~i' <i7, til, das wohl Meninski,
ein Pole, von den Tatarisch sprechenden Armeniern Polens, in
deren tatar. Idiom das Wort 7^ = arm. P~^u polnisch «7«»^
(drot) 1 vorkommt, gehört haben mag. Daß armen, p^i nicht
umgekehrt eine Entlehnung des tlirk. Wortes J->, sondern ein
altes, echt armenisches Wort ist, dafür spricht sein Vorkommen
in der armenischen Bibel, die schon im 5. Jahrhundert n. Chr.
ins Armenische übersetzt wurde. Und zwar findet es sich daselbst
im 2. Buche Moses, Kap. 39, v. 3; l*- $u*«ius%kpi, iPfip-yn&u
etc. 2 Auch müßte armen. pk L} falls es das türk. J^* wäre, mit
k (e), nicht aber mit k (jetsch) geschrieben sein.
^jJij var. }v>-iS gendi(u), kendi(ü) y selbst, er selbst etc. Die Ety-
mologie dieses Wortes ist meines Wissens noch nicht festgestellt.
Es kommt außer im Osmanischen nur noch im Rumänischen 8
und Armenisch -Tatarischen 4 vor. Da dieses Wort nicht allen
türk. -tatarischen Dialekten gemeinsam ist, so ist es höchst wahr-
scheinlich, daß v3wX-i* kendi (gendi) ein Lehnwort ist, und zwar
aus dem Ungarischen, wo ein kend in der Bedeutung ,er, es,
ihr' vorkommt. Dieses ungar. kend ist, wie allgemein angenommen
wird (vgl. Szarvas GAbor, Magyar nyelvör, Bd. 10, S. 166 und
Szarvas-Simonyi , Lexicon ling. hung. aevi antiquioris, Bd. 2,
S 153), aus kegyelmed deine Gnade, deine Gunst, Euer Gnaden,
kontrahiert. Die Entlehnung müßte meiner Ansicht nach in sehr
früher Zeit erfolgt sein, als die Ungarn noch an der unteren
Wolga saßen, im alten Kiptschak, wo auch die Rumänen lange
1 Vgl. Armen.-tatar. Wörterbuch, Cod. Arm. Nr. 3 der k. k. Hofbibliothek in
Wien* fol. 39 v. Hier ist irrtümlicherweise arm. JB-k^ m ** k (P~ki) geschrieben.
Vgl. ^\*fifli* uiuuiiiLMib-UMjiii-li+p ^f 1 ** 9 h~ ^"7 V ftuiMuLusnuwbiäißf ft jl £%*£—
«4ty 1860, 4£ 84.
8 Vgl. Cod. Cumanicus, ed. 6. Kuhn, pag. 271: chendim egomet, chendima
'(L) ¥?
mihi ipso, und pag. 262: kensi ipse.
4 Darunter verstehe ich jenes Tatarisch, dessen sich die Armenier Polens im
16. und 17. Jahrhundert bedienten, vgl. meine ? Sprachprobe eines armen.-tatar.
Dialektes in Polen 4 in WZKM. % Bd. xxvi, S. 307 ff.
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Kleine Mitteilungen. 133
ihre Wohnsitze hatten, bevor sie nach dem Westen aufbrachen.
Ob der Würdentitel *j^£ bei den Magyaren der Völkerwanderung,
der nach MünkIcsi (Keleti Szemle, Budapest 1909, Bd. x, S. 179)
auf das altaiseh. kündü, Icündi Ehre, Achtung, mongol. kundu
(kündü) zurückgehen soll, auch mit unserem ^s^^ irgendwie
zusammenhängt oder gar mit ihm identisch ist, vermag ich nicht
zu entscheiden.
*>*y nerede wo? Dieses Wörtchen ist, wie die meisten türkischen
Wörterbücher richtig angeben, aus *>\j\ ^ ne arada (\J\, var. *j)
ara Mitte, Zwischenraum, Distanz, Raum) kontrahiert, während
Jehlitschka (TUrk. Konversations-Grammatik, Heidelberg 1895,
S. 51) es aus «^ ** ne jerde (^ jer Ort, Stelle, Platz) erklärt;
doch würde man dann nerde (aus ne jerde) und nicht nerede
erhalten haben. Auffallend in *>*y nerede ist nur, daß das
Wörtchen ^ ne, das doch den palatalen Vokal e hat, das guttural
vokalisierte Wort \j\ ara, bei seiner Verschmelzung mit diesem,
palatal vokalisieren konnte. In anderen Fällen, wo auf das
Wörtchen <*o ein vokalisch anlautendes Wort folgt, fällt der
Vokal e ab und es tritt an seine Stelle der Anlautvokal des
folgenden Wortes, z. B. ^-Jy nolmus = «jAjy *5 ne olmu$,
&5&S* ni&ün = &ff& ** ne iöün, J-«aS nasl = ,J-*>1 4o ne a$l,
^r^y^o nisterrin = Cr *> J £«*\ Ai ne istersin. Es ist also nerede
= ne (a)rada zu setzen, wie burada = bu (a)rada, orada
= o (a)rada 7 surada = Xu (a)rada.
Dr. Friedrich v. Kr a blitz.
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Zw osmanisch-türkisch <^$U. — Meine WZKM., Bd. xxv, S. 69,
Anm. 4 notierten Ausführungen über dieses Wort möchte ich nach
freundlichen Mitteilungen meines hochverehrten Lehrers Prof. Dr.
M. Bittner, wie folgt, richtigstellen und ergänzen.
Da <*3jU im Osmanisch -Türkischen nicht bloß mauna, sondern
auch mawuna (mit einem zwischen a und u eingeschobenen w) aus-
gesprochen wird, so kann dieses Wort kein £ enthalten und daher
nicht direkt auf einen arabischen Ausdruck zurückgehen. Die tür-
Original fronn
134 Kleine Mitteilungen.
kische Sprache besitzt in ihren maritimen Terminis eine große An-
zahl italienischer Wörter, weshalb wohl anzunehmen ist, daß auch
unser mauna (maumna) das ital. maona ist, das selber allerdings aaf
einen arabischen Ausdruck wie ii>»* oder £3$*U (maüna, maüna)
zurückgehen dürfte, und zwar mit £ f wofür schon das h im Mittellat.
mahona, respektive Span.-Franz. mahonne (maonne) spricht. Dabei
muß das Romanische das arabische Wort dem Arabischen jedenfalls
direkt entlehnt und nicht etwa durch das Türkische vermittelt be-
kommen haben.
Wenn aber trotzdem unser fragliches mauna im Türkischen
auch *3>*U (mit fc) geschrieben wird, 1 so ist hier vom türk. Stand-
punkt das £ sekundär. Der Fall liegt so wie bei dem osm.-türk.
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awrat Frau, das seiner Herkunft nach nicht arabisch, sondern tura-
nisch ist und nur deshalb d^y* — mit £ — geschrieben wird, weil
es an das arab. *£* Scham, das im Osmanischen als 0>$* atoret
parties du corps que la pudeur ne permet pas de montrer (Samt
B«y, 1. c, pag. 743) gebraucht wird, anklingt. Was die Schreibung
unseres Wortes mit £ anbelangt, nämlich *>>>*<•, so ist in dieser das
£ nicht aus £ verschrieben, sondern es liegt hier der im Türkischen
nicht geradezu seltene Fall vor, daß zwischenvokaliges w (maumna)
nicht bloß durch >, sondern auch durch £ bezeichnet wird. Vgl.
Jbhlitschka, Türk. Konversations-Grammatik S. 11 oben Anm. und
Künos, OszmAn-török nyelvkönyv S. 199, z. B.: *iy>, *^y> l$oga — Ipowa
Eimer, J>*tf, JSj^ TpaQulp — Ipawulp Tuchmütze, o^^S O^ ko$an —
fcowan Bienenstock, *$$, *$£ güge — gilwe Motte, >%*, }^ gügez —
güwez dunkelblau mit einem Stich ins rote, violett etc. oder J^U>
{awuk Huhn auch Jk*U> geschrieben u. dgl. Nach falscher Analogie
schreibt man nun das maumna ausgesprochene *ijU (^i^U) statt
mit w auch mit £ als Ai>*U, wie z. B. Zenker beide Schreibweisen hat.
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Dr. Friedrich v. Kraeutz.
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1 Vgl. Samt Bby, Dictionn. tnrc-fran^., Constantinople 1886, S. 954.
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Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 135
Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1912 bei der Bedaktion
der WZKM eingegangenen Druckschriften.
Archives d'etudes orientales publikes par J. A. Lunoell.
Vol. 1. Etudes phonologiques sur lo dialecte arabe vulgaire de Beyrouth
par E. MATT880N.
Vol. 2. Etudes sur le culte d'Ichtar par N. Nilsson.
Vol. 3. Sur la formation du g6n. plur. en serbe par A. Karlgren.
Vol. 4. Lee däbuts de la cartographie du Japon par E. W. Dahlgren.
Upsala, K.W. Appelberg; Leipzig, Otto Harrassowitz, 1911.
Banse, Ewald, Tripolis. Abenteuer und Forschungen im Orient. Bd. i. Weimar,
A. Duncker, 1912.
Catalogue of the Hebrew and Samaritan Manuscripts in the British Museum by
G. Margououth. Part in. Sections II. — vii: Ethics; philosophy; poetry;
philology; mathematics and astronomy; medicine. Sold ad tbe British
Museum. London, 1912.
Catalogus Codicum manu scriptorum Bibliothecae regiae Monacensis. Tom i.
Pars vi. Codices Sanscriticos complectens. Monachii, sumptibus Bibliothecae
regiae. 1912.
Coedes, G., Textes d'auteurs grecs et latins relatifs k l'extrgme Orient depuis
le iv e sifecle av. J.-C. jusqu'au xiv e sifecle. (Documents historiques et g6o-
graphiques relatifs & l'Indochine.) Paris, E. Lrroux, 1910.
Comit6 de conservation des monuments de l'art arabe. Exercise: 1909, 1910.
Fascicules: vingt sixiöme et septifeme. Procös-Verbaux des s6anccs. Rap-
ports de la section technique. Le Caire, imprimerie de l'Institut Francis
d' Archäologie Orientale. 1910, 1911.
Corpus scriptorum Christianorum Orientalium. Curantibus J. B Chabot, J.Guidi,
H. Hyvernat.
Scriptores Arabici. Textus. Series tertia, tomus v : Agapius Episcopus
Mabbugensis historia universalis ed. P. L. Cheikho.
Scriptores Aethiopici. Textus. Series altera, tomus xxv: Vitae sanctorum
indigenarum I: Acta S. Walatta Pedros, n: Miracula S. Zara-Bu-
ruk. — Versio. Series altera, tomus vi : Annales regum Iyäsu u et
Jyo'as, interpretatus est J. Guidi.
Scriptores Syri. Textus, Series secunda, tomus xci: Anonymi auctoris ex-
positio officiorum ecclesiae Georgio Arbelensi vulgo adscripta, ed.
R. H. Connolly.
Lipsiae, 0. Harrassowitz, 1911/12.
Original fronn
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136 Verzeichnis eingegangener Druckschriften.
Ötenija v imperatorskom obäßestvÖ istoriji i drevnostiji Rossijskix — V Moskov-
skom universitetfi 1, 2 — 1912, Moskva.
Dbanamjaya, The Daäarüpa. A treatise on Hindu dramaturgy, now first.translated
from the Sanskrit with the text and an introduction and notes by G. C. 0.
Haas. Columbia University Indo-Iranian-Series, ed. by A.V.W. Jackson,
Vol. vii. New York, Columbia University Press, 1912.
Endemann, K., Wörterbuch der Sotho-Sprache. Abhandlungen des Hamburgi-
schen Kolonialinstitutes. Bd. vn. Hamburg, L. Friederichsen & Co.,
1911.
Epigraphia Zeylanica. Being lithic and other inscriptions of Ceylon. Vol. i.
Part vi. Ed. and transl. by Don M. de Zilva Wickrbmasinghe. London,
Oxford University Press, 1912.
Pestschrift, Vilhelm Thomsen zur Vollendung des siebzigsten Lebensjahres
am 25. Januar 1912 dargebracht von Freunden und Schülern. Leipzig,
0. Harrassowitz, 1912.
Gärtner, Eugen, Komposition und Wortwahl des Buches der Weisheit. Schriften
der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Bd. n, Heft 2 — 4.
Berlin, Meyer & Müller, 1912.
Gibb, E. J. W., Memorial Series. Vol. vi. 5: Jäqüt's Irshäd al-arib ilä ma rifat
al-adib or ,Dictionary of learned men' ed. by D.G. Margolioüth, vol. v.
— Vol. xviii. 2 : Histoire des Mongols de Fadl Allah Rashid ed-Din 7 ed.
par E. Blochbt. Leyden, E. J. Brill; London, Lüzac & Co., 1911.
Grantha Pradarsani. A collection of rare and ancient oriental works. Ed. a. publ.
by S. P. Ranganathasvami Aryavaraguru. At the Arsha Press, Vizaga-
patam, 1912.
Gribrson, G. A., A manual of the Käshmlrl language comprising grammar,
i CO
phrase-book and vocabularies. Vol. i — n. Oxford, Clarendon Press, 1911.
HandeBS Amsorya. Monatsschrift für armenische Philologie. Wien, Mechitba-
risten. Nr. 12, 1911; Nr. 1 — 12, 1912.
Heyne, A., Orientalistisches Datenbuch. Eine Sammlung von Geburts- und
Todesdaten von Orientalisten seit den Anfängen der orientalischen Sprach-
wissenschaft bis auf die Gegenwart in alphabetischer Ordnung. In Kom-
mission bei 0. Harrassowitz, Leipzig, 1912.
Hogarth, D. G., Hittite Problems and the excavation of Carchemish. From the
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proceedings of the British Academy, vol. v. London. Publ. for the British
Academy by H. Prowdh, Oxford University Press, 1911.
Horae Semiticae No. ix: The forty martyrs of the Sinai desert and the story of
Eulogios. From a Palestinian Syriac and Arabic palimpsest transcribed
by Agnes Smith Lewis. Cambrigde, University Press, 1912.
Hu art, Cl., Histoire des Arabes. Tome i. Paris, Paul Geüthner, 1912.
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Original from
Verzeichnis eingegangener Drückschriften. 137
Johann Georg, Herzog zu Sachsen , Das Katharinenkloster am Sinai mit
43 Abbildungen auf 12 Tafeln. Tagebuchblätter aus Nordsyrien. B G.
Teübnbr, Leipzig und Berlin, 1912.
Journal, American of, Archaeology. Second Series. The Journal of the Archaeolo-
gical Institute of America. Issued quarterly, with illustrations. Vol. xvi,
No. 1 — 4, 1912. Bulletin of the Archaeological Institute of America.
Vol. in, No. 2 — 4. Norwood, Mass. Published for the Institute by the
Norwood Press, 1912.
Journal Asiatique. Recueil de mämoires et de notices relatifs aux £tudes Orien-
tale«, publik par la Society Asiatique. Dixiöme särie. Tome xix; xx, 1 — 3.
Paris, Ernest Leroüx, 1912.
Journal of the American Oriental Society. Edited by James R. Jewett and
Hanns Oertel. Thirty second Volume. Part n — iv. The American Orien-
tal Society, New Haven, Connecticut, 1912.
Journal, The American, of Philology, ed. by Basil L. Gildersleeve, xxxiii,
1 — 4. Baltimore, the Johns Hopkins Press, 1912.
Journal of the Panjab Historical Society. Vol. i. No. 1 (pp. 1 — 106). Galcutta:
At the Baptist Mission Press and publ. by tho Panjab Historical Society.
1911.
Kohler, J. und Ungnad, A., Hundert ausgewählte Rechtsurkunden aus der
Spätzeit des babylonischen Schrifttums von Xerxes bis Mithridates n.
(485 — 93 v. Chr.). Leipzig, E. Pfeiffer, 1911.
Ko schaker, Paul, Babylonisch-Assyrisches Bürgschaftsrecht. Ein Beitrag zur
Lehre von Schuld und Haftung. Festschrift der k. k. Karl-Franzens-Uni-
versität in Graz für das Studienjahr 1908/9 aus Anlaß der Wiederkehr
des Jahrestages ihrer Vervollständigung. Leipzig, Teubner, 1911.
Kratchkovsky, J., Abu Hanifa ad-Dinawen. Kitäb al-Ahbär at-Tiwäl. Pr^face,
variantes et index. E. J. Brill. Leiden, 1912.
Lajonqui&rb, E. Lunet de, Inventaire descriptif des monuraents du Cambodge.
Tome troisi&me. Publications de l'£cole fran^aise d*extr6me-orient, vol. ix.
Paris, imprimerie nationale, E. Leroux, 1911.
Lammens, H., J. S., Fa^ima et les filles de Mahomet, notes critiques par l'ätude
de la Sira. Scripta Pontificii instituti biblici. Romae, 1912.
Light, The, of truth, or the Siddhänta Dlpikä and Agamic Review. A monthly
Journal devoted to the study of the Agamänta or the Saiva-Siddhänta
philosophy and mysticism, prognostic astronomy and Indo-Dravidian cul-
ture. Vol. xn. 11, 12. Edited by V. V. Ramanan. Madras, at the ,Mey-
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kan4än* Press, 1911.
Loghat el Arab. Revue litt&raire, scientifique et historique paraissante une fois
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138 Verzeichnis eingegangener Druckschriften.
le mois, sous la direction des Pöres Carmes de Mäsopotamie. Redacteur
en chef: Le P. Anastase Marie Carme, Bagdad, 1912.
Al-Machriq. Revue catholique Orientale mensuelle. Sciences-lettres-arts. Sous la
direction des P&res de l'Uni versitz St. Joseph. xv e annöe. No. 1 — 12,
1912. Beyrouth, Imprimerie Catholique.
Marqais, W., Textes arabes de Tanger. Transcription, traduction annot6e,
glossaire. Biblioth£que de l^cole des langues orientales Vivantes. Paris,
imprimerie nationale, Ernest Leroux, 1911.
Maxudianz, M., Le parier armenien d'Akn (quartier bas). Paris, Paul Geuth-
nbr ; 1912.
Meinhof, C, Die Sprachen der Hamiten. Abhandlungen des Hamburgischen
Kolonialinstitutes. Bd. ix. Hamburg, L. Fribderichsen & Co. 1912.
Memnon. Zeitschrift für die Kunst- und Kulturgeschichte des alten Orients, her-
ausgegeben von R. v. Lichtenberg. Bd. v, 3/4. Bd. vi, 1 — 3. Berlin,
Stuttgart, Leipzig. Verlag von W. Kohlhammer, 1911/1912.
Memorie della R. Accademia delle Scienze deir Istituto di Bologna. Serie i.
Tomo vi. 1911/12. Sezione di scienze giuridiche. Fase, unico. — Sezione
di scienze storico-filologiche. Fase, unico. Bologna, Tipografia Gamberini
e Parmeggiani, 1912.
Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens,
herausgegeben vom Vorstande. Bd. xiv. Teil 1. Tokyo, für Europa Beh-
rend & Co., Berlin, 1912.
Monde, Le, Oriental. Archives pour Fhistoire et l'ethnographie, les langues et
littäratures, religions et traditions de l'Europe Orientale et de l'Asie. Re-
daction: K. F. Johansson, K. B. Wiklund, K. V. Zettersteen. Vol. vi.
Fase. 1, 2. Uppsala, Lundström; Leipzig, 0. Harrassowitz, 1912.
Müller, N., Die jüdische Katakombe am Monteverde in Rom. Mit 12 Ab-
bildungen. Schriften herausgegeben von der Gesellschaft zur Förderung
der Wissenschaft des Judentums. G. Fock, Leipzig, 1912.
MüiR, W., The life of Muhammad from original sources. A new and revised
edition by T. H. Weir. Edinburgh, John Grant, 1912.
M2ik, H. v., Reise des Arabers Ibn Batüta durch Indien und China. Bibliothek
denkwürdiger Reisen. Bd. v. Hamburg, Gutenbergvcrlag, 1911.
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Rendiconti della R. Accademia dei Lincei. Classe di scienze morali, storiche e
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Roma, Tipografia della Accademia, 1911, 1912.
Rendiconto delle sessioni della R. Accademia delle Scienza dell' Istituto di Bolo-
gna. Classe di scienze morali. Seria prima. Vol. iv, v. 1910 — 1912. Bo-
logna, Tipografia Gamberini e Parmegiani, 1911 — 1912.
Revue Biblique Internationale publice par l'Ecole Pratique d'Etudes Bibliques,
ätablie au Couvent Dominicain St. Etienne de Jerusalem. Nouvelle Sörie.
Neuviöme ann6e, 1912. No. 1 — 4. Paris, Leooffre, 1912.
Rivista degli Studi Orientali pubblicata a cura dei professori della Scuola Orien-
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central Asia and westernmost China. Vol. i, n. Macmtllan & Co , Lon-
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Stimmen, religiöse, der Völker, herausgeg. von W. Otto. Die Religion des
alten Indien n: Bhagavad-Glta, des Erhabenen Sang, übertragen und
eingeleitet von Leopold v. Sohrobder. E. Diedbrichs, Jena, 1912.
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Original fronn
140 Verzeichnis eingegangener Druckschriften.
Stadien zur Geschichte and Kaltar des Altertums. Im Auftrage und mit Unter-
stützung der Görres-Gesellschaft berausgeg. von E. Drerup, H. Grimme
und J. P. Kirsch. Bd. iv, Heft 5: Pörtnbr, B., Die ägyptischen Toten-
stelen als Zeugen des sozialen und religiösen Lebens ihrer Zeit. — Bd. v,
Heft 3/4: Dölqer, F. J., Sphragis, eine altchristliche Taufbezeichnung
in ihren Beziehungen zur profanen und religiösen Kultur des Alterturas.
— Bd. vi. 1/2: Schermann, Tb., Ägyptische Abendmahlsliturgien des er-
sten Jahrtausends in ihrer Überlieferung dargestellt. — Erster Ergän-
zungsband: Schollmrter, A., Sumerisch-babylonisehe Hymnen und Ge-
bete an ÖamaS Paderborn, F. Schöningh, 1911/1912.
Sumerian Tablets in the Harvard Semitic Museum, Part i. Chiefly from the reign
of Lugalandos and Urukagina of Lagash. Copied with introduction and
index of names of persons by M. J. Husset. Harvard Semitic Series,
Vol. in. Cambridge, Harvard University, 1912.
Virollbaud, Ch., L'astrologie chaldöenne Le livre intitul6 cenuma (Anu) ilu
BÖ» publie, transcrit et commentä. Second Supplement, texte cun&forme
(l re partie). Paris, Paul Geüthner, 1912.
Westbrmann, D., The Nuer language. Sonderabdruck aus den Mitteilungen
des Seminars für orientalische Sprachen zu Berlin. Jahrgang xv. Abt. in
Afrikanische Studien. Berlin, 1912, Reichsdruckerei.
Die Sprachverhältnisse Togos. Separatabdruck aus dem Evang. Missions-
Magazin, Heft 6, 1912.
Winternitz, M., Geschichte der indischen Litteratur n. Bd. 1. Hälfte: Die
buddhistische Litteratur. (Die Litteraturen des Ostens, ix. Bd. 2. Abteilung,
1. Hälfte.) C. F. Amelang, Leipzig, 1912.
Wirtii, A., Geschichte der Türken. FRANCKHsche Verlagsbuchhandlung, Stutt-
gart, 1912.
Zeitschrift für Kolonialsprachen, herausgegeben von Karl Meinhof. Mit Unter-
stützung der Hamburgischen wissenschaftlichen Stiftung Bd. n. Heft 2.
Verlag von Dietrich Reimer (Ernbt Vohsbn), Berlin, 1911.
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Historisch-kritische Einleitung zur Weissagung des
Abdias.
Von
Dr. Sylvester Octavian Isopeseul.
I. Das älteste prophetische Buch des A. B. ist nach dem Ergeb-
nisse der meisten neueren Forschungen das Buch des Propheten Ab-
dias. Wer jedoch dieser Prophet war, das konnte bis heute nicht
festgestellt werden, da über seine Persönlichkeit keine einzige Quelle
etwas Bestimmtes berichtet, sondern bloß einige Sagen auf uns ge-
kommen sind, welche in den meisten Fällen gar nicht miteinander
übereinstimmen, ja sich sogar — mittelbar oder unmittelbar — wider-
sprechen.
Das Werkchen selbst gibt uns über seinen Verfasser keinen
Aufschluß; es nennt nicht einmal seine Eltern, sondern hebt sofort
mit dem zu behandelnden Stoffe an. Bloß der Name des Propheten
ist gleich zu Anfang an zweiter Stelle zu lesen, damit ist uns aber
durchaus nicht gedient, da wir daraus nichts entnehmen können.
Dieser Name hat die Gestalt map und ist ein Kompositum von
nay, arbeiten, dienen, verehren, und von m, einer Abkürzung des
Tetragraramas m.T, also synonym mit dem arabischen Personennamen
<*JJl j^a und der Bedeutung nach soviel als Diener des Jahve, Ver-
ehrer des Jahve, cultor Domini (dovlog i^OfxoXoyrjrög Hesych.). Wie
der Name ausgesprochen werden soll, ist bis heute unsicher; denn
anders wird er in der Synagoge und anders in der Kirche ausge-
sprochen. Nach der Masora soll c Obadjä ausgesprochen werden, die
LXX jedoch lasen anders, da bei ihnen Gestalten wie 'OßÖiov, 'Aß-
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Uorgenl. XXVI r. Bd. 10
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142 S. 0. Isopescul.
diov, ^Aßdelov (Titel der Weissagung) in der griechischen Transskrip-
tion vorkommen. Die erste Lesart der LXX ist die am meisten ver-
bürgte. Die Divergenz zwischen Masora und LXX hat ihren Grund
im ersten Gliede des zusammengesetzten Namens, d. h. in nap. Es
leiten nämlich die Rabbinen den ersten Teil des Namens vom part.
praes. i?W, während die LXX hier das Substantivum i^3f lasen,
welchen beiden Worten im großen und ganzen dieselbe Bedeutung
beizumessen ist. Die syrische Peäittä transkribiert den Namen des
Propheten V*^ ^ während der hl. Hieronymus die zweite Lesart der
LXX, d. h. Abdias annahm.
Welche von diesen Lesarten die sicherere ist, das ist schwer
zu entscheiden; doch wollen wir es versuchen, die wahrscheinlichere
festzustellen. Es muß uns nämlich auffallen, daß wir diesen Namen
nirgends in der Gestalt mw oder liT"my geschrieben finden; daraus
können wir schließen, daß die Lesart ^ßdiag sicherer ist als die
masoretische, d. h. es ist natürlicher np.38 als ■"Tl-^ zu punktieren,
da es infolge des zwischen V und 3 fehlenden i ratsamer ist, n^DP
als JT'iaiy anzunehmen.
IL Viel schwieriger ist die Lösung der Frage betreffs des Zeit-
alters unseres Propheten. Die über ihn vorhandenen Traditionen ent-
behren jedweden kritischen Wertes und können infolgedessen auch
zur Feststellung des Zeitalters unseres Propheten nicht mit Erfolg
angewendet werden. Ihrem Ursprünge nach werden diese Traditionen
eingeteilt :
a) in die synagogalen oder jüdischen und
b) in die christlich-patristischen Traditionen,
ad a) Was die synagogalen Traditionen betrifft, so sind diese
jedweder sicheren Grundlage bar; sie sind bloß Ergebnisse rabbini-
scher Spitzfindigkeiten. Sowie überall waren die Rabbinen auch hier
bestrebt, mehr zu wissen, als ihnen die hl Schrift bietet: sie wollten
also völlig bestimmen, wer unser Prophet war, woher er stammt,
durch welche Taten er sich in seinem Leben ausgezeichnet hat usw.
Als erste Quelle zu diesem Zwecke mußte den Rabbinen natür-
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licherweise die hl. Schrift dienen. Und wirklich figurieren unter dem
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Historisch-kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 143
Namen Abdias in der hl. Schrift des A. B. mehrere Personen, so:
ein frommer Schloßhauptmann des Königs Achab (i Reg. 18, 3 bs.),
ein Fürst aus Juda unter Josaphat (n Chr. 17, 7), ein tapferer Gadite
unter David (i Chr. 12, 9), ein Benjaminit (i Chr. 8, 38), ein Issacharit
(i Chr. 7, 3), ein Zabulonit (i Chr. 27, 19), mehrere Leviten (i Chr. 9,
16. 44. ii Chr. 34, 12) und verschiedene Männer nach dem Exile
(i Chr. 3, 21. Esdr. 8, 9. Neh. 10, 16). Unter diesen schien nun den
Rabbinen der Schloßhauptmann des Königs Achab identisch
mit dem Propheten Abdias, und sie bildeten über letzteren folgende
Tradition:
Abdias ist edomitischen Ursprunges und von Gott gesandt, um
sein Volk zurechtzuweisen und zu bessern. Unter Achab und Jezabel
rettet er hundert Propheten vor der Verfolgung der Königin, indem
er je fünfzig in einer Grotte einschließt. Dieses fromme Werk be-
wegt Gott, ihm die Gabe der Weissagung zu verleihen. 1 Solange es
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1 Babylonischer Talmud, Traktat Sanhedrin Fol. 39 b: Klp^l (rv f) o^J») ATD
b"x pnr n"x tnp naxp *xa nxa n xn" rr.n rvnaijn rran by nux vrnaw bx axnx
■natan rva nx ti -pan (p> ob) "»na *pra ^bba '.n <3anan "nün3 (J wfr») ana apra
maxi bip na nnr nnx a^x xn- xatr ^na^a m,n xb xna3 xinm xira ppv bbyi
nax3tc? bna xax n"x nana 1 ? jaita irx axnx btt iiva bax nxa ',n nx xn^ rrn nnaipi
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irvn rrn -anx n3 nnaw n-xa <an airca Txa ••an bv rraSn nxtppa anax nax
Kr« n-a bw XaX n^an n^a 'tfrx naxn [Es steht geschrieben (i Reg. 18) : ,Da
rief Achab den 'Obadja, welcher dem Hause vorstand, und 'Obadja fürchtete sehr
den Ewigen.' Was sagt die Schrift? R. Ji§chak hat gesagt: Von Jakob steht ge-
schrieben (Gen. 30): ,Ich habe wahrgenommen, daß mich der Ewige gesegnet hat
um deinetwillen 4 ; von Joseph steht geschrieben (ebendaselbst 39): ,Und es segnete
der Ewige das Haus des Ägypters um Josephs willen/ Das Haus jenes Mannes
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war nicht gesegnet. Da du wohl Gott nicht fürchtest? Da kam eine Stimme und
sagte: 'Obadja fürchtet sehr den Ewigen, jedoch das Haus Achabs ist nicht zum
Segen bestimmt R. Abba hat gesagt: Das über 'Obadja Qesagte ist größer als das,
was über Abraham gesagt wird, da von Abraham nicht geschrieben B teht sehr
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144 S. Ö. IsopEßOüL.
Abdias vermag, trägt er selbst, da er sehr reich ist, Sorge für den
Unterhalt der Propheten. Dennoch reichen ihm später die Mittel zu
diesem Zwecke nicht mehr aus; er wenclet sich daher an Joram,
den Sohn Achabs und entlehnt von ihm Geld auf Zinsen. 1 Nach
(1K&), von 'Obadja hingegen: sehr. K. Ji§chak hat gesagt: Weshalb war c Obadja
der Prophetie würdig? Weil er hundert Propheten in einer Höhle verbarg, wie es
gesagt wird (i Reg. 18): ,Und es geschah, als Jezebel die Propheten des Ewigen
vernichtete, da nahm 'Obadja hundert Propheten und verbarg sie, je fünfzig in
einer Höhle usw.* Warum je fünfzig? R. Eliezer hat gesagt: Von Jakob lernte
er dies, wie es gesagt wird (Gen. 32): ,Und das übriggebliebene Lager kann ge-
rettet werden/ R. Abahu hat gesagt: Weil die Höhle nicht mehr als fünfzig um-
fassen könnte. ( c Obadja 1:) ,Gesicht 'Obadjas: so sprach der Ewige, Gott, zu Edom
usw.' Warum wandte sich 'Obadja gegen Edom? R. Ji§chak hat gesagt: ,Der Hei-
lige, gebenedeit sei Er, hat gesagt: ,Es möge kommen r Obadja, der zwischen zwei
Missetätern gewohnt hat und nicht ihre Werke lernte, und er möge weissagen wider
Esau, den Übeltäter, der zwischen zwei Gerechten gewohnt hat und nicht ihre
Werke erlernte/ Ephraim MakSaa, ein Schüler des R. Mei'r, sprach im Namen des
R. Mei'r: /Obadja war ein edomitischer Proselyt; dies ist, was die Leute zu sagen
pflegen: Aus seiner Mitte selbst werde ich kommen, um ihm Schaden zuzufügen.]
Rabbi Salomo Jarchi (*& "1 = ''prtaP HD^tf *D*1) zu Anfang seines Kommentars
zum Propheten c Obadja: 0^31? OTO n»fi Pnnft f)05 f)3^ Kl onft ön>P fi»C *fo ma? pTH
os'crr:» ™i fti Jdpi sfinfc cw* w p ^d ot» foi oo^Jr ftofc owi ooö wp? inh mnb *n
OOTO»» 1J5i ftl opyfl pn5^ 0*p*lS W p Tffi »ff» iCJJö JJW1 [Gesicht 'Obadjas. Aus wel-
chem Grunde wandte sich 'Obadja wider Edom und weissagte keine andere Prophe-
zeiung? Es sprachen die Weisen: ,'Obadja war ein edomitischer Proselyt/ Es
sprach der Heilige, gebenedeiet sei Er: ,Von zwischen ihnen und von unter ihnen
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werde ich über sie bringen (d. b. einen Strafredner)/ Da kam c Obadja, welcher
zwischen zwei Gottlosen, Achab und Jezebel wohnte, und nichts von ihren Werken
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lernte, um es dem gottlosen Esau, der zwischen zwei Gerechten, Isaak und Rebeka
wohnte und dennoch von ihren Werken nichts lernte, heimzuzahlen ] — Diese hier
durch zwei Autoritäten vertretene rabbinische Ansicht hat sich allgemein eingebür-
gert. Sie wird beinahe von allen rabbinischen Kommentatoren bloß in anderer
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äußerlicher Form wiederholt, und zwar in der Art, wie es hier '17 "*1 tat.
1 Jalkut zu 11 Reg. 31, 4: 1TV9 !Vm JV2H hv "HPK maW Sk DKHK mpi
tvb mn *npnn vn* f?a xarc jra owaan na jt rrrw np-rsb wea ba rsm "xna nnr
D»ra& p"BD& .TITO HO aKnK p DTim |Ö IWa [Und es rief Achab den 'Obadja,
ganzes Geld für Gerechtigkeit (d. h. wohltätige Zwecke), weil er die Propheten er-
nährte. Als nun jenes ganze Übel* kam, da entlehnte er auf Zins von Joram, dem
Sohne Achabs, was notwendig zum Unterhalte der Propheten war.] — Das mit einem
Sternchen bezeichnete Wort lautet nach einer anderen Lesart ajH, Hungersnot.
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HlSTORISOH-KBI TISCHE EINLEITUNG ZUR WeISSAGÜNO DES AbDIAS. 145
Abdias' Tode bleiben Schulden, infolge deren die Gläubiger über
seine Gattin herfallen und deren Kinder als Sklaven veräußern
wollen, um sich auf diese Weise schadlos zu halten. Die ver-
zweifelnde Witwe bittet Elisaeum um Hilfe (n Reg. 4, 1). Dieser
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vermehrt ihr das Ol in einem Gefäße auf eine Weise, daß sie sowohl
die rückständigen Schulden zu bezahlen vermag, als auch zeitlebens
von aller Not befreit ist. 1
ad b) Bezüglich der christlich - patristischen Tradition ist zu
bemerken, daß wir es hier einerseits mit der Wiedergabe jüdischer
Traditionen 2 über 'Obadja, andererseits mit subjektiven Ansichten
1 Josephus Flavius, Antiquitates Jud. Lib. ix, c. 2: <Pä<n Triv*£lßsSCov y rov
l4%dßov olxovöfiov yvvaCxa elmTv, (hg oix äyvou, näg ö dvrjQ aixT\g roi>g 7ioo(prj'
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Xtvrty äyta$ai vvv i)nb rmv öavtiarüv avrr\v rt xal rixva nobg SovXttav ...
Das übrige stimmt weiter ganz mit dem Berichte aus ii Reg. c. 4 überein. —
Targum zu n Reg. 4, 1: nüTöb tftth^K Dlp KH1XÖ K"23 T&bfi "tfjö mn KPHKl
n" hzvx nbüp 12 ^ nip jö b n m mn Tny ^x Kfum nxi n^ ■»bw rmaw T&9
brnm pjrrto rngi Kn^aa msa ptfon ptfon pr^&Ki jnaj nxo jinro nyi 1*3 k^d
njTöb xntt »rtjh jp^ 8p:lK pr»pi 07^ jö a^nin "nto^a jinrr kSsin 1 ? «b^ bna jinb
piaPT» 1T7 ^a p^fi ^. [Und es kam irgendeines von den Weibern der Propheten-
schüler schreiend vor Elisa und sprach: Dein Diener 'Obadja, mein Ehegemahl, ist
gestorben, und du weißt, daß dein Diener -Gottesfurcht hatte; als Jezebel die Pro-
pheten des Ewigen hinmordete, außer hundert Mann von ihnen, da verbarg er je
fünfzig Mann in einer Grotte und borgte und schenkte es ihnen, auf daß sie nicht
essen von den Erträgnissen Achabs, vor welchem sie in Not gerieten; da kam nun
der Bösewicht (d. h. der Gläubiger) in die 'JVüste, um sich meine zwei Kinder als
Sklaven zu nehmen Das übrige stimmt überein mit n Reg. c. 4.]
* Hesychius (Mignc, Cursus completus patrolog. ser.gr. Tom. xcm, col. 1353):
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lAßitov lQfi7}V€i5iT(u öovXog i^o^oXoyrirdg. Oirog ty 6 rgiardrrjg ixarovrdgxog 6 roC-
rog ''Otfov, xal öeq&elg y HXtov xal St,aGw$tlg nagaid^g tyivtro avrov Xeirovgydg.
JloXXä 6i na&iov xal inb rov Idxactß Stä rov *HXCav rtXog xaracpoovrJGag Savdrov
xaraXmmv röv ßaaiXia, iixoXov$Y\<Ji Tai *HXtq xal nQ06(prJT6v<rtv, xal äno&av&v iv
tlQrivr) hdipTj fiua tcüv narigtov aviov. — St. Hieronymus (in Abd. comnv
Migne, ser. lat. Tom. xxv, col. 1151): Hunc (seil. Abdiam) aiunt esse Hebraei, qu
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sub rege Samariae Achab et impiissima Jesabel pavit centum prophetas in specu-
bus, qui non curvaveruut genu Baal, et de Septem milibus erant, quos Elias argui-
tur ignorasse (m Reg. 19), sepulcrumque ejus usque hodie cum mausolaeo Elisaei
prophetae et baptistae Johannis in Sebaste venerationi habetur, quae olim Samaria
Original fronn
146 S. 0. Isopbscul.
einiger Väter 1 zu tun haben. Die letzteren stimmen aber nicht
miteinander überein, woraus geschlossen werden muß, daß auch sie
nicht ganz sichere Kentnisse über unseren Propheten hatten und an
der Wahrheit des Vernommenen gar oft zweifelten,
III. Die moderne Kritik verfuhr zum Zwecke einer wenigstens
annähernden Feststellung des Zeitalters, in welchem unser Prophet
seine Tätigkeit entfaltete, folgendermaßen: sie warf die Fragen auf:
a) Was können wir aus dem Inhalte dieses Buches selbst ent-
nehmen?
b) In welchem Verhältnisse steht Abdias zu den anderen Pro-
pheten?
Und wirklich fördert auf diesem Wege eine gewissenhafte Unter-
suchung, wenn nicht ganz unzweifelhafte, so doch zum mindesten be-
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friedigende Resultate zutage, und zwar:
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ad a) Der Inhalt des Buches berührt eine Tatsache, auf welche
sich besonders Abdias* Orakel bezieht; es heißt nämlich V. 11: Am
Tage als du entgegen standest, als die Fremden sein (Ja-
kobs) Heer gefangen nahmen und die Fremden in seine
Tore traten und über Jerusalem das Los warfen, da warst
auch du einer von ihnen. — Die Weissagung an und für sich
ist gegen Edom gerichtet, weil .dieses sich wider Juda erhob; aus
der angeführten Stelle sieht man jedoch, daß zu jener Zeit nicht
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dlcebatur .... Hie (seil. Abdias) igitur, quia centum prophetas aluerat, aeeepit
gratiam prophetalem et* de duce exercitus fit dux ecclesiae.
1 Ephraemus Syrus (in Abd. Romae 1760, p. 269): )oci ^Giofc^j |^ r o^\
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:: j*v^jr> vJEQiQL^o V^Joao V^ooi vaLooaä^ [*Obadja hat seinen Ursprang aus dein
Lande Sichern vom Qebiete des Hauses Ephraim; es weissagte 'Obadja wider Edom;
er scheint ein Zeitgenosse des Osee, Joel, Arnos und Isaias gewesen zxx sein.] —
Cyrillus Alexandrinus (in Abd. Migne ser, gr. Tom. lxxi, col.68i): *Aß$Cov <f^
ndXiv 7tQO(p7]T6fatv ftiv %oixtv Iv xatQois, xa& o$g y I(aTqk, fiovovx^ Si diilax* rtfbg
ctvrdv ttjv bqaaiv xal /xtQ&iTcu tö dnqyrifxa. — Isidorus Hispalensis (Migne
ser. lat. Tom. lxxxiit, coi. 171): Prophetavit (seil. Abdias) sub Josia rege Juda,
quando et Michaeas. — Vgl. auch Eusebius Chron. n, Migne ser. gr. Tom. xix,
col. 429.
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Historisch kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 147
nur Edom selbst wider das auserwählte Volk des Herrn auftrat, son-
dern in erster Linie andere Feinde, denen Edom bei der Plünderung
Jerusalems gleichsam nur aushalf. In den hl. Schriften des A. B. sind
nun mehrere Einfälle und Plünderungen Jerusalems bis zu seiner
Zerstörung durch Nabuchodonosor angeführt, und zwar im ganzen
folgende fünf: 1. im fünften Jahre des Roboam seitens des ägypti-
schen Königs Sesac (i Reg. 14, 25 s.; n Chr. 12, 2 ss.); 2. unter Joram
seitens der Philister und Araber (n Chr. 21, 16); 3. unter Amasia
seitens des israelitischen Königs Joas (n Reg. 14, 13 ss.; n Chr. 25, 23 s.);
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4. unter Joakim (n Reg. 24, 1 ss.; n Chr. 26, 6 s.) und 5. unter Joachin
seitens der Chaldäer (u Reg. 24, 10). Es mußten also die Edomiter
an einem dieser Einfälle teilgenommen haben, da sie unserem Pro-
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pheten zu einer Strafrede Anlaß gaben. Betrachten wir nun jeden
dieser Fälle einzelweise:
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1. Unter Roboam. Im fünften Jahre der Herrschaft dieses Kö-
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nigs (d. h. ungefähr 920 a. Chr. n.) eroberte Sesac Jerusalem. Es kann
nicht angenommen werden, daß auch die Edomiter ihm hiebei behilf-
lieh waren, da sie bereits von Davids Zeiten her, der sie in einem
glücklichen Kampfe im Salztale unterwarf, unter der Herrschaft Ju-
das standen, und außerdem mit keinem einzigen Worte irgendwo
erwähnt wird, daß sie sich vor dem Angriffe Sesacs erhoben und
das jüdische Joch abgeschüttelt hätten.
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2. Unter Joram. Unter diesem Könige (ungefähr 890 a. Chr. n.)
plünderten die Araber und Philister Jerusalem. Es ist wahrschein-
lieh, daß auch die Edomiter daran teilnahmen, da sie sich kurz vor-
her — d. h. schon unter Jorams Herrschaft — vom jüdischen Joche
freigemacht hatten und sich ihren früheren Oberherren gegenüber
besonders feindselig verhielten.
3. Unter Amasia (ungefähr 795 a. Chr. n.) erhob sich Israels
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König Joas wider Jerusalem, eroberte es, zerstörte seine Mauer vom
Tore Ephraim bis zum Winkeltore und plünderte alle Schätze an
Gold und Silber, sowie auch die Gefäße aus dem Hause des Obed
Edom. Daran konnten die Edomiter nicht teilnehmen, da sie kurz
vorher von Amasia stark gedemütigt und abermals unter jüdische
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148 S. O. Isopescül.
Oberherrschaft gebracht worden waren. Bei dieser Gelegenheit wurden
sie nahezu vernichtet, da 10.000 Edomiter von den Juden getötet
wurden, indem man sie von einem Felsen herabstürzte; den Rest
verteilte man unter die Städte Judas, wobei man noch 3000 Mann
hinschlachtete. Auch der Text des Propheten Abdias spricht gegen
die Annahme, daß hier die Israeliten gemeint seien, denn Abdias
gebraucht — wie Keil (Einl. zu Ob.) sehr treffend bemerkt — zur
Bezeichnung der einfallenden Feinde die Ausdrücke d^i? und onsD.
Das Wort *i? bedeutet immer nur jeder Fremde, der kein Is-
PO
raelit ist' und nsa ist ein Synonymon dieses Begriffes. Folglich
können diese zwei Worte sich keineswegs auf Joas und die Israe-
liten beziehen, denn diese, obgleich mit Juda entzweit, wurden den-
noch nie als Fremde angesehen, sondern bloß als mit Juda in Streit
liegende Brüder.
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4. Unter Ioakim (608) wurde abermals Jerusalem geplündert,
und zwar durch Nabuchodonosor. Joakim selbst wurde gefangen
genommen und samt den heiligen Gefäßen des Tempels nach Babylon
gebracht (n Chr. 36, 6. 7). Als Joakim drei Jahre später vom baby-
lonischen Joche frei wurde, da erhoben sich abermals die Chaldäer
oder Babylonier samt den Syrern, Moabitern und Ammonitern wider
ihn (n Reg. 24, 1. 2). Es ist möglich, daß auch die Edomiter daran
teilnahmen, da sie sich vor diesem Ereignisse bereits einmal unter
Achaz (nach 735) in Verbindung mit den Philistern erhoben, diesen
König schlugen und viele Gefangene mit sich nahmen. Auch wird
in den hl. Schriften hernach nirgends darüber gesprochen, ob die
Edomiter bis zur Zeit Joakims gedemütigt und wieder unter die
Herrschaft Judas gebracht worden seien.
5. Unter Joachin. Dieser König folgte im Jahre 597 auf Joa-
kim; unter seiner Regierung plünderte Nabuchodonosor Jerusalem
zum zweiten Male. Den König nahm der Eroberer gefangen, führte
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ihn samt seiner Familie, dem Tempelschatze und 10.000 Gefangenen
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nach Babel und setzte statt seiner Mathanias, dessen Name er in
Sedecias umwandelte, zum Könige ein. Auch jetzt konnten die Edo-
miter an der Demütigung Judas teilnehmen, da sich Nabuchodonosor
Original fronn
Historisch- kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 149
ihnen gegenüber gewiß freundlich erwies, weil er sie als Todfeinde
der Juden kannte.
Obwohl nun Jerusalem unter diesen fünf Eroberungen schwer
litt, so wurde dennoch durch sie dem Reiche Juda noch nicht ein
Ende gemacht. Erst im Jahre 586 a. Chr. n. ging das von den Pro-
pheten verkündete Gericht Gottes über Jerusalem in Erfüllung. Na-
buchodonosor kam abermals ins Land, eroberte Jerusalem, zerstörte
es bis auf den Grund, nahm den König Sedecias fest, blendete ihn
und führte ihn in die babylonische Gefangenschaft Es steht un-
zweifelhaft fest, daß hiebei auch Edom seine Hand mit im Spiele
hatte, weil Ezechiel, zu dessen Zeiten Jerusalem zerstört wurde,
sich in seiner Strafrede unter anderem auch an Edom wendet, so
z. B. 36, 5: Darum spricht also der Herr Jahve: Wahrlich
im Feuer meiner Eifersucht sprach ich wider den Rest der
Völker und wider ganz Edom; denn sie machten sich mein
Land zu ihrem Eigentume in Freude des ganzen Herzens * . .
Da nun einmal Jerusalem zerstört und auf diese Weise die
Lebenskraft des Königreiches Juda dahin war, so sahen sich auch
die Edomiter von einer sie fortwährend bedrohenden Gefahr befreit;
sie begannen daher zu erstarken und die Grenzen ihres Besitzes zu
erweitern. Sie scheinen zuerst den südlichen Teil Palästinas besetzt zu
haben und dann langsam bis Hebron vorgeschritten zu sein (i Mach.
5, 6f>). Als sich jedoch Judas Machabaeus wider Antiochus Epiphanes
erhob (167), da nahm er auch den Edomitern Hebron, Marissa und
Azot; schließlich schlug sie Johannes Hyrcanus (135 — 106) gänzlich,
worauf sie in das von Judas Machabaeus neuerrichtete jüdische Reich
einverleibt wurden. Es ist mehr als gewiß, daß die Edomiter in der
Zeit von der Zerstörung Jerusalems durch Nabuchodonosor bis zu
ihrer gänzlichen Niederwerfung durch Johannes Hyrcanus öfters vom
Elende der Juden Gebrauch machten und diese ihren seit jeher un-
versöhnlichen Haß empfindlich fühlen ließen.
Aus dem bisher Gesagten ist also ersichtlich, daß für die Wirk-
samkeit des Propheten Abdias vier Zeitalter, in denen die Edo-
miter ein strafwürdiges, unbrüderliches Betragen gegenüber den Juden
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150 S. 0. Isopescul.
an den Tag legten, möglich sind, und zwar unter Joram, unter Joa-
kim, unter Joachin und in der Zeit von der Zerstörung Jerusalems
bis zur gänzlichen Niederwerfung Edoms durch Johannes Hyrcanus.
In einem dieser Zeitalter mußte also Abdias gelebt und gewirkt
haben. Es ist nun die Frage in welchem ? Nur das Verhältnis Ab-
diae zu den andern Propheten kann uns in diese dunkle und schwer
zu lösende Frage irgendwelches Licht bringen.
ad b) Ein zwar für den strengen Kritiker nicht entscheidendes,
aber zum mindesten sehr auffälliges Moment ist die Tatsache, daß
Abdias in der Sammlung der zwölf kleinen Propheten unter die
ältesten eingereiht ist. Es muß freilich zugegeben werden, daß in
dieser Sammlung die Propheten nicht streng chronologisch geordnet
sind; doch beflissen sich die Sammler augenscheinlich, die vorexili-
schen von den nachexilischen Propheten auseinanderzuhalten, und
gerade unter den ersteren nimmt Abdias nach hebräischer Zählung
den vierten, nach den LXX den fünften Platz ein. Es ist also
offenbar, daß sich die Sammler des hohen Alters unseres Propheten
bewußt waren und ihn deswegen unter jene Propheten, über deren
hohes Alter kein Zweifel war, einreihten (vgl. Keil, EinL zu Abdias).
Viel wichtiger ist das Verhältnis, in welchem unser Prophet zu
einigen der anderen Propheten steht. Vergleicht man das Orakel des
Abdias mit wider die Edomiter gesprochenen Orakeln anderer Pro-
pheten, so fällt sofort die Ähnlichkeit des Orakels Abdiae 1 — 6. 8. 16
und des Jeremias 49, 14 — 16. 9. 10. 7. 12 auf, welches letztere in der
angeführten Reihenfolge sich mit dem Abdiae so enge berührt, daß
wir notwendigerweise annehmen müssen, daß einer von den beiden
erwähnten Propheten die Schrift des andern vor sich hatte und sie
zu seinem Zwecke verarbeitete. Die Ideen decken sich ganz, ja so-
gar die Phrasen stimmen überein, sie sind beinahe dieselben. 1 Es
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[Eine Kunde vernahmen wir von Seiten Jahves und ein Bote wurde unter die
Völker gesandt: Erhebet euch und erheben wir uns wider es zum Kriege] = Jer.
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[Eine Kunde vernahm ich von Seiten Jahves und ein Bote ist unter die Völker ge-
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Hjstorisch-kritjsohe Einleitung zur Weissagung des Abdias. 151
fragt sich nun, welcher von beiden Propheten den anderen ausnützte,
wer also der ältere ist und dem anderen als Quelle diente? Die
wichtigsten diesbezüglichen Hypothesen können auf folgende drei
zurückgeführt werden:
sandt: Versammelt euch und ziehet wider es und erhebet euch zum Kriege] || Ab. 2:
t iKQ nnK *1T3 0;1» Y/TO? IQf? ^ [Siehe, klein habe ich dich gemacht unter den
Völkern, verachtet bist du sehr] = Jer. 49, 15: : D^KJ} ^13 DM33 ippO? ft?i? r l?. r H?
[Denn siehe, klein habe ich dich gemacht unter den Völkern, verachtet unter den
Menschen] || Ab. 3: : jnjjf 'DTT; "g 13^3 ^ök 1rgV 0110 P^jp^wa ;?atT ^ICtfn ^|3b )1T
[Der Stolz deines Herzens trog dich, dich, der da wohnet in Felsburgen,' auf hohem
Ruheplatze, der in seinem Herzen spricht: wer wird mich herabstürzen zur Erde?]
und Ab. 4: tW.T-CX} ^TnlR Dtfl? VP D'fc D"3313 p2TDKl -itfb T33fi-DK [Wenn du
es hoch machtest wie der Adler und wenn zwischen Sternen gesetzt wäre dein
Nest, von dort werde ich dich herabstürzen, ist der Spruch Jahves] = Jer. 49, 16:
W. V?? ^?T??ä o^P W ^9* ^na^^ 1 ? niHfl« »* S™fcW>
• ITliT'GW TIT?^ ^F^ t^ er S cnrec ^ en vor d»"> der Stolz deines Herzens trog dich,
der da wohnet in Felsburgen, der da besitzet eine erhabene Anhöhe, denn du
machst hoch wie der Adler dein Nest: von dort werde ich dich herabstürzen, ist
der Spruch Jahves] || Ab. 5: !})£ K1*?H H^IW) YJ* H^ 1 ? ^TlttTDX ^"1K3 D^M-QK
tni^bjp ITIJtth Ki^H ^b W^ O^ia-DK an [Wenn Diebe dir gekommen wären, wenn
Räuber der Nacht — ach wie bist du vernichtet! — würden sie nicht stehlen ihr
Genüge ? Wenn Winzer dir gekommen wären, würden sie nicht übrig lassen Nach-
lese?] = Jer. 49, 9: I0[n ITntfn H^3 C*J?|-MJ nlS*?1J> TTJCtf: K^ ^ W3 on^'OK
[Wenn Winzer dir gekommen wären, würden sie nicht lassen Nachlese, wenn
Räuber in der Nacht, so vernichten sie ihr Genüge] || Ab. 6: 1^33 WP ItPBHJ ^]' , K <
♦ V3BSCÖ [Wie wurden durchforscht die von Esau, wurden gesucht seine verborgenen
(Schätze)] = Jer. 49, 10a: : bsv *6 nym, inne?ö-nx VT/?3 wj-n^ "ISBjPn "3K^a
[Denn ich entblößte Esau, enthüllte seine Winkel und verborgen wird nichts sein]
1| Ab. 8: IWV "HD HH3rn D11K0 CPÖ3P TH3XT Hlm-OKJ Kirn 01>3 KlSrt [Geschieht
es nicht an jenem Tage — ist der Spruch Jahves — daß ich tilge die Weisen von
Edom und Einsicht vom Gebirge Esau?] = Jer. 49, 7: nllCX TT ^GK nj DlHxS
: o£io?n nrno? o^ip pfy? rtjaK fp/na nöan tj> pxn [Zu Edom sprach also Jahve
der Heerscharen: Ist denn keine Weisheit mehr in Theman? Entschwand die Ein-
sicht von den Söhnen? Verdarb ihre Weisheit?] || Ab. 16: "Tp-fW DJVintf njtfx? "3
:rn Xlb? V\T W^l intth Ten D^rr^? *&$] ^1? T [Denn gleichwie ihr getrunken
habet auf dem Berge meiner Heiligkeit, werden trinken alle Volker beständig, und
werden trinken und schlürfen und werden sein wie solche die nicht waren] = Jer,
— o ... .
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49, 12: ,1|5J Hin HnXl intp: 1ntf D13H nlntfb DBEtftt pÄ"^.K PjH .TT HÖH I flp-^J
J Hnttfn Untf "'S np„3P X 1 ? n^an [Denn also spricht Jahve: Siehe, denen es nicht ge-
bührte den Becher zu trinken, die müssen ihn trinken, und du sollst gerade un-
gestraft bleiben, du wirst nicht ungestraft bleiben, denn du mußt ihn austrinken!]
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152 S. O. Isopbscul.
a) Einige sind der Ansieht, daß Abdias und Jeremias einander
gar nicht kannten, sondern eine dritte gemeinschaftliche und
viel ältere Quelle, die nicht mehr auf uns gekommen ist, zu
ihrem Orakel anwandten (Ewald, Graff, Nowaok, Reüss).
ß) Andere wieder meinen, Abdias hätte in einer ganz späten
Zeit gelebt und hätte Jeremiara entweder als direkte Quelle oder
aus dem Gedächtnisse benutzt (Hitzig, db Wette).
y) Die verbreitetste Hypothese ist endlich, daß Abdias viel
origineller ist als Jeremias, woraus dann folgt, daß Jeremias das
Buch des Abdias vor sich hatte und daraus die Idee, welche er ge-
rade benötigte, schöpfte (Delitzsch, Caspari, Haeverkik, Keil, Hoff-
mann, Onciul etc.).
So verbreitet die letztangeführte Ansicht ist, so gerechtfertigt
ist sie auch: eine genaue Untersuchung der Sache wird uns hievon
überzeugen.
Vergleicht man Abd. 1 mit Jer. 49, 14, so sieht man, daß diese
zwei Verse voneinander wenig verschieden sind, und zwar unter-
scheiden sie sich also: nach npiötf läßt Abd. i»ow, wir haben ge-
hört folgen, während Jer. durch Ttfött nur sich selbst als den, der
irgendwelche Nachricht erhalten hat, darzustellen bezweckt. Die Sen-
dung des Boten unter die Völker drückt Abd. durch n^tf, wurde
gesandt aus; doch Jeremias will das Bild lebhafter gestalten, in-
dem er das Partizipium mbtt mit präsentischer Bedeutung anwendet.
Am Ende des Verses bemerkt man, daß Jeremias zweifelsohne den
Abdias korrigierte; da ihm nämlich der Schluß bei Abdias iöp
nenbö 1 ? wbp naipfl wegen der Wiederholung naipsi löip zu schwerfällig
schien, verwandelte er ihn in nbnbüb löipi rvbv o latnpnn. Besonders
diese Korrektur verrät, daß die in diesem Verse ausgesprochene Idee
nicht das Eigentum des Jeremias ist. — Ebenso sind beinahe gleich
Abd. 2 und Jer. 49, 15. Zu Anfang des Verses ist bei Jeremias ein
'3 zu lesen, was diesen Satz enger mit dem vorangehenden verbin-
det, bei Abdias jedoch gänzlich fehlt. Hiedurch gestaltet Jeremias
den Gedankengang schleppender als Abdias. Außerdem setzt Jere-
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Historisch kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 153
vollkommen zu bilden, nach «nia anstatt des nKö nnk bei Adias das
Wort o*ikd, so daß man bei Jeremias ,du bist verachtet unter
den Menschen' anstatt der Worte Abdiae /verachtet bist du
sehr' liest. Natürlich sind im Vergleiche mit dem ersten Teile des
Verses: , Siehe, klein habe ich dich gemacht unter den Völ-
kern' die Worte des Jeremias , verachtet unter den Menschen'
viel passender als die entsprechenden Worte Abdiae, da sie den
Gedankenrhytmus zweckmäßiger darstellen und durch d*i» und on»a
einen vollkommenen synthetischen Parallelismus bilden, während
derselbe bei Abdias mangelhaft ist. Die Korrektur Jeremiae ist hier
so augenscheinlich, daß darüber nichts mehr zu bemerken ist. —
Abd. 3 und 4 sind bei Jeremias 49, 16 in einen einzigen Vers zu-
sammengezogen. Andere Unterschiede sind noch folgende: Jeremias
beginnt 49, 16 mit ^naban, was bei Abdias fehlt. Die Wurzel dieses
Wortes ist pbe (spez. hebr. kommt nur im impf. Hithpael bei Job 9, 6
als Hapaxlegomenon vor und bedeutet erschüttert werden, er-
beben); das Wort selbst ist ein Hapaxlegomenon des Jeremias mit
der Bedeutung Furcht, Schrecken. Es fragt sich nun, ob Jere-
mias dieses Wort hier hinzufügte oder Abdias es ausließ. Betrachtet
man diese Parallelstellen näher, so sieht man, daß beide Propheten
hier irgendein ipb jht, Stolz deines Herzens, erwähnen und als
verdammenswert hinstellen. Wie mochte nun dieser Stolz entstanden
«fr u
sein? Bisher sagt uns Abdias nichts, woraus wir auf den Ursprung
dieses Stolzes schließen könnten. Nicht so Jeremias, aus dessen
Worten man ganz gut den Grund des Stolzes entnehmen kann. Jere-
mias sagt nämlich: -pb pm *\r,H *ctrn ^natbtn; um diese Worte ver-
stehen zu können, muß man nn« ktph herausheben und sowohl auf
^na6cn, als auch auf *pb pnt beziehen; so müßte die Stelle folgende
Form erhalten: -|nx wwn -pb }HT inacban, da sie sonst unverständlich
wäre und entweder -jnatbßn oder npb jht in der Luft hängen würde.
Schrecken vor dir, der Stolz deines Herzens, trog dich/
Hieraus ist nun leicht ersichtlich, daß -|n^cn bei Jeremias keinen
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anderen Zweck hat, als nur zu erklären, worin der Stolz der Edo-
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154 S. O. Isopbscul.
miter bestand und was seine Ursache gewesen. Die Juden waren
also voll Furcht und Schrecken vor den Edomitern und letztere
begannen darüber sich aufzublasen und zu brüsten. Aus allem
dem geht hervor, daß Jeremias hinlänglich Ursache hatte, in sein
Orakel ^natSßn einzufügen, während es unerklärlich ist, warum Ab-
dias es ausließ, wenn er das Orakel Jeremiae kopierte, weil hiefür
gar kein einziger zwingender Grund vorhanden ist, insbesondere da,
wie gesagt, inatbtn ein erklärender Zusatz zu ■p^pm ist. Und diese
Tatsache ist gewiß ein sehr kräftiger Beweis für die Originalität des
Abdias. — *\wvft bei Abdias und -|DK K*ttn bei Jeremias sind kleine
für die Kritik belanglose Unterschiede. — Nach pbo-^ro ■mü (bei
Jeremias vbon -vr\) folgt bei Abdias : px tp-vp "ö idSd nax inaw dito,
während Jeremias bloß: nwa ona wn hat Schon der erste Blick
zeigt, daß Abdias hier einen viel höheren poetischen Schwung nimmt
als Jeremias. Abdias stellt den übermütigen Trotz Edoms nicht nur
durch dessen Sitz auf den Höhen (iroir ditö) dar, sondern kenn-
zeichnet die Anmaßung jenes Volkes noch dadurch, daß er ihm die
lästernde Frage: ,Wer wird mich herabstürzen zur Erde? 1 in
den Mund legt. Nicht so Jeremias. Bei diesem finden wir an Stelle
des inatD bei Abdias "»tren (von tren, ergreifen, fangen, erobern, halten,
besitzen), welches seinem Wesen nach nicht bloß einen Besitz
ausdrückt, sondern zugleich auch dessen Ursache anzeigt, d. h. das
Ergreifen und Erobern. Deshalb ist "trtn schwerwiegender als
maw und vertritt bei Jeremias die obenangeführte Frage des Abdias,
ebenfalls ein Verschulden Edoms ausdrückend« Auch verstärkte Je-
remias den Ausdruck "&tn noch mehr, indem er zu dhö noch npn:
hinzufügte, also njna dtiö, erhabene Anhöhe. Vergleicht man nun
beide Parallelstellen, so macht Abdias Frage: ,Wer wird mich
herabstürzen zur Erde?' den Eindruck von Naivetät und kind-
licher Einfachheit, während den drei Worten des Jeremias onö Ten
hm: wohldurchdachte Berechnung zugrunde liegt. Diese Tatsache
führt aber notwendig zur Schlußfolgerung, daß derjenige, der mit
soviel Berechnung und Überlegung geschrieben hat, unzweifelhaft
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Historisch-kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 155
düng einer naiveren Idee in der Arbeit eines scharfen Geistes an-
zunehmen, als das Gegenteil hievon zu behaupten. — Der Zusammcn-
ziehungspunkt der Verse Ab. 3 und 4 ist bei Jeremias *o, was den
Übergang und die Verbindung beider Ideen bildet. Daß dieser Ge-
danke Abdiae in V. 4 bei Jeremias abgekürzt und nicht Eigentum
des letzteren ist, dafür zeugt die Vollkommenheit des Verses bei Ab-
dias und sein mangelhaftes Aussehen bei Jeremias. Bei letzterem ist
uns der Gedanke unverständlich, wenn wir nicht den Vers Abdiae
vor uns haben, und zwar aus folgenden Gründen : dpö bei Jeremias
hängt völlig in der Luft, während es bei Abdias sehr gerechtfertigt
erscheint. ,Wenn du es hoch machtest wie der Adler, und
wenn zwischen Sternen gesetzt wäre dein Nest, von dort
werde ich dich herabstürzen! ist der Spruch Jahves* lautet
V, 4 bei Abdias. Hier wird der Ort, woher Jahve Edom herabzu-
werfen beabsichtigt, genau angegeben : von zwischen den D*aais selbst
will er es herabwerfen; dpö bezieht sich also auf cmis. ,Denn du
machst hoch wie der Adler dein Nest: von dort werde ich
dich herabstürzen! ist der Spruch Jahves' liest man hingegen
bei Jeremias; letzterer läßt also *pp dt D^aaia pa"D»o aus und schä-
digt dadurch den ganzen Zusammenhang, da auf diese Weise der
Ort, von wo Jahve Edom zu stürzen gedenkt, nicht angegeben wird,
avü aber dennoch seinen ursprünglichen Platz, wie bei Abdias, bei-
behält. — Von nun an erscheint die Versfolge Abdiae bei Jeremias
geändert, da Abdias 5 bei Jeremias nicht als 49, 17 folgt, sondern allen
bis jetzt behandelten Versen als 49, 9 vorangestellt ist. Ebenso ent-
spricht Abdias 6 — Jer. 49, 10 und Abd. 8 — Jer. 49, 11; schließlich
noch eine Änderung, und zwar abermals ein Vorgreifen Jeremiae:
Abd. 16 ist bei Jeremias auf 49, 7 vorgerückt. — Abd. 5 und Jer.
49, 9 unterscheiden sich besonders dadurch, daß der Gedanke bei
jedem eine andere Folge hat, indem Jeremias mit dem Versende Ab-
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diae beginnt und mit dessen Versanfang endet. Die fragende Form
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fehlt bei Jeremias gänzlich. Der erste Teil des Verses bei Jeremias
stimmt wörtlich mit dem zweiten Versteile Abdiae überein, während
die andern Teile sich im Wortlaute wesentlich unterscheiden, obgleich
Original fronn
156 S. 0. Isopescul.
die Idee dieselbe ist Zuerst fehlt bei Jeremias die Gewichtigkeit
des Wortes n^asa, welche bei Abdias durch ^tto ausgedrückt ist; dann
steht rb*b bei Jeremias in einem anderen Verhältnisse als bei Abdias;
denn bei letzterem ist es ein Attribut zu "»tu?, während Jeremias es
mit Ka aus dem ersten Versteile als adverbiellen Umstand der Zeit
(nb^a, in der Nacht, nächtlich) in Verbindung bringt. Die folgenden
Worte : aar wbn nnw: yx fehlen bei Jeremias ; an Stelle von laar hat
Jeremias irriwn (von nntf, zerschlagen, in Hiph. verwüsten, vernichten).
— Es ist ganz klar, daß Jeremias hier einen Auszug aus der Ge-
dankenreihe Abdiae machte. Auch der Umstand, daß Jeremias die
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Einschränkung, welche sich bei Abdias in der mit mbn eingeleiteten
Frage bietet, nicht beachtet hat, spricht nicht zugunsten der Origi-
nalität des ersteren, sondern zeigt vielmehr, daß er seine eigene Idee
o
in die von Abdias entlehnten Worte hineinbringen wollte, was ihm
o
aber nicht besonders gelang, da er dadurch den schönen Zusammen-
hang der Worte Abdiae schädigte und auch das Plastische im Ge-
danken desselben verflachte. — Abd. 6. 8. 16 und Jer. 49, 10 a, ferner
49, 7. 12 stimmen in Phrasen und Ausdruck nicht so wie die bisher
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behandelten Parallelstellen tiberein, weshalb hier auch gar nicht
zweckdienlich wäre, sie wie die Obigen ihrem Wortlaute nach zu
untersuchen. Damit soll jedoch nicht gesagt werden, daß diese Verse
° =S|
uns gar nichts bieten, woraus man auf die größere Ursprünglichkeit
^ <->
des einen oder des anderen Propheten schließen könnte: selbst ein
° o
oberflächlicher Blick spricht sofort zugunsten Abdiae. Wir nehmen
nämlich wahr, daß sich bei Abdias hier Überall der Gedanke einfach
7
gestaltet, während Jeremias denselben aufnimmt, um ihn weiter zu
entwickeln und fortzuspinnen, wobei er seine Aussprüche noch durch
verschiedene Zusätze und Änderungen ausschmückt, kurz: alles trägt
den nur zu deutlichen Stempel einer Korrektur Abdiae durch Jere-
mias. Außerdem folgt — wie es selbst Nowack zugibt — der Ge-
dankengang Abdiae in einer ganz richtigen Ordnung und einem
engen Zusammenhange, während der Jeremiae disloziert ist So ist
Abd. 6 eine logische Folge von Abd. 5, während Jer. 49, 10, dessen
Original fronn
Historisch-kritische Einleituno zur Weissagung des Abdias. 157
welchem Abd. 5 entspricht, völlig in der Luft hängt Ebenso stehen
auch Jer. 49, 7 und 12 mit dem Übrigen nicht in so logischem Zu-
sammenhange, wie das bei Abd. 8 und 16 der Fall ist.
Hiemit glauben wir genugsam dargelegt und bewiesen zu haben,
daß Abdias die Quelle ist, aus welcher Jeremias einige Gedanken
für sein Orakel wider die Edomiter geschöpft hat, und daß es ab-
surd wäre, das Gegenteil zu behaupten. Dies geben auch die mei-
sten Kritiker zu, freilich manche mit einigen Einschränkungen ; bloß
de Wette und Hitzig beharren steif und fest beim Gegenteil, stehen
aber auch vereinzelt mit ihrer Behauptung da.
Die Ansicht, daß Abdias und Jeremias für ihre Orakel eine
ältere gemeinsame Quelle benützt hätten, entbehrt ebenfalls jedweder
soliden Grundlage. Die Verteidiger dieser Hypothese (Ewald, Grafp,
Nowack, Reuss) wollen in Abd. 11 und 16, die nach ihrer Ansicht
eine Zerstörung Jerusalems ausdrücken sollen, den Hauptbeweis
für die Richtigkeit ihrer Behauptung sehen. Wenn nun Abdias —
meinen sie — eine Zerstörung Jerusalems erwähnt, so muß er also
ein Zeitgenosse dieses Ereignisses, also auch Jeremiae gewesen sein.
Wenn aber Jeremias und Abdias Zeitgenossen waren, so benützte
gewiß nicht der eine ohne weiteres das Orakel des andern, sondern
sie mußten ein drittes für uns verloren gegangenes älteres Orakel
vor sich gehabt haben.
Diesen Behauptungen stehen jedoch sehr gewichtige Gründe
entgegen, und zwar:
cc) Im ganzen Orakel Abdiae wird mit keinem einzigen Worte
etwas von einer Zerstörung Jerusalems erwähnt; die zwei von den
genannten Kritikern angeführten Verse besagen nichts mehr als eine
Einnahme und Plünderung dieser Stadt seitens der Feinde. Und
die Geschichte des Volkes Israel lehrt uns, daß über Jerusalem
mehrere solcher Unglücksfälle kamen.
ß) Wenn Abdias unter der Einnahme und Plünderung Jeru-
salems wirklich eine Zerstörung seitens der Chaldäer verstünde,
so würde er die letzteren bei ihrem Namen genannt haben, wie dies
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allgemein die andern hl. Schriftsteller tun. Abdias würde also hier
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde dos Morgenl. XXVII. Bd. 11
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158 S. 0. Isopescul.
nicht an Stelle des Eigennamens die Ausdrücke d'ht und D"-03 ange-
wendet haben, da doch diese Worte außerdem nichts anderes als
eine Mehrzahl kleiner heidnischer Völker andeuten.
Diese zwei hier angeführten Gründe sind kräftig genug, um
zu beweisen, daß Abdias nicht zur Zeit der Zerstörung Jerusalems,
sondern nur vorher leben und wirken konnte, andernfalls würde er
— wenigstens vorübergehend — diese Katastrophe berührt haben.
Wenn nun Abdias vor der Zerstörung Jerusalems lebte, so lebte er
natürlicherweise auch vor Jeremias, so daß zur Zeit des letzteren
das Orakel Abdiae bereits längst schriftlich fixiert und gewiß auch
durch Abschriften verbreitet war: Jeremias hatte also ohne Zweifei
auch ein Exemplar vor sich, um es nach Gefallen zu gebrauchen.
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Es ist daher kein einziger triftiger Grund vorhanden, ein älteres
verloren gegangenes Orakel als gemeinschaftliche Quelle für Abdias
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und Jeremias anzunehmen.
Und noch ein wichtiger Umstand spricht für die Tatsache, daß
Jeremias die Weissagung des Abdias in seinem Orakel wider die
Edomiter gebrauchte. Bei Jeremias ist nämlich nichts außerordent-
liches, wenn er Worte anderer Propheten in seinen Schriften an-
wendet. Es haben ja beinahe alle seine auf fremde Völker bezüg-
liehen Weissagungen ihren Ursprung in den Weissagungen anderer
älterer Propheten ; so z. B. rührt die Weissagung wider die Philister
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(Jer. 47) von Isaias (14, 28—32) her, jene wider die Moabiter (Jer. 48)
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gleichfalls von Isaias (c. 15 und 16), das Orakel wider die Ammoniter
(Jer. 49, 1 — 6) von Arnos (l, 13 — 15), das wider Damaskus (Jer. 49,
23 — 27) gleichfalls von Arnos (l, 3 — 5), das gegen Babylon (Jer. 50
und 51) von Isaias (13 — 14, 23). Warum sollte also nicht auch das
Orakel wider Edom von Abdias herrühren?
Aus allem bisher Gesagten geht also hervor, daß Abdias ent-
schieden vor Jeremias lebte und daß seine Weissagung sich auf eine
der drei Plünderungen Jerusalems unter Joram (890), Joakim (608)
oder schließlich unter Joachin (597) beziehen muß.
Obgleich nun diese drei Schicksalsfälle sich noch vor dem Zeit-
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alter Jeremiae ereigneten, so kann dennoch die Weissagung Abdiae
Original fronn
Historisch-kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 159
auf die zwei letzteren nicht bezogen werden, da ihre Urheber die
Chaldäer waren und da diese gewiß nach Art der anderen Pro-
pheten ihrem Namen nach genannt worden wären, wie dies bereits
oben an geeigneter Stelle auseinandergesetzt wurde. Es bleibt nun
bloß die Plünderung der Araber und Philister unter Joram
(890) übrig, und an dieser nahmen gewiß, wenn auch vielleicht nur
passiv, die Edomiter teil. Nur auf dieses Ereignis kann sich also die
Weissagung Abdiae beziehen.
Wenn nun auch diese Tatsache feststeht, so ist dennoch die
Frage nach dem Zeitalter des Lebens und Wirkens unseres Pro-
pheten nicht befriedigend gelöst. Im bisher Gesagten haben wir
bloß zwei Zeitpunkte, zwischen denen Abdias leben und wirken
konnte, festgestellt, und zwar das Zeitalter Jorams und das Jere-
miae. Dieser Zwischenraum beträgt aber ungefähr drei Jahrhun-
derte, innerhalb welcher die Lebenszeit Abdiae beliebig angenommen
werden kann. Er konnte sofort, nachdem Edom den Arabern und
Philistern die Hand zur Eroberung und Plünderung Jerusalems ge-
reicht hatte, demselben die Strafe Gottes verkünden, konnte dies
aber auch viel später tun, da die Edomiter sich stets wider das
auserwählte Volk Gottes feindlich verhielten.
Hier kommt uns Joel außerordentlich zu Hilfe, da wir aus
dem Verhältnisse zwischen Abd. 10 — 18 und Joel c. 3, 5 und c. 4
mit hinlänglicher Sicherheit auf das Zeitalter Abdiae schließen können.
Keil (in Keil und Delitzsch' biblischen Kommentar über das
Alte Testament, in. T. iv. Bd. p. 249) hat dieses Verhältnis genau
untersucht und es so trefflich aufgefaßt, daß gegen seine Ansicht
kein stichhältiger Einwand erhoben werden, von Widerlegung aber
überhaupt nicht die Rede sein kann. Im folgenden wollen wir seine
Ansicht wiedergeben:
/Obadja berührt sich v. 10 — 18 mit Joel c. 4 und c. 3, 5 in einer
für den geringen Umfang beider Stücke, besonders des 'Obadjani-
schen, nicht kleinen Zahl von Wörtern, Ausdrücken und Gedanken
so auffallend, daß die Abhängigkeit des einen von dem andern all-
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160 S. O. Isopescul.
geraein anerkannt wird. 1 Diese ist aber hier nicht mit Caspari u. a.
auf Seiten des 'Obadja zu suchen ; denn die Umstände, daß Joel in
dem Grade wie kein anderer Prophet das Gepräge der Originalität
an sich trägt und daß Beziehungen auf ihn bei nicht wenigen spä-
teren Propheten von Arnos -an getroffen werden, liefern keine stich-
hältigen Beweise hierfür. . . . Ganz entscheidend aber für die An-
lehnung Joels an 'Ob. ist das nirr nöK "ittftjg Jo. 3, 5, wodurch der vor-
hergehende ihm mit "Ob. gemeinsame Gedanke ntp^ß nrifi — J1TT 1 ? "?
(vgl. c Ob. v. 17) als ein bekanntes Wort des Herrn bezeichnet wird.
Dieses kann Joel nur aus c Ob. entnommen haben, da es sich nirgends
anders findet. Denn an ein älteres, verloren gegangenes Orakel mit
Ewald (Proph. i. S. 48. 112 der 2. A.) zu denken, wäre doch nur
dann statthaft, wenn das jüngere Zeitalter c Obadjas oder seine Ab-
hängigkeit von Joel mit überzeugenden Gründen erweisbar wäre,
was nicht der Fall ist/
Keils Ansicht wird noch von Delitzsch (Wann weissagte c Oba-
dja? Luth. Ztschr. 1851, S. 201), Hoffmann (Weissagung und Erfül-
lung), Nägelsbach (Pr. x), Orelli (der Prophet Ezechiel und die kl.
Propheten) und von vielen anderen Gelehrten geteilt.
Die negierenden Kritiker haben sich selbstverständlich gegen
eine solche Zumutung empört und haben ohne Bedenken die Tat-
sache, daß Abdias dem Joel als Quelle diente, rundweg geleugnet.
Rbüss z. B. behauptet, daß Abdias ein Schriftsteller ist, der gar
keinen Anspruch auf Originalität erheben darf, da er sich gar
nicht geniert, ältere Propheten abzuschreiben!
Andere Kritiker ignorieren den Zusammenhang zwischen Ab-
dias und Joel so sehr, daß sie darüber kein einziges Wort verlieren
(Hitzig, de Wette, Nowack u. a.).
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1 Vgl. apj?;.^^^ DÖHÖ 'Ob. v. 10 mit «TWP *}$ D£HÖ Jo. 4, 19; P^VV- 1 ??}
by& TT Ob. v. 11 mit b^ W *Q$ m b%) Jo. 4, 3; DM.rrbf"^ ^-01« Sln^-S Ob.
v. 15 und ^tffcha yi& ^bty ibid. mit pnHfl pÖ?? P!l!T Dl* snp r "? (Jo. 4, 14; vgl.
1, 15. 2, 1 und 4, 12 Ü^rrbaVlK Btett^) und Dp^fcO? D ?^? D^X Jo. 4, 4. 7;
ruD-bö rrnn ji«ac -na und &p rrrn Ob. v. 17 mit n»^?p rrnri nbyn^i jl^—n? H ?
Jo. 3, 5 und tthb D^tfVV njvm Jo. 4, 17; endlich nai mir "3 Ob. v. 18 und Jo. 4, 8.
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Historisch-kritische Einleitung zur Weissagung des Abdias. 161
Was jedoch davon zu halten ist, das kann jedermann beur-
teilen, wenn er nur die von Keil angeführten Parallelstellen mit-
einander vergleicht.
Da nun Joel während der ersten dreißig Regierungsjahre des
Königs Joas von Juda weissagte, also ungefähr von 877 — 847 a. Chr. n
(Credner, Delitzsch, Movers, Danko, Onciül u. a.), folglich nicht
lange nach der unter Joram stattgefundenen Katastrophe, und da er
damals die Weissagung Abdiae bereits vor sich haben mußte, so
folgt daraus, daß Abdias sofort nach der Katastrophe oder gar wäh-
rend derselben, d. h. noch zu Jorams Zeiten, zwischen den
Jahren 889 und 881 a. Chr. n., geweissagt hat. Dieses Resultat unter-
stützt auch noch der Umstand, daß das Schriftchen Abdiae eine sel-
tene Lebhaftigkeit aufweist, welche nur dann erklärlich ist, wenn
man annimmt, daß der Prophet sofort, nachdem er die äußerlichen
Eindrücke empfangen, seine Gedanken niederschrieb.
Es ist noch zu bemerken, daß manche Kritiker die Einheit
des Orakels Abdiae in Abrede stellen und dasselbe als eine Mosaik-
arbeit erklären, die aus mehreren Teilen, von verschiedenen Autoren
zu verschiedenen Zeiten verfaßt, bestehe (Ewald, Grafp, Hitzig,
Nowack u. a.). Diese Zumutung wird schon von der Weissagung selbst
widerlegt; diese macht nämlich durchaus nicht den Eindruck einer
Mosaikarbeit, sondern ist ein abgerundetes Ganzes, dessen Gedanken
schön und logisch fortschreiten. Wäre dieses Orakel eine Mosaik, so
müßte durchaus der Zusammenhang irgendwie mangelhaft sein oder
es würde die Gedankenreihe nicht in so genauem, streng logischem
Zusammenhange stehen, sondern gewiß mehrere logische Sprünge
aufweisen, was aber hier durchaus nicht der Fall ist. Natürlicher
wäre es gewesen, wenn die Hyperkritiker die Weissagung Abdiae
als ein Fragment angenommen hätten; es ist geradezu absurd, eine
Schrift, welche kaum 21 Verse umfaßt, auch noch zu zerstückeln!
Was schließlich den Inhalt dieser Weissagung betrifft, so zer-
fällt sie in drei Teile, und zwar vv. 1 — 9, 10 — 16 und 17 — 21.
vv. 1 — 9 enthalten die Androhung künftiger Strafen über
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Edom: Jahve fordert die Völker zum Kampfe wider Edom auf.
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162 S. O. Isopbscül. Kbitisch-historische Einleitung etc.
Edom wird sehr verachtet werden. Sein Stolz wird ihm nichts
nützen, da Jahve es von seinen Höhen herabstürzen wird. Es wird
gänzlich verwüstet werden. Selbst seine Freunde werden es ver-
raten. Die Weisen und der Verstand werden aus Edom ausgerottet
und jeglicher vom Berge Esau wird getötet werden.
w. 10—16 geben die Ursache dieser Strafen an: Die Edo-
miter waren gleichgiltig angesichts des Unglückes der Juden; sie
zeigten sogar Freude darüber und nahmen selbst an der Plünderung
Jerusalems teil, wobei sie hernach auch die Flüchtlinge Judas töteten
oder verrieten. Das, was sie getan haben, wird auch ihnen ge-
schehen, so wie auch allen Feinden Judas.
vv. 17 — 21 verkünden schließlich die künftige messianische
Zeit: Das Heil wird am Berge Zion sein. Jakob wird das Seine
wiedererwerben. Esau wird durch Feuer ausgerottet werden. Es
wird die Ausdehnung des künftigen Reiches angegeben. Die Sieger
werden den Berg Zion besteigen, um Esau zu richten und die Herr-
schaft wird Jahves sein.
Diese drei Teile sind in rein hebräischer Sprache sehr schön
entwickelt. Bloß ein Aramaismus kommt vor, und zwar böp in
v. 9, welches jedoch in dieser Gestalt ein Hapaxlegomenon Ab-
diae ist Deshalb ist es schwer zu entscheiden, ob es von Abdias
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aus dem Aramäischen entlehnt oder dem Hebräischen eigen ist, da
es in der Form, wie bei Abdias (Segolatsubstantivum ^?E), sonst bei
späteren Schriftstellern, die fortwährend mit Aramäern in Berührung
waren, nicht vorkommt.
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Das Meroitische.
Von
Hugo Sohuohardt.
A == Areika. By D. Randall-MacIver and C. Leonard Woollby.
With a chapter on Meroitic Inscriptions by F. Ll. Griffith.
Oxford 1909 (University of Pennsylvania. — Eckley B. Coxe ;
Junior Expedition to Nubia: vol. i).
M — Meroe, the City of the Ethiopians, being an account of a
first season's excavations on the site, 1909 — 1910. By John
Garstang, A. H. Saycb and F. Ll. Griffith. Oxford 1911
It = The Island of Meroe. By J. W. Crowfoot. And Meroitic
Inscriptions, Part i. — Söba to Dangel. By F. Ll. Griffith.
London 1911 (Archaeological Survey of Egypt, Nineteenth
Memoir). 1
In ---■= Meroitic Inscriptions, Part n. Napata to Philae and Miscel-
laneous. By F. Ll. Griffith. London % 1912 (Arch. Surv. of
Egypt, Twentieth Memoir). 1
K = Karanög. The Meroitic Inscriptions of Shablül and Karanög.
By F. Ll. Griffith. Philadelphia 1911 (University of Penn-
sylvania. — Eckley B. Coxe, Junior Expedition to Nubia:
vol. vi). Sh =-- Shablül.
Jahrzehnte lang hat das Meroitische in Lepsius' Riesenwerk ge-
schlummert, ein Dornröschen im Wunderschloß. Nun ist es erwacht,
vermag aber erst zu stammeln, mit andern Worten, wir können die
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bleibt für gewöhnlich die Angabe der Bandzahl.
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Da die Zahl der Inschriften fortläuft (t = 1—74; n, 75—137), so unter-
Original fronn
164 Hugo Schuchardt.
meroitischen Inschriften lesen, aber nur zum allerkleinsten Teil ver-
stehen oder vielmehr auch dann eigentlich den Sinn nur ahnen.
Doch der Erwecker F. Ll. Griffith hegt und gibt gute Hoffnung.
Kein unüberwindliches Hindernis zeigt sich auf dem Wege den er
betreten; wir kommen vorwärts, wenn auch mit kleinen, tastenden
Schritten. Der Untersuchungsstoff ist seit Lepsius sehr gewachsen
und wächst fortwährend. Hoffentlich verdirbt kein Fund einer aus-
giebigen Bilinguis uns die Freude in diesem bestimmten Falle die
Vervollkommenung der Entzifferungskunst darzutun. Denn ein
Anderes ist ja ausgeblieben was die Lösung der Aufgabe zu einer
verhältnismäßig leichten gemacht hätte, eine Hilfe auf die man mit
einiger Zuversicht rechnen durfte. Alle uns bekannten geographischen
und geschichtlichen Tatsachen ließen erwarten daß wir in der Sprache
der meroitischen Inschriften, die sich über das erste halbe Jahrtau-
send n. Chr. erstrecken, die wesentlichen Züge des heutigen Nubisch
wiederfinden würden; wir sind enttäuscht worden. Wenn Lepsiüs
das schon 1880 voraussah, so doch mit einer ungenügenden Be-
gründung, die ihn veranlaßte anderseits das Be£a oder Bedauje als
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Schlüssel für das Meroitische zu empfehlen, und das erweist sich
uns Heutigen durchaus nicht erfolgreicher. Nun wird man vielleicht,
an der Hand von andern Fällen der Sprachgeschichte, auf die Mög-
lichkeit hinweisen daß die Sprache sich im Laufe der Jahrhunderte
bis zur Unkenntlichkeit verändert habe. Dagegen wäre zweierlei
einzuwenden. Ersteift ein besonderer Umstand. Vor einigen Jahren
hat man verschiedene Texte 1 , etwa aus dem 10. Jhrh. n. Chr., ent-
deckt deren Sprache von dem heutigen Nubisch weit weniger ab-
weicht als das Französische oder Deutsche der gleichen Zeit von
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1 Von den einen sind nur Proben veröffentlicht worden: H. Schäfer und
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K. Schmidt SB. der Berl. Ak. d. W. 1906, 774 ff. 1007, 602 ff., die andern vollstän-
dig: Texte relating to Saint Mena of Egypt and Canons of Nicaea. In a Nubian Dia-
lect, with fac&imile, edited by E. A. Wallis Budge, London 1909. Mit vielem Scharf-
sinn und gutem Erfolg unternahm F. Ll. Griffith eine Übersetzung der letzteren in
The Journal of Theological Studiea 1909, 545 ff. Er wird (unter Mitwirkung von
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H. Schäfer) die gesamten frühnubischen Texte in einer abschließenden Ausgabe
vereinigen.
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Das Mbroitischb. 165
dem heutigen. Zwischen diesem Frühnubisch aber und dem Meroi-
tischen, von dem es nur durch einen fyalb so langen Zeitraum getrennt
ist, nehmen wir keine Familienähnlichkeit wahr. Es ist nicht denkbar
daß wohl die Verchristlichung der Nubier, nicht aber deren spätere
Islamisierung eine völlige Umänderung der Sprache hervorgerufen
hätte. Allein es braucht dies nicht weiter erörtert zu werden; hier
setzen — das ist der zweite Punkt — jene allgemeinen Erwägungen
über Sprachverwandtschaft ein die ich bei andern Gelegenheiten dar-
gelegt habe (bes. Revue Basque 1912, 267 ff.). Der jetzige Stand un-
serer Erkenntnis verbietet uns ,Meroitisch' durch ,Altnubisch' zu
ersetzen; und damit entfällt auch die Verwendung von ,Mittelnubisch'
für , Frühnubisch' (oder ,Christlich-nubisch', wie Griffith sagt), welche
schon wegen der Zweideutigkeit von ,mittel-' nicht sehr empfehlens-
wert ist. Das Meroitische ist eben einfach unter so vielen afrika-
nischen Sprachen eine mehr; es zeigt einige, nicht allzuviele Berüh-
rungen mit bekannten, im großen ganzen ist seine Stellung erst auf-
zuklären. Das Folgende soll diesem Zwecke dienen. Über Grif-
fiths Ergebnisse, die auf sachlicher Grundlage mit dem höchsten
Maße von Wissen, Scharfsinn und Gründlichkeit gewonnen worden
sind, bin ich natürlich auf dem von ihm eingeschlagenen Wege nicht
hinausgekommen ; ich bin zwar weit davon entfernt alle für gesichert
zu halten, ebenso wie er selbst es nicht tut — es wird eine ganze
Stufenreihe von überzeugenden bis zu ganz unwahrscheinlichen Ver-
mutungen durchlaufen 1 ; aber ich habe kaum je eine mögliche Be-
richtigung und Verbesserung gefunden. Ich habe mich nur bemüht
diese Ergebnisse umzuformen und umzuordnen, gleichsam eine Trans-
mission von der archäologisch-philologischen Werkstatt zur sprach-
wissenschaftlichen herzustellen. Schlimmsten Falles hoffe ich andern
Teilnehmern die Arbeit auf dem harten Boden etwas bequemer ge-
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macht zu haben.
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1 Griffith hat mit Fragezeichen nicht gespart; ich habe es für das Beste
gehalten in diesem Aufsatz ganz auf solche zu verzichten. Die nach Griffith an-
gegebenen Bedeutungen der Wörter sind größtenteils als Platzhalter zu betrachten
wie sie sich bei der Untersuchung der Zusammenhänge nicht entbehren lassen.
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166 Hugo Schuchardt.
In das Verzeichnis der von mir benutzten Schriften Grifpiths
habe ich A deshalb aufgenommen weil er, der 1907 den meroitischen
Inschriften seine Aufmerksamkeit zuzuwenden begonnen hatte (K S.v),
hier meines Wissens seine ersten Entzifferungsergebnisse veröffent-
lichte, die ersten überhaupt was das Demotische betrifft; mit den
ziemlich spärlich vorkommenden meroitischen Hieroglyphen hatten
sich schon andere und nicht ganz ohne Erfolg beschäftigt. M ent-
hält ein halbes Hundert Inschriften mit Erklärungen und alphabeti-
schem Verzeichnis der Wortformen 5 I ebenso nahe an anderthalb-
hundert; K ein klein wenig mehr. Dieses letzte ist das Hauptwerk,
das vorläufig abschließende, mit einer ausführlichen Einleitung über
die meroitische Schrift und Sprache und Zusammenstellungen und
Indices verschiedener Art. Die Inschriften werden uns überall in
dreifacher Weise dargeboten : in Photographie, Abzeichnung, Typen-
druck. Zuweilen finden sich hierzwischen kleine Unstimmigkeiten.
Die Ähnlichkeit gewisser Zeichen miteinander bringt den Anfänger
oft in die Gefahr von Verwechselungen; dazu kommt daß die ver-
schiedenen Druckereien nicht ganz übereinstimmende Typen haben,
so ist z. B. das Zeichen für m in I von dem für h in M und K
kaum zu unterscheiden.
Bei der großen räumlichen und zeitlichen Ausdehnung des
Meroitischen sind Unterschiede in Schrift wie in Sprache fast selbst-
verständlich. Die letzteren treten weniger hervor; es handelt sich
besonders um Eigentümlichkeiten von Meroe, also des Südens.
Die Entzifferung der Schrift ist an sich, d. h. der Methode nach,
einleuchtend und einwandfrei; das Ergebnis aber, von gewissen über-
haupt zweifelhaft gelassenen Punkten (wie dem des vokalischen An-
lauts) abgesehen, befremdet uns in andern, mindestens in der Wieder-
gabe der Vokale. Nur die hellen Vokale t, e, 8 werden ausgedrückt.
A mag in der Regel zwischen Konsonanten zu ergänzen sein, aber
es gibt doch auch vokallose Konsonanten und in manchen Fällen
zeigt sich deutlich daß ein anderer Vokal ergänzt werden muß. 1
1 Man beachte hauptsächlich -lw, -tw für 4Bwi } -täwi S. 172 Anm.
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Das Meroitischu. 167
Qriffith verkennt das nicht (K S. 16), er setzt aber meistens a ein,
nur am Ende des Wortes nicht. Ich folge ihm hierin nicht; ich
schreibe keinen Buchstaben dem in der meroitischen Schrift nichts
entspricht. Doch das ist eine Sache von untergeordneter Wichtig-
keit. Unerklärlich hingegen erscheint uns der Mangel eigener Zei-
chen für o, u. Wir können uns eine Sprache ohne dunkeln Vokal
überhaupt nicht gut vorstellen, am wenigsten eine als deren direkte
Fortsetzung man das Nubische betrachten möchte. Weniger fällt es
auf daß neben b die beiden andern Medien nicht vertreten sind.
Auch daran würde kein Anstoß zu nehmen sein daß das Meroitische
die dem Nubischen fremden Reibelaute £ und h besitzt Mit dem
Nubischen stimmt es überein in der Ablehnung von anlautendem r
und auch Z. 1
Um uns zu einer möglichst deutlichen Vorstellung von der
Sprache selbst zu verhelfen, könnten wir daran denken mit einem
planmäßigen Fragezettel an die Inschriften heranzutreten. Es empfiehlt
sich aber mehr das entgegenzunehmen was sie uns bieten wollen.
Sie verhalten sich in dieser Hinsicht, was kein Wunder ist, sehr
verschieden. Die einen sind ausgefüllte Formulare und durch ihre
Vergleichung miteinander lehrreich. Sie werden hauptsächlich durch
die Grabinschriften dargestellt; gewisse andere Gruppen schließen
sich an, wie die sieben Graffiti von Philae mit dem Anfangswort
tewisti (Anbetung), deren Wichtigkeit für das Studium der Sprache
von Gbiffith I u S. 49 hervorgehoben wird. Von den übrigen In-
schriften sind die längeren uns wertvoll insofern sie uns innere Ver-
gleichungen ermöglichen, das heißt, dieselben Wörter und Wortver-
bindungen in verschiedener Einkleidung vorführen; an deren Spitze
steht die große Inschrift von Kalabsche, / 94.
Jede Grabinschrift besteht, von dem regelmäßigen Eingangs-
anruf (Isis! Osiris!) abgesehen, aus einem besondern Teil, der uns
Kunde von dem Verstorbenen gibt, und einem allgemeinen, den Schluß-
oder Segensformeln. Der erstere enthält Namen, Titel und Verwandt-
1 Die Worttrennung ist in den Inschriften selbst ausgedrückt (durch einen
Doppelpunkt), die Zerlegung der Wortformen rührt von mir her.
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168 HüGO SCHUCHARDT.
schaftsbezeichnungen, die in Abhängigkeit voneinander stehen. Das
Rectum geht entweder dem Regens voraus oder es folgt ihm : r R,
R r, besser r 5R, R r — denn die Stellung ist nicht willkürlich, son-
dern durch die Natur des Regens bedingt Zunächst durch die in-
nere, die Bedeutung: Sft ist Verwandtschaftsname, R Titel: eines Pro-
pheten Gattin — Prophet der Isis. Durch die Bedeutung wird wie-
derum die Form bestimmt; R ist Substantiv, aber 9? Adjektiv: einem
Propheten vermählt. Daraus ergibt sich die Verschiedenheit der Suf-
fixe: X'ly v-S] das erstere ist dativisch, das letztere genetivisch. Die-
selbe adjektivische Form welche dem 9i eignet, wird nun aber auch
vom r bevorzugt, also von einem Regens und einem Rectum; die
beiden Beispiele lauten auf meroitisch: ant-\ sm-lewi — ant Wes-s(-lewi).
Diese Verhältnisse sollen näher beleuchtet werden.
I. x-l W'lewi. Das 4 (mit der Nebenform -li 1 ) fehlt, wie es
scheint, regelmäßig nach Personennamen 2 . Götternamen weisen es
auf, so Ariteü-l mze$(l) I 84 (hierogl.; vgl. 34). 94 i; MkezekeA mzesl
I 84, aber Amni mezesl ebenda. 3 Titel haben es fast immer; doch
finde ich es z. B. nicht bei qere, HhS (dessen Verhältnis zur Neben-
form $lh mir nicht klar ist). 4 Ist der Titel durch den Personennamen
vom Regens getrennt, so bleibt im Einklang mit dem oben Gesagten
das -l aus, z. B. peste Ntewitr jetmzelewi K 83 dem Peste N. ver-
wandt; aber wenn durch ein adjektivisches Attribut, so erhält dieses
1 Auch -le, so irnAe mzelt K 124 einem §m verwandt. Vgl. mte-li / 137,
m/e-le I 89. SA 14, mle-\ K 14 in der Schlußformel G, m/c-1 M 8 2. 9 s. von mit;
mß-lC(wi) Schlußwort in K 11. 21. 27, 52. 73. 127.
2 Mit Bestimmtheit läßt sich vorderhand nichts sagen. Oft genug begegnen
uns die Namen von Verstorbenen, also Nominativformen mit der Endung -l oder -li;
dadurch wird aber die Möglichkeit nicht ausgeschlossen daß sie sonst die des Dativs
ist, z. B. Mkfövmleli K 36, besonders wenn sie bei Vater- und Mutternamen zu-
gleich auftritt. Auch die Formen an sich sind vielfach mit der Rolle des Noini-
nativs schwer vereinbar.
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3 Mzes(l) teuer, geliebt, hat allerdings nicht die gewöhnliche Adjektivendung,
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unterscheidet sich aber kaum von dem Anm. 1 angeführten mzele.
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4 K 108 steht Uni teriktlewi von einem S. gezeugt (aber K 103 peiU-\\ t. von
einem P. g.). Der Vater wird fast immer mit seinem Namen, äußerst selten mit
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seinem Titel angeführt, und so mag auch dann hier das -l fehlen.
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Das Meroitische. 169
das 4: pqr jetmet~lh-\ jetmzelewi jetmetü meteA jetm. üf 17 dem er-
sten P.-J. verwandt, dem zweiten J. verw. (vgl. K 59). 1 Von den Orts-
adjektiven auf -te-le(voi) sollte der Dativ auf -te-le-l ausgehen ; hier
tritt Vereinfachung ein: -te-1, so hrpeü phrs-te-\ jetm. K 97 dem J}.
in Phrs verwandt, oder das -l bleibt weg, so: msqeres Hmlß-tele
smlewi K 132 eines M. in Simle Gattin. — Ich kann nicht daran
denken dieses l mit dem kaukasischen, etruskischen oder einem
sonstigen Genetiv-Z in Beziehung zu bringen, ich fasse es ja als ein
dativisches auf; aber ich lasse mich hierdurch ebensowenig zu seiner
Gleichsetzung mit der nubischen Postposition -iZ, 4 u. ä. drängen, die
auch andern kuschitischen Sprachen eignet und als Präposition dem
Semitischen (s. Reinisch Die sprachliche Stellung des Ntcba § 100 a,
wo ich übrigens statt oder doch neben -^J\ } -*?H setzen möchte: -J, -b).
Die Sprache hat nicht immer den Weg eingeschlagen der uns der
gangbarste dünkt. Ich suche zuvörderst innerhalb des Meroitischen
Klarheit zu gewinnen.
9? endet regelmäßig auf -l$wi, seltener auf -Z?; das letztere ist das
Ursprüngliche, wie sich auch aus der Stellung des Pluralzeichens be:
-Ze-be-k-uu ergibt; -wi ist eine ähnliche Verstärkung wie nub. -i; über
das -Zc- kann ich nicht einmal eine Vermutung äußern. Mit 4ewi, -li
ist zu vergleichen qewi, qe } welches Personennamen nachgestellt wird,
nach Griffith eine Art allgemeiner Betitlung (also etwa wie Esquire,
Hoch wohlgeboren usw.). Anderseits hat -le eine kürzere Nebenform:
-li (-Z) des gleichen Sinnes, aber nicht dergleichen Verwendung; sie
findet sich nur vor der andern in den emphatischen Wiederholungen
der Ausdrücke für , geboren' uud ? gezeugt': tezheli tezheUwi — feri-
keli terikelewi 2 ; auch mehrfache Setzung kommt vor, so tezheli tez-
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1 Das Verhältnis der beiden jetmet- zueinander und zu dem später folgenden
miliwi bedarf der Aufklärung.
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* Wir werden hier an die im Semitischen lebendige Paronomasie erinnert.
Sie ist wohl auch dem Nubischen nicht fremd; doch kann ich nur einen Beleg
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dafür beibringen: kenz. gog goy-ir-we schlachtet sie ab! Kv. Lk 19, 27. Der Sache
nach ist die Bekräftigung eigentlich nur bei der Nennung des Vaters begreiflich:
,truly begotten'; das ,truly born' macht einen komischen Eindruck. Fast noch
wunderlicher ist die dreifache Setzung des Titels ieni Mnprtö K 123.
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170 Hugo Schuohardt.
fyeli tezfyetiwi Sk 13. Die eigentliche Bedeutung von -le(wi), das viel-
leicht mit (FM) l-in er ist und der (KD) Partizipendung -l des
Nubischen 1 zusammenhängt, möchte ich durch ,seiend* ausdrücken.
Sie liegt klar vor in den Ableitungen von Adverben, Genetiven
und Verben: Akifl~te in Akin { Akifi-telewi in A. seiend; qeris des
Königs { qeris'lSwi des Königs seiend, königlich; *ezhe gebären,
*erike zeugen { (t)ezhe-lewi geboren, (t)erike-lewi gezeugt. Die
beiden Verben hängen nicht so in der Luft wie es den Anschein
hat; Gripfith K S. 23 hat zwar Recht zu sagen daß das Nubi-
sche beide Tätigkeiten im Verb nicht unterscheidet, aber er hat
nicht Recht nur von öinem nubischen Verb, nämlich un (FM) zu
reden, welches weder mit dem einen noch dem andern meroiti-
schen Ähnlichkeit habe; er übersieht das andere (KD) usk, welches
dem *ezfye entspricht und heute zwar ,zeugen' und ,gebären' be-
deutet (uskeli Eltern), aber ursprünglich auf das letztere beschränkt
sein mochte. Meine Vermutung daß dieses Verb oder vielmehr das
Partizip davon in dem alten Königsnamen Izhr-imn enthalten sei
(Zeitschrift 1912, 418), möchte ich nicht aufgeben, da h und h
öfter miteinander vertauscht werden (Griffith K S. 15), und es
braucht auch der von Griffith In S. 32 dazu verglichene nier.
Name Azihli K 1 1 nicht davon getrennt zu werden. Wenn auch
y EQyaf,iivt]g, irq-imn mit dem Verb *erike nichts zu tun haben sollte,
so doch wohl Personennamen wie Arkije, Arekikli, Arekete, Arkhtni,
Arikhrer u. ä., und vielleicht auch nub. ark, wirk werfen. In jenen
beiden Fällen verleiht die Endung -le(ivi) dem Verb passivischen
Charakter, ebenso wie das nub. bul, fl (s. Zeitschr. 1913, 113
Anm. 2), und der Dativ steht dabei im Sinne eines Ablativs. Ist
Griffiths Vermutung richtig daß tzhe I 101 i Mutter bedeutet,
so haben wir hier ein aktives Partizip vor uns. An dieses tzhe
denkt wohl Griffith, wenn er zu Npt-zhe-te 1 60 (hierogl.) fragt :
,belonging to the mother of Napata ?' Ich hatte diesen Frauen-
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§ 36 tut.
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1 Im FM lautet das Partizip auf -I, -t aus; ich möchte es nicht von der
Form der andern Mdd. trennen, wie Reinisch Die sprachliche Stellung des Nuha
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Das Meroitischb. 171
namen gedeutet als: , zu Napata geboren' (Zeitschr. 1912, 418 Anm.);
aber das ist der Form nach kaum möglich. Wir haben andere
Frauennamen gleicher Bildung, deren erster Teil bald Ortsname bald
wiederum Frauenname zu sein scheint: Arer-zhe-U K 60 (Arer ist
als Ortsname erwiesen durch Arere-te-li ÜT20) ? Arek-zhe-te K 61
(s. vorherg. S.), NSje-zhe-te K 98 (vgl. NSje Frauenname Sh 8),
Ten.-zhi-te K 101 (vgl. den Männernamen Ten-zhr K 103) und den
y
Königsnamen Snk-zhe-te I 39 (hierogl.; -te wohl für -te). — Ferner
verrät sich jetmzele(wi) durch seine Form als Partizip, wohl eher
intransitives als passives. Von den andern -lewi-Formen insofern sie
in der Rolle von 9? auftreten, kann noch smle(wi) Gattin als Partizip
(vermählt) betrachtet werden; bei Helewi Mutter, icilewi Bruder ist
dies kaum möglich und zwar finden wir für ersteres auch ste (da-
neben Hei, Hell). Endlich gehört noch hierher kzilSwi nach Silmzes
K 79 ,8hafiamazeS'\a,dy ?' (Gr.); sonst kommt als Titel vor kzi
,Daine'. Wir müssen dies kzi-lewi und das unten zu besprechende
kzis-lewi (wie qere Iw M 5 und qeris-lewi) streng auseinanderhalten.
Wir haben nämlich eine vierte Gruppe von Ableitungen mit -lewi,
wo es als pleonastisch erscheint; die Substantivform wird erweitert
ohne daß der Begriff sich ändert: ,Gattin-seiend* = , Gattin', oder:
,Gattin-gewesen', ,gewesene Gattin', welches uns so wenig befremden
darf wie wenn wir sagten: , welche Gattin war von . . A So finden
wir denn auch in seltenen Fällen -le an dem ohne Attribut stehen-
den Titel: peste-le I 98. 106. Dies führt uns hinüber zu dem -lewi
nach Personennamen, welches unserem weiland, feu, late entspräche.
Schwierigkeit bereitet dieser Auffassung das an dieser Stelle gewöhn-
liche -qeuri] wenn es wie oben gesagt einen Titel bedeutet, so muß
auch -lewi einen solchen bedeuten; sollte aber nur eine doppelte
Rangstufe bestanden haben? Vielleicht ist qewi ein Partizip Praet,
und das regelmäßige Prädikat für einen Verstorbenen, von dem ja
weit selteneren lewi nur unter gewissen Bedingungen vertreten.
Beide Endungen kommen auch nebeneinander vor, bei gemeinsam
bestatteten Personen, so Qereqere-lewi . . . Qeretkv-qewi K 64. Daß
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172 Huao Schuchardt.
gesetzt wird (so qe Hwitrer qe K 47), würde in dieser Frage kaum
ins Gewicht fallen. 1
Wenn wir nun bedenken daß das 4 von r in seiner Langform
-li mit dem -le(tci) von 9? in seiner Kurzform -li ganz zusammen-
fällt, so dürften wir annehmen daß jenes dieses gleichsam präludiere :
dem Propheten-seiend Gattin seiend. Damit wären wir am Ziele an-
gelangt; aber dicht vor ihm schwenke ich noch einmal ab, in einen
Seitenpfad der vielleicht zu einer großen Lichtung führt. Allerdings
trete ich hierbei aus dem Kreise des Meroitischen heraus. Das
nubische Partizip wird als Nomen agentis verwendet, so im KD
abatjil Schreiber, aiwil Hirt usw. Im Meroitischen mochte es sich
ebenso verhalten ; für den Fall daß das aktive Partizip wie das
passive mit 4 gebildet war, mochten diejenigen Titel welche Tätig-
keiten bezeichneten, auf -l ausgehen, und die übrigen sich ihnen
angleichen, wie z. B. ant-l (kopt. hont K S. 57), pe$te-l (= xpevrrjg
In S. 47 Anm. 5). Damit die Annahme einer derartigen Über-
tragung nicht zu kühn erscheine, aber ohne auf einen geschicht-
1 Ich halte dafür daß die Endungen -lewi und -tewi oft zu -Iw und -tw ab-
gekürzt sind. Da ich diese Annahme bei Griffith nicht angedeutet finde, ja Um-
schreibungen wie makalaw = mklw K 127 ihr zu widersprechen scheinen, so be-
merke ich daß ich für die schriftliche Unterdrückung des B mich besonders auf
M 7 15. 16 jerelwi, ntmetwi = 17. 18 jeritiwi, ntmetewi stütze. In derselben Inschrift
stehen die Formen tnjinwitw y (zweimal) ajihwitw (vgl. nwi M 8 6) und zwar un-
° y
mittelbar vor solchen auf -t&wi. Überhaupt scheint diese Abkürzung zu Meroe be-
liebt gewesen zu sein, so qere Iw M 6 b twitw, Hlslw, fyrtmkelw, qirkelw, fimnimlUliv,
UhktW) . . • telw, • . rimlialw, . . iilw M 6, jerilw. ntkelw M 8 4. 5, tennietilw M 9 11,
tenewitWj albelw M 10 4. li, jetlw M 51, Doch ist sie auch in der großen Inschrift
von Kalabsche (Z 94) sehr häufig, wobei die teilweise Abtrennung vom Vorher-
gehenden lehrreich ist: mnptes Iw s f., mn&te i Iw 4, aritenlia Iw 4 f., fjibi lit Iw ö,
mn&teslw 6, wBislw e (vgl. w&htewi K 126), mkezZkelulw e f., pikezelwin. Griffith
weist kurz auf die Affixe s Iw in den sieben parallelen Wendungen hin ; aber seine
annähernde Wiedergabe dieser entspricht nicht dem sonstigen von ihm selbst ja
festgestellten Gebrauch von -9-lBwi: qr aritenlUlw qrnß müßte doch statt ,qar y (as)
yice-qar to Ariteif' lauten: ,qar of Ariteft, as vice-qar\ So noch ptr&tislw I 101 2 f.,
wozu Griffith wiederum s Iw als Anhängsel an Götternamen kennzeichnet. Ohne
vorhergehendes * findet sich -Iw noch in iüw I 45 6, kpelw I 74 6, mkilw I 45 10,
mklw K 127. Endlich berücksichtige man noch das -Iw in den Schlußformeln
für -7 (-U, -Ji; vgl. oben S. 168 Anm. 1), so in O ^mlHw K 76. Sh 16 = ^mM } -Ie f -li.
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liehen Zusammenhang hinzielen zu wollen 1 , mache ich einen Sprung
in weite Ferne, nach dem Kaukasus. Im Georgischen schließen sich
den Partizipen und Adjektiven wie mtserali schreibend, tterili ge-
schrieben, Jeebttli gelobt, jrirweli erster, tpili warm, tpileli tiflisisch
usw. bezüglich des Ausgangs eine außerordentlich große Anzahl von
Substantiven an wie suli Seele, guli Herz, sishli Blut, dzwali
Knochen, t'ioali Auge, heli Hand, Subli Stirn, kbili Zahn, mtits'eli
Bauch, mgeli Wolf, gweli Schlange, rtsqili Floh, tili Laus, tsqali
Wasser, marili Salz usw. (-vi scheint eine Nebenform von -li zu
sein: quri Ohr, piri Mund, kiseri Hals, tsweri Bart, ts'hiciri Nase
usw.). Indem ich nach Nubien zurückkehre, nehme ich in dessen
heutiger Sprache einige Substantive wahr in denen die Endung -i7
ohne die Bedeutung zu verändern angetreten ist, 2 so agil neben ag
Mund (s. mein Nub. u. Bask. 5), masil neben masa Sonne (vgl. georg.
mze, mingr. bza Sonne und den meroit. Götternamen Ms\ s. K S. 56),
kulul neben kul, kur Lende, Rücken (vgl. kunama kulä, äth. kawalä
Rücken); in andern Füllen verhält es sich umgekehrt, so ist ai, ä
das Jüngere neben ail Herz (vgl. berb. vi Herz ; Reinisch Die
Stellung des Nuba S. 92). Ein solches sekundäres l tritt uns auf-
fällig im Frühnubischen entgegen. So og§-il der Mensch für ogitj,
neben og§-ka den Menschen, sorto-l der Priester neben $orto-k den
Priester, kumpu-l das Ei (Nom.) neben kumpu-ka das Ei (Akk.);
ur-il-dto auf den Kopf, und mit assimiliertem l: dipp-id-da) in das
Dorf, murtid-do) zu Pferd, was uns die unmittelbare Deutung des
-id~ in neunub. nog-id-do zu Hause usw. gewährt (anders, doch nicht
untereinander übereinstimmend urteilen darüber Reinisch Gramm.
1 leb gebe einigen andern, weit schwächeren Anklängen des Meroitischen
an das Kaukasische kein Gehör, weil daraus, wenigstens vorderhand, keinerlei
Folgerungen zu ziehen sind.
* Lepsius Nub. Qramm. S. 27 nimmt eine so gut wie bedeutungslose Stamm-
erweiterung durch -r (-t'r) an, die aber neuerdings größtenteils wieder geschwunden
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sei, und führt darauf S. 31 die Plurale auf -ri zurück, so adeni Mensch (arab. ädam)
PI. ademir%. Dieses r würde nur eine Variante von l sein, und ein PI. agli, der
sich auch zum Sing, ag findet, den PI. kubli zum Sing, kub Schiff (ebenso wie
kube Trinkgefäß, europäischen Ursprungs) erklären.
Wianei« Zeitechr. f. d. Kunde do» Morgcnl. Bd. XXVII. 12
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Original fronn
174 Hugo Schuchardt.
der Nubaspr. § 354 und Lepsius Nub. Gramm. 44). Über die Be-
dingungen unter denen das sekundäre l sich zeigt oder nicht zeigt,
wird man sich in bestimmter Weise erst äußern können wenn die
frühnubischen Texte in ihrer Gesamtheit veröffentlicht sind. 1 Und
nun kehre ich zum Meroitischen zurück, um gewisse Umstände fest-
zustellen welche jene Vermutung begünstigen daß das -l(i) des r
nicht eigentlich ein Kasussuffix ist (daher es auch bei Personennamen
zu fehlen pflegt), sondern, wenn nicht wirklich stammhaft, so ein
stammerweiterndes Suffix das in andern Fällen geschwunden wäre,
nur auslautend in dieser Verbindung oder in dieser Rolle sich ge-
halten hätte. Diese Auffassung wird uns dadurch bestätigt daß ein
solches l sich auch im Inlaut vorfindet. Zunächst im Plural : neben
ant(li) mjetmzelewi (mit) einem Propheten verwandt steht antleb j.
(mit) Propheten v. Wäre l wirkliches Kasuszeichen, so wäre an-
teb-l* zu erwarten, wie ja im Frühnubischen das Z, dessen Ver-
wendung fiir uns freilich noch im Dunkeln liegt, dem Pluralzeichen
folgt (z. B. ukri-die-gu-l viele Tage). Wir müssen fragen, tritt antleb
nur in der Rolle von r auf, ist es nicht etwa Plural schlechtweg? Auf
Grippith K S. 25 dürfen wir uns nicht berufen: er sagt zwar, -leb sei
der Plural ,of the simple form* und ,of the -l 7 -li form likewise';
aber er bezieht sich auf die ,descriptive phrases' der Grabinschriften
und da kommen eben Plurale von Substantiven nur als v vor. Doch
wüßte ich in den sonstigen Inschriften keine Form auf einfaches
-eb die man als Plural anspreche!) dürfte, und anderseits ist es
wenig wahrscheinlich daß die zahlreichen -teft-Formen von / 94
(mkleb, qrleb 2, brleb, kzileb, mrerleb } ssleb 20, Ihleb- 21) Dative vor-
stellen. 2 Das -Z- hier würde ebenso , unorganisch* sein wie das -r-
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-l auf das Frühnubische hin: , — l which is often appended to Meroitic as to Chri
1 Griffith K S. 40 weist ebenfalls, aber nur ganz allgemein, wegen dieses
das Frühnubische hin: , — l which is often appended to Meroitic as to Chri-
stian Nubian words in a complex.' Da gerade ihm die Ausgabe jener Texte über-
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lassen worden ist, so wird er hinlänglich Gelegenheit haben die betreffende Ange
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leicht fehlt dann das /; qertiewi (d. i. = *qtrb*liwi) K 78 übersetzt Griffith: 'be-
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legenheit ausführlich zu erörtern.
f Wird dann wohl der Genetiv Plur. auf -leb-is endigen, z, B. *qrlebU? Viel-
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Das Mbroitische. 175
in nub. ademirl (s. S. 173 Aom. 2) oder das 4- in einem raingrel. oder
lazischen Plural wie da-l-epi (-ep^e) 1 . Das Siegel wird der ge-
gebenen Deutung des -Z- aufgedrückt durch sein Auftreten vor
genetivischem -$, so Ariteil-lis 1 94 4 ; hlbi-li-8 I 94 5 (zu hlbiii),
peste-li'8 K 9, pe$te~li'8 K 80 2 . — Wie immer wir uns mit den Einzel-
heiten dieses Lambdazismus ablinden mögen, er ist vorderhand die
einzige breite Stelle im Meroitischen die uns die Möglichkeit zeigt
eine Brücke nach dem Nubischen hinüberzuschlagen; aber wir werden
uns nicht verhehlen wie viel dem entgegensteht, so besonders, inner-
halb der Deklination, das Fehlen der Genetivendung -n(a).
IL R r-s(-lewi). Während -lewi einen notwendigen Bestand-
teil von SR bildet oder, allgemeiner gesagt, dieses immer in adjek-
tivischer Gestalt auftritt, ist das bei r nicht der Fall. Der Genetiv
wird zwar in der Regel durch -lewi adjektiviert, aber er bleibt auch
nicht selten allein 3 , nämlich dann wenn ein enger Zusammenhang
mit dem Folgenden besteht, so wenn er wiederholt wird, z. B. qereü
We$~s perite Wes-s Wesqer Q. der Isis, P. der Isis, Isis ...(?) 7 111,
oder wenn er unmittelbar dem zum R gehörigen Personennamen voraus-
geht, z. B. msqeres qeri-s Tmhe-qewi M. des Königs, T. (nämlich : des
longing to hing»*. Dazu stimmt nicht kzisbelewi K 89 'belonging to the Bisters';
hier würde das Zeichen des Plurals dem des Genetivs nachgesetzt sein.
1 Im Georgischen entspricht einem -l~ des Sing., mag es alt, mag es jung
sein, stets und nur ihm ein solches des Plur., z. ß. fyeli Hand, weit Feld: beletri,
welebi. Im Mingrel. (und Lazischen) finden wir ein -Z- im Plur., wo es im Sing,
geschwunden oder überhaupt nicht vorhanden gewesen ist: Je Hand, da Schwester:
helepi, dalepi. H. Mappt TpaMMamuKii saHCKiieo (jtazcKaeü) x3t>im S. 14 nimmt in
allen solchen Fällen Schwund des l im Sing, an; also laz. da für *dal-i, lera für
*Jcral~i Hörn, nusa für *nusal-i Neuvermählte usw., wobei, wie man sieht, es sich
sogar um Lehnwörter aus dem Arischen handelt. Wir könnten, im Meroit. pBte-leb
Gesandte (von apSLe, äg. wpt) usw. entgegenstellen einem qel-eb Statuen von qel-i y
wenn diese Vermutung Grtffiths etwas sicherer stünde.
* Hierzu gehören die Formen auf -U-Uwi (für li-s-lewi; s. unten), wie pcttB-
lUe(wi) K 12. 17. 49. 83, iUvlüe K 110, aremetitä K 112, mnlüebktoi K 37, auch
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die Eigennamen Jiweztelitt K 76, WireteliU K 19, WivitelüB K 89, ZbUditl K 101.
8 Manchmal scheint auch das -* zu fehlen; so tetere Mäö K 70, ab Mie J5T49.
59; vgl. at Mit Nhtnje KU mit ant Mit* Nhinje KM. In K 60 findet sich über-
dies ant Mis; das Verhältnis von MH zu Mi ist mir dunkel.
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176 HUQO SCHUCHARDT.
Königs M., T.) K%\. Folgt -letvi auf den Genetiv, so vollzieht sich
meist ein sehr eigentümlicher Wandel; -<- nimmt die Stelle von -s-l-
ein, z. B. ant Wei-t-ewi Prophet der Isis K 15 = ant We£-s-lewi
K 126, qeri-t-ewi des Königs SA 4 = qeri-s-lewi K 3. Diese Ver-
tretung hat auch statt wenn die Verbindung II als r in die obige I
eingeordnet ist: (R r-s) -l 9?, z. B. teter Mnp-t terikeUwi von einem
T. des Amanap gezeugt, teter Mnp-t smlewi einem T. des Amanap
vermählt ÜT 6 1 1 ; so -fi für -$-Zi, z. B. ant Mnp-ti smlewi einem Pro-
pheten des Amanap vermählt ÜT125; -teb für s-leb (Plur.), z. B.
ant Mnp-teb jtmzelewi Propheten des Amanap verwandt K 15. 2
Eine besondere Beachtung verdient der Ausdruck kzislewi, kzitewi-
Griffith K S. 66 Anm, 2 bezeichnet ihn als schwierig (er ist schwierig
unter schwierigen) und übersetzt ihn vermutungsweise mit ,Schwester';
peStil kzislewi ist ihm ,Schwester eines P/, wie peStel wilewi ,Bruder
eines P/. Er sieht also eine Verbindung I vor sich ; aber das zweite
Glied fügt sich nicht in diese Auffassung, seiner Bildung nach gehört
es einer Verbindung II an, wozu aber wieder das erste Glied nicht
stimmt. Nach Griffith bedeutet kzi ,Dame' o. ä.; peHel kzilewi würde
also ,Dame eines P.' sein (s. oben S. 171). Daneben kann, wenn wir
nicht ein ganz anderes Wort, kzis annehmen wollen, peStel kzi-s-lewi
nicht , Schwester eines P/ sein, sondern nur , einer P.-Dame (der
Dame eines P.) seiend'. Ob darunter zu verstehen ist ,dem Hofstaat
oder Haushalt der Gemahlin eines P. angehörig' oder was sonst, bleibe
dahingestellt; auch Griffith hat wohl die Bedenklichkeit seiner Über-
setzung eingesehen, da er ihr im Wtb. zu K S. 120 b eine zweite hinzu-
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des Königs, L.* verstehe ich den Aasgang des dritten Wortes nicht, er müßte -i#
sein, wie wir in derselben Inschrift Z. 15 lesen: hbfyen qtrU MHrq ,der IJ. des
KOnigs, M.'
f Es kommt -t für -s-l auch vor wo das $ nicht das des Oenetivs ist, sondern
stammhaft: inmzet iteliwi K 79, aber ebenda, und unmittelbar darauffolgend, inmzcs
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kziltwi, wo also das £ nach dem « unterdrückt worden ist. Griffith nimmt auch -£-
' .0
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für stammhaftes -t mit dem l- der Pluralendung an; ohne Fragezeichen erklärt er
\joteb I 94 23 als Plural von dem in dieser Inschrift häutig vorkommenden tu# un-
bekannter Bedeutung. Endlich ~t- für stammhaftes -# mit dem l- eines adjektivi-
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sehen Attributes in mjwnW £ 72. 75 (S. 96 Anm.).
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Original fronn
Das Mjsroitische. 177
fügt: kzi$le(xvi) 7 kzitewi ,sister' or ,(woman) of the harim'. 1 — Über
dieses Genetiv-^ das das Meroitische mit weit entfernten Sprachen,
arischen und kaukasischen gemeinsam hat, weiß ich nichts weiteres
zu sagen.
Wie der erste Teil einer Grabinschrift Personennamen und keine
Verbalformen (kein Verbum finitum) enthält, so der zweite keine
Personennamen, wohl aber Verbalformen und zwar solche die einen
Wunsch oder ein Gebot ausdrücken. Daneben natürlich einige
Gattungsnamen, von denen mir wenigstens einer in seiner Bedeutung
gesichert zu sein scheint, nämlich ate Wasser = südnub. otu, altnub.
Asta- (KD essi). Griffith hat den verschiedenen Schlußformeln, von
denen mehrere miteinander verbunden zu sein pflegen, eine sorg-
fältige, in das Einzelnste gehende Darstellung gewidmet; indessen
vermissen wir eine wirkliche Übersicht über die Verbalformen, die
auch ihm nicht aus dem Wege lag. Wenn einmal von Wurzeln oder
Stämmen gesprochen werden sollte, so durfte es nicht heißen: ,the
root ist p$ } variant bs ; or rarely another root ji is used' (K S. 45).
Und in Sache und Ausdruck stimmt dazu nicht daß es Fälle gibt
welche ,suggest that p without s may be the initial dement' (ebenda).
Es nimmt Wunder daß ein so scharf blickender Mann wie Griffith
keine Klarheit über die Präfixe gewinnen odfer gewähren konnte,
die sich doch in ihrem Wechsel vor dem gleichen Verb (Verbal-
stamm) und in ihrem Verharren vor verschiedenen Verben offenbaren.
Ohne das Verfahren weiter auseinanderzusetzen, will ich gleich die
Ergebnisse mitteilen und zwar um den Überblick nicht durch Neben-
sächliches zu beirren, ohne die Vokale der Präfixe (soweit sie über-
haupt ausgedrückt sind) und ohne die Suffixe. Für die seltneren
Formen führe ich unten die Stellen an; auch greife ich da in die
sonstigen Inschriften hinüber.
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1 Auch in ZzkikzU K 110 dürfen wir -*, trotz der Verbindung, kaum als stamm-
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haft ansehen (Griffith: ,born of Zeke-kazis'); ist doch kzi wie im ersten, so im
zweiten Teil weiblicher Personennamen belegt: Metekzi K 42 (nicht im Wtb.),
Srbikze K 51. Wie wir das -* in jenem Falle zu erklären haben, ist eine an-
Original fronn
178 Hugo Schuchardt.
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13
1 Für p~ überhaupt zuweilen pi~, selten 6-, bi-; für £- ganz gewöhnlich Ü-.
* Neben p-Ae/ findet sich mit gleicher Häufigkeit hei ohne Präfix. Vgl. b-ntke
M 8 3: j-n*te J 102, yntkelw I 111 8 f., dazu ntkelw M 8 5; be-uuzZe 3f 7 2, p-u>ize
Jf 8 2. 9 2: je-wize M 1 b, und dazu uuz« / 96, wizeltwi K 10, irfeeß / 77. 78, taizei
Jf 12*; p-tlteb I 103: tfte / 94 13 f. 29; p-£p£fe (-e) I 94 9. 15: j-^e ebd. IG. In den
beiden letzten Fällen mag auch -t- Präfix sein (s. Anm. 13).
3 A ist nur aus Ar verkürzt: j>-h-kete iT 93 und: p-§i-/}-/cete -ff 12, y>-s-h~keU
K 31 b , b-Si-A K 64, p-ä-A-Äete ÄA 9.
4 Regelmäßig (auch vor t) ß~, je- geschrieben, ausnahmsweise t-, a- (n-hr-kte
I 49). Anderswo auch e- und völliger Schwund.
5 ji-A-AA-te I 137.
J — W
6 ji-A K 6.
7 pi-äi-u?e-&c -ff 36.
8 y-we-bh-te l 137.
p-si-pl-U 5: 78, pi-äi-^-ete K 127.
10 je-^-te IT 79; i-pl-te K 101.
11 \>-&i-z$tezi-kete K 17.
12 .ff 18. 27. 78. 100; i-ztlezi-kte K 125; y-zetezije- K 61. 99.
13 ji~t-re-kete, j)-t-wz-kete I 60 (hierogl.): t-re-kete y t-wz-kete I 59 (s. auch 60).
Das t~ setze ich hier nur vermutungsweise als Präfix an ; das gleiche -re- ist wohl in
yre-ke M 7 16 (je-re-mi M 9 «, je-ri-/tü 3/8 4, je-ri-fötot 3/ 7 17) enthalten; xjdz scheint
nichts anderes zu sein als das in Anm. 2 belegte wiz. Mit t- finden wir dies Wort
noch in t-wz-te 1 101 10, und das hier zweimal vorhergehende trU gehört vielleicht
trotz der Länge des Vokals zu trekete. Beide Verben scheinen auch in M 9 enthalten
zu sein: yt-wz-mi, be-yt-wz-j.. und je-re-*ni (ohne -t- !), be-j-t-r-j.e. Zu dem eben
erwähnten trU steht das mehrfach vorkommende ptvBti in irgend welcher Beziehung.
In I 102 und 103 scheint die Präfixnatur des p- durch die Wortumgebung so gut
wie erwiesen zu werden: pipl philh pli plrlti pipn pbh und ptUeb ptrBti ptrq. Und
dazu stimmt das ptrUi von K 68 und Sh 14 als Schlußwort nach den Schlußfor-
meln (an der zweiten Stelle nehmen wir Worttrennung wahr: p:tr&ti). Der Aus-
gang von ptrUidw 1 101 2 f. würde allerdings Griffiths Annahme eines ,divine name
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Das Meboitischjs. 179
p-s-f- h l j- t- Ä 8
p-t-s- Ar 3
Über die Verben selbst läßt sich nichts sagen ; sie sind fast
alle einsilbig, einige sogar einkonsonantig und selbst ein solcher
Konsonant ist wenigstens in der Schrift manchmal geschwunden 4 .
Es ist zu leicht in der sonstigen Inschriftenmasse äußerliche Ent-
sprechungen zu entdecken um daraus irgend welchen sicheren Gewinn
zu ziehen. Manches verlockt uns ja, z. B. in dem ahrle von 1 125,
wenn es dul-ch Griffith richtig als , Verehrer' gedeutet wird, eine
Ableitung von dem -Ar- der Schlußformeln zu erblicken: a-hr-U(wi).
Das einzige mehrsilbige Verb zetezi ist vielleicht ein Denominativ.
Die beiden Präfixe p- und j- können, wenn sie auch einander ver-
treten, doch im Grunde nicht die ganz gleiche Bedeutung gehabt
haben. Das erstere scheint einen Optativ, Kohortativ oder Jussiv zu
kennzeichnen. Wir dürfen es auch in dem einmal (if 131) belegten,
nach der Anrufung von Isis und Osiris alleinstehenden Schlußwort
bebz vermuten. Dem ?'- dürfte der Wert eines Indikativs zukommen.
Aber vor allem wären die so häufigen Fälle zu untersuchen in denen
es außerhalb der Schlußformeln auftritt; hier ist es wiederum häufig
in der Verbindung mit einem folgenden <-, wie es scheint sowohl
als Nominal- wie als Verbalpräfix. Wenn von den beiden zwei-
stelligen Präfixen ä- kaum als selbständiges sich nachweisen läßt,
so verhält es sich nicht ganz ebenso mit dem <-; ja dieses stellt
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or title in invocations* rechtfertigen, und damit auch die durchgängige Wiedergabe
mit: ,0 Patret!' Nur weiß ich nicht wie er {K S. 34) dann die Gleichung ptrBti
= tret (wobei er an das nub. tirti Herr erinnert; doch vgl. Zeittckr. 1913, 104) be-
gründen will, es sei denn daß er in p- den ägyptischen Artikel erblicke. Ganz un-
bestimmt, ich möchte fast sagen unwissenschaftlich drückt er sich K S. 14 aus: 9 A
curious fact about p is that it can be added or omitted at pleasure in many words
without altering the meaning, and that not only at the beginning of words.*
1 K 14. 36. 84. 89. 127. Sh 1. 14. / 87.
2 K 29. 59. 61. Sh 19. 1 89. 137. In ji-t-fc-6 / 135 steht k für h\ vgl.
p-äi-t-/*-fc Sh 14.
3 m-te-äi-her-bh-ekes K 23.
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4 So erscheint eh oft als ä, aber zuweilen auch als e, so p-s -e-bh-te K 45,
b-k-e-kete K 54, und fehlt ganz in p-s-te K 77. 111. 124.
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180 Hugo Schuchardt.
sich in einem Falle sogar dem j- zur Seite. Es ist das geradezu
ein Rätsel das uns die Grabinschriften in ihrer ersten Hälfte auf-
geben. Ich hatte in dieser Zeitschr. 1912, 416 ff, auf Grund von
M und 1 1 angenommen daß ,geboren* und ^gezeugt' durch (j)ezhelewi
und (j)erikelewi wiedergegeben werden, wenn die verstorbene Person
dem männlichen, aber durch tezhelewi und terikelewi, wenn sie dem
weiblichen Geschlechte angehört. Die damals mir noch nicht zu-
gängliche Sammlung AT hat das nicht bestätigt 1 ; aber wenn ich mich
getäuscht habe, so habe ich nicht methodisch gefehlt. Ich teile die
Ergebnisse aus K und In mit. Die Formen mit te- herrschen
durchaus; die mit je-, e- oder was gleichwertig ist, ohne Vokal er-
reichen noch nicht einmal die Zahl von einem Dutzend:
ÜT 11: (tezhli tezhelewi) j er ikeli jerikelewi
24 : (tezhelewi) jerikelewi
96 : (tezhel tezheli) jezheli (terikel) jeriklewi
{tezhelewi)
101: {tezhelewi) jerikelewi
{tezhelewi) jerikelewi
I 85 : zhelewi erikeleivi
98: fehlt jerikele
Da3 Präfix je- welches wir nach der Analogie anderer Formen,
besonders des an gleicher Stelle so häufigen jetmzelewi für das
ursprüngliche halten müssen, erscheint ganz zurückgedrängt und
fast auf ,gezeugt' beschränkt. In K 96 soll wohl jezheli durch das
unregelmäßig darunter gesetzte tezhelewi berichtigt werden. Ander-
seits sehe ich mich für te- vergebens nach einem festen Halt um.
Kurz ich empfange den Eindruck daß zwei verschiedene Systeme
sich gekreuzt haben, von denen das eine vielleicht in einer fremden
Sprache wurzelt.
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Die Verbal suffixe der Schlußformeln zerfallen nicht wie deren
Verbalpräfixe in zwei getrennte Gruppen. Das bei weitem häufigste
Suffix ist -k(e)te, dafür ganz selten -ke } erweitert zu -ketes und -kes
Ich habe das noch in den von mir versendeten Sonderabzügen anmerken
können,
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Original fronn
Das Mbroitischb. 181
(beides nicht sehr häufig), verkürzt zu ~(e)te\ selten nur fehlt jedes
Suffix. Ob eine Bedeutungsverschiedenheit und welche mit diesen
Varianten verbunden ist, entzieht sich meiner Erkenntnis. Dem auf
dem Pluralsuffix 6 beruhenden nominalen Pluralinfix -6/c- (s. oben
S. 169) entspricht ein verbales Pluralinfix -6A-, das aber wohl eher
einen Objektskasus als einen Nominativ darstellt, z. B. p8ehe-b\}-ekete
zum Sing. pSehe -kste ; in dem seltenen Falle des Auslauts nur
-6 : pSehe-b (das e nach dem h ist ^euphonisch').
Wie viel oder wenig Sicheres uns die Grabinschriften bieten
mögen, darauf oder daran müssen wir weiterbauen. Zunächst schon
erkannten Affixen in dem weiteren Kreis nachgehen (wie ich das
zum Teil getan habe), dann neuen nachfragen, z. B. untersuchen wie
-i
es mit dem s- von swiletvi 1 AT 100 (: wilSwi Bruder K 50 usw.), von
swize I 94 9 (: wize als Titel s. oben S. 178 Anm. 2), dem w- von wjez
I 94 10 (: jez I 94 9 u. ö.) usw. steht Mehr Mühe als die Präfixe
werden uns wegen ihrer größeren Mannigfaltigkeit die Suffixe be-
reiten, die freilich oft durch ihr scharenweises Auftreten uns in die
Augen springen; so lesen wir z. B. / 94 n fünfmal -e§, M8 achtmal
-sni usw. Hier vermissen wir unter den zahlreichen Handhaben die
wir Griffith verdanken, eine sehr wesentliche und bei der regel-
mäßigen Worttrennung die den Inschriften eignet, leicht herzu-
stellende, nämlich einen ,Konträr-index* (d. h. ein alphabetisches Ver-
zeichnis der vom letzten zum ersten Buchstaben gelesenen Wörter),
wie ihn O. Gradenwitz in seinen Laterculi für das Lateinische ge-
liefert hat. Gerade die Denkmäler einer noch dunkeln Sprache er-
heischen einen solchen. Für das Meroitische wäre auch eine Über-
sicht der, größtenteils zusammengesetzten, Personennamen (und zwar
in lateinischer Schrift) erwünscht, welche uns vor allem zeigen würde
welche Wörter sowohl als erster wie als zweiter Teil verwendet
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1 Das Wortverzeichnis enthält switewi K 100 nicht, wohl aber wilBwi K 100:
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Griffith scheint also a* zum Vorhergehenden zu ziehen und das wird durch seine
Übersetzung von peil&l swiletvi bestätigt : ,brother of one belonging to a peshte 1 .
Dafür vermisse ich jede Analogie und Griffith selbst hat K S. 24 die Bedeutung
des ersten Wortes offen gelassen: ,. . . of the peshttf.
Original fronn
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182 HüOO SOHUCHARDT.
sind. Aus der Gestalt dieser Wörter ließen sich mancherlei Schlüsse
gewinnen, aus der Wiederholung des gleichen Ausgangs wie aus seiner
Abänderung. Vielleicht erhielten wir auch von hier aus eine Antwort
auf die Frage ob das Meroitische das grammatische Geschlecht kennt.
Außerdem bilden für uns die Personnennamen, aber ebenso die
Götter- und Ortsnamen in doppelter Hinsicht günstige Ausgangs-
punkte. Sie gewähren uns einerseits Gleichungen mit anderweitig
überlieferten Namen aus der Geschichte und Geographie Nubiens,
und gestatten uns Vergleiche, hinsichtlich ihrer Bildung, mit den
Namen anderer Sprachkreise. Oder weisen, dann und wann, selbst
stofflich in die Fremde. Das scheint mir bei Jesbehe der Fall zu
sein, welches Sh 3. 6. (Sbehe) 20 ein Männername ist, aber — eine
solche Doppelrolle kommt auch sonst vor — M 7 2. 4. 7. 10. 9 3 ein
Titel. Ich erblicke darin den Namen den ein äthiopischer König von
• • • •
Ägypten führte: Seßix&g (vgl. den eines andern Königs von Ägypten
2sßr}%u)v) } wenn auch die betonte Länge des dritten Vokals für Rei-
nischs Deutung des -ho aus nub. -ko (habend) zu sprechen scheint
[Die Stellung des Nuba § 86). Das je- aber setze ich dem a- gewisser
afrikanischer Sprachen gleich, in denen es Substantive aus Verben
ableitet, und verweise auf äth. fH)<Ji, arab, ^^ (Gott) preisen oder
ilg. äbh anrufen. 1
Anderseits dienen die Eigennamen in hervorragender Weise der
Erhellung des Zusammenhangs; an sie knüpfen daher die Entziffe-
rungsversuche für die verschiedensten Inschriften an. Griffith hat
sie mit Meisterschaft benutzt, und vielleicht nirgends mit besserem
Erfolg als in der Kalabsche-inschrift bei ucvi2 f. cv 26 f. :
1 Ich hätte wohl besser äth. X'fliiv arab. ^<o tagen angeführt. Zu spät
entdecke ich nämlich daß die äthiopischen Ktfnigslisten den Namen Apbeha (auch
Asbah) aufweisen, der kaum von dem oben erwähnten verschieden sein dürfte.
Über die Deutung freilich die Halevy JA 1883 11, 454 ff. gibt — auf diese Stelle
hat mich Rhodokanakis aufmerksam gemacht — kann ich nicht urteilen; aber mag
nun Asbefya nur eine Abkürzung der ebenfalls belegten Form Ela-Afbeha sein und
mag dieses mit H. zu übersetzen sein: ,Dieu a fait briller* oder wie man sonst
getan hat: ,celui qui a 6clair6', die Herleitung von dem genannten Verb steht
doch außer Frage.
Original fronn
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ü Q_
TD
Das Meroitibche. 183
qSrelik zik pilqejte von Q. bis Philae
(bqebh) Simlek zik pilqejte von S. bis Philae
(bqebte) Hmlek zik slelejte von S. bis Telelis.
Simle und Pilqe sind sonst belegt; über Qere(li), das mit dem Worte
qere König zusammenhängen wird, ist nichts Bestimmtes auszusagen;
Siele aber wird auf Grund der Worte in der Silko-inschrift: dnd
TlQi(fieo)g) %u)Q TeXrjleayg mit TeXrjXig gleich gesetzt (das also dann
nicht in dem tlslis unserer Inschrift Z. 7 f. wiedergefunden werden
darf). Zu diesen Stellen von I 94 gehören nun zwei andere in
#47 und 121:
ant beqhw zik pezemejstite ,prophet of bßqakhaw as far as Pezeme'
ant beqfyw zik . . .
Zu zik bis sind zu vergleichen die Präpositionen kunama aUk bis
(von äth. }\t\Xi) und barea eSük bis (aus dem Tigrö entlehnt) und
die Postposition barea Hgid bis ; s. d. Wtbb. von Reihisch.
Zu S. 164f, Lidzbarski hat in den Sitzungsber. der Berliner
o
Akad. derWiss. 1913, 298 über den Abstand des Libyschen wie es
uns in den alten Inschriften entgegentritt, vom heutigen Berberisch
sich in ähnlicher Weise geäußert wie ich über den des Meroiti-
schen vom Nubischen. Ein eingehender Vergleich beider Verhält-
nisse würde wesentliche Unterschiede bloßlegen und gerade dadurch
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Original fronn
Schrift und Sprache.
Von
C. Missen - Meyer.
(Fortsetzung.)
Es wurde schon (Jan.-Heft, S. 17, A. 3) erwähnt ; daß für den
Begriff ,um', ,herum' im Chinesischen das graphische Zeichen J3
besteht. Dasselbe Zeichen bedeutet aber auch ,Mund'. Recht verständ-
lich wird das, wenn man die ersten Zeichnungsversuche von Kindern
betrachtet. Allen diesen fällt es sehr schwer, runde, d. h. symmetri-
sche runde Linien zu zeichnen. Sie pflegen daher den geöffneten
Mund (also eine ,runde Höhlung') durch ein einfaches längliches
Viereck wiederzugeben, etwa genau so ; wie der Mund der soge-
nannten Nußknackerfiguren in der Regel dargestellt wird oder wie
Wilde den Mund ihrer abscheulichen, oft auch noch greulich be-
zahnten Götzenbilder nachzubilden pflegen.
Das Viereck kam weiter dann in dem Worte pau ,Festung'
vor und ebenso in dem Schriftzeichen für vier, |7tj, gesprochen s8,
letzteres offenbar das Bild eines Lagers mit feindessicherem Ein-
gang, dieser dargestellt durch zwei Eingangswälle mit einem zurück-
gebogenen Verteidigungskopf am Ende.
Wenn nun auch das Wort sS mit dem Begriffe Lager oder
Festung lautlich nicht in Verbindung steht (vgl. weiter unten),
sondern eben nur das Zeichen den Begriff ,Lager' wiedergeben
soll, d. h. die Zeichnung eines Vierecks in diesem Falle wirklich und
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voll berechtigt ist, so führt dieses Zeichen doch wieder zu anderen,
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Schrift und Sprache. 185
ganz lehrreichen Gedanken hinüber. Während nämlich iin Chinesi-
schen nur das Schriftzeichen für die Zahl 4 ein viereckiges
festes Lager bedeutet, sind es im Indogermanischen die Worte, die
für die Zahl 4 gelten, die etwa die Bedeutung festes Lager' haben
müssen. Denn es läßt sich ziemlich sicher beweisen, daß Worte wie
Deutsch flier', Gothisch fidwör, Kymrisch pedwar, Oskisch petora,
Griechisch tessares (aus pessares), Lateinisch quattuor, Altindisch catur
(aus catvär oder eigentlich catvasr-as 1 ) nichts weiter bedeuten als
^vierseitiger Schutz*. Nicht allein der Begriff, sondern auch der Laut
(und mit letzterem genau genommen dann auch die Schreib weise)
lehnten sich hier also an den Begriff ,Festung' oder genauer vier-
eckiger Schutz wall' (Schutz wand) an. Im deutschen Worte
,Wall' (oder ,Wand') hat sich die Mittelsilbe } va' oder ,wa l (vgl.
oben fidwör, pedwar, catvasras) anscheinend sogar recht gut erhalten.
Der Beweis für diese Behauptungen, der a. a. O. geführt werden
wird, würde hier allerdings zu weit abführen. Doch sei wenigstens
noch auf die beiden alten altindischen Wurzeln ,pat' beherrschen,
im Sinne von beschützen und cat , verbergen*, dieses ebenfalls im
Sinne von beschützen hingewiesen. Diese beiden Wurzeln, nament-
lich deren Bestandteile ,pa c und ,ca' waren also die Ursache, daß
noch heute eine gewisse Ähnlichkeit, z. B. zwischen Deutsch vier,
Gothisch fidwör und Festung, Griechisch pessares und (ske)pas*
, Schutzdach' oder polis feste Burg, beziehungsweise Altindisch
pattana Stadt, altindisch catur aus catvär und catvaras ein festes
Schloß oder endlich Lateinisch quattuor und castra festes Lager
• •
besteht. Am auffallendsten ist natürlich die Ähnlichkeit zwischen
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catvär, beziehungsweise catvasras und catvaras.
1 Übrigens entstand auch pessares wahrscheinlich mal aus patvasres. Es
könnte wenigstens das lange o in fidwör auf eine solche Form hindeuten.
* Im Worte ^skepas 1 ist die erste Silbe >ske l = der Silbe ,schü' in unserem
Worte »schützen*, das (vgl. F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache) auf althochdeutsches skutisön weist, in welch letzterem Worte wieder die
altindogermanische Wurzel Jeu 1 bedecken, verbergen stecken muß, d h. also wahr-
scheinlich die Wurzel, die hier oben .ca* benannt ist.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
186 C. Nissbn-Mbyer.
Da natürlich Wortbildungen wie die hier erwähnten indogermani-
schen erst aus ziemlich später Zeit stammen können (wenn auch
aus wesentlich früherer Zeit wie das chin. Schriftzeichen ßtj), so
müssen im Indogermanischen früher doch wohl mal andere Wort-
bildungen für die Zahl 4 bestanden haben. Und tatsächlich läßt sich
auch das in gewisser Hinsicht nachweisen, z. B. an dem griechischen
Götternamen c Ermes oder Hermes oder dem Wort Lyra, das wahr-
scheinlich nur die Vierseitige bedeutete oder doch mal so gedeutet
wurde. Mit Hilfe des Namens c Erm6s (Hermes) ist der Beweis
sogar verhältnismäßig leicht und sicher. Um das zu verstehen, sei
zunächst daran erinnert, daß die Etymologen der alten Zeit natür-
lieh oder doch der Regel nach nur nach dem Wortlaute etymo-
logisierten, beziehungsweise nur etymologisieren konnten. Nun ent-
o
standen aber ferner alle Sagen, die sich an Götternamen knüpften,
wohl nicht von ungefähr, sondern erhielten ihren wohlbegründeten
Sinn entweder gleichzeitig mit beziehungsweise durch die Art der
Wortentstehung selbst oder aber nachträglich, indem schlaue Leute
TD
(Priester z. B.) in die betreffenden Worte etwa das hineinlegten, was
der Klang des Wortes zu besagen oder ihnen nützlich schien. Da
nun *Ermes oder Hermes im ersten Teile /er' oder ,her' an € erme-
neus Ausleger (dieses mit dem Stamme ,ser', wie derselbe ebenfalls
im Griechischen 'eirö ,rede', < ermeneia die ,Rede' oder im Lateini-
sehen sermo, desgleichen ,Rede' bedeutend, steckte) deutlich an-
klang, aber auch an 'erpein kriechen, so ward 'Ermes einmal im
° E
Anschluß an Worte wie 'ermeneus, 'ermeneia usw. zum , Redner'
oder , Sprech er' der Götter, d. h. also zum Götterboten, dann aber
ferner noch im Anschluß an 'erpein ,kriechen* mit der Schlange,
beziehungsweise deren Eigenschaften in gar vielfache Verbindung
gebracht. Hieher gehören z. B. die Pandorasage, d. h. die Sage,
nach der 'Ermös'dem ersten Weibe, der ,Pandora', die erste Lüge
lehrte, letztere eine Eigenschaft, die ja vielfach als ursprünglich von
der doppelzüngigen Schlange kommend, angenommen wurde. Laut-
lieh ganz deutlich auf die Schlange weist ferner der Name des
Götterrosses ,Sleipner', das der nordische Vetter des Hermes (des
Original fronn
Schrift und Sprache. 187
Hermodr der Nordischen Sage) zu seinen Botengängen von seinem
Vater Odin geliehen bekommt, am damit geräuschlos und behende,
d. h. wie die ^Schlange' durch die Luft zu ,gleiten*. Denn dieses Wort
Sleipner enthält den Stamm slip, d. h. denselben Stamm, den wir im
englischen Worte für gleiten slip oder altindisch srip kriechen, be-
ziehungsweise sarpa Schlange und ähnlichen Worten wiederfinden. x
Das alles interessiert uns hier aber weniger wie die Tatsache,
daß dem Hermes im Griechischen am 4. eines jeden Monats Opfer
gebracht wurden, in Argos ihm sogar der ganze vierte Monat, über-
haupt die Zahl 4 ihm in ganz Griechenland als geweiht galt. Warum?
Nach der Sage deshalb, weil er am vierten eines Monats geboren
sein sollte. Da aber eine Einteilung der Zeit in Monate doch wahr-
scheinlich erst viel später als die Sage entstanden sein wird, noch
o
dazu eine Monatseinteilung, die wie die Weihung eines ganzen
vierten Monats sogar auf eine Jahreseinteilung hinweist, so muß
wohl ein anderer Grund für die Verbindung der 4-Zahl mit dem
Namen Hermes vorhanden sein. Und dieser Grund läßt sich auch
feststellen. Es ist nämlich nur der, daß im Namen des Hermes auch
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(T3
1 Selbst die Paradiesessage mit der sprechenden Schlange hat ähnlichen
Grund; und immer aus ahnlichem Grunde berichtete die Sage davon, daß Herakles,
dessen Name ja auch mit 'er oder her begann, schon in der Wiege zwei Schlangen
tötete. Übrigens steht ,Z* oder ,?•' in gewissen Fällen lautgesetzlich mit n gleich.
Daher z. B. Altindisch sarpa oder sa + r + pa, eigentlich dieselbe Bildung (wie
a. a. O. bewiesen werden wird) wie Englisch snake, dieses = s + na + Jce oder
Niederdeutsch Snäfc y in welch letzterem Falle ja ebenfalls wieder eine gewisse
Lautähnlichkeit zwischen Snäfc (Schlange) und snakken besteht, dieses bekanntlich
das niederdeutsche Wort für »Sprechen*. Es ist sogar ziemlich leicht zu beweisen,
daß diese Ähnlichkeit in vielen Sprachen auf ganz natürliche Weise dadurch ent-
stehen mußte, daß das Sprechgeräusch von dem wort- und begriffsarmen
Menschen der alten Zeit mit dem Murmeln oder Fließen des Wassers recht gut
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verglichen werden konnte und auch wurde. Man vgl. z. B. die noch heute ge-
bräuchlichen Bilder , Gemurmel*, »fließende* Rede, ,Wortsch wall* usw. Da
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nun fließen aber ebensogut auch mit gleiten, d. h. kriechen oder der Schlange in
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Lautverbindung treten konnte, mit andern Worten den eben nach dem Wortlaute
etymologisierenden Menschen der alten Zeit dazu verführen konnte, auch Schlange
mit fließen in Verbindung zu bringen, so trat eben auch Schlange mit sprechen
in Verbindung. Näheres darüber a a. Stelle.
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188 C. Nisskn-Meyer.
noch oder zugleich noch die Wurzel oder das Wort verborgen sein
muß, das vor den heute geltenden Worten für die Zahl 4 im
Indogermanischen früher im Gebrauch war, eine Wurzel, die be-
zeichnenderweise dann noch in ,Lyra', dem Worte für ein vier-
saitiges Instrument verborgen sein muß, d. h. dadurch eben zum
Anlaß wurde, daß auch die Erfindung dieses Instrumentes dem
Hermes zugeschrieben wurde. Nach einer anderen, eigentlich noch
bezeichnenderen Form der Sage sollte Hermes sogar nur und gerade
nur die vierte Saite der ursprünglich bloß mit drei Saiten ver-
sehenen Lyra hinzugefügt haben.
Wir wollen diese Wurzel hier mal ,re c oder y le ( nennen, auf
welche Form sich tatsächlich noch heute die bei manchen Völkern
für den Begriff 4 im Gebrauche befindlichen Worte mehr oder weniger
leicht zurückführen lassen, eine Form, die ferner außer in Worten
wie Reptil, lateinisch repere, deutsch kriechen, altindisch sarpa
Schlange, ja sogar auch in dem deutschen Worte ,Schlange' und
dann vielfach noch in Worten für den Begriff lang (daher dessen
Anklang an Schlange) erscheint und von hier aus dann auf den
Begriff viel, Ende, unendlich usw. übersprang. Nun aber hörten bei
dem Begriff ,vier r ursprünglich mal die echten Zahlworte unserer
Vorfahren auf, da ging also die Kunst des Zählens mal zu ,Ende'.
Die Galibi in Süd- Amerika in der Nähe des Orinoko bezeichnen z. B.
noch heute die ihnen fehlenden höheren Zahlen als vier einfach da-
durch, daß sie bei ,5' die Hand zeigen, im übrigen aber ein ent-
sprechend starkes Büschel ihrer Kopfhaare in die Hand nehmen.
Das hier behauptete wird weiter recht deutlich noch heute
durch die Bildung der Zahlworte für 6, 7 und 8 in der Herero- be-
ziehungsweise Ovambosprache bestätigt. Denn es ist im:
Herero Ovambo
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1 = mue 6 = hambou-mue 1 = mue 6 = ha-mano
2 = vari 7 = hambo-mbari 2 = alt 7 = heali
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3 = tatit 8 = hambo-ndatu 3 = tatu 8 = he-latu.
Eine entsprechende Bildung für ,9' besteht allerdings nicht. Das
ist aber ohne Bedeutung hier für uns.
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Original fronn
Schrift und Sprache. 189
Bei 4 also, da begann in alter Zeit der Begriff ,viel', dieser
Begriff ,viel* natürlich mit dem Begriff ,lang' nahe verwandt und
,lang' wieder noch mit Worten wie schlank, rank, ranken, d. h.
kriechen, franz. ramper usw. begrifflich eng zusammenhängend. 1 Mit
Schlange konnte nun aber ferner auch ebenso gut der Begriff Gift,
d. h. ,tot' oder ,sterben ( in Verbindung gebracht werden und so ward
ein anderes Wort (wir wollen es hier mal sS nennen), das ebenfalls
für Schlange in Gebrauch gekommen war (näheres über die Ent-
stehung dieses Wortes a. a. O.), zugleich die Bezeichnung für tot
oder sterben, und zwar auch hier oft neben Begriffen wie lang, viel
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usw. Daher also hat chin. s8 (das für den Begriff Schlange heute
allerdings in der Form sch8 erscheint) neben Tod oder sterben
die Bedeutung vier, ein Wort, das lautgesetzlich (und zwar mit
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—
1 Sehr leicht ist der Zusammenhang von Begriffen wie lang, viel, beziehungs-
weise vier auch noch in den Bantusprachen, z. B. im Herero (und Ovambo), fest-
zustellen. So heißt im Herero (oder Ovambo) re (oder le) lang, vier in beiden
Sprachen aber ne und groß nene, dieses im Herero dann wieder noch vielbedeutend
(das n ans ne steht hier gleich l oder r).
Daß die Wurzel re oder le aber ursprünglich gleiten oder fließen, beziehungs-
weise damit auch kriechen bedeutete oder doch diese Bedeutung sehr früh mal
angenommen hatte, ist ebenfalls in allen Sprachen (auch in der chinesischen) durch
den Zusammenhang von Worten wie kriechen, gleiten, Fluß, fließen, Fett (das
beim Braten am offenen Feuer, wie es wilde Völker noch heute tun, zuerst ,Davon-
fliessende'), regnen usw. leicht nachzuweisen. Vgl. z. B. die fett gedruckten
Laute in den genannten deutschen Worten, beziehungsweise noch das Wort Fluhm
(rohes Fett). Sehr sicher ist der Beweis gerade wieder in den Bantusprachen. Der
Gießbach heißt beispielsweise im Herero omuramba, dieses = Präfix ,omu l -f- ra -}-
va (über mba = va siehe vorhergehende Seite vari und hambo-rabari) und regnen
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F P.
ist roka y dieses ähnlich aus ro -f- va entstanden (roora stark regnen). Verfolgen wir
das Wort roka nun weiter, so mußte dieses Wort im Ovambo zu. loka werden, da
hier für r stets l steht. Wurde aber nun ein Wort wie loka präfigiert (nämlich
wenn es substantiviert wurde), so konnte dies sowohl durch (ozo — ) oo oder omu
geschehen, wobei dann lautgesetzlich aus ooloka y oondoka < (n ist Gleitlaut, d für
l, beziehungsweise r stehend) und aus omu loka omu longa (ng für k) werden mußte.
Tatsächlich existieren beide Worte nämlich oondoka mit der Bedeutung Fett
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und omu longa mit der Bedeutung Fluß. Im Chinesischen zeigen eich die erwähnten
Lautzusammenhänge in Worten wie litt fließen, lang Welle, lao Überschwemmung,
lex Tränen, lin niederströmen, la Wachs, lung Drachen usw. (Vgl. hier deutsch
Lindwurm, 9 Lind c verwandt mit altnordisch linnr Schlange )
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes. XXVII. Bd. 13
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190 C. Nissen-Meyer.
gleichen Bedeutungen) malayopolynesisch zu ha (z. B. in der Sandwich-
sprache) oder fa (z. B. in der Marquesassprache) werden konnte,
Avelches Wort fa dann wieder im Malayschen als effa für Ende und
effat für vier erscheint. In Tonga aber bedeutet fa viel und über-
mäßig.
Zufall ist es also nicht, daß das Chinesische sS genau so gut
wie das Sandwich Aa, beziehungsweise Marquesas fa sowohl vier
wie sterben heißt.
Wenn wir nun wieder zu der viereckigen Zeichnung P für
Mund zurückkehren, so trifft der Grund, diesen viereckig zu zeichnen,
natürlich noch für viele andere runde Dinge zu. Das läßt sich im
Chinesischen denn auch sofort an manchen anderen Schriftzeichen
feststellen, z. B. bei denen, die für solche runde Dinge wie Sonne
[J und für Mond J^ in Gebrauch sind. Ja sogar das oval geformte
Auge hat das eckige Zeichen £jj . Das einfachste Zeichen ist hier
natürlich das für Sonne, dieses ein einfaches Viereck mit Füllstrich
darstellend. Striche nur mit der Bedeutung zu füllen werden wir
weiter unten noch mehrere kennen lernen. Aus dem Zeichen für
Sonne entstand dann in sehr einfacher Weise das Zeichen für Mond,
welch letzteres ja nur die beiden Seitenstriche der Sonne etwas ver-
längert hat, beziehungsweise das Zeichen für Auge. Letzteres Zeichen
ist aber noch in anderer Weise bemerkenswert. Denn abgesehen
von der ovalen Form des Auges, die ja sehr wohl an die runde
Form der Sonne und des Mondes erinnern konnte, liegen anscheinend
noch andere Gründe vor, die zu der Übereinstimmung dieses Zeichens
für Auge mit dem für Sonne und Mond beigetragen haben, Gründe,
die sogar in der Lautsprache und zwar Sprachen des allerver-
schiedensten Stammes eine Parallele finden. In vielen derselben
sind nämlich die Worte für Sonne, Mond und Auge entweder wirk-
lich von ein- und derselben Grundwurzel oder doch nur von einer,
der Zahl nach ziemlich engbegrenzten Anzahl von Wurzeln gebildet,
und zwar alle Wurzeln, die in erster Linie für Feuer oder über-
haupt Glanzbegriffe angewendet worden sein müssen. Um das sicher
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zu erklären, muß allerdings etwas weiter zurückgegriffen werden.
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Schrift und Sprache. 191
Glanz hängt vor allem und in erster Linie mit Feuer zusammen.
Feuer entstand aber aus Holz. Naturgemäß mußte also diejenige
Wurzel, die Holz bezeichnete, leicht auch auf Feuer und Glanz
übergehen. Und tatsächlich läßt sich namentlich von einer Wurzel,
die vorzugsweise den Begriff Holz bezeichnete, leicht nachweisen,
daß sie unendlich oft auch in Worten vorkommt, die das Feuer
benennen. So entstand z. B. unser Wor£ ,Holz* wahrscheinlich aus
vorgermanischem kaidos, d. h. aus einem Worte, das sich auf die-
selbe Grundwurzel aufbaut, die sich im lateinischen caldor Wärme,
Hitze oder calidus warm, heiß wiederfindet und wenn bei uns die
Worte heiß und Hitze denselben Anfangsbuchstaben haben wie Holz,
so ist das ebenfalls nicht ohne Grund. Ja wir werden a. a. O. nach-
weisen, daß selbst im chinesischen chuo Feuer, j& Sonne und yüe
Mond genau dieselbe Grundwurzel steckt wie in kaidos, caldor,
calidus Holz, Hitze usw. Im Indogermanischen steckt dieselbe Wurzel
ferner noch im griechischen kaiö brenne, im hebräischen jöm Tag,
jareach Mond, ferner im Herero yera scheinen, eyuva Sonne (e ist
Präfix) usw. usw. Allerdings ist die ursprüngliche Form der Wurzel
hier überall schon so verändert, daß sie nicht so ohne weiteres
herausgeschält werden kann. Hat man aber erst mal die ursprüng-
liche Form gefunden, so ergeben sich sofort diejenigen Lautgesetze,
nach denen diese Wurzel weiter gewandelt wurde, nicht allein von
selbst, sondern es läßt sich die Richtigkeit der Wandlungen an hundert
und aber hundert Beispielen durch Probe und Gegenprobe, und zwar
in den verschiedensten Sprachstämmen sicher nachweisen. Hier würde
dazu allerdings zu weit ausgeholt werden müssen, zumal diese Wand-
lungen in einer ziemlich großen Verschiedenheit nachzuweisen sind,
z. B. unter anderem auch erklären, warum gerade die Kehllaute
im Indogermanischen unter so ungeheuer wechselnden Formen er-
scheinen. Jedenfalls aber ist es nur genau dasselbe, wenn wir im
Chinesischen für chuo Feuer z. B. das Schriftzeichen fc finden,
d. h. anscheinend zwei gegeneinander gelegte Holzscheite mit sprü-
henden Funken oder wenn kau brennen, rösten jtf£ das Zeichen
für Holz ^ mit dem für Baum J^ vereinigt und das Zeichen für
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Original fronn
192 C. Nissen-Meyer,
mü Holz ^ wahrscheinlich doch nur zwei Holzscheite gegen ein
drittes und viertes, beziehungsweise gegen das verkürzte Zeichen
für Baum gelegt, darstellen soll.
Außer dieser Wurzel, die in solchen Begriffen wie ,Feuer',
,brennen* usw. steckt, kannte der Mensch aber bald noch zwei
andere Wurzeln für Begriffe dieser Art. Nämlich eine zweite, die
mehr den Sinn von feuchtend brennen', d. h, feuchten' hatte (wie
sie z. B. gerade in unseren Worten ,leuchten', ,Licht* und , Lampe'
steckt, aber auch im altind. ravi Sonne, arab. när Feuer usw.).
Und endlich eine dritte, die wieder nur mehr einen ,milden Glanz'
(Schein) bezeichnen sollte, z. B. den milden Glanz des , Mondlichts'
oder den Schein eines ,glitzernden Steines' usw.
Die erste dieser beiden letzterwähnten Wurzeln kann hier für
unsere Ausführungen übergangen werden, obwohl gerade diese Wurzel
leicht und sicher in vielen Sprachen und zwar des allerverschieden-
sten Stammes nachzuweisen ist. Wichtiger aber für uns ist hier die
oben zuletzt erwähnte dritte Wurzel, die wir mit m + Vokal be-
zeichnen können, eine Wurzel, die lautlich sogar sehr konservativ
gewesen sein muß. Wir finden diese Wurzel z. B. im chinesischen
mü Holz, ming glänzend; aber auch in vielen Worten für ,Mond'
und ,Auge', das heißt z. B. im neugriechischen mati Auge, littauisch
matau sehen, Herero muna, desgleichen Hottent. raus Auge, mu
sehen, Sandwichsprache maka Auge, makai sehen, altindisch mos
Mond, altgriechisch min Monat im Sinne von Mond, deutsch Mond,
Sandwich meama desgleichen, mahina, entstanden aus ma + hina
(letzteres ,weiß' bedeutend), ebenfalls der Mond, Kisuaheli mezi,
Herero omuezi aus omumezi desgleichen usw. usw. 1
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1 Die Idee, das Auge als das Glänzende aufzufassen, ist weit verbreitet. So
heißt im Griechischen gelaö lache (d. h. glänze), gtene aber Augenstern, ghno*
Prachtstück, welchen Worten wieder kymrisch glain Juwel und deutsch Kleinod
verwandt ist, und Griechisch glatix die Eule bedeutet eigentlich die ,Glanzäugige'.
Allerdings haben wir hier ja nicht die Glanz bedeutende Wurzel m -j- Vokal, sondern
wieder die andere, oben als erste erwähnte Glanzwurzel. Aber es zeigt sich doch
auch in diesen Worten derselbe Gedankengang. Übrigens sprangen alle drei hier
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Schrift und Sprache. 193
Das also war es, was im Chinesischen jedenfalls mitwirkte, die
Zeichen für Sonne, Mond, glänzend, klar und Auge so ähnlich zu
gestalten. Das Auge heißt aber im Chinesischen auch noch ,yen g ,
d. h. wird hier wieder mit derselben Wurzel bezeichnet, die in yüe
Mond, j$ Sonne stecken muß (a. a. O. wird das sogar sicher bewiesen
werden). Dieses ,yen c wird nun aber |^ geschrieben, d. h. mit dem
Zeichen für Auge p + dem Zeichen J^. Ahnlich finden wir das
letztere Zeichen aber auch in dem chin. Worte } men c f^ Tür wieder,
hier anscheinend zwei Pfosten bezeichnend, an die zwei einander
gegenüberstehende Türklappen gehängt sind, diese Türklappen mit
je einem Füllstrich versehen. 1 Wie bereits oben erwähnt, kommen
Füllstriche derart wie wir sie bei Sonne, Mond und Auge, beziehungs-
weise hier bei Tür finden, recht häufig vor, sehr deutlich z. B. in
genannten Wurzeln dann immer weiter noch auf alle möglichen Glanzbegriffe über,
die Wurzel m -|~ Vokal namentlich auf solche milden Glanz bezeichnende Begriffe
wie Spiegelung, Spiegel und damit dann auch auf Wasser (das oft ja sehr gut
wiederspiegelt) und Wasserbegriffe; ferner ebenfalls von spiegeln ausgehend auf
bewundern, Wunder, ja sogar auf glätten, glatt oder glänzend, reiben, zerreiben
usw. usw. Das gehört aber nicht mehr hierher. Doch vergleiche man noch Worte
wie franz. miroir Spiegel, lat. mirain bewundern, Sandwich mili bewundern, milimili
mit Neugierde betrachten, chinesisch miau wunderbar und andere Worte. Auch in
dem mant von Diamant steckt übrigens die Wurzel m -f- Vokal und ebenso im
lat. mare Meer, madidus feucht. Selbst unser Wort Regen (entstanden aus mreghno)
zeigt vorn den Rest der Wurzel m -\- Vokal.
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1 Die Tür heißt auch chu f d. h. eigentlich ,Schutz' (wie a. a. Stelle bewiesen
werden wird) und wird dann Ej geschrieben. Offenbar ist dieses Zeichen älter
als das oben erwähnte für men y zumal die ersten Türen, die entstanden, kaum
mit doppelten Flügeln versehen sein werden, wie das Zeichen Pn anzudeuten
scheint. Ist nun aber auch das Zeichen für ^men 1 neueren Ursprungs wie das
Zeichen für cAw, so wird jedenfalls das Wort men nach dem oben Entwickelten ein
ganz altes sein. Man kommt zu dem Gedanken aber nicht allein auf Grund der
Wortform (Wurzel m -f- Vokal), sondern vor allem auf Grund des Gedankens,
daß die alten Türen eigentlich nur die einzigen Lichtöffnungen waren, die
sich in den ältesten Behausungen des Menschen (Höhlen, Laubhütten usw.) be-
funden haben können. Die Tür war also gleichsam das Auge des Hauses, durch
das einmal Licht hereindringen, das andere Mal der Einwohner hinaus in das
Freie schauen konnte. ,ilfen' kann also sehr wohl ursprünglich mal »Lichtloch*
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bedeutet haben, d. h. sehr mit Grund die Wurzel m -f~ Vokal enthalten.
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194 C. Nissen- Meyer.
dem Zeichen für Feld {JJ> das doch zweifellos aus dem Zeichen
für eine weite Fläche (d. h, einem Viereck fj ), mit zwei Füllstrichen
bestehen wird. Die Tür ist aber nun der Abschluß eines Durch-
gange s, d. h. mit anderen Worten ein Verschluß. Daher also J^,
das Zeichen für den Begriff , Grenze' (chin. >gen') } daher aber auch
wohl das Auge yen = ||^, d. h. zusammengesetzt aus Q mü Auge
und J^ Augendeckel und endlich das Zeichen ^ aus ähnlichem
Grunde für } dien^ dieses als Verbum mit dem Begriff ,trennen', als
Hauptwort mit dem von ^Zwischenraum'. Von der großen Verwen-
dung, die gerade das Zeichen für Tür p^ ,men' im Chinesischen
erfährt, sei hier übrigens gleich noch eine erwähnt, die uns zu der
chinesischen Pluralbildung führt. Bekanntlich kennt der Chinese
nicht eine Deklination in unserem Sinne, sondern er bildet den
Plural entweder in der Weise, daß er das in den Plural zu setzende
Wort einfach verdoppelt (Jen Mensch, jen-jen Menschen), oder
zweitens durch Zusatz eines geeigneten Adjektivs (nü Weib nü y döu
sehe . . ., d. h. ,Weib alle sind' oder ,alle Weiber sind . . .'), oder
endlich durch den einfachen Zusatz ,tnöu c geschrieben f^, d. h. mit
dem Zeichen für Mensch ( f ) + dem für Tür (P^). Offenbar ist
von diesen Pluralbildungen die einfache Verdoppelung die allerälteste,
denn man trifft eine ähnliche Art der Pluralbildung ja vielfach bei
den ersten Sprachversuchen unserer Kinder, wenn diese z. B. ,Hund*
= ein Hund und , Hund-Hund' = mehrere Hunde bilden. Die jüngste
dagegen wird die mit dem Zusatz döu ,alle' sein, denn sie setzt
schon eine recht vollkommene Satzbildung voraus. In der Mitte
stände demnach also die Pluralbildung mit men, trotzdem diese
zweifellos auch eine sehr sehr alte sein wird. Bei dieser Bildung
mit ,wen ( ist nun aber weiter noch interessant, daß sie nicht allein
nur bei solchen Worten, die Personen bezeichnen, angewendet werden
kann, sondern daß sie bei den Personalpronomina sogar die allein
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mögliche ist. Es heißt also
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ta er, sie, es ta-men sie.
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Schrift und Spbachb. 195
Und es ist auch klar, warum nur die Plural bildung in dieser
Form hier angewendet werden kann. Wie nämlich die Bibel häufig
die Wendung ,ich und mein Haus' im Sinne von ,ich und meine
Sippe' oder ,wir' anwendet, so sagte der alte Chinese:
,ich und meine Tür', Tür hier im Sinne von Haus, d. h. ,wir',
,du und deine Tür', d. h. ,ihr' und endlich
,er und seine Tür' oder ,sie'.
Natürlich war bei dieser Pluralbildung die Zusammenstellung von
,Tür' mit dem Singularpronomen ,ich' zur Bildung der Vielheit voll-
kommen bewußt geschehen, und zwar sowohl hinsichtlich der Wort-
wie der Zeichenwahl, wie ja auch die schon früher besprochene
Zusammenstellung der Einzelzeichen in den Worten für Fuchs
(= roter Hund), für Festung (= viereckiger Schutzwall aus Erde und
Pallisaden), für schneiden, teilen usw. nur bewußt geschehen kann.
Und Gleiches trifft überhaupt wohl für alle Zeichen z u s am m e n-
stellungen zu, selbst wenn diese heute nicht mehr so ohneweiters
auszulösen sein sollten. Zu beachten ist aber bei allen diesen Zu-
sammenstellungen noch, daß für dieselben nicht allein der Begriff,
sondern zuweilen auch der Laut ausschlaggebend war. Zum Beweise
betrachten wir hier gleich noch einige Worte, die ebenfalls wieder
das Zeichen Tür enthalten : Zuerst das Wort tschuang, das u. a.
rauh, roh oder brüskieren bedeuten kann. Es wird dann |||j ge-
schrieben, d. h. mit dem Zeichen für Tür p^ und dem für Pferd Jjjfe.
Wir würden uns diese Schreibweise nur schwer erklären können,
wenn nicht ebendasselbe auch noch eine andere Bedeutung, nämlich
die von ,eilig eintreten' hätte. Denn erst dadurch wird klar, daß
das Zeichen für rauh, roh oder brüskieren nur deshalb so ent-
stand, wie es ist, weil ihm der bewußte Gedanke zugrunde lag,
,unan gemeldet und ohne Förmlichkeit', d. h. wie ein ,Tier* (Pferd)
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Das Wort tschuang, allerdings mit etwas anderem Tonfall, be-
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deutet aber weiter noch Fenster und wird dann ^ oder ^ ge-
schrieben, d. h. mit einer Zusammenstellung von Zeichen, deren
Teilzeichen noch in tsckuan %£ durchbohren (^ = ya Zahn),
Original fronn
196 C. Nissen-Mbybr.
beziehungsweise in pien }y> Stück, Tablette, Tafel vorkommen. In
dem Zeichen ^ der Zusammenstellung ^ scheint also mehr der
Laut, in dem Zeichen j^ und ^f mehr der Begriff über die Wahl
des Zeichens entschieden zu haben.
Ein Beispiel einer ganz genauen Lautwiedergabe durch ein
Teilzeichen in einem zusammengesetzten Zeichen findet sich dagegen
in dem Worte fen befehlen Jf&, das aus dem Zeichen für Mund
P + dem hier nur auf den Laut hinweisenden Zeichen des Wortes
fen teilen oder Teil fy (wie erwähnt, letzteres aus den Zeichen für
,8' und ,Messer' bestehend) zusammengestellt ist; ferner in dem
Worte gen Baumwurzel >|tj|, zusammengesetzt aus dem Zeichen für
Holz ^ (mü) und dem für Grenze j^, ebenfalls gen gesprochen
usw. usw.
Zum Schluß sei hier nun nochmals kurz auf die im vorher-
gehenden Artikel bereits erklärte Ursache der Lautähnlichkeit zwi-
schen deutsch Buch und Buche, chinesisch schu Buch und schu
Baum zurückgekommen, und zwar nur um zu zeigen, wie die Be-
griffsentstehung dieser Worte auch in anderer Weise noch nach-
wirkend ist. Abgesehen nämlich davon, daß im Deutschen das Wort
Buchstabe (Buch + stab) sich nun leicht erklärt, beziehungsweise
im Altnordischen sogar stafr allein für Buchstabe vorkommt und im
Griechischen graphein (mit der Bedeutung , schreiben') etymologisch
unserm Worte kerben und glyphein (Hieroglyphen) unserin Worte
klüften entspricht, erklärt sich ferner noch warum anscheinend jede
Schrift der ältesten Zeit genau wie einzelne Schriftarten noch heute
die einzelnen Zeilen von links nach rechts (nicht also von rechts
nach links) oder von oben nach unten laufen ließen. Ein mit
der rechten, das heißt mit der geschickten Hand etwas auf einen
Schreibstab einkerbender, mit der linken Hand also den Stab
festhaltender konnte eben nur rechts oder oben anfangen, weil
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sonst links oder oben ein Raum (nämlich da, wo die linke Hand
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lag), frei geblieben wäre, auch bei einer Einkerbung von rechts
nach links durch die festhaltende, d. h. immer unmittelbar nach-
folgende linke Hand das bereits geschriebene verdeckt werden
_. f^ m-ml/> Original fronn
Schrift und Sprache. 197
mußte, ein Nachteil, der bei der nur langsam erwachsenden Kerbe-
schrift gewiß recht in das Gewicht gefallen wäre.
Der Baum (bei den Indogerm. speziell die Buche) spielte also
eine große Rolle in dem Leben unserer Vorfahren; größer noch wie
für die Schrift war die Bedeutung des Baumes allerdings im übrigen
Leben derselben, z. B. als Zufluchtsstätte und Wohnort (näheres
darüber a. a. O.), dann als Lieferant von Feuer-, Heiz- oder Koch-
material, hier speziell für die Indogerm. wieder der Buchenbaum,
und zwar vor allem deshalb, weil sich gerade das trockene Buchen-
holz sehr gut als Reibeholz zur Erzeugung von Feuer eignete. Ab-
gesehen nämlich davon, daß sich dieses durch entsprechende Wort-
vergleiche ziemlich leicht und sicher feststellen läßt (allerdings würde
das hier wieder zu weit führen), geht das aus einer anderen Ent-
deckung hervor. Vor einiger Zeit sprach nämlich der Agramer
Forscher Gorjanowic-Krambbrger über ein vermutliches Feuerholz
des Urmenschen, einen 88 mm langen und 10 — 15 mm dicken
Buchenholzstab, den er 1904 in Krapina in den mit Tier- und
Menschenresten erfüllten diluvialen Sanden gefunden hatte. Die
Struktur des Holzes hatte sich so vortrefflich erhalten, daß man
das Stäbchen sofort als aus Buchenholz hergestellt erkennen konnte,
sogar daß die Oberfläche, die wegen der Faserung längsrippig war,
die weicheren Teile nur infolge der Länge der Zeit verloren haben
konnte. Dagegen ließ die viel stärkere Rippung des unteren ab-
gerundeten Endes deutlich erkennen, daß diese durch Quirlen in
Brand versetzte Partie schon seinerzeit ein Teil des weicheren Binde-
gewebes verloren haben mußte. Einen ganz ähnlichen Feuerquirl
gebrauchen übrigens die Eskimo noch heute.
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Original fronn
Das einheitliche Thema des Dighanikaya.
(,Gotama Buddha ist ein Tathägata'.)
Von
B. Otto Franke.
In einer Untersuchung in ZDMG lxvii, 409 ff. glaube ich aus
den Berührungen im Wortlaut der einander benachbarten Suttas des
Dighanikaya bewiesen zu haben, daß die einzelnen Suttas nicht für
sich, unabhängig, entstanden sein und also von Buddha herrühren
können, sondern daß sie eins im Hinblick auf das andere und im
Zusammenhange miteinander entstanden sein müssen; und durch die
Gegenprobe an der Sütra- Anordnung im chinesischen Dirghägama
habe ich dieses Ergebnis gegen den Einwand gesichert, daß ich ja
gar nicht wissen könne, ob die Anordnung im Päli-Dlghanikäya die
ursprüngliche sei. Ich stellte a. a. O. in Aussicht, daß ich in einer
anderen Abhandlung auch einen verbindenden Grundgedanken in
allen D.-Suttas nachweisen würde. Diesen Nachweis will ich hier zu
erbringen versuchen. Gedankenzusammenhänge zwischen Nachbar*
suttas habe ich in der Einleitung zu meiner D.-Ubersetzung, Leipzig
1913, aufgezeigt. Um nicht wieder mißverstanden zu werden, hebe ich
ausdrücklich hervor, daß ich natürlich im Prinzip wenigstens das
Vorhandensein eines dritten gestaltenden Faktors, des historischen
oder quasi-historischen Erzählungs- und des Lehrstoffes, im D. aner-
kenne. Wie viel aber von diesem dritten Element tatsächlich-historisch
oder wenigstens dem Verfasser wirklich vorliegender Uberlieferungs-
stoff und wie viel durch ihn einfach erfunden ist, entzieht sich unserem
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Urteil. Diesen dritten Faktor lasse ich darum ganz anerörtert.
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Das einheitliche Thema des Diohanikaya. 199
Der Grundplan des D. ist der Nachweis, daß Gotama Buddha,
der Erhabene, ein Tathägata (,so gegangen') sei, 1 d. h. daß Gotama
selbst den in D. 11. 40 — 97 vorgeschriebenen Heilsweg zur erlösenden
Erkenntnis zurückgelegt habe. 2 Daß, ganz allgemein betrachtet, der
D.-Verfasser am Titel Tathägata ein besonderes Interesse hatte, zeigt
schon das ausführliche Sprechen Über denselben in xxix, 28 f.
Es könnte nun wie ein törichtes Spiel und also höchst unwahr-
scheinlich erscheinen, daß der Autor des D. sein ganzes großes Werk
der unnötigen Aufgabe gewidmet habe, eine Tautologie zu beweisen
(da ja tathägata dasselbe oder etwas sehr Ahnliches wie buddha zu
bedeuten scheine), resp. etwas den Zeitgenossen ganz Bekanntes erst
noch zu demonstrieren, resp. auch, falls diese Benennung neu war,
etwas in hundertfacher Wiederholung und in der umständlichsten
Weise zu sagen, was sich in einem einzigen Satze hätte feststellen
lassen. Lassen wir indessen vorgefaßte Meinungen zu Hause! Wir
wissen ja, selbst wenn meine Worterklärung diese Frage nicht ver-
neinend beantwortete, vorderhand gar nicht, ob > buddha i und y tathä-
gata € noch auf andere Weise als sozusagen vermöge der Personalunion
in Gotamas Person etwas miteinander zu tun haben, und ebensowenig
wissen wir wirklich etwas über das Vertrautsein der Zeitgenossen
des D.-Verfassers mit der Bezeichnung Gotamas als des tathägata.
Selbst aber, wenn sie ihnen geläufig war, ist es denkbar, das der
Verfasser sie ihnen nachdrücklich einschärfen wollte, daß er sie über
1 Sehr bezeichnend dafür ist auch D. zxvin. 20: Yan tarp, bhante saddhena
kulaputtena pattabbam äraddhaviriyena . . . anuppattam tarn bhagavatä.
In xxiv. 1. 8 heißt es von Sunakkhatta, der an eine Prophezeiung Buddhas,
und d. h. an dessen auf dem Heilswege errungene übermenschliche Fähigkeiten
(vgl. 11. 87; 89; 95) nicht glauben will: tathägatassa asaddahamäno »weil er dem
Tathägata nicht glaubte 4 (d. h. ,nicht an des Buddha Tathägata-Eigenschaften glaubte*).
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Vgl. auch die in xvi. 3. 40 von Buddha an Ananda gerichtete Frage: ,Glaubst du
denn an den Tathägata?' (s. unten)
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* Vgl. Anhang 1 meiner D.-Übersetzung, S. 287 ff. Gelegentlich begnügt er
sich auch mit dem Nachweise, daß Gotama Buddha seiner Lehre und Wirksamkeit
nach ein solcher Tathägata sei, wie der in 11. 40 hypothetisch erwähnte. Aber dieser
seinerseits ist doch als bezeichnet zu denken als .einer, der den Wee» welchen er
lehrt, selbst gegangen ist*.
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200 R. Otto Franke.
deren Sinn nachzudenken zwingen wollte. Vielleicht war das schon
damals eine so wenig überflüssige Aufgabe wie heutzutage noch für
uns. buddha und tathägata sind, was ihren Gehalt an anregender
Kraft, ihren programmatischen Wert betrifft, sehr verschiedene Worte,
buddha bezeichnet einen Fertigen ohne Andeutung des Werdens,
tathägata legt den Nachdruck auf das Werden ; buddha erweckt die
Idee von einem unerreichbar Hohen, tathägata schlägt eine Brücke
zwischen diesem hoffnungslos hohen Ideal und dem gewöhnlichen
Sterblichen, tathägata sagt jedem Menschen: , Diesen Weg, auf dem
der Buddha zu seiner Höhe gelangt ist, kann jeder gehen, er steht
auch für dich offen: wohlan, folge ihm auf demselben Wege !' Indem
der D.- Verfasser fort und fort einschärfte: ,Gotama Buddha ist ein
Tathägata^ indem er auf allerlei Fähigkeiten von ihm hinwies, die
Errungenschaften der Tathägata-Karri&re darstellen, und indem er
die Ehren aufzählte, die dem Erhabenen als Tathägata zuteil wurden
(z. B. xvx. 2. Hff.; 3. 10; 5. 2; 5. 4f.; 5. 7 ff.; 6. 10ff.; xvmff.; Ver-
ehrung durch Geisterscharen in xxxn. 3 ff.), sprach er also nichts
Selbstverständliches und Gleichgültiges aus, sondern feuerte zum Ver-
suche an, den Heilsweg von D. n. 40 ff. ebenfalls zu gehen. Vgl. dazu
auch A. in. 79. 2 (i. 226), wo des Ruhmes Erwähnung geschieht, dessen
sogar die Laiengläubigen von Menschen- und Götterseite teilhaftig
werden, die nur den ersten Teil jenes Heilsweges zurücklegen.
Der Gedanke ,Gotama ist ein Tathägata' hat aber noch eine
andere Bedeutung: , Haltet ihn für weiter nichts als für einen, der
selbst den \%eg gegangen ist, den er lehrt; erwartet nicht, daß er
euch etwas anderes als diesen Heilsweg verkündet! Folgt einfach
seinem Wege!' Dieser Sinn ist wohl der maßgebende in den Stellen,
namentlich der Abschiedsreden, wo der Buddha die Aufmerksamkeit
und Wertschätzung von seiner Persönlichkeit auf seine Lehre lenkt,
diese für die Zukunft als Autorität hinstellt und ihre Reinheit durch
Feststellung ihres Inhaltes sichert. (Vgl das unten zu xvi. 2. 25
Bemerkte.) Mit dieser Bedeutung ist schließlich auch die Ablehnung
aller metaphysischen Probleme logisch gegeben, und durch sie ist es
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Das einheitliche Thema des DIghanikata. 201
derartiger Fragen hie und da erörtert (z. B. i. 1. 29 — i. 3. 72; n. 16 — 33;
vi. 15ff. = vii; ix. 25 ff.; xv. 32; xvi. 5. 26; xxix. 30).
Der D. ist kein Erzählungsbuch, auch keine Sammlung philo-
sophischer Vorträge, sondern eine Propagandaschrift. Die Forderung,
dem Tathagata Buddha zu folgen, wird gelegentlich direkt ausge-
sprochen: das allein sei die richtige Art, den Tathagata zu ehren
(xvi. 5. 3; ähnlich xvi. 5. 11). Der erste Schritt auf dem Wege zum
Heile ist nach D. n. 41 der Glaube an den, der die in n. 40 er-
wähnte Lehre predigt, als einen Tathagata, als einen, der selbst
den Weg gegangen ist, den er predigt (Vgl. auch Sum. i. S. 180 zu
D. ii. 41).
Warum aber sprach der D.-Verfasser nicht unumwunden aus,
was sein Streben war, warum versteckte er seine Tendenz hinter
erbaulichen Erzählungen von historischem Anstrich? Wahrscheinlich
weil schon damals hinten herum mehr zu erreichen war als auf ge-
radem Wege.
Ich gebe nun das Beweismaterial für meine These aus den ein-
zelnen Suttas nach der Suchreihenfolge der Ausgabe. Nur aus den
Suttas xxii — xxxiv habe ich die Beweisstücke größtenteils in möglichster
Kürze den früheren Partien meiner Erörterung mit eingefügt, um so
Raum zu sparen und die mir gesetzte Raumgrenze nicht zu über-
schreiten.
D.I. + 11.
In D. i und in den ersten Partien von n, bis n, 33, behandelt
der Verfasser zunächst die negative Kehrseite des Tathagata- Ideales
und hebt hervor, daß der Tathagata mit dieser nichts zu schaffen
hat: nämlich 1. mit der Überschätzung des sllam (der vom mönchischen
Standpunkt aus korrekten Lebensführung, i, 1, 8 — 27), welches sllarp,
zwar auch der Buddha lehrt (n, 43 — 62)/ aber nur als propädeutisches
1 Und auch befolgt, deon r. 1. 8 — 27 soll zugleich durch das Zeugnis des
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Volkes positiv beweisen, daß Gotama diesen Teil seines Heilsweges auch selbst ge-
gangen ist. Auch in früheren Existenzen hat er schon die Forderungen des tülam
erfüllt, das erörtert der Verfasser in xxx. 1. 4 ff. und nennt ihn deshalb dort fort-
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gesetzt Tathagata.
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202 R. Otto Franks.
Mittel zur Erreichung der höheren Ziele, als etwas ,Nebensächliches'
(appamattakarß oramattakarii silamattakarp, i. 1. 7; i. 1. 27; und in
n. 43 ff. ist es für den Beginn des Heilsweges gelehrt); 2. mit meta-
physischen Glaubenssätzen 1 und theoretischen Erörterungen: daß das
Selbst und die Welt ewig (i, 1, 30 — 35) oder z. T. ewig z. T. nicht-
ewig (i. 2. 1 — 14), daß die Welt endlich oder daß sie unendlich (i. 2.
16 — 21), daß sie kausalitätslos entstanden sei (i. 2. 30 — 32), daß das
Selbst nach dem Tode bewußt (und zwar gestaltet, ungestaltet u. a.)
weiter existiere (i. 2. 38 — 39) oder nicht-bewußt (i. 3. 1 — 3) oder als
weder bewußt noch nicht-bewußt (i. 3. 5 — 7), daß es eine Vernichtung
einer von den einen so, von anderen so definierten seienden Seele
gebe (i. 3. 9 — 17), daß ein wahres Nibbäna für die seiende Seele schon
in der irdischen Welt zu erlangen sei, das verschieden definiert wird
(i. 3. 19 — 25), daß es Gut und Böse nicht gebe (Püraija Kassapa, n. 17),
daß Glück und Unglück jedem durch Schicksalsbestimmung ohne sein
eigenes Zutun zufalle* (Makkhali Gosäla, n. 20), daß es überhaupt nichts
gebe, keine verdienstliche Tat, keine Vergeltung, keine irdische Welt,
kein Jenseits, keine Jenseitswesen, keine Menschenseele (Ajita Kesa-
kamball, n. 23), daß es sieben Elemente gebe (Pakudha Kaccäyana, n.
26), daß — womit allerdings nicht etwas Metaphysisches, sondern ein Ge-
gensatz zum silasariivara (n. 63), d. h. zu der Tathägata-slZa-Lehre von
D. ii. 42 ff. ausgesprochen wird — ein Nigaptha mit dem catu-yäma-
sarßvara, dem , vierfachen Gehege der Selbstzucht umgeben' sei (Ni-
gaptha Nätaputta, n. 29), daß der Tathägata aber auch nichts gemein
hat mit der molluskenhaften Unentschiedenheit des Urteils über meta-
physische Fragen, die nach i. 2. 27 gewisse beschränkte' Samanas und
Brahmanen zeigen und nach n. 32 Sanjaya Belatthiputta, nach des
Königs Ajätasattu Urteil (u. 33) ,der allerbornierteste und verworrenste 1
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1 Vgl. hierzu das oben, p. 200, schon Bemerkte.
1 Das so eigentümliche Zahlenschema mit den verschiedensten zusammen-
gewürfelten Dingen, das Makkhali-Gosäla noch hinzufügt, soll wohl versinnbild-
liehen, wie die ganze Welt des Seienden durch starres Weltgesetz in Kategorien
mit unverrückbaren Grenzen gebannt ist.
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Das einheitliche Thema des DIghanikaya. 203
Wie hier die Tathägata-*iZa-Lehre den Gegensatz zu Niga^tha
Nätaputtas cütuyüma-sarpvara'hehre, so bezeichnet der erhabene Gotaraa
Buddha in xxv. 1 6 als den wahren cätuyäma-sarflvara-saijivuta denjenigen,
der kein lebendes Wesen tötet, nicht stiehlt, nicht lügt etc., d. h. größten-
teils: den Erfüller der Elemente des Tathägata-riZaip von n. 43 f.
Der Tathägata dagegen, das ist dann der positive Gedanke,
besitzt eine sublime ihm eigene Erkenntnis, die erhaben ist sowohl
über alles, was nlarp heißt (i. 1. 28 Atthi bhikkhave afifi' eva dhammä
gambhirä duddasä . . . panltä 1 . . . ye tathägato sayarjt abhiünä sacchi-
katvä pavedeti . . .), wie auch über diese Dogmen anderer Samanas
und Brahmanen: i. 1. 36; 2. 15; 2. 22; 2. 29; 2. 34; 2. 36; 2. 40;
3. 4; 3. 8; 3. 18; 3. 26; 3. 28; 3. 30: Tayidarp, bhikkhave tathägato
pajänäti: Ime ditthitfhänä . . . evaiji-gatikä bhavissanti evam-abhisam-
paräyä ti. Tau ca tathägato pajänäti tato ca uttaritaratß pajänäti,
tau ca pajänanaTfi na parämasati aparämasato cassa paccattairi yeva
nibbuti viditä vedanänwqi samudayan ca atthagamafi ca assädaü ca
ädinavaü ca nissaranaii ca yathäbhütam viditvä anupädä vimutto
bhikkhave tathägato. = ,Aber, ßhikkhus, dem, der diesen Heilsweg
bis zu Ende gegangen ist (tathägata), ist offenbar 2 : c Diese (vorher
angeführten) Ansichten (gewisser Samaras und Brahmanen) . . . werden
nur zu diesen und diesen Existenzformen und zu diesem und diesem
Schicksal im Jenseits führen'. Das ist dem, der diesen Heilsweg bis
zu Ende gegangen ist, offenbar und noch mehr. Aber auf solches
Wissen legt er kein Gewicht, ein anderes Wissen trägt er in seinem
Inneren, das Wissen von der Erlösung, und er, der der Gefühle Ent-
stehen und Vergehen, Annehmlichkeit und Bitternis, und wie man
ihnen entflieht, der Wahrheit gemäß erkannt hat, der den Heilsweg
bis zu Ende gegangen ist, ist durch die Abkehr 3 erlöst'. Ein großen-
teils wörtlich entsprechender Satz auch xxiv. 2. 14.
1 Vgl. dhammä uttaritarä ca panltatarä ca in vi. 12, womit dort (s. 13) die
Q. O)
vier phalas gemeint sind.
3 Weil man nämlich von einer bestimmten Station des Heilsweges (D. ii. 95)
an imstande ist, mit dem ^himmlischen Auge* wahrzunehmen, wie und wo die
einzelnen Wesen abscheiden und wiedergeboren werden.
3 Oder ,ohne weiteres 1 , falls anupädä ganz — anupädUeso aufzufassen sein sollte.
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204 R. Otto Franke.
Dieses Wissen dessen, der den Heilsweg zurückgelegt hat, wird
erst näher bestimmt in n. 97: So 'idarp, dukkhan ti yathäbhütarri
pajänäti . . ., c ime äsava ti yathäbhütarp, pajänäti . . ., vimuttasmini
*vimuttani iti fiänam hoti . . .; und der Heilsweg, der zu diesem
Wissen und zur Erlösung führt, ist in n, 40 — 96 dargelegt und in
40 ausdrücklich an den Tathägata angeknüpft, wie auch der, vom
sllarp handelnde, erste Hauptteil desselben (n. 42 — 62) sich Wort für
Wort vollständig deckt mit dem, was in i. 1. 7 — 27 ausdrücklich als
Bilarrt des Tathägata Gotama gepriesen ist. D. i und n gehören also
untrennbar zusammen als im großen und ganzen negativer und
positiver Teil der Darlegung der Tathägata-Lehre. Daß dieser ,Tathä-
gata', d. h. derjenige, der erst selbst den Weg gegangen ist, den er
lehrt, aber der Buddha selbst ist, läßt der Verfasser nicht im Zweifel,
denn er sagt in n. 40: ... tathägato . . . buddho bkagavä, und in
i. 1. 6 — 8 stellt er als sich entsprechend gegenüber mamarp, . . . van-
nam (als Worte Gotamas, in 6), tathägatassa vannarp, (7) und samano
Gotamo (8).
Sehr rätselhaft und zusammenhangslos muß, nebenbei bemerkt,
jedem, der von der hier gegebenen Erklärung von tathägata und vom
Grundgedanken des D. nichts weiß, i. 3. 73 erscheinen. Nachdem
in 72 gesagt ist, daß die Samaras und Brahmanen mit ihren vielen
metaphysischen Dogmen von des Buddha umfassender Erkenntnis 1
wie von einem Netz umspannt werden, fährt 73 ganz überraschend
fort: Ucchinnabhavanettilcö bhikkhave tathägatassa Jcäyo titthati. Yäv
assa Jcäyo thassati täva narrt dakkhinti devamanussä. Käycwsa
bhedä uddharp, jivitapariyädänä na dakkhinti devamanussä. = ,Bhik-
khns, für das körperliche Teil dessen, der den Heilsweg bis zu Ende
gegangen ist, ist die Brücke 8 zum (weiteren) Sein abgebrochen. (Zwar)
so lange sein Körper noch bestehen wird, werden Götter und Menschen
1 Weil die avijjä, worauf solche Dogmen beruhen, ein äsava ist z. B. nach
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2 Wörtlich ,der Kanal',
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ii. 97, resp., z. B. nach xvi. 1. 12, die Dogmen selbst äsava* sind, und weil nach
n. 97 derjenige, der das abschließende erlösende Wissen hat (d. h. der Tathägata),
die äsavas durchschaut.
Original fronn
Das einheitlich» Thema des Dighanikata. 205
ihn sehen. Aber nach dem Vergehen des Körpers, nach seinem
Lebensende, werden Götter und Menschen ihn nicht mehr erblicken'.
In Wirklichkeit hat dieser Ausspruch nichts Überraschendes, da der
tathägata, der alle jene Dogmen mit seiner universalen Erkenntnis
überschaut, eben derjenige ist, der bis zur erlösenden Erkenntnis von
ii. 97 durchgedrungen ist und dadurch alles Empirische, auch den
empirischen Seelenbegriff, abgestreift hat. Eine weiter existierende
,Seele* eines solchen kommt mithin gar nicht in Frage, und auch der
derzeitige empirische Körper, den die göttlichen oder menschlichen
Zeitgenossen zu sehen gewöhnt sind, wird nur solange existieren, als
diese ihn sehen. Vgl. auch xvi. 2. 25. Vgl. ferner S. xn. 25. 14 (ii. 40):
Avijjüya tv eva Änanda asesaviräganirodhä so käyo na hott ,Wenn
aber, Änanda, das Nichtwissen restlos aufgehoben wird, indem man
kein Gefallen mehr (am Irdischen) findet, dann existiert dieser Körper
nicht mehr'. In D. xvi. 4. 2 sagt Buddha zu seinen Jüngern, sie und
er hätten so lange im Saipsära wandern müssen, weil sie die vier Teile
des Heilsweges, sllarp,, samädhi, pafiflä, vimutti, nicht gekannt hätten,
aber nun seien diese erkannt, und nun sei der Durst nach Sein ver-
nichtet, die Brücke zum Sein abgebrochen und jede Wiederkehr
ausgeschlossen (ucchinnä bhavatanhä khlnä bhavanetti n'atthi däni
punabbhavo). Vgl. auch das später zu xvn. 2. 17 Bemerkte.
Die nächste Stelle, in der vom tathägata in beachtenswerter
Weise gesprochen wird, ist das schon wiederholt berührte Stück
n. 40 ff., das auch in allen folgenden Suttas bis inkl. xm wiederkehrt:
Idha . . tathägato loke uppajjati araharp sammäsambuddho 1 vijjä-
caranasampanno sugato lokavidü anuttaro purisadammasärathi satthä
devamanussänarii buddho bhagavä. So imaip lokarp, sadevakarp samä-
rakaip, sabrahmakarp sassamaixabrähmanirp pajarp sadevamanussarp
sayarp, abhiilüä sacchikatvä pavedeti. So dhammarp, deseti ädikalyänarp,
majjhe kalyänarp pariyosäna-kalyänarp . . . = ,Es handelt sich hier
um den Fall, daß in der Welt einer ersteht, der selbst den (in n. 42 ff.
dargelegten) Weg zur erlösenden Erkenntnis zurückgelegt hat, ein
vollendeter (araharp) vollkommen Erleuchteter, kundig des rechten
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1 Zu dem Satzstück bis hier vgl. xiv. 1. 4 etc., s. später, p. 214 f.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXVII. Bd. 14
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Wissens und des rechten Weges, ein Pfadvollender (sugata), ein Weit-
erkenner, ein unvergleichlicher Menschenerzieher, ein Lehrer von
Göttern und Menschen, ein erhabener Buddha. Der offenbart (das
Wesen) dieser Welt samt der der Götter, Märas und Brahma-Götter,
das Wesen der Kreaturen einschließlich der Samanas, Brahmanen,
Götter und Menschen, nachdem er selbst es erkannt und durchschaut
hat. Er predigt die Lehre, die schön am Anfang, schön in der Mitte
und schön am Ende ist . . .'
Das Meiste hiervon bedarf nach dem früher Gesagten keiner
Erörterung, tathagata ist auch hier der Vollender des Heilsweges
(sugata, das in der buddhistischen Literatur geradezu als Synonym
von tathagata erscheint); und mit , Anfang, Mitte und Ende der Lehre'
iät sehr wahrscheinlich sllarp, samädhi und patiüä gemeint, die die
drei Abteilungen des Heilsweges vor der erlösenden Erkenntnis bilden. 1
tathagata ist ferner auch hier der zur Erkenntnis Durchgedrungene,
der den Weg vollendet hat (abhittiiä sacchikatvä).
Mit dieser Partie gehört auch zusammen aus xxix. 29 Yarp Jcho
Cunda sadevakassa lokassa samärakassa sabrahmakassa sassamana-
brähmaniyä pajäya sadevamanussäya dittharp sutarp mutarp etc. sabbarp
tathägatena abhisambuddharp. — Tasmä tathägato ti vuccati(f). Der Ta-
thagata erklärt, wie in der Stelle aus u. 40 gesagt ist, u. a. das Wesen
der Samaras. Nun erklärt Gotama Buddha im ganzen D.-Sutta n,
das ja Sämaililaphalasutta (,das Sutta von den Früchten der Samapa-
schaft 1 ) heißt, das Wesen der Samaras, d. h.: Gotama Buddha ist
der Tathagata. Auch vm ist in demselben Sinne zu erwähnen, denn
dort spricht Buddha über den wahren Samara und Brahmanen. Auch
in xxvn, 9 und 26 ff. erklärt Buddha das Wesen der Samaras.
Nach ii. 43 hat des /Tathagata' Predigt (ii. 40) die Wirkung,
daß man vom Töten, Stehlen etc. abläßt, nach xxxu. 2 predigt der
1 In xvi. 1. 12 ff. beguügt sich der D. -Verfasser damit, des »Erhabenen* Heils-
ausdr tick lieh, daß dieses die drei Themata von des Erhabenen Lehre seien. Nach
Sum. i. 176 ist tllarfi, achtfacher Weg (der ja in tammä-samädhi, rechte Konzentration,
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lehre immer nur durch diese drei Worte anzudeuten. In D. x. 1. 6 konstatiert Ananda
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ausläuft) und Nibbäna («1. h. Erlösung durch Erkenntnis) geineint mit »Anfang, Mitte
und Ende der Lehre 1 .
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Das einheitliche Thema des Dighanikata. 207
, Erhabene 4 , also Gotama Buddha, die Lehre zu dem Zwecke, daß
man vom Töten, Stehlen etc. ablasse.
1 + n sind die grundlegenden Texte des ganzen D. So werde
ich denn die folgenden D.-Suttas immer wieder an diese beiden Suttas,
besonders an 11, anzuknüpfen gezwungen sein.
in — xiii sind nur andere Einkleidungen der Predigt über den
Heils weg, die in n. 40 — 98 niedergelegt ist. 1 Was mit Bezug auf 11
gesagt ist, gilt also auch von den Suttas 111 — xm: sie sind Variationen
der positiven Kehrseite von 1 und gehören logisch hinter 1. Wenn
also im chinesischen Dlrghägama das dem Sutta in entsprechende
Sfltra vor demjenigen steht, das Dlghanikäya 1 entspricht, so kann
das kein ursprünglicher Zustand sein (vgl. ZDMQ. lxvii p. 418).
Es erhebt sich nun die Frage, warum die Predigt vom Heils-
wege in so vielen Wiederholungen erscheint. Einen der Gründe,
den allgemeinen, können wir mit ziemlicher Bestimmtheit aussprechen:
Diese Predigt erschien dem D.-Verfasser, weil sie den Heilsweg dar-
legt, als dessen Erfüller Gotama Tathägata heißt, als so wichtig, daß
er sie nicht oft genug vortragen zu können glaubte.
III.
Ziemlich deutlich ist der Anlaß für die Abfassung von in (und
somit die Verknüpfung von n und 111) zu erkennen. In n. 40 heißt
es hypothetisch: ,Es handelt sich hier um den Fall, daß in der Welt
ein Tathägata ersteht, ein vollendeter vollkommen Erleuchteter . . .
ein erhabener Buddha ... Er predigt die Lehre' . . . Nun war ja,
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1 Und auch in xvi wird, wie gesagt, wenigstens auf die Disposition zu der
selben (iti iilam y iti samädhi, iti pannä) immer wieder hingewiesen (s. unter xvi
1. 12). Vgl. p. 206. xxn entspricht in einer Anzahl von Punkten dem Heilsweg-
Schema von 11 und scheint dem Zweck zu dienen, zur Verfolgung des Heüsweges an
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zuregen, resp. auch einige Elemente desselben weiter auszuführen oder zu erläutern
Auch xxv rekapituliert und empfiehlt eine Reihe von Punkten aus dem Heilsweg
schema, resp. stellt sie als von Buddha selbst realisiert hin. Ein Abriß des Heils
weges ist auch in xxvjii. 3—19 gegeben, wenn auch z. T. in etwas anderer Kategorien
Zusammenfassung als gewöhnlich. Ähnlich wie in x. 1. 6 (s. p. 206, Anm. 1) und xvi
1. 17 bezeugt ein Jünger diesen Inhalt der Lehre, hier wie in xvi. 1.17 Säriputta,
und ebenso in xxxm und xxxiv, die sozusagen Register zur Lehre sind.
14*
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208 R. Otto Frank».
wie aus des D.-Verfassers Darstellung hervorging, ein solcher Fall
eingetreten: Gotama selbst predigte diesen Heilsweg, dessen Zurück-
leger und Kenner eben mit tathägata gemeint war. Ganz von selbst
ergab sich die Frage: ,Ist Gotama ein solcher (tathä santo, tädiso)?'
Das ist denn auch genau die Frage, auf die Antwort zu suchen in
m. 1. 4 der brahmanische Lehrer Pokkharasädi seinen Schüler Am-
ba(tha zu Gotama schickt 1 : Ehi tvarp, täta Ambattha yena samano
Gotamo ten' wpasarpkama, upasanikamitvä samanam Gotamam jänähi
yadi vä tarp, bhavantarrt Gotamarri tathä santarrt yeva saddo abbhuggato
yadi vä no tathä, yadi vä so bhavant Gotamo tädiso yadi vä na tä-
diso. = , Wohlan, lieber Ambattha, gehe zum Samana Gotama und
sieh ihn dir daraufhin an, ob die Fama von ihm mit Recht be-
richtet, daß er so sei, oder nicht, ob jener verehrliche Gotama wirk-
lich ein solcher 2 ist oder nicht !' Wir können gar nicht im Zweifel
sein, daß sich das auf die in n. 40 gegebenen, vorhin erwähnten
Epitheta des Buddha bezieht, denn diese sind von araharri bis pakäseti
hier in in. 1. 4 noch einmal ausdrücklich wiederholt. Auch in iv — vi,
xii und xm wird Gotama schon durch die im Volke umlaufende
Fama für den Träger dieser Eigenschaften erklärt.
Nun scheint es aber bedenklich, daß an der angeführten Stelle
von in der Titel Tathägata selbst doch nicht erwähnt wird, ja daß
die Erzählung auf ein ganz anderes Gedankengleis zu geraten scheint.
Pokkharasädi weist den Ambattha an, an Gotamas Körper nach den
32 Kennzeichen des ,Großen' (mahäpurisa) zu forschen. Der Ver-
fasser scheint später selbst erkannt zu haben, daß er seinen Gedanken
unzureichend ausgedrückt habe, und in xxx den Fehler reparieren
zu wollen. Er weist dort nach, daß Gotama die 32 Kennzeichen sich
durch Befolgung des sllam in früheren Existenzen verdient habe, und
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1 Beinahe wie Johannes der Täufer Jünger zu Jesus schickt mit der Frage:
,Bist da, der da kommen soll?' (Matth. xi. 3). Die ausdrückliche Bezeichnung als
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tathägata wird in xxx nachgeholt. S. später, zu xxx
* Seit der Abfassung dieser Stelle D. m. 1. 4 (oder einer uns unbekannten
älteren mit ähnlichem Zusammenhang?) bedeuten die verwandten Worte der ver-
schiedenen Dialekte für ,ein solcher* (wie tädiso, lädt, z. B. D. xvi. 6. 10 Str. 3,
tai, tagin, etädfia) geradezu , Buddha* oder ,Arhat c , d. li. »Tathägata*.
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Das einheitliche Thema des DIghanikaya. 209
dabei nennt er ihn (1. 4 3.), wie gesagt, fortgesetzt /Tath&gata', was
Buddha als *lZa-Befolger ja in der Tat war.
In in belehrt dann Buddha den Ambattha, einen jungen Brah-
manenlümmel, über seine Abstammung und weist hin auf die Ver-
schlechterung des Wesens der Brahmanen der Gegenwart. In iv
stellt er dann im Gespräch mit einem anderen Brahmanen auf sokra-
tische Manier das fest, was allein den Brahmanen ausmacht, und in
v den Unwert von etwas Brahmanischem, dem brahmanischen Opfer-
wesen. Vgl. auch das zu vin und xm Bemerkte. Da nach u. 40
der Tathägata u. a. das Wesen der Brahmanen erklärt, so will, wie
mir scheint, der D. -Verfasser durch Sutta m — v und xm wiederum
beweisen, daß Gotama Buddha ein Tathägata ist.
in. 1. 16 — 22 berichtet, wie in der Diskussion zwischen Buddha
und jenem jungen Brahmanen Ambattha dieser letztere der Unwahr-
heit überführt wird, Buddhas Behauptungen aber sich als wahr er-
weisen. Dadurch soll festgestellt werden, daß Buddha die in n. 44
ausgesprochene Forderung der Heilsweglehre musävädarii pahäya
musävädä pativirato saccavädl saccasandho theto paccayiko selbst
erfüllt, also ein Tathägata ist. Vgl. auch das zu xvi. 1. 2 und zu xxiv.
1. 18 Bemerkte. Auch aus xxiv. 1. 18 gehört der Satz hierher: Api
nu . . tathägato taiix väcarp bhäseyya yä sä väcä dvayagaminl?, in
dem Buddha mit tathäg sich selbst meint. Ferner aus xxix. 29 der
Satz: , Alles was der Tathägata zwischen der Nacht, in der er die
höchste vollkommene Erleuchtung gewinnt und der Nacht, in der er
ins volle Nibbäna eingeht, redet, spricht, vorträgt, verhält sich so
und nicht anders. Darum heißt er Tathägata*. Hier wird ja ausdrück-
lich bestätigt, was ich beweisen will.
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sind schon unter in erwähnt.
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VI.
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In vi erzählt der Licchavi Mahäli dem Buddha, der Licchavi
Sunakkhatta habe ihm anvertraut, er sei zwar imstande, angenehme
himmlische Erscheinungen zu sehen, aber nicht, angenehme himmlische
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210 K. Otto Franke.
Töne zu hören. Mahftli fragt den Buddha nach dem Grunde des
Nichthörens solcher Töne- Er berührt also Dinge, die zum Tathägata-
Heilswege gehören (n. 89), Buddha antwortet, es läge daran, daß
Sunakkhatta seine Konzentration nur auf das Sehen solcher Erschei-
nungen, nicht auf das Hören solcher Töne gerichtet habe; bei ent-
sprechend dirigierter Konzentration könne man auch solche himmlischen
Töne hören. Darauf fragt (in 12) Mahftli, ob denn die Bhikkhus um
der Erreichung derartiger Konzentrationsziele willen bei ihm, dem
Erhabenen, das Leben der Heiligkeit führten (brahmacariyarii caranti).
Buddha erwidert: Nein, es gebe höhere und erhabenere Dinge (dhammä
uttaritarä ca pamtatarä ca, zugleich angeknüpft an aftfC eva dhammä
. . .panltä von i. 1. 28 und an sämaflflaphalaiii uttaritararp, vü panitata-
raiß vä n' atthi von n. 98. Vgl. auch die dhammä des ,Tathägata*
in xxvm. 21), zu deren Erreichung sie es tüten: die vier Heilser-
rungenschaften und den achtfachen Weg, der zu ihnen führe (dessen
letzte Stufe sammäsamädhi ,rechte Konzentration' ist, sodaß also das,
was Buddha sagt, in einer direkt gegensätzlichen Beziehung zu der
falschen Konzentration steht, mit deren Erörterung Mahftli das Ge-
spräch eröffnete). Mit anderen Worten: Buddha lehrt den Mahftli
das wahre, reine und vollkommene brahmacariyarp» vi ist also die
Illustration für die Worte von n. 40 tathägato . . . kevalaparipunnarp
2>arisuddham brahmacariyani pakaseti, und der Verfasser deutet so-
mit wieder an, daß Gotama Buddha Tathägata sei. Auch in xxix. 14
sagt Buddha von seinen Jüngern: kevalaü ca tesarp, paripüraiji brah-
macariyani ävilcatarp,.
In xxv. 7; 8; 9 und 13 — 15; 17 und 19 unterhalten sich Buddha
und Nigrodha über Askese, die aparipunna, aparuuddha und die
paripunna und parisuddha ist, und als die letztere Art wird Bud-
dhas Heilsweg festgestellt. Buddha dieser Stellen und Tathägata von
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ii, 40 ist also wieder ein und derselbe
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Nach der in vi dann folgenden Darlegung des Tathägata-Heils-
weges (16) weist Buddha die metaphysische Frage nach der Identität
von Seele und Körper als gegenstandslos ab, wodurch er wohl wiederum
sich als Tathägata legitimiert, vgl. oben p. 200.
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Das einheitliche Thema des Dighanikaya. 211
VII
ist = vi. 15 — 19 und wohl erst in der Überlieferung von vi abge-
spaltet und selbständig gemacht.
VIII.
viii. 14 ff. handelt über falsche Askese und über den wahren
Samana und Brahmanen. Auch diesem Sutta liegt also wie den Suttas uff.
der Gedanke aus n. 40 tathägato . . . sassamana-brähmanirii pajarp,
. . . pavedeti . . . parisuddham brahmacariyarp, pakäseti zugrunde.
Außerdem spiegeln sich die den Erfolg der Tath&gata-Predigt schil-
dernden Worte von n. 41 Tarn dhammatß sunäti gahapati vä gahapati-
putto vä afifiatarasmim vä kule paccäjäto. So tani dhammarp, sutvä
tathägate saddham pa(ilabhati ... So ... agärasmä anagäriyarp,
pabbajjati in des Buddha-Jüngers Kassapa Worten von vin, 23 Aham
pi bhante bhagavato dhammam sutvä . . ., und in der Bemerkung von
24 über Eassapa Alattha kho acelo Kassapo bhagavato savtike pa-
bbajjarrt . . . Acirüpasampanno kho pari' äyasmä Kassapo ... na
cirass' eva yass' atthäya kulaputtä sammad eva agärasmä anagäriyar\i
pabbajanti tad ... D. h. wieder: Buddha ist Tathftgata.
IX.
ii. 52 lehrt als einen Punkt des zum Heilswege gehörigen sllarp,
die Enthaltung von nichtigem Geschwätz. In ix. 4 verweist Pottha-
päda, geradeso wie in xxv. 6 Nigrodha (beides Leiter je einer Ge-
meinde von Wanderasketen) beim Nahen Buddhas seine Jünger zur
Ruhe mit der Begründung: Ayarp, samano Gotamo ägacchati (resp.
cankamati) appasaddakämo kho pana so äyasmä appasaddassa van-
navädl ,Da kommt der Samara Gotama; dieser Ehrwürdige liebt und
lobt die Schweigsamkeit'. Gotama erfüllt also auch diese Forderung
der Heilsweglehre (wie ja übrigens auch schon in i. 1. 17 festge-
stellt ist), d. h. er ist Tathägata.
In ix. 25 ff. lehnt der Buddha es ab, sich auf die Beantwortung
der üblichen metaphysischen Fragen, ob die Welt ewig sei (sassato
loko?) etc. einzulassen, wofür also das oben p. 200 Gesagte gilt. Auch
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212 R. Otto Franke.
hier folgt dann die positive Darlegung von Gotama Buddhas eigener
Lehre wenigstens in Quintessenz (29), geradeso wie n die positive
Lehre als Gegensatz zu der abgelehnten Metaphysik von i bringt.
X.
x müßte ohne die hier vorgetragene Auffassung vom Grund-
gedanken des D. ganz zwecklos erscheinen, wählend von ihr aus
betrachtet dieses Sutta aufs höchste bezeichnend und bedeutungsvoll
wird. Das Sutta spielt in der Zeit nach Buddhas Tode (aciraparinib-
bute Bhagavati). Ananda wird von Subha, dem Sohne des Todeyya,
interviewt, was denn des Gotama Lehre gewesen sei, er, Ananda,
müsse als langjähriger Diener desselben das ja am besten wissen.
Ananda antwortet (l. 6): Dreierlei habe der Erhabene eingeschärft,
den Komplex des sllarp, (stlakkhandha), der Konzentration {$amä-
dhikkhandha) und der Erkenntnis (pafiiläkkhandha) 1 . und dann trägt
er in 1. 7 ff. als Buddhas Predigt über diese drei Themata die den
Suttas ii — xiu gemeinsame Tathägata-Lehre vom Heilswege vor (Idha
tathägato loke uppajjati . . .).
Am Ende jedes Abschnittes (in 1. 30, 2. 19 und 2. 37) ver-
sichert Subha, außerhalb von Buddhas Lehre, bei anderen Samaras
und Brahmanen, gebe es nichts von diesen Sätzen. Der Sinn von
dem allen ist klar: Der D.-Verfasser führt als kompetentesten Zeugen
den Ananda ins Treffen dafür, daß die Tathägata-Lehre eben die des
erhabenen Gotama, und einen Laien als Gewährsmann dafür, daß
ausschließlich Gotama ihr Verkünder war. Ein Pendant dazu ist
Sutta xxvm, s. oben p. 207, Anm. 1.
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XI.
xi ist als Antwort auf einen supponierten Einwand gegen die
Zuerteilung des Prädikates Tathägata an Gotama Buddha gedacht.
Nach ii. 87 besitzt der Bhikkhu, der den Heilsweg bis zur Absol-
vierung der Versenkungsstufen durchmessen hat, die Fähigkeit Wunder
zu tun (iddhi) und nach n. 91 diejenige, Geist und Herz der Menschen
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1 Vgl. oben p. 206.
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Das einheitliche Thema des Diohanikäya. 213
zu durchschauen. Von Buddha war es nun vielleicht bekannt, daß
er sich gelegentlich weigerte solche Wunder auszuüben. Man hätte
darum einwenden können: Er besitzt diese Fähigkeiten nicht, hat
also auch den Heilsweg nicht selbst zurückgelegt, ist kein Tathägata.
Um solche Einwürfe zu entkräften, läßt der D.- Verfasser in xi den
Buddha darlegen, warum er solche Fähigkeiten, obwohl er selbst sie
, realisiert' hat (xi, 8), nicht hochschätzt: weil das Wundertun (4, wört-
lich = ii. 87) als Taschenspielerei (Gandhärl näma vijjä, 5) und das
Offenbaren des Inneren als Gedankenleserei (Maniko näma vijjä, 7)
ausgelegt werden könne. (In xxiv weist übrigens der Verfasser der
Sicherheit wegen noch nach, daß der Erhabene tatsächlich Wunder
tue. 1 Vgl. auch unten zu xvi. 1. 33 und 4. 25, auch fliegt der Er-
habene durch die Luft nach dem Geierkopf berge in xxv. 24.) Offen-
bar um zu beweisen, daß auf dem von ihm gelehrten Heilswege tat-
rsi
sächlich die in n. 87 angegebenen magischen Fähigkeiten gewonnen
würden (wozu das Vermögen gehört, bei lebendigem Leibe bis in
den Brahmä-Himmel zu gelangen, yäva Brahmalokä pi käyena va sarß-
vatteti, v. 1. sarrivattati), erzählt Buddha dann in xi. 67 ff, daß einmal
ein Bhikkhu seiner Gemeinde (imasmirp yeva bhikkhusaijighe) infolge
seiner Versenkung (tathärüparp, samädhirri samäpajji yathä . . .) es
fertigbrachte, durch alle Himmel bis zu dem des Brahma (81) empor-
zusteigen und dem Brahma eine Frage vorzulegen. Der Verfasser
beweist damit, daß Buddhas Heilsweglehre eben die Resultate her-
vorbringt, wie die in n. 40 ff. vorgetragene, die dort in n. 40 als
,Tathägata*-Lehre bezeichnet ist, d. h., er erweist den Buddha wiederum
als Tathägata.
Buddha erzählt, der Bhikkhu habe von keinem einzigen der
vielen Götter bis zu Brahma hinauf Auskunft auf seine Frage erhalten
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als die in xi. 4 (= n. 87) aufgezählten, nur als Reihe von Beispielen zu denkenden,
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und doch in xyi. 4. 25 ausdrücklich als mahiddhikatä bezeichnet.
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1 Wenn auch die in xxiv angeführten Wunder »um größten Teile andere sind
s in xi. 4 (= ii. 87) aufgezählten, nur als Reihe von Beispielen zu denkenden,
so wird trotzdem die Identität bewiesen durch die Gemeinsamkeit des Ausdruckes
iddhipätihäriyam in xxiv. 1. 4 und xi. 4.
Das Klarmachen des Trinkwassers ist ja in n. 87 auch nicht mit aufgezählt
Original fronn
214 It. Otto Fbankb.
können, sei dann zu ihm gekommen, und er, Buddha, hätte ihm
Antwort erteilt. Es scheint mir wiederum klar, was der Verfasser
damit beweisen will. In n. 40 heißt der Tathägata anuttaro purisa-
dammasärathi satthä devamanussänaiji ,der höchste Lenker der un-
gebändigten Menschheit und (höchste) Lehrer von Göttern und
Menschen*. Der Verfasser wollte zeigen, daß Gotama Buddha eben
ein solcher, also ein Tathägata, sei.
XII.
Buddha ist in xn, 3 (und wieder in xm. 7) durch das über ihn
umlaufende Gerücht als Tathägata charakterisiert, denn dieses Gerücht
deckt sich Wort für Wort mit der Charakterisierung de3 /Tathägata'
in ii. 40, vgl. oben p. 205.
XIII.
Über xm. 7 s. unter xn. Ein weiterer Beweis in xm für die
Tathägata-Natur des Gotama Buddha ist sein vernichtendes Urteil
über die tevy)a-Brahmanen, das dieses Sutta durchzieht (s. besonders
25, 27, 32), denn es ist mit den Worten von u. 40 über die Lehr-
tätigkeit des Tathägata, durch die er unter anderem das Wesen der
Brahmanen aufkläre, zusammenzuhalten. Vgl. das oben p. 209 zu in
Bemerkte.
XIV.
xiv ist im Sinne meiner These wieder außerordentlich bezeichnend,
während ohne die Beleuchtung durch sie der Zweck des Erscheinens
dieses Sutta an dieser Stelle vollkommen dunkel bleibt. Denn welchen
vernünftigen Zweck könnte die wüste Buddha-Mythologie von xiv
unmittelbar neben der Darstellung von Gotama Buddhas Lehre in
n — xm an sich wohl haben? Die Predigt über den Heilsweg in n — xm
wird jedesmal eingeleitet durch die hypothetischen Worte Idha tathä-
gato loke uppajjati ,Es handelt sich da um den Fall, daß in der
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Welt ein Tathägata erscheint'. Zwischen xm und xiv ist die Frage
aufgeworfen zu denken: ,Ist dieser Fall denn schon einmal einge-
treten?' xiv gibt die Antwort: ,Ja, schon wiederholt*, xiv. 1. 4 ent-
hält die Aufzählung von sieben Buddhas durch den Erhabenen: Ito
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Das einheitliche Thema des DIqhanikata. 215
so bhikkhave ekanavuto kappo yarp Vipassl bhagavä arahaip sammä-
sambuddho loke udapädi . . . (Man beachte, wie eng die beiden letzten
Worte sich an die angeführten Worte aus n etc. [s. oben p. 205] an-
schließen!). Der letzte Satz dieses Paragraphen dient dann zugleich
dem Grundgedanken des ganzen D., den Gotama als Tathägata-Buddha
zu erweisen : Imasmim yeva kho bhikkhave bhaddakappe ahaip etarahi
araharp sammäsambuddho loke uppanno. Ahnlich xxix. 14; Aharp kho
pana . . . etarahi satthä loke uppanno. In diesen Partien ist freilich
der Titel tathägata nicht gebraucht, er ist aber bei dem angegebenen
Gedankenzusammenhang auch gar nicht nötig. Überdies enthalten
ihn die nächsten mit den Gedanken von xiv in Zusammenhang stehen-
den Stellen wirklich: xvi. 5. 5 Kadäci karahaci tathägata loke uppaj-
janti arahanto sammäsambuddhä und xvi. 5. 8 Idha tathägato jäto etc. 1
In xiv. 1. 2 erfahren wir außerdem, daß der Erhabene das himm-
lische Gehör besaß (Assosi kho bhagavä dibbäya sotadhätuyä visud-
dhäya . . tesarp bhikkhünarp imarp kathäsalläparp, analog auch xxv. 6),
daß er also die Errungenschaft jenes Stadiums des Heilsweges zu
eigen hatte, die in ii. 89 besprochen ist. Auch hierdurch wird Gotama
als Tathägata erwiesen. Aber wie bezeichnend verhält sich dazu
D. i. 1. 4! Diese Stelle ist ganz verwandt: Auch da kennt Gotama
den Inhalt eines Bhikkhugesprächs, obwohl er nicht zugegen ist,
indessen heißt es da nur: Atha kho bhagavä tesarp bhikkhünarp imarp
sankhiyädhammarp viditvä . . .; von der dibbä sotadhätu ist da keine
Rede. Warum? Weil erst in n. 89 über diese gehandelt wird und
es also in i. 1. 4 filr den Verfasser noch nicht möglich war, n. 89 im
stillen als Beweis dafür wirken zu lassen, daß Gotama der Erfüller
des Heilsweges und also der Tathägata sei. Ebenso rühmen schon
in i. 1. 3 die Bhikkhus, daß der Erhabene die Verschiedenheit der
Geistesdisposition der verschiedenen Individuen wohl erkannt habe,
und das hat offenbar Beziehung zu n. 91, diese Beziehung wird aber
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1 Die sieben Buddhas sind auch in den Versen xxxu. 3 und 4 ff. namhaft
gemacht, und Ye te ahesum atxtam addhänam arahanto sammäsambuddhä und Ye te
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bhavissanti anägatam addhänam ar° s° und Gotama in der Mitte zwischen beiden
Klassen werden öfter erwähnt, z. B. xvi. 1, 17; xx. 4.
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216 R. Otto Franke. Das einheitliche Thema etc.
noch durch kein bezeichnendes Wort angedeutet. In xxiv. 1. 7 da-
gegen sagt Buddha von sich mit Bezug darauf, daß er des Sunak-
khatta verborgene Gedanken erraten hat: Atha kho ahatß . . Sunak-
khattassa Licchaviputtassa cetasä cetoparivitakkam afifiäya . . . avocarp.
mit deutlichem Anklang an cetasä ceto paricca pajänäti von n. 91.
Vgl. noch xvi. 6. 6. Zu Buddhas dibbä sotadhätu vgl. auch das unten
zu xvi. 5. 5 und xvm ff. Bemerkte. In xxv. 6 vernimmt Buddha ver-
möge seiner dibbä sotadhätu das Gespräch zwischen dem Bürger San-
dhäna und dem Wanderasketen Nirodha. In xvi. 6. 11; 15 und 21 be-
sitzt Anuruddha sie.
Daß Gotama sich der (in xiv. 1. 4 ff. behandelten) Buddhas der
Vorzeit nach Namen, Abstammung etc., also natürlich auch seiner
eigenen gleichzeitigen Existenzen erinnert, ist eine weitere auf dem
Tathägata-Heilswege zu erringende Fähigkeit (s. n. 93 pubbe niväsarp,
anussarati).
Es ist ein offenbarer Hinweis darauf, daß in xiv. 1. 2 als Thema
des Gespräches der Bhikkhus, zu dem dann der Erhabene hinzu-
kommt, angegeben war: Iti pubbe niväso iti pubbe niväso. Durch
den Nachweis des Besitzes dieser Fähigkeit will der D.- Verfasser
den Erhabenen also wiederum als Tathägata erweisen, und xiv. 1. 13
nimmt uns in dieser Beziehung jeden Zweifel, weil das lobende Zeugnis,
das da die Bhikkhus dem Erhabenen wegen seiner soeben be-
wiesenen Fähigkeit ausstellen, ihm ausdrücklich das ,Tathägata'-
Prädikat zuerteilt: Acchariyarß ävuso . . . tathägatassa mahiddhi-
katä mahänubhävatä yatra hi näma tathägato atite buddhe ....
jätito pi anussarissati nämato pi anussarissati . . . Und der Er-
habene bestätigt in 1. 15: Tathägatass' ev' esä bhikkhave dhammadhätu
suppafividdhä yassä dhammadhätuyä suppatividdhatä tathägato . . .
anussarati . . .
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Daß Buddha sich an frühere Existenzen erinnert, wird in D.
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(Fortsetzung folgt.)
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noch Öfter nachgewiesen; xvi. 5. 18; xvn; xix. 61; xxiv. 2. 14 ff.; xxvi;
xxix. 27 (Atitarp, kho Cunda addhänant ärabbha tathägatassa satänu-
säri-vififtänam hoti. So yävatakarp, äkankhati tävatakarp, anussarati).
Original from
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Anzeigen.
Fblbbr E. Die indische Musik der vedischen und der klassischen
Zeit. Studie zur Geschichte der Rezitation. Nach den Platten des
Phonogramm-Archives der kais. Akademie. Mit Texten und Über-
setzungen, von B. Geiger. Wien, 1912 (= Sitzungsber. der kais.
Akad. der Wissensch. in Wien } phil.-hist. KL y 170. Bd., 7. Abh.)
gr.-8°, 189 S.
Die vorliegende Arbeit wird jedenfalls das lebhafteste Interesse
nicht bloß der Indologen, sondern auch der Musikhistoriker erwecken;
ist es doch das erste Mal, daß ein musiktheoretisch gebildeter Gelehrter
an zu wissenschaftlichen Zwecken aufgenommenen Phonogrammen
Untersuchungen über indische Musik oder genauer gesprochen über
das Verhältnis von Melodie und Sprache im Hochindischen anstellt.
Welche unendliche Mühe und Geduld es erforderte, bis zu jeder
Silbe der aufgenommenen Texte die dazu gehörige Note bestimmt
werden konnte, wie oft zweifelhafte Stellen immer und immer wieder
repetiert werden mußten, das kann nur der ermessen, der sich selbst
mit ähnlichen Untersuchungen beschäftigte, und ich kann nicht umhin
meine Bewunderung darüber auszusprechen, daß es dem Verfasser
gelungen ist, seine Notation in einer jeden Zweifel vermeidenden
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Am meisten Aufsehen werden natürlich die Ausführungen über
den vedischen Gesang machen (S. 38 ff,), über den wir am wenigsten
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218 E. Fblber.
Sängers in Indien habhaft zu werden und noch schwerer, ihn zu
bewegen, seine Kunst vor profanen Ohren hören zu lassen. Über
die abergläubische Scheu der Vaidika bei der Rezitation vgl. die Aus-
gabe des Atharvaveda von Shankar Pändurang. Bd. i, Bombay 1895,
S. 2. Die Grundform dieser Gesänge besteht in der Wiederholung
eines und desselben Motivs, was überhaupt dem Charakter der indi-
schen Musik entspricht, in der nicht neue Melodien erfunden, sondern
alte Typen variiert werden. Der Umfang der notierten Stücke über-
schreitet die Sext nicht, was der Verfasser damit in Verbindung
bringt, daß überhaupt nur 6 Töne verwendet werden dürfen (S. 47).
Diese Annahme widerstreitet jedoch der uralten Lehre von den
7 Svara, die eine Oktave ausfüllen. Man vergleiche darüber die
kurzen, aber treffenden Bemerkungen von Caland in dem von ihm
und Henry herausgegebenen Werke ,L'Agni§toma. Paris, 1907. Bd.n,
S. 462' und ich muß deshalb ein paar Worte einschalten, wie sich
meiner Auffassung nach die Sache verhält. Die Inder lehren be-
kanntlich, daß die Oktave 22 Sruti ,Hörungen c , d. h. was mit dem
Ohre noch unterschieden werden kann, enthalte, woraus folgt, daß
ihr Intervall etwas größer als 1 / 4 Ton sagen wir 7 /s4 unserer Musik
ist. Werden nun von diesen 22 Sruti 7 ausgewählt und miteinander
verbunden, so erhalten wir einen Gräma ,Tonleiter', deren Intervalle
natürlich von denen unserer Skalen ganz verschieden sind. Diese
so fixierten Öruti erhalten den Namen mürchanä, eigentlich ,geronnen*
von der Wurzel mürch ,gerinnen*. Um eine Melodie, säman oder räga,
zu bilden, brauchen nicht alle 7 mürchanä einer Tonleiter in Verwen-
dung zu kommen, zumal es sogar in jetziger Zeit nach Dübois (Hindu
manners. 3. Aufl., Oxford, 1906. S. 588) nur 36 räga gibt. Aus diesen
Definitionen erhellt, daß es unmöglich ist, mit unserem Notensystera
die indischen Noten wiederzugeben, zumal wir außerdem, seit Bach,
vorzüglich durch den Einfluß des alle andern Instrumente in den
Schatten stellenden Klaviers, die gleichschwebende Temperatur ein-
geführt haben, ein Begriff, der dem Inder bei der Ungebundenheit
seiner Musik selbstverständlich vollkommen fremd ist und der im
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Gegensatze hiezu, wie Felber des öftern hervorhebt, die glissando-
Original fronn
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Die indische Musik etc. 219
Technik liebt. Natürlich gibt es auch keine absolute Tonhöhe in
Indien (S. 62), worüber eigentlich kaum ein Wort zu verlieren ist,
denn wie lange ist es denn her, daß bei uns die Pariser Stimmung
allgemein durchgeführt wurde? Ich kann deshalb die bisherigen
europäischen Wiedergaben indischer Musik nur als ungefähre gelten
lassen und bezweifle, daß ein Chandoga beim Anhören des im ,L'Agni-
§toma* (S. 464) harmonisierten Stückes den ersten Vers des Säma-
veda, gesungen nach der Melodie Gautamasya parka, erkennen dürfte.
Wer je einen serbischen Guslar die Heldenlieder seines Volkes vor-
tragen hörte, weiß, wie eintönig unserem verwöhnten Öhre sein Ge-
sang erscheint, und daß die Inder selbst den Säman-Gesang nicht
besonders anziehend fanden, erhellt aus der ergötzlichen Geschichte,
die im Kathäsaritsägara (Buch i, Kap. 6) erzählt wird, wo der
schreiende Vortrag (törasvara, wie er für den Abend vorgeschrieben
o
ist), des beschränkten Brahmanen mit dem Heulen des Schakals ver-
glichen wird.
Ganz anders verhält es sich mit dem profanen Gesänge und
ich glaube, daß die Arie, die Jones (Asiatick Researches. London
1807. Bd. in, S. 87) notiert hat — sie gehört zu Gltagovinda i, 3,
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27 — auch bei uns Beifall finden dürfte. Jones hat sie in A-dur
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gesetzt, meint aber, daß eine Molltonart vielleicht passender wäre,
eine Bestätigung der oben ausgesprochenen Behauptung von der Un-
möglichkeit, mit Hilfe unserer Notenschrift die indischen Intervalle
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wiederzugeben. Unsere Platten enthalten ebenfalls zwei Stücke aus
demselben Singspiele (No. 409 und 410) und aus der Analyse Felbers
dieser sowie einiger anderen verwandten Stücke (S. 31 ff.) ergibt
sich, daß wir es mit wirklichem Kunstgesange in europäischem Sinne
zu tun haben. Charakteristisch für denselben ist die Abwärtsbewe-
gung der Stimme am Schlüsse.
Der Verfasser macht hiebei außerdem auf die besondere Wichtig-
keit des sprachlichen Tonfalles aufmerksam und wir kommen damit
zu der von ihm vertretenen Ansicht der Entstehung der ältesten
liturgischen Rezitation aus dem tonischen Akzent, den er für älter
ansieht als den exspiratorischen (S. 50). Diese Ansicht bedarf einer
Original fronn
220 E. Fblber.
Richtigstellung. Der Rigveda wird allerdings mit Tonakzenten re-
zitiert, aber ist diese Akzentuierung identisch mit der in der Um-
gangssprache, der bhäfä, üblichen? Ich habe in den Memoires de
la Sociötö de Linguistique (Paris 1894. Bd. vm, S. 103) 3 einiges
angeführt, was dagegen spricht und selbst bezüglich des vedischen
Akzents meint Macdonbix (Ved. grammar, S. 77, Z. 8), daß derselbe
von einem gewissen Nachdruck begleitet gewesen sei. Andrerseits
konstatiert Felber in der Prosa der Platten 431 und 432 eine starke
Neigung zu musikalischer Tonbildung (S. 10), obgleich die Tonhöhe
nicht deutlich hervortrete (S. 13). Diese anscheinenden Widersprüche
lösen sich nur durch die Annahme, daß der ursprüngliche Akzent
des Hochindischen ein Druckakzent war, der in der Rezitation zu
einem Tonakzent umgestaltet wurde, also gerade umgekehrt, als
Felber die Sache ansieht (S. 12). Die Termini Udätta und Anudätta
bezeichnen darnach für die bhäsä ,Hochdruck' und ,Tiefdruck' und
die für die Platten 450 und 451 notierten Töne kann ich nur als
Begleiterscheinungen des Druckakzentes gelten lassen, wie sie in
jeder Sprache, und wäre sie ganz vom Druckakzent beherrscht, auf-
treten. Wenn es nun weiter heißt, daß der Svarita, der unzweifel-
haft ein Tonakzent ist, aus Udätta und Anudätta bestehe, so müssen
bei dieser Definition die beiden Termini im Sinne von ,Hochton' und
,Tiefton' gebraucht werden, wozu in den französischen Ausdrücken
haut und bas, die ebenfalls in beiden Sinnkategorien verwendet
werden, ein schlagendes Analogon vorliegt. Nur auf diese Weise ist
es möglich zu verstehen, wieso dieselbe Silbe gegebenenfalls zugleich
den Udätta und Anudätta tragen kann. Ein interessantes Beispiel
dafür findet sich in Pänini i, 4, 31, einer Regel, zu deren richtigem
Verständnis aus der vorhergehenden Regel das Wort kartuh zu er-
gänzen ist. Damit dies geschehe, muß dasselbe den Svarita tragen,
wie Taränätha in seiner Ausgabe der Siddhäntakaumudl, Bd. i,
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24 bha-vad. 100. 44 Z D. M. G. 102, 25 voyelles longues.
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1 Da ich von diesem Artikel aus Versehen keine Korrektur erhielt, so er-
laube ich mir hier einige sinnstörende Druckfehler zu berichtigen: S. 94, Z. 16 lies
rbhü 97,2 partaicnt; 8 qu'elle. 98,33 dadhyafic, dadhlca. 99, 10 Müller; 11 et;
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Die indische Musik etc. 221
S. 288 ; Anm. 144 bemerkt, d. h. die 1. Silbe muß den Hochton, die
2. Silbe den Tiefton haben. Da aber die 2. Silbe nach der gram-
matischen Bildung den Udätta hat, so folgt daraus, daß derselbe
hier den Hochdruck bezeichnet und daß die Silbe tuh zugleich mit
Hochdruck und Tiefton auszusprechen ist, also wie wenn wir im
Deutschen das Wort ^wirklich?' mit Frageton verwenden, wobei
ebenfalls die erste Silbe die beiden Akzente trägt. Der Svarita des
angeführten Sanskrit Wortes heißt tairovyaüjana, ,transkonsonan tisch',
weil die beiden Hälften desselben durch Konsonanten getrennt sind;
dadurch wird aber die Ansicht Felbers (S. 14), daß der Svarita die
Verbindung von Hochton und Tiefton auf einer Silbe repräsentiere,
sowie die Gleichsetzung desselben mit dem griechischen Circumflex
unmöglich. Diese Ansicht konnte überhaupt nur durch den von
Roth unglücklicherweise (siehe Haug, Ved. Akz. S. 75) eingeführten
Begriff des enklitischen Svarita entstehen, der schon deshalb falsch
ist, da dieser Akzent immer zwei Silben beansprucht, mit andern
Worten: die Verbindung von Hoch- und Tiefton heißt Svarita, nicht
aber die auf einen Hochton folgende Silbe. 1
Ein Text, in dem der Svarita vorkommt — und bei Pänini ist
er zur richtigen Auffassung einer großen Anzahl von Regeln not-
wendig — ist natürlich keine Prosa im strengen Sinne des Wortes;
sieht man sich nun die Notation von Stücken dieser Grammatik
(PL 408, 415, 468) an, so macht man außerdem die Wahrnehmung,
daß bis zu 11 aufeinanderfolgende Silben in derselben Tonhöhe
artikuliert werden. In geringerem Maße, aber für unser Empfinden
immerhin auffällig, findet sich diese ekaSruti, ,Monotonie', auf den
Platten 436, 445 und 451, wo die satzschließenden Worte bhavati,
bhavanti und hotäram, sowie die drei letzten Silben von ardhayati
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und vedayati auf derselben Note ausgesprochen werden. Bekannt-
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1 Die senkrechte Linie über der Zeile bezieht sich, respektive bezog sich ur-
sprünglich auf die Udättahälftc des Svarita. Ich muß es mir jedoch versagen, hier
auf diesen Punkt näher einzugehen.
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Wiener Zeitsohr. f. d, Kunde d, Morgenl. XXVII. Bd. 15
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222 E. Felber.
Text nur mechanisch hergesagt wird, wobei der Sinn des Herge-
sagten gewöhnlich gar nicht zum Bewußtsein des Sprechers kommt.
Es ist also ganz erklärlich, daß dies bei dem Hersagen * der Gebete
beim Opfer vorgeschrieben ist, wo es nicht so sehr auf den Sinn,
als auf die in der äußeren Form der Worte liegende magische Kraft
ankommt; man kann diese Art des Sprechens aber doch nicht mit
der profanen Umgangssprache identifizieren und ich stelle sie deshalb
als vierte Gattung neben die von Felber (S. 60, 71) unterschiedenen,
also: Umgangssprache, Leiern, Sprachgesang, Gesang.
Ich komme nun zu der Feststellung des Verfassers (S. 20), daß
nicht zu jedem Metrum eine bestimmte Melodie gehöre und da er
neben anderen Gewährsmännern für die gegenteilige Ansicht auch
mich nennt (S. 17), so muß ich zunächst ein Mißverständnis be-
richtigen. Ich habe niemals behauptet und wäre dazu ja auch nicht
qualifiziert, daß jede Strophenart in ganz Indien gleich gesungen
werde, was schon deshalb sehr unwahrscheinlich ist, da es sich dabei
um keine heiligen Texte handelt, ftir die eine feste Tradition besteht;
aber was ich noch immer glaube, ist, daß zu jedem Metrum ein
bestimmtes musikalisches Thema gehört, das in verschiedenen Milieus
allerdings verschieden ausgeführt, variiert werden kann, und einen
gewichtigen Zeugen für diese Ansicht will ich doch noch anführen.
Jones sagt (As. Res. in, S. 85) : , We may add, that the Hindu poets
never fail to change the metre, which is their mode, according to
o
the change of subject or sentiment in the same piece; and I could
produce instances of poetical modulation (if such a phrase may be
used) at least equal to the most affecting modulations of our greatest
composers.' Das Material, auf das sich Felber stützt, ist doch allzu
dürftig — deduktive Beweisführung, wie sie S- 17 versucht wird,
kann hier nichts entscheiden — und ich meine, daß es, um die
wichtige Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Melodie, die
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vielleicht dieses .Leiern 4 .
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1 Das Verbum jap, eine Nebenform von jabh f ,den Mand aufsperren 4 bedeutet
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Die indische Musik etc. 223
zubringen, vor allem notwendig wäre eine vollständige Aufnahme
des Gltagovinda, sowie sämtlicher Metra, etwa mit Zugrundelegung
der in Aptes Sanskrit-English Dictionary, Poona, 1890, S.U79— 1189
angeführten Specimina, durchgeführt in verschiedenen Teilen Indiens,
vom musiktheoretischen Standpunkte aus zu bearbeiten. Nur durch
Arbeiten wie die FELBEitsche, mit Hilfe unserer mathematisch fixierten,
starren Musik möchte ich sagen, wird es möglich sein, in das Chaos
der indischen Musik, in dem die einheimischen Theoretiker selbst
schließlich den Faden verloren zu haben scheinen, Licht und Ord-
nung zu bringen.
Eine höchst willkommene Zugabe bilden die Transkriptionen
und Übersetzungen der verwendeten Texte von Geiger und es ist
nur zu bedauern, daß er nicht sämtliche phonographischen sanskriti-
schen Platten — es fehlen ja nur ein paar Nummern — nach dem
von ihm gehörten Wortlaute mitgeteilt hat, so daß das ganze Material
beisammen wäre. Bei der kurzen Zeit, die mir zum Abhören der
Platten zur Verfügung stand, mußten natürlich mehrere meiner An-
gaben notwendig summarisch bleiben und so wäre es beispielsweise
ganz interessant zu wissen, welche Abweichungen von Schlegels
Text des Rämäyana — Gorresios Text ist noch mehr verschieden
— die Platte 417 bringt. Ich habe mir eine ganze Reihe von
Varianten notiert, die ich aber ohne nochmalige Untersuchung nicht
mitteilen möchte. Was das auf drei Platten befindliche Lied zum
Lobe Hanumats betrifft (S. 136), so weiß ich nicht recht, wie Geiger
zu seinem Texte gekommen ist; ich habe rämakathämftam und
paramapremabharena gehört, was doch übersetzbar ist. Höfers Über-
setzung des Bhavänya^taka hätte durch eine den reproduzierten Text
genau wiedergebende ersetzt werden sollen. Was das von Geiger
S. 158 in Vers 5 aufgenommene Wort kavuddiJf, bedeuten soll, weiß
ich nicht: es ist dafür kubuddhih zu lesen, ebenso in Vers 8 wahr-
scheinlich jädyavaktrab. Zu Platte 425 wäre zu bemerken, daß der-
selbe Vers sich auch im zweiten Teile des Sämaveda (n, 4, 2, 3, 1.
Benfe? S, 99) findet, was ich nur deshalb erwähne, weil meiner
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Ansicht nach dieser Teil insoferne älter ist als der erste, als die
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224 Die indische Musik etc. — J. Hertel.
Melodien sich zunächst auf die trica und pragätha des uttarärcika
beziehen, während das pürvärcika in vieler Beziehung an den , lite-
rarischen' Rigveda erinnert. Zu Platte 426 ist hinzuzufügen: Ärseyabr.
ed. Burneil, S. 77, Nr. 10. Am Schlüsse von Platte 428 habe ich
gehört: näräyanah paramätmä, gefolgt von einem zweisilbigen, 10 mal
wiederholten Wort, das wie sädhu klingt. Warum soll Platte 458, Vers 6
ärjita in ürjita geändert werden? Die am Schlüsse der Platte 461 ge-
sprochenen englischen Worte, die eine Erläuterung des vorangehen-
den Alphabets enthalten, hätten doch verdient angeführt zu werden.
Die Platten 446, die einen ganz hübschen Gesang enthält, und 466
sind leider noch immer nicht identifiziert, trotzdem ich mich dieser
wegen nach Indien gewendet hatte. Professor Kathavate, der die
zweitgenannte besprochen hatte, war nämlich, wie mir Prof. Shridhar
R. Bhandarkar später mitteilte, inzwischen gestorben und so bleibt
nur die Hoffnung, daß einmal ein Inder, dem die Texte geläufig
sind, nach Wien komme und sie bestimme.
Ich habe in der Plattenangelegenheit mit europäischen und
indischen Gelehrten mehr als hundert Briefe gewechselt, zuerst um
ein Programm der aufzunehmenden Texte aufzustellen und, als dieses
nicht eingehalten wurde, um die aufgenommenen Texte zu identi-
fizieren. Möge dieser erste Versuch die altehrwürdigen Vortrags-
weisen und Melodien des Hochindischen für immer festzuhalten, der
in der vorliegenden Abhandlung eine so schöne Frucht gezeitigt hat,
recht bald Nachahmung finden.
J. Kirste.
Hertel J. The Pailcatantra -Text of Pürnabhadra. Critical intro-
duction and list of variants (= Harvard Oriental Series, vol. xu)
and its relation to texts of allied recensions as shown in parallel
specimens (= H. O. S. vol. xm). Cambridge, Mass. 1912. gr.-8°.
im, 232 und x S. mit 19 Tafeln.
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Die vorliegenden zwei Bände bilden die Ergänzung zu dem
vom Verfasser als Bd. xi derselben Serie publizierten Text, über den
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The Pancatantra-Text of Purnabhadra. 225
ich in dieser Zeitschrift Bd. xxm, S. 138 ff. berichtet habe. Es war
ursprünglich nur ein Band geplant, die Trennung stellte sich aber
aus technischen Gründen als notwendig heraus, da die Bogen von
Bd. xm wie die Karten eines Atlas eingeheftet werden mußten. Sie
enthalten nämlich in parallelen Kolumnen und mit sechs verschie-
denen Typen gedruckt längere Stücke des Pancatantra, welche die
Konkordanzen und Diskrepanzen der sechs Rezensionen : des Tantrft-
khyäyika, des südlichen Textes, des simplicior, von Ksemendras und
Somadbvas Auszug, und des ornatior zur Anschauung bringen in der
Weise, daß Übereinstimmendes in derselben Typengattung gedruckt
ist. Dieser Teil ist ein Meisterstück typographischer Herstellung und
er muß sowohl dem Verfasser wie dem Setzer unendliche Mühe ge-
kostet haben; ob aber der darauf verwendete Fleiß im richtigen
Verhältnis zu dem resultierenden Nutzen steht, ist eine andere Frage.
Vor allem ist es ein Übelstand, daß wir weder vom simplicior eine
kritische Ausgabe besitzen — denn die Bühler -KiELHORNSche ver-
dient diesen Namen nicht — noch von Somadevas Werk/ so daß
der Verfasser gezwungen war, in den Noten die Varianten der von
ihm zu diesen Rezensionen verglichenen Handschriften zu geben,
wodurch die Übersicht noch komplizierter wird. Ohnedies wird jeder,
der eine bestimmte Stelle im Auge hat, die vorhandenen Ausgaben
zur Hand nehmen und die von Hkrtel mit so großem Fleiße ver-
zeichneten Varianten, für die noch ein siebenter Schriftsatz verwendet
wird, 2 haben daher nur für die zuletzt genannten Werke einen Wert.
Die ganze Anordnung ist allerdings vorzüglich geeignet, eine schnelle
Übersicht zu ermöglichen. So sieht man beispielsweise auf den ersten
Blick am Anfange des Specimen in — die Tafeln sind leider weder
paginiert noch numeriert — daß Pürijabhadra den Namen der Stadt
Mahiläropya, d. h. des heutigen Mailapur, einer Vorstadt von Madras,
eines uralten Handelsemporiums, in Pramadäropya geändert hat. Man
1 Siehe d. Zeitschrift xxn. S. 346.
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8 Bei der Beschreibung der verschiedenen Schriftsätze, 8. vir, hätte je ein
Beispiel beigegeben werden sollen.
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TD
226 J. Hertel.
darf wohl vermuten, daß er diesen Namen in einer alten, ihm
wichtig erscheinenden Quelle gefunden hat. Auf etwas Ahnliches
im ersten Specialen macht Hertel (S. ix) aufmerksam und meint, daß
der Zug von dem Echo des Löwengebrülls in einem alten kaschmiri-
schen Manuskript enthalten gewesen sei, von wo er in die Bj'hatkathä
übergegangen wäre. Da dieses Werk in einem Pifiäcadialekte ver-
faßt war und Hertel (Bd. xu, S. 14) auseinandersetzt, daß Pür$a-
bhadra eine volkstümliche Fassung vorgelegen habe, so glaube ich
noch immer an der von mir bei Gelegenheit der Besprechung einer
andern Arbeit Hertels geäußerten Vermutung (d. Zeitschr. xxi, 403)
festhalten zu können, daß das /Urpancatantra' in einem Volksdialekte
existierte. Einer Entscheidung über diese Hypothese dürfte man
durch eine Untersuchung der in den verschiedenen Fassungen ent-
haltenen Eigennamen näherkommen. Ich selbst hatte schon vor
20 Jahren eine solche Arbeit begonnen, aber wieder bei Seite gelegt,
da ich mich bald überzeugte, daß mit den damals vorhandenen Aus-
gaben nichts zu erreichen sei, ein Grund, der jetzt dank der un-
ermüdlichen Tätigkeit Hertels, der wir hoffentlich noch kritische
Ausgaben des simplicior und des Hitopadeäa zu verdanken haben
werden, wegfällt.
Den größten Teil des Bandes xu füllen die vom Verfasser mit
großer Sorgfalt verzeichneten Varianten der Handschriften nicht bloß
des von ihm in Bd. xi publizierten Textes, sondern auch der andern
Rezensionen, worunter besonders die von Kosegarten benutzten Manu-
skripte Interesse erwecken dürften, da der von diesem Gelehrten
edierte Text lange die Grundlage der ganzen Pancatanti*a-Forschung
gebildet hat. Aus der mit minutiöser Genauigkeit und großem
Scharfsinn geführten Untersuchung (S. 44 ff.) ergibt sich leider die
betrübende Tatsache, daß dieser Text so zu sagen wertlos ist, da
Kosegarten — ähnlich wie Brockhaus in seiner Ausgabe des Ka-
thäsaritsägara — ein eklektisches, ganz willkürliches Verfahren be-
folgte. In wohltuendem Gegensatze hiezu steht die Ausgabe Hertels,
der mit peinlicher Sorgfalt alle Varianten seiner Handschriften ver-
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The Pancatantra-Text of Pürnabhadra. 227
mittelbar auB dem Archetypos geflossene befinden, so daß man getrost
behaupten kann, der in der H. O. S. publizierte Text sei der von dem
Jainagelehrten verfaßte. Dieser Mann war allerdings kein Purist
und es finden sich in seiner Arbeit verschiedene Verstöße gegen die
strengen Regeln der hochindischen Grammatik. Der Herausgeber
suchte diese zuerst zu bessern, kam aber in der Folge von diesem
Prinzipe ab (SS. xi u. 32), was nur zu billigen ist, denn es findet
sich Ahnliches sogar in den heiligen Texten.
Auch in einem andern Punkte hätte ich es gerne gesehen,
wenn der indische Standpunkt zur Geltung gekommen wäre. Am
Schlüsse von Bd. xn gibt nämlich Hertbl ein alphabetisches Ver-
zeichnis der im Texte vorkommenden Verse und folgt hiebei wieder
dem leidigen vom Petersburger Wörterbuch inaugurierten System der
Einordnung des Anusvära und Visarga an verschiedenen Stellen.
Die Schrulle Böhtlingks — ich finde keinen andern Ausdruck hiefttr
— wird hier sogar noch ,verbösert', da es sich nicht um Worte,
sondern um Sätze handelt, so daß beispielsweise Verse, die mit yal}
beginnen, nicht hintereinander angeführt sind, 1 als ob der Buchstabe
h nicht immer derselbe wäre ! Wer würde wohl in einem deutschen
_ in •
Index Verse, die mit ,wer* beginnen nicht hintereinander setzen,
sondern jeweilig nach dem Platze des auf das r folgenden Kon-
sonanten einordnen? Mit Recht hat daher Güärinot (J.As. 1907,
ii, 588) dieselbe Unzukömralichkeit in der ,Vedic Concordance' ge-
tadelt, von der Mühe, die es jedem Anfänger kostet, sich in einem
solchen , System', das weder in phonetischen, noch praktischen, noch
historischen, noch typographischen 2 Gründen einen Halt hat, zurecht-
zufinden, gar nicht zu reden. Es steht nur zu hoffen, daß in einer
Neubearbeitung des Petersburger Wörterbuches, die über kurz oder
lang erfolgen muß, die indische, alle Zweifel ausschließende Reihen-
folge aw, rß } h, k, die auch in den von Stein in Turkestan ans Licht
gezogenen Alphabeten und Syllabaren (s. Hörnlh, JRAS. 1911,
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451 f.) eingehalten wird, wieder zur Geltung gelange, und dann
1 Vgl. dagegen Aufrecht, Hymnen d. Rigveda f . Zweiter Teil. S. 621 f.
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2 AU ob man das Auge zwingen könnte ein m für ein n, n etc. anzusehen!
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228 J. Hbrtel. — Richard Simon.
wird es auch an der Zeit sein, über eine andere ebenfalls von
Böhtlingk eingeführte Neuerung, über die er vor 30 Jahren schon
eine Diskussion mit Whitney hatte, nämlich über die Form der
Wurzeln und Stämme, schlüssig zu werden. Über Formen wie bha-
gavant statt bhagavat s. Allg. Lit. Bl. 1906, S. 623.
J. Eirste.
Richard Simon. Index Verhör um zu Leopold v. Schroeders Kathakam-
Ausgabe. Gedruckt auf Kosten der Deutschen Morgenländischen
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Gesellschaft mit Unterstützung von Seiten der kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften in Wien. Leipzig, in Kommission bei
F. A. Brockhaus 1912. VI, 234 Seiten Lex.-8°.
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So liegt uns denn nun auch der Schlußstein zu dem großen
Werke vor, das wir der Jahrzehnte langen Arbeit Leopold von
Schroeders verdanken — der lang erwartete Index zur Kathakam-
Ausgabe. Über die Bedeutung der erstmaligen Herausgabe dieses
alten und hochwichtigen Vedatextes habe ich in dieser Zeitschrift
(Bd. xxiv, 1910, S. 309 ff.) schon gesprochen. Durch den nunmehr
vorliegenden Index ist auch dieser Vedatext der grammatischen und
lexikographischen Forschung ebenso erschlossen, wie der $g ve( la
durch den Index-Band zur ersten Max MüuLERSchen Ausgabe des
ftgveda mit Säyanas Kommentar und durch Grassmanns Wörterbuch,
und wie der Atharvaveda durch Whitneys Index Verborum. Umso
freudiger ist der Käthakam-Index zu begrüßen, als zu keiner der
anderen Yajurveda-Saiphitäs bisher Wort-Indices gedruckt sind. 1
Der großen Mühe, das zuerst von L. v. Schroeder hergestellte Zettel-
material zu ordnen und herauszugeben, hat sich Richard Simon
unterzogen. Ihm gebührt vor allem unser Dank. Aber auch der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft und der kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften in Wien, durch deren Unterstützung das
Erscheinen dieses Indexbandes möglich gemacht wurde, sind alle
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1 Würde es sich nicht verlohnen, die in der ,Aüfrecht Collection' des India
Office vorhandenen Indices von Aufrechts Hand zu drucken?
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Index Vbrborum etc. — Kl. Beitk z. indoiran. Mythologie. 229
Freunde der vedischen Philologie zu größtem Danke verpflichtet
Den verehrten und hochverdienten Herausgeber des Käthakam end-
lich beglückwünschen wir zur endgiltigen Vollendung seines großen
Werkes aufs herzlichste.
M. Winternitz.
Jaul Charpentier, Kleine Beiträge zur indoiranischen Mythologie.
Uppsala Universitets Ärsskrift 1911. Filosofi, Spräkvetenskap och
historiska Vetenskaper, 2. Uppsala 1911. 87 Seiten, 8°.
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Zwei Abhandlungen aus dem Gebiete der indischen und eine
aus dem der indoiranischen Mythologie sind in dem vorliegenden,
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Leopold v. Schroeder zum sechzigsten Geburtstag gewidmeten Hefte
vereinigt. Die erste Abhandlung ist den PiSäcas gewidmet. Wir
wissen noch immer viel zu wenig über die in der Literatur so
überaus häufig vorkommenden indischen Halbgötter, die Gandharvas,
Apsaras, Yaksas, Räksasas, Piääeas, Kinnaras und wie sie alle heißen.
Es war daher ein glücklicher Gedanke des Verfassers, einer dieser
Halbgötterklassen, den Piääeas, eine eingehende Untersuchung zu
widmen. Wenn es ihm auch meines Erachtens nicht gelungen ist,
seine Hypothese, daß die PiSäcas ursprünglich die als Glühwürmchen
verkörperten Seelen der Verstorbenen gewesen seien und daß sich
aus der Bedeutung , Glüh wurm', ,Irrlicht* erst die allgemeine Be-
deutung ,Dämon', , Quälgeist' entwickelt habe, wahrscheinlich zu
machen, so bleibt doch die Zusammenstellung des Materials von
unbestreitbarem und dauerndem Wert.
Schon Roth hat im ,Petersburger Wörterbuch' die PiSäcas als
,eine Klasse dämonischer Wesen, zu deren Aufstellung die Irrlichter
Veranlassung gegeben haben mögen', bezeichnet. Er ist dabei offenbar
von Atharvaveda 4, 37, 10 (jyotayamämakän piSäcän) ausgegangen.
Aber sowohl diese Stelle, wenn man auch Roths geistreiche Erklärung 1
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Charpentier S. 6, Anm. 2 angibt) Roths Konjektur, sondern °tnämakän ist über-
J Festgruß an O. Böhtlingk, S. 97 f. Aber jyotayamämakän ist nicht (wie
liefert, und Whitney hat dafür jyotayamänakän konjiziert.
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2B0 JARL ChARPBNTIER.
annimmt, als auch die moderne Bezeichnung piääcadlpika (und viel-
leicht auch pUäcälaya bei Varähamihira) für ,Irrlicht* beweisen nur ;
daß die PiSAcas unter anderem auch die Träger des Irrlichtes
waren, durch das sie die Menschen quälten. Ohne das beigefügte
jyotayamämakän und ohne die Hinzufügung von °dlpikä oder °älaya
läßt sich für piSäca die Bedeutung ,Irrlicht' nicht nachweisen. Der
allgemeine Charakter der Piääcas ist vielmehr im ganzen Veda,
ebenso wie in der späteren Literatur, nur der von häßlichen, ab-
scheulichen und quälerischen Dämonen. Die einzige Stelle, wo
,Pi§äci' im ß-gveda (i, 133, 5) vorkommt, zeigt diesen Dämon genau
in derselben Gesellschaft von Rak§as und ähnlichen teuflischen
Wesen, in der die Piääcas im Atharvaveda und in der ganzen
übrigen Literatur erscheinen. Daß in Vers 3 desselben Rgveda-
liedes von weiblichen Unholden die Rede ist, die sich auf Trümmer-
haufen und Leichenstätten herumtreiben, kann unmöglich beweisen,
daß es sich in Vers 5 um ,Dämonen in Wurmgestalt' handelt (Char-
pentibr, S. 5). In Atharvaveda i, 16, 3 kann sich wohl jätäni pi$a-
cyäh, ,die Brut der PiSäcI' auf Krankheit verursachende Würmer
beziehen, es können aber ebensogut andere dämonische Wesen ge-
meint sein. Atharvaveda n, 14 ist ein gegen alle weiblichen Da-
monen gerichteter Zauberspruch, und es ist allzu schwach begründet,
wenn der Verfasser, gestützt auf eine Glosse Säyanas (magundl kä-
cana pisäcl), in den magundyä duhitarah gerade Würmer sehen will.
Es bleiben nur die aus Hemacandras Lexikon angeführten Glossen
(S. 12), in denen piSäca , Glühwurm' bedeuten könnte, wenn hier
nicht Zweifelhaftes durch Zweifelhaftes erklärt wäre.
Sehr gezwungen, übrigens vom Verfasser (S. 13 ff.) selbst nur
als zweifelhafte Vermutung hingestellt, ist die Erklärung des Pftli-
Ausdruckes paijisupisücaka. Im Majjhimanikftya, Sutta 79 sagt der
Asket Udäyi zum Buddha, daß er nicht solche Geisteskräfte besitze,
wie der Erhabene; er könne sich nicht einmal an alle Geschehnisse
dieses Lebens erinnern, geschweige denn an frühere Geburten ; er
sehe ,nicht einmal einen parpsupisücaka', geschweige denn, daß er
,mit dem reinen, übermenschlichen, himmlischen Auge' die Wesen
Original fronn
Kleine Beiträge zur indoiranischbn Mythologie. 231
dahinschwinden und wiederentstehen usw. sehen könnte, wie es der
Buddha vermag. Warum liier parpsupisäcaka /Irrlicht oder Glüh-
würmchen' bedeuten soll, wie Cijarpentier mit K. E. Neümann über-
setzt, ist mir durchaus nicht klar. In einem ganz ähnlichen Zu-
sammenhang kommt das Wort im Udäna iv, 4 vor- Hier wird die
erbauliche Geschichte erzählt, wie ein Yakkha von Riesengestalt dem
Säriputta einen Schlag auf den Kopf versetzt — einen Schlag, mit
dem man einen gewaltigen Elefanten niederschlagen oder einen hohen
Berggipfel zerschmettern könnte — und alsbald in die Hölle ver-
sinkt. Das sieht Moggalläna ,mit dem reinen, übermenschlichen,
himmlischen Auge', eilt zu Säriputta und fragt ihn, ob er keine
Schmerzen verspüre. Dieser antwortet, er habe nur ein wenig Kopf-
schmerzen. Moggalläna drückt sein bewunderndes Erstaunen dar-
über aus, daß der Freund mit solchen außerordentlichen Wunder-
kräften ausgestattet (mahiddhiko . . . mahänubhävo) sei. Säriputta
gibt das Kompliment zurück und bewundert den Moggalläna, der
so wunderkräftig (mahiddhiko . . . mahänubhävo) sei, daß er einen
Yakkha gesehen, während er selbst ,nicht einmal einen parpsupisä-
caka* gesehen habe. Als ich die Stelle (in meiner , Geschichte der
indischen Literatur' n, S. 67) im Auszuge wiedergab, übersetzte ich
das Wort durch ,Staubkörnchengeist', indem ich glaubte, daß damit
zwerghafte Gespenster gemeint seien, im Gegensatz zu dem riesen-
haften Yakkha. Aber die Stelle im Majjhimanikäya und die eben-
falls von Charpentier angeführten Stellen aus dem Jätaka, Nr. 497,
und dem Jaina Uttarajjhayaija sprechen gegen diese Erklärung. In
den beiden letzteren Stellen kann parrisupisäcaka doch nur etwa
, Schmutzteufel' (Jacobi, Sacred Books of the East, vol. 45, p. 51
übersetzt: ,a very devil of a dirty man') bedeuten, und der Kom-
mentator zum Jätaka wird wohl Recht haben, wenn er darunter
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, einen in einem Kehrichthaufen lebenden PiSäea' versteht. Daß die
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brachte. Und im Jätaka Nr. 481 (ed. Fausböll, vol. 4, p. 245) be-
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alten Inder an solche Geister glaubten, geht schon daraus hervor,
daß man (nach dem Gobhila-Grhyasütra iv, 11) beim VaiSvadeva
den rak§ojanebhyah an dem Kehrichthaufen eine Spende (halt) dar-
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232 Jarl Charpentier-
leidigt Kokälika einen Brahman-Gott, indem er sagt : ,Du wirst wohl
ein in einem Kehrichthaufen wohnender Dämon sein 4 (tvarp, aarpkü-
raffhäne yakkho bhavissaslti). Man muß wohl (nach Majjhimani-
käya 79 und Udäna iv, 4) annehmen, daß diese parpsupisäcakas als
gemeine Geister niedrigster Art von jedermann leicht zu sehen sind,
daß es nicht erst eines ^himmlischen Auges 4 (dibbarri cakkhu) bedarf,
um sie zu sehen.
Von den parpsupisäcas nicht sehr verschieden sind wohl auch
die piBäcillikas, die in hohlen Bäumen leben, aus Totenschädeln
trinken und sich die Haare in den Nasenlöchern lang wachsen lassen
(Vinayapitaka, Mahävagga in, 12, 3; Cullavagga v, 10, 2; 27,5). Auf
diese sei zur Vervollständigung des wertvollen Materials, das Char-
pentier aus buddhistischen und jinistischen Texten über die Natur
der Piääcas zusammengestellt hat, noch hingewiesen. Es zeigt sich
aber doch überall nur, daß die Piääcas eine Klasse von häßlichen,
abscheulichen und quälerischen Unholden sind. 1 Ich zweifle, ob wir
viel weiter kommen werden.
Mehr Zustimmung dürfte die zweite Abhandlung finden, in
der sich der Verfasser mit den , Inkarnationen des Verethraghna 4
beschäftigt. Anschließend an den Text und die Übersetzung des
Bahrain Yasht (xiv) bespricht er die Formen, in denen Verethraghna
vor Zarathuätra erscheint. Er weist nach, daß der iranische Sieges-
gott Verethraghna seinem Namen und seinem Wesen nach der indi-
sche Vitrahan, der Drachentöter, ist, daß er aber daneben auch
Züge des altarischen Feuergottes, des indischen Agni, aufgenommen
hat. Manche Punkte der indischen Mythologie — insbesondere das
Verhältnis zwischen Göttern und Tieren (Indra als Stier, Agni als
Roß, Visiju als Eber, Indra als Widder des Medhätithi, Agni als
Ziegenbock) — werden in neuartiger, interessanter Weise beleuchtet.
1 Daß im Mabäbhärata die Pü&cas nicht nur Menschenfleisch fressende
Dämonen sind, sondern daß an einzelnen Stellen auch wilde Volksstämme Nord-
indiens yPisäcas* genannt werden, hat G. A. Grikrson (Festschrift Vilhelm Thomseh,
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Leipzig 1912, S. 138ff. und ZDMG, Bd. 66, 1912, S. 67 ff.) erwiesen. Doch scheinen
diese Stellen weder zahlreich noch alt zu sein.
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Kleine Beiträge zur jndoiranischen Mythologie. 233
Sehr beachtenswert ist die Vergleichung der altindischen Subrak-
mapyaformel mit dem avestiscken Bahräm Yasht, aus der mit einiger
Wahrscheinlichkeit geschlossen wird, daß der volkstümliche Inhalt
jener Formel schon aus indo iranischer Zeit stamme.
Der dritte Aufsatz ist ein Beitrag zur vedischen Mythologie
und ist dem MätariSvan gewidmet. Zwei Ansichten stehen hier be-
kanntlick einander gegenüber. Die einen, wie Oldenberg, seben in
ihm ,den Prometheus des Veda*. Andere, wie Hillbbrandt, erklären
ihn in Übereinstimmung mit der indischen Tradition als den Wind.
Charpentier verteidigt die Ansicht, daß Mätariävan der indische
Prometheus sei. Er meint, es könne doch kaum vom Winde gesagt
werden, daß sich ihm Agni zuerst offenbart habe ($gveda i, 31, 3;
143, 2), oder daß er das Feuer durch Reiben erzeugte (^gveda j,
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71, 4; 148, 1; 141, 3). Mir scheint, daß vom Winde, der das Feuer
anfacht und die Aste der Bäume aneinanderschlägt, solche Rede-
Wendungen sehr wohl gebraucht werden könnten. Ebenso konnte
der Sturm, der dem Gewitter vorausgeht und so gewissermaßen den
Blitz vom Himmel bringt, leicht zum Feuerbringer, zum Prometheus
werden. So konnte auch Mätali, in dem schon Weber (Sitzungsber.
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der preuß. Akad. der Wissensch. 1895, S. 837) den ersten Teil von
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,Mätari-ävan' erkannt hat und den Charpentier wohl mit Recht als
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,eine Kurznamenbildung von MätariSvan' ansieht, als Sturmgott
leicht zum Wagenlenker des Regenbringers und Gewittergottes Indra
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werden. Wenn Mätali der Sturmgott ist, so ist es auch begreiflich,
daß er im ftgveda im Zusammenhang mit den Manen erscheint
(Weber a. a. O.). Die Vorstellung, daß die Seelen der Verstorbenen
im Sturme oder unter Fuhrung des Sturmgottes dahinjagen, ist ja
wohlbekannt. 1 Charpentier sagt, Mätali im JJgveda ( x > **> 3 ) se *
,der Sturmwind, der die Seelen nach anderen Wohnsitzen dahin-
rafft, und auch der Wind, der das Feuer hervorbringt und entfacht*.
Svan-Mätali für sekundär in bezug auf seine Natur als Prometheus
1 Vgl. z. B. L. v. Schboeder, Mysterium und Mimus im Rigveda, Leipzig
1908, S. 121.
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234 Jarl Charpentier. Kleine Beiträge etc.
und einer der 'Väter* zu halten' sei. Es gelingt ihm aber meines
Erachtens nicht, zu zeigen, wie aus einem ^Prometheus* ein ,Seelen-
fdhrer* und der Wind werden konnte, während sich aus der Wind-
natur des Gottes alle seine anderen Eigenschaften sehr wohl er-
klären lassen.
Wenn ich so mit dem Verfasser in mehreren Punkten nicht
übereinstimmen kann, liegt mir um so mehr daran, zu betonen, daß
diese ^Kleinen Beiträge' sehr anregende und verdienstliche Unter-
suchungen enthalten. In der Mythologie, wo wir uns ja stets auf
mehr oder weniger unsicherem Boden befinden, ist es immer mit
Dank zu begrüßen, wenn ein ernster und sachkundiger Forscher
wie Charpentier alte Fragen von neuen Gesichtspunkten aus be-
trachtet und neues Tatsachenmaterial zur Vergleichung heranzieht.
Prag, 5. Februar 1913.
M. WlNTERNITZ.
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Av. düraoSa- : ai. durö§a-. — Als Beiwort des Haoma kommt
nach Bartholomae Air. Wb. 751 f. das viel umstrittene Wort du-
rao$a~ an fünf Stellen des Avesta vor, die sich alle innerhalb des
sogenannten Hörn Yasht befinden, nämlich Y. 9, 2: azvm ahmt zara-
öuStra haomö aSava düraoSö ,ich bin, o Z., Haoma, der heilige, der
den Tod fernhält', ibid. 19: imdm Swam paoirlm yändm haoma jai-
dyemi düraoSa ,um dieses bitte ich dich zum erstenmal, Haoma, der
du Tod fernhältst'; Y. 10, 21: haomdm düraoSzm yazamaide ,wir ver-
ehren den Haoma, der den Tod fernhält', und Y. ll,s: az9m yö haomö
aSava düraoSö ,ich, Haoma, der heilige, der den Tod fernhält', und
ibid. 10: haoma aSava düraoSa ,heiliger Haoma, der du den Tod fern-
hältst'. Dazu steht es in Y. 32, u als Bezeichnung des Haoma:
ahyä + g9r$hmö l ä.höi&öi nl kävayasclt xratüi nl dadat
+ van£ä M£ä % fraidivä hyat vlsSntä drdgvantwn avö
hyaföä gäuS jaidyüi mraöi yd düraoivm saoiayat avö v
was Bartholomae, Die Gäthä's des Avesta S. 30 f. folgendermaßen
übersetzt : ,auf dessen 8 Unterdrückung richten Grohma, richten auch
die Kavay ihre Absichten und Kräfte schon lange, weil sie darauf
ausgehen, dem Druggenossen * . zu helfen, und daß es heiße: das
1 So Geldner Dach Jp. 1 ; Bbichxlt Reader 84 schreibt mit J 2.3; 8. 1 ;
Mf. 1. 2 grihmo.
* Geldher nach den meisten Handschr.
3 Nämlich »deines Propheten* (vgl. &wahyä mq&ränö in V. is).
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236 Kleine Mitteilungen.
Rind ist zu töten, damit es den „Todwehrer" zu helfen ansporne'.
Vgl. auch Reichelt Reader 196.
In dem Air. Wb. folgt also Bartholomae der pehlevitischen
Tradition, die offenbar das schwierige Wort mit etwa: ,dem das
Verderben fernbleibt, der es fernhält, Tod wehrer' übersetzt; auch
Neriosengh hat es so verstanden, da er düramftyah glossiert. Das-
selbe bedeutet wohl auch das mp. düröS } vgl. Hörn, Neupers.
Etym., S. 274.
Dieselbe Deutung des Wortes geben u. a. folgende Forscher:
Darmesteter ZA. i, 84 usw. (,qui öloigne, öcarte la mort'); Geiger
Handb. der Awestaspr. S. 262; Litteraturbl. 1883, Sp. 960; Jackson
Reader 73 (,holding death afar'); Hörn Neupers. Etym. S. 274 und
Reichelt Elementarb. S. 452; Reader S. 235.
Daneben sind aber abweichende Auffassungen des Wortes
her vorgestellt worden, von denen mir die folgenden bekannt sind:
Geldner KZ. xxviii, 258. 263 hat es mit ,un verletzlich', Drei Yasht
S. 115 wiederum mit ,unsterblich' übersetzt, an beiden Stellen ohne
eine nähere Motivierung seiner Deutung zu geben. Bartholomae
hat auch nicht immer dieselbe' Auffassung des Wortes wie jetzt
gehabt: Die Gä&äs S. 80 leitet er es freilich aus dura + aosa ab,
fügt aber in einer Anmerkung an, man könnte es ebensowohl aus
*düra-rao$a- = *düra-raoxsa- ,fernhin leuchtend' erklären, eine
Etymologie, die Handb. d. altiran. Dial. S. 31 f. als die einzige ge-
geben wird. Und Ar. Forsch. 2, 109 wird ausdrücklich erklärt, die
Herleitung aus dura + aoSa sei schlechthin unmöglich, weil ein
solches Kompositum in den Gäthfts ausnahmslos als viersilbig aus-
gelesen werden mußte; somit sei die Erklärung *düra~rao§a- weit-
hin leuchtend, sichtbar' unbedingt vorzuziehen. Dieser Auffassung
Bartholomaes hat sich dann auch Brugmann Grdr. i, 484 ange-
schlossen. 1
Von vornherein muß es wohl ziemlich klar scheinen, daß die
Pehlevikommentatoren und Neriosengh wirklich in ihrer Deutung
1 In der zweiten Auflage des Werkes findet sich das Wort, soviel ich
sehe, nicht.
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Kleine Mitteilungen. 237
des Wortes Recht haben, denn äußerlich scheint es aus dura- =
ai. dura- ,fern, weit' und ao§a- zusammengesetzt zu sein. Was ao$a-
betrifft, sieht man aus Air. Wb. 43 f., daß es teils als Adj. verderb-
lich' vorkommt, und zwar nur in der Zusammensetzung an-ao§a-
,dem kein Verderben droht, unsterblich Y. 10, 125, und teils als
m. , Verderben, Untergang, Tod' V. 1 9, 3 ; 8, 72 Pü Z. ; als solches auch
N. pr. eines DaSva in V. n, 1. Von verwandten Wörtern kommen
vor: g, j. aoSah- n. , Untergang, Verderben' V. 19, s. 4g; Y. 49, 1;
V. 2, 5 Pü Z., ao§ah-vant- adj. ,dem Untergang ausgesetzt, vergäng-
lich, sterblich' V. 4, 50; Aog. 48. 58; V. 2, 5 Pü Z., und aoSö.tara-
adj. ,der verderblichere, schädlichere' V* 13, 42. 43. Die Wörter ge-
hören ja sämtlich der ziemlich weit verbreiteten Wurzel *(e)u(e)8-,
*ew5- ,brennen, sengen', die im Avesta zufällig nicht in verbalen
Bildungen belegt ist, und es kann also nicht dem geringsten Zweifel
unterliegen, daß diese Wurzel im Iranischen eine etwas veränderte,
mehr verallgemeinerte Bedeutung angenommen hat; es ist nicht mehr
,Feuer, Verbrennung, Feuertod', sondern nur ganz allgemein ,Tod,
Verderben, Untergang'.
Im Air. Wb. 752 hat ja Bartholomae diese älteste Auffassung
angenommen, wendet aber ein, teils würde man für Zusammen-
ziehung von a + ao nicht ao sondern äa erwarten, teils kommen
im Avesta sonst nur L. Sg. dural* und Abi. Sg. dürät in Zusammen-
setzungen vor. Die erste Einwendung ist schwierig zu prüfen, da das
Material ungenügend ist: wir finden nämlich von aojah- n. ,Stärke,
Kraft' nur aSa.aojah- und mi&rö.aojah- und von ao&ra- nur xvä.
ao&ra- und zaranyö.aod'ra^ also lauter Beispiele, die da nichts be-
weisen. Theoretisch ist sie aber richtig, da ja das Altindische als
Regel ä + zu äu zusammenzieht; 2 es läßt sich aber nicht be-
weisen, daß sie im Avesta vollständige Geltung gehabt hat, es kann
hier wie im Altindischen Ausnahmen gegeben haben. Was die
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1 Vgl. np. ndi jUnsterblichkeitstrank* und 8. Hübschmann Pers. St. 19; Arm.
* Bartholomae verweist aber selbst auf Whitney Gr. 3 § 137 b , wo Fälle wie
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adharoflha-, tilodana- usw. aufgezählt werden.
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238 Kleine Mitteilungen.
zweite Einwendung betrifft, ist sie wahrscheinlich wichtiger: denn
es verhält sich ja wirklich so, daß nicht nur dura- selbst im Avesta
nur im L. Sg. düire, dürae* und Abi. Sg. dürät vorkommt, sondern
auch von den zehn Kompositis mit dura- neun den Lokativ und eins
den Ablativ zeigen. Es sind dies die folgenden:
düraekaeta- N. pr. einer Ungläubigen, Y. 5, 73.
dürae-karana- Adj. ,des Enden in der Ferne liegt, fernbegrenzt'
Y. 13, ».
düraedarHdma- Adj. ,der am besten in die Ferne sieht', Y. 1,
12; 12, 7,
düraB-darStar- m. ,der in die Ferne sieht', Y. 1, 1».
dürae-pära- Adj. ,des Ufer, Grenzen in der Ferne liegen', Y. 5,
88; 10, 95; 14, 29; 17, 19; Az. 4 1 ; Vyt. 2.
düraefrakäta- Adj. ,in der Ferne begehrt', Y. 16, 17.
düraS-urvaesa- Adj. ,des Wende fernliegt', Y. 8, 35 — m. ,ferne
(Weges)wende', Y. 13, 58.
dürae-süka- Adj. ,des Gesicht weithin reicht, weithin schauend',
Y. 1, 15; 8, 4; 13, so; 14, 13.
düraesrüta- Adj. , wo von man fern, weit hört', Vyt. 42 — N.
pr. eines Gläubigen, Y. 13, 119; und endlich mit Ablativ:
dürät .sülca- Adj. ,von fern — , fernhin leuchtend', Y. 10, 107.
Es wäre also wirklich duraoSa- das einzige Beispiel, wo das
erste Glied nicht entweder Lokativ oder Ablativ zeigt; bei einem
so spärlichen Material läßt sich aber daraus nicht besonders viel
schließen. Wir müssen also untersuchen, wie die Verhältnisse im
Indischen stehen, was sich natürlich am besten durch eine Musterung
des bei BR. verzeichneten Materials ausmacht. Es zeigt sich dabei,
daß keine Wörter mit Ablativ in dem ersten Kompositionsgliede
vorhanden sind, dagegen aber ziemlich viele mit Lokativ, und zwar
die folgenden:
dürd-ädti- Adj. ,weithin verkündend', RV. 1, 139, 10.
dürd-ädhl- Adj. ,in die Ferne sinnend', RV. vi, 9, 6.
1 Mit Ausnahme dieser einzigen Stelle finden sich sonst eigentümlich genug
alle diese Wörter nur in der Yashtliteratur.
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Kleine Mitteilungen. 239
dürd-upabda- Adj., etwa ^weithin klappernd' 1 , RV. vn, 21, 2.
dür&anta- Adj. ,in weiter Ferne endend', RV. 1, 185, 7; in, 54,
7; AV. iv, 16, s ; Näigti. 3, 30.
dür6-amttra- Adj. ,des Feinde fern sind', VS. xvn, 83.
düre-artha- Adj. ,dessen Ziel fernliegt', RV. vn, 63, 4.
düre-gavyüti- Adj. , dessen Gebiet in der Ferne liegt, in die
Ferne reicht', AV. iv, 28, s.
düre-cara- Adj. ,entfernt', Kam. Nltis. 8, u.
düre-dfS- Adj. ,weithin sichtbar', RV. 1, 166, 11; v. 59, 2; vi, 10,
4; vii, 1, 1; x, 37, 1.
düre-bhä- 2 Adj. ,weitscheinend', RV. 1, 65, 10.
düre-yama- Adj. ,dem der Todesgott fernbleibt', Bh. P. in, 15,25.
düre-vadhd- Adj. ,fern treffend', VS. xvi, 40.
düre-äravas- Adj. ,dessen Ruf fern reicht', & sv. S. vin, 17, 12. 5
düre-heti- Adj. ,des Geschoß in die Ferne reicht', Pär. Grhyas.
3, u.
Mit Akkusativ von dura- kommen vor:
dürar{i-gata' Adj. ,weit entfernt', baipk. zu Bj'h. Up. p. 56.
dürarp-gamd- Adj. ,in die Ferne gehend', VS. xxxiv, 1; usw.
Daneben finden sich aber eine ganze Menge von Zusammen-
setzungen, wo dura- nur in der Stammform vorkommt, wie z. B. die
folgenden: düra-gata- Adj. ,weit fortgegangen', Räm. n, 52, 19, düra-
gämin- Adj. ,in weite Ferne gehend', Räm. 11, 67, id, düra-cara- Adj.
,fcrn wandelnd', Ram. 111, 55, 35, düra-ja- Adj. ,in der Ferne ge-
boren, — lebend', MBh. 11, 1867, düra-dar6ana- kl., düra-darHn- und
düra-dys- lexx. ,in die Ferne sehend', düra-päta- m. ^weiter Flug',
MBh. vin, 1894 — Adj. ,aus der Ferne schießend', Räm. MBh.,
düra-pätana- n. ,das Schleudern der Geschoße in die Ferne', MBh.
vii, 1290, düra-pätin- Adj. ,in die Ferne fliegend, in die Ferne
schießend', ep. düra-pära- Adj. , dessen Ufer weit entfernt ist', Räm.
— m. .ein breiter Fluß, über den man schwer überkommt*, MBh. 1,
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* Grassmann Wb. Sp. 625 setzt dflri-bhö*- an.
8 Nach BK. vU. auch AV. xx, 135, u.
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1 Vgl. dazu J. Schmidt KZ. xxv, 56; Oldenburg Rigveda n, 24.
Original fronn
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240 Kleine Mitteilungen.
5887 — ,wozu man schwer gelangt 4 , MBh. xi, 183, düravartin- Adj.
,fern weilend', kl., düra-sarristha- Adj. ,entfernt', kl., düra-stha- Adj.
Bs., ep. kl. usw.
Als Resultat dieser kleinen Untersuchung zeigt sich also, daß
in der vedischen Literatur ausschließlich Komposita mit Kasusformen
von dura- vorkommen, während später — besonders in den Epen —
die Komposita mit der einfachen Stammform des Wortes fast überall
alleinherrschend werden. 1 Mit den Verhältnissen im Avesta zu-
sammengestellt zeigt dies darauf hin, daß wirklich ursprünglich dura-
in der Komposition nur mit Kasusform (Lokativ, Ablativ oder Akku-
sativ) auftrat, was ja für die Zerlegung von düraoSa- in dura- + aosa-
nicht gerade günstig ist. Ganz entscheidend scheint mir aber dies
nicht zu sein, denn eine Form *dürae-ao§a,' wäre doch mit ihren
zwei zusammenstoßenden Diphthongen sehr übellautend, und man
hätte sie vermutlicherweise zu ändern gesucht. Dabei läßt sich aber
kaum was anderes als gerade düraosa- gewinnen, und somit halte
ich trotz allen Bedenken an der durch die Pehlevitradition an der
Hand gegebenen Ableitung aus düra-ao$a- fest.
Wenn nun schon die Verhältnisse innerhalb des Avesta selbst
verschiedene Schwierigkeiten bereiten, so werden diese viel größer,
wenn wir auch die altindischen Worte durö?a-, durö^as- mit in die
Rechnung nehmen. Diese Wörter kommen an drei Stellen des
Rigveda vor, nämlich in iv, 21, c (durö§as-) und in vin, 1, is und
ix, 101, s. Am einfachsten ist die letzte Stelle, wo es heißt:
tarn durösam abki ndrak $6mai)\ viSväcyä dhiyä \
yajndrri kinvanty ddribhih ||
denn hier ist es ja ganz offenbar, daß durösa- ein Epithet des Soma
sein muß; Säyana deutet es mit durdaha oder durvadha. Viel
schwieriger scheint die zweite Stelle, nämlich vin, 1, 13:
mä bhüma nistyä ivendra tvdd dranä iva \
vdnäni nd prajahitäny adrivo durosäso amanmahi ||
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neben ep. kl. düra-päva- ; dagegen ist döra-c^ra- früher belegt als dftrc-cara- (s. oben).
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1 Man vergleiche ved. düre-dH- neben späterem düra-df-4- und av. düraB-pära-
Original fronn
Kleine Mitteilungen. 241
Säyaijci erklärt es mit : o§itum anyäir dagdhum aiakyä durgesu
grhe§u nivasanto vä l ; die zweite Erklärung, die offenbar an ein durga-
; Hauß' und u§- = vas- anspielt, können wir ohne Zweifel ganz ruhig
beiseite lassen. Was aber das Wort eigentlich bedeutet, ist sehr
schwierig zu sagen; Oldenberg Rigveda n, 73 bemerkt, man möchte
wegen des folgenden dmanmahid anäSdvo (V. 14) am nächsten an
ö$am ,schncll' denken, gibt aber zu, eine solche Erklärung würde
zu den anderen Stellen schlecht passen. Wie ich unten weiter ent-
wickeln werde, sehe ich es für gut möglich an, daß durö$a- hier
dieselbe Bedeutung wie in xx, 101, 3 haben kann.
Schlimmer noch steht die Sache mit der Nebenform durö§as- in
iv, 21, 6, ein zum größten Teile unverständlicher Vers, der folgender-
maßen lautet:
dhisd yddi dhisanydntah saranydn sddanto ddrim äuiijdsya göhe |
d durö§äh pästydsya hötä yd no mahdn saijivdranesu vdhnifi\\
Säyana ergänzt zu d in c yäta und erklärt durösäh mit dustarakrodhah,
deutet aber das Ganze als sich auf Indra beziehend, was kaum mög-
lich ist; es muß sich wohl hier von Agni handeln. 2 Eine Übersetzung
zu versuchen, getraue ich mir nicht, glaube aber ziemlich sicher,
daß durösas- hier dieselbe Bedeutung hat wie durd?a-, worüber
weiter sogleich hier unten.
Dieses Wort nun hat man in sehr verschiedener Weise zu
erklären versucht. BR. in, 676 scheidet durdsa- von durdsas- und
übersetzen das erste mit ,langsam, lässig', wobei an dus- und dsam
, schnell' gedacht wird 3 , das letztere aber mit , dessen Grimm schwer
zu bewältigen ist', was offenbar durch die Erklärung des Säyana
zustande gekommen ist. Grassmann Wb. 614 erklärt wiederum dur-
dsa- aus dus- + us- ,brennen* als 1. ,schwer zu entflammen, schwer
zu begeistern 1 viu, 1, 13 und 2. ; schwer niederzubrennen, schwer zu
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1 Vgl. die Erklärung zu TMBr. ix, 10, i, wo dieselben Verse (12 — 14) des
Rigveda-Liedes sich finden.
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3 Vgl. Oldenberg Rigveda n, 78.
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2 Zu dhisä vergleiche man weiter Oldenberg Rigveda i, 172, der ibid. 286
eine Übersetzung des Ganzen versucht, die freilich sehr unsicher ist,
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242 Kleine Mitteilungen.
verletzen, unverletzlich', ix, 101, 3 und dur-öjas- als = dur-ö$a- in
der zweiten Bedeutung. Geldnek Der Rigveda in der Auswahl 1, 84
deutet es als ,vll. schlecht brennend, überhaupt beizend, scharf und
figürlich in üblem Geruch stehend' (vgl. osana , scharfer Geschmack*);
durösas- erklärt er als dunkel. Noch andere Erklärungen werden
sich finden, es lohnt aber die Mühe nicht, sie hier alle anzuführen.
Geldner hat nun früher dieses durösa- mit av. dürao$a- zu-
sammengestellt 1 , scheint aber in seiner letzten Arbeit diesen Gedanken
aufgegeben zu haben. Die Zusammenstellung findet sich auch bei
anderen Forschern, wie z.B. Fick Wb. 1*, 240 und Jackson Reader 73,
wird aber zuletzt von Bartholomae Air. Wb. 752 als selbstverständ-
lich falsch' ganz scharf abgewiesen.
Wer hat nun Recht? Die weit größere Menge der Forscher
werden es unzweifelhaft mit Bartholomae halten, da doch die äußere
Gestalt des altindischen Wortes unmöglich mit der des avestischen
identisch sein kann. Und doch zweifle ich meinetwegen keinen Augen-
blick daran, daß die beiden Wörter wirklich miteinander identisch
sind, was ich im folgenden kurz zu entwickeln suchen werde.
Zuerst ist zu bemerken, daß düraoSa-, das ich der Tradition
gemäß als ,dem der Tod fernbleibt' und /Todwehrer' erkläre, im
Avesta überall nur Beiwort des Haoma ist (an einer Stelle steht es
sogar statt des Haoma als eine Bezeichnung desselben), und daß
durösa- an der einzigen Stelle, wo es sich ganz klar deuten läßt,
nämlich in ix, 101, 3, offenbar ein Beiwort des Soma ist, dessen
Deutung als etwa ,dem Tode fern' oder ähnlich des Sinnes wegen
absolut nichts im Wege steht. Wenn man nun weiter von der
schwierigen Stelle iv, 21, 6 jedenfalls soviel sagen kann, daß durösas-
dort ohne Zweifel ein Epithet des Agni ist, und daß dieser nicht
unpassend als ,dem Tode fern' oder noch eher als ,Todwehrer' be-
zeichnet werden kann, und daß man schließlich in vm, 1, 13 durch
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die Erklärung Säyapas zur Stelle (und zu TMBr. ix, 10, 1) geradezu
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1 Wo habe ich nicht sehen können, habe aber die Notiz bei Geig kr Handb.
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S. 262 gefunden, der selbst die Zusammenstellung abweist.
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Kleine Mitteilungen. 243
dahin geleitet wird, es mit ,unschadbar' oder ähnlich zu übersetzen,
dann gewinnt eine solche Erklärung jedenfalls ein wenig an Glaub-
lichkeit. Ich meine also zunächst, daß durd§a- und durdsas- mit
,dem Tode fern' oder vll. auch ,Todwehrer' zu übersetzen sind.
Nun fragt man sich aber, wie sich dies mit der Gestaltung
der Wörter vereinen läßt, denn äußerlich sind sie ja offenbar durch
Zusammensetzung von dtis- und o?a- ,Brennen* = av. ao8a-, oder
o§as- dass. = av. ao§ah- gebildet. Zudem hat o^a-, das im Altindi-
schen erst kl. und bei Lexicographen bezeugt ist, nur die Bedeutung
,Brennen' und überhaupt bemerkt man bei den Ausläufern der
Wurzel us- ,brennen* im Sanskrit keine solche Bedeutung, wie wir
es im Avesta vorgefunden haben mit der Ausnahme, daß gerade
das Verbum d§ati bisweilen, jedenfalls in späterer Literatur, die Be-
deutungen , zerstören, zugrunde richten ' zeigt. Da aber die Be-
deutung ,Untergang, Tod' im Iranischen so scharf ausgeprägt ist,
braucht man nicht gerade daran zu zweifeln, daß so was auch im
Indischen dagewesen ist, obwohl es bei dieser ziemlich spärlich vor-
kommenden Wurzel nicht gerade in älterer Zeit belegt ist.
Vorausgesetzt aber, daß nun wirklich 6§a-, d§as~ die Bedeutung
, Untergang, Tod' haben konnten, was ja nicht unbedingt zu ver-
neinen ist, so wird man doch einwenden, daß einem av. düraoSa-
ein ai. *düräusa~ < *dürd- + o§a- entsprechen würde. Zuerst ist
dabei zu bemerken, daß man ebensowohl *dürd$a- neben *düräu§a-
erwarten könnte, wie man ja faktisch adharotfha- für °äu$tha- 7
tilodana- für °äudana- } ddioni- für °üuni- usw. vorfindet ; l diese
Einwendung bildet also für die Gleichsetzung des avestischen und
altindischen Wortes kein unübersteigliches Hindernis. Schwieriger
ist die Frage, wie man sich den kurzen Vokal in dur° erklären
soll, denn offenbar geht es gar nicht, an eine kurzvokalische Neben-
form von dura- zu denken. Mir scheint diese Abweichung nur
folgendermaßen möglich zu erklären: es gab ursprünglich ein dem
av. dürüosa- entsprechendes und ihm gleichbedeutendes *dürdsa-,
1 Whitney Gr. 3 § 137 b .
Original fronn
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244 Kleine Mitteilungen.
das also ,dein Tode fern, Todwehrer' bedeutete. Da nun aber der
Sippe von us- : ösati die Bedeutung /Untergang, Tod' allmählich im
Indischen schwand — schon an den uns überlieferten Stellen sieht
man wenig oder nichts davon — verstand man auch dieses Wort
nicht, sondern deutete es um. Dabei wurde es falsch aufgelöst,
indem man es *dür~6sa~ teilte, und die Volksetymologie hat es dann
später nach den unzähligen Zusammensetzungen mit dus-, dur- um-
geformt, also ein durösa- neu geschöpft.
Diese Erklärung mag etwas gekünstelt aussehen. Ich kann
mich aber nicht dafür bestimmen, das gleichlautende durösa- von
dem av. düraoSa- zu trennen, da sie doch beide Beiworte gerade
des Soma-Haoma sind.
Upsala. Jarl Charpentier.
Entgegnung*
In Band xxvn, S. 71 ff. dieser Zeitschrift hat Herr Professor
Dr. Leo RsiNiscH-Wien meine Arbeit: The Shilluk People, their
Language and Folklore besprochen. Die Besprechung enthält scharfe
Angriffe gegen meine Arbeitsmethoden und gegen die Ergebnisse
meiner Arbeit, ja gegen meine persönliche Ehre; dieser Umstand
nötigt mich zu der folgenden Entgegnung. Ich werde und kann in
ihr nicht auf alle Einwendungen Reinischs eingehen, sondern will
nur die schwersten Vorwürfe und eine Reihe tatsächlicher Unrichtig-
keiten der R.schen Kritik aufzeigen und an ihnen dartun, in welcher
Weise und mit welchen Mitteln R. Resultate meiner Arbeit als wert-
los hinzustellen versucht.
1. R. beginnt mit meiner Vergleichung von Schilluk hur , Asche'
mit Nuba oburti , Asche', ,welches Wort doch dem Arabischen *j^*
entlehnt ist, was auch ausdrücklich in meinem Wörterbuch S. 167
angegeben erscheint' (so Reinischs Worte). Dazu bemerke ich:
a) Schon sachlich ist es unwahrscheinlich, daß das Wort für
, Asche' ein Fremdwort ist; die Nubier haben doch die Asche nicht
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erst von den Arabern kennen gelernt
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Kleine Mitteilungen. 245
b) Das nubische oburti soll nach R. vom arabischen *j~** — im
nubischen Wörterbuch schreibt R. *y* — herkommen. *j-** wäre
nach nubischer Aussprache gabra; also gabra > oburtil
c) Nun vergleiche man oburti mit bur* ti ist nach R.s eigener
Behauptung ein Nominalsuffix; o ist in den nach Reinisch ver-
wandten Sprachen Schilluk und Dinka ein häufiges Nominalpräfix;
also bleibt der Stamm bur , Asche'; in den verwandten Sprachen
lautet das Wort: Schilluk bur Asche, Gang buru Asche, Jur bur
Asche, Bongo buruku Asche!
d) Dazu kommt aber, daß *j4* g ar nicht ,Asche', sondern
,Staub' heißt. Gibt es viele Sprachen, in denen für ,Asche< und
, Staub' dasselbe Wort verwendet wird? Ich kenne keine.
Und da soll das Wort von arabisch gabra herstammen und
nicht mit den ihm gleichlautenden und gleichbedeutenden Wörtern
der verwandten Nachbarsprachen identisch sein! Herr Professor
Reinisch wird mir nicht im Ernst zumuten wollen zu glauben, daß
seine Deutung richtig und die meine falsch sei!
Wollte ich Wortvergleichung treiben nach der Methode R.s,
so würde ich auf die doppelte und dreifache Anzahl der von mir
aufgestellten Gleichungen gelangen; ich müßte dann, um bei dem
Beispiel zu bleiben, den Stamm bur , Asche' zusammenstellen mit
dem in meinen Sudansprachen behandelten Stamm byu , Staub': Ewe
yuvu , Staub', Efik obu , Staub', Kunama bunä ,Staub, Rauch' (fiä =
,Ding'); das r in bur wäre dann das aus vielen Sudansprachen
bekannte //-Suffix. Ich habe diese Gleichung nicht aufgestellt, die
abweichende Bedeutung machte es mir unmöglich.
2. Weiter sagt R.: ,Nun wird aber vom Verfasser in seinem
Schillukglossar S. 248 dasselbe Wort „buro = bur ashes" wiederum
mit nub. but identifiziert. Dies nubische Wort, eigentlich büd lautend,
bedeutet jedoch nicht Asche, sondern Steppe, Wüste und ist wohl
ein Lehnwort aus dem abessinischen flJCflH»/ Diese Darstellung
entspricht nicht den Tatsachen.
a) Bei Lbpsius, von dem ich das Wort habe, hat das Wort
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die Bedeutung ,der Raum vor dem Hause, vor der Stadt, draußen,
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246 Kleine Mitteilungen.
außerhalb 4 . R. bat das Wort nicht in seinem Wörterbuch, er hat
nur but , Acker, Feld'; woher er weiß, daß es ,Steppe, Wüste'
heißt, ist mir nicht bekannt; vielleicht aus Almqvist-Zettersteen, der
als Bedeutung angibt: ,offener Platz, Wüste'; dies Buch kam für
mich nicht in Betracht, da es nach dem Erscheinen des meinen in
meine Hände gelangte. Außerdem hätte es nichts ändern können,
da auch es als erste Bedeutung .offener Platz' angibt. 1 R. vergleicht
sein but mit arab. U>$, wie bei ihm überhaupt ein entfernter An-
klang ans Arabische eine Entlehnung aus dieser Sprache wahr-
scheinlich macht.
b) Ich habe nun keineswegs, wie R. glauben machen will, das
Schillukwort buro = bur einmal mit Nuba oburti , Asche' und dann
wieder mit Nuba but = büd , freier Platz' verglichen; in meinem
Schillukwörterbuch S. 248 heißt es: } buro = bur ashes; also: free,
open place in the village, covered with ashes.' Durch das Semi-
kolon, das ,also' und das Kolon glaubte ich genügend deutlich her-
vorgehoben zu haben, daß es sich hier um ein gleichlautendes Wort
mit zwei verschiedenen Bedeutungen, respektive um zwei gleich-
lautende, aber in ihren Bedeutungen verschiedene Stämme handelt,
deren erster , Asche', der zweite ,freier Platz' bedeutet; mit dieser
zweiten Bedeutung, respektive dem zweiten Stamm , freier Platz'
habe ich das Dinka bur , Markt, Marktplatz' und Nuba but , freier
Platz' identifiziert und tue das allerdings auch heute noch. Daß
diese und keine andere Identifizierung gilt, hätte R. auch aus meinen
Sudansprachen sehen können, wo der Stamm bula auf S. 118 be-
handelt ist und wo in Anmerkung die Schillukform noch nachträg-
lich ausdrücklich hinzugefügt ist. Der Stamm lautet: Ewe ablo
,freier Platz', Tschi abro-ntsen (ntsen — Mitte) , Hauptstraße, Platz',
öa blo ,Weg, freier Platz', Vai bar ,großer, offener Platz', Schilluk,
Dinka und Nuer wie oben angegeben,
3. R.s dritte Ausstellung ist, daß ich Schilluk chäk , Milch'
,mit nubisch iji Milch' zusammenstelle. Hiezu bemerke ich:
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1 II. ScuÄFEii-Berlin bestätigt mir mündlich, daß das Wort but bedeutet:
, Dorfplatz* und nicht: ,Steppe, Wüste'.
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Original fronn
Kleine Mitteilungen. 247
a) Das Wort lautet nicht iß, wie R. schreibt, sondern iki,
nach meiner Umschreibung — im Anschluß an H, Schäfer — ichi.
Es handelt sich, wie ich mich inzwischen persönlich überzeugt habe,
um ein palatales k.
b) Das Schilluk-cÄ ist, wie ich in The Shilluk People S. 17
gezeigt habe, aus k entstanden, und zwar, wenigstens im An- und
Inlaut, durch Einwirkung eines folgenden i> also chak < *Ha&, Stamm
*Ai; an diesen Stamm trat ein a-Suffix, *Zcia > chä\ so lautet das
Wort im Dinka; in den übrigen Sprachen ist noch ein konsonan-
tisches Suffix k angetreten, das möglicherweise mit dem Pluralsuffix
k identisch ist, während in Nuba der ursprüngliche Stamm, mit
assimiliertem Präfix L erhalten ist. Dies Antreten von Suffixen,
deren Bedeutung und Funktion meist unbekannt ist, ist in den
Sudansprachen so überaus häufig und ich habe in meinen Sudan-
sprachen so oft darauf hingewiesen, daß es sich jedem, der hier
vergleichend arbeitet, aufdrängen muß. Ewe dze ,rot* neben dza
,rot<, Ewe (ka)dze ,Blut<, Nupe edia ,Blüt<, Yoruba Jci ? grüßen<,
Tschi Uta ,grüßen'. Kunama kl ,alle', Yoruba eki, Ewe tsyo < kiu.
Auch im Kunama: St Zeugen, 8ä Zeugung, hier also noch mit er-
kennbarer Funktion. Gerade das Suffix a ist auch in anderen
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Sudansprachen überaus häufig; es handelt sich hier also um den
doch wirklich einfachen und lautgesetzlich korrekten Vorgang, daß
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an einen Stamm ki ein Suffix gehängt wird und so chä entsteht.
Da die Bedeutung dieses ki } iki mit chä völlig identisch ist, wird
man einen Zusammenhang schwer in Abrede stellen können.
4. Das Gleiche gilt von dem, was R. S. 78 über meine Zer-
legung weiterer Wörter in Stamm und Suffix sagt. Es handelt
sich um eine Reihe von Wörtergruppen, die je denselben ersten
Konsonanten und Vokal haben, deren zweiter Konsonant aber je
verschieden ist und deren Bedeutung einander ähnlich oder gleich
ist; z. B. bägQ ,einen Zaun machen', bäJQ ,zusammenbinden', < Stamm
*6fl; gödg ,kratzen, graben', güno kratzen, gwatiQ kratzen, gobQ
kratzen; kä gehen, kädo gehen, und so noch eine Reihe weiterer;
~° B
daß hier Zusammenhänge bestehen, wird man selbst beim stärksten
Original fronn
248 Kleine Mitteilungen.
Widerwillen gegen solche zugeben müssen. Ich nehme an, daß es
sich in all diesen Fällen um ursprünglich aus einem Konsonanten
und einem Vokal bestehende Stumme handelt, an die je ein Suffix
trat, das die Bedeutung änderte, aber manchmal so schwach, daß
wir eine Änderung heute gar nicht mehr erkennen. In meiner Arbeit
habe ich mich über diese Vorgänge so ausgesprochen: ,1 have found
a number of words which, being identical in their first consonant
and vowel, and differing only in the second consonant, have the
same or a similar meaning, which makes it probable (jetzt ge-
sperrt) that they are of one origin, and consisted originally in one
consonant and one vowel, but differentiated their meaning by adding
a second consonant/ Das ist wohl genügend vorsichtig, und ich habe
hievon nichts zurückzunehmen ; meine weiteren Arbeiten haben mich
in dieser Auffassung nur bestärkt.
5. S. 75 sagt R.: ,Ganz unmöglich ist auch die Zusammen-
stellung von „Shi. dodo to suck" und Nuba „duge to lick". Letzteres
Wort, eigentlich düg lautend, ist doch bekanntlich eine Nominalform
von $> gustavit.'
Wieso dies Wort »eigentlich düg lautet', weiß ich nicht, wie
ich es überhaupt nicht verstehe, wie R. in seiner Besprechung wieder-
holt von einer »eigentlichen* Bedeutung oder Lautform eines Wortes
spricht, die von der der Quellen abweicht; worauf diese eigentliche'
Bedeutung oder Form sich jeweils stützt, habe ich nicht heraus-
finden können. Lepsiüs, von dem ich das Wort habe, schreibt duge,
und so habe ich es übernommen. It. hat das Wort in seinem
Wörterbuch nicht; er hat dog und daw als ,küssen'; ich be-
daure, mich über die eigentliche' Lautform des Wortes also nicht
unterrichten zu können. Daß es ,doch bekanntlich eine Nominal-
form von $> ist', weiß ich ebenfalls nicht und glaube es auch nicht.
Lepsius hat die Formen duge und däge und er gibt von arabischer
Ableitung nichts an, so wenig wie R. bei dog und daw. Nun habe
ich das Wort zusammengestellt mit einem Stamm, der auf (nlu y
respektive) du zurückgeht; an dies du trat wie oben ein Suffix a,
im Ewe sind beide Formen, die mit und ohne Suffix, erhalten,
Original fronn
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Kleine Mitteilungen. 249
letztere in der ersten Silbe der Verdoppelung du^Q , lecken, küssen',
erstere in dem einfachen Stamm 4q Recken, schmecken'; ebenso im
Yoruba: adä und ado ,Geschmack', und ebenso in Nuba: ohne
Suffix in duge, mit Suffix a in dä<$e] im Nuba ist beim Zusammen-
tritt von ua das u fast stets ausgefallen, s. die Beispiele in den
Sudansprachen. An den Stamm du, dtca ist im Nuba Suffix g ge-
treten, dessen Bedeutung ich nicht kenne.
6. S. 75, 76 sagt R.: ,Welcher Zusammenhang soll ferner
zwischen Schi, „tok to be absent" und Dinka wtok bestehen? Letzteres
CO
Wort bedeutet doch: fertig werden, vollenden, das Ende/ Ich be-
merke dazu:
Das Wort lautet nach meinem Buch töh, nicht tok; im Dinka
i-H
lautet es, wie ich mich persönlich tiberzeugt habe, wtok; doch ist
es hier nicht die Lautform, sondern die Bedeutung, die R. angreift.
Nun heißt aber tok nicht nur ,to be absent', sondern in meinem
Wörterbuch steht: ,to be absent, to be wanting'; und bei wtok Dinka
steht bei Mitterrutzner, von dem R. das Wort hat, als Beispielsatz
angegeben: ,das Getreide ist zu Ende*. Darf man da fragen:
, welcher Zusammenhang besteht?' Die Bedeutungen sind ja schlechter-
dings identisch!
7. S. 75: ,Wie die Formen Ewe ga Ort, Nupe und Schilluk
ga dieser, in Zusammenhang stehen sollen, ist unklar, aber unbegreif-
u
lieh, wieso diese Ausdrücke mit Nubisch „aga, agar place" als
o
identisch angeführt werden; das nubische agar ist ein Lehnwort
aus dem Amharischen.'
a) Die Entlehnung aus dem Amh. ist für mich undiskutierbar;
b) das Wort lautet bei Lepsius und bei R. agar, ägar; was das
Suffix r betrifft, so sagt darüber Lepsius S. 27: ,Diese Stammes-
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erweiterung (r, ir) scheint nie eine besondere Bedeutung gehabt zu
haben, sondern hatte wohl überhaupt keinen anderen Zweck, als
der Wortbedeutung einen verstärkten Ausdruck zu geben/ c) So
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aga. Was ist nun einzuwenden gegen die Gleichung: Ewe ga Ort,
Tschi eha this place (in Tschi ist g vor a stets h geworden, s. meine
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250 Kleine Mitteilungen.
Sudansprachen) , Nuba agar Ort? d) In Tschi heißt eha ,this
place', es liegt also in dem Wort schon eine demonstrative Bedeu-
tung; im Ewe heißt ga Ort + mä jener = Jener Ort': ,dort, der
dortige'; ebenso das zweite Wort für Ort afi, verbunden mit sia
,dieser': ,hier, der hier befindliche'; es wird also mit Hilfe des Wortes
für ,Ort' das Demonstrativ gebildet und der gleiche Vorgang liegt
vor in Nupe ga und in Schilluk ga.
8. R. bemängelt meine Zusammenstellung von Schi, rit, rat
König, mit Nuba arti Gott. ,Nun gehört in Schi, rit, rat das aus-
lautende t zur Wurzel, während das nubische arti in ar + Nominal-
suffix ti zu zerlegen ist/ Im Nubischen des Gebel Midob heißt das
Wort aber Ulli und im Altnubischen tillu; ist das auch in ar + ti
zu zerlegen und ist hier auch ti Nominalsuffix?
9. ,Höchst fraglich ist ein Zusammenhang von „Schil. chul, Jur
shul, Anywak chul } Lango sul etc." mit Bari „toluto testicles, Nuba
sorot penis". Das Bariwort lautet bei Mitterrutzner : „tulutut Hoden-
sack", nicht toluto und besteht wohl aus dem kausativen tu+lutut } wäh-
rend das nub. Wort vermutlich eine Nominalform aus \\£(D s darstellt/
Ich bemerke hiezu: Ich habe das Wort aus Johnston, The
Uganda Protectorate und nicht aus Mitterrutzner; das hätte R. als
gewissenhafter Kritiker wissen müssen, denn ich gebe ausdrücklich
Johnston als meine Quelle an und nicht Mitterrutzner fiir Bari;
Johnston nun schreibt die Form so, wie ich sie von ihm übernommen
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habe: toluto testicles und nicht tulutuL R. wird schwerlich ver-
langen können, daß nur die ihm vorliegenden Quellen als authentisch
angesehen werden dürfen. Ob die Formen sorot und toluto zu-
sammenhängen und lautgesetzlich zusammenhängen können, überlasse
ich dem Urteil eines objektiven Linguisten.
10. Ich komme jetzt zu einigen Fällen, wo R. nicht nur meine
Ergebnisse bekämpft, sondern mir direkt vorwirft, daß ich mit un-
lauteren Mitteln arbeite, ,Fälle, bei welchen der Verfasser Wortforraen,
statt sie so anzuführen, wie sie im Wörterbuch stehen, willkürlich
abändert, um sie so besser für seine Demonstrationen ver-
wenden zu könne n' (von mir gesperrt). ,In meinem Somali wörter-
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Kleine Mitteilungen. 251
buch S. 374 steht folgendes: n waji 7 wdji (aus wdjhi = Saho wajhe,
Arab. *L$) Gestalt, Antlitz". 4
Zunächst bemerke ich, daß ich als Quelle für das Somali eben-
falls Johnston benutzt habe und nicht Reinisch, das hätte R. gleich-
falls wissen müssen, da ich ihn nicht als Quelle anführe. Johnston
nun gibt wej ,face', so wie ich geschrieben habe. Nun fährt aber R.
fort: ,die nilotischen Formen: Schi., Luo, Dyur wie, Nuer wiy,
Aniwok wi bedeuten nur Kopf, Spitze, Oberteil, oben, über, nicht
aber Antlitz, Gesicht, obwohl W(estbrmann) dem Schillukwort
auch die Bedeutung surface beilegt, wohl nur deshalb, um
dasselbe leichter mit seinem Somali wej identifizieren zu
können' (Sperrung teilweise von mir). Hier insinuiert mir also
R., ich habe die Bedeutung eines Wortes willkürlich ge-
ändert oder erweitert, um so meine Konstruktionen zu
rechtfertigen. Dies Verfahren, die Arbeit eines anderen
herabzusetzen, ist derartig, daß ich es nicht zu charakteri-
sieren wage. Ich könnte ja dagegen anführen, daß es sich im
Wörterbuch, und nur um das handelt es sich hier, ja gar nicht um
Sprachvergleichung handelt, sondern nur um einen gelegentlichen
Hinweis darauf, daß sich einzelne Wörter der nilotischen Sprachen
noch in entfernten hamitischen wiederfinden; ich könnte auch sagen,
daß das Wörterbuch seit Monaten fertig im Manuskripte lag, ehe
ich die Gleichungen aus dem Somali zufügte; aber das kann natür-
lich R. anzweifeln; gegen solche Verdächtigungen verstehe
ich mich nicht zu schützen. Wie kann R. behaupten, das Wort
wie habe im Schilluk nur die von ihm angegebenen Bedeutungen?
Ich bezeichne das als eine grobe Entstellung von Tat-
sachen.
11. S. 77 zu dem Worte rat, rii König: ,Was aber das Somali-
wort betrifft, so lautet dasselbe nicht ga-rat, sondern garäd . . . Die
Schreibung ga-rat erscheint somit als eine bewußte Entstellung,
um so die Identität von Schi, rat und Somali rat darzutun/ John-
ston, dem ich, wie schon gesagt, als Quelle folge, hat garad; warum
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ich statt des auslautenden d ein i schreibe, habe ich iu meiner
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252 Kleine Mitteilungen.
Arbeit S. 4 ff. deutlich genug auseinandergesetzt. Wo ist hier eine
bewußte Entstellung? R. teilt das Wort nicht wie ich in ga-rät,
sondern in gar-äd. Wer recht hat, kann ich nicht entscheiden, es
liegt mir auch nichts daran, denn mir kam es ja nicht auf eine Ver-
gleichung von Somali und nilotischen Sprachen an.
12. Das nubische Wort as } assi , Mädchen, Tochter', habe ich
ashi geschrieben; das war ein Versehen, wie ich offen zugebe. Es
ist aber nicht eine ,willkürliche Änderung', um die Wortformen
,besser für meine Demonstrationen verwenden zu können*. Inwiefern
sollte ich denn ashi besser verwenden können als as, assi? In
welcher Weise würde das Ergebnis meiner Untersuchung geändert,
wenn das Wort statt as, assi } ashi lautete? Kann R. mir darauf
eine Antwort geben ? Wenn nicht, so muß ich seinen Vorwurf aufs
schärfste zurückweisen.
13/Zuletzt über die Tonhöhen. ,Was aber die sogenante In-
tonation im Schilluk betrifft, so ist die Tatsache wirklich verwunder-
lich, daß gute Beobachter, welche sich Jahre hindurch unter den
nilotischen Völkern, nicht wie Westermann durch einige Wochen
(ich arbeitete unter den Schilluk von Mitte August bis Anfang
November, also elf Wochen, was ich auch im Vorwort meiner Arbeit
angegeben habe, D. W.), aufgehalten und deren Sprachen erlernt
haben, . . . mit keiner Silbe die Intonation in den nilotischen Sprachen
erwähnen/ Die von mir angewendeten Tonzeichen , erschweren' (nach
R.) ,die Lektüre nur unnütz'. , Welch andere Wirkung wird durch
solche Belastung der Schriftzeichen erreicht als die, das Lesen fast
unmöglich zu machen'! Bei einem solchen Standpunkt ist für mich
eine Diskussion ausgeschlossen. Ich bemerke nur: a) Das erste, was
mir nach meiner Ankunft in Khartum Dr. L., der die Sprache am
besten kannte, über die Sprache sagte, war: Das eigentliche Problem,
an dem wir bis jetzt alle gescheitert sind, ist die Intonation, b) In
meiner Arbeit zeige ich ausführlich an vielen Beispielen, wie bei
einer großen Zahl von Substantiven im Schilluk Singular und Plural
nur durch den Ton sich unterscheiden; R. behandelt die Plural-
bildungen ausdrücklich, übergeht aber die mit Tonunterscheidungen
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Kleine Mitteilungen. 253
mit Stillschweigen- c) In seiner Sprachliche Stellung des Nubischen
S.160 zitiert Reinisch Banholzer, der behauptet, das Passiv habe keine
vom Aktiv verschiedene Form; R, bemerkt dazu treffend : ,Das kann
doch nicht richtig sein ... So kann z. B. ich schlug und ich werde
geschlagen unmöglich durch die gleiche Diktion ausgedrückt werden/
Nun habe ich in meiner Arbeit nachgewiesen, daß Passiv und Aktiv
im Schilluk sich eben durch verschiedene Tonhöhen unterscheiden.
Aber R. übergeht das, weil für ihn die Intonation nur ,sogenannt*
und ihre Bezeichnung nichts als ein unnützer Ballast ist.
Es ist ja freilich einfach, neue Entdeckungen in der Linguistik,
die einem unbequem sind, abzuleugnen, aber förderlich ist das nicht.
Mit solchen Mitteln kommen wir nicht weiter, und aufs Weiter-
kommen sollte es uns doch allein ankommen. Übrigens mache ich
hiebei noch auf folgendes aufmerksam: Mit besonderer Genugtuung
ist wiederholt von , Gegnern' der Tonhöhen festgestellt worden, daß,
wie ich in meinen Sudansprachen selber sagte und damals auch auf
Grund der Literatur glauben mußte, das Nuba keine Tonhöhen mehr
habe (und darum natürlich auch keine gehabt habe, so folgerte
man; siehe z. B. R. S. 79). Nun vergleiche man, was H. Schafer
als Begleitwort zu seiner Übersetzung der vier Evangelien ins Ku-
bische sagt: ,Der Strich bedeutet bei Vokalen die Längen, bei Kon-
sonanten drückt er, ebenso wie der Akzent, einen Hochton
der Silbe aus/ Also es gibt noch Tonhöhen im Nubischen! Das
ist mir eine willkommene Bestätigung meiner auf Grund der übrigen
Sudansprachen gefaßten Vermutung.
14. Bei der Bildung des Genetivs weist R. hin auf seine
Schrift Die sprachliche Stellung des Nuba S. 145 und seinen Artikel
in ZDMG. lxv. 813, ,wo auch die eigentümliche phonetische Er-
scheinung ausführlich erörtert ist, die dann Westkrmann auf S, 58, 2
behandelt, ohne diese Bezugsquelle zu erwähnen' (Sperrung
von mir). Ich kann R. mitteilen, daß er sich über meine Bezugs-
quelle irrt; ich habe den Artikel in ZDMG. bis heute nicht zu Ge-
sicht bekommen und die angegebene Stelle in Die sprachliche Stellung
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des Nuba habe ich an dem Tage zuerst gelesen, als mir die Besprechung
Wiener Zeitscbr. f. d. Kunde des Morgenl. XXVII. Bd. 17
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254 Klbine Mitteilungen.
R.s zuging, am 12. Mai 1913. Auch das kann ich freilich nicht be-
weisen, aber wahr ist es darum doch.
Damit sind die meisten und die schwersten, wenn auch nicht
alle Einwendungen R.s dem Leser vorgelegt. R. sagt S. 74: ,Wo
aber der Verfasser weiter ausgreift und sich auf das sprachver-
gleichende Gebiet begibt, da hört wohl jede auf sachlicher Grund-
lage gestützte Erwägung auf/ Ich überlasse dem objektiven Leser
und der Zukunft der afrikanischen Sprachforschung die Entscheidung
darüber, auf welcher Seite das größere Maß sachlicher Erwägung
ist, ob bei Reinisch oder bei mir. Bei obiger Darstellung mag der
Eindruck entstanden sein, es handle sich um lauter Einzelheiten,
um Vergleichung einzelner Wörter; dem ist nicht so; ich bin viel-
mehr in den Sudansprachen und so auch in The Shilluk People
darauf ausgegangen, gemeinsame Grundzüge der Grammatik und
der Sprachanschauung, gemeinsame, gesetzmäßig nachweisbare Laut-
wandelungen aufzuweisen. Eine Reihe dieser allen Sudansprachen
gemeinsamen grammatischen und lautlichen Gesetze zu finden ist
mir gelungen; vieles ist mir noch unbekannt, aber ich hoffe noch
mehr zu finden. Meine seitherigen Arbeiten haben mich in der
Überzeugung bestärkt, daß ich mich nicht auf einem Irrweg be-
finde, wenn auch vieles Erreichte noch überaus lückenhaft ist; darauf
kann übrigens kaum jemand offener hinweisen, als ich es in der
Einleitung zu meinen Sudansprachen getan habe.
Daß bei einer Erstlingsarbeit über ein so großes Gebiet, dessen
Zusammengehörigkeit noch bis heute bestritten wird, Fehler vor-
kommen, ist selbstverständlich, ich erkenne auch dankbar an, daß
Reinisch mich auf solche aufmerksam macht; aber ebenso habe ich
auch Recht und Pflicht, gegen falsche Unterstellungen, selbst wenn
sie von einer mir sonst so verehrungswürdigen Person wie Leo
Reinisch ausgehen, mich zu wehren.
Diedrich Westermann.
Ich habe dem Buche Herrn Westermanns The ShilluJf People
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Kleine Mitteilungen. 255
soweit sich der Verfasser mit dem Folklore und dann auch mit der
Sprache der Schilluk speziell befaßt hat. In betreff grammatischer
Behandlung bestimmter afrikanischer Sprachen hat sich derselbe ge-
wiß sehr verdient gemacht, was ich mit Dank anerkenne, da ich
darin vielfache Belehrung gefunden habe. Um so beklagenswerter
finde ich es daher, daß Herr Westermann in der komparativen afri-
kanischen Sprachforschung auf Kritik fast gänzlich Verzicht leistet
und tolle Wortvergleichungen sich gestattet, indem er z. B. Wörter
aus isolierenden und flektierenden Sprachen zusammenstellt und dar-
aus Schlüsse auf den inneren Zusammenhang derselben zieht, wie
dies auch in seinem Buch über die Sudansprachen der Fall ist.
Darin nun Herrn Westermann beizustimmen, ist mir wohl unmöglich.
Ich mag daher auch auf seine obigen linguistischen Phantasien nicht
eingehen, da ich es nicht liebe, mit Windmühlen zu kämpfen. Und
wenn dann Herr Westermann schließlich sagt: ,Ich überlasse dem
objektiven Leser und der Zukunft der afrikanischen Sprachforschung
die Entscheidung darüber, auf welcher Seite das größere Maß sach-
licher Erwägung ist, ob bei Reinisch oder mir/ so stimme ich ihm
neidlos zu und erkläre mich vor dieser Entscheidung schon jetzt
hors de concours.
L. Reinisch.
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Zur Geschichte des Sämkhya.
Von
Otto Strauß.
I.
Im zwölften Buche seines Buddhacarita schildert Asvagho§a
den Besuch des künftigen Buddha bei Arä<Ja Käläma. Auf die Bitte
des Besuchers spricht sich der Muni über seine Lehre aus, welche
bekanntlich in Säipkhya- und Yogadoktrinen besteht. Nach einigen
einleitenden Worten werden die 24 Prinzipien des Säipkhya folgender-
maßen namhaft gemacht:
tatra tu prakftir näma viddhi prakrtikovida |
paüca bhütäny ahamkärarfi buddhim avyaktam eva ca \\ 18
vikära iti viddhi tu visayän indriyäni ca \
pänipädarp, ca väcarri ca päyüpastharfi tathä manah || 19 1
Co well (SBE. xlix) übersetzt: ,But know, thou who art deep
in the search into the nature of things, that the five elements (these
are the tanmäträni or subtile elements), egoism, intellect, and c the
unmanifestecT are the 'evolvents'; but know that the 1 evolutes > con-
sist of intellect (the intellect, buddhi y is both an evolver and an evo-
1 Böhtlingk (Ber. Sachs. Ges. d. W. 1894, S. 185 f.) will in 18 a prakrtirp.
näma lesen ; unnötig, wie ich glaube, da näma wie iti in 19 a aufzufassen ist. —
In 19 a lese ich mit Windisch (bei Böhtlingk loc. cü.) viddhi statt buddhim in Co-
wejlls Text. Cowells Erklärungsversuch, daß buddhi sowohl prakrti als vikara sei,
kann den Text nicht retten, denn dasselbe träfe auf ahamkära zu, der doch nur
als prakrti genannt ist. Einem Autor vom Range Asvagho§a's ist eine solche logische
Unebenheit nicht zuzutrauen. — väcatn statt vädam mit Böhtlingk.
Wiener Zeitschr. t d. Kunde d. Morgenlandes. XXVII. Bd. 18
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258 Otto Strauö.
lute), external objects (visayän, corresponding to the gross demente),
the senses, and the hands, feet, voice, anus, and generative organ,
and also the mind/
Ahnlich Formiohi (A£vagho§a, poeta del Buddhismo p. 260):
,Sappi poi che la natura creatrice, tu che ne indaghi le cose, com-
prende i cinque elementi (sottili), Y aharpkära, la buddhi e tutto ciö
che non & evoluto. Invece quando si dice: c natura creata*, devi in-
tendere gli oggetti del senso, i sensi, le mani, i piedi, la parola, gli
organi di escrezione e di riproduzione e il manas/
Nach der Interpretation der beiden Übersetzer fehlen in dieser
Aufzählung die groben Elemente. Sie werden nur durch die Visaya's
vertreten, pafica bhütäni aber sind die Tanmätra's.
Diese Deutung steht auf dem Boden des Systems, welches in
der Säipkhyakärikä vorgetragen wird. 1 Nach den herrschenden
chronologischen Ansichten darf man es nun als wahrscheinlich be-
zeichnen, daß die Kärikä wesentlich jünger ist als die Werke A6-
vagho^a's. Es wäre also von erheblicher geschichtlicher Bedeutung,
wenn dieser ältere Autor in seinen Säipkhyadarlegungen auf dem
Boden des in der Kärikä niedergelegten Systems stände.
Ich glaube aber, daß eine solche Übereinstimmung nicht vor-
liegt und daß die Übersetzer unberechtigterweise die Ideen der Kä-
rikä in unsere Verse hineingelesen haben. Die richtige Deutung der
Worte Arä<Ja Käläma's scheint sich mir vielmehr durch einen Ver-
gleich mit den Särpkhyalehren des Mahäbhärata zu ergeben. 2
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1 In diesem Sinne verwendet auch Oltbamare die Stelle {LltiMtoire de» idees
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thSoiophique* dans Vlnde i, 239 1 ). Dagegen finden wir bei Formichi trotz der oben
wiedergegebenen Übersetzung unserer Verse in der Einleitung des zitierten Werkes
(p. 91) den Satz: II Säinkhya di Aricja non 6 gii quello classico ...
1 Schon vor längerer Zeit hat Jacobi der Forschung diese Richtung gewiesen.
N. G. G. W. 1896, S. 56 fragt er in bezug auf die Lehre ArÄfla Käläma's: ,War
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jene Säinkhyalehre, die Buddha zu seiner Religion umbildete, durchaus identisch
mit derjenigen, welche uns in den Sütra's entgegentritt, oder war es nicht vielmehr
eine Variation des Särpkhya, wie wir solche im Mahäbhärata und in den Purina* s
kennen lernen? Ich glaube, letzteres läßt sich wahrscheinlich machen'. Die Frage,
ob Asvaghosa's Bericht über Arficja's Lehre auf Fiktion (so Oldenbero, Buddha 3
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Zur Geschichte des Sämkhya. 259
Die große Masse der epischen Stellen über die 24 Prinzipien
ist meiner Meinung so geartet, daß sich eine ziemlich feststehende
Anschauung ergibt. Damit soll selbstverständlich nicht geleugnet
werden, daß einem solchen als Durchschnitt ermittelten System Stellen
gegenüberstehen, die sich diesem System nicht einordnen lassen, in-
dem entweder überhaupt keine klare Anschauung zutage tritt (z. B.
12, 302, 24 f.) oder ein wesentlich anderer Standpunkt vertreten wird
(z. B. 13, 14, 202; 12, 310, 19 usw.). 1
Eine gute Darlegung der in weitem Umfange herrschenden
Lehrmeinung findet sich 12, 210, 27 f. Es werden acht mülaprakrtis
nach der Deszendenz geordnet konstatiert: avyakta, buddhi, ahaTji-
hära, äkäia } väyu, tejas, äpas } vasudhä. Daran schließen sich sechzehn
vikäras, nämlich fünf jilänendriyaB, fünf karmendriyas } fünf viyayas
und manas*
Das gleiche Schema gibt 12, 30Q, 27 f., nur insofern abweichend,
als buddhi hier mahat heißt, und äkäSa usw. als pafica bhütäni zu-
sammengefaßt werden. Von den vikäras sind nur fünf vi6e$as und
fünf indriyas angegeben; da diese aber als sechzehn vikäras be-
zeichnet sind, kann das Fehlen von manas und weiteren fünf indriyas
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S. 450 f. und ZDMO. 62, 681 f.) oder auf Tradition (so Jacobi loc. eil. S. 57) beruht,
kann hier als zur Geschichte des Buddhismus gehörig beiseite gelassen werden. Der
Nachweis von Zusammenhängen Asvaghoga's mit dem Mahftbhärata auf dem Säm-
khyagebiet würde in beiden Fällen von Bedeutung sein.
1 Alle Mahäbhftratazitate nach der Ausgabe Bombay iakäbdäfy 1810 — 1811.
f 12, 210:
avyaktät ka)*majä buddhir ahamkäram prasüyate |
äkäSam cäpy ahamkäräd väyur äkäSa&aTfibhavaJi || 27
väyo$ tejas tataJ cäpa adbhyo 'tha vasudhodgatä |
mülaprakrtayo hy a*$au jag ad etätv avasthüah || 28
jnänendriyäny atah pafica pancakarmcndriyäny api \
vifayäh pafica caikam ca vikäre foqtatam manah || 29
CD ,
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irotram tvak cakfufl jihvä ghränam jnänendriyärjty atha \
pädau päyur upasihai ca hastau väk karma%i%* api || 30
Sabdah tpariai ca rtpam ca rato gandhas tathaiva ca \
vijneyam vyäpakam cittam te$u sarvagatam manah, || 31
* v. 1. in der Ausgabe von Kumbakonam: kaiTnan^äm api
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260 Otto Strato.
nur auf Flüchtigkeit des Autors, bezw. Korruption des Textes zu-
rückgeführt werden. 1
Für unser Problem sind in dem Schema nur zwei Fragen von
Wichtigkeit: das Wesen der pafica bhütäni und der in 210, 29 vi-
sayäh, in 306, 29 viSesäh genannten Faktoren, sowie das Verhältnis
der beiden zueinander. Vergegenwärtigen wir uns zu diesem Zwecke
kurz den Standpunkt der Kärikä, wie er sich aus Iävarakrgna's Dar-
stellung ohne Berücksichtigung der späteren Kommentare ergibt, so
erhalten wir folgendes Bild:
Aus der Pakrti geht hervor der Mahän, aus diesem der Ahaip-
kära; letzterer hat zwei Emanationen : einerseits die Gruppe der Elf,
nämlich die zehn Indriya's nebst Manas, andrerseits die fünf Tan-
mätra's, aus denen nun die fünf Bhüta's hervorgehen (paficabhyah
paficabhütäni, Vers 22).
In diesem Falle heißt der Ahaipkära: bhütädih. Was ist hier
mit bhüta gemeint? In der Maiträyapa Upanisad (3, 2) lesen wir:
. . . paficatanmäträ bhütaiabdenocyante Hha paficamahäbhütäni bhü-
taiabdenocyante . . . Dürften wir diese Stelle als authentische Inter-
pretation zur Kärikä ansehen, so hätten wir also die Wahl, unter bhüta
Q.
entweder die Tanmätras oder die Mahäbhüta's oder beides zu ver-
stehen. Eine bestimmtere Antwort scheint sich mir aus Vers 25 der
Kärikä zu ergeben. Der Ahaipkära heißt dort, sofern er die Gruppe
der Elf erzeugt, vaikrtah. Damit ist gesagt, daß er von der Buddhi,
welche pradhänasya vikrtih ist, abstammt, also ein Hinweis nach
oben, und zwar auf das (vom Ahaipkära aus) dritte Glied der Ab-
stammungsreihe. Das Produkt (die Elfschar) heißt mit Beziehung
darauf sättvikah. Die Bezeichnung bhütädih dagegen weist nach
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tasmän mahat samutpannam dvitiyam räjaiaUama || 27
ahamkäras tu mahataa trtiyam iti nah irutam |
pancabhütäny ahamkäräd ähufy aämkhyätmadarimah || 28
etafjL prakrtayai cäfiau vikäräi cäpi fotfaia |
avyaktam ähufy prakrtim paräm prakrtivädinalj,
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pafica caiva viie§ä vai tathä pancendriyäni ca || 29
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Zur Geschichte des Sämkhya. 261
unten. Wenn wir strenge Parallelität mit dem Ausdruck vaikftali
annehmen dürfen, so wären hier unter bhüta die Mahäbhüta's zu ver-
stehen, denn sie sind vom Aharpkära aus das dritte Glied nach unten.
Hieß die Elfschar wegen ihrer Beziehung nach oben sättvikah, so
heißt die Tanmätra- Gruppe wegen ihrer Beziehung nach unten tör
masah. Ich möchte also bhütädih als mahäbhütädih verstehen.
Wie in dem eben besprochenen Verse stehen sich die Begriffe
bhüta und tanmätra auch in den Versen 22 und 38 gegenüber, die
beide eine andre Deutung gar nicht zulassen. Ein vollerer Ausdruck
PO
findet sich Vers 56: mahadädiviiesabhütaparyantah. Hier scheint
mir bhüta nicht als terminus technicus verstanden werden zu dürfen:
i-H
vi§e§abhüta würde also etwa bedeuten: die als viiesas Auftretenden.
i-H
Die Einschiebung des nichts sagenden Wortes bhüta würde sich hin-
länglich aus dem schwierigen Metrum erklären. VUe§äh ist laut Vers 38
der Name der Bhüta's, während die Tanmätra' s avi6e§äfy genannt
werden. Die Gegensätzlichkeit von bhüta und tanmätra ist durch
diese Bezeichnungen angedeutet. Näher spricht sich die Kärikä über
den Unterschied der beiden Begriffe nicht aus.
Wir müssen aber schon aus der Etymologie des Wortes tan-
mätra annehmen, daß die Tanmätra's das reinere, einfachere sind,
daß also z. B. prthivi als Reinstoff nur Erde ist (vgl. Prafina Up. 4, 8
prthivlmäträ), in bezug auf seine Eigenschaft nur gandha enthält
und dieser gandha wieder nur der Geruch an sich ist. 1 Demgegen-
über sind die Bhüta's, welche nach Vers 38 vermöge der Gupa's als
Santa ghoräsca müdhäSca erscheinen, das Gröbere und Gemischte.
Bezüglich des Verhältnisses von Bhüta's und Tanmätra's zu-
einander haben wir schon gesehen, daß die groben Elemente von
den feinen abstammen. Außerdem sind die beiden Gruppen Objekt der
Buddhindriya's: buddhlndriyäni tesäm paflca viiesävUesavisayäni (34).
Diese scheinbare Gleichstellung wird auf die richtige Rangordnung
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drücklich gesagt ist — die Buddhindriya's den Aviäe^a's gegenüber
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1 Näheres bei Garbe, Die Saipkhyaphilosophie, S. 236 f. Deussen, Allg. Gesch.
d. Philosophie I, 3, S. 494 f.
Original fronn
262 Otto Strauß.
als Funktionen, den Viäe§a's gegenüber aber als Organe verstehen
(vgl. Garbe a. a. O. S. 258).
Eine besondere Beachtung verdient noch Vers 39 der Kärikä,
wo es heißt: 8ük$mä mätäpitfjäh saha prabhütais tridhä vi$e$äh syuh.
Deüssen hat (a. a. O. S. 448) das Wort süksma als terminus tech-
nicus genommen und von den Tanmätra's unterschieden. Aber 8ük$ma
bedeutet hier offenbar ,fein', ebenso wie in Vers 37. Die Vi&e§äh sind
süksmäh, insofern das Lifiga zu ihnen gehört. Daher heißt es 39 b:
8ük§mä$ tefärp, niyatäh, denn das Liüga überdauert den körperlichen
Tod. Sein Umfang wird definiert mit den Worten: mahadädi süksma-
paryantam (40 a). Hier aber sind unter dem Feinen wiederum die
Tanmätra's zu verstehen, und so ist das Verhältnis von Bhuta's und
Tanmätra's auch hier einwandfrei deutlich. Der unklare Mittelbegriff
8ük§ma, den Deüssen zwischen den beiden annimmt, kommt durch
die wörtliche Übersetzung ,fein' in Wegfall.
Außerhalb der vierundzwanzig Tattva's stehen in der Kärikä
die Objekte der Sinne. Die Funktion (vftti) der Buddhlndriya's
(Srotra, cak§us } ghräna, rasana, tvac) ist alocana, ihre Objekte (tn-
§aya) sind Sabda usw. Die Funktion der Karmendriya's (yäc usw.)
ist vacana usw., Objekt für väc ist Sabda, für die übrigen vier sind
es alle fünf Objekte zusammen. Die Kärikä sagt nichts darüber, in
welcher Weise die Objekte der Sinnesorgane mit den fünf Elementen
zusammenhängen; jedenfalls gelten sie nicht als Emanationen der
Elemente oder der Sinnesorgane, da diese nach Vers 3 (fotfaiakas
tu vikäro . . .) nur Umwandlungen, aber selbst nicht mehr zeu-
gend sind.
Wenden wir uns nun zurück zu den Anschauungen des Epos,
so haben wir uns vor allem vor Augen zu halten, daß die Stellung
der fünf Elemente hier eine ganz andre ist. Neben den schon be-
sprochenen Stellen zeigt das noch eine große Zahl anderer. So heißt es:
ahaijikärät tu sarftbhüto mahäbhütakfto gunal} (14, 50, 34)
aharßkärät pvasütäni mahäbhütäni paüca vai (14, 40, 9)
ahaTjikäraprasütäni mahäbhütäni paficadhä (12, 340, 32).
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Zur Geschichte des Sämkhta. 263
Die Mahäbhütäni gehen also direkt aus dem Ahamkära hervor und
gehören deshalb zu den acht schöpferischen Prinzipien, Diese Tat-
sache wird oft ausdrücklich ausgesprochen: 12, 310, 12 etäfy prakr-
tayas tv a§tau (vgl. oben 12, 210, 28. 306, 29), oder das Verhältnis
ist allein schon durch die Gruppierung ausgedruckt, z. B. Gltä 13, 5 a:
mahäbhütäny aharflkäro buddhir avyaktam eva ca. 1
Es erhebt sich nun die Frage, ob unter den fünf Mahäbhüta's
etwas anderes verstanden werden könne als das, was die Kärikä
unter den Bhüta's versteht, ob also die epischen Mahäbhüta's etwa
als die Reinstoffe der Elemente aufzufassen seien. Diese Frage ist
entschieden zu verneinen. ,The word for subtile dement, tanmätra,
is late and, as I think, its equivalent is not often to be understood.
The earlier schemes were content with Clements' . . / sagt Hopkins
(The great epic of India p. 173) sehr richtig, aber dennoch extra-
hiert er (S. 129) aus den zwei Stellen 12, 306, 2 7 f. und 12, 310, 10 f.
ein Schema, in welchem er als Emanation des Ahaijikära angibt:
,Five (fine) elements (not here named collectively; called tanmätras
elsewhere)/ Für die erste dieser Stellen habe ich soeben (oben S. 4,
A. 1) den Sanskrittext gegeben. Hopkins übersetzt Vers 28 b: ,and
the SäipkhyätmadarSinah say that the fine elements come from egoism'
and Vers 29b: ,There are five great elements, vUesäh, and five senses. 4
Der zweite der von Hopkins herangezogenen Texte lautet (12, 310):
atfau prakrtayah proktä vikäräi cäpi SotfaSa
tatra tu prakftir astau prähur adhyätmacintakäh j| 10
avyaktarp, ca mahäntarrt ca tathäharjikära eva ca \
prthivl väyur äkäSam äpo jyotiS ca pancamam || 1 1
etäh prakrtayas to astau vikärän api me Sfnu \
Srotrarp, tvak caiva caksui ca jihvä ghränam ca paftcamam || 12
vak ca hastau ca padau ca päyur me$hraiji taihaiva ca\\ 13
ete viiesä räjendra mahäbhütesu paücasu \
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iabdah sparSaS ca rupatip, ca raso gandhas taihaiva ca
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1 Vgl. die Ähnlichkeit mit Buddhacarita 12, 18 b.
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Original from
264 Otto STRAUß.
buddhlndriyäny athaitäni savUesäni Maiihila || 14
manah sodasakam prähur adhyätmagaticintakäli \
Hopkins übersetzt (S. 129): ,There are eight sources and sixteen mo-
difications. Metaphysicians explain the eight as the Unmanifest, the
Great One (masc.), egoism, and earth, wind, air, water, and light.
These are the eight sources. The modifications are (the five percep-
tive organs) ear, skin, eye, tongue and nose; the five (great ele-
ments) sound, touch, color, taste, smell; the five (organs of action)
voice, hands, feet, and two organs of excretion. [These differences,
visesäh, are in the five great eleraents, mahäbhütas] and those or-
gans of perception are savUe§äni 7 that is, differentiated.] Mind, say
the metaphysicians, is the sixteenth.*
Wie er hier prthivl usw. als Feinstoffe versteht, so hat er in
306, 28 unter bhütäni (elements) ebenfalls FeinstofFe verstanden;
dadurch konnte er ein Schema in diesen Stellen entdecken, das fine
elements als Aharpkäraprodukte enthält. 310, 11 sind nun zwar ein-
fach prthivl usw. aufgezählt ohne nähere Klassifikation, aber 12, 340,
32 und 14, 40, 9 werden dieselben fünf als ahaijikäraprasütäni ma-
häbhütäni bezeichnet. 1 Wenn aber prthivl usw. mahäbhütäni sind,
so dürften wohl auch die bhütäni in 12, 306, 28 im Sinne von ma-
häbhütäni stehen, sagt doch Hopkins selbst (S. 173): ,the elements
are simply mahäbhütäs (sie, or bhütäniy — warum sollen diese nun
gerade in unserer Stelle Feinstoffe sein? 2 Diese m. E. irrige An-
nahme ergibt sich aus Hopkins' Interpretation von 310,13 a. Indem
er hier in 6abda usw. die großen Elemente findet, bleibt freilich für
prthivl usw. nur die Tanmätrakategorie übrig.
Aber Sabda usw. sind durchaus nicht die großen Elemente,
sondern vielmehr deren Emanationen, durch die die großen Elemente
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1 12, 340, 3*2: prthivl vayur äkäiam äpo jyotii ca pancamam \
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ahamkäraprasütäni mahäbhütäni pancadhä
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p. 102 n. &) auch hier .subtle elements* übersetzt.
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14, 40, 9: ahamkäraprasütäni mahäbhütäni panca vai |
prthiH vayur äJcäiam äpo jyoti4 ca pancamam \\
1 Bei Gltä 13, 5, wo ebenfalls mahäbhütäni erscheinen, konstatiert Hopkins
(S. 162) ausdrücklich ,the absence of tanmätra* 1 , während Tblmo (SBE. VIII*
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Zur Geschichte des Sämkhya. 265
Objekte der Sinneswcihrnehmung werden. Diese Behauptung läßt
sich wahrscheinlich machen. Wir sahen schon, daß 210, 29 als tu-
kärds fünf jriänendriyas } fünf karmendriyas, fünf visayas und tna-
nas als sechzehntes Glied aufgezählt sind. In den folgenden Versen
werden sie der Reihe nach namhaft gemacht, dabei ergeben sich als
visayäh: 1 Sabda, sparsa, rüpa, rasa, gandha. Daß diese aus den
Mahäbhütä's stammen, ergibt sich aus 310, 20, wo sie gleich nach
,mahäbhütäh' {caturthaT} sargah) aufgeführt und mit den Worten paft-
camarji sargam . . . bhautikam . . . gekennzeichnet werden. Diese
210, 29 visayäh genannten Faktoren heißen nun an andern Stellen
vi&esäh,. Wir sahen das schon in 306, 29; ein andres Beispiel findet
sich in der Anugitä (35):
mahän ätmä tathävyaktam ahaijikäras tathaiva ca \\
indriyäni daSaikarfi ca mahäbhütäni pafica vai || 47
vüesäfy pancabhütänäm iti sargah sanätanah \
caturvirpöatir ekä ca tattvasaijikhyä praklrtitä || 48
Daß vtiesäh hier nicht Apposition zu mahäbhütäni sein kann, ist
dadurch bewiesen, daß nur, wenn man viiesäh selbständig faßt, die
geforderte Zahl 24 herauskommt.
Nach dem Gesagten kann nun m. E. viöesäh in der oben an-
geführten Stelle 12, 310 nur auf die in Vers 13 a namhaft gemachten
iabda usw. gehen. 2 Sie sind die Attribute der fünf großen Elemente
(als solche heißen sie gunäh 12, 340, 33 vgl. 14, 50, 33 f.), d. h. sie
gehen aus ihnen hervor und sie sind andrerseits die Objekte der
Sinnesorgane (indriyärthäh), und zwar nur der Buddhlndriya's, die
deshalb Vers 14 b saviie§äni heißen, während die Karmendriya's,
welche sich nicht auf diese einzelnen Objekte beziehen, 14, 42, 16
avUesäni genannt werden.
1 Dem Ausdruck vifayab entspricht Gltä 13, 5 indriyagocarafy.
* Man darf hier nicht unter Bezugnahme Auf 12, 194, 9 f. 247, 9f. 287, 10 f.
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fäni wären.
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ete vtfefäfy auf alle drei vorhergehenden Halbverse beziehen, da sich sonst die un-
sinnige Folgerung ergäbe, daß die Buddhfndriya's gleichzeitig vUe$afy und iavi&e-
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266 Otto Strauß.
Zurückblickend auf die zitierten Stellen, die sich übrigens noch
vermehren ließen, sehe ich keine Veranlassung, für mahäbhütäni einen
andern Sinn als ,große Elemente' oder einfach , Elemente' anzunehmen.
Hätten die epischen Dichter dabei an Feinstoffe im Sinne der Tan-
mätra's gedacht, so müßte das doch irgendwie zum Ausdruck ge-
kommen sein. Solchen Hinweisen aber begegnet man nicht.
Der grundlegende Unterschied zwischen Kärikä und Epos (in
seiner verbreitetsten und klarsten Anschauung) ist also folgender:
Im Epos fehlen (im allgemeinen) die Feinstoffe, an ihrer Stelle stehen
die mahäbhütäni unter den schöpferischen Prinzipien; dafür gehöreu
die Objekte der Buddhlndriya's unter dem Namen visayäh oder vi-
sesäh zu den 24 Tattva's, und zwar als nur von den großen Ele-
menten gezeugte, selbst nichts mehr zeugende Faktoren.
Durch die Anwendung dieses Ergebnisses kommen wir nun zu
einer im Vergleich mit Cowells Deutung einfacheren und natür-
licheren Interpretation der eingangs angeführten Verse des Buddha-
carita: paüca bhütäni sind die großen Elemente des Mahäbhärata;
was Aävagho§a visayäh nennt, heißt ebenso im Mahäbhärata (z. B.
12, 210, 29), meist aber vi$esäh y d. i. Sabda usw., in jedem Falle sind
es die Sinnesobjekte, als Emanation der Elemente zur Vikäragruppe
gehörig. Ich schlage also vor, zu übersetzen:
18. Hierbei wisse aber, o du die Natur Verstehender, als zeu-
gend die fünf [großen] Elemente, den Aharpkära, die Buddhi und
das Unentfaltete.
19. Als Umwandlungen aber wisse die Objekte [ßabda usw.]
und die [erkennenden] Sinnesorgane und Hände und Füße und die
Rede, Entleerungs- und Zeugungsorgan sowie das Manas.
res --~.
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Die Deutung der eben übersetzten Verse im Sinne des epischen
Säipkhya läßt sich weiterhin durch andere Argumente stützen. Ein-
mal scheint mir der ganze Habitus der dem Aräcja Käläma in den
Mund gelegten Lehre auf eine gewisse Verwandtschaft mit den phi-
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losophischen Teilen des Mahäbhärata hinzuweisen, und dann glaube
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Zur Geschichte des Sämkhya. 267
ich auch eine Reihe mehr oder minder starker Anklänge an die
epische Diktion in den Versen A6vagho§a's zu finden. Damit soll
nicht etwa behauptet werden, daß A6vagho?a nach dem Mahäbhä-
rata als Vorlage gearbeitet habe. Dem würde schon die viel gelehr-
tere Anordnung der Gedanken widersprechen; ferner die kompli-
zierten Yogalehren, welche in Vers 49 f. mit den vier Jhäna's des
Brahmajälasutta, in Vers 59 f. mit den acht Vimokha's des Mahäpa-
rinibbänasutta Verwandtschaft zeigen und ihresgleichen, soviel ich
sehe, im Epos nicht haben ; endlich die Abwesenheit der Lehre von
den Gupa's. 1 Aber ich meine, daß Asvaghosa Berührungen habe mit
den philosophischen Strömungen, die auch im Mahäbhärata Ausdruck
gefunden haben. 1 Diese Strömungen sind durch eine mangelnde
Scheidung der einzelnen später gesonderten Systeme charakterisiert.
Das klassische Beispiel dafür ist die Bhagavadgltä, aber dieselbe
Tendenz findet sich in mancherlei Abschattungen in vielen andern
philosophischen Sarpväda's des großen Epos. In ähnlicher Weise ist
die Lehre Aräcja Käläma's kein reines Särpkhya im Sinne des klassi-
schen Systems. Schon der häufige Gebrauch des Wortes ksetrajüa
(Vers 20. 41. 70. 78) statt purum scheint mir dafür zu sprechen (vgl.
Windisch a. a. O. S. 84). Auch daß die paramabrahmavädinab
(Vers 42) als Ziel padam alcsaram* kennen (Vers 41), weist auf die
epische Nichtunterscheidung von Särpkhya und Vedänta hin. Be-
1 Windischs Worte in .Buddhas Geburt' (S. 83) scheinen mir das Beste zu
sein, was hierüber gesagt werden kann: ,An und für sich wäre auch ein Sämkbya-
system ohne die drei Gupa's denkbar. Aber aus dem Umstände» daß sie im Buddha-
carita nicht erwähnt werden, ist es noch nicht mit Gewißheit zu erschließen. Asva-
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ghoga hat nur angeführt, was er für seinen Zweck brauchte/ Vgl. auch Oldenbebg,
Buddha 3 S. 451.
* Ich erinnere z. B. an die Lehre vom svabhäva, über deren Hauptbelege im
Epos in dem Aufsatz: Ethische Probleme aus dem Mahäbhärata (Gi. S. A. I. vol. xxiv,
'in 5 1
p. 240 f., 297 f.) von mir gehandelt worden ist. Diese Lehre legt Asvaghosa im
Buddfiacarita 9, 48 f. dem Purohita in den Mund. Vgl. Pizzagalli, Sulla Setta degli
Svabhävavädinab (Reale Istituto Lombardo di Scienze et Lettere, vol. xlvi p. 104 f.).
3 Das Brahman heißt Mhbh. 5, 44, 25: ak$aram padam. Vgl. tato 'rcchaty
ämrtam padam 12, 246, 7; padam äpnoti so 'jaram 12, 300, 38; ferner 12, 199, 124.
201, 27. 215, 27. 217, 33 usw.
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268 Otto Straua.
sonders anstößig muß aber einem Anhänger des systematischen Säip-
khya Vers 65 klingen:
etat tat paramarp brahma nirlingam dhruvam aksaram |
yan moksa iti tattvajüäh kathayanti manisinah || *
Auch die ausdrückliche Verwerfung der Opfer und Zeremonien
in Vers 30 erinnert an die im Epos so häufige Bekämpfung des Pra-
vrttistandpunkts durch die Nivrttilehre. Der Hinweis auf Janaka und
den alten Paräsara (Vers 67) möchte wohl auf Gespräche wie Ma-
häbhärata 12, 290 zu beziehen sein.
Die Diktion angehend glaube ich folgende Anklänge an das
Epos in Aracja Käläraa's Vortrag zu finden:
1) Vers 22:
jäyate jlryate caiva badhyate mriyate ca yat \
tad vyaktam iti vijüeyam avyaktarjt ca viparyayät \\
Dazu Mhbh. 12, 236, 30— 31a:
proktam tad vyaktam ity eva jäyate vardhate ca yat \
jlryate mriyate caiva caturbhir laksanair yutam ||
viparltam ato yat tu tad avyaktam udähj-tam | 2
2) Vers 29:
avi§esani vi£e§ajüa pratibuddhäprabuddhayoJf, \
prakftlnärp, ca yo veda so y vi§e§a iti smrtah |]
Die Ausdrücke pratibuddha und aprabuddha oder ähnliche
finden sich zahlreich in dem Vasi§tha-Janaka-saipväda des Mok§a-
dharma. So lesen wir 12, 304, 1, daß der eigentlich freie Atman der
Wanderung in der Vergänglichkeit verfällt apratibuddhatväd abud-
dhajanasevanät (vgl. 302, 43 und 303, l). Besonders aber operiert
Adhyäya 308 mit diesen Ausdrücken; buddha, abuddha, apratibuddha,
1 Mhbh. 12, 224, 49:
8aUve$u Ungarn äviiya nirlingam api tat svayam |
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manyante dhruvam evainam ye janäs tattvadarfinafy ||
* Nach Abschluß meines vorliegenden Aufsatzes finde ich, daß Hopkins diese
Parallelität schon JAOS. xxn (1901) p. 388 konstatiert hat.
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Zur Geschichte des Sämkhya. 269
prabuddha, aprabuddha, budhyamäna usw. sind hier wechselnde Be-
zeichnungen für die ungeistige Prakrti, den nicht erkennenden und
den erkennenden Puru§a, welch letztere an dieser Stelle als das fünf-
undzwanzigste und sechsundzwanzigste Prinzip bezeichnet werden.
Daß Asvaghosa bei seinen Worten eine solche Systeinnuance im
Auge gehabt habe, läßt sich nicht ausmachen. Jedenfalls hat man
sich unter pratibuddha den zur Erkenntnis seiner von der Prakfti
verschiedenen Wesenheit gelangten Purusa, unter aprabuddha den
noch nicht dazu vorgedrungenen vorzustellen, denn diesen beiden
Zuständen des Puru§a sind in Vers 40 (des Buddhacarita) die Zu-
stände der Prakrti: vyaktam und avyaktam gegenübergestellt; die
beiden Paare bilden dort die Vierheit (catutfayam), die der ßamyag-
matih' wissen soll und durch deren volles Verständnis der K§etrajna
ypräpnoti padam aksaram'.
3) Vers 30:
namaskäravasatkärau proksanäbhyuk§anädayah \
anupäya iti präjftair upäyajfia praveditah \\
Mhbh. 12, 303, 28 heißt es bei der Schilderung des nicht zum
Ziele führenden Kriyäpatha:
prakrtyätmänam evätmä evarß pravibhajaty Uta \
svadhäkäravasatkärau svähäkäranamaskriyäli \\
Ebenso ist anupäya als terminus technicus dem Moksadharma
nicht fremd, 12, 206, 20:
adrtfato 'nupäyäc ca pratisarßdheS ca karmanah \
na tena mavtyäl} paSyanti yena gacchanti tat padam \\
4) Vers 33 (mit Speyers Konjektur):
ity avidyä hi vidvan 8ä paücaparvä samlhate \
tamo mohaTß mahämohatjt tämisradvayam eva ca
und 36 a:
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tämisram iti cäkrodha krodham evädhikurvate I
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1 Auf die Ähnlichkeit dieses Buddhacaritaverses mit SäinkhyakSrikS 48 hat
schon Cowell hingewiesen.
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270 Otto Strauis.
Dazu Anugltä 37 (B. 36), 33 der Ausgabe vou Kumbakonam:
tamo moho mahämohas tämisro hy andhasarpjüitah |
maranarp, tv andhatämisras tämisrafa Icrodha ucyate \\
Und ähnlich, nur daß mahämoha fehlt, 12, 313, 25:
moho 'prakäSas tämisram andhatämisras arpjilitam \
maranarp, cändhatämisrarp tämisram Icrodha ucyate \\
5) In Vers 39 wird von dem tamahsrotafy gesprochen. Hier
scheint doch die Guijaidee gestreift zu werden. In Vers 33 tritt zwar
tamas f wie wir eben gesehen haben, nur als erstes Glied der fünf-
teiligen avidyä auf und wird in Vers 34 als älasyam erklärt; wenn
es aber am Schlüsse dieser Ausführungen heißt: ity ebhir hetubhir
dhiman tamaJisrotaJ^ pravartate (Vers 39), so scheint doch hier tamas
den ganzen Umfang der vorhergenannten avidyä zu decken. Daher
darf man wohl auf Anugitä 36, 3 — 4a hinweisen:
trlni srotärp$i yäny asminn äpyäyante punahpunalj, \
pranätfyas tisra evaitäh pravartante gunätmikäh, ||
tamo rajas tathä sattvam gunän etän pracaksate \
Vielleicht könnte man auch an 12, 310, 23 — 24 denken, wo von
ürdkva-, tiryalt-, adafysrotak die Rede ist, doch ist die Stelle nicht
klar genug, um mit größerer Sicherheit davon zu sprechen.
6) Vers 64:
tato mufijäd isikeva Sakunih paüjaräd iva \
ksetrajfio niferto dehän mukta ity abhidhlyate \\
In offenbarer Erinnerung an Käth. Up. 6, 17: ... tarp sväc cha-
rlrät pravfhen mufijäd iveslkärp dhairyena wird dieser Vergleich im
Epos öfter gebraucht. Neben Mhbh. 12, 237, 4 haben wir 5, 44, 7b:
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ta ätmänam nirharantiha dehän mufijäd isikäm iva sativasarp-
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und 14, 19, 22:
islkärp ca yathä munjät kaicin niskjyya darSayet
yogi niskr§ya cätmänarp tathä paiyati dehataJj, [J
Original fronn
Zur Geschichte des Sämkhya. 271
Zu Sakunil}, pafljaräd iva finde ich keine direkte Parallele; ver-
gleichbar ist Mhbh. 12, 326, 30:
pak§ivat pravanäd ürdhvam amutränantyam aSnute \
vihäya dehän nirmukto nirdvandvah praäamarp, gatah ||
und 12, 219, 49:
drumarß yathä väpy udake patantam utsrjya palcsi nipataty
asaktah \
tathä hy asau sukhaduhkhe vihäya muhtah parärdhyäni gatim
ety alingah ||
III.
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Im ersten Abschnitt ist das Tanmätraproblem mehrfach berührt
i-H
worden. Anhangsweise dazu sollen noch einige zweifelhafte Stellen
besprochen werden, in denen Hopkins das Vorhandensein der Tan-
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mätraidee für möglich oder für deutlich hält. Ich möchte versuchen,
eine tanmätrafreie Deutung wahrscheinlich zu machen.
1) Mhbh. 12, 205, 15:
yathä mahänti bhütäni nivartante gunaksaye |
tathendriyäny upädäya buddhir manasi vartate ||
Nllakai^tba erklärt: . . . gunäh, iabdatanmäträdayo . . . tesärp,
susuptau k$aye sati tatkäryäni mahäbhütäni . . . nafyanti.
Hopkins (p. 173) sagt von dieser Stelle: ,subtile forms may be
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Ich möchte glauben, gunäh seien die Viaesa's der Mahäbhüta's
und die Visaya's der Indriya's, d. h. iabda usw. Wenn nun die In-
driya's von Buddhi aufgenommen werden, dann werden iabda usw.
nicht mehr wahrgenommen, es tritt also vom Standpunkt des Yogin
gunak§aya ein. Ist aber so das Verbindungsglied zwischen Ma-
häbhüta's und Indriya's geschwunden, so können die Mahäbhüta's
nicht mehr auf die Indriya's wirken, sie kommen zur Ruhe, sie haben
für den Yogin keine Aktivität mehr: nivartante (vgl. nivrtti, das pas-
sive Verhalten des Nicht-mehr Handelnden). — Gegen Nllaka^tha
spricht auch der Terminus Guija, der etwas Sekundäres bezeichnet
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272 Otto Straus.
(vgl z. B. 14, 50, 34; 12, 340, 33), während doch die Tanmätra's den
Mahabhüta's gegenüber ein Primäres sein müßten. — In meinem
Sinne Dahlmann, Säipkhyaphilosophie, S. 165.
2) Mhbh. 14, 51, 12—12:
ete vUvasfjo l viprä jäyantlha punahpunaJi |
tebhyah prasütäs tesv eva mahäbhütegu paficasu \
prallyante yathäkälam ürmayaJ/, sägare yathä || 12
viSvasrgbhyas tu bhütebhyo mahäbhütäs tu sarvaSah \
bhütebhyai cäpi paücabhyo mukto gacchet paräip gatim || 13
Diese Stelle ist zwar einer sicheren Deutnng unzugänglich,
doch läßt sich immerhin eine m. E. wahrscheinliche Lösung geben.
Ich glaube, daß Nilakaijtha zu viivasrjaJf, mit Recht bemerkt: wa-
rlcyädayo 9 pi bhautikatväd bhütalaye liyante.
12, 340, 33 lautet nämlich:
mahäbhütäni sfstvaiva tan gunän nirmame punali \
bhütebhyaS caiva nispannä mürtimantai ca täü ifnu \\
Diese aus den Mahäbhüta's entstandenen Gestalthaften sind laut
Vers 34 Marici, Aftgiras, Atri, Pulastya, Pulaha, Kratu, Vasisjha und
Manu Sväyaipbhuva.
Wenden wir das hier Gewonnene auf unsere Anugltäverse an,
so ergibt sich fiir Vers 12 eine wesentliche Verbesserung gegenüber
der Übersetzung in den Vier philosophischen Texten des Mhbh. S. 992.
Ich übersetze: ,Diese weltschöpfenden Weisen werden hienieden wieder
und wieder geboren. Aus ihnen [den großen Elementen] gezeugt
(vgl. 12, 340, 33), gehen sie in eben diesen fünf großen Elementen,
wenn die Zeit gekommen ist, zugrunde wie die Wellen im Ozean/ *
Der in den Vier Texten unnötig scheinende Vergleich kommt so zu
seinem Recht: Wie die Wellen aus dem Ozean entstehen und wieder
in ihm vergehen, so die Vifivasrj's in den Mahäbhüta's. s
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1 Einige Handschriften haben: vUvabhrto.
2 Vgl. SBE, vm 1 p. 388.
Vgl. mahäbhütäni bhütänäm aarvefäm prabhaväpyayau 12, 194, 5. 287, 3.
In diesem Sinne ist auch der schiefe Ausdruck in dem dritten Paralleltext 12, 247, 3
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Zur Geschichte des Sämkhya. 273
Für Vers 13 ergibt sich nun der Widerspruch, daß jene Welt-
schöpfer, die eben in Vers 12 von den großen Elementen stammten,
jetzt der Ursprung der großen Elemente sind. Dieser Widerspruch
wird verständlich, wenn wir 12, 340, 28 f. vergleichen. An dieser
Stelle sind nämlich zwei heterogene Richtungen kontaminiert, indem
der Versuch gemacht ist, das systematische Säipkhyaschema mit my-
thischen Ideengängen zu vereinigen: wir sind im Näräyajiiya. Der
höchste Gott heißt Paramätmä oder Mahäpuru§ab oder Ifivarafc. Er
schafft Pradhänam (die Prakrti). Daraus geht regelrecht Mahän Atmä
(d. i. Buddhi) hervor; aber diese Emanation wird mit Aniruddha
gleichgesetzt. Dann folgt Aharpkära = Pitämaha, darauf aharpkära-
pratütäni mahäbhütäni paficadhä, nämlich Erde, Wind, Äther, Wasser,
Feuer mit ihren Guija's (d. h. Vifie^a's). Diese ganze Reihe vom
höchsten Gott bis zu den großen Elementen ist offenbar rein kosmisch
gedacht, denn der Puru§a ist in den höchsten Gott verwandelt und die
Indriya's sind beiseite gelassen. Um nun die lebende Welt auf Erden
(vi&vam idarp jagat) zu schaffen, gehen aus den Mahäbhüta's acht
weise Wesen hervor, welche prakftayo ' ftau genannt werden. Bei
ihnen ist also, unabhängig von der ersten Reihe, nochmals das Sfiip-
khyaschema benutzt. Die Entstehung der Lebewelt aber konnte man
sich ohne die Mahäbhüta's nicht denken, und so müssen, unbekümmert
um das Vorhergesagte, die Mahäbhüta's nochmals aus den Viävasrj's
hervorgehen, um den Stoff der von den Visvasjj's zu schaffenden
Lebewelt zu bilden. So scheint mir gerade der Widerspruch von
Vers 12 und 13 für meine Deutung zu sprechen. 1
3) Mhbh. 12, 251, 21:
avUe§äni bhütäni gunärp4 ca jahato munel} \
sukhenäpohyate duhkharp bhäskarena tamo yathä (|
Die Deutung dieser Stelle hängt in besonders hohem Grade
davon ab, wie man im ganzen über das Vorkommen der Tanmätra-
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1 Eine einfache Beseitigung dieses Widerspruchs bieten Vier Texte, indem
mahäbhütäni in Vers 12 ,die großen Elemente % in Vers 13 ,die großen Wesen* über-
setzt wird.
Wiener Zeitsohr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII. Bd. 19
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274 Otto Straua.
idee im Epos denkt. Hopkins hat von seinem Standpunkt aus alle
Veranlassung, hier mit Nllaka^tha die Tanmätra's zu finden; ein
Zwang dazu scheint mir aber nicht vorzuliegen. Der Vera selbst und
seine Umgebung schildern den Erlösungszustand des Yogin. Es
handelt sich also nicht um die Darlegung des Prinzipienschemas,
sondern es werden in dem bekannten Predigerton ohne Ordnung
einige irdische Fesseln, von denen der Yogin sich befreit hat, auf-
geführt: Neben die aviie§äni bhütäni und die gunas in Vers 21
treten karma, gunak§aya und visayas in 22, indriyas und indri-
yärthas in 23. Eine solche Stelle ist an sich nicht beweiskräftig;
ich sehe keine Notwendigkeit für mich, unter avüesäiii bhütäni die
Tanmätra's zu verstehen. Vielleicht sollte man mit den Vier Texten
i-H
(S. 396) übersetzen: ,die Wesen ohne Unterschied' oder eine von Nl-
lakaQtha angeführte Lesart annehmen: savUe$äni bhütäni, d. h. die
Elemente mit ihren Viöesa's (Ton usw.),
4) Die von Hopkins weiterhin erwähnten Stellen, in denen er
mit Nilaka^tha Tanmätra's annehmen möchte, sind so unbestimmt,
daß sich eigentlich nichts dazu sagen läßt: 12, 253, 7:
tesärp nityarß sadä nityo bhütätmä satatarp gunaify j
saptabhis tv anvitah süJcsmaii carifnur ajarämarah ||
Nil.: . . . 8ük§maih saptabhir gunair gunalcüryair mahadaharji-
kärapaficatanmäträkhyair yuto . . . Was von solchen Erklärungen
Nllaka^tha's zu halten ist, zeigt der Widerspruch in seiner Deutung
der auf zwei Parvan's verteilten Parallelverse 13, 14, 423:
viditvä sapta sükftnäni §a$angaiji tvärp, ca mürtitah \
pradhänaviniyogasthas tväm eva vtiate budhah [j
und 12, 253, 15:
viditvä sapta süksmäni §a$angarp, ca mahe$varam \
pradhänaviniyogajfiaTj, pararp, brahmänupaiyati \\
Im ersten Falle sind die sieben nach Nil: mahadaharjikära-
pailcatanmäträni , im zweiten : indriyärthamanobuddhimahattattvä-
khyävyaktapurusäh. *
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1 Vgl. Hopkims, p. 173, A. 1.
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Zur Geschichte des Simkhya. 275
Daß der Terminus tanmätra nur in den spätesten Teilen des
Epos vorkommt, hat Hopkins durch den Hinweis auf 1, 90, 13 — 14
und 13, 14, 202 dargetan.
Noch ein Wort zum Schlüsse. Ich stimme im allgemeinen mit
Hopkins' Anschauung von der Uneinheitlichkeit der epischen Philo-
sophie überein, wie es jeder Kenner der einschlägigen Stücke tun
muß. Aber diese Uneinheitlichkeit schließt nicht aus, daß gewisse
Begriffe und Begriffsreihen in der großen Masse der philosophischen
Texte immer wieder vorkommen oder immer wieder fehlen. Die
Seltenheit des Tanmätrabegriffs, sein Fehlen, wo er zu erwarten
wäre, hat uns Hopkins selbst deutlich gemacht. Daher halte ich es
für berechtigt, die Stellen, wo er erschließbar scheint, aufs arg-
wöhnischste zu prüfen. Die Meinung des dogmatisch beschränkten,
historischer Betrachtung unfähigen Kommentators hat dabei wenig
Gewicht. Halten die Stellen dieser Prüfung nicht stand, so wird,
scheint mir, angesichts der Unmöglichkeit, Sicheres zu sagen, der
geringere Fehler in einer möglichst weitgehenden Leugnuag des
Tanmätrabegriffs liegen.
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Das einheitliche Thema des Dighanikaya.
(,Gotama Buddha ist ein Tathägata'.)
Von
B. Otto Pranke.
(Schluß.)
XV.
xv ist eine erweiterte Ausführung von xiv. 2. 2 ff. (Nidänakette)
und kommt darum für das Grundthema des D. nicht in Betracht.
XVI.
xvi nimmt den Grundgedanken des D. wieder auf und schließt
sich eng an xiv an. 1 Es setzt das Thema des konkreten Erscheinens
von Tathägatas in der Welt, das in xiv behandelt wurde, fort und
zwar in logisch ganz geschlossener Weise. Nachdem in xiv von dem
ersten der sieben dort erwähnten Buddhas, Vipassl, die Geburts-,
Jugend- und erste Wirkensgeschichte erzählt ist, berichtet xvi die
Geschichte des letzten Wirkens und des Lebensendes des letzten
dieser sieben Buddhas, des erhabenen Gotama. 2 Nebenbei ergreift
der Verfasser in xvi jede Gelegenheit, auch im einzelnen die Über-
zeugung zu fördern, daß Gotama ein Tathägata ist.
Gleich in 1. 2 läßt er den König Ajätasattu zu seinem Minister
sprechen : ,und was der Erhabene dir antwortet, das merke dir wohl
1 Hängt aber auch mit xv zusammeb, so daß xv nicht als Einschiebsel be-
trachtet werden darf.
* Aber auch die Geburts-, Erleuchtungs- und erste Wirkensgeschichte ist, ganz
nach dem Schema von xiv, wenigstens angedeutet in xvi. 5. 8, durch die Sätze:
Idha tathagato jäto; Idha taihägato anuttaram sammäsambodhim abhUambuddho ; Idha
tathägatena anuttaram dhammacakkam pavattitam. Die Geschichte der Tathägatas wird
dann auch in die Zukunft hinein fortgesetzt* s. zu xvi. 1. 16 f.
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Das einheitliche Thema des Dighanikaya. 277
und melde es mir, denn Tathägatas sagen nichts Falsches' (na hi
tathägatä vitatham bhananti). Sie sagen nichts Falsches, weil einer,
der den Heilsweg gegangen ist, musävddarp pahäya musävädä pafi-
virato (n. 44) ist. Vgl. auch oben p. 209 zu in. 1. 16 — 22 etc.
Daß Gotama in xvi. 1. 1 ff. dem Könige Ajätasattu auf eine Frage
der hohen Politik Auskunft geben muß und ihn vom Kriege gegen
die Vajji zurückhält, wird wohl belegen sollen, daß auf ihn die Worte
von ii. 40 zutreffen: . . . tathägato . . . lokavidü anuttaro purisa-
dammasärathi . . . So imarn lokarfi . . . pavedeti. ,. . . ein Tathägatä,
ein Weltkenner, ein unübertrefflicher Lenker unbändiger Menschen . . .
Er predigt über (die Verhältnisse?) dieser Welt' . . .
In xvi. 1. 12 (= 14; 18; 2. 4; 2. 10; 2. 20; 4. 4; 4. 12) erfahren
wir, daß der Erhabene predigte über sllarp,, samädhi, pafifiä; d. h.: er
predigte den Heilsweg von n. 40 ff., s. oben p. 206 und 207. Wir würden
die lästige Häufigkeit nicht verstehen, mit der dieser Passus in xvi
immer wiederkehrt, wenn nicht der Gedanke an das Grundthema
des D. uns Aufklärung gäbe: Der Verfasser will immer wieder daran
erinnern, daß Gotama die Tathägata-Lehre verkündet, und verschiedent-
lich hängt diese nachdrückliche Betonung mit dem unmittelbar Vor-
angehenden deutlich zusammen, wie ich später im einzelnen zeigen
werde (zu xvi. 1. 16f.; 2. 2; 2. 8; 2. 14ff.; 4. 3 f.; 4. 8 ff.), xvi schließt
sich also eng an die Suttareihe n — xm an, die die ausführliche Dar-
legung des Tathägata-Heilsweges enthalten.
xvi. 1. 16 f. (= xxviii. 1) spinnt den in xiv behandelten Gedanken
von den schon erschienenen Buddhas auch in die Zukunft hinein
fort, vorläufig nur ganz allgemein und skizzenhaft. 1 Säriputta spricht
die Überzeugung aus, daß von den Buddhas der Vergangenheit und
Zukunft doch keiner dem Gotama Buddha gleiche. Buddha nennt
das ein kühnes Wort (slhanäda)*, da Säriputta deren Herz und Nieren
nicht zu erforschen vermöge und ihr silarp, etc. nicht kennte. Säriputta
erwidert, man könne sie doch alle im Hinblick auf den ihnen allen
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1 Deutlicher spricht sich in dieser Hinsicht der Verfasser in xxyi. 25 ans.
* Es scheint fast, daß sich auch dieses Wort in xxvi fortsetzt, denn dessen
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Titel heißt CakkavaUi-sihanäda-sidta.
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278 R. Otto Franke.
gemeinsamen dhamma, d. h. die Heilsweglehre, abschätzen, und re-
feriert kurz über dieselbe. 1 Sie alle hätten doch sich von den fünf
Hemmnissen freigemacht, resp. die zukünftigen würden sich davon
freimachen (vgl. n. 75) etc. Ist auch hierin logisch nicht alles voll-
kommen klar, so scheint doch Gotama als einer aus. der Reihe der
Erfüller des Tathägataweges hingestellt werden zu sollen. Und zur
besseren Bekräftigung schickt der Verfasser eine jener erwähnten
Wiederholungen des dreifachen Heilswegthemas unmittelbar hinterher
(in xvi. 1. 18= 1. 12, s. oben).
In xvi. 1. 26 zieht Gotama sich ins suililägärarß, ins stille Kämmer-
lein, zurück, zur Versenkung, wie aus M. 8 (i. 46, Z. 8 f.) und 152
(in. 302, Z. 8 f.) hervorgeht (Etäni . . rukkhamüläni etäni . . sutiflä-
gäräni, jhäyatha . . ,Da sind die Plätze am Fuße der Bäume, da
sind die stillen Klausen, gebt euch der Versenkung hin !' . .) Was
der D.- Verfasser hier andeuten will, ist, daß Gotama D. n. 67 des
Heilsweges erfüllt habe: vivittaiji senäsanarp bhajati ,er sucht eine
einsame Unterkunft auf (vgl. auch das unten zu xvi. 3. 41 ff. Be-
merkte). Nach dem Schluß von n. 67 gibt sich der Betreffende da
der Versenkung hin. In n. 75 ff. kommt die Darstellung der Ver-
senkungsstufen. Eine der Errungenschaften der Versenkung ist das
,göttliche Auge' (dibba cakkhu n. 95). Wenn wir nun in xvi. 1. 27
erfahren, der Erhabene habe mit dem dibba cakkhu die Gottheiten
erschaut, die den Baugrund von Pätaligäma inne hatten, wo nach
xvi. 1. 26 die Minister Sunidha und Vassakära gerade eine befestigte
Stadt (Pätaliputta) anlegten, so scheint mir deutlich, daß der Verfasser
anzudeuten beabsichtigte, dieses Hellsehen des Erhabenen käme von
der vorausgehenden Versenkung, und daß er also mit der Angabe
von des Erhabenen Eintritt ins sufltiägärarii die folgende Erzählung
über die Götter invasion in den Baugrund von Pätalig&ma vorbe-
reitete, daß er also nach einem Plane arbeitete, und daß dieser Plan
auch hier ist, nachzuweisen, daß Gotama ein Erfüller der einzelnen
Stadien des Heilsweges von u. 40 ff. ist.
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1 Vgl. oben p. 207.
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Das einheitliche Thema des Dighanikäya. 279
Augenscheinlich vermöge desselben di66a cakkhu verkündet
der Erhabene dann am Ende von xvi. 1. 28 den zukünftigen Unter-
gang von Pätalipntta. S. auch zu xvi. 2. 6 + 7. Vgl. auch xvm. 1 ff.
Auch in xxiv. 1. 7 — 10 und 1. 13 f. weist sich der Erhabene als Be-
sitzer des dibba cakkhu aus, indem er der Nacktgänger Korakkhattiya
und Kandaramasuka baldigen Tod prophezeit. In xvi. 6. 11; 15 und
21 besitzt Anuruddha das himmlische Auge.
In xvi. 1. 33 setzt der Erhabene ohne Boot oder Floß über den
Ganges. Damit soll augenscheinlich wieder bewiesen werden, daß
er die Errungenschaft des Tathägata -Weges besaß, die in n. 87 iddhi
heißt: udake pi abhijjamäno gacchati seyyathä pi pafhaviyarp äkäse
pi pallankena kamati seyyathä pi pakkhl sakuno ,auf dem Wasser
wandelt er ohne einzusinken wie auf dem Erdboden und er schwebt
behaglich sitzend durch die Luft wie der beschwingte Vogel'. Vgl.
auch zu xi, oben p. 213.
In xvi. 2. 2: Tay idarp bhikkhave dukkharp ariyasaccarp anu-
buddharp . . dukkhasamudayarp ariyasaccarp anubuddharp etc. ,Bhik-
khus, diese hehre Wahrheit vom Leiden habe ich nun erschaut und
die von der Entstehung des Leidens' etc. soll Gotama dann dargestellt
werden als der Erfüller von h. 9 7 : So idarjt dukkhan ti yathäbhütarp
pajänäti ayarp dukkhasamudayo ti yathäbhütarp pajänäti . . . (S. ferner
D. ix, 29.) Auch das Wort yathäbhütarp, steht in xvi in der GäthS
des folgenden § 3 Catunnarp ariyasaccänarp yathäbhütarp adassanä.
Das Tay idarp von xvi. 2. 2 aber knüpft gleichzeitig auch an Tay
idarp bhikkhave tathägato pajänäti von n. 36 (s. oben p. 203) an, der
Verfasser suggeriert dem Hörer also schon durch die zwei Worte
Tay idarp die Idee, daß der erhabene Gotama der Tathägata sef.
Um es aber ja recht deutlich einzuprägen, wiederholt er unmittelbar
danach in xvi. 2. 4 wieder das dreifache Thema des Tathägata-Heils*
weges (vgl. oben p. 277).
Schicksal (gati) einer Anzahl eben Verstorbener im Jenseits. Diese
beiden Paragraphen erbringen einen neuen, und zwar den bündigsten,
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In xvi. 2. 6 + 7 unterhalten sich Ananda und Buddha über das
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Beweis für Gotamas dibba cakkhu und damit für seine Tathägata-
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280 R. Otto Franke.
Natur, denn gerade daß man mit dem dibba cakkhu die Schicksals-
wege der Verstorbenen im Jenseits überblicken könne, ist in n. 95
hervorgehoben (So dibbena cakkhunä . . sugate duggate yathäkam-
müpage satte pajänäti).
In xvi. 2. 8 f. geht die Behandlung dieses Themas weiter. Buddha
sagt dem Änanda, wie sie, die Jünger, über ihre gati im Jenseits
sich selbst ein Urteil bilden könnten, indem sie nämlich glaubten an
den Buddha, die Lehre und die Gemeinde, d. h., wie ausdrücklich
hinzugefügt wird, glaubten, daß der Erhabene (d. h. Gotama) sei
araham sammäsambuddho vijjäcaranasampanno sugato etc. = n. 40
(mit anderen Worten also, daß er der Tathägata von u. 40 sei), daß
der Erhabene den dhamma (d. i. die Heilsweglehre von n) wohl
verkündet habe (was wieder bedeutet, daß er der Tathägata . . . satthä
von ii. 40 sei), und daß die Jüngergemeinde auf dem richtigen Wege
des zum samädhi führenden sila sei (d. h. daß Gotamas Jünger Tathä-
gata- Jünger seien). Den Beweis, daß Gotama, wie in n der Tathägata,
seine Jünger auf diesen richtigen Heilsweg weist, soll auch xxix. 22 ff.
erbringen: 22 ,Cunda, darum sollt ihr euch daran genügen lassen,
daß das Gewand, welches ich euch bestimmt habe, Kälte und Hitze
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abhält . . . und daß die Almosenspeise, die ich euch erlaubt habe,
euren Körper erhält' (was n. 66 entspricht; vgl. auch xvi. 4. 17 ff.) . . ;
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in 23 verurteilt er das Handeln im Gegensatz zu den vier ersten
Verboten von n. 43 f.; in 24 empfiehlt er aufs neue die Versenkungs-
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stufen. Die ganze Erörterung von xvi. 2. 8 spitzt sich wieder auf
den Tathägata-Beweis zu. Der Anfang von § 8 macht das ja auch
ganz klar: , Kommt nicht jedesmal, wenn jemand stirbt, mit der Frage
nach seinen weiteren Schicksalen zum Tathägata gelaufen, orientiert
euch im Spiegel des dhamma /' Gotama sagt also eben im Hinblick
auf diese Fähigkeit des dibba cakkhu und auf seine Lehre selbst
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ausdrücklich, daß er der Tathägata sei. Zu größerer Deutlichkeit
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folgt unmittelbar auf diese Erörterung in 2. 10 wieder das dreifache
Heilswegthema (vgl. oben p. 277).
In xvi. 2. 12 empfiehlt der Erhabene dann den Bhikkhus, daß
sie ernst besonnen (sata) und vollbewußt (sampajäna) ihr Leben führen
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Das einheitliche Thema des Dighanikäta. 281
sollen, d. h. er verweist sie auf sati-sampajaMa des Tathägata- Heils-
weges von H.65. Die Einzelheiten von x vi. 2. 12 sind wörtlich =
ii. 65. Vgl. auch xvi. 2. 23 etc.
Die Geschichte in xvi. 2. 14 ff. von der doppelten Einladung
des Gotama durch eine im damaligen Indien so bedeutende Person
wie die Hetäre Ambapäll und durch die aristokratischen Licchavi,
die nach 2. 17 herrlich wie die Tävatimsa Götter waren, und das Sich-
reißen beider Parteien um den Gotama hat wie alles über Ehrungen
des Tathägata in xvi (namentlich gegen den Schluß hin) Gesagte wohl
den Zweck zu zeigen, wie sehr es sich lohnt, ein Tathägata zu sein,
und also recht eindringlich zur Verfolgung des Tathägata-Heilsweges
anzuregen (vgl., was ich oben p. 200 darüber schon gesagt habe). Und
um zu beweisen, daß dieser so geehrte Gotama der Tathägata ist,
wird in 20 wieder berichtet, daß er über das dreifache Heilswegthema
predigte (vgl. oben p. 277).
xvi. 2. 23 ist durch die Worte sato sampajäno an 2. 12 + 13 an-
geschlossen (s. oben p. 280 — 81; es wird in 23 berichtet, der Erhabene
sei von einer ernsten Krankheit befallen worden, er habe sie aber
sato sampajäno ertragen (was besagt, daß er die Krankheit als weiter
nichts als eine empirische Erscheinungsform betrachtete). D. h. wieder:
er besaß selbst die Eigenschaften (von n. 65), die er predigte, er war
ein wirklicher Tathägata. Bei einer anderen Gelegenheit kommt das-
selbe noch einmal (xvi. 4. 20). Vgl. auch 2. 12; 3. 10. In 2. 26
empfiehlt er auch Änanda und den anderen, sampajäno und satimä
zu sein. D. h., er spornt hier ausdrücklich zur Tathägata-Nachfolge an.
In xvi. 2. 25 weist der Erhabene den Ananda an, statt seiner
Person die von ihm, dem ,Tathägata', gegebene Lehre für die Zukunft
als die Autorität anzusehen. Der Gedanke ist also derselbe wie in
xvi. 2. 8 f. und knüpft daran an. In xvi. 3. 51 und 6. 1 kehrt dann
der Gedanke nochmals wieder. Über den Sinn dieser Weisungen
i3t oben p. 200 gesprochen. Um die Lehre für die Zukunft ganz klar
und unverfälscht sicherzustellen, rekapituliert Buddha ihren Inhalt in
xvi. 3. 50 und in xxix. 17, resp. läßt sie durch Säriputta rekapitulieren
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282 R. Otto Franke.
khus an, sie sorgfältig sich zu merken und zu pflegen (sädhukam
uggahetvä äsevitabbä bhävetabbä . . . xvi. 3. 50) und sich auf die Lehr-
elemente in dieser vorgetragenen Form zu einigen, aber keine Ver-
schiedenheiten der Meinung darüber aufkommen zu lassen (Tattha
sabbeh 1 eva samgäyitabbam na vivaditabbarp, xxix. 17; xxxm. 1. 7 ff.).
Dieses Verbum sarpgäyati stößt uns wieder auf im sogenannten ersten
Konzilbericht C. V. xi. 1 (dhamman ca vinayafi ca sarjigäyäma), wie
umgekehrt der sogenannte Bericht über ein angebliches zweites Konzil
in C. V. xn ein Beispiel für das vivadanarp ist. Wenn sarpgäyati die
revidierende Tätigkeit eines Konzils bedeutete, dann würde der Ver-
fasser von C. V. xi sicherlich nicht verfehlt haben darauf hinzuweisen,
daß der Meister selbst solche Konzile gefordert habe. Maßregeln zur
Sicherung der Überlieferung von Dhamma und Vinaya gibt Buddha
auch, in xvi. 4. 8. Vgl. auch unten zu xvi. 6. 5. Es ist sehr bezeich-
nend, daß Gotama sich in xvi. 2. 25 wieder direkt Tathägata nennt:
,Tch habe die Lehre verkündet, ohne ein Drinnen und Draußen
zu unterscheiden, der Tathägata hat bei der Verkündigung seiner
Lehrsätze keine verschlossene Hand gehabt*. In 2, 25 vergleicht
Buddha ferner seinen, des , Tathägata', Körper mit einem wackligen
Karren, der nur mit Hilfe von Stricken (?) etc., also auf künstelnde
Weise, zusammengehalten werde. Diese Bemerkung scheint als Hin-
deutung auf die Worte von n. 83 von der Erkenntnis der Hinfällig-
keit des Körpers gemeint zu sein. Und noch in anderer Beziehung
erklärt Buddha der Tathägata zu sein: er habe die Aufhebung aller
Gefühle, die Geisteskonzentration, die alle empirischen Wahrnehmun-
gen ignoriere (animitta), erreicht (d. h., er habe die erlösende Er-
kenntnis), und sein alter Körper komme also gar picht mehr in Be-
tracht (phäsukato . . . tathägatassa käyo). Das ist eine Hinaeutung
auf ii. 97, wonach durch die erlösende Erkenntnis, die am Ende des
Tathägata-Heilswegs liegt, auch die weltliche Schwäche des Seins-
glaubens (bhaväsava) beseitigt wird. Vgl. auch zu i. 3. 73 oben p. 204.
Was er sonst in xvi. 2. 25 noch sagt, ist vom Tathägata-Gedanken
aus leicht verständlich: ,Wer den Gedanken hat c Ich will der Leiter
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Das einheitliche Thema des DighanikIya. 283
Gemeinde noch Anordnungen treffen. Was aber in aller Welt sollte
der Tathagata noch betreffs der Bhikkhu-Gemeinde bestimmen?'
Alles Nötige hat er ja in der Heilswegpredigt (n. 40 ff.) gesagt. Wer
außerdem bis ans Ende des Heilsweges gegangen ist und die erlösende
Erkenntnis erreicht hat, also ein Tathagata ist, für den ist ja alles
Empirische, also auch die sogenannte Bhikkhu-Gemeinde, Schall und
Rauch, Auf die Lehre (dhamma) als auf die alleinfge , Zuflucht' der
Jünger verweist "also Buddha in § 26 den Änanda (wie in xxvi. 27
die Bhikkhus insgesamt), und außerdem auf das eigene Streben nach
ernstem Sichbesinnen und Vollbewußtheit, die eben erst bewiesenen
Tathägata-Eigenschaften des Gotama selbst (vgl. zu 2. 23).
In xvi. 3. 3 ff. nimmt der Beweis, daß Gotama der Tathagata
sei, direkt die Form einer logischen Schlußfolgerung an. Der erhabene
Gotama spricht da zu Änanda: ,Wer die vier Grundlagen über-
natürlicher Kräfte (vgl. ii. 87 der Heilskarriere) gelegt hat, kann, wenn
er will, auf eine Weltperiode seine Lebensdauer ausdehnen. Der
Tathagata hat sie nun gelegt. Er kann also seine Lebensdauer so
lange ausdehnen'. Hier beabsichtigt der Verfasser, in recht feiner
Weise, den Hörer zu veranlassen, selbst den Gedanken logisch fort-
zuspinnen und die Anwendung auf Gotama Buddha zu machen.
Ein geschicktes Mittel, der Erzählung die innere Anteilnahme der
Hörer zu sichern, Spannung hervorzurufen. Jeder soll hier von sich
aus ganz unwillkürlich bestätigen, daß G. ein Tathagata ist. Jeder
wird, meint er, weiterfolgern: ,Also kann unser erhabener Gotama
sein Leben weiter ausdehnen'. Auch Ananda hätte die Folgerung
zu Ende führen können und sollen. Er tat es nicht. Warum nicht?
Anandas Persönlichkeit benutzt der Verfasser als Demonstrations-
objekt, um die Begriffsstutzigkeit gegenüber dem Nachweis von Go-
tamas Tathägataschaft vor Augen zu führen und auch die Folgen,
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die solche naqh sich zieht. Noch ein zweites und noch ein drittes
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Mal läßt der Verfasser den Erhabenen dem Änanda den Syllogismus
Wort für Wort vorsprechen. Man merkt deutlich, wie viel Gewicht
er darauf legt. Umsonst, Änanda ist vernagelt. Er versteht nicht,
Original fronn
284 R. Otto Franke.
er den Heilsweg noch nicht zu Ende gegangen war, ist ja ein vom
Autor in D. xvi noch öfter ausgesprochener Gedanke, der dann auch
in den ,Konzil'-Bericht des C. V. übergegangen ist. Was diese Rück-
ständigkeit Änandas für Folgen für ihn hatte, erfahren wir später.
Und in 3. 40 läßt der Verfasser den Erhabenen dem Ananda eine herbe
Rüge für diese Verständnislosigkeit aussprechen: . . . tuyh' ev' etarp
dukkatarp tuyh' ev etarp, aparaddharp ,es ist ganz allein deine Schuld V
xvi. 3. 4 und 3. 5 schließt mit der Bemerkung, Ananda hätte
nicht eingesehen, worauf es ankam, weil Mära Besitz von seinem
Geiste ergriffen hatte. Mära wünschte nämlich, daß Gotama nun
sterben sollte, denn Mära selbst spricht in xvx. 3. 7 ff. diesen Wunsch
dem Erhabenen aus. Der Verfasser beweist hier wieder die Identität
des Tathägata und des Gotama, denn während in 3 — 5 vom Weiter-
leben des Tathägata die Rede gewesen ist, richtet in 7 in deutlichem
Zusammenhang damit Mära an den , Erhabenen* die Bitte, nicht weiter-
zuleben. Zugleich gibt er dem Gotama das Zeugnis, daß er die Lehre
verkündet und viele Nachfolger gewonnen habe, d. h., er bestätigt,
daß Gotama auch ein erfolgreicher satthä (vgl. n. 40) des Tathägata-
Heilsweges gewesen ist, und daß der fromme Wandel, soweit Götter
und Menschen wohnen, von ihm gut verkündet sei (brahmacariyarp
. . . yäva devamanussehi suppakäsitarp). Vgl. satthä devamanussänarp
und ... brahmacariyarp pakäseti von n. 40,
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Was Anandas Erkenntnis verschlossen blieb, daß Gotama der
Tathägata sei, das spricht dann als Abschluß dieser ganzen Partie
Gotama selber aus: Appossukko tvarp päpima hohi, na cirarp tathä-
gatassa parinibbänarp bhavissati.
In 10 bestätigt er dann wieder durch die Tat, daß er der Tathä-
gata ist, er zeigt sich wieder sato sampajäno (vgl. n. 65), wie in
xvx. 2. 23 etc., s. oben p. 281. Das, worauf sich diese Besonnenheit
und Klarbewußtheit erstreckt, ist hier die empirische Erscheinungs-
form oderAnschauungsform ,Leben* (äyusarpkhära) , die er eben ver-
möge dieser besonnenen Klarbewußtheit als bloße ,Vorstellung' be-
urteilt und annulliert, aufgibt (ossaji). Für oberflächliche Betrachtung
liegt hier ein Gegensatz zu 2. 23 vor. In 2. 23 zeigt der Erhabene
Original fronn
Das einheitliche Thema des DighAnikäya. 285
sich als sato sampajäno gerade umgekehrt dadurch, daß er sich auf
den jivitasarpkhäva stellt (adhitthäya), d. h. die Vorstellung ,Leben'
festhält. Aber dort in 2. 23 gibt er dieser Vorstellung gegenüber
die Vorstellung , Krankheit' auf, und nur auf dieses Aufgeben bezieht
sich sato und sampajäno. Ein Widerspruch besteht nicht, in beiden
Fällen handelt es sich um das Sich-Emanzipieren von einer empirischen
Anschauungsform, und die Fähigkeit dazu kennzeichnet eben den
Tathägata. xvi. 3. 10 knüpft auch an den Ausspruch von xvi. 2. 25
an, daß des Tathägata Körper gleicht', d. h. irrelevant, null und nichtig
werde, wenn er die Wahrnehmungsbilder ignoriere und in Geistes-
konzentration eingetreten sei.
Das Erdbeben und der Donner in xvi. 3. 10 sind honoris causa
in Szene gesetzt und nach oben p. 200 zu beurteilen. In 3. 17 — 20 stößt
uns dann der Verfasser der Sicherheit wegen noch mit den Köpfen
darauf, daß es der Tathägata-Charakter des Gotama ist, der durch
Erdbeben und Donner attestiert und geehrt werden soll.
In xvi. 3. 21 ff. erklärt der Buddha, in allen den achterlei Ver-
sammlungen, unter denen außer menschlichen auch die Versammlungen
der Götter des Reiches der vier göttlichen Weltherrscher, der Täva-
tiipsa-Götter, der Märas und der Brahmas genannt werden, gepredigt
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zu haben (dhammiyä kathäya sandassemi . . .). Dieser Passus soll
beweisen, daß Gotama satthä devamanussänarji ist wie der Tathägata
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von ii. 40. Die folgenden Paragraphen, über die acht Stufen des
Uberwindens und die acht Stufen der Loslösung, sagen uns dann,
was Buddha predigt, nämlich Konzentration und Loslösung (Erlösung),
d. h. also dasselbe, was im Heilswegschema von ii. 40 ff. gelehrt ist.
Das heißt also wieder: Buddha ist der Tathägata von n. 40.
Nachdem dann in xvi, 3. 37 der erhabene Gotama nochmals die
Tatsache von 3. 10 und seine Tathägataschaft dem Ananda ausdrücklich
konstatiert hat mit den Worten Man 9 eva kho Änanda ajja tathägatena
. . äyusankhäro ossattho , Ananda, eben jetzt hat der tathägata die
Anschauungsform „Leben" aufgegeben' (nachdem er im vorher-
gehenden Absatz aham gebraucht hat!), da begreift Änanda endlich,
daß Gotama der Tathägata ist, erinnert sich dabei, was der Meister
Original fronn
286 R. Otto Franke.
ihm betreffs der Fähigkeit eines Tathägata, sein Leben zu verlängern,
gesagt hat, und bittet ihn nunmehr (in 38), eine Weltperiode lang
am Leben zu bleiben. Gotama lehnt ab, nicht aber ohne nochmals
zu konstatieren, daß er der Tathägata ist: mä tathägatarp yäci ,bitte
nicht den Tathägata!' In xvi. 3. 40 fragt dann Gotama auf den Ein-
wurf des Ananda, daß er selbst, der Erhabene, ihm doch gesagt habe,
ein Tathägata sei zu solcher Lebensverlängerung im Stande, auffälliger
Weise: saddahasi tvarp Änanda? ,Glaubst du denn (nun mit einem
Male,) Ananda?' Jetzt, bei meiner Auffassung, wird es ganz klar, was
der Buddha mit dieser Frage meint: , Glaubst du denn meinen Worten,
daß ich ein Tathägata sei?' 1 ,Ja, Herr'. , Ananda, dann ist es ganz
allein deine Schuld, daß du den Tathägata nicht damals schon ge-
beten hast*. In xvi. 3. 41 ff. zählt dann Buddha eine lange Liste von
Ortlichkeiten und Gelegenheiten auf, wo er dem Ananda schon den-
selben Wink gegeben habe und wo Ananda nicht darauf eingegangen
sei. Wer meiner Erklärung fern steht, der muß diese so oftmalige
Wiederholung unsäglich albern und langweilig finden. Für mich be-
sagt sie, wie wichtig dem Verfasser dieser Punkt war. Die Auf-
zählung hat aber wohl auch noch einen speziellen Zweck. Alle diese
Aufenthaltsorte sind Berge, Bergabhänge, Höhlen, Wälder, Parks.
Hierzu ist auch zu ziehen xxv. 4 und 21 Bhagavä araflfie vanapat-
thäni pantäni senäsanäni pafisevati. Nun heißt es in n. 67, daß der
mit sittlicher Zucht, Wachsamkeit usw. ausgerüstete Bhikkhu eine
weltentrückte Wohnstätte aufsuche: die Einöde, den Platz am Fuße
eines Baumes, einen Berg, eine Schlucht, eine Berghöhle usw. Der
Verfasser belehrt uns also wiederum, daß Gotama Buddha selbst die
Vorschriften des Heilswegschemas befolgt, d. h. ein Tathägata ist.
Vgl. zu xvi. 1. 26, oben p. 278. Vgl. auch unten zu xxr. 1.1.
Die Worte saddahasi tvarp, Ananda hängen außerdem auch zu-
sammen mit So tarp dkammarp sutvä tathägate saddharp patilabhati
von u. 41. Gotama steht also wieder in Parallele mit dem Tathägata
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1 Vgl. das über den Unglauben des Sunakkhatta (xziv. 1. 8) oben p. 199
Anm. 1, Bemerkte.
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Das einheitliche Thema des DighanikIya. 287
xvx. 3. 50 rekapituliert Buddha vor den eigens dazu zusammen»
berufenen Bhikkhus die Hauptpunkte seiner Lehre. Dieser Paragraph
ist ein neuer Beleg dafür, daß Gotama der lehrende Tathägata von
ii. 40 ist. Vgl. das oben p. 281 zu xvi. 2. 25 etc. Bemerkte.
In 3. 51 ermahnt er sie zum Schluß, achtsam der (Tathägata-)
Lehre zu folgen, da der Tathägata selbst in drei Monaten abscheiden
werde. 50+51 ist zu beurteilen nach oben p. 200. Vgl. auch xvi. 2. 25
etc., oben p. 281.
xiv. 4. 1. Der Erhabene konstatiert wieder, daß er der Tathä-
gata sei ; indem er, auf Vesäll zurückblickend, zu Ananda sagt: ,Das
ist des Tathägata letzter Blick auf Vesäll gewesen'.
Wie xvi. 4. 2 an das Grundthema des ganzen D. angeschlossen
ist, habe ich schon oben p. 205 gesagt.
In 4. 3 und 4 folgt zur weiteren Bestätigung wieder die Angabe,
daß er über das dreifache Thema der Heilswegpredigt gepredigt
habe. Vgl. oben p. 277.
In 4. 8 ff. läßt der Verfasser den Buddha Maßregeln zur Rein-
haltung seiner Lehre anordnen, was nach oben p. 200 zu beurteilen
ist (vgl. auch p. 281 zu xvi. 2. 25), und in 4. 12 gibt er wieder ein-
mal den Grundriß dieser Lehre iti süarp, iti samädhi iti paüüä (vgl.
oben p. 277).
Es folgt dann in 4. 17 ff. die Geschichte vom Schweinefleisch-
essen beim Schmied Cunda. 1 sükaramaddava, das Cunda dem Er-
habenen vorsetzte, scheint mir weich, faulig gewordenes Schweine-
fleisch zu bedeuten. Das Schweinefleisch ist schon an sich nicht leicht
zu verdauen, verdorbenes kann dem Magen eines Achzigjährigen
natürlich erst recht verderblich werden, und es macht also jedenfalls
keine Schwierigkeiten, dem Verfasser zu glauben, daß Buddha an
den Folgen dieser Mahlzeit gestorben sei, wenn das des Verfassers
Meinung war, was mir indessen keineswegs ausgemacht scheint, da
er nichts Derartiges ausdrücklich sagt, vielmehr umgekehrt den Buddha
in 4. 19 sagen läßt, daß niemand außer dem Tathägata solches Fleisch
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1 Warum der Versuch, in Mükaramaddavam ein Pilzgericht zu sehen, abge-
lehnt werden muß, wolle man in meiner D. -Übersetzung p. 222 f. nachlesen.
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vertrüge. Was veranlaßte nun aber den Buddha, den ,erlesenen (pa-
nlta) Speisen', die sonst noch aufgetragen wurden, dieses jedenfalls
bedenkliche Schweinefleisch vorzuziehen (Yan te Cunda sükaramad-
davarp patiyattarp, tena marp parivisa , Cunda, das faule Schweine-
fleisch, das du zugerichtet hast, das trage mir auf! 4 )?
Ich glaube erstens, gerade die Unappetitlichkeit des schon fau-
ligen Stückes. Es bleibt dann natürlich nicht sehr wahrscheinlich,
daß diese Geschichte wirklich passiert ist, denn man wird dem
wackeren Schmied nicht zutrauen wollen, daß er einen Gast wie den
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erhabenen Buddha schäbigerweise mit verdorbenem Fleisch hätte
bewirten wollen. Die ganze Geschichte wird dann vielmehr eine
tendenziöse Konstruktion des Verfassers sein, zu dem bestimmten
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Zweck erfunden, eine weitere Tathägata-Eigenschaft Buddhas zu er-
weisen. In u. 42 heißt es von dem, der sich auf dem Heilswege be-
findet, daß er unter anderem mit allem zufrieden (santuttho) sei; und
in ii. 66 wird diese Zufriedenheit dahin erklärt, daß er sich an jeder
Almosenspeise genügen lasse, wenn sie ihm nur den Bauch fülle
(kucchiparihärikena pin$apätena). Der Verfasser unserer Stelle hat,
scheint es mir, an Buddha diese Tathägata-Genügsamkeit in besonders
hohem Grade nachweisen wollen. Vgl. die Anführung aus xxix. 22
oben p. 280 zu xvi. 2. 8. Eine Genügsamkeit Buddhas auf geistigem
Gebiete, die aber auch santutthitä heißt, wird xxviii. 21 erwähnt:
,Herr, es ist etwas Wunderbares um des Tathägata Bescheidenheit
und Genügsamkeit, daß er, obwohl so groß an Kräften, sich doch
nicht in Szene setzt*. Zweitens will der Verfasser wohl zugleich die
Wundermacht des Tathägata, die D. n. 87 entspricht, 1 erweisen, da-
rum läßt er den Buddha in xvi. 4. 19 ausdrücklich hinzufügen, den
übrig gebliebenen Rest dieses Fleisches möge Cunda verscharren,
denn einem anderen Wesen als einem Tathägata würde es nicht be-
kommen. Für die Richtigkeit meiner Auffassung spricht, daß in 22 ff.
als Pendant eine Trinkgeschichte folgt, die sich ebenfalls als Beleg
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1 Was in D. n. 87 an Äußerungen der iddhi angeführt ist, das stellt nur eine
Beispielaufzählung, keine Aufzählung aller möglichen Fälle dar, vgl. das zu D. xxiv
Original fronn
Das einheitliche Thema des DiqhanikXya. 289
für Buddhas Genügsamkeit deuten läßt und zugleich als Beweis für
Buddhas Wundermacht von Ananda aufgefaßt wird. 4. 20: Der Er-
habene kam allerdings vorderhand mit dem Leben davon (insofern
bewährte er seine Wundermacht), aber er wurde krank (so schlimm
war die Speise!), was vielleicht gerade die Stärke seiner Wunder-
macht in um so helleres Licht setzen soll, die Schmerzen ertrug er
indessen sato sampajäno (vgl. n. 65), worüber ich oben p. 281 zu
xvi. 2. 23 schon gesprochen habe.
In xvi. 4. 22 ff. folgt, wie vorhin erwähnt, eine Geschichte, die
Buddhas Tathägata-Genügsamkeit (n. 42) vielleicht auch für das Trinken
erweisen soll. Er bittet Ananda, ihm Wasser zum Trinken zu holen.
Ananda erwidert, der nahe Bach sei aufgerührt und trübe, weil
soeben eine Karawane von fünfhundert Wagen durchgefahren sei.
Ohne diese Antwort eines Wortes zu würdigen, wiederholt Buddha
seine Aufforderung noch zweimal. Schließlich gehorcht Ananda und
holt das Wasser. Als Ananda an den Bach kam, war das Wasser
durch ein Wunder plötzlich klar geworden. Das war eine Äußerung
der Tathägata-Wunderkraft, die in n. 87 iddhi heißt. Auch Ananda
bestätigt das. In 25 kommt ihm bei dieser Wahrnehmung der Ge-
danke Acchariyatß vata bho abbhutarft vata bho tathägatassa mahid-
dhikatä . . . , Wunderbar und erstaunlich ist doch des Tathägata
große Wunderkraft'.
Es scheint fast, als solle außerdem dem armen Ananda hier
wieder ein Makel angehängt werden : daß er nicht schon vorher sich
sagte, der Erhabene wäre Tathägata und würde also das schmutzige
Wasser zu verwandeln vermögen, und daß er erst die zweimalige
Wiederholung der Aufforderung abwartete, ehe er ihr folgte. Ananda
war, wie oben bemerkt, so zurück, daß er von den Errungenschaften
eines Tathägata wenig Ahnung hatte. Der D.-Verf. stellt ihn in dieser
Beziehung als belehrenden Gegensatz zum Tathägata Gotama hin.
Die folgende Geschichte vom Malla Pukkusa, 4. 26 ff., ist augen-
scheinlich durch die Fünfhundert -Wagen -Episode, die Pukkusa in
4. 27 erzählt, an die eben besprochene Geschichte geknüpft. Pukkusa
spricht bewundernd von der Tiefe der Konzentration der Weltent-
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Jforgenl. XXVII. Bd. 20
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290 R. Otto Franke.
sagenden; sein Lehrer Ä]ära Kälftma habe einmal eine vorbeifahrende
Karawane von fünfhundert Wagen weder gesehen noch gehört Der
Erhabene erwidert, das sei noch gar nichts, er selbst habe einmal
nichts davon gemerkt, daß es in Strömen regnete, blitzte und don-
nerte, und daß nahe bei ihm zwei Bauern und vier Ochsen vom
Blitze erschlagen wurden. Der Sinn dieser an sich recht läppischen
Geschichte ist wiederum klar. Gotama Buddha soll erwiesen werden
als Virtuos in dem in n. 76 ff. dargelegten samädhi, d. h. als Tathä-
gata, und dieser Nachweis soll noch verstärkt werden durch die
Übertrumpfung des vorausgeschickten Berichtes von der Tiefe der
Versenkung eines anderen Meisters der Meditation. 1
Höchst interessant ist dann die dieser Versenkungsgeschichte
unmittelbar folgende, an sich wieder sehr alberne Geschichte von
den goldenen (?)* Zeugstücken, die Pukkusa dem Erhabenen schenkte,
deren Glanz aber vom Eörperglanze des Erhabenen überstrahlt wurde
(4. 85 ff.). Änanda ruft in 4. 37 hingerissen aus: Acchariyaiji bhante
abbhutarp, bhante yäva parisuddho bhante tathägatassa chavivanno
pariyodäto ,Wunderbar ist es, Herr, und erstaunlich, wie glänzend
rein und strahlend hell das Äußere des Tathägata ist!' Er stellt also
seine Tathägata-Natur fest, und das läßt vermuten, daß hierdurch
wieder eine Stelle von n belegt werden soll. Wir suchen danach,
da eben von Versenkung die Rede war, in der Darlegung der vier
Stufen der Versenkung in n. 75 — 82. Da heißt es von dem, der die
höchste, vierte Stufe der Versenkung erreicht hat: So imam eva
käyarji parisuddhena cetasä pariyodätena pharitvä nUinno hott ,Er
sitzt da seinen Körper durchdrungen habend mit dem glänzend reinen
und strahlend hellen Geiste*.
In ii. 82 heißt es weiter: Seyyathä pi . . puriso odätena vat-
thena pärupitvä nisinno assa . . . ,Gerade wie wenn jemand mit
1 Er hatte es M. 26 (i. 164) bis zum Stadium der Annahme yon , nicht irgend
etwas 4 gebracht.
* Fallt whjfl wirklich eine Art Gold bedeutet. Es könnte, da skr. 4r*?<* auch
den Elefantenzahn bezeichnet, eventuell ,elfenbeinweiß' bedeuten, was in gewisse
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Beziehung riel besser passen würde.
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Das einheitliche Thema des DighanikIta. 291
einem weißen Gewände angetan dasitzt' . . . (odäta «weiß* ist dem
pariyodäta von xvi. 4. 37 enger verwandt als ich in der Übersetzung
zum Ausdruck bringe). Dieses ,Gewand* mag dann die Phantasie
des Verfassers bei der Gestaltung der Pukkusa- Geschichte auch mit
beeinflußt haben. Es folgt im letzten Absätze von .4. 37 dann noch
die ausdrückliche Feststellung, daß es der Tathägata ist, dessen
Körper so strahlend wird.
In xvi. 4. 40 und 5. 1 legt Buddha sich nieder sato sampajäno.
Er erfüllt also n. 65: . . . gate thite nisinne sutte jägarite . . . sam*
pajänakärl hoti } wenigstens dem Gedanken nach, wenn auch die
Worte hier nicht übereinstimmen.
In xvi. 5. 2 ,ehren' die Zwillings-Sälabäume den ,Tathägata', der
sich unter ihnen niedergelegt hat, indem sie außer der Zeit blühen
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und ihn mit Blüten überstreuen. Und es regnet ,ehrenhalber' vom
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Himmel rote Mandärava-Blüten und Sandelpulver etc. Daß selbst die
Natur und der Himmel einen Tathägata 6o ehrt, soll wieder die
Tathägata-Karriere empfehlen (vgl. das oben p. 200 Gesagte). Es geht
denn auch in diesem Sinne der Anfeuerung weiter, Buddha erklärt
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dem Ananda: Yo kho Ananda bhikkhu . . . dhammänudhammapati-
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panno viharati . . . so tathägatam sakkaroti ,in Wahrheit aber ehrt
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der Bhikku . . . den Tathägata, der seiner Heilslehre folgt'. Tasmät
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ih' Ananda dhammänudhammapafipannä viharissäma . . . ti evarp, hi
vo Ananda sikkhitabbarp , Darum müßt ihr, Ananda, euch Mühe geben,
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die Heilslehre zu befolgen'.
In xvi. 5. 4 f. wird der Tathägata (5. 5) dann ferner durch den
Besuch der Gottheiten der zehn Weltsysteme geehrt. Der Sinn davon
ist derselbe wie von xvi. 5. 2. Aber xvi. 5. 4 besagt noch mehr. Die
dabei gesprochenen Worte der Götter Kadäci karahaci tathägata
loke uppajjanti arahanto sammäsambuddhä (auch wieder in 5. 24)
verknüpfen nämlich diese Stelle mit n. 40 Idha . . . tathägato loke
uppajjati araharp sammäsambuddho und bringen dem Hörer den
Gedanken eindringlich nahe, daß das, was in n. 40 hypothetisch aus-
gesprochen ist, in der Person des erhabenen Gotama sich erfüllt hat.
Ja, die Götter sagen es rund heraus : ajja ca rattiyä pacchima-yäme
Original fronn
292 R. Otto Franke.
tathägata8sa parinibbänarrt bhavissati ,und in der letzten Nachtwache
dieser Nacht wird der Tathägata abscheiden'. Sogar Götter bestä-
tigen, daß Gotama der Tathägata ist, das ist der Sinn dieser Partie.
Indem Buddha diese Worte versteht (5. 5 und 6) und dem Änanda
in 5. 6 diese Gottheiten beschreibt, wie er sie sieht, beweist er, neben-
bei bemerkt, daß er das ,himmlische Gehör* (die dibbä sotadhätu von
ii. 89 vgl. oben zu xiv) und das ,himmlische Auge' (dibbant cakkhu
vgl. zu xvi. 1, 27 oben p. 278) besitzt, also n. 95 erfüllt.
xvi. 5, 7 ist dann durch die mit 5. 5 identischen Worte tathä-
gatarjt dassanäya an die vorhergehende Partie angeknüpft. Änanda
bemerkt, früher seien nach der Regenzeit immer aus allen Himmels-
gegenden Bhikkhus gekommen, um den Tathägata zu besuchen, da-
mit sei es nun aus. Natürlich auch als Ehrung des Tathägata vom
Verfasser gedacht und dementsprechend zu beurteilen.
In xvi. 5. 8 hebt Buddha hervor, was Gläubige nach seinem
Tode durch Besuch statt seiner ehren würden: die Stätte, wo der
Tathägata geboren sei, die, wo er die Erleuchtung gewonnen habe,
die, wo er das Rad der Lehre in Bewegung gesetzt habe, und die,
wo er ins Nibbäna eingegangen sei. Also Ehrung des Tathägata so-
gar nach seinem Tode.
In 5. 10 fragt Änanda: ,Was sollen wir mit dem Leichnam
des Tathägata anfangen ?' Buddha verweist ihn, wie so oft in xvi,
von seiner sterblichen Persönlichkeit auf die Sache, den Tathägata-
Heilsweg: ,ihr, Änanda, ringet nach dem Heile!' (zu beurteilen nach
oben p. 200). ,Es gibt kluge Khattiyas und Brahmanen . . ., die
werden dem Leichnam des Tathägata Ehren erweisen/ Also Tathä-
gata-Ehrung, und zwar zu dem Zweck, von ihr die Gedanken an-
feuernd hinüberzuleiten auf den Heilsweg (worüber zu vgl. oben
p. 200).
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Nach 5. 11 sollen dem Leichnam des Tathägata dieselben Ehren
zuteil werden wie einem Cakkavattl, und nach 5. 12 ist nicht nur
dem Tathägata ein Thüpa zu errichten, sondern sogar jedem Jünger.
Also wieder Erwähnung der Ehren zum Zweck der Propaganda (vgl.
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Original fronn
Das einheitliche Thema des DighanikXya. 293
In 5. 13 sucht der Verfasser durch Darlegung der abschrecken-
den negativen Kehrseite zur Befolgung des Tathägata- Heils Weges
anzuspornen (vgl. oben p. 200). Er schildert die Trauer eines Jün-
gers, der zu spät einsieht, daß er sich nicht rechtzeitig Mühe gege-
ben hat, dem Tathägata- Vorbild zu folgen (Ananda weint und klagt:
,Ieh bin noch ein unfertiger Schüler [sekho, was sikkhati in n. 42
entspricht], und meines Lehrers Abscheiden steht schon bevor !').
Ananda hat sich immer zu viel um Nebensächliches, Irdisches, um
die Person des Erhabenen, gekümmert und darüber das Streben
nach dem Tathägata-Ziele hintenangesetzt. Zwar selbst jetzt wäre es
noch Zeit gewesen, das zeigt der Verfasser dann (5. 23 ff.) an dem
Beispiele des Subhadda. Aber Ananda soll eben das abschreckende
Beispiel des unverbesserlichen Gemütsmenschen bis zu Ende bil-
den. Buddha tröstet ihn in 5. 14 damit, daß er durch seine liebrei-
che Fürsorge Gutes getan habe (mettena käyakammena . . . vaeikam-
mena . . ., katapufifio *i), d. h. daß er wenigstens den Anfang des
Heilsweges betreten habe (vgl. n, 42: käyakamma-vaclkammena . . .
kusalena), und stellt ihm in Aussicht, daß er, wenn er nun auch
ringen (padhänarp, anuyuftja), d. h. wenn er den Heilsweg von n. 67
an weiter verfolgen würde, bald von den irdischen Schwächen (äsava)
frei zu werden, d. h. das in n. 97 gepredigte Ziel zu erreichen
überzeugt sein dürfe. Also Anspornung (vgl. oben p. 200).
5. 18 erbringt den Beweis, daß Gotama das pubbenivdsa-anussati-
fläna (,die Fähigkeit früherer Existenzen sich zu erinnern') von n.
93 besitzt: Buddha weist darauf hin, daß Kusinärä einst die Resi-
denz des mythischen Weltherrschers Mahäsudassana gewesen sei. Vgl.
das oben zu xiv Gesagte.
In 5. 24 denkt Subhadda wie in 5. 5 die Götter: Kadäci kara-
haci tathägata loke uppajjanti arahanto sammäsambuddhä (was
wieder mit n. 40 zusammenhängt) und dann weiter: Ajja ca . . . Gtota-
massa parinibbänarp bhavissati ,Und diese Nacht wird das Abschei-
den des Gotama vor sich gehen'. Er setzt also Tathägata und Go-
tama als identisch, und der Verfasser hat also durch das Zeugnis
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des Subh. seine These gestützt.
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Original from
294 R. Otto Franke.
Subhadda dient dem Verfasser als leuchtendes Gegenbeispiel
zu Ananda: Subh. unterscheidet sich von An. durch das eifrige Ver-
langen nach der erlösenden Erkenntnis, die ain Ende des Heils-
weges liegt. Nicht einmal durch Anandas Abweisung läßt er sich ab-
schrecken und setzt es durch ; daß er von Buddha empfangen wird.
Buddha lehrt dann in 5. 26 den Subhadda die Heilslehre, wieder,
wenn auch abgekürzt, in der Weise von n.: Zuerst Desavouirung
der Erkenntnisse der sechs Irrlehrer und dann die positive Lehre:
Dhammam te Subhadda desissämi. Subhadda erreicht das Heilsweg-
ziel (5. 30).
In 6. 1 verweist der sterbende Meister auf die von ihm gepre-
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digte Heilslehre als zukünftige Autorität (zu beurteilen nach oben
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p. 200. Vgl. auch xvi. 2. 25 etc., oben p. 281).
6. 2 verliert den Charakter kindlicher Albernheit nur bei der
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Annahme, daß der Verfasser anfeuern wollte. Der sterbende Buddha
verordnet da, daß der würdigere Bhikkhu den Neuling auf dem
Heilswege einfach mit seinem Personen- oder Familiennamen oder
als ,mein Lieber' anreden solle, der Neuling aber den würdigeren
mit ,Herr' oder ,Ehrwürden' — eine Quisquilie, die im Munde des
sterbenden gewaltigen Religionsstifters sich doch recht töricht aus-
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nehmen würde. Betrachten wir aber die Verordnung als Anfeue-
rungsmittel zu eifrigem Heilswegstreben (vgl. oben p. 200), des größe-
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ren Eindruckes wegen vom Verfasser dem Buddha in den Mund
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gelegt, so gewinnt sie Sinn und Verstand.
Das Schlimmste, was einem in den Augen von jemand passieren
kann, der mit solchem Eifer wie der D.-Verfasser eintritt für die
Nachfolge des Tathägata, ist natürlich der Ausschluß von diesem
Wege, von der Belehrung über diesen Weg. Der Verfasser führt
der Vollständigkeit und des abschreckenden Beispiels wegen auch
einen an, dem es so erging, den Channa in 6. 3: Kein Bhikkhu sollte
ihn nach Buddhas Tode beraten oder belehren. In des sterbenden
milden Lehrers Munde würde eine so harte Bestimmung wiederum
unverständlich erscheinen. Als Ausfluß der Gesamtidee des Ver-
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fassers dagegen gewinnt auch sie Zusammenhang und Sinn.
Original fronn
Das einheitliche Thema des DighanikXya. 295
Buddhas Aufforderung an die Bhikkhus in 6. 5, zu fragen, so-
lange es noch Zeit sei, wenn ihnen irgend ein Punkt der Lehre
unklar sei, hängt natürlich damit eng zusammen, daß in 6. 1 diese
Lehre als Autorität nach Buddhas Tode hingestellt ist, und knüpft
also daran an, außerdem aber wohl auch an Subhaddas Zweifel in
5. 23 (kaftkhä an beiden Stellen).
In 6. 6 zieht Ananda, nachdem auf die diesbezügliche dreimalige
Frage Buddhas niemand geantwortet hat, das Fazit, er glaube, daß
kein einziger Bhikkhu mehr einen Zweifel oder eine abweichende
Meinung habe. Buddha erklärt darauf, Ananda glaube das nur, er
aber wisse es. Damit will der Verf. belegen, daß Gotama Buddha
die Tathägata - Fähigkeit von n. 91, im Inneren anderer zu lesen,
(cetopariyafiäna) besaß. Vgl. oben zu xiv. 1. 2.
In 6. 7 fordert Buddha die Bhikkhus nochmals zur Wach-
samkeit (appamäda) auf, d. h. zum j)ätimokkha8arp,vara von n. 42
und dazu, indrigesu guttadvära zu sein (ebenda).
In 6. 9 durchläuft er noch einmal die Versenkungsstufen, erfüllt
also nochmals die Bedingung von n. 75 ff. und geht dann unmittelbar
ins Nibbäna ein.
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Fast alles Folgende bis zum Schluß des Sutta (Erdbeben, Don-
ner, dichterische Leistungen Brahmas und Sakkas, die Totenfeier der
Malla, die gar auf sieben Tage ausgedehnt wird, das Eingreifen der
Gottheiten in diese, der Blumenregen, das Nichtbrennen des Scheiter-
haufens, bevor auch Kassapa angekommen ist und dem Tathägata-
Leichnam seine Reverenz erwiesen hat, der Streit um die Knochen-
reste, die Errichtung von Thüpas über ihnen) ist allerlei Ehrung
für den ,Tathägata' und also zum Zwecke der Anregung zur Nach-
folge hier erzählt (vgl. oben p. 200). Ich hebe nur sonstiges Bemer-
kenswertes noch besonders hervor.
In xvi. 6. 11 setzt Anuruddha den Bhikkhus auseinander, wie
sich die Götter in der Trauer um den Entschlafenen benehmen. Daß
er das wahrzunehmen und ihre Worte zu verstehen vermag, beweist
seinen Besitz des ,himmlischen Ohres' und des ,himmlischen Auges'
und also sein Vorgedrungensein mindestens bis D. n. 89 und 95 des
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296 R. Otto Franke.
Tathägata-Heilsweges, Auch in 6. 15 und 21 zeigt An. diese Fähig-
keiten. Anuruddha ist also, das soll dadurch offenbar gezeigt werden,
ein würdigerer (theratara) unter den Bhikkhus. Und diesen Nachweis
hielt der Verfasser wahrscheinlich wegen 6. 8 für nötig. Dort redet
nämlich Ananda, wie er glaubt, daß Buddha schon tot sei, in Aus-
führung der Bestimmung von 6. 2, den Anuruddha sofort mit bhante
Herr' an. Daß Ananda kein theratara sei, konnte der Verfasser nach
allem, was er früher von ihm erzählt hat, als anerkannt voraussetzen,
Anuruddhas Vorgeschrittenheit aber mußte noch bewiesen werden.
Auch die in 6. 10 von Anuruddha und Ananda rezitierten Strophen sind
vielleicht im Hinblick auf den Unterschied der geistlichen Stufen, auf
denen sie stehen, ihnen zugewiesen: Anuruddha spricht über Buddhas
höchste Errungenschaften und sein Erlöstsein, Ananda gut bürgerlich über
die schrecklichen Naturerscheinungen, die Buddhas Sterben begleiteten.
Daß in xvi. 6. 20 ein gewisser Subhadda so zynisch über den
Toten urteilt: „Es ist gut, daß wir den großen Samara nun los sind;
er machte sich uns doch recht lästig mit seinem (ewigen) ,Das dürft
ihr, das dürft ihr nicht !' . . ., soll sicherlich dessen geistig-geistliche
Zurückgebliebenheit auf dem Tathägata • Heilswege kennzeichnen.
Darum heißt er wahrscheinlich auch bud^hapabbajita (,der erst im
Alter Samara geworden war'). Er gehört mit Ananda und Channa
in einen Topf als eins der abschreckenden Beispiele, die der Ver-
fasser zwecks positiver Anregung vorführt.
XVII
enthält die von Buddha vorgetragene Geschichte des mythischen
Weltherrschers der Vorzeit Mahäsudassana, die nur eine weitere Aus-
spinnung von xvi. 5.17 + 18 (wörtlich = xvii 1.2 + 3) ist. Für den Nach-
weis des leitenden D.-Gedankens kommt dieses Sutta also im großen
und ganzen nur in demselben Sinne wie xvi. 5. 18 in Betracht: als
Beleg dafür, daß Gotama die in ii. 93 erörterte Fähigkeit besaß,
sich an frühere Existenzen zu erinnern, vgl. oben p. 293.
Am Ende des Sutta findet sich dann noch eine doppelte Selbst-
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Das einheitliche Thema des Diqhanikäya. 297
und der Sache nach. Im Schlußparagraphen 2. 17 sagt nämlich
Buddha: ,Ich (aham) erinnere mich aber, in diesem Lande schon
sechsmal meinen Körper abgelegt zu haben, . . ., diese (bevorste-
hende) ist die siebente Körperablegung. Aber das Land vermag
ich nicht zu erkennen ... wo der Tathägata noch ein achtes Mal
seinen Körper ablegen sollte', aharp, und tathägata sind dieselbe
Person. Und daß Buddha deshalb, weil er des Körpers nun ein für
allemal ledig ist, sich Tathägata nennt, geschieht im Hinblick auf
ii. 97, in sehr enger Entsprechung mit dem Ideengange von i. 1. 73.
XVIII
und eine Reihe folgender Suttas zeigen uns Buddha im Ge-
spräch mit Göttern oder im Besitz von Mitteilungen von Seiten eines
Gottes oder sonstigen überirdischen Wesens. So erzählt in xvm. 9
Buddha dem Ananda: . . . ,ein Yakkha ließ mich die Worte hören
(saddam anussävesi): 'Erhabener, ich bin Janavasabha\ Der Zweck
dieser Suttas ist, den Buddha insofern als Tathägata zu erweisen,
als er die in n. 89 dargelegte Fähigkeit (dibbä sotadhätu) besitzt,
,beiderlei Laute, göttliche wie menschliche, zu vernehmen' (ubho
sadde sunäti dibbe ca mänuse ca). Vgl. das oben zu Sutta xiv Ge-
sagte. Die Götterbesuche sollen außerdem wohl als Ehrung des Tathä-
gata genommen werden, worüber zu vgl. oben p. 200.
In xvm. 1 ff. gibt Buddha Auskunft über die Schicksale einer
Reihe Verstorbener im Jenseits, was wie xvi. 2. 6 f. zu beurteilen ist
(ein großes Stück von xvm. 1 ist auch = xvi. 2. 7), s. oben p. 279 f.
Als ehrendes Zeugnis aus Göttermund für den Tathägata Go-
tama und als Ansporn für die Nachfolger (vgl. oben p. 200) sind die
Worte des Yakkha Janavasabha von xvm. 12 gedacht: ,Herr, die
Götter, die, nachdem sie in der Nachfolge des Erhabenen das Leben
der Heiligkeit geführt haben, jetzt in der Schar der Tävatiipsas eine
neue Existenz gewonnen haben, überstrahlen die anderen Götter' . . .,
und ebenso und besonders die Worte des Gottes Sakka in den
Versen von 13 und dann sogar des Brahma Sanaipkumära in den-
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selben Versen von 18: ,Es freuen sich die Tävatirpsa-Götter . . ., den
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Original fronn
298 R. Otto Frakke.
Tathägata verehrend (tathägatarp namassantä) . . ., wenn sie neue
Götter sehen, die hierher gelangt sind, nachdem sie beim Pfadvoll-
ender (sugatasmim) den heiligen Wandel geführt haben'.
In 22 bekennt Gott Brahma, selbst vom erhabenen Buddha be-
lehrt zu sein und infolge davon seine übernatürlichen Kräfte (iddkä-
nubhäva) zu besitzen. Das bedeutet, daß Buddha wie der Tathägata
von ii. 40 satihä devamanussänarrt ist, und daß man unter seinem
Lehreinfluß die iddhi gewinnt wie nach n. 87 unter dem des Tathä-
gata. Vgl. auch xix ; xxi.
XIX.
Das göttliche Wesen, das Buddha in diesem Sutta vermöge
seiner dibbä-sotadhätu sprechen hört (s. oben p. 297 zu xvni.) ist Pan-
casikha. Auch in xix. 5 ff. bestätigt ein Gott, diesmal Sakka, Buddhas
große Wirksamkeit als Lehrer {satthä und dhammassa detetä), der
seinen Weg geht zum Heile von Göttern und Menschen (devama-
nussänarp), und also dessen Identität mit dem Tathägata von n. 40.
Sakka rühmt den Erhabenen weiter u. a. als wahrhaftig (yathävädl
tathäkäri 11), was vielleicht mit n. 44 zu vergleichen ist und sicher
mit xxix. 29: Iti yathävädl tathäkäri . . . tasmä tathägato ti vuccati,
und als Uberwinder des Zweifels (tinnavicikiccha 12), wodurch er,
da es auch in n. 68 heißt . . . tinnavicikiccho viharati, den Buddha
als Tathägata kennzeichnet.
Aus xix. 61 erfahren wir, daß der Erhabene sich seiner frü-
heren Existenz als der Brahmane Mahä-Govinda erinnert, dessen
Jätaka in den vorhergehenden Paragraphen von 29 an berichtet wird.
Er besitzt also wieder das auf dem Tathägata-Heilswege gewonnene
pubbenivä8änu88atifiäna von ii. 93. Vielleicht soll auch dargetan
werden, daß der Erhabene schon als Bodhisattva, in früheren Exi-
stenzen, Leistungen, die Teile des Tathägata-Heilsweges ausmachen,
vollbrachte. Er ging aus dem Heim in das Einsiedlerleben, weil er
einsah, daß ein das Hausleben Führender die Heilsaufgaben nicht
erfüllen könne (46 ff. ... te na sunimmadayä agärarp, ajjhäva8atä,
pabbaji88ä7n aharji bho agärasmä anagäriyarp vgl. n. 41 . . . Na idarp
8ukararß agärarp ajjhävasatä . . . Yan nünäharji . . . agära8tnä ana-
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Das einheitliche Thema des DIghanikIta. 299
gäriyarp pabbajjeyyarp). Er wies alle Reichtümer zurück, die be-
freundete Khattiyas ihm schenken wollten, um ihn zu halten (48),
und ließ die im Stich, die er selbst schon besaß (pahütarp säpatey-
yarp . . . tarn aharp ya$arp pahäya agärasmä anagäriijaip pabbaji-
88ämi ebenda), ja sogar seine Frauen (mama p* imä cattärlsä bhariyä
sädisiyo, tä p aharp sabbä pahäya agärasmä anag pnbbajissämi),
verhielt sich also dem Heilswegschema entsprechend, so wie es in
ii. 41 geschrieben steht: So . . . mahantarp vä bhogakkhandharp pa-
häya . . . mahantarp vä fiätiparivaftarp pahäya . . . agärasmä anagär
riyarp pabbajjati.
XX
zeigt uns Götterscharen, die Buddha besuchen und mit ihm
sprechen, ist also nach oben p. 297, zu xvin, zu beurteilen. In 4
nennt zudem der Erhabene sich selbst Tathägata: ,Die Mehrzahl der
Götter aller zehn Welten ist versammelt, um den Tathägata zu sehen*
und ordnet sich in die Tathägata- Reihe von xiv und xxvi ein (vgl.
zu xiv. 1. 4), indem er ausspricht, daß auch zu den ,erhabenen voll-
endeten vollkommen Erleuchteten* der Vergangenheit und Zukunft
die Götter ebenso zu Besuch gekommen wären und kommen würden.
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Sakka und Pancasikha besuchen den Buddha. Also gilt das
oben p. 297 Gesagte auch für xxi. Buddha wohnt nach 1. 1 auf dem
Vediyaka-Berge in der Indasäla-Höhle, erfüllt also die in n. 67 ge-
gebene Norm (bhajati . . . giriguharp), ist demnach ein Tathägata.
Vgl. auch oben p. 286 zu xvi. 3. 41 ff. In 1. 4 erklärt ferner Sakka
implicite den erhabenen Gotama für einen Tathägata mit den Worten
,Tathägatas sind für meinesgleichen schwer zu sprechen', ebenso in
1.11 mit den Worten: ,(Ich habe gehört . . .): f Wenn Tathägatas . . .
in der Welt erscheinen, dann mehren sich die himmlischen Heer-
scharen und die Dämonenscharen nehmen ab 5 . Herr, nun habe ich
es mit eigenen Augen gesehen, daß, weil ein Tathägata ... in der
Welt erschienen ist, die himmlischen Heerscharen sich mehren . . .'
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Alles folgende bis zum Ende des 1. Kap. ist nichts als der Tatsa-
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300 R. Otto Franke.
chenbeweis hierfür. Da ein solcher Beweis seiner Natur nach an
Wahrscheinlichkeit gewinnt, wenn sich das Tatsachenmaterial nicht
von gestern auf heute erstreckt, ist in ganz geschickter Weise eine
Datierung vorangeschickt, in ganz anderem Zusammenhange, wo
man bei argloser Lektüre gar nicht auf den Gedanken kommt, daß
damit schon auf 1, 11 hingezielt werden soll, wo aber freilich um-
gekehrt diese Zeitangabe im unmittelbaren Zusammenhange etwas
frappiert: in 1. 6. Nachdem nämlich der Gandhabba Pancasikha
dem Buddha ein Ständchen gebracht hat (5), fragt ihn Buddha (in 6),
wann er denn das Lied komponiert habe. Pancasikha antwortet: zu
der Zeit, als der Erhabene in Uruvelä unter dem Feigenbaume des
Ziegenhirten gesessen habe, unmittelbar nach der Erleuchtung; er
habe dann durch das Lied das Jawort der Angebeteten gewonnen;
und er fügt am Ende von 1. 7 hinzu (wir erkennen nun, zu welchem
Zwecke); na ca däni, tato pacchä ,nicht erst neuerdings, sondern
(bald) nach jenem Zeitpunkt'. Und dann weist der Verfasser noch
durch eine zweite Episode, die an sich ganz zwecklos erscheint, von
unserem Gesichtspunkt aus aber sofort sehr verständlich wird, nach,
daß seit jenem Datum der ersten Erleuchtung schon eine geraume
Zeit verflossen ist Zunächst läßt er in 1, 9 den Sakka zum Erha-
benen sagen, er habe schon lange die Absicht gehabt, zu kommen,
sei aber zu sehr mit Angelegenheiten der Tävatirpsas beschäftigt ge-
wesen. Einmal aber (das muß also schon vor diesem ,lange* liegen)
hätte er schon den Versuch gemacht, ihn in Sävatthi zu besuchen
(Sävatthi beweist, daß das nach Beginn von Buddhas Wirksamkeit
gewesen sein muß), er sei aber nicht vorgelassen worden. Der ganze
Inhalt des 1. Kap. von xxi konzentriert sich also um Sakkas Bemer-
kung, er habe nun mit eigenen Augen erkannt und könne es be-
weisen, daß der Erhabene der Tathägata von n. 40 sei. Einen bes-
seren Beweis dafür, daß es sich flir den Verfasser des D. wirklich
um diesen Nachweis handelte, können wir doch kaum verlangen.
Im 2. Kap. läßt sich Sakka dann über allerlei von Buddha
beiehren, d. h. der Verfasser erweist den Gotama Buddha wiederum
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als den tathägato . . . satthä devamanussänarp, von n. 40. Es befinden
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Das einheitliche Thema des Dighanikäya. 301
sich darunter auch direkt Themata, die in n. 40 ff. angedeutet oder
behandelt sind: pätimokkhasavivara xxi. 2. 4 und n. 42; indriyasarp,-
vara xxi. 2. 5 und n. 64. Und in xxi. 2. 7 fragt Buddha den Sakka
gerade so, ob er diese Fragen schon anderen Samanas und Brah-
raanen vorgelegt hätte, wie er in n. 15 den König Ajätasattu fragte.
Und auch in xxi wird, namentlich in den Versen von 2. 9, der Lehre
jener Samanas und Brahmancn die des Buddha entgegengestellt, und
die letzte Strophe lautet:
Tuvam ev' asi sambuddho tuvarp, satthä anuttaro
sadevakasmirji lokasmirp, n' atthi te patipuggalo.
Vgl. ii. 40 : ... tathägato . . . sammäsambuddho . . . anuttaro . . .
satthä devamanu8sänam . . . So imarri lokarp sadevakam ... Zu diesem
Resultate aber ist Sakka gelangt auf der Suche nach dem Tathä-
gata (Str. 1 : ... vicarl dlgham addhänarp, anvesanto tathägatarri).
XXII.
S. oben p. 297 Anm.
XXIII
gehört indirekt zum Tathägata - Thema insofern, als es der
Widerlegung eines Einwandes dient, der erhoben wird gegen die An-
nahme der Fähigkeit, von den Göttern gesprochene Worte zu hören
(u. 89), auf der die Suttas xvm-xxii beruhen. In xxm. 2. ff. behauptet
nämlich der Räjanna Päyäsi, es gebe gar kein Jenseits und keine
überirdischen Wesen (V atthi paraloko n 7 atthi sattä opapätikä, vgl.
ii. 23). Buddhas Jünger Kumärakassapa belehrt ihn eines Besseren,
und Päyäsi wird auch durch die Tatsache widerlegt, denn er wird
dann selbst als Gott wiedergeboren.
XXIV
erbringt in der Hauptsache den Nachweis, daß Gotania Buddha
Wunder zu vollbringen vermag. Vgl. das zu xi Gesagte, xxiv. 1. 7. s.
zu xvi. 1. 27; 1. 2, oben zu xiv; xxiv. 1. 7 — 10 und 13 f. s. zu xvi. 1.
27 f., p. 279; xxiv. 1. 8 s. p. 199; xxiv. 1. 18 s. zu in. 16—22, p. 209;
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302 R. Otto Franke.
XXV.
S. oben p. 207, Anm. xxv. 6 s. zu ix; xxv. 7; 8; 9; 13 — 15; 17;
19 s. zu vi; xxv. 16 s. p. 203; xxv. 24 s. zu xi.
XXVL
S. zu xiv. xxvi. 27 s. zu xvi. 2. 26, p. 283.
XXVII.
xxvii. 8: ,Der König Pasenadi von Kosala bezeigt dem Tathä-
gata fußfällige Verehrung ... in der Erwägung: 'Der Samana Go-
tama ist edel, (ihm gegenüber) bin ich ein niedriger Mensch''. — 9:
,Wer Glauben an den Tathägata hat . . •, der darf sagen: 'Ich bin
des Erhabenen Sohn 5 ' (und dieses ist mit Bezug auf Sakyaputtiyä
gesagt). — 9 und 26 ff. s. zu n, p. 206.
XXVIII.
S. zu x und s. oben p. 207, Anm., zu n. — xxvm. 1 s. zu xvi. 1.
16 f., p. 277; xxvin. 20 s. p. 199 Anm.; xxvm. 21 s. zu vi und zu
xvi. 4. 17 ff, p. 288. xxvin. 22 zeigt, daß dieses Sutta gegen Zweifel
am Tathägata gerichtet ist, d. h. natürlich daran, daß Gotama ein
Tathägata sei: ,Säriputta, bei den Toren, die am Tathägata zwei-
feln und über ihn nicht ins Reine kommen, wird dadurch, daß sie
diese Lehrdarlegung hören, Zweifef und Unsicherheit getilgt jverden*.
Ja in einem vorausgeschickten Satze will der Verfasser glauben ma-
chen, Gotama Buddha selbst hätte die Überzeugung verbreiten wollen,
daß er der Tathägata sei: ,Säriputta, trage diese Lehrdarlegung also
häufig den Bhikkhus, Bhikkhunis und den Laienfreunden beiderlei
Geschlechts vor!' Daß hier ein Interesse an der Ausbreitung zu-
tage tritt, ist zuzugeben. Aber es ist das Interesse des D.-Verfassers.
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xxix. 14 s. zu xiv. 1. 4 und s. zu vi; xxix. 17 s. zu xvi. 2. 25, p. 281;
xxix. 22 ff. s. zu xvi. 2. 8, p. 280; xxix. 27 s. zu xiv.
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XXIX.
Nach xxix. 28 verkündet der Tathägata (und das heißt im Zu-
sammenhange dieses Paragraphen mit § 27, aus dem die Absicht der
Original fronn
Das einheitliche Thema des DIghanikäya. 303
Identitätserklärung deutlich hervorgeht, der Samara Gotama) nur,
was wahr, heilsdienlich (attha$ar(ihitarii) etc. ist, er ist hälavädl bhü-
tavädi atthavüdi dhammavädl vinayavädi. Das sind Prädikate aus
ii. 44. Der Samara Gotama als Tathägata ist also derjenige, der
unter anderem u. 44 erfüllt. § 28 schließt mit Worten, die genau
besagen, was ich behaupte: Tasmä tathägato ti vuccati , Darum
wird (für den Samara Gotama) die Bezeichnung Tathägata gebraucht',
xxix. 29 s. zu ii, p. 206, und s. zu m. 1. 16-22, p. 209.
XXX.
xxx. 1. 4 ff. s. p. 201 Anm.
XXXI.
Dieses Sutta hängt zwar nicht direkt mit dem Tathägata-Thema
zusammen, aber indirekt, durch seine Verbindung mit dem Heilsweg-
thema; und insofern als der Erhabene in xxxi eine Stelle der Tathä-
gata-Heilswegpredigt erläutert und weiter ausführt, betätigt er sich
eben wieder als jener lehrende Tathägata von n. 40. Die Beziehung
dieses Sutta zur Heilswegpredigt nun ist eine höchst interessante.
In ii. 63 heißt es: Sa kho so . . bhikkhu evarp, süasampanno na
Jcutoci bhayarp, samanupassati yad idarß sllasarrivarato. ,Der Bhikkhu,
der solcher sittlichen Zuchtbewährung sich befleißigt, sieht von keiner
Seite leine das Gehege der sittlichen Zucht betreffende Gefahr*.
In xxxi läßt der Verfasser den Buddha darlegen, wie man
sich durch moralisches Handeln nach allen sechs 1 Himmelsrichtungen
,deckt' (chaddisä paticchädl hoti 3 und 27). Die ,sechs Himmelsrich-
tungen* entsprechen dem na Jcutoci ,von keiner Seite* von n. 63.
Sie sind hier allegorisch ausgedeutet als die verschiedenen Katego-
rien von Menschen, mit denen man am häufigsten in Berührung
kommt und die die Objekte dieses moralischen Verhaltens sind: die
Eltern, Lehrer, Frauen u. Kinder, Freunde u. Hausgenossen, Sklaven
und Diener, Samaras und Brahmanen. Daß der einfache Gedanke
nicht einfach und natürlich ausgesprochen, sondern in ganz gekün-
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1 Sechs, weil ,oben' und ,unten' außer den gewöhnlichen mitgerechnet werden.
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304 R. O. Frankb. Das einheitliche Thema etc.
stelter und fernliegender Weise mit dem Bilde von den Himmels-
gegenden verquickt wird, zeigt an sich schon deutlich genug, daß in
diesem Sutta noch eine andere Tendenz als die einfache direkte
Lehrabsicht mit maßgebend gewesen ist. Es sei gleich hinzugefügt,
daß das folgende Sutta xxxn dann den Gedanken noch weiterspinnt,
indem es das kutoci über die Grenzen des Irdischen hinaus verfolgt
und über die Gefahren von Seiten der Jenseitswesen aller vier Him-
melsgegenden (purimä disä p. 197 Z. 1, dakkhina disä p. 198 Z. 1,
pacchimä disä p. 198 Z. 2 v. u., uttarä disä p. 202 Z. 7) handelt und
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gegen diese eine Beschwörung lehrt. In xxxi aber ist, wie gesagt,
das stlarp das Schutzmittel gegen die Gefahr, darum heißt es denn
auch in der dritten Strophe von 26: Pantfito sllasampanno jalarp
agglva bhäsati. Dieses sllarp ist natürlich dasjenige des Tathägata-
Heilsweges, von n. 43 ff., und einige Punkte entsprechen sich denn
auch im einzelnen : xxxi, 3 : . . . Pänätipäto . . . kammakileso adinnä-
dänarp . . . kämesu micchäcäro . . . musävädo . . . vgl. u. 43; xxxi. 7:
. . . na sevati . . . samajjäbhicaranarp (Besuch von Volksfesten), wobei
nach xxxi. 10 gefragt wird: Kuvarp naccarp, kuvarp gltarp, k° väditarp,
k° akkhänarp, k° pänissararp, k° kumbhathünarp ? (, Wo ist Tanz, Kon-
zert?' etc.) . . . jütappamädatthänänuyogarp vgl. n. 48 (Belustigungen,
unter denen genannt sind: naccarp gltarp väditarp . . . akkhänarp pä-
riissararp . . . kumbhathünarp) und 49 : . . . jütapamädatthänänuyoga . . .
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XXXII.
Dai'über s. unter xxxi, oben auf dieser Seite; xxxn. 2 s. zu n;
xxxu. 3 ff. s. p. 200 und s. zu xiy.
XXXIII und XXXIV
s. zu n, p. 207 Anm. und s. zu xvi. 2. 25, p. 281 f.
Den letzten Satz des Sutta xxxiv und damit des ganzen D.
läßt der Verfasser nicht ausklingen, ohne das Themawort tathägata
noch einmal ausgesprochen zu haben : It y ime satarp dhammä . . .
tathägatena abhisambuddhä ,Das sind die hundert Punkte der Lehre,
die der Tathägata erschaut hat*.
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Die Notationen der vedischen Liederbücher.
Von
Richard Simon.
Schon früher war es meine Absicht, in anderem Zusammen-
hange die Notation der vedischen Liederbücher, der Gänas, ausführ-
lich zu behandeln, wofür ich seit langer Zeit einiges Material ge-
sammelt habe. Da es aber von Jahr zu Jahr immer unwahrschein-
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lieber wird, daß mir die hierfür nötige Muße zur Verfügung steht,
will ich wenigstens mit einem kurzen Umriß der Notationen in den
verschiedenen vedischen Schulen nicht zurückhalten. Die äußere Ver-
anlassung hierzu bietet die dankenswerte Veröffentlichung des Herrn
Dr. E. Felber über ; Die indische Musik der vedischen und klassi-
sehen Zeit'. 1 Diese Arbeit knüpft an die phonographischen Platten
an, die auf einer von Felix Exner im Jahre 1904 zu meteorologischen
Zwecken unternommenen Expedition in verschiedenen Hauptstädten
Indiens gesammelt und dem Phonogramm-Archiv in Wien überwiesen
wurden. Über den Inhalt dieser Platten hatte dann Kirste im Jahre
1908 eine vorläufige Mitteilung gemacht und daran einige phonetische
Bemerkungen geknüpft. 2 Jetzt legt uns Felber die in mühevoller
Arbeit gewonnene, dem Stande der modernen Wissenschaft in jeder
Weise entsprechende Transkription dieser Platten vor. 3 Er hat da-
mit eine ausgezeichnete Leistung geliefert, deren Wert sich noch
dadurch erhöht, daß er sich der Schwierigkeiten seiner Aufgabe,
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1 Silzungsber. der Kais. Ak. d. Wiss. in Wien, philos.-hist. KL 170, 7 als 23. Mit-
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teilung der Phouogramm-Archivs-Kommission. Wien 1912.
2 Sitzungsber. der Kais. Ak. d. Wiss. in Wien, philos.-hist. KL 160, 1 als 13. Mit-
teilung der Phonogramm-Archivs-Kommission. Wien 1908.
3 Die Texte und Übersetzungen dazu von Herrn Privatdozenten Dr. B. Geiger
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in Wien.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenl. Bd. XX VII. 21
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306 Richard Simon.
nämlich der Unvollkommenheit der Phonographen, der notwendigen
Mängel bei der Aufnahme von und dem Verkehr mit den zu phonogra-
pbierenden Personen, der Unzulänglichkeit endlich unserer modernen
Notation, dauernd bewußt geblieben ist. In die Sammlung seiner
Transkriptionen, die die richtige Mitte halten zwischen exakter No-
tierung und kleinlicher Pedanterie, haben Aufnahme gefunden 9 ve-
dische, 25 klassische und 3 neuindische Platten. Er legt sie vor,
wie er selbst sagt (p. 72), ,als ein wertvolles Arbeitsmaterial für die
Kenntnis der ältesten Musik des Erdkreises*. Der Behauptung, daß
wir es hier — natürlich kommen dabei nur die vedischen Platten in
Betracht — in der Tat mit der ,ältesten Musik des Erdkreises* zu tun
haben, wird man wohl gar nicht oder nur mit sehr erheblichen Vor-
haltungen zustimmen können. Wissen wir denn etwa jetzt, wie die
vedischen, in den Gänas notierten Lieder vorgetragen werden? Nein.
Wir wissen einstweilen nur, wie der zwölfjährige Dharmavrata Chat-
topädhyäya aus Kalkutta (p. 161), der fünfzehnjährige Krs^avrata
Chattopädhyäya ebendaher (p. 163) und der zweiundvierzigjährige
Lak^mlnäräya^a aus Paskara 1 in Jodhpur (p. 165) heute vedische
Lieder vortragen. 2 Aber ob der Vortrag dieser Brahmanen irgend-
wie anknüpft oder in Zusammenhang steht mit den um Jahrtausende
älteren Gänas, davon erfahren wir nichts. Allgemeine Erwägungen
sprechen zunächst nicht für einen solchen Zusammenhang. 8 Besondere
1 Diesen Ort habe ich nicht identifizieren können. Allerdings enthält der
Regierungsbezirk Jodhpur, nach der Zählung von 1901, 4030 Dörfer und 27 Städte.
Sollte nicht etwa der Ort Parbatsar gemeint sein können?
2 Auch sonst erfahren wir über die Persönlichkeit der Sänger viel zu wenig.
Daraus, daß der erste der genannten Brahmanen der Sohn des Satyavrata Säma-
sramin, also doch wohl des Herausgebers des Sämaveda (Bibl. Ind.), ist, können wir
vielleicht schließen, daß er einer Familie angehört, in der das Studium des Säma-
veda sehr gepflegt wurde.
• Musik, bezw. Gesang als Gefühls ausdruck kann nicht durch Jahrtausende
konstant bleiben, weil die physiologischen und psychologischen Voraussetzungen
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notwendigen Veränderungen unterliegen, gegen die auch die sakrale Weihe des Ge-
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sanges selbstverständlich keinen Schutz gewährt. Obendrein in einem allen zer-
störenden Einflüssen ausgesetzten, von inneren und äußeren Stürmen durchtobten
Land von nahezu der Größe Europas. Ganz entgegengesetzt liegt die Sache bei
der Bewahrung von verstau desmäßig zu erfassenden Texten.
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Die Notationen der vedisohen Liederbücher. 307
Zeugnisse sprechen obendrein dagegen. 1 So vermag ich einstweilen
nur in den Gänas, nicht aber in dem FELBERSchen Material Zeug-
nisse ältesten indischen Gesanges zu erblicken. Erst dann wird diesem
Material Anteil an vedischer Dignität zuerkannt werden können,
wenn durch einen Vergleich dieses Materials mit den Gänas gezeigt
werden würde, ob und in welchem Maße sich alte Elemente in der
Praxis der heutigen Zeit erhalten haben. Solange das nicht ge-
schehen ist, wird man geneigt sein, in den von Felber transkri-
bierten Gesängen weniger Beispiele für die ,älteste Musik des Erd-
kreises' zu sehen als den Niederschlag teils allgemein-orientalischer,
teils modern-indischer Kunstübung. Auch so wird ihnen das vollste
Interesse aller Indologen und Musikforscher entgegengebracht werden.
Felber hat es dann weiter unternommen, sein Material ,fUr
das Studium der Entwicklung der Rezitation' (p. 72) zu verwerten.
Er hat sich dazu mit ungewöhnlichem Geschick und großem Fleiß,
teilweise dabei angeleitet durch den schon oben genannten Geiger, in
die ihm von Haus aus ferner liegende Sanskrit-Literatur eingearbeitet. 2
1 Neben den schon im Pu$pasütra p. 525—6 erwähnten möge hier noch
Benfey zu Worte kommen, der schon im Jahre 1874 (Einleitung in die Gramma-
tik der vedischen Sprache: Abh. Gott. Ges. W. p. 169) sich dahin äußerte: ,Man
möge die in Indien existierenden Brahmanen befragen lassen, welche nach alter
Weise die eine oder die andere Sammlung in das Gedächtnis aufgenommen haben.
Freilich müßte man dabei sehr vorsichtig sein, wie es denn überhaupt, bei der
immer mehr gesunkenen Zahl von indischen Priestern, die sich mit den Veden in
alter Weise beschäftigen, sehr zweifelhaft sein möchte, ob es noch Brahmanen gibt,
die eine zuverlässige Antwort auf solche Erkundigungen zu erteilen imstande sind.'
Ferner Ramkrishna Gopal Bhandarkar (Ind. Ant. III, 135, 1874): ,Hence the class
(of Vaidikas) is gradually dying out and the sons of the best Vaidikas in Punä or
the Konkan now attend Government english schools.' Ist endlich nicht das von
Felber angeführte (p. 44 — 5) geradezu groteske Beispiel selbst der beste Beweis für
die gänzliche Unbekanntschaft seiner Gewährsleute mit dem vedischen Altertum?
Vgl. auch den Brief Hauos an Chrysahder: Viefteljahrsschr. für Musikw. 1885
p. 25-26.
zwei Arbeiten: Die Notationen des Somanätha (SUzungsber* Bayer. Ak. <£. W. 1903)
und Mägha, Sisupälavadha II, 90 (ZDMG. 57, 520) nicht ohne Nutzen berück-
C öl
* Für die Beurteilung der klassischen Musik hätten vielleicht auch meine
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sichtigt werden können,
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308 Richard Simon.
Er erörtert dabei den oratorischen Rhythmus (1. Kapitel), den mo-
difiziert oratorischen Rhythmus (2. Kapitel) und die musikpsycho-
logische Bedeutung von Rgveda, Sämaveda-Saiphitä und Gäna (4. Ka-
pitel). In diesem letzten Kapitel kommt er zu dem Resultat (p. 60):
,Die Akzente des Jfcgveda entsprechen der Rezitation (Sprechgesang),
die Ziffern des Sämaveda entsprechen dem Gesang usw.* Dem werden
wohl wenige Indologen beistimmen können. Wie immer man über
das genetische und funktionelle Verhältnis zwischen Rgveda, Säma-
veda und Gäna denken mag, eines ist sicher: Rgveda und Säma-
veda sind Textsammlungen, dazu bestimmt, der Rezitation durch
den Hotar und dem Gesang durch den Udgätar zu dienen, ohne
doch selbst weder Rezitation noch Gesang zu enthalten. So wenig
das Textbuch eines Schauspielers seine Rezitation, das Libretto eines
Sängers seinen Gesang enthält. Der Akzent aber ist, ob nun im
Rgveda durch Zeichen, im Sämaveda durch Ziffern verdeutlicht, im
Prinzip bei beiden Texten der gleiche: In beiden Fällen ist er in der
Hauptsache ein grammatikalisch-tonischer Akzent, der zum größten
Teil auf der historischen Entwicklung der Sprache, zu geringem Teil
auf einer syntaktisch-logischen oder metrischen Grundlage beruht,
wobei es zunächst eine völlig offene Frage bleibt, wie sich dieser
sprachhistorisch berechtigte Akzent zur Rezitation einerseits, zum
Gesang andrerseits verhält. 1
Oben habe ich angedeutet, aus welchem Grunde ein Vergleich
der Gänas mit den FELBEaschen Phonographien, soweit sie sich auf
den Sämaveda beziehen, wünschenswert und notwendig sei. Einen
solchen Vergleich vorzubereiten, dazu soll die jetzt folgende Dar-
1 Das hat schon Benfey mit aller wünschenswerten Deutlichkeit für den Sä-
maveda ausgesprochen: ,Mag auch die Sämaveda- Akzentuation mit einer gewissen
Modulation der Stimme in Verbindung gestanden haben, so beruht sie doch auf
dem ursprünglichen Wortakzent, gegen den die schriftliche Fixierung nie zu fehlen
scheint. Ich bemerke dies ausdrücklich, weil bei mehreren andern Vortragsarten
von Stellen des Sämaveda, welche durch verwandte Zeichen bezeichnet werden,
5 8.
der eigentliche Wortakzent in etwas der Modulation aufgeopfert zu sein scheint.
Ich werde diese, von denen ich mir mehrere Beispiele abgeschrieben habe, vielleicht
an einem andern Ort mitteilen (Kl. Schriften I, 73—4).'
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Die Notationen der vedischen Liederbücher. 309
Stellung der vedischen Notationen dienen. Denn das 5. Kapitel bei
Felber, das sich mit der Notation der Gänas beschäftigt, bedarf in
verschiedenster Hinsicht der Ergänzung und Zusammenfassung, ohne
daß man berechtigt wäre, dem Verfasser aus der Unvollkommenheit
seiner Ausführungen irgendeinen Vorwurf zu machen. Im Gegenteil
ist anzuerkennen, daß er auch hier mit gutem Erfolg bemüht ge-
wesen ist, das vorhandene Material zusammenzutragen und über-
sichtlich darzustellen. Daß bisher nicht mehr Material bekannt war,
ist nicht seine Schuld. Meine Darstellung der Notationen, die ver-
schiedentlich auch die FELBERSchen Ergebnisse berücksichtigen wird,
bezieht sich der Reihe nach auf die Praxis der Kauthumas, Ränä-
yaniyas und Jaiminlyas. 1
I. Die Ziffernnotation der Kauthumas.
Die Notation der Kauthumas, die später in Guzerat ihre Sitze
hatten, 2 zur Zeit des Mahäbhäsya aber mit den Kathas in enger Ver-
bindung genannt werden, 8 kennen wir in nordindischer (Nägaii-) und
südindischer (Grantha-) Schreibung. Zwischen beiden Schreibungen
finden gegenseitige Beeinflussungen und Übergänge statt, so daß eine
strenge Scheidung nicht möglich ist (s. weiter unten). Burnell, Cat.
p. 43 behauptet, die Grundsätze der Nägarl-Schreibung seien erst
um 1800 von Guzerat nach Tanjore eingeführt.
Über die Verwendung der Ziffern 1 — 6 zur Bezeichnung der
Töne Icrusfa, prathama usw., über die Unterscheidung von vilcfti-
und prakfti -Tönen sowie über die Begriffe der Senkung und Hebung,
von hoch und niedrig, die den unsrigen entgegengesetzt sind, kann
ich verweisen auf Pps. p. 523 — 5. Für die Notierung dieser Ziffern
gilt das Gesetz: Jeder einmal notierte Ton gilt solange ununter-
brochen fort, bis ein anderer Ton notiert wird, 4 wobei es gleichgültig
1 Für die dabei gebrauchten Abkürzungen verweise ich auf Pu§ pasutra p.483.
* S. Pps. p. 495. Anm. 7.
3 S. Weber, I. St. XIII, 439—40.
4 Das ist darunter zu verstehen, wenn das Sftmatantra seine Darlegungen
gleichsam mit dem adhikära eröffnet: svaro *nantydfy. Vgl. Rktvy. p. 66, Nr. 287.
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310 Richard Simon.
ist, ob dieser andere Ton ein Ton ist, der über der Linie, oder einer,
der in der Linie notiert Tvird. Aus diesem Gesetz folgt, daß, was
für die Kritik der Handschriften und Drucke wichtig ist, ein und
derselbe Ton niemals zweimal hintereinander notiert wird und daß
dort, wo es doch der Fall ist, stets irgendein Fehler der Schreibung
oder des Druckes vorliegt. Neben den Ziffern werden noch folgende
Zeichen, bezw. Buchstaben verwendet, die der Erklärung bedürfen:
"^ = repha (r) bezeichnet nordindisch die Länge einer Silbe.
° = bindu bezeichnet l) über der Linie die Länge einer Silbe
ursprünglich nur südindisch, hier und da aber, von dort importiert,
auch nordindisch, 2) in der Linie den Anusvära, bezw. Anunäsika
ursprünglich nur südindisch, hier und da aber, von dort importiert,
auch nordindisch.
$ = avagraha (') ist l) über die Linie a) Schreib-, bezw.
Druckfehler für die Ziffer ,1' oder T nordindisch b) die Bezeichnung
für den atikrama, 1 also praktisch meist 2 bedeutungslos, c) die Be-
zeichnung für den vinata, 2) in der Linie a) nordindisch der Einfluß
südindischer Handschriften, die grundsätzlich vor jedem vikfU -Ton
den avagraha setzen, b) die Bezeichnung für den atikrama, c) die
Bezeichnung für den vinata.
^ = 7 bezeichnet den abhiglta.
— bezeichnet den j9m*Ä;Aa-(Schaukel-)Ton, der in der älteren
Literatur nirgends beschrieben wird, 3 aber wohl mit einem Pralltriller
zu vergleichen ist. 4 Nord- und südindisch nur in Verbindung mit der
Ziffer ,2', südindisch jedoch meist so, daß der Querstrich nicht di-
1 Zur Erklärung dieser und anderer Tonfolgen siehe die Anmerkungen der
Seiten 313—16.
* Doch vgl. den Silbentypus ,ä:Ac' der Ränäyanlyas weiter unten p. 327.
3 Erst sehr spät, in dem Kommentar zu dem um 1609 verfaßten Rägavibodha,
findet sich eine Erklärung des hier f dolana € genannten Schaukeltones. Vgl. Nota-
tionen des Somanätha p. 455 und weiter unten p. 311, Anm. 6.
CO
p. 523, Z. 1.
4 Der Querstrich bedeutet niemals ein Längenzeichen, wie Felder unter
Berufung auf Pps. p. 519 meint. Er hat übersehen, daß der ganze darauf hinzielende
Satz von mir unter eine Hypothese gestellt ist. Das Richtige findet sich Pps.
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Die Notationen der vedischen Liederbücher. 311
rekt über die Ziffer, sondern über die dieser Ziffer vorangehende
Silbe gesetzt wird.
A ist a) Fehler für T und bezeichnet b) c) d) e) den ati-
krama, vinata, namana x 9 pranata*.
Das } a ; zur Bezeichnung des abhiglta, das y vi c und ,na ( zur
Bezeichnung von vinata und namana, wie sie sich in südindischen
Handschriften bedeutend weniger als in modernen südindischen
Drucken 3 finden, sind Entlehnungen aus der südindischen Buch-
stabennotation, die bei den Räjiäyanlyas ain vollständigsten aus-
gebildet vorliegt, und kommen dort zur Sprache.
Der bis jetzt beschriebenen Notation folgen z. B. die Grantha-
Ausgabe des Veyagäna von Knwasvfimin Örautin, Tiruvadi 1889, 4
dann die Nägarl-Ausgabe aller Qänas von Satyavrata Sämaäramin
in der Usas und BibL Indica, letztere stark beeinflußt von südin-
dischen Handschriften. 5 Was die Nägari-Handschriften anbetrifft, so
darf man sagen , daß die älteren derselben wenig oder gar keine
Beeinflussung durch die südindische Buchstabennotation aufweisen
und, von individuellen Besonderheiten abgesehen, den Typus der
Ziffernnotation am reinsten zeigen. Das ist so der Fall bei den drei
Nägari-Handschriften Ch. 87, 88, 104 der Berliner Bibliothek vom
Jahre 1564, 1584 und 1699. Diese haben als Längezeichen stets nur
das 9 r' 9 selten oder gar nicht vor vikrti -Tönen den avagraha, es sei
denn zur Bezeichnung des atikrama, ferner das Ä - Zeichen fast nur
auf dem 2. Ton bei vorhergehendem 1. oder folgendem 3. Ton. 6 Nicht
1 Verschieden von dem namana, das, nach dem Sämalakga^ia, ärohavi&e§a ist.
s Er bleibt gewöhnlich unbezeichnet, ebenso wie der utsvarita und krurta-
abhiglta, s. p.313. 315.
3 So z. B. in der modernen Sämaparibh&§& des Krsi^asvämin Srautin. Hier
finden sich in der Einleitung (p. 5) noch folgende Zeichen erklärt, die ich sonst
nirgends gefunden habe: *— * als Zeichen einer ,d%ptäyäh\ *» als Zeichen einer ,äya-
täyäfy'j * als Zeichen einer ^kavurtäyä^ 4 '.
4 Diese seltene Ausgabe ist im Handel längst nicht mehr zu haben. Doch
befindet sie sich auf der Bibliothek des India Office.
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6 Vgl. Pps. p. 527—528.
* Zu den individuellen Besonderheiten dieser Handschriften rechne ich die
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Schreibung des svära: 2"6 und n, 5 (neben der gewöhnlichen Schreibung), sowie die
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
312 Richard Simon.
zu den Kauthumas gehört die Londoner Grantha-Handschrift 10: 89
(= B. 141); über diese s. weiter unten p. 324.
Das -Verständnis dieser Notation, soweit sie bis jetzt besprochen,
genügt nun aber noch nicht zur Herstellung eines Notenbildes. Es
kommt vielmehr jetzt erst darauf an, den richtigen Begriff von dem
zeitlichen Wert der verschiedenen Töne zueinander zu gewinnen.
Dieser Wert ist in erster Linie abhängig von dem Wert der Text-
silben, auf die sich die Töne beziehen, daneben in zweiter Linie ab-
hängig von der Qualität der besonderen Tonfolgen. Einige Be-
merkungen hierüber in Form von Zitaten aus verschiedenen Kom-
mentatoren habe ich bereits hier und da in der Einleitung zum Pus-
pasütra gemacht. Es gibt aber auch eine kurze zusammenfassende
Darstellung darüber, die den Titel führt Mäträlaksana oder Svara-
mäträlaksaiia l (= ML), uns erhalten ist in zwei ziemlich schlechten
Grantha- Handschriften des India Office (10: 360 s = B. 132 = A
und 10: B. 496 n = B) und von Kj-snasvämin Örautin in seiner Aus-
gabe des Veyagäna Einl. p. 3 dem Vararuci 2 zugeschrieben wird.
Dieser Text, der auch für die Herausgabe der Sämaparibhäsä stark
benutzt worden ist, lehrt in den Hauptpunkten Folgendes: Als Zeit-
einheit gilt 1 mäträ, die der Dauer und dem Wert einer kurzen
(hrasva) Silbe gleichgesetzt wird. Von dieser aus werden alle wei-
teren Zeitwerte gewonnen: 1 j^ mäträ = anumäträ, */ 2 mäträ = ar-
dhamätrdy 1 mäträ = kurze (hrasva) Silbe, 2 mäträs = lange (dlrgha)
Silbe, 3 mäträs = überlange (vrddha) Silbe. 3 Außerdem werden
noch Werte von l l / 2 mäträ = adhyardhä, von 2^2 mäträs = ardha-
tisrah und von 3*^ mäträs = ardhacatasrah aufgestellt. Von diesen
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Notierung des preftkha: 12, in der die eigentliche Natur dieser Tonfolge vielleicht
nur deutlicher zum Ausdruck gebracht ist.
1 Erwähnt von Bürnell Xr§br. p. XXI. Der dort angeführte Stobhänusamhära
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hat mit dem Stobhftnusamhära der Grantha-Handschrift 10: B 496 io. einer Abhand-
lung in 43 iloken gar nichts zu tun. Siehe Shpbr. p. XVI.
* Siehe Pps. p. 498.
5 8
3 Eine vrddhierte Silbe entsteht, indem zu einer langen Silbe 1 mäträ hinzu-
in tjn .
gefügt wird, zum Unterschied von einer plutierten Silbe, die entsteht, indem zu
einer kurzen Silbe 2 mäträs hinzugefügt werden. Ml. p. 36.
Original fronn
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F P.
Die Notationen dee vbdischen Liederbücher. 313
letzteren kommt die adhyardhä häufiger in Säman-Namen vor, z. B.
Adhyardhecjasomasäman: Damit wird dasjenige Somasäman bezeichnet;
dessen nidkana aus 1 /, i$ä (= %t) + ifa = 1 1 /* mäträ besteht.
Ferner soll, nach Angabe des ML, beim krutfa-abhigUa (s. p. 316)
dem höheren Ton der Wert von 2 X /^ mäträs zukommen, dann der Silbe
om der Wert von 3 1 /* mäträs. Gargya, der zu den ältesten Sämavedisten
gehört 1 und auch im MI. 2 zitiert wird, kennt nur die ersten sechs Wert-
bestimmungen: */ 4 — x \ % — 1 — l 1 /, — 2 — 3 mäträs. Auch sind es nur
diese, die für das Verständnis der Qänas zunächst in Betracht kommen.
Die Ausführungen des ML sind nun im wesentlichen folgende: 8
Zunächst wird ohne besondere Wertbestimmungen beschrieben
der atikrama. 4. Sodann der pratyutkrama* Für ihn gilt die Be-
stimmung: ,Eine Silbe auf dem 5., 3. oder 2. Ton, die, ohne kar§ana y
fortschreitet zu dem nächsthöheren Ton, umfaßt 2 mäträs 6 ] bei
1 Er soll, nach Durga (zu YSska IV, 4), der Verfasser des Padapätha zum
Sämaveda sein. IJktvy. p. XIX. Über die Familie Garga im Mahäbh&gya siehe
Weber, I. 8t. XIII, 411 (und 447), über Masaka Gärgya siehe Caland, Ar$eyakalpa
p. VII. Vgl. ferner Pän. VIII, 4, 67.
2 Gärgyai cäcäryo bravlti fa%imäträfy sämike bhavanbti = Spbh. p. 15.
3 Sie werden eingeleitet durch eine Bemerkung allgemeiner Art: ,visvaram
ak$ara7i\ tvare svare trimätram bhavali pratyutkramätikramakarfanaaväretu', d. h.:
,Beim pratyutkrama, atikrama, kar$ana und svära beträgt der Wert jeder anbetouten
Silbe 3 mäträ*'. Zu dieser Übersetzung von ,vi*vara' sieht man sich gedrängt durch
o u
IJktvy. p. 12, Nr. 45. Es soll, wie das Beispiel des Rktvy. besagt, statt des unbe-
—
tonten tu von tvam des Arcika zu lesen sein: tu 3 (väm). Das ist ja aber etwas,
was in den Gilnas ganz von selbst schon geschrieben wird: tu (i, 83), dessen Wert
(L) ^
von 3 mäträs ebenso selbstverständlich ist.
4 Achtfach verschiedenes Überschlagen eines oder mehrerer Töne a) in ab-
steigender Leiter (anulomagita) : von krutfa zu 2; von 1 zu 3; von 3 zu 6; von 1
zu 5, b) in aufsteigender Leiter (pratilomagita) : von 5 zu 3; von ö zu 2; von 3
zu 1; von 5 zu 1. Beispiele daselbst und Pps. p. 516.
5 Achtfach verschiedene Tonfolge in aufsteigender Leiter (pratilomaglta). Und
zwar von 6 zu 5 (dieses besonders häufig in der pai-isvära genannten Tonfolge:
656; siehe auch Spbh. p. 13); von 5 zu 4; von 4 zu 3; von 3 zu 2; von 2 zu 1;
— o
von 5 zu 3; von 5 zu 2; von 3 zu 1 (letztere drei identisch mit den drei ersten
Tonfolgen des atikrama b). Beispiele daselbst und Pps. p. 521.
6 So daß bei langer Silbe für den Ton, zu dem fortgeschritten wird, unter
Umständen nicht mehr als 1 mäträ übrigbleiben würde. Trotz dem schlechten
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314 Richard Simon.
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pä | üv (1, 2852) kommt dem 5. und 3. Ton je 2 mä^räs 1 , bei achü2u
(1, 543) dem 5. Ton 1 mairä 1 zu \ Beim karsana* einer langen
Silbe 8 beträgt der Wert des 1. und 2. Tones je 2 mäirfls 4 , ebenso der
des 2. u. 3. Tones 5 , beim kar§ana einer kurzen Silbe 6 beträgt der
Zustand der Handschriften ist eine andere Übersetzung wohl kaum möglich. A liest:
mandrafy (!) trllyyah dvltlyah soarair arakr$pam (!) pratyutkrämati anantarocce pratyaye,
lad dvimäträdifi] B: yan mamdradvülyyatrtlyai (!) svarair akrtfarp. pratyutkrämaty
anantarocce pratyaye lad dmmäträdi. Es kommt hier also der 2. (von 5 zu 4), 4.
(von 3 zu 2) und 5. (von 2 zu 1) Fall des pratyutkrama in Frage. Der 6. (von 5
zu 3) und 7. (von 5 zu 2) Fall werden sogleich erwähnt. Der 1. (von 6 zu 5), 3.
(von 4 zu 3) und 8. (von 3 zu 1) Fall bleiben unerledigt. AB geben als Beispiele
3 S 3 3
für den 4. Fall: Ae2345 (1,267), o2345t (i,237i), Ät?ä2345yä und upö2345 (1, 5454.6),
3 5 3
Ai234ft (1, li) 9 ferner das vairäjanidhana 12345 (z.B. 1, 72i.s, 398s); als Beispiele
Sr %
für den 6. Fall: vämäl (1, 305), dann den Triller (avanarda) des Glyatrasäman
co 1212 (Sv. V, 601) und den stobha iyäl2l2.
1 Ob das nur in diesem einen Fall so sein soll oder ob dieser Fall nur ein
Beispiel für alle gleichen Fälle repräsentiert, ist nicht zu entscheiden.
1 Fünffach verschiedene Tonfolge ,Ziehen' in meist absteigender Leiter bis
zum 2., 3., 4. oder 5. Ton. Dabei wird in diesen vier Fällen, nach Maßgabe der Bei-
spiele, vom 1. Ton ausgegangen. Die Tonfolge ist also: von 1 zu 2, von 1 über 2 zu 3
von 1 über 2 und 3 zu 4, von 1 über 2, 3 und 4 zu 5. Der fünfte Fall ist die
Tonfolge von 6 zu 5 = dem ersten Fall des pratyutkrama, gegen alle Erwartung
statt der Tonfolge von 5 zu 6. Im Text von Ml. heißt es aber deutlich: mandrai
cätisväryät krfyate = Shpbr. p. 19, während das von MI. hierfür angeführte Beispiel:
5 5
tvam tväöm e (1, 42s) nicht entscheidend ist. Beispiele für die andern Fälle siehe
Pps. p. 519. Vom 2. Ton wird ausgegangen in dem roha genannten karfana -Bei-
2
spiel des Shpbr. p. 19-20: vä3l (Ar. g. 1, 1, 27: Sv. 11, 402). Ebenso in den Beispielen
p. 314, Anm. 5; 315 A. 1. Hieraus folgt, daß, rein theoretisch angesehen, zu den
genannten fünf Fällen je noch hinzuzurechnen sind die Tonfolgen: vom 2. Ton
ausgehend: zu 3, über 3 zu 4, über 3 und 4 zu 6; vom 3. Ton ausgehend: zu 4,
über 4 zu 6; vom 4. Ton ausgehend: zu 5.
Wie die Beispiele scheinbar erweisen, ist beim kar$ana ,kurz' oder »lang*
auf den Zustand der Silben im Ärcika zu beziehen. Vgl. p. 313, Anm. 3. Anders
beim vinata und pranata p. 315, Anm. 11.
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4 Beispiel: °prä2° (1, 35*).
Sr 2r 2r
5 Beispiel: °/ä3° (1, 98s); °me3° (1, 188); °yoZ° (1, 612is).
* Siehe p. 314, Anm. 3.
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Die Notationen der vkdischbn Liederbücher. 315
Wert der ersten zwei Töne je 1 mäträ 1 . Für den svära*, der in
seinen ersten beiden Fällen je einen besonderen Fall des kartaya,
in seinem letzten Fall eine Verbindung von pratyutkrama u. karfana
darstellt, gilt: , Beginnt er mit dem 1. Ton, so beträgt sein Wert
9 matrös 3 , beginnt er mit dem 2. Ton, 6 matras 4 , beginnt er mit dem
S. Ton, 8 mairas 6 ; dabei ist zu beachten, daß die drei letzten Töne
in jedem Fall je 1 mäträ betragen 6 / Der Wert der Silben (y)i
und u einer gati 1 beträgt beliebig 1 mäträ oder auch nur 1 / % mäträ*.
Beim vinata* und pranata 10 beträgt der Wert des höheren Tones l l / Ä
oder, bei langer und kurzer Silbe 11 , nur ! /t mäträ, der Wert des tie-
o
feren Tones x /s mäträ, beim utsvarita u der Wert des 4. Tones
S S 1
1 Beispiele: °täZm (i, 316a); °yä3° (i, 337s); °ra2iyi (i, 581e).
1 Dreifach verschiedene Tonfolge bis ztrm 5. Ton, beginnend mit dem 1., 2.
oder 3« Ton. Vgl. Pps. p. 625. In anderen Quellen, z. B. im Chaläk$ara, auch tarn-
prasara\ia genannt.
1 lll
3 Beispiel: irf2345£.
2 111
4 Beispiel: °yä345tm (i, 43).
3 in
6 Beispiel: 12345 (vairäjanidhana z. B. i, 72i.s, 398s).
Ml: sväre trayo 'ntyäfy prthag tkamäträh = Spbh. p. 15. Um dies auch
äußerlich anzuzeigen, wird über die letzten drei Töne gewöhnlich die Ziffer ,1' gesetzt.
7 Siehe Pps. p. 520.
8 Das ist, verglichen mit den Ausführungen des Pps. (siehe Inhaltsverzeichnis
p. 490 — 94), doch sicher so aufzufassen, daß die halbe oder ganze mäträ abgezogen
wird von (und nicht etwa hinzugefügt wird) dem tälavya-Y ok&\, zu dem die gati
gehört und der eben durch Hinzufügung dieser galt erst die Geltung eines t?r<MAierten
Vokals erhält. So bleibt demnach für diesen selbst der Wert von 2 oder 2 7s mäträ*
übrig.
9 Tonfolge vom 1. zum 2. Ton in Form eines Nachschlages des kurz gehal-
tenen 2. Tones nach dem dreimal so lang oder ebenso kurz gehaltenen 1. Tone.
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Beispiel: °panyayä 2 (i, 4i).
10 Tonfolge vom 2. zum 3. Ton in Form eines Nachschlages des kurz gehal-
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Arcika, sondern das Gäna für die Quantität entscheidet
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tenen 3. Tones nach dem dreimal so lang oder ebenso kurz gehaltenen 2. Tone.
2r r 2 Sri
Beispiele: äyäh%3co-i (i, 1i), tigmenäSio (i, 22i); siehe p. 311, Anm. 2.
3 o
11 Daraus, daß hier Wertbestimmungen für eine Vfddhierte f lange und kurze
Silbe gegeben werden, folgt, daß hier nicht wie beim karfana (p. 314, Anm. 3) das
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19 Tonfolge vom 4. zum 5. Ton in Form eines Vorschlages des kurz gehaltenen
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316 Richard Simon.
7a mäträ, der des 5. Tones l 1 /» mäträ. Beim abkiglta 1 betrögt der
Wert des 2. Tones */$ mäträ, der des 1. Tones l 1 /^ wäfrä; wird aber
vom &rtt*£a - Ton zu einem tieferen Ton übergegangen 2 , so fallen
dem höheren Ton 3 2 l /a mäträs, dem tieferen 1 / 2 mäträ zu 4 . Endlich
sollen einem wortschließenden y vor Vocalen 1 / 4 mäträ b , ebenso
einem r am Wortanfang 5 , jedoch einem r dort, wo durch Verbindung
des r mit h } r oder einem Zischlaut Svarabhakti eintritt, l / 2 mäträ
zukommen 6 .
Soweit das Ml. Seine Angaben sind, darin wird man mir bei-
stimmen, weder eindeutig noch erschöpfend noch übersichtlich. Trotz-
dem aber werden wenigstens die grundlegenden Verhältnisse klar.
Zu dem Gesetz, daß jeder kurzen Silbe der Wert von 1 mäträ, jeder
langen Silbe der von 2 mäträs, jeder vrddhierten Silbe der von 3
mäträs zukommt, ist ferner zu bemerken: Die Kürze oder Länge
einer Silbe bestimmt sich nach dem absoluten Wert ihres Vokals in
den Gänas 7 . Eine Ausnahme machen kurze Vokale vor einfachen m
am parvan-Schluß: Diese gelten als lange bezw. vj-ddhierte Vokale 8 .
Sodann: Alle langen Silben gelten als vj-ddhierte Silben, wenn sie nicht
ausdrücklich als lange Silben (durch r, bezw. °) bezeichnet sind.
4. Tones vor dem dreimal so lang gehaltenen 5. Ton. Beispiele: °9yebUiir° (i, 80),
4
°vyübktäh (i, 433i); siehe p. 311, Anm. 2.
1 Tonfolge vom 2. zum l.Ton in Form eines Vorschlages des kurz gehaltenen
1 7
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2. Tones vor dem dreimal so lang gehaltenen 1. Ton. Beispiele: °mä±, rt*° (i, 15*) f
1 7r
2)ä-in vo° (i, 534); s. Pps. p. 517.
f Ml.: abhigile kru*{ädiv ardhamäträ nicena svarena bhavaty ucce *rdhati*rah*
3 Ob dieser ,höhere Ton* dann wieder der krns(a sein soll oder auch der
1. Ton sein darf, darüber wird nichts gesagt, ist aber davon abhängig, auf welche
Silbe man ,kruftädir* der vorigen Anm. bezieht.
17^ 17^
4 Beispiele: °dhä | to2S° (i, 151), °ho | to2° (i, 547 4 ); siehe p. 311, Anm. 2.
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äjyadohamma, vaiSvänarama, agnlma, junänäma) in dem Nachklang der Silben.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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5 Beispiel: räyäy ä° (i, 93a).
Vgl. die Beobachtungen über die Aussprache der Liquiden bei Felber p. 5.
7 Über eine scheinbare Ausnahme vgl. p. 314, Anm. 3.
H Dies findet eine Bestätigung in der heutigen Praxis bei Felber (p. 101:
Original fronn
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Die Notationen der vedisghen Liederbücher. 3t 7
Die so in ihrem zeitlichen Wert bestimmten Töne und Silben
schließen sich innerhalb eines Liedes zusammen zu paroans 1 , Takt-
einheiten *, deren Anzahl nicht willkürlich, sondern für jedes einzelne
Lied genau bestimmt ist 3 . Das Tempo (vftti) des Vortrages kann,
nach ML, ein dreifaches sein: rasch (druta), mittel (inadhyama) und
langsam (vilambita). Beim raschen Tempo ist 1 mäträ drei Zeitein-
heiten gleichzusetzen, beim mittleren vier, beim langsamen Tempo
fünf Zeiteinheiten 4 .
Diese Bemerkungen mußten vorangeschickt werden, um nun-
mehr den Versuch rechtfertigen zu können, eines der vedischen
Lieder mit den Mitteln moderner Notenschrift zu umschreiben 6 . Selbst-
verständlich wähle ich dazu das erste der von Felber bearbeiteten:
Es ist das das Lied Ar. g. i, 2, 16 nach der Melodie Ajyadoha (Sv.
ii, 409; bei Felber Nr. 425: p. 38-9. 101. 161). Dies Lied beginnt
in den Gftnas mit dem 2. Ton. Je nachdem dieser 2. Ton a) dem
Anfangston der FELBERSchen Phonographie gleichgesetzt wird oder b)
auf den zweiten Ton des Ambitus dieser Phonographie bezogen wird,
ergibt sich:
1 Sämalak§ana fol. 2 b : yatra sämagä vimmya gäyanii tatra virale iämabhäge
parvasarpjnä vartate. Ebenso Spbh. p. 13; vgl. Pps. p. 521.
8 Vgl. die zutreffenden Bemerkungen von Felber p. 36 — 36.
* Zum Teil, nebst Angaben über die Anzahl der mäträs und Längen, in
besonderen Werken, so in den verschiedenen Clialäk^aras, zum Teil am Schluß
eines jeden Liedes, so in südindischen Handschriften und auch in der Grantha-
Ausgabe des Veyagäna von Krgnasvftmiu Srautin.
4 Diesen drei Tempis werden im Ml. auch besondere Farben und Gottheiten
zugesprochen: Dem raschen Tempo die rote Farbe und der Windgott, dem mittleren
die schwarzblaue Farbe und Brhaspati, dem langsamen die weiße Farbe und der
Sonnengott. Eine Verbindung der einzelnen Töne und Tongeschlechter mit Farben
und Gottheiten findet sich erst in der nachvedischen Literatur der theoretischen
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6 Hierdurch wird natürlich nicht berührt, was ich schon (1908) Pps. p. 524
sagte: ^Anzunehmen, daß die Töne der (indischen) Leiter nun auch mit Tönen
unseres zwölfstufigen Systems zusammenfallen, das heißt doch dem Zufall allzusehr
zu vertrauen und sich die Sache leichter zu machen, als sie in der Tat ist/
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Bei diesen Wiedergaben können, wie ans den Bestimmungen
über die gati (s. p. 315) hervorgeht, die drei Takte der ersten und
siebenten Reihe auch umschrieben werden: J. ^ ^
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320 Richard Simon.
Dann ist diskutierbar, ob, nach Analogie des ersten Takte3 der
dritten Reihe, in dem zufällig gati eingetreten ist, in allen mit einer
s / 4 -Note schließenden Takten statt dieser 3 / 4 Note nicht ebensogut
oder besser eine 1 / 3 + x /*"Note zu schreiben sei. Weniger in Rück-
sicht auf die Gänas, als im Hinblick auf die Bühler sehen Aus-
spracheregeln für auslautendes A, die Fblber sehen Ergebnisse der
modernen Praxis für auslautendes m (s. p. 316 Anm. 8) und das oben
erwähnte Gesetz für Vokale vor j9arvanschließendem m. Unsicher
bleibt auch je der zweite Takt der dritten, fünften und sechsten Reihe.
Denn das Zeichen * kann sowohl das namana (= karsana) als auch
den pranata bezeichnen 1 . Im letzteren Fall würde dieser Takt zu
notieren sein: J.. J^ J J
Die Dinge lassen also, wegen der Unvollkommenheit der Nota-
tion, in Einzelheiten durchaus Meinungsverschiedenheiten zu. Aber
in den allgemeinen Grundzügen wird doch das Notenbild klar. Tritt
man ihm näher, so lehrt schon ein flüchtiger Blick den durchaus
symmetrischen Aufbau unseres Liedes. Zunächst die Einleitung:
Nach dem Festhalten des Eröffnungstones durch drei Takte hindurch
eine dreimalige Abwärtsbewegung von demselben Tone aus. Sodann
der (oben eingeklammerte) Hauptteil: Von demselben Tone aus erst
je zwei Aufwärtsbewegungen, dann je eine Abwärtsbewegung 2 .
Endlich der Schluß: Erst ebenso wie in der Einleitung eine drei-
malige Abwärtsbewegung, sodann eine Überleitung zur Coda, die
zuerst zwei Aufwärtsbewegungen zeigt, um dann mit einer Abwärts-
bewegung zu schließen. Nun liegt es mir gänzlich fern behaupten
zu wollen, daß jemals genau das gesungen worden ist, was obiges
Notenbild ergibt. Was ich behaupte, ist nur dies, daß dies Noten-
bild in den Hauptlinien dem entspricht, was das Gäna in diesem
in h+.
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1 Entscheidung darüber dürften die Grantha-Handschriften der Räniyanlyas
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bringen, die mir für dies Lied nicht mehr zur Verfügung stehen.
2 Eine Ausnahme macht der zweite Takt der vierten Reihe. Vielleicht liegt
die Ursache in der Bedeutung des Wortes ,rta', das von jeher mit einem Schimmer
von Mystik umkleidet war und durch eine abweichende Tonfolge sich stark von
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seiner Umgebung abheben sollte.
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Die Notationen der yedischen Liederbücher. 321
Lied notiert hat. Ob Felber bei der Herausgabe seiner Phono-
graphien diese Grundlinien wirklich ganz verstanden hat, darf zwei-
felhaft sein. Sonst wäre er wohl kaum auf den — man kann wohl
sagen — unglücklichen Gedanken gekommen, seinen vedischen
Phonographien die Gäna- Notation (in rotem Druck) hinzuzufügen,
die wie die Faust aufs Auge paßt 1 und geeignet ist, solche, denen die
Bedeutung dieser Notation nicht bekannt ist, in die Irre zu führen.
Sonst hätte er vielmehr wohl selbst versucht, seinen Phonographien die
aus den Gänas gewonnenen Notenbilder gegenüberzustellen, und wäre,
mit einem so nicht unerheblich vermehrten Material ausgerüstet, jeden-
falls in einer günstigeren Lage gewesen, das , Ethos' der indischen Musik
uns zu erschließe, als er es ohne Berücksichtigung der Gänas war.
Neben dieser bis jetzt skizzierten Notation gibt es eine zweite
ZifFernnotation, deren Grundsätze jedoch noch nicht ganz klar sind.
Vielleicht hat diese ursprünglich mit den Tönen gar nichts zu tun,
sondern geht von dem beim Vortrag vorgeschriebenen Finger- und
Handbewegungen aus. Vielleicht aber will sie auch nichts weiter
als die mäträs bezeichnen. Soweit sie vorliegt, scheint sie im we-
sentlichen in der Ersetzung jedes einzelnen oder aller vikrti-Töne
zusammen durch die Ziffer ,2' und ,3' zu bestehen, mit oder ohne
Notierung der gleichzeitigen prakj*ti-Töne. Dabei hat man oft den
Eindruck, die ,2' sei nur ein mißverstandener Avagraha oder habe
wenigstens den Avagraha zu vertreten. Südindisch findet sich statt
der ,2* und ,3* jedesmal ein Zeichen, das dem ,bhya' der Grantha-
Schrift zum Verwechseln gleicht. Diese Ziffernnotation kommt zwar
in den meisten zu den Kauthumas gehörigen technischen Schriften
zum Sämaveda vor, aber ausschließlich nur in Zitaten und Belegen
aus den Gänas 8 . Gänas selbst, die in dieser Weise notieren, sind
mir bisher nicht bekannt geworden. Daher braucht hier nicht weiter
darauf eingegangen zu werden.
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1 So wenn innerhalb eines und desselben Taktes für den gleichen Ton die
verschiedensten Ziffern notiert werden.
* So Pps. Pr: 5, 8; 6, 1; 6, 6; 7, 6; 7, 9; 8, 4. Ferner: Paftcavidhasütra Pr. 2, 1
u. m.; Sainjfiäprakarana fol. 249— 2 usw.; Ml. A.: fol. 270; Pancavidhasütrabhä^ya
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVH. Bd. 22
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322 Kichabd Simon.
II. Die Ränäyanlyas*
1. Die Ziffernnotation.
Eine Verschiedenheit von der Ziffernnotation der südindischen
Kauthuma-Handschriften tritt so gut wie gar nicht hervor. Wie dort
wird auch hier vor jeder tu&f'tf-Note der Avagraha gesetzt, das Län-
genzeichen ist der bindu, der hier auch den Anusvära bedeutet; der
prefikha- Strich wird über die der Ziffer 2 vorhergehende Silbe ge-
setzt; der abhigita-Ton wird meist durch ein ,a' bezeichnet, selten
durch die Ziffer 7; das a Zeichen ist dort, wo die Kauthumas es
schreiben, teils gesetzt teils nicht gesetzt, wird aber vielfach auch
dort geschrieben, wo die Kauthumas es nicht haben. Für zu wieder-
holende Worte und parvans schreiben die Ränäyanlyas regelmäßig
dvih bezw. trily, am parwzn-Ende statt m meist wi; statt des Anunä-
sika mit Vorliebe nur den Anusvära; dort, wo der Avagraha über
der Linie den vinata bezeichnet, meist die Silbe } vi\ wo er das na-
mana bezeichnet, meist die Silbe jUa': Beides, } vi* und ,«a ( , neben
dem ,a' des abhigita, deutliche Zeichen des Übergreifens der Buch-
stabennotation in die Ziffernnotation hier als auch bei den Kau-
thumas.
Diese vorstehenden Bemerkungen ergeben sich aus den Grantha-
Handschriften des India office: Grämageya- und Arapyagäna 10: 188
(= B. 138), Uhagäna 10: 189 (= B. 139) und Rahasyagäna 10: 201
(= B. 140). Sollte etwa die nächste Generation von Sanskritisten
das unabweisliche Bedürfnis nach einer kritischen Ausgabe der Kau-
thuma-Gänas empfinden, so wären diese drei vorzüglich geschrie-
benen Handschriften dazu unumgänglich nötig. Nur mit ihrer Hilfe
und den im nächsten Abschnitt erwähnten Grantha- Handschriften
läßt sich feststellen, was den Kauthumas eigentümlich ist, was den
Ränäyanlyas, ferner was in der vorliegenden Gäna-Ausgabe der Bibl.
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Ms. B.: fol. 14* 15»; SÄmatantrabhä^ya Ms. W.: fol. 179 — 81, Mg. B: fol. 134;
Gäyatrlvidhanabhäeya Ms. B.: fol. 2ab, 4b u. a. Wieder etwas anders bei Lfttyft-
yana, der z.B. für den dritten »vära notiert: 23111 oder 2311 (VII, 9, 7— VII, 13,6).
Vgl. Henry und Caland, L'agni§toma p. 467.
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Die Notationen der vedischen Liederbücher. 323
Indica auf einem Druckfehler beruht, was nicht 1 . Sie enthalten über-
dies zur Kontrolle am Schluß eines jeden Ekarca, bezw. Trca die
Angaben über dessen Anzahl der Längen (= dl), der mäträs (= mä)
und parvans (== pa)*, das Uhagäna auf seinen letzten sieben Blättern,
außerdem noch eine Chaläksara 8 genannte Zusammenfassung der
gleichen Punkte, jedoch mit Hinzufügung des jedesmaligen Liedan-
fanges und Sämannamens sowie von ,trce l 9 } ekarce 4 und f $väsu'*.
Nimmt man dazu noch die Kauthuma-Veyagäna-Ausgabe des Kr$Qa-
svämin Srautin, so wäre das wichtigste Material zu einer kritischen
Ausgabe beisammen 5 .
2. Die Buchstabennotation.
Hierher gehören folgende drei Grantha-Handschriften des India
Office: Grämageya- und Aranyagäna 10: 60 (= B. 142). Der Be-
schreibung dieser Handschrift fügt Buiwell (Cat. p. 47) die Bemer-
kung hinzu, sie , solle angeblich den Kauthumas gehören'. Das ist
nicht richtig. Sie gehört den Räijäyaniyas an. Es ist der Aufmerk-
samkeit Bürnells augenscheinlich entgangen, daß sich unter dem auf
einem losen Palmblatt in modernem Grantha geschriebenen Inhults-
1 So ergibt sich aus einem Vergleich, daß von den ersten 141 Liedern des
Grämageyagäna gerade 8 Lieder in der Bibl. Indica einwandfrei herausgegeben
sind (nÄmlich i, 1 : 16. 30; n, 1 : 8. 10. 22. 35; n, 2 : 13. 23), daß in allen andern
133 Liedern Abweichungen von den R&gäyanlya-Handschriften vorliegen, die aber
nur zu ganz geringem Teil auf dem Unterschied der Schulen beruhen dürften. Als
kleine Besonderheit des Gesanges der Rityäyanlyas erwähnt das Mah8bhä$ya den
Nachschlag eines halben e und o nach e und o (Weber, I. St. XIII, 447 — 8).
* Dazu noch die Anzahl der ,«£'. Wovon das eine Abkürzung ist, vermag
ich nicht zu sagen.
* Bei Burnell, Cat. p. 46 nicht erwähnt. Es wird in den Handschriften ab-
wechselnd Chaläksara und Caläkgara geschrieben.
4 Auch die unvollständige Handschrift des Ühagäna 10: 159 (siehe weiter
unten) enthält Angaben über ,yon? und ,*väh'. Vgl. Pps. p. 507.
5 Wieder etwas anders eingerichtet sind die Chaläkgaras, die enthalten sind
in den Handschriften 10: 60. 64. 164 und 201, denen aber höchstens nur der Wert
CO
gegenseitiger Kontrolle zukommt. Ihnen sowohl wie den oben genannten Chaläk-
§aras gemeinsam ist die Anwendung eines besonderen Systems von Silben zur Be-
Zeichnung von Zahlen, das jedoch mit dem System der Buchstabennotation der
Gänas nichts zu tun hat.
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324 Richard Simon.
Verzeichnis ein zweites in älterem Grantha ebenfalls auf einem losen
Palmblatt geschriebenes Inhaltsverzeichnis der Handschrift befindet,
das diese zwei Gänas ausdrücklich den Räijäyanlyas zuweist 1 . So-
dann Gräinageya- und Arai?yagäna 10: 89 (= B. 141), Auch zu
dieser Handschrift fügt Bürnbll (Cat. p. 47) hinzu, sie ; solle angeblich
den Kauthumas gehören/. Auch das ist nicht der Fall. Zwar fehlt
hier ein so ausdrückliches Zeugnis wie bei der vorigen Handschrift.
Doch zeigt ein Vergleich mit dieser und der nächtsfolgenden deutlich,
daß auch sie zu den Ränäyaniyas gehört. Endlich Uhagäna (unvoll-
ständig) 2 10: 159 (=B. 147).
Das Prinzip der hier angewandten Notation ist die Ersetzung
der Ziffern durch Buchstaben bezw. Silben. Von diakritischen Zeichen
ist einzig und allein der bindu (°) übrig geblieben: Er bezeichnet
über der Linie die Länge einer vrddhierten Silbe; innerhalb der
Linie einmal gesetzt den alleinstehenden 6. vikrti-Ton (atisvärya),
zweimal gesetzt die vikrti- Tonfolge 656 (parisvära) . Alles übrige
wird durch Silben bezeichnet, die, nach der ersten Textsilbe eines
jeden parvan* eingeschoben, den Typus angeben, nach dem das
parvan zu singen ist. In dem folgenden Beispiel sind die den Ge-
sang regelnden Silben durch kräftigeren Druck hervorgehoben, i, 3
= Grämageyagäna i, 1, 5: Melodie Brhadbhäradväja:
o
a pa gnin dütäni \ vr ra nimahä-i | ho kalt tärärrt vi | sva ra
vedasäni \ a kah sya yäjnä \ ä ka \ aä ce hövä \ syä kä 8ukratur}i \
i cu $ä bhä \ o ku i \ da pa \\
Die Zahl der in dieser Weise der Notation dienenden Silben
beträgt ungefähr 297. Sie werden weiter unten aufgeführt und er-
klärt. Neben ihnen hat man noch eine Reihe weiterer Silben in
Gebrauch, ursprünglich nur für die Fälle, wo der Silbentypus einer
Ergänzung bedarf, dann aber, in mißbräuchlicher Anwendung, auch
1 samavede ranayinx iäkltä. prakrti. saptatantram. (sä)äranam parvatrayam.
(sä), iukriyam Saukuyyam. fmahäjnämni usw. ränäyintiühhäpattram.
3 Es fehlt Ühag. XIV, 1, 15— XVIII, 1, 4; XXII— XXIII.
3 Daß diese Silben gerade immer an zweiter Stelle des parvan stehen mütien,
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ist für die Kritik der parvan-Eu\tei\ung von großem Wert
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Die Notationen der vedischen Liederbücher. 325
in Fällen, die sich auch ohne diese besonderen Ergänzungssilben 6chon
so mit dem Silbentypus decken. Solche Ergänzungssilben, die stets
unmittelbar nach der Textsilbe gesetzt werden, auf die sie sich be-
ziehen, oder, wenn dies die erste Silbe des parvan ist, nach dem
Silbentypus gesetzt werden, sind : a = abhiglta, an = anupada*
stubdha*, e = pranata, *tra = tftlyadhäri*, na = namana, pre =*
preiikha,
*ma = 1. absteigender atikrama, *mä = 2. absteigender atikrama,
*mi = 3. „ „ *ml = 4. „ „
*mu= 4. aufsteigender n * mü = 3. aufsteigendei „
*me = 2. „ „ *mai=l. „ „
* rt ha = caturthadhüri, 3 *va = atisvärya, vi(n) == vinata, * sthi(ra)
= sthiramäträ*.
Die mit einem Stern versehenen Silben habe ich in den Hand-
o
Schriften nicht gefunden. Sie beruhen auf den Angaben der Hand-
schrift A des Sämalaksaija (s. weiter unten). Dagegen habe ich
außer den nicht mit einem Stern versehenen Silben als weitere Er-
gänzungssilben in den Handschriften noch gefunden: dvih und trih
zur Bezeichnung der Wiederholung von Silben oder ganzen parvans,
t =3
na ===== kar§ana vom 2. zum 3. Ton, nana = Tonfolge 656 (parisvära).
Die Quellen, auf denen das folgende Verzeichnis der Silben-
typen beruht, sind vier Grantha-Handschriften des India Office und
ein Grantha Druck :
A = Sämalaksa^a (Sl.) oder Svaraparibhä§ä 10: 147 (= B. 133).
Bi = Chaläksara oder Rävanabhaifc 10: 64 (=B. 150).
B2 = „ „ „ 10: 164 (= B. 151).
C = Chalaprakriyä 10: B 496 s.
D = Sämaparibhäsä des Krs^asvämin Srautin p. 17-33.
Von dem in Sloken abgefaßten C kommen nur einige wenige
Verse in Betracht, wie sich denn dies Werk in der Hauptsache auf
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1 Beispiele: a«3//o (i, 164) sowie die Silbentypen phä> ce.
* Beispiel: Silbentypus tha.
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1 Beispiel: Silbentypus fAaj.
4 Beispiel: Silbentypus ^o.
Original fronn
326 Richard Simon.
die Töne in ihrer Verbindung mit Finger und Handbewegungen
bezieht. Vollständig sind A, Bi und D. Während A, Bi u. B» we-
der prakrti- noch vikrti-Töne notieren, bezeichnet A wenigstens die
langen Silben mit dem bindu und beschreibt außerdem in Worten
die Tonfolge eines jeden parvan. Bi gibt in Worten den Schlußton
eines jeden parvan an. D notiert prakrti- und vikrti-Töne sowie
die Längen, alles in der südindischen Ziffernnotation. Da allein die
unvollständige Handschrift B*, die nur bis zur Silbe ül reicht, zu-
gleich auch angibt, in welchem Lied das als Typus dienende parvan
zu finden ist, so war die notwendige Identifizierung derjenigen par-
o
vans 9 deren Herkunft nicht angegeben war und deren Anzahl weitaus
die größere Hälfte ausmacht, sehr mühsam. Doch ist es mir schließ-
lieh nur in 5 Fällen, die überdies alle nur stobhaparvans sind, nicht
o
möglich gewesen, das Lied zu finden, in dem sie vorkommen. Zu
o
Grunde gelegt ist die Reihenfolge der Silben, wie A sie gibt.
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1. Der ka-varga (ka } kha, ga, gha, na) nebst la, va, tva.
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Alle hierher gerechneten parvans beginnen mit dem 1. Ton.
ka: tayäi (i, 217) 1 |
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ka: grnäno ha (i, l) 2 |
1 2
ki: samäye 3 (i, 4 a) |
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= 1
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ki: tä234m (i, 2364) |
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ku: 02345t (i, 3i) |
1 . 5 5
kü: hä2MisoQhä-i (i, ls) |
Jce: ätä234bisthä6bGt (i, 323i) I
1 2 1
kai: samiddhah Sukraya (i, As)
1 Bs falsch: dvitlye tämni = i, 1«.
s So mit ABi Bs D gegen die Ausgabe der B. Ind. Vgl. #hai'. Bi falsch:
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Die Notationen der vedischen Liederbücher. 327
1 2 1
ko: upäSho-i (i, 107») |
Irr 321
ifeau; naJfce supärnam upayät patantäm (i, 320) j
1 3 2 1
feaip; cä 2 dakfasäi (i, 35«) |
Irr r 2
fcaA: gpiäno havyadätä 23 yfl-t (i, I2) 1 |
1 4
ZcAa; na 23 ve 3 (i, 62)* |
1 r 4
AAd; /c?^ 234 vasya va 5 rsabho yuvä (1, 142i) |
1 2
Mi: va 2 Wo 35 hä-i (1, 169s) 8 |
1
&Ai: fpcitfa 3 t (i ; 390s) |
1 3 2
Ä;Au: däivam yayä-u (1, 348«) |
1 2
fcAö; dä-i mä 3 iwa 3 (1, 116) 4 |
2 2
£Ae: au 3 Ao 3 t>a (1, 2376) 5 |
2 2
/cAai; aw 3 Ao 3 vä 3 (i ; 499 *) e |
2
AAo: au 3 ho 34 t (i ; 323s) 6 |
1 . 2
khau: mähä 3 uva 343 (1, 467 4) 7 |
2 2
Ä;Aa?yi; 3 Aä 3 e 34 (1, 44s) 6 |
1 So mit ABi Bs D gegen die Ausgabe der B. Ind.
1 Anders beschrieben von A: pradvikarfaijLaeaturthätikramamandrasparSm-uht/a
tr&yäntam sparSagamanam. * Anders die Ausgabe der B. Ind.
1 5
4 D: dä-i mä32ucä3. A: pradvinawiana-uccaifykarfar}am.
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ö Der Avagraha über der ersten Silbe bezeichnet hier den atikrama des
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2. Tones vom 1. Tone aus.^ A: prathamadinamanakarfanaduiayäntasparSagamanam
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B«: taro>(ame (r, 237s)! D: au3° • Zur ersten Silbe siehe Anm. 5.
7 Doch Bi: caturthäruam.
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328 Richard Simon.
2 3 5
fe/iaÄ: svä 3 ä o 234 uä (i ; 4701) 1 |
13 5
ga : dravinä 234 syüh (i, 42) |
13 111
gä: ihä 2 3 4 5 (1, 340) |
»
gi: au 3 ho 2345 vä 656 (1, 1282) 1 |
2
gü: at6 3 ho 31 i (1, 518 c) 1 |
2
</w: a^3Äo3!2 (Ar. g. ) x |
2 2
gä: auShoSlyeS (1, 469s) 1 |
2
gre: /i<7T£3/io312345i (1, 193) 1 |
1 1 2r3r2 _
gai: ihhlhlhlhlhi (Ar. g. iv, 1 ? 15: Sv. 11, 471) |
lr 2 lr 2 r 1
go: stoma^ rudräya drslkäm (i ; 15i) |
1 7 2
j/aw; nt?ä r*a/fl31 (1, 54 s) |
1 2 12 1 5
gani: yo vrtra hova3o2oivä (r, 2732) |
lr 2r 3r 2 1 ^
<jra&; auhovä hä3ho-i (1. 5262) |
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gha: nama tva?tur apiciyäm iyä uvä 23 hovä 23 ha 2 lyä (i ? 147 2)
1 r r 1 „1a
ghä: madho arsanti dharayäuvä 23 hova 23 ha 2 lyä 2 (i ; 485s) |
1 2
^fii: kasyä nülnä2m (i, 34 1) |
1 2rl
0Ä7. : «3-t hotäsä 23 (r, li) |
1 2
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5 CD
pÄn: indram arca yäthälvidä23ii (i, 235 1)
12 1 5
^/i«: gä-irbhir na vo23Avä (i, 2365)
1 Zur ersten Silbe siehe p. 327, Anm. 5.
3
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Die Notationen der vedischen Liederbücher. 329
1 2 1 5 5
grÄe: ya£ 8uk$itä23iinoQhä-i (i, 582i) |
Irr 222
gfÄai; gpiäno havyadältä3ye (i, ls) |
1 2r 1 2
</äo: va-i6vebhil m i so23hä3 (i, 180) |
1 r r 2 lr 2
<jrAau; upamün devatätä23yä3±i (i, 3912) |
1
ghani: o narl 23 A3 (i, 303) * |
1 2 1
ghah: hovä3ho2i (i, 417ö)* |
1 2
Äa; jflnu^ satyä3123 (i, 168s) j
1 2
itü: äbhi vateä31234 (i, 236s) |
1 r r 2 1 5
iti: dhiya jmaya na ovä3o23ivä (i, 428s) |
1 2 3 r 2 1
in: ä^äumatlm atis{hü23t (i, 323s) |
13 2 1
nu: sä 2 dadhriso 23 ±hi (i, 513s) |
1 2r lr r 2 3 1 1 1 __
fiü: abhräjlj jyotir abhräjl2345t (Ar. g. vi, 1, 15: Sv. n, 512) s |
1 ,r. lr 2 r 1 t r
rte: indrä2^8a bädha ütaye2 (i, 237) 4 |
1 ,r lr 2 1
rtai; sadä2 yäcann ahaüjiy ä23 (i, 307) 4 |
12 12 lr 2r3 1 1 1
rto: induh samudram urviyä vibhätl23ib (i, 378 1.2) |
lr r 2r lr 2 1 111
Äatt; *e£ä^s «rtvä caturä2345h (Ar. g. 11, 1, 34: Sv. 11, 258) |
1 ,r lr ,r 12 1
narp,: indre2 somä2h saha i (1, 540 2)* |
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1 D schreibt für die zweite Silbe den abhialta vor.
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3 D: abhräjlj jyotir ahhräj\23tbt.
8 D ohne ,1' am Ende.
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Der Avagraha bezeichnet hier den vinata.
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330 Richard Simon.
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waÄ: toatf* vj-trßni ha^sy apratiny eka it purü (i, 248 4) |
lr 2 1 2r 1 f r r 12
la: yo jaritfbhyo maghavä2purüva8uh (1, 235 2) x \
lr ,r lr B r r lr 2 1 B r
Zä; yo rä2yäm ä2netä ya idä2näSm (1, 582s) 1 |
Irr r 2 12 lr 2r 1 111 _
li*: eke codarasarpinas tebhyo namä23ibh (Ar. g. 11, 2, 33: Sv.
11, 436) |
1 2r lr 2 lr 2 r 1 2r ^ 1 _
li: yasmäd dpa aufadhayo bhuvanäni cakraduh (Ar. g. in, 2, l9:
Sv. 11, 279) |
1 2.12 lr 2 II r 2 1 r 2r r
lu: janadivam antariksam prthivirfl vi§vabhoja$arp, pururüpä aji-
janah (Ar. g. in, 2, 24: Sv. 11, 285) |
1 r 2 lr 2r 1 r 2 1 r 2r 1 2r3 111
lü: arürucad gharmo arürucad usasän divi süryo vibhäti234b
(Ar. g. iv, 2, 5: Sv. 11, 475) |
1 r r 2 1 r 2 r r lr 2r r lr 2
le: namo 'nnüya namo 'nnapataya eküksäya cävapannädäya ca
1 2r 1
namo namaJi (Ar. g. v, 1, 8: Sv. 11, 490) |
Irr 2 1 r 2 r r 1 r 2r lr 2 r 1 2
lai: tejo gharmah sarpkridante väyugopäs tejasvatlr marudbhiv
1
1 2r . -
bhuvanäni cakraduh (Ar. g. in, 2, 21: Sv. 11, 279 Z. 2 v. 0.) |
1 r 2 1 2 1 2 12 12
lo: T&yü* a indra bhunkti maghavann indra bhunkti bhuixkti pra-
1 r 2 r 3 111
bhunktlndras tasarapütä 2345 A (Ar. g. v, 1, 22: Sv. 11, 324) |
Irr 2 1 r 2 r 1 2 r r 1 r 2r lr 2 r
lau: tejo gharmah sarpkrl^ante ÜSumatir väyugopäs tejasvatlr
1 2 1 2r _
marudbhir bhuvanäni cakraduh (Ar. g. in, 2, 19: Sv. 11, 277 Z. 3 v. u.) j
1 2 lr 2 1 2rlr 2 1 2r 1 r 2
larp,: avajyäm iva dhanvanovite manyun nayämasi mj*<][atän na
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1 AB«: svaram nä**t f vgl. ,lah\
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1 Der Avagraha bezeichnet hier den emola.
Original fronn
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Die Notationen der vedisohen Liederbücher. 331
1 _
iha (Ar. g. v, 1, 6. 7. 8: Sv. n, 489. 490) |
1 2 1 r 2 1 2 1 2 lr 2 Irr r 2
Iah: sarpyamann avyüyaman viyamann asamäyaman yeke coda-
1 2 lr 2r 1 111 _
rasarpinas tebhyo namä 2345 Ä (Ar. g. n, 2, 33: Sv. n, 436) |
1 2r 1 2r lr 2r lr 2r 1 2 lr 2 1 2 1 2
va: manah pränafy pränopäno vyänai cakpuh irotra^ Sarma varma
lr 2 lr
bhütih pratisthä (Ar. g. vi, 2, 17: Sv, n, 515) |
lr 2 r 1 2 12 1 2 r 1
vä: tebhyai ca SräyibhyaS ca nama$ ti§{hadbhya6 copati§thad-
2 1 r 2 lr 2 lr 2 1 2 lr 2 1 2r
bhyai ca namo yate ca viyate ca namalj, patke ca vipathäya ca (Ar.
g. v, 1, 7: Sv. ii, 490) |
1 2
vi: tsä 23 i bd3 (i, l 8 ) 1 |
1 2
vi: ?fö23dAa34 (i, 243») |
1 2
vu: nävä23hä34:3i (i, 5i) |
1 a 3 5
vu: ivä2pra23iyäm (i, 5s) |
1 a 3 5r r
ve: t8ä2iba234tauhovä (i, li) 1
1 2. 3
vai: *yaküma23ibyä6b6m (i, 171) |
lr r r 2 3
vo: tve nah prapitve tüyäm älgahi (i, 252*) |
II 1 _ 2
vau: iyä2l3yä (i, 476 i)
1 ,r 1 r 8
varri: ya usriy ä2 apiyä antaraSmani 23 (i, 585)*
12 1 3 111
vah: ati dvi?a23ibh (i, 426) |
> <u
II lr _ 1 _ 2
£ -o
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tva: äyu§ag a%2hlai2hl3yä (i, 484a)
1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
* Der Avagraha bezeichnet hier den vinata,
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fÖ 0)
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Original fronn
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332 Richard Simon.
1 ,r Irr 2 r 1 3
tvä: avyä2värebhifypavatemadintamä23h (i, 5842) 1 |
12 r lr 2 13 111
tvi: tatra püsä bhuvat sacä 2345 (i, 148i) |
lr2r lr 2 1 ,r lr 3 111
tvl: data maghäni maghavä 2 surädhä 2345 h (i, 335 1.2) x |
lr r r 2 r lr 2
<tm: äj/itr viiväyur vUvarp, viivam äyur aiimahi prajärp tvastar
1 2 1 r 2 lr 2 1 r 2r 1 2r 1 3 111 _
adhinidhehy asme Satani jivema Sarado vayarrt te 2345 (Ar. g. 11, 2, 12:
Sv. 11, 442) i
1 r r r 4 2 3 5
tvü: viivä dvesä^si taratl 23 sä 3 yugvabhih (1, 463 1) |
1 2 12 1 3 111
tvt: has prahas e 3 cakßü 2345 Ä (Ar. g. 11, 1, 27: Sv. 11, 429) |
Irr 2 1 r 2 r 1 2 r r 1 r 2r lr 2 r
tvai: tejo gharmah samkrldante iiSumattr vayugopäs tejasvatlr
1 2 1 2r 8 111
marudbhir bhuvanani cakradü 2345 h (Ar. g. iu, 2, 25: Sv. n, 280
Z. 1 v. u.) |
2. Der ca-varga (ca, cha } ja y jha, fia) nebst 6a f sa, sa, ra, la 9
&ca: Alle hierher gerechneten parvans beginnen mit dem 2. Ton.
2 r
ca: gira (1, 82) |
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2 4
ca; stusa-i miträ 3 m (1, 52) 3 |
2
ci; tyädim (1, 1702) |
2 4 5
cl: auShovä (i, 2) |
2 5 _
cw: c?ä345yo6Ää-t (i, 52) |
c^: täSvabja65&m (1, 335i,2) |
ce: cfä3$äm (1, 3Ö4) 8 |
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2 2
1 Der Avagraha bezeichnet hier den vtnala.
* Anders die Ausgabe der B. Ind. 3 D: dö32ta*i
fü 0)
1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Die Notationen der vbdischen Liederbücher. 333
2
cai: da 343 i (i, 80) |
2r 1 2r
co: gne mahobhili (i f 6i) |
2 lr 2
caw: a/)än napä3 (i, 62) 1 |
2 1 2
cani: ravUpatäyeZi (i, 106) |
2 r 12
ca/i: ca yonim asatal ca vä-ivä 343 /i (i, 321 i) |
2 1 4 r 5
cAa: pratt tyä 23 fl cä?'Mm adkvaräm (i, 16) |
2 1 4 r 5
chä: bj'hadbhl 23 r a<jr»e arcibhir hä-u (i, 37i) |
2 1 5
cÄt; &a it pä 234 rä 6 (i, 248s) |
2 1
chl : sahd $vä 2345 tä 656 t (i, 21 2) |
2 1 2r r 1 2r
cäm: iukra-ina devaiocifä (t f 37*) 1 |
■a
2r 1 2
cäw; revätf 2>älvä23 (i, 37») |
2 1 7
cÄe; iÄwno A;*c2a 234 i (i, 184) |
2 12 1 5
chai: na indra vyträ234thän (i, 181) |
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2 r 1 2r
cAo: asmabhyam Tita 3 yä-i mähe (i, 10) 1 |
2r r 1
cAau; auho-i hu 3 vä 23 t (i, 34s) |
2 12 2
- "r?
F P.
cham: cd 3 däksä 3 sa-i (i, 354)
2
cÄa/i; e 31234 (i, 64s) |
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ja: ürdhva ü §u na3ütä234yä-i (i, 57 1)
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ja: devaibhäSZir mä (i, 2) |
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1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
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334 Richard Simon.
2 lr 2
^'t: ^wAümä 23**3 (i, 160*) |
2 lr 2
jl: priyädä2aivä34tk (i, 178) |
2 lr 2
jtt: toye wo 23 *ä 343t (i, 14) |
2 1 r 2 3 111
jü: agnir ähutä2teblf. (i, 122i) |
2r 13 5r r
^'e; awÄo2ÄÄ234o«Aot>ä (i, 49 li) |
2r lr r 2 lr 2
j'at: devair agne sa yävä2Zbhih (i, 50) |
2rl 7 2
jo: äjin na gü-i / rvavä2ShäSh (i, 68 i) |
2 1 ,r lr 2r 3
jau: saniin me'2 dhäm ayä*t«ä 2345 m (i, 171) 1 |
2 lr2 1 2 . 1 r
;aiji: 6ftä8a id vahantafy santad d2iata (i, 565 i) 1
2 1 2r 1 2 1 2
jah: pavitran te vitatarn brakmanaspateZ (i, 565 i) |
2 1 2 lr r 2 r lr 111
jha: gharmah pravj-ktas tanvä samänj-dhe vrdhe *wt>ä2345/i (Ar.
g. ii, 2, 15: Sv. ii, 443) |
2 1 2 r lr 2 lr ,r 3 111
JÄ3: arkasya devöfy parame viyo 2 m8 2345 n (i, 5652) * |
2 1 1 A/
jÄt: na tvadanyo maghavü23nä2 (i, 247 1) |
2 1 r r 2
jÄi: ripur Uitam a31o«ä23 (i, 104) |
2 1 2
;'äm: taksad yad ä 31234t (i, 537«) |
2 12 111
jhü: draväsasä 3 1 wva 2 345 (i, 18i) |
2r3 2 1
j>Äe: Ä%e andhasa2h (i, 422)
2 3r 2 1
^Äat: iawd a*ä23m (i, 103) |
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1 Der AvagmhÄ bezeichnet hier den vinata.
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Original fronn
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Die Notationen des vbdischbn Liederbücher. 335
2 3 2 12
jho: saparyatäye S4 (i, 346s) |
7
jhau: indrarp. väyä2m (i, 130i) |
7
jharp,: rarä 23 (i, 124») |
7 2
;Aa&: j>ana 23 näm (i, 67i) |
7 2
fia; <*arä 23 Ää 34t (i, 469*) |
2 r 1
üä: punänam abhigäS (i, 569 t) 1 |
7
fti: tü5234 (i, 152) |
7
«; $u ©a;r»nä2343m (i, 130i) |
7 A 3 5
flu: amä2nthä2SAtä (i, 9i) |
7 A 3
üü: yuvä 2 «5234 5 khä 6 56 (i, 133s) |
7 r 1
«e; (am ä2rbhva8ü2$m (i, 243 1) 2 |
7 1
flai; anü23Ao (i, 410») |
2 ,
jio: trahäS (i, 411s) 3 |
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ftaa: dadä2yaS (Ar. g. iv, 1, 11 = Ar. S. i } 2: Sv. n, 468)
2 r lr 3 2
fiaTji; ante vayä^si yantäu (r, 77 i)
2
fiaÄ: stuvaudhauS (i, 166 ») 3 |
2 lr r 3
ia: «w?äwa 8omam adribhl234Ji (i, 51 2 i)
2 lr r 3
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1 Der Ayagraha bezeichnet hier den atikrama des 2. Tones vom 1. Ton
aus, nach B, das mit dem 2. Ton schließt, den tnnola, nach D das namana. As:
nätti.
* Der Avagraha bezeichnet hier den vinata.
svaram natti.
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• Der Avagraha bezeichnet hier das namana.
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336 Richard Simon.
2r , 2
Sä: auho 3 »ä 343 ( )* |
2 lr 3 111
Si: krayähutä2Mb%, (i, 4s) |
2 2
Ä: t?ä3cä3# (i, 87i) |
2 2
$w: Ää3Aä34 (i, 551s) |
2 3r 2
iü: shww o/asä 343 (i, 243 1) |
2 3 5
Se: niy aträ 234 inäm (i, 22») |
2 r r 2 5r r
sai: aw3Aot?d Ää34auAovd (i, 238s) |
2 3 5
So: yäsää234*J6 (i, 2488) |
2 3 5
Sau: oväo 234 vä (i, 252s) 2 |
2r 3 2 3 2
Sarfi: paoalcävariiäh (250 1) |
2 r r 3 2 32
Sah: su$äva somam adribhih (i, 512 is)
2 2 32
sa: vo3gnayaeSi (i, 35s) |
2 r 2 3
sä: indrasyeväMSpra tava (i, 78i) |
2r 2 5
st: aiyä 3 431 34 yä (i, 82) |
2r 2
si: ot>ä343o345rä656 (Ar. g. )
2 r 12
m: ita eta u3darülhä2n (i, 92) s |
2 r 17 2
sü: h-niSthäatithlSm (i, 110) |
2r 1 7 2
se; pärä 3 Äiasa^sä 23 yäm (i, 43) 4 |
2
1 Der Avagraha bezeichnet hier das namana. * D: o 32345 vä 656.
2. «
3 Anders die Ausgabe der B. Ind. * L>: j>äw*3°.
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t/1 4J
1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Dia Notationen dir vbdibchbn LibdbrbOchbr. 337
2r 1 7
sai: i-vävä3tä-i vjtrahä2Sin (i, 264«) * |
2 r r r 1^7 111
so: pra te dhärä madhumäBtä-ir a*f^rä 234 5 n (i, 534) 2 |
2 1 2r lr 2 lr 2
sau: Uta trätä tivo bhnvah (i, 448 l. s) |
2 1 r 2r 1 2r 1
sam: prabhur gäträni pariyesi vi6vatä23h (i, 565i. s) 8 |
2 12 1 2r lr 2r 3
sah: ha tyat saptabhyo jäyamänä23ih (i, 326 i) |
2ilr 2 r lr 2r 1 ,r 3 111
sä: väjl jiglvä viivä dhanä 2 nl 2345 (i, 554s) 8 . 4 |
2 1 2 lr r 2 r lr 111
sn : gharmah pravfktas tanva samänaie mähe suvä 2345 h (Ar.
g. ii, 2, 16: Sv. ii, 444) |
2rr 1 2 lr 2 1 2 1 2r
si: lyänah kfsno daiabhih sahasraih (i, 323*) \
2 lr 2r 1 2 12 1
T3
TD
03
> ^
F P.
#J; mahäm aparaiji vysabhac 8uvajrä23m (i, 335i.2)
2 1 2 lr 2 1 2r 1 111 _
tu: v/'traii jaghanvä^ apatad vavärayat tamä 2345$ (Ar. g. iv,
2, 11: Sv. n, 479) I
|_ to
2 1 r 2r 1 2 1 2 r 1
*ä; ti dadhänebhyaS ca namah pravidhyadbhyai ca pravyädhi-
2 12 1 2 r 1 2 1 2
bhya6 ca namah tsaradbhyaS ca tsäribhyai ca namah Sri (Ar. g. v,
1, 7: Sv. ii, 489) 6 |
2 1 r 2 lr r r 2 lr 2 lr 2 1 2r 1
se: manyunä vj*trahä svryena Bvarä<l yajüena maghavä dak§i-
2r lr 2 lr r 2r l 2 r r _
näsya priyä tanür äjüävüan dädhära (Ar. g. v, 1, 6: Sv. n, 488) |
2 lr 2r 1 2r 1 2 lr 2 1 2 r 1 2 1
sai: rudräya tlrasade namah sthiräya sthiradhanvane namah pra-
2 r 1 r 2 1 2 1 2 r
tipadäya ca pafarine ca namas triyambakäya caka (Ar. g. v, 1, 8:
Sv. ii, 490) |
1 D: °va3t°. ■ D: °dhumaSt°. 8 Anders die Ausgabe der B. Ind.
2
4 Der Avagraha bezeichnet hier den vinata. 6 AD: °frt.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII. Bd. 23
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1 1 ^oogle ELL UN
Original fronn
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= 1
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u
- 0)
338 Richard Simon.
2 1 3 111
so: e3maÄ32345A (Ar. g. m, 1, 26: Sv. n, 457) 1 |
2 1 2 r 1 3
satt: abhi vrajan tatni§e gavyam aSviyä23m (i, 585) * \
2 lr 2 lr 3 111
sarp,: janitendrasya janitota visno23ibh (i ; 527«) |
2r lr2 1 2 r lr r r 3 111 _
sah: äyurdhä asmabhyaijivarcodkä devebhyä23ibh (Ar. g. iv, 1 , 14 :
Sv. li, 471) |
2 1
ra: nandä-i (i, 67 s) |
2 1
r5: Jcä3ijiparah (i, 65) |
2 3r 2 1
ri; jpra £>rä vayäm (i ; 35 2) |
2 2
rl; aw3Äo31t (i, 532) |
2 12 1
rw: ?ö3maAi?o (i, 457) |
-o
£ 2^1
2 lr r r 1
ra: paramäc cit sadhasthäd aiyl23ho-iyä (i, 82) l |
2r lr 1 _1
re: svänäsa indavä ovä 23 hovä 23 ha 2 tyä (1, 4852) |
rai; $anä2inäm (1, 1552) |
2r 1 2r 1
ro: mä tä-i hetyälj, (1, 8O1) |
2 1 2r 1 2 lr
i*au; arir agne tava svid ä (1, 97s)
2 lr 2 lr 2 lr 2 lr
raip: janitä divo janitä pythivyah (i, 5272)
2 1 2 1 2 lr2r 1 2r 1
rah: bradhnai cid yasya väto na jittim (1, 541s) |
2 r lr 2 12 1 2r 1 2 1 2
Ja; caräcaräya bfhata idarp, vämam idarp byhad dhas (Ar. g. v,
2, 20: Sv. 11, 502) |
1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
.E -ö
1 ABl B«: caiurtkänlam.
£ =3
fD 0)
P ^OOgle CORNELL UN "ERSITV
—
ü Q_
Original fronn
Die Notationen der vbdischen Liederbücher. 339
2 1 r 2 lr 2 r 1 2 1 r 2 1 2 lr 21r
\ä: vjr§abhaB tvatfä Vitrena iacipatir annena gaydl} prthivyä syniko
r 2rl
'gninä viivarp, bhütam ä (Ar. g. v, 1, 6: Sv. n, 488) * |
2 12 lr 2 1 4 r 3 2
£t: suvyktibhir njfnddanarp, bhare2$uväl (i, 545i) 2 |
2 1 2 lr 2 1 2r 1
Jf; t>f<rafl jaghanvä^ apatad vavärayat tamah (Ar. g. iv, 2, 11:
Sv. ii, 479) |
2r 1 2r 1 2 1 2r 1 3 111
ica: yo§itü7fl yan manas tan mayi yofriiä 2345 m (Ar. g. u, 1, 32:
Sv. ii, 435) |
2r 1 2 lr r 2r 1 2 lr 2 1 r 2
6cä; tokarß prajürp garbho no ' yam adadhmahy ä ca parä ca
12 1 3 111 _
pathibhü carantä 2345 # (Ar. g. in, 2, 22: Sv. n, 279) |
2 1 ,r r 3 2
6ci*: agnir no 2 va^sate rayl 1 m (i, 22i)* |
2 1 4 2r 3 5
icu: arcantu pU2Strä3kä Uta (i, 362) |
2 1 4 5 4 5
Scä: upa no 23 haribhih suto vd (i, 150) |
3. Der fa-varga (fa, {ha, 4 a ) nebst ya l : Alle hierher gerech-
neten parvans beginnen mit dem 3. Ton.
3
{a: i (i, 272«) |
3 4 5r
(ä: praty agne (i, 95 1) |
3 4 r 5 5
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<t: harasä haräde (i, 95 1) |
3 2
£t: pra go3 (i, 168s) |
3 2
£u: «23%ä34 (i, 99 i) |
> <u
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3 ABi Bt D: ic* nä#tf,
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1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
* Der Avagraha bezeichnet hier den vinata.
4 ya tritt statt der Silbe 4ha ein.
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340 Richard Simon.
3 5
tu: Ai234st (i, li) |
3r 2 5r r
te: yäyäSlauhovä (i, 15 i) |
3 5
tai: madä 234 yä 6 (i, 473s) |
3 2 4
to: kayäSsthäbirä&b&n (i, 13 i) |
3 2 1
<au; yählndrä23(i, 162i) |
3 2 1
tarri: dhumattämä 234 A (i, 5477) 1 |
3 2r 1 111
tah: divas päyü234bh (i, 392) |
3 2
<Äa; Äamö 3123 i (i ; 342t) 1 |
3 2
*Aä; &am;ä 31234 £ (i, 157 i) |
Sri 5
tili: auho23ivä (i, 139) |
3 4r 3 4 5
thl: eigne jaritar vi (i, 39g) 1 |
3r 4 r 4
thu: auhobindra te iaväh (i, 391») |
3r 4r 5 r r 4 5
thü: ä no agne vayovfdham (i, 43) |
3 4 3r 4 5 4 5r
the: ava drapsä a^Jumatlm (i, 323 3.4)
3 4r 3 4 3r 4 5
fhai: agne myia mahä^ asi (i, 23 1) |
2 |
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F p.
£Ao: <uräftä234£ (1, 544 1) |
3 2 3 5
thau: mahä-iträ234inäm (1, 192i) |
3 2 3 5
thaiji' madä 32 intä 234 räm (1, 385 1)
(U
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«AaA: vr«ä343A (1, 196) |
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1 Anders die Aasgabe der B. Ind.
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Die Notationen der vedischbn LibdbbbOchbr. 341
3 2 3 2
$a: pibäSituväS (i, 165i) |
3 2 2 3r 5r
da; mahä 343 f)i vipodhäm (l, 74) |
3 2 8r4r5
$i: kadä 34 auhovä (i, 228 s) J
3 2 3 5
4~i: aha 312 ny<3234 da (i, 3717) 1 |
3r , 2
^m: auAo3Aä3 (i, 187)' |
3 4 5r 3 4 5 r
$ü: viyaiijate samafijate (i, 564s) |
3 4 3r Av 3 4 3
<?«: a«ft «omo aya^ *w<a^ (i, 174) |
,3 4 3 4 3r 4 3r 4 5
<7at: indram accha »utä ime vr§anarji yantu hä (i, 566*) |
3 r 2 ,
do: thinä SaväB23i3h (i, 166s) 1 .* |
3 4v 3r 4 5 8r 4 5
dau: upopen nu maghavan bhüya it (i, 800) |
3r 2
ya s : ehiyü (i, 36i) |
3 r 2 1
yä: nuse janä (i, 2) |
3r 2
yi: gäyä 31 (i, 342 i) |
3r 2
yz; auAo 312 (i, 1 7 2) |
8 2 1
yu; kavikrato2 (1, 476i.s) |
3r 2 3 2
yö: yojäSirür (1, 235 1) |
3 2 3r 2
yai 4 ; ghnatä 34 väm3 1 (1, 305 1) |
yo: auhovä (1, 495«)
1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
* Der Avagraha beseichnet hier das natnana.
9 Siebe p. 339, Anm. 4. * ABi Dsye nä.ti
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342 Richard Simon.
3r , 2
yaw; auhodvä ( )* |
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3 2
yarp: navä32 (i, 236 2) 2 |
3 2 2
ya£: ?näÄt «rä32323m ä (1, 166s) |
4. Der tavarga (ta, tha) nebst Äa: Alle hierher gerechneten
parvans beginnen mit dem 4. Ton.
4
ta; ognä-i (1, li) |
4 5
<a; ^ärö (1, 15i) |
4 5
ti: hobtoGhä-i (1, 4 s) |
4r 5 4
ft; pre§tharp, väh (1, 5i) |
4 5 4r 5r
£u; aflfua öyäAi (1, 1 s) |
4 5 4 5
tu: hariSmairurß na varmanäG (1, 74 1) |
4 5 4r 5r 4
te: agna äyähi vi (i, I2) 3 |
4 5r 4 5 4 5
tat: agne jaritar vi&patih (1, 39 1) |
4 5r 4 5 4r 5 4
<o; aqne vivasvad äbharo (1, IO1) 2 |
4 r 5r 4 5r 4r 5 4r 5 r
tau: na yo mätaräv anveti dhatäve (1, 642) |
4r 5 4r 5 4 5r 4 5 4
tarp: vo mähe matayo yantu vipxavo (1, 462)
4 5 4r 5 4 5 r 4r 5 4 5
tah: induh pavisfa cetanah priyah kartnüfp matih sy (i, 481s)
4r 3 4r 5 r
tha: pähi no agna e (1, 36a) |
4 3 4r 5r 4 5r
thä: maghavä no janü (1, 38) |
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1 Der Avagraha bezeichnet hier das namama.
1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
Original fronn
Dir Notationen der vedischen Liederbücher. 343
4 8 4 r 3 4 5 r
thi: ima u tvä vicaksate (j, 136) |
4r3r 4 3 4 5 4 5
thi: Sväse patayantam ukfanam (i, 564 3) 1 |
4r 3 4r 3 4 3 4 5r r
thu: pähi glrbhis tisjbhir ürjüm (1, 36s) |
4 2 4 5
thü : jflä 3vo3 gnayä-i (i, 35 i) 2 |
4 8
the: yajiiäbya (1, 354) |
4 5
thai: abhi priyäS (i, 554») |
4
ha: häS (1, 282 2) |
4 2 3
ha: tä3u yam a (1, 337i.s) |
4 2
hi: ho3vä34 ( ) |
5. Der pa-varga (pa 7 pha*): Alle hierher gerechneten parvavs
beginnen mit dem 5. Ton.
5 r
pa: agnim dütäm (1, 3) |
5 5
pä: agnirp, vä&e (1, 21s) |
in
5 4
jn: pui-ö (1, 97 1) |
5r r 4
pi: äghäya ihä (1, 133a) |
5 3 2
pu: ndram 0-1 (1, 144 2) |
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5r 3 2
pw; fäham oSi (i ; 1442) 1 |
5 r 3r 2 1
pe: sahovänarp, tä (1, 332 12) |
1 Anders die Ausgabe der B. Ind. * ABt: hovä.
s BiBs lassen die po- f pau~ t patp,-, paJjL- sowie alle pha-Typtn fort. Letztere
sind auch schon deswegen verdächtig, weil sie ausnahmslos am Anfang eines
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Liedes stehende parean* bezeichnen.
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344 Richard Simon.
5 r r 4 5
paii jaräbodhovä (i, 152) |
5 4 5
po; tuvidyumnarri vibhäQ (i, 549ö) |
5r4 2 4 5r
j?att: dütäSrii voS viivavedasäm (i, 12) 1 |
5 4 2 4 5 4 5
parp,: tarri gü 3 rdhü 3 yä suvarnarovä (i, 109i)
5 r 2 4r 5 4 5
paA; tarobhäZir vo vidadvasum (i, 2377) |
5 2 ^ 4r 5r
pha: pra ma^häd isthäya gäyatä (i, 107 1) |
5r r 2 4 r 5 5
phä: ehy ü §ü 3 bravönä 6 1 <ä-t (i, 7i) |
5r4r5 r 4
phi: räye agne mahä-i (i, 93 1) |
5 4 5 r 4r 5 r
phi: agnim indhäno manasau (i, 19i)* |
5 4 5r 4 5 4
pAw; 6ukrant te anyad yajatam (i, 75i) |
5 4 5 4r 5 r 4 5r
phü; agnis tigmena Socifä (i, 22 i) |
5r 4r 5r 4 4 5 4
phe: enä vo agnim ehnamasä (i ; 45s) |
5 4r 5 4 5r 4r 5 r 4 5
phai: sameta vi§vä ojasä patim (i, 372*.s)
Dies ist das System der 297 typischen pai-vans in den Schulen
der Rä^äyanlyas. Die geringe Anzahl dieser pamans ist erstaunlich,
wenn man bedenkt, daß die Anzahl der Lieder des Grämageya- und
Aranyagäna zusammen rund 1500 beträgt 8 . Ninhmt man für jedes
dieser 1500 Lieder 7 parvans in Anspruch, was ja ganz außeror-
dentlich niedrig gerechnet ist, so würde sich die Anzahl aller parvans
—
in den ersten beiden Gänas, auf denen ja im wesentlichen auch Uha-
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und Uhyagäna beruhen, auf 10500 belaufen. Daß sich alle diese
10500 parvans auf 297, in ihrer Eigenart durchaus übersehbare
1 Anders die Ausgabe der B. Ind.
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1 Noch genauere Zahlen bei Caland, Jaiminlja-Sainhiü p. 20.
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Die Notationen der vedischsn LikderbOcheh. 345
Typen zurückführen und mit Hilfe dieser Typen nebst einigen Ergän-
zungssilben darstellen laßen, beweist doch, wie mir scheint, eine viel
größere Konstanz der musikalischen Ausdrucksformen, als man sonst
anzunehmen geneigt war. Daß sich der große Komplex geistlicher
Lieder in 297 verschiedenen Takten erschöpft 1 , die, wie die bunten
Steine eines Mosaiks, sich zwar zu verschiedenen Mustern aneinan-
derreihen und zusammensetzen lassen, für sich allein aber und als
Teile eines solchen Musters betrachtet sich immer gleich bleiben, das
zeigt eine verhältnismäßig so enge Begrenzheit musikalischer An*
drucksmöglichkeit, wie sie nicht erwartet werden konnte. Vielleicht
als Wirkung einer ebenso fest umschriebenen und mit ebenso peinlir
eher Genauigkeit befolgten Opferhandlung. Vielleicht als Anzeichen
dafür, daß die Elemente der Musikübung, um mich der FELBERSchen
Worte (p. 17) in einem ihm entgegengesetzten Sinne zu bedienen, doch
mehr mathematischen Größen glichen, als daß sie der Aussprache
eines je nach dem verschiedenen Textinhalt wechselnden GefÜhlsin-
haltes dienten 2 . Vielleicht aber auch nur als Ergebnis rein literari-
scher Bestrebungen, die sich von der musikalischen Praxis mehr
oder weniger entfernten und als deren Niederschlag eben die uns
vorliegenden Liederbücher zu betrachten sind.
III. Die Buchstabennotation der Jaiminiyas.
Hierher gehören die zwei Grantha - Handschriften des India
Office: Grämageyagäna 10: 61 (= B. 148) und Araijyagäna 10: 62
(= B. 149) s . Sie sind erwähnt bei Bürnell, Cat. p. 48. Dem dort
gegebenen einen Beispiel (i, 1 l ) füge ich hier folgende hinzu 4 :
1 Um sich eine Vorstellung von 297 Takten machen zu können, be-
merke ich, daß Wagners Vorspiel zum Parsifal 111, das zum Tristan 112 Takte
umfaßt.
*!= CD
1 Fslber sagt (p. 31), die Komposition der Inder gleiche einer im Rahmen der
Einstimmigkeit ausgebildeten Variationstechnik. Besser wäre also: Kombinations-
technik.
* Die Handschrift beginnt mit Ar. g. IV, 1, 1: Sv. II, 464. Erst auf fol. 50
steht Ar. g. 1,1,1: Sv. II, 387, auf fol. 77 Ar. g. 11, 2, 1: Sv. II, 436.
4 Das Eingeklammerte ist von mir hinzugefügt; die der Notation dienenden
Silben sind gesperrt gedruckt.
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346 Rich. Simon : Die Notationen der vedischen Liederbücher.
i, I2 = Grämageyagäna i, 1, 2: KaSyapasya barhislyam | agna
äyähi vi \ tu ra \ tayä-i gjmäno havyadätäyä-i \ pl tyu ta Sa ri \
nihotä satsl barhä-in \ cä Sa ti tä ri | barhä-ifä auhovä \ ta khä
Si ri | barhisi \ syä kha rä \\ ma | 2 ||
i ; 13 = Grämageyagäna i, 1, 3: Gautamasya caiva (pa)rkkah \
agna äyähi vä-itayä-i \ tu ti 6a ri \ gj-näno havyadätäye \ yyü pa
Sa ri | ni hotä sät \ kha na Sa ri \ sä-i bärhä(-i)so( | ) ta tä pa
ppa 1 Sa rü \ hä-i \ Sä ra\\ ma \ 3 ||
i, 2 = Grämageyagäna i ; 1, 4: Sauparnam ca \ tvam agne
yajnänäirt tvam agnä-i \ p% tu Sa ri \ yajnänärp hotä viSve§ärri hä-
itäh | pl tu tä ri \ devä-ibhä(i) r ma \lvi ta rä \ nuse janä auho
vä | kä ci kä ta kha ppa * ri \ ho-idä | ppä 1 rä \\ ma | 4 ||
i, 3 = Grämageyagäna i, 1 ; 5: VaiSvamanasarp, ca \ Adityasäma
vä | agnin dütäm | ti ra \ vpilmahä-i hotärärp, viSvavedasäiji \ sä tyu
ta ca cä Sa ru \ asya yajfiä auhovä \ tyä ta kä ta ta ru \ syä
sukratum idä bhä | cä tyi kha na ri \ o-\4ä \ pa plä rä || ma | 5
Der Schlüssel zu dieser Notation ist noch nicht gefunden. Ob
sich die einzelnen Silben mehr auf die einzelnen Töne oder mehr
auf die dazu gehörigen Finger- und Handbewegungen beziehen, ist
nicht zu sagen. Jedenfalls ist sie sehr umständlich: Jedem Text-
parvan folgt ein der Notation dienendes parvan. Zu bemerken ist
aber, daß, falls der Notation ein durch Silben wiedergegebenes System
von Zahlen zugrunde liegt, dies System nicht übereinstimmt mit
dem oben (p. 323) erwähnten System derjenigen Klasse von Chalä-
ksaras, die am Schlüsse eines jeden Liedes dessen Längen- und
parvan-Anzahl ebenfalls in Silben angeben. Es fällt auf, wie groß
die Abweichungen in der 2?art>an-EinteiIung von den bei den Kau-
thumas und Ränäyaniyas üblichen Einteilungen sind.
Zum Schluß bemerke ich, daß auf die Lehre von der Körper-
haltung, den Finger- und Handbewegungen absichtlich nicht einge-
gangen worden ist, da sie mit dem eigentlichen Thema dieser Abhand-
lung nichts zu tun hat.
1 Oder pla bezw. plä.
in h+.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Mitteliranische Studien IV.
Von
Christian Bartholomae.
[Vgl. diese Zeitschrift 25. 245ff., 389 ff., 27. 19ff.]
Beiträge zur Kenntnis des Sasanidischen Rechts.
[Vgl. Babtholomak Über ein Sasanidisches Rechtsbuch 1 . Heidelberg 1910.]
12. MhD.»
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anSahrlk u apäyet dät bS anfahrlk
kunün apezyän öi ha&xi äzät [i]
ü &ö ng &a* t nazdiklh ö ka u
£0ö» [-»] »>«kti ^poj) iwwt» -njwr
a^ei [i] vahäk x v at äySt hudenlh
apäySt dät be
1. 10—13.
An einer Stelle ist geschrieben :
Ein Sklave, der einen! Christen
eignet, — wenn der zum rechten
Glauben [über-] und bei Recht-
gläubigen [ein] tritt, so sollen sie
den Kaufpreis für den Sklaven
erlegen, und von dem frei [ge-
wordenen] Sklaven ist der [frü-
here Herr] damit schadlos zu hal-
ten. Und wenn er nicht bei ir-
gend einem [Rechtgläubigen] [ein-],
jedoch zum rechten Glauben [über-]
tritt, so muß er selber den Kauf-
preis für sich erlegen.
1 SRb.
1 D. i. Mäiikän i hazär Dätoitän. Vgl. Bartholomae SRb. 3.
.oo
gle
Original from
CORNELL UNIVERSITV
348 Christian Bartholomae.
Daß im Wortlaut des überlieferten Texte an zwei Stellen das
zu erwartende i der Abhängigkeit fehlt, ist ohne Belang.
Der Sinn der Stelle scheint mir der zu sein : Der Sklave
eines Christen — die ja in großer Anzahl im Sasaniden reich
lebten — ist seinem Herrn entlaufen, hat sich zu Rechtgläu-
bigen' geflüchtet und ist zum »rechten Glauben' übergetreten.
Damit hat er sich die Anwartschaft auf ihren Schutz erworben,
und unter bestimmter Voraussetzung auch auf ihre materielle
Unterstützung, nämlich dann, wenn er bei ihnen in festen Dienst
tritt. In diesem Fall haben sie das Kaufeeld für den Sklaven
D
o
zur Schadloshaltung für den früheren Herrn aufzubringen und
so den Sklaven gesetzlich frei zu machen. Bei bloßem Über-
tritt zur Religion der Gläubigen ohne Eintritt in deren Dienst
muß der Sklave selbst die Ansprüche seines früheren Herrn
o
befriedigen, um gesetzlich frei zu werden.
c
Das Wort , Dienst 4 freilich ist nicht direkt ausgesprochen.
Der Ausdruck ö nazdlklh i . . , äyU besagt wörtlich nur ,er
kommt, geht in die Nähe von — ', d. i. so viel als ,er kommt,
geht zu — '. Aber um die Inanspruchnahme von Gastfreund-
schaft kann es sich bei einem entlaufenen Sklaven doch nicht
handeln. Dieses , Gehen zu den Gläubigen 1 , das ja für den
Sklaven mit einem besondern Vorteil verknüpft war, muß auch
für die Gläubigen von Nutzen gewesen sein. Und da liegt es
bei der Person, um die es sich handelt, am nächsten, an ein
Dienstverhältnis zu denken. Der Nutzen der Dienstleistung
wird dem Kaufpreis des früheren Sklaven gleich gewertet, und
demgemäß sind der Dienstherr oder die Dienstherren zu dessen
Erlegung an den früheren Herrn verpflichtet.
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ö hudSnlh äyBt ,er tritt zum rechten Glauben über'; s. auch
unten S. 355. Anderswo wird in gleichem Sinn -w-ibi vihdSnlh ge-
braucht ; so N. i 7. 7 ff . : wtuex) -wä-di ir f^JT w^ 1 [ J ] j *np mart S [x]
ayden ka ö vöhdenih äyßt. Das Gegenstück von hud? oder vShd° ist
Ktf*, -WJ*, das ich in Anschluß an awest. .«15*3 .«^ aya daina
fÖ 0)
1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Mitteliranische Studien IV. 349
V. 18. 9 — s. auch Az. 3 — aydSn(ih) lese, mit y für 3. 1 Ich sehe darin
ein Lehnwort der Kultsprache aus dem Awesta. Dem Gegensatz
ayden — huden nachgebildet ist jr)r>* ayruvän neben vr)yr huruvän,
z. B. DkM.*) 532. 7, 558. 22.
13. MhD. 1. 13—15.
^ #w^C r*>y V 2))Wor Den Sklaven an Ungläubige zu
ne fröxt aydinän ö ansahrlk .
verkaufen, ist nicht zulässig. Wenn
anSahrlk pa fröiSnd ka pätdxSäh sie ( doch ) den Handel machen, so
w 4 iwr J »rt^ fü * *>$ werden durch den Sklaven alle
dui huden i rat andar 2 har beide vor dem rechtgläubigen
»0.9 2> **» rooey (;) ^ ^tor zum Dieb, und es ist
kunün be drös usän (1) bavSnd
, v + \ + \ ihnen [dem entsprechend] der
(j) o^ok^o cy Jj <y ff r j
(i) +pätdfrä$ hat* pa* dram Stock anzulegen. Das [Kauf]geld
«iNH» 1« £» no Hf (0 ysV so u später nach der Strafvoli-
ddrSt ke öi pa iamän (i) pardäk
K zugszeit dem verbleiben, der es
. mäng« 6g in Besitz hat.
Der Überliefertc Text zeigt meines Erachtens an einer Stelle
eine schwere Störung. Anstatt der beiden zwischen den Kreuzchen
stehenden Wörter bietet er vielmehr: ftAiöiüO 9 ? das wäre, wenn
man &» 110 W teilt, hakar pa ras ,wenn auf dem Weg*. Dazu paßt
weder was folgt noch was vorausgeht; die Konjunktion ,wenn*
würde ganz in der Luft schweben. Damit man bequem übersehen
kann, wie sich die von mir eingesetzten Zeichen zu den überlie-
ferten stellen, und ob meine Verbesserung angängig sei, führe ich
sie beide übereinander vor:
1 Es kommt auch die Schreibung mit j: jj^j* vor, z. B. DkM.*) 555. 11. —
Ebd. 742. 16 steht ein Wort *&», das Wkst SBE. 87. 103 agih (,evil 4 ) liest Das
scheint mir einstweilen wenig sicher.
*) D. i. die ZtenÄ:aW(Dk.)-Ausgabe von Madan, die ich nach Seiten-
und Zeilenzahl anführe. Die Ausgabe von Sahjana bezeichne ich jetzt mit
DkS. (früher DkB.).
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1 i Digilized by LjOOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
350 Christian Bartholomae.
1) bezeugter Text: eAienitV;
2) emendierter Text: o^öWöü*.
Wenn in der als Vorlage dienenden Handschrift der Raum zwi-
schen e? und !)•*" verwischt oder zerfressen oder sonstwie undeut-
lich geworden war, so konnte der Abschreiber wohl dazu kommen,
die von ihm eingesetzten Wörter herauszulesen. Freilich, einen
Sinn geben sie nicht ; aber darüber hat sich der Abschreiber auch
sonst ohne Kümmernis hinweggesetzt.
Von wesentlich geringerer Bedeutung ist meine Änderung
des bandschriftlichen ytyw in y&O . Das Wort ist selten (zur Be-
deutung s. unten S. 353), und anderseits sind die Wörter mit ^»o
am Anfang, Zusammensetzungen mit pur ,voir und ,vicl', recht
häufig; ein ganz ähnlich aussehendes Wort ist -triö »Fülle'. Der
angenommene Fehler kommt auch sonst vor. Im Bd. (Bundahiän-
Vulgata 1 ) 31. 19 findet sich gegenüber h£ö y tei^ö des GrBd.*
.97. 9 f. zweimal °<s^£ö; das läßt auf ein °£m der Vorlage schließen. 8
Entsprechend ist gleich darunter die Pazandierung von *j>r f des
GrBd. durch qortts.) 11 ; s. dazu, wegen der Wiedergabe von ) (w)
durch f, Bartholomae ZumAirWb. 56 f.
Endlich, die Auswerfung einiger % (der Abhängigkeit) will
nicht viel besagen. Zwei dieser i stehen hinter den verderbten
Wörtern. Sie weisen wohl auf den Versuch, die dunkle Stelle irgend-
wie zurecht zu legen.
Der Sinn der Stelle ist: Wenn ein Rechtgläubiger einen
Sklaven an einen Ungläubigen verkauft, so macht sich nicht
nur der Verkäufer, sondern auch der Käufer strafbar, und
zwar in dem selben Maß, als ob jeder von ihnen Diebstahl
begangen hätte. Die rechtlichen Folgen eines seltenen Delikts
werden; wie man daraus ersieht, durch dessen Gleichsetzung mit
einem gewöhnlichen bestimmt; das findet sich auch sonst; vgl.
West SBE. 5. 240 No., Bartholomae AirWb.194, 18G7 (zu N. 42*).
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03
F p.
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1 Zitiert nach Seiten- und Zeilenzahl der Kopenhagener Handschrift (heraus-
gegeben von Westergaard).
• D. i. das Große Bundahign, nach der Ausgabe von BTAnklisaria, The Bün-
dahishn. Bombay 1908.
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a Vgl. auch West Gloss. & Ind. 103. t.
4 Wo es heißt: Wer die Erfüllung bestimmter religiöser Pflichten drei oder
vier oder sechs oder zwölf Monate lang versäumt, ist in dem Maße schuldig und
Original fronn
Mitteliranische Studien IV. 351
Dem entsprechend ist über Käufer und Verkäufer die auf Dieb-
stahl stehende Strafe des Stocks (drös, s. S. 35a) zu verhängen.
Bezüglich des Kaufgelds — das ja doch nicht wie gestohlenes
Gut behandelt werden konnte 1 — ist verfügt, daß es, nach-
dem Käufer und Verkäufer ihre Strafe verbüßt haben, dem
verbleiben soll, der es alsdann im Besitz hat, gleichviel wer
es ist. Da das Geschäft gegen die guten Sitten verstößt und
beide Verträgler sich in gleich schimpflicher Weise — pari
turpitudine — dagegen vergehen, so hat keiner von beiden
auf Rechtshilfe zu rechnen ; s. das B. G. B. für das D. R. § 817,
Satz 2. — Was mit dem Kauf gegenständ, dem Sklaven zu ge-
schehen habe, wird nicht gesagt.
ka fröSend : wörtlich ,wenn sie verkaufen*. Der Ausdruck ist
nicht genau zutreffend, insofern es sich um beide beim Geschäft
Beteiligte, um Verkäufer und Käufer handelt. Ich habe deshalb
eine etwas freiere Übersetzung gewählt. Man würde sie vermeiden
können, wenn es angängig wäre, *npf fröxt, Part. Perf. Pass., oder
frö&lhet, 3. Sing. Pass., zu lesen. 2 Allein die erstere Lesung wider-
spräche dem üblichen Stil; fröSlhit aber würde doch wohl (ü-r»ir-*C
geschrieben sein, vgl. jö-wv* barlhet DkM. 533. 20, (O-wk/i kunihet
DkM. 543. 13, 566. 19 (hier mit der Variante W^WKri)» 580. 15, 545. 5
(neben hcmooc»).
dui 'Dieb': so ist das Wort wiederzugeben, entsprechend der
gewöhnlichen Schreibung iftp oder >ty? — s. auch MhD. 73. 3, 5, 9 —
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F P.
strafbar, als ob er eine Körperverletzung ersten, zweiten, dritten, vierten Grads be-
gangen hätte.
1 Dies wurde dem Eigner zurückgegeben; vgl. DkM. 722. 11 ff., wo als In-
haltsangabe einer Bestimmung aus dem Abschnitt über Diebstahl verzeichnet wird:
11£)rft?£0 tPOO-T *\ J»f*J Xflr* J |)^f 4i a P°>r x v ästak i bvrt apäÖ Ö x v eiän ra~
sBnitan ,über das Zurückgelangenlassen der gestohlenen Sache an die Eigentümer 1 .
v
Wegen x v ä»tak »Sache* s. unten S. 362. x*ny* burt »gestohlen* ist zu dem zu
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> V
berücksichtigen, was bei Hübschmann PSt. 9 und in meinem AirWb. 942 f. ausge-
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führt ist: es konnte das Verbum für sich allein — ohne Praeverb — im Sinn von
aitferre gebraucht werden. Die Maske von mpB. apuvt, das ja allerdings im Neu-
persischen auch burd ergeben mußte, ist ^VÄKJ oder gty&io .
* Vgl. zum Verbum für »verkaufen* unten S. 372.
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F P.
352 Christian Bartholomab.
und dessen Pazandierung mit J^ duZ. Aber das np. >}> duzd ließe
etwas andres erwarten. Vielleicht hilft einmal das Turfanpahlavi.
*b)*: ebenso steht MhD. 3. 5, 73. 1, 2. DkM. 444. 7 und 72 t. 3 ff.
bietet -t>v->, ohne Marke auf dem ersten Buchstaben. An der letzten
Stelle findet sich außer -w 3 noch j c^v J und -"OW^y 3 . Dies liest West
SBE. 37. 75 garov-dahianih, jedenfalls deshalb, weil er das Wort -^
in *to-v* zerlegt und darin einen Verwandten des np. cx&ß giriftan
.greifen* erkennt. Er übersetzt es mit ,fatters 4 und ,fattering i . Die
Bedeutung hat West ungefähr richtig bestimmt; aber seine Lesung
ist falsch.
Dreimal finden wir das Wort in Verbindung mitjy band , Fessel';
DkM. 721. 3, 8 steht <o)> i h), und 444. 7 -^ 1 ^> l Damit aber
ist zweifellos, wie mir scheint, in Zusammenhang zu bringen die
Aufeinanderfolge Von j Aw. fojg^ banddm und -ßgjjp*^ drao&zm in
V. 3. 41 (= 8. 29). So gewinnen wir für mpB. ■•ay*, das dem awe-
stischen £f£üP*^ genau entspricht, die Lesung dröS. Die Stellen im
Dk. und im Awesta beleuchten sich gegenseitig. -t>v-> in der Pahlavi-
Übersetzung der AwestaStelle ist nicht bloße Umschreibung des awe-
stischen Worts, wie ich im AirWb. 770 angenommen habe, sondern
ein Echtwort. Alles aber, was bisher über das awest. -*£g>*^ drao§a-
aufgestellt worden ist, muß unweigerlich über Bord geworfen werden.
Das Wort bezeichnet nicht, wie man bisher allgemein geglaubt hat,
eine strafbare Tat, ebenso wenig wie -*}$£) banda- und h) band, son-
dern ebenso wie dieses die strafrechtliche Folge einer solchen Tat. In-
dem ich es mit awest. w^däuru, Gen. -hjp*^ drao§ f usw. (AirWb. 738 f.)
in Verbindung bringe, übersetze ich es mit , Stock', d. i. der Fuß-
block für Gefangene. Ich behaupte selbstverständlich nicht, damit
genau die Bedeutung des Worts getroffen zu haben; dazu gehörte
eine sachliche Kenntnis des sasanidischen Strafvollzugs, die uns ab-
geht. Aber jedenfalls liegt die aufgestellte Bedeutung von der wirk-
lichen nicht weit ab. Ich verweise dazu auf MhD. 73. 1 f . : jj) j» i*JT
.-. tponaj-v ^ 2> wr-S f )&y mm) tjntr *$ no * o*n \yo e^My ) wj xb*
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1 S. ferner unten S. 354.
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Original fronn
MiTTBLIRANISCHE STUDIEN IV. 353
ka 4 bär drö$ hart u pasU an vinäs i pa an Svenak kunSt hakuri
hac z&ndän be ne hiliSn ,wenn (schon) viermal -^v* gemacht war,
und er begeht alsdann wieder ein Verbrechen von jener Art, so
soll er l (überhaupt) nicht mehr aus dem Gefängnis entlassen werden*.
Daraus geht doch hervor, daß ,^Y'-machen' eine Maßnahme ist, die
an Gefangenen im Kerker vollzogen wird. Um »Fesselung* handelt
es sich nicht, daflir haben wir den Ausdruck band) somit liegt es
nahe, an das Legen in den Stock zu denken. Daß diese besondere
Art des Festlegens insbesondere für Diebe zur Anwendung kam,
ergibt sich nicht nur aus unserer und der Dk.-Stelle, für die ich
auf Wb8ts Übersetzung SBE. 37. 75 f. verweise, sondern auch aus
der Erläuterung in der PahlaviÜbersetzung zu awest. ^fßg*^ drao-
fom in V. 3. 41, die bei Spiegel Komm. 1. 113, Darmesteter ZA. 2. 47
o
und in meinem AirWb. 770 übersetzt ist. Es heißt dort im awesti-
sehen Text: die wahre Religion befreie ihren Anhänger von der
Fessel (banda-), sie befreie ihn von dem Stock (draosa-). In der
Übersetzung aber wird zu drös erläuternd gesagt: ,er weiß, daß
man Diebstahl 2 nicht begehen soll; allein . . .*. Der Kommentator
wird also durch das Wort dröü unmittelbar auf den Begriff des Dieb-
stahls geführt; es wird ihm sofort klar, um welche Straftat es sich
handelt, wenn er von deren • rechtlichen Folgen hört, wenn er er-
fährt, in welcher Weise die Tat geahndet wird. Der Mann im Stock
ist ein Dieb, denn auf Diebstahl eben steht der Stock.
pas + ha£ + pät9fräs *pardäk iamän : die oben gegebene Über-
setzung ist ganz wörtlich, pardäk nehme ich als Verbalnomen ,Voll-
endung' zum Verbum nttXPö pardaxtan oder ntexxvö pardäxtan , voll-
enden, zu Ende führen*. Das Verbum kömmt oft genug vor 3 ; das
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fN CO
4
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(T3
2 5
F P.
9 Es ist mit Jamasp Vend. 1. 95. a -ty&f zu lesen.
3 Vgl. Nöldeke BB. 4. 51. 8, 53. 3 (im Urtext steht beidemale j^joc^ö)» ß Aß -
tholomae ZumAirWb. 52, Salemann ManStud. /. 113. Die Lesungen fteKü un( *
Cfö^ö bei Salemanm Parsenhds. 38, Z. 1 f. sind beide fehlerhaft, wie die Pazandie-
rung #&»»*)»# pardäftm zeigt. — Mit pardalU ,er vollendet* fallen frSpit ,er be-
trügt* und frtbU ,es bleibt übrig* (s. unten S. 370) in der Schreibung (fqßfpo) zu-
sammen, was schon mehrfach zu Mißverständnissen Anlaß gegeben hat.
Wiener Zeitscbr. f. d. Kunde d Morgenlandes. XXVII. Bd. 24
Original fronn
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ü Q_
354 Christian Bartholomas.
für unsere Stelle angenommene Verbalnomen kann ich freilich sonst
nicht nachweisen l .
In der Fortsetzung der MhD.- Stelle 73. lf. ist wieder von dein
-UV* die Rede : ^en j^-T-P -t^* i u drö$ hamemärän (lies r^W-F) x v ö$. Es
ist mir nicht deutlich, was damit gesagt werden soll. Jedenfalls aber
ist die Stelle mit den Denkar «Stellen DkM. 721. 9 f., 12 f. zusammen-
zunehmen. DkM. 721. 9 f. steht: * *5 ■> )&* pot» r»»4¥ mt)o * Jy
*$r ü£*Y ; DkM. 72/. 13 f. steht: **$*)&» ^öi r^-F aJ )W o n«|^
s fr ^W . Das erste Wort der zweiten Stelle ist ohne Zweifel aus
«t>v* verderbt, d. i. , Stock*. Auch hier wieder sind band und drös
nebeneinander aufgeführt, und von beiden wird das Gleiche ausge-
sagt. Ist der Sinn der Sätze wirklich der, daß die Erstellung des
band und dröS von den Klägern auf eigne Kosten zu erfolgen habe?
Man vergleiche dazu Wests Übersetzung.
14. MhD. 1. 16 f.
f*Y rt? My J sunoor Der ungläubige Sklave — : wenn
apäk Jca ayden \i\ anSahrilc .. - „
1 / l j er zusammen mit seinem Herrn
. v * . , oder nach seinem Herrn zum rech-
ö x v atäy hac pas aöäo x°atäy
w ^ ten Glauben übertritt, — [bleibt]
.\ ajitoor HT !e»)*x> -vier f L J
. anSahrtk harne äyet hudenih immer Sklave.
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^ u
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Der Wortlaut des Texte ist — von einem fehlenden i (der
Abhängigkeit) abgesehen — durchaus ein wandsfrei.
(T3
1 Wegen des auslautenden k in pardäk neben dem £ des Präsens pardäeit
F P.
usw. (s. S. 353 No. 3) vergleiche man: mpB. ^J- änük »Lehre 4 (DkM. 455. 14, 460. 19)
neben gn^ ämöt ,Lehre* = np. iyo\ ämöz, )%}&fi ämötet ,er lehrt 1 , usw.; — jpj
virBk »Flucht* (Kn. 3) = np. Aj>^$ tjnrey neben )£>(p» virt$€t ,er flieht* und np. ijj
gurte , Flucht'; u. a. ra.; s. vonStackelbkrq WZKM. 17. 55 mit Salimann ManStud.
1. 98. — Die an sich ja denkbare Fassung von yty\Q (ohne Änderung) als purdäk
im Sinne von purdahiin , Vollmachung* halte ich für recht wenig wahrscheinlich,
obschon man ja für die Möglichkeit eines y$ däk neben )Ht)0 dätan auf yS zäk
(s. mein AirWb. 1693 unter za&a-) neben n*0l5 zätan verweisen kann. Der Sinn des
Satzes würde übrigens durch die Aufstellung eines solchen Worts keine Veränderung
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Original fronn
MlTTBLIR ANISCHE StüDIEN IV. 355
Zum Inhalt der Stelle ist MhD. /. 10 ff., S. 347 zu ver-
gleichen. Der Sklave eines ungläubigen Herrn, der für sich allein
und selbständig zum rechten Glauben übertritt, gewinnt eine bes-
sere Stellung als der, der den Übertritt zusammen mit seinem
Herrn vollzieht. Der übertretende Herr darf nicht geschädigt
werden, darum bleibt sein Sklave was er gewesen; der Über-
tritt befreit ihn nicht aus seiner abhängigen Lage.
o hudenlh äyet: vgl. zum Ausdruck oben S. 348.
x v atäy: s. unten S. 356.
15. MhD. 1. 4-6.
i-H
PO
trmo*" 1 " »io m $ ajitoor » jfiy\ Die Frau und der Sklave [sol-
che pa kamt anhahnk u ian i en ] immer unter Obhut und Auf-
xxx J-hJh) i m *r * >wr» i sieht des Herrn und Gewalthabers
xxx sardär u x v atäy i vBnün u [stehen]. [Wenn] man [ihnen] eine
rta* #w> -Ti» ottf Ciid Körperverletzung [zufügt] oder
tävän kunend staxm adäv Zahm [sonst] Gewalt antut, so [besteht]
yttf V^ W ÖK y ~<?r )^tf ^ eine zwiefache Schuld: eine des
evak sardär adäv x v atäy evak do Herrn oder Gewalthabers, eine
.\ 1^15 ^ü-h )fi $) dessen, der das Verbrechen ver-
. kart vinä8 ke öi übt hat.
in h+.
fN CO
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Statt i?imö>* hat die Handschrift ww, mit nur einem 9
zwischen den beiden ?.
Die durch xx * angedeutete Lücke kommt in der Handschrift
nicht zum Vorschein. Talsächlich aber fehlt der Schluß des vor-
F P.
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C CT
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hergehenden und der Anfang des folgenden Satzstücks, Was un-
gefähr dazwischen gestanden haben muß, ist aus dem Zusammen-
hang und dem Satzbau unschwer zu ersehen. Vielleicht waren
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«4- ~°
O <L>
die. Worte x v atay und sardär mit irgend einer Wendung vorher
wiederholt ; dann würde sich die Lücke aus einem Abirren des
Auges von der ersten der gleichen oder ganz ähnlichen Wort-
reihen zur zweiten leicht erklären, insbesondere wenn etwa die
Wörter nach dem ersten sardär bis zum zweiten gerade eine Zeile
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2 75
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in der als Vorlage dienenden Handschrift gefüllt haben. Nur um
24*
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356 Christian tJARTööLOMAE.
zu zeigen, wie ich das meine, führe ich an, was etwa ausgefallen
sein könnte: J-we öKT m *r J *&)&*})'& f IPOeKSP l .'.WIPO )te*C,
d. i. apäyEt büt. u hakßrsän haß apeaiklriSnih i x v atäy aöäv sardär;
das wäre: ,soll(en) sein. Und wenn ihnen in Folge von Unacht-
samkeit des Herrn oder des Gewalthabers*. Der Gesamtinhalt der
Stelle würde dadurch nicht verändert.
Der Sinn der Stelle ist : Der Herr (x v atäy) eines Sklaven
hat die Pflicht, für den Sklaven, der Gewalthaber (sardär)
einer Frau hat die Pflicht, für die Frau, die in seiner Manns
steht, zu sorgen; er hat die Cura (stürih) für sie. Versäumt
er seine Pflicht, und es erfährt Sklave oder* Frau eine körper-
liche Mißhandlung oder Gesundheitsschädigung, so ist nicht
nur der Täter schuldig und strafbar, sondern auch jener, der
die Tat durch Vernachlässigung der Cura ermöglicht hat. Wegen
der Ausdrücke sardär-th und stür-lh und ihrer Bedeutung vgl.
Bartholomae SRb. 8, 14, 24.
pa du u veniSn : Die Verbindung ist mir sonst noch nicht vor-
gekommen, doch scheint mir ihre Bedeutung unzweifelhaft.
*»?r x v atäy: zur Lesung und Etymologie des Worts s. jetzt
Mkillkt MSL. 11. 109. Wegen °täy aus Xo <awja- 1 s. Bartholomak
WZKM. 25. 256 f.
1 Das selbe *läy.%a~ ist auch in *patitä%}a- enthalten, d. i. (eigentlich »Gegen-
1 CO
kraft') »Widerstandskraft, Aushaltsfähigkeit, Ausdauer*. Es liegt vor in den bei Sale-
mann ManStud. 1. 114 f. besprochenen mpB. Wörtern: dem Substantiv pattäy j»?o
(DkM. 638. 17), dem Adjektiv jb?^.»* dBrpattäy ,lang ausdauernd 4 (DkM. 883. 9,
931. 8), aber auch im Verbum ntt2 3A> ?e) pattäydstan ,obniti, resistere, durare*. Die
Beispiele dafür lassen sich ohne Mühe vermehren. Ich verweise zunächst wegen
des erwähnten Adjektivs auf DkM. 565. 4 = DkS. 12. 78. 8 f., wo nqg>«?o Vi.V
dtrtar pattäy9slan , länger ausdauern* bezeugt ist. Die rein zeitliche Bedeutung
, dauern* liegt GrBd. 129. 4 vor: , , £* )^*<*o *4»y£ !jä if and band dranäJ pattä-
ylt ku ,so viel wie viel Dauer es währt, bis . .'. Ich führe noch an aus dem Denkart:
)qQ> J-, ^ü DkM. 166. 14, i^j^^ 316. 10, 2jwv»»«>$ 337. 12, 441. 18, VfDtt^'^O
323. 4, gestehe aber, daß ich nicht alle verzeichneten Stellen übersetzen kann.
Der von Salemann, wie ich glaube mit Unrecht, als »altertümlich* bezeich-
nete Infinitiv n<*)?0 pattütan findet sich auch DkM. 681. 14; West SBE. 31. 14 um-
schreibt fitodan und übersetzt ,descending'.
*) So hat GrBd. überall statt myb>\ s. 129. 7, 44. 3, 113. 4, 150. 12, 13.
fD O)
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Original fronn
Mitteliranische Studien IV. 357
£»*-> iahm : zu dieser Lesung und zur Etymologie des Worts
s. Bartholoma e SRb. 22 f. Ich füge hinzu, daß es bei Antia Paz.-
Texts 183. 16 mit Co»*-$ zaxm pazandiert ist, womit das np. ^j zaxm
zusammenstimmt. Die Wörter $\*5 mit uriran. -dm- und -F*b mit ur-
iran. -a?m- stehen hier nebeneinander. Es ist gar wohl möglich, daß
sie eben wegen ihrer Bedeutungsverwandtschaft auf einander gereimt
worden sind, so daß jedes von ihnen in zweifacher Gestalt üblich
wurde ; neben paz. G&»5 zaxm steht Cc*w stahm ; beide zeigen ge-
rade die Lautform, die ihnen nach ihrer Herkunft nicht zukommt.
Vgl. übrigens Hübschmann PSt. 251.
#ikxi: die Wiedergabe mit kunend hat nur den Wert des Vor-
schlags einer der Lesungen, die nach dem Zusammenhang möglich
sind. Zum Gebrauch von *-, V und (ü- hinter Verbalmasken — diese
drei Masken werden in der Handschrift ganz in gleichem Sinn ver-
wendet — s. Spiegel Einl. 1. 112, Salbmann GIrPh. 1 a. 312 f. Man
prüfe das MhD. 2 — 4 häufig vorkommende äm-tähö auf seine ver-
schiedenen Werte: hist, hiStan, hilet, hilend, usw. DkM. 768. 6 steht
-K>P0#»2H0 = hilifnih 1 . S. noch unten S. 359 f. zu joikt«, #»>OM und #w>m.
r*y? : ich umschreibe tävän nach dem np. o\5^* tävän, dem das
Wort entspricht, ohne es aber etymologisch deuten zu können. Es
findet sich im MhD. recht häufig und fast immer in der gleichen
Schreibung wie hier; so 6. 16 f., 9. 6, 11. 9 f., 71. 8 ff . (sechsmal),
72. 4 f., 77. 3; 36. 17 steht zweimal irny*. Dagegen finden wir DkM.
768. 4, 12, 769. 15 rr* oder w?, und diese Schreibung allein deckt
sich, streng genommen, mit der vorgeschlagenen Lesung. — Das Wort
'[75 fo ^
hat die verschiedenen Bedeutungen unseres Schuld. Insbesondere ist
öfters vom Erlegen (iwwo dahiSn) oder Bezahlen (inofti* töiiSn) des
tävän (der Sühne, Buße, Strafe) die Rede. Vgl. :
MhD. 9. 3 ff.; die Stelle ist von mir SRb. 24 f. besprochen wor-
den. S. 24, Z. 29 und 32 ist für . . . einzufügen: e^ny rw? ne> ^6»).
Der Schluß der Stelle ist also: x v ästäk . . . has pa tävän pas&
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Worts in DkS. /2. 63. 3 ist überflüssig.
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1 Entsprechend steht DkM. 55,9. 22 IPOftlKX) = kuntin. Die Korrektur des
Original fronn
358 Christian Bartholomab.
pasemär dahiSn. Die ganze Stelle besagt danach Folgendes: wenn
er [der Kläger] den Beklagten durch falsche Aussage zur Verurtei-
lung bringt, und [wenn] es sich dann herausstellt, daß der Kläger
ein falsches Urteil erzielt hat, so hat der Kläger das Geld, das er
vom Beklagten bekommen hat, samt dem Zins, den es getragen,
erst als Strafe, dann auch an den Beklagten zu erlegen.
An den folgenden Stellen handelt es sich um Leistungsverträge,
auf deren Nichterfüllung ein tävän gesetzt ist. So:
MhD. 71. 9 ff. : w^yu £ ^iJ)J«ö J w) Crf fr V [ 3 ] fr vt Dmjt i*JT
. . . CnVO rw ^m*ü ^ ha göwet ku röö [%] anayr en foö pU i dätdxcar ö tö
dahom hahar ne dahom tävän dahom . . . ,wenn [ein] er sagt: „Am
Tag Anayr 1 werde ich dir das und das vor dem Richter geben;
wein ich [es] nicht gebe, will ich Buße geben . . ."'. [Die beiden
o
folgenden Zeilen, die dazu gehören, sind leider an zwei Stellen zer-
stört. Eine überzeugende Ergänzung ist mir noch nicht geglückt.
Die des Herausgebers unter Corrigenda and Addenda 13 halte ich
nicht für richtig.]
TD
MhD. 71. 12 ff. : die aus dem vorigen Stück bekannte Wendung:
ö tö dahom u hakar nl dahom tävän dahom kehrt hier wieder.
MhD. 72. 3 ff. : -«o\u> ^ow £ ^i -«o*>o 2 *xx rr [j] £ y w> g» &)))# t*JT
w>w-P + *» *$*** Cr »frr f{>) iry 3x .-F ts wr irr if ww ( J ) Cm^o rn/*
ton^o )^JW«)? t^rnr? $**» ka göwet ku hakar röö [i] ^ohrmazd xxx
asp ö tö apdspärom enih tävän dahom (i) büt kB ängön guft ku *ka
pe§ (i) hat öhrmazd röö asp be mir et adaköi tävän ö töiisn ö raset
,wenn [ein]er sagt: „wenn der Tag Ohrmazd 4, xxx, so will ich
dir das Pferd überliefern [oder] andernfalls Buße erlegen'*' : — einige
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1 D. i. der letzte Tag des (laufenden) Monats.
* xxx bedeuten eine Lücke von etwa 2 cm am Zeilenende. Die Ergänzung
von mm» zu j*£j*j* ohrmazd ist ganz sicher. Was aber dahinter noch fehlt, weiß ich
■- iy
nicht. Man verlangte zur Konjunktion $$» hakar ,wenn* eine Verbalform.
* Lücke von etwa 1 cm am Zeilenende. Es fehlt nur *, also I^JT. Vermut-
lich stand in der Handschrift & 1*Jr\ mit zwei bedeutungslosen, lediglich der Zeilen-
füllung dienenden Strichen, wie z. B. 11. 14, 72. 6, 14. 3, 16. 17, usw.
'-o v
4 D. i. der erste Tag des (nächsten) Monats.
fü 0)
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Original fronn
MlTTELIUANIBCHR STUDIEN IV. 359
[Rechtsgelehrte] haben [in Betreff dieses Falls] so gesagt: „wenn
das Pferd vor dem OhrmazdtRg eingeht, auch dann muß* die Buße
bezahlt werden 1 ". 2 MhD. 6. 15 ff. : *ijp (*$ y »y t*JT %* nex>ö) . , .
if hjo^i { t^^J/o rw? 3 *ik>i W »w 1 8 (J5ikt» <rf fr ist *km KVojp
*ijMf *•)) * )voy* )\^rw* *& wj Nor {* w* Kw **j «np *»3 KVo ±*
*en*$o . . . nipiSt ku ka mart 2 apäk mart 2 patmän kunend 5 ku
en £l£ kunem* hakar yuttar kunim* tävän dahim ka ha6 öSän kS
an patmän kart mart 1 an patmän ast öS yuttar kart an tävän ö
töiiSn i har 2 mart rasSt ,. . . ist geschrieben : wenn zwei Männer
mit zwei Männern einen Vertrag abschließen : „das und das wollen
wir tun, wenn wir anders tun, wollen wir Buße erlegen" : — wenn
von diesen Männern, die den Vertrag geschlossen haben, ein Mann
den Vertrag in irgend einem Stück verletzt 4 , so muß die Buße von
beiden Männern bezahlt werden* 6 .
In dem besprochenen Abschnitt des MhD. (*. 4 ff.) sind Frau
und Sklave zusammengenommen. Das hängt mit der in rechtlicher
und sozialer Hinsicht ähnlichen Stellung der Frauen und Sklaven
zusammen. Im MhD. werden auch sonst noch mehrmals für beide
gleichartige Rechtsentscheidungen (dätdstän) vorgetragen. So wohl
l_ in
an der am Ende zerstörten Stelle MhD. 108. 7 ff. ; sodann 98. 5;
ferner sicher MhD. 11. 16 ff. : --eajuöor w^jnfr fü)Wor * tat ifonifC i*J?
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1 tävän o tozihi ö raaBt (oder bloß rastt, s, unten No. 5) ,die Buße (Vertrags-
strafe) gelangt zur Auszahlung* s. v. a. sie ist fällig, muß bezahlt werden.
2 Die Art, wie diese Entscheidung des Falls hier vorgetragen wird, läßt
darauf schließen, daß sie der gewöhnlichen widersprach, wonach dann, wenn die
Erfüllung des Li eferungs Vertrags durch höhere Gewalt verhindert wurde, die Pflicht
zur Bezahlung der bedungenen Vertragsstrafe entfiel.
3 Vgl. zur Schreibung und Lesung des Ausgangs oben S. 357.
4 Der Satzbau ist im Urtext nicht streng durchgeführt. Wörtlich: ,wenn von
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einem von denen, die . . , der Vertrag — es ist etwas, was anders getan worden
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ist*. a*t H wie ast ke, büt Ar«; vgl. West Gl&Ind. 65 f.
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6 tävän d töüin i har 2 mart rasBt (wörtlich ,die Buße gelangt zur Aus-
zahlung [seitens] der beiden Männer 4 ); s. oben No. 1. Die beiden Männer, die sich
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gemeinsam zu einer Leistung verpflichtet haben, müssen auch gemeinsam die Ver-
tragsstrafe zahlen; vgl! dazu B. G. B. für das D. R. § 420 ff.
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360 Christian Bartholomab.
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■^ »iiw ^v *kj h v» 11*0115 ^1 tenro htoty ^qow f f*JT *s s iiooöj +
*{ewri *r ^01 j 3j«ür + iw^ irr 4 -«2jnoör + 1 ^?oöi j ^1 iwq wr ka gö-
wet ku man ansahrlk he ut ansahrlkih i man JcuniSn u — ? — 6 bavet
vi&tr kuniSn ku täk dätdstän sar bavet kär i pesemär kun 4 u pati zan
hamgönak u kaSi ha£ +pasemär bavet hamgönak[.] an vyäk e nipiH ku
ka haS pasemar — ? — 6 bavet viölr kunisn ku täk dätdstän sar bavet
ianth ängön Üigön San i x v e$ u anSahrlkih ängön Sigön aniahrlk
i x v e$ e kun h ,Wenn [ein] er sagt: „Du bist mein Sklave und hast
mir Sklavendienste zu tun", und es kommt zur Gerichtsverhandlung,
so ist das [vorläufige] Urteil zu erlassen 7 : „Bis das Gerichtsver-
fahren zu Ende kommt 7 , tu den Dienst des Klägers". Und wenn
sich's um die Frau handelt, [ist] entsprechend [zu verfügen]. 4 Und
auch wenn es seitens des Beklagten [zur Gerichtsverhandlung] kommt,
entsprechend. An einem andern Ort ist geschrieben: ,Wenn es seitens
des Beklagten 7 zur Gerichtsverhandlung kommt, ist das [vorläufige]
Urteil zu erlassen: „Bis das Gerichtsverfahren zu Ende kommt, tu
1 S. oben S. 357, 359. (£1100 ist hier und am Ende der angeführten Stelle
2. Sg. Imp. knn (wie auch sonst oft). Zur Fassung der (vorläufigen) Urteile vgl.
man MhD. 10. 17 f., IL 3 f.: täk dätdstän sar bavit ma vlfötf ,bis das Gerichtsver-
fahren zu Ende kommt, unterlaß die Beeinträchtigung 1 ; MhD. 11. 14 f.: täk däUstän
sar bavet apäc apBspär ,bis . . ., gib [die strittige Sache] heraus*. Dur ch y *5*) vlzäS
und J#Q)ty apdspäv wird die Lesung kun für das in gleichartigen Rechtsformeln —
auch z. B. MhD. 12. 8 f. — stehende fpj)(Y) sicher gestellt, ebenso wie in der Pahlavi-
übersetzung zu V. 2. 3, 4 die Lesung patir für giy-^, (üly**^ a ^ s Übersetzung von
aw. ->j*»*^ vfsäl und jigy)**^ durch die folgenden syntaktisch gleichstehenden Verbal-
formen )f\>{yho fräx v en und jpJji) välSn gesichert ist. Jakasp Vend. 1. 21 f. hat sich
freilich dieser Erkenntnis verschlossen. — Daß an der zweiten Stelle K)i)0n *P *
lenn steht, stört mich nicht, »f* oder m g ist keineswegs bloß Optativpartikel. Auch
MhD. 85. 11 ist e kun zu lesen, s. unten S. 372.
* Die Handschrift hat ^H^Wö wie kurz zuvor
^
3 In der Handschrift steht »HOOÖ1 mit einem 1 zu viel.
4 Das -"ö am Ende fehlt. Es wird durch den Zusammenhang und durch den
Parallelismus mit dem vorhergehenden j^3 gefordert.
5 S. oben No. 1.
e Die Lesung des Worts J r£(Jty , Gerichtsverhandlung' ist mir nicht klar;
s. Bartholomae SRb. 17. 21 ff.
Vgl. zu diesen Ausdrücken Bartholomae SRb. 17 ff."
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MlTTBLlRANISCHE StüDIBN IV. 361
den Frauendienst, als ob du seine Frau, tu den Sklavendienst, als
ob du sein Sklave wärst".* 1
16. MhD. 12. 6 — 10.
ro))c [*] !iwnAii + * ibiro>io Von [dem Rechtsgelehrten] Pu-
farnbayän [i] burzätur ipusänveh
sänvSh i Burzätur i Farnbayän
t h t* win^ t*p *■ rar #
Aa£ täk ku göwet ka ku guft «t gesagt: ,Wenn [ein]er sagt:
»jnovr fr ^ntoo ^i^ r^io «Bis ich aus Syrien zurückkomme,
x v ästak en äyom apäö sürdttän L .. ,,. , .. ,, lr
* gehört diese Sache dir", und [wenn
be asünstan andar u &te tö (i) er] m S ^ nen stirbt > so S eht seine
[.".] iom*$o ^^^ >5*&*r -o- »n«M? + Sache nicht zurück*. Und von
[.] roiü ne apäö x'ästak aS mlret [dem R ec htsgelehrten] Dätfarrox"
7. x a **-*- • j ,/• * Martbutan ist gesagt: ,Seme
Att£ grw/e martbutän 1 dätfarrox" u
r \ 1 [Sache] geht zurück. Denn es ist
no«| tonw irr ^ te»nr$ü ^
£i<jfdn bavSt ängön U rasßt apä( ebenso, als ob jener sagte: „Bis
3 *» ^ ; » t£ »»»»£ ^ t*JT ich zurück in den vorherigen Zu-
bun ö apäd täk ku qöwet an ka A •, 1 , lA , . ^
z * stand komme, halt es du in Be-
~»„* „~ - ,i 7 j- iL - sitz". Wenn er stirbt, ist er für
mat pa miret ka dar tö äyom
.\ inAtj m ^j M [zurück-] gekommen in den frü-
. därün bun ö (i) heren Zustand zu halten.*
Zum Wortlaut des Texts bedarf es nur weniger Bemerkun-
gen. An zwei Stellen steht ein überflüssiges i (der Abhängigkeit),
an einer ist ein solches zu ergänzen. — Statt m) im Namen Bur-
zätur ist jgj) geschrieben; vgl. MhD. 16. 3. — Statt xö))< mint
ist an zweiter Stelle, &)&$ geschrieben — ein häufiger Fehler — ,
an erster aber auffälligerweise net; der Sinn ist sicher, der Text
sicher falsch; es sind auch andere Korrekturen denkbar; die mei-
nige ändert möglichst wenig.
lehrten strittigen Fall. Er liegt, allgemein gefaßt, so: A ist
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Das Stück betrifft einen unter den sasanidischen Rechtste-
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1 Vgl. SRb. 11. 35 ff.
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- "I nv , li7ö , h ,( Original fronn
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362 Christian Bartholomae.
dem B zur Herausgabe einer Sache (afästak) verpflichtet, die
erfolgen soll, sobald ein sicher erwartetes von B abhängiges
Ereignis eintritt. Es tritt aber in Folge höherer Gewalt nicht
ein, weil nämlich B zuvor stirbt. Die Frage ist nun, ob A
gleichwohl, gegenüber den Erben (x v ä8tak'därän) des B, zur
Herausgabe verpflichtet ist, oder ob die Verpflichtung entfällt.
Pusänveh i Burzätur % Farnbayän, d. i. ,P., der Sohn des 2?.,
aus dem Geschlecht des Farnbay 1 : ein sasanidischer Rechtsgelehrter,
der auch MhD. 16. 3 zitiert wird 1 . Das Wort Pusänveh, eigentlich
,bester der Söhne* fehlt in Justis Namenbuch. Zur Bildung vgl. den
Eigennamen -wrtti£ martänveh GrBd. 237. 9, 13; Justi Nb. 196.
x v ä8tak : die Bedeutung des Worts entspricht der unseres Sache
in juristischem Sinn. Das x v ästak kann beweglich und unbeweg-
lich sein.
Bürd8tän } asürdstan : beide sind in gleichem Sinn gebraucht.
Dätfarrox* i Martbütän: d. i. ,Z>. aus dem Geschlechte des
Martbüt'. Der Gelehrte wird auch sonst öfters angeführt, s. Justi
Nb. 81. Vgl. noch MhD. 35. 9.
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apät ö bun matan : wörtlich ,retrorsum ad originem venire, ad
originem redire*. Damit kann nach dem Zusammenhang unserer Stelle
nur das Zurückkehren in den Status quo ante gemeint sein, und
diese Bedeutung des Ausdrucks findet durch andre Stellen ihre Be-
stätigung, s. unten S. 363 f. Die Meinung Dätfarrox v s war vermutlich
die: Der frühere Zustand ist durch die Reise des B verändert. Nur
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für deren Dauer hat A das Recht auf den Besitz der ihm über-
gegebenen Sache. Durch die Rückkehr des B wird der frühere Zu-
stand wieder hergestellt, und es erlischt damit das Besitzrecht des A.
Das gilt aber auch dann, wenn die Reise des B nicht durch Rück-
kehr, sondern durch vorherigen Tod beendet wird. Auch in diesem
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Fall hat man Wiederherstellung des früheren Zustands anzunehmen,
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1 Ein anderer P., PusänvBh i Azätmartän, ist MhD. 5. 11, 14. 4, 19. 4, PO. 15,
£5. 9, 98. 1, 30. 3, 8, /00. 1 zitiert, und der selbe ist jedenfalls auch 14. 6, 95. 12,
15 und 94. 3 gemeint, wo der Familienname nicht genannt wird.
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MlTTELIRANIBCHE StüDIMN IV. 363
insofern als die Ursache zu seiner Veränderung beseitigt ist. Er
könnte sich aber die Sache auch so gedacht haben : Das Besitzrecht
des A an der Sache S währt so lang, als deren Eigentümer außer
Lands ist. Stirbt derjenige, der bei der Aufstellung des Vertrags
Eigentümer war, auf der Auslandsreise, so geht sofort das Eigen-
tum der Sache S an die gesetzlichen Erben des B über, die sich
im Land befinden. Damit entfällt die Voraussetzung, unter der A
das Besitzrecht erhalten hat; der frühere Zustand ist so wiederher-
gestellt.
Für meine Fassung des Ausdrucks apäi ö bun matan kann
ich insbesondre die Stelle MhD. 25. 1 1 ff. anführen : fr ts toiiffr f^
j?a sardärlh [i] tö dar u dütak sardärlh bS ö pSS dahSt u dütak
sardär i ditikar bS mlrSt sardärlh i dütak apäl ö bun SavSt ,Wenn
[ein] er sagt: „Nimm diese Familie in deine Gewalt" und (so) die
Familiengewait von sich abgibt 5 , und [wenn dann] der zweite Fa-
miliengewalthaber stirbt, so gelangt die Familiengewait wieder
in den früheren Zustand*. Was das aber heißen soll, wird durch
den folgenden Satz, MhD. 25. 13 ff. vollständig klar gestellt, der die
gleiche Entscheidung in etwas anderer Fassung gibt: $tg teiiijV t^T
}w t Jtir w) ^-we ^rr fr $vt «w»r$ öw^rnyo y ^» ( 3 ) -tAw* na 15*1* fr
.'.fDitviO <iitta J £i *i **r^ i}*r J fca gföiüei &wm gn dutafc pa sardärlh
(i) ö tö dät adäv göwSt kum in dütak sardär kart Äg u dütak sardär
dütak sardärlh (t) 6g ö pSi dahet dütak sardär i ditikar bS miret
sardärlh i dütak apät ö öi i fratom raset ,Wenn [ein] er sagt: „Es
ist dir diese Familie von mir in die Gewalt gegeben", oder wenn
er sagt: „Du bist von mir zum Gewalthaber dieser Familie ge-
1 Hds. »-10.
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1 Hds. !©1«*, mit nur einem j ; s. 8. 364 No. 2.
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Zeilen weiter; 8. unten. — Zum Begriff der Familiengewait s. Bartholomar SRb. 3.
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* ht ö pBi dätan eigentlich ,weg nach vorn geben, an einen andern ab-
schieben, abgeben 4 . Der selbe Ausdruck findet sich auch im nächsten Satz, zwei
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03
364 Christian Bartholomae.
macht", und wenn so der Familiengewalthaber die Familiengewalt
von sich abgibt, [wenn dann] der zweite Familiengewalthaber stirbt,
so gelangt die Familiengewalt an den ersten zurück.' Also: durch
den Tod des neueingesetzten Gewalthabers wird der frühere Rechts-
zustand wieder hergestellt, die Familiengewalt geht an den früheren
Gewalthaber oder auch an seinen Erben 1 zurück.
Eine weitere Stelle mit apäZ ö bun, die freilich nicht ganz so
durchsichtig ist, steht MhD. 25. 8 ff. : -v-ibie »o ww i*p t* koocmj yn
.'. )iw^)i -we> ^5^tt ) uf in^äÄ: 1 nipiit ku ka ätas pa sardänh ö duxt
i x v e$ dahet u duxt iöd kunSt [u] andar ö $öd barSt u kaS Söd hat
ianlh bS hilet adäv be miret en ku sardärih änöd be mänet adäv apät
ö bun Savet sox v an u patkär patiS niktrltan .An einer Stelle ist ge-
schrieben: Wenn [ein] er das Feuer in die Gewalt 3 seiner Tochter
gibt und die Tochter heiratet und nimmt [das Feuer] zu ihrem
Mann mit, und wenn [dann] der Mann sie aus der Ehe entläßt oder
[wenn] sie stirbt: so ist darüber, ob die Gewalt dort verbleibt oder
ob sie wieder in den früheren Zustand gelangt, Rede und
Gegenrede zu prüfen/ 4
1 Strenggenommen an den unter seinen Erben, der in erster Linie zur Aus-
übung der Familiengewalt berufen, der dazu der geeignetste (j^y& sacäktar) ist,
worüber der Abschnitt über die Gewalt (^j^-^k) J JÜl dar t sardärih) MhD. 24. 1 1 ff.
Auskunft gibt; vgl. unten S. 371,
* Hds. ft)W4 mit nur einem 1; s. oben S. 363 No. 2.
3 Von dem sardärih i ätai ,Gewalt über das Feuer' oder äial sardärih , Feuer-
gewalt* ist im MhD. mehrfach die Rede; z. B. 45. 15 ff. Es handelt sich dabei um
ein ewiges Feuer, das — wie vielfach bei uns die »ewigen Lampen 4 — aus den
Früchten einer zu dem Zweck gestifteten Sache (x p ästak) unterhalten werden muß;
s. unten S. 369. Die mit der Feuergewalt betraute Person hat die Pflicht der Unter-
haltung (Cura), aber auch den Genuß des Ertragsüberschusses. Vgl. unten S. 371.
4 D. h. es sind durch Vernehmung der beteiligten Personen die besonderen
3 o
Abmachungen festzustellen, die bei der Betrauung mit der Gewalt über das Feuer
getroffen wurden. Je nachdem verbleibt entweder die Feuergewalt bei dem Ehemann
der Tochter oder sie geht — selbstverständlich zusammen mit dem damit verbun-
denen x v ästak und dessen Früchten — an deren Vater (oder an dessen Erben) zurück
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MlTTELIBANI8CHE StCDIBN IV.
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17. MhD. 32. 4 — 10.
>*> * ^ „0 |^p ^ ^p ^ Wenn zwei Männer Urkunden
Svar i muhrpa Svak 2 mart ka haben, der eine mit dem einwand-
$ )rv 00 )t6)y * xf no »5*0* freien Siegel, der andere mit dem
haö peS (i) t;tfur« i muAr pa guafc früherhin giltigen Siegel, und sie
yi/£ räd / fan u däret tuVftr an
man Jeu patkäret yut
S )HJ) i^Wci fvk *»
kunlnd zyänak apäk dät98tän
7i e evaköi andar därisn zyänak u
ke hom zan öi ku göwet padtäk
. — . däri&n dar et varömand i viöir
öi ö 6ß fcw göwet etön kS ast
asi u ddrgi pes i vielr ke kunUn
t vidTir ä:ö gfi^/lt öi ö
ke
gt;a/c mart dätdstän ka be däret
streiten miteinander wegen einer
Ehefrau, jeder mit der Behaup-
tung ,das ist meine Ehefrau', und
sie führen über die Frau eine
richterliche Entscheidung herbei,
und die Frau macht nicht durch
die Aussage , dieses [Manns] Ehe-
frau bin ich' den Besitz des einen
von beiden offenkundig, dann soll
der den Besitz [zugesprochen] er-
halten, der die [an sich] zweifel-
hafte Urkunde hat. — Es gibt
[Rechtsgelehrte], die so sagen: [Der
Besitz] ist dem zuzuweisen, der die
ältere Urkunde hat. Und es gibt
[Rechtsgelehrte], die gesagt ha-
ben: Dem, der die spätere Ur-
kunde hat. Aber wenn ein Mann
zusammen mit einem andern eine
richterliche Entscheidung herbei-
dar- harBvenak kunend dit apäk führt, so ist unter allen Umstän-
v o .'. iwnj ^ J ^äi ^i iro ^ en ^ er ß es ^ tz [dem mit] der ein-
. — . kuniSn evar i viöir ö iSn wandfreien Urkunde zuzuweisen.
Statt *qy * *>d) — im Gegensatz zu ipJ J ^äi vorher — .hat
die Handschrift wie gleich darauf *nj * "fi». — Die Wörter zwi-
schen x x sind fälschlich wiederholt. — Einmal ist ein überflüs-
siges •» i gesetzt, und in der Maske für dar ist zweimal ein 1 aus-
gelassen.
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gle
Original from
CORNELL UNIVERSITV
366 Christian Bartholomab.
Der Inhalt der Stelle ist nicht ganz einfach. Eine Ehe-
frau (£an) ist aus der Vollehe (ianlh) ausgeschieden und hat
eine Halbehe eingegangen, d. h. sie ist die zyänak eines merak
geworden; s. dazu Bartholomab SRb. 16. Späterhin wird sie
von zwei Männern zurückgefordert, von denen jeder das be-
hauptete Anrecht auf den Besitz (däriSn) der Frau durch eine
Urkunde (viölr) belegt. Die eine der beiden Urkunden zeigt
das gegenwärtig giltige Siegel, die andere ein älteres, außer
Gebrauch gesetztes. Vor Gericht wird zunächst versucht, das
Recht durch das Zeugnis der umstrittenen Frau festzustellen.
Aber sie weigert sich, zu Gunsten des einen oder des andern
Streitgegners auszusagen. So der Fall. Wie bei solcher Sach-
lage zu entscheiden, welcher der beiden Urkunden alsdann das
größere Gewicht beizumessen sei, darüber bestanden unter den
sasanidischen Rechtsgelehrten verschiedene Anschauungen.
^f muhr ,Siegel*: vgl. Junker FrP. 113. Ich kenne das Wort
nur in dieser immerhin auffälligen Schreibung >*f oder * J f ; s. aber
mpT. MVHR und np. j-^* muhr. Im MhD. kommt es besonders
S. 99 f. oft vor. , Siegeln* wird mit iWffc? 3j V na pa muhr hambäs-
tan, eig. ,mit dem Siegel anfüllen 4 ausgedrückt; z. B. MhD. 78. 5 f.,
99. 4 f. Statt dessen brauchte man auch bloß hambästan: so AZ. 22:
Vj$l& JJJ) y^Q *&*^ )Wö J diplrän mahist fravartak be hambäU ,von
dem Obersten der Schreiber wurde der Brief gesiegelt 4 x ; ferner
MhD. 110. 12. Das Siegel macht das Schriftstück zur Urkunde;
und insofern kann man allerdings auch vom , Ausfertigen* eines
Schriftstücks sprechen; vgl. Junker FrP. 98.
Die beiden Urkunden sind mit verschiedenen Siegeln ver-
sehen; das eine wird als *\u» evar, das andere als *& $ )rr iithfti viöurt
pSS hat an bezeichnet. Die Bedeutung von evar steht fest ; man ver-
gleiche die bei West im Sv.-Vocabulary 243 verzeichneten Sanskrit-
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Übersetzungen des Worts, für die bezeichnend ist, daß sie in der
Mehrzahl verneinend gegeben sind: , woran kein Zweifel, wogegen
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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1 Unrichtig vonStackelberg WZKM. 17. 55.
Original fronn
MlTTBLlRANISCHB StüDIBN IV. 367
kein Bedenken besteht, einwandsfrei* K MhD. 91. 5 (und 8) ist das
Abstraktum ^w evarih im Gegensatz zu -toipft vimäritkth »Zweifel*
gebraucht — s. dazu Bartholomae SRb. 21 No. — , und evar selbst
wird 12. 15 dem Adjektiv *$?&] varömand gegenübergestellt, das hier
ebenfalls nichts anderes bedeutet als »zweifelhaft* ; s. ebd. 1 7. 24. Dieser
selbe Gegensatz liegt auch an unserer Stelle dem Sinn nach vor in
32. 6 f., wenn schon er nicht direkt ausgesprochen ist; den gedachten
Gegensatz zu *fA * ^ j äi viilr i varömand bildet selbstverständlich
tuVffr i evar, die Urkunde, gegen die keinerlei Einwendung erhoben
werden kann, weil sie das gegenwärtig giltige und darum eben ein-
wandsfreie Siegel trägt. Dagegen gilt die Urkunde mit dem muhr
i viSurt pSS hat an nicht als einwandsfrei, sondern als zweifelhaft,
verdächtig, wohl deshalb, weil ja erst zu prüfen ist, ob denn zur
Zeit ihrer Ausfertigung jenes inzwischen ungiltig gewordene Siegel
noch rechtsgiltig war. Was bedeutet w»qi ? Das Aussehen des
Worts, dessen erste beiden Zeichen n oder v und £ oder & oder z
meinen können, legt es nahe, darin ein Part. Parf. Pass. auf urt (aus
ar. ft) mit dem Praeverb ni oder vi zu suchen. Es kommt nicht oft vor.
t! CT
In der Pahlavi Version des Sv. findet sich zu 5. 34 das Ab-
straktum -tw»^» , und gleich drauf, als Gegenstück dazu, -wioifljr.
Es heißt dort: Wenn Jemand erzählt, es habe einer einen Löwen
getötet, oder aber, er sei von ihm getötet worden, so liege das Er-
zählte innerhalb der Grenzen des Wahren und Wirklichen, wenn der
Erzähler sei pa rastlh husrav u pa -w^ai uzmütak , durch Wahr-
haftigkeit wohlbekannt und durch x erprobt'. Sei das Gegenteil der
Fall, so liege das Erzählte innerhalb der Grenzen des Unwahren
und Unwirklichen. Der Pazandist umschreibt das fragliche Wort
m itjiy \r m b vaiördi und übersetzt es durch q^g^ni vacogurutd ge-
wicht der Rede'. West hat im Sv. - Vocabulary sowie SBE. 24. 142
Judgment' (bez. ,misjudgment 4 ) ; der Mann, von dem Sv. 5. 35 ge-
in h+.
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sprochen wird, ist ihm ,tested in judgment*; der Sanskritist bietet
statt dessen vacogurutayä vikhyätah.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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1 Das Umgekehrte in gr. aX^ifc ,wahr', das bekanntlich aus et (Negation) -f-
*Xrj#o; erwachsen ist.
Original fronn
368 Christian Bartholomäus.
Eine DenkartStelle scheint mir zu beweisen, daß Neryosang
das Wort doch richtiger gefaßt hat als Wjsst. Vgl. DkM. 55£>. 7 =
DkS. 12. 63. 10. Es ist hier zu lesen: * ^ ^ )K«po^e> *>jy) \ rfr
.". &rywt) jyj ^i r$r )f 3 w-t> £5 ttt^> no i«Wf$ hbh 1 ^ huzvän ö dröy
ne frahanjiin £e änti i rast göwet pa * kam därand ke huzvän ö
dröy frahanjenet. Man vergleiche dazu die Varianten und die Über-
setzung in Sanjanas Ausgabe. Der Text ist eine etwas umständliche
Fassung des bekannten Sprichworts ,Wer einmal lügt (usw.) 4 . Ich
übersetze: ,Man soll die Zunge nicht zur Lüge anlernen; denn auch
das, was er wahr spricht, halten sie kaum für echt, (er) der die
o
Zunge zur Lüge anlernt*.
Wie in der Öv.- Stelle rästih und vi&urtlh — so, mit £, ist zu
lesen, wie ja auch schon Neryosang wollte — , so stehen hier im
o
Dk. rast und viüurt nebeneinander. Sie entsprechen unseren wahr
und echt, die ja auch oft genug zusammengestellt werden.
Und die nämliche Verbindung findet sich weiter VYt. 1 3. 39,
wo die Rede ist von m J w* ■» tt^ty ■* -ö-t> gäh i viiurt i rast i den,
TD
d. i. von dem echten, dem wahren Thron der Religion. 2 West SBE.
5. 230 gibt viiurt mit ,explanatiön', also mit einem Substantiv ebenso
wie viSurtih ; das kann selbstverständlich nicht richtig sein ; s. auch
unten S. 369.
Die letzte Stelle, die ich noch für viiurt anführen kann, bietet
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das Wort ebenso wie die Stelle des MhD., von der ich ausgegangen
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bin, als Beiwort von muhr ,Siegel', nämlich VYt. 2. 39, wo der photo-
zinkographierte Text so lautet : iw^ >^))iüo *x6)Q£ ) W ir^tt^) •» »>£)r
. . . göwisn den burdärän muhr u viiurt dätdioar i rast .... Die
PazandVersion der Münchener Handschrift 67 hat dafür auf Bl. *av m
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Z. 2 ff. : . $f*(y*M*b*t+ . #?J"(>?Jfo'{4> . tj|j4ü^j^ ^^)j>ü^üy £awi*nic?l 6ur-
därqn umdhsrtuzartq dävariräStq. Das ist scheußliches Zeug wie der
1 TaAmanFtfÄ; cf. The Text of the Pahlvi Zand-i-Vöhüman Yasht . . . by
Kaikobad Ädaubäd D. Noshervan (Poona 1900).
* In der PazandVersion des VYt. der Münchener Handschrift 67 fehlt das
Stück. Sie weicht von der Pahlavi Version gar vielfach ab und läßt vieles aus.
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8. weiter unten.
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Original fronn
Mitteliranische Studien IV. 369
ganze PazandText. Berücksichtigt man, daß der Schreiber fast immer
* t für <fi g gesetzt hat, so ergibt sich guzart als Umschrift von )id)$p.
Aber auch der PahlaviText ist nicht ganz korrekt; statt ttf&tqi » »{
sollte jedenfalls iit^ty * **{ muhr i vüurt stehen. Wests Übersetzung
SBE. 5. 206 die iitta» als Substantiv ,decision* nimmt, ist ebenso falsch
wie zu VYt. 3. 39 (s. oben S. 368).
Auch in der Verbindung mit muhr , Siegel* entspricht viturt
unserm echt, aber hier in dessen älterer, rechtlicher Bedeutung ,rechts-
giltig, legitimus*.
Es liegt nahe, das Wort mit mpB. wtWi vifärtan, usw. — s. Hörn
NpEt. 204, Salemann ManStud. 1. 77 — zusammenzustellen. Die Dif-
ferenz -ärt : urt im PPP. (und Inf.) kommt auch sonst öfters vor; s.
GIrPh. /a. 299 f., ib. 140 f. Aber die Bedeutungen von vifärt-an
liegen allerdings ab. Ich mache jedoch auf die Stelle mit pat vidär
in den TurfanTexten aufmerksam, mpT. 132. 6 (s. Salbmann a. a. 0.
75), wo die Worte ,in Wahrheit* zu bedeuten scheinen.
padtäk göwSt: bezieht sich auf die Zeugenaussage vor Gericht,
Die Bedeutung von padtäk — und entsprechend die der Ableitungen
daraus — ist im MhD. vielfach ,gerichtskundig, amtskundig*.
Häufig findet sich der Ausdruck padtäk kartan offenkundig
machen*, wenn von der Stiftung eines x v ä8tak zu einem bestimmten
Zweck die Rede ist, vornehmlich zur Unterhaltung eines ewigen Lichts
(s. oben S. 364 No. 3), oder ,zur Pflegschaft' (pa stürih), oder ,der
Seele wegen* (ruvän räd), d. i. zum Beten (yaziSn) von Litaneien zum
Seelenheil für Lebende oder zum Seelengedächtnis für Verstorbene.
Damit den Stiftungen unter Umständen gerichtlicher Schutz ver-
schafft werden konnte, mußten sie eben auch auf irgendwelche Art
gerichtskundig gemacht werden.
Stiftungen ,der Seele wegen* scheinen recht häufig vorgekom-
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MhD. 35. 3 ff . : ^i ntoo-T) * o i wj ^teo -^ jyt ijwr $v» &m# \*p
1 Die Schreibung n für pa an Stelle der üblichen Maske \%n findet sich im
MhD. auch 87. 8 ^p^>o JP a sardätih, 89. 4 ^\y-> J* a grawlh\ vgl. MhD. 2#. 4
—
Wiener Zeitechr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII. Bd. 25
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Original from
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370 Christian Bartholomak.
•$y*b ^ *>^0 J2) i #m^ )}«&*r ^ -V ^»KT i in?** *)WO W*t ka göwSt
kum xPästak ruvün räd padtäk hart u pa däStan ö mihryön dät
mihryön u an£i kas an x v ästak fröxt u hl dät ne pätoxiäh ,Wenn
[ein] er sagt: „Die[se] Sache (x v ä8tak) ist von mir der Seele wegen
offenkundig gemacht und zum Besitz an Mihryön 1 gegeben", so
ist Mihryön oder irgend ein anderer nicht befugt, jene Sache (x v ä-
stak) zu verkaufen oder [sonst] wegzugeben/ Mit den Worten ,oder
irgend ein anderer' ist ein Verwandter des Mihryön gemeint, an den
der Besitz (därifoi) der Sache nach dessen Tod übergegangen war.
Das ergibt sich aus:
MhD. 29. 3 ff. : fDiifo >r^e> ^i »nöo-d no » $>w» ywö ^ CJ^ i5«**r i*F
tei»«X3 jm) ir^ö J *n*ö na (i) if^a iitta* wiiod i to»*» if^a 1 &a x v ästak
ruvän räd padtäk kunSt u pa däStan ö farrox* dahst u farrox* gir&t u
därSt vitart farrox* (u) pa patwand ifarrox* be rawet ,Wenn [ein] er
eine Sache (x v ä$tak) der Seele wegen offenkundig macht und
zum Besitz an Farrpx vl gibt, und Farrox" nimmt sie und hält sie
in Besitz, so geht sie nach Farroafs Tod an die Verwandtschaft
(unten S. 370), wo inöO-^ HO geschrieben ist. Es ist wohl das richtige, g pa mit
dem zugehörigen Nomen zusammenzuschreiben; denn als selbständiges Wort würde
pa vermutlich a$ geschrieben sein, vgl. ** , d. i. ka (np. <k$) = f4£* ; f£ t d. i. ma
(np. A^) = L* ; f) f d. i. na*) (np. dö) = jü ; s. Junker FrP. 64.
1 Vgl. wegen der Bedeutung des Namens s. Bartholomae SRb. 15.
f D. i. »mortuo F.* (nach F.s Tod). Vgl. zu dieser absoluten Ausdrucksweise
Bartholomak SRb. 10 f. Sie findet sich nicht nur im MhD. Auch das Dinkagt bietet
manche Beispiele; so z. B. DkM. 77«?. 11: »f^ftJT W5ft vitart pitarän 9 nach dem
Tod der Eltern 4 **); — 555. 10, 12 (= DkS. 12. 64. in): o* I^I^WÜI zfart mad ,nach
Weingenuß'***); — 773. 22: JM^gy^g )%» Ä»itW) I 9Jr^ ^IndaÄr u vitarUi plt [i] paß-
rvftär ,bei Lebzeiten und auch nach dem Tod des Adoptivvaters 4 *), — auch mit
der Negation kommt die Ausdrucksweise vor, so DkM. 773. 10: jpg 1?1V° ^AraH iö$
,marito non facto (d. i. recepto) 4 **).
*) D. i. die durch Ausgleich mit ma ,p.Tj* entstandene Nebenform von
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nB ,oi 4 = ap. »mty. Ich bemerke das gegenüber Hübscbmann PSt 100.
**) West SBE. 37. 14G f. zu Dk. 8. 43. 10 und 14 übersetzt beide
Stellen falsch.
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***) Es heißt da: x*art mai hangäviin u patlcär ni kunihx U hOitän $tm
u yang Qf \ mq* = np. ^U^.* ..A^) hatai bavil ,Nach Weingenuß soll man
sich nicht in Erörterung und Disput einlassen; denn immer erwichst daraus
Gehässigkeit und Streit 4 .
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MlTTELIRANISCHK StüDIEN IV. 371
Farrox v s { . Wie aus diesen Stellen hervorgeht, entsprach es dem
Herkommen, daß der Stifter in der Stiftungsurkunde eine bestimmte
Person bezeichnete, die die Sache (x'ästak) in Besitz zu nehmen,
sowie als Gewalthaber (sardär) zu verwalten und aus deren Früchten
die Kosten für das Beten der in der Stiftungsurkunde verlangten
Litaneien zu bestreiten hatte, dafür aber auch befugt war, den Er-
tragsüberschuß * als Belohnung seiner Mühewaltung für sich zu be-
halten. Seine Pflichten und Rechte waren somit denen des äta$
zardär ,des Feuergewalthabers 4 ganz gleichartig — vgl. dazu oben
S. 364 No. 3 — , daher denn auch die beiden Gewalten (sardärlh)
mehrfach zusammen genannt sind, und eine durch die andere er-
läutert wird; s. weiter unten.
Es kam allerdings auch vor, daß der Stifter die ausdrückliche
Nennung des Gewalthabers (sardär) über die gestiftete Sache unter-
ließ, darauf bezieht sich
MhD. 24. 12 f.: -v* »i rnexM» 110 » (Oi\u> i$-"W0 «^ jyy >}wr i^T
&a x v ä8tak ruvän räd padtäk kunet u pa däXtan ö kas ne dahet haö
frazand i öi ivak i saiäktar däriSn ie etön bavSt tigön sardärlh i
ätaS ,Wenn [ein] er eine Sache (afüstak) der Seele wegen offen-
kundig macht, und sie Niemandem in Besitz gibt, so soll sie eines
von seinen Kindern, das dazu am geeignetsten ist, in Besitz nehmen ;
denn damit ist es ebenso zu halten wie mit der Gewalt über das
Feuer', S. dazu weiter oben.
Endlich führe ich noch eine interessante Stelle an, die uns
zeigt, daß die Bestimmungen über das Litaneienlesen ,der Seele
wegen* nicht nur für die Person des Stifters getroffen worden sind,
und die sich weiter darüber ausläßt, was zu geschehen hat, wenn
das Erträgnis der Stiftung zur Erfüllung der Stiftungsbestimmungen
nicht ausreicht,
MhD. 35. 9ff.:jy^ 110 wi6)ö *Y) i^r { J w» 1 )) ( vt w$ *t?
«Juno -Tta i*tr 4r & no wo *>} 1 i*co Hr »r»** J rj$ »0 *** *r) 1 (■>) ^0
1 bar an i . . . frtcet (^eV 8 - oben S - 353 No - 3 )i v g L MhD ' S4 ' 7 » 9 '
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372 Christian Bartholomae.
fca &ar£ ku hat bar u vaxt 1 i ha6 x v ästak mäh fravartln pa ruvän
farrox v (t) u mäh tlr pa ruvän i mihryön en yazihx u har säl pa
an röÖ ka fraiäm bavet yaztin fand Säyet e kun ka vaxt and ne
bavet fand an yazihx hameven 2 ha£a§ kartan Säyet . . . ,Wenn [in
der Stiftungsurkunde] bestimmt ist: „Aus dem Nutzen und dem Er-
1 Das Wort )(gy>) vaxt, d. i. Ertrag aus beweglichen Sachen (insbesondre
Kapital) im Gegensatz zu J) bar, ist mir bisher außer im MhD. nur noch einmal
vorgekommen, DkM. 556. 1 3 ff . = DkS. 12. 57. xi, wo vom #y) j ^^) veHh i vaxt
,vom Übermaß der Zinsen' die Rede ist; Sanjanas Korrekturen und seine Über-
setzung sind verfehlt.
Im MhD. findet sich vaxt mehrere Male 12. 14 ff. Aus allen Stellen geht die
Bedeutung des Worte, wie mir scheint, mit Sicherheit hervor.
Neben j^j vaxt aus ar. ^yakt findet sich in gleicher Bedeutung *§*) vaxi
aus ar. *jtakä°, vgl. das arm. Lehnwort 4?»ib* va$x , Wucher', Hübschmann AGr. /. 243.
Wenn, wie man annimmt, vaxi zu mpB. n^HXW vaxHtan .wachsen* gehört und
eigentlich .Zuwachs' bedeutet, so darf man vaxt mit der selben Grundbedeutung
auf die $-lose Nebenform der , Wurzel' *ay.eg- neben *a#ek8- (s. Walde LatEtWb. 1 73)
zurückführen und kann sich dabei insbesondre auf die germanischen Wörter für
,Zins', got. wokrsy ahd. wuohhar, usw. berufen.
Ist aber diese ,Etymologie' richtig?
Ich weise jedenfalls darauf hin, daß die Wörter für ,Zins' vaxt und vaxi
stark an das Wort für »verkaufen* erinnern, mpB. H<e?^0 fröxtan, np. ^cL^yi /«-
röxtan y usw., insbesondre weil auch hier zwei ,Wurzeln c , eine mit und eine ohne *
am Ende beisammen stehen: das Präsens lautet mpB. t^e^O fröHt, np. j^J^^ji
fiuoiad, deren 8 aus x$ erwachsen ist, wie das nbal. iavaikay .verkaufen* neben
iavaxCa »verkauft* erweist. Man deutet das Verbum für ,verkaufen* als ursprüng-
lich »ausrufen, ausbieten*, ar. *pra-yak(&)-; s. Hörn NpEt. 183. Und dafür kann man
sich allerdings auf das awest. **?>-5.>(? vizuta berufen, dessen Bedeutung von der
Tradition mit ^r£»ty\ väcärakänlh ,Handcl* bestimmt wird, weshalb es in meinem
AirWb. 1471 gefaßt ist als ,beim (Waren)ausruf, sva. auf dem Markt*. Wie aber
steht es mit dem Wort für »Markt* selber, mpB. *$»&) värär, np. *Ub bäzär ? Dessen
alte, von Jüsti freilich bis zuletzt vertretene Zusammenstellung mit dem ap. abicarü
ist ganz sicher falsch; s. Bartholomae ZumAirWb. 104 f. Sollte das Wort väiär.
bäzär , Markt, Handel* mit den Wörtern für .verkaufen' zusammengehören? Die Be-
g
deutung stünde dem gewiß nicht im Wege.
* ham-evün; das selbe Wort auch MhD. 53. 5; eigentlich ,eiusdem modi 4 . Zur
Lesung und Etymologie des Schlußglieds s. Bartholomae SRb. 12, Mahn DLitZ.
1911. 278. Das Wort ist doch wohl auch in mpT. »YVYNG tvinag anzuerkennen,
entgegen Salemakn ManStud. /. 52.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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MlTLELIBANISCHK STUDIEN IV.
373
TD
trag aus der Sache (x 9 ästak) veranlaß im Monat Fravarttn für die
Seele des Farrox 91 und im Monat Tir für die Seele des Mihr-
yön 1 die und die Litanei, und jedes Jahr an dem Tag, da es zu
Ende geht, [veranlaß] Litaneien, so viel als es sich gehört" : wenn
der Zinsertrag nicht so groß ist, tiaß man daraus 2 jene Litanei ent-
sprechend veranlassen kann, . . .' Die weiteren Textworte scheinen
mir durch Auslassungen gestört zu sein.
Über ,das Offenkundigmachen einer Sache zur Pflegschaft' han-
delt MhD. 44. 16 ff. Mit Rücksicht auf die oben S. 371 erläuterte
Stelle 24. 1 2 f. verweise ich insbesondere auf
MhD. 45. 8 ff.: A <Pjy -tjo» wj yxoo iö^w »a ijwr Jj »y + t*¥
4 myo + ^ r$o ^ n«XM$ W )3wr *& t HO - -Hyo'fy'O J §$ ka *mart 1
x 9 ä$tak pa stärlh paötäk hart uS duxt ne pus i pätdxSählhä ast u
an x v ä8tak kas däHan räö framdn ne *dät . . . ,Wenn ein Mann eine
Sache (x 9 dstak) zur Pflegschaft offenkundig gemacht hat, und
er hat nur vollberechtigte 6 Töchter, nicht Söhne, und er hat keine
Verfügung getroffen, wer jene Sache besitzen soll, . . .'.
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Verzeichnis der übersetzten und besprochenen Stellen.
MhD. 1. 4 ff.
S. 355
MhD.
//. 3 f.
s
360 No
10 ff.
347, 355
14 f.
360 No
13 ff.
349
16 ff.
359
16 f.
354
12. 8 f.
860 No
. 6. 15 ff.
359
15
367
5. 3 ff.
357
11. 24
367
10. 17 f.
360 No.
24. 12 f.
371
1 Zu den Namen s. oben S. 370 No. 1.
* cand . . . hacaüy wörtlich »quantum ... ex eo', sva. ,ex quanto*, genau wie
. *tyy 66 . . . hacai ,quod ... ex eo\ sva. ,ex quo*.
8 Hds. xx iy am Ende der Zeile.
4 Hds. ^oimj.
6 D. i. von der Hauptfrau stammende; s. Bartholomae SRb. 7 f.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
374
Ch. Bartholomae. Mitteliranische Studien IV.
TD
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MhD. 25.
8 ff.
S. 364
DkM. 555. 10, 12 S.
370 No
11 ff.
363
556. 13 ff.
372 No.
13 ff.
363
559. 7 ff.
367
29.
3 ff.
370
565. 4
356 No.
32.
4 ff.
365
721. 3, 8
352
6 f.
367
9 f., 12 f.
354
35.
3 ff.
369
722. 11 ff.
351 No
9 ff.
371
773. 10
370 No
11
360 No.
11
370 No
72.
6 ff.
361
22
370 No
73.
lff.
352,
354
GrB. 129. 4
356 No
78.
5 f.
366
AZ. 22
366
91.
5
366
Sv. 5. 34
367
98.
5
359
VYt. 2. 39
368
99.
4 f.
366
3. 39
368
108.
N. 17.
7 ff.
7 ff.
359
VP. 3. 41
353
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%42.
350
Aw.V. 3. 41
352.
DkM. 444.
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352
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Heidelberg, 29. April 1913.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Zum Diwan des Abu '1-Aswad ed-Du'ali.
Von
O. Bescher.
Die ersten umfangreicheren Mitteilungen über den Dichter hat
seinerzeit Nöldekb im 18. Band der ZDMO. p. 232 ff. gegeben. Da-
mals war vom Diwan als Ganzen nur die Handschrift der Ref. in
der Leipziger Universitätsbibliothek bekannt, von der überdies noch
der Anfang fehlte; inzwischen haben wir nun in dem Sammel-
band der Müräd Mollah Bibliothek Nr. 1789 (1761), dessen erste
risäla das K. el-infi c al des Abu 'l-Fatfä'il e?-$ag&ni (vgl. meinen Auf-
satz in den ,M&anges', Beirouth v/630) ist, eine alte, wennschon
in
undatierte, Handschrift als wertvolles Pendant zu dem bisherigen
Unikum hinzubekommen. — Die Rezension des Diwans, die Nöl-
dekb (p. 240 seines Aufsatzes) Ibn Ginni vindizieren wollte, stammt
— wie es der Titelkopf des Diwans zeigt — von es-Sukkari; des-
gleichen auch die ,spärlichen' Schollen, die meines Erachtens als
recht erbärmlich bezeichnet werden können, da sie an allen schwie-
rigen Stellen fast durchgehends versagen und dafür wieder ganz
überflüssige Erklärungen geben — ganz wie es übrigens stillschwei-
gende Konvention der Mehrzahl der arabischen Kommentatoren ist. —
Die Schrift, zum Teil etwas schwer lesbar, nähert sich stark dem
magrebinischen Duktus; > — j — ^ sind in den Ligaturen oft voll-
kommen identisch, so daß für die Art der Lesung meist nur der Sinn
entscheiden kann; zur Orthographie ist zu bemerken, daß der
Energeticus nach koranischem Muster (vgl. l»*«»^ 96/15) als Tenwin
geschrieben ist.
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376 O. Rescher.
Was den Dichter selbst angeht, so ist über ihn nicht viel zu
sagen ; daß er ein ,Knote* von kleinlicher Gesinnung und dazu geizig
und gierig war, zeigen schon Nöldekes Proben zur Genüge, wie auch
seine ^Muse* nirgends über den Horizont kurzsichtigen Gezänkes und
Weibertratsches oder plumper Schmeichelei hinausgeht. Der Wert
des Diwans beruht also demgemäß ganz auf objektiven Gründen,
nämlich dem Alter des Dichters und der sprachlichen Ausbeute, die
immerhin für den einen oder anderen seltenen Ausdruck Belege gibt.
Damit mag der Auszug aus dem Diwan folgen, 1 dem als kurzer An-
hang noch einige Stellen aus dem Mostatraf beigegeben sind. 2
C^ ljä** crf cr^ c^ ^ ^^ ^UUt ^t 4^1 ^k^.^31 ^9v3\ *D\ <*~o
^■ÖL^J^ Caaaj JJL^ ^JLo v ^ r * CUü* AJUJ i^ifi <^->^L£J S^LoJl wXjo <i*«<L\
f }*w3l ^ «^ <°V^ eSr^~ M o^~^ C^ cj**^ ^^r*^ >^ üj*±.\ JUJ
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^u_j v-^jjü ^ ^i oj j*j ^ u»j\ Aj - ^ jjj^ jüj ^»y^\ ^^
*-^^ Cx" O 1 * ^ ^^ J 1 » *^ O tf .9 V*jt5>^» J** CT« C^ 311 ^ <J>- vir*- 31
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1 Eine Übersetzung muß ich allerdings, um den Artikel nicht übermäßig
3 O
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auszudehnen, vorläufig noch zurückstellen.
* Im übrigen vgl. man die Indices zu Bubturis und Abu Temm&ms Ham&sa,
zu Howell, Kämil, Mufa§sal, Mutanabbi, el-Qäli, dem K. el-muwa§^Ä und Gemfi
Index zur JJizänet el-adab.
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8 Ajf. » 11/101 ^^JLa. .
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1 i Digilized by ^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Zum DIwän dbs Abu 'l-Aswad ed-Di/alI. 377
U~i i^i. ^ ÄiU5 ^ iLU j^x ^ ^ * JjjJI ^ ^jx ^ &bu a ^
J^j 4j^\^JÜJ siT\/\ >,*3 b\ b J^, aJ JUb ^jjjij ^~J\ 5 ^.U.1
dJjwo ^J\ H \ JULi ^JÜ l £>jl N J\ ^>-^J vi^>J J~~*^ y^ 6^j cJtfj
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1 D. h. es wäre dir zuträglicher, zu Hause zu bleiben.
* Lies f j^x!\. 8 Vielleicht < >L^ ^\S v ^ r «.
4 Ag. * 11/104 Z. 3ff.
6 Cf. Bu[bturi] 916; Ag. ■ p. 104. • Text ^l^U
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Darauf folgt die Geschichte Ag. p. 104 ult. bis 105 Mitte;
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(2.-3. Qaside) das erste Gedicht hat 7 (wie Ag.), das zweite 1
[<>~~i.J* 'j** • • • C>^\] dagegen 8 (gegen 5 in Ag.) Verse ; der Kom-
mentar ist ganz unbedeutend; es schließt sich an das 4. Gedicht
(nebst Einleitung) cf. ibid. 105 unten bis 106 Z. 2 * [Kommentar nur
teilweise]; sodann (5.) die Verse» J£* . . . s^>JS\>\ ibid. 106 nach der
Mitte; alsdann (6.)* \**\£\ ••• ^*> p. 107; das 7. Gedicht findet
sich ibid. 107 unten 6 (V^); das 8. ibid. 108 oben (aJjUL,) mit 26
(gegen Ag. 7) Versen; das 9. folgt in Ag. J-^*Jl mit 4, im Dtwän
mit 9 Versen; darauf (10.): <*~^ o 1 * >3^ c?» b \> ^r^* 1 ** ^^ ^ J^ 8
••• J?/* J- o« U ^ **» V>j II l M& »Sbj JU UJii > H ■
„\ ^^iiÄ-Jli vj£^-s* ^y» c*^ fV^ II L5*^hP ^ ^ U^-*m-* dl) Ui r
1 ['Umda n/6]; Hay. 4/174. [Mostatraf (Cairo 1314) i/67].
1 Cf. Ibn Qutaiba (de Goeje) 458; Bay. 4/174; [Bu. Nr. 904; Haffner,
> V
Texte 212].
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4 [Bu. Nr. 750.]
5 [Lisän 2/67.]
» [Bu. Nr. 868.]
4 |Bu. Nr. 750.]
5 [Lisän 2/67.]
6 Fehlt bei [Nöldeke], A^änl und Ibn Qutaiba; Bu. 307: Vers 4.
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Zum Diwan des AbO 'l-Aswad kd-Du'aU. 379
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*£}j »Lai. c^Ji, -^ A-Ju c~-£i bJ £>-<»^ o 15 W J»*-^ C^»>^ J^
Darauf Gedicht 11 (cf.» Ag. p. 108) nach der Mitte (aJULo)
nebst dem folgenden 8 (: *j+J*+i\ mit einem Verse mehr als Ag.) 4 ;
Gedicht 13 findet sich Ag. 110 oben (r*^») nebst dem folgenden
(.•Ii-mi^)-»- dann folgt (15.) ein Tawilgedicht: ^3^5 iyu> )i\ #\ JIS^
1 Doch wohl in ^Lii zu korrigieren.
1 [Bu. Nr. 876.] 8 [Bay. v/175.]
.\ S^^ciiJl dJLJl ^>\ji OüllL II jÜ. ^i^^ *JL^ ^^
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6 Aber ohne den letzten Vers.
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380 O. Rescher.
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••• [j-^,1 ^biJ\ J,* ^X*^ ^)\ ^.^«J\ frojMj »pUl s J^yJ\
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CJ^.J 1 »] o 1 "*^ Cfi *r* <j^. Cr« ^f-* - er? »^ J ü ^ 5*^. l ^ *3^ ^'
• • £}ij 1>^mJ\ L^JJjL ^j^sH * >\,il> II jjo ^J^ ^lUJUol IaLL^* *w-^i\J
1 Undeutlich, doch kaum +}t\. * Text j^^. 3 Text: ^»^JÜl.
4 Lis&n 10/279; Text ^Jo oder ^^S (unsicher).
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Zum Diwan des Abu 'l-Aswad ed-Du'alI. 381
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*J ULJ^ oa-oj >>&< ^5^._j y^ ^ JpU <^j*. UuU?
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' '• *■ '• i.' II . f l 1 11 «c '
C , >>4^ , . ö! 1 ^ «>** or»^ l> 11 * — »J» ^ ^y^. t, \m ü 5 n
Darauf ein (ebenfalls in Ag. etc. fehlendes) Gedicht (16): [IWil]
^J^Jl vj^VH ^^. vt^^' II V^ ^rf J^ o» *4-5 WJ r
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<►■{-; uy***-" ^ *^A^ <-^r^ ^Ir** ^^^ l - :: — *^^ .^
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1 Punktierung undeutlich. — Wohl ,n "^»H [Geyer].
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382 O. Rescher.
Darauf folgt das Gedicht Ag. 111 oben (: ^*^); als Nr. 18
folgende Verse : * C J^
.-. Ü}lyi ^ J^äJ\ L^ii II L^o\j LLU. >.xJ\ £\y >» i
.-. ^_;;.;,> l ^ li> ^._> II ^ Jkli ^-. j£ L. r
.-. 1 :-^l u *i\ *iui ii f— t *tiJ ^ uiUi\ JlJo r
.-. LU*uy\yi^j^»»jJ^^ II *— sis U \3\ JyÜ\ «^ii i
.-. £üi~Jü\ U^l^-s». ^ II ' ^ ^ ***** cÄ VJ °
* .-. JL^jJj S 0\ *sJ\ pH y II * >tf 4oJ^ ^SL. O/ . a
Das Gedicht 19 [j*«i] findet sich Ag. 119 oben 6 ; das nächste
Gedichtchen ist in Tawil:
.-. ^? __ ^ %£ ^^* >^3 J& II v^^' ^ J* ^\ ^ b - v -» '
.-. c > * y 9 " f Jo jfct ^JL» ^1* 9 II «yu c^~J\ ^i jiiS <Ji viX«. r
••• >- v>3 J-^ J^ 1 l&* II * ^ ^^ JJ! ^ü\ 5 r
Ihm entgegnete Abu '1-Gärüd (19*): b 3J \L\ ^\ *jLJ»]
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*j*p\ s jii* iüst j ii ***** 3>.±^\ «^^ <J\ y r
^j\ ^ jTjjüb ^>UJi «i 3 > II *»£ ^> 3 J+*^ <J Ji o l j r
Ihm antwortete Abu '1-aswad [Jawil] (20):
.-. I S\y f vjiJJ r vjXi\ >« , || ^U. ifp ^ Jy? ii>' r
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1 [Cfr. Bu. 254.] * Text jia. (?); ein winziges Pünktchen über
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• > ist von ; hier ununterscheidbar.
4 Ohne weiteren Kommentar.
5 Cfr. Bu. Nr. 313.
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Zum DIwan des Abu 'l-Aswad ed-Du alI. 383
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• (20») JUÜ ^ ; 0.\ ^\ ^ JiJJ^ ^*^ ^ «^ ^ i^*
••• -> ?V f^*» ^>?. PV II l>? «\ „iLü vl^S ^JO, _j £
■'• j> — J^* cr«4> ^-^. viXJyü II l {i,j J»ir* y)^* J-H^^ o
'■■• •> »W^^ ^^^ ^v. % t,V ll ö — J^v- 3k 3^ ^ ^>A i
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••• ^^» jjJ-ö* o<^ ^4^ ^ ^ II e — *y ^j^ s> ^^ ^\ 5 v
1 Text j^.^. • Text-Vok. A^l (= ?). 3 T „ t i
_. C** r^r\€^\*> Original fronn
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384 O. Kescher.
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•"• *V^ U l> ^ Csr^ J? 3 Ü ^ *** i^J i^V ^ » [21]
/. tj^>t Ut^l^J pbu <J ^4/^ II 1— ^ji 5lÄ\ J^io aJ vJU^° £
•'■ \*^ O^ C^ M > ^M»' J 1^ II L5— ^ 3 y^s ^ 3^ kJ X 3 °
.-. Ij^aJ j ^yut #Ü\ li 5 ^^Jl^ || <k__jL*. jj W J*J\ ^> ^ i
[22] '[J^k] ܻl AJ JUJ _,
Lisi
.'. <Jj)\^iüJ\ l^Xft Jaij3 jJ> 'U>Jr? || a £'* i\j^\ j^jo aJ Jxi^ r
aJl5^a^J\ , JLö" . c\
Gedicht 23 beginnt mit dem ftwitaerc:
und bringt dann die beiden Verse Ag, 114 Mitte in umgekehrter
Reihenfolge.
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Gedicht 24 — in Tawil — beginnt: 3
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1 Bu. Nr. 905.
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1 Lies wohl ibj^L; cfr. Nr. 1/2 und 22/2 oder ^J^. cfr. 44/13.
1 Bu. Nr. 905.
3 Fehlt in A£.
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Zum DIwan des Abu 'l-Aswad ed-Du'aU. 385
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[26] [Jo>] >^Jt *\ JUi
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* Text C
1 Text ^JaiXil — das doppelte { l& ist wohl dittographisch.
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Moroni. XXVII. Bd. 26
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Gedicht 27 (2 Verse) in Ag. 114 Mitte (f; l ^>); die folgenden
Verse (J-***) finden sich Ag. 111 Mitte; darauf folgt [29]:
•*. Jj j* ) 3>^ J> ^jL^S || I *3li ^,-U j;ij U^t _£>li r
I— w ____
jJ^ ^jU v^aUju ^\ L^iUJj .*.j>oü\ ^^o U^ j-^**-^J\ • L5 ^iJb ^i-**o { ^^4 ^\
Von den 2 Versen des Gedichtes 30 findet sich der erste in
Ag. 106 Mitte und 114 Z. 7 von unten (t&SS . . . J^-oj); Gedicht 31
(tj b ) steht bei Ag. 111 Mitte; Gedicht 32 findet sich (mit 8 Versen)
in Ag. 114 und die folgende Qa?ide bei Nöldeke (als Nr. 2) p. 233
[l*J\bL]; Gedicht 34 (mit 2 Zusatzversen) = Ag. 1 14/5 4 [W]; das
nächste (35.) Poem (4 Verse) = Ag. 105 [^Lull]; darauf (86.):
1 Lies wohl \^£. * Diw&n (Bartu) 15/5.
3 Zu ^JiL vid. Li». 1/264/6 v. u.
4 [Bu. Nr. 966; JJrj. 5/140].
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1 S Digilized by L^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Zum Diwan des Abu 'l-Aswad kd-Du*al1. 387
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L^LtJ A i 1 ~J^*o A-Jl J-w^ti do ; U. ^jXi» V*^ l>\ «£>\^ ^.l^. -UaS ^Ju
-*. ^X JU ^ J*vjt Jü U g)lW || JL~J j ^Jlo ^Jt l*^ ii~Jb> I
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P V^1 ^ iȆj ^i J\ 0>>-b\ ^l ^
Es folgen (37.) 2 Tawilverse 0-^.] = tfamäsa (Bülaq) m/164 =
Ag. 101 oben und 115 unten; Gedicht 38:
m w) *-^ *Tf ^
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•'• e ^ r^ 4 c^ o* ^^ II *— *)> jJÜ «> olr^ kj**&*i l
.'. g)Vb iU>\ ^\jJ\ ^ C^2^ U \i\ II l fJli \>^ ^-ij ^^ ^^ r
' . <>
Darauf (39.) 4 Tawilverse (Ag. 111 unten — <J*\) nebst dem
4_ TD
anschließenden (40.) Gedicht (3 Verse, cfr. Ag. 112 oben) und den
folgenden (41.) Versen (&j\, 5 Strophen); 8 dann folgt (42) X a wil:
I B
- ^^
1 [Bu. Nr. 270].
f [Cfr. Lia. n/364].
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- "I nv , li7ö , h ,( Original frorn
| S Digmzeo Dy ^uu^lL CORNELL UNIVERSITY
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03
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388 O. Rescher.
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.'. \J «o <*J j^kX**0 M ^yc fj-a-XJ || L^Uo CU^5 ^\ ybjJ\ J\^l> cXfUi p
Darauf ein längeres Stück in Prosa/ das (43.) folgende Tawil-
verse beschließen:
1 Ein kurzer Extrakt dieses Stückes mag zur Illustrierung des Gedichtchens
folgendermaßen mitgeteilt werden: ,Ein junger Mann der ßenü Sadüs, der sich
durch fromme Übungen (Koranlesen etc.) so auszeichnete, daß er darüber so „dünn
wie ein Pfeil* 1 wurde, wurde beim Statthalter 'Ubaidalläh b. Zij&d als Häretiker
verdächtigt und darauf von diesem eingesperrt. Die Benü SadÜs begaben sich darauf
zu jenem, um die Freilassung des jungen Mannes zu erbitten; jener aber knüpfte
daran die doppelte Bedingung, daß der Häftling, um seine Rechtgläubigkeit zu be-
weisen, die Mufrakkirae (cfr. Sahrastdni) verfluche und sich in seiner Religion als An-
hänger Mo'&wijas erkläre. Der junge Mann aber weigerte sich, irgendwelche Ver-
fluchung (sie sei gegen wen immer gerichtet) auszusprechen und erklärte sich ein-
zig als Anhänger der Religion Ibrahims (d. h. des geoffenbarten Islams), wodurch
6
er dem Statthalter genügend verdächtig erschien, um sich als halsstarriger Häre-
tiker eine Verurteilung zuzuziehen. Als aber am Tage seiner Hinrichtung aus Mit-
leid mit seiner Jugend und Frömmigkeit sich niemand fand, das Urteil zu voll-
strecken, tötete ihn der Bähilit el-Mutallam, der sich zufällig bei der Sache ein-
gefunden hatte, aus Haß und Abneigung gegen seine (angeblichen) häretischen
Tendenzen. Als hierauf aber der Bähilit wieder zu seinem Stamm heimgekommen
war, machte ihm dieser Vorwürfe über sein Verhalten, indem er ihm die sichere
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Rache des Stammes des Getöteten, der Benü Sadüs, oder seiner Gesinnungsgenossen,
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der Mufcakkime, in Aussicht stellte. Infolgedessen hielt sich el-Mutallam zu Hause
bis zum Monate Rama<J&n, in dem er — um sich Milch oder eine milchende Ka-
melin zu verschaffen — sich nach (dem) Mirbad begab. Unterwegs begegnete er
nun zwei Leuten, die ihm versprachen, ihm auf den folgenden Tag das Gewünschte
aufzutreiben. So begab er sich also am nächsten Tag mit ihnen in ihr Haus, ob-
wohl ein, ihm unterwegs plötzlich auftauchender, Argwohn ihn aus Reue über seine
Unvorsichtigkeit am liebsten wieder hätte umkehren lassen. Und tatsächlich wurde
er auch, am Ziel angelangt, von den Fremden getötet und seine Leiche in einen
Brunnen geworfen. — Nachdem einige Zeit verstrichen war, ohne daß sein Stamm,
die Bähiliten, irgend etwas mehr von ihm gehört hätte, begaben sich einige von
ihnen zu dem Statthalter 'Ubaidall&h ibn Zijäd und verlangten, daß die Benü Sa-
düs vor ihm erscheinen sollten, um sich von dem mutmaßlichen Verdacht der Blut-
rache durch einen Eid zu reinigen. Als aber die Sache so weit gediehen war, stellte
sich von ungefähr ein Trupp der Mubakkime ein, die den wahren Sachverhalt auf-
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klärte, indem sie sich selbst als diejenigen bezeichneten, durch deren Hand el-
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Mutallam gefallen sei, und zugleich die B&hiliten herausforderte, wenn sie es wagen
wollten, selbst für den Totschlag Revanche zu nehmen, was diese aber durch Furcht
eingeschüchtert unterließen. 4 — Auf diesen, jeder vernünftigen Kausalität ent-
behrenden, doppelten Totschlag spielt insbesondere Vers 4 des Gedichtchens an.
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Zum DIwän des Abu *l-Aswad ed-Du'alI. 389
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.*. ^ä^ ^uju ybjJi uU^j J^J ^ ii jj — *u«> <*j^ u C* u ji ^ £
Darauf folgt, ziemlich erweitert, das Gedicht (44) Ag. 115
(^Ji) mit 16 Versen, das beginnt [J^]:
Zwischen 1 und 2 von Ag. findet sich folgender Vers ein-,
geschoben:
.'. j. -oli j Ja f> JLla^JÜ *JÜ\ ^ _j || <x **dü j^jo ^ 3l»Jb JIS \3\ r
/ ~ f. *
*5-«l> Ü^JLi* dJ£-I*^° ^\ «^i\ r ^J\ <^JU OZj J^» »33tä 3
.-. J *u J*üj\ <ois f \j5 Jio ii u — & \>\ Js ^ ^j^ u^J i
.-. J_su Ä J\ W^\ ü jl^ ^u ii u^u iS^jji iJb ^jj\ isyv
Nach dem Vers (^>l**) mit der Var. j*\ ^ \Sj*? für J^ *-r^^ ft
folgt:
und nach dem Vers (/*t**):
•'■ j— 5\y ^i j*J ^U«<Jl >j^S || l ^3^ J"^ '^Jä. ^*^-? ir
J^O^Jl ^y« »^i-JjJ y>\>J Ü^li.1 ÜwXJJs-Ü) AjJJ\
| « ui»ui ^J\ ^.
5 Hdschr. i.l.i.
8 A ^- M
4 Kommentar ist hier wohl in Unordnung.
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390 O. Rescher.
- 'j-*!** 3 &ß V^ J^ >» 1 — -4; l> >■* <J a ^^
Das T aw i'g e dicht 45 findet sich Ag. 1 18 unten (S^j); es schließt
(46.) das Tawilgedicht (J-JUill) Ag. 115 Mitte an mit folgenden
2 Zusatzversen:
•■• J SW >J 13t <5^XJ ^ 3 II *'J ~* ty> J* o* 1 * O u '•
.*. JI*a\j,* J-*^\ *j+Ü U>j^ cjj* ^ II ^ — 1,Jb O*** V -1 ^ *T** 3 ***** ■ *
Zu Gedicht 47 cfr. Ag. 116; vor dem letzten Vers findet sich
eingeschoben : [ Jj^t]
Jl L-r Ä^>Jb j^l ÜaS" || dkJüb\ J* ^jJl ^UJt feLui \ 3\ .-.
' <-'=.*•
Gedicht 48 fehlt in Ag., steht aber bei Nöldme p. 234 fU&Lkjl);
das (49.) nächste Gedicht, mit dem gleichen Anfang, beginnt [Tawil]:
••• ?^1 O^ 5 -H^ o 6 o^4. VJ 5 II J> ~ J^ Ul/ «^ uJÜä r
•"• ^^-»1 ^ J 1 »^ ^» A-U vtJCi^ || ^ iüj f> J\ ^^JLa^' <)l oXi'li i
^•>— 5 J^*- r-» c> ^
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Zum DIwAn des Abu 'l-Aswad ed-Du'alI. 391
[Lö,>\ t«J Jtf_,] .-. L^J AJU^t >J jJU.\ JJL. ^l* ,*** ^>i ^
Zu Gedicht 50 vgl. Ag. 115 unten [sZJL+S — Tawil] mit der
gleichen Verszahl; das folgende (61.) Tawilgedicht [-*-^] ibid. 110
unten; Gedicht 52 fehlt bei Ag. und Nöldekb; es beginnt [Tawil]: 1
.-. ^ — **~ 3 J-iU ty* j*U b\ || aSIjä. ^i. ^UJl Cjj aÜ\ ^j*. i
••• s 5— **- ^ ^.^ ^^r* ^ » l ?V J 15 V^ ^ 0,r
•'• »i^r^S?^ vir** «-^-J^ ll^^.j *^** o*V cr < ^j^ *
•'• i£ j^ 3 **>*- *} J* l^ II 5 — iL ^ ^S} A)J\ J^t ^J -o
Zu dem Tawilgedicht 53 (LjXJ^) vgl. Ag. 116 Mitte; Kom-
mentar zu Vers 2 und 3 :
ij^lj i^. ^1* fJi-ü i» ^jjl c-^LI J^U [2]
ÜUL\ J^l ^ J>>^> ^\ ( j4) [3]
dazu (zwischen 3 und 4) die Zusatzverse:
•*" ' f^y* (^ J J er* W^* 1 ?. j II *^^ — ft ^" ^^> l^ 1 ^ W^-rt ^ 3b
Gedicht 54 [^i^\ — Tawil] findet sich Ag. 109, Zeile 10 ff. 8 ,
Gedicht 55 3 :
1 PEfans&* (1896 — kommentiert von Cheikho) p. 88.]
J [Bu. 877]. « Bu. 732.
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392 O. Rescher.
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Darauf (56.) das kleine Gedichtchen Ag. 112 Mitte (J*^?\) nebst
dem anschließenden (<&l$i\). Gedicht 57 (^j>) Ag. ibd. ; Gedicht 56
fehlt bei Ag. und N. [Tawil]:
/ Cr m
.'. <£ !>31J T>JäJ\ JiSt ^ ^^\x*a> 3 II <jJüt\ v^jii.S ^UaJl Ja^o ^ Julis r
••• * — ^ *y» e> <M ^j> ii sr-^ i-^ ^A ° ^ ^ r
.-. iJJliJ ^^t* l^^-j cr^'l^ NJ * Ü 'r^\> W ^~** *
Es folgen (59.) die Verse [LU£*L2J\] Ag. 117 oben und Köldeke
236 (ohne Vers 2); dann (60.) das Gedicht Nöldeke 237/8 [l^U] nebst
den hier anschließenden [238/9 — : *^<*\ sowie 339/40 [jU^l], Das
Xawilgedicht 63 beginnt mit der Einleitung:
W <ül ^j ^ ^Jt b\ ^i*H tf ^y> er- J^j ^ >5-> VJ » ^ J^*j5
v^3 ,> JUü ^; ^ ^ö\ ^^ ^ cuSl* iju^i. ^ rf^u
^JU ^ ^) ^ <J^. ££*-> || *JU> Jy^ ^JJt AJJb viXjJ^ÄJ I
, --ÖU. s*JU*S\ « LojJ\ . n i viCUcI || t H Xj jow%i L ^^ jJJ ^Oli r
• * »• •• •»
#
w jjUus ^^ C^o^ rK)^^ II »y> e ^^^ ^-J^ /i*< O^ r
Es folgen (64.) die beiden Wäfirverse Ag. 117 Mitte [^UK] nebst
(65.) dem anschließendenWäfirgedicht [<^-*] 8 ; als Nr. 66 finden sich
die Tawüverse 4 :
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... i. .. - i • ii .. - ^
1 add. * Text d^^li?. .
3 Lies im ersten Vers von Ag. t}\ statt \y, die beiden letzten Strophen fehlen
im Diw&n. 4 [Lis&n 17/253.]
Original fronn
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Zum DIwan des Abu 'l-Aswad ed-Du'alI. 393
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[ jj>i>] W^o ^ö 1 * i"5-«i- ^y C**.?.)* 1 *^ ^^ c^ r^>~ *> 4- ^ ^ J 1 *
.-. JJ»lo e\^- ^ J- J* ^ II ,>U& v Jjj ^-^ OUS W r
• 4
[68] [J*>3 Jlü t^ f y» JU*L ^
.-. <>_Uw)\ JSj>J^\ Ji. ^ II ^-i-U <>\ J-iU ^ U \ j\ >
[69] [,»] iija;^ J»yJ ^ c^ U
., .i ybjJl ^y^^^o y ^^JLJl ^^U, ^\
l m'
o <-» **
Als Nr. 70 finden sich die beiden Taw^verse : 'j*cte (sie! =
Ag. 118 oben = Bu. 774); das nächste Gedicht (71.) beginnt:
[J3>] ^Ji ^i 1y»y\ y>\ JULi
.*. wX^i ^iß J^Sy U^ ^$j4J^ o lJ ^ H ^S^^ j*^» -*j>*i* g^ ^^v^- r
3h^ C5^ ^rC^ ^* ^^ ^^^-^^ CU-U5 «y«L> ^X>JLä >yJ$\ b\ b Lä^^?
"„_ [72] [J?>] ^Ü5 ^> >^\ #\ Jlü ^J^ »ISi a « &
Original fronn
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1 ^iz. n/428, Lis. 1. c: & iiji Ia^I = Sibaw. 1/I6. f Sic!
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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394
O. Kescher.
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i^\^ uujüüT ^ ^i viJJ^L || jk_Ji*- ji ^ tr*r* **r^
1 SoU,! - A jjl ^^ ^ || w Uli ^i J\ ,>&»? r
\ $oU>l VlL lS f l IS^ji^* II ^l i-SU J~-iJli ^fi ^ r
<yUJ' U ^\ *£-*iji ^ *>^ c5*
L
JoUj w^a.1 ^J ^\ Ui.1 ^Jl II ^LU^ao \j^jä. «3>-*» AJyoL } o
[73] , [Jj5 k l ^U^jü ^U*Ü\ f Jo ^Jt ^l JlS .-.
I *3^ i ^X>U ^b »l^ c>^ 3 II U-Miti ^L>U-äJI tojJ\ ^J* ^J^ \j± \
Nr. 74 ; ein Basitgedicht, beginnt:
^JkJl i^jJül vLül> 3 U^3\ ^ü||l jjb\j 5 c-jLi s? ^l ^y U t
Nr. 75 ist das dreistrophige Kämilgedichtchen Ag. 117 unten
(JV)i ^ as nächste Gedicht (76.) findet sich nur als Bruchstück in
Ag. 118; ich gebe es deshalb hier ganz noch einmal wieder: r , ^
l^Us? \jo ^ L*\j&\ vJULT^ || ^i! v^^. ^C>o\ ^ ^5\ i
l__-^5U5Ü i^^ ^i>Jl JUiji || «J ^ ^Xj\ ^J ^ ^Z^J* Sr*^^ r
1 ^Lk^l ( ^XJ\ AJL+j6 J^ai ^^ || ^_ ^kfib J>w^J\ ^ ^bl li\ ^ r
l ^U5\ gjjJl ^ >is? 3 || i ^— i^^L ^^ ^.jJi ü f
1 j^^U jj^, LfJ }j^)\ J-t« || A ~uLo j^Jl J>lj \3\ U^ t
1 Text Lf^aPV * Bu. 1044.
Text
«>J 1 r* J -
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
Zum DIwan dks Abu 'l-Aswad bd-Du'alI.
395
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Nr. 77 — ein T aw Mg6dicht — beginnend:
.-. j_«!U.u j^i £Uj e 31 *. **» l> * Jl -j ^\j ^ ^ ^ »
.-. J^ — c — i^ V^if? ^W n* ^< «**- &» ^ *S '
Jjuu ^ -LA U doUJb yU ^
• J*^* g^ er? V* 1 * *V er? .? H J* 1 » ^* J** e**~i er** J*^' °
. J 2 m\ , >\jJLU ^y^ _, tJ\ || döl viX^jo. J-JLX-li jjX^Jb , a
J i^" p ^ JyJ ^ c3j^ II V J ^ £~Z \>\ 's?L b\x-U iJl i ♦
J mJ\ 3 JLAl ^>5ii »iX-JL. || i LJui. ^ ^ ^ J-Jüu U l l
^\ ^ ^ (sic!) \JiJ[ ^\ ^^^34 ^ b JUf ^OU. U A-L. \5JJ >^\ ü ^ l^,
i\ ^Tbi ^^ aJJ\ ,iX*^* ij.»*-. JUJ (sic!)bb\ >±>\j~» ^ bJL^' (»ic!)b^.\
OwX-**» Jö» o-^^ ö^ Cr^*-*** 3 ^ J^*^ W. >>-*»^ >J* JU» cy*"^ vS^J^-« i-il».
.-. ^L ^\y^\ &U ^ viXii» || a L^>\ iLit) U.' b \^y y 3 r
1 Text falsch und fast unleserlich.
2
Ibn Qutaiba 462; Kftmil 178/9. A^. 21/23 Mitte; YÄqüt vid. Jjl*,.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
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F p.
396 0. Rescher.
.-. ji — *** U^ ^^ L^ Jyo || v-_4 *- Q o* 1 ^ JAO^
[78 a ] [Jj>>] A*H uOS 4oU* 1,5 Uli .-.a31C ^ Cr o V J ^
.-. urt g-aiu djis u*i vib ^ 3 d £*^ <»^i »iX-u ^u$ ^jb! i
Nr. 79 wird auch einem Manne der 'Abdelqais vindiziert; es
beginnt: ^ ^^
.'. 4- JU » j^* 13 '^ U W *i*^ II * ►*> 5 ^ O 1 *"^ Cr? ^* '
••• 4 A ^ U 4. er» L5 1 * ^' ^* cÄ H **> — ** /^ sr?U ^ ^ öl j r
.-. J*i\j Cöl ^ ^jo il ^li || l l)lk -U. i^U. 13 ViXXS ^Ji r
.-. •!* s ^l o»* 3 ^ r*~ri 3 II ** *k oUp\ tjjk \^T cuilj «
[80] [J?>] *J > ^ >^ *l JUf_, .-.«^oü Sjj^. vJi
•'• ^ W 3 ö^ O* es* u .? ö 33 " Lr 1 !^» er» 5P»f U\^a\ .L^j i
.: ^ ** J>*i o 3 u .^* l* W U «Jo^a- ^JL*a» y AJ* 3~*>jc\i r
•• N J *? £~~~> l5^ ^ J ö 3 * " * — A^ !r*** 5 i>-*^^ *?^ 3 r
Es folgt Nr. 81. Tawil:
.-. ' SU» ^ji S J US £>£ 3 II L— *•£ ÄiU^\ JuUi. cui\ \3\ i
.-. 'gjb ^UJl yU <>^ U» »S\ii II *J c^o <J U > J\ ^UJ J,li r
[82] s [l--o] &£\ **& Uil 5\jJH Jwu ^ ^j
.-. » 3 il w ^'ll^L W »^ N J^ II rfJ »V* VJ <^»>» v^^ 31 ^ XJ '
••• S< »,t ,»' <J \3\ SU* V J^ II S U ^J ^ ,>^. ^ CL^» ^ r
.-. \j>\ — S ^jj\ j*y\ \yUb ^-isjtj U »j. »— *"l ^ SU' 5 \ g^ li <
Darauf folgen noch zwei kleine Prosastlicke (von einer Seite
Umfang) und es schließt damit der Diwan des Dichters.
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^ O
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1 Y&qüt 1. c. v^^Ü. * Am Rand (von anderer Hand): ^J U« «JrjVt 5
'üUx ^ ^Jo . * 3 Vera 1: Ibn Ja*« 1072 (anonym).
(D ü)
1 i Digilized by ^OOglC CORNELL UNIVERSITY
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ü Q_
Original fronn
Zum DIwän des Abu 'l-Aswad ed-Du'alI. 397
Zusätze zum Diwan:
[83] (T"wil), cf. Mostatraf (Kairo 1314) n/56 unten.
[84] Außerdem findet sich noch das Verspaar 1 (Tawil):
.'. ^*_^ k^ O^ J5 L. , || ^° 3 ^^H ^3 ^ J* U^ i
als Zitat auf p. i/6 7 der Ausgabe. Die anderen Stellen im Mostatraf
i/l50. 152. 154 und n/23. 231 führen den Dichter ohne Mitteilung
von Gedichtproben an.
1 Vgl. auch ,magmtiat el-madnV (Gewä'ib — Stambul 1301) p. 16.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original frorn
Die Bedeutungen von Sanskrit nivi.
Nebst einem Exkurs über avakalya , Geisel*.
Von
Th. Zaohariae.
Im Monde oriental vi (1912), 47 ff. erörtert Jarl Charpentier
die Etymologie von Skr. nüpura l und nebenbei auch die von Skr.
nivi. Auf S. 49 zählt er kurz die Bedeutungen von nivi auf und
meint, daß das Wort nivi mit den seltneren Bedeutungen ,Kapital,
Pfand, Geisel' kaum mit nivi , Schurz' identisch sein könne. Wörter
verschiedenen Ursprungs sollen in nivi zusammengefallen sein.
Ich selbst habe die Bedeutungen von nivi in meinen Beiträgen
zur indischen Lexikographie, Berlin 1883, S. 28 f. behandelt, wobei
ich mich hauptsächlich auf handschriftliches Material stützte. Char-
pentiers Bemerkungen veranlassen mich", das Wort hier von neuem
zu behandeln und meine früheren Angaben teils zu berichtigen, teils
und vor allem zu ergänzen. In den dreißig Jahren, die seit der
Veröffentlichung meiner Beiträge zur indischen Lexikographie ver-
flossen sind, hat sich ja auf dem Gebiete der Sanskritphilologie vieles
t! öi
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2 5
F P.
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1 Charpentier bemerkt, seines Wissens sei nüpura bisher nicht etymologisch
gedeutet worden. Mir sind drei Äußerungen über die Herkunft des Wortes be-
kannt. Lassen Institutiones linguae Pracriticae p. 133 sucht in der ersten Silbe
des Wortes die Wurzel nrt (*nr; cf. nar~man) »tanzen*. John Beames Comparative
Grammar of the modern Aryan languages of India i, 175 läßt nüpura aus anüpura
entstanden sein (,perhaps from anu -f" u P a ~h vara for valaya 1 ). A. Ludwig Das
Prag 1896) mächte nüpura für ein Lehnwort aus dem Arabischen erklären. Er Ter*
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Mahäbhärata ah Epos und als Rechtsbuch S. 89 (Sitzungsberichte der kgl. böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften. Klasse für Philosophie, Geschichte und Philologie;
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gleicht Ar. nvfüratun [nufaratun ?] dnoiQÖnaiov, Amulet gegen den bösen Blick.
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original from
Die Bedeutungen von Sanskrit nivi. 399
geändert; Texte, die mir nur in Handschriften vorlagen, sind im
Druck erschienen, oder früher schlecht herausgegebene Texte liegen
jetzt in guten Ausgaben vor. Der Anekftrthasaipgraha des Hema-
candra und der Mabkhako&a sind von mir selbst mit reichhaltigen
Auszügen aus den Kommentaren veröffentlicht worden (1893. 1897).
Vor kurzem erschien der wichtige Kommentar des K$Irasvftmin
zum AmarakoSa (ed. K. G. Oka, Poona 1912. 1913). Die Räjataraip-
giQl, ein Text, den ich auf den folgenden Seiten öfters zitieren muß,
wurde von M. A. Stäin neu herausgegeben (1892) und übersetzt
(1900). Ich erinnere noch an die zahlreichen Texte, die in der
Kävyam&lä gedruckt worden sind, namentlich aber an die Veröffent-
lichung des Kau(ilya6ästra (Mysore 1909), über das ich einst in mei-
nen Beiträgen zur indischen Lexikographie S. 42 ff. gehandelt habe.
o
Somit betrachte ich es als eine lohnende Aufgabe, mit den jetzt all-
gemein zugänglichen Hilfsmitteln die Bedeutungen von nivi nochmals
c
zu erörtern.
c
fü
Die Hauptbedeutung von nivi ist: ein umgebundenes Tuch,
Schurz, insbes. der von Frauen dicht am Leibe getragene Schurz
(Böhtlingk); oder nach Apte ; der sich mehr an die indischen Lexi-
kographen anschließt: A cloth worn round a woman's waist, or more
properly the ends of the cloth tied into a knot in front, the knot
of the wearing garment. 1 So sagt der alte Lexikograph Kätya:*
nlvir ägranthanarp. ndryü jaghanasthasya väsasah;
zitiert von K§Trasvämin zum Amarakoöa in, 3, 213 S. 219; vgl. Mahen-
drasüri zum Anekärthasarpgraha n, 517; Vämana, Kävyälaipkäravrtti i,
3, 6; Vägbhata, Kävyänuäüsana S. 6, 16. Nach dem Sabdakalpadruma
führt Böhtlingk noch folgende spezielle Bedeutung von nivi an:
Südrasya piträdiSräddhe mo^akabandhanam ,das Band, mit dem ein
> v
1 Vgl. Franke Die indischen Genuslehren, Kiel 1890, 8. 85 Anmerkung.
Beiläufig erscheint nivi bei Har§avardhana in der Form nein; was vielleicht nur
kaschmirische Schreibung für nivi ist. Vgl. die Epilegomena zu meiner Ausgabe
des Mankhakosa 8. 11; Schkftblowitz WZKM. 21, 136 f.
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1 Vgl. meine Schrift über die indischen Wörterbücher, Straßburg 1897, S. 6.
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1 1 Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
Original fronn
400 Th. Zachariak.
doppelt zusammengelegtes Kuöa-Gras beim Manenopfer eines 6üdra
gebunden wird'.
Die Hauptbedeutung von nivi ist bei Böhtlingk, Apte usw.
aus der älteren und jüngeren Literatur reichlich belegt, so daß es
überflüssig erscheint, noch weitere Belege hinzuzufügen. Anders steht
es mit den seltneren Bedeutungen des Wortes, zu denen wir jetzt
übergehen.
Die zweite Bedeutung von nivi ist ,Kapital'; = müladhana,
müladravya bei den Lexikographen. Zur Erklärung des Gebrauches
bemerkt K§irasvämin (zu Amara n, 9, 80 S. 152): nivxva parahaster-
pyamänatvät. Eine andere Erklärung habe ich im Anschluß an eine
Mitteilung Bühlers gegeben in der Anmerkung zu Säsvata 121 S. 75.
Einen Beleg für nivi , Kapital' gab meines Wissens zuerst Täränätha
Tarka väcaspati im Väcaspatya; dann auch Böhtungk in seinem
kürzeren Wörterbuch vn, 354. Es ist die Stelle ntvlrp, säramahatim
ädäya niragüm im Apahäravarmacarita (Da&akumäracarita ed. Bühler
i 2 p. 48, 17). Ein zweiter Beleg findet sich in der Prastävanä zum
Anargharäghava (Kävyamälä n, 5 p. 14): sakalakavisärthasädhärani
Jchalv lyarp, Välmlkiyä subhäsitanlvi; wozu der Kommentator Rucipati
unter anderem bemerkt : sädhärani tulyä \ subhäfitarß Sobhanava-
Jcyam | tad eva nlvl müladhanam \
nivi syäd vasanagranthau nivi müladhane *pi ca
iti Vi§vah l \ niviva nivi \ kavisärthänäm asyä upajivyatvät. Wenn ich
nicht irre, so hat Maftkha nivi in derselben Bedeutung gebraucht in
der Stelle
SriRäjaSekharagiro nivi yasyoktisarppadäm
Örlkaijthacarita 25, 74 (wo der Kommentar leider lückenhaft ist und
nivi nicht erklärt wird). Endlich ist noch das Beispiel anzuführen,
das Mahendra zu Hern. Anek. n, 517 für nivi ,Kapital* zitiert:
t; öi
o -ö
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mänät sneho na hinaS cet sakhi sarßto§a eva sah \
nivi na nita nidhanam amärgäl läbha eva sah ||
1 Das Zitat ist falsch; im Visvako^a lautet die Erklärung von fiftrt vielmehr
nivi paripane granthau sti-inäm jaghanaväsasaJi.
E c
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1 S Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Dib Bedeutümqbn von Sanskrit nlvi. 401
,Wenn sich die Liebe, o Freundin, durch hochmütiges Gebaren
nicht vermindert, so ist das schon eine Befriedigung ; wenn ein Kapi-
tal nicht auf unredliche Weise vergeudet wird, so ist das schon ein
Gewinn/
Nun ist es aber noch ein ganz bestimmtes Kapital, das mit nlvi
bezeichnet wird: ein Kapital, ,das weder wächst noch abnimmt; ein
Kapital, von dessen Zinsen gewisse Ausgaben bestritten werden, wäh-
rend das Kapital selbst nicht angegriffen wird' (zu Öä&vata 121);
kurz: eine Stiftung. Diese Bedeutung meint Säövata mit den Worten
dhanam upacayäjivair mülarp yasya na hirpsyate,
die Dhararjidäsa (s. zu Öäävata 121) kopiert hat. Dieselbe Bedeu-
tung überliefern, wenn ich nicht irre, auch K§irasvämin und Maftkha.
Jener legt dem Worte nlvi die Bedeutung äyavyayaviiuddharri dha-
nam bei (zu Amara in, 3, 213); dieser erklärt — offenbar im An-
schluß an dieselbe Quelle, 1 die Kslrasvämin benutzt hat — ntvi wie
folgt (v. 864):
strlkafivastrabandhe syän nlvih paripane striyäm \
äyavyayaviSuddhe ca dhane kärägfhe tathä ||
Der Kommentar zu der Stelle ist leider nicht erhalten. Einen
Beleg aber für die von den Lexikographen gelehrte Bedeutung sehe
ich in dem Ausdruck ak$ayanlvi (eine dauernde Stiftung; ,perpe-
tual endowment, permanent capital'), der auf den alten (buddhisti-
schen) Höhleninschriften und auch auf jüngeren Inschriften häufig
vorkommt. Man sehe Bhäijcjärkar, The Näsik Cave Inscriptions, Trans-
actions of the second Session of the International Congress of Orien-
talists, London 1876, p. 331. 341. 346 ; Kiblhorn Drei Inschriften
von Kaijheri, in den Nachrichten von der K. Ges. der Wissenschaften
zu Göttingen 1884, S. 39 f.; Indian Antiquary ix, 167; Epigraphia
Indica i, 165 (ak§ayanlmi } * aksayanimika). 187, 12. vn, 101, n. 1;
Stein zur Räjataraipgijn i, 347 (wo aksayinl = aksayanlvi) usw.
1 War die Quelle vielleicht der alte Kola des Hugga? Über diesen ver-
gleiche man die Epilegomena zu meiner Ausgabe des Mankhakosa, Wien 1899,
S. 17ff. und WZKM. xiv, 225—32.
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9 Vgl. Präkrt nfuif bei Pischel Grammatik der Präkrtsprachen S. 261.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII, Bd. 27
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402 Th. Zachariak«
Hier ist der Ort, wo ich auf das Vorkommen und die Bedeu-
tungen von nlvl im Artha&ästra des Kautilya eingehen muß. Bereits
Charpentier hat in der genannten Abhandlung drei Stellen daraus
angeführt (S. 61. 156. 199); an der zweiten Stelle, S. 156, 8, faßt er
nlvl mit Recht als , Schurz der Frauen'; an den beiden anderen
Stellen scheint ihm die Bedeutung nicht ganz klar zu sein. Ich meine,
daß Kautilya immer (außer 156, 8) nlvl in einer Bedeutung ge-
braucht hat, die der von den Lexikographen gelehrten Bedeutung
mindestens sehr nahe steht. Im übrigen maße ich mir nicht an, das
von schwierigen Termini aller Art wimmelnde Kautilyaöästra besser
zu verstehn als der Herausgeber und Übersetzer des Werkes, R.
Shama Shastri. Daher beschränke ich mich darauf, die in Betracht
kommenden Stellen nebst Shama Shastris Übersetzungen 1 hier mit-
zuteilen: S. 61, 1 vgl. 63, 1 (äyavyayau) nlvl ca ,net balance'. Die-
selbe Übersetzung für 62, 4 äyavyayavi§uddhä nlvi (vgl. äyavyaya-
viSuddharp, dhanam bei Mafikha und K§irasvämin). S. 64, 3 ff. und
66, 13 übersetzt Shama Shastri nlvl mit ,net revenue', S. 65, 5 mit
,net total*. Den Ausdruck nlvlgrähaka 69, 16 übersetzt er mit ,trea-
surer'. Der Ausdruck kehrt 199, 1 in dem Satze kulanivlgrähaka-
syäpavyayane wieder (Übersetzung: ,When a person misappro-
priates the revenue he collects as the agent of a household . . /).
Die dritte Bedeutung von nlvi ist , Pfand, Geisel' (Böhtlingk);
eine Bedeutung, die sich mit der vorigen Bedeutung wohl vereinigen
oder aus ihr ableiten läßt: wie ein Kapital einem anderen über-
geben oder anvertraut wird (parahaste y rpyate) } so auch ein Geisel.
Im Petersburger Wörterbuch hat Böhtlingk bereits einen Beleg für
nlvi , Geisel' gegeben — was Monier Williams freilich nicht abge-
halten hat, nlvi , hostage' mit einem L (d. h. nur bei Lexikographen
vorkommend) zu brandmarken — ; Böhtlingk hat es auch wahr-
scheinlich gemacht, daß die Lexikographen diese Bedeutung im Auge
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1 Die Stellen finden sich sämtlich in der ersten Hälfte des Kautilyas&stra,
deren Übersetzung in der Mysore Review erschienen ist. Diese Zeitschrift ist in
Europa kaum aufzutreiben. Was ich oben mitteile, verdanke ich der Güte des
Herrn Prof. Jolly in Würzburg.
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Die Bedeutungen von Sanskrit nlvi. 403
haben, wenn sie nlvi mit paripana erklären. Ich denke, es läßt
sich zeigen, daß Böhtlingk im Rechte ist. Versuchen wir es zu-
nächst, die Bedeutungen von paripana, eines Wortes, das bei Böht-
lingk und Apte ohne jeden Beleg 1 aufgeführt wird, zu bestimmen.
Das Wort ist nach Amara und anderen ein Synonym von
nlvi und müladhana und bedeutet demnach ,Kapital' (paripanyate
vrddhyarthaiji prayujyate paripanah* K§irasvämin). So hat Muräri
das Wort gebraucht in der Zeile
fcärp, vä saTpvädafy kirn api yaju$ärji vä paripanah,
Anargharäghava m, 18. Auch paricitaparipana als Erklärung von
k§udra in Sarpkaras Kommentar zu Har?acarita (1892) S. 210, 8
dürfte hierher gehören. Wenn nun nlvi in homonymischen Glos-
saren, wie z. B. im ViSvakoöa (s. den Wortlaut oben) und im Medi-
nikoäa außer der Bedeutung ,Schurz c nur noch die Bedeutung pa-
ripana erhält; oder wenn Haläyudha, Abhidhänaratnamälä n, 392,
die Bedeutung ,the knot which fastens the lower garments round
the loins' (Aufrecht) lehrt und v, 38 die Bedeutung paripana nach-
bringt (nlvi paripane y py uktä) : so sollte man meinen, daß unter
paripana die Bedeutung ^Kapital' zu verstehn ist. Sonst müßte man
annehmen, daß Haläyudha und andere die in den synonymischen
Glossaren dem Worte nlvi beigelegte Bedeutung ,KapitaP ganz aus-
gelassen hätten. Allein der älteste Lexikograph, der nlvi mit pari-
pana erklärte — das ist für uns: Amarasiipha — dürfte damit etwas
anderes gemeint haben. Denn im synonymischen Teil seines Lexi-
kons (n, 9, 80) lehrt er, daß nlvi , Kapital' (müladhana) bedeutet;
im homonymischen Teil sagt er, nlvi bedeute auch: paripana.
Ähnlich hat Hemacandra, was schon Böhtlingk hervorgehoben hat,
müladravya als eine von paripana verschiedene Bedeutung dem
Worte nlvi zuerteilt 2 Und in der Tat hat paripana auch noch an-
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1 Nur für paripaf^ana und paripayUa finde ich Belege bei Aptr und Böhtlingk»
* Anek&rthasaipgraha ii, 517, wo Mahendra paripana mit ä$ambara erklärt;
was mir ganz und gar unverständlich ist. (In äivadattas Ausgabe des Amarakosa,
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Bombay 1889, S. 552 Anm. steht ädhambara statt äfambara.) Auch Mankha 864
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404 Th. Zachariae,
dere Bedeutungen als ,Kapital'. Es bedeutet auch, wie das Simplex
pana, , Vertrag, Pakt, Stipulation; Versprechen* u. dgl. Man ver-
gleiche Mudräräkj3asa 6 ; 2. 137, 2 ed. Hillebrasdt (Varianten:
pana, paripanana: vgl. paripanita Kautilya6ästra 27 7 f., Sifiupäla-
vadha vn, 9) und die Definition des sädgunyam in Varähamihiras
Yogayäträ, die mit den Worten beginnt (l, 13)
sädgunye saijidhir ädau paripanaracito, vigraho *syäpdkärah.
Kautilya S. 261 gebraucht den Ausdruck panabandha* für pari-
pana. Seine Definition 2 lautet: panabandhah samdhih; apakäro vi-
grahah* usw. Ebenso heißt es im Agnipurä^a 233, 18
panabandha^ smrtal} sarpdhir; apakäras tu vigrahah.
Eine besondere Bedeutung von panabandha treffen wir im Kom-
mentar zu Maftkha 384
vandl tu panabandhah syän närt cäpi hathähjiä.
Danach soll vandl (bandl), gewöhnlich ,eine Gefangene' bedeu-
tend, auch = panabandha sein; und diesen Ausdruck erläutert der
Kommentar mit den Worten maryädäpälanadhanädinii*vähanärtha7ji
svakaputrädiniveäanam ,das Deponieren des eignen Sohns usw. zur
Aufrechterhaltung der Grenzen und zur Bezahlung von Geld usw\
Ksirasvämin, von dem wir oben gesehn haben, daß er eine ihm und
Mafikha gemeinschaftliche Quelle benutzte, überliefert fast dasselbe
zu Amara ii, 8, 120 (pragrahopagrahau vandyäm), wo er bemerkt,
vandl bedeute auch balavato hastak§ipto* räjaputrädih ,ein Prinz
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erklärt rilvi mit pariparia; der Kommentar ist nicht erhalten. Übrigens vergleiche
man auch Bhänujidlkfitas Kommentar zu Amara iu, 3, 212 ed. Sivadatta.
1 Belege für panabandha bei Böhtlingk; füge hinzu: Prabandhacintüma^i
167, 4. 6.
1 Auf diese Definition geht offenbar Kälidäsa, Ragh. 8, 2J, zurück: panaban-
dhamukhän gunän Ajah.. KälidSsa entlehnte dem Kautilyasastra (S. 45, 14) auch
den Ausdruck abhifyandavamana; vgl. A. Borooah in seiner Ausgabe des Amara-
kosa 8. XIV.
• Shama Shastri, Indian Antiquary 38, 303 übersetzt: , Agreement with pledges
is peace; offensive Operation is war 4 . Doch siehe Kern Ind. Stud. x, 209.
4 haste kfipto im Kommentar zu Hemacandras Abhidhänacinttmajii 806.
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Dib Bedeutungen von Sanskrit nlvi. 405
usw., der einer mächtigen Person übergeben ist/ Dazu zitiert er
folgende Stelle (aus einem alten Lexikon?):
vandl syät panabandhasthaJi.
Nach Kijirasvämin bedeuten also vandl und das zur Erläuterung
gebrauchte panabandhastha auch , Geisel'.
Dieselbe — oder eine ähnliche — Bedeutung aber, die panabandha
(stha) nach den genannten Autoritäten haben soll, kann ohne Zweifel
auch dem Worte paripana } dem Synonym von panabandha, beige-
legt werden. Und so werden denn die Kommentatoren rechthaben,
die paripana als Bedeutung von nlvi im Amarakofia (in, 3, 213 ed.
Oka) mit , Geisel' erklären. Subhüti, 1 Mahefivara und Bhflnujidik^ita
setzen paripana = räjaputräder bandhakafy , Pfand eines Kriegers'
(Böhtlingk). Ich lese mit K§irasvämin räjaputrädibandhakah* und
übersetze: ein Prinz usw., der ein Pfand (Bürge, Geisel) ist, der als
Geisel dient.
Belege fiir nlvi ,Geisel, Bürge, Sicherheit' finden sich in der
Räjatararpgipi des Kaschmirers Kalhaija. Böhtlingk hat, wie be-
merkt, bereits im Petersburger Wörterbuch eine Stelle angeführt.
Zwei andre bringt er (nach Kern) im kürzeren Wörterbuch; weitere
Stellen Stein in der Anmerkung zu Rfijat. v, 145. Die Angaben der
genannten Gelehrten vervollständige ich aus eigner Lektüre. Mir
sind die folgenden Stellen bekannt, wo Kalhana nlvi , Geisel' ge-
braucht: Räjat. v, 145. vn, 1473. vm, 676. 769. 784. 839. 1259. 1281.
1478. 1496. 1702. 1723. 1726. 2216. 2936 ed. Stein. 8 Dazu kommt
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1 Angeführt (ans Räyamukutas Kommentar entlehnt?) im Sabdakalpadruma
und im Väcaspatya. — Nach Bhänujidlkjita zu Amara in, 3, 212 hat R&yamukufa
paripana mit .Kapital der Kaufleute 4 erklärt.
s bandkaka,. Pfand, ist neben ädhi der übliche Ausdruck bei der 8 ach ha f-
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tung; bei der Personenhaftung gebraucht man die Wörter pratibhü ,Stellver-
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treter 4 oder lagnaka »haftbar 4 ; s. Jolly Recht und Sitte 8. 100 ff. (Der bei Böht-
ltkgk nicht belegte Ausdruck lagnaka findet sich in der Räjataraipginl, vin, 3070.)
• Interessant ist die Glosse zu nlvi Rfijat. v f 145 in Steins Ausgabe S. 77:
nlvih | neya üi de&abhäfayä pratiddhafr | yahk ivapratinidhih, nyünabalena mäntfalikc-
nädhikabaUm/a räjfiafy pratltyartharp, »amarpyate.
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406 Th. Zachabiae.
(nach Stein) eine Stelle in der vierten Räjataraipgipi (246 ed. Calc.
= 249 ed. Durgäprasäd).
Ein andrer kaschmirischer Dichter, Ratnäkara, gebraucht in
seinem Haravijaya — das so reiche lexikalische Ausbeute gewährt —
riivi in der Bedeutung käränibaddhajanah ,ein Gefangener'. Die
Stelle ist 27, 14
vapusi dayitasangato 'ngatoyaih Smarayuvaräja iväbhisicyamäne\
prathamataram aväpi bandhanebhyas taraladriäm atha nivibhir
vimokfah [}
Hier ist nivi doppelsinnig: die Lendentücher der Frauen,
die von ihren Knoten befreit werden (deren Knoten sich lösen),
werden verglichen 1 mit den Gefangenen, die von ihren Banden
befreit (die losgegeben werden) bei der Feier einer Königsweihe.
Bei freudigen Ereignissen und Festlichkeiten aller Art, 1 namentlich
,bei der Erwerbung eines neuen Landes, bei der Königsweihe und
bei der Geburt 3 eines Sohnes' pflegte man, einer alten Sitte 4 gemäß,
Gefangenen die Freiheit zu schenken. Der Kommentator des Hara-
vijaya, Alaka, zitiert, übrigens ohne seine Quelle zu nennen, den
Vers Kautilyaöästra S. 147 (einen Vers, der dem Dichter Ratnäkara
vorgeschwebt haben mag):
apürvadeSädhigame yuvarüjäbhi§ecane \
putrajanmani vä mokso bandhanasya vidhlyate ||
Siehe auch Agnipuräna 218, 6; Brhatsaiphitä 48, 81 (bandhanamok-
sarji kuryät).
Endlich überliefern KsTrasvämin zu Amara in, 3, 213 und Mafikha
864 — auch hier wieder in ihren Angaben zusammentreffend — für
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1 Verglichen wird auch der Schweiß (aftgatoya] vgl. tanurasa) mit dem Weih-
wasser (abhifekodaka).
3 Vgl. mocitabandhanattham mahotsatam KathSs. 101, 380 (Tawney u, 385;
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zitiert von Chauvin, Bibliographie des ouvrages Arabes vi, 101, n.).
3 Vgl. Har$acarita 142, 20; zitiert von Thomas, Encyclopaedia of Religion
and Ethics i, 22. Siehe auch Thomas zu KavTndravacanasamuccaya 7 S. 168.
4 Die auch außerhalb Indiens herrscht; s. Victor Cuauvik, Bibliographie des
ouvrages Arabes vi, 101. vn, 153, wo u. a. auf E. Rohde, Der griechische Roman
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S. 373 verwiesen wird.
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DlB BEDEUTUNGEN VON SANSKRIT lllvi. 407
nlvi die Bedeutung ,Gefängnis 4 (kärä, kdragrha). Der Kommentar
zu Maftkha 864 ist nicht erhalten. Mahendra jedoch, offenbar aus
der Mafikhajikfi schöpfend, gibt zu Anekftrthasaipgraha n, 517 fol-
gende Aryftstrophe als Beleg für nlvi ,Geftingnis':
bahugunaiataparicayinl mohakarl lolaijiikhaläkalitä \
kdmosyärp, pratibaddho nlvi hy e$d kirn dicaryam |j
,Sie ist bekannt mit vielen hundert Tugenden (mit Stricken reichlich
versehen), sie bewirkt Betörung, sie trägt bewegliche Ketten (Fesseln);
auf sie ist die Liebe gerichtet (ist in ihr festgebunden); führwahr,
sie (die Geliebte) ist ein Gefängnis; was Wunder!'
Das ist es, was ich zur Zeit über die Bedeutungen von nlvi
zu sagen habe. Nur noch eine Bemerkung allgemeiner Natur. Wir
haben gesehn, daß es kaschmirische Autoren sind, die nivi in
der Bedeutung ,Bürge, Geisel; ein Gefangener' gebrauchen. Wir
können auch sonst die Beobachtung machen, daß gewisse Wörter
bei den Kaschmirern mit Bedeutungen erscheinen, die außerhalb
der kaschmirischen Literatur nie oder nur höchst selten anzutreffen
sind. Ich gebe drei, bereits früher von mir behandelte Beispiele.
Der Lexikograph Maftkha, ein Kaschmirer, lehrt in seinem KoSa,
daß kuntala ,Becher' bedeuten kann. Belege für diese ungewöhn-
liche Bedeutung finden sich in Maftkhas eigenem Kävya, dem Öri-
kaijthacarita (elf Stellen), Ein anderer Beleg, ohne Zweifel aus einem
kaschmirischen Kävya stammend, bei Mahendrasüri zum Anekärtha-
saipgraha (s. die Epilegomena zu meiner Ausgabe des Mafikhakoäa
S. 14 f.). Ferner überliefert Mafikha für vidarbha die Bedeutung
,das Innere', und in dieser Bedeutung gebraucht der oben erwähnte
Ratnäkara das Wort (s. Epilegomena S. 25). Interessanter noch ist
na&lra ,Kampfer'. Dieses bei Böhtlingk nur schwach belegte Wort
bedeutet für gewöhnlich /Vordermann, Vorhut' und wird in dieser
Bedeutung von Bäpa, Bhavabhüti, Mafikha, Muräri, Rudraja, Sri-
harga und anderen, übrigens auch auf Inschriften, gebraucht. Aber
im Mafikhakoäa 765
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karpüre purjisi näslro bhaved agrasare trifu
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408 Th. Zachariak.
wird auch die Bedeutung ,Kampfer' gelehrt, eine Bedeutung, die bei
kaschmirischen Autoren, wie Jagaddhara, Maökha und Öambhu * tat
sächlich vorkommt (Epilegomena zur Ausgabe des Maökhakoäa S. 25)
In Bänas Harsacarita findet sich näslra einmal vor; S. 173, 9
ed. Calc. (1876) = 229, 15 ed. Bomb. (1892). Das Wort bedeute
hier, nach (Kern in) Böhtlingks kürzerem Wörterbuch ,wohl Vorhut'
Der Kommentator Saipkara dagegen erklärt näslra mit karpüra
indem er hinzufügt, daß einige näslra in der Bedeutung agresnra
fassen (s. Thomas, Journal of the R. Asiatic Society 1899, 513). Der
Umstand, daß Öaipkara näslra mit ,Kampfer' erklärt, beweist meines
Erachtens, daß er ein Kaschmirer war. Als einen solchen hat er
sich, wie ich glaube, auch sonst verraten; so z. B. wenn er vitäna
,Baldachin' mit raktaka (? karaka) } oder wenn er kata ,Matte' mit
kunäla erklärt (Epilegomena zur Ausgabe des MaAkhako&a S. 34. 45).
Ich möchte hier noch ein seltenes, bisher kaum beachtetes Wort
besprechen, das, ebenso wie nivi, von dem Kaschmirer Kalhana
in der Bedeutung ,Bürge, Geisel' gebraucht wird.
Exkurs: Sanskrit avakalya, Prakrit olla , Bürge, Geisel*.
In der Räjataraipgiiji vn, 1487 ed. Stein lesen wir:
Räj ävakaly ay oh % patnyatc bäle Salhanaralhayoh \
snu§e Mallasyäsamatl Sahajä cägnisäd gate ||
Stein übersetzt: } Asamati and Sahajä, Malla's daughters-in-law ? who
were the wives of Salhana and Ralha, and the daughters of Räja
and Avakalya, [respectively], also burned themselves/
Hultzsch, Indian Antiquary 40, 102 hat richtig gesehen, daß
avakalya kein Nomen proprium, sondern ein Appellati vum 3 ist. Er
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1 Anyoktimuktälat* 43; Räjendrakarnapüra 39 (= Subhä§itÄvali 2619). An
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letzterer Stelle erklären die Herausgeber der Kävyamälä näslra mit scnämukha
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siehe KÄvyamälä i, Teil i, S. 28.
* avakalpa statt avakalya ed. Calc. (yii, 1500); auch in Durgäprasids Ausgabe
steht avakalpa
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* Troyer übersetzt (als wenn räjakalpat/oh im Text stünde?): ,de ces dem
princes presque ögaux au roi*.
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Die Bedeutungen yon Sanskrit nitn. 409
schreibt: ^avakalya seems to mean the same as nlvi f „a hostage";
compare vii, 1473/ — Man streiche die beiden Eigennamen Avakalya
und Räja in dem Index zu Steins Übersetzung der Räjataraipgiiji
(Bd. n. S. 498. 534).
Allein Hultzsch ist nicht der erste, der das Wort avakalya
ans Licht gezogen und richtig erklärt hat. Das Wort findet sich
noch ein zweites Mal in der Räjataraipgiiji (vin, 2605); und fUr diese
Stelle hat bereits Stein in seiner Übersetzung (ii, S. 205) die Be-
deutung von avakalya festgestellt Die Stelle lautet:
deyaviiränananlkotthanädipana$iddhaye \
bhrätfoyam anayad Dhanyah Kalyänam avakalyatäm 1 1|
Stein übersetzt: ,Dhanya then made his brother's son Kalyäna the
surety for the execution of the compact regarding the surrender of
those who were to be given up, the withdrawal of the army, and
the rest' und bemerkt in einer Fußnote: ,The word avakalya } found
only here ; seems from the context to have the meaning of madh-
ya8tha % or 8äk?in } ,surety'.
Ich glaube das Wort avakalya ,Blirge, Geisel' noch an einer
dritten Stelle nachweisen zu können.
Böhtlingk verzeichnet (nach Cappeller) im kürzeren Wörter-
buch ein sonst ; wies scheint, gar nicht vorkommendes Wort avakalpa
,das Machen zu, Erklären für' Viddh. 7, 11. Die hier zitierte Ausgabe
der Viddhaöälabhanjikä ist mir nicht zugänglich. Mir liegen die fol-
genden Ausgaben des Dramas vor: Die Ausgabe von Jivänanda Vi-
dyäsägara mit dem Kommentar des Satyavrata Säraaörami, Calcutta
1873; die Ausgabe von Jivänanda VidyäsSgara mit dem eigenen (?)
Kommentar des Herausgebers, Calcutta 1883; und die Ausgabe von
Arte mit dem (unvollständigen) Kommentar des NSrfiyaija Dik§ita,
Poona 1886. Außerdem benutze ich den Kommentar, den Sundari
und Kamalä, die Frauen des Ministers GhanaÄyäma 8 , verfaßt haben
1 avakalpaiam ed. Calc. (vm, 2706) und ed. Durg&prasftd.
2 madhyattha wird von Stein mit f surety* übersetzt z. B. Rftjatar. iv, 323.
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* Ghanasyäma war Minister des Marltha-Königs Tukkoji (1729—1736).
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410 Th. Zachariae.
sollen (,Sundarikamaliya*). Eine Handschrift dieses Kommentares, 1
den ich unter dem Namen des Ghanaäyäma zitieren will, wurde
mir von Herrn Prof, Hültzsch zur Verfügung gestellt.
Die Stelle, die Böhtlingk für avakalpa zitiert, ist Viddh. i, 9, c.
Die Strophe lautet vollständig in den Ausgaben von Jivänanda:
LätendraS Candravarmä narapatitilakah kalpitä tena putfi
nisputrenaikaputrah kathitam api tathä mantrinas tasya cäraih \
kämarjtputrävakalpacchalata iha mahäräjasarjidaHanärtham
tenädyänäyitäsau nirupadhi dadhatä sädhu sädgunyacak§uh \\
Das Kompositum puträvakalpacchalatah, auf dessen Interpre-
tation es uns hier ankommt, wird von Arte, Notes p. 2 mit ,By uia-
king a design possible in the case of a son', von Louis H. Gray 1
in freier Weise mit
In her disguise that apeth boyhood's grace
wiedergegeben. Drei von den oben genannten Kommentatoren tragen
eine im wesentlichen damit übereinstimmende Auffassung des Kom-
positums puträvakalpacchala vor. So sagt Näräyapa:
Tena mantrinäsau tatkanyä mahäräjasandarSandrtham iha rä-
janagare 'dyadivase putre 'vakalpate sambhavati tat puträvakalparp*
tädT^arji ca tac chalarp, ca tasmät \ lyablope paficaml \ tat krfvety or-
thah | anäyitä dütadväreti §e§ah \ yävad asmadlyarp, värpikarp, karä-
dikaiji na dlyate tävad bhavatputro 'smatseväyärp, ti§(hatu prasthä-
pite ca kare so 'smäbhih prasthäpanlya iti chalarp, puträvakalparp \
asya ca vyavahärasya Mah&rätfrabhäsäyärp, 1 ,ol { ity eva vyapa-
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1 Vgl. Hültzsch, Reports on Sanskrit Manuscripts in Soathern India; No. in,
p. xx-xr.
1 In seiner Übersetzung der ViddhasälabhafljikS (Journal of the American
Oriental Society, vol. xxvn, 1906) p. 11.
3 Ghana&ySma: putra ity avakalpah kalpanä saiva chalarp vyäjah | tarmäc
chalataft \ Candravarmanafy putra ity eva yathä kalpana kftä taihaiva vyäjäd iti bhävah \
avakalpa* tu kalpanety AmaraSe$afy\\ Satyavrata S&mairami: putre avakalpite sam-
bhavati tädrSam yac chalam ity arthalf, | tac ca >yävat karädikarp, mahyam pradätum
tvarp, na iaknoti, tävat tvatputra eso 'smaUamlpe tiffhatu 1 ity äkärakatn ||
4 Auch Satyavrata SamaArami und Jivänanda Vidyisigara verweisen au
Maräfhl ol (,a hostage'; Molesworth), Vgl. Hind. ol ,personal bail or security,
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Die Bedeutungen von Sanskbit nlvi. 411
ofa^a^ | ata evQgrasthale ollägadassety 1 ädinä Mrgäfikavarmatvena
vyavahviyamänäyä Mrgäiikävalyd nirdeSah ||
Näräyaija und Satyavrata SämaÄrami stellen also avakalpa zu
avakalpate = sarpbhavati ,es ist möglich, es läßt sich erklären';
daher stammt Ärtes Übersetzung von puträvakalpacchalam mit ,a
design possible in the case of a son'. Ghanafiyäma weiß sogar eine
Stelle aus dem Amara&esa anzuführen, worin avakalpa = kalpanä
gesetzt wird. Mit dem Amara6e§a (^Supplement zum AmarakoÄa')
könnte der TrikäQ(}aäe$a gemeint sein; hier aber kommt avakalpa,
meines Wissens, nicht vor. Ich lege auf Ghanaiyämas Zitat, auch
wenn es wirklich echt wäre, gar kein Gewicht, sondern möchte
vielmehr eine andre Erklärung von avakalpa vorschlagen.
Die Sragdharästrophe Viddh. i, 9, die dem Haradäsa, einem
Schüler des Ministers Bhäguräyapa, in den Mund gelegt wird, ist
als Einleitungsstrophe 8 zu dem ganzen Drama zu betrachten; sie
enthält den ,Keim' (blja) des Dramas 3 . Rfijaäekhara sagt uns hier,
daß Mrgäökävall vom Candravarman flir seinen Sohn (und Erben)
ausgegeben wurde (kalpitä; = pracärita, lokamadhye prakäiitü bei
den Kommentatoren); daß Bbäguräya^a davon Kenntnis erlangte;
und daß Mrgäftkävali an den Hof des Vidy&dharamalla gebracht
wurde. Wir dürfen erwarten, daß uns der Dichter auch hat sagen
wollen, unter welchem Vorwand oder in welcher Eigenschaft der
angebliche Sohn an den Hof des Königs kam. Nun deuten uns die
Kommentatoren an, daß der Sohn als Bürge für den Tribut dienen
sollte, den der Vater, Candravarman, dem Vidyädharamalla schuldig
war. Auch Räjafiekhara selbst sagt es später deutlich genug, indem
er den angeblichen Sohn (Mvgäökavarman) als ollägada bezeichnet. 4
surety; pledge; pawn; ho 8 tage* (Platts, der, der Bedeutung nach, Skr. pratibhü
vergleicht).
1 Viddhasälabhafijikä p. 47, 6. 113, 1 ed. Arte. Über den Ausdruck ollägada
spreche ich weiter unten.
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9 Die Strophe wird mit tathä hi eingeleitet; dazu GhanasySma: tathä hV.y
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upakramamänah, ekena padyena kathämülaaamdarbham krotjlkaroti Läfeti \
Vgl. Viddh. 11, 3 aträüi kimcana lAjam tac ea käryasiddhäv ävirhhavi$yati %
Gray S. 12 übersetzt blja mit ,key note 4 und verweist auf L£vi, Le th^&tre Indien p.34.
4 The hostage idea seems to have been original with Rijasekhara (Gbat1.c,p,4).
Original fronn
412 Th. Zachariab.
Was liegt näher als die Annahme, daß avakalpa ,Bürge^ Geisel* be-
deutet? Dies scheint auch Jivänanda anzunehmen ; sei es, daß er
seine eigne Weisheit vorträgt, sei es, daß er einem älteren Kommen-
tare folgt. Seine Erklärung lautet:
puträvakalpacchalatah | putra eva avakalpa)/, pratibhüsvaiü-
pah ,yävat tvarp, mahyarp, samyak räjasvädikarp, (lies: räjakarädikam)
dätwji na iaknosi tävat te putro *yani matsamtpe tisthatu* ity evarp-
rüpah, Mahäräsfresu adyäpi e§a räjavyavahära^ 7 ol' iti vyavadi-
fyate | sä eva chalavp tasmät tädr^arß chalam äirityety arthah \\
Ich fasse demgemäß puträvakalpa ebenso auf wie räjaputrä-
dibandhaka (Glosse zu paripana) bei K§Irasvämin und übersetze:
,der Sohn als Bürge, der Sohn der als Bürge oder Geisel dient*.
Ist aber avakalpa wirklich ein Synonym von pratibhü, so kann die
Schreibung des Wortes 1 nicht richtig sein. Man wird avakalya für
avakalpa einsetzen müssen, d. h. die in den Öäradä-Handschriften
der Räjataraipgiijl überlieferte Form. Nur die Öäradä-Handschriften
unterscheiden die Gruppen lp und ly deutlich : in den Nftgari-Hand-
schriften sind Verwechslungen von Wörtern wie kalpa, kalya, ferner
auch von Wörtern wie spanda, syanda; puspa, pusya ganz gewöhn-
lich. Ich erinnere an das Wort kalyapäla* , Schenkwirt*, das noch
immer in den Formen kalpapäla oder gar kanyäpälaQ) unsre San-
skritwörterbücher verunziert. Nach dem Ausweis der Säradä-Hand-
schriften ist kalyapäla die allein richtige Form. Man vergleiche meine
ausführlichen Bemerkungen über das Wort 8 in den Göttingischen
Gelehrten Anzeigen 1885, 372f. und Stein zur Räjataraipgigi iv, 677
(wo mit Recht auf den Maftkhakoäa s. v. kalya verwiesen wird).
Ich erinnere auch an die Verwechselungen von puspa und pusya
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1 Die Schreibung avakalpa für avakalya, und die Erklärung des Wortes mit
kalpanä, ist vielleicht eingetreten unter dem Einfluß von kalpitä Viddh. i, 9, a.
* Oder kalyapäla; denn kalyä soll, ebenso wie kalyä berauschendes Getränk'
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bedeuten. Ksirasvämin zu Amara in, 3, 1C0: kalyä kädambim (lies: kädambart.
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Okas Ausgabe von K$Irasvämins Kommentar ist leider nicht immer zuverlässig).
8 Ich gebe noch folgende Belege: kalyapäla Vaijayantl 139, 88; kaUaväla
Mahävyutpatti 186, 109; kalpapäla, kalpapäl* (!) Samayam&trkft v», 34. ii, 88;
kallapäXa Epigraphia Indica i, 176, 19.
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Die Bedeutungen von Sanskrit nlvi. 413
(Pu§pamitra ; Pu§yamitra); an das Wort putparäga /Topas', dessen
richtige Form nach Pjschbl zur Sahfdayalilä S. 1.02 f. pu$yaräga
lautet. 1 Auch der Kommentar zu pu$ya Maftkha 607 tritt für pu-
tyarüga ein. Es wird dort bemerkt, daß einige pu§ya in der Be-
deutung ,ein best. Edelstein' für pu§yaräga gebrauchen (Bhlmasene
Bhlmavat).
Mit dem Worte avakalya, das Kalhana ganz sicher und Räja-
fiekhara höchst wahrscheinlich gebraucht hat, ist der Bedeutung nach
ohne Zweifel identisch das von den Kommentatoren zu Viddh. i, 9
angezogne Marätfüwort ol. Dazu gesellt sich Präkr. olla (v. 1. ola)
'Bürgschaft, Bürge, Geisel', ein Wort, das von Räjasekhara* zwei-
oder dreimal in dem Kompositum ollägada gebraucht und von
Gray mit ,hostage' oder ,captive' übersetzt wird. Siehe Viddh. 30, 4
(Varianten: uccahanägada, uwahanägada, ahinaägada). 47, 6. 113,
1 ed. Arte. An der ersten Stelle glossiert Nfiräyapa ola mit Jcarä-
didänaparyantarp, tadbandhakatvena sthäpito manusyah ; an der
zweiten und dritten Stelle erklärt er ollägadassa mit ollarß bandha-
katvarp, tenägatasya 8 und olarüpena bandhakatvenägatasya. Jivä-
nanda liest an der ersten Stelle ahinaägada statt ollägada und tiber-
setzt jenes mit abhinavägata] an der zweiten und dritten Stelle er-
klärt er olla mit ,Name eines Landes'.
Präkj't olla (ulla) bedeutet für gewöhnlich , feucht' (Pischbl
§ 111). Mit der Bedeutung, in der Räjafiekhara das Wort an den
1 Vgl. auch L. Finot, Les lapidaires Indiens p. xlv 4 .
1 Über seltenere Präkjtwörter, namentlich auch Maräthlzismen bei Räjase-
khara spricht Laniian in seiner und Konows Ausgabe der KarpQramafijarl (1901)
S. 201 f.; vgl. auch Aptb in seiner Monographie über Rijasekhara (Poona 1886)
S. 44 f. Wenn Apte S. 30 unter den Sanskritwörtern, die RSjaäekhara in der Vid-
dhasSlabhafijikä mit ungewöhnlichen Bedeutungen gebraucht, auch vakra jest* er-
wähnt, so meint er wohl das Prälq-twort bakkara (vgl. meine Beiträge zur ind
Lexikographie S. 66), das die Kommentatoren allerdings teils mit vakra (vakrokti,
kaufilya), teils aber auch, und zwar richtig, mit upahäm (parihäsa) wiedergeben.
Siehe Viddh. 81, 9. 86, 8. 87, 1. 121, 12. 122, 1.
1 So auch Satyavrata Sämasrami an der zweiten Stelle (= S. 35, 14 ed.
Calc. 1873).
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414 Th. Zachariae. Die Bedeutungen von Sanskrit nivi.
angeführten Stellen gebraucht, scheint olla auch vorzuliegen im
Präkrtapifigalasütra i, 147 S. 249, 6 ed. Calc. (1902):
digamaga naha arpdhära änu Khurasänaka ollä
= ed. Bomb. (1894) S. 71, wo ullä im Text steht und wo die Zeile
— sicherlich nicht ganz richtig — mit
dpimärge nabhasy andhakara änltah Khuräsänasyaulah
übersetzt wird. Die Kommentatoren tragen verschiedene Erklärungen
von olla vor; Laksminätha : olo dantfah* Visvanätha Paßcänana:
ollaiabdah pativäcakdh; Vaipäidhara: ollä dandapratinidhibhütäh
purusah. Sicher ist, daß olla an der angeführten Stelle nicht
,feucht' bedeuten kann.
Über die Herkunft der Wörter avakalya und olla vermag ich
nichts zu sagen. Vielleicht ist avakalya als eine künstliche Rück-
bildung aus olla zu betrachten, und es wäre schließlich für die be-
sprochenen Wörter die folgende Entwickelungsreihe anzunehmen:
Neuindisch ol > Prftkrt olla > Sanskrit avakalya.
Halle a. d. S.
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak.
Aus dem Armenischen übersetzt
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P. Aristaces Vardanian,
Mechitharist in Wien.
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Vorbemerkung.
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Die Lehre des Nestorios hatte in Armenien keine Wurzeln ge-
faßt, schon anfangs erklärten sich die armenischen Bischöfe ent-
schieden gegen sie. Als dann Rabula von Edessa im Bunde mit
Akakios von Melitene die Bischöfe vor der Verbreitung der auch
ins Armenische übersetzten Schriften des Diodor von Tarsos und des
Theodor von Mopsuestia warnte, die kilikischen Bischöfe dagegen
diese als richtig in Schutz nahmen, so miserunt (episcopi) duos
presbyteros Leontium et Aberium ad Proclum constantinopolitanum
episcopum; scire volentes utrum doctrina Theodori an Rabulae et
Acacii vera esse probaretur; 1 darauf erließ nun Proklos seinen be-
rühmten Brief izpoq ÄpjjLSvfoü? rapt z(gt£ü);, der uns in drei Sprachen
erhalten geblieben ist und zwar griechisch bei Mansi,* syrisch in
der Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor 3 und armenisch im
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1 Liberatus, Sr«t?iartum causae Nest, et EtUychianorum bei Migne, P. laL 68,
8. 990.
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1 Sacrorum Conciliorum nova et amplexima collectio f editio novissima, v (1761),
421 — 438: DpoxXou ap^ie7ctaxo3COü Kov<jtavrivoujwXea>; *pb; 'Appsviouc itspi TnatEco;, Tgl. noch
Remt, Oh nout>eau mantucrtl cTtme /«Ar« da Proclus de Conttantinople, in der fict;««
de Viruitj-uction publique en Belgique, lv (1912), S. 161—170.
8 Herausgegeben in Lands Anecdota *yriaca y m, S. 103 — 116, incip. ] av*^ > y^
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416 Aristaces Vardanian.
Buche der Briefe. 1 — Daß Rabula 2 einen Ermahnungsbrief an die
Armenier gerichtet hat, darüber berichten die armenischen Quellen
sonst nichts, der edessenische Bischof tritt daselbst nur als ein eifriger
Förderer der Erfindung des armenischen Alphabets hervor, indem er
MaätW samt den Knaben /»«^"'V* Jkinmpm/bi, g»L d km, L empfängt. 3
Unter dem Namen Akakios dagegen existieren noch zwei nicht un-
interessante Briefe, in einer aus dem 5. Jahrhundert stammenden klas-
sischen Übersetzung, deren einer ,an den heiligen Sahak, Patriarchen
der Armenier' (= [ih»^ifl- jWt^'t'V b^»b"^""k \yt r if""fi" M *j t -v **"* *"»*/y»
(J«#4"4 ml/Vit < > u t/p u§t i iru9 ) } und der andere ,an die Armenier' (= {A^^p-
jYJl^^j ku/fafafnuk fi ^uyuY gerichtet ist. Beide sind im Originale
nicht mehr zu finden. Diese Briefe nebst Sahaks Antwort (= «H««~
tnutiijussAijL uttusn.% [\u,^u,/f<*y ß-qf^nj% J^i^t"!/) ö werde ich demnächst in
Englisch von Hamilton und Brooks, The syriac Chronicle as that of Zachariah of
Melytene, London, 1899, und deutsch von Ahrens und Krüger, Die sogenannte
Kirchengeschichte de* Zacharias Rhetor, Leipzig, 1899. ,La Version syriaque du com-
pilateur est tres libre; c'est une adoptation et non une traduction du texte grec/
Kugkner, La compilation historique de Pseudo- Zacharie le Rhiteur, Revue de t Orient
chretien, v (1900), p. 213.
1 € Wßp P'l&»3> UW$Lf"'> 1901 > s 1 ~ 8
* Über sein Leben vgl. Wbight, A shorl history of ayriac lüerature, London,
1894, p. 47—49.
KoRIUN, Wkuiuiiftn.ß-fi*% dtuptu-Q b*. JmtK^nt.msü mppmju JY*irmpm*mm*ß Jtmm<~
n.uiimbsnfi, Venedig, 1894, S. 18 (deutsch von Weltk, Goriuns Lebensbeschreibung des
hl. Mesrop; Anzeige der 25jährigen Regierung des Königs Wilhelm, Tübingen, 1 S 4 1 ) :
l^fcf- 7-4«y (so Norayr, \i»mfii.% tftupq.uju^h uf etc. Tiflis, 1900, S. 75/76 im Texte da-
gegen m%n.n.£v) iphi^n ttttLpp Irtmfittliiiuittumjmup n t* n 3 winLtmjfaitju iX^utpfitutm (== (Jüü*
so Marqüart, Über dos arm. Alphabet in Verbindung mit der Biographie des hl. MuiCoc
in Handes Amsorya, 1912, S. 749) uJunA L &pfc$tpq.fiu |*£<*#^»<# ^%q.hpl k*&"
ptmL ufütm ±pii U. fiffutm%uit_p% otunußpfiu tumsvnui^bt (lUI Texte tuimmttm^k *"£■* ^-
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Ps. Moses berichtet : £ ^u$fhd-u»»T *^kupn$m*mj uiLmbam^mAimip-fitZi fi ^Kimpfi^mmk
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^^pfiiäianufi m*%mi.uimA-£i9u% ^ impm.fi f vgl. Marqüart, ebenda, 1912, S. 47 ; auch
bimfimLnuinul; m.ut£rgmf, Geschichte, L. III, C. 53.
4 € Wap PnP-a* s 14 - 15 » 19—21.
5 Ebd., S. 16—18, eigentl. eine Verkürzung der Antwort aus dem Proklos-Brief.
Original fronn
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sa hak. 417
• • » •
deutscher Übersetzung der Öffentlichkeit vorlegen. Was die duos
presbyteros betrifft, von denen der eine bei Liberatus Leontius und
der andere Aberios heißt, so ist gewiß der erstere kein anderer als
der wohlbekannte 'I^-mäj. kpkg 1 ] hingegen kommt der T$&me Aberios
in der ganzen armenischen Literatur nicht vor; ÖamCian 2 will ihn mit
dem ^Übersetzer' WppuM^wiT (= Abraham) identifizieren 8 . Der Um-
stand aber, daß, um 7 die Frage der geistlichen Bedürfnisse' (= [*]*>"-•
^L»p ifi*—i/fa* ifairfpb) zu Ende zu führen, Koriun in Gemeinschaft
mit Leontius nach Konstantinopel hingeschickt wird, 4 sollte doch ein
Fingerzeig sein, in Aberius den Koriun selbst zu suchen.
Diese zwei Priester, die dem Proklos die Libellen 5 der arme-
nischen Bischöfe überreicht hatten, {^^»^Lnp *yf,u*njf*g% qfu < br t f, r <!,
tlatup kf**** • n [> n y (im Text "Plf) J^*** 9 §aa d^ §m vhk ^ a u$WU9UtU9ni ^* tMH-pffibutLmij»
*ut»uii§L-uuhriuinnt-tt t^nnat» El. ntuantU Sttttrt^tuii hn ^tupn #&-«#* utpbp um l uult ntf t *-
prtriuiijan £u m bpuhuabu*9a Üu bihkunuuuhuitt LisAtntttut-p t^uMthit lr nb h tnü uMjjuuan*-
^fib -t ***/***? &- m*i*-**»QJ* nJbfcfrb ^»ungü nphphuat Im tnatah um p m*%it% khk ttbrgt-tit
99 VB*U* Unter diesen mitgebrachten Bibelhandschriften, Canones und
exegetischen Hilfsmitteln befand sich, wie die nationale Geschichte
annimmt 7 , auch der Proklos - Brief, der mit seinen ,Strahlen die
1 Vgl. Koriun, '| tri_„%rf*„ 9 S. 27, <\ 1™.»%^*, S. 33, P'akpeci, <l)«y<™/?,/ ^
f3-f*i% ♦ *»j"gt Tiflis, 1904, Namensverzeichnis, S. 208 und Eli§e, i] u*u% l| mpq-ua+-
*i**uj L. -Zj"jng ujtajs*wlriiuit£jfih 9 Venedig, 1859, passini.
* i\yiuuiJlt^p^^% ^»y»gt Ul > S. 521.
s Vgl. 4> w/ .^^, S. 94, 105, 106, Infig, S. 146, 148 ff., f<K y^h-pmA^
m«,MnJ}ii.pfi*.% wuiVti y^b-puAlnug f St. Petersburg, 1887, S. 69—70, s. noch
Alishan, ^uy-aui—uim-d] i, S. 95 — 98 und Nokatb, \ynpf$uu afcs*pq.Mtiykut , S. 472
bis 476.
4 Koriun, S. 33.
5 Liberatus, Srevtarium bei Miqnb, P. lat. 68, S. 990.
* Koriun, S. 33, vgl. noch Ps. Koriun, übersetzt bei Langlois, Collection des
historiens armSniens, n, p. 12: Puis, s'ätant munis de copies authentiques des Saintes-
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Äcritures, des icrits dicUs par la gr&ce divine des patriarches, et des canons des
saints conciles de Nic6e et d'£phöse, ils retonrnärent dans le pays d'ArmÄnie, etc.
7 Ps. Moses, Geschichte, in, c. 61, Cj^«,^«^««,^«,?,, ^i*Vhu*(fuA* u^wtndhi.^
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenl. Bd. XXVII. 28
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418 Aristaces Vardanian.
Schwachheit der Bischöfe kräftigen' sollte. ,Die Einfalt der Unge-
wißheit' war beim Erscheinen des Tomos ,aufgeklärt' und die Bi-
schöfe hatten wohl beschlossen, nicht nur ,die neuerfundene Häresie',
die von Unkraut durchwucherte Lehre nämlich, nie und nimmer zu be-
kennen, sondern überall, wo es Wohnungen gibt, sollten sie bei großer
Strafe den Befehl erteilen, ,nie solchen Barbaren Gehör zu schenken und
niemals die Lehre der vergänglichen und von Irrtümern befangenen
Häresie anzunehmen', \h *$ fi i»i.»uu.«p ifiup^uufh «*»<-(& fu-tä &»<.^» fa
i,äuu,MäAuijtMi%uAi j^cht m Texte «y««/»/^) = damit sich nicht der leuch-
tenden Lehre ein satanischer Rauch nähere *. Die Resultate der Be-
Schlüsse — nebst einem Glaubensbekenntnisse, das vielleicht dazu
dienen sollte, den armenischen Patriarchen mit dessen Klerus als
wahren Anhänger des ephesinischen Konzils zu demonstrieren —
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tat nun Sahak in einem herrlichen Dankschreiben an Proklos, das
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ebenfalls im armenischen Buche der Briefe aufbewahrt worden ist,
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1 1 uMjiinßtz unLpa. du» an.au tu irtnuitfi* ^tujnat*
Was Ter-Mikelian in bezug auf die Unechtheit dieses klassi-
sehen Briefes — weil Sahak darin als Feind der Wissenschaft er-
scheint und die Spuren der Briefe nur bis zum zehnten Jahrhundert
zurück verfolgt werden können — in seinem schon antiquierten Werke:
,Die armenische Kirche in ihren Beziehungen zur byzantinischen 4
(Leipzig, 1892, S. 33) meint, ist rein aus der Luft gegriffen; die
Echtheit des Schreibens kann im vorhinein bereits als gesichert vor-
ausgesetzt werden, denn ,Sahak ist tatsächlich nicht als Feind der
eigentlichen Wissenschaft gekennzeichnet, sondern nur als Feind jener
die Grenzen des Geheimnisvollen in der Offenbarung überschreiten-
den Gnosis, die zuletzt zur Auflösung des Glaubens führt. Der Mangel
an Spuren dieser an griechische Adressaten abgesandten Briefe ist
nicht unverständlich, sie tragen an sich selbst Kriterien, welche in
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1 ^frlif? P'L&»gf S. 9—13, früher in der Kollektion |)«/^ ^«^«r^V^,,
Original fronn
Ein Brief Wechsel zwischen Proklos und Sahak. 419
die Zeit Saliaks weisen' x . Näher auf die Echtheit einzugehen, dürfte
unnötig sein.
Die schon bekannten weitläufigen und inonophysitisch bearbei-
teten Abweichungen sowie der durch einen anderen ersetzte Ein-
gang des syrischen Proklos -Tomos bei Zacharias interessieren uns
hier nicht besonders. Die armenische Version dagegen, die leider
bis heute, wie es scheint, ganz außer acht gelassen wurde, verdient
wohl eine eingehendere Behandlung. Der aus dem Codex 13 der
Antonianer zu Konstantinopel 2 abgeschriebene *Text des armenischen
Tomos erschien zuerst im Jahre 1890 in der Zeitschrift Patker s ,
r--
dann im Jahre 1901 in der Sammlung der Briefe 4 . Der charakte-
ristische Eingang des einst nur dem Anfange nach bekannten Briefes
hatte Zarbhanalian Anlaß gegeben, die armenische Übersetzung des
Briefes als verloren gegangen anzunehmen und schließlich einen
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zweiten, im griechischen Texte nicht mehr vorhandenen Tomos des
konstantinopolitanischen Patriarchen an Sahak und MaSt*oc c zu er-
dichten 6 . Nach der Herausgabe des ganzen Briefes aber sind wir
in der Lage, behaupten zu können, daß der Tomos Prodi auch in
armenischer Fassung, und zwar in klassischer Form überliefert ist,
obwohl mit einem umgearbeiteten und sehr verkürzten Eingang und
mit einem Schluß anderer Färbung, wie uns die folgende Über-
setzung zeigen soll.
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Nr. 1384.
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1 S. Weber, Die katholische Kirche in Armenien, Freiburg im Br., 1903,
S. 495, Anmerk. 1.
1 Über die Beschaffenheit dieser Hs. vgl. Kuleserian in ^Kfiä.atu%t^ti% } 1911,
8 ayuivQ&p, i, S. 219—222 und 271—276.
4 In der Etschmiadzin- Bibliothek hat man zwei Kopien des *K^/¥A f3~*iP°ng
entdeckt, welche die Numerierung 68 und 100 tragen, Ararat y 1902, S. 660—663.
Eine Kopie aus dem Codex der Antonianer befindet sich in der Handschriften-
Sammlung der Mechitharisten in Venedig (Nr. 55), vgl. Sargisian, t|^U^u/(nni>
Pfii.% ({. \\l»%if.i»%nä5,i.y L fii.fi lF ü l i iuufi ( nii.pi f mi% 3% Venedig, 1895, S. 19 f. und
WfSpui^iSfJ* yy^vt/fitftSbl^fitj kuffiufyniyttii, 8. {]*\^ Und fJ^ B ^\*
5 YVtui*iir%u*n-iU£$*i% ^mijbutffuA* fShuBpi^Juibni-ß-lriMfUg %m»fi»itbrmtß f j| &%lr^
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„fifa 1889, S. 665.
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Aristaces Vardanian.
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Eingang des armenischen Proklos-Briefes.
(<)*""/£? <i|/»»f '/&«»/ iriyfiiifyntyiiisfi Brief des Bischofs Proklos an den
iun. ut,L(if% \\ä«$tu% $$ujpuitylru$ heiligen Sahak, Patriarchen der Ar-
£*y»g *- '«^ —iLffii |]W^#fyi menier, und an den heiligen Majdoc 1 . 1
\f [ ,su < i,fr „p ^»uhiuiyu^npr^ £*. Selig, die immer beipj schönen
% bdb % fr .p—nße—^-yLuig u,Luf, L Anblick Deines gottschönen Antlitzes
»Miiiuw» t ä.iuhiUi t i r , L kpbu*ugtf. L. ? /r° verbleiben, und was sage ich, immer?
„suhiT ^iu%$uu i »ui l) uy L *£,,%!*«* jiu~ doch wenigstens Tage, Monate, Jahre.
inipu tfuäjr juätfj»t,u fiuiT fi imupL^ Es sage auch meine eiskalte Seele :
ll»u%ut y M umyk L. fiP m%&* uusn.^ Wer möchte mich würdig machen,
%iuyL,u L > ()' tunhkp ifr« uBfd-iAft zu Deinen Frieden verkündigenden
4""««i#&£ ,<Si,lf<t/i,L L jHUfH *ui.iruMtu^ Füßen zu kommen, niederzufallen
ptu*ufe, L tuuhi* jpt-qty jLpt^n un( J zu sagen : Ich habe gesündigt
/*_ *un ,„<>(, £„ L iLiT äup<tiu%[* hpk wider den Himmel und vor Dir, und
uM% t n.uäitLißuijg j>» »pq.fi, ui JL $us- bin nicht würdig, daß ich Dein Sohn
Jlupkuig 4?"j"*[_ 2 p—fJiufi-p- genannt werde, sondern halte mich
nt^ptTnt^ktnJpi^ fipptu qify fi ${iup&~ durch Dein langmütiges Erbarmen für
l^äluuMßq.x \fä. ,iä_u.*,fi° fi%l —ji ih- einen Deiner Knechte. Und woher
^tdhp—Jü kp-kji—i*—-P'fig "wut* wird mir das geschehen? wenn nicht
jnp J&tr uiuitnb piunJliää. ,/fi^u, fi qh^ durch das Gebet Deiner Heiligkeit, das
puij u*p<luäti&Mutj L iM*%i*ip<tui%ku*g B Du mit großem Wetteifer für die Wttr-
[u*J&lbuiis»Lpp%] 4 \\iut„^„j <J««#^ digen und für die Unwürdigen zum
innigu*%L u *i [allerheiügen] Gott emporsendest?
\fi *[*»,& ^iäsutnuMUitti.p^kiiä^ z- Was aber die Festigkeit der Kir-
l i h,^^kuBß f v ,p l^uäpWLiug jiu**- chen anbelangt, welche der plötzlich
lfUBphj*up,»jg* $n,{iT Jit^pm^ h us% entstandene Wind des Irrtums zu-
1 Hier folgt dieses Formular des Abschreibers: |VUw ♦ t»ffi *»^pp mAtmp
*httptti±.ttnfttt %
2 Cod. j>nni£t
Cod. fi JLput iuptfuihust* A, ttfli tu p<f- iuli tun s
4 Das Wort usJh*htuun^pp (= Ilavocyio;) ist nicht klassisch! vgl. Vardaviax,
TextkritUche Bemerkungen (arm.), Wien, 1913, S. 14—16.
5 Ist zu korrigieren Jiuut»Laut%ku?
6 In «!«,*,{ £j, y 1890, 8. 219 jus^upit j*~p V #.
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CORNELL UNIVERSITV
Ein Bribfwechsbl zwischen Proklos und Sahak.
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yt$iff^L^jjtut^ust.p-ffrj tnb*un*lt uppnu*-
p-BTäuisf^. *- nu*ntunk*un> h- A dh$u*~
ptuUnuß-fiuU krhffls uttfh%*ut1s trush*-
ufyittuntio ^ntunifiiu ituttbt ^t*iuu*ui+-
*nnub qutiLutVfüi h pkp^nt pU t^pnuU
<ytuLiUitw t 1*«- ^»itt'Jhnjih oft t/h *l£>
fijfiihttijl; ij%tr^ *tt$tptuh-f»% fo'f tu
twutniupnuif* <^tuä.MUU9ii 9 **fli h *tttipfflt
aHrpusß* Zf^ § L *0"lft* m ttnt.tuu^
%lf£ p$ttn*nnt£&$sittr §u^ OKil^pfitiuwuti l 1 ##—
Miwiit-tub- agtpisppt*§ t nprif» 1' uuinuh-n §
tu lfpitährp% f &%kt$*t k fynupt; /«■»*-
tutuß j**u% nusinr%t$taU itsputpitsh-u tu
m£p tuptupfe tuilkisuißtfi) tu oisnjb
pu/l/h X* iunttctubr fa »lußfuBkiisb <ttu*-
Jluhuit^auß ogf-trgtrtu^ Jlätp§/h% t trnbrtua
t£tuu% Jhrp tfntpiu us*utju%g 7P9^ r i n l
tu us\* lf lä/tt b fnj tu futufuuitr an j jh *p**j
nun tritt uum hrtrittjfb * fittpftt na ß-tr%tfl* tu
h*ltL tu^ ja unt-pp fynt-it£a* |**f«#rmitt#&-,
(*nu* JaatpStLuaunp b%% iuh $a*itaa Jluptu
ljt$jur$Miplrt4Jfj tu %»£{» tu t 4 , l/ i *h u»fi<-
päMih-fifo tu $snunii9-ut& mh-ffb tu tiau—
intstptruißi 1* maanuaaah- uaaata J§upn_
tj»uuft»ptru*ij tliu$t% oft tiautnauptruaa
iät9ätu§uttt»Jo f tu Jtifjuujittutiriun tlftup
nttt,pp t/uMpttft%% t £tl t»£ fapptu tTuapwu
5
sammenzu8türzen drohte, so ist dieser
durch das Gebet Deiner herrlichen
Heiligkeit gestillt; und es vereinigten
sich die sämtlichen Bischöfe der Rö-
mer, den ersten Glauben der Drei-
hundert festzuhalten und sie belegten
mit Anathem jeden, der es wagen
sollte, einen neuerdichteten und frem-
den Glauben vorzuschreiben, sondern
(vielmehr) auf denselben zu bauen
und ihn zu lehren (und) zu bekennen,
daß Christus wahrer Gott sei, der Sohn
Gottes, Eingeborener, gezeugt vom
Vater vor allen Kreaturen und Herr,
Schöpfer des Alls ; und daß dasselbe
Wort Gott, am Ende der Zeiten mit
Fleisch bedeckt und für uns Mensch
geworden ist, ohne daß er sich in sei-
ner göttlichen Natur änderte oder eine
Einbuße erlitt; und daß er geboren aus
der heiligen Jungfrau, Gott, vollkom-
mener, Mensch der fleischlichen Ge-
burt nach und daß die Jungfrau xu-
ptoTc/o; und Oeoxo/os heißt und ist und
daß der vollkommene Gott vollkom-
mener Mensch genannt wird, weil er
in allen Teilen seines Leibes vollkom-
men ist und seinen heiligen Leib be-
lebt hat mit (vernünftiger) Seele, und
nicht als Mensch . . .
1 Im Cod. »Mjt£Mäjt pfitj n»tj uttrtutt.% etc., was sinnlos ist.
2 Cod. n p anstatt tigi 3 Cod. fi tftrpiut
4 Im Cod. steht u*uuutuiu$ru*jffu (unklassisch!), ich lese usumm ***&&,/£%, vgl.
meinen Artikel: — 'uijftU Xuiu%f%l^p tumumtfitfi» ^uäjtrpt-itf* Ji9 f Hände* Amsorya^
1910, S. 242 ff.
5 Eine Lücke ?
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
422 Aristace8 Vardanian.
Hier beginnt die Übereinstimmung der Texte : ku «/*»/«" w pm , d k%
^tufjtttn-ivfynpiiiph tu ^Ui^iuaqiuq fn.pkwbg pwp pt»%£$ät% u*g1t qauuttuput ^f»%gb%
(der Text hat ^»%j*fc), S. 2, Z. 4 = Seixvuxwaav et <pcX6v£ixot, xal tote
touc cixetou? u<patvsTü>Gav X^poa?, Migne, P. </r. 65, S. 864, der syrische
Text lautet: \±£ y*?ooi-* ]U^ ^ ^ oa ^ ? Land, Anecdota syriaca in,
S. 108, Z. 15 (= Ahrens und Krüger, S. *34, Z. 4).
Schluß des armenischen Proklos-Briefes.
j *«. qwjn 1 iuMiiUMJu ^f$ ^hrgiug Dieses alles haben wir an Eure
«i«- tbf «tp «uTPf ?A i» L ^iL. Jbi Liebe geschrieben, weil wir ge-
hß^k »*flp nJluf^p ±uiit*i r uijutut-iif>< gl»— hört hatten, daß einige übelre-
puifuuu-ng us%^m% [£] jw^fuivp <J uyq.p dende , fantasierende Männer in
tu l ( *uiffri <tiJi,q_ui<fi,i-t» 2 p t % ^(üife, Eure Provinz gekommen sind und
^iuffusn-tufai-p-iriuiff , uu*$ufu*ii uuttu- mit schlechten Schriften, Gegen-
fapfafq.* f f,u:r,<[£Lst,Jf [u,,u,»pk L behauptungen, lügnerischem und
nMy U ,piw$n n »t-p-{ii-% t iuJhiyiSi&yi£ t %i«%+~ trügerischem Wissen dem Glau-
<%^«V^ rir ^ f ^/ ^w ben die Einfachheit und die
my % % \\uy3 k« jkpMfötf.*^- schmucklose, einfache und ortho-
, l * iL i- r doxe Schönheit rauben wollen.
„,„, , , , Aber ich wiederhole Euch (das
»1- .«.tttrfW» T-^f* fc*.*. Wo des 8e , igen pan]08: Sehe ,
„ P ,« ? *-•»— fw- P-r~ zUj daß Euch niemand beraobe
47 ' g L r i-*e durch sophistische Worte und eit-
&+**mj% fis^nu^k^p faV*™~ len Trug der Lehre V()n eitcl . f
ufrnm&km* fr^Av^mfap^pip* und nicht nach der Le hre Christi
iTusptfufo tu »}_ pinn ^pij.uiuftru^u^ gesinnten Männern ; denn ein an-
ß-ktuVü ^^pftuufnuf*. nji tyäi uppnu* deres Fundament der Heiligkeit
ß-kufii ^tuutuutty iujl fi'i »ig »t k Ui ü^ des Glaubens kann niemand legen
qM* L ^us% quij% np hq.ku»^ k, uy*ftyfo außer dem, welches gelegt ist, das
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Cod. fftifi/ruuicf'tttit
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3 Cod. fuuu9iä*funp^i$up9£ I
4 Cod. tJW %Jh^b<iju* = a(jL^x«vo;.
5 Cod. p1*rtt$A*1$u*p* fu$tp^ni.ptu%l
Original fronn
Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak.
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^tmi$utamuwnu% f» iffr *>"f-fi tu fi JJa m*%Jflb
$tsutf §nm*pMi%fiu f tu tfh fuputn nahmst »
ß-jhiuJunh§ tu t/jft ft %ai$J tu ft Lt**~
pttuutn JlutmUftffffO £&(f. m \^trnant§p§§§ß tu
C^t \/b*k"t"[il**Mj § np afiupiuiuiytru*}*
£&**£ 4/» *9*np*u tu mp flff P'U**^* trptutt*-
u»ugttt-ßfc% tjuAäßttL.tjfi'l* p***** nupuignu*.
p-fcul* ^p^nuf^trtu% tu piitn ^trpb*sfi*u<-
p~fcu% miuivfftb is*ff>gM%$intm§i%%lu "Uiniflif
np fuuu*9iptrg$asu ji *£,mttu***gk ttppnufZltr'vf;
tu jnuq/nfi* ^Mi±utm$tf (tu\ %andtfum\t
%ttom§ j**tJtr*UujJh iß-ntinifpiLmg tu ssyptr—
yufc „p i[m*u,f, fu-p^pn-ng tffle kf>%
%ng*u j*flituf*Jiuh iuJlf%usjy d~nnnJpi*nnx
QnpJi tu tunup ufiu^trugßg tju/hlffhu
tu *ft'*9jb f-npi- *f-T&l* st£dg t ynp *snt.pp
^"l'iifjf* tr$nfii*ty$ui$iUMiflb *unphrhtfft% t tu
Jft *q> ymnu<taaiJlu%us(itr$Mß tmJlui.ß-%
tuJlui-P- tubkffh ^usJuiptr**^ ujiuufisntr*-
%fy t*sj*»up~% J-isitutisiitA. trugt; tu £&*$-
%nt*tu luuiuiuiuiuspuitr u»a Jt n.<fi$hu &###» —
h-tuiitrugl* 5 . . . t \\n£ jjrpnu^ fi utt^p
ist Jesus Christus. Stehet also fest
in einem Geiste und in einer
Seele und kämpfet für den Glau-
ben des Evangeliums mit, und
laßt Euch durch nichts von der
Bosheit des Widersachers erschüt-
tern, damit Ihr nicht mit dem
Banne belegt werdet und zu-
grunde gehet mit Nestorios und
Theodoros, seinem Lehrer, der
das böse Unkraut, die verkehrte
Häresie, hervorbrachte, die den
Abfall der Juden und die ersten
Arianer Übertrifft und dazu noch
die andern, die von der Heiligkeit
der Glorie und vom wahren Glau-
ben abfielen und von allen Völ-
kern mit dem Banne belegt wur-
den und deren boshafte Schriften
von allen Völkern durch Feuer
vernichtet wurden. Hütet euch
also vor solchen (Häretikern), und
unternehmet das, was die heiligen
Synoden der Bischöfe unternah-
men, damit niemand (von Euch)
der zeitlichen Schande wegen sich
schämend, die ewige Schande sieb
zum Erbe nehme und mit jenen
1 Im Texte steht ^mptmp$»»% x %i 9 ptulmj% $ was sinnlos ist.
1 üaeh dem Worte mpf»mä»nutmßU (= Arianer) stehen im Texte zwei entstellte
Wörter: p^km% % {\}^ptrm% 3 = Matthäer?) und JUiptrfUstrwg {\fiup^ t$ %km\ &
= Marathon ianer?), die aber meines Erachtens später eingedrungen sind, vgl. «{]»«*/
('• tVj'^ u V^ Xr >u§ P~*' mt Ji Tf* § "P u *P'"4y u 'J* ^ # ^ ^ e £ e8 P err * gedruckten Wörter
haben im griechischen Toraos keine Parallelstelle.
• Die Fortsetzung wie im Griechischen: ä$ JwpeXißsiE xt5v affcov xai paxapuüv
Kax£pü>v T&v Iv Ntxata ttjv opÖöSofov kiotiv ixÖ£(ilv(üv, xai xwv icep( xbv ayiov xai (laxaptov
BaatXfitov xai rprjyopiov, xai twv Xoiiccuv td>v aöxor«; 6|JiOf pdvcov, d>v xi ovo'jjl«!« h ßifiktp
CwfJ^, Mahsi, ibid. 8. 437.
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Original from
CORNELL UNIVERSITV
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424 Aristaces Vardanian.
*- & n ptym L ihfb-g iA 7> w«##»/#i.#«^ar- verurteilt, in die Holle geworfen
„ty Srifpusgip 1 1 werde. Lebet wohl im Herrn und
seid begrüßt von Uns, gottliebende
Brüder.
Auffällige Eigentümlichkeiten bietet uns sonst der armenische
Text nicht, er schließt sich enge an sein Original an und gibt es
beinahe wörtlich wieder. Die Abschreiber aber sind mit dem Texte
nicht immer fertig geworden und haben daher unzählige auffallende
Fehler begangen, die noch der Korrektur harren. Hier werde ich
noch einige wichtige Verbesserungen vorschlagen, z. B. S. 2 ^/»ä»-
ßlrui» trtT pl**U uiw!iMittta*ifini»Lp-fitS$h np %ttn %np TSkUähuiiuwpfyt psttwuptt Ji&i£r% f
es ist zu korrigieren p^*i- ^ubutuauJinn^p-fiA %ngtu t np %np a«/^»^^^« fu***-
uwpu lhth% =z x(5v xatv&s 6Sou? avaxe^vovTcov, also wie bei Dionysius
Exiguus 2 , der Text dagegen gibt xsvi? o5ou; (Miqne, P. gr. 65, S. 864).
^ujttuttuutbqtuL. U*u*j **p kt*t*t b u h ^~V^- Jl**pifVt»i ich leSC fyuutnwnlrßtmtt.
k' u d n r kpi» fi»it bqL usw., vgl. unten %*"i_ *&*»£ j-y^J* »t kp*» £»$• —
S. 3 fuiULMinkaufh tuittfinnt^ß-Lnuifp uftnuto fit nb uSf/n f riCütiff Wäre *s*%J****.-
p-lrtub ass Yj aouvcxo; airröv xapSta, syrisch \©£üaiop? .oour^, Land,
S. 109. L nL P pw%ffb tttuinnt-tssb nt.p-tr$u%% f Jose £'**" HTIStätt /f-ft Vgl. T(j>
AOYCi) Ttt« OSOTYJTOC. S. 5 V^ P***b ****** n "*- m &' u *J* u pu9 ^tp£rtififtäß-fiä% funutm*»
Jl„% ä % wiik*r t um diesen wohl entstellten Passus zu berichtigen, möchte
ich hier eine Textänderung vorschlagen : man muß nämlich lesen
ntmtinnt-iub-iMtifwpm <^Lf ph tifittLfä^fiüi fiinuittntTufligl* »§ititraP f damit gewinnt der
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Text eine sinngemäße Gestalt, vgl. ?a; Öscjao/cu? Xevo) alpeaei?. — f~%~
tßt*Ji*ii*h pituw %nßu» ^wj^yni.p-&»uJp% f grammatisch richtig wäre py— *b-ß~
^*y^'l/"Lp-fit.%uh oder besser fbngw $9uj^tynt.p-LMuJj& t — S. 6 ffLpL**.*
p w S ^~ i u "" nnt - u *& tt "fi«i' u ' t »g wf%5» , statt ^lrpLm.puBß des Textes lese
ich *ahtrplM-iti-pu$ßU9ß yjt^p ~T &- ~T "*-(' 9ät ß) ^ rt ajwttmwnt-mih-uuJmipuiBUß *• Über*
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1 Zum Schluß in Gr. Grüsse: rtaaav rrj; al»v ujxfv a8eX^pon)ifl[ iya> rs xat ol oliv
i(jLo x i Äpoaayopeuojxev, S. 438.
* Ist gedruckt bei Hardouin, Acta Concil. f 1. Bd., Paris, 1715, col. 1724 ff.
und bei Mione, P. lat. y t. 68, S. 409 ff. Diese zwei Texte ,ont entr'eux des diff*-
rences assez profondes* Kemy, Revue de V Instruction publique en Belgique, lv (1912),
S. 163, Anmerk. 2.
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak. 425
dies möchte ich noch darauf hinweisen, daß ebenso wie in der latei-
nischen Übersetzung bei Mansi, p. 438, so auch Ende des armeni-
schen Textes der Brief mit dem Jahre 435 datiert wird: ?-/»*«*/. </«"#
uihruänX 43 5 ; was aber später in die Handschrift übergegangen ist 1 .
Dionysius schreibt: Data Constantinop. Consulatu piissimorum Theo-
dosii Augusti xv et Valentiniani im*. Näheres über dieses Datum
vgl. Acta Sanctorum Octobris, x, p. 644.
Was die Antwort des Sahak anbelangt, so ist es dringend nö-
tig, den ohne irgendeinen wissenschaftlichen Apparat, fast stereotyp
gedruckten und durch Tausende von Fehlern verunstalteten Text
der Antwort auf seine älteste und richtige Gestalt zurückzuführen.
Ich habe mich daher entschlossen, den armenischen Text mit einer
gründlichen, systematischen Untersuchung und Übersetzung wieder
im Drucke erscheinen zu lassen. Bei der Übersetzung des Glaubens-
bekenntnisses habe ich die deutsche Übersetzung von Prof. S.Weber
fast unverändert beibehalten.
Text.
<ij#f# tu tu u ftt tuttp 13 n (er n tu ^\pnLnft aptultatunt p \] ui ^ tu L us t
tu p IJ^J" 2 § t n 1 ^ unL.ua *> utt p um Uta ut ut als ^ tu j n q %
!*♦ IV*- 3f3 f ^"'/'A'" ™- U/UUML_IU&UJu£u UJUtUtULUiLtUU UftjU UUp
ti l. <yuttp unL.ua autpuLauinu Q\unLnnUf p y^tu^uiLtut au p W^tui**
utaa£ nnfyißü t
j^uin.tua.uijM'jp tHuüi^huutunp tuiuputauutuuiu tnuunttif au utn.
Jesu uibuinni^hThulju au/ruh gutit* p kau tnuuujL.au uppaL.fcr } &%£tL* f
1 Vgl. *|^/X£ ft^fongi in dem Vorworte.
2 ,La date ne se trouve pas dans le Texte grec' Rbmy, ebenda, S. 162, An-
raerk. 3.
Cod. und W'i'f'bpB fyäijtiustiiuiu* (:= 8H.) t* pL-& *}'***-*
4 P. (■= i\\uiinblrp) äniMiUt-ttn$u ß~if%^ t
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426 Aristaces Vardanjan.
jniJ p hruja.hr i puphtuun qutL.nuianL.aMt qJkp* uthutpnußttuuu hu
qJhp utqutp ptnp<ynupqu ptuqJutuiiuutph nutL.tiuiqnL.nnit tu Jb&it/uj^u
nhnquu utqutp utqhtttt ututf.pJ£u ut per tu nö h ut t ttnpnqhqpu* q[i ututLi^ü^
JutqJutqutLp p}nuhqtuu JLq nput^u Itntt piti utitqu p Jhputt <yttt~
uutitht ntuqnuu utucihuttp qh}njh f qntt utuppttiuh utltqo utttqutupnhu
phtL J*tuqgputphp nnjuu$ utputnnlt nutqgpnußhunt^ nutuqntu^ p
Jirttutt pQutithtnq hu quiutut ututtuuiupttU ^yutuhuttpq pnuunqu G p 9hp~
Jutpitutuu tutuputphpttun.it utL.ti.nqu pupnq uuingpnuß-htuJpU tut*
n,nq$nuf3~htult pJ2^ aä ~P^h l ^ u tLtttp&nuquiithtnJi J^titj.nuijuJuijn'l qh<-
qhqph pult uß quiuhuttp tu nuhttnpuo ptituph tp l£p ubq tuht hu utuht
qquiupnuß^huu ß^qfa^nqtL 9 p tlpQpf np qhpuiuhtp ututinquttfu 10 p ££"9
uttu ubq 4 yuiunuquilt£pu* hu Jap utqutufJn ^utuuiuituqnptL^pu utp~
Jutuh tplttrt tutJhututltp ll nbtt.nu%ht hu Jutjhtht tutup^^unußpuuu
^nqJhunpu Xhpnt JLaruiupuiiti upanuß-hututL 1 ** qp Dtuqgputqhutt
£p Jhq t/u*! uutut 1 * tuuutJ^it p ut/pit putnuiuuiqhuit LnqputnufJhutJt
npui£u p nirpiL tut* uttlnup hu tutpututputh^ *yqutup tputptuuthutj
1 SH. 0H1. atßrtt — atut-iiustj*§t-afiitt
' SH. «.Affgbi
3 p
ö H . oiungnn ihr £r um Ja x
6 G. (== ^fiflp P»ifr»g) und p - #uu.'£iiif%t
Cod. pnt ttnjüx
7 SH * </«?/" u-t/r*
8 In der Hs. fehlt Kt
SH .p^qßm a %i
10 SH. tuuiU9^.uäiBt f vgl. den BHef an Akakios: t»»^ qirptm%LJt iy m# *•» j. «• f*
fi &&ȣ wn. tfhtf ^uiuhiu^ Buch der Briefe, S. 16.
11 SH. t uJh%<uJhf>x
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12 SH. u(tfs*tt_fc}JLtsj% t vgl. den Brief an Akakios: u*pj-$»1fi iß**k u ju*J%*-
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f£b*u%^ S. 16.
18 G. und P. ad. «Ä-^, es fehlt in SH., 8. noch den Brief an Akakios: f«»£
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Ein Briefwechsel zwischen Pkoklos und Sahak. 427
utbbbuttn jutunputni-ß-pLJtu t J*/*^ utut^ututuuL, fdrpL.lt qJht^p utn.butt
a tu L.tjL% utbutunL.fi/~pLJt utnutL.ß'pq ibpnj^ uppnL.fi/bututL f *yutuutut~
utbttttn &c atuLputabuttp utut<ybt q^utuutututnLfd^pLM ^utL.ututnttf
aap p ubaputb/L h ibp TfyJutpput JutpnututbutnL.fJ-blt^n. mtbuttbutt
ntAt^utp 9 t/p ujntnnpni-KrpiJi putLnLJtbt p tfb n utt JputJutnL. p/bunt 8
utu.hutnL.fi/butu ututpautJtnnLfc/butu Jhpnj bu pttutL. uttlbubuftu ißl*~
tLnt-hat ugnup bnpuututbutlt üninpnL_p/btuuu *; JutuutL.utua. utfuutuut**
Uta pf unputputltf itnput&utjlt q^bpbupnLM'piAtUf qnp utttutlttLUtbut^utut
utJput p2utnL.fi/- ftuit ututbutL.hu apntuu$ tzutn.unL.fi/-butu ubpJtuunu autuk\
p tfbputj uppnt-Urbutit ubpJuutbutn npnuuutptutnJt nc.unL.uubf n ßP p
^utuTJutp tu tfit um u uutututttuttutptutnJt untfnpbutt bu\l)t J^ntLnpatf^butbu
Jntutpu utn-UtQpit bc nuttutunph^ p iutppu^ op^p Jutua. utnutbnnu~
ft/butult butpbutn,butt ubpJutubt Jutp^ybnuttLf outju tlhp Jkrnutn nnpör
^utJutpbnutp u. ph'h JhhrutJhhru 8 putanutF u. utuiuttb & ibpnutP
ß-nfJntu^ utputtfutbftn bnbutt 1 * putn JhpnuiT utbutpnL.ß'butuu^ nn ~
putnutn bu tutJbututu utbnftUf np fncpP adbL.jp pjtutbbutt £pitf JH***
autn Jhcr bu utututnu^utuuttpn utututnL.pputuutL. Jp /übt pttutL. utJh<~
ubuftu auniLutpup putpputpnuu^f Jp tutnmjttbt utJbJtbt.pu qtfhutuut~
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1 So SH., G. und P. dagegen kkpng f was selbstverständlich falsch ist.
* <$utiUMinntj? vgl. i$s»t.Muuft*% 7fyfl»fs*tftif}tr<tSb f Brief an Akakios, S. 16.
3 Hs. Jl^ptnna.p-Lu/b t pleonastisch liegt hier der Gebrauch des Wortes t/J,u,s/l~
tiint Jcrhi*l> lieben utq hur tu £&■£*% f tu tu n q tu J\n n i. /ür A t.% t
4 So SH. und P., G. aber f f »<-/» ttn^umutlpuis tfi*j»pnt.p-f*%u 9 was schwerlich
richtig sein dürfte.
6 SH. q^wpui Der Text ist an dieser Stelle verderbt!
¥*/. §******•*'§* *
SH. J$ btunftut
8 So mOchte ich lesen, Hs. hat p%^. JkhtuJkb-, was den Sinn stört.
P. tuftt+Uiih x
10 G. und SH. p, L fr„ 3 „<
11 SH. y L y„. L x
P. uiLtupiiiJ<ririMt*bt
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19 So richtig G., in SH. steht f<"jf- £**£q.tu**& utM.p-flt% put^mpn» f in P.
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428 Aristacbs Vardanian.
#;w#i üniiUuiuiLuiü Uninputbutü ^hphupnuf^hutiAt^ JuipiM-Uiuihuinu**
ffluVü x
\\* \\jl "bj* yuiuuiuiiiidp h Jjt \* m uutnuuj& ^"{JP utdLuujLuJt^
tuputpp^ hplptpg hu hpLpp f hpbL.tr iß hu uthh pt uh i[t% tupiuptu&nq x
\w*- t ^U m k[' Qhunuu ^[KphuuinUf h djiui&fiu nptd/u \^uuinu&at t
utjuftitpb l^nuß-huu j^nuf^h%J^ ^nuß-hub üihiu/^f npnd uidUbuitu
hqhu* \\u mnuuihr JJ^jiuinu&itj) inju h tnuunj* hrhhuJi hu nt tuptup*
husi* puLuilflta ^iuupf np diu uli aap tfutpn.Lnuß^huih^ £0 tu 5 Jiup**
ffbusQUiU) jiäthk% utrv. iujptuspu&uf juiphusu ßhphp tuunt-p& hu ht
jhpIjKltu hu Q- U (J ihutuiha ablrbiuuuhu hu adhn.huttu t \^u h uaupp
^ntrtflt ^usuiuuiuidpx \*uL npn ututVW 1 £#' hpphtfü qf* *£p% hu JKb\^hu
hruhuii t;p ^p hu wulfu h ^nuföhii^ 9 hnhu hu jufjplk fii/hXt^ h 1°
atiiupnuprhü£f hu LumlT hn&utühmd hu dindwhtfrind) uuijbuihuhuu
O an dl t/p % /\A dp put ^ujjp^ dpytu nptthf dppui unupp ^nufilt *yaqh
|^f///i#j*_ er»/ f ^nap unupp f hiuiniu paust , pujphmujuu f tubuuihqcF f
uulihn&f np pMUMUuhuuiu uiuppitmup hu ifiuptLUMpl^pup hu tun-Ufph~
L at Lp* n l' kfi* P \\nptLufbtuls t
dagegen ^tujifujfafi ptuppuin.it, vgl. den Brief an Akakio*: fi ifo&L ~JluLi~fiu *~j*>~
ujpttp ptu p pu* pn tt usit% USW.
1 SH. ^irpkttfini-P-btuiit
2 utuirpLnjp-*} so bei Evagrios, Arm. Opera, S. 134 und bei Ctbill, ad Nest.
5 G. L„t.pf.J, jk^ptrYst, hui.pf.A &%irus lf SH. uyuf,\p% k i^P^
jl^tit phu/jß ^nttd-fit*!* o-%Srtu£t
SH. tftunitLnt.p-ifusJpt
5 P. om. Li
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6 SH. jbpfo usLi^pgt
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SH. ttp uaub%\
8 SH. .£,
aj^nt-ß-hut; t
9
10 G. und P. L anstatt fi t vgl. das Nicaenum f^ 1% ixip*$ oxoaTatocto;, in SH-
fehlt das Wort L_t
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak. 429
\fu Jiuuu JltsnifhuiantrunL ß^truibl typtiunt* ußjuui^u *}Utuut~
utiiiifof qft tun. lUJit&L tfrlttri dutptt. btttatutpautt tuiuuinuutarutarplt
\y*utpputdtttj$ uppnd ^ynqundf utn.autt ^ncif au dutpdplt T&dtttputpu
au n* banctautup 4» utiuut^u trnau bututtupautt 5 dtpbtrt qdhp dutpn.-
bnufdpuitu tru Tffdtupuwpu 6 iusptutpaquju* nt w/?£ pifpa ututput £p
iuittiutnutuutat qfi utauttn £ utuutnuut&nuB'puu p itttpiutputuutq'l f
uttt tltuuü Jap £uttu tuutalt q i utp* utp utttu • ptutiaqutu au t3~uinL~
qtttu au l"l 9 hp utunup ßutptrutu tru tapbpuu ^utdntttp&utu® tru pittL
tttQtflj ^tttup Jtttuttttu mtl. trustnu £ n.utuiat qbtrun\utttpu au qdhtLauttitt
Wji tun. buiuttttpdtitu *ytttuututnq$ ^uiuutututdp p dp dqpmnuprpub
ujuJtttfluutpnuß'autu au p dp btuB-nuqpbt; trbanaqp au p tutpnu~
ß-puU dhn.tr tnq au nttpj>utinuß-puu%W apbttpq au p nutinutuuttultult
itttupuiatttuhutltu t \fu Jfjuuinuutb- ptnuuindufutidp *fy ***/[' au s J n l' r tr
tru aunupp ^nqpit dp J^juuinuut&nufdhub u i'p n J 1 ^ \fppnptLnufi}autttlt*
ap ^ynqp £ J^uwnuuih- au btudutup aptrutruttf pttttuuautt utupputttup
au dutptjLutpl;pup au utn.tupaindo t * tau um utttt dp TCydluputpu 12 u/ttqp~
utaufdaittdp au ufu^utunukraujdp) oft indhutußi dtttpn. puut tttutwhapp
\^uutnu&njf uttt ß'l; npttt^u bttttF qp utpn.) J^juuinu&nj dputht £ qpuiatx
1 Sil. falsch tfissp*Mgtft£tiLf£ii U i% t Catergian will lesen gfiufiffy»s.{£biis% f De
fidei symbolo, quo Armenii utuntur obseroatioyies, Viennae, 1893, p. 22 (= Armen. S. 22),
Weber dagegen Jluptf &{*£»!&& u/r, f Die kath. Kirche in Armenien, S. 494.
i • ttnnt-nfttl
jt*tuntn-i*sb- tubr ß*i* Y\\unfiu*tT**Jt OBQ. SH.
4 P. L. tuU^Li^uj^ (8ic!), EvAGBIOS, ibid. b*. §•£ usn- utfutä^gj S. 186.
5 So P., 0. dagegen bietet uäjuuftn L. tpuu*u*i»lg{w\j t^p^b^t
6 SH. om, b »£ Lbnb-bmtt.0 bis AifhäptnfiL inklusive, entstanden durch Ab-
irren von dem ersten zum zweiten &tfimf*nfi*.t
7 SH. Om. wieder afi utauttn — yunfu*n»u'itu»nt
SH. $utfiiu*n&uii-t
9 SH. <J«4# LMfJffllf I
SH. tunpuym-ß'in^U t
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430 Aristacjss Vardanian.
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otutuq iUitpu QtuiiUiu tu ubtiuipü puanJit/ qtuh^utuh qutn.urbq
pdnnLUtrtntu* P u, i i J tutph-ttlp qußjuujpupuii f ppptu p Jap mqputnu*
ß-tuiu^ Liup&trutqi ß-^ ujpiuihuhpU »i anularis utubiitupu qqppu tu
ni qquMupnuß-pu% ^ynqunjuf np p Qppu £$ P U U3 "P'k il t h Ui P^i u uputju
qunupü ubuiutpqtis* tu npuil;u qjiniunhui i ^utuusphüp alt natu upuiu*
p &wuJtlLnju$t qp ujpptqtujitu q^u»p ^puuiUtinup-tuMU ujpptaac~
ß-hub) npnq h putqnutF tu h ß-uMit&p utpptqnu^3-t%0i qq.uijnLpltub
auipujqtituiqlt farujpjujutqnuqtuii £ tu n\ TCujj us gt/t utjjit utuqjuiu
buiplfh utn%nui q^uaT qJtuunju^* p pusqnutf Lpqtpjuüu qusjpnuprtii^
qqqujjnufcJtuüu% tnpnuutuii £♦ tu busiT qtuju ftJu/huJi(p t fyutp&b^
Jhpautff P~^ p qnup uiuipiuuitupinnug l~ qputnuptpuu putqnuu auu~
dliiVbf qfc h uutuiujuujtnuß-tu/u Jhiapau^tuuU^ fynp&u/btuit tu,
^utuufuti tuli^tuu luuhnglt d-ufp^fiu* qp nipbi£ ujji waptnoufrpubG f
um ff htutuusp hinp^pn-tufü tu tujtP^ btq&iuunpnuprtuAi pMnputuutu^
bnuß-tuu tu q.np& uujuiu/bujjnuß-tu/u%t \fptnuu apttpu tu tpfyauu
tnuäTfuipu Jhpt'iiUMjtfu* q.uiuAtt pb'f- Jjiuiu huptu/lsg [unp^tuji 10 ufbtp<-
Ifhuqnuptujdp* qutjluu^ tuptufuq £ppauf^tu$Jp jujjurbuiiu^u
tutuutJhut i\fr t- 11 ui£p Jhp yUtunuu ^\jißuuiau tfUitfiuup <$uiup
qß-UMquMu fc Jtpuij JhinpnuP'tuiU t/ujpu^uA f puflfu np ff upuit^ ^usup
SH. wtiJtuinL.p-ßtt5n
1 SH. qiittpui qJJä$nu 9 vgl. den Brief an Akakio*: tr*. fopL. f.«^*"^ 1 "/. j>X
3 O. und SH. fi p-gsM,J. u \,t
4 G. und P. * tt Vi* v %t
Ä SH. dagegen A uusutus%u*jnt-[3~f9*5s tfhp*ft*ULp'h»*ii/i*t
SH. q.ku§n*13-fttjit i
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T So SH , Q. und P. dagegen ,*,Jtr%uL,ji*x
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SH. LtrtMb-$M*Li$nnt.p-fti*b funnuäJuätthna-B-IrMtJp L. ^mpb- *tm*mmÄimymi-p-ktmJjn
9 SH. Jfcbphfüuytol
Hs. fump^tri%
11 P. om. A.»
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak. 431
anpibuti b um da ab tu i^ ^utani tunAibi) ^tt Justin iphbind uppnt ^ntfjunfü
Uujpuhü ipuai lutpnuiunp bnuupb upnnufdbu/u^f bu pbiinsjübf qdtup~
t/nti <yüujalruj/) np nuut psiun^ni^fd^bu/h uuiuitutsuitp iuiuftubujunt^~
ß-puh niupXbuii* ^p^%npnnJbtd7uptfhndf 2J*£**4 »*- ^ynnt^ndf *W utnLU9%n
uituiubuthnt^jdbusu uuibn&nuuibrh turi_uj£püf p upuutuutLutu &j/bti.~
busisu itnpni^fdbiuu dun.btnu bpbt^buqp* np apiftuppui dlupdpb an.it ~
Q**'*~ Juiuli dbp bu ubpduAibutn p dbn^uuLUtutnd aus u ui nuut hrn$^~
ß-ptjiib bc uiputp uputuu bu uipnubuuiUf np %nput utuuin±tu&nu-
pibutUjäi ^utuusuttupuuiunni^p^t \\l{pü ituüXh £u*n. niung bc £nu~
pmuy tuwutuuint^fifpijb bc oniAtf ppp nibß-£ uiuuinuutctnußpLjfliS
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p ifuspuunju \iup\Lupiuhutn p uiiupumußpub dutuusbuit £pf utit np
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ruqqi^ uuiuuiduiuB* ab p tu hu bu utuuMt^p^inuß-busdn upbtut qibqnuuf
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tuubuu^ ni2rufujpuini^ßbiMii/p} uut bbn&btuLjy p nünpu tun. tuiiui^p
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bpbubtnd tLutinuuuiü bnbu x *utdfnbp ju/isdu tun-busj utututuibu bi^
uiuuipn-utuuy nun* bi-. dut^f ppp**- ni bß-t; phpu tuuspuiuibusu ba.
tapdtuup k\p uijuti^f bu im ütu^nsju* uipdtuüp £p *jnp ughliul.^ np
ujuuui^ k\ uiUuini^uäfrni-p}pLjuif usjt ap ndbp utuuspntuuuf np p dh<~
n**'Q dkpnn bnbi^y uppnd uit^butiupuiuutu bu utuiuinuusbuiu tupbu/dnu
fhfo l p iflp*9bu tni^uiuuti tupdufbh mpuiunl^x \f*~ np h ihusjtnl-h
trujjPutbnnL.P'ptJisU bnbu h nputfuutpuf ft dk\$ dbtiuutdnnnd dnnndp~
r t n l t jl tiUi /k bujunjsbujq tpiujut tun. tpuijujf bt~ arusn. tun. arutn_f bu
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432 Aristaces Vardanian.
quimauqu Labusa ipapiu/buth usujusuutuuiphp ujutqaju ah alt iLiuuuMp.au
muiiuii~lt Ltupttrutq* Luitftuujj hujuuihutpaußhuti/p hu ni lubuiului Lum —
ifluujp qufu£b dluuiuuuiU) t*Hph i it^iP u oufl «*- uhtqpl-u nhpu aptspb
ituuau pt-ft puhußituu* quaupp uujpunult hu qujiuutauuihuju uspputfb
uiuipujp hhruujq uhq **pn afifiupuiauf&hujiip ^uiuuiutujqutp^f jut-><~
uipTfuiuujuapS HCuMUUMUiUMp^'hy up thphpiiuu t~f upphihtuq h*-l* n Q ujum*-
tnpusuuibutu t
'|t* W II Jujuu uiiupuiujujpui 4 hu u/inuuqauut f uusuuiuusüil
JuMult %uni/huij ifatapauß-hufu uaqut qp tuutput £$ qpiuqnuiTnuihhtD
uiuhuMuat hu quaupp UiquMutauß hu/hii luatpu y qufbutpiuui ifutuiq
^uJUuiuiutaupTpuUf uhq ppft'h/ uiqui&qhi* qp np upu/bqutu uninnui~
hiuu hqhu p T&uuipuiaupruuju TfutltuJujujp^^u hu jauqpq*> ^tuuut-
uiaqu? JppuJauiio phhaquMU) ujjm qpis 4 Juap^pqpli* hunFqph 4 psuiuuh*-
qpUf fiH **> a p p j ng -P qh^hupu uiitiuipusuinhiu i ^ututauqat.thi
%aqut £♦ qp uhp uiuui ap qiujUuipup ppfulru jufü&u usn.uaut hu huidT
aupirp aupirp p uthqpu ( uthqpu} $ uijuujpup^ quiuiupqp tuap^at husu
htutuufrif »4 uptufij ipüqauuhiFp LtutT ^tuiui&htJpf tttii puiqauiT hu
uharujuhar uituutpj- uiuiutau^usup uinMni n* qiuutLtuqpup* np%uitp
auu uinLUiuh t uiutpui tu ujuiuijußa £ cihq^ ap p uhctujtlb& p^pnuisai ..-
P-puu[u\q. Jutjhil^p) uuihiuth&bi quujfuutuÄ 11 \^uutau&aj hu p qiaips
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Ein Briefwechsfl zwischen Pboklos und Sahak. 433
sJuspbs auitüiifhupl isuspsusu&ni. sJpficfni-U 4 ^uitnnL.aJhuUu b*L. ntjJLns/%
bu tfuspifiinsJ £utbitii sjjs puspjtgfib js dfcfoj hlftrqtrqunj *\\phuuinufs
UMbnuuilsuspl^ tuuiut^pt^l* u/i/puspTuini^fcilbtuuu 3 Uiujt3-wbnnt^ß-hi\p*
ifu/bujuußUtL afi ß-uäuuss^npu nsJb/sp) np a<^na. y^uusns^&nt susu&ftu
niupXbiuii pbpbis bu ^UMs^usuuspni^ß-bu/b \^n n n n iLn t^ ftJ b u/b 5 upusls
tfiiiujtn pbsLufbbnb ussj> üb) biunnn Erb 7 athni^yü h M0nj upnbif u[s
pnjub unupp utrutltuiiliiua ^ussLUJutnjb nuspitsusubuss crutnbusspu usum-
puspuius abtut 9 sp 8 tuptfuibutab DusngpnußbtissJp. ausbbbuss u^utuiü
ubptluibnnusab uusuinuua^ tuuttipiuubtu/f \Il. ujntuuJuiuJunnhb apbnssb
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auiuins^nb uujuinuuiuübt uutnpriuuul^ u. ns^nusps uststuuaJ^ uut^nu tun*
ij-psJbuspusptuq bu qJiusbb tuntLuiiiiuiuf^u ^luuinuqt/ti/b lutunsibt^uin
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*~ n I*P nabiif ihn utihujpb titi pb% nu/tspWf Utunususjubss. np Jus üb ctpnui**
üb tun ipupnniillf »4 jtuuaM usnAint-Js tf-iuuttunb usisqnuqusbbi 12 P~t; «>
ubcftuuitjU uiuiuid-pL. bc ususuinu^ujupu^ ub&usiu£u tJpJ^tJ- fubsLpbu~
nblif npimth bt-U tun_tut bi tuutnut bu uiusutpus^T £ nn otuhbnh bu
ausbin p us ut ^usuuitstu^ ausujuibujunuföpsJb sLusp&nt^nujbbt ßusbusb bu
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11 SH. L p*l* 3 l* f G. und P. ^^:
12 Cod. nus$ntMspLwnnL.ßtuutr^ f SH. if.ua ut tu p lf tugtr u*^ f vgl. den Brief an Akaklos
nf »usis Ais usnhsn*?u n. us tn us p L u»%a ts *. o «t#7# c~y f ö. 1 .
SH. sMMususkdh uiusstwttL.^usuns. X
14 Cod. <£o/f.«J«#r?/ t
Wieuer Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXVII. Bd. 29
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434 Aristaoes Vardanian.
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1 SH. &ti/l*»UUJlUp<J*lM l
S H . im t-d~ tun Ms t
3 Cod. tutuuint-^BUitfi t
4 Anstatt des nicht streng klassischen Wortes: u,%lrpLhrJ, bietet der Brief
an Akakios utMrfLtyf-r, S. 18.
* SH. om. »£r r ,iffkfo , v g!- doch den Brie f ar * Äkakio * : ~Ur L vP Wi~
F^h L »r—fakto s - 18 *
6 SH. li'^im^ vgl. den Brief an Akakios: £«£"£ tfywfh ^^mB^^m^k^Jf
etc, S. 18.
7 SH
on. ^pnj
191 X
8 SH. atUä-piUßtutjL ti*U
9 SH. ««. «rj/«.««./^«*, vgl. den Britf an Akakioi: ««. «,f«, r «.^A-.X«.
10
Cod. i\*fr»vplri»j 9 ich habe korrigiert.
11 SH. J}*„fcuu,p,u d unj, vgl. unten, S. 441.
SH. d-tutTtulituhbtuit
13 SH. f.un.u r „*<uf, f nicht klassisch, vgl. meine Texkritinhe Bemerkungen
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1S SH. d-uäJlu%iuLkw£t
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1913, S. 112—114.
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak. 435
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J^ubuiuju nu/umh nn puth knnnJ unnnt^ß LuiJTiii.^ &ü f uhg bu
nnpuittp nn putL Jhn tu nn^nLMp fcrnftTnu utnutilrtfp f np tunutu**
ßpa£n$ h Jan Mi bnpujjnnt^fclfj ii/hu ^uiuiuntulitun %
Übersetzung.
Antwort auf den Brief des seligen Proklos von Sahak und
MaSdoc, Patriarchen der Armenier.
1. Unserem wahren, gottliebenden und ehrwürdigen Herrn und
Vater, dem heiligen Bischof Proklos, Gruß von Sahak und MaSt'oc'.
Die Strahlen des immerwährenden, ewigen Lichtes, die von
Eurer glänzenden Heiligkeit ausgingen und uns Schwache trafen,
haben bei ihrem Erscheinen unsere Schwäche gekräftigt und unseren
schwachen Geist vielfach gestärkt, und das, was matt geworden war,
wieder angefacht und erneuert, so daß uns dies augenblicklich bei
Ankunft der vielen, zarten Liebe als ein neues Ereignis erschien,
so wie es den wilden Pflanzen auf den Feldern ergeht, wenn der
laue Tau, herabträufelnd, die in den unmäßig heißen Lüften erzeugte
drückende Hitze durch seine Milde wieder zum Heile der Gesund-
heit zurückführt. Es war uns bis jetzt lieb, angenehm und wün-
schenswert, den Gehalt Eures Briefes, der uns die seligen Orakel
von Euch überbrachte, anzuhören und öffentlich bSkannt zu machen,
und unaufhörlich beteten wir, damit wir in allem würdig wären,
die geistlichen Segnungen Eurer bewunderungswürdigen Heiligkeit
1 G. Und P. iAiJUH.UäL9inn*.p~fia% t SH. dagegen: f§ ^ußt.uti9U*pnt^3-fn% tftutn-uu.it*-
nni-p-tru/ii t
8H. upantJcrlrtuifpi
* Das nichtklassische Wort uuntui f^btF scheint später eingeschoben zu sein,
klassisch wäre utifus^p-it iun.%kJ) Juan mgufb bJ] vgl. darüber Norayr, \y,pf,<1b
*{gupn.usuflrtn $ S. 23, Anmerk. 1
Original fronn
29*
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436 Aristaces Vardanian.
empfangen und genießen zu können. Es war uns nämlich zu einer
fast angenehmen Gewohnheit geworden, in unserer angewohnten Un-
wissenheit zu verharren, und zu dieser Unwissenheit als einer festen
Burg oder einem starken Turme Zuflucht zu nehmen. Nun durch
die schützende Hilfe der Gebete Eurer Heiligkeit sind wir gefestigt
und gestärkt, um die Festigkeit des Glaubens, den wir seit dem
Anfange von Eurer wahren Lehre empfangen hatten, zu bewahren,
und die Einfalt unserer Unwissenheit nicht betrüben zu lassen, und
den eitlen, vergänglichen Irrtum nie anzuerkennen, insbesondere aber
die neuerfundene Häresie der ungereimtesten Ruchlosigkeit, die noch
die Pflanzen der bitteren Samen auf die heilige Saat ausstreut, näm-
lich die unkrauterfüllte Lehre, die sie (die Häretiker) von den Ein-
flüsterungen des Teufels gelernt haben. Weil nun der erste Ver-
führer und Urheber der Übel das Gift seiner Schändlichkeit auszu-
streuen gewagt hat, haben wir das als eine Tat unserer Sünden
(L)
angesehen und mit den Großen um Euer Schreiben nach unserer
Schwachheit vielmals und unendlich getrauert und überallhin, wo um
uns herum Wohnungen sind, bei großer Strafe den Befehl erteilt,
nie solchen Barbaren Gehör zu schenken, und niemals die Lehre der
schädlichen, vergänglichen und irrtumsvollen Häresie anzunehmen.
2. Wir 1 glauben nun an einen Gott, den allmächtigen 1 Vater,
den Schöpfer des Himmels und der Erde, der sichtbaren und un-
sichtbaren Geschöpfe. Und an einen Herrn Jesus Christus, den ein-
geborenen Sohn Gottes 3 , d. h. Wesen von der Wesenheit, geborene
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1 In hac parte suae epistolae Armeniorum laudatus Catholicus nonnisi operit
Evagrii (Monachi [f 399]) descriptor est, ita, ut pergat in fine transcribere etiam
locum, qui nullam habet connexionern cum argumenta sibi proposito, Catergiah, Dt
fidei symbofoj p. 21, siehe Evagrii opera arm. \\ppnj ^J«#t^># \f±u*^.ffi <l|WW«*jt»/
ifuj[iP I*. Jiaiutk%uigf.pt9ä.p-^ i g t herausgegeben von y^ut^^uLw% 9 Venedig, 1907,
S. 134—139 # uiLiuuxg »f fi^ififyfiasf dessen Urtext nicht vorhanden ist.
2 Ausgelassen bei Catergian.
3 # Catergiah: unigenitum filium Jesum, Weber, Die kath. Kirehe y 8. 494,
den eingeborenen Sohn Jesus, also nach der Venediger Ausgabe. G. und P. da-
gegen haben |* «»!«<.&-#£/, vgl. Evagrios, S. 134 #»j»f/ y^mmm^b-mj und das Nicae-
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak. 437
Wesenheit, durch den Alles geworden ist, Gott von Gott, Licht vom
Lichte, geboren und nicht geschaffen, gleichpersünlich mit dem Vater.
Welcher für uns Menschen 1 herabstieg und einen Leib annahm, das
Leiden auf sich nahm, am dritten Tage wieder auferstand, in den
Himmel auffuhr und kommt, zu richten die Lebendigen und die
Toten. Auch glauben wir an den heiligen Geist. Diejenigen aber,
die sagen: Es war einmal, als er nicht war, und ehe er geboren
war, war er nicht, und welche sagen, daß er aus Nichts geschaffen
sei und durch eine andere Kraft oder durch Verderben und Ver-
wandlung*, diese schließen wir von uns aus; denn immer ist der
Vater, immer der Sohn, immer der heilige Geist, der Geist Gottes,
der heilige Geist, der Vollender, Fürsprecher, der Unerschaffene,
Unvergängliche, der geredet durch das Gesetz und durch die Pro-
pheten und die Apostel, der herabstieg in den Jordan. Und an
die Menschwerdung 5 des Sohnes glauben wir, daß er es auf sich
nahm vollkommener Mensch zu werden aus Maria der Gottes-
gebärerin, durch den heiligen Geist, in dem er wirklich und nicht
scheinbar Seele und Leib annahm, und so vollendete er die Er-
lösung der Menschheit und hat wahrhaft gelitten. Nicht als ob er
selbst schuldig gewesen wäre zu leiden, denn die Gottheit kann
nicht leiden, sondern um unsertwillen nahm er das Leiden auf sich,
wurde gekreuzigt, begraben, und stand am dritten Tage auf, wurde
in den Himmel erhoben und setzte sich zur Rechten des Vaters,
1 Weber hat nicht das Richtige getroffen: welcher wegen uns durch die
Menschwerdung [vom Himmel herabstieg] einen Leib annahm, Catergian : qui
propter nostrum genus humanuni.
* Weber: er wurde nach seinem Wesen und durch eine andere Kraft oder
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durch Schöpfung oder Verwandlung etc., Venediger Ausgabe ist an dieser Stelle
verderbt, das Nicaenum lautet: xou oxt l£ oux ovrov lylvsro, ^ 1% 2dpa$ urcooraoeciK 5J
oOaia; 9<xaxovTa; etvat, 3J xitaröv ^ Tperctov ^ aXXouor&v töv ulbv tou 8eou, vgl. noch das
Symbol in der arm. Liturgie: or that they came into being out of nothing, or who
say that the Son of Qod or the Holy Ghost be of a different essenee and that they
be changeable or alterable etc., Brightman, Liturgie* eattern and wettern, Oxford,
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mdcccxcvi, p. 427.
3 Catergian will lesen Jlu^^n^p-hu»b : quod attinet ad inhumanationem ,
S. *UäVt£MS*UtJuti ^UlLMIUWilj S. 2'2 .
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Original fronn
438 Aristacbs Vardanian.
und er wird kommen zu richten die Lebendigen und die Toten.
Zur Vollendung des Glaubens glauben wir überdies an eine Taufe
der Buße, eine katholische Kirche und die Auferstehung der Toten,
an das Reich des Himmels und ein ewiges Gericht. Und als Gott
bekennen wir den Vater, den Sohn und den heiligen Geist, eine
Gottheit in der heiligsten Dreifaltigkeit, denn Gott ist (der heilige)
Geist 1 , der freiwillig erschienen ist und durch das Gesetz, die Pro-
pheten und die Apostel gesprochen hat. Wir glauben wirklich, ohne
es zu begreifen und zu fassen, daß jeder Mensch nach dem Eben-
bilde Gottes (erschaffen ist), wie aber oder auf welche Weise das
geschehen ist, zu wissen, ist Gottes Sache.
3. Ich bin aber erstaunt über diejenigen, die sich ohne Maß
und Ziel bestreben und bemühen, das Unbegreifliche und Unfaßbare
zu begreifen. Unserer bescheidenen Meinung nach aber glauben
wir, daß diese weder die Schrift kennen, noch die Kraft des Geistes,
die von der Schrift ausgeht, sondern sie schauen nach Art der Juden
nur auf das Äußere 2 hin. Und wir glauben, daß ihnen der Feind
die Vernunft geraubt hat, da sie von der Krankheit berauscht sind
und den Geschmacksinn durch vieles und schweres Trinken verloren
haben, so daß sie nicht einmal den Wein schmecken können; sie
haben nämlich wegen des heftigen Brennens (der Getränke) den
Geschmacksinn eingebüßt. Unseres Erachtens verstehen wir wohl,
daß viele Gelehrsamkeit (das Wissen vieler Lehren) ganz nichtig und
eitel ist, denn diejenigen sind in die teuflische Irrlehre gestürzt,
die sich erkühnt haben, die unbegreiflichen Grenzen zu erreichen;
denn es ist nichts als Unwissenheit, Finsternis des Geistes, als Trug
der Heuchelei und ein Teufels werk 8 . Sie erdichten zwei Söhne und
zwei Tempel in ihrem Geiste und denken verwegen und unverschämt
daran. Mit Verwegenheit verkünden sie offen ihre schamlose Frech-
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1 Das regierende Substantiv ist hier das Wort , Geist', nicht aber ,Gott\ wie
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Weber meint, indem er übersetzt: Gott ist Geist, vgl. Evaorios, aß *»+{> |V*-»*«^»^
£, auf französisch: parce que l(e Saint-)Esprit est Dieu.
* Wörtlich ,Tinte* (JU*.p).
3 Der Text ist an dieser Stelle wohl verderbt; ich übersetze so, daß es we-
nigstens sinngemäß ist.
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1 i Digilized by ^.OOglC CORNELL UNIVERSITY
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Original fronn
Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sahak. 439
heit. (Dagegen) hat sich unser Herr Jesus Christus nach dem Willen
des Vaters über den Irrtum der Menschen erbarmt, (und) das aus
dem Herzen des Vaters hervorgegangene Wort wollte, um uns (ihm)
gefällig zu machen, durch Mitwirkung des Heiligen Geistes im Leibe
der Heiligen Jungfrau Fleisch werden, und den durch den Betrag
des Teufels verdorbenen Leib annehmen, und (ihn) mit Leib, Seele
und Geist erneuern, damit die erste unverdorbene Kreatur in der
Wiedertaufe der Auferstehung der Toten erscheinen könne. Weil
er für uns wahrlich Fleisch geworden ist, und durch den Glauben
verpflanzte er in uns die Gottheit, er wirkte Zeichen und Wunder,
damit wir an seine Gottheit glauben. Er selbst hat Hunger und
Durst gelitten, gearbeitet und geschlafen, nicht als ob die Gottheit
den Leiden des Leibes unterworfen gewesen wäre, sondern um die
unverschämten Mäuler und die durch Verleumdung geschärften
Zungen verstummen zu machen, die stets bereit sind, zu lästern,
indem sie sagen: Nicht in Wahrheit, sondern dem Anscheine und
der Vorstellung nach fand die Ankunft statt. Er aber duldete, indem
er Backenstreiche und Schmähungen, Kreuz und Tod ertrug, nicht
darum, weil er schuldig war und es verdiente, denn er verdiente
nicht einmal den Tod, den er starb, da ja die Gottheit unsterblich
ist, sondern um uns zu würdigen, unsere von den Sünden herstam-
menden Makel durch sein heiliges Evangelium und durch sein
kostbares Blut auszutilgen und von uns abzuwaschen. Und anstatt
des Ärgernisses, das im Paradiese aus dem Holze entstand, errich-
tete er sein Kreuz mitten unter der Volksmenge. Holz am Holz
und Baum am Baume, und anstatt der Verderben bringenden Frucht
hat er die Frucht des Lebens an das lebendig machende Holz ge-
heftet. Er selbst hat sich freiwillig, nicht aber etwa gegen seinen
Willen hingegeben, sich ausgeliefert und hat sich wiederum in sich
angenommen. Sein heiliges Fleisch und sein kostbares Blut hat er für
uns, die Lieblinge, die wir in Wahrheit geglaubt haben, als Wegzehrung
für die Reise über die Stufen, die zum Himmel führen, vorbereitet,
4. Warum aber sollen wir über eure eitle und unnütze, insbe-
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sondere aber verfluchte Irrlehre viele Worte fallen lassen und (da-
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Original fronn
440 Ari8taces Vardanian.
durch) die heiligen und freien Ohren, die Festigkeit des Geistes
zu beschmutzen wagen ! denn diejenigen, welche einmal von dem
Wege der Wahrheit in die Irre geführt worden sind, sind von dem
richtigen Glauben abgefallen. Was werden sie sagen und sprechen,
wenn ihnen eine Vergeltung im Höllenfeuer vorbereitet worden ist!
Weil wir hier diejenigen, welche ähnliche (Irrlehren) annehmen
oder hie und da desgleichen denken und sprechen, nicht nur nicht
zu empfangen wagen und sie wegjagen, sondern auch nicht zögern,
sie mit vielen, harten Strafen zu belegen. Wie viel mehr aber ge-
bührt es Euch, die Ihr große Macht besitzet, Euch mit göttlichem Eifer
zu ereifern und solche eifernde und rächende Vergeltung zu Ende
zu führen, und Euch mit Leib und Seele zu bemühen, daß die
Ärgernisse der ruchlosen und verhaßten Frevel aus der Kirche
Christi fortgeschafft werden. Ihr habt ja doch Könige, die die Sorge
für die Ehre Gottes hegen und an die Gleichheit der Dreifaltigkeit
mit ganzem Herzen gewöhnt sind, und haben Fug und Macht die
Dörner auszurotten, damit die Pflanzen des heiligen Glaubenssamen
üppig emporwachsend und fröhlich blühend, und voll der ange-
nehmen Erzeugnisse, dem Sämann das ausgeworfene Körnchen reich-
lich darbringen und die mehrfach Ertrag liefernde Frucht darrei-
chen können, damit der Herr des Sämannes aufgeheitert werde und
der Landmann das ihm wahrhaft gebührende Ehrengeschenk ver-
diene. Denn wenn schon die Diener der irdischen Könige ein, wenn
auch winziges, insbesondere aber gegen den Purpur gesprochenes
Schmähwort nicht außer acht lassen wollen, sondern mit großen
Strafen das Unrecht hart rächen, wie viel mehr also geziemt es,
diejenigen gemäß ihren Gesinnungen strengstens zu bestrafen, die
den unversehrten und reinen Glauben zu besudeln wagen, und das
Unbegreifliche erfassen wollen und alle Kräfte aufbieten, das ewige
Licht zu übertreffen und die heilige, unbeschreibliche und uner-
forschliche Dreifaltigkeit in Frage zu stellen; denn die Heiligkeit
der den Engeln unzugänglichen und den Cherubinen und Serafinen
unsichtbaren Dreifaltigkeit wird nur durch Ehrenbezeugungen und
Lobpreisungen angebetet.
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Ein Briefwechsel zwischen Proklos und Sa hak. 441
5. Nun unser Herr und wahrer und gottliebender Vater, der
Du der ganzen Kirche Gottes angenehm bist, verschmähe nicht
unser in Deinem heiligen Gebete zu gedenken und zögere nicht,
unsere Schwachheit zu stärken, und wenn etwas aus Unwissenheit
unbeachtet geblieben ist, so wolle Du es verbessern. Was aber die
Schüler des Theodor von Mopsuestia 1 betrifft, so haben wir hier
solche, Gott sei Dank, bis zur Stunde noch nicht entdeckt, auch
wenn es im Schmutze verborgen liegt, so werden wir uns freilich
bemühen, das Hindernis wegzuräumen und das Ärgernis zu besei-
tigen, damit die Einigkeit, die unter Euch lobgepriesen wird, auch
uns würdig mache, durch gleiche Lobpreisungen hinauf zu Gott
zu gelangen.
Den ganzen Klerus, der unter Eurer Heiligkeit steht, bitten
wir und alle Brüder, die bei uns sind, durch den Brief des Grußes
um das Gebet für unsere gemeinsame Brüderschaft.
1 Der arm. Text ,von Mamuesta'. SH. liest ,von Masistra' (= *fi*iufiu*n£$ug£) y
richtig wäre doch ,Mamistra* (ifiu$fhu*n »**»<*£), vgl. u. a. Moroni, Dizionario di erudi-
zione storico-ecclesiaHica da s. Petro sino ai nottvi giorni y vol. xlvi, S. 288 und noch
ausführlicher Alishan, (|^""'"'V Venedig, 1885, S. 247 ff. |) und Dasind sehr leicht
zu verwechseln, Beispiele dazu hei *\$T***jft *»**jt(u*l(**fu pt*snu*i*pi*%ttip^[*i5, f Kon-
stantinopel, 1880, S. 11 — 13.
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§ S
Prof. Dr. Maximilian Bittnkr, Die heiligen Bücher der Jeziden oder
Teufelsanbeter (Kurdisch und Arabisch). Herausgegeben, über-
setzt und erläutert nebst einer grammatischen Skizze (Denkschriften
der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Philos.-histor.
Klasse, Band lv., iv. Wien 1913).
Der Karmeliterpater Anastase Marie in Bagdad (ein gebürtiger
Araber) — nach seinen bisherigen Publikationen ein Gelehrter ernsten
Rufes — beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit dem Leben und
Treiben der in der Nähe von Mosul hausenden religiösen Sekte der
sogenannten Teufelsanbeter oder Jeziden — eines Volkes kurdischer
Zunge.
Der 6. Band des ,Anthropos' bringt nun neuerdings einen höchst
interessanten Aufsatz von P. Anastase Marie unter dem Titel: ,La
d^couverte röcente des deux livres sacres des Yözfdis', in welchem
uns die überraschende Tatsache mitgeteilt wird, daß es ihm gelungen
ist, die angeblichen Originale der beiden heiligen Bücher dieser
Sekte aufzuspüren, so daß uns nun jene Quellen erschlossen sind,
die trotz der immerhin reichhaltigen Literatur über die Jeziden von
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nun an in erster Linie zu berücksichtigen sind.
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Bücher der Teufelsanbeter von anderer Seite her, 1 es sind sogar
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d. Orients, Halle 1909, S. 30-35, in dem Aufsätze: ,Ein neuer Text über die Jeiidis
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1 In neuerer Zeit namentlich von G. Jacob, im 7. Bande der Beitrüge z. K
Original fronn
Die heiligen Bücher der Jeziden oder Teufelsanbeter. 443
arabische Fassungen der beiden Texte publiziert worden, aber kur-
dische mit den Titeln ,Buch der Offenbarung' (Kiteb - 1 - D$chälwä)
und ,SchwarzschrifV (Ma$af räi) hat noch niemand erreichbar ge-
macht.
Nach langen und vergeblichen Bemühungen ist es P. Anastase
gelungen, durch Intervention eines hochintelligenten abtrünnigen Je-
ziden ,fast photographisch genaue Bansen' der erwähnten beiden
heiligen Manuskripte zu bekommen, die im Jeziden -Heiligtum zu
Sindschär verschlossen und unter einem Steine des Fußbodens ver-
steckt gehalten sind.
Diese beiden heiligen Schriften, in denen die Dogmen des
Mäläk Taus ,des Engels Pfau-Hahn* (= Teufel) niedergelegt sind,
repräsentieren sich uns in ganz bizarren Schriftzügen, einer Art Ge-
heimschrift und stellen uns eine nicht mehr lebende kurdische Mund-
art dar, die aber dem ziemlich bekannten kurdischen Mukd-Dialekt
nahesteht.
Den Schlüssel für diese bis jetzt völlig unbekannte Schrift, die
doch in erster Linie nur den Zweck hat, Andersgläubigen den Ein-
blick in die Qlaubensdogmen der Teufelsanbeter zu verwehren, ge-
funden zu haben, zeigt von der genialen Begabung des verdienst-
vollen Entdeckers P. Anastase. Zugrunde gelegt ist das arab.-pers.
Alphabet, das ja sonst zur schriftlichen Aufzeichnung des Kurdischen
verwendet wird, aber jedes Zeichen dieses Alphabetes ist durch ein
mehr oder weniger frei erfundenes ersetzt; P. Hestermann hat im
Anthropos die hochinteressante Schrifttabelle zusammengestellt.
P. Anastase bestimmte die Sprache der überlieferten Texte als
älteres Kurdisch und hatte auch das Glück, zweierlei handschrift-
lich erhaltene arabische ,Ubersetzungen* der , Originale' zu bekom-
men und brachte so die Umschrift der heiligen Texte mittels der
Buchstaben des arabisch(-persischen) Alphabetes zustande.
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Publikation eine streng wissenschaftliche Monographie über den Jezidismus gibt.
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....*, und namentlich von Dr. Th. Mkhzxl (Odessa), der den türkischen Text des
Dscheläl Noury ,Les adorateurs du Diable* ins Deutsche übersetzt hat und in dieser
Original fronn
444 Maximilian Bittner.
Dieses wertvolle Material bildet die Grundlage von Bittners
verdienstvoller Arbeit, die sich als eine erstmalige philologisch -kri-
tische Bearbeitung der heiligen Jezidi-Texte darstellt.
Bittners Arbeit gliedert sich in vier Teile. Der erste enthält
die Jezidi-Texte und die arabischen Versionen parallel nebeneinander
mit literarischen Bemerkungen; der zweite umfaßt die Transkrip-
tion der Jezidi - Originale mit sehr ausführlichem Kommentar; der
dritte bringt eine grammatische Skizze dieses Kurden-Dialektes und
der vierte gibt uns ein Jezidi-Glossar.
Das Hauptverdienst von Bittners Arbeit beruht einmal in der
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philologisch-kritischen Edition der Jezidi-Texte 1 und zum andern in
einer bis ins Detail fein ausgearbeiteten grammatischen Skizze des
Jezidi. worunter Bittner eben die Sprache der heiligen Texte (nicht
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etwa das heutige Jezidi) versteht.
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Wie gewissenschaft die Edition der Texte besorgt ist, beweist
schon der Umstand, daß Bittner die Jezidi-Texte aus der Geheim-
schritt Zeichen für Zeichen in die von den Kurden zur schrift-
liehen Darstellung ihrer Sprache verwendete arab.-pers. Schrift um-
schrieben hat und P. Anabtases Aussprachebezeichnung ebenso Zei-
chen fiir Zeichen überprüfen mußte.
Der zweite Teil der Publikation (in. ,Die Transkription und Inter-
pretation' SS. 40 — 65) ist ein Musterstück philologischer Akribie ; ob-
wohl fast zu detailliert gehalten, wird doch denjenigen, die mit einiger
Kenntnis des Neupersischen ausgerüstet sind, das volle Verständnis
der Jezidi-Texte ermöglicht sein; Bittner hat überall die Stellung
dieser Kurden-Mundart inmitten ihrer mannigfaltigen Schwesterdialekte
zu bestimmen gesucht, was keine leichte Aufgabe war; daß über
manche Interpretationsversuche das letzte Wort noch nicht gespro-
chen ist, beeinträchtigt den hohen Wert von Bittners Arbeit in kei-
ner Weise.
Die , grammatische Skizze des Jezidi* (eine mühevolle Detailar-
beit) (SS. 66— 81) wird der Forscher in eranischen Dialekten mit beson-
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1 Die Zweifel an der Echtheit dieser hl. Texte sind S. 3 glücklich und be-
redt gelöst.
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Die heiligen Bücher der Jezidbn oder Teufelsanbeter. 445
derem Interesse lesen. 0. Mann hat in seiner vorzüglichen Arbeit
,die Mundart der Mukri-Kurden' vielleicht das Vorbild zu Bittners
grammatischem Abriß gegeben und man kann getrost behaupten,
daß Bittners Jezidi, der Mannschen Publikation ebenbürtig zur Seite
gestellt werden kann.
Bittners Buch ist demnach jetzt die wertvollste Schrift über
den Jezidismus und die philologisch getreue Edition der heiligen Texte
der Jeziden ermöglicht nun eine erneute Prüfung der Religion der
Jeziden, dieses Gemisches verschiedenartiger Religionselemente, in
welchen Überreste alten Heidentums in mohammedanischer und christ-
licher Umdeutung bewahrt werden.
Prag, im März 1913.
Max GrOnert.
F. Charles Jean, Lee Lettre* de Hammurapi ä Sin-idinnam* Trans-
cription, Traduction et Commentaire, prdc^döes d'une &ude sur
deux caractferes du style assyro-babylonien. Paris, Librairie Victor
Lecopfre, 1913.
IJammurapis Briefe an Sin-idinnam, um deren Erklärung außer
Kino in seinen Lettre* and inscriptions of Hammurabi besonders
Nagel und Delitzsch sich bemüht haben, liegen nun wieder in neuer
Umschrift vor, die, wie der Verfasser Seite 73 selbst sagt, flir ein
weiteres Publikum bestimmt sein soll, dem die assyriologische Fach-
literatur nicht zugänglich ist. Ist ja auch der mannigfaltige Inhalt
der Briefe ganz besonders dazu geeignet, dem Laien die vielseitige
Entwicklung des babylonischen Kulturlebens vor Augen zu führen.
Dem populären Charakter des Buches trägt der Verfasser durch
Anmerkungen und kurze Einleitungen zu den einzelnen Brief-
gattungen Rechnung. Da der Verfasser einen bereits behandelten
Stoff bearbeitet, hat er im allgemeinen darauf verzichtet, Resultate
eigener Forschung zu bieten und sich, abgesehen von Einzelheiten,
die nicht immer Verbesserungen sind, den Ausführungen seiner Vor-
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446 F. Charles Jean.
ganger fast stets angeschlossen. Nun ist aber seit jenen Arbeiten
Nagels und Kings (1900) speziell unsere Kenntnis der ^animurapi-
Periode durch Publikation neuer Texte und deren wissenschaftliche
Erschließung in sprachlicher und sachlicher Beziehung so vielseitig
bereichert worden, daß Jeans Arbeit, welche die neuere Literatur
nur sehr unvollkommen benützt, in manchen Punkten als rückständig
bezeichnet werden muß. Die folgenden Bemerkungen wollen im
allgemeinen nur einzelne Versehen in der Lesung und Übersetzung
der Texte richtigstellen. Natürlich ließe auch sachlich sich man-
ches nachtragen.
Nr. 1, 4: [$]aat'tum ki riga-am i-Su ,puisqu'il y a un vide au calen-
drier' 1. mit Muss-Arnolt S. 981b s. v. requ: KI (= a§ram) ri-
gaam, ,das Jahr hat eine Lücke*.
Z. 6 Ülülu-II KA #-ma; lies: ülülu IP«**-™. Z. 5 und 6 wären
genau natürlich passiv zu übersetzen.
Nr. 2, 13: va-ar-ki-sima ist Druckfehler für va-ar-ki-Sina.
Z. 16 GAR-BI immereP 1 MA.GAR.RA ,. . . prends des mou-
tons'. GAR und BI sind natürlich akälu ,Brot' und ükaru , Rausch-
trank, Bier'; MA.GAR.RA kann dem Ideogramm nach nur Schiffs-
kost bedeuten. Übersetze also: .Brot, Bier und Schafe als Schiffs-
kost/
Z. 27 Für liisni-ga-am ist natürlich li-is-ni-ganim zu lesen.
Nr. 3, 6: Für SA.SU hat Schorr ,Altbab. Rechtsurkunden* n S. 45,
Anm. d, Göttinger Gel. Anz. 1913 Nr. 1, 12 die Lesung pihdtu
wahrscheinlich gemacht.
Nr. 4, 7: Lies mar pisan dub-ba statt mär giS-dub-ba und vgl. Thu-
reau-Daügin, Lettres 54, 23, 151, 5; Torczyner ,Altbab. Tempel-
rechnungen' S. 114.
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Z. 12 — 13 ist einfach zu übersetzen: .habe ich zu den Opfer-
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(feierlichkeiten) von Uruk geschickt*.
Z. 18 nicht ,(qui sont) parties dans le proces', sondern ,sein
Prozeßgegner'; bei aväti = bei dabäbV.
Nr. 5, 5: Für &A.UDp 1 ist natürlich satamme , Verwalter' zu lesen.
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LS8 LeTTRES DE yAMMURAPI A SlN-IDUiNAM. 447
Z. 7 : Für den Namen E-ri-ba-am steht in der Übersetzung irr-
tümlich Eribani, ebenso aber auch in der Anmerkung dazu und
im Verzeichnis der Namen S. 270.
Nr. 7, 7: Lies Imgur-Enlil statt Im-gur-Bel und vgl. Clays Ausfüh-
rungen in Am. Journ. of Sem. Lang. 1907, 269 ff.
Z. 8 Statt Rammdnuir-Su ist Addu-NI-Su zu lesen. Vgl. m.
ABTR S. 20 oben. Warum schreibt Jean im Texte stets Ram-
manu, in der Übersetzung aber Adadt
Nr. 8, 4: Da Schorr ,Altbab. Rechtsurkunden' i S. 127 gezeigt hat,
daß KNLDUB = naSpakutu ,Speicher' ist, sollte es nicht länger
zweifelhaft sein, daß ebenso für MÄ.NLUM zu setzen ist MÄ.NL
DUB = elip naSpakuti o. ä. , Frachtschiff'. In Z. 6 — 9 ist
Jcima ana Bdbili sandkim limaddiduma jedenfalls zusammenzu-
fassen, muddudu dürfte hier prägnant ^aufladen' bedeuten: ,Um
am 30. Adar in B. einzutreffen, sollen sie aufladen'. Z. 16 — 17 u
tap-pitrut akle MA-NLDUB a-li-ik-ma übersetzt Jean ganz un-
richtig: ,Et l'öquipage des chalands (c'est-a-dire) les gens qui vont
et' statt etwa ,komm den Beamten der Lastschiffe zu Hilfe'. Da-
rum ist auch Z. 18 — 20 mißverstanden, wo man etwa übersetze:
,wenn (Anfang der Zeile unsicher) ihre Frachtschiffe aufgehalten
sind und nicht hinaus können (etwa wegen widriger Wasserver-
hältnisse), so soll man sie hinaufschleppen 1 (wohl an Seilen, vgl.
Nr. 20). In Z. 21 ist ha-di-nim das von Schorr ,Altbab. Rechts-
urkunden* in, 5 besprochene fyadannu, adannu ,Zeit, Termin* =
aram. Kj^p. Übersetze: ,Den Termin, den ich angab, sollen sie
nicht versäumen'.
Nr. 9, 6 — 7: §db MA.NI.DUB*> 1 Sa be-li i-si-ha-am a-di-ni u-ul iddi-
nunim-ma MA.NLDUB* 1 u-ul e-pu-uS übersetzt Jean: ,On ne nous
a pas donne Tequipage des bateaux que mon Seigneur desire,
(c'est pourquoi) je ne puis pas equiper les bateaux'. Nun kann sdb
MÄ-NI-DUB? 1 nicht Equipage' bedeuten sondern nur die Schiffs-
leute' 1 und ist nicht Objekt sondern Subjekt zu iddinunimma; Sa
ist nicht Relativ-, sondern Qenetivpartikel und isiham nicht
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1 Diese Möglichkeit erwähnt Jean in der Anm
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448 F. Charles Jean.
Verbum sondern ein Substantiv isihu gleich jenem sihtu, isihtu,
dessen Bedeutung wieder Schorr, ,Rechtsurkunden* m 54 als , Lie-
ferung' bestimmt hat, was an unserer Stelle vortrefflich paßt.
Ferner schließt ma am Ende von Z. 6 hier einen Kausalsatz ab.
Endlich kann a-di-ni nicht, nous' sein, da Taribatum allein spricht,
es ist vielmehr = dem aus den Harperbriefen bekannten udini
, bisher, noch' (vgl. schon Behrens ,Briefe' 56), das zu dem gleich-
bedeutenden hebr. jng, nyig nhbr. |njj zu stellen ist. Übersetze dem-
nach: ,Da die Schiffsleute meines Herrn die Lieferung noch nicht
gegeben haben, habe ich Frachtschiffe nicht gebaut 4 . Daraus er-
gibt sich für Z. 8 ff. die wahrscheinliche Ergänzung: ,Zu Deinen
Schiffsleuten [sprich!] Wenn die Schiffe 1 bis jetzt nicht gemacht
sind, wann werden sie dann gemacht werden V In Z. 14 ist Tari-
batum Objekt zu a-pu-ul-ma 9 welches Verb zwei Akkusative re-
giert Z. 16—17: MÄ.NIMUBp 1 Sa ga-ti-su li-pu-u$. In ABTR 90
(s. schon Clav B. E. xiv S. 26 Anm.) habe ich gezeigt, daß qätu
geradezu , Schuld, Verpflichtung' bedeuten kann. Übersetze auch
hier: ,er baue die Schiffe, zu denen er verpflichtet ist/ In Z. 18 hat
Jean ar-hi-i8 ,schnell' nicht tibersetzt. Z. 19 — 21 tibersetzt Jean
,(Si) tu ne le rends pas, ce district (bi-ha-tim) sur toi sera place*
und merkt an ,C'est-k-dire; c'est toi qui en sera responsable*. Es
liegt hier aber das andere pifyatu (— nhbr. nnc) vor, das , Schaden,
Nachteil' bedeutet; vgl. schon D. H. Müller, die Gesetze Hammn-
rabis S. 170 Anm. 3. Z. 22 — 26 sind wieder ungenau übersetzt:
C'est pourquoi tous les hommes (qu')aux bateaux tu as donnes et
(que) maintenant tu donneras, commande et fais prendre.'
8u-me-8a-am (vgl. ümeSam ,täglich') in Z. 25, das Jean untibersetzt
läßt, ist wohl Adverb mit der Bedeutung ^namentlich' ; vgl. nnec^
Numeri 1, 1 u. ö. Die Zeichenreste sprechen dafür, daß dieses
Wort zum distributiven Ausdruck dahinter nochmals gesetzt und
vielleicht durch -ma angeschlossen war: Sume $a-am-ma su-me-
Sa-am. Ich tibersetze: .Und die Leute soviel du für die Fracht
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1 Vielleicht bezieht sich das Pluralzeichen nur auf NLDUB; dann ist ,das
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Frachtschiff* zu übersetzen.
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Le8 Lettres de Qammurapi A Sin-idinnam 449
schiffe gegeben hast und jetzt geben wirst, namentlich, namentlich
schreibe auf (Su-ut-ra-amma) und sende (die Liste)'.
Nr. 10, 14 dürfte statt . . yiu-di-ma be-li i-gaab-bu-um zu lesen sein:
. . \lu ki-ma be-li i-ga-ab-bu-ma. Auf dem Revers vgl. zu tap-
pu-ut aläku Z. 3 — 4, das Jean auch hier unrichtig wiedergibt,
das oben zu Nr. 8, 16 Bemerkte. In Z. 9 ist li-ihba-ru-ma von
mhr abzuleiten; übersetze Z. 9 — 10: ,sie sollen kommen und das
Schiff machen/
Nr. 11, 4 ist 90 §dbu libbi §dbi um-ma-tim Sa i-ta-at Uru ki nicht
,90 hommes des troupes de la garnison d'Ur', sondern ,90 Mann
von allen Leuten aus der Umgebung von Uru!' Zu ummatu
,Gesamtheit, Summe' vgl. = ZDMG 67, 144 und Nr. 6, 2 — 4, wo
ebenfalls nicht zu übersetzen ist ,avec les soldats d'Ibni Martu:
que leurs forces {um-ma-ti-§unu) soient unies', sondern : ,mit allen
(wörtl. der Gesamtheit der) Leuten des Ibni-Amurru sollen sie
wohnen/ In Z. 6 lies 75 SE.GUR BIL (= eUu) ,75 gur neues
Getreide/ Die Ergänzung in Z. 11 tana-ad (unsicher!) -[cK-in]
ist im Relativsatz unmöglich; auch scheint nur für ein Zeichen
Raum vorhanden zu sein; vielleicht £a-na-di7-[nu].
Nr. 12, 4: Sin-a-iaba~rum lies Sin-a-ia-ba-aS ,Sin, nicht möge ich
beschämt werden!'
Z. 5: Guzalü ist hier wohl N. pr.
Z. 7: u-ma-e-r[a]-am'ma 1. u-ra(jn)-€-r[a]-am-ma.
Z. 10: i-*a-an-ni-Ä;tt-ni-iÄ;-7na, das letzte Zeichen ist ku!
Z. 14: bi-ki-id nicht ,inspecte', sondern ,vertraue an, gib in
Verwahrung!*
Z. 16: Nannar-[ . . . . ] lies: Nanna-tum u. vgl. Thureau-Dangin
, Lettres' S. 37.
Z. 18: Lies A-veil- ilu Sin statt A-pi-il- ilu Sin.
Nr. 13, 5 reü imere ist natürlich nicht ,le berger de la ville d > Imere(?)',
sondern der ,Eselhirt'. Danach ist ein Ortsname zu ergänzen.
Z. 9: Lies mit Nagel Ma-ta-tum; ebenso ist Z, 16 Nagels
Lesung La-lum alu Ja-madu-um } die Jban in der Anmerkung an-
führt, richtiger als Jeans La-lum-ali-ia-ma-du-um. Ferner ist in
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Wiener Zeitscbr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXVU. Bd. 30
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450 F. Charles Jean.
Z. 6 üu Enlil-NI[-§u] in Z. 14 4-6tt-im-m-0a-[ar], Z. 21 lli-ma-ilu,
Z. 22 Anu(Ilu)pi ilu Sama$ und wieder mit Nagel Z. 31 I-din-ia-
tum, Z. 34 A'pil-JcU'bi zu lesen. Mt-wr-ZV-[ ] in Z. 33 muß wohl
Nür-limur ergänzt werden. In Z. 43 hat Jean am Ende ein -ma
weggelassen (li-pu-Suma).
Nr. 14, 5 und 6 sind Nagels Lesungen (Bel-da-gan-ti bezw.) Enlil-
da-gan-ti und Par-pa-ru-um vorzuziehen. In Z. 21 ist li-ik*ka~mi-
is nicht ,soit terminee', sondern ,werde aufbewahrt'; vgl. ABTR
S. 119 und Köhler -Ungnad ^Assyrische Rechtsurkunden' 127 (=
Johns ,Deeds' 61), 5.
Nr. 15, 5: ri-ib-ba-a-tim Sa sene wird kaum ,1a quatriöme partie du
troupeau' bedeuten, vgl. Kino, Hamm. Nr. 79, 8. Vielleicht gehört
es zu hebr. nw = arab. -L>j ,Zinsen'. Dann wären Z. 5 — 7
etwa zu übersetzen : ,Die Zinsen der ihm selbst gehörigen Schafe,
die zu Lasten (= als Schuld bei) den Hirten sind . . '.
Nr. 16, 5: Hier und Z. 8 ist ma-ra-a§ kein Verbum, sondern wohl
Rest eines Eigennamens wie Abi-mara§ o. ä. Z. 6 ergänze etwa
[ma-la ibyba-Si. Revers Z. 1 — 3 sind unrichtig wiedergegeben:
,Le . . . observe! Prends garde (que)'. Es soll heißen: ,Den Ar-
beiteraufsehern (UKU.U& 1 ) . . . gib in Obhut, damit sie acht-
geben . . J In Z. 5 ist i^ihhi-na Druckfehler für t-yi-iA-Ai ra.
Nr. 17, 7 — 11 kann nicht heißen: ,Rends lui les ouvriers de Larsa
afin que sous le surveillant des compagnons (sie!) il (les)fasse tra-
vailler', sondern nur: ,Stelle die Arbeiter aus L. unter seine Auf-
sicht (bi-ki-is-su-umrna), damit er mit den (anderen) arbeitge-
benden (Aufsehern), seinen Genossen, arbeiten lasse*.
Nr. 18, 11 ergänze: [tap]-pii~ut li-il-li-hu ,sie sollen ihnen helfen*.
Nr. 19, 7 möchte ich fi-im-dam als Adverb mit der Bedeutung ,zu
sammen' deuten. Diese Erklärung würde auch Nr. 7, 9 sehr put
passen, wo Z. 7 — 9 besagen würde ,. . . der Leute aus dem Be-
zirk von Imgur-Enlil und Addu-NLSu zusammen bringe*. Vgl.
noch King Nr. 84, 16. Revers Z. 6 — 8 sind ähnlich wie 8.
21 f. zu übersetzen: ,den Termin (ha-di-a-nim = py), den ich Dir
schrieb (Sa aSpurakkum] Jean: ,qui te portera! 4 ), den 1. (scilicet
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Les Lettres DB JJammurapi A Sin-iddinam. 451
1. Sivan, vgl. Obvers Z. 12; Jean ,sans perdre un jour,) sollen sie
nicht versäumen'.
Nr. 20, 10 ist für -GAR.GA (Scheil: SAQ.A.QA) deutlich SAG*
NJG.GA = reS namküri ,Gesamtbesitz' zu lesen, wozu Ungnad
^Hamm.-Gesetz 1 n S. 154 und ABTR S. 18 zu vergleichen ist
Z. 7 — 12 lauten in Übersetzung: irgendwelche schwere Ar-
beit lasse sie nicht tun. Sie sollen nur die Arbeit verteilen. Und
vom Besitz ihrer (bisherigen) Arbeitgeber (= Aufseher) bringe
sie in Abzug (tt-*u-u£-$w-nu-ti)!'
Nr. 21, 7: li-Sa-am ist von Sdmu , kaufen' abzuleiten (Jean: ,que . . .
soit').
Nr. 22, 18 ist zu a-ve-lam ana ra-ma-ni~8u jeden Mann einzeln' zu
ergänzen.
Nr. 24, 6 ist für Mi-ni- ilu SamaS selbstverständlich Silli- Uu Bama$ zu
lesen. Vgl. Ranke ,Bab. Pers. Names' s. v. Die Anmerkung zu
diesem Namen wäre besser weggeblieben.
Nr. 26, 5: Lies Ilu~tukul(KU)ti statt lli-ma-ti.
Nr. 27, 4 ist Nagels von Jean in der Anmerkung erwähnte Lesung
E-til'pi üu Marduk für Jeans E-nubi- ilu Marduk natürlich richtig.
In Z. 4 — 6 hat Jean die Satzkonstruktion mißverstanden ; über-
setze wörtlich: , wegen des Zumirsendens des Etil-pi-Marduk habe
ich Dir geschrieben', nicht: ,Je t'^crivis: Au sujet d'E. envoie(-le)
en ma prösence/
Nr. 28, 4: Lies vielleicht: Lli-[ma]- ilu Sama§ und ebenso Z. 17.
Nr. 29, 6: KADUR{KUy lies KA.ZID* = kazzidäkdti ,Müller< und
vgl. ABTR S. 9 und 87.
Z. 16: ridütiP 1 ist hier und öfter wohl abstrakter Plural =
,Kriegsdiensl'.
Nr. 31, 18 wird als Grund, warum ein Mann namens Gimillum nicht
zum Kriegsdienst genommen werden soll, angegeben: Gimil-lam $u-u
du-ur-$u MU } was Jean übersetzt , Gimillum, lui doit rester bou-
langer'. Nun muß dürsu soviel wie ,sein Beruf bezeichnen, wes-
halb ich am liebsten hebr. n$h ,Gestalt, Form', nhbr. , Eigenschaft'
vergleichen möchte und übersetze: , Dieser G. ist seinem Berufe
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452 F. Charles Jban.
nach Bäcker (und als solcher Sklave), ein anderer ist zum Dienst
(ana ridütil) eingeschrieben worden (Z. 19)'. Ahnlich heißt es
Nr, 32, 15 ff. : ,Und Sin-ilu selbst hat, zum Beweis, daß sein Beruf
der eines Pächters ist (Z. 16: ki-ma du-ur-hu PA.TE.SI), seinen
Distrikt ausgewiesen (u-bi-ir). Warum nimmst Du Söhne von
Pächtern zum Kriegsdienst? Nicht mehr sollst Du Söhne von
Pächtern, die ihrem Beruf nach Pächter sind (Z. 22 Sa du-ur-Su-
nu PA.TE.Sfr 1 ) zum Kriegsdienst nehmen'. Zur Sache vgl. die
Urkunde CT vi 29 = Kohler-Ungnad, Hammurabis Gesetz, ni 740.
[Vgl. jetzt besonders M. Schorr, Urkunden des Altbabylonischen
Zivil- und Prozeßrechtes S. 60 f.] Jeans Übersetzung von Z. 16
,en demeurant patesi' und Z. 22 ,qui demeurent patesi* ist verfehlt
Nr. 32, 13 möchte ich statt [$]äbu Sa al-ma-di ba-l[um... lesen: e-$a-
al-ma ki-ma [und Z. 11—13 übersetzen: ,Ich ging seiner Sache nach,
[die Pächter] und Avel-EnmaHu und Avel-[ ] fragte ich ob . . A
Nr. 33, 9 — 10: ki-ma ka-ia-an-tim-ma li-ri-i§ kann nicht bedeuten
,comme souffrant qu'il sollicite!' sondern ,(das Feld) soll er dau-
ernd bebauen'.
Nr. 34, 15 ist Ku-uk-ka-a Eigennamen vgl. Kukku und Kukküa bei
Clav ,Personal Names from Cuneiform Inscriptions of the Cassite
Periode S. 100 und 178.
Nr. 35, 10: KLTA ist nur = Saplü, nicht Saplita(ta). In Z. 11 lies
A-na'sil'li-Su-e-mi'id für A-na-mi-ni-Su-e-mi-id. In Z. 16 faßt Jean
ma-az-za-a§-ti-8u-nu als = massarti-Su-mi, S. 198 Anm. zu Nr. 36,
27 leitet er es aber richtig von nzz ab.
Nr. 36, 21: lies EnliUqtia(GARMA) ki statt BeUakin**.
Nr. 40, 4: lies mit Nagel amilu Tummumu. In Z. 7 lies 70 $E.GUR
statt 70 GUR und ebenso in der Übersetzung 70 gur Gerste.
Für E.NI.UM lies E.NLDUB = naSpakütu u. s. oben zu 8, 4.
Z. 14 — 16 sind ungenau wiedergegeben: ,Envoie (chercher)
Apil'ili; qu'on te (l')apporte!' statt ,schreibe (Supur), daß man
Dir den Avelili herbeischaffe'.
Nr. 41, 15: la u-da-ab-ba-bu heißt nicht ,qu f ils n'en parlent plus', son-
dem ,sie sollen nicht prozessieren*.
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Lbs Lettres de IJammürapi A SlNIDINNAM. 453
Nr. 42, 12: Übersetze: ,nach dem Gesetz 4 , nicht ,suivant le joug'.
Nr. 44, 6, 1 5 muß statt ra-ga-a-nu-um doch ra-bi-a-nu-um gelesen werden.
Nr. 45, 7: Lies 30 SE.GUR. In Z. 10 lies ete-teir-ri-usu-ma, ersetze
die Ergänzung [t£-tu] etwa durch [eqlam] und übersetze ,nach-
dem er das Feld das dritte Jahr bebaut hat, gibt er das Ge-
treide nicht'.
Nr. 46, 11: Hier versteht Jean die Verbindung 1Z.KU.3A. AN nicht,
welche auch Nagel unrichtig kakku Sa ili liest. Dem Zusammen-
hang nach muß es aber das Haus sein, in dem man das Getreide
des lbni-Amurru deklarieren soll (a-öi-tr-ru-tna Z. 13) ist also
btt qemi (£.Z1D) ia ili ,die Mühle des Tempels'.
In Nr. 47, Z. 3—8 und Z. 22 — 27 wird der Auftrag wiederholt, die
beiden Sekretäre der Kaufleute Sep-Sin und Sin-MuXtdl mit je
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1800 gur Sesam und einem Geldbetrag der in Z. 4, 23 und 26
als Ü-iu bezeichnet wird nach Babylon zu schicken. Statt U-Su
bietet nun Z. 7 eine Variante, die Jban la [ . . . . ]-§u liest. Da
U die Lesung labiru hat und nach la das Zeichen bi noch deut-
lich erkennbar ist, muß la-bi'[ri-]5u gelesen u. z. B, Z. 4 übersetzt
werden: .nebst 1800 qur Sesam und 19 Minen seines alten (= frü-
heren) Geldes 4 . Die Kaufleute haben also von früher Geld zu
verrechnen.
Nach Z. 9—10 und 28 — 33 soll noch etwas oder jemand mit
ihnen geschickt werden, nach Z. 29, wo etwa [ia ma-ka]-ar ka
ta-ak-lum ,der Dir zuverlässig scheint' (vgl. hebr. vtb ntr), wohl ein
Aufsichtsbeamter; vgl. Nr. 48. Dagegen scheint mir in dem ersten
Auftrage Z. 9 — 10 von etwas anderem die Rede zu ein. Hier
möchte ich ergänzen [IV am] mahari-im u [nada-ni-im] it-ti-
Sunu ta-ra-di-im ,Eine Tafel über Einnahmen und Ausgaben mit
ihnen zu schicken'.
Nr. 48, 4: $ita-at kaspim = sittdt kaspim ,der Rest des Geldes'.
Nr. 50 hat Jban ganz unrichtig übersetzt, er gibt Z. 4 ff folgender-
maßen wieder: ^Mdr-Uru le berger tient 30 GUR pour le . . . des
troupeaux dont il est chargö. Etablis des SA-UD: le grain de
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Mär-Uru qu'ils le leur livrent! Qu'ils le recoivent et un chaland
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Original fronn
454 F. Charles Jean.
vide qu'ils chargeut et qu'on le porte ä Babylone!' Richtig muß
es heißen : ,M. der Hirt wird statt des Restes (f LAL.NI t) an
Rindern, die er schuldet, 5 gur Gerste (5 3E.GUR) zumessen
(u-ka-a-all). Befiehl den Verwaltern, daß sie das Getreide, wel-
ches M. ihnen geben wird, übernehmen! Lade es in ein leeres
Frachtschiff (ßi-nam-ma Imperativ von jwt, = aram. jp&, äth. Ä0})
und bringe es nach Babylon'.
Nr. 51, 5: Der PL zu eqlu lautet eqläte\ s. ABTR S. 16 *. Z. 7 hirü
bedeutet nicht , eurer' sondern ,graben*.
Nr. 52, 4 — 7 ist von Jean wieder mißverstanden worden. Es handelt
sich nicht um die Baggerung eines schiffbaren Kanals, sondern
um das Graben eines kleinen Kanals zur Bewässerung der Felder
i-H
wie aus dem Vergleich von Z. 7 mit Nr. 53, 8 hervorgeht Ergänze
u
und übersetze also Z. 3 ff: [ näru Duru ki ] ka-lu $a it-teihri a-[na
a-lim Sa] Uruk ki u-ul hi-ri-aat-ma [mü a-na] a-lim u-ul iir ru-bu
u [ugaru$] Sa a-ah ndr Düru H [a-na za-ka-biim u-ul] na-iia-a
,Da der Kanal . . ., welcher gegraben worden ist, nicht bis nach
Erech gegraben wurde, kommt kein Wasser in die Stadt und die
+j (L)
Felder am Kanal von Der können nicht bestellt werden/
Z. 10 Anfang darf man vielleicht §u-kun (GU) lesen und
Z. 9 — 10 übersetzen: ,Den Dir unterstellten Leuten setze den
3- Tag (als Termin) an'. In Z. 17 ist te-ihte-ru-u eher passiv
zu übersetzen: ^(nachdem) gegraben sein wird*.
Nr. 63, 5: KUN** 1 ndri steht hier zweifellos für GU? 1 ndri = kiiad
(ah) ndri ,Ufer des Kanals'.
Z. 6 ist Pi naru HAL(barü?) ki wohl Stadtname, Z. 7 wohl
[i'ba]-a$-iu-u zu ergänzen. Zur Ergänzung von Z. 8 vgl. 52, 7.
Der Inhalt der Vorderseite ist die Mitteilung Sin-idinnams, daß alle
seine Arbeiter mit der Ausbesserung eines Kanals beschäftigt sind,
die nötig war, damit die Felder einer Gegend bestellbar werden;
zu diesem Zwecke müssen noch 5 GAN Erde entfernt werden,
weshalb S. anfragt, ob er diese Arbeit fortsetzen soll. Die Rück-
seite bietet als Antwort die unvollständig erhaltene Mitteilung,
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daß eine Kanalisierungsarbeit (&* tÄ/-$t-rti, die er grub) nicht
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LS8 LBTTRB8 DB QäMMURAPI k SlN-lDlNNAM. 455
vollständig ausgeführt ist, sowie den Auftrag nach Abschluß der
gegenwärtigen Arbeiten, den Euphrat zwischen Larsa und Uru
zu regulieren. Z. 10 — 12 lauten: mi-iq-ti-$a u-iu-uh ha-mi-Sa $u~
u(-bi Su-UH'ir Si } was doch wohl, trotz der Pflanzennamen miiq
hammi und miqti hammi f übersetzt werden muß: ,Das in ihn
(den Fluß) Hineingestürzte entferne, sein Zerstörtes (hamü) ver-
tiefe, reguliere ihn!'
Zu Nr. 54 bietet, wie ich schon ABTR S. 116 s.v. duppu angemerkt
habe, ,The Mus. Publ. of the Bab. Section' n *, Nr. 69 eine genaue
Parallele, vgl. ZDMG 67, 144. In Z. 13 ist statt Su^Hum zu lesen
8u-8i Dup ** U AB.BA } in Z. 15 vielleicht trotz Kinos Kopie ina-
t^narkabti statt t-na *a-jm(?).
Auch die Korrektur hätte darauf achten sollen, daß nicht so viele
Druckfehler (auch in den Angaben der Textnummern bei Kino!)
stehen bleiben. Ebenso ist die Raum Verschwendung der Ausgabe
zu tadeln. Nützlich sind die den Briefen beigegebenen Indices*
Dem Hauptthema geht eine Studie ,sur deux caract&res du
style assyro-babylonien* voraus, die, obgleich sie sachlich wenig neues
bietet und auch hier die neuere Literatur sehr unvollkommen benützt
erscheint, 1 von geschickter literarischer Charakteristik zeugt.
Harry Torczyner.
Hans Abel: Eine Erzählung im Dialekt von Ermenne (Nubien).
Des xxix. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen
Klasse der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N° vin. Leipzig, B. G. Teübner 1913. Großoktav, 96 S.*
Eine um so willkommnere Gabe je unerwarteter sie eintrifft.
Der Text ist in die sorgfältigste Fassung gebracht; ihn begleitet
eine gründliche und gediegene Auslegung. Sie ist zwar nicht ohne
Lücken und Mängel; aber diese treten hinter dem Guten weit zu-
rück, nur tritt dafür der Fehler stark hervor aus dem sie zum
großen Teile stammen: die doppelte Quellenvernachlässigung.
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1 8. X steht di« Abbreriatur: ZDMG = Zeitschrift für Keilschriftforschung.
Leipzig!
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456 Hans Abel,
In derselben nubischen Mundart, der fadidschaischen von Er-
menne (oder Arminne) in der uns Abel das Märchen von Satir-
hassan und seinem Pferde darbietet, hatte L. Reinisch 1875/76 ver-
schiedene Geschichten kleineren Umfangs niedergeschrieben und
ein paar Jahre später veröffentlicht. Man braucht nun nicht daran
zu denken die Entwicklung dieser Mundart während eines halben
Jahrhunderts auf Grund der beiderseitigen Aufzeichnungen darzu-
stellen; aber man muß zeigen inwieweit sie sprachlich übereinstimmen
oder auseinandergehen. Abel sagt S. 6: ,Wenn ich trotzdem Lepsius*
Grammatik zugrunde gelegt habe, so geschah das deshalb weil seine
Aufnahme im allgemeinen lautlich besser ist als die von Reinisch/
Wäre auch das letztere der Fall, so würde das erstere immer unbe-
rechtigt sein, insofern es die geringere Berücksichtigung von Reinisch
bedeutet. Zu -kauwämini (*-t) 79 bemerkt Abel daß es die gewöhn-
liche Endung der 3. PI. Kond. in Ermenne ist gegenüber L. -ha-
wannt*. Hier fehlt der Hinweis auf R., der für diese Md. ebenfalls -fca-
wdmini 216, 16. 217, 12, im Sing, -kawdmin 203, 2 (Abel -kam) bietet
und in der Grammatik § 250 Anm. 3 sagt, er habe ,im Dialekt von
Fadidscha auch einigemale die Form kawdmin und kawamini statt
kdwan und kawani 1 gehört (wofür er andere Beispiele als die obigen
gibt). Ebenda Anm. 2 heißt es daß (in allen Dialekten) das ,deik-
tische' i sehr häufig an die Konditionalendungen antrete und daß
dieses i dann stets betont sei (an den beiden ersten Stellen wäre
demnach die Akzentuierung zu verbessern). Nicht unwichtig für
die Auffassung des Verhältnisses von -kawamin(i) zu -kawan(nij
sind die Formen im FM für ,bis': fdmen, fdmini, fan (so R.; L.
hat nur fdmini, A. fämin(i)). — Dieses Wort fämin kommt bei
Abel in zwei Verbindungen vor: kiro-fdmin 39, isson-ano -fdmini
175. Hierzu war eine Erklärung des -o vor f- notwendig, noch not-
wendiger als die Erwähnung daß Abels Gewährsmänner ,für ge-
wöhnlich isson mit deutlichem Doppelkonsonant' sprechen. Dieses
•o- kann nicht der Vertreter von -08- sein, das ja bei Angleichung
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keiu Buchstabe steht, handelt es sich um FM); A. Almkvist, L. Lkpsius, R. Rkimibch.
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* F bedeutet Fadidschaisch, M Mahassisch, K Ken zisch, D Dungulaisch (wo
Original fronn
Eine Erzählung im Dialekt von Ermenne. 457
des 8 an einen folgenden Konsonanten als -ö« erscheint (z. B. wir-
an-ö-^-t«-5ln- 142). Vielleicht sieht Abel hier dasselbe o wie in fdlo-
fir-on, falO'ti8-8ln- 143 und in falo-$üo-göni 144; aber nur die letzte
Form erkliirt er: Jäl-o und §ü-o sind Part. Aor/. Das sind sie kei-
nesfalls; denn das Partizip ist ein wirkliches Verbaladjektiv: falo-l
der welcher herauskam, falo-ka den welcher herauskam. Hier han-
delt es sich um Verbaladverbe, die sonst auf a ausgehen (z. B. fair
a-kir-on er kam heraus 28. 108, tör-a-fjü-a-göni und hereingehend
35). Es muß also das o für a stehen, wie in dfigo-kön 5 von afi-ga,
und kutrö-logo 81 von kutra (kutre), wo Abel Assimilation des a
an den folgenden Vokal annimmt, und in faddol-ö-tf-and- 187 (faddal-
6-g-ana- 147), worüber er nichts bemerkt (o wegen </$?). Assimilation
und zwar eine doppelte dürfen wir auch in falo-(füo-gdni annehmen;
nicht in falo-tir- } -*i*-, die doch etwa für fdl-ö-t. verhört oder ver-
sprochen wurden. So kommen wir dazu, auch in dem o der beiden
famin- Verbindungen das Ergebnis einer Angleichung an den fol-
genden labialen Konsonanten zu erblicken und zwar des -e, welches
stets bei L. dieser Postposition vorangeht; es ist die Endung des Infi-
nitivs: §üe-fäminl } isonafie-fäminl. Man könnte nun meinen, es ver-
halte sich hier wie in den andern Fällen: das -o trete nur ganz
vereinzelt auf. Wenn wir aber R. heranziehen, so nehmen wir wahr
daß bei ihm ein regelmäßiges -o dem regelmäßigen -« von L. entspricht:
klrof'fdmini (kiro-fdmen) } izon-dnof-famini. Nur für duo-fdmini
gibt er als sehr häufig gehörte Nebenform due-fdmini (L. auch
düxce-fämini) und sogar defan an. — ■ In ma8-äni (es ist) gut 95. 131,
meint Abel, könne -üni ,denn' nicht gut vorliegen, ,wenigstens nicht
direkt', und im Wtb. trennt er auch wirklich dieses -äni als ^er-
starkendes Formans' von äni ,denn'. Und doch haben wir hier
ein und dasselbe Wort. Mit gleichem Unrecht trennt wieder L. 161
änl ,denn' von -änl (-em, -önl) , damit '. Die Unsicherheit wird
schwinden wenn man sich an R.s kurze Anmerk. zu § 451 hält. Das
allen verschiedenen Fällen Gemeinsame ist die imperativische Natur
des Hauptsatzes; der Nebensatz begründet — bald als Ursache, bald
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als Zweck — den Befehl oder Wunsch: tue dies; denn er ist ge-
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Original fronn
458 Hans Abel.
kommen — tue dies; denn er möge kommen = damit er komme.
Mas(8)dni findet sich so auch bei R. (für das sonstige mas[i]-lin):
massdni . . . . bdfie schon gut; rede nur 179, 11 f.
In -(a')%men-kani außer 86. 130. 137 sieht Abel das Verb im-
mene ,nicht sein', das freilich in E. nicht mehr mit doppeltem m ge-
hört werde. Ich kann aber seiner Deutung: ,wenn nicht ist' deshalb
nicht zustimmen weil in allen drei Fällen dem ,außer' der Objekt-
kasus vorausgeht, obwohl er dem Subjekt des übergeordneten Satzes
entspricht (es ist kein Pferd da, es ist niemand da, es ist nichts da).
Da L. diesen Ausdruck für .außer' nicht kennt so war um so mehr
auf R. zu verweisen, der ihn zwar nicht im Wtb M aber in den
i-H
Texten hat: en äwoga immen-kane außer in dieser Nacht (ist nichts
i-H
ähnliches geschehen) 229, lf., ikk? aim-men-käne außer dir (ist nie-
mand da) 231, 19. Also auch hier der Objektkasus, woraus zu
entnehmen ist daß (a)-imen-kane kein intransitives, sondern nur ein
transitives Verb enthalten kann, etwa von der Bed. ,sagen', ,nennen*
o. ä.: ,es ist niemand da wenn du nicht den Gärtnerjungen sagst,
meinst'. Die 2. S. gelangte schließlich zu ganz allgemeinem Ge-
brauch 1 : ,es ist niemand da wenn man nicht dich nennt, im Sinne
hat'. Diese Erklärung wird bestätigt durch das anmenkin yaußer'
des K (Evang.), das ebenfalls den Objektkasus (auf ~gi) vor sich
hat. Wie nun dieses an- kein anderes ist als das an welches im K
eine direkte Rede abschließt 8 , so wird auch im FM das (a)-i- mit
dem abschließenden (a)ije u. ä. zusammenfallen. Ich denke daß
wie dort an ,sagen', so hier i(g) ,sagen' zugrunde liegt und daß das
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1 Wenn es sich hier nicht etwa um die 3. PI. handelt; bei R. und L. lautet
sie nur -kawan(ni) f aber bei A. (47. 50. 52) -kam wie die 2. und 3. 8., also: fägim-
meii-käni wenn du nicht tötest — wenn er nicht tötet — wenn sie nicht töten.
So auch: ig-kane als sie sagten (= als man sagte) R. 184, 9. Dieser F-Form ent-
spricht hier im D: dn-kan 7 dessen -kan R. in der Grammatik neben -kiran nicht ver-
zeichnet (auch L. nicht), wohl aber A.
1 Wenn die 3. S. oder PL das Subjekt eines selbständigen Satzes bildet, *>
steht im K agad an Stelle von an: (er sagte ihnen,) sie möchten fliehen: dortr an;
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D-Liede bei L. 254, 19. 22. 24.
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mögen sie fliehen! dosw agad. Im FM besteht kein solcher Unterschied: näfana-iä.
Die Rolle von -gad in *an-gad, agad ist bemerkenswert; vgl. en-gad ,sagt er 1 in dem
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Eine Erzählung im Dialekt von Ermenns. 459
vorhergehende a nicht, wie Abel S. 21 f. meint, das Präfix üg- ist (er
schreibt hier auch langes ä: -ü-jpn9n-kani) 9 sondern zum Objektzei-
chen ga oder -ha gehört. Natürlich könnte ja an sich dessen a
vor dem i- der Verbalform ebenso gut geschwunden sein wie es im
K mit dem i von -gi, ki vor dem a- von anmenkin der Fall ist.
Die zweite Vernachlässigung ist eine gänzliche: die von Alm-
kvists Stadien. Da Abel die Darstellung und die Erörterung des
Lautlichen in den Vordergrund rückt, so hätte ihm Zetterstäens
Einleitung treffliche Dienste geleistet; denn hier werden gründlich
alle Lautverhältnisse erörtert, insbesondere von R.s, L.s und A.s Quan-
titätsbezeichnungen vergleichende Tabellen dargeboten. Weshalb
Abel diesen günstigen Anschluß versäumt hat, errate ich nicht;
jenes Werk war schon anderthalb Jahre vor der Einlieferung von
Abels Abhandlung erschienen; aber nicht einmal erwähnt ist es in
der Einleitung zu dieser. Andernfalls würden wir wohl von ihm
über einen Punkt aufgeklärt worden sein der dessen dringend be-
darf. S. 8 sagt er: ,Die Verbalendungen sind fast stets verkürzt, wo
sie nicht hochbetont waren/ Aus dem Zusammenhang ergibt sich
daß damit ,starkbetont' gemeint ist. Und ebenso hatte ich, wenn
H. Schäfer im Beiwort zu den Evangelien in kenzischer Mundart
vom Hochton der Silbe redet, diesen Ausdruck in dem veralteten
LACHMANNSchen Sinn genommen. Die Akzente hat Abel, wie er S. 3
sagt, nach Schafers und Junkers Vorgang (in welchen Drucken?) be-
zeichnet; also hier scheint grundsätzliche Übereinstimmung zu herr-
schen. Nun beruft sich D. Westermann hier 1913, 253 auf jenen
Ausdruck Schäfers (Hochton): ,Also es gibt noch Tonhöhen im Nu-
bischen!' Und indem ich die Worte Schäfers genauer erwäge, oder
vielmehr die von ihm angeführten Beispiele: } andogor auf mich,
aber andogor auf uns; addeton von mir, aber dddeton von uns',
vermute ich daß sie sich wirklich auf eine musikalische Betonung
beziehen, und das wird mir bestätigt durch die Angaben A.s. S. 31
Anm. 10 zu (D) ändi ,mein' und dndi , unser' sagt er: ,Der Sing,
und der Plur. unterscheiden sich voneinander dadurch daß die Silbe
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an- im Sing, kürzer und musikalisch höher ist als im Plur/. S. 37
fO O)
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Original fronn
460 Hans Abel.
Anm. 7 zu (D) an-dogör über mir' und andogör ,tiber uns': ,1. Ps.
Sg. und 1. Ps. PL haben verschiedenen musikalischen Akzent, und
zwar der Sing, an hoch, der PJ. tief/ S. 38 Anm. 7 zu (D) am-bäted
^hinter mir' und ambäted ,hinter uns': ,Die 1. Ps. PI. unterscheidet
sich von der 1. Ps. Sing, nur durch den verschiedenen musikalischen
Akzent; Sing, dmbätid, PI. ämbäted.' S. 109 Anm. 7 zu digir ,binde!':
^Unterscheidet sich nur durch den Akzent von digir „falle ! a Die
betonte Silbe ist auch musikalisch höher als die unbetonte. In
digtr „falle" sind beide Silben fast gleich tief (tonlos), die letzte je-
doch etwas höher.' Bei diesen Unterscheidungen scheint sich A.
weniger auf sein Gehör als auf die bestimmten Angaben seiner ein-
heimischen Gewährsmänner zu stützen. Zetterstäen weist zwar
i-H
Einl. xxi (mit noch weiteren Zitaten) auf die feinen und wichtigen
u
Beobachtungen hin die A. hinsichtlich des nubischen Akzentes ge-
macht habe, aber er hebt die wichtigste nicht hervor, nämlich die
welche dem Wesen dieses Akzentes gilt. Wir erfahren: im Nubi-
sehen gibt es einen musikalischen Akzent, und fragen sofort: wird
er nur gelegentlich, nur aushilfsweise verwendet oder herrscht er
durch die ganze Sprache, und wenn dieses, wie stellt er sich zum
dynamischen Akzent? An der Beantwortung dieser Fragen muß uns
viel liegen, in ganz allgemeinem Sinne, nicht etwa damit sie der
Erörterung über die Zugehörigkeit des Nubischen zu Westermanns
Sudansprachen als Beweis oder Gegenbeweis diene. Ich bleibe bei
der Ansicht die ich hier 1912, 20 geäußert habe, und erinnere
jetzt noch neben dem musikalischen Akzent des Schwedischen an
den des Serbischen. Schließlich an das Verhalten der baskischen
Mundarten, wobei ich zum Teil mich auf eigene Erfahrung berufen
kann. Monate lang habe ich im Labourd auf die Betonung gehorcht
und sie als eine schwebende, schwer zu fixierende erkannt. Einen
ganz ähnlichen Befund haben Junker und Schäfer (Nubische Texte im
Kenzi-d. i. Vorbem.) im Nubischen gemacht und Abel steht nicht im
Widerspruch zu ihnen (,der Akzent schwankt' S. 4). Nun über-
rascht mich Azküe, der Verfasser des ausgezeichneten baskischen
Wörterbuchs mit der Entdeckung daß das Baskische den musika-
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Original fronn
Eine Erzählung im Dialekt von Ernenne. 461
lisehen Akzent habe; das kann ich mir für dasjenige welches mir in
den Ohren liegt, auf keine Weise einreden. Hat etwa das Bizkai-
sche — Azkue ist Bizkayer — etwas von der Art einer , singenden'
Mundart? oder hat er, der in hervorragender Weise musikalisch Be-
gabte und auch Schöpferische, den musikalischen Akzent in die
Sprache hinein, statt aus ihr herausgehört? Ein solches Hineinhören
ist durchaus nicht naturwidrig, vielmehr hat es, wenn auch im Min-
destmaß, bei aller Sprachbeobachtung statt, besonders in bezug auf
Quantitatives. Abel hat gewissenhaft alles aufgezeichnet wie er es
gehört hat, also auch alle Schwankungen der Aussprache. Wie
aber diese aus einer gewissen psychischen Unstetigkeit des Spre-
chenden stammen, so besteht eine solche auch des Hörenden, ein
Wechsel zwischen mehr und weniger gespannter Aufmerksamkeit.
Manche feinsten Unterschiede werden überhört, manche wiederum
vorgetäuscht. Eine besondere Schwierigkeit bereitet nach Abel die
Auffassung der Doppelkonsonanten, hauptsächlich der Verschlußlaute.
Hier waren die stimmhaften und die stimmlosen voneinander zu trennen.
Bei den erstem besteht die Längung in der des ,Blählautes'; bei
den letztern haben wir eine wirkliche Doppelung (,implos/+explos.)
mit zwischenliegender Pause. Die Bildung des Verschlusses kann
nach einem sehr kurzen, scharfen Vokal vernommen werden, kaum
nach einem langen, hier nur die Pause. Ob während dieser der
Verschluß schon besteht oder noch nicht, das vermag das Gehör
nicht zu entscheiden, wohl aber in gewissen Fällen, und zwar immer
bei den Labialen (z. B. fäp-pa\ das Gesicht. Ob we-ka oder wek-ka
artikuliert wird, das weiß nur der Sprechende selbst; wenn Abel
bald so bald so schreibt (oder z. B. ukkir 6-k-a, ukkire-k-a, ukkirek-
ka), so ist das bedeutungslos und er räumt das eigentlich auch selbst
ein (S. 5. 59).
Überall ist die grammatische Zerlegung ausgedrückt, aber nicht
in folgestrenger Weise vorgenommen worden ; so lesen wir z. B. bald
wild-i, wild-in 7 bald wildi, wildi-n. Im Wtb. werden die Substantive
teils wie das in der Ordnung ist, ohne das fakultative, artikelartige
-i angeführt, teils mit ihm: wüid, iden usw., murti, t6d-i usw. Im
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Original fronn
462 Hans Abel.
letztern Fall wird das Trennungszeichen gern unterdrückt, we-
nigstens bei arabischen Wörtern, so drdi, beledi, mahdlli usw. Statt
mofhi , Augen' war zu setzen: mdfi ,Auge* (PL mdn-l; auch in tüni,
wildi fehlt das Längezeichen); denn mdA 137 ist Sing. Unverständ-
lich ist mir kümbi Ei (PI. kumbü); ich finde weder diesen Sin-
gular, noch diesen Plural oder überhaupt einen analogen bezeugt;
in Abels Text kommt nur kumbü vor und zwar überall als Sin-
gular. 1 — Auch tir-ta ,Gabe' muß auf einem Irrtum beruhen. An
der einen Stelle (26) steht -tir-ta-mes-sin von tir-ta-mene ,es ist Bega-
bung'; wenn hier tir-t ,die Gabe' von ,Hre mit dem Nominalsuffix -d l
(vielmehr -id* tir-t würde für tir-id ,(das) Geben' stehen — R. schreibt
tirld) abgeleitet wird, so haben wir abzuteilen tir-t- a-mene (-a ist Prä-
dikatzeichen). Die andere Stelle (190) hat -tir-ti-ga* haben wir
hierin einen Plural zu sehen = tirid-l-ga? — Das prädikative -a
schreibt Abel mit Adjektiv und Substantiv zusammen: mdsa ,gut*
statt mds-a ,es ist gut' und mas ,gut' (gew. masd-ije, selten mas-dije,
64: ma8-d-%je) } gittira ,schwer* statt gitti(-r-a), dssara ,klein, Kind'
statt dssa(-r-a) y gdlije ,teuer* statt gdli(~j-e). — Die Verben wären besser
mit K. und A. in der Stammform als mit L. in der des Infinitivs auf
-e angeführt worden; doch gehe ich auf diesen Punkt hier nicht
näher ein, da hierbei verschiedene Erwägungen stattzufinden ha-
ben. — Statt temer ,Nachbar' ist teme zu schreiben; so hat A. und
so wird durch den Genetiv temen bezeugt (in der Verbalform temere-
in- 13 ist das r ,Hiatustilger': teme-r-ein-). — Zu ürtigur Vieh, PI.
tirti-gr-i (und urtigirt 173) ist Abel durch L. verführt worden; urti
bedeutet ,Sache, Gut, Vieh' und hat im Plural urti-gü und urti-r-i
und durch Verschmelzung beider: urti-gu-rh
Die arabischen Wörter, von denen es in diesem Texte aller-
dings wimmelt, haben sorgfältige Beachtung gefunden. Vor allem
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1 Abel übersetzt es allerdings überall mit dem Plural; aber dagegen spricht
zum Teil der Zusammenhang. Was soll denn das heißen: ,in den Eiern fand ich
eiae tote Ratte' (51. 52)? Wenn darauf (52. 53) das Verb mit dem Pluralzeichen
folgt, so kann sich das auf Ratte und Ei beziehen oder wie das ja auch in un-
serem Text häufiger vorkommt, auf einen wirklichen Singular.
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Eine ErzIhluno im Dialekt von Erkenne. 463
dankenswert ist die Übersicht Über die verschiedenen Ausprägungen
arabischer Verben im Nubischen S. 47 ff. Manches bleibt unerklärt.
Hie und da mag noch der Einfluß des Verbalsubstantivs (wie bei
gälte) angenommen werden, z. B. bei iukre. Döfe von ar. <£<fi/(lies
iaif) ist wegen der Verdunklung des ä die nach emphatischen
Konsonanten einzutreten pflegt, nicht ,auffollig' (nach q wird ja a zu
o in gorfe von ar. qaraf). Noch weniger tlhe zu tdh, jetüh, da das
Arabische auch tdk, jttih besitzt. Woher stammt das j in gäbilje
zu ar. qäbil (R. hat gdbel, L. gabile, A. [K] gabti)? — S. 22 bemerkt
Abel: ,d$aba ist n Witwe, geschiedene Frau", nicht „ Jungfrau" wie
ar. azaba (so auch im Wtb.; lies k azaba)\ ar. K azaba ist allerdings
, Unvermählte', aber äg.-ar/ dzba ,Witwe, geschiedene Frau'.
Unter den Auslassungen über Syntaktisches hebe ich diejenigen
heraus die sich auf die Unterdrückung des Objektzeichens neben
-gön ,und' beziehen S. 11 f. 14 f. Ich hatte auf diese Erscheinung in
den K- Evangelien ganz im allgemeinen hingewiesen (hier 1912, 100).
Abel stellt zunächst die Bedingungen fest unter denen sie in seinem
Texte stattfindet, und bis zu einem gewissen Punkte stimmen hier
wohl alle Mdd. überein; die Abweichungen bleiben zu untersuchen.
Die , Erklärung aus einer haplologischen Vereinfachung' (besser ,aus
Haplologie') bedürfte einer festeren Begründung; Abel sieht das
selbst ein, namentlich daß die Folge -ga-gön statt der gebräuchlichen
gönga zu erklären wäre (vgl. [K] lufergon JA 21, 6 für lufe-rgigon).
Einzelne Stellen geben zu mehrfachen, eine sogar zu sehr
weitgehenden Erörterungen Anlaß.
23. wildi-ndni gera%a-ltöni kir-oni dann kam der Junge von
der Schule. Abel sagt; ^wildi-ndni scheint Genetiv zu sein, es
könnte dann nur von gerd\a abhängen'. Es ist jedenfalls Genetiv
und kann nur vom Verb, von kir-oni abhängen. In diesem liegt
die Schwierigkeit, wir erwarteten Zcimn-na; vgl. 17: taf-fäb-ndni . . .
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befremdet daß Abel über diesen Genetiv gar nichts bemerkt, bei
einem entsprechenden Genetiv in 22 — wovon S. 470 die Rede sein
wird — auf die Spur des Richtigen kommt und doch bei dem in 23 an
Original fronn
464 Hans Abel.
die Möglichkeit denkt, -ndni solle den Nominativ hervorheben oder
zur Verknüpfung der Sätze dienen. Dieses Verkennen rührt von
einem allgemeineren Verkennen her. Es ist nämlich das Verhältnis
der Unterordnung zur Beiordnung nicht scharf genug erfaßt worden,
und ich halte es deshalb für angezeigt mich über diesen wichtigen
Abschnitt der nubischen Syntax ausführlicher zu ergehen. Soll den
für ein Substantiv bestimmten Rahmen ein Verb ausfüllen, so kann
dieses, in den verschiedensten Sprachen und auch in der unsrigen,
entweder die Gestalt eines Substantivs annehmen (ich wünsche deine
Rückkehr; seit deiner Rückkehr) oder seine eigene behalten, Verbum
finitum bleiben — dann entstehen Subjekt-, Objekt-, Attribut-, Ad-
verbsätze (ich wünsche, du kehrtest zurück; daß du zurückkehrst;
seit du zurückgekehrt bist). Hierbei gewinnt es für uns den Anschein
als ob sich der Rahmen verändere; an Stelle von Präpositionen,
(oder Postpositionen), auch Demonstrativen nehmen wir Konjunk-
tionen wahr. Das Nubische kennt beide Verfahren; besonders aber
wird das letztere, gewiß das ursprüngliche, in größter Ausdehnung
angewendet. So finden wir in den K-Evangelien das Verbum finitum
vor einfachen Postpositionen, hauptsächlich vor dem Objektzeichen
-gi, z. B. ekki awtirrin-gi (was willst du) daß ich dir tue? nal-
lin~gi daß ich sehe (will ich) Llc 18, 40, aijirmendan-gad weil
sie nicht kennen Jh 15, 21. Sehr häufig ferner vor zusammenge-
setzten Postpositionen, wenigstens solchen zeitlicher Bedeutung, z. B.
salirun-na wattigi wenn ihr betet Mk 11, 25, imbellan-na kello
wann sie auferstehen Mk 12, 25, nalmendan-n owollo bevor sie nicht
sehen Mk 9, l. 1 Aber diese Sätze unterscheiden sich wesentlich
1 Auch hokon ,bis* gehört zu diesen zusammengesetzten Pastpositionen im KD
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(8. R. § 378, z. B. Ma88aua~n b6kon bis M.); aber in den K-Evangdicn finden wir
keine Formen in denen sich das Genetivzeichen nachweisen ließe. Für bellun bokon^
tan bokon usw. erwarteten wir bellun-na 6., tan-na b. ; anderswo, aber nicht hier, ist
Verschmelzung des genetivischen -n mit dem -n der Verbalform anzunehmen. Vgl.
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kitisan-nän ägar R. § 433 Anm. — Ich mache hier, ohne das weiter erörtern xu
können, auf das verschiedene Verhalten der nahe verwandten Mundarten K und D
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(D) widderi bokkon bis ich zurückkomme A. 138 § 89. Auch (K) kitüan ägar für
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aufmerksam; im K endigen manche Verbalformen auf den Nasal, im D ohne ihn,
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im K herrscht als Genetivzeichen -na, im D -n.
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Eine Erzählung im Dialekt von Ermbnnb. 465
von den andern; die Postposition besteht hier aus einem Substantiv
das selbst mit einer Postposition versehen ist (watti-gi zur Zeit usw.)
und dem das Genetivzeichen vorausgeht. Sie bilden demnach nur
eine Unterabteilung solcher Sätze in denen ein Verbum finitum ein
Substantiv bestimmt, die also unsern Relativsätzen entsprechen. Hier
verfügt das Nubische wiederum über zwei Ausdrucksweisen. Die
gewiß ältere und vielen Sprachen vertraute besteht in der unver-
bundenen Nachsetzung des Verbum finitum: das Mädchen [das] ich
sehe — ich sah: (D) burü ai ndlli — ai ndlsi R. 294, 2. 3., (K) buru
ai nallin — ai naUin A. 166 § 129. Sie pflegt nicht statt zu haben
wenn das zu bestimmende Substantiv das Subjekt des Relativssatzes
bildet, weil dann die Unterordnung von der Beiordnung formal
nicht verschieden wäre: das Mädchen [da?] ißt; es tritt vielmehr
das Partizip ein: (M) buru kabi, (K) buru kalil. Im indetermi-
nierten Relativsatz aber tritt nach A. 133 § 85 Anm. , wie im
Arabischen, das Verbum finitum ein: (M) id dg kabin, (D) ogig dg
kaiin ein Mann welcher ißt. So gibt R. 284, 4. 5 neben ä-nll } ä-nill
wer trinkt, Leute welche trinken, auch 3-nln, änlran an (für das K,
nicht für das D). Das Verbum finitum kann aber auch vorausge-
stellt werden; dann wird ihm das Genetivzeichen angefügt: (K) ai
nallinän — ai nalsindn buru A. 166 (-in-an, -i-nän? sollte nicht
-innän das Richtige sein?), (D) ai tem-burug sörki iHntirsi-n baslr
(= baslr .... iHntirsi) der Tischler dessen Tochter ich einen Brief
sandte A. 131. Dasselbe Verhältnis wie zwischen solchen nubischen
Verbalformen mit dem Genetivzeichen und den Genetiven von Sub-
stantiven, z. B. (FM) nög-in } (KD) kä-n(a) buru ,das Mädchen des
Hauses' nehmen wir im Baskischen wahr, z. B. dakust-an (oder
ikusten dud-an) neskatSa das Mädchen das ich sehe, resuscitatu
nadi-n ondoan nachdem ich auferstanden sein werde: etchea-r-en
neskatSa das Mädchen des Hauses. Auch dem Kuschitischen ist
das Verbum finitum im Genetiv nicht fremd ; so steht bilin -r
matdn , Ursache, von wegen' (-r ist Genetivendung) im Sinne von
,damit', z. B. lawija-r matdn damit ich erbe (Reinisch Die Bilin-
Sprache 42 f. § 82\ Hier dürfen die semitischen Genetivsätze nicht
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466 Hans Abel,
mit Schweigen übergangen werden. Warum Brockelmann Vgl. Gr.
ii, 554 von ihnen, den , wirklichen' Genetivsätzen 1 solche Sätze trennt
wie ass. auät iqbü ,das Wort [das] er sprach', ist mir nicht klar, der
allerdings diese Dinge nur aus sehr weiter Ferne betrachten kann.
Der Status constructus verbürgt doch, wie mir scheint, die geneti-
vische Beziehung, und diese läßt sich ja auch, während Brockelmann
von einer unvollziehbaren Vorstellung' spricht, durch eine Über-
setzung wie ,das Wort deines Gesagthabens' deutlich machen. So
gebe ich (K) ai nallinän buru wieder mit: ,meines Sehens Mädchen',
womit sich buchstäblich deckt auch das gleichbedeutende (M) aj-ln
nale-n buru (A. 166); nale ist Verbalsubstantiv wie nalar, nalld. In
derselben Mundart M kann der Infinitiv ohne Änderung des Sinnes
auch nachstehen; aber dann fehlt das Genetivzeichen: buru ayln
nale Mädchen mein Sehen. Doch dürfen wir dabei nicht an unsere
, Apposition' denken und etwa auf ,meine Liebe' 7 ,meine Hoffnung'
für ,Gegenstand meiner L., IL' verweisen; nale ist rein attributiv,
was sich wohl auch in dem -i verrät mit dem es in der Regel ver-
sehen ist: nalS'i] ebenso wie das auch bei den Aoristformen der Fall
ist: buru ajrin nassi-i oder nassin i (s. unten S. 470) das Mädchen
das ich sah. Dieses -i macht, obwohl es nicht als Nominativzei-
chen zu betrachten, jeder andern Postposition Platz: Nom. buru
ajrin nale-i, Akk. buru ailn naUk-ka.* Aus allen diesen Einzel-
1 Brockelmann behandelt die Genetivsätze it, 532 ff., aber ohne eine Begriffs-
bestimmung von ihnen voranzuschicken. R. setzt uns über die nubisehen Genetiv-
sätze § 432 f. mit kurzen Worten ins klare; doch sind unter seinen Belagen zwei
auszuschalten, weil das Genetivzeichen nicht zu dem Verb dem es angefügt ist,
gehört, sondern zu dem Substantiv das dieses Verb regiert: goröndi hardi-ta äh-
härlon-näne öwin sünti dem Stier (der) den Pflug zog, sein Huf, dbli-his*in
dija-fion-näne ndwa dem Fuchse (der) gestorben ist, sein Fell.
* Abel handelt über diese ,sehr eigenartige Konstruktion 4 8. 67 f. Er
durfte aber nicht behaupten daß wenn das Substantiv auf das sich der In6nitiT
bezieht, im Plural steht, auch von diesem der Plural gebildet werde. Er begeht
ein ähnliches Versehen wie das in der vorherg. Anm. erwähnte, denn in oggi-ri . . .
ßrgis-sin-gü- und oggi-rl . . .firgik-kü- gehört das -gü zu oggi-rt\ das Bemerkenswerte
besteht in der Doppelsetzung des Pluralzeichens (vgl. oben S. 462 urti-gH*r\)* —
Nebenbei gesagt, kann ajgbe 127 nicht »gefallen* bedeuten, sondem nur ,Gefallen
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Eine Erzähluno im Dialekt von Ermenne. 467
Zeichnungen gewinnen wir durch ein paar verbindende und ergän-
zende Züge ein klares Gesamtbild. Das nominale Attribut hat im
Nubischen nicht, wie in der Mehrzahl der Sprachen, immer die
gleiche Stellung; als Genetiv eines Substantivs steht es voran, als
Adjektiv steht es nach (wird der Genetiv nachgesetzt, so wird er
adjektiviert). Übernimmt nun ein Verb die Rolle des Attributs, so
steht es, falls es Verb bleibt, nach (das Mädchen [das] ich sehe);
falls es seine Gestalt ändert, steht es entweder voran — als Verbal-
substantiv im Genetiv (meines Sehens Mädchen), oder es steht nach
— als Verbaladjektiv (das Mädchen [das] essende). Zwischen diesen
mannigfachen gleichsinnigen Ausdrucksweisen finden Ausgleiche statt:
das anfänglich voranstehende Attribut tritt nach, indem es das Ge-
netivzeichen verliert (das Mädchen mein Sehen), das anfänglich
nachstehende tritt vor, indem es das Genetivzeichen annimmt (a. ich
sehe, davon das Mädchen, ß. essend, davon das Mädchen 1 ). Ich muß
nun aber betonen daß ich hier das Wort , Genetivzeichen 4 im allge-
meinsten Sinne brauche (R. Basque 1912, 280 habe ich statt dessen
in ganz unverbindlicher Weise von einem , Ausdruck einer Unter-
ordnung' gesprochen) und nicht ohne weiteres an seine Übersetzbar-
keit denke ; wird doch auch z. B, das franz. la ville de Paris einem
Deutschen kaum als ,die Stadt von Paris' näher gerückt. Die mannig-
faltigen Attributdarstellungen haben einander nun nicht bloß im
finden' = ar. ^^^l sich verwundern und freuen über Akk. (Wahrmund); vgl.
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(KD) agabl zufrieden sein (R.).
1 Diese Verbindung kommt (im K), so viel ich sehe, nur mit dem Regens
tirti (Herr) oder zol, ogig (Mensch), vor, indem dieses unserem derjenige (welcher)
entspricht, also gleichsam nur einen festen Halter zur Anknüpfung des Par-
tizips bildet. Von der Erklärung die ich hier 1912, 114f. dafür gab, unterscheidet
sich die jetzige im Grunde nicht; ich habe sie nur in eine allgemeinere Formel
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anderes als in (dieser; vgl. Mt 10, 22) und ni-na toi (buchst. , wessen Mensch?').
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gekleidet. Der ursprüngliche Sinn von tirti usw. ist dabei so verblaßt daß es sich
sogar an Pronomina heftet; tn in tirti (buchst. ,dieses Herr') Mt 24, 13 ist nichts
anderes als in (dieser; vgl. Mt 10, 22) und ni-na toi (buchst. , wessen Mensch?').
Mt 12, 11 als ni (wer?). — Bei dieser Gelegenheit möchte ich tirti Herr mit teda
dirde ,Heir, Häuptling' vergleichen; die Zusammenstellung der kürzeren Form tir
mit arm. tSr (hier 1912, 104 Anm.) ist schon deshalb weniger wahrscheinlich weil
sie doch wohl die verkürzte ist.
Original fronn
468 Hans Abel.
Rahmen, sondern auch im Kerne beeinflußt, anscheinend sogar über
die mundartlichen Grenzen hinüber (doch lag wohl Getrenntes
früher nahe nebeneinander). Das Verbum finitum hat sich dem In-
finitiv angenähert, durch Fallenlassen der Personal- und zum Teil
der Temporalunterschiede ; es sind Mittelformen, Pseudo-infinitive
entstanden. Dabei half die Gleichheit zwischen dem genetivischen
-n und demjenigen -n mit das so viele Verbalformen beschließt und
doch wiederum im allgemeinen unfest ist. Wie ich schon oben S. 464
Anm. angedeutet habe, ist im D: nalli-n ,der ich sehe', im K: nallin
,ich sehe', und in allen Mdd.: nal-in ,er sieht*, aber dieses kann auch
in gewissen Fällen für nalinn stehen (wie im Baskischen das rela-
tive n regelmäßig mit dem -n des Imperfekts verschmilzt). L. 143 f.
weist darauf hin daß statt -e-n (Genetiv des Infinitivs) sich nicht
selten -in, also anscheinend die Endung der 3. S. Präs. findet und
zwar regelmäßig vor -tän(i) indem, während; worüber das Nähere
bei ihm 162 f. R. § 276 stellt einfach den Gebrauch der 3. S. vor
-tän im FM fest (und ebenso § 277 vor -gön in allen vier Mdd.).
Wenn nun beiden zufolge auch im Aorist die Vertretung aller Per-
sonen durch die 3. S. stattfindet, so reicht dafür die L.sche Auffassung
nicht aus; der Aorist ist vielmehr der Analogie des Präsens gefolgt.
Wie ferner im FM die 3. PI. Praes. die Gestalt eines Genetivs der
3. S. hat (nalin-nan: nalin), so scheint dies die Verwendung dieser
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Form für alle Personen im abhängigen Satz, kurz gesagt als Infi-
nitiv zu erklären; Bedingung ist daß das Subjekt nicht wechselt. Auch
das KD braucht die 3. PL Praes. in ganz gleichem Sinne, wohl unter
dem Einfluß der andern Hauptmundart, da hier die 3. PI. von der 3. S.
durch das r sich scharf unterscheidet (-ran: -innan). Umgekehrt
scheint für den ,Infinitiv* des Aoristes im FM diejenige Formenreihe
zur Grundlage gedient zu haben welche noch im KD besteht. Hier
würden sich zunächst die Singularformen -*i (•sim) } -sum y -sum auf
-sim, die Pluralformen su (sun), su (sun), tan auf -san gereinigt
haben; A. 165 § 129 gibt allerdings nur für den Sing, eine einheitliche
Form an und zwar -si, aber die Beispiele aus dem K 166 und ebenso
die aus dem D 129 ff. bieten statt dessen -Jtn, dessen n A. wahr
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EiNB ERZÄHLUNG IM DlALBKT VON ErMBNME. 469
scheinlich für da9 genetivische gehalten hat. Wie im Praesens wird
dann die 3, PL — bei Gleichheit des Subjekts — wenigstens mit dem
Objektzeichen zur Vertretung der andern Personen gelangt sein ;
so (KD) zumarkikirsdn-gi y (FM) zimarkissan-gd (ich fürchte) belei-
digt zu haben R. § 279, c. Im FM hat sonst -$in über -san
den Sieg davongetragen, ist Alleinherrscher geworden. Hierbei
darf aber eine Schwierigkeit nicht übersehen werden; das i ist hier
lang, im KD kurz. Obwohl ich das nicht zu erklären weiß, scheint
es mir doch unmöglich (M) ajin nassln und (E) ai nalsin den ich sah
A. 166, (M) disln-ga und (K) dlsin-gi ^ich hörte) daß er gestorben
ist A. 175, (M) nogsln-na und (K) nogsin-di weil er gegangen ist
A. 169 usw. voneinander zu trennen. L. 144 äußert sich zwar über
das -n von -sin, das ihm zufolge ein allgemeines Kennzeichen des
Infinitivs, im Präsens nur verdunkelt ist 1 , aber nicht über das -i-
(zum Inf. Präs. >en war doch ein Inf. Aor. -$en zu erwarten). —
Wie nun in unsern Sprachen der Infinitiv seine Zwitternatur durch
die bald verbale, bald substantivische Konstruktion verrät, so auch
im Nubischen. Das Objekt zwar wird immer mit dem Objektzei-
chen -ga } -gi versehen, sogar beim deutlichen Verbalsubstantiv,
z. B. (K) birigsum tek-ki berar-ki er wollte ihn tödten (eig. [das]
ihn Töten) Mk 6, 19. Das Subjekt pflegt beim Verbalsubstantiv
im Genetiv, beim Verbum finitum des abhängigen Satzes im Nomi-
nativ dargestellt zu werden; bei den zuletzt besprochenen Mittel-
formen aber besteht ein starkes Schwanken: FM zieht den Genetiv
vor, KD den Nominativ, z. B. :
(M) Iühannä-n hüntakkoxln-nä, (K) Hana artakkossin-n aharro
nachdem Johannes in Haft gesetzt worden war Mk 1, 14
(M) id tr-fn taddan ki$$ln y (D) ogi<$ er tekkonon täsin der Mann
mit dem du kamst A. 132
(M) urü-n dlixnga ukkis, (D) oru dlsin-gi gigirkori ich hörte daß
der König gestorben sei A. 175.
1 Auch Reihisch Die Stellung des Nuba 24 § 30 erkennt im Inf. Präs. ,daa
Suffix -i, •»', vollständiger -er», -in lautend*. Aber wie läßt sich dann der Schwand
des n in \g<Uire-i, dumine-% (L. 142) erklären?
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470 Hans Abel.
Zuweilen steht auch im FM der Nominativ, so:
Iesu ingä nassin kellä als Jesus, dies sah Mk 10, 14
MüsS nörka äga-bdflisin kitta (äb-bdfitsin (jebelga) den Berg auf
dem Moses mit dem Herrn gesprochen hat R. 261, 4.
Aber anderseits — und damit sind wir beim Schlußpunkt au-
gelangt — zeigt sich im FM der Genetiv nicht selten beim Verbum
finitum im Relativ- und Adverbsatz, z. B.:
burü dj-in ndssi-i das Mädchen das ich sah
burü ir-in ndssin-i das Mädchen das du sahst ; R. 294, 2 ff.
o
burü ü-in ndssu-i das Mädchen das wir sahen
uin kon unniga nammünnu-n nahärka an dem Tage an dem wir
euer Gesicht nicht sehen R. 197, 9 f.
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ir-in nog-käni wenn du weggehst R. 201, 18f.
o
Weiter zunächst bei Abel:
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wild-in-kdbg-a dlj,-ö-kdni wenn der Junge ißt und stirbt 22
wüdin üdi-kani wenn der Junge anzöge 58.
Und dazu führt er selbst S, 2 7 f. drei weitere Belege (darunter
R. 232, 2) aus F-Texten für den Genetiv im Bedingungssatz an. Er
weist auf ,drei, allerdings sämtlich recht problematische Möglich-
keiten* der Erklärung hin; die zweite, die einer Kontamination
(z. B. von tar ki-kdni wenn er kommt, und tar-ln kis-sln- dhara
nachdem er gekommen war) entspricht im wesentlichen der von
mir gegebenen. Wenn er nun für den an die Spitze meiner
jetzigen Ausführung gestellten Satz • wildi-näni .... kironi nicht
einmal an diese Möglichkeiten denkt, so rührt das daher daß er ihn
als beigeordneten statt als untergeordneten faßt. Es ist abzuteilen
kir-on-i als er kam; R. § 442: , Häufig wird in allen Dialekten an die
Suffixe des Verbs im Nebensatze nur ein i angefügt; z. B
äbo aüa-flsini ai kudüd ames (FM) als mein Vater noch lebte, da
war ich noch sehr jung/ Dieses i ist dasselbe i welches dem Ver-
bum finitum in Relativsätzen angefügt wird (s. oben S. 466); wenn L.
194 meint (F) nalsm-i ,den du verflucht hast* sei streng genommen
nalsinni zu schreiben, da hier eine Genetivendung vorliege, so irrt
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Einb Erzählung im Dialekt von Ermenne. 471
er, wenngleich dieses i in der Endung des nachgesetzten Genetivs
ni enthalten ist.
56. fa-tfänara-te-r- ich werde für ihn kaufen. Abel sagt: ,Die
normale Form wäre fa-<fana-tg-r, für das eingeschobene -ar- wüßte
ich keine Analogie/ Er fragt ob -ara~ etwa aus -ada- dissimiliert
sei, indem er auf {jänad äga-te-ri 69 verweist In welchem Sinne
er tfän-ade von ,<fän-ede wie L/ trennt, weiß ich nicht; das -ad- ist
in der Tat nichts anderes als -ed- (vgl. irnad-äge 39. 40. 99 = irfi-
ed-äge 45; uskir-ed-äge 61). Nun bedeutet ede , nehmen', und <jän-ede
,handelnd nehmen' d. i. ,kaufen' bildet den Gegensatz zu <$äno$e ^er-
kaufen'. Im FM wird im erstem Sinn auch §änna-dumme gesagt
(dumme nehmen), dem im KD {jänare (are nehmen) entspricht. Man
hat also die Wahl ob man den Übergang des d zu r oder den
Übertritt einer fremden Form annehmbarer findet.
79. oddir-eje ft-ös ferS-in-kdlci-la als Kranke [sprach sie] schlafe
auf dem Bett. Oddir-eje ist vielmehr zu übersetzen: ,ich bin krank'
sagend; oddiv ist hier nicht das Adjektiv ,krank', wie das Wtb. an-
gibt (und warum öddir i?) } sondern die 1. S. Präs. von dem ebenfalls
gebuchten Verb odde ,krank sein', wovon das Partizip (KD) oddil,
(FM) oddi (auch oddir, vor Vokal) lautet. Ganz so lesen wir bei
R. 202, 16 (F) oddir-ei-fijöson ,ich bin krank' sagend, d. h. indem er
sich krank stellte, legte er sich hin. l Und daß in einer solchen
Verbindung der eigentlich ,sagend' bedeutende Ausdruck ganz ver-
dunkelt ist, sehen wir aus einer andern Stelle bei R. 210, 15: (F)
fljöson dljafireja er legte sich hin, ,ich bin todt' sagend, d. h. sich
todt stellend. Abel betrachtet als das Subjekt von eje die Person
die die ganze Rede (76 — 81) spricht, es ist aber die angeredete
Person. — Ft-ös ist nicht: schlafe, sondern: liege, lege dich. Das
Wtb. hat fie , schlafen' als ein von fle ,sein* verschiedenes Verb;
aber wenn ,sich befinden* durch fle, tlge oder (KD) tege } (nur KD)
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1 Gleich darauf 203, lf : sultän üni oddin-Bja nak-kawdmin wenn sie , unser
Sultan ist krank* sagend ihn besuchten; das Subjekt wechselt, die Vorstellung von
dem Nichtvorhandensein der Krankheit liegt aber auch hier in dem eja y nur han-
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delt es sich nicht mehr um ein ,Sich-stellen\ sondern um ein .Vermeinen 1 .
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472 Hans Abel.
tebe ausgedrückt wird, so sind die besondern Bedeutungen dieser
Verben: liegen, sitzen, stehen. Wir haben im FM nicht nur die
Verbindung: nera-fu schlafend sich befinden, sondern auch die : fija-
nSre liegend schlafen. Die Unterscheidung die Abel S. 52 gibt, ist
daher nicht ganz richtig: ,nere ist „schlafen", firöte „zum Schlafen sich
legen, im Einschlafen sein, einschlafen" (im Wtb. ist nur das letzte
angegeben). Fi(ös)e schließt keineswegs ein ,Schlafen* in sich und
pflegt mit einer Ortsangabe verbunden zu sein; vgl. z. B. R. 219, 3 f.
(F) nög tdnin tüld fijö$on hamsln nahärka in ihrem Hause hielt sie
sich fünfzig Tage auf.
111. sara-mallej nadif-dna ddff-on (das Pferd) vernichtete alle
Blumen vollständig, Abel zweifelt nur an der Herkunft des Verbs
daffe , vernichten' aus dem Arabischen (v35 rasch töten), nicht an
seiner Bedeutung. Nun kann aber daffon doch deshalb nicht so viel
sein wie: ,es vernichtete', weil dazu gehören würde der Akkusativ sdrä
mallikka. Das Pluralzeichen am Verb ist nicht notwendig (vgl. z. B.
kumbü-n-güir malUkka ditt-a alle Eierschalen sammelnd 78; aber
gleich darauf gammi-kdU-Jc-a sie zusammentuend und 80 wiederum
kaSu-kik-kani im Sing., statt -kauwdminiy wenn sie knistern). Mallej
braucht keinerlei Bedenken zu erregen; vgl. z. B. (F) malUx Mk 4,
22 (Abel hat im Wtb. gegenüber dem malle von R. L. A.: malle;
aber es ist unbelegt und läßt sich aus malUkka gegenüber dem
malle-ka der andern nicht entnehmen). Daffon muß bedeuten: ,es
ging zu Grunde*, und so geben R. L. A. in der Tat für (FM)
daf(fe), (KD) dab(be) an: ,verschwinden, vergehen, untergehen, ver-
lorengehen'. Das Wort ist nicht arabischen Ursprungs. Wenn Hassan
daffe mit /weggehen' übersetzte, so mußte Abbl ihm und nicht den
beiden andern Gewährsmännern Glauben schenken. Die Erklärung
von nadif-aiie ist richtig, aber auch allzu zaghaft ausgesprochen; es
brauchte nur auf das von R. unter nadif Gesagte verwiesen zu
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170. farisi-ndni gasdl-la el-kum-mün-ö-ga tannil-f-el-mun-oni,
<jü-oije! in den Gazellen der Erfahrenen fanden wir nichts, (da)
werden wir auch in seiner nichts finden; geh! Ich denke, es wird
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Eine Erzählung im Dialekt von Erkenne. 473
eher — ohne wesentliche Sinnesverschiedenheit — zu übersetzen sein:
was wir in den Gazellen der Erfahrenen nicht gefunden haben, das
werden wir in seiner nicht finden; gehen wir! ,Nichts' würde doch
durch ürtiwi wiedergegeben sein, wie es 168 neben fak-kum-mün-
inni steht. Die Form elkummüno- vermag ich freilich auch nicht zu
erklären. Wegen güojje verweise ich auf (F) fa-güroiä gehen wir
Mk 1, 38; wenn r sich so oft als ,Hiatustilger' findet, muß es in ge-
wissen Fällen zwischen Vokalen geschwunden sein.
H. SCHUCHARDT.
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Verhüllung der jungen Ehefrau vor dem Schwiegervater. —
Winternitz in seinem Artikel ,die Verschleierung der jungen Ehe-
frau im Lalitavistara' (in dieser Ztschr. xxvi, 237) findet es mit Recht
auffällig, daß sich von dieser dem Ethnologen wohlbekannten Sitte
in der brahmanischen Literatur keinerlei Erwähnung findet, wohl
aber in der buddhistischen Literatur und in Berichten aus dem heu-
tigen Penjäb. Beim Lesen seines Artikels fiel mir eine Stelle aus
dem Aitaraya-Brähmapa ein, die mir allerdings in diesen Zusammen-
hang zu gehören scheint, wenn auch der erwähnten Sitte darin nur
beiläufig gedacht wird, so daß die Stelle in der Tat leicht zu über-
sehen war. Bei dem Interesse, das diese Sitte für den Ethnologen
immerhin besitzt, ist es darum vielleicht nicht überflüssig, in Ergän-
zung der Ausführungen von Winternitz auf diese Stelle hinzuweisen.
Da die Erwähnung, wie gesagt, nur beiläufig ist, gebe ich zum vollen
Verständnis den weiteren Zusammenhang.
Indra hat den Drachen Vftra besiegt, die Götter haben ihn im
Kampfe im Stich gelassen, nur die Maruts sind ihm treu geblieben.
Im Vollgefühl seines Sieges beansprucht er nun die Grüße
seines Vaters Prajäpati: Ich will das sein, was du bist, ich will groß
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sein. Prajäpati antwortet: Und was wird aus mir (atha ko 'ham)?
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Eben das, was du jetzt gesagt hast, ist die Antwort. Seitdem führt
Prajäpati den Namen Kas (wer?), Indra dagegen heißt nun Mahendra,
der große Indra. Die Götter wenden sich nun an seine Lieblingsfrau
Original fronn
Kleine Mitteilungen. 475
Präsaha, um durch deren Vermittlung trotz ihrer Flucht doch einen
Anteil am Somaopfer zu erlangen, was ihnen auch gelingt
Im Zusammenhang nun mit dieser Erwähnung von Eas und
Präsaha wird ein Siegeszauber mitgeteilt. Wie die vedischen Göt-
tinnen im allgemeinen nur die Energien oder Potenzen (gakti) ihrer
männlichen Äquivalente sind, wie Indra, der Heerkönig unter den
Göttern, das Ebenbild der irdischen Heerkönige, und wie deren gakti
ihre Armee ist, so gelangte man mit der eigentümlichen symbolisti-
schen Logik, die für die Brähma^a-Epoche charakteristisch ist, dazu,
die Armee, und zwar nicht nur in abstracto, sondern jedes einzelne
Heer, das eigne wie das feindliche, mit Indras Frau zu identifizieren;
cf. auch Taittiriya - Sainhitä n, 2, 8, 1: IndrOnl vai senäyai devatä
,Indr&Qi ist die Göttin des Heeres'. Unsere Stelle lautet nun (Ait.-
Br. in, 22, 7): send va Indrasya priyä jäyä vävätä Präsaha näma,
Ko näma Prajäpatih gvaguras. tad yäsya käme send jayet, tasyä
ardhät tistharhs tfnam ubhayatah paricchidyetarärh senätn abhy asyet:
Präsahe Kas tvä pagyatiti. tad yathaivädah snufä gvagurül laj-
jamänä niliyamänaity, evam eva sä*senä bhajyamdnä niliyamär
naiti yatraivam vidväms tj^nam ubhayatah paricchidyetarärii senäm
abhy asyati: Präsahe Kas tvä pagyatiti. ,Indras Lieblingsfrau, Präsah ä
mit Namen, ist die Armee, Prajäpati, Kas genannt, ihr Schwieger-
vater. Darum, welche Armee nach seinem (des Hotr) Wunsche siegen
soll, in der halben Entfernung von dieser stehend, soll er einen
Grashalm an beiden Enden beschneiden und auf das feindliche Heer
werfen, mit den Worten: Präsaha, Kas sieht dich. Alsdann, gerade
wie dort (im gewöhnlichen Leben) die Schnur vor dem Schwieger-
vater sich schamhaft verbirgt, ebenso wird dieses Heer zersprengt
(eig. gebrochen) und zerstreut sich, wo ein so Wissender einen Gras-
halm an beiden Enden beschneidet und auf das feindliche Heer
wirft, mit den Worten: Prasahä, Kas sieht dich/ Dazu Sayana:
anücänänäm igänäih vä grhesu yuvatih snusä gvagurarh dj'ftvä tasmäl
lajjamQnä lajjärh präpnuvatl nillyamänä vasträvagunthanahastädya-
ngasamkocena tirohiteva sati yathä gfhäbhyantaram ägacchati \ evam
eva sä paraklyä senäbhimantritatj-narüpästraprakfepena bhajyamänä
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476 Kleine Mitteilungen.
satl tatra taträranyaparvatädi§u nüiyamänä tirohitä satl svaläyarh
degam eti: ,Wie in den Häusern von Studierten oder großen Herren
die junge Schwiegertochter, wenn sie den Schwiegervater erblickt,
sich vor ihm, Scham empfindend, verbirgt, d. h. durch Zusammen-
krümmen des Körpers hinter Gewand, Schleier, Händen u. ä. gleich-
sam verschwindet und ins Innere des Hauses zurückkehrt, ebenso
wird das feindliche Heer durch Werfen eines Geschosses in Gestalt
des bezauberten Grashalmes zersprengt, verschwindet da und dort in
Wäldern, Bergen usw. und kehrt in sein Land zurück/
Haug übersetzt die betreffenden Worte: just as a daughter-in-
law becomes abashed and faints, when seeing her father-in-law (for
the first time). In den in Klammern von ihm zugefügten Worten
liegt eine Verwässerung, zu der weder Text noch Kommentar, wie
die obige wörtliche Übersetzung zeigt, eine Handhabe bieten, und
die, für seine Zeit entschuldbar, heute kaum noch einen Fürsprecher
finden dürfte. Ich glaube vielmehr, daß man in dieser Brfthma^astelle
eine Parallele zu der Lalitavistarastelle erblicken dürfte, selbst wenn
nicht in beiden zufällig dasselbe Verbum (pratiltnä-niliyamänä) ver-
wendet würde. Und die Stelle liefert so, wie mir scheint, einen gül-
tigen Beweis für die Geltung dieser Sitte in der Zeit des Aitareya
auch in brahmanischen Kreisen. Denn der Brauch wird ja hier
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nicht vorgeschrieben, so daß er bei dem Schweigen der Grhyasütras
und Gesetzbücher über diesen Punkt etwa als vereinzelte Velleität
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angesprochen werden könnte, sondern es wird auf ihn als einen allge-
mein bekannten hingewiesen, und der Glaube an die Wirksamkeit
und der ganze Ursprung des Zaubers beruht auf dieser landläufigen
Vorstellung von dem schamhaften und verwirrten Rückzug der Schwie-
gertochter vor dem Vater ihres Gatten.
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Während in der Brähmapastelle nur vom Schwiegervater die
Rede ist, erstreckt sich in der etwa ein Jahrtausend jüngeren Lali-
tavistarastelle die Tabuierung auch auf die Schwiegermutter und
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den antarjana. Man könnte versucht sein, daraus eine Art Ent-
wicklung zu konstruieren und diese für die Frage nach dem Ursprung
des Brauches zu verwerten; doch ist zu bedenken, daß im Aitareya
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Kleine Mitteilungen. 477
eben nach dem ganzen Eontext nur der Schwiegervater als Parallele
zu Prajäpati, dem Vater des Indra, in Betracht kommt. Vielleicht
finden sich doch noch andere Stellen in der brahmanischen Literatur,
die uns auch über diese Frage Aufschluß erteilen.
Im Anschluß daran mag noch auf ein anderes Zeugnis für das
heutige Überleben der Sitte, und zwar in Rajputen- Kreisen, hinge-
wiesen werden: ,Another custom connected with marriage ; which
students of comparative ethnography will also recognize as a sur-
vival of more primitive ideas, may be referred to here. In Räjput
families of Tirhut it is considered contrary to etiquette for a young
married couple to see each other by day so long as the husband's
parents are alive, and in particular they must avoid being seen to-
gether by the husband's parents, and must not speak to one another
in their presence. It is of course extremely difficult to ascertain how
far a rule of this sort is actually observed, but I am assured that
young married couples are very careful to avoid infringing it, although
as they grow older their solicitude on this point is apt to wear off'
(Ri8ley, Ethnographie Appendices to the Census of India 1901.
Calcutta 1903).
Heidelberg, Oktober 1913.
B. LlJBBlCH.
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478 Verzeichnis eingegangener Druckschriften.
Verzeichnis der bis znm SchluÖ des Jahres 1913 bei der Redaktion
der WZKM eingegangenen Druckschriften.
Adamov, Aleksander, Irak arabskij. Bassorskij vilajet v jego proslom i nasto-
jaäfem. — S. Petersburg, 1912.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno cccx. 1913. Rendiconto dell 1 adu-
nanza solennedel 1° giugno 1913 onorata dalla presenza di sua Maestä il
R6. Vol. II. — Roma, Tipografia dclla R. Accademia dei Lincei, 1913.
Avalon, Arthur, Tantra of the great liberation (Mahänirväna Tantra). A trans-
literation from tbe Sanscrit, with introduction and commentary. — London,
Luzac & Co., 1913.
Avalon, Arthur and Ellen, HymnstotheGoddes; translated from the Sanscrit
— London, Luzac & Co., 1913.
BlumhArdt, J. F., A supplementary catalogue of Hindi books in the library
of the British Museum, acquired during the years 1893 — 1912. —
London, Longmans & Co., 1913.
Büchner, Victor Fridericus, Merovingica. Dissertatio inauguralis. — Amste-
lodami apud H. Meulenhoff, mdccccxiii.
Chabot, J. B., S. Cyrilli Alexandrini commentarii in Lucam; pars prior. —
Corpus scriptorum Christianorum orientalium; scriptores Syri; textus,
series quarta, tomus i. — Parisiis, Carolus Poussielgue, mdccccxii.
Charles Jean F., Les lettres de Hammurapi k Sin-idinnam; transcription,
traduction et commentaire, precädees d'une £tude sur deux caractferes du
style Assyro-Babylonien. — Paris, GAbalda, 1913.
Cheikho, L., Catalogue raisonne des Mss. historiques de la biblioth6que Orientale
del'universitä St. Joseph. M^langes de la Faculte Orientale Beyrouth (Syrie),
extrait du tome vi, pp. 21 3 seq., 1913.
Christian, Viktor, Die Namen der assyrisch-babylonischen Keilschriftzeichen.
Mitteilungen der vorderasiatischen Gesellschaft (£. V.)l913. 1. 18. Jahr-
gang. — Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1913.
Cohen, Marcel, Le parier Arabe des Juifs d' Alger. (Collection linguistique
publice par la Soci6t6 de linguistique de Paris. 4°.) — Paris, Champion,
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1912.
Deromps, Mathilde, Les vingt-cinq ricits du mauvais genic; traduits de
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1* Hindi. — Paris, Paul Gelthner, 1912.
Deutsche Aksum-Expedition, herausgegeben von der Generalverwaltung der kgl.
Museen zu Berlin.
Original from
Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 479
Band i. Reisebericht der Expedition, Topographie und Geschichte Aksums
von Enno Littmann unter Mitwirkung von Theodor v. Lüpee
mit 3 Tafeln und 44 Textabbildungen.
Band n. Ältere Denkmäler Nordabessiniens von Daniel Krencker mit
Beiträgen von Theodor v. Lüpee und einem Anhang von Robert
Zahn. Text mit 439 Abbildungen. Tafeln (separat).
Band in. Profan- und Kultbauten Nordabessiniens aus älterer und
neuerer Zeit von Theodor v. Lüpee unter Mitwirkung von Enno
Littmann und Daniel Krencker mit 11 Tafeln und 281 Text-
abbildungen.
Band iv. Sabäische, griechische und altabessinische Inschriften von
Enno Littmann mit 6 Tafeln, 1 Karte und 109 Textabbildungen.
— Berlin, Georo Reimer, 1913.
Epigraphia Zeylanica, being lithic and other inscriptions of Ceylon. Ed. et
transl. by Don Martino de Zilva Wickremasinghe. Vol. II, Part i. Archeo-
logical Survey of Ceylon. — London, Henry Frowde, 1912.
Felber, Erwin, Die indische Musik der vedischen und der klassischen Zeit.
Studie zur Geschichte der Rezitation, mit Texten und Übersetzungen von
BernhardGeiger. xxin. Mitteilung der Phonogramm- Archivs-Kommission.
Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wiss. in Wien, phil.hist. Klasse,
170. Bd., 7. Abh. — Wien, Alpred Holder, 1912.
Fischer, Leopold, Die Urkunden im Talmud; zusammengestellt, erklärt und
mit den Ausgrabungen verglichen. — Berlin, Mater & Müller, 1912.
Frankenberq, Wilhelm, Der Organismus der semitischen Wortbildung. Bei-
hefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft xxvi. — Gießen,
Alfred Töpelmann, 1913.
Friederici, Georg, Untersuchungen über eine melanesische Wanderstraße.
— Wissenschaftliche Ergebnisse einer amtlichen Forschungsreise nach
dem Bismarckarchipel im Jahre 1 908. in. — Wissenschaftliche Beihefte zum
deutschen Kolonialblattc. — Mitteilungen aus den deutschen Schutzge-
bieten. Ergänzungsheft No. 7. — Berlin, E. S. Mittler und Sohn, 1913.
Gandz, Salomon, Die Mu allaqa deslmrulqais; übersetzt und erklärt. Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der Wiss. in Wien, phil.-hist. Klasse, 170.
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Bd., 4. Abh. — Wien, Alfred Holder, 1913.
Gerini, G. E., Siam and its produetions, arts and manufactures. A descriptive
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catalogue of the Siamese section at the international ezhibition of industry
and labour held in Turin April 29 — November 19, 1911, supplemented
with historical, technical, commercial, and Statistical summaries on each
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subjeet; with contributions from several specialist writers, and illustrated
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480 Verzeichnis eingeoangener Druckschriften.
with numerous plates, a specially designed map of Siam in colours, a plan,
and a trichromic picture of the Siamese pavilion. English edition, 1912.
Gibb, E. J. W., Memorial Series.
Vol. in, 4: Ei-Khazrejfs hißtory of the Resüli Dynasty of Yemen. Text:
Part I, ed. by Muhammad c Asal.
Vol. VII, 5: The Tajärib al-Umam or bistory of Ibn Miskawayh (Abu
Ali A^inad B. Muhammad);* reproduced in facsimile from the Ms.
at Constantinople in the Ayä Süfiyya library with a summary and
index by Leone Caetani.
Vol. xvi, 1: The Ta nkh-i-Jahän-Gusha of c Ala 'u 'd-Din c Afca Malik i-
Juwayni (composed in A. H. 668 = A. D. 1260) Part i, containing
the history of Chingiz Kh&n and hiß sueeessors, ed. with an intro-
duetion, noteß and indices from several old Mßß. by Mi na Mu^am-
mad ibn Abda 1-Wahhdb-i-Qazwfni.
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Vol. xix: The governors and judgea of Egypt or Kitäb el 'UmarÄ (el
Wuläh) wa Kitäb el Qudäh of el Kindl together with an appendix
derived moßtly from Raf' el I§r by Ibn Hajar ed. by Rhu von Guest.
Vol. xx: The Kitäb al-Ansäb of Abd al-Karlm ibn Muhammad al-Sam äni,
reproduced in facsimile from the manußcript in the British Mu*
ßeum add. 23, 355 with an introduction by D. S. Marooliouth.
— Leyden, E., J. Brill; London, Lüzao & Co., 1912, 1913.
GranTha Pradarsani, A eollection of rare and ancient oriental works, 40, 41,
42. Ed. a. publ. by S. P. V. Ranganathasvami Aryavaraguru. At the
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1913.
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aus jAnthropos*, Bd. vin. — Wien, Mechitaristenbuchdruckerei, 19 13«
Horae Semiticae No. X. The commentaries of Isho dad of Merv, bishof of Ha-
datha, vol. IV. Acts of Apostles and three Catholic epistles in Syriac and
Englisb, ed. et transl. by M. D Gibson with an introduction by J.'Rendel
Harris. — Cambridge at the University Press, 1913.
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erläutert. — Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients,
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von C. H. Becker. — Straßburg, Verlag von Karl J. Trübner, 1913*
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Das Citralakshana. Nach dem tibetischen Tanjur herausgegeben und
übersetzt, mit einer Subvention der königl. bayer. Akad. der Wiss. aus
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Light of the truth or the Siddhänta Dipikä and ägamic review. A monthly
Journal devoted to the study of the Agamänta or the Saiva Siddhänta
philosophy and mysticism, Indo-Dravidian culture and the organ of the
Saiva Siddhänta Mahä Samäja. Vol. xm, 7, 10. — Madras, at the
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