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Full text of "WuerttFranken_NF5_9"

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Wiirttembergisch Franken. 

Neue Folge. 

v. 

B E^L AGE 

zu den 

Wflrttembergischen Vierteljahrsheften 

fur Landesgeschichte ' 

voin 

HistorischenVerein fiir Wiirttemb. Franken. 

Mit 2 Tafeln. 



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Schw. Hall. 

Druck von Emil Schwend. 
1894. 



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Harvard CbHege Lili ny i 

AUG 13 1911 

ITohcnzollern Collection 
Gift of A. r c:oo]idfire 






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^■^ Inhalts-Verzeichnis. 



1. Kerler, Urkundliches zur Geschichte des Pramonstratenserinnen- 

klosters Schaftersheim 1155—1487 . S. 1. 

2. Hassler, Haller Pfennigs Mit Tafel S. 23. 

3. Hartmann, Johannes Drandorf, ein Vorkampfer fiir Weinsbergs 

Recht 1425 S. 32. 

4. Kolb, Der Haller Bildhauer Leonhard Kern. Mit Tafel .... S. 48. 

5. Hartmann, Lokalgeschichtliche Kleinigkeiten. Fortsetzung ... S. 64. 

6) Der niittelalterliche Judeneid. 

7) Weikersheimer Goldschmiedeordnung von 1593. 

8) Die grosse Wasserflut vom 29. Sept. 1732. 

9) Instruktion fur den Bettelvogt zu Weikersheim. 
10)^ Zur Geschichte der Ausubung des Collationsrechts. 

6. Stand des Historischen Vereins fur Wurttembergisch Franken im August 1894. 



Bemerkung. Die Hefte der „Neuen Folge" erscheinen hiemit in verandertem 
Format, da es angemessen schien, in Anbequemung an die Wurttembergischen 
Vierteljahrshefte, die seit ihrer Neugestaltung in Oktav ausgegeben werden, 
dieses selbe Format zu wahlen statt des fruher ublichen Quartformats. 



Berichtignng. S. 23 Zeile 3 von ohen statt „ersten Tafel" lies: zweiten TafeL 



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Urkundliches zur Geschichte des Pramonstratenserinnen- 
klosters Schaftersheim 1155—1437. 

Mitgeteilt von Dr. Kerler, Oberbibliothekar in Wurzburg. 



Was von Originalurkunden des eheinaligen Frauenklosters 
Schaftersheim noch erhalten ist, hat man zumeist in dem Ftirstl. 
Hohenlohe'schen Archiv zu Oehringen zu suchen. Ausziige aus einer 
betrachtlichen Anzahl Schaftersheimer Urkunden verdankt man dem 
fleissigen frankischen Historiker Wibel, der sie seiner „Hohenlohischen 
Ityrchen- und Reformation shistorie" ein verleibte (vgl. bes. Tl. 2 S. 226 f.). 
Diese Ausziige gingen, so mangelhaft und diirftig sie audi siud, in 
den von Schaftersheim handelnden Abschnitt der Beschreibung des 
Oberamts Mergentheim S. 722—730 tiber. In dem Wirtembergischen 
Urkundenbuch Bd. 2—4 sind die Urkunden bis zum Jahre 1250 
veroftentlicht. Ware dieses monumentale Werk schon weiter vor- 
geriickt, oder wiirden wir — was ebenso unbillig als unverst&ndig 
wai'e — ein sehr rasches Erscheinen der weiteren Bande in Aussicht 
nehmen, so wiirden wir von vornherein von dem Versuche abstehen, 
die Freunde frankischer Geschichte mit einem Kopialbuch des 
Klosters Schaftersheim bekannt zu machen, dessen Urkunden wir 
ihnen wenigstens in Regestenform bieten mochten. Es ist eine Papier- 
handschrift von 123 Blattern und gehort der Universitats-Bibliothek 
Wurzburg (M. ch. f. 344). In sehr iiblem Zustande ist sie auf uns 
gekommen; nicht nur dass sie an den Randern und Ecken durch 
Feuchtigkeit und andere schlimme Einflusse stark beschadigt ist, 
es fehlt ihr auch eine ganze Lage von 12 Blattern. Sie ist fast 
durchweg von der Hand des Klostergeistlichen geschrieben, von dem 
sofort die Rede sein wird; nur f. 110 a hat eine etwas spatere Hand 
einen Nachtrag geliefert. 

Wahrend wir nicht wissen , wie sich das Kopialbuch nach 
Wurzburg verirrte, sind wir liber seine Entstehung und seinen Ver- 
fasser genau unterrichtet durch ein Vorwort: „Es ist zu wissen, 
alss man zalt von Crist gebiirt thausent vierhundert und in- dem 

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2 K e r 1 e r 

sechsundvierzigsten jore uf den nechsten freitag noch unser frawen 
tag liechtmesse genant [1446 Febr. 4] durch fleissiger bete willen der 
erbern geistlichen frawen fraw Anna Lichart Hewserin ein meistrein 
zu den zeiten zu Scheffterszhein und die erbern frawen alje gemeinglich 
der samnunge doselbst lion ich Engelhart Koerner, ein capplan zu 
dem mole der obgenanten frawen aller, abgeschriben und zu dewtsch 
gemacht ire brief, die danne gehoren zu demselben vorgenanten 
closter. und sein begrifFen noch einander in disem gegenwertigen 
buche." Als Lobn fiir seine Arbeit versprechen ihm vor Zeugen die 
Klosterfrauen gottesdienstliche Feiern, insbesondere die Begehung 
seines Jahrestags. 

Der Zweck, den Korner verfolgt, ist ein rein praktischer ; er will 
die Urkunden iiber die Klosterguter zusammenstellen und, soweit 
erforderlich, verdeutschen, damit die Frauen, in deren Dienst er steht, 
in stand gesetzt seien, bei etwaigen Streitigkeiten vor Gericht sich oder 
ihren Fiirsprech mit den notigen Verteidigungsmitteln auszustatten. 
So gruppiert er denn die Guterkomplexe, die im Lauf der Zeit in den 
Besitz des Klosters iibergegangen ; schickt seiner Arbeit ein orien- 
tierendes Register voraus; hebt da und dort nur die wichtigsten 
Momente heraus (cf. f. 112 a ; 94; 98 b ; 99); weist auf prozessualische 
Schwierigkeiten hin , die sich erheben konnten (f. 72 a und 32 a) - 
rat, im Fall der Not auch diejenigen Urkunden durchzusehen , die 
er nicht beriicksichtigt habe, weil sie ihm bedeutungslos erschienen 
(f. 115 b ); und beschreibt, wo im Archiv Urkunden liegen, wo das 
Sigel des Klosters verwahrt sei. Es war eine schwierige Aufgabe 
fur die Sch&ftersheimer Frauen, den vielen Angriffen auf ihren 
stattlichen Besitz Widerstand zu leisten ; um so willkommener musste 
ihnen die Sammlung sein, welche ihnen einen raschen und bequemen 
Einblick in ihre Rechtstitel gewahrte. 

Fur uns hat das Kopialbuch eine nicht geringe historische 
Bedeutung, erfahren wir doch aus ihm uber das Kloster, seine 
Bewohner, die Entstehung und die Ausdehnung seines Grundbesitzes 
manches Wissenswerte. So lasst sich eine ansehnliche Reihe von 
Meisterinnen herstellen : 1251 Bertha (f. 80 a) ; 1260 Juta genannt von 
Schillingsfurst(f. 11a); 1262 Bertha (f. 24 b und 72 *>) ; 1300 Elzbeth 
von Hohenloch (f. 34 b ), Adelheit von Bocksperg, die altere Meisterin 
(ebenda) ; - 1322 Elizabeth genannt von Wolffelden (f.l03»»); 1328 
Kathrin von Bloach (f. 62 1») ; 1333 Jutte von Seldeneck (f. 26 1>); 
1335 Jutte eptissin [sic!J (f. 60 1») ; 1338 Kathrin von Bloach (f. 74 b) ; 
1339 dieselbe (f. 75»>); 1347 Agathe von Oren (f. 42^; 43i> ; 55 »>); 



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Zur Geschichte des Priimonstratenserinnenklosters Sthaftersheim. 3 

• 

1351 Gerhaws von Seldeneck (f. 44 a); 1355 Agnes (f. 67 b); 1367 
Elizabeth von Mergentheim (f. 8*> und 36 a); 1387 Frau Guthe 
(f. 104 *>; 109 b); UllKathreinRebstockin (f.94a); 1413 Elizabeth 
von Meynberg (f. 113 a); 1422 Irmel von Berlichingeu (f. 64 a); 
1437 Irmeldrawt von Berlichingen (f. 116 a); 1446 Anna Lichart 
Hewserin (s. Vorwort). Ferner werden einige Klosterfrauen ge- 
nannt : Heydwig , Agnes und Felicie von Oren 1328 (f. 62 a ) ; in 
demselben Jahre Agnes von Kennikein (ebenda und f. 61 a) ; 1368 
Adelheid von Horenburg, Muhme der Geschwister Heinrich, Paul 
und Kathrein von Seldeneck (f. 38 a ); 1413 Kathrina von Reben- 
stock (f. 113 a ). Zur Besorgung der Gottesdienste hatte der Konvent 
seine Geistlichen : 1226 erscheint ein Sifridus prepositus in Sceftirs- 
heim (Wirtbg. Urk.-Buch 3,191 nr. 709); 1293 Propst Eberhard 
(Kopial-Buch f. 33 l) ) ; in derselben Urkunde werden erw&hnt Arnold 
und Hertlyp Kaplane zu Sch., Bruder Albrecht und Bruder Heinrich 
Conversen desselben Gotteshauses ; 1300 die Kaplane Berchtolt und 
Johann (f. 34 1 >); 1322 die drei Kaplane Johann, Peter und Seyfrid 
(f. 104 a); 1390 Kaplan Seyfrid (f. 107 a). 

Ueber die innere Geschichte desKlosters geben unsere Urkunden 
keine Auskunft. Sie lassen aber ersehen, dass sein Grundbesitz 
durch Kauf, Schenkung und Vermiichtnis statig wuchs. Wie gross 
er im Jahre 1445—46 war, kann man dem Ausgaben- und Ein- 
nahmenregister fur die genannten Jahre entnehmen, das Korner 
auf seine Urkunden- Abschriften in unserem Kodex folgen lasst und 
das fur die Orts- und Wirtschaftsgeschichte wichtig genug ist, urn 
auch seine Yeroffentlichung zu rechtfertigen. Klosterbeamte, welchen 
die Verwaltung ubertragen war , werden in den Urkunden hochst 
selten erwahnt: 1339 ein Schaffner Konrad (f. 75 1>). Zwei Schult- 
heissen des Klosters finden sich in einer Urkunde von 1262 : Wortwin 
und Konrad (f. 2 h ). Die geistliche Oberaufsicht fiihrte der Abt 
des Pramonstratenserklosters Oberzell bei Wurzburg : Pabst Inno- 
cenz IV. setzte in einer Urkunde 1245 Aug. 21 Umfang und Art 
dieses Verhaltnisses fest (Wirtembg. Urk.-Buch 4, 108—109 nr. 1051); 
„mit laAvbe des heren apts zu Zelle, dem dann zustet doselbst die 
rechte vetterlichen ordenschaft" heisst es in einer Urkunde von 1262 
(Kop.-Buch f. 12^). 

Niclit geringe Ausbeute gewahrt das vorliegende Kopialbuch 
fur die 'Geschichte der zu dem Kloster in Beziehung tretenden 
frankischen Familien, welche in grosser Anzahl die Zeugen und 
Btirgen bei den Kaufgeschaften, milde Wohlthater und Ordensfrauen 



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4 Kerler 

lieferten. Ueberzeugt von der Wichtigkeit der urkundlichen Be- 
zeugung (lurch einzelnePersonlichkeitenaus dem hoheren undniederen 
Adel haben wir es nicht unterlassen, sftmtliche Personennamen, wie 
sie in den Urkunden der Sammlung vorkornmen, in unsere Regesten 
aufzunehmen. Auch fiir die historische Topographie des Tauber- 
grundes durfte sich einiger Gewinn ergeben. Beispielsweise fiihren 
wir aus einer einzigen Urkunde aus dem Jahre 1376 folgende Flur- 
namen der Tauberrettersheimer Markung an: „uf dem briiel; in 
der lachen; bei dem creuz; ob der heiligen weiden und stosst uf 
den amptacker ; in der tetenbiint" (f. 48 a) ; „in dem rennflur" (f. 50 b 
und f. 52 b); vgl. weiter f. 56; 58 a; 63 a). 

Es moge an diesem Orte gestattet sein, darauf aufmerksam 
zu machen, dass Urkunden, die sich auf den ersten Anblick als 
ganz formelhaft darstellen, bei naherer Priifung immerhin beachtens- 
werte Momente aufweisen. So ist in den Dokunienten, die wir hier 
vor uns haben, die Berufung auf das Partikularrecht nicht zu iiber- 
sehen : „als freies eigenes gutes recht ist in Franckenlande" <f. 75 a 
cf. f. 28 b und 79 a ) ; n alz eiginer gut recht ist in dem lande zu 
Francken jor und tag a (f. 51a c f. f. 54 l) und 58 b ) j „als eiginer gut 
recht ist und noch gewonheit des Jandes zu Francken" (f. 45 a cf. 
f.38 a ; 43 a ; 47a); „als lehensrecht ist in dem lande zu Francken" 
(f. 70 b cf . 28 b ) ; „als site und gewonlichen ist in dem lande zu 
Francken" (f. 71 a) ; n als sittlich und gewonlich ist im herzogentum 
zu Wiirzburg* (f. 36 b ). Letztere Formel bezieht sich auf die Auf- 
gabe von verkauften Gtilten und Giitern, welche „mit munde, mit 
handen und mithalme" erfolgte (cf. f. 36 b ; 27 a; 51 a), und die wol 
auch eine besondere Bestatigitng dadurch erhielt, dass der Schenker 
oder Verkaufer alljfthrlich ein Pfund Wachs zu besonderer Beurkun- 
dung zu opfern versprach (cf. f. 33 a ; 34 a). Viel haufiger kommt vor, 
dass der Verkaufer die Verpflichtung iibernahm, eine Burgschaft 
dafur zu stellen, dass der Kaufer auch wirklich in vollen und un- 
beeintrSchtigten Besitz seines neuerworbenen Eigentums gelange. 
In diesen Fallen kam das bekannte mittelalterliche Rechtsinstitut 
des Einlagers zur Anwendung, von welchem ausfiihiiich „Friedlander, 
das Einlager. Ein Beitrag zur deutschen Rechtsgeschichte . . . 
Minister 1868" handelt, vgl. auch Bazing in Wiirttbg. Vierteljahrs- 
hefte N. F. 1, 415 f. Als Ort, an welchem das Einlager abgehalten 
werden soil, erscheint in der Regel Weikersheini, doch auch Roten- 
burg (f. 41a), Rottingen (f. 45 b ). Auch ein Geistlicher wird als 
Biirge gestellt, und zwar mit der Verpflichtung zura Einlager in 



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Zur Geschichte des Pramonstratenserinnenklosters Schaftersheim. 5 

Weikersheim, nicht, wie es fur die Kleriker iiblich war, in einem 
Kloster (vgl. unser Regest 1326 Aug. 23 mit Friedliinder a. a. 0. 82). 
So zahlreicli nun auch die Verspiechen des Einlagers in unsern 
Urkunden vorkommen, so bieten sie docli keine Abweichung von den 
gewohnlichen Formen, unter welchen sich diese Burgschaft zu voll- 
ziehen hatte, und die in der angefuhrten Scbrift eingehend beschrieben 
werden. 

Vielleicht giebt vorliegender Beitrag zur Geschichte des Klosters 
Schaftersheim einem oder dem andern Forscher in der heimatlichen 
Vergangenheit Anlass, genaue und inhaltsreiche Regesten fur andere 
frankische Kloster oder Geschlechter zu verfassen ; aber wir wieder- 
holen „genaue a , denn in der Auffiihrung der Grundmauern eines 
Gebaudes darf kein Fehlei- gemacht werden. 

o. 0. u. J. Aufzeichnung iiber die Belehnung des Crafft von Rettersshein durcli 
den Eon vent von Schaftersheim mit den von ihm dem Gotteshaus zu Scli. 
vermachten im Dorfe Rettersshein gelegenen Giitern, von denrn or jahrlich 
an Lichtmess 5'Pfd. Wachs entrichten solle. — Zeugen: Seyfrid ein Probst 
zu Scb M Hartman ein Priester und der ganze Konvent desselben Stifts, 
Heinrich ein Schultheiss von Rittheym, Ulrich Marscbalk von Rotingen, 
Friderich ein Keller zu Rotingen und ander mebr frorame Leute. 
Kopial-Buch f. 69 a. 

1155 Okt. 29. K.-B. f. 10 a — b. Deutscbe Uebersetzung des im Wirtembergischen 
Urk.-Buch 2, 94 nr. 351 gedruckten lateiniscben Originals. 

1172 Apr. 19. K.-B. f. 4 a — 5 a. Deutsche Uebersetzung des im Wirtembg. Urk.-B. 
2, 168—169 nr. 398 gedr. lat. Originals. 

1218 Nov. 2. K.-B, f. 6 a — 7 a. Deutscbe Uebersetzung des im Wirtembg. Urk.-B. 
3, 87—88 nr. 620 gedr. lat. Originals. 

1225 Mai 21. K.-B. f. 5 b. Deutsche Uebersetzung des im Wirtembg. Urk.-B. 3, 173 
nr. 693 gedr. lat Orig. 

1226 s. d. K.-B. f. 66 b — 07 a. Deutscbe Uebersetzung des im Wirtembg. Urk.-B. 
3, 191—192 nr. 709 gedr. lat. Orig. 

[1250] s. d. K.-B. f. 93 a— b. Deutscbe Uebersetzung des im Wirtembg. Urk.-B. 
4,204—205 nr. 1140 gedr. lat. Orig. 

1251 Mrz. 18. K.-B. f. 80 a— b. Deutsche Uebersetzung des im Wirtembg. Urk.-B. 
4,254—255 nr. 1186 gedr. lat. Orig. 

1258 s. d. Albiecht genannt von Hohenlohe gibt am ersten Jahrestag seiner Fran 
Kunigunde etliche Giiter zu Kleinen Happach an das Kloster Sen., welches 
dafiir die Verpflichtung iibernimmt, auf dem Grabe seiner dort bestatteten 
Frau ein ewiges Licht zu unterhalten. — Zeugen : Unser 1. Mutter Frau 
Richza und unser 1. Bruder Crafft und Conrad. 

K.-B. f. 41b — 42 a. Deutsche Uebersetzung. 

Gedruckt in Ilansselmann, . . . Landeshoheit ... 418. 



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fi Kerler 

1260 Okt. l. Rotenburg. Ulrich llerr von Warperck bekennt, dass er sein Dorf" 
Elppersshein der edeln Frau Juta genannt von Schillingsfurst verkauft babe. — 
Zeugen: Engelhart von Bebenburg, Gemot von Partenstein , Herman ein 
Schultheiss und sein Sohn Friderich, Marquard von Waenbuch, Conrad 
Scheczlin, Marquard Ilouesman, Scyfrid Kkkir, Heinrich Herbot, Seyfrid 
Uftemsteine, Herword Herren Ulricliss Bruder von Warpurk, Heinrich von 
Hausen, Herman von dem Rode u. a. m. 

dat. 1260 s. Remigius T. bei Rotenburg. 
K.-B. f. 11a — b. Deutsche Uebersetzung. 

1261 Mrz. 22. Walther ein Schenke auf dem koniglichen Saale zu Limpurg gibt 
seine Zustimmung zu dem zwischen seiner Base Juta genannt von Rotingen 
und seinem Schwiiher Ulrich von Warperg in Betreff der Giiter zu Elperss- 
heim abgeschlossenen Kaufgeschaft. — Zeugen : Conrad von Williberg, Conrad 
ein Ritter von Hesintal, Albrecht ein Ritter von Hurtelberg. 

dat. 1261, 11. kal. apr. 

K.-B. f. lib. Deutsche Uebersetzung. 

1262 s. d. Obernhawsen. Bertha Meisterin und iler -Konvent zu Sch. thun kund, 
dass Herr Burchard ein Ritter genannt von Amelungssbagen und seine Sonne 
Heinrich und Burchard schiedsrichterlicher Entscheidung zufolge auf den 
Wald verzichten, der zu des Klosters Hof in Ulinsbacli gehort — Zeugen : 
Conrad von Schrozberg, Hugo von Bloach und sein Sohn Heinrich, Ulrich 
von Bloach, Heinrich vou Lawtenbach, Heinrich -etwan ein Kellner zu 
Weikersheim , Wortwin und Conrad Schultheissen „unsers Klosters". 

K.-B. f. 72 b. Deutsche Uebersetzung. 

[1262] 8. fl. Juta genannt von Schillingsfurst gibt dem Kloster Sch. alle ihre Guter 

zu Elperssheini, Rotingen, Oellingen als Vermachtnis, und bedingt sich dafiir 

aus eine Wohnung innerbalb der Klostermauern , wo sie aber von ihrem 

Eigentum leben will. Gegen etwaige Beeintrachtigungen und vertragswidrige 

Behandlung ubergiebt sie sich dem Schutze ihrer Base Frau Reichze von 

Hohenloch und deren Sohne Albrecht Crafft und Conrad und des Abts zu Zelle. 

K.-B. f. 12 a — b. Deutsche Uebersetzung. Fehlt der Schluss. Einem 

Regest der Urk in der O.-A.-Bescbrb. von Mergentheim S. 724 haben 

wir^lasJabr eutnomracn. 

1264 Nov. 13. Wiirzburg. Das Kapitel von Neumunster zu Wiirzburg gibt als 
Lehen den Zehent zu Sch. dem Kloster zu Sch., welches sich dafiir ver- 
pflichtet, jahrlich 12 Malter Weizen Kloster mass auf das Kornhaus von Neu- 
miinster abzufiibren 

dat. Wiirzburg 1264 an s. Bricien Tag. 

K.-B. f. 202 b— 203 a. Deutsche Uehcrsetzung. 

1273 Jan. 18. Bischof Berthold von Wiirzburg schreibt an den Propst zu Scb., 
er babe das von Frau Willebirgin, Ebegattin des Kraft von Hohenlohe, dem 
Kloster Sch. verroachte Dorf Summeringen in seinen Schirm genommen, der 
Propst solle dies gegeniiber etwaigen Angriffen auf die Scbenkung gelteud 
machen. 

dat. Prisca T. im 5. Jahr unser Wurdigkeit. 

K.-B. f. 95 a. Deutsche Uebersetzung. 

1286 Mrz. 15. Otto Ritter von Rottingen mit seinen Tochtern Heydwig und Juta 
verkauft seinen Hof zu Liuczenprunn den Frauen Felix (Felicitas), Wittwe 
Albrechts von Gochsshein, Guta, Kunigund der grosseren, und Kunignnd der 
kleineren, und Richeyden, die da wobnen in Lamprcchts Hof genannt zu 
dem Leben bei den Predigern zu Wiirzburg, urn 100 Pfd. Heller. Da der 
Hof in zinsptlicbtigem Verbal tnis steht zu vier Korherren von Neumunster 
uamlich Walter Dechant, Hermann vou Espenvelt, Theodrossen Sangmeistcr, 



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Zur Geschichte des Pramonstratcnserinneuklosters Schaftershciin. 7 

und Meister Gerung, so haben letztere den Hof dem Ileinrich Weybler Biirger- 
rneister zu Wurzburg und Fricdrieh Geyern cinem Burger daselbst als 
Fiirsehern jener fiinf Fraucn zu Lehen gcgeben. Der Verkaufer nimmt von 
den genannten Frauen den Hof wider in Niessbrauch gegen eine jahrlichc 
Abgabe von 40 Malter Friichte Wtirzburger Mass, und behalt sicb das Recbt 
vor, ihn im Laufe der nachsten seebs Jahre — im siebenten gemeinsam mit 
den Korherren von Neumunster in Wurzburg — zuriickzukaufen. 

dat. 1286 idus marcii. 

K.-B. f. 29 b— 32 a. Deutsche Uebersetzung. 

1288 Jun. 20. Konrad jun. -Burggraf von Nurnberg nimmt bei seiner Base der 
Meisterin und dem Konvent von Sch. 870 Pfd. Hllr. auf. Diese Schuld soil 
dureh den auf 85 Pfd. Hllr sich bezifferndeu Jahrcsertrag bestimmter Guiten 
zu Bergel und Ickelnhein nach und nach getilgt werden. Zur Sicherstellung 
des Klosters verbiindet sich der Schuldner mit seiner Frau Agnes. — Biirgeu : 
Die edeln Herren Crafft und Gotfrid von Hohenlohe, wclche auch mitsigeln, 
und zwei seiner Ritter namlich Ludwig von Seckendorf und Ludwig genannt 
Hawsslode. 

dat. 1288 So. v. Job. Bapt. 

K.-B. f. 101a — 102 a. Deutsche Uebersetzung. 

1293 Jan. 30. Otto Ritter von Rottingen mit semen Tochtern Heydwig und Juta 
verkauft seinen Halbteil des Hofes zu Liuczenprunn dem Konvent von 
Schaftersheim um 155 Pfd. Hllr., und bestatigt den Empfang der Kaufsumme. 
Seine gen.Tochter geben das andere Halbteil demselben Konvent, behalten aber 
sich und ibrem Vater die Halfte des Fruchtertrags des Hofes auf Lebens- 
zeit vor. Zu einer Bekundung dieses Verkaufs wollen sie alljahrlich ein 
Pfund Wachs in die Kirche des gen. Klosters opfern. Da nun von dem Hof 
jabrlich bestimmte Reichnisse zu liefern sind an die 3 Korherren von Neu- 
miinster zu Wiirzburg Walther Dechant, Theodross Sangmeister und Meister 
Gerung, so gibt ihn Otto von Rottingen auf an diese 3 Korherren, und diese 
verleihen ihn dann wieder [an die Sch. Frauen]. — Zeugen: Herr Kraft 
von Hohenloch , Herr Conrad genannt von Vinsterloch , Herr Beringer ein 
Dechant zu Rottingen, Herr Conrad ein Pfarrrr zu Nassach, Herr Eberhard 
ein Probst, Arnold und Hertlyp Kaplane zu Sch., Bruder Albrecht, Bruder 
Heinrich, Conversen desselben Gotteshauses. 

dat. 1293 Fr. v. U. Fr. Lichtmess. 

K.-B. f. 32a — 34 a. Deutsche Uebersetzung. 

1294 Mrz. 10. Elzbeth in gottlicher Erbarmung eine Grafin von Wertheim, Wittwe 
des edeln Herrn Gottfrid von Hohenloch gibt die als Morgengabe ihr zuge- 
fallene Hube im Dorf Herichssheim , genannt des reichen Conrads von 
Staldorff, dem Kloster Sch., welches dafur jabrlich die Jahrszeit ibres Gatten 
begehen will. — Zeugen: Der edel Herr Cratf't von Hoheuloch, der auch 
mitsigelt, und sein Sohn Conrad, Herr Herman Lesch und Herr Conrad von 
Vinsterloch Ritter. 

dat. 1294, 6. id. marcii. 

K.-B. f. 39 b— 40 a. Deutsche Uebersetzung. 

1300 Febr. 24. Heydwig und Jutte Tochter des Ritters Otto von Rottingen vcr- 
machen dem Kloster Sch. das Gut zu Liuczenprunn, behalten sich jedoch 
fiir ibre Lebzeit vor daruber nach Belieben zu verfugen, und raumen, falls 
sie das Gut vor Armut verkanfen mussen, dem Kloster das Vorkaufsrecht 
ein. Zeugen: Frau Elzbeth von Hohenloch die Meisterin, Frau Adelheit 
von Bockssperg die altere Meisterin, Frau Agnes die altere Leschin, Frau 
Adelheyt unsere Base von Rottingen, Herr Berchtolt und Johan die Kaplane, 
Herr Wortwin von Rottingen, Herr Ileinrich von Schoffloch, Herr Otto unser 
Vater, Herr Rudiger von Bolcz haw-sen unser Vetter, Herr Conrad von 
Schorendorff. Mit dem Konvent sigelt Herr Krattt von Hohenloch. 
1300 Mathies Abend. 
K.-B. f. 34. 



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8 K e r 1 e r 

1300 Sept. 19. Abt Johann des Stifts zu st. Burkard ausserhalb der Ringmauern 
Wurzburgs gibt dem Kloster Sch. die aus dem Erbe Herrn Seyffrid selig, 
genannt von Hobenlocb, im Benedictiner-Kloster zu Awe an ibn gefalJenen 
13 Morgen „ardecker u l ) und I Morgen „egerten" 2 ) unter der Bedingung, 
dass es der hinterlassenen Tochter seines Bruders, einer Klosterfrau in Sch.> 
jahrlich 4 Pfd. Heller Giilte reicben solle. Von den gen. GrundstCicken sind 
die „ardecker u gelegen in der Mark zu Rittheym, und zwar 3 Morgen vor 
Rittbeimer Holz, 3 Morgen zu Mergelbrunn, 7 Morgen in der Rieppacb ; 
1 Morgen „egerten u ist gelegen zu Eckenriet. 

dat. 1 300 Mo. v. s. Matbeus Tag. 

K.-B. f. 35. 

[1313 Jul. 10.] Biscb. Andres von Wiirzburg an die Ritter Weypprecbte von Zym- 
meren und N. von Rewental, erklart, dass, wie er Di. n. s. Kilians Tag 1310 
zu Gericht sass in seinem Sale zu Wiirzburg, der Pfleger der geistlicben 
Frauen zu Sch. das Urteil erlangt babe, dass die Meisterin des Klosters 
mit zwci anderen ibrer Klosterleute vor jeglichem Gericht fiir ibr Kloster- 
gut auftreten konne. 

dat. [Wurzburg 1313 Di. n. Kilians Tag.] 

K.-B. f. 8 a. 

1319 Mrz. 12. Lewppolt Horenburg, Burger zu Rotenburg, und seine Frau Eysen- 
burg vermachen mit Einwilligung ibres Sobnes Heinricb Giiter und die dazu 
gehorigen Giilten in Wildendierbach an das Kloster Sch ; docb soil Horen- 
burg das Vermachtniss andern diirfen. Derselbc schenkt demselben ein Fast- 
nachthubn von einer Hofstatt ebendort. 

dat. 1319 s. Gregorien Tag in der Fasten. 

K-B f. 77a-78a. 

1321 Mrz. 9. Konrad der Edel von Hobenlocb und seine Frau Elssbeth verkaufen 
an das Kloster Sch. um 50 Pfd. Hllr. ibren Hof zu Smerenbach mit seinen 
jahrlichen Einkunften unter Zustimmung ihres lieben Bulen Gottfrid von 
Hohenlocb, der mitsigelt. 

dat. 1321 Mo. n. demweissen Sonntag 
K.-B. f 92b-93a. 

1322 Aug. 11. Gottfrid von Espenfeld Decbant und das Kapitel des Stifts Neu- 
miinster 2U Wurzburgen geben Conraden genannt uff dem Berge ihrem Bau- 
mann zu Sch. Vollmacht, etlicbe Aecker und Wiesen mit Elizabeth von 
Wolffeldcn Meisterin und dem Konvent von Sch. auszutauschen, niimlicb drei 
Morgen Aecker weniger % I 41 die an die Aecker der Klosterfrauen gegcn 
Nassach zu anstossen, und eine Wiese gebeissen uflP dem Etter, die an die 
Wiese des Klosters bei der Tauber angranzt, gegen 4 Morgen Ackers, die 
gelegen sind in der Lacbe. Zeugen: Bruder Johans, Bruder Peter, Bruder 
Soyfrid die Kaplane, Walther von Newsess Edelknecbt ein Fiirseher des 
Klosters, Conrad unter dem Anger genannt Halppgelt, Berchtold Knoppff 
gescbworen Manner des vorgenannten Dorfs. 

dat 1322 an dem nachsten Tag nach s. Laurencien Tag. 
K.-B. f. 103 b— 104 a. 

1324 Aug. 19. Heinricb Horenburg, Lcwppolts seligen Sohn, und seine Frau Elz- 
beth leisten Verzicbt auf das von Lewppolt Horeuburg den Klosterfrauen 
von Sch. vermachte Gut zu Tierbach. Mitsieglerin die Stadt Rotenburg. 
. dat. 1324 So. v. Bartbol. 
K.-B f. 78. 



1 ) Bebaubarer Acker. 

2 ) Bracbland. 



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£ur Gesehichte des IVamonstratenserinncnklosters Schiiftershcim. 9 

1324 Doz. 31. Heinrich von Stetcn ubereignet ilem Kloster Sch. die Wicse Sig- 
marssbrunne fur 20 Pfd. Hllr., erhalt sie von ihm zu Lehen gegen die jahr- 
licbe Abgabe von 2 Pfd. Hllr., and stellt als Biirgen Hrrrn Gotzen von 
Sachssenflur den jungen und seinen Vetter den „weisen" Gotzen. Von den 
Erben kann die Wiese am 20 Pfd. Hllr. zuruckgekauft werden. — Mitsigler: 
Conrad der Edel von Hohenlocb. 

dat. 1325 Mo. v. Obersten. 
K.-B. f. 96 b. 

1325 Apr. 26. Berchtold von Gattenbofen Agnes seine Fran und ibre Erben ver- 
kaufen an das Kloster Sch. urn 22 Pfd. Hllr. ibr Gut oder die Hube mit 
den Gulten in dem Weiler Rotelsee, die im Besitz von Waltber Gerbeus 
Sobn und Gerhaws seiner Mutter war, und stellen Friedrich von Gattenhofen 
den alteren, Ritter, und Conrad von Gattenhofen, Edelknecht, als Biirgen 
mit der Verpflichtung zura Einlager in Weikersheim. — Mitsigler: Die gen. 
beiden Biirgen. 

dat. 1325 Fr. nach Marx T. 
K.-B. f. 80 b— 81a. 

1325 Okt. 4. Raban von Newenstein verkauft [an das Kloster Seh. Outer zu 
Sichartshausen], und stellt als Biirgen mit der Verpflichtung zum Einlager 
in Weikersheim die Ritter Seyfrid von Barthenstein und Conrad von Newen- 
steyn. — Mitsigler: die beiden genannten Biirgen. 

dat. 1325 Francisc. T. 

K-B. f. 25 a. Fragment. Das in eckigen Klammern Stehende erganzten 

wir ans Wibel, Hohenlohische Kyrchen- u. Ref-Hist. 2,228. 

1326 Aug. 23. Ulrich von Mulfingen Hermanns von Mulfingen Sohn und seine 
Frau Methiit verkaufen an das Kloster Sch. ihre G liter in dem Weiler zu 
Alkersshausen urn 64 Pfd. Hllr., und stellen als Biirgen mit der Verpflichtung 
zum Einlager in Weikersheim den Priester Herrn N. den Kammerer Pfarrer 
zu Obernsteten , den vorgen. Ritter Hermann von Mulfingen und die Kdel- 
knechte Conrad von Marckelsshein Vogt zu Weikersheim und Riidiger Lrschen 
von Elpcrsshein. — Sigler: Hermann von Mulfingen; Conrad und Gotfrid 
von Hohenlocb. 

dat. 1326 s. Bartholom. Abend. 
K.-B. f. 73 a— 74 a. 

1327 Sept. 23. Hermann Ritter von Mulfingen und Heydwig seine Frau, sowie 
sein Sohn Ulrich nebst Frau Mechild verkaufen an das Kloster Sch. urn 
10 Schilling Hllr.' und 40 Pfd. Hllr. einige mit ihren Gulten aufgefiihrte 
Outer zu Symansshawsen zu Symprechtzhusen und zu Meusperg, und stellen 
als Biirgen — mit der Verpflichtung, erforderlichen Falle3 in Weikersheim 
Einlager zu halten — die beiden Ritter Herrn Gemot von Tierbach und Ilerrn 
Berchtold von Wolmersshawsen und die 3 Edelknechte Heinrichen Diirren 
Heinrichen von Moerstein und Ulrich den jungen von Mulfingen. — Mitsigler 
sind die vier erstgenannten Biirgen, wahrend Ulrich d j. von Mulfingen ans 
Mangel an einem eigenen Sigel sich durch die an der Urkunde hilngonden 
Sigel auch seinerseits fur gebunden erklart. 

dat. 1327 Mi. v. Mich. 
K.-B. f. 90 a— 91b. 

1328 nach Nov. 11. Hermann von Hobbacb, sein Bruder Heinrich nebst Frau 
Heydwig, und seine Schwestern Hawse und Heylrat verkaufen an das Klostor 
Sch. inn 60 Pfd. und 12 Schill. Illlr. ibre Giiter zu Beren weiler mit den 
aufgefuhrten Gulten, und stellen als Biirgen mit Einlagerpflicbt auf den 
Ritter Hprm Heinrich von Mulfingen, und die Edolknechte Ulrich seinen 
Sohn und Ulrich Herrn Hermans Sohn von Mulfingen. — Mitsigler: Heinrich 

2 



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10 Kerler 

und sein Solin Ulricb von Mulfingen; dor dritte Biirge vcrbindet sich unter 

den zwei vnrlionanutcn Biirgen lnsigel. 

dat 1328 n. s. Martins Tag. — Ks fehlt zwisolien dem Jahrrsdatum und 
dem Tagesdatum die Angalie : am wicvieltsten Tage n. Martini. 
K-B. f. 88 a— 89 a. 

1328 F)ez. 19. Kungunt von Kcnnikcin genannt, Ilerrn Gottfrids von Adelenhofen 
hinterlassene Tochter, Gattin des minmehr in den Jolianniter-Orden getretenen 
Herrn Heinricheii von Kennlkein trifft Bestiinniiingen wie nach ilirem Tode 
ihr Hof zu Gullichshcim sammt den Gtilten an ihre Stihne Conrad und 
Heinrich, Johanniter, dann 2 Morgen Weingarten in Rettersheiner Markung 
an ihre Tochter Agnes Klosterfrau zu Sch., und ihr Haus zu Sch. in der 
Klostergasse bei Heilwiges Haus an ibren Mann — und schliesslich alles 
an das Kloster Sch. iibergehen solle. Zeugen: Bruder Waltber von Roten- 
berg uff den Steinen genannt, Bruder Heinrich der Strecze Priester Bruder 
des Pramonstratenserordens ; Conrad Sele genannt, Conrad von Awrenhofen 
der altere, und Conrad sein Bruder Burger zu Rotenburg. Sigler : der Kon- 
vent von Sch. durch seine Meisterin Kathrin von Bloach, und der oben- 
genannte Conrad von Kennikein. 

dat. 1328 Mo. v. Thomas T. 
K.-B. f. 61a-62b. 

1329 Dez. 13. Heinrich von Moerstein, Hermanns von Moerstein Sohn, und seine 
Frau Anna verkaufen an das Kloster Sch. ihre Giiter in den Weilern zu 
Mewsberg und zu Zwerberch urn 28 Pfd. Heller, und stellen als Biirgen auf 
mit der Verpflichtun& zum Einlager in Weikersheim die Ritter Herrn Gemot 
von Tierbach und Herrn Herman von Mulfingen, und auch den Edelknecbt 
Ulrich von Mulfingen Herrn Hermans Sohn von Mulfingen. — Mitsigler: die 
genannten drei Burgen. 

dat. 1 329 nach s. Lucien T. 

K.-B. f . 85 b— 86 b. — Zwisclion dem Jahresdatnm und dem Tagesdatum 

fehlt die Angabc des Tages nach s. Lucien Tag. 

1333 Nov. 14. G5tz Steygerwalt und seine Frau Haws verkaufen, von Schulden 
bedrangt, mit ihrem Sohn Fritz ihre Giiter samt Giilten und Gerechtsamen 
zu Sigersshawsen an die Frau Jutte von Seldeneck Meisterin und den Kon- 
vent von 8ch. zu freiem Eigen, und stellen als Burgen Herrn Krafften von 
Ochsenfurt Ritter und Conraden von Markolsshein Vogt zu Weyckersbein 
Edelknecht, die sich zum Einlager in Weyckersshein verbindlich machen. — 
Sigler: Herr Gotfrid von Hohenloch. 

dat. 1333 So. v. s. Elsbethen T. 

K.-B. f. 26 a— 28 a. 

1335 Jan, 15. Konrad von Aschern und PHzbeth seine Frau verkaufen der Aeb- 
tissin Jute und dem Konvent von Sch. Walther Grossen Gut, das er von 
ihnen hat, am 15 1 /* Pfd. Hllr., und stellen al6 Burgen den Ritter Herman 
von Mulfingen, Albern von Ktirenberg und Ulrichen von Mulfingen den 
jungera. — Mitsigler: die genannten Burgen. 

dat. 1335 So. v. Anthonius Tag. 

K.-B. f. 60 b. 

1338 Jan. 22. Ziirch Pfarrer der Pfarrkirche zu Piillingsbach gibt zu, dass die 
Meisterin und der Konvent zu Sch. 10 Schilling Hllr. Jahresgiilte, die einem 
Pfarrer jener Kirche von den durch Walther ob dem Brunnen zu Alkerss- 
hawsen bebauten Gfitern Ulrichs von Mulfingen ztisteht, kaufe, und v*?r- 
spricht, die erloste Summe zum Ankauf besseier Fiinkiinfte fiir seine Kirche 
zu verwenden. 

dat. 1338 am nachsten Tag n. s. Agnesen T. 

K -B. f. 76 a— b, Deutsche I'ebersetzung. 



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Zur Geschichte des Priiinoustratensurinnenklosters Schiiftersheim J J 

1338 Febr. 13. Otto Bisch. v. Wiirzburg bestatigt den kraft Urk. 1338 Jan. 22 
vollzogenen Verkauf von 10 Schill. llllr. Jahresgiilte an das Kloster Sch. 
dat. 1338 idus Februarii. 
K.-B. f. 77 a. Deutsche Uebersetzung 

1338 Mrz. 12. Ulrich der junge von Mulfiugen und Lutrot seine Frau verkaufeu 
genannte Giiter zu Alkersshausen und zwar je 1 Pfd. Hllr. Giiltc umlOPfd. 
Hllr. und je 1 Malter Korngiilte um 5 Pfd. Hllr., und bestellen als Burgen 
mit der Verpflichtung zum Einlager in Weikersheim die Edelknecbte Albem 
von Kiirenberg, Ulricbeu den alteru von Mulfingen und Heiurichen von 
Hobacb. 

dat. 1338 s. Gregorien Tag. 

K.-B. f. 74 b— 75 b. 

1338 Mrz. 28. Ludwig von Hohenloch bekennt, dem Frauenkloster Sch. 150 Pfd. 
Hllr. schuldig zu sein, welcbe an Walburgis nacbsten Jahres von seinen drei 
Amtmannem, dem zu Uffenheim, zu Entsee, und zu Geylichsshein ausbezahlt 
werden sollen. 

dat. 1338 Sa. n. U, Fr Kleybel Tag 
K.-B. f. 98 b— 99 a 

1339 Mai 13. Weyprecht Tawbe und seine Frau Adelheyt verkaufeu au das 
Kloster Scb. alle ibre Giiter und Gulten und ibren Tbeil am Gericbt u. 
Zebuten zu Sighartzhawsen um 118 Pfd. Heller, verabreden, dass die beiden 
Tochter Weyprechts aus erster Ehe Margareth und Anna miindig geworden 
ihre Zustimmung zu dem Verkauf geben sollen, und stellen als Burgen mit 
der Verpflichtung zum Einlager in Weikersheim den Ritter Herrn Dittrichen 
von Zymmern und die Edelknechte Heinrich Neckermann, Weyprecht von 
Vinsterloch und Conrad seinen Bruder. — Mitsigler : Gotfrid von Hoheuloch 
u. die gen. 4 Burgen. 

dat. 1339 s. Servacen Tag. 
K.-B.'f. 28 a- 29 b. 

1339 Sept. 1. Kathrin von Blach und der Konveut von Sch. bekennen, von ihrem 
SchaiTner Konrad genannte Jahresabgaben zu Alkersshawsen vermacht er- 
halten zu haben, die vom Keilneramt vereinnahmt und fur das Refectorium 
verwendet werden sollen ." Dafiir wollen die Kloster frauen den Jabrtag des 
Wohlthaters begehen, dtirch jeden iJirer Kaplane eine Messe leseu lassen, 
und jedem dafur 1 Schilling bezahlen. Bei Nicbterfiillung des Versprecbens 
treten Kourads nachste Erben in den Besitz des Vermachtnisses ein. 

dat. 1339 st. Gilgen Tag. 
K.-B. f. 75 b -76 a. 

1340 Mai 31 Heinrich von SacbsenQur genannt Walch von Rittbein und Irmen- 
gard seine Frau treten ihre Rechte auf die Xiederen Miihle zu Rettersshein 
an derTauber au das Kloster Sch. ab« — Mitsigler: Herr Craltt von Hoheu- 
loch. Zeugen: die Ritter Herr Conrad von Bolczhausen, Herr Conrad von 
Reinssprunu, Bertold von Liehtental ein Edelknecht. 

dat. 1340 Mi. n. Urbaus Tag. 
K.-B. f. 59 b— 60a. 

1340 Jul. 24 Gemot Irrenmut Heydwig seine Frau und ihre Erben verkauftn 
auf die Dauer von vier Jahren alle ihre Giiter und Rechte zu Rotelsee iu 
dem Weiler an das Kloster Sch. um 50 Pfd. Hllr. mit Vorbehalt des Wieder- 
kaufrechts innerhalb der geuannten Frist um dieselbe Summe. Wird dieses 
nicht ausgeiibt, so gilt der Verkauf fiir alle Zeiten. Als Burgen mit der 
Verpflichtung zum Einlager in Weikersheim stcllt der Verkkufer die ehr- 
baren Wolffen Niderlender Johan und Riickherron seine Sohne. 

dat. 1340 st. Jakobs Abend. 

K.-B. f. 81b— 82 a. 

2*. 



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12 Kerler 

1342 Jun. 10. Heiurich eiu Kclelknecht genannt von Morstein und seine Frau 
Anna verkaufeu an das Kloster Scb. um 65 Pfd. Hllr. genanute Giiter in 
dem Weiler Meussberg, in deni Weiler Zwerenberg, in deni Weilcr Western- 
bolz, zu der Hunssmiilen, und stelleu als Biirgen mit der VerpHichtung zum 
Einlager in Weikorsheim Conrad den alt. von Vinsterloch, Ulrich von Mul- 
fingen und Conrad von Vinsterloch des von Bolczhausen Eidani. — Mitsigier : 
die gen. 3 Biirgen. 

dat. 1342 Mo. v. s. Veits Tag. 
K-B. f. 86b-88a. 

1343 Jan. 2. Johan von Tierliacli und seine Frau Kls verkaufeu an das Kloster 
Sell. 17 Schilling Heller Gtilte und ein Fastnacbthuhn zu Simprechtshawsen 
um 8V2 Pfd. Heller, und stellen den Ritter Ulrich Schad und den Edel- 
knecht Ulrich von Mulfingen als Biirgen mit der VerpHichtung zum Ein- 
lager in Weikersheim. — Mitsigier: die beiden gen. Biirgen. 

dat. 1343 Do. v. Obersten. 
K.-B. f. 91 b— 92. 

1313 Jan 8. Ulrich Schad Ritter, Else seine Frau und ihre Erben vcrkaufen 
4 Pfd. Hllr. und 6 l / 3 Schill. Hllr. Giilte und 7 Fastnachthuhner 3 Sommer- 
biiliner 1 Malter Korn-Gulte und 1 Malter Haber-Gtilte \ou ihren gen. 
Giiteru zu Dierbach um 557a Pfd. und 3 1 /* Schill. Hllr., und stellen als 
Biirgen mit der Verpflichtuug zum Eiuiager in Weikersheim den Ritter 
Friedricb von Seldeneck und die Edeiknechte Ulrich von Mulfingen und 
Johann von Tyrbach. — Mitsigier: die gen. 3 Biirgen. 

dat. 1343 Fr. n. dem Jahrstag. 

K.-B f. 78 b— 79 b. 

1344 Okt* 22. Adel licit Lewppoltz des Truchsessen Wittwe, ihre Sohne Lewppolt 
und GOtzc und ihre Tochter Meyge verkaufeu an das Kloster Sch. gen. 
Giilteu zu Grossen-Harppach um 40 Pfd Hllr., bcbalten sicli Rtickkauf um 
dieselbe Summe fur die nachsten 6 Jahre vor, und stelleu ;ils Biirgen mit 
der VerpHichtung zum Einlager in Rotenburg die 3 Ritter Gotzen von Erl- 
bach Heinrich von Walmersbach und Dittrich von Habelsshein. — Mitsigier 
mit Adelheit: die gen. 3 Biirgen. 

dat. 1341 Fr. n. Gallen Tag. 
K-B. f 40 b— 41b. 

1345 Mrz. 21. Albus Gotzen Steigerwaldes Wittwe und ihre Kinder Conrad und 
Gotze Anna und Adelheit verkaufeu an das Kloster Sch. 2 Pfd. und 8 '/a 
Schill. Hlir.-Guitc 3 Malter Korn-Gulte und 3 Malter Haber-Gulte und 
7 Fastnacht-lluhner-Giilte von ihren (intern zu Forbachzimmern um 46 Pfd. 
Hllr., und stellen als Biirgen mit der VerpHichtung zum Einlager in Wei- 
kersheim Conrad von Vinsterloch den alteren, Weipprecht auch von Vinster- 
loch, und Conrad von Ossenfurt, Edeiknechte. — Sigler die gen. 3 Biirgen. 

dat. 1345 Benedictis Tag. 
K.-B. f. 84a— 85a. 

1345 Mrz. 31. Alhus Gotzen Steygerwaldes Wittwe und ihre Kinder Conrad ein 
Bruder s. Burchartes Ordens zu Wiirzburg, Gotze sein Bruder, Anne und 
Albeit verkaufen an das Kloster Sch. 2 l / 2 Pfd. Hllr. -Giilte und 1 Fast- 
nachthuhn von ihrem Hof zu Niederstetten um 30 Pfd. Hllr., und stellen 
als Biirgen mit der VerpHichtung zum Einlager in Weikersbeim Conrad von 
Vinsterloch Vogt zu Weikersheim, Weipprecht von Vinsterloch Vogt zu 
Crawthein, und Conrad von Ossenfurt Edeiknechte. — Sigler : die gen. 3 Biirgen. 

dat. 1345 8 Tag v. Palmen. 
K-B. f. 83a— 84a. 

1346 Jau. 31. Bischof Albert von Wiirzburg gibt zwei Theile des grossen und 
kleinen Zebnten zu Sighartzhawsen, von der Leheneigenschaft befreit, dem 



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Zur Gcschichte des Pramonstraten&erinneiiklosters Schaftersheim. J 3 

Klostcr JSch. Zeugen: Eberhart von Riedoru Dochant und das Kapitel der 
bischoflichen Kirche zu Wiirzburg. — Sigler: Biscbof und Kapitel. 

dat. 1346 pridie kal. febr. 

K.-B. f 25 a— 26 a. Deutsche Lebersetzung. 

1346 Jul. 9. Conrad von Bolczbausen bekenut dem Kloster Scb. 6 ! /a Pfd. Hllr. 
scbuldig zu sein, und verpfandet dafiir 12 Schill. Illlr.-Gtilte und 2 Fastnacht- 
hiihner zu Rettershein unter Vorbehalt des Ruckkaufs. 
dat. 1346 nacbsten Tag n. Kilians Tag. 
K.-B. f. 43 b. 

1 346 Sept. 1 Jobans Tawberer und Friedricb Stadtschreiber der Stadt Rotenburg 
verpflichten sich zu evt. jiihrlicher Abgabe von 24 Pfd. Unschlitt an das 
Kloster SScb. als Inbaber von 3 Morgen Weingarten in der Bolczbalde, die 
ibnen bis zur Liisuug urn 32 Pfd. Hllr. eingegeben hat Gottfrid Eicheuroder 
Kaplan des Ritters Gotz Lesch von Erlbach. 

dat. 1346 Gilgen Tag. 
K.-B. f. 69 b. 

1317 Febr. 9. Konrad von Vinsterloch der jiingere, Edelknecht, und ihre nicbtgen. 
Kinder versetzen an das Klostcr Scb. gen. Giiter uebst ibren Giilteu zu 
Obernsteteu auf 6 Jahre urn 14 Pfd. Hllr., nacb deren Ablauf sie an die 
Verkaufer oder deren Erben, falls sie aber nicbt gelost werden, in den Btsitz 
des Klosters ubergehcn. — Burgen und Mitsigler: Konrad der altere und 
Wilhelm Bruder von Finsterlocb. 

dat. 1347 Fr. vor s. Scolasticen Tag. 
K.-B. f. 82 b— 83 a. 

1347 Febr. 24. Konrad von Bolczbausen und Peternel seine Frau verkaufen an 
das Klostcr Scb. urn 41 Pfd. Hllr. und 40 Hllr. gen. Giiter und Gulten, 
stellen als Biirgen mit der Verpflichtung zum Piinlager in Wcikersheini Konrad 
den alt. uud Wilbehn von Vinsterloch Bruder , Konrad von Vinsterloch den 
jting. ibren Eidam, und Bertbolden ibren Sobn, und behalten sich fur die 
nacbsten 3 Jahre den Riickkauf vor. — Mitsigler: die gen. 4 Burgen. 

dat. 1347 Mathis Tag. 
K.-B. f. 55 b— 57 b. 

1347 Mrz. 17. Konrad von Bolczbawsen und seine Frau Peternell verkaufen an 
das Kloster Sch. ihr Gut zu Erlacb auf dem G&u mit den dazu geborigen 
Giilteu um 25 Pfd. Hllr., behalten sich vor es wiihrend der niiclisten 3 Jahre 
einzulosen , und stellen als Burgen mit der VerpHichtung zum Einlager in 
Weikersheim Wilhelm von Vinsterloch , Konrad von Vinsterloch den jiing. 
ibren Eidam, und Berchtold ibren Sobn. — Mitsigler: die gen. 3 Biirgen. 

dat. 1347 Gertrud Tag. 

K.-B. f. 42 b— 43 a. 

1347 Mrz. 18. Konrad der alt. von Vinsterloch Vogt zu Weikersheim und seine 
Frau Agathe verkaufen an das Kloster bch. 1 Pfd. Illlr.-Giilte aus der Bad- 
stube zu Lawtenbach um 10 Pfd. Hllr., und stellen als Burgen, die zum 
Einlager in AVeikershcim verpfiichtet sein sollen, Friedricb den jungen 
Ritter von Gattenhofrn und den Edelknecht Konrad von Vinsterloch. Die 
Kauferinnen gestatten den Riickkauf inncrhalb der nacbsten 3 Jahre. — 
Mitsigler : die gen. Biirgeu. 

dat. 1347 am 8. Tag vor U. Frauen Cleybel Tag. 

K.-B. f. 97 a— 98 b. 

1347 Aug. 22. Btirgermeister und Rath von Wiirzburg bekennen, dass vor ibnen 
Priester Johans ein Pfriindner des Klosters Sch. die Rechte, welche letzteres 
auf Windesheymers Semelers Haus vor Hauger Thor zu Wiirzburg hatte. 



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1 



14 Kerler 

urn 120 flofschtissclu an Juhann von Stem and (lessen Sohn und Erben 
verkauft babe. 

dat. 1347 Mi. v. s. Barthol. Tag. 

K.-B. f. 117 a. 

1347 Sept. 28. Lewpolt von Bebenburg Domherr zu Wiirzburg, Friedrich von 
Bebenburg aus dem Spitalsorden sein Bruder, und Waltber Kiichenmeister 
von Nortenberg Getreuhandcr des verstorbeuen Rudolfs von Bebenburg und 
Vormuuder seiner Kinder, und Kngelhart von Bebenburg Rudolfs von Beben- 
burg Sohn bezeugen , dass sie gemass einer Vereinbarung des gen. Rudolfs 
mit seiner Fran Supbicn dem Frauenkloster zu Scb. 1 Pfd. Hllr. jahrlicher 
Gulte auf Gammelsfeld zugewieson haben, wofiir die Klosterfrauen die Jahr- 
gezeit der ersten Frau Rudolfs Peternellen und Sfnner Altvordom begeben 
sollen. Riickkauf um 10 Pfd. Hllr. ist den Erben Rudolfs gestattet, die 
erloste Sumnie soil aber von den Klosterfrauen so angelegt werden, dass die 
Begehung obiger Jabrzeit fortgesetzt werden kann. 

dat. 1347 Michaels Abend. 
K.-B. f. 100 a— b. 

1348 Mai 30. Leupoit von Bebenburg Domherr zu Wiirzburg Vormund der Kinder 
seines Bruders Rudolf aus seiner Ehe mit Sophie von Rechberg und Engel- 
hard des gen. Rudolfs Sohn bekennt, dass er mit Gunst und Willen Binder 
Friedrichs aus dem Spitalsorden und des Walter Kuchenmeister von Bilrit 
Ritters, audi Vormiinders der Kinder des gpu. Rudolf dem Kloster Sch die 
ihnen sdion urkundlidi z;is:ewiesene Giilte zu G ammelssfelt ubergeben babe. 

dat. 1348 Fr. n. s. Url aus Tag. 
K.-B. f. 1001)— 101a. 

1351 Febr. 24. Konrad von Bolczbauscn Ritter und Peternelle seine Frau ver- 
kaufen an das Kloster bch. ihre Wiese, genanut die Echartenwise, in Tauber- 
rettersheimcr Mark um 25 Pfd. und 16 Schilling Hllr., und stcllen als Btirgen 
mit der Verpflichtung zum Einlager in Weikersheim die ehrbaren Manner 
Fritzen von Meyenberg und ibren Eidam Conraden von Vinsterloch. 

dat. 1351 Mathis Tag. 

K.-B. f. 44 a— b. 

1354 Nov. 25. Riidiger Steiufelt und seine Frau Heydwig verkaufen l j A des Holzes, 
das genannt ist der Fockenloch, um 6 l /a Pfd. Hllr. an die Gemeinschaft zu 
Bernweyler. 

dat. 1354 s. Katharinen Tag. 
K.-B. f. 89 b— 90 a. 

1355 Sept. 14. Meistcrin Agnes Priorin und Konvent des Stifts zu Sch. bekennen, 
von Herrn Hans von Bloach Abtzu s. Burkard in Wiirzburg erhalten zu haben 
60 Pfd. Hllr., womit sie 6 Pfd. Hllr.-Gulte aus genanuten Gutern gekauft 
haben. Letztere 6 Pfd. sollen verwendet werJen zur Belohnuug der Kloster- 
frauen fiir die Feier bestimmter Gottesdienste. Ferner bekennen Bie von 
demselben 4 Pfd. Hllr. erhalten zu haben, womit sie 6 Schilling Giilte aus 
genannten Gutern gekauft haben; diese 6 Schill. sollen an ihre bei jenen 
Gottesdiensten amtierende 3 Kaplane vrrtheilt werden. 

dat. 1355 Mo. n. Unser Frauen Tag als sie geboren ward. 
K.-B. f. 67— 68 b. 

1362 Nov. 22. Pabst Urban V. an nichtgenannten Schulrneister der Kirche Neu- 
miinster zu Wiirzburg: soil auf diejenigen, welche in der Entrichtung von 
Zinsen und Gulten an das Frauenkloster Sch. saumig scien, durch Anwendung 
kirchlicher Zuchtmittel einwirken, den Bann aber nur nach pabstlicher Gt- 
nehmigung verhangeu 

dat. Avignon 10 kal. dec. 1362. 

K.-B. f. 7 a — 8 a. Deutsche Uebersetzung. 



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7a\t Goschichte de6 Pramonstratenserinnenklosters Schjifteishehn. \fy 

1365 Apr. 16. Heinrich Fucbs von Breypach und seiuc Fran Elzl eth vcrkaufeu 
an Conczen Korner und die Bauerschaft zu Bernweiler die Weide dortselbst, 
die sie von ihm zu Lehen gehabt haben. 
dat. 1365 am 4. Tag nacb Ostern. 
K.-B. f. 89 b. 

J 367 Jan. 26. Concz Krnst von Lyhental und Elzbeth seine Hausfrau vrrkaufen 
an Meisterin und Konvent zu Sch. ihren Hof unten in dem Dorfe zu Snndern- 
hofen urn 292 Pfd. HHr. , und stellen auf als Biirgen mit d< r Vcrpflichturig 
zum Einlager in Rottingen die Bitter : Bercbtolt von Gattenbofen, und Johans 
von Gebsetel, und die edeln Knechte : Hans Ubel von Walkarsshofen, Heincz 
vom Rebstock, Concz von Reynoltzprunn, und Gocz von Reinoltzprunn. — 
Mitsigler: die genannten Biirgen. 

dat. 1367 Di. v. Licbtmess. 

K.-B. f. 36 a— 37 b. 

1367 Apr. 6. Per Landricbter zu Ntirnberg Graf Friedricb von Kastel erkennt 
auf Antrag der personlich vor ibm erscbienenen Meisterin des Klosters zu 
Sch. Elizabeth von Mergentheim , nacbdem das Anleitverfabren eingebalten 
worden , das| das Kloster im rechtmassigen Besitz der von der Meisterin 
nambaft gemachteu Giitcr zu Pucbeim, Oellingen, Hottingen, Lochgarten mit 
dem Scheffhoff, Liutzeuprunn, Flinssbof l>ei Schmalfelden, Nazzacb, Schofterss- 
heim und Elpperssbeim sei. 

dat. 1367 Di. v. Palmtag. 

K.-B. f. 8 b— 9 a. 

1367 Apr. 6. Der Landricbter zu Niirnberg Graf Friedrich von Kastel erklart. 
dass etwaige Klagen auf das von der Meisterin dps Klostrrs zu f>ch. vor 
Gericbt deklarierte Gut ihres Klosters nur dann von ibr boriicksichtigt werden 
sollen, wenn sie zu Hans und zu Hof ihr mit des.Landgerichts Briefen und 
Boten zugestellt werden. 

dat. 1367 Di. v. Palmtag. 
K.-B. f. 9 b. 

1368 Apr. 18. Heinrich und Pauls von Seldeneck Briidor und Katbroin von 
Seldeneck im Predigerkloster zu Rotenburg verkaufen an ihre Mubme Adel- 
heyd von Horenburg Klosterfrau zu Sch. odor woni sie ihn gibt oder ver- 
macht ihren Weinzebnt in drr Klinge in der Mark zu Finsterlohe inn 70 Pfd. 
HHr., und stellen als Biirgen mit der VerpHicbtung zum Einlagor in Hoten- 
burg die Ritter Leuppolt von Seldeneck und Leuppolt Kiichenineister. 

dat. 1368 Di. v. Georien Tag. 
K.-B. f. 38 a— b. 

1373 Febr. 23. Dittricb Tjescbe von Amblungshagen nimmt seinen Zehnten zu 
den Eycben als Lelien vom Konvent zu Sch. 
dat. 1373 s. Matthias Abend. 
K.-B. f. 72 a. 

1373 Aug. l. Dittrich Lesche von Amlungsbagen Edelknecbt und Katbarina soino 
Frau verkaufen an das Kloster zu £ch. ihren Zehnton zu den Eycben im 
Dorf Schmalfelden, der zu Lehen gehet von dem Stift zu Feucbtwangen, 
urn 60 Pfd Hllr. und 100 Pfd. Hllr. Rotenburger Wahrung und gegen eincn 
Jabreszins von 15 Schilling Hllr., und sNllon als Biirgen mit der Vcrpflich- 
tung zum Einlager in Wpikersbeim die 3 Ritter Lewppolt von Sold* urrk, 
Beringer von Berlicbingen, und Weypprecbt von Walbacb. — Mitsigler: die 
gen. Biirgen. 

dat. 1373 s. Peters Tag. 1 ) 

K.-B. f. 70 a— 71b. 



l ) Vintula Petri. Odrr Petri cathedra V Dann Febr. 22. 



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1 ( j K e r 1 e r 

1376 Febr. 5. Hans von Bolezbawsen uml Margareth seine Fran vcrkaufen an 
das Kloster Sch. bezeichnete G titer und Giilten in dem Dorf nnd dor Mark 
Tauberrettersheim um 110 Pfd. Hllr., nnd stellen als Biirgen mit drr Ver- 
pflichtung zum Einlager in Weikersheim den Hitter Beringer von Berlichingen 
und die Edelknechte Concz von Ochsenfurt nnd Hans von Ochsenfurt. — 
Mitsigler: die genannten Biirgen. 
dat. 1376 Agathen Tag. 
* . K.-B. f. 46 b— 48 b. 

1376 Sept. 29. Berchtold von Bolczbausen Pfarrer zu Miinster verkauft an das 
Kloster Sch. genanntc Giilten nnd Guter in Rettersheim an der Tauber um 
15 Pfd. Hllr., und stellt als Biirgen mit der Verpflichtung zum Einlager in 
Weikersbeim Hans von Bolczhausen drs Verkaufers Bruder und Gocz von 
Vinsterloch. — Mitsigler: die gen. Biirgen. 

dat. 1376 s. Micbels Tag. 

K.-B. f. 57 b— 59 b. 

1376 Nov. 24. Hans von Bolczbauscn Edelknecbt und Margaretha seine Fran 
verkaufen an das Kloster Scb. gen. Guter zu Rettersheim an der Tauber 
um 75 Pfd. Hllr., und stellen als Biirgen mit der Verpflichtung zum Einlager 
in Weikersbeim Concz von Reinsprunn, Heinez von Schofflocb, Apel von 
Walmerspacb und Concz Kriimrae. — Mitsigler: die gen. 4 Biirgen. 

dat. 1376 s. Kathrein Abend. 

K.-B. f. 54a— 55 b. 

1376 Nov. 24. Dicselben verkaufen an dasselbe gen. Giilten und Guter zu Retters- 
heim an der Taul>cr um 72 Pfd. Hllr., und geben als Biirgen mit der Ver- 
pflichtung zum Einlager in Weikersheim Concz von Reinsprunn , Hans von 
Ochsenfurt, Heinez von Schoffloch und Concz Kriimme. — Mitsigler: die 
gen. 4 Biirgen. 

dat. 1376 s. Kathrin Abend. 
K-B. f. 52 a— 54 a. 

1377 Nov. 12. Dicselben verkaufen an dasselbe gen. Giilten und Guter zu Retters- 
heim an der Tauber im Dorf und in der Mark um 45 Pfd Hllr., und stellen 
als Biirgen mit der Verpflichtung zum Einlager in Weikersheim Heinez von 
Schopheloch und Apel von Walmerspacb. 

dat. 1377 Do. n. s. Mertins Tag. 
K.-B. f. 48 b— 50 a. 

1378 Apr. 22. Dieselben verkaufen an dassrlbe gen. Giiter und Giilten in dem 
Dorf und in der Mark Tauberrettersbeim um 46 Pfd. Hllr. und geben als 
Biirgen mit der Verpflichtung zum Einlager in Rotingen oder Weikersheim 
den Knecht Goczen von Vinsterloch und Ropot Diinnen. — Mitsigler: die 
gen. 2 Biirgen. 

dat. 1378 s. Gregorien Abend. 
K.-B. f. 44 b— 46 a. 

1381 Okt. 25. Walther von Hehenriet, Landrichter zu Rotrnburg. erkennt auf 
Klage der Frau Sophia von Briikberg, dass der Weinz?hnt in der Klinge zu 
Finstrrlohe, den die Klagerin behauptet von ibrer Schwester Kathrein von 
Sejdeneck Klostcrfrau zu Rotenburg geerbt zu haben, mit besserem Rccht 
dem Kl. Sch. als ihr zngchore. 

dat. 1381 Fr. v. Svm. et Jude. 

K.-B. f 39 a— b. 

1385 Sept. 28 Meisterin und Konvent zu Sch. bekennen , dass ibnen ihr ehc- 
maliger Kaplan Seyfrid von Karlstat gekauft babe das Erbrecht auf 2 Morgen 
weniger ] / 4 Wieson zwischen Xiederhausen und Staldorff um 60 Pfd. Hllr , 



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Zur Geschichte des Pramonstratenserinnenklosters Schaftersheim. J7 

verpflichten sich fur eine von ihm bezeichnete Scele eine Vigilie an s Martins 
Tag zu begehen, nnd setzen zu diesera Gottesdienst 3 Pfd. Hllr. als Prasenz- 
geld fur ihre Kaplane und ibren Konvent aus. Wird die Vigilie nicbt hc- 
gangen und das Prasenzgeld nicbt bezahlt, so fall t das Krbrccbt an das 
Obleiamt zu Oberzell. 

dat. 1385 s. Michels Abend. 

K.-B. f. 95 b— 96 a. 

1387 Jul. 8. Decbant nnd Kapitel zu Neumiinster bezeicbnen die ihnen aus ibrom 
Drittel des Zehnts ira Feld und Dorf zu Sch. von dem Kloster Scb. zu 
reicbender Gefalle. 

dat. 1387 s. Kilians Tag. 

K.-B. f. 104 b— 106 b. 

1387 Jul. 8. Gegenurk. des Frauenkonvents von Scb. zu der Urkunde des Neu- 
miinster-Kapitels in Wurzburg betr. die Gefalle von dem Drittel des Zehents 
zu Scb. 

dat 1387 s. Kil. T. 

K.-B. f. 1091)— Ilia und f. 112a— b. — Regest in Reg. Boica 10,208. 

1390 Jan. 27. Niclaus von Malkos und Albrecht von Hesseburg Domberren zu 
Wurzburg und Herman Czengreffe Korberr von Stift Hang daselbst ent- 
scbf iden in dem Streit zwiscben dem Stift Neumiinster daselbst und seinem 
Armmann Siirtingk einerseits und dem Frauenkloster Scb. nehst seinem 
- Kaplan Seyfrid daselbst andererseits : die Sch. Frauen sollen den Neu- 
munsterern in benannten Zielraten 150 Pfd Hllr. zahlen, wovon der gen. 
Armmann 100 Pfd. erhalten solle. Zuwiderhandelnde haben Geldbussen zu 
entrichten, die zum Theil d^m Bisch. Gerbard von Wiirzburg zum Tbeil den 
Scbiedsrichtern zufallen sollen. 

dat. 1390 Donnerstag n. s. Pauls Tag, als or bekart wart. 

K.-B f. 107 a— 108 b. 

1413 Jan. 7. Meisterin Elizabetb von Meynberg und der ganze Konvent zu Scb. 
bekennen, von ibrer Mitscbwester Katharina vom Rebcnstock mit Zustim- 
mnng des Abts Seyfrid von Zelle genannte KorngCilte erhalten zu haben, 
deren Ertrag fiir den Weingarten des Klosters, und, wenn sie in ein»? Ewig- 
giilte abgelost wird, aucb zur Begehung eines Jahrzeitgottesdienstes fiir die 
abgcschi<denen und kiinftig abscheidenden Klosterschwestern verwandt werden 
soil — Mitsigler: Abt Seyfrid von Zelle. 

dat. 1413 am nachsten Tag nach dem Obersten. 
K.-B. f. 113 a— 114 a. 

1414 Jul. 18. Jobanns Escbenbach Pfarrer zu Elpersbeim, Scbiedsricbter in einer 
Streitsacbe zwischen dem Frauenkonvent von Scb. und Hansen Hiibner zu 
Tauberrettersheim zusammen mit Herrn Peter Pfarrer zuWeikersbcim, Herrn 
Kridericb Pfarrer zu Xassacb und den beiden Weikersbeimer Burgern Ulin 
Triincklin nnd Seicz von Erkenbrccbtsbausen, gibt hinsichtlich des [Pfarr-] 
Wittums [zu Tauberrettersheim] seinen Urteilssprucb ab, und bestimrat die 
Strafen fiir die Uebertreter. 

dat. 1414 Mi. v. Mar. Magd. 
K.-B. f. 62 b— 64 a. 

1414 Nov. 6. Eberbart Wiczstat Untervogt zu Heidingsfeld und Hans Laurenz 
Biirger zu Wurzburg treten fiir 2 Verstorbene als Biirgon ein bei dem zwiscben 
Urban Zingcl Hofscbultbeiss zu Wiirzburg und dem Frauenkonvent zu Sch. 
abgoschlossenen Kaufgeschaft iiber eine (fiilte von 20 Malter Korns. welcbe 
letzterem zu reichen sei. 

dat. 1414 Di. v. s. Mertins Tag. 
K.-B. f. 114b— 115a. 

3 



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Jg Kerler 

1415 ? Heinrich von Wechmar in spiritualibus Vicarius fallt das Erkenutnis, class 
die Klosterfranen von Sell, nicht mohr durch Klagen der Stiftsherren von 
Neuiniinster [zn Wiirzburg] behclligt werden sollen. 

dat 1415 ohneTag. 

K.-B. f. 108 b— 109 a. 

1422 Aug. 17. Fridcrich Schoder Domherr zu Wiirzburg und Landrichter des 
Herzogtums Franken verkiindigt das Urteil der zu Gericht sitzenden Hitter : 
dass das Frauenkloster Sch. sich im rechtmassigen Besitz einer von Walter 
von Rosenberg ihm streitig gemachten Gulte, 1 Malter Korns, befiude, die 
der genannte Ritter als Ewiggiilte aus einem Hole bei Tauberrettersbcira, 
seinem Mannslehen, beanspruche. 

dat. 1422 Mo. n. unser 1. Frauen Tag assumpc. 
K.-B. f. 64 a— 65 a. 

1437 Febr. 22. Irmeldraut von Berlichingen Meisterin und der Konvent zu Scb. 
ubergeben dem Michel Scb mid zu Summering cinen von diesem erkauften 
Acker zu eigen ohne den Zehnten. 

dat. 1437 an s. Peters Tag katbedra. 

K.-B. f. 116 a. 



Einnahmen und Ausgaben des Klosters Schaftersheim 1445 und 1446. 

1) Einnahmen. 

Es ist zu wissen wass diss closter jorss gevallen hot von alien 
renten, die des jorss gevallen sollen, aussgenomen unfelle 1 ), als von 
hantlon 2 ) und hewprechten 3 ) und wein und holz zu verkewfen : das 
ist und wuert hie nit gemelt von seinen nuzen. 

Sigersshawsen das ampt mit seinem zugehoren noch dem zinss- 
buch zu nemen biss uf Creiiczfelt: do gevelt jerlichen an gulten 
5 malter korns. und welche korngult geben, die geben drei heller 
fur ein schilling; die andern geben alle drei pfenning fur ein 
sch. □ und Symprechtzhawsen gibt besunder drei heller fur ein sch. Q 
snmma der zinss 70 Pfd. 8 Pfg. und 47 Pfg. zu weisung 4 ), und 
40 Y 2 fassnachthun , und 41 sumerhun, und zwen lampzbuch, und 
148 kese, und 2 genss, und 20 eier. 

Crewczfelt und Smalfelden dasselbig ampt biss uf Streichental 
gilt an gtilte 19 malter korns und 13 malter habern. desselben 



J ) „unfellc u — zufallige Gericbtsbussen (Lexer mlid. HdwOrterbuch 2,1948). 

2 ) „ hantlon" = die Abgabe, die der Erbe oder Kaufrr fiir Ueberlassung 
eines Gutes dem Lebensberrn zablt, wenn jenes nur auf Lebenszeit verliehen war 
(Lexer 1. c. 1,1176). 

s ) Hauptrecht = das Recbt, eine Kopfstcuer zn erbeben (Lexer 1. c. 1352)« 

4 ) w wisunge" = Abgabe an eine Herrscbaft (Benecke Miiller, rabd. Worter- 
bucb 8, 763 a und Lexer 1. c. 3, 947). 



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. • Zur Geschichte des Pramonstratenserinnenklosters Schaftersheim. J 9 

gedreids nimpt das oblei 1 ) 5 malter korns und 5 malter habern zu 
Bernweyler. also pleibt 14 malter korns und 8 malter habern. und 
wer gedreid gibt zu giilte und dorzu zinse, der gibt sein zinss alz 
er beschriben 1st. die andern geben fiir ein pfunt ein gulden, fur 
ein schilling ein alten behemisch. des hot man genomen in den joren 
als noch Crist gepttrt 1446 jor fur ein alten behemisch zwen alt 
schillinger. der gab man 39 fur l 2 ) gulden, doruf ist die hernoch- 
geschriben summa gemacht. summa der zinss 40 1 / 2 gulden 257 Pfd. 
und 5V 2 Pfg-j und 15 V2 Pfe- zu weisung und 65 fassnachthuner, 
und 28 sumerhiiner, und ein lampzbuch, und 41 kese, und 55 eier. 

Streichental biss uf Holenbach gevelt an 1 giilte 12 l / 2 malter 3 ) 
korns und HV2 malter habern. dieselben drei Pfg. fiir ein sh. □ 
summa der zinss 11 Pfd. 11 Pfg., und 10 fassnachthuner, und 2 
sumerhiiner. 

Holenbach biss uf Elppersshein geben drei heller fiir ein sh. ; 
summa 2 J / 2 Pfd. 1 Pfg., und 2 fassnachthuner, und 2 sumerhuner. 

Elppersshein gevelt an giilte 34 1 / 2 malter korns und weiss 
und I2V2 malter haberen. summa der zinss 5 Pfd. 28 Pfg. und 7 fass- 
nachthuner und 26 sumerhuner und 26 kese und V2 fader weinss 
und V2 pfant wachs und 15 Pfg. zu weisung. 

Wernerbrechtzhawsen gevelt 3 Pfd. iinsslit. 

Bolczhalden gevelt 272 malter korns von zinsen 2 1 /* Pfd. 2 Pfg. 
und 2 fassnachthuner. 

Nassach und Nidernhawsen gevelt 27 malter korns und weiss 
und 2 meczen und 16 malter habern 2 meczen, von zinsen 36 1 / 2 Pfd. und 
13 Pfg., und 33 V2 fassnachthun, und 19 sumerhuner, und 4 genss, und 
1400 eier und 18 eier r und l l / 2 pfunt wachs. 

Queckprunn gevelt 7 malter korns und 18 malter habern und 
6 meczen habern, an zinsen 14 Pfd. 19 Pfg., und 12 fassnachthuner 
und 2 hiiner zu nachtselde 1 ), und 27 Pfg. zu weisung. 

Eberhartzprunn gevelt 1 malter korns 19 malter habern, und 
23 Pfg. zinss, und 13 fassnachthuner. 



l ) Hier nicht die Abgabe, sondern das Amt, welches die Abgaben verwaket 
(Lexer 2,138). 

-) Feb It in der Vorlage. 

3 ) Fehlt in der Vorlage. 

4 ) „nahtselde u = Nachtberberge , unentgeltlicbe Beberbergung , die Geld- 
abgabe statt der Bestreitung solchen Nachtquar tiers (Lexer 1. c. 2, 27). Ob die 
Bedeutung des Wortes hier rait seinem Ursprung noch in Zusammenhang stebt, 
oder ob sie in „Abgabe, Steuer" zu verallgemeinern ist, konnen wir nicht entscheiden. 

3* 



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20 Kcrler 

Roetelsee gevelt 2 matter korns mid 4 1 /l> matter habern mid 
1 meczen habern mid 3 l / 2 Pfd. 2 l / 2 Pfg. zinss mid 2 fcissiuielithuuer. 

Silmering und Berensfelden gevelt 9 malter korns und 1 meczen. 

Hoettingen gevelt 34 malter weiss, mid 71 malter korns, and 
32 malter habern, und 5 malter erweiss, und 2 genss, und 2 fass- 
nachthiiner. 

Aldersshein, Butelprunn, Theringse gevelt 12 matter korns. 

Sundernhoifen , Erladi gevelt 7 l f i matter korns, 3 1 / 2 matter 
weiss, 3 malter habern, und 6 meczen erweiss ; 3 Pfd. 10 Pfg. zinss, 
4 fassnachthiiner, und 2 coppawn. 

Ollingen 17 matter korns, 4 malter weiss, 10 matter habern. 

Simansshofen 6 matter korns, 2 malter habern, 2 fassnachthiiner. 

Geylichsshein 1 malter korns, 1 malter habern, und 3 meczen 
habern ; zinss 40 Pfg. ein pfimt vvachs und 1 fassnachthun. 

Lyczenprunn 20 malter korns 6 malter weiss 10 matter habern. 

Eoetingen 4 Pfd. zinss und 7y 2 Pfg. einen lampzbuch, ein 
pfunt wachs und ein vierdung vvachs, und 3 fassnachthuner. 

Uffsteten an zinsen 9 Pfd. und 10 Pfg. 

Vinsterloch die geben fiir ein sh. ein alten behemisch, do 
fill' gelegt zwen alt schillinger alz in dem ampt zu Creiiczfelt, 
summa 32 Pfd. 20 sh. und 6 fassnachthuner. 

Rettersshein 1 malter korns, 2 meczen habern, 44 Pfd. zinss 
und 3 l /2 Pfg- ? 38 fassnachthuner, 2 mertishuner, 17 sumerhuner, 
3 pfunt wachs, 11 lampzbiich, 49 Pfg. zu weismig, und einen einier 
weiuss. 

Niederensteten Schental Weykersshein Haussprunn 8 Pfd. mid 
1 heller zinss, 3 fassnachthuner , 2 sumerhuner, 2 1 /* pfunt vvachs, 
IV2 eimer weinss und l / 2 malter korns. 

Buchein 105 1 / 2 matter korns und 2 meczen und lV'j'Pfg- 

Ruselhawsen Oessfelt Newnprunn 25 Pfg. , 2 fassnachthuner, 
ein malter korns, und 1 malter habern zu Newnprunn. 

Harppach das grosser fur ein sh. alz zu Vinsterloch. summa 
der zinss 25 Pfd. 26 Pfg. Harppach das kleiner 8 Pfd. 

Ochsenfurt ein pfunt wachs. 

Scheftersshein 8V2 malter korns und 3 meczen, und 5 malter 
habern und 1 meczen, 72 Pfd. 21 Pfg., 30 fassnachthiiner, 10 sumer- 
huner, 3 l / 2 pfunt wachs und ein vierdung, ein lampzbiich, 8 Pfg. 
zu weisung, 46 l / 2 eimer weinss 3 achteil und 3 moss. 

Lawtenbach 1 / 2 eimer weinss und 16 mass. 

Summa summarum: das gedreid ist voren gesumt; aber von 



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Zur Gcschichte des Pramonstratenseriiiueiiklosters Scliaftersheim. 21 

zinsen so ist die gumma 43 l / 2 gulden 616 Pfd. und 13 l / 2 Pfg.; 282 
fassnachthiiner, 2 inert ishiiner , 149 sumerbuner, 16 lampzbuch, 
14 pftint wachs und zwen vierdung, vierzehenliundert eier 99 eier, 
225 kese, 5 Pfd. und 12 Pfg. zu weisung, 8 genss, 2 coppavvn, 3 pfunt 
unsslit, 4 fuder weinss, und 8 eimer und 12 moss, und 120 seliusselen. 

Was sust auch jerlichen gevelt: 

Item von der fischweid wi man die verleihet. 

Item 33 Pfd. hewr gibt (Jresse von einer vvisen zu Liuczenprunn. 

Item 14 Pfd. minus 3 Pfg. von einer wisen zu Queckpruuu. 

Item 4 gulden von der Fiinckin - wisen Lie zu Schetftershehn. 

Item 10 Pfd. hot man alles hewer gehabt von einer wisen in 
dem oberland. 

Lawtenbach G l / 2 Pfd. von einer wisen. 

Item 5 Pfd. von dem zehend zu Vinsterloch. 

Item 9 gulden von dem klein zehenden hie zu Scheft'tei ssheim. 

Das alles als obgeschriben in dem jor alz man zehlt noch 
Crist gepttrt 1446 jore. 

2) Ausgaben. 

Es ist audi zu wissen mit dem aussgeben was iglich p... [?J ') 
gekost hot in den obgeschriben joren etc. 45 und 46. 

Zu dem ersten ist zu merken, das zu denselben zeiten... 2 ) ist 
swag gewest, also das 7 1 / 2 Pfd. heller und 8 Pfd. heller zu dem 
minsteu und zu dem meinsten komen fur ein, gulden, auch gait 
ein scheiben salzs 10 Pfd. uud 7 l / 2 Pfd. auch zu dem minsten und 
zu dem meinsten, ein pfunt tleisch 3V 2 Pfg., zwei eier und 3 eier 
fur 1 Pfg., alles desselben geltz, und ein pfunt butteren fur 12 Pfg. 
und zu dreizehen Pfg. 

Das 45. jor fur das erst jor; dornoch das 46. jor fur das 
ander. 

Item 321 Pfd. 10 Pfg. die weingarten zu bawen, das erst jor 
mit alien bewen. — item 400 Pfd. 7 1 /* Pfd. und 6 Pfg. das ander 
jor zu bawen alle pew. aber dorinnen ist begritfen aussschuten 
zu entrewmen und schneiden das dritte jor. dann iglichss jor hot 
sich und solt sich anheben mit dem aussschiiten. so hot sich das 



] ) Dieses und das folgende Wort ist durcli Keuchtigkeit unleserlich gemacht 
-) Folgen etwa zwei cbenfalls durch cingedrungeiie Feuclitigkeit zerstorte 



Worte. 



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22 Kerler 

verzogen mit der redlining zu thun; dorttmb ist es also begriffen 
in einer suinma. 

Item 6 gulden 37 Pfd. 6 Pfg. den biittner in den herbst, 
kalterlewten, und abzulassen mit alien sachen das erste; item 47 Pfd. 
11 Pfg. das ander jor. 

Item 33 Pfd. 10 Pfg. uf die garten und fur pflanzen ; item 
15 Pfd. 2~> Pfg. das ander jor in die garten. 

Item 55 l / 2 Pfd., item 17 1 /* Pfd. 12 Pfg. hewe und grumat; 
item 55 1 / 2 Pfd. das ander jor auch von den wisen in dem oberland. 

Item 312 Pfd. die eren und den dreschern das erste; item 
224 Pfd. und 23 Pfg. das ander jor. 

Item 198 Pfd. 11 Pfg. uf den hoff das erst jor; item 270 Pfd. 
11 Pfg. und 3 gulden das ander jor. 

Item 94 Pfd. 11 Pfg. der frawen-kuchen das erste jor; item 
103 Pfd. 19 Pfg. das ander jor. 

Item 187 Pfd. 3 Pfg. den herren das erste jor; item 217 Pfd. 
22 Pfg. das ander jor. dorin beriirt sich gelt fur kess. 

Item 190 Pfd. und 4 gulden in die gemein kttchin; item 
209 Pfd. 21 Pfg. und 5 gulden das ander jor in die gemein kuchin. 

Der 1 ) ehalten Ion das erst jore uf 72 gulden 106 Pfd. 21 Pfg. 

Uf des bereiterss kuchen zwei jor 106 1 / 2 Pfd. 

Uf des weingartmauss kuchen zwei jor 22 Pfd. und 14 Pfg. 



l ) Von hicr bis Schluss »uf der Innenseite des hintern Pergamentumschlags. — 
Von dem drittletzten Posten siud nur einige Bruchstuckc zu entziffern, und gerade 
die wichtigeren Worte nicht zu lesen, wesbalb wir ihn gar nicht aufnahmen. 



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WAP.lm ■.:* ~ f 



Haller Pfennige. 

Von Professor Hassler in Hall. 
Hiczu die Abhildungcn auf der crsten Tafcl. 



Fiir die Geschichte der Haller Pfennige, wie uberhaupt der 
kleinen schw&bischen Miinzen vor der Zeit der Reformation, ist 
Beyschlags „Versuch einer Miinzgeschichte Augsburgs und der ale- 
mannisch-suevischen Lande im Mittelalter" von 1835, vvenn auch 
in manchen Punkten uberholt, jedenfalls grundlegend gewesen. 
Ebenso wird der Artikel von Dr. L. Fikentscher, „der Warmisrieder 
Fund" in den Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesell- 
schaft von 1884 das Beste sein, was in neuerer Zeit uber diesen 
Punkt geschrieben worden ist. 

Da dieselben aber hauptsachlich die Augsburger Munzverhiilt- 
nisse ins Auge gefasst haben, so koinmen die in Hall gepragten Pfennige 
etwas knrz weg. Beyschlag giebt nicht nur gar keine Abbildung 
eines Haller Pfennigs, sondern sagt sogar S. 105: von den vielen 
im 14. Jahrliundert an melireren Orten gepragten sog. Handleins- 
pfennigen vverde nirgends einer mit dem Unterzeichen des H, die 
Stadt Halle (soil heissen Hall) andeutend, gefunden. Fikentscher 
bringt zwar 3 Abbildungen von Haller Pfennigen mit dem Zeichen li 
auf und neben der Hand , aber dieses li, wenigstens das auf der 
Hand befindlicbe, ist ziemlich schwer erkennbar, und bei saratlichen 
in der Haller Gegend gefundenen Haller Pfennigen ist noch keiner 
entdeckt worden, der dieses Zeichen auf der Hand selbst hiltte. 

Andererseits ist es aber doch sicher von Interesse, etwas fiber 
die ursprungliche Gestalt der in Hall gepragten Pfennige, die ja 
das Prototyp fur alle ttbrigen Handleinspfennige geworden sind, 
sowie uber die Zeit ihrer Pragung zu erfahren. 

Hiefiir geben nun zwei Funde, die in neuester Zeit gemacht 
worden sind, zwar noch nicht voiles Licht, aber doch einige Auf- 
kliirung, so dass man der Wahrheit um einen Schritt naher kommt. 

Im Jahr 1889 wurde namlich bei dem Umbau der Kirche in 



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24 H a s s 1 o r 

Michelfeld, Oberamts Hall, 5 km von Hall entfernt, in einem Hohl- 
raum unter der Altarplatte eine auf die AVeihung des Altars beziig- 
liche Pergamenturkunde von 1282 nebst Reliquien und zwei kleinen 
hallischen Mtinzen in einem Glase gefunden (siehe die Beschreibung 
dieses Fundes von Prof. Ganpp in „Wurttembergisch Franken, Neue 
Folge IV. 1892 S. 57 f. u ). Die beiden MUnzen wurden damals niclit 
abgebildet, Hire photographische Nachbildung folgt dalier unter 
Fig. 1 und 2. 

Die kleinere der beiden Munzen (Fig. 1) ist kaum so gross 
als die einseitigen balben Pfennige und hat auf der einen Seite die 
Hand mit zwei Ringen umgeben, welche durch Striche (Speichen) 
verbunden sind, auf der andern das Kreuz, in dessen Gabeln Punkte 
sind, um das Kreuz her gehen wieder zwei Ringe, die durch Striche 
verbunden sind, zwischen welclien sich je ein Punkt befindet. 

Die grossere Miinze (Fig. 2.) hat auf der einen Seite die Hand 
ira Ring, um welclien H. A.L.L. geschrieben ist, und zwar die Halfte 
des H und das A ganz deutlich, das Ubrige etwas verschwommen, 
aber doch lesbar; auf der andern Seite ist das Kreuz mit Punkten 
in den Gabeln, um das Kreuz ein Ring, um welclien Striche, zwischen 
diesen Strichen abwechslungsweise je ein Punkt oder ein liegendes 
Kreuz X. 

Mit diesem Funde haben wir sowohl fur die Zeit der Pragung, 
als fur die Gestalt der in Hall gepragten Pfennige viel gewonnen. 

Beyschlag kann zwar bei der Erwahnung von librae hallensis 
monetae oder librae hallenses in einer von Schlegel de minimis 
antiquis Gothams 1714 zitierten Urkunde aus dem Jahr 1228 nicht 
umhin zu sagen : „unerachtet man kein Miinzprivileg von S hwabisch- 
„Hall aus ft uheren Zeiten anfuhren kann, ist nicht daran zu zweifeln, 
„dass eine Stadt, in der seit den altesten Zeiten ein betriichtlicher 
„Salzhandel getrieben worden,eine kaiserliche Miinze mit ihrereigenen 
„Wahruug gehabt habe; a andererseits meint er aber wieder: „I)a 
„die Erwahnung der librae hallenses in den Urkunden von 1244, 
w 126(5 und 1288 in die Zeit der schwabischen Brakteaten fallt, so 
n wird man audi bei den Haller Pfunden an' eine ahnliche (d. h. den 
^Brakteaten ahnliche) in ganz Schwaben gangbare Miinze denken 
„miissen; eine solche Miinze hat man an den sog. Hiilblingen gehabt, 
„die wahrscheinlich die Stadt Hall ihres Salzhandels wegen am 
afriihesten in betrachtlicher Menge ausgepragt hat, dalier sie lial- 
„lenses genaunt und allmahlich audi unter diesem Namen in andei en 
„Miinzstatten in gleicher Wahrung nadigemacht wurden. An das 



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7» 



Ilaller Pfcnnige. 25 

Auspr&gen der Pfennige (= 2 Halblingen) mit der Hand auf der 
„einen und dem Kreuz auf der andern Seite, die man sp&ter Hand- 
Kleins Pfennige nannte, lasst sicli vor dem Anfang des 14. Jahr- 
„hunderts wohl nicht denken." 

Dem gegenuber ist nun durch den Michelfelder Fund ganz 
sicher nachgewiesen, dass mindestens schon 1282 solche H&ndleins 
Pfennige mit Hand und Kreuz geschlagen worden sind. 

Was aber die librae hallenses betrifft, so kommen dieselben 
nicht erst, wie Beyschlag sagt, 1228 vor, sondern schon frflher. 
Zwar die decern talenta illius monetae in dem Stiftungsbrief fur 
die Stiftskirche in Ohringen von 1037 ohne weiteres fur 10 Pfund 
Heller zu nehmen, ist etwas gewagt: es heisst dort namlich (Wttrt- 
temb. Urkundenbuch I, 222 und Boger, die Stiftskirche in Ohringen in 
Wiirttemb. Franken N. F. II; 1885. S. 6), dass Bischof Gebhard von 
Regensburg etc. dem Grafen Burkhard von Komburg als dem Schirm- 
vogt des Stifts als Lehen gegeben habe dimidiam villam Halle . . . 
et in villa Orengovve decern talenta illius monetae, d. h. den halben 
Ort Hall . . . und in dem Ort Ohringen 10 Pfund von jener Mtinze. 
Ob dies nun 10 Pfund Heller sind oder 10 Pfund Ohringer Munze, 
von der wir freilich sonst nichts wissen, ist schwer zu entscheiden. 
Audi bei den denarii, von welchen 1120 (W. U. I, 272), den V solidi 
Hallensium und XVIII denarii Hallensium, von welchen neben XV 
solidi Tuwingensium 1198 (W. U. II, 422) die Rede ist, wird nicht 
an unsere Haller Pfennige zu denken sein ; denn in einer Urkunde 
von 1230 (W. U. Ill, 782) werden die solidi Hallensium geradezu 
unterschieden von librae Hallensium; es heisst daselbst: „Herr 
Gottfried von Hohenloh soil seinem Bruder Konrad geben 108 libras 
Hallensium et quinque solidos Hallensium." Hienach wird unter- 
schieden zwischen den gezahlten 5 Solidi Hallensium und den ge- 
wogenen 108 Pfund Heller. Aber mit den librae Hallensium stehen 
wir entschieden bei unsern Haller Pfennigen: diese werden schon 
1199 (W. U. II, 509) als librae Hallensium monetae, 1226 (W. U. Ill, 
706) als librae Hallensis monetae und dann 1228 (W. U. Ill, 751), 
1231 (W. U. Ill, 784. IV talenta Hallensium), 1232 (W. U. Ill, 806), 
1238 (W. U. in, 916) u.s.w. erwahnt. 

Dass nun diese Haller Munzen bloss Halblinge gewesen seien, 
istsehr wenig wahrscheinlich ; denn von solchen Haller Halblingen 
ist ja fast keine Spur mehr vorhanden. Eine solche Spur aller- 
dings scheint die kleine Michelfelder Munze zu sein : sie ist ofFenbar 
fur einen Halbling zu halten, wahrend die grossere ein Pfennig ist. 

4 



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26 H ass 1 fir 

Dass von den Haller Halblingen so wenig erhalten ist, erklart sich 
aus dem Dekret Kails IV. von 1356, in welchem es heisst: „dis- 
cimus in hoc tempus et semihalerorum genus (d. h. die Halblinge) 
rejiciendum, dum clare praecipit libris halerorum semper cusis semi- 
halerorum unam libram esse conflandam, wonach damals die Halb- 
linge nur noch in geringer Zahl geschlagen wurden, namlich auf 
100 Pfund Pfennige nur ein Pfund Halblinge. 

Wir nehmen also an, dass die Pragijng der Haller Pfennige 
jedenfalls schon urns Jahr 1200 stattgefunden babe. 

Was nun die aussere Gestalt dieser Haller Pfennige betrifft, 
so liegt es nahe, die einfachste Form derselben, d. h. die blosse Hand 
auf der einen Seite und das blosse Kreuz auf der andera ohne 
irgend ein sonstiges Zeichen fur die alteste und damit ffir die ur- 
sprungliehe Gestalt der Haller Pfennige anzusehen; damit wilrde 
audi ubereinstimmen das oben erwahnte Dekret Kails IV. von 1356, 
welches festsetzt (Schlegel S. 25), „dass die Haller mit Hand und 
Kreuz mit einem Unterzeichen sollen ausgepragt werden," was in 
der namlichen Zeit audi von den Stiidten Frankfurt, Ulm und Donau- 
worth gefordert wurde, die ein ahnliches Privileg erhielten wie Niirn- 
berg. Ebendasselbe wurde auch von dem Augsburger Bischof erwartet, 
dem Karl IV. gleichfalls ein Privileg zu einer Haller Miinze erteilte. 

Allein dieser Annahme steht nun eben unsere grossere Michel- 
felder Munze entgegen, welche vor 1282 gepragt, also jedenfalls 
einer der altesten Haller Pfennige ist und ausser der Umschrift 
„Hall a urn die Hand auf der Seite des Kreuzes den Ring zeigt, urn 
welchen Striche mit Punk>ten und liegenden Kreuzen sich befinden. 
Hienach scheint die Entwicklung des Geprages der Haller Pfennige 
also vor sich gegangen zu sein: Zuerst schlug man in Hall Pfennige 
mit der Hand auf der einen und dem Kreuz auf der andern Seite. 
Urn die Hand her ging ein Ring, um welchen entweder der Name 
Hall ganz ausgeschrieben oder abgekurzt stand, oder auch ohne 
Namen Striche mit Punkten und liegenden Kreuzen gingen, um das 
Kreuz mit Punkten in den Gabeln ging wieder ein Ring, um welchen 
gleichfalls Striche mit Punkten und liegenden Kreuzen herliefen, 
wie es Nr. 11. 12. 16 (Fig. 3. 4. 5) zeigen. 

Von dieser Prftgung nahmen die ubrigen zuin Schlagen ahn- 
licher Munzen berechtigten oder auch nicht berechtigten Stiidte und 
Fiirsten, also zunHchst Frankfurt, Ulm, Donauworth und der Bischof 
von Augsburg die einfache Hand und das Kreuz an. Da nun aber 
mit der Veischlechterung des Gehalts der Munzen ein fur den Handel 



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TP*** 



Haller Pfennige. 27 

und Verkebr unertraglicher Zustand eintrat, so erfolgte das Miinz- 
gesetz Karls IV. von 1356, wonach jeder zum Schlagen dieserMiinze 
Berechtigte ausser der Hand und dem Ereuz auch noch ein Unter- 
zeichen anbringen musste, woran die Herkunft der betreffenden 
Miinze zu erkennen war. Demnach werden z. B. die Haller Pfennige 
mit D (Dillingen) oder dem Augsburger Bistums- oder Stadtwappen, 
die mit dem bayerischen Weckenschild atif der Hand , die mit W 
auf oder neben der Hand (Donauworth), die mit dem Hohenzollern- 
schild oder Z, die mit dem wiinttembergischen Hirschhorn u.s.f. erst 
der Zeit nach 1356 angehoren. Dass aber auch in Hall selbst 
Haller Pfennige obne den Namen Hall oder ohne den Buchstaben H, 
aber mit dem Ring und den Strichen, den Punkten und liegenden 
Kreuzen gescltlagen wurden, dafiir ist entschieden die kleinere 
Michelfelder Miinze (Fig. 1) beweisend; es kommt ihr aber auch 
ein zweiter Miinzfund zu Hilfe. 

In Ober-Speltach, Oberamts Crailsheim, namlich wurde im 
Fruhjahr 1892 von dem Bauern Leonhard Butz ein Fund von 225 
Haller Pfennigen geinacht, den der historische Verein fur das 
wiirttenibergische Franken ganz erworben hat, und im Fruhjahr 
1893 folgte daselbst ein weiterer Fund (lurch den Bauern Friedrich 
Kaufmann, von welchem der Verein 93 Stuck ankaufte. Von diesen 
zusammen 318 Stuck haben 99 Stuck (No. 22—33)- entweder die 
Uinschrift HALL oder H oder HA oder HAL oder A, AL, ALL, 
L oder LL. Ausserdem haben 157 Stuck (No. 3. 7. 9—16) urn die 
Hand und das Kreuz den Ring, urn welchen die Striche gehen, 
zvvischen denen sich entweder Punkte allein oder Punkte abwech- 
selnd mit liegenden Kreuzen befinden. Wenn man nun bedenkt, 
dass Ober-Speltach friiher zum Gebiet der Reichsstadt Hall gehorte, 
so ist jedenfalls die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass die Mehr- 
zahl der Miinzen werden aus der Haller Munzstatte hervorgegangen 
sein. Wenn ferner 99 Stiick davon mit Buchstaben ganz entschieden 
aus der Haller Munze stammen, so wird die Wahrscheiulichkeit fast 
zur Gewissheit, dass die 157 Stiick, die ohne den Namen ein ganz 
ahnliches Geprage haben wie die 99, auch der Haller Miinze ihren 
Ursprung verdanken werden; und somit haben wir hier iiber 4 / 5 
des ganzen Fundes fur die Haller Miinze anzusprechen. 

Wie lange diese Pragung dauerte, ist zwar nicht gewiss an- 
zugeben, aber jedenfalls nicht iiber das Ende des 15. Jahrhunderts 
hinaus; denn damals (nach Herolt 1494) wurden neue Pfennige ge- 
schlagen, welche einseitig auf der gleichen Seite Hand und Kreuz 

4* 



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28 Hassler 

ueben einander und dariiber den Reichsadler zeigen, wie schon bei 
Beyschlag Tab. VII, 6 zeigt. Dass diese Miinzen aber wirklich 
schon zu Ende des 15. Jahrhunderts gepragt wurden, dafiir haben 
wir einen neuen Beweis; denn bei einem von Bauer Vogel in Utten- 
hofen, 5—6 km von Hall, im Frtihjahr 1893 gemacbten Fund war 
eine grosse Anzahl dieser kleinen Haller Mttnzen rieben 3 Gold- 
mlinzen von Baden, Schwabach und Tirol und einer Menge Schillinge 
von Bayern (Albert), Constanz (Stadt und Bistum), Kempten, Ulm- 
Ueberlingen (Conventions-Miinze), Salzburg, Tirol (Sigismund) und 
Mailand von 1500 bis 1510. 

Da sich nun aber bei dem Ober-Speltacher Fund nocli eine 
ziemliche Anzahl Miinzen findet (ausser 4, deren Geprage durch 
Oxydation ganz unkenntlich geworden, noch 58), die nicht nach Hall 
zu rechnen sind, so werden hiemit samtliche Miinzen des Ober-Spel- 
tacher Fundes der Reihe nach aufgefiihrt, wobei jedoch zu bemerken 
ist, dass unter den einzelnen Nummern sich ofters mehrere Varie- 
taten befinden und dass in Folge der Verwischung des Geprages 
auch manchmal die Miinzen einer Nummer in die einer andern iiber- 
gehen. 

1) Vorderseite: Hand allein; Riickseite: Kreuz mit Punkten in 
den Gabeln. 4 Stiick Augsburger (?). cf. Beyschl. Tab. Ill, 41. 

2) V: Hand im Ring; R.: Kreuz im Ring mit Punkten in den 
Gabeln. 16 Stuck Augsburger. cf. Beyschl. T. Ill, 39. 

3) V.: Hand im Ring mit Punkten um den Ring; R.: Kreuz im 
Ring mit Punkten in den Gabeln, um den Ring Punkte. 3 Stiick. 

4) V.: Punkt*) an der Wurzel des Zeigefingers; R.: Kreuz im 
Ring mit Punkten in den Gabeln. 1 Stiick Augsburger. Fikent- 
scher Fig. 5. 

5) V.: Punkt*) an der Wurzel des Mittelfingers ; R.: Kreuz fan 
Ring mit Punkten in den Gabeln, um den Ring Striche und 
Punkte. 1 Stiick Augsburger, ahnlich Fikentscher Fig. 3. 

6) V.: Punkt a ) an der Wurzel des vierten Fingers; R.: Kreuz im 
Ring mit Punkten in den Gabeln. 2 St. Augsb. Fik. Fig. 7. 

7) V. : Hand im Ring mit Punkt a) an der Wurzel des vierten 
Fingers; R.: Kreuz im Ring mit Punkten in den Gabeln. Bei 
Hand und Kreuz um den Ring Striche und Punkte. 1 Stiick. 



a) Die Punkte an der Wurzel konneu ubrigens siimtlieb dalier riibreii, dass 
durch das auf der Ilandseite vertieft durcbgescblagene Kreuz ein Teil des Fingers 
abgetrennt als Punkt erscbeiut. 



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V? 



' . . ■ ■^ M ■' ,--' 



Haller Pfennige. 29 

8) V.: Hand im Kreuz mit Punkt ») an der Wurzel des Zeigfingers 
und Goldfingei s ; R.: Kreuz in) Ring mit Pnnkten in den Gabeln. 

* 1 .Stiick. 

9) V.: Hand im Ring mit Punkt&) neben dem kleinen Finger; 
R.: Kreuz im Ring mit Pnnkten in den Gabeln. Bei Hand 
und Kreuz urn den Ring Striche und Punkte. 1 Stiick. 

10) V.: Hand im Ring mit Punkt a ) am Miltel- und Goldfinger, 
Striche urn den Ring; R.: Kreuz mit Punkten in den Gabeln 
im Ring, urn welchen Striche und Punkte. 1 Stiick. 

11) V.: Hand im Ring; R.: Kreuz mit Punkten in den Gabeln im 
Ring, urn welchen Striche abwechselnd mit Punkten. 6 Stiick. 
Fig. 3. 

12) V.: Hand im Ring, urn welchen Punkte und Striche; R : Kreuz 
im Ring mit Punkten in den Gabeln, urn den Ring Striche 
und Punkte. 55 Stiick. Fig. 4. 

13) V.: Hand im Ring, urn welchen Punkte und Striche ; R.: Kreuz 
im Ring mit Pnnkten in den Gabeln. 2 Stiick. 

14) V.: Hand im Ring; R.: Kreuz im Ring mit Punkten in den 
Gabeln, um den Ring Striche mit Punkten und Kreuzen. 2 Stiick. 

15) V.: Hand im Ring, um welchen Punkte und Striche, vielleicht 
auch Spuren der Buchstaben von Hall; R.: Kreuz im Ring 
mit Punkten in den Gabeln, um den Ring Striche, zwischen 
denen ein oder mehrere Punkte. 3 Stiick. 

16) V.: Hand im Ring, um welchen Punkte, Striche und Kreuze; 
R.: Kreuz im Ring mit Punkten in den Gabeln, um den Ring 
Striche, einzelne oder mehrere Punkte, Kreuze. 83 Stiick. 
Fig. 5. 

17) V.: Hand im Perlenring; R.: Kreuz im Perlenring mit Puukten 
in den Gabeln. 2 Stiick. 

18) V.: Hand im Perlenring ; R.: Kreuz mit Punkten in den Gabeln 
im Perlenring, aussen Punkte. 6 Stiick. 

19) V.: Hand im Perlenring niit Strichen und Punkten; R.: Kreuz 
im Perlenring mit Punkten in den Gabeln, aussen Striche (?) 
und Punkte. 6 Stiick. Fig. 6. 

20) V.: Hand im Perlenring mit Punkten, Kreuzen und Strichen; 
R. : Kreuz mit Punkten in den Gabeln, aussen Punkte, Kreuze 
und Striche. 2 Stiick. 

21) V.: Hand im Perlenring mit Kreuz tiber dem Mittelflnger; 
R.: Kreuz mit Punkten in den Gabeln im Perlenring, an einem 



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30 Hassler 

Kreuzarm H, an einem andern I, beim zweiten Exemplar fehlt 
das H. 2 Stuck. Fig. 7. 

22) V.: H ausserhalb des Rings um die Hand, meist rechts, aber 
audi 'links unten, bei einem Stuck fiber dem Mittelfinger, sonst 
wie Nr. 16 (10 St.) und Nr. 17 (2 St.) 12 Stuck. Fig. 8. 

23) R.: H ausserhalb des Rings um das Kreuz, sonst wie Nr. 3 
(1 St.), Nr. 17 (1 St.) und Nr. 19 (2 St.). 4 St. Fig. 9. 

24 a) V.: HA ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 16 
(8 St.) oder Nr. 18 (2 St.). 10 Stuck. Fig. 10 a. 

24b) V.: HA ausserhalb des Perlenrings um die Hand; R.: S A 
beim Kreuz. 2 St. Fig. 10 b. 

24 c) V.: Hand mit Perlenring, ziemlich verwischt; R.: Kreuz mit 
Perlenring, um welchen HA. — 1 Stuck. Fig. 10 c. ' 

25) V.: HAL ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 1G 
(11 St.), ein Stuck wie Nr. 18 und auf der Ruckseite Kreuz 
mit H Z und kleiuem Kreuz. 12 St. Fig. 11. 

26) V.: HLL ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 16. 

2 Stiick. 

27) V.: HALL a ) ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 16. 

3 Stiick. Fig. 12. 

28) V.: A ausserhalb des Rings um die Hand an 5 verschiedenen 
Stellen, sonst wie Nr. 16. 20 Stiick. 

29 a) V.: A ausserhalb des Perlenrandes um die Hand. 1 Stiick. 
29 b) R : A ausserhalb des Perlenrandes um das Kreuz. 1 Stiick. 

30) V.: AL ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 16. 
9 Stiick. Fig. 13. 

31) V.: ALL (5 St.) oder ALLA (2 St.) ausserhalb des Rings um 
die Hand, sonst wie Nr. 16. 7 Stiick. Fig. 14. 

32) V.: L ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 16. 
11 Stuck. 

33) V.: LL ausserhalb des Rings um die Hand, sonst wie Nr. 16. 

4 Stiick. 

34) V.: Hand im Perlenring, um welchen je 2 Striche, dazwischen 
A und H; R.: Kreuz mit Punkten in den Gabeln, um den 
Ring Punkte und E (oder F) und R (oder B). 1 Stiick. Fig. 15. 

35) V.: Hand im Perlenring; R.: Kreuz mit Punkten in den Gabeln, 
um den Perlenring Punkte und A oo . 1 Stiick. Fig. 16. 



a) HA ist auf der Abbildung kaum zu crkennon, es ist aber ganz dasselbo 
Gepragc wie Fig. 2. 



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Sailer Pfeuuige. 31 

36) V.: Hand im Perlenring, urn welchen SHE; R.: Kreuz mit 
Punkten in den Gabeln im Perlenring mit H I wie bei Nr. 21. 
1 St. Fig. 17. 

37) V.: Hand im Perlenring, urn welchen ein zweiter Perlenring, 
zwischen beiden M (Memmingen ?) ; R.: Kreuz mit Punkten in 
den Gabeln, um welches Perlenring, ausserhalb desselben 
Punkte. 1 Stuck. Fig. 18. 

38) V teils bloss auf der Seite der Hand (2 St.), toils bloss auf 
der Seite des Kreuzes (2 St.), teils bei Hand und Kreuz mit 
Perlenring (1 St.), teils V bei der Hand, beim Kreuz H mit 
Perlenring (1 St.) 6 Stfick. Fig. 19. 

39) V.: Hand im Ring mit L und OE, sonst wie Nr. 16. 1 St. 
Fig. 20. 

40) V. : Hand im Ring, um welchen Doppelstrichc, dazwischen L E 
und Kreuz; R.: Kreuz im Ring, um welchen Striche, Punkte 
und P. 1 Stuck. Fig. 21. 

41) Unklare Buchstaben. 3 Stuck. 

42) Verrostet. 4 Stuck. 

Von den schon von frilher her in der Munzsammlung des 
historischen Vereins befindlichen 48 Haller Pfennigen haben fast 
alle in der Nahe von Hall gefundene Mfiuzen das Gepriige von 
Nr. 16 Fig. 5; eine in Hall selbst gefundene und mit L fiber der 
Hand versehene ist ganz dasselbe Gepriige wie Nr. 32; eine mit 
H auf der Handseite und auf der Kreuzseite hat wenigstens Aehn- 
lichkeit mit Nr. 36. 

Erst nach Vollendung der vorliegenden Arbeit wurde in dem 
Haller Spitalwald, Parzelle Forchenholzle, zu Vorderuhlberg bei 
Griindelhardt, Oberamts Crailsheim, gehorig, ein Fund von mehreren 
Pfund Haller Pfennigen gemacht. Hievon warden etwa 150 Stuck 
antersucht: dieselben, zumTeil sehr oxydiert und briichig, ergaben 
aber kein anderes Resultat als die bei Oberspeltach gefundenen. 
Nur ein Pfennig ist besonders zu enviihnen, der auf der Seite der 
Hand ein hat. 



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Johannes Drandorf, ein Vorkampfer fiir Weinsbergs 
Recht 1425. 

Von Pfarrer Hartmann in Nassau.*) 



I. Znr geschichtHchen Orientiernng: Weinsbergs Lage um 1425. 

Die altere Geschichte Weinsbergs ist fast ganz beherrscht von 
deni Streit zwischen der Burgherrschaft und der Stadt. (Fischer, 
wiirtt, Jahrb. 1874, Vierteljahrsh. 1884.) Mit Zahigkeit stritten die 
beidon Parteien um ihre Anspriiche, die Burgherrn um die Ober- 
herrscliaft ttber die Stadt, die Stadt um das Recht, als freie Reichs- 
stadt zu gelten. Schon fiber 100 Jahre hatte der endlose Streit 
gedauert, als mit Beginn des 15. Jahrhundei ts Weinsbergs Saclie 
den Sieg davongetragen zu haben schien. Der Kaiser selbst, Rup- 
precht von der Pfalz, hatte sich auf die Seite der Stadt geschlagen 
und ihr fiir die ihm bevvieseue Treue nicht bloss ihre fruheren Frei- 
heiten bestatigt, sondern ihr audi die Versicherung gegeben, dass 
sie nie verkauft und verpfandet werden solle. Damit war ihr zu- 
gleicli das Recht erteilt, dass sie sich im Verein mit andern Stadt en, 
welche gleiche Vergiinstigung erhalten hatten, gegen jeden Eingriff 
in diese.Freiheiten wehren diirfe. (Stalin III 374. Dillenius Chron. 82.) 
Und nur 10 Jahre spater sagte Sigismund noch als Thronkandidat 
von Ofen aus der Stadt Weinsberg und den andern niederschwilbi- 
schen Stadten, deren Gunst er sich erwerben wollte, die Bestatigung 
Hirer Freibeiten und Rechte zu. (Stalin III 395.) 

Aber trotzdem sich so die Stadt fur ihr Recht auf das Wort 
zvveier Kaiser berufen konnte, durfte sie doch desselben nicht froh 
werden. Sie selbst schon traute dem Frieden nicht recht und liess 
sich daher, um gegen fernere Beeintriichtigungen Hires Rechts dnrch 
die Burgherrn sich zu sichern, 1411 von Pfalzgraf Ludwig gegen 
200 Pfund Heller jahrliches Schutzgeld auf 20 Jahre in Scliutz und ^ 
Schirm aufnehmen. Und die Burgherrschaft ihrerseits war noch 
lange nicht geneigt, ihre Anspruche ohne weiteres aufzugeben und 



*) Nach dcm 1892 auf dpr Jabrosvcrs;iramlung dps Vnreins zu Weinsberg 
gelialtenen Vortrag 



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.Johannes Drandorf. 33 

die der Stadt zugesprocheuen Rechte anzuerkennen. Zwar hatte 
Engelhard VIII. auf alle Anspriiche an die Stadt verzichtet und 
Kaiser Sigismund diesen Verzicht bestatigt (Dillenius 82); aber der 
umsicbtige und auf den Glanz seines Hauses eifrig bedacbte Sohn 
Engelhards, Conrad IX., der mit dem Vater die Herrschaft seit 
1396 gemeinsam inne hatte, gab sich alle MUhe, die Stadt womog- 
lich wieder unter seine Herrschaft zu bringep. In dieser Richtung 
war es, wenn auch augenblickliche Geldverlegenheit dabei mit- 
sprechen mochte, ein klug berechneter Schachzug, dass er, um seine 
Anspriiche zu sichern und die von der Stadt gewonnene Schutz- 
herrschaft des Pfalzgrafen zu paralysieren, in Gemeinschaft mit 
seinem Vater die halbe Herrschaft Weinsberg 1412 um 6000 Pfd. 
Heller an Ludwig von der Pfalz auf Wiederlosung verkaufte und 
so den Schutz- und Schirmvogt der Stadt zum Mitbesitzer seiner 
Herrschaft und zum Mitinteressenten seiner Anspriiche an Weins- 
berg machte. 1st doch laut Urkunde von 1412 in diesen Kauf aus- 
driicklich inbegriffen auch „der halbe Teil aller und jeglichen Giiter, 
Gilten, Rechte, Zinse, Nutzungen und Gefalle, die wir in der Stadt 
Weinsberg haben, nichts davon ausgenommen, denn allein die Steuer 
daselbst, die dem Reich zugehort und uns vom v Reich Pfand ist." 
(Urkunde im Weikersheimer Archiv, Maier.) Diesen Bestrebungen 
Conrads kam bald auch die mehr und mehr ihm zu Teil werdende 
kaiserliche Gunst fSrdemd entgegen, denn als der Kaiser, der schon 
bald nach seiner Erwahlung Conrad und Engelhard mit dem Reichs- 
kammerer-Amt belehnt hatte, kurz darauf ihnen auch die erledigten 
an dieses Amt gekniipften Reichslehen iibertrug, bestatigte er ihnen 
zugleich alle ihre Herrlichkeiten, Rechte und Pfandschaften vom 
Reich tiberhaupt und in des Reiches Stadt Weinsberg. 1415. Und 
zwei Jahre spater nach Engelhards Tod gab er Conrad die gauze 
Stadt Weinsberg zu Lehen samt alien deren Rechten, Qerichten, 
Herrlichkeiten, Freiheiten, Bauten, Gtttern, Gefallen, Nutzungen. 

Unter diesen Umstanden schien es schlimm bestellt zu sein 
mit Weinsbei-gs Rechten. Aber die Stadt war keineswegs gewillt, 
diese Vergewaltigung sich gefallen zu lassen, die mit dem gegebenen 
Wort zweier Kaiser nicht nur, sondern auch mit den alten Ver- 
tragen zwischen Herrschaft und Stadt in so schreiendem Wider- 
spruch stand. Daher fligte sie sich der kaiserlichen Belehnung an 
Conrad nicht und als Conrad, der die- von kaiserlicher Gunst ihm 
zugesprochenen Rechte sich zueignen wollte, die Stadt beim Land- 
gericht zuWurzburg und beim Hofgericht zu Niirnberg verklagte, 

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34 f I a r t m a n ft 

da erlangte er zwar fur sich einen giinstigen Sprucb, aber die 
Weinsberger gaben demselben keine Folge, sie horten den vom 
Gericht fur Conrad bestellten Heifer und Schirmer Ott von Wurm- 
lingen, der Conrad auf alle Habe und Giiter der Stadt anleiten 
sollte, gleichgiltig an und entliessen ihn oline Erkliirung 1420. 
Denn schon hatten die Stadte die Sache Weinsbergs zu der ihrigen 
gemacht, die Stadt selbst hatte vom Stadtebund Besatzung einge- 
nonimen und scheute sich nicht, sogar Conrads verbriefte Rechte 
in der Stadt zu missachten und ilim dieselben zu entziehen. Das 
war Nichtacbtung kaiserlichen Willens und Ungehorsam gegen das 
Hofgericht, die alsbald darait geabndet wurden, dass der Kaiser 
die Stadt in Acht erkl&ren liess 1422. Aber trotzdem blieb die 
Stadt im Vertrauen auf den Beistand der Stadte bei ihrer Ablehn- 
ung aller Ansprttche Conrads. 

Dieser seinerseits, der bei den Standen keine ernstlicbe Unter- 
stutzung, bei den bestellten Schirmern keine Hilfe fand, ware zu 
gutlichem Vergleich gerne bereit gewesen, allein die Weinsberger 
wollten ihm „weder recht noch gleich a widerfahren lassen und die 
Stadteversammlung in Ulm, an welche er sich um Vermittlung 
wandte, horte, vorf Weinsberg aus bearbeitet, ihn gar nicht an. In 
dieser Notlage wandte er sich an Papst Martin, der ihm vom Con- 
stanzer Concil her bekannt und wohl gewogen war, damit dieser 
zur Verhinderung von Krieg und Blutvergiessen den Streit als fried- 
licher Schiedsrichter entscheide. Der Papst gab den Auftrag weiter 
an den Domdekan von Wurzburg mit der Vollmacht, auch kirchliche 
Censuren gegen die widerspenstige Stadt anzuwenden. Kraft dieser 
Vollmacht wurde denn auch von Wurzburg aus iiber die fortwiihrend 
in ihrem Trotz beharrende Stadt der kirchliche Bann ausgesprochen. 
Aber auch der Kirche Bann und bald darauf des Reiches Aber- 
acht, die 1425 fiber die Stadt verhangt wurde, konnten bei dem 
Trotz der Stddte und den lauen Vermittlungsversuchen der Reichs- 
fiirsten der Sache Conrads nicht aufhelfen. Erst als Conrad im 
Bunde mit Pfalzgraf Otto von Mosbach sich selbst zum Vollzieher 
der Acht gemacht und 135 St&dter zu Sinsheim auf dem Weg zur 
Frankfurter Messe niedergeworfen, sie gefangen genommen und 
ihre Waren gepfandet hatte, kam es 1428 zur Heidelberger Rich- 
tung, in welcher u. a. Conraden die alt verbrieften Rechte seines 
Hauses von 1397 zugestanden wurden, wiihrend er Weinsberg als 
Reichsstadt anerkannte. 



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Johannes Drandorf. 35 

II. Weinsbergs Vorkftmpfer und Anwalt gegen den kirchlichcn Bann. 

Im Gange des geschilderten Streites bezeichnet einen fiir die 
Stadt uberaus kritischen Zwischenfall die Verhangung des kirch- 
licheu Banns, der nach den herrschenden Anschauungen noch eher 
als des Reiches Acbt den Trotz der Biirgerschaft mit der Zeit zu 
brecken und am Ende die Einigkeit der Stadte in dieser Sache zu 
sprengen geeignet war. Da erstand der Stadt ganz unvermutet 
ein Anwalt ihres Rechts, der Obrigkeit und Unterthanen zu Weins- 
berg zur Nichtbeachtung des kirchlichen Bannes ermahnte und so 
in ihrein Widerstand bestarkte, in der Person des husitischen 
Priesters Johannes Drandorf. Wie derselbe dazu kara, als Kampfer 
fur die Stadt aufzutreten, wie er auf die Stadt einzuwirken suchte 
und wie gerade dieses Eintreteu fiir dieselbe ilnn zum Verhiingnis 
wurde, das soil die nachfolgende Skizze seines Lebens und Wirkens 
zeigen. (cf. Kopp, Nachlese 1730.) 

Johannes Drandorf war als Spross eines adeligen und ritter- 
lichen Geschlechtes zu Schlieben im meissenischen Sachsen ge- 
boren im Jahr 1390. Iu und urn Schlieben war die Adelsfamilie, 
der er entstammte, angese^sen und nicht unbedeutend begiltert und 
ist jedeufalls noch im vorigen Jahrhundert daselbst in Bliite ge- 
standen. Deswegen nannte sich Johannes je und je audi de Schlieben. 
Zum geistlichen Berufe bestimmt, legte er den Grund zu seinen 
Studien zu Aken bei Magdeburg und spater zu Dresden, wo Ma- 
gister Friedericus und dessen bekannterer College Petrus de Dresden 
seine Lehrer waren, die bestimmend auf seine innere Entwicklung 
eingewirkt haben. Seine Universitatsstudien machte er zu Prag 
und zu Leipzig. Nachdera er dieselben absolviert hatte, wurde er 
im Alter von 26 oder 27 Jahren im Jahr 1416 oder 17 in Prag 
zum Priester geweiht durch einen Weihbischof des dortigen Erz- 
bischofs, der spater von den Husiten getotet worflen sei. 

Als Priester verschmahte er es, eine kirchliche Pfriinde fiir 
sich zu begehren, die er, da er durch sein vaterliches Erbe reich 
genug sei, nicht bedurfte, vielmehr widmete er sich ohne kirch- 
lichen Auftrag lediglich in Kraft seiner Ordination und des bei der- 
selben an ihn gerichteten Befehls: „Gehet liin in alle Welt" etc. 
dem freien Predigerberuf. Dabei begab er sich, alle Hindernisse 
fruherer Freundschaft mit adeligen und andern Personen tiberwin- 
dend, in die Armut Christi, d. i. in die Nachfolge des armen Lebens 
Christi: Das eine und das andere, die Nachahmung des Lebens 

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36 Hartmann 

Christi und der freie Predigerberuf, auf Grund dessen er sicli mit 
Vorliebe praedicator nannte, sind ebenso charakteristische Merk- 
male des waldensischen Programing, wie es zugleich Forderungeu 
der liusitischen sog. Prager Artike] waren. Als freier Prediger 
trat eT zuerst in einer nicht n&her bezeichneten Stadt Neuhaus 
(nova doraus) auf, wo er gerade zu der Zeit wirkte, als das Reiclis- 
heer unter Reuss von Plauen die Stadt Saatz belagerte, also 1421. 
Dann predigte er in Prag selber fiber 3 Jahre und dann weiterhin 
am Oberrhein. 

In diesen Predigten richtete er sich besonders gegen die- 
jenigen, welche Christum nicht als wahren Gott und Menschen 
gelten lasseu wollten, sowie gegen die, welche behaupten, die Jung- 
frau Maria habe noch mehr Sohne gehabt. Waren das der kirch- 
lichen Rechtglaubigkeit entsprechende Satze, so predigte er doch 
auch den von Waldensern und Husiten gleichmassig iestgehaltenen 
Satz, dass die Laien das Abendmahl unter beidei lei Gestalt empfangen 
sollten, eine Forderung, von der er nicht abgehen zu konnen ver- 
sicherte angesichts des Evangeliums und besonders der Stelle, da 
Christus sagt: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschen- 
sohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. 
Joh. 6,53. Das Volk konne das Blut Christi recht wohl trinken 
und darum mttsse es demselben ebenso siotwendig gereicht werden, 
als die Doktoren davon zu haben beanspruchen. 

Mit diesen Lehren, die er erst in Meissen und Sachseu ver- 
kiindigt hatte, kam der Prediger nun auch 1424 nach Franken und 
Schwaben. Er wollte auf dieser Reise hauptsachlich den Zustand 
der Geistlichkeit kennen lernen und sehen, ob er nicht einige finde, 
die wahrhaft nach der Regel Christi lebten. Er konnte aber hier 
zu Lande nur wenige finden, denn Simonie, Geiz, Dppigkeit und 
Prachtliebe herrsche bei den Geistlichen dieser Gegend. In der 
Wiirzburger Diocese hielt er sich bei dieser Reise nicht viel a^uf, 
mehr nur auf der Durchreise sein Interesse verfolgend. Dagegen 
war die Strassburger und die Basler Diocese mit ihrer Nachbar- 
schaft langere Zeit sein Arbeitsfeld. In Basel insbesondere pre- 
digte er auch gegen den Eid, den er nach echt waldensischen 
Grundsatzen aufs strengste als dem gottlichen Worte widersprechend 
verwarf. Von dieser oberrheinischen Gegend kam er nach Speier. 
Ob er aber daselbst Lector am Stift gewesen ist, wie Melanchthon 
von ihm berichtet, ist zu bezweifeln. Sonst ware wohl im Inqui- 
sitionsverhor etwas davon erwahut und dieser Aufeuthalt nicht so 



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Johannes Drandorf. 37 

ansfiihrlich zum Gegenstand der Befragung gemacht worden. Da- 
gegen verkehrte er daselbst sehr viel mit dem ihm von fruher her 
bekannten, dortigen Schulrektor Petrus, einem Mann von lobens- 
werter Lebensfuhrung und ehrbarer Rede, wie das in Speier vielen 
tests teht, mit denen er in Verkehr trat, der auch, wie Drandorf 
hofft, nach der Kegel Christi lebe. Dieser geistesverwandte Mann 
stand ihm zur Seite in den 3 Herbergen, in deneu er zu Speier 
verkehrte und in denen er vielleicht als freier Prediger seine Vor- 
trage hielt. Wahrscheinlich hat er auch in Speier seine 3 Artikel 
geschrieben tiber die vergebliche Excommunication, tiber den blinden 
Gehorsam und tiber die weltliche Gewalt der Geistlichen. Jeden- 
falls hat er dort jenem Petrus Mitteilung tiber dieses von ihm ver- 
fasste Schriftsttick gemacht. 

In diesen Artikeln wtinscht er den Lesern vt>m barmherzigen 
Gott ein Herz, ihn zu ehren und seinen Willen mit willigem Herzen 
zu thun, ein offenes Herz fur sein Gesetz und seine Gebote, so wie 
Friede, Erhorung ihrer Gebete, Vergebung und Hilfe in der Zeit 
der Not. Dann klagt er tiber tiberhandnehmende Bosheit und die er- 
kaltende Liebe uud fahrt fort: „Weil das christliche Volk abge- 
worfen hat das saufte Joch des Herrn und seine Last, hat Gott 
auf seinen Hals gelegt das eiserne Joch Babylons, n&mlich das 
Joch der Priester, die mit ihrer Bosheit die Stadt besudeln. Weil 
die christlichen Volker versaumeten, in der Freiheit des Evange- 
liums dem Herrn zu dienen, hat der Herr sie in Bande dahin- 
gegeben, aus denen sie auch sich nicht werden erheben konnen, 
wenn sie nicht von Gott herausgerissen werden.* 4 Obwohl es dieser 
Bande nur allzuviele sind, will er fur jetzt nur die gen. drei auf- 
zeigen. Er beweist also die drei Satze, dass die ungerechte Ex- 
communication dem, der sie erduldet, nicht schadet, sondern ntitzt, 
dass der blinde Gehorsam das Volk vom Zorn Gottes nicht befreit, 
sondern es in denselben verstrickt, dass die weltliche Herrschaft 
den Priestern Jesu Christi nicht befohlen, sondern untersagt ist. 
Zum Beweise dienen ihm die Zeugnisse der heiligen Schrift, der 
Kirchenvater, der Kirchenversammlungenund deskanortischen Rechts. 
Kein Mensch moge darum seine Schrift ftir unntitz halten, sondern 
die, in deren Hande sie kommt, mogen ihre eigenen, in Klostern 
und Kirchen eingeschlossenen Bticher nachschlagen, so werden sie 
alles darin beschrieben finden. Gerade zu solcher Vergleichung 
habe er diese Autoritaten angefuhrt. 

Kann man dieses Schriftsttick als das theoretische Programm 



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33 Hart m an n 

seiner kirclienpolitischen Anschauungen ansehen, so saumte er nicht, 
dasselbe praktisch zu bethatigen, sobald sich ihra eine besondere 
Veranlassuug und Gelegenlieit dazu bot. Und diese bot sich ihm 
bald, noch wiihrend er in Speier th&tig war, von Weinsberg aus. 
Denn gerade jetzt erfnhr er von den Weinsberger Vorgangen und 
vemahm, dass die Stadt ungerecht in den Banu gethau worden sei, 
sich aber von deinselben nicht gebunden fuhle. So schrieb er denn 
alsbald an die Herren Burgeruieister und Rate, jnich die ganze 
Geraein zn Weinsberg, dass ihnen mit diesem Bann Unrecht ge- 
schehe und ihnen derselbe nicht schaden konne nacli den heiligen 
Canones. Er hatte erst seinen Freund Petrus diese Briefe wissen 
lassen, doch war derselbe nicht daniit einverstanden gewesen, weder 
daniit, dass er sie geschrieben, noch damit, dass er sie nach Weins- 
berg geschickt hatte. Zur Sendung beniitzte er einen Landsmann 
als Boten, einen Weber Martinns, der ihm wohl als ein vertrauter 
Gesinuungsgenosse diesen einen Dienst erwies, die Briefe nach 
Weinsberg zu bringen, wahrend sein standiger Diener Henselinus, 
der in Franken und Speier ihm diente, ein geborener Franke und 
seinem Handwerk nach ein Flickschneider war. In den Briefen 
nun, die deutsch geschrieben sind, macht er von deu lateinisch ab- 
gefassten Artikeln, zuuachst von dem ersten, die Anwendung auf 
die Weinsberger. Er beruhigt sie im ersten Brief iiber den geist- 
lichen Bann, der ihnen an ihrer gerechten Sache nicht schaden 
konne, zumal da die Sache als eine weltliche die Pfaffen nichts 
angehe, und er ermahnt sie zum fortgesetzten Widerstaud. Mit 
dem ersten Brief schickte er gleich auch den zweiten, in welchem 
er ihnen freistellt, den Brief von der Kanzel der ganzen Gemeinde 
kund zu geben. Ja, sie mogen auch, wenn es ihnen gut diinkt, 
Abschriften davon in andere Stadte senden, damit auch sie von der 
Ungerechtigkeit des so geiibten Bannes sich iiberzeugen. Er ent- 
schuldigt sich wegen der Anonymitat, die er sich wahrt, und er- 
bietet sich, selbst in ihre Stadt zu kommen, wenn sie ihm Schutz 
und Schirm geben konnen. Auf diese Briefe bekam Drandorf von 
den Weinsberger Ratsherren durch seinen Boten *ein Antwort- 
schreiben, indem sie ihm Dank und Ehrenbezeugungen fur seine 
Briefe und eine Einladung, in ihre Stadt zu kommen, zugehen liessen. 
Darauf sandte nun Drandorf seinen 3. Brief mit Nennung seines 
Namens, niramt die Einladung, wenn sie noch ihrem Wunsche ent- 
spricht, auf Gefahr seines Lebens an, mahnt zur Vorsicht und zur 
Wahl kluger Leute fiirs sichere Geleite, das sie ihra senden sollen. 



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Johannes Drandorf. 39 

Ob dieses Geleite ihm entgegengeschickt wurde, wissen wir 
nicht, wohl aber, dass er, ob mit oder ohne Geleite, sich von Speier 
aufgemacht hat, nach Weinsberg zu kommen, und dass er auf diesem 
Weg Heilbronn schon erreicht hatte. Hier erfuhr er vom Burger- 
meister, dass in Speier, wohl wahrend seiner Reise, sein Freund 
und Gesinnungsgenosse Petrus gefangen genommen worden sei. 
(Es war wohl der audi sonst genannte 1426 zu Speier als Husit 
verbraiinte Peter Turnauer.) Und ehe er Heilbronn verlassen hatte, 
ereilte ihn selber das gleiche Geschick, indem er mit seinen beiden 
Dienern den Haschern der Inquisition in die Hande fiel und nach 
Heidelberg gefiihrt wurde. Hatte er in seinem Eifer das sichere 
Geleite nicht abgewartet und hatte dieses ihn verfehlt, war etwa 
der letzte Brief mit vollst&ndiger Namensnennung abgefangen worden 
und fur ihn zum Verrater geworden? — wir wissen es nicht. Wir 
erfahren nur, dass er, obgleich im Gebiet des Wurzburger Bistums 
gefangen genommen, doch in Heidelberg, also in der Wormser Dio- 
cese und da im Hause des Speierer Bischofs Rabonus vor's Inqui- 
sitionsgericht gestellt wurde. Es waren wohl Knechte des Pfalz- 
grafen Ludwig, die ihn gegriffen batten. Dieser war ja als Nach- 
bar der Speierer Di5cese am ehesten in der Lage, von den Uin- 
trieben des Husiten vielleicht dnrch den Bischof unterrichtet zu 
werden, zugleich aber war er auch als eifriger Protektor des Con- 
stanzer Concils und wiederum als Schutzherr und Mitbesitzer von 
Weinsberg in besonderer Weise dafiir interessiert, den ketzerischen 
-Aufwiegler und Aufreizer der ihn so nahe angehenden Stadt und 
am Ende der St&dte iiberhaupt unsch&dlich zu machen. Damit ware 
audi erklart, warum die pfalzgrafliche Residenz Heidelberg und 
dort, nm den Charakter des geistlichen Gerichts zu wahren, das 
Hans des Speierer Bischofs zum Ort des Inquisitionsprozesses ge- 
wahlt wurde. Von der zust&ndigen Behorde aber, dem Bischof von 
Wiirzburg, der zu derartigen Prozessen in seinen Handeln mit seiner 
Stadt, gegen die er sogar husitische Soldner warb, keinen Sinn 
und keine Lust hatte, hatte man sich zum Prozess schriftliche Voll- 
macht und besonders abgeordnete Commissure schicken lassen. 

Unverziiglich wurde auch der Inquisitionsprozess eroffnet, 
Neben den Wurzburger Commissliren bildeten dabei der Bischof von 
Worms und die Heidelberger theologische Fakultilt den Gerichtshof, 
an seiner Spitze Johannes de Frankfurt, Ankliiger waren etwa der 
Bischof von Speier und Pfalzgraf Ludwig, den Zuhorerkreis bil- 
deten die Doktoren des kanonischen Rechts Job. Vener, Peter de 



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40 il a r t m a n n. 

Lapide Heiso Crawel, Ludwig de Busch, der Wormser Official Mag. 
Johann de Landslein, Johannes Winheim und zwei Notare. 

Johannes von Frankfurt eroffnet die Verhandlung mit Ver- 
lesung des Inquisitions-Eides, den Drandorf schworen soil, Aber 
er weigert zu schworen, da der Eid gegen Gottes Wort und be- 
sonders gegen die Stelle aus Jac. sei: „Vor alien Dingen, lieben 
Brtider, schworet nicht ! Auch das kanonische Recht und die Kirchen- 
vater verbieten dem Priester das Schworen. Lieber wolle er sterben 
als gegen das Evangelium handeln. Auch als im Verlauf des Ver- 
hors aufs neue in ihn gedrungen wurde, eidlich zu bekraftigen, 
dass er Priester sei, bleibt er dabei, der Eid sei gegen Gott und 
die katholische Kirche. Er habe noch nie geschworen, auf der 
Universitat Prag habe er nur dem Rektor ein einfaches Versprechen 
gegeben, und auch bei seiner priesterlichen Ordination keinen Eid, 
sondern nur das Geliibde der Keuschheit und, weil er sich der 
Arraut Christi gewidmet, auch der Armut abgelegt. Wenn durch 
einen Eid alles klar wurde und wenn er seine Richter dadurch vor 
Siinde bewahren konnte, wiirde er allenfalls schworen. Man konne 
doch mit oder ohne Eid ltigen, er aber wolle in allein die Wahr- 
heit sagen. 

Uber seine Personlichkeit befragt, giebt er bereitwillig Ant- 
wort. Er versichert, dass er als Priester oftmals die Messe cele- 
briert und am letzten Osterfest in einem voigtlandischen Dorf ge- 
beichtet habe, giebt aber zu, dass er fur seine Predigt keine VoII- 
macht habe (literae formatae) und dass er seine kanonischen Horen 
nicht lese, aber dafur lese er die Bibel, die in das ganze Jahr ab- 
geteilt sei und aus der ja auch die kirchlichen Responsorien, Anti- 
phonen und Collekten gepommen seien, audi w r olIe er, was er da 
etwa versaumt habe, gerne nachholen. 

Bezuglich seiner Lehre bekannte er sich vor allem zur Aus- 
teilung des hi. Abendmahls unter beiderlei Gestalt, w r ie es das 
Evangelium verlange, und erklart, als er nach den Lehrern gefragt 
wurde, die ilim diese Anschauung beigebracht haben, der heilige 
Geist habe sie ihm mitgeteilt, mittelbar aber habe er sie von seinem 
Lehrer Fiiedericus, der demutig und bescheiden und kein Husit 
gewesen sei, und von Peter von Dresden. Hire Lehre hierin sei 
lieilig und wahr und sie seien beide im Glauben an Christum ge- 
storben. 

Die Vorlegung seiner li Artikel und der Weinsberger Briefe, 
zu denen er sich offen bekannte, fiihrte auf die Frage nach- der 



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Johannes Prandorf. 41 

Excommunikation. Er gab da zu, dass nicht aller Bann ungerecht 
sei, aber die Geistlichen, die Waffen tragen, sollten in Bann ge- 
tlian werden und die Bischofe, die wie der Bischof von Mainz 
Stadte und Dorfer uberfallen. 

Auch die weltliche Herrschaft und Gewalt der Bischofe sei 
zu verwerfen, dieselbe komme ihnen nicht zu, sondern den welt- 
lichen Herrn. Dagegen diirfen sie wohl Zinsen und Einkunfte haben. 
Der Kaiser Constantin babe wohl zeitliche Gtiter den Geistlichen 
geben konnen, aber nicht die Herrschaft. Habe der Papst die 
letztere angenommen, so habe er sie ungerechter Weise empfangen 
und der Kaiser habe sie nicht geben konnen. Und so wenig als 
weltliche Macht und Herrschaft konne ein Bischof weltliche Geriehts- 
barkeit haben. Ihm geschehe im gegenwartigen Gericht grosses 
Unrecht, weil dieselben Personen Richter, Anklager und Zeugen 
seien. Die anwesenden Doktoren mit ihrer Triigerei wollten seinen 
Tod mehr noch als selbst die Bischofe. Er konnte, wenn er sich 
urn 1000 fl. vom Tod loskaufen konnte, die Summe wohl zahlen, 
aber er wisse, dass die Doktoren nicht Geld haben wollten, son- 
dern bloss seinen Tod. Seine Briefe habe er ohne Namensnennung 
abgeschickt, weil er wohl gewusst habe, dass, wenn das Schrift- 
sttick in die H&nde der Priester falle, er unter ihnen sterben raflsse, 
wie Christns unter den Juden. 

Gefragt, ob er die Beschlusse des Constanzer Concils fur 
giltig und richtig halte und ob er glaube, dass es Haretiker und 
Ii rlehrer zu verdaramen die Macht habe, sagte er : er habe nur zu 
glauben, was in der Schrift geschrieben steht; ob Hus und Hie- 
ronymus gerecht oder ungerecht verurteilt sind, weiss Gott. 

Die Kirche, bekannte er ferner, bestehe aus den Leuten, 
die den wahren Glauben haben, aber nicht aus Bischofen und Pra- 
laten, die weltliche Gerichtsbarkeit ttben und damit im Stand der 
Verdammnis seien. Die wahre heilige Kirche aber konne ein gil- 
tiges Verdammungsurteil fallen, doch giebt diese selber zu, dass 
sie irren und betrogen werden kann. 

Ueber seine Auffassung des Papsttums wurde Dr&ndorf ein- 
gehend vernommen. Auf die Frage, ob Papst und Kardinale, wenn 
sie in Rom versammelt sind, die romische Kirche ausmachen, ant- 
wortete er: 1st der Papst zu Rom, so ist's die romische, ist er in 
Speier, so ist's die Speierische Kirche. Der Papst sei nicht das 
Haupt der streitenden Kirche, auch Petrus ist das nicht gewesen, 
sondern Christus selbst ist's, wahrend der Papst ein coput minus 

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42 fl art man ft 

principale ist, wie zur Zeit Martinus ein solches Nebenhanpt der 
Kirche sei. Derselbe habe aber keine Macht und Gewalt fiber die 
Kirche Gottes, er habe nur eine grossere Macht und Gewalt tiber 
seine Pferde, sein Gold und Silber, seine Bedienten, als er sie 
selber habe. 

Leider bricht hier die Urkunde des Inquisitionsprozesses, wie 
sie Kopp in der Nachlese von Reformations-Urkunden mitteilt, ab, 
ohne den Schluss des Verhors und das gefallte Urteil noch zu 
bringen. Aber das Verhor konnte nicht mehr viel Neues an's Licht 
bringen. Das konnen wir schon daraus vernwten, dass im erhal- 
tenen Teil schon die erorterten Fragen 2—3 mal wiederkehren. 
Wir bekommen dafur aber auch erfreulicher Weise die Gewissheit 
durch ein Aktenstuck, welches Kruramel in der Basler Manuscripten- 
samralung (A IX 70) unter Concilsakten aufgefunden und im Jahr- 
gang 1869 der Studien und Kritiken veroffentlicht hat. Dieses 
Aktenstiick, das die „Artikel eines gewissen zu Worms verbrannten 
Husiten, welche der Rektor und die Doktoren der Universitat 
Heidelberg auf Befehl des Pfalzgrafen abgefertigt haben, a mitteilt, 
enthMt nur noch 2—3 Stucke, die in dem bisherigen Gang des 
Verhors nicht besonders zur Sprache gekommen sind, nJlmlich Drfln- 
dorfs Ansichten iiber die Ungiltigkeit der Abl^sse, die Zulassung 
der Kindercommunion und die Feier der Messe bloss mit Verlesung 
des Vaterunsers und der Einsetzungsworte. Hienach sind es im 
ganzen 18, nicht immer von einander ganz unabh&ngige Artikel, 
die man Drandorf zur Last legt, namlich folgende: 

1. dass man iiberhaupt nicht schworen dtirfe; 

2. dass die Excommunication des Papstes, der Cardinille, Erz- 
bischofe, Bischofe und anderer geistlichen Pr&laten wegen 
weltlicher Dinge keine Wirkung habe, dem davon Betroffenen 
an seinem Seelenheil weder zu schaden noch zu nutzen (cf. 
Art. 1); 

3. der kirchliche Gehorsam verpflichtet keinen Untergebenen in 
irgend einer Weise (cf. Art. 2); 

4. weltliche Herrschaft zu haben, ist fur den Papst, Cardinale etc., 
auch Monche, etwas Haretisches und Verdammliches (3. Art.) ; 

5. Grade und Titel an Hochschulen sind diabolische, die Kirche 
verderbende Einrichtungen ; 

6. die Messe kann auch mit dem blossen Vaterunser und belie- 
biger anderer Rede gefeiert werden, wenn nur die Einsetz- 



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Tfr- 



Johannes Drandorf. 43 

ungsworte irgend eines Evangelisten dabei sind, und Er (der 
Husit) bekennt, die Messe oft so gefeiert zu haben ; 

7. die Laien beiderlei Gescblechts inussen durcbaus unter beiderlei 
Gestalt communicieren und das durfen scbon getaufte Kinder 
von 1 Tag ; er selbst bekennt, oft so communiciert zu haben ; 

8. die Ablasse gelten durchaus uichts, wem sie erteilt und von 
wem sie empfangen werden mogen; 

9. wenn man die Kinder an der Taufe teilnehmen lasst, so muss 
man sie aus demselben Grande an der Kommunion und zwar 
unter beiderlei Gestalt teilnehmen lassen (cf. Nro. 7); 

10. wer die heilige Schrift kennt und doch die Laien nicht unter 
beiderlei Gestalt communicieren l&sst, ist im Stand der Ver- 
dammnis ; 

11. die romische Kirche hat niemals das Recht, die Communion 
unter beiderlei Gestalt des Leibs und Bluts Christi abzu- 
schaffen; 

12. die Kirche besteht nicht aus Papst, Kardinalen etc., sondern 
aus denjenigeu Leuten allein, welche im Bekenntnis des wahren 
Glaubeus steben; 

13. Papst Sylvester hat eine Suude begangen damit, dass er die 
weltliche Herrschaft vom Kaiser angenommen hat; 

H. den allgemeinen Concilien darf man nicht Glauben schenken, 
sondern demjenigen allein, was in der heiligen Schrift be- 
griindet ist; 

15. Jeder Presbyter kann, wo und so oft es ihm gefallt, predigen; 

16. Papst Martin habe zwar Macht und Gewalt uber H&user, 
Gold und Silber, aber er giebt nicht zu, dass er auch in der 
Kirche Gottes Macht und Gewalt habe; 

17. jeder Eid ist an und fur sich Gott und der katholischen 
Kirche zu wider; 

18. die kanonischen Stunden h&lt derjenige am besten, der die 
Bibel liest und die Psalmen singt. 

Auf Grund dieser Artikel wurde Dr&ndorf als Husit fiir uber- 
fuhrt angesehen und zum Feuertode verurteilt. Zwar wird sein 
Name in dem Basler Aktenstiick nicht genannt, aber die Identitat 
seiner Person mit dem hier kurzweg als Husit bezeichneten Ketzer 
ist zweifellos verbfirgt nicht bloss durch die genaue sachliche Ueber- 
einstimmung der gen. Artikel sowohl mit Drandorfs Schrift als auch 
mit den im Verhor namhaft gemachten Punkten und durch die Mit- 
wirkung des Pfalzgrafen an der Aufstellung der Artikel, die er, 

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44 Hartmann 

wie Eruminel vvolil rich tig vermutet, aucli an das Basler Concil 
geschickt hat, sondern auch durch die im Context des Akteustucks 
noch weiter angefugten 3 Weinsberger Briefe Drandorfs, die bier 
als Hauptzeugnis fur die Schuld des verbrannten Husiten bei- 
gegeben sind. War er aber einmal als Husit erkannt, so konnte 
es dem Junger nicht anders gehen als dem Meister. 

Zwar machte das schnelle Processverfahren den Richtern 
einiges Bedenken und nicht minder der Mangel klarer Kriterieu 
dessen, was Husitismus sei. Daher enth&lt der Bericht die ent- 
schuldigende Bemerkung, man habe fur gut befunden, den Process 
gegen den Husiten zu beschleunigen, weil seine Lehre leicht die 
Laien hatte anstecken und ihnen Aergernis geben konnen. Dazu 
wird der Wunsch geaussert: sie h&tten keine authentische Bulle 
oder Beschreibung der zu Constanz verdammten Artikel Husens, 
weshalb es wunschenswert ware, wenn dariiber allgemeine Mitteil- 
ung gemacht wiirde ; insbesondere ware gut, wenn tiber das heilige 
Abendmahl und zwar vor allem uber den Genuss desselben bloss 
unter Einer Gestalt einige Statuten oder Verordnungen der romi- 
schen Kirche, der P&pste und allgemeinen Concilien zur Belehrnng 
der Laien aufgestellt wiirden. Aber diese Bedenken batten weder 
das Urteil noch dessen Vollstreckung aufhalten konnen. Weil Dran- 
dorf von seiuem guten und wahren Glauben, wie er ihn bekannt, 
nichts widerrief, so wurde auch das zu Heidelberg gefallte Urteil 
zu Worms, am Bischofssitz, alsbald vollzogen. Dort bestieg Dran- 
dorf noch im Februar 1425 den Scheiterhaufen und starb so als 
Bekenner seines Glaubens. Sein Eintreten fur die Stadt Weinsberg 
war ihm zura Verh£ngnis geworden. 

Was Dr&ndorf, wenn er gliicklich nach Weinsberg gekommen 
w^re, weiter fur die Stadt zu thun beabsichtigte, wissen wir nicht : 
ob er, wie seine Richter nach einer Frage im Verhor voraussetzten, 
eine Briiderschaft gleichgesinnter Priester zum gemeinsamen Leben 
in der Nachfolge des armen Lebens Christi nach Weinsberg Ziehen 
wollte, ob er von hier aus, wie man nach seinen Briefen denken 
konnte, eine weitergehende Einwirkung auf die deutschen St&dte 
uberhaupt im Sinn seiner 3 Artikel auszuuben gedachte, — diese 
Fragen mfissen wir dahingestellt sein lassen. Jedenfalls hat er 
schon damit, dass er in den 3 Briefen sie in der Nichtbeachtung 
des ungerechten Bannes bestarkte, der Stadt einen guten Dienst 
geleistet und sich ihr, indem er im vollen Bewusstsein der Gefahr 
dieses Schrittes sie zu besuchen sich anschickte, als einen herzhaften 



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Johannes Drandorf 45 

Freund in der Not bewiesen. Darum verdient er auch, dass die 
Stadt Weinsberg den Maun, der so fur ihr Recht gekampft, auch 
kenne und dann, wie einst ibre Vater, seinen Nameu mit Dank und 
Auerkennuug nenne. 

III. Urkunden : Die 3 Weinsberger Brief e Dr&ndorfs. 

1. Brief: Gnade und Friede von Got! dem Vater und von 
unsrem Herrn Jesu Christo sei mit Euch in alien Euren Noten, 
und gebe Eueb, in Euer Herze, dass Ihr nictat weichet von Eurer 
Gerechtigkeit ura des Fluches oder Bannes willen der ungengen 
Pfaffen und gebe Euch zu sagen wider Eure Widersacher wie der 
heilige Hiob sprach wider seine Widersacher, in 28. cap., die ihm 
uui seiner Gerechtigkeit fluchten und peinigten. Wenn er sprach 
wider seine Widersacher: „Das sei feme von mir, dass ich Euch 
recht gebe ; bis dass mein Ende kommt, will ich nicht weichen von 
meiner Frommigkeit, von meiner Gerechtigkeit, die ich habe, will 
ich nicht lassen; mein Gewissen beisset mich nicht meines ganzen 
Lebens halber.* 4 Das begehre ich Euch zu einem Gruss, Ihr lieben 
Herren Burgermeister und Rate und Ihr ganze Gemeine. Die Ver- 
raahnung habe ich Euch gethan da oben urn desswillen, dass Ihr 
wollet erkennen aus der hlg. gottlichen Schrift, dass derBann, er 
sei von Papsten oder Bischofen oder Pfaffen, Euch nicht schadlich 
ist an Euren Seelen vor Gott dem Allin&chtigeu. Denn sie haben 
nie keine Gewalt ja empfangen weder von unsrem Herrn Jesu 
Christo, noch von St. Peter noch von St. Paul, dass sie sich unter- 
winden sollen zu urteilen die weltlichen Sachen und in weltlich 
Geschaft sich zu mengen, das wieder beweise ich zum 1. Mai aus 
dem hi. Evangelio das St. Lucas beschreibt in seinem 12. cap. wie 
einer aus der Gemein sprach zu Christo : Meister sag meinem Bruder, 
dass er das Erbe mit mir teile! Er aber sprach zu ihm: Mensch, 
wer hat mich zum Richter oder Erbschichter liber euch gesetzt? 
Darum Ihr lieben Herren und Ihr ganze Gemeind merket aus dem 
hi. Evangelium, dass Christus, der da ist aller Papst und Bischof, 
sich nicht wollte unterwinden zu urteilen oder zu teilen die welt- 
lichen Sachen. Wie sind denn heut die Pfaffen so uugeng und so 
durstig, dass sie sich unterwinden zu urteilen die weltlichen Sachen, 
das Christus nie gethan hat noch gelehrt. Zum andern beweise 
ich, dass Pfaffen noch Geistliche keine weltliche Sache zu urteilen 
haben aus der andern Epistel St. Pauls, die er schrieb an Timo- 
theus und spricht: „Niemand der do ritterschaft Gotte, vermische 



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46 Hartmann 

sich mit den weltlichen Gescheften, dass er dem gefalle, dein er 
sich hatt bewahrt." Darura merket aus der hi. Schrift St. Pauls, 
dass sie nicht allein nicht Gewalt haben zu urteilen die weltlichen 
Sachen, sondern dass sie sich darein auch nicht mischen sollten. 
Zura 3. Mai ist zu beweisen, dass die Geistlichen oder Pfaffen nicht 
sollten urteilen die weltlichen Sachen aus I Epistel S. Pauls an 
die Cor. 6, da er gebeut der Gemeinde: ware es, ob miter ihnen 
ware weltlich Urteil, dass sie dariiber setzen sollten fromme and 
weise Laien zu Urteil. Nicht schreibt ihnen S. Paul: Ich will, 
dass lhr sie sollt zu mir laden und ich will sie verbannen und ver- 
fluchen wie heute thun die blinden Leiter der Christenheit. Hen- 
lass Dich erbarraen und sieh an Dein arnies Volk, da Du Dein 
hlg. Blut hast vergossen und sie erlost von den Peinen des Teufels, 
die heut Deine ungengen Pfaffen, so viel an ihnen ist, wieder binden 
in die Bande des Teufels mit ihrera ungengen Bannen, so ich doch 
will beweisen aus der hi. Schrift und mit heiligen Lehrern, die auf 
diese Zeit zu lang waren zu schreiben, dass der unrecht Banu, wie 
jetzt der ist, den sie Euch thun, nichts ist vor Gott und keinen 
Schaden bringt denen, die gebannt werden, sondern er schadet 
denen, die verbannen. Darum lieben Herrn und lhr ganze Gemein- 
schaft fiirchtet den Bann nicht, sondern bleibet stet in Eurer Ge- 
rechtigkeit und ist es dann, dass das Reich das lasset zugehen uud 
lassen ihra Stadte und Land und Leute abnehmen mit Bannen, so 
folgt, dass darnach zum letzten (sie) Eure Weiber abe bannen 
werden, so w r erdet lhr doch dazu miissen thun. Gott sei mit Euch 
alien, Ameu. Gegeben unter mein Insiegel: P. Presbyter in spe 
Jesu Christi nee non St. Theologias predicator. 



1 



2. Brief: Mein Dienst und Gebet zuvor. Ieh hab vernommen 
von manchen die Euch klagen, dass Euch gross Gewalt und Un- 
recht geschehe, indem, dass man Euch bannet. Darum hab ich 
Euch und der ganzen Gemein zum Trost und zu einer Hilf ge- 
schrieben einen Brief, den Euch dieser gegenwartige Bote wird 
geben, und in dem werdet lhr erkennen Eure Gerechtigkeit und 
wie Euch der Bann vor Gott nicht schaden mag, bewahrt mit der 
heiligen gottlichen Schrift. Darum wird Euch das gut dunken, so 
moget lhr den lassen lesen auf der Kanzel der ganzen Gemein. 
Und diinkt es Euch geraten, so mflgt lhr dieAbschrift des Briefs 
in ander Stadte senden, dass sie daraus erkennen, dass der Bann 
ungerecht ist, den sie treiben. Auch sollt lhr mir das nicht fflr 



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Johannes t>randorf. 4 7 

ttbel halten, dass icb raeinen Namen nicht schreibe, noch die Stadt, 
wo ich bin, da ich will noch ungeraeldet bleiben. Denn ich und 
noch viel andre Priester sind zu krank, dass wir uns setzen wider 
die ungengen Pfaffen, es ware denn, dass das gemeine Volk und 
die Reichsstadte die Augen besser auftMten. Darum ist Euch zu 
Danke und wollet es so haben, dass ich darein ungemeldet bleib 
und dass mein Bote in der Stille zu und ab moge gehen , so will 
ich gern Eure Gevechtigkeit erzeigen mit gottlicher und heiliger 
Schrift, und wftre es dann, dass Euch geraten deucht, und mich 
beschirmen, dass mir nicht Gewalt geschehe, so wollt ich selber 
kommen zu Euch und offenbaren.ihre Ungerechtigkeit, erzeigen mit 
gottlicher heiliger Schrift und bitte ura schriftliche Antwort. Ge- 
geben unter meinem Insigel. P. Presbiter in spe Jesu Christi, S. 
Theologiae prsedicator. 

3. Brief: Mein Dienst, in dem ich mich Euch zuvor erboten 
hab, der sei bei Enrer Ehrwtirdigkeit allezeit; aber die EhrwUrdig- 
keit und Ehrbarkeit, die Ihr mir erboten in Eurem Brief und in 
meinem Boten, zu der sprich ich mit dem Weissagen : non nobis 
domine, non nobis, nicht uns Herr, nicht uns, sondern Deinera 
Namen gib die Ehre! Darum lieben Herren, seid Ihr noch in der 
Begehrung, als mir En re Ehrbarkeit verschreiben hat, dass ich zu 
Euch kommen soil, so soil mich das nicht bekummern, sondern so- 
bald ich erkenne Eure Antwort, so will ich bereit sein zu kommen 
und mich mit Willen urn der Gerechtigkeit und Euretwillen in Un- 
sicherheit des Lebens und der weltlichen Ehre begeben, doch in 
der Mass, als ich Euch geschrieben hab, dass das in einer Geheim 
geschehen soil, und welche Euch nutz darzu beholfen sein mogen, 
die moget Ihr besenden. Denn die Sach ist muhel und bedarf 
weiser Leute, aber besonders der Hilf Gottes. 

Gegeben unter mein Insigel. Johannes Dr&ndorff, ein Priester 
in der Hoflfnung Jesu Christi. 



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Der Haller Bildhauer Leonhard Kern. 

Von Professor Dr. Kolb in Hall. 



Unter die verh&ltnismassig kleine Zahl von Kunstwerken der 
Haller Micliaelskirche , welche als Erzeugnisse eines gelanterten 
Geschmacks gelten konnen, gehort vor allem Leonhard Kerns in 
Stein gehauene Darstellung der Ezecliielischen Auferstehungsvision. 
Sie beflndet sich in der letzten nordlichen Seitenkapelle des Chors, 
an deren schmaler Seitenwand, und bildet den Hauptschmuck des 
Stellwagschen Epitaphs, von dessen Sockel, Seitenpilastern und 
Oberbau sie umrahmt wird. 

Hart neben diesera Kunstwerk, oder eigentlich ihm vorgelagert, 
steht in herausforderndem Prunk das Denkmal des Stadtmeisters 
Sanwald von 1774. Wer eine Weile halb mit Staunen, halb mit 
Aerger vor letzterem Monument gestanden und dann in den stillen 
Winkel tritt, urn sich in Kerns Figuren zu vertiefen, erfahrt einen 
starken und eigentumlichen Wechsel der Stimmung. Dort gespreizte 
und mit grdsster Selbstgef&lligkeit zur Schau getragene Pracht, 
rauschende, aber beunruhigende Auf bietung aller Mittel der Plastik 
und der Malerei, ubertriebenes Pathos der Bewegungen, wildes 
Schwelgen in geschwungenen und gebrochenen Linien, masslose 
Verwendung der Allegorie, und als Endpunkt die Verherrlichung 
des Verstorbenen mit dem ganzen Orchester bildnerischer Effekte; 
hier dagegen klare und ruhige Schonheit, uberzeugende und er- 
greifende Naturwahrheit, eine wohlerwogene Komposition und ein 
grosser biblischer Grundgedanke, der mit dem Geschick des Ver- 
storbenen in einer zwar tiefen, aber doch mehr indirekten und 
nicht personlichen Beziehung steht; dort der Geist des zucht- und 
ziigellosen Barockstils, hier derjenige der edeln Renaissance, mit 
dem Gepnige der antiken, harmonischen Formvollendung, wie sie 
uns in den Schdpfungen Rafaels entgegentritt. 

Das Motiv, das der Bildhauer behandelt, ist das bekannte 
aus dem 37. Kapitel des Ezechiel. Der Prophet sieht sich im Geist 



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Dor Haller Bildhauor Leonhard Kern. 49 

auf eineni Gefilde voller Totengebeine stehen und heisst bier auf 
gottlichen Befehl dieWinde blasen aus den vier Ortern; nun voll- 
zieht sicb in raehreren klar geschiedenen Stufen, die jeweilen durch 
ein neues Befeblswort angektindigt sind, eine Entwicklung von den 
hasslichen Knocbenresten einpor zum bliibenden Leben: die Gebeine 
fugen sich zusammen zum festen Korpergeriiste, sie ttberziehen sich 
mit Haut und Musknlatur, und endlich, von neuem Lebensatem 
geschwellt, erheben sicb die fertiggestalteten Leiber zu frohem 
Regen und Bewegen. 

Dass dieses Gesicbt mit dem Gedanken der Auferstebung 
einzelner aus ihren Grftbern nichts zu schaffen bat, sondern die 
Erbebung des toten und zerstreuten Volkes zu neuem politi- 
scbem Leben darstellen will, ist bekannt. Man kann nicht einmal 
sagen, dass der prophetischen Vision jener Auferstehungsgedanke 
in der gewohnlichen Vorstellung, wie sie z. B. in dem viel sp&tern 
Danielbuch klar enthalten ist , als Voraussetzung diene , da diese 
letztere das Hervorgehen der Leiber aus den Gr&bern, jene dagegen 
die Zusammenfugung der auf der Oberflacbe unordentlich zerstreuten 
Totengebeine zum Ausgangspunkte nittimt. Ebenso einleuchtend aber 
ist, dass, da beiden Bildern der gemeinsarae Gedanke scbopferiscber 
Wiederbelebung eines vollig erstorbenen Organismus zu Grande 
liegt , jenes wie dieses als Ausdruck fur die Hoffnuug personlicher 
Auferstebung gebraucht werden mochte. Die kirchliche Auslegung 
bat sicb denn auch seit alten Zeiten schon in letzterer Richtung 
bewegt. 

Ob das Ezechieliscbe Motiv scbon fruher von der bildenden 
Kunst in umfassenderer Weise verwertet worden ist, und welchen 
Entwicklungsgang es etwa biebei durchlaufen habe, dies zu ent- 
scbeiden muss den Kennern der Kunstgeschichte flberlassen bleiben. 
Einigermassen greift in diese Untersuchung immerhin die unten 
vorzunehmende Besprechung des WUrzburger Epitaphs ein. Dass 
aber jenes Motiv in dem uns vorliegenden Kunstwerke jedenfalls 
eine meisterhafte und seinen reichen Inhalt in erscbOpfender Weise 
verwertende Bearbeitung gefunden hat, dr&ngt sich schon dem 
ersten Blicke auf. 

Auf einem grossen, ungefahr quadratischen Plan erhebt sich 
in der Mitte als beherrschende Gestalt der Prophet, gehiillt in 
seinen wenig tiber die Kniee hinabreichenden, in einfacher Faltung 
berabwallenden Prophetenmantel. Das ernste Antlitz, der fest auf 
das Gefilde gerichtete Blick, die Aufmerksamkeit heischende Haltung 

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50 fcoli. 

des linken Amies mit deni aufgericlileten Zeigefinger and das Ge- 
bieterisehe des weit ausgestreckten rechten Armes — alles das 
bekundet, dass er, obwohl nur in werkzeuglicher Weise, dock der 
Vollstrecker eines gottlichen Schopfungsaktes ist. 

Auf dem Felde aber, das sich rings urn ihn unabsehbar aus- 
breitet, entfaltet sich ein wunderbares Leben, wlihrend ans den 
Ecken her, yon Wolkenbacken ausgepresst, die vier Winde blasen. 
In regungslos daliegenden, in knieenden und sich erhebenden, in 
aufgerichteten, kraftvoll dastehenden Gestalten sehen wir den sproden 
Bildungsstoff, der in Form von Rippen, Knochen,-Schadelkapseln 
den Boden and namentlich dessen Rander bedeckt, allmahlich sich 
aufzehren und zu Neuschopfungen umwandeln. Der Kunstler hat 
somit, da ja eine successive Vorfiihrung der in der prophetischen 
Vision erzahlten Stufen selbstverstandlich nicht moglich war, und 
die Herausgreifung eines einzigen aus diesen Entwicklungsstadien 
zu einer erheblichen Beeintrachtigung des Reichturas und der Wirknng 
des Ganzen gefiihrt hatte, eine gleichzeitige Darstellung dieser ver- 
schiedenen Vorgange unternommen, die ja auch mit der Natur der 
Sache wohl vereinbar ist. 

Es lassen sich ohne Zwang vier solche Stufen unterscheiden : 
1) die zerstreuten Knochen, die namentlich gegen den Hintergrund 
des Bildes und in der Mitte, vor den Fiissen des Propheten, sich 
haufen — anzuschauen als ein wirres Trummerwerk, da und dort 
einem bereits Belebten zur StUtze dienend. 2) Halbfertige Gestalten, 
die noch leblos und in starrem Todesschlummer daliegen, bald den 
Riicken und den kahlen Schadel, bald die breite Brust zeigend. 
Hire Unfertigkeit besteht darin, dass sie iiber dem Knochengeriist 
erst einen diinnen Hautuberzug haben, aber noch kein schvvellendes 
und formendes Fleisch. Das Skelett zeichnet sich daher Qberall 
mit scharfer Deutlichkeit durch die Haut, die Rippen des Thorax 
springen hervor, die Wirbelsaule zeigt ihre spitzigen Dornfortsiitze 
als scharfpunktierte Linie, die Kieferknochen endigen in scharfen 
Kanten, die Schadel entbehren noch jeden Haarwuchses. 3) Als 
dritte Gruppe stellen sich dar die beinahe fertigen, schon in 
Bewegung begriffenen Leiber. Sie heben sich von der vorigen 
ab durch diese energischen Lebensbewegungen , von der folgen- 
den aber durch das noch vielfach durchschimmernde Knochen- 
geriiste, ebenso aber auch durch die ganze Haltung, die erst das 
Emporstreben zur aufrechten Haltung und die fortgehende An- 
strengnng, sich aus dem Schlafzustand zu entwinden,deutlich bekundet. 



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Der Haller Bildhauer Leonliard Kern. 51 

4) Endlich die in ausgereifter Leiblichkeit prangeuden , zumteil 
hoheitsvoll uud stolz aufgerichteten Gestalten, die iin Vordergrunde 
die Hohe von 57 cm, also stark Va Lebensgrosse erreiclien. 

Sowohl diese voll entwickelten Gestalten als die in den andern 
Stadien begriffenen sind zwar iiber den ganzen Plan bin verteilt, 
doch so , dass je niehr das Auge gegen vorn und an die Seiten 
rftckt, urn so niehr audi die fertigen Gebilde zunehraen. In der Mitte 
des Feldes, wo sich die Gebeine in grGsserer Menge finden, ist sozu- 
sagen das Zentrum und der Hauptschauplatz der belebenden Tluitig- 
keit zu denken , und die zur Vollendung gediehenen Wesen treteu 
an den Rand, urn den iibrigen Raum zu schafFen. 

Vertreten sind alle Altersstufen und Geschlechter , das zarte 
Kind, der kraftige Jiingling, die bluhende Jnngfrau, das entwickelte 
Weib und der stiimmige, biirtige Mann — ein Reichtum, der an 
sich schon auf die Fruchtbarkeit der Phantasie und die Gewandt- 
iieit der Darstellung , iiber welche der Meister verfugte , einen 
Schluss ziehen lasst. Sein Knnstvermogen zeigt sich aber in vollem 
Licht bei einer Vergleichung der werdenden und der vollendeten 
Korper: dort eine erstaunlich sichere Technik, eine bewundernswerte 
anatomische Einsicht, eine ungewohnliche Geschicklichkeit, den Korper 
in den verschiedensten Lagen zu zeigen und auch jene halb un- 
bewussten Gliederbevvegungen wrederzugeben , die den Ubergang 
vom Schlafen zum Wachen begleiten; hier dagegen, ausser den eben 
genannten Vorziigen noch die andern , die Schonheitslinien in an- 
mutigster Weise zu ztehen Und dabei das hiillenlose Schonheitsideal 
zu voller unverkiunmerter Darstellung zu bringen, ohne doch dem 
Schicklichkeitsgefuhl oder <lem Ernst des Grundgedankens irgend 
zu nahe zu treten. — Die Gestalten sind fast alle nackt; nur an 
wenigen Stellen — in auffalliger Weise mlr an zweien — ist 
Gewandung beigezogen. Es lasst sich nicht leugnen , dass dieses 
Element hier fremdartig ist und etwas storend wirkt, wie es denn 
auch auf dem Boden der Ezechielischen Vorstellung keine Recht- 
fertigung findet, Doch lassen sich die asthetischen Beweggriinde, 
die den Kunstler zu diesen Inkonsequenzen getiihrt haben mogen, 
der Hauptsache nach unschwer entdecken. 

Die Wurdigung des figui-enreichen Werkes ware keine voll- 
standige, wenn nicht auch einige Einzelgestalten , die sich duich 
ihre Gruppierung oder durch vollendete Ausfuhrung auszeichnen, 
zu besonderer Betraehtung herausgehoben wiirden. Oben links ist 
eine Gruppe, die als Vater und Kind bezeichnet werden mag ; der 



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"1 



52 Kolb 

Alte sitzt niit riickw&rts aufgestemmten Armen auf einem Knochen- 
hUgel, vorgebeugt zu einem Kindlein, welches sein Arrachen auf 
des Vaters Schenkel stutzt. — Dasselbe Motiv, aber in anderer 
Wendung, wird zu Fiissen des Propheteu sichtbar : ein schlafendes 
Kn&blein, d^n Lockenkopf auf das Armchen gelegt, Kopf und Ober- 
leib eines noch skelettdunen Erwachsenen ihm als Polster dienend. 

Rechts drtiben eine Gruppe von vier jugendlichen Gestalten, 
zwei weibliche, deren eine noch halb am Bocfen kniet, w&hrend die 
andre, in fast iippiger Leiblichkeit , sich eben aufrichtet und zu 
diesem Zweck den Kopf eines sich aus der Erde Hervorarbei- 
tenden als Stiitzpunkt benlitzt, zur Seite zWei dem Anschein nach 
noch nicht voll entwickelte Junglingsgestalten , deren eine im Be- 
griffe ist, sich ein Hemd uber den Kopf zu Ziehen. Die drei letzteren 
Gestalten machen den Eindruck einer engeren, etwa durch eineu 
Gedankenaustausch zusammengehaltenen Gruppe. — - Sonst ist eine 
Gruppierung strengerer Art nicht angestrebt, dagegen waltet ttberall, 
namentlich aber in den Figuren des Vordergrundes, wohlabgewogene 
Symmetrie. Man beachte, wie sich unterhalb der eben beschriebenen 
Gruppen, also ungefahr in der Mittelaxe des Bildes, sowohl rechts 
als links liegende oder halbliegende Gestalten finden ; und im Vorder- 
grund drangen sich die einander entsprechenden und suchenden 
Linien von selbst auf: Mann und Weib an den Seiten in aufrechter 
Haltung, daun je ein aus knieender Stellung eben sich Aufrichtender, 
deren Korperlinien eine schone Konvergenz bilden, und mitten inne 
in pyramidalem Aufbau ein erst der Losung harrender Knauel noch 
Unfertiger. 

Zuerst ist aber noch die Jnngfrau am rechten Hande in mitt- 
lei er Hohe zu erwahnen, deren Leib in Profilstellung gesetzt ist, 
wahrend das schone Antlitz sich nach vorn wendet. Die jngendliche 
Fulle der Formeh und das reich herabwallende Haar verleihen der 
Gestalt an sich schon hohen Reiz; ein besonderes Inteiesse gewinnt 
sie durch ihre Gebarde : mit erhobenem Ann und Zeigefinger auf 
den Propheten hinuberweisend will sie auch andern, die noch i\\ 
Unkraft darniederliegen , die Quelle zeigen, aus welcher fiir sie 
neues Leben fliessen wird. 

Uilter den vollen Figuren des Vordergrundes fiillt die rechte 
Ecke ein Mann mit kraftigem Bartwuchs und einer fast herkulischen 
Muskulatur; die Haltung — halb sitzend auf einem Felsblock, auf 
den er sich riiekwarts aufstiitzt, den rechten Sahenkel stark herauf- 
gezogen — ist ganz geeignet, den milchtigen Gliederbau vollig zur 



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Der Hallejr Bildhauer Leonhard Kern. 53 

Anschauung zu bringen. Diesem „Adam a ', der Verkorperung voller 
Mauneskraft, entspricht in der linken Ecke eine „Eva tt , als Bild 
vollendeter Frauenschone. Der rein gebildete Leib ist in ganzer 
Wendung nach vorn gekehrt, w&hrend das Gesicht sich nach rechts 
und leicht nach oben richtet. Der linke Arm ist ira Ellbogen hoch 
ei hoben und in ein dtinnes, faltiges Tuch gewickelt, das ihm gegen 
den harten Gegenstand, auf den er sich zu sttitzen scheint, eine 
weiehe Unterlage gewahrt. Die zarten Umrisse der Gestalt, die 
weiche Modellierung der Arme und Fiisse, die anmutige Haltung 
des Hauptes, die plastische Rundung aller Formen, der Reiz, welcher 
der Armpartie auch noch durch die Falten des Gewandes hinzu- 
gefftgt wird, zu allenneist aber die ideale Gesamtauffassung der 
Scbonheit des weiblichen Korpers machen diese Figur zum Pracht- 
und Meisterstuck des Ganzen. 

Noch ist, bei einem Ruckblick auf diese Fiille von Figuren, 
die Bemerkung nachzuholen, dass nur ganz wenige der Neubelebten, 
nanilich nut* die ausgebildetsten , eine Hinwendung oder vollends 
eine dii-ekte Beziehung zu dem Propheten zeigen ; der Prozess wird 
im wesentlichen als ein Naturvorgang gedacht; es ist nicht ein 
raoralischer Gehorsam , wekhen diese Wesen leisten , sondern eine 
Art Schopfung, weiche sie unbewusst oder halb traumend iiber sich 
ergehen lassen. 

Ist das Werk von Leonhard Kern ? Die Frage darf wohl 
aufgeworfen werden, da seine Urheberschaft zuuachst eben bloss 
durch die unten in Olfarben aufgemalte, auch auf dem Lichtdruck 
noch erkennbare Unterschrift : ^Leonhard Kern fecit" bezeugt wird. 
Diese Notiz ist von derselben Faktur wie die auf dem Architrav 
angebraclite Uberschrift: „Dass Gesichte dess Profeten Ezechiel, 
Capitel 37. u Es ist von vorne herein wenig wahrscheinlich , dass 
der Bildhauer seineit Namen in dieser Weise sollte aufgetragen 
haben. Viel naher liegt es anzunehmen , dass das Werk ohne Ui - 
heberzeichen war und erst urn 1721, wo es fur das Stellwagsche 
Epitaph verwendet wurde, diese Inschrift erhielt. Hatte Kern sich 
selbst bezeichnen wollen, so hatte er wohl auch hier das Zeichen 
angewendet, dessen er sich bei seinen Schnitzwerken in Elfenbein 
(s. unten) bediente. Die Unterschrift reprasentiert also wohl nichts 
weiter, als die im Jalir 1721 iiber das Kunstwerk vorhandene Tra- 
dition. Dieser Tradition aber Misstrauen entgegenzubringen liegt 
kein ersichtlicher Grund vor. Wohl waren urn 1721 seit Kerns Tod 



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54 Kolb 

gegen 60 Jahre verflossen ; dafiir aber liatte der Kfinstler einst fiber 
vier Jalirzehnte in Hall gelebt, hatte bier eine angesehene Stellung 
eingenommeu, sich einen bedeutenden und bis in feme Lauder 
reidienden Kuustlernamen erworben und war wobl audi nodi durdi 
Nadikomtnen in Hall vertreten. Die Bestimmtheit, mit weldier 
das „Leonbard Kern fedt a auf den Stein gesetzt ist, darf soniit 
unbedenklidi als Beweis angesehen werden, dnss die Uberzengung 
des Urbebers der Inschrift eine sichere und wolilbegrundete war. 
Es spredien aber audi nodi innere, auf den Bildungsgang Kerns 
bezfiglidie Grfinde mit, die uns nun zunadist auf das biographisdie 
Gebiet hinfiberfiihren. 

A. Wintterlin bat in seinem sorgfaltigen Artikel fiber die Fa- 
niilie Kern in der Allg. deutscben Biogr. audi unsern Kfinstler ein- 
gehend bebandelt und alles, was sidi fiber seinen Lebensgang und 
fiber seine Kunstwerke aufbringen liess, zusammengetragen, vor- 
nebmlidi nadi Ffisslis allgemeinem Kfinstlerlexikon, Sandrarts teut- 
sdier Akademie und Kuglers Kunstkammerbesdireibung. Klemm 
bat in seiner mit bewundernswertem Fleiss durcbgeffibrten Zu- 
sanmieustellung der Wfirttembergisdien Baumeisttr und Bildbauer 
bis 1750, Wurtt. Vierteljahrshefte 1882, S. 163. 186 f, fiber die 
gauze Familie (lurch Aufstellung eines genauen Stannnbaunis und 
durdi reiebliche sonstige Notizen neues Licbt verbreitet und be- 
sonders fiber Leonbard Kern weitere, z. T. nodi ungedruckte Litte- 
ratur (namhaft gemadit a. a. 0. S. 186) beigezogen. Eine widitige 
Quelle ist aber in diesen alteren und neueren Darstellungen, wie 
aus gevvissen Unsidierbeiten und Ungenauigkeiten liervorgeht, nodi 
nidit verwertet worden: der ausffihrlicbe Nekrolog des im biesigen 
geineinsdiaftlidien Ardiiv aufbewalnten Totenbncbs. Indein idi die 
Angaben dieses auitlichen Eintrags zu Grunde lege und die Mittei- 
lungen Wintterlins und Klemms, soweit erforderlid), damit verwebe, 
versudie icli es, einen etwas vollstandigeren Lebensabriss des Kiinst- 
lers zu entwerfen. 

Die Familie Kern, die in vier Generationen tiiditige Kunstler 
geliefert bat, stammt aus dem Stadtlein Forditenberg, das sidi im 
Kocherthal, da wo die Kupfer in den Kodier mfindet, malerisdi an 
einen Bergvorsprnng lehnt. Der alteste Vertreter, in der ersten 
Halfte des 16. Jalirbunderts, war Midiael Kern, Maurer und Bild- 
bauer. Von seinem ebenfalls Midiael genannten Sobn, 1555—1634, 
der Burgermeister in Forditenberg war, stammen versdiiedene be- 
merkenswerte Grabmliler und Kanzelskulpturen daselbst. Von seiner 



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tter Haller Bildhauer Leonhard Kern. 55 

Ehefrau Apollonia, geb. Hartmann von Krautheim, hatte er vier 
Sohue, unter welchen nicht bloss Leonhard, tier dritte in der Reihe, 
sondern audi noch 2 andre sich als Bildhauer einen Naraen ge- 
macht haben. Leonhard Kern, zu Forchtenberg am 22. Nov. 1588 
geboren, wurde zunachst in seiner Vaterstadt gebildet, dann nach 
Ohringen gebracht, wo er sich besonders ira Rechnen hervorthat. 
Im Jahr 1603 wurde der 15jahrige seineni 8 Jahre altern Bruder 
Michael zu Wiirzburg in die Lehre gegeben, urn hier die Bildhauer- 
kunst zu erlernen. Es war die Zeit, wo im Wurzburger Bistum 
eine ungemein reiche kunstlerische Thatigkeit herrschte, da Bischof 
Julius eine grosse Zahl von Kirchen des Wurzburger Sprengels 
nach seinem Geschmack umbauen Hess. Zu diesem Zweck besch&f- 
tigte er eine Menge Kunstler aus alien Landen, vorwiegend aller- 
dings Baumeister. Unter den Bildhauern aber nahm Michael Kern 
eine hervorragende Stellung ein und bildete den Mittelpunkt eines 
Kreises, zu welchem sonst noch Georg Neidhardt, Georg Korner, 
Zacharias Junker von Miltenberg und Balthasar Grohe (1614) von 
Schwabisch Hall gehorten, s. Niedermayer Kunstgesch. der Stadt 
Wurzburg 269. 

Von Michaels Thatigkeit und Kunstrichtung sind noch statt- 
liche Zeugnisse erhalten geblieben, unter welchen ich mich auf die- 
jenigen beschranke, die mir in der Stadt Wurzburg aus eigener 
Anschauung bekannt geworden sind. An der Kanzel des Doms hat 
Michael die vier sitzenden Evangelisten anj Fusse, die stehenden 
Kirchenvater aus Alabaster und die fiinf schonen Passionsszenen 
in Relief gefertigt. — Ferner stammt von seiner Hand der Ala- 
bast eral tar in der Hauskapelle des bischoflichen Palais, der im 
Mittelbild Christus am Olberg, in den beiden Seitennischen die 
Statuen des Petrus und Paulus und im Giebelfeld die Kreuzigung 
zeigt — lauter hochst feine und zierliche Figuren. Der ganze 
Aufbau atmet in Architektur und Ornament den Geist der edeln 
Renaissance. — Endlich ist zu nennen das im Kreuzgang des Domes 
befindliche stattliche und prachtvolle Denkmal des Kriegshelden 
Jakob Baur von Eyseneck, f 1621, dem Verstorbenen im Jahr 1623 
von seinem Bruder gesetzt, Das Hauptfeld zeigt den Kriegsmann 
in voller Lebensgrosse, nach vorn gewendet, die Seitennischen sind 
leer, unter ihnen aber befinden sich zwei Reliefs, die in lebensvoller 
Darstellung die Schlacht am weissen Berge vorfuhren, das eine das 
Schlachtgetummel selbst, das andre die Flucht der Besiegten zum 
Stadtthor hinein; Auch hier waltet, in Aufbau und Gliederung ebenso 



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56 Koib 

wie in der Auffassung und Ausfuhrung des Figiirlichen, der Geist 
schlicliter Anmut mid Giosse. 

In dieser Atmosphiire also war es, wo der junge Leonhard nicht 
nur das Technische seiner Kunst erlernte, sondern audi die Richtung 
empfing, der er fortan treu gebliehen ist. Nach Beendigung seiner 
Lehrzeit wanderte er nach Italian, verweilte kurze Zeit in Rom, 
blieb neuii Monate in Neapel, machte auf einer Florentinisclien 
Galeere eine Reise nach Manretanien, kehrte nach Neapel zuruck 
und nahm nun erst auf langere Zeit in Rom seine Station, urn sich 
hier in der Ban- und Bildhauerkunst vollst&ndig auszubilden. Er hat 
hier nicht nur „die Civilarchitektur nach altheidnischen und nach 
neueii Gebftuen wohl erlernt," sondern auch auf der Akademie 
die Gelegenheit ergriifen, „die Kunst nach lebendigen Menschen zu 
Widen" sich anzueignen. Wer nuisste sich bei dieser Mitteilung 
nicht des Eindrucks und der Vermutung erinnern, die sich bei der 
Betrachtung der Ezechielischen Vision lebhaft aufdriingen: „dieser 
Kiinstler muss bei der Natur selber in die Schule gegangen sein 
und sie an lebendigen Modellen griindlich und mit Gewinn studiert 
haben ; und die hohe Unbefangenheit des Geistes sowie die Anmut 
der Form, die er iiberall aufweist, deuten darauf, dass er von den 
schonsten Schopfungen der italienischen Kunst tief und nachhaltig 
beriihrt worden ist." 

Zwei Jahre blieb Kern in Rom, besuchte auf seiner Heimreise 
Venedig, durchzog — wohl urn seine Dienste als Kiinstler anzu- 
bieten , Dalmatien , Slavonien und „die Windische Mark" (das sQd- 
ostliche Gebiet Krains) und verbrachte einige Monate im Dienste 
des Bischofs von Laibach. Dieser rasch gewonnene Gonner hatte 
ihn gerne behalten; Kern aber fand es „der Religion halber" ge- 
ratener, die lockenden Anerbietungen auszuschlagen nnd der Heimat 
zuzuwandern. 

In Forchtenberg griindete er 1614 seinen Hausstand mit des 
dortigen Amtsschreibers Zollner Tochter Amalie, die ihren Gatten 
nberleben sollte. Von seinen elf Sohnen und sechs Tochtern waren 
zur Zeit seines Todes noch drei Sohne und zwei Tochter am Leben. 
Einer dieser Sohne , Johann Jakob , Bildhauer in Niirnberg , ist in 
Klemms Stammbaum a. o. 0. S. 163 verzeichnet, 

Bald nach 1614 wurde der junge Kiinstler von Kurftirst Fried- 
rich V. von der Pfalz „conditioniert u ; von wann an, ist ungewiss, 
jedenfalls findet er sich um 1617 in Heidelberg und zwar mit Weib 



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Der Haller Bildhauer Leonhard Kern. 57 

und Kind. Er wird wohl, wie Meister Karl, der ihn nach Nurnberg 
empfahl, am dortigen Schlosse gearbeitet haben. 

Nach Nurnberg „lieh a ihn der Pfalzgraf auf kurze Zeit, damit 
er dort bei Anfertigung der Rathausportalfiguren an die Stelle Topp- 
manns trete, der sich seiner Aufgabe nicht gewachsen gezeigt hatte. 
Hier hat er von Mitte Mai bis Anfang August 1617 die vier Kolossal- 
figuren gearbeitet, welche die Frontons des obern und des untern 
Portals zu schmucken bestimmt waren, Ninus, Cyrus, Alexander 
und CSsar , als Vertreter der vier Weltreiche. Die Figuren sind 
auf den wenig ansteigenden Giebelschenkeln halb liegend, halb 
sitzend angebracht , zeigen aber trotz dieser fiir die WUrde eines 
Weltlierrschers wenig gttnstigen, ja etwas gezwungenen Lage gleich- 
wohl eine kraftige und imposante Haltung (bes. Alexander). Zu 
Fussen der Herrscher sind ihre aus dem Danielischen Monarchien- 
bild bekannten Tiersymbole zu schauen. (S. audi Mummenhoff, Das 
Rathaus in Nurnberg. S. 137 ff.) — Freilich stammt, was jetspt an 
den Portalen zu sehen ist, picht mehr direkt aus Kerns Hand; die 
Originalskulpturen zeigten sich bei der letzten Erneuerung des 
Rathauses in stark verwitt^rteui Zustand; sie sind daher jetzt in 
einen Hof des germanischen Museums gebracht und durch andre 
nach ihrem Muster gefertigte ersetzt worden. (Nach gtitiger brief- 
licher Mitteilung des Herm Direktor Bflsch.) Ohnehin ist fraglich, 
ob nicht auch bei diesen Skulpturen, wie bei der Justitia und 
Prudentia das Mittelportals*), Christoph Jamitzer dujch Entwurf 
oder Ratschlage mitbeteiligt war. 

Nach Heidelberg zurttckgekehrt, blieb Kern dort bis zum Aus- 
bruch des bohmischen Krieges, dessen Unruhen ihn veranlassten, 
sich nach einer ruhigeren Statte fUr seine Wirksamkeit umzusehen. 
Am 17. M&rz 1620 ist er nach Hall gezogen ; hier hat er sich 
bUrgerlich niedergelassen und an die neue Heimat so sehr gewohnt, 
dass ihn auch verlockende auswftrtige Rufe nicht wegzubringen 
vermochten. Solche Aufforderungen ergingen namentlich nach Ab- 
schhiss des Friedens 1648, und zwar abermals von Heidelberg durch 
Kurf&rst Karl Ludwig , den Sohn Friedrichs V. , und von Berlin. 
Bezfiglich der letzteren lassen die vorliegenden Angaben den genauen 
Sachverhalt nicht mehr sicher erkennen. Einerseits wird berichtet 
(Wintterlin u. Klemm a. a. 0.): „1648 wurde er in Berlin als Kur- 



*) Hienach ist Klemms Angabc S. 186, der auch diese Figuren von Kern 
herrtihren 1 ft est, zu verbessern. 

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58 Koib 

furstlich Brandenbiirgischer Hofbildhauer mit einem Gehalt von 
500 Thalern angenommen", woraus sich doch der Schluss zu ergeben 
scheint, dass er audi wirklich langere Zeit in Berlin gearbeitet 
habe. Andrerseits sagt der Nekrolog mit aller Bestiramtheit: „Es 
smd ihui ansehnliche Bestaljungen bei der Kurfiirstlichen Durcb- 
laucbt zu Brandenburg .... angetragen worden; es bat ihm jedoch 
beliebet, bis in den Tod allbie zu bleiben." Von einem langer 
dauernden Aufenthalt in Berlin kann demnach nicht die Eede sein. 
Es handelte sicb bei jener Bestallung wohl nur urn die Ver- 
pflicbtung, gegen die genannte Summe dem Berliner Hofe j&hilicb 
gewisse Kunstwerke zu liefern, wie sie auch thatsacblich in den 
unten zu besprechenden Elfenbeinscbnitzereien vorliegen. Dass es 
aber mit der Angabe des Nekrologs seine Richtigkeit hat ; bezeugen 
audi die Steuerregister der Stadt Hall (Gem. Archiv), in denen 
Kern regelm&ssig mit seinem Steuerbetrag figuriert. 

Kerns Kiinstlerruf war bedeutend ; es wird ihm nachgeriihmt, 
dass er viele treffliche Bilder aus Holz und Stein verfertigt, 
und aus Elfenbein halberhabene und voile Skulpturen, worin ihm 
zu seiner Zeit kaum einer gleich gekommen, sowie auch kleine 
Historien in Stechstein geschnitten habe. a (Mummenhoff S. 137.) 
Er verkaufte seine Werke grosstenteils auswarts, bis nach Holland, 
und erzielte aus ihnen ansehnliche Pieise. (Nekrol.) Das betracht- 
liche Vermogen, dessen er sich erfreute, ist sicherlich mit eine Folge 
dieses sein^ Kunstfleisses gewesen. Er besass nicht nur in der 
Stadt ein eigenes Haus, und zwar in der N&he des Marktes in der 
Pfaffengasse, sondern auch das Schlosschen in dem benachbarten 
Tullau, das er vom Spital in Hall kaufte und in den Jahren 1651 
bis 1661 bewohnte. Schon 1640 wurde er in den aussern Rat 
gewfthlt, dem er bis an sein Ende angehort hat. In den stftdtischen 
Steuerbuchern erscheint er mit betracht lichen Ziffern, 1651 in jedem 
Quartal mit 8 fl. 15 kr., 1659 mit 8 fl. 22 kr. Der Verfasser seines 
Nekiologs bezeugt ihm, dass er „sein Christentum wohl beobachtet, 
sich jederzeit eines stillen, einsamen und massigen, auch vertraglichen 
Lebenswandels beflissen und seiner Kunst bis fast in seine letzte 
Krankheit emsig abgewartet" habe. Er war zuletzt von „Eng- 
briistigkeit, starkem Husten und einer grossen Geschwulst an beiden 
Schenkeln a heimgesucht und starb am 4. April 1662. Darnach sind 
Wintterlin und Klemm, die 1663 angeben, zu berichtigen. 

Von den wenigen Elf enbeinschnitzwerken , die mit Sicherheit 
oder Wahrscheinlichkeit unserm Kunstler zugeschrieben werden 



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Per Ilallcr Bildbaurr Leonhard Kern. 59 

konnen, hat Kugler in seiner Beschreibung der Kunstschatze zu 
Berlin und Potsdam" (1838,11,251 if.) gehandelt. In erster Linie 
stebt liier „eine ungemein reich komponierte Gruppe von 87* Zoll 
Hohe , welclie Adam und Eva vorstellt" (Kugler Nr. 400). Adam 
sitzt auf einem Felsstttck, Eva steht, zu ihm gebeugt, vor ihni, 
indem sie ihn mit der rechten umfasst und mit der linken den 
Apfel binreicht. An dem Felsstttck befindet sich das Monogramm 
des Kiinstlers, ein L, dessen senkrechter Balken durch zwei im 
Winkel angefdgte Schenkel zum K gestaltet ist. (Wiedergabe des 
Monogr. bei Klemm S. 186.) Aus der ungemeinen Sorgfalt, ja Raf- 
finiertbeit, mit welcber hier die Natur bis in alle Einzelheiten 
nacbgebildet , auf die AusfVihrung aller Fleiss verwendet, ja sogar 
„in der Behandlung der Haare bis ttber die wtinscbenswerte Grenze 
brnausgegangen" wird, ziebt Kugler den Schluss, dass des Kiinstlers 
Absicht dabin gegangen sei , in dieser Gruppe ein Beispiel der 
vollendetsten Meisterschaft abzulegen. Er rtthmt an der Gruppe 
die Komposition im ganzen, die sorgfilltige Naturnachabmung und 
das Lebensvolle aller Bewegungen, findet aber, dass in Adam mebr 
eine gemeine Natur nacbgeahmt sei, wahrend die Gestalt der Eva 
im ganzen einen bedeutenderen Eindruck mache. „Auch die Kopfe 
beider sind ohne eine Ricbtung auf Idealitat, in einem mebr niidi- 
ternen Portratcbarakter gebalten, namentlicb der Adams. tt Diese 
Urteile stimmen mit den an dem Ezechieliscben Bilde gewonnenen 
Eindrucken nicbt ganz iiberein. Zur Erklarung der Ditferenz kann 
geltend gemacbt werden, dass Kern an einem fur ein Privatkabinet 
bestiramten Kunstwerk mehr einem realistiscben , portratmassigen 
Streben buldigte; vielleicht geboren audi die beiden Werke ver- 
s(Jiiedenen Zeiten an; und was die mangelnde Idealitat der Kopfe 
betriift, so ist zu bemerken, dass in dem Auferstehungsbild verbaltnis- 
massig wenig Gesicbter voll dem Beschauer entgegengewendet sind, 
und dass unter ihnen allerdings mehrere ein ahnliches Urteil wie das 
Kuglers recbtfertigen wiirden, ausgenommen jedocb den Propheten, 
dessen Antlitz erhabene Kraft und Wiirde ausstrablt. 

Ein weiteres , ebenfalls durch das Monogramm bezeichnetes 
Werk (Kugler Nr. 404) ist ein in Speckstein geschnitzteS Relief 
von 4 1 /* Zoll Hohe, darstellend die nackte Brust eines bartigen 
Mannes, welcber die Arme ttber die Brust gelegt hat und den rechten 
Zeigefinger wie in ernstem Gespriich erhebt. Aus dem unmittelbar 
neben dem Monogramm. stehenden Beisatz: Ae[tatis] 55 schliesst 
Kugler, wie mir scheint mit vollem Recht, trotz einer entgegen- 



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60 Kolb 

stehenden Benierkung auf dem Holzrahmen des Reliefs, dass hier 
ein Selbstportr&t des Kunstlers vorliege. Es muss demgem&ss in 
das Jahr 1643 fallen. Die Seltsanikeit , das eigene Bildnis ijackt 
darzustellen, wird bei einem Kunstler nicht unbegreiflich sein, der 
sich vvie Keni in die Schflnheit und Wahrheit der lebendigen Natur 
vertiefte und sie auch sonst so oft zura Gegenstand seiner Nach- 
ahmung machte. „Der eigentttmlich schmerzliche Ausdruck in Stirn 
und Augen a und die oben angedeutete sinnende Gebarde enthalten 
dann Zuge, die das Charakterbild und die personliche Erscheinung 
unseres Kunstlers vervollst&ndigen helfen. 

Zwei weitere Werke glaubt Kugler mit holier Wahrscheinlich- 
keit an Kern weisen zu raflssen: eine Gruppe, die abermals Adam 
und Eva abbildet, mit Windhund und Schlange (Nr. 401), und eine 
Statuette, die eine nackte Nymfe darstellt, mit noch mehr hervor- 
tretendem Streben nach Anmut und Zartlieit der Formen (Nr. 402). 
Beideraal ist es Ahnlichkeit der Auffassung, namentlich in den Kopfen 
der weiblichen Figuren, welche die Zuscheidung an Kern begrunden. — 

Um der Vollst&ndigkeit zu geniigen , gedenke ich auch noch 
eines Werkes, in dem uns Kern als Zeichner entgegentritt : der. 
sehonen Ansicht der Stadt Hall, die er in Merians Topographia 
Sueviae geliefert hat. Sie ragt aus alien uns erhaltenen Haller 
Stadtprospekten hervor durch klare Ubersichtlichkeit und dnrch die 
poetische Auffassung, besonders des Kocherabschnitts bis zur Kom- 
burg hin. 

Von den auf unsichere Vermutung hin mit Leonhard Kern in 
Verbindung gebrachten Werken nimmt vor allem ein Epitaph der 
Wiirzburger Marienkapelle unser Intel esse in Anspruch. Es befindet 
sich an der nftrdlichen Schiifswand dieses herrlichen Gotteshauses 
und besteht aus einer von korinthischen Saulen eingerahmten ob- 
longen Mittelplatte, mit Sockel, Architrav und Giebelfeld. Die im 
Sockel angebrachte Inschrift besagt, dass „diese Figur aus dem 
Propheten Ezechiel hieher gesetzt worden" sei zum Angedenken 
des Herrn Stefan Reibel, Handelsmanns und Pflegers der Marien- 
kapelle, welcher 1648 starb. Die angefuhrten Worte lassen eine 
doppelte Deutung zu, entweder dass der Bildhauer die „Figur tt erst 
zu diesem Zwecke gefertigt habe, in welchem Falle er dann sicher 
auch als der Schopfer der iibrigen Teile des Monuments mit ihren 
gefliigelten Engelskopfen und schwebenden Engeln am Sockel, po- 
saunenblasenden Engeln am Giebelfeld und einem in letzteres ein- 
gefiigten Medaillonrelief mit der heiligen Dreieinigkeit anzusehen 



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DOgkw. 



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Der Haller Bildhauer Leonhard Kern. 61 

ist, oder dass ein bereits fertiges Werk erworben und hiefiir nur 
das Oblige Monument als Einrahmung geschaffen worden ist. Der 
Wortlaut scheint letztere Auffassung zu begiinstigeu (wobei dann 
der Hergang ein ganz ahnlicher gewesen w&re wie bei dera Stell- 
wagschen Epitaph in Hall) ; eine Vergleichung des Medaillonreliefs 
aber mit dem Hauptbilde, besonders mit Rucksicht auf die Gestalt 
Gottvaters, muss doch die andre Annahme als die wahrscheinlichere 
empfehlen. 

Dass auch das Wiirzburger Bild die Auferstehung mit Anleh- 
nung an Ezechiel vorftihren will, ist — j selbst abgesehen von der 
Unterschrift — unverkennbar. Oben Jinks schaut Gottvater aus 
den Wolken, seine Arme in gebietender Geb&rde weit auseinander- 
breitend; neben ihm, gleichfalls aus den Wolken hervortretend, 
reihen sich zu einer Linie die vier Winde, durch blasende Engels- 
kopfe dargestellt. Unter dem verh&ltnism&ssig sehr schmalen Saum 
(er betr&gt kaum */» der ganzen H6he), der fiir diese Himmels- 
vorg&nge verwendet ist, zeigt sich Baumwerk, welches den land- 
schaftlichen Hintergrund der Szene abgiebt, und auf der untern 
Halfte der Tafel drtogen sich in dichten Scharen die Auferstehenden. 
Auch hier alte und junge, auch hier noch im Todesschlaf Begriffene 
und voll Erwachte. Doch damit ist die Ahnlichkeit zwischen beiden 
Bildem erscbopft, und nun muss der wesentlichen Unterschiede ge- 
dacht werden, die sich aufdr&ngen. Wohl zeigen sich eiuige Schadel 
am Boden, aber so sparlich, wie sie ein Maler etwa auch auf einem 
Kirchhof anzubringen pflegt, urn den Charakter des Ortes auszu- 
driieken : ein Feld voller Totengebeine, wie es der Prophet gesehen 
und wie es in der That auf dem Haller Bild zur Anschauung kommt, 
ist es durchaus nicht. Auch sehen wir keineswegs die Knochen 
vor unsern Augen sozusagen sich in den lebendigen Leib umwandeln ; 
jene Leiber mit durchscheinendem Skelett fehlen hier so gut wie 
ganz, die Gestalten sind alle ausgeformt und fertig; sie erheben 
sich auch grossenteils, namentlich die im Vordergrund auftretenden, 
aus der Erde hervor, statt sich von der Oberfl&che weg zu bilden ; 
sie sind ferner grossenteils mit Leichengew&ndern, teils ganz um- 
hiillenden, teils lose herabgleitenden , angethan. Die Darstellung 
des nackten Leibes niramt also einen viel beschrRnkteren Raum ein. 
Hinsichtlich der Anordnung zeigt sich der merkwiirdige Unterschied, 
dags die vier grossern Gestalten des Vordergrundes erst erwachend 
und sich emporhebend gedacht werden, dagegen die nach hinten 
sich zusammendrangenden ttberwiegend als Auferstandene im vollen 



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62 Kolb 

Sinn des Wortes. Die letzteren sind in zwei grossere Gruppen 

gebracht und reiben sich in der Weise aneinander, daks ihre Kopfe 

zwei Linien bilden, die vom Mittelpunkt der Szene' nach links und 

rechts oben laufen : eine Anordnung, die den Eindruck einer etwas 

steifen Sjmmetrie bervorbringt. Ein grosser Teil der Auferstan- 

denen bat die Hande in betender Gebarde vor der Brust gefaltet 

oder in die Hobe geboben und ist damit in direkte Beziebung zu 

Gott gesetzt, dessen Stinime sie von oben scballen bSren, oder dessen 

Gestalt sie in den Wolken sehen. Audi die andern, die ihre Hande 

nicbt betend, sondern verwundert, oder einen Licbtglanz von ibren 

Augen abwebrend iiber den Hauptern halten, siiid vielfacb zur gott- 

lidien Erscbeinung hingevvendet. Die Figuren des ferneren Hinter- 

grundes stecben, weil sie in ganz flachem Relief gebalten sind, 

sonderbar von den iibrigen ah, iiberhaupt macbt diese ganze Partie 

niit ibren scbarf abgegrenzten und wie Fugen aiizusebenden Randern 

den Eindruck eines spater und von andrer Hand eingesetzten Stiickes. 

Unter den einzelnen Gestalten, die olmebin bedeutend geringere 

Dimensionen erreicben als die d"es Haller Bildes, treten wenige 

starker aus der Masse bervor; unter ihnen die interessanteste ist 

ein Mann in voller Gewandung Unit kraftigem Bart und propheten- 

artigem Ge-icbt; mitten in der Schar der Auferstandeneii, sozusagen 

als ibr Reigenfftbrer , kniet er da und briugt seiu Dankgebet zu 

Gott empor. Da der Propbetentypus in dieser Figur wirklicb 

fiappant ausgesprocben ist, so liegt es freilicb nabe, bier den Ezecbiel 

selbst zu seben, nnr muss man sicb dann zu dem Zugestandnis 

bequemen, dass dem Propbeten eine gariz andre Rolle zugewiesen 

ist als in seinem eigenen Gemalde Ez. 37. Hier ist er von Aufang 

bis zum Scbluss Vermittler und Vollzieber des gottlicben Befebls, 

auf dem Bible ware er, und zwar wall rend der Akt der Erwetkung 

nocli dauert, bewundernder und lobpreisender Zuscbauer. 

Zieben wir aus dieseu Beobachtungen die Summe, so laulet 
sie dabin: der Ezechielische Gedanke ist bier weder streng durcb- 
gefubrt nocb iiberbaupt scbarf aufgefasst, er ist unvermerkt in die 
gewohnlicbe Darstellung der Auferstehung der Toten aus ihren 
Grabern iibergeleitet , zum mihdesten durcb sie gestort und auf- 
gebalten. Statt des macbtvoll dirigierenden Propbeten ist zwar 
Gottvater selbst eingesetzt, aber bei den bescheidenen Dimensionen, 
in denen seine Gestalt gehalten ist, und bei dem gedriickten Winkel, 
aus dem sie hervorscbaut, verrnag sie keine nennenswerte Wirkung 
zu uben. Die Komposition erbalt durch die lineare Aufreihung 



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Der Haller Bildhauer Leonhard Kern. {$ 

etwas steif Schematisches and die Oftere Wiederholung gleichartiger 
Gebarden verrat einen geringeren Eeichtum der Phantasie. Die 
Schilderung des Nackten ist sehr zuriickgedrangt , mehrfach auch 
plump naturalistisch ausgefallen. Das Haller Bild ist kuhn, frei, 
einheitlich, origineU, das Wurzburger durchg&ngig mehr konventionell. 

Einzelne Abweichungen liessen sich nun immerhin daraus 
erklaren, dass dem Kunstler des Wurzburger Bildes von vornherein 
die Rucksicht auf den kirchlichen Zweck and damit die Anbequemung 
an die herkommliche Auffassung auferlegt war, wahrend diese Be- 
schrankung bei dem Haller Bild wegflel. Aber auch so bleibt der 
Abstand zwischen beiden noch ein grosser. Jenes konnte hochstens 
als eine uuvollkommene Vorstufe und Vorubung fur dieses gelten. 
Es wird aber richtiger sein zu sagen, dass in beiden ein verschie- 
dener Geist wehe. Ich kann daher dem bestimmten Ausspruch 
Klemms, der von dem Wurzburger Bilde sagt (S. 186) „Ganz das 
gleiche Sujet, noch besser erkalten, sichtlich von der gleichen Hand," 
aus verschiedenen Griinden nicht beipflichten. 

Auch da& in einer verschlossejien Kapelle der Haller Michaels- 
kirche aufbewahrte If ambergersche Epitaph kann fiirKerninAnspruch 
genommen warden ; die Zeitverhaltnisse sind nicht dagegen, und die 
Teehnik und Auffassung steht auf der Hohe der Kernischen. Doch 
sind es bloss zwei knieende Figuren, und damit ist der Kreis der 
Merkmale, aus denen ein Beweis geschopft werden konnte, zu sehr 
eingeschrankt. 

Die vorliegende Arbeit ist eigentlich upternommen worden in 
dem Gedanken, es miissten von den Kernischen Steinskulpturen, „die 
sehr zahlreich und fast durch ganz Deutscliland verbreitet sein 
sol!en a (Wintterlin a. a. 0.) bei einigem Nachforschen sich noch eine 
schone Zahl entdecken und sicher nachweisen lassen. Diese Er- 
wartung hat mich aber getauscht. Wenn sie fiberhaupt verwirklicht 
werden kann, so wird sie bloss einem Forscher gelingen, der neben 
den zur Aufspiirung erforderlichen Zeit- und Geldmitteln jenen durch 
s^^steinatische Schulung gebildeten Kunstsinn mitbringt, welcher die 
kunstlerische Individualiliit in ihrem Grunde. zu erfassen und von 
ahnlichen oder ferner stehenden sicher zu unterscheiden weiss. 

Wenn diese Zeilen dazu Anregung geben sollten, so hatten 
sie ihren Zweck erreicht. 



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-, 



Lokalgesehiehtliehe Kleinigkeiten. 

Forts. 1 (cf. Wirttk. Frontal IV, 49 f.). 

Von Pfarrer Hartmann in Nassau. 



6. Der mittelalterliche Judeneid. 

Gem&ss der besonderen rechtlichen Stellung der Juden waren 
ffir dieselben audi besondere Eidesforraeln vorgescbrieben, die, wie 
sie auch in den einzelnen Gebieten variierten, doch darin einig 
waren, dass sie die eigenttimlichen religiosen Anschauungen der 
Juden ausdrilcklich betonten, nm ihnen so den Eid, den sie schwfiren 
sollten, moglichst heilig und wichtig zu niachen. Die nachfolgend 
anfgefiihrten Formeln sind einer geschriebenen Chronik der Stadt 
Rothenburg, die in der Pfarr-Registratur zu Archshofen sich befindet, 
und einem im Weikersheimer Archivaufbewahrten Aktenstiick (Mayer) 
entnommen. 

1. Judeneid von 1413 in Rothenburg bei der Aufnahme in 
die Stadt zu schworen. 

Als mit Worten bescheiden ist, dass du wolltest wahr halten, 
als helf Dir der wahse Adonay, und Du recht schw5rest und die 
vorgenannten Ding also haltest, so kommen Dicli an alle die Segen, 
die in HI. Moysis Biichern und in der Dora gesehrieben stehen ; 
ware aber, dass Du das nicht hieltest und unrecht schwfirest, so 
kommen Dich an alle die Flfiche , die in HI. Moysis Bitchern und 
in der Dora gesehrieben stehen. 

2. Rothenburger Judeneid observiert umb das Jahr Christi 1451. 
Wann sie leugnen vor Gericht, so sollen sie schworen und 

die Hand legen in HI. Moysis Buch und also sprechen : 

Jud, als Dir dieser Christenmann zuspricht, dass Du ihm nichts 
darum schuldig seiest, also helf Dir der wahre Adonay, und ob 
Du recht schworest, so kommen Dich all die Segen an, die in HI. 



Die Rod. glaubt, diese kurzeren Mitteilungen im Intoresse vieler Vereins- 
mitgliedcr fortsetzen zn sollen und hoftt ftir diese Rubrik aus dem Kreise derselben 
manch hiibsclien Beitrag erhalten zu konnen. 



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•~*$v 



Lokalgpscliic.litliclio Klfinigkcitm. fi§ 

Moysis Buchern und in der Dora geschrieben stelien; unci ob l)u 
unrecht schworest, so konimen Ditii all die Finch an j (life in HI. 
Moysis Biichern und in <ler Dora geschrieben stelien. 

3. Ein Judeneid aus dem Ende des 16. Jahrhnnderts, in der 
Grafschaft Weikersheim im Gebrauch : 

Icli, N. N., Jud, schwore bei dem allmiichtigen, lebendigen Gott^ 
der Himmel und Erde geschaffen hat und Moysi erschienen ist in 
dem feurigen Busch und bei den 10 Geboten , die Moysi gegeben 
sind, dass ich etc. (nun konimt der zu beschworende Fall). Und 
wenn ich in solchem ungerecht, falsch oder meineidig rede und 
handle, so will und begehre ich, dass ich deswegen verjagt und 
verstreut werden mtisse unter die Volker und wohnen in dem Erd- 
reich meiner Feinde, und das Erdreich mttsse mich verschlingen als 
Dathan und Abiram, und ankommen die Aussatzigkeit als Naemann 
Syrium und werde mein Haus verlassen und kommen uber mich 
alle meine und meiner Voreltern Feinde undalle Fliich, die in dem 
Gesetz Moysis und in den Propheten geschrieben sind, und bleiben 
mir ewig, und gebe mich Gott zur Verfluchung, zu einem Schaden- 
zeichen allem seinem Volk. 



7. Weikersheimer Goldschmide-Ordnung von 1593. 

Unter der Regierung der Grafen Philipp und Georg Friedrich 
wurde eine Goldschmide-Ordnung erlassen mit folgenden Bestim- 
raungen : 

1. Die Goldschmide diirfen sich im Kauf und Verkauf des 
Silbers nur des Nitrnberger Silbergewichts bedienen, weshalb jahrlich 
wenigstens einmal Visitation zu halten ist. 

2. Das zu verarbeitende Silber muss die Mark 1372 Loth fein 
Silber enthalten, das die Probe halte, bei Arbeiten von 3 Loth an 
aufwarts, welche vor der Ablieferung durch den Beschauer probiert 
werden sollen, und wenn sie probwiirdig sind, erst mit dem Zeichen 
der Stadt und dem des Meisters versehen werden. Aber audi 
Arbeiten unter 3 Loth sollen probiert werden. Bestehen sie die 
Probe nicht, so sollen sie verschmolzen oder zerschlagen und der 
Meister gestraft werden, fehle es nun am Gehalt oder am Gewicht 
oder an Beidem. Von jedem besichtigten Stuck hat er 3 'Ifennig, 
bei geringeren fttr 2 Stiicke je 1 Pfennig den Beschauern zu zahlen. 
Diese verordneten Manner haben audi unversehens von 2 bis 4 

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ijQ llartmanh 

Wochen zu andern die Werkstatten und Laden zu besuchen, voii 
dem Silber, das verarbeitet wird, ein Probestuckchen mit des Meisters 
Zeichen versehen, mitzunehmen , in die gemeine Probierbiichse zu 
legen und diese Stuckchen alle Quartal probieren. Wird einem 
Meister alt Silber zu verarbeiten gegeben, mag ers annehtnen, so 
Weit es die Probe halt, wo nicbt, so soil er es zuruckgeben oder 
Silber zusetzen. Verdeckte Becher sind am Fuss, Deckel und Leib 
zu bezeichnen, einfacbe an Boden, Zarge und Leib. Neben dem, 
dass feblerhafte Arbeiten zerschlagen werden, soil der Meister nm 
1 fl. znr Zunftkasse gestraft werden. Die Beschauer werden nebst 
einer Ratsperson vom Rat dazu verordnet und verpflichtet. 

3. Fur glatte gestochene Arbeit, so gar weiss, an Becbern etc. 
darf der Meister fordern ftirs Loth 27* Batzen, fur solche, die an 
den Randern oben und unten mit Spitzen vergoldet sind, 3 l / 2 Batzen; 
fur gegossene Arbeiten, weiss 3 Batzen, so sie vergoldet wie oben 
gemalt 4 Batzen ; von * getriebener Arbeit ganz weiss 4 Batzen, die 
Rander vergoldet i l / 2 Batzen, ganz vergoldet, wenn er das Silber 
dazu giebt, 1 fl. per Loth. Besondcrs kunstliche Arbeit mag ver- 
akkordiert werden. 

4. Weil die Goldmunzen, welcbe die Meister zu Ringen, Ketten 
u. dgl. einscbmelzen , gar verschiedenen Gehaltes sind, so soil der 
Meister, wenn er solche Goldstiicke erbalt, sie sogleich in einen 
Tiegel werfen und von dem Guss, so er daraus gemacht, dem Uber- 
bringer einen Schrot oder Stiicklein, mit seinem Meisterszeichen 
versehen, zustellen, damit der Besteller, wenn die Arbeit fertig 
sein wird, selbst die Probe machen kann. Kein Meister oder der 
Seinen soil Kleinode, die von Messing gemacht sind, ftir sich (zum 
Verkauf) oder andere (urn den Lobn) machen, auch keine bosen 
und falschen Goldgulden, Kronen, Stiiber, ungerechte Groschen oder 
Mttnzen, alte Weisspfennige oder andere falscbe Miinzen vergolden 
in allerlei Weg, er schlage denn ein Loch dadurch oder gebe ihm 
sonst ein Zeicben bei 10 fl. Strafe fur jeden einzelnen Fall. Was 
aber von Kupfer gemacht ist, das mag er vergolden, docb so, dass 
er demselben Stilck einen offen sicbtbaren Spiegel ausser dem Ranft 
oder in dem Loch, das dadurch geschlagen wird, lasse. Audi soil 
kein Goldschmid Glas, Duplat oder b5sen Stein in Gold versetzen, 
denselben zu verkaufen oder arideren urn Lobn machen, ausgenommen 
Grafen, Herrscbaften , Adeligen und andern glaubbaften Personen, 
bei denen man sich keiner Gefahr zu besorgen, wie auch Stiicke 
Messing, so es grobe Arbeit ist, zu Rosszeichen u. dgl. vergoldet 



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r V-y^J7 , 7~" ■ r - T ^ L — •* - "«~ 



LokalgescMclitliche Kleinigkeiten. (J7 

werden mag; aber messene" Daumen und Glutringe, Halsketten 
11. dgl. sollen sie nach Ermessen Unserer oder audi eines Rats bei 
10 fl. Strafe an die Zunft nicht vergolden. Weil auch bisweilen an 
den Kingen und Ketten u. dgl. tiefe und grosse Kasten gemacht 
werden und doch darein kein Stein gesetzt und der Kasten innen 
mit Wachs, Bleiweiss oder andern Materien so schwer zum Betrug 
und Nachteil derjenigen, deren die Ringe sind, ausgefiillt werden, 
so soil das bei 10 fl. Strafe verboten sein. 

4. Wird ihuen Gold oder Silber (an Geschmeide, Miinzen u. dgl.) 
zugebracht, das sie flir falscb oder unrechtmassig ansehen, das sollen 
sie nicht annehmen, sonderu den Uberbringer wobl examinieren, 
damit man der Sache weiter nachfragen kann. Horen sie, dass 
Gold oder Silber jemand sei verloren gegangen oder wird solches 
ibnen zugebracht, so habeu sie auf Befragen Bericht und Bescheid 
daruber zu geben und sollens nicht verschweigen. Wenn darauf 
der Herrschaft oder andere Wappen sind, sollen sie es ohne genaite 
Weisung nicht annehmen, und wenn ihnen die Sache verdachtig 
erscheine, Anzeige beim Schultheissen oder Biirgermeister thun. 
Die Unterkaufer sollen keine goldene oder silberne Arbeiten zum 
Verkauf umtragen, sie seien denn durch den verordneten Beschauer 
besichtigt und geschatzt. 

6. Kein Goldschmid soil einen Lehrjungen annehmen, er sei 
denn ehrlich geboren, und nicht auf kurzere Zeit als 4 Jahr. Der 
Junge hat 4 Batzen fur das Einschreiben an die Zunft zu zahlen. 
Ohne des vorigen Meisters guten Willen soil keiner einen Gesellen 
oder Jungen von demselben annehmen. Hat der Junge redlich aus- 
gelernt, auf seinem Handwerk eine Zeit lang gewandert und will 
Meister werden, der soil sich bei dem Handwerk anzeigeu, darauf 
bei 1 oder 2 Meistern 2 Jahi e lang allhier arbeiten und nicht in dieser 
Zeit hinwegziehen, dann allein ohne Hilf bei einem geschworenen 
Meister das Meisterstiick machen, namlich: ein verdeckt Trink- 
geschirr nach Vorschrift, weiss und unvergoldet, dazu einen goldenen 
Rmg mit einem Diamant oder Rubin versetzt, sammt einem silbernen 
Sigel mit Schild und Helm. Dieses wird der geschworene Meister 
hernach die ganze Zunft besehen lassen, welche daruber erkennt. 
1st er Meister geworden und thut seine Werkstatt auf, soil er als- 
bald Burger und ziinftig werden und sich gebuhrlich veiheiraten. 
Urn ziinftig zu werden, muss er vorher seinen Geburts- und Lehrbrief 
vorlegen und 6 fl. einzahlen, auch 4 Maas Wein den Zunftgenossen 
geben. Eines zunftigen Meisters Sohn zahlt 3 fl. und 4 Maas Wein. 



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gg II a r t in a n n 

Auf solche Ordnung sollen die Beamten mid Ortsbehorden wohl 
Acht haben. (1593.) 

Diese Ordnung war lange in Geltung, doch waren die Gold- 
schmide von Anfang an nicht ganz damit einverstanden. Mehrere 
Meister baten bald beziiglich des Feingehaltes statt 137-2 nur 13 Loth 
zu setzen, audi den Punkt zu streichen, wornach sie dem zur Ver- 
arbeitung iibergebenen Silber noch weiteres zusetzen sollen ; es solle 
vielmehr wie bei dem zur Verarbeitung iibergebenen Gold gehalten 
werden. Auch mochte als Beschauer nur 1 Meister und einer vom 
Rat verordnet werden. Den Preis fur volliges Vergolden wiinschen 
sie auf 18 Batzen, den fur vergoldete Spitzen auf 1 fl. festgesetzt. 

Auch spater wurde urn Auderuug dieser Ordnung wegen des 
hohen Preises des Silbers gebeten, auch wild statt des Nurnberger 
das Hallische Gewicht gewunscht. 



8. Die grosse Wasserflut vom 29. September 1732. 

An dem genannten Tage wurde die ganze Tauber-, Jagst- 
und Kochergegend plotzlich in der Nacht von einer verheerenden 
Wasserflut heimgesucht, von der in den dariiber vorhandenen 
Berichten folgende Einzelheiten erzahlt werden. 

Zu Ernsbach wurde der Schaden auf 1374 fl. taxiert ; im Hollen- 
bacher Amt war z. T. grosser Schaden an Ackern und Weinbergen, 
an Strassen und Wegen angerichtet. Zu Niedernhall erreichte das 
ausgetretene Wasser des Kochers, wie in Ernsbach, 9 Fuss, doch 
war die Hohe anno 1729 grosser, namlich 10 Fuss. In Forchten- 
berg war der Schaden geringer, doch gab es audi da vie] Geroll, 
das von den Bergen fiber Acker und Wiesen hereingeflGsst wurde. 
In Nassau drang das Wasser in die Kirclie und hob und zerriss 
z. T. die Kirchenstiihle ; das Wasser staud darin 6 Schuh hoch, am 
andern Tag immer noch 1 Schuh , noch grosser war der Schaden 
auf der Markung und im Dorf. In Elpersheim wurde viel Holz 
mit fortgerissen, das man in Edelftngen grossenteils wieder abholen 
konnte, wozu die Deutschordensregierung behilflich war. In Ail- 
ringen wurde das sechsjahiige Kind eines Wilts mit fortgetuhrt 
und erst spater bei Hohebach von Leuten, welche fliichteten, sein 
Leichnam aufgefunden. Ebendort bei Ailringen veiungluckte auch 



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Lokalgescbiclitliclie Klcinigkeiton. 69 

rler graflich vou Gravenitz'sche Oberamtmann von Ludwigsburg, 
J. Gust. Yolratk von Werkam (?), ein naker Verwandter des dania- 
ligen Weikerskeimer Kanzleidirektors ; er wurde zu Hollenback 
beerdigt. In Tauberrettersbeim wurde ein Haus fortgerissen niit 
Mann und Weib, welche ertranken; ikre Leichname wurdeu in 
Schaftersheim gefunden und in Retterskeim beerdigt. 



9. Instruktion fiir den Bettelvogt zu Weikersheim. 

Im Jahre 1681 katte<- in Weikersheim der Bettelunfug, der 
sckon frilher oft beklagt und z. B. 1611 ditrch versckarfte Polizei- 
verordnungen bekampft worden war, derail uberkand genommen, 
dass die Aufstellung eines besonderen Bettelvogts fiir notig eracktet 
wurde. Fiir diesen Posteu wurde eine Person gewaklt, die selbst 
arm und unterstiitzungsbediirftig war und die nun fiir die Aus- 
iibung ikres Anits folgende Instruktion erliielt: 

1. Der Bettelvogt soil niemand die gauze Wocke dunk, es 
seien Eingesessene oder Fremde, im Sckloss oder in der Stadt (es 
sei denii niit besonderer berrsckaftlicker Erlaubnis) nack Almosen 
geken lassen, auswartige nicht zu den Thoren einlassen als wockent- 
lich einmal, die kiesigen aufMittwock uack der Betstunde, die aus- 
wartigen aber, die sick vor dem oberen Thore zu versammeln lmben, 
auf den Freitag nack der Predigt. Da soil er das von der Herr- 
sckatt (zu) reickende Brot bei Hof abkolen, unter sie ordentlick 
verteilen und sodann mit iknen alien in aller Stille okne Insolenz 
und Uppigkeit von Haus zu Haus geken, sie ikr Gebet in Andacbt 
verrickten, das Almosen niit Dankbarkeit empfangen und erwarten, 
kierauf die Auswartigen alstald wieder zur Stadt kinausweiseu und 
im geringsten nickts Ungewoknlickes von iknen begeken lassen oder 
gestatten. 

Zweitens bat er dakin zu treiben, dass die allkier gesessenen 
Armenkausleute die iknen jedesmal aufgetragenen Verricktungen 
mit Holzlegen, Kekren, Ausfegen etc. im Sckloss und in der Kticke 
fleis;>ig okn Zank und Streit und unnotiges Gesckrei, wie bisker 
gesckeken, verrickten, dock aber hat er einen Untersckied in der 
Arbeit zwiscken jungen und alten Personen zu macken. 

Drittens soil er sick in den Betstunden und Predigten in seinem 
angewiesenen Stuhl in der Kirche einflnden und neben dem Biittel 



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70 Hartmann 

zusehen, dass dem jiingst publizierteu herrschaftlichen Dekret aller- 
dings nachgelebt werde dergestalt, dass diejenigen Jungen, welche 
nicht mehr in die Schule geheu und Handwerke lernen, nicht auf 
der Emporkirche stehen und andern ebrsamen Biirgern ihren Platz 
versperren, weniger andere Insolenz in der Kirche begehen, sondern 
selbige fln ihren gehorigen Ort bei dem Gitter iiber dem Altar 
hinweisen; so solle er gleicbfalls Achtung haben, dass die Huude 
aus der Kirche bleiben und )venn einige hineinkoinmen, solche als- 
bald wieder hinausschaffen." 

Auf diese Instruktion wurde der Bettelvogt mit Handtreue 
an Eides Statt verpflichtet. Fur seinen Dienst aber sollte er 
ebensoviel als andere hausarmen Leufe an Almosen nach gleidier 
Proportion bekoninien. 



10. Zur Geschichte der Ausubung des Collaturrechts. 

In Schrozberg stand im 16. Jahrhundert das Recht der Collator 
zum Schuldienst den Grafen von Weikerheim und den Freiherrn 
von Berlichingen genieinschaftlich zu. Als nun im Jahr 1592 der 
Schuldienst daselbst wieder erledigt war, hatte von den beiden 
Collatoren, Graf Wolfgang von Hohenlohe und Freiherr Hans Jorg 
von Berlichingen, jeder einen andern Bewerber fur die vakante 
Stelle im Auge und keiner wollte seinen Candidaten fallen lassen. 
Da nun anders eine Einigung nicht zu Stande kommeu wollte, 
schlug Graf Wolfgang vor, das Loos entscbeiden zu lassen. Der 
Freiherr lehnte das ab als unschicklich und nennt das vorgeschlagene 
Auskunftsmittel ein Spiel. Daher wurde graflicher Seits der Hof- 
prediger dariiber befragt, der alsbald auf act. 1. und I. Sam. 10 
hinwies. Der Graf erwiderte auch dem Freiherrn, er habe bisher, 
wenn ihm etwa zwei Personen zum Sekretar oder Biirgermeister 
voi geschlagen weiden, allezeit diesen Gebrauch gehalten und er- 
fahren, dass es nicht ubel abgelaufen sei. Er wolle auch im vor- 
liegenden Fall als das Beste ansehen, dem Loos, das von Gott 
regiert werde, zu vertrauen. Das sei kein Spiel, sondern in der 
Schrift selbst gegriindet, wie das beigelegte Gutachten des Hof- 
predigers darthue. Der Freiherr erwiderte darauf, er lasse den 
Grafen bei seinem Gebrauch, er selbst aber habe es noch nie so 
gehalten, und gedenke nicht, die noch wenigen Tage seines Lebens 
es anzufangen. So kam hiemit die Einigung noch nicht zu Stande. 



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»***•■'. 



fxdcalgeschiclitlicbe Klein igkeitcn. 71 

Nochmals schlug daher der Graf vor, die zwei vorgeschlagenen 
Pei-sonen auf zwei Zettel zu schreiben und dieselben in beider Vogte 
Beisein in einen Hut zu werfep, und daun durch den Pfarrer emen 
Zettel daraus ziehen zu lassen. Der solle dann den Schuldienst 
haben, dessen Name auf dem Zettel steht. Statt darauf einzugehen, 
wurde nun von der andern Seite der Ausweg gebraucht, dass man 
verschiedene beim Grafen beliebte Manner um ihre Intercession fur 
den Candidatpn des Freiherru angieuge und dass die Freifrau selber 
sich schriftlich an die Grftfin wenden musste. Der Graf aber Hess 
sich nicht zu etwas Anderem bewegen, und so gab schliesslich docli 
das Loos die Entscheidung in der Frage der Besetzung dieses 
Schuldiensts. 



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Stand te historischen Vereins fur Wurttembergisch Franken 

im August 1894. 



Der hohe Protektor: Seine Majestat Konig Wilhelm II. 

Ehrenmitglieder: 

Die Herren: Dr. Bossert, Pfarrer in Nabern. 
Caspar t, Pfarrer in Dusslingen. 
Ehemann, Rektor des Gymnasiums in Ravensburg. 
Dr. Hartmann, Professor, geschaftsfuhrendes Mitgliod der Wiirtt. 

Kom mission fitr Landesgescbicbte in Stuttgart. 
Hassler, Professor in Hall. 
Haug, Direktor des Gymnasiums in Mannbeim. 
Dr. Ritter von Hofler, Professor in Prag. 
Fiirst Hermann zu Hobenlobe-Langenburg. 
Fiirst Hugo zu Hohenlobe-Oehringen, Herzog von Ujest. 
Fiirst Jobanues zu Hohenlohe-Bartenstein. 
Fiirst Albert zu Hobenlohe-Jagstberg. 
Fiirst Friedricb Karl zu Hobenlobe-Waldenburg 
Fiirst Clodwig zu Hohenlohe-Kchillingsfurst, Kaiserl. Statthalter 

von Elsass-Lotbringen. 
Erbprinz Cbristian Kraft zu Hobenlobe-Oebringen. 



Stancliger Vorort des Vereins ist Hall. 

Das regelmassige Organ des Vereins sind seit 1879 die „Wiirttember- 
giscben Vierteljahrsbefte fur Landesgescbicbte", in Verbindung mit 
mebreren Vereinen des Landes berausgegeben von der wiirttemb. Kommission fiir 
Landesgescbicbte in Stuttgart. 

Geschaftsfuhrer des Vereins. 

Vereinsvorstand : Professor Gaupp in Hall. 

Vizevorstand und Schriftfuhrer : Professor Dr. F eh lei sen in Hall. 

Redakteur: Pfarrer Hartmann in Nassau, OA Mergentbeim. 

Bibliothekar: Professor Dr. Kolb in Hall. 

Kassier nnd Versender der Zeitschrift: Schullebrer Fahr in Hall. 

Verwalter der historischen Vereinssammlung : Konditor C. Schauffele 
rait Professor Dr. Kolb in Hall. 

Verwalter der naturgeschichtlichen Sammlung: Oberrcallebrer We i f fen- 
bach mit Amtsricbter Dr. Bertscb in Hall. 

10 



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Anwalte far die ©ber Sinter: 

1. Crailsheim: Prazeptor Seifferheld in Crailsheim. 

2. Gaildorf: Rentamtmann Strenger in Gaildorf. 
8. Gerabronn: Freiherr von Roder in Langenburg. 

4. Kiinzelsau: Professor Bonb offer in Kiinzelsau. 

„ „ x , . f Stadtpfarrer Stochdorph in Mergentheim. 

5. Mergentheim: {,./.,,. . n ,. 

I Kantor Abelein in Creglmgen. 

6. Neckarsulm: Pfarrer Straub in Brettach. 

7. Oebringen: Professor Goppelt in Oebringen. 

8. Weinsberg: Oberprazeptor Strolin in Weinsberg. 

Der weitere Ausschuss besteht aus samtlichen Geschaftsfiibrern , der 
engefe aus den Ausscbussmitgliedern des Haller Lokalve reins; dies sind diejonigen 
Gesehiiftsfuhrrr, die ibren Wobnsitz in Hall haben, und nocb folgende HalJer Herrcn : 

Recbtsanwalt Ade. 

Direktor For ten bach. 

Direktor a. D. Jeitter. 

Gemeinderat G. Schnitzer. 



GSnner des Vereins init ausserordentlichen Beitragen: 

Seine Majestat der Konig Wilhelm II. 

Hire Durcblaucbten die Fiirsten: 

Hermann zu Hohcnlohc-Langenburg. 
Hugo zu Hohenlohe-Oehringen. 
.Johannes zu Hohenlohc-Bartenstein. 
Hie Uerren Grafen: 

Heinricb von Adelmann von Adelmannsfelden, Konigl. Kammerberr, 
President der Furstl. Ilohenzollerscben Hofdomanendirektion in Sig- 
maringen. 
Rudolf von Adelmann von Adelmannsfelden auf Scbloss Adelmanns- 

felden bei Ellwangen, Konigl. Kammerherr. 
Karl von Piickler-Limpurg zu Obersontbeim. 
, Wilhelm v. B e n t i n c k in Gaildorf und Haag. 

Fritz von Zeppelin in Ascbbausen, Kgl. wiirtt. Ileicbserbpannnr und 
Kaiserl. Regierungsassessor in Molsbeim im Elsass. 
Die Freiherrn: 

L. v. Stettcn-Buc ben bach, grossherzogl. Kammerherr und Legations- 
rat in Heidelberg. 
L. v. S t e 1 1 e n - B u c h e n b a c h , Major u. Bataillonskommandcur im Garde- 
Fnssartillerie- Regiment, Spandau, Plantage 17. 
Die Amtskorporationen : 

Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, K ii n z e 1 s a u , Mer- 
gentheim, Neckarsulm, Oebringen, Weinsberg. 



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Verei ns - Mitglieder. 

A. Aus den Oberamtern des Vereinsgebiets. 
I) Oberamt Crailsheim. 



Blezinger, Apotheker 
Hole, Dekan 
Krauss, Rechtsanwalt 
Miilberger, Dr., Oberamts- 
arzt 



in 
Crails- 
heim 



a 

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Sachs, Stadt8chultheiss . ^ 

Schmidt, Stadtpfarrer I r "^ 

Seiffcrheld, Prazeptor f ^W 
W i e d e r s li e i m , Stadtpfarrer lp ^ 

Schittcnhelm, Privatier in Hohnhafdtf 



2) Oberamt Gaildorf. 



in 



Gaildorf 



Ackermann, Oberamts- 

pfleger 
Bader, Reallehrer 
Buhl jun., Apotheker 
Gmelin, Dr., Oberamtsarzt 
Helbling, Postmeister 
Kleinknecht, Stadtschult- 

heiss 
Kober, Oberforster 
v. Puckler-Limburg, 

Ad., Graf 
S c h w e n d , H., Buchdrucke- 

rei-Besitzer 
Streuger, Rentamtmann 
Werner, Forstverwalter 
Beutelspachcr, Gerichts- 

notar 
Bay ha, Pfarrer in Gschwend 



Amnion, Pfarrer in Gammersfeld. 
Bihl, Pfarrer in Gaggstadt. 
D a 1 1 i n g e r , Schultlieiss in Schrozbcrg. 
Dill, Kaufrnann in Niederstetten. 
Dornfeld, Pfarrer in Lendsiedel. 
Essig, Pfarrer in Oberstetten. 
Gantz. Oberforster in Scbrozl>erg. 
D r. J a g e r , Oberamtsarzt in Langen- 

burg. 
Kaut, Oberamtswundarzt inGerabronn. 
M u t s c h 1 e r , Domanenrat i. Langenburg. 
Neeber, Rentamtmann in Bartenstein. 



/ 

'i 
Ortlieb, Oberforster in Gschwend. t \j 

Immendorfer, Pfarrer in Obersontf 

heim. , ^ 

Keerl, Pfarrer in Fichtenberg. ,%j 
Kopp, Schultheiss in Gschwend. , •) 
Mutschler, Dr., Distriktsarzt in Oberj 

sontheim. .^ ^ 

Nietzer, Schultheiss in Obersonthei^ 
Pfizeumaier, Schultheiss in SnJft 

bach a. K. ., ;j 

Schmierer, Schullehrer in Obersonjtj 

heim. , j) 

Unbehauen, Schultheiss in Horlaclieu> 
Vogtherr, Schullehrer in Fichtenbergy 
Ubl, Kaufrnann in Obersontheini. ■ [ 
Rilling, Kaufrnann in „ [ 

Rieger, Sonnenwirt in „ , ij 

Hartmann, Posthalter i. Obersoutheimj. 

1 

3) Oberamt Gerabronn. [ 

Nefflen, Stadtpfarrer in NiederstetteiJ. 
Palm, Pfarrer in Billingsbach. ^ 

Preuner, Pfarrer in Schrozberg. •'•' 
Redaktion d. ^Vaterlandsfreuuds' 4 \h 

Gerabronn. ' v 

v. Riider, Frhr., Domanendirektor ' A\ 

Langenburg. '• 

Schnitzer, Stadtpfarrer in Kirch bert 

a. J. • 

Stelzer, Dr., Arzt in Niederstetten.' 1 
Strebel, Pfarrer in Spielbach. 'I 

W i 1 1 m a n n , Oberforst. in Niederstetttrf. 

/I 

4) Oberamt Hall. '' 



Abe, Amtsrichter. 

Ade, Rechtsanwalt. 

Auberlen, Pfarrer in Hassfelden. 

Aulmann, Photograph. 

Balluff, Stadtpfarrer. 

3 a u e r , Bezirksgeometer. 



Bauer, P., Kaufrnann. 
Baur, Fabrikant. 
Berger, Schullehrer. 
B e r n e r , Oberanitsbaumeister. 
Bertsch, Dr., Amtsrichter. 
Blezinger, Apotheker. 

10* 



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Bohm, Oberpriizeptor. 

B 6 1 1 z , Regierungsrat u. l>. 

C h u r , Kaufmann. 

Clausnizer, Kaufmann. 

Gloss, Bankdirektor. 

Deeg, Kaufmann. 

Diirr, Dr., Sanitatsrat. 

Diirr, Dr. Rich., prakt Arzt. 

Eisner, Prazeptor. 

K r h a r d t , Stadtpfarrer. 

Fach, Professor. 

P'ahr, Schullebrer. 

Feb lei sen, Dr., Professor. 

Finckh, Kaufmann. 

Fleischhauer, Regierungsrat. 

Fortenbacb, Laudgericbtsdirektor. 

Forstner, Kaufmann. 

F r a s c h , Scbullehrer in Eckartsbausen. 

Freeh, Kaufmann. 

Frommann, Landgericbtsrat. 

Funk, Bahnmeister. 

Gaupp, Professor. 

German, Buchhandler. 

Gerok, Stadtpfarrer. 

Gewerbeverein. 

Gmelin, Dr., Pfarrer in Grossaltdorf. 

G r a b e r , Kaufmann. 

Grassek, Oberforster in Ileimbaeh. 

Gross, Fr., Kaufmann. 

Gross, Kontroleur. 

Gymnasium. 

Hahnlein. Lelirer. 

Ilaffner, Maler. 

H a s p e 1 , Pfarrer in Reinsbcrg. 

Heigelin, Landricbter. 

Helber, Stadtschulthciss. 

Ilcrz, Kaufmann. 

lieu bach, Rektor der Realanstalt. 

Hiller, Partikulier. 

Hoclistetter, Strasseubauinspektor. 

H o 1 c h , Werkmeister. 

Hospitalverwaltung. 

v. II u gel, Forstrat. 

.lager, Dr., prakt Arzt. 

Jeitter, Direktor a. D. 

John, Dr., Rektor des Kgl. Gymnasiums. 

Jordan, Bezirksbauinsi)ektor. 

K e i n a t h , Prazeptor. 

Kienle, Scbullehrer in Bibersfeld. 

Koch, Prazeptor. 

Kolb, Dr., Professor. 

Krumrey, Oberamtspfleger. 



Lang, Dekan. 

Leon bard, F., Scbreiner. 

Leonbardt, R., Kaufmann. 

Ludwig, Dr., Professor. 

Maute, Kaufmann. 

v. Matuschka, Graf, IJauptmatin. 

Mayer, Kaplan in Steinbach. 

Mehring, G., Dr. 

M o r 1 o k , Regierungsbaumeister. 

Museum. 

Muller, Kameralverwalter. 

M u 1 1 e r , Salinenkassier. 

Pabst, Konditor. 

Pfeilsticker, Dr., Oberamtswundarzt 

Picot, Apotbeker. 

Reik, Professor 

Rem bold, Rechtsanwalt. 

Renner, Muller in Unterscheffach. 

R e n z , Land ge rich tsrat. 

Reuss, Kanzleirat. 

Rindt, Oekonomierat. 

Ruff, Baurat 

v. Ruoff, Oberstlieutenant. 

Sausele, Schullebrer in Hall. 

Schach, Landgericbtsrat. 

Schafer, I. Staatsanwalt. 

Schafer, Pfarrer in Steinbach. 

Schauffele, Konditor. 

Schnitzer, G., Privatier. 

Scbnitzler, Landricbter. 

v. Schoder, Landgeriehtspr&sident. 

Schrag, Apotbeker. 

Scbwandner, Justizrat. 

Scliwarz, Rechtsanwalt 

Schwarzenholzer, Hau])tlehrer 

S c h w e n d Buchdruckereibesitzer. 

Schwend, Pfarrer in (lelbingen. 

Sen gel, Dr., Professor. 

Seybotb, jun., Buchbinder. 

Seiferbeld, Genealogist. 

Seiferbeld, Kaufmann. 

Stadtpflege Hall 

Stiver, Bucbhiindler. 

Strobel, Kaufmann. 

Wacker z Ritter. 

Walde, Fabrikant in Steinbach. 

v. Walckfir, Pralat. 

Weidncr, Pfarrer in Thungenthal. 

W e i f f e u b a c h , Oberreallehrer. 

Wetzel, Professor 

Wolff, Kassier der Gewerbebank. 



5) Oberamt Kiinzelsau. 



Beyer, Privatier. 
Bockheler, .Stadtpfarrer. 
Bo hi, Priseur 
B o n h o f f e r , Professor. 
Breyer, Mabr. 



E i f e r t , Seminarrektor. 
Frank, Kaufmann in Berlin. 
Ganger, Scbullehrer. 
II a 1 d e n w a n g , Oberamtsrichtc r. 
Kieffer, Fabrikant. 



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Kinzelbach, Fabrikant. 

Lambert, Strasseninspcktor. 

Lenkner, Dekan. 

Lindner, Glockenwirt. 

N e u n h o f f e r , Oberamtskassier. 

Romberg, Postsekretar. 

Rosenberg, Dr., prakt Arzt. 

S c b 1 o z , Gericbtsscbreiber. 

Schlumberger, Kollaborator. 

S c h ra i d , Apotbekor a. I). 

S e y b o 1 d , Apotheker. 

Walter, Oberamtswegmeistcr. 

W a 1 1 b e r , Gericbtsnotar. 

Z i e g 1 e r , Kaufmann. 

B e r 1 i n g e r , Rabbiner in Braunsbacb. 

Bouhoffer, Dr., Pfarrer i. Belsenberg. 

C b e v a 1 i e r , Fabrikant in Niedemball 

E i 1 1 e , Fabrikant in Ingelfingen. 



Faust, Stadtpfarrer in Ingelfingen. 
F e u e r 1 e , Pfarrer in Siudcldorf. 
G e i s s e r , Stadtpfarrer in Niedemball. 
K u g 1 c r , Obcramtsnotar in Ingelfingen. 
Stolz, Apotbeker in Ingelfingen. 
K r a u s s , Dr., in Dorzbach. 
M a i e r , Pfarrer in Nagels^erg. 
v. Palm, Frbr., in Messbacb. 
R a t h g e b , Pfarrer in M arlach. 
Retticb, Pfarrer in Mulfingen. 
S c h w a r z , Pfarrer in Messbacb. 
Schwarz, Pfarrer in Simprecbts- 

bausen. 
Werner, Pfarrer in Dorzbacb. 
W u n d t , Fabrikant in Niedemhall. 
Lang, Dr., Professor in Schontbal. 
Meier, Dr., Professor in Scbontbal. 
Blind, Dr., Pfarrer in Hollenbacb. 



6) Oberamt Mergentheim. 



Gross, Rechtsanwalt 
Hofraann, Kaufmann 
Krauss, Dr. med. 
L i n d c m a n n , Dr., Arzt 
M e r z , Stadtscbultbeips 
Schmieg, Oberamts- 

richtvr 
S c b m i 1 1 , II., Hauptm. 

a. D. 
Schurr, Priizeptor 
Stocbdorpb, Stadtpf. 
S t \\ t z 1 e , Dr., prakt Arzt 
Vorlaufer, Werkmstr. 
M u s e n in s g e s e 1 1 s c b a f t 
Z e 1 1 e r , Stadtpfarrer 
L a u d k a p i t e 1 Mergentheim 



in 

Merge nt- 
beim. 



Hammel, Stadtscbultheiss in Wei- 

kersbeim. 
B u h 1 e r , Pfarrer in Hirscblanden. 
K 6 b n , Dekan in Weikersbeim. 
L a u k b u f f , Orgelbauer in Weikersbeim. 
A b e 1 e i n , Kantor in Creglingen. 
B a s s 1 e r , Pfarrer in Untergrupi>enbacb. 
Hartmann, Pfarrer in Neunkircben. 
Ilartmann, Pfarrer in Nassau, 
Horn, Pfarrer in Rinderfeld. 
P r c s s e 1 , Stadtpfarrer in Creglingen. 
Riegel, Pfarrer in Laudenbach. 
S p e i e r , Pfarrer in Klpersbeim. 
S t i e f e 1 , Pfarrer in Munster. 
Trefz, Pfarrer in Scbaftersbeim. 
W r e t z e 1 , Pfarrer in Reinsbronn. 



7) Oberamt Neckarsulm. 



Maucher, Stadtpfarrer in Neckar- 
sulm 

B e r 1 i r b i n gen, Mclanie v., Freifrau, 
in J agsr bausen. 

F i n d e i s e n , Dr. med , in Neuenstadt. 

G r e i s s , Dr., Oberamtsarzt in Neckar- 
sulm. 

II o n e s , Dekan in Neuenstadt. 

II o f f m ami, Stadtscbultbeiss in 
Widdern. 

M a g e n a u , Dr., in Gundelsbeim. 



M i e g , Pfarrer in Gocbsen. 

s i a n d e r , Pfarrer in Kocbendorf. 

R a i c b 1 e , Dr., Salinenarzt in Kocben- 
dorf. 

R a u 8 e n 1) erger, Scbultbeiss in 
Jagstbausen. 

Scbickbardt, Finanzrat in Neuen- 
stadt. 

W i 1 1 m e r , Scbultbeiss in Siglingen. 

Z i m m e r m a n n . Pfarrer in Jagst- 
bausen 



8) Oberamt Oehringen. 



Bartenbach, Stadtbau- 

meister 
B a u m a n n , Bucbdr.-Bcs. 
B li c b 1 e r , Professor 
K i d e n b e n z , Dekan 
F 1 a d t , Prazeptor 



in 
Oebringen. 



G o p p e 1 1 , Professor 
Grundgeigcr, Obcr- 

. lebrer 
K a 1 1 e e , Stadtpfarrer 
M a i s c b , Stadtpfarrer 
M (> n c b , Postasslstent 



in 
Oebringen. 



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Reinhardt, Kaufmann 
R i e d e 1 , Buchhalter b. d. 
ftirstl. Domauenkanzlci 
Scbaufele, Stadtscbultb. 
S t e p b a n , Domauendir. 
B a 1 z , Stadtpfarrer in Neuenstein. 
13 a u s e , Pfarrer in Pfedelbach. 



Oebriugen. 



Eliemann, Pfarrer in Pfedelbacb. 
G o 1 1 e r , Stadtpfarrer in Waldqnburg. 
Gradmann, Diakonus in Neuenstein. 
Haas, Oberforster in Pfedelbach. 
K u r z , Gutsbes. a. Schafhof b. Kupfrrzell. 
8 c h i r m , Stadtscbultheiss in Sindringen. 
Votter, Dom-Dhrektor in Waldeuburg. 



9) Oberamt Weinsberg. 



Aicbele, Stadtpfarrer 
Hraungart, Finanzamtmann 
M ii h 1 b a u s e r , Oekonomierat 
M ii 1 1 e r , Oberamtsgeometer 
Schnitzer, Stiftungspfleger 
Stroliu, Oberprazeptor 



in 
Weins- 
berg. 



Padagogiscbe Gesellscbaft. 
Betz, Rittergutsbesitzer in Esehcnau. 
M tiller, Oberforster in Licbtenstern. 
Spatz, Lehrer in Affaltracb. 
Strebel, Pfarrer in Bitzfeld. 
v. Weiler, Freiberr, in Weikr. 



B. Aus dem ubrigen Wurttemberg. 



I) Stuttgart. 



Boger, Rektor a. 1). 

v. Boltz, Ober-Postrat. 

E b e r 1 e , Revisor b. K. Steuerkollegium. 

v.Hayn, Frhr., Hofmarscb. a. D., Uracb. 

v. Klumpp, Dr., Direktor. 



Kober, Dr., Apotb., Reinsburgstr. 60. 
Redaktion des Staatsanzeigers. 
v. Rom, Apotheker. 
v. Scbmid, Pralat u. Oberhofprediger. 
Sixt, Dr., Professor. 



2) Heilbronn. 



Betz , Dr. med. 
Collin, Gerichtsnotar. 
Drautz, Karl. 
Diirr, Professor Dr. 



Hertter, Umgeldskommissar. 
S c b 6 1 1 1 e , Postsekretar. 
Stark, Dekan. 
J. Stem, Bucbhiindler. 



3) An andern Orten Wurttembergs. 



Bauer, Stadtpf. in Neubausen, Urach. 
Baumann, Reg.-Rat in JiUdwigsburg. 
v. E 1 1 r i c b s h a u s e n , Frbr., in Assum- 

stadt. 
Ernst, Pfarrer in Dietingen, Rottweil. 
F i s c b e r, Oberprazeptor inLudwigsburg. 
Gerok, Pfarrer in Essingen 
Gussler, Dekan in Lustnau, Tubingen. 
Gunser, Stadtpfarrer in Bonnigbeim. 
Gussmann, Pfarrer in Gutenberg. 
Haage, Professor in Esslingen. 
Haakb, Oberamtmann in Brackenheim. 
H a r t m a n n , Stadtpfarrer in Tettnang. 
Hi em or, Dr., Prazeptor in Leutkircb. 
Hones, Pfarrer in Winterbach. 
Kapff, Priizeptor in Blaubeuren. 
Kaufmann, Steuerinspektor in Tutt- 

lingen. 
K i e n e , Dr., Landgericbtsrat in Ravcns- 

burg. 
Kohn, Pfarrer in Bortlingen. 



Krauss, Stadtpfarrer in Beilstein. 
Krauss, Pfarrer in Tbailfingen. 
Krockenberger, Professor in Lud- 

wigsburg. 
Layer, Pfarrer in Pflugfelden. 
Leitz, Dekan in Welzbeim. 
Leuze, Pfarrer in-Wolfscblugen. 
Ludwig, Dr., OA.-Arzt in Leonberg. 
Magenau, Pfarrer in Oberstenfeld. 
Maier, Regierungsrat in Ellwangrn. 
Mayer, Stadtpfarrer in Bietigbeim. 
Moll, Landgericbtsrat in Ellwangen. 
Moser, Pfarrer in Oescbingen. 
Miiller, Stadtpfarrer in Grossbottwar. 
M ii n s t , .Regierungsrat in Ludwigsburg. 
Pfaf f, Landger.-Prasident in Tubingen. 
Rau, Stadtpfarrer in Langenau. 
Schiile, Pfarrer in Albershausen. 
v. Secke n dor f-Gu tend, Frbr.,Ober- 

amtsrichter in Urach. 
Seeger, Landricbter in Rottweil. 



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Sigel, Bergrat in Jagstfeld. 
Steinheil, Huttenverwalter in Wil- 

helmshall. 
Stockmayer, Rektor der hoh. Tocbter- 

schule in Ludwigsburg. 
S t r o h 1 e , Pfarrer in Warth, Nagold. 



Suskind, Pfarrer in Berg. 
V o 1 z , Stadtpfarrer in Winnenden. 
Werkmann, Oberforster in Ehingen. 
Werner, Dr. med. in Markgroningen. 
Windbolz, Stadtpfr. in Langenargen. 



C. Ausserhalb Wiirttembergs. 



v.Gemmingen, Pleickhard, Freiherr, 
Oberhofmarscball, Exzellenz, in Karls- 
ruhe. 

Gottschick, Salinen - Kassier in 
Wimpfen. 

Hanselmann, Reallehrer in Barmen. 



Mii Her, Oberforster in Gernsbacb an 

der Murg. 
Schenk, Oberpfarrer in Unterschiipf. 
Schmidt, Hugo, K. Preuss. Rittmeistor 

a. D , Schloss Krautbeim. 
Weiss, Dr., Rentamtmann in Adelsbeiin. 



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^in^ur^u-^ 



Vereine und Institute, 

mit welchen der historische Verein fiir Wiirttembergisch Frankeri 
in Verbindung und Schriftenaustansch stent. 

Aachen: Aachener Geschichtsverein. 

Aarau: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau. 

Altenburg: Geschichts- und Altertumsforsehende Gesellschaft des 

Osterlandes. 
Ansbach: Historischet- Verein fiir Mittelfranken. 
Augsburg: Historiscber Kreisverein fiir Schwaben und Neuburg. 
Bamberg : Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Basel: Historische Gesellschaft. 
Bayreuth : Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Verein fiir die Geschichte Berlins. 
K. Akademie der Wissenschaften. 
Berlin: { Gesanitverein der deutschen Geschichts- und Altertums- 
vereine. 
Verein fiir Geschichte der Mark Brandenburg. 
Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. 
Bistritz: Gewerbeschule. 
Bonn: s. Elberfeld. 

Braunsberg : Historischer Verein fiir Ermeland. 
Bregenz: Vorarlberger Museumsverein. 
B - . f Museum schlesischer Altertiiraer. 

: | verein fiir Geschichte und Altertum Schlesiens. 
Briinn : Historischer Verein fiir M&hren und Oesterr.-Schlesien. 
Bru8sel: Analecta Bollandiana. 
Chemnitz: Verein fiir Chemnitzer Geschichte. 
Darmstadt : Historischer Verein fiir das Grossherzogtum Hessen. 
Dorpat: Gelehrte Esthnische Gesellschaft. 
Diisseldorf : s. Elberfeld. 

Ei8enberg : Geschichts- und Altertumsforschender Verein. 
Eisleben: Verein fiir Geschichte und Altertumer der Grafschaft 

Mansfeld. 
Elberfeld: Bergischer Geschichtsverein. 
Erfurt : K. Akademie gemeinniitziger Wissenschaften. 
Fellin: Felliner Litterarische Gesellschaft. 
Frankfurt a. M. : Verein fiir Gechichte und Altertumskunde. 
Frauenfeld : Historischer Verein des Kantons Thnrgau. 
Freiburg i. B. : Verein fur Geschichte , Altertums- und Volkskunde 

im Breisgau. 
Friedrichshafen : Verein fiir Geschichte des Bodensees und seiner 

Umgebung. 
Giessen : Oberhessischer Verein fiir Lokalgeschichte. 
Glarus : Historischer Verein. 
Gorlitz : Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. 



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■*,*# -?i- J.^ W"^ 



CHM . J Universitatsbibliothek. 

bottingen: ( Kgl. Gesellschaft der Wissenschaf ten. 

Graz : Hisiorischer Verein fiir Steiermark. 

Greifswald: s. Stralsund. 

Hamburg: Verein fiir Hambnrgische Geschichte. 

Hannover: Historischer Verein fur Niedersachsen. 

u A ;iK^ ANn J Gewerbeverein. 

Heilbronn: j Historischer Verein. 

Hermannstadt : Verein fiir Siebenbiirgische Landesknnde. 

Hohenleuben : Voigtlandischer AltertumsforschendSr Verein. 

Jena: Verein fiir Thiiringische Geschichte und Altertumskunde. 

Innsbruck: Ferdinandeum fiir Tirol und Vorarlberg. 

Kahla und Roda: Verein fiir Geschichts- und Altertumskunde. 

Karlsruhe: Konservatorium der Altertums-Sammlungen fiir das Gross- 

herzogtum Baden. 
Kassel: Verein fiir hessische Geschichte und Landeskunde. 
Kempten: Allgauer Altertums verein. 

I Schleswig-Holsteinisches Museum vaterlandischer Altertiimer. 
Kiel: Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesellschaft fiir vater- 

' landische Geschichte. 
Klagenfurt: Geschichtsverein und naturhistorisches Landesnmseum 

in Karnten. 
Koln: Historischer Verein fiir den Niederrhein. 
Konigsberg: Altpreussische Monatsschrift. 
Landshut: Historischer Verein fiir Niederbayern. 
. Leipa: Nordbohmischer Exkursionsklub. 
, . . 1 Museum fiir Volkerkunde. 
Le P 9 • \ Verein fiir Geschichte Leipzigs. 
Leisnig: Geschichts- und Altertumsverein. 
Ley den: Maatschappij der Nederlandsche Letterkuude. 
Lindau: s. Friedrichshafen. 
Linz : Museum Franzisko-Karolinum. 

Lubeck: Verein fiir Liibeck'sche Geschiclite und Altertumskunde. 
Liineburg: Altertums- und Geschichtsverein. 
Luxemburg: Institut Luxembourgeois. 
Luzern (Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug): Historischer Verein 

der fiinf Orte. 
Mannheim: Altertumsverein. 

Meissen: Verein fiir Geschichte der Stadt Meissen. 
Metz: Gesellschaft fiir lothringische Geschichte und Altertumskunde. 
M .. . | K. Bavr. Akademie der Wissenschaften. 
wuncnen: ( Historischer Verein von Oberbayern. 
Minister: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde Westfalens. 
Neuburg: Historischer Filialverein. 
Wl .. h | Germanisches Museum. 

wurnoerg: | Verein fflr Gescllicllte der 8taiU Niirnberg. 

Oberlahnstein : Lahnsteiner Altertumsverein. 

Plauen imVoigtland: Altertumsverein. 

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10 

Posen: Historische Gesellschaft fur die Provinz Pqsen. 

Prag: Verein fur Oeschichte der Deutschen in Bohmen. 

Regensburg- St adtamhof: Historischer Verein von Oberpfalz unci 
Regensburg. 

Reutlingen: Verein fur Kunst und Altertura. 

Rottweil : Altertumsverein. 

Riga: Gesellschaft fiir Geschichte und Altertumskunde der Ostsee- 
provinzen Russlands. 

Roda: s. Kahla. 

Salzwedel : Altmaririscher Verein. 

St. Gallen : Historischer Verein. 

Schaffhau8en : Historisch-antiquavischer Verein des Kantons Schaff- 
hausen. 

Schleiz: Geschiclitsverein. 

Schmalkalden : Hennebergischer altertumsforschender Verein. 

Schwerin: Verein filr mecklenburgische Geschichte und Altertums- 
kunde. 

Sigmaringen : Verein fur Geschichte und Altertumskunde in Hohen- 
zollern-Sigmariugen. 

Speyer: Historischer Verein der Pfalz. 

Stade: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde der Herzogtiimer 
Bremen und Verden und des Landes Hadelrt. 

Stettin: Gesellschaft fur Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Stockholm: Konigl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. 

Stralsund-Greifswald : Rugisch- Pommerische Abteiluug der Gesell- 
schaft fiir Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Strassburg: Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs: 

IWiirtt. Altertumsverein 
K. Haus- und Staatsarcliiv. 
K. Statistisches Landesamt. 
Polytechnische Schule. 
Trier: Gesellschaft fiir niitzliche Forschungen. 
Ulm: Verein fur Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. 
Washington: Smithsonian Institution. 
Wernigerode: Harzverein fiir Geschichte und Altertumskunde. 

K. K. Akidemie der Wissenschaften. 
.*,. | K. K. Centralkommission zur Krforschung und Erhaltung 
| der Kunst- uud historischen Denkmale. 
Verein fiir Landeskunde in Niederosterreich. 
Wiesbaden: Verein fiir Nassauische Altertumskunde. 

■ Historischer Verein vonUnterfranken und Aschatfenburg. 
Wiirzburg : Polytechn. Zentralverein fiir Unterfranken und Aschatfen- 

' burg. 
Zurich- ' -^ n t iquar ische Gesellschaft. 

' I Allgemeine geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz. 
Zwickau: Altertumsverein fiir Zwickau und Umgegend. 



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Geschenke 

an die Bibliothek des Historischen Vereins fir Wurttembergiscli Franken 

1891—1894 

fiir welche hiemit auch offentlich der geziemende Dank an die 
giitigen Geber ausgesprochen wird. 



Massenbach, Herrn. Freiherr von, Geschichte der Herren von 

Massenbach. Stuttg. 1891. Gesch. d. Verf. 
Holtz, Max G. Fr. Freiherr vora, Generalfeldzeugmeister G. Fr. 

vom Holtz, Stuttg. 1891. . Gesch. d. Verf. 
Eberstein, Louis Ferd, Freiherr von, Kriegsthaten des General- 

feldmarschall E. Albr. von Eberstein. Berl. 1892. Gesch. 

d. Verf. 

— Die im Jahr 1893 lebenden Mitglieder der Familie Eber- 
stein. Berl. 1893. Gesch. d. Verf. 

— Abriss der urkundl. Geschichte des reichsritterliclien Geschl. 
Eberstein vom Eberstein a. d. Rhon. Dresd. 1893. 6 Ex. 
Gesch. d. Verf. 

Mansholt, T., Das Kunzelsauer Fronleichnamsspiel. Marb. 1892. 

Gesch. d. Herrn Prof. Gaupp. 
Holder, Osk., Die Purschgerichtskarte der ehemaligen Reichsstadt 

Rottweil von 1564. Stuttg. 1893. Gesch. des Verf. 
Mummenhoff, E., Das Rathaus in Nt'irnberg. Nurnb. 1891. 

Gesch. des Vereins fur Geschichte der Stadt Numb. 
Hall, kurze Geschichte des dortigen Spitals zum h. Geist. Hall 1841. 

Gesch. des Herrn Spitalverwalter Walter. 
Muller, H., Schloss Grosscomburg. Stuttg. 1894. Gesch. des Verf. 
Geschichtsquellen der Stadt Hall, Bd. I von Chr. Kolb. Stuttg. 1894. 

Gesch. des Verf. 
Moll, H., Die Familie Burger. Stuttg. 1893. Gesch. des Verf. 
Archives du Museum d'histoire naturelle de Lyon. Tome V. Lyon 

1892. Geschenk erhalten dureh Vermittluug des Auswar- 

tigen Amtes in Berlin. 



Nachtrag zum Bibliothekkatalog. 

Zu dem im Jahr 1880 erschienenen „Vezeichnis der Biicher, 
Schriften und Urkunden des Hist. Vereins fur das Wtirttemb. Franken" 
ist kiirzlich ein Nachtragsverzeichnis fertiggestellt und gedruckt 
worden , welches die von 1880—1894 hinzugekommenen Schriften 



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in gleicher Anordnung wie der Hauptkatalog enthalt. Dieser einen 
Bogen starke Nachtragskatalog wild unentgeltlich abgegeben, und 
zwar in der Weise, dass er den Tauschvereinen zugleich mit dem 
V. Heft von Wiirtt. Franken, Nene Folge, den Vereinsmitgliedern 
je auf besondern Wunsoh — zu richten an den Bibliothekar Prof. 
Dr. Kolb, Hall — zugesendet werden wird. 



Beitrage fur den mis eingeraumten Toil tier Vierteljalirsliefte bitten wir 
einzusenden an den Redakteur Pfarrer Hartmann in Nassau, OA. Mergentliehu. 

Anzeigen iiber Kin- und Ausiritt orsuchen wir zu richten an die betrettenden 
Anwalte und von diesen an den Kassier und Versender der Vierteljahrshefte, Schul- 
lehrer Fahr in Sclnv. Hall; Einzahlungen an ebendenselben : sonstige Mitteilungen 
und Zusendungen an den Vorstand, Professor Ganpp in Schw. Hall. 



— s£=t^fc-*=— 



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Lichtdruck tier Ilof kunitUiisUlt von Martin Kommcl & Co., Stuttgart. 



Leonhard Kkrn: Auferstehung nach Ezechiel. 



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10 a. 



10 b. 



10 c. 



11. 



12. 



13. 



14. 




16. 



15. 



17. 



18. 



19. 



20. 



.2L. 



Licbtdruck der HofkuimUnntalt von Martin Kommel ft Co.. Stuttgart. 



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FESTSCHRIFT 

zum fttnfzigj&hrig'eii Jubilfium 
des Histor. Vereins f. Wiirtt. Franken. 



Wiirttembergisch Franken. 



'Neue Folge. VI. 



BEILAGE 



zu den 



Wflrttembergischen Vierteljahrsheften 

fur Landesgeschichte 

vom 

Historisehen Verein fiir Wiirttemb. Franken. 



Mit 4 Portraits. 



Schw. Hall. 

Druck von Emil Schwend. 
1897. 



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Ein Wort zur Begriissung. 

Fiiiifzig Jahre sind nun dahingegangen, seit der Historische Verein 
fiir das Wtirttembergische Franken seine Thatigkeit entfaltet, fiinfzig 
Jahre, selber voll reichen geschichtlichen Lebens, seit in selbstloser 
Begeisterung wackere Manner zusammengetreten sind, um unseren 
Verein zu griinden und die Freude an der reichen und mannigfaltigen 
Vergangenheit unserer heimischen Landschaft in weitere Kreise zu 
bringen. Hervorgewachsen aus den Anregungen der fur die Kenntnis 
der deutschen Vorzeit so fruchtbaren Romantik hat der Verein in 
seinem Teil dazu beigetragen, die zersplitterten Krafte zu samtneln, 
die einzelnen Geschichtsfreunde sich personlich naher zu bringen, 
weithin neues Interesse fiir die Geschichte unserer Heimat zu wecken 
und dadurch die Liebe zu derselben zu erhohen. Dureh manche 
Schwierigkeiten, auch durch Zeiten mangelnder Krafte und mattere 
Jahre hat der Verein sich hindurchgerungen und steht heute lebens- 
kraftig in frischer Gesundheit da; er darf auf eine gute Zukunft 
hoffen, weil er notwendig und niitzlich ist. 

Durch die Veroffentlichungen des Vereins ist die Geschichte des 
wurttembergischen Frankens, die vor einem halben Jahrhundert noch 
sehr im Dunkeln lag, vielfach aufgehellt worden. Er hat mitgeholfen, 
dass so manche gefahrdete Reste des Altertums gerettet worden sind 
und manches Denkmal der Kunst die gebuhrende Beachtung gefunden 
hat; die Zustande der Urzeit, die Genealogie der edlen Geschlechter, 
die kirchliche Geschichte und viele einzelne Streitfragen sind in den 
wissenschaftlichen Beitragen der Mitglieder erortert und klarer 
gestellt. Aber noch ist viel zu thun. Die nahere Geschichte des 
Hohenlohischen Hauses, der Herren von Weinsberg, der Schenken 
von Limpurg, die Verfassungsgeschichte der Stadt Hall, die Geschichte 
der Orden und Kloster in unsern Bezirken ist noch wenig erkundet ; 
zur Erforschung der eigentlichen Kulturgeschichte unseres Volks- 
turas, besonders der Rechts- und Wirtschaftsverhaltnisse, sind erst 



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wenige Ansatze gemacht. Und doch ist auch ein besseres Verstandnis 
des gegenwartigen Lebens, wie es auf dem Grund der Vergangenheit 
sich herausgestaltet hat, erst moglich, wenn wir wissen, was unser 
Volk in den verflossenen Jahrhunderten erlebt und erstrebt, geliebt 
und gelitten hat, und die Formen kennen, in die es sein politisches 
und wirtschaftliches Dasein wie seine religiosen und kiinstlerischen 
Ideale ergossen. Wir rufen alle unsere Mitglieder auf, in ihrem 
Interesse nicht zu ermiiden und auch neue Freunde dem Vereine zu 
werben. Mbge das Jubelfest, das wir zu Anfang des September in 
Hall begehen, der Ausgangspunkt einer neuen schonen Blutezeit 
unseres Vereins werden ! 

Der Ausschuss des Historischen Vereins 
ftir das Wiirtt. Franken. 



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I. Jromm. ft. 3rf)8nljuflj. 



ID. (BtenjFfDrn. $. Bauer. 



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Geschichte 

dcs 

historischen Vereins fur das wiirttembergische Franken 
1847 bis 1897. 

Von Professor Hapsler in Hall. 



Bei der fiinfzigj&hrigen Jubelfeier eines Geschichtsvereines 
wird es wohl nur natiirlich erscheinen, wenn auch auf die Geschichte 
des Vereins selbst ein Euckblick geworfen wird. 

Die Entstehung des Historischen Vereins fur das wiirttem- 
bergische *) Franken geht zwar schon auf das Jahr 1846 zuruck, 
in welches die Erlaubnis zur Bildung des Vereins von Seiten der 
K. Regierung des Jagstkreises (3. Juli) und der Entwurf der Statuten 
fallt, aber als eigentlicher Geburtstag desselben ist erst der 
21. Januar 1847 anzusehen ; denn an diesem Tage erfolgte bei einer 
Versammlung in Kunzelsau auf Anregung von Rat Albrecht 2 ) in 
Oehringen, der als Verwalter des gemeinschaftlichen hohenloheschen 
Archivs zu Oehringen Anlass und Stoff zu historischen Forschungen 
hatte, Pfarrer Bauer 3 ) in Gnadenthal, dem die Reste des alten 
Klosters, in dem er wohnte, den nachsten Anstoss gegeben batten, 
zun£chst des Klosters Geschichte zu erforschen, Bezirksamtraann 
Fromm in Kirchberg a. J., der mit der Beschreibung des Oberamts 
Gerabronn beschaftigt war, und Pfarrer S c h o n h u t h 4 ) in Wachbach, 
der schon als eifriger Geschichtsforscher vom Hohentwiel her ins 
Frankenland gekommen war, die Griindung des Vereins, der sich 
von Anfang an nach den am selben Tage beschlossenen Satzungen 
zur Aufgabe macht die Erforschung der Geschichte, der Topographie 



') bis zum Jahr 1873 „wirtembergisch" geschrieben. 
2 ) t 1871 als Domanendirektor; cf. Zeitschrift IX, 2, 332 ff. 
8 ) 1847 Heifer in Aalen, 1854 Dekan in Kunzelsau, f 1872 als Dekan in 
Weinsberg; cf. Zeitschrift IX, 2, 322 ff. 

4 ) f 1864 als Pfarrer in Edelfingen; cf. Zeitschrift VI, 3, 539. 

1 



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2 H assler 

und des Naturlebens im Flussgebiet von Kocher, Jagst und Tauber, 
soweit dasselbe einen Teil von Ostfranken bildete. 

Das neugeborene Kind zeigte sich gleich anfangs sehr lebens- 
kraftig ; denn der Verein hatte schon im ersten Jahr seines Bestehens 
109 Mitglieder. Auf der ersten Versammlung in Kiinzelsau wurde 
natiirlich auch der Ausschuss des Vereins gew&hlt, und zwar als 
Vorstand Amtmann Fromm, als dessen Stellvertreter Pfarrer 
Schonhuth, als Sekretar Kanzleisekretar Gleiss in Kirchberg, als 
Redakteur Albrecht und als Kassier Domanial-Assessor Btthler in 
Oehringen. Fiir Fromm, der im Mai 1850 als Oberamtmann nach 
Calw kam, zum Ehrenvorstand des Vereins ernannt wurde und 1861 
starb, ubernahm Schonhuth die Geschafte des Vorstandes, fiir Gleiss, 
der die Wahl nicht annehroenkounte, trat provisorisch Stadtschultheiss 
Heim in Kirchberg ein, der dann 1850 durch Bauer ersetzt wurde ; 
und schon das zweite Jahresheft vom April 1848 wird auch von 
Bauer besorgt; auch Biihler, der 1849 austrat, um 1859 wieder 
einzutreten, hatte nur kurze Zeit die Kassenftihrung, welche seit 
dieser Zeit faktisch in den R&nden Schonhuths war. Und so dreht 
sich denn alles in den ersten 25 Jahren des Bestehens des Vereins 
um die beiden Manner Schonhuth und Bauer, welche als die 
eigentlichen Griinder des Vereins anzusehen sind, wie denn auch 
schon auf der zweiten Versammlung, die am 12. August 1851 in 
Hall abgehalten wurde, Schonhuth zum Vorstand und Kassier, 
Bauer zum Sekretar und Redakteur gewahlt wurde. 

Diese Unsicherheit im Ausschuss, sowie das Ausfallen der 
Versammlungen, die statutenmassig alle Jahre stattfinden sollten, 
zeigen, dass schon in den ersten Jahren nicht alles so war, wie 
es hiitte sein sollen. Es war ja iiber ganz Deutschland der Sturm 
des Jahres 48 hereingebrochen, und da war es nur ein Wunder, 
dass die zarte Pflanze nicht ganz zu Grande ging. Aber die beiden 
Manner an der Spitze batten gute Hoffnung auf das Wachsen und 
Gedeihen des Vereins , der (cf. Heft 4) „keine Eintagsfliege sein 
wollte, sondern ein fester Bund deutscher Manner, die sammeln 
und forschen wollten, freilich zuMchst fiir die Geschichte der 
engeren Marken, aber zugleich fiir das ganze deutsche Vaterland, 
das ja leider nur noch in der Geschichte einig sei. a 

Dieses starke Vertrauen auf den sicheren Bestand des Vereins 
zeigt sich auch darin, dass das Erscheinen der Hefte der „Zeit- 
s c h r i f t des Historischen Vereins fiir das wiirttembergische Franken 4 , 
die alle Jahre mindestens 8 Bogen stark in Oktav ausgegeben 



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Geschichte dee Hist. Vereins f. d. W. Fr. 3 

werden sollten, darch die Politik keine Unterbrechung erlitt, sondern 
Jahr flir Jahr in den ersten 27 Jahren regelniassig ein Heft 
geliefert wurde. Die Zeitschrift brachte teils Abhandlungen ge- 
schichtlichen Inhalts, teils Miszellen, Mitteilungen von Urkunden und 
Ueberlieferungen, Beschreibung und Abbildung vou Altertumern und 
Denkmalen, Biicheranzeigen u. s. w. Im ersten Heft waren die 
Artikel von Froram und Bauer, im zweiten lieferten auch Schonhuth, 
Albrecht und Oberrentamtmann Mauch in Gaildorf Beitrage, dazu 
kamen im dritten Heft als Mitarbeiter noch Dr. Bensen in Rothen- 
burg o. T. und Dr. Horing in Mergentheim. Die ubrigen Mitarbeiter 
sowohl an der Zeitschrift, als an dem frankischen Teil der wtirt- 
tembergischen Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte und der „Neuen 
Folge a von beiden, siehe in Anhang I. Nacbdem 6 Hefte erschienen 
waren, wurden je 3 Jahreshefte als ein Band zusammengefasst und 
die 6 ersten Hefte als Band I und II gerechnet. Solche B&nde 
in Oktav erschienen bis incl. 1873 neun. Der zehnte Band 1875 
bis 1878 ei;schien bereits in Quart. Mit dem neunten Band ist 
aber auch iusofern ein Abschluss im Verein eingetreten, als dies 
der letzte ist, in dem noch Bauer die Redaktion gefuhrt hatte. 
Dieser hatte n&mlich mit Schonhuth bis zu dessen am 6. Februar 1864 
eingetretenen Tode sich in die Redaktion der Jahreshefte geteilt, 
wobei Schonhuth, der sich als Hei ausgeber auf dem Titelblatt nannte, 
die Jahrgange 49, 51, 52, 54, 56, 58 (60), alles Uebrige bis 1871 
(Bd. IX, 1) Bauer, seit Schonhuths Tode zngleich Vorstand, besorgte; 
ihm war es noch vergonnt, das 25j&hrige Jubilaum des Vereins zu 
erteben und die Chronik dazu zu schreiben, und erst mit seinem am 
18. Mai 1872 eingetretenen Tode ging Vorstandschaft und Redaktion 
in andere Hande iiber. Es war ein grosses Gluck fur den Verein, 
25 Jahre lang einen so thiitigen Mann, von dessen Hand mehr als 
die Halfte der ersten 25 Jahreshefte geschrieben ist, an seiner 
Spitze zu sehen ; urn so grosser auch der Verlust, und urn so schwerer 
war es, die Liicke auszufullen, die sein Tod gerissen hatte. Es ist 
bezeichnend fur die damalige Lage des Vereins, vielleicht auch fur 
die Trauer urn Bauers Tod, dass iiber eine Feier des 25jahrigen 
Jubilaums, welche schon durch Bauers ^Geschichte des Vereins* 4 
vorbereitet, aber der Jahreszeit wegen vom Januar auf eine im 
Sommer in Hall abzuhaltende Jahresversammlung verschoben worden 
war, in den Jahresheften der Zeitschrift und in den Tagesblattern 
nicht das Geringste zu finden ist. Offenbar hat eine eigentliche 
Jubilaumsfeier nicht stattgefunden. 



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4 Hassle* 

Zunachst ttbernahm die Lei tun g des Vereins Oberamtsrichter 
a n z horn in Neckarsulm, der auch auf der am 11. Septbr. 1873 
in Oehringen abgebaltenen Jahresversammlung zuin Vorstand ge- 
wahlt wurde, aber schon im folgenden Jahre die Vorstandschafts- 
geschafte wieder niederlegte. Auf ihn folgte am 28. Oktober 1874 
Stadtpfarrer Hartmann in Widdern Q'etzt Oberstudienrat in 
Stuttgart), der die Redaktion der Zeitschrift ubernehmen und die 
Finanzen des Vereins ins Gleichgewicht bringen musste, aber in 
Folge seiner Ernennung als Professor und Rat am statistisch- 
topographischen Bureau (Landesamt) auf der Versammlung zu 
Weikersheim am 11. September 1878 die Vorstandschaft an Professor 
Ehemann in Hall abgab. Dieser hatte viel zu thun mit Fest- 
stellung der Mitgliederzahl, mit der Regelung des Verhaltnisses 
zum neugegrtindeten Heilbronner Verein, zum statistisch-topogra- 
phischen Bureau, mit der Leitung des Haller Lokalvereins und 
brachte den Verein zu grosser Bltite; er ging am 1. Dezbr. 1883 
als Rektor des Gymnasiums nach Ravensburg ab. Von da an 
versah Professor H a s s 1 e r in Hall die Geschafte eines Vorstandes 
bis Herbst 1888. Da ihm seine Gesimdheitsverhaltnisse nicht langer 
die Ftihrung der Vorstandschaft erlaubten, so ubernahm diese 
Professor Gaupp in Hall, der dieselbe bis Sommer 1895 behielt. 
Von da an fuhrte Professor Dr. Fehleisen in Hall provisorisch 
die Vorstandschaft etwa ein Jahr lang, und seit der Versammlung 
in Kirchberg am 29. Juni 1896 ist Vorstand Rechtsanwalt A d e 
in Hall. 

Schon aus dieser trockenen Aufzahlung ist zu ersehen, dass 
die Vorstande im zweiten Vierteljahrhundert des Bestehens des 
Vereins verhaltnismassig rasch einander folgten; denn die Zeit 
ihrer Amtsthatigkeit schwankt zwischen 1 und 6V2 Jahren. Aber 
auch ein anderer Punkt ist zu betonen : die Vorstande sind nicht 
mehr die Seele, oder wenigstens nicht mehr die einzige Seele des 
Vereins; mit anderen Worten: sie sind wenigstens zum Teil mehr 
die Gesch&ftsfuhrer und &usseren Vertreter des Vereins, w&hrend 
das eigentlich wissenschaftliche Leben desselben sich in der Person 
des Redakteurs der Zeitschrift konzentriert. Und hier ist es 
ganz besonders der in dieser zweiten Epoche hochverdiente Pfarrer 
Dr. Bossert in Bachlingen, jetzt in Nabern, der, schon vorher als 
eifriger Mitarbeiter an der Zeitschrift und Verfasser des Registers 
uber den Inhalt der ersten 9 Bande bekannt, vom Herbst 1878 
an bis Herbst 1888, wo Pfarrer Dr. Blind in Adolzhausen ihn 



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Gdscliichte des Hist. Vereius f. d. W. Fr. 5 

abloste, die Redaktion in schwieriger Zeit in den Handen hatte. 
Auf Blind, der die Redaktion bis Mai 1891 in gewissenhaftester 
unci erfolgreichster Weise fuhrte, folgte als Redakteur Pfarrer 
G. A. Hartraann iu Nassau, der wegen seines Wegzugs in's 
Mimsinger Oberamt Ende 1894 sein Amt niederlegte, 1895 Stadt- 
pfarrer Dr. Gr adman n in Neuenstein. Da audi Gradmann schon 
im Soinmer 1896 nach Dettingen, Oberamt Urach, kam, so musste 
sich der Verein wieder uin einen Ersatz umsehen und gewann 
denselben in der Person des schon seither durch seine Forschungen 
in der hohenloheschen und frankiscben Geschichte bekannten 
Dr. Weller, welcher derzeit wegen der Archive in Oehringen 
sich aufhalt. 

Als Bossert die Redaktion im Jahr 1878 uberuahm, war dies 
die Zeit, wo die Selbstfindigkeit der Zeitschrift unseres Vereins 
eiu Ende nahm. Im Mai des Jahres 1878 namlich fasste der Aus- 
schuss des Vereins in Oehringen den Beschluss, dem Beispiel des 
Wiirttembergischen Altertumsvereins in Stuttgart und des Vereins 
fur Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben zu folgeu und 
vom Jahr 1879 an als Organ fur die Vereinspublikationen die vom 
statistisch-topographischen Bureau (spateren Landesamt) heraus- 
gegebenen Wiirtterabergischen Vierteljahrshefte fiir 
Landesgeschichte zu benutzen. Diesem Beschluss des Aus- 
scbusses stimmte die Jahres- Versammlung in Weikersheim am 
11. September 1878 zu; und so beginnen denn vom Jahr 1879 an 
fast samtliche VerofFentlichungen des Vereins in den Wurttembergi- 
schen Vierteljahrsheften zu erscheinen. Dies dauerte bis 1890. 
Mit diesem Jahre horte namlich die Verbindung des Vereins mit 
dem statistischen Landesamt auf. Diese war iu den ersten Jahren, 
solange die Herren Direktor Dr. v. Rieke (jetzt Finauzminister) 
und Direktor v* Schneider an der Spitze des statistischen Landes- 
amts standen, eine sehr frenndliche; denn beide kamen trotz mancher 
Schwierigkeiten den Wunschen des Vereins, die sich auf die Beitrage 
fiir jedes einzelne Exemplar der Vierteljahrshefte, auf die Lieierung 
von Freiexemplaren fur die Ehrenmitglieder, auf den Anteil an 
den Kosten fur Illustrationen in den Vierteljahrsheften u. drgl. 
bezogen, stets aufs liebenswurdigste entgegen, und es war eine 
Freude, an den Sitzungen des Redaktionsausschusses teilzunehmen. 
Anders gestaltete sich die Sache, als seit dem Jahr 1887 Direktor 
v. Knapp die Rechte unseres Vereins wie der iibrigen mit dem 
statistischen Landesamt in den Vierteljahrsheften verbundenen 



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6 Hassler 

Vereine in Beziehung auf das Honorar, auf die Zusammensetzung 
des Redaktionsausschiisses und der Freiexemplare zu beschr&nken 
versuchte. Diese geradezu feindselige Stellung des neuen Direktors 
fiihrte schliesslicb dazu, dass die beteiligten Vereine, zu welchen 
seit Eude 1885 audi der Sulchgauer Altertumsverein gehorte, das 
Uebereinkommen mit dem statistischen Landesamt kiindigten und 
die Vierteljahrshefte mit dem vierten Hefte des 13. Jahrgangs 
von 1890 zu erscheinen aufhorten. 

Mit diesen Dingen im-Zusammenhang stand, dass fur das 
Jahr 1886-87 erstinals der sonst regelmassig erscbeinende Jahres- 
bericbt unseres Vereins ausblieb, da der Vorstand diese Streitig- 
keiten nicht beriibren wollte; spater wurden dann bedaiierlicber- 
weise diese Bericbte nicbt wieder aufgenommen, und so ist der 
Verfasser der vorliegenden Chronik fur das letzte Dezeunium 
grosstenteils auf sein Gedachtnis und die Protokolle angewiesen. 

Aber es war nicbt die Meinung der v.erbundeten Vereine, 
dass ihre Verbindung mit der Kundigung gegenilber dem Landes- 
amt ein Ende nebmen solle; vielmebr kommt nun, nachdem durch 
die Vferhandlungen iiber eine neue Verbindung ein Jabr obne 
Publikation hingegangen war, seit 1892 die Neue Folge der 
Wurttembergischen Vierteljahrshefte fur Landes- 
geschicbte heraus, welche in Verbindung mit den oben genannten 
Vereinen herausgegeben werden von der Wurttemb. Kommission 
fiir Landesgeschichte. Diese Hefte erscheinen nun wieder jedes 
Jabr in Grossoktav und enthalten, wie seither, den grossten Teil 
der Veroffentlicbungen auch unseres Vereines. 

Da aber durch die Verbindung des Vereins mit dem statisti- 
schen Landesamt in den Vierteljahrsheften den nichtwurttenibergischen 
historischen Vereinen, mit denen wir seither im Tauschverkebr der 
Publikationen gestanden, die Selbstandigkeit des Vereius aufgebort 
zu b^iben scbien und die Zusendung der Tauscbverkehrsschriften 
zum Teil unterblieb, so wurde auf der Jahresversammlung in Oeh- 
ringen am 4. Oktober 1880, eben urn die Erhaltuug des Tausch- 
verkebrs zu ermoglichen, bescblossen, nach Ermessen des Ausscbusses 
etwa alle 2 bis 3 Jahre eine selbstandige Publikation herzustellen. 
Daher erscheint denn seit 1882 alle 3 Jahre die Neue Folge 
von Wiirtterabergisch Frankeu, mit welcber immer ein 
Mitgliederverzeichnis sowie ein Verzeichnis derjenigen historischen 
Vereine und Institute verbunden ist, mit welchen wir in Verbindung 
und Schriftenaustauscb stehen. Die ersten 4 Nummern dieser 



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Geschichte des Hist. Vereins f. d. W. Fr. 7 

Neuen Folge erschieneu dem Format der Vierteljahrshefte ent- 
sprechend iu Quart, das 5. vou 1894 wieder in Gross-Oktav. 

Wie schou oben bemerkt, trugeu in der ersten Zeit des Ver- 
eius die Vorstande die Hauptlast fiir das Zustandekoramen der Hefte 
der Zeitschrift, und wiederholt klagt Bauer und Schonhuth uber 
Gleichgiltigkeit, Flauheit und mangelhafte Beteiligung an den Bei- 
tragen fiir die Zeitschrift; aber erstlicb ist die streng bistoriscbe 
Forscbung nicbt eben jedermanns Sacbe, sodaun feblt es mancbem, 
der die Fahigkeit dazu hat, an Zeit, und endlich halt die oft herbe 
Kritik der Historiker vom Facb diesen und jenen ab, das Seinige 
zu den Veroffentlichungen beizutragen. Nichtsdestoweniger ist die 
Zabl der Mitarbeiter an der Zeitschrift (alte und neue Folge), sowie 
an den Vierteljahrsbeften , soweit sie unsern Verein betreffen, eine 
recht stattliche. (cf. Anhang I.) 

Was den Verkehr mit andern historischen Ver- 
ein en und Iustituten betrifft, so wurde gleich bei der Griindung 
des Vereins als ein Hauptzweck der Vereine angesehen , dass sie, 
die kleineren wie die grosseren, mit einander in Verbindung treten 
und sich gegenseitig die Hand reichen zum Anbau der vaterlandi- 
schen Geschichte. Und so wurde denn unserem Verein , noch ehe 
er sein erstes Heft ausgab, von dem Verein fiir Altertumskunde in 
Stuttgart und von dem nur kurze Zeit existierenden Altertums- 
vereiu im Zabergau je ein Jahresbericht mitgeteilt; im Jahr 1849 
kamen dazu die Veroffentlichungen des historischen Vereins fiir das 
bayerische Mittelfranken in Ansbach , des historischen Vereins fiir 
bayerisch Unterfranken und Aschaffenburg in Wurzburg, fiir Kuust 
und Altertum in Ulm und Oberschwaben und des Vereins fiir Vater- 
laudskunde in Stuttgart (statistisches Landesamt) ; und im Jahr 1850 
standen wir schon mit 25 auswartigen Vereinen in Verkehr und 
Schriftenaustausch. 

Aber es ging uns schliesslich wie dem Zauberlehrling von 
Gothe: im Jahr 1892 war der Verkehr bereits auf 113 Vereiue und 
Institute angewachsen, und die Rauine zur Uuterbringung der von 
alien Seiten zustromenden Publikationen wolleil nirgends mehr 
reichen. Daher ist schon in Erwagung gezogen worden, wie diesem 
iiberreichen Zufluss zu steuern sei, doch noch kein endgiltiger Be- 
schluss erzielt; denn neben vielem, was schon wegen der fremden 
Sprache, der Entfernung und des Mangels einer Beziehung zu 
unserem Vereinsgebiet fiir uns wenig Wert hat , kommen uns auch 
manche sehr wertvolle Veroffentlichungen zu , wie z. B. die der 



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g Hassler 

Akademien, die nicht nur ein Schmuck unserer Bibliothek und ihres 
Katalogs sind, sondern audi ihre Leser finden, denen wir aber 
durch unsere Zeitschrift auch nicht ein annaherndes Aequivalent 
bieten konnen. 

Dass der Verein auch mit dem Gesamtverein der deutschen 
Geschichts- und Altertumsvereine sowie mit dem Germanischen 
Museum in enger Verbiudung stehe, ist nach dem Bisherigen kaum 
anders zu erwarten. Zwar zweifelt Schonhuth noch im Januar 1852 
beim 6. Stiftungsfest an der Moglichkeit der Verwirklichung der 
schonen Idee, eine Vereinigung aller historiscben Vereine Deutsch- 
lands zu stande zu bringen ; ja er meint, diese Zentralisierungsidee, 
die im politischen Leben zu keinem erfreulichen Resultat fuhre (!), 
werde auch im wissenschaftlichen nicht gedeihen. Aber schon im 
Jahr darauf erklart er bei der Versammlung in Mergentheim als 
das fur den Verein wichtigste Ereignis des vergangenen Jahres, 
dass er sich dem zu Dresden und Mainz 1852 ins Leben gerufenen 
Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine au- 
geschlossen habe. Freilich fehlte es dem Vereine meist an Geld, 
auf seine Kosten einen Vertreter zu den Versammlungen des Ge- 
samtvereins zu entsenden ; aber haufig ubernahm die Vertretung 
der nachmalige Ehrenvorstand des Vereins, Se. Durchlaucht Ffirst 
Friedrich Karl von Hohenlohe-Waldenburg, der sich durch seine 
wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiete der Heraldik und 
Sphragistik, sowie seine Teilnahme an den Verhandlungen und Ver- 
sammlungen unseres Vereins noch besondere Verdienste um diesen 
erwarb und den Verein zu grossem Dank verpflichtete. Spater 
fanden sich auch andere Mitglieder, denen ihre Mittel und Zeit 
erlaubten, dieses meist angenehme Onus auf sich zu nehmen. 

Ebenso berichtet Schonhuth im Januar 1854 von der Ver- 
biudung des Vereins mit dem Germanischen Museum, die haupt- 
sachlich durch das personliche Erscheinen dreier Ausschussmitglieder 
des Vereins auf dem Tage der Historiker und Altertumsforscher zu 
Nurnberg vom 13. bis 16. September 1853 vermittelt worden war. 

Die Bibliothek des Vereins, deren Unterbringung nach- 
gerade ziemlich Schwierigkeiten macht , nimmt ihren Anfang im 
Jahr 1851 mit etwa 150 Nummern, wobei aber die Vereiusschriften 
mitgerechnet sind. Dieser Anfang kostete abgesehen von dem Porto 
und den Buchbinderauslagen nichts ; denn er kam durch Geschenke 
zu stande. Erst 1853 kommt unter den Ausgaben ein Posten von 
2 11. fur den Anzeiger des Germanischen Museums und von 2 fl 24 kr. 



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Geschichte des Hist. Vereins f. d. W. Fr. 9 

fur das Korrespondenzblatt des Gesamtvereins und 1854 fflr an- 
geschaffte Biicher und Zeitscbriften 16 fl. 41 kr. ; auch ist jetzt em 
Bucherstander und hiefur 3 fl. 36 kr. notig. Aber alles Eigentum 
des Vereins ist noch in der Wohnung des Vorstandes, der das gauze 
Antiqnarium desselben im Juli 1852 noch in der Westentasche zur 
Versammlung nach Oebringen tragen kann. Uebrigens siebt der 
Vorstand den Grund der geringen Ausdehnung der Sammlungen 
in dem Mangel eines eigeuen und unter otfentlicher Autoritat 
stehenden Lokals fflr den Verein, und desbalb wendet sicb der 
Ausschuss im Mai 1855 an Se. Durcblaucbt den Fiirsten Karl von 
Hobenlobe-Kirchberg mit der Bitte urn Einraumung eines geeigneten 
Lokals im damals noch furstlichen Schlosse zu Kuuzelsau. Diese Bitte 
wurde alsbald gewahrt, und schon am 24. Jan. 1856 konnte mit der 
10. Wiederkebr des Stiftungstages das Vereins lokal feierlich eroffnet 
werden, in welchem ausser der BibliotbekeineSammlung von Ansicbten 
und Portraits, von Landkarten, Siegeln, Gipsabgussen und Autiqui- 
taten, eine Munzsammlung und das Arcbiv des Vereins, alles naturlich 
noch in den kleinsten Anfangen, untergebracht war. Die Ausgaben 
fiir die Bibliotbek betragen im Jahr 1858 schon 85 fl. und steigen 
1861 bis auf 107 fl., je nach Vermehrung der Einuahmeu noch weiter 
und erscbeinen vom Etat von 1889/90 an wiederholt mit 300 Mark, 
und mit Recht ; denn eiu historischer Verein hat die Pfliclit, seinen 
Hauptmitarbeitem auch gewissermassen das Handwerkszeug zu 
ihren Arbeiten zu liefern. 

In den siebziger Jahren fertigte Schullebrer Hausser in Hall 
das erste Verzeichnis der Buchersamtnlung schriftlich an ; auf dessen 
Grund gab Ehemann in Verbinduug mit Hassler , der die Vereins- 
schriften ordnete, 1880 den ersten gedruckten Katalog heraus, zu 
dem Professor Kolb in Hall, der seit Herbst 1888 Bibliothekar des 
Vereins ist, im Jahr 1894 einen schon recht bedeutenden, gedruckten 
Nacbtrag geliefert hat. 

Vollstandige Ruhe batten die Sammlungen in Kuuzelsau 
uber ein Dezennium ; aber schon bei der Versammlung in Jagstfeld- 
Wimpfen am 21. September 1866 wurde der Wunsch laut, dass Hall 
der Vorort und Sitz der Sammlungen werden mochte, und am 
7. September 1869 in Heilbronn war die Rede von einem Verkauf 
des Schlosses in Kunzelsau, und der allgemeine Wunsch ging dahin, 
Hall mochte ein geeignetes Lokal fiir die Sammlungen des Vereins 
bieten. Von dort kam aber lange keine Antwort auf eine dabin 
zielende Bitte des Ausschusses; endlich im Jahr 1871 bot die Stadt 



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10 Hassler 

Hall fur die Sammlungen eine einstweilige Unterkunft im Haalhaus 
an; und so beziehen diese zu Anfang des Jahres 1872, nachdera 
durch den Verkauf ides Schlosses in Kiinzelsau an den Staat zur 
Errichtung eines Schullehrerseminars ihnen die erste Heimstatte 
verloren gegangen war, ihre neue Heiraat, wobei noch Bauer die 
Einleituug zur Ueberfuhrung der Sammlung von Kiinzelsau nach 
Hall getroffen hatte; &ber durch seinen Tod wurde ihm die Aus- 
fiihrung uumoglich geniacht ; daher unterzog sich in dankenswerter 
Weise sein Amtsgenosse Diakonus Haug in Weinsberg (jetzt Direktor 
des Gyinnasiums in Mannheim) der Ordnung des Inventars, und 
in Hall machten sich besonders .Schullehrer Hausser und Conditor 
Schauffele, der 1879 ein Verzeicbnis der einzelnen Stiicke der 
Sammlung anlegte, urn die Unterbringung derselben sehr verdient ; 
denn die provisorische Unterkunft im Haalamt wurde bald ver- 
lassen und im Jahr 1873 das jetzige Lokal im sog. Pulverturm in 
der Nahe 4es Bahnhofs rait einem Aufwand von uber 1100 fl. bezogen. 

Aber die Bucher liessen dem Vereiu nicht lange Ruhe : trotz 
wiederholten Ruckens und Schiebens war schliesslich fiir die fort- 
wahrend zustromenden Hefte des Tauschverkehrs absolut kein 
Platz nvehr im Pulverturm, wo sie ohnedies eine recht staubige 
Existenz gefiihrt hatten. So raumte denn die Stadt Hall ein Zimmer 
im alten Gymnasium fur die Bibliothek eirf, welche dort im Herbst 
1885 durch Gaupp und Hassler aufgestellt wurde. Dadurch wurde 
etwas Platz fur die ubrigen Sammlungen gewonnen; endlich aber 
musste Ende 1896 von den unruhigen Tauschverkehrschriften 
ein Teil in dem urspriinglich zu einer Turnhalle bestimmten Par- 
terresaale des neuen Gymnasiums und Realschulgebaudes unterge- 
bracht werden. 

Von den ubrigen Sammlungen ist besonders hervorzuheben 
die der romischen Antiquit&ten, deren Grundstock die durcli 
den f Stadtpfarrer Wenz in dem badischen Osterburken in den 
Jahren 1862 und 1863 ausgegrabenen Funde bilden. Dieser hatte 
seine Ausgrabuugen zuerst der badischen Regierung zum Kauf 
angeboten, aber vergeblich ; so kamen sie durch Ganzhorn um etwa 
50 fl. an unsern Verein, der sie nun natiirlich trotz der neuesten 
Versuche der grossh. badischen Regierung, sie fur Baden zu er- 
werben, als wertvollen Besitz festhalt. Aber auch aus frankisch- 
alemannischen Grabern, besonders aus der Crailsheimer Gegend, 
wo sich besonders Rechtsan wait Krauss um die Vermehrung der Vereins- 
sammlung verdient macht, ist manches interessante Stuck zu sehen. 



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Gescbichte des Hist. Vereins f. d. W. Fr. H 

Ferner ist zu erwahnen dieMunzsammlung, in der die 
braudenburg-ansbachischen und Deutschordensmunzen, die hallischen 
und hoheulobeschen, die wiirttembergischen und wurzburgischen den 
grossten Raum einnehraen; die Sammlung, uber welche jetzt ein 
durch Hassler im Jahr 1892 gefertigtes Vei'zeichnis vorliegt, ent- 
halt etwa 1800 Stuck ^ worunter neben mancher wertvollen Miinze 
freilicb auch viele geringwertige Exemplare kleinsten Formats sicb 
linden, im Wert von etwa 2000 Mark. 

Aber audi die Siegelsammlung mit der Menge der von 
Sr. Durchlaucht dem Fiirsten Friedrich Karl von Hoheulohe- 
Waldenbnrg gestifteten Gipsabgusse und die durch Oberamtsrichter 
Zirkler in Kunzelsau gestiftete Sammlung von Gipsabgusseu antiker 
Steine und Medaillen, die von Professor Kolb im Jahr 1885 geordnet 
und katalogisiert wurden, verdienen Erwahuung und Beachtung, 
ebenso wie die jiiugste Sammlung aus der altesteu Zeit d. h. die 
geologische Sammlung mit ihren Enkriniten, versteinerten Krebsen, 
Equiseten und Funden aus der Lettenkohle bei Hall. 

Was die Mitglieder des Vereins betrifft, so steht schon 
uach den alten Satzungen, denen imJahr 1894 eine Revision der- 
selben folgte, die Teilnahnie am Verein jedem ehrlichen Menschen 
offen, der seinen Beitritt erklart und sich den Satzungen unter- 
wirft. Denigemass hat denn auch der Verein Mitglieder der 
verschiedensten Art ohue Riicksicht auf Stand und Geburt, auf 
religiose oder politische Stelluug. 

Anfangs betrug der Beitrag jahrlich 1 fl. nebst einem Ein- 
trittsgeld von 24 ki\; seit 1862 ist das Eiutrittsgeld samt dem 
friiher gegebenen Diplom weggefallen und 1873 der Beitrag auf 
2 Mk. erhoht worden, wofur den Mitgliedern jahrlich ein Exemplar 
der Zeitschrift geliefert wird, die Sammlungen zur Beniitzung offen 
stehen und das Stimmrecht bei alien Hauptversammlungen gewahrt 
ist ; die Zusendung der Zeitschrift erfolgt auf Kosten der Empfanger. 
Von den bei der Grundung des Vereins im Jahr 1847 beteiligten 
Mitgliedern ist ausser Pfarrer v. Biberstein in Belsenberg, spater 
Dekan in Kunzelsau und in Ravensburg, seit 1896 pensioniert, 
und Pfarrer Ludwig in Waldmannshofen, der seit 1884 pensioniert 
in Gronau bei Oberstenfeld lebt, wohl niemand mehr am Leben. 



*) Hiezu kommt noch der in diese Zahl nicht eingerechnete, in Oberspeltach 
1892 gemacbte Fund von 318 Stuck Haller Pfennigen, sowie 418 Stiick eir.seitig 
und zweiseitig gepragte Pfennigc aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, die im 
Juni d. J. in Grossaltdorf (OA. Hall) aufgefunden wurden. 



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]2 Hassler 

Die Zahl der Mitglieder schwaukt zwischen 99 (im Jahr 1849) dud 
541 (im Jahr 1885); nach dem Stand vora August 1896 waren es 399. 

Ausser den ordentlicheu Mitgliedern ernannte der Verein scbou 
in den ersten Jahren solche Manner, deren Wohlwollen demselbeu 
von Wert war, oder deren wissenschaftliche Thatigkeit Anerkenn- 
ung forderte , oder die sich um den Vereiu besondere Verdienste 
erworben batten, zu Ehrenraitglieder n. Die ersten Ehren- 
mitglieder, die im Jabr 1849 ernannt wurden, waren Oberbiblio- 
thekar Stalin in Stuttgart, Dekan Wilbelmi in Sinsbeim mid 
Dr. Bohmer in Frankfurt a. M. Samtliche Ehrenmitglieder, deren 
Zahl zwischen 3 und 30 schwankt, finden sich in Anhang II 
alphabethisch aufgefiihrt. 

Im engsten Zusammenhang mit den Mitgliedern steben anch 
die Geld mitt el des Vereins; deun in den ersten Jahren seines 
Bestehens war der Verein lediglich auf die Beitrage der ordent- 
licheu Mitglieder angewiesen, und diese gingen nicht einmal regel- 
massig ein; daher klagt denn audi Schonhuth nocb im Jahr 1853 
mit dem scherzhaften Pentameter „Deficiente pecu deficit omne nia tt 
uber die mangelnden Geldmittel. Aber bald fanden sich audi hohe 
Gunner des Vereins; so werden schon im Jahr 1852 die Fursten 
von Hoheulohe-Kirchberg und Hohenlohe-Waldenburg, sowie Graf 
Kurt von Puckler-Limburg mit Beitragen von 5 — 15 fl genannt, 
ihnen schlossen sich andere Fursten aus dem Hause Hohenlohe, 
audi die Fursten von Lowenstein-Wertheim und von Oettingen- 
Wallerstein, dann die Grafen von Zeppeliu, die Grafen und Frei- 
berrn vou Berlichingeh, die Freiherrn von Stetten, die Kappler 
von Oedheim und von Gemmingen, von Ellrichshausen und Both 
von Schreckenstein, von Bruckner und von Cotta, von Spittler-Wachter, 
von Konig in Warthausen, vom Holz und von Crailsbeim, endlich die 
Grafen von Adelmann und von Bentinck mit erhohteii Beitragen an. 

Audi das statistisch-topographische Bureau erscheint im Jahr 
1852 mit einem regelmassigen Beitrag von 5 fl. — Im Jahr 1853 
kommt von Sr. Majestat dem Konig Wilhelm I. ein Beitrag von 100 fl, 
der sich sp&ter wiederholt (1857 und 1861); 1865 ubernahm Se. 
Majestat Konig Karl, der schon 1853 als Kronprinz dem Vereiu 
seine Teilnahme bezeugt hatte, das Protektorat des Vereins und 
bestimmte einen regelmassigen Jahresbeitrag von 50 fl aus der 
Oberhofkasse, der uns bis auf den heutigen Tag zukommt, wie 
denn audi Se. Majestat Konig Wilhelm II. seit seinem Regierungs- 
autritt gleichfalls Protektor des Vereins ist. 



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Geschichte des Hist. Vereins f. d. W. Fr. 13 

Ira Jahr 1854, sowie 1856 und 1860 erhalt der Verein je 
100 fl aus dem Dispositionsfond des Departements des Kirchen- 
und Schulwesens. 

Aber seit 1879 d. b. seit der Vereinigung der Publikationen 
des Vereins mit denen der andern Vereine des Landes in den 
Vierteljahrsheften wurden die Einnabmen des Vereins insofern 
wieder geschmalert, als der grosste Teil der Geldbeitrage der 
ordentlichen Mitglieder fur die Vierteljahrsbefte abgeliefert werden 
musste. Daher gait es, wieder weitere Geldmittel fliissig zu machen, 
und so wandte sich auf Anregung Ehemanns der Verein an die 
Amtskorporationen des Vereinsgebiets mit dem gunstigen Erfolg, 
dass nun Gaildorf einen Beitrag von 10 M., die Amtskorporationen 
Crailsheim, Gerabronn, Kunzelsau, Mergentheim, Neckarsulm, Oeh- 
ringen, Weinsberg j&hrlich 20 M., Hall 1 ) sogar 75 M. geben, und 
auf Anregung Hasslers an das Kultministerium mit der Bitte um 
einen jahrlichen Staatsbeitrag, der denn audi seit dem Jahr 1885 
in der HOhe von 400 Mark uns alle Jahre zukommt. So sind 
demnach die Finanzen des Vereins in einer Weise geordnet, dass 
derselbe zwar keinen Ueberfluss und wenig Ueberschuss hat, aber 
doch nicht allzu angstlich zu sorgen braucht und seine selbstandigen 
Publikationen audi mit Illustrationen versehen kann. Uebrigens 
wird, seitdem Ehemann an der Spitze des Vereins gestanden, regel- 
m&ssig fur jedes Jahr ein Etat aufgestellt und eingehalten. 

Das dornenvolle Amt eines Kassiers fiihrte anfangs Assessor 
Biihler, seit 1850 der Vorstand Schonhuth selbst bis 1855; da 
iibernahm es Rentamtmann Leffer in Kunzelsau; diesen loste 1857 
Rentamtmann Schenk in Kunzelsau ab; von 1860 — 63 war Kauf- 
mann Kinzelbach in Kunzelsau Kassier; dann kam bis 1873 Parti- 
kulier G. Schnitzer in Weinsberg, bis 1877 Kaufmann Sambeth in 
Neckarsulm, von 1877—82 Konditor Schauffele in Hall, und seit- 
her hat die Kassenfuhrung samt der Versendung der Hefte Ober- 
lehrer Fahr in Hall. 

Wie die Hefte der Zeitschrift und sonstige Publikationen 
Zeugnis geben von dem geistigen Leben des Vereins, so sind die 
Versammlungen, die schon in den alten Statuten fur jedes 
Jahr vorgesehen sind, ein Beweis fur das Tnteresse, das die einzelnen 
Mitglieder an dem Verein nehmen, und wirken andererseits wieder 



*) Die Stadt Hall hat unter anderem auch den Betrag von 250 Mark, mit dem 
Schauffele l>ei seiner Wahl zum Gemeinderat sich in das Haller Biirgerrecht ein- 
kaufte, dem Verein zum Geschenk gemacht. 



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14 Hassler 

auf die Belebung der Teilnahme an dem Verein, wie ja audi faktisch 
die Wahrnehmung zu machen ist, dass wiederholt nach einer Ver- 
saminlung die Mitgliederzahl des betreffeiiden Bezirks 3ich bedeu- 
tend gehoben hat. Freilich hangt die Zahl der Mitglieder in den 
eiuzeluen Bezirken auch wesentlich ab von dem Interesse, daS die 
sog. Anwalte in diesen zu erwecken vermogen; und deshalb ist 
der Verein diesen uneigennutzigen Vertretern, welche ihre Geschafte 
stets kostenlos besorgt haben, zu grossem Danke verpflichtet. 

Diese Jahresversammlungeu, deren Besuch so sehr schwankt, 
dass bald nur 7 (wie 1852), bald aber auch gegen 100 Mitglieder er- 
schienen, fanden statt am 12. August 51 in Hall, am 13. Juli 52 
in Oehringen (ttberdies am 29. Juli 52 in Burg Krautheim), am 
21. Januar 53 und 21. Januar 54 in Mergentheim, dann am 1. Mai 55, 
24. Januar 56, 22. Januar 57, 29. Juni 58, 21 September 59, 
29. Juni 60 samtlich in Kunzelsau, nur unterbrochen am 29. Juli 59 
durch eine ausserordentliche Versammlung in Hall; ferner am 
24. August 61 in Oehringen, am 24. Juni 62 in Neckarsulm, am 
8. September 63 in Heilbronn, am 24. August 64 in Weinsberg, 
24. August 65 in Hall, 21. September 66 in Wimpfen und Jagst- 
feld, 28. Oktober 67 in Hohebuch bei Waldenburg, 17. August 68 
in Crailsheim, 7. September 69 in Heilbronn; 1870 unterblieb die 
Versammlung wegen des Krieges; aber am 5. September 71 kam 
man wieder zusammen in Mergentheim, 1872 in Heilbronn, am 
11. September 73 in Oehringen, 28. Oktober 74 in Hall, 27. Dezem- 
ber 75 in Heilbronn, 11. September 76 in Oehringen, 11. Sept. 77 
in Neckarsulm, 11. September 78 in Weikersheim, 13. Oktober 79 
in Hall, 4. Oktober 80 in Oehringen. Von da an wurden 3 Jahre 
lang halbjahrlich Versammlungen gehalten, ein Beweis fiir das 
gesteigerte Interesse am Verein, so 1881 am 19. April in Crails- 
heim und am 3. Oktober in Weinsberg, 1882 am 11. April in 
Gaildorf und am 11. September in Waldenburg, 1883 am 27. Marz 
in Hall und am 11. September in Kirchberg; dann wieder jahrlich 
am 11. September 84 in Kunzelsau, am 11. September 85 in Mer- 
gentheim, am 16. September 86 in Hall, 15. September 87 in Wimpfen, 
11. September 88 in Crailsheim, 11. September 89 in Oehringen, 
11. September 90 in Niederstetten, 12. September 92 in Weinsberg, 
10. Oktober 94 in Gaildorf und am 29. Juni 96 in Kirchberg. 

Bei den Versammlungen, die als Wanderversammlungen im 
ganzen Vereinsgebiet herumfiihren, ist der Verein nicht eben an- 
spruchsvoll: er braucht einen Saal zu seinen Verhandlungen und 



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Geschichte des Hist. Vereins f. d. W. Fr. 15 

ist audi mit eiiiem T anz- oder Speisesaal zufrieden, wenn ihm kein 
Rathaussaal, keine Aula oder furstlicher Saal zur Verfiigung steht ; 
nur ist es ihm darum zu thun, dass die gebildete Einwohnerschaft, 
audi Damen des Versammlungsortes sich nicht ganz gleichgiltig 
gegeniiber den Verhandlungen verhalt, die ja ohnedies ausser anderera 
irgend einen Punkt aus der Geschichte oder den Alterttimern des 
betrefFenden Ortes zum Gegenstand der Erorterung haben, und dass 
die Merkwiirdigkeiten des Ortes leicht zug&nglich gemacht werden. 
Dass der Verein sich in der Hauptsache an diejenigen Stadte und 
sonstigen Orte halt, welche an der Eisenbahn liegen, geschieht 
naturlich mit Riicksicht auf die Ermoglichung eines zahlreich^p 
Besuches ; daher ist auch noch nie eine Versammlung in Langenburg 
gehalten worden, wo des Interessanten genug zu finden ist und 
das erforderliche Interesse bei der Bevolkerung wohl vorausgesetzt 
werden darf. 

Zu Ende des Jahres 1878 bildete sich in Hall ein Zweig- 
oder Lokalverein. Dieser sucht im engsten Verband mit dem 
Haupt verein, unahnlich dem im Jahr 1875 in Heilbronn entstandenen 
Zweig verein, der in kurzer Zeit sich zu einem selbstandigen Verein 
entwickelte, hauptsachlich die vom Hauptverein bisher weniger 
berucksichtigte naturgeschichtliche Seite zu pflegen und durch 
Monatsversammlungen wahrend des Winters und gemeinsame Aus- 
fliige im Sommer das Interesse fur die Vereinszwecke wach zu 
erhalten. So entstand haupts&chlich durch die Bemiihungen des 
damaligen Dekans, jetzigen Oberhofpredigers und Pralaten v. Schmid 
die Mineraliensammlung, welcher Stadtbaumeister Kolb, Apotheker 
Hiller vou Hall und Stud. med. Halm von Grossaltdorf besonders reiche 
Beitrage spendeten. Im Btthlerthal bei Rappolden wurde besonders 
durch Privatier Schnitzer in Hall im Jahr 1882 fur den Verein 
eine Anlage von Inkrustationen gemacht, die manches schone Stiick 
lieferte, und bis 1885 mit Erfolg fortgeflihrt. Auch wurden die 
Sammlungen im Pulverturm zugangiicher gemacht, indem anfangs 
wahrend des ganzen Sommers, spater wahrend einiger Monate des 
Sommers dieselben am Sonntag dem allgemeinen Besuch geofFnet 
wurden und noch werden, wobei besonders die in Hall wohnenden 
Angehorigen des Ausschusses, aber auch andere Haller Mitglieder 
in dankenswertester Weise die Aufsicht fiihren. Die Monatsver- 
sammlungen, in welchen meist Haller, aber auch auswartige Mitglieder 
wahrend des Winters Vortriige halten oder kleinere Mitteilungen 
machen und welche je nach dem Vorrat an Stoff bald in kleinerer, 



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16 flassler 

bald in grosserer Zahl gehalten werden (zwischen 4 und 8), erfreuen 
sich stets der regsten Teilnahme der Haller Mitglieder. 

Auch anderw&rts in nnserem Vereinsgebiet haben sich Lokal- 
vereine gebildet, so in Kiinzelsau besonders durch die rege Th&tigkeil 
des friiheren Anwalts daselbst, Professors Bonhoffer, jetzt Direktors 
der Handelsschule in Stuttgart, und in Mergentheim bald nach der 
Versammlung daselbst im Jahre 1885. 

Fiir Ausgrabungen wurden wiederholt die Mittel des 
Vereins in Anspruch genommen, so in Hall beim sogen. Lehenhof 
und im Streifeleswald, in Oehringen, in Sindringen, in Jagsthausen 
u. s. f. Freilich waren die Resultate hiebei meist gering, und die 
Fundgegenstande deckten weit nicht die hiefur gemachten Auslagen, 
wie denn z. B. in Jagsthausen 80 Mk. aufgewendet wurden und als 
Resultat ein paar Kisten rait ziemlich wertlosen Scherben nach 
Hall kamen, wahrend die wertvolleren Funde den Weg nach 
Stuttgart und anderwarts hin fanden. Weit besser fuhr der Verein, 
wenn er Gegenst&nde, die bei einer beliebigen Grabung zufallig 
gefunden wurden, ankaufte und etwaige Auslagen hiebei ersetzte, 
wie in Altenhausen, OA. Mergentheim, Ruckertshausen nnd bei 
Crailsheim. 

So ist es denn ein erfreuliches Bild, mit welchem wir die 
Geschichte unseres V ereins schliessen konnen. Der Verein hat eine 
bedeutende Anzahl von Mitgliedern, es fehlt ihm nicht an Mitarbeitern, 
nicht* an Interesse und Teilnahme bei der Bevolkerung, er hat die 
Anerkennung anderer ahnlicherVereine und derKgl.Staatsregierung; 
er hat ein Lokal fur seine Sammlungen gefunden und eine Stadt, 
die ihm Heimat und Mittelpunkt ist. Damit ist freilich nicht gesagt, 
dass nichts zu wiinschen iibrig bliebe. Moge es nicht an jiingeren 
Kraften fehlen, die dem Verein sich widmen und an seiner Arbeit 
Teil nehmen, moge jeder einzelne nicht bloss seiner Rechte, sondem 
auch seiner Pflicht, das Licht der Wahrheit zu fordern, sich bewusst 
sein, moge das Wohlwollen Seiner Majestat des Konigs, unseres 
allei hochsten Protektors, und der hohen Staatsregierung uns erhalten 
bleiben, moge Gottes Segen mit uns sein! Dann wird es auch 
dem Verein am Leben, am Bluhen nnd am Wachsen nicht fehlen und 
er wird getrost ins 20te Jahrhundert eintreten und freudig dem 
Jubilaum von 1922 entgegensehen konnen. 



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Geschichte des Hist. Vefeins f. d. W. Fr. 



17 



Anhang I. 



Mitarbeiter*) 

an der Zeitschrift oder den Vierteljahrsheften. 



v. Adelmann, Graf R., in Ho- 
henstadt. 

v. Alberti, Archivassessor in 
Stuttgart. 

v. Alberti, Dr., Rechtskonsu- 
lent in KUnzelsau. 

A 1 b r e c h t , Domanenrat in Oeh- 
ringen. 

Bach, M., Maler in Stuttgart. 

Bacmeister, Dr., Stadtpfarrer 
in Oehringen. 

B a s s 1 e r , Pfarrer in Finsterlohr. 

Bauer, B., Stadtpfarrer in Rotten- 
burg a. N. 

Bauer, H., PfarrerinQnadenthal. 

B az i n g, Oberamtsrichter in KUn- 
zelsau. 

Beck , Amtsrichter in Ravensburg. 

B e n s e n , Dr., Oberlehrer in Ro- 
thenburg o. T. 

v. Berlichingen, Graf Fr., in 
Rossach. 

Betz, Dr., Arzt in Heilbronn. 

Betz, Pfarrer in Groningen. 

v. Biberstein, Pfarrer in Bel- 
senberg. 

Bihl, Pfarrer in Gaggstadt. 

Bir linger, Professor in Bonn. 

Blind, Dr., Pfarrer in Adolz- 
hausen. 

Boger, Rektor in Oehringen. 

Bonhoffer, Professor in KUn- 
zelsau. 

B o s s e r t , Pfarrer in Bachlingen. 

B r a u n , Pfarrver weser in Reins- 
berg. 

B u h 1 e r , Assessor in Oehringen. 

B U h I e r , Kammeralamts - Buch- 
halter in Weinsberg. 



B U r g e r , Pfarrer in Unterregen- 

bach. 
Caspart, Pfarrer in SUlzbach. 
Crecelius, Professor Dr., in 

Elberfeld. 
D r ii c k , Professor in Reutlingen. 
DUrr, Dr., Professor in Heilbronn. 
Ehemann, Professor in Hall. 
Ernst, Pfarrer in Westernhausen. 
Fechter, Pfarrer in Schafters- 

heim. 
Fehleisen, Dr., Professor in 

Hall. 
Fischer, A., Dekan in Oehringen. 
Fro mm, Amtmann in Kirch- 
berg a. J. 
Ganzhorn, Oberamtsrichter in 

Neckarsulm. 
Gaupp, Prof, in Hall, 
v. Georgii-Georgenau, E. E. 
Gradmann, Dr., Stadtpfarrer in 

Neuenstein. 
GUnthner, Lehrer in Neunheim. 
G u s s m a n n , Stadtpfarrer in Sind- 

ringen. 
Haas, Oberregierungsrat in Mer- 

gentheim. 
Hanle, Justizrat in Ansbach. 
Hartmann, G., Pfarrer in Nassau. 
Hartmann, J., Stadtpfarrer in 

Widdern. 
H as s 1 e r , Oberprazeptor in Hall. 
Haug, Diakonus in Weinsberg. 
Haug, Pfarrer in Steinenbronn. 
Hausser, Schullehrer in Hall. 
Heyd, Notariatskandidat in Ell- 

wangen. 
v. H e y d t , Dr., Oberstudienrat in 

Stuttgart. 



*) Die Namen werden mitgeteilt mit dem Titel, den die Betreffenden fuhrten, 
als sie zum erstenmal ffir den Verein schrieben. 

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18 



Ff assle r 



H i n t r a g e r , Rechtsan wait a. D. 
in Stuttgart. 

Hones, Dekan in Neuenstadt. 

H o r in g, Dr., Oberamtswundarzt 
in Mergentheim. 

Hohenlohe - Waldenburg, Fiirst, 
Dr., F. K., in Kupferzell. 

vomHolz, Freiherr, M. in Alfdorf. 

Horn, Pfarrer in Rinderfeld. 

Immendorfer, Pfarrer in Ober- 
sontheim. 

v. Jan, Stadtpfarrer in Weil- 
heini u. T. 

Kaufinann, Dr., Archivrat in 
Wertheim. 

Keidel, Pfarrer in Asoh. 

Kerler, Dr., Oberbibliothekar 
in Wiirzburg. 

Kleram, Diakonus in Geislingen. 

Klunzinger, Dr., Vorstand des 
Zabergau-Vereins in Stuttgart. 

K n o d e 1 , Pfarrer in Assumstadt. 

v. K 6 n i g , Freiherr, Ri. in Wart- 
hausen. 

Kolb, Dr., Professor in Hall. 

Krauss, Stadtpfarrer in Ess- 
lingen. 

K u h I e s , Generalvikar in Wiirz- 
burg. 

Layer, Pfarrer in Neubronn. 

L em eke, P. in Ulm. 

Ludwig, Dr., Professor in Hall. 

L u b k e , Dr., Professor in Stuttgart. 

M a u ch , Oberrentaratmann in Gail- 
do rf. 

Mayer, Dekan in Weikersheim. 

Meyer, Rechtskonsulent in Hall. 

Merz, Dr., Stadtpfarrer in Hall. 

Miiller, Licenciat in Berlin. 

Pfister, Hauptmann in Wein- 
garten. 

Preuner, Theol. Cand. in Tu- 
bingen. 



Riehl, Professor in Miinchen. 
Roth, Fiuanzrat in Heilbronn. 
Schauffele, Conditor in Hall. 
S c h e n k , Pfarrer in Unterschupf. 
Schlegel, Pfarrer in Dorren- 

zimmern. 
S c h 1 i t z , Jur. Cand. in Pfitzingen. 
S c h m i d , II., Apotheker in Kun- 

zelsau. 
Schmid, Pfarrer in Sulzbach 

a. K. 
Sen mitt, Hauptmann z. D. in 

Mergentheim. 
Schneider, Dr., Archivsekretar 

in Stuttgart, 
v. Schneider, Oberstlieutenant 

a. D. in Stuttgart. 
Schonhuth, Pfarrer in Wach- 

bach. 
Schumann, Pfarrer inBonfeld. 
Seeger, Lehrer in Wachbach. 
Seeger, Professor in Hall. 
Sieglin, Pfarrer in Vorbach- 

zimmern. 
Sprandel,Oberamtmann inGera- 

bronn. 
Steiff, Dr., Professor in Stuttgart. 
Stocker, Pfarrer in Leopolds- 

hafen. 
Strebel, Pfarrer in Spielbach. 
Volz, Professor in Stuttgart. 
Wagner, Professor und Geh. 

Baurat in Darmstadt. 
Walcher, K. in Stuttgart, 
v. Waldkirch, Graf in Neckar- 

binau. 
Weber, Professor in Bamberg. 
Weiss, Dr. in Adelsheim. 
Weller, Dr. in Stuttgart. 
Wille, Dr. in Karlsruhe. 
Wintterlin, Dr., Professor in 

Stuttgart. 
Wolf. Pfarrer in Altenmiinster. 



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Gcschichte des Hist. Vereins f. d. W. Fr. 



19 



Anhang II. 



JEhrenniitglieder. 



v. Aufsess, Freiherr, bayerischer 
Kaminerer in Aufsess. f 

Baur, Archivar in Darmstadt, f 

v. Bayer, Direktor in Baden- 
Baden, f 

Bechstein, Dr. in Meiningen. f 

Bensen, Dr., Oberlehrer in Ro- 
thenburg o. T. f 

v. Berliohingen, Graf, Fr. in 
Karlsruhe, f 

Bohmer, Dr., Stadtbibliothekar 
in Frankfurt a. M. f 

B o s s e r t , Dr., Pfarrer in Nabern. 

C asp art, Pfarrer in Kuster- 
dingen. 

Contzen, Dr., Professor in Wu'rz- 
burg. f 

v. Eberstein, Freiherr, L. F., 
preuss. Hauptmann a. D. in 
Dresden, f 

v. Egl off stein, Staatsrat in 
Stuttgart, f 

Eheiuann, Rektor des Gymna- 
siums in Ravensburg. 

F r o m m , Oberamtmann in Calw, 
Ehrenvorstand von 1850 — 61. 

v. Furstenberg, Furst, Karl 
Egon in Donaueschingen. f 

Gaupp, Professor in Hall. 

v. Go It her, Dr., Kultminister 
in Stuttgart, f 

Hartmann, Dr., Oberstudienrat 
in Stuttgart. 

H a s s 1 e r , Dr., Oberstudienrat in 
Ulm. f 

Hassler, Professor in Hall. 

Haug, Direktor des Gymna- 
siums in Mannheim. 

Heffner, L., Landwehroberst in 
Wurzburg. f 

v. Hofler, Dr., Professor in 
Prag. 

Holder, Professor in Rottweil. 

v. H o h e nlo h e- Bartenstein, Furst 
Johannes. 



v. Hohenlohe- Jagstberg, Furst 
Albert. 

v. Hohenlohe- Langenburg, 
Furst Hermann, Statthalter von 
Elsass-Lothringen. 

v.Hohenloh e-Oehringen, Furst 
Felix, f 

v. Hohenlohe- Oehringen, Furst 
Hugo, Herzog von Ujest. 

v. Ho hen] o h e - Schiliingsflirst, 
Furst Clodwig, Reichskanzler. 

v. Hohenlohe- Waldenburg, 
Furst, Dr., Friedrich Karl in 
Kupferzell, von 1873— 84Ehren- 
prasident. f 

v. Ho h e n 1 o h e - Waldenburg, 
Furst Nikolaus inWaldenburg.f 

v. Hohenlohe- Waldenburg, 
Furst Friedrich Karl II. in Wal- 
denburg. 

v.Hohenlohe-Oehringen, Erb- 
prinz Christian Kraft. 

Kauffmann, Dr., Archivrat in 
Wertheim. f 

Kausler, Archivar in Stuttgart.. f 

Keller, Dr., Professor in Tu- 
bingen, f 

Kerner, Dr. J., Oberamtsarzt in 
Weinsberg. f 

Klunzinger, Dr. in Stuttgart, f. 

KriegvonHochfelden,Oberst 
in Karlsruhe, f 

v. Lassberg, Freiherr, J., Kam- 
merer in ' Meersburg. f. 

Lindenschmidt, Dr., Conser- 
vator in Mainz, f 

v.Lowenstein- Wertheim, Fiirst 
Georg. f 

Morike, Dr., Professor in Stutt- 
gart, f 

Mone, Dr., Archivdirektor in 
Karlsruhe, f 

P a u 1 u s , Finanzrat in Stuttgart, f 

Pfaff, Dr., Conrektor in Ess- 
lingen. f 

2* 



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20 



H a s s 1 e r , Geschichte des Mist. Vereins f. d. W. Fr. 



P f e i f f e r , Dr., Professor in Stutt- 
gart, f 

Reyscher, Dr., Professor in 
Tubingen, f 

v. Rum el in, Chef des Kultde- 

• parteraents in Stuttgart, f 

v. SDittler-Wachter, Kult- 
minister in Stuttgart.f 

v. Stalin, Oberbibliothekar in 
Stuttgart.f 

v. Stillfried-Rattonitz- Alkan- 



tara, Graf, Oberzeremonien- 

meister in Berlin, f 
Titot, Oberaintspfleger in Heil- 

bronn. f 
Uhland, Dr., Prof, in Tubingen, f 
W i 1 h e 1 m i , Dekan in Sinsheim. f 
v. Wurttemberg, Herzog Paul 

in Mergentheim. f. 
v. Wurttemberg, Graf Wil- 

helm A. F., Herzog von 

Urach in Stuttgart, f 



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21 



Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 

Von Professor Dr. Kolb in Hall. 



DemLebensgang eines Schriftstellers sorgf&ltiger nachzuspfiren 
und die Ergebnisse solcher Forschung einem grossern Kreise vor- 
zulegen, hat freilich nur dann einen gewissen Reiz und bildet nur 
unter der Bedingung eine lohnende Aufgabe, wenn des Schrift- 
stellers Werke sich einer grSssern Verbreitung erfreuen und 
wenn sie auf die Leser eine solche Anziehung ausiiben, dass der 
Wunsch entsteht, etwas Naheres ttber des Verfassers Schicksale 
und Eigenschaften zu hflren. 

Diese Vorbedingungen treffen leider bei dem vorliegenden 
Gegenstande nicht zu; denn so viel Widman auch geschrieben 
hat, so ist doch von seinen Werken, teils infolge besonderer Ab- 
sichten des Verfassers, teils durch die Ungunst der Zeiten, keines 
zura Druck gekommen ; nur einzelne Bruchstucke sind veroffentlicht 
worderi, wie die Geschichte des Stifts Komburg und einige durch 
ihre bequeme Abrundung sich eignenden Geschichten und Schwanke. 

Wenn es trotzdem hier unternommen wird, obige Aufgabe 
zu losen, so geschieht es einmal mit Rucksicht darauf, dass doch 
Widmans Chronik wenigstens handschriftlich in unserm Fran- 
kenland, zumal in Hall, ziemlich verbreitet ist, und dass besonders 
manche Glieder unseres historischen Vereins , sei es zur Unterhal- 
tung, sei es zum Zweck eindringender Forschungen sich in die- 
selben vertieft haben. Dann aber darf auch gesagt werden, dass 
dieses Lebensbild an und fur sich, ganz abgesehen von Widmans 
Schriftstellerei, den Versuch einer Darstellung wohl verdient, da 
es sich hier um einen Mann handelt, der hineingestellt war in die 
Erschutterungen und Kampfe der Reformationszeit , und der in 
peinlicher Mittelstellung zwischen dem Alten und Neuen, zwischen 
dem Komburger Stift und der Hallischen Vaterstadt, die Wunden- 
male dieses Kampfes so z. s. an seinem Leibe tr^lgt. In seinera 



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22 K o l b 

unentschiedenen und unklaren Verhalten — ausserlidi sieh den 
neuen Ordnungeu fiigend, innerlich den alten Ueberzeugungen treu 
bleibend — bildet er zugleich eine eigentumliche Parallele zu seinem 
Nachbarn und Amtsgenossen Herolt, der unter fast gleichen Ver- 
haltnissen aufgewachsen so friih und entschieden auf den Boden 
der Reformation trat und seine Erlebnisse , wie audi seine der 
Vaterstadt gewidmeten geschichtlichen Forschungen ebenfalls in 
einem Chronikwerke niedergelegt hat. 

Zur Herstellung dieses Lebensbildes konnten die dankens- 
werten Notizen, die Hartmann in seinem Artikel uber die Wid- 
man'sche Familie W.Vj.-H. 1880, 226 ff. und Bosseft in Schnorrs 
Archiv fiir Litteraturgesch. 1881, 317 zusammengestellt haben, 
ferner eine Reihe von Angaben, die aus den Haalamtsbuchern und 
aus Akten des gemeinschaftlichen Archivs zu Hall gezogen sind, 
verwertet werden. Der kurzlich in der Allg. D. Biogr. Band XLII 
S. 344—352 erscbienene Artikel uber die Widmane von L. Frankel 
geht der Bestimmung des grossen Werkes entsprechend mehr nur 
auf diejenigen Glieder der Familie ein, die durch Druckschriften 
bekannt geworden sind, und behandelt somit den Chronisten nur 
kurz, ist audi von Unrichtigkeiten nicht ganz frei. Die beste Hilfe 
gewabrte Widmans Chronik selbst, aus welcher eine ziemlich reiche 
Ausbeute von Mitteilungen personlicher Art zu gewinnen war. 
Diese Quelle ermoglichte es auch, der ganzen Schilderung eine 
etwas warmere Farbe zu geben, besonders fur denjenigen Abscbuitt, 
der von Widmans kirchlicher Stellung handelt. 

Georg Widman wurde im Juli oder August 1486 geboren; 
seiu Geburtsort ist unsicher; er kann Hall, kann aber auch 
Thungenthal gewesen sein. Das Geschlecht lasst sich nach den 
Haalamtsakten bis zu des Chronisten Urgrossvater hinauf verfolgen, 
der Hans Widman hiess und die Tochter eines Seifried Ammann 
in Biihlerthann zur Ehefrau hatte. 

Des Chronisten Vater, ebenfalls Georg Widman, Sekretarius 
zu Kombnrg und 35 Jahr Syndikus zu Hall, wird urn 1494 oder 
1495 erstmals als Pfarrer zu Thungenthal ervviihiit, wodurch aber 
nicht ausgeschlossen ist, dass er sclion fruher diese Stelle inne 
hatte. Er war gleichzeitig Inhaber der Pfrunde des St. Ottilien- 
altars am Spital in Hall, und als soldier im Genusse eines Siedens. 
Im Jahr 1515 wird er noch einmal als Thungenthaler Pfarrer ge- 
nannt aus Anlass eines Vertrages, der von Dechant und Kapitel 
zu Komburg einerseits und Jorg Widman Vater und seinem Sohn 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 23 

(dem spatern Chronisten) andrerseits in Betreff der Pfarrei 
Thiingenthal gemacht wurde. 

Wie man sieht, ist unser Georg Widman aus dem Konkubinat. 
liervorgegangen, das ubrigens in jenen Zeiten beim frankischen 
Klerus wie anderswo ziemlich allgemein verbreitet, und nicht bloss 
unanstossig, sondern im Vergleich mit leichtfertigeren Beziehungen 
sogar verhaltnismassig ehrenbaft war. 

In Thiingenthal war Widman benacbbart mit dem Reinsberger 
Pfarrhaus, wo seit 1480 Johann Herolt, Vater des Chronisten Herolt, 
waltete (W. Vjb. 1881, 290). So mag schon in den Jugendjahren 
zwischen den beiden Mannern, die spater in ihren schriftstellerischen 
Neigungen so vielfach zusamraentreffen, in ihren Lebensanschauungen 
so weit auseinandergehen sollten, allerlei Beruhrung oder gar ein 
reger Verkehr bestanden haben. 

Ueber die Jugendbildung Widmans liegen keinerlei Angaben 
vor; sie wird wie diejenige Herolts in die Lateinschule von Hall 
fuhren. (S. Witrtt. Geschichtsquellen 1, 2.) Auch iiber seine akademische 
Bildung lassen uns alle Quellen im Stiche. Er hat wohl von derselben 
keine lebendigeren Anregungen empfangen, vielleicht auch nicht 
liingere Zeit an einem einzigen Studienorte zugebracht; sonst wiirde 
er bei der Redseligkeit, mit der er seine Reiseerlebnisse und die in 
fremdem Lande gewonnenen Eindriicke zu besprechen pflegt, und 
vollends bei der reichlichen Gelegenheit, die sich ihm gerade auch 
in dem besonderen (VII.) Kapitel seiner Chronik iiber Universitaten 
darbot, iiber diese Zeit nicht mit solchem Stillschweigen hinvveg- 
gegangen sein. 

Dass er vom Humanismus nicht unberiihrt geblieben ist, geht 
schon aus seiner Verehrung fur Erasmus hervor, den er zweimal 
in seiner Chronik erwahnt, und zwar an Stellen, wo der Gegen- 
stand doch nur in lockerer Beziehung zu dem Basler Gelehrten 
steht. Er nennt ihn „das Licht deutscher Nation", und meldet u. a., 
dass von ihm einige bisher unbekannte, von Simon Grynaus im 
Kloster Lorsch aufgefundene Bticher des Livius (V. Dekade?) im 
Druck herausgegeben worden seien (nach Teuffel Rom. Litt. Gescli. 
ubrigens von Grynaus selbst herausgegeben). Freilich scheint er 
den grossen Humanisten mehr aus der Feme verehrt zu haben, 
denn Spuren der Lektiire seiner Werke lassen sich nicht entdecken, 
ebenso wenig eine Bekanntschaft mit den Schriften anderer Huma- 
nisten. Auch in der Aufzahlung alter Klassiker, die sich in der 
Vorrede zu seiner Chronik findet, lasst sich hochstens eine fltichtige 



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24 Kolb 

AnfUhrung Platos als Beleg seiner humanistischen Richtuug ver- 
werten. 

Jedenfalls hat sich seine Bildung nicht bloss auf das sprach- 
liche und das theologische Gebiet erstreckt, sondern auch auf das 
juristische und auf die Notariatsgeschafte, in welch letztere er 
wohl schon von seinem Vater eingeleitet sein mochte. Ferner lasst 
sich aus seiner Chronik mit Sicherheit schliessen, dass er schon in 
jungen Jahren iiber den engen Bereich seiner Heimat Sfters hinaus- 
gekommen ist und sich der Menschen Sitten und Gebrauche, auch 
die Denkm&ler aus alten Zeiten, mit aufmerksamem Auge angesehen 
und mit fleissiger Feder notiert hat. Die Spuren weisen nament- 
lich auf Klfister im Schwarzwald und im Odenwald, vor allem auf 
das Kloster Schonau bei Heidelberg. — Die Begierde weitere 
Reisen zu machen, besonders auch iiber Meer zu fahren und die 
fremden Erdteile mit eigenen Augen zu schauen, hegte er zwar 
in lebhaftester Weise, musste sie aber „aus Schwachheit des Leibes 
und Sackels" ungestillt lassen und sich damit begnugen, als Ersatz 
dafiir sich so viele Lander- und Reisebeschreibungen als moglich 
zu verschaffen und zu studieren, und dagegen als sein eigentliches 
Forschungsgebiet dasjenige anzusehen, was in seiner „Heimgassen 
vor Zeiten geschehen sei". 

Urn 1518 erhielt er von Heinrich von Koln, dem Dekan von 
Komburg, die Pfarrei Erlach, mit welcher damals Gelbingen als 
Filial verbunden war. Die Pfarrei gehorte seit alten Zeiten dem 
Komburger Stift, das urspriinglich nur das Patronat geubt hatte; 
spater, zu einer Zeit finanzieller Bedrangnis (schon 1287) war die 
Stelle mit andern Nachbarpfarreien dem Stift inkorporiert, sodass 
nun samtliche Einkiinfte dem Kloster zuflossen und dem Pfarrherrn 
bloss eine verh&ltnismassig dtirftige Besoldung gelassen wurde. Wenn 
daher die Pfarrei Erlach in einer Haller Kapitelsrechnung (Haller 
Dekanatsakten) vom J. 1510 unter alien Pfarreien des Kapitels als 
die eintr&glichste figuriert, da sie mit dem hochsten Wiirzburger 
Zehnten (6 fl., das Doppelte von Hall) angesetzt ist, so darf man 
daraus wohl nicht den Schluss Ziehen, als ob dem Pfarrherrn dieser 
Reichtum ungeschmalert zu gute gekommen ware. Immerhin mochte 
sie auch so noch zu den eintraglicheren gehoren. 

Urn dieselbe Zeit (1518), jedenfalls nicht spater, beginnt auch das 
eheliche Zusammenleben Widmans mit Anna Gross von Gelbingen, 
das eine Reihe von Jahren nachher, wahrscheinlich nach Einfiihrung 
der Reformation in Hall, eine Sanktion durch Kirchgang in St. Michael 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 25 

erhalten hat. Eigentiimlich und ratselbaft aber ist, dass dieser 
Akt, bei welchem doch der Ratsherr Gabriel Senft und ein Geist- 
licher Namens Michael Steffani *) als Zeugen beteiligt waren, entweder 
nicht zu allgemeiner Kenntnis gelangte oder von der evangeliscben 
Obrigkeit nicht als in evangelischem Sinne vollzogen betrachtet 
wurde. Denn noch im J. 1542 wurde Widman neben andern 
Punkten*, wegen deren er sich zu rechtfertigen hatte, auch urn 
dieses seines ehelichen Verhaltnisses willen nach Hall gefordert zur 
Verantwortung vor den geistlichen Visitatoren (s. auch unten). — 
Von den aus dieser Ehe entsprossenen Kindern wird sp&ter noch 
die Rede sein. — Bemerkenswert ist, dass die Anna Gross mit 
ihren Kindern vom Stift Koraburg mehrmals (1526 und 1536) be- 
trachtliche Unterstiitzung erf&hrt durch Zuweisung von Giiterstucken. 
Wann Widman zu des Komburger Stifts Syndikus, d. h. 
Kanzleivorstand und Rechtskonsulenten (cancellariae director et 
consiliarius) bestellt wurde, ist ungewiss. Er tritt in dieser Eigen- 
schaft nach seiner eigenen Angabe schon 1530 anlasslich des 
Augsburger Reichstags auf. Bei Wacker Chronicon Comburgense 
wird seine Thatigkeit erst vom Jahr 1537 an erwahnt (die Worte 
lauten: Syndici seu cancellariae directores J. U. D. et consiliarii 
ab anno 1537 : Admodum revds Dns. Georgius Widman, parochus 
in Erlach et Gelbingen, Syndicus Comb., als sein nachster Nach- 
folger : Joh. Phil. Gelters 1560). — In der gleichen Stellung eines 
Rechtsrates stand Widman auch zum Gotteshaus Murrhardt, das 
freilich zu jenenZeiten in tiefem Verfall begriffen war. Von die sen 
Beziehungen Widmans erhalten wir Kunde aus Anlass des ersten 
Werkes, das er verfasste. Es war ihm n&mlich, da er bereits in 
dem Rufe eines emsigen Altertumsforschers stand, in den zwanziger 
Jahren vom Abt Oswald zu Murrhardt und von dem damaligen 
Grosskeller Martin, seinen „gebietenden Herrn", wie er sie nennt, 
das Ansinnen gestellt, dass er auf Grund der im Kloster liegenden 
Dokumente, Stiftungsbriefe, Dotationsurkimden u. s. w. und mit 
Benutzung des von der lebendigen Tradition noch gebotenen Stoffes 
eine Chronik des Klosters schreibe. -Diesem Begehren entsprach 
er willig und brachte ein Werk von zwei Buchern zustande, das 
er am Freitag nach Okuli (24. Marz) 1525 seinen Herrn und Gonnern, 



*) In Haspel, De centena sublimi Suevo-Hal. 1761 S. 61 nur rait diesem 
seinem Nam en genannt, in den Haller Kapitelsrechnungen zu 1517 als Priester 
aufgefuhrt. 



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26 K o 1 b 

wahrscheinlich personlich, einhandigte. Dieses „Murrhardisch Chro- 
nic" betitelte Werk sollte aber nur eine kurze Lebensdauer haben. 
Wenige Wochen nachher brauste der Sturm des Bauernaufruhrs 
(lurch d.is Land, und der Gaildorfer Haufe, derselbe, der zuvor 
auf Hohenstaufen die Besatzung iiberrumpelt und das Schloss in 
Brand gesteckt hatte, walzte sich gegen Murrhardt, pliinderte das 
Kloster, raubte was wertvoll war und zerriss Biicher und' Perga- 
raente. Da wurde auch Widmans Buch teils in einer nicht wieder- 
zugebenden Weise „verunsaubert a , teils in kleine Fetzen zerrissen. 

So hart dies ubrigens fiir den Schriftsteller sein raochte, so 
kain er mit dieser litterarischen Misshandlung durch die Bauern 
iinmerhin viel glimpflicher davon als z. B. sein Kollege Herolt 
vonReinsberg,der eineWeile von den Bauern mitgeschleppt wurde und 
in Gefahr seines Lebens war. Auch Widmans Gemeinde, Erlach, 
blieb in merkwurdiger Weise von dem ganzen Unwetter verschont. 
Denn wabrend der Hallische Bauernauf stand in Enslingen, also 
nur ein wenig nordlich, seinen Ausgang nahm, urn sich daun in 
einem zuerst nordlich und ostlich, dann gegen Siiden und Westen 
gewendeten Bogen rings lierum zu wenden und bei Gottwollshausen, 
ebenfalls wieder in Erlachs Nahe, sein klagliches Ende zu linden, 
blieb Erlach selbst wie eine Insel mitten in dem tobenden Ozean 
unberiihrt, schon Gelbingen dagegen, das Filial, hatte seinen Bei- 
trag zum Haller Haufen gestellt. 

Dass Widman, auch abgesehen von diesen personlich ver- 
letzenden Erfahrungen, tiber den Bauernaufstand ein scharfes Urteil 
fiillte, versteht sich von selbst. Auffallend aber ist, dass er dieser 
Bewegung, die Herolt so eingehend beschreibt, in seiner Chronik 
nur einige kurze, ganz fliichtige Abschnitte widmet. Man kann die 
Erklarung fiir dieses Stillschweigen nicht etwa darin suchen, dass 
Widman sich nur oder vorwiegend mit der Vergangenheit beschaftigt 
habe und der Schilderung der gleichzeitigen Ereignisse aus dem 
Wege gegangen sei. Dies ist keineswegs der Fall; vielmehr liegt 
aus Widmans Feder mindestens vom Jahr 1528 an eine eingehende, 
fortlaufende, sowolil durch die Genauigkeit der Angaben als durch 
die Lebhaftigkeit des Tones sich von der eigentlichen Chronik vor- 
teilhaft auszeichnende Darstellung der Zeitereignisse bis in die 
fttnfziger Jahre vor. Ich mochte daher eher der Vermutuug Raum 
geben, dass, was sich auf Ein f Mining der Reformation und den 
Bauernaufruhr bezog, enthalten war in einem zweiten Werk, welches 
Widman auf Andringen seiner Freunde nach Vernichtung jener 



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Pes Haller Chronisten Gcorg Widnian Leben. 27 

Murrhardter Chrunik zusammenstellte und mit demTitel „Der alte 
Kalender" versah. Von diesera in 5 Biicher geteilten und 855 
Historien enthaltenden Werke sagt der Verfasser selbst (in der 
Einleitung zu seiner Chronik): „Dieweil aber in solchem meinem 
alten Kalender nicht allein der alten Teutschen und andern Lander 
Geschichten, sondern auch viele, so sich bei unsern Zeiten 
zugetragen und beschehen, niemand zu Heb noch zu lei'd, 
sondern wie es an sich selbst verloffen, in der Wahrheit beschrieben, 
uud aber die Wahrheit Neid und Hass bringefc, demnach, Undank 
zu verhuten, ich noch derzeit nicht willens bin, erstgedachtes alten 
Kalenders funf Biicher an das Licht oder in Druck zu geben. a 
Das Werk ist iiberhaupt nicht, auch nicht handschriftlich, in die 
Oeffentlichkeit gedruugen; und wenn auch die dem Altertum an- 
gehorigen Partieen spater ohne Zweifel fast vollstandig in die 
nChronik" liineinverarbeitet wurden, so sind wohl ebenso sicher 
jene dem Anstoss und Widerspruch ausgesetzten zeitgeschichtlichen 
Abschnitte weggeblieben, wo es sich um die grosse religiose und 
kirchliche Umwalzung und ihre Begleiterscheinungen handelte. 

Es ist hier der Ort, iiberhaupt ttber Widmans kirchliche 
Stellung zu reden. Schon oben ist der engen Beziehungen gedacht, 
in welchen er zu Kloster Murrhardt und Stift Komburg stand. Er 
widmete ihnen mit grosster Beflissenheit und freudigem Eifer seine 
Dienste, ja er ist von eigentlichen Pietatsgefiihlen gegen diese 
Anstalten und ihre Leiter durchdiungen. „Meine besonders gunstigen 
gebietenden Herrn", oder „meine besonders gnadigen Herrn" — so 
redet er nicht bloss von den Pralaten in Murrhardt, den lebenden 
und den langst gestorbenen, von den Pralaten und Kapitelsherren 
zu Komburg, sondern auch 1552 noch von Sebastian Pfungstedt, dem 
Abt des Klosters Schonau iin Odenwald. Hiebei ist zu beachten, 
dass es hauptsachlich Benediktiner-, bez. Cisterzienserkloster sind, 
in denen er sozusagen zu Hause ist. Auch in dem langen Ab- 
schnitt seiner Chronik, wo er eine Reihe von Klostern vorfuhrt, 
sind es ausschliesslich die Stiftungen der Benediktiner und ihrer 
Abzweigungen, der Cisterzienser und Pramonstratenser, mit denen 
er sich beschaftigt, wahrend er die Dominikaner und Franziskaner, 
von denen ihm doch die letzteren in dem Haller St. Jakobskloster 
so nahe lagen, mit keinem Worte beriihrt. Offenbar waren ihm 
die Benediktinerkloster allein zugleich Mittelpunkte kirchlichen 
Lebens und feinerer Kultur und entsprachen so seinem Ideal einer 
Verbindung von Frommigkeit und Wissenschaft. Es ist daher die 



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28 K o 1 b 

Zuneigung eines verwandten Gemutes, die er diesen Klostern ent- 
gegenbringt, und andrerseits ein gewisser aristokratischer Wider- 
wille, der ihn abhalt, sich mit den Bettelorden zu befassen. 

Ein Beweis aber, wie hoch er uberhaupt von den Klostern 
denkt, liegt u. a. in den fast iiberschwenglichen Worten, mit denen 
er die Erzahlung von Wiederberstellung des Klosters Murrbardt 
nach Einfuhrung des Interims 1548 einleitet: „Tn dem erleucbtet 
Gott das Herz Cyri, des Konigs Persarum, dass er die Kloster 
wiederum ofFnete, den verjagten Brtidern eingab Pralaten zu wahlen 
und wiederum Brttder einzunebmen gebot." Und im Hinblick auf 
den neu ernannten Abt Thomas Carlin spricht er die Hoffnung aus: 
„Ich setze keinen Zweifel, dieser Abt Thoma werde dermassen 
hausen, dass zu Murrhard klosterlich Lebeu wieder nach Willen des 
ersten Stifters Kaiser Ludwig werde griinen und alles Unglucks 
erholen." 

Dass ein Mann von solcher Gesinnung und Richtung keine 
Empfanglichkeit fur die reformatorischen Gedanken haben konnte, 
liegt auf der Hand. Der Widerwille gegen die neuen Anschauungen 
zeigt sich denn auch in seiner Chronik in unzweideutigster Weise 
und schafft sich Luft teils in den Namen, die er den Evangelischen 
giebt , teils in den Motiven , die er ihnen unterlegt und in der 
scharfen und ungunstigen Gesamtbeurteilung, die er ihren hervor- 
ragendsten Fiihrerti angedeihen l&sst. „Die Lutterischen", „die 
lutterische Sekte", die „lutterische Religion", das „lutterische Irrsal", 
das sind die Namen, mit denen er die andere Richtung belegt; 
besonders haufig: „die Lutterey": n Herzog Ulerich richtet 1534 
die Lutterey ein"; beim Interim 1549: „Lutterey erhebt sich a , 
„sie sind wieder in Lutterey gefallen", n 1533 hat zu St. Johanns 
in Hall Lutterey angehebt". Die Schmalkaldischen sind Leute, die 
sich „unter dem Schein des Evangeliums" zusammengethan haben. 
Sie „nennen sich a die christliche Verbiindniss, sind aber „Con- 
spiratores", ein Ausdruck der oft von ihnen gebraucht wird, wo- 
gegen dem Schwabischen Bund das Lob gezollt wird, dass sein 
Wirken fur Hochdeutschland „hocherschiesslich ft gewesen sei. „Weil 
(solange) er wahrte, hatte Hochdeutschland und vorab die Reichs- 
stadte Gluck und Heil; da ging Justitia und alle Gewerbe im 
Schwang, viel Raubschlosser wurden zerbrochen. Und denen, so 
solches Bundniss am nutzlichsten war, die verliessen, wie Jeremias 
sagt, den Bronnen des lebendigen Wassers und gruben ihnen rinnende 
Cisternen, die nicht VVasser hielten, vergassen die bewiesene Treu 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 29 

des Hauses Oesterreich, gesellten sich zum blutigen Schwert und 
getraiflften Waldlowen" (Wappen des Landgr. von Hessen). „Dann 
was Justitia von 1520 bis uf diese Zeit in Teutschland gewesen, 
liegt am Tag." 

Besonders libel kommt der Landgraf Philipp, „der Hess a , wie 
er ihn gewflhnlich nennt, weg. Ibm werden die abgeschmacktesten 
Plane, z. B. dass er selber habe Kaiser werden wollen, untergelegt. 
Sebastian Sch&rtlein wird „ein Bub in der Haut a , d. h. ein Schelm 
durch und durch genannt, wogegen Kaiser Karls Frommigkeit 
ofter gepriesen wird. 

Dieser Ton wird zusebends sch&rfer, je mehr die Dinge zum 
Schmalkaldischen Kriege hintreiben ; und wie in Wurttemberg nach 
der kurzen Zeit sch&rferer Durchflihrung des Interims der Herzog 
allm&hlich die evangelischen Prediger zuruckfuhrte, bricht Widman 
in die Klage aus: „In surama, die Sack ist in der Kirche tibler 
denn vor gestanden. a 

Was Widman an der evangelischen Auffassung besonders aus- 
zusetzen fand, ist nicht so leicht zu ersehen, da er sich hieriiber 
me eingehend und im Zusammenhang ausspricht. Seine Vorvviirfe 
lagen wohl auch weniger auf dogmatischem Gebiete ; jedenfalls hat 
er sich diese Seite der Sache kaum deutlich zum Bewusstsein ge- 
bracht oder nicht deutlich formuliert. Es lasst sich in dieser Hin- 
sicht nur etwa die Bemerkung verwerten, die er anlasslich des 
Vorgehens der Evangelischen auf dem Reichstag zu Augsburg macht ; 
er wirft ihnen hier -vor: „Macht man es, wie es ihnen, den Luther- 
ischen, gefiele, so ware es christlich, w r o nicht, so wars nicht." 
Mit anderen Worten: sie erheben den Anspruch nach Gutdunken 
und Willkur entscheiden zu wollen, was christlich sei und nicht; 
also ein schrankenloser und grundsatzloser Subjektivismus ist es, 
was er ihnen schuld giebt. — Auf einzelne Glaubenssatze lasst er 
sich nicht ein, uberhaupt war er vom Christentum weniger religios 
als moralisch angeregt, wie die vielen moralischen Betrachtungen 
und Nutzanwendungen , mit denen er seine Chronik durchflicht, 
bundig beweisen. 

Dagegen lasst sich indirekt ziemlich sicher bestimmen, was 
ihm an der reformatorischen Bewegung besonders anstossig war. 
Als Syndicus und Notar, und als ein auf diesen Gebieten fortwahrend 
praktisch beschaftigter Mann fasste er die bestehende Kirche vor 
allem auf unter dem Gesichtspunkt des bestehenden Rechts und 
der geltenden Besitztitel; und diese letztern, ob sie sich nun auf 



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30 Kolb 

den grossen Besitz der Bistumer oder Kloster, oder auf das ldeine 
Vermogen einer einzelnen Pfarrei bezogen, galten ikm vermoge des 
feierlich verbrieften Willens des Stifters als heilig und unantastbar. 
Die Reformation war ihm ein in grossem Stil verubter Einbruch 
in diesen festgefiigten Organismus alter Ordnungen und Besitztumer, 
und es wurde ihm schwer, fttr ilire Haupter, namentlich fur die 
evangelischen Fursten irgend welche andere Beweggrunde ihres 
Vorgehens anzunehmen als Eigennutz und Habgier, wie er denn 
diese Motive einzelnen von ihnen auf den Kopf zusagt. 

In diesem Licbt betrachtet erhalten gewisse Abschnitte seiner 
Chronik, wo er seinen Eifer und Unwillen uber die „Kirchenrauber a 
ausschuttet, Hire besondere Spitze. Wenn er z. B. sagt: „Wir, 
die wir den rechten Gottesdienst haben (namlich in Vergleich mit 
den Heiden, von deren piet&tvollem Verhalten gegenuber ihren 
Gottertempeln er zuvor gesprochen hat), sollten unsre Kirchen niclit 
so verachtlich traktieren, solche berauben und die alten Stiftungen 
einzielien. Denn es faselt (= gedeibt) niclit, es frisst dein Gut damit; 
ich sehe noch keinen, der vora Kirchenrauben reich worden. Sondern 
Gott schickts, dass ers zehenfach wiedergeben muss, wir habens 
bei unsern Zeiten erfaliren. Wann unsre Vater zu Aufnehmung der 
Kirchen und ihrer Zierden hochbegierig gewesen, so treiben wir 
das Widerspiel, wir stiften nichts, bauen nichts, zieren nichts, und 
das so unsre Aeltern gestiftet und gebaut, zerstoren, nehmen und 
vernichten wir selbst" . . . wenn er solche Vorwiirfe erhebt und 
den sakularisierenden Schirmvogten und Fursten solche War- 
nungen zuruft, so hat er sicher dabei niclit bloss Beispiele aus dem 
Bereiche des alten Glaubens im Auge, deren es ja freilich damals 
audi genug gab, sondern vor allem die protestantischen Fursten 
und Herrschaften. 

Widman muss also als entschiedener Gegner der Reformation 
bezeichnet werden. Er hat dies auch iiusserlich kund gethan da- 
durch, dass er sich von den Fiihrern der evangelischen Sache feme 
hielt und dagegen mit den Vertretern und Freunden des alten 
Glaubens, hauptsachlich auch den alten Geschlechtern in Hall in 
engen Beziehungen stand, so mit den Morstein und Spiessen, mit 
Georg von Wolmershausen, ganz zu geschweigen von den Herren 
zu Murrhardt und Komburg, und von der Verbindung, in der er 
durch Lorenz Fries mit dem Wurzburger Bischofshofe stand. 

Seinen Gegensatz aber in oflFener Polemik laut werden zu 
lassen hat er sich allem nach gescheut. Es sind wohl bei dieser 



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Dos Hallcr Chronisten Georg Widman Leben. 31 

Zuruckhaltung verschiedeiie Griinde im Spiele gewesen, einmal die 
Schw&chlichkeit und Kranklichkeit seines Leibes, auf die er mehr- 
mals anspielt, dann die Neigung des Stubengelehrten, dem Kampf 
der rauhen Wirklichkeit lieber aus dem Wege zu gehen, endlich 
auch die Gehorsamspflichten, die er der Hallischen Obrigkeit 
schuldete. 

Kehren wir zu seinen personlichen Erlebnissen zuruck, so 
bringt die Ckronik die Notiz, dass er am 24. Februar 1529 in 
Geschaften auf dem Tag des Schwabischen Bundes zu Ulm war, 
wo Memmingen wegen seiner protestantischen Haltung aus dem 
Bund gestossen wurde. Hier sah Widman u. a. den Konig Ferdinand 
mit 500 Pferden einreiten, und in seinera Gefolge einen Zwerg von 
3 1 /* Spangen Lange, „mit einera grossen Bart und einen weissen 
Adler habend." 

Aus dem Jahre 1530 erfahren wir, dass Widman sechsmal 
in Geschaften auf dem Reichstag zu Augsburg war, deraselben, 
der fur die Evangelischen durch die Vorlegung ihres Bekennt- 
nisses von so grosser Wichtigkeit wurde. Von diesem hochbedeut- 
samen Ereignis berichtet freilich unser Chronist gar nichts; von 
den ubrigen Vorgangen erzahlt er die Weigerung der protestan- 
tischen Fiirsten an der Fronleichnamsprozession sich zu beteiligen, 
redet von den Mitteln, die versucht wurden, den Zwiespalt beizu- 
legen, „aber die Lutterischen wolltens nicht eingeben," und tr&gt 
kurz den Inhalt des Reichstagsabschieds vor. Ausfuhrlicher verweilt 
er bei den Eindriicken, die er von Kaiser Karl empfing, welchen 
er ofters bei den Beratungen und bei Tische sah. „Er ist a , sagt 
er, „ein ernstlicher Mann bei 31 Jahren, aber ein gutiger Horer 
der Armen. Es war keiner so elend, er mochte im Tag zweimal 
zum Verhor kommen. Ich habe gesehen einen Bauern, der bei 
Salzburg daheim war, in eigener Person seinen Mangel erzahlen. 
Auch habe ich gesehen einen Bauersmann, der war des Kiinigs 
von Ungarn Trabant, war 10 % Spannen lang a , ajso ein Gegen- 
sttick des oben beschriebenen Zwerges. 

Die Geschafte, urn deren willen Widman in Augsburg war, 
bezogen sich hauptsachlich auf die Finanzen des Stifts Komburg, 
mit denen es nicht zum besten stand. Einen hieher gehorigen 
Vorgang erzahlt er ausfiihrlich, und zwar in der Absicht, des 
Wiirzburger Bischofs Konrad von Thiingen, Oberherren des Stifts 
Komburg, Brommigkeit und gnadige Gesinnung in helles Licht zu 
stellen. Das Stift hatte mehrere Zehnten versetzt, und der Termin 



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32 K o 1 b 

riickte heran, wo sie eingelost werden mussten, wenn sie nicht 
verloren gehen sollten. Nun erfreute sich der Kirchenschatz unter 
andern kostbaren Kleinodien besonders eines wertvollen Kreuzes, 
das aus der Zeit des Abtes Hartwig (12. Jakrh.) stammte, desselben 
der den grossen Kronleuchter hat anfertigen lassen. Das Kreuz 
war von Gold, eine Elle hoch, vier Finger breit und mit vielen 
eingefassten Edelsteinen geschmiickt, deren kostbarster, in der 
Mitte des Kreuzes befindlicher, die Grosse eines kleinen Huhnereis 
hatte, von grauer Farbe war und das Bildnis eines Mohrenkopfs 
aufwies. Widman nennt ihn, wohl nach der Sprache der damaligen 
Juweliere, Gamahu oder Gamasu. Dieser war von landfahrenden 
Goldschmieden auf 1000 fl. geschatzt worden. Daher wurde Wid- 
man als Syndikus mit dem Kreuz nach Augsburg geschickt, urn 
die Kostbarkeit zu verkaufen. Dort aber wurde der Edelstein 
nicht holier als 100 fl. angeschlagen. Wie nun Widman seine Not 
den in Augsburg anwesenden Kanzleibeamten des Wurzburger 
Bischofs mitteilte, stellten die Wiirzburgischen Rate das Kreuz 
ihrem Bischof selbst zu Handen, und dieser gewann Lust es zu 
kaufen, fand jedoch bei genauerer Besichtigung auf der Ruckseite 
eine Inschrift eingeschmelzt, welche in sechs leoninischen Hexa- 
metern den Urheber und den Zweck der Stiftung namhaft machte, 
das Kleinod zum ewigen Eigentum des Gotteshauses des heiligen 
Nikolaus zn Komburg bestimmte, und mit den Worten schloss: 
Auferat ut si quis studiis illectus iniquis, 
Poena marcescat, quae sine fine quiescat. 
(Dass, wer zu nehmen es wagt, von schnoder Begierde getrieben, 
Dorre mit schrecklicher Pein, die nimmer ein Ende soil finden.) 
Diesem Fluch zu verfallen wollte der Bischof doch nicht Gefahr 
laufen, so verzichtete er auf den Ankauf und versprach den Kom- 
burgern zur Einlosung ihrer Zehnten behilflich zu sein. Widman 
nahm das Kreuz wieder heim, inzwischen war aber auf anderem 
Wege das notige Geld glucklich beschafft worden. (Vgl. auch Grad- 
mann, das Kunstleben der Staufen in Schwaben, Wurtt. Neujahrsbl. 
1891, S. 61, wornach das Stuck im dreissigjahrigen Krieg demStift 
abhanden kam.) 

Widman fiigt ausdriicklich als Moral der Geschichte die War- 
nung an, dass doch ja niemand sich einfallen lasse, Kirchengiiter 
den Stiftungen zu entfremden, da kein Gluck auf solchem Vor- 
nehmen ruhe. 

Einige Jahre nachher hat der Chronist eines lustigen Festes 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 33 

zu gedenken, wo wir ihn in verschiedenen Rollen auftreten sehen. 
Die Haller hielten namlich 1533 eine stattlichere Fastnacht und 
luden dazu ihre Nachbarn, die beiden Hohenlohischen Grafen Albrecht 
and Georg rait ihren Frauenzimmern, sodaim den Abt Martin von 
Murrhardt, den Schenken von Lirapurg, die Vellberger und andre 
Adelsgeschlechter zu Gast ein. Widman war hiebei von der Stadt 
angestellter Kuchenmeister und berichtet, wie unter seiner Anord- 
nung im ganzen 130 Essen gegeben worden seien. Es wurde ge- 
speist an Tafeln von je 60 Gasten, dabei je sechserlei Wein auf- 
gewartet, worunter n Rheinfall" und Malvasier ; die Tafel war belebt 
mit Saitenspiel und allerlei Kurzweil. Auch bei letzterer linden 
wir Widman thatig, sozusagen als Stadtpoet. n Ich babe zwei 
Fassnachtsspiel von neuem erdacht, vor den Tischen gehalten. 
Denen haben die Herren 8 fl. geschenkt. tt Jeder Grafin wurde von 
den Hallern ein vergoldetes Trinkgeschirr imWert von 34 fl. ge- 
spendet. Die Kosten des Ganzen beliefen sich fiir die Stadt auf 
1035 fl. Der Chronist unterl&sst es auch nicbt, die Trinkgelder, 
welche von den Gasten gespendet wurden, zu notieren. n Die Grafen 
haben 20 fl. in dieKuche und sonst jederman viel, aber derSchenk 
Wilhelm nichts geschenkt." 

Da sich Widman durch diese Leistungen als Kuchenmeister 
und Festpoet um die Stadt verdient gemacht hatte, so ist es be- 
freindlich zu sehen, wie in deraselben Jahr mit seinem Eigentum 
von seiten der Stadt etwas rticksichtslos umgegangen wurde. Es 
war damals der „Neue Ban" (das Buchsenhaus Herman Buschlers) 
ausgebaut worden, und nun wurde, als man den Winkel zwischen 
dem Neubau und der Stadtmauer ausfiillen wollte, unvorsichtiger- 
weise zu viel Erde hineingeschttttet , sodass die Stadtmauer zu 
weichen begann. Um diese Gefahr zu beseitigen, trug man die Erde 
in aller Eile heraus und zwar in Widmans nebenanliegendes Gartlein 
und Pfrundhaus, das man ihm einfach genommen und abgebroch#n hatte. 
Widman erliielt freilich von den damaligen Bauherren Philipp Scldetz 
und Joss Haug die Zusage eines andern Pfriindhauses ; aber ob und in 
welcher Weise dieses Versprechen erfullt wurde , ist nicht ersichtlich. 

Aus demselben Jahr erwahnt er auch die Hochzeit des Schenken 
Erasmus von Limpurg mit einer Grafin von Lodron, zu welcher er 
sich fur die Komburger mit einem Geschenk einzustellen hatte. 
„Ich schajik von wegen des Stifts einen Kredenzbecher um 30 fl. ft 
Die Festlichkeiten wurden entsprechend der misslichen Vermogens- 
lage der Schenken in bescheidenen Grenzen gehalten. 

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34 Kolb 

111 diesera Jahre wurden audi zum grossen Schnierze der Alt- 
glaubigen die letzten Kirchen, die ihnen noch geblieben waren: 
die Schuppach (Marienkirche) und die St. Johannskirche, dem katho- 
lischen Kultus geschlossen; jene wurde in eine Schule verwandelt, 
diese dem evangelischen Gottesdienst eingeraumt. 

1534 erkielt Widman durch den oben genannten Wurzburger 
Bischof die Pfrunde an Unser Frauen Altar in St. Michaels Kirche, 
deren bisheriger Inhaber Eucharius von BYonhofen, Decbant von 
Komburg, gestorben war. Da an St. Michael schon uber ein Jahr- 
zehnt der evangelische Gottesdienst durchgeflihrt war, so ergiebt 
sich hieraus, dass die vermogensrechtlichen Beziehungen, welche 
sich an die Altarpfrunden knupften, wenigstens nicht durcbgehends 
und grundsatzlieh aufgehoben worden waren, und dass die den 
Inhabern zustehenden Beziige ohne Ansehen der konfessionellen Zu- 
gehorigkeit gefordert und auch ausbezahlt wurden. 

Ziemlich eingehend beschreibt derChronist denFeldzug von 1534, 
wo HerzogUlrich mit Hilfe des hessischen Landgrafen sein Land wieder 
gewann. „Darauf der Herzog alsbald in allem seinem Furstentum die 
Lutterey aufgerichtet und iiberall Lutherische Prediger verordnet." 

Gegentiber diesen kraftigen Fortschritten der evangelischen 
Sache, die den Erlacher Pfarrherrn nicht anders als peinlich be- 
ruhren konnten, mussten es flir ihn erfreuliche Tage sein, als der 
„fromme a Kaiser Karl V. imFebr. 1541 auf dem Wege zum Regens- 
burger Reichstag zu den Thoren Halls einritt. Der Chronist hat 
auch dieser Begebenheit (Uber welche Ehemann in Wurtt. Franken 
Neue F., Heft I, 1882 S. 1 ff. teils aus der Chronik teils aus 
dem „Aufwartungsbuch" des Haller Archivs genauern Bericht ge- 
geben hat) eine eingehende Schilderung gewidmet, die uns die Ein- 
holung, Begrussung und Bewirtung des Kaisers sowie die darauf 
folgende Huldigung der Reichsstadt anschaulich vorfiihrt. Dass er 
die geimue Reihenfolge der Gange und alle einzelnen Speisen, die 
auf der kaiserlichen Tafel prangten, zu melden weiss, legt die Ver- 
mutung nahe, er habe hier ahnlich wie bei der Fastnacht von 
1533 als von der Stadt bestellter Kuchenmeister gewaltet. Ob er 
aber in dieser Eigenschaft oder in einer andern, z. B. als Kom- 
burger Syndicus, in der Nahe war, jedenfalls war er iiberall Augen- 
zeuge und bemerkt ausdrucklich , dass er den Kaiser habe tafeln 
sehen, ruhmt auch besonders, dass der Kaiser gar keine grosse 
Pracht hielt und dass er nicht mehr als drei Triinke aus einem 
Venedischen Glase gethan. 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 35 

Im Jahr darauf, 1542, nach Maria Reinigung, kam auch Konig 
Ferdinand durch Hall gezogen, uiu sich auf den Reichstag zu 
Speier zu begeben. Es wurde ihm ein ahnlicher Empfang wie 
seinem kaiserlichen Bruder zuteil. 

Es liesse sich begreifen, wenn Widman bei diesen Gelegen- 
heiten, wo er Sfters in der N&he der katholischen Majest&ten und 
ihrer Rate sich aufbielt, seine Abneigung gegen die evangelische 
Sache lebhafter als sonst an den Tag gelegt h&tte. Gewiss ist, 
dass eben im J. 1542 die Hallische Obrigkeit sich veranlasst sah, 
scharfer gegen ihn vorzugehen. Schon 1540 (s. Herolts Chronik 
in Wurtt. Gesch. Qu. I, 125 u. Anmerk. 6) hatte der Haller Magistrat 
den Pfarrern von Thttngenthal und Erlach die Kelche und Mess- 
gew&nder einschliessen lassen und ihnen befohlen, von der Messe 
abzustehen, das Evangelium rein und lauter zu predigen und das 
Abendmahl in beiderlei Gestalt auszuteilen *). Der Dechant von 
Komburg aber verklagte als Lehensherr dieser Pfarreien die 
Reichsstadt Hall vor dem Kammergericht und hatte im Sinne, die 
Sache im Prozesswege bis zum aussersten zu verfolgen. Doch die 
Haller wussten zugleich mit Erlangung des kaiserlichen Lehensbriefs 
fur das neu gekaufte Schloss Limpurg auch diese Sache beizulegen 
und Absolution vom Kammergericht zu erlangen. Im J. 1541 wurde 
dann von Brenz und Isenmann das Ruralkapitel auf evangelischer 
Grundlage neu errichtet als Organ, die unter dem Haller Magistrat 
stehenden Kirchen zu visitieren und die Einheit und Reinheit der 
Lehre zu erhalten. Es versammelte sich eben dieses Jahr zum 
erstenmal im Haller Rathaus und traf die organischen Einrichtungen 
fiber die kfinftige Besetzung der Pfarreien, besoriders disziplinarische 
Anordnungen in Betreff einzelner widerstrebender Geistlicher. 

Im Jahr 1542 nun, am Tag nach Chr. Himmelfahrt (19. Mai) 
wurde Widman, fiber den sich seine Gemeinde schon in vorangehenden 
Jahren beschwert hatte (Haspel Centena S. 61), vor die im Rathaus 
versammelten Visitatoren geladen und aufgefordert, sich zu recht- 
fertigen fiber die Grttnde, warum er bisher ausgeblieben (emansionis 
causas), auch Auskunft zu geben fiber seine Lehre und sein Leben. 
Widman entschuldigte sein Ausbleiben mit Kr&nklichkeit, erklarte 
im iibrigen den Anordnungen der Haller Obrigkeit in keiner Weise 



») Der in W. Vjh. 1880 S. 227 eben fur das J. 1540 bezeugte Schritt 
Widmans, wornach er wegen Kranklichkeit um Enthebung von seiner Pfarrei bat, 
stent hiemit sicber in irgend welchem Zusammenhang, vielleicht so dass er die 
Antwort bildete, die er in der ersten Erregung jenem Ansinnen entgegensetzte. 

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86 Kolb 

eiitgegeutreten zu wollen. Er bekenne sich zur Lehre des Evan- 
geliums und brauche des Brenz Homilien zura Lukas. Mit dem 
Weibe, das er in seinem Hause habe, und von der alle seine Kinder 
stammten, sei er ehelich verbunden; zum Beweise dessen wies er 
einen Brief vor, in welchein der Ratsherr Gabriel und der schon 
lange verstorbene Priester Michael Steffani bezeugten, sie hatten 
angeordnet dass die Best&tigung dieses Ehebundes feierlich begangen 
wiirde in dem Gotteshause, das er als das des heiligen Michael 
bezeichnete, (testabantur confirmationein coniugii [se] mandasse cele- 
brari in templo quod is nominabat divi Michaelis). In dem letzten 
Satz soil wohl eine tadelnde Hinweisung auf die noch katholische 
Ausdrucksweise (divus M.) sein, deren sich Widman bediente. 

Wenn aus diesen Verhandlungen ersichtlich ist, dass bis dahin 
wenigtens Widman zu dem Verdacht, er sei ein zaher Anhanger 
der alten Lehre, reichlichen Anlass geboten hatte, so mag das 
Ergebnis dieser scharferen Anfassung durch die geistliche und 
weltliche Behorde imraerhin das gewesen sein, dass er sich von 
nun an ausserlich mehr der neuen Ordnung anbequemte. Dass er 
aber innerlich den alten Anschauungen treu blieb, dafur liefert die 
Art und Weise, wie er die nachfolgenden Ereignisse, besonders den 
Schmalkaldischen Krieg schildert, deutliche und jeden Zweifel aus- 
schliessende Belege. Er mochte auch aus diesem seinem Standpunkt 
einer blossen ausserlichen Akkommodation kein besonderes Ge- 
heimnis raachen, da er ja fur seine personlichen Verhaltnisse durch 
seine Stellung als Komburger Pfarrer und Syndikus einen Schutz 
und Riickhalt besass. 

In dieser Zeit hat Widmans schriftstellerische Thatigkeit, die 
wohl niemals ganz ruhte, offenbar einen neuen Anstoss erhalten. 
Urn 1544 begann in Basel Sebastian Miinsters Kosmographie zu 
erscheinen, jenes Werk, welches damals auf deutschera Boden die 
Summe des geographischen und historischen Wissens, das der Zeit 
zur Verfiigung stand, besonders auch den Ertrag der fremdl&nd- 
ischen Reisen zusammenfasste. Wenn Widman auch nicht selbst in 
seiner Vorrede, wo er seine vielen Quellen aufzahlt, neben einem 
Trittenheim, Vergenhans (Nauklerus), Sebastian Frank, Charion, 
Aventin und andern an hervorragender Stelle den Basler Gelehrten 
genannt hatte, so miisste die Durchforschung seiner Chronik doch 
bald auf diese Spur fiihren. Ja die Untersuchung ergiebt, dass 
er fiir einige Bucher seines achtteiligen Werkes, besonders fiir 
das erste (Leben und Geschichte romischer Kaiser) , zweite (Her- 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 37 

kommen, Sitten, Gewohnheiten der Deutschen), dritte (Auf- und 
Abgang etlicher deutscher Konigreiche) und achte (Von etlichen 
seltsaraen Dingen und Geschichten) weitaus den meisten Stoff aus 
Munster genoramen hat. Die Vermutung liegt nahe, dass ihm die 
Anregung und der Plan, seine bisherigen lokalgeschichtlichen Werke 
fiber Hall, Komburg und Murrbardt zu einer allgemeinen Welt- 
chronik zu erweitern, eben durch Miinsters Werk gegeben wurde, 
und dass er hier zugleich die bequeme Fundgrube begrusste, aus 
der er seine Lucken erganzen konnte. Nun wurde die Hallische 
Geschichte eingereiht in eine Geschichte deutscher Stadte, die 
Komburger und Murrhardter Chronik in eine Geschichte der Kloster 
und Bistiimer, und diesen Teilen wurden die iibrigen allgemeinern 
Inhalts (1. 2. 3. s. o., Teil 7: Universitaten und Turniere, T. 8 s. o.) 
beigegeben. 

Daneben gingen ohne Zweifel die zeitgeschichtlichen 
Aufzeichnungen, die sich Widman gleichlaufend mit den Er- 
eignissen selbst oder kurz nachher, in Form von Annalen machte, 
als besondere Arbeit einher. Hier ergeht er sich in einer breitern, 
behaglichen, das einzelne ausmalenden Darstellung, hier lasst er 
seinen innersten Gedanken mehr freien Lauf und bringt seine 
Gesinnung kraftig zum Ausdruck, so dass wir in diesen Abschnitten 
erst den wahren Widman reden horen und zugleich diejenigen 
Nachrichten antreffen, die sein Werk besonders wertvoll machen. 
Er wird denn auch eben aus diesen Grunden diese „Annalen a nicht 
zur Veroffentlichung bestimmt, sondern eher wahrend seiner Leb- 
zeiten mit einer gewissen Scheu der allgemeinen Kenntnisnahme 
entzogen haben, wahrend er seine achtteilige Chronik zum Drucke 
bringen wollte und an der Ausfiihrung dieses Vorhabens nur durch 
die schlimmen Zeiten verhindert wurde. So erkl&rt es sich auch 
unschwer, warum jene Annalen, die spater naturlich rait der acht- 
teiligen Chronik zusammengeschrieben wurden, in den Handschriften 
keinen festen Ort haben, sondern als wandernder Bestandteil bald 
da bald dort eingereiht sich vorfinden. Sie sind freilich uberhaupt 
nur in einer kleiuern Zahl der Handschriften intakt zu treffen, in 
den meisten fehlen sie ganz oder zum grossen Teil. 

In die nachstfolgenden Jahre 1546 ff. fallen an wichtigen 
Ereignissen der Tod Luthers und der Schraalkadische Krieg samt 
seinen Folgen, namlich der moralischen und materiellen Bussleist- 
ung, welche besonders die siiddeutschen Reichsstadte iiber sich 
mnssten ergehen lassen, und dem Interim, das nun uberall aufge- 



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38 Kolb 

richtet wurde. Gegen das Interim erhob sich freilich gerade von 
Hall aus durch Johann Brenz der sch&rfste Widerspruch, aber der 
Hallische Reformator stand hier allein und fand bei seiner Reichs- 
stadt entsprechend der allgemeinen politisclien Lage keine Deckung. 
So musste er die bekannten Drangsale erleiden, die mit einer end- 
giltigen Verlegung seiner Wirksamkeit in das wurttembergische 
Gebiet endete. 

Von diesen letztern Ereignissen schweigt der Chronist voll- 
standig, obwohl sie in seiner nachsten Nahe sich abspielten, ebenso 
wie er audi von Luthers Tod und Begrabnis nur kalt referiert 
hatte. Dagegen berichtet er ausfiihrlich uber die Noten und Be- 
drangnisse, in welche das Komburger Stift durch den.Riickzug der 
Schmalkaldischen Kriegsvolker geriet. Der Landgraf von Hessen 
selbst war, als durch Unwetter und Seuchen die Stellung bei 
Bopfingen und Gingen unhallbar geworden, schleunigst in das 
wiirttembergische Gebiet und dann nach Hessen gezogen; sein 
Kriegsvolk aber nahm die Richtung auf Hall nnd traf daselbst am 
28. Nov. 1546 ein. Die Komburg wurde besetzt, der Dechant aber, 
Gernant von Schwalbach, war geflohen und hatte nicht mehr als 
16 fl. hinterlassen. Es drohte eine Zerstorung oder wenigstens 
Plunderung des.Stifts, wenn nicht eine Loskaufssumme angeboten 
wnrde. Dieselbe wurde festgestellt auf 1000 fl. und einige Wagen 
Wein und Haber. Urn das Geld aufzubringen, begaben sich Widman 
als Syndicus und Matthias Biischler, der Schultheiss von Komburg, 
am Andreasfeiertag (30. Nov.) in spater Nacht nach Hall und 
konnten da 500 fl. entlehnen. „Die gaben wir den Hessischen 
Buben am Mittwoch friihe am, andern Tag, und wurden also die 
von Hall Burge urn die andern 500 fl. a Diese ruckstandige Halfte 
wurde von Hessen an Ostern (10. April) 1547 eingefordert. Freilich 
legten die Verhaltnisse, die inzwischen fur die Schmalkaldischen 
noch ungunstiger geworden waren, den Komburgern die Versuchung 
nahe, die Zahlung zu verweigern oder wenigstens hinzuhalten, aber 
die Riicksicht auf Hall und die von demselben ubernommene Biirg- 
schaft bewog sie doch schliesslich zur Erfiillung ihres Versprechens. 

Mit begreiflicher Genugthuung registriert nun aber Widman 
die kleineren und grossereu Triumphe, welche durch das wachsende 
Uebergewicht des Kaisers und dann vollends durch die Schlacht 
bei Miihlberg, 24. April 1547, der katholischen Sache zuteil wurden. 
In Dinkelsbuhl hatte der evangelische Prediger Bernhard Wurzel- 
inann die Stadt zuerst zum Widerstand gegen den Kaiser aufgefordert 



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Des Ilaller Chronisten Georg Widman Leben. 39 

and war dann, als das kaiserliche Heer herannahte, zur Flucht 
genotigt worden. Sein Bruder, Maternus Wurzelmann, Stadtschreiber 
in Hall, stand ebenfalls aufSeite der Evangelischen („war nit gut 
Kaiserisch a Widman) und fiel nun gleich jenem beim Kaiser in 
schwere Ungnade. So musste auch er, ins Elend wandern und 
dnrfte sich auch spater in Hall nicht mehr niederlassen. Sein Hab 
und Gut liess der Kaiser einziehen („inventieren a Widm.). Damit 
war ein Freund der evangelischen Sache, der fiir Widman schon 
lange anstossig gewesen sein mochte, aus Hall entfernt. 

Der Kaiser kam am 15. Dez. 1546 mit 20 000 Mann zu Fuss und 
Ross uftd seinem Geschiitz nach Hall, wo er in Philipp Buschlers 
Hause herbergte. Fiir das spanische Kriegsvolk, das zum grossen Teil 
im Freien kampieren musste, wurde wegen der grossen Kalte auf 
den Gassen Feuer gemacht Da aber eine schlimme Seuche aus- 
gebrochen war, starben sie in Meng6, zumteil bei den Feuern auf 
offener Strasse, in einem Monat 600. Die von Hall erlangten durch 
personliche Vermittlung bald des Kaisers Gnade, erhielten aber 
eine Strafe von 60000 fl., die Ulmer Gesandten thaten ihren Fussfall 
in Philipp Buschlers hinterer Stube und raussten eine Viertelstunde 
lang vor dem Kaiser auf der Erde liegen bleiben, bis er sie begnadigte. 
(N&heres hieriiber s. Ehemann, Kaiser Karls V. Aufenthalt in Hall 
im Dezember 1546. W. Vjh. 1880, 67—73.) 

Nach der Muhlberger Schlacht wurde wie ganz Oberdeutsch- 
land so auch das H&llische Gebiet mit kaiserlichem Kriegsvolk 
belegt. Dessen schandliches Treiben entlockt doch auch unserm 
Chronisten manchen Seufzer und derben. Tadel. Besonders schlimm 
benahmen sich 10 Fahnlein Italianer, die urn Martini 1547 in die 
Hallische Landwehr gelegt wurden und wahrend der acht Wochen 
ihrer Anwesenheit durch ihren argerlichen Tross von Huren und 
Buben der Bevolkerung viel zu schaffen machten. 

1548 am Sonntag Okuli (4. Marz) wurde der Landgraf von 
Hessen auf dem Wege nach Heilbronn durch Hall gefuhrt. Im 
Sommer sohleppte man den Gefangenen den gleichen Weg zuruck, 
um ihn nun langer, namlich vom 8. Juli bis 1. September in Hall 
zu lassen. Da hatte Widman Gelegenheit, diesen unglucklichen 
Fiirsten, gegen jden er einen so tiefen Widerwillen empfand und 
dem er so viel Uebles nachzusagen weiss, in der demiitigen Haltung 
eines Gefangenen aus nachster Nahe zu sehen. Gleichzeitig richteten 
nun auch die mit den Truppen gekommenen spanischen Priester 
die Messe ein, und gleich am zweiten Sonntag seines Aufenthalts 



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40 Kolb 

wurde der Landgraf genfltigt, unter Aufsicht der spanischen Haupt- 
leute in der Michaelskirche der Messe beizuwohnen und das „pacem a 
zu kiissen. Kurz darauf, am Feiertag Jakobi, begingen die Spanier 
in derselben Kirche ein grossartiges Fest zu Ehren ihres Schutz- 
patrons Jakobus, wo sie zugleich der Freude fiber die Zuruckfuhrung 
des alten Kultus in die ketzerische Kirche „mit Orgeln, Figuritten, 
laufendem Feuerwerk", und einem am Predigtstuhl hergerichteten 
Brunnen, an welchem ein Crucifix aus den funf Wunden roten Wein 
springen Hess, einen sehr weltlichen Ausdruck gaben. 

Wenn Widman dieses Gebaren einer rohen Soldateska gewiss 
mit gemischten Gefuhlen angesehen hat, so brachte ihm dasselbe 
Jahr, wohl in denselben Monaten, die Erfullung eines langgehegten 
Herzenswunsches , sofern auch das Kloster Murrhardt infolge des 
Interims den Monchen wieder geoffnet, und dort in der Person des 
Thomas Carlin (s. ob. S. 28) ein neuer Abt eingesetzt wurde, bei 
dessen feierlicher Einweihung Widman gegenwartig war. In der 
zuversichtlich ausgesprochenen Hoffnung, dieser Abt werde das 
klosterliche Leben wieder in Flor bringen, hat sich unser Chronist 
freilich stark getauscht, denn nur wenige Jalire vergingen, bis 

1552 ein neuer Abt, Hofsess, erwahlt wurde, der bald nachher auf 
die evangelische Seite trat und die Eeihe der evangelischen Aebte 
eroffnete. 

Eben urn diese Zeit tobte neuer Kriegslarm durch die deutschen 
Lande, als Kurfurst Moritz von Sachsen seine schlau verdeckten 
Plane enthiillte und durch den raschen Ueberfall des Kaisers den 
Passauer Vertrag (Aug. 1552) erzwang. In schwere Mitleiden- 
schaft mit diesen Unruhen wurden die frankischen Lande gezogen 
durch den Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Baireut, 
der als wilder, leidenschaftlicher Baudenfiihrer zuerst dem sachsischen 
Kurfiirsten Beistand leistete, dann unter Nichtachtung des Passauer 
Vertrags die Main- und Rheingegenden brandschatzend durchzog, 
nach erfolgter Aussohnung mit dem Kaiser sich an dessen Zug 
gegen Metz beteiligte und den Herzog von Aumale gefangen nahm, 
urn hinterdrein seine Raubzuge in Franken wieder aufzunehmen, 
bis er von dem mit den Bamberger und Wiirzburger Bischofen 
vereinigten Kurfiirsten Moritz in der Schlacht zu Sievershausen 

1553 geschlagen, vom Kaiser geachtet und zur Flucht nach Frank- 
reich gezwungen wurde. Widman ist auf diese Ereignisse in seinen 
Annalen umsomehr eingegangen, als seine Familie und die Stadt 
Hall ofters bald thatig bald leidend an dem Gang der Dinge be- 



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Des Haller Chronisten Georg Widman Leben. 41 

teiligt waren. Als im J. 1552 die Stadt Nurnberg und die Bischofe 
zu Bamberg und Wurzburg von Albrechts wilden Scliaren schwer 
bedrangt waren, wurde durch den Landgrafen von Leuchtenberg 
und durch reichsstadtische Abgesandte eine giitliche Beilegung der 
Sache ins Werk gesetzt, wornach sich die drei Herrschaften tait 
gewaltigen Schfttzungsgeldern, z. B. Nurnberg rait 100 000 fl., von 
der Okkupation loskauften. Unter den hiebei thatigen Teidings- 
mannern, deren jeder nach Abschluss des Geschafts vora Mark- 
grafen 1 000 fl. erhielt , war auch Dr. Georg Widman junior , des 
Chronisten Sohn, der seit 1548 die Wurde eines Syndicus der Stadt 
Hall bekleidete. Im J. 1554, als der Unruhstifter sein Spiel aufs 
neue zu beginnen suchte, verbanden sich gegen ihn Mainz, Wtirttera- 
berg und die Pfalz und warben zu Untermunkheim bei Hall drei 
Wochen lang neue Mannschaft. Sie brauchten aber, da es mit 
Albrechts Planen nicht vorw&rts gieng, nicht ins Feld zu riicken. 
Der Reichstag zu Augsburg 1555 brachte auch in diese verworrenen 
Verhaltnisse eine vorl&ufige Ordnung, zur endlichen Beilegung aber 
wurde ein neuer Reichstag in Regensburg auf 10. M&rz des fol- 
genden Jahres (welcher Terrain nachher auf den 1. April verruckt 
wurde) anberaumt. Hier sollte der Markgraf unter Zusicherung 
freien Geleites erscheinen. Auf der Reise zu diesem Reichstag 
kara der Markgraf am Sonntag Okuli (also 8. Marz 1556) nach 
Hall mit 100 Pferden, begleitet vora Markgraf Karl von Baden 
und drei Herzogen von Zweibrlicken und Veldenz. Sie waren in 
Leonhard Feuchters — wohl des damaligen Stadtmeisters — Haus 
ubernacht und hatten unter andern den Dr. Georg Widman, Sohn 
des Chronisten, und etliche des Rates zu Gast. Der Markgraf fand 
an Widman solches Gefallen , dass er bald nachher die Haller um 
Ueberlassung dieses ihres Syndicus bat, aber ohne Erfolg. 

Hier bricht Widmans Erz&hlung von diesen Markgrafischen 
Handeln ab. Im iibrigen sind seine annalistischen Aufzeichnungen 
noch bis 1558 fortgefuhrt ; die Erschiessung des Wurzburger Bischofs 
von Zobel, die Verjagung des Bremer Bischofs, die Abdankung 
Karls V. sind die letzten Ereignisse, deren er gedenkt. 

Dann hat er, so weit aus den Handschriften ersichtlich, seine 
Feder niedergelegt und sich noch einiger ruhiger Jahre erfreuen 
diirfen. Gegenuber den vielen truben Erfahrungen , die ihm sein 
langes Leben gebracht hatte, namentlich gegenuber der zunehmenden 
Vereinsamung, in die er sich versetzt sah, je mehr die Reformation 
in der Reichsstadt zur Durchfuhrung kam, fand er Trost und Er- 



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42 Kolb 

quickung in seiner heranbluhenden Familie. Er hatte sieben Kinder, 
in deren z. T. fremdartigen Namen — Florentine, Achilles Jason, 
Samson, Ferdinand, Constantina — sich seine romantischen und hu- 
manistisch-klassischen Neigungen, sowie wohl audi seine Pietat gegen 
das katholische Kaiserhaus wiederspiegeln. Jedenfalls von dreien 
derselben ist ein langeres Leben bezeugt. Achilles Jason ist schrift- 
stellerisch aufgetreten und hat die Historie von Peter Lew, einem 
possenhaft angelegten Haller Kleriker des 15. Jahrhunderts nach 
dem Schlage des Kalenbergers, in Verse gebracht. (Litteratur 
hieruber in Frankels Artikel Widman in der Allg. D. Biogr.) Der 
alteste, schon oben mehrfach erwabnte Sohn, M. Georg Rudolf 
Widman, J.' U. D., scheint sich friihe schon der Reformation an- 
geschlossen zu haben und wivd in den stadtischen Chroniken mehr- 
mals als naherFreund Brenzens vorgefiibrt. Er starb 1584 mitHinter- 
lassung von 9 Sohnen und 6 Tochtern, jinter denen der alteste, 
ebenfalls Georg Rudolf geheissen (geb. 1550), als Verfasser des Faust- 
buchs von 1599 eine gewisse Beriihmtheit erlangt hat. (Auch iiber 
ihn s. den o. a. Art. der Allg. D. B. sowie Wurtt. Vj.-H. Neue F. 
1893 S. 210 f.) 

Umgeben von diesen wiirdigen Sohnen und Enkeln, in denen 
er teils sein amtliches Wirken als Syndicus, teils seine schrift- 
stellerische Th&tigkeit in erfreulicher Weise fortgesetzt sah, starb 
der Chronist am 10. Febr. 1560 in einem Alter von 73 Jaliren 
und 6 Monaten; seine letzte Ruhest&tte fand er auf dem Kirchhof 
bei Sankt Nikolaus, dem Gotteshause des Siechenspitals ausserhalb 
der Stadt. 

Widman gehort weder als Charakter noch als Schriftsteller 
zu den bedeutenden M&nnern. In der stiirmisch bewegten Zeit 
vermochte er weder dem Neuen sich anzuschliessen noch das 
Alte kraftig zu vertreten und kam so zuletzt in die schwierige 
Stellung, ausserlich jenes innerlich dieses zu bekennen , sodass er 
den Vorwurfen der Feigheit und der Doppelzungigkeit kaum ganz 
entgangen sein wird. Als Schriftsteller hat er in einem grossen 
Teil seiner Chronik nur eben den Reichtum, den ihm andre Werke 
boten, mehr oder weniger geschickt beniitzt oder auch das ihm von 
Ortlicher Ueberlieferung an die Hand gegebene Material ohne viel 
Urteil zusammengestellt ! Was aber diesen Kompilationen gleich- 
wohl ein so zahes Leben und eine so weite handschriftliche Ver- 
breitung verschaffte, war einmal der Umstand, dass die auf Hall 
und Umgegend bezuglichen geschichtlichen, antiquarischen, anekdo- 



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Dee Haller Chronisten Georg Widraan Leben. 43 

tischen Ueberlieferungen zum erstenmal ziemlich erschopfend (und 
jedenfalls vollstandiger als bei Herolt) gesammelt und ausprechend 
erzahlt vorliegen, dann aber gewiss auch die uberall lebhaft hervor- 
tretende Anhanglichkeit des Erz&hlers an seine Hallische Heiraat. — 
Fur uns Heutige dagegen kommt ein andrer Teil des Werks, der 
von Widmans Zeitgenossen verschiedenen Anzeicben nach weniger 
wertgeschatzt worden ist, um so mehr in Betracht, namlich die 
.Erzahlung der von ihm selbst erlebten Ereignisse, die er in den 
(oben charakterisierten) Annalen offenbar vielfach nach guten Quellen 
niedergelegt hat. Dieser Bestandteil ist es auch, der eine — wenn- 
gleich vielleicht nur teilweise — Herausgabe der Widman'schen 
Chronik immer noch als ein erstrebenswertes Ziel erscheinen lasst. 



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44 



Die Handschriften der Widman'schen Chronik. 

Von Professor Dr. Kolb in Hall. 



Ueber8icht: Einleitung. — I. Handschriften der achtteiligen 
Chronik. 1. Stuttg. Bibf. hist. foi. 147. 2. Hdsclir. Racknitz. 3 Stuttg. Arch. 
161a. 4. Stuttg. Arch. 161b 5 Stadtische rote Chron. 6. Stuttg. Bibl. hist. foi. 8. 
7. Stuttg. Bibl. hist. foi. 662 8. Hist. Ver. Bibl. F 200. — H. Handschriften 
der Widmanschen Auszuge von 1553 und 1557. 9; Stuttg. Arch. 161c. 
10. Haspelsche Foliochr A. v. 1553. 11. Hist. V. 52. 12. Nurnb. Germ. Mus. 6697. 
13. Haspelsche Foliochr. A. v. 1557. 14. Tubinger U. Bibl. M. h. 414. 15. Nurnb. 
6. Mus. 80373. — HI. Kombinationen aus Widman und Herolt und 
freiere Bearbeitungen. 16. Hist. Ver. F 67. 17. Munch. Bibl. Cod. germ. 
4981. 18. Hist. Ver. F 190. 19. Stuttg. Bibl. hist. foi. 569. 20. Hist. V. 98. 
21. Cod. Chur. 22. Hist. V. F 151. 23. Stuttg. Bibl. hist. oct. 74. 24. Nurnb. 
G. Mus. 21432. 26. Nurnb. G. Mus. 27430. 27. Chr. d. Sebast. Thumas. 
28. Stuttg. Bibl. hist. foi. 669. 29. Stadtische grune Chr. 30 Numb. G. Mus. 
21 89. — Graphische Gruppen. 

Die nachfolgende statistische Arbeit tritt der Lebensbeschrei- 
bung Widmans erg&nzend zur Seite. Ihr richtiger Platz ware freilich 
anderswo, namlich in der Einleitung zu einer Herausgabe des 
Widman. Ob aber die Wurtt. Kommission fftr Landesgeschichte 
bei dem uberreichen Stoffe, der ihr fur eine Reihe von Jahren 
vorliegt, in absehbarer Zeit sich auch wieder den Chroniken, speziell 
den Hallischen, zuwenden kann und wird, ist fraglich. Da nun 
doch bei einzelnen Forschern, die durch ihren Gegenstand auf 
Beniitzung der Widmanschen Handschriften hingeftihrt wurden, 
schon seit langerer Zeit das lebhafte Verlangen besteht, in diesem 
Labyrinth einen Fiihrer zu haben, und da es nicht zu verantworten 
ware, wenn ihnen -- wie klein immer auch ihr Kreis sein raoge — 
das Ergebnis mehrjahriger Sammlungen und Untersuchungen langer 
vorenthalten und so vielleicht die Notwendigkeit auferlegt wurde, 
diese lastigen Arbeiten selber und von neuem zu unternehmen, 
so durfte ich der Aufforderung der Mitglieder des hiesigen Redaktions- 
ausschusses, meine Resultate zusammenzustellen und der Widman- 
schen Arbeit als zweiten Teil anzufugen, mich nicht entziehen. 



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Die Handschriften der Widraan'schen Chronik. 45 

Wenn diese Zusammenstellung — wie das hier ausdriicklich 
konstatiert und fur den ahnungslosen Leser so z. s. als eine Warnungs- 
tafel 'aufgerichtet werden soil — ausnehmend trocken geworden 
ist, so war das nach der Natur der Sache nicht anders moglich. 
Gerade diejenigen, denen mit dieser Statistik ein Dienst geschehen 
soil, werden diese rein sachliche Behandlung am besten zu wur- 
digen wissen. - 

Nebenbei hat die Arbeit wohl auch den Erfolg, durch die 
Menge der vorgeftibrten Handschriften in drastischer Weise zur 
Anschauung zu bringen, welcher Wert der Widmanschen Chronik 
(neben der Heroltschen) besonders im 17. Jahrh. beigelegt wurde, 
welche Rolle sie spielte und wie sehr sie fiir jede Darstellung der 
alten Hallischen Geschichte immer als Fundament herhalten musste. 
Ueber ihren absoluten Wert ist freilich damit nichts entschieden; 
wiv werden daruber anders denken und einen viel strengeren Mass- 
stab anlegen als die friiheren Generationen. Aber auch so wird 
vielleicht doch, angesichts einer so stattlichen Heerschar von 
Handschriften, der Wunsch sich etwas lebhafter regen, ein Werk, 
das so vielen Bewohnern des Hallischen Gebietes wahrend mehr 
als zwei .Tahrhunderten Unterhaltung, Belehrung und Geistesnah- 
rung dargeboten hat, ira Druck neu erstehen zu sehen. 

Die Handschriften Widmans werden am fuglichsten in drei 
Gruppen geteilt, deren erste die Abschriften der achtteiligen 
Chronik, zugleich iiberhaupt die altesten, zuverl&ssigsten und in- 
taktesten Reproduktionen Widmans umfassen, wahrend die zweite 
Gruppe nur einen kleinen, das Hallische Gebiet behandelnden Aus- 
zug enthalt, und die dritte, reichhaltigste, alle diejenigen Werke 
umfasst, wo Widmansches mit Heroltschem verbunden, vermischt, 
verarbeitet und durch anderweitige Stoffe bereichert ist. Wurde 
in der Biographie die Vermutung ausgesprochen, die Murrhardter, 
Komburger und Haller Chronik (letzteres hj er [ m engern Sinne 
gebraucht) seien die Grundbestandteile gewesen, an welche sich 
bei gunstiger Veranlassung das ubrige Material — abgesehen von 
den „Annalen a — rasch und in ziemlich unorganischer Weise an- 
gegliedert habe, so giebt diese Handschriftengeschichte, besonders 
in ihrer dritten Gruppe, hiefiir sozusagen einen negativen Beweis. 
Sie zeigt einleuchtend, dass die achtteilige Chronik, weil sie von 
vornherein trotz des kliiglichen in Widmans Vorrede entwickelten 
Programmes keine rechte innere Einheit hatte, besonders weil ihre 
einzelnen Teile, namlich jene Grundbestandteile verglichen mit dem 



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46 Kolb 

nachher Hinzugetretenen, in schreiender Disproportion standen, 
sicli auch nur kurze Zeit als Gauzes behaupten konnte ; haben dock 
von den acht Handschriften, die zu der ersten Gruppe gehoren, 
nur fiinf alle 8 Teile, und von ihnen wieder nur 2 diese Teile in 
der urspriinglichen Ordnung bewahrt. Bald trat willkurliche Um- 
stellung und Abkiirzung ein, und aus dem Zerfall hoben sich wieder 
jene drei Urbestandteile her axis, die nun in den Misch- und 
Sammelwerken fast uberall mit Zahigkeit wiederkehren, wahrend 
von den ttbrigen Teilen des urspriinglichen Werkes nur ab und zu 
noch versprengte Triimuier sich gerettet haben. — Der ganze 
Hergang ist durchaus begreiflich und uatiirlich ; es ist ja eigentlich 
dasselbe, was bei Herolts Chronik mit dem Abschnitt vom Bauern- 
krieg geschehen war. 



Handschriften der achtteiligen Chronik. 



1. Handschrift der K. offentl. Bibliothek in Stuttgart hist. fol. 147. 

188 gezahlte Bl. Text und 26 Bl. Register, Perg.-Bd., von 
Anfang bis zuni Schluss von einer einzigen zwar nicht schonen aber 
leserlichen Hand geschrieben, der also auch die Marginalien an- 
gehoren. Ohne Illustrationen. — Die Hdschr. giebt die acht Teile 
in der normalen, d. h. von Widman selbst in seiner Vorrede an- 
gekundigten und im Umriss gezeichneten Reihenfolge, naralich: 

I. Leben und Geschichten etlicher romischer Kaiser, 

II. Herkommen, Sitten und Gewohnheiten der alten Deutschen, 

III. Auf- und Abgang etlicher deutscher Konigreiche, 

IV. Von etlichen Kriegen aus- und inlandischer Volker, 

V. Von Erbauung und Ver&iderung etlicher Fiirstenturaer, 

Stadte und Flecken Deutschlands, 
VI. Kl5ster, Bistumer und Wallfahrten, 
VII. Hohe Schulen und Turniere, 
VIII. Seltsame Geschichten. 

Die Zeit, aus welcher die Hdschr. staramt , scheint unschwer zu 
bestimmen, da sich am Schluss des Textes, 188a, die von der gleichen 
Hand, der alles iibrige zugehort, herruhrende Bemerkung flndet: 
describ. 24. Oct. —21. Nov. absolvi 21. Nov. 86. Die Erganzung 
der weggelassenen Hunderterzahl macht keine grosse Schwierigkeit, 
denn ein gliicklicher Zufall iiberhebt uns hier jedes Zweifels. Der 
vordere Einbanddeckel zeigt nRmlich in Goldpressung das Wort 



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^ Die Handschriften der Widman'schen Chronik. 47 

„Oberrath a und darunter die Zahl 1656. Nach Analogie einerReihe 
von andern gleichfalls in der K. offentlichen Biblioth. beflndlichen, 
einstmals dem Oberrat gehorigen Banden bezieht sich (laut einer 
gefall. Mitteilung des H. Bibliothekar Prof. Steiff vom 21. Marz 
1892) diese Zahl auf das Jahr der Erwerbung des Buches durch 
den Oberrat, beziehungsweise des Einbands, sorait muss die Er- 
ganzung lauten 1586 *). Doch nun beginnen erst die Schwierig- 
keiten. Es finden sich nicht bloss zahlreiche nachwidmansche (nach 
1560 fallende) und bis nahe an den Herbst 1586 heranreichende 
Zusatze, sondern auch einzelne Angaben, die noch fiber diesen Zeit- 
punkt hinausgehen. 181b wird ein Erdfall auf der Steig bei Schw. 
Hall, gegen Westheim zu, erw&hnt, der in fine novembris 86 ge- 
schehen sei. Bl. 44 b wird berichtet, dass am 28. Marz 1587 der 
Graf Ludwig von Lowenstein seine zwei altesten SShne am Reichs- 
kammergericht zu Speier emancipiert habe; endlich Bl. 143a steht, 
dass Heinrich Spiess, der letzte seines Geschlechts, in der Johannis- 
kapelle zu Komburg begraben worden sei am Allerheiligentag 1594. 
Dies ist nun zwar ein Schreibfehler , es muss heissen 1549; aber 
auch eine solche Verschreibung ist kaum denkbar bei einem, fur 
welchen dieses Jahr noch in der Zukunft lag. 

Diese auffallenden Erscheinungen lassen sich wohl nur durch 
die Annahme erklaren, dass der Schreiber unsrer Hdschr. die Schluss- 
bemerkung „describ — — 86" nicht ffir seine Person und in seinem 
Namen hinzugesetzt, sondern dass er sie in seiner Vorlage bereits 
vorgefunden und nun samt allem ubrigen sklavisch mitabgeschrieben 
hat. Seine Vorlage war es, die am 21. Nov. 1586 fertig ge- 
stellt wurde. Diese Vorlage, die also selbst nicht etwa Widmans 
Original, sondern wieder nur eine Abschrift war, wurde von ihrem 
Besitzer — wahrscheinlich einem Haller, worauf die Erzahlung 
von dem Erdrutsch u.* a. hindeutet, mit Zus&tzen versehen und 
diese so erweiterte Handschrift hat unser Schreiber mit Haut und 
Haar niedergeschrieben. Mit Haut und Haar — das zeigt sich 
namentlich auch darin, dass er die Citationszahlen einfach heruber- 
genommen hat. Die Vorlage verwies vielfach auf friihere oder 
spat ere Stellen mit einem „infra pag. 42 tt , oder n davon hernacher 
fol. 16 facie a a . Diese Zahlen belasst der Abschreiber einfach, 

») In v. Heyd, Die histor. Handschriften d. k. off. Biblioth. Stuttgart, S. 61, 
wird die Erganzung auf 1686 gestellt, aus welchen Erwiigungen ist nicht ersicht- 
lich. Statt Leonhard Honclier ist in der betr. Handschriftbeschreibung wahr- 
scheinlich zu emendieren Leonh. Feuchter. 



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48 Kolb 

obwohl sie auf seine Bogenzahlung nicht zum mindesten mehr passen. 
(Es lasst sich beilaufig aus diesen Citationen berechnen, dass die 
Vorlage viel enger geschrieben war und etwa bloss halb so viel 
Blatter hatte als diese Abschrift.) Des Lateinischen war der Ab- 
schreiber nicht oder nur wenig kundig, auch sonst geht ihm die 
allgemeine Bildung, namentlicli die in der Geschichte, in hohem 
Masse ab. Daher riihren eine Unzahl der derbsten Schreibfehler, 
wo es sich am personliche und geographische Eigennamen und be- 
sonders urn Wiedergabe lateinischer Worte und S&tze handelt, z. B. 
Meccoveus statt Meroveus, Nauclreo st. Nauclero, Actius st. Aetius, 
Priminium, Salirus, Prostratus st. Pirni., Salicus, Herostr. und viele 
andere. Besonders iibel ist er daran, wo er lateinische Abkur- 
zungen, die seine Vorlage reichlich gebraucht zu haben scheint, 
entziffern soil. Bei Aristoteles Schriften werden uns vorgefubrt 
eine Ethirope, Politirope, Oeconomirope , wo die Vorlage offenbar 
das (libri) ethicorum, politicorum u. s. w. mit dem alten Compen- 
dium der Endung -orum, das freilich einem -op, -ope etwas gleich- 
sieht, geschrieben hatte. 

Wann er nun thats&chlich seine Abschrift gemacht, lasst sich 
nicht feststellen, vermutlich noch vor 1600. Es kommt aber 
hierauf gar nicht so viel an, eben we gen der mechanisch reprodu- 
zierenden Art seiner Leistung. Dagegen von Wichtigkeit ist die 
Feststellung, dass die Hdschr., die er vor sich liegen hatte, 1586 
von einer andern abgeschrieben und nachher an mehreren Stellen 
weiter gefiihrt* wurde, wahrscheinlich durch einen Haller Gelehrten. 
Ebenfalls diesem letzteren sind wohl auch die Zus&tze zuzuschreiben, 
die sich auf die Jahre 1560—1586 beziehen. Sie finden sich vielfach 
in der Form von Marginalien, zur Seite teils eines ausgefullten, 
teils eines leergelassenen Textraums, aber auch innerhalb des 
Textes selber, so dass augenscheinlich unser Abschreiber die Rand- 
bemerkungen seiner Vorlage z. t. in den Text hereingezogen, z. t. 
wiederum auf dem Rand angebracht hat. Diese Nachtr&ge betreffen 
hauptsachlich die Kloster (Hirsau, St. Blasien, Herrenalb, Maul- 
bronn, Alpirsbach u. a.) und verfolgen grossenteils den Zweck, die 
Reihe der Aebte von den katholischen Zeiten bis zur Gegenwart 
herabzufuhren — ganz im Gegensatz zu Widman selbst, dem es 
bei Aufflihrung der Kloster fast allein um die Stiftungsgeschichten 
zu thun ist. Auch verschiedene Hin weisungen auf Sleidans commentarii 
(erschienen 1555) vielleicht auch mehrere auf MUnster und Charion, 
deren ersteren Widman zwar reichlich beniitzt, aber gewtfhnlich 



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Die Handschriften der Widman'schen Chronik. 49 

nicht citiert hat, werden auf die Rechnung dieses gelehrten Fort- 
setzers zu stellen sein. 

Die Orthographie zeigt in den haufigen Formen zue, uf, 
Bauw, Frauw, — thumb, — samb, nehmblichen, Rhat, Jhar die 
Schreibweise des 16. Jahrh., doch reichen ja alle diese Formen 
noch weit in das 17. hinein. Dagegen ist merkwiirdig das oftere 
Vorkommen der alten Vorsilbe zur: zurstoreth, zurbrochen, zur- 
brachen. — Die fr&nkische Heimat der Vorlage tritt zu Tage in 
der Form : Wasserfraulich ; auch wolil in den Dehnungen Schieldt, 
Riett, st. Schild, Ritt. 

Im ganzen verdient die Hdschr., trotz der oben hervorge- 
hobenen Mangel, an die Spitze gestellt zu werden und fur eine 
etwaige Herausgabe Widmans die Grundlage zu bilden. Sie hat 
hierauf Anspruch nicht bloss wegen der verhaltnismassig friihen Zeit, 
in weJcher ihre Vorlage angefertigt ist, sondern weil sie von nach- 
widmanschen Bestandteilen zwar nicht vollig, aber doch mehr als 
die meisten andern frei ist, ferner weil sie die ursprungliche An= 
ordnung treu bewahrt und endlich weil die vielen aus katholischer 
Denkweise entsprungenen Ausdriicke, Wendungen und Urteile un- 
verandert belassen sind. 

2. Handschrift Racknitz. 

Im Besitz des Freiherrn v. Racknitz zu Heinsheim, Baden. 
Handschrift in Folio, in altem Pappband, 380 gez&hlte Bl., wovon 
die letzten 5 unbeschrieben, dazu noch 6 ungezahlte, das Register 
enthakend. Zeigt eine schone, gleichmassige Hand, ist mit sorg- 
faltig gezogenen braunen und griinen Randleisten eingefasst und 
mit vielen gemalten Wappen, Stadteprospekten und andern Bild- 
werken geschmiickt, deren Technik ebenso wie die rot ausgef&hrten 
Deberschriften vollig an die Handschrift F. 67 (s. u.) erinnert ; die 
Schriftzflge selbst tibrigens sind nicht die gleichen. — Unter den 
Bildern sind hervorzuheben das Titelbild mit den drei Wappen, 
dera Reichswappen und den 2 Hallischen; das erstere ist gekront 
mit einer Art Bischofsmutze , von welcher Bander ausgehen, die 
die zwei andern Wappen umflattern. Auf den Bandern die Worte : 
Halensis (!) insignia 1503. Weitere je eine ganze Seite einnehmende 
Bilder stellen dar: die Schopfung des Weibes aus Adams Ribbe; 
die alten sieben Burgen in Hall; eine schone Ansicht der alten 
Reichsstadt von Westen her, mit vielen fur das alte Stadtbild 
charakteristischen Zugen (Henkershaus auf der Henkersbrttcke, Eich- 

4 



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50 K o 1 b 

thor an der Nordwestecke der Stadt, Froschgraben, Tliurm unter- 
halb des Prangers u. a.); ein Blatt mit lauter Hallischen Adels- 
wappen in brennenden Farben ; die 4 Saulen des Bistums Wlirzburg, 
Ansicht von Wurzburg und dem Marienberg ; Bild eines Zweikampfs 
zwischen Rittern, und eines solchen zwischen Mann und Weib; 
Ansichten von Limburg und Komburg, die Wallfahrt auf St. Michels- 
berg. Auch die Bilder der zerstorten 23 Raubschlosser sind ein- 
gereiht, die wohl auf dieselbe Grundlage fiihren, die Wurtt. Gesch. 
Qu. I, S. 91, Anm. 6 namhaft gemacht ist. 

Die Bildung des Schreibers steht ungef&hr auf der gleichen 
Hohe wie bei dem Anfertiger der vorigen Handschrift, daher auch 
hier viele grobliche Textverderbnisse bei Citaten, geschichtlichen 
Namen und lateinischen Ausdriicken, z. B. ethinuum, iconnumiurum, 
statt ethicorum, iconomiorum , Herodulo st. Herodoto, Tartier st. 
Tacito, festiculo temprum st. fasciculo temporum. Er tfar also ein 
ungelehrter Kunstschreiber. 

Was den Inhalt betrifft, so treten die 8 Teile in der richtigen 
Reihenfolge auf. Aber in den IV. Teil sind von Bl. 70—143 anna- 
listische Aufzeichnungen eingerttckt, die zwar unstreitig (s. Lebens- 
bild Widmans S. 37) vom Chronisten selbst herruhren, aber von 
ihm hochst wahrscheinlich als getrenntes Werk neben der Chronik 
hergefuhrt wurden. Sie reichen von 1528—1558 und belaufen sich 
auf 176 Stiicke. Da sie von Widman selbst unter keinen Titel 
gebracht worden sind, so mogen sie der Bequemlichkeit lialber als 
„allgemeine Annalen" zusammengefasst werden, im Unterschied von 
den nachher zu erw&hnenden w Hallischen Annalen". Wollte man 
einmal jene allgemeinen Annalen in das Chronikwerk einreihen, 
so bot hiezu allerdings der IV. Teil, der von Kriegen zu handeln 
verspricht, den bequemsten Platz. Als die ursprungliche Anord- 
nung aber kann das aus folgenden Griinden nicht angesehen werden. 
Diese allgemeinen Annalen finden sich uberhaupt nur in wenigen 
Handschriften vollstandig, namlich ausser der vorliegenden noch 
in der Hdschr. des Stuttg. Haus- und Staatsarchivs 161a, in der 
des Hist. Vereins F. 200 und in der stadtischen roten Chronik. 
Allemal stehen sie freilich in Verbindung mit dem Teil von den 
Kriegen, aber dieser Teil hat nur in der vorliegenden Handschrift 
seine richtige Stellung als IV. behalten, wahrend er in der stadtischen 
roten Chr. als IIL, in den beiden andern Handschriften als VIII. 
auftritt. Somit hat wohl eben dieser Bestandteil, der ursprtinglich 
ansserhalb der Chronik stand und iiber ihren zeitlichen Rahmen 



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Die Handschriften der Widman'schen Chronik. 51 

am weitesten hinausging, auf diese Umstellung der Tfeile Einfluss 
gehabt und mit einer gevvissen Schwerkraft den IV. Teil ans Ende 
gezogen. — - Aber auch inhaltlich finden wir dort alle moglichen 
andern Dinge miterz&hlt, wie es eben eine Darstellung mit sich 
bringt, die ungehindert durch sachliche Gruppierung nur dem Lauf 
der Ereignisse Jahr fur Jahr folgt. 

Nach dem VIII. Teil folgen Bl. 308—318 die „Annalia, so 
sich zu und urn Hall verloffen haben a (im folgenden kurz als 
„Hallische Annalen" bezeichnet) ca. 40 Stticke, ebenfalls von 1528 
anhebend und auf das Hallische Gebiet sich beschrankend ; sodann 
319 vom Bauernkrieg, Adelspersonen, die zu Weinsberg umgebracht 
wurden, 320—325 der Bauernkrieg reimenweis von Hans Frank; 
bis 329 weitere „Haller Annalia" von 1524—1545, z. T. Herolti- 
schen Ursprungs, 330—333 „Reimen, welche in der Schmalkaldischen 
Biindnis zu Ulm an das Rathaus geschlagen wurden", 334 eine 
Reimchronik der Kriege und Schlachten von 1374—1535, welche 
jedera Ereignis je einen Vers widmet, 335—343 Heroltische Ab- 
schnitte. Bl. 345—346 en thai t fast lauter Ereignisse aus spateren 
Jahren, 1567 — 73, nur unterbrochen durch die Erzahlung ttber die 
reichsstadtische Zerstorung von Raubschlossern 1372. BL 362 giebt 
einen Bericht ttber die Schneckischen Unruhen in Hall 1602 ff. in 
ratsfreundlichem Sinn, und von da bis Bl. 375 werden die Ereig- 
nisse fortgefiihrt bis zyr Prager Schlacht 1620. 

Die Hand ist durch das ganze Werk dieselbe; Randglossen 
finden sich keine, Interlinearbemerkungen nur ganz wenige. Als 
Zeit der Hdschr. ist somit 1620 oder wenig spater anzusetzen. 
Was ihren Wert betrifft, so steht sie hinter der ersten etwas zurtick, 
da sich vielfach kompilatorische Neigungen zeigen, ubrigens doch 
erst im letzten Viertel des Werkes, nachdem die achtteilige Chronik 
sachlich und grosstenteils auch hinsichtlich der Ordnung intakt 
wiedergegeben ist. Als Vorzug der Hdschr. muss betrachtet werden, 
dass in den „Allgemeinen Annalen" Widmans katholische Denk- und 
Redeweise unverkiirzt und unverandert zum Vortrag gekommen ist. 

3. Handschrift des K. Hans- und Staatsarchivs Stuttgart 161 a. 

In Folio, Pappbd., 210 beschriebene, gezahlte Bl., dazu vorn 
und hinten viele ungezahlte ; am Schluss ein unvollendetes Register. 
Das Buch war nach einer Notiz auf BL 1 urn 1798 im Besitz 
F. D. Gr&ters, des bekannten Gerraanisten und Rektors des Haller 



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52 Koib 

Gymnasiums. — Spuren iiber die Personlichkeit des Schreibers sind 
keine aufzufinden. 

Die Hdschr. gehort zu den weniger sorgfaltigen ; sie hat 
weder Bilder noch stattliche Ueberschriften, zeigt erhebliche ortho- 
graphische Mangel, namentlich Missverst&ndnisse lateinischer Formen 
und Worte und Verunstaltungen bekannter Namen — z. T. dieselben 
wie die beiden vorigen Handschriften, z. T. wieder andere — , sie 
giebt audi von manchen Abschnitten bloss die Ueberscbrift, w&hrend 
der Text fehlt 

An diesem Manuskript haben drei H&nde gearbeitet, die 
erste bis 132b anfangs steifer und schiilerhafter, spater flussiger, 
immer aber aufrecht, die zweite bis 205 (?), manchmal kuhn ge- 
schwungene Initialen zeigend, die dritte bis zum Schluss, ein- 
schliesslich des Registers, mit feineren, zierliclieren Zugen. 

Inhalt. .Die Hdschr. hat alle 8 Teile, aber in veranderter 
Stellung, namlich V, I, II, III, VI, VII, VIII, IV. Die Griinde, 
welche die beiden Umstellungen, V am Anfang und IV am Schluss, 
veranlasst haben, sind durchsichtig : fur den Schreiber war jener 
Teil des Werkes der wichtigste, weil er die Hallische Geschichte 
enthielt; daher wurde er an. die Spitze gestellt. Er hat diese 
Stellung nicht bloss in vielen andern Handschriften iiberhaupt be- 
halten, sondern auch die ubrigen Teile ganz oder grossenteils 
abgestossen. Teil IV hat wie in der Hdschr. Racknitz die „all- 
gemeinen Annalen a in sich aufgenommen, die wegen ihrer Fort- 
fuhrung der Ereignisse bis 1558 am fuglichsten an den Schluss traten. 

Auch innerhalb der einzelnen Teile ist die ursprungliche 
Ordnung mehrfach verlassen, entweder zu Gunsten sachlicher 
Gruppierungen oder aus andern, nicht klar hervortretenden Griinden. 
So sind im ersten (sonst V.) Teil die drei Hallischen Zwietrachten 
zusammengestellt und einige Stiicke aus den Haller Annalen ein- 
gereiht, in den „allgemeinen Annalen" ist die Geschichte des Herrn 
von Plauen aus der chronologischen Reihenfolge weggeruckt u. a. 

Ein weit iiber Widman hinausgehender Zusatz findet sich bei 
Aufz&hlung der Dechanten des Stifts Komburg, wo von Erasmus 
Neustetter das Todesjahr 1594 angegeben ist u. zw. von erster 
Hand. Dieses Jahr ist also als friihester Termin der Hdschr* an- 
zusetzen. Dieser Umstand, nicht minder freilich die oben aufge- 
fuhrten Eigenheiten, beweisen, dass die auf dem Riickenschild des 
Bandes unten angebrachte Bemerkung : „Vermutlich Original" weit 
vom Ziele trifft. 



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Die Haudschriften der Widruan'schen Chronik. 53 

4. Handschrift des K. Hans- und Staatsarchivs Stuttgart 161 b. 

Riickentitel : „Chronika der loblicheu Reichsstadt Schwabischen 
Hall, auch abgestorbenen Adels und Zerstorung derselben Burgen." 
In Folio, Pappbd., 347 altgezahlte Bl., hievon 1—303 von einer 
Hand, 304—307 von einer zweiten, 308—339 Von einer dritten, 
der Schluss wieder von einer andern. Von 304 an wird die 
Schrift nachlassiger, dies steigert sich gegen den Schluss; daher 
kommt eigentlich nur die Arbeit des ersten Schreibers in Betracht. 
Dieser Schreiber von 1—303 ist unbedingt derselbe wie der von 
Hist. V. F. 67 und von der stadtischen roten Chronik (s. u.) die 
Schriftzuge sind vollig die gleichen; auch die Randleisten, die 
Wappenbilder nach Technik und heraldischen Einzelheiten, die 
Stadteprospekte, die Bilder von den zerstorten Burgen — alles 
stimmt genau niit jenen Handschriften, sodass ein Zweifel ausge- 
schlossen ist. 

Aber auch mit der Racknitzschen Hdschr. besteht eine weit- 
gehende Verwandtschaft, sowohl dem Inhalt als der Form nach. 
Es findet sich hier wieder im Eingang das grosse Wappenbild mit 
der Bischofskrone, sodann eine eigentumliche Spielerei, die bei 
gereimten Abschuitten : dem „Bauernkrieg reimenweis" und den 
Memorialversen der Schlachten von 1374 an in Anwendung ge- 
bracht wird, dass n&mlich abwechselnd ein Vers mit schwarzer, 
der andere mit roter Tinte geschrieben wird. Es sind also diese 
Handschriften wenn nicht geradezu aus der gleichen Hand, doch 
aus der gleichen Schreibwerkstatte hervorgegangen. 

Auf dem Vorsetzblatt steht der Titel (gleichlautend mit dem 
auf dem Rucken), sodann das oben erw&hnte Wappenbild; unten 
ist in etwas plumper Schrift offenbar von spaterer Hand der Name 
David Dol . . ., wohl der Name eines Besitzers, angebracht. 

Inhalt. Nach ganz kurzer Vorrede folgen sofort Bl. 2—100 
die Haller Geschichten, hierauf der Teil von den Wallfahrten, 
Kirchen und Klostern —194, in welchen aber verschiedene andere 
Bestandteile hineingeraten sind, z. B. die grossen Gewasser zu Hall, 
Einritte von Kaisern und Konigen zu Hall und einiges yon den 
„Haller Annalia a . Der dritte Teil „Von etlichen Kriegen" 195—303 
weicht von der Grundgestalt besonders stark ab; gleich anfangs 
sind eine Reihe von Heroltischen Abschnitten (die armen Gecken, 
Zug vor Widdern u. s. w. bis zur Straussenfehde) eingereiht, dann 
das Stiick von den 23 zerbrochenen Schlossern, ein kleiner Abschnitt 



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54 K o 1 b 

tiber den Bauernaufrulir und der Bauernkrieg reime nweis von Hans 
Frank. Die in der Chronik sonst den Hauptinhalt dieses Teiles 
bildenden altera und auswartigen Kriege sind weggelassen und 
Bl. 240—284 die Ereignisse des „Spanischen a Krieges nach den 
allgeraeinen Annalen ausfuhrlich erzahlt. Aus den letzteren sind 
audi weitere Abschnitte bis Bl. 300 aufgenommen, sie werden aber 
nnterbrochen durch die „Reimen zu Ulm in der Schmalkaldischen 
Biindnis angeschlagen" 284—287 und Reime iiber die Kriege und 
Schlacbten von 1374—1535 von Bl. 301 an, beides wie im Codex 
Racknitz, ferner durch Stiicke aus den „Haller Annalen". Diese 
Abschnitte zeigen zugleich, dass der Abschreiber (oder seine Vor- 
lage) Widmans Darstellung in evangelischem Sinne umgearbeitet 
hat. So ist^ bei einem Stuck zwar noch die alte Ueberschrift : „In- 
terim wird verachtet" stehen geblieben, aber der Abschnitt ist in 
protestantischem Sinn beschlossen mit den Worten: „In Summa, 
das heilige Evangeliura wollt sich nicht unterdrucken lassen. Gott 
verleih langer Gnade." Die von andern Handen geschriebenen 
Partieen von 304 an geben Stiicke aus den Teilen: Von etlichen 
Stiidten in Deutschland, Von romischen Kaisern, Von Sitten der 
alten Deutschen. Am Schlusse einige Zusamraenstellungen, namlich 
die Namen der Bischofe von Wiirzburg, ira ganzen 63, bis auf 
den Nachfolger Julius Echters v. Mespelbrunn, Gottfried von Asch- 
hausen (von 1617 an regierend), weiter ein Verzeichnis der Lehens- 
leute des Bistums Wiirzburg und endlich ein Katalog von Turnieren, 
deren 36 aufgezahlt sind. 

Eiiie Vergleichung mit der vollstandigen Chronik ergiebt, dass 
in der vorliegenden Handschrift 3 Teile, namlich III, VII und VIII 
vollig fehlen ; die iibrigen treten in der Reihenfolge V, VI, IV und 
abermals V, I, II auf, und zeigen sowohl durch diese Ordnung 
als durch erhebliche Weglassungen allgemein geschichtlicher Ab- 
schnitte Widmans und Hereinziehung Hallischer Partieen aus andern 
Quellen, dass auch hier der Schwerpunkt auf die Hallischen Dinge 
gelegt wurde. Dies gilt freilich nur von der ersten Hand bis 303; 
was die folgenden Schreiber bis zum Schlusse nachgebracht haben, 
sind eben die von dem ersten weggelassenen allgemeinen Partieen. 

Fur die Zeitbestimmung giebt die Notiz fiber den Wurzburger 
Bischof einen Anhaltspunkt , die von der letzten Hand herruhrt. 
Hat diese 1617 oder nicht lange nachher geschrieben, so wird auch 
die sonstige Handschrift nicht viel friiher anzusetzen sein, wie denn 
auch die iibrigen hinsichtlich der Schrift und Maltechnik mit unserer 



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Die Handschriften der Widman'schen Chronik. 55 

Handschrift in eine Gruppe geliOrenden Werke (s. u.) in die Nahe 
dieses Jahres gehoren. 

Der Gesamtwert der Hdschr. kann wegen ihrer weitgehenden 
Umgestaltungen, Weglassungen und Einschaltungen, ferner wegen 
der stellenweise stark hervortretenden Umarbeitung in evangelischem 
Sinn, zuletzt auch wegen der im letzten Teil wahrnehrabaren Nach- 
lassigkeit nicht sonderlich hoch angeschlagen werden. 

5. St&dtische rote Ghronik. 

Eigentum der stadtischen Bibliothek in Hall ; Folio, gepresster 
Schweinslederband in rotem Schnitt und mit rotem Schild; daher, 
weil ihr jede sonstige Kennzeichnnng fehlt, zur Unterscheidung von 
andern derselben Bibliothek angehorigen Haller Chroniken die rote 
genannt. 308 gezahlte und 10 ungez. Bl. und zwar von erster 
Hand beschriebene 305, dann 2 leere, 308—313 Register, hierauf 
noch 4 Bl. Nachtrage von andern Handen bis zum J. 1689. 

Die Schriftzuge und Malereien stammen von demselben , der 
F. 67 und ihre Verwandten gefertigt hat. 

Inhalt: Die 8 Teile erscheinen hier in dieser Reihenfolge: 
V, VI, IV, I, II, III, VII, VIII. Dem V. Teil, dessen Voranstellung 
oben erklart ist, folgt hier der VI., von den Bisturaern und Wall- 
fahrten, weil auch dieser durch Komburg und Murrhardt in nachster 
Verwandtschaft mit Hall steht. Der nun folgende vierte von den 
Kriegen enthalt wieder die allgemeinen Annalen Bl. 193—264 und 
hat trotz diesem Bestandteil seinen Platz an fruherer Stelle be- 
hauptet. Nun reihen sich an I, —282, II, —287, III, —295, 
VII, —299 und VIII, —305 in ihrer urspriinglichen Ordnung. Auch 
innerhalb der einzelnen Teile sind, bald durch die Hinaufruckung 
des liallischen, bald aus andern Grunden, allerlei Umstellungen 
eiugetreten. 

Der Text wird durch diese Umstellungen im grossen und 
ganzen nicht beriihrt; nur inbetreff der Haller Adelsgeschlechter, 
die uberhaupt in den verschiedenen Handschriften, besonders in den 
auf Hallischem Boden entstandenen , grosse Abweichungen zeigen, 
ist eine Ausnahme zu machen. Hier giebt die vorliegende Chronik, 
verglichen mit Stuttg. hist. fol. 147, schon dem Umfang nach be- 
deutend mehr (uber 40 Bl. gegen 17) ; die Anordnung ist zwar im 
allgemeinen die gleiche, aber es sind hier viele weitere Geschlechter 
eingeschoben ; ferner giebt die Stuttg. Hdschr. die Beschreibung 
Moss in Worten, die stadt. Chronik hat statt dessen die gemalten 



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56 Kolb 

Wappen, wobei ubrigens die Malerei init den Worten der St. Hdschr. 
hie und da nicht ubereinstimmt — ein Beweis, dass diese Wappen 
nicht mehr in sicherer und unbestrittener, sondern ofters in zwie- 
spaltiger Ueberlieferung vorlagen. - AlsallgemeineTextveranderung 
gegenuber h. f. 147 ist anzumerken, dass ofters Widmans „ich a 
ausgeraerzt und durch andere Wendungen ersetzt ist. 

Zusatze von sp&tern Handen iunerhalb der Hauptpartie 1 — 305 
finden sich zahlreich; zwei solche auf Bl. 3 a, auf die Jahre 1603 
und 1630 bezuglicb, sind bloss scheinbar von der ersten Hand, 
thatsachlich von einer andem, lassen also keinen Schluss zu auf 
die Zeit des ersten Schreibers. Seine Arbeit wird wohl in die- 
selben Jahre fallen, wie die der Gruppe F. 67 angehorigen Hand- 
schriften. 

Anders verhalt es sich mit einer Reihe von Zusatzen, die 
teils am aussern teils am untern Rand angebracht sind auf Bl. 1, 
4, 10, 11, 13, 15, 17, 18 u. s. w. Sie ruhren nach einer auf 
Bl. 56 a enthaltenen Notiz: „Hans Wetzel, welcher mein, David 
Wetzels, abavus gewesen a , samtlich von David Wetzel her, einem 
gebildeten, des Latein wohl kundigen Manne, welcher 1574—1642 
lebte und 1618 Stadtmeister in Hall war. Dim hat die Chronik 
entweder zu eigen gehort oder als offizielles Handexemplar gedient, 
in welchem er Berichtigungen und Nachtr&ge anbrachte. Seine 
Bemerkungen erstrecken sich auf die altere Zeit sowohl als auf 
seine eigene; sie gehen bis 1640 (BL 239 b: „Ezechiel Lechner 
wohnt heutigen Tages darin a ) und en thai ten manche Richtigstel- 
lungen und Erg&nzungen, besonders auch Citate, in denen er sich 
auf gedruckte Werke wie Goldasts Schwabische Geschichtscbreiber 
(1605) oder auf Haller Archivalien wie das „Freiheitenbuch a oder 
das n Protokoll a der Jahre 1481—84, wohl das Ratsprotokoll, 
beruft. 

Wenn der Wert der Hdschr. fur Feststellung des Widraan- 
textes abgeschatzt werden soil, so darf ihr wegen der Sorgfalt, 
mit der sie angefertigt und von einem sachkundigen Mann bald 
nachher durchgesehen worden ist, ihre Stelle in nachster Nahe der 
Stuttgarter 147 und der Racknitzchen angewiesen werden. 

6. Handschrift der K. ttffentl. Bibliothek in Stuttgart hist. fol. 8. 

(S. v. Heyd, a. a. 0.) Pergbd., aus der Bibliothek des Ober- 
rats, 294 Bl. Titel: „Chronika der lobl. Reichsstadt Schw. Hall 1617." 
Durch die ganze Hdschr. geht bloss eine einzige Hand; diese ist 



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Die Handscbriften der Widman'schen Chronik. 57 

durchaus dieselbe mit der Gruppe F. 67. Mit der stadtischen roten 
Chronik im besondern zeigt die vorliegende eine weitgehende Ueber- 
einstimmung, sowohl im Texte als namentlich in den zahlreichen 
gemalten Wappen und SUdtebildern, mit denen dieses Werk noch 
freigebiger ausgestattet scheint als die Parallelhandschriften. Es 
finden sich z. B. neben den sonst ublichen Bildern auch phan- 
tastische Darstellungen des Dianentempels zu Delphi, des Paradieses, 
ferner Stadteansichten von Wiirzburg, Nurnberg, Jerusalem u. a. 
Die Bilder, die es mit jenen andern gemeinsam hat, decken sich 
in den Eiuzelheiten keineswegs, sondern sind frei reproduziert. 
Die Anordnung der 8 Teile ist folgende: V.— Bl. 86, VI.— 151, 
L — 172, II. — 178, III. — 187 V IV. — 273, VII. -276, VIII. -298. 
Auch hier ist dem Teil von den Kriegen die lange Reihe der 
„allgem. Annalen" einverleibt. Die Reihenfolge steht dem Original 
somit noch naher als die der stadt roten Chronik, auch innerhalb 
der einzelnen Teile stimmt die Anordnung hie und da genauer zur 
Haupthandschrift, sodass moglicherweise hier eine Vorstufe zu der 
zuletzt besprochenen vorliegt. 

7. Handschrift der K. offentl. Bibliothek in Stuttgart 
hist. fol. 662. 

303 Bl. Pappbd. (s. v. Heyd a. a. 0.). Die ersten Blatter 
zeigen sowohl in den Schriftzugen als in der Art des Papiers 
(Wasserzeichen u. a.) auff&llige Verschiedenheit gegenuber dem 
Nachfolgenden ; wahrscheinlich verhalt sich die Sache so, dass von 
der Hdschr. der ursprtingliche Anfang zu Grunde gegangen und 
durch einen spatern Besitzer ersetzt worden ist; die wesentlich 
spatern Schriftzuge erkl&ren sich so am besten. — Auch abgesehen 
von dieser Anfangspartie waren verschiedene Schreiber an der 
Hdschr. beteiligt und zwar offenbar gleichzeitig, so dass einer den 
andern abloste; darauf deutet die abwechselnd wiederkehrende 
Verschiedenheit der Buchstaben und der Tinte. Die Schriftzuge 
weisen auf das Ende des 16. oder den Anfang des 17. Jahrh. 

Inhalt. Von den 8 Teilen sind nur die drei, die Hallisches 
enthalten, vertreten. Die Hallischen Stiicke sind vorangestellt und 
die allgemeinen entweder nachgebracht oder verkurzt oder weg- 
gelassen. Voraus geht T. V, in welchem die Hallischen Geschichten 
und die Aufzahlung der Hallischen Geschlechter den Anfang machen ; 
nachher, Bl. 94—102, sind eine Anzahl „Haller Annalen" einge- 
reiht. Nun folgt T. VI von Klostern, Bistiimern, Wallfahrten, 



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58 Kolb 

wobei Koniburg und Murrhardt wieder vorangestellt und die vielen 
audern nur kurz berichteten Kloster- und Bisturnsstiftungen, samt 
den urspriinglich an der Spitze stehenden einleitenden Abschnitten 
uber Vestalen, Venuspriesterinnen u. s. w. angehangt sind. Zuletzt 
T. IV von den Kriegen. Diesen Widmanschen Stiickeu ist Bl. 257 ff. 
die bis 1519 reichende Reimchronik, und 260—293 Herolts Bauern- 
krieg angefiigt. 

Der Schreiber hat somit in der Auswahl des Stoffes ziemlich 
frei geschaltet; dieselbe Freiheit zeigen auch allerlei schon von 
der ersten Hand staramende Zusatze, die uber Widmans Zeit 
hinausgehen ; so wird 126 Erasmus Neustetters Todesjahr 1590 
(falschlich statt 1594) erwahnt, 5 b eine Notiz iiber bauliche Ver- 
anderung der Jakobskirche zu Hall 1591, 8 b eine Familiennotiz 
iiber die Kecken von 1593, 37 a ein Fundbericht von Hohenstatt 
oder Neunbronn von 1606. Der beschr&nkte Kreis — Stadt und 
Umgcgend Halls — in dem sich diese Zusatze bewegen, beweist, 
dass auch diese Handschrift auf Hallischem Boden entstanden ist 
Die Art und Weise, wie des Fundes von 1606 gedacht wird, 
scheint darauf hinzudeuten, dass der Schreiber auch von diesem 
Zeitpnnkt schon durch eine Reihe von Jahren getrenut war. 

Dass an einzelnen Stellen (z. B. beim Speir^r Reichstag) 
auch die Umarbeitung in evangelischem Sinn zu Tage tritt, ist 
schon bei Heyd, Hdschr. I., 286 angemerkt; die eben dort sich 
findende, auf meine Verantwortung kommende Angabe von den 
Erweiterungen und Zusatzen aus Sebastian Minister ist zuruckzu- 
nehmen, sofern die betreffenden Abschnitte jetzt als urspriingliche 
Bestandteile Widmans erkannt worden sind. 

Des Lateins war der Schreiber unkundig, d^er er bei latei- 
nischen Stellen sich der grobsten Versehen schuldig macht. 

Alle diese Umstande, zu denen auch noch die Nachlassigkeit 
der Schrift hinzutritt, lassen den Wert der Hdschr. fiir die Text- 
herstellung sehr gering erscheinen. 

8. Handschrift des Histor. Vereins fiir Wiirttemb. Franken, F. 200. 

In Folio, Pappbd., 289 gezahlte Bl., dazu noch viele ungezahlte, 
auf welchen das Register und Nachtrage von andern Handen. War 
nach einer Notiz auf dem dritten Vorsetzblatt friiher im Besitz des 
Johann Friedrich Bonhoffer (Predigers an St. Michael und Capitels- 
dekans f 1783), spater in dem des H. Albert Sandel in Stuttgart, 
von dem der histor. Verein das Werk 1894 erwarb. Auf dem 



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Die Handschriftcn der Widman'schen Chronik. 59 

ersten Vorsetzblatt iindet sich eine (spater eingeklebte) Ausicht 
von Hall in Kupferstich, oben die Dreieinigkeit und musizierende 
Engel in den Wolken, welcher sichtlich Leonh. Kerns Stick in 
Merians Suevia zur Vorlage gedient hat. Auf dem zweiten Vor- 
setzWatt in schonen Frakturbuchstaben der Titel: „Chronika der 
lobl. Reichsstadt . . .", am Schluss des langen Titels von andrer 
Hand beigesetzt: „Geschrieben ao. 1553 von Georg Widemann, 
Syndico des Stifts Komburg" ; auf dem dritten das grosse Drei- 
wappenbild wie im Codex Racknitz, nur ohne die Inschrift und mit 
einer Konigs- statt einer Bischofskrone. 

Schrift und Malereien weisen wiederum auf den Urheber von 
F. 67 und Verwandten ; die Randleisten, roten Ueberschriften, die 
mit unwandelbar festem Typus reproduzierten Wappenbildclien, die 
gemalten Landschaften , ebenso die Schriftzuge selbst geben den 
deutlichen Beweis. 

Was den Inhalt anbelangt, so fehlt von der 8teiligen Chronik 
folgendes: ein betrachtliches Stilck von T. I, ferner ganz: II und 
III, von V fehlen die meisten Stadte ausser Hall, von VI vieles 
uber die Monche und Nonnen und alles iiber die fremden Kloster; 
VII und VIII fehlen wieder ganz. Das Vorhandene steht in der 
Ordnung V, VI, IV. Leitender Gesichtspunkt fur die Auswahl 
des Stoffes war im grossen und ganzen die Bevorzugung des Halli- 
schen und sodann des Zeitgeschichtlichen ; daher findeff sich nicht 
bloss die Abschnitte uber Hall, Komburg, Murrhardt vollstandig 
vor, sondern auch die wieder mit dem IV. Teil verbundenen all- 
gemeinen Annalen. Diese letztern hat unser Codex allein in ihrer 
richtigen chronologischen Reihenfolge bewahrt, wahrend in den 
iibrigen, die diese Stiicke ebenfalls enthalten — Rackn., Stadt. rote 
Chr., Stutt. Arch. 161a — mehr oder weniger empfindliche Storungen 
auffallen. 

An fremden Bestandteilen sind aufgenommen einzelne Ab- 
schnitte aus Herolt, sodann die Historie von Peter Lew, 80—109, 
ganz gereimt, mit dem auf den Namen Achilles Jason Widman 
gestellten akrostichischen Schlusse, der Baurenkrieg reimenweis 
von Hans Frank 121—127, das Paskill zu Ulm 271—274, die Zer- 
storung der 23 Raubschlosser u. a. 

Fur die Zeit, in welcher die erste Hand schrieb, geben die 
135 und 165 vorkommenden Jahrzahlen 1591 und 1594 einen Finger- 
zeig, der aber erst durch die Vergleichung mit den andern Hand- 
schriften derselben graphischen Klasse vervollstandigt werden muss. 



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60 Kolb 

Unter den Zusatzen von sp&tern H&nden sind von geringer 
Bedeutung ein Lakornisches Blatt (nach Bl. 145) rait genealogischem 
Schema iiber die Grafen von Rothenburg, ferner Bl. 286 f. einige 
Verzeichnisse ttber Vogteien und Oberamter des Herzogtums Wtirt- 
teraberg im J. 1672 und Designation der Kreisniatrikelbeitr&ge, 
welche die Reichsst&dte zu leisten haben. Wertvoller sind eine 
Reihe von Notizen, die teils auf dem Rand oder unten angebracht 
sind, teils ganze leere Blatter Allien, z. B. 1, 19, 20, 60, 65, 68, 69, 
70, 72, 73, 77, 78 f., 288 und diezwischen 164 und 165 eingehefteten 
Blatter. Diese Notizen beziehen sich fast samtlich auf Hallisches, 
geben Nachtr&ge und Berichtigungen fiir die Jabre 1492 — 1737 
und enthalten mehrere interessante Beschreibungen von Durchreisen 
hoher und hochster Herrschaften, auch Kaiser, durch Hall, wobei 
die grosse Genauigkeit, mit der die Einzelheiten des Empfangs, 
der Bewirtung, der Geschenke, der Ansprachen, der Kosten vor- 
getragen werden, zu dem Schlusse ftthrt, dass der Verfasser ein 
dem Rate angehoriger oder ihm nahestehender Mann gewesen 
sein muss. 



II. Handschriflen der Widmanschen „Au8ziige" von 1553 und 1557. 



Die achtteilige Cbronik, die laut Vorrede am 23. Apr. 1550 
abgeschlossen wurde, zog wie es scheint bald die allgemeine Auf- 
merksamkeit auf sich, sodass der Hallische Buchdrucker den Ver- 
fasser anging, ihm sein Werk fiir den Druck zu iiberlassen. Widman 
bewilligte dies auch, wurde aber mit der Drucklegung mehrere 
Jahre hingehalten ; und wie dann durch Kurftirst Moritz von Sachsen 
die neuen Kriegsunruhen ausbrachen, und infolge davon die Drucke- 
reien vielfach eingestellt wurden, besorgte Widman, sein Werk wiirde 
beim Drucker „verliegen" und ihm schliesslich verloren gehen, und 
zog es daher zuriick. Um nun doch dem Publikum etwas davon 
zu gute kommen zu lassen, verfertigte er einen Auszug daraus, 
den er mit einer wahrscheinlich dem Rate gewidmeten Vorrede 
versah und am 22. Febr. 1553 abschloss. Er umfasst die Geschichte 
der Stadt Hall und ihrer Landschaft. 

Was die Art dieses Auszugs betrifft, so war Widmans Absicht 
nur, die in der grossen Chronik zerstreut auftretenden Hallischen 
Abschnitte zusammenzunehmen, nicht aber innerhalb dieser Stiicke 
selbst die Darstellung ins Kurze zu ziehen. Die auf dieses Werklein 



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Die Handsch riften der Widman'schen Chrpnik. 61 

verweudete Redaktionsarbeit ist somit eine ganz ausserliche, und 
der Text ist mit dem der grossen Chronik durchaus identisch, auch 
die Anordmmg. Begonnen wird mit einigen Abschnitten iiber den 
Ursprung Halls aus der Salzlecke, sofort werden angereiht die 
vielen Adelsgeschlechter, die sich in und um Hall auf den Burgen 
angesiedelt haben, hierauf werden die wichtigsten kriegerischen 
und friedlichen Vorfalle der Haller Geschichte bis 1520 vorgefiihrt, 
und den Beschluss macht die Erzahlung einiger Klostergrlindungen 
und Wallfahrten. 

9. Handschrift des K. Hans- und Staatsarehivs in Stuttgart 161 c. 

Folioheft in Papierumschlag , 45 ungez&hlte Blatter. Titel: 
„Kurzer summarischer Auszug Hallischer Chronik . . . zu Ehren 
den edeln und weisen Herrn St&dtmeistern und Rat wohlgedachter 
Stadt . . . durch Georgen Widman." Die 5 Bl. umfassende Vor- 
rede, beginnend mit den Worten : „Den edeln, ehrenfesten, meinen 
grossgunstigen Herrn. (NB. : Namen sind auch hier keine genannt.) 
Dieweil die Gaben des Allmachtigen . . . a , giebt im allgemeinen 
dasselbe wie die Vorrede zur achtteiligen Chronik, aber mit manchen 
Verkurzungen , und nimmt gegen den Schluss erst eine Wendung, 
welche zu dem „Auszug a uberleitet. Die Vorrede zeigt an der 
Stelle, wo von den grossen Reisenden, Chronisten, alten Schrift- 
stellern die Rede ist, wieder die groblichsten Verderbnisse (Dorronis 
st. Socratis, Sapianum st. Apionem, Caba st. Cuba u. s. w.) und 
Missverst&ndnisse , riihrt somit von einem ungebildeten Schreiber. 
Zwar ist augenscheinlich eine spatere Hand iiber diese Blatter ge- 
gangen und hat, teils durch Modernisierung veralteter Buchstaben- 
formen, teils durch Berichtigung falscher Stellen, nachgebessert, 
aber sie hat, zumal in der Vorrede, noch genug Sinnloses stehen 
lassen. Der Inhalt ist der vorhin skizzierte. Den Beschluss macht 
ein Epilog : „ Wiewohl viel mehr lobliche Geschichten . . . verloffen, 
will ich hiemit . . . diesen Auszug beschliessen u. s. w. a Bilder und 
Wappen sind nicht vorhanden, den Ueberschriften ist keine Sorg- 
falt gewidmet, die Schriftzuge sind steif und unschon. Sichere 
Anhaltspunkte fiir die Zeit bietet die Hdschr. nicht, wahrscheinlich 
stammt sie aus dem 17. Jahrh. 

10. Die Haspelsche Foliochronik, Auszug von 1553. 

Grosser Sammelband im Besitz des H. Pfarrer Haspel in 
Reinsberg, OA. Hall. Der Band enth&lt ausser dem handschrift- 



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62 Kolb 

lichen Material auch viele Druckschriften, z. B. Job. Friedr. Haspels 
Commentaria politica rerum Hallensiura 1699; Job. Pet. Ludwig, 
phil. stud, wid contubernii inspector: Hallarum encomium 1688; 
Dekrete und Denkschriften betreffend die Feuersbrunst von 1729; 
Gedachtnisschriften zur Erbauung und Einweihung des neuen Rat- 
hauses, des Hospitals, der Hospitalorgel u. s. w. 

Der geschriebene Teil des Bandes besteht aus zwei Halften, 
deren jede flir sich paginiert ist. Die erste enth&lt S. 1—315 das 
in Wurtt. Geschichtsqu. I, S. 74 erwahnte Senftenbuch, dem iibrigens 
neben den streng auf das Senftische Geschlecht beziiglichen Ver- 
zeichnissen, Wappen, Urkunden, Prozesserzahlungen audi andres 
Material einverleibt ist, z. B. die Kampfordnung zu Hall, das Anni- 
versarienbuch des Kommenturhofs in St. Johanns Kirche, ein Ver- 
zeichnis der Schultheissen zu Hall von 1316 an, Verzeichnis der 
Aebte, Probste und Dechanten des Stifts Komburg, Verzeichnis der 
von auswarts nach Hall gezogenen und der durch Heirat herein- 
gekommenen Adelsgeschlechter mit vielen gemalten Wappen. 

Diesera Senftenbuch folgt Widmans „Kurzer summarischer 
Auszug Hallischer Chronik" von 1553, S. 1 — 161, wovon 8 auf 
die Vorrede kommen. Inhalt und Anordnung, ebenso auch der 
Epilog, sind die gleichen, wie in der zuletzt beschriebenen Hand- 
schrift. Zusatze zum Widman'schen Text von andrer Seite scheinen 
wenige vorzuliegen, z. B. ein Verzeichnis der Siedensberechtigten 
in Hall fur das Jahr 1500, sowie die in der Heroltausgabe (W. 
Gesch. Q. I.) S. 94 Anm. erwahnte Randbemerkung tiber Wurzel- 
manns Darstellung der Hallischen Kampfordnung, die zugleich er- 
kennen lasst, dass dem Schreiber das Hallische Archiv zuganglich war. 

Die Chronik beruht also jedenfalls, wie auch das vorangehende 
Senftenbuch, auf trefflichen, z. T. sogar sehr alten und sonst wenig 
mehr erhaltenen Quellen. Die Schriftzuge sind zwar fluchtig und 
mit schlechter Tinte geschrieben, dagegen ist die Orthographie alt 
und kann dem Ende des 16., eher doch wohl dem Anfang des 
17. Jahrhunderts angehoren. — Wichtig ist, dass diese Chronik in 
der ersten Partie, wo der Adel der drei Fllisse aufgez&hlt wird, 
mit Stuttg. h. f. 147 in der Reihenfolge und meist auch im Wort- 
laut genau stimmt. 

11. Handschrift der Bibl. des Hist. Ver. f. d. Wurtt. Franken Nr. 52. 

Quartchronik, 45 Bl. ; der Text bricht mitteninne ab, es fehlt 
offenbar am Schluss ziemlich viel. Vorrede und Widmung an den 



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Die Handscbriften der Widman'schen Chronik. 63 

Rat init dem Datum 1553. In den Namen der Vorrede treten z. T. 
dieselben Verderbnisse auf wie in Stuttg. 161 c. und sonst. Was 
den Inhalt des Auszugs selbst betrifft, so ist die Ordnung der 
Stticke hier vielfach verschoben, nur die Adelsgeschlechter werden 
im allgemeinen ebenfalls nach den drei Fliissen Kocher, Biihler und 
Roth aufgez&hlt, aber kurzer. Wappen und Stadtebilder fehlen. 

Die Handschrift koramt wegen ihrer durch den ungelehrten 
Schreiber verschuldeten vielen Verderbnisse weniger in Betracht, 
zumal da Schriftziige und Orthographie schon tiefer in das 17. Jahrh. 
herab fubren durften. 

12. Bibliothek des German. Museums in Number^ 6697. 

Ein Folioband, der zwei Werke enth&lt und daher die Doppel- 
nummer 2365.6697 tragt. Der hieher gehorige zweite Teil enthalt 
48 neugezahlte Blatter, wovon das letzte unbeschrieben. Titel: 
„Kurzer suramarischer Auszug H&llischer Chronik . . . durch Georgen 
Wiedmann." Die an Stadtmeister (auch wieder ohne Namensnennung) 
und Rat gerichtete Vorrede, 5 Bl. umfassend, hat das Datum Mitt- 
woch nach Invokavit 22. Febr. 1553. Die Eigennaraen innerhalb 
der Vorrede zeigen gleiche oder ahnliche Entstellungen wie bei 
den bisher beschriebenen Handschriften. Wappen und sonstige 
Ulustrationen sind nicht vorhanden. Inhalt und Epilog zeigen keine 
wesentlichen Abweichungen gegenuber den drei letzten Handschriften. 
Irgend welche Notiz, die auf die Entstehungszeit hinwiese, lasst 
sich nicht finden. Der Niirnberger Katalog setzt das 18. Jahrh. an. 

Durch die 4 letzten Handschriften (Nr. 9—12) geht eine so 
starke Verwandtschaft, namentlich auch in den eigentumlichen Text- 
verderbnissen der Vorrede, dass die Annahme eines ihnen gemein- 
samen Archetypus wahrscheinlich wird, der aber wohl nicht Widnians 
Urschrift gewesen ist. 

13. Haspelsche Foliochronik, Anszng von 1557. 

In der oben beschriebenen Saspelschen Chronik findet sich, 
unmittelbar an den Auszug von 1553 angereiht und mit einer dort 
weiterlaufenden Paginierung versehen, S. 165—205 noch ein zweiter 
Auszug, ohne Titel, aber mit besonderer Vorrede: „Demnach ich 
jiingst verschieen von etlichen gutherzigen Personen angesprochen, 
teils von SchlSssern . . ., teils vom Adel ... in Schriften zu be- 
greifen . . .", worin der Verfasser erzahlt, er habe sich auf die 
Bitte guter Freunde dazu verstanden, erstlich von der Stadt Hall 



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64 K o 1 b 

Urspruug und Erlindung des Salzbrunnens , zum andern was fur 
Adel in und ausserhalb Hall einer Meile Wegs lang geringsweis 
herum gesessen nebst ihren Wohnstatten und Wappen zu beschreiben. 
Er berichtet, dass ihm auf sein Begehren von Freunden aus alten 
BUchern viele Aufzeichnungen, betreffend alte Geschlechtsbriefe und 
Wappen zur VerfQgung gestellt worden seien, und beschliesst die 
Vorrede — ziemlich gleichlautend mit der zum Auszug von 1553 — mit 
Entschuldigungen wegen etwaiger Mangel oder nicht gebilhrender 
Berucksichtigung einzelner Geschlechter. Datiert ist die Vorrede: 
„St. Bartholom. 1557. Georg Widman, des Stifts Chomburg Syndicus". 

Der Iuhalt entspricht im ganzen dieser Ankiindigung, sofern 
eben bloss jene zwei Hauptstttcke vorgefuhrt werden und von den 
spatern Haller Geschichten, ebenso von Klostern und Wallfahrten 
nichts aufgenommen ist. Doch kann jene Abgrenzung auf „eine 
Meile wegs im Umkreis" vom Verf. nur ungefitbr gemeint sein, 
denn es finden sich unter den beschriebenen Adelssitzen auch solche, 
die ziemlich weiter entfernt sind, z. B. Kottspiel, Ottendorf. Die 
Absicht, die Wappenbeschreibung als Hauptsache anzusehen und 
andre Notion nur beil&ufig einfliessen zu lassen, wird uberall fest- 
gehalten. Abgesehen hievon ist der Stoff derselbe wie in der grossen 
Chronik und in dem ersten Auszug. Als fremder Bestandteil ist 
eingesprengt S. 182 ein Stttck der Senftenchronik. Von Bildern ist 
zu erwahnen ein Landschaftsbild , den Kocherlauf von Westheim 
bis Unterlimpurg darstellend, vom J. 1690. Am Schluss ein Epilog, 
wo Titus Manlius Torquatus, der den Gallier besiegte, als Exempel 
aufgestellt wird, wie wir „unser Vaterland in alten Freiheiten be- 
schiitzen und nicht leichtlich in fremde Dienstbarkeit begeben sollen." 

Der Verdacht, dieser zweite Auszug sei nichts weiter als 
eine von fremder Hand hergestellte Variante des ersten von 1553, 
wird freilich durch mehrere Umstande wie die grosse Aehnlichkeit 
des Stoffs, das Zusamraentreffen des Schlusses der Vorrede, das 
Fehlen einer besonderen Ueberschrift , schliesslich auch durch die 
Thatsache, dass dieser Auszug *bloss in einem Exemplar erhalteu 
ist, rege gemacht; er l&sst sich aber doch nicht aufrecht halten. 
Die oben aufgezfthlten Besonderheiten, die sich in Vorrede, Inhalt 
und Epilog finden, die Beschrankung des Plans auf den Hall und 
seine allern&chste Umgebung betreffenden Stoff und die jeden 
Zweifel niederschlagende Datierung beweisen, dass ein selbst&ndiges 
5Verk Widmans vorliegt. — In der That hat sich also der Chronist 
in seinen hohen Jahren entschlossen, sein eigenes Werk noch einmal 



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Die Handschriften der Widman'schen Chronik. g5 

zu excerpieren mid nach einer bestimraten Richtung hin umzuarbeiten 
— ein Beweis, wie sehr ihm das Werk am Herzen lag und wie sehr 
ihm das Schriftstellern tiber antiquarische Dinge ein Bediirfnis war. 

14. Handschrift der Tiibinger ITnivorsit&tsbibliothek M. H. 414. 

Dieser Hdschr. kann ihr Platz innerhalb der beiden ersten 
Gruppen nicht mit Sicherheit angewiesen werden, da sie ein Frag- 
ment ist. Zur Not konnte sie audi der achtteiligen Chronik an- 
gehoren, immerhin ist es wahrscheinlicher , dass sie den Auszug 
von 1553 wiedergiebt. 

Die Hdschr. ist ein Pappbd. in Folio und enthalt 26 Bl. Die- 
selben sind gezahlt, aber rait nur sporadisch angebrachten Zahlen, 
namlich auf dem ersten Blatt 448, spater 453, 455, 458. Darnach 
scheint dieses Heft ursprunglich Bestandteil eines grossern Saramel- 
bandes gewesen zu sein, dessen Blatter nur nachlassig bezeichnet 
wurden. Die Annahrae, dass die achtteilige Chronik vorlag, die 
eben auf Bl. 488 mit dem Hallischen Teile einsetzte, ist doch aus 
verschiedenen Grunden unwahrscheinlich. Auf dem letzten Blatt 
bricht der Text mitten in einem Satze ab. - Bilder und Wappen 
hat die Hdschr. nicht. Durch das Ganze geht bloss eine Hand, 
mit Ausnahme von einigen Ueberschriften und Zwischenbemerkungen, 
die mehr oder weniger deutlich einen andern Schreiber verraten, 
z. p. die Anfangsuberschrift: „Vom Ursprung und Herkommen der 
lobl. Reichsstadt Schw. Hall autore Georgio Widmanno des Stifts 
Comburg syndico." 

Nach einer kurzen Vorrede wird die Geschichte von Auf- 
findung des Salzbrunnens und Erbauung der Sulen erzahlt und dann 
fiber gegangeu zur Aufflihrung der Burgen und Geschlechter in und 
um Hall, bei welcher der Schreiber nur bis zu den Sulmeister- 
Senften gelangt ist. 

Die Hdschr. ist somit nach Inhalt und Umfang durftig, da- 
gegen sind Schriftzuge und Orthographie altertiimlicher als in den 
ubrigen Handschriften. Formen wie gehapt, gepliiet, gepliben, 
gepott mit der alten Tenuis, Gottis, sibenzigist, mit dem alten 
Flexions-i, Jhar, nhun mit der altertumlichen Dehnungsbezeichnung, 
die Diphthongen ue und tie u. a. scheinen darauf hinzudeuten, dass 
diese Schrift sogar alter ist als Stuttg. 147. Uebrigens weicht 
die Ordnung der Adelsgeschlechter in der vorliegenden Hdschr. 
wieder von der Stuttgarter ziemlich stark ab, wodurch eine Ver- 
gleichung und sichere Wertbestiramung erschwert wird. 

5 



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fifi' K o 1 b - 

15. Handschrift des Germanischen Museums 
in Nurnberg Nr. 80373. 

In Folio, 14 Bl., eng besc^rieben mit feiner punktlicher Schrift; 
mit einigen teils gemalten, teils bloss gezeichneten Bildern und 
Wappen. Titel : „ Von Ursprung und Herkummen der lobl. Reichs- 
stadt Schw. Hall." Der Eingang : „Von raeinem Vaterland der lobl. 
Reichsstadt Schw.-Hall zu schreiben . . .", welcher kein andrer ist 
als die bekannte Teilvorrede aus dem V. Buck der achtteiligen 
Chronik, lasst erkennen, dass es sich urn Widmans Chronik handelt ; 
aber ob es der Widmansche Auszug von 1553 oder die grosse 
Chronik selbst war, die der Verfasser vor sich hatte, ist nicht 
deutlich. In beiden Fallen hat er seine Vorlage sehr abgekurzt, 
giebt z. B. von Murrhardt und Komburg ganz weniges. In den 
Naraen laufen ihm viele grobe Missverstandnisse mitunter, obwohl 
er sich sonst als Mann von Bildung zeigt. — Die Hdschr. ist somit 
nicht auf Hallischem Boden entstanden. Sie ist nach einer in das 
Jahr 1585 weisenden Notiz an das Ende des 16. Jahrh. oder den 
Anfang des 17. zu setzen. Ihr Wert ist sehr beschrankt wegen 
ihres geringen Umfangs und ihrer starken Irrungen. 



III. Kombinationen aus Widman und Herolt und freiere 
Bearbeitungen. 



Von den auf eine Zusammenarbeitung der beiden Autoren, 
tifters auch noch auf Bereicherung durch anderweitiges Material 
ausgehenden Werken ist eine Anzahl schon in der Heroltausgabe 
der Wlirtt. G. Qu. S. 27 ff. beschrieben. Dort musste neben den 
zur allgemeinen Charakteristik der Handschriften erforderlichen 
Angaben zunachst auf die Heroltischen Bestandteile Rucksicht 
genomraen werden. Es lasst sich daher, wenn auch fur die allge- 
meine Beschreibung auf jenen Ort verwieseu werden darf, doch 
nicht umgehen, noch einmal von ihnen zu reden und das in ihnen 
enthaltene Widman'sche Gut genauer zu bezeichnen, urn so weniger, 
als eine genauere Nachforschung einzelne dort aufgestellte Satze 
zu verbessern notigt und als zu den dort aufgefuhrten Werken nech 
einige neue hinzugetreten sind. 



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Die Handscbriften der Widman'schen Chronik. 67 

Dass sich iiberhaupt schon friihe das Bestreben regte, die auf 
den gleicben Gegenstand gerichteten und daher an sich schon teil- 
weise in denselben Spuren gehenden Werke Herolts und Widmans 
zusammenzuarbeiten, ist sehr natiirlich; ebenso aber auch, dass, 
sobald einmal dieser Trieb des Ausw&hlens, Zusammenpassens, Er- 
ganzens ins Spiel gesetzt wurde, in selteneren Fallen vielleicht 
eine geschmackvolle, von reiferem Drteil geleitete Ineinanderfugung 
beider Teile entstehen konnte, meistenteils aber ein recht buntes 
und willkurliches Durcheinander der beiderseitigen Bestandteile das 
Ergebnis sein musste. Gleichwohl sind diese Zusammenschweissungen 
allmahlich popularer geworden als die unver&nderten Chroniken, 
-denn sie kamen dem auf Reichtum und Buntheit des Stoffs ge- 
richteten Interesse des Publikums mehr entgegen als jene, ja es 
ist nicht unwahrscheinlich, dass sogar das recht materielle Interesse 
der Schreiber, die im 2. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die Her- 
stellung dieser illustrierten Chroniken als ein Gewerbe betrieben 
zu haben scheinen, an dieser Anschwellung des Stoffs einigen Anteil 
gehabt hat; denn je dicker diese Bande wurden, destp lohnender 
war ihre Arbeit. 

Die Anfange dieser kombinatorischen Thatigkeit sind gewiss 
schon in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts hervorgetreten, 
die vorhandenen Datierungen (s. Herolt S. 29 unter No. 10) weisen 
allerdings erst auf den Anfang des 17. 

16. Handschrift der Bibliothek des Histor. Vereins fiir 
Wiirtt. Franken F. 67. 

(S. Herolt S. 27.) Von Widman stammt die Vorrede, die 
ubrigens erst von Enslin nachgetragen und dem Anschein nach an 
einzelnen Stellen etwas gekurzt worden ist. Bei den Haller Adels- 
geschlechtern findet sich trotz aller Gleichheit des Stoffs doch nur 
selten wOrtliche Uebereinstimmung mit dem sonstigen Widmantexte. 
Dagegen sind aus der altera Haller Geschichte eine Keihe von 
Abschnitten, teils sagenhafte, wie des Teufels Nase, teils streng 
geschichtliche : Collationsverhaltnisse zwischen Hall und Steinbach, 
Aufstande in Hall, Exekutionsstatten, Kriege, kaiserliche Waltboten 
u. a. Widraan'schen Ursprungs ; dann Iiberhaupt die grossen Ab- 
schnitte fiber Kloster Murrhardt und Stift Komburg, samt einigen 
andern Klostern und Stiften wie Oehringen, St. Georgen, Kasheira, 
Schonthal, Schonau, Gnadenthal und etlichen auf die n&chste 
Umgebung Halls beziiglichen Wallfahrtsgeschichten. Die gegen den 

5* 



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«8 Kolb 

Schluss vorgefuhrte Geschichte des Schmalkaldischen Krieges beriihrt 
sich zwar sachlich oft mit dem, was Widraan in den „allgemeinen 
Annalen a erzahlt, aber wortlich aus diesem Werk heriibergenorainen 
ist doch nur weniges, wie z. B. Koberer von Weckrieden Bl. 288. 
Hieraus ergiebt sich, dass die in meiner Handschriftbeschreibung 
(a. a. 0. S. 27) gegebene Charakterisierung nach zwei Seiten hin 
eine Einschr&nkung erfahren muss. Dass von den acht Teilen der 
Widmanschen Chronik zwei aufgenomraen sind, ist nur in so weit 
richtig, als von diesen zwei Teilen bloss das Hallische, und selbst 
von diesem nicht alles in Widmanscher Darstellung Aufnahme ge- 
funden hat. Und dass Widman iiberhaupt im ganzen die Grund- 
lage bilde, gilt mehr nur fur den Anfang der Hdschr., wahrend 
im Fortgang sich kaum mehr von einer beherrschenden Grundlage 
reden lasst. Der Verfasser ist in den spateren Teilen seiner Arbeit 
schon urn des willen gegenuber Widman zuriickhaltender gewesen, 
weil hier des Chronisten katholische Denkweise so deutlich hervor- 
tritt, wahrend er selber entschieden auf dem evangelischen Stand- 
punkt steht. — Wendungen, wo der Schriftsteller in erster Person 
hervortritt, hat er wie bei Herolt gewohnlich getilgt. Die Vorrede 
hat, wie oben bemerkt, erst Enslin hinzugethan, derselbe hat audi 
im weiteren Verlauf einzelne Zus&tze aus Widmans grosser Chronik 
beigefugt. 

Was den Zeitansatz betrifft, so giebt ein auf Bl. 69 ein- 
gereihtes Gedicht auf das „Ulericbpfrondlein" einen Anhaltspunkt, 
Dieses, von Johann Weidner riihrende und auf Befehl des Rats 
1613 gefertigte Gedicht ist zwar von Enslin auf einem dazu leer 
gelassenen Raum eingetragen, aber der die Verse deutlich an- 
kiindigende Einleitungspassus stammt von erster Hand. In Ver- 
bindung mit der oben bei Stuttg. h. fol. 8 erwahnten Jahreszahl 
ergiebt sich somit der Rahmen 1613 — 1620. 

17. Handschrift der K. Hof- und Staatsbibliothek in Mtinchen 
Cod. germ. 4981. 

(S. Herolt S. 28.) Die Widmanschen Stttcke sind hier mit 
Herolt nicht gemischt, sondern ihnen als erster Teil vorangestellt. 
Aufgenommen sind von Widman die beiden auf Hall bezuglichen 
Teile, Halls Vorgeschichte, Adel, Fehden und Zwietrachten, KlOstei* 
und Wallfahrten, dazu aber audi noch der Teil von den Kriegen. 
Die Reihenfolge ist somit V, VI, IV, ganz wie bei der stadtischen 
roten Chronik, die nur nach diesen Teilen noch die ubrigen nach- 



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Die nandschrifton der Widmau'schen Chronik. 69 

bringt. Audi sonst zeigt sich in Anordnung und Text eine weit- 
gebende, aber doch nicbt vollstandige Uebereinstiramung mit dieser 
stadtischeu Handschrift. Abweiclumgen zeigen sich z. B. in der 
Anordnung der Adelsgeschlechter, indem der Miinchner Codex den 
in der Stadt Hall selbst ansassigen den Vorrang einraumt, wah- 
rend sie in der stadtischen Chronik streng den Flusslaufen nacb 
genoninien werden. Audi die Wappen zeigen allerlei DitFerenzen 
in den Farben. Das Register endlich, in welcbem die Titel an- 
gegeben, die Blattzablen aber nicbt beigesetzt sind, beweist einmal, 
dass der Bearbeiter diese Zusainmenstellung nicbt selbstandig ge- 
niacht, sondern von einer Vorlage abgescbrieben bat, und sodann: 
dass diese Vorlage nicbt jene stadtische Chronik, sondern ein ibr 
verwandtes Werk war. Die Anfertigung mag in die Jahre 1606 
bis 1624 fallen, da das erstere Jahr durch einen spaten Nachtrag 
innerbalb des Textes (Bl. 56 b) das andere durch einen Nachtrag 
von zweiter Hand (Bl. 50 a) dargeboten wird. 

18. Handscbrift der Bibliothek des Histor. Vereins fiir 
Wurtt. Fr. F. 190. 

(S. Herolt S. 29.) Innerbalb der ersten auf das Jahr 1604 
oder bald nachber angesetzten Foliierung stehen von Widmanscheu 
Stucken die Murrhardter und Komburger Chronik 163—177 und 
179 bis 200. Die Blatter der zweiten Foliierung, Bl. 1—49, stani- 
meu von einer andern Hand, deren letzte Aufzeicbnungen bis 1729 
reichen. Hier erscheinen von den acht Teilen der grossen Chronik 
folgende: V (Stadte), I (Rom. Kaiser), II (Alte Deutsche), VI (Bis- 
tumer und Kloster), VIII (Seltsame Dinge). Sie sind aber, wie 
schon die Blattzahl andeutet, nicbt imverkiirzt, sondern auf Grund 
einer — wie es scheint ziemlich willkurlicheu — Auswahl auf- 
genonimen. 

Dass mit dieser Hdschr. inhaltlich die des H. Dr. S t e c h e 1 e 
in Eisenach (jetzt im Besitze des H. Direktor Bonhofer in Stutt- 
gart befindlich) zusaninienfallt, ist Herolt S. 30 erwahnt, 

Eine dritte hieher gehorige Hdschr. ist im Niirnb. Germ. 
Museum 2365. Diese 180 Blatter umfassende Chronik stimmt 
nicht nur dem Inhalt uud Texte nacb und zwar bis auf die Schreib- 
fehler hinaus genau mit F. 190, sondern muss auch wegen der 
volligen Gleichbeit der Schriftziige demselben Schreiber zugeteilt 
werden. 



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70 Kolb 

19. Hdschr. der K. off. Bibl. Stuttgart, hist. fol. 569. 

S. Herolt S. 30. Aus dem 18. Jahrh., giebt von Widnian 
nur Murrhardt und Komburg. 

20. Hdschr. der Bibl. des Hist. Vereins fur Wiirtt. Fr. No. 98 in 4°. 

Herolt S. 30. Die S. 484—546 eingereihten Widmanschen 
Stiicke betreffen die Urgeschichte Halls, den Aufruhr wegen der 
Kellerhalse, die^ Wallfahrt auf den Einkorn, Kloster Murrhardt, 
Pfarrer in Lendsiedel und einiges andere. 

21. Hdschr. Chur. 

Herolt S. 31. Friihestens 1610. Aus Widmann: Kloster 
Murrhardt und Komburg. 

22. Hdschr. der Bibl. des Hist. V. f. Wiirtt. Fr. F. 151. 

Herolt S. 32. Erster Teil ungefahr 1660. Stucke ttber Murr- 
hardt und Komburg. 

23. Hdschr. der K. offentl. Bibl. Stuttgart, hist. Oct. 74. 

Herold S. 32. Ende des 17. Jahrh. „Im wesentlichen Wid- 
mans Chronik, mit starken Einschaltungen aus Herolt" nach Heyd. 

24. Hdschr. des gemeinschaftl. Archivs in Hall. 

S. Herolt S. 32. Entstanden etwa 1680. Widmansches in 
grosserem Zusammenhang flndet sich nur S. 877—936: Die Koin- 
burger Chronik. Die iibrigen Stucke aus Halls Urgeschichte, Adels- 
geschlechter, Zwietrachten, Wallfahrten, sind stark mit Heroltschem 
gemischt. Die Notiz Michael Graters S. 379 (woruber unten bei 
No. 28 Naheres), das Verzeichnis der Siedensberechtigten von 1496 
S. 285 ff., das alte Johauniter-Anniversarienbuch S. 937—948 u. a. 
zeigeu, dass dem Verfasser wertvolle altere Materialien vorlagen 
oder dass er ein Senftenbuch wie das in Haspels Foliochronik be- 
niitzt hat. — Von Interesse fiir die spatere Zeit sind die Erzah- 
lungen ttber das Treiben des schwedischen Oberst Spork in Hall 
(Hexenschwemmungen) wahrend des 30jahrigen Krieges S. 987—995. 
Die Chronik bricht mitten in einem Satze ab. 

25. Hdschr. des German. Museums in Nurnberg 21432. 

Folioband, im ganzen 352 Bl , wo von 347 altgez&hlt; frtther 
Eigentum des E. F. Sandel. Hat Wappen und Stadtebilder, aber 



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Die Handschriftcn der Widman'schen Chronik. 71 

von schlechter Ausfiihrung. audi die Schriftziige sind nachlassig 
unci unschon. Beginnt mit der Widmanschen Teilvorrede : „Von 
meinem Vaterland der lobl. Reichsstadt Schwabischen Hall . . .", 
giebt hierauf eine Reihe Widmanscher Abschnitte, denen bald Herol- 
tische und sonstige eingeraischt sind. Von Widman'schem Eigentum 
ist ausser jen/en Anfangsstucken besonders noch der Abschnitt iiber 
die Wallfahrten, die Murrbardter und die Komburger Chronik und 
die Beschreibung der in der Graf sch aft Wertheim gefundenen 
Altertumer zu nennen. - Der Verfasser hegt wie es scbeint leb- 
hafteres Interesse fur die Rechberger, da er an der Hand eines 
Turnierbuchs die Beteiligung dieses Geschlechts an den verschiedenen 
Turnieren bis zum friihesten zuruck verfolgt. Von Hallischen No- 
tizen, die in der sonstigeu Ueberlieferung nicht mehr anzutreffen 
sind, ist erwfthnenswert die Abschrift eines Epitaphiums des Hans 
Bub von Frankfurt (s. Herolt S. 159, 414). — Die Chronik erzahlt 
die Ereignisse bis zum J. 1617 (Bl. 268), muss also, da bis Bl. 350 
eine einzige Hand geht, aus diesem Jahr oder wenig spater stam- 
men. Die noch ubrigen Blatter sind von andrer Hand gefullt mit 
einigen, z. T. gereimten, Weissagungen zu den Jahren 1685 — 1692. 



26. Handschrift des German. Museums in Niirnberg 27430. 

In Quarto; neuer Titel: „Georg Widraans, Komburgischen 
Sjndicus, Chronik"; 3396 gezahlte Seiten. Ehemals Eigentum des 
Diac. emeritus Dr. Bartsch in Salzwedel. Zeigt drei Hande, 1—141, 
141 — 149, die letzte bis zum Schluss. Der Verfasser kennzeichnet 
seine Arbeit S. 15 mit den Worten : „Ich melte nur so viel in dieser 
meiner Chronik, was mir von Herrn Herolt Pfarrer in Reinsberg 
und Jorg Widman, Syndicus zu Comburg in ihren Chroniken vor- 
geschrieben worden", will also eine bis zu einem gewissen Grade 
selbstandige Verarbeitung beider Werke geben. Dass ubrigens 
schon zu seiner Zeit daruber, was dem einen und dem andern 
Chronisten zugehore, grosse Unklarheit herrschte, beweist eine Be- 
merkung S. 118: „Aus einer Chronik des M. Johannes Herold habe 
ich gelesen, dass er von einem alten Bauer Namens Berthold Grater 
gehort, er habe mit seinen Eltern auf dem Hof Jagstrot gegen 
150 Jahr gewohnt." Denn diese Notiz gehort unstreitig dem Wid- 
man an. — Den grassern Teil scheint der Verfasser doch aus 
Herolt geschopft zu haben, der schon im Eingang durchaus vor- 
herrscht Von Widman ist z. B. die Komburger Chronik. — Die 



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72 Kolb 

Hdschr. enthalt innerhalb des Textes Notizen bis zum J. 1753, 
gehort also in die 2. Halfte des 18. Jahrb. 

27. Chronik des Sebastian Thunias. 

Der stadtischen Bibliothek in Hall gehorig; Foliohdschr. in 
Lederbd. mit schoner Renaissancepressung. Vorn 42 unbezeichnete 
BL, dann 280 geziihlte, wovon aber manche unbeschrieben. Die 
Schrift ist piinktlich und deutlich, obvvohl nicht gerade schou; sie 
stammt sicber von Thumas selbst, wie der Eintrag der personlichen 
Notizen am Anfang und die vollige Korrektbeit alles Geschriebenen 
bezeugt. Jene Notizen besagen , dass Thumas , nachdem er nicht 
sehr lange zuvor sich in Hall angesiedelt hatte, 1600 ins Biirgerrecht 
aufgenommen, dass er gleich darauf zum Ratsherrn erwahlt, 1605 
zum Amtmann im Kochenamt bestellt, spater mit andern wicbtigen 
Aemtern betraut wurde. Er starb 1618. Er hat in diesem Werk, 
das zwischeu die Jahre 1573 und 1610 fallen muss, augenschein- 
lich den Zweck verfolgt, sich iiber Geschichte und Verfassung seiner 
neuen Heimat zu orientieren und eine Gesetzessammluug anzulegen. 
Daher stehen an der Spitze alte Stadtrechte Halls, Verordnungen 
ilber den Eid der Stadtmeister und Ratsherren, iiber Biirgerrecht 
und Steuer, iiber die stadtischen Gerichtsbehorden und Aehnliches. 

BL 1—136 folgt die Heroltsche Chronik, BL 139—174 bringt 
abermals eine Reihe stadtischer Statuten, z. B. iubetretf der Unter- 
pfander, der Frevelstrafen , des Vormundschaftswesens , der ge- 
fangenen Schuldner, des Gewohnheitsrechts der Siederei. BL 175 — 268 
sind die auf Hall beziiglichen Stiicke Widraans eingereiht, besonders 
Kloster Murrhardt uud Stift Komburg. Den Beschluss machen einige 
Vertrage zwischeu Wiirttemberg und Hall, betreffend Gebietsteile 
in Tullau, Bubenorbis, Westheim u. a. 

Giebt die Chronik audi wenig von Widman, so ragt sie doch 
durch die friilie Zeit, aus der sie stammt, hervor und erbalt einen 
besondem Wert durch den Umstand, dass sie mit Sicherheit auf 
einen gebildeten und an der reichsstadtischen Verwaltung person- 
lich beteiligten Mann zuruckgefukrt werden darf. Auch weist sie 
in dem Abschnitt von den Haller Adelsgeschlechtern eine betracht- 
liche Zahl von Stiicken auf, die in den meisten andern Hand- 
schriften fehlen. Diese Stiicke enthalten genauere Angaben iiber 
die Wappen und iiber den baulichen Zustaud^ in welchem sich die 
noch erhaltenen oder zerstorten Burgstadel der einzelnen Geschlechter 
befanden. Mogen auch in diesen Partieen einzelne Thumas'sche 



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Die Handschriften der Widman'schen Chronik. 73 

Nachtrage selbst uritaufgenommen sein, im grossen Ganzen sind sie 
doch schon (lurch ihren Stil und daun dadurch, dass sie z. T. im 
Codex Racknitz und Stuttg. Arch. 161a sich vorfinden, als Wid- 
uianisch geschutzt. Um so mehr muss die Hdschr. fur die Her- 
stellung des Textes gleich nach Stuttg. 147 und Hdschr. Racknitz 
herangezogen werden. 

28. Handschrift der K. offentl. Bibliothek in Stuttgart hist. fol. 669. 

(S. v. Heyd, Handschriften.) Dieses Werk, sowie die zwei 
folgenden eng damit zusammengehorigen , giebt sich schon durch 
den Titel als eine freiere Bearbeitung kund: „Chronika der Stadt 
Schw. Hall, darin derselben Ursprung . . . auch was sich sonsten 
allda begeben, eigentlich und umstandlich beschrieben wird. a Wid- 
mau und Herolt liegen daher in den alteren Partieen wohl noch stoff- 
lich aber selten mehr dem Wortlaut nach zu Grunde; dagegen werden 
von Anfang an schon andre Hilfsmittel herbeigezogen wie Crusius. 

Die Erzahlungen sind chronologisch aufgereiht und erstrecken 
sich zunachst bis 1598 (S. 552). Hierauf folgt sofort das Jahr 1615 ; 
die iibersprungenen Jahre sind erst spater, von S. 750 an nach- 
geholt, aber bloss kurz und nur vom J. 1607 an. Von 1615 geht 
dann die Darstellung weiter bis 1679 (1688?) S. 256 berichtet 
Hans Jakob Grater, Kanzleiverwandter in Schw. Hall, er habe am 
23. Marz 1522 (wahrscheinlich Schreibfehler statt 1622) einen 
Zettel gefunden, auf welchem Michael Griiter erz&hle, wie er 1521 
von Abt Oswald iu Murrhardt durch Pfarrer Widman von Gelbingen 
als publicum notarium die Pfarrei St. Katharina in Hall erhalten 
habe und wie er in sein Amt eingesetzt worden sei. (S. auch oben 
zu Nr. 23). Das klingt als wftre eben jener Kanzleibeamte der 
Verfasser. Wenn freilich die Chronik erst um 1688 abgeschlossen 
wurde, so kann Grater nicht in Betracht kommen, da er laut der 
Kirchenbiicher im J. 1634 starb. Dagegen ist es sehr wohl mog- 
lich und nach dem obigen auch wahrscheinlich, dass er fur jenen 
ersten bis 1598 reichenden Teil, der den eigentlichen Grundstock 
dieses Werkes bildet (s. auch die folgende Hdschr.), als Verfasser 
anzusehen ist. Ueber die sonst eingereihten Stticke: Sulenbau, 
Biirgennusterung, Peter Diisenbach s. v. Heyd. 

29. St&dtische griine Chronik. 

Das zuletzt besprochene Werk wird von Heyd a. a. o. be- 
zeichnet als Abschrift aus einem ^Exemplar, so sich im Archivo 



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74 Kolb 

der Commatida zu Schw. Hall befindet", das Original scheme ver- 
loren zu sein. Es ist aber unzWeifelhaft noch vorhanden in Gestalt 
der obengenannten Chronik, die freilich schon lange nicht mehr 
im Archiv bewahrt wird, sondern der stadtischen Bibliothek zuge- 
hort. Die Identitat konnte zwar nicht durch unmittelbare Ver- 
gleichung bewiesen werden, da sich keine Gelegenheit bot, eine 
solche anzustellen, sie wird aber durch eine Reihe schlagender 
Kongruenzen in einzelnen Stellen, in der chronologischen Anlage, 
in den eingereihten freraden Stiicken und in dem Citat uber Hans 
und Michael Gr&ter zur hochsten Wahrscheinlichkeit erhoben. 

Diese Chronik reicht bloss bis 1598, hat aber v}ele teils in 
den Text selber aufgenommene teils am Rand beigesetzte Nachtrage, 
die sich hauptsachlich auf die Jahre 1640—1650 beziehen und 
(S. 255) bis 1676 reichen, Diese stammen meist von einer Hand 
und zwar von derselben wie der Text. War somit Hans Grater 
der Verfasser der Partie bis 1598 (s. oben zu Nr. 28), so kann 
auch dieses Exemplar nicht von seiner Hand geschrieben, sondern 
muss ebenfalls Kopie sein. Im ubrigen ist es wahrscheinlich, dass 
jenem Grater, beziehungsweise dem Erganzer, die von Prokurator 
Enslin ebenfalls in den Jahren 1640 ff. mit reichen Zus&tzen aus 
den Ratsakten versehene Widmansche Chronik F. 67 (s. ob. Nr. 16) 
vorgelegen hat, und dass er, was er dort am Rande vorfand, in 
seinen Text aufnahm; besonders bezeichnend hiefiir sind S. 196 
die genauen Gttlt- und Gefallverzeichnisse der AMre bei St. Michael. 

30. Handschrift des Germ. Museums in Niirnberg Nr. 2139. 

In Folio, Lederband in Renaissancepressung, war im J. 1780 
im Besitz des Johann Leonh. Grater, aedituus (Messner) an St. 
Michael. Der Band hat angeblich 2408 S., thats&chlich aber, da 
ein Fehler in der Zahlung mituntergelaufen ist, bloss 1608. 

Diese Hdschr. erweist sich nicht bloss nach Inhalt und 
chronologischer Anlage als identisch mit der grunen Chronik, sondern 
stammt auch sicher von demselben Schreiber, wenigstens bis S. 946. 
Dieser Schreiber hat laut mehrerer, den Fortgang seiner Arbeit 
bekundender Anmerkungen diesen ersten Teil von 1682 — 1683 
abgeschrieben. Die Seiten 947—963, welche die Jahre 1677—1686 
behandeln, sind noch nachtraglich hinzugefugt, das ubrige wohl 
noch sp&ter und von andrer Hand; Genaueres liess sich dariiber 
nicht ermitteln. — Von oben genanntem J. L. Grater sind dann 
auch wohl noch einzelne Blatter eingeklebt und Eintrage an leeren 



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Die Handschriften der Widmanschen Chronik. * 75 

Stelleu gemacht, unter ihnen einige besonders wertvolle, S. 245 
u. 2393, worin von der Ueberweisung eines Domizils hinter dem 
Spital an die secbs Schwestern von der dritten Kegel des heiligen 
Franziskus („willigen Armen a ) durch Heinrich Eberhard urn 1412, 
von der „Freiheit a dieser Scbwestern, von der Verlegung ihres 
Hauses in den Berlerhof 1514 und von spateren Scbicksalen dieser 
Stiftung berichtet wird. Weitere interessante Zusatze Graters be- 
ziehen sich auf alte Bauwerke Halls, z. B. den Abbruch des 
Stadtthors und der Schonthaler Kapelle, das dabei befindliche 
Hospitalische Archit, den Klotzlesturm vor dem Langenfelder Thor, 
den Gelbingerthorturm u. a. — Die im Text selbst eingefiigten 
fremden Stiicke: Beschreibung der Heg und Schl&g vora J. 1503, 
Bauernkrieg von Herolt, Sulenbau von 1540, Colloquium militare 
von 1544, Bericht von Brenzens Flucht, Verzeichnis der Geistlichen 
und Kapitelsprokuratoren, sodann Aufzeicbnung einzelner Stadtrechte 
sind meist dieselben wie in den VQrigen Handschriften. S. 2075 
bis 2392 ist auch noch das JMarium und Protokollum Weidnerianum 
mit dem Paskillus Schultero-Schueckianus angereiht. — Aus einzelnen 
Bemerkungen, die in der st&dtischen grunen Chronik am Rand, 
hier dagegen im Texte stehen, ergiebt sich, dass der Schreiber 
diese letzfere Handschrift sp&ter gefertigt hat als jene. Von 
Widman'schem Gut diirfte hier wohl nur die Komburger Chronik 
einigermassen intakt aufgenommen sein. 

Der Vollst&ndigkeit halber fiige ich noch wenige weitere Hand- 
schriften bei, die gleichfalls der Untersuchung unterzogen wurden, aber 
wegen geringerer Bedeutung nicht naher beschrieben werden sollen : 
Herolt-Widmansche Chronik in 4°, in stadtischer Biblio- 

thek Hall, urn 1760. 
Widmansche Chronik in 4°, im Besitz des Herrn Haal- 

schreiber Seiferheld in Hall, 123 Bl., sehr zu F. 67 stimmehd. 
HaspelscheChronikin4°, hauptsachlich Widmansche Stiicke, 

aber auch viel anderes enthaltend, 1227 Seiten; um 1753. 
Thiingenthaler Hdschr., Foliochronik , Eigentum der Ge- 

meinde Thiingenthal, OA. Hall, enthalt im 2. und 3. Teil 

viel von Widman. 
Wahrscheinlich ist noch eine betrachtliche Zahl weiterer Hand- 
schriften vorhanden, besonders in Hall und Umgebung ; sie durften 
jedoch, so weit sich aus einzelnen Spuren schliessen lasst, meist 
der ohnehin so stark vertretenen und verhaltnismassig gering- 
wertigen Mischgattung angehoren. 



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76 Kolb 

Graphische Gruppen. 



Es bleibt noch ubrig, diejenigen Handschriften zu besonderen 
Gruppen zusammenzufassen, fur welche sich Identitat des Schreibers 
oder wenigstens Gleichheit der Ursprungsstatte ergeben hat. 

1) Dem Schreiber und Maler von F. 67 oder dessen Offiziu 
gehoren zu: 

F. 67 (Nr. 16), Stuttg. 161b (4), Stadtische rote Chr. (5), 
Stuttg. h. f. 8 (6), F. 200 (8) uud Munchen 4981 (17). Bei Codex 
Racknitz wurde festgestellt, dass zwar die Technik der Bilder und 
die aussere Ausstattung, nicht aber die Schriftzuge selbst als identisch 
mit denen von F. 67 erklart werden konnen. Somit ist eine Art 
von Schreibwerkstatte anzunehmen, wo ein Maler mehrere Werke 
illustrierte oder wo verschiedene Sclireiber nach denselben Vorlagen 
arbeiteten. Von diesen Manuskripten tragt hist. f. 8 sein Ent- 
stehungsjahr 1617 offen an der Stirne; fur die ubrigen sind fol- 
gende Ansatze gewonnen: fur F. 67: zwischen 1613 und 1620, 
tar Stuttg. 161b: nach 1617, fur Cod. Racknitz: 1620, Munchen 
4981: zwischen 1606 und 1624. Diese unabhangig von einander 
gewonnenen Zahlen, die alle urn das Hauptjahr 1617 gravitieren, 
und die naturlich auch ftir die zwei ubrigen Handschriften, die 
stadtische rote Chr. und F. 200 ungef&hr gelten miissen, treten zu 
dem aus den Schriftzugen geschopften Beweis gleichen Ursprungs 
als wertvolle Bestatigung hinzu. 

Erwagt man nun, dass von diesen sieben Handschrifteu fiinf 
die achtteilige Chronik ganz oder teilweise enthalten, und zwar 
drei alle acht Teile, aber jede wieder in einer andem Ordnung, 
die zwei ubrigen bloss drei Teile, wahrend F. 67 und die Munchener 
zur Klasse der Kombinationen gehoren , so jedoch , dass jede die 
Verbindung der beiden Bestandteile wieder in andrer Art durch- 
fuhrt, so ergiebt sich, dass von diesen Handschriften, obwohl sie 
aus derselben Hand oder Werkstatte hervorgegangen sind (oder 
vielleicht eben deshalb?) eine jede wieder ihren eigenen Typus 
reprasentiert. Diese Mannigfaltigkeit ist wohl nicht bloss iu dem 
Trieb des Schreibers nach Abwechslung, sondern vielleicht noch 
mehr in den verschiedenen Wiinschen und Bestellungen des nach 
diesen Chroniken begehrenden Publikums begrundet gewesen. Es 
hat somit zwischen 1610 und 1620 in Hall eine lebhafte Betrieb- 
samkeit bestanden, die sich auf Vervielfaltigung und saubere Aus- 



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Die Handschriften dor Widman'schen Chronik. 77 

schrauckung der Heroltischen und Widmanscheu Chroniken richtete. 
Der vorwaltende Trieb war weniger die Pietat gegen die beiden 
vaterlandischen Schriftsteller, als der Wunsch eine moglichst reich- 
haltige und schon ausgestattete Haller Chronik zu besitzen. Un- 
mittelbar vor dem Ausbruch des dreissigjahrigen Krieges mochte 
man zu solchen Dingen eben noch die notige Stimmung, Musse und 
Mittel haben. 

2) Eine zweite Gruppe bilden F. 190 und Niirnberg 2365 
(beide unter Nr. 18). Hier sind es zwei zugleich inhaltlich sich 
deckende Werke, die ein und derselbe Schreiber, urn 1684, ab- 
geschrieben hat. 

3) Endlich stammen auch die Stadtische griine Chronik (Nr. 29) 
und Niirnb. 2139 (Nr. 30) von derselben Hand; auch hier wurde 
nach den fruheren Ausfiihrungen nur eben der gleiche Typus zwei- 
mal reproduziert, gegen Ende des 17. Jahrhunderts. 



-N^- 



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78 



Altfrankische Kunst in Wiirttembergisch Franken.*) 

Von Dr. E. Gradmann in Dettingen a. E. 



Mannigfaltig genug ist die Mnkische Landschaft. An der 
Grenzraarke gegen Schwaben ein Bergwall mit tiefen Waldern, 
dann die weite Ebene, ansteigend bis zur Wassersclieide zwischen 
Main und Neckar, im Suden reich an Frucht und Obst, im Norden 
raanchmal rauh und ode. Und sie ist durchfurcht von langgewundenen 
Flussen, deren jeder wieder seinen eigenen Thalcharakter hat Hier 
zeitigen die Hange zwischen den Steinriegeln edlen Wein, dort 
tragen sie nur Wald und Weiden. Hier regt sich in alten Stadtlein 
das Gewerbe, dort haben sich stille Kloster angesiedelt. Was 
uberall wiederkehrt, sind die Burgen und die Bauernhofe. Und 
wie mannigfaltig gar die Herrschaftsverh&ltnisse in dem alten 
heiligen Romischen Reich ! Fursten und Herren, Ritterorden, Kl5ster, 
Stifter und Reichsstadte teilten sich in das bescheidene Stuck Land. 
Und wie die Herrschaft wechselte auch das Bekenntnis. Wo die 
Herrschaft weltlich war, behielt meist das Luthertum das Feld. 
Wo der Krummstab herrschte, drang die Gegenreformation durch. 
Manches Dorf im frankischen Wiirttemberg hat Bischof Julius' 
„Vattersg'walt a gefiihlt. 

Fur die Kunst war solche Mannigfaltigkeit kein Schaden. 
Jede freie Stadt ein kleines Nurnberg, jedes Stift ein kleines Wtirz- 
burg, jede Residenz ein kleines Heidelberg — wenn nicht Serenissiraus 
gar von Paris traurate ! Hire Kiinstler holten sich die katholischen 
Herren gewohnlich aus der Bischofsstadt, die protestantischen aus 
den Reichsst&dten oder von einera befreundeten Hof. Das schloss 
nicht aus, dass mancher hohenlohische oder hallische Unterthan in 
Wurzburg seine Kunst erlernte und bei den Pralaten Brot und 
Ansehen gewann. 



*) Anmerkung. Als Wiirttembergisch Franken ist hier angenomroen der 
Teil des Landes, welcher ehemals dem Bistum Wurzburg zugeteilt war. Dies ist 
das ursprungliche Arbeitsgebiet des jubilieronden Voreins. 



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Altfr&nkiscbe Kunst in Wurttemb. Franken. 79 

Die Wiirzburger Kunst lasst sich — wenigstens in der Reife- 
zeit rein deutscher Kunst — leicht von der nilrnbergischen unter- 
scheiden — Riemenschneider neben Adam Kraft! Die ostfrankische 
Bildnerei ist realistischer und dramatischer. Die mittelfrankische 
hat mehr siidlandischen Sinn fur Formenschonheit und mehr von 
der lyrischen Empfindsamkeit der Schwaben. Noch mehr von schwa- 
bischer Art zeigt die frankische Bildkunst naturlich in Heilbronn 
und HaU. 

Wir haben im Vereinsgebiet den einzigen karolingischen Bau- 
rest unseres Landes, eine wohlerhaltene fruhromanische Basilika 
aus der Hirsauer Bauschule mit umfangreichen nach Inhalt und 
Form hochinteressanten Malereien. Komburg allein ist ein Com- 
pendium romanischer Kunst mit seinen Bauten, Malereien und Metall- 
arbeiten. Und auch anderwarts besitzt das Frankenland ergreifende 
Denkmaler aus der grossen Hohenstaufenzeit , machtige Burgen, 
prachtige Kirchen und Kapellen. 

Ritterlicbe Frommigkeit ist oft im klein^ten Dorfkirchlein 
verewigt an Altaren, Bilderfenstern , Grabdenkmalern. In den 
Stadten burgerliches Machtgeflihl und vielseitiger 'Kunstfleiss. In 
den ResidenzstMtchen , in den Adelsschlossern eine patriarchalisch- 
gemiitliche Kunstpflege. Die kirchliche Kunst wird von der evan- 
gelischen Frommigkeit in Stadt und Land ebenso eifrig gepflegt 
wie von der „hitzigen Andacht" des ausgehenden Mittelalters. Wir 
haben eine Menge sehenswerter Kirchenbauten aus der protestan- 
tischen Zeit, Pfarr- und Friedhof kirchen , Schlosskapellen. Wenn 
sie heute kahl und niichtern erscbeinen, fehlt eben die alte Aus- 
stattung, die das Gotteshaus fast wohnlich machte. Noch mitten 
in den Trubsalen des dreissigjahrigen Kriegs wirkt ein Geschlecht 
von echten Kunstlern von einem kleinen Kocherstadtchen aus bis 
weithin ins Ausland mit Ehren. Auch der Triumph der Gegen- 
reformation ist unserer schwabisch - frankischen Kunst mit zugut 
gekommen, in Schonthal und Komburg und den Residenzen des 
Deutschordens. Mit ihnen vermochte nur das Hohenlohesche zu 
wetteifern, das seine Duodez-Furstenrolle treulich spielte. Aber 
selbst die stadtischen Republiken, obwohl im ererbten Besitz fast 
erstickt, hegten bis zum Ende ihrer Herrlichkeit in ihren Mauern 
eine ziiuftig-solide Kunst, die das ansprechendste Bild der alten 
guten Zeit gewahrt. 

So viel zerstort, verwahrlost und verschleudert oder durcli 
unverstandige Pflege auch verdorben ist — am meisten sicherlich 



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80 Gradmann 

im 19. Jahrhundert ! — iramer noch ist es ein uniibersehbarer und 
ein kostlicher Schatz, den wir von den Vatern ererbt haben. Nicht 
bloss die alten Reichsstadte, Kloster, Residenzen, nein audi unsere 
Dorfer mit ihren Kirchen und Schlossern, ihren Rat- und Wohn- 
h&usern, ihren Friedhofen sind an Kunstdenkmalern reicher als die 
Erben selber meist wissen. Die Bezirke Mergentheim , Hall und 
Crailsheim haben in dieser Hinsicht ihres gleichen kaum in Wttrt- 
temberg. 

Moge der Verein, der auf eine halbhundertjahrige Wirksain- 
keit zuruckblickt , noch lange und noch viel machtiger als bisher 
fur die Wertschatzung, Erforschung und Erhaltung unserer vater- 
landischen Geschichte und ihrer Denkmaler eintreten diirfen! 



In der Karolingerzeit mttssen unsere Gauen eine erste Blute 
christlicher Kultur gesehen haben. Die Flussthaler waren dicht 
besiedelt. Von Pfalzen und Kastellen, Kirchen und Klostern lesen 
wir in Urkunden die Namen. Wo sind die monuraentalen Reste? 
Schwerlich irgendwo ausserhalb der Kirchen. Die Klosterkirche 
in Murrhardt diirfte noch in einem Teil der Grundmauern den 
Griindungsplan aufweisen. Das westliche Querschiff zeigt eine 
doppelchorige Anlage an ; und der hi. Januarius,* dem sie geweiht 
ist, weist nach Reichenau. Als Karolingisch gilt jetzt allgemein 
die Krypta zu Unterregenbach an der Jagst. 

Zwar sagt die Schenkungsurkunde von 1033 nichts von einer Kirche. 
Mdglich, dass die Ungarn (937) so grundlich aufgeraumt haben, dass man bald 
das alte Heiligtum vergass. Die Krypta liegt auch nicht unter der jetzigen Kirche, 
sondern unter dem Pfarrhaus; doch giebt es auch sonst Krypten ausserhalb der 
Kirchen, z. B. in Werden. Die Zierforraen unseres Regenbacher Baus sind vor- 
romanisch (Saulen und Pfeileraufsatze, jetzt im K. Lapidarium in Stuttgart). Die 
entwickelte Hallenform — mit 7 Scbiffen und nur 3 Jochen — wiederura ist fur 
frankische Zeit bisher unerhort. Hallenkrypten kommen sonst in Deutschland, 
z. B. in Regensburg seit dem 11. Jahrhundert vor. Auffallend ist auch die Aus- 
dehnung der Regenbacher Krypta, 4G' Breite! Eine Apsis war nach Osten, der 
Haupteingang von Westen angelegt. Wie es scheint war der Bau nicht ganz 
unterirdisch, was auch sonst bei sog. Krypten vorkommt, die als Mausoleum eines 
hohen Klerikers oder als Martyrium, als Grabstatte fiir einen Heiligenleib errichtet 
wurden. 

Von den fruhmittelalterlichen BucherschRtzen, die ein Kloster 
wie Murrhardt ohne Zweifel hatte, ist leider gar nichts mehr bekannt. 

An dem Aufschwung des kirchlichen Baueifers nach der 
Wende des Jahrtausends hat auch unser Landchen teilgenominen. 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 81 

In Lauffen wird 1003 ein Nonnenkloster bei dem Grab der heiligen 
Regiswind gegriindet; in Oehringen 1037 das Chorherrenstift, die 
Mutterkirche fiir den grossten Teil des Ohrnwalds, wo damals gem 
Einsiedler hausten; 1075 das Kloster Komburg, als eine Burg 
hirsauischer Kloster-Reformation. Das Regiswindiskloster ist langst 
verlegt. 

Von der ersten Stiftskirche zu Oehringen scheint im Erneuerungsbau des 
Spatmittelalters nicht einmal der Grundplan beibehalten. Dcnn in den beiden 
Obleybiichcrn des Stifts sind Ansichten der alteren Kirche gegeben, welche den 
Eindruck der Treue machen. Freilich geben auch sie nicht die friihromanische 
Kirche wieder, sondern einen fruhgothischen Bau. Doch mogen sie (mit Ausnahme 
des Chorpolygons) den ersten Grundplan zu erkennen geben: kreuzftirmige 
Basil ik a mit Chorkrypta und Frontturmpaar. Stifter war der Regensburger 
Bischof Gebhard mit seiner Mutter. Doch die ersten Kanoniker werden aus Wiirz- 
burg gekommen und das Modell der ersten Stiftskirche mag vom Stift St. Stefan 
daselbst genommen sein ; (auch das Ochringer Stift ist dem Erzmartyrer ncben den 
Apostelfursten geweiht.) Zwei steinerne LOwenbilder, welche in der heutigen Kirche 
und schon in der ihr vorangegangenen als Erinnerungsstiicke eingemauert 
wurden, riihren ohne Zweifel her von einem Thor des ersten Kirchen- oder 
Klosterbaues. 

Komburg ist eine Tochter von Hirsau. Der Grundplan der 
Kirche, soweit er als der urspriingliche gelten kann, hat aber mit 
Hirsau und den Bauregeln der Hirsauer nichts gemein als etwa 
die Verlangerung der Seitenschiffe zu Nebenchoren. Der Komburger 
Munstergrundriss erinnert vielmehr an Murrhardt: Westquerschiff 
und wohl ursprunglich auch Westchor, dem (vielleicht nachtraglich) 
ein Westturm ohne Durchgang vorgelegt ist. 

Nach der Gewohnheit der Cluniacenser wird hier eine grosse Empore ge- 
wesen sein. — Die drei Turme gehOren mindestens im Aufbau erst dem 12. und 
13. Jahrhundert an. Ebenso die beiden Thorgebaude. Dagegen mag die Anlage 
der sog. Schenkenkapelle noch der ersten Bauzeit angehoren. Es ist ohne Zweifel 
der Kapitelsaal mit anstossenden Teilen des Kreuzgangs, welcher hier des Bau- 
grunds wegen an die Westseite der Kirche verlegt ist. — Hier hat sich auch ein 
Steinpult noch von der ersten Einrichtung erhalten. 

1st das Mtinster von Grosskomburg im Zeitalter des Barocco 
erneuert worden, so zeigt doch das benachbarte Kleinkomburg, 
ehemals Nonnenkloster St. Aegidien, noch den friihromanischen Kom- 
burger Stil. Das Nonnenkloster wurde 1108 gegriindet von den- 
selben Familien wie das Herrenmunster. Die erste Aebtissin kam 
aus Paris und der Kirchenheilige selber stammt aus Frankreich. 
Doch der Bau ist gut hirsauerisch , eine Kreuzbasilika mit innen 
halbrund, aussen glatt geschlossenem Chor und Vierungsturm; Wiirfel- 
knaufs&ulen, die nur zunaclist dem Querschiff durch ein Pfeilerpaar 

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82 G r a d m a n n 

ersetzt -sind*); aii den ausseren Wanden Halbsaulen nnd Lisenen 
und die charakteristischen spitzen Kragsteine des Bogenfrieses, den 
hier nur das Mittelschiff hat. Der Vierungsturm war nach den 
Abbildungen ans der neueren Zeit achtseitig, ursprunglich wohl 
vierseitig und niedriger. 

Aehnlich scheint nach alten Abbildungen die Jakobskirche in 
Hall gewesen zu sein, die 1728 im Feuer zugrunde ging. 

Die Turme von Grosskomburg zahlen zu den schonsten ihres 
Stils. Die Helme mit den zierlichen Dachfenstererkern erinnern 
wohl an rheinische Bauten (und ein Mitstifter hatte ja einst Be- 
ziehungen zu Mainz), doch haben oder hatten sie auch in Wurz- 
burg ihres gleichen. Ihnen sind die Haller Turme nachgebildet, 
an St. Michael und St. Katharinen ; beide schon im 16. Jahrhundert 
erhoht (der von der St. Katharinen abermals in jurigster Zeit). -Der 
Michelsturm stammt ohneZweifel von der 1156 eingeweihten Kirche. 
Die Siiule, die im offenen Erdgeschoss den Scheitel des Gewolbes 
unterstiitzt, gehort zum Urbau wie auch das Portal. Der Berthold, 
der sich daran nennt, darf ftir den Erbauer gelten. Beim Turm 
von St. Katharinen, der im 13. Jahrhundert erst entstanden scheint, 
war die Uebersetzung in das Achteck des Helms besonders schwierig 
wegen des querlanglichen Grundvierecks. 

Das wurttembergische Frankenland hat noch eine stattliche 
Anzahl romanischer Kirchtiirme. Die meisten stehen an der Ost- 
seite des Schiffs und bilden mit dem gewolbten Erdgeschoss den 
Chor. Eine Apsis ist in Steinbach, an der alten Mutterkirche Halls, 
hinzugefugt. Diese tonnenuberwolbten massigen Turmchore sehen 
wohl uraltertumlich aus, werden aber doch zumeist dem 12. Jahr- 
hundert angehoren. Einen abseits stehenden Kirchturm hat Nieder- 
stetten. Aus der Hohenstaufenzeit , die fiir unsere fr&nkische Ge- 
schichte wohl die glanzreichste ist, sind uns mehrere gar schmucke 
Kirchenbauten und unzahlige sehenswerte Einzelheiten fast uberall 
erhalten. Da sind die Basiliken zu Weinsberg mit dem reichen 
Chorturm, welchem der im Deutschen Haus zu Heilbronn verwandt 
ist, zu Wolchingen (in Baden), Crailsheim, Niedernhall; die ein- 
schiffigen Dorf kirchen zu Miinster, Nassau, Neubronn, Niederstetten ; 
die Kapellen zu Komburg, Tullau, Standorf und — die Perle unseres 
Landes — die zu Murrhardt. 



*) Anmerkung. Aus liturgischen Riicksichten, wie es scheint, bei der 
ganzen Congregation iiblich. Hier war eine Sclirankenwand errichtet. 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 83 

Der Uebergangs- oder richtiger Mischstil zwischen Romauismus 
und Gotik ist verh&ltnism&ssig haufig vertreten. Friih ist das 
Rippenkreuzgewolbe aufgekommen und der Spitzbogen fur die 
Maueroffnungen ; im Zierwerk aber mochte man auf den ererbten 
reichen Musterschatz noch lange nicht verzichten. Die bedeutendsten 
Geb&ude des Stiliibergangs oder der Fruhgotik stehen nicht mehr. 
Dies waren das Munster in Schonthal, wie es bis aufs 18. Jahr- 
hundert kam, und die Stiftskirche zu Oehringen ira zweiten Bau; 
beide aus Abbildungen einigermassen vorstellbar. Fur den Stil 
von Schonthal haben wir wohl auch noch eine Probe an der Kirche 
des dem Abt von Schonthal unterstelltenCisterziensernonnenklosters 
Gnadenthal, das um 1250 hier gegrtindet ist. Die Konstruktion 
ist gotisch, primitiv zwar, aber resolut ; das Zierwerk ist romanisch, 
aber wie von ungeubten Handen. Die Anlage entspricht derjenigen 
in Himmelspforten bei Wiirzburg; das Schiff zur Halfte verbaut 
durch die Erapore der Nonnen. Noch bunter ist die Mischung an 
der Klosterkirche von Frauenthal, wieder einem Cisterziensernonnen- 
kloster. Endlich an der dritten Nonnenkirche dieses Ordens, der 
zu Lichtenstern, ist die reine, deutsche Fruhgotik da. 

Die weltliche Baukunst der Hohenstaufenzeit , wie reich und 
mannigfaltig mag sie sich entfaltet haben in den Stadten, auf den 
Burgen unserer frankischen Ghibellinen! In den Stadten hauste 
damals noch der Adel, in Steinh&usern und Turmen wie den „Sieben 
Burgen a Halls, von denen manche noch erkennbar sind. Von den 
Burgen der Edlen von Hohenlohe, Krautheim, Limburg, Stetten 
sind die meisten langst zerbrochen. Aber imponierend sind sie 
noch in ihren Zargen und anziehend noch in ihren Triimmei stiicken, 
jene Vesten wie das abgelegene Brauneck, Leofels, Krautheim. 
Wenigstens der Berchfrit mit seinen dicken Buckelmauern hat sich 
noch an manchem Schloss erhalten, manchmal auch die Mantelmauer, 
die Ringmauer, der gefutterte Thorgraben, die Umfassungswand 
von Palas und Kemenate oder ein Stuck von der Burgkapelle. 
Reizend ist die Burgkapelle auf Schloss Krautheim ob der Jaxt 
(in Baden), im Stil verwandt der Turmkapelle im Deutschen Haus 
zu Heilbronn. 

Romanische Bauteile von Burgen: in Aschhausen, Brauneck, Burleswag, 
Henchlingen, Kocherstetten, Krautheim, Lauffen a. N., Leofels, Lowenstein, Nagels- 
berg (nur noch ein Stumpf), Neuenstein, Neuhaus, Rdtenberg, Sindringen, Thannen- 
burg, Thierberg, Waldenburg (Weinsberg). 

Von romanischer Malerei und Bildnerei sind Denkmaler ersten 

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34 Gradmann 

Rangs in Komburg uberbliebeu. Die Wandinalereien im Chor der 
Aegidienkirche sind fast ganz erlialten und gut wiederhergestellt. 
Ira tiefsinnigen Inhalt ein echtes Benediktinerwerk, reihen sie sich 
durch den feierlichen Stil und den noch antikischen Farbengeschmack 
deutlich an die rheinischen und an wurzburgische Malereien an. 

Es ist eigentlich Nachahmung des altkirchlichen Mosaikstils. Fiir den 
Schulzusammenhang mit Rheinland ist die grune Umrahmung des blauen Grundes 
bezeichnend. Dargestellt ist in der Apsis der Herr in der Herrlichkeit samt den 
vier Patronen, tiefer die sechs Vater der lateinischen und griechischen Kircbe. 
Am GewGlb des Chorraums das Mysterium des Erlflserleidens in Bild und Wort; 
man sieht Christus am Kreuz zwischen der Kirche und der Synagoge samt ihren 
Anhangern (die allegorische Gestalt, die iiber dem Kreuz hereinschaut, mit Spruch- 
bandern in den Handen, lasst sich in Ermanglung des Textes dieser Spriiche wobl 
nicht mebr erklaren.) Tiefer im Bild sieht man Christus in der Kelter des 
gottlichen Zornes mitsamt dem Profeten desselben. Das zweite Bild gilt dem 
Mysterium der Auferstehung Christi und der Glaubigen : Christus im Grab, mit der 
Siegesfahne ; unten auferstehende Tote, dabei die Profeten mit ihren Spruchen.*) 

Diese Malereien mogen gleich nach der Vollendung des Baus 
entstanden sein. Etwa gleichzeitig das silbervergoldete Antepen- 
dium und der kupferne Kronleuchter im Gross-Koraburger Miinster, 
beides Stiftungen des Abts Hartwig (t 1141?) und wahrscheinlich 
— wegen der Techniken — beide rheinischen Ursprungs. Das 
Antependium ist im plastischen Teil, den getriebenen Figuren des 
Herrn in der Herrlichkeit und der Apostel, minder fein als in dem 
Schmelzwerk der Zierleisten. Der Radleuchter ist in seinem Orna- ^ 
ment ein wahres Wunderwerk geistvoller, fleissiger und geschickter 
Zierkunst. Man bewundert es am besten in den Zeichnungen und 
Abgussen des Historischen Vereins. Die ubrigen reichen Weih- 
geschenke Hartwigs, welche der Chronist verzeichnet, sind ver- 
schwunden. Nur ein gesticktes Antependium aus Komburg scheint 
erhalten (Sammlung Walcher in Stuttgart). Aus jener Zeit sind 
aber auch zwei bronzene Akoluthenleuchter in der Sakristei von 
Grosskomburg. In Amrichshausen findet sich eins der haufigen 
gegossenen Messing-Crucifixe zum Vortragen. 

Die romanische Steinbildnerei ist durch einige Thurbogen- 
felder mit Reliefbildern nur schwach vertreten. 

Das merkwiirdigste ist dasjenige zu Niedernhall, darstellend das Martyrium 
des hi. Laurentius. Hubsch ist im Stile der Flachschnitzerei das Bogenfeld der 
Walderichskirche in Murrhardt ausgeziert. Der Inhalt ist noch nicht klar. Ein 



*) Anmerkung. Sonst ist von romanischer Wandmalerei in unserem 
Gebiet wohl kaum mehr etwas erhalten als die Reste von Passionsbildern im Turm 
zu Eschach, OA. Gaildorf. 



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Altfrankische Kunst in Wiirttemb. Franker. £J5 

Bruchstiick eines rohen Reliefs der Auferstehung Christi ist in der Stadtkirche 
in Tngelfingen eingemauert. Rein ornamentale Tympanen sind an der Michels- 
kircbe in Hall und an der evangelischen Kirche in Braunsbach. 

Rein architektonisch und ornamental (im Uebcrgangsstil) ist die Ausstattung 
der Tumba der Mitstifterin Adelheid, Mutter Konig Konrads, in der Stiftskirche 
zu Oehringen. Die Tumba ist ohne Zweifel anliisslich des zweiten Neubaues der 
Kircbe gemacbt worden. Aus derselben Zeit ist dort Cborgestiibl erhalten, es ist 
verziert mit Blattwerk und Tierfigurchen. Schone romanische Altarmensen steben 
noch in der Kreuzkapelle des Deutscben Hauses zu Heilbronn und in der Kirche 
zu Weinsberg. Ein Taufstein in der bochaltertumlichen Kufeuform zu Tbalheim 
bei Heilbronn. Romanische Grabsteinplatten , die gewohnlich nur mit eingeritztcr 
Zeichnung, Kreuz oder Wappenschild bezeicbnct wurden, finden sich in der Scheukeu- 
kapelle zu Komburg, in Gnadenthal und Lichtenstern. 

Die franzosische Gotik hat ura die Mitte des 13. Jahrhunderts 
in Heilbronn und Lauifen offenbar von Wimpfen her, in Mergentheim 
vvahrscheinlich von Wilrzburg her ihren Einzug gehalten, nachdem, 
wie gesagt, eine eigentiimliche Urgotik schon ein Menschenalter 
friiher von den Cisterziensern eingefiihrt worden war. Der Denk- 
maler ist verhaltnismassig wenig; es ist wohl audi nicht viel 
geschaffen worden, denn die Hohenstaufenzei^ hatte wenig zu thun 
iibrig gelassen. Immerhin vermogen Werke wie die Pfarrkirche 
Johannis d. T. in Mergentheim und der Chor der Regiswindiskirche 
in Lauffen wohl den wundersaraen Reiz der echten alten Gotik, 
ihre jugendfrische Anmut, gerade weil sie nur im Bruchstiick zur 
Erscheinung kommt, gar anziehend zu offenbaren. 

Die Basilica des Taufers in Mergentheim ist ein Werk des Deutscben Ordens, 
ebrwiirdig und altertumlich (geweiht 1274). Im Scbiff noch Viereckpfeiler, an den 
Kapitellen der Wandsaulen im Chor noch halbroraanisches Bildwerk, am Turin 
Rundbogenfriese. Dazu aber richtiges Rippenkreuzgewolb und Strebepfeiler, edcl- 
strenges Fenstermasswerk, herrliche, laubiiberschattete Portale, starre Knospenknaufe 
auf den Giebeln. Das Kiliansmiinster in Heilbronn dankt dem 13. Jahrhundert 
(1297 Ablassbrief zum Bau) seine Anlage als Basilika (wie jetzt wieder hergestellt) ; 
und zwar urspriinglich mit zwei Ttirmen an der Westfront wie am Chor ; vielleicht 
auch die dreischiffige Choranlage von Wimpffen her. Die Fruhgotik ist erhalten 
an den Osttiirmen. Auf diesen Teilen liegt wie auf dem Rcgiswindischor in Lauffen 
noch ein Abglanz von der kostlichen Champagner Gotik, die nach Wimpffen 
unmittelbar von Reims verpflanzt war. Aucb die Anlage ist in Lauffen interessant: 
zwischen Schiff und Chor stent der Glockenturm, wie sonst — in Braiue (S. Yved) 
und Trier (Liebfrauen) — auf der Vierung. Neben ihm schlossen die Seitenschiffe 
mit Kapellen. Friihe Gotik zeigt auch in Schonthal die Kilianskapelle an der 
Klosterpforte. 

In Bildnerei und Malerei nennt man bei uns meist den Stil 
des 14. Jahrhunderts noch fruhgotisch,im Gegensatz zum realistischen 
Stil des 15./16. Jahrhunderts, welcher allerdings neben dem spiit- 



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86 Gradmann 

gotischen Architekturstil hergeht, doch im Grand die entschiedenste 
Abkehr vom Stil des Mittelalters ist. Der bildnei ische Stil des 
14. Jahrhunderts ist hochgotisch, manieriert. Den edlen Stil der 
Friihgotik flnden wir in unserem Landchen an Bildwerken kaum 
vertreten. 

Da ist nur etwa die Deckenmalerei im siidlichen Chorturm der Heilbronuer 
Kilianskirche (die vier Symbole der Evangelisten *). Auf dem weiten Feld der 
Plastik nur das steinerne Standbild des Erzengels in der Turmvorhalle von 
St. Michael zu Hall. Das holzgeschnitzte Kruzifix in der Ulrichskapelle bei 
Standorf ist noch romanisch-starr. Ebenso die beiden, aucb geschnitzten, ehemals 
vollig in Vergoldung strahlenden Kolossalfiguren von Maria und Johannes, welche 
in der Klosterkirche zu Murrhardt standen, ohne Zweifel auf einem Apostelbalken 
im Chorbogen, unterm Kreuz des Herrn (jetzt in der Altertumssammlung zu 
Stuttgart). Der augstlichc Faltenwurf setzt iibrigens doch Kenntnis der gotischen 
Manier voraus ; die Kopfe sind schon individucll ; die Figuren sind nur in der 
Walzenform des Blockes stecken geblieben. Der (Z. f. W. Fr. I) abgebildete 
Grabstein des Rudiger von Reich und seiner Gemahlin Elisabeth, mit eingegrabenen 
Bildnisfiguren, in der Wachbacher Kirche ist nicht mehr vorhanden. 

Reiche architekton ische Verzierung im Uebergangsstil zeigt die altarformige 
Tumba der Adelheid, der Mutter Bischof Gebhards und Konig Konrads, in der 
Krypta der Oehringer Stiftskirche. Sie wurde 1241, ohne Zweifel fur die damals 
neugebaute Kirche angefertigt**). Der Reliquiensarg der hi. Regiswind in Lauffen 
ist ein schlichter Steinsarg in altgotischer Kapellenform. Roman ische Altartische 
stehen in der Turmkapelle der Deutschordenskirche zu Heilbronn und in der 
Weinsberger Kirche, ein schoner frubgotischer in der Kirche von Lichtenstern. 
Saulchen bilden hier wie dort den Hauptschmuck. In der Stiftskirche in Oehringcn ' 
stehen audi, bis jetzt fast unbeachtet, noch einige Banke eines Chorgestuhls aus 
dem 13. Jahrhundert, mit Gruppenfenstern, Blattwerk oder Tierfigtirchen an den 
Wangen. 

Ira 14. Jahrhundert ersteht noch ein strenger Ordensbau in 
Mergentheim , die Dominikanerkirche , die leider fast nur noch im 
Chor die alte Gestalt hat. Die 1314 eingeweihte Franziskaner- 
kirche in Heilbronn liegt in Trummern. Nur von dem Kreuzgang 
stehen noch drei Flftgel. Sonst sind es lauter einschifflge Kirchen, 
die zumeist im Schiff nicht einmal eingewolbt sondern mit einem 
Sprengwerk von Balken iiberdeckt sind, dem die Bretterverschahing 
gewohnlich das Ansehen eines holzernen Spitztonnengevvolbes giebt. 
Audi Hangewerke mit Flachdecken kommen vor. Das Rahmen- 
werk der Vertafelung ergiebt dabei von selbst eine Gliederung in 



*) Anmerkung: Friihgotische Waudmalereien wurden 1883 in der alten 
Martinskirche zu Lauffen a. N. aufgedeckt, doch nicht erhalten. 

**) Anmerkung: Die schmucklose Steinlade mit den Gebeinen Gebhards 
zeigt die Schriftformen der Renaissance. Mindestens die Inschrift ist erst beim 
a weiten Umbau entstanden. 



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Altfrankische Kunst in Wiirttemb. Franken. 87 

Felder. Der Schmuck der Farbe darf aber auch nicht fehlen. Audi 
die Durchtugbalken unter den Holzgewolben werden gern mil 
Schnitzerei und Fasenmalerei verziert. Die Kunst des mittelalter- 
lichen Zimmermanns , der oft auch den Steinmetzen zu den bedeut- 
samsten Erfindungen inspiriert hat, verdient erst noch ein liebevolles 
Studium. Proben bieten die meisten der aufzufuhrenden Bauwerke, 
namentlich die Creglinger Herrgottskirche. Schone alte Deckenmalerei 
hat die Kirche in Grossaltdorf OA. Gaildorf (1398), auch die Wen- 
delinskapelle bei Dorzbach. Die schmuckreicheren Kirchenbauten 
aus deni 14. Jahrhundert sind zumeist Klosterkirchen oder Wall- 
fahrtsheiligtumer , deren eben jetzt die Wundersucht eine Menge 
hervorrief. Den massvollen Stil der schwabisch-bohmischen Schule 
zeigt St. Nikolai in Heilbronn (1350 Ablass z. Bau). Von Hall ist 
der Chor der Katharinenkirche anzufiihren. Ferner die Stadtkirche 
von Crailsheim im Chor und Turm, die Friedhof kirche zu Nieder- 
stetten in den alteren Teilen, die Klosterkirche zu Anhausen in 
dem Bruchstuck, das noch steht als „AnMuser Mauer a . AmEnde 
des Jahrhunderts macht sich der Einfluss des Frauenkirchenbaues 
in Wurzburg geltend in der Wendung zur Spatgotik mit ihren 
konstruktivenKunsteleienund ihren malerisch empfundenen, pikanten 
Einzelheiten. Was besonders auff&llt sind die zierlichen Seiten- 
turmchen, wie man sie in Wurzburg und Rotenburg und bei uns 
zu Creglingen, Laudenbach, Hall (St. Johann) sieht. Die Herr- 
gottskirche bei Creglingen ist 1384—1404 errichtet. Ihr folgt 
im Stil die 1412 gegrundete Bergkirche in Laudenbach. 

Wo solche Steinmetzkunstler thatig waren , kann an tuchtigem 
Bildwerk kein Mangel sein. Kostliche Figiirchen, Drolerien schniuckeu 
selbst die Strebepfeilergiebel an der Herrgottskirche. An den 
Pforten der Bergkirche schafft der Meister was er nur Anmutiges 
vermag, Laubwerk und Getier und Engelein und Bildniskopfe. So 
ziert das Westportal der Friedhof kirche von Niederstetten ein ver- 
asteltes Crucifix mit anderen Statuen. Ein Relief bild von Gethsemane 
ist an der Johanniskirche in Mergentheim eingemauert. Statuarische 
Werke des 14. Jahrhunderts sind die Gnadenbilder der Domini- 
kanerkirche zu Mergentheim, der Bergkirche zu Laudenbach, beides 
Vesperbilder (Pieti), und die Muttergottes mit dem Hasen zu 
Thiingenthal. 

Wandgemalde in dem idealen Stil der hochgotischen Zeit sieht 
man in der Herrgottskirche, einen riesigen Christophorus in den 
Wellen, die von Meerfraulein belebt sind, ein Erbarmdebild des 



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88 Gradmann 

Leidens Christi. Im alten Chor der Kirche zu Oedheim (OA. Neckar- 
sulm) Geschichten aus der Kindheit des Herrn. Die Malereien im 
Chor des Kirchleins zu Mistlau an der Jagst stehen scbon an der 
Sch welle der spatgotischen Realistik und sinddarum auch alsTrachten- 
bilder der Beachtung wert. Gemalte Bilder aus der Zeit der Er- 
bauung sind im Char der Katharinenkirche zu Hall und wieder in 
der Herrgottskirche erhalten. Dort sind namentlich die Tugenden 
im Kampf mit den Lastern dargestellt, hier die gebrauchlichsten 
Andachtsbilder des Zeitalters, Kalvariengruppe, Christophorus usw. 
und verschiedene Stifter, worunter der Kaplan Albrecht Hebr. 
Auch in Oehringen scheint ein Teil der Glasbilder aus dem 14. Jahr- 
hundert zu stammen, aus einer Kapelle des Grafen Kraft III um 
1370 f- Von demselben Herrn stammt ein Denkmal der Buch- 
malerei, das Titelbild zu seinem Lehenbuch vom Jahr 1344 im 
Hausarchiv zu Oehringen. Es zeigt die Gestalten und die Wappen 
Krafts und seiner Gemahlin, Anna von Leuchtenberg. (Abb. im 
Archiv f. Hohenl. Gesch. B. I.) 

Im 14. Jahrhundert setzt nun auch die Reihe der Grabdenk- 
maler mit Portratfiguren (zunachst Idealbildnissen) ein, die fur die 
Geschichte der Plastik einen sicheren Leitfaden bietet. Da ist 
Ritter Ruzzo (f 1320) in Bachlingen, Albrecht von Hohenlohe 
(1338) in Schonthal, und die Herren von Berlichingen ebenda; 
Beringer (1377), Gotfrid (1392), Kunrad (1398), Bischof Lupoid 
von Bebenburg (1363) in Anhausen, Schenk Konrad (f 1376) und 
seiu Bruder Albert - beide Gestalten fast gleich — in Komburg. 

Von fruhgotischen Metallarbeiten ist fast nichts zu nennen: 
ein Weihwasserkessel in Schonthal ; ein Kelch aus Oberspeltach, 
OA. Crailsheim, den der Dekan Heinrich (um 1308) stiftete, jetzt 
in der Stuttgarter Altertumssammlung ; der Siegelstempel Gotfrids 
von Hohenlohe mit Reiterbild und der Zahl 1233 in arabischen 
Ziffern, wohl italienische Arbeit, in Silber und in Bronze vorhanden 
(Sammlung in Neuenstein). 

Das 15. Jahrhundert bleibt noch langer als ein Menschen- 
alter bei den uberlieferten Formen, in der Baukunst und noch mehr 
in der bildenden. So werden in der Stilrichtung der Laudenbacher 
Bergkirche einschiffig aufgeftihrt die Wallfahrtskirche auf dem 
Herberg, die in Rieden bei Hall (von 1436 an), die Marienkirche 
in der Schuppach zu Hall (1464), die Kirchen zu Ottendorf (1482) 
und Eschach (1494), beide im OA. Gaildorf. Bezeichnend sind fur 
diese Zeit die Fischblasenmuster im Masswerk der Fenster, die 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 89 

geschweiften Bogen an den Ziergiebeln der Portale, die Stabver- 
schneidungen in den Gewanden derselben und die Ueberecksetzungen 
an den Strebepfeilern ; am meisten aber die Rippen-Netze und 
-Sterne der Gewolbe: das Traggeruste des echtgotischen Systems 
ist hier zum Zierraotiv geworden, rait dem der Baukunstler spielt. 

Von bedeutenderen Kirchenbauten , welche stecken blieben, 
kara da und doit wenigstens ein stattlicher Chor zustande. So zu 
Bernhardsweiler und Mariakappel im OA. Crailsheira. Viereckige 
Chore kommen ausnahmsweise vor (Mockmuhl und Dorzbach). 

Die Aufgabe, die den Baumeistern am haufigsten zuteil wird, 
ist einen Chor an ein alteres Schiff anzubauen, oft an einen Turm, 
der den alten Chor enthielt, und nun vollends durchbrochen wird 
(Waldbach, Westgartshausen, Weinsberg). In dieser Weise wird 
sogar bei einer Neuanlage in Neuenstein der Turm vor den Chor 
gestellt, wieder wie einst bei der Lauffener Kirche. Es werden 
aber auch noch Turmchore angelegt, viereckig (Mistlau) oder gar 
achteckig (Jagsthausen vgl. Balingen) oder sechseckig (Moglingen 
am Kocher). In der Regel steht der Turm vor der Westfront*) 
und bildet mit seinem Erdgeschoss die Vorhalle; oder an einer 
Seite neben dem Chor, in den er sich etwa mit einem weiten Bogen 
offuet, eine Seitenkapelle umschliessend (Rieden) oder, haufiger, 
die Sakristei. Besonderer Aufwand wird selten mehr dem Turme 
gewidmet. Einer der durchgebildetsten spatgotischen Dorfkirch- 
tiirme ist derjenige zu Bernhardsweiler OA. Crailsheim, aus dem 
16. Jahrhundert. Die Wehrhaftigkeit des Kirchturms kommt noch 
immer wesentlich mit in Betracht. Im Hallischen und auch im 
Limpurgischen stand auf jedem eine Buchse ; und wehrhaft war 
womoglich auch der Kirchhof, mit Ringmauer und Wehrgang, sogar 
oft mit Thor- und Mauerturmen. Auf stadtischen Kirchhofen inner- 
halb der Mauern durfte nicht das Beinhaus mit Kapelle fehlen, 
Kerntner oder Kerntal genannt (von carnarium); so in Hall und 
Oehringen. 

Aber das 15. Jahrhundert ist nicht nur ein Stiick Mittelalter. 
Es ist die Schwelle einer neuen Zeit. Die Reformation bereitet 
sich vor ; die Renaissance dringt allmahlich im Norden ein, wo die 
heimische Kunst schon selbst&ndig eine neue Richtung eingeschlagen 
hat. Dass die Welt im Vorabend der Reformation steht, das kommt 



*) Anmerkung. Ueberraschend ist es, an dem Kirchlein in Tullau zwei 
Fronttiirme anzutreffen, Eckturme, welche eine Vorhalle einfassen. 



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90 Gradmann 

sogar im Kirchenbau zum Ausdruck, in der Halleuform der stadti- 
schen Kirchen. 

Da ist Raum und Licht und Luft geschaffen fiir die Gemeinde, 
die sich schon da und dort einen eigenen Prediger halt. Gleichhock 
und -breit sind (mindestens ann&hernd) die Schiffe und gleichhoch 
und -breit Schiff und Chor. Der uraltkirchliche Unterschied von 
Priesterraum und Laienraum schwindet. Kein Triumphbogen, nur 
noch eine Erhohung des Fussbodens markiert ihn. Die Seiten- 
schiffe setzen sich am Chor fort und uraschliessen ihn in gleicher 
Hohe, eine luftige Halle bildend. Die Raumentfaltnng geht nicht 
raehr so ausschliesslich in die Hohe und die L&nge wie in der 
franzosisch-gotischen Kathedral-Basilika, sondern ebenmassig in die 
Breite. Auf weite, einfache Yerh&ltnisse ist es abgesehen und auf 
gleichm&ssige Beleuchtung, wenn sie auch noch immer durch bunte 
Fenstermosaiken gedampft sein soil. Ein ausgesprochen btirger- 
licher Zug geht durch diese Bauschopfungen. An die Seitenschiffe 
reihen sich Kapellen, deren Raum durch Hinausrucken der Um- 
fassungsmauern in die aussere Flucht der Strebepfeiler gewonnen 
ist. Diese Kapellen sind Familien- oder Zunftstiftungen , Denk- 
maler des Standesstolzes ebensosehr als des kirchlichen Sinnes. Und 
so waren diese Hallen auch gefiillt mit kleineren Denkm&lern, Votiv- 
altaren, Wand- und Glasgemalden , Epitaphien, Ged&chtnistafeln, 
Totenschildern , Fahnen, allerlei Kuriositaten und Kunstwerken, 
welche mehr oder weniger der Andacht dienten. Noch um 1800 
wurden in der Haller Michelskirche an 250 solcher Stucke gezahlt, 
und heute noch ist §ie ein Museum hallischer Denkwiirdigkeiten. 
Hier hat der Mammutzahn als Horn des Einhorns Platz gefunden 
und das Meisterstuck des armlosen Kunstschreibevs und andere 
Wunder mehr. Nicht in der Reformationszeit sondern 1838 wurden 
die Gemalde an den Wanden und Pfeilern ubertuncht, Tafelbilder, 
Schilde u. dergl. hinausgeschafft ! 

Die Michelskirche in Hall ist unter den Hallenkirchen Dcutsch lands eine 
der vornehmsten. Von ihren Schwestern in Nordlingen und Dinkelsbiihl hat sie 
voraus den Kapellenkranz am Choreingang, eine Erbschaft von der Ahnmutter 
dieser Sippe, der Heiligkreuzkirche in Gmund. Die Raumwirkung des riesigen 
Baues ist herrlich, obwohl Schiff und Chor nicht einheitlich zusammengehen. Der 
letztere ist hier um Vieles h6her und dafur wieder schmaler; und er weicbt aus 
der Hauptachse des Gebaudes. (Das Schiff ist 32,5 m lang, 25,7 m breit, 13,4 m 
hoch, der Chor 36,6 m lang, 19,8 m breit, 19 m hoch). Das plumpe Aeussere 
muss man bei den Hallenkirchen in den Kauf nehmen. Doch die Einzelheiten sind 
im Inneren uber Gebuhr vernachlassigt , zumal die achteckigen Sockel und Auf- 



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Altfrankische Kuust in Wurttemb. Franken. 91 

satze der Schiffpfeiler , deren schlanke Bildung ubrigens Bewunderung fur den 
kiibnen Meister wcckt. Die Zahl der Stiitzen ist iiu ganzen Bau genau wie in 
Nordlingen und Dinkelsbuhl zusammen 22 (10 im Schiff und 10 im Chor, 2 an 
der Vereinigung, die nichta weniger als geschickt ausgefallen ist). Nur sind sie 
hier anders gebildet, als Rundpfeiler. fibre Hohe ist im Chor 49' bei 17' Abstand 
und nur 3' Dicke !) Und der oder die Meister ? Hier haben die Forschungen des 
jungst verstorbenen Alfred Klemm Licht geschaffen. Es wird Nicolaus Eseler d. Ae. 
von Alzey sein, derselbe Meister, der in Nordlingen den Bau der Georgskircbe 
jahrzehntelang (1439 oder^42? — 61) weitergefiihrt, in Dinkelsbuhl den der gleich- 
namigen Stadtkirche entworfen und zum grdssten Teil ausgefuhrt hat. (Sie ist 
1448 — 99 gebaut.) In Crailsheim hat er von Nordlingen aus 1456 zum Bau der 
Stadtkirche Hat gegeben. (In ^ernhardsweiler schreibt die Ueberliefcrung dem 
Nordlinger Kirchenmeister den Bau der unvollendeten aber stattlich angelegten 
Kirche zu ; das muss aber ein Nachfolger Eselers sein, nach 1500). In Hall wird 
er im Jahre 1439 zweimal erwahnt, das einemal als Ballier, das anderemal als 
Meister. 1427 ist hier laut Inschrift der Bau des Schiffs begonnen, 1495 derjenige 
des Chors. Dazwischen muss eine lange Pause eingetreten sein. Die Zahl 1456 
bei den mutmasslichen Meisterzeichen Eselers am westlichen Gewolbschlussstein 
des sudlichen Seitenscbiffs wird den Bauabschluss fur das Schiff bedeuten oder 
doch den Beginn der Einwolbung .*) Bald darauf brach die Rosenbergiscbe Fehde 
aus. Der Chor, 1495 begonnen, ist nach Herolts Chronik 1525 durch einen Meister 
Konrad vollendet, von dem wir sonst nichts wissen, als dass er auch schon 1510 
in Hall Kirchenmeister ist (Kolb) .**) Leider hat sich, wie gesagt, der Meister des 
Chorbaues zu wenig an den vorhandenen Sclriffbau gebunden in den Massen. Von 
ihm ist wohl auch erst der Chor-Kapellenkranz aufgenommen worden, und dadurch 
mag die Abweichung gegen Siiden notwendig geworden sein. 1506 ist die impo- 
sante halbrunde Kirchenstaffel angelegt worden, an Stelle einer anderweitigen 
Terrassenmauerung mit Treppen. 

Die Baugeschichte der Heilbronner Kilianskirche ist noch nicht 
aufgehellt. Was man sehen kann ist die Herkunft des dreischiffigen 
Chors und der Seitenscbiffe mit ihren Kapellenreihen aus dem 15. Jahr- 
hundert. Es war beides ein Umbau zur Erweiterung. 

1420 wird eine Kapelle abgebrochen auf dem Platz des jetzigen Chors, 
1433 eine Turmerwohnung eingerichtet, 1444 ein Ablass fur den Bau erteilt, 1475 
ein solcher fur den Bau des Chors nachgesucht, 1488 wieder einer ausgeschrieben. 



*) Anmerkung. Das von P. V. (Peter Volker) 1586 gemalte Bild eines 
Mannes mit Werkzeugen (Greifzange ? und Messer ?) an der Westseite des sudlichen 
Seitenscbiffs, scheint der Tracht nach einen stadtischen Werkmeister des 15. Jahr- 
hunderts vorzustellen , das 1586 nur renoviert worden ware. Es ist bezeichnet 
neben Lineal und Winkelmass mit M. H. Ist das ein Baumeister oder vielleicht 
der Maler, welcher den Bau ausgemalt hatte, etwa der (bei Merz, nach JagerV) 
1486 als Hausbesitzer genannte Malor Martin Helbling? Allerdings soil auch 
1586 die Kirche ausgetuncht worden sein. 

**) Anmerkung. Eine Thatigkeit des Konrad von Schmie am Haller 
Chorbau ist durch das Vorkommen eines seinem Zeichen entsprechenden Gesellen- 
zeichens noch nicht erwiesen. 



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92 Gradmann 

1498 wird der Hochaltar aufgestellt. Meister ist 1464 Hans von Mingolsheim, 
der zugleich an der (nicht mehr vorhandenen) Karmeliterkirche baut.. Ihm darf 
wohl der Hauptanteil am Chor von St. Kilian zugeschrieben werden. Vor 1455 
hatte er in Speier an der bischoflichen Pfalz gebaut. Wenn er eins ist mit dera 
Meister Hans, der 1455 am Karraeliterklosterbau vorkoramt, so ist als ein Werk 
seiner Hando audi das Sakramentshaus in der Stadtkirche zn Wimpfen anzuziehen. 
Burkhart Engelberger ist 1480 von Augsburg nur als Ratgeber berufen worden. 
Ob Heinricb Kugler oder Echser, der nachmalige Kirchenmeister in Nordlingen, 
1479 in Heilbronn gerade dem St. Kiliansbau vorstandj ist ganz ungewiss. 

Hier haben wir die andere Hauptform des Hallenchors, eut- 
gegengesetzt dem Typus von Gmund und Hall. Sie ist vielleicht 
erfanden am Stefansdom in Wien im 14. Jahrhundert. Es ist die 
einfachere und insofern dem Raumsinn der Zeit noch mehr ent- 
sprechende Form. Wenn ihr die Beleuchtungskontraste eines Chors 
mit Umgang abgeben, so gew&hrt sie dafur eine ungeteilte Fiille 
von Licht und freien Durchblick aus den Seitenschiffen , dem bier 
in Heilbronn freilich die alteren Chorturme im Wege stehen. — Wie 
diese alten Baumeister sicb in allem dem Bedurfnis fugten uud 
damit ungesuchte malerische Reize auch im Kleinen gewauueu: 
zwei von den Chorfenstern in St. Kilian haben einen Erker, urn 
die Fliigelthuren des Altarschreins aufzunehmen! 

In eigentiimlicher , fur den Raumsinn der Zeit iiberaus be- 
zeichnender Weise ist die Hallenform umgemodelt am Schiff der 
Stiftskirche in Oehringen. Die Gewolbe der Seitenschiffe und Kapelle 
sind hier so ansteigend gefiihrt, dass sie sich mit dem Mittelschiff- 
gewolbe fur den Augenschein zu einem einzigen Gewolb, einem 
Halbcylinder zusammenschliessen. In der That wendet sich die 
Baukunst der Renaissance bald zum runden Tonnengewolb zuriick. 
Die Rippen haben schon hier im spatgotischen Bau von Oehringen 
ihre konstruktive Bedeutung zum grossen Teil eingebiisst. 

Der Neubau ist begonnen am Chor J 454 (Inschr.); der Chorturm 1457, das 
Schiff ist 1457 (Ablassbrief) bis 1497 (nach den Wappen der Schlusssteine) er- 
richtet. An den Annexen ist bis ins 16. Jahrhundert hinein gebaut worden. Als 
Baumeister werden 1491 urkundlich genannt die Steinmetzen Meister Hans von 
Aurach und sein Mitgesell Bernhard. Von beiden sind aucb Meisterzeichen da. 
Der letztere ist Bernhard Sporer, der 1514 (Inschr.) die Kirche in Schwaigern urn* 
gebaut und 1520 (dem Zeichen nach) das Sakramentshaus daselbst gemeisselt hat. 
Sein Zeichen findet sicb schon 1488 an der Kirche zu Munchingen und zwar neben 
dem Albrecht Georgs von Stuttgart. Mit dem Auracher zusammen hat Sporer in 
Wimpfen an der Stadtkirche 1491 (und wohl schon 1489) gcarbeitet, dann allein 
ebendort als Baumeister und Bildhauer noch bis nach 1520. Er darf der Schule 
Albrecht Georgs zugezablt werden. 

Kleinere Hallenbauten sind die Stadtkirchen von Weikersheim (gegrundet 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Frank^n. 93 

1419 von Konrad von Weinsberg) und von Ingelfingen (erbaut gegen 1500 von 
Krafft IV. von Hohenlohe. 

Gothische Profanbauten sind recht selten geworden. Man 
findet sie fast nur verbaut mit spateren Teilen in Schlosshofen 
oder Klostern. 

So in den Schldssern zu Crailsheim, Rechenberg, Gaildorf (Hauptportal 1482 
von B hans nucker von Kelh'n"), Neckarsulm, Neuenstein, Weikersbeim, auch ira 
Deutscben Hof zu Heilbronn. Hier namentlicb ein Ban von 1512 mit machtigen 
Gewolben. Fruhgotische Reste eines Herrenhauses enthalt das Pfarrhaus in Creg- 
lingen. Gotische Schlosskapellen sind in Weiler bei Weinsberg (von 1399, um- 
gebaut) und in Neckarsulm (von 1487). Wabrscbeinlicb ist aucb das schone sog. 
Konigsgewolbe in Neuenstein eine solche. Ein woblerhaltenes biirgerliches Stein- 
baus von 1356 steht zu Bucbenbacb a. d. J. Unter den Ruinen aus dem spateren 
Mittelalter ist die Geyersburg bei Hall von 1361 eine der merkwurdigsten. 

Die Mehrzahl unserer altertiimlichen und malerischen Schloss- 
gebaude stammt docb aus der Renaissancezeit. Und auch auf den 
Burgen, welche sich erhalten haben, sind die meisten Befestigungs- 
werke schon fur Feuerwaffen eingerichtet. Bezeichnend fiir das spatere 
Mittelalter sind die Zwingeranlagen und die vorspringenden Mauer- 
tiirme ; fiir das 15. Jahrhundert die Buchsenscharten (Schliissel- und 
Maulscharten) an den tieferen Teilen der Mauern. Um 1500 kommen 
dann die Batteriettirme und noch sp&ter die Kasematten auf. 

Das Geprage einer mittelalter lichen Burg tragen am meisten das Mittel- 
scbloss in Tbalbeim a. Schotzach, Scbloss Maienfels und Horneck bei Gundelsbeim 
(abgesehen von den eigentlicben Schlossgebauden, die nacb dem Bauernkrieg er- 
baut und im 18. Jahrhundert umgebaut sind), auch Scbloss Stetten am Kocher. 
Die Befestigungskunst des 16. Jahrhunderts iiberwiegt auf Neuhaus bei Mergent- 
heim, auf Vellberg und auch bei der Gotzenburg in Jaxthausen. 

Fur die Schlosser von Aschhausen, Vellberg und Wachbach haben wir alte 
„Abconterfeybungen a in kolorierten Holzschnitten von Hans Wandereisen inNurn- 
berg 1523. Von der Burg Weinsberg eine Skizze des Zustands nach der Be- 
schiessung durch Herzog Ulrich a. 1504 von der Hand Baldungs. (Dagegen scheint 
das Oelgemalde von 1650 (in der Kirche), welches den Stand vor der Zerstorung 
1525 wiedergeben soil, unzuverlassig.) Von Hall mitLimburg giebt es einen (mir 
nur im Bruchstuck bekaonten) alten Holzschnitt, der mit dem Stich in Brauns 
Stadtebuch ubereinstimmt und den Stand am Ausgang des Mittelalters wiedergiebt. 
Denselben kennen wir auch fiir Heilbronn aus einem Gemalde von 1517, welches 
als Kopie einer Aufnahme von 1546 gilt. Im 17. Jahrhundert mehren sich die 
Aufnahmen, insbesondere durch Merians topographische Unternehmung. So fiir 
Mergentheim, Creglingen, Langenburg, Waldenburg, Lauffen, MOckmuhl. Von 
Kochendorf mit semen Schlossern giebt ein gemaltes Epitaphium um 1628 die 
Ansicht. 

Von stadtischen Wehrbauten sind namhaft: der Gotzenturm von 1392 in 
Heilbronn; in Hall der sog. Pulverturm von 1490 (uud 1515), jetzt Lokal fiir 
die Sammlung des Histor. Vereins; ferner daj Langenfelder Thor von 1515, woran 



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94 Gradmann 

dcr denkwurdige Sturmbock hing; endlicb das Buchsenhaus auf dem Rosenbiihl, 
1510 — 27 erbaut, angeblich von Hans Judenhut (1494 war der Zimmermann Peter 
Lackorn Werkmeister). Von der Hallischen Landwehr steht ein Turm bei Horle- 
bacb, von der Rothenburger ein solcber bei Lichtel. Auch bei Lauffen ist ein 
alter Landturm. Der Turm beim Weikersbeimer Thor in Laudenbach ist datiert 
1476, der Tborturm der Vorburg auf Vellberg 1463. 

Die Elosterbauten sind in Licbtenstern ziemlicb erbalten ; einige Teile auch 
vom Dominikanerkloster in Mergentheim. Vora Franziskanerkloster in Heilbronn 
ist der friihgotiscbe Kreuzgang erbalten. Vom Kreuzgang des Nonnenklosters in 
Lauffen, den Albrecht Georg von Stuttgart erbaut, ein Teil. Der Kreuzgang in 
Schontbal ist verbaut, der in Gnadentbal zerfallen. In Murrbardt siebt man noch 
das friibgotische Refektorium mit Fensterschlitzen. Auf Komburg ist von den 
vielen Bauwerken des spateren Mittelalters, welche der Cbronist genau verzeichnet, 
so gut wie nichts mebr zu sehen. In Frauenthal stebt noch der Ostflugel des 
Klosters. Das Kloster in Scbaftersheim ist umgebaut. Dagegen ist der spatgotische 
Kreuzgang des Stifts Oehringen wolil erhalten. Die Stiftsgebaude sind zura Teil 
unausgebaut. Die sog. Htitle scbeint die Stelle des Kapitelsaals und einer Kuni- 
gundenkapelle einzunebmen. Von den Curien der Stiftsberren sind noch einige 
nachweisbar. Das altertumliche Spital zu St. Katharina in Heifbronn mit Kapelle 
ist leider abgebrochen. 1m Kommenthurhof der Johanniter zu Hall von 1502 (In- 
schrift) sind noch scbwache Reste von der alten Einrichtung. 

Die alten Burgerhauser in den Stadten haben meist das mittel- 
alterliche Geprftge eingebttsst. So die meisten von den „Sieben 
Burgen" Halls. Fassadenmalereien wie sie z. B. fur Hall 1356 
bezeugt sind, scblummern langst unter der Tttnche. Und diese hat 
auch manchen Kiegelbau in Stadt und Land entstellt. Uebrigens 
gehort die Mehrzahl der altertumlichen Riegelbauten der Re- 
naissance an. 

Reich an alten Hausern ist die ebemaligc Salz- und Adelsstadt Niedernball. 
Im oberen Hall ist das Haus Gilg Senfts von 1494 zu nennen, ferner das Stein- 
baus der Dannbauser und das SchlOsschen Scbauenburg, diese beiden in Unter- 
lirapurg, wo viel Dienstadel der Scbenken wohnte. Ebenidort das ebemaligc Spital 
von 1450. In Heilbronn das Kathchenhaus mit seinem spatgotischen Erker. 

Von den Rathausern hat dasjenige zu Oehringen wohl am meisten Mittel- 
alterliches (von 1504). Unter einem Erker an der Ecke stebt das Standbild des 
graflihcen Bauherrji. Das Erdgeschoss war eine Halle. Eine Stiege fuhrte aussen 
hinauf zum Tanzboden und von diesem ging es in die Gerichtsstube. 

Meisterwerke spatgotischer Architektur verbunden mit Skulptur 
und Polychromie sind im Kleinen zur Ausstattung der Kirchen 
namentlich am Ausgang des Mittelalters geschaffen worden : Altar- 
aufsatze, Lettner, Tabernakel in Form von Wandnischen oder 
Turmen fiir das Sakrament, Kanzeln, Taufsteine, Geh&use flir das 
hi. Grab, den Oelberg, Kreuzberg oder sonst ein Heiligenbild, Toten- 
leuchten auf dem Kirchhof. Mit dem Steinmetzen wetteiferte der 
Schreiner an Altaraufsatzen, Orgelgehilusen, Gestiihlen, Schranken 



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Altfrankiscbe Kunst in Wurttemb. Franken. 95 

fur die Sakristei, geschnitzten Thilren und Vertafelungen an Wanden 
und Decken. 

Im Wohnbau waren des Steinmetzen Stolz die Wendeltreppen, 
deren kiinstliche Ausbildung noch in deutsche Renaissance hinein- 
reicht. Seine bildnerische Geschicklichkeit zeigt er an den Wappen- 
und Inschrifttafeln. Wer kennt nicht diese pr&chtigen Wappen mit 
den verschnorkelten Helmdecken, mit den schildhaltenden Figiirchen 
von Engeln, Knappen oder Jungfrauen P Ueberall, an halbversteckten 
wie an ausgezeichneten Stellen, liebt der sp&tgotische Steinmetz 
Bildwerk anzubringen, das sich mit dem Laubwerk durch seine 
Feinheit glucklich mischt, mit dem Masswerk durch die individuelle 
und momentane Auffassung reizend kontrastiert Irgendwo guckt 
fast iiberall der Meister oder sein Gesell heraus. Und iiberall 
zumal in den Schlusssteinen, an Kragsteinen und Gewolbanf&ngern 
und in den Bogenzwickeln die lieben Heiligen, die Propheten und 
Sibyllen. So ist die Bildnerei von der Baukunst des sp&ten Mittel- 
alters noch schwer zu trennen. 

Ein Lettner war in der Dominikanerkirche zu Mergentheim. Ein scboner 
steinerner Altaraufsatz mit Bildwerk ist in der Stiftskircbe zu Oebringen erbalten, 
den Wappen nacb eine Stiftung Kaspars von Sickingen (urn 1491) und seiner 
Hausfrau. Die Sakramentsnischen sind gew5hnlicb eingerabmt von einer kleinen 
Portalarchitektur und oft umspielt von Engeln, welcbe eine Monstranz oder das 
Schweisstucb mit dem bl. Angesicbt halten wie ein Wappen. Beispiele findet man 
in Frauentbal, Westgartsbausen , Triensbacb, Miinster OA. Gaildorf, Gammesfeld 
(Erbarmdebild mit anbetenden Engeln), St. Katbarinen, St. Urban und St. Jobann 
in Hall (an letzterem knieten Johanniterritter, Vereinssammlung), Rieden. Sakra- 
mentsturme, die sicb den berubmtesten ibrer Gattung in Nurnberg und Ulm an- 
reiben, stehen in der Kilianskirche in Heilhronn (Doppelturm , urn 1500 gestiftet 
yon einem Hunderer), in St. Micbael zu Hall, in der Stadtkirche zu CrailBbeim. 
Dies ein Werk des Crailsbeimers Endris Embbardt von 1498, desselben, der die 
Orgelbubne 1506 errichtet bat. Brucbstucke eines zierlicben Turm-Tabernakeh 
finden sicb in der Niedernballer Kircbe. 

Eine scbdne nur der Statuetten beraubte Kanzel bat die Michelskirche in 
Hall; einen Kanzelfuss mit Kopfen die Liebfrauenkirche in Crailsheim. Merk- 
wurdig ist die Tragerfigur von der alten Kanzel in der Stiftskirche zu Oebringen, 
ein Bauer, wie von der Strasse aufgegriffen. Die Taufsteine der Haller Kirchen 
waren auf entsprecbenden Feldern geschmuckt mit den Bildern Cbristi und der 
Apostel. Der in St. Micbael ist datiert 1405 (aus St. Jobann). 

Die hi. Graber sind bei uns gew5hnlich in einer Nische inner- 
halb der Kirche aufgestellt, ein Sarkophag, worein Josef und 
Nikodemus den W. Leichnam legen. Hinten die Frauen mit den 
Salben, vorn schlafende Kriegsknechte. Auf den Thurflugeln waren 
Passionsbilder in Relief oder Malerei dargestellt. Diese hi. Graber 



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96 Gradmann 

dienten deni Kultus in der Karwoche. Man niumit an, dass sie 
aus den Osterspielen hervorgegangen seien. 

(Kin Fronleicbnamsspiel bat sich in Kunzelsau kandschriftlich erhalten.) 
Ileiliggraber in den beiden Pfarrkirchen von Hall und in Thungenthal, eine Christus- 
figur in der Vereinssammlung. Das hi. Grab in St. Katharinen ist datiert 1470 
nebst Wappen and Siglen eines Namens oder Wablsprucbs. Dasjenige in St. Michael 
bat ooch die Flugel mit Flachschnitzerei innen, und (erneuerter) Malerei aussen. 

Die Oelberge und Kreuzberge standen auf dem Kirchhof, ge- 
wohnlich an die Kirche angelehnt. Auf die Andacht vor dem Oel- 
berg war z. B. in Kunzelsau ein Ablass gesetzt (Brief von 1478). 
Der Heiland kniet im Gebet vor einem Felsen; ein Engel bringt 
ihm einen Kelch (den Kelch des Leidens, anstatt ihn zu st&rken, 
wie es in der Bibel heisst). Die drei Junger schlafen in moglichst 
sprechenden Stellungen. Im Hintergrund, wo die Landschaft von 
Jerusalem in Malerei oder Relief angedeutet ist, erscheint am 
Gartenzaun Judas mit den Haschern. 

Die Oelberge sind zahlreich nachzuweisen. Die bedeutendsten sind der 
leider bescbadigte zu Lauffen a. N. von 1507 von Hans v. Heilbronn, derjenige 
an St. Katharinen zu Hall (urn 1470?); an St. Michael ebenda, Stiftung eines 
Senft 1506 mit beriihmtem Johannes- Kopf; an der Waldericbskirche in Murrhardt 
urn 1530 schon in beginnender Renaissance, gross und figurenreich, auf den 
Flugeln Passionsbilder in Flachschnitzerei. Von roher Arbeit ist derjenige in 
Crailsheim (1520 gestiftet von Casp. Hirsing); iiberschmiert und verdorben der in 
Oehringen. Wem'gstens ein Nischenrelief ist an der Kilianskirche in Heilbronn. 
Weitere Oelberge sind oder waren in Munster bei Gaildorf, Neckarsulm, Markels- 
heim, in Hall an St. Johann. 

Hier mag der weiteren rituellen Bildwerke in den Kirchen 
gedacht werden. Ein Crucifix stand oder hing iiber dem Altar, wo 
die Laien das hi. Abendmahl empfingen, am Eingang in denChor. 

Die Exemplare konnen nicht aufgezahlt werden. Das bedeutendste ist ohne 
Zweifel in St. Michael in Hall, bezeichnet Michel Erhardt 1494 (am Schluss der 
Kreuzesworte). 

Ein Palmesel d. li. ein Schnitzbild des Heilands, wie er auf 
dem Tier des Friedens reitet, wurde am Palmsonntag in Prozession 
gefuhrt. 

Zwei solche bewahrt die Sammlung des Vereins in Hall. Sie erinnern an 
die Geschichte wie der mit Humor begabte Kaiser Friedrich 1485 die Haller Rats- 
herren notigte, sich selbst an Stelle der Stadtknechte vor den Esel zu spannen. 

Manch schones Heiligenbild namentlich der Muttergottes, in 
Stein oder Holz ist noch da und dort, vornehmlich in katholischen 
Orten erbalten ; manclies ergreifende Erbarmdebild oder Vesperbild. 
Es sind noch die alten Andachtsvorstellungen wie im 14. Jahrh. 
Die „hitzige Andacht" des Geschlechtes, welches nach der „Refor- 



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Altfrankiscbe Kunst in Wurttemb. Frankcn. 97 

mation sich sehnt, kanu sich gar nicht genug thun mit Audachts- 
bildern aus dem Leiden des Erltfsers. 

Von besonderer Bedeutung sind die Portalskulpturen. Namentlich diejenigen 
an der Stadtkircbe zu Weikersheim mit dem Bild des Stifters Konrad v. Weins- 
berg und seiner Gemahlin im Bogenfeld; und an der Bergkirche in Laudenbacb. 
Von den dreien bier ist eines, den Tod Maria darslellend, bezeicbnet: jorg romer 
1483. Ein scbdnes, mit verasteltem Cruzifix, bat aucb die Friedhofkircbe in 
Niederstetten. 

Halb kirchlich und halb weltlich ist die Bildhauerei an den 
Grabdenkm&lern. In eiuem zierlichen Gehaus steht der Verstorbene, 
wie er im Leben erschien, der „edel und veste a Rittersniann, von 
schlanker Gestalt den Fuss auf Lowen oder Drachen, die tugend- 
same Hausfrau oder Jungfrau, eine zarte Figur, nonnenhaft ver- 
hullt im Trauermantel, Wimpel und Weihel, einen Rosenkranz in 
Handen, ein Hundchen zu Fiissen, der Geistliche im Chorrock, den 
Messkelch haltend, der Ehrbare und Gelehrte im Mantel und Baref t. 
Die Hauptfiguf entweder rund und fast frei oder ganz flach er- 
haben. Die Wappen, die Ahnenprobe darf nicht fehlen. Oder folgt 
das Grabmal dem Typus des Motivbildes wie an Alt&ren. Der 
Verstorbene oder die ganze Familie kniet vor dem Gekreuzigten 
oder vor der Dreifaltigkeit, vor der Muttergottes oder einem an- 
deren Andachtsbild ; die M&nnlein auf der einen, die FrUulein auf 
der andern Seite, nach der Orgelpfeife abgestuft, jedes ein Abbild 
des Vaters oder der Mutter. Nicht genug, dass eine Platte mit 
Inschrift, Wappen und Abzeichen oder auch mit dem Flachbild des 
Verstorbenen das Grab bedeckt, soil auch noch an der Wand sein 
Denkmal stehen und ein Wappenschild — jetzt meist rund — wird 
zu seinem Ged&chtnis in der Kirche aufgehangt. Zur Ehre langst 
verstorbener Stifter werden da und dort Tumben aufgestellt, Keno- 
taphien in Form eines Steinsargs. 

So in Murrhardt fur Kaiser Ludwig den Frommen, dessen Umrissbild auf 
dem Deckel eingegraben ist; in Oebringen fiir die alten Grafen, dcren Gebeine 
beim Neubau erboben werden mussten; eine Doppeltumba mit Statuctten an den 
Ecken (urn 1500). 

Es ist unmoglich, die spfttgotischen Grabdenkmaler unseres 
Gebietes hier anfzuz&hlen, so wichtig es erscheint, sie einmal zu- 
sammenzustellen. Nicht einmal die Portratfiguren — es sind meist 
nur Idealbildnisse — konnen alle berucksichtigt werden, so interes- 
sant sie fiir die Kostumgeschichte sind. 

Eine ganze Abnenreihe steht in Scbonthal, die Berlicbingen. (Die Abts- 
denkmaler sind zum Teil erneuert oder uberarbeitet). So aucb in Komburg und 
Gaildorf die Scbenken von Limpurg, in Stockenburg die Vellberger, in Kiinzelsau 

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98 Gradmann 

und Kocherstetten die von Stetten, in Wolchen (i. Baden) die Rosenberger, an der 
Anhauser Mauer die Bebenburger. Die Denkmaler von fiinf Deutschmeistern 
zwischen 1443 und 1515 — das beste scbon mit Renaissance-Ziermustern — sind 
aus der Scblosskapelle zu Horneck verkauft worden nacb Wien, an den Deutschen 
Orden. 

Von den Denkmalern im Kreuzgang zu SchSnthal scheinen vier, zwiscben 
1449 und 1498, von einer Hand gearbeitet, vielleicht derselben, welche das vortreff- 
liche Standbild Simons von Stetten (f 1470) in Kunzelsau gemacht bat. Noch 
bedeutender sind die Bronzestatuen von Konrad von Weinsberg (f 1446) und 
seiner Gemablin, in der Kircbe. Tuchtig sind aucb die Steinbilder Philipps von 
Weinsberg (t 1506) und seiner Frau (f 1509). Einige aucb in Aschhausen. 
Die Monumente von Komburg illustrieren die Bildhauerei von Hall. Da ist im 
Kreuzgang das Standbild des Abts Ernfried I. von Vellberg von 1418. 

Im Kapitelsaal (sog. Schenkenkapelle) Scbenk Friedricb III. (f 1414), und 
Gemablin (f 1445), Scbenk Albert, derDomherr (fl449), Scbenk Georg I. (f 1475) 
und seine Gemablin, der Probst vom Holtz (f 1504). In der wabren Gruftkapelle 
der Schenken (sog. Josefskapelle) am Chorbogen die Standbilder und Ahnenscbilder 
Friedrichs V. (f 1474) und seiner Hausfrau. Die gotiscben Schenkendenkmaler 
in Gaildorf von 1506 und 1515 zeigen die Familie in Devotion. Etwas besonderes 
ist das Denkmal des kleinen Prinzen Heinricb von Sachsen (f 1437) in der Stadt- 
kircbe in Weikersbeim, Terracotta mit bemalter Bleifigur. 

Vereinzelte Denkmaler von Bedeutung: Katharina von Finsterloh (t 1400) 
in Iiaudenbach, Dorfkirche. Grafin von Leiningen (f 1413) in Neuenstadt a. L. 
Trucbsessin von Rosenberg (f 1412) mit ibrem Knablein, in Waldmannsbofen. 
Einige Flacbbildcr von Frauen aus dem Hause Stetten, 16. Jabrbundert in Kunzelsau 
und Kocberstetten. Ritterbilder : Hans v. Recbberg (f 1403) in Weikersbeim, 
Reinbard v. Kircbheim (f 1420) in Widdern. Burkart v. Wittstadt (t 1442) in 
Untergriesbeim. Graf Heinricb v. Lowenstein (f 1443) und Gemahlin auf dem alten 
Friedbof zu Heilbronn. Ein Rosenberger in Schaftersheim. In Wachbach zwei 
Herren von Adelsheim (t 1494, 1497). Aus dem 16. Jahrhundert noch: Kommen- 
tbur v. Henneberg (f 1508) in der Grutt zu Mergentheim. Familiendenkmal urn 
1513 und Grabfigur von 1532 in der Stadtkirche zu Crailsheim. Ein Haller Bild- 
haiier fertigt 1477 im Kloster Heilsbronn bei Ansbach ein Standbild. 

Die Hohenlohe haben sich im 16. Jahrhundert in Oehringen, 
Neuenstein, Waldenburg Grabplatten mit Bronzeeinlagen, Wappen 
und Wandinsehriften, wohl von Nurnberger Arbeit, legen lassen. 

Rein weltliche Auftriige gab es fur den Bildhauer an den 
Thoren und an Brunnen. 

So arbeitet 1513 ein Meister Hans von Hall in Kircbberg die Wappen der 
gebietenden Stadte. Von 1516 ist der prachtige Wappenstein eines Thors, in der 
Vereinssammlung. Das eine Wappen wird gebalten von zwei Engeln. Unter ibm 
siebt man Susanna im Bade und die beiden Alten. Urn das anderc Scbild webrt 
sicb ein Landsknecht gegen den Knocbenmann. Unten Tbisbe und der Leichnam 
des Pyramus nach Urs Graf. Oben ein Spruchband. Also ganz wie H. Baldung 
auf eine Wappenzeicbnung notiert bat: in das gehiis etwas von Buhlschaft. 1509 
ist (nach Herolt) der Fischbronnen gemacht mit dem Pranger und dem (mittel- 
massigen) Bildwerk von St. Michael, St. Georg und Simson, deren Ungetume 



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Altfrankiscbe Kunst in Wurttemb. Franken. 99 

Wasser speien. 1515 wurde ein Brunnen auf dem Milchmarkt erneuert; er war 
vorraals von dem „alten Kirchen meister" gemacht. 

Die mittelalterlichen Bildhauer sind aus den Reiheii der Steiu- 
metzen hervorgegangen ; und nur als Handwerker werden sie ge- 
nannt in Rechnungsbuchern. 

So wird auch Hans von Heilbroun, der treffliche Meister des Oel bergs in 
Speier (1505 von ihra entworfen, nach seinem Tod i. J. 1509 vollendet von zwei 
Mainzer Bildbauern), desjenigen in Lanffen (1507) und wabrscbeinlicb auch des 
Kreuzbergs von St. Leonhard in Stuttgart (1501) schlecbtweg Steinmetz genannt. 
So wird auch Hans von Mingolsheim, vielleicbt des Vorigen Vater, an seinen 
Kirchenbauten zu St. Kilian und bei den Karmelitern als Bildhauer sich bethatigt 
haben. Solch ein Steinmetz-Bildhauer ist auch der alte Kirchenmeister in Hall, 
ohne Zweifel Meister Konrad, der Vollender des Chors von St. Michael. Ihm oder 
seiner Hiitte darf das Bildwerk an St. Michael zugeschrieben werden, das Relief 
des Erzengels aussen am Chor, das ibn als Drachentoter und Seelen wager zugleich 
darstellt. Auch wohl die Kanzel und vielleicht das Sakramentshaus , dessen Fi- 
guren zwar realistisch aufgefasst aber nicht fein durchgcarbeitet sind. Solch ein 
handwerklicher Meister ist ferner Bernhard Sporer (und wohl vor ihm Hans von 
Aurach) in Oehringen, Wimpfen und Schwaigern. In Oehringen kommen ausser 
den schon genannten Bildhauerarbeiten dieser Zeit (Margarethenaltar, Kanzelfuss, 
Oclberg, Doppeltumba) noclw die Schlusssteinbilder und die Brustbilder an den Ge- 
wolbanfangern in Betracht. Ganz ahnliche enthalt der Chor der Ingelfinger Kirche. 
(Von dem Bauherrn Grafen Kraft von Hohenlohe war zu seinem Werkraeister 1497 
bestellt Meister Matthes der aber ausdriicklich als Zimmermann bezeichnet wird.) 

Die grossten Bildhauer des Renaissancezeitalters sind aber 
auch in Deutschland schon Plastiker uberhaupt, in Holz ebenso 
geschickt wie in Stein und auch befahigt ein Modell zu liefern 
fur den Guss. So der altere Syrlin in Ulra und Riemenschneider 
in Wurzburg oder Veit Stoss in Nurnberg. So auch Michel Erhardt. 

Er hat nicht nur das Crucifix von St. Michael in Hall 1494 geschnitzt, 
sondern auch die plastischen Teile des Weingartener Altars, den Hans Holbein d. Ae. 
gemalt (1493 ; jetzt im Dom zu Augsburg) und die Steinfiguren des Oelbergs beim 
Ulmer Minister (1516 f.). Er ist wohl identisch mit dem Meister Michel, Bild- 
hauer, der in Ulm schon 1469, dann 1474 und in derselben Sache 1503 vorkommt, 
also ein eingesessener Ulmer. Dort hat er auch einen Sohn zum Gehilfen. 

Als Bildschnitzer verewigt sich 1487 bei uns, in Creglingen 
der grosse Dillraann Riemenschneider, dessen Urheberschaft am 
Marienschrein der Herrgottskirche kaum mehr zu bezweifeln ist. 
Auch sein Bildnis ist daran wie das des geistlichen Stifters. 

Um 1501 lernen wir als Meister Dills Lehrlinge kennen unsere Lands- 
leute Hans und Leonhard Fries von Mergentheim und Hans Schussler von Neuen- 
stadt; 1496 am Altar des Johannes Bapt. in derselben Kirche einen Jakob Mul- 
holzer zu Windssheim; endlich urn 1512 gar einen Dilettanten aus dem Haller 
Adel : Melchior Senfft der alt , zu Munkheim gesessen, der nach einer Nachricht 
aus demselben Jahrhundert in Cburs Senfften-Chronik „ein herrlicher Kunstler zu. 



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100 Gradmann 

schoitzeln" gewesen ist und fur die Munkheiraer Kirche eiue schone Altaitafel 
geraacht hat. 

Die Altarschreine , urn mit dem wichtigsten Gegenstand der 
Bildsclmitzer zu beginnen, sind selten ganz plastisch behandelt 
Die Flttgel sind, mindestens an den Aussenseiten , meist mit Ge- 
malden bedeckt; bei raehrfliigeligen sog. Wandelaltaren bleibt gar 
nichts anderes tibrig. Der Mittelschrein ist in der Regel mit Rund- 
figuren ausgesetzt, mit vollen Busten' oder hohem Relief, auch 
wohl der Untersatz (Staffel, Predella) und Rundfiguren stelien 
aucb in der architektonischen Bekronung unter Baldachinen. Die 
Fliigel dagegen sind an den Innenseiten meist in Flachrelief be- 
arbeitet. So geht die Bildnerei allmahlig uber in Malerei. Denn 
auch die erhabenen und runden Figuren sind farbig behandelt oder 
in grossen Teilen iibergoldet. Erst gegen 1500 f&ngt man an die 
Holzschnitzerei in Naturfarbe zn lassen, ein Anzeichen des Renais- 
sancegeschmackes. Nur etwa die Lippen und die Angen werden durch 
Farbe hervorgehoben. Der plastische Teil dieser Schnitzerei ist 
entschieden von malerischen Rucksichten geleitet. Das Hochrelief 
ist perspektivisch gedacht mit mehreren Planen hintereinander und 
oft mit landschaftlichem Hintergrund, der manchmal auch nur ge- 
malt ist. Den knitterigen Faltenstil der Gewandung haben die 
Niirnberger am weitesten getrieben. Bei einigen Altaren von Hall 
ist nach flandrischer Art auch der Mittelschrein gefullt mit (be- 
maltem) Relief in kleinem Massstab , figurenreichen Schilderungen, 
welche eine Geschichte von einem Vorgang zum andern fortspinnen 
(wie Hans Memlingers Gemalde). So die drei Hochalt&re in Hall ; zwei 
mit Passionsbildern , der dritte (in Unterlimburg) mit Geschichten 
aus der Kindheit Christi. 

Dem Inhalt der Bilder nachzugehen, ist hier nicht moglich. 
Derselbe richtet sich nach dem Titel des Altars und der ganzen 
Kirche. So unterscheidet man Passionsaltare, Marienaltare u. s. w. 
Immerhin haben auch Formrticksichten mitgesprochen , so eignet 
sich die niedere breite Predella fur Gegenst&nde wie das hi. Abend- 
mahl, die 14 Nothelfer, die Zwolfboten, das Schweisstnch oder die 
Grablegung Christi. Auch die hinteren Flachen sind bei frei- 
stehenden Altaren bemalt. Da findet man haufig das Jungste 
Gericht, den Stammbaum Christi oder auch mussiges Rankenwerk. 
Da hat Zeitblom beim Herberger Altar sein Bildnis angebracht 

Malerei und Bildnerei gehen, wie gesagt, an diesen Schreinen 
ineinander uber und wurden auch in einer Werkstatt meistens aus- 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. \Q\ 

gefiibrt, sei es dass der Schnitzer Maler zu Gehilfen hatte oder 
umgekehrt. Darura werfen wir gleich einen Blick auf die kirch- 
liche Tafelmalerei. 

Die Zahl der Bilderaltare oder Bruchstucke vou solchen ist 
in unserem Frankenland verhaltnism&ssig gross. In den katholischeu 
Kirchen wurde ihnen nur die Wandlung des Geschraacks im Barock- 
zeitalter gefahrlich, doch blieb manches Werk in der Verborgenheit 
erhalten. In den lutherischen Gebieten von Hall, Rothenburg, Heil- 
bronn, Lirapurg und Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach blieben 
sie meist erhalten, nur im Wtirttembergischen fielen sie zwingliani- 
schen Anschauungen mm Opfer und auch im Hohenlohisclien wehte 
zeitweise calvinistischer Oeist. 

Die politische Zugehorigkeit hat sich auch in der Wahl der 
kiinstlerischen Bezugsquellen oft gel tend gemacht. 

So treffen wir in den markgraflichen Orten Nurnberger Kunst, in Crailsheim 
am Hocbaltar der Stadtkircbe und in Cregh'ngcn an dem einen Nebenaltar der 
Ilerrgottskirche die Schule Woblgemuts, an dem anderen ebendort den Winds- 
beimer Meister Mulbolzer. 

Hier mogen gleich die Bilderaltare der Crailsheimer und Gerabronner Gegend 
mit aufgefuhrt werden : von Bergertshofen, Bronnholzbeim (jetzt im German. Museum 
zu Nurnberg), Mariakappel, Spaichbuhl, Westgartsbausen, Hilgartshausen, Nieder- 
stetten, Kleinansbacb, Scbainbacb. 

Auf Nurnberg weist aucb der Schnitzstil des Scb reins vom Hocbaltar in 
Oebringen (um 1500); mit den Rundtiguren der Muttergottes, des Petrus, Paulus, 
Hieronymus und Vitus. 

Mergentheim stand in enger Verbindung mit Wurzburg. In jener Gegend 
sind Tafeln erhalten zu Althausen, Laudenbach, Stuppach, Vorbachzimmern, Wald- 
mannshofen (Scblosskapelle) und Scbnitzwerk, ein Annenaltar in Mulfiogen Oberamt 
Kunzelsau. Ausgezeichnet ist die Tafel in Althausen. 

Im Limpurgiscben bezogen Eschach a. 1496 und Heerberg a. 1497 Altar- 
werke von der Hand des berubmten Meisters Zeitblom ; Grossaltdorf a. Kocher, 
Mittelrot (1499) und Kloster Murrbardt wenigstens solcbe aus seiner Werkstatt 
oder Schule. Bis in die jetzige Vorstadt von Hall reichte das limpurgische Gebiet 
und bis ins Herz der Stadt, wie es scheint, der Einfluss der ulmischen Kunst. 
Die Verkiindigung am Dreikonigsaltar in St. Michael, die Fliigelgemalde an den 
Hochaltaren beider Pfarrkirchen haben den idealen ernsten Cbarakter der schwa- 
btschen Schule und nichts von dem knittrigen Faltenwurf der frankischen von 
Nurnberg. Hall war ja auch politisch damals schon lange eine schwabische Stadt. 

Der Heerberger Altarscbrein, jetzt iu Stuttgart, k. Altertiimersammlung, 
ist auf der Riickseite bezeichnet durch die Inschrift: das werk bat gemacht 
bartholome zeytblora mailer zu ulm 1497, nebst dem Brustbild des Meisters. 

Vom Eschacber Altar sind die Tafeln teils in der Stuttgarter, teils in der 
Berliner k. Gemaldegalerie. 

In Hall werden am Ausgang des 15. Jahrhunderts mehrere 



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102 Gradmann 

Maler genannt (bei Merz, nach Jager), nemlich: 1468 Hans 
Glaser, 1484 Bartliolome Rot, 1486 Martin Helbling. Dazu kommt 
der oben angefiilirte Liebhaber-Schnitzler Melchior Senft von Sul- 
burg in Munkheim um 1512. 

Der letzte Herr von Aspach (f 1549) stiftet n. Herolt „vil schoner taffel 
in die Kirchen Schupach, sant Johanus und anderswo." Moglicberweise ist davon 
noch die eine oder andere in St. Michael erhalten. 1509 ist der Altar mit der 
hi. Sippe dort datiert, 1511 der Altar in der Sakristei, 1513 die Tafel mit der 
Ilimmelfahrt Maria und 1521 der Altar der 3 hi. Bischofe in St. Michael, 1510 
der Hochaltar in Riedeu. Reste eines ahnlichen Altarwerks in Thiingcnthal. Aelter 
scheint der durchaus geschnitzte Martinsaltar in Stock enburg. 

Von Keppler werdeu einer Haller Schule vermutungsweise zugeschrieben 
der Schnitzaltar in Bonnigheim, der jetzige Hochaltar in Her Veitskirche zu Miihl- 
hausen, der Sebaldusaltar in der Heiligkreuzkirche zu Gmiind. Man darf hinzu- 
fiigen den Altar von Tbalheim (OA. Rottenburg) in Stuttgart, k. Galerie, mit 
seinen fraukischen Wappen (nach Bach). Frankisch erscheint audi der Hochaltar 
in der Schlosskirche zu Winnenden. Bei den noch nicht aufgefiihrten Altarwerken 
oder Resten von solchen in der Nahe Halls, in Bubenorbis, Gottwollshausen, 
Rieden, Tullau erscheint es fast selbstverstandlicb, dass sie der Haller Schule zu- 
geschrieben werden. 

In Heilbronn erfahren wir keinen Namen. Aber warum soil es nicht eiu 
Einhcimiscber gewesen sein, der 1498 den gescbnitztcn Bilderschrein des Hoch- 
altars in St. Kilian vollendete? Riemenschneider ist gewiss nicht der Urhebcr. 
Aber vielleicht Hans von Heilbronn. Heilbronncr Kunst ist halb scbwabiscb, halb 
rheinfrankisch. Ihr dart man bis auf Weiteres die Altarwerke der Umgegend zu- 
schreiben; den Altar von Lichtenstern in Stuttgart, Altertumcrsamnilung und 
wohl auch den Hochaltar in Besigheim und die Altare in Schwaigern, in Neckar- 
gartach, Flein (1517), Ellhofen, Gundelsheim und Oedheim. 

1520 ist das grosse Tafelbild der Kreuzabnahme in St. Kilian geinalt, nach 
Durcr und von einem Schuler Diirers. 

Die Eroberung der Perspektive ist es, was vor allem die 
Malerei des Renaissancezeitalters auszeichnet. Daruin die figuren- 
reichen Kompositionen und die landschaftlichen oder architektoui- 
scben Hintergrunde ; letztere oft seltsam kontrastierend init dem 
altertiimlicheren Goldgrund. Die ideale Schonheit der kirchlicben 
Kunst des Mittelalters ist im Norden fast ganz dahin. Die Wiirde 
der christlicben Heiligen vermisst man insbesondere bei den mann- 
lichen Typen ; am meisten bei dem lehrenden und erhohten Christus, 
weniger bei dem leidenden. Geradezu abstossend sind die Passions- 
bilder mit den rohen Priigelscenen und Spassen von der geistliclien 
Volksbiihne. Alle Heiligen bis auf Christus, Maria und die Apostel 
haben die altdeutsche Tracht, die Propheten ein phantastisches 
Orientalen-Kostum. An den Apostelkopfen sind die attkirchlichen 
Typen karrikiert. Die der Propheten sind bald von alten Juden bald 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 103 

von alten deutschen Gelehrten abgesehen. Immer halten sie ihre 
Spruchrollen in den H&nden. 

Die Wandinalerei der spatgotischen Zeit ist bei uns nicht 
wurdig vertreten. 

An der Schwelle der neuen Stilperiode stehen noch die Malereien im Chor 
des Kircbleins zu Mistlau. Von 1452—57 sind die Bilder in der Gottesackerkirche 
zu Gundelsheim, welche in zwei Reihen iibereinander die Legende des hi. Georg 
schildern. Eine Malerei in St. Katharinen zu Hall, die Zurichtung zur Kreuzig- 
ung Christi darstellend, ist nur noch in Kopie erhalten, ein Weltgerichtsbild in 
der „Hdlle u an der Stiftskirche zu Oehringen ist sehr verdorben. In Vellberg 
sieht man einen Oelberg und anderes gemalt an Wanden und Decken, im oberen 
Gewolb der Sakristei von St. Michael zu Hall einen hi. Michel, in Oedheim eine 
grosse Kronung der Maria schwarz und weiss, in Mittelrot eine Steinigung des 
Stefanus. Ein kurioses Bild in der Eirche zu Mich el bach a. B. zcigte einen 
Pfarrer mit Frau und 11 Kindern vor der Muttergottes knieend 1517. 

Die Glasmalerei steht urn 1500 auf der HShe ihrer Technik ; 
dank dem Silbergelb und den Ueberfangglasern, aus denen Lichter 
ausgeschlifFen werden konnen. Die gemalten Fenster zeigen kleine 
Figuren und sehr viel Architektur. Sehr bemerklich macht sich 
die Stiftereitelkeit und Wappenliebhaberei oder auch der Zunftstolz. 

Unser Frankenland hat einige kleine abcr hiibsche Reste. In Oehringen 
im Chor der Stiftskirche einige Bildfelder, die von den Stiftsherren Gemmingen 
und Nyperger und von vier Pralattn aus dem Hause Baden urn 1460 gestiftet 
sind. In der Stadtkirche in Ingelfingen solche mit den Bildnissen Krafts von 
Hohenlohe und seiner Gemahlin 1501. In Mariakappel zeigt ein Glasgemalde den 
Rest eincr Inschrift das glas hat gemacht cu . . . In der Kilianskirche zu Ileil- 
bronn sind solche von 1487, die der Schlosskapelle zu Neckarsulm von 1487 sind 
nach Friedrichshafen gekommen. Noch 1522 und 1532 sind in der Gaildorfer 
Kirche gotische Bilderfenster gestiftet worden von den Schenken Albrecht und 
Christof. Spatgotische Ueberreste ausserdem in Gundelsheim, Langenburg, Stocken- 
burg, Thungenthal. Westgartshausen, Heerberg. 

Die Buchmalerei spielte eine grosse Rolle nicht nur im Dienst 
der Kirche und der Schule, sondern sogar im trockenenGeschaftsleben. 
Lehenbucher, stadtische Rechnungsbiicher , auch Urkunden wurden 
gem illuminiert gleich wie die Kalender und Gebetbucher. 

Das Buchergewerbe wurde wie es scheint im Stift zu Oehringen betrieben. 
1449 werden zwei Chorbiicher von der Hand des Dekans Gemminger erwabnt. 
1464 stiftet der Custos Gemminger ein kostlich messbuch das genannt ward ein 
Special wolgeschriben und illuminiert mit vergiilten Buchstaben dar inn Officium 
sanct Anne in noten gemalt und geschriben ist. Item ein bergamenyn buch dar 
inne vigilge accessus und vil andere gute und andechtige orationes geschriben 
sint. 1439 nennt sich an einer Urkunde als Notar in Oehringen Johannes Canc- 
zeri von Nyperg ein pfaff. Aus dieser Zeit sind zwei Obleybiicher des Stifts er- 
halten, das eine, sog. Stiftsobleybuch im Oehringer, das andere, sog. Brotseelbuch 
im Waldeuburger Archiv. Beide sind von derselben Hand geschrieben und zu- 



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104 Gradmann 

gleich die Hand des Malers der Ulustrationen, vermutlich eben Gemmingers oder 
Neipergers. Die Ulustrationen erinnern an diejenigen der Richenthal-Chroniken 
von Konatanz nnd an die alten kolorierten Holzschnitte von Wiegendrucken, die 
eben aus den fabrikmassig hergestellten Bilderhandschriften hervorgegangen sind. 
Schulmeister waren oft die Biicherabschreiber und Briefmaler. (So Erbard Kocb 
von Weingarten 1435, Heinrich Stegmuller von Wiesensteig 1443 in Buchau, Die- 
bold Lauber in Hagenau). Eine solcbe Werkstatte mag aucb in Oebringen be- 
standen haben, wo nacbuials der beruhmte Buchhandler Johann Rymann scinen 
Sitz hat. Der Malerscbreiber unserer beiden Obleybilcher ist wohl auch mit dem 
Johannes eins, der sich in dem einen als Verfasser der poetischen Beschreibung 
der Stiftskirche nennt. Die Bilder beziehen sich, abgesehen von einer in beiden 
Buchern wiederkehrenden Kreuzigung auf die Stiftung und Verfassung des Stifts. 

In Heilbronn wird im 16. Jahrhundert ein Johannes Schreiber erwahnt, 
der die Choral-Munchbficher der Kilianskirche seinerzeit geschrieben habe. 

In Crailsheim bewahrt die Kapitelsbibliothek eine Handschrift erbaulichen 
Inbalts mit gem alten Initialen von 1421. 

Die bildende Kunst der sp&tgotischen Zeit, in unseren Gegenden 
nach 1450, schlagt noch viel entschiedener als die Baukunst neue, 
dem Geist des Mittelalters entgegengesetzte Bahnen ein. Im Mittelalter 
war die bildende Kunst in erster Linie dekorativ, in zweiter lehr- 
haft, symbolisch. Nun wird sie realistisch durch und durch und 
nimmt; auch das Heilige — ohne dass die frommen Besteller es 
ahnen und wohl auch ohne dass der Kiinstler es sich selber ein- 
gesteht — oft nur noch als Motiv, als Titel fur die Lust die Wirk- 
lichkeit zu schildern. Dagegen blieb die Gotik naturlich sehr lange 
in Geltung am kirchlichen Ger&t und in den Kleinkunsten , denen 
wir noch einen Blick schenken miissen. 

Wenden wir uns noch einmal zu den Schreinern und den Schnitzlern ! Un- 
genannte Meister sind es, die uns die schonen Chorstiihle in Oehringen, Creglingen 
(Herrgottskirche), Standorf und den reichen Zweisitz der Katharinenkircbe in Hall 
hinterlassen haben ; oder die Sakristeischranke von 1509 in St. Michael, den Schrank 
in Stockenburg, die Sakristeithiire in Ruppertsbofen. Von gotischer Schmiedekunst 
zeugen Thurbeschlage in Schmalfelden, Rieden, Laudenbach und eine Truhe in 
Althausen. Von altfrankischer Topferkunst die Bodenfliesse in der Kirche von 
Grossaltdorf am Kocher. 

Die Messgewander wurden im Sp&tmittelalter gem mit Bild- 
stickerei, sogar in Relief verziert, insbesondere die Casula auf dem 
Rucken mit einem Crucifix oder auch mit den Wappen des Stifters. 

So stiftct 1447 die Grafin - "Witwe von Hohenlohe einen Ornat von rotem 
Samt mit den Wappen von Hohenlohe und Hanau. Erhalten ist ein gotisches 
Caselkreuz in Neuses OA. Mergentheim. In Hall waren die katholischen Para- 
mente der Michelskirche noch 1667 vorhanden. 

Wie viel die Kirche oder eigentlich der fromme Eifer der 
Glaubigen den Goldschmieden zu thun gab, das zeigt ein Blick in 



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Altfrankische Kunst in Wunttemb. EVanken. 105 

die Schatzverzeichnisse, die wir vom Ausgang des Mittelalters fur 
die Kirchen oder Kapellen von Kunzelsau, Neuenstein, Komburg, 
St. Michael in Hall haben. Wie mannigfaltig nur die Formen, 
worin die Heiligtttmer, die Reliquien gefasst wurden. Da gab es 
Kreuze fur Partikeln vom hi. Holz, Kapseln und Monstranzen, auch 
solche in Form von Statuetten, Biisten, Armen, H&nden. 

Erhalten ist vom Schatz der Neuensteiner Sohlosskapelle eine Staurothek 
in Kreuzesform, von Gold, besetzt mit Edelsteinen, Stiftung des Grafen Albrecht I. 
(f 1429) and eine silberne Buchse. In der Pfarrkirche in Mergentheim eine silberne 
Hostienmonstranz mit Statuetten von 1509, ein spatgotisches Vortragekreuz von 
Silber, auch mit Figuren, eine Pacemonstranz mit bildlicher Gratferung. Mit dem 
Schatz des deutschen Ordens ist von da nach Wien gekommen ein Silberkelch vom 
Anfang des 14. Jahrhunderts, noch romanisch, ein spatgotischer von Hans Til in 
Nurnberg, ein Reliquientriptychon des 14. Jahrhunderts, einst Reise-Oratorium des 
Landkomthurs v. Neuneck (1450). Sonst kommen hauptsachlich Kelche in Betracht. 
Einer von 1516 in St Michael in Hall. Ein sehr scboner mit figurlicher Gra- 
vierung am Fusse von 1520 aus (Donau-) Werth. Einer mit Gravierungen im 
schdnsten Durer-Stil von 1519 in der Stiftskirche zu Oehringen, Stiftung eines 
Sickingen. 

Nicht minder schmuckliebend und bilderfroh war die Gesell- 
schaft jenes Renaissancezeitalters auch im weltlichen Leben. In 
kostlichen Geschmeiden und Gef&ssen legte man gem Kapitalien 
nieder, die damals noch nicht so leicht anzulegen waren. Rate, 
Zunfte, Biirgerhauser hatten ihren Silberschatz so sicher wie die 
adeligen und geistlichen Herrschaften. 

Ein ganz ausgezeichnetes Stuck , einen Silberhumpen mit blauem Schmelz- 
uberzug bewahrt das Hohenlohische Museum in Schloss Neuenstein. Die Fusse 
sind als Reisige gebildet; auf dem Deckel steht ein gerQsteter Junker, der eine 
grosse Nelkenblute halt. Noch kostbarer ist der furstliche Familienschmuck, eine 
emaillierte goldene Kette mit Sapbiren. Die Gleiche geformt als verschlungene 
Dornzweige. Der Anhanger, der auch als Vorstecker getragen werden kann, als 
Rosenzweig, in dessen Blume ein Narrenkopf sitzt. Auf alien Gleichen wiederholt 
sich die Devise m. h. b. n. m. Die Kette hat einst zum Heiltum der Neuensteiner 
Schlosskapelle gehdrt. Sie soil von Helena der Tochter Ulrichs d. Vielgeliebten 
von Wurttemberg und weiter von deren Mutter herstammen, ist also wohl bur- 
gundische Arbeit. 

Was sonst vom kttnstlichen V&terhansrat , von Waffen und 
Schriften des Mittelalters erhalten ist, das muss man in den Samm- 
lungen zu Neuenstein, Hall, Heilbronn, Mergentheim, zu Thalheim, 
Assumstadt, Aschhausen und Jagsthausen suchen. Manches ist auch 
nach Stuttgart, Friedrichshafen , Nurnberg und vermutlich nach 
Wiirzburg gekommen. 

Ein an die Kunst anstreifendes metallurgisches Gewerbe hat 
sowohl Hall als Heilbronn Air sich gehabt. Dort ist es seit Jahr- 



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106 Gradmann 

hunderten die Miinzpr&gung gewesen, hier am Ansgang des Mittel- 
alters der Glockenguss. 

1494 fuhrt Hall ein neues (einseitiges) Geprag fur seine Heller ein; drei 
Schildchen mit Kreuz, Hand und Adler, den Zeichen des Marktrechts und der 
Reichsherrlichkeit. Als Munzmeister wird in dcmselben Jahr ge]f gentlich Martin 
Lerch genannt. — In Heilbronn ist als Glockengiesser fiber unser ganzes Gebiet 
bin thatig Bernbard Lacbmann (f 1517), der Vater des Reformators. Die ubrigen 
bei uns vertretenen Glockengiesser lassen sich nicht als Einheimische in Ansprucb 
nebmen: Sifridus campanifex de Nuremberg urn 1415, Magister Ulricus (1434, in 
Rieden), Conrad Gnozharamer in Niirnberg urn 1440, Joss Glockengiesser in n Unter- 
frangen" um 1490. 

Der Hatlptturm von St. Kilian in Heilbronn gehort sicherlich 
zu den merkwiirdigsten der Welt; er ist furwahr ein Markstein 
eines neuen Zeitalters. 

1507 ist sein Schopfer zum Bau bestellt worden, 1513 bat der Aufbau be- 
gonnen , 1529 wird der steinerne Mann auf die Spitze gestellt. £s ist der erste 
Kircbenturm der Renaissance in Deutscbland. Ein Vorbild bat er nirgends in der 
Welt, am wenigsten in Italien; eber findet man in Frankreich seinesgleichen. Es 
ist wahr, dass der Westturm des Mainzer Doms mit dem von St. Kilian Aehnlich- 
keit bat, doch kann er nicbt das Vorbild abgegeben baben. (Er ist romaniscb, 
aber in der Zopfzeit umgebaut.) Unser Turm ist gotisch im Aufbau, in der Ver- 
zierung ganz apart, am meisten an romaniscbe Gebilde anklingend. Obne Zweifel 
wollte unser Meister es den Italienern gleicbtbun. Aber ob er ihre Bauscbopfungen 
je mit eigenen Augen geseben bat? Aucb von deutscben Architekten kann er 
dieses Kauderwelscb von Formensprache nicht erlernt baben, sondern allenfalls 
bei einem Bildbauer, etwa in Mainz, noch eber vom Goldschmied oder Giesser, 
aus Entwiirfen eines Zeicbners fur das Kunstgewerbe oder eines Malers wie Durer. 
Im Kleinen erscheint solche Ornamentik an dem Kanzelfuss in Flocbingen. Haupt- 
sacblich venezianische Arbeiten, der paduanische Stil fur Bild- und Zierwerk wurden 
in jener Frtihzeit bei uns nacbgeabmt. Wie plump nebmen sicb aber solche Formen 
bei der Uebertragung in den (ibergrossen Massstab der Arcbitektur wie hier aus! 
Unser Meister aber, als ob diese Architektur noch nicht abenteuerlicb genug ware, 
fugt noch allerlei derbes Bildwerk binzu, das auch die tollsten mittelalterlicben 
Fratzen uberbietet. Dies in Korperformon , welche zu der Zartheit des mittel- 
alterlichen Figurenwerks einen offenbar gewollten Gegensatz bilden. Es sind auch 
nicht harmlose Scherze, sondern bittere Satiren. Bestien in Moncbsgew&ndern 
und mit Rosenkranzen, Monchs- und Turkenkopf vereinigt am Rumpf eines Raub- 
vogels u. dergl. Janus Porcius nennt sich in der Bauinscbrift der Meister, alias 
Hans Schweiner von Weinsberg In der That zeigt er sich in seinem Fach und 
Werke hier als einen Humanisten. Statt des Heiligenbildes wurde auf die Spitze 
ein Landsknecht mit dem Stadtbanner gestellt. Im Jahr zuvor war zum erstenmal 
das Abendmabl unter beiderlei Gestalt in St. Kilian ausgeteilt worden. 1579/80 
wird sodann das Rippennetz des Schiffs uberstuckt und die Saulenhaupter des- 
gleicben, durch den Stuttgarter Gipser Konrad Wesner. 

Im allgemeinen ist das 16. Jahrhundert flir den Kirchenbau 
wenig ergiebig. An Stadt- und Dorfkirchen war kein Mangel. 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Fran ken. \ 07 

Nur auf den FriedhSfen vor der Stadt wurde noch da und dort 
eine Kapelle. Gottesackerkirche gegriindet oder erweitert. So in 
Oehringen 1580, unter Beniitzung von Steinen abgebrocheuer Ka- 
pellen; in Crailsheim 1580; in Hall 1566; in Kiinzelsau 1575. Da 
und dort wurde ein Turm ausgebaut oder erhoht. So in Hall an 
St. Michael, St. Katharinen und St. Jakob urn 1575, in Mergent- 
heim an St. Johann 1593. Der Kirchturm in Lorenzenzimmern ist 
1564 datiert. Da und dort wird eine Kirche im Schiff erweitert, 
unter Belassung des gotischen Chors. Ueberall werden in den 
evangelischen Kirchen Emporen eingebaut, oft mit geschnitzten 
Standerbalken und bemalten Briistungen. 

Evangelische Kirchenbauten aus dem 16. Jahrhuudert sind die Pfarrkirchen 
zu Brettach (1578 von Clement Vock), zu Neuenstadt a. d. L. (1595), Obersontheim 
(1585 f.), Reubach (1589), Waldenburg (1589—94), dies eine schone Hallenkirche. 

Die Gewolbe, auch die Fenster folgen meist noch der 
gotischen Kegel. Die Portale sind in Renaissanceformen gehalten 
(Portal der Kirche von Frankenbach 1590). An den Adelssitzen 
werden uberall evangelische Schlosskapellen eingerichtet. 

In Burg auf Vellberg 1545, Morstein 1571, in Schmiedelfeld 1594, Weikers- 
heim urn 1600, Unterdeufstetten 1603, Laibach 1621, Langenburg 1627, Wald- 
mannshofen 1662. . Auf Burg Stetten wird die Kapelle (von 1436) 1677 im SchifF 
erweitert. Verzopft sind die Schlosskapellen von Untergroningen , Neuenstein, 
Pfedelbach. Ahgebrochen die (alte) am Schloss von Waldenburg. Durch den 
Reichtum ihrer bildnerischen Ausstattung ist die an der Grenze unseres Gebiets 
gelegene Schlosskapelle von Liebenstein (1590) berfihmt geworden. Ihr darf unscre 
Weikersheimer Schlosskapelle an die Seite gestellt werden, was die iiinere Aus- 
stattung betrifft. Vermoge ihrer Anlage ist sie zugleich ein Muster der Gattung. 
Viereckig, ohne Chor; geteilt in drei Schiffe durch toskanische Saulen, die ein 
flaches Rippengewolbe von verkleideter Holzkonstruktion tragen. Der Altar steht 
im Westen. Die drei anderen Seiten umzieht eine Erapore auf korinthischen 
Saulen, bestimmt fur den Hof. Eine untere Empore tragt die Orgel. Die Ein- 
porenbriistungen sind gefiillt mit biblischen Bildern in Stuck mit Bemaluog und 
Vergoldung. Es fehlt nicht der Ofen. Die merkwiirdigste altprotestantische Hof- 
kapelle war aber sicherlich die (im Jahr 1837 von der Gemeinde zerstorte) zu 
Schmiedelfeld; 1594 f. erbaut von Schenk Johann von Limpurg. Sie hatte (nach 
Preschers Beschreibung) prachtige Bildhauerarbeit am Portal und reiche Stukka- 
turen am Eingang, an der Kanzel, den Emporen und der Decke. Sie schilderten 
unter anderem die ganze Leidensgeschichte Christi. An der Decke viele Wappen. 
Der Stifter hatte sich und seiner Gemahlin selbst ein prachtigcs Grabdenkmal 
errichtet. Der Choraltar zeigte auf dem Blatt die Einsetzung des Abendmahls, 
wobei Christus den Aposteln die Hostie reichte, drei von den Aposteln als Luther, 
Melanchthon und Brenz gekennzeichnet waren (mit Heiligenscheinen) und die Auf- 
warter als evangelische Prediger in Halskrausen, wohl Bildnisse der Hofgeistlich- 
keit. Die Orgel war vom blinden Konrad Schott 1610 angefertigt. Ziemlich wohl 
erhalten ist auch die Ausstattung der Schlosskapelle zum hi. Georg auf Vellberg. 



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108 Gradmann 

Die evangelischen Kirchen des 17. Jahrhunderts folgen meist demselben 
einfachen Schema wie die Kapellen. So hat die Stadtkirche in Neuenstein drei 
flachgedeckte Schiffe voo gleicher Hohe mit Pfeilerreihen und viereckige hohe 
Fenster. Fur den Hof sind zu seiten des Chorturms Emporen angelegt, deren 
Zugange in zwei besonderen Tiirmen liegen. Die Decke des Schiffs ist verziert 
mit Stukkaturen (aus der Rokokozeit) und (verdorbenen) Gemalden aus dem christ- 
lichen Festkreis. 

Ill dieser Zeit geschieht wieder mehr fur den Kircbenbau, 
sowohl auf evangelischer als katholischer Seite. 

Der Wurtteinberger Schickhardt, ein wahrer Proteus in seinem Kirchenstil, 
baut bei uns die einfachen Kirchen in Horkheim 1610 und Adolzfurt 1616; viel- 
leicht auch die Stadtkirche in Neuenstein, sein Landsmann Friedrich Yischlin 
die Kirchen von Waldbach (1616), Sulzbach (1619), Bitzfeld (1624), mit Renais- 
sanceportalen, sonst gotisch. 1609 wird das Schiff der Hauptkirche in Langen- 
beutingen erneuert, gotisch; 1617 dasjenige in Kiinzelsau mit einheitlicher Felder- 
decke auf schlanken Saulen, dazu Masswerkfenstern. Aus demselben Jah re stammt 
der gotische Chor der Weikersheimer Kirche. 

Auch die Protestanten bedienen sich also des gotischen Stils. 
Doch grundsatzlich that dies nur die Gegenreformation in unserem 
Landesteile. Von einem Julius-Stil zu sprechen ist man berechtigt. 
Was Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (f 1617) gebaut an 
Kirchen, das hat wirklich eineu eigentumlichen Stil, eine Zwitter- 
gotik, die vermutlich von der Wurzburger Universitatskirche stammt 
und sich bei uns fast fiir ein Jahrhundert einbiirgert. 

Er erscheint 1593 in Mulfingen, 1602 in Oberkessach (Turm), 1607 in 
Stuppach, 1610 in Jagstberg, 1613 an der Dorfkirche in Laudenbach, 1614 in 
Amrichshausen, dann wieder 1652 in Roth und noch 1670 in Simmringen. 

Von demselben Meister wie die Stuppacher Kirche scheint die Eck'sche 
Kapelle an der Stadtkirche zu Mergentheim (1606) und die sechseckige Michaels- 
kapelle daselbst (1609). Der Stifter ist auch derselbe. In diescm Stile baut 
auch Schonthal, 1620 den Turm der Kilianskapelle, 1629 den der Kirche zu 
Berlichingen. 

Wichtiger als der Kirchenbau ist freilich der Schlossbau und 
Hausbau der Renaissancezeit. Der vorwaltende Typus der hohen- 
lohischen Schlossbauten ist derselbe wie in Wurttemberg seit Her- 
zog Christof. Er geht, wie es scheint, zuriick auf Frankreich. 
Ein Gebaudeviereck mit runden Tiirmen an den ausseren Eckeu 
und Wendel-Treppentiirmen in den inneren Winkeln. Dm den Hof 
etwa Galerien, oflfene Corridore. Aussen rings herum ein Wasser- 
graben. Auch die Prachtentfaltung an den Wendeltreppen kann 
auf franzosischen Vorgang zuriickgefuhrt werden. Im Erdgeschoss 
ist gewohnlich ein Saal, entsprechend der Durnitz des Mittelalters, 
und die Kuche mit gewaltigem Rauchfang. Die mittelalterlichen 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 109 

Erker sind ersetzt durch die Eckturme. Dazu kommen Galerien 
und Altane auch gegen aussen. 

Solche werden insbesondere gern auf dem Berchfrit angelegt, 
der als feudales Wahrzeichen von der alten Burg erhalten blieb. 
Ueber den Portalen prangt das Wappen des Bauherrn, ofters 
eingefasst von einem Paar Figuren von Scliildwachen oder Wappen- 
tieren. Abenteuerliche, aus Blech geschnittene Wetterfahnen und 
Regenspeier geben der Silhouette wieder den romantischen Cha- 
rakter. Einfache Steinh&user schmiicken sich mit den vom Mittelalter 
uberkommenen Treppengiebeln, welche bald nach welscher Manier 

verschnorkelt werden. 

An der Spitze aller unserer Renaissance-Scblossbauten stunde, weun der 
Jahrzahlinschrift 1524 zu trauen ware, die nordwestliche Ecktreppe im Schloss zu 
Mergentbeim. Diese schliesst sich aber ganz dem Zeitstil des iibrigen, 1572 an- 
gefangenen Baues an sowie dem Typus und der Dekoration sonstiger Prachtwen- 
deltreppen dieser Zeit. Was auf dem Schloss des Ordens auf Horneck vom Bau 
nach dem Bauemkrieg (Bauzeit 1525— 33) erhalten ist, zeigtnoch gotische Formen ; 
so das Portal von 1529. Auch das Rathaus in Heilbronn ist nach dem Brand 
von 1535 in der gotischen Art wieder aufgebaut und erst um 1580 in Renaissance- 
formen aufgeputzt worden. Im Deutschordenshof daselbst ist der alteste Renais- 
sancebau datiert 1548. 

Das Hohenlohische Schloss zu Neuenstein hat aus der Zeit Graf Albrechts III. 
(t 1551) ein Portal, das nicht sowohl den Sieg des neuen Stils als den Bankerott 
des alten anzeigt: Stabkreuzungen und gekerbte Sockelcben, Drachen in den 
Zwickeln, dazu aber den Rundbogen mit muschelformiger Ausfullung und seltsame 
Kapitelle, deren Schnecken als gerollte Lederriemen gedacht sind. 1557 beruft 
Graf Kasimir den Meister Balthasar Wolff aus Heilbronn. Er ist ohne Zweifel 
der Schdpfer des einheitlichen Renaissancebaues mit der Kuchenballe und dem 
Kaisersaal, den Gewolben der Eckturme und des Sudflugels, wo die Rippen ganz 
wie vernietete Eisenschienen behandelt sind, der zwei grossen Schnecken und drei 
prachtigen Portale (das sudwestliche datiert 1560, das aussere Eingangsthor 1564, 
das nordwestliche mit dem Zeitrad ist dem Stil nach noch junger, das aussere 
gegen Suden sogar erst aus dem 17. Jahrhundert). Gotisch ist noch die Behand- 
lung der Gewolbe in der Kiiche und dem Saal, auch der Gewolbchen vor den 
Kuchenladen , wo die Speisen herausgegeben wurden. Ein reizendes Motiv der 
reinsten Renaissance sind die Pavilions auf den alteren Thorflankenturmen , be- 
stehend aus 6 Saulen, welche ein Gewolb mit welscher Haube tragen. (Das hass- 
liche Dach des Berchfrits ist aus dem vorigen Jahrhundert.) Den an mu tigs ten 
Fruhrenaissancestil hat noch das Triumphpfortchen vor der Briicke. Der ganze 
Renaissancebau ist in Bruchstein ausgefuhrt und unverblendet. An der Hinter- 
seite des Schlosses gegen Suden, fiber dem Turnierplatz, lief eine Galerie, erbaut 
um 1613, die nicht mehr vorhanden ist. Ein oberer Saal zeigt noch Wandstukka- 
turen von Jagdtieren. Gegen den Herrnsee bin bildet ein Halbturm einen runden 
Altan. Das Schloss in Pfedelbach (um 1572) ist ausgezeichnet durch die zweistockige 
Galerie im Hof mit dorischen und jonischen Saulen, die freilich nur ein holzernes 
Gebalk und Gelander verbindet. 



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110 Gradmann 

Das Jagdschloss Hermcrsberg ist teils urn 1550 noch in mittelalterlicher 
Art mit holzernen Gaden, teils urn 1600 erbaut. Aus letzterer Zeit der schone 
Saal mit Saulen und Stukkaturen. 

Das bedeutendste von den Hohenlohischen Schlflssern ist das Weikersheimer. 
1595 begann der Neubau am Sudflugel nacb den Planen Wolfgang Beringers , des 
Meisters von der Universitat in Wurzburg. Die Ausfiibrung ubernahm der Werk- 
meister des Grafen, Servatius Korber. 1598 ward die grosse Wendeltreppe vol- 
lendet, 1600 die Kapelle, 1605 der Saal. Dessen Deckenwerk errichtet derStutt- 
garter Zimmermann Elias Gunzenhauser. Das Charakteristiscbe an diesem Bau 
Beringers sind neben den Fenstern die secbs reichverzierten Giebel. Um 1680 
werden dann im Fcstungsbaustil die Arkaden vorgestellt durcb Paul Platz, den 
Wurzburger Dombaumeister. Er baut audi die beiden Scblosstbore. Das Stein- 
gclander des A 1 tans auf den Arkaden abmt ausgesagte Bretterfiillung nacb. Merk- 
wiirdig ist die innere Ausstattuog mit Stukkaturen und Gemalden, Gittertburen 
in den Gangen, eingelegten in den Zimmern, mit prachtigen Oefen von Thou und 
Eisen, mit Tafelungen, Schranken, Gobelins, seidenen Polstermobeln. 

Uebersicht der Scblossbauten aus der Renaissancezeit: 

Im Bezirk Crailsheim : Goldbach 1531 ff. Groningen 1611—27. Rechen- 
berg, Neuer Bau 1571 (Inbau ziemlich erhalten). Tempelhof um 1650. Waldershub. 

Im Bezirk Gaildorf : Altes Scbloss in Gaildorf 1573 und 1610. Michelbach 
1618—22. Obersontbeim (8udostflugel 1541 ff., Querbau und Nordflugel 1592). 
Untcrgroningen 1564. Schmiedelfeld, Westportal 1581. 

Im Bezirk Gerabronn: Morstein, Neuer Bau 1571. Hornberg 1584. 1599. 
Haltenbergstetten 1550 (erneuert 1662). Schrotzberg, Ilohenlobischer Bau 1625 
(Berlichingischer alter, Neuer Bau 18. Jahrh.). Langenburg um 1610. 

Im Bezirk Hall: Eltersbofen. Vellberg 1545 und 1556. Auf Komburg sind 
unterPropstNeustetter(fl594) erbaut: die Obervogtei, das erste Thor (bez. aussen 
1560, innen 1575, Meister Kaspar Kblbel aus Hall). Die Propstei von 1490 wird 
1570 umgebaut, die alte Dechanei angefangen der Adelmannsbau mit dem Neuen 
Kapitelsaal, der Wamboldsbau mit Turm. 

Im Bezirk Kunzelsau: das Scbloss Bartenau in der Bezirksstadt selbst 
1679/81. Ascbhausen 1523—37 (umgebaut im 18. Jahrhundert). Braunsbach 
1570 ff. 1607. Dottingen 1585 ff. Dorzbach (1526 durch Meister Apelt von 
Kunzelsau) 1567. Laibach 1621. Hermersberg s. oben. Tierberg vor 1551. Im 
Kloster Schonthal das Marstallgebaude mit Gewolben auf toskaniscben Saulen, die 
Pistorei 1584, die Alte Abtei 1617 (Arcbiv 1694 angebaut) im Heilbronner Stil der 
Ratbausnebenbauten. 

Im Bezirk Mergentheim vor allem das Deutscbordensschloss daselbst : Nord- 
wcstliche Schnecke angeblicb 1524, Blasenturm 1545 neugedeckt, Thorturm und 
Hauptbau 1572 ff. (dritter Stock 1777 f. aufgesetzt durch Bagnato von Altsbausen), 
Archivbau 1568, Schlosskapelle 1599 f. (1730 abgebrochen). — Schloss in Archs- 
hofen 1570. Burg Neuhaus: am ersten Thor: 158. und 1615, am zweiten Thor : 
1546, Schlossgebaude 1557. — Laudenbach 1576. Reinsbronn (1552— 1562) 1588; 
ihnen ahnlich das zu Giebel stadt (in Bayern). Waldmannshofen 1544. erneuert 
1660 (innere Ausstattung erhalten). Weikersheim s. oben. 

Im Bezirk Neckarsulm : Schloss in Brettach 1594 — 1609. Biirg 1545. Hor- 
neck s. oben. Kochendorf, Greckenschloss 1606, erneuert 1681, Lehensschloss 1568. 



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Altfr&nkische Kunst in Wurttemb. Franken. HJ 

Neuenstadt 1565 und um 1617 unter Schickhardts Leituog (Portal). Willenbach 
1603. Oedheiin 1692. 

Im Bezirk Oehringen: das Schloss in Oehringen 1610 — 16, Marstallsbau 
1681 — 83. Forchtenberg : Ruinen des unvollendeten Schlossgebaudes von 1670 mit 
sechseckigem Turm. Neuenstein 8. oben. Pfedelbach zwisehen 1553 und 1572. 
Sindringen. — Schloss Waldenburg ist ira 18. Jahrh. erneuert worden. Den alteren 
Bau von 1529 if. giebt aber ein erhaltener Plan wieder. 1576 ist der verschnorkelte 
Aufsatz mit Figuren auf den alten Berchfrit gekommen. 

Im Bezirk Weinsberg : die SchldBser zu Lowenstein 1571. Lich ten stern 1586. 
Weiler 1590 (Portal). 

Den SchlSssern reihen sich die Amtsgebaude an. Audi manches 
Burgerhaus in Stadt und Dorf steht schlossahnlich da. Die Rat- 
hauser haben nach altem Herkommen im Erdgeschoss die offene 
Halle, daruber den Tanzsaal and die Gerichtsstube, zu denen man 
meist aussen hinaufsteigt auf gedecktem Greden; am Giebel ein 
Glockenttirmchen und ein Uhrwerk. Steinhauser komraen allerorten 
vor. Hfiufiger ist auf steinernen Unterstock ein Riegelbau gesetzt, 
dessen Balkenwerk, besonders die Eckstander, oft geschnitzt ist 
und durch rote Farbung sich malerisch vom weissgeputzten Fach- 
werk abhob. An den Balkenkopfen sind gerne Gesichter aus- 
geschnitzt, an den Giebelsparren S-formige DoppelschnSrkel. Oefters 
liest man einen sinnigen Spruch. Eine Aufzuglucke ist etwa im 
Giebel angebracht. Die mittelalterlichen Erker und die ofFenen 
Lauben sind noch immer beliebt. 

Architektonische Fassadenmalerei in Fresko ist in Heilbronn, 
Komburg, Niedernball, Elpersheim nachgewiesen. Die Dorflinden, 
haufig an alter Gerichtsstatte, werden so gezogen, dass ein weites 
Blatterdach entsteht, gestiitzt auf Saulen von Stein oder Holz, daran 
die Stifter sich mit Schrift und Bild oder Wappen verewigen lassen. 
Banke ziehen sich ringsum und die ganze Statte ist auch wohl mit 
einer Briistungsmauer eingefriedigt und durch ein Pfortchen zu- 
ganglich. So ist die Neuenstadter Linde zu Herzog Christophs 
Zeit kiinstlerisch eingefasst worden ; in bescheidener Weise geschah 
solches auch an anderen Orten der Umgegend. Im Hallischen 
findet man nach mittelalterlicher Art gedeckte Schopfbrunnen mit 
bubschem Dachgehaus von Stein, geschmiickt mit den Wappen der 
Obrigkeit. Hie und da steht noch eine altertumliche Brucke mit 
buckeliger Bahn. 

Die schone ebene Brucke zu Lauffen a. N. ist zu Herzog Ulrichs Zeit erbaut. 
Die Henkersbriicke in Hall von 1502 hat das altertumliche Aussehen verloren. 
Sie hatte ehemals zu beiden Seiten mannshohe Mauern mit Scbiessscharten und 
Bankett. Sie trug auch die Behausung des Henkers, nachmals des Scheiterzoll- 



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112 Gradmann 

wachters. 1516 ward die steinere Brucke ebenda erbaut. Die Jagstbriicke zu 
Schontbal ist 1609 von Michel Kern von Forchtenherg ausgefuhrt mit erstaunlich 
kuhnem Bogen. (Die Tauber brucke zu Mergentheim stammt noch aus dem 
Mittelalter.) 

Renaissance -Hauser: 

Im Bezirk Crailsheim: in der Stadt das Ellrichshausensche Balkenhaus 
von 1585 und andere, dasRathaus (Stadtturm 1717). Balkenhauser sind nament- 
lich in Tiefenbach, Goldbach, Groningen, Oberspeltach zu sehen. In Gaildorf das 
Rathaus, alter Holzbau. — Schdne Steinhauser in Hall am Markt; das Widmann- 
sche Haus mit feingeschmiicktem Portal im Stil der Neuensteiner Pforten. Von 
Wehrbauten das Weilerthor 1579. In geschnitztem Riegelwerk unter anderen: 
das Frank- und Grater'sche Haus von 1608 und 1686 in der Gelbingergasse und 
die alte Katechetschule ebenda. 

In Heilbronn sind die verscbiedenen Hofgebaude des deutschen Hauses be- 
zeichnet 1548. 1549. 1566. 1576 — ein Hof, der an malerischen Reizen weit und 
breit nicht seinesgleichen hat. Vortreppe und Uhrgiebel am Rathaus sind um 1580 
ausgefuhrt nach Visierung von Hanz Kurz. 1589—93 entstehen die Hinter- und 
Seitengebaude mit ihren reichen Giebeln. 1589 baut Hans Stephan das Haus am 
Sulchenbrunnen. Von ihm ist wohl auch das schone Fleischhaus (um 1600). 

In Neckarsulm ist das Holzapfelhaus von 1 579 bemerkenswert, in Gundels- 
heim die Apothekc, in Mockmuhl das Rathaus, desgleichen die Rathauser in 
Kochendorf (1597) und Oedheim (um 1600). In Brettach ein halbes Dutzend 
prachtiger Hauser aus der Zeit um 1600. Auch in Neuenstadt verschiedene alter- 
tiimliche. 

Im Weinsberger Bezirk nur etwa der Zeilhof bei Willsbach 1596 und die 
Schlossmuhle bei Wiistenrot 1615. — Holzhauser in Dabenfeld (1602), Lowenstein 
(1671), Stilzbach, Unterheimbach. 

Im Bezirk Kunzclsau : bei Aschhausen eine Mtihle 1573, in Nagelsberg das 
Mainzer Haus, in Hermuthausen das Zollersche, in Hollenbach das Amthaus. In 
Niedernhall das Neuensteinische mit den Zahlen 1564 und 1572, erwahnt in Gotz 
v. Berlichingens Dcnk wurdigkeiten ; das alte Fruhmesserhaus mit stuckierten 
Deckcn u. a. Ein altertumlicber Balkenbau ist das Rathaus. 

In Mergentheim das Rathaus 1564 (von einem H. L.) erbaut; ein Haus 
von 1593 nahebei. Der Spitalhof (1579. 1598. 1671. 1712. 1771 ff.). Das Haus 
des Kanzlers Kirchheim (f 1609). Das Holzhaus zum Blumenstock 1667 und eines in 
der Muhlwehrgasse. In Creglingen das Freihaus 1590. In Elpersheim dieKellerei 
dcs deutschen Ordens. In Markelsheim das Rathaus. In Weikersbeim die n Sonne. tt 

In Oehringen der Ratssaal (1603) mit stuckierter Felderdecke und reichem 
Holzportal. Die Hofapotheke und das ehemalige Stiftsamthaus, beide mit Schnitzereien. 
In Langenbeutingen das Rathaus mit Bad und Kuche vor 1596. Hubsche Haus- 
eingange aus der Zeit um 1600 giebt es in Forchtenherg, wo auch das Stamrahaus 
der Bildhauerfamilie Kern zu finden ist. 

Der iiberlieferten Baumeisternamen aus der Renaissancezeit 
ist eine Menge. Der Kunstlerehrgeiz des Renaissancezeitalters ist 
auch unseren deutschen Meistern nicht ganz fremd. Gern bringen 
sie ihre Buste, eine Inschrift an, vom Meisterzeichen zu geschweigen , 
manchmal auch ihr Wappen. 



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Altfrankische Kunst in Wttrttemb. Franken. JJ3 

In Heilbronn ist 1507—29 Hans Schweiner am Turm von St. Kilian thatig. 
Von Heilbronn ist Balthasar Wolff, der 1575 nach Neuenstein berufen, 1565 in 
Stuttgart begehrt wird. Die Werkmeister Zachaus Vogler und Jerg Alt werden 
1569 genannt, am Fleinertbor. Zum Giebel des Rathauses (1580) macht Stein- 
metz Hans Kurz die Visierung. Neben ibm wird Bastian Mayer genannt. Hans 
Stephan baut (1589) das Hans am Sulcbenbrunnen und vielleicht das Fleischhaus 
(1600). Der Strassburger Hans Schoch, der Urheber des Fried richsbaues in Heidel- 
berg, liefert 1601 Plane zu einem Bau, den der Herzog von Wurttemberg in Heil- 
bronn vorbat. 

In Hall ist der erste Meister der Renaissance, den wir seit 1565 kennen 
lernen, J8rg Burkhart, aus der Schule Jakobs von Schweinfurt. Er war Werk- 
meister der Stadt, baute die zwei oberen Stock werke am Turm der Michelskirche 
1573, erhohte den Turm der Barfiisserkirche und leitete wahrscheinlich die Ar- 
beiten in Komburg unter Propst Neustetter. Sein Orabstein mit dem sicberen 
Meisterzeicben ist erbalten. — A Is Steinmetz wird 1594 Veit Martin genannt. — 
Nikolaus Leypold Steinmetz f 1620. — Hans Moritz baut 1601 — 14 die Kirche 
in Braunsbacb. — Bernbard Krebs aus Weilderstadt erscbeint 1610 als Werk- 
meister in Hall (f 1626). Er gewinnt 1616 den Herzog von Wurttemberg zum 
Taufpaten eines Sohnleins. 

Der Graf von Hobenlobe beruft 1557 den Meister Wolff aus Heilbronn zum 
Schlossbau nach Neuenstein. Unter ihm arbeitet 1 564 der Steinmetz Christopb von 
Baden. Scbickbard sagt in seinem Tagebuch, dass er in Neuenstein viel gebaut 
babe ; was, ist unbekannt, vielleicht ein Lusthaus, vielleicht auch die Kirche. Fur 
den Wiederaufbau von Schloss Schillingsfttrst hat er 1632 Entwurfe geliefert, 
welche noch vorhanden sind. — 1576 macht Albrecht Unsinnig aus Wallerstein 
den verschnflrkelten Aufsatz auf dem Turm des Schlosses Waldenburg, wozu der 
Meister aus Mainz Rat gegeben hatte. Das ist vielleicht Meister Robin, der in 
Wurzburg den Hochaltar der Universitatskirche geliefert hat und 1580 in Wei- 
kersheira vorkommt. — 1585 f. baut Thomas Fandrich am Schloss zu Dottingen 
und fallt dabei zu Tode. — Am Schloss zuKirchberg arbeitet 1594 Kaspar Zeiher, 
1591—95 Servatius Korber aus Bonn, der 1595 am Schlossbau zu Weikersheim 
Beringers Werkmeister ist, 1610 in Neuenstein getraut wird (Kirchenb.). — Jakob 
Kauffmann von Kirchberg, ein Thuringer, (1595—1620) baut am Schloss zu Langen- 
burg; 1636 ist Georg Wex dort Baumeister des Schlosses (ob Techniker?) — In 
Weikersheim wird 1593 Gilg der alt Baumeister genannt, vielleicht ein Verwal- 
tung8beamter. 1 595— 1 600 erscbeint Wolf Beringer, der Baumeister der Universitats- 
kirche in Wurzburg als Leiter des Schlossbaus in Weikersheim. Als Steinmetzen da- 
selbst 1583—1610 Marx Eisenbeisser von Elpersbrunn und Matth. Stahn ausPirna 
1597—1613 ; neben ibnen noch andere Steinmetzen aus dem Voigtland. Das Hange- 
werk des Saales zimmert 1602—5 Elias Gunzenhauser aus Stuttgart, wo er am 
Bau des Lusthauses mitgewirkt hat 1679—84 errichtet Paul Platz aus Belfort, 
der Wurzburger Dom- und Festungsbaumeister, die Arkaden im Schlosshof und die 
Thore. Derselbe baut 1681—83 den Marstallsbau am Schloss in Oehringen. 

In dem wurttembergischen Neuenstadt nennen sich an den Saulen der Linde 
Thomas Busch von Schorndorf und Martin Berwart, der Erbauer des Schlosses zu 
Brackenheim (f 1564). M. B. Buhl, der sich an der Eingangspforte von 1558 
nennt, ist vielleicht der Schopfer derselben. Am Schlossbau zu Neuenstadt ist Schick- 

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114 Gradmann 

hardt beteiligt. — Der wiirttcmbergische Baumeister Friedr. Vischlin (1566 — 1626) 
erstellt die Kirchen in Waldbach, Siilzbach und Bitzfeld; Clement Vock 1578 die 
Kirche in Brettach. 

In Crailsheim wird der n Architectus a Marx Mair (1537), der wahrschein- 
lich zu den Wiedertaufern gehort hat, der erste Baukiinstler der Renaissance gewesen 
sein. (Vor ihm sind aufgetreten der Steinmetz Hans Neu 1525 — 48 und Lienhard 
Stahl, Werkmeister 1532). Leonhard Drump (f 1604) in Crailsheim baut 1579 
die Gottesackerkirche. Heinrich Drump hat einige Jahre spater einen Kirchenbau 
in Ell rich shausen. Thomas Schdller baut den Turm der eben genannten Gottes- 
ackerkirche 1586. Am Turmeingang steht: Thoma Holer 1580. — (Ein Peter 
Niklas ist 1581 in Weikersheim thatig. Michel Niklas von Reinsbronn nennt sich 
um 1590 am Schloss daseibst und 1592 an dem zu Wachbach; aber vielleicht 
nur als Bildhauer.) — Michel Kern von Forchtenberg hat 1609 die Brucke von 
Schonthal erbaut und sein Bildnis daran angebracht. 

Die plastischen Kunste und in ihrem Qefolge die Malerei haben 
in der Renaissance- und selbst noch in der Zopfzeit ein viel dank- 
bareres Feld gehabt als in der Gegenwart. Man vergleiche nur 
die alten und die neuen Grabdenkmiiler eines kleinst&dtischen Fried- 
hofs. Ueberall getraute sich der Handwerksmaun bei passender 
Gelegenheit audi noch an bildnerische Verzierungen, sei es in Stein 
und Bein oder in Holz, Blech oder Leder. Und man brauchte fur 
ein offentliches Kunstwerk keine Akademiker, kein Preisausschreiben. 
Darum war keine Dorfkirche, kein stadtischer Marktplatz ganz 
ohne ktinstlerischen Schmuck. Fiir die katholischen Kirchen gilt 
dies als selbstverstandlich. Aber auch das Luthertum, wie es in 
den frankischeu Herrschaftsgebieten ehemals bestand, war nicht 
puritanisch. Es erfreute sich einer reicheren Liturgie und ver- 
zichtete in den St&dtchen nicht auf seine Kirchenmusik. So durfte 
auch der bildnerische Schmuck dem Gotteshaus nicht fehlen. Der 
Altar hatte seinen Aufsatz mit Gem&lden und Schnitzereien oder 
Steiubildwerken. Da war zumeist die Kreuzigung dargestellt oder 
auch die Auferstehung oder Himmelfkhrt; an der Predella das 
Abendmahl. An den Emporenbriistungen waren biblische Geschichten 
oder noch gewflhulicher die Zwolfboten abgebildet. Bibelspriiche 
standen an den Wanden. An der Decke manchraal biblische Ge- 
malde, eingerahmt von Stukkaturen, oder die Wappen der Patro- 
natsherrschaft. Auch Glasmalereien wufden noch gestiftet. Das 
Holzwerk an Kanzel, Orgel, Bet- und Beichtstuhlen war verziert 
mit ausges&gter oder eingelegter und geschnitzter Arbeit, mit Ver- 
goldung und Bemalung. Oefters findet man geschnitzte Stander- 
balken unter den Emporen. Altar, Kanzel und Orgel wurden, be- 
sonders in der Zopfzeit, gem zu einer Gruppe ubereinander aufgebaut. 



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Altfrftnkische Kunst in Wurttemb. Franken. 1J5 

Auch der Taufstein wurde in den hohenlohischen Kircben der Zopf- 
zeit an den Altar geruckt, der Agende entsprechend. Der Chor- 
stiilile bedarfte es fur den Rat. Beichtstuhl und Beichtkammerlein 
forderte die Kirchenordnung. Die Herrschaft hatte ibre Loge und 
ebenso die Beamtenfamilien ibren abgeschlossenen Stand. Man 
wobnte sicb formlich ein. Von der Decke hingen Messingluster 
mit spiegelblanken Kugeln in der Mitte, die das Licht vielfaltig 
wiederstrahlten. An den Wanden Sterbdenkmaler der Prediger 
und der Herren von der Obrigkeit, Familienbilder und religiose 
GemaJde. An den Pfeilern kriegerische Fahnen. Fiirstliche Grab- 
maler waren im Scbiff oder Chor aufgestellt. Die Ehrbarkeit musste 
sich mit Grabsteinen an der ausseren Kirchenwand begniigen. 
Keiner Kirche durfte das Crucifix fehlen ; auch im Friedbof wurde 
gem ein solches aufgerichtet. Auf das Kanzeldach gehorte die 
Figur des auferstandenen Heilands, an die Kanzelbriistung die 
Figuren der vier Evangelisten oder der grossen Propheten. Am 
Kanzelfuss etwa Moses mit den Gesetzestafeln oder Simson. An 
der Kanzel stand nicht selten Konig David mit der Harfe, bei 
ihm seine PsalmsSnger oder singende und spielende Engel. Das 
Altar- und Taufgerat von Silber oder Zinn entbehrte selten ganz 
des bildnerischen Schmucks. Selbst die Zinnsarge in herrschaft- 
lichen Gruften waren Gegenstande der Prunksucht und der Kunst 
und wurden wohl sogar im Sticb veroffentlicht. Auf den Fried- 
hofen draussen aber liess der Burger oder Bauer, wenn es etwas 
kosten durfte', ein verschnorkeltes Schmiedeisenkreuz aufstellen. 
Kunstvolle Gitter trennten hie und da den Chor mit den furstlichen 
Grabmalern vom SchiflF. Ebensolche Gel&nder umgaben denTurm- 
kranz, wo der Stadtpfeifer mit seinen Gesellen taglich Chorale 
ertonen lassen musste. 

Das Leben im Renaissanceschloss, im stattlichen Biirgerhaus, 
wie hatte es der Behaglichkeit, des kiinstlerischen Aufwauds ent- 
behren k5nnen ! Fiir die meisten Schlosser und Stadtchen unseres 
Frankenlandes war vor dem dreissigjahrigen Krieg eine Zeit 
des Wohlstandes und Ansehens, wie sie uimmer wieder kam und 
wohl niemals mehr kommen wird. Was war Ingelfingen oder 
Kirchberg, auch Forchtenberg, was Weikersheim oder Obersont- 
heim einst gegenheute! War der Fussboden im Schloss auch viel- 
leicht nur von Ziegeln, die Bank in der Fensternische von Stein 
— Teppicbe und Kissen wurden ja darauf gebreitet — , an der 
Decke prangten Stukkaturen, an den Wanden gewirkte Teppiche 



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116 Gradmann 

oder Ledertapeten oder doch behagliche Vertafelung, Ahnenbilder 
und Stammbaume. Im Jagdschloss allerdings sieht wie im Bauern- 
haus das rotgestrichene Riegelwerk heraus. Machtige Kachelofen, 
oft auch schon eiserne mit thonernem Aufsatz, steben da und er- 
gotzen auch das Auge durch ihr Bildwerk, biblische Geschichten, 
allegorische Figuren, Wappen und Devisen. Dazu die Tische und 
Stiihle mit den gedrehten Fiissen, die Himmelbettladen, die gewal- 
tigen Schranke mit geschnitzter und eingelegter Verzierung, die 
schwerbeschlagenen und bemalten Truhen, die Lederuberziige und 
Seidendecken, die Gef&sse aus vergoldetem Silber, feinem Glas und 
bemaltem Steingut und die Kuriositaten, die sich im Familienbesitz 
anhauften, die prachtigen Waffeu und Rustungen, die Uhren, Musik- 
instrumente und Biicher, welche solch eine Wohnung barg, ein 
wahres Museum. Kunstliebhaber und Sammler treffen wir unter 
den frankischen Herren seit dem 16. Jahrhundert. So die Hohen- 
lohischen Grafen Casimir und Wolfgang, der Komburger Propst 
Neustetter, der Hochmeister Erzherzog Maximilian, Kaiser Rudolfs 
Bruder, in Mergentheim. Eine solche fiirstliche Kunstkammer ist 
im Schloss zu Neuenstein wieder beisammen, weit reiclier noch 
im Deutschordensschatz in Wien. Dem Volk waren kunstlerische 
Werke zuganglich nicht nur in der Kirche, sondern auch im Rat- 
haus, auf dem Markt und dem Friedhof, auf den Brucken und an 
den Strassen. Am Rathaus, wenn nicht die ganze Fassade bemalt 
war, bot doch die Uhr mit ihren beweglichen Figiirchen ein ergotz- 
liches Schauspiel, das Wappen der Gemeinde und des Landesherren 
einen bedeutsamen Schmuck. Allegorische Gestalten der Eintracht, 
der Gerechtigkeit und Starke predigten zu den Ratsherren wie zum 
Volk. Sinnige Spriiche und Schildereien auch im Innern an den 
Wanden der Ratsstube, in den Fenstern haufig gemalte Scheiben 
mit Wappen, Zunftschildern, Sittenbildern. Auf der Saule im Markt- 
brunnen steht das Steinbild des Fiirsten oder ernes Heiligen oder 
Heideugottes, nahebei vielleicht der Pranger, auf den Brucken, an 
den Strassen allerlei Bildstocke, Gedenktafeln, Marterkreuze. 

Bildliche Verzierung liebten auch die Bttrgers- und die 
Bauersleute an ihrem hauslichen Gerat in bescheidenem Mass, 
selbst an deu kupfernen Waschbecken, an den Kuchenmodeln oder 
Mangholzern, dergleichen man in Hall noch findet. Auch die 
machtigen Fasser fur die Herrenkeller lasst der Kiifer gern mit 
derber Schnitzerei verzieren. 

Fur die Grabdenkmaler der Renaissancezeit und bis zum Er- 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. H7 

15schen der Sitte, den Verstorbenen abzubilden, bleibt die Idee des 
Votivbilds massgebend. Der Verstorbene kniet vor dem Bild des 
Gekreuzigten, uber dem oft noch die Halbfigur des himmlischen 
Vaters und die Taube des hi. Geistes erscheinen. In den Kreisen 
der Gegenreformation vor dem dreissigjahrigen Krieg tritt an die 
Stelle des Gekreuzigten ofters die Muttergottes , wobei aber auch 
manchmal die gottliche Dreifaltigkeit ganz oben im Himmel sichtbar 
wird. Haufig sind Familieubilder. Dem Mann gegenuber kniet die 
Frau, hinter der ersten Frau etwa die zweite. Ein Wandaufbau 
in der Art eines Altaraufsatzes oder einer Triumphpforte fasst die 
Gruppe ein. Am Gebalk, auch wohl an den Pilastern h&ngen die 
Wappenschilde der Ahnenprobe. Am Aufsatz uber dem Gebalk 
etwa ein Flachbild der Auferstehung oder Himmelfahrt des Herrn 
und allegorische Gestalten von Tugenden, Glaube, Liebe, Hoffnung, 
wie solche, Starke, Gerechtigkeit u. s. w., bei breiterer Anlage auch 
in aussere Nischen zu stehen kommen. Naturlich ist die archi- 
tektonische Einfassung oft vereinfacht oder weggelassen. Das 
Relief ist in alien Abstufungen vertreten vom Flachbild bis zur 
ruuden Wandflgur oder Freifigur. Den Hintergrund fullt manchmal 
eine Landschaft in malerischem Reliefstil. 

Die Form der Tumba (des Sarkophags oder Kenotaphs) ist 
recht eigentlich den FUrstengrabern vorbehalten. Wir haben Tumben 
ohne alles Figurliche, nur mit Saulen, Inschriften und Wappen aus- 
gestattet, aber wirkungsvoll durch die Zusammenfugung verschie- 
denen gediegenen Materials. Bei andern liegt die Figur des Ver- 
storbenen auf dem Deckel wie auf dem Paradebett beiderLeichenfeier. 
An den Ecken stehen allegorische oder heroische Figuren. Die 
Fullungen zeigen Reliefbildwerk. Manchmal ist das Paradelager 
gestaltet wie ein Grabstein uud wird an den Ecken getragen von 
Lowenflguren. Man konnte dieses Schema das tischformige nennen. 
Gern wurden schon in alter Zeit die Prachtdenkmaler verwahrt 
durch kunstvolle Eisengitter mit vergoldeten Bandern und End- 
blattern. 

Das Material ist fur die Wandgraber in der Regel Sandstein, 
auch wohl Alabaster fur Figuren und Wappen, schwarzer Marmor 
oder Schiefer fur die Goldinschriften. Bei den Tumben weisser 
Marmor fur das Bildwerk, schwarzer oder bunter fur die Rahmen- 
glieder, fur die Wappen und Schildhalter etwa Bronze. Einigemal 
ist das ganze Wandgrab mit Farben und Vergoldung behandelt. 
Gegossene Bronze- oder Messingtafeln oder Tafelchen und Wappen- 



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118 Grad'mann 

schildschen kommen bis ins 18. Jahrhundert vor, wahrscheinlich 
alle aus Nurnberg. 

Eine Aufzahlung der frank. Grabdenkmaler im einzelnen wiirde 
hier zu weit ftthren, sie sei fur eine andere Gelegenheit vorbe- 
halteu. Der Vollstandigkeit wegen sei aber auch auf die holzernen 
Wandepitapbien hinge wiesen, die im kleinen den Aufbau der 
Wandgrabmaler wiederholen, Werke des Kuustschreiners und Mobel- 
schnitzers im Bund mit dem Maler , der das Votivbild oder Bildnis 
in den Rahmen liefert und denselben »fasst a , in Gold und Farbe. 

Sonst kommen fur die Geschichte der Bildhauerkunst inFranken 
vornehmlich in Betracht die Crucifixe. 

Solche steheu auf den Friedhofen von Ueilbronn (1545), Hall (1565) und 
Crailsheim (um 1585). In der Gottesackerkirche hier ist auch ein beroaltes Relief 
des Weltgericbts aus derselben Zeit. Eine Kreuzgruppe von 1608 bezeicbnet V. W. 
ist am O^lberg in Neckarsulm aufgestellt. Dort giebt es auch eine merkwurdige 
Ecksaule mit Brustbild Karls V. (?) und der Aufschrift : verbum doraini manet in 
eternum 1544. Kin Crucifix mit zwei Statuen von 1608 in der Sbhlosskirche zu 
Morstein. In Mergentheim stehen Kreuzgruppen von 1585, 1627, 1676; aus dem 
17. Jahrhundert ist auch das Crucifix am Dominikanerkloster dort und mehrere 
Bildstocke. Der von Schonhut beschriebcne Marienaltar der Eck'schen Kapelle ist 
leider nicht mehr da. 

In Schonthal die Alabasteraltare von 1628, 1630, 1640, 1644. Man darf 
sie wohl den Kern von Forchtenberg zuschreiben ; vielleicht auch die Muttergottes 
am Thorturm von 1621 u. a. In der Wendelinskapellc bei Dorzbach das Votiv- 
rclief des Altars von 1630. Ueber dem Portal der Schlosskapelle zu Laibach ein 
Relief von 1621, Rosenkranzbild mit Papst und Ritter. An einem Altar in Kom- 
burg ein sehr schones Relief der Kreuzabnahme 1681. In der Vereinssammluug 
zu Hall ein Relief des Kampfes Sim sons , wohl von L. Kern. In Maienfels ein 
Altarrelief Christus am Oelberg, wobl von 1613. In Waldenburg in der Stadt- 
kirche ein bemaltes Crucifix mit Gottvater oben (von 1653). 

Rein weltliche Denkmaler haben die Bildhauer hauptsachlich 
fur die Brunnen zu liefern. 

Eine Brunnens&ule mit wappenhaltendem L6wen von 1538 steht in Neckarsulm. 
Das Ritterstandbild des Brunnens von 1545 auf Horneck ist abgeschlagen. Heil- 
bronn hatte seinen Kirchbronnen von 1541, ein Chorlein gotischer Art mit Fahnen- 
tr&gern oben an der Front und dem erhaltenen Relief bild des Hei lands mit der 
Samariterin am Jakobsbruunen ; zuoberst Engelein ; ferncr den Georgenbrunnen mit 
lebhaft bewegtem Reiterbild von 1593 und deu Fortunabruunen. aus derselben 
Zeit. In Grossgartach ein Brunnen mit dem Bild des hi. Lorenz. In Oebringen 
der Marktbrunnen (1554) mit Statue des Gr. Albrecht. In Neuenstadt derSdiloss- 
brunnen 1610, wohl von Schickhardt entworfen und von Wolff Schwartz in Stutt- 
gart ausgefuhrt. In Mergentheim steht auf dem Brunnen vor dem Rathaus der 
Hochmeister Scbutzbar (f 1566), auf denen im Schlosshof die Herren v. Stadion 
und v. Eck. 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. U9 

Bildhauer der Renaissance: 
In Hall lebt, nachweisbar 1553 — 98, der weitbekannte Kunstler 
Simon Schlor, von Laudenbach geburtig. Seine Kunst mag er von 
Josef Schmid erlernt haben, geht aber weit uber diesen hinaus. In 
der Behandlung der menschlichen Figur steht er wie kaum ein 
zweiter deutscher Meister seiner Zeit auf der Hohe der Hoch- 
renaissance. Im Ornament ist er trocken mit seinen ewigen Be- 
schlagmotiven. Er ist in Hall thatig, auch far Vellberg und, wie 
es scheint, fur Komburg, dann fttr Tubingen, wo er das Grabmal 
der Herzogin Sabina 1565 macht, dann in Oder fur Stuttgart 
viele Jahre. 1570 liefert er die Wappentafel fur das Alte Schloss, 
urn 1573 den ehemaligen Altar der Schlosskapelle mit der merkwur- 
digen Kunstlerinschrift in lateinischem Distichon, von 1574 an die 
Grafenstandbilder in der Stiftskirche (zum Teil nach altem Muster), 
1575 das Grabdenkmal des Graf en v. Hohenlohe ebendaselbst, so- 
dann Arbeiten flir den Lustgarten und das Lusthaus, die nicht 
mehr vorhanden sind. 1568 erscheint er auch in Ansbach (Brief 
von A. Tretsch). Den schon genannten Werken seiner Hand ist 
noch hinzuzufugen : ein Doppelgrabmal in Oppenweiler (urn 1558) 
und vielleicht in Nussdorf das Denkmal Hans Jakobs v. Reischach 
t 1591. Seine Kunstlermarke ist nicht mehr ein Steinmetzzeichen, 
sondern ein Arm mit Hammer. In seinen Briefen offenbart der 
Mann einen gut frankischen Humor. 

Ein Mitarbeiter Schlors ist Erhard Barg, vielleicht ein Nachkommc des 
gleichnamigen Bildhauers aus Gmund, der in Freiburg lebte. Er schaffte zu Kom- 
burg 1585 wahrscheinlich an den Bauten Neustetters, etwa am Kellerportal der 
Propstei ; ubernimmt von dort aus die Anfertigung des Grabdenkmals far Eberhard 
v. Stetten, erweist sich aber als einen „ehrlosen, verlogenen und versoffenen Bose- 
wicht und Hudler", so dass die Arbeit an Schlor iibertragen wird, arbeitet aber 
dann trotzdem mit diesem in Stuttgart. Spater von 1582 ab erscheint er in Wiirz- 
burg, beschaftigt mit Wappen und Saulen fur das Universitatsgebaude und die Kirche. 
Als Schiiler Schlors wird 1575 von diesem selbst Christoph Eger von Creg- 
lingen (geb. 1544) genannt. Ein Sohn Schlors arbeitet mit ihm in Stuttgart. 
Kaspar Kolbel aus Hall arbeitet 1575 am ersten Thor von Grosskoraburg am 
inneren Bogen. Auch Jorg Burkhardt, der Stadtwerkmeister, wird Bildhauer ge- 
wesen sein. Ihm darf vielleicht das Crucifix auf dem Gottesacker 15G5 zugeschrieben 
werden. 1562 nennt sich ein J. R. am Denkmal Grater an der Michelskirche. 

Balthasar Grau von Hall 1602—14 hat das Denkmal Schenk 
Albrechts (t 1619) in Gaildorf angefangen. 16U arbeitet ein 
Balthasar Grohe von Hall in Wurzburg neben Michael Kern. Jakob 
Bezold oder Bezel von Hall (1619—42) vollendet jenes Denkmal 
zusammen mit Philipp Kolb von Oehringen 1620/21. Allein be- 



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120 Gradmann 

zeichnet er sich mit den Aiifangsbuchstaben seines Nameus 1614 
am Grabmal Hormann an der Michelskirche und 1619 am Grabmal 
Schulter an der Katharinenkirche. Von Leonhard Kern, der 1620—62 
in Hall wirkt, wird bei den Forchtenberger Bildhauern die Rede sein. 
Sein Schuler ist wohl Joh. Mich. Hornung, in Hall 1673—1700. 
Von ihm ist ein Elfenbeinhumpen in Neuenstein. M. Horn, schreibt er 
an am Denkmal Wibel (t 1689) an der Kirche von Unterlimpurg 
und seinen vollen Namen an das Denkmal Assam 1685 in Langenburg. 
— Martin Friedrich Bildschnitzer in Hall t 1612. 

In Heilbronn macht 1579 Konrad Wesner, lpser von Stuttgart, plastische 
Arbeiten in St. Kilian. (Er ist dahin gekommen mit einem furstlichen Baumeiater, 
dessen Name nicht genannt wird.) Der Heilbronner Bildhauer Adam Wagner 
schafft 1580 f. am Rathaus daselbst. Georg Pfister, Bildhauer und Bildschnitzer 
von Heilbronn, wirkt 1566—77 in Breslau. Zu den Bildhauern zahlt wohl auch 
der Steinmetz Balthasar Wolff zu Neuenstein (1556—64) und Hans Stefan, dem 
wir den Bau des Fleischhauses neben dem Haus am Sulchenbrunnen 1589 zu- 
schreiben diirfen. Jakob Miler von Heilbronn empfiehlt sich 1602 dem KurfQrsten 
in Heidelberg. Er hat 1598 ein grosses Doppelepitaph fur die Grablege der Herren 
v. Sturmfeder in Oppenweiler ausgefuhrt. Der Meister M. S. liefert 1604 das 
Denkmal des Grafen Friedrich von Oehringen, woran ausserdem H. F. V. H. be- 
teiligt ibt (vielleicht als Maler, etwa Hans Freysinger), und 1603—5 dasjenige der 
Herzogin v. Braunschweig in Crailsheim. Konrad Schmid von Heilbronn ist 1617 
Lending Leonhard Kerns in Nurnberg. 

Im Dienst des Hauses Hohenlohe arbeiten ausser den eben 
genannten Heilbronner Meistern folgende ausw&rtige: Johann v.Trar- 
bach (t 1586) liefert 1568 das Denkmal des Grafen Casimir nach 
Oehringen nnd walirscheinlich (um 1573) das des Grafen Eberhard 
ebendort. Grabdenkmaler von seiner Hand sind ausserdem in 
Simmern, seinem Wohnort, in Michelstadt, Wertheim, Baden-Baden, 
Pforzheim, Meisenheim. 

Am letztgenannten Ort handelt es sich um das in der Kunstgeschichte bisher 
nicht berucksichtigtc Denkmal des Hugenottenheiden Pfalzgraf Wolfgang, auf das 
H. Landes-Konservator Dr. Paulus mich gutigst aufmerksam gemacht hat. Ur- 
kundliches Zeugnis seiner Urheberschaft ist nur fiir das Oehringer Denkmal 
Casimirs, das Denkmal der Grafin Katharina mit ihren beiden Gatten in Wert- 
heim und diejenigcn des Grafen Eberhard Ii. (f 1564) uud des Grafen Georg I. 
(f 1569) in Michelstadt vorhanden. 

Johann v. Trarbach ist geschmackvoll und gewissenhaft im 
einzelneri, daher vorziiglich im Zierwerk, dessen Motive er gern 
unmittelbar aus der Natur nimmt. Im Figurlichen erinnert er (nach 
Oechelhauser) an Sebastian Gotz in Heidelberg, den Bildhauer des 
Friedrichsbaus, der vielleicht sein Schuler gewesen sei. 

In Neuenstein arbeitet 1564 unter Wolff ein Steinmetz Christoph 



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Altfrankiscbe Kunst in Wurttemb. Franken. J 21 

von Baden, vielleicht identisch mit dem Christophorus statuarius, 
der 1543 (inschriftlich) das Denkmal des Grafen Michael II. zu 
Wertheim geschaffen hat, im Stil des Ottheinrichsbaues zu Heidel- 
berg. — Der Meister Unsinnig aus Wallerstein hat am Altan des 
Schlossturms zu Waldenburg 1576 auch Bildwerk angebracht. Sem 
, Schlor hat fur das Haus Hohenlohe nicht nur das Stuttgarter Denk- 
mal des Grafen Albrecht gearbeitet, sondern stand auch wegen 
eines Denkmals fur dessen (in Ingelfingen beigesetzte) Geinahlin 
in Unterhandlungen , die sich aber wieder zerschlugen. Fur das- 
selbe Denkmal kam auch Meister Michel Niklas von Reinsbronn 
in Frage. Die furstlichen Werkmeister sind gelegentlich auch als 
Bildhauer th&tig. 

So mag Kaspar Zeiher in Kirchberg 1590 den Grabstein seines Sobnes in 
Lendsiedel angefertigt haben und Jakob Kauffmann in Langenburg den seiner Frau. 
Matthaus Stahn aus Pirna hat vielleicht (Bossert) das Denkmal des Grafen Wolf- 
gang in Weikersbeim (1603) gearbeitet. Dass dem Grabmal dieses Kunstfreunds 
alles Figurliche feblt, wird sich aus seiner calvinistischen Abneigung gegen Kirchen- 
bilder erklaren. Unter den Steinmetzen am Weikersheimer Schlossbau wird Philipp 
von Stade genannt, der nach Muster 6 Lowenkopfe hieb, die aber nach des Grafen 
Urteil „nie keinem Lowen ahnlich gesehen." Als Bildhauer wird sich wiederum, 
wen igs tens mit Entwurfen und Modellen, der Baumeister Paul Platz am Schloss 
1675—84 bethatigt haben. 

In Oehringen lebt ura 1600 der Bildhauer Philipp Kolb, den 
wir auch in Gaildorf antreffen. In Oehringen hat er noch an den 
Denkmalern der Stiftskirche gearbeitet, ausserdem an Brunnen 
und Brucken und an Denkmalern eigener Erfindung. 

Georg Philipp Kolb von Oehringen (geb. 1603 f 1654) wohnt 
1642 — 54 in Forchtenberg, ohne Zweifel als Genosse der Kern'schen 
Werkstatt. 

Damit sind wir bei dem Geschlecht angelangt, das der Hohen- 
lohischen Bildhauerei ihren Ruhm verschafft hat. 

Nach der Familienilberlieferung war schon der Stammvater Michel Kern 
(t 1603) Maurer und Bildhauer. 

Das Stammhaus mag vom Sohn erbaut sein. Es hat die Inschriften M K 
1584 und DAS HAUS STED IN GOTES HAND MICHEL KERN B(IN) I(CH) 
G(ENANNT) 1593. — Michael Kern d. Aelt. ist geboren 155b, vermahlt 1579, 
gestorben 1634. Das Totenbuch sagt, er sei in seiner Jugend zum Tiincherhand- 
werk gekommen. Von ibm ist die Briicke zu Schftnthal 1609 inschriftlich erbaut 
und zeigt auch sein Bildnis Wenn er auch als Bildhauer thatig war, konnen viel- 
leicht die Grabmaler Bauder und Bechberger in der Gottesackerkirche ihm zu- 
geschrieben werden; schwerlich, dem Stil nach, das Grabmal seiner Eltern, das 
vielmehr vom Enkel gefertigt sein mag. Von seinen Sobnen haben zwei der Bild- 
hauerei dauernd sich gewidmet, Michael und Leonhard. 



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122 Gradmann 

Michael d. J. ist gebortn 1580, vermahlt 1606 in Wiirzburg, wo er in dem- 
selben Jahr in die Malerzunft aufgenommen wird. Yon 1607 an bis zu seinem Ende 
1649 lebt er in seinem Vaterstadtchen. Seine Werke sind : der Alabasteraltar in der 
bischoflichen Hauskapelle zu Wurzburg , die Kanzel im Dom daselbst 1609 f., das 
Grabmal Graf Ludwigs II. und seiner Gemahliu (f 1599) in Wertheim , die sog. 
„Bettlade" 1618 (Vertrag von 1614 im Archiv und Entwurf in der Vereinssamm- 
lung daselbst; die Bildnisse musste er in Wertheim machen). Die Kanzel in der 
Pfarrkirche zu Forchtenberg, von ihm selbst gestiftet, zeigt seine Namensinitialen * 
und sein Zeichen. Fur Wurzburg liefert er sodann die Denkmaler des Bischofs 
Julius f 1617 und des Oheims desselben, Sebastian Echter, des Obersten Bauer 
1623 (mit Bildnisfigur von vorn in der Mittelnische und zwei Schlachtenbildern 
unten) und des Bischofs Joh. Gottfr. v. Aschhausen f 1622. Weiter das Grab- 
denkmal des Grafen Friedrich Magnus (f 1618) in Michelstadt (Gedingzettel im 
Archiv zu Erbach von 1619; als Material wird hohenlohischer Alabaster vor- 
geschrieben). 

Diesen Werken seiner Hand darf man vermutungsweise hinzufugen: vier 
Altare (von 1628. 1630. 1640. 1644), die Muttergottes von 1619 und einiges andere 
in Schftnthal, das Grabdenkmal des Grafen Philipp Ernst (f 1628) in Langenburg 
und in Oehringen, vielleicht doch das Denkmal des Grafen Philipp, zuversichtlicher 
die des Grafleins von Erbach (f 1609) und des namenlosen Cavaliers. In Wiirz- 
burg das Denkmal Zobel (f 1580) in der Franziskanerkirche ; in Michelstadt noch 
dasjenige des Grafen Job. Kasimir f 1627. — Seine Mitarbeiter in Wurzburg sind 
Georg Neidhardt, Georg Korner, Zacharias Junker von Miltenberg, Balthasar Grohe 
von Schw. Hall. Seine Schuler in Forchtenberg und Wurzburg: der Bruder Leon- 
hard, Joh. Philipp Reuss (auch Preiss) aus dem Erbachischen, nachmals Schwieger- 
sohn des Meisters, thatig in Wurzburg und Georg Philipp Kolb von Oehringen. 

Leonhard Kern,*) Michaels d. Ae. Sohn, ist geboren 1588, gestorben in Hall 
1662. Er lernt bei seinem Bruder in Wurzburg, wandert nach Italien, halt sich 
2 Jabre in Rom, 8 / 4 Jahre in Neapel auf und raacht einen Abstecher nach Maure- 
tanien. In Rom besucht er die Akademie, urn die Kunst „nach lebendigen Menschen 
zu bilden" zu lernen. Die Ruckreise macht er iiber Venedig durch Dalmatien und 
Slavonien, lebt einige Monate im Dienst des Bischofs zu Laibach, reisst sich aber 
los „der Religion halber". 1614 wird er in Forchtenberg getraut, 1617 zieht er 
nach Heidelberg und im gleichen Jahr nach Nurnberg, wo er Portalfiguren fur 
das Rathaus macht und bei Jamnitzer wohnt. Dann ist er wieder in Heidelberg 
bis zum Ausbruch des bohmischen Krieges und zieht 1620 nach Hall, wo er bis 
zu seinem Tode wohnt, obwohl er 1648 zum Hof bildhauer des Kurfursten v. Branden- 
burg bestellt wird. Er arbeitet in Holz, Stein, Elfenbein und Stechstein uud ver- 
kauft viele Klein kunst werke nach aus warts bis nach Holland. Sichere Werke von 
ihm sind : die Elfenbeingruppe Adam und Eva mit Monogramm im Kunstgewerbe- 
museum zu Berlin, ein Selbstbildnis in Speckstein von 1643, die Puttengruppo 
in Neuenstein, das Auferstehungsrelief in St. Michael zu Hall. Fur Merians Kupfer- 
werk hat er eine sehr schon gezeichnete Ansicht von Hall geliefert. Zugeschrieben 
werden ihm: das Denkmal Reibel (f 1648) in der Marienkirche zu Wurzburg und 
andere ebenda sowie im Dom; in unserem Gebiet: die Kanzel in Kunzelsau 1617, 
die Epitaphien Moser und Hamberger und eine Grabplatte in St. Michael, endlich 



*) Anmerkung. Nach Kolb in Wurtt. Franken N. F. V. 



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Altfrankische Kunst in Wiirttemb. Franken. 123 

das Simsonsrelief in der Vereinssammlung zu Hall. Und manches Stiick wird wohl 
kiinftig noch hinzukoraraen. 

Sein Lehrling ist 1617 Konrad Schmid von Heilbronn, desgleichen wohl 
Joh. Mich. Hornung in Hall. Leonhard Kerns Sohn Johann Jakob (1632 — 68) lebt 
von 1656 an in Niirnberg, von 1659 ab in Amsterdam, wo er Figuren fur das 
Rathaus schafft, und stirbt in London. 

Achilles Kern, Michaels d. J. Sohn, ist geboren 1607, gestorben 1691 in 
Forchtenberg. Das Kirchenbuch bemerkt zum Eintrag seines Todes: ein ebr- 
wurdiger and vertraglicher Mann, mit welchem nunmehr die lang bekannte hiesige 
Bildhauerei allem Ansehen nach beschlossen und verloscheu scheint. Er ist in 
Forchtenberg der Gehilfe und Nachfolger seines Vaters, doch auch in Wurzburg 
thatig gewesen. Seine Werke: das Denkmal des Grafen Hatzfeld in Laudenbach 
1659, die Wappen am Marstallbau zu Oehringen 1683; eine holzerne Davidsfigur 
von der Orgel der Jakobskirche , jetzt in der Franziskanerkirche zu Rothenburg 
(laut Zettelaufschrift 1659)*) 

Peter Kern, geb. 1594 als 4. Sohn von Michael Kern d. Ae., erzeugte 1615 
einen unehelichen Sohn Peter, der in Forchtenberg als fleissiger Bildhauerlehrling 
stirbt, und verzieht sich spater nach Koblenz. 

Die Kern sind gross im Relief. Der Stil des kunstlerischen 
Stammvaters, Michaels d. J., ist abhangig von dem des Malers 
Wendel Dietterlin von Strassburg ; er ist sehr verschieden von dem 
der alteren Meister Trarbach und Schlor. Die Kern sind die Trager 
der Barockplastik bei uns. 

In Crailsheim arbeitet 1603 und 1605 der mutmassliche Heil- 
bronuer Meister M. S. Joh. Frobenius nennt sich am Grabstein 
eines NeflFen 1590 in der Gottesackerkirche als Urheber. 

Michel Nicklas nennt sich am Denkmal der Susanna v. Secken- 
dorf (f 1575) und am Schloss zu Wachbach (1592) „der Zeit Bild- 
hawer zu Reinssbronn" und giebt sein Monogramm an der Wappen- 
tafel des Schlosses zu Reinsbronn. Zugeschrieben werden ihm die 
Denkmaler G. S. v. Adelsheim (f 1600) in Wachbach und Ph. Geier 
(t 1607) in Reinsbronn. Auch Graf Wolfgang v. Hohenlohe scheint 
ihn beschaftigt zu haben. 

Ein Mergentbeimer, Georg Huber, lernt in Ulm bei Michael Schaller und 
liisst sich dann daselbst als Bildhauer niedcr (1605—29). 

Ein Rothenburger Meister war es, nach dem Zeichen, der 1573 das Denk- 
mal des Hans Jakob v. Beriichingen in Scbonthai schuf. 

Ein Nurnberger endlich schuf urn 1603 das Denkmal in Schmiedelfeld, Hans 
Werner. Erhalten ist von seiner Hand ein Grabdenkmal in Gossweiostein in Bayern. 

Neben den Bildhauern kommen die Stukkatoren, damalsKalk- 
schneider oder auch Gipser genannt in Betracht. So Konrad Wesner 



*)Anmerkung. Eine Davids- und eine Sangerfigur werden auch in Forchten- 
berg im Pfarrhaus aufbewahrt, sind aber ohne Kunstwert. 



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124 Gradmann 

von Stuttgart, der urn 1580 in der Kilianskirche die Dekoration des 
Gewolbes und der Kanzel besorgt hat. Zu ihuen gehorte vielleicht von 
Hause aus der alter e Michel Kern in Forchtenberg. Urn 1600 war fur 
diese Kuustler eine schone Zeit im Hohenlohischen. Ueberall wurden 
die Schlossraume dekoriert, in Neuenstein der Kaisersaal und obere 
Saal, in Hermersberg, in Weikersheim, in Dottingen. Auf das 
System dieser Dekorationen hat die Jagdlust ebensoviel Einfluss 
ausgeiibt als der Kunstsinn. Aus den Wanden ragten lebensgrosse 
Tierleiber mit echten Geweihen, an der Decke hingen grosse Fi- 
guren von Vogeln, grob naturalistisch und monstrtfs. An Farben 
wurde nicht gespart, wohl aber an der Vergoldung. Daher mag 
es riihren, wie Ltibke beinerkt, dass auch der Saal im Weikersheimer 
Schloss einen diirftigen Eindruck macht. 

Die beideu Prunkstucke darin sind das Portal und gegenuber das Kamin. 
Beide sind in zwei Geschosson aufgebaut und dekoriert mit Rundfiguren und Re- 
lief bildern : iiber dera Kamin zwei Scblachten und Salomos Urteil ; iiber dem Por- 
tal der Dracbenkampf St. Georgs und oberlialb die Buhne der Spielleute, mit 
Akantbusranken in der Brustung; untcn Krieger und Athletengestalten. Als Kalk- 
schneider werden genanut in Weikersbeim Cbristof Simmerich. Er kommt auch 
in Neuenstein 1610 im Traubuch vor. Das ist wohl der Hauptmeister, der sich 
auf einem Tafelchen eiuzeichnet C. S. (auf einem anderen steht C. L.). Ferner 
Endres Scheuher 1558, Gerhard Scbmid 1598, Hans Meurcr 1615, Heinrich Kuhn 
1618. Die Kalkscbneider sollen aus dem Braunschweigischen gekommen sein. 

In Dottingen arbeitet 1616 Alexander Hermann von Oehringeu. In Forch- 
tenberg nennen die Kirchenbucher 1595 Stoffel Burkhart. 

Im Kirchenschmuck findet der Bildhauer und der Kunstschreiuer 
und Schnitzer immer noch zu thun: 

Reuaissance-Altare mit Holzaufsatzen sind: in Heilbroun (Deutschordens- 
kirche) der Hochaltar, in Krautheim (i. Baden), Weikersheim (lutherischer Hoch- 
altar mit Oelmalerei des Abendmahls und der Auferstehung). Von 1609 datiert 
die Schnitzerei des Altars in der Michaelskapelle zu Mergentheim, darstellend den 
KampfdesErzeugels mit dem Drachen. Riickershagen 1672 (evang. Altaraufsatz mit 
Malerei der Taufe Jesu, Einsetzung des Abendmahls und Schlusselamts). In Hall 
in St. Michael sieht man zwei Altaraufsatze mit geschnitztem Bildwerk (mit Be- 
malung und Vergoldung) im Stil der Renaissance, doch in Nachahmung des goti- 
schen Typus des Schnitzaltars. Der eine ist datiert 1585, also aus der Zeit, da 
Martin Friedrich als Bildschnitzer in Hall lebte (f 1612). In der Bergkirche zu 
Laudenbacb sind drci Altare aus der Zeit urn 1670 (die Kreuzabnahme am nord- 
lichen gemalt von B. Wolcker, Wurzburg). 

Kanzeln: in Stein oder Stuck: in der Kilianskirche zu Heilbronn 1580 vou 
Konrad Wesner, Gipser von Stuttgart. Der Bilderschmuck an der Eingaugspforte, 
dem Treppengel&nder und der Bnistung illustriert das Apostolische Glaubensbe- 
kenntnis samt den Symbolen der vier Evangelisten. An dem (jungeren) Schalldeckel 
sieht man oben noch den toten Christus, gebalten von Gottvater. Steinkanzeln 
in Renaissanceformen sind weiterhin in Langenburg und Weinsberg (1649 am 



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Altfrankische Kuust in Wurttemb. Franken. ]25 

Schalldeckel). Prachtig und von hochstem Kunstwert siud die beiden Kanzeln 
in den Kirchen von Forchtenberg (bezeichnet M K nebst Zeichen) und Kiinzelsau 
(datiert 1617 nebst Zeichen). Der Urheber der ersten ist Bicber Michael Keni 
d. J. Die zweite, die eiu anderes Zeichen tragt, ist vielleicht von Leonbard Kern. 
Beide habcn herrliche Keliefbilder der Evangelisten in Alabaster und bemalte 
Barockformen. Die Kanzel zu Westgartshauseu von 1611 zeigt plumpe Figuren 
der Evangelisten. — Holzerne Kanzeln Bamt Schalldeckel, mit auf- und eingeleg- 
tero Zierrat in Neckargartach, Mock mil hi 1606, Neuenstadt, Siglingen, Hall, 
St. Katharinen (Schalldeckel 1694). Die Kanzel in der Michaelskapelle zu Mer- 
gentbeim ist 1691 gearbeitet von dem dortigen Schreiner Adam Krescr, be ma It 
von Ant. Fermo. Creglingen hat sowobl in der Stadt- als in der Herrgottskirche 
schone Kanzeln, die erste ist 1580 gestiftet von Christof v. Seckendorf, die zweite 
1594 von K. B. Die in Munster, OA. Mergeutheim, 1585; in Lichtel (rait Evan- 
gelistenfiguren). An der Kanzel von Eberstadt sind Christus und die Evangelisten 
derb geschnitzt. 

Eine Orgel in Renaissance- Fassung mit gemalten Evangelisten ist in Kochen- 
dorf. In der Stadtkirche zu Crailsheim ist eine holzerne Orgelemporc aus dem 
17. Jahrhundert, barock. 

Schone Taufsteine in Grossgartach, mit Engelskopfcben, Weinsberg des- 
gleichen, Eberstadt (1592), Creglingen, Stadtkirche (1603 von „Martin Billeustein 
allhie"), Westgartshausen 1610 (mit Wappen). 

Betstuhle: Chorgestuhl in St. Michael zu Hall, einfache Friihrenaissance 
von 1534, mit naiv gewahlten Bibelspr lichen. Standorf 1569. Bretzfeld, Zweisitz 
mit Zinnen 1588. Waldbach 1616. Dazu kommen als Erzeugnisse des Kunst- 
schreiners die gemalten Gedenktafeln in stattlichem Rahroenwerk mit Siiuleu, Gie- 
beln und Voluten, Konsolcn und Kartuschen, Wappen und allegorischen Figuren, 
moglicbst reich vergoldet. Schongeschnitzte Emporensaulen von 1610 hat die 
Kirche in Finsterlohr. 

Im Haus siud es besonders die Schranke, daran der Kunstschreiuer seiue 
Meisterstucke liefert: einer von 1580 im Gotzenschloss zu Jagsthausen ; einer im 
Schloss Assumstadt; mehrere in den Schlossern von Weikersheira und Walden- 
burg. Im Kaisersaal zu Neuensteiu ein sog. Kunstscbrank, Ebenholz mit Bciu- 
einlagen ; ein Spieltisch mit Zinkbelag, Horn- und Beineinlagen von H. J. Sommer 
in Kiinzelsau 1666 (mit Aufschrift corda fidelia super omnia), ein flott geschnitzter 
Schrank in Barockformen vielleicht von J. M. Maucher aus Gmund. Sodanu ge- 
scbnitzte Thureu wie zu Schonthal in der alteu Abtei, Wachbach am Schlosspor- 
tal 1592, Waldmannshofen 1662 und noch eine im Rittersaal, in Oehringeu am 
Ratssaal 1603 (mit Ueberschrift pulchra est concordia cordis et oris), im Scbloss 
Weikersheira. 

Geschnitzte Fasser liegen im Schlosskeller zu Ocbringen, im Abteikeller zu 
Schonthal. Eine schon geschnitzte Bierpitsche in der Haller Sammlung. 

Doch die eigentliche Liebhaberei der Herren waren die kunst- 
voll gearbeiteten Jagdbuchsen, Pnlverflaschen und Hirschfanger, 
audi Bestecke mit geschnitztem Griff, wie man sie in der Neuen- 
steiner Sammlung sieht. Die Biichsen am Scliaft geschnitzt, zumeist 
mit Jagdscenen oder heiligen, audi heidnischen Figuren und ein- 
gelegt mit Perlmutter und Bein. 



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126 Gradmann 

Von dem berubmten Buchsenschifter Johaon Michael Maucher (geb. 1645) 
sind drei oder vier Gewehre in Neuenstein; auch fiir die Limpurgischen Herr- 
schaften hat er gearbeitet. In Kiinzelsau sind iiber ein Jahrhundert, im 17. und 
18., die Sommer tbatig als Buchsenschifter und Bildhauer. Eine Pulverflasche aus 
dem Nachlass des Abts Schanzenbach von Schonthal, datiert 1569, befindet sich 
in der k. Sammlung zu Stuttgart. Sie ist gemacht aus einer Hummerscheere mit 
Silberbeschlag und emailliertera Wappen. 

Die Buchsenschifter waren auch die Meister in der Elfeubeinschnitzerei : so 
J. M. Maucher. Die Neuensteiner Sammlung hat von ihm 1. eine Prunkschiissel, 
bedeckt mit mythologischen Bildern aus Ovid, gefasst in Hirscbhorn, samt Henkel- 
kanne (bezeichnet mit seinem Nam en) ; den Fuss der Kanne bildet Leda mit dem 
Sch wan und Amor, den Bauch bedecken die Figuren eines Wagenrennens , den 
Griff bi'den verschlungene Putten. 2. einen Pokal mit Lucretia am Stander, Ama- 
zonenschlacht am Bauch (bez. mit Monogram in M M). 3. eine Henkeltasse. 4. ein 
Crucifix nebst Figuren von Maria und Johannes, am Ebenholzpostament ist die 
Entbauptuog des Taufers auf der papierdunnen Elfenbeinplatte dargestellt, welche 
die Vorderwand eines Schubladchens bildet, und an den Seiten sind Masken an- 
gesetzt. In derselben Sammlung ist unter anderen Elfenbeinpokalen einer mit der 
Bezeichnuug J. M. Hornung S. Hal. (f 1700) und eine kleine Gruppe von zwei 
Putten, nach der Ueberlieferung des Katalogs „vom alten Kern in Hall a , das ist 
Lconbard Kern (f 1662). Weiter ein paar Relief bilder , Urteil Salomos und 
Verkiindigung Gabriels, in email beschlagenen Rah men. Ein schones Crucifix, 40 cm 
hoch, besitzt auch die Deutschordenskirche in Ileilbronn. 

Dieselben Kiinstler schnitteu meist auch in Speckstein oder 
feinem Kalkstein, Stechstein. 

Das Hohenlohische Museum bewahrt ein iiberaus wertvolles Stuck aus der 
Friibrenaissancezeit, ein eingerabmtes Relief von Kchlheimer Stein mit Buntstein- 
einlagen von Lapislazuli u. dergl. Es ist allem nach geschnitten von Hafis Daucher 
in Augsburg um 1530 nach einem Blatt Burkmairs und giebt die Bildnisse von 
Pfalzgraf Ott Heinrich, Pfalzgraf Philipp und Herzog Wilhelm von Bayern nebst 
ihren Wahlspriicben, an Stelle der drei christlichen Heldcn der Vorlage. In den 
Kassetten der Architektur winzige Relief bildch en nach II. Beham u. a. 

Hier ist auch noch der prachtigen Siegel zu gedenken, von 
denen man in Neuenstein eine schone Sammlung aus der Zeit der 
Gotik und der Renaissance sieht. 

Die Glockengiesser der Renaissancezeit, die in unserem Ge- 
biet sich nennen, sind: 

Christoph Glockengiesser, auch Rossenhart genannt, in Niirnberg 1573. Pan- 
kratius Beruer, ebendort 1538. Wolfgang Roth, ebenda 1652. Hans Glockengiesser 
zu Norimberg. Adam Illigen zu Dinkelsbuhl um 1625. Bechtold Meslang in 
Heilbronn 1582. Paul Arnold, ebenda 1632. Konrad Sidler zu Wurzburg 1605. 
Unbekannten Wohnorts: Wolfgang Steger 1527 (Schonthal). Arnold von Fulda 
1594 (Mergentheim). Stefan Brunkler mit Johann Arnold J 662 (ofters). Jakob 
Eger mit Friedrich Schmierer 1627 (Oehringen). Nikolaus von Campen 1625 (Stilz- 
hach). Leonhard Low 1649 (Weissbach). 



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Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 127 

Die Malerei der Renaissance scheint in Heilbronn fruh ein- 
gedrungen zu sein. 

Nach einem Blatt von Durer ist 1520 die Tafei mit der Kreuzabnahme in 
St. Kilian gemalt. Ebenfalls nach einem Blatt fturers aus dem Marienleben die 
zwei Tafeln (wohl Fiugel eines Altarschreins) mit der Verkiindigung, im Museum 
zu Neuenstein, bezeichnet 1535 von flans Goldschmid. Dieser Maler, den wir sonst 
nicht kennen, ist vielleicbt von Heilbronn gewesen, wo es eine Familie dieses Namens 
gab. Peter Eberlin bemalt urn 1580 die Fassade und die Ubrtafel am Rathaus, 
auch die Scblusssteinbilder Konrad Wesners in St. Kilian. Die Tafelmalerei ist 
ans dem Jahr 1606 vertreten durch zwei Sterbdenkmaler in St. Kilian, deren eines 
die Anbetung des Lamms, das andere die Darstellung Jesu im Tempel zeigt. 
Zwei gute Oelgemalde aus dem 16. Jabrhundert hangen in der Kirche von Flein; 
drei aus dem 17. in der Kircbe zu Weinsberg. Die beiden Ordensbilder auf Horneck 
sind verschollen, ebenso das Bild des hi. Michael in Bottingen. 

In Hall haben wir genug Malernamen, aber wenige bezeich- 
nete Werke. 

1568 malte in Komburg ein Meister Violl aus Konstanz (vgl. den Meister 
Fyoll in Frankfurt) die Fassade des Adelmannsbaues ', wovon Spuren vorhanden 
sind. Unter demselben Propst, Neustetter, sind die Arabesken und A tl an ten in 
der Erhardskapelle gemalt (1562). Die Heiligenbiider mogen alter, aber tiber- 
malt sein. Peter Vdlker, der noch 1602 urkuudiich vorkommt, malt 1586 den 
Meister am Gewolb der Michelskirche. 1574, ais die Orgel an diese Stelle versetzt 
worden war, wird die Wand malerei am Choranfang auf der Nordseite entstanden 
sein, vielleicht eben auch durch P. Volker. Jakob Hofmann Maier, vielleicbt 
Schwiegersohn des Bildhauers Schlor, wird 1603 wegen der Schneckischen Unruhen 
ausgewiesen. Auf ihn beziehen sich wohl die Initialen an dem gemalten Denkmal 
Thomas Schweikers (f 1602). Dieser selbst, der armlos geborene Kunstscbreiber, 
war auch Maler, wie sein Denkmal bezeugt. Markus Astfalk von Hall bemalte 
und vergoldete (1592) die Orgel in der Marienkirche zu Reutlingen und verdiente 
dabei uber 500 fl., wie der Cbronist versichert. Es ist kein Werk von seiner 
Hand erhalten; und verschiedene Versuche, ihn mit Monogrammisten M A oder 
anonymen Meistern zu identifizieren, sind fehlgeschlagen. 1587 — 1603 lebt in Hall 
als Maler Reinwald Bitterer, 1598—1621 Hieronymus Rappold oder Reypold, den 
Bossert mit dem in Wiirzburg 1562 genannten Hieron. Leupold zusammenbringt. 
Jakob Gschwend aus Regensburg, Maler in Hall 1633. Hans Schreier, geb. 159G 
zu Hausen im Limpurgischen , lebte eine Zeit lang zu Spitz in Niederosterreicb, 
dann in Hall, wo er 1676 gestorben ist. Von ihm ist dasStadtbild aus dem Jahr 
1643 im Haalamt. Zwei Holzgemalde, die in St. Katharinen bei den Opferstocken 
hiengen und die cbristliche Wohltbatigkeit schildern, sind datiert 1540. Dann ver- 
treten eine Reihe von Sterbdenkmalern in den Kirchen die hallische Tafelmalerei ; 
z. B. in St. Katharinen solche von 1600. 1604. 1605. Sie sind von Wert nicht 
so sehr fur die Kunstgeschichte als fur die Lokal- oder Kulturgeschichte. 

Auch in den hohenlohischen Residenzstadtchen gab es Maler. 

Georg Burkhardt, 1606 im Neuensteiner Kirchenbuch genannt, ist wohl der 
Maler, welcher im Jahr 1590 im Briefwechsel des Grafen Wolfgang wegen eines 
Denkmals fur die Grafin Eleonore erwabnt wird. 1644 wird daselbst getraut Sieg- 
Iried Wolfgang Stieglitz, Maler. — In Forchtenberg lebt 1579 ff. ein Maler Hans 



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128 Gradmann 

Freysinger. — In Weikersheim hat 1560 ein Wilhelm Schler die Hofstube im 
Scb loss gemalt. Einen Leonhard Zobcl lasst- urn 1600 Graf Wolfgang in der 
Malerei ausbilden. 1591—1610 erscheint daselbst der Maler Kaspar Dietrich, auch 
Dietterlin genannt wic sein beriihmter Kunstgenosse von Strassburg; 1622 Wolf 
Dietrich, ein Dietrich 1614; Ulrich Koch 1614—19. Balthasar Katzenberger, der 
Gevatterraann des Bildhauers Michel Kern in Forchtenberg , Iebte als Maler von 
1604 an in Weikersheim, dann 1619 in Mergentheim. Im grossen Saai des Sch losses 
hat Friedrich Seefried aus Nordlingen mindestens die Wappen gemalt. Wer 1st 
der Maler, der sich in dem Mitteibild der Hetzjagd selbst mit Pinsel und Palette 
vorstellt? — Im abgelegenen Schloss von Waldmannshofen hat sich Wandmalerei 
der Friihrenaissance, Blumengerank, in zwei Turmgemachern erbalten ; ebenda auch 
alte Ledertapeten. 

Runde Tafelbildnisse des Grafen Wolfgang und seiner Gemahlin sind in 
Neuenstein. In Schillingsfurst in der Ahnengalerie ein Bildnis Georg Friedrichs 
von 1627 aber in Kopie von 1651. Alte Ahnenbilder hangen auch im Schloss zu 
Weikersheim. 

Die Miniaturmalerei ist vorziiglicb vertreten durch die hohenlohischen Ahnen- 
bilder, die auf Kupferplattchen gemalt, einst zu einem Stammbaum zusammengesteilt 
waren ; wie es scheint, eben auch aus der Zeit Graf Wolfgangs (jetzt im Museum 
zu Neuenstein); desgleichen durch die Bildnisse des Grafen Georg Friedrich und 
seiner Gemahlin in seinem Gebetbuch (ebenda) und durch die Allegorien und Wappen 
im Stammbuch Ludwig Eberbards v. Hohenlohe-Pfedelbach (f 1650). 

Die kirchliche Glasmalerei ist bei uns mit dem Mittelalter 
dahingegangen. 

Immerbin sind in Crailsheim noch 1587 fiir die Gottesackerkirche gemalte 
Fenster gestiftet worden. Haufiger sind die kleinen Bilderscheiben weltlichen In- 
halts, welche in die Fenster der Wohnraume eingesetzt waren. Wappenscheiben 
aus dem 10. Jahrhundert im Ratssaal zu Oehringen. Das Hohenlohische Museum 
bewahrt Scheiben mit Sittenbildern und Wappen, die zum Teil aus dem alten Rat- 
haus in Ingelfingen stammen. Zunftwappen von 1533 waren in den Fenstern der 
Katharinenkirche zu Hall. Im Schloss Weiler ist eine Scheibe mit dem Reiter- 
bild Burkarts v. Weiler aus der Burg Lichtenberg. 

Eine Teppichweberei ist fur Hall 1610 bezeugt. Im Schloss 
Weikersheim sind noch Gobelins vorhanden. 

Vereinzelte Denkmaler altfrankischer Malerei mogen hier nachgetragen 
werden: Tafelbild Konig Davids mit der Harfe von 1556 und Monogram m II 8 P 
in der Kirche zu Kiinzelsau. Eine bemalte Truhe von 1590 mit dem Secken- 
dorf schen Wappen in der Vereinssammlnng in Hall. Neben den gemalten Sterb- 
denkmalcrn kommen die Bilder an den Emporen der evangelischen Kirchen in Be- 
tracht, z. B. in Braunsbach (urn 1650 von einem Monch gemalt wie auch das 
Altarbild), Altliausen 1670, Nassau, Bitzfeld, Waldbach, Langenburg. 

In Neuenstein werden einige alte Kupferstichplatten auf bewahrt : Bildnis der 
Grafin Eleonore Magdalene f 1657, gemalt von J. G. Creutzfelder in Nurnberg, 
gestochen von Kasp. Merian; Bildnis des Gr. Ernst Eberhard f 1671, gemalt von 
Creutzfelder, gestochen von J. Sandrart; Abbildung eines Prunksarges, gestochen 
von S. G. Hipschmann 1675. Endlich einige gravierte Nautilusschalen mit Zeich- 



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Altfrankische Kunst in Wiirttemb. Franken. 129 

nungen nach holiandischen Meistern und nach Callot ; am Deckel kunstvoll durch- 
brochen mit Wappenornament. 

Von den alten Goldschmieden in Hall, Heilbronn, Mergent- 
heim ist uns kein Stuck, das den Namen seines Meisters triige, 
fiberkommen. 

Haller Beschauzeichen soil der Schenkenbecber in Gaildorf tragen. Er ist 
aber laut Widmungsinschrift 1562 von Kaiser Maximilian II. dem Erbscbenken 
Christof geschenkt. Das allegoriscbe Bildwerk bezieht sicb anf die Kaiserkronung. 
Ein anderes Stuck von historiscber Bedeutung ist die Scbale von Breda in Neuen- 
stein, eine silberne, vergoldete Credenzschale, die zur Erinnerang an die Erober- 
ung von Breda 1590 dem Grafen Philipp v. Hohenlohe obne Zweifel in den Nie- 
derlanden verehrt worden ist. Das Gefass, 62 cm hocb, besteht aus drei Teilen: 
Fuss mit Unterteller, Teller, Deckel. Das Bildwerk, teils getrieben, teils graviert, 
bezieht sicb auf die Einnabtne der Festung. Hier mogen sicb gleich die iibrigen 
Stticke der Neuensteiner Sammlung anreihen: Der Willkomm von Hermersberg, 
in Form eines Hirschs (von den Niedernhallern 1579 als Busse fur eine Schlagerei 
gestiftet), ein pracbtiger Straussenpokal, ein kostbares emailliertes Biicbs'chen aus 
der Zeit gegen 1700, die automatische Figur eines bettelnden Monchs, ein Bibel- 
einband mit silbernen Beschlagen, aus dem 17. Jabrb., niirnbergiscb. Der Deutsch- 
ordensscbatz aus Mergentheim in Wien enthalt Kokosnussbecher von \V. v. Kron- 
berg und von 1568, den Rosenkranz des Biscbofs Julius aus Goldfiligran, eine 
Filigransilberkanne und ein Vorschneidemesser vom Deutschmeister Milcbling, Edel- 
steingefasse und zwei silberne Credenzschalen vom Erzherzog Maximilian, 1604 ge- 
stochen von de Bry. Von Eustach von Westernach einen goldenen Kelch aus 
Eapfenburg 1599, ein silbervergoldetes Handbecken samt Kanne, einen Straussenei- 
becber 1591, einen Willkomm in Form eines Hunds von G. Hund v.Wenkheim, einen 
in Form eines Fuchses 1557, einen Hirsch 1667, einen Pokai mit Scbilderungen 
der Kriegstbaten Karls V. aus Heilbronn um 1670, eine Kunstubr, den Herkules 
vorstellend, gefertigt von Hans Buscbmann in Augsburg um 1637. 

Die Stadtkircbe in Mergentheim besitzt noch eine silberne Sebastiansstatuette, 
2 l hocb ; in bester Renaissance eine spatere Madonnenstatuette aus demselben 
Material, 3* hoch, aus der Spatrenaissancezeit einen grossen Kelch, sechs Silber- 
leuchter, ein Rauchfass mit Schiffchen, einen Abendmablskelch aus Hirsau (um 
1600); die Deutschordenskirche in Heilbronn einen Kelch und ein Ciborium in 
Silber. Die Bergkirche in Laudenbach bat das kostbare, schongefasste Ciborium 
aus Jaspis von 1704. In Forchtenberg ein goldener Kelch und silberne Kannen 
mit Vergoldung, Augsburger Arbeit von 1715, noch nicht zopfig. In Buchenbach 
ein Kelch von 1572. Silberne Abendmahlskannen von 1595 und 1625 in Oehringen, 
von 1640 in Heilbronn. Eine mustergiitige Hostienbiichse in Langenburg von 1661, 
Augsburger Arbeit, mit getriebener Darstellung des Abendmahls. In Neuenstein 
ein silbernes Taufbecken samt Kanne, barock, mit getriebenem Blattwerk (gegen 
1700), eine zinnerne in Kocherstetten 16S3. Messingkronleuchter sind im Schloss 
Weikersheim, in den Kirchen Oehringen (1690. 1755), Heilbronn (1716), Neuen- 
stadt, alle von demselben Typus, der aus Altholland stammt. 

Die Schau- und Denkmiinzen der Hohenlohischen Grafen 
kflnnen kaum als einheimische Kunstwerke beansprucht werden. 

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130 G r ad-man n, Altfrankische Kunst in Wurttemb. Franken. 

Es giebt eine vorzugiiche Gussmedaille von Gr. Sigmund in Strassbnrg 1528, 
eine einseitige Silbermedaille von Gr. Albrecht 1526, Bildnismedaillen von Graf 
Casimir und seiner Gemahlin 1560, einen Anhanger mit Bild Gr. Wolfgangs 1609, 
auf dem Revers eine allegorische Komposition. Yon Gr. Philipp eine grosse^Gold- 
miinze 1604 von J. H. Eine von Graf Philipp Ernst 1613. Ein Scbaustuck von 
Gold mit schwarzer Emailfiillung zeigt das Brustbild Georg Friedrichs 1638. 

Miinzst&tten gab es in der Kipper- und Wipperzeit fast in alien 
hohenlohischen Stadtchen. Die Munzmeister waren aber meist 
Niirnberger. 

1623 kommt als solcber H. J. Repbin von Calw nacb Neuenstein. 1628 f. 
liefert Philipp Kirschner, Goldschmied in Weikersbeim Thaleretempel. Hall liess 
Golden, Thaler und Dukaten von kunstlerischem Wert pragen, doch seit 1545 
ausserhalb, in Nurnberg 1610, in Stuttgart 1699. 

Zu den Kiinstlern zahlten die Plattner, Harnischmacher. In 
Olnhausen sass der Kiinstler, welcher 1504 die in Jagsthausen auf- 
bewahrte eiserne Hand fiir Gotz v. Berlichingen angefertigt hat 

Von der Rustkammer des deutschen Ordens auf Burg Neu- 
haus haben wir ein Inventar aus dem Jahr 1573. Einige Rtist- 
ungen aus dem 17. Jahrhundert sind in Neuenstein, ebenda alte 
Fahnen. Audi die Adelsheim'sche Sammlung in Mergentheim ent- 
h&lt Riistzeug. Die Stucke aus dem Haller Zeughaus, welche 
Grater (in Iduna und Hermode 1812) beschrieben und abgebildet 
hat, gehorten audi der neueren Zeit an. 

Zu den Kiinstlern wurden endlich, wenigstens zu ihrer Zeit 
gezahlt die Uhrmacher wie Isaak Gabrecht von Strassburg, der 
urn 1580 die Heilbronner Rathausuhr (von 1525) wiederhergestellt 
mit seinein Gesellen Michael Miiller von Heilbronn. Bei dieser 
Gelegenheit erfahrt man verschiedene Uhrmachernamen von Heil- 
bronn. In Hall wird schon 1521 ein „Urlinmeister a erwahnt. 

Kunstvoll geschmiedete Gitter sind am Fischbrunnen in Hall 
(renoviert 1728), an den Denkmalern in Oehringen (ren. 1747) und 
im Schloss Weikersheim. Friedhofkreuze in Lichtenstern, Walden- 
burg, Gnadenthal, Niederstetten. 



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131 



Stand des kistorMien Vereins fur Wurttembergisch Franken 

im August 1897. 



Der hohe Protektor: Seine Majestat Konig Wilhelm II. 

TShrenmitglieder: 

Die Herren: Dr. Bossert, Pfarrer in Nabern. 
Caspart, Pfarrer in Dusslingen. 
Eh em an n, Rektor des Gymnasiums in Ravensburg. 
Gaupp, Professor in Hall. 
Dr. Hartmann, Oberstudienrat, geschaftsfuhrendes Mitglied der 

Wurtt. Kommission fur Landesgeschichte in Stuttgart. 
Hassle r, Professor in Hall. 
Haug, Direktor des Gymnasiums in Mannheim. 
Dr. Ritter von Hofler, Professor in Prag. 
Furst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg , Kaiserl. Stattbalter 

von Elsass Lotbringen. 
Furst Hugo zu Hohenlohe-Oehringen, Herzog von Ujest. 
Fiirst Johannes zu Hohenlobe-Bartenstein. 
Furst Albert zu Hohenlohe-Jagstberg. 
Furst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg. 
Fiirst Clodwig zu Hohenlohe-Schillingsfiirst, Reichskanzler. 
Erbprinz Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen. 



Standiger Vorort des Vereins ist Hall. 

Das regelmassige Organ des Vereins sind seit 1879 die „Wurttember- 
gischen Vierteljahrshef'te fur Landesgeschichte", in Verbindung mit 
mehreren Vereinen des Landes herausgegeben von der wurttemb. Kommission fiir 
Landesgeschichte in Stuttgart. 

Geschaftsfuhrer des Vereins. 

Vereinsvorstand : Rechtsanwalt Ade in Hall. 

Vizevorstand und Schriftfiihrer : Professor Dr. Fehleisen in Hall. 

Redakteur: Archivar Dr. Weller in Oehringen. 

Bibliothekar: Professor Dr. Kolb in Hall. 

Kassier und Versender der Zeitschrift: Oberlehrer Fahr in Hall. 

Verwalter der historischen Vereinssammlnng : Konditor C. Schauffele 

mit Professor Dr. Kolb in Hall. 
Verwalter der naturgeschichtlichen Sammlung : Professor Weiffenbach 

mit Baurat Ruff in Hall. 



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132 



Anwalte ffir die OberSmter: 



1. Crailsheim: Prazeptor Seiferheld in Crailsbeim. 

2. Gaildorf: Rentamtmann Strenger in Gaildorf. 

3. Gerabronn: Freiherr von Roder in Langenburg. 

4. Kiinzelsau: Stadtpfarrer Bockheler in Kiinzelsau. 

5. Mergentheim: Stadtpfarrer Stocbdorpb in Mergentbeim. 

6. Neckarsulm: Pfarrer Straub in Brettacb. 

7. Oebringen: Professor Cf op pelt in Oehringen. 

8. Weinsberg: Stadtpfarrer Meissner in Weinsberg. 

Der weitere Ausschuss bestebt aus samtliehen GeschaftsfCihrern, der 
engere aus den Ausscbussmitgliedern des Haller Lokalvereins ; dies sind diejenigen 
Geschaftsfiibrer, die ihren Wohusitz in Hall haben, und nocb folgende Haller Herren : 

Direktor Fortenbacb. 

Direktor a. D. Jeitter. 

Genieinderat G. Schnitzer. 



Gonner des Yereins mit ansserordentlichen Beitrageu: 

Seine Majest&t der Konig Wilhelin II. 

Ihre Durchlaucbten die Fiirsten: 

Hermann zu Hobenlobe-Langeuburg. 
Hugo zu Hobenlohe-Oebringen. 
Jobannes zu Hobenlohe-Bartenstein. 

Die Herren Grafen: 

Heinricb von Adelmann von Adelmannsfelden , Konigl. Kammerherr, 
Prasident der Furstl. Hohenzollerscben Hofdomanendirektion in Sig- 
maringen. 

Rudolf von Adelmann von Adelmannsfelden auf Scbloss Adelmanns- 
felden bei Ellwangen, Konigl. Kammerherr. 

Wilhelm v. Bentinck in Gaildorf und Haag. 

Fritz von Zeppelin in Ascbhausen, Kgl. wurtt. Reicbserbpanner und 
Kaiserl. Regierungsassessor in Molsheim ira Elsass. 

Die Freiberrn: 

L. v. Stetten-Buchenbacb, grossberzogl. Kammerherr und Legations- 
rat in Heidelberg. 
L. v. Stetten-Buchenbacb, Oberstlieutenant a 1. s., Posen. 

Die Amtskorporationen : 

Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, Kunzelsau, Mer- 
gentheim, Neckarsulm, Oehringen, Weinsberg. 



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133 



Vereins-Mitglieder. 

A. Aus den Oberamtern des Vereinsgebiets. 



I) Oberamt Crailsheim. 



Bertsch, Dr., Oberamts- 

richter 
Blezinger, Apotheker 
Hole, Dekan 
Krauss, Rechtsanwalt 
Mulberger, Dr., Oberamts- 

arzt 



in 
Crails- 
heim. 



Oetinger, Bauinspektor 
Sachs, Stadtschultheiss 
Schmidt, Stadtpfarrer 
Seiferheld, Prazeptor 
Wiedersheim, Stadtpfarrer 
Auer, Pfarrer in Triensbach. 
Kopp, Pfarrer in Onoizheim. 



Crails- 
heim. 



2) Oberamt Gaildorf. 



Ackermann, Oberamts- 

pfleger 
Bader, Reallehrer 
Buhl jun., Apotheker 
Gmelin, Dr., Oberamtsarzt 
Kleinknecht, Stadtschult- 
heiss 
Strenger, Rentamtmann 
Bay ha, Pfarrer in Gschwend. 
Ortlieb, Oberforster in Gschwend. 



in 
Gail- 
dorf. 



Immendorfer, Pfarrer in Obersont- 

heim. 
Kopp, Schultheiss in Gschwend. 
Pfizenmaier, Schultheiss in Sulz- 

bach a. K. 
Siloer, Pfarrer in Oberroth. 
Unbehauen^ Schultheiss in Horlachen. 
Rilling, Kaufmann in Obersontheim. 
Zeller, Pfarrer in Kirchenkirnberg. 
Maurer, Schultheiss in Unterroth. 



3) Oberamt Gerabronn. 



Bihl, Pfarrer in Gaggstadt. 

y. Crailsheim, Oberstlieu tenant z. D. 

in Morstein. 
Dal linger, Schultheiss in Schroz- 

berg. 
Dill, Kaufmann in Niederstetten. 
Gantz, Oberforster in Schrozberg. 
K a u t , Oberamtswundarzt in Gerabronn. 
M a i e r , Oberamtsrichter in Gerabronn. 
Mutschler, Domanenrat in Langen- 

burg. 



Palm, Pfarrer in Billingsbach. 
Preuner, Pfarrer in Schrozberg. 
Redaktion d. „Vaterlandsfreunds" in 

Gerabronn. 
v. Roder, Frhr., Domanendirektor in 

Langenburg. 
Schuizer, Stadtpfarrer in Kirchberg 

a. .). 
Staudenmaier, Dr., Oberamtsarzt 

in Gerabronn. 
Stelzer, Dr., Arzt in Niederstetten. 



4) Oberamt Hall. 



Abegg, Staatsanwalt. 
Abe, Amtsrichter. 
Ade, Rechtsanwalt. 
Auberlen, Pfarrer in Hassfelden. 
Balluff, Stadtpfarrer. 
Bauer, Bezirksgcometer. 
Bauer, P., Kaufmann. 
Baumann, Kanzleirat. 
Baur, Fabrikant. 



Berger, Schullehrer. 
B e r n e r , Oberamtsbaumeister. 
Blezinger, Th., Dr., Apotheker. 
Bohm, Oberprazeptor. 
Boltz, Regierungsrat a. D. 
Chur, Kaufmann. 
Clausnizer, Kaufmann. 
CI oss, Bankdirektor. 
Deeg, Kaufmann. 



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134 



Durr, Dr., Sanitatsrat. 

Durr, Dr., Rich., prakt. Arzt. 

Eisner, Prazeptor. 

Erhardt, Stadtpfarrer. 

Fach, Professor. 

Fahr, Oberlehrer. 

Fehleisen, Dr., Professor. 

Finckh, Kaufmann. 

Fortenbach, Landgericbtsdirektor. 

Frank, Architekt in Oberaspach. 

Freeh, Kaufmann. 

Frommann, Landgerichtsrat. 

Funk, Bahnmeister. 

German, Buchhandler. 

Gewerbeverein. 

G m e 1 i n , Dr., Pfarrer in Grossaltdorf . 

Graber, Kaufmann. 

Graseck, Oberforster in Hall. 

Gross, Fr., Fabrikant, jun. 

Gross, Oberkontrolleur. 

Gymnasium. 

Hahnlein, Lehrer. 

Haffner, Maler. 

Has pel, Pfarrer a. D. in Hall. 

H e 1 b e r , Stadtschultheiss. 

Herz, Kaufmann. 

Heymann, Dr., prakt. Arzt. 

Hirsch, Professor. 

Hochstetter. Strassenbauinspektor. 

H o 1 c h , Werkmeister. 

Holtzmann, lnspektor in Wilhelms-, 

gluck. 
Hospital verwaltung. 
v. H ii g e 1 , Forstrat. 
Jager, Dr., prakt. Arzt. 
Jeitter, Direktor a. D. 
John, Dr., Rektor des Kgl. Gymnasiums. 
Jordan, Bezirksbauinspektor. 
Koch, Prazeptor. 
Kolb, Dr., Professor. 
Krumrey, Oberamtspfleger. 
Lang, Dekan. 
Langst, Rektor. 
Leon hard, F., Schreiner. 
Leonhardt, R., Kaufmann. 
Ludwig, Dr., Professor. 



Mayer, Kaplan in Steinbach. 
Mehring, G., Dr. in Stuttgart. 
Museum. 
Mailer, Finanzrat. 
M tiller, Salinenkassier. 
Pabst, Konditor. 

*P f e i 1 s t i c k e r , Dr., Oberamtswundarzt. 
Pi cot, Apotheker. 
Reik, Professor. 
Rem bold, Rechtsanwalt. 
Renner, Muller in Unterscbeftach. 
Reuss, Kanzleirat. 
Rindt, Qekonomierat. 
Roos, Buchhandler. 
Ruff, Baurat. 
v. Ruoff, Oterstlieutenant. 
Sauer, Rektor. 
Sausele, Schullehrer. 
Schafer, I. Staatsanwalt. 
Schauffeie, Konditor. 
Scbloz, Sekretar. 
Schnitzer, G., Privatier. 
Schnitzier, Landrichter. 
v. Schoder, Landgericbtsprasident. 
Sch rag, Apotheker. 
Schiiz, Oberamtmann. 
Schwandner, Oberjustizrat. 
Sch war z, Rechtsanwalt. 
S c h w e n d , Buchdruckereibesitzer. 
Sch wend, Pfarrer in Gelbingen. 
S e y b o t h , jun M Buch binder. 
Seiferheld, Genealogist. 
Seiferheld, Kaufmann 
Stadtpflege Hall. 
Stover. Buchhandler. 
Strobe!, Kunst- und Handelsgartner. 
Strobel, Kaufmann. 
W acker z. Ritter. 
Walde, Fabrikant in Steinbach. 
Weidner, Pfarrer in Thungenthal. 
Weif fen bach, Professor. 
Weitbrecht, Prazeptor. 
W e 1 1 e r , Finanzamtmann in Stuttgart. 
Wetzel, Professor. 
Wolff, Kassier der Gewerbebank. 
Wdrner, Rechtsanwalt. 



5) Oberamt Kunzelsau. 



Beyer, Privatier. 

Bockheler, Stadtpfarrer. 

Breyer, Maler. 

Frank, Kaufmann in Berlin. 

Haldenwang, Oberamtsrichter. 

Kieffer, Fabrikant. 

K i n z e 1 b a c h, Fabrikant. 

Lambert, Strasseninspektor. 

L e n k n e r , Dekan. 

Lindner, Glockenwirt. 



Neunhdffer, Oberamtssparkassier. 
Rosenberg, Dr., prakt. Arzt. 
Walter, Oberamtswegmeister. 
Walther, Gerichtsnotar. 
Ziegier, Kaufmann. 
Be r linger, Rabbiner in Braunsbach. 
Chevalier, Fabrikant in Niedernhall. 
Eitle, Fabrikant in Ingelfingen. 
v. Eyb, Freiberr in Dorzbach. 
Feuerle, Dekan in Sindeldorf. 



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135 



Kath. Lehrerleseverein. 
Kugler, Gerichtsnotar in Ingelfingen. 
Maier, Pfarrer in Nagelsberg. 
v. Palm, Frhr., in Messbach. 
Rath geb, Pfarrer in Marlach. 
Rettich, Pfarrer in Mulfingen. 



S c h w a r z , Pfarrer in Simprecbts- 

hausen. 
Wundt, Fabrikant in Niedernhall. 
Lang, Dr., Ephorus in Schontbal. 
Meier, Dr., Professor in Schontbal. 
Blind, Dr., Pfarrer in Hollenbach. 



6) Oberamt Mergentheim. 



Gross, Recbtsanwalt 
Hofmann, Kaufmann 
Lindemann, Dr., Arzt 
Merz, Stadtschultheiss 
S c h m i 1 1 , H., Hauptmann 

a. D. 
Schurr, Prazeptor 
Stochdorph, Stadtpfarrer 
Stutzle, Dr., prakt. Arzt 
Museumsgesellschaft 



in 
Mer- 
gent- 
heim. 



Zeller, Stadtpfarrer in Mergentheim. 
La'ndkapitel Mergentheim. 
Krauss, Dr. med. in Brettheim. 
Kohn, Dekan in Weikersheim. 
Laukhuff, Orgelbauer in Weikers- 
heim. 
Hartmann, Pfarrer in Neunkirchen. 
R i e g e 1 , Pfarrer in Laudenbacb. 
Speier, Pfarrer in Elpersheim. 
Trefz, Pfarrer in Scbaftersbeim. 



7) Oberamt Neckarsulm. 



M a u c h e r , Stadtpfarrer in Neckarsulm. I s i a n d e r, Pfarrer in Kochendorf. 



Findeisen, Dr. med. in Neuenstadt. 

G r e i s s , Dr., Oberamtsarzt in Neckar- 
sulm. 

Hoffmann, Stadtschultheiss in 
Widdern. 

Magenau, Dr., in Gundelsheim. 



Rausenberger, Schultbeiss in Jagst- 
hausen. 

Schickhardt, Finanzrat in Neuen- 
stadt. 

Zimmerman n, Pfarrer in Jagst- 
hausen. 



8) Oberamt Oehringen. 



B a u m a n n , Buchd r uckerei- 

besitzer 
Eidenbenz, Dekan 
Fladt, Prazeptor 
Frasch, Schullehrer a. D. 
Goppelt, Professor 
Grundgeiger, Oberlehrer 
Kehrer, Amtsrichter 
M a i s c h , Stadtpfarrer 
Monch, Postassistent 
Reinhardt, Kaufmann 
Riedel, Buchhalter b. d. 

furstl. Domanenkanzlei 



in 
Oehr- 
ingen. 



Sanwald, Assistent beim j 

Umgeldskommissariat I n "? 
Schaufele, Stadtschultheiss | . ue £ r " 
Stephan, Domanendirector I mgen ' 
Balz, Stadtpfarrer in Neuenstein. 
Dietrich, Werkmuller in Kappel. 
Ehemann, Pfarrer in Pfedelbach. 
Haas, Oberfbrster in Pfedelbach. 
S c h i r m , Stadtschultheiss in Sindringen. 
S c h o 1 d e r , Stadtschulth. in Neuenstein. 
V o 1 1 e r , Dom.-Direktor in Waidenburg. 
Weller, Pfarrer in Adolzfurth. 
We Her, Stationsmeister in Neuenstein. 



9) Oberamt Weinsberg. 



B reining, Prazeptor 
Braungart, Finanzamtm. 
Roller, Gerichtsnotar. 
Mu Her, Oberamtsgeometer 
S c h o f f e r , Inspektor der Kgl. 
Weinbauschule 



m 
Weins- 
berg. 



Padagogische Geselischaft. 
Betz, Rittergutsbesitzer in Eschenau. 
Meissner, Stadtpfarrer. 
Spatz, Lehrer in Affaltrach. 
Strebel, Pfarrer in Bitzfeld. 
v. Weiler, Freiherr, in Weiler. 



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136 



B. Aus dem iibrigen Wurttemberg. 



I) Stuttgart. 



v. B5ltz, Direktor. 

E b e r 1 e , Re visor b. K. Steuerkollegium. 

Kapff, Oberprazeptor am Eberhard- 

Lud wigsgymnasium . 
Kober, Dr., Apotb., Reinsburgstr. 60. 



Redaktion desStaatsanzeigers. 
v. S c h m i d , Pralat u. Oberhofprediger 
Sixt, Dr., Professor. 
Hi Her, Partikulier. 



Betz, Dr. med. 
Collin, Gerichtsnotar. 
Dtirr, Professor Dr. 



2) Heilbronn. 



Stark, Dekao. 

Th. Cramer, Buchhandler. 



3) An den andern Orten Wurttembergs. 



Bassler, Pfarrer in Gruppenbach. 
Bauer, Stadtpfarrer in Neubausen, 

Urach. 
B a u m a n n , Regierungsrat in Ludwigs- 

burg. 
Beutelspacher, Gerichtsnotar in 

Urach. 
Christmann, Oberamtmann in Ell- 

wangen. 
v. Ellrichshausen, Frhr., in Assum- 

stadt. 
Ernst, Pfarrer in Dietingen, Rottweil. 
Fischer, Oberprazeptor in Ludwigs- 

burg. 
G r a d m a n n , Dr., Stadtpf. in Dettingen, 

Urach. 
Gunser, Stadtpfarrer in Bonnigheim. 
Gussmann, Pfarrer in Gutenberg. 
Ha age, Professor in Esslingen. 
Hartmann, Stadtpfarrer inTettnang. 
Hartmann, Pfarrer in Bottingen, 

Miinsingen. 
He lb ling, Postmeister in Urach 
H i e m e r , Dr., Prazeptor in Leutkirch. 
Hones, Pfarrer in Winterbach. 
Hones, Dekan in Nurtingen. 
Horn, Pfarrer in Michelbach a. d. Bils. 
Jopp, Landrichter in Ravensburg. 
Kallee, Pfarrer in Feuerbach. 
Kaufmann, Steuerinspektor in Tutt- 

lingen. 
K 6 h n , Pfarrer in Botenheim, Bracken- 

heim. 
Krauss, Stadtpfarrer in Beilstein. 
Krockenberger, Professor in Lud- 
wigsburg. 



Layer, Pfarrer in Pflugfeldm. 
Leitz, Dekan in Welzheim. 
Leuze, Pfarrer in Vaihingen a. d. 

Fildern. 
Ludwig, Dr., Oberamtsarzt in Leon- 

berg. 
Mack, Lehrer in Bartenbach. 
Magenau, Pfarrer in Oberstenfeld. 
Maier, Regierungsrat in Ludwigsburg. 
Moll, Landgerichtsrat in Ellwangen. 
Moser, Pfarrer in Oeschingen. 
Muller, Stadtpfarrer in Grossbottwar. 
M ii n s t , Regierungsrat in Ludwigsburg. 
Mutschler, Oberamtsarzt in Aalen. 
Pfaff, Landgerichtsprasident in Tu- 
bingen. 
P r e s s e 1 , Pfarrer in Muhlhausen, Cann- 

statt. 
Rau, Stadtpfarrer in Langenau. 
R e n z , Landgefichtsdirektor in Rottweil. 
Schoffer, Amtsrichter in Ludwigsburg. 
Schule, Pfarrer in Albershausen. 
v. Seckendorf-Gutend, Freiherr, 

Oberamtsrichter in Urach. 
S e e g e r , Oberamtsrichter in Nurtingen. 
Siege 1, Bergrat in Jagstfeld. 
Steinheil, Huttenverwalter in Wil- 

belmshall. 
Stock mayer, Rektor der hoh. Tftchter- 

schule in Ludwigsburg. 
Strohle, Pfarrer in Warth, Nagold. 
Suskind, Pfarrer in Berg. 
Volz, Stadtpfarrer in Winnenden. 
Werkmann, Oberfbrster in Ehingen. 
Windholz, Stadtpfarrer in Langen- 

argen. 



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137 



C. Ausserhalb Wiirtt embergs. 



Aulmann, Photograph in Offenbach. 

v. Gemmingen, Pleickhard, Freiherr, 
Oberhofmarschall, Exzellenz, in Karls- 
ruhe. 

Hanselmann, Reallehrer in Barmen. 

J. v. Morstein, Oberst, Siegburg a. d. 
Lahn, aus dem Hause Rudowsken. 



Muller, Oberforster in Gernsbach an 

der Murg. 
Schenk, Oberpfarrer in Unterschiipf. 
Schmidt, Hugo, K. preuss. Rittmeister 

a. D., Schloss Krautheim. 
Weiss, Dr., Burgermeister in Eber- 

bach. 



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138 



Vereine und Institute, 



Berlin : 



mit welchen der historische Verein fiir Wiirttembergisch Franken 
in Verbindung and Schriftenaastausch steht. 

Aachen: Aachener Geschichtsverein. 

Aarau: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau. 

Altenburg: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des 

Osterlandes. 
Ansbach : Historischer Verein fur Mittelfranken. 
Augsburg: Historischer Kreisverein fiir Schwaben und Neuburg. 
Bamberg: Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Basel: Historische Gesellschaft. 
Bayreuth: Historischer Verein fur Oberfranken. 
Verein fiir die Geschichte Berlins. 
K. Akademie der Wissenschaften. 
Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertums- 

vereine. 
Verein fiir Geschichte der Mark Brandenburg. 
Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. 
Bistritz: Gewecbeschule. 
Bonn: s. Elberfeld. 

Braunsberg: Historischer Verein fur Ernieland. 
Bregenz: Vorarlberger Museumsverein. 

Museum schlesischer Altertiimer. 
Verein fiir Geschichte und Altertum Schlesiens. 
Briinn: Historischer Verein fiir Mahren und Oesterr.-Schlesien. 
Briissel: Analecta Bollandiana. 
Chemnitz: Verein fiir Chemnitzer Geschichte. 
Darmstadt: Historischer Verein fiir das Grossherzogtum Hessen. 
Dorpat: Gelehrte Esthnische Gesellschaft. 
Diisseldorf : s. Elberfeld. 

Eisenberg: Geschichts- und Altertumsforschender Verein. 
Eisleben: Verein fiir Geschichte und Altertiimer der Grafschaft 

Mansfeld. 
Elberfeld: Bergischer Geschichtsverein. 
Erfurt: K. Akademie gemeinnutziger Wissenschaften. 
Fellin: Felliner Litterarische Gesellschaft. 
Frankfurt a. M.: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde. 
Frauenfeld: Historischer Verein des Kantons Thurgau. 
Freiburg i. B.: Verein fiir Geschichte, Altertums- und Volkskunde 

im Breisgau. 
Friedrichshafen : Verein fiir Geschichte des Bodensees und seiner 

Umgebung. 
Giessen: Oberhessischer Verein fiir Lokalgeschichte. 
Glarus: Historischer Verein. 
Gorlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. 



Breslau: [ 



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139 

rnt+innan I Universit&tsbibliothek. 

bomngen : | KgJ Gese i lschaft der Wissenschaften. 

Graz: Historischer Verein fiir Steiermark. 

Greifswald: s. Stralsund. 

Hamburg: Verein fiir Hamburgische Geschichte. 

Hannover: Historischer Verein fur Niedersachsen. 

u A :ih* AMM i Gewerbeverein. 
Heilbronn: ( Historischer VereilL 

Her mannstadt : Verein fiir Siebenbiirgische Landeskunde. 
Hohenleuben: Voigtl&ndischer Altertumsforschender Verein. 
Jena: Verein fur Thiiringische Geschichte und Altertumskunde. 
Innsbruck: Ferdinandeum fiir Tirol und Vorarlberg. 
Kahla und Roda: Verein fiir Geschichts- und Altertumskunde. 
Karlsruhe : Konservatorium der Altertums-Sammlungen fiir das Gross- 

herzogtum Baden. 
Kassel: Verein fiir hessische Geschichte und Landeskunde. 
Kempten: Allgauer Altertumsverein. 

!Schleswig-Holsteinisches Museum vaterlandischer Altertiimer. 
Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geseilschaft fiir vater- 
landische Geschichte. 
Klagenfurt: Geschichtsverein undnaturhistLandesmuseuminKarnten. 
Koln: Historischer Verein fiir den Niederrhein. 
Konigsberg: Altpreussische Monatsschrift. 
Landshut: Historischer Verein fur Niederbayern. 
Leiden: Maatschappij der Nederl. Letterkunde. 
Leipa: Nordbohmischer Exkursionsklub. 
... I Museum fiir V51kerkunde. 

e ™ "" I Verein fiir Geschichte Leipzigs. 
Leisnig: Geschichts- und Altertumsverein. 
Lindau: s. Friedrichshafen. 
Linz: Museum Franzisko-Karolinum. 

Liibeck: Verein fiir Liibeck'sche Geschichte und Altertumskunde. 
Liineburg: Altertums- und Geschichtsverein. 
Luxemburg: Institut Luxembourgeois. 
Luzern (Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug): Historischer Verein 

der fiinf Orte. 
Mannheim : Altertumsverein. 
Meiningen : s. Schmalkalden. 

Meissen: Verein fiir Geschichte der Stadt Meissen. 
Mergentheim : Altertumsverein. 

Metz: Geseilschaft fiir lothringische Geschichte und Altertumskunde. 
Mitau: Kurland. Geseilschaft fiir Litt. und Kunst. 
ur . I K. Bayr. Akademie der Wissenschaften. 
rauncnen: | Historischer Verein von Oberbayern. 
Munster: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde Westfalens. 
Neuburg: Historischer Filialverein. 

y. nh^n i Germanisches Museum. 

nurnoerg : ^ Verein fflr Geschichte der Stadt Nurnberg. 



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0berlahn8tein : Lahusteiner Altertumsverein. 

Plauen im Voigtland: Altertumsverein. 

Posen: Historische Gesellschaft far die Provinz Poseu. 

Prag: Verein fur Geschichte der Deutschen in Bohinen. 

Regensburg-Stadtamhof : Histor. Verein von Oberpfalz und Regensburg. 

Reutlingen: Verein fur Kunst und Altertum. 

Riga: Gesellschaft fur Geschichte und Altertumskunde der Ostsee- 
provinzen Russlands. 

Roda: s. Eahla. 

Rottweil: Altertumsverein. 

Salzwedel: Altmarkischer Verein. 

St. Gallon: Historischer Verein. 

Schaffhausen. Histor.-antiquarischer Verein desKantonsSchaffhausen. 

Schleiz : Geschichtsverein. 

Schmalkalden : Hennebergischer altertumsforschender Verein, j. in 
Meiningen. 

Schwerin : Verein fur mecklenburg. Geschichte und Altertumskunde. 

Sigmaringen : Verein flir Geschichte und Altertumskunde in Hohen- 
zollern-Sigmaringen. 

Speyer: Historischer Verein der Pfalz. 

Stade : Verein fur Geschichte und Altertumskunde der Herzogtumer 
Bremen und Verden und des Landes Hadeln. 

Stettin : Gesellschaft flir Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Stockholm : Konigl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. 

Stralsund -Greifswald : Rugisch-Pommerische Abteilung der Gesell- 
schaft fiir Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Strassburg : Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs. 
I Wiirtt. Altertumsverein. 

Q . H - I K. Haus- und Staatsarchiv. 

Mungan: R Statistisches Landesamt 
I Polytechnische Schule. 

Trier: Gesellschaft fiir niitzliche Forschungen. 

Ulm: Verein flir Kunst und Altertum in Ulin und Oberschwaben. 

Washington: Smithsonian Institution. 

Wernigerode: Harzverein fur Geschichte und Altertumskunde. 

IK. K. Akademie der Wissenschaften. 
K. K. Centralkommksion zur Erforschung und Erhaltung 
der Kunst- und historischen Denkmale. 
Verein fiir Landeskunde in Niederosterreich. 
Wiesbaden: Verein fiir Nassauische Altertumskunde. 

I Historischer Verein von Unterfranken und Aschaffenburg. 
Polytechnischer Centralverein fur Unterfranken und 
Aschaflfenburg. 
Zurich- I Antiquarische Gesellschaft. 

: | Allgemeine geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz. 
Zwickau: Altertumsverein fiir Zwickau und Umgegend. 



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141 



Geschenke 

an die Bibliothek des Historischen Vereins ftp Wurttembergisch Franken 

1894—1897 

fiir welche hiemit auch offentlich der geziemende Dank 
an die giitigen Geber ausgesprochen wird. 



Sarwey u. Hettner, Der obergermanisch - ratische Limes des 

Rflmerreiehs, im Auftrag der Reichslimeskommission heraus- 

geg. — Lief. 2 (Osterburken). Separatabdr. als Geschenk 

der Limeskomnrission. 

Heuss, St., Der Abendstern. Hall 1851 

„ Originalgeschichte „ 1860 

„ NaturphUosophie „ 1861 

„ Niedere Rechenkunst „ 1858 

Vertrag der k. wiirtt. Finanzverwaltung und 

der Salinenberechtigten zu Schw. Hall 

v. 27. Juni 1827. Hall 1827. 
Handbuch z. Anfertigung von Bauanschl&gen. 

Hall 1846. 
Wechsel- und Wechselgerichts - Ordnung. 

Schw. Hall 1803. 
Hezel, Die Lehre von den Vertragen, Lief. 

1-4. Hall 1835-37. 
Schrenk, Pf., Burg Schipfe. Schupf 1893. 
Weitbrecht, G., Wanderungen durch Geislingen u. s. Unigebung. 

Geisl. 1896. Gesch. d. Verf. 
Forster u. Schmid, Die Munzen der fr. Reichsstadt Augsburg 

von 1521—1805. Augsb. 1897. Gesch. der Verf. durch 

Vermittlung des Herrn K. Chur in Augsburg. 



aus dem Sandel'schen 

Nachlass 

gratis erhalten. 



Gesch. d. Verf. 



Beitr&ge fur den una einger&umten Teil der Vierteljahrshefte bitten wir 
einzusenden an den Redakteur Dr. Weller, gegenwartig in Oehringen. 

Anzeigen iiber Ein- und Austritt ersuchen wir zu richten an die betreffenden 
Anwalte und von diesen an den Kassier und Versender der Vierteljahrshefte, Ober- 
lehrer Fahr in Schw. Hall ; Einzahlungen an ebendenselben ; sonstige Mitteilungen 
und Zu8endungen an den Vorstand, Rechtsanwalt Ade in Schw. Hall. 



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Inhalts-Verzeichnis. 



1. Ein Wort zur Begriissung. 

2. Hassler, Geschichte des histor. Vereins fur 

das wiirtt. Franken. Mit 4 Portrats ... S. 1. 

3. Kolb, Des Haller Chronisten Qeovg Widman 

Leben S. 21. 

4. Kolb, Die Handschriften der Widman'schen 

Chronik • S. 44. 

5. Gradmann, Altfrankische Kunst in Wiirttemb. 

Franken S. 78. 

6. Stand des Histor. Vereins fur Wiirtt. Franken S. 131. 

im August 1897. 



-£3>- 



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Wiirttembergisch Franken. 



Neue Folge 
VII. 



B EILAGE 

zn den 



Wflrttembergischen Vierteljahrsheften 

fur Landesgeschichte 



vom 



Historisehen Verein fur Wiirttemb. Franken. 



Schwab. Hall 

Druck von Emil Schwend. 
1900. 



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Inhalts-Verzeichnis. 



Abhandlungen. 

Gmelin, Hall im Reformation s-Jahrhundert . . . S. 1. 

H a s s 1 e r , Miinzenfund von Grossaltdorf (mit einem 
Nachtrag von Pfarrer Dr. Gmelin in Gross- 
altdorf) S. 70. 

Schnizer, Die Salzburger Emigranten im Fran- 

kischen S. 78. 

Rudolf Graf Adelmann, Wieder ein Bild der 
Zerstorung von geschichtlichen Denkmalern 
im 19. Jahrhundert ' .... S. 90. 

Meissner, Buchanzeige S. 94. 

Berichte und Statistisches. 

F eh lei sen, Uebersicht iiber die Thatigkeit des 
historischen Vereins fur wurtt. Franken von 
1897-99 S. 101. 

Ade, Abrechnung uber die Jahre 1897— 99. . . . S. 104. 

Stand des historischen Vereins fur wurtt Franken 

im Mai 1900 S. 108. 



— JQE^ — 



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Hall im Reformations- Jahrhundert. 

Von Pfarrer Dr. Gmelin in Grossaltdorf. 



In meiner „Hallischen Geschichte" habe ich eingehender noch 
die Reformationsgeschichte bis zur Ueberwindung des Interims im 
Jahre 1559 behandelt; sodann in Erg&nzung dieser Ausfiihrungen 
erst kiirzlich in den „B1. f. Wiirtt. K.-G. u (Heft 2—3) „Hall in 
der Reformationszeit" noch einmal besonders besprochen. Handelte 
es sich hier entsprechend dem nachsten Ziel, einem Beitrag zum 
Brenz-Jubil&um, im besonderen darum, die Wechselwirkung zwischen 
Hall und Brenz fur einen in erster Linie theologischen Leserkreis 
aufzuzeigen: so gilt es nun, ohne weitere Abzweckung als die rein 
historische noch einmal ein moglichst deutliches Bild von Hall in 
seiner wichtigsten Epoche im 16. Jahrhundert zu entwerfen, wobei 
aber allerdings dem grundlegenden Faktor der Geschichte, dem 
jeweiligen geistigen Agens, den wechselnden Stimmungen und 
Motiven der massgebenden Schichten, vor anderen nachgespiirt 
werden soil. Und zwar indem wir hier nun eben das ganze 
16. Jahrhundert, das Reformationsjahrhundert xax' i?ox^v, ins Auge 
fassen. Denn immer bildet dieses thats&chlich, mehr vielleicht als 
ein anderes vor und nach ihm, eine einheitliche Gr6sse, insofern 
in diesem Jahrhundert mehr als vorher und nachher die Religion 
oder genauer das religi$se Bekenntnis das eigentlich Bestimmende 
in der Politik wird, freilich in mancherlei Wechselwirkung mit 
andern, zumal sozialen Faktoren. Nur fallt natiirlich diese vor- 
wiegend religios-konfessionell bestimmte Periode nicht genau mit 
der Hundertzahl 1500—1600 zusammen. Sondern, wenn man vom 
30j&hrigen Krieg, der den blutigen Abschluss dieser Gesamtperiode 
darstellt, aber in Wirklichheit dann doch auch wieder eine Episode 
fur sich bildet, absehen will, so versteht man fur gewohnlich unter 
Reformationsjahrhundert die Zeit von 1517—1618. Bei Hall speziell 
haben wir die eigentliche Reformationszeit genau genommen erst 



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1 G ni e 1 i n 

ein paar Jahre spater, nrit deua Eintritt von Brenz in Hall, vom 
Jahre 1522 zu datieren. Doch war dieser Eintritt ja keineswegs 
ein blosser Zufall, sondern eine Folge der tiefgreifenden Aende- 
rung in der Verfassung unseres Gemeinwesens wahrend des vorher- 
gehenden Jahrzehnts, die selbst wieder in Zusanimenhang steht 
mit dein ganzen neuen Geist, als dessen Symptom wir die wichtigste 
kirchliche Aenderung vor der Reformation, die Stiftung des Predigt- 
aints in St. Michael und Erwerbung des Pfarr-Patronats iiber 
diese Kirche von Komburg, betrachten diirfen. Und so werden wir 
gut thun, wenigstens in einleitender Weise audi diese vorhergehen- 
den zwei Jahrzehnte von 1502 an zum Verst&ndnis des Ganzen 
heranzuziehen. Auf der andern Seite gehoren die beiden letzten 
Jahrzehnte vor dem 30jahrigen Krieg gerade in der hallischen 
Geschichte dem Reformationsjahrhundert nur mehr in geringerem 
Grade an, insofern, wie wir sehen werden, mit den Schneckischen 
Unruhen, von 1597 an, ein neuer Geist auftritt, d. h. einer, der 
eher als ein Vorbote des neuen, am Ende des 17. Jahrhunderts 
im Pietismus durchbrechenden Geistes, der auf subjektive Ver- 
innerlichung und praktische Beth&tigung der Religion ge- 
richtet ist, denn als ein Nachklang des im eigentlichen Reformations- 
zeitalter wirksamen Geistes zu fassen ist. Denn das Bezeichnende 
dieses Geistes im eigentlichen Reformationszeitalter ist, dass, so 
sehr die Reformation selbst nur als Reaktion des personlichen 
Gewissens gegen die kirchliche Bevormundung sich begreift, doch 
auch diese Gewissensbewegung sich nicht anders als in der Form 
der Bindung an das kirchliche Bekenntnis, ob nun auch eben in 
neuer Bildung dessen, zu bethatigen weiss. Entsprechend diesem 
Gesamtzug zerfallt dann das Ganze wieder in zwei H&lften : in die 
Zeit der eigentlichen Neubildung des Bekenntnisses 
in der ersteu H&lfte des Jahrhunderts, der Reformationsara 
im engeren Sinn; und dann, nachdem diese neuen Bildungen eine 
Zeit der gewaltthatigen Bedrohung uberstanden haben, der k i r c h- 
lichen Festbiudung an diese neuen Bekenntnisgebilde in 
der zweiten H&lfte desselben, der Aera der Gegen re formation. 
Die zweite Halfte des 16. Jahrhunderts heisst so mit Recht nicht 
bloss, weil in der ftusseren Entwicklung der Vtflker nunmehr der 
Ruckschlag gegen die protestantische Neubildung, also gegeniiber 
der Reformation die katholische Gegenreformation, das treibende 
Element, namlich eben ein reaktion&res, bildet; sondern auch weil 
innerhalb des evangelischen Lagers nunmehr der Gegensatz gegen 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 3 

das schSpferische Grundprinzip der Reformation, das Recht des 
Gewissens, durch das entgegengesetzte Prinzip der starren kirch- 
lichen Fixierung seine skrupellosen Triumphe feiert. Manchem 
schon ist dieser Gegensatz gegen das reform atorische Wesen als 
ein so starker erschienen, dass er diese zweite Halfte des 16. Jahr- 
.hunderts gar nicht mehr der Reformationsperiode zuzahlen wollte. 
In Wahrheit aber gehort doch zur Aera des neuen Geistes nicht 
bloss dessen Durchbruch, sondern ebensogut audi dessen Bestrei- 
tung, wie endlich dessen entgiltige Fixierung. Denn Neubildung, 
Bestreitung und VersShnung beider oder relative Fixierung: das 
bleibt doch, so hochmiitig man heutzutage gern iiber die Hegel- 
schen Kategorien urteilt, schliesslich der Entwicklungsprozess jeder 
grosseren Bewegung. Das waren somit 3 Glieder. Und thats&ch- 
lich liesse sich auch gerade bei uns in Hall das Reformationsjahr- 
hundert seiner inwendigen Bewegung nach vielleicht am treffend- 
sten in 3 ziemlich gleich grosse Abschnitte, entsprechend den drei 
Generationen dieses Jahrhunderts, zerlegen. Der erste, die Periode 
des ausgesprochenen Fortschritts, ginge etwa von 1502—34; der 
zweite, als die Periode der erst inneren leisen und dann auch der 
iiusseren deutlichen Reaktion, der Bestreitung des Errungenen liesse 
sich von 1534 bis etwa 1564 datieren, insofern erst mit diesem letz- 
teren Jahr endgiiltig die letzten Spuren der gewaltthatigen Reaktion, 
des Interims, iiberwunden werden. Der dritte endlich reicht dann 
von diesem Jahr bis zu dem obengenannten Anfangstermin der 
Schneckischen Unruhen 1597. Aber mehr in die Augen fallend 
und so &usserlich ubersichtlicher ist die Gliederung unserer ganzen 
Periode, bis 1618, in zwei gleich grosse Halften : in die der grossen 
einschneidenden Veranderungen, einschliesslich also der Interims- 
periode, des Jahrzehnts der gewaltthatigen Bestreitung des Er- 
rungenen, bis 1559; und in die folgenden 59 Jahre bis 1618, 
die Zeit der Behauptung und starren Fixierung des in der ersten 
Halfte Gewonnenen, &usserlich eine Zeit fast absoluter Bewegungs- 
losigkeit, thatsachlich eben darum des starksten geistigen Ruck- 
gangs unter der Maske des Stillstands. Insofern aber doch mit 
den Schneckischen Unruhen von 1597 an diese Stagnation eine j£he 
Stoning erfahrt, liegt das charakteristische Schwergewicht der 
zweiten Periode in den Jahren 1560 — 97, wie das der ersten ver- 
anderlichen in der Zeit von 1522—59. 

Als Quellen fur diese Arbeit, die in ihrem ersten Teil 
als eine genauere Ausfiihrung der Darstellung meiner „HaMlischen 



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4 G m e 1 i n 

Geschichte" sich giebt, kommen neben den dort genannten vor 
allem dreierlei in Betracht : einmal die inir erst nachher unter die 
Hand gekommenen Ratsprotokolle, woraus sich, unter Be- 
richtigung mancher auf chronikalische Mitteilungen gestiizten Notiz, 
ein weit genaueres Bild von den inwendigen Vorgangen in Hall 
gewinnen lasst, als dies ohne diese Kenntnis moglich war Ihre 
Erganzung finden diese, die Ratswahlen nur bis zum Jahr 1550, 
und auch da liickenhaft, wiedergebenden Protokolle in dem soge- 
nannten Wahl- oder Biirgerbuch (bezw. dessen Portsetzungen) 
wie jene Protokolle im Geraeinsch. Archiv Hall aufbewahrt. Einen 
wertvollen Auszug hieraus von Archivar Jac. Friedr. Mtiller bis 
zum Jahr 1609 (von da an bis 1775 von Archivar Jac. Lorenz 
Seiferheld) giebt in seinera Anhang das (mir gleichfalls erst jetzt 
vorgelegene) Manuscr. 0. 72 der K. Oeffentl. Bibliothek. Von 
dessen sonstigem Inhalt im Wesentlichen nur dasselbe, wenigstens 
fur unsere Zeit, bietet der grossere (vorher von mir durchgesehene) 
historische Foliant 671 der K. Oeffentl. Bibl. Stuttgart, ein Auszug 
(1002 S.) iiber das Wichtigste aus den Rats-Protokollen 1478—1700, 
von denselben vorhin genannten beiden hallischen Archivaren. 
Fur die eigentlich kirchliche Geschichte, die ja im Vordergrund 
dieser Arbeit steht, sodann ist die unersetzbare Hauptquelle, frei- 
lich mehr nur fur die zweite Halfte des Jahrhunderts, das hallische 
Kapitelbuch, 1. Band, der mit einer leidigen Liicke wah- 
rend der Jahre 1588—94 bis 1597 lauft, dem Todesjahr des Pre- 
digers und Dekans M. David Rosier, und so wahrscheinlich von 
diesem zusanjmengeschrieben. Wenigstens geht eine und dieselbe 
Handschrift vom Anfang bis zum Ende des Buchs, sehr wenige 
Ausnahmen abgerechnet, durch. Eigentlicher Verfasser aber kann 
nicht dieser, nur 1594 — 97 an der ersten Stelle gestandene, hallische 
Kirchendiener , sondern nur dessen ungleich bedeutenderer Vater 
Johann Rosier gewesen sein, seit 1562 in Hall, erst als Pfarrer 
von St. Katharina, dann an St. Michael, seit 1571 als Prediger 
und Dekan, 1588 nach Augsburg berufen, aber 1597 wohl hieher 
wieder zuriickgekehrt und nachweislich hier f 1607. Ihn, einen 
gelehrten und iiberaus fleissigen Mann, wiirde man, schon weil er 
an manchen Orten in der ersten Person spricht, auch fttr den 
Schreiber des Ganzen, und zwar fur die vor seine Zeit fallende 
Partie auf Grund der handschriftlichen Hinterlassenschaft seines 
Vorgangers M. Jacob Grater, halten, wenn nicht seine hinter- 
lassenen Originalbriefe eine, ob auch offenbar geschlechtlich ver- 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 5 

wandte, so dock sichtlich individuell verschiedene Handschrift auf- 
wiesen. Diese, in eiuer Anzahl Briefen Johann Roslers aus Augsburg 
an seinen Sohn Dekan David R. auf uns gekommen, begegnet uns 
in dem gewaltigen Foliantenband (1405 Doppelseiten) 602 der K. 
Oeffentl. Bibliothek, bei Heyd Nro. 4722 angefiihrt als Amts- und 
Privatakten der Dekane Job. Weidner, Job. G. Wibel, Hieron. Holl 
und Joh. Jac. Weidner enthaltend, betr. hauptsachlich die kirch- 
lichen Verhaltnisse von Hall und ihres Gebiets etwa zwischen 
1570 — 1670. Wie der Kenner schon aus dem ersten Namen 
schliessen wird, handelt es sicb da vor allem urn Beitr&ge zu den 
von Kolb beschriebenen Schneckischen Unruhen, die von uns nur 
fliichtig zu beriihren sein werden. Naher geht. uns das Material 
an, das daraus fur die Geschichte seiner Vorganger, und so auch 
die Augsburger Episode Johann Roslers entfallt. 

Ausser diesen 3 Hauptquellen komraen noch namentlich in 
Betracht die von Prof. Kolb und mir registrierten Urkunden des 
Gemeinsch. Archivs Hall wie die von demselben in Bundel unterge- 
bracbten der Sakristei der Michaelskirche. Diesen wie den sonstigen 
Schatzen des Gemeinsch. Archivs ist einiges, ob auch nicht sehr 
viel entnommen, was an den betreffenden Orten vermerkt werden 
wird. Dagegen ist von den Chroniken moglichst abgesehen, da 
sie, zumal fur die zweite Halfte des Jahrhunderts nach dem Ab- 
bruch von Herolt's und Widman's eigenen Arbeiten in unbedeuten- 
den Anekdoten, Notizen iiber das Wetter und etwa das Haal und 
die auffalligsten auswartigen Zeitereignisse vollstandig aufgehen, 
dagegen iiber die fiir uns wichtigsten inneren Vorgange so gut 
wie nichts berichten : abgesehen davon, dass sie der Kontrole durch 
jene erst genannten Originalquellen nicht immer standhalten, so 
dass wir selbst den sonst so zuverlassigen Herolt an einem nicht 
unwichtigen Punkt, wo auch die ,,Hallische Geschichte" sich auf 
ihn gestiitzt hat, werden korrigieren miissen. Doch wird dieser 
Chroniken- Ausfall, wie ich auch hier bemerke, uberreichlich ersetzt 
durch die von 1559 an laufenden hallischen Kirchei>biicher, 
zumal die von Hall, die von diesem Datum an fur die Kenntnis des Pei - 
sonalbestands eine unsehatzbare Quelle sind, doch in geringerer Voll- 
standigkeit, als dies fiir die Folgezeit zutrafe, da die wichtigen Sterbe- 
register selbst in St. Michael erst mit dem Jahr 1606 einsetzen, in den 
iibrigen Pfarreien der Stadt sogar erst 1635. Hierin, mit den 
Sterberegistern, gehen einige Landpfarreien voraus (Hassfelden 1594> 
Orlach 1595), doch namhaft friiher als Hall nur Ilshofen, dessen 



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6 G m e 1 i n 

Sterberegister zugleich rait den uber Taufe und Ehe im Jahre 1569 
einsetzen und so aucb nach dieser Richtung ein riibmliches Zeugnis 
fur die Treue und Gewissenhaftigkeit des Pfarrers Adam Horold 
ablegen, mit dem wir im Lauf dieser Geschichte noch n&here Be- 
kanntscbaft machen werden. 



I. Absehnltt : 1502-1559. 

Aera der Nenbildnng (der massgebenden kirchlichen and politischen 

Verttnderungen). 

Einleitende Zeit: 1502—1522. Das erste Symptom 
eines eigenen religiosen Interesses der Laienwelt an der Gestal- 
tung der kirchlichen Dinge, welches fur das Reformations- Jahrhundert 
bezeichnend ist, in Hall ist die Schaffung der Predigerstelle 
an St. Michael 1502. Freilich steht diese im Zusammenhang mit 
den Bemuhungen um Reinigung und Besserung des Barfusserklosters, 
die schon seit 1484 vom hallischen Magistrat angestellt wurden. 
Insofern ftihrt uns schon die Frage nach den Ursachen dieser neuen 
Stelle zieralich weit ins 15. Jahrhundert zuruck. Aber natiirlich 
ist das schliesslich, sieht man auf die Wurzeln der neuen Bewegung 
des 16. Jahrhunderts, uberall der Fall. Liegen doch diese in nichts 
anderem als in dem religiosen Eifer, der in diesem Jahrhundert 
in der Laienwelt in gesteigertem Masse erwacht, um so mehr, je 
weniger die kirchlichen Faktoren selbst den an sie gestellten sitt- 
lichen Anforderungen pflichtmassig zu willfahren sich fahig oder 
geneigt erwiesen. Aber das Neue, das in Schaffung dieser Pre- 
digerstelle hier in Hall, wie ubrigens schon lange vorher in zahl- 
reichen schw&bischen St&dten 1 , zum Ausdruck kommt, ist nun 
eben, dass die weltliche Behorde, und zwar der reichsstadtische 
Magistrat eines von Hause aus durchaus aristokratisch-traditionell 
regierten Gemeinwesens, an Stelle der erschlafften kirchlichen 
Maschinerie die Hand zur Besserung der kirchlichen Bedurfnisse 
anlegt und zum Zeichen, dass es ihm mit der Sache Ernst ist, die 
Kosten einer solchen Neuerung uber sich nimmt. Und zum viel- 
deutigen Ausblick auf die kommende Reformation mit ihrer Her- 
vorkehrung des gottlichen Worts ist es die Gewinnung einer ge- 
ordneten Predigt, auf die im Gegensatz zu der mittelalterlichen 

1 Vgl. Wurtt. K.-G. p. 216. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. / 

in der Messe gipfelnden kirchlichen Tradition der Zug der neuen 
Zeit ausgeht. Und die Haller waren nun so gliicklich, gleich bei 
diesem ersten Handanlegen in Sebastian Brenneysen die richtige 
Personlichkeit zu finden, die, wie schon in ihrem Doppelnanien, so 
in ihrera ganzen Wirken sich wie eine zusaminenfassende Prophetie 
auf die grossere nachkommende Zeit, die Zeit eines Brenz und 
seines treuen Heifers Isenmann, ausnimmt. Zeigt doch schon die 
Art, wie der Chronist Herolt von ihm spricht, der ihn einen „Doktor 
der b. Geschrift und einen besunder frumen, gelerten und freund- 
lichen Menschen" nennt, welch' hohe Achtung dieser uns sonst 
unbekannte Mann sich und dem Predigtamt in dem Jahrzehnt, in 
dera er es bekleidete, zu verschaffen wusste. Auf denselben Ein- 
druck laufen, wie schon Kolb hervorgehoben hat 2a , die zahlreichen 
Stiftungen hinaus, die von 1506 an fur diese Stelle gemacht werden 
bezw. in ihren Urkunden dafiir noch (in der Sakristei der Michaels- 
kirche) vorhanden sind. Aber die deutlichste Anerkennung dieser 
Wirksauikeit spricht sich doch wohl darin aus, dass, als im Jahre 
1504 die Haller auch die Pfarrstelle von St. Michael auf Grund 
der Resignation des Pfarrers Michael Muller durch Verhandlungen 
mit Komburg, unter volliger Ablosung von der bisherigen Mutter- 
kirche Steinbach, an sich gebracht hatten, sie nach Abgang des 
zuerst beliehenen Meisters Conrad Rothermund (oft kurz auch 
Roter 2b genannt) dieselbige ihrem verdienten Prediger Brenneysen 
zu seinem Predigtamt hinzu verliehen; damals durch den Bezug 
des Opfers, das Muller in den Stand gesetzt hatte, freien Hof zu 
halten, ein sehr eintragliches Amt. 



*» S. Wtirtt. Geschichtsquellen I (Herolt) p. 110 Anm. *. Leider 
erfahren wir aus diesen Urkunden iiber das fur uns Wichtigste, die 
Personlichkeiten der Michaelsgeistlichkeit, sehr wenig, weil die betr. 
Stiftungen bezw. Geldgeschafte eben mit den weltlichen Pflegern der 
Kirche, die vom Rat dazu verordnet waren, abgemacht worden sind, 
sodass zur Not noch der Prasenzmeister (bis 1515 Bernh. Vogelmann, 
Altarist am Hauptaltar U. L. Frau), seltener noch der jeweilige Pfarrer 
genannt sind. Die ubrigen Stelleninhaber hochstens durch Zufall. 

2 b Conrad Roter erscheint in 2 Urk. von St. Mich, aus den Jahren 
1500 und 1501 als Kaplan des Pfarrers Ulrich Heller bei St. Kath., und 
zwar (als Bruder des Beck Peter Roter ?) im Besitz eines eigenen Hauses 
bei St. Johann. Ob aber nicht eine Verwechslung vorliegt mit Seyfried 
Rotenr>und, der in den Beetreg. bis 1508 vorkommt und zwar neben der 
Michaelskirche im „Hof" (= Berlerhof), wo er 2 und zuletzt 1507/8 
3 Ort versteuert ? Von Conrad Roter dagegen in den Beetreg. rein nichts. 



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8 G me 1 in 

Aber nun brechen die mit dem Namen Hermann Biischlers 
verkniipften Verfassungsstreitigkeiten von 1509 an los, in deren 
Gefolge das Interesse an den kirchlichen Dingen zun&chst etwas 
mehr in den Hintergrund getreten zu sein scheint. Denn als 1513 
Brenneysen stirbt, lasst man einen so v5llig entgegengesetzten 
Mann wie den Kleriker Nicolaus Henckin (oder Henckelin) einst- 
weilen als „Portator a zu 2c , da der Nachfolger Brenneysens, der 
Hesse M. Johann Tholde, als Prediger sich nicht geeignet zu haben 
scheint. Denn im Uuterschied von dem Vorg&nger Brenneysen ist 
dieser unmittelbare Vorg&nger Isenmanns, der nach Herolts Angaben 
noch ein Jahr lang neben Brenz gewirkt oder doch gelebt haben muss, 
mit volligem Schweigen von den Chronisten iibergangen, kaum dass 
sein Name von ihnen (und zwar bei Herolt in der wohl verketzern- 
den Form Dolch) genannt und durch Urkunden in St. Michael 3 
sicher gestellt ist. Und doch war er, wie Bossert ausfindig gemacht 
hat, als friiherer Dekan der Artisten-Fakult&t in Heidelberg offen- 
bar kein ganz unbedeutender Mann ; aber wohl eben ein bejahrter 
Gelehrter, dessen Art es nicht mehr war, Neues zu lehren, sondern 
in Ruhe auf eintr&glicher Pfriinde seinen Lebensabend zu be- 
schliessen. Wenigstens dtirfte die grosse Prozession, die der Rat 
von Hall noch im September 1520 anl&sslich eines grossen Schaden- 
gew&ssers auf dem Unterwfihrd ausfiihren liess und der er noch 
das Geltibde einer Wallfahrt gen Regensburg zur „Schonen Maria" 
mit ansehnlichem Opfer beifugte, in erster Linie auf die Rechnung 
des ersten geistigen Beraters der Reichsstadt zu setzen sein. Aber 
vtermutlich ist das dann doch auch den Hallern zu viel geworden. 
Denn im Unterschied von dem bejahrten Fremdling wird nunmehr 
ein junger Btirgersohn noch bei Lebzeiten Tholde's fiir seine Pfarr- 



- c Er wird nachher, da er als Nachfolger fur die Predigerstelle 
sich nicht qualifiziert, mit der von Ulrich v. Munkheim gestifteten Pfriinde 
in der Schuppach-Kirche abgefunden, nach einer Urkunde in St. Mich, 
von 1510 die Kaplanei des „hohen Altars" dort genannt, damals von 
Pfr. Jacob Faber in Michelfeld bekleidet, dem Dechanten des Kapitels, 
also eine fette Pfriinde. 

* So 2 Urkunden aus dem Jahr 1517, die sich beide auf Zinsver- 
kaufe von Angehorigen der Pfarrei Altdorf (das erste mal Peter Welck, 
das zweite Anna Hoffmannin, Witwe des t Hans Hocklin) an den Pra- 
senzmeister von St. Michael (und Altarist beim Liebfrauen-Altar daselbst) 
Bernh. Vop:elmann und den Pfarrer M. Joh. Tholde beziehen. Die zweite 
Urkunde beweist ausserdem, dass die zwei Bruderschaften zu St. Michael 
und St. Katharina ein gemeinsames Gut in Altdorf als Eigentum besassen. 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 9 

pfriinde ins Auge gefasst (vielleicht auch schon fest designiert), 
und da dieser noch nicht genttgend vorgebildet ist, offenbar auf 
Kosten der Stadt (oder der Pfriinde?) naeh Heidelberg geschickt, 
derjenigen Universit&t, die damals aus unserem ganzen fr&nkischen 
Wiirttemberg den zahlreichsten Zuspruch gehabt zu haben scheint 
und wohin den Haller auch sonstige zablreiche Beziehungen seiner 
Vaterstadt wie einzelner ihrer Geschlechter zum kurfiirstlichen Hof, 
auch abgesehen von Tholde, wiesen. Dass aber gerade auch der 
Mangel der Predigt mit Brenneysens Abgang als Entbehrung 
immer mehr empfunden wurde, schliessen wir eben daraus, dass, 
noch ehe Isenmann mit Studieren fertig und der Pfarrer Tholde 
entschlafen ist, man nach einem Ersatz wenigstens fur die Predigt 
sich umsieht, und als dann Brenz durch Isenmann dafur vorge- 
schlagen wird, seine Jugend keineswegs ein Hindernis fur den 
Posten auf der JKanzel der Hauptkirche von Hall bildet. Und doch 
war dieser Posten in einer so ansehnlichen Reichsstadt wie dem 
damaligen Hall eine keineswegs geringe Ehre und zudem eben jetzt 
von noch gesteigerter Wichtigkeit. 

Denn damit waren wir ja nunmehr schon .seit 4 Jahren in 
die eigentliche Reformationszeit eingetreten. Seit 1517 schon batten 
die S&tze Luthers das deutsche Land durchflogen. Dass aber Hall 
in diesen 4 Jahren davon merklich beeinflusst worden ware, l&sst 
sich schwer behaupten. Jene Prozession von 1520 nimmt sich 
vielmehr wie ein Gegenbeweis aus. Indessen blind konuen ja doch 
die Haller einen seiner allgemeinen Richtung nach wenigstens in 
Heidelberg, woher man ihn berief, so wohlbekannten Mann wie 
Brenz nicht auf ihre Kanzel berufen haben. Und hat sich auch 
unter dem zahlreichen hallischen Klerus (noch im Beetreg. 1523/4 
find en wir ja zum Schluss nicht weniger als 15 Priester als 
„Herren ft neben einander gestellt, unter denen die 3 bekannten 
Trager des Neuen, Brenz, Isenmann und Grater, noch nicht einmal 
figurieren) seit Brenneysens Absterben kein einziger als Weg- 
bereiter des Neuen einen Namen gemacht, so war doch auf an der em 
Wege, durch die burgerlich-soziale Entwicklung, fur um so griind- 
lichere Vorbereitung der neuen Zeit gesorgt. Denn wurde auch 
vorhin von dem Verfassungsstreit von 1509 an gesagt, dass da- 
durch allem nach das Interesse von den kirchlichen Fragen eher 
abgezogen worden sei, so waren diese Handel doch mittelbar flir 
den kirchlichen Fortschritt nicht unfruchtbar, ja in Wahrheit liegt 
darin der eigentliche Schlussel fur die sonst kaum ver^tandliche 



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10 Gmelin 

Thatsache, dass der Name Halls in der Reformationsgeschichte 
schon in deren erstem Jahrzehnt unter den Freunden und nicht 
sowohl unter den Gegnern der Reform prangt. Liegt doch das 
bleibende Resultat dieser letzten „Zwietracht a eben in der end- 
giiltigen Ueberwindung der altadeligen oder, wie sie hier in Hall 
hiessen, der „siebenbtirgi$chen a Elemente, die hier im ganzen 
Mittelalter mehr als leiclit anderswo nicht nur dem stadtischen 
Regiment, sondern auch der Gesellschaft und der ganzen Land- 
schaft ihren Stempel aufgedriickt hatten. Wohl hatte nun schon 
die ganze zweite Halfte des Mittelalters seit Ausgang der Staufer- 
zeit auf die Verminderung und allmahliche Reduzierung dieses 
Elements hingearbeitet , und zumal das n&chstvorangegangene 
15. Jahrhundert den nach dieser Richtung in der zweiten Zwie- 
tracht von 1340 empfangenen Stoss fortgesetzt und zu einem 
konstanten gemacht, so dass wir in unserer geschichtlichen Dar- 
stellung 4 * das altadelige Element am Ende des 15. Jahrhunderts, 
1495/6 auf 24 Prozent der Hochstbesteuerten herabgegangen fanden, 
wahrend es hundert Jahre zuvor, in der Beet von 1396, noch mehr 
als das Doppelte davon, 49 Prozent, gez&hlt hatte. Aber immer 
noch hatte sich diese Schicht auch jetzt noch stark genug gefuhlt, 
urn gestijtzt auf ihr finanzielles wie soziales Schwergewicht in der 
Zwietracht von 1509 if. den Versuch zu machen, gegenuber Busch- 
ler und seinem Anhang durch ein ausschliessliches Anrecht auf die 
raassgebenden Aemter, 3 von den 5 Geheimen einschliesslich des 
St&ttmeisteramts, das unbestrittene Heft des Ganzen mit Sicherheit 
fiir die Zukunft in die Hand zu bekommen. Dazu hatte aber als 
sachliche Grundlage im Rat gehort, dass mindestens die 12 ersten 
Rats- oder Richterstellen immer dauernd aus diesen Reihen, was 
nach dem Vertrag von 1340 ja Rechtens war, besetzt worden 
waren und hatten besetzt werden kflnnen. Aber das war selbst 
bisher keineswegs immer der Fall gewesen, sondern schon von 
1488 an, dem Datum der fortlaufenden genauen Ratslisten, finden 
wir auch auf diesen Richtersitzen nicht bloss Glieder der altadeligen 
siebenburgischen Geschlechter, der Rinderbach, Eberhard (gewohn- 
lich doppelt), Mtinkheim, Schletz (ofters doppelt), Keck, Senfft 
(meist doppelt), Nagel, Berler, Morstein, Treutwein, vertreten, 
sondern schon jetzt und offenbar von langer her sitzen auch die 
frtther den „Mittelfreien a zugerechneten Buschler, Neuflfer, Sessler, 



4 » Vgl. „Hall. Gesch." p. 617. 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 11 

Turbrech, abgesehen von mehr nur herabgekommenen Altadeligen 
wie den Mangolt, Merstatt, Halberger, ja selbst Neuadelige wie 
die Baumann, Risp, Sultzer, Kemrer schon vor Ende des 15. Jahr- 
hunderts ohne n&here Unterscheidung mit jenen auf den 6 vorderen 
„Riditerplatzen" der beiden B£nke, von denen die erste im Ganzen 
10, die zweite (oder „St&ttmeisterbank") die ubrigen 16 Sitzpl&tze 
z&hlte, zusammen. Nun im Jahr 1509 rtickt, nachdem schon unter 
dem vorausgehenden regierenden Stattmeisteramt Hermann Busch- 
lers (1508—9) der Zankapfel hereingeworfen war 41 *, zugleich mit 
Erwahlung des zu den Siebenblirgen haltenden Veit v. Rinderbach 
an Biischlers Stelle in die Reihe der Richter (als 4. auf der ersten 
Bank) Hans Krauss vor, der bei seinem Eintritt in den Rat 1494 
als „Tucher" bezeichnet worden war. 1510 aber kommt, zugleich 
mit der Nachfolgerschaft Gilg SenffVs im Stattmeisteramt, zu den 
Richtern der zweiten Bank Peter Biermann (nachdem er freilich 
gleichfalls schon iiber ein Jahrzehnt, seit 1498, einfacher Ratsherr 
gewesen war). Und doch bezeichnet dieses selbe Jahr mit dem 
Eintritt von 3 ausgesprochenen Altadeligen (Lie. Simon Berler, 
Hans v. Morstein und Michael Schletz, die an Stelle von Hermann 
Biischler, Hans Baumann und Hans Ott treten) den Hohepunkt 
des altadeligen Einflusses im Rat, der nunmehr richtig 12 mit 
Sicherheit dahin zu rechnende Glieder z&hlt (auf der ersten Bank 
als 1—5 Veit von Rinderbach, Rudolf Nagel, Jorg Berler, Volck 
v. Rossdorf und Ulrich v. Rinderbach, dann als einfache Rats- 
herren noch Werner Keck und Hans Schultheiss; auf der andern 
Bank mit dem St&ttmeister Gilg Senfft noch Simon Berler, Hans 
und Engelhardt v. Morstein als Richter (Nr. 11—14) und Michael 
Schletz als einfacher Rat Nr. 16). Aber indem nun (nachdem 
im Jahr 1511 und 1512 wieder entgegen aller Tradition 5 2 Berler, 
Lie. Simon und dann der seit 1506 nicht mehr gewahlte alte J5rg 
Berler noch einmal, ans Ruder gelangt waren) mit Hermann 



4b Der formelle Beschluss wegen Schaffung der neuen Trinkstube 
datiert freilich erst von Montag nach Laetare 1510 (Rats-Prot.) 

5 Bisher war, so weit wir es verfolgen konnen, die Kegel, dass der 
einmal zum Stattmeister Gewahlte in dieser iWiirde bis zu seinem Tod 
oder Abgang wegen hohen Alters blieb, indem er nur je im folgenden 
Jahr allemal „alter Stattmeister" wurde, um dann im 3. wieder zum 
„regierenden" oder „Stattmeister im Amt" aufzusteigen, und in diesem 
Sinn ist auch meine auf Schuler gestiitzte Liste Hall. Gesch. p. 637 zu 
verstehen. Aber von 1508 ab ergeben sich mannigfache Abweichungen, 
auf die ich darum hier besonders aufmerksam mache. 



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12 Gmelin 

Biischler s Sieg, nach dem als erster noch 1512 Rud. Nagel sich 
aus dem Staub gemacht hatte, schon 1513 Veit v. Rinderbach, 
Werner Keck 6 , Hans Schultheiss 7a und Melchior Senfft bleibend aus 
der Stadt fuhren, denen 1516 Bernh. v. Rinderbach und 1517 der 
inzwischen noch zweiraal (1513 und 1515) zum Stattmeisteramt 
emporgestiegene stolze Lie. Simon Berner folgten, — um von an- 
dern im Rat nicht vertretenen Grossen zu schweigen — erlitt 
dieses altadelige Element schon numerisch einen so starken Ader- 
lass, dass es von 1517 an, dem Anfangsjahr von Luthers Refor- 
mation, dauernd unfahig war, auch nur die ihm von Alters her 
vertrags- und gewohnheitsm&ssig zukommenden 12 Geschlechter- 
(und Richter-) Sitze auszufullen, so dass schon die Ratszusammen- 
setzung von 1517 nur mehr 6 alte Geschlechtsangehorige (Hans 
v. Morstein, Jorg Berler alt, Volck v. R. und Michael Schletz als 
Richter 1 — 4 auf der ersten Bank, dazu Ulrich v. Rinderbach und 
Gabr. Senfft als Richter (Nr. 12 und 13) auf der andern Bank) 
ergiebt, also nur mehr die Halfte ihrer Vertretung a. 1510—11. 
Den nachsten Gewinn davon hat das neuadelige Element, an dessen 
Spitze die schon fruher als „Mittelfreie" mit dem altadeligen Ele- 
ment konkurrierenden Biischler stehen, davon getragen, indem ihm 
nunmehr tiber ein Dutzend Sitze zugefallen sind: auf der ersten 
Bank als Richter Hans Krauss und Martin Autenriet, sonst noch 
als einfache Ratsherren Barthol. Rot der „Maler", Peter Virnhaber, 
Hans Ott und Peter Seitzinger; auf der andern Bank aber der 
Stattmeister Hermann Biischler, jetzt (nach 1508 und 1514) zum 
drittenmal an der Spitze des Rats, ferner Jost Mangold, Peter 
Biermann und Conr. Vogelmann noch als weitere Richter, Bartho- 
lomews Biischler, Hans Baumann, Joss Sultzer und Hans Wetzel 
aber als einfache Ratsherrn, denen etwa auch noch Cuntz Feyer- 
abend zugerechnet werden darf. Bei diesem wie den beiden 
zuvor letztgenannten und Peter Seitzinger ist es mir weniger sicher, 
ob sie als eigentliche Adelige zu behandeln sind, d. h. ob sie schon 
um diese Zeit mit Wappenbriefen bedacht waren 7b . Doch bleibt sich 

6 Er zog nach Crailsheim und wurde dort (durch Adam Weiss) 
ein warmer Freund des Evangelhims und so auch von Brenz. 

7ft Er fuhr nach Ravensburg, wie die Urkunde des Gem.-Archivs 
vom Dienstag nach Lucia 1533 ausweist, an die wir noch nachher 
kommen. 

?b Bei den Feyerabend fallt die Erwerbung (durch Josef F.) fur 
die Descendenz Heinrich F. in das Jahr 1515. Obiger Cuntz stamnit 
aber wohl von einem Bruder Heinrichs ab. 



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Hall im Reformation s-Jahrh under t. 13 

das auch ziemlich gleich, da dieser Unterschied, ob rechtlich ge- 
adelt oder nicht, von der jetzt anbrechenden neuen Zeit an all- 
m&hlich immer weniger eine Rolle spielt, so dass er mit dem Schluss 
der eigentlichen Reformationszeit, kein halbes Jahrhundert sp&ter, 
uberhaupt verschwindet. 

Diese Wirkung des Ausgangs der Verfassungsstreitigkeit ist 
aber auch fur die kirchliche Entwicklung von der grossten Be- 
deutung. Denn einraal sind die altaristokratischen Elemente doch 
im Grossen und Ganzen betrachtet, als Anhanger der alten Religion 
anzusehen, sowie die neuadeligen im allgemeinen der fortschritt- 
lichen Bewegung auch im kirchlichen um so geneigter waren, je 
mehr sie zur Bekampfung des Alten auf dem politischen Gebiet 
berufen waren. Und zweitens ergab sich daraus, dass die Empor- 
kommenden gegeniiber den „Siebenburgen" sich auf die andere 
Seite, die unteren Schichten, zu stiitzen genotigt waren, von selbst 
hier eine Milderung und Abschw&chung der Kluft, die auch zwischen 
diesem neuen Herrentum und den eigentlich unteren oder ziinftigen 
Klassen noch bestand, was dann zumal im Bauernkrieg seine 
Friichte tragen sollte. Doch ist die erstere Folge die wichtigere. 
Denn gerade unter den jetzt, seit dem entscheidenden Sieg tiber 
die Zunfte in den nachsten Jahren in den Rat Gew&hlten, finden 
wir nachher eine ganze Reihe solcher wieder, die wir als ent- 
schiedene Freunde von Brenz von sonsther kennen oder aus der 
ganzen Situation im Folgenden noch kennen lernen werden. 

Diesem Ergebnis war gunstig, dass eben in diesen Jahren 
nach Erledigung unserer dritten Zwietracht wie schon w&hrend 
derselben ein besonders reichlicher Umsatz im Rat vor sich ging. 
Denn wahrend fiir gewohnlich der durchschnittliche Zugang und 
Abgang aus dem Rat, der sich ja fortwahrend selbst erg&nzte, 
aber auf die Volksstimme Riicksicht zu nehmen hatte, wenn es 
auch ein Wahlrecht des Volkes nicht gab, nur 1 — 2 Mitglieder 
betrug, macht er in den Jahren 1517—23 das Doppelte, durch- 
schnittlich 3 aus. Bis 1522, bis zum Auftreten von Brenz, kamen 
so in den Rat: 1517 Hans Baumann, Hans Wetzel und Joss 
Sultzer; 1518 Heinrich Schultheiss, Conrad Buschler 8 , An- 
toni Hofmeister und Ludwig Eisenmenger ; 1519 Gabr. Senift 
der altere, Joss Haug, Hans Kohler (Schumacher) und Bernhard 



8 Wieder : denn er hatte schon 1512—15 dem Rat angehort, war 
aber dann 1515—18 Obervogt in Kirchberg a. J. gewesen. 



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14 Gmelin 

Werner Beck 9 ; 1520 Heinrich Halberger, der jedoch nur 2 Jahre 
darin sass; 1521 Heinrich Scherb und Seb. Krauss (Sohn des 
Tuchers?); endlich 1522 Lienhard Trossmann, Adam Gutmann 
und Mich. S e y b o t. Also in diesen 6 Jahren zusammen 17 = 2 / 3 
des Rats neue Ratsherren, denen iin Verein mit Michael Schletz, 



Backer und Schuster, die wir hier im Rat vertreten finden, 
spielen im alten Hall iiberhaupt eine bedeutende Rolle, zunachst zahlen- 
massig, dann aber auch durch ihre Zahl- (Steuer-) kraft. In ersterer 
Hinsicht vgl. meine Hall. Gesch. p. 657 f. Die Ergebnisse in letzterer 
Beziehung giebt folgende, auf Grund nochmaliger Untersuchung der 
Beetreg. von 1523/24 gewonnene Tabelle iiber die Vermoglichkeit der 
verschiedenen Gewerbe, woraus sich von selbst das beste Bild unserer 
Stadt nach ihrer sozialen Zusammensetzung ergiebt. Darnach betrug 
der Steuerbetreff der 

1. Backer (mit 32 Nummern) durchschn. 17. B. (= Batzen oder Schil- 

linge) 6 Heller (24 H. = 1 B., 30 B. == 1 fl. d. h. 1 Gulden 
rheinisch oder Doppelgulden). 

2. Mezger (mit 23 Nrn.) durchschn. 10 B. 8 H. 

3. Schmiede „ 23 „ „ 10 B. 8H. 

. 4. Seckler „ 20 „ „ 10 B. 7* H. 

5. Schneider „ 21 „ „ 9 ! / 2 B. 

6. Gerber „ 17 „ „ 9 B. 2 H. 

7. Schuster inch Schusterknechte „ 42 „ „ 8 B. 15 H. 

8. Bender (Kufer) „ 11 „ „ 8 B. 10 H. 

9. Sieder (mit Siederknechten) „ 68 „ „ 8 B. 4 H. 

10. Weber „ 15 „ „ 5 B. 18 H. 

11. Hutmacher „ 8 „ „ 4 B. 13 H. 

12. Zimmerleute „ 13 „ „ 4 B. 17 2 H. 

Um von minder zahlreichen Gewerben abzusehen. Das Mindeste 
des Beetbetrags sind 2 B., was durchschnittlich Taglohner, Hockler 
u. dergl. Leute bezahlten. Auf der andern Seite entfallt auf die 4 Wirte, 
die in diesem Beetreg. namentlich genannt sind (Hans Schnurlen, San- 
wol, Roler und Hofmann, lauter Hanse) ein Durchschnittsbetrag von 
1 fl. 3 Ort (= 7 4 fl.) 27, B. = 54 3 4 B. Nimmt man aber noch einen 
der Planck, wohl Dietrich, der nach Vergleich des Registers von 1515 
u. a. dazu gehort und vermutlich als allgemein bekannte Grosse 
nur mit dem Geschlechtsnamen bezeichnet ist, dazu, der allein 2 fl. 3 Ort 
zahlt, so bekame man gar durchschn. 3 fl. 5 B., nahezu das Doppelte, 
sonst aber etwa das Zehnfache der obengenannten Berufe. Wir sehen, 
die Wirte gehorten, wie auch 3 von den 5 Namen beweisen, zu den 
Herren-Geschlechtern. Zum Verstandniss erinnere ich daran, dass die 
Gesamtbeet von 1523/24 (mit 7 4 ° des Vermogens) 706 fl. 1 Ort (in 999 
Nummern) ergab = durchschn. 21 B. 7 H. oder 1 Pfd. H. (= 20 B.) 
Davon steuerten aber allein ca. 115 patricische Nummern ca. 460 fl. 
= durchschn. 4 fl. So blieben fur die iibrigen ca. 880 Nummern nur 
ca. 250 fl. ubrig = durchschn. 8 B. 11 H. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 15 

der seit 1510 im Rat sass und in diesem Jahr 1522 schon zum 
zweiten Mai zur hochsten Wtirde, dem Stattmeisterposten (das 
erste Mai 1519) emporstieg, (nachdem in den beiden vorangehenden 
Jahren 2 Btischler, 1520 Hermann und 1521 Conrad, einander 
darin abgelost hatten) die Berufung von Brenz zugeschrieben 
werden darf. 

Damit sind wir bei der eigentlichen Reformations- oder, 
was hier in Hall damit zusammenfallt, der Brenz-Zeit, angelangt. 
In dieser ist unser Augenmerk, da wir ja Hall schildern wollen, 
nicht sowohl darauf gerichtet, wie Brenz sich zu Hall verhalten, 
was er hier ausgerichtet und gewirkt, als wie Hall sich gegen 
ihn verhalten hat, zumal diejenigen, auf die es ankam, der Rat. 
Was Brenz betrifft, so ist nur zweierlei hervorzuheben : 1) dass 
er, wie im allgemeinen eine seiner neuen Umgebung weit tiber- 
legene, so zugleich namentlich eine von Hause aus sehr politisch 
veranlagte Natur war. Dies schliesst in erster Linie ein hervor- 
ragendes Anpassungsvermogen an Ort und Zeit in sich. Damit 
sind aber von Hause aus ob auch nicht gerade Schwankungen, 
so doch natftrliche Wandlungen gegeben, die sich nach dem Ver- 
halten des.Objekts richten. Nur ist dabei immer festzuhalten, dass 
Brenz kein kleinmutig sich nach andern richtender, sondern alle- 
zeit ein wahrhaft vornehmer Charakter im besten Sinne war. 
Erstere Art von Menschen mag sich durch Gewalt und Drohungen 
einschiichtern lassen. Derlei verfing bei Brenz nicht, weil sich 
dagegen seine edlere Empfindung aufbaumte. Dagegen unterliegen 
auch edlere Naturen einer schwereren Gewalt: der Macht der 
Giite und Freundlichkeit. Und dass Brenz von Anfang an sehr 
vie! Freundlichkeit, wenigstens ausserlich, entgegengebracht wurde, 
zumal von den massgebenden Kreisen, das liegt nicht nur in der 
hallischen Natur, sondern es geht aus alien diesbeziiglichen Spuren 
hervor. Schon seine finanzielle Bestellung, die 80 fl., die er im 
Anfang empfing, war keine Bagatelle, wie man es manchmal dar- 
gestelltfindet, sondern eine wohl auskommliche Lohnung, wenigstens 
fur einen unverheirateten Mann. Viel altere Manner mit bedeuten- 
den Namen haben in jener Zeit sich mit weniger begnugen miissen. 
So erhielt Seb. Minister 1524 bei seiner Anstellung als Hofprediger 
und Lehrer des Hebraischen in Heidelberg den karglichen Gehalt 
von 25 fl., wo von er 20 fl. fur die Kost bei den Barfiissern geben 
musste. Seine besser gestellten Kollegen bezogen allerdings 60 
bis 80 fl. Aber erst 1533 erhielt auch er als Professor des Hebraischen 



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16 Gmelin 

in Basel dieselbe Summe, wie Brenz bei seiner Anstellung in 
dem sicherlich im Vergleich mit Heidelberg und Basel eher billigeren 
als teureren Hall, 80 fl. 10 . Vollends falsch w&re es, diese 80 fl. in 
Gegensatz zu stellen zu den 200 fl., auf die sein Nachfolger Jacob 
Orftter 35 Jahre spater angestellt wurde, nebst 2 Fader Heu und 
1 Fuder Oehmd, dazu gebiihrlicher Steuer und Hilfe, falls ein Sohn 
die hohe Schule besuchen wiirde. Denn einmal braucbte der a. 1557 
auch mehr, schon wegen der binnen dieses Menschenalters einge- 
tretenen bedeutenden Preissteigerung. Wie viel diese etwa aus- 
machte, dafiir geben einen allgemeinen Anhaltspunkt einmal die 
Beetregister mit ibren so ausserordentlich rasch wachsenden Sum- 
men, von 706 fl. a. 1523/24 auf 1200 fl. a. 1545/46, sodann noch 
deutlicher erne Untersuchung der Kaufurkunden dieser Zeit. Denn 
eine Vergleichung beider zeigt einleuchtend, wie wenig davon die 
Rede sein kann, wirklich diese ganze Zunahme, urn c. 70 %, ein- 
fach auf Vermogenssteigerung zuruckzufuhren, sondern dass ein 
ziemlicher Teil davon, vielleicht die H&lfte = c. 35%, auf die 
Verminderung des Geldwerts (in der Folge der bekannten grossen 
Entdeckungen und anderer Faktoren, der Ergiebigkeit der Silber- 
bergwerke u. a.) in diesem Vierteljahrhundert zuruckzufuhren ist. 
Aber auch nach dem Schmalkaldischen Krieg h&lt diese Steigerung 
noch eine Zeit lang an und kann auf das zwischen 1546-1557 liegende 
Jahrzehnt vielleicht auf c. 10 % u angeschlagen werden, so dass 
also a* 100 fl. von 1522 etwa 165 fl. a. 1557 entsprechen, oder 
die 80 fl. unseres Johannes Brenz a. 1522 etwa so viel wert als 
135—140 a. 1557 gewesen waren. Freilich ist dann 200 fl. immer 
noch urn die Halfte mehr, aber dafiir ist auch Brenz bei seinen 
80 fl. von 1522 nicht immer stehen geblieben, sondern, wie eine 



10 Vgl. Hantzsch, Seb. Minister, besprochen in der D. Lit. Ztg. 
1899 Nr. 20. Im allgemeinen werden wir nicht fehl gehen, wenn wir 
1 rhein. Gulden urn 1520 etwa 25 Mk. von heutzutage gleich setzen, urn 
1550 dann etwa noch = 15 Mk. 

11 Z. B. das heute der Frau Pfarrer Jopp gehorige Haus am 
Fischmarkt, das iiberhaupt in der hallischen Geschichte, als eines der 
alten Siebenburgenhauser, spater im Besitz der Egen und in unserer 
Periode der S c h 1 e t z e , eine nicht geringe Rolle gespielt hat, wird im 
Jahre 1553 von den jungen Schletz'schen Erben an Jos. Sannwol um 
550 fl. rh., von dessen Erben Josef Wetzel, Untervogt in Besigheim, 
1574 an Apotheker Krauss in Hall um 650 fl. verkauft. Also Erhohung 
in 22 Jahren um c. 20%. Nehmen wir fur die 11 Jahre zwischen 1546 
bis 57 die Halfte, so inacht das 10%. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 17 

erst neuestens uns unter die H&nde gekommene Urkuude des Ge- 
meinsch. Archivs beweist, erhielt auch Brenz, nachdem ihm wohl 
schon bei seiner Verheiratung uin Einiges aufgebessert worden 
war, bei seiner Neubestallung im Jahre 1543 (nachdem er den 
Ruf nach Tubingen abgeschlagen hatte 12 ), genau ebenso viel, 
200 fl., samt der Zusicherung von nicht weniger als 50 fl. Bei- 
steuer, falls sein Sohn und so lange dieser auf einer hohen Schule 
studieren wurde. Man sieht, filzig ist unser Hall gegen seinen Refor- 
mator niemals gewesen. Und so ist auch von Brenz nie eine Klage 
nach dieser Richtung zu horen, sondern eher Anerkennung. That- 
saehe ist, dass er sich bald, vollends nach seiner Verheiratung, 
durch die er in die Reihe der beguterteren Einwohner trat 13 , hier 
heimisch gefiihlt, Hall zulieb eine Menge ehrenvoller Berufungen 
nach auswarts ausgeschlagen und, als er musste, nur schwer von 
hier getrennt hat. Und so ist, so bitter er die Erfahrungen der 
Jahre 1546 und 1548 empfand, dennoch das Facit seines Gedacht- 
nisses an Hall ein gar freundliches geblieben, wie die mancherlei 
Forthilfe, die er Hallern im Herzogtum Wurttemberg wider- 
fahren lasst 14 , und noch sein letzter Brief, den er anlasslich der 
Vorbereitungen auf die Concordiensache nach Hall 15 gerichtet hat, 
bezeugen. 

Diese anstandige Behandlung von Hall musste auch einen 
Mann wie Brenz zu moglichstem Entgegenkommen zwingen. Zu- 
dem entsprach das seiner eigenen elastisch-schmiegsamen Natur, 
zumal er in so jungen Jahren in unsere Welt versetzt wurde. 
So hat er sich denn in diese friihzeitig sehr eingelebt und 
bald genug nicht wenig vom H&llischen angenommen. Das zeigt 
sich, wenn man genauer verfolgt, was fur Ideen er nach Hall 



12 Die Urkunde ist von Montag nach Michaelis 1543 datiert und 
darin Brenz ausdriicklich lebenslanglich zum obersten Pradikanten in 
Hall verpflichtet. 

13 Seit der Beet von 1533 34 zahlt so Brenz jahrlich 1 fl. Steuer 
fur das Heiratgut seiner Frau, die dann bis 1553 54, da Br. ja auch 
nach seinem Abzug aus Hall die Steuer wie andere weiter entrichtete, 
dafiir auch im Genuss der Verheissungen fur seinen Sohn blieb, auf 
1 fl. 2 Ort 3 B. 7 H. anwuchs (also c. 60 ° Steigerung, allerdings hier 
erst seit dem Schmalkadischen Krieg ansetzend; fruher hatte man 
Rucksicht genommen). 

14 Vgl. Bossert im neuesten Heft der „B1. f. w. K.-G." (1899 H. 2—3). 

15 Vgl. den Brief von Brenz an Jac. Grater und Joh. Rosier vom 
6. Juni 1569, an den wir spater noch kommen werden. 

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18 Gm elin 

mitgebracht und welche er von hier weggenommen hat. Wohl 
war seine ruhige Natur gewaltigen Wandlungen von Hause aus 
nicht zug&nglich. Und so lebt in der Hauptsache Brenz in dem 
geschichtlichen* Andenken als ein von Anfang an merkwiirdig 
fertiger Charakter fort. Aber viel von diesera Eindruck mag doch 
auf Rechnung der Thatsache kommen, dass Brenz wohl auf dem 
grosseren Schauplatz Wurttemberg schon als ein durchaus fertiger 
Mann aufgetaucht ist und hier nichts von irgend welchen bedeut- 
sameren Wandlungen mehr durchgemacht hat. Aber anders nirarat 
sich doch das Bild aus, wenn wir den Schauplatz in Hall dazu 
nehmen und darauf achten, ob und wie er sich etwa hier ent- 
wickelt, was er mitgebracht hat und was dann hier daraus ge- 
worden ist. Freilich ist es nicht allzuviel, an was wir in ersterer 
Hinsicht uns halten konnen, denn wie gesagt hat, Brenz sich rasch, 
in wenigen Jahren, in den fremden Boden eingelebt; und dann 
ist naturgem&ss in diesen ersten Jahren seine Wirksamkeit noch 
nicht eine schriftstellerische, sondern fast nur eine rednerische, so 
dass wir auf wenige fragmentarische Proben von seiner Predigt- 
th&tigkeit, durch Nachschriften entstanden, angewiesen sind. Aber 
was wir davon haben, das zeigt doch nach einer Hauptidee hin 
seine Anschauung ursprunglich sehr viel anders, als wir sie spater 
von ihm kennen: in seiner Auffassung von der Kirche. Hier 
huldigt er anf&nglich, in starkem Gegensatz gegen die mittelalter- 
lich-ausserlicbe Wertschatzung der Kirche als der obligaten Heils- 
anstalt, Ansichten, die ihn in eine ziemliche Nahe der sogenannten 
Enthusiasten oder Sch warmer bringen, wie schon Hartmann-J&ger 
hervorgehoben hat. Spater ist er bekanntlich dagegen deren 
Hauptbekampfer, und zwar nicht erst iin Herzogtum Wirtemberg, 
sondern im Hallischen gewesen, offenbar wesentlich auch wie Luther 
auf Grund seiner Erfahrungen im Bauernkrieg. Hier mochte nament- 
lich die Art, wie seine eigenen Predigten von einem jungen sttir- 
mischen Geist wie dem Schullehrer Johann Walz, den Bossert noch 
unter dem Johannes Waldensis der Syngramma - Unterzeichner 
wiedererkennen will, verwertet wurden, auf Brenz zuriickwirken in 
der Richtung grosserer Vorsicht und des engeren Anschlusses an 
die herkSmmlich bestehende aussere Ordnung, die im hallischen 
Gedankenkreis traditionell fest begriindet war. Hiedurch trat er 
aber zugleich in immer grosseren Gegensatz zu den Wieder % - 
taufern, mit denen er ja nach dem Zeugnis seines Leichen- 
redners Bidembach schon im Hallischen besonders zu thun bekommen 



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,m ■ '■* 7 



Hall im Reformations-Jahrhundert. 19 

haben soil. Dnd erinnem wir uns, dass der Prophet des nieder- 
landischen T&ufertums, zu dessen Schulem namentlich audi der 
Backer .Jan Matthiesen] aus Haarlem gehort, Melchior Hoffmann, 
als ein ehemaliger Pelzer oder Kurschner aus unserem Hall 
staramte und dass der Name Hoffmann einer der gebr&uchlichsten 
in der ganzen hallischen Landschaft ist, sowie dass noch 1534, 
kurz vor der Aufrichtung des wiedert&uferischen Reichs in Miinster, 
nach Herolt viel Manner dieser Richtung mit Weib und Kind nach 
M&hren zogen in der Hoffnung, „dort bessere Christen zu werden 
als wenn sie blieben", ja dass wir noch 1561 von einer Wieder- 
t&uferin Anna Hoffmann aus Reinsberg, wohl einer Verwandten 
Melchior Hoffmanns, hCren ; so bekommt man den Eindruck, als ob 
doch auch in unserer Bevolkerung, namentlich der unteren und 
bauerlichen, damals sektiererische religios radikale Ideen sehr viel 
mehr Eingang gefunden hatten, als man ihr heutzutage zutrauen 
mochte. Auch unter den Urkunden des Gem. Archivs weist eine 
nach dieser Richtung : da verkauft Dienstag nach Veit 1556 Hans 
Rossler von Hopfach, somit eben aus Herolts Pfarrei, an Conrad 
Weymer und Wolf Laccoru als Pfleger tiber Jost Laccorn's, „der 
zu den Wiedert&ufern gezogen", Hinterlassenschaft 7 l / 2 A- Gult 
aus seiner Erbschaft an der Muhle zu Hopfach um 150 fl. rh. So 
wird denn auch auf Brenz' Anschauung von der T a u f e dieser immer 
grossere Gegensatz zu den Wiedertaufern nicht ohne Einfluss ge- 
wesen sein. Thatsachlich verraten noch die Fragstiicke von 1527, 
wo Brenz die Taufe erlautert als „ein Bad der Wiedergeburt, da- 
durch ein G 1 a u b i g e r wird eingeleibt und eingesegnet in die 
Giiter der himmlischen Burger schaft und ewigen Seligkeit", eine 
der wiedertauferischen Betonung der sittlichen Vorbedingung fur 
die Taufe viel n&her stehende Auffassung, als diese in unserer be- 
kannten Antwort des Konfirmandenbiichleins auf Fr. 6 („Die Taufe 
ein gSttlich Wahrzeichen — dass er dem Getauften ein gn&diger Gott 
wolle sein etc.")? die in dieser Form schon im wirtembergischen 
Katechismus von 1536 und dem hallischen (in der Kirchenordnung) 
von 1543 steht, als genuin brenzisch niedergelegt ist. Vollends 
die nur Entwurf gebliebene Kirchenordnung von 1526 hatte die 
Taufe als ein Zeichen der Wiedergeburt, dadurch wir dem Tod 
Christi eingeleibt werden, bestimmt und es als „nit das geringst 
Werk in der Kirchen a namentlich auch deshalb wo mOglich in 
den kirchlichen Gottesdienst verlegt, weil , ja das Kindlein fur sich 
selbst kein erkentnus noch bekentnus hat des Glaubens on allein 



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20 G m e 1 i n 

das bekentnus und gebet der kirchen." Wie anders als spater, 
wo mit allem Nachdruck betont wird, dass auch schon die kleinen 
Kinder Glauben haben konnen! 

Aber auch beim andern Sakrament, beim h. Abendmahl, 
konnen wir aus der ersten Zeit noch eine freiere Stellung beob- 
achten, kaum weniger wie bei der Taufe. Zumal die erste rein 
evangelische Abendmahlsfeier, die von Brenz an Weihnachten 1525 
vorgenommen wurde und nach Band II der Haller Sammlung von 
Hartmann-Jager (I, p. 97 ff.) eingehend beschrieben worden ist, 
zeigt in ihrem einfachen Verlauf den Versuch einer durchaus 
freien, von der Tradition moglichst absehenden evangelischen Ge- 
staltimg dieses Sakraraents, die auf den sittlichen Grundton der 
Abtotung der Sunde gestimmt „Christi Tod zu verkundigen" als 
den Zweck des Nachtmahls erklart. Von einer im engeren Sinn 
lutherischen antireformierten Tendenz ist dabei so viel wie nichts 
zu bemerken, ja eher wtirde man aus der Betonung dieses Mahls 
als einer „Speiss der Seele" im Gegensatz zur n Fiill des Leibs" 
auf einen Angehorigen des andern Lagers schliessen. Und doch 
war in diesem Augenblick schon seit liber zwei Monaten (21. Okt 
1525) das Syngramma suevicum nicht allein ausgearbeitet, sondern 
auch feierlich von Brenz' weiterem Freundes- und Anhangerkreis 
unter den Theologen, die Haller Mich. Grater, Isenmann, (Walz = 
Waldensis ?), Herolt obenan, unterschrieben worden. Aber trotz- 
dem ist noch in dem Entwurf von 1526, wenn auch hier in der 
ausseren gottesdienstlichen Feier schon in bemerkenswerter Weise 
zur Tradition zurtickgelenkt ist, von einer theoretischen Festlegung 
des strittigen Punkts abgesehen, ja noch die „Fragstucke" von 1527 
bis 28 halten in Debereinstimmung mit der Erklarung bei der 
Feier von 1525 an der Hauptbezeichnung „Speiss der Seele" und 
„geist1ich Speiss und Trank" fest, wenn auch der Niederschlag der 
vorher gepflogenen Erorterungen sich darin verrat, dass gesagt 
ist: „weil unser Herr Jesus Christus das Brot des Abendmahls 
als zu seinem wahrhaftigen Leib und den Wein zu seinem wahr- 
haltigen Blut durch sein gottlich allmachtig Wort gesegnet und 
verordnet hat a , und wieder auf die Frage: „Wozu ist das Nacht- 
mahl von Christo eingesetzt? ft A.: „Es ist eingesetzt, dass man 
von wegen des gegenw&rtigen Leibs und Bluts Christi soil 
dabei gedenken und verkiindigen den Tod unseres Herrn Jesus 
Christus etc. a Auch hier doch immer nur eine sehr ausserliche 
Kombination des neuen Hauptbegriffs mit der urspriinglichen Position. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 21 

In der Folge aber hat dann doch eben die Syngranima-Erkl&rung, 
mit der Brenz zum ersten Mai auf den Schauplatz der offentlichen 
theologischen Controversen getreten war und zwar mit der sicht- 
lichen Tendenz, als unbedingter Gefolgsmann Luther beizuspringen, 
seine imraer strengere Fassung nach dieser Seite, im Sinn des 
engsten Anschlusses an Luther, immer deutlicher bestimmt, viel- 
leicht um so starker, je weniger Brenz' eigene inwendige Pr&missen 
fur seine daraus gezogenen Schlusse wirklich zureichend waren 16 . 
Und als dann vollends in Marburg 1529 Brenz im Gesprach mit 
Zwingli auf dessen Frage, ob denn der Leib Christi an einem Ort 
sei? die Antwort gefunden hatte: „er ist ohne Ort," baut sich auf 
diesem Stichwort inwendig wie von selbst jene Ubiquititatslehre auf, 
die das Schibboleth der brenzisch-wirtembergischen Abendmahls- 
lehre selbst gegen Melanchthon werden sollte. 

In all diesen Stucken hat seine nachste Umgebung und Er- 
fahrung in Hall Brenz sichtlich im Sinn immer konservativerer 
Entwicklung seiner Ideen beeinflusst. Am starksten aber war das 
der Fall hinsichtlich der in das kirchliche Leben einschneidendsten 
Frage, hinsichtlich der kirchlichen Organisation. Hier 
kommt Brenz, nachdem er noch im Entwurf von 1526 wenigstens 
theoretisch einen Anflug synodaler Organisation, ob auch in An- 
lehnung an die weltliche und geistliche Behorde, vorgesehen, aber 
freilich den Landgemeinden nur eine untergeordnete passive Teil- 
nahme zugewiesen hatte, auf Grund seiner weiteren Erfahrungen 
noch in seiner hallischen Thatigkeit dazu, alles an die Obrigkeit 
im Verein mit der Stadtgeistlichkeit zu hangen, das Urbild der 
starren Konsistorialverfassung, die er hernach im Herzogtum Wir- 
temberg aufgerichtet hat. Der Grund ist auch deutlich genug: 
er fand im Hallischen ausserhalb des Magistrats, in dem alle ein- 
flussreichen Pers5nlichkeiten vereinigt waren, keine Manner von 
eigener geistiger Initiative vor, welche zur Ausiibuug einer kirch- 
lichen Zucht, wie sie Brenz nach dem Vorbild des Neuen Testaments 
vor Augen schwebte, bef&higt gewesen waren. Und die Erfah- 
rung dieses Mangels hier hat er dann in spateren Jahren ohne 
weiteres auch auf seinen grosseren neuen Schauplatz iibertragen. 

16 Es gereicht mir zur Genugthuung, dieselbe Betrachtung des 
Syngramma auch in der nunmehr im Druck erschienenen akademischen 
Jubilaumsrede von Prof. Lie. Hegler vertreten zu finden im Unterschied 
von andern, die auch das Syngramma zu einem weiteren Ruhmestitel 
fur Brenz stempeln mochten. 



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22 Gmelin 

Sind nach all diesen Seiten Brenz' ursprunglich reformatorisch- 
grundsatzliche Ideen durch seine h&llischen Erfahrungen nicht 
wenig eingeschr&nkt worden, so konnten diese dafttr seine Auf- 
fassung von der Zentrallehre, der Rechtfertigung durch den Glauben, 
nur in gttnstiger Weise beeinflussen, weil in der si tt lie hen Auf- 
fassung derselben bestarken. Hierin, in der Erkenntnis und in der 
nachdriicklichen Betonung von der Notwendigkeit des sittlichen 
Charakters des Glaubens, dass der Glaube als ein inwendiges Ver- 
trauen auf Gott durch Christum ein neues Leben und so in der 
Liebe th&tig sein muss, liegt die Hauptstarke der brenzischen 
Theologie. Nur dass er leider diese seine Starke in der Erorterung 
mit Leuten, denen gegeniiber lediglich Schiiler zu bleiben er fiir 
seine Bestimraung hielt, wie Melanchthon, nicht geniigend festzu- 
halten gewagt hat. Durch seine Wirksamkeit in Hall zieht sich 
dafiir dieser Ton von Anfang bis zu Ende durch, nur dass er 
ihn vielleicht in verschiedener St&rke angeschlagen hat. Nicht so, 
als ob er, den Luther so unubertrefflich gekennzeichnet hat, wenn er 
ihm im Unterschied von sich selbst von den vier Elementen des 
Elias das „sanfte stille S&useln" zuschrieb, je als ein gewaltig 
erschiitternder Bussprediger aufgetreten ware, urn dann nach er- 
reichtera Zweck urn so einseitiger wieder den Trost des Evangeliums 
von der gottlichen Gnade zu preisen. Sondern fast immer ist beides, 
und zwar meist in ansprechend-harraonischer Verbindung, bei ein- 
ander und selbst die Strafpredigt von 1529, die Brenz nach der 
klaglichen Haltung des Haller Gesandten auf dem Speyrer Protest- 
Reichstag tiber Luc, XII, 8 gehalten und in der er, wie der 
Chronist sagt, den Hallern einen „guten Fulz 17 " gegeben hat, hat 
ihr Schwergewicht doch weniger in der besch&menden Zurecht- 
weisung des ersten Teils als in der Ermutigung zu neuer Aufrafifiing 
im zweiten. Aber iibersieht man die ganze 26j&hrige Periode, so 
will einem doch ein Unterschied im Ton auffallen. So viel ich 
sehe, ist er im Anfang hoffnungsfreudiger, d. h. zumal das Ver- 
trauen auf die leitenden Personlichkeiten und die Bildung der 
stadtischen Biirgerschaft im Gegensatz zu den groben La stern 
der Bauern spricht sich darin zuversichtlicher aus 18 . Mit den Jah- 
ren geht das in den Ton der nachdriicklichen Mahnung zum griind- 
licheren Ernstmachen mit der neuen Erkenntnis iiber, worunter 
zun&chst das Aufr&umen mit den Resten des alten Gottesdienstes 



Vgl. Kolb in seinem Herolt Anm. 4 zu p. 248. 

Vgl. Hall. Gesch. p. 680 nach Hartm.-Jager I, 115 f. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 23 

und der leichtfertigen Einrichtungen (Tanze, Kirchweihen) ver- 
standen ist. Dann, wie man ihm in dieser Richtung endlich 
gewillfahrt hat und die reformatorische Ordnung ausserlich fest- 
gestellt ist, hort man doch aus der Predigt bei der Ratserneuerung 
von 1543, womit zeitlich seine eigene Aufbesserung und Neube- 
stallung zusammenf&llt, den Ton schwieriger sittlicher Erfahrungen 
auch mit Ratsherren heraus 19 ; urn endlich nach den Erlebnissen 
von 1546 u. 1548 in Bezug auf die Zustande in Hall in den Seufzer 
auszuklingen : „multi vocati pauci electi" (Matth. XX, 16 20 ). 

Worauf griindete sich dieser Wandel der Stimmung? Zunachst 
ist neben der natiirlichen Entwicklung von der Hoffnungsfreudig- 
keit des Jiinglings zu der Resignation des reiferen Mannes an den 
Wechsel der ausseren Ereignisse auf dem politischen wie dem da- 
von so viel abhangenden kirchlich-reformatorischen Gebiet zu denken. 
Aber ganz erklart das diesen Umschwung doch noch nicht. Es 
miissen noch andere Erfahrungen auf dem seelsorgerlichen Gebiet, 
wiewohl von der speziell pastoralen Seelsorge der „Prediger u an 
St. Michael entbnnden blieb, dazu gekommen sein. Und dann bleibt 
die Frage : woher jener Wechsel in Hall ? Wohl ist die allgemeine 
Antwort darauf : eben infolge der Wirksamkeit unseres Brenz und 
seiner treuen Gehilfen. Aber wie machte sich diese Wirksamkeit 
auf Biirgerschaft und Rat geltend, der uberall die oberste Ent- 
scheidung in H&nden hatte, nicht bios in biirgerlichen Sachen, son- 
dern auch in kirchlichen, kraft der Schutzvogtei, der Advocatia 
ecclesiastica,die ihm innerhalb seines Gebiels, der „Landheeg" zustand 
und ausdriicklich durch besondere papstliche Bulle Innocenz' VIII. 
vom Jahre 1486 anerkannt war? Zur Antwort gilt es, den Rat 
der Stadt in der Brenz-Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen 
und nachdem wir auf die Bildung desselben in den vorhergehen- 
den Jahren einen Blick geworfen haben, nun seine Zusammensetzung 
in der entscheidenden Zeit genauer zu kontrolieren. Als Endtermin 
nehmen wir dabei das Jahr 1551 als das letzte vor der *gewalt- 
samen Verfassungsanderung durch den „Hasenrat" Karls V. a. 1552. 

li * Vgl. meinen Aufsatz in .den Bl. f. w. K.-G. 1899 p. 106 nach 
Hartm.-Jag. II, 479. 

20 In dem von Hartm.-Jager II, 520 f. als ein Brief an Melanch- 
thon (vom Anfang des Jahres 1549 ?) wiedergegebenen Schreiben, dessen 
Adressat aber nach der bestimmten Versicherung des hallischen Kapitel- 
buchs I, 38 f. vielmehr Isenmann war, wahrend der Brief selbst aus 
Basel vom 20. Dez. 1548 datiert ist. Doch bezweifelt Bossert auch jetzt 
noch, ob der Brief wirklich an Isenmann ist. 



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24 G in e 1 i n 

Das Ausgangsjabr ist 1522. Also handelt es sich genau am 30 
Jahre zur Untersuchung. Fur die vorangehenden paar Jahre von 
1517 an ist nur hinsiclitlich des wichtigsten Postens des regieren- 
den St&ttmeisteramts noch festzustellen, dass 1517 zu diesem neu 
gewahlt wurde der zuletzt 1514, nach dem siegreichen Ausgang 
seiner Sache, zu dieser Wttrde neu gelangte Hermann Biischler 
(dessen Nachfolger im Jahr 1515 noch einmal, wie 1511 und 1513 
Lie. Simon Berler, a. 1516 aber, unter Beiseiteschiebung Hermanns, 
Hans v. Morstein gewesen war). Hans v. Morstein kam auch jetzt, 
1518, wieder an die Spitze, iibrigens zum letzten Male. Denn 1519 
taucht Michael Schletz auf, der von da an, nachdem es mit 
Hermann Biischler noch einmal 1520 und dann wieder im Sommer 
1525, nach Zuriickweisung des Bauernaufstands, probiert worden 
war, fast bis zum Schluss unserer Periode nur noch in Hermann 
Buschler's Vetter Conrad, seit 1512 im Rat, aber 1515 bis 1518 
Obervogt in Kirchberg a. J., einen langwierigen Konkurrenten uin 
die hochste Wurde, zu der er 1521 zum ersten Mai gelangt, be- 
sitzt. So selien wir Michael Schletz, der 1510 in den Rat trat, 
und so um 1480 geboren sein muss 21 , von 1522 an in samtlichen 
geraden Jahren von 1522 an bis zum Schmalkaldischen Krieg, zu- 
letzt 1546, also zusammen 14mal, die hochste Wurde bekleiden, 
w&hrend er in den ungeraden von 1523 an (ausser 1529) allemal 
als „alter St&ttineister" an der Spitze der „Bank der Frage" mit 
dem ersten Votura bei der Abstimmung kaum einen geringeren 
Einfluss als das regierende Haupt besass. Dies war dann in den 
anderen Jahren allemal Conrad B u s c h 1 e r mit Ausnahme 
der Jahre 1527, 29 und 31, wo Antonius Hoffmeister an seine 
Stelle trat, wahrend Conrad Biischler (1528—32) mit dem Schult- 
heissenamt (er war keiner der reichsten, sondern kommt in der Liste 
von 1523/24 erst an 40. Stelle der Hoherbesteuerten mit 4 fl. 1 Ort) 
entschadigt wurde. Nach Hoffnieisters Tod, der nach Lichtmess 
1531 erfolgte und fiir das ubrige halbe Jahr bis Freitag vor Maria 
Magdalena Hans Ott durch Extra- Wahl ans Regiment brachte, tritt 
Conrad Buscliler, offenbar als unersetzlich, 1533 alsbald wieder ein 
und ist so in samtlichen ungeraden Jahren bis 1545 gewahlt, so- 

21 Von Jakob Berler ist im Beetreg. von 1523/24 bemerkt : „so man 
zelt 26 Jar, geit er beth". Also war er da noch nicht ins 26. Jahr ein- 
getreten, sondern wohl erst 24 (1499 geb. ?) 1529 aber kommt er in den 
Rat. Offenbar war er jetzt 30jahrig und also dies schon damals das 
Jahr der Ratsfahigkeit. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 25 

mit im Ganzen 9mal ; wahrend er in den geraden Jahren allemal alter 
Stattmeister wird. Somit haben wir als erstmassgebende Manner 
in dem Vierteljahrhundert (1522—47 excl.) bis zum Schmalkaldischen 
Krieg diese 3 : Mich. Schletz, Conrad Blischler und Antonius Hoff- 
meister anzusehen, wahrend der zweite Blischler, der beriihmte 
Hermann, zuriicktrat, weniger wegen Alters (er wird nach 1460 
geboren sein, lebt aber noch 1540 22 ), als aus andern Griinden, an 
die wir nachher kommen. Weitaus die Hauptkonkurrenten aber 
(ftir 21 nnter diesen 25 Jahren) bleiben Mich. Schletz und Conrad 
Biischler, beide auch, wie sie ziemlich kurz nach einander geboren 
zu sein scheinen (Schletz urn 1480, C. Biischler 1482?) kurz hinter- 
einander vom Schauplatz abgetreten: Mich. Schletz in dem der 
Ratswahl von 1549 vorangehenden, Conrad Biischler in dem da- 
rauffolgenden Jahr (beide somit ca. 68jahrig?). Durch den Schmal- 
kaldischen Krieg waren sie beide ihrer fiihrenden Stellung end- 
gultig verlustig gegangen, und der Schmerz iiber die Folgen dieses 
Kriegs mag so iiberhaupt ihren Tod beschleunigt haben. Denn wenn 
auch iiber die Ergebnisse der Ratswahl von 1547 und 1548 nir- 
gends ein Eintrag vorliegt 23 , so lasst sicb doch aus der Sitzordnung 
der Rate und Richter a. 1549 schliessen, dass Conrad Biischler 
nicht erst in diesem Jahr, sondern schon 1547 durch seinen Vetter 
Philipp B. ersetzt worden ist. Fur 1548 aber wird in der Schiiler'schen 
Chronik mit Bestimmtheit Leonhart Feucliter genannt, der auch 
in der Liste von 1549 den Platz des alten Stattmeisters einnimmt 
und von diesem aus nicht bloss 1550 aufs neue an die massgebende 
Spitze gelangt, sondern auch wahrend der ganzen Interimszeit, 
wie wir sehen werden, die erste Rolle spielt. 

Geben wir nun, nach diesen Vorbemerkungen iiber die leiten- 
den Spitzen des Rats in unserer Zeit, die einzelnen Mitglieder des- 
selben nach der Reihenfolge von 1522 nacheinander wieder, so ist 
iiber die 4 ersten Namen dieses Registers, 1. den „St&ttmeister 
im Amt" dieses Jahres Michael Schletz, 2. den „alten Stattmeister" 
Conrad Biischler, 3. den 2. Richter Hermann Biischler und 4. Hans 



22 Rats-Urk. Nr. 2969 vor Judica 1540. 

2:1 Sei es dass in diesem gefahrlichsten Jahre niemand mit seinem 
Namen als verantwortlicher Teil des Ganzen zu prangen Lust hatte oder 
aus mehr nur ausserlichen Griinden etwa infolge der Verwirrung, die 
nach dem abrupten Abgang des fahigen Stattschreibers Maternus Wurtzel- 
raann (im Dez. 1546) fur die nachsten Jahre in den offentlichen Biichern 
eingerissen zu sein scheint. 



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26 G 111 e 1 i n 

v. Morstein (3. Richter) schoii das Notige gesagt worden und uur 
nachzutragen, dass letzterer seit 1510 imRat, seit 1511 als Richter, 
im n&chsten Jahr (vor der Wahl von 1523) durch den Tod abge- 
rufen worden, Hermann Biischler aber nicht, wie bei Herolt steht 
und von ihm aus in die Geschichtsbucher (und so auch in meine H&U. 
Geschichte p. 747) iibergegangen ist, das andere Jahr nach dem 
Speyrer Reichstag von 1529, also 1530, aus dem Rat hinausge- 
wahlt worden ist, sondern schon 1527, wie die RatsprotokoUe 
schwarz auf weiss beweisen 24 . Diesen folgte als Nr. 5 (4. Richter) 
Volck v. Rossdorf, seit 1503 im Rat und seit 1508 als Richter, 
einer der SiebenbUrgen, der aber in Hall und im Rat blieb; erst 
1529 (wegen Speyer) hinausgew&hlt, wieder im Rat 1538—1546 
(t 1554). 6. Martin Autenriet, seit 1514, Richter (5.) seit 1517 
bis 25, wo er „wegen Alters* hinausgew&hlt wird. Trotzdem 
kommt er 1528 wieder herein, denn im Beetreg. existiert kein 
zweiter dieses Namens, auch kann es sich nicht um einen Sohn 

-* Wie er dann dazu gekomm'en sein soil, auf dem Reichstag von 
1529 in Speyer zusammen mit Antonius Hoffmeister als Vertreter von 
Hall zu fungieren, ist schwer abzusehen. Hartm.-Jager (I, 205, aus dem 
diese Nachricht (auf Grund einer Chronik ?) in andere Geschichtswerke, 
so Kolb's Herolt- Ausgabe, die Wiirtt K.-G. und auch in meine Hall. 
Geschichte weitergelaufen ist, giebt keine Quelle an. Ich vermute, dass 
eine Verwechslung mit dem Reichstag von 1526 vorliegt, wo Hermann 
Biischler als regierender und M. Schletz als Alter Stattmeister Hall zu 
vertreten hatten. 1529 beschaftigt Herm. Biischler wohl auch den Rat, 
aber in ganz anderer Weise : wegen eines argerlichen Handels mit seiner 
3. Ehefrau Barbara Eytelweinin von Heilbronn, die im Unwillen von 
ihm geschieden war, wesshalb der Rat (auf Biischlers Antreiben ?) ihr 
weder Kleider noch Hausrat ausfolgen lassen wollte. Hernach wurde 
ihrem Begehren aber doch stattgegeben, nur dass im Fall des Aus- 
ziehens diese Objekte der Nachsteuer unterliegen sollten. Diese Ver- 
handlung geschah Montag nach Leonhardi. Schon zwei Jahre vorher, 
1527, hatte ein anderer Skandal von Hermann B. Haus, das (wohl in 
Verbindung mit dieser 3. Heirat stehende ?) Entlaufen seiner Tochter 
nach Esslingen ans Reichsgericht die Oeffentlichkeit beschaftigt. (Siehe 
Anm. Kolb's zu s. Herolt p. 172.) Dieser Skandal, der auf das Privat- 
leben Herm. B. kein giinstiges Licht wirft, war auch wohl der Grund, 
warum er in eben diesem Jahr 1527 aus dem Rat hinausgesetzt wurde, 
und auch nicht wieder hinein kam, obgleich er noch 1538, wo ein Streit 
mit seinem Nachbar Gilg Wenger wegen eines Kaufs seiner Erbin der 
Anna Biischler das Gericht beschaftigt, ja nach 1540 (s. Anm. 22) als 
lebend erscheint. All das lasst es doch wohl als ausgeschlossen gelten, 
dass er noch 1529 Vertreter der Stadt in so wichtiger Angelegenheit 
gewesen ware. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 27 

handeln, da er 1536 abermals „Alters halber erlassen a wird. Also 
wird es sich im ersten Fall eben um eine Entschuldigung, in ge- 
fahrlicher Zeit (Bauernkrieg) vorgebracht und so auch angenommen, 
handeln, wahrend man in ruhigerer Zeit in Ermanglung andrer 
wieder auf ihn zuriickgriff. Oder hatte die Sache noch einen 
andern Grund ? 7. (letzter Eichter der 1. Bank) ist dann Gabriel 
Senfft und zwar d. alt. (Verf. d. „Senfftenbuchs a ), seit 1513—18 
und wieder von 1519 an im Rat, als Richter seit 1514 und wieder 
1521 ff. f zwischen 1525—26. Richter der zweiten Bank waren 
sodann nicht zunachst der Stattmeister Schletz, der auffallender 
Weise weder 1522 noch 1524 und 26 dazu gehort, sondern 8. Utz 
v. Rinderbach, seit 1498 im Rat, seit 1509 als Richter, f zwischen 
1526-^27 ; 9. gleichfalls aus der alten Zeit Jos. Mangolt, schon seit 
1497 im Rat, seit 1508 als Richter, obgleich er in den Urkunden 
bios „Ehrbar", nicht „ Junker" heisst, f im n&chsten Jahr, vor der 
Wahl von 1523. Dann als Jiingerer 10. unser bekannter Statt- 
meister von 1527—31 Anton Hoffmeister, im Rat seit 1518, schon 
seit 1519 als Richter, gestorben 1532. 11. Bartholomews Rot 
(Maler), seit 1506, Richter seit 1519, f vor der Wahl von 1538; 
12. Hans Ott, dasjenige Mitglied, das die wechselnde Stimmung 
von dem Verfassungsstreit an besonders deutlich illustriert : denn 
seit 1507 erstmals im Rat, wird er hinausgewahlt 1508, wieder 
hinein 1509, abermals hinaus 1510, bis er 1513 mit Hermann 
Biischler nach dessen Sieg aufs neue hineinkommt, um bis zu seinem 
Abgang wegen Alters 1543 darin zu bleiben, seit 1521 als Richter, 
voriibergehend wie wir sahen 1532 von Lichtmess an sogar als 
Stattmeister. Letzter Richter der zweiten Bank war endlich 13. 
der alte Hans Baumann, schon seit 1488 im Rat und seit 1489 
als Richter, 1510 aber (als Reformfreund ?) hinausgewahlt, 1517 
aber wieder hineingekommen, jetzt 1522 wieder zugleich Richter 
bis 1526, wo er wegen Alters endgiiltig ausscheidet. Dann kamen 
als einfache Rate noch auf der ersten Bank 14. Peter Virnhaber, 
seit 1509, im nachsten Jahr 1523 Richter, — f zwischen 1529—30; 
15. Hans Wetzel, Rat seit 1517, Richter 1525 — f im gleichen 
Jahr wie Virnhaber, vor 1530; 16. Hans Scherb, seit dem vorigen 
Jahr 1521 und schon vor der nachsten Ratswahl von 1523 f? und 
17. Jos. Haug, seit 1519, Richter 1526—1538 („hinausgesetzt"). 
Auf der zweiten Bank mit dem Stattmeister 18. Heinrich Schult- 
heiss (altad.) seit 1518, Richter 1523 — f vor Dienstag vor Lucia 
1533; 19. Jos. Sultzer, seit 1517, seit 1526 auf der ersten Bank, 



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28 G m e 1 i n 

hinausgewahlt 1529 (wegen Speyer); 20. Reinhart Truchtelfinger, 
seit 1511, seit 1526 auf der ersten Bank, hinausgewahlt 1529 
(wegen Speyer), aber wieder hinein 1535 — 39 (f); 21. Hans Koler 
(oder KSler, Schuhmacher) seit 1519 — 24, 1524 herausgesetzt als 
Halpfleger, 1525 wieder hineingewahlt, 1530 „hinausgesetzt", aber 
wieder hinein 1532 — f zwischen 1547 — 48 ; 22. Bernhard Werner 
Beck (so manchmal auch statt des Naraens genannt) seit 1519, 
1538 zum Richter avanciert, erst 1569 (nach 50jahriger Rats- 
thatigkeit) „erlassen"; 23. Bastian Krauss, seit 1521 bis zur 
Hasenrats-Aenderung 1552, seit 1532 als Richter. Endlich eben 
jetzt 1522 dazugekommen : 24. Lienhart Trossmann, 1525 auf die 
erste Bank avanciert, 1534 „hinausgesetzt", aber 1542 wieder 
hinein — f zwischen 1545 — 46; 25. Adam G u t m a n n, 1533 zum 
Richter vorruckend, der einzige von ,jeuhalb Kochens", 1552 vom 
Hasenrat ausgeschlossen ; und 26. Mich. S e y b o t h , hinausgewahlt 
1529 (wegen Speyer), wieder hinein 1544 (derselbe?), 1552 im 
Hasenrat zum „Funfer u avanciert, erst 1563 „erlassen." 

Zu diesen seit Juli 1522 vorhandenen 26 Ratsmitgliedern 
traten nun im Lauf der nachsten 29 Jahre zum Ersatz der durch 
Tod, Abzug oder „Hinaussetzung" entstehenden Liicken nachweis- 
lich folgende 48 neue Manner : 15 2 3: (27.) Lienhart Mangolt, 
t zwischen 1524—25; (28.) Bernhard Halberger, schon 1520—22 
im Rat, 1526 hinaus Alters wegen; (29.) Dietrich Blanck, seit 
1527 Richter, 1532 hinausgesetzt. 15 2 4: (30.) Hans Schniirlen 
der junge (Wirt?), seit 1526 Richter, f vor Cantate 1539 (s. Rats- 
Urk. 1968). 1525: (31.) Conrad Feyerabend, seit 1514, hinaus- 
gewahlt 1522, aber also wieder herein 1525—1530 (hinaus) und 
wieder 1538 — f zwischen 1540-41. 1526: (32.) Christof 
Haas, seit 1530 Richter, f a. 1545 ; (33.) Willi. Seckel, seit 
1532 auf der ersten Bank, 1544 Richter (s. Rats-Urk. Nr. 1385) 
— t zwischen 1549 — 50 ; (34.) Caspar Grater, erlassen (auf Bitten) 
1546. 1527: (35.) Gabr. Senfft d. jung., 1528 Richter, 1539 
hinausgewahlt, aber 1541 wieder hinein — f 1555; (36.) Leonhard 
Manth, 1530 hinausgesetzt. 1528 s. Nr. 6. 15 2 9: (37.) Jacob 
Berler, 1530 Richter, 1537 hinaus als Schultheiss bis 1538, 1539 
wieder hinein als (3.) Richter. — f vor 1559; (38.) Hieronymus 
Schut(t)er, seit 1538 Richter, f zwischen Judica (s. Rats-Urk. 
Nr. 2994) und Maria Magdalena 1541 ; (39.) Jorg Seyfferhilt jung, 
t zwischen 1538 — 39; (40.) Mich. Eysenmenger, „erlassen" 1544. 
15 3 0: (41.) Ludwig v. Morstein, seit 1532 auf der ersten 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 29 

Bank, in diesem Jahr Hauptmann des h&llischen Kontingents wider 
die Tiirken, 1533 ( — 37) heraus als Schultheiss, 1537 als Amtmann 
Graf Albrechts von Hohenlohe nach Neuenstein gezogen; (42) Lud- 
wig Virnhaber, 1532 Obervogt in Kirchberg a. J.; (43.) Peter 
Wetzel, t zwischen 1540 — 41 ; (44.) Hans Eisenmenger, bis 1552 
(vom Hasenrat ausgeschlossen) ; (45.) Leonhart Feuchter, 
St&ttmeister seit 1548 — f zwischen 1561—62. 1531 keine Ver- 
anderung ausser nach Ant. Hoffmeisters Tod (s. ob. Nr. 12). 1532: 
(46) Georg Gainbach, 1549 auf der ersten Bank, 1550 Richter — 
t zwischen 1557—58; dazu s. oben Hans Koler (21.) und Conrad 
Biischler. 15 33: (47.) Hans v. Morstein, seit 1535 Richter, 
t zwischen 1537—38 ; (48.) Mich. Blanck (Dietrichs Bruder), Richter 
1538 — f zwischen 1543—44. 15 34: (49.) Jorg Wbrtmann, 
1537 auf der ersten Bank, f zwischen 1541 — 42. 15 35 siehe 
Nr. 20. 1536 keine Veriindeiung. 15 3 7: (50.) Gilg Senfft, Sotm 
des alten (1515 f) Siebenbiirgen, 1542 hinausgezogen nach Ingel- 
fingen. 1538: (51.) PhilippBuschler, 1541 Richter, 1547, 
1549 und 1551 Stattmeister, 1552 im Hasenrat nur als einfacher 
Rat, bis 1558 (hinausgew&hlt), t vor 1575 (Rats-Urk. Nr. 1507), dazu 
s. Nr. 31 uud 5. 15 3 9: (52.) Wolf Wilh. v. Eselsberg, seit 1540 
auf der ersten Bank, 1544 erlassen 26 . (53.) Hans Zeller, f 1542; 
dazu s. Nr. 39. 1540 keine Ver&nderung. 15 41: (54.) Florian 
Bernbeck, 1549 Richter, 1552 im „Hasenrat" einfacher Rat — 
J 559, 1559 ff. Fiinfer, 1562— 68 Stattmeister, 1571 erlassen Alters 
wegen ; (55.) Melchior Wetzel, 1546 auf der ersten Bank 
(8. „Session"), im Hasenrat 1552 ff. wechselnder Stattmeister, 
1560 und 63—67 wieder nach der alten Weise, f Ostern 1567. 
154 2: (56.) Conrad Seutter, 1552 vom Hasenrat ausgeschlossen; 
(57.) Wolf Sanwoll (oder -wald), 1550 heraus als Schultheiss 
(— 1581); dazu Nr. 24. 1543: (58.) Caspar Feyerabend, 
1552 ff. im Hasenrat wechselnder Stattmeister, 1560 ff. Fiinfer, 
als solcher 1563 erlassen, f vor der Wahl von 1565. 15 44: (59) 
Johann Christof (v.) Adler, 1549 auf der ersten Bank, 1551 
hinausgezogen nach Tullau; 1557 wieder im Rat, 1572 ff. Fiinfer, 
1577 — t 1580 Stattmeister; (60.) Gilg Eisenmenger, 1552 vom 
Hasenrat ausgeschlossen; dazu s. Nr. 26. 15 45: (61.) Joss Virn- 
haber, auch 1552 ff. im Hasenrat (16. Session), 1564 hinaus „wegen 
schm&hlicher Reden und Ungehorsams gegen den Rat." 15 4 6: 

* 6 Wohl wegen Wegzugs: nach Kolb (Herolt p. 177) ist er nach 
dem Schmalkaldischen Krieg zu Ulm in der Besatzung f- 



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30 G m e 1 i n 

(62.) Wolf Huss, 1548 Gesandter in Augsburg, mit Dr. Wid- 
man zuriickgehalten ; dafiir 1549 auf der ersteu Bank, 1552 im 
Hasenrat Fiinfer, t vor Hilarii 1559 ; (63.) Veltin Reisshflver, 1552 
vom Hasenrat ausgeschlossen ; (64.) Burkhard Stadtman, hinaus- 
gekommen 1547 oder 1548. Ueber diese beiden Jahre fehlt ja ein 
Eintrag. Doch miissen nach Riickschluss von 1549 hineingekommen 
sein, sef s 1547 oder 1548 : (65.) Emich v. Hornaw, der schon vor 
Jlili 1549 wieder hinauszieht unter Aufgabe des Biirgerrechts; 
(66.) Georg Beyschlag, 1552 auch im Hasenrat bis 1559, wo er 
sich wegen Alters hinausbittet, und Bernhard Stadtmann (67), zu 
uuterscheiden von dem vorhin „Burkhard" genannten (Nr. 64?), auch 
er im Hasenrat 1552 — 58, f vor Hilarii 1559. 15 4 9 ist dann 
wieder vermerkt : hinein koramen (68.) Conrad Puchs, auch 
im Hasenrat 1552 ff., 1564 und 1566 zum Fiinfer avanciert wie 
ebenso 1573 f., 1581 zum Stattmeister, f vor Juli 1584; und (69.) 
Leonhard Romig, der aber 1552 vom Hasenrat ausgeschlossen wird 
und erst nach dessen Abschaffung 1560 wieder seinen alten Platz 
gewinnt, 1567 aber auf Bitten erlassen wird. Ebenso 15 5 (als 
letztes Jahr im Ratsprotokoll) : hinein kamen (70.) Conrad 
B u s c h 1 e r d. mittl. (des alt. Sohn), der aber schon im folgenden 
Jahr 1551 „Lorbacher Keller 26 " wird, bis 1567, wo er wieder im 
Rat erscheint; (71.) Caspar Gutenberger, den der Hasenrat wieder 
nicht brauchen kann und (72.) Joss L a c c o r n , dem es ebenso er- 
geht. Endlich das nur noch aus dem Burgerbuch und dessen Ex- 
cerpten zu ersehende Jahr 15 51 ergiebt (73.) Eberhard 
Buschler, 1552 auch im Hasenrat, 1556 ff. als (6.) Richter, 
1563 auf Bitten erlassen, und (74.) zum Schluss Augustin Feyer- 
abend, bekannt als ein vermoglicher Seckler, der als letzter 
1552 in den Hasenrat ubernommen wird, 1560 dann zum Richter 
vorriickte, 1566 auf sein Bitten des Rats erlassen. 

Wir haben absichtlich, obgleich zunachst die Interimszeit noch 
nicht in Frage steht, schon hier bei der Prazisierung der Einzelnen 
auch ihre Stellung in der Interimszeit und dariiber hinaus, zumal 
ihr Verh&ltnis zum Hasenrat, mit in Betracht gezogen. Denn 
fragen wir nun nach der Stellung der Einzelnen zur Reformation, 
so giebt es dafiir dreierlei Anhaltspunkte. Zunachst sind als 

2h Im heutigen badischen Amt Mosbach gelegen, damals pfalzisch. 
Also trat er wohl damals in kurpfalzische Dienste, (bei Friedrich dem 
Weisen), in denen bald nachher Dr. Walther Senfft, Dr. Eitel S. Sohn, 
zum vornehmsten Berater Ott Heinrichs (1556—59) vorriickt. (f 1559). 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 31 

Freunde von Brenz und so wohl auch seiner Sache aus der 
Brenz-Literatur, in erster Linie dessen Briefen bekannt: 1) vor 
allem Antonius Hoffmeister (vgl. den Brief von Brenz an 
ihn bei Pressel, Anecd. Br. p. 96 f.), Vertreter von Hall sowohl auf 
dem Speyrer Reichstag von 1529 als auf dem Augsburger 1530, 
wo er sich ganzlich von Brenz beraten lasst und zwar instruktions- 
massig. 2) Der sonst zu den Siebenbtirgen-Geschlechtern gehorige 
Heinrich Schultheiss, dessen Bruder Hans wir als einen der 
Adelsfuhrer nach 1512 die Stadt verlassen und nach Ravensburg 
fahren sahen und der, wie die Verraogensauseinandersetzung eben 
dieses Bruders Dienstag nach Lucia 1533 (Rats-Urk. Nr. 1489; 
zeigt, bei seinem Tode 6 Kinder hinterlassen hatte, deren Vor- 
uiiinder Mich. Schletz und Gabriel Senfft wurden 2Ga . Seine beson- 
ders vertraute Stellung zu Brenz beweisen dessen Briefe aus Augs- 
burg an Isenmann, in denen er gelegentlich diesen fur seine Haus- 
genossen an die Borse seines Freundes Schultheiss verweist (Hartmann- 
Jager I, 366). Umgekehrt nimmt die Witwe Heinrich's Sch. 
Katharina g. Gremp 1542 Brenz' Freundschaft fur ihren altesten 
Sohn Johannes, der in Wittenberg studieren soil, in Anspruch 
(s. An. Br. p. 224 u. 232). 3) Christof Haas, der Pathe von 
Brenz altestem 1539 geb. Sohn Johannes, f zwischen Sebastian 
20. Jan. (s. Rats-Urk. Nr. 2773) und dein Ratstermin von 1545, 
durch seine Witwe noch im Schmalkaldischen Krieg seiner Vater- 
stadt zu gut komraend, insofern diese 1546 in zweiter Ehe an den 
kaiserlichen Quartiermeister Lochinger (dem Namen nach auch aus 
einer hallischen Familie?) verheiratet war, dessen Fiirsprache bei 
Karl V. der Stadt wieder die kaiserliche Gnade verschaffte. 
4) Hieronymus Schuter vgl. An. Br. p. 43. Weiter durfen wir 
aber als Freunde von Brenz wohl auch ansehen nicht nur den alten 
Rat Hans Wetzel (t 1529—30), dessen (3. Frau und) Witwe Brenz 
noch im Jahre 1530 heiratete, sondern wohl auch dessen vermut- 
lichen Sohn Peter Wetzel, der 1530 in den Rat eintritt (f vor 
Juli 1541). Mit noch grosserer Wahrscheinlichkeit lassen sich 
hieher ziehen die Geschlechtsverwandten seiner Frau und seines 
Kollegen Michael Grater : Caspar Grater und die seines Freundes 
und Kollegen Isenmann : die beiden Eisenmenger, Hans und Michael. 
1st doch von ihnen um so mehr zu vermuten, dass sie eben ihrem 

2Ba Ihnen iiberlasst nun Hans Schultheiss seine gesamte Halfte 
am alten Schultheissen-Erbe, in den Herrengiilten iiber 5 Hofe zu Weck- 
rieden bestehend, um insgesamt 700 fl. rh. 



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32 G m e 1 i n 

nachdriicklicheren Eintreten fur Brenz ihre Wahl in den Rat ver- 
dankten, als sie sonst keineswegs zu den besonders Beguterten 
gehorten. Am ehesten noch Michael E., der mit 3 fl. 3 Ort im 
Beetreg. von 1523/24 an 46. Stelle kommt, wahrend Hans E., mit 
1 fl. 1 Ort erst etwa an 115. Stelle figuriert. Denn wenn irgend 
etwas, so fallt das aus den Beetregistern in die Augen, dass far 
gewShnlich das Hauptmotiv fur die Aufnahme in den Rat einfach 
das Vermogen bildete, wie das ja wohl immer in der Welt in ge- 
wohnlichen Zeitl&uften so gewesen ist, in Hall aber noch am Ein- 
gang des folgenden Jahrhunderts bei den Schneckischen Unruhen 
ausdrucklich dem Rat vorgeworfen wird. (Vgl. Hall. Gesch. p. 809). 
So finden wir denn von den zwolf Hochstbesteuerten von 1523/24 
s&intliche, so weit es nicht Witwen waren, wie die des 1515 
t Gilg Senfft, oder unmundige Kinder, oder Briider eines bereits 
dem Rat angehorigen Mitglieds, wie Philipp und Friedrich, die 
Briider von Michael Schletz, die dem Statut nach ausgeschlossen 
waren, ebenso wie Sohne oder Enkel in direkter Linie, im Rat 
wieder, namlich 1) Gabriel Senfft mit 20 fl. (also im Besitz eines 
Vermtfgens von 20 X 400 = 8000 fl., heutzutage ca. 200000 M. 
entsprechend) ; 2) Volck v. Rossdorf mit 17 fl. ; 3) Hermann Biisch- 
ler mit 16 fl.; 4) Antoni Hoffmeister mit 13 % fl.: 5)— 7) Friedrich 
und Philipp Schletz und Conrad Vogelmann (bis 1520 im Rat) mit 
je HVi A.; 8) Michael Schletz, also nicht der reichste, daftir aber 
der tuchtigste seiner Briider, mit 9 3 /i fl.; 9) Peter Virnhaber mit 
9 fl. ; 10) — 12) Gilg Senfftin, Martin Virnhaber's Kinder und 
Dietrich Planck mit je 8V2 A- Audi von den nachfolgenden 30 
Nummern mit uber 4 fl. Beet sind noch 13 als Ratsmitglieder bis 
1529 (somit im Ganzen ca. die H&lfte der 40 Ratsmitglieder bis 
dorthin) bekannt, von den andern 17 sind deutlich die vorhin an- 
gegebenen Hindernisse an Ratsfahigkeit zu erkennen, nur dass bei 
einem, dem als Nr. 29 in der Vermtigenslocierung mit 5 1 /* fl. 
marschierenden Ludwig Keck dazu noch von sonsther (durch Herolt) 
bekannte geistige Inferiorit&t tritt. Angesichts soldier Bevorzugung 
der Vermoglichkeit durfen wir Ratsmitglieder, die nur ein durch- 
schnittlich mittleres oder ein diesen Durchschnitt kaum ubersteigen- 
des Vermogen besitzen, mit besonderer Hochachtung betrachten. 
Darnach hatten darauf Anspruch vor allem der Eisenmenger Hans 
mit seinen iy 4 fl., Jorg Seyfferhilt jung und Adam Gutmann mit 

1 Vs fl., Peter Wetzel mit l 3 / 4 fl.; dann noch Caspar Gr&ter mit 

2 fl. und auch noch Wilh. Seckel mit 2 l / A fl. und Hans Koler mit 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 33 

27a A- AJle diese, um von den sp&ter eingetretenen abzusehen 
(flir die dann die Liste der Hochstbesteuerten von 1553/4 in meiner 
Hall. Gesch. p. 629 ff. einen bequeraen Anhaltspunkt zur Vergleichung 
gewahrt), machen nach ihrer sonstigen Stellung samtlich den 
Eindruck von Reformfreunden. Nattirlich aber kommt diese Pra- 
sumtion auch einem Manne wie Joss Sultzer zu gut, der wie Casp. 
Grater mit 2 fl. an 73. — 76. Stelle marschiert und sonst a 1 s 
G e g n e r des neuen Glaubens bekannt ist. 

Denn auch daran fehlt es nicht. Zu deren Gewinnung fallt 
ins Gewicht die den SchlUssel* fur unser Problem bietende N o t i z 
H e r o 1 1 ' s , dass nach der raatten Haltung der hallischeu Vertreter 
auf dem Protest-Reichstag von 1529 bei der Ratswahl dieses Jahres 
4 Herren zumal aus dem Rat gesetzt wurden „darumb, das sie so 
hefftig wider das Evangelium getobt haben." Es sind das Betz 
Volck v. Rossdorf, Reinhardt Truchtelfinger, Michael Seyboth und 
Joss Sultzer. Da Herolt in diesem Zusammenhang auch Hermann 
Buschler erwahnt, obgleich wir seine Behauptung, dass er „im 
andern Jahr hernach" gleichfalls herausgesetzt wurde, als eine 
Verwechslung von vorher und nachher erkannt haben, so ist wohl 
auch Hermann Buschler im allgemeinen eher den Widersachern 
als den Freunden von Brenz zuzuzahlen. Stiess sich etwa ein 
Mann, dessen Privatleben bei all seiner sonstigen Bedeutung so 
wenig einwandfrei war, an der sittlichen Strenge, die Brenz als 
seine weitgehendste Neuerung in Hall eingefiihrt hat? Grossere 
Entschiedenheit hat aber der offenbar mehr nur politisch veran- 
lagte Mann wohl auch fur den alten Glauben nicht an den Tag 
gelegt und so mag er uns hier, wenn auch vielleicht eben der 
Gegensatz zu der von den Bauern vorgebrachten Losung „das 
Evangelium aufzurichten" zu seiner Erhohung im Sommer 1525 
beigetragen hat, nicht weiter beschaftigen, zumal er ja seit 1527 
dauernd dem Rat entfremdet blieb. In Bezug auf die vier andern 
wegen ausgesprochener Gegnerschaft der Reformation aus dem Rat 
Gesetzten aber ist hochst auffallend, dass 3 davon nachher 
wieder hineingekommen sind: Reinh. Truchtelfinger 1535, 
Rossdorf 1538 und Mich. Seybot 1544. Dass es sich um dieselben 
und nicht etwa um gleichnamige Sohne oder Vettern handelt, geht 
aus der Vergleichung der Beetregister neben unserer obigen Rats- 
liste wie aus andern Indicien hervor. So bildet fur Mich. Seybot 
eine wesentliche Instanz der Identitat seine Erhohung in der 
Interimszeit. Reinhart Truchtelfinger aber ist zur Zeit des Beet- 



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34 G m e 1 i n 

registers von 1553 schon lange tot, hat aber steuerpflichtige Kinder 
mit 2 fl. 3 Ort, w&hrend eiu Ludwig Tr., wohl Bruder des alten 
Bernhardt, 11 fl* steuert. Das stimmt alles vortrefflich, niramt 
man hinzu, dass im Beetreg. von 1495/6 ein Reinh. Tr. erscheint, 
der da noch ein gewohnlicher Handwerker gewesen sein muss (er 
steuert 18 B., weniger als den Durchschnitt des Jahrs), w&hrend 
ein zweiter Truchtelfinger, Hans, (ein Bruder dessen) als Schlosser 
in Rats-Urkunden begegnet. Also war unser Reinhardt, etwa um 
1480 geb., der Sohn eines durch seine Riihrigkeit emporgekommenen 
Handwerkers, er selbst ein angehender Neupatrizier (steuert 3 fl.), 
allem nach eintuchtiger vielgeltender Mann. Am sichersten gehen 
wir bei Volck v. Rossdorf. Denn der hatte zwar, wie die Grater'sche 
Widman-Chronik berichtet, 5 Sohne und darunter richtig einen 
gleichnamigen Volck. Aber „dieser war, wenn er Wein getrunken 
— was scheints ofters vorkam — ein halb unsinniger Mann, der 
wurde einmal mit seinem Vater uneins und im Streit — wie man 
sagte : von seinem Vater selbst — erschlagen." Vermutlich passierte 
das in den 40er Jahren und kam desshalb der alte Rossdorf 1546 
zum zweiten Mai aus dem Rat. Moglicherweise bezieht sich aber 
auch eine fruhere Notiz der Treutwein-Chronik (p. 238), dass der 
letzte Volck v. Rossdorf am 7. Marz 1538 zu Hall, mit Hinterlassung 
einer Sch wester, gestorben sei, auf diesen Fall. Denn so allgemein ge- 
geben ist sie unrichtig, da Volck v. R. noch im Beetreg. von 
1553/54 figuriert und zwar am gleichen Platz — er wohnte am 
Fischbrunnen — aber freilich in seinen Vermogensverhaltnissen 
zurttckgekommen. Denn er steuert nur mehr 13 fl., (damit an die 
6. Stelle gewichen), wahrcnd er nach dem Verhaltnis von 1523/24 
jetzt wenigstens auf 30 fl. hatte gestiegen sein miissen. Dass es 
aber derselbe „alt Volck* v. R. ist, sagt deutlich eben die Grater'sche 
Widman-Chronik (p. 492 vgl. Hall. Gesch. Gesch. p. 336). Denn 
darnach starb er um Fastnacht 1554 und zwar mit Ueberlebung 
aller seiner 3 Kinder und wurde zu St. Katharina begraben. Also 
ist die Identitat aller 3 von den 1529 wegen „Tobens gegen das 
Evangelium a Hinausgesetzten, spater aber wieder in den Rat Ge- 
kommenen so gut wie sicher, und nur der 4te, Joss Sultzer, be- 
zeichnenderweise der Geringstbesteuerte von ihnen, ist fur imraer 
draussen geblieben 29 . Das aber wirft dann ein Licht auf unsere 

29 Vielleicht war er auch schon in hoherem Alter und ist in den 
folgenden Jahren gestorben ? Im Beetreg. begegnet schon von 1503 4 
(bezw. vorher ?) ein gleichnamiger Priester, der nach 1522 verschwindet, 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 35 

ganze Ratsliste und beweist, zusammen mit unserem Wissen von 
naheren Vertrauten von Brenz und mit dem dritten Hauptmoment, 
dass namlich in den Hasenrat laut ausgesprochener Instruktion 
mflglichst nur Anhanger des alten Glaubens oder doch die diesem 
am n&chsten Kommenden (und zugleich die Vermoglichsten) ge- 
wahlt werden soUten, f&r eine wechselnde Stimmung im 
Rat, der im allgemeinen die der Stadt wiederspiegelte, folgen- 
der Art: 

Nachdem im allgemeinen, wie wir sahen, die Wahlen von 
1517 — 21 in der Mehrzahl reformfreundliche Manner in den Rat 
geliefert batten, denen zusammen mit dem St&ttmeister Mich. Schletz 
die Berufung von Brenz zu verdanken ist, tragen dieselben im 
ersten Drittel von Brenz Wirksarakeit in den folgenden 20er Jah- 
ren bis 1529 mehr einen schwankenden Charakter. So schon die 
von 1522: neben dem reformfreundlichen Adam Gutmann, der trotz 
30jahriger Ratseigenschaft nicht in den Hasenrat darf, kommt der 
ausgesprochene Gegner Michael Seyboth und der, wie aus der Ent- 
fernung a. 1534 geschlossen werden darf, ebenfalls mehr dem Alten 
zuneigende Lienhart Trossmann hinein. Auch die Wahl von 1523 
durfte wegen des 1532 „hinausgesetzten a Dietrich Blanck, wohl 
eines Bruders von dem durch Brenz (An. Br. p. 201) 1539 er- 
wahnten Pr&fekten uber die Wiirzburger Zehnten, Michael Bl., 
(Nr. 48) eher diese Seite verstftrkt haben. Auch den Wirt 
Schnurlin den jungen von 1524 mochte ich nicht als einen beson- 
deren Eiferer ftir die Reform betrachten, und namentlich scheint 
die Wahl von 1552, im Bauernkriegsjahr nach deren Niederwerf- 
ung, mehr unter dem Scepter der Ruckw&rtsh&ufung als des ent- 
schlossenen Vorwftrts zu stehen: jetzt kommt Hermann Btischler 
zum letzten Mai an die Spitze und in den Rat neben dem (giinstigen P) 
Schuhmacher Hans Koler Conrad Feyerabend. Den aber habe ich 
wieder im Verdacht durchaus altglaubiger Gesinnung, nicht allein 
weil er 1530 „hinausgesetzt a wird und dann 1538 zugleich mit 
Rossdorf wieder hereinkommt, sondern weil auch die ganze Feyer- 
abend'sche Familie in dieser Zeit noch sehr stark mit der alten 
Kirche verwachsen erscheint: Leonhart F., nach dem Stammbaum 
der Familie ein Bruder unseres Conrad, ist 1521 beim Amtsantritt 
des Pfarrers Mich. Grater Kaplan an St. Katharina. Im Beetreg. 
taucht er erst 1525/26 auf, um dann aber bis zum Schluss 1553/54 

nachdem er in der Zwischenzeit von ursprunglich 6 auf 2 B. Beet herab- 
gesunken war. War er gestorben ? Das Wahrscheinlichste bleibt dies. 



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36 Ginelin 

darin zu bleiben und zwar in der Reihe der Priester bezw. Pfaffen. 
Dies sowie die Angabe des Stammbaums, dass er verheiratet war 
mit Kath. Geiger und mit ibr zehn Kinder zeugte, beweist, dass 
er wenigstens spftter sich dem neuen Glauben zugewandt hat, ver- 
mutlich unter Austritt aus dem geistlichen Stand. Denn sein 
Steuerbetreff steigt im Gegensatz zu Jos. Sultzer von 1 Ort a. 1525/26 
auf 1 fl. 2 Ort von 1551 an. Immer muss sein Beitritt zur Refor- 
mationssache erst spater erfolgt sein ; ebenso wie der seines Vetters 
Joseph F., der im Beetreg. von 1519 an mit 2 fl. Steuer von l / t 
Sieden als hochstveranlagter Priester erscheint und als Dekan in 
Ansbach und Propst zu Feuchtwangen 1545 gestorben ist, noch 
1543/44 im Beetreg. aufgefiihrt (durch ein Stipendium der Wohl- 
thater seiner Familie bis zum heutigen Tag geworden). Von einem 
3. Feyerabend Caspar wissen wir nur, dass er bei den Johannitern 
eingetreten war, aber nichts von einem Austritt. So spricht die 
iiberwiegende Zahl von Spuren, zumal auch ihre Rolle im „Hasen- 
rat a dafur, die Familie eher den Saulen der alten Ordnung als 
den Gonnern der neuen zuzuschreiben, so wenig N&heres daruber 
feststeht. 

Ueberhaupt ist hier die Bemerkung einzuschieben, wie wenig 
deutliche Spuren der von riickw&rts betrachtet so gewallige Um- 
schwung dieser Periode zumal des 20er Jahrzehnts, in dem Per- 
sonalbestand unserer Quellen, voran die Beetregister, zuriickgelassen 
hat. Namentlich fallt auf, wie langsam der fur die vorreformato- 
rische Zeit begreifliche Ueberfluss von Priestern, durchschnittlich ca. 
2 Dutzend zw. 1500—1520, wenn man die vereinzelt in der Liste ge- 
nannten Mitglieder des geistlichen Standes, die durch das Pradicat 
„Herr" herausgehoben werden, mit den allemal zum Schluss zu- 
sammenfassend aufgefiihrten zusammen addiert, mit dem Eintritt 
der neuen Zeit aufhort. Nur ganz leise l&sst sich der Wechsel 
der Ereignisse auch hier verfolgen, indem z. B. von den 15 a. 1519/20 
noch hinten unter der Rubrik „Priester" nebeneinander gestellten 
Herren 30 a. 1523/24 Joss Sultzer und Thuman Gibelstat (wohl ein 

10 Es sind der Reihe nach aufgefiihrt: H. Paul Haug (mit 1 Ort, 
in einer Urkunde von St. Michael 1515 Prokurator der Briiderschaft bei 
St. Michael genannt), Conr. Legler (1 Ort), Hs. Herolt (der Reinsberger 
Pfarrer, der aber vielleicht auch hier eine Pfrunde hatte, so gut wie sein 
Rivale Widman spater noch und der Michelfelder Pfarrer und Kapitels- 
Dechant Fabri die Ulrichspfrunde in der Schuppach 1510) mit l 1 /* fl., 
Pet. Linhart, Jos Sultzer, Nic. Henckin, Linh. Heuser (der Untersont- 
heimer Kaplan ?), die letzten nur mit Betragen zwischen 4—2 B. Dann 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 37 

Verwandter Florian Geyers?) fehlen, dafiir aber J5rg Wohlgemut 
und Hans Ulrich Kupferschmid eingetreten sind (nur je mit 2 B., 
also (als Jlingere P) erst wenig begiitert. 1525/26 ist dann weiter 
der als Hauptwidersacher Johann Brenzens bekannte Nicolaus 
Heinkin oder Heiucke (seit Ende 1524 cf. Herolt) und mit ihm 
Conrad Legler verschwunden, dafiir aber sind Jorg Widman (offen- 
bar unser Chronist der Komburger Syndicus und Erlach-Gelbinger 
Pfarrer), zunachst ebenfalls nur mit 2 B. und Linhart Feuerabend 
(mit 1 Ort) eingetreten, namentlich aber Hans Eisenmenger als 
„Pfarrer" (mit 5 B. 3 H.) vermerkt. Von Brenz ist immer noch 
nirgends was zu finden, da er ja noch keine liegenden Giiter be- 
sitzt und nur sein Amtseinkommen hat, das von der Versteuerung 
auch noch 1524 frei bleibt. Die in diesem Jahr eingefuhrte neue 
Ordnung, dass klinftig auch die von Priestern erworbenen Giiter 
der Beet unterliegen sollten (bisher nur die ererbten?), zeigt sich 
darin, dass Peter Linhart zwar sonst nur 2 B. (1521/22 4 B., aber 
seit 1523/24 ist ja die Beet auf die Halfte, nur noch l / 4 statt 1 / 2 
von 100 fl. Vermogen) steuern muss, aber „furs Haus" 1 Ort. 
1527/28 ist Paul Haug gestorben, aber Nicolaus Rott (wieder mit 

2 B.) dafiir neu eingetreten ; 1529/30 ebenso Jacob Rab ab, aber 
dafiir Alexander Rossnaiber (mit 2 Ort) neu. Herolt verschwindet an 
diesem Ort (seine Stadtpfriinde aufgegeben ?), w&hrend er sein Haus 
noch in der gewohnlichen Reihe in der Gelbinger Gasse versteuert. 
1531/32 ist der Status derselbe, so dass im Ganzen jetzt noch 
13 „Priester" aufgez&hlt sind. 1533/34 sind Hans Amman, Jorg 
Wolgemuet und Hans Ulrich Kupferschmid abgegangen, dafiir aber 
taucht Reinholt Hoffmann als „Pfaff (= evang. Geistlicher) auf 
und zwar ziemlich begiitert (mit 1 Ort 3 B.), also sichtlich ein 
Stadtkind. Peter Linhart aber zahlt nichts mehr fiirs Haus (ver- 
kauft?), dagegen tritt jetzt Brenz in der gewohnlichen Reihe in 
der Pfaffengassen (p. 2) mit 1 fl. Beet „von seiner Fraben gutt" 
ein. Die Liste der „Priester" im Ganzen (abgesehen von unsern 

3 Reformatoren) ist noch 11. 1535/36 betragt sie 1 mehr (12), 
da jetzt Conrad Gast mit (1 Ort), auch ein, dem Geschlechtsnamen 
nach wenigstens, aus der Brenz-Literatur bekannter Name (vgl. 
An. Br. p. 233 ff. den Brief Brenz' an Joh. Gast in Basel vom 

Nicolaus Vogelmann mit 2 Ort 5 B., Jac. Rab (1 Ort), Hans Kemrer 
mit 5 B. und Hs. Linhart mit 2 B., Tuman Gibelstat und Hans Amman 
(ohne Steuerbetreff) und endlich die je V 2 Sieden besitzenden Josef 
Feuerabend und Hans Plank (dieser steuert davon 1 fl. 3 Ort). 



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38 G m e 1 i n 

Sept. 1453), und Arnold Engel, einer der Kaplane von St. Katha- 
rina a. 1521, jetzt als „Pfaff" bezeichnet (etwa Diakonus an St 
Michael?) eingetreten sind, Reinolt Hoffmann aber ausgeschieden 
ist. Gar keine Aenderung 1539/40. 1541/42 ist Hans Kemrer 
abgegangen (f?), statt seiner treten Hans Rudolfs Kinder mit 
3 Ort 2 B. 3 H. ein und der Pfarrer von Zimmern bezahlt von 
seinem Hause 1 Ort 5 B. 3 H. Grossere Veranderung aber er- 
giebt sich in der folgenden Beet von 1543/44 unter der Rubrik 
„Pfaffen" ; hier sind Linhart Heuser wie Peter Linhart, aber auch 
Conrad Gast verschwunden (eben jetzt nach Basel gezogen ? cf. den 
vorhin citierten Brief Brenzens). Da dafur (ausser einer sonst 
unbekannten Marg. Meurerin mit 1 fl.) jetzt Mag. Jacob Grater 
eintritt (mit 2 B.), von dem wir sonst wissen, dass er seine hallisehe 
Wirksamkeit mit dem Pfarramt an St. Johann erSffnet hat, so ist 
wohl Conr. Gast als sein Vorg&nger dort zu betrachten. Endlich 
das Register von 1545/46 zeigt wis neben mancherlei Erhohung 
der Beet, so bei Jac. Grater statt 2 B. 2 Ort (jetzt verheiratet?) 
statt Alexander Rosenaibers der „Alexandrin Erben" und Josef, 
Feuerabend t> dafur aber Hans Muller Pfaff mit 1 Ort 3 B., Hans 
Schenk Pfarrers Kind mit 1 Ort und Mag. Jacob Krausshar mit 
ebensoviel. 

Die Veranderungen seit Brenz' Abgang sind nachher zu be- 
sprechen. Ueberblicken wir das Bisherige, so ist deutlich, dass, 
wenn auch eine Anzahl der Genannten als Gehilfen unserer Refor- 
matoren an St. Michael, dem Spital und St. Johann angestellt ge- 
wesen, andere etwa an der Schule verwendet worden sein m5gen, 
so doch immer noch in erster Linie ins Auge fallt die Reihe 
friiherer und auch jetzt noch immer unter diesera Titel weitergeftihr- 
ter „Priester". Sollten sich diese alle zur neuen Ordnung bekehrt 
liaben? Aeusserlich vielleicht schon, aber schwerlich innerlich. 
Und dann haben wir also eine Reihe von ihrer frtiheren Amtsein- 
kiinfte beraubten, nunmehr von ihren sonstigen Gutern neben einer 
wohl auch anzunehmenden bescheidenen Pension — die Beetbetrage 
derselben bleiben sich fast durchgehends gleich — lebenden Kleri- 
kern, die auch nach Einflihrung der Reformation in Hall unter der 
Maske von Anhangern derselben sitzen geblieben und nach und 
nach, aber nicht sonderlich rasch, abgestorben sind. Dann aber 
war das, wenn es sich auch ausserlich nicht weiter bemerklich 
machte, sicherlich ein Element, das insgeheim mehr den Wider- 
spruch gegen die neue Ordnung oder doch die Unzufriedenheit 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 39 

damit schttrte, als dass es die Begeisterung dafur vermehrte. Das 
aber konnte schwerlich ohne Einfluss auf den Wandel der Stimmung 
bleiben, den wir nachher zu konstatieren haben werden. 

Kehren wir nach diesem Exkurs zur Darlegung dieser Wand- 
lungen, wie sie sich im Rat beobachten lassen, zurttck, so fanden 
wir also 1522—1525 ein beide Teile zu seinem Recht kommen 
lassendes Schwanken, das aber im Unterschied von den vorher- 
gegangenen Jahren von 1517 an eher den Anhangern des alten 
als des neaen zu gute kam. Aber die charaktervolle Haltung von 
Brenz im Bauernkrieg konnte doch ihre Fruchte nicht verleugnen. 
Mehr noch musste die der neuen Bewegung so giinstige allgemeine 
Lage jetzt auch auf Hall in ausgesprochenerem Masse zuruckwirken. 
Und so stehen die Wahlen von 1526 sichtlich tinter einem giinsti- 
geren Stern. So kommen nun 3 der Reform geneigte Manner: 
Christof Haas, Wilhelm Seckel und Caspar Grater in den Rat und 
Brenz kann diesem den Entwurf seiner neuen Kirchenordnung von 
1526 uberreichen. Aber schon die n&chste Wahl von 1527 macht 
wieder einen andern Eindruck. Gabriel Senfft d. jiing. miisste, wenn 
er ein entschiedener Freund der neuen Bewegung gewesen ware, 
bei seinem Reichtum und Ansehen mehr in den Vordergrund der 
Geschichte getreten sein und Leonhard Manth ist einer der 1530 
Hinausgesetzten. Daneben ist auch auf Dietrich Plancks Erhohung 
zum Richter hinzuweisen. So erklart sich die schwache Haltung 
von Hall in Speyer 1529, auch wenn wir als einzigen oder Haupt- 
vertreter der Stadt einen so giinstigen Mann wie Anthoni Hoff- 
meister ansehen diirfen, durch die unentschiedene Stimmung im Rat 
selber, die es zu keiner ausgesprochen fortschrittlichen Instruktion 
an die Gesandten kommen liess 81 . 

Aber diese matte Haltung stand denn doch im Widerspruch 
mit dem besseren Gewissen der Btirgerschaft, welches die Vorwiirfe, 
an denen es von den bisherigen Gesinnungsgenossen nicht fehlte 
und denen ja auch Luther Ausdruck gegeben hat, als eine Schmach 
empfand, und so kommt es unter dem Druck dieser Stimmung nun 
ebeh von 1529 an zu einer energischeren Stromung fur Brenz, 
welche ihm in diesem und den nachstfolgenden Jahfren giinstigere 
Manner auf das Rathaus lieferte bezw. entschiedenere Widersacher 
von dort verdrangte und ausmerzte, so dass der Rat 1534 sich 
sogar dazu versteht, bei der Gunst der Lage den langjahrigen 

31 Leider ist von dieser Instruktion nirgends mehr eine Spur auf- 
zutreiben. Sachlich liegt die Sache klar genug. 



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•tO Gmelin 

Beschwerden von Brenz iiber Mangel an ganzem Ernst nachzugeben 
und durch Schliessung der Johanniterkirche ftir den alten Glauben 
diesem den letzten Unterschlupf, sich selbst aber auch damit die 
bisherige bequeme Entschuldigung vor dera Kaiser, dass man der 
alten Ordnung ihr Recht in Hall lasse, zu benehmen. Aber es ist, 
wie wenn der Rat glaubte mit dieserThat seinem Reformator nun 
auch wirklich genug und fast tibergenug gethan zu haben, und so 
auf 'der andern Seite wieder mehr entgegenkommen zu sollen. 
So kommt schon 1535 Reinhart Truchtelfinger wieder herein, und 
w&hrend das n&chste Jahr keinen Wechsel bringt, geht das uber- 
n&chste und die folgenden in dieser Richtung weiter : 1537 kommt 
Gilg Senfft herein, der 1541 nach dem hohenlohischen Ingelfingen, 
schwerlich weil man ihm in Hall in evangelischer Richtung zu weit 
ging, sondern eher umgekehrt, auswandert, und vollends 1538, im 
gleichen Jahr, wo Hall mit Heilbronn in den Schraalkaldischen 
Bund tritt, wird Mich. Planck zum Richter erhoht und kommt gar 
mit Conrad Feyerabend der alte Volck v. Rossdorf wieder herein, 
neben ihm zugleich als Ankiindigung einer neuen Zeit der junge 
Philipp Biischler. Mit andern Worten: seit 1535 haben wir eine 
Art Reaktion gegen den Reformeifer der letzten 6 Jahre. Nicht 
dass es zu einem deutlichen Gegenschlag gekommen w&re: aber 
man hort doch wieder eher auf die Gegenseite. Mochte dazu die 
wirtschaftliche Schadigung, die Hall durch den Abzug der letzten 
Altgl&ubigen (so 1534 Auszug von Heinrich Spiess 32 ) erlitt, viel- 
leicht auch der genussfrohe Zug, der durch die guten Weinernten 
der 30er Jahre befordert wurde und mit dem der sittliche Ernst 
von Brenz Reformtiichtigkeit mit seinem Feldzug gegen die unserer 
Bevolkerung ans Herz gewachsenen Kirchweihen und T&nze dop- 

s - Dieser ist ja nur das auffalligst durch die Chroniken bekannte 
Beispiel dadurch motivierter Auswanderung. Dass auch der Wegzug 
Ludwig v. Mor steins nach Neuen stein, Gilg Senfft* s nach Ingelfingen 
mit dem Widerwillen gegen die neue Aera zusammenhangt, ist von 
Hause aus wahrscheinlich und durch die Nachricht der Grater'schen 
Widman-Chronik, dass auch der fruhere Schultheiss Engelhard v. Mor- 
stein bei seinem Abscheiden a. 1528 sich von einem der papstlichen 
Messpriester von St. Johann mit den Sterbsakramenten versehen liess, 
noch naher gelegt. Uebrigens fehlt es auch sonst nicht an Spuren von 
Auswanderungen , die durch den Gegensatz gegen die herrschende 
Richtung beeinflusst sein mochten; so wird Montag nach Phil. u. Jac 
1541 Peter Feyerabend Steffans S. sein altvaterliches Gut mit 130 fL 5 B. 
hinausgelassen (soil es auf Weihnachten vernachsteuern). Zahlreicher 
noch werden diese Abzuge dann allerdings in der Interimszeit. 



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Hall ini Reformation s-Jahrhundert. 41 

pelt kontrastierte, beitragen: das Merkwiirdigste bleibt doch das 
akkurate ZusainmentrefFen mit der seit 1535 iramer h&ufigeren 
Abwesenheit unseres Brenz, so namentlich ins Wirterabergische 
noch im Herbst dieses Jahrs zur Begutachtung des mit der Riick- 
kehr Herzog Ulrichs gegebenen neueu Reformentwurfs, dann 1537 
bis 38 zur Reform der Tiibinger Hochschule, vorher und nachher 
zu den reformationsgeschichtlichen Konferenzen in Schmalkalden, 
Hagenau, Worms usw. Es ist, wie wenn nur sein Wachterauge 
fehlen diirfte, damit der alte Schlendrian sich wieder hervorwagte, 
wovon wir ein Vorspiel ja schon in dem Gebahren seiner Haller 
w&hrend seiner Abwesenheit auf dem Augsburger Reichstag be- 
sitzen, das Brenz zur Aussprache seiner ernstlichen Missbilligung 
in dem Brief an Tsenmann vom 15. Juli 1530 veranlasste. Eines 
ist deutlich: der Eifer ist abgekiihlt. So erfolgt eine Aussohnung 
mit den fruher Ausgestossenen, wohl urn so leichter zu vollziehen, 
als auch diese sich l&ngst in die neue Situation, die durch den 
Beitritt zum Schmalkaldischen Bund dann doppelt gefestigt schien, 
gefunden haben werden. Gar zu prinzipiell solche Fragen zu be- 
handeln ware nicht h&llisch gewesen. Viel eher verlangte das 
h&llische Prinzip, so reiche Mitburger wie den alten Rossdorf oder 
sonst angesehene und tiichtige wie R. Truchtelfinger und Contz 
Feyerabend nicht bleibend vor den Kopf zu stossen, und so holt 
man sie wieder herein, auf die Gefahr hin, der reaktion&reu 
Stromung insgeheim eine neue Unterlage zu verschaifen. Auch 
die endgiltige Annahme der reformatorischen Einrichtungen durch 
die Kirchenordnuug von 1543 und die Neubestellung von Brenz 
bedeuten da keine Gegeninstanz. Vielmehr wird gleich 1544 mit 
Mich. Seyboth ein weiterer alter Widersacher wieder hineingewahlt. 
Im Schmalkaldischen Krieg, der von den siiddeutschen Stadten mit 
grosser HofFnungsseligkeit begonnen wurde, rafft sich dann Hall 
wohl noch einmal auf zu energisch protestantischem Mitthun und 
vielleicht steht damit die Wieder entfernung des alten Rossdorf in 
Zusammenhang. Jedenfalls ist die militarisch - politische Haltung 
in Erfullung der bundesgenossenschaftlichen Pflichten tadellos, und 
auch die Ruckberufung von Brenz im Jan. 1547, nachdem dieser 
wahrend der Anwesenheit des kaiserlichen Siegers im Dez. 1546 
in Hall zum erstenmal hatte empfinden miissen, wie vereinsamt er 
doch in dieser Stadt stand, ist anerkennenswert. Aber wie dann 
Brenz zum zweitenmal, durch Philipp Biischler rechtzeitig gewarnt, 
fliichten muss und Hall zur Strafe fiir sein Entweichen 12 Kom- 

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42 G m e 1 i n 

pagnien Spanier ins Quartier bekommen hat, da dankt der Rat 
nicht bloss aufrichtig fur das Angebot von Brenz zu abermaliger 
Ruckkehr, sondern raehr noch gewinnt man aus dem nachherigen 
ganzen Gebahren den Eindruck, dass man froh war, ihn los zu sein. 
Was jetzt noch gilt, das ist allein der von Brenz selbst in 
gewissem Sinn seinen in dieser Hinsicht von Hause aus sehr ge- 
lelirigen hallischen Schulern mannigfach vorgemachte, aber in diesem 
Augenblick in grossartiger Weise hinter sich gelassene politische 
Sinn: die Rucksichtnahme auf die ausserlich uberlegenen Machte, 
die nunmehr, damit den Kirchen der Reformation auch die Feuer- 
taufe nicht erspart bliebe, das Feld beherrschen. So wird, nach- 
dem schon 1547 allem nach Philipp Biischler, wohl mit 
Rucksicht auf die ihm als wiederholtem Gastgeber von Kaiser Karl V. 
erzeigte Gunst 33 zum Stattmeister erwahlt worden ist, von 1548 
an der eben in der delikaten Sendung von Augsburg nach Hall 
im Gefolge des spanischen Kommissars, urn Brenz zu verhaften, 
eigenttimlich erprobte Leonhard Feuchter an das Ruder 
des Staatsschiffs berufen, der in der Kunst, den Mantel nach dem 
Winde zu hangen, alien Spuren nach auch einem Biischler (viel- 
leicht als Wirtssohn) noch iiberlegen gewesen ist und so fttr eine 
politisch empflndende Bevolkerung in dieser gefiihrlichen Zeit als 
der geborene Fiihrer erschien. Damit erklart sich nicht bloss die, 
bei alien Entschuldigungsgrunden im Ganzen doch wenig riihmliche 
endgiltige Verabschiedung von Brenz, sondern auch das, was den 
Rat betrifft, noch unruhmlichere Verhalten der Stadt im allgemeinen 
im folgenden Jahrzehnt, in der Interimszeit. 

38 Diese mochte jetzt schwerer ins Gewicht fallen als die Freund- 
schaft zu Brenz. Philipp B. ist ja wegen des bekannten Zettels an diesen 
oft als ein besonders naher Vertrauter von Brenz behandelt worden. 
Aber das ist damit doch noch nicht bewiesen, sondern neben einer 
allgemeinen Menschenfreundlichkeit nur eine gewisse Gewandtheit in 
Erfassung und Verwertung der Situation. Uebrigens, wenn er that- 
sachlich das regierende Stattmeisteramt dieses Jahres (Jacobi 1547—48) 
bekleidete, so war er als das geschaftsfiihrende Haupt des Rats auch 
besser als ein anderer in der Lage, eine solche Warnung ergehen zu 
lassen, wozu er dann schwerlich den Umweg uber Isenmann wahlte, 
da Brenz des Stattmeisters Handschrift kennen mochte. Uebrigens 
spricht allerdings seine nachherige Zuriicksetzung im „Hasenrat" doch 
daftir, dass Phil. B. im Vergleich mit Leonhard Feuchter nicht bloss als 
der weniger politische Teil, sondern auch hinsichtlich der Freundschaft 
mit Brenz, die jetzt keine Empfehlung war, fur verdachtiger gait (Dies 
zur Berichtigung meiner Satze in den Bl. f. w. K.-G.) 



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Hall im Reforniations-Jakrhundert. 48 

Diese fullt in der hallischen Geschichte die n&chsten 11 Jahre, 
1548 — 59, aus. Es ist das eine auffallend lange Zeit, wenn man 
daran denkt, dass in den meisten evangelischen Territorien sonst 
das Interim spatestens mit dem Augsburger Religionsfrieden, 1555, 
wo nicht schon mit dem Passauer Vertrag a. 1552 zu Grabe ge- 
tragen wurde, nachdein sich in nicht wenigen, kaum dass es ein- 
gefiihrt worden war, die Durchflihrung als eine reine Unmoglichkeit 
erwiesen hatte. Und dazu hat eben unser Hall ja mit der Durch- 
locherung, wie wir nachher sehen werden, schon im Jahre 1549 
den Anfang der Interimsaufhebung gemacht. Wenn es trotzdem 
erst ein Jahrzehnt spater zur endgiltigen Aufhebung gekommen 
ist, so ist dies der schlagendste Beweis fur den nachhaltigen Ein- 
druck, den die Erfahrungen von 1548 mit dem spanischen Besuch 
und der hinter der „Begnadigung a Karls V. hintendrein hinkenden 
und diese erst ins rechte Licht setzenden unverhaltnismassigen 
Kriegskostenauflage von 60 000 fl. hier in den Gemiitern hinter- 
lassen batten. Und naturgemass lastete dieser Eindruck am starksten 
auf der verantwortlichen Obrigkeit, dem st&dtischen Rat und dessen 
Kreisen, auf die in dieser Zeit, wie es so geht, der Unverstand 
der gewohnlichen Menge die Schuld an dieser schweren Einbusse 
allemal geschoben ha ben wird. Kein Wunder, wenn wir diesen 
Rat, trotz der relativ geringen Personalveranderung von 1549—51 
— nach unserer obigen Liste wechselten in diesen 3 Jahren nur 
7 = y 4 der Ratsmitglieder — jetzt eine gegen friiher so wesent- 
lich verschiedene Haltung einnehmen sehen: wahrend er friiher, 
wenn auch von Brenz geschoben, bei der Einfiihrung der Refor- 
mation sich als leitende Spitze der Burgerschaft behauptet hatte, 
wird er nunmehr umgekehrt der Hemmschuh derselben, das eigent- 
lich retardierende Element. Nur aber nicht in gleichmassiger 
Weise, sondern in sehr verschiedener Abstufung, die sich nicht 
bloss nach den allgemein politischen Ereignissen dieses Jahrzehnts, 
sondern deutlicher noch nach den Vorgangen im Rat selber richten. 
Urn so mehr wird unser Augenmerk auf diesen auch bei den im 
engeren Sinn kirchlichen Vorgangen fortwahrend gerichtet bleiben 
mussen. Was sehen wir da? 

Zunachst ist in den Jahren bis 1551 in der Zeit des alten 
Rats trotz aller angstlich-vorsichtigen Zuriickhaltung doch ein g e- 
w i s s e s W o h 1 w o 1 1 e n fur die evangelische Sache unverkenn- 
bar. Doch lastet der Eindruck der schweren Busse fur die Hal- 
tung im Schmalkaldischen Krieg zu ubermassig auf der verantwort- 



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44 G m e 1 i n 

lichen Stelle, als dass wir nicht den Wunsch zu begreifen vermochten, 
wo moglich mit der ganzen kirchlichen Sache fernerhin unbehelligt 
zu bleiben. So fasst sich denn die Gesamttaktik der BehSrde dahin 
zusammen : laufen lassen, was lauft. Es lief aber jetzt furs 
erste u m bei sehr vielen in der Stadt der Groll gegen Brenz und 
seine Genossen, dass sie Hall diese Suppe eingebrockt hatten, und 
e i n eine Reibe von Erlassen, denen in dieser Stimmung urn so wider- 
spruchsloser gehorcht wurde. So als erster das kaiserliche Edikt 
vom 7. Juli 1548, das die Einfuhrung des Interims unter sehr 
deutlichen Winken fur den Fall der Nichtbeachtung befahl, und 
wogegen so nichts zu machen war, als folgen. Hiezu aber hiess es, 
da Brenz und seine Gefahrten, nicht bloss Isenraann und Michael 
Grater, sondern auch Jacob Grater an St. Johann und der sonst- 
wo angestellte M. Joh. Hofmann, sich lieber, ob auch erst nach 
manchem Schwanken 84 , aufkiindigen liessen, als dass sie sich dem 
Interim fugten, erst die notigen Manner finden, die sich zu solchem 
Posten hergaben. Das war offenbar nicht so leicht, da auch die 
ehrlichen Katholiken sich fur eine derartige Zwitterstellung, eine 
von den Verfechtern des alten Glaubens kaum minder als denen 
des neuen angefochtene Halbheit, bedankten. Man musste ziemlich 
weit herumsuchen, bis man die fur eine Stadt wie Hall einiger- 
massen geniigend reputierlichen Manner auftrieb, und so erklart 
sich, dass nach dem Eintrag im Kapitelbuch es Friihjahr 1549 
wurde, bis, am Sonntag Judica, genau 25 Jahre nach der ersten 
Abschaffung der Messe und der einseitigeu Austeilung des Abend- 
mahls, die Vermischung der Messe mit der richtigen beiderseitigen 
Austeilung, die fur das Interim ja kennzeichnend ist, wiader an- 
ftng, und zwar durch die dazu gemieteten Priester Arnold Figulus 
und Joh. Lindan von Mosbach daher „Mosbacher tt genannt Die 
andern uns vom hallischen Interim bekannten Namen tauchen sogar 
erst sp&ter auf. 

Aber auch von den kirchlichen Instanzen der Gegenseite lief 
jetzt wieder ein Erlass um den andern ein. So erging von Wiirz- 
burg in voller Wiedergeltendraachung seiner einstigen Jurisdiktion 



:u Das beweist der vorerwahnte Brief Brenz* aus Basel vom 20. Dez., 
mit der Mahnung zur Treue gegen Christum im Gegensatz zum Interim, 
der, ob wirklich Isenmann der Adressat war oder nicht — wir mochten 
dem Kapitelbuch hier doch Glauben schenken — jedenfalls an einen hall. 
Kollegen von Brenz, abgesehen von dem im Brief genannten M. Grater, 
gerichtet war. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 45 

noch im Herbst 1548 eine Einladung an die hallische Kapitels- 
geistlichkeit, sich bei der demnachst Montag nach Martini statt- 
findenden Sprengelsynode durch Delegierte einzufinden, wogegen 
die reformatorisch gesinnte hallische Landgeistlichkeit unter Fuh- 
rung des Pfarrers Herolt in Reinsberg, 10 Mann hoch 35 , umsonst 
die Intercession des Rats anrief, da sie gehort hatten, dass es bei 
der Wiirzburger Synode nur auf vollige Unterdruckung der nicht 
p&pstlich approbierten Ordnung einschliesslich der Interiinszuge- 
standnisse abgesehen sei, was auch durchaus zutraf. Da der Rat 
keinen Finger riihrte, so standen die Vertreter des hallischen Ka- 
pitels in Wurzburg wehrlos da und mussten sich wie raudige Schafe 
vor der versammelten Synode „weil als abtrunnige Glieder der 
Kirche und als verbannte und vermaledeite Leute" behandeln 
lassen, wie sie spater anl£sslich der Zehntforderung des Bischofs 
von 1554 dem Rat klagen. Aber auch Komburg erinnerte sich 
mit einem Male seiner ehemaligen Patronatsrechte uber hallische 
Pfriinden wieder. Den Beleg liefern noch etliche Urkunden der 
Pfarr-Registratur Steinbach, die aus der ritterstiftischen Kanzlei 
herriihren, in denen Komburg aufs neue Pfriinden h&llischer Kirchen 
verleiht, von denen wir seit Jahrzehnten nichts mehr gehort haben. 
So erhalt noch 1548 Victor Corvus Sebastiani C. (etwa identisch 
oder doch jedenfalls verwandt mit dem in unserm Beetreg. bis 
1534 vorkommenden Jacob Rab) die St. Georgs-Pfriinde in der 
Schuppach-Kirche von Dechant Bernard v. Schwalbach gegen das 
Versprechen, diesem „treu und hold" zu sein. Gegen dasselbe 
Versprechen ward unter dem 28. Okt . 1549 Jacob Schletz mit der 
PMnde Unsrer 1. Frau von der im vorigen Jahrhundert St. Michael 
inkorporierten Feldner-Kapelle belehnt, wahrend den St. Leonhards- 
altar aus derselben Kapelle noch am Samstag nach Kreuzerhohung 
1551 Achilles Jacob Widman (des Chronisten Sohn und Sanger der 
fragwiirdigen Thaten Peter des Leuen, wohl gleich diesem ein lockerer 
Vogel) erhielt und zwar nunmehr schon von dem Nachfolger Ber- 
nards von Schwalbach, dem Dechanten Erasmus Neustetter gen. 
Sturmer, der zugleich Domherr in Wurzburg war. Entsprechend 
zeigen die Beetreg. der nachsten Jahre die Spuren der gemischten 
Geistlichkeit, die nunmehr in Hall haust oder doch begiitert war. 
So finden wir 1549/50 neben dem eben erwahnten Seb. Cortius 
oder Corvus, bei dem aber an den Rand vermerkt steht „nit a , 



Die Namen derselben s. HaU. Gesch. p. 789. 



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46 G m e 1 i n 

nachtr&glich eingeschoben den Priester Schuchhans mit 1 fl., auch 
einen Joachim Hornung mit 2 B., sonst aber durchweg die friiheren : 
M. Jac. Grater mit 2 Ort, Jorg Widman mit 2 B., Nic. Yogel- 
mann's Kinder mit 5 B., Leonhart Feyerobet mit 1 fl. 1 Ort; von 
1551 an auf 1 fl. 2 Ort gestiegen; die letztgenannten 3 alle noch 
vom alten Klerus herstammend. Leonhard Feyerabend, der in den 
Urknnden schon seit Mitte der 30er Jahre als Prasenznieister fur 
St. Michael erscheint, horen wir nun auffallenderweise zugleich als 
Kaplan des Anna-Altars in St. Michael bezeichnet. Er hat sich 
wohl nunmehr seinen alten Besitztitel damit wieder gesichert, 
1556 muss er gestorben sein, da nach einer weiteren Komburger 
Urkunde der Steinbacher Registratur im Nov. d. J. St&ttmeister 
und Rat gegen Dechant und Kapitel von Komburg tiber Ernennung 
zum Anna-Altar urkunden. Auch die andern in den letzten Re- 
gistern genannten, von denen wir keinen weiteren Aufschluss 
geben konnten: Hans Miiller, Hans Schenk's Kinder und M. Jac. 
Krausshar, begegnen uns noch bis 1553/54, Margarethe Meurerin 
wenigstens noch 1549/50. Neu ist in dieser Beet Hieronymus 
Schnurlin (etwa an Stelle des abgegangenen Nic. RottP). Daraus 
dass wir M. Jac. Grater noch in diesem Jahr begegnet sind, ist 
naturlich nicht zn schliessen, dass er noch 1549 noch eine Weile 
im Amt geblieben ware. Denn er begegnet uns in der Beet noch 
bis zuletzt (1553/54), neben nicht nur M. Hans Hoffmann, von dem 
doch bekannt ist, dass er durch das Interim als Pfarrer nach 
Ober-Riexingen im Herzogtum Wirtemberg verschlagen worden 
ist (fruher Diakonus in Hall ? oder, wahrscheinlicher, an der Schule 
angestellt ?), sondern auch neben Brenz und Eisenmenger (Isenmann), 
fiber deren Abzug ja kein Zweifel ist. Es entschied ja tiber die 
Aufnahme ins Beetregister eben das Vermogen, nicht das person- 
liche Dasein. Aber doch lassen sich auch aus ersterem manche 
Schliisse Ziehen. Und so mag es fur manchen von Wert sein zu 
erfahren, dass in den Beetreg. von 1551/2 ff. ausser den vorhin 
genannten noch figurieren Hans Conrad's Kinder, Melchior Wetzel 
„Pfaff a mit 1 Ort, Hans Werner (mit 1 Ort), Bonifacius Grater 
(mit 2 Ort), Hs. Schmidt's Kinder (3 Ort), Joh. Blintzig (2 B.), 
Jorg Ebenreich (ohne Steuerbetreff ) und J5rg Wohlgemuet's Kinder 
mit 3 B. 1553/54, wo Arnold Engel und Hans Rudolfs Kinder 
verschwunden sind, trat dafur ein Melchior Hornung Priester mit 
2 B. und Conrad Gast's Tochter Johanna mit 4 B. 

Von diesen verdient besondere Aufmerksamkeit Bonif. "Grater : 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 47 

seit 1548 an Stelle des „ob neglegentiam et scelera" abgesetzten 
Wolfgang Kuhn nach Michelfeld berufen haben wir ihn hier die 
Bittschrift an den Rat gegen Wiirzburg unterschreiben sehen. 
Spater aber ist er von dort verschwunden. 1st das Auftreten im 
Beetreg. von 1551 an etwa ein Wink dafiir, dass er, von seinem 
Patron dem Wurzburger Kapitel abgesetzt, nunmebr nach Hall zog 
und sich dortGliter erwarb? 1556 finden wir einen andern Pfarrer 
(Schleier) in Michelfeld, das iibrigens von 1553—59 audi mit der 
Obley Steinkirchen an Hohenlohe verpfandet war. 

Deutliche Berichte iiber die Interimszeit haben wir nur durch 
das Kapitelbnch. Das meldet denn zunachst fur 1549 auf Diens- 
tag nach Quasiraodogeniti, dem herkommlichen Termin, eine Ver- 
sammlung des Hallischen Kapitels, soweit die Heg reichte, auf Be- 
fehl des Rats, zur Einfuhrung der neuen Interimsordnung, die ja 
seit nunmehr 3 Wochen (Judica) in der Stadt fest eingefiihrt war. 
Die Versamralung wurde durch den hallischen Sjndicus Widman (des 
Chronisten alteren, Brenz wohl geneigten Sohn) zur Beobachtung 
des Interims und Wiederherstellung des Kapitels zur Erhaltung 
seiner Privilegien ermahnt, worauf zum Dekan Herolt von Reins- 
berg erwahlt wurde, da von der Stadtgeistlichkeit, die iibrigens 
wohl erst im Laufe des Sommers (durch Berufung des Leonhard 
Werner von Waiblingen zum Prediger und des Job. Marstaller 
von Forchheim in Franken) vervollstandigt wurde, niemand zu 
diesem Respektsposten zu brauchen war. Extra bemerkt wird, 
dass die zur Zeit noch in Hall anwesenden alten Geistlichen Isen- 
mann, Michael Grater, Jacob Grater und M. Joh. Hofmann, der 
langst im Wirtembergischen angestellt „perinde turn exulabat", nicht 
zum Kapitel eingeladen wurden, dass aber wenigstens gegen ihre 
Teilnahme am Mahl der Rat nichts einzuwenden hatte, wenn er 
auch die Einladung dazu den andern tiberliess. 

Das Kapitel war nun wohl notdiirftig wieder hergestellt, da- 
mit aber nicht auch die kirchliche Ordnung. Ja diese scheint eher 
noch weiter geschwunden zu sein, da der Rat glaubte, nun vollends 
sich von den kirchlichen Dingen zuriickziehen zu dtirfen. So blie- 
ben sowohl die fruher durch Ratsfursorge, auf Antrieb von Brenz 
mit Prediger- Vikaren versehenen Filialkirchen von Westheim, Rieden, 
Sanzenbach, Bibersfeld als die dem Rat zustehenden stadtischen 
Pfarrstellen im Spital und Unterlimpurg unbesetzt. Schlimmer noch 
ging es mit der Gottesdienstordnung, die in der Stadt ganzlich 
in Zerfall kam. Weder von einer Jugendunterweisung durch Kate- 



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48 G m e 1 i n 

chisation noch von einer Abend- oder Fruhpredigt war mehr die 
Rede. An Stelle lezterer trat die Messe. Die Interimspriester 
machten es sich bequem in ihrer Kirche und waren dafur um so 
reichlicher in den Wirtsh&usern nnd Kramladen zu finden, wo das 
Schimpfen uber Brenz und dessen Genossen einen unerschopflichen 
StofF lieferte. Und, wie das Kapitelbuch beinerkt, waren sie damit 
erst noch „den gemeinen und gottlosen Leuten", die offenbar furs 
erste die Oberhand hatten, willkommen. 

Aber auf solche Elemente lasst sich nichts Neues stiitzen. 
Eben diese elende Art von Nachfolgerschaft stach doch zu sehr 
ab von dera Besseren, was man von Brenz und seinen Genossen 
gewohnt war, und musste so die Reaktion der Besseren wecken. 
Die „Besseren a waren aber nun wieder einmal nicht die Oberen, 
der in vorsichtiger Zuriickhaltung aufgehende Rat und seine Kreise, 
sondern vielmehr die Bewohner des &rmsten und so verachtetsten 
Stadtteils Jenhalb Kochens", von St. Katharina. Die riihrte 
der Anblick ihres alten Seelsorgers Michael Grater, als dieser nach 
seiner (erst provisoi ischen ?) Anstellung iin Wirtembergischen im 
Somraer 1549 hieher kam, um endgiltig seinen Haushalt aufzulflsen, 
d. h. teils zu verkaufen, teils mitzunehmen, so sehr, dass sie in 
Scharen, naturlich voran die Weiber, den Rat bestiirmten, ihnen 
ihren alten treuen Hirten wieder zuriickzugeben. Und was nun 
doch auffallig ist, der Rat giebt diesem Volksbegehren nach, so 
sehr ihm eine derartige Willfahrigkeit dnrch Mich. Grater erschwert 
wird, der aber in gar nichts sich mit dem Interim einlassen will, 
hochstens dass er schliesslich zugiebt, neben sich als stumme Figur 
einen Interimspriester im weissen Messgewand zu dulden. Das 
lasst sich doch wohl nur als ein Symptom des inwendigen Wohl- 
wollens, der ehrlichen, aber sich nur nicht recht heraus wagenden, 
Hochachtung und Zuneiguug zu seinen alten Geistlichen verstehen, 
die den alten Rat in seiner Majoritat immer noch beherrschte. 
Sollte aber nicht ein guter Teil dieser Willfahrigkeit audi dem 
Umstand zuzuschreiben sein, dass jetzt, von Jakobi 1549 an, 
Philipp Buschler, der gegen Brenz doch immer wohlwollend gesinnte, 
zum regierenden Stattmeister avanciert war statt des, wie es . 
scheint, das Haupt der diplomatisch kaltsinnigen Gegenseite bilden- 
den Leonhard Feuchter? Ja, falls nicht schon 1547 Philipp 
Buschler obeuan gelangt war 36 — auf der Richterbank sitzt 

36 Als sichere Thatsache lasst sich ja meine Vermutung, dass 
Philipp Buschler schon 1547 zum Stattmeister gewahlt worden ist, vor 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 49 

auch jetzt der alte Conrad Biischler noch als dritter hinter Phil. 
Biischler und dem vorigen St&ttmeister L. Feucbter — haben wir 
dann nicht schon in seiner jetzigen Erw&hlung ein erstes Symptom 
von dem allm&hlichen Wiederumschlag der Stimmung zu Gunsten 
der reformatorischen Sache zu sehen, der ja auch anderw&rts, 
nachdem der erste Schreck der Niederlage im Schmalkaldischen 
Krieg verflogen war, vielfach zu konstatieren ist? 

Um so mehr sollte man denken, dass, wenn doch nur die 
Riicksicht auf die herrschenden Milch te schon 1549 das Wohlwollen 
fur die Gegenseite in Schranken hielt, der klagliche Zusammenbruch 
dieser scheinbaren Allmachtsstellung vor Moritz von Sachsen drei 
Jahre spater nun vollends das Interim rettungslos in der Versen- 
kung hatte verschwinden lassen miissen. Statt dessen steht es 
hier selbst nach 1552 noch 7 Jahre, ob auch mit immer mehr 
bestrittenem Terrain, in Geltung. Wie kam das? Das ist die 
Schuld des Hemmnisses, das Karl V. in seiner weitschauenden 
Weise, ob auch von anderwarts dazu angeregt 37 , noch vor dem 
Zusammenbruch seines Systems der wachsenden Opposition gegen 
seine Schopfung zu bereiten gewusst hatte, indem er sein Tcirchen- 
politisches Produkt, das Interim, das mit kirchlichen Mitteln allein 
nicht aufrecht zu erhalten schien, durch politische Kriicken stiitzte : 
durch Aenderung der politischen Verfassung auf dem Wege der 
Beiseiteschiebung des demokratisch-zunftigen Regiments in den von 
ihm zunachst abhangigen Reichsstadten und des Ersatzes durch 
aristokratische Geschlechterherrschaften. Dies der Sinn des soge- 
nannten „Hasenrats a , der thats&chlich in nicht wenigen der be- 
deutendsten Reichsstadte wie Augsburg, Ulm, aber auch in Esslingen, 
Biberach, Dinkelsbiihl und zum Teil wenigstens in Heilbronn die 
kirchlichen Schopfungen der Interimsreaktion weit iiberdauert und 
dabei vielfach die katholische Kirche an Orten, wo sie endgiiltig 
verdrangt schien, wenigstens in eine teilweise Mitherrschaft wieder 
eingesetzt hat. Denn mit sehr richtigem Takt erkannte Karl bezw. 
sein Ratgeber den so oft nnnotig geleugneten inneren Zusammen- 
hang der kirchlich-reformatorischen Bewegung mit den seit zwei 
Jahrhunderten angekiindigten, aber erst im Anfang des 16. Jahr- 

Auffindung eines urkundlichen Beweises nicht betrachten, zumal ange- 
sichts der Ueberein9timmung der chronikalischen Quellen in dem Titel 
, f Ratsherr", den sie dem Retter von Brenz a. 1548 erteilen. 

" Nach Stalin W. G. IV, 473 drangen namentlich die Augsburger 
Geschlechter in leidenschaftlicher Schrift auf solche Aenderungen. 

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50 G m e 1 i n 

hunderts zu radikalerem Durchbruch gekommenen Emanzipations- 
bestrebungen der unteren Stande, kurz gesagt den demokratischen 
Grundzug der Reformation, wogegen nach Art der alloopathischen 
Kuren das sicherste Rezept schien Restauration der abgegangenen 
oder im Abgang befindlichen aristokratischen Geschlechterherr- 
schaften der friiheren Zeit. Nur dass eine solche Restauration 
hier in Hall schwerer halten wollte als anderswo, weil infolge der 
Verfassungsstreitigkeit von 1509 ff. und der diesen Anstoss fort- 
setzenden Reformation hier das nicht so zahlreiche altadelige 
Element auf wenige Ueberreste zusammengeschmolzen war, die 
allein nicht mehr Manns genug waren, den andern die Spitze zu 
bieten. Immer iiberrascht es genug, dass sie das schon 1549 so 
stark abbrockelnde Interimsgeb&ude tiber 1552 hinaus noch 7 Jahre 
lang, ob auch am Ende mit starken Zugestandnissen an die 
Stromung der Zeit, vor dem volligen Zusammenbruch zu bewahren 
vermochten. Das setzt in der Wahl der Formen wie der dazu 
benutzten Personen immerhin einiges Geschick voraus. Beiderlei 
Fragen haben wir so unsere besondere Aufmerksamkeit zu schenken. 
Zum GliiGk sind wir durch das in der Einleitung genannte Extrakt 
aus dem Wahl- oder Burgerbuch (in der „Ausgeberstuben tt ) in den 
Stand gesetzt, nach beiderlei Richtung hin noch genauer zu sehen, 
als mir dies fur die B Hall. Gesch." moglich war. Hier war ich auf 
das Ratsprotokoll, das von 1550—59 eine Lticke zeigt, und das 
Freiheitenbuch angewiesen, das nur die Bestimmungen bei der 
Wiederaufhebung des „Hasenrats a anfuhrt, von wo dann ruck- 
warts zu schliessen war. Zum Gltick erhalten diese Schliisse durch 
unsere genaueren Berichte in allem Wesentlichen ihre Bestatigung. 
Was zun&chst die Bestimmungen tiber die Zusammen- 
s e t z u n g des neuen Rats betrifft, der durch den gewohnlichen 
Kommissar Karls V. den kaiserlichen Rat Heinrich Haas v. Lauffen, 
President in Luxemburg, wie andern St&dten so auch Hall, hier in 
Verbindung mit Wolf v. Vellberg, dem Vertreter des letzten be- 
deutenderen Adelsgeschlechts der h&llischen Landschaft, das mit 
dem hallischen Stadtadel seit Jahrhunderten in naherer Fiihlung 
stand und einst selbst dazu gehort hatte, einfach aufoktroiert wurde 
und zwar nach dem genannten Extrakt am 9. Jan. 1552 b8 , so 

™ In meiner „Hall. Gesch." steht als Datum der 9. Febr. (durch 
Versehen ?). Damit schien zu stimmen, dass fiir den Besuch des Hasen- 
rats in Esslingen der 15. Jan., in Gmiind der 17. (doch mit unsicherem 
Schwanken), fiir Aalen der 24. Jan. genannt wird. Aber die Wahr- 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 51 

entsprechen dieselben durchaus den auch sonst beim Hasenrat be- 
liebten Grunds&tzen. Das Wesentliche da von ist folgendes : 1) Ver- 
ringerung des bisherigen 26gliedrigen Rats auf kunftig nur 17 
Teilnehmer des eigentlichen oder „kleinen Rats a . 2) Neben diesem 
kleinen sollten noch 15 andere den „grossen Rat" bilden, der aber 
g&nzlich von jenem abhangig und jenem pflichtig gedacht, eigent- 
lich nur zur Gewinnung der fur die verschiedenen Aemter nStigen 
Personen neben dem kleinen noch beibehalten wurde. So sollte 
zuraal das „Einigungsgericht a , eine Art Untergericht flir die Stadt, 
das in Naehbildung des einstigen, die Grundlage unserer Stadte- 
verfassungen bildenden Marktgerichts es wesentlich mit Tausch- 
und KaufMndeln zu thun hatte, kiinftig sonst aus dem grossen 
Rat gebildet werden, nur dass einer vom Kleinen dabei sein musste. 
Fur peinliche Sachen, die dem Kleinen Rat (den bisherigen zwolf 
Richtern ?) blieben, gait ebenso dann die Bestimmung, dass immer 
einer aus den Geheimen dazu beigezogen werden musste. 3) Diese 
„G e h e i m e n" in der bisherigen Zahl von 5, daher nach wie vor 
„Funfer", sollten kunftig die so gut wie unumschrankte oberste 
Regierungsgewalt besitzen, indein sie diese lebenslanglich 
behalten sollten. 4) Lediglich zu deren Exekutivorganen waren 
die „Stattmeister a bestimmt, deren es nun j&hrlich 3 sein sollten, 
jeder 4 Monate lang fungierend: Der 1. von Hilarii (13. Jan.) bis 
Philippi und Jacobi, der 2. von da bis Egidii (1. Sept.), der 3. daun 
wieder bis Hilarii. 5) Als Wahltermin ward kunftig eben Hilarii, 
1 — 2 Tage vor oder nach, statt bisher Maria Magdalena, festge- 
setzt und zwar sollte 6) folgender Modus eingehalten werden: in- 
dem beide Rate, und zwar jeder in besonderem Lokal, auf dem 
Rathaus zusammentraten, sollte zun&chst der Kleine Rat je 2 Wahl- 
herrn aus den Geheimen und zwei weitere aus dem Kleinen Rat 
bestimmen und diese 4 dem Grossen Rat anzeigen, der dann noch 
das grossartige Recht besass, zu diesen hin noch einen 5. Namen 
und zwar — nicht aus sich, sondern wieder — aus dem Kleinen 
Rat zu kiesen. Diese 5 sollten, falls noch 2 von den Geheimen 

scheinlichkeit spricht doch fur den umgekehrten Weg, von Hall (iiber 
Heilbronn 13. Jan.?) nach Esslingen und dann an jene anderen Orte, 
einmal weil in unserem Extrakt der 9. Jan. (als 3. nach dem Dreikonigs- 
tag) so bestimmt genannt wird und dann wegen des Termins der 
Ratswahl auf Hilarii, was wohl eben als nachster Feiertag im Kalender 
(hinter dem 9. Jan.) gewahlt wurde. In jedem Fall: viel Zeit brauchte 
der Has nicht, urn die Ziinfte zu fressen, sondern es ging alles im 
Hurrah ! 



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52 G m e 1 i n 

ain Leben w&ren, mit diesen zusamraen ; falls aber nur noch 1 oder 
alle 3, in freier Erg&nzung ohne Rucksicht auf Ratszugehtfrigkeit 
einen weiteren Wahlherrn aus der Biirgerschaft bestimmen ur.d 
diese mit einander dann, also in der Mindestzahl von wenigstens 
7 Wahlherren, die Qbrigen Mitglieder des Kleinen Rats bis zur 
Erfiillung der 17-Zahl erwahlen (sodann diese den grossen Rat?), 
worauf alsbald diese Aemter, d. h. soweit infolge von Absterben 
der Amtsinhaber solche vakant waren, besetzt werden soUten, und 
zwar lediglich nach der Willensnuehrheit des Kleinen Rats. Ueber 
diese Aemter folgen dann noch ein paar weitere Erlauterungen 
nnwesentlicher Natur. 

Man sieht: die thats&chliche Gewalt lag kiinftig durchaus 
bei den Ftinfern oder Geheimen, die das Heft vollig in der Hand 
batten. Dadurch werden deren Personlichkeiten nur urn so wich- 
tiger. Aber auch die Personlichkeiten der ubrigen Ratsmitglieder 
gewinnen flir uns ein erhohtes Interesse, weil bei dem Grundsatz 
moglichster Continuitat der Wechsel der Einzelnen sich verringert, 
vor allem aber, weil fur die nun zun&chst im Rat Belassenen in 
aller Dtirre der Grundsatz aufgestellt wird, dass dabei einmal 
auf moglichste Katholicitat oder Anhanglichkeit an die 
alte Religion gesehen, oder wo solche nicht vorhanden, doch die 
derselben am nachsten Kommenden in erster Linie berucksichtigt 
werden sollten, in zweiter aber zugleich die Vermoglichen bevor- 
zugt werden sollten, da die gewohnlichen Leute sowohl fur das 
Regieren weniger geeignet seien als auch — welch rtthrend zarte 
Fiirsorge! — uber den haufigen Ratsgeschaften leicht ihren notigen 
Erwerb versaumten. So wissen wir denn nun sowohl bezuglich 
der vom Rat jetzt Ausgeschlossenen, als der drinnen Belassenen, 
zumal aber der an die entscheidende Stelle als Ftinfer berufenen, 
wo wir mit ihnen bezuglich ihrer religios-kirchlichen Stellung da- 
ran sind, zumal wenn wir dabei die Vermogenslage der Einzelnen 
in Betracht Ziehen, wozu unsere Locierung nach dem Beetregister 
von 1553/54 einen vortrefflichen Anhaltspunkt giebt 39 . Ich setzte 
desshalb allemal in (—) den Vermogenslocus der Einzelnen nach 
dieser Beet von 1553/54 bei. 

Hinausgeworfen wurden von unserer obigen Liste die 
Nummern 23 (51.), 25 (37.), 44 (69), 56 (10.) 40 , 60 (?), 63 (21.), 
69 (12.) 40 , 71 (101.), 72 (50.). Es blieben als Geheime oder 

*' Vgl. Hall. Gesch. p. 629 f. 

40 Diese beiden Nr. 56 (Conrad Seutter) und 69 (Leonhard Romig), 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 53 

Fiinfer: Nr. 45 Leonhard Feuchter (18), 54 Melchior Wetzel (14.) 
und 58 Caspar Feyerabend (8.), diese 3 als Stattmeister, je 4 Monate 
lang im Amt; sodann als weitere Fiinfer Nr. 62 Wolf Huss (29.) 
und Michael Seyboth (17.), sei es nun, dass wir hier wirklich noch 
den alten 1522 eingetretenen und 1529 wegen Speyer hinausge- 
wahlten vor uns haben, oder einen Sohn desselben, der 1544 hinein- 
gekommen ware. Der Gesinnung nach kann jedenfalls kein grosser 
Unterschied gewesen sein, sonst h&tte der Name Michael Seyboth 
es nicht zum Hasenrat-F&nfer gebracht, zumal dem Vermogen nach 
so mancher andere hinausgeworfene oder auch drin belassene ge- 
meine Rat noch vor ihm gekommen w&re. Denn als diese g e - 
m einen Rate ergaben sich nun, nach ihrem Platz im Rat 
hinter einander gereiht: Nr. 51 Philipp Buschler mit dem Ver- 
mogenslocus 2., 35 (7.), 22 (59.), 73 (90), 67 (44.), 37 (46.), 53 (9.), 
46 (22.), 68 (5.), 66 (96.), 61 (30.) und 74 (64.). Davon ver- 
dankten die fettgedruckten Philipp Buschler (2.), Conrad Fuchs (5.), 
Gabriel Senfft (7.) und Florian Bernbeck (9.) sichtlich ihrem 
Vermogen und Adel ihre Aufnahme, ohne dass desshalb auf ihre 
evangelische Ueberzeugung ein verdachtiges Licht fiele. Im Gegen- 
teil, wenn sie es trotz dieses iiberlegenen Vermogens und ihres 
adeligen Ansehens nur zur unteren Stufe des Hasenrats brachten, 
so ist darin eher eine Zuilicksetzung, deren Ursache ihre evangelisch 
treue Gesinnung gewesen sein wird, als eine Anerkennung vom 
Hasenrats-Standpunkt zu erkennen. Denn ganz draussen lassen 
konnte man doch solche Leute nach den ausgesprochenen Grund- 
satzen, die dem Vermogen (und Adel) einen so besonderen Anspruch 
gew&hrten, nicht. Zumal bei Philipp Buschler, dem bisherigen 
St&ttmeister, ist die Degradation, die er vom Hasenrat erfahrt, 
eine so bedeutende, dass wir von da aus das beste Vorurteil fur 
seine bisherige Amtsffihrung als eine evangelisch wohlgesinnte ge- 
winnen und so das Entgegenkommen gegen Michael Grater und 
seine Belassung trotz aller Anfechtung von der Interimspartei ge- 
trost in erster Linie auf seine Rechnung 41 setzen diirfen. Doch 
auch Jorg Gainbach (22.) mag noch die Prasumption wegen des 
Vermogens und Jacob Berler (46.) wenigstens die wegen des Adel* 



haben wir so mit besonderer Hochachtung anzusehen, da man sie trotz 
ihres hohen Vermogenslocus nicht im Hasenrat brauchen kann. Urn 
so mehr Bedeutung kommt ihrer Wiederauf nahme 15 5 6 und 15 6 zu. 
41 Wie der giinstigen Wahl von 1549 iiberhaupt (vgl. Romig und 
Fuchs!). 



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54 G m e 1 i n 

in gunstigem Sinne zu gute kommen. Um so mehr verdienen die 
iibrigen, zumal die mit dera untersten Vermogenslocus, also Georg 
Beyschlag (96.), Eberhard Biischler (90.), aber auch Augustiu 
Feyerabend (64.) und der alte Beck Bernhard Werner (59.), in 
geringereni Grad Bernhard Stadmann (44.) und Jos. Virnhaber (30.) 
unsern Verdacht als Achseltrager und Gonner der Interimswirt- 
schaft, der dann auch durch ihr nachheriges Verhalten, ihr Aus- 
scheiden bei der Ruckkehr der rein evangelischen Ordnung, voll- 
auf best&tigt wild. Denn dass das Vermogen allein bei der 
Entscheidung tiber Aufnahme oder Nichtaufnahmen in den Hasen- 
rat lange nicht die erste Rolle gespielt hat, ersieht man auch 
daraus, dass, wenn man alle 3 obigen Kategorien nach ihrem Ver- 
mogenslocus zusammenz&hlt, der Durchschnitt nur bei den Geheimen 
(hier 86 : 5 = Durchnittslocus 19) wesentlich hoher ist als bei den 
beiden andern. Dagegen ubertrifft bei diesen der Durchschnitts- 
locus der 12 im Rat als gewohnliche Mitglieder belassenen mit 
(474 : 12 =) 39, 5. nur wenig den der Hinausgeworfenen mit 
(351 : 8 = 42 ) 44, ja letzterer wtirde noch unter den ersteren 
herab- (also dem Effekt nach hinauf-) gegangen sein, weun nicht 
Caspar Gutenberger so unverh&ltnism&ssig weit unten (als 101.) im 
Vermogen gestanden ware. Als einen um so vortrefflicheren Mann 
diirfen wir ihn seiner Gesinnungstuchtigkeit nach ausehen. Und 
das wirft dann auch auf die Wahl des Jahres 1550 tiber haupt, 
wo neben ihm der nachher gleichfalls hinausgeworfene Joss Laccorn 
hereingekommen ist, ein sehr vorteilhaftes Licht, im Unterschied 
von 1551, und zeigt, dass unsere obige Behauptung von einer 
relativ freundlich-wohlwollenden Stimmung des alteft Rats wenig- 
stens bis um 1551 durchaus mit den Thatsachen klappt. 

Das wird jetzt mit dem Hasenrat wesentlich anders. Gerade 
in den Jahren von 1552 an will es mit der Wiedereinflihrung der 
evangelischen Ordnung trotz dem Umschwung der Zeit, welcher 
den Hallern im Jahr 1552 durch den Besuch des wilden Mark- 
grafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Culmbach als Bundes- 



42 1 von den 9, (Nr. 60), Gilg Eisenmenger kommt im Beetreg. 
von 1553 54 nicht mehr vor, muss also bis dahin schon gestorben sein. 
Da er aber 1544 in den Rat gekommen ist, im gleichen Jahr, in dem 
Mich. Eisenmenger auf Bitten erlassen wurde, so diirfen wir ihn wohl 
als Sohn von diesem reklamieren. Mich. Eisenmenger aber hat im 
Beetreg. von 1523 24 den 46. Platz. Das entspricht fast genau dem 
Durchschnittslocus der 1552 Hinausgeworfenen. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 55 

genossen des Kurfiirsten Moritz v. Sachsen gegen Karl V. ad 
oeulos demonstriert wurde, nicht recht vorw&rts gehen. Wohl steht 
der Rat, in seinem eigenen Interesse, seinen Pfarrern zur Seite, 
als diese gegen das auf Martini 1553 eingeforderte Zehntbegehren 
des Bischofs von Wiirzburg unter Verweisung darauf, dass sie von. 
Wttrzburg schon seit 3 Jahrzehnten nichts genossen haben als die 
oben erwahnte Misshandlung bei der Synode von 1548, ihn als 
Kapitelsschirniherrn urn seinen Schutz anrufen, und lasst gleich 
andern beim Kapitel beteiligten Patronatsherrschaften auf die 
wiederholte Anfrage seiner Pfarrer im Nov. 1554 den Bischof 
offenbar vergeblich auf Antwort warten 43 . Aber Mich. Grater von 
St. Katharina, neben dem es der Interimskaplan allerdings nicht 
lange ausgehalten hatte — es war auch zu viel verlangt, als 
stummer Statist am Altar im Chorhemd zu stehen, wahrend Grater 
auf seiner Kanzel die Leute ermahnte, sich an diesera Narren- 
gewande nicht zu stossen — und der vollends seit dem Abgang 
des greisen Diakon Wolfgang Maler an St. Michael, des einzigen, 
der nach dem Masse seiner Kraft noch an der evangelischen Lehre 
festgehalten hatte, einen schweren Stand inmitten der sonstigen 
Interimsgeistlichkeit hatte, inusste sich noch im Mai 1553 wegen 
seiner abweichenden Haltung, die ihm doch schon 1549 vom Rat 
zugelassen worden war, vor diesem verantworten. Den wackeren 
Grater liess man darauf ungeschoren, aber als hernach die In- 
terimspriester, von dem Beispiel jenes beschamt und durch seinen 
allgemeinen Zulauf gereizt, den Rat in der Folgezeit um gleiche 



4M Dies ergiebt sich wenigstens als Thatbestand aus der ganzen 
Situation: denn es ist nur eine Eingabe der hallischen Pfarrer, nach 
Martini 1554 (28. Nov.) prasentiert, vorhanden, in der sie sich darauf 
berufen, dass der Rat nach ihrem Ansuchen den Bescheid an den Bischof 
bisher hinausgezogert habe, und nun endgiiltig anfragen, was sie thun 
sollen? Aber eine Antwort vom Rat ist nirgends zu finden und auch 
kein Vermerk liber eine solche. Offenbar wahlte der Rat den Ausweg 
der Wirtemberger, Vellberger und selbst Comberger Patronatspfarrer, 
die gar keine Antwort brachten. Ausser den genannten Herrschaften 
waren beim Hallischen Kapitel nach dem alten Umfang noch beteiligt die 
markgrafliche, ellwangische, hohenlohische, beide schenkisch-limpurgische 
und die wiirzburgische, auch Crailsheimer Herrschaft. Insgesamt han- 
delte es sich um nicht weniger als 74 Pfrunden (32 Pfarrer und 42 
Altaristen) davon auf die Stadt allein (incl. Unterlimpurg) 4 Pfarrer und 
wenigstens 22 Altaristen entfielen : vgl. die Liste zum Jahr 1522 bei 
Schiiler I, 421 f., die jedoch nur 68 Pfrunden (6 Altaristen weniger) 
ergiebt. 



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56 G m e 1 i n 

Vergunstigung, das Messgewand ablegen zu diirfen, baten, war 
der Rat gegen diese Bitten taub. Und doch mussten sie wohl 
oder iibel, urn nicht vor dem Volk als gar zu faule Mietlinge da- 
zustehen, ihre Gottesdienste jenem Vorbilde wieder anpasseu und 
so auch die unterlassene Katechese wieder aufnehmen. Auch die 
K a p i t e 1 s versammlungen, von denen auch 1553 eine abgehalten 
worden sein muss (vgl. Art. 3 der Statuten), brachte Mich. Grater 
im Verein mit dem Dekan Herolt wenigstens von 1554 an wieder in 
regelrechten Gang. Wenigstens ist den Kapitelsstatuten 44 , die nach 
der Neuwahl von Mich. Gr&ter zum Kapitelsprokurator von diesem 
im Verein mit Dekan Herolt ausgemacht wurden, ira Kapitelbuch 
die Zahl 1554 tiberschrieben, wenn sie moglicherweise auch erst 
1555 die allgemeine Approbation erhielten (1556 wurden sie „per 
me a d. h. Johann Rosier? ins Lateinische ubersetzt). Allem nacli 
ist auch die zugleich hiemit gemeldete Wahl des Aspacher Pfarrers 
Sifrid Wolmershftuser zum Diffinitor des Kapitels (d. h. Assisten- 
ten des Dekans) schon im Jahre 1554 erfolgt. 

14 Der Inhalt dieser Kapitelsstatuten ist fur die Entwicklung der 
kirchlichen Organisation im Hallischen zu instruktiv, als dass sie nicht 
wenigstens anmerkungsweise hier kurz skizziert zu werden verdienten. 
Nach einer allgemeinen Einleitung iiber den Zweck der Kapitels-Synoden, 
dass sie nicht der Schmauserei wegen da seien, sondern zur Einrichtung 
und Leitung des der Kirche Niitzlichen und dem entsprechenden Gebet 
(in doppeltem Format mitgeteilt), setzt Art. I als Kapitelstermin wie 
bisher den Montag nach Quasimodogeniti fest. Versaumnis wird mit 
5 B. bestraft Dann werden nochmals die Ursachen dieser jahrlichen 
Versammlungen aufgezahlt und sie notig gefunden 1. zur Aufrecht- 
erhaltung der reinen Lehre des Evangeliuins ; 2. zur Verhutung von 
Schismen und Haeresen; 3. zur Einhaltung moglichst gleichformiger 
Zeremonien ; 4. zur richtigen Verwaltung der Sakramente ; 5. zur Ein- 
scharfung der Pflicht der Predigt, Katechese und Jugendunterweisung 
und 6. zur Bewahrung der honestas vitae. Art II bestimmt, dass die 
neuen Pfarrer und Diakone, die zum ersten Mai dem Kapitel beiwohnen, 
ihre Empfehlungsbriefe und Zeugnisse dem Dekan vorzulegen haben, 
urn daraus ersehen zu las sen, ob sie die rechte Lehre haben und auch 
ihr Leben rein oder sie mit schlechten Sitten und Vergehen behaftet 
seien ? Art. Ill enthalt den einstimmigen Beschluss des Kapitels von 
1553, dass nach alter Sitte jeder neue Pfarrer 20, der Diakon aber 10 B. 
( = jetzt eben so vielen Mark ?) „zum frohlichen Einstand zahlen" und 
dem Dekan Gehorsam „in licitis et honestis" versprechen soil. IV : Be- 
stimmungen iiber die Feiertage: wenn das Fest Maria Verkuridi- 
gung in die Karwoche fallt, soil es am Vorfest (= Samstag ?) vor Palm- 
sonntag gefeiert werden. Der Matthias-Feiertag soil immer am 24. Febr. 
gefeiert werden, ausser in Schaltjahren, wo er auf den 25. fallt Die 



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Hall im Reformation s-Jahrhundert. 57 

Diese Wiederherstellung der Kapitels-Ordnung, und zwar 
unter der Leitung von M&nnern wie Herolt und Mich. Grater, 
mnsste dann als bestes Mittel zur Wiederherstellung der alten 
Ordnung iiberhaupt dienen, zumal als jetzt am 25. Septbr. 1555 
zu Augsburg den Lutheranern feierliche Duldung neben dem alten 
Glauben von Kaiser und Reich gewahrt worden war. Da konnte 
auch Hall keinen andern Kurs einhalten. So wird nun an Hilarii 
1556, nachdem bisher der „Hasenrat" in seiner neuen Zusammen- 
setzung seit 1552 unverriickt geblieben war, nach dem Absterben 
von Gabriel Senfft der 1552 trotz seines Reichtums verschm&hte 
Conrad Seuter hereingenommen. Wie stark das Verlangen nach 

Feiertage uberhaupt sind die von Brenz in seine Kirchenordnung 1543 
aufgenoinmenen, identisch mit unsern heute noch in der evangelischen 
Kirche Wurttembergs gefeierten, nur dass es nicht bloss 2, sondern 4 
Marientage sind (auch die Visitatio und selbst Assumptio M. noch und 
dazu weiter Maria Magdalena, Michaelis und Allerheiligen : letzterer so- 
wie M. Assumptio (Himmelfahrt) allerdings von spaterer Hand (1616?) 
durchstrichen. Dagegen sollten folgende Feiertage, die vom Kaiser mit 
seinem Interim neu eingefuhrt waren, wieder abgeschafft 
sein : Fronleichnam, Laurentii, Maria Geburtstag, Martini, der 3. Oster- 
und der 3. Pfingstfeiertag (wahrend der 3. Weihnachtsfeiertag, den Brenz 
einst mit dem 2. hatte feiern lassen, nunmehr blieb ? Auch in der 
Kirchenordnung von 1615 ist er samt Pauli Bekehrung am 25. Jan., wohl 
gleichfalls einem Interimsrest, noch aufgefiihrt). Also doch schon hier 
1554 eine halbe Interimsabschaffung ! V. Art. : Obgleich friiher das Kapitel 
2 Prokuratoren und 2 Diffinitoren zu wahlen gepflegt hatte, werden jetzt 
bei dessen Verringerung (durch den Abfall der Limpurgischen seit der 
Reformation) und weil dem Rat etliche Personen nicht geeignet schienen, 
nur noch 2 Prokuratoren vom Rat bestellt, von denen der 
eine vom Kapitel zum Dekan verordnet, der Diffinitor aber an seine 
Stelle erganzt und zugleich mit dem Prokurator dem Dekan beigegeben 
wird unter Einwilligung des Kapitels. VI. : Der Prokurator hat jedes 
Jahr vor Dekan und Kapitel Rechenschaft abzulegen (fiber seine Ver- 
waltung des Kapitelvermogens). VII. : (spater beigesetzt) : Fur die 
Armen werden jahrlich offentliche Almosen am Tag der Kapitelssynode 
in St. Michael ausgeteilt, was am vorhergehenden Sonntag offentlich zu 
verkundigen ist. VIII. : Der Dekan weist den Prokurator an, dass er 
bei der jahrlichen Kapitelssynode allemal von einem der Kapitularen 
eine Predigt halten lasst, der vom Prokurator dafiir 5 B. ausbezahlt 
bekommt. IX. : Nach der Synode wird allemal eine Mahlzeit (prandium) 
gegeben (auf Kapitelskosten, bezw. nach spaterem Zusatz (1616?) 1 fl. 
jedem dazu gegeben), die nach Weisung des Dekans der Prokurator an 
geeignetem Ort veranstalten wird. Dazu werden aus dem Senat geladen 
die Stattmeister, der Syndicus, der Schulmeister mit seinen Kollegen 
und auch der Mesner („aedituus"). Auch wenn fremde nicht zum Kapitel 

8 



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58 G in e 1 i n 

einer besseren Zucht infolge der eingerissenen Interimswirtschaft 
auch bei friiheren Widersachern der Reformation jetzt empfunden 
wurde, beweist die merkwiirdige Schede, die 1557 von dem Pfarrer 
von Erlach-Gelbingen unserem bekannten Chronisten Georg Wid- 
man, den wir aus der Brenzzeit und aus seiner Chronik als einen 
der hartn&ckigsten Widersacher der Reformation kennen, der so 
noch 1542 von den Visitatoren auf das Rathaus zu Hall zur Ver- 
antwortung gezogen worden war, an das Kapitel, dem er wegen 
Kranklichkeit nicbt anwohnen konnte, eingesandt wurde, mit der 
nachdriicklichen Mahnung, das Kapitel moge doch zur Verhinde- 
rung der heimlichen VerlSbnisse der Jugend Massregeln treffen. 
In diesem eigenartigen Schreiben schildert er in sehr drastisch- 
anschaulicber Weise die h&llische Volksart, wie sie iiberall „in 
horreis, stabulis, speluncis, vepribus, specubus conglobantes" das 
Wort des Dr. Brenneysen, der danach als ein sehr ungeschminkter 
Volksprediger erscheint, wahr mache: „Muss machen und bringen 
Mtiss, und dieselben Muss bringen Spitzmuss". Auch die kaiser- 
lichen Gesetze erklaren derlei Verehelichungen ohne Consens der 
Eltern oder Vormunder vor dem 25. Lebensjahr fur ungiiltig. Wie 
viel mehr das Evangelium! Dieses schreibe vor, dass die Ehen 



gehorige Kirchendiener durchkommen, sollen sie dazu eingeladen wer- 
den. (Letztere Bestimmung wird a. 1616, weil die Kapitelskasse zu 
soldier Ausdehnung der Ausgaben nicht mehr reicht, abgeschafft und 
statt dessen bestimmt, dass kein Theologie-Studierender zur Versamm- 
lung zugelassen werden soil, der sich nicht vorher einem Examen unter- 
wirft und vom Dekan Vollmacht erhalt. X.: (spater durchstrichen) : 
Um die zuweilen wegen Eintritt neuer Kirchendiener oder Abgang 
solcher entstehenden Streitigkeiten abzuschneiden, moge man den von 
Bischof Gottfried a. 14 ? (Bischof Gottfried v. Limpurg regierte 1443—57) 
herausgegebenen Libell lesen. Da aber die Zeit zur Verlesung bei der 
Synode zu kurz ist, soil, wer daraus etwas ersehen will, sich vom 
Dekan oder Prokurator das Biichelchen geben lassen. Hier wieder eine 
mit Riicksicht auf die Interimszeit aufgenommene Bestimmung ? 

Zu diesen Statuten kamen auf der Synode von 1556 noch 2 weitere 
hinzu, die aber spater beim Vorlesen weggelassen wurden : XI. : Da bei 
manchen Kapitelsmitgliedern (wegen Weite des Wegs oder der Kosten) 
ein unregelmassiges Erscheinen wahrgenommen wurde, so sollten kunftig 
jedem Anwesenden vom Prokurator 5 B. ausbezahlt werden. Wer fehlte, 
sollte nicht nur nichts erhalten, sondern noch ebenso viel zahlen. XII. : 
Nach Anhorung der Kapitelsstatuten soil der Dekan iiber jeden einzelnen 
eine Nachforschung in Bezug auf Lehre und Leben vornehmen und 
Verfehlungen hierin nach der Ordnung richtig „emendiert" werden. 



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Hall im Reformation s-Jahrh under t. 59 

nicht aus fleischlichem Verlangen geschlossen werden sollten. Hier 
aber heisse es einfach: 

„War ich bei Dir und Du bei mir, 

Im Jar einmal und all Tag zwier, 

Es wer im Heu oder im Stro, 

Wo es geschehe, so were ich fro" 
(Ein Stiick Volkspoesie, das die h&llische Art, wie sie schon 
vor Jahrhunderten sich gab,' unnachabmlicher als etwas anderes 
charakterisiert). Aus diesen und ahnlichen Grfinden, schliesst 
Widman, sei vom hallischen Rat ein Gesetz ausgegeben worden, 
das die Ehen ohne elterlichen Consens unter 25 Jahren fur ungtiltig 
erklare. Sollte aber nicht auch das Kapitel das Seinige dazu 
thun ? Etwa durch Annahme der im Herzogtum Wirtemberg gel- 
tenden Regel, wornach Pfarrer oder Diakone keiner Ehe unter 
dem 25. Jahr die kirchliche Best&tigung erteilen. Montag den 
26. April 1557 durch den Sohn den h&llischen Syndikus Dr. Georg W. 
uberreicht 

Diesera Zuge der Zeit musste auch der h&llische Rat, so 
unverandert er sonst 1556 und 1557 blieb, Rechnung tragen, in- 
dem er, den ewigen Mahnungen des treuen Katharinenpfarrers 
und Kapitels - Procurators Mich. Grater nachgebend im Fnihjahr 
1557 Leonhard Werner aus dem Predigtamt beurlaubte und an 
seiner Stelle den Mag. Jacob Grater, den gemeinsamen Neffen von 
Brenz, Mich. Grater und durch Brenz' zweite Frau auch Isenmann's 
berief. Dieser erschien, da Brenz und Isenraann nicht mehr zu 
haben waren, zur grtindlichen Wiederaufrichtung der evangelischen 
Ordnung nicht nur wegen jener Verwandtschaft, sondern auch urn 
seiner eigenen Eigenschaften willen der richtige Mann. Denn als 
achtester Schiller unseres Brenz, den dieser in Hall gewann, hatte 
er diesen nicht nur einst 1537/38 zur Universitat nach Tubingen 
begleitet, urn seinen Unterricht auch da noch weiter zu geniessen ; 
sondern er war, nachdem er wohl seit 1543 die Pfarrstelle an 
St. Johann in Hall erhalten hatte, auch 1548, bei der grossen 
Probe, dem Vorbild seines Meisters treu geblieben und hatte lieber 
sein Brot dran gegeben, als sich dem Interim zu fugen. Nachdem 
er dann ein gauzes Jahr lang brotlos bei seinen Eltern in Wimpfen 
zugebracht, war er (nach kurzer Verwendung als Diakonus in 
Wimpfen?) 2 Jahre lang in Crailsheim (1550—1552) angestellt 
gewesen (als 2. Kaplan), urn dann, wohl nach dem Passauer 
Vertrag, in dem nahen schenkischen Michelbach a. B. Anstellung 



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60 G in e 1 i n 

als Pfarrer zn finden 45 . Hier hatte er sich noch vor seiner Neu- 
berufung nach Hall an das h&llische Kapitel angeschlossen und so 
auch auf dem von 1556 die Kapitelspredigt 46 gehalten, welche den 
ausseren Anlass gegeben haben mag, von neuem die Augen auf 
ihn zu lenken. 

Jacob Grater, der, wohl in den ersten Jahren der Refor- 
mationszeit in Hall (s. nachher) geboren, bei seiner Berufung zum 
Prediger etwa 40 Jahre z&hlen mochte, hat die Aufgabe, die in 
Hall seiner wartete, der Reorganisator der evangelischen Kirche 
zu werden, in trefflicber Weise gelost. Sie war ihm trotz aller 
Vorarbeiten doch nicht leicht gemacht. Denn obgleich Leonhard 
Werner nun entlassen war, blieb er doch noch iiber ein Jahr in 
Hall, urn seinem Nachfolger das Leben noch so sauer als moglich 
zu machen, ehe er endlich nach Worms abging. Aber auch dann 
war noch der Forchheimer Marstaller da, der Jac. Graters Be- 
muhungen um Reinigung der Kirche mit alien Kr&ften widerstand 
und zwar, als ein allem nach gewandter, aber perfider Mann weniger 
in offener Auseinandersetzung, als dass er sich mit simonistischen 
Ktinsten hinter etliche Ratsherren steckte, fur Parteiungen sorgte 
und die beiden Grater so viel als moglich falschlich verleumdete. 
Das Messgewand, um dessen Erlass er frtiher mit den andern 
gebeten hatte, trug er jetzt erst recht ostentativ zur Schau und 
verteidigte es morderlich, nur aus Hass gegen die Gr&ter und Con- 
sorten und einer Anzahl gottloser Leute zu Gefallen, deren miss- 
giinstige Gesinnung gegen jene er kannte. 

Und ein solcher Mensch brauchte auch jetzt immer noch nicht 
seine Stellung verloren zu geben. Denn wenn auch die Ratswahl 
von 1558, diesmal am Montag nach Sebastian, 8 Tage sp&ter als 
sonst gehalten, diesmal eine Veranderung brachte, die mit der 

46 Noch durcli den im Febr. 1553 t Schenken Erasmus v. Lim- 
purg-Sontheim, der in seinen letzten Lebensjahren in brandenburgische 
Dienste als Amtmann von Crailsheim getreten war und hier unsern 
Jac. Grater kennen gelernt hatte. (Vgl. das alteste Taufbuch von Crails- 
heim, in dem Jac. Gr. zugleich mit Schenk Erasmus als Amtmann bei 
Taufen vorkommt. So vertritt dessen Frau am 12. Jan. 1550 bei Jac. 
Graters Tochter Anna Patenstelle.) 1st aber dessen Berufung wirklich 
noch durch ihn erfolgt, so beweist dies, dass thatsachlich auch Erasmus 
noch die Hand zur Reformierung seiner Herrschaft angelegt hat, und 
dient so zur erganzenden Berichtigung von Immendorfers Angaben 
(Ortschronik von Obersontheim) in den W. Vjh. 1890 p. 95. 

40 Das Jahr vorher 1555 Peter Caspar von Lorenzenzimmern. 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 61 

Neuwahl des 1552 abgelehnten Gilg Eisenmenger und neben ihm 
des Mag. Paul Seckel an Stelle des init Tod abgegangenen Georg 
Gainbach und des (aus unbekannter Ursache) „hinausgesetzten a 
Philipp Biischler eher wieder einen Ruck nach vorwarts als nach 
rtickwarts bedeutete, so lag das eigentliche Heft doch immer noch 
in der Hand der vom Hasenrat eingesetzten Fiinfer, iiber deren 
riicklaufige Gesinnung kein Zweifel sein kann. So kam es wohl 
im Fiiihjahr 1558 zu einer Bittschrift des gesamten Kapitels an 
den Rat, in der es sich und die Kirche zu der Milde des Kaisers 
Ferdinand, der wieder den freien Lauf des Evangeliums gestatte, 
begliickwiinschte und zugleich die Abscbaffung des Messgewands, 
gleichm&ssige Beobachtung der Feiertage und ein Mandat gegen 
die heimlichen Hochzeiten forderte. Und wie wir aus dem Inhalt 
ersehen, war diese Petition durch die Zusendung des Abschieds 
bei der Kaiserwahl Ferdinands in Frankfurt a. M. (14. M&rz 1558) 
durch Herzog Christof von Wirtemberg, der so auch bei uns als 
treuer Protektor der evangelischen Sache auftrat, an den Haller 
Rat veranlasst worden, der darauf diese Nachricht an das Kapitel 
weitergegeben hatte mit der Anfrage, wie es sich dazu stelle. 
Wie sich denken lasst, sprach dies seine hohe Freude darttber aus, 
gab aber darum urn so mehr auch seinera Schmerz dariiber Aus- 
druck, dass das Messgewand und die heimlichen Ehen so lange 
geduldet werden. Schon hiebei werden gegen das Messgewand 
in aller Ktirze dieselben Griinde angefuhrt, die wir nachher in 
Jacob Graters (der schon hier als Verf. sich erweist) Verantwortung 
in breiterer Gestalt werden aufmarschieren sehen. Aber obgleich 
diese Bittschrift im Namen des ganzen Kapitels erging, konnte 
es trotzdem auch jetzt noch Marstaller wagen, an seinem Mess- 
gewand den andern zura Trotz festzuhalten. Vom alten Rat 
geschah offenbar trotz jener Kapitels-Petition das ganze Jahr 
1558, das im Sept. mit Karl V. den hartnackigsten Wider sacher 
der neuen Zeit ins Grab sinken sah, keinerlei Ruck. 

Aber als nun mit der Wahl von 1559 (an Hilarii) an Stelle 
des abgestorbenen Geheimen Wolf Huss Florian Bernbeck trat und 
statt jenes und der weiter mit Tod abgegangenen Rate Jacob 
Berler und Bernhard Stadmann und des sein Alter zuin Grund des 
Austritts nehmenden Jorg Beyschlag in dem reichen Hans Ernst 
alt (in der Vermogensliste von 1553/54 der 4te), Hans Schweicker, 
Jorg Seiferheld und David Wetzel abermals 4 neue von einer 
Stromung getragenen Manner in den Rat einriickten, da war die 



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62 G m e 1 i n 

endgtiltige Aufr&umung der Interimsreste nicht mehr zweifelhaft. 
Und Marstaller selbst musste dazu helfen, indem seine ewigen 
Streitigkeiten mit den andern den Rat veranlassten, in das Kapitel 
dieses Jahrs den neuen Geheimen Florian Bernbeck und den 
Stadtschreiber Felix Roschmann zu delegieren, die hiebei in die 
wirkliche Situation einen grundlicheren Einblick gewinnen und dem 
Rat iibermitteln konnten. Das war von Wert, als nun im Juni 
1559 mit der Forderung an Jacob Grater, sich daruber zu ver- 
antworten, warum er in der Entrustung tiber das Messgewand 
Marstallers, der am untern Altar fungierte, von seinem Abendmahl 
weg (das der Dekan am oberen Altar auszuteilen hatte) aus der 
Kirche weggelaufen war, es zum entscbeidenden Schlag kam. In- 
dem Jacob Grater die 14 Tage Frist, die, ihm zu dieser Verant- 
wortung gelassen waren, zur Abfassung eines griindlichen Berichts 
beniitzte, hat er uns (im Kapitelbuch p. 62 — 76) ein Dokument 
hinterlassen, das ebenso urn seiner historischen Mitteilungen willen, 
als weil es uns in die Seele eines ganzen Mannes, der um die 
hallische Kirche n&chst den Reformatoren Brenz und Genossen 
das meiste Verdienst hat, einen Blick thun lasst, es wert ist, 
wenigstens in seinem Grundinhalt hier wiedergegeben zu werden. 
Mit 8 Ursachen zieht der tapfere Mann gegen das Interim 
zu Felde, nachdem er einleitend sich auf seinen vor 2 Jahren ge- 
thanen Amtseid berufen hatte, „solche Predikatur und befohlen Amt 
christlich, gottselig und wie einem getreuen Prediger gebuhrt, ver- 
richten und versehen zu wollen." Nun sei aber die Kommunion 
und Austeilung des Abendmahls, wie sie sonderlich am untern Altar 
im Messkleid gehalten und durch die Austeilung des Sakraments 
am oberen Altar bestatigt und gebilligt werde, nicht christlich, 
auch nicht gottlich etc., folglich gegen sein Geliibde und Eid. 
Unter dem Messgewand verstehe er hier weder das Wittenberger 
noch das nurnbergisch-markgrafliche, denn das habe er selbst in 
Crailsheim als Diakon getragen und auch in Michelbach noch eine 
Zeit lang, bis es ihm Schenk Erasmus erlassen. Aber hier in Hall 
liegen andere Verhaltnisse vor, wie nun eben mit den 8 Ursachen 
gezeigt wird. Deren 1. ist, dass es hier nicht ein Mittelding sei 
wie dort, sondern ein Interimskleid und Zeichen des Abfalls. 
2. Vom Interim seien wir ja jetzt „ledig gez&hlt a , also auch von 
seinem Kleid, da „inzwischen a ein Concil in Trident gehalten wor- 
den sei, davon wir aber frei waren. Weiter haben ja auch Passau 
und Regensburg das ausgesprochen ! Aber wir haben auch dem 



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wst? 



Hall im Reformations-Jahrhundert. 63 

Herzog von Wirtemberg zugesagt, bei der Augsburgischen Kon- 
fession zn bleiben, der dies Interimskleid zuwider sei, das wir so 
schon vor ihm nicht verantworten konnen ! 3. Wegen dieses Mess- 
gewands werden wir „bei alien rechten Christen fur Interimisten 
und Papisten gescholten." So habe sich der Graf v. Erbach, als 
er vor einera Jahr bei der Heimfahrt seines Schwagers des Schenken 
Friedrich 47 hier gewesen, in diesem Sinne daruber ausgelassen. 
Er, Jacob Gr., selber wolle, nachdem er zur Zeit des Interims ein 
ganzes Jahr ohne Dienst geblieben sei, um nichts mit Interims- 
werken zu thun zu haben, und seine Autorit&t da erhalten habe, 
wo die Gefahr am grossten gewesen sei, sie nicht jetzt wegen 
dieser Kleider bei gutherzigen Leuten verlieren. 4. Auch von dem 
ganzen Kapitel sei dies Messgewand fur ein Interims- und ver- 
dachtig Kleid erkannt worden. Da nun der Rat dem Kapitel auch 
sonst gefolgt sei, werde er dasselbe hoffentlich seinem Prediger 
nicht verubeln. Das Kapitel sei hier sicher vom hi. Geist beraten 
gewesen. 5. Was wolle der Rat mit diesem Messgewand eigent- 
lich erhalten? Die Papisten waren (bei einer etwaigen aber- 
maligen Aenderung) doch damit nicht zufrieden, wie sie uns bereits 
vorwerfen, „wir spielen Meister Hammerleins Spiel in der Kirche." 
Bei den augsburgischen Konfessionsverwandten aber verlieren wir 
damit nur alle Ehre. Ausserdem sei bei der Ablegung keinerlei 
Gefahr. Man habe ja auch in dem Artikel von der Rechtfertigung 
nicht nach dem Interim, sondern nach der apostolischen und evan- 
gelischen Lehre predigen lassen; ebenso die Interimsfeiertage ab- 
gethan. „Wer tut uns darumb, dass wir an St. Marxen Tag nicht 
mit Fahnen und Kreuzen wallen, wie es im Interim befohlen ist? 
Ueberhaupt, dass der Rat sonst das Interim hingelegt hat?" Nie 
sei ihm seit dem Passauer Vertrag ein Harlein daruber gekrtimmt 
worden. „Ist demnach wohl zu achten, es werde niemands kein 
Gaul daruber satteln, wenn man schon auch dies Lumpenwerk 
hinweglegt." Wenn es aber auch mit Gef&hrlichkeit verbunden 
ware, so ware es doch Pflicht gegen Bekenntnis und Gott. „Meines 
Erachtens ware der Sachen viel besser zu raten, wenn man die 



47 Gemeint ist wohl Schenk Karl v. Limpurg-Speckfeld, Erasmus' 
alterer Bruder, der am 2. Sept. 1558 starb. Die Speckfelder hatten ja 
auch nach der Reformation noch ihr Erbbegrabnis in der Schenken- 
kapelle in Komburg. Ein Friedrich ist in der limpurgischen Stamm- 
tafel zwischen Friedrich VI., t 1521, und Fr. VII., t 1596, nicht aufzu- 
treiben. 



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64 G m e 1 i n 

Fiillerei,Unzucht, Wucher, Neid, Fresserei, Spielen and andere Siinden 
abschaffen, denn dass man mit dem Messgewand viel erhalten will. 
Denn das Messgewand ist nicht so stark, dass es unsere H&user 
vor dem Darchlaufen der Feinde schutzen kann. Aber wenn man 
Buss thut und von Siinden absteht, da kann man etwas erhalten " 
6. Das Messgewand giebt gross Aergernis, ist also gegen die 
Warnung Christi Matth. 18. Freilich findet man auch viele, die 
sich nicht daran &rgern, denn sie haben so weite Gewissen, dass 
einer mit einem Heawagen hindurchftihre, wenn schon das ganze 
Interim, das Papsttumb, dazu des Ttirken Alcoran und andere 
gottlose Unglauben darauf geladen waren." Aber von denen sei 
hier nicht die Rede, sondern von den Frommen. Die meiden die 
Kirche und das Sakrament dieses Kleids wegen. Daraus folge 
gross Aergernis, „das ich nicht auf mein Gewissen nehmen mochte. 
Denn ich haV eigener Siinden selber viel" usw. 7. Das Messge- 
wand sei gegen die Regel Pauli 1. Kor. 14, dass man in der 
Kirche alles zur Besserung solle gedeihen lassen. Das Messgewand 
aber diene zur Zerstorung, weil es zur SpOtterei reize, welches 
Abendmahl besser sei u. dergl. Es ist aber auch „nit ein fein 
Kleid", wie manche sagen, sondern ein Narrenkleid, denn 
nach dem Rationale divinorum soil es sonderlich das weiss Kleid 
die Alba, „das Gewand bedeuten, das Herodes unserm Herrn 
Christo, wo er ihn fur einen Hofnarren hielt, babe lassen anziehen ." 
So wenig nun eine Tonne Golds, die kais. Maj. schicken wtirde, 
diirfte in einem Narrengewand ausgeteilt werden, so wenig schicke 
es sich, den hochsten Schatz des Herrn Christus in solchem Ge- 
wand auszuteilen. Es diene aber auch nicht zur Unterscheidung 
von Kirchendiener und Laien, wie andere meinen. Denn „hat nicht 
ohne das Messgewand der Kirchendiener seinen Chorrock ?" Hoch- 
stens dazu diene es, dass nach Richter 8 wie mit dem Leibrock 
von Gideons Raub damit gehurt werde. 8. Der Pfarrer (Mar- 
staller) selber samt seinen Kaplanen lasse sich vernehmen, dass 
sie „keine Lust zu diesem Kleid h&tten, auch mit dem alten Pre- 
diger Leonh. Werner etliche Male dawider an den Rat suppliciert", 
so dass, wenn er nicht h&tte iiber Land reisen miissen, er ihm 
versprochen habe, „heute samt mir urn Abschaffung zu bitten." 
Also werde der Rat hoffentlich nicht auch ihn noch dazu zwingen, 
sondern ihn „dessen freien, oder lieber gar hinlegen, welches denn 
auch das Beste ware." Also bitte er, lieber „das unchristlich un- 
gottlich Kleid, wie es itzund erwiesen ist, abschaffen und die alte 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 65 

Kirchenordnung (umb der willen E. E. W. bei alien ehrliebenden 
Christen weit und breit gelobt gewesen) wiederuni anrichten und 
ins Werk dringen, angesehen dieses, dass ich walirlich nicht urn 
des Messgewands willen, sondern von wegen der alten Kirchen- 
ordnung mich hab bewegen lassen, herein zu Ziehen. Denn wo ich 
solche Vertrostung nit gehabt, dass das. Messge wand abgeschaffen 
wurde, wollte ich mich keineswegs gegen E. E. W. mit Kirchen - 
dienst haben eingelassen, ob ich gleich 300Gulden hatte 
zur Besoldung gehab t 48 * Der Rat wisse ja wohl, was ffir 
einen gnadigen Herrn und gute Besoldung er zu Michelbach ge- 
habt habe, „das hab ich alles E. E. W. als meinen natttrlichen 
Herrn 49 auch der Kirchen zu gut und gefallen aufgeben ; kann dem- 
nach nicht gedenken, dass mich E. E. W. von dieses Lumpenwerk 
und Messkleids willen werden aufgeben. Zwar meiner Person fragte 
ich nicht sonderlich hoch darnach, aber mich jaraert die arroe 
Kyrche, so Gott in dieser Stadt hat, umb deren willen ich auch 
gem alhie verharren mochte, wo es anderst sonst sein kondte und 
mochte." 

„Demnach bitte ich abermaJ E. E. W. umb Gottes willen, 
umb seines lieben Sons Jesu Christi und seiner geliebten Kirchen 
willen, die er mit seinem teuren Blut so hoch erkauft hat, dass 
E. E. W. wollen das grosse und grausame Aergerniss abschaffen, 
und so es ferner zur Handlung kommen wurde mit dem Messge- 
wand, dass E. E. W. hierin nicht nach der Menge der 
Stimmen 50 , sondern nach Gottes Wort urteilen und richten 
wollen, denn in geistlichen Sachen es allweg also pflegt zu ge- 
schehen, dass offtermals eines einigen Stimme soil ftir alien andern 
Fiirgang haben, wie im Concilio in Nicaea, wie zur Apostelzeit und 
Panormitanus ein Canonist sagt: Einem einigen Mann, der die 
Schrift ftir ihm hat, sei mehr zu glauben, dann dem ganzen Haufen, 
der auf guten Wahn und Gutbedunken sein Sentenz giebt. E. E. 
W. w5lle mir nichts zu ungut halten, do bitt ich umb Gottes willen 

48 Im Kapitelbuch schon unterstrichen. Thatsachlich hatte er 
200 fl. samt Zubehdr (vgl. oben p. 16), wie die Urkunde dariiber im 
Gem. Arch. Hall noch ausweist. 

49 Also stammte er wie wohl auch sein Oheim der alte Mich. Grater 
von Hall, wo wir die Grater seit Ende des 15. Jahrh. (s. Hall. Gesch. 
p. 651) ansassig finden. 

M Man sieht, wie wenig Grater selbst noch der Stimmung des 
grossen Haufen s traute. Allem nach hatte Marstaller, der den Wiinschen 
der Leute zu schmeicheln wusste, einen sehr starken Riickhalt. 

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66 G m e 1 i n 

umb, wollen mich audi in diesem Handel nicht als einen, der 
hier daheim und ein Stadtkind is t 49 , sondern fur 
E. E. W. Prediger wie wohl unschuldigen halten, der ich mein 
Ampt ausgericht und die Sachen treulich gegen Vaterlandt 
und gegen E. E. W. meinen glinstigen lieben Herren, darzu auch 
gegen die Kyrche mein. Will mich also und hiemit E. E. W. unter- 
tenigst bevohlen haben. E. E. W. untert. J. Greter prediger." 

Es ist die Sprache des guten gerade auf sein Ziel losgehen- 
den Gewissens und des gesunden Menschenverstands, aber auch 
eines bedeutenden Talents geschickt die Situation zu erfassen und 
die Menschen richtig anzufassen, nicht selten so unwillkiirlich zur 
scharfen Ironie werdend, das sich hier ein ehrliches, ob auch etwas 
breites Denkmal gesetzt hat und so in seiner opferbereiten Mann- 
haftigkeit seinen Eindruck nicht verfehlen konnte. Hat es auch 
nicht gethan. Vielmehr meldet unser Buch kurz : „Nach Anhorung 
dieser Apologie schaffte der Rat das Messgewand ab, wie es l&ngst 
am Anfang der Kirchenreinigung von den ersten Lehrern des 
Evangeliums Brenz und Isenmann aus alien Gotteshausern des 
Gebiets in Stadt und Land weggethan worden war. Ueber dies 
beschloss der Rat, dass die Brenzische Kirchenordnung in alien 
Stucken wieder gehalten werden sollte, nur dass die Stunde des 
Katechismus und der Abendmahls-Austeilung umgetauscht wurde. Es 
war durchaus Gottes Werk, wodurch die Kirche von der Pest des 
Interims befreit und der Wut Marstallers ein Zugel angelegt wurde. 
Geschehen am 7. J u 1 i 15 5 9." Die Diakonen Mosbacher und 
Schuhhans wurden vom Amt entfernt und sonst versorgt (an der 
Schule), an ihre Stelle traten M. Joh. Wieland von Hall und der 
bisherige Unterlehrer Christof Rudinger. 

So iiber Erwarten gross iibrigens dieser Erfolg unsern refor- 
matorischen M&nnern selber erschien, so konnte es doch nicht viel 
anders gehen. Denn der Geist der dankbaren Verehrung, fur den 
Brenz namentlich durch sein zielbewusstes Eintreten fur einen 
besseren Jugendunterricht wenigstens bei dera jungeren Geschlecht 
gesorgt hatte, kam jetzt mit dem Hineinwachsen der jungeren 
Generation in die massgebenden Stellungen immer entschiedener 
zum Durchbruch. Auch ira Rat hatte er jetzt deutlich die Ober- 
hand. So bewarb sich um dieselbe Zeit (und vielleicht im Zu- 
sammenhang damit), in der Jac. Grater zu seiner Verantwortung 
aufgefordert wurde, Hall auf dem Reichstag zu Augsburg von 1559, 
auf dem noch einraal ernstlich eine Einigung zwischen den ge- 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 67 

trennten Religionsparteien auch von Kaiser Ferdinand versucht 
wurde, bei diesem durch seine Kommissare um eine Revision der 
Hasenratsordnung. Und unter dem 10. Juli, nur 3 Tage nach 
Graters Sieg, kam es denn auch richtig zu dem ersten Revokations- 
Edikt Ferdinands I., durch das bereits der Hasenrat in alien 
wesentlichen Grundzttgen wieder aufgehoben wurde. Denn 1. wurde 
statt Hilarii der alte Termin Maria Magdalena (um Jacobi) fiir die 
Ratswahl wieder eingeftihrt; 2. sollte wieder ein Stattmeister, 
statt der 3 alle 4 Monate wechselnden, fiir das ganze Jahr ge- 
w&hlt werden ; 3. der auf 17 Glieder reduzierte Rat zwar nicht 
auf seine alte Starke von 26, aber doch wenigstens auf 24 Rats- 
herren wieder erhoht, also 7 weitere beigefugt werden und 4. die 
Fiinfer wenigstens aus „ehehaften ft Ursachen, zumal Alter und 
Krankheit, zuriiektreten durfen. 

So bedeutet dieser Juli 1559 nach genau lljahriger Dauer 
der Interimswirtschaft die endgiltige Aufhebung dieser und ihres 
politischen Seitenstucks, des Hasenrats, wenn auch die Ausl&ufer 
von beiderlei Reaktion noch in das folgende Jahrzehnt hinein- 
reichen. Denn immer noch war ja kirchJicherseits Marstaller an 
seinem Platz, der vornehmste Trager des Interimsgeistes. Auf 
politischer Seite aber war vom Hasenrat noch iibrig die privile- 
gierte Stellung eines Teils im Rat (jetzt der Halfte statt der 7 
von 1552) und die prinzipielle Lebenslanglichkeit der Funfer, wenn 
auch n ehehafte Ursachen" eine Ausnahme ermoglichten. Wollte 
der Rat seine naturlich-geschichtliche Entwicklung zuruckgewinnen, 
so mussten auch diese Schranken noch fallen. Und so sehen wir, 
nachdem die Wahl von 1560 neben den 7 neuen Ratsherren Jorg 
Schwab, Philipp Schultheiss, Lienhart Romig, Jorg Scheuermann 
(Apotheker), Gilg Seckel, Jorg Moser und Endris Grater, lauter 
reformgiinstigen Namen, den reformfreundlichsten unter den 3 bis- 
herigen Stattmeistern Melchior Wetzel an die Spitze gebracht, die 
von 1562 aber (1561 keine Veranderung) nach dem Abtreten des 
reaktionarsten Interimsmanns Lienhart Feuchter Conrad Seuter 
unter die Geheimen, Florian Bernbeck aber an die regierende 
Stattmeisterstelle gebracht hatte 51 , eben Melchior Wetzel als alten 
Stattmeister nun auf dem Weg nach Prag zu Kaiser Ferdinand, 
um auch jene Reste der Hasenrats-Ordnung wegzubringen, was 
durch das Privilegium vom 13. Aug. 1562 geschieht. Nachdem so 



61 Als einfacher Rat riickte Joss Sannwald ein. 



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68 G in e 1 i n 

durch Wiederherstellung der alten Verfassung, in deren Durch- 
fiihrung 1563 die alten reaktion&ren Stattmeister Feyerabend und 
M. Seubot abdanken, die politischen Garantien fur Festhaltung der 
reformatorischen Ordnung wieder gewoimen waren, konnten die 
alten kirchlichen Vorkampfer der Freiheit Mich. Grater von St. 
Katharina der Kapitels-Prokurator und Herolt von Reinsberg der 
Kapitelsdekan ruhig in ihr Grab sinken, was noch im Herbst 
dieses Jahres, nur 14 Tage von einander, geschah: Mich. Grater, 
t 30. Okt., Herolt 14. Nov. 1562. Sie hatten ihren Beruf, in 
dankbarer Festhaltung des von dera fremden Reformator Brenz 
empfangenen Wahrheitserwerbs seine hinterlassene Kirche in Hall 
von der Ueberschwemmung durch die feindliche Interimshochflut 
nach und nach wieder zu s&ubern, in ehrlicher Weise erfullt. 

Ihr alter Widersacher Marstaller, der letzte kirchliche Fremd- 
korper, uberlebte sie ireilich noch in Hall, aber nicht mehr lange. 
Im Sept. 1563 wurde er, da er fortgesetzt kein Geist der Ein- 
tracht, sondern der Intriguen war, vom Rat an St. Michael be- 
urlaubt und nach Braunsbach, das eben h&llisches Patronat (nur 
fur kurze Zeit) geworden war, versetzt. Zwar suchte er, den 
herannahenden Winter vorschiitzend, den Umzug so weit abwarts 
sich zu ersparen, indem er an der Katharinenpfarrei, wo er pro- 
visorischer Nachfolger des jetzt an seine Stelle beforderten Johannes 
Rosier von Murrhardt (Michael Graters Nachfolger) wurde, sich 
festzusetzen gedachte. Da aber der Rat schon vorher dem 1559 an 
Mosbachers Stelle beforderten Oberdiaconus Mag. Joh. Wieland 
die Anwartschaft hierauf eroffnet hatte und dieser den Rat an 
sein Versprechen zu erinnern sich nicht genierte, so muste im 
Friihjahr 1563 Marstaller wohl oder iibel doch in den sauren 
Apfel beissen und Hall mit Braunsbach vertauschen, wo er 1593 
gestorben ist, aber nicht ohne in seiner Weise sich fiir solche 
Abschiebung geracht zu haben. Denn wenn im Jahr 1567 Brauns- 
bach von der h&llischen Cent losgelost wurde, damit dass sein 
neuer Grundbesitzer (als frliherer Besitzer ist uns das Haller Pa- 
triziergeschlecht der Spiesse bekannt, dessen letzter Angehoriger 
Heinrich Sp. 1534 aus Hall wegen Verdrangung des katholischen 
Gottesdienstes ausgefahren war) Albrecht von Crailsheim durch 
kaiserliche Gunst seinen eigenen Galgen als Zeichen der hohen 
Gerichtsbarkeit bekam, so ist kaum ein Zweifel, dass wir hierin 
neben der Nachwirkung des grundherrlichen Erbantagonismus gegen 
Hall in erster Linie auch den ErfoJg der Wtihlarbeit seines neuen 



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Hall im Reformations-Jahrhundert. 69 

Pfarrers Marstaller erblicken diirfen. Fur die Haller aber be- 
deutete diese Lostrennung eines narahaften seit andertbalb Jahr- 
hunderten von ihrer Heeg mitumscblossenen Fleckens eine nicht 
unbetrachtliche materielle Sch&digung. 

So ist fiir Hall, wie es seine burgerliche Emanzipation von 
dem altfeudalen Adelsregiment mit dem Verlust eines nicht geringen 
Teils seiner hauptstadtischen Bedeutung fiir einen grossen Umkreis 
hatte bezahlen mussen, auch die Durchfuhrung seiner geistig-kirch- 
lichen Selbstandigkeifc nicht ohne eine weitere materielle Einbasse 
abgegangen. 

Die Freiheit verlangt ihre Opfer, ist sie aber auch wert. 



Fiir den II. Teil, der hier wegen des Raumes nicht mehr 
gebracht werden kann, muss auf die Fortsetzung an anderem Ort 
(in den Vjh.) verwiesen werden. 

J. Gmelin. 



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Miinzenfund von Grossaltdorf. 

Von Prof. Hassler in Hall. 
(Mit einem Nachtrag von Pfarrer Dr. Gmelin in Grossaltdorf.) 



Im Friihjahr 1897 wurde in Grossaltdorf (OA. Hall) ein der 
Zahl nach ziemlich bedeutender Miinzenfund gemacht : es waren 
n&mlich 537 alte Pfennige und 1 Brakteat. Zu der in Wiirtt. 
Franken, Neue Folge VI pag. 11 Anm. angegebenen Zahl 418, die 
der Hist. Verein fur das wiirtt. Franken erwarb, kamen nftmlich 
noch 119 dazu, sowie ein bischo'flicher Brakteat, der in andere 
H&nde iiberging. 

Im Grossen und Ganzen sind diese Miinzen nicht gut erhal- 
ten, sondern sehr abgeschliffen, doch konnte entweder das Gepr&ge 
oder die Schrift oder beides zusammen, wenn auch nur bruchstiick- 
weise und durch vielfache Vergleichung mit einander, bei 284 Stuck 
erkannt werden, w&hrend 253 so abgeschliffen oder oxydiert sind, 
dass mit ihnen nicht mehr viel anzufangen sein wird. 

Immerhin giebt die grossere H&lfte der Miinzen iiber die 
Zeit, in welcher sie in die Erde kamen, ziemlich genaue Auskunft. 
Dieselben verteilen sich abgesehen von 26 zweifelhaften Stiicken 
auf folgende Miinzstande: 

Bamberger Bistum 61 Stuck 

Mainzer Erzbistum 34 „ 

Wiirzburger Bistum 5 „ 

Niirnberger Burggrafentum 61 „ 

Pfalz 76 „ 

Bohmen 18 „ 

Koburg 3 „ 

zusammen 258 Stiick. 
Die Bamberger Miinzen haben den Lowen mit 
dem Schr&gbalken gegen links vom Beschauer mit der 



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Munzfund von Grossaltdorf. 71 

Umschrift B A BEN BERG K, auf der Rttckseite ein 
Bischofskopf . . . OLDVS E d. h. doch wohl Leopoldus 
Epiocopus . . . . . • 11 St. 

sodann den Lowen und die Umschrift auf der Vorderseite 

undeutlich, auf der Ruckseite FRID..ICVS . . 3 St. 
auf der Vorderseite die L5wen mit (. . . . ABENBER..) 

auf der Ruckseite LV..OVI d. h. Ludovicus . 8 St. 

Lowe mit Querbalken und Teile der Inschrift von Baben- 

bergk, w&hrend die Rttckseite nur einen Bischof mit Stab 

erkennen lasst oder undeutlich ist . . .10 St. 

Einseitig mit dem Lowen und der Umschrift Babenbergk 14 St. 
Einseitig mit Bischofskopf und ..OP. . . . 1 St. 

Einseitig mit Bischofskopf und LVDO oder LV . 3 St. 

Einseitig mit Lowen ohne erkennbare Umschrift . 4 St. 

Einseitig mit Bischofskopf . . . . 7 St. 

Damit haben wir die 3 Bischofe Leopold III. 1353—63, 
Friedrich II. 1363—1366 und Ludwig 1366—74. 

Von den Mainzer Mttnzen hat 
das Rad mit G (Gerlach von Nassau 1353—71 oder Gott- 
fried von Leiningen 1390—1397) . . .1 St, 
das Rad mit J P (Johann I. von Luxemburg 1371 — 73 oder 

Johann II. von Nassau 1397—1419) . . . . 1 St. 

das Rad mit L (Ludwig von Meissen, der 1374 ernannt, 

1381 entsagt) 2 St. 

das Rad mit E P, auf der Ruckseite 1 Lowe gegen links 

mit M, dttrfte ein Nassauer sein . . . 1 St. 

das Rad mit MON. MILTEBG (Moneta Miltebergensis) 

mehr oder weniger gut erhalten, einseitig . 5 St. 

das Rad, auf der Ruckseite Bischofskopf mit M I L . 1 St. 

Lowe mit MON. MIL auf der Vorderseite, Bischofskopf 

mit M .... C . VS auf der Rttckseite. ... 1 St. 

L5we mit N E T auf der Vorderseite, Bischofskopf und 

Rad mit Mil auf der Rttckseite ♦ • 1 St. 

also 8 sichere mit Miltenberg; nun hat aber Johann II., 
Graf v. Nassau (1397 — 1419) seinem Mtinzenmeister Diele 
Flogel am 4. Oktober 1398 aufgetragen, „zu Miltenberg 
einen silbernen hohlen Pfennig mit unserem Zeichen, auch 
einen kleinen Pfennig mit eynem M gezeichnet zu slahen." 
Demnach dttrfen wir diese Miltenberger sicher auf Jo- 
hann II. beziehen. 



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72 Hassler 

Also kommen wir hier auf das Ende des 14. und den 
Anfang des 15. Jahrhunderts. 

Ausserdem sind noch da 
mit Rad auf der Vorderseite und Kopf auf der Riickseite 1 St. 
mit Rad und MONETa einseitig . . . 6 St. 

mit Rad auf der Vorderseite und (Moneta) auf der Riickseite 1 St. 
mit Rad und MON auf der Vorderseite und ERL (?) 

auf der Riickseite . . . . . 1 St. 

mit Rad und AE(?)M06 (Archiepiscopus Moguntiacus) 
einseitig . . . . . . . 1 St. 

mit Rad und M G R auf der Vorderseite, Riickseite 

undeutlich . . . . . 1 St. 

mit Rad von 8 grossen Speichen . . . 6 St. 

mit Rad und unleserlicher Umschrift . . . 4 St. 

Von den fiinf Wiirzburger Mtinzen haben alle auf der 
Vorderseite den Bischof mit Schwert in der Rechten und Stab in 
der Linken, als Umschrift Teile von WIRTZEBVRG; auf der 
Riickseite ein Viereck, an dessen Ecken entweder P - R - E - M 
(oder N oder H), oder P-R(B)-A-M (oder N oder H), oder 
R - E - M, oder P - R - oder P - J und als Umschrift Teile von 
WIRTZEBVRG. Offenbar liegen die Namen der Bischofe in 
den Buchstaben an den Ecken des Vierecks, doch ist mir die Ent- 
ratselung dieser Buchstaben, die m5glicherweise auf Berthold von 
Steinberg (1274—1287), Andreas von Gundelflngen (1303—1314), 
Albert von Hohenlohe 1(1345—72), Johannes I von Egloffstein 
(1400—1410) und Johannes II. von Brun (1411 — 1440) gehen 
konnen, noch nicht gelungen. 

Die Miinzen des Niirnberger Burggrafentums sind 
teils doppelseitig mit dem Lowen und dem Brakenkopf, teils ein- 
seitig in folgender Weise : 

A. Doppelseitige : 

1) Lowe gegen links vom Beschauer mit Kreuz und : 

B V . . . ; Revers : undeutlich : A L . . 1 St. 

2) Lowe gegen links mit Kreuz und Teilen von: 
BURGRAVII; Revers: Brakenkopf mit Teilen von 
FRIDERICI 4 St 

3) Lowe gegen rechts :BVRGRAVII; Revers : Bra- 
kenkopf mit FRIDERICI . . 3 St. 

4) Lowe gegen links mit BVRGRAVII; Revers: 
Brakenkopf mit BVRGRAVII oder undeutlich 13 St. 



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Munzfund von Grossaltdorf. 



73 



2 St. 


5 St. 


3 St. 


. 5 St. 


17 St. 


4 St. 



5) L5we gegen rechts rait BVRGRAVII oder un- 
deutlich ; Re vers : Brakenkopf mit B U R G R oder 
undeutlich . . . . 3 St. 

6) Lowe gegen links; Revers: undeutlicher L5we mit 
Kreuz : B 1 St. 

B. Einseitige: 

1) Lowe gegen rechts mit BVRGRAVII 

2) Lowe gegen links mit B V R G . 

3) Lowe gegen links raitFRIDERICI 

4) ^rakenkopf mitFRIDERICI. 

5) Lowe undeutlich ..... 

6) Brakenkopf undeutlich .... 

zus. 61 St. 

Abgesehen von der ersten Miinze mit dem undeutlichen A L, 
die auf Albrecht I. gehen kann, werden die mit Friderici bezeich- 
neten 15 Munzen kaum auf andere Burggrafen als Friedrich V. 
(1357—1397) oder Friedrich VI. (1397— 1440) bezogen werden 
kftnnen; also kommen wir auch hier wieder auf den Anfang des 
15. Jahrhunderts. 

Auch die Pfalzer munzen sind zum Teil doppelseitig, zum 
Teil einseitig: 

A. Doppelseitige : 

1) Lowe gegen links mit M N E T a ; Revers : Brustbild 

mit RVPERTI 15 St. 

2) Ebenso, nur entweder der Avers oder der Revers 
undeutlich . . . 14 St. 
darunter 1 Stuck mit doppeltem Kopf, was aber von 

der schlechten Pragung herruhrt, 

3) Lowe gegen links mit R V . . . ; Revers undeutlich mit 

. . . E ' . . 1 St. 

B. Einseitige: 

1) Lowe gegen links mit R V S P A (latinus) . 1 St. 

2) Lowe gegen rechts mit PVRERT (sic!) . . 1 St. 

3) 2 Brustbilder nebeneinander mit . . V P . 1 St. 

4) Brustbild mit RVPERTI oder undeutlich . . 13 St. 

5) Lowe mit R V P E R T I 8 St. 

6) Lowe mit M N E T A 16 St, 

7) Undeutliche Kopfe 6 St. 



zus, 



76 St. 
10 



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74 Hassler 

Hievon ist besonders merkwiirdig das Stuck mit 2 Brust- 
bildern nebeneinander und der Umschrift r V P erti Hiebei konnen 
kaum 2 andere Flirsten in Betracht kommen als Rupert II. von 
der Oberpfalz, der 1390—1398, wahrscheinlich mit seinem Sohn 
Rupert IET. von 1395 — 1398 regierte; letzterer regierte dann allein 
von 1398-1410. 

Somit kommen wir auch hier auf den Schluss des 14. und 
Anfang des 15. Jahrhunderts. 

Von den bShmischen Mtinzen sind nur 3 doppelseitig. 

1) Avers: Krone mit BOH... I A (Bohemia); Revers: 

Lowe gegen links mit KAROLV . 1 St. 

2) Avers: Krone mit Kreuz REXROMA; Revers: 

Adler oder Engel mit Kreuz K A R L V S . . 1 St. 

3) Avers : Krone mit Kreuz B oder R . . . ; Revers : 

Lowe gegen links mit Kreuz K A . . . . . . 1 St. 

Von den einseitigen haben: 

1) den Lowen mit . . AROLV 2 St. 

2) die Krone mit Kreuz und BOHEMIA ♦(mehr oder 
weniger gut) 11 St. 

3) die Krone mit undeutlicher Umschrift . . 2 St. 

zus. 18 St. 

Dieser Karolus Rex kann nur Karl I. sein, der als deutscher 
Konig Karl IV. von 1346—78 regierte. 

Die 3 Koburger Mtinzen haben den Mohrenkopf und 
zwar: 

1) einseitig den Mohrenkopf mit K . . . . . 1 St. 

2) doppelseitig Avers : Mohrenkopf mit K . . ; Revers : 
undeutlich mit R E oder B A und mit . . M A . . . . 2 St. 
Moglicherweise konnten die 2 letzteren auf den Landgrafen 

Balthasar gehen, der 1406 starb. 

Auch zehn Mtinzen mit dem Namen Heinrich sind 
noch zu erw&hnen ; dieselben, meist einseitig, haben in der 
Mitte 1 Viereck, urn das herum in der ersten HaUfte 
H E I N R I steht, den Schluss bildet bei dreien . . R G. 
Drei dieser Mtinzen sind doppelseitig und haben auf der 
Rtickseite bei zweien einen LSwen gegen links, bei einer 
einen Kopf mit Schwert . . . . . . 10 St. 

Eine Mtinze ist zu erw&hnen, die einseitig mit ver- 
wischtem Bild oben einen Stern hat und die H . . . . E 
oder B G zeigt 1 St. 



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Miinzfund von Grossaltdorf. 75 

Endlich 1 Miinze, die einen Adler mit sehr langem 
Schnabel und E G hat 1 St. 

Die tibrigen Miinzen zeigen 
unbestimmte BischSfe . . . . 14 St. 

mit einzelnen Buchstaben . . . . 24 St. 

undeutlich und unbestimmbar ..... 220 St. 

Trotz dieser grossen Menge von unbrauchbaren Miinzen geben 
doch diejenigen, deren Gepr&ge oder Umschrift erhalten ist, so viel 
an, dass man sagen kann: der ganze Fund muss etwa im ersten 
Viertel des 15. Jahrhunderts in die Erde gekommen sein. 

Nachtrag von Pfarrer Dr. Gmelin in Grossaltdorf. 

Zu dem vorstehenden Bericht tiber den Grossaltdorfer 
Mftnzfund nur etliche Bemerkungen iiber die Auffindung selbst, 
die Fundstelle und die historische Bedeutung dieses Funds. 

Was zun&chst die Fundstelle anlangt, so liegt diese 
ca. Vi Viertelstunde nordlich vom Bahnhof Grossaltdorf oder vom 
Ort selbst etwa 1 kilometer entfernt in dem Flurteil Steffensbach, 
wohin von der Strasse Altdorf-Oberaspach rechts ein Flurweg, die 
„Steffensbacher Gasse", abgeht, ca. 200 Schritte von der Ab- 
zweigung an diesem Flurweg rechter Hand. Hier waren schon 
friiher hin und her einzelne kleinere Partien von solchen Miinzen 
aufgefunden worden, die sich um einen steinernen Deckel gruppiert 
haben sollen, der aber keine weitere Beachtung fand und so ver- 
schleudert wurde, ebenso wie diese friiheren vereinzelten Miinz- 
funde, die von den Findern als Spielmarken den Kindern iiber- 
lassen wurden. Um Michaelis 1896 wurden nun diese vereinzelten 
Funde durch unsern Schatz gekr5nt, der in Scherben eines Topfes, 
zu dem offenbar einst jener steinerne Deckel gehSrt hatte, etwa 
einen Kartoffelstock tief im Ackerboden stack. Und zwar war die 
gliickliche Finderin, beim Kartoffelgraben, die Tochter unseres 
Grossaltdorfer Uhrmachers Christ. Von diesem, der die Miinzen 
sorgfaltig reinigte und aufbewahrte; erfuhr ich etliche Monate 
sp&ter, Anfangs 1897, von der Sache und bekam auf meinen 
Wunsch den ganzen Schatz in die H&nde, zugleich mit dem Auf- 
trag, ihn zu gunsten der Finderin moglichst zu versilbern. Zu 
diesem Zweck bot ich denselben ausser dem Verein einem mir be- 
kannt gewordenen privaten Miinzsammler (Hrn. Kaufmann Finckh 
in Stuttgart) an, der sich aber mit einem einzigen Stiicke der 
Sammlung, einem besonders deutlichen bischoflichen Brakteat, be- 



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76 Gmelin. 

gniigte und dafur 2 M. bezahlte. Der ganze tibrige Fund wander te 
(urn 20 Mk.) in die Hande des Mtinzkonservators unseres Vereins, 
Herrn Prof. Hassler, irtn durch diesen so seine sachverst&ndige 
Erklarung und Auferstehung zu flnden (cf. oben). 

Nun nur einige Worte liber die historische Bedeutung des 
Funds! Worin diese liegt, habe ich schon in meiner Hall Gesch. 
p. 403 f. kurz angedeutet. Dieselbe liegt in der Aufhellung einer 
einzelnen Streitfrage, die damit ihre nette sichere Losung findet 
Es handelt sich um den Ort Stevenesbach, der im Koraburger 
Schenkungsbuch unter Nr. 12 als Vergabung vora 10. Aug. 1091, 
datiert aus Wurzburg, vorkoinmt. Hier tauschen die beiden Bruder 
Winither und Richizo von Altorf von Bischof Emhard von Wurz- 
burg, bekanntlich einera geborenen Rotenburg-Komburger Grafen 
und Bruder der ritterlichen Stifter des Komburger Klosters, gegen 
ihre Eigenguter, 1 Hof in Triensbach, 2 in „Steffenesbach" und 
7 2 in Sanwelles, die alle bebaut sind und den schuldigen Zins 
zahlen, Zehnten ein in 2 Orten Altorf, 2 Udendorf, Winzenweiler, 
Sanwelles und Dretensweiler (sonst unbekannt). Das Wtirtt. Ur- 
kundenbuch Bd. I, das uberhaupt in Bezug auf unsere Gegend eine 
merkwurdige geographische Unkenntnis verr&t (so weiss es mit 
dem ira gleichen Komburger Schenkungsbuch genannten Ort 
„Dingedal" nichts anzufangen, w&hrend doch das nur eine starke 
Stunde von Komburg entfernte stattliche Pfarrdorf Thilngenthal 
uber den Sinn dieses Naraens keinen Zweifel lasst) vermutet dieses 
Stevensbach unter einer abgelegenen Oertlichkeit Steffersbach bei 
Geislingen a. K. Aber das ware gegeniiber dem iibrigen Besitz 
der Altdorfer doch ein merkwiirdig abgesprengtes Stuck gewesen. 
Dieser ubrige Besitz gruppiert sich sonst deutlich um zweierlei 
Platze : unser heutiges Pfarrdorf (Gross- und Klein-) Altdorf (den 
Sitz des Verf.), im Unterschied von andern fruher Biihler-Altdorf 
(oder richtiger Alhdorf) geheissen, in dessen Nahe ja auch, nur 
wenig uber eine Stunde nordostlich vom „Kirchbuhl u , der wohl den 
altesten Burgsitz der Herren v. Altorf trug, Triensbach liegt, und 
um die beiden andern Altdorf (gleichfalls Gross- und Klein-) am 
Kocher im OA. Gaildorf. Um diese herum liegen ja ebenso die 
beiden Udendorf (Oeden- und Eutendorf) als Winzenweiler und 
das auf der Markung von Eutendorf einst unfern davon (auf der 
Hdhe) gelegene abgegangene Sanwelles. Von letzterem Ort hat 
wohl die hallische Familie Sanwald, die schon in den frtihesten 
Beetregistern Ende des 14. Jahrhunderts meist unter der Namens- 



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Munzfund von Grossaltdorf. 77 

form Sanwol vorkommt (s. Hall. Gesch. p. 647 Anm. 128) ihren 
Namen. Bei dem Tauschgeschaft von 1091, das durch die Menge 
der beigezogenen Zeugen sich als ein ziemlich wichtiger Akt dar- 
stellt, arrondierten nun die beiden Altorfer Briider offenbar ihren 
Besitz in der Weise, dass sie den noch iibrigen urn den Stammort 
(Buhler-) Altdorf gelegenen ostlichen Rest ihres Besitzes, der wohl 
schon durch die Griindung der Altorfer Kirche (1085 eingeweiht) 
die bedeutendste Reduktion erfahren hatte, vollends aufgaben gegen 
weitere Zehntrechte in den um ihren sudwestlichen Guterbesitz 
her gelegenen Orten, die jedoch alsbald gleichfalls ihrer Lieblings- 
stiftung der Altdorfer Kirche, zugewiesen werden. Dass das ge- 
nannte Steffenesbach identisch ist mit unserem heutigen Altdorfer 
Flurteil „Steffensbach a , ist aus dieser Situation evident genug und 
wird dann vollends bestatigt durch die Zahl von 2 Hufen, die hier 
vergabt werden. Denn damit stiramt in vortrefflicher Weise die 
noch hier in Altdorf bei den Tragern der Dorftradition umgehende 
Erinnerung (mir durch den gegenw&rtigen Schultheiss Frey mit- 
geteilt), wornach in. alte* Zeit 2 von den alten Altdorfer Bauern- 
hofen (jetzt unter den Hausnamen Munz und Beckenniichel laufend) 
einst dort draussen in der Steffenbacher Gasse gestanden haben 
sollen. Beilauflg ein treffliches Beispiel von der zahlebigen Art 
und zugleich Zuverlassigkeit solcher Dorftraditionen. Denn es 
muss ja mindestens ca. 4 Jahrhundert her sein, dass diese Ver- 
anderung sich vollzogen hat. In den altesten Kirchenbiichern, die 
zum Teil hier bis ins 16. Jahrhundert hinaufreichen, findet sich 
von einem besonderen Wohnort Steffensbach keine Spur mehr ; 
auch sonst nirgends, so viel ich weiss. So spricht alles dafur 
dass der kleine Weiler, ein Aussenposten von Altdorf, ira grossen 
Markgrafen- oder Stadtekrieg Mitte des 15. Jahrhunderts seinen 
Untergang^ gefunden hat, der ja im Unterschied vom 30jahrigen 
Krieg, der in unserer Gegend nachweislich keinen eiuzigen Ort 
zum Abgang gebracht hat, den Abgang so mancher Oertlichkeiten 
unseres frankischen Landes, doch wohl raeist eben kleinerer Aussen- 
posten von grosseren Wohnorten, verschuldet hat. Wahrscheinlich 
ist also unser Schatz eben aus Anlass dieses Kriegs, moglicher- 
weise aber auch schon aus Fnrcht vor dem Herannahen der 
Hussitenscharen, die ja bis in die Ansbacher Gegeni vordrangen, 
ca. schon 2 Jahrzente fiiiher in der Erde geborgen wordem Da- 
rauf laufen auch die genaueren Nachweisungen von Prof. Hassler 
hinaus, auf die ich im iibrigen hiemit verweise. 



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Die Salzburger Emigranten im Frankisehen. 

Von K. S c h n i z e r, Stadtpfarrer in Kirchberg a. d. J. 
Vortrag gehalten zu Kirchberg 29. Juni 1896. 

Es ist Ihnen alien bekannt, wie durch das sog. Eraigra- 
tionspatent des Salzburger Erzbischofs Leopold Anton von 
Firmian vom 31. Oktober 1731 ein grosser Teil der Salzburgischen 
Unterthanen — man sch&tzt ihre Zahl auf 30000 — zur Aus- 
wanderung gezwungen wurden, wenn sie nicht ihre religiose Ueber- 
zeugung verleugnen wollten. Vergebens hatte sich das corpus 
evangelicorum zu Regensburg flir sie verwendet und sich zu ihrem 
Schutz auf den westfitlischen Frieden berufen. Mitten im Winter 
musste die Mehrzahl aus dem Lande. Nur denen, welche ansassig 
waren und Hauser und Grundstucke besassen, wurde der Termin 
bis Georgii 1732 verl&ngert. 

Es ist auch bekannt, wie dieser „betriibte Auszug* die Teil- 
nahme der ganzen evangelischen Welt erregt, und wie der Konig 
Friedrich Wilhelm I. von Preussen dieser Teilnahme Ausdruck 
verliehen hat. In seine Staaten, vornamlich nach Litthauen, ging 
der Zug der „Exulanten a , wie sie sich selbst nannten. Aber auch 
D&nemark, Schweden, Holland waren ihnen geoffnet und weit uber 
das Meer bis nach England und Nordamerika lassen sich ihre 
Spuren verfolgen. 

Zunachst flihrte sie ihr Weg durch das siidliche Deutsch- 
land, wobei sie besonders nach den evangelischen Gebieten trach- 
teten. Welcher Art da ihre Aufnahme war, davon zeugt neben 
vielen Schilderungen von Zeitgenossen Goethes klassisches Epos 
Hermann und Dorothea. Zwar der Dichter hat den Schauplatz 
und die Zeit verlegt und dadurch den dichterischen Vorteil eines 
grossen und lebhaft bewegten historischen Hintergrunds gewonnen. 
Seine Geschichte spielt in der Nahe des Rheins und seine 
Emigranten sind vor der franz. Revolution geflohen. Aber die histo- 
r i s c h e Grundlage seiner Dichtung ist eine Geschichte aus der 



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Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 79 

Salzburger Emigration, welche sich im Oetingen'schen zugetragen, 
hat. Hermann ist ein Biirgerssohn aus dem St&dtchen Altmilhl. 

Die Emigranten kamen auch in unsere Gegend. Und es 
lasst sich von vornherein annehmen, dass unsere Nachbarn im 
Brandenburg- Ansbachischen den Niirnbergern, bei welchen 50 Jahre 
zuvor ein Josef Schaitberger Zuflucht gefunden hatte, und dass 
ihre Fiirsten dem verwandten Konigshause von Preussen an humaner 
Weitherzigkeit und evangelischer Bruderliebe nicht nachstehen 
wollten. Ebenso dass ihnen die befreundeten Hohenloher Grafen 
nacheiferten, und dass die hohenlohesche Bevfllkerung mit ihrem 
Regentenhause diesmal urn so mehr ubereinstimmte, als der all- 
m&hlich eingetretene Glaubenswechsel in einem Teile dieses Hauses 
bei den Unterthanen den Glaubenseifer lebhaft anstachelte. 

Bei einem Registratur-Sturz bin ich auf ein kleines Biindel 
Akten gestossen, welche sich auf den Einzug der Salzburger Emi- 
granten in Kirchberg beziehen, und durch freundliche Beihilfe von 
Auitsbrudern habe ich ahnliche Nachrichten in Crailsheim, Blau- 
felden und Langenburg gefunden. In Crailsheim waren leider die 
Originalakten nicht mehr aufzutreiben, und meine einzige Quelle 
ist fur diesen Hauptort ein von dem f Schullehrer Brehra ftir das 
Crailsheimer Unterhaltungsblatt „Feierabend a a. 1880 »auf Grund 
von Crailsheimer Akten und Chroniken" verfasster Artikel. 

Durch diese Berichte bekommen wir nun ein anschauliches 
Bild von den Ereignissen, die im M&rz 1732 in einem Umkreis 
von 15 Kilometer urn Kirchberg die Gemuter bewegten, und ich 
will versuchen, dieses Bild im folgenden zu entrollen. 

Am 8. (7.?) M&rz 1732 zogen in Crailsheim, von Rat, 
Geistlichkeit und Biirgerschaft feierlich eingeholt, 682 vertriebene 
Salzburger ein. Es waren meist junge Leute beiderlei Geschlechts. 
Sie hatten am 16. Febr. ihre Heimat verlassen und blieben 4 Tage 
in Crailsheim. Ein Teil blieb dort zurtick, ein Teil wandte sich 
in den nachsten Tagen nach Blaufelden-Gerabronn, ein anderer 
nach Kirchberg-Langenburg. In Kirchberg trafen von diesen am 
11. Marz 108 namentlich bezeichnete Personen ein, wurden am 13. 
vom Rat und Amtmann Cunrad unter einem schweren Unwetter 
an die Langenburg'sche Grenze gebracht und dort vom Langen- 
burgischen Amtmann Hochheimer in Empfang genommen. In 
Langenburg wurden sie wegen des Unwetters sofort in ihre Quar- 
tiere geleitet und der feierliche Empfang und Gottesdienst erst am 
folgenden Tage abgehalten. Es waren a r m e Leute, Dienstboten 



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80 S c h n i z e r. 

und Taglohner, wie ich denn schon zu Anfang dessen gedacht habe, 
dass den Besitzenden der Auswanderungstermin bis Georgii ver- 
l&ngert war. Crailsheim hat am 7. August noch einmal 900 Mann 
beherbergt. Von diesen finde ich an den Iibrigen Orten keine Spur 
und erklare rair dies daraus, dass diese als zu den Besitzenden 
gehorig Nebenwege vermieden und mehr zielbewusst dem Orte 
ihrer Bestimmung entgegenzogen. Dagegen sind sp&ter (am 
5. Aug. 1750) noch 11 Emigranten aus Dilmarding nach Langeu- 
burg gekommen und am 14. Sept. 10 weitere aus der Gegend von 
Sachsenburg in Karnthen. Sie zogen nach einer Notiz von der 
Hand Wibels nach Amerika. 

Die am 11. Marz in Kirchberg Eingezogenen stammten der 
grossen Mehrzahl nach (67) aus dem Gericht Taxenbach, eine 
kleinere Zahl (23) aus Radstatt, 16 aus dem Gericht Rauris, zwei 
aus dem Goldegger Pfleggericht, 1 aus der Pfleg und Propstei 
Werfen. 

Urn den Empfang und die Versorgung der Gaste, um die 
gottesdienstlichen Feierlichkeiten uud das geistliche Examen be- 
kiimmerten sich die regierenden Herren, Graf Friedrich Eberhard 
von Kirchberg und sein Neffe Graf Ludwig von Langenburg, auf 
das Eingehendste. Die Herren nahraen es mit ihren Pflichten als 
Regenten und Landesbischofte sehr ernst, und die bei dieser Ge- 
legenheit gewechselten Schriftstiicke zeigen alle eigenhandige 
Randbemerkungen von ihnen. Die Mehrzahl der Ankommlinge 
wurden im Hohenlohischen selbst untergebracht, obwohl anfangs 
die Gelegenheit nicht gar giinstig schien, da die Leute „mit Dienst- 
boten bereits hinlanglich versehen." Auf den Vorschlag des Grafen 
Friedrich Eberhard sollten nach dem Verhaltnis des beiderseitigen 
Besitzes 6 /i2 anf Langenburg, V12 au f das Haus Neuenstein kommen. 
Es wurde darilber mit Weikersheira und Oehringen verhandelt, 
und diirften sich an diesen beiden Orten noch weitere Nachweise 
erbringen lassen. Der Graf rechnet fur Langenburg 25 Personen. 
In dem mir vorliegenden Verzeichniss der Zuriickgebliebenen sind 
fur Kirchberg 28, fiir Langenburg 21 Personen verzeichnet, darunter 
ein 71jahriger Greis Ruprecht Siller, welchen Graf Ludwig selbst 
von Gerabronn heriiber auf den Hof Lindenbronn (jetzt Ludwigs- 
ruhe) aufgenommen hatte, und noch 2 Jahre spater flnde ich Notizen 
iiber das, was ihm zum Unterhalt gereicht wurde. 

Mit der Auffuhrung der Leute war man sehr zufrieden. Von 
Crailsheim heisst es in einer nach Blaufelden gerichteten Empfeh- 



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Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 81 

lung: „Wann sich denn selbige bei mir recbt christlich und wohl 
verhalten, so dass ich weder an ihrem Christentura noch iibrigen 
Bezeigen etwas auszusetzen habe, wie sie denn insgesamt eine 
ungemeine Begierde haben, in ein solch Ort zu kommen, wo sie 
Gelegenheit haben mOchten, ihrem Gott zu dienen und sich ehrlich 
zu n&hren." Der Dekan Uhl von Crailsheim schreibt, ihm habe der 
fromme Leibmedikus Dr. Lentilius aus Stuttgart mitgeteilt: „Die 
Ttibinger, so dergleichen Leute aufgenommen, waren iiberaus wohl 
mit ihnen zufrieden; sie klagten nur, dass man ihnen in ihren 
Diensten so wenige Arbeit und so gutes Essen gebe. tt Furwahr 
seltene Dienstboten! Und der 72j&hrige Hofprediger Wolff hat in 
einem Rekommandationsschreiben fur 9 Personen, welche noch ein 
Jahr nach ihrer Hieherkunft „ein sehnliches Verlangen trugen, 
zu ihren Landsleuten in dem KSnigreich Preussen sich zu begeben 
der Hoffhung, teils ihre Kinder, teils ihre nache Bluts- und Ge- 
miitsfreunde allda zu finden und anzutreffen und bei denselben ihr 
miihseliges Leben mit desto raehrerer Gemiitsruhe hinzubringen" 
— unterm 4. Mai 1733 geschrieben : „Attestiere demnach mit diesen 
Zeilen fide pastorali, dass samptliche diese Emigranten, so lang sie 
bei uns in der Grafschaft Hohenlohe-Langenburg sich aufgehalten, 
einen unschuldigen Wandel gefuhret, den Gottesdienst fleissig be- 
suchet, die Predigt des gottlichen Worts mit grosser Attention 
angehoret, eine sonderbare Lernbegierde und Gebethseifer, eine 
Geniigsamkeit und fleissige Danksagung flir alle Wohlthaten von 
sich versptiren lassen und Niemand argerlich gewesen." Er giebt 
der Hoffnung Ausdruck, ihr eifriges und vielf&ltiges : Gott ver- 
gelt's, Gott vergelt's, Gott vergelt's, werde bei alien Gottlieben- 
den Herzen nach der teuren gottlichen Verheissung hier und dort 
in seine reiche Erfullung gehen. a 

Diese 9 Personen sind also aus Langenburg nach Preussen 
weitergezogen. Ausserdem ist noch von weiteren 8 in Kirchberg 
ausdriicklich erwahnt, dass sie nach Heilbronn abgereist seien. 
Dieselben sind in der Liste bezeichnet. Der Rest jener 108 durfte 
im Hohenlohischen iiberhaupt geblieben sein. (Siehe die Verzeich- 
nisse am Schluss). 

Bei aller Freundlichkeit, mit welcher die G&ste aufgenommen 

wurden, liess man es doch auch nicht an polizeilichen Mass- 

regeln fehlen. Jeder musste fur sich und seine Familie seinen Pass 

aus der Heimat mitbringen, und zu den polizeilichen Massregeln 

rechnen wir auch bis auf einen gewissen Grad die vielfaltigen 

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82 S c h n i z e r. 

Kinderlehren und geistlichen Examina, welche sie zu bestehen 
hatten. Vom Ansbachischen Konsistorium (12. Febr. 32) ist ein 
Befehl an die Geistlichkeit da, „diese unschuldig bekiimmerte Leute 
sorgfaltig zu unterrichten, eines jeden profectus in der evange- 
lisch-lutherischen Religion zu tentieren, ihnen den allenfalls sich 
veroffenbahrenden besonderen Zweifel zu benehmen oder die sich 
ergebende irrige Meinung mit Sanftmut und Freundlichkeit mit 
denen vornehmsten Spruchen hi. Schrift zu widerlegen und deren 
jeden auf den rechten Weg der Seligkeit zu leiten, zu solchem 
Ende auch dieselbige haupts&chlich auf die 10 Gebot, das Sym- 
bolum apostolicum und die in der Augsburger Konfession ent- 
haltene wichtigste Glaubens-Articul zu verweisen, selbige uber 
deren eigentlichen Begriff und Inhalt zu examinieren, die schwerste 
zumalen in die Mysterien von der Gottheit, hi. Tauf und Abendmahl 
einschlagende, zur Erkenntniss der allein seligmachenden Religion 
anforderist n6tig seiende articulos fidei deutlich zu explizieren und 
ttbrigens all dasjenige, was einera getreuen Seelsorger und Diener 
Christi oblieget, mit Fleiss und Freundlichkeit zu beobachten." 

Aehnliche Anweisungen finden sich auch ira Hohenlohischen 
und wir rechnen diese Massregeln zu den teilweise polizeilichen, 
weil in der Zeit, da der Grundsatz: cujus regio, ejus religio gait, 
das religiose Bekenntnis zugleich eine Staats- und biirgerliche An- 
gelegenheit war. Nach dem westfalischen Frieden konnten deutsche 
Reichsst&nde auch nur dem lutherischen oder reformierten Be- 
kenntnis Schutz gewahren. Also musste bei den Wanderern auch 
eine geistliche Passrevision stattfinden urn so mehr, als die Gegner 
es an Verd&chtigungen ihres Glaubensstandes nicht hatten fehlen 
lassen. 

Dass es Schwierigkeiten mit der Aufnahme der 
Fremdlinge gegeben habe, finde ich nur an einem Ort, in Blau- 
felden. Aber nicht die Salzburger, sondern die schwierigen poli- 
tischen Verh&ltnisse und vielleicht Eifersiichteleien geistlicher und 
weltlicher Aemter waren die Ursache. Der fromme und eifrige 
Pfarrer Ackermann hatte sich gleich im Anfang der Salzburger 
angenommen, wahrend sein Kollege der Kaplan Seybt und dessen 
Frau — ob bloss aus „Kollegialit&t" oder aus andern Grunden, 
ist nicht recht ersichtlich — beharrlich „sich wider die Zeugen 
des Namens Christi versiindigte." Der Pfarrer Ackermann hatte, 
obgleich in Blaufelden auch das katholische Stift Neumiinster 
Hoheitsrechte hatte, sich nicht mit politischen Bedeuken aufgehal- 



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Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 83 

ten, insbesondere vers&umt, sich der ausdrucklichen Zustimmung 
seiner samtlichen Gemeindeglieder zu versichern. Dies be- 
niitzte der Kaplan Seybt und steckte sich hinter den Werdecker 
Kastner Westfal, welcher soforteinen untermlO. M&rz ausgegebenen 
Hofratsbefehl von Onolzbach erwirkte, durch welchen unter Miss- 
billigung flir „des Pfarrers zu Plofelden iibereiltes Veranstalten" 
und Belobung des Kaplans die Weisung gegeben wurde : „Obschon 
einige dergleichen Leute allda eingeleget sein sollten, dass selbige 
den n&chsten Weg den iibrigen wieder zugeflihret werden mogen." 
Der Kastner liess innerhalb 2 Stunden zweimal die Gemeinde zu 
Blaufelden zusammenberufeu und genau erforschen. Aber „Gott 
hat die Gemeinde in einem unveranderlichen Willen und Ver- 
heissung, ihre Liebe an solchen armen exulanten zu erweisen, 
erhalten." (A. s. Bericht an das Konsistorium.) Der bedr&ngte 
Pfarrherr aber wandte sich in einem beweglichen Schreiben an 
das Konsistorium zu Ansbach. Er schilderte das durch den Hof- 
ratsbefehl angerichtete Aergernis: „Die armen Emigranten muss- 
ten zu grosser Bestiirzung ihrer selbst und zum Betrtibnis christ- 
licher Hausleut ihr quartier verlassen und ihren Abschied mit un- 
zahligen Thr&nen nehmen." Das Aergernis erscheint ihm besonders 
gross, „wenn die benachbarte katholische Herrschaften solches er- 
fahren, dass das hochfiirstliche Haus ihren eigenen Unterthanen 
zu Blaufelden verboten, keine emigranten anzunehmen, da doch 
versichern kann, dass nicht allein xYmlish&ger General Clengel'sche, 
sondern auch Gr&flich Hohenlohesche, ja sogar auch Deutschorden- 
sche und Bartensteinische, jene Kost und Herberg, diese aber 
Geldbeisteuer von freiem Willen ganz christlich verhiesen mit Bei- 
fugen, sie wollen das thun als Pfarrkinder und nicht als Unter- 
thanen." Der Bericht fand geneigtes Gehor, politische Verwick- 
lungen scheinen sich nicht ergeben zu haben, und so wurde die 
Massregel sofort wieder ruckgangig gemacht, wie der etwas sal- 
bungsvolle Dekan Dhl an Ackermann schreibt: „Der Gott des 
Friedens hat den Satan in kurzem unter unsere Fiisse getreten" 
(16. III.). Als der hochfiirstliche Befehl vom 9. Juni, durch 
welchen, wie im Hohenloheschen und sonst, eine Kollekte zu 
gunsten der Salzburger angeordnet ward, am III. p. trin. 29. Juni 
zur Ausfiihrung kommen sollte, erhielt Ackermann durch einen Ex- 
pressen von Ansbach die Weisung: „die der Ordnung nach an- 
sonsten an dem Kaplan Seybten seiende Predigt aus besonderen 
triftigen Ursachen vor diesesmal selbst zu verrichten" (26. VI.) 



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84 S c h n i z e r. 

Von der Aufnahme der Vertriebenen , wie sie durch- 
g&ngig in alien evangeliscben Orten stattfand, giebt ein anschau- 
liches Bild die besondere Beschreibung, welche Hofprediger Wolff 
von Kirchberg der Registatur einverleibt hat. 

„Als den 12ten Mart 1732 mehr als 100 Saltzburg. Emi- 
granten fiber Creilsheim sich hiesiger Grantze n&herten, wurde 
sollichen hiesige Schuhljugendt in ordentl. Procession u. Begleitung 
beeder Schuhlbedienten und hiesigen HE. Stadt Diaconi entgegen- 
geschickt und sie sodann in dieser Ordnung introduciret unter 
anhaltender Zusammenlautung mit alien Glocken, solang biss sich 
der ganze Hauffen ohnfern dem Stadtbronnen in einem halben 
Creiss versammelt hatte. Als sie, die Emigranten, ihr Gesang, 
unter welchem sie einzogen, verrichtet hatten, so unter anderem 
aus denen Liedern Ein feste Burg ist unser Gott etc., Von Gott 
will ich nicht lassen etc. bestund, hielte Hofprediger Wolff eiue 
kurze Anrede an sie, die theils ein liebreiches Salve, theils einige 
herzliche Trostungen in sich hielte, und am Ende die gantze an- 
wesende Menge dess Volcks ermunterte, uns alien zum Seegen bei 
Gelegenheit dieses traurigen Exempels zu singen: Ach bleib bey 
uns HE, Jesu Christ, welches da es unter freyeni Himmel von 
viel 100 Personen geschahe, nicht ohne besondere Hertzens ROlir- 
ung anzusehen und anzuhoren war. Hierauf wurden sie unter 
hiesige Diener- und Biirgerschaft eingetheilt und von selbigen mit 
allem Willen ein- und aufgenommen. Folgenden Mittwochen wurde 
zu der Emigranten-Erbauung auf hohen Herrschaftl. Befehl ein 
offentl. Gottesdienst gehalten, der nahm frtih um 9 Uhr seinen 
Anfang mit dem Gesang In dich hab' ich gehoffet Herr — , nach 
solchem tratt Hofprediger Wolff auf die Cantzel und verrichtete 
eine Predigt tiber Luc. XII, V. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 

Ich sage Euch aber — fur den Engeln Gottes. Prooem. 
war genommen ex Tob. IV, V. 22: Sorge nur nichts mein Sohn, 
wir sind — 

Exord. erlauterte kurtzl. ex contextu, der abgelesene Text 
sei eine Predigt Christi, die er an fromrae Exulanten gehalten — 

Thema: Dess HE. Jesu wichtige Predigt vor fromme Exu- 
lanten. Sie bestehe aus 2 Theilen : 

I. aus einer wichtigen Vermahnung, npe. 

a. Gott tiber alles zu forchten, 

b. Jesum standhaft zu bekennen 



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Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 85 

II. aus einem wichtigen Trost: 

a. Gott, der himmlische Vater, sorgt vor Euch. 

b. Jesus will Euch bekennen vor seinera Himml. Vater. 
Nach vollendeter Predigt und dem Gesang: Breit aus die 

FWgel beyde — wurde sogleich ein Catechisraus Examen in der 
Kirche mit denen Saltzburgern gehalten, bey welchem sich die 
allermeisten zu des ganzen auditorii Verwunderung wohl bewiesen 
und so, dass viele unsrer faulen Christen mussten schaamroth wer- 
den: Wenigstens wurden alle anwesende uberzeugt, dass keine 
Papisten, sondern redliche Evangel. Lutherische Christen bey uns 
eingezogen seyen. Endl. wurde der gantze Gottesdienst mit dem 
Liede Ach bleib mit deiner Gnade, einer Collecte und dem Seegen 
beschlossen. Nachmittags versammlete sich der gantze Hauffen 
der Emigranten in dem ausseren Schlosshof, und wurde eines jeden 
Person von Ihro Hochgr&fl. Excellenz mit einer Geldgabe begna- 
digt. Folgenden Donnerstag, ehe sie nach Langenburg abreiseten, 
versammleten sie sich wegen eingefallenen Regenwetters auf dem 
Rath Hauss und wurden, nachdem der Hofprediger eine kurze Ab- 
schiedsrede ex Psalm XCI V. 11. 12 an sie gehalten, einem jeden 
Abreisenden noch ein kleines Reisegeld geschenkt, hierauf unter 
Begleitung HEn. Rath und Ambtmann Cunradt bis an die Langen- 
burg. Grftntzen gebracht. 

Die Namen aller hier gebliebenen giebt die Beylage, die 
dienen theils, theils werden sie von hoher gn&digster Herrschaft 
mit der Kost versorgt. Wenn sie arbeiten, bekommen sie zur Kost 
taglich 6 kr. Im Christenthum wurden sie bishero t&glich eine 
Stund unterwiesen, welches aber nun, nach genugsamem Begriff, 
nur alle Sonntag geschiehet. 

Mit Biichern waren sie nicht sonderlich versehen, fragten aber 
fleissig nach der Bibel, nach des Arnds Postill und wahrem 
Christenthum. Wenige konnten lesen, sind aber begierig, solches 
noch zu lernen, und frequentieren die meisten die Schuhle fleissig." 

Interessant sind auch 8 gedruckte Lieder, „welche die Salz- 
burgische Emigranten in ihrer Einsamkeit gesungen haben". 
Sie sind alle 1732 zu Augsburg gedruckt und finden sich bei den 
Akten. Darunter ist jenes bekannte Schaitbergerische : „Ich bin 
ein armer Exulant." Die andern sind mir seither unbekannt ge- 
wesen: ein Lied ehe man in die Kirchen gehet: „Nun wait es 
Gott in Jesu Namen, der uns auch heut zur Kirchen fuhrt a . — 
Ferner das Lied: „Allein und doch nicht ganz alleine bin ich in 



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86 S c h n i z e r. 

meiner Einsainkeit". — Dann das „Salzburger Kreuzlied" : »Frage 
nicht, warum ich klag', Gott hat mich jetzt ganz verlassen". — 
Eines gl&ubigen Christen Ergebung in den Willen Gottes: „Was 
mein Gott will, das will ich auch im Leben und ira Sterben." Ein 
Buss- und Trostlied: „Getrost mein Christ in deinen Plagen, der 
Weg geht doch zum Himmel ein." Ein schones Sterbelied: „Ich 
wart' Herr rait Verlangen wie Jacob auf dein Heil", und endlich 
vom jftngsten Gericht : „Kommt her, ihr Menschenkinder, und horet, 
was ich sag' — ." 

Sie zeichnen sich alle, besonders im Vergleich mit vielen 
gleichzeitigen Erzeugnissen der religiosen Dichtung, durch einen 
ungesuchten Ausdruck und durch nattirliche Warme des religiCsen 
Gefuhls aus, und man kann, wenn man die Schilderungen der Zeit- 
genossen hSrt, sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Emi- 
granten diese Eigenschaften, die in iliren Liedern zum Ausdruck 
kommen, in der weitaus grflsseren Mehrzahl auch selber besassen 
und so auf die Bev5lkerung der L&nder, durch welGhe sie zogen, 
in der giinstigsten Weise eingewirkt haben. Auch den Geschichts- 
forscher erfteut es, in einer Zeit, die nach anderer Seite hin nicht 
eben viel Erbauliches bietet und mis durch ihre politische und 
kirchliche Enge bedriickt, auf Aeusserungen eines &chten religi6sen 
Gefuhls, einer wahrhaft christlichen Bruderliebe und humanen 
Weitherzigkeit zu stossen, wie sie die Geschichte der Salzburger 
Emigranten in so reicher Zahl bietet 



\ 



Spezifikation 

der allhier in Kirchberg am llten Martii 1732 angekommenen 
Salzburgischen Emigranten. 

1) Mit Pftssen ana dem Gericht THxenbach yerseben: 

1. Michel Stockhl, ledigen Standes. 

2. Blasius StSckhl, dessen Bruder, L. 

— 3. Matthias Purchner, Weber, 

— 4. Eva Lodermoserin, dessen Weib. 

— 5. Hannss Khendler, ledig. 
6. Andreas 



7. Georg 

8. Sebastian 

9. Nicklaus 



Wallner, Bruder, L. 



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-^■— M» J 



Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 87 

t 10. Simon Steiner, L. 

— 11. Georg Wallner, 

— 12. Ursula Nussbaumerin, dessen Weib. 

— 13. Ursula, dessen Kind, 1 Jahr alt. 

— 14. Christian Ganzenhuber, L. 
15. Ruprecht Aerzberger, L. 

t 16. Ruprecht Junger, L. 

— 17. Catharina Schemckerin, deren Mann noch zuruck 

ist, Jorg Wallners Nr. 11 Schwiegermutter. 
18. Veit Rainer, L. 

— 19. Simon Schlager, L. 

— 20. Veit Neufang, 

— 21. Gertraud, dessen Weib. 

— 22. Blasius | 

— 4, 3. Sebastian I Neufang, dessen Sohne, 8 Jahr. 

— 24. Veit Capeller, L. 

25. Simon Meyer, L. 

t 26. Christian | 

t 27. Matthias I Rohrmoser > Bruder, alss Zwillinge, L. 

28. Adam Brandstetter, ledig. 

29. Wolffgang Riesser, L. 

30. Cliristian Wagner, L. 

31. Georg Schindelholzer, L. 

32. Joseph Scheerrer, L. 

33. Matthias Rohrmoser, 

34. Eva Huberin, dessen Weib. 

35. Matthias Rohrmoser, der Sohn. 

36. Gertraud Biihlerin, 13 Jahr, ersteren Rohrmosers 
adoptata. 

37. Wolffgang Gruber, L. 
t 38. Maria Vorwalterin, L. 

— 39. Georg Vorwalter, deren Bruder, L. 
t 40. Maria Wallnerin, beeder Mutter. 

41. Christina Goschnerin, L. 

42. Maria Sommerin, L. 

43. Afra Hachlerin, Wittib. 

44. Margaretha Abstorfferin, Witt. 

45. Margaretha Schindelholzerin, L. 

46. Barbara Stocklin, L. 

47. Margaretha Rohrmoserin, L. 



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88 S c h n i z e r. 

— 48. Maria Wallnerin, Wittib. 

— 49. Maria Wallnerin, deren Tochter. 

— 50. Ruprecht Wallner, der Sohn, 13 Jahr. 
51. Magdalena Stftckin, L. 

— 52. Salome Pogerin L. 

53. Maria Schweigerin, L. 

54. Maria Haubenscheererin, deren natiirliche Tochter, 
9 Jahr. 

— 55. Margaretha Schoneggerin, Witt. 

— 56. Andreas Schonegger, 23 Jahr 1 

— 57. Simon Schonegger, 20 Jahr ( deren S5hn ' 

— 58. Ursula Pogerin, L. 

— 59. Elisabeth Pirnbacherin, L. 
t 60. Georg Astner, L. 

t 61. Peter Kropf, L. 

t 62. Michael Hofer, L. 

63. Christoph Hasslinger, L. 

64. Georg Embacher, L. 
t 65. Michel Legner, L. 

66. Georg Empacher, L. 

67. Peter Kilbacher, L. 

Michel Meisslinger (Eintrag von anderer Hand). 

2) Mit Passen aus dem Gericht Radstatt. 

*t 68. Anna Steinbacherin, L. 

*t 69. Georg I 

*t 70 Michel I Steinbacher, deren Brttder, L. 

*t 71. Thomas Hochmann, L. 

f 72. Ruprecht Eissenhoffer, L. 

f 73. Jacob Schroter, L. 

*t 74. Conrad Schroter, L. 

*t 75. Elanss Gleiminger, L. 

*t 76. Simon Ployer, L. 

t 77. Leopold Pottler, L. 

t 78. Georg Eder, L. 

t 79. Christian ) 

t 80. Thomas j Obereigner, L. 

t 81. Maria Obereignerin, deren Sch wester, L. 
82. Michel Weisslinger, L. (conf. oben). 

— 83. Jacob Fischbacher, L. 



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Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 89 

— 84. Hannss Piber, L. 

t 85. Catharina Hohmannin, L. 

t 86. Maria Hemmischin, L. 

t 87. Barbara Ebnerin, L. 

t 88. Elisabeth Farmerin, L. 

t 89. Ursula I 

*t 90. Barbara I Ber £ tin , Schwestern, LL. 

3) Deren Pftsse ana dem Gericbt Rauriss. 

t 91- Ruprecht Kemeter. 

t 92. Magdalena Niederlecherin, (lessen Weib. 

t 93. Martin Gassner, dessen Stiefsohn. 

t 94. Catharina Capellerin, dessen Stieftochter. 

t 95. Maria Schiitterin, deren naturliches Kind. 

96. Maria Reiterin, Witt. 60 Jahr. 

97. Simon I 

98. Thomas Gassner, deren S5hn, L. 

99. Michel J 

100. Georg Holzel, Bergknapp, L. 

101. Margaretha Abstorfferin, Witt, 
t 102. Catharina Grueberin, L. 

103. Eva Moserin, L. 

104. Stephan Moser, L. 

— 105. Anna Miltorfferin, L 

— 106. Magdalena Miltorfferin, L. 

4) Ana dem Goldegger Pfleggericht. 

— 107. Hannss Burgschwaiger, L. 
108. Wolfgang Scheffauer, L. 



Anmerkung: Die mit f bezeichnet, sind allhier und in hiesiger 
Herrschaft geblieben. Die mit * bezeichneten sind nach Heil- 
bronn weiter gezogen, mit — in der Langenburger Herrschaft 
aufgenommen worden. In einem spateren Verzeichnis wird 
unter den Zuruckgebliebenen noch besonders aufgefiihrt : aus 
der Pfleg und Propstey Werfen Ruprecht Schwaiger. Ein 
Mann dieses Namens hat das Lied gedichtet : „In Gottes Namen 
tret* ich an den Weg und die Verfolgungsbahn". — 



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Wieder ein Bild der Zerstorung von gesehiehtliehen 
Denkmalern im XIX. Jahrhundert. 

Von Rudolf Graf Adelmann von und zu Adelmannsfelden. 1 

Zum Bau der jetzigen Kirche hier musste 1810 das Schiff 
der alten weichen, von welcher nur noch der gedrungene frtih- 
gothische Turm steht, und damit hat jene Zeit, die zwar lebhaften 
Sinn fur Romantik besass, aber keinerlei Verst&ndnis fur den Wert 
und die Erhaltung von Geschichtsdenkm&lern, unter anderem auch 
hier eine grosse Zahl alter Grabsteine, Schilder u. dergl. dem 
Untergang uberliefert, Denkm&ler, welche die alte Kirche nach- 
weislich und gemass der Sitte der Jahrhunderte ihres Bestehens 
enthielt. Die hiesige Pfarrregistratur beschreibt teilweise sehr 
umst&ndlich die Beisetzungen, welche seit 1677 „nach Christaden- 
ligem Gebrauche" in der Kirche gefeiert wurden, und flihrt allein 
zehn derselben mit Bestimmung der Stellen auf, wo die Bei- 
setzungen stattfanden, so dass also schon aus jener Zeit eine lange 
Reihe von Grabsteinen, Schildern, Waffen etc. in der Kirche sein 
musste. Vom Umbau kam aber nur ein einziger gothischer Stein 
mit hiibschem Rankenwerk auf uns als sprechendes Denkzeichen 
fruherer Verschuldung und als eindringlicher Mahner, der uns auf- 
fordert, fur jetzt und sp&ter nicht zu verschleudern, sondern zu 
erhalten, was (heute) noch da ist. Dieser Stein, an der siidlichen 
Mauer des Pfarrgartens, ist 200 cm : 100 cm gross und gut erhal- 
ten; er tragt die Inschrift Anno • MCCCCLXXXXIIII • am • fri- 
tag • vor • aller • hayligen • do • starb • die • Edeljunckfraw • Anna 
• von • Vohenstein • Der • Got • Gnad- Rechts unter der weib- 
lichen Figur ist das Vohensteinische Wappen mit den 3 Fisch- 
l&geln, links das Mussax'sche mit den zwei liegenden rechts zuge- 
bundenen Sacken. Die Inschrift ist sehr gut leserlich. 

1 Der verdiente Verfasser, der zu den Gonnern des Vereins ge- 
horte, ist inzwischen — am 19. April d. J. — in Stuttgart gestorben. 



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Zerstorung von geschichtlichen Denkmalern. 91 

In friihester Zeit sassen die Herren von Adelmannsfelden 
hier (s. u. a. Wftrtt. Urkundenbuch betr. 1147. 1150. 1236), zum 
ersten Male auch zugleich Adelmann genannt in der Urkunde von 
1322 April 22 (siehe K W. Haus- und Staatsarchiv Ellwangen 
Seite 1497); von ihnen fiihrt Gabelkhover (f 1616) in seinen 
Collectaneen Karton I und IV raanches an, so auch, dass 1580 
viele Steine der Familie nach Neubronn versetzt wurden, tiber sie 
handeln auch u. a. die Teilungslibelle von Adelmannsfelden, die 
Beschreibung von Adelmannsfelden von Chr. Fr. Egelhaaf von 1854. 
Von 1493 waren die von Vohenstein und ihre Erben hier (s. OA.- 
Beschr. Aalen). 

Das Bedauern, dass nur einer von den vielen Grabsteinen 
der alten Kirche uns erhalten blieb, und das Streben, nach weiteren 
zu suchen, veranlasste mich nun vor wenigen Wochen, eine mir 
durch ihre Schwere und Gr5sse auffallende Staffelplatte der siid- 
lichen Kirchthiire umdrehen zu lassen. Zu meiner Befriedigung 
war meine Vermutung richtig, leider aber zeigte sich der Stein 
durch Alter, Wetter und Menschenhand schwer verletzt. Die 
nahere Betrachtung der Inschrift ergab aber sofort, dass es sich 
urn einen auch von Gabelkhover erwahnten Grabstein haudelt, 
welcher die Treue seiner Arbeit wiederum bestatigt. Er schreibt 
in seinen Collekt. Kart. IV — s. Kgl. Haus- und Staatsarchiv in 
Stuttgart — sub 48 a Seite 1319: „1407 zu Adelmannsfelden vor 
der Kirchen stehen 2 grabstein vffgericht, cum seqq. inscriptioni- 
bus, mit dem Adelm&nnischen Wappen: 

A. dom. 1407 obiit Hans Adelmann an S. Michelsabent 

A. dom. 1407 obiit Cunrat Adelmann an dess hailigen Kreuz 
tag cum exaltaretur", 
und sagt weiter in seinem Entwurf einer Adelmann'schen Familien- 
geschichte s. Karton I A-G. sub. 154 a als Inschrift „do starb 
Conrat Adelman an dess hailigen creutzstag, als erhebt ward — 
das ist vff den 14. Septembris". An der Hand nun der teilweise 
gut erhalten en aber auch ganz fehlenden Schrift und der Mitteilung* 
von Gabelkhover erg&nzt sich die Inschrift so vollkommen, dass 
ein Zweifel nicht sein kann, dass ich den Grabstein von Conrad 
Adelmann fand und vor mir habe. Die Inschrift lautet so erg&nzt : 
Anno • domini • M • CCCC • VII • do • starb • cunrat • Adelman • 
an • dess • hayligen • creutz • tage • alss • erhochet • ward. „Dieser 
scheint" — sagt G. in Karton I — „dass er noch zu Adelmans- 
uelden gewont, sintemal er dasselbsten vor der Kirchen neben der 



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92 Rudolf Graf Adelmann. 

thtir noch ain vffrechten grabstain hat. a Seine Frau Anna, Walther 
Eberweins Tochter kaufte nach Gabelkhover Lehen zu Reichenbach, 
Ramsenstrut, Stocken, Pommerzweiler, Westhausen and Hohenstadt 
und „hat auch sonst jr gut wohl gestellt." Sie wurde 1435 in 
der Kirche zu Neubronn begraben. 

Die Wappenzeichnung ist im gothischen Stile flott gehalten, 
freilich wenig genug noch davon vorhanden. Die vermutliche Ge- 
schichte des Steins zeigt auch eine recht geringe Gunst unseres 
Jahrhunderts, in welches er trotz fast funfhundertjahriger Stellung 
an der Kirchenmauer, welche ihm in ihrer Richtung nach Sudosten 
nicht ungiinstig war, in verhaltnismassig wohlerhaltenem Zustande 
eingetreten war, wenn auch durch lange Anlagerung von Schutt 
das untere Viertel seiner H6he teilweise geschadigt wurde. Beim 
Umbau der Kirche 1810 aber fiel vermutlich der 180 cm :83 cm 
grosse aber weiche gelbe Sandstein urn (von giitiger Seite wird 
er mir als Personatensandstein von Westerhofen bei Lauchheim, 
s. OA.-Beschr. Ellwangen 1880 Seite 12 bezeichnet), wodurch der 
obere Teil, soweit er einen Teil der Inschrift und Helmzier trug, 
abblatterte. Infolge dieses Unfalls sollte ei wohl Kirchenstaffel 
werden, was auch eine neue Platte ersparen liess. Die wohl da- 
mals auch schon recht bequemen Maurer fanden dann das hoch- 
herausgearbeitete Wappen bei Legen der vorderen Seite in den 
noch dazu sehr feinen Sand des Untergrunds unbequem und hieben 
demgemass alles dem Entgegenstehende kurzer Hand mit dem 
Zweispitz nur zu sauber weg. Es ist somit von dem ganzen 
Wappen heute kein Schild mehr iibrig, vom offenen Helm nur noch 
ein Ring und einige Teile der Helmdecke und der Grundriss des 
Siebs mit dem Anfang des linken Federbuschs. Dieser letztere 
spricht fur Straussenfedern, schon infolge seiner Richtung aus der 
Platte heraus, da dieser Rest fur die Hahnenfedern aufrecht und 
nicht nach vorne geneigt herausspringen diirfte. Auch zeigt ein 
Grabstein von 1401 in der Kirche von Neubronn eines andern 
Conrad Adelman ganz deutlich Straussenfedern, wie sie sonst schon 
von Ende des XIII. Jahrhunderts an da und dort auf Grabsteinen 
vorkommen, wenn auch die Hahnenfedern noch gebrauchlich waren. 

Von dem obigen auch von Gabelkhover schon erwahnten 
Grabstein von Hans Adelmann — nach G. ein Sohn des Conrats 
unseres Grabsteins, t 1407 Sept. 28., ist nichts mehr zu flnden. 

Von all den mit Recht vermuteten vielen Grabmalern der 
Kirche fand ich nichts ausser dem obenbeschriebenen. 



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Rudolf Graf Adelmann. 93 

Der geschichtliche Wert des gefundenen Steines fur meine 
Familie ist trotz seines nicht gut erhaltenen Aeussern m. A. ein 
grosser, ist er mir doch ein urkundlicher Beweis dafiir, dass sie 
ihre Toten hier noch zu einer Zeit begrub, wo sie sich schon 
seit 22 Jahren in Neubronn, OA. Aalen, fest niedergelassen hatte 
(s. Kaufbrief von 1385 Novbr. 24. Hohenstadter Arch. fasc. VI) 
und wo sie im Begriffe war, die „Veste Hohenstadt" zu kaufen 
(s. Kaufbrief von 1407 Dez. 27. ebendaselbst). Es ist also heute 
der voile Beweis gebracht, dass die Familie hier ihren Stammsitz 
hatte, und nicht bloss wie man oft liest, die Wahrscheinlichkeit; 
woher ware sonst diese damit ausgesprochene Anhanglichkeit an 
den als Stammsitz schon damals geltenden Sitz durch Jahrhunderte 
hindurch? Das Bild wird mir noch durch die obengenannte Ur- 
kunde von 1322 April 22. vervollstandigt und durch die Stiftungen 
von 1401 und 1433 (s. Gabelkhover IV Seite 1320), welche den 
hiesigen Besitzstand der Familie, sowie deren Verbindung mit der 
hiesigen Heiligenpflege aufs greifsbarste doknmentieren. 

Der obige Fund moge alien, welche in ahnlicher Lage sind, 
als Sporn dienen zu suchen und im Suchen nicht nachzulassen. 

Schlo88 Adelmannsfelden, November 1899. 



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Buehanzeige. 



Geschichte der Reichsstadt Hall und ihres Gebiets von Dr. Jul. G m e 1 i n, 
•Pfarrer in Grossaltdorf : Hall bei Ferdinand Staib. 1896—98. 
Mit einer Karte der weiteren Umgebung von Hall und zwei 
Radierungen (Michaeliskirche und Komburg). 830 Seiten. 



Seit anderthalb Jahren ist das in Lieferungen gearbeitete 
Werk vollendet and es ist Zeit, dass es auch in unseren Blattern 
eine eingehendere Wtirdigung flndet. Der auf dem Gebiete der 
Geschichtsforschung verdiente Verfasser hat sein reiches Wissen 
und seinen eisernen Fleiss aufgeboten, um in mehrjahriger Arbeit, 
vielfach aus ungedruckten Quellen, eine ausfiihrliche Geschichte der 
Stadt Hall und ihres Gebiets herzustellen. Diese Aufgabe war 
lohnend, denn Hall und h&llisches Leben ist ein eigenartiges Stuck 
Welt und spielte raehrmals im Mittelalter und zuletzt in der Refor- 
mationszeit eine bedeutsame Rolle; ihre LSsung war notig, denn 
mit Ausnahme des schon hundert Jahre zuriickliegenden und nicht 
einmal gedruckten Glaser hat Hall bisher wohl Chronisten und 
Geschichtsforscher, aber noch keinen Geschichtsschreiber gefunden. 
Endlich aber war ein solches Geschichtsbuch auch moglich, denn 
nach 50jfthrigem Bestand des historischen Vereins fur Wiirttem- 
bergisch Franken, nach den griindlichen Vorarbeiten eines Herm. 
Bauer, Bossert, Kolb, Weller und des Verfassers selbst hat es an 
Material iiber die einzelnen Zeiten, Orte und PersSnlichkeiten nicht 
mehr gefehlt. 

Der erste Teil des Buches behandelt auf ca. 170 Seiten die 
alteste Geschichte des ganzen wurttembergischen Frankenlandes 
bis 900 n. Chr. — Im I. Kapitel lernen wir die Kelt en als 
alteste Bewohner mit ihren Grabhiigeln, Eingwallen, Strassen, 
FJuss- und Ortsnamen kennen. Die Romer, welche ihnen nach 
kurzem Zwischenbesitz der Sueben folgten, haben das h&llische 
Gebiet ausserhalb ihrer Grenzwalle gelassen, von denen der ober- 



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Buchanzeige. 95 

germanische Teil das Neckarthal und der rh&tische das Donau- 
gebiet schtitzte und welche bei Lorch zusammentrafen. Jedenfalls 
kannten sie die Salzquelle noch nicht, and sonst reizte sie nichts 
auf diesem unwirtlichen Boden. Daher giebt es in Hall selbst 
auch keine Spuren von ihnen, weder Strassen, noch Orte, noch 
Flurnamen; und auch spater noch ist die politische und kirchliche 
Entwicklung von andern Punkten ausgegangen. — Das II. Kapitel 
mit 40 Seiten ist den Alaraannen gewidmet, welche, obwohl 
nicht dauernd Herren geblieben, doch einen bedeutenden Einschlag 
in der Bevolkerung unserer Gegend hinterlassen haben. Sie waren 
die fr&nkische Saale herab iiber den Main in die offenstehenden 
Flussthaler von Tauber, Jaxt und Kocher vorgedrungen und sind 
seit Caracalla (213) in bestftndiger feindlicher Fiihlung mit den 
Romern, um ein Menschenalter spater von unserer Gegend aus 
den Zugang ins romische Neckarland zu erzwingen, von wo sie 
dann trotz mehrerer Riickschl&ge unter Probus und Julian unauf- 
haltsam ins Rheinthal vordrangen. Eine Erinnerung an ihren 
dreihundertjahrigen Aufenthalt und ihre lange beibehaltenen Ver- 
wandtschaftsverb&nde sind die Ortsnamen auf — ingen. Ihr Haupt- 
sitz war nach Gmelin Dettingen a. K., ihr Hauptheiligtum der 
Kirchbiihl bei Grossaltdorf (alah = heiliger Hain). — Ihnen folgen 
von dem Siege unter Chlodwig (ca. 500) an die Fran ken, 
Kapitel III. Wie bei den Alamannen erfahren wir genau nach 
dem Stand der neuesten Forschungen ihre Vorgeschichte, ihren 
Charakter und den Gang ihrer Ansiedlung, welche mit eingehender 
Verwertung der als fr&nkisch festgehaltenen Ortsendung — heim, 
sowie der Sltesten kirchlichen Yerhaltnisse untersucht wird. 
Stockenburg (Stockheim) mit seiner Martinskirche wurde der fr&n- 
kische Mittelpunkt unseres Gebietes, von dem aus Westheim, Sont- 
(= Slid) heim, Oestheim bei Schillingsfurst (?) benannt sind. Ebenso 
weist die Martinskirche in DSttingen auf friihe frankische Besitz- 
nahme dieses wichtigen Orts. 

Von diesem ersten Teil der Werkes gilt: Wer vieles bringt, 
wird manchem etwas bringen. Der Geschichtsfreund l&sst sich 
gerne die ihm wohlbekannten Orte mit ihrer Entstehung in den 
grossen Zusammenhang der allgemeinen deutschen Geschichte riicken 
und wird dem kundigen, besonders in der historischen Geographie 
wohlbewanderten Verfasser mit Bewunderung bis in die Ursitze 
der Franken am Niederrhein folgen, um von dort aufhellende 
Fingerzeige fttr unser jiingeres Franken zu gewinnen, wenn es 



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96 Mei saner. 

uns freilich etwas viel Phantasie und Lokalpatriotismus schien, 
dass er in der Alamannenzeit den Eaiser Maximin gerade in den 
Sumpf von Pfedelbach (nach 235) geflihrt hat. Wir gewinnen 
personlichen Anteil an den Vfilkerbewegungen der Kelten, AJaman- 
nen, Franken. Jede Spur dieser Vorfahren in unserer Nihe zieht 
uns ins Interesse ; wenige Orte werden es sein, welchen die sichere 
Hand des Geschichtschreibers nicht nach der Endung des Namens 
oder nach der kirchlichen Eingliederung aufs Jahrliundert hin ihre 
Entstehungszeit angewiesen h&tte. Sogar das bringt er fertig, 
unser Gebiet zwischen oberfr&nkische Hessen (im Westen mit der 
hessischen Ortsendung — bach) und den mittelfr&nkischen Ribua- 
riern und Chamaven zu teilen (letztere im Osten, zu schliessen 
aus den Namen Rosengarten, Sittard, Gailenkircben, Limburg an 
der Maas). 

Mehr fur's Nachschlagen als fiir fortlaufende Lektiire eignet 
sich dagegen der zweite Teil des Werkes, welcher auf 500 Seiten 
das Mittelalter von 900 bis 1500 umfasst. Was schon im ersten 
Teil mehrfach zu bemerken war, wiederholt sich hier in verstarktem 
Maasse; der Verfasser ist ofters seinem Programra, welches ein 
popul&res Geschichtswerk verheisst, untreu geworden, und giebt 
nur der Vollstandigkeit wegen manche Einzelheiten, sowie in 
der Freude des Forschers langwierige und eingehende Untersu- 
chungen, welche doch nicht eingehend genug sein konnen, um den 
Kenner zu befriedigen, und nicht verst£ndlich genug, um den Lieb- 
haber zu fesseln; solche Ausfiihrungen hatten wir lieber in Fach- 
zeitschriften oder Lokalzeitungen verwiesen gesehen, dann ware 
das Buch selbst entlastet worden. — Hauptquellen sind, wohl zum 
erstenmal eingehend verwertet, die h&llischen Steuerrollen von 
1394—1554 fur die Wirtschaftsgeschichte; die beiden Chronisten 
Herolt und Widman aus der Reformationszeit, jener hallischer 
Landpfarrer und evangelisch, dieser koraburgischer Syndikus und 
katholisch, sowie der 1808 verstorbene Geschichtschreiber Glaser. 

Kapitel I schildert uns die Entstehung der Stadt Hall, wohl 
um die Mitte des 10. Jahrhunderts unter Konig Otto I im An- 
schluss an die Entdeckung der Salzquelle durch den jagenden 
Kochergaugrafen von Westheim-Komburg, nachdem die zunehmende 
Kultur das Kocherthal entwassert hatte. Die Quelle wurde als 
konigliches Lehen unter Aufsicht des Grafen von ritterbtirtigen 
Geschlechtern ausgebeutet. Die Art der Salzgewinnung in den 
verschiedenen Zeiten, der Holzbezug aus dem Limpurgischen, die 



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Buchanzeige. 97 

Holzzeichen (Mftller) und das j&hrliche Fest des Siederhofs sind 
auch fiir Fremde interessant, wahrend die Entwicklung der Eigen- 
tumsverh&ltnisse am Haal dem hallischen Burger wichtig sein 
wii'd. Die Haller Miinze, der „ Heller" mit dem alten Konigs- 
zeichen Kreaz und flandschuh, schon 1037 im Stiftuugsbrief der 
Kirche zu Oehringen genannt, diente zur Verwertung des Salz- 
reichtums. — Kapitel II ist das Adelskapitel mit 158 im Laufe 
der Zeit zu Hall verburgerten Geschlechtern ; die Andeutungen 
fiber deren Geschichte diirften den vielen Orten, wo sie begiitert 
waren, willkommen sein. Ein Zeugnis fiir den lange bewahrten 
Charakter der Adelsstadt ist das hallische Kampfgericht , eine 
Rechtsordnung fiir offentlichen blutigen Austrag adeliger Streit- 
f&lle, welche sonst nur in ausserwtirttembergi*chen Stftdten bekannt, 
in Hall aber bis gegen das siebzehnte Jahrhundert in Uebung 
war. — Kapitel III, das Kapitel der Kirchen, behandelt mit be- 
standigem Ausblick auf den Gang der grossen Reichsgeschichte 
die Grtindung des Benediktiner-Klosters Komburg durch die Grafen 
von Rothenburg, ohne Zweifel Erben der alten Komburger. Sie 
war eine Frucht der gewissenverwirrenden Kampfe, welche sich 
urns Jahr 1077 an die Namen des Kaisers Heinrich IV. und des 
Papstes Gregor VII. kniipfen. Mit gewohnter Griindlichkeit lernen 
wir den raschen Aufschwung durch Schenkungen und den schon 
im n&chsten Jahrhundert beginnenden Verfall durch Verausserungen 
kennen, bis 1488/99 die Stiftung in ein weltliches adeliges Chor- 
herrenstift umgewandelt wurde. — Kapitel IV schildert den Auf- 
schwung Halls unter den Hohenstaufen, bezeichnet durch die 
Michaelskirche (1156) mit gleichzeitigem Markt- (und Stadt-) Recht, 
die nicht viel sp&tere Katharinenkirche links vom Kocher, das 
Johanniterspital (vor 1228), welches nach rascher Bliite bis 1805 
ein immer mehr absterbendes Dasein flihrte. Bereits 1236 finden 
wir den kaum gestifteten Bettelorden der Franziskaner in der Stadt, 
welcher es im folgenden Jahrhundert zu ansehnlichem Besitz bringt. 
Fur weibliche Weltfluchtige sorgte seit 1245 ganz in der N&he 
das Frauenkloster Gnadenthal. Die Hohenstaufen waren seit 1190 
dfter in Hall und bezeugten der Stadt ihre Gnade, setzten ihr aber 
in den vom Main her 1230 vor den Thoren angesiedelten Schenken 
von Limpurg und in den seit 1251 mit Oehringen und Waldenburg 
bereicherten Hohenlohe gef&hrliche Nachbarn. Eine innere Span- 
nung erkennen wir in der 1261 fiber der Entfernung der Keller- 

haise ausgebrochenen ersten Zwietracht, welche zum Auszug meh- 

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98 M e i 8 s n e r. 

rerer der angegriffenen adeligen Ortsfamilien fuhrte. — Das 
V. Kapitel 1250-1520 ist der zweiten Hiilfte des Mittelalters 
gewidmet und schildert gegentiber den fortw&hrenden Angriffen 
von Adel und Ftirsten die Gewinnung und Ausbildung der reichs- 
stadtischen Freiheit und Verfassung. Durch Kaiser Rudolf wurde 
Hall von der lirapurgischen Reichsschultheisserei 1274, vora Wtirz- 
burger Gericht 1276 frei; gefthrlicher war die mtthsam mebrmals 
abgeschlittelte wtirttembergische Landvogtei liber Niederschwaben. 
Eine zeitweilige Schwachung durch adeligen Wegzug aber zu- 
gleich demokratische Gesundung bedeutete die 1340 entstandene 
zweite Zwietracht, welche zur Verschmelzung des biirgerlichen 
unteren Rats mit dem adeligen oberen fiihrte. Zwischen 1340 und 
1354 konnte der links vom Kocher liegende Stadtteil ummauert 
werden; das Jahr 1347 bringt die Pest, 1348/49 eine starke Be- 
teiligung an den Judenverfolgungen. Die Luxemburger Kaiser 
Karl IV. und Wenzel von 1346 — 1400 benutzten im Widerstreit 
der St&dte und Ftirsten auch Hall wie andere St&dte gerne als 
Handelsobjekt fur wiederholte Verpftndungen. Redlichen Anteil 
nahm Hall am St&dtekrieg gegen Wiirttemberg und Genossen, mit 
dem Erfolg 1377 bei Reutlingen und der Niederlage bei Dflffingen 
1388. 1376 brannte die Stadt ab und war der Einverleibung 
durch die Limpurger nahe, aber schon 1382 gelang die endgiltige 
Befreiung durch Erwerbung des Reichsschultheissenamtes; auch 
vor 1401 die Fertigstellung der Landwehr oder Heeg, eines mit 
Holz besetzten tiefen und breiten Grabens rings urns Stadtgebiet 
mit Landtiirmen. Der 1429 erworbene Blutbann wurde gegen Ein- 
heimische und Fremde strenge angewendet. Der grosse St&dtekrieg 
unter Kaiser Friedrich III. 1449/53 brachte wie auch der bayrisch- 
pf&lzische 1460/63 dem h&llischen Gebiet ausgiebige Verheerung 
durch die Fursten. Unter Maximilian I. wurde unter dem Schutze 
des Landfriedens seit 1486 und des schw&bischen Bundes seit 1488 
ein neues Rathaus gebaut (1494), sowie ein neuer Sulenbau 1496, 
ein neuer Chor in St. Michael 1495. Den Zeitraum schliesst 
1509/12 aus Anlass der Errichtung einer biirgerlichen Ratstrink- 
stube eine dritte Zwietracht, nach welcher der Rest der Adeligen 
die Stadt verliess, eine wirtschaftliche Sch&digung, aber auch eine 
Befreiung flir die nachfolgende Reformation. — Kapitel VI unter- 
sucht die Volkszahl, Finanzkraft und Btirgerschaft von Hall, sowie 
die einzelnen Stadtteile, w&hrend des Mittelalters. — Kapitel VII 
weist die sonst bekannten sittlich religifisen Verhaitnisse vor der 



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Buchanzeige. 99 

Reformation auch im H&llischen nach, n&mlich Ueberkirchlichkeit 
und Aberglaube einerseits neben uaiver Unsittlichkeit in Stadt 
and Land. 

Sehr kurz kommt im dritten Teil die neuere Zeit von 1522 
bis 1803 weg, mit 130 Seiten. 

Das I. Heft erz&hlt die Reformation, begonnen 1522 durch 
Berufting des Brenz aus Heidelberg, im Hallischen wenig gef&hr- 
det durch den bei Gottwollshausen unblutig unterdruckten Bauern- 
aufstand. Brenz beteiligte sich gegen Zwingli und Oekolampad 
mit dem Syngramma Suevicum am Sakramentsstreit. In Stadt 
und Land fiihrte er die Reformation durch, bei welcher auch in 
Hall die Sorge fur Kirche und Schule Hand in Hand ging. Am 
Protest von Speyer 1529 war Hall aus Purcht nicht beteiligt, 
auch nicht 1530 bei der Dnterzeichnung der Augustana, aber Brenz 
war mit Melanchthon in Augsburg ein Hauptwortfuhrer bei den 
Verhandlungen. 1538 tritt Hall dem schmalkaldischen Bund bei, 
1543 wird die neue Kirchenordnung furs ganze Gebiet gedruckt. 
1540 erfolgt durch den Kauf der Limpurg die letzte Auseinander- 
setzung mit dem nachbarlichen Adelsgeschlecht. 1541 macht 
Karl V. einen Besuch in Hall. Als Feind katb er 1546 im schmal- 
kaldischen Krieg wieder. Brenz musste erst voriibergehend, 1548 
ganz weichen. Schon 1549 begann man aber das kaiserliche In- 
terim wieder zu beseitigen. Der 1552 vom Kaiser erhaltene 
oligarchische Hasenrat wurde 1559/62 wieder abgeschiittelt. — 
Damit ist die weiter reichende geschichtliche Bedeutung von Hall, 
wie iiberhaupt der Stadte, zu Ende. Das zweite Kapitel kann 
uns nur noch kulturgeschichtlich wichtige Ziige bieten. 1562 wird 
Ushofen erworben, 1595 Vellberg, 1615 Hohnhardt. Dem Ausbau 
der Reformation einerseits traten Gegenversuche von Komburg- 
Wurzburg aus gegeniiber. Der 30jahrige Krieg brachte einen 
Schaden von 3V2 Millionen Gulden und verringerte die Seelenzahl 
urn ein Drittel. Doch ist ein Zeichen baldiger Erholung 1654 die 
Erhebung der Lateinschule zum Gymnasium. 1802 fiel Hall an 
Wiirttemberg. 

Der offenherzige Verfasser macht nirgends ein Hehl daraus, 
welche Stellung er personlich zu seinem Stoff einnimmt; darum 
gewinnt seine gewandte Darstellung iiberall den Vorteil einer leb- 
hafteren Farbe. Dagegen waren mituntergelaufene weniger edle 
Ausdriicke (z. B. Brenz reitet auf dem Schriftbuchstaben herum 
S. 733) durch den volkstiimlichen Charakter des Werks nicht ge- 



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100 Meis siier, Buchanzeige. 

boten. Auch hatte ausser der oben gewtinschten strengeren Sich- 
tung des aufzunehmenden Stoffes das was gesagt werden musste, 
vielfach kiirzer gesagt werden konnen ohne Verletzung der Deut- 
lichkeit. 

Ueber Einzelheiten wird sich Dr. Gmelin mit den berufenen 
Kennern, deren die Stadt innerhalb und ausserhalb ihrer Mauern 
eine schone Zahl besitzt, auseinanderzusetzen haben. Im Ganzen 
darfman ihr Gluck wiinschen zu dem sch5nen Werke, welches 
versteht, die Vergangenheit der Gegenwart so nahe zu bringen. 
Moge der verdiente Verfasser seinen Vorsatz wahr machen und 
wie die Volksentwicklung seit der Reformation, so auch die kirch- 
liche Weiterentwicklung an der Hand seines reichen Materials ver- 
folgen. Wie die K. Kommission f&r Landesgeschichte das vor- 
liegende Werk durch einen sch6nen Beitrag anerkannt hat, so ist 
es nun Ehrenpflicht auch der Stadt Hall, die Gelegenheit wahr- 
zunehmen und ihre kulturgechichtliche und wirtschaftliche Weiter- 
entwicklung seit der Reformation von einem solchen Kenner be- 
handeln zu lassen, so lange er in der Nahe ist und die Freudig- 
keit dazu hat. Und ebenso die verschiedenen Abteilungen des 
Landgebietes, wie RSsengarten, Kochereck und Kocherthal, Haller 
Ebene, Herrschaft Vellberg, Landschaft jenseits der Blihler und 
Ilshofen mSgen bedenken, dass nicht bald wieder ein so berufener 
Forscher sich erbietet, ihnen die Lokalgeschichte zu bearbeiten. 
Es ware ein Unrecht gegen das Volk, welches so gerne sich in 
alte Zeiten vertieft, wenn diese Gelegenheit aus Mangel an Ent- 
gegenkommen ungenutzt bliebe. M5ge aber jetzt schon unsere 
„HallischeGeschichte a Hausbuch in jedem bevorzugten Haus, eiserner 
Bestand in jeder offentlichen Biichersammlung des ganzen Gebietes 
werden, das ware Dank und Aufmunterung fiir den Verfasser. 

Weinsberg. 

Stadtpfarrer Meissner. 



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Uebersicht ttber die Thatigkeit des hist. Vereins 
fiir Wttrtt. Franken von 1897-99. 

Von Prof. Dr. Fehleisen in Hall. 

Unseren Bericht erOffnen wir wohl am geeignetsten mit einer 
kurzen Beschreibung des 50j&hrigen Jubil&ums, das dem Verein 
vergflnnt war in den Tagen vom 31. Aug. bis 2. Sept. 1897 an seinem 
Vorort Hall zu feiern. Einen besonderen Anziehungspunkt des- 
selben bildete die in zwei Abteilungen von den Professoren Dr. Kolb 
and Reik in den Zeichens&len des Gymnasialgebaudes veranstaltete 
Aasstellung. Die erste Abteilung enthielt eine Sanimlung von 
z. T. hochinteressanten auf das Vereinsgebiet bezfiglichen Urkunden, 
die das Konigl. Haus- and Staatsarchiv in iiberaus zuvorkommen- 
der Weise zur Verfugung gestellt hatte, dazu Karten, Ansichten 
von Hall, Portr&ts bedeutender Persflnlichkeiten aus Hall aus den 
verschiedensten Zeiten und in den verschiedensten Darstellungs- 
arten. In der zweiten Abteilang war eine grosse Zahl von Prof. 
Reik gefertigter Aquarelle aus dem Vereinsgebiet ausgestellt. 
Beide Ausstellungen hatten sich fortgesetzt des regsten Besuches 
zu erfreuen. 

Am Vorabend, 31. Aug., fand eine zwanglose Vereinigung 
in den Raumlichkeiten des Lokalvereins im Gasthof zum „Ritter a 
statt, die durch Ansprachen, allgemeine Lieder und Quartettvor- 
tr&ge belebt war. Am 1. September morgens 10 Uhr wurde durch 
den Vorstand, Rechtsanwalt Ade, der Festakt in der Aula des 
Gymnasiums mit einer Uebersicht ttber die Geschichte des Vereins 
erdffhet, worin namentlicb der M&nner gedacht wurde, die sich 



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102 Fehleisen. 

urn sein Zustandekommen und Bltthen verdient gemacht hatten. 
(Fromm, Albrecht, Schonhut, Bauer, Ganzhorn u. a.) Hieran 
schlossen sich 3 Vortr&ge, die jeder in seiner Art ein grosser 
Genuss f&r die ZuhSrerschaft waren, unter der sich auch viele 
Damen befanden. Dr. Weller von Stuttgart sprach iiber Hall zur 
Hohenstaufenzeit, Dekan Gtinther von Langenburg entwarf ein 
Lebensbild Graf Wolfgangs von Hohenlohe und Pfarrer D. Bossert 
gab Beitrage zur Geschichte von Johannes Brenz. 

Das gemeinsame Mittagessen fand im Solbad statt ; den Toast 
auf den hohen Protektor des Vereins, den Konig, brachte der 
Vorstand aus; ein an Se. Maj. abgesandtes Telegramm fand huld- 
volle Erwiderung. Von den vielen dem Verein zugegangenen 
Zuschriften seien die aus der Eanzlei des Beichskanzlers Fiirst 
Hohenlohe und vom wtirtt. Kultminister v. Sarwey hervorgehoben. 
Der Mittag war dem Besuch der Kirchen von Gross- und Klein- 
komburg gewidmet. 

Am 2. September wurden vormittags in der Generalversamm- 
lung Wahlen vorgenommen und Eonditor Schauffele in Hall zum 
Ehrenmitglied ernannt. Dann ging es per Bahn nach Neuenstein, 
wo in der „Sonne a ein einfaches Mittagessen eingenommen wurde ; 
der 1895er „Schwabenj5rgle a weckte bald die frohlichste Stiramung. 
Auf die Ansprache des Stadtschultheissen Scholder folgten Reden 
des Vorstands und anderer. Mittags wurde das Schloss mit seinen 
Kunstschaltzen besichtigt, nachher die Stiftskirche in Oehringen; 
seinen Abschluss fand das schSn verlaufene Fest in einer gemttt- 
lichen Vereinigung im dortigen Gasthof zur „Eisenbahn a . — Die 
Hauptversammlung des Jahres 1898 wurde in Ktinzelsau abge- 
halten. Hiebei sprach Dr. Weller liber die Centgerichtsverfassung 
im Gebiet des heutigen wtirtt. Franken, Pfarrer Dr. Gmelin von 
Grossaltdorf tiber die historisch-statistische Bedeutung der Kirchen- 
bticher. Ein dankbares Publikum finden stets die im Haller Lokal- 
verein stattfindenden Vortr^ge. Im Winter 1897/98 wurden 
folgende gehalten : von Rechtsanwalt Ade tiber eine Abhandlung 
von Prof. Thudichum betr. die lex Salica mit etymologischen Er- 
5rterungen; von Landgerichtsschreiber Schloz tiber Drfehden 
unter Vorlegung von Urkunden; von Prof. Dr. Kolb tiber das 
geistliche Drama im Mittelalter und tiber das Ktinzelsauer Fron- 
leichnamsspiel ; von Finanzrat Mtiller tiber die Geschichte von 
Komburg; von Buchh&ndler German tiber Stephan Heuss, Volks- 
dichter, Mathematiker, Buchdrucker und Landwirt in Hall 1848 — 68. 



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Thatigkeit des hist. Vereins von 1897/99 103 

Im Winter 1898/99 wurden Vortr&ge gehalten von Baurat Ruff: 
Reiseerinnerungen aas dem Orient und von Pfarrer Dr. Gmelin 
liber das Konigreich Jerusalem. 1899/1900 von demselben: tiber 
die Versammlung der Geschichts- und Altertumsvereine in Strass- 
burg ; von Rektor Sauer tiber Hildesheim und seine hauptsachlichsten 
Kunstdenkmaler ; von Prof. Dr. Kolb tiber Hallenkirchen und die 
Michaelskirche. 

Das Inkrafttreten des btirgerlichen Gesetzbuchs gab Veran- 
lassung, den Gesamtverein wie den Lokalverein in das Vereinsregister 
beim K. Amtsgericht eintragen zu lassen. Dieser Beschluss wurde 
von der Hauptversammlung am 30. Dezbr. 1899 gefasst 



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104 



Abrechnung 



uber die Jahre 1897—99, von dem Vereinsvorstand Rechtsanwalt Ade 

in Hall. 

Das Rechnungsjahr 1897/98. 



Einnahmen: 

Kassenvorrat auf 1. April 1897 . . . . 683 M. 66 Pf. 

Beitrage der Mitglieder . . . . . 572 M. — Pf. 

(die Beitrage aus den Anwaltsbezirken 
Kunzelsau und Langenburg, welche erst 
nach Schluss des Rechnungsjahres ein- 
kamen, sind hier nicht aufgenommen). 
Beitrage der hohen Gonner: 

von Sr. Maj. dem Konig . . 85 M. 71 Pf. 

von Sr. Durchl. dem Fiirsten Christian 

Kraft von Hohenlohe-Oehringen 34 M. 29 Pf. 

von Sr. Durchl. dem Fursten Friedrich 

Karl von Hohenlohe-Waldenburg 5 M. — Pf. 
von Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen Wil- 

helm von Bentinck . 20 M. — Pf. 

von dem Herrn Grafen Heinrich von 

Adelmann . . . . 6 M. — Pf. 

von dem Herrn Grafen Rudolf von 

Adelmann . . . . 5 M. — Pf. 

von dem Herrn Grafen von Zeppelin- 

Aschhausen . . . 9 M. — Pf. 



165 M. — Pf. 



Beitrage von dem Staat und von den Amts- 
korperschaf ten : 

von dem K. Ministerium des Kirchen 
und Schulwesens 



. . 


400 M. 


- Pf . 


Grailsheim 


20 M. 


— Pf . 


Gaildorf 


10 M. 


- Pf. 


Gerabronn 


20 M. 


- Pf. 


Hall 


55 M. 


- Pf . 


Kunzelsau 


20 M. 


- Pf. 


Mergentheim 


20 M. 


- Pf. 


Neckarsulm 


20 M. 


- Pf. 


Weinsberg 


20 M. 


- Pf . 

585 M. - Pf. 




2005 M. 66 Pf. 



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105 



Uebertrag ...... 

Ersatz von Bauaufwand durch Stadtpflege Hall 
Beitrag vom Lokalverein Hall zu den Kosten des 
Jubilaums ..... 

Von verkauften Zeitschriften . . 

Anlehen unverzinslich .... 

Sum me der Einnahmen 



2005 M. 66 Pf. 
55 M. 80 Pf. 

540 M. 60 Pf. 

6 M. 40 Pf. 

200 M. - Pf. 

2808 M. 46 Pf. 



184 M. 24 Pf. 



437 
302 



M. 85 Pf. 
M. - Pf. 



Ausgaben: 

Fur die wurttembergischen Vierteljahrshefte : 

an W. Kohlhammer, Verlag in Stuttgart 300 M. — Pf. 
Auslagen fur den Versand . 42 M. — Pf. 



Dem Redakteur Portoauslagen 

Dem Kassier ..... 

Fur die Vertretung bei der Generalversamm- 

lung des Gesamtvereins 
Auf die Bibliothek .... 
Auf die historische Sammlung: 

Ankaufe und jahrlich wiederkehrende 
Ausgaben (Feuerversicherung, Lo- 
kalreinigung, Aufsicht usw.) 
Fur Neuauf stellung der Sammlung, An- 

schaffung von Kasten usw. 
Her stellung des Sammlungskatalogs 

Auf die Munzsammlung 

Beitrage an andere Vereine und an Anstalten 

Auf die Vereinszeitschrift Neue Folge VI : 

Honorare 

Illustrationen . 

Druckkosten . 

Buchbinder 

Versand 



Inserate , . 

Porti ....... 

Ausstellung wahrend des Jubilaums 
Verschiedene Ausgaben anlasslich des Jubilaums 

Summe der Ausgaben 

Die Einnahmen betragen .... 
Die Ausgaben ..... 

Somit Kassenbestand auf 1. April 1898 . 



342 M. 


- Pf. 


10 M. 


- Pf. 


50 M. 


- Pf. 


8 M. 


- Pf . 


85 M. 


15 Pf. 



924 M. 


09 Pf. 


47 M. 


25 Pf . 


n . . 34 M. 


- Pf. 


325 M. 30 Pf. 




48 M. 40 Pf. 




516 M. 13 Pf. 




67 M. 62 Pf. 




32 M. 95 Pf. 





990 M. 40 Pf. 

72 M. 93 Pf. 

19 M. 67 Pf. 

80 M. 45 Pf. 
117 M. 30 Pf. 



2781 


M. 


24 Pf. 


2808 M. 


46 Pf. 


2781 


M. 


24 Pf . 



27 M. 22 Pf. 



14 



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106 



Das Rechnungsjahr 1898/99. 



Einnahmen: 

Kassenbestand auf 1. April 1898 
Beitrage der Mitglieder 

(darunter 92 M. vom Vorjahr) 
Beitrage der hohen Gonner: 

von Sr. Majestat dem Konig 

von Sr. Durchlaucht dem Fursten von 

Hohenlohe - Langenburg pro 1897 

und 1898 .... 
von Sr. Durchlaucht dem Fursten von 

Hohenlohe-Oehringen 
von Sr. Durchlaucht dem Fursten von 

Hohenlohe-Waldenburg . 
von Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen 

von Bentinck 
von dem Herrn Grafen Heinrich von 

Adelmann . 
von dem Herrn Grafen Rudolf von 

Adelmann . . . 

von dem Herrn Grafen von Zeppelin- 

Aschhausen 
von dem Herrn Oberstleutnant Frei- 

herrn von Stetten - Buchenbach in 

Posen .... 



27 M. 22 Pf. 
752 M. - Pf. 



85 M. 71 Pf. 



36 M. - Pf. 

34 M. 29 Pf, 

5 M. - Pf. 

20 M. - Pf. 



6 M. - Pf. 



5 M. 



Pf. 



9 M. - Pf. 



10 M. - Pf. 



211 M. - Pf. 



Beitrage von dem Staat und von den Amts- 
korperschaften : 

von dem K. Ministerium des Kirchen- 

und Schulwesens 
von der Amtskorporation Crailsheim 

Gaildorf 
Gerabronn 
Hall 

Kunzelsau 
Mergentheim 
Neckarsulm 
Weinsberg 



400 M. 
20 M. 
10 M. 
20 M. 
55 M. 
20 M. 
20 M. 
10 M. 
20 M. 



Pf. 
Pf. 
Pf. 
Pf. 
Pf. 
Pf. 
Pf. 
Pf. 
Pf. 



575 M. - Pf. 
1565 M. 22 Pf. 



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107 



Uebertrag 

Von verkauften Zeitsohriften 

Von verkauften Munzen . 



Sumrae der Einnahmen 



1565 M. 22 Pf. 
9 M. 55 Pf. 
4 M. - Pf. 

1578 M. 77 Pf. 



Ausgab en: 

Fur die wurttembergischen Vierteljahrshefte : 

an Kohlhammer, Stuttgart . 823 M. 20 Pf. 

(darunter 263 M. 20 Pf. vom Vorjahr) 
Versand . . . . 40 M. 85 Pf. 



Dem Redakteur ..... 
Dem Kassier ..... 

Bibliothek ...... 

(darunter 84 M. 40 Pf. vom Vorjahr) 
Historische Sammlung .... 
Munzsammlung ..... 
Vertretung in der Generalversammlung des Gesamt 

vereins ..... 

Porti . . . . . 

Inserate ...... 

Beitrage an andere Vereine und Anstalten 
Verschiedenes ..... 

Summe der Ausgaben 

Die Einnahmen betragen .... 
Die Ausgaben ..... 

Somit Kassenbestand auf 1. April 1899 



864 M. 05 Pf. 

10 M. - Pf. 

50 M. — Pf. 
295 M. 60 Pf. 

39 M. 75 Pf. 
59 M. 30 Pf. 

5 M. - Pf. 
17 M. 90 Pf. 
16 M. 90 Pf. 
34 M. - Pf. 
70 M. - Ff. 

1462 M. 50 Pf. 

1578 M. 77 Pf. 
1462 M. 50 Pf. 

116 M. 27 Pf. 



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108 



Stand des historischen Vereins f WOrttembergisch Franken 

im Mai 1900. 



Der hohe Protektor: Seine MajestSt Konig Wilhelm II. 

Ehrenmitglieder: 

Die Herren: Dr. Bossert, Pfarrer in Nabern. 
Caspar t, Pfarrer in Dusslingen. 
Ehemann, Rektor des Gymnasiums in Ravensburg. 
Gaupp, Professor in Cannstatt. 
Dr. Hartmann, Oberstudienrat, geschaftsfuhrendes Mit- 

glied der Wurtt. Kommission fur Landesgeschichte 

in Stuttgart. 
Hassler, Professor in Hall. 
Haug, Direktor des Gymnasiums in Mannheim. 
Furst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, Kaiserl. 

Statthalter von Elsass-Lothringen. 
Furst Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 
Furst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg. 
Furst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfurst, Reichs- 

kanzler. 
Furst Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen, 

Herzog zu Ujest. 
Schauffele, Konditor in Hall. 

Standiger Vorort des Vereins ist Hall. 

Das regelmassige Organ des Vereins sind seit 1879 die „Wfirt- 
tembergischen Vierteljahrshef te fur Landesgeschichte", 
in Verbindung mit mehreren Vereinen des Landes herausgegeben von 
der wurttemb. Kommission fur Landesgeschichte in Stuttgart. 



Geachfiftofuhrer des Vereins. 

Vereinsvorstand : Rechtsanwalt Ade in Hall. 

Vizevorstand und Schriftfiihrer : Professor Dr. Fehleisen in Hall. 

Redakteur: Dr. Weller in Stuttgart. 

Bibliothekar : Professor Dr. Kolb in Hall. 

Kassier und Versender der Zeitschrift: Oberlehrer Fahr in Hall. 

Verwalter der historischen Vereinssammlnng : Konditor C. Schauffele 
mit Professor Dr. Kolb in Hall. 

Verwalter der naturgeschichtlichen Sammlung: Professor Weif fen- 
bach mit Baurat Ruff in Hall. 



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109 



Anwfilte fftr die Ober&mter: 

1. Crailsheim: Oberamtsrichter Dr. Bertsch in Crailsheim. 

2. Gaildorf : Rentamtmann Strenger in Gaildorf. 

3. Gerabronn: Freiherr v. Roder in Langenburg. 

4. Kunzelsau: Stadtpfarrer Geisser in Kunzelsau. 

5. Mergentheim: Stadtpfarrer Stochdorph in Mergentheim. 

6. Neckarsulm: Stadtpfarrer Lempp in Neckarsulm. 

7. Oehringen: Professor Goppelt in Oehringen. 

8. Weinsberg: Stadtpfarrer Meissner in Weinsberg. 

Der weitere Ausschuss besteht aus samtlichen Geschaftsfiihrern, 
der engere aus den Ausschussmitgliedern des Haller Lokalvereins ; dies 
sind diejenigen Geschaftsfiihrer, die ihren Wohnsitz in Hall haben, und 
noch folgende Herren: 

Professor H i r s c h. 
Bauinspektor Jordan. 
Verlagsbuchhandler German. 



Gomier des Vereins oiit ausaerordentlichen Beitrftgen. 

Seine Majest&t der Konig Wilhelm II. 

Ihre Durchlauchten die Fursten : 

Hermann zu Hohenlohe-Langenburg. 
Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen. 
Johannes zu Hohenlohe-Barten stein. 

Die Herren Grafen: 

Heinrich vonAdelmann von Adelmannsfelden, Konigl. Kam- 

merherr, President der Fiirstlich Hohenzollerschen Hof- 

domanendirektion in Sigmaringen. 
Wilhelm v. Bentink in Gaildorf und Haag. 
Fritz von Zeppelin in Aschhausen, Kgl. wiirtt. Reichserb- 

panner und Kaiserl. Regierungsassessor in Molsheim im 

Elsass. 

Der Freiherr: 

L. v. Stetten-Buchenbach, Oberstleutnant, Schloss Stetten. 

Die Amtskorporationen : 

Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, Kunzelsau, 
Mergentheim, Neckarsulm, Oehringen, Weins- 
berg. 



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110 



Yereins-Hltglieder. 

A. Aus den Oberamtern des Vereinsgebietes. 



1) Oberamt Crailshelm. 



Bertsch, Dr., Oberamts- 

richter 
Blezinger, Apotheker 
Hole, Dekan 
Krauss, Rechtsanwalt 



in 
Crails- 
heim. 



Miihlberger, Dr., Ober- j i n 
amtsarzt ! r *i 

Oetinger, Bauinspektor | ^ . *" 
Schmidt, Stadtpfarrer I heim - 
K a p p 1 e r, Pfr.-Ver w., in O.-Speltach. 



2) Oberamt Gaildorf. 



Bader, Reallehrer 

Buhl jun., Apotheker 

G m e 1 i n , Dr., Oberamts- 

arzt 
Kleinknecht, Stadt- 

schultheiss 
Strenger, Rentamtmann 
Haspel, Pfr. a. D. in Gschwend. 
O r 1 1 i e b , Oberforster in Gschwend. 



in 
Gail- 
dorf 



Immendorfer, Pfarrer in Ober- 

sontheim. 
Pfizenmaier, Schultheiss in Sulz- 

bach a. K. 
Silber, Pfarrer in Oberroth. 
Unbehauen, Schultheiss in Hor- 

lachen. 
Rilling, Kaufmann in Obersont- 

heim. 



8) Oberamt Gerabronn. 



Bihl, Pfarrer in Gaggstatt. 

v. Crailsheim, Oberstleutnant 
z. D. in Morstein. 

Dill, Kaufmann in Niederstetten. 

Gantz, Oberforster in Schrozberg. 

Kaut, Oberamtswundarzt in Gera- 
bronn. 

Maier, Oberamtsrichter in Gera- 
bronn. 

Mutschler, Dom.-Rat in Langen- 
burg. 



Palm, Pfarrer in Billingsbach. 

Preuner, Pfarrer in Schrozberg. 

Redaktiond. „Vaterlandsfreunds a 
in Gerabronn. 

v. Roder, Frhr., Domanendirektor 
in Langenburg. 

Schnizer, Stadtpfarrer in Kirch- 
berg a. J. 

Staudenmaier, Dr., Oberamts- 
arzt in Gerabronn. 



4) Oberamt Hall. 



Abe, Amtsrichter. 
Ade, Rechtsanwalt. 
Balluff, Stadtpfarrer. 
Bauer, Bezirksgeometer. 
Bauer, P., Kaufmann. 
Baumann, Kanzleirat. 
Baur, Fabrikant. 
Berger, Schullehrer. 
Blezinger, Th., Dr., Apotheker. 



Boltz, Regierungsrat a. D. 
Bruckmann, Oberprazeptor. 
Chur, Kaufmann. 
Clausnizer, Kaufmann. 
Closs, Bankdirektor. 
Deeg, Kaufmann. 
D u r r , Dr., Sanitatsrat. 
Diirr, Dr., Rich., prakt. Arzt. 
Erhardt, Stadtpfarrer. 



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Ill 



Fach, Professor. 

Fahr, Oberlehrer. 

Fehleisen, Dr., Professor. 

Finckh, Kaufmann. 

Freeh, Privatier. 

Frommann, Landgerichtsrat. 

Frommlett, Finanzamtmann. 

Funk, Bahnmeister. 

German, Buchhandler. 

Gewerbeverein. 

Gmelin, Dr., Pfarrer in Grossalt- 
dorf. 

Graseck, Oberforster in Hall. 

Gross, Fr. jun., Fabrikant. 

Gymnasium. 

Hahnlein, Lehrer. 

Haffner, Maler. 

Herz, Kaufmann. 

Heymann, Dr., prakt. Arzt. 

Hirsch, Professor. 

Hochstetter, Strassenbau- 
inspektor. 

Holch, Werkmeister. 

Hospitalverwaltung. 

v. Hug el, Forstrat. 

Jager, Dr., prakt. Arzt. 

John, Dr., Rektor des Kgl. Gym- 
nasiums. 

Jopp, Landrichter. 

Jordan, Bezirksbauinspektor. 

Keller, Stadtvikar. 

Koch, Oberprazeptor. 

Kolb, Dr., Professor. 

K r u m r e y , Oberamtspfleger. 

Lang, Dekan. 

Leonhard, F., Schreiner. 

Leonhardt, R., Kaufmann. 

Ludwig, Dr., Professor. 

Mehring, G., Dr. in Stuttgart. 



Museum. 

M u 1 1 e r , Salinenkassier. 

Pabst, Konditor. 

Pfei Is ticker, Dr., Oberamts- 

wundarzt. 
Pi cot, Apotheker. 
Quandt, Buchhandler. 
Reik, Professor. 
Rem bold, Rechtsanwalt. 
Ri enter, Buchhandler. 
Rindt, Oekonomierat. 
Ruff, Baurat. 
v. Ruoff, Oberstleutnant. 
Sazler, Professor. 
Sattler, Landrichter. 
Sauer, Rektor. 
Sausele, Schullehrer. 
S c h a f e r , Oberstaatsanwalt. 
S chair er, Pfarrer. 
Schneider, Professor, 
v. Schoder, Landger.-Prasident. 
Schrag, Apotheker. 
Schuz, Oberamtmann. 
Schwandner, Oberjustizrat. 
Schwarz, Rechtsanwalt. 
S c h w e n d , Buchdruckereibesitzer. 
Schwend, Pfarrer in Gelbingen. 
Seyboth, jun., Buchbinder. 
Seiferheld, Genealogist. 
Stadtpflege Hall. 
Strobel, Kaufmann. 
W acker z. Ritter. 
W e i d n e r , Pfarrer in Thungenthal. 
Weiffenbach, Professor. 
Weitbrecht, Prazeptor. 
Wetzel, Professor. 
Wolff, Kassier der Gewerbebank. 
Worner, Rechtsanwalt. 



5) Oberamt Ktlnzelsau. 



Beyer, Privatier. 
Bockheler, Dekan. 
Breyer, Maler. 

Haldenwang, Oberamtsrichter. 
He in rich, Dr., prakt. Arzt. 
Kemmler, Professor. 
Kern, Dr., Oberamtsarzt. 
Kieffer, Fabrikant. 
K u r z , Kaminfegermeister. 
Lambert, Strasseninspektor. 
Lindner, Glockenwirt. 
Walter, Oberamtswegmeister. 
Walther, Gerichtsnotar. 



Ziegler, Kaufmann. 

Baun, Pfarrer in Belsenberg. 

Bauer, Pfarrer in Kocherstetten. 

Chevalier, Fabrikant in Niedern- 
hall. 

Eitle, Fabrikant in Ingelfingen. 
I v. E y b , Freiherr in Dorzbach. 

Feuerle, Dekan in Sindeldorf. 

Kath. Lehrerleseverein. 

Kugler, Gerichtsnotar in Ingel- 
fingen. 

Maier, Pfarrer in Nagelsberg. 

v. Palm, Frhr., in Messbach. 



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112 



Rathgeb, Pfarrer in Marlach. 
Rettich, Pfarrer in Mulfingen. 
Sen war z, Pfarrer in Simprechts- 
hausen. 



Lang, Dr., Ephorus in Schonthal. 
Meier, Dr., Professor in Schon- 
thal. 



6) Oberamt Merg*entheim. 



Gross, Rechtsanwalt 
Hofmann, Kaufmann 
Lindemann, Dr., Arzt 
Merz, Stadtschultheiss 
S c h m i 1 1 , H., Hauptmann 

a. D. 
Stochdorph, Stadtpfr. 
Stiitzle, Dr., prakt. Arzt 
Museumsgesellschaft 



in 

Mer- 
gent- 
heim. 



Zeller, Stadtpfarrer in Mergent- 

heim. 
Landkapitel Mergentheim. 
Krauss, Dr. med. in Brettheim. 
Blind, Dr.. Dekan in Weikersheiro. 
Laukhuff, Orgelbauer in Wei- 

kersheim. 
Riegel, Pfarrer in Laudenbach. 
Speier, Pfarrer in Elpersheim. 



7) Oberamt Neckarsulm. 



M a u c h e r , Stadtpfarrer in Neckar- 
sulm. 

Findeisen, Dr. med. in Neuen- 
stadt. 

Magenau, Dr., in Gundelsheim. 



O s i a n d e r , Pfarrer in Kochendorf. 
Schickhardt, Finanzrat in Neuen- 

stadt. 
Zimmermann, Pfarrer in Jagst- 

hausen. 



8) Oberamt Oehringren. 



Barth, Dr. Rektor 

Baumann, Buchdrucke- 
reibesitzer 

Eidenbenz, Dekan 

Fladt, Oberprazeptor 

Goppelt, Professor 

Grundgeiger, Ober- 
lehrer 

M a i s c h , Stadtpfarrer 

Monch, Postassistent 

Reinhardt, Kaufmann 

Riedel, Buchhalter b. d. 
furstl. Domanenkanzlei 

Schaufele, Stadtschult- 
heiss 

Step ha n, Dom-Direktor 

Balz, Stadtpfarrer in Neuenstein. 

Dietrich, Werkmuller in Kappel. 

Ehemann, Pfarrer in Pfedelbach. 

Gradmann, Dr., Stadtpfarrer in 
Forchtenberg. 



Oehr- 
ingen. 



Haas, Oberforster in Pfedelbach. 

Keppler, Pfarrer in Ernsbach. 

Mader, Pfarrer in Eschelbach. 

Necker, Pfr. in Michelbach a. W. 

Riicker, Stadtpfarrer in Walden- 
burg. 

Schiller, Pfarrer in Pfedelbach. 

S chirm, Stadtschultheiss in Sind- 
ringen. 

Schoder, Stadtpfarrer in Neuen- 
stein. 

S c h o 1 d e r , Stadtschulth. in Neuen- 
stein. 

Schuler, Pfarrer in Orendelsall. 

Votter, Dom.-Direktor in Walden- 
burg. 

We Her, Pfarrer in Adolsfurth. 

Weller, Stationsmeister in Neuen- 
stein. 



9) Oberamt Welnsberg*. 



Breining, Prazeptor | in 
Braungart, Finanzamtm. \ Weins- 
M tiller, OA.-Geometer J berg. 



Schoffer, Inspektor der Konigl. 

Weinbauschule in Weinsberg. 
Pa dago gischeiGe sell sc haft 



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113 



M e i 8 s n e r, Stadtpfr. in Weinsberg. 
Lauxmann, Pfarrer in Neulautern. 
Rumpf, Stadtpfr. in Lowenstein. 
Spatz, Lehrer in Affaltrach. 



Stoll, Pfarrer in Eschenau. 
Strebel, Pfarrer in Bitzfeld. 
v. Weiler, Freiherr, in Weiler. 



B. Aus dem iibrigen Wiirttemberg. 
1. Stuttgart. 



v. Boltz, Direktor. 
Gradmann, Dr., Stadtpfarrer. 
Helber, Stadtschultheiss a. D. 
Kempter, Bauinspektor, Wachter- 
strasse. 



Kober, Dr., Apotheker, Reinsburg- 

strasse 60. 
Muller ; Finanzrat. 
Redaktion d. Staatsanzeigers. 
Sixt, Dr., Professor. 
Weiler, Dr., Libanonstrasse. 



2. Heilbronn. 

Collin, Gerichtsnotar. 
Diirr, Dr., Professor, 
Stark, Dekan. 



8. An den andern Orten Wttrttembergs. 



Abegg, Staatsanwalt in Ulm. 
Bassler, Pfr. in Gruppenbach. 
Bauer, Stadtpfarrer inNeuhausen, 

Urach. 
Baumann, Regierungsrat in Lud- 

wigsburg. 
Beutelsbacher, Gerichtsnotar 

in Ravensburg. 
Christmann, Oberamtmann in 

Ellwangen. 
J. v. Ellnchshausen, Freiherr, 

in Assumstadt. 
Fischer, Professor in Ludwigs- 

burg. 
Gunser, Stadtpfarrer in Bonnig- 

heim. 
Gussmann, Pfarrer in Gutenberg. 
Haage, Rektor in Esslingen. 
Hartmann, Pfarrer in Betzingen. 
Hartmann, Garnisonsprediger in 

Ulm. 
Helbling, Postmeister in Urach. 
Hezel, Staatsanwalt in Tubingen. 
Hiemer, Dr., Prof, in Ellwangen. 
Hones, Pfarrer in Winterbach. 
Holtzmann, Hiittenver waiter in 

Friedrichsthal. 
Horn, Pfarrer in Michelbach a. d. B. 
Kallee, Pfarrer in Feuerbach. 



Kaufmann, Oberkontrolleur in 

Tuttlingen. 
K e h r e r , OA.-Richter in Neresheim. 
K o p p , Pfarrer in Upfingen, Urach. 
K 5 h n , Pfr. in Botenheim, Bracken- 

heim. 
Krauss, Stadtpfarrer in Beilstein. 
Krockenberger, Professor in 

Ludwigsburg. 
Layer, Pfarrer in Pflugfelden. 
Leitz, Dekan in Welzheira. 
Lenckner, Dekan in Boblingen. 
Leuze, Pfarrer in Vaihingen a. d. 

Fildern. 
Ludwig, Dr., Oberamtsarzt in 

Leonberg. 
Mack, Lehrer in Wilden stein. 
M a g e n a u , Pfarrer in Oberstenfeld. 
M a l e r , Reg.-Rat in Ludwigsburg. 
Mayer, Kaplan a. Zuchtpolizeihaus 

in Ludwigsburg. 
Moser, Pfarrer in Nagold. 
M u 1 1 e r , Stadtpfr. in Grossbottwar. 
Munst, Reg.-Rat in Ludwigsburg. 
Mutschler, Oberamtsarzt in Aalen. 
Pfaff, Landgerichtsprasident in 

Tubingen. 
Pressel, Pfarrer in Miihlhausen, 

Cannstatt. 

15 



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114 



Rau, Stadtpfarrer in Langenau. 
S a n w a 1 d , Hauptamtsassistent in 

Maulbronn. 
Schauffler, Pfarrer in Zang. 
Schloz, Amtsnotarfin Ebersbach. 
Schoffer, Amtsrichter in Ulm. 
S c h u 1 e, Pfarrer in Durrmenz-Miihl- 

acker. * 

v. Seckendorf-Gutend, Frhr., 

Oberamtsrichter in Urach. 
Seeder", Oberamtsrichter in Nur- 

tingen. 



Siegel, Bergrat in Jagstfeld. 
Sprinkhardt, Amtsrichter in 

Ellwangen. 
Stockmayer, Rektor der hoh. 

Tochterschule in Ludwigsburg. 
Siiskind, Pfarrer in Berg. 
Trefz, Pfarrer in Oeschingen. 
Wiedersheim, Dekan in Balingen. 
W i n d h o 1 z , Stadtpfarrer in Krum- 

bach, Tettnang. 



C. Ausserhalb Wiirttembergs. 



Albert, P., Dr., Archivar in Frei- 
burg im Breisgau. 

Frank, Karl, Dr., in Dusseldorf. 

v. Gemmingen, Pleickhard, Frei- 
herr, Oberhofmarschall, Exzel- 
lenz, in Karlsruhe. 

J. v. Morstein, Oberst, Siegburg 
a. d. Lahn, aus dem Hause Ru- 
dowsken. 



Gross, Ernst, Kaufmann in Leipzig. 
Schenk, Oberpfarrer in Unter- 

schiipf. 
Schmidt, Hugo, K. preuss. Ritt- 

meister a. D., Schloss Krautheim. 
Weiss, Dr., Burgermeister in Eber- 

bach. 



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115 



Vereine und Institute, 

mit welchen der historische Verein fiir Wtirttembergisch Franken 
in Verbindnng and Schriftenaastausch steht. 



Aachen: Aachener Geschichtsverein. 

Aarau: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau. 

Altenburg: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des 

Osterlandes. 
Ansbach: Historischer Verein fiir Mittelfranken. 
Augsburg: Historischer Kreisverein fiir Schwaben and Neuburg. 
Bamberg: Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Basel: Historische Gesellschaft. 
Bayreuth: Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Berlin: Verein fiir die Geschichte Berlins. 

„ K. Akademie der Wissenschaften. 

„ Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertums- 
vereine 

„ Verein fiir Geschichte der Mark Brandenburg (j. in Leipzig.) 
Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. 
Bistritz: Gewerbeschule. 
Bonn: s. Elberfeld. 

Braunsberg: Historischer Vermin fiir Ermeland. 
Bregenz: Vorarlberger Museumsverein. 
Breslau: Museum schlesischer Alterttimer. 

„ Verein fiir Geschichte und Altertum Schlesiens. 
Briinn: Historischer Verein fiir Mahren und Oesterr.-Schlesieu. 
Bru88el: Analecta Bollandiana. 
Chemnitz: Verein fiir Chemnitzer Geschichte. 
Darmstadt: Historischer Verein fur das Grossherzogtum Hessen. 
Dorpat (Juriew): Gelehrte Esthnische Gesellschaft. 
Du88eldorf : s. Elberfeld. 

Eisenberg. Geschichts- und Altertumsforschender Verein. 
Eisleben: Verein fiir Geschichte und Alterttimer der Grafschaft 

Mansfeld. 
Elberfeld: Bergischer Geschichtsverein. 
Erfurt: K. Akademie gemeinniitziger Wissenschaften. 
Fellin: Felliner Litterarische Gesellschaft. 
Frankfurt a. M. : Verein fiir Geschichte und^Altertumskunde. 
Frauenfeld: Historischer Verein des Kantons Thurgau. 
Freiburg i. B.: Verein fiir Geschichte, Altertums- und Volkskunde 
im Breisgau. 



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116 



Friedrioh8hafen : Verein fur Geschichte des Bodensees und seiner 

Umgebung. 
Gie88en: Oberhessiscber Geschichtsverein Giessen. 
Glarus: Historischer Verein. 

Gorlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. 
Gottingen : Universitatsbibliothek. 

„ Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften. 
Graz: Historischer Verein fiir Steiermark. 
Greifswald: s. Stralsund. 
Hamburg: Verein fiir Hamburgische Geschichte. 
Hannover: Historischer Verein fur Niedersachsen. 
Heilbronn : Gewerbeverein. 

„ Historischer Verein. 

Hermannstadt: Verein fiir Siebenbiirgische Landeskunde. 
Hohenleuben: Voigtl&ndischer Altertumsforschender Verein. 
Jena: Verein fiir Thiiringische Geschichte und Altertumskunde. 
Innsbruck: Ferdinandeum fiir Tirol und Vorarlberg. 
Juriew: s. Dorpat. 

Kahla und Roda: Verein fiir Geschichts- und Altertumskunde. 
Karlsruhe : Konservatorium der Altertumssammlungen fiir das Gross- 

herzogtum Baden. 
Kassel: Verein fiir hessische Geschichte und Landeskunde. 
Kempten: Allg&uer Altertumsverein. 

Kiel: Schleswig-Holsteinisches Museum vaterl&ndischer Altertiimer. 
n Schleswig - Holstein - Lauenburgische Gesellschaft fiir vater- 

landische Geschichte. 
Klagenfurt : Geschichtsverein und naturhist. Landesmuseum in Karnten. 
Koln: Historischer Verein fiir den Niederrhein. 
Konigsberg: Altpreussische Monatssctirift. 
Land8hut: Historischer Verein fiir Niederbayern. 
Leiden: Maatschappij der Nederl. Letterkunde. 
Leipa: Nordbohmischer Exkursionsklub. 
Leipzig: Museum fiir Vtflkerkunde. 

„ Verein fur Geschichte Leipzigs. 
„ s. auch Berlin Ver. f. Gesch. d. Mark Brand. 
Lei8nig: Geschichts- und Altertumsverein. 
Lindau: s. Friedrichshafen. 
Linz: Museum Francisco-Karolinum. 

Lubeck: Verein fiir Lubeck'sche Geschichte und Altertumskunde. 
Liineburg: Altertums- und Geschichtsverein. 
Luxemburg: Institut Luxembourgeois. 
Luzern-Stans : Historischer Verein der fiinf Orte Luzern, Uri, Schwyz, 

Dnterwalden und Zug. 
Mannheim : Altertumsverein. 
Meiningen: s. Scbmalkalden. 

Meissen: Verein fiir Geschichte der Stadt Meissen. 
Mergentheim : Altertumsverein. 
Metz : Gesellschaft fiir lothringische Geschichte und Altertumskunde. 



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117 



Mitau: Kurl&ndische Gesellschaft fur Litt. und Kunst. 

MQnchen: E. Bayr. Akademie der Wissenschaften. 
„ Historischer Verein von Oberbayem. 

Miinster: Verein fur Geschichte und Altertumskunde Westfalens. 

Neuburg: Historischer Filialverein. 

Nurnberg: Germanisches Museum. 

„ Verein fur Geschichte der Stadt Niirnberg. 

Oberlahnstein : Lahnsteiner. Altertumsverein. 

Plauen im Voigtland: Altertumsverein. 

Posen: Historische Gesellschaft fur die Provinz Posen. 

Prag: Verein ftir Geschichte der Deutschen in Bohmen. 

Regensburg-Stadtamhof: Hist. Verein von Oberpfalz und Regensburg. 

Reutlingen: Verein fiir Kunst und Altertum. 

Riga: Gesellschaft fur Geschichte und Altertumskunde der Ostsee- 
provinzen Russlands. 

Roda: s. Kahla. 

Rottweil: Altertumsverein. 

Salzwedel: Altraarkischer Verein. 

St. Gallon: Historischer Verein. 

Schaff hausen : Histor.-antiquarischer Verein des Kantons Schaflfhausen. 

Schleiz : Geschichtsverein. 

Schmalkalden : Hennebergischer altertumsforschender Verein, j. in 
Meiningen. 

Schwerin: Verein fiir mecklenburg. Geschichte und Altertumskunde. 

Slgmaringen: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde in Hohen- 
zollern-Sigmaringen. 

Speier: Historischer Verein der Pfalz. 

Stade : Verein fiir Geschichte und Altertumskunde der Herzogtiimer 
Bremen und Verden und des Landes Hadeln. 

Stans: s. Luzern. 

Stettin : Gesellschaft fiir Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Stockholm: Konigl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. 

Strataund-Greifswald : Riigisch-Pommerische Abteilung der Gesell- 
schaft fiir Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Strassburg: Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs. 

Stuttgart: Wiirtt. Altertumsverein. 
„ K. Haus- und Staatsarchiv. 

„ K. Statistisches Landesamt. 

„ Technische Hochschule. 

Trior: Gesellschaft fiir nutzliche Forschungen. 

Ulm: Verein fiir Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 

Washington: Smithsonian Institution. 

Wernigerode : Harzverein fur Geschichte und Altertumskunde. 

Wien: K. K. Akademie der Wissenschaften. 
„ K. K. Centralkommission zur Erforschung und Erhaltung 

der Kunst- und historischen Denkmale. 
„ Verein fiir Landeskunde in Niederosterreich. 

Wiesbaden: Verein fiir Nassauische Altertumskunde. 



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Wiirzburg: Historischer Verein von Dnterfranken. 

„ Polytechnischer Zentralverein filr Unterfranken und 
Asctiaffenburg. 
Zurich : Antiquarische Gesellschaft. 

„ Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz. 
„ Schweizerisches Landesmuseum, Verband der Schweizerischen 
Altertumsmuseen und der Schweizerischen Gesellschaft fur 
Erhaltung historischer Kunstdeukmaler. 
Zwickau: Altertums verein fur Zwickau ui\d Umgegend. 



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119 



Geschenke 

an die Bibliothek des Historischen Vereins fiir Wfirttem- 
bergisch-Franken 1897—1900 

fiir welche hiemit auch offentlich der geziemende Dank 
an die giitigen Geber ausgesprochen wird. 



Weller, K., Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. I, Stuttg. 1899. 

Gesch. des Verf. 
Weller, K, Die wirtschaftliche Entwicklung der Ludwigsburger 

Landschaft bis zur Griindung der Stadt. Vortrag 1899. 

Gesch. des Verf. 
Weller, K., Wttrttemberg in der deutschen Geschichte. Stutt- 
gart 1900. Gesch. des Verf. 
Zingeler u. Baur, Die Bau- und Kunstdenkm&ler in den 

Hohenzollerschen Landen. Stuttg. 1896. Gesch. des Sig- 

maringer Vereins. 
Heerwagen, H., Die Lage der Bauern zur Zeit des Bauern- 

krieges in den Taubergegenden. Ntirnb. 1899. Gesch. des 

Verf. 



Beitrage fiir den uns eingeraumten Teil der Vierteljahrshefte 
bitten wir einzusenden an den Redakteur Dr. K. Weller, Stuttgart, 
Libanonstr. 14. 

Anzeigen uber Ein- und Austritt ersuchen wir zu richten an die 
betreffenden Anwalte und von diesen -an den Kassier und Versender 
der Vierteljahrshefte, Oberlehrer Fahr in Schw. Hall ; Einzahlungen an 
ebendenselben ; sonstige Mitteilungen und Zusendungen an den Vor- 
stand, Rechtsanwalt Ade in Schw. Hall. 



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^r.mw;- .- ^-j^*!w*»*JFr^^~E^^ 



WiirttembergisGh Franken. 



Neue Folge 
VIII. 



BEILAGE 

zu den 

Wnrttembergischen Vierteljabrsheften 

fiir Landesgeschichte * 

vom 

Historisehen Verein fur Wiirttemb. Franken. 



Schwab. Hall. 

Druck von E in i 1 S c h w e n d. 
1903. 



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""*! 



Inhalts-Verzeichnis. 

1. Bossert, Die Reformation in Creglingen . . S. 1 

2. Bossert, Drei Haller Biographien S. 65 

3. Kern, Sebastianus Cocci us S. 79 

4. Weller, Ernst Boger S. 109 

5. H e r 1 1 e i n , Der Marienaltar in der Creglinger Herr- 

gottskirche S. 122 

6. v. Stetten-Buchenbach, Errichtung von Hoch- 

gerichten in ritterschaftlichem Land . S. 130 

7. Adelmann von Adelmannsfelden, Ueber den 

Ursprung der Qrafen Adelmann von Adelmanns- 
felden S. 138 

8. Gmelin, Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahr- 

hunderts S. 141 

9. v. Stetten-Buchenbach, Spielmannsordnung von 

Kocherstetten 1797 S. 202 

10. F eh lei sen, Uebersicht iiber die Tatigkeit des histor. 

Vereins fur Wurtt. Franken von 1900—1903 . . S. 204 

11. Abrechnung iiber die Jahre 1900—1903 . . . . S. 205 

12. Stand des Hist. Vereins fur Wurtt. Franken ira Mai 1903 S. 210 

13. Vereine und Institute, mit welchen der hist. Verein fur 

Wurtt. Franken in Verbindung und Schriftenaus- 
tausch steht S. 217 



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Die Reformation in Creglingen. 

Von Gustav Bossert. 

In den lokalgeschichtlichen Werken pflegt sich die Darstellung 
der Reformationszeit auf die allgemeinsten Umrisse und einige durftige 
Namen und Zahlen zu beschranken, sodass man keine klare Vorstellung 
von dem tief einschneidenden Uebergang aus der alten in die neue Zeit 
bekoinmt und kaum etwas von den erschutternden Kampfen ahnt, unter 
denen sich der Wechsel vollzog. Die nachfolgende Arbeit gibt ein 
farbenreiches, fast aufregendes Bild der Reformation einer frankischen 
Kleinstadt, wie es nur dank der sorgfaltigen Sammlung und Aufbe- 
wahrung der Akten durch die markgrafliche Regierung in Ansbach 
hergestellt werden konnte. Was aus diesen Akten gewonnen wurde, 
ist bis jetzt durchaus unbekannt gewesen. 

Die hiibsch gelegene Stadt an der Tauber hatte im Mittel alter 
keine geringe Bedeutung fur das kirchliche Leben der Umgegend. 
Nicht weniger als acht Dorfer und Weiler 1 gehorten zur Pfarrei. 
Neben der Pfarrkirche, die ausser der Parochie noch zwei Friih- 
messen, eine Mittelmesse, genannt die Leschenpfriinde, eine Engel- 
messe und eine Pfriinde zu St. Ursula hatte, war die ca. 1,5 km. 
von der Stadt gelegene Herrgottskapelle in kurzer Zeit zu grossem 
Reichtum gelangt. Von der Umgegend kamen viele Wallfahrer 
hieher gezogen. Drei Pfrunden waren dort nach einander dotiert, 
die des obersten Kaplans, die zu St. Johannis Baptist und 
Joliannis Evangelist. Auch eine Bruderschaft bestand in der Stadt. 
Am Montag nach Katharina bielt der Official des Archidiakons 
in Creglingen das Sendgericht fur eine ansehnlich grosse Umgegend, 
wie Creglingen auch einen politischen Mittelpunkt bildete. Im 
Creglinger Schloss sass ein adeliger Amtmann, ihm zur Seite stand 
der Kastner, der zunftchst Finanzbeamter war, aber den Amtmann 
in dessen Abwesenheit im vollen Umfang seines Amts vertrat. 



1 Sicher sind die Filialien Niederrimbach, Standorf, Crainthal, aber 
auch Brauneck und Niedersteinach, wahrscheinlich auch Erdbach, Schirm- 
bach, Klingen und ein Teil von Archshofen. 

1 



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2 Bossert. 

So stattlich die Macht der Kirche in Creglingeu erscheint, 
so sehr war doch ihre Kraft nach mancher Seite hin gelahmt 
Zunachst war ein grosser Schaden, dass die Pfrunden weder mit 
Rttcksicht auf die Bedurfnisse der Gemeinde noch auf die Tuchtig- 
keit des Bewerbers vergeben wurden, sondern nach Gunst und 
Laune. Die Pfarrei hatte Markgraf Friedrich bei der Gumpertus- 
prozession am 15. Juli 1510 in Ansbach dem jungen Sohn Hans 
Locbinger zugesagt, weil der Vater im Dienst des Markgraf en in 
Bohmen sein Leben gelassen hatte. Der neue Pfarrer Eberhard 
Lochinger war noch ein Knabe, der noch nicht studiert hatte 1 
Die eine Pfriinde an der Herrgottskirche bekam 1490 der Kaplan 
des Markgrafen Georg Heckelbach, 1502 der Kastner Andreas Beck 
flir einen seiner Sohne, die noch auf den Schulen waren, zur Be- 
lohnung flir die Dienste, welche sein Schwager und er 70 Jahre 
lang dem Markgrafen Albrecht geleistet hatten; 1508 wurde die 
erledigte erste Friihmesse an Hans Hegenlohe, den Kaplan der 
Gemahlin des Markgrafen Friedrich, gegeben. Spater belohnte 
man den Schulmeister des Markgrafen Kasimir und seiner Briider 
Hans Wucherer mit einer Pfrunde an der Herrgottskapelle. 2 

War einmal Gnade und Gunst der entscheidende Gesichts- 
punkt bei der Besetzung von Kirchenstellen, so stand die Frage, 
ob der Ernannte in der Lage war, seines Amtes Pflichten stiftungs- 
gem&ss nachzukommen, erst in zweiter Linie. Man war daran 
gewtfhnt, dass die Pfrunden durch Vikare versehen wurden, die 
nur einen m&ssigen Gehalt bezogen, w&hrend der Inhaber, der oft 
noch im Besitz weiterer Pfrunden an entlegenen Orten war, einen 
guten Teil des Einkommens als „Absenz a genoss, ohne auch nur den 
Finger zu riihren. Die Vikare waren vielfach Leute von geringer 
Ttichtigkeit und konnten jederzeit von dem verus possessor, dem 
eigentlichen Stellinhaber, entlassen werden. 

Die Pfarrei wurde schon lange durch raschwechselnde Pfarr- 
verweser versehen. Denn bis 1463 war dieselbe in den Handen 
des Dechanten zu Onolzbach Michael Jakobi und dann bis 1510 
in denen des Dr. Nik. Kind, Chorherrn in Wiirzburg. 8 Ftir Eber- 



1 Akten der Pfarrei Creglingen Vol. I. auf der Registratur des 
Konsistoriums, kunftig zitiert mit P. C. 

* Akten der Kaplanei Creglingen Vol. I. auf der Registratur des 
Konsistoriums, kunftig zitiert mit K. C. 

:} Kind, Dr. jur., Scholasticus des Stifts Neuinunster, war spater 
General vikar. Archiv fur Unterfranken 28, 179. 



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Die Reformation in Creglingen. 3 

hard Lochinger mussten Pfarrverweser als Lehenstrager aufgestellt 
werden, solange er noch nicht geweiht war. In dieser Zeit wurde 
aber seiner Mutter Justin a Lochinger, geb. von Rein, welche zu 
Archshofen wohnte, ein gewisser Einfluss auf die kirchlichen Dinge 
in Creglingen gestattet; denn als Schultheiss, Biirgermeister und 
Rat die Engehnesse genug dotiert hatten, holten sie die Zustimm- 
ung der Mutter des Pfarrers zu dieser Stiftung ein. 1 Als aber 
der junge Pfarrer 1517 in Rom studierte, bat sein Oheim Hans 
Lochinger, Amtmann zu Neuenhaus, seinem Neffen die Aufstellung 
eines Lehenstragers zu erlassen und ihm die Pfarrei zu ubergeben, 
dass er sie durch Verweser besorgen lasse, wie andere ortsab- 
wesende Priester. Aber die Regierung verlangte, dass er erst 
von Rom zuriickkehre und den Treueid leiste. 2 Doch auch nach 
seiner Riickkehr machte Eb. Lochinger keine Miene, die Pfarrei 
selbst zu besorgen. 

Er wusste sich ein Kanonikat in Wiirzburg zu verschaffen, 
und lebte daselbst, ohne fur Creglingen etwas zu leisten, bezog 
aber von dem Pfarrverweser jahrlich 50 fl. iu zwei Raten auf 
Martini und Petri Stuhlfeier. 3 

Ebenso wie die Pfarrei, wurden die Kaplaneien von unmiin- 
digen oder ortsfremden Priestern genossen. Als Michael Beck, der 
Sohn des Kastners Andr. Beck, 1503 eine Pfrlinde an der Herr- 
gottskapelle bekam, war die Gemeinde mit dieser Verleihung an 
einen Jungling nicht sehr zufrieden, denn der andere Kaplan Sigm. 
Seckendorfer hatte noch zwei weitere Pfriinden in Oberickelheim 
und Brauneck und liess sein Amt in Creglingen an hohen Festen 
und andern Tagen unversehen. Deshalb wollte die Gemeinde nur 
sich ein Jahr gedulden, dann sollte Beck sein Studium abschliessen 
und seine Kaplanei selbst versehen. 4 

Als nun Beck nach einiger Zeit auch eine der beiden Pfriin- 
den, welche die Berlichingen zu^ vergeben hatten, 5 sich zu ver- 
schaffen wusste, zog er in die Stadt. Die Herrgottskapelle hatte 



1 Schreiben von Schultheiss, Biirgermeister und Rat an den Mark- 
grafen Mont n. Vis. Mar. 7. Juli 1511. P. C. 

- P. C. 

3 Schreiben Eb. Lochingers an seinen Bruder Samst. n. Martini 
15. Nov. 1529. P. C. 

* Biirgermeister und Rat an den Markgr. Freit. n. Assumptio 
Maria 18. Aug. 1503. 

b Die eine Fruhmesse und die Pfriinde zu St. Ursula. 

1* 



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4 B o s s e r t. 

jetzt keinen eigenen Priester mehr, weshalb der oberste Kaplan 
Casp. Preckel, Chorherr, wohl zu Onolzbach, verlangte, er solle in 
sein Pfriindhaus bei der Herrgottskapelle ziehen, oder sollten ihm 
nach dem Beschluss des Landtags zu Baiersdorf die Einkunfte der 
Pfriinde an der Herrgottskapelle mit Beschlag belegt und zum 
Besten der Pfriinde angelegt werden, aber daran dachte Preckel 
nicht, dass es in erster Linie an ihm w&re, nach Creglingen uber- 
zusiedeln. 1 

Der Unfug der Absenz war, wie wir sp&ter sehen, in den 
entscheidenden Jahren der Reformation der Art, dass die Regierung 
unmoglich weiter zusehen konnte und von sich aus eingriff, ohne 
sich um die langsame und schwache geistliche Jurisdiktion viel zu 
kummern. 

Ueberhaupt stellte sich die inarkgr&fliche Regierung schon 
vor der Reformation sehr selbstandig gegenuber den kirchlichen 
Ordnungen. Das hatte sie zweimal in Angelegenheiten des Send- 
gerichts bewiesen. Im Jahr 1474 hatte es Schwierigkeiten wegen 
des Sendgerichts gegeben. Kilian von Bibra, der Archidiakon 
fur Creglingen, 2 erbot sich aber das Sendgericht zu Creglingen 
nach Rat und Gefallen des Amtmanns Albrecht von Biberehrn ab- 
zuhalten. Der Amtmann bekam nun vom Markgrafen Anweisung, 
die Abhaltung des Sendgerichts zuzulassen, aber er solle mit dem 
Rat erkunden, wer riigen soil, d. h. das Sendgericht halte, und ihn 
heimlich in den Rat berufen. 

Nachdem Amtmann und Rat sich ttber die Klagepunkte unter- 
richtet haben, mogen die geistlichen Richter riigen, was rugbar 
sei, was aber nicht billig rttgbar oder schatzbar sei, das sollen sie 
vermeiden. Die „Armen a , d. h. die Untertanen sollen nicht mit 
Vorladungen nach Wiirzburg oder sonst wohin umgetrieben werden. 
Zugleich wurde dem Amtmann empfohlen, sich in Kitzingen zu er- 
kundigen. Dort habe man eine „gar gute" Ordnung in diesen 
Dingen. 3 Man sieht, die geistliche Obrigkeit hatte die starke Faust 
der Zollern auf ihrem eigensten Qebiet, dem der geistlichen Juris- 



1 Zettel s. d. und ein Schreiben an Jorg N., wohl Vogler, ohne 
Unterschrift und Datum. K. C. Der Landtag von Bayersdorf ist mir 
unbekannt. 

- Kilian von Bibra t 1*94 als Dompropst und Generalvikar. 
Archiv fur Unterfranken 28, 173. 

:l Culmbach Freit. n. Martini 18. Nov. 1474. K. C. Die Sendge- 
richtsordnung von Kitzingen ware einer naheren Untersuchung wert. 



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*-f*VM*f 



Die Reformation in Creglingen. 5 

diktion, zu fithlen bekommen. Man fand es von Seiten der Kurie 
gut, zom bosen Spiel gute Miene zu machen und nachzugeben, iu- 
dein man der weltlicben Obrigkeit ein Aufsichtsrecht zugestand. 
Die Entscheidung tiber die Rechtmassigkeit einer kirchlichen Strafe 
lag in der Hand des Amtmanns und Rates. Ja man wagte es, 
die geistliche Jurisdiktion auf das engste Gebiet zu beschranken 
und die des Bischofs und Papstes zu verbieten. Der Konflikt, 
welcher im Jahr 1474 noch giitlich ins Reine gebracht wurde, kam 
1504 zum Ausbruch. Der Amtmann Hans von Bibrach 1 gebot 
dem Kastner und Schultheiss, den geistlichen Richter zur Abhaltung 
des Se.ndgerichts am Montag nach Katharina (2. Dezember) nicht 
in die Stadt einzulassen, er bringe denn einen Brief des Mark- 
grafen. Da der Sendrichter einen solchen nicht brachte, verbot 
man ihm den Eintritt in die Stadt. Darauf lud der bischofliche 
Offizial, Herr Hans Veit, die Creglinger vor das bischofliche Ge- 
richt. Sie erschienen nicht. Nun sandte er ein Monitorium nach 
Equarhofen und eiue zweite Zitation nach Neubronn. Den Creg- 
lingern wurde nun doch allmahlich bange. Sie wussten, wenn der 
dritte Brief k&me, wiirden sie in den Bann erkl&rt, was ihnen 
grossen Schaden brachte, der urn so empfindlicher driicken musste, 
als augenblicklich Armut herrschte. Die Creglinger sagen, sie 
haben kein „warbait tf , (!) urn dem Markgrafen Zins und Bete zu 
bezahlen. 2 Alsbald sclirieb der Markgraf an den Statthalter des 
Bischofs zu Wurzburg, er solle den Official von weiterem Vorgehen 
gegen die Creglinger zuriickhalten, da diese nur den Befehl ihres 
verstorbenen Amtmanns befolgt h&tten, w&hrend auch der Regier- 
ung in Onolzbach unbekannt sei, was den Amtmann zu seinein 
Befehl veranlasst habe. 3 Der Statthalter erwiderte, der Official 
h&tte alien Grund gegen die Creglinger wegen ihrer grundlosen 
Verhinderung des Sendgerichts einzuschreiten, aber er wolle ab- 
stehen, wenn er zwischen jetzt und Sonntag Jubilate (13. April) 
das verhinderte Sendgericht halten konne, der Markgraf zu der 
Hin- und Herreise Geleite gebe und die Creglinger dem Official 
wegen der Verhinderung 150 fl. billigen Abtrag tun. 4 



1 Ob von Bibra oder Biberehrn? 

- Schreiben von Kastner, Burgermeister und Rat Mittw. n. Latare 
5. Marz 1505. K. C. Warbeit ist wohl Erwerb. 
3 Freitag n. Latare 7. Marz 1505. K. C. 
* Dienstag n. Judica 11. Marz 1505. K. C. 



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6 Bossert. 

Man sieht, was ein markgraflicher Amtmann schon 1504 
wagen konnte, und wie der Bann vorzugsweise wegen der empfind- 
licben materiellen Verluste, die er durch Stoning des ffandels und 
Verkehrs und die Kosten des geistlichen Prozesses mit sich brachte, 
gefurchtet war. 

Noch hielt man in Creglingen fest an der alten Kirche. Ihre 
Gottesdienste iibten noch ihre Macht auf die Geister aus. 1511 
hatte man die Engelmesse gestiftet, urn gleichsam allwochentlich 
Fronleichnam zu feiern, indem man unter Fiihrung des neuen 
Priesters jeden Donnerstag mit dem Sakrament in feierlicher Pro- 
zession durch die Kirche zuin Altar zog und eine Messe singen 
liess. 1 Aber die Bewegung, die von Wittenberg aus gegangen 
war und in dem benachbarten Rothenburg a. d. Tauber unter dem 
Einfluss Dr. Joh. Deuschlins und Karlstadts 2 so machtig geworden 
war, konnte auch an Creglingen nicht vorfibergehen. 

Die Leute lasen die Schrift. Der spatere Wiedert&ufer 
Melchior Kern von Crainthal hatte sich ein neues Testament ge- 
kauft. 3 Die Bruderschaft in Creglingen ging ein, offenbar weil 
ein grosser Teil der Burgerschaft dem alten Wesen abhold war. 
Im Gebiet der Ritterschaft fanden sich evangelische Prediger, so 
in Waldmannshofen, wo vor dem Bauernkrieg der Augustiner 
Friedrich Suss oder Bruder Ambrosius predigte. 4 Johann Volmar, 
Pfarrer in Schrozberg, dem die Herrn von Berlichingen die zweite 
Friihmesse in Creglingen verliehen hatten, war evangelisch. 5 Auch 
im Gebiet Christopbs von Rosenberg auf Haldenbergstetten finden 
sich, wenigstens sicber 1527 und 1531, evangelische Pfarrer, so 
1527 Michael Beck in Minister und 1531 Bernhard Muller in 
Rinderfeld. 6 

Auch die Erregung der Geister im Bauernkrieg wirkte in 
Creglingen machtig. Aus einem Schreiben des Kastners Eyring 
vom 20. April 1530 7 gebt hervor, dass damals Leute des alten 
Glaubens, wie Leute der neuen Richtung an dem Umsturzversuch 



1 S. oben S. 3. 

2 Kolde, D. Johann Teuschlein u. d. 1. Ref.-Versuch in Rothenburg 
S. 30 f. 

: ' Jorg, Deutschland in der Revolution speriode. S. 671. 

4 Oberamtsbeschreibung Mergentheim 776. 

5 „Die Reformation von Blaufelden.", Blatter f. wiirtt K.-G. VI, 12. 
*' Davon unten. 

7 P. C. Davon unten melir. 



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Die Reformation in Creglingen. 7 

teilnahmen, der Amtmann Philipp von Biberehrn und sein damaliger 
Diener, eben jener Kastner, von den Aufstandischen in Gelubde 
genommen wurden, wie G5tz von Berlichingen und Kaspar von 
Crailsheim. 1 Wie stark die Erregung der Geister in Creglingen 
und Umgegend war, beweisen die gewaltigen Ruinen der Burg 
Brauneck, die am 10. Mai 1525 von den Creglingern und Bauern 
anderer Herrschaften eingenommen, geplUndert und ausgebrannt 
wurde. 2 Die Strafe blieb nicht aus. Der Markgraf erhob nach 
dem Bauernkrieg das Schlossgeld in Creglingen. Dies nur wenige 
Ztige aus jenen bewegten Tagen, von denen wir fur die Gegend 
von Creglingen noch herzlich wenig wissen. 

Fttr die religiose Bewegung war es in hohem Grad ungiinstig, 
dass sie unter den Creglinger Geistlichen nicht einen ruhigen, 
tiichtigen Fuhrer gefunden hatte. Denn w&hrend die Priesterschaft 
noch ganz auf dem Boden der alten Kirche stand, regten sich die 
Wiedertaufer. Als solche lernen wir Melchior und Hans Kern, 
sowie Phil. Jakob von Crainthal kennen, welche eifrige Bibelleser 
gewesen wareu, aber die Bibel nicht durch die Predigt verstehen 
lernten und so den Schwarmern zufielen. 3 Wir horen 1527 von 
einem Haupt der T&ufer Marx Mair von Altenerlangen , der 
nach der Tauber kam und in Crainthal einen Lienhard N. von 
Archshofen taufte; w&hrend ein Schmid Hans Bassauer aus dem 
benachbarten Schmerbach 1527 oder 1528 von dem Leineweber 
Gr. Nespitzer aus Passau getauft wurde. 4 

Im folgenden Jahr kam Marx Mair wieder in die Gegend 
und taufte in der Zeit vom 11. Nov. bis 29. Dezbr. zu Schmerbach 
die Fran des Schmids Bassauer und ihren Bruder, des Scbmids 
Schwester und deren Mann Wolf. Mair hatte den Schmid auch in 
die Geheimlehre Hans Huts eingeweiht, dass Gott S 1 / 2 Jahre nach 
dem Bauernkrieg den T&ufern das Racheschwert geben werde, 
um alle Sunden zu strafen, alle, die sich nicht taufen lassen, tot- 
zuschlagen und alle Giiter gemein zu machen, aber Bassauer, der 
wohl die Greuel des Bauernkriegs in lebendiger Erinnerung hatte, 
nahm diese Lehre nicht an, doch schickte er dem Mair 2 fl. zur 



1 Gotz von Berlichingens Stellung im Bauernkrieg ist bekannt. 
Zu Kasp. v. Crailsheim vgl. Wiirtt. Geschichtsquellen 1, 215. 

• Quellen zur Gesch. des Bauernkriegs aus Rothenburg ed. Bau- 
mann. S. 334. 

:: Jorg, Deutschland in der Revolutionsperiode. S. 671 ff. 

4 Theol. Stud, aus Wurttb. 1882, 187. 



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8 Bossert. 

Unterstiitzung armer Brtider. 1 Melchior Kern aber liess sich (lurch 
Mair zum Eingehen einer geistlichen Ehe mit dem Weib seines 
Orts- und Glaubensgenossen Philipp Jakob bereden, 2 wie andere 
Glfcubige des Erlanger Kreises, bei denen der kuhne Spiritualismus, 
welcher stets auf die Stimme des heiligen Geistes sich berief, in 
niedriger Sinnlichkeit endete. 

Diese Verirrungen sind verstandlich, wenn man auf der einen 
Seite bedenkt, wie wenig der Landtagsabschied vom 1. Okt 1524, 
der die Predigt des Wortes Gottes Alten nnd Neuen Testaments 
nach rechtem und wahrem Verstand lauter und rein gebot, und 
selbst der reaktionftre Landtagsabschied vom 10. Okt. 1526, der 
nur deutsche Verlesung der Epistel und des Evangeliums in der 
Messe forderte und die Wahl zwischen deutscher und lateinischer 
Taufe dem Paten freistellte und audi gegeniiber den Zeremonien 
sehr schonend verfuhr, aber den Konkubinat verbot, in Creglingen 
gewirkt hatten. Allerdings sagt das Pfarrbuch von Freudenbach 
von dem dortigen Pfarrer Heinrich Neubauer, nach der Aussage 
alter Leute habe er nicht mehr p&pstisch gepredigt und das Abend- 
mahl unter beiderlei Gestalt gereicht, aber einige alte Zeremonien 
gehalten. Er habe audi im Ehestand gelebt und Kinder gehabt. 3 
Dieser Heinrich Neubauer durfte derselbe sein wie der Pfaffe Heinz, 
der Vorganger des Nik. Trub, von dem in den Trubschen Prozess- 
akten gesagt ist, er habe einen Untertanen des Markgrafen, eines 
seiner Pfarrkinder erstochen. 4 Dann hatten wir eine jener Zwitter- 
gestalten vor uns, die man damals auch „beiderhander" nannte, 
wie sie in Uebergangszeiten immer wieder auftreten. 5 

Die Namen der Pfarrverweser sind bis nach dem Bauern- 
krieg nicht sicher nachzuweisen. Nach dem Bauernkrieg, jeden- 
falls 1527 findet sich Nik. Krauss als solcher genannt, ein strenger 
Anhanger des alten Glaubens, der sich urn die Mandate des Mark- 
grafen nichts kummerte. Die erste Friihmesse war in den Han- 
den Peter Hamanns, Pfarrers in Ippesheim, der die Pfrttnde ganz 
unversehen sein liess. Die zweite Friihmesse hatte Joh. Volmar, 

~ l Theol. Stud, aus Wurttb. 1881, 187 ff. 

- Jorg a. a. O. S. 675. 

8 Pfarrbucli von Freudenbach von 1565. Oberamtsbeschreibung 
Mergenth. S. 557. 

* K. C. S. unten S. 12. 

6 Vgl. dazu den Pfarrer Bernh. Kessmann von Nassau, der hier 
evangelisch predigte und in Bernsfelden katholischeu Gottesdienst hielt 
Wibel, hohenlohische Kirchen- und Ref.-Gesch. 1, 167. 



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Die Reformation in Creglingen. 9 

der Pfarrer von Schrozberg, an den stimmlosen Pfarrer Job. 
Unschlitt in Blaufelden abgetreten, urn den Blaufeldern eineu 
evangelischen Pfarrer in der Person des Jorg Amerbachers zu 
verschaffen. 1 Die Leschenpfrunde oder Mittelmesse besass Kaspar 
Beck, der zugleich Pfarrer in Ehenheim war. 2 Die St. Ursula- 
pfiiinde hatten die Herrn von Berlichingen an Hans von Schrozberg 
geliehen. 3 Die Engelmesse hatte 1526 Nik. Trub, der Pfarrer von 
Freudenbach, vom Markgrafen erhalten. Die oberste Kaplanei an 
der Herrgottskirche war jedenfalls 1530, aber wahrscheinlich schon 
fruher, an Paul Ziegler, einen fruheren Predigermonch in Niirnberg, 
geliehen. Die Pfrunde zu Johannes dem Taufer besass Hans 
Wucherer, die zu Johannes Ev. Kaspar Dull, der aber die Friih- 
messe zu Blaufelden fur einen andern Priester versah. Diesen 
Priestern war der Landtagsabschied vom 10. Okt. 1526 in hohem 
Grad widerw&rtig, weil er die Abschaffung der Konkubinen gebot. 
Allerdings hatten die Priester, als man ihnen das Mandat erflffnete, 
ihre „Maid a oder Kochin entlassen, aber nach kurzer Zeit hatte 
der Pfarrverweser N. Krauss und Hans Unschlitt trotz des ihnen 
inehrfach wiederholten amtlichen Verbots ihre Kochinnen wieder 
geholt. 4 

Nik. Trub aber, der Engelmesser, der zugleich Pfarrer von 
Freudenbach war, wandte sich 1527 Freitag nach Estomihi 8. Marz 5 
an Statthalter und Rate in Onolzbach und bat um die Erlaubnis, 
sich eine Dienerin halten zu diirfen, nachdem er seine bisherige 
Maid entlassen hatte, denn er musse in Freudenbach das „ganze u 
Vieh halten, einen Farren, einen „Beiss" (Eber) und einen Bock, 
bedurfe also eine weibliche Hilfe. Er wolle aber eine fromme, 
ehrliche Person halten, mit der er mit Gottes Hilfe sich unver- 
dachtig erzeigen wolle, ohne ein boses Beispiel zu geben. Er hatte 
aber seine Maid nach argerlichen Auftritten im Zorn entlassen, 
nicht auf des Markgrafen Mandat. Er war namlich nachts kiirz- 
lich erst an des Schultheissen Haus gekommen und hatte mit 
Ungestum Wein gefordert, was ihm der Schultheiss abschlug, da 
es schon iiber die Polizeistunde war. Dann war Trub in Wendel 



1 Vgl. „die Reformation in Blaufelden". Bl.f. w.K.-G. VI, 13. O.K.G. 
- Niirnberger Kreisarchiv. 

3 Schreiben von Hans von Berlichingen an den Markgrafen vom 
21. Dezember 1537. K. C. 

4 Bericht vom Samstag nach Kiliani 13. Juli 1527. P. C. 
6 K. C. 



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10 Bossert. 

Baders Haus gegangen und hatte dort rait seiner Maid gezecht; 
er war dabei mit ihr in Streit geraten, raufte, schlug und zog sie 
umher, jagte auch des Baders Frau und Kinder aus dera Haus. 
Es erhob sich ein Mordgeschrei, Wendel Bader eilte heim und 
schlug samt seinem Gesellen den Pfaffen mit Beil und Spanholz 
nieder, so dass Trub lange „schmieren a musste. Ja er behauptete, 
er sei nach den Schlagen lange wie tot dagelegen, aber der 
Schultheiss Gr. Schmid liess ihn auf 3 Tage in den Turm legen. 
Trub hatte noch eine andere Klage. Jorg Grosser, der wahr- 
scheinlich den Amtmann vertrat, hatte Trub am Aschermittwoch 
einen Schalk und Bosewicht geheissen, weil, wie Trub behauptete, 
er Grosser gefragt habe, ob er auch bei der Engelmesse die Evan- 
gelien deutsch und lateinisch singen solle. Zugleich bat er urn 
Erlaubnis, am Sonntag in Freudenbach Messe lesen zu durfen und 
seine 4 Messen in Creglingen die Woche hindurch. Auch fiber den 
Kastner klagte Trub, weil er Schlossgeld (Strafe fur die im 
Bauernkrieg verbrannten Schlosser) von seinem Hause erhebe, als 
ware es ein Biirgerhaus, auch habe Trub wfthrend des Bauern- 
kriegs sich an das Heer des schwabischen Landes und danu an 
das des Markgrafen Kasimir angeschlossen und sei 18 Wochen 
mitgezogen. Mit seiner Klage und Anfrage hatte Trub sich selbst 
an das Messer geliefert, denn Amtmann Phil, von Biberehrn be- 
richtete am 4. April der Regierung, Trub sei ein verlogener Mann, 
dem man nichts glauben konne. Sein Haus sei ein bttrgerliches 
Haus und miisse mit Recht die burgerlichen Lasten tragen, auch 
das Schadengeld zahlen. Es sei nicht anzunehmen, dass er mit 
einer ehrlichen, unverdachtigen Person haushalten wolle. Mit seiner 
vorigen Magd habe er in Creglingen ein unordentliches Wesen 
getrieben und sie in Freudenbach untergebracht, als er diese 
Pfarrei bekommen habe, habe aber mehrmals Amtmann, Kastner 
und Rat gebeten, man solle seine Maid von ihm schaffen, was ihm 
nicht ernst war. Grosser bestreitet, ihn einen Bosewicht geheissen 
zu haben. Stiftungsgem&ss musste er am Sonntag in Creglingen 
eine Messe und in der Woche drei halten, auch bei alien gesungenen 
Aemtern, Messen, Vespern im Cbor sein, aber er war wenig oder 
gar nicht erschienen. Wegen nachlassiger Amtsverwaltung hatte 
der Kastner Matth. Eyring Trub die Einkiinfte der Engelmesse, 
die an Walpurgis (1. Mai) verfallen waren, gesperrt, nachdem er 
ihn vorher gewarnt und ihm einen Befehl des Markgrafen Kasimir 
mitgeteilt hatte, wornach den Priestern, welche ihre Pfrunden nicht 



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Die Reformation in Creglingen. 11 

selbst besitzen und versehen, die Einkttnfte mit Beschlag belegt 
werden sollten, aber Trub hatte nichts von dem, was er stiftungs- 
gem&ss zu leisten hatte, weder Messe noch Vesper noch Salve 
noch Chorgesang gehalten, sondern war in Freudenbach, eine 
halbe Meile von Creglingen, geblieben. 1 Trub hatte geklagt, aber 
jetzt wtirde wohl auf Anordnung der Regierung eine grosse Unter- 
suchung fiber das Leben ond Treiben Trubs veranstaltet. Man 
verhSrte Zeugen aus Creglingen und Freudenbach. Das Ergebnis 
war eine moralische Vernichtung des elenden Menschen in 10 Weis- 
artikeln (Anklageart). 2 Er schmahte des Markgrafen Untertanen 
und hiess sie Huren und Sch&lke. Wie gemein seine Reden waren, 
beweisen die Schimpfreden gegen Marg. Tief von Freudenbach, sie 
sei eine „ausgeschiitte a Henkershure, ja eine Hure schon im Mutter- 
leibe gewesen. Einmal traf er sie im Feld und schlug sie, er 
jagte sie im Feld umher und verbarg sich, als er einen Mann der 
Frau zu Hilfe kommen sah. Ein andermal drang er in ihr Ha us 
ein, ziindete ein Feuer an im Ofen und riss es dann heraus, urn 
das Haus anzustecken. Dass er ein „vo!ler, trunckener und 
baderischer" Mann sei, der selten auf seiner vorgetanen Rede bleibe, 
wurde in jeder Weise bewiesen. In Creglingen war er wie ein 
unvernunftiges Tier vor der Mistst&tte eines Wirtshauses gelegen, 
zur Engelmesse war er betrunken gekommen, nachdem ihn der 
Schulmeister und Kirchner Sim. Schomann im Wirtshaus geweckt 
hatte, konnte die Alba nicht anziehen und das Responsorium „homo 
quidam fecit" nicht singen, so dass der Schulmeister es anstimmte. 
Thomas Beck, der sonst immer bei der Messe blieb, hielt es nicht 
aus. Der Schulmeister aber sagte zu einem Ratsherrn in der Kirche, 
wenn er Herr ware, wtirde er den Engelmesser keine Messe mehr 
halten lassen, denn es sei zu besorgen, dass man mehr gegen Gott 
„verschfttte tt , denn zu verdienen sei. Trub aber hatte im Zorn ge- 
&ussert, wenn der Schulmeister ihm noch einmal dreinrede, wolle 
er ihm das Sakrament um den Kopf schlagen, woruber den Leuten 
graute. Seine Maid behielt er trotz des Verbots bei sich. Trotzig 
erkiarte er, wen es „muhe a , 3 <ter soil zu ihm kommen. Ja zum 
Spott auf das Verbot hatte er einstmals, als er trunken mit seiner 
Maid nach Freudenbach fuhr, sich ihr in den Schoss gelegt. 

r Bericht von Eyring von Mont, nach Urbani 27. Mai 1527. 
• Der erste unter den Zeugen ist Kaspar Augenarzt, Schultheiss 
in Freudenbach. 
n Verdriesse. 



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12 Bossert. 

Vor den Leuten pflegte er sich zu ruhmen, wie viel er hohen 
Herren Schaden und Leid getan habe. Gegen sieben Fursten habe 
er ihre Feinde aufgehetzt. Einen Grafen habe er mit einer Krause 
(Pokal) ins Gesicht geschlagen, hatten ihn andere Priester, Hans 
Wucherer, Paulus Ziegler, Peter Werner im Pfarrhof zu Creglingen 
sagen horen. Zwei Edelleuten habe er die Hand abgehauen. Zwei 
vom Adel wurden 200 fl. geben, wenn sie ihn erschiessen konnten. 
Neun Dorfer habe er bezwungen, d. h. mit neun Orten, wo er 
Priester war, sei er fertig geworden. Er drohte, er wolle Leute 
ins Dorf bringen, die es verbrennen, und meinte damit Adam von 
Thungen, der in der Rothenburger Landwehr vom Herbst 1525 an 1 
iibel gehaust hatte. Besonders Seb. Aichhorn drohte er mit An- 
ziinden seines Hauses. Offen lobte er seinen Vorg&nger Heinz N., 
der Jorg Schreiner erstocheu hatte, er musse es auch so machen. 
Von der Obrigkeit redete er iiberall verachtlich. Der Markgraf 
habe ihm die Engelraesse gegeben, aber nehmen konne er sie ihm 
nicht, wenn er auch noch ein (zweiter) Markgraf ware. Er sei 
der weltlichen Obrigkeit nicht unterworfen, sein Herr sei in Wurz- 
burg. Das ganze Tun und Treiben dieses Menschen war der Art, 
dass ein alter Priester Konrad Witstetter (wohl von Wittstadt) 
zu ihm sagte: „Pfu 2 dich, solltest du ein Seelsorger sein." Er 
hatte auch nach der Zeugenvernehmung vor dem Priester Peter 
Werner und Hans Prack geaussert, er wolle nach der Ernte, wenn 
er seinen Zehnten eingebracht habe, von Freudenbach abziehen 
und alien seinen Widersachern etwas zu richten. 3 

Nunmehr befahl die Regierung am Freit. n. Margarete 19. Juli 
den Beamten in Creglingen, Trub zu verhaften und ihn nach 
Wurzburg mit einem Schreiben und dem Protokoll an den Bischof 
abzuliefern, dass Trub in der Markgrafschaft nicht mehr geduldet 
werde. Auch sollten sie frir Versehung der Engelmesse und der 
Pfarrei Freudenbach sorgen. 4 Wirklich wurde Trub von 4 Creglinger 
Burgern Kilian Wuuder, Hans Bach, Hermann und Leonhard Spor- 
lein am 25. Juli mittags 12 Uhr dem bischtfflichen Fiskal Johann 
Geis uberliefert. 5 Am 1. August bescheinigte der Bischof den 



1 Wiirttb. Geschichtsquellen 1, 198, 246. 
* K. C. 

3 Zettel zu dem Schreiben der Regierung an die von Creglingen 
Freit. n. Marg. K. C. 

4 Freit. n. Marg. 19. Juli. K. C. 

6 Protokoll des Notars And. Vinck vom 25. Juli. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 13 

Empfang des strafbaren Priesters, den er demVikar in spirituali- 
bus Joh. von Guttenberg ttbergeben hatte, urn gegen ihn zu ver- 
fahren. Er erkl&rte sich bereit, Trub zu bestrafen, niachte aber 
fiir die bosen Zust&nde in der Geistlichkeit auch die markgr&fliche 
Regierung verantwortlich, deren Amtleute die bischtffliche Gerichts- 
barkeit hindern. 1 Die Regierung in Onolzbach antwortete auf 
diesen Vorwurf nicht direkt, sondern sprach nur die Hoffnung 
aus, dass Trub „der Gebiihr nach nicht ungestraft" bleibe, und 
traf damit den wunden Punkt der bischoflichen Jurisdiktion, die 
durch* allzugrosse Milde unwirksam geworden war. 2 

Zugleich raachten Statthalter und Rate ihr Oberaufsichtsrecht 
auch dem Bischot gegenttber geltend, indem sie die Anstellung 
eines Pfarrers in Freudenbach erstlich von dem Nachweis des 
bischoflichen Besetzungsrechts , zweitens von der Annahme der 
markgraflichen Ordnung durch den Priester abh&ngig machten. 
Damit war dem Bischof die Bestellung eines Amtsverwesers oder 
Pfarrers unmSglich gemacht Denn das Patronat gehtfrte dem Stift 
Haug. Zugleich wurde als Grundsatz des neu sich bildenden 
Kirchenrechts kundgetan, dass Kirchenstellen so langevom 
Landesherrn besetzt werden, bis der Patron einen 
der landeskirchlichen Ordnung entsprechenden Prie- 
ster best el It. Gem&ss diesem Grundsatz wurde der am 25. Juli 
vom Generalvikar zum Amtsverweser in Freudenbach bestellte 
Priester Val. Hepfner, der vom Bischof beauftragt war, die Pfarrei 
nach katholischer Weise zu versehen, gar nicht zugelassen und die 
Pfarrei von Creglingen versehen. 3 

Trub sass 11 Wochen im bischoflichen Gef&ngnis, aus dem 
er zu entweichen wusste. Die Engelmesse wurde ihm von Mark- 
graf Kasimir entzogen und an Peter Werner gegeben, aber die 
Pfarrei Freudenbach wollte er selbst wieder versehen. Allein das 
markgr&fliche Gebiet blieb ihm verschlossen. Es begann nun ein 
eifriger Briefwechsel zwischen Trub und der Regierung. Da er 
Schulden in der Gegend hinterliess, hatten die Amtleute die Fruchte 
der Pfarrei, welche Trubs Maid Elisabeth HofjSrg fur ihn einge- 
zogen hatte, mit Beschlag belegt und verkauft. Trub, der erst die 



1 B. Konrad an Statth. und Rate 1. Aug. 

- Statth. u. Rate an den Bischof Sainst. n. Vincula Petri 3. Aug. K. C. 

3 Schreiben de9 Gen.-Vikars vom 25. Juli 1527. Akten der Pf. 
Freudenbach in der Kons. Registratur. Bericht des Amtmanns Phil. 
v. Biberehrn Donnerst. n. Egidii 1527. Ebd. 



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14 Bossert 

Pfarrei „mit gottlichen Aemtern, Predigten, Messen und andern 
Sakramenten wie bisher treulich (!) versehen" wollte, 1 erbot sich, 
im Friihjahr 1528 seiner Gemeinde das Wort des Herrn vorzti- 
tragen utid „Gottes Geheiss und Mandat samt des Markgrafen 
Gebot und Befehl" zu vollbringen. 2 Das war ein rascher und 
starker Wechsel. Man traute aber dem Mann nicht, da er in alien 
seinen mancherlei Prozessen sich als Liigner erwiesen hatte und 
der Amtmann Phil, von Biberehrn von ihm schreiben musste, er 
sei ein gar „ungereimter, unwesentlicher, unwahrhaftiger, voller," 
trunkener Mann, „desgleichen ich kaumet mehr von einer geist- 
lichen Person gesehen und gehort". 8 Auch schalt er in den Wirts- 
hausern wieder uber den Markgrafen und trank weiter wie vorher. 
Als man ihm sicheres Geleite gewahrte, uo* sich in Creglingen mit 
den Freudenbachern unter Aufsicht einiger Creglinger Ratsherrn 
wegen seiner Schulden auseinanderzusetzen , trank er zwei 
Tage lang und stellte sich so ungeschickt an, dass gar nicht mit 
ihm zu verhandeln war. 4 In Freudenbach hatte er alien Boden 
verloren. Nur seine Maid, die seit 1526 in seinem Dienst stand 
und ihre Kleider an die Juden in Aub versetzte, urn ihm Geld zu 
schaffen, nahm sich seiner noch an und suchte ihm von den Fruchten 
des Jahres 1527 noch moglichst viel zu retten. 5 

Die Pfarrei Freudenbach iibernahm zunachst der bisherige 
Pfarrverweser von Creglingen, dem der Boden in Creglingen zu 
heiss geworden war. 

Krauss hatte namlich in der Kreuzwoche 1527 (26. ff. Mai) 
nach alter Gewohnheit eine Prozession mit dem Kreuz nach Munster 
veranstaltet. Der dortige Pfarrer 6 hielt dabei eine fur den alt- 
gl&ubigen Krauss anstfissige Predigt, weshalb dieser in Cregliugen 
eine Gegenpredigt hielt, in der er verlangte, man sollte dem 
Pfarrer von Munster die Zunge aus dem Hals reissen. Daruber 
emporte sich der neugl&ubige Teil der Gemeinde, sodass Amtmann, 
Kastner, Schultheiss, Biirgermeister und Rat daruber an den Mark- 
grafen berichteten. 7 Krauss blieb aber auch nicht lange in Freuden- 

1 Bittschrift TrUbs an den Markgrafen s. d. (Herbst 1527). Ebd. 
* Bittschrift an Statthalter und Rate s. d. Ebd. 

3 Bericht Phil. v. Biberehrn von Mittw. n. Okuli 1528. Ebd. 

4 Bericht Phil. v. Biberehrn und des Kastner Matth. Eyring vom 
1. Jan. 1529. Ebd. 

5 Eingabe der Maid s. d. Herbst 1527. Ebd. 

Nach der OAB. Mergentheim S. 634 Michael Beck seit 1521. 
7 Samst. n. Kiliani 1527, 13. Juli. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 15 

bach, denn 1562 sagt der Amtmann Christoph von Seckendorf, der 
damalige betagte Pfarrer sei etwa 36 Jahre dort. 1 Mit Nainen 
ist dieser Pfarrer nicht genannt, dagegen charakterisieren die 
Examinatoren ihn nach seinem.Tod 1564 als einen Mann, mit dem 
nichts getan noch ausgerichtet gewesen sei, weshalb Freudenbach 
einen geschickten, verst&ndigen Mann bediirfe. 2 Er ist wohl der 
in der OAB. Mergentheim S. 556 genannte Hans Lautenbach, der 
vielleicht aus Dinkelsbuhl stammte. Trub war der letzte vom 
Stift Haug durch den Stiftsherrn Balth. Kintzinger bestellte Pfarrer 
von Freudenbach gewesen. Fortan ist von dem Patronatrecht des 
Stifts in der Geschichte Freudenbachs nicht niehr die Rede. 

Kehren wir nach Creglingen zuriick. 

Es entspricht ganz der geteilten Stimmung im Rat, wenn im 
Bericht gesagt wird, man wolle nicht entscheiden, ob der Pfarrer 
von Creglingen oder von Munster Recht habe, aber das musste zuge- 
standen werden, dass Krauss den Mandaten des Markgrafen in 
etlichen Punkten ganz ungehorsam sei. Ganz besonders hatte er 
dem Verbot des Zusammenlebens mit seiner Maid getrotzt. Krauss 
merkte, dass seines Bleibens nicht linger war, und iibernahm nun 
von dem inzwischen seiner Haft entlassenen Trub, der aus der 
Markgrafschaft verwiesen war, also Freudenbach nicht mehr ver- 
sehen konnte, die Pfarrei gegen 90 fl. Pension an Trub, der dem 
Bischof und dem Stift Haug immer noch gut genug gewesen ware. 3 

Am 21. September 1527 war Markgraf Kasimir gestorben. 
Die Reaktion, welche seit dem Reichstag in Speier wieder Kraft 
bekommen, bentttzte die Zeit, bis Markgraf Georg aus Schlesien 
kam, urn die evangelische Bewegung aufzuhalten, aber Anfang 1528 
war Markgraf Georg in die Heimat zuruckgekehrt und hatte am 
Sonntag Invocavit auf einem Landtag zwar das Mandat seines 
Bruders Kasimir von 1526 nicht formlich aufgehoben, aber ihr eine 
entschieden evangelische Deutung gegeben. 4 

An Kathedra Petri 22. Februar 1528 war nach lingerer 
Vakatur an Krauss Stelle Paul Weigand, ein Anhanger der alten 
Kirche, aber von minderer Charakterstarke als Krauss, von Eberh. 
Lochinger als Pfarrverweser geschickt worden. Er hatte bei seinem 



1 Bericht des Amtmanns Chr. v. Seckendorf und des Kastners 
Mart. Fuchs 1562 Donnerst. n. Mar. Magd. Freudenb. Akten des Kons. 

2 Bericht der Examinatoren an den Markgrafen 1564 5. Dez. Ebd. 
:I Krauss kam 1529 nach Finsterlohr W. Vjh. 1895, 188. 

4 Westermayer, Brandenburg-Ntirnbergische Kirchenordnung S. 3. 



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16 Bossert. 

Dienstantritt versprochen, sich nach den sehr dehnbaren Mandaten 
Kasimirs 1 zu halten. Nachdem die Deklaration des Markgrafen 
Georg erschienen war, berief der Amtmann Ph. von Biberehrn 
Weigand auf das Rathaus und ermahnte ihn in Gegenwart des 
Kastners und des Rats, sich genau an die Mandate zu halten. 
Weigand forderte Nachweis, in welchen Stiicken er denn die 
Mandate bisher nicht gehalten habe, er wolle sich unterweisen 
lassen, und versprach Gehorsam gegen des Markgrafen Befehle. 2 
Diese liessen nicht auf sich warten. Am 14. Mai wurde den 
Priestern der Befehl des Markgrafen vom 8. Mai zur Vollziehung 
des Mandats von 1526, die Konkubinen abzuschaffen, eroffhet und 
ihnen im Anfang Juli 1528 ein Eid abgenommen, dass sie das 
Evangelium gem&ss dem Abschied von 1526 predigen, der Obrig- 
keit Gehorsam leisten, sich nach Gottes Wort und der fttrstlichen 
Ordnung halten und in Zweifelsfallen die Entscheidung des Fttrsten 
einholen wollen. 3 Die Pfarrer mussten weiter versprechen, ftir die 
Obrigkeit zu beten, der Pfarrei nichts entziehen zu lassen, die 
Untertanen nicht vor fremde Gerichte zu laden, dem Fttrsten in 
geistlichen und weltlichen Sachen zu gehorchen, keinen andern 
Schutzherrn zu suchen, Kezereien und Ehesachen vor den Fttrsten 
zu bringen, auf ihren Pfarreien zu residieren und den Pfarrhof iu 
baulichem Stand zu halten. 4 

Zugleich wurden die Vorbereitungen fiir eine allgemeine 
Kirchenvisitation getroffen und zu diesem Zweck am 4. August 
ein Befehl an die Amtleute erlassen, die Jfamen der Pfarreien, 
der Pfarrer, der Kollatoren anzugeben und zu berichten. ob die 
Pfarrer sich „unser vorausgegangenen christlichen Meinung und 
sonderlich jungster unserer Deklaration mit Predigen, Lehre, Leben 
gemass halten". 5 Der geforderte Bericht erging von Creglingen 
in zweifacher Gestalt am Montag nach Maria Himmelfahrt 17. Aug. 
Der altglaubige Teil des Rats lobte Weigands „gebtthrlichen" 



1 Schornbaum, die Stellung des Markgrafen Kasimir von Branden- 
burg zur ref. Bewegung. S. 102. 

- Bericht des Amtmanns von Mont. n. Misericordias 1528, 27. Ap. 
Kreisarchiv Nurnberg. 

3 Donnerst. n. Kantate 1528. Kreisarch. Nurnberg. 

* Westermayer a. a. O. S. 3. 

5 Ebd. S. 21. 

* ; Kreisarch. Nurnberg. 



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Die Reformation in Creglingen. 17 

priesterlichen Wandel. 1 Er halte gem&ss der Deklaration das 
„gottlich Amt der Messe", Komplet, Mette, Jahrtage, lehre das 
Evangelium nach dem Mandat, halte keine neidische, zankische 
Predigt, dadurch das Pfarrvolk geargert werden konne. Zuge- 
stehen raussten sie, dass Weigand noch die Feiertage wie vor 
Alters verktindige, Salz, Wasser, Palnizweige und Wiirze geweiht, 
am Palmsonntag wie vor Alters einige Artikel aus dem Taufbiich- 
lein vorgelesen habe, w&hrend er das Fasten jedem freigestellt babe. 
Dagegen berichteten Amtmann, Kastner, Schnltheiss, Bttrger- 
meister und der andere Teil des Rats, den Text der Episteln und Evan- 
gelien lese er aus dem Messbuch und verktindige ihn offentlich. 2 Kinder 
taufe er in deutscher Sprache auf Begehren der Gevattern und Eltern. 3 
Zum Begriibnis dr&nge er die Leute nicht, aber lasse sich daftir 
bezahlen, 4 aber von Sakrament und Beichte fordere er nichts. Die 
Leute lassen es von selbst. Messe, Vesper, Komplet, Mette, t&g- 
liches Salve regina halte er mit Singen und Lesen wie bisher, 
ebenso Weihe von Palmen, Wiirze, Wasser und Salz, das Fasten 
lehre er halten zur Ehre Gottes, nicht zur Seligkeit. Am Palm- 
sonntag habe er dem Pfarrvolk aus dem Handbuchlein vorgelesen, 
die Sunder, welche in diesem Buchlein genannt seien, durfen nicht 
zum Sakrament gehen. Das habe dem Volk merkliches Aergernis 
und Gewissensbeschwerung verursacht. Der grosste Mangel an 
Weigand sei, dass er das Evangelium nicht klar und verst&ndlich 
predige, nicht unterscheide, was Gottes Gebote und Menschenauf- 
satze sind, und was jedes fur Frucht bringe. Der arme einfaltige 
Laie kSnne aus seinen Predigten den Weg der Seligkeit nicht er- 
kennen. Doch erkennt der Bericht den stillen, ziichtigen Wandel 
Weigands an. Von den benachbarten Pfarrern sagt der Bericht: 
In Freudenbach, wo Stift Haug die Kollatur habe, verktindige 
Nik. Krauss allein den Text der Episteln und Evangelien an Feier- 
tagen aus dem Messbuch in deutscher Sprache. Deutsche Taufe 
habe niemand von ihm verlangt. Von Sakramentreichen, Hochzeiten, 
Aussegnen der Kindbetterinnen nehme er kein Geld, aber vom 
Beichth6ren. Aemter, Fasten und anderes halte er nach altem 



1 Jorg M filler, Hans Schomann, Jorg Eychorn, Jakob Knorr, Hans 
Ziegler, Klaus Schubart. 

2 Nach dem Mandat v. 1526 sollte der Text deutsch gelesen wer- 
den. Weigand las ihn lateinisch und predigte dann daruber. 

3 Gemass dem Mandat. 

* Der Abschied vom 10. Okt. 1526 verbot Bezalilung. 

2 



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18 Bossert. 

Herkommen. Er sei aber stillen, ziicbtigen Wesens und ftihre 
keinen besonderen Hader und Handel. 1 In Rinderfeld sei der 
Kirchsatz markgr&flich, Dorfherr sei Christoph von Rosenberg. 
Der Pfarrer Bernh. Muller predige dein Evangelium „fast a gem&ss 
und halte sich nach der neuen Meinung. Seiner Maid hat er die 
Ehe zugesagt und will mit ihr den Kirchgang halten. In Archs- 
hofen steht der Kirchsatz dem Stift Haug zu. Der Pfarrer 
G. Schneider halte sich nach der alten Gewohnheit. Die niedere 
Obrigkeit haben die Lochinger und die Stadt Rothenburg, die hohe 
Obrigkeit der Markgraf, 2 doch soil sie Kasimir nach dem Bauern- 
krieg der Stadt Rothenburg zugestellt haben. 

Man sieht, wie jetzt eine grtindliche Neuordnung der Dinge 
notig war. Das Alte war grlindlich bruchig, w&hrend das Neue 
wohl in den Gemeinden und den markgraflichen Beamten seine 
Freunde und Vertreter hatte, die Priester dagegen moglichst viel 
vom Alten beizubehalten suchten. 

Nun wurde der Pfarrverweser von Creglingen auf Mittwoch 
nach Francisci (9. Okt.) nach Kitzingen zur Visitation berufen und 
auf den folgenden Tag die Pfarrer von Freudenbach, Rinderfeld 
und Archshofen. Weigand erschien vor den Visitatoren und ver- 
sprach, sich nach den Mandaten zu halten, man moge ihm an- 
zeigen, was er nicht gehalten habe. Der Pfarrer von Freudenbach 
erschien nicht und berief sich auf des Bischofs Mandat. Die 
Visitatoren nennen ihn einen argen Papisten. Die Pfarrer von 
Archshofen und Rinderfeld erschienen nicht, weil sie nicht unter 
markgr&flicher Obrigkeit standen. 

Mit der Visitation war noch keine neue Ordnung geschaffen. 
Die Klagen wollten nicht verstummen, dass der Pfarrer besonders 
in seinen Predigten sich nicht an die furstliche Ordnung halte, 
auch der Engelmesser Peter Werner nicht, in dessen Haus etliche 
Burger zusammen kommen. Deshalb berief man Amtmann, Kastner 
und etliche des Rats und der Gemeinde, auch den Pfarrer und 
Engelmesser, auf 26. Jan. 1529 nach Onolzbach, um sie gegen ein- 
ander zu verhoren. Stiftsprediger Barer musste dem Amtmann, 
dem Pfarrer und Engelmesser die furstlichen Verordnungen, die 
Deklaration und „ Visitation* 3 vorlesen, damit sich kein Teil mit 



1 Das Zeugnis ist unter dem Eindruck von Trubs Unwesen abgefasst. 

2 Die fraischliche Obrigkeit d. h. die peinliche Gerichtsbarkeit. 

8 Die 23 Vi8itatioii9artikel zur Unterweisung der Geistlichen. 
Westermayer a. a. O. 11. 



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Die Reformation in Creglingen. 19 

Dnwissenheit entschuldigen konne. Dem Pfarrer und dem Engel- 
messer wurde mit Verweisung aus dem Fiirstentnm gedroht, wenn 
sie sich nicht an die neue Ordnung halten. Der Amtmann wurde 
angewiesen, den Biirgern alle geheimen Zusamraenkunfte, dem 
Engelmesser seine Predigten im Hause zu verbieten. Seinem 
Predigtdrang solle er in der Kirche geniigen. 1 Weigaud erklarte 
bald genug, dass er die neue Ordnung nicht annehme. Man liess 
ihm noch Frist bis zum Ablauf seines ersten Jahrs am 22. Februar 
(Kathedra Petri). Dann zog er ab, nachdem er des alten Messners 
Tochter noch zu Fall gebracht hatte. 2 Nun blieb die Pfarrei eine 
zeitlang verwaist. Statthalter und Rate verlangten von Eberh; 
Lochinger als dem eigentlichen Pfarrer, er solle einen ehrlichen, 
gelehrten und redlichen Verweser bestellen. Er antwortet schon 
am Tag nach Empfang des Schreibens (Donnerst. n. Latare 11. M&rz), 
er sei schuldig, nachdem er die Pfarrei zur Unterstiltzung- flir sich 
und seine verwaisten Brttder erhalten, die Pfarrkinder mit christ- 
licher Lehre nach Ordnung der christlichen Kirche versehen zu lassen. 
Dazu sei er selbst auf die Gefahr der Einbusse an Hab und Gut, 
bereit. Aber Statthalter und Rate haben ihm unlangst geschrieben, 
Weigand werde nur geduldet, wofern er des Markgrafen christliche 
Ordnung beobachte. Im andern Fall solle Lochinger einen neuen 
Pfarrer, der diesen Bedingungen entspreche, ernennen. Dieser 
wollte nur einen „christlichen Pfarrer" „unverleumbten a Lebens 
zur Versehung der Kirche nach der hergebrachten Ordnung be- 
stellen. Die neue Ordnung des Markgrafen, die er nicht genau 
k^nne, konne er unmoglich annehmen. 3 

Die Weigerung Lochingers betrachtete die Regierung in 
Onolzbach als Rechtsgrund, von sich aus einen evangelischen Pfarr- 
verweser nach Creglingen zu bestellen, und sandte noch vor der Oster- 
zeit (Palmsonntag 21. Marz) Sigm. Birkheimer, dem Amtmann 
und Kastner aus den Einkiinften der Pfarrei eine geniigende Kom- 
petenz ffir seinen und seines Kaplans Unterhalt schopfen sollten. 4 
Der Rest verblieb Lochinger. Der neue Pfarrer stammte aus 



1 P. C. Der Engelmesser half wahrscheinlich die Pfarrei Nieder- 
rimbach versehen. 

- Schreiben Birkheiniers vom 6. Sept. 1535. P. C. 

3 Schreiben Lochingers an Statth. und Rate v. Freitag n. Latare. 
P. C. 

4 Schreiben des Amtmanns und Kastners an die Regierung Don- 
nerstag nach Ostern 1. April. P. C. 

2* 



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20 B o s s e r t. 

Munchen. 1 Er war friiher M5nch gewesen, wenigstens schalten 
ihn seine Gegner spftter einen ausgelaufenen Monch. Er hatte 
sich nach Nttrnberg gewandt, wo man ihn ira Kirchendienst ver- 
wendete. Dort hatte er sich mit einer Witwe Margarete N. ver- 
heiratet. Von dort hatte ihn Markgraf Georg nach Ansbach auf 
eine Kaplanei berufen. Birkheimer rilhmte sich sp&ter, Niirnberg 
habe ihn nur dem Markgrafen geliehen. Offenbar wollte die 
Regierung einen theologisch gertisteten, znverlassigen und tat- 
kr&ftigen Mann nach Creglingen schicken. 2 

Der erste Eindruck von Birkheimers Auftreten war entschie- 
den gunstiger; er war dem Volk „fast a wohlgef&Uig und annehm- 
lich. 3 In der Freude ttber den neuen Pfarrer setzten die Beamten 
Birkheimer ein ausehnlich;es Einkommen aus, n&mlicb 100 fl., da 
er dem Kaplan taglich bei sich den Tisch und ein Mass Wein und 
jfthrlich 15 fl. geben miisse. Da Birkheimer sich nicht mit dem 
zeitraubenden Gesch&ft des Einzugs der Pfarrnutzungen abgeben 
wollte, um seinem Amt („der Schrift, der Lehre und Predigt a ) leben 
zu konnen, bestellte man dazu 3 Manuer, die den Rest dem nomi- 
nellen Pfarrer Eb. Lochinger zustellen sollten. 4 

Jetzt war es auch Zeit, wegen der tibrigen Pfrfinden eine 
neue Ordnung zu schaffen. Die oberste Friihrnesse hatte Peter 
Hamann, Pfarrer zu Ippesheim, der sie von Kath. Petri 22. Febr. 
bis Mittwoch nach Misericordias ganz unversehen gelassen. Als 
aber Walpurgis, 1. Mai, der Abrechnungstermin der Einkilnfte 
kam, schickte er einen fremden Priester, der seine Geschafte be- 
sorgen sollte, um nicht der Einktinfte verlustig zu gehen. Im 
Jahr 1529 nahm man ihm die Pfrttnde und gab sie dem neube- 
rufenen Schulmeister Peter Hofmann und legte damit einen neuen 
Grund fur das Schulwesen. Denn bisher hatte der Kirchner (= der 
Mesner) und Stadtschreiber Simon Schomann Schule gehalten, 



1 Munchen nennt er seine Heimat in seinem Diensteid. P. C. Ein 
Konrad Birkeimer war Prediger in Al totting und wurde 1524 als Luthe- 
raner ausgewiesen. Winter, Geschichte der Schicksale der ev. Lehre in 
Baiern 1, 202. 

. * Die biographischen Notizen ergeben sich aus den Prozessakten 
des Jahres 1535. P. C. 

3 Bericht von Amtmann und Kastner Donnerstag nach Ostern 
1. April 1529. 

4 Ebd. 



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Die Reformation in Creglingen. 21 

ohne eine hohere Bildung zu besitzen. Hofmann war ein akademisch 
gebildeter Theologe. 1 

KasparDull, Vikar an der Herrgottskirche, hatte wohl ofters 
versprochen, seine Pfriinde pers5nlich zu versehen, aber er blieb 
in Blaufelden, bis seine Stellung dort unmoglich wurde, liess erst 
seine Pfriinde ganz unversehen, dann schickte er einen Priester 
aus einem Dorf, am Messe fiir ihn zu lesen, und brachte seine 
Maid in seinem Pfrflndhaus unter. Als er im Jatar 1528 aus Blau- 
felden weichen musste, hatte er eine Zeitlang in Creglingen ge- 
wohnt, aber als 1529 nach Ostern der neue Superintendent des 
Amts Creglingen, Seifrid Marquard, Prediger in Obernbreit 
(Markbreit), kam und alle Priester mit Ausnahme des Pfarrers 
examinierte, hatte Dull mit Kaspar Beck, Pfarrer in Ehenheim, 
auf die Frage, ob sie die markgrafliche Ordnung annehmen, ge- 
antwortet, er nehrae sie nur an, so lange er in markgraflichem 
Gebiet sei. Beck hatte die neue Kirchenordnung sogar gelobt 
und sie schriftgem&ss gefunden, wollte aber spater es darauf an- 
kommen lassen, was ihm geschehe, wenn er sie nicht halte. Alle beide 
samt dem obersten Kaplan der Herrgottskirche, PaulusZiegler, 
spotteten fiber des Markgrafen Kirchenordnung als fiber eine neue 
Mare und kamen in Rottingen mit den altglftubigen Priestern zu- 
sammen. Dull hatte im Tausch mit Hans Horscher die kom- 
burgische Pfarrei Kirnberg ubernommen. Ziegler war nach R5t- 
tingen fibergesiedelt. Beck aber blieb in Ehenheim. Horscher, 
Dulls Stellvertreter, tat gar nichts, las nicht einmal ein Kapitel 
an seinem Altar, sondern stand, wenn er in Creglingen war, auf 
dem alten Chor und schwieg, war aber oft 3, 4, 5 Wochen in 
Rothenburg und Wfirzburg, als aber die Ernte kam, fing er auch an 
mitzusingen, um nicht seiner Einktinfte verlustig zu gehen, aber 
er war weder examiniert noch von der Regierung oder dem Super- 
attendenten anerkannt. 

Hans Wucherer, der andere Kaplan an der Herrgottskirche, 
hatte 1527 auf Fttrsprache des Markgrafen Georg ein Vikariat in 
Rothenburg bekommen, war an Pfingsten 1527 nach Rothenburg 
gezogen und hatte an Kath. Petri 22. Febr. 1528 einen Priester 
nach Creglingen geschickt, um seinen . Dienst zu versehen, damit 



1 Hofmann wurde Schulmeister in Crailsheim, spater Diakonus in 
Weinsberg und als soldier Superattendent der Aemter Weinsberg, 
Neuenstadt und Mockmuhl. Bl. f. w. K.-G. 1893, 35, 66. Tlieol. Studien 
a. Wurttb. 4, 215. 



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22 B o s s e r t. 

er der Einkiinfte nicht verlustig gehe* Aber der Kastner hatte 
schon die bis Katli. Petri verfallenen Gelder mit Beschlag 
belegt, da er von Statthalter und R&ten den Befehl erhalten hat, 
den ihm schon Markgraf Kasimir gegeben hatte, den abwesenden 
Priestern, die ihr Aint nicht personlich besorgen, ihre Einkiinfte 
zu sperren. 1528 am Ostern wandte sich Wucherer deswegen an 
die Regierung, er machte seine Verdienste um den Unterricht des 
Markgrafen Georg und seiner Briider, die Furbitte des Markgrafen, 
die ihm die Vikarie in Rothenburg verschafft, und die Bekannt- 
schaft des Amtmanns, Kastners und Rats mit seinem Abzug 
geltend. Er habe auch das Einkommen des armen Pfrundleins 
in Creglingen, das er von Markgraf Friedrich erhalten, nicht ge- 
schmalert, sondern das Haus fast neu gebaut. Auch gab er sich 
als Anhanger der Lehre von der Gerechtigkeit aus dem Glauben, 
was er durch einige lateinische Schlussvvorte bezeugen wollte; er 
warte nur, bis er an einen Ort berufen werde, wo Gottes Wort 
gepredigt werde. Wirklich erreichte er, dass er seine Pfriinde 
noch weiter durch andere versehen lassen durfte, z. B. 1530 durch 
SimonErling, welcher der Kaplan des Pfarrers wurde. Der Kast- 
ner drang auf Einziehung dieser Pfriinde, wie der Becks und 
Dulls. Man sah noch einige Zeit zu, aber sowohl Dull und Beck 
wie Wucherer verschwinden jetzt aus unserem Gesichtskreis. Der 
oberste Kaplan an der Herrgottskirche, PaulusZiegler, der nach 
Rottingen gezogen war, verzichtete wohl von selbst auf die Pfriinde, 
1531 war sie jedenfalls in den Handen des Hofpredigers Simon 
Schneeweisin Onolzbach. Die beiden Berlichingenschen Pfriinden 
wagte man noch nicht anzutasten. Die zweite Friihmesse war 
nach HansUnschlitts Tod wieder in die Hande des Pfarrers V o 1- 
mar von Schrozberg gelangt. Die Ursulapfriinde blieb bis 1537 
einem Priester H. von Schrozberg. 1 

Es konnte nicht ausbleiben, dass die neue Ordnung mancherlei 
Schwierigkeiten begegnete. In erster Linie war Eberh. Lochinger 
als Inhaber der Pfarrei samt seinen Briidern Asmus und Gfitz 
nicht zufrieden. Fur sie war die Pfarrei nur eine ihnen durch 
fiirstliche Gnade eingeraumte Geldquelle gewesen. Da nun der 



1 Bericht des Kastners v. Sonnt. n. Galli 1527. Eingabe von 
Wucherer c. Ostern 1528. Eingabe von Horscher s. d. Bericht des 
Kastners v. Donnerst. n. Ostern 1529. Bericht von Amtm., Kastner etc. 
v. Mont. n. Leonh. 1529. K. C. Berichte des Kastners von Samst. n. 
Latare und Mittw. n. Palm. 1530. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 23 

Wein 1529 missraten war, reichten die Einnahmen der Pfarrei 
nicht einmal zur Besoldung fur den Pfarrverweser mit 100 fl., 
sondern es blieb ein ziemlicher Abmangel, w&hrend Asmus fur 
seinen Bruder die bisherige Pension forderte. Der Markgraf lie,ss 
Eberhard Lochinger auffordern, die Pfarrei selbst nach der furst- 
lichen Ordnung zu versehen, dann bekoinme er das voile Einkom- 
men. Diesem aber verbot Ehre, Geliibde und Eid, die neue „unbe- 
kannte" Kirchenordnung anzunehmen, und so gab er sich zufrieden 
bis an seinen frtthen Tod. 1 

Ein weiteres Hindernis entstand fur die Sache des Evange- 
liums durch das Anwachsen des T&ufertums. Die Fuhrer waren 
Marx Kern und der einst bei der Priifung durch die Visitation 
belobte Pfarrer HansHechtlein von Schalkhausen, der wohl von 
Creglingen stammte. Marx Kern musste ein grosses Selbstbewusst- 
sein zur Schau getragen haben, als ware er der leibhaftige Gott. 2 
1530 wahrend der Markgraf auf dem Reichstag zu Augsburg war, 
kam man ihrem Treiben auf die Spur. 1551 ruhmte sich Sigmund 
Birkheimer, er habe 24 Wiedertaufer zur Strafe gebracht. 8 Es 
muss sturmisch hergegangen sein, bis ihre Verhaftung gelang. 
Nach dem Bericht von Ad. Weiss hatten die Taufer einen Auf- 
stand begonnen. Jedenfalls hassten sie fortan Birkheimer. Sie 
wurden verhaftet, Hechtlein nach Ansbach gebracht und peinlich 
inquiriert, dann trotz seines Leugnens abgesetzt und mit seiner 
Mutter und Frau des Landes verwiesen, wenn auch uur auf kurze 
Zeit. 4 Die ubrigen mussten Urfehde schworen und Widerruf leisten, 
wurden aber 1531 teilweise in Baiersdorf als Ruckfallige verhaftet 5 



1 Schreiben Eberh. Lochingers v. Samst. n. Martini 13. Nov. 1529. 
Schreiben der Bruder Andreastag 30. Nov. 1529 u. Mont. n. Antonii 
20. Jan. 1530. Bericht des Amtm. u. Kastners von Mittw. n. Thonia 1529 
22. Dez. Schr. Eberh. an seine Bruder Antonii 17. Jan. 1530. P. C. 

- Adam Weiss, Diarium vom Reichstag zu Augsburg. Uffen- 
heimer Nebenstunden 1743, 7 St. S. 684 : „In ditione principis nostri prae- 
fectura Creglingensi seditionem orsi anabaptistae plus minus trecenti. 
Dux eorum, qui se deum jactabat, cum suis antesignanis tempestive 
interceptus Onolzbachii servantur cognitioni principis". Am Rand zu 
„dux eorum" Marx Kern. Vidimus eorum confessiones. 

:t Birkheimers Supplik an den Kaiser 1551. P. C. 

1 Theol. Stud. a. Wurttb. 3, 193. 

B Jorg a. A. O. 670. Zu den Creglinger Taufern wird Michel Kern, 
t 1561 als Diener der Notdurft zu Pausram in Mahren, gehoren. Fontes 
rerum Austriacarum 43, 213. Aus der Gegend wird stammen Linhart 
Schmerbacher, Diener der Notdurft zu Auspiz. Ebd. 101. 



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24 B o s s e r t. 

Eine weitere Schwierigkeit brachte das Verbal tnis von Nieder- 
r i in b a c h zur Pfarrei Creglingen. In Niederrimbach hatte der Mark- 
graf nur die Obrigkeit iiber 6 Hintersassen, wahrend das iibrige 
Dorf den Truchsessen von Baldersheim gehflrte, die streng alt- 
glaubig waren und die „christliche a Ordnung des Markgrafen nicht 
eingefiihrt wissen wollten. Der Pfarrer aber, der seine Haupt- 
einkunfte aus dem Zehnten von Niederrimbach bezog, war verpflichtet, 
wochentlich Gottesdienste in diesem Dorf durch seinen Kaplan 
halten zu lassen. Deshalb liessen Pfarrer und Kaplan durch den 
Aintmann und Kastner in Onolzbach anfragen, wie sie es mit der 
brandenburgischen Ordnung in Niederrimbach halten sollten. 1 Die 
Antwort konnte nicht zweifelhaft sein. Der Markgraf berief sich auf 
die hohe Obrigkeit, die ihm zustehe, und befahl, die Messe einzu- 
stellen und evangelischen Gottesdienst zu halten. Nun aber kam 
es zu einer aufregenden Szene in der Kirche zu Niederrimbach. 
Philipp der Dicke, Truchsess von Baldersheim, schalt den Kaplan 
in der Kirche wegen des evangelischen Gottesdienstes und be- 
drohte ihn. Doch machte er keine Miene, seinen Untertanen die 
Abgabe des Zehnten, den sie gepachtet hatten, zu verbieten. 
Der Pfarrer liess nun den Kaplan nicht mehr nach Niederrimbach 
gehen, bis vom Markgrafen eine Antwort auf seine Klage iiber 
das Vorgehen des Truchsessen komme. Die Gemeinde sandte 
zwei Manner zum Pfarrer, dass er ihnen evangelische Gottesdienste 
halten lasse, er aber wollte erst wissen, was der Truchsess dem 
Markgrafen fiir eine Antwort gebe. 2 Der weitere Verlauf der 
Dinge ist nicht naher bekannt Aber so viel ist sicher, dass der 
Kaplan bald wieder nach Niederrimbach ging und die Truchsessen 
es nicht wagten, dem evangelischen Gottesdienst ein Hindernis 
zu bereiten, so ungern sie auch der Einftihrung desselben zusahen. 

Von einer ganz andern Seite kamen die schwersten Hinder- 
nisse fiir die ruhige und gedeihliche Entwicklung des neuen kirch- 
lichen Lebens. Sie kamen von dem Gegeusatz der massgebenden 
Personlichkeiten , die einander nicht verstanden. Philipp von 
Biberehrn war als Amtmann angewiesen, die Sache der Reformation 



1 Schreiben von Amtm. und Kastner vom Donnerst. nach Ostern 
1. April 1529. P. C. 

* Schreiben v. Amtm. u. Kastner an den Markgrafen Freitag n. 
Osw. 6. Aug. 1529. K. C. Dorfherr war nicht Phil. Truchsess, Amtmann 
zu Liebenau, sondern 2 Briider gleichen Namens Philipp und ihr Vetter 
Sigmund, Landrichter zu Wiirzburg. K. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 25 

und die Amtsflihrung des Superattendenten Seifrid Marquard in 
Oberbreit zu unterstfitzen. Aber der Superattendent klagt in einem 
Bericht, der Amtmann sei oft von seinem Amtsbezirk abwesend, 
verstehe auch die Sache nicht, um die es sich handle. Der 
Kastner ware bereit und geeignet, dem Superattendenten an die 
Hand zu gehen, aber er habe keinen Auftrag dazu. 1 Je ofter der 
Amtmann von Creglingen abwesend war, umsomehr war sein Ur- 
teil fiber die VerMltnisse und Vorgftnge in Creglingen abhangig 
von dem Anderer. Klar und deutlich erkennen wir aus einem Be- 
richt des Kastners, dass Jorg Grosser, von dem wir oben schon 
horteu, den Amtmann durch allerlei Einfltlsterungen gegen den 
Pfarrverweser Birkheimer aufhetzte, w&hrend der Kastner sich in 
entschiedenem Gegensatz zum Amtmann befond. Birkheimer war 
aber nicht die Personlichkeit, um sich das Vertrauen des Amtmanns 
und der ganzen Gemeinde zu gewinnen. Seine Art war herb und 
hart. Statt das Evangelium in seiner ganzen Kraft zu ver- 
kiindigen, schlug er mit dem Gesetz auf die Gemfiter, und schalt 
in Ausdrticken, die man vor Jahren von Trub gehort hatte, die 
aber nicht evangelisch waren. 

Nach Onolzbach war Ende Oktober 1529 das dunkle Gerucht 
gekommen, der Amtmann mit etlichen des Rats sei der Reformation 
und den „christlichen" Predigern abgeneigt. 

Der Markgraf driickte dem Amtmann sein Missfallen aus. 
Dieser wehrte sich gegen die Verd&chtigung. Er schrieb an 
den Markgrafen, er mochte den Anlass zu solcher Verd&chtig- 
ung erfahren, und klagte fiber des Pfarrers leidenschaftliches 
Wesen auf der Kanzel, 2 wo er die Leute schelte und von 
der Obrigkeit Bestrafung der Uebeltater fordere, ohne zu sagen, 
was zu strafen sei. Mit solchem Geschrei wolle er der Obrigkeit 
Ungunst beim Volk erwecken. Das Bild, das der Amtmann von 
Birkheimer entwirft, ist sicher nicht richtig gezeichnet, aber einzelne 
Zfige sind acht. Wir sehen hier den ungeschickten Eiferer und 
Polterer, der iin allgemeinen fiber die Sfinden der Gemeinde schilt 
und die Obrigkeit nicht offen, aber andeutungsweise der Nach- 
lassigkeit anklagt und nicht mit ihr sich unmittelbar verstandigt. 
Der Amtmann hatte nicht Unrecht getan, wenn er Birkheimer 



1 Bericht des Superattendenten s. d. Kreisarchiv Nurnberg. 

- Er erziirne sich auf der Kanzel mit sich selbst, heisse die Leute 
Buben und Schalke, die Weiber Huren, nenne die Leute, auch den Amt- 
mann, mit Namen. 



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26 B o s s e r t. 

auf Gruud der Mandate alles „Schanden und Schm&hen a verbot, das 
audi dem Markgrafen zuwider sei, und hatte wohl die Quelle der 
Verdachtigung, dass er der Reformation abgeneigt sei, in jenem 
Verbot an den Pfarrverweser richtig getroflfen. Philipp berief sich 
auf seine und seiner Eltern getrene Dienste, die ihn gegen den 
Verdacht batten schutzen sollen, als sei er einer vom Markgrafen 
getroffeuen Ordnung abgeneigt. Man siebt, der Aintmann be- 
trachtete das Reforraationswerk nur vom politiscben Gesichtspunkt, 
ein religiSses Verstandnis hatte er nicht dafiir. 1 

In Onolzbacb richtete der Amtmann nichts aus, deshalb ging 
er vor Ostern 1530 selbst nach Ansbacb, urn uber des Pfarrers 
ungeschicktes Wesen zu klagen. Man schickte ihn mit dem Be- 
scheid nach Hause, es seien nur wenige Rate anwesend, er moge 
seine Klage schriftlich eingeben. Das tat er denn auch am 9. April 2 
und bewies damit, dass ihm wirklich das VersUndnis fur die Sache 
der Reformation abging, wenu auch der Ton, den Birkheimer in 
der Kirche anschlug, ein ungeeigneter sein mochte. Der Amtmann 
wollte in Birkheimers Predigten Parteilichkeit finden, er gebe den 
einen die Seligkeit und ubergebe die andern dem Teufel und 
schelte die Creglinger nichtige, lausige Buben, ja Heiden, die man 
in Archshofen beerdigen sollte, d. h. nach katholischem Ritus. Kinder 
taufe er so, dass manche sterben. In Sterbensnot verweigere er 
einzelnen das Abendmahl und wolle es denen von Niedersteinach 
nicht reichen, wenn sie noch weiter zur p&pstlichen Messe gehen, 
worauf die Niedersteinacher abzogen und sich von der Pfarrei 
Creglingen fernhalten wollten. Am Palmabend habe er gepredigt : 
„Wie seind ihr, und wollt doch alle das Sakrament fressen. (!) Pfu (!) 
euch alle in der Pfarr, ihr woUts euch schier gesegnen." Der Amt- 
mann behauptete auch, die Abendmahlslehre Birkheimers sei eine 
schwankende und unsichere, er lehre bald so, bald anders davou. 

Ganz besonders beschwerte er sich daruber, dass Birkheimer 
die Obrigkeit antaste, er sage, sie sei „entweiht" und konne nicht 
strafen. Man m6ge dafur sorgen, dass der Pfarrer wenigstens ihn 
„unausgeschrien" lasse. Er scheint auch den Pfarrer als Auf- 
wiegler hinstellen zu wollen, wenn er berichtet, im vorigen Herbst 
seien acht bis zehn Burger auf das „Haus" gekommen und haben 



1 Schreiben des Amtmanns an den Markgrafen s.d. aber wahr- 
scheinlich nach St. Galli, 16. Okt. 1529. P. C. 

- Schreiben des Amtmanns an Statthalter und Rate von Samstag 
Palmabend 1530. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 27 

gefragt, warum man deni Pfarrer nicht Geld gebe, er vvolle nicht 
bleiben, worauf sie vora Rat eine Antwort bekommen hatten, die 
sie nicht gerne horten. Er predige auch, es solle keiner den 
andern zur Bezahlung seiner Schuldigkeit drangen. 

Die Klage des Amtmanns wurde zun&cbst der obersten 
Kirchenbehorde, den Examinatoren und Visitatoren, mitgeteilt. Sie 
berichteten, der Superattendent sei vor 14 Tagen in Creglingen 
gewesen und habe Amtmann, Kastner, Schultheiss, Bitrgermeister^ 
Rat und Gemeinde Uber den verklagten Pfarrverweser befragt. 
Da haben nur Amtmann und Schultheiss an ihm auszusetzen ge- 
habt, die iibrigeft seien mit Birkheimers Lehre und Leben zufrieden 
gewesen, begehrten keinen Wechsel und bitten Gott, dass Birk- 
heimer lange bei ihnen bleibe. Auch die Creglinger, welche in 
Gescbaften nach Onolzbach kommen, geben Birkheimer ein gutes 
Lob. Sie schlugen vor, Rat und Gemeinde zu befragen, da der 
Amtmann gegen Birkheimer voreingenommen sei, und Pfarrer und 
Amtmann in Onolzbach gegen einander verhoren. Ueber die Klage 
des Amtmanns, dass die Herrgottskapelle geschlossen sei, wahrend 
andere Kapellen in der Markgrafschaft offen gehalten wtirden, 
beschloss man, M. Simon Schneeweis, den Hofprediger, der die 
oberste Kaplanei an der Herrgottskirche inne hatte, zu horen. 
Denn er hatte die Kapelle schliessen lassen. 

Die Klagschrift des Amtmanns wurde dem Kastner, Burger- 
meister und Rat mitgeteilt, worauf der Kastner am Mittwoch nach 
Ostern (20. April) eingehenden Bericht erstattete. Dieser Be- 
richt verdient alle Beachtung. Der Kastner beruft sich der 
Regierung gegenuber auf seine Unparteilichkeit und bewahrte 
Wahrhaftigkeit. Des Amtmanns Klage fiihrt er auf „ungleichen", 
d. h. unbiljigen Bericht einiger hasserfullter, unruhiger Leute zuriick, 
die ihr hitziges Gemiit an den Unschuldigen kiihlen wollen und des 
Pfarrers Worte vielfach entstellen. Wen er damit meint, ergibt sich 
daraus, dass er die meisten Klagen des Amtsmanns auf Einfluster- 
ungen Jorg Grossers zuruckfuhrte. Unbedingt stellt er Birk- 
heimer hoher als seine Vorganger, da er seine Lehre auf die 
Schrift griinde, hitzige Worte brauche er nur zuweilen, wenn er 
von Gottes Gesetz und Zorn wider den verstockten Sunder rede, 
aber er wolle damit die Leute bessern, dass sie selig werden. 
Auch hore man ihn in der grossen Gemeinde gerne. Zugunsten 
der Predigten des Pfarrers berief sich Eyring auf den neuen 
Schulmeister, der fiir einen frommen, gelehrten und redlichen Mann 



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28 B o s s e r t. 

gelte, und des Pfarrers Predigten nachschreibe. Den Vorwurf der 
Parteilichkeit weist der Kastner ganz zurfick. Dem FSrster Hans 
Herlin und seinem wassersiichtigen Weib habe er allerdings das 
Sakrament versagt, aber nur so lange, bis sie sich vers&hnten. 
Die Klage, dass der Pfarrer Leute, tot und lebendig, Heiden 
schelte, die man nicht auf dem Gottesacker in Creglingen, sondern 
in Archshofen bei den Altgl&ubigen beerdigen sollte, hat der 
Kastner von J. Grosser auch gehort. Es handelte sich um Martin 
Schaffer in Standorf, der mit seinem Sohn fiir einen Gotteslasterer 
und Verachter der Predigt und des Abendmahls gait und anch 
ohne dasselbe starb. Der Vater zeigte dem Pfkrrer die Grund- 
losigkeit dieser Beschuldigung, worauf der Sohn alsbald begraben 
wurde. Auch die Klage, dass der Pfarrer den einen die Seligkeit, 
den andern die Holle zuspreche, stamme von Grosser. Der Pfarr- 
verweser predige nur, der verstockte Sunder bleibe in der Ver- 
dammnis, aber wo er sich bekehre, habe er die Seligkeit. Die 
Sache rait den Niedersteinachern, iiber welche der Kastner den 
Schulmeister befragt hatte, verhielt sich so : Der Pfarrer hatte ge- 
predigt, er sei genotigt, jeden Kommunikanten nach seinem Glauben 
zu fragen. Als er nun an Ostern das Glaubensexamen begann 
und zwei verhort hatte, murmelten etliche. Da wandte sich der 
Pfarrer an sie und sagte, weil die Sache seine eigene Seligkeit 
angehe, wolle er trotz ihres Murrens fortfahren. Er habe bemerkt, 
dass viele zur Messe gehen und das ganze Jahr nicht zu seiner 
Predigt kommen, obwohl er sie oft gemahnt habe. Solche miissten 
erst untenichtet werden, und wenn sie diesmal nicht genug Be- 
richt schopften, wieder kommen und das ganze Jahr hindurch aus 
den Predigten lernen, wie man das Sakrament wurdig empfange. 
Man sieht, der Pfarrer hatte nur gefordert, was fiir evangelischen 
Abendraahlsbesuch notig war. Die Behauptung, dass Kinder in- 
folge der Taufweise Birkheimers sterben, bestreitet Eyring. Eben- 
so unwahr erscheint dem Kastner die Anklage, dass der Pfarrer 
auf der Kanzel Manner und Frauen schmahe und schelte. Er 
hatte eine Predigt gehort, da Birkheimer von Gottes Gesetz, von 
allerlei Siinden sprach und ^mit Zuchten zu reden" treffliche 
Historien aus der Bibel von der Hurerei und Gottes Zorneseifer 
gegen die mutwilligen offentlichen Sunder anfiihrte. Da sagte er : 
„Ei du verzweifelter Bosewicht, wann willst du einmal Gott 
fiirchten und von deinem Laster abstehen ? tt Aber er nannte nie- 
mand, sondern predigte Allen. Dem Kastner ist ganz unbekannt, 



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Die Reformation in Creglingen. 29 

dass Birkheimer in der Predigt gesagt haben soil, es sei weder 
Ehre noch Frflmmigkeit in Creglingen, weder Mann noch Frau 
seien ehrenwert, sondern lausige, nichtis^e Buben. Das sollen die 
beweisen, die diese Aeusserung dem Pfarrer zur Last legen. Den 
Anlass zu diesem Gerede bot, wie der Schulmeister dem Kastner 
anf Befragen berichtete, ein Vorfall in der Fastenzeit, da ein junges 
Schwein in der Kirche umherlief und bald da bald dort ange- 
stossen wurde, sodass es etlichemal „gekorren a habe, wodurch 
der Pfarrer in der Predigt gestort wurde. Da hatte der Pfarrer 
innegehalten and gesagt, dass auch niemand so verniinftig 
sei, das Schwein hinaus zu tun. Wenn Ehrbarkeit unter ihnen 
w&re, hatte man es gleich getan. Den Eigentttmer hatte er aufge- 
fordert, es, wenn nicht in Gottes, so doch in „Jhennes ai Namen 
hinauszuschaffen. 

Allerdings muss der Kastner zugestehen, dass der Pfarrver- 
weser einmal horte, dass eine Fremde, die bei einem Ratsherrn 
eingemietet war, auf die Nachricht, dass der Markgraf eine Steuer 
umlege und sie auch etwas zu bezahlen habe, ausserte: Ich habe 
vorher nichts. Der Teufel, kann der Markgraf nicht voll werden ? 
Ich meine, der Teufel wird ihn wegfiihren, ehe er die Steuer ein- 
nimmt. Den Pfarrer emporte diese Majest&tsbeleidigung, so dass 
er an einem Abend, da er am Altar predigte, sprach: Pfu dich, 
du Unflat, du Maulaffe, ich vermein, der Teufel soil dich noch eher 
hinwegfiihren als den Markgrafen. 

Auch sonst bewies der Pfarrer, wie jederraann wusste, in seinen 
Predigten seine Loyalit&t gegeniiber der Obrigkeit, hoch und nieder, 
vom Kaiser bis zum niedersten. Eine Predigt, in der der Pfarrer 
gemfen habe, die Obrigkeit sei entweiht und kflnne nicht strafen, 
hatte der Kastner nie gehort, wohl aber pflege der Pfarrer zu 
sagen, wenn er von allerlei Siinden, als falschem Handel, Betrug, 
Wucher, Raub, falschem Mass, Gewicht und Elle, von Hurerei und 
besonders von unziemlichem Fressen und Saufen predige, wodurch 
Gottes Kreatur unnutz verschwendet, Gottes Name gelastert, Gottes 
Zorn herbeigefuhrt werde, worunter Schuldige und Unschuldige 
leiden: „Amtmann, Kastner, Btirgermeister, Rat, du fromme Obrig- 
keit, ich bitte dich durch die Barmherzigkeit und das Leiden Jesu 
Christi, straft doch einmal die offentlichen Laster, namentlich die 
Schlemmer, welche zwei oder drei N&chte im Wirtshaus sitzen. 



1 Wohl = illius, Andeutung des Teufels. Kerren = grunzen. 



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30 B o s s e r t. 

Mir gebuhrt nicht mehr als Gottes Wort zu treiben, aber der 
Obrigkeit ist das Schwert und die Gewalt zu strafen von Gott 
gegeben und befohlen, die Laster zu strafen." 

Dass im letzten Herbst 8 bis 10 Burger aufs „Haus" (Rat- 
Iiaus) gelaufen seien, hatte der Kastner nicht gewusst, aber vora 
gesamten Rat gehort, es sei keineswegs in bQser Absicht geschehen. 

Ueber die Klage, dass der Pfarrer iu soziale Dinge eingreife, 
sagt der Kastner, der Pfarrer habe allerdings gepredigt, einer soil 
mit dem andern in der Not Geduld haben, 1 besonders mit denen, 
welche fromm, arm und arbeitsam seien. Aber jeder Schuldner 
soil auch Glauben halten, denn ein Christ halte seine Zusage mit 
alien seinen Kraften. Wer aber das Seine mutwillig in den Wirts- 
hausern vertue und sich aufs Borgen verlasse, dem sollte man den 
Teufel 2 borgen und ihn bestrafen. 

Die derbe Aeusserung des Pfarrers vom Palmabend hatte der 
Kastner nur vom Amtmann und Grosser gehort, dagegen hatte er 
auch den Pfarrer sagen hfiren, er sei dem Markgrafen auf dessen 
Bitte von den Niirnbergern geliehen und nur des Markgrafen 
Knecht. Der Amtmann hatte den Pfarrer noch besonders dadurch 
zu verd&chtigen gesucht, dass er sagte, er habe von alien, die 
den Pfarrer kennen, nie ihn loben horen als von denen, welche im 
Bauernkrieg die vornehmsten gewesen seien, das seien ihm seine 
angenehme Gesellen. Dem gegenuber erklart der Kastner, dem 
Pfarrer reden nur seine Feinde Boses nach. Seine Predigten, 
Worte, Werke und Geberden beweisen, wie jedermann wisse, dass 
er ein ganzer Feind aller Aufriihrerischen sei und in seinen Predigten 
oft aus der Schrift bewiesen habe, dass nie kein Aufruhr Gutes 
gebracht noch bringen werde. Es sei ganz unglaublich, dass der 
Pfarrer mit anderen sich wegen Aufruhr und anderer bflser Dinge 
zusammengeselle. Im Bauernkrieg sei bei Alt- und Neugl&ubigen 
„der Sack am Bandel gehangen", d. h. jede Partei habe Anteil am 
Bauernkrieg. Der Amtmann kenne den HauptrMelsftihrer, der dem 
Amtmann und Andern Gelubde abgenommen, und zu welcher Partei 
er z&hle. 

Man splirt dem Kastner die Erregung iiber diese Anklagen 
an, zu denen sich der Amtmann von Dritten hatte brauchen lassen. 
Er deutet auch an, dass es auch iiber den Amtmann zu klagen 
gebe, denn oft habe der Rat, wie der Kastner jetzt horte, beim 

1 „Auflialt tun". 
■ Nichts. 



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Die Reformation in Creglingen. 31 

Amtmann um Eat und Hilfe mit weinenden Augen angehalten, 
aber vergeblich. Wenn aber der Amtmann mit dieser Klage in 
versteckter Weise auf ihn anspielen wolle, so bemerke er, dass er 
1525 ein lediger Geselle in des Amtmanns Brot und keiner Herr- 
schaft verpflichtet, audi kein Ratgeber im Bauernkrieg gewesen, 
sondern nur zu Gelubden gedrungen worden sei. 

Ganz kr&ftig spricht der Kastner zugunsten des Pfarrers, er 
habe nie wiistes Wesen an ihm wahrgenommen, er warte seines 
Hauses, seines Studiums, seiner Predigt und anderer „Kirchenord- 
nung" fleissig und sehe gern, dass alle gebessert und selig werden. 

Schliesslich riet der Kastner, den Amtmann und den Pfarrer 
in Onolzbach gegen einander zu vernehmen. Da mochte man noch 
mehr erfahren. 1 

Gegenuber diesem gewichtigen, fur den Amtmann wenig 
gunstigen Bericht des Kastners steht ein Protokoll, das der Rat 
am 26. April an die Regierung sandte. Hier bestatigten einige 
altglaubige Ratsherrn einzelne Klagepunkte des Amtmanns, aber 
sie wussten meist nur vom Hflrensagen davon. Viel Neues erfahrt 
man nicht. 2 

Hans Ziegler, Jak. Knorr, Clauss Schubart, Jorg Ziegler und 
Martin Pelbaum wollten vom Pfarrer in der Kirche die Aeusserung 
gehort baben, es seien jetzt mehr Huren in Creglingen als zuvor, 
wie ihm sein Kaplan gesagt habe. Endres Schneeperger wollte 
von Gasten in seinem Wirtshaus gehort haben, der Pfarrer habe 
in der Predigt von der Hurerei gesagt, der meiste Teil des Rats 
seien Hurer. Mart. Felbaum hatte von einem Niedersteinacher 
gehort, er wolle dem Pfarrer unsern Herrgott noch langer lassen, 
wenn er das Sakrament unter beiderlei Gestalt reiche. Denn in 
Waldmannshofen und Auernhofen gebe man es wieder unter einer 
Gestalt. 

Schliesslich wollten Lienh. Wunner, Jorg Ziramermann, Albeit 
Hertlin, Clauss Schubart, Mart. Felbaum, Hans Gipser, Jorg Eych- 
horn und Jakob Knorr das gunstige Zeugnis, 3 das sie vor Ostern 
dem Pfarrer gegenuber dem Superattendenten erteilt hatten, nicht 
zurticknehmen. Jorg und Hans Ziegler erklarten trotzig, wenn der 
Markgraf, Amtmann, Rat und Gemeinde Birkheimer noch in Creg- 
lingen leiden konnen, dann sei er ihnen auch noch gut genug. 

1 Schreiben des Kastners v. Mittw. n. Ostern 20. April 1530. P. C. 

2 Dienstag n. Quasimodogeniti 1530. P. C. 

3 Im Original „Fiirderung". 



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32 B o s s e r t. 

Schneeperger aber war, wohl absichtlich, der Schlussabstimmung 
des Rates fern geblieben. 

Die ganze Verhandlung bewies, wie stark die Gegenpartei 
war, die der Pfarrverweser bei der Einffihrung der neuen Ordnung 
fand, wie viel Missverstand und Uebelwollen ihm bei seinem Wirken 
entgegentrat, aber nicht weniger, dass es ihm an dem richtigen 
Takt und dem Adel der Sprache in seinen Vortrigen fehlte. Aber 
doch empfanden die Gegner, dass Birkheimer ein anderer Mann 
war, als seine Vorg&nger. 

Das Wetter, das der Amtmann heraufbeschworen hatte, ver- 
zog sich. Wir horen fortan nichts mehr von Philipp von Biberehrn. 

Fur Birkheimer muss die Untersuchung eine gunstige Wendung 
genommen haben, war doch im Grossen und Ganzen nur zu Tage 
gekonimen, dass Birkheimer gem&ss den furstlichen Mandaten ge- 
handelt hatte. Deshalb kann es nicht uberraschen, dass nach dem 
Tode des eigentlichen Pfarrers Eberhard Lochinger am 18. Sept. 
1531 1 die Examinatoren und Visitatoren Althamer, Rurer, Vine. 
Obsopous, Simon Schneeweis, Bernh. Ziegler und Konrad Pruner 
Birkheimer warm zum Pfarrer empfahlen und Statthalter und 
Rate ihn dem Markgrafen vorschlugen. 2 Der Markgraf aber wollte 
sich die Sache noch langer uberlegen und befahl von Jagerndorf 
aus, den Ueberschuss der Pfarreinkllnfte einstweilen anzulegen. 
Vielleicht hatte der Wunsch der Markgrafin Margarete und der 
Herzogin Hedwig von Munsterberg, einer Sch wester des Markgrafen 
Georg, diesen bestimmt, noch zuzuwarten. Diese Damen wiinschten 
namlich die Pfarrei flir einen jungen Stndenten in Wittemberg, 
den Solin der Frau Dorothea v. Biihel, geb. Fronhofen, der aber 
dem Markgrafen noch zu jung und unerfahren gewesen sein diirfte. 

Birkheimer bewies sich auch in den n&chsten Jahren als Eiferer. 
Er selbst hat seine damalige T&tigkeit in seiner Bitte um Deber- 
tragung der Pfarrei im September 1533 geschildert, 8 er habe als 
Kaplan in Onolzbach und als Pfarrverweser in Ci eglingen die Un- 
tertanen des Markgrafen treulich im Evangelium unterwiesen und 
alien satanischen Rotten, den wiedert&uferischen Meuterern, den 
Schwarmern und Tr&umern Widerstand geleistet. 1530 im November 
klagte er beim Markgrafen tiber veidachtigen Verkehr einer in 



1 Mont, nach Kreuzerhohung. P. C. 

4 Dienstag n. Ursula 24. Okt Nachricht an die Beam ten in Creg- 
lingen Dienstag n. Leonhardi 7. Nov. 1531. P. C. 
3 Bittschrift an den Markgrafen s. d. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 33 

schlechtem Ruf stehenden Edeldame Anna von Ellrichshausen mit 
dem bejahrten Bader Jtfrg N., . sodann iiber ein Weib, das alle 
14 Tage einem entlassenen Pfaffen nachlaufe, iiber den Wieder- 
taufer Thomas Kern von Crainthal, der sein Kind in Archshofen 
nach katholischem Ritus taufen liess, und iiber den Schultheissen, 
der zwei Kranke in seinem Hause ohne das Nachtmahl sterben 
liess, einen fremden Pilger und einen Schafer von Oberickelsheim, 
weil ihnen das evangelische Abendmahl zuwider war. 

Der Rat wollte den Klagen des Pfarrers kein grosses Ge- 
wicht beilegen. Birkheimer berief sich gegen die Ellrichshausen, 
welche ihn personlich beleidigte, auf das Zeugnis Hans Hechteles 1 
und seiner Frau. Die Regierung befahl, den Bader aus der Stadt 
zu verweisen, und der Frau von Ellrichshausen, welche die Kirche 
mied, mit Ausweisung zu drohen, wo sie sich nicht eines ehrbaren 
Lebens befleissige und jedermann ungeschmaht lasse. 

Wegen der iibrigen Klagen wurde der Pfarrer und ein Ver- 
treter des Rats auf Dienstag nach Pauli Bekehrung 30. Jan. 1531 
nach Onolzbach berufen. Wir kennen das Ergebnis dieser Verhand- 
lung nicht. 2 

Im Sommer 1532 muss Birkheimer wieder bei Statthalter 
und R&ten geklagt haben. Es erging daher am Mittwoch nach 
Bartholom&i 28. August ein Befehl an die Beamten, den Pfarrver- 
weser ungeschmaht und unbedr&ngt zu lassen und alle diejenigen, 
welche ihn und die Seinen schm&hen oder beschweren, zu bestrafen 
und ihm zu helfen, die Ausstande seines Einkommens aus den letz- 
ten Jahren einzubringen. 

Alles Bisherige zeigt, dass Birkheimer auch nach dem Sieg 
iiber den Amtmann von Biberehrn und seine altgl&ubigen Gegner 
noch vielen Widerstand fand, aber in Onolzbach auf gute Freunde 
zahlen konnte, die ihn bei der Regierung vertraten. So kann es 
nicht iiberraschen, dass Birkheimer den Mut hatte, im Spatsommer 
1533 den Markgrafen um definitive Uebertragung der Pfarrei zu 
bitten, und von Althamer, Rurer, Obsopous und Bernh. Ziegler 
unterstutzt wurde. Sie riihmten dem Markgrafen Birkheimers treue 
Dienste, w&hrend er in den teuren Zeiten all das Seine in Creg- 
lingen eingebusst habe. Birkheimer wusste bei der Gemeindever- 
tretung Stimmung fur sich zu machen, wozu ihm wohl der Kastner 

1 Er ist wahrscheinlich der fruhere Pfarrer von Schalkhausen, 
der wohl zuriickkehren durfte. 

2 Befehl vom Montag nach Neujahr 1531 2. Januar. P. C. 

3 



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34 B o s 9 e r t. 

behilflich war. Am Dienstag nach Maria Geburt (9. Sept.) baten 
nicht nur der Kastner, sondern auch der Schultheiss Georg Schmid, 
der Burgermeister und Rat, die Pfarrei an Birkheimer zu geben, 
der nun 4 Jahre lang das Evangelium und Gottes Wort gem&ss 
den furstlichen Mandaten gepredigt habe. Sie haben ihn gerne, 
allerdings seien etwa 11 oder 12 Personen in Creglingen, die an 
ihm M&ngel finden, aber das habe seiuen Grund darin, dass sie 
die alten Prediger lieber haben als die neuen. Ein Zettel sagt 
zur Erklarung, der Schultheiss mit.acht vom Rat samt der ganzen 
Gemeinde haben Birkheimer diese „Furderung a (Empfehlung) ge- 
geben, aber die andern vier vom Rat und acht von der Gemeinde 
seien nicht damit eiuverstanden gewesen. 1 Wirklich ttbertrug nun 
Markgraf Georg die Pfarrei an Birkheimer. 2 

Fur Birkheimer bedeutet die definitive Anstellung weniger 
eine St&rkung seiner Stellung, als eine ansehnliche Verbesserung 
seines Einkommens, das jetzt nach einem billigen Anschlag auf 
140 fl. 2 Ort 2y 2 Pfg. kam. Allerdings musste er zur Versehung 
von Rimbach und Standorf auch ferner einen Kaplan halten, der 
ihn 40 fl. kostete. Ausserdem musste er 25% seines ersten Jahres- 
einkommens an die flirstliche Kanzlei abliefern, dereu Beamte haupt- 
sftchlich von diesen Geldern unterhalteu wurden. 8 

Fur Birkheimer aber war das bessere Einkommen kein Gliick. 
Denu der Einzug der verschiedenen, oft recht unbedeutenden Posten 
war muhsam und kostspielig und brachte, wie liberal], viel Zank 
mit sich. Noch gefahrlicher war der Weinzehnten, der gewohnlich 
7 Fuder Wein ertrug. Denn dieser grosse Vorrat brachte den 
Mann, der bisher in seinem Wandel unstr&flich war, zu reichlichem 
Weingenuss in seinem Hause. Jetzt begann eine Zeit der heftig- 
sten Unruhen in Creglingen, an denen Birkheimer selbst die grosste 
Schuld trug, denn es fehlte ihm die n5tige Ruhe und Besonnen- 
heit. Im Zorn liess er sich zu den grobsten Beleidigungen fort- 
reissen und traute seinen grossen Klagschritten eine nie versagende 
Wirkung in Onolzbach zu, wo er bisher wohl angeschrieben war. 
Er machte seine Stellung in kurzer Zeit unhaltbar und hatte sich 
die Dienstentlassung selbst zuzuschreiben. 

Zunachst kam er in einen schweren Streit mit J5rg Grosser, 



1 Dienstag nach Nativitatis Maria 1533. P. C. 
* Plassenburg Samst. nach Exaltat. Crucis 20. Sept. P. C. 
' Bericht des Kastners an den Markgrafen Dienstag nach Mich. 
7. Okt. 1533. P. C. Zu beachten ist der Abzug von 25%. 



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Die Reformation in Creglingen. 35 

den wir schon 1530 als den Mann kennen lernten, der dem Amt- 
mann Philipp von Biberehrn die schlimmsten Dinge fiber den 
Pfarrer zugetragen hatte. Nach dem Abgang dieses Amtmanns 
war Grosser Amtsverweser geworden. Er benfitzte seine Stellung, 
urn Birkheimer anfs heftigste anzufeinden and seine Einkiinfte zn 
mindern. Birkheimer verklagte ihn, aber Grosser erklarte, „er 
gebe nicht schnell Finger" um den gebrachten Bescheid. Er liess 
Birkheimer 5 tote Zehnthtthner als lebendige anrechnen. Als dieser 
Grosser Vorstellungen machte, fuhr er gegen ihn auf, fasste ihn 
an den Haaren, hiess ihn den verlogensten Mann, den man finden 
konne, und verbot ihm wie einem Landstreicher sein Haus. Der 
Pfarrer musste auch hSren, der Amtsverweser habe ge&ussert: 
„0 wie ist der Pfarrer ein Bub und Schalk und ein VerfUhrer 
des Volks, es steckt nichts Gutes in ihm. Ware der Bub nur 
draussen, er richtet nichts Gutes an." Birkheimer nahm nun zwei 
vom Rat mit zu Grosser, las ihm ein Protokoll tiber Grossers In- 
jurien gegen den Pfarrer vor und fragte ihn, ob er ihn wirklich 
einen Buben, Schalk und Volksverfiihrer genannt habe. Grosser 
erwiderte, er gestehe es nicht und leugne es nicht, wolle aber vor 
dem Hofgericht Antwort geben. 

Weiter klagte der Pfarrer iiber den Gtinstling Grossers, den 
neuen Schulmeister, der oft nur 4 Schiller habe, w&hrend der nach 
Crailsheim abgegangene Hofmann eine grosse Schule mit 60 
Enaben hatte. Er machte auch des neuen Schulmeisters Fahigkeit 
zur Kinderzucht zweifelhaft, denn er trage einen grttnen, „be- 
schaben" l Filzhut. Die Knaben haben keine Liebe zu ihm. Wenn 
der Pfarrer nicht Eltern und Kinder fleissig mahnte und bate, 
ginge Schule und Katechisraus zu Grund. Der frlihere Lehrer 
habe ihm den Katechismus in der Schule gehalten, der jetzige tue, 
als ginge ihn der Katechismusunterricht nichts an. Ein lateinisches 
Amt zu singen, 2 sei ihm unmfiglich. Die Knaben sehen auch, dass 
ihr Lehrer nichts kSnne, sie schwatzen auch wahrend der Predigt 
und gehen aus der Kirche, wenn es ihnen gefalle. Wenn man 
kein Einsehen hab, werde die Jugend voll Buberei und Gottes 
und des Fiirsten Ordnung bald verhohnt und verlacht 

Welcher Geist in einem Teil der Gemeinde in dieser Ueber- 
gangszeit war, bewiesen einige Vorkommnisse. Im September hatte 

1 Kaum schabig, sondern glatt. 

* Vgl. Westermayer, die brandenburgisch-niirnbergische Kirchen- 
ordnung. S. 148. 

3» 



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36 B o s s e r t. 

man zweimal, an einem Wochentag und am Matthaustag (21. Sept.), 
dem Pfarrer auf die Kanzel „hofiert a . Wahrend einer Predigt an 
einem Samstag hoben betrunkene Leute in der Kirche ein Gepl&rr 
an und liefen in der Kirche herum, sodass der Pfarrer aufhoren 
musste. In derselben Woche stellte man dem Pfarrer zum Holm 
eine neue offene Totenbahre vor die Haustfir als ein handgreifliches 
Zeichen des Wunsches, dass er bald sterben mochte. 

Auch fiber den Mesner, der zugleich Stadtschreiber und vor 
1529 auch Schulmeister war, Simon Schomann, beklagte sich der 
Pfarrer, er bleibe weder am Werktag noch am Feiertag wahrend 
der Predigt in der Kirche, sondern draussen, gehe auch seit vier 
Jahren nicht zum Abendmahl. 

Ein besonderer Missstand, der von der alten Kirche heriiber 
gekommen war, war, dass der Biittel wahrend des Gottesdienstes 
in die Kirche geschickt wurde und wahrend der Predigt Ver- 
kiindigungen vornahm und Auftrage ausrichtete, wodurch die Leute 
gestflrt wurden. 1 

Der pfarrer bat urn einen Tag, urn den Amtsverweser und 
ihn zu h5ren. Er ging auch im Winter 1533/34 bei tiefem Schnee 
nach Feuchtwangen, ura beim Markgrafen personlich fiber den 
Amtsverweser, aber auch fiber den Stadtschreiber. den Forster und 
Schulmeister zu klagen. Es scheint aber auch die G-emeinde 
Klage gegen Grosser erhoben zu haben. Wirklich hSren wir von 
einem Tag, da gegen Grosser verhandelt wurde. Es war urn 
Bartholomai 24. Aug. 1534. Er wurde nunmehr beseitigt. 2 Birk- 
heimer denunzierte aber auch den neuen Pfarrer Hans Lauterbach 
von Freudenbach wegen unziemlichen Lebens. Am Dienstag vor 
Thoma 15. Dezember sei er in Jos Hoffmanns Haus auf der Messe 
zu Eothenburg von seiner Konkubine in Gegenwart von drei Tischen 
voll Leuten geschlagen worden, halte sich ttberhaupt mit Vflllerei 
ungeschickt, laufe seiner Konkubine nach Archshofen nach, wo 
man ihn dreimal geschlagen, auch die Treppe herunter geworfen 
und zum Hohn fur alle Priester und die ffirstliche Kircheuordnung 
wie einen Igel von einem Ohr zum andern kahl geschoren habe. 
Lauterbach konne nichts und sollte billig das geringste Amt haben. 
Birkheimer beruft sich auf seine Pflicht, wenn er diese Anzeige 
mache, aber fur jeden unbefangenen Leser wird sie ein Beweis 
eines unruhigen und unvertr&glichen Charakters sein, der Birk- 

1 Vgl. Keim, die Reformation der Reichsstadt Ulm. S. 22. 
■ Bittschrift von Birkheimer, s. d. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 37 

heimer auch nicht zum Frieden mit seinen Kaplanen kommen liess. 
Sein erster Kaplan war Peter Werner, der Nachfolger Trubs in 
der Engelmesse; ihn hatte Birkheimer entlassen, weil er nach 
seiner Aussage wieder Messe in Rimbach zu lesen anfing, denn er 
suchte eine Pfriinde im strengkatholischen Gebiet des Bischofs von 
Wurzburg. Ihm folgte Simon Er ling, dem Birkheimer drei grobe 
Vergehen zur Last legte, weshalb er ihn entliess. Erling kam 
1531 als Pfarrer nach Herrenthierbach. 1 Ihm folgte Nikolaus 
Braun, ein alterer Mann, der schon auf drei Pfarreien gewesen 
war. Er ist wahrscheinlich jener Nik. Braun, der als Pfarrer von 
Kadolzhofen im Amt Colmberg bei der Visitation im Herbst 1528 
mit dem seltenen Zeugnis „bene a bedacht uud vom Superattendenten 
des Amtes Colmberg als frommer, gelehrter, aber armer Priester 
geschildert wurde, der wiirdig w&re, nach Sulzbach bei Colmberg 
gesetzt zu werden, wie er auch von der ganzen Gemeinde wegen 
seiner Lehre und seines Lebens gelobt wurde. 2 Nach der Angabe 
Birkheimers war Braun auch Pfarrer in Ostheim bei Adelhofen 
gewesen, wo er sich fiir 3 Jahre verschrieben hatte, aber nur ein 
Jahr geblieben war. Dann hatte er Birkheimer versprochen, ein 
Jahr sein Kaplan zu sein. 

Brauns Gattin wusste sich bei den Leuten beliebt zu machen, 
indem sie den Wochnerinnen beistand. Mit Schmerz sah Birkheimer, 
wie die Herzen in Creglingen dem Kaplan zuflelen, am meisten 
erziirnte es ihn, dass auch die, welche bisher der Reformation 
fremd geblieben waren und sich von der Kirche und dem Abend- 
mahl feme hielten, Manner, die Birkheimer zu den vornehmsten 
im Rat und in der Gemeinde z&hlte, wie der Wirt Andreas 
Scbneeperger, Thomas Tischinger oder Tischer, Sim. Schomann, 
der Stadtschreiber und Mesner, welche 7 Jahre nicht zum Abend- 
mahl gegangen waren, Braun gunstig gesinnt waren. Der Unter- 
schied der beiderseitigen Anschauung war auch zu gross, als dass 
beide einander batten verstehen konnen. Birkheimer schildert die 
Gegens&tze selbst in einer Klagschrift. Ihm war die Hauptsache 
der Kampf gegen alles Schlechte in Lehre und Leben, besonders 
gegen die Wiedertaufer und die Papisten, Braun wollte bauen 
und das Evangelium als frohe Botschaft verkiindigen. Birkheimer 
hielt es fur Pflicht, erst Busse zu predigen und der Gemeinde 



1 Wibel, hohenlohische Kirchen- u. Reformationsgeschichte, 1, 151. 
• Akten des Kreisarchivs Niirnberg. 



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38 B o s s e r t. 

nicht nur das Evangelium, sondern audi das Gesetz vorzuhalten, 
da er Wiedert&ufer habe, die zu keiner Predigt und zu keinem 
Sakrament, auch ira ganzen Jahr zu keiner Kirche koramen, eben- 
so Papisten und grobe Sttnder, und Unzucbt und Ungehorsam sich 
t&glich mehren. Die Art, wie Birkheimer eiferte, gefiel Braun 
nicht, sie erscliien ihm als Schm&hen. Er sagte nach Birkheimers 
Darstellung, man kflnne das Evangelium predigen und die Gott- 
losen, die Papisten, die Abgotter, die Wiedert&ufer und Schwarmer, 
Heuchler und Uebeltater auf der Kanzel ungenannt lassen. Sieht 
man recht zu, so wird Braun die herbe, grobe und polternde Weise 
des einstigen Mftnchs abgestossen haben. Sein Auftreten und 
Predigen war geeignet, auch die bisherigen Gegner des Evange- 
liums zu gewinnen. Nun erfuhr Birkheimer wahrscheinlich ans 
Onolzbach, dass Thomas Tischinger und Simon Schomann, der Stadt- 
schreiber, als sie beim Prozess gegen Grosser urn Bartholomai 
1534 in Onolzbach waren, Herrn Sixt N., der ihnen beim „neuen 
Haus* begegnete, auf die Frage, was der Pfarrer Gutes schaffe, 
erz&hlt hatten, er sei schon wieder mit seinem Kaplan uneins und 
habe ihn entlassen, obwohl derselbe ein frommer, alter Mann sei, 
aber der Pfarrer sei ein seltsamer, wunderlicher Mann, der sich mit 
keinem Kaplan und auch nicht mit andern Leuten, die mit ihm 
zu schaffen haben, vertragen konne. Das hatte noch mehr Oel 
ins Feuer gegossen. Birkheimer verklagte jetzt Braun in Onolz- 
bach, er verl&stere ihn bei den Leuten, der Pfarrer sei ein leicht- 
fertiger Mann, ein Liigner, ein Bube, der nichts konne, als die 
Leute schm&hen, und dem niemand hold sei. Der Pfarrer habe 
ihn einen Ketzer, Verr&ter und Bflsewicht geheissen, ja ihn ge- 
schlagen. 

Ein besonderer Zankapfel war noch die Absolution. Birk- 
heimer berief sich fur seine Weise auf einen „heftigen a Befehl des 
Markgrafen, auf Christi Wort und die Kirchenordnung, wfthrend 
Braun Birkheimer vorwarf, er wolle wieder die papistische Beichte 
einfuhren, und weder bei Gesunden noch Kranken Birkheimers 
Weise befolgte. 1 

Andererseits warf Birkheimer dem Kaplan Braun vor, er 
habe in Rimbach, wo der Pfarrer mit Lebensgefahr den alten 

1 Man wird den Streit in Zusammenhang mit den Niirnbergcr 
Kampfen um die Absolution verstehen miissen. Osiander wird wohl 
Einfluss auf Birkheimer gehabt haben. Vgl. Moller, Andr. Osiander 
S. 178 ff. 



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■5>^?*» "U*'^» 



Die Reformation in Creglingen. 39 

Gottesdienst abgeschafft hatte, wieder ein Stiick Papsttum einge- 
fiihrt, indem er auf Bitten der Gemeinde wieder das Evangelium 
Johannis, d. h. den Prolog, nach papstlicher Weise gesungen habe. 
Dieses Entgegenkommen des Kaplans habe auf den Dorfherrn von 
Niederrimbach, Truchsess Philipp von Baldersheim, eine solche 
Wirkung gehabt, dass er ausserte, er mochte zusehen, wenn einer 
den Pfarrer erwttrgte. Wie weit Braun wirklich wieder ein Stiick 
des Messrituals einfiihrte, l&sst sich aus dem erregten Bericht 
des Pfarrers nicht ersehen, aber die ganze Art des Kaplans musste 
den Gegnern des Evangeliums die herbe rauhe Art Birkheimers 
erst recht empfindlich machen. 

Der Rat hatte im Beisein des Kastners vergeblich die beiden 
Kirchendiener zu versohnen gesucht. Es blieb bei der Aufkundig- 
ung, die den Kaplan notigte, oft aus warts zu sein, um sich nach 
einer Pfarrei urazusehen ; er hatte sich um die Pfarrei Uttenhofen, 
danii bei Jagstheimer in Rothenburg um eine Rothenburgische 
Pfarrei gemeldet. Endlich gelang es ihm, von Christof von Rosen- 
berg die Pfarrei Rinderfeld zugesagt zu erhalten. Es ist audi 
begreiflich, dass Braun unter den fortwahrenden Streitigkeiten in 
den letzten 6 Wochen keine Preudigkeit hatte, dem Katechismus- 
unterricht Birkheimers beizuwohnen. Birkheimer aber deutete sein 
Fernbleiben auf eine mystische Neigung des Kaplans, der die 
Apokatypse lieber habe als den Katechismus. 

Der Abgang Brauns nach Rinderfeld brachte Birkheimer in 
schwere Verlegenheit, denn er brauchte einen Kaplan, aber um 
40 fl. war kaum einer zu ftnden. Er ging selbst zu Brenz nach 
Hall, dann nach Onolzbach und endlich nach Niirnberg, wo es ihm 
endlich gelang, AchatiusPerner fur die Stelle zu gewitinen. 1 

In Onolzbach vernahm man die Klagen Birkheimers nur 
ungern, man war unangenehm beriihrt, dass der alte Glaube so 
viel Anhang in Creglingen haben sollte, und forderte eingehenden 
Bericht, besonders auch iiber des Pfarrers Handel mit dem Kaplan. 2 
Der Rat nahm sich ziemlich lange Zeit zur Antwort, die er erst 
am 18. August erstattete. 3 Er gab Braun und seiner Frau ein 
gutes Zeugnis, denn sie fiihren ein stilles, priesterliches Leben, es 
nehme auch niemand daran Anstoss, dass Brauns Gattin den 
Frauen bei ihrer Niederkunft beistehe. Unwahr sei, dass Braun 

1 So schreibt er sich selbst in einer Eingabe, s. d. K. C. 

2 Samstag n. Petri u. Pauli 3. Juli 1535. P. C. 
a Mittwoch n. Assumptio Maria 1535. P. C. 



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40 B o 3 s e r t. 

den Pfarrer beim Rat oder sonst verunglimpft habe. Ja der Rat 
sah es als Ehrenkr&nkung an, dass der Pfarrer behaupte, Braun 
habe die vornehmsten und aitesten im Rat und in der Gemeinde, 
welche der evangelischen Lehre zuwider seien und nieht zum 
Sakrament gehen, mit falschen Angaben aufgehetzt, namlich Schnee- 
perger, Tischinger und Simon Schomann, welche den Pfarrer auch 
nicht in Onolzbach verunglimpft hatten. Deshalb schickte der Rat 
zwei seiner Mitglieder zum Pfarrer. Sie trafen ihn aber nicht zu 
Hause, weil, wie der Pfarrer spater berichtete, der Pfarrer von 
Uffenheim ihm einen Priester brachte, der sein Kaplan werden 
sollte, und den er zu den Examinatoren fuhrte, die ihn aber nicht 
tauglich fanden. 1 

Nunmehr beriefen sie den Pfarrer wieder durch zwei Rats- 
herrn anf das Rathaus. Thomas Tischinger, der nach Georg 
Schmids Aratsentsetzung Schultheiss geworden zu sein scheint, 
mahnte alle Ratsherrn vorher, dem Pfarrer nicht mit leidenschaft- 
lichen Reden zu antworten, wenn er zornige Pochreden gebrauche. 

Zwischen 1 und 2 Uhr nachraittags erschien der Pfarrer. 
Als ihn einer namens Philipp kommen sah, rief er: Der Pfarrer 
ist „sticken wicken" voll, wir werden nichts mit ihm ausrichten. 2 
Wirklich fuhr Birkheimer, nachdem er kaum eingetreten war, auf 
Tischinger los : Ei Du elender Mann, Du Amtmann, Du Schultheiss, 
ich will Dir pfeifen, Du musst tanzen. Du bist nicht ehrenwert . . . 
Tischinger antwortete mit „sittlichen und tugendsamen" Worten : 
Lieber Pfarrer, tut gemach. Ich will Euch tun, was Euch lieb 
ist, ich will Euch fiir einen Pfarrer halten. Birkheimer, der den 
Stachel in diesen Worten wohl empfand, schalt jetzt: Du bist ein 
Bosewicht, ein ehrloser Btisewicht. Dass Dich Gottes Marter schand! 
Tischinger antwortete kiihl: Lieber Pfarrer, Ihr tut mir Unrecht, 
Ihr seid an Euch selbst. 8 Ich habe nichts mit Euch zu schicken 
und zu schaffen, Ihr seid mir ein guter Pfarrer. Darauf warf 
Birkheimer Tischinger vor, er habe in Onolzbach fiir den Kaplan 
gesprochen. Entweder musse Tischinger aus seinem Amt scheiden 
oder wolle er nicht mehr Pfarrer in Creglingen sein. Man habe 
Tischinger schon einmal aus dem Rat gesetzt. Dem Wort sollte 
die Tat folgeu, Birkheimer liess Tischinger aus der Ratsstube 



1 Bericht Birkheimers von Cadolzburg aus Montag n. Aegidii 
6. Sept. P. C. 

- Bericht des Rats von Bartholomai 1535. P. C. 
:< Ihr meint Euch selbst. 



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Die Reformation in Creglingen. 41 

weisen. Tischinger aber bestritt ihm das Recht dazu und blieb. 
Darauf ting der Pfarrer mit einer neuen Anklage an: Ich will 
Dich lehren, ein Marienbild in Deine Stube zu h&ngen und Maria 
fur Christum zu haben. Tischiuger gab ihm hierauf keine Ant- 
wort. Jakob Knorr aber, den das ungebardige Wesen und die 
Schmahworte des Pfarrers erregten, rief ihm zu: Lieber Pfarrer, 
ist das evangelisch? Was sollen wir ftir gut Exempel von Euch 
lernen? Ihr sollt Euch schftmen, dass Ihr fromme Biederleute, die 
des Rates sind, allhie in der Ratsstube, wo Freiheit ist, an ihren 
Ehren schSLndet. Trotzig erwiderte der Pfarrer, er sei so gut als 
Knorr und sein Geschlecht, worauf Knorr zurtickgab, er sei so 
fromm als der Pfarrer. Dieser wandte sich an den Rat, als hatte 
er selbst das Gefuhl, seine Stellung in Creglingen sei unhaltbar 
geworden und sprach: Ihr habt mich zum Pfarrer erwahlt, ihr 
miisst mich behalten. Endlich grjff er noch Jorg Ziegler an, er 
sei der &rgste Papist, nur Tischinger sei noch arger. Nun baten 
Schultheiss, Biirgermeister, innerer und ausserer Rat den Pfarrer, 
er solle heimgehen, aber er hflrte rait seinem Schelten nicht auf, 
bis ihn der Schultheiss zur Tiire hinausfuhrte. 

Jetzt war das Schicksal des Pfarrers besiegelt. Er hatte 
sich aufgefiihrt wie ein Betrunkener, er hatte dem Rat die Unter- 
stiitzung, die man ihm gewahrte, als er sich um die Pfarrei be- 
warb, schlecht belohnt, er hatte Dinge behauptet, die er unmoglich 
beweisen konnte, er hatte in der Person des Thomas Tischinger 
den ganzen Rat beleidigt. 

Sie forderten ganz energisch Genugtuung und machten geltend, 
sie mussen sich vom benachbarten Adel und deren Hintersassen 
wegen des Pfarrers Art verspotten lassen. Sie beriefen sich auf 
den furstlichen Marschalk, Hans Sigmund von Absberg, der auch 
Amtmann in Creglingen war seit Grossers Entlassung. Der Amt- 
mann bezeugte, dass Birkheimers Lehre und kirchliche Tatigkeit 
von jedermann gelobt werde, aber im Zorn schmahe er die Leute, 
woruber auch ausserhalb Creglingen schon viel Hader entstanden 
und der Pfarrer gerauft und geschlagen worden sei. Der Amt- 
mann hatte den Pfarrer, so gut es ging geschuzt, und die Fremden 
gestraft. Die Benachbarten h&tten aber den Pfarrer noch mehr 
geschlagen, wenn sie nicht die Riicksicht auf den Markgrafen und 
den Amtmann abgehalten hatte. Auch stellte der Amtmann fest, 
dass der Pfarrer bei Klagen des Rats sich auf die Gelehrten in 
Onolzbach berufen habe, womit der Absberger andeutete, man habe 



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.42 B o s s e r t. 

dera Pfarrer von Onolzbach aus zu lange den Kopf gehalten. 
Aber er hatte schon dem Markgrafen tiber des Pfarrers Handel 
berichtet und tat es auch mtiudlich bei der Regierung. 

Der Pfarrer fiihlte sich nunmehr unbehaglich in Creglingen 
und hatte sich nach Kadolzburg begeben, wahrscheinlich um den 
dortigen Pfarrer Hiob Gast urn Rat zu fragen. Von dort schickte 
er eine Rechtfertigungsschrift an den Markgrafen, welche neoe 
Anklagen gegen Tischinger und den Rat enthielt. 1 Letzterem 
wurde diese Schrift mitgeteilt, die er in alien Punkten widerlegte. 2 

Der Pfarrer suchte Tischinger als Parteihaupt der Alt- 
glaubigen hinzustellen, der Rat erkl&rte sich mit ihm solidarisch 
in der Klage gegen den Pfarrer verbunden. Birkheimer hatte dann 
gegen Tischinger jene Klage, die man damals iramer wieder bei 
alien Streitigkeiten horte, vorgebracht, Teilnahme im Bauernkrieg. 
Damals habe er sich als Evangelischer aufgespielt und tlie Priester 
vexiert, welche das Evangelium nicht annahmen. Jetzt sei er 
abgefallen und suche des Pfarrers amtliche Wirksamkeit zu hin- 
dern, schelte ihn einen verlogenen Mann, einen verlaufenen treu- 
losen Monch. Der Rat erwiderte, im Bauernkrieg sei Tischinger 
gar nicht in Creglingen anwesend noch hier Burger gewesen, 
sondern im Dienst der Stadt Rothenburg gestanden. Diese Angabe 
erweist die Geschichte des Bauernkriegs von Thomas Zweifel als 
Wahrheit, denn damals ritt Tischinger als Bote des Rats zu 
Rothenburg zwischen der Stadt und dem Bauernlager in Heidings- 
feld hin und her. 3 Gegeniiber der Anklage der Kirchenfeindlich- 
keit Tischingers hebt der Rat hervor, dass er seiner Zeit den 
Burgermeister gebeten habe, den Leuten das Stehen auf der Gasse 
wahrend des „Amts a an Feiertagen zu verbieten. 

Birkheimer hatte auch geklagt, dass der Rat um Bartholomai 
1534 auf Tischingers Yeranlassung ihm einen Trauschein verweigert 
habe, so dass er einen solchen aus Nurnberg holen musste. Der 
Rat gab dies zu, nur bestritt er, dass Tischinger den Anlass ge- 
geben habe, und begriindete die Verweigerung damit, dass der 
Pfarrer ihnen eine Urkunde vorgelegt habe, als lautete dieselbe 

1 Sehreiben Birkheimers vom Mont. n. Aegidii 6. Sept. 1535. P. C. 

- Kopie ohne Datum bei den Akten des Jahrs 1551. P. C. 

:j Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs aus Rothenburg. 
Publik. des lit. Ver. 139, S. 394, 408. In Creglingen wurde der Mann 
meist Tischer genannt, aber das Hofgericht nennt ihn Tischinger. 
Mont. n. Aegidii 4. Sept. 1536. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 43 

auf ihn und seine Frau, als man sie aber vorlas, stellte sich her- 
aus, dass, sie sich auf die Trauung der Frau mit ihrem ersten 
Mann bezog. Der Rat konnte den Verdacht nicht los werden, der 
Pfarrer habe sie „blenden a , d. h. tauschen wollen, und schlug des- 
halb dem Pfarrer die Bitte ab. 

Der Pfarrer fuhlte sich umsomehr gekrankt, als der Rat 
seinem Vorg&uger Paul Weigand ein gutes Zeugnis iiber seine Lehre 
und sein Leben gegeben hatte, obwohl derselbe die Tochter Hans 
Scbomanns, die Schwester des Kirchners und Stadtschreibers, zu 
Fall gebracht hatte. Der Rat antwortete darauf, er habe Weigand 
das Zeugnis geben kSnnen, da der Fall mit Schomanus Tochter 
damals allgemein unbekannt war und erst nach Weigands Abgang 
ruchbar wurde. 

Weiter machte Birkheimer Tischinger fttr das Lob verant- 
wortlich, das er, Schneeperger und der Stadtschreiber in Onolz- 
bach dem Kaplan Braun erteilt haben. Der Rat stellte fest, dass 
die Aeusserung fiber Braun in einem Privatgesprach, aber nicht 
gegenuber dem Markgrafen oder Statthalter und Raten als Ant- 
wort auf eine Frage von Tischinger und dem Stadtschreiber getan 
worden sei. 

Zu der Klage, dass Tischinger und seine Partei nicht zum 
Abendmahl gehen, bemerkt der Rat, sie wissen nichts davon, haben 
auch keinen Auftrag, den Abendmahlsbesuch zu kontrolieren. 
Diese an sich berechtigte, aber doch ausweichende Antwort durfte 
eine Best&tigung fiir die Angabe des Pfarrers sein. 

Der Verkehr des Tischinger mit Rothenburg, woher er wahr- 
scheinlich stammte, gab Birkheimer nach zwei Seiten Anstoss, da 
in Rothenburg noch der katholische Gottesdienst bestand. Tischinger 
hatte nach dem Tode seiner ersten Gattin sich mit seiner zweiten 
Frau in Rothenburg nach katholischer Weise trauen lassen. Der 
Pfarrer behauptete, dieses Beispiel habe Hans Oswald Schneider ; 
der sich in Weikersheim katholisch trauen liess, wie auch Konz 
Pair von Erdbach und Hans Fessel zur Nachahmung bestimmt. 
Der Rat berichtete, die Trauung Tischingers sei in Rothenburg 
geschehen, weil die Braut eine dortige Biirgerstochter war. Die 
andern, die der Pfarrer benannte, haben vor ihm Hochzeit gehabt. 

Der Pfarrer hatte auch iiber Tischingers Sohn Christoph ge- 
klagt, der dem Pfarrer auf dessen Aufforderung, zu beten, eine 
Antwort gab, die er nicht widerholen mochte. Diesen Sohn hatte 
Tischinger nach Rothenburg in die Schule getan, weil er die 



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44 B o s s e r t. 

Schule in Creglingen, wie der Pfarrer annahm, verachtete. Auf 
diesen Punkt ging der Rat nicht ein, weil sie nichts davon wissen, 
und es sich um em Kind handelte. 

Der Pfarrer hatte die Verhandlung auf dem Rathaus als den 
Kampf der katholischen Partei mit dem Vertreter des evangelischen 
Glanbens hinzustellen gesucht, wie er sein Auftreten nicht als die 
Folge von Betrunkensein anerkannte, denn er sei aus guter Ge- 
sellschaft, n&mlich der des Pfarrers von Uffenheim, gekommen. 
Auch lasse er dem Rat alle Wirtsh&user, Scholderplatze und Kirch- 
weihen und bleibe zu Hause. Er stellte sich als den Gereizten 
hin. Schon beim Eintritt habe er sich iiber Mich. Lenkner ge- 
argert, der durch die Stube gelauf en sei und mit andern geschwatzt 
habe. Das sei ihm besonders empflndlich gewesen, weil Lenkner 
ihn auch kiirzlich durch Aus- und Einlaufen in der Kirche ge- 
argert habe. Er habe ihn damals in der Predigt irre machen 
wollen, diesen Mann sehe man nie bei der evangelischen „Messe a . 
Er habe auch gesagt, er wollte, der Pfarrer sasse oben auf dem 
Turmhahn. Wenn er herunter fiele, wollte er ihn wieder auf 
seine Kosten hinaufsetzen lassen. Auch habe er ihn unter dem 
Untertor einen Ltigner geheissen. Der Rat nannte das Yorbringen 
des Pfarrers gegen Lenkner „weibisch a . Auf solche vergebliche 
Worte wollten sie nicht antworten, sondern ihre ganze Darstellung 
von den Vorgftngen auf dem Rathaus aufrecht halten. 

Seine Beleidigungen gegen Tischinger wollte der Pfarrer 
einerseits mit dessen Benehmen entschuldigen. Tischinger habe 
ihn am linken Arm gestossen und an der Achsel gefasst, statt 
still zu sitzen, und habe die „Guppe a i mit anh&ngendem Riemen 
tiber sich geworfen und ein Messer an der Seite gehabt. Auf der 
andern Seite berief sich Birkheimer auf seine Amtspflicht, die 
markgr&fliche Kirchenordnung „zu handhaben", welche Tischinger 
heimlich und offentlich befeinde, er komme auch zu keiner Litanei, 
zu keinem gemeinsamen Gebet, zu keiner Predigt. Birkheimer 
konnte seinen „hitzigen Eifer" nicht leugnen, er habe wegen seines 
Amts und zur Errettung seiner Ehre Tischinger einen Bosewicht 
geheissen. 

Die Aeusserung, die Creglinger haben ihn erwahlt, und miiss- 
ten ihn behalten, wollte Birkheimer getan haben, weil einige Burger, 
wie Miiljorg, sein Sohn Michael, Schneeperger,* Jakob Nerrer, 

1 Wohl Haube. 

- Birkheimer schreibt Schnepper. 



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Die Reformation in Creglingen. 45 

der alte Ziegler, Simon Schomann, Jorg Kanzler, Konnenhensle, 
Mich. Lenkner, Hueterlenle, Schroter, gegen ihn einen Packt ge- 
macht h&tten. Der Pfarrer hoffte auch noch, personlich dem 
Markgrafen seine Klagen vorbringen zu konnen. Allein seine 
Sache musste in Onolzbach als unhaltbar erkannt werden, da auch 
seine Darstellung der Vorg&nge auf dem Rathaus vom Rat als 
subjektiv gefarbt erwiesen wurde. Denn dieser sagte, der Pfarrer 
habe Tischinger geschmaht, ehe sonst nur ein Wort geredet wor- 
den sei. Auch habe derselbe erst, als Birkheimer ihn so hoch 
geschmaht habe, dem Pfarrer die Hand auf die Schulter gelegt 
uud gesagt, er tue ihm unrecht. Das Vorbriugen von Tischingers 
antireformatorischem Treiben sei Erdichtung. Sie bestreiten, dass 
er die furstlichen Mandate nicht halte und den Pfarrer verschrieen 
habe. Auch hatte der Pfarrer, wenn je Tischinger ihm einen 
schlechten Titel gegeben Mtte, in Creglingen klagen konnen, denn 
der Markgraf habe in Creglingen ein gerechtes Gericht. 

Ausdriicklich wehrt sich uer Rat gegen die Unterstellung, 
als habe es Birkheimer auf dem Rathaus mit katholisch gesinnten 
Mannern als seinem Widerpart zu tun gehabt. Der Rat hatte 
auch schon fruher Anlass zur Klage gehabt, aber sie aus Rucksicht 
auf die Sache des Evangeliums unterlassen. Jetzt hoffte der Rat 
vom Pfarrer keine Besserung mehr. Er habe die Wahrheit und 
Billigkeit „betrtibt", die Nachbarn begegnen ihnen mit Verachtung, 
niemand wolle mehr in Creglingen einkehren und dort „webernV 
Sie wissen auch diesen unerhSrten Handel niemand zu klagen, als 
Gott, dem Markgrafen und seiner Regierung. 

Man kann nicht verkennen, die ruhige, wurdige Sprache des 
Rates musste Eindruck machen. Man sieht auch deutlich, dass die 
Partei der Altglaubigen, die ihren Charakter moglichst zu ver- 
bergen suchte, jetzt im Rat durch die Schuld des Pfarrers die 
Oberhand gewonnen hatte. 

Selbst der Mann, der bisher immer noch fur den Pfarrer ge- 
sprochen hatte, der Kastner Matth. Eyring, musste am 10. Okt. 2 
dem Markgrafen berichten, der Pfarrer habe neuerdings angefangen, 
die Hintersassen des benachbarten Adels zu schmahen. Die Frau 
des Schultheissen von Rimbach habe er eine Unholdin und Trute 
gescholten und sie aufgefordert, mit ihm darauf zu trinken, dass 
sie draussen beim griinen Baum wieder urn den Kranz tanzen 

1 sich aufhalten. 

2 Bericht des Kastner s Sonnt. n. Dionysii 1535. P. C. 



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46 B o s s e r t. 

wolle. Der Pfarrer weigere sich, wegen seiner Schm&hworte des 
Rechts zu warten. Er wollte also das weltliche Gericht in Creg- 
lingen nicht anerkennen, als der Truchsess Sigmund von Balders- 
heim vom Kastner verlangte, er solle seinem Schultheissen und 
dessen Frau Genugtuung verschaffen. Der Kastner berief den 
Pfarrer nun zu sich allein; dieser liess ihm sagen, er habe keine 
Zeit. Den Schultheissen von Creglingen aber verhohnte 1 Birkheimer, 
als derselbe im Auftrag des Kastners zura Pfarrer kam, nannte 
ihn einen Kittelbuben und sagte stolz, er frage nach den Herrn 
von Creglingen nichts, er habe einen andern Herrn, der heisse 
Georg. 2 Der Schultheiss sch&mte sich der vielen ver&chtlichen 
Worte, welche er damals zu horen bekam. Der Kastner gesteht 
jetzt, er h&tte Ursache genug, Birkheimer mit dem Turm zu be- 
strafen, „aber es sei zu befiirchten, dass er doch nicht von seiner 
Missrede lasse und auf giitliche Unterweisung nichts gebe". Auch 
hatte der Kastner Sorge, ohne Auftrag des Markgrafen einen 
Kirchendiener zu bestrafen, zumal Birkheimer immer auf den Mark- 
grafen und seine Gonner in Onolzbach pochte. 

Der Regierung konnte, nachdem der Pfarrer auch der welt- 
lichen Obrigkeit trotzig genug entgegen getreten war, nicht 
zweifelhaft sein, was sie zu tun hatte, beschleunigte doch der un- 
selige Mann sein Schicksal noch durch sein ungeberdiges Wesen 
und seine bosen Reden. Er beleidigte den Stadtknecht und zwei 
andere Bttrger; ohne erhebliche Ursache schalt er sie des Nachts 
vor seinem Hause Bflsewichte. Die Missstimmung war so gross 
in der Stadt und den DSrfern, dass es gar nicht iiberraschen 
konnte, wenn es zu einem blutigen Zornesausbruch kam. Das ge- 
schah in Niederrimbach, als der Pfarrer am Samstag (!) nach 
Burkhardi den 16. Oktober fruh einen Fuhrmann bestellen wollte, 
um seinen Zehntwein heimzuflihren. Da sturzte Jorg Taub aus 
des Schultheissen Haus grimmig auf ihn los und schrie: Pfaff, 
willst du mich bezahlen ? Tue eilends Rechnung mit mir. Dieser 
Taub hatte 1534 in einer Gemeindeversammlung in des Schult- 
heissen Haus den Pfarrer einen verlaufenen B5sewicht geheissen 
und es zweimal an einem andern Abend wiederholt. 1535 hatte 
er ihn des unziichtigen Verkehrs mit seiner Magd beschuldigt, 
Der Pfarrer hatte kein Geld bei sich und bestellte Taub auf den 



1 „ausholhippelte". 

- Er meinte den Markgrafen Georg. 



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Die Reformation in Creglingen. 47 

kommenden Sonntag zu sich. Dieser wollte ihn nicht aus dem 
Dorf lassen, er sei denn bezahlt, und schalt ihn wiederholt einen 
verlogenen Mann. Da gab ihm der Pfarrer den Namen zuriick. 
Im Zorn hub Taub einen grossen Stein auf, um den Pfarrer nie- 
derzuwerfen, traf aber nicht. Nun schlug ihn ein junger Mann, 
Kaspar Wolf, rait einem Weinkubel nieder, worauf Taub sich auf 
den Pfarrer warf, ihm den ganzen Kopf zerschlng und ihm, wie 
der Pfarrer behauptete, mit einer Waffe eine grosse Wunde schlug, 
die bis aufs Gehirn ging. Das Blut stromte aus Mund und Nase. 
Der Pfarrer schrie das Recht an, erst das markgr&fliche, das 
kaiserliche und konigliche, dann das des ehemaligen Schw&bischen 
Bundes, des ganzen Reiches, der Edelleute und endlich das jungste 
Gericht. Niemand horte auf ihn. Taub schlug, raufte und stiess 
wie ein gereiztes Tier und schrie: Ich will Dich aufreiben, Du 
musst dran. Vom Schultheissen war jetzt noch nichts zu sehen. 
Taubs Bruder Hans nahm dem Pfarrer seine Wehre ab uuter dem 
Vorgeben, er wolle ihn beschutzen, und rief einen andern Feind 
des Pfarrers, den Britschenjorg, herbei, der friiher mehrmals dem 
Pfarrer den Tod gedroht, auch zu diesem Zweck eine Feuerbuchse 
in Rothenburg gekauft und zu Aub im Wirtshaus gesagt hatte, 
wenn er zu Creglingen im Turme s&sse, weil er den Pfarrer er- 
wurgt, wollte er schon sehen, wie er davon k&me. Einstweilen 
trat JSrg Taub dem Pfarrer mit beiden Fussen auf die Brust. 
Da rief ihm Britschenjorg zu: Lass den BflsewichtspfafFen nicht 
los, erwiirg ihn; ich komme Dir zu Hilfe. W&hrend sich Taub 
nach seinem Genossen umsah, gelang es dem Pfarrer , auf die 
Beine zu kommen. Wie ein gehetztes Reh lief er tiber den Bach 
in das Haus des Hans Weidenmuller, der vor den Verfolgern din 
Ture schloss. Allein jetzt kam auch der Schultheiss von Rimbach 
und verhaftete den Pfarrer. Geschwollen am Leib, bedeckt mit 
Blut und Wunden, wurde der Pfarrer wie ein Dieb auf einem 
Karren nach Aub geflihrt, w&hrend Jorg Taub, Britschenjflrg und 
Kaspar Wolf samt dem Schultheissen nebenher gingen. Der Rim- 
bacher Dorfherr Philipp von Baldersheim liess den Gefangenen 
zun&chst lange in der Kalte warten, bis er vom Schultheissen und 
den drei Widersachern den Tatbestand erfahren hatte. Birkheimer, 
der kaum reden konnte, bat, man moge ihn waschen und seine 
Wunden verbinden, und beteuerte seine Unschuld. Seine Bitte 
wurde ihm abgeschlagen. Triumphierend rief der Junker : Ich hab 
Euch, ich hatte Euch langst gerne gehabt. Ihr sollt mir nicht 



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48 B o s s e r t. 

hinauskommen. Ihr sollt mir mein Liedlein singen. Schon stand 
der Battel bereit, urn den Pfarrer in den Turm zu legen, da ent- 
schloss sich der Ungluckliche unterschriftlich zu versprechen, dass 
er vor dem Junker zu Recht stehen wolle. Dann wurde er ent- 
lassen. Der Schultheiss musste ihn nach Hause fuhren. 16 Tage 
lag Birkheimer „taub a * im Kopf und „hirnwund a im Bett. Nach seiner 
Genesung wurde er von seinen Feinden im Bad und sonst verspottet Er 
wagte sich auch nicht raehr vor das Tor, da er nicht gedachte, vor 
dem Junker sich richten zu lassen. Er bat jetzt den Markgrafen, den 
Schultheiss, Taub, BritschenjSrg und den Weber Wolf verhaften 
und ftir den Mordhandel strafen zu lassen und dem Truchsessen 
zu schreiben. 2 Wirklich erging am 7. Novbr. ein Schreiben des 
Markgrafen an die Truchsessen von Baldersheim, indem er sein 
Missfallen fiber den Ein griff in seine unbestreitbare Gerichtsbarkeit 
in Niederrimbach aussprach und verlangte, die Truchsessen Sigmund 
und Philipp sollten ihre Hintersassen anhalten, den Pfarrer wegen 
seiner Verwundung zu befriedigen, und die Verschreibung des 
Pfarrers herausgeben. Dieses Schreiben sollte Birkheimer den 
Truchsessen fibermitteln. Den weiteren Verlauf der Dinge kennen 
wir nicht. Die Truchsessen gaben die Verschreibung nicht heraus. 8 
Wir wissen auch nicht, wie weit die Schuldigen sich zu rechtfertigen 
suchten. Denn der ganze Handel kam in Vergessenheit, weil die 
Sache des Pfarrers rasch sich vollends abspielte. 

Birkheimer war in schwerer Verlegenheit. Am 26. Oktober 4 
erhielt er eine Vorladung zu einer Gerichtsverhandlurig in Onolz- 
bach auf Dienstag nach Lucia (U. Dez.), wozu auch der Rat seine 
Vertreter schicken soHte. Das Ergebnis dieser Verhandlung konnte 
auch Birkheimer voraussehen, denn man hatte ihm geschrieben, 
der Markgraf hatte jetzt schon Ursache, ihn ohue Weiteres wegen 
seines ungeschickten Lebens und Wesens zu entlassen, aber er 
solle sich nicht beklagen k6nnen, er sei unverhort von der Pfarrei 
abgeschafft worden. 

Birkheimer hatte noch zur Verhandlung am 11. Dezember 
sich zu stellen gewagt und hatte sich zu weiterem Beweis zu 
seinen Gunsten erboten, die Rftte aber batten verlangt, dass er 



1 Taub, frankisch empfindungslos, stumpf. 

2 Klagschrift des Pfarrers an den Markgrafen. P. C. 

3 Die Verschreibung war noch 1551 in den Handen der Truch- 
sessen in Aub, wie wir spater sehen. 

4 Dienstag n. Ursula. 



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Die Reformation in Creglingen. 49 

seine „Weisungsartikel a sofort, ehe er abreise, einreiche, er ent- 
schuldigte sich aber und zog weiter. Bei der Regierung sah man 
ein, wie notwendig die Neubesetzung der Pfarrei mit einem anderen 
Manne war. So erging denn am Donnerstag nach Thoma den 
26. Dezember ein Bescheid an Birkheimer, dass bis Petri Stuhl- 
feier 22. Febr. 1536 die Pfarrei anderweitig besetzt werde, da er 
dort schwerlich noch etwas Gutes schaffen konne. Doch wiirde 
ihm womoglich eine andere Stelle in der Markgrafschaft gegeben, 
wenn er noch im Laufe des Januar seine „Weisungsartikel a (das 
Beweismaterial zu seinen Gunsten) liefere. Zugleich wurde er auf- 
gefordert zu berichten, wann und durch wen er das markgr&fliche 
Schreiben an die Truchsessen von Baldersheim geschickt, und was 
er filr eine Antwort bekommen babe. 1 Eine Antwort von Birk- 
heimer ist nicht vorhanden. Birkheimer verliess Creglingen, er 
irrte umher, w&hrend seine Frau im Pfarrhause blieb bis zum 
Erscheinen des neuen Pfarrers. 

Dieser war 17. Januar ernannt worden. 2 Es war Leon hard 
Altensteter aus Nurnberg, der seit dem Bauernkrieg Prediger in 
Windsheim gewesen war. Er wurde der Gemeinde bei der Ernenn- 
ung als „frommer, ehrbarer, gelehrter und christlicher Priester" 
geruhmt. 3 

Bis zu seinem Aufzug am 22. Febr. 1536 musste der Kaplan 
Achatius Perner auch die Pfarrei versehen, da Birkheimer sich 
nicht mehr in Creglingen sehen liess. Die Creglinger riihrten sich, 
als es sicher war, dass Birkheimer abziehen musse. Sie forderten 
von ihm bei der Regierung Ersatz der Kosten der Tagsatzung in 
Onolzbach am 14. Dez. 1535 und Bestrafung ftir die Beleidigungen. 4 
Die Regierung hielt dafur, die Creglinger sollten sich mit der 
Strafe der Amtsentsetzung genugen lassen, sonst sollen sie ihre An- 
forderungen auf dem Rechtsweg geltend machen. Die Regierung 
war unzufrieden, dass die Creglinger die am 14. Dez. 1535 ihren 
Gesandten auferlegten Weisungsartikel nicht eingeschickt hatten, 
so dass die Sache gar „auf den Knopf gespielt worden sei. a 5 



1 Schreiben v. Donnerst. n. Thoma 1535. P. C. 

2 Schreiben an die Creglinger Mont. n. Felicis 1536. P. C. 

1 Schirmer, Ge9chichte von Windsheim S. 114, 124. OAB. Mergent- 
heim S. 508, wo er unrichtiger Weise Altstatter heisst. 

4 Schreiben de9 Rats an die Regierung am Tag Apollonia 9. Febr. 
P. C. 

6 Bescheid der Regierung Mont. n. Valent. 14. Febr. 1536. P. C. 

4 



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■^ 



50 Bossert. 

Die Creglinger hatten inzwischen, damit fur die Bezahlung 
der Strafe fur die Beleidigung Tischingers, dessen Prozess noch 
nicht entschieden war, und fur die Kosten des Prozesses Mittel 
vorhanden w&ren, die Habe des Pfarrers mit Beschlag belegt, 
wogegen Birkheimers Qattin Margarete bei der Regierung Protest 
erhob, da sie 100 fl. in die Ehe gebracht habe und doch nicht von 
der Luft leben kflnne, worauf ihr die Regierung die Nutzniessung 
der beschlagnahmten Habe gestattete. 1 

Am 22. Februar 1536 musste der Pfarrhof auch von Birk- 
heimers Frau ger&umt werden. Spftter behauptete Birkheimer, 
man habe ihn mit Last aus dem Pfarrhof herausgebracht. 

Der Prozess wegen der Beleidigung Tischingers ging auch 
jetzt beim Hofgericht weiter. Birkheimer vers&umte mehrfach die 
Termine flir die Gerichtstage, so dass ihm noch ein Schlusstermin 
auf Montag nach Allerheiligen 6. Nov. 1536 gesetzt wurde, 2 an 
welchem das Urteil, auch wenn Birkheimer nicht erscheine, ge- 
sprochen werden sollte. Er blieb aus. So wurde er zur Bezahlung 
von 50 fl. an seinen Gegner Tischinger verurteilt 3 

In Onolzbach sah man zwar ein, dass Birkheimer kaum mehr 
ftir einen Kirchendienst zu verwenden sei. Man suchte deshalb 
fur den mittellosen Mann anderweitig zu sorgen, indem man ihn 
in einem Kloster unterbrachte, aber es gefiel ihm dort nicht, er 
zog lieber umher. Auf seinen Wanderungen kam er auch in die 
D5rfer um Creglingen und traf in Minister eines Tags mit dem 
frttheren Schultheissen Georg Schmid, der einst fur Birkheimer 
gestimmt hatte, zusammen. Schmid war jetzt auch aus der Mark* 
grafschaft verwiesen. Beide kamen in Streit, wobei Birkheimer 
den Kttrzeren zog und von Schmid und anderen tuchtig geschlagen 
wurde. Er wollte dann in Creglingen Herberge suchen, aber der 
Schultheiss liess ihn nicht ein, da er des Landes verwiesen sei. 4 
Zun&chst verschwindet er nun aus unserem Gesichtskreis. 

Die Stellung Altensteters nach dem Abgang Birkheimers war 
in mancher Beziehung gtinstig, da sein ruhiges, abgekl&rtes Wesen 
von dem Birkheimers abstach. Wir horen auch von keinen ferne- 



1 Bescheid vom 18. Febr. 1536. P. C. Doch sollte sie Guter nicht 
„verfendeln". (Vgl. Lexer sub „vervendern" = verhandeln). 

2 Schreiben von Mont. n. Aegidii 1536. P. C. 

3 Supplik Birkheimers an den Kaiser von 1551. 

* Bericht der Rate von Donnerstag nach Aschermittwoch 1551 
12. Febr. P. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 51 

ren Kampfen mit den Altgl&ubigen mehr. Freilich fehlen flir die 
nachsteii Jahre auch die Akten fast ganz. Aber dies Fehlen be- 
weist zugleich, dass die n&chsten Jahre im ganzen ruhig und ge- 
ordnet verflossen. Doch gab es noch mancherlei, was neu zu 
ordnen war. Zun&chst stellte sich der Gehalt des Kaplans als 
ungenfigend heraus. Solange der Kaplan unverheiratet sein musste 
und Kost und Wohnung im Pfarrhaus hatte, mochte er zur Not 
auskommen. Aber Ach. Perner hatte Frau und Kinder, mit denen 
er in einem der leerstehenden Pfrundh&user wohnte, deren In- 
haber weggezogen waren; aber er musste davon 1V 2 fl. Hauszins 
an den Kastner zahlen. Er hatte, wie er an die Regierung schrieb, 
Bettgewand und die Kleider seiner Frau verkaufen mitesen, um 
sich des Hungers zu erwehren, und noch Korn vom Kastner ent- 
lehnt, das er nicht bezahlen konnte; er bat um Aufbesserung. 
Znletzt war er abgezogen und wieder in den Nurnberger Kirchen- 
dienst getreten. 1 

Der Kastner wollte freilich nicht Not als die Ursache der 
Diirftigkeit der Kaplans-Familie anerkennen. Die Frau habe aus 
Betten, Pfulben und Kissen die guten Federn verkauft und Scher- 
wolle hinein getan, Butter ausgelassen und heimlich das Schmalz 
verkauft, das Geld habe sie mit andern „Weinsupperinnen a ver- 
schlemmt." 2 

Die erste Sorge des neuen Pfarrers musste die Anwerbung 
eines neuen Kaplans sein, aber er konnte um 40 fl. keinen tttch- 
tigen bekommen, wie auch die frttheren Kaplane geklagt hatten, 
sie kOnnen mit 40 fl. keine Familie ern&hren. Der Kastner wusste 
auch, dass friiher die Stola etwas trug, so dass die Kaplane sich 
halten konnten. Von den 100 fl., welche dem Pfarrer blieben, 
konnte er dem Kaplan nichts zulegen, da das Pfarreinkommen be- 
scheiden war nnd Sigm. Birkheimer noch seines Weibes VermOgen 
zugesetzt hatte, um zu reichen. Ueberdies weigerten sich einzelne, 
dem Pfarrer die Gtilten zu bezahlen. Auch kostete ihn das 
Einbringen des Zehnten viel Geld. Deshalb bat der Pfarrer um 
Ueberlassung der geringsten der aufgehobenen Pfriinden und eines 
Pfriindhauses fur seinen Kaplan, versprach dagegen, das bauf&llige 



1 Eingabe s. d. K. C. 

* Bericht de9 Kastners von Mittw. n. Antonii 1535, was ohne 
Zweifel Versehen fur 1536 ist, da Ach. Perner noch die Pfarrei ver- 
sehen geholfen. Der Kastner war noch im alten Kalender. Der Tag 
war der 19. Jan. K. C. 

4* 



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52 B o s s e r t. 

Pfarrhaus, dessen Bedachung allein 30 fl. kosten wiirde, in guten 
Stand zu setzen. Der Kastner bat, diese Bitte nicht abzuschlagen. 

Weiter aber bat Altensteter urn einen dritten Kirchendiener 
fur Creglingeu, da er an Sonn- und Festtagen ganz allein in 
Creglingen sei, weil der Kaplan an Sonntagen und sonst noch 
zweimal nach Rimbach und einmal nach Standorf miisse. Wenn 
er auf dem Predigtstuhl stehe, kommen oft noch Leute aus den 
Weilern, die zum Abendmahl gehen wollen, und die er doch ex- 
aminieren und unterrichten mtisse. Ueberhaupt sei die Arbeit ffir 
einen Mann in der grossen weitl&ufigen Pfarrei zu viel. Es gebe 
daher Storungen. Der Kastner bemerkte zu diesem Punkt, der 
Pfarrer habe an Sonn- und Festtagen niemand ausser dem Schul- 
meister, der ihm helfe singen und den Kelch beira Abendmahl 
reiche, und erkannte an, dass der Pfarrer noch einen weiteren 
Kirchendiener haben sollte. 

Endlich bat der Pfarrer um Beseitigung des Altars in der 
Kirche, der hinderlich sei. Der Kastner bemerkte, der Altar 
stehe vor dem Chor der Kirche, der deshalb nicht „wohl zierlich* 
sei, d. h. dadurch entstellt werde. Auch hinderte er den Ausblick 
und den Schall des Gesangs. 1 

Man beriet diese Bitte schon am 25. April 2 in Onolzbach und 
gab dem Pfarrer den Bescheid, er soil erst einmal ein Jahr lang 
die Nutzungen einnehmen und dann anzeigen, was ihm mangle. 
Ein weiterer Gehilfe soil ihm werden, wenn die Visitatoren das 
Bedtirfnis anerkennen. Den Altar konne man nach voriger Er- 
kundigung bei dem Rat abbrechen, wenn er irre (store). 3 Alten- 
steter erreichte jedenfalls in den n&chsten Jahren soviel, dass der 
Kaplan eine Zulage von 12 fl. bekam. 4 Auch der Altar scheint 
jetzt schon beseitigt worden zu sein, aber die Anstellung eines 
zweiten Kaplans erfolgte erst spftter. 

Im folgenden Jahr forderte Altensteter die Prfisenzgelder 
von den gestifteten Jahrestagen, wie sie die katholischen Pfarrer 
friiher bezogen hatten, Schultheiss, Biirgermeister und Rat aber 
trugen Bedenken, ihm das Geld zu geben. Denn Sigm. Birkheimer 



1 Bitte des Pfarrers s. d. und Bericht des Kastners dazu vom 
Mont. n. Quasimodogeniti 24. April 1536. K. C. 

2 Mittwoch n. Georgii. 

3 Dorsal bemerkungen zur Bitte des Pfarrers. 

4 Befehl des Markgrafen v. Donnerst. nach Maria Geburt 1542, 
wornach die Zulage schon langer gegeben wurde. K. C. 



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Die Reformation in Creglingen. 53 

habe bei dem Markgrafen aucb urn diese Gelder gebeten, aber es 
sei ein klarer Befehl des Markgrafen, dass man die Prasenzgelder 
von den abgeschafften Jahrestagen auf Zins anlegen soil. Nun sei 
allerdings ein Befehl an den Eastner gekommen, man solle dem 
jetzigen Pfarrer wie dem vorigen die Pr&senz geben. Der vorige 
habe aber nichts empfangen. 1 Darauf erging der Bescheid, dem 
jetzigen Pfarrer sei sein Anteil an den Prasenzgeldern zu reichen, 
im Uebrigen seien sie bei den Gotteshausern, d. h. auf Rechnung 
der Kirche anzulegen. 2 

Wir erfahren von Altensteter, den der Kastner als frommen 
Lehrer des Gottesworts schilderte, 3 nichts weiter. Nicht einmal 
die Dauer seiner Amtsfiihrung und die Ursache seines Abgangs 
ist bis jetzt sicher. Man wird wohl annehmen durfen, dass er 
friih starb, vielleicht noch im Jahr 1540. Denn in diesem Jahr 
meldete sich Birkheimer wieder beim Markgrafen, als ware er 
noch Pfarrer von Creglingen, in einem sehr verworrenen Schreiben, 
das vermuten lasst, dass Birkheimer nicht immer ganz klaren 
Geistes war. 4 Schon die Unterschrift ist bezeichnend: Sigmund 
Birkheimer, „des lebendigen Gottes Diener, noch kein predigtambt 
angenommen a . Er behauptet zun&chst, auf Befehl des Markgrafen 
habe man mit ihm unterhandelt, dass er die Sache mit Truchsess 
Philipp und Sigmund und andern von Adel dem Markgrafen tiber- 
lasse, das habe er getan in der Erwagung, der Markgraf werde 
die Ungehorsamen wohl treffen. Er habe begehrt zu wissen, ob 
er oder der andere Pfarrer zu Creglingen sei, aber es sei ihm 
ein Bescheid geworden, tiber den er Sich zu beklagen habe. Etliche 
Bate sagen, es sei mit ihm nichts auszurichten, aber er nehme 
Dr. Weinmann 5 zum Zeugen, dass er sich erboten, seinen Kopf 
aufzuopfern, wofern er die Unwahrheit sage. Die Rate haben 
ihn zu 50 fl. Entsch&digung an Tischinger verurteilt, w&hrend er 
doch ganz unschuldig sei. Er musse sich tiber den Spruch be- 
klagen und wiinsche dem Markgrafen die rechten Rate. Er hoffe, 
der Markgraf werde ihn nicht ganz verlassen und die „Schuldner a 



1 Schreiben an den Markgrafen Mittw. nach Prasentatio 8. Febr. 
1537. P. C. 

2 Befehl an den Kastner Samstag n. Estomihi 18. Febr. P. C. 
1 Schreiben von Montag n. Quasimodogeniti 1536. 

4 Das Schreiben ist nicht datiert, aber auf dem Umschlag steht 
1540. P. C. 

5 Ein Mitglied der Regierung. 



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54 Bossert 

nach Onolzbach zitieren, damit er bekomme, was er nach dem 
Pfarrregister anzusprecheu habe. Es scheint, dass Birkheimer 
da von gehort hatte, dass seinem Nachfolger die Prasenzgelder zu- 
gestanden warden, und er nan auch Anspruch daraaf machte. Er 
wollte sich jetzt mit seiner Entfernung von der Pfarrei und der 
Uebertragung derselben zufrieden gebeft and dem Markgrafen 
femer dienen, aber behauptete, dessen Rate suchten mehr den eigenen 
Nutzen als des Markgrafen Frommen und wttnschten, dass er nicht 
mehr am Leben ware, aber der Markgraf sollte erfahren, er wolle 
ihm treulich dienen. Der Markgraf mflge auf Montag in acht 
Tagen seine Widersacher vor Gericht stellen, dann wolle er mit 
seinem Anwalt erscheinen. 

Birkheimer war sich nicht klar, dass er durch seine eigene 
Schuld urn die Pfarrei gekommen war, er hatte kein Gefiihl far 
die Injurien, die er sich gestattet hatte. Wie ein Geistesgestorter 
will er seine Unschuld noch erweisen gegeniiber alien seinen 
Widersachern, sieht sich auch in seinen fruheren Einkiinften be- 
trogen und sucht dem Markgrafen seine Rate, denen er doch genug 
zu schaffen gemacht hatte, za verdachtigen, wie friiher seinen 
Amtsbruder in Freudenbach und seinen Kaplan Braun. Die Bate 
hatten auch solche Verdachtigung nicht verdient, denn sie hatten 
Birkheimer lange genug geschfitzt, und als er unbrauchbar ge- 
worden war, ihm in einem Kloster Unterhalt verschafft, aber er 
hatte es vorgezogen, dem Almosen nachzuziehen, um frei zu sein, 
statt sich durch die Hausordnung binden zu lassen. 

In Creglingen lebte sich die neue Kirchenordnung jetzt ruhig 
ein. Die alten Widersacher starben weg. An Altensteters Stelle 
trat ca. 1541 x Johann Vehlin, 2 der nach des Kastners Zeugnis 
sich in seinem Amte wohl gehalten hatte. Von ihm wissen wir 
nur, dass er flir seinen neuen Kaplan GeorgSchleweis 1542 die 
12 fl. Zulage, welche sein Vorganger genossen hatte, erbat. 3 
Dieser Vorganger war Veit Kestner, der 1565 als Pfarrer in 
Munster starb. 4 Vehlin unterlag den Folgen einer Steinoperatiou 
am Mittwoch nach Aegidii 2. Sept. 1544. Sein Nachfolger wurde 



1 1541 nennt die OAB. Mergentheim S. 506 als sein Antrittsjahr. 

- Vehlin heisst er im Schreiben des Markgrafen an den Kastner 
Donnerst. n. Maria Geburt 1542. K. O. Vhell nennt inn der Kastner in 
der Todesanzeige Mittw. n. Aegidi 1544. P. C. 

8 Befehl an den Kastner Donnerst. n. Nat. Maria 1542. 

4 OAB. Mergentheim 506, 634. 



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Die Reformation in Creglingen. 55 

Kolomann Grasser, der bisher Pfarrer in Dffenheim gewesen 
war. 1 Dim aber war eine amtliche Wirksamkeit von fast 25 Jahren 
beschieden. Er starb am 17. Febr. 1569. 

Die Reformation war nun schon so stark in Creglingen ein- 
gewurzelt, dass auch die Zeit des Interims sie nicbt erschiittern 
konnte, wenn auch die gebesserte Kirchenordnung, das sog. Auc- 
tuarium, eine Vermehrung der gottesdienstlichen Handlungen 
brachte. Grasser berichtete am Samstag nach Epiphanien 12. Jan. 
1549 iiber die Ausfiihrung des Auctuariums. Am Sonntag predige 
man tiber die Evangelien, in der Woche lasse der Pfarrer mehr- 
raals zusammenlauten, singe einen deutschen Psalm, lese die Eollekte, 
tue einen kurzen Sermon, je nachdem Volk vorhanden sei, oder 
lese ein Eapitel aus der Bibel, weshalb die Gotteshausmeister eine 
Bibel anschaffen raussten. Wo Schulen im Amt seien, werde das 
Amt lateinisch gesungen, aber die Schulmeister klagen iiber die 
„Fail a (Faulheit) der Schiiler, die keine Lust haben, lateinisch zu 
singen. Auch bekam man von den Eltern zu hSren, sie schicken 
ihre Kinder in die Schule, dass sie deutsch, nicht lateinisch lernen. 
Evangelium und Epistel werden erst lateinisch gesungen, dann 
deutsch gelesen. Das Sakrament werde eleviert, Vesper werde 
mit derLitanei in Creglingen von 11 bis 12Uhr mittags gehalten. 
Die Privatbeichte sei eingefiihrt. An Weihnachten habe er mor- 
gens 2 Uhr eine Mette gehalten. Im Amt Creglingen werden 
ausser den in der Eirchenordnung bestimmten Feiertagen noch 
Maria Opferung (21. Nov.) und Empf&ngnis (8. Dez.) gehalten. 2 

Mit kuhlem Blut konnte Grasser die Citation durch zwei 
bischofliche Eommissarien, den Pfarrer Nikolaus von Berg in 
Markelsheim und den Friihmesser Wendel Braun in Igersheim, 
vom 24. Sept. 1552 aufnehmen, die ihn als Mitglied des Ruralkapitels 
auf den 17. Oktober nach Mergentheim beriefen, wo er in des 
Notars Mich. Handts Haus seinen Teil an der bisch&flichen Steuer 
bezahlen sollte ; denn er war des Schutzes des Markgrafen gewiss, dem 
er Gehorsam geschworen, nicht dem Bischof. Als Nik. von Berg 
und der Notar Mich. Handt, der jetzt an Brauns Stelle Eommissar 
wurde, im Auftrag des Fiskals am 22. Novbr. 1553 den Pfarrer 
noch einmal auf S. Lucia den 12. Dezember nach Mergentheim 
beschieden, liess ihnen Grasser einfach durch den Boten sagen, er 
habe dem Markgrafen zu gehorchen. Die markgr&fliche Regierung 

1 Diensteid vom 22. Okt. 1544. P. C. 

3 Akten des Nurnb. Kreisarchivs. Theol. Studien a. Wiirtt. 1, 258. 



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56 B o s s e r t 

hatte ihm am 13. Oktober (Donnerst. n. Dionysii) ausdrucklieh 
verboten, den Tag in Mergentheiin zu besuchen. 1 

Die bischSfliche Gewalt konnte trotz des Kaisers Restaurations- 
versuch im Interim gegenUber den Landesherren nicht mehr auf- 
kommen. 

Nach der kl&glichen Niederlage des Kaisers im Furstenkrieg 
wagte man auch in der Markgrafschaft Brandenburg- Ansbach das 
Interim wieder zu Grabe zu tragen. Doch wollte Grasser die 
Gottesdienstordnung des Auctuarium wie die Dekane in Gunzen- 
hausen uud Wassertrudingen festgehalten wissen. 2 

Auch der Rachezug des Herzogs von Braunschweig Ende 
Juni 1554 konnte der Sache des Evangeliums nichts mehr schaden, 
wenn auch seine Reiter die Fenster des Kirchners der Herrgotts- 
kirche einschlugen. 8 

Dagegen drohte von einer and.ern Seite eine Verwicklung. 
Nock einraal tauchte Sigm. Birkheimer auf, nachdem er schon 
lange verschollen ist. Nur 1544 hatte man von ihm gehort, dass 
er wieder eine Anstellung gefunden hatte. Er war Heifer in 
NSrdlingen geworden, mischte sich aber sofort in den Streit 
zwischen dem Superintendenten Loner und dem Diakonus Hieber 
und wurde bald wieder entlassen. 4 Dann verschwindet er wieder 
im Dunkel. 

Am 28. Januar 1551 schickte der Brandenburgische Gesandte 
Heinrich von Musloe vom Reichstag in Augsburg ein Schriftsttick, 
das ihm vom kaiserlichen Hofrat ubergeben worden war. Es ent- 
hielt eine Bittschrift Birkheimers an den Kaiser. Der Hofrat 
forderte genauen Bericht uber die Verhaltnisse, obgleich Musloe 
von sich aus, so gut er konnte, den Hofratspr&sidenten Heinr. Has 
und den Sekret&r Obernburger uber den Bittsteller aufgeklart hatte. 
Die Bittschrift ist in hohem Grad iiberraschend. Hier nennt sich 
Birkheimer teologiae (sic.) doctor und geberdet sich dem Kaiser 
gegenliber als guten Katholiken. Er erzahlte dem Kaiser, vor 
30 Jahren sei er zum Priester geweiht und 1533 zum Pfarrer in 
Creglingen bestellt worden. Er habe seine Pfarrei treu besorgt 
und habe mit der Teufelslehre der Wiedertaufer schwere Kftmpfe 



1 Akten uber die Verhandlung mit den Kommissaren in P. C. 

2 Lohe, Erinnerungen aus der Ref.-Geschichte von Franken. S. 155. 
1 OAB. Mergentheiin S. 512 zu 1555. 

4 Dolp, Griindlicher Bericht von dem Zustand der Kirche in 
Nordlingen S. 93. 



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Die Reformation in Creglingen. 57 

gehabt, da er gegen sie mit Predigen, Schreiben und Reden ge- 
wirkt habe. Er habe auch 24 derselben zur Haft gebracht, ein 
Jahr lang mit ihnen disputiert und sie zur Busse bewogen. Aber 
sie seien wieder umgefallen und aus Freunden Feinde, aus Schaf- 
lein Wolfe geworden. So seien im Jahr 1535 zu Rimbach der 
jetzige Schultheiss und Georg Schuster uber ihn hergefallen, als er 
seinen Zehnten gesammelt und in ein Wirtshaus getreten sei, um 
den Durst zu loschen, und haben ihn blutig geschlagen. In dem- 
selben Herbst haben ihn Melchior und Hans N. (Kern) mit ihren 
Gesellen beim Zehntsammeln an den Haaren umhergezogen, mit 
Pfahlen geschlagen und ihn fast eine Stunde lang so misshandelt, 
dass er etliche Wochen seine Kirche nicht versehen konnte. Zum 
dritten habe ihn der Rat zu Creglingen bei den Raten des Mark- 
grafen in desseu Abwesenheit mit erdichteten Sachen so verleumdet, 
dass er des Landes verwiesen sei, ohne dass er wider Recht und 
Pflicht gehandelt habe, was er mit vielen lebendigen Zeugen be- 
weisen konne. 

Die Bauern und Wiedertaufer haben ihn so zerschlagen, dass 
er bis auf diesen Tag seine Krankheit im Haupt nicht uberwinden 
konne. 

Indes habe ihn ein Kirchendiener von Windsheim (gemeint 
ist Altensteter) mit List und Gewalt aus seinem Haus und seiner 
Pfarrei vertrieben, mit der er doch von den „Herzogen tt (!) von 
Brandenburg lebenslang begabt gewesen sei. Nun stellte sich 
Birkheimer dem Kaiser gegenliber als Martyrer des katholischen 
Glaubens hin, denn er sei wegen „gottseliger, katholischer" Lehre 
vertrieben worden und an den Bettelstab gekommen. 

Von Blodigkeit des Hauptes angegriffen, habe er sich nach 
Creglingen unter das Tor begeben, um dort Herberge zu linden, 
da habe ihn der Schultheiss samt etlichen Feinden „katholischer 
Wahrheit a mit Gewalt abgewiesen, so dass er wider Willen nach 
Minister bei Creglingen gehen musste, wo Georg Schmid Dorf- 
meister war, den er vor etlichen Jahren mit seinem „Aemigklen a l 
nicht einleiten d. h. trauen wollte noch konnte. Weil Birkheimer, 
wie er mit vielen Zeugen beweisen konne, vor allem die katholische 
Kirche geliebt habe, habe ihm Schmid mit seinen Gehilfen 
vier Wunden auf dem Kopf geschlagen und die linke Seite geoffnet. 
Seitdem sei er an Haupt und Leib ein „brechenhafter tt Mann, 



1 amicula, der Schatz? 



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58 B o s s e r t. 

konne den linken Arm nicht aufheben und miisse sich mit frommer 
Leute Almosen behelfen. Darum bat er den Kaiser urn Gottes 
Barmherzigkeit willen, ihm in alien seinen Klagen behilflich zu 
sein und zu befehlen, dass er die Pfarrei Creglingen wieder bekomme 
oder eine Pension davon erhalte, die Gotteshausmeister ihm alle 
Jahrtage von 1528 1 an bis 1551 bezahlen, die Bauern von Rim- 
bach zum Abtrag, die Wiedert&ufer zur talio gezwuugen und Schmid 
dem Fiskal iibergeben werde, dass er alles nach Verdienst bezahle. 

Die ganze Bittschrift zeigt, wie wirr es im Kopf Birkheimers 
aussah. Er hatte keine klare Erinnerung vom Tatbestand mehr. 
Die Rimbacher waren keine Wiedertaufer, sondern Altgl&ubige, 
gute Katholiken, was Birkheimer dem Kaiser doch nicht sagen 
konnte. Ein Georg Schuster kam in der friiheren Klage Birk- 
heimers bei den H&ndeln nicht vor, der Mann hiess Georg Taub 
und war vielleicht ein Schuster. So tief war Birkheimer auf seinen 
Bettelfahrten in seinem Ehrgefuhl heruntergekommen, dass er dem 
Kaiser sich als guten Katholiken, als Verteidiger katholischer 
Wahrheit, hinzustellen wagte. Der Kopf des ehemaligen altbay- 
rischen MSnches muss durch die drei Raufhandel in Rimbach, 
Crainthal und Miinster ttbel zugerichtet worden sein. Die Vor- 
wtirfe seiner fruheren Gegner, dass er es mit der Wahrheit 
nicht genau nehme, erscheinen jedenfalls jetzt vollig gerechtfertigt. 
Die Regierung forderte am 5. Februar Donnerst. n. Maria Reinig- 
ung einen eingehenden Bericht mit Kopien aller Vorakten. Acht 
Tage sp&ter am Donnerstag nach Aschermittwoch erstatteten Amt- 
mann Hans Lochinger, Kastner Mart. Khimle, Schultheiss, Biirger- 
meister und Rat den Bericht. 

Sie berichteten, der jetzige Schultheiss in Rimbach heisse 
Seb. Rimpach. 2 Wahr sei, dass Birkheimer in Rimbach geschlagen 
worden sei, aber die T&ter seien nicht des Markgrafen Hintersassen. 
Auch wissen sie nicht, ob Birkheimer damals recht oder unrecht 
geschehen sei. Melchior und Hans Kern von Crainthal gestehen, 
dass sie den Pfarrer geschlagen haben, da er im Herbst den Zehnten 
aus ihres Vaters Weinberg holen wollte. Sie haben ihm alsbald 
gegeben, so viel sie ihm schuldig waren. Der Pfarrer aber habe 
in seinem Misstrauen den Leuten die Butten abgestochen und sei 
nicht zu befriedigen gewesen. Er habe auch Melchior Kern bose 



Zuvor hatte er 1533 als das Jahr seines Dienstantritts bezeichnet 
Dieser wurde 1535 nie genannt. 



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Die Reformation in Creglingen. 59 

Worte gegeben und ihn Liigen gestraft, 1 worauf dieser dem Pfarrer 
den Kubel an den Kopf geschlagen habe. Der Fuhrmann habe 
Frieden geboten. Obwohl Melchior Kern damals ein Hintersasse 
des Deutschordenskommenthnrs in Rothenburg gewesen sei, habe 
ihn doch der damalige Amtmann Hans Sigmnnd von Absberg mit 
dem Turm bestraft. 

Die Behanptung, dass Birkheimer wegen falscher Anklagen 
durch die Rate des Landes verwiesen worden sei, erklart der Be- 
richt flir falsch, die Rate wissen die Ursache seiner Entlassung 
selbst. Wahr sei der Handel mit Georg Schmid in Minister, aber 
davon wisse man nichts, dass Birkheimer damals vom Schultheiss 
aus Creglingen ausgewiesen worden sei. Pr&senz konne Birkheimer 
nicht fordern, da Markgraf Georg gleich beim Beginn der neuen 
Eirchenordnung befohlen habe, diese Gelder zu sammeln. Birk- 
heimer habe sie auch nie gefordert. 

Bekannt sei, dass sich Birkheimer bei seinem Rechtshandel 
mit Tischinger nie gestellt habe and um 50 fl. gestraft worden 
sei. Er habe nie mit seinen Eaplanen, auch nicht mit Schulmeister 
und Kirchner auskommen kflnnen. Letzterem habe er das Wetter- 
lauten und das sog. Tenebr&l&uten (Christi Schiedung) verboten. 2 

Der Amtmann, welcher in Aub zu tun hatte, war von Sig- 
mund Truchsess fiber den Handel in Rimbach aufgeklart worden, 
seine Untertanen hfttten Birkheimer wegen seines Hochmuts und 
Uebelhaltens, sonderlich aber. weil er sie alle, Mann und Frau, 
aufs hochste geschmaht hatte, als einen tollen, unsinnigen Menschen 
nach Aub gefuhrt, wo er ihm eine Verschreibung abgenommen, die 
der Truchsess noch besass, dass er sich zu einem Rechtstag stellen 
wolle. 

Mit vollem Recht durften nun Regenten und Rate am Montag 
nach Oculi (2. Marz) dem Kaiser berichten, Birkheimer habe sich 
auch personlich an die kurfurstliche Gnaden, Ehrwlirden und Herr- 
lichkeiten gewendet und diese haben ihm leicht ansehen konnen, 
dass er ein armer, „brechenhafter a , geistig zerrutteter Mann sei. 
Dieser Schaden hange ihm schon viele Jahre an, denn er sei schon 
als Pfarrer in Creglingen „mit unbesonnener Weise* (Irrsiun) an- 
gegriffen und von Gott gestraft worden. Er habe dort viele un- 
gereimte, ungeschickte Handel angefangen und jedermann geschandet 

1 Ihn eiijen Liigner geheissen. 

* Schiedlauten geschieht heute noch in den hohenlohischen Orten 
am Freitag um 11 Uhr mit alien Glocken. 



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60 B o s s e r t. 

und geschmaht, weshalb er entlassen worden sei. Nie sei ibm 
etwas von seinem Einkohimen entzogen worden. Man babe allerlei 
Wege versucht, ihn wieder zurecht zu bringen, und ihm in ruhigen, 
stillen Orten Unterhalt gegeben, 1 aber er habe sich nach Nord- 
lingen begeben, um ein Kirchenamt zu tibernehmen. Was er dort 
fur ungeschickte Handel angefangen habe, soil dem Kaiser von 
dort bericbtet werden. Mit dem unbesonnenen Mann habe es 
keinen Bestand. Wenn er eine zeitlang sich bescheiden zeige, 
schlage es bald wieder um. Deshalb tauge er nicht zum Kirchen- 
diener noch weniger zum Pfarrer. Der Anspruch auf eine Pension 
sei unbefugt. Den Leibschaden habe er durch Untertanen anderer 
Herrschaften, die langst tot seien, erhalten. 

Auf die offenbaren Dnwahrheiten in Birkheimers Bittschrift, 
auf den selbst geschopften Titel, auf den Widerspruch seiner An- 
gaben uber seine Anstellung 1528 und 1533, auf die durchaus 
einseitige Darstellung seiner Unfalle ging die Regierung in ihrem 
Bericht nicht ein. Der Mann war ihr ein Geistesgestorter, der 
zu einem kirchlichen Amt nicht mehr taugte. Die kaiserliche 
Regierung sah ein, dass dem Mann nicht zu helfen war, und dass 
sie es nicht mit einem Martyrer des katholischen Glaubens zu tun 
hatte. 

Man sollte denken, Birkheimer hatte jetzt seine Rolle g&nz- 
lich ausgespielt gehabt. Aber er f^nd doch noch eine Kirchen- 
behorde, die es mit ihm wagte. Es war die wiirttembergische. 
Auf welchen Wegen es ihm gelang, den Herzog Christoph zu ge- 
winnen, wissen wir nicht. Vielleicht war die Gemahlin des Her- 
zogs, die Tochter des Markgrafen Georg, welche Birkheimer wohl 
als Diakonus in Ansbach als Kind gekannt hatte, seine Fttr- 
sprecherin. Er erschien im Herbst 1553 ganz arm in Stuttgart, 
er hatte weder Heller noch Pfennig, man musste ihm zur Bezahl- 
ung der Herberge und des Aufzugs 2 fl. 40 kr. schenken. 2 

Man war daran, die Interimspriester iiberall zu entlassen, 
und brauchte dazu mehr Leute. So sandte man ihn denn zunachst 
am 3. Okt. 1553 nach Giindelbach, OA. Maulbronn, aber schon 
am 4. Marz 1554 wurde er als Prediger nach Konigsbronnindas 

1 Ursprunglich stand im Konzept: in Klostern, aber es wurde ge- 
strichen. Auch in Wurttemberg schickten H. Ulrich und Christoph 
einzelne Unterstiitzungsbediirftige als Pfrundner in die Kloster. 

9 Kirchenkastenrechnung 1553/1554. 



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Die Reformation in Creglingen. 61 

alte Benediktinerkloster geschickt, 1 wo bisher Abt Boxler und 
seine Monche der Reformation starken Widerstand geleistet batten. 
Man mochte den ehemaligen Monch mit seiner kr&ftigen Ausdrucks- 
weise fiir geeignet balten, im Verein mit dem neuen von Maulbronn 
nach Konigsbronn versetzten Abt Epplin, die paar widerspenstigen 
Monche zu z&hmen, allein die M5nche waren wenig erbaut von 
den neuen Predigten. Sie nannten die evangelischen Prediger 
eine Satanssynagoge. 2 

Die ungute and unbesonnene Art Birkheimers wird bald ge- 
nug hervorgetreten sein, weshalb man in Stuttgart Bedenken 
tragen musste, Birkheimer lange auf einer Stelle zu lassen, wie 
ja auch die Regierung in Onolzbach dem Kaiser erklart hatte, 
Birkheimer halte sich immer nur kurze Zeit bescheiden auf einer 
Stelle. Der Abt mochte erkennen, dass bei Birkheimer das alte 
Spriichwort gait: Allzuscharf macht schartig. Deshalb versetzte 
man ihn am 22. Mai 1555 nach Schnaith, OA. Schorndorf, aber 
auch dort hatte er sich bald unmoglich gemacht, denn am 13. Sept. 
folgte ihm Qeorg Stuber, es mttsste denn sein, dass er in Schnaith 
gestorben w&re. 

Fortan verl&uft die kirchliche Geschichte Creglingens in 
ruhigen Bahnen. Wohl gab es noch mancherlei zu ordnen. Waren 
die Pfriinden, die der Markgraf zu vergeben hatte, l&ngst einge- 
zogen, so waren die von den Berlichingen zu vergebenden noch in 
den Handed ihrer bisherigen Inhaber. Die zweite Friihmesse blieb 
dem Pfarrer J oh. Volmar, der sie nach Hans Unschlitts Tod be- 
kommen hatte, bis an sein Ende. Die Pfriinde S. Ursula und Genossen 
wurde durch den Tod von Hans von Schrotsberg erledigt. 
Hans von Berlichingen zu Schrotsberg wiinschte sie seinem 
Sohn Hans Konrad, Chorherrn in Ellwangen, welchen er studieren 
lassen wollte, zu ubertragen und bat den Markgrafen wiederholt, 
ihm die Einkfinfte auszufolgen. 8 

Endlich ward der Markgraf ungeduldig und antwortete un- 
gnadig am Dienstag n. Oonversio Pauli 28. Jan. 1539, der Bitt- 
steller hatte wohl erachten konnen, dass er mit Geschaften beladen 



1 Promotionsbuch, K. Staatsarchiv Stuttgart. 

8 S. Veitstag 1554 (15. Juni). Rothenhausler, Die Abteien und 
Stifte in Wurttemberg, S. 101. 

3 Bitten des Hans von Berlichingen 1537 Thoma, 1538 Freitag n. 
Antonii, 1539 Sonnt. n. Pauli Bekehrung. Bericht des Kastners von 
Mont. n. Erhardi 1538. K. C. 



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62 Bossert 

sei, da er einen Landtag ausgeschrieben habe. Er soil sich bis 
nach dem Landtag gedulden. Wlr wissen nicht, wie die Antwort 
ausfiel, aber sie kann kaum anders als abweisend gelautet haben, 
da die Stiftung der Pfrunden an Creglingen gebunden war und 
auch dorthin fallen musste. 

Auch mit den Eaplanen gab es manche Schwierigkeit Die 
Arbeitslast war fttr zwei Kirchendiener, wie ja schon Altensteter 
geklagt batte, zu gross. Man fand darum nicbt immer die geeig- 
neten Leute als Kaplane. Ja Schleweis durfte am Montag nach 
KreuzerhShung 17. Septbr. 1554 1 der Regierung sagen, dass kein 
Kaplan, ja kein Priester so viel Muhe and Arbeit und dabei solch 
ein geringes Einkommen habe, wie er, da er an 3 Tagen nach 
Rimbach und am vierten nach Standorf gehen und oft, wenn er 
heimgekommen, wieder an einen andern Ort mttsse, urn Kinder zu 
taufen und Kranke mit dem Abendmahl zu versehen, da zu Creg- 
lingen acht D5rfer und Weiler gehoren. Der Bat und die Gerichts- 
schoffen belobten dabei seinen Fleiss. Aber 1568 2 wurde ihm 
wegen Ehestreitigkeiten der Dienst gekundigt, was aber nur ein 
Schreckschuss war. Denn da beide Eheleute Besserung versprachen, 
blieb er bis an seinen Tod 1584 im Dienste. 8 

Von den Nachfolgern des in seinem Amt ergrauten Schleweis 
wurde nur noch zweimal wflchentlich Gottesdienst in Niederrimbach 
gehalten, am Sonntag und Donnerstag. 4 Es wurde aber auch ein 
zweiter Kaplan angestellt, der sich um die Schule anzunehmen 
hatte. 5 

Eine wesentliche Aenderung der Verh&ltnisse brachte der Tod 
des letzten Truchsessen Sigm. von Baldersheim 1602, dessen Lehens- 
besitz in Niederrimbach an Graf Wolfgang von Hohenlohe in 
Weikersheim fiel. 1603 28. Sept. und 1604 5. April vertrug sich 
Graf Wolfgang mit dem Markgrafen Joachim Friedrich liber die 
Rechtsverhaltnisse in Niederrimbach. Die vogteiliche Obrigkeit, 



1 Bitte von Schleweis. K. C. 

2 Befehl des Markgrafen 1568 4. Juni. K. C. Furbitte um Frist- 
verlangerung 15. Juli. K. C. 

3 1584 4. Dez. schlagcn die Examinatoren Thomas Wagner, Sohn 
des Pfarrers von Unterschwaningen, zum Nachfolger des f Schleweis 
vor. K. C. 

4 Akten des Kapl. Matth. Engelhart von Schwabach, 1593 22. Juli. 
K. C. Bitte des Kaplans Briiler vom 6. Marz 1606. K. C. 

6 Nach der OAB. Mergenth. 507 war der erste Unterkaplan Joh. 
Grasser 1570. 



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Ill (I MM 



Die Reformation in Creglingen. 63 

Gericht and Scbiedrecht sollte gemeinsam sein, nur die acht mark- 
gr&flichen Untertanen ganz dem Markgrafen zustehen. Auch die 
Bestellung der Heiligenmeister, die Abh6r der Heiligenrechnung, 
der Kirchweibschutz sollte gemeinsam sein. Graf Wolfgang ver- 
langte aber aucb Furbitte im Eirchengebet and liess sicb auch im 
Ebegericht von Niederrimbach vertreten. Aber man vertrug sich 
auch tiber solche Anspriiche, war doch Graf Wolfgang ebenso eifrig 
evangelisch, als der Markgraf, wabrend die gut katholischen Truch- 
sessen von Anfang der Reformation nicbt leicht zu behandeln ge- 
wesen. 1 

Die Reformationsgescbichte in Creglingen beweist, wie un- 
haltbar und zerfressen die Verhaltnisse in Creglingen beim Beginn 
der Reformation waren, wie der grosse Apparat der alten Kirche 
vollig versagte, weil das Unwesen der Absenz vielfach untaugliche 
Geistliche nach Creglingen fuhrte. Die Persflnlichkeit eines Trub 
wirft ein grelles Licht auf diese Art von Priestern. Man sieht 
auch, wie der grOssere Teil der Gemeinde der Reformation zuge- 
neigt war. Von einem Zwang mit Gefftngnis, Landesverweisung 
und Geldstrafen, wie sie die Gegenreformation anwandte, war keine 
Rede. Nur gegentiber den Wiedert&ufern wurde Gef&ngnisstrafe 
angewandt, da das Reichsgesetz ihre Bestrafung verlangte, aber 
Folter oder Feuer und Schwert warden nicht angewendet. Der 
erste Vertreter der neuen evangelischen Kirche erwies sich nicht 
geeignet, urn die Reformation wirklich durchzuftihren und auch die 
Gegner zu gewinhen. Aber er hatte bei der N&he von Wiirzburg, 
dem Bischofsitz, und den zahlreichen Verbindungen des benachbar- 
ten Adels mit den dortigen geistlichen Kreisen und dem Einfluss 
des Adels auf die offentliche Meinung der Gegend keinen leichten 
Stand. Aber Birkheimer ist nur ein Beweis, wie schwer es war, 
fiir die erste Zeit tiichtige Kirchendiener zu bekommen, und wie 
vielfach ungeeignet und unzuverl&ssig das Material war, welches 
aus dem Dienst der alten Kirche und den KlSstern heriiberkam. 

Kaum war Birkheimer beseitigt, so vollzog sich die Refor- 
mation vollends leicht. Der junge Protestantismus erwies sich auch 
in den schwersten Zeiten, selbst als Bischpf Julius die Gegen- 
reformation in der N&he begann, wie in der Zeit des 30jahrigen 
Kriegs, stark genug, urn alien Angriffen zu trotzen. Wohl musste 



1 Vertrag vom 5. April 1604. 1606 23. Juli Schreiben des Pfarrers 
Junius. K. C. 



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64 B o s s e r t. 

man es geschehen lassen, dass Bischof Julius seinen Untertanen 
in Klin gen, das bisher zu Creglingen gehSrte, den Besuch der 
Kirche von Creglingen verbot und sie katholisch machte, da er 
nach dem neuen Rechtsgrundsatz : cujus regio, ejus religio, das 
Recht dazu batte, aber der Bischof musste doch dem Pfarrer den 
Fortbezug seines Zehnten belassen. Hatte Creglingen bis zum 
Anfang der 1540er Jabre einen Vorposten des Protestantismus 
gegen das hohenlohische, deutschordensche und wiirzburgische Ge- 
biet gebildet, so blieb ihm aucb sp&ter die Aufgabe, nach Norden 
gegen Wftrzburg hiu eine Leuchte des Protestantismus zu sein. 

Die Geschichte Creglingens im 16ten Jahrhundert beweist 
aber aucb, dass der evangelische Glaube die Liebest&tigkeit neu 
belebte. Denn allein in den Jahren 1548 bis 1567 wurden ffinf 
Stiftungen zum Besten der Armen gemacht. 1 Aber auch der 
Kunstsinn erwachte aufs neue. 1544 wurde in Creglingen der 
Bildhauer ChristophEger geboren, w&hrend in dem nahen Reins- 
bronn der treffliche Bildhauer und Baumeister Michael Niklas 
wirkte und in dem damals evangelischen Laudenbach der bedeutende 
Meister der Renaissance Simon Schlor herauwuchs und sp&ter 
von Hall aus die Werke seines Meissels durch ganz Franken und 
in Stuttgart schuf. 2 

Die Reformation hatte auch in Creglingen auf den ver- 
schiedensten Lebensgebieten belebend gewirkt. 



1 OAB. Mergentheim S. 512. 

2 Schwab. Chronik 1882, 18, 24, 36. 



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Drei Haller Biographien. 

I. Der Haller Schulmeister Martin Kaufmann von Pforzheim. 

In der Festschrift des Haller Gymnasiums 1888/89 hat Chr. 
Kolb die Geschichte des alten Haller Gymnasiums dargestellt und 
S. 12 von Martin Mercator d. h. Kaufmann von Pforzheim, der 
jedenfalls 1520—1522 Schulmeister in Hall war, gehandelt, aber 
es fehlte ihm an Material, urn den Lebensgang des Mannes weiter 
aufzuhellen und ihn geuauer zu charakterisieren. Im Nachfolgen- 
den mogen einige Notizen Raum finden. Deber seinen Bildungs- 
gang wissen wir nichts. In der Heidelberger Matrikel, wo man 
seinen Namen suchen sollte, fehlt er, ebenso in der Tttbinger. 
Aber schon die Uebersetzung seines Namens beweist, dass er eine 
humanistische Bildung besass. Seine Tfttigkeit als Schulmeister 
in Hall war kurz. In den Blftttern fur w. K. G. 1890, 70 habe 
ich einen Brief von Brenz an die Pfandherren von Kirchberg, die 
St&dte Rottenburg, Hall und Dinkelsbuhl vom Sonntag nach Ger- 
vasii und Protasii 1534 den 21. Juni veroffentlicht, in welchem 
Brenz einen Priester Mart. Kaufmann von Pforzheim zur Kaplanei 
in Kirchberg empfieblt. Man wird kaum zweifeln diirfen, dass 
dieser Mann mit Martin Mercator, dera Haller Schulmeister iden- 
tisch ist Er war zwar mit Brenz „nit sonderlich" bekannt, hatte 
also vor dem Eintritt von Brenz ins Predigtamt in Hall sein 
Schulamt aufgegeben. Aber Freunde von Brenz hatten ihm Kauf- 
mann geriihmt und ihm schriftliche gute Zeugnisse ausgestellt. 
Sodann erfahren wir, dass Kaufmann Priester war, aber sich schon 
mehrere Jahre vor 1534 der neuen Lehre zugewandt hatte und 
an einem nicht genannten Ort evangelisch gepredigt hatte, dass 
Kaufmann, wie ich a. a. 0. annahm, schon vor 1534 in Kirchberg 

evangelisch gepredigt habe, l&sst sich aus dem Brief nicht er- 

5 



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66 B o s s e r t. 

kennen. Jedenfalls ist er nur bis 1536 in Kirchberg geblieben. 
Denn 1536 ist Mich. Stephan Kaplan in Kirchberg. 1 

Wahrscheinlich wandte er sich nunmehr nach Wtxrttemberg, 
wo man immer noch Mangel an evangelischen Predigern hatte. 
Wohin er geschickt wurde, ist bis jetzt unbekannt. Dagegen 
finden wir ihn 1541 in Wiernsheim, OA. Maulbronn. Er war noch 
nicht lange dort, als er schon mit den BehOrden und der Gemeinde 
in heftigen Streit geriet, wobei die Schuld wohl auf beiden Seiten 
zu suchen ist und auch die Frau Pfarrerin ihren Anteil hatte. 

Kaufmann klagte, der Pfleger des Klosters Maulbronn Eber- 
hard Brandenburger gebe ihm seine Besoldung nicht fur jedes 
Fronfasten 2 voraus, wie es doch der Kammerrat Mart. Niittel be- 
fohlen habe. Der Pfleger habe ihn groblich angetastet, habe ihn, 
als er ihn um etliche Ziegel bat, einen sch&bigen, lausigen Pfaffen 
geheissen, der keinen Hund aus dem Ofen locken konne, ihn ge- 
stossen und ihm zugerufen: Pack dich hinaus. Deberhaupt sei 
ihm noch nirgends solche Untreue begegnet. Der Pfleger gebe 
ihm neuen statt alten Haber, sauren Wein und wibelige Frucht 8 
Zerbrochene Fenster im Pfarrhaus wolle er ihm nicht machen 
lassen. Auch war er mit einem Bauern Konr. Mock und 5 Buben 
zusammengestossen. Wahrscheinlich war es bei der Gelegenheit, 
da ihn einer einen ehrlosen diebischen Pfaffen geheissen hatte, 
der des Herzogs Muss und Brot esse und verdiene es nicbt und 
da, wo er am besten sei, sei er nichts nutz. Darauf berichteten 
Erpf Ulrich von Flehingen, Obervogt zu Maulbronn, Marx Fesen- 
beck, Untervogt, und Jakob Steger, Gegenschreiber, der Pfleger 
wolle dem Pfarrer sein „Corpus a (Gehalt) wohl alle Fronfasten 
geben, aber nicht voraus, wie es der Pfarrer verlange. Dazu be- 
durfte er einen besonderen Befehl. Der Pfleger gestand zu, dass 
er den Pfarrer aus dem Pfleghof gewiesen habe, aber er bestritt, 
dass er ihn gestossen habe. Den Anlass zum Zusammenstoss habe 
der Pfarrer gegeben, der gesagt habe, er habe so viel Gewalt wie 
der Pfleger. Die Naturalien gebe der Pfleger so, wie er sie habe, 
und lasse die Frucht durch den Kornmesser anweisen. Die 
Fenster im Pfarrhaus seien beim Aufzug des Pfarrers ganz ge- 
wesen. Der Pfleger sei angewiesen, Fenster und dergleichen nicht 
machen zu lassen. Wegen des Handels mit Konr. Mock und den 

1 Wibel, hohenlohische Kirchen- u. Ref.-Ge9chichte 1, 502. 

* Quatember. 

a Wibel ist der Kornwurm. 



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Drei Haller Biographien. 67 

5 Buben hatte der Vogt dem Pfarrer einen Tag gesetzt, aber 
Eaufmann war nicht erschienen, sondern nach Pforzheim gegangen. 
Er und seine Frau halten sich, klagten die Amtleute, „unwesen- 
lich". Die Gemeinde, welche ihm sein Vorgftnger wohl erbaut 
d. h. geordnet hinterlassen, habe er zerriittet und die Kirche in 
Wurmberg ,6de a gelassen, so dass die Wnrmberger auch nicht 
mehr in die Kirche nach Wiernsheim kommen, wfthrend die Wierns- 
heimer urn einen andern Pfarrer bitten. Statt einer Antwort auf 
die Klage und den Bericht des Beamten kam eine Yorladung, 
Schultheiss und Gericht sollten am Montag nach dem Ereuzsonntag 1 
vor den fttrstlichen Visitatoren erscheinen und dort ihre Beschwer- 
den schriftlich und miindlich vortragen. 

Nunmehr liess sich die Gemeinde eine sehr scharfe Elagschrift 
verfassen, welche 4 schwere Beschuldigungen vorbrachte. Der 
erste Punkt griff die ganze AmtsfUhrung des Pfarrers an, er halte 
die fUrstliche Ordnung mit dem Nachtmahl, dem Evangelium, der 
Taufe und der Kinderfrage nicht. 2. Als der Schultheiss den 
Pfarrer wegen der oben angegebenen starken Injurie mit dem Be- 
leidiger vertragen wollte oder ihn schliesslich an die Rate wies, 
da die Gemeinde offenbar keinen Pfarrer wollte, der den Schimpf 
auf sich sitzen liess, habe der Pfarrer den Beleidiger auf der 
Kanzel einen GotzbSsewicht geheissen. Dei* Schultheiss hielt ihm 
darauf vor, das gebiihre sich auf der Eanzel nicht, er solle das 
Schmahen auf der Eanzel lassen und sich an die Obrigkeit wenden, 
worauf Eaufmann trotzig antwortete, er konne dem Schultheiss 
nicht allweg nachlaufen, und dieser erwiderte, er habe sonst noch 
eine Obrigkeit, die ihm besser dienen konne, als der Schultheiss. 
Der dritte Punkt greift in die Amtspraxis bei der Beichtvermahn- 
ung ein. Schwangere Frauen, welche das Abendmahl begehren, 
laufen weinend nach Hause, wenn sie der Pfarrer verhflre, einige 
wollen gar nicht das Abendmahl empfangen, klagte die Gemeinde. 
Der Schultheiss hatte den Pfarrer deswegen durch den Pfleger 
beschicken lassen und ihn gebeten, er solle von dieser Behand- 
lung der Frauen abstehen, aber der Pfarrer hielt an seiner Weise 
fest. Endlich 4. gegen den Schluss der Predigt fange er Hader 
mit sich selbst und denen, die ihm leids getan, an, schelte und 
schwore, dass die Leute aus der Eirche laufen, denn er sage, sie 
seien Teufelskinder , die sein Wort nicht hflren. Die christliche 



1 Entweder der vierte Sonntag vor oder der funfte nach Ostein. 

5* 



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68 B o s s e r t. 

Gemeinde und die Polizei werden durch Kaufmann „zerfiillt a (in 
Verfall gebracht) und widerspenstig gemacht. Darum bitten sie 
um einen andern Pradikanten. 

Man Hess jetzt die Pfarrerin aus dem Spiel und ebenso die 
Besoldungsfrage. Leider fehlt das Protokoll der Verhandlung 
der Visitatoren mit den Vertretern der Gemeinde in Kirchheim, 
aber das Ergebnis derselben war : nach Wiernsheim kam Balthasar 
Reichenberger von Lanffen, der in Wittenberg gebildete Student 
und Setzer, den Augenleiden zur Ruckkehr nach Schwaben notigte, 
weshalb ihn Melanchthon am 15. April 1535 an Schnepf und 
tiachraann empfahl. 1 Er war bisher Pfarrer in Frauenzimmern 
gewesen, blieb in Wiernsheim l&ngere Zeit, kam daun nach Weil- 
imdorf, wo er 1553 22. Febr. Samuel Isenmann zum Nachfolger 
bekam. 

Die nachste Zeit in Kaufmanns Leben ist noch dunkel, wahr- 
scheinlich setzte man ihn, um seine unguten Handel in Vergessen- 
heit zu bringen, auf die von Wiernsheim weit entlegene Pfarrei 
Thailfingen im G&u, wo er audi Reusten zu versehen hatte. Von 
hier kam er am 5. Juli 1553 nach Oferdingen, OA. Tubingen, wo 
es bald wieder Anstande gab, denn er heisst am 8. Septbr. 1556 
gewesener Pfarrer von Oferdingen, 2 war also dort seines Dienstes 
enthoben worden, was dafiir spricht, dass es auch in Thailfingen 
gegriindeten Anlass zu Klagen gegeben hatte. Er kam nun nach 
Burgstall, wo er noch bis 1571 im Amte bleiben und wohl auch 
sein Leben beschliessen durfte. 3 

Es ist kein anziehender Charakter, der uns in Kaufmann 
entgegentritt. Die Klagen der Wiernsheimer weisen darauf, dass 
der einstige Haller Schulmonarch ein sehr starkes Amtsbewusst- 
sein hatte und in seiner Amtspraxis den Grundsatz „suaviter in 
modo, fortiter in re" nicht kannte, sondern den herben, strengen 
Geist des damaligen Schulmeisters offenbarte. 



II. Der Haller Schulmeister Johann Walz. 

Der Lebensgang des Schulmeisters Joh. Walz lasst sich nun- 
mehr genauer feststellen, als dies vor 10 Jahren in den Blattern 



Corpus reformatorum 2, 870, 871. 
Blatter fur w. K. G. 1895, 24. 
Binder 224. 



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Drei Haller Biographien. 69 

fur wiirtt. Kirchengeschichte 1 mflglich war. Damals nahm ich an, 
dass er jener Joh. Walz von Brackenheim sei, der 1507 die Uni- 
versitat Tubingen (Joh. Waltzen de Bracken) und 1511 die Uni- 
versitat Heidelberg bezog und dort 1511 Baccalaureus und 1512 
Magister wurde. Nun aber schreibt Frecht 1532 am 10. Juni an 
Butzer, Blarer habe dem Ulmer Biirgermeister neulich Joh. Walz 
empfohlen, der einst, wenn er sich nicht tausche, dera Dominikaner- 
konvent in Heidelberg angehort habe, also demselben Kloster, aus 
dem Butzer auch hervorging. Die Heidelberger Matrikel nennt 
am 6. M&rz 1521 als eingesclirieben „Frater Johannes Waltz ex 
Kirchen an der Eck conventus Stuckgardiensis ordinis predicatorum". 2 
Das ist jener Walz, den Frecht meint. Er war also bedeutend 
junger als Johann Walz von Brackenheim, gehorte dem Stuttgarter 
Predigerkloster an und wohnte w&hrend seiner Studienzeit im 
Predigerkloster zu Heidelberg. Hier erlebte er die bewegten 
Luthertage in Worms und war er wohl mit Brenz und Isenmann 
wie mit Frecht personlich bekannt geworden und darum als Schul- 
meister ins Barfusserkloster nach Hall berufen worden. 

Sehr bezeichnend ist fur den Mann, der in Hall bald der 
Programmredner der sozialen Bewegung wurde, dass Frecht noch 
1532 nach dem Charakterbild, das in seiner Erinnerung haftete, 
an dem Mann „non nihil modesti et sedati animi" vermisste. Be- 
scheidenheit und Ruhe waren also keine der hervorstechenden Eigen- 
schaften dieses Mannes, der auf den Kirchweihen den Haller 
Bauern 1524 das Evangelium der Befreiung von ihren bauerlichen 
Lasten predigte, der aber noch rechtzeitig abgeschweukt sein 
muss, um nicht bei Gottwollshausen die Rolle eines Thomas Mun- 
zer bei Frankenhausen zu spielen, so dass er noch l&ngere Zeit 
in Hall im Amt bleiben konnte. Denn er war jedenfalls noch im 
Oktober 1525 in Hall, als das Syngramma von Brenz und seinen 
Freunden unterzeichnet wurde. Jener Jo. Waldensis, der mit un- 
terschrieb, kann, wie ich in den Blattern fur wiirtt. Kirchengeschichte 
1892, 19 gezeigt habe, niemand anders als Walz sein. Ein Johann 
von Waldenburg, welchen Pfaff, wiirtt. Plutarch 1, 43, hier an- 
nimmt, ist nirgends nachzuweisen. An Johann von Wald, den aus 
Feuchtwangen 1524 Pfingstmontag 16. Mai vertriebenen Prediger, 
der am 27. Sept. 1515 zu Heidelberg als Bernensis inskribiert 



1 Bl. fur wiirtt. Kirchengeschichte 1892, 20, 40. 
* Matrikel der Univ. Heidelberg 1, 526. 



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70 B o 8 s e r t. 

wurde 1 und nach 1524 Pfarrer in Lehrberg war, 2 wo er bei der 
Kirchenvisitation 1528 das Zeugnis „bene" erhielt, ist nicht zu den- 
ken, da sich keine personliche Beziehuug dieses Schweizers zu 
Brenz nachweisen l&sst. 

Dass Walz seinen fur lateinische Ohren ungefiigen Namen 
mit dem harten z mit Waldensis mundgerecht machte, kann nicht 
ttberraschen. 

Es ist leichtverstandlich, dass Walz nach den Enttauschungen 
und Demiitigungen, welche er nach dem Ausgang des Bauernkriegs 
innerlich erlebt hatte, sich aus Hall fortsehnte und nach einem 
Pfarramt, fur welches das Schulamt die Vorstufe bildete, trachtete. 
Er muss seine sozialen Anschauungen grundlich ge&ndert haben, 
als er sich bei den Herren von Gemmingen um die Pfarrei Neckar- 
Miihlbach bewarb, zu welcher die Burg Guttenberg gehorte. 3 Es 
hat alle Wahrscheinlichkeit fttr sich, dass Brenz ihn fttr diese 
Stelle empfohlen hatte, wie die Brenzbiographen Hartmann und 
J&ger 1,65 berichten. Leider haben sie ihre Quelle, wie leider 
auch sonst, nicht angegeben, so dass eine Nachprufung und eine 
Feststellung der Zeit der Uebersiedlung des Haller Schulmeisters 
nach Neckar-Mtihlbach nicht mflglich ist. 

In Neckar-Miihlbach hatte einst Erh. Schnepf gepredigt, ehe 
er nach Wimpfen berufen wurde. Die Herren von Gemmingen waren 
eifrige Freunde der Reformation. Aber es begegneten sich in 
ihrem Hause und in dem ganzen Kraichgau die Einfltisse der 
Strassburger Zwinglifreunde und der Lutherfreunde in Heilbronn 
und Hall. Der Pfarrer Martin Germanus von Fiirfeld hatte sich 
der oberdeutschen Richtung zugewendet. Im Mai 1532 kam Butzer 
in den Kraichgau, um dort ftir seine Vermittlungstheologie in dem 
Abendmahlsstreit zu werben. 

Dagegen versammelte Brenz am 15. Aug. 1532 seine Freunde 
in Heilbronn, um mit Energie Butzers Bemuhungen zu paralysieren. 
Vergebens bemuhte sich Walz zu vermitteln. 4 Er konnte dabei 
umsoweniger auf Erfolg rechnen, als er schon in Unterhandlung 
wegen Uebernahme eines Kirchendiensts in Ulm stand. Wie Brenz 
iiber diesen Schritt dachte, l&sst sich aus des Haller Chronisten 
Herolt wegwerfender Bemerkung sehen, die sicher Brenz' Urteil 



1 Topke a. a. O. 1, 503. 

- Beitrage zur bayr. Kirchengeschichte 1900, 115. 

8 Bl. f. wurtt. K. G. 1898, 47. 

4 Keim, Esslinger Reformationsblatter 119. 



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Drei Haller Biographien. 71 

wieder gibt: „wardt zulest ein schwermer.* * Als Schwarrageister 
galten den strengen Lutheranern audi die von Blarer und Butzer 
beeinflussten Oberdeutschen, so auch die Ulmer. 

Walz muss durcb Butzer auch mit Ambr. Blarer bekannt 
geworden sein. Dieser empfahl ihn schon im Juni 1532 dem 
Burgernieister Besserer in Ulm. 2 Wirklich wurde er am 9. Aug. 
1532 nach Ulm berufen, bekam die Wohnung des gelehrten Schul- 
meisters Wolfgang Binthauser (Windhauser, Anemocius) 3 und wirkte 
hier im Kirchendienst und predigte nach Sams Tod im Minister. 
Aber er hielt es in Dim nur 2 Jahre aus. 

Kaum hatte Dlrich sein Land im Mai 1534 gewonnen und 
seine Absicht klar ausgesprochen, sein Land alsbald zu reformieren, 
so eilte Walz schon Anfang Juni nach Stuttgart, urn sich dem 
Herzog fur einen Pfarrdienst zu empfeblen. 4 

Wohin er nunmehr berufen wurde, ist noch dunkel. Denn 
gerade flir das erste Jahrzehnt der Reformation lassen uns die 
Akten vielfach im Stich. Vielleicht keine deutsche evangelische 
KirchenbehOrde ist so sorglos mit ihren Akten verfahren und hat 
im Lauf der Zeit so viel Vers&umnis in der richtigen Aufbewahr- 
ung erleben mtissen, als die erste wiirtt embergische Kirchenbehorde, 
die Visitation. Was noch erhalten ist, muss man an drei Orten, 
in dem K. Staatsarchiv, dem K. Finanzarchiv und auf der Kon- 
sistorialbiihne zusammensuchen. An Reformatorenbriefen ist Alt- 
wurttemberg bitter arm. Wir haben nicht einmal Verzeichnisse 
der Briefe von und an Schwaben, welche die Sammlungen in 
Strassburg, Basel und Ztirich besitzen. 

Es kann darum nicht iiberraschen, dass die Verzeichnisse der 
wiirttembergischen Pfarrer in Binders Kirchen- und Lehramter 
meist erst in der Mitte der 1550er Jahre beginnen und vorher 
jene bekannten Ptinktchen aufweisen. So mussen wir uns be- 
scheiden, mit der schon Bl. f. w. K. G. 1893, 20 gegebenen Notiz, 
dass Walz 1547 Pfarrer in Waldbach, OA. Weinsberg, war, wo 
er eine grosse Pfarrei mit den Filialen Dimbach, Rappach und 
Scheppach zu versehen hatte. Bei der Visitation im Dezember 1547 
wurde er fleissig und in Lehre und Leben „wesenlich", d. h. tuchtig 



1 Wiirtt. Geschichtsquellen 1, 199. 

5 Frecht an Butzer 1532 20. Juni. 

8 Wiirtt. Vierteljahrshefte 1895, 334. 

4 Frecht an Butzer 1534 Juni 11. Heyd, Ulrich 3, 48. 



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72 B o s s e r t. 

erfunden. 1 Aus dem Promotionsbuch erfahren wir, dass er auch 
das Kloster Lichtenstern versah. Das war eine schwere Aufgabe. 
Urspriinglich war Joh. Gayling, Pfarrer zu Weinsberg, von Schnepf 
beauftragt worden, den Nonnen in Lichtenstern zu predigen. Er 
war auch im Geleite des Amtmanns hingeritten und hatte ofters 
gepredigt, aber die Aebtissin hatte erklart, sie brauchten die Pre- 
digten Gaylings und seinesgleichen nicht. Dafiir hielten sie sich 
an die Priester, die in der Stille sich Zugang ins Kloster ver- 
schafften. Wiederholt hatte man den Nonnen den Befehl eroffnet, 
dass sie die Predigt zu horen haben; wiederholt musste Gayling 
ermutigt werden, die Arbeit auf dem harten Boden nicht liegen 
zu lassen. Gayling hatte auch nach dem dritten Befehl wieder 
zwfllf Predigten in Lichtenstern gehalten, von denen er sich einen 
grossen Erfolg versprach. Er hoffte jetzt, die Nonnen fttr das 
Evangelium gewinnen zu konnen, da er ihnen nicht wenig Trost 
geboten habe. Aber die Frauen erkl&rten ihm, Gayling sei zu 
seinen Predigten gar nicht befugt, er habe keinen Befehl dazu. 
Die andern Kloster, z. B. Rechentshofen, spotten uber Lichtenstern, 
denn sie seien von solchen Predigten befreit. 2 

Die Visitation im Jahr 1547 ffihrte dahin, dass man am 
27. Dezember eine Reformationsordnung fttr Lichtenstern einfiihrte, 5 
welche den Zutritt von Priestern und Monchen verbot und die 
Predigt streng anordnete. Aber man sah auch ein, dass Gayling 
nicht zum Reformator taugte. Er hatte, wie das Visitationspro- 
tokoll vorsichtig sagt, etliche Fehler und Mangel, die ihm zu unter- 
sagen waren. M. W. war der Weinsberger Wein ihm gef&hrlich. 
Die neugeschaffene Superattendenz uber die Aemter Weinsberg, 
Mockmuhl und Neuenstadt ubertrug man ihm deswegen nicht, son- 
dem seinem Diakonus Petrus Hoffmann. Aber auch die Arbeit in 
Lichtenstern nahm man ihm ab und bestellte dazu Walz. Wie 
lange dieser in Waldbach blieb, lasst sich nicht ganz sicher fest- 
stellen. Im Promotionsbuch ist er zwischen 1551 13. Mai und 
1552 23. Aug. als Pfarrer in Waldbach genannt und dabei be- 
merkt: huic successit Joh. Fetzer. Fetzer muss nur kurze Zeit 
in Waldbach gewesen sein; denn im Aug. 1556 meldet sich der 
friihere Fuldaer Monch Joh. Braunbaum, Pfarrer in Asperg, urn 
die Pfarrei Waldbach, da der dortige Pfarrer Joh. Walch ge- 

1 Theol. Studien aus Wiirtt. 1884, 216. 

- Bericht o. Jahr u. Tag. 

3 Rothenhausler, Standhaftigkeit der altwurtt. Klosterfrauen, S. 94. 



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Drei Haller Biographien. 73 

storben sei (Konst. Reg.) und bekam sie auch an Lucia 1556. 
Waldbach muss also zwischen 1551—1556 zwei Pfarrer gehabt 
haben, was allerdings in der damaligen Zeit bei dem raschen 
Wechsel der Pfarrer nichts Ungewohnliches war. Auflfallender 
Weise ist aber im Promotionsbuch nicht gesagt, wohin Walz ge- 
kommen war. Nach Binder S. 711 w&re Job. Walz 1547—1568 
Pfarrer in Neuffen gewesen. Wie wir eben sahen, ist das nicht 
richtig, da er noch 1551/52 in Waldbach war. Man wird also 
annehmen mtissen, dass er ca. 1552 nach Neuffen kam. Leider 
bietet Kapff in seiner Geschichte von Hohen-Neuffen fur die kircb- 
liche Geschichte Neuffens gar nichts und sonst existiert keine Ge- 
schichte dieses einst fiir Wurttemberg wichtigen Stadtchens. Wenn 
Walz von Herzog Cliristoph nach Neuffen gesetzt wurde, so be- 
weist das, dass er sich das Vertrauen der Oberkirchenbehorde 
erworben hatte. Denn Neuffen hatte damals wegen des eben erst 
zu einer Hauptfestung des Landes umgeschaffenen Hohen-Neuffen 
eine erhohte Bedeutung gewonnen. Der einstige „soziale a Schul- 
meister hatte sich abgeklart. Vielleicht regt sich bald auch in 
Neuffen eine Kraft, um das Lebensende des Mannes aufzuhellen, 
in dem ein tiichtiger Kern steckte. 



III. Der Pfarrer zu Orlach 1525. 

Unter den Freunden des Haller Schulmeisters J o h. Walz, 
der 1524 auf den Kirchweihen in der Dmgegend von Hall seine 
sozialen Ideen predigte, besonders den kleinen Zehnten und andere 
kirchliche Abgaben bekampfte und darum von Herolt in erster 
Linie fiir die Bauernbewegung in der Umgegend von Hall verant- 
wortlich gemacht wurde, erscheint der Pfarrer von Orlach. 1 Es 
ist bis jetzt noch nicht gelungen, nachzuweisen, wer der Mann 
war. Nun fand ich kiirzlich unter meinen Sammlungen von Akten 
auch Ausztige aus einem Lagerbuch des Herrn von Crailsheim auf 
Hornberg, welche Auskunft geben kCnnten. Wir sehen im Jahre 
1516 den damaligen Pfarrer Hans Seuter, der zugleich der Kaplan 
der Gebriider Sebastian und Georg von Crailsheim auf Morstein 
war, in heftigen Zehntstreitigkeiten mit Hans von Morstein, welcher 
vom Zehnten zu Orlach zwei Drittel besass, wahrend ein Drittel 



1 Wurtt. Geschichtsquellen 1, 199. 



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74 B o s s e r t. 

deui Pfarrer gehorte; der Kirchsatz aber war wiirzburgisches 
Leheu, das an die Herren von Crailsbeim auf Morstein gekom- 
men war. 

1516 Montag nach Jubilate 14. April schreiben Caspar und 
Wilhelm von Crailsheim an Hans von Morstein, der dem Pfarrer 
sein Drittel des Zehntens weggenommen und ihn in Hall verklagt 
hatte, Hans solle den Pfarrer bei den Herren von Crailsheim als 
seinen Lehensherren und beim Bischof von Wtirzburg verklagen. 
Statt auf einem giitlichen Tag zu erscheinen, war Hans von Mor- 
stein noch einen Sehritt weiter gegangen. Er war mit Reisigen 
nach Orlach gekommen und hatte dort den Kraut- und Neugereut- 
zehnten ausgez&hlt und weggefdhrt. Dabei fand er Unterstiitzung 
bei Stattmeister und Rat in Hall, welche den Bauern verboten, 
dem Pfarrer den Zehnten zu geben. Sebastian von Crailsheim war 
nicht daheim, deshalb schrieb sein Bruder Caspar 1 an den Statt- 
meister und Rat in Hall, um die Ursache ihres Verbotes zu er- 
fahren. 2 Seuter blieb nicht mehr lange auf der Stelle.' 

1520 treffen wir als Pfarrer in Orlach Caspar Messner, 3 der 
versprechen musste, wflchentlich eine Messe in Morstein zu lesen. 
Nunmehr wurden die Rollen bald vertauscht. Seb. von Crailsheim 
nahm 1522 auf Betreiben des Pfarrer s 2 /s des grossen und des 
kleinen Zehntens zu Orlach, Elzhausen und Niedersteinach weg, 
welche der Witwe des Hans von Morstein gehdrten, und gab, als 
ihr Sohn Hans von Morstein der Junge dariiber bei Sebastian 
klagte, 4 wochenlang keine Antwort, so dass der junge Mann noch 
einmal schrieb. 5 Nach seiner RQckkehr antwortete Sebastian, der 
Pfarrer habe einige Habergarben nach Morstein ftihren lassen 
als Oegenpfand fur die Garben, welche Hans von Morstein sen. 
dem Pfarrer jiingst im Winterfeld mit bewaffneter Hand wegge- 
nommen habe. Jetzt wandte sich der junge Morstein an den Rat, 
der am 14. Oktober Sebastian von Crailsheim das alte Recht der 
Morstein auf den Zehnten von Orlach vorhielt Der Pfarrer klagte 
tiber Ludwig von Morstein, der ihm fruher den Krautzehnten eut- 
zogen habe, wahrend Hans von Morstein ihm jiingst Zehnten im 



1 Er sass zu Erkenbrechtshausen und wurde von den Bauern 
zum Fuhrer gepresst. Wiirtt. Geschichtsquellen 1, 25. 
- Sonnt. n. Burkhardi 12. Okt. 1516. 
s Er war von Hall und studierte 1514 in Erfurt. 
1 Mittw. n. Aegidii 3. Sept. 1522. 
6 Mont. n. Matthai 22. Sept. 



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Drei Haller Biographien. 75 

„Winteresch a wider gesprochenes Recht mit bewafFneter Hand 
weggenommen habe. Seb. von Crailsheim suchte seinen Eingriff 
in die Morsteinischen Zehntrechte beim Rat zu rechtfertigen, 
indem er angab, er habe nur dem Pfarrer Schadenersatz (Gegen- 
pfand) schaffen wollen. 1 Gleichzeitig forderte er von Ludwig von 
Morstein die Riickgabe des weggenonimenen Krautzehnten und 
verlangte, er solle den Pfarrer nicht weiter bedrohen. Ludwig 
von Morstein behauptete, er habe dem Pfarrer den kleinen Zehn- 
ten abgekauft, und forderte seinerseits Riickgabe der Zehntgarben. 2 
Das Ende des Handels ist nicht bekannt, aber man sieht, die 
Verhaltnisse der Pfarrei waren schwierig. Die Verteilung des 
Zehntens zwischen den Morstein und dem Pfarrer war nicht ein- 
fach. Dazu hatte die Pfarrei nach einem Bericht des Pfarrers 
Elias Hillenmaier von 1553 Besoldungsteile, welche immer schwerer 
einzuziehen waren. 

Das waren Lehen, deren es in Orlach 38, in Elzhausen 21, 
in Altenberg 15, in Sollbot und Brachbach je 2, also im Ganzen 78 
waren. Aus der Geschichte von Blaufelden wissen wir, welche 
widerwartige Kampfe es die Pfarrer kostete, bei der Besitzver- 
&nderung eines Lehens den Handlohn und bei Todesfellen den 
Sterbfall zu bekommen. Diese Streitigkeiten waren ganz geeignet, 
die ganze Stellung eines Pfarrers in seiner Gemeinde zu unter- 
graben. Dazu war der Gehalt vielfach gering und nahm st&tig 
ab samt den Vieropfern, d. h. den Opfem an den Quatembern, 
wo jeder, der zum Sakrament gegangen war, fttr den Pfarrer 
opfem musste. 

Es ist darum kein Wunder, dass sich unter den Fiihrern der 
Bauernbewegung in Franken nicht wenige Pfarrer befanden,. wie 
z. B. Leonhard Denner, Pfarrer zu Leuzenbronn bei Rothenburg, 
samt seinem Friihmesser Hans Hollenbach, der Pfarrer zu Tauber- 
zell Andreas Nufer, genannt Rosch, 3 Heinrich Held, Pfarrer zu 
Buhlerthann, Wolfgang Kirschenesser, Pfarrer zu Frickenhofen, 4 
der Pfarrer zu Westheim und der zu Bibersfeld, der in Welzheim 
predigte. 5 So kann es auch nicht iiberraschen, dass es dem rede- 



1 Freitag n. Sim. u. Juda 31. Okt. 1522. 
3 Donnerst. n. Barb. 11. Dez. 1522. 

3 Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs aus Rothenburg a. d. 
Tauber ed. Baumann. Publ. des lit. Vereins N. 139, S. 78. 

4 Wurtt. Geschichtsquellen 1, 354. 
Ebd. 360. 



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■ 6 B o s s e r t. 

gewandten Haller Schulmeister gelang, den Pfarrer Messner in, 
Orlach fur das Programm der wirtschaftlichen Reform zu begeistern. 
War doch auch sein Gehalt, den er nur mit grossen Widerwartig- 
keiten einziehen konnte, der Arbeit in der ansehnlichen Pfarrei 
nicht entsprechend. Denn ausser Elzhausen gehorte noch Zottis- 
hofen, OA. Kiinzelsau, Altenberg mit einer Kapelle und Nieder- 
steinach, OA. Gerabronn, zur Pfarrei. Allerdings hatte die Kapelle 
in Altenberg keinen Gottesacker und Taufstein; Tftuflinge und 
Tote wurden uach Orlach gebracht und das Abendmahl nur im 
Mutterort gereicht. Wahrscheinlich war in Altenberg nur eine 
bestimmte Anzahl Messen zu lesen. Erst der evangelische Pfarrer 
Hillenmaier hielt aus freien Stucken jiihrlich fiinf Predigten in 
Altenberg, weil er ein Drittel des Zehnten und des Wittums be- 
kam. Auch gaben ihm die Haller an der Kirchweihe zu Alten= 
berg zwei Gulden und ein gutes Mahl fiir die Versehung von 
Altenberg. Ausserdem hatte Messner wochentlich eine Messe zu 
Morstein zu halten, wie oben bemerkt wurde- Denn er gait als 
Hauskaplan der Herrn von Crailsheim, obwohl Morstein mit Dttns- 
bach damals noch nach Bachlingen gepfarrt war. 

Herolt erz&hlt, dass Messner nach dem Bauernkrieg „die 
Pfeifen eingezogen habe", d. h. kleinlaut geworden sei. 1 Wie 
lange er nach 1525 noch in Orlach blieb, l&sst sich bis jetzt nicht 
feststellen. Jedenfalls trat im Jahr 1535 ein Wechsel in der 
Pfarrei ein. Die Gemeinde verlangte jetzt von dem Patron einen 
evangelischen Pfarrer. 2 Sebastian von Crailsheim fragte daher 
bei seinem Lehensherrn, dem Bischof von Wurzburg, an, was er 
tuu solle. Er selbst hatte gerne einen Priester des alten Wesens 
gehabt. Aber er wollte gegenttber von Hall, dem die Obrigkeit 
gehorte, und gegeniiber der Gemeinde durch den Bischof gedeckt 
sein. Wahrscheinlich aber bekam Orlach damals schon einen evan- 
gelischen Pfarrer, dessen Namen wir nicht kennen, indem Hall die 
Anstellung eines solchen forderte. Dafiir spricht, dass man 1540 
nifcht mehr notig hatte, in Orlach die Messkelche wegzunehmen, 
wie dies in Thungenthal und Erlach-Gelbingen geschah. 3 1546 

' Ebd. 199. 

- Einen Pfarrer der Religion und des Wesens der Pradikanten 
zu Hall. Theol. Stud, aus Wurtt. 4, 33. 

' Die Annahme von Hartmann-Jager, Brenz 2, 78, dass in Orlach 
die Kelche weggenommen wurden, ist irrig. Wurtt. Geschichtsquel- 
len 1, 125. 



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Drei Haller Biographien. 



77 



kam der langj&hrige Pfarrer von Hassfelden Georg Stephan 1 nach 
Orlach, wo er jedenfalls noch 1549 war. 2 Doch bekam er bald 
darnach einen Nachfolger in Elias Hillenmaier, 8 der 1556 nach 
Michelbach an der Heide ging. Diesem folgte jener eigenartige 
Johann Wernler, der als Flacianer dem Haller Kapitel unsagliche 
Miihe machte und endlich 1593 abgesetzt wurde. 4 



1 1546 kam S. F. Wolmershauser nacli Hassfelden. Haller Ka- 
pitelbuch. 

? Gmelin, Hallische Geschichte 789. 

3 Elias Hillenmaier ist wohl der Sohn des Balthasar Hillenmaier, 
der als B. Hilamar von Dinkelsbuhl 1521 in Wittenberg inskribiert 
wurde, 1528 bei dem Visitation sexamen als Fruhmesser zu Lehengutingen 
das Zeugnis „bene" erhielt und 1555 in Michelbach starb. Elias H. kam 
c. 1562 nach Groningen, wo ihm 1575 sein Bruder Philipp folgte. 

4 Theol. Studien a. Wurtt. 1881, 224 ff. 



L-. J 



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Sebastianus Coccius, 

Rektor der Schwabisch Haller Lateinschule (1525—1548). 

Ein Lebensbild, 

entworfen von Karl Kern, K. Rektor des Progymnasiums Kitzingen. 

Der Mann, mit dem sich die folgenden Blotter beschaftigen, 
ist der Verfasser einer Schulordnung 1 von Schw. Hall aus dem 
Jahre 1543 („Qua ratione pueri Halae Suevorum insti- 
tuantur, prius quaip mittantur ad academias, syn- 
tagma Sebastiani Coccij"), welche ich auf Grund archiva- 
lischen Befundes im Stadtarchiv Nfirdlingen ver5ffentlicht habe.* 
Wenn es mir gelungen ist, dadurch die Auftnerksamkeit mass- 



1 zitiert mit N A. 

2 Kern, Karl Hermann, Schwabische Schulordnung vom Jahre 
1543 und ihre Beziehungen zu der Wurttemberger Schulordnung 1559. 
Kitzingen, Programm des Progymnasiums 1901. 

Ausserdem werden haufiger zitiert: 
Ernst, Viktor: Briefwechsel des Herzogs Christoph von Wurttem- 

berg. I. (1899) 
Forstemann, Carl Ed.: Album Academiae Vitebergensis. (1841) 
Gmelin, Julius: Hallische Geschichte. (1896) 
Hartmann, Julius— J a g e r , Karl: Johann Brenz. (1840 u. 42) 
Kolb, Chr.: Zur Geschichte des alten Haller Gymnasiums. (1889) 
N: Akten des Nordlinger Stadtarchivs. 

N A: s. o. N B. = De lectionis repetitione in schola Hallensi. (Ver- 
fasser ohne Zweifel Coccius). Abgedruckt bei Kern, Anhang 
II. S. 67—73 
Pfaff, Karl: Versuch einer Geschichte des gelehrten Unterrichtswesens 

in Wurttemberg. (1842) 
Pfister, J. C: Herzog Christoph zu Wirtemberg, II. (1820) 
St: Akten des K. Wurtt. Haus- und Staatsarchivs in Stuttgart. 
Stalin, Christoph Friedr.: Wirtembergische Geschichte. IV. (1873) 
Toepke. Gust.: Die Matrikel der Universitat Heidelberg. I. (1884) 
Wibel, Joh. Christian: Hohenlohische Kirchen- u. Reform ations historic 

IV. (1755) 
W. K.-G. = Wurttembergische Kirchengeschichte. (1893) 



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, „ ■■ 1 - p» ^ 



Sebastianus Coccius. 79 

gebender Kreise auf dieses „syntagma tf zu lenken und vor allem 
den Nachweis zu fuhren, dass die Arbeit des Haller Rektors in 
der grossen wQrttembergischen Schulordnung 1559 beachtenswerte 
Verwendung gefunden hat, so ergibt sich mir daraus nicht bloss 
die Berechtigung, sondern auch die Pflicht, die Leser mit dem 
Lebensgang eines Mannes bekannt zu machen, der auf die Ge- 
staltung des hSheren Schulwesens in seinem Vaterlande bis herein 
in unsere Zeiten mitbestimmend gewirkt hat, insofern als dieses 
heute noch auf dem Grunde fusst, der durch die S.-O. Wiirttem- 
bergs im Jahre 1559 gelegt wurde. 



I. Jugendzeit (1504 (?)— 1525). 

Die Aufgabe, die wir uns mit der Zeichnung des Lebens- 
bildes von Sebastianus Coccius gestellt haben, ist nicht eben dank- 
bar. Die Quellen, aus denen wir schSpfen konnen, fliessen zum 
grossen Teile nur sehr sparlich. Sie lassen uns flir die Kindheit 
und die geistige Entwicklungsperiode des JUnglings fast ganz im 
Stiche, so dass wir fur diesen Abschnitt seines Lebens in der 
Hauptsacbe auf blosse Vermutungen angewiesen sind. 

Schon die Frage, wo seine Wiege stand, la*sst sich nicht 
mit v&liger Sicherheit beantworten. Pfaff 1 nennt ihn einen 
Landsmann des schw&bischen Reformators Johann Brenz, der ihn 
von Cannstatt, wo er bisher gelehrt, an seine Seite nach Hall als 
Rektor der dortigen Lateinschule berufen habe. Demnach ware 
er, wie auch Kolb annimmt, 2 in Weilderstadt geboren, ein Reichs- 
stadtkind. Dem steht aber das Zeugnis des Herzogs Christoph 
von Wflrttemberg entgegen, der ihn „ein Land skin d a 3 nennt. 
Wenn sich nun Coccius in seiner Schrift gegen Schwenckfeld 4 
^Sebastianus Coccius Constatinus tt heisst und gewissermassen 
zur Erkl&rung, wie er, der Haller Schulmeister, dazu komme gegen 
den Schw&rmer polemisch aufzutreten, in der Vorrede betont, dass 
ihm die Liebe zu seinem Vaterland und seiner Freundschaft die 
Feder in die Hand drticke, 5 wenn er ferner in einer Beschwerde- 

x Pfaff, 46. 
* Kolb, 16. 
1 Ernst, no. 196. 

4 Das Nahere hieruber s. Kapitel II. 

5 „weyl solliche leer viel in meinem vatterland, unter welchen mir 
etlich nahent verwant, .... vergifftet." A. 4 a. Cannstatt ist als 
ein Hauptsitz der Schwenckfelder bekannt. W. K. G. 354. 



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80 Kern. 

schrift an den Herzog Christoph 1 Klage dartiber flihrt, dass ihn 
sein Widersacher, der Hofmeister von Lichau „ein verr&ter seins 
vaterlands und der armen leut zu Cantstatt" genannt habe, so 
wird unsere Annahme, dass die genannte Stadt seine Heimat sei, 
sieh von der Wahrheit nicht mehr weit entfernen. 2 

Fiir die Bestimmung seines Geburtsjahrs hat uns ein 
freundliches Geschick einen Anhaltspunkt gegonnt. Ein fBnfzehn- 
jahriger Zflgling der Klosterschule in Bebenhausen stand an der 
offenen Gruft des Mannes, dessen miiden Leib man in der Kloster- 
kirche zur ewigen Ruhe gebettet, nahm die hier gewonnenen Ein- 
drucke in sein empf&ngliches Herz auf und legte sie nieder in einer 
Elegie „ad tumulum Sebastiani Coccyi, illustrissimi Prin- 
cipis Eberhardi Ducis Wirtembergensis etc. Praeceptoris fidelissimi." 3 
Es ist m. W. der erste uns erhalten gebliebene poetische Erguss 
des nachmals so viel genannten Philologen und Dichters Nicode- 
mus Frischlin. 4 Der angehende Musensohn gibt uns nun das 
Alter des von ihm besungenen Pr&zeptors also an: 

Cumque decern lustris actis accesserat annus 

Octavus, rupit stamina Parca fera. 
Darnach war also Coccius, der im September 1562 aus dem Leben 
schied, im Jahre 1505 oder allerfriihestens im letzten Viertel des 
Jahres 1504 geboren. 

Auf die weiteren Fragen nach seiner Herkunft, nach dem 
Namen seiner Familie, nach der Schule, in der er den Grund zu 
seiner Bildung legte, nach dem Orte, wo er dem studium generale 
oblag, nach den akademischen Graden, die er sich erworben hat, 
linden wir wiederum keine ausreichende Antwort Pfister 5 und 



1 St. Undatierte Handschrift mit dem Vermerk von des Herzogs 
Hand: „Sebastiani Cocci supplikation wider den von Luchow." Sie ist 
ohne Zweifel in das Jahr 1562 zu verlegen. 

2 Auch Stalin IV, 772 halt die Angabe „Coccius aus Cannstatt" 
aufrecht. Sie findet sich schon bei Pfister II, 61. 

s Nicodemi Frischlin i operum poeticorum pars elegiaca 
XVIII, 7. (Argentorati 1601). Entstand vielleicht das opus auf Anreg- 
ung des Vorstandes der Klosterschule, des (ersten evangel.) Abtes 
D. Eberh. Bidenbach, der, selbst ergriffen von dem Tod des ihm 
durch seinen Schwiegervater Brenz nahestehenden Praceptors am Hofe 
des Landesherrn, seinen Schulern den zur Uebung in hofischer Poesie 
trefflich geeigneten Stoff vorlegte ? 

4 David Friedrich Strauss, Leben und Schriften des Dich- 
ters und Philologen Nicodemus Frischlin (1856) S. 16. 

b Pfister, 61. 



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Sebastianus Coccius. 81 

Stalin 1 geben ebenso wie Jocher-Adelung 2 als seinen Famiiien- 
namen „Koch" an, aber ohne Bezeichnung der Quelle. 

Ueber seine Herkunft lasst sich ebensowenig etwas Sicheres 
bestimmen. Denn wenn er sich sp&ter einen „armen schlechten 
Gesellen" nennt, der bei seinen Zoglingen, dem Prinzen Eberhard 
von Wttrttemberg und den ihm beigegebenen Edelknaben am Hofe, 
verachtet sei, so will er damit doch nur im allgemeinen den ge- 
waltigen Standesunterschied betonen, der ihn von seinen hochge- 
borenen Schulern trennt. Nur so viel geht daraus hervor, dass 
er keinem adeligen Geschlecht entsprossen, was freilich die Wahl 
des lateinisclien Namens Coccius allein schon verbieten wurde an- 
zunehmen. 

Die Elemente seiner Bildung wird Coccius sicherlich in der 
Lateinschule seiner Vaterstadt sich geholt haben. Nun war 
die Landesuniversitat Tubingen damals, ira zweiten Decennium 
des 16. Jahrhunderts, eine Heimstatte von Geistesgrossen ent> 
schiedenster humanistischer Riclitung, wie Bebel, Franz Stadianus 
umd Melanchthon, wenn auch die offizielle Reform der Universit&t 
im Geiste der Humanisten erst ein paar Jahre spater (1525) er- 
folgte. Sicherlich haben ihre Jtinger der neuen Richtung an den 
Partikularschulen rasch Eingang verschaflft, da sie ja dort selten durch 
eine offiziell gliltige Schulordnung eingeengt waren. So wird auch 
in dem benachbarten Cannstatt des humanistischen Geistes ein 
Hauch geweht haben, wenn auch die Spuren der alten Richtung 
sich dadurcb noch nicht vollig verwischen liessen. 

Bevor Coccius an die Hochschule ubertrat, musste er wohl 
noch an einer anderen Schule mit h5herem Unterrichtsziel seine 
Vorstudien beenden. Am nachsten lage es den jungen Lateiner 
nach dem benachbarten Stuttgart wandern zu lassen, aber die 
Bemerkung Coccius' fiber den in seiner Jugend genossenen Unter- 
richt in der Dialektik 8 weist auf das P&dagogium in Tubingen 
hin, wenn anders Jul. Wagners Behauptung richtig ist, dass diese 
Wissenschaft an den Trivialschulen Wiirttembergs bis 1534 nicht 
gelehrt wurde. 4 Man konnte aber auch daran denken, dass Coccius 



1 Stalin IV, 772. 

? Jocher-Adelung, Allgemeines Gelehrten-Lexikon, s. v. Coc- 
cyus, Sebastianus. 

3 N A Bl. 35 b. 

4 Wagner, Das Gelehrtenschulwesen des Herzogtums Wurttem- 
berg in den Jahren 1500—1534 (1894). I. 140 f. 

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82 Kern. 

in ein Kloster 1 ubertrat. Wenn er in seinem syntagma einerseits 
fiber den Verfall der KlSster und andererseits fiber das Streben 
der Jugend, klosterlich-strenger Schulzucht moglichst rasch zu ent- 
wachsen und in den Strudel der akademischen Preiheit sich zu 
stfirzen,. laute Klage fuhrt, 2 so konnte es allerdings scheinen, als 
klinge aus diesen Worten die Sehnsucht nach der alten Zucht, wie 
sie in den Klosterschulen gehandhabt worden war, deren hohen 
erzieherischen Wert er an sich selbst hatte erfahren dfirfen. 

Die einzige Bemerkung, die er fiber seine Schfilerzeit 
macht, ist nicht eben schmeichelhaft fiir seine Lehrer. Es ist aber 
dabei nicht zu iibersehen, dass Coccius an dieser Stelle 3 bestrebt 
ist, die Fortschritte, welche die Unterrichtsmethode in der Dialektik 
(und Rhetorik) dank den grundlegenden Werken des Melanchthon 
seit jener Zeit gemacht hat, in helles Licht zu stellen, auf Kosten 
der Vergangenheit. 

Welche Universit&t hat nun Coccius besucht? Leider 
geben uns darttber selbst die Quellen, die sonst so reichlich fliessen, 
die Matrikelbficher n&mlich, keinerlei Auskunft. Weder die Tfib- 
inger Matrikel noch diejenige der Heidelberger Universitat enth&lt 
den Namen des nachmaligen Haller Rektors in den Jahren, die 
fttr ihn in Betracht kftmen. 4 Darum sind wir auch hier wieder 
nnr auf Vermutungen angewiesen ; diese fiihren uns aber eher nach 
Heidelberg als nach Tubingen. Einmal ward die letztge- 
nannte Universitat, seitdera das osterreichische Regiment in wtirt- 
tembergischen Landen sich festgesetzt hatte, von den Anh&ngern 
des neuen Glaubens gemieden. Sodanu aber — und das erscheint 
uns der ausschlaggebende Grund — lassen sich die F&den der 
Freundschaft, welche den nachmaligen Prediger und den Schul- 

1 Vielleicht Bebenhausen, dessen Kirche er sich nachmals als Ruhe- 
statte erwahlte („hanc sedem ossibus suis delegit" s. S.105.)? Die 
Heidelberger Universitatsmalrikel weist manche fratres Bebenhusenses 
als Studierende auf, z. B. aus dem Jahre 1521 „fr. Bernhardus Simele' 1 
und „fr. Sebastianus Hebenstreit". (T o e p k e , 528.) Vgl. damit die 
Ausfuhrungen fiber Cocdus* Universitatsstudien. 

5 N A Bl. 32a f. 

8 N A Bl. 35 a. 

4 Auch in den ubrigen Matrikelbuchern, die mir im Druck zu- 
ganglich waren, (Erfurt, Frankfurt a. O., Leipzig, Wittenberg) fand ich 
keine Spur. Ebensowenig kommt derName Sebastianus Coccius (Koch etc.) 
in den uns handschriftlich erhaltenen Matrikeln der Universitaten Basel, 
Ingolstadt, Koln und Wien vor. Ich verdanke diese Gewissheit den 
gutigen Bemuhungen verschiedener Herren. 



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Sebastianus Coccius. 83 

meister von Schw. Hall aufs innigste mit einander verband, nur 
in Heidelberg knflpfen. B r e n z hatte im Jahre 1512 die Heidel- 
berger Hochschule bezogen, war zwei Jahre darnach mit der Wiirde 
eines Baccalaureus bekleidet worden und hatte nach weiteren drei 
Jahren, 1517, das Magisterium an derselben Universit&t erlangt. 
In Heidelberg war es auch, wo Brenz den Augustinermonch von 
Wittenberg kennen lernte (April 1518) und durch die Wucht seiner 
Beweisgrunde uberzeugt zum entschiedensten Anhanger Luthers 
wurde. Er blieb bis 1522 in Heidelberg. Als Regens der bursa 
realium oder der Schwabenburse gewann er bedeutenden 
Einfluss auf die ihm anvertrauten Junglinge. 1 Unter ihnen mag 
auch der junge Coccius gewesen und ihm nahe getreten sein. 
Wenn sein Name sich nicht in der Matrikel von Heidelberg vor- 
findet, so kann das nicht gegen unsere Annahme angeftihrt wer- 
den, da die Fiihrung der Inskriptionslisten gerade in den Jahren, wo 
Coccius die Universitat bezogen haben wird, also 1519 oder 1520, 
durch die damals in Heidelberg wutende Pest erschwert war. 2 

Im Jahr 1522 weilte Coccius nach Pfaff 8 (der aber leider 
keine Quelle angibt) in seiner Heimat Cannstatt als Lehrer. 
Bis zu diesem Zeitpunkt konnte er nach den in Heidelberg gelten- 
den Bestimmungen dem Baccalaureatsexamen sich unterzogen haben. 
Sicher war seine T&tigkeit in Cannstatt nur vorubergehend. Es 
war damals eine sehr haufige Erscheinung, dass die jungen Stu- 
dierenden, besonders wenn sie den ersten Grad der akademischen 
Wftrden erlangt hatten, ihren Studiengang unterbrachen und zeit- 
weise in der Heimat oder an anderen Orten als Provisoren im 
Scbuldienst Stellung nahmen, sei es urn bei eintretendem Lehrer- 
mangel Aushilfe zu leisten oder um sich dadurch weitere Mittel 
zur Fortsetzung der Universit&tsstudien zu verschaffen. Pfaffs An- 
gabe, wonach Coccius 1523 Cannstatt verliess, um einem Rufe 
Brenz's nach Hall zu folgen, 4 (eine Angabe, welche durch die im 
syntagma (1543) gemachte Bemerkung uber seine 18j&hrige T&tig- 
keit an der Haller Schule 5 auf das bundigste widerlegt ist,) diirfte 
ihre einfachste Erklarung finden, wenn wir annehmen, dass Coccius 



1 Hartmann-Jager, I. 22 ff. 

2 Toepke, I, XXXIX f. 
8 Pfaff, 46. 

4 Pfaff, 46. 
6 N A Bl. 2 b. 



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84 Kern. 

in diesem Jahre sich wieder der University zuwendete, um sich 
auf das magisterium vorzubereiten. 1 

Das Jahr 1525 findet nun aber unsern Coccius in oder 
bei Cannstatt als „pawrischen aufruerer, der .... in der paw- 
rischen aufruer gewesen, den pawren zur aufruer geraten und ge- 
holfen". 2 Mag dieser Vorwurf, der ihm nach raehr denn «S0 Jahren 
ins Gesicht geschleudert wird und wortiber der also Angegriffene 
bei Herzog Christoph bittere Klage flihrt, in der Form berechtigt 
sein oder nicht, so ist doch wohl als Tatsache festzuhalten, dass 
Coccius an den Wirren des Jahres personlich beteiligt war. 

Erinnern wir uns, dass der Bauernaufstand, anderwarts eine 
rein soziale Bewegung, im Herzogtum Wiirttemberg mit den poli- 
tischen Ereignissen des Landes Hand in Hand ging, „Der Hass 
gegen die (osterreichische) Fremdherrschaft, welche das Land be- 
sass, und die Welschen, die das Land dem angestammteu Herzog 
entreissen halfen und verwiistet hatten a , 3 machte sich bei dem 
Bauernaufstand Luft. Herzog Ulrich unternahm den Versuch im 
Anschluss an diese Bauernbewegung sein Land wiederzuerobern. 
„Von vielen Seiten stromte ihm das Volk in freiwilliger Ergeben- 
heit zu a ; 4 es erblickte in ihm nicht bloss den vergewaltigten Fursten, 
dem beizustehen jedes Patrioten heiligste Pflicht sei, sondern auch 
den Mann, der dem bisher mit Gewalt zuruckgehaltenen Evange- 
lium eine freie St&tte gew&hren werde. 6 Von diesem Gesichts- 
punkte aus kOnnen wir uns die Teilnahme unseres Coccius an der 
Bauernbewegung erklaren. Und wenn wir ihn schon in demselben 
Jahre in der Reichsstadt Hall wieder finden, so gehen wir wohl 
nicht irre in der Annahme, dass er sich zu rechter Zeit vor dem 
Un wetter fliichtete, das nach Niederwerfung des Aufstandes allent- 
halben in den wiirttembergischen Landen losbrach und sich vor 
allem liber den Anhftngern des evangelischen Glaubens entlud. 6 



1 Die Grabinschrift nennt ihn M agister (s. S. 105). 
* St (s. S. 80, Fussnote ')• 

3 W. K. G. 285. 

4 Stalin, IV, 266. 

6 Bossert, Wiirttemberg und Janssen (= Schriften des Vereins 
fur Reformationsgeschichte Nr. 5 u. 6 1884) S. 41. 
6 W. K. G. 287. 



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Sebastianus Coccius. 85 

II. Der Schwab. Haller Schulmeister 

(1525-1548). 

Endlich sind wir in der Darstelluug des Lebensganges unseres 
Schulmannes auf sicherem Boden angelangt. Freilich erfahren wir 
iiber die ausserenVerhaltnisse, in denen Coccius seine Haller 
Zeit verlebte, auch jetzt noch so viel wie nichts. Das Haller 
Archiv enthalt keinerlei Akten von Bedeutung iiber Coccius. 1 Aber 
auch das Schweigen sagt uns genug. 

Bisher hatte die B e s o 1 d u n g des Lehrers in den Einnah- 
men aus dem Schulgeld, in Naturalabgaben, in den Gefallen aus dem 
Kirchendienst usw. bestanden. 2 Nun aber ward (seit 1526) der 
Schulmeister und sein Provisor vom Rat besoldet. Diese Besoldung 
mag sich freilich in massigen Grenzen gehalten haben. Coccius* 
Vorganger, Johannes Regulus, bezog aus dem Einkommen des 
Barfusserklosters, dessen „ Guardian und Konvent dem Rat ihr 
Kloster libere resigniert" hatten und in das die Lateinschule ver- 
iest worden war, jahrlich 50 fl. 3 Im Jahre 1543 erhielt der 
Rektor der Lateinschule jahrlich 100 fl. 4 Denken wir nun an die 
Gehaltsverhftltnisse in anderen Reichsst&dten, 5 wo die Klagen der 
Lehrer fiber ungenugendes Einkommen nicht verstummen wollen, 
sondern eine Supplikation urn Gehaltsmehrung die andere schlagt, 
so darf man aus dem Schweigen in Hall wohl den Schluss Ziehen, 
dass dort fur den Erzieher der Jugend in ausreichender Weise 
gesorgt war dank den Bemuhungen Brenz's u. a. 

Nach dem syntagma hatte Coccius v o r 1543 an seiner 
Schule 2 oder 3 Mitarbeiter 6 . Entsprach diese Zahl auch nicht 
den Idealzust&nden, von denen die Lehrer traumen mochten, so 
reichte sie doch nach seinem eigenen Zeugnis hin, mit den Schiilern 
befriedigende Leistungen zu erzielen. 7 Im Jahre 1543 finden wir 
eine fiinfte Lehrkralt an der Haller Schule. 4 Die Bitte des Rektors 



1 Ich verdanke diese Fehlanzeige einer gutigen Mitteilung des 
Herrn Professors Kolb in Hall. 

* S. Paktverschreibung des Barth. Stich bei Joh. M u 1 1 e r, vor- 
und fruhreformat. SS.-OO. 176 f. 

3 Gmelin, 699. 

4 Kern, Anhang I. 

5 In Nordlingen z. B. bewegte sich der Gehalt des Schul- 
meisters in derselben Zeit zwischen 35 und 80 fl. 

* K e r n, 51 f. 
7 N A Bl. 8 a. 



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86 Kern. 

um Vermehrung der Lehrkr&fte war also erfullt worden. Coccius 
durfte darin mit Recht eine Anerkennung seiner Bestrebungen um 
Hebung seiner Schule von seiten der massgebenden Kreise er- 
blicken. Es musste ihn mit freudiger Genugtuung erfiillen, wenn 
er sah, wie seine Anstalt wuchs, 1 wie ihr nicht bios von der Stadt 
und ihrem Landgebiet, sondern auch von den benachbarten Ge- 
bieten die Schuler zustr5mten 2 . Zwar war er als einsichtiger 
Padagoge weit davon entfernt den Wert und die Bltite seiner 
Schule lediglich nach ihrer Prequenz zu beurteilen; er verhehlte 
sich vielmehr keineswegs, dass, zumal bei dem damaligen Schul- 
betrieb, die Erfolge der Lehrtatigkeit naturgem&ss beinahe im un- 
gekehrten Verhaltnisse zu der Grtfsse der Schulerzahl stehen miissten. 
Gleichwohl spricht er mit einem gewissen Stolze von der Menge 
der Zoglinge, die unter seiner Aegide die Schule absolviert 
und nach erfolgreichem Besuch der Universitat zu 
Amt und Wiirde gekommen seien. 3 

Ich konnte es mir nicht versagen, die Angabe des Coccius 
einer Prufung zu unterziehen, soweit es an der Hand der bisher 
im Druck vorliegenden Universit&tsraatrikeln moglich war. Um 
mich von dem Boden der Wahrscheinlichkeit nicht allzuweit zu 
entfemen, musste ich dabei die Studierenden aus dem Landgebiet 
Halls ausser Betracht lassen und mich lediglich auf die Schwab. 
Haller Stadtkinder beschranken. Somit kann und will diese Zu- 
sammenstellung nicht ein Bild von den tatsachlichen Verhaltnissen 
bieten. Sie hat nur insofern Wert, als sie im allgemeinen auf das 
Anwachsen der Frequenz und die Steigerung der Uuterrichtserfolge 

1 Coccius hatte 1543 in seiner Oberklasse 30 Schuler (N A Bl. 8 a). 
Demnach wird die Gesamtzahl der Zoglinge sich auf 180—200 belaufen 
haben. Coccius nennt selbst diese Zahl (N A Bl. 7 a), wenn auch ohne 
bestimmte Beziehung auf seine Schule. 

* Auch hier in Kitzingen habe ich eine Spur entdeckt, die beweist, 
dass die Haller Schule einen guten Namen hatte. Jacobus Kederer 
Kittingensis entschuldigt sich bei seinem Gonner Fridericus Artocopus 
(Bern beck), dass er nicht in Hall geblieben, sondern nach Heidelberg 
iibergesiedelt sei „propter ingentem numerum pauperum scholasticorum, 
qui eo tempore Halae fuerunt et adhuc assidue victum illic quaerunt 
Nullo igitur pacto per hanc hiemem Halae scholam visitare potui." d. d. 
Heidelbergae 24.11/1545. Bernbeck scheint also dem Brief schreiber den 
Besuch der Haller Schule empfohlen zu haben, bevor er die Univer- 
sitat beziehe. Im folgenden Jahre ist der Supplikant auf der Witten- 
berger Hochschule. (Kitzinger Archiv.) 

J N A Bl. 29 b. 



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Sebastianus Coccius. 87 

an der Haller Schule zu Coccius , Zeit einen ziemlich sicheren 
Ruckschluss Ziehen l&sst. Ich habe s&mtliche Matrikeln, die mir 
zug&nglich waren, zu Rate gezogen, begniige mich nun aber, hier 
nur die Ergebnisse aus den Heidelberger, 1 Tubinger 2 und Witten- 
berger 3 Matrikeln zusammenzustellen, weil Haller Studierende an 
den anderen Universit&ten nur ganz vereinzelt zu linden sind. 
Heidelberg Tttbingen Wittenberg 







(bis 1545) 


(1502-1560) 


1501-10: 16 (3 bacc. 


— mag.) 


5 


— 


1511-20: 16 (6 , 


2 , ) 


3 


2 


1521-30: 11 (3 , 


2 » ) 


5 


1 


1531-40: 12 (7 , 


4 . ) 


7 


2 


1541—50: 31 (13 „ 


8 „ ) 


5 


4 


1551-60: 7 (2 , 


- , ) 


— 


1 


1561-70: 4 (- , 


- , ) 


— 


— 



Die auffallende H o c h f 1 u t , welche der Besuch der Heidel- 
berger Akademie durch die Sohne der Reichsstadt am Kocher 
in dem funften Decennium des 16. Jahrhunderts zeigt und der 
vollig unvermittelte Riickgang in dem nachsten und in den 
folgenden Jahrzehnten, vor allem aber der starke Prozentsatz von 
baccalaurei und magistri in den Jahren 1531—50 ist 
wohl ein beredtes Zeugnis fur die aussere und mehr noch fur die 
innere Blute, welche die Haller Lateinschule unter Coccius' um- 
sichtiger Leitung auf ein paar Jahre erleben durfte. 

Fugen wir zu diesem rein objektiven Zahlenbefund noch ein 
paar mehr subjektiv gefarbte Urteile iiber die Lehrt^ltigkeit und 
Lehrerfolge des Schulmanns. Michael Gerasdorffer, Pra- 



1 T o e p k e. 

2 (Roth), Urkunden zur Geschichte der Universitat Tub- 
ingen (1877). 

3 Foerstemann, Album Academiae Vitebergensis I (1841). 
Dazu : J. Hartmann, Wittenberger Studenten aus wurttemb. 
Franken 1502—46 (= Zeitschrift des historischen Vereins fur das 
wurttemb. Franken. IX (1872) S. 235—39) und J. K o 8 1 1 i n, die Bacca- 
laurei und magistri der Wittenberger philosophischen Fakultat 
4 Osterprogramme der Univ. Halle -Wittenberg 1887 ff. Zu den von 
Hartmann genannten Studenten kommen noch : „ Johannes Rhedarius 
vel Rohlbach ex Hallis Suevice (!) dioc. Herbipol" inskribiert 30/6/1528, 
(Foerstemann 130 a) zum Magister promoviert 15/9/1528 (Ko s 1 1 i n 
II 19 b) und „Georgius Viecht Hallensis suevus", inskribiert 30/6/1546 
(Foerstemann 234 b). 



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88 Kern. 

zeptor des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg empfiehlt 
bei seiner Bewerbung um die Pfarrei Crailsheim Sebastianus Coccius 
mit folgenden Worten zu seinem Nachfolger: „Verum quod ad 
successorera in officio meo attinet, de quo te sollicitum esse non 
dubito, persuasum tuae magnificentiae esse velim, me nosse virura 
integerrimum ac eruditissimum, qui multo melius hoc 
officio meo fungi posset quam ego et suscipere non recusabit. Ego 
enim cum ipso hac de re hisce proximis diebus coram egi. Quem 
ego vel e millibus eligerem. Est enim homo probatis mori- 
bus ac singulari gravitate praeditus et insignis ar- 
tifex in instituendis et regendis pueris. Fui nuper 
Halis, ubi iam ludimagistrum agit. Vidi complures eius discipulos 
bona carmina et bene scribere, ut vere testari possim scholam, ut 
vocant trivialem, tam bene institutam nunquam vidisse .... Res 
ipsa testabitur et. . . . Dominus Brentius ita vobis commendabit, ut 
nihil sitis de eius et probatis moribus praeceptore dignis et erudi- 
tione excellenti tam in Graeca quam in latina lingua dubitaturi. 1 
Noch in spateren Dezennien gedachte ein dankbarer Schuler 
des Flors, dessen sich das Haller Schulwesen unter Coccius zu er- 
freuen hatte. Der Herausgeber der opera Brentii 2 schreibt in der 
Vorrede zu Tom. V : 3 Non autem sola ecclesia, sola respublica, sed 
et schola vestra floret, quam magna cum laude et ce- 
lebratione urbis vestrae olim rexit Sebastianus Coc- 
cyus, praeceptor meus charissimus. 

Worin lag wohl das Geheimnis der E r f o 1 g e bei unserem Haller 
Schulmaun? Was von Raumer seinem grossen Zeitgenossen Sturm in 
Strassburg nachruhmt : 4 den hellen Blick, mit dem er sein Ziel erfasste, 
die Beharrlichkeit und verstandige Fertigkeit, womit er es verfolgte, das 



1 Konsistorialregistratur Stuttgart. Akten der Pfarrei Crailsheim 
vol. 1, 96. Brief an den Statthalter Fr. v. Knoblochsdorff d. d. Crails- 
heim 6/11/1545. Ich verdanke dieses Zeugnis der Giite des Herrn 
Pfarrers Dr. G. B o s s e r t. S. auch dessen Aufsatz „Zur Charakteristik 
von Johannes Brenz" (= Blatter fur wurtt. Kirchengeschichte. Neue 
Folge, Jahrgang 1899. S. 127 ff.) S. 133. 

2 8 Foliobande, 1576—90 von dem Sohne Johannes Brenz in 
Gemeinschaft einiger Tiibinger Kollegen herausgegeben. 

3 „Clarissimis viris .... Consulibus, Praetoribus et Quinqueviris 
ac Senatui .... Imperialis urbis Halensis" gewidmet von Joh. Brentius, 
D. ct Professor Theologiae in academia Tubingensi. 1582. 

4 Karl von Raumer, Geschichte der Padagogik vom Wieder- 
aufbliihen klassischer Studien bis auf unsere Zeit (1872). I 215. 



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Sebastianus Coccius. 89 

tiefe Verstandnis fur die Ideen, die seine Zeit beseelten, diese 
einzelnen Ziige lassen sick audi bei Coccius nachweisen. 

Ein klar gestecktes Ziel* war es, das er verfolgte. 
Durchaus nicht zu hoch gegriffen, bewegte es sich in den Grenzen 
des wirklich Erreichbaren. Hoc solum effiendura, ut pueri ad 
cognitionem linguaeLatinae perveniant 1 und: Ut pueri 
recte et emendate sciant 1 o q u i .... hie fere nostrarum 
scholarura finis est. 2 Die Eloquenz also ist das letzte Ziel 
seiner Partikularschule, nicht aber die Eloquenz in dem Sinne 
Sturms , der aus seiner Schule eine Rhetorenschule nach alt- 
romischem Muster zu machen wunschte. Coccius wollte seinen 
Schiilern nur die solide Grundlage geben, ohne die ein erfolgreicher 
Besuch der Hochschule nicht denkbar erschien, 3 Sicherheit in 
der richtigen Handhabung der lateinischen Sprache 
in Wort und Schrift. Nach Coccius wurden die alten Klassiker 
uberhaupt nicht bloss vom rein formalen, rhetorischen Standpunkt 
aus gelesen; die lockende Frucht all der Miihen, denen sich der 
Knabe zu unterziehen hat, besteht ihm darin, dass dieser dereinst 
befahigt sein werde zur selbstandigen Lekture der Geisteserzeug- 
nisse aller Zeiten. Diese sind ihm aber die Schatzkammern nicht 
bloss des rhetorischen Apparats, sondern alles menschlichen Wissens 
uberhaupt. 4 

Auf welche Weise Coccius das Ziel mit seinen ZSglingen zu 
erreichen gesucht, habe ich an der Hand des syntagma im einzel- 
nen dargelegt. 5 Der streng methodische Aufbau seines 
Lehrplans tritt uns dort, wie in seinem Rektoratserlass „de 
lectionis repetitione in schola Hallensi" 6 an seine Mitarbeiter in 
klarster Zeichnung entgegen. Jedes der beiden Schriftstiicke lasst 
uns in dem Haller Rektor einen Meister der Didaktik erkennen. 
Diese Meisterschaft wusste er sich aber ebenso durch scharfe Be- 
obachtung bei der Ausiibung des praktischen Lehrerberufs zu er- 
werben, wie durch unermudliches Studium theoretischer Werke der 
grossen italienischen Padagogen: eines Petrus Paulus Vergerius, 

; N A Bl. 3 a. 
,* N A Bl. 39 a. 

* ebendas. „reliqua, quae ad eruditionis perfectionem pertinent, 
in publicis scholis tradentur". 

* N B 3 b „sibi labore suo earum linguarum cognitionem compa- 
ravit, quibus doctrina et sapientia praestantes viri sensa sua prodiderunt". 

5 K e r n , 48 ff . 

K e r n , Anhang II (67 ff.). 



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90 Kern. 

Mapheus Vegius, Baptista Guarinus, Aeneas Sylvius, ferner der 
deutschen Humanisten, wie Agrikola, Erasmus und Melanchthou. 
Intiraste Vertrautheit zeigt er aber mit dem fur die neuere P&da- 
gogik grundlegenden Werke des Spaniers Johannes Ludovicus Vives 
„de disciplinis a , das auch dem Padagogen unserer Tage noch eine 
ungeahute Fulle von Auregung zu bieten vermag, besonders mit 
dem zweiten Teile: „de tradendis disciplinis seu de institutione 
Christiana* 4 . 1 Ebenso aufmerksam verfolgte Coccius die Erschein- 
ungen des Buchermarktes, welche den praktischen Zwecken der Schule 
und des Unterrichts dienten, stets bestrebt, von dem Guten das Beste 
auszuw&hlen. Dabei war ihm aber nur das Wohl der Schuler 
massgebend. Das eigene Interesse muss zuriicktreten hinter der 
Rucksicht auf das, was den Knaben frommt. Fttr diese ist aber 
nichts gef&hrlicher, als variatio et mutatio praeceptorum et auc- 
torum. 2 

Es ist unbestrittener Verdienst des Humanismus, das psy- 
chologische Verst&ndnis wieder geweckt zu haben. Nur der 
Erzieher, welcher in die jugendliche Seele, in die dort wirken- 
den Kr&fte und Emptindungen Einblick gewonnen hat, ist befahigt, 
diese fur den Unterricht nutzbar zu macheu. Dass auch Coccius 
ein feiner psychologischer Beobachter war, wer mochte es leugnen ? 
Die beste Triebfeder zum Studium ist ihm die Freude an der 
Arbeit. Alles muss vermieden werden, was diese den Knaben 
rauben konnte, 3 vor allem ein Uebermass von Anforderungen ; deun 
nichts entmutigt ihn mehr, als das Geftihl des UnvermSgens. Die 
gesunde ambitio soil auf jede Weise geweckt und lebendig er- 
halten werden. Dazu dient in erster Linie das Lob und das Mittel 
der Lokation. Coccius halt darauf, dass jedesmal die besseren 
Schuler zuerst abgefragt werden. Diese kleine Auszeichaung ver- 
mag am besten den Eifer der andern anzuspornen. Dabei kenut 
er die Auswiichse des Ehrgeizes wohl und emptiehlt, sie recht- 
zeitig mit scharfem Schnitt zu entfernen ^cristas bene deicere." 4 
Das Mittel der korperlichen Zuchtigung ist nicht prin- 



1 N A Bl. 16 a. Fussnote '. 
- N A Bl. 35 b. 

3 N A Bl. 6b: semper hilarem dimittendum a ludo; Bl. 10 b: 
videndum est ne absterreantur, quod multis fit modis ; Bl. 24 b : augendi 
spiritus sunt, non f rangendi ; Bl. 37 b : studium discendi voluntate... 
constat. 

4 N A Bl. 10 b. 



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Sebastianus Coccius. 91 

zipiell ausgeschlossen, 1 ja sie wird zur unabweisbaren Notwendig- 
keit, wenn es sich urn Verfehlungen gegen die Schulzucht, beson- 
ders uio Widersetzlichkeit handelt, wo also die Autoritat der Schule 
zu wahren 1st. 2 Im allgemeinen geht aber durch das syntagma 
der Zug echt humanistischer Milde. Auf das aus mittel- 
alterlicher Zeit uberkoramene Institut der censores und asiui wagt 
Coccius freilich noch nicht zu verzichten; aber aus den kurzen 
Worten, die er ihm widmet, 3 geht hervor, dass er ihm nicht mehr 
die Bedeutung beimisst, die es in den Augen der mittelalterlichen 
Padagogen gehabt hatte. 

Ein besonderes Gewicht legt das syntagma auf das religiose 
Moment der Erziehung. Mit bemerkenswertem Nachdruck spricht 
Coccius an vielen Stellen von der hohen Aufgabe, welche die Schule 
nach dieser Seite zu erfullen hat. 4 Darum soil bei der Wahl des 
Lehrers nicht bloss gelehrtes Wissen, dialektisches und rhetorisches 
Konnen, sondern auch dessen innere Stellung zur Religion, zu Gott 
und seinem heiligen Wort den Ausschlag geben. 

Dass Coccius dies Ideal eines Lehrers und Erziehers selbst 
zu verwiiklichen bestrebt war und, soweit es iiberhaupt im mensch- 
lichen KSnnen liegt, es auch in Wahrheit darstellte, geht aus dem 
Gesagten hervor. Er hat sich selbst gezeichnet, wenn er sagt: 
eligatur vir, qui logicas artes didicerit earumque usum ac firmam 
facultatem audiendis et legendis bonis auctoribus utriusque linguae 
et disputando sibi comparaverit ; deinde, qui sacras litter as arden- 
tissimo studio colat noctes atque dies in eoque perseveret, qui non 
solum sibi, verum etiam discipulis suis familiaria biblia red- 
dat theologumque et vita et moribus et doctrina agat 5 

So war denn die Tatigkeit unseres Schulmeisters in der 
Reichsstadt von reichem Erfolg begleitet. Der Schule war aber 
auch der grosste Teil seiner Zeit gewidmet. 6 Wenn er von seinen 



1 N A Bl. 13 b : ut nunc mores sunt hominum, scholae virgis carere 
non possunt. 

5 N B Bl. 5b: Relatrans iterum caeditur, relatrare perseverans 
denuo ac toties, quoties relatraverit. 

3 N A Bl. 38 b. 

4 N A Bl. 12 a: Quamobrem hoc maxime ac etiam aliud agentes 
agere convenit, ut omnia ad hunc finem referamus. 

6 N A Bl. 29 a. 

6 N A Bl. 38b: complexus sum inter tot negotia . . . omnia . . . 
exercitia. 



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92 Kern. 

Amtsgenossen sorgfaltigste Vorbereitung forderte, 1 so ging er ihnen 
darin sicherlich mit dem besten Beispiel voran. 

Ferner blieb er, wie wir im „syntagma a gesehen haben, mit 
den Fortschritten auf dem Gebiete der Didaktik und Padagogik 
in steter Fuhlung und suchte diese Studien zum besten seiner 
Sclmle zu verwenden. Reichste Anregung mochte er hieflir in dem 
Freundeskreise finden, 2 in den ihn die Gunst des Geschicks und 
die Gleichheit der Ideen und Anschauungen gefiihrt hatte und 
dessen Mittelpunkt der Reformator der Reichsstadt war. 

Johannes Brenz stand mit den bedeutendsten M&nnern seiner 
Zeit in Kirche und Schule, wie Luther, Melanchthon, Camerarius, 
in best&ndigem brieflichen Verkehr. Sein Rat ward von alien 
Seiten begehrt. Herzog Ulrich berief ihn sogar zur Reform der 
Universitat Tubingen und erbat ihn dazu auf ein Jahr von den 
Hallern. „Die Besonnenheit des Drteils und der klare Blick ftir 
die Wirklichkeit der Dinge a , 3 ein Ausfluss der Ruhe des Geistes, 
welche den Reformator auszeichnete, befilhigten ihn zur Losung 
dieser Fragen. Ohne Zweifel wurden sie zuvor im engen Kreise 
der Freunde auf das lebhafteste besprochen. 

So blieb auch der Schulmann Coccius in engster Fuhlung mit 
den wichtigsten Tagesereignissen , besonders aber mit den die 
theologische Welt bewegenden Fragen kirchenpolitischer und dog- 
matischer Art. 

Seine literarischen Leistungen verdanken wir denn, abgesehen 
von den aus seinem schulmannischen Berufe hervorgegangenen und 
fttr die Schule berechneten Arbeiten, 4 den in dem theologischen 
Kreise gewonnenen Anregungen. 

Das erste Werk, das unsers Wissens Coccius im Druck er- 
scheinen liess, ist eine Uebersetzung von 22 Brenz'schen Tiirken- 



1 N B Bl. 1 a : docens instructus ad scholam veniat. 

2 N A Bl. 2b: de qua cum doctioribus saepe contuli. 

3 B o s s e r t, Zur Charakteristik von Johannes Brenz. 131. 

4 s. N A Bl. 10 a und Fussn. \ 

15 b : annotationes, quas .... in hunc libellum edemus. Es 

ist damit sicherlich N B gemeint. 
22 a: Nos scholae nostrae adornamus quoque libellum de 

moribus et tuenda valetudine etc. Ob der Gedanke Ver- 

wirklichung fand, erscheint fraglich. 
N B 1 a : traditae sunt regulae a nobis . . . quoties legitimus . . • 

prdo . . . non servetur. 



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Sebastianus Coccius. 93 

predigten. 1 „Zwo vnd // zwaintzig Predig//den turkischen krieg 
vnd // ander zufallend vnfall betref- // fend, sampt aim bericht, 2 
wess // sich darinn zuhalten, durch // Johan Brentzen gepre- // digt. 
Mit einer vor-//rhed D. Martin // Luthers. Newlich durch Seba- 
stian // Coccyum verteutscht." 8°. 144 Bl. Letzte Seite leer. Bl. 
144 a a. E. »Gedruckt zu Niirnberg durch Friderich Peypus. 1532." 
Brenz hatte sie im Jahre 1529 gehalten, da der Erbfeind der Christen- 
heit bis vor Wien gedrungen war. Als nun zwei Jahre darnach aufs 
neue die Tiirkengefahr drohte, hatte er, von Luther bestimmt, die 
Predigten in lateinischer Sprache im Druck ausgehen lassen. 

Was Coccius zu der Uebersetzung bestimmte, teilt er uns in 
der Vorrede mit, die er „dem Erbarn vnd hochachtparn Herr 
Georg Vogler, des durchleuchtigen hochgebornen Ftirsten vnd Herrn, 
Herr Georgen Marggrauen zu Brandenburg etc. Cantzler . . . u 
widmete. 3 In erster Linie war es der Wunsch, die Predigten „in 
disen schwftren, gefahrlichen leuffen* weiteren Kreisen zug&nglich 
zu machen. „Zum andern a , f&hrt Coccius fort, „hab ich mich der 
arbeit auch darum undernumen, mich in der teutschen sprach 
zu uben und mein schreyberey, zu welcher mich ewre 
hochachtpare weyssheit newlich geweicht hat, an 
eim guten handel anfahen, damit sie auch ein gnt end 
neme .... Diss biichle aber, so vil mein daran ist, schicke ich 
Ewer H. W. zu, mein dankbar gemiit fur alt und new bewisen 
gutthat doch ein mal ein wenig zn eroffnen." 

Welcher Art die hier bertihrten Beziehungen des Haller 
Schulmeisters zu dem Kanzler waren. entzieht sich zur Zeit noch 
meiner Kenntnis. Ohne Zweifel wurden sie durch Brenz vermittelt, 
der an der Ansbach-Niirnbergischen K.-O. vom Jahre 1533 hervor- 
ragenden Anteil hatte * und dadurch wohl mit dem Kanzler persfln- 
lich bekannt geworden war. ft 



1 Homiliae viginti duae, sub incursionem Turcarum in Germaniam, 
ad populum dictae. Autore Joanne Brentio. Cum praefatione D. 
Martini Lutheri. Vitebergae 1532. 

? Bl. 136 b : „Wie sich Prediger / vnd Leyen halten sollen, so der 
//Turke Teutschland vberfallen // wurde, Christliche vn notdurfftige // 
vnterricht Johannis Brentzij" (1531 zu Wittenberg erschienen. Hart- 
mann-Jager, I 391). 

8 d. d. Hall in Schwaben am abent Petri und Pauli im tausent 
funffhundert und zwey und dreyssigsten Jare. 

4 Hartmann-Jager, I 394 ff. 

6 e b e n d a s. I 440 ff. 



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94 Kern. 

Uns interessiert hier der Uebersetzer Coccius. Es ist 
fur den Humanisten bezeichnend, dass er behauptet, er miisse sich 
erst in der deutschen Sprache tiben, urn sie richtig handhaben zu 
kftnnen. In Wahrheit verstand er sich, wie wir sehen werden, 
sehr wohl auf seine Muttersprache trad wusste sie in ilirer natfirlichen 
Derbheit, die sie damals noch auszeichnete, trefflich wiederzugeben. 

Ohne Zweifel war Coccius seinerzeit selbst unter den Reihen 
der and&chtigen Zuhorer gesessen und hatte den machtigen Ein- 
druck der Predigten, die sie auf die Gemeinde getibt, an sich selbst 
erfahren. Er konnte nun seine Aufgabe nicht darin erblicken, den 
vor ihm liegenden lateinischen Text in seiner knappen Kfirze 
wiederzugeben. Sollten die Predigten, zumal ini Druck, auf die 
Leser aus dem Volk wirken, so mussten sie auch das populfcre 
Kolorit wiedergeben, wodurch sich der Prediger auszeichnete. 1 

Dies tritt uns aber vor allem in dem grossen Reichtuin an 
Sprichwortern und volkstiinilichen Redensarten ent- 
gegen. Nicht bloss Brenz, auch der Uebersetzer verfugt fiber einen 
grossen Schatz an solchen. Ein paar Beispiele raogen genfigen; 
sie sollen zugleich einen Beitrag zu dem interessanten Kapitel von 
dem Reichtum der deutschen Sprache frttherer Jahrhunderte an 
Sprichwortern, Metaphern, Euphemismen u. s. w. liefern, welche 
die Darstellung so anziehend und lebendig machen: 

Ultima necessitate premi : es geht einem an den riemen ; 
ad summam necessitatem per venire: es kommt an den knopf ; perire : 
zu schaittern gehen; alios mores induere: in eine andere haut 
schliefen ; viam capessere : den weg unter die fttsse nehmen ; omnis 
furor vulgi in ipsura (sc. ducem) effunditur: die hauptleut mfissen 
die zech bezahlen; neglegere preces: das gebet auf die fiber thiir 
setzen; convicia exspuere : boss karten auswerfen; imponere alicui : 
jemand fiber das sail werf en ; ego sane, si Turca irrumpat, metuo, 
ne graviter nos sit affecturus : mir graut fast tibel vor der suppen, 
wenn der Tfirk fiber uns kommen sollt. 

An Stelle des knappen lateinischen Ausdrucks linden wir bei 
Coccius rhetorische Ffille: festinare : eilen und zappeln ; 
evertere: umbkeren und sturzen; exsibilare: verpfeifen und ver- 
lachen; videbat populum tumultuare: er sah des volks getfimmel, 
rumor und wesen; voracitate et ingluvie: mit schlemmen, demmen 

1 Brenz schrieb seine Predigten lateinisch nieder und ubersetzte 
sie beini Vortrag aus dem Stegreif in die deutsche Muttersprache 
(Hartmann-Jager, II 482). 



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Sebastianus Coccius. 95 

und prassen ; omnis mora : all weil und zeit, all stund und augen- 
blick; nobiles: edelleut, gross federhansen; Aegyptiae deliciae: 
das geschleck und genasch in Egypten; adolescentes vix cunas 
egressi: junge rotzmauler, die kaum aus der wiegen gangen, 
denen die windel noch am ars hanget ; apage : Gott, das w6lln mir 
nit thun, weit dannen mit dir! 

Selten begegnen wir Latinismen, wie : ne tantum malum 
advenis viris inferrent : dass sie sollich ubel nit an frembd manner 
legten. Dagegen weiss Coccius Wortspiele des lateinischen 
Originals treffend wiederzugeben. Wie meisterhaft ist z. B. fol- 
gende Stelle tibersetzt: non animadvertas te onus potius gravissi- 
mum quam honorem clarissimum ambire? Merkst du nit, das du 
viel mer ain schweren last dann ain hellen glast begerste? 

Mit welchem Interesse Coccius die exegetischen Studien 
seines Freundes verfolgte, das lasst uns die Tatsache erkennen, 
dass er mehrere dieser Arbeiten mit einem carmen ad lectorem 
begleiten durfte. So linden sich in dem Kommentar zum Johannes- 
evangelium 1 (Ausgg. 1528, 1529 und 1532 2 ) in dem zum 2. Buch 
Mosis 3 (1538) und, urn das vorgreifend zu erwahnen, auch in seiner 
Apologiae Confessionis .... Wirtenbergensis mpixon^i raptor/] 4 (Ausg. 
1556 5 ) Distichen, in denen sich Coccius an den Leser wendet. 
Diese „Gedichte a sind einerseits redende Zeugnisse seiner Freund- 
schaft mit Brenz und der hohen Wertschatzung, deren er sich 
bei diesem zu erfreuen hatte ; andererseits lassen sie uns erkennen, 
dass der Magister, der auf die Schuliibungen in der „Poetik a so 
grossen Wert legte, selbst eine bemerkenswerte Fertigkeit im 
Versemachen besass, wenn ihm auch die dichterische Ader, der 
poetische Schwung abging. Sie seien darum im Anhang wieder- 
gegeben. Unverkennbar ist darin der Fortschritt in der Sicherheit, 
mit der er die lateinische Sprache auch in gebundener Rede be- 
herrscht. Gegeniiber dem ersten carmen (1528), welches formell 
und stofflich noch manche Harten aufweist, zeichnet sich das zweite 
durch Schlichtheit und Innigkeit, das dritte durch Klarheit nach 
Form und Inhalt aus. 

An den dogmatischen Streitfragen seiner Zeit , bei 



1 Hartmann-Jager, I 386 f. 

2 Die Ausgg. 1527 und 1533 enthalten das carmen nicht. 

3 ebendas. II 65 ff. 

4 ebendas. II 321 ff. 

6 Die Ausg. 1553 enthalt das carmen nicht. 



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96 Kern. 

welchen Brenz den Mittelpunkt der siiddeutschen Theologen bildete, 
nahm auch Coccius den regsten Anteil. 

Nachdem der Strom der sozialen Bewegung des Jahres 1525 
hier durch die Gewalt der Waffen, dort durch den Eiufluss der 
evangelischen Predigt in sein Bette zuriickgeleitet war, drohte 
der ruhigen Entwickelung des jungen Kirchenwesens eine neue 
Gefahr in dem Abendmahlsstreit und dem Taufertum. Mit dem 
letzteren haben wir uns hier zu beschaftigen, insoferne, als Coccius 
sich veranlasst sah, in den Kampf gegen eine verwandte Erschein- 
ung desselben mit der Feder einzutreten. 

Bei einem Besuche in seiner Heimat Cannstatt musste Coccius 
mit Schmerzen erfahren, wie weite Kreise, darunter auch manche 
seiner nachsten Verwandten, von der Irrlehre Schwenckfelds „ver- 
gifftet a waren. Es fiel ihm auf der Reise ein Buchlein in die 
Hande „von der Gtftlichen herrligkeyt der Menscheyt Christi in 
der Glorien*, in welchem der Sch warmer die Menschheit Christi 
zu bestreiten schien. Voll Betrubnis fiber die mit eigenen Augen 
geschaute Verwirrung in seiner Heimatgemeinde kehrte er nach 
Hall zuriick und griff, ohne Zweifel mit Zustimmung der dortigen 
Theologen, zur Peder, um Schwenckfelds Irrtlimer aufzudecken in 
seiner Schrift: ,,Kurtze verzeychniiss Se-//bastiani Coccyi Consta- 
tini, auff // Herr Caspar Schwenckfelders Buchlein, Von // der G6tt- 
lichen Herrligkeyt der Menscheyt Chri-//sti in der Glorien etc. 
diss tausent funffhun-//dert vnd zwey vnd viertzigst Jar. // An 
den Durchleuchtigen hochgebornen Ftirsten // vnd Herrn, Herrn 
Philipsen Landtgrauen // zu Hessen etc. geschrieben." s. 1. M. D. x 1 iij. 

Aber die Bewegung, die in den Kreisen des wttrttembergischen 
Adels, ja am herzoglichen Hofe selbst eifrige Anh&nger hatte, 1 
war nicht einzudanimen, obwohl vor und nach Coccius die Theologen 
ihre Federn gegen Schwenckfeld spitzten. 2 Im Jahre 1545 mussten 
Schnepf und der Cannstatter Prediger Martin CI ess, weil ein 
Abfall von ganz Cannstatt zu befurchten war, denAntrag stellen, 
dass der Burger Andreas Neff, der Schwenckfelds Ansichten in 
Versammlungen vortrug, ins Gefangnis geworfen werde. Das war 
ohne Zweifel fur Coccius der Anlass, zum zweitenmal seine warnende 
Stimme gegen Schwenckfeld zu erheben. Er tat dies in dem Buche : 
„Verlegung der Zwfllff Vrsachen, mit welchen Chaspar // Schwenck- 



1 Heyd, Ulrich, Herzog zu Wurttemberg. (1841-44) III 75. 
* a. a. O. Ill 73 f. W. K. G. 354. 



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Sebastianus Coccius. 97 

feld vermeynt zuerweisen, das der // Heylig Geyst, Christi leib nit 
In vnd Auss // der Jungkfrawen Marie leib er- // schaffen habe. // 
Darch // Sebastianum Coccyum //. Mit einer Christlichen vorred 
//Johannis Brentij. // M. D. XLVI." 

Die Wttrdigung und Priifung beider Streitschriften auf ihren 
dogmatischen Wert muss ich der berufenen Feder eines Theologen 
flberlassen and begntige mich mit dem Hinweise, dass sie ans dem 
Haller Freundeskreise stammen, also gewiss bis in die kleinsten 
Details der genauesten Durchsicht von Seite des Reformators Brenz 
unterzogen worden waren, bevor sie m die Oeffentlichkeit hinaus- 
gingen. 1 Fiir uns bieten die beiden Werke nur insoferne ein 
Interesse, als sie uns Einblicke in die geistige Rustkammer des 
Schulmannes gestatten und auch ein paar Anhaltspunkte fiir seinen 
ausseren Lebensgang bieten. 

Die erste seiner polemischen Schriften widmet Coccius in 
der Vorrede d. d. „Hall Donnerstag nach Martini (= 16/11). Im 
1542. Jare" „Dem Erbarn vnd Ehrnuesten Lucas Beerlin zu 
Diinkelspuhel", seinem „gepietenden lieben Junckherrn." „Ich hab 
sollich mein gering werk," sagt er, „E. E. wflllen zuschreiben, mich 
doch ein wenig gegen so vielen von E. E. entpfangenen gutthaten 
danckbar zu erzeygen". Am Schluss seiner Widmungsepistel ent- 
bietet er Grttsse: „allen andern meinen gepietenden lieben Junck- 
herrn, vnd Herrn Hansen Eberharten. M. Michael Bawr 2 . Hansen 
Harscher. 3 In sonderheyt auch dem wirdigen vnd hochgelarten 
Herr Jacoben Plattenhurt (!) 4 der rechten Licentiaten, meinem lieben 
Herrn Gevattern, vnd ewrem Pfarherrn M. Bernhart Wurtzelmann." 5 

1 Fur die zweite Schrif t „Verlegung" ist dies durch . Brenz' Vor- 
rede ausdriicklich bezeugt. 

* „Michael Rustici de Dinkelspiel, August, dio." inskrib. 
an der Universitat Heidelberg 21/10/1512; baccalar. artium via moderna 
19/1/1514 (Toepke, I 488); raagister art. 1517/18 (II 438), ein Jahr vor 
Brenz ! 

8 Ihm eignet Coccius die zweite Streitschrift gegen Schwenckfeld 
zu als seinem „gunstigen lieben herrn und freund" „der schuldigen 
dankbarkeyt viler gutthaten halben". 

* „Jacobus Plattenhardt (!) Esslingen 14. iunij" 1530 in 
Wittenberg inskribiert. (Fors tenia nn 139b). Derselbe 1527 in 
Marburg (Caesar, Catalogus Studiosorum Scholae Marpurgensis 
[4 Bande 1875-87] I 3 b.) 

5 „Bernhard Wurtzelmann de Wimpina, Worm, dioc." 
23/9/1510 in Heidelberg inskrib.; 1511/12 magister artium (Toepke, 
I 479; II 434). Ueber seine Vertreibung von Dinkelsbuhl s. Gmelin, 
778; G. Bossert, das Interim etc., 113. 

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98 Kern. 

Welcher Art diese Beziehungen unseres Schulmanns zu Dinkels- 
btthl im einzelnen waren, liegt fiir uns im Dunkeln. Sie waren 
gewiss vermittelt durch die Nachbarschaft der beiden reichsst&dtischen 
Qebiete von Hall und Dinkelsbtthl. Dazn erscheint das adelige 
Geschlecht der Berlin, „ursprfinglich in Dinkelsbiihl wohnhaft", 
nach Gmelin am die Mitte des 16. Jahrhanderts im hallischen Ge- 
biet beglitert. 1 Endlich war ein Bruder des Dinkelsbtthler Pfarr- 
herrn, Maternus Wurzelmann, 1532—1546 Stadtschreiber in Hall. 2 

Schwenckfeld ist in seinem Bftchlein, gegen das sicb Coccins 
in seiner Schrift „kurtze verzeychnttss" wendet, „der meinung, das 
fleisch und blut Christi sei nit vom flaysch und blut der heyligen 
Junckfrawen Maria, durch wirckung, vnd krafft des heyligen Geystes 
geschaffen. Gibt im doch keyn namen, wie es daruon kummen, 
darauss volget, das er nit geschaffen." Kurz und btindig wider- 
legt ihn Coccius an der Hand der Definition des Begriffes Ereatur. 
„Kreatur ist ein Ding, das nit allweg gewesen, sondern zu seiner 
von Gott verordneten zeyt erschaffen, vnd ein anfang genummen 
hat, es sey auss nichts oder etwas vorgehndem gemacht oder nit, 
es hab fur zu vnd abgehnde eygenschafft, was es woll. Est voca- 
bulum substantia non accidentis." Darum ist Christus als Abra- 
hams Same auch eine Kreatur zu nennen. Denn „die wunderbarlich 
new, seltzam, vnerhort weyss des herfurer kummens nimpt dem 
wesen . . . nichts." 

Sollte sodann der Name Kreatur mit der Herrlichkeit Christi 
als des Herrn fiber alle Geschopfe und des Schflpfers unserer Herr- 
lichkeit unvereinbar sein, wie Schwenckfeld sagt : „Diener vnd herre 
sein mag nit beyeinander stehen"? „Er vergisst", so erwidert 
ihm Coccius, „abermal der Dialectica, das ist, der kunst, die leert 
den grundt eins yeglichen handels suchen vnd ordentlich dauon 
reden. Ich bin ein mensch von Gott geschaffen, daher hab ich 
den namen, das ich heyss ereatur. Darnach hab ich ein ampt, 
das ich soil leren, daher heyss ich Leermeyster, Didascalus oder 
Preceptor. Ich lerne darnach noch alle tage von an dem, die ge- 

" Gmelin, 283 f. 

9 „Martinus (!) Wurtzelina (!) de Winpin" 1519 in Frank- 
furt a. O. inskrib. (E. Friedlander, Aeltere Universitats-Matrikeln. 
I: Universitat Frankfurt a. O. 3 Bande 1887—1891 (= Publikationen aus 
den preuss. Staatsarchiven. Bdd. 32, 36, 49). „Maternu8 Wurtzel- 
m a n n de Wimpina, studens Francoford." inskrib. in Heidelberg 5/12/1521; 
bacc. art. v. m. Juli 1522 (T o e p k e, I 529). Vgl. ferner fiber ihn : K o 1 b , 
Geschichtsquellen der Stadt Hall, 260 u. 273. 



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Sebastianus Coccius. 99 

lerter sein, dann ich, daher heyss ich Leerjunger oder Discipulus. 
Ich bin der lieb nach aller diener, daher heyss ich diener, oder 
minister etc. Ich bin dem glauben nach ein kind Gottes vnd Herr 
aller creatur mit Christo, daher heyss ich Herr etc. Nimpt mir 
solliches auch etwas an meim wesen? Bin ich darumb keyn mensch 
oder creatur ? . . . Wie ich nun nit sagen vnd schliessen kan, mit 
warheyt .... Caspar Schwenckfeld ist ein Edelman, darumb ist 
Caspar Schwenckfeld keyn creatur, dann es sein zu vnd abgehnde 
ding, die dem wesen e i n s an jm selbs nichts nemen noch geben . . . 
Also kann ich auch mit warheyt nit sagen, Christus ist der himel 
Konig, darumb ist er keyn creatur, dann himelkflnigschafft ist 
ein wort, das eins wesentlichen dings eygenschafft vnd keyn 
wesentlich ding an im selbs heysst. Creatur aber ist ein wort, 
das ein wesentlich ding heyst, in welchem diese eygenschafft sein 
mag, wans im Gott gibt". 

Im zWeiten Teil tritt Coccius „8chlussreden" Schwenckfelds 
entgegen, die dieser auf Bibelstellen grundete und wodurch er dem 
einfaltigen Manne aus dem Volke am gef&hrlichsten wurde. 
Der Gegner will „mit Gottes hiilflF anzeygen, das er (Schwenckfeld) 
mit der Schrifft vmbgehe, eben wie ein Saw mit eim Beerlen oder 
Edelengestein". 

An der Hand von schlichten, auf das Verstandnis der Leser 
aus dem Volke berechneten Beispielen ftihrt er den Schw&rmer 
ad absurdum, nachdem er im einzelnen seinen Syllogismen nachge- 
gangen und die Trugschlfisse aufgedeckt hat. 

Aus Ev. Matth. 1, 18 und 20 soil nach Schwenckfeld 
folgen „das Christi fleysch vnd blut, keyn creatflrlich, das ist, 
keyn erschaffen fleysch, vnd blut sey." „Der streyt," meint Coc- 
cius, „ist nicht von seiner GCttlichen natur, sonder von der mensch- 
lichen. Nemlich, ob die menscheyt Christi ein creatur sey oder 
nicht. So setzt Schwenckfelder nomen totius . . . das wort, das 
beyde natur zumal samentlich begreifft, ... in die schlussred, so 
doch die frag alleyn de altera parte et natura . . . nemlich von 
der menschlichen ist. . . . Eben als wenn die frag were, ob des 
menschen leyb sterplich were oder nicht, vnd ich spreche /des 
menschen leyb ist nicht sterplich / dann die Seel ist nicht sterplich, 
darumb ist der mensch keyn sterpliche creatur". 

Die zweite Streitschrift „Verlegung der 12 Vrsachen etc." 
wendet sich gegen Schwenckfelds bedenkliche, das Volk so leicht 

irre fiihrende Aufstellung „das der heylig Geyst Christi leib vnd 

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100 Kern. 

fleysch nit auss vnd von der heyligen Jungkfrawen Marie leib vnd 
fleysch erschaffen habe", worait er ein Hauptstfick des christ- 
lichen Glaubens zu leugnen schien. „Gestehet doch das ers darauss 
gezeugt vnd erbawet hab . . . Er wil nit haben, das er eyn g e - 
s chaff en leib sey, es muss ein gebawter leib sein. Diss ist 
der grossm&chtig, wichtig handel, von welches wegen er vil kirchen 
zerriit". 

Unstreitig war es, wie schon bemerkt, in erster Linie Brenz, 
der, um seine eigene Gemeinde in Hall besorgt, den bewahrten 
Dialektiker zu einer erneuten Polemik gegen Schwenckfeld bewog. 
Das geht unzweifelhaft aus Brenz* Vorwort zu der Schrift hervor. 

Zur Charakteristik des Werkes begnugen wir uns, sein darin 
niedergelegtes Urteil anzufuhrcn. Brenz hat das Buchlein mit dera 
Superattendenten iiberlesen und erklart sich mit der Drucklegung 
vollig einverstanden. „Dann nachdem Schwenckfeld", so fahrt er 
fort, „sein irthumb mit prachtigen worten der heyligen schriflft 
verbirgt vnd sehr vbel, wie der irrigen geyster art ist, zusamen- 
reimet, so wird in disem buchlin klarlich vnd deutlich an tag ge- 
bracht, das des Schwenckfelds gedicht nur eyn faul, vngegriindt 
geschwatz sei, vnd mehr arbeyt bedorff, sein meynung auss seinen 
verblumten, ja verwirten worten zu erlernen, dann dieselben zu 
verlegen. So ist es auch eyn sollicher grober irthumb, das er 
schon albereyt widerlegt ist, wann nur sein meynung offenbarlich 
vnd verstendlich dargethan wtird ..." 

Dass Coccius mit seinen klaren und popular gehaltenen Aus- 
fiihriingen Schwenckfeld nicht geringen Abbruch tat, beweist die 
Wirkung, die sie auf den Sektierer ausubten. Er, der in seiner 
Polemik den feingebildeten Edelmann nie verleugnete, die ange- 
borene Vornehmheit des Wesens niemals vergass, verfallt in einen 
bitteren, gereizten Ton, sowie er auf den Haller Schulmeister und 
sein „lugenbuch ai zu sprechen kommt. Er verwahrt sich ausdriick- 
lich gegen den von Coccius erhobenen Vorwnrf des Eutychianismus 
und wird nicht miide mit der Beteuerung, er sei ohne Grund „mit 
allerlei Unwahrheit und Irrtum, die ihm nie in den Sinn kommen, 
beschuldigt worden, wie Coccius getan." 2 „Sie haben mich der 

1 Schwenckfeld, Epistolar (1570) II 2, 220, von der „Ver- 
legung" gemeint. 

2 Epistolar II 1, 238, 251. II 2, 571 f., 577, 670. 



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Sebastianus Coccius. 101 

alten Ketzereien beschuldigt . . . . , dass ich's noch heut (nach 
U Jahren) muss entgelten." 1 



III. Coccius' fernere Lebensschicksale. 

(1548-1562.) 

Aus dem Briefe des nachmaligen Crailsheimer Superintenden- 
ten Michael Gerasdorffer 2 erfuhren wir, dass Coccius bereits ira 
Jahre 1545 der Gedanke nahe gelegt worden war, seine Stelle 
als Rektor an der Haller Schule mit der eines markgr&flichen 
Prinzenerziehers zu vertauschen. Ob er diesen Gedanken damals 
selbst ernstlich in Erwagung zog, entzieht sich unserer Kenntnis. 
Erst 3 Jahre spater verliess er die Statte gesegnetester Wirk- 
samkeit. Sicherlich litt es ihn nicht mehr linger in Hall, wo sein 
Freund Brenz, der tapferste Rufer im Streit gegen das Interim, 
den „Interitus a , wie er es nannte, mit knapper Not den Handen 
der kaiserlichen H&scher eutkommen war, wo die treuen Mitarbeiter 
des Reformators, Isenmann und Michael Grater, von dem Rate 
hatten entlassen werden mlissen, wo der vereinsamte Freund bluten- 
den Herzens h&tte mit anschauen miissen, wie die Interimskleriker 
Brenz' Werk mit Fussen traten, fiber ihn und seine Freunde 
lasterten unter dem Beifall des urteilslosen Pob6ls, der froh war, 
den lastigen Mahner los zu sein. 8 Coccius verliess also, wie so 
viele seiner Glaubensgenossen, um seiner religiflsen Ueberzeugung 
willen Haus und Hof, sei es freiwillig oder gezwungen. In einer 
Eingabe an denHerzog Christoph vom Jahre 1555, s. d., praes. 18/4, 
betont er, dass er um des Interims willen seine Behausung (wo ?) 
habe verkaufen miissen/ 

Wohin er sich zuerst wandte, wissen wir nicht. 1549 aber 
finden wir ihn in hohenlohischen Diensten in Oehringen als 
„Superattendenten und Lesemeister". Dort war ihm, dem Fremd- 



1 Epistolar II, 2, 571. 

„Schwenckfelds verfluchte Person zu verhaften" hatte Herzog 
Christoph schon am 14. Juni 1554 befohlen. Stalin, IV 658 Fussn. \ 

2 s. S. 87 f. 

8 Gmelin, 787 f. 

' Akten des Finanzarchivs in Ludwigsburg. (Durch Dr. G. Bos- 
s e r t mir giitigst mitgeteilt.) 



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102 Kern. • 

ling, die Aufsicht iiber die Schule 1 tibergeben, also eine Vertrauens- 
stellung, die beweist, dass er sich trefflicher Empfehlungen zu er- 
freuen hatte. Freilich stiess er auf manchen Widerstand seitens 
der „Lateinischen Schuldiener", so dass Graf Albrecht durch einen 
scharfen Erlass 2 die Autoritat des Superattendenten zu stiitzen sich 
veranlasst sah. Auch sonst wird Coccius in den neuen Verhalt- 
nissen zu keinem tieferen Heiuiatsgefiihl gekommen sein. Das 
Interim war in Oehringen durchgefuhrt. Kaspar Huberinus, der 
dortige Pfarrer, war einer der wenigen Lutheraner, die es an- 
nehmbar fanden, da man ja das Evangelium predigen durfe. 3 Was 
wunder, wenn Coccius unter diesen Umst&nden trachtete, so bald 
als moglich wieder eine andere Stelle zu finden? 

Auch die Freunde waren bestrebt ihm hiebei Vorschub zu 
leisten und mit Rat und Tat an die Hand zu gehen. Wir 
h5ren z. B., dass Feuchter von Hall 4 und der Stadtschreiber 
Wolfgang Vogelmann 5 von NCrdlingen in Augsburg, wo sie 
dem Reichstag (1550/51) anwohnten (als Qesandte ihrer St&dte?), 
in traulichem Gespr&ch mit einander die Frage behandelten, ob 
sich nicht zugunsten ihres Freundes („Coccii nostri") die Schul- 
meisterstelle in NSrdlingen auftun konne. 6 

Aber auch von anderer Seite vergass man des Mannes nicht. 
Die Treue der Freundschaft bewahrte sich in jenen Triibsalszeiten 
aufs glanzendste. B r e n z , unermiidlich tatig, wo es gait seinen 
Haller Kollegen und Freunden eine neue sichere Heimst&tte zu 
verschaften, behielt auch den Oehringer Exulanten in treuem Ge- 
denjcen. Er war es ohne Zweifel, der ihn bei Herzog Chris top h 
als Erzieher des Prinzen Eberhard (geb. 7/1/1545) in Vor- 
schlag brachte. 

1 Am 6/2/1549 erschien in Oehringen die erste S.-O. (Pfaff, 60). 
Ob Coccius daran schon beteiligt war? Ich konnte nichts fiber diese 
S.-O. erfahren. 

2 d. d. 12/9/1549. Abgedruckt bei Wibel, IV 101 f. 
8 W. K. G. 368. 

4 Leonhard Feuchter war 1548 und 1552—54 Stattmeister von 
Hail. (Gmelin, 637). 

5 1532—53 Stadtschreiber von Nordlingen. Die Familie Vogel- 
mann gehorte auch zu den begiitertsten und angesehensten Familien 
Halls. (Gmelin, 626 ff., 633.) 

8 N. Briefkonzept. Vogelmann an M. Hieron. Spartanus in HalL 
d. d. Nordlingen 15/11/1551. (Spartanus-Schniirlen, Coccius' Mitarbeiter 
und Nachfolger in Hall, ist Neffe von Feuchter und „affinis" von 
Vogelmann genannt.) 



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[Eiyi *» 'V ■ , ., ■ ■ T , f p < 



Seba8tianus Coccius. 103 

Ende Juli 1551 reiste Coccius, nachdem er auf des Herzogs 
Verwendung seiner Verpflichtungen gegen die Grafen Albrecht 
und Casimir von Hohenlobe entbunden war, 1 nach Stuttgart, seinem 
Herrn und Gebieter sich vorzustellen und mit ihm eins zu werden 
iiber die Richtlinien, die fur seine nene Tatigkeit gezogen werden 
sollten. 

Das K. W&rtt Haus- und Staatsarchiv halt ein umfang- 
reiches Aktenmaterial zu der Geschichte der Erziehung des Prinzen 
aufbewahrt, der als altester Sohn des Fttrsten berufen schien, der- 
einst die Zugel der Regierung in seine Hand zu nehmen. Es 
bietet sich dort reiche Gelegenheit unsern eheraaligen Haller Schul- 
mann in seiner neuen, so ganz anders gearteten Stellung und 
Tatigkeit zu belauschen. Der nrir zu gebote stehende Raum und 
die mit Rucksicht auf Zwecke und Ziele der vorliegenden Zeit- 
schrift mir gestellte Aufgabe ruft mir hier ein gebieterisches Halt 
zu. In der Hoffnung, an anderer Stelle das fur die Geschichte 
der Prinzenerziehung im Wiirttembergischen Fiirstenhause wichtige 
Material verwerten zu konnen, nachdem ich es einer eingehenden 
Prufung und Wiirdigung unterzogen habe, eile ich zum Schluss 
und fuge nur noch einige kurze Notizen iiber das Familienleben 
des Mannes an, die ich zum grossen Teile dem Sainmeleifer und 
der Zuvorkommenheit des Herrn Pfarrers Dr. G. Bossert in 
Nab em verdanke. 

Die Heidelberger Matrikel 2 enthalt unterm 10. Oktober 1547 
den Eintrag „Sebastianus Oottius Canstatinus dioc. Const." (= Dio- 
zese Konstanz). Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass „Coccius" 
zu lesen ist und dass wir nicht bloss einen Namensvetter, sondern 
einen Verwandten des Haller Rektors hier vor uns haben. Viel- 
leicht ist es sogar ein Sohn von ihm, trotzdem wir Hall als 
seinen Geburtsort oder wenigstens als seine Heimat annehmen 
miissen. Nachdem sich aber der V a t e r Sebastianus Coccius als 
Constatinus literarisch bekannt gemacht hatte, liegt es nicht 
allzufern anzunehmen, dass auch der Sohn sich diesen Namen bei- 
legte. Nicht unerw&hnt darf hierbei bleiben, dass zu gleicher 
Zeit 3 mit diesem Sebastianus „Cottius u ein Glied der Familie 
V o g e 1 m a n u* die Universit at Heidelberg bezog, derselbe H e k t o r 



1 Ernst I, no. 196 u. Anm. 
* Toepke, I 598, 62. 

3 Toepke, I 598, 64. 

4 s. S. 102, Fussn. \ 



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104 Kern. 

Vogelmatm (aus Lauingen), dem wir 1534 als einem Schuler der 
Nordlinger Lateinschule begegneten and dessen Brief an seinen 
Vater uns wichtige Anhaltspunkte lieferte far die Entscheidung 
der Frage, ob und in welchem Umfang die S.*0. des Coccius fur 
die Nordlinger Lateinschule Annahme fand. 1 Die Matrikeln geben 
nicht selten sichere Anhaltspunkte ffir landsmannschaftliche, fami- 
li&re oder freundschaftliche Beziehungen zwischen den Studierenden, 
die sich an demselben Tage oder in der gleichen Zeit einschreiben 
lassen. 

12/2/1550 wird „V i nc e n t i u s Coccius de Ehringen (= Oehr- 
ingen) dioc. Herbipolensis" in Heidelberg inskribiert, ohne Zweifel 
ein Sohn unseres Coccius; er ist sicherlich derjenige seiner Sohne, 
bei dem seinerzeit Vincentius Obsopoeus, der Rektor der Ans- 
bacher Schule, Patenstelle 2 vertreten hatte. Dieser Vincentius 
Coccius wurde, wie mir Dr. Bossert giitigst mitteilte, am 28/8/1553 
Schulmeister in Weinsberg. Binder 8 aber nennt einen M. Vincentius 
Coccius alsPr&zeptor von Grossbottwar 1558—1588. Es ist dem- 
nach gewiss derselbe Sohn, den Coccius, der Vater, in einer Ein- 
gabe an den Herzog Christoph, praes. 18/4/1555, als Schulmeister 
erw&hnt. Von 15 Kindern, so berichtet Coccius, sind noch 7 am 
Leben. Einer ist Schulmeister, einer Provisor, der des Studiums 
bediirfte. Wegen seiner Aintsgeschafte kann ihm der Vater nicbt 
dazu helfen noch ihn auf der Universit&t erhalten, da er noch 
unerzogene Kinder und 2 Pfrtinden weniger hat, als ehe er in des 
Herzogs Dienste trat. Seine Behausung hat er um des Interims 
willen verkaufen miissen. Darum bittet er um ein „Hftttle", damit 
Weib und Kinder nach seinem Absterben ein eigenes Anwesen 
haben. Denn „eigner Herd ist Goldes wert." Und Publius Mimus 
sagt : „Cui nusquam domus est, tamquam mortuus est in sepulchro." 
Die Bitte wurde erfiillt. Die Rate empfehlen dem Sohn 50 fl. 
j&hrlich aus dem Kirchenkasten bis auf Widerruf und gegen Ver- 
schreibung zu des Herzogs Dienst zu geben. Das Dekret, d. d. 
29/5/1555, lautet: Coccius soil das PMndhaus zu Weinsberg aus 
Gnaden erblich bekommen. 4 Den „Kirchenkastenrechnungen" aber 
entnehmen wir die Notiz, dass Eberhard Coccius 15 Jahre 
lang zu seinen Studien 50 fl. erhielt. 



1 Kern, 49 und 75 f. - Kern, 37 und Fussn. *« 
a Binder, Wirtembergs Kirchen- und Lehramter (1798). 
4 Im Auszug aus Akten des Finanzarchivs Ludwigsburg durch 
Dr. Bossert mitgeteilt. 



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Sebastianus Coccius. 105 

Diese Gnadenbeweise, die Herzog Christoph dem Prazeptor 
seines Sohnes zu teil werden liess und womit er audi das An- 
denken des Verstorbenen noch ehrte, sind uns ein deutlicher Be- 
weis, dass der Fttrst die Dienste des Mannes zu wtirdigen wusste, 
so wenig auch die erzieherischen Erfolge den bei seiner Berufung 
gehegten Erwartungen entsprachen. 

Coccius war ein ausgezeichneter Schulmann, aber es mangelte 
ihm an der Elugheit und Gewandtheit des Hofmanns ; dazu mochte 
ihm, dem 46j&hrigen, schon bei der Uebernahme seines verant- 
wortungsvollen Amtes die kflrperliche Spannkraft fehlen, die er 
als Lehrer und Hoftneister des Prinzen und der ihm beigegebenen 
Edelknaben dringend notig gehabt h&tte. Die Schwierigkeiten 
seiner Stellung wuchsen mit dem Heranwachsen des Prinzen und 
der Edelknaben und mit der abnehmenden Lebenskraft ihres Pr&- 
zeptors. Sie wurden nicht geringer, sondern steigerten sich bis 
zur Unertr&glichkeit, als ihm ein besonderer Hoftneister beigegeben 
wurde in der Person Sigmund von Lichau's, eines Edel- 
manns von nichts weniger als vornehmer Gesinnungsart, der dem 
Pr&zeptor entgegenarbeitete und die Kluft zwischen diesem und 
den Ztfglingen erweiterte. Die letzten Lebensjahre waren flir 
Coccius hiedurch sowie durch die Misserfblge seiner Lehrtatigkeit 
vollig verbittert, so dass ihm der Tod eine Erlosung diinken musste. 

Wie wir schon gehort, ward seine irdische Hiille am 28/9/1562 
zuBebenhausen in der herrlichen Klosterkirche zur letzten 
Ruhe gebracht, dicht unterhalb der Kanzel. 1 Die Grabschrift 
lautete nach Wibel: 2 „Anno dmi. MDLXII die 28. Septem- 
bris egregius vir pietate et doctrina praestantissi- 
mus M. Sebastianus Coccyus, Illustrissimi Principis 
et Domini D. Eberhardi Ducis Wirttembergensis 
Praeceptor, cum rebus eximeretur humanis, hanc 
sedem ossibus suis delegit." 

War es des Heimgegangenen Wunsch gewesen an dieser 
Stelle in die Erde gebettet zu werden? Der Wortlaut der Grab- 



1 Ich verdanke diese Notiz einer giitigen Mitteilung des Herrn 
Oberforstrats a. D. Tscherning, nunmehr in Tubingen. Bei der 
letzten Restauration der Klosterkirche ward der Grabstein mit den 
ubrigen aus der Kirche genommen und ihm nebst anderen etn beson- 
derer Platz an den Wanden der Halle neben dem Kapitelssaal des 
Klosters angewiesen zum Schutz vor weiterem Verfall. 

3 Wibel, IV 252. 



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106 Kern. 

schrift „ . . . . delegit" mochte darauf hindeuten, wenn wir nicht 
lediglich einen phraseologischeii Ausdruck darin zu erkennen haben. 
Wie dem auch sei, die dem heimgegangenen Prfeeptor erwiesene 
Ehrung zeigt uns, dass unser Schulmann im Leben erne hochge- 
achtete Stellung einnahm and dass berufene Manner seine Ver- 
dienste zu wiirdigen verstanden. 

Seine Vorgesetzten, der Landhofmeister 1 und der Kanzler 2 
hielten stets tiber dem Pr&zeptor ihre schirmende Hand. Auch 
bei der Herzogin stand er, zum grossen Aerger fur seinen Wider- 
sacher, in Gunst. Vor allem werden wir es dem m&chtigen Ein- 
fluss des Stuttgarter Propsts Brenz bei Herzog Christoph zu- 
schreiben durfen, dass Lichau's Intriguen gegen den Prazeptor 
nicht zu dem Ziele fuhrten. Die Freundschaft mit Brenz blieb 
auch in spateren Jahren bestehen. Durch ihn hatte er Fiihlung 
mit den M&nnern der Wissenschaft, z. B. mit Camerarius in 
Leipzig. 8 Dass er Brenz' Apologiae confessionis Wirtembergicae 
mit einem carmen dedicatorium begleiten durfte, haben wir schon 
oben gesehen. 4 Man kannte die innigen Beziehungen der beiden 
Manner und wusste, dass Coccius' Wort bei dem Reformator etwas 
gait. Dietrich Schnepf, der Sohn des Tiibinger Gelehrten Erhard 
Schnepf, spater selbst Professor der Theologie an der Universit&t, 
wandte sich in seiner Herzensangelegenheit an den Prazeptor und 
an Isenmann und diese treten bei ihrem Freunde als Brautwerber 
um Brenz' aiteste Tochter Barbara fiir ihn ein. (Winter 
1551/52).* 

Mit diesen Lichtblicken aus dem an trttben Erfahrungen 
reichen Lebensabschnitt unseres Schulmanns sei sein Lebensbild 
geschlossen. Es halt sich entsprechend der T&tigkeit des Lehrers, 
die sich meist fern von dem Getriebe der Welt in den schlichten 
Raumen der Schule und in der stillen Studierstube vollzieht, in 
engem, bescheidenem Rahmen. Mdchte es dazu dienen, dass in 
der Geschichte der Wurttemberger gelehrten Schulen auch der 
Name Sebastianus Coccius den Platz erhalt, der ihm darinnen gebuhrt! 



1 Balthasar von Gultlingen, spater Hans Dietrich von Plieningen. 
- Fessler. 

3 Pre s sei, Anecdota Brentiana (1868): Nr. 124, Brentius ad 
J. Camerarium, d. d. Stuttgart 21/10 1560 „Et Caccyus (sic!) mittit ad 
te, quod vides." 

4 s. S. 95. 

6 Hartmann-Jager, II 212. 



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Sebastianus Coccius. 107 

Anhang. 

i. 

(In D. Johannis evangelion, Johannis Brentii Exegesis, per 
autorem diligenter revisa, ac multis in locis locupletata. Haganoae, 
per Johan. Sece. An. M. D. XXVIII. 8°. BL 352 a:) 

Sebastianus Coccyus lectori pio. 
Ut nil sit aliud libro quod praestet in isto, 
Hoc tibi sit quid vis, nescios haereseos. 
Nullum unquam fuerit saeclum foecundius illo, 
Aurea sint quamvis, horrida monstra ferunt. 
Vix Deus obscuras detraxerat optimus umbras 
Mentibus ecce Sathan, quam meditatur atras? (ft!) 
Non capit hie farre Christum Chrysippus et alter. 
Invalidum lynceus, non facit arbitrium, 
Quare age sis prudens, non extricabilis error 
Haeresis, at similis spiritus usque sui est. 

II. 

(In exodum Mosi commentarius, Autore Joanne Brentio. Halae 
Suevorum in officina Petri Brubachii. Anno M. D. XXXVIII. 8°. 
Auf der R&ckseite des Titelblattes :) 

Lectori Sebastianus Coccyus. 
Exodus hie liber est, Graiis Latioque vocatus, 
A re nimirum (ni!) nomen id hausit opus. 
Exiit Israel medios duce Mose per hostes, 
Hinc ubi perdenti condicione fuit. 
Tu quoque sis, quamvis minitantibus undique cinctus, 
Exibis Mens hostibus e mediis. 
Sed modo fac nusquam pietatis signa relinquas, 
Hostibus in mediis hac duce tutus eris, 
Cetera, quae sequitur tibi commentatio dicet, 
Quam memori, lector, noscere mente velis. 1 

HI. 

(Apologiae Confessionis Illustrissimi Principis . . . Christophofi 
Ducis Wirtembergensis nepixoidi izp&vri. Autore Joanne Brentio 
Francoforti, Petr. Brubachius a 1556.) 



1 Auf die beiden carmina wurde ich durch die Gute des Herrn 
Lie. Dr. W. Kohler in Tubingen, jetz tin Giessen, aufmerksam gemacht. 



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108 Kern. 

Ad lectorem Sebastianus Coccyus. 
Si voluraus rebus veras imponere voces, 
Sanat, non mordet, qui tibi vera refert. 
Qui veniente lupo dentes non exserit acres, 
Degener hie canis est, nomen inertis habens. 
Mendaces populi proceres Satanaeque nepotes 
Ille vocat, quo nil mitius orbis habet. 
At vox haec in se crimen complectitur omne, 
Si clausam verbis banc aperire velis. 
Melle tegit Satanas laqueorum raille figuras, 
Fingere scit fraudes, pingere scitque dolos. 
Occidit miseras animas, secumque trahendo 
Sulphureis mergit perditus hostis aquis. 
Sunt et bella, fames, pestes artesque nocendi 
Mille, quibus nobis insidiatur atrox. 
Et quibus oppugnas scelerum pater impius ille 
Artibus, his natos perdere quosque iubet. 
Ac nisi me coelum, terrae, mare et omnia fallunt, 
Fratribus ex illis unus Asotus 1 erit. 
Omnia namque patri similis vocemque colorem, 
Atque ea, quae casto dicere credo nefas. 
Cuius dum placidus mendacia fortia profert, 
Brentius, haud mordet, sed pia corda movet. 

Mimus Publii. 
Oudelem medicum intemperans aeger facit. 



-*~~M~~*~ 



Hartmann-Jager, II 320. 



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Ernst Boger. 

Von Karl Weller. 

Die folgenden Zeilen mflchten eine Ehrenpflicht unseres Ver- 
eins gegen einen vor beinahe acht Jahren verstorbenen Mann 
erfullen, der nicht nur die ganze Zeit seiner Mannesjahre im wiirt- 
tembergischen Franken gewirkt, sondern auch die Geschichte des- 
selben durch tuchtige wissenschaftliche Arbeiten gefordert hat, 
Ernst Boger, langjahrigen Lehrer am Lyceum zu Oehringen. Ich 
tue dies um so lieber, als ich noch mehrere Jahre seineu Dnterricht 
habe geniessen diirfen; ich ware aber nicht im stande gewesen, 
dem Lebensbilde auch die entsprechende Fulle und Farbe zu geben, 
wenn mir nicht die Wit we des verstorbenen Herrn mit giitigem 
Sinn beigestanden und mir hinterlassene Aufzeichnungen ihres 
Gatten znganglich gemacht h&tte. 

Ernst Boger wurde in dem Hungerjahr 1816, am 17. Januar, 
zu Stuttgart geboren. Sein Vater Karl Friedrich Boger war da- 
mals geheimer Sekret&r des Kronprinzen Wilhelm, aber, weil in 
Ungnade, zwar noch mit Titel und Besoldung ausgestattet, aber 
seiner Funktionen enthoben. V&terlicherseits entstammte dieser 
einer altwurttembergischen Beamtenfamilie ; seine Mutter war eine 
Tochter des wiirttembergischen Geheimrats Neuffer gewesen, der 
aus der Geschichte des Herzogs Karl Alexander bekannt ist. Die 
Gattin Karl Friedrich Bogers, Wilhelmine geb. Spittler, war eine 
Verwaudte des Historikers und sp&teren Ministers Ludwig Thimo- 
theus Spittler. Das traurige Schicksal des Vaters warf frtihzeitig 
einen Schatten auch in das Leben des Knaben Ernst; denn jener 
hatte mit dem Kronprinzen, der in vollstandiger Entzweiung mit 
seinem Vater lebte, einen mehrj&hrigen Aufenthalt in Paris ge- 
teilt, hatte aber in diesem Herrendienst durch Anlehen flir seinen 
kronprinzlichen Herrn Schulden machen mtissen und wurde dann 
beim Friedeuschluss zwischen dem K5nig Friedrich und seinem 



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110 We Her. 

Sohn von beiden preisgeben. Nachdem er Jahre lang auf eine 
Rehabilitierung gewartet hatte, fand man ihn im Jahre 1818 mit 
der Stelle eines Regierungsrats in Reutlingen ab. Die Familie 
siedelte bitter ungern nach der frttheren Reichsstadt fiber, die dem 
altwiirttembergischen Stuttgarter als eine Art Sibirien gait, wie 
andererseits die wttrttembergischen Beamten bei den Bftrgern als 
hochst unwillkomraene G&ste betrachtet warden; Reutlingen war 
damals eine in jeder Beziehung heruntergekommene Stadt, in der 
alle Feinheit der Sitte, aller Sinn flir das Schflne mangelte. Earl 
Friedricb Boger war ein innerlich and ftusserlich feingebildeter Mann, 
allem Plumpen und Formlosen feind, in klassischer und neuerer 
Litteratur wohl bewandert, ebenso in alter und neuer Geschichte 
zu Hause ; aber er war eine mehr tr&umerische und passive Natur 
und durch seine misslungene Lebensbahn, durch seine infolge davon 
sehr beengenden materiellen Verhaltnisse gedrtlckt; er erlag dem 
Kummer, der an ihm nagte, im 57. Lebensjahr zum grossen Leid- 
wesen des Sohnes, der sich voll Liebe und Verehrung an ihn an- 
geschlossen hatte. Seine Gattin war von leichterem Temperament, 
gesellig, von ganzem Herzen wurttembergisch und stuttgartisch, 
abh&ngig von Menschen und Verh&ltnissen ; der Sohn hatte sie 
sehr lieb, ohne sich jedoch bis zur Verehrung aufschwingen zu 
konnen. Nach dem Tode ihres Gatten zog sie in die Residenz 
zurilck, wo sie fttnf Jahre nachher, 1832, starb. 

Unter solchen ungftn&tigen Verhftltnissen verlebte Ernst Boger 
zusammen mit zwei Geschwistern seine Knabenzeit. Er war 
schtichtern und unbeholfen und dadurch etwas vereinsamt; am 
liebsten blieb er allein, urn die alten und neuen Historien zu lesen. 
In Reutlingen besuchte er die Lateinschule, die damals dem Rektor 
Gailer, dem spftteren Geschichtschreiber der Stadt, unterstellt war. 
In Stuttgart nahm ihn das Gymnasium auf; er wurde fttrs Land- 
examen bestimmt, das er im Jahr 1829 erstand. Die geistliche 
Laufbahn, die er damit einschlagen sollte, hatte aber durchaus 
nicht seinen Beifall; er ftthlte sich von seiner Familie benachteiligt 
und kam so in die Lage, mit seinen innersten Geftthlen, den Ge- 
flihlen der Liebe zu dem engsten sittlichen Kreis, der den Menschen 
beschieden ist, in Konflikt zu geraten. Durch die Verwandtschaft, 
die damals noch eine grossere Rolle spielte als heutzutage, beson- 
ders in Stuttgart, filhlte er sich uberhaupt in seiner freien Ent- 
wicklung nur behindert; der geringste Versuch, von dem vorge- 
zeichneten Wege abzuweichen, trug ihm die heftigsten Drohungen 



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Ernst Boger. Ill 

and Hindernisse von seiten seines Vormunds, eines nnverheiratet 
gebliebenen Oheims, ein. 

Der vierj&hrige Aufenthalt im Seminar Blaubeuren, in das 
Ernst Boger nun eintrat, vermochte nicht, ihn mit seiner Bestimm- 
ung auszusohnen. Verboten war hier im Grund alles; auf Schritt 
und Tritt, im Wachen und Schlaf waren die jungen Leute bearg- 
wShnt. Das Erziehungsprinzip des Seminars in Verbindung mit 
der Individualitat des Ephorus forderte geradezu zar Illoyalit&t 
heraus. Immerhin, ein Sttlck blauen Himmels war den Kloster- 
schulern doch vergfinnt; die zwar magere, aber die Phantasie 
durch Felsen, W&lder und Wasser anregende Natur erweckte frohe 
Gefiihle; die Jugendlust liess sich durch die pedantische Ueber- 
wachung nicht ganz zuriickhalten. Im ganzen aber blieb ihm 
keine befriedigende Erinnerung an diese wichtige Lebenszeit. 

Im Jahr 1833 zog Boger in das Ttibinger Stift ein. Obwohl, 
etwas zu friih pessimistisch angehaucht und die Ironie mehr, als 
es flir einen jungen Menschen gut ist, zur Geltung bringend war 
er doch im Grunde seines Herzens lauter und klar geblieben; eine 
uniiberwindliche Abneigung hatte er schon damals wie sein ganzes 
Leben hindurch gegen alles Gemachte, Gekftnstelte, Deklamatorische. 
Aber er sah sehr trube in die Zukunft. Was er wollte, war 
Selbstbestimmung, Freiheit zu tun oder zu lassen was er fftr 
zweckm&ssig hielt, zu existieren ohne unwahr sein zu mussen. 
Er konnte sich gar nicht darein finden, Theologie zu studieren 
und ein Pfarrer zu werden ; die Theologie schon als blosse Wissen- 
schaft betrachtet war ihm ganz und gar zuwider. Ware es da- 
mals schon gewesen wie sp&ter, so hfttte er sich ohne Schwierig- 
keit der alten oder neuen Philologie oder dem mathematisch-natur- 
wissenschaftlichen Fache widmen k8nnen; aber dazu hatte man 
zu jener Zeit weder Wege noch Mittel; es gab keine geordnete 
Vorbildung flir diese F&cher. Ein anderes Studium zu ergreifen, 
nfcmlich Jurisprudent, wozu Neigung und Fahigkeit ihn trieben, 
war ihm nicht moglich; dieser Plan scheiterte an dem absoluten 
Widerstand seines Pflegers und Vormunds. Obwohl so die Studien- 
zeit fiir Boger wissenschaftlich wenig fruchtbar sein konnte, boten 
ihm diese Jahre personlich doch sehr viel durch die Freunde, die 
er in ihnen fttr's Leben gewann. Er hatte sich im Stift an die 
Stube Bayerland angeschlossen, deren Bewohner fast alle einer 
Gesellschaft angehOrten, die man spMer Konigsgesellschaft nannte. 
Zu ihren Mitgliedern gehorten Eduard Zeller, Gustav Riimelin, 



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112 Weller. 

Gustav Bockshammer, von Jfingeren Karl Kostlin, Emil Denzel, 
Gustav Reuschle und andere. Soger hatte in diesem Kreise nicht 
bloss fiir die Geselligkeit, sondern auch far die Bildung und Be- 
lehrung eine gediegene Grundlage gefunden. Diese Gesellschaft 
zeichnete sich auch, was in damaliger Zeit sicb nicht gerade von 
selbst verstand, durcta reges deutsch-patriotisches Empfinden aus; 
ohne dabei in das Demonstrative zu verfallen, suchte sie den in 
den damals verfehmten burschenschaftlichen Kreisen herrschenden 
Geist wach zu erhalten, wesshalb man ihre Mitglieder auch mit 
einer nicht ganz wohlwollenden Nebenbedeutung „Patrioten a be- 
nannte. 

Im Sommer 1835 war Boger langere Zeit krank, und als er 
zur Erholung nach Stuttgart gebracht wurde, flel er gleich dem 
damals dort herrschenden bflsartigen Typhus anheim. Er kam 
zwar nach einer Reihe von Wochen wieder zu einigen Kraften, 
allein die ttickische Krankheit hatte bei ihm Nachwehen, nament- 
lich im Venensystem der Beine, hinterlassen, die sein ganzes 
Leben von jetzt an wenn audi nicht gerade verbitterten, doch 
jedenfalls sehr hemmten und beengten. Lange Zeit war er durch 
die Unsicherheit seiner kflrperlichen Leistungsfahigkeit in eine Art 
dumpfer Verzweiflung an Gegenwart und Zukunft versetzt. Allein 
er ergab sich in sein Schicksal und liess niemand merken, wie 
sehr er sich immer in den korperlichen Bewegungen der einfach- 
sten Art unsicher und bedrangt fiihlte, und wie schwer ihm der 
Kampf mit diesem lastigen Fussleiden war. Der Humor und die 
Lustigkeit, die man an ihm fand, waren oft nur eine Art Hilfs- 
raittel im Kampf gegen diese mit vieler Energie ertragenen lebens- 
langlichen Beschwerden. Eine Reihe von Jahren suchte er spater 
in den Ferien die warmen Quellen von Baden-Baden auf, die ihm 
wohltatig waren. 

Im Ostern 1838 erstand Boger die theologische Prtifung und 
begann dann seine praktische Tatigkeit als Pfarrvikar zu Dettingen 
bei Owen, am Fusse der Teck, auf einem reizenden Stfick Erde. 
Hier blieb er etwa 3 Jahre. Es war ein Ort urn glttcklich zu 
sein, wenn nicht die Kirche gewesen ware. Aber er drangte aus 
dem kirchlichen Beruf heraus und leistete im Jahre 1841 in Niir- 
tingen als Stellvertreter oder Vikar des dortigen Rektors Hirzel 
Dienste, um sich auf ein philologisches Lehramt vorzubereiten. 
Hier wurde er auf eine offene Reallehrerstelle in Oehringen auf- 
merksam gemacht; seine Bewerbung bei dem Patronatsherrn, dem 



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Ernst Boger. 113 

Fiirsten von Hohenlohe-Oehringen, hatte den gewiinschten Erfolg. 
Im Jahr 1842 siedelte er ins hohenlohische L&ndchen iiber, mit 
dem er in dem Zeitraum von vier Jahrzehnten, die er hier weilte, 
auf das innigste verwuchs. Damals war noch die ftirstliche Hof- 
lialtung in Oehringen ; 1848 aber horte dieses auf hohenlohische Re- 
sidenz zu sein, und es schlupfte aus der alten Herrlichkeit mehr 
und mehr eine wiirttembergische Landstadt heraus. Natfirlich 
musste sich Boger erst in seinem neuen Beruf einarbeiten. An- 
fangs war freilich seine Stellung nicht eben ermutigend. Die An- 
stalt war aus einem Gymnasium, das in friiheren Zeiten als hohere 
Landesschule fiir das ganze Hohenloher Land eine gewisse Blflte 
und nicht unbedeutende Frequenz gehabt hatte, zu einer huma- 
nistischen Lateinschule herabgesunken und wurde erst 1847 wieder 
durch die Bemuhungen der hohenlohischen Standesherrschaft wenig- 
stens zu einem Lyceum erhoben. Die realistische Lehrstelle, die 
Boger flbernommen hatte, litt an verfehlter Organisation, und es 
bedurfte jahrelanger Bemuhungen, bis die notigen Aenderungen 
getroffen waren. An Weihnachten 1845 begab er sich zu einem 
halbj&hrigen Studienaufenthalt nach Paris, wo er fleissig die Vor- 
lesungen in der Sorbonne und das Theater besuchte; hier traf er 
auch mit dem ihm vom Stift her befreundeten Herwegh zusammen. 
Wennschon Boger nicht gerade in die Klasse der geborenen 
Schulmeister von Gottes Gnaden, der Normalpadagogen gehflrte, 
so hat er doch als Lehrer mit reichem Segen gewirkt und durch 
seinen scharfen, klaren Verstand, sein reiches, vielseitiges Wissen 
und das aufrichtige Wohlwollen, das er den Schulern entgegen- 
brachte, bei manchen tiefere, fruchtbringende Anregungen hinter- 
lassen. 

Gegen Ende der vierziger Jahre erwachte bei ihm wie bei 
so vielen die Lust am politischen Leben ; eine Rede des Dr. Duvernoy, 
der 1847 in Oehringen als liberal er Bewerber urn ein Abgeord- 
netenmandat auftrat, machte grossen Eindruck auf ihn. Als im 
Jahre 1849 einmal sein Freund Gustav Riimelin nach Oehringen 
kam, damals eine der unpopularsten Persftnlichkeiten in Wurttem- 
berg wegen der Berichte, die er als Abgeofdneter der Frank- 
furter Nationalversammlung uber dieselbe schrieb, hatte Boger ihn 
mit andern gegen Misshandlungen von seiten der Mitglieder des 
damaligen Volksvereins zu decken. Als Riimelin spater im Mini- 
sterium sass, h&tte er Boger gerne in die Redaktion des Staats- 
anzeigers berufen, um das Blatt, das in seiner seitherigen Art 

8 



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114 W e 1 1 e r. 

wenig Anerkennung fand, zu heben, und Boger w&re audi bereit 
gewesen ; allein die Verhandlungen zerschlugen sich. Die politische 
Entwicklung Deutschlands in diesen entscheidenden Jahrzehnten 
verfolgte Boger inimer mit der regsten Teilnahme, und mit tiefer 
Befriedigung begriisste er die endlich errungene Einheit Deutschlands. 

Im Jahre 1847 hatte Boger den Titel Oberreallehrer, 1856 
den eines Professors bekommen. Seit 1857 erfreute er sich des 
Glucks eines eigenen Hausstandes; er hatte mit Frida Rapp, der 
Tochter des Pfarrers Rapp in Untermtinkheim, den Bund einer 
Ehe geschlossen, die ihn auf das tiefste begliickte. Es war dem 
innig sich verstehenden Ehepaar vergtmnt, mit einer Anzahl gleich- 
gesinnter Pamilien eine edle und gewinnreiche Geselligkeit zu 
pflegen; mit der Beweglichkeit seines Temperaments und der Frische 
seines Geistes war er fur eine feinere Geselligkeit besonders be- 
gabt ; das muntere scherzende Wort, ein allzeit bereiter, treffender, 
mitunter wohl etwas sarkastischer Witz war ihm in hervorragen- 
dem Masse eigen. In Oehringen hatte er vertrauteren Umgang 
besonders mit dem Rechtsanwalt Wilhelm Schall, mit dem er ge- 
meinsam ein juristisches Werk aus dem Pranz6sischen tibersetzte, 
die „Vorschule der gerichtlichen Beredsamkeit" von Delamalle; 
ferner mit dem Stadtpfarrer und sp&teren Dekan Adolf Fischer, 
dem tttchtigen Historiker des Hauses Hohenlohe, mit dem er ein 
Menschenalter in best&ndigem regen Verkehr blieb und dem er 
auch nach seinem Tode einen schonen Nachruf gewidmet hat; 1 mit 
dem Rektor des Lyceums Kern, der schon im Tttbinger Stift sein 
Stubengenosse gewesen war, konnte er die Jugendfreundschaft 
weiter pflegen. Auch mit den sonstigen Jugendfreunden, mit Gustav 
Riimelin und anderen, besonders aber mit dem Mathematiker Gustav 
Reuschle blieb er in best&ndiger fruchtbarer Verbindung. 

Infolge seiner Verheiratung trat er sodann in nahe wahrhaft 
freundschaftliche Beziehungen mit David Friedrich Strauss, mit 
dessen Freunden Reuschle, Fischer, Theodor Ruoff u. a. er l&ngst 
ebenfalls befreundet war. Bogers Gattin war ja die Tochter von 
Strauss' vertrautestem Freunde Rapp, und Strauss war ihr von 
ihrer Kindheit an herzlich zugetan gewesen. 2 Dieser kam nun 



1 Zcitschrift fur wirtembergisch Franken X 3. 1878. S. 210—214. 
Fischer starb im Dezember 1877. 

2 D. F. Strauss, Gesammelte Schriften Bd. I, Literarische Denk- 
wiirdigkeiten S. 47. — Ausgewahlte Brief e von D. F. Strauss, heraus- 
gegeben von Zeller Nr. 596 und 602. 



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Ernst Boger. 11 5 

auch manchmal nach Oehringen und flihlte sich innig wohl bei 
seinen Besuchen im Boger'schen Hause, wo eine derartige Einkehr 
stets ein sehr frohes Ereignis war. Ebensogerne wurde Strauss 
selber besucht. „Er war der liebenswlirdigste Cicerone, den man 
sich nur denken konnte a , erz&hlt Boger, „und nebenbei war seine 
Unterhaltung so belehrend in Literatur, Kunst und Politik. Wie 
wusste er die Spazierg&nge auszuw&hlen, wie wusste er in der 
Unterhaltung jeder Individualist ihr Recht zu geben, und wie 
freuudlich nahm er, der alles aufs grUndlichste und aus den 
Quellen wusste, die Einwtirfe und Bemerkungen der nur halb unter- 
richteten Freunde auf!" Das schOne Freundschaftsverhaltnis 
dauerte bis zu Strauss' Tode. Boger sah ihn noch auf dem Toten- 
bett in Ludwigsburg, und es bezeugt seine tiefe Verehrung fur 
den vielgeschm&hten Freund, wenn er den Eindruck, den er vom 
Sarge heimnahm, in die Worte gefasst hat: „Wie er gestorben 
ist, wird man aus seinen Schriften vorahnen k6nnen; wer ihn aber 
auf dem Totenlager gesehen hat, wird mit mir ubereinstimmen, 
wenn ich sage, dass in diesem Antlitz keine Spur von Angst, 
Zweifel, Verzagtheit sichtbar war; der Eindruck, den die Zflge 
des edlen Antlitzes machten, war iiberw&ltigend. Es war nicht 
die milde Ruhe und die freundliche Miene des den irdischen 
Wechself&llen, den Leiden des KSrpers und der Seele entrftckten 
Greises, es war die stolze, Ehrfurcht gebietende Ruhe des 
Triumphators, der im Tode ebenso unerschiitterlich geblieben war 
wie im Leben". 

Von Jugend auf hatte Boger besondere Freude an den ge- 
schichtlichen Studien gehabt, und es ist nur zu bedauern, dass er 
niemals einen anregenden Lehrer darin genossen hat. In Oehr- 
ingen, wo durch Manner wie Albrecht und Fischer zu Bogers 
Zeit das historische Interesse wach gehalten war, wandte sich 
sein lebhafter Geist mit Vorliebe der Erforschung der Altertumer* 
und der Geschichte des hohenlohischen Landes zu. Besonders 
weckten die w&hrend des Eisenbahnbaus im Jahr 1860 gemachten 
rSmischen Funde sein Interesse ; man sah in dem Schutt verkohlte 
Balken, Tonscherben und Inschriften auf Steinen; der Zufall wollte, 
dass die Eisenbahnlinie gerade durch ein sehr ergiebiges Terrain, 
die obere und untere Btirg, durchgefuhrt wurde. Allein viel wurde 
verschleudert oder ging in den Bureaux der Baubeamten zu Grunde ; 
Boger suchte zu retten, was zu retten war. Er selbst hatte von 
da an ein wachsames Auge auf die romischen Ueberreste und fand 



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116 Weller. 

durch aufinerksame rtegehung des Terrains manches Trummerstuck; 
auch seine Schiiler warden von dem Forschungseifer ergriffen und 
brachten ihm manches; e* legte spater, 1878, alles in der von ihm 
eingerichteten Sammlung lin Schlosse zu Neuenstein nieder. Bei 
einem Sonntagabendspaziergang im Friihjahr 1881 fand er einmal 
an der Vizinalstrasse, die westlich vom unteren Kastell hinlauft, 
auf einem Steinhaufen einen von einem Acker herausgeschafften 
Inschriftstein, den er nocli gliicklich ret ten konnte. 1 

Aber auch fur die Geschichte des hohenlohischen Hauses und 
Landes, besonders der Stadt Oehriugen, ist Boger rege t&tig ge- 
wesen, wesshalb ihm auch mit der Zeit die Stolle des Hausarchivars 
an den reichhaltigen hohenlohischen Archiven in Oehringen tiber- 
tragen wurde. Eine der besten wiirttembergisbhen Oberaratsbe- 
schreibungen ist die des Oberamts Oehringen, \iie 1865 vom 
statistisch-topographischen Bureau herausgegeben Wurde ; dieses 
stand damals unter der Leitung von Bogers Fr^nd Gustav 
Rumelin. Die historischen Abschnitte der Oberamtsb»schreibung 
sind von Boger bearbeitet und zeichnen sich durch Reichhaltigkeit 
und Griindlichkeit aus. Als im Jahr 1870 von dem Fttrstsn Fried- 
rich Karl von Hohenlohe-Waldenburg und dem Dom&nendirektor 
Albrecht in Oehringen der zweite Band des „Archivs fiir hohen- 
lohische Geschichte" herausgegeben wurde, war ebenfalls eir>er der 
wertvollsten Beitr&ge des Werks von Bogers Hand: „Untc»rsuch- 
ung der Verh&ltnisse, unter denen im dreizehnten Jahrhundert die 
edlen Herren Konrad und Gottfried von Hohenlohe in den vor- 
iibergehenden Besitz der Grafschaften Molise und Romagna kamen". 2 
Es ist dies eine der allerschwierigsten Partien der hohenlohischen 
Geschichte, und Boger hat sie mit eindringender Beniitzung auch 

1 Es ist der Stein Haug und Sixt, Die romischen Inschriften uni 
Bildwerke Wiirttembergs S. 336 Nr. 441, die Basis der Statue eines 
Genius mit einer Inschrift von Veteranen und Peregrinen. Boger be- 
kam verschiedene Besuche, so lange er den Stein im Hause hatte, 
z. B. von dem englischen Gelehrten Thomas Hodkin, der in seinem 
Buche The Pfahlgraben (An Essay, Newcastle on Tyne, 1882) schreibt 
(nach Uebersetzung) : „Ich habe wenige so angenehme Erinnerungen 
von meinen Reisen auf dem Kontinent als die goldenen Abendstunden 
auf meinem Gang iiber die obere und untere Burg in Oehringen, wah- 
rend ich mich mit meinen neugewonnenen Freundeii Stadtpfarrer Back- 
meister und Rektor Boger unterhielt und auf das freundliche Grussgott 
horchte und auf die zwischen dem Pfarrer und seinen schwabischen 
Pfarrkindern beziiglich der bevorstehenden Heuet gewechselten Worte". 

7 Archiv fur hohenlohische Geschiche II. 1870. S. 215—238. 



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Ernst Boger. 117 

der italienischen Literatur so bearbeitet, dass seinen Ergebnissen 
der spatere Forscher kaum Neues hinzufiigen kann. Auch aus 
dem gemeinschaftlichen Hausarchiv hat Boger wertvolle Stttcke 
verSffentlicht. 1 Besonders aber vertiefte er sich in die Geschichte 
der kunstlerisch bedeutendsten Bauwerke von Oehringen und seiner 
Umgebung, des Schlosses zu Neuenstein und der Oehringer Stifts- 
kirche. Jenes, das um der Mitte des 16. Jahrhunderts umgebaut 
wurde und eine der schonsten Renaissancebauten unseres Landes ist, 
hat er im Jahr 1878 mit Beniitzung aller vorhandenen archivalischen 
Quellen und eindringender Untersuchung des Bauwerks selbst in 
mustergiltiger Weise beschrieben; 1 die Fttrsten von Hohenlohe 
hatten sich damals entschlossen, dieses Staramschloss der Neuen- 
steiner Linien (Oehringen und Langenburg) aus dem drohenden 
Verfall zu retten und fur seine Erhaltung zu sorgen. Im Jahr 
1885 erschien sodann Bogers Monographie iiber die Stiftskirche 
zu Oehringen; 2 auch hier ist die Geschichte dieses Bans mit voll- 
standiger Beherrschung der Quellen und der geschichtlichen Litera- 
tur behandelt, und manche schwierige Frage, wie z. B. den Ueber- 
gang des Chorherrnstifts und der Gegend von Oehringen an die 
Herren von Hohenlohe hat Boger mit gliicklichem Griff gelost. 
Um diese Zeit ist mit durch Bogers Bemuhung dieses ehrwurdige 
Denkmal sp&tgotischer Baukunst gliicklich renoviert worden. In 
demselben Jahr 1885 wurde noch eine weitere Arbeit Bogers der 
Oeffentlichkeit ubergeben, eine Familienchronik des schw&bischen 
Adelsgeschlechts der Thumb von Neuburg. 3 Die Mutter von Bogers 
Gattin war eine geborene Thumb von Neuburg gewesen, und so 
war das Buch aus Teilnahme fiir sie im Auftrag der Freiherrn 
von Thumb-Neuburg geschrieben. Besonders fuhlte sich Boger 
durch die Geschichte der Ursula Thumb, der Gattin des von Her- 
zog Ulrich von Wurttemberg ermordeten Hans von Hutten, ange- 
zogen, die ihm schon durch Strauss' Ulrich von Hutten interessant 
geworden war. Die Chronik, die jedoch die letzten anderthalb 
Jahrhunderte der Familiengeschichte nicht mehr behandelt, widmete 

1 Wurttembergische Vierteljahrshefte fiir Landesgeschichte II. 
1879. S. 252: Badereise der Frau Anna von Weinsberg in das Wildbad 
1436. S. 256: Ein Minnelied (beide aus dem Weinsberger Teil des 
Hausarchivs). 

* Literarische Beilage des Staatsanzeigers fiir Wurttemberg 1878. 
S. 449-454 und 485-488. 

8 Geschichte der freiherrlichen Familie Thumb von Neuburg. 
Nach den Quellen bearbeitet von Ernst Boger. 1885. 



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118 Weller. 

Boger seinem Freunde, dem Freilierrn Alfred Thumb von Neuburg, 
dem Senior der Familie. — 

So lebte Boger ein immer glucklicheres, befriedigteres Leben 
in den kleinen Verh&ltnissen Oehringens. 1872 war er zum Rektor 
des Lyceums ernannt worden und wirkte noch 9 Jahre in dieser 
Stellung, bis er im Jahre 1881 um den wohlverdienten Ruhestand 
nachsuchte. Er war so heimisch im hohenlohischen Lande gewor- 
den, dass er in seiner Vaterstadt Stuttgart, wohin er nun uber- 
siedelte, gleich einer in fremden Boden versetzten Pflanze nicht 
mehr vollig anzuwurzeln vermochte. Doch lebte er auch diese 
Zeit in der gliicklichen Gemeinschaft mit seiner Gattin in ange- 
regter Geselligkeit und mit mannigfachen Studien beschaftigt, bis 
er nach langerer mit Mut und klarem Sinn ertragener Krankheit 
am i. August 1895, in seinem 80. Jahr, starb. 

Im letzten Jahrzehnt seines Lebens hatte er manche Erinner- 
ungen aufgezeichnet, mehr um seinen Gedanken Ausdruck zu geben 
als fur einen bestimmten Zweck, und um seiner Gattin noch nach 
seinem Tode eine Freude zu machen. Auch erfreute er diese gern 
dnrch Uebersetzungen aus dem Franzosischen und Italienischen. 
Besonders aus jenen Aufzeichnungen leuchtet seine hohe Ehrlich- 
keit, die Wahrheitsliebe, die alles so sah, wie es wirklich war, 
klar hervor. Mit welcher Treffsicherheit er das Erlebte in Worte 
gefasst hat, davon mflgen einige Charakteristiken bedeutenderer 
Menschen, mit denen er in nahere Beziehungen kam, einigen Ein- 
druck geben. In Stuttgart war er ein Mitschtiler des spateren 
Pralaten Karl Gerok gewesen, den er folgendermassen schildert: 
„Karl Gerok war ein Musterschiiler des damaligen Gymnasiums, 
von Lehrern und Schtilern hochgeschatzt, vollkommen im Auffassen 
und Wiedergeben, fein und manierlich, vornehm bescheiden, an die 
Kameraden anhanglich mit Reserve, munter und frohlich, mit 
weiser Masshaltung; er tat niemand etwas zu leide, beneidete, 
flirchtete und hasste niemand, war gegen alle gleich freundlich 
und gleich zuriickhaltend, voll Delicatesse, ohne alle Pratension, 
ein Normalknabe." Im Stift war Boger wieder mit Hermann Kurz 
zusammengetroffen, der schon in der Reutlinger Lateinschule sein 
Mitschuler gewesen war. Er schildert ihn als Stiftler : „Seine Art 
aufzutreten, zu sprechen, gefiel mir gar nicht ; es zeigte sich darin 
ein Haschen nach Genialit&t im Byron'schen Stil oder nach andern 
n&heren Urbildern; in der humoristischen Maskerade, in der er 
sich gefiel, lag so viel Gekiinsteltes, dass man unmftglich sich daran 



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Ernst Boger. 119 

erfreuen konnte. Auch der jugendliche Leichtsinn und Ungebunden- 
heit waren mit einer Ostentation verbunden, die fur andere etwas 
Kompromittierendes hatte. Das Ganze machte den Eindruck des 
Abgeschmackten. Doch dies alles gait nur yon dem ausseren 
Menschen. Das unstreitige poetische Talent kam zum Durchbruch, 
und man zollte ihm gern Beifair. Mit viel Teilnahme verfolgte 
Boger das Geschick seines Stiftsgenossen Herwegh, von dem er 
sagt: „Herwegh war eine eigentumliche Natur, bei deren naherer 
Eenntnis man auch seine Leistungen und Schicksale verstehen lernt. 
Er war eine verschobene Hamletnatur. Traumerisch, faul, voll 
von Langeweile liess er plotzlich den Damon iiber sich kommen, 
der ihm den Sinn erleuchtete und betorte und ihm Ehre und Lob 
und Schmach und Schimpf, wie es kam, bereitete. Es war eine 
grosse und schone Tat, die der arme verjagte, verkommene Theolog, 
Soldat, Literat ausfuhrte, als er das Bandchen ,Gedichte eines 
Lebendigen' aus der Schweiz ausgehen Hess, Es war nicht bloss 
die damals in der Mode befindliche politische Poesie, welche dem 
Dichter den Weg ebnete und mit Blumen bestreute ; es war darin 
ein echter Klang der Poesie, der sich wie gewaltsam Bahn brach, 
und ich kann dem Kritiker Priedrich Vischer in seinem absprechen- 
den Drteil nicht beipflichten a . Wahrend die Genannten Boger 
personlich ferner standen, ftihlte er sich in enger Freundschaft 
mit Gustav Reuschle, dem Mathematiker, verbunden, dessen Cha- 
rakterisierung noch angefuhrt sein moge : „Er war schiichtern und 
gutmutig wie ein Kind und hatte dabei so drohende Augen und 
machte entsprechende Gebarden dazu, dass er alien, die ihn nicht 
naher kannten, als ein zornmutiger, gallengriiner Schul-, Haus-, 
Meinungstyrann erscheinen musste. Dies war, scheint es, ein Aus- 
druck der furia mathematica, die in ihm brodelte und deren aller- 
tiefste Probleme er vorzugsweise gern bearbeitete. Aber wenn er 
aueh die Hohen und Tiefen der abstraktesten Wissenschaft er- 
forschte, so war er doch in Prosa ein zweifelhafter Rechner ; eine 
Wirtsrechnung zu uberschlagen und zu repartieren kostete ihn 
viel Zeit und beschwerlichen Kalkul, um schliesslich doch in die 
Briiche zu geraten. Er hatte ein braves Gemiit und bei allera 
realistischen Schein, den er sich gab, war er ein Idealist durch 
und durch. Mir war er bei diesen sich durchquerenden Eigen- 
schaften und Tendenzen der angenehmste Kamerad, den ich je 
hatte". 

Boger wurzelte mit seiner ganzen Lebensanschauung in der 



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120 Weller. 

Zeit des Neuhumanismus, wie ihm denn in spateren Jahren beson- 
ders die Lebensweisheit des Horaz zugesagt hat. Mit klarer 
Bestimmtheit vertrat er einen gelauterten Individualismus. „Es 
gibt nur wenige", schreibt er einmal in seinen Aufzeichnungen, 
„die so vom Schicksal begiinstigt sind, dass sie nicht die Geschafte 
anderer zu besorgen notig haben, sondern wie in dem fur den 
Menschengeist so segensreichen Griechenland fur die Entwicklung 
und Ausbildung ihres eigenen Wesens leben konnten. Diese, die 
Ausbildung der Krafte, ist ja wohl doch der einzige Weltzweck; 
dass man Pfarrer oder Professor oder gewerbsmassiger Schriftsteller 
oder Minister, Kaufmann, Handwerker oder Bauer sei, ist zwar 
fur den Staat notwendig, nicht aber flir das Individuum". Dass 
dies nicht in selbstsuchtiger Weise gemeint war, zeigt er bei der 
Schilderung eines Freundes, des Rechtsanwalts Schall, von dem 
er sagt: „Wenn es die einzige und durchg&ngige Aufgabe des 
Menschen ist, die von der Natur verliehenen Gaben gem&ss dem 
Kreise, in den man von dem Schicksal gesetzt ist, auszubilden und 
anzuwenden und an dem Guten, das man erreichen kann, mitzu- 
arbeiten, des Schonen, das die Welt bietet, sich zu freuen, so ist 
es ihm gelungen a . Boger selbst war eine mehr beschaulicfce und 
geniessende als eine energischc und leidenschaftliche Natur, er 
fuhlte sich gerne als den lachenden Philosophen, der abseits 
stehend den anderen zusah, wie sie das goldene Kalb oder andere 
K&lber umtanzten. Aber die Frische und Heiterkeit in Behand- 
lung des Lebens, die ihm eigen war, die Klugheit, mit der er sich 
in alien Schwierigkeiten zurecht fand, seine Gewandtheit im ge- 
sellschaftlichen Verkehr liessen ihn doch leicht die ihn umgebenden 
Verh&ltnisse uberschauen und beherrschen, und die Ehre im hohen, 
ethischen Sinn, die ihm allezeit die Richtschnur des Lebens blieb, gab 
ihm auch die innere Sicherheit des Handelns. Im Greisenalter konnte 
er auf ein gluckliches Leben zuriickschauen, auf ein gutes Geschick. 
das fruhere Unbilden stets durch spatere Begiinstigungen gut zu 
inachen wusste, und sagen, dass er, gehoben und gekraftigt durch 
die Gemeinschaft mit seiner Gattin, der er diesen ruhigen und 
befriedigenden Verlauf allein zu danken habe, wenn auch ftusserlich 
in kleinen Verh&ltnissen lebend sein Inneres, seinen einzigen Be- 
sitz, zu einem harmonischen Abschluss gebracht habe. „Ich habe 
die Einsicht gewonnen, dass alle ausseren Dinge, Ruhm, Gtiter, 
Genusse des Lebens, nichts sind als ein Schattenspiel an der Wand, 
und dass die Freude an der schaffenden und begliickenden Natur, 



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Ernst Boger. 



121 



die Liebe zur Menschheit, die sich bei mir zu einem Individuum 
konzentriert, die Befriedigung, welche die Entwicklung und Ent- 
faltung der geistigen Natur des Menschen gewahrt, aus dem 
irdischen Leben doch eine Statte zu macheu weiss, wtirdig des 
Funk ens an Geist, der dem Menschen verliehen ist". 



**-— m~ ~*~ 



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Voui Marienaltar in der Creglinger 
Herrgottskirche. 

Von F. Hertlein in Crailsheim. 

Seitdem Tunnies seine Monographie iiber Riemenschneider 1 
geschrieben hat, zweifelt, so viel ich weiss, kein Vertreter der 
Kunstgeschichte mehr daran, dass der Kiinstler des Creglinger 
Altars derselbe ist wie Riemenschneider. W. Bode's unbestech- 
liche Kritik hatte ihn auf Grand der ihra vorliegenden Daten 
in seiner Geschichte der deutschen Plastik seine Meinung dahin 
zusammenfassen lassen: 2 „Wiirden diese Werke (der Creglinger 
Altar und der Rothenburger Blutaltar mit dem notwendig dem- 
selben Kiinstler und derselben Zeit zugehorigen Detwanger Altar) 
nicht durch ihre Daten in eine Zeit verwiesen, in welcher Riemen- 
schneider noch Knabe oder wenigstens noch Geselle war, so ware 
allerdings die Verrautung nicht ungerechtfertigt, dass wir jene 
Bildschnitzereien als Jugendwerke des beriihmten Wiirzburger 
Kunstlers anzusehen hatten." Die Daten aber, die Bode zur Auf- 
stellung eines besonderen „Meisters des Creglinger Altars" veran- 
lasst haben, sind von Tonnies als nicht stichhaltig nachgewiesen 
worden. Richtig ist, dass 1478 der hi. Blutaltar in der 
Rothenburger Pfarrkirche geweiht wurde, aber dieses Datum be- 
zieht sich nicht auf den Altar auf sat z, der laut vorgefundener 
Rechnungen 30. Juni 1499 dem Schreiner Erhart, einem Rothen- 
burger Meister, und 28. Marz 1500 Riemenschneider in geteilten 
Auftrag gegeben wurde; im Anfang des Jahres 1505 erfolgte die 
letzte Zahlung. Jener Kunsttischler muss den gezahlten Preisen 
nach nicht bios die architektonische Umrahmung, den Kasten, son- 
dern auch den grossten Teil der Ornamentik geliefert haben, und 

1 Eduard Tonnies, Leben u. Werke des Wiirzburger Bildschnitzers 
Tilmann Riemenschneider, 1468—1531. Strassburg. J. H. Ed. Heitz 1900. 

2 a. a. O. S. 167. 



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Vom Marienaltar in der Creglinger Herrgottskirche. 123 

das stimmt zu den zwei unter sich ganz verschiedenen Stilarten, 
die wir in der Ornamentik dieses Werks finden, so trefflich, dass 
hier kein weiterer Zweifel mfiglich ist. Das Datum 1487, das 
man im Fuss der hohlgearbeiteten Maria des Creglinger Altars 
gefunden haben wollte, war mit Rotstift angeschrieben, also 
belanglos, ohne Zweifel auch noch falsch gelesen; neuere Unter- 
suchungen haben iiberhaupt nichts mehr gefunden. Die rasche 
Kunstentwicklung jener Zeit macht es uns moglich zu behaupten, 
dass das Werk diesem Jahr nicht angehoren kann, von welchem 
Kiinstler auch es stammen mag. Wenn aber jenes Datum 1487 
wegf&llt, so bleibt der l&ngst aufgestellte Satz, dass der Meister 
dieses Altars derselbe sein muss, wie der des Rothenburger, also 
Riemenschneider. Es muss aber auch die Zeit ungefahr dieselbe sein. 

Mit Beziehung auf diese aussert Tonnies die Vermutung, es 
sei vielleicht in diesem Altar ein nach alten Rechnungen 1495 fur die 
Rothenburger Pfarrkirche gearbeiteter Marienaltar zu erblicken, 
wenn er auch selber zugibt, stilistisch glaubhafter sei, dass der 
Altar sp&ter, etwa zwischen 1495 und 99 anzusetzen sei. Ich 
raeine, die erste Vermutung ist aus sachlichen Griinden abzuweisen ; 
dagegen lassen sich urkundliche Anhaltspunkte finden fiir eine 
bestimmtere, etwas spatere Ansetzung des Altars, sogar nach 1499. 

Der Altar steht heute in der Vi Stund Vom St&dtchen ent- 
fernten Herrgottskapelle und z war mitten im Schiff, der Breite 
wie der L&nge nach gerechnet, an einer Stelle, an der noch nie von 
rechtswegen ein Altar gestanden hat. Die Beleuchtung des Kunst- 
werks ist hier, wie jeder Unbefangene zugibt, bei geschlossenen 
Kirchtttren die denkbar schlechteste. Die Kapelle hat zwar an* 
sehnliche Grosse, aber der grosse Altar steht doch in keinem Ver- 
haltnis zu ihr; wiirde man ihn an den Triumphbogen vorrucken, 
so ware dieser ganzlich versperrt und der Blick in den schonen 
hohen Chor benommen. Es ist daher klar, dass diese Aufstellung 
ursprunglich nur eine einstweilige war. Fragen wir also, fur 
welche Stelle einer Kirche er eigentlich berechnet war. Die Aus- 
bildung der Riickseite, welche einige Rippenornamentik zeigt, ist der- 
art, dass der Altar sicherlich nicht zum Anrttcken an die Wande 
bestimmt war, die in grSsseren, zumal mehrschiffigen Kirchen rechts 
und links vom Triumphbogen ubrig bleiben, sondern entweder fur 
den Chor, wo zwischen Altar und Chorfenstern immer einiger 
Raum bleibt, oder aber unmittelbar vor den Chor, in die Mitte, 
ans Ende des SchifFs, wo wir in grossen Kirchen immer einen 



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124 Hertlein. 

besonderen Altar, den Laienaltar oder Sakraraentsaltar, finden. 
Letzteres ist bei weitem das walirscheinlichere ; man wild nicht 
leicht einen Chor finden, der die Aufstellung eines vora Boden an 
mit den zwei Steinstufen und der rekonstruierten Spitze gerechnet 
10,4 m hohen Altars erlaubt 1 In der Nahe kame da nur der 
Chor eben der Rothenburger Pfarrkirche in Betracht; aber dort 
steht ja der schone Herlin'sche Altar von 1466. Dazu kommt, 
dass in der oberen Darstellung der Kronung die zwei kleinen, die 
Krone haltenden, schwebenden Engel beweglich eingerichtet waren; 
bis vor wenigen Jahren hingen sie an Darmsaiten, konnten also 
hinauf- und hinabgezogen werden; ohne Zweifel sollte am Festtag 
Maria Himmelfahrt die Kronung Maria der versammelten Menge 
der Andachtigen im Bilde vorgefuhrt werden. Ein solcher Altar 
kann aber nicht im Hintergrund eines grossen Chors gestanden 
haben, wo man den Vorgang schon von der Mitte des Schiffes aus 
nicht mehr gesehen h&tte, er kann auch nicht fur die verborgene 
Aufstellung in einer Seitenkapelle oder einem Querschiff berechnet 
gewesen sein; er muss bestimmt gewesen sein, vor den Chor 
gestellt zu werden. An dieser Stelle aber stand in Rothenburg 
jener andere Riemenschneideraltar, der hi. Blutaltar. 

Man kann bei dem im ganzen voi ziiglichen Erhaltungszustand 
des Werkes iiberhaupt nicht an eine tumultuarische Entfernung 
an diesen stillen Ort, etwa bei den ersten Aufregungen, die die 
Reformation brachte, denken; nur so aber konnte man die einst- 
w e il i g e Verbringung von einem a n d e r n Ort her begrunden. Das 
spricht wie das eben angefuhrte zugleich auch gegen die Vermut- 
ung, der Altar habe in dem jetzt abgerissenen Querschiff der 
Klosterkirche des unfernen Frauenthal gestanden; man hielt dieses 
einseitige Querschiff schon fttr einen spMeren, etwa fur Unter- 
bringung eines Kunstwerks eigens angebrachten Anbau, allein 
Steinmetzzeichen an dem Triumphbogen, der ihn vom Langhaus 
schied, weisen das Querschiff dem Uebergangsstil zu, dem die 
Kirche im ganzen angehort (vgl. OAB. Mergentheim S. 546). 



1 Tonnies S. 156 halt die Erganzung der Bekronung, wie sie in 
der Lithographie von Wilder und Gnauth gegeben ist, fur unnotig; 
es wird aber in Creglingen gesagt, man sehe an den obersten Gliedern 
des architektonischen Teils des Aufsatzes Zapfenlocher. Jene Rekon- 
struktion zeigt freilich nicht Riemenschneiderschen Stil, sondern die 
Gotik der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts, aber die urspriingliche Hohe 
durfte sie richtig treffen ; es kommen auf sie 1,5 m. 



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Vom Marienaltar in der Creglinger Herrgottskirche. 125 

Jener Triumphbogen hat zudem nur die Hohe von 8V2 m; wenn 
auch die Decke des Querflugels noch etwas holier war, so dlirfte 
doch fur einen 10,4 m hohen Altar kein Plate vorhanden gewesen 
sein. Und urn 1500 konnte Creglingen jedenfalls eher sich einen 
so teuren Altar verschaffen als das kleine Frauenkloster. 

Es lasst sich aber so gut wie beweisen, dass der Altar be- 
stimmt war fur die Creglinger Stadtkirche. Nach dera fur 
diese Kirche im Jahr 1343 ausgestellten Ablassbrief ist sie ge- 
griindet zu Ehren der Maria Magdalena und des Petrus und Paulus. 
Im Jahr 1465 ist aber dort schon auch em Altar der hi. Jungfrau 
Maria, wie aus dem Bericht ttber die Stiftung einer ewigen Vikarei 
bei diesem Altar in diesem Jahr durch Margaretha Zobelin, Witwe 
des Lienhart Lfischen oder Leschen, hervorgeht. Unter den Geist- 
lichen zur Anfangszeit der Reformation erscheint Caspar Beck, 
„Inhaber der Pfriind des Mittelaltars, so man der 
Leschin Pfriind nennt." l Dieser Marienaltar erscheint also 
hier als m i 1 1 1 e r e r Altar, er kann also nur an der Stelle ge- 
standen haben, die wir fur unsern Riemenschneideraltar suchen, 
unmittelbar vor dem Chor, in der Mitte zwischen den zwei Seiten- 
alt&ren, die neben dera Chor an der iibrigbleibenden, durch den 
Choreingang geteilten Ostwand des Schiffes gestanden haben 
mtissen; die Stadtkirche hatte fur sich allein 4 Priester. 

Wir konnen aber weiter erschliessen, dass dieser Marien- 
altar eine besondere Beziehung zu Maria Himmelfahrt ge- 
habt haben muss, dem Vorgang, den unser Riemenschneideraltar 
darstellt. Ein Ablassbrief vom 24. Marz 1500, flir die Creglinger 
Pfarrkirche ausgestellt, verheisst Befreiung von den Kirchenstrafen 
denen, „die besagte Kirche am Fronleichnamstag , am kleinen 
Fronleichnam, an Maria Himmelfahrt, am Tag des hi. Sebastian 
und an den Festen und Tagen der Weihe der Kirche selber jahr- 
lich fromm besuchen und milde Gaben fur die Kirche geben." 
Selten werden in Ablassbriefen jener Zeit so wenige Tage genannt ; 
es mttssen das Tage sein, die irgendwie zusammen gehoren, die 
fur die Pfarrkirche eine eigenartige Bedeutung haben, so wie die 
zuletzt genannten Festlichkeiten der Kirchweihe; es sind offenbar 
die Haupttage der Pfarrkirche und ihrer zweiKapel- 
len. Fronleichnam, mit Kleinfronleichnam 8 Tage sp&ter, ist der 
Haupttag der zur Pfarrei gehorigen Herrgottskapelle, Maria Him- 

1 Georgii, Uffenheimer Nebenstunden II, S. 189 ; die andern Nach- 
weise sind aus der OAB. Mergentheim zu entnehmen. 



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126 H e r 1 1 e i n. 

melfabrt offenbar Haupttag der Pfarrkirche selber, die ja an hervor- 
ragender Stelle einen Marienaltar besass, und die im Jahr 1443 ge- 
stiftete „neue Kapelle bei der Pfarrkirche a , heute im Haus des 
Ersten Stadtpfarrers verbaut, wird wohl eine Sebastianskapelle 
gewesen sein. 1 Hat der Marienaltar eine so bevorzugte Stellung 
bekommen, so diirfen wir uns auch nicbt wundern, dass die ur- 
sprunglichen Kirchenheiligen Maria Magdalena, Peter und Paul, 
hier zurttckgedr&ngt erscheinen; an ihren Namenstagen haben wir 
uns aber wohl die „Festlichkeiten und Tage der Weibe der Kirche 
selber" zu denken. Wenn also jener Marienaltar urn 1500 herum 
einen neuen Altaraufsatz bekam, so ist fiir diese Zeit jedenfalls 
anzunehmen, dass die Bildnerei auf Maria Himmelfahrt Bezug 
haben sollte. 

Heute steht an der Stelle ungefahr, ftir die ich mir den 
Riemenschneideraltar bestimmt denke, ein Altar mit Aufsatz vom 
Jahr 1753. Die Stelle, die wir uns noch etwas naher dem Triumph- 
bogen denken diirfen, ware nach der jetzigen Gestalt der Kirche 
fiir die Aufstellung unsres Altars vorziiglich geeig- 
net. Das Schiff der Kirche hat eine recht ansehnliche H5he, ich 
sch&tze sie auf etwa 14m; seine innere Weite betrftgt 10 m, der 
niedere Chor ist gebildet von dem Untergeschoss des in seinen 
unteren Teilen noch romanischen Ostturms, der niedere Triumph- 
bogen hat eine lichte Breite von 3,35 m. Der steinerne Altartisch 
des Riemenschneideraltars hat oben eine Breite von 2,40 m, er 
erhebt sich fiber zwei Steinstufen, von denen die untere ziemlich 
genau die lichte Breite jenes Chors hat. Jedenfalls also konnte 
man, auch wenn der Altar dem Triumphbogen nahe gestellt wiirde, 
bequem an ihm vorbei in den ftir die Priester vorbehaltenen Chor 
gelangen. Der obere Teil des Altaraufsatzes, der einige Meter 
iiber den niederen Triumphbogen hinausgereicht hfttte, ware, statt 
durch plumpe Querbalken, wie jetzt in der Herrgottskirche, durch 
einige Tr&ger von der Ostwand aus, iiber dem Triumphbogen, vom 
Schiff her unsichtbar, gestutzt worden. 

Die heutige Decke des Schiffs gehort dem Umbau von 1727 
an, durch einen friiheren Umbau vom Anfang des 16. Jahrhunderts, 
auf den an einem Pfeiler des Baus selber die Jahreszahl 1508 
hinweist, muss den dieser Zeit angehtfrigen hohen gotischen Fenstern 
nach die Decke des Schiffs schon dieselbe Hohe bekommen haben. 



1 Was die OAB. S. 487 fiir Zeichen fruhgotischen Ursprungs dieser 
Kapelle ansieht, ist wohl als landliche Kunstiibung zu erklaren. 



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Gock 



Vom Marienajtar in der Creglinger Herrgottskirche. 127 

Wie hoch sie vor diesem Urabau war, wissen wir nicht ; der Altar 
war aber sicher fur diesen gotischen Umbau berechnet. 

Es wurde obeii ein Sttick aus der Ablassurkunde von 
1500 angeflihrt. Zu Eingang derselben sind die 6 rflmischen Kar- 
din&le genannt, von denen sie ausgestellt ist. Dann heisst es 
weiter: „In dem Wunsch, dass die Pfarrkirche zu Creglingen, 
Wiirzburger Diflzese, an welcher der in Christus geliebte Welt- 
geistliche Peter Beck von genannter Diocese ausgezeichnete Fr5m- 
migkeit darlegt, mit entsprechenden Ehren versehen und von den 
Christgl&ubigen immerw&hrend verehrt werde und in ihrem Bau 
und Geb&u gebtihrend wiederhergestellt, gewahrt und aufrecht er- 
halten, auch mit Biichern, Kelchen, Leuchtern, kirchlichem Schmuck 
und andern ffir den gottlichen Kult n5tigen Dingen ausgestattet 
werde. . . . a Im Vorbericht zu diesem Teil der Uffenheimer Neben- 
stunden (II S. 107) erw&hnt Georgii noch einen weiteren Ablass- 
brief von 1507, fiber den wir nichts naheres erfahren. Es kann 
nun kein Zweifel sein, dass mit diesen beiden Ablassbriefen das 
Geld beschafft werden sollte ftir den Umbau, der uns durch die 
Inschrift „1508 a an einem Pfeiler der Kirche selber datiert ist, 
der ziemlich umfassend gewesen sein muss und wohl eine Reihe 
von Jahren gedauert hat; noch aus dem Jahr 1516 horen wir, 
dass am Kirchturm etwa 350 Gulden verbaut werden. Wir er- 
fahren aus jenem Ablassbrief auch, dass zugleich fur kirch- 
lichen Schmuck gesorgt werden soil; dazu gchort aber auch 
ein Altaraufsatz, mit dem zugleich der steinerne Altartisch 
erneuert werden kann, wenn nur das sogenannte Sepulcrum, die 
eingemauerten Reliquien mit der sie abschliessenden Platte das- 
selbe bleibt. So nehme ich an, dass auf Grund des ersten Ab- 
lassbriefs, nach Eingang der ersten Gelder, von jenem Creglinger 
Pfarrherrn Peter Beck bei Riemenschneider die Bestellung auf 
einen neuen Mariahimmelfahrtaltar gemacht wurde. Bis zur Voll- 
endung des Kirchenumbaus sollte auch der Altar fertig sein. Der 
kunstliebende Pfarrherr wollte mit dem neuen Altar den gotischen 
Eindruck der Kirche vervollstandigen. Dazu war nfltig, den Blick 
auf den alten, niederen romanischen Chor, der nicht umgebaut 
werden konnte, ausser man hfttte den ganzen massiven Turm 
eingerissen, zu versperren, ohne den Weg in denselben abzu- 
schneiden. Dazu war der hohe Altar vorzuglich geeignet. Wie 
am Rothenburger Blutaltar (1500—1505), so hat Riemenschneider 
auch an diesem Altar, den er allein in Auftrag bekommen hatte, 



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128 Hertlein. 

wohl einige Jahre gearbeitet, trotz der 12 Gesellen, die er da- 
mals hatte; ich denke, zum Teil zu gleicfaer Zeit, wie an jenem; 
gerade aus diesen Jahren konnen wir noch mehrere Auftr&ge 
nachweisen, die den Kttnstler l&ngere Zeit beschaftigten. Als der 
Kiinstler fertig war — einzelne fertige Stiicke hat er wie bei 
jenem so auch bei diesem wohl schon vorher abgeliefert — , war 
der Umbau der Stadtkirche noch nicht beendet; ich erinnere an 
den Strebepfeiler am Schiff mit der Inschrift 1508; und um nicht 
das kostbare Werk den Bauf&hrlichkeiten aaszusetzen, verbraehte 
manes einstweilen in die Herrgottskapelle; die Kapelle 
bei der Stadtkirche war zu klein, um ein solches Werk aufzu- 
nehmen. Noch 1516 konnte man, wenn man vorsiohtig sein wollte, 
nicht wagen, den Altar, der oben von der Riickwand des Schiffes aus 
gestiitzt werden sollte, die hier zugleich Turmwand ist, in die 
Pfarrkirche zu verbringen; es wurde ja noch am Turm gebaut; 
und bald darauf kamen die Bewegungen der Reformation; weg 
war das allgemeine Interesse ftir den Altar, ja, es war wohl ein 
Gltick ftir seine Erhaltung, dass er in diesen Zeiten draussen 
stand und auch sp&terhin stehen geblieben ist in der stillen Herr- 
gottskapelle. 

Mir scheint Bode Recht zu haben wenn er sagt: „es be- 
zeugen die Freifiguren der Hauptgruppe noch einen Fortschritt 
gegeniiber den alter en Arbeiten in Rpthenburg und Detwang.* 
Das Zeitverhftltnis scheint rair noch deutlicher hervorzugehen 
aus der Ornamentik. An dem Rothenburger Altar ist deutlich 
zu unterscheiden das etwas strenger stilisierte Zierwerk Riemen- 
schneiders roit seinen Halbkreisschnorkeln von dem naturalistischen 
Astwerk, dem verschrftnkten Fialenwerk des Kunsttischlers Erhart. 
An dem Creglinger Altar scheinen beide Arten zur Einheit zu- 
sammengeflossen ; wir erkennen Riemenschneiders Hand sicher 
wieder, aber Verbiegung, Verschnorkelung und Naturalismus haben 
Fortschritte gemacht in der Richtung der, freilich mit Unrecht, 
sogenannten Tiroler Kunstweise. So mochte ich also, um mich in 
Zahlen zu verdeutlichen, den Marienaltar setzen auf etwa 1501 
bis etwa 1506 oder noch etwas sp&ter. 

Es ist ja auch den ftusseren Umst&nden nach natlirlicher so ; 
erst hat das stolze Rothenburg seine grosse Bestellung — die von 
1495 scheint eine kleinere gewesen zu sein — bei dem eben be- 
riihmt gewordenen Meister gemacht; nachher erst wollte der rtihrige 
Creglinger Pfarrherr dafiir sorgen, dass der Creglinger Wallfahrts- 



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Vom Marienaltar in der Creglinger Herrgottskirche. 129 

ort nicht ganz verdunkelt werde von dem reicheren Rothen- 
burg. 

Wallfahrtsorte sind in gewissem Sinn beide noch; Rothen- 
burg zieht den grossen Strom der Fremden auf sich, eine kleinere 
Zahl lasst sich durch die N&he Creglingens bewegen, nach dessen 
Wunderwerk einen Abstecher zu machen. Die N&he Rothenburgs 
ist wohl auch der Anlass, dem es den Besitz seines Wunderwerks 
zu verdanken hat, eines Werks, das wohl unter unsern heimatlichen 
Werken gotischer Bildnerei — nach alterem Sprachgebrauch 
bezeichnet — dasjenige ist, das am unmittelbarsten auf den Be- 
schauer wirkt, in das wir uns am wenigsten erst geschichtlich 
vertiefen miissen; die Anmut des Kunstwerks ist fOr jene Zeit 
uniibertrofiFen. 



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Errichtung von Hochgerichten in Reichs- 
ritterschaftlichem Land. 

Von L. Freiherrn v. Stetten-Buchenbach, 
Oberst z. D. auf Schloss Stetten. 

Eine wichtige Angelegenheit hatte die Amtmanner der drei 
Stetten'schen Hauser am 19. Juni 1772 im Kochenstettener Amt- 
hause versammelt. Unter dem Vorsitz des Amtmanns Glock, der- 
maligen Amtmann des „&ussern Hauses a und gleichzeitig des von 
dem Familienaltesten verwalteten „gemeinen BausV wurde das 
Zeremoniell beraten und festgesetzt, welches bei der Ehrlichmach- 
ung und Abbrechung des alten Hochgerichts auf dem sogenannten 
„Ruck" bei Mausdorf, eine halbe Stunde von Schloss Stetten auf 
der Hochebene zwischen Kocher und Jagst, und dem oberhalb der 
Burg Buchenbach gelegenen Hochgericht auf dem Galgenfeld ein- 
gehalten werden sollte. Der frflhere 1720 erbaute Galgen bei 
Stetten war im Jahr 1770 vom Sturmwind umgerissen worden, 
der Buchenbacher bauf&llig. Nach verschiedenen Verhandlungen 
zwischen den regierenden Herrn hatte man sich in den zwei Jahren 
dahin geeinigt, „wegen l&ngerer und unaufhorlicher Dauer" die 
beiden Hochgerichte aus Stein mit je drei S&ulen durch den 
Maurermeister Huckler aus Langenburg an der Jagst aufrichten 
zu lassen, nachdem die eigenen Maurer zu Stetten, Buchenbach 
und Morsbach sich nicht geneigt gezeigt hatten, die Arbeit fur den 
Anschlag zu ttbernehmen. Die Zimmer- und Schmiedearbeit, wozu 
9 Ketten fttr jedes Hochgericht gehflrten, verblieb den Hand- 
werkern im eigenen Gebiet. 

Der Beratung der Amtmanner lag die Bestimmung ihrer 
Herrn zugrunde, von alien kostspieligen und unnutzen Ceremonien 
Abstand zu nehmen. „Es ist gleich viel, ob man eine Cantzel oder 
einen Galgen bauet", hatte sich der baden-durlachische Oberhof- 

1 So hiessen die der Gesamtfamilie verbliebenen, von der Teilung 
unter die einzelnen Hauser ausgeschlossenen Giiter. 



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Errichtung v. Hochgerichten in Reichsrittersch. Land. 131 

marschaU Eberhard Frhr. v. Stetten innern Hauses geaussert, 
„denndie erste wirdt geheiligt, wenn man darauf prediget, der zweite 
wirdt entehret, wenn man einen daran hanget." Immerhin war 
die Ansicht allgemein zu tief gewurzelt, dass jeder, welcher ein 
Hochgericht bertthrte, bevor es fur ehrlich erklart war, flir un- 
ehrlich angesehen wurde mit all den tiblen Polgen, welche dieser 
Stand in rechtlicher Beziehnng und im taglichen Leben mit sich 
brachte. Auch die peinliche Halsgerichtsordnang Kaiser Karl's V. 
hat mit dieser Auffassung gerechnet und im 215. und 217. Artikel 
dem Gerichtsherrn die Befagnis erteilt, aus seinen eigenen Hand- 
werkern die Zahl durch das Los zu bestimmen, welche flir Erricht- 
ung eines neuen Galgens erforderlich waren: „sie sollen derhalb 
von Niemanden geschmaht, veracht oder verkleinert werden" gegen 
Strafe von einer Mark Goldes. Schliesslich war die Errichtung 
eines Hochgerichts doch eine solch bedeutsame Handlung und ein 
derart sichtbares Zeichen der Herrschaft ttber Leben und Tod, 
dass sich eine gewisse Feierlichkeit empfahl; wie der Markgr&fl.- 
Ansbachische Kammerherr und Hohenlohisch-Bartensteinische Oberst- 
leutnant Carl August Frhr. v. Stetten aussern Hauses bei den 
friihern Verhandlungen bemerkt hatte, „es ware ein mancher 
Cavalier sehr froh und gebet viel Geldt darum, wenn er nur dass 
Gliick hatte, ein Hochgericht aufzurichten." So haben denn die 
drei wttrdigen Amtmanner am 19. Juni 1772 ein Ceremoniel fest- 
gestellt, welches bei der Errichtung der letzten Stetten'schen Hoch- 
gerichte zur Anwendung kam, und woriiber uns die von dem 
Actuarius Johann Bernhard Beer gefuhrten Protokolle den besten 
Aufschluss geberi. Wir lassen desshalb nur das eine sprechen: 
Actum Schloss Stetten den 22. Juny 1772. 

Nachdem der Hochherrschaftlichen Verabredung gemass die 
Ehrlichmachung des alten Hochgerichts auf dem sogenannten Rttck 
am 19ten dis reguliret und auf heute Vest gesezt worden, dass 
alle hiezu aufgebottene Mannschaft diesen Morgen dahizu auf dem 
aussern Schloss-Hof erscheinen solle, So wurde solches nachstehen- 
der massen bewttrkt und zwar 

1. 

1st des hochadelichen aussern Hausses Amtmann Herr Glock 

mit blossem Seitengewehr geritten, worauf 2 Tambours und 2 Zwerch- 

Pfeiffer, dann 60 Mann, und zwar von jedem hochadelichem Hauss 

20 Mann, von dero Unterthanen mit Ober und Unter Gewehr mar- 

chirten. Diesem folgte 

9* 



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132 v. Stetten-Buchenbach. 

2. 

Des hochadelichen Innern Hausses Amtmann Herr Spiess zu 
Pferdt mit blossem Seiten Gewehr geritten, hinter welchem 4 Spiel- 
leuthe, und nach diesen der Steinhauer und Maurermeister Huckler 
von Langenburg, als welcher die neue Hochgerichter aufzubauen 
in Accord genommen, mit 9 Steinhauer and Maurers Gesellen mar- 
chirten, und sodann die Stettenischen Handwerks-Ziinften, und 
zwar erstlich die Beckenmeister, sodann Schneiderzunft, ferner die 
Steinhauer, Maurer, Zimmerleuth, Glasser, Hafner, Schreiner und 
Zieglers Zunft, und dann endlich Huf und Waffenschmidt, dann 
Wagners Zunft folgten, nach diesem ist 

3. 
des hochadenlichen Hausses Stetten-Buchenbach Amtsvogt Cranz 
mit blossem Seiten-Gewehr geritten, welchem die ubrige samtliche 
Stettenische Centbare Dnterthanen und zwar 1) des hochadelichen In- 
nern Hausses, 2) des hochadelichen Hausses Buchenbach von Stetten 
und 3) des hochadelichen aussern Hausses Unterthanen von ihren 
Schuldheissen angefiihrt, und nach diesen eine ziemliche Anzahl 
junger Knaben, von allersseitig Stettenischen Ortschaften folgten, 
und der Schluss von dem Scribenten Beer als hiezu ausgestellten 
Actuario zu Pferdt mit blossem Seiten Gewehr gemacht worden. 

In dieser Ordnung nun ging der March mit Klingendem Spiehl 
den Schlosshoff hinaus ttber den Waassen und sofort auf den Fahr- 
weeg zwischen den sogenannten Stuben Aeckern, von da hiniiber 
auf den Kalkofen, von dorten hingegen auf das M&usdorfer Steiglen 
hinauf, die Strasse hinein zur Mausdflrfer Brechhiitte, alldorten 
aber den ordentlichen Fahrweeg auf den Ruck zu bis an den Hoch- 
gerichts Platz, und als der Herr Amtmann Glock allda angekom- 
men, wurde von der bewahrten Mannschaft ein Craiss um das 
alte Hochgericht gemacht, von dem Herrn Amtmann Spiess die 
Handwerks-Ziinften in den Creis eingefuhrt, von dem Herrn Amts- 
vogt Cranz hingegen, die ubrige unbewahrte Centbare Unterthanen 
ausser den Creiss hinter die bew&hrte Mannschaft gefuhrt, und 
als dis alles in Ordnung und die 3 Beamten, und ich der Actuarius 
in den geschlosseneh Creiss eingeritten waren, wurde von dem 
Herrn Amtmann Glocken, die nachstehende Rede dem ganzen Um- 
stand abgehalten: 

„Nachdem gegenw&rttiges Hochgericht ganzlich ruinirt, und 
eingefallen, und es denen Reichsfreyhochwohlgebohrenen Herrn, 
s&mmtlichen Freyherrn von Stetten, Herrn auf Kocherstetten, Vogels- 



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Errichtung v. Hochgerichten in Reichsrittersch. Land. 133 

berg, Lasspach und Sonhoffen, Buchenbach, Bodenhof und Zottis- 
hofen und dessen hochloblicher Vormundschaft Morsbach und Maus- 
dorf gnftdig geliebet bat, ein neues statt des umgefallenen Hoch- 
gerichts wieder aufbauen zu lassen: Als baben wir im Nahmen 
und anstatt obgedachten s&mmtlichen regierenden Freyherm von 
Stetten den Gn&digen Befehl erbalten, den alten eingefallenen 
Galgen ehrlich zu machen, und das neue Hocbgericht aufrichten 
zu lassen. 

Das Recht Hochgericbte aufzurichten stebet nur denjenigen 
Obrigkeiten zu, welche die Gewalt ttber Leben und Tod auszutiben 
baben, welches aucb die Hochfreyherrlich Stetteniscbe Herrschaften 
Dreyer Hochadelicher H&usser berechtigt und von deip Hochfiirst- 
lichen Hauss Hobenlohe belehnet sind. 

Jedermann ist bestens bekannt, dass solches gescbiehet, tbeils 
zur Strafe grosser Uebelth&ter, und derjenigen Delinquenten, welche 
durch Capital -Verbrechen vermflg vorhandenen hochnothpeinlichen 
Hals Gerichts-Ordnungen das Leben allbereits verwttrket haben, 
theils aber auch zur Warnung, Abscheu und Exempel derer, welche 
etwan verfuhrt werden, und wieder die heilsamen Rechte zu sun- 
digen sich auch verleiten lassen ddrften. Wegen denen zugenom- 
menen und t&glich immer noch mehr haufenden grossen Bossheiten 
der Menschen haben die hochste Obrigkeiten, welchen Gott das 
Schwerd zur Rache wieder die Uebelthater in die H&nde gegeben, 
die Strafe der Uebelthater angeordnet, gescharffet und vergrossert, 
und lassen verrufene Diebe, Strassen-R&uber und Mflrder zu 5ffent- 
lichera Spectacul und Abscheu aufhangen, durch das Schwerd hin- 
richten und auf das Rad legen. 

Wiirden die obersten Regenten der Welt dieses nicht so 
weisslichst angeordnet haben, wie sehr wiirden nicht bei jetziger 
Zeit die Diebereien, Mord und Strassen Raubereien iiberhand ge- 
nommen und sich vermehrt haben. Sorgfaltige Obrigkeiten sehen 
dahero jeder Zeit auf die Sicherheit ihrer Diener und Unterthanen 
uad sind darauf bedacht, wie dergleichen grobe Missethat mit 
allem Nachdruck mogte gesteuert und wieder dergleichen Ver- 
brechern mit allem gehorigen Ernst und erforderlicher Scharffe 
verfahren werde. Dass unsere gnadige Herrschaften die sammt- 
lichen Reichsfreyhochwohlgebohrene Freyherrn von Stetten, Herrn 
zu Kocherstetten, Vogelsberg, Lassbach und Sonhoffen, Buchenbach, 
Bodenhof und Zottishoffen, auch derselben hochlobliche Vormund- 
schaft dann Morsbach und M&usdorf eben diese preissliche Sorg- 



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134 v. Stetten-Buchenbach. 

fait fur ihre Unterthanen haben, solches sehen wir an der Gnadigen 
Verordnung, dass sowohl dieses als das Buchenbacher Hochgericht 
aufgebauet und hergestellet werden solle, zu welchem Ende audi 
gegenw&rttige Bau Materialien zur Hand geschafft worden. 

Ihr aber zu diesem Geschftft anhero berufene Handwerks 
Leuth werdet hiemit befehliget r vorjezo gleich den Anfang damit 
zu machen, anbei aber sollet ihr ausser aller Sorg sein, dass diese 
Verrichtung Euch, den Eurigen und Euren Nachkommen jemals 
einigen Nachtheil in Euren Ehren, Nakmen und ehrlichen Pro- 
fessionen vorjezo oder in Zukunft nicht geben oder bringen solle. 
Solte sich aber wieder Verhoffen etwas ereignen, und man euch 
oder die Eurigen desswegen anfechten, so sollet ihr von sammt- 
lichen Hochfreyherrlich Stettenischen Gnadigen Herrschaften nach- 
driicklich derwieder geschiizet und geschirmet, folglich euer ange- 
tastete Ehre mit allem Eifer und Nachtruck gerettet und erhalten 
werden!" 

Nach Endigung dieser Rede sind die Herren Beamte und 
ich der Actuarius allerseits abgesessen, und haben das alte Hoch- 
gericht mit H&nden beriihrt, und sofort fiir ehrlich erklahrt, welchen 
sodann der Steinhauer und Werkmeister Huckler mit seinen Ge- 
sellen, sodann die Stettenischen Handwerks-Zunften, hernach die 
bew&hrte Mannschaft und endlich die iibrige unbewahrte Stettinische 
Centbare Unterthanen Mann vor Mann folgten, und ebenfalls das 
alte Hochgericht von jedem mit der Hand beruhret worden. Und 
als man mit sothaner Handlung zu End gekommen, wurde der 
ganze Zug wieder in seine vorige Ordnung rangiret, und der 
Ruckzug wieder den nehmlichen Weeg wo man hergekommen, bis 
in das Schloss genommen, und allda die gesammte Mannschaft 
wieder entlassen. 

Wobei noch zu bemerken, dass die Garnberger als Centunter- 
thanen von Freiherrl. Innern und aussern Hauss Stetten sowohl 
zum Hinauszug als Ehrlichmachung des Hochgerichts zwar bestellt 
worden, dieselbe aber nicht erschienen sind, unter dem Vorwand, 
der dasige Hauss Vogt miisse vorhero bei seiner gnadigen Herr- 
schaft anfragen, ob sie es thun dorflfen oder nicht. Weilen diese 
Antwort am Tage der Ehrlichmachung des Hochgerichts einlief, 
so wolte man nicht erst Weitiauffigkeiten machen, besonders da 
nachstens das Buchenbacher Hochgericht auch Ehrlich gemacht 
und aufgerichtet werden wird, wohin man die Garnberger alsdann 
aufbiethen, und zu dortigen Gericht Ziehen wird, welchen Vorgang 



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Errichtung v. Hochgerichten in Reich srittersch. Land. 135 

aber alsdann das Hochfreib. Stettenisch Buchenbacher und Boden- 
hflfer Hauss zu keinem Praejudiz vor die Hochfreih. Stettenisch 
Innern und aussern Hauss zu allegiren hat, zu welchem Ende auch 
dieses expresse in gegenwarttiger Geschichts-Erzehlung anbe- 
merkt ist. 

So geschehen d. at supra. 

Johann Georg Friedrich Spiess 

Ernst Ludwig Cranz 

Johann Ludwig Glock 

Johann Bernhard Beer actuar. in causa. 

Das Protokoll fiber die Feierlichkeit bei Buchenbach am 
20. Juli lautet ahnlich; nur ftthrte dort der Buchenbacher Amts- 
vogt den Zug und hielt die Rede, woraus die nachfolgende Stelle 
erwahnenswert ist : „Ich will euch nur so viel und dieses bekannt 
machen, dass weilen bekanntermasen unsere Gnadige Herrn die 
samtliche dermahlen regierende Reichsfreyhochwohlgebohrne Herrn, 
und eine darunter befindliche hohe Vormundschaft, Freyherrn auf 
Kocherstetten-Buchenbach-Morsbach und iibrigen dazu gehorigen 
Ortschaften unter jene hohe Herrschaften, welche fiber Leben und 
Tod zu richten und urteilen — somithin auch Hochgerichter auf- 
bauen zu lassen — Macht und Gewalt haben, zu zehlen und zu 
rechnen sind; wie Ihr dann dessen alien vor kaum 3 Tagen, da 
Hochdieselben einen Misseth&ter zum Tod verurtheilen, und an dem 
vorhergemeldten Hochgericht auf dem Rfick durch den Strang vom 
Leben zum Tod hinrichten lassen, abermahlen und neuerdingen 
fiberzeugt worden. a Auch dieses Protokoll enthalt den Hinweis 
auf das Nichterscheinen der Garnberger centbaren Untertanen, zu 
dessen Erkl&rung das folgende dienen mag. 

Das im 30jahrigen Kriege dem Erloschen nahe uralte Ge- 
schlecht der von Stetten war durch die zweite Ehe des schwedischen 
Rittmeisters Wolfgang Eberhard v. Stetten mit Ursula Amalia 
v. Grumbach in 3 Sohnen im Mannsstarame fortgepflanzt worden. 
Diese 3 Brfider hatten die Besitzungen, sowohl Lehen als Allod, 
unter sich geteilt, gemeinsam aber u. a. die hohen Obrigkeitsrechte 
behalten. Von den Nachkommen des jtingsten Bruders, welchem 
auch der oberhalb Kttnzelsau gelegene Garnberg als frei-eigen zuge- 
fallen war, war dieses Gut 1715 einschliesslich des ihnen zustehen- 
den Drittels an der hohen Obrigkeit verkauft worden. Zur Zeit 



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136 v. Stetten-Buchenbach. 

unserer Darstellung war Fran v. Pollniz geborene v. Hirschligau 
die Besitzerin. Das Verhftltnis, dass die hohe Fraiscb zu 2 /s in 
den H&nden des innern und &ossern Hausee Stetten verblteben 
war, f&hrte za Misshelligkeiten zwischen diesen Herrn and den 
Besitzern des Garnbergs, welche sich dieser Gemeinschaft bei jeder 
Gelegenheit zu entziehen versuchten. Es war zweifelsohite, dass 
die Beteiligung der Garnberger Cent-Untertanen bei der Aufricht- 
ung der Hochgerichte durchaus gerechtfertigt war. Hatte doch, 
als 1769 die Familie Stetten gegen das Wtirzburger Amt Jagst- 
berg die Obrigkeitsrechte des Garnbergs verfochten hatte, Frau 
v. Pollniz mit diesem Einschreiten sich durchaus einverstanden 
erklart Die Untersuchung des betreffenden Rechtfalles, welcher 
die. Verhandlungen mit Jagstberg veranlasst hatte, war sodann 
durch die Stettenschen Amtleute in Gemeinschaft mit dem Garn- 
berger Hausvogt gefuhrt, auch l / 3 der eingegangenen Strafgelder 
dort entgegengenommen worden. Auf die jetzige Beschwerde des 
aitesten der Familie v. Stetten entschuldigte sich Frau v. PSllniz 
mit Unkenntnis des Inhalts der Kaufbriefe, welche wegen Ab- 
wesenheit ihres Mtesten Sohnes ihr nicht zug&nglich w&ren. Den- 
selben Grund schtttzte sie vor, als sie wegen Ausbleibens del- Garn- 
berger zur Ehrlichmachung des Buchenbacher Hochgerichts von 
neuem zur Rede gestellt war. Die Akten geben keinen Aufechluss 
fiber den Ausgang der Sache, welche deutlich die Ohnmacht der 
kleinen Souver&nleins beweist, denen bei einem derartigen mittel- 
baren Widerstand nur das Rechtsmittel eines, meistens aussichts- 
losen langj&hrigen Reichskammergerichts-Prozesses zustand, deren 
die Herrn v. Stetten schon zur Genfige durchgemacht batten. 

Wenden wir uns von diesem Zank zu den Feierlichkeiten 
bei den Hochgerichten zurttck, so steht fest, dass diese in der 
Umgegend ein gewisses Aufsehen erregt und Anerkennung erlangt 
hatten. Denn 1774 erbat sich der Fiirstl. Hohenlohisch-Barten- 
steinische Hof- und Landschaftsrat Ignaz Mayer die Verordnungen 
„in Betreff wie es bey aufrichtung eines Hochgerichts wegen den 
Handwerksleuthen gehalten werden soil" von Amtmann Spiess, 
welche er 1. Februar 1775 zuriickgab mit der Bitte „den langen 
Verzug nicht ttbel zu deuten, indem solche Piecen von allhiesigem 
Oberamt, welches die Sach zu besorgen gehabt, gar spath erhalten.* 

Hatten die damaligen regierenden Freiherrn v. Stetten „und 
eine darunter befindliche hohe Vormundschaft" in die Zukunft 
schauen k5nnen, so wurden sie sich wohl die Eosten fiir zwei 



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Errichtung v. Hochgerichten in Reich srittersch. Land. 



137 



steinerne Hochgerichte mit je 3 8&ulen (527 Gulden 44 Kreutzer) 
erspart and mit einem h5lzernen, zweiarmigen Galgen begnttgt 
haben; denn das neue Jahrhnndert brachte kaum ein Menschen- 
alter spater der Reichsritterschaft and somit auch deren hohen 
Obrigkeitsrechten den Untergang. 



-~^~M~"-*» 



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Ueber den Ursprung des Geschlechts 
der Grafen Adelmann von Adelmannsfelden. 

Von Dr. jur. Sigmund Graf Adelmann von Adelmannsfelden. 

Das Geschlecht der Grafen Adelmann von Adelmannsfelden ist 
schwabischen Ursprungs ; der Stammsitz Adelmannsfelden (heutigen 
OA. Aalen) liegt in 8chwaben. Die Familie stand aber stets 
in engen Beziehungen zu dem nahen Franken. Hat doch die Stadt 
Hall im 14. Jahrhundert Mitglieder des Geschlechts unter ihre 
Btirger gez&hlt (vgl. Gmelin, Geschichte der Reichsstadt Hall). 
Audi lagen adelmannische Besitzungen in Franken, und zu den 
Onolzbachischen Markgrafen ist das Geschlecht mehrfach in Be- 
ziehung getreten. 

Das erste urkundliche Auftreten der Herren von Adelmanns- 
felden f&llt in das Jahr 1147. Die in einer dem 12. Jahrhundert 
angehorigen Handschrift der Kgl. offentlichen Bibliothek in Stutt- 
gart sich findende lateinische Urkunde besagt, dass im Jahre 1147 
der Dienstmann des heiligen Veit in Ellwangen, Sigeboto, in Ge- 
meinschaft mit seinem Bruder Diemon den heiligen Martyrern 
Sulpitius und Servilianus daselbst ein Jahreseinkommen aus seinen 
Gutern zu Westhausen ubergibt. Unter den Personen, die der 
Ueberweisung beiwohnten, finden sich Walchun et frater eius 
Rudolf de Adelmannesfelden. In deutscher Uebersetzung lautet 
die schon wegen ihres hohen Alters interessante Urkunde wie folgt: 

AUe, die an Christus glauben, sowohl die Zukunftigen wie die 
Gegenwartigen, sollen wissen, dass ich, Sigeboto, Dienstmann des heiligen 
Vitus zu Ellwangen, des ewigen Lohnes wegen meine Besitzungen, die 
mein Vater Sigeboto, nachdem meine Mutter gestorben war, von einem 
gewissen Marchward von Gattenhofen und von einem gewissen Wolfram 
von Westhausen erworben hat und ich von einer gewissen Friderun 
und deren Tochtern Elisabeth und Salome und ihren ubrigen Sohnen 
und von dem blinden Marchward in dem Dorfe, das Westhausen heisst, 
kaufte, zugleich mit nieinem Bruder Diemo, frei von aller Menschen 
Einspruch zum Gedachtnis der seligen Martyrer Sulpitius und Servi- 
lianus gestiftet habe im Beisein und unter Zustimmung des Burchard, 
des Ehemanns meiner Schwester, und dessen Bruders Wolfram von 



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•*-*J"u#jJ '! "'/MfTT' 



Urspning des Geschlechts Adehnannn v. Adelmannsfelden 139 

Hilgartshausen. Geschehen ist dieses zu den Zeiten des ehrwiirdigen 
Abtes Adalbert mit der Bedingung, dass meine Frau Mathilde und 
meine geliebte Tochter Hildiburgis und unsere zukiinftigen Kinder und 
die Nachkohimenschaft derselben alljahrlich in der Osterwoche als Ab- 
gabe sechs Ellwanger Denare bezahlen und dass sie ohne jede Beun- 
ruhigung durch richterliche Gewalt, d. h. seitens der Aebte, in diesem 
Besitze bleiben sollen. Dieser Ueberweisung wohnten bei: Sigfrid von 
Schwabsberg, Sigfrid von Westhausen, Dieraar, sein Bruder, Sigfrid 
und Rudiger von Ellwangen, Marchward und sein Sohn Volchmar und 
Reginmar von Bronnen, Walchun und sein Bruder Rudolf von 
Adelmannsfelden, Rudolf und sein Bruder Rudiger von Kochen, 
Udalrich von Hohenroden und die Klosterherren : Billung, Fritelo, Die- 
bold der Custos, Sigefried und verschiedene andere. 

Geschehen ist dieses im Jahre der Menschwerdung des Herrn 
elfhundert sieben und vierzig unter der Regierung des Konigs Konrad 
des Dritten. Wenn aber irgend einer es wagen sollte, hiergegen anzu- 
gehen, so verbleibe er im Fluche der heiligen Mutter und Jungfrau 
Maria so lange, bis dass er von seiner Gewaltthat absteht. Amen. 

Einen Rudolf von Adelmannsfelden, wohl denselben, finden 
wir wiederum in einer undatierten, der Mitte des 12. Jahrhunderts 
angehorigen Originalurkunde des Reichsarchivs in Munchen. (Wttrtt. 
Urk.-Buch III. Bd., S. 472). Auch hier tritt er als Zeuge auf 
anl&sslich der Belehnung des Abtes Ulrich von Kaisheim mit dem 
nach Nellingen gehorigen Zehnten und einem Widuragut im 
Weiler Aichen seitens des Abtes Adalbert I. von Ellwangen. 

Die Stellung der Herrn von Adelmannsfelden als Dienstmannen 
des Reiches bekundet die im Kgl. Staatsarchiv zu Stuttgart be- 
findliche lateinische Originalurkunde vom Jahre 1236. Siferidus 
de Adelmannesvelde steht hier an erster Stelle unter den astan- 
tibus ministerialibus imperii, die bezeugen, dass Probst Konrad 
von Adelberg das ihm vor 30 Jahren uberlassene Erbgut Brunings 
gegen dessen Erben vor Gericht mit 6 Reichsdienstraannen (wo- 
runter Albert von Honestat (= Hohenstadt) als Eideshelfern be- 
hauptet. 

Nicht weniger bedeutsam als die vorstehende Urkunde ist 
fur die Geschichte der Adelmann von Adelmannsfelden die in der 
Kgl. offentlichen Bibliothek in Stuttgart verwahrte Urkunde vom 
Donnerstag den 22. April 1322, eine Schenkung des „langen a 
Konrad von Adelmannsfelden an das Kloster Ellwangen betreffend. 

Sie beweist einmal, dass noch im 14. Jahrhundert die Herren 
von Adelmannsfelden Grundbesitz in Adelmannsfelden selbst und 
in der umliegenden Gegend hatten. Ferner ist sie ein wichtiges 
Denkmal aus der Zeit, wo in dem Namen des ortsadeligen Ge- 



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140 S. Graf Adelmann von Adelmannsfelden. 

schlechts sich eine Wandlung insofern vollzieht, al$ die Namen 
Adelmannsfelden und Adelmann nunmehr nebeneinander erscheinen. 
Die Urkunde benennt namlich als Briider des langen Chonrad von 
Adelmansveld Chonrad und Raben, sowie als Sohn seines Bruders 
den „ Adelman". 

Wenn auch nicht mit Klarheit zu erkennen ist, ob es sich 
hier lediglich um den Vomamen haudelt, oder ob bereits bei 
einem (jungeren) Mitgliede des Geschlechts der Familienname durch 
Abstossen des „Felden a eine Veranderung erfahren hat, so darf 
jedenfalls das Auftreten des Namen Adelman bei einer nachweis- 
lich dem Geschlechte der Herrn von Adelmannsfelden angehorigen 
Person als ein wichtiges Bevveisstuck daftir gelten, dass das Ge- 
schlecht der Herrn von Adelmannsfelden und der Adelmann, bezw. 
der Adelmann von Adelmannsfelden, ein und dasselbe ist 

Hiezu mag bemerkt werden, dass der Vorname Konrad noch 
lange Familienname blieb. Diesen Namen trugen u. a. der 1407 in 
Adelmannsfelden begrabene Cunrat Adelman, dessen Grabstein in 
Adelmannsfelden Graf Rudolf Adelmann in Wiirtt. Franken, Neue 
Folge VII, S. 90 ff. beschrieben hat, uud ein Adelmann, dessen 
Grabstein von 1401 in der Kirche von Neubronn, OA. Aalen, steht. 



" 3— - h- — ^ 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts 

(bezw. vom Schmalkaldischen bis Dreissigjahrigen Kriege). 
Von J. Gmelin. 

Es ist die vielleicht am wenigsten bekannte, jedenfalls in 
der allgemeinen Geschichte meist am stiefmutterlichsten behandelte 
Partie der neueren Geschichte, welche hier Gegenstand der Unter- 
suchung ist. Speziell in meiner „Hallischen Geschichte" bricht 
die eingehendere Darstellung eben vor diesem Zeitabschnitt ab. 
Eine allgemeine Rechtfertignng hiefftr, neben den besonderen zu- 
falligen Drsachen, die daf&r massgebend waren, liegt darin, dass 
eben hier der Punkt ist, wo die lebendige positive Entwicklung 
mit der Schaffung der neuen Formen durch den aus der Refor- 
mation empfangenen Antrieb inneh9.lt und zugleich unsere Stadt- 
geschichte das Interesse weiterer Kreise einbilsst. Nach anderer 
Richtung kommt freilich dieser Periode eine so grosse Bedeutung 
als einer zu, insofern die Folgezeit, welche bis zur neuesten Zeit 
herabreicht, nicht unmittelbar an die Reformations&ra anknfipft, 
sondern das nun durch die Reformation geschaffene Leben mehr, 
als man meist bedenkt, durch die Periode der Gegenreformation 
modifiziert worden ist, um nach dem grossen Schmelztiegel des 
Dreissigjahrigen Kriegs und der langwierigen Erholungszeit, die 
dieser n5tig machte, der neuesten Geschichte ihre Wege zu weisen. 
Noch grSsseres Interesse kommt dieser sp&teren Zeit in anderer 
Hinsicht zu : fttr den Lokalhistoriker, den heutigen Bewohner Halls 
und seiner Umgebung. Dies insofern als jene aitere grSssere 
Geschichte doch auch fur ihn mehr eine fremde vergangene ist, 
indem nicht bloss die Leute, sondern auch die Familien jener Zeit 
meist ausgestorben sind. So finden wir von den Namen der Beth- 
register im Jahr 1553/54 nur noch ca. 30% im jetzigen Adress- 
buch. Anders in der Periode, die mit dieser zweiten Halfte des 



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142 G m e 1 i n. 

16. Jahrhunderts anhebt. Da bereitet sich das neue, von unserem 
heutigen Stahdpunkt aus freilich auch schon wieder „alte Hall", 
das Hall unserer Grossv&ter, der bttrgerlich-patriarchalischen Re- 
publik, vor. Gekennzeichnet ist dies durch den Spitznamen „Dove- 
lich a , von dem Vornamen „ David* herkommend, der jetzt von der 
zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts an iinmer haufiger naraentlich 
unter den eigentlichen Siederfamilien auftritt, urn im folgenden 

17. Jahrhundert neben und in Zusammensetzung mit den Aller- 
weltsnamen Johann und Georg der beliebteste mannliche Vornamen, 
wenigstens hier in der Stadt und namentlich der Altstadt St. Michael, 
zu werden. Ein deutlicheres Symptom der grCsseren Nfthe dieser 
Zeit noch liefern die Geschlechts namen : Hier begegnen uns 
gegenttber den ca. 30% um 1550 (urn 1450 ca. 25%) schon in 
der Generation vor Schluss dieses Jahrhunderts, unter den 1560 
bis 90 Geborenen, wenigstens in St. Michael 1 nicht weniger als 
43% der jetzt noch vorkommenden Familiennamen, also nahezu 
die H&lfte. Das beweist, dass wenigstens auf einem Gebiet, das 
von der herkommlichen Geschichtschreibung meist fiber Gebfihr 
vernachl&ssigt wird, dem der Bevfllkerungsbewegung, unser 
Zeitraum eine bedeutsame Neuerung aufweist. Diese Neuerung 
geht in der Richtung auf Herstellung gr5sserer Aehnlichkeit ein- 
mal mit dem gegenw&rtigen Hall, dann aber auch mit der um- 
gebenden Landschaft. Denn fragen wir, wo her diese neuen 
Familien (es sind ca. 60, d. h. stark ein Viertel der jetzt noch 
vorhandenen, darunter namentlich die Bapst, Boltz, Chur, Heim- 
berger, Krauss, Koch, Kuhn, Erumrey, Leipersberger, Lutz, Rdsch, 
Schleicher, Schreyer, Schieber, Schierle, Setzer, Sommer, Walther, 
Weller u. a.) stammen, so weist schon die Namens&hnlichkeit mit 
dem hallischen Land den Kenner deutlich auf die Umgebung. Es 
bildet sich jetzt, trotzdem dass politisch der Gegensatz zwischen 
der herrschenden Stadt und der untertanigen Landschaft bestehen 
bleibt, sozial doch eine dem alten aristokratischen Hall fremde 
Familiengemeinschaft zwischen Stadt und Land aus, welche einen 
neuen Bauernkrieg von Hause aus undenkbar gemacht hatte. 
Natttrlich stehen aber diese neueingewanderten Familien schon 
an Zahl noch zuruck hinter den ftlteren schon im alten aristokra- 



1 Fur St. Katharina habe ich auf eine solche Statistik verzichtet, 
da dieselbe von geringerer Bedeutung ware, insofern die neuen Namen, 
soweit sie nicht mit St. Michael gemeinsam sind, meist nur auf einer 
Durchgangsetappe nach der Altstadt begriffen sind. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 143 

tischen Hall einheimischen, damals aber als Zunft- und Sieders- 
familien an die zweite Stelle gewiesenen Familien. Namentlich 
eben die besonderen Siedersfamilien, so an deren Spitze die Bootz, 
aber audi Seufferheld, Blinzig, Seckel, Stadtmann, Schweiker, 
Gross, Reitz, Mailer, Eisenmenger, Werner, Vogelmann, Glock, Btthl, 
DStschmann, Feyerabend, Beyscblag, Virnhaber u. s. w. begegnen 
uns anf alien Seiten der nun anhebenden kirchlichen Register. 
Neben ihnen aber auch bereits die unter den Metzgern zahlreichen 
Schmidt, die anfangs dieses 16. Jahrhunderts eingewanderte Gold- 
schmied-Familie BonhSffer, sodann die im ganzen fr&nkischen 
Wttrttemberg allgegenw&rtigen Hofmann, Widmann, Horlacher, 
selbstverst&ndlich auch die Majer und, in St. Michael erst be- 
scheiden, die Laidig. Dagegen spielen diese auf dem linken Stadt- 
teil in St. Katharina schon eine grossere Rolle mit einem ganzen 
halben Dutzend von Familien, von denen 3 aus Hagenbach, je 1 
von Sulzdorf, Gottwollshausen und Wackersbofen stammen. Die 
Hauptfamilien bilden jedoch auch hier noch die Eisenmenger, 
Hofmann, Grftter, Deutelin, Baur, auch Kflberer, Sannwald, Strobel 
und Wagner, w&hrend in dem zu St. Johann gehorigen Weiler 
besonders die Romig (als Gerber) sowie die Schiller und Hafftaer 
hervorstechen. 

Das N&chste. worauf man aus jenen zahlreichen neuen Namen 
schliessen m5chte, ist eine bedeutende Vermehrung der Be- 
volkerungszahl zwischen der Mitte und dem Ende des 16. Jahr- 
hunderts, vollends bis zum 30j&hrigen Krieg, der unsern eigent- 
lichen Abschluss bildet. Tatsfcchlich legen die Zahlen der kirch- 
lichen Register, welche ja jetzt (von 1559 an) einsetzen, einen 
solchen Schluss nahe genug. Betr&gt doch die Zahl der Geburten 
(bezw. Taufen) wfthrend der 3 Jahrzehnte 1561—90 (wenn wir 
fur St. Katharina, wo die Register erst mit dem Pf. Joh. Rosier 
im November 1562 beginnen, fiir die vorhergehenden 22 Monate 
auch nur */ 6 der sonstigen Restzahl addieren, so dass auf das 
ganze Jahrzehnt dann hier 490 Geburten tr&fen) nicht weniger 
als ca. 5710 1 , fiir 1591—1620 aber sogar 6185, davon allein in 
St. Michael (zusammen mit den 129 Taufen des seit 1613 selbst- 
standig konstituierten Unterlimpurg) 5034 = 16% Plus, in St Ka- 
tharina mit dem Weiler zusammen aber ca. 1150 (969 + ca. 180). 

1 Namlich 4331 in St. Michael + ca. 1280 in St. Katharina + ca. 
100 in St. Johann, d. h. auf den zu dieser Pfarrei gehorigen Weiler ent- 
fallend. 



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144 G m e 1 i n. 

Nan sind wir allerdings flir einen Schluss auf die entsprechende 
Bevolkerungszahl in Ermanglong von kirchlichen Registern vor 
1559 allein auf die Folgezeit angewiesen, was wegen der Aender- 
ung in den sozialen Verhaltnissen, welche die Neuzeit mit sich 
gebracht hat, manches missliche an aich hat. Indess im allge- 
meinen ist die Zusammensetzung bis zu Anfang des 19. Jahrhnnderts 
doch wesentlich dieselbe geblieben und wenn so fur 1830 die evan- 
gelische Einwohnerzahl von Hall auf 6585 8. angegeben wird, 
diese aber damals ca. 5900 Geburten 1 in den vorausgegangenen 
30 Jahren entsprach, also dass zu Beginn dieses Jahrhunderts erst 
33—34 Geburtsjahre der wirklichen Bevfllkerungszahl entsprochen 
hatten, so will es mir schwer fallen, gerade hier bei Hall auf 
meine sonstige Berechnung der Bevolkerungszahl = mindestens 
30 Geburtsjahren (im Durchschnitt) zu verzichten, wornach wir 
also fur die um 1590 auf eine Bev8lkerungsziffer von rund 5700, 
fur 1620 auf ca. 6200 S. geflihrt wtirden. Das wiirde so die Zahl, 
welche ich fur die Zeit um 1550 in meiner Hallischen Geschichte 
auf Grund der Bethregister berechnet habe (ca. 4400), flir 1500 
um ca. 1300, fur 1620 aber gar um 1800 = ca. 40% mehr, iiber- 
steigen. Das aber will mit dem sonstigen Befund der Bethregister 
nicht ganz zusamraenstimmen, da diese, wfthrend wir fttr 1553/54 
ca. 1110 hergehflrige Bethnummern herausbekommen haben, auch 
a. 1591/92 immer erst 1185 Nummern (und zwar einschliesslich 
Geistliche und Gelehrte, die nicht einmal alle hier ansftssig waren), 
fiir 1618 aber immer noch nicht mehr als 1247 betragen. Nimmt 
man dann auch, entsprechend der Zahl der Gulden, flir 1591 noch 
27 und flir 1618 noch 35 „Hausgenossen" hinzu, so bekommen 
wir fur 1591 immer erst 1212, fur 1618 1279 Bethnummern 
= nicht ganz 10 b6^w. 15% mehr gegeniiber 1553/54. So diirfte 
nichts tibrig bleiben, als die Zahl der auf eine Bethnummer ent- 
fallenden Personen um etwas zu erhohen, so dass nicht bios 3,8, wie 
ich in der Hallischen Geschichte (p. 615) angenommen habe (auf 
Grund anderer bevfllkerungsstatistischer Arbeiten), sondern ca. 4,8 
Seelen pro Bethnummer zu berechnen sind, womit wir flir 1590 
auf 5817 Einwohner, fur 1620 auf ca. 6140 kamen. Das wiirde, 
wie man sieht, im allgemeinen unserer obigen Schatzung = 30 Ge- 
burtsjahren entsprechen. Nur ware dann natiirlich auch ent- 
sprechend rttckwarts, also fur 1550 nicht bloss auf ca. 4400, 

1 St. Michael mit Unterlimpurg ca. 4200, St. Katharina samt dem 
Weiler ca. 1700. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 145 

sondern vielleicht 5500 Seelen zu schliessen, vollends aber 1390 
auf eine hinter 1590 kaura zuriickstehende Zahl. Mit der Bedeut- 
ung des mittelalterlichen Hall wttrde das doch immer nicht schlecht 
zusammenstimmen. 1 

Es bleibt so das Besultat fur die BevSlkerungsbewegung 
zwischen 1500 bis Schluss des Jahrhunderts bezw. 1618 eine 
massigeZunahme der Bevolkerung, vielleicht urn 10% bis 
Jahrhundertschluss, bis 1620 aber wohl mehr als das Doppelte, 



1 Immer bleibt dabei die Frage, ob die Berechnung von 4,8 Per- 
sonen auf 1 Bethnummer nicht doch zu viel ist? Unbedenklich ware 
diese Zahl, wenn mit jenen Bethnummern allemal lauter Familien, die 
ja auch Dienstboten in sich schlossen, reprasentiert waren. Aber es 
sind darunter auch Witwen und namentlich Vormund- und Pflegschaften 
in nicht geringer Zahl, 1591 nicht weniger als 173, mitgezahlt. Ohne 
diese kamen wir nur auf 1000, mit den Hausgenossen auf 1027 Nummern. 
Ob sonst noch andere Leute, die in den Bethregistern keine Aufnahme 
fanden, in der Stadt-Markung angesessen waren? Fur Unterlimpurg 
trifft dies ausser den bei den Burgern mitgerechneten anderthalb 
Dutzenden nachweislich zu, da wir in einer Uebersicht von 1718 hier 
46 Besitzer fanden. Aber immer ist diese Zahl nicht bedeutend genug, 
urn besonders ins Gewicht zu fallen, dient mehr nur zur Ausgleichung. 
Lasst man die Pflegschaften weg und rechnet auf die einzelne Beth- 
nummer sonst ganze 5 Personen, so ergabe sich fur 1590 eine Zahl von 
immer erst ca. 5250, fur 1620 aber ca. 5600 E. Rechnet man aber die 
Pfleg- und Vormundschaften = durchschnittlich 2 Seelen, und behalt 
fur die sonstigen Nummern der Bethregister (abzuglich der Spital- 
pfriinden) 5 Personen bei, so kommt man fur 1592 auf ca. 5400, fur 1618 
= ca. 5650 E. Vielleicht aber durfen fur die Pflegschaften gar durch- 
schnittlich 3 Seelen angenommen werden. Dann bekame man fur 1592 
eine Einw.-Zahl von ca. 5600, 1618 aber ca. 5900 Seelen heraus ; mit den 
Beisitzern von Unterlimpurg noch 2—300 mehr. Immer bleibt das, im 
Vergleich mit friiher und namentlich spater, das wahrscheinlichste Er- 
gebnis : also vor dem 30jahrigen Krieg nicht weniger als ca. 6000, wahr- 
scheinlicher mit Unterlimpurg ca. 6200 Seelen. Fur das hallische Land 
lasst sich auf Grund der Kirchenregister die Bevolkerung innerhalb des 
jetzigen Oberamts (der alten Landheg) ziemlich genau auf ca. 10000 S. 
um 1590 berechnen. Dazu im Amt Honhardt (den Pf. Grundelhardt mit 
Oberspeltach und Honhardt) ca. 2000, zus. ca. 12000, mit der Stadt aber 
so ca. 18000, falls man die Bevolkerung = 30 Geburtsjahren rechnet. 
Nimmt man aber 33 an, so kann man auf gegen 20000 kommen, ziemlich 
so viel als 1803 am Ende der hallischen Republik, doch immer nur die 
Halfte von demjenigen, was German (Chronik von Hall p. 105) auf Grund 
der Bundesmatrikel der deutschen Stadte von 1385 aus der Anzahl der 
zu stellenden Spiesse und dem Verhaltnis von Niirnberg berechnet: 
dieses damals zu 52000 E. angenommen und das Hallische = 'A davon 

10 



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14:6 G m e 1 i n. 

vielleicht 25 (— 30)% gegenuber 1550. Immer bleiben diese 
Zahlen binter dem Zuzug neuer Familien, den wir berechnet haben, 
nicht unwesentlich zurtick. Dafiir stebt aber diesem auch ein 
nickt zu unterschatzender Abgang alter gegenuber, teils infolge 
natiirlichen Absterbens, teils infolge ausdrttcklicher Abwanderong 
alter. Beides, namentlicb aber auch das letztere, betrifft das 
altadelig-patrizische Element der einstigen Siebenblirgengeschlechter, 
die, wenn wir sie schon 1553/54 auf 13 unter den 159 H6chst- 
besteuerten = 8 % vermindert sahen , nunmehr fast ganz ver- 



gesetzt = 39000. Mit statistischer Berechnung hat das eben nichts 
zu tun. 

Leider versagt die fur derartige Berechnungen der Bevolkerung 
aus den kirchlichen Geburtsregistern sonst zu Gebot stehende Kontrole 
aus den Sterberegistern, da diese selbst bei der Hauptpfarrei 
St. Michael erst von 1606 an, in St. Katharina gar erst mit 1635, dem 
Jahr nach der grossen Seuche, ihren Anfang nehmen. Dagegen sind 
die Eheregister vorhanden und lasst sich aus ihnen wieder auf eine 
relativ zahlreiche Bevolkerung schliessen, da sie fur die 3 Jahrzehnte 
von 1590 fur den Stadtteil rechts vom Kocher (St. Michael) nicht weniger 
als 1479, link 8 vom Kocher gar ca. 440, zus. ca. 1920 = durchschn. 64 
jahrlich ergeben; fur die 3 Jahrzehnte nach 1590 (bis 1620) aber 1325 
rechts und ca. 465 links, zus. 1790. Das sind Zahlen, von denen erstere 
(1920) fur die evangelische Gemeinde allein bis zum heutigen Tag nicht 
wieder erreicht worden ist, sondern hinter der sogar die seither reich- 
lichste Kopulationsperiode zwischen den Jahren 1861—90 (mit 1874 Ehe- 
schliessungen) noch urn 46 = 2,5% zuruckbleibt. Aber wie schon das 
auffallende Minus von 1561—90 gegenuber 1591—1620 nahelegt (vollends 
wenn wir sehen, wie das Plus das eine mal auf St. Michael, das andere 
mal auf St. Katharina entfallt), so ist ein direkter Vergleich zwischen 
der heutigen BevSlkerungsziffer im Verhaltnis zu den Trauungen mit 
denen des 16. Jahrh. nicht zulassig, weil die verheerenden, ira Abstand 
von gerade einer Generation vorfallenden Pestjahre von 1563 und 96 
einen ungewohnlich zahlreichen Prozentsatz von Witwen- und Witwer- 
kopulationen (in St. Katharina 1564 und 1565 25 Falle unter 53) mit sich 
brachten und, was wohl zu beachten ist, es im Vergleich mit der Gegen- 
wart ungleich seltener war, dass auf 1 Mann nur eine einzige Frau, 
bezw. Eheschliessung entfiel. (In Betracht zu Ziehen sind dabei auch 
die viel selteneren Falle von unehelichen Geburten, in unserer Periode 
noch nicht 1% betragend, infolge der strengen Sittenpolizei, die im 
Gefolge der Reformation eingefuhrt wurde.) Nehmen wir aber auch 
nur 3 Kinder pro Ehe an, so kommen wir immer wieder auf ein ahn- 
liches Resultat wie auf Grund der Geburtslisten heraus, dass schon fur 
1590 und dann vollends fur 1620 jedenfalls eine kaum geringere Be- 
vdlkerungsziffer als fur 1830 (1. Nov. 1832 6330 Ortsangehorige) anzu- 
nehmen ist. 



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-^V,- -• — ,T"--— ' ■* 



Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 147 

8chwinden, so dass in der .Beth von 1591 unter den 151 Htfchst- 
besteuerten (mit fiber 3 fl.) nur mehr 6 (*= 4%) mit dem „ Junker a - 
titel beehrte Numraern figurieren. Unter diesen gehort eine 
Margarete Bfiscblerin zu dem mit der dritten Zwietracht in 
die vorderste Reihe gekommenen wohlbekannten Gescblecht, dessen 
letzter namhafter Vertreter mit dem langjahrigen St&ttmeister 
Conrad BttscWer (III.) 1579 ins Grab sinkt. Von den andern 
gehfirt nur einer, der Junker Moriz Schwab, einer der altans&ssigen 
Adelsfamilien an und zwar als Sprossling eines Zweigs des einstigen 
Hauptsiedergeschlechts der Sulmeister. Ein zweites uraltes Sieben- 
bfirgengeschlecht ragt zwar mit einem Sprossen noch in unsere 
Zeit herein in einem gleichnamigen Sohn des einst aus der Refor- 
mationsgeschichte als Vertrauter von Brenz wohlbekannten Heinrich 
Schultheiss: dieser gibt jedoch vor der Rats wahl von 1576 sein 
Biirgerrecht auf und zieht nach auswarts, f vor 1588. Dafiir 
tritt eben mit den 70er Jahren ein erst kttrzlich eingewandertes, 
durch Verheiratung mit einer Rinderbachin das alte Siebenbfirgen- 
blut fortsetzendes Geschlecht, das der Adler, in die durch jenes 
Verschwinden entstandene Lficke unter den Wiirdentr&gern der Stadt 
ein (mit 2 von den 4 oben genannten) und neben ihm kommt auch 
den vielfach mit ihnen verschw&gerten Berlin v. Waldershub 1 in 
Unterlimpurg sesshaft, aber vorerst noch nicht Burger von Hall, den 
Ehrern, die sich in Sanzenbach festsetzen, dem Cyriac v. Rinken- 
berg, der 1578 die Senfftischen Gflter samt dem Schloss in Rieden 
erkauft, 2 endlich den Bttchelbergern, von denen einer als Vogt von 
Ushofen eine Rolle spielt, ein adeliger Charakter zu. Immer sind 
das doch nur schwache Ueberreste der einstigen Adelsherrlichkeit, 
unfahig, irgend welche Prerogative festzuhalten, und so unter den 
neuen Patrizierfamilien, die jetzt vorne an stehen, verschwindend. 
Dies sind keine eigentlichen Patrizier, da sich der neue Adel 
der friiher sogenannten mittelfreien und dann mehr noch der neu- 
freien Familien in einer adeligen Sonderstellung nicht behaupten 
konnte, sondern nur mehr, was wir Honoratiorenfamilien nennen, 
am besten aus den Listen der Ratsmitglieder zu ersehen. Denn diese 



1 Ludwig Berlin v. Waldershub erkauft 1567 am 8. Dez. von den 
Erben der f Magd. v. Rossdorf Volk's Witwe (g. Ott) einen Hof zu 
Wittighausen um 340 fl. rh. (G.-Arch. Hall.) 

* Von des f Rudolf Christof Senfft Kindern, bezw. deren Vor- 
miindern (Jac. Trescher in Hall und Fritz Maybach in Rieden) um 
1000 fl. rh. 

10* 



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148 G m e 1 i n. 

Stellen zeigen sich, wenn auch seit 1571 kern Unterschied mehr 
zwischen den beson deren „Richtern a und gewohnlichen R&ten mehr 
gemacht wird, doch nicht weniger ausschliesslich von einer Anzahl 
meist altansassiger Familien besetzt, grossenteils denselben, die 
wir oben als die zahlreichsten kennen gelernt haben, ob auch 
nattirlich nicht gerade die H&ufigkeit der Farailie, sondern mehr 
deren Vermogen entschied, das aber eben meist mit dem h5heren 
Alter, der l&ngeren Ans&ssigkeit zusammenfiel. 

Stellt man einerseits die Ratsmitglieder Ausgangs un- 
seres Jahrhunderts (s. Anhang I), andererseits die Hflchstbe- 
steuerten von 1591/92 (s. Anh. II) einander gegenuber, so f&llt 
alsbald auf, in wie hohem Grad die Ratsmitglieder zusammenfallen 
mit den Hochstbesteuei ten, so dass z. B. sich ergibt, dass unter 
den 22 Htichstbesteuerten (mit liber 15 fl.) nicht weniger als 15, 
iiber 2 /sj unter den Ratsmitgliedern der letzten 25 und der n&chsten 
10 Jahre figurieren (wobei man nicht vergessen darf, dass Sohn, 
Bruder oder Schwiegersohn nicht zugleich mit einander im Rat 
sitzen durften); unter den n&chsten 30 (mit iiber 8 fl.) treffen 
wir so noch 10 = 7 3 Ratsherren, wahrend auf den 3 n&chsth6chsten 
Stufen bis zu 4 fl. herab unter 71 Nuramern nur noch 11 = schwach 
Ve dieser Ehre teilhaftig werden. Die Gesamtbethsumme der Rate 
von 1591 ttberhaupt betnigt 383 1 / 8 fl. = durchschnittlich (:24) 
16 fl., was dem Lokus von 17 — 18 in der Lokation der HOchstbe- 
steuerten entspricht. Zusammen aber steuern die Rate nicht ganz 
20% zusammen. Daneben aber fallt auch auf, wie manche andere 
Namen, teils solche, deren Trager in der vorhergehenden Periode 
zu den massgebendsten Namen gehorten und auch jetzt noch 
unter den wohlhabendsten figurieren, wie die Fuchs, 1 Bechstein, 
Halberger, Gronbach u. a., nicht mehr im Rat vorkomraen. Man 
bekommt den Eindruck, dass entweder diese Familien, wie es gerne 
geschieht, geistig heruntergekommen sind oder die Volksgunst 
(durch allzugrossen StolzP) verloren haben, dass also fthnliche 
Griinde mitspielen, wie diejenigen, die einen Heinrich Schultheiss 
und andere Ueberreste des alten Adels wohl zur Aufgabe des 
Btirgerrechts veranlassten. Weiter miisste auffallen, wie ein Gilg 
Laidig („in der Klinge a ) mit seinem Lokus als Nr. 7 (mit 26 ! /i fl.) 



1 Ob diese zusammenhangen mit der Adelsfamilie Fuchs, die wir 
zur Zeit des beginnenden 30jahrigen Kriegs in der Oberpfalz eine erste 
Stellung einnehmen sehen, also etwa von uns dort eingewandert V (Vgl. 
Lippert, Gesch. der Gegen-Reformation in der Oberpfalz.) 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 149 

der HSchstbesteuerten in den Ratsregistern fehlen mag, wenn wir 
uns nicht erinnerten, dass dieser Name zu den vom Lande erst 
Neuhereingezogenen gehftrte, der so eine Zeit lang nocli nicht ganz 
far voll gelten mochte. Immer gewinnt man schon aus dieser 
Vergleichung den Eindruck eines weitgehenden Familienspinats, 1 
dessen Mitglieder wir am besten erfahren, wenn wir nachsehen, 
welche Familien in unserem Zeitraum zwei- and mehrfach im Rat 
vertreten sind. Es sind dies: an erster Stelle die Stadtmann, die 
6mal vorkommen, 5 seit Ende der 70er Jahre; an zweiter die 
Feyerabend mit 5, die ihren Schwerpunkt umgekehrt (mit 3 von 5) 
vor 1570 haben. An dritter Stelle begegnen mit je 4 Raten die 
Virnhaber, die Sannwald und die Grater (die ersteren wieder mehr 
in der vordern, die letzteren in der hinteren Halfte vertreten, die 
Sannwald in beiden gleichmassig). Diese 5 Familien machen von 
den 92 Ratsmitgliedern zwischen 1563 — 1613 nicht weniger als 
23 = Vi (25 %) aus. Dann kommen mit je 3 Angehorigen die 
Wetzel — die wir am Anfang wie am Ende unseres halben Jahr- 
hunderts im Besitz des Stattraeisterpostens finden — die Seckel, 
Eisenmenger, v. Adler; wahrend es die Seutter, Werner, Junker 
Schwab, Romig, Moser, Heimberger, Junker Btischler; Mtlller, Botz, 
Horlacher wenigstens auf je 2 Mitglieder des Inneren bringen (also 
10 Familien). So zusammen 19 Familien mit insgesamt 55 Rats- 
angehorigen, denen 37 andere mit je 1 zur Seite stehen. 

Wie schon vorhin bemerkt wurde, f&llt auf, dass manche 
Familie, auf die wir nach ihrem Mheren Hervortreten auch unter 
den burgerlichen Familien am meisten rechneten, so wenig mehr 
vertreten ist. So namentlich die Seufferheld, die sonst unter der 
Bev5lkerung der Altstadt neben den Bootz am zahlreichsten, fdr 
den Rat jetzt nur noch 1 Mitglied beisteuern. Ebenso die frtiher 
gleichfalls in erster Linie ins Auge fallenden Schweiker, die 
gleichfalls nur noch mit 1 Ratsherr vertreten ist, wahrend wir 
nach einer dritten, friiher mit den Altpatriziern konkurrierenden 
Familie, den Vogelmann, sogar ganz vergeblich suchen. Oflfenbar 
haben wir da Familien vor uns, die schon seit Ende des 14. Jahr- 
hunderts ihre Rolle spielend, nunmehr in eine Periode desNieder- 
gangs eingetreten sind, ob auch nicht an Zahl, so doch zunachst 
an Vermogen und vielleicht mehr noch geistig. Die Seiferheldt 
(wie sie nachher sich schrieben) haben sich spater teilweise wieder 

1 Vgl. den Vorwurf aus der Biirgerschaft im Schneck'schen Handel 
(Hall. Gesch. p. 809). 



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150 G m e 1 i n. 

erholt und treten uns im 17. und 18. Jahrhundert in sehr ansehn- 
lichen Stellungen wie im Staat, so mehr noch in der Kirche (und 
Schule) entgegen. Bei der Familie Schweigger ist die physische, 
ob auch damit noch nicht geistige, Degeneration illustriert durch 
den bekannten Stadtschreiber Thomas Schweicker, der zwischen 
1541—1602 lebte und als ein Ktinstler, der ohne HSnde es mit 
den Flissen zu einer nicht geringen Fertigkeit im Schreiben brachte, 
dem Kaiser Max II. bei seinem Besuch hier (im Juni 1570) seine 
Aufwartung machen durfte. Dem Verm5gen nach flnden wir sonst 
die Schweigger oder Schweicker immer noch gtinstig genug in 
unserer Periode gestellt, gttnstiger als die SeuflFerheld. 

Was den eigentlichen Vermogensrang anbetrifft, so stehen 
Ende des 16. Jahrhunderts hier jetzt obenan die Beyschlag, 
deren einer, Ezechiel B., in der Unterkeckengasse wohnhaft, von 
1569 an bis zu den Schneckischen Unruhen dem Rat angehSrt und 
zwar seit 1575 als „Fttnfer oder Geheimer a . Auf die einflussreiche 
Stellung, die er, zuletzt als Ratsregistrator, im ganzen letzten 
Drittel unseres Jahrhunderts eingenommen haben muss, wirft ein 
Licht der Umstand, dass er, nachdem erst 1568 vom Rat be- 
schlossen worden war, dass die aitesten 2 Funfer alle Jahre ab- 
gehen und 2 neuen Platz machen sollen, mit Ausnahme von 1577 
und 1584 alle Jahre gewahlt wird, somit seit 1584 dies einfluss- 
reiche Amt standig inne hat. Dafur steuerte er aber auch die 
Summe von 49 % fl. (in der Beth von 1591), wfthrend der n&chste, 
Michael Bechstein am Markt, es nur auf 38 8 / 4 fl. brachte. Dann 
folgt ein Fey er abend, Josef, in der Sporergasse, mit 3iy 4 fl., so- 
wie ein Winckler (Georg) mit 30 l /i fl., wieder in der Unterkecken- 
gasse, und Hans Fuchs in der Schuppach mit 30 fl. Im Ganzen 
stellen sich, wenn wir wieder die mehrfach vorkommenden unter 
den 123 Htfchstbesteuerten von 4 fl. an durchgehen, als die reich- 
sten Familien dar die Beyschlag, da dem Ezechiel mit seinen 49 Vt A- 
noch ein Thomas an 14. Stelle mit 19 74 fl. zur Seite tritt. Ihnen 
zunachst kommen die Heimberger, die mit ihren 2 AngehSrigen 
in der Ober- und Unterkeckengasse zusammen 51 l / 4 fl. = durcli- 
schnittlich 26 fl. steuern, dann die Feyerabend in 3 Nummern (3., 
18. und 40.) mit zus. 56 7* fl. = durchschnittlich 19, wahrend die 
Virnhaber mit ebenso viel Nummern (8., 90. u. 102.) es durch- 
schnittlich nur auf 12 fl. bringen. So gewinnen ihnen auch mit 
durchschnittlich 18 fl. noch den Rang ab die zu viert aufmarschieren- 
den Stadtmann, da unter diesen 2 David, einer am Milchmarkt, 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 151 

der andere am Roten Steg und Riedemertor, je mit 25 fl. an- 
rucken, wahrend die nur halb so zahlreichen Bootz zu zweit es 
auf 17 Vt A- durchschnittlich bringen. Die am zahlreichsten, selb 
sechst hier figurierenden Eisenmenger leisten immer noch durch- 
schnittlich 9 fl. und kommen damit den nur halb so zahlreichen 
Schweicker (3 Nummern) mit durchschnittlich 9 V* fl. nahezu gleich, 
w&hrend die etwas h&ufigeren Seufferheld zu viert weiter unten 
mit 7 V* fl. durchschnittlich raugieren, die Hauptpfarrfamilie dieser 
Zeit aber, die Gretter oder Grater in ebenso viel Gliedern gegen 
6 fl. durchschnittlich leisten. Die anderen Familien kommen unter 
den Hochstbesteuerten weniger in Betracht, sei es wegen ihrer 
Zahl — keine von ihnen ist mehr als doppelt vertreten — sei es 
wegen bescheideneren Vermfigensfusses. 

Ueber die VermSgens-Entwicklung bezw. Verteilung 
uberhaupt gewinnen wir den besten Ueberblick durch eine Ver- 
mogensklassifizierung auf Grund der Beth von 1591/92 (ahnlich 
der, wie ich sie in meiner Hftllischen Gesch. p. 638 f. je fiir die Mitte 
des 15. und wieder des 16. Jahrh. gegeben habe). Die Gesamt- 
summe der Beth von den Burgern des Jahrs 1591 betrftgt in 1167 
Nummern (wozu 18 weitere kommen, fiir welche kein Bethbetrag 
ausgesetzt ist, also stumme Nummern) nach der Rechnung der 
Bethherren selbst (in diesem Jahr Joseph Stadtmann und Johann 
Heimberger vom Inneren und Philip Bonhflver vom Aeusseren Rat) 
1941 fl. 3 Ort 2 B. (Batzen); nach meiner wiederholt vorgenom- 
menen Addition 1947 fl. 1 Ort. (Dazu noch von 27 Pfahlbtirgern 
und Hausgenossen 20 fl. Vi Ort 7 B. 3 H., die hier nicht weiter 
verrechnet sind.) Von jenen rund 1947 fl. entfallen auf die Stufen 
I. ( 2 B. — unter l /i Ort 1 ) 297 Nummern (~ 25,4% der Pers.) 

mit 21 fl. 6 3 / 4 B. (= 1,1 % der Beth) 
II. (V, Ort — unter 1 Ort) 141 Nummern (= 12,1% der Pers.) 

mit 23 fl. lVt Ort V/ 8 B. ( - 1,2% der Beth) 

III. (1 Ort — unter l /i fl.) 177 Nummern (= 15,2% der Pers.) 

rait 51 fl. 3 Ort 25 7 / 8 B. (- 2,7% der Beth) 

IV. (V, fl. — unter 1 fl.) 172 Nummern (= 14,7% der Pers.) 

mit 109 fl. 1% Ort 5 3 / 8 B. (-5,6% der Beth) 
V. (1 fl. - unter 2 fl.) 139 Nummern (= 11,9% der Pers.) 
mit 182 fl. 87, B. (= 9,4% der Beth) 



1 Wir erinnern daran, dass die damalige Munzrechnung ist: 1 fl. 
= 4 Ort = 30 B. a jetzt bloss noch 12 H. 



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152 Gmelin. 

VI. (2 fl. — unter 4 fl.) 115 Nummern (= 9,9% der Pers.) 

nrit 313 fl. 12 B. (= 16,1% der Beth) 
VII. (4 fl — unter 8 fl.) 74 Nummern (- 6,3% der Pers.) 
mit 388 fl. 17, Ort 6% B. (=■ 19,9% der Beth) 

VIII. (8 fl. — unter 15 fl.) 30 Nummern (- 2,5% der Pens.) 

rait 327 fl. '/t Ort (- 16,8% der Beth) 

IX. (15 fl. — unter 30 fl.) 17 Nummern (-1,45% der Pers.) 

mit 349 fl. 2 V, B. (- 18% der Beth) 

X. (30 fl und mehr) 5 Nummern (^ 0,4% der Pers. 

mit 179 fl. 27, Ort (- 9,2% der Beth) 
zus. 1167 Nrn. (= 100% der Pers.) mit 1947 fl. 1 Ort 6% B. 
(- 100% der Beth). 
Niramt man je 2 Stufen zusammen, so ist die Progression 
folgende: 1 

I. — II. (2 B. +) 438 Nrn. (= 37,5% der Pers.) mit 44 fl. 
2 l / s Ort (= 2,3% der Beth) 
III. — IV. (lOrt +) 349 Nrn. (= 29,9% der Pers.) mit 162 fl. 
7, Ort (= 8,3% der Beth) 
V - VI. (1 fl. +) 254 Nrn. (= 21,8% der Pers.) mit 495 fl. 
27, Ort (= 25,5% der Beth) 
VII. —VIII. (4 fl. +-) 104 Nrn. (= 8,8% der Pers.) mit 715 fl. 
3 Ort (= 36,7% der Beth) 

IX. — X. (15 fl. 4) 22 Nrn. (= 1,9% der Pers.) mit 529 fl- 

1 Ort (= 27,2% der Beth). 
TJnterscheidet man aber, was sich zur Uebersicht besonders 
empfiehlt, nur 3 Gruppen und fasst als mittlere die 4 Stufen von 
IV— VII zusammen, so dass fur die unterste I - III, fur die oberste 
VIII— X tibrig bleiben, so erhalt man folgendes Bild: 

die 3 untersten Stufen bezahlen in 615 Nrn. (= 52,7% der 

Pers.) 97 fl. = 5% der Beth 
die 4 mittleren Stufen bezahlen in 500 Nrn. (= 42,8% der 

Pers.) 993 % fl. = 51% der Beth 
die 3 obersten Stufen bezahlen in 52 Nrn. (= 4,5% der 

Pers.) 856V S fl. = 44% der Beth. 

Vergleiehen wir diese Klassifikation mit der in meiner „Hall. 

Gesch." gegebenen von 1553/54 und 1449/50, so tritt als bedeut- 

samster Unterschied hervor das relative Minus der oberen Stufen. 

1553/54 finden wir die 3 obersten Stufen mit 80 Nummern = 7,7% 

* Hier der Einfachheit halber auf die Batzen verzichtet bzw. auf 
Ort reduziert. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhundcrts. 153 

der Personen mit 5 1 ,2% der Beth vertreten. 1591/92 dagegen 4,5% 
der Personen mit 44% der Beth. Dieses Minus kommt wieder 
herein bei den mittleren Stufen, wo 1553/54 42,4% der Personen 
44,6% der Beth ausmachten, wahrend jetzt auf fast ebenso viel 
Personen (42,8%) 51% der Beth entfallen. D. h. das Hauptergeb- 
nis ist eine grSssere Ann&herung und Ausgleichuug mit dem Fort- 
schritt der Zeit. Die gar grossen, wesentlich auf umfangreichem 
Grundbesitz, der sich nicht auf die Grenzen des spMeren reichs- 
stadtischen Territoriums beschrankte, beruhenden VermOgen ver- 
schwinden seit Anfang unseres Jahrhunderts immer mehr, urn zu 
Ende desselben kaum mehr eine Rolle zu spielen. Wenn auch 
Ezechiel Beyschlag 1501 noch mit 49 l / 2 A- aufriickt: was ist das 
gegen die 53 fl. des Senfft a. 1396, oder gar die 88 ti. des Munck- 
heimer's a. 1449/50, oder noch die 70 fl. des Eberhard von 1495/96? 
Denn ob auch nicht vergessen werden darf, dass von 1523 an die 
Steuer nur noch die Halfte von vorher, l / A statt 72% des Ver- 
mogens, betrug, so ist dafiir in dieser Zeit von tiber 2 Generationen 
auch der Wert des' Geldes in mehr als entsprechendem Maas 
zuruckgegangen. 

Denselben Eindruck, den einer grosseren Ausgleichung der 
Gegens&tze, gewinnen wir aus dem Vergleich der verschie- 
denen Stadtteile. Es sei gestattet, um ein deutliches Bild 
von jenem alten Hall zur Zeit seiner hochsten Bliite, vor dem 
30j&hrigen Krieg, zu gewinnen, hier eine Zusammenstellung der 
Bethergebnisse von 1591/92 nach den verschiedenen Quartieren 
zu geben. Obenan steht die 

a) (Innere) Stadt : 

Ober-Keckengasse 13 Nrn. (-K l 1 ) rait zus. 75 fl. 2% Ort (= durch- 

schuittl. 5 fl. 3 Ort 2 B.) 
Umb den Markt 15 Nrn. mit zus. 116 fl. 2 Ort 2% B. (= durch- 

schnittl. 7 fl. 3 Ort % B.) 



1 Unter diesen eingeklararaerten Zahlen sind allemal die nicht 
weiter ausgezeichneten, d. h. bethfreien Nummern zu verstehen. 
Als Grund zu dieser Bethfreiheit lasst sich wohl annehmen die in der 
Neuordnung von 1711 ausdrucklich als „altes Herkommen" bezeichnete 
Steuerfreiheit jedes neuverheirateten Burgers von der ersten 
auf die Hochzeit folgenden Bethe. Vgl. Fromlet in „die unter dem 
Namen Bethe in der Reichsstadt Schwabisch Hall erhobene Vermogens- 
steuer" in W. Jahrb. f. Stat. 1901 (p. 4). 



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154 G m e 1 i n. 

Pfaffengass and Nunnenhof 13 1 (+ 1) Nrn. mit zus. 37 fl. 3 Ort 3 B. 

(= durchschnittl. 2 fl. 3 Ort 4 5 / 6 B.) 
Rosenbflhl 15 Nrn. mit zus. 37 fl. 27, Ort % B. (= 2 fl 2 B. 6*/ 5 H.) 
Schuppach 14 (+ 1) Nra. mit zus. 99 fl. 3 7, Ort (= durchschnittl. 

2 fl. Yt Ort 6 H.) 

Stett-Tor 11 Nrn. mit zus. 36 fl. 3 Ort (= durchschn. 3 fl. 1 Ort 3 1 /, B.) 
In der Klingen 7 Nrn. mit zus. 34 fl. 1 Ort 2 l /i B. (= durch- 
schnittl. 4 fl. 3 1 /, Ort s /6 B.) 
Hinter und neben dem Spital 7 Nrn. mit zus. 1 fl. 3 Ort 10 B. 

(== durchschnittl. 1 Ort 1»/ M B.) 
Spitalbach 25 Nrn. mit zus. 47 fl. S l / t B. (= durchschn. 1 fl. 3 Ort 2 B.) 
Mezgergass V Nrn. mit zus. 15 fl. 37, Ort (= durchschnittl. 2 fl. 

1 Ort 13 H.) 

Sporergass 23 8 Nrn. mit zus. 69 fl. 1 7* Ort 6 B. (= durchschnittl. 

3 fl. »/ 4 B.) 

Milchmarkt 28 4 Nrn. mit zus. 71 fl. 7, Ort 5 B. (= durchschnittl. 

2 fl. 2 Ort Vtt B.) 

Umb das Kornhaus 16 5 Nrn. mit zus. 48 fl. 7, Ort 6 1 /* B. (= durch- 
schnittl. 3 fl. 7, B. 17, H.) 
Gras (ss) markt ll 5 Nrn. mit zus. 25 fl. (= durchschn. 2 fl. 1 Ort */s B.) 
Bruckentor 21 5 Nrn. mit zus. 19 fl. 2 Ort 6V 4 B. (= durchschnittl. 

3 Ort 5»/s B.) 

Pflegerhaus 26 Nrn. mit zus. 16 fl. 2 1 /, Ort 3 1 /, B. (= durch- 
schnittl. 2 Ort 4 B. 7 H.) 

Schwatzbuhel 14 Nrn. mit zus. 23 fl. 3 Ort 9 l / 4 B. (= durchschnittl. 
1 fl. 2 Ort 67, B. 1 H.) 

Zum Block 15 Nrn. mit zus. 21 fl. 3 Ort 6»/« B. (= durchschnittl. 

1 fl. 1 Ort 6«/ 8 B.) 

Beim Sulffertor 6 Nrn. mit zus. 4 fl. 9 Ort 6 B. (— durchschnittl. 

2 Ort 67, B. 1 H.) 



1 Darunter der spater als Dekan im Schncck'schen Streit seine 
Rolle spielende Joh. Weidner als Prfizeptor mit 3 fl. 

* Darunter richtig auch jetzt noch mindestens 5 Metzger (2 Schmidt 
mit 3 und 3'/, fl., 1 Seckel, 1 Stanger und 1 Stiegler; vielleicht darf aber 
auch ein 3. Schmidt, Hans Sch. jung, der Hochstbesteuerte mit 6 fl., 
ohne nahere Berufsbezeichnung, als Metzger oder doch Sprosse einer 
alten Metzgerfamilie in Anspruch genommen werden. 

3 Darunter 5 meist armere (der hochste V/ t fl.) Schuster und 
1 Seiler (Georg Schmidt mit 4 fl.). 

1 Davon 2 Wirte, 2 Seiler, 2 Schneider. 

5 Jc 1 Backer, 1 Schneider. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 155 

Beim Vorderbad und Unterwerdsteg 12 1 Nrn. mit zus. 36 fl.6 B. 

(= durchschnittl. 3 fl. l / t B.) 
Um den alten Schuhmarkt 15 Nrri. mit zus. 119 fl. 1V 2 Ort 4 B. 

0= durchschnittl. 7 fl. 3 Ort 6V 4 B.) 
Unterkeckengass 6 (+ 1) Nrn. mit zus. 140 fl. 2 1 / 2 Ort (= durch- 
schnittl. 20 fl. Vi Ort) 
Um das Salzhaus und Biermannshof 16 Nrn. mit zus. 62 fl. 1 Ort 

4V 2 B. (= 3 fl. 3 Ort 6 B. 5. H.) 
In der hohen Gasseu unter der alten Trinkstuben 7 Nrn. mit zus. 

26 fl 4 B. (= durchnittL 3 fl. 2 Ort 7 B.) 
Umb das Rathaus 5 2 Nrn. mit zus. 13 fl. 2V 2 Ort (— durchschnittl. 

2 fl. 3 B.) 
Rott 8 in der Statt 194 (+ 5) Nrn. mit zus. 120 fl. 2 Ort 14 B. 15 H. 

(= durchschnittl. 2 Ort 3 5 / 8 B.) 
Innere Stadt zus. 542 (+ 9) mit zus. 1320 fl. V* Ort 1 B. 3 H. 

(= durchschnittl. ca. 2V 2 A.) 

b) Jenseits des Kochens: 

Im Weyler 29* Nrn. mit zus* 30 fl. 1 Ort (= durchschnittl. 1 fl. 
1 B. 7 H.) 

Heimbacher Gass 25 Nrn. mit zus. 31 fl. 2 Ort 6 B. (= durch- 
schnittl. 1 fl. 1 Ort Vi B.) 

St. Katharina Gass 45 Nrn. mit zus. 33 fl. 3V 2 Ort 2 B. 3 H. 
(== durchschnittl. 3 Ort 3 H.) 

Bruder-Gasslin 6* Nrn. mit zus. 3 fl. 2V 2 B. (= durchschn. 2 Ort 10 H.) 

Zollhtitten 16 Nrn. mit zus. 4 fl. 4V 2 B. (= durchschn. 1 Ort 6V 4 H.) 



1 Darunter 2 Bader (der Hauptbader Hans Sprugel mit 3V* fl.), 
2 Schneider und M. Christof Kuhn mit 6 fl. 

* Hier wieder 1 Schneider und 1 Buchbinder (Pet. Gretter), der 
27« fl. steuerte. 

8 Was mit diesen „Rotten" gemeint ist, daruber findet sich nirgends 
eine genaue Auskunft: seit Anfang des 16. Jahrhunderts in den Beth- 
registern auftretend, umfassten sie wohl die wehrhafte und so jungere, 
darum zugleich armere Burgerschaft. Wo Vermogliche darunter auf- 
gefiihrt sind, sind es meist aus warts Wohnende (so Friedr. Mosellanus 
in Tullau mit 8 fl., Hans Melchior Ehrer zu Sanzenbach mit 14 fl., 
Hans Melch. Buechelberger zu Ilshofen mit ll 7 / 8 fl. 

4 Dar. 2 Schlosser, 2 Hafner, je 1 Weissgerber, Weber, Hutmacher, 
Kiibler, Messerschmied, Seckler und Stadtknecht. 

6 Dar. M. Phil. Syniothg Witwe allein mit 2 fl. 



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156 Gmelin. 

Roter Steg u. Riederaer Tor 28 1 mit zus. 105 fl. (= durchschnittl. 
3 fl. 3 Ort) 

Neben und umb die Mauer 12 2 Nrn. mit 43 fl. 1 Ort (= durch- 
schnittl. 3 fl. 2 Ort 3 B.) 

Rott jenhalb Koehens 71 3 (+ 2) Nrn. mit zus. 14 fl. (= durch- 
schnittl. 6 B.) 

Summe Jenseit d. K. 231 (+ 2) mit zus. 265 fl. 3V, Ort % B. 
(= durchschnittl. 1 fl. 4 B.) 

c) G&1 winger Gass: 

Vom Stett-Tor bis grossen Rohrkasten 28 Nrn. mit zus. 43 fl. 

3 H. (= durchschnittl. 2 fl. 1 Ort) 

Unter der Waag bis Muhltiirlein 17 Nrn. mit zus. 29 fl. 5 B. 

(= 1 fl. 2 Ort 6V 2 B.) 
Von dem grossen Rohrkasten bis Gelwinger Tor 41 4 Nrn. mit zus. 

51 fl. 2 Ort 5 3 / 8 B. (= durchschn. 1 fl. 1 Ort V* B.) 
Blendstatt und Saumarkt 12 Nrn. mit zus. 7 fl. 2 l / 2 Ort 4 1 / 4 B. 

(=- durchschnittl. 2 Ort 4 B. 10 H.) 
Rott in Gelbinger Gassen 38 5 Nrn. mit zus. 7 fl. l l / 2 Ort l 1 /* B. 

(— durchschnittl. 5 B. 1V» H.) 
Summe Gelbinger Gasse 136 Nrn. rait zus. 173 fl. 3V» Ort 1 /8 B. 

(= ca. 1 fl. 1 Ort) 
Unter-Limpurg 18 6 Nrn. rait zus. 43 fl. V 8 B. (= durchschnittl. 

2 fl. 1 V f Ort) 

1 Dar. von Gewerben namentlich aufgefuhrt je 1 Kiirschner, Beck, 
Ziegler, Hutmacher, Wagner, sowie der Stegmiiller (Lackorn). 

* Dar. M. Phil. Seyboths Witib mit 2 fl. 1 Ort und ein Bildhauer 
Schlayer mit 2 fl. 

* Dabei als der Reichste (mit 5 fl.) aufgefuhrt auch Hans Feyer- 
abend zu Weckrieden („erschossen" ?) ; von den andern verdienen 
namentlich Erwahnung 1 Steinmetz (Hs. Kluckh) und 1 Brunnenmeister 
(Hs. Groe) mit je V? Ort. 

4 Dar. 4 Hafner, 2 Hutmacher und 2 Gerber, je 1 Plattner, Wagner, 
Kiibler, Schreiner und der Spitalmuller Math. Gronbach (mit 6 fl.). 

5 Dar. der Wirt Bastian Schulthes zum Hirsch mit 2 fl. 17« Ort, 
Balth. Prum, Backer (mit 5 B.), von Handwerkern namentlich 2 Beck, 
2 Bender, 2 Messerschmiede. 

( Dar. ausser den Adligen Junker Christof Adler's Stattm. Witib 
und J. Moriz Schwab (mit je 6V4 fl.) — es fehlen, als noch nicht burger- 
lich, die Berlin — , denen sich Georg Rudolf Wiedtmann (mit 4 1 /, fl.) 
anschliesst, Georg Lackorn der Wirt (mit l ! / 4 fl.) und 2 Baumeister: 
Mathes Wulling (mit 3 Ort) und Pet. Miiller, Baumeister im Spital, (mit 
1 fl. V* Ort). 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 157 

Herrn- und andere Spitalspfrundner 2i l Nrn. mit zus. 5 fl. 1 Ort 

4 B. (= durchschnittl. 7 /8 Ort) 
Priester, Geistliche und Gelehrte 2 24 (+ 7) Nrn. mit zus. 32 fl. 

3 Ort 2 l U B. (= durchschnittl. 1 fl. 1 Ort) 
Sieden zu Gnadenthal 6 Nrn. mit zus. 18 fl. (= durchschn. 3 fl.) 
Sieden derjenigen, die nicht Burger sind, 12 3 Nrn. mit zus. 13 fl. 

3 Ort (= durchschnittl. 1 fl. 1 / 2 Ort) 
Pfleg- und Vormundschaften 173 Nrn. mit zus. 78 fl. 3 l / 2 Ort 7 4 B. 

(= durchschnittl. l 5 / 6 Ort) 
Insgesamt 1167 Nrn. mit zus. 1941 fl. 3 Ort 2 B. (= durchschn. 

1 fl. 2 2 / 8 Ort) 

(nach eigener Addition 1947 fl. 1 Ort). 
Dazu von 27 Hausgenossen 20 fl. V 2 Ort 7 B. 3 H. (— durch- 
schnittl. *U A) 

(Ausserdem aber noch von Gutern, die in der Stadtmarkung 
liegen und von denjenigen besessen und genossen werden, so den 
Biirgerrechten nicht verwandt seindt : von Weckrieden 18, Elters- 
hofen 1, Gelwingen 16, Gottwollshausen 1, Hagenbach 3, Hain- 
bach 1, Unterlimburg 3 — darunter nun auch rich tig Ludwig 
Berlin v. W&ldershueb mit ein paar Garten — zus. 43 mit 13 fl. 
3 Ort 6V 4 B.) Suinma Summarum also ca. 1980 fl. 



1 Dar. 2, Hans Schweickher und Katharina Halbergerin mit je 
1 fl. ; diese beiden so eigentliche Herrenpfriindner. Sonst noch 13 Witwen. 

2 Diese seien, namentlich wegen der zahlreichen Auswartigen, 
welche iie Verbreitung und damit den Einfluss der Haller Geistlichkeit 
in einem weiteren Umkreis zeigen, hier samtlich aufgefuhrt. Es sind 
von der Haller Stadtgeistlichkeit : M. Jac. Gretter, Prediger, mit 2 fl. 3 Ort ; 
mit doppelt so viel (5 fl.) Christof Gretter, Pf. zu St. Katharina; M. 
Dav. Rossler, Pf. zu St. Michael, mit 2 fl. ; mit ebensoviel M. Job. 
Wiielandt, 1559—64 Archidiak. an St. Michael, 1564 Pf. an St. Katharina, 
1571 Pf. an St. Michael, seit 1572 als Kapitelsprokurator, 1578 wieder 
durch Tausch mit Christof Ruedinger nach St. Katharina zuruckgekehrt, 
von da 1579 nach Donauworth berufen (bis ?). Der Archidiakonus M. 
Felix Gretter und der Diakonus David Vogelmann bezahlten je 2V2 Ort. 
Der Pf. von St. Johann aber, Christof Ruedinger, Sohn des friiheren 
Pf. von St. Katharina und seit 1578 von St. Michael (f 1582J, iy» fl. 
Ausser diesen 7 Stadtgeistlichen begegnen uns von dem hallischen 
Gebiet (somit als Burger von Hall) nur noch 2 Weber: Jacob W. zu 
Lorenzenzimmern 1560 —1602 (mit 2 fl.) und Timotheus W., Pf. zu (Gross- 
oder Buhler-) Altdorf 1588—1620, vorher 1582—88 Diakonus in Enslingen. 
Ob mit diesem Timotheus W., der sich lateinisch meist Textor schrieb, 
der Wolfgang Textor, etwa eben als Sohn, zusammenhangt, der seit 
1620 Kanzleidirektor in Neuenstein war und als Goethe's mutterlicher Ahn- 



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158 Gmelin. 

Das bedeutsamste Ergebnis von einem Vergleich dieser 
verschiedenen Stadtteile jetzt gegenuber friiher ist das Vorrficken 
der linken Kocherseite. W&hrend diese urn 1500 mit ca. V* 
der Bev5lkerung nur ca. V5 der Beth gesteuert hat (Hall. Gesch. 
p. 661), also nahezu urn das Vierfache unter dem Durchschnitt 
geblieben ist, partizipiert dieser Stadtteil jetzt in einem hinter 



herr bekannt ist ? Sehr moglich, da sowohl Enslingen als Altdorf schon 
damals hohenlohische Patronatsdienste waren, und so der Eintritt 
eines Sohnes in den hohenlohischen Dienst nahe lag. (Ein anderer 
gleichnamiger Sohn Timotheus ist seit 1624 Pf. in Hassfelden, 1636 in 
Stockenburg, beide komburgischen Patronats.) Neben diesen beiden Weber 
od. Textor treffen wir in der Beth von 1591 noch den Pf. von Thungenthal 
(seit den 50er Jahren bis f 1592) Melchior Wetzel mit 1 fl. 3 Ort. Ausser 
diesen 3 mag fur damals (grossenteils) hallisches Gebiet noch in Anspruch 
genommen werden M. Joh. Jacob Gretter zuKunzelsau. In hohen- 
lohischen Orten waren angestellt M. Joh. Rossler zu Pfedelbach, Joh. 
Morhaupt zu Eschenthal, diese beiden ohne Steuerbetrage aufgefuhrt, 
wie auch Georg Beyschlag's Witwe zu Oehringen, dazu Jacob Scherer 
zu Ingelfingen, wohl Schullehrer, nach seinen 3 B. zu schliessen. Im 
limpurgischen Gebiet waren angestellt M. Koberer zu Geiffertshoven 
(mit 3 fl. 3 Ort) und M. Joh. Syler zu Mittelvischach mit 3V 4 fl. ; viel- 
leicht auch M. Josef Baumann (ohne Ortsbezeichnung), wahrend ein 
anderer Baumann, David, zu Weyler (bei Weinsberg) amtiert. In ritter- 
schaftlichen Diensten waren Leonh. Biber zu Amlishagen, im Deutsch- 
Ordens-Patronat Georg Herboldzhainer zu (Ober- ?) Steinach mit 5ty 4 fl. 
(der reichste dieser Kategorie), in dem des Johanniter-Ordens Joh. 
Hoffmann zu Affeltter (Affaltrach). Am weitesten weg war wohl Joh. 
Weidner, Pf. zu Simersfeld (bei Durlach), d. h. auf dem Schwarzwald 
(jetzt OA. Nagold). Als weitere Beamte treffen wir D. NicoL Stadtmann, 
Markgr. Kanzler (in Ansbach), der von seiner Mutter s. ererbten Gut 
2 fl. steuert, ein anderer Stadtmann, Burkhard, ist (seit 1582?) Anits- 
schreiber in Crautheim. Von Schullehrern finden wir noch einen Kantor 
(wo ?) Adam Seldenmeier (mit 1 Ort), dem wohl auch der Joh. Kraiss 
zu Braunsbach (mit 1 Ort 2 l / 4 B.) beizufugen ist. Diesen gesellt sich 
aus der „Rott in der Stadt" noch bei ein Joh. Schuster, deutscher Schul- 
meister (in Hall), und Joh. Baur, Schulmeister in Langenburg. 

8 Es sind : Lie. Feuchter mit V* Sieden ; Friedrich Renger, Dr. zu 
Rottenberg (= Rothenburg ?) in 3 Partien 14 Eimer 16 Mass ; Dr. Nic. 
Stadtmann zu Ansbach mit 11 Eimern; Lie. Stephan Feyerabendt's 
Erben mit V* Sieden; die Prasenz (von St. Michael) mit *& Sieden; 
Pet. Drechsel zu Dinkelsbiihl mit V* Sieden ; Joh. Schadt zu Heidelberg 
mit 6 Eimer 16 Mass; Veit v. Rinderbach mit 7 Eimer; Jacob Saal 
Vogts zu Gaildorf Erben mit 1 ganzen Sieden ; Mich. Jager zu Oehringen 
mit 5 Eimer, zusammen 5 Sieden 4 ! / 4 Eimer. Das ganze Sieden ist hier 
allemal zu 2"* fl. gerechnet. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 159 

seiner Bevfllkerungszahl (= V*) nur wenig zuruckbleibenden Ver- 
hftltnis mit ca. 15% = X A an der Beth. W&hrend der Durch- 
schnittsbetrag der Betbnummer fiberhaupt, abgerechnet die Pfleg- 
und Vormundschaften, = ca. 1,87 fl. ist, sinkt er jenseits des 
Kochens nur auf 1 fl. 4 B. = ca. 1,15 fl., also immer doch nahe- 
zu 2 /s des Soll-Anteils. Gegeniiber dem Durchschnittsanteil der 
eigentlichen (Inneren) Stadt macht das freilich noch nicht l / t aus, 
da bier gegen 2 1 /, fl. auf die Nummer kommen. Aber das bedeutet 
im Verh&ltnis keinen Fort-, sondern Rttckschritt, da hier schon 
1515 der Durchschnittsanteil iiber 2 fl. betrug, als er jenhalb 
Kochens nur ca. % fl. ausmachte. Ira Verhftltnis ist also die linke 
Kocherseite in den 76 Jahren seit 1591 auf iiber das Doppelte 
gestiegen. Auch die Gelbinger Gasse, die der Bevolkerungszahl 
nach ziemlich stationar geblieben ist (immer noch ca. V7), der 
Steuerkraft nach aber jetzt fiber Vu betrftgt (IV4 A- durchschnitt- 
lich gegen 3 /s fl. a. 1515) ist mit dieser Entwicklung weit fiber- 
holt. Als die Ursache zeigt sich nicht sowohl eine gleichmassige 
Hebung der linken Kocherseite, als das Emporkommen etlicher 
besseren Quartiere, in erster Linie beim Roten Steg und Riedemer 
Tor, dann aber auch neben und umb die Mauer. Am Roten Steg 
erreicht der eine von den beiden David Stadtmann mit nicht 
weniger als 25 fl. den 10. — 11. Platz, in der Mauergasse der alte 
Hans Weynmar mit 14 fl. wenigstens noch den 25.-27. Aber 
auch die Heimbacher Gasse bringt es mit einem Feyerabend (15 fl. 
l ! /j Ort) noch auf den 18. Platz, w&hrend im Weyler wenigstens 
etliche (3) Romig noch in den oberen Gehaltsstufen rangieren und 
durchschnittlich selbst den Kylian Gutmann, der denselben im Rat 
vertritt, mit seinen 3 3 / 4 fl. hinter sich lassen. Namentlich aber 
sind es die Eisenmenger, die diesem ganzen Stadtteil zur Hebung 
und Zierde gereichen: 2 am Roten Steg und Riedemer Tor, 1 in 
der Katharinengasse. Auch in der Gelwinger Gasse tr&gt wieder 
ein Eisenmenger (mit 14 fl.) das Seinige zur Erh6hung dieses 
Stadtteils bei, vorne an aber steht hier der auch zum Stftttmeister 
aufgestiegene Peter Virnhaber mit 26 fl. Hans Gretter in dem 
altertfimlichen Haus mit seinen Schnitzereien (Nr. 49) ist dagegen 
nur mit 3 1 /* fl. vertreten, war aber trotz dieser stattlichen Be- 
hausung noch lange keiner der reichsten. Dass Unterlimpurg jetzt 
zum Adelsitz, d. h. Wohnort der wenigen noch vorhandenen adeligen 
Familien geworden ist, haben wir bereits gesehen. Als vornehraste, 
d. h. vermOglichste Quartiere aber pr&sentieren sich jetzt die Unter- 



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160 Gmelin. 

(wie fruher die Ober-) keckengasse, die durchweg von Hochbe- 
steuerten vod 4—49 fl. bewohnt ist ausser dem Dr. Joh. Schulter 
Kanzler, fur den kein Betrag vorgesehen ist, sodann der Platz 
um den Markt, die Schuppach und am alten Schuhmarkt, weiter- 
hin dann aucb noch die Oberkeckengasse und In der Klingen. 
Fiir die Familien. welche hier zuraeist in die Augen stechen, ist 
auf Anhang II zu verweisen. Am weitesten unten kommt das 
„Pflegerhaus a (= einst „Frauenhaus", das langst aufgehoben wor- 
den ist) mit nur 2 2 / 3 Ort = 2 / 3 A. 

Uebrigens ist diese verschiedene Entwicklung der einzelnen 
Stadtteile auch schon in unsrer Periode eine wechselnde. So 
spielt sclion in der Beth von 1618, dem Anfangsjahr des grossen 
Kriegs, der Stadtteil links vom Kocher relativ wieder eine be- 
scheidenere Rolle; nicht gerade durch Verarmung, obgleich der 
Anteil in der Beth auf l / B herabsinkt, denn auch den Nnmmern 
nach nimmt diese Seite jetzt nur noch 3 /is, also etwas weniger 
als V41 ein. Die Orts- und Bevfllkerungsentwicklung hat sich eben 
wieder mehr auf die rechte Seite zuriickgewandt, wo verschiedene 
Quartiere, so die Schuppach, Mezgergasse, Grasmarkt, Pflegerhaus, 
auch Schwatzbtihl gegenttber 1591/92 eine namhaft erhShte Be- 
legung aufweisen. Auch die Gelbingergasse entwickelt sich jetzt 
wieder starker als der linksseitige Stadtteil, wo nur das Quartier 
um die Mauer und an der Zollhiitten noch einige Zunahme auf- 
weist, andere aber, so der Weiler selbst und die Katharinen- 
(= jetzt lange Gasse) eine merkliche Abnahme zeigen. Sehe ich 
recht, so spricht sich diese Entwicklung auch deutlich in dem 
Verh&ltnis der m&nnlichen zu den weiblichen Geburten aus, das 
ja allemal anzusteigen pflegt, wo die Blutzufuhr eine reichlichere 
ist, wahrend Inzucht die entgegengesetzte Wirkung hat Wenig- 
stens stiramt damit, dass in St. Katharina bis 1600 das Verh&lt- 
nis = 106,8 : 100 und damit der Hauptgemeinde St. Michael mit 
105,5 : 100 um 1,3% iiberlegen ist, wahrend in der Generation 
d. h. genauer den 3 Jahrzehnten vor 1620 es auf beiden Seiten 
ziemlich gleich wird, St. Katharina hochsteus noch um l /8°/o ^ em 
Hauptstadtteil vor aus ist. Dem entspricht im allgemeinen die 
vollig umgekehrte Entwicklung der Geburtenziffern in den beiden 
Generationen unserer Periode vor dem grossen Krieg links und 
rechts vom Kocher. Wahrend St. Katharina in den stark 28 Jah- 
ren vom Beginn seiner Register Nov. 1560 bis Schluss des Jahres 
1590 1206 Geburten aufweist, sinkt es in den n&chsten 30 Jahren 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 161 

(1591—1620) auf 969 = 80% dieser Ziffer herab, also eine Ab- 
nahrae von 20%, wahrend St. Michael von 4331 auf 5034 auf- 
steigt, d. h. eine Zunahme von 16% aufweist. Die Stadt iiber- 
haupt aber, beide Stadtteile zusammengenommen, zeigt in der 
zweiten H&lfte mit 6160 1 Geburten (gegen 5537 der ersten, wobei 
freilich fur St. Katharina nur 28 Jahre gerechnet sind, was f&r 
das Ganze aber wenig ins Gewicht ftllt) eine Steigerung um 
ca. 11%, was man als ein gesundes, ob auch eben m&ssiges 
Wachstum wird bezeichnen diirfen. 

Relativ gleichm&ssiger noch stellt sich die allgemeine Fin an z- 
entwicklung dar, die im allgemeinen freilich einfach der Preis- 
steigerung dieses Zeitraums zu entsprechen scheint. So finden wir 
1573/74, mit welchem Jahr uach 20j&hrigem Vacuum die vorhan- 
denen Bethregister wieder beginnen, gegeniiber 1553/54 freilich 
nur eine Zunahme (von 1161 fl. auf 1474 fl.) um 27%, in den 
nachsten 18 Jahren aber von 1574—1592 (1944 fl., nach der 
Addition des Bethregisters selbst) um 32, von da bis 1612, (also 
wieder in 20 Jahren) gar auf 2796 fl. = 44% +. Die nachsten 
6 Jahre zeigen, (wie bei den Kopulationen und so auch den Ge- 
burten?) dagegen wieder einen relativen Stillstand, so dass das 
Jahr 1618 als letztes vor dem grossen Krieg mit 2845 fl 5 B. 
4 H. schliesst (— kaum 2% Zunahme in diesen 6 Jahren). Aber 
sonst betr&gt in dem ganzen Zeitraum von 1553/54 an, also in 
65 Jahren = ca. 2 Generationen, das Plus nicht weniger als 145% 
(2845 gegen 1161 fl.) was, wenn wir auch die Bevolkerungsziffer 
von 1618 entsprechend den Nummern der Bethregister um 15% 
hflher als 1553 und die allgemeine Preissteigerung bezw. Geldent- 
wertung 2 auf 100% anschlagen, immer noch einer reinen Ver- 

1 Dabei ist auch der Beitrag des Weilers (als Teil der Pfarrei 
8t. Johann) und ebenso von Unterlimpurg in Rechnung gebracht. 

2 Diese genauer zu fassen ist ja wohl nicht leicht Die gewohn- 
lichen Vergleichsobjekte, der Preis fur die Frucht, bezw. die wichtigsten 
Lebensmittel, Fleisch, Eier u. dgl., um ganz abzusehen von dem am 
leichtesten zu kontrolierenden Wein, ist in jener Zeit allzusehr von der 
verschiedenen Gute der Jahrgange abhangig, um einen brauchbaren 
Anhaltspunkt zu ergeben. Dagegen eignet sich dazu als ein schon wegen 
der nahen Beziehung zur Beth, die am meisten darauf fusst, im allge- 
meinen zuverlassiges Objekt eine Vergleichung der Preise fur dieselben 
Hauser, bezw. Grundstucke in verschiedenen Perioden. Da bieten sich 
in den von Prof. Kolb und mir fiir die hist. Kommission aufgenommenen 
Akten des Gem.-Archivs, bezw. von Privaten, namentlich 2 Stiicke als 
besonders instruktiv: 1. das heutzutage im Besitz der Frau Pfarrer 

11 



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162 G m e 1 i n. 

mflgenszunahme von ca. 7% entspricht. Manchem wird das als 
l&cherlich wenig vorkommen und iui Vergleich mit der Entwick- 
lung von heute, namentlich der stidtischen, ist es auch fast so 
viel wie nichts. Aber man darf eben nicht vergessen, dass schon 
das alte Hall, namentlich auf Grund seines zahlreichen, die Ein- 
kttnfte einer weiten Umgegend hier verzehrenden und verstenernden 
Adels, eine verh&ltnism&ssig sehr wohlhabende Stadt war, so dass, 
wenn sich die fifthere Wohlhabenheit, nach dera Wegzug jenes 
patrizischen Elements, auch nur behauptete und die Geldentwert- 
ung dieser Zeit durch die Geldvermehrung mindestens ausgeglichen 
wurde, das sowohl gegen&ber dem vorhergehenden Zeitraum von 1511 
ab als vollends gegentiber der nachfolgenden unter der Wirkung 
des grossen Kriegs stehenden Zeit eine Ausnahme nach der guten 
Seite hin bedeutet und so den Eindruck einer seit 200 Jahren, 
seit der ersten Zwietracht, nicht mehr erreichten harmonischen 
Entwicklung, einer wirklichen finanziellen Blfltezeit, gewahrt 
Am st&rksten fellt das in die Augen bei einem Vergleich mit dem 
nachfolgenden Jahrhundert. Durch eine Tabelle iiber das steuer- 
bare Vermflgen in Stadt und Land, die, offenbar auf Grund der 
neuen Bethordnung von 1711, f&r das Jahr 1718, also gerade 
100 Jahre nach dem Anfang des 30jahrigen Kriegs, aufgestellt 



J o p p befindliche Haus am P i s c h m a r k t , ein altes hallisches Patrizier- 
haus (bezw. dessen Vorganger auf demselben Platz), das im zweiten 
Viertel des 16. Jahrhunderts in den Besitz der damals vorne an in der 
hallischen Geschichte stehenden Pamilie Schletz (durch Erbschaft) 
gekommen war, wird im Jahre 1552 Mittwoch nach Ostern von den 
Brudern Christof, Hans und Wilhelm Schletz und der Schletz'schen 
Verwandtschaft an Jos. Sannwol um 5 50 fl. rh. verkauft. 62 Jahre 
spater, 1614 (4. Marz), beurkunden Melch. Horlacher und Jac. Lackhorn 
als Vormunder der 2 Sonne des f Job. Stefan Feierabend, dass Reinhart 
Ritter, Apotheker zu H., den Kaufpreis fur die ihren Pflegsohnen ab- 
erkaufte Behausung mit 10 3 fl. rh. vollstandig entrichtet habe. Also 
eine Wertsteigerung von 87,3o/o in 62 Jahren, dem fur unsere 65 Jahre 
ca. 9 % entsprechen wiirden. Damit stimmt ein zweiter, ein Herrengut 
der Umgegend betreffender Fall: 1551 Dienstag vor Laetare verkauft 
Apollonia v. Stetten, des f Werner v. Stetten zu Kocherstetten Witib, 
dem Stattmeister Leonh. Feuchter, „ihrem sondern guten Freunde", ihr 
Eigentum und Herrengult an einem Gut zu Uttenhofen (daran Paul 
Clotz das Erbe hat), das jahrlich gultet 2V* Pfd. Heller, 5 Sch. Korn, 
5 Sch. Haber, 100 Eier, 4 Kase, 1 Gans, 2 Herbst- und 1 Fastnachtshuhn 
(und steht zu taglichen Diensten, Hauptlohn, Haupt- und alien Rechten) 
zu recht Eigen um 3 00 fl. rh. Dasselbe Gut verkauft am 16. Mai 1598 
Hans Lienhard Feuchter in Speier (wohl des vorigen Sohn) an Ezech. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 163 

wurde und sich noch im Gemeinsch. Archiv in Hall findet, sind wir 
in der Lage, die Wirkungen jenes Kriegs durch Nebeneinander- 
stellung der durch jenes Jahrhundert getrennten Jahreszahlen 
genau zu kontroliel-en. Da flnden wir, dass die Gesamtsumme 
alles in die Biirgerbeth gehftrigen Vermogens, in achterlei Kate- 
gorien, also auch die Burger ausser der hallischen Landheg nnd 
die Besitzungen der fremden Herrschaften innerhalb der Stadt 
(Siedensgerechtigkeiten) eingerechnet, doch immer nur 1 167 792 3 /4 fl. 
betrug. Das ist kaum 3% mehr als der 400fache Betrag der 
Bethsumme von 1618, der fur die 2845 fl. dort als Grundlage 
diente, und auf 1 138 000 fl. sich berechnet. Also immer noch dieselben 
Summen trotz der auch nach dem 30j&hrigen Krieg fortdauernden 
Geldentwertung. Wie gross diese genauer anzuschlagen ist, ist 
wohl wieder eine nicht leicht zu 16sende Einzelfrage, die aber 
jedenfalls fiber den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausf&llt. 
Fur uns geniigt hier die Bemerkung, dass der Vermflgensstand 
noch von 1718, zehn Jahre vor dem grossen Brande, in auch ab- 
soluter Ziffer nicht mehr als am Ende unserer Periode betrug. 
Das stellt diese jedenfalls relativ so hoch, als seither keine mehr 
in Hall erreicht worden ist. 



Beyschlag, des Rats zu H., um 5 00 fl. rh. Also mehr in 47 Jahren 
667 3 % = ca. 90 in 65 Jahren. Stimmt genau ! Legt man diese Zahl 90 
der Berechnung tatsachlich zu grunde, so erhohen sich jene um 7% im 
Text immerhin auf 17<>/r. Das ware doch etwas. Allerdings weisen 
andere Zeugnisse darauf hin, dass wir die Preissteigerung in unserer 
Periode doch eher fiber als unter 90o/ anzusetzen haben. So erzielte 
das im Jahre 1578 durch Junker Cyriac v. Rinkenberg (aus Rothen- 
burg a. T.) von den Senfft'schen Erben (vgl. oben p. 6 Anm. 2) ura 
1000 fl. rh. erkaufte Schlossgut in Rieden bei seinem Wiederverkauf 
im Jahre 1618, nach 4 Jahrzehnten, nicht weniger als 24 00 fl. Aber 
der Kaufer war auch eben der hallische Rat (daher im Steuerbuch 1617/18 
vermerkt), und dass dieser den hochsten Preis zahlt, der sonst nicht 
leicht zu erreichen gewesen ware, ersieht man daraus, dass beim stuck- 
weisen Wiederverkauf des auf Riedener, Sanzenbacher, Bibersfelder und 
Uttenhofer Markung ziemlich verstreuten Guts (in der Kaufurkunde von 
1578 im Gem .-Arch. Hall werden nicht weniger als 24 Grundstucke 
einzeln aufgezahlt), wobei allerdings eine Ratsgulte auf die neuen Be- 
sitzer (zum Zeichen, dass es nur „Erbe" sei) gelegt wurde, nur 
23 51 fl. rh., also weniger als beim Gesamtankauf, erlost wurde. In 
dieselbe Richtung, dass die Preisrevolution in der zweiten Halfte des 
16. Jahrhunderts mit 100% kaum zu hoch gegriffen ist, weisen sonstige 
Spuren in den Steuer-Registern. Vgl. daruber weiter unten ! 

11* 



^ -V"«>i 



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164 Gmelin. 

Und damit stimmen die sonstigen Zeugnisse der Geschichte 
ttber die wirtschaftliche Entwicklung des hallischen Gemeinwesens 
in linserem Zeitabschnitt. Schon die Zeugnisse fur die Kunstge- 
geschichte, die Steine. Liefern diese doch den Beweis, dass, wie 
Private, so auch der Staat imstande war, namhafte Sffentlicbe 
Gelder auf Stadt und Gebiet anzulegen. Auf die Stadt durch 
Bauten. Freilich weniger solche von monumentalem Wert. Nament- 
lich war die Zeit fur Kirchbauten, fiir welche aber auch die vor- 
hergebenden Jahrhunderte genug getan hatten, seit der Protestan- 
tisierung vorbei. Nur mit der N i k o 1 a u s kapelle erstand 1566 
noch ein kleines Gottesbaus far die Sondersiechen (Auss&tzigen); 
sp&ter als Priedhofkirche gebraucht. Dagegen war mit der Refor- 
mation der Sinn fttr die Schulen lebendiger erwacht. So baute 
man jetzt, nachdem die alte lateiniscbe Schule aus dera Minoriten- 
kloster, wohin sie seit der Reformation verlegt worden war, wegen 
dessen BaufSlligkeit hatte entfernt und in einen Holzbau neben 
der Michaelskirche hatte verlegt werden mllssen, an dessen Stelle 
einen steinernen Neubau, das noch stehende „alte Gymnasium*, 
1579. Auch ein zweiter, unserem Stadtbild zur Zierde gereichen- 
der Bau, das Weil er tor, wurde damals in seiner jetzigen Ge- 
stalt, als imposanter Steinbau, an Stelle eines alteren hfllzernen 
erstellt. Dem Haupttor, dera Langenfelder, war schon vorher, 
1563, durch den steinernen Bogen ein weiterer Ausbau zuteil ge- 
worden. Im Innern der Stadt wurde 1575 der Barfusser Kirch- 
turm, auf den jetzt die zwei Rathausglocken ubertragen wurden, 
welche die Viertel- und ganzen Stunden angaben, gleichfalls in 
Stein neu aufgefuhrt und zu dem angegebenen Zweck erhflht (durch 
den Steinmetz Georg Burkhardt) und 1589 erfuhr die Gelbinger 
Gasse dieselbe Verzierung bezw. Wohltat durch Erhohung des 
Josenturm, der zu seinem Uhrwerk noch ein GlScklein empfing, 
um zwei Stockwerke. Den Hauptverdienst aber trugen die Wasser- 
bautechniker oder „Pronnenmeister a , wie sie damals hiessen, davon. 
So leistet sich Hall neben einer bedeutenderen Reparatur am Haal, 
die wieder einmal 1590 vorgenommen werden musste und sich 
hernach durch steigende Ablieferungen der Haalherren wohl be- 
zahlt machte, in dem Hauptbaujahrzehnt unserer Periode, a. 1575, 
den Genuss einer steinernen Wasserleitung (statt vorheriger h5l- 
zernen) von Eltershofen herab, die (wohl mitsamt der Brucke iiber 
den Weppach 1580) nach den Chronisten nicht weniger als 20000 
Gulden kostete. Damit konnten nun aber auch die Bronnen reich- 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 165 

lich gespeist werden, an denen (im Uhterschied von dem modernen) 
das alte Hall so reich war als nicht leicht eine zweite Stadt 
gleicher Grosse. So bekam jetzt die Gelbinger Gasse den grossen 
Rohrenkasten, der in den Bethregistern von dieser Zeit an die Gasse 
halbiert und bei den Siedersaufziigen der Folgezeit seine Rolle 
spielte. Dem Hauptbronnen der Stadt aber, dem Fischbrunnen 
auf dem Marktplatz, widerfuhr 1586 ein Neuanstrich, der auch den 
Pranger daneben zum Teil mitbefasste, 1620 aber eine durch- 
gehende Renovation. Dem Stadtteil jenhalb Kochens ward durch 
eine Anzahl kleinerer Brunnen, die von Hagenbach aus gespeist 
wurden, bei St. Katharina in der Zollhfittenstrasse und beim roten 
Steg 1591 eine nicht weniger ausreichende Versorgung zuteil, 
wahrend der Weiler schon 1561 seinen Brunnen (am Weilertor) 
erhalten hatte, mit Gottwollshauser Wasser gespeist. 

Entsprechend war das alte Hall auch mit B&dern reichlich 
versehen. Zu den 4 alten „Waschh&uslin tt , beim Unterwehrd, 
dem in alterer Zeit das „beim Eichtor" noch den Rang abgelaufen 
hatte (vgl. Steuerreg. von 1552/53), dann dem „Erkenbad a und 
dem beim Weilertor, trat jetzt noch ein funftes beim Langenfelder 
Tor, das mit seinen Einkiinften im Steuerregister (so dem von 
1572/73) an dritter Stelle rangiert und gleich den andern in 
st&dtischem Besitz war, und so eine Abgabe an das offentliche Aerar 
(1572/73 alle zus. 8 2 / 3 fl.) zahlte. Uebrigens findet sich in den 
Steuerrechnungen der aiteren Periode iiberhaupt der Posten fur 
„Waschhauslin a noch nicht, so dass, da nach den Bethregistern 
es auch damals an Badern noch nicht fehlte, diese damals wohl 
noch im Privatbesitz sich befunden haben. 

Mehr noch als von offentlicher Seite scheint ubrigens in unserer 
Periode von privater fur Verschonerung der Stadt geschehen zu 
sein. Was an besseren Privathausern auf diese Zeit zuruckgeht, 
tragt durchgehends den Stempel der achten Kunst dieser Periode, 
der einem behaglich-heiteren Lebensgenuss zugewandten Frlih- 
renaissance. In der eigentlichen Stadt hat freilich der grosse 
Brand von 1728 genug aufgeraumt, so dass wir nur auf das 
Haus neben dem Rathaus, zum alten Barfusserkloster gehorig, das 
jetzt dem Konsumverein dient, verweisen konnen, mit der Inschrift 
Jorg Rudolf Widmann 1561 genau datiert, ubrigens trotz dieser 
Inschrift wohl in st&dtischem Besitz. 1 Diese Renaissancetiire sucht 



1 Wenigstens weist noch ein Posten im Buch der Einnahmen und 
Ausgaben (Steuerbuch) von 1552/53 darauf hin, der unter den Ausgaben 



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166 G m e 1 i n. 

ihres Gleichen in anderen Stadten unseres Landes. Einen behag- 
lich gediegenen Eindruck macht auch in Unterlimpnrg das Ber- 
lin'sche Haus mit dem Wappen dieser damals hereingezogenen 
Patrizierfamilie sowie in der Gelbinger Gasse das mit so stattlichem 
Scbnitzwerk prangende Haus (Nr. 46) eines gewohnlichen Bftrgerst 
nach der Inschrift des Hans Greter, der in der Beth von 1591 
immer nur 3 % fl. steuerte. AIs Urbeber dieses kflnstlerischen 
Schmucks dtirfen wir wohl den Schnitzer Martin Friederich ver- 
muten, der im Steuerbuch von 1572/73 mit einem Wartgeld von 
6 fl., unter den im Dienste der Stadt stehenden Handwerkern 
figuriert. Neben ibm haben es zu noch grosserem Rohm zwei 
damals in Hall wobnhafte Bildbauer gebracht, der einer nicht 
h&llischen Familie entsprosste Leonhard Kern und der wohl aus 
Lautenbach, OA. Mergentheim, stammende Sem Schlor, der auch 
an dem wiirttembergischen Juwel dieser Zeit, dem Lusthaus in 
Stuttgart mitgewirkt hat. 

Auf das h&llische Land entfiel freilich von all diesen Herr- 
lichkeiten wenig genug. Wenigstens ist uns an nennenswerten 
Bauwerken dieser Periode nur die steinerne Brticke tiber den 
Kocher bei Munkheim bekannt, die ftir die Hauptverkehrsstrasse 
durch das Hftllische wichtig genug war und so auch wieder den 
st&dtischen Finanzen zugute kam. Fiir Dinge, die nicht rentierten, 
Geld auf das Land auszugeben, hiitete man sich wohl, wie die 
Steuerblicher beredt genug — durch Schweigen — verkiindigen. 
Dagegen legte man in anderer Form Geld genug auf die um- 
gebende Landschaft an durch Gebietsankaufe, welche dem 
h&llischen Staatswesen, und so auch dessen EinkQnften, einen sehr 
betr&chtlichen Zuwachs verschafften. 

Es sind im ganzen 3 solcher Ankaufe, welche in unserer 
Periode hervorstechen und die Reihe der hftllischen Gebietserwerb- 
ungen endgiltig beschliessen. Da ich das Genauere darHber be- 
reits in meiner »H&11. Gesch. a p. 800 flf. beigebracht habe, genugt 
es hier kurz die Zahlen mitzuteilen: 1. Ilshofen einen Teil des 
Condominats, den Hall mit den Stadten Dinkelsbilhl und Rothen- 
burg zusammen Uber das einst hohenlohische Amt Kirchberg-Ilshofen 
auf Grand eines Darlehens besass. Jetzt wurde diese Pfandschaft 
durch den Grafen Ludwig Casimir von Hohenlohe-Neuenstein um 
93000 fl. im Jahre 1562 wieder eingel5st, wofttr er jedoch, weil 

des Kapitels ein „Gemein" (= Diverges) fur Baulichkeiten in des Rats 
Behausung, wo der Syndikus Widmann wohnt, 111 3 /* fl. anfuhrt. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 167 

diese Summe zu gross flir ihn war, an Hall allein Ilshofen (mit 
Dnterschmerach) fiir 20532 fl. uberliess, umfassend neben der 
genannten Stadt und deren Einkfinften die Zolle von Lorenzenzim- 
mern, Eckartshausen, Oberaspach and Hurdelbach (am Landturm). 
Diese betrugen 1572/73 ca. 45 fl., w&hrend die Betheinkiinfte ein- 
schliesslich Nachsteuer ca. 66 fl. ausmacheu. Hall bildete daraus 
neben seinen 4 alten Aemtern (Schlicht, Kocheneck, Rosengarten 
und iiber der Bfihler) ein 5. Amt, das freilich nur ca. Vs der 
tibrigen Aemter ausmachte und 1592/93 an Giilten 229 fl. 4 B. 
ertrug. 

Bedeutender ins Gewicht fiel die zweite Erwerbung, ein 
Menschenalter spater, der 1595 erfolgte Ankauf der bisherigen 
Herrschaft Vellberg, nachdem deren letzter Herr dieses Namens 
mit Kunz v. Vellberg 1592 im Bad zu Goppingen verstorben war. 
(Dessen schemes Grabmonument bildet zusammen mit dem seiner 
7 Jahre spater 1599 f Gemahlin Elisabeth v. Rinderbach eine 
der wertvollsten Zierden der so hochinteressanten Kirche von Stocken- 
burg.) Diese Herrschaft umfasste auch jetzt noch, nach dem Ab- 
gang der von den Vellbergern nur als Mannlehen besessenen 
Besitzungen (Leofels u. a.) immer noch 37 Lehengiiter in Vellberg 
selbst und 220 in 36 umliegenden Ortschaften, in erster Linie 
umfassend die jetzigen Pfarreien Vellberg, Untersontheim, Griindel- 
hardt und Oberspeltach, aber auch Teile von andern, so nordwest- 
lich von Sulzdorf (DSrrenzimmern und Buch), nordlich von Altdorf 
(Kerleweck und Kleinaltdorf), weiterhin aber auch noch 10 Gtiter 
in Ruppertshofen, im Osten aber neben 4 Parzellen von Honhardt 
bis zur Jagst in Jagstheim reichend (so hier noch a. 171822 Unter- 
tanen). Das war wohl ein pr&chtiger, das bisherige h&llische 
Gebiet um ca. Vs vermehrender Erwerb, aus dem Hall im Jahre 
1617/18 z. B. nicht weniger als ca. 5975 fl. Einkunfte bezog, 
kostete dafur aber auch ein schweres Stttck Geld. Zunachst an 
die Allodialerben der Vellberger (Wilhelm und Wolf v. Grumbach, 
Anna v. Gemmingen und Anna v. Wolfskeel) nicht weniger als 
128000 fl. Dann aber mussten fttr das Blutbann-Afterlehen, das 
1498 von den Vellbergern an die helfensteinische Herrschaft 
Wiesensteig ubertragen worden war, den Helfensteiner Grafen noch 
weitere 12000 fl. entrichtet werden (1611) und dazu hatte auch 
Hohenlohe namhafte Rechte auf Vellbergische Teile, die auf 54 000 
Gulden angeschlagen waren. Da musste Hall froh sein, mit sei- 
nem bisherigen Besitz in Kunzelsau (Burg Bartenau und Zubehor) 



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168 G m e 1 i n. 

wenigstens einen Teil, 8000 fl., entrichten zu kfinnen, da auch so 
noch Schulden genug fibrig blieben. 1 

Woher hatte es iiberhaupt so viel Geld? Natttrlich reichte 
dazu die Beth allein nicht, die vielmehr in unserem ganzen Zeit- 
raum durchschnittlich nicht iiber 7% der Einkunfte bezw. des 
Staatsbedarfs betrug. Aber woher die andern 93%? Darfiber 
geben Auskunft die Steuerregister oder -Bucher, die fur 
unser Hall im Gem.-Archiv von 1411 an bis zum Ende der Repu- 
blik (1802/03), mit wenigeu Liicken aufgespeichert liegen und den 
grossten Teil der Nischen der westlichen Wand ausfullen: ein 
riesiges und fur eine eingehende Geschichte unserer Stadt unsch&tz- 
bares Material, das nur leider noch so gut wie ungehoben 2 ist und 
zu grundlicherer Erforschung Ortsans&ssigkeit voraussetzte, daher 
auch von mir fur meine H&llische Geschichte nicht weiter heran- 
gezogen. Nun soil es doch wenigstens fur unseren Zeitraum so 
gut als m5glich nachgeholt werden. Leider zwingt uns die Rfick- 
sicht auf den Raura, auf eine ausgiebigsre Wiedergabe der Einzel- 
aufschlttsse zu verzichten, die darin fur die wirtschaftliche wie 
allgemeine soziale Entwicklung unsres Gemeinwesens enthalten 
sind. Nur das Wichtigste davon kann hier wiedergegeben werden, 
bestehend in einer Uebersicht fiber die Zahlenentwicklung unsres 
Zeitraums. Diese geschieht am besten durch Nebeneinanderstellung 
der Hauptrubriken der Etats von je 20 zu 20 Jahren, nur dass 
diese Rubriken. da sie in den Steuerregistern einrnal zu zahlreich 
zur einfachen Wiedergabe sind und dazu nicht immer genau ein- 
ander entsprechen, fiir unsern Zweck teilweise erst neu gebildet 
werden miissen als Zusammenfassungen der betreffenden Untertitel 
der Register. Immerhin ist wenigstens far die E i n n a h m e n 
ein genauerer Anschluss an die Vorlage moglich: Diese teilt alle- 
mal die ca. 55 Einzelrubriken in 3 Hauptsummen ein, die in jedem 
der 4 Quartale, aus denen die Jahresrechnung sich zusammensetzt 
(Quartal 1 : Siinonis und Juda bis Pauli Bekehrung 28. Oktbr. bis 
25. Jan.); 2: von da bis Georgii; 3: Georgii bis Jakobi; 4: von 

1 Ueber den dritten Erwerb, Honhardt, 1615 von Wurttemberg 
fur 59000 fl. wird weiter unten mehr berichtet werden, wie fiber einen 
andern wichtigen aber nur vorubergehenden Erwerb. 

2 Fur die nachste Zukunft ist eine fibersichtliche Arbeit fiber diese 
Materialien , vom Gesichtspunkt des Finanzbeamten aus die Sache 
fassend, aus der Feder des Herrn Finanzamtmann Fromlet, der bereits 
einen Vortrag fiber diese Frage gehalten, speziell fiber die Beth aber 
in den Wfirtt. J.-B. fur Stat. 1902 p. 1—10 referiert hat, zu erwarten. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 169 

da bis wieder Simonis) wiederkehren : leider bleibt vor 1515 der zu- 
saramenfassende Jabresabschluss dem Bearbeiter iiberlassen. Wir 
stellen so zunftchst fttr das 16. Jabrhundert je die Zahlen fur 
1592/93 (1591/92 fehlt) und von da rfickwfcrts fur 1572/73 und 
1552/53 nebeneinander, dem Raume zu lieb alles auf fl. reduzierend: 1 
Einnahmen: 1552/53: , 1572/73: 1592/94: 

a. Aich oder „Umb a - (auch 

„Un tf ) geld 1898 fl. 3700 fl. 3111 fl. 

b. Bodenschatz (auch 

„Weintaxe a ) 911 fl. 2947* «• 8037*fl. 

c. Dmgeld auf dem Land 394 V, fl. 1247 1 /* fl. 1333 fl. 

d. Gemeine (-Gefalle und 

Waggeld) 340 3 / 4 fl. 179 3 / 4 fl. 228 % A. 

1 Die Rechnung der Steuer-Register geht immer noch nach fl. 
(a 4 Ort , Pfd., B. (= Batzen, davon 30 = 1 fl., 20 = 1 Pfd) und h. 
(= Heller, jetzt nur noch 12 auf 1 B.) vor sich. Letztere werden bei 
der Addition nur auf Pfd. reduziert, die weitere Reduktion auf fl. bleibt 
dem Bearbeiter uberlassen ; eine ewige Umrechnung, welche diese Arbeit 
zu einer hochst zeitraubenden gestaltet. 

Zu a. Aich (auch Eich) oder Umgeld wurden von 1 Eimer 4 Mass 
= '/«' gef order t (vgl. Kolb-Herolt p. 268). In der Zahl von 1552/53 sind 
auch 7OV4 fl. „Hausumbgelt" enthalten, die hier unter Aich- und Boden- 
tax namentlich aufgefuhrt sind und spater verschwinden. Ebenso sind 
in b. Bodenschatz von 1592, 93 113% fl. enthalten, die nur hier ausdrucklich 
als „vom Lande" aufgefuhrt werden. Der Bodenschatz uberhaupt (im 
Unterschied von Umbgelt) bestand in einer Geldabgabe (spater 12 Kr., 
s. OA.-Beschr. p. 104) von jedem hereingebrachten Fass, wahrend das 
Umbgelt beim Ausschank erhoben wurde. Zu beachten der Gegen- 
satz im Ertragnis von Aich- und Bodenschatz a. 1572/73 im Vergleich 
mit den zwei anderen Jahren. Der Grund liegt offenbar in dem ver- 
schiedenen Weincharakter dieser Jahre: 1552 viel und sehr gut; 1572 
wenig und sehr gut; 1592 wenig und mittelmassig. c. Dabei ist fur 
1552/53 speziell nur noch der Wirt von Ummenhofen (Hans Otto) mit 
6 fl. 18 B. aufgefuhrt; 1572 und 1592 aber als besonderer Posten noch 
das Umgeld von Miinkheim (mit 102 l /i und wieder 114V« fl.) und das 
von 1 Honhardter und zwei Helmishofer (= Hellmannshofen) Wir ten. 
Letzteres war verpachtet und ertrug in beiden Jahren vom Honhardter 
je 12, von den zwei Helmishofer je 11 fl. 1572 figuriert ebenso ausser 
diesen auch der Unterlimpurger Wirt (Wolf Weidenbach) mit 8 fl. be- 
sonders. d. Diese Numraer „gemeine Zolle" oder richtiger Gefalle 
genannt, umfasst nicht weniger als ca. 20 Einzelrubriken , namlich 
M ii h 1 - , F r o n - und S c h m a 1 z wag (diese zu */» des Rats) mit ca. je 20, 
13 und 3—9% des Gesamtertrags der Nummer; am meisten ertrug 
spater die Walk raiihl mit 1592 30, 1572 allerdings nur 12 und 1552 gar 
nur 3% dieser Nummer. Daraus ist zu schliessen, dass spater in der 



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170 Gmelin. 

1552/53 1572/73 1592/93 

e. Schultheissenamt 16 fl. 16 fl. 16 fl. 

f. Beth incl. versessene und 

Hausgenossen (s. Ilsh.) 1274 V 4 fl. 1542 8 / 4 fl. 1198 fl. 

g. Btirgerrecht erkauft 

(incl. Ilshofen) 50 V. fl. 75 fl. 190 fl. 

h. Nachsteuer (incl. Ilsh.) 203V 2 fl. H87 fl. 419 fl. 



Walkmiihl audi ein Titel steckt, der noch 1552 22,6<>/o ausmacht, 1572 
abcr ohne Ertrag, nur mehr mit dem Nainen, genannt ist, nemlich 
„Wif-" oder „Wipfling" (wohl mit „wifeln" zusammenhangend). Es 
muss eine Abgabe aus Behandlung von Tuchen gewesen sein, die 
sonst noch unter „Raistuch" und „Zoll von Tuchen" besondere 
Posten (mit ca. 4°/ ) liefern. Daneben figuriert ein „K a r r e n z o 1 1" (auf 
d. Markt) mit minimalem Ertrag (das Hochste 1592 ca. 2%), wahrend das 
,.Zei cheng eld" ( 6 / 6 des Rats, 1 / e des Zeichenmeisters) 1552 noch 15 l /s, 
1572 noch 8 fl. 20 B., 1592 aber nur mehr l*/ 4 A. Hefert, dafur aber auch 
nur noch zu V 6 dem Rat zufallt. Sonst liefert nur noch der Posten 
„Sp an stock" im Werkhaus (1572 ca. 5%) und der Kornzoll im 
Kornhaus (1572 ca. 8, 1592 aber 17%) nennenswerte Betrage, wahrend 
Honig-, Leder- und V i e h z o 1 1 = 0, der H a r i n g aber wenigstens 
1552 noch 2 5 / 6 , 1592 aber gegen H/a fl. ertragt. Endlich gehoren in diese 
Nummer auch die „W aschhausli n", iiber welche im Text (p. 165) 
das Notige bemerkt ist. Auffallend ist, wie der Ertrag dieser Nummer 
1572 nur stark die Halfte, auch 1592 nur 7s von 1552 ist. Hangt das 
mit der Absperrungspolitik zusammen, die sich in unserem Zeitraum 
immer mehr ausbildet? e. Das Schultheissenamt, in alter Zeit die 
Rechtsprechung im Namen des Kaisers (bezw. des limpurgischen Ober- 
vogts) ausiibend, ist im Lauf dieses Jahrhunderts zu einem Polizeiamt 
mit geringen Gefallen herabgesunken, deren Ueberschuss an den Rat 
fSllt: 1592 von 38 Pfd., die fallig geworden, 24 = 16 fl. an den Rat. 
1552 53 setzen sich die 16 fl. aus 17 Pfd. von Schultheiss Wolf Sannwol 
und 7 von Veit v. Rinderbach erkauft zusammen, dessen Familie also 
wohl einen Teil der (erblichen) Schultheissenamtsgefalle besass. f. Die 
„versessene" d. h. vom Vorjahr her noch restierende Beth betrug fur 
1552/53 112V4, 1572 48 1 /*, 1592 142^ fl. Die Hausgenossen, die meist 
1 fl. bezahlten, liefern 1552 24V*, 1572 20 fl. (schlechtere Zeiten !) g. 1552 
von 6, 1572 von 7, 1592 wieder 6 Neubiirgern. Dagegen liegen der 
Nachsteuer h. 1552 15, 1572 14, 1592 12 Burgerrecht-Aufgaben zu 
grunde : also Defizit 9, 7 und 6 Nummern. 1552 ist der Hauptposten : 
Hans Schletz von seiner Schwieger Heinr. Schultheissin und deren 
t Tochter Maria ererbtes Gut mit 121 fl. 18 B. (inkl. 7 fl. 18 B. ,,Auf- 
wechsel"). Dieselbc Erbschaft, von seiner „Stiefmutter unterm Berg", 
ergibt 1572 zu Vi von Hans u. s. Br. Christof Schletz, zur andern Halfte 
von Conr. v. Ingolstadt, Phil. v. Gibelstatt und Hans Conr. zu Goldbach, 
alle 3 Geyer und Vettern der f Erblasserin, 181 Vs fl. Daneben liefern 



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- ■ *ijiumv - 



Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 171 

1552/53 1572/73 1592/93 
i. Rats- u. a. Frevel 168 l / 8 fl. 768 V, fl. 597 fl. 

k. Einnahmenvon Kirchberg 

(bezw. Ilshofen) 363 fl. 

1. Einnahmen v. Kttnzelsau 42 fl. 
m. Zolle hallisch-limpurgische 251 fl. 



46 fl. 


123 s /, A- 


93 fl. 


150»/* A- 


215 fl 


186 fl. 



die Hauptposten a. 1572: Engelbrecht Weiss von Heilbronn wegen s. 
Ehefrau Elisab. g. Seckel 128 fl., Gabr. Wetzel von Heidelberg wegen 
s. Ehefrau Conr. Seuter's Tochter 49 fl., namentlich aber Jacob Saal, 
Vogt zu Gaildorf, mit 362 2 / 8 fl. Dieses Jahr hebt sich so auch im Ver- 
gleich rait 1592 wieder beeonders ungiinstig heraus. Dabei ist 1592 auch 
die Nachsteuer vom Land inbegriffen, d. h. „ Einnahmen von Herr- 
schaften, denen Erbschaften im hall. Land oder Gebiet anverstorben", 
zus. 69,7 fl. Dagegen ertrug Ilshofen, das 1572 von 4 Posteri 50 fl. 
ergeben hatte, a. 1592 nichts an Nachsteuer. Gesetzlicher Satz fur diese 
10%. i. Ratsfrevel: auch diese also 1572 auf ihrer hochsten Hohe, 
mit iiber 100 Fallen gegenuber 53 a. 1552. Deren Ursache bildet ein 
kultur-, d. h. sitten- und rechtsgeschichtlich hochst interessantes Kapitel 
fur sich, woruber spater im Text mehr! Auffallig ist, wie sehr der 
Anteil des Landes an diesen Strafen wachst : 1552 nur ca. l U, 1572 schon 
gegen die Halfte. Fur die notige Anzeige war dadurch gesorgt, dass 
der Angeber Vj des Strafertrags erhalt (vgl. die Ausgaben !) ; ein sehr 
bedenkliches Mittel! Neben den eigentlichen Ratsfreveln verschwindet 
das Ertragnis des „Einigungsgerichts" (fur Strafstreitigkeiten) 
mit 1552 4 Pfd., 1572 35, 1592 aber 38 Pfd. Hier ist die gewohnliche 
Busse meist 1 Pfd. Doch kommt 1572 ausnahmsweise auch 1 Fall mit 
8 fl. vor und ebenso 1592 hier bei Martin Rielin von Enslingen „wegen 
Schmahreden gegen Pet. Knoll und dass er ihn unter die Ratsstubentur 
gelegt". Ausser diesen Kategorien figurieren vor 1592 noch besonders 
Bodenschatz- und Umgeldsfrevel, die nur 1573 einen Ertrag, und zwar 
von 34V* Pfd., liefern, und endlich Becken-, Mezger- und Gerber- 
Rugen, die 1552 bei den Mezgern 43 Pfd., 1572 aber bei den Becken 
48 fl., meist wegen zu geringen Gewichts (Fruchtnotjahr !), abwerfen. 
k. Seit 1562 nur noch Ilshofen: hier sind gerechnet da von nur die 
Zolle, die sich zusammensetzen aus denen von Ilshofen (samt denen 
vom Markt 29V4 fl.), von Hurdelbach (12V4>, Eckertshausen (2*/ A ) und 
Lorzimmern (l L / n fl.). Die Beth von Ilshofen mit 15 fl. samt 4 fl. Neu- 
burger (nur 1592) ist zu f. geschlagen. 1. Kunzelsau: 1552 bei der 
Abrechnung durch Schultheiss Biermann Ertrage aus besetzter Gult 
23*A, Handlohn 9%, Hauptrecht 6 fl., Frevel 2 l /» fl. 1572 alles in einer 
Summe. 1592 ausser Hauptrecht und Handlohn, so von einem 
Hausverkauf mit 200 fl. 10 fl. (=5%) 48 fl. Erlos aus Eichenholz. 
m. Urspriinglich ganz und jetzt noch zu 1 / i limpurgisch, zum andern 7., mit 
dem Kauf der Veste Limpurg 1541 hallisch geworden war der grosse 
Holzzoll mit 101 V 2 f 139 l / 4 und zuletzt 1217, fl. Ertrag, sodann der 
Wegzoll unter den Stadttoren und */& vom Geislinger Zoll (V 6 an den 



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172 G ra e 1 i n. 

1552/53 1572/73 1592/93 

n. TorzSlle ganz hallische 384 Vi A- 308 fl. 508 l / 4 fl. 
o. Standgeld von Kramern und 

Handwerkern 272 fl. 29 1 3 / 4 fl. 243 l /, fl. 
p. Wasser-, Bronnen- und 

Mtthlzins 3iy 8 fl. 30 fl. 8iy 8 fl. 
q. Mfthlherren- und 

Grabengeld 2867,8. 248 fl. 255 3 / 4 fl. 
r. Verkaufte Frttchte und 

Brot s. Unschlitt ca. 1733 fl. 8583 fl. 2241 y 4 fl. 

Schultheissen dort): auch diese sinkend von 120 zu 76 und 64'/ 2 fl. 
n. Mehr auf der Hone erhalten sich relativ doch zuriickgehend die 
hallischen Zolle vor den 5 Toren: dem Langenf elder (ca. 28%), Riedener 
und Gelbinger (mit je ca. 25%), Weiler (mit 14%) und Unterlimpurger, 
(gegen 7%), wozu endlich noch der Unterwohrdsteg mit 1552 ganzen 
7 Batzen kam. o. Zu dem K r a m e r - Standgeld gehort ausser dem 
von den verschiedenen Markten (5 Posten) das Statt- und „Rohm"- 
(= Raum ?) geld, von Tiichern und Gewandschneidern, auch von den 
„alten und neuen Laden auf dem Markt", die Giilt aus den Zwingen, 
Graben, auch Tiirmen und des Rats Hausern zu Michaelis, alles zus. 
1552 ca. 52, 1572 noch 42, dagegen 1592 nurnoch 30% der ganzen Rubrik; 
wahrend umgekehrt die Einnahme von den Handwerkern sich ent- 
wickelt, unter denen die M e z g e r (mit ca. 33 % ) obenan stehen, dann 
die Becken (mit ca. 24) hernach die Schuhmacher und Seckler 
(mit je 12), endlich die Gerber (mit 9 7 2 %) folgen, wahrend die 
Kurschner und Hafner sich in den Rest teilen. Die Handelsbedeutung 
von Hall geht durchgehends zuriick. p. Besteht aus dem Pachtgeld 
fur den Fischbronnen, auf Jacobi je 37 3 fl., von den Mullern auf Weih- 
nachten erst 28, von 1572 ab je 30 fl. Dazu kommt 1592 noch der Pacht 
aus dem Schletzischen Fischwasser (im Kocher bei Gelbingen), wofur 
Hall bei den Zinsgeldern den Brudern Martin und Friedrich Schletz, 
Oettingischen Pflegern zu Flochberg bei Baldern 1592 noch 180 fl. Zins 
entrichtet, mit 48 fl. jahrlich. Nicht damit zu verwechseln ist q. die 
Einnahme von den Miihlherren, d. h. die Ablieferung von der 
stadtischen Dorfmuhle. Diese ist im Jahr I fur die zwei vorherigen 
Jahre 225 1 /„ J. II u. Ill fur je 1 vorhergehendes Jahr 248 u. 189 l / 2 fl., 
wozu im J. I u. Ill noch das Grabengeld mit 61V 4 u. 667* fl. kommt 
(Jahr II fehlt hier.) Das Jahr 1572 liefert also ausnehmend viel, weil 
cs als allgemeines Notjahr der stadtischen Verwaltung um so viel raehr 
zu tun gab. Das hangt zusammen mit dem gewaltigen Posten unter r. 
fur J.. II, wo die Einnahmen aus verkauften Fruchten und Brot fast 
das Sechsfache der Beth betragt. Dabei sind aber auch 300 fl. fur ver- 
kauf tes Unschlitt und 250 fl. fiir Haber aus der Rubrik Gem.- Einnahmen 
(z.) herausgezogen. Ebenso stecken die 1733 fl. vom J. I dort in der 
Gemein-Einnahme, wahrend III (1592) wenigstens einen besonderen 
Hauptposten mit 2111 fl. 18 B. dafiir hat, wozu noch ein besonderer 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 173 

1552/53 1572/73 1592/93 

s. VerkaufteMaterialien 205 s / 4 fl. 508 8 /4 A. 173 fl. 
t. Vom Haal- (inch Salz- 

verkauf) 3735 8 / 4 fl. 42867* «• 6*399 fl. 
u. Von der Stadt Giitern 

(Gttlten) 1654 fl. 4579 fl. 3065 fl. 



Posten von den „Unschlitt-Verwaltern" mit 129 3 /* fl. kommt. Bleibt fur 
s. ubrig Erlos aus andern, namentlich Baumaterialien, so Holz, 
Eisen, Stein, Kalk, vorziiglich Brettern, die ihren eigenen „Pritterver- 
walter" hatten. Dieser Posten figuriert liberall extra, ist aber fur II 
noch aus der Gemein-Einn. vermehrt um 271 ! / 4 fl. (Bretter und 4 fl. 
Papier), III hat den Posten fur Bretter extra mit 100 fl. t. Dieser 
hallischste aller Posten setzt sich zusanimen aus 6 Titeln : 1. Der Haupt- 
posten ist „von den Haalpf legem": J. I 3176, II 3771, III 5780 fl. 
= + 82% in 40 J. 2. Von des Rats Sieden auf Weihnachten: J. I 
250, II 145, III 191 fl. Dabei gilt 1 ganzes Sieden J. I 49, II 54, III 
70 fl. + 1 fl. 2 B. fur Salz. Soinit besitzt der Rat im J. I noch 4 3 / 4 
Sieden (samt je 1 Zugeberwoche), J. II u. Ill nur noch 2 S. 14 Eimer. 
3. Von den Siedern insgemein (Ladengeld und Zoll, Seuttergassen- 
und Gartengeld, Pfannlos und Pletzgeld samt Freveln im Haal): J. I 
91 fl., II 100, III 1067* fl. 4. Mit dem vorigen manchmal zusaminenge- 
nommen, meist aber besonders unterschieden ist die Lieferung der 
Haalmeister von 5 Eimer Suhlen: J. I 127 4 , II. 137,, III 17 l / f fl. 

5. Von den Hofstatten bezieht man in I (von 2) 5 fl., in II (von 5) 16 fl., 
in III wieder 6 7* fl. Dazu ist seit 1552 ein neuer Titel gekommen: 

6. Von den „neu aufgerichteten Messpfennigen": J. II 2277 8 > 
III 2837 4 A* Endlich nehmen wir dazu die unbedeutende Einnahme 
von verkauftem Salz (ganzen, 7* und l /\ Schatzen): J. I 24 Batzen, 
II 147„ III 147, A. Der ganze Posten halt Schritt mit der Preis- 
steigerung. u. „Von der Stadt Gutern" ist der fruhere Titel fur das, 
was spater von den Aemtern heisst. Deren sind 1552 erst 2 unter- 
schieden nach den Inhabern : Leonh. Feuchter und Seb. Krauss. Jenes 
(rechts v. K.) tragt 783 1 ;„ dieses (L?) 870 7, A- J. II und III sind es 
die 4 bis zu Ende bleibenden : Das Schlichter, zwischen Kocher und 
Buhler mit 20 Ortschaften einschl. Unterlimpurg, 1572 in Verwaltung 
von Con Conr. Buschler, 1592 von Georg Miiller: Einn. in I 7187 2 fl., 
dabei Hauptrecht 68, Handlohn 437 fl.; in II 6357 4 , dabei Hauptrecht 18, 
Handl. 215 3 / 4 fl., dies von der eigentlichen Schlicht, deren Gulten sonst 
2337 4 fl. betragen. Dazu nun aber Unterlimpurg mit 39 8 / 4 fl. Gulten, 
1297 4 fl. Handlohn. Das „Kocheneck", 36 zum Teil bloss aus Einzel- 
hofen bestehende Ortschaften (davon 11 im Michelfelder Tal) links vom 
Kocher bis sudlich zur Strasse Hall-Michelfeld (dieses ausgeschl.) und 
bis zur Ohrn (einschl. also noch Neunkirchen, Witzmannsweiler und 
Blindheim) stand in II unter Ludw. Virnhaber, in III unter Junker 
Moriz Schwab. Ertrag damals 1729 8 / 4 A-, darunter Hauptrecht 181, 
Handlohn 11727* fl.; jetzt (III) 1059 fl., davon Hauptrecht 0, Handlohn 



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174 



G m e 1 i n. 







1552/53 


1572/73 


1592/94 


V. 


Pflegschaften 


— 


— 


501 fl. 


w. 


Schat.zungen (bezw. 










Ranzionierung) 


782 fl. 


4160 fl. 


6095 fl. 


X. 


Z i n s - Einnahme von aus- 










geliehenen Kapitalien 


178 fl. 


761 fl. 


782 l /a fl. 




bezw. heimbez. „ 


400 fl. 


72 fl. 


250 fl. 


y- 


aufgenomtnene Kapi- 










talien (neue Schulden) 


800 fl. 


5231 fl. 


7000 fl. 


z. 


„G e m e i n" - Einnahme 










(= Diverses) 


72 fl. 


188V* fl. 


228»/ 4 fl. 



Summe d. Einnahmen (a.-z.) 16418 fl. 
(Die Bruchteile der Gul- 
den weggelassen.) 
Die Summierung der Steuer- 

register ergibt 16408 fl. 



38613 fl. 37090 fl. 



38620 fl. 37086 fl. 



(- 10 fl.) 
eine minimale Differenz, die von der 
Einzelposten auf fl. herriihrt. 



(+ ? «.) (- 4 A.) 

Auf- bezw. Abrundung der 



687 7 4 fl. Die eigentliche Gult beide Male fast gleich (375 u. 371 l /,). Das 
Amt Rosengarten umfasst den iibrigen Teil links v. K. sudlich des 
vorigen: 24 Ortschaften, dabei vom jetzigen OA. Gaildorf noch Hon- 
hardtsweiler und der hallische Anteil von Spock und Ottendorf. In II 
unter Hans Ernst, III unter Balth. Moser. Ertrag in II 924, III nur 
522 fl. Dort Gulten 188 ! / 3 , Hauptrecht 68, Handlohn 667 1 /., hier Gulten 
286 J / 4 , aber Hauptrecht nur 9, Handlohn 226 3 U A- Bleibt als 4. das 
Biihleramt, jenseits der B. bezw. rechts v. K., 23 Ortschaften in den 
jetzigen Schultheissereien Orlach, Geislingen, (dieser Ort eingeschl.), 
Wolpertshausen, Unteraspach, (Gross-) Altdorf, von diesem jedoch nur 
das eigentliche Grossaltdorf (mit Lorenzenzimmern), wahrend Kleinalt- 
dorf (mit Kerleweck) zu Vellberg gehorte. Amtniann in II Wolf Huss, 
in III Jos. Stadtmann. Ertrag dort 1206 V,», hier 619 x / ? fl. (eigentliche 
Gult 477*/, u. 2397 8 ; Hauptrecht 147 1 /., u. 41 ; Handlohn 5947 4 u. 339 ! / 4 fl.). 
Dabei ist jedoch in II das 1562 erworbene Amt Ilshofen d. h. von 
der Fruhmess zu J. eingerechnet, das 1592 wie spater als eigenes Amt 
(mit Unterschmerach) erscheint und fur sich in III 229 fl. abwirft: 87 
von der Fruhmess, 5 Hauptrecht, 137 Handlohn. v. Die Pflegschaf- 
ten d. h. die iiber die geistlichen Guter, kommen (infolge 3jahriger 
Rechnung) nur 1592/93 in Betracht : und zwar mit Einnahmen : die von 
Matth. Heimberger iiber etliche „Kaplaneien auf dem Land" (— Land- 
heiligenpflege) mit 3637* fl.; von Heinr. Hoffmann fiber den HeiHgen 
von St. Katharina und Allerglaubigenseelen mit 11 fl.; die Eginstiftung 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 175 

Konnten wir hier bei den Einnahinen im Grossen und Ganzen 
in der Reihenfolge wie in der Rubrizierung einfach dem Steuer- 
register folgen, so gilt dies nicht ebenso fiir die Ausgaben. 

und Schwesternhaus (= Nonnenhof) Pflege mit 98 3 / 4 und die Freitag- 
liche Almosenpflege mit 27 1 /* fl. Dagegen begegnen uns andre Pflegen 
mit einem Defizit wieder bei den Ausgaben. Ueber samtliche Stiftungen, 
zusammen nicht weniger als ca. 30, liefert ein Foliant von 756 Bl. im 
Spitalarchiv aus dem J. 1565 genaue Auskunft. An diesem Ort nicht 
weiter zu verfolgen. w. Eigentliche Schatzungen, hernach fur die hal- 
lischen Finanzen ein so wich tiger Posten, kommen (auf Grand der noch 
vorhandenen sorgfaltig angelegten Bucher) erst von 1572 an vor. Fur 
1552 erfullt einen ahnlichen Zweck ein in der „Gem.-Einnahme" stecken- 
der Posten von den .,spanischen Proviantherren" d. h. von 
den Proviantherren von etlichen Flecken auf dem Land von dem 
spanischen Geld noch schuldig, also Ranzionierung vom Schmal- 
kaldischen Krieg her. Betrag s. oben (aus 2 Quartalen.) x. Zins- 
Einnahmen : unter denen vom J. I 60 fl. von Wolf und Wilhelm v. Vell- 
berg (= 1200 fl. Darlehen), 20 von Christof v. Stetten Erben und 50 
vom Spital (= 1000 fl.). Die Zinseinnahmen von 1572 (und wohl audi 
1592), jene in 120 Einzelposten, kommen samtlich aus dem hallischen 
Gebiet ausser 400 fl. (= 8000 fl. Darlehen) von den Grafen v. Hohen- 
lohe-Neuenstein wegen des Kirchberger Kaufs, auch 1592 noch laufende. 
Nur ist 1592 unter den Posten auch von den Schletzen erkauftes Zins- 
geld im Betrag von 16 fl. (aus 3 Hausern in der Stadt und je von Un- 
termunkheim und Wolpertshausen). Die heimbezahlten Kapitalschulden 
bezw. Zinsablosung steckt bei I und II allemal in der Gemein-Einnahme. 
Nur 1592 hat dafiir eine eigene Rubrik, in der im 3. Quartal Lienh. 
Engelhart Miiller zu U.-Scheffach, im 4. Casp. Grater Muller ebenda 
(Nachfolger ?) je 100 fl. ablosen. y. Die aufgenommenen Kapitalien 
(neuen Schulden) stecken wieder fur I (800 fl. tut 40 fl. Zins von Georg 
Gainpach jun. Pfleger im Bebenhauser Hof in Tubingen, ein geburtiger 
Haller) in der Gemein-Einn.; II und III haben dafiir besondere Rubriken- 
In II stammt das Geld meist noch von Hallern : Dr. Alex. Honle (oder 
Hienlin) dem Syndicus 2000, Kil. Gutmann des Rats 1000, Christof Adler 
des Rats 1000 fl. ; daneben Hans Schletz zu Ingelfingen fiir sich und 
seiner Bruderssohne 600 fl., durchgehends a 5%. Kleinere Betrage 
werden jedoch nur zu 4% verzinst: so Conr. Fuchs als Heiligenpfleger 
auf dem Lande mit 400, Jorg Seyter des Rats mit 200 fl. und 2 Vor- 
munder von Gelbingen und Unterlimpurg mit 20 und 11 fl. 1592 stamm- 
ten nur 1000 fl. aus Hall selbst von ihrem Syndikus Dr. Joh. Schuiter, 
die Hauptsumme von 6000 fl. stammt von Augsburg von Hrn. Narcissus 
Weiss dort (a 5%). z. Diese Rubrik, in I mit 3785 fl. ursprunglich 
= 21% aller Einnahmen, in II mit 1080 noch 2,8%, ist durch die Aus- 
scheidnngen zu gunsten von r, w, x, y so in I auf 72 fl. (da von 39 8 / 4 
fur Erlos aus Vieh) — 0,4, in II auf 198 : V 4 (darunter noch 86V 2 fl. fur 
3 Pferde, wohl altere) — 0,5 herabgedrflckt worden, wahrend in III der 
ursprungliche Betrag belassen werden konnte. 



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176 Gmelin. 

Der Grund liegt in einer Rubrik, die uns auch bei den Einnahmen 
schon zu schaffen gemacht hat, bei den Ausgaben aber ungleich 
schwerer ins Gewicht ftllt und zwar in immer steigendem Mass: 
der „Gemein a (-Ausgabe) = Verschiedenes. Bildet doch diese Ru- 
brik als Haupt- (in I sogar als einziger) Titel der 3. Summe mit 
3406 fl. in I nicht weniger als 27, in II mit 5115 fl. wenigstens 
noch 19, in III mit 3630 fl. immer noch 12% des Gesamtbetrags 
der Ausgaben. Die Folge ist, dass eine ganze Reihe von Rubriken 
namentlich der 2., aber auch 1. und 4. Summe vollstftndig un- 
brauchbar, weil (vielleicht nicht ohne Absicht) irreffihrend werden, 
in dam die darin aufgeftihrten Zahlen durch Heranziehung der 
hieher gehflrigen Bestandteile aus der Gemeiu-Ausgabe ein ganz 
anderes Gesicht bekommen, zum Teil mehr als verdoppelt werden. 
Eine genaue Auseinandersetzung dieses Kapitels aber nach seinem 
verschiedenen Inhalt geht bei dem gewaltigen Umfang desselben 
— allein bei II handelt es sich um ca. 50 Folioseiten mit ca. 900 
Posten — fiber die Zeit eines Einzelnen, abgesehen von der 
Schwierigkeit einer genauen Eategorisierung. Somit erscheint es 
als richtiger, sich hier mit wenigeren Hauptrubriken zu begniigen, 
von denen etliche zudem nur auf Schatzung, aber auf Grund 
wenigstens teilweiser Ausscheidung der Gemein-Ausgabe, berufen 
und so trotz ihrer Abrundung zuverlftssiger und sachlich zutreffen- 
der als die Zahlen der Steuerregister sind. So bekommen wir 
folgendes Bild der 

Ausgaben 1552/53 1572/73 1592/93 

a. Zinsgelder 9455 V* fl. 10028 V, fl. 6637 8 / 4 fl. 

b. Schuldentilgung 200 fl. 3614 3 / 4 fl. 2390 l / 4 fl. 



a. In I. meist vom Schmalkaldischen Krieg herruhrend und bei 
Einheimischen ausstehend, doch auch z. B. an Wilh. Lochinger Statt- 
halter der Ballei Franken, 500 fl. (= 10000 fl. Darlehen), Wilh. Seitzinger, 
Amtm. des Stifts Ellwangen, 75 fl., Ludwig Abt zu Adelberg 550 fl., 
Abt und Convent zu Schonau 100 fl., Mich, und Melch. Senfft Gebruder 150, 
Gabriel allein 90 fl. 6 B., Conr. Fuchs 100, Eberh. v. Eltershofen 140, 
Conr. Buschler's W. (Lucie v. Helmstatt) 100 fl., am meisten aber von 
der Familie der Herren v. Gemmingen zu Burg: in 3 Gliedern mit 
760 fl. beteiligt. Auch 1572 bildet den Hauptglaubiger diese selbe Familie ; 
so ist im 1. Quartal Eberhard v. G. mit 1286V* fl. auf 8 Ziele, Xm 4. Quart, 
aber Eberhard d. alt. mit 829 fl. (in 5 Posten), Eberh. d. jungere mit 
3271/t fl. (auf 2 Ziele), Reinhard v. G. mit 135 fl., zus. mit 25 79 (= ca. 
50000 fl. Darlehen) = Vi samtlicher Schulden beteiligt. Von den andern 
sticht besonders in die Augen Emich v. Hornaw's W. zu Gaiidf. mit 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 177 

1552/53 1572/73 1592/93 

c. Kapitaldarlehen - 1132 1 /* fl. — 

d. Reichsausgaben U71V4 fl- 1449 fl. 7530 fl. 

e. Besoldungen v. Rats- 

u. Kan zleipersonal 507V 6 fl. 522 l / 4 fl. 1885 fl. 

150 fl., Heinrich Schultheiss fur sich (125 fl.) wie als Vormund von 
Jacobs v. Eltershofen Kindern (140 fl.), Mich. Senfft, OAmtm. zu Neuen- 
stadt mit 150 fur sich u. s. Bruder, das CI. Adelberg mit 450, der Abt 
zu Schonthal mit 285, Mathis Herwart zu Esslingen mit 200, namentlich 
aber eine Anzahl Burger zu Heidelberg, das von den auswartigen 
Stadten mit 8 Posten (mit zus. 3927 2 fl.) am meisten beteiligt ist, dar- 
unter die Universitat selbst mit 67 Vj fl. 1592, wo der Schuldenstand 
um Vs geringer ist, sind es fast nur mehr einheimische Glaubiger. Von 
den Auswartigen steht obenan das CI. Schonthal mit 600 fl. (in 2 Posten). 
Dr. Alex. Honlin, der fruhere Syndikus von Hall, der jetzt pfalzgrafl. 
neubergischer Rat in Lauingen geworden ist, mit 300 und Mich. Reiss- 
hover Rat zu Rothenburg a. T. mit 250 fl. (aus 5000 fl.), ausserdem die 
beiden Schletze als Oettingische Pfleger aus ihrem Pischwasser (s. o.) 
mit 180 fl., Dr. Gg. Hermanns Witwe mit 250 fl. Die b. Schulden- 
tilgung („abgeloste Zinsgelder") steckt fur I in der „Gemein! 
(= Ausgabe) ; II hat einen besonderen Posten mit 3074 fl., wozu jedoch 
aus „Gemein" noch weitere 540 3 /4 A* zu Ziehen sind von Jorg Ziegler 
von Steinbach fur eine Schuld, die er auf dem Spital zu Unterlimpurg 
gehabt. An der abgelosten Summe ist Emich v. Hornaw's Witwe in 
Gaildorf mit 1000 fl., der f Schletzin in Unterlimpurg Erben mit 1500 fl. 
beteiligt. Ill zeigt unter dem 5. Titel der 3. Summe den oben genannten 
Betrag. c. Das Kapitaldarlehen besteht in der Hauptsache aus 1000 fl. 
den „Bauern in Uttenhofen, die verbrunnen" (21. Okt. 1572 14 Hauser 
und Gebaude eingeaschert) dargeliehen zu V2 nach 3, den andern l k nach 
6 J. zuriickzahlbar. Die d. Reichsausgaben bestehen 1. in den her- 
kdmmlichen 600 Pfd. = 400 fl. „K6nigssteuer", die 1593 auf 2 Jahre zu- 
gleich entrichtet wird ; 2. zur Unterhaltung des kaiserl. Kammergerichts, 
wofur im J. I als 7. u. 8. Ziel (auf der Herbstmesse zu Frankfurt 1552) 
208 fl., als 9. Ziel 83 y 4 entrichtet werden. Fur II u. Ill ist dieser Be- 
trag auf 1387s A. fest fixiert, wozu jedoch in III (zweifach) noch 6 2 / 3 fl. 
„Aufwechsel" (wegen der geringeren hallischen Miinze) kommen = zus. 
290 fl. Dazu kommt aber noch in I „fiir Kais. Maj. zur Befestigung der 
Orte gegen die Tiirken" (Weihnachten 1552 verfallen), also Tiirkensteuer 
5. Ziel 780 fl., bei II „dem Landvogt zu Augsburg Jorg Jesung durch 
Dr. Dradel den 11. Nov. a. 73 durch Conr. Fuchs, Ratsperson zu Ulm, 
erlegt fur neu Speyrisch (d. h. in Speyer) bewilligt Baugeld" (d. h. Geld 
zum Bau von Festungen gegen die Tiirken) auf Maria Geburt a. 72 und 
Laetare 73 je 586 fl. 40 kr. = zus. 1173 l / 3 fl. In III kommt dazu ein 
doppeltes Ziel „Turkenhilfe" mit je 3000 fl. = 6000 fl. an den Reichs- 
pfennigmeister Geizigkofer und endlich 470 fl. Beitrag zu der auf dem 
Ulmer Stadttag verwilligten Kontribution (Va Monat) „zur Starkung des 
Vorrats." e. Ein fur die Kenntnis der Hauptpersonlichkeiten unserer Stadt, 

12 



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178 G m e 1 i n. 

f. Verzehrt von u. ver- 

ehrt an Ratsper- 

sonal ca. 110 fl. ca. 900 fl. ca. 1500? fl. 

g. Niedere Ratsdiener 

in Stadt und Land ca. 950 fl. ca. 1240 fl. ca. 2000 fl. 



soweit sie Beamtencharakter trugen, wie fur die Frage nach der Preis- 
u. so Bedurfnissteigerung, hier zusammen mit f., ausserst lehrreiches 
Kapitel. Den hochsten Gehalt bezieht der in dieser Periode zum mass- 
gebenden Einfluss, wo nicht zum tatsachlichen Leiter der Republik 
aufsteigende „Syndikus", d. h. Sachwalter, meist auch Vertreter der 
Stadt gegen aussen, auf Kreis- und Reich stagen. In I bezieht derselbe 
in der Person des Dr. Georg Rud. Widmann (des Chronisten Sohn, 
geb. 1530, spater (1566 ?) in hohenlohische Dienste ubergegangen, f Jan. 
in Hall 1584 als reichsgefreiter Ritterschaft in Franken Rat; vgl. Hart- 
mann in W. Vjh. 1880 p. 227) eine Besoldung von 200 fl., 1572 (jetzt 
Dr. Alex. Honlin, s. vorhin a.) 300, dazu Holz und Hauszins 20 fl.; 1592 
sind es bereits doppelt so viele, 600 fl. jedenfalls erst seit kurzem, da 
noch 1582 die Erhohung fur den damaligen Syndikus Dr. Hermann erst 
auf 350 fl. gestiegen war. Jetzt . 1592 bekleidet den Posten D. Joh. 
Schulter, der im Schneck-Prozess eine so bedeutende Rolle spielte, 
t Aug. 1605. Also binnen 40 J. Erhohung auf das Dreifache! Neben 
dem Syndikus finden wir in I noch 3 Doktoren (Ratsadvokaten und 
Stadtvogte) mit je 50 fl., den Stattschreiber (Herm. Hoffmann) mit 80 
und seinen Substituten mit 30 fl., II ist neben dem Rats-Syndikus noch 
ein besonderer Syndikus am kaisl. Kammergericht (Dr. Malach. Raminger) 
mit 40 fl. angestellt, der Stadtarzt Dr. Winckler bezieht (mit 6 fl. fur 
Logis) 82 fl., der Stadtschreiber (Joh. Bock) 90 fl., der Ratsschreiber 
(gleichen Namens) 62, beide je incl. 10 fl. Hauszins ; III ist Dr. Winckler 
auf 90 fl. avanciert, neben ihm aber Dr. Joh. Morhart auf 150, und ein 
(dritter Arzt?) Dr. Conr. Doll mit 20 fl. angestellt. Der Ratsschreiber 
Joh. Bock bezieht jetzt 240 fl. (gleichfalls 3mal so viel als in I), der 
Unterstattschreiber (Astfalck) 120, ein besonderer Registrator (Lochner) 
80 fl., dem noch 3 „Kanzleiverwandte" (= gewohnliche Schreiber) a 40 fL 
zur Seite stehen. Ein Privatschreiber des Syndikus Dr. Schulter be- 
kommt 16 fl. Als Ratsadvokat dient Dr. Alex. Honlin (Sohn des fruheren 
Syndikus) mit 100 fl. Von der Geistlichkeit ist nur Pf. Weber in 
Lorenzenzimmern mit 155 fl. aufgefuhrt. Die andern, d. h. die stadtischen 
wie die noch unter hallischem Patronat stehenden Pfarreien Ilshofen 
und Geislingen erhalten ihre Besoldungen aus den „Pflegen". Doch 
erinnere ich daran, dass der Hauptpfarrer an St. Mich. Jacob Grater 
bei seiner Bestellung 1557 200 fl. bekommen hatte, wie schon Brenz 
seit 1543. Bezeichnend, dass der ganze Titel von 1552—1592 auf fiber 
das Dreifache gestiegen ist, dagegen g. fur die niederen Rats- 
diener, die immer nur das Notwendigste zum Lebensunterhalt be- 
kommen, nur auf das stark Doppelte. . Zusammen setzt sich dieser 
Posten aus : (la) Soldnern, d. h. gemieteten Soldaten, Grabenreitern und 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 179 

1552/53 1572/73 1592/93 

Materialbediirfnisse 
(Bauten u. Arbeiten) ca. 2000? fl. ca. 7050 ?fl. ca. 6200? fl. 



„Einspanningern": ersterer sind es I noch 4, II nur noch 2 a beide 
mal 52 fl. (1592 0); Grabenreiter samt 1 „Aufsitzer" I u. II noch 3 mit 
zus. 56 fl., dagegen III k zus. 76 fl.; die Soldner sind in III durch 
4 Einspanninger ersetzt (k 52 fl.), deren es II nur 1 gegeben hat (k 52 fl.) ; 
dazu kommt I 1 Marstaller, der samt Unterknecht 15 8 /4 fl. bezogen hat, 
in II aber 18, wahrend er in III zu einem „Stallmeister" mit 78 fl. 
emporgeruckt ist, dem 1 Jager a 52 fl. samt 1 Jagerjungen und 
2 Hunden k zus. 26 zur Seite stehen. Neben diesen figuriert in II der 
Schultheiss von Ilshofen, in III auch der v6n Kunzelsau mit der be- 
scheidenen Lohnung von je 14 fl. Als eigentliche „Ratsdiener" sind in 
lc mit den gemeinen Amtleuten zusammen der Baumeister (I (Klotz) 
mit 26, II (Wuest) 32, III (Welling) mit 52 fl.); sodann 1 Werkmeister 
(k 20), 1 Steinmetz (II Burkhardt, III Martin) mit jedesmal 20 fl., 

1 Barlierer mit 18, hernach 20 fl., 2 Salzmesser k 4, spater 8 fl. aufge- 
zahlt, die in III eine namhafte Verm eh rung durch 2 Bauherren a 10 fl., 

2 Inventur- und Wachherren a 14 fl., 2 einfache Wachherren (fur die 
Gelbinger Gasse) k je 3 fl., 1 Bronnenmeister (a 10 fl.), 1 Zeugmeister 
(15 fl.), 1 Kaminfeger (k 6 fl.), 3 Brotbeseher (k 8 fl.) und andere kleinere 
„Provisoner" erfahren haben. Gehaltserhohung von I bis III hier alle- 
mal hochstens 100%, meist weniger. Von dem in I u. II unter den 
Handwerkern, in III neben den vorigen aufgefuhrten „Schnitzer oder 
Armbruster" (Friderich) mit seinen 6 fl. war schon im Text die Rede. 
Zunachst diesen reihen wir ferner die in der 2. Summe allemal plazierten 
Gefallerheber an, namlich 2 Wagmeister in der Fron- und Muhlwag mit 
in I u. II zus. 36 Pfd., spater nur 1 noch mit 26 ; 3, zuletzt 5, „Umgelter" 
fur Stadt und Land mit zus. 69, 80 u. 164 fl., (Erhohung durchschn. 
50%), neben denen in III 1 „Aicher" a 8 und 2 „Einleger" a 4 fl. stehen. 
Ferner gehoren hieher die Wachter oder „Umganger" auf der Mauer 
und in den Gassen, ca. 20, mit einer Ausgabe von in I 195, II 205, 
III 228 fl., die Soldner unterm Tor oder Torwarter : 1552 erst 2 k 26 fl., 
1572 u. 1592 5 k 26 fl. fur die 5 Haupttore, wozu noch 3 (II) bis 4 (III) 
mit Betragen bis zu 20 fl. fur die 3 Neben torlein (Eichtor, Kelkersturle 
und Unterwehrd-Steg) kommen, und die Tiirmer (auf dem Wendelstein) 
samt Uhrwartern (2, auf dem Wendelstein = St. Michaelsturm und dem 
Monchs- spater Rathausturm) hinzukommen: Kostenpunkt I 47V«, III 
89 fl. Auf dem Lande gibt es seit II (I noch nicht) 3 Landtiirmer (in 
Hiirdelbach, auf dem Ohrnwald = bei Uebrigshausen und bei Michel- 
feld, bezw. Sanzenbach), die zusammen mit den (erst 8, spater 13) Holz- 
warten und Heegknechten in II 76, III 175 fl. kosten. 2 Biittel beziehen 
in I u. II je 16, spater je 32 fl. Endlich gehort in diese Rubrik noch 
der Posten fur Botenlaufer (I ca. 50, II 74, III 4673), „Kundschaft" (nur 
in I 1 fl.) und Grabenreiter- bezw. Soldnerzehrung (42, ca. 80 und wieder 
30V* fl.). Fur unsere oben gegebene Summe ist jedoch auch der Anteil 
der „Gemein-Ausgabe" noch herangezogen, der ca. 5% betragt und 

12* 



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180 Gmelin. 

1552/53 1572/73 1592/93 

i. Haalausgaben ca. 300 fl. 385 fl. 493 fl. 

k. Sicherheitsdienst 190 fl. 200 fl. 304 fL 

1. Sanitatsdienst 20 fl. 83 fl. 145 fl. 

m. Verschiedenes ca. 500 fl. ca. 480 fl. 200 fl. 

n. Defizit frommer Stiftungen — — 600 fl. 



zus. 15694 fl. 27085 fl. 29885 fl. 
Die Steuerrechnung zeigt 15727 8 / 4 fl. 27084 7* fl. 29860 2 /3 fl. 
somit fiir I und III je em Plus bezw. Minus von ca. 25—30 fl., 



damit die angegebenen runden Summen ausfullt. Weit mehr komrot 
dieses Kapitel „Gemein" jedoch fur f., die Besoldung, Verzehrung von 
und Verehrung an Ratspersonal in Betracht, woniber im Text schon 
etliche Andeutungen gegeben und weiter zu machen sind. Hier nur so 
viel, dass sich die obige Rubrik zusammensetzt aus den Posten der 
Rechnung fur Stattmeister und Ausgeber samt Schultheiss am Spital- 
gericht einerseits, Zehrung von Ratspersonen , bezw. Ausgeber und 
Funfer andererseits. In der Rechnung machen aber die speziellen Titel 
hiefur (Ausgeber 2 1552 a 12 fl., 1572 a 30, 1592 a 40; Stattmeister 
urspriinglich gar nur mit 4, schliesslich 1592 gleich den Ausgebern mit 
40 fl. bedacht) zusammen immer nur 80 2 / 8 > 540 und wieder ca. 450 fl. 
aus, alles Uebrige ist aus der „Gemein"-Ausgabe auf Grund der 
dortigen Angaben uber Verehrungen, bezw. Mahlzeiten aus Anlass der 
verschiedenen Rechnungsabhoren und sonst zusammengetragen, ohne 
dass sich fur absolute Genauigkeit Biirgschaft leisten Hesse. Ebenso 
sind bei h. die mancherlei Posten fur die verschiedenen Handwerker 
und fiir „verbaut" zusammengenommen mit den beide Rubriken weit 
iiber steigenden Posten aus der „Gemein"-Ausgabe, ohne dass sich hier 
der Nachweis genauer spezifizieren liesse aus Riicksicht auf den Raum. 
Wer Lust hat, mag's selber nachrechnen ! i. besteht aus der Ausgabe fiir 
die (3) Haalpfleger mit I 92V*, II 130, III 210 fl. und der „Rechnung von 
den Siedern fur gemeine Stadt" : in I ca. 184V4 A-, II ca. 240, III 283 fl. 
inkl. Gult fiir Hofstatten (an den Spital). k. Mit „Sicherheitsdienste" 
befassen wir die Vorkehrungen einmal gegen Feuersgefahr, oder auf 
„Feurer", deren es in (I) 74 mit ca. 25 fl. Unkosten und wieder 19 (II) 
und 24 Vs fl. sind, und die auf Wehrdienst-Uebungen fiir Armbrust- 
schutzen, Buchsen- und Pirschbuchsenschutzen in der Stadt und (in 
8—16 Standen) auf dem Land : erstere friiher, letztere spater vorwiegend. 
1. Der „Sanitatsdienst" umfasst in 1552 einfach 2 Hebammen (a 12 fl.), 
bezw. spater 1+2 geschworene Weiber (a 8 u. 6 fl. ; in II u. Ill kommen 
dazu die meist in der „Gemeinen" steckenden Ausgaben fiir das „Franzosen- 
haus", 1 Arzt (Jac. Hack), der 26, spater 40 fl. Wartgeld, aber dazu fiir jede 
kurierte Person erst 2 spater 4 fl. empfangt, samt der Magd, die 5 fl. 
Lohn hat. Bleibt m. fiir „Verschiedenes" = dem Rechnungstitel „Gemem" 
nur noch die angegebene geringe Summe ubrig, umfassend Strafgelder- 
Anteil, Leibgeding (ein friiher sehr bedeutsamer Posten), auch die Rubrik 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 



181 



w&hrend nur II genauer stimmt. Diese Eechnung konnte ich am 
genauesten kontrolieren, wahrend bei I und III die Auseinander- 
scheidung der „Gemeinen" nur unvollstandiger gelang, was ich 
dam it andeute, dass ich absichtlich hier auf Herstellung genauerer 
Uebereinstimmung verzichte. 

Es gilt nun, diese Zahlen in ihrer Bedeutung erst fur die 
flnanzielle, sodann auch fur die allgemeine kulturelle und nainent- 
lich sittliche Entwicklung uriseres Gemeinwesens sich deutlich 
machen. Zuvor aber gilt es, aus den gewonnenen Totalzahlen 
den ordentlichen oder Reinbestand der betreffenden Jahrgange 
herauszusch&len und dazu auf der einen Seite bei den Einnahmen 
die Kapitalanlehen bezw. Gutsverkaufe, auf der Seite der Ausgaben 
die Kapitaldarlehen und -Ablosungen bezw. Giiterkaufe in Abzug 
zu bringen. So bekommen wir fiir 

1552/53 * 1572/73 1592/93 

Total-Einnahmen: 16408 (V 2 )fl. 38620 (7 4 )fl. 37086 fl. 1 

ab Kapitalanlehen: 800 fl. 5231 fl. 7000 fl. 

Bleibt Netto-Einnahme : 

Total-Ausgaben : 

ab Kapitaldarlehen etc. 

Bleibt Netto-Ausgabe 
(Ueberschuss d. Einnahmen 80 fl. IV 2 B. 9379 l / 4 A- 2615V 3 fl.) 
Massgebend ist naturlich die Netto-Ausgabe, welche den 
reinenStaatsbedarf darstellt. Wir legen daher diese weiter- 
hin zu Grnnde. Zunachst ist notig, zum Verst&ndnis dieser ganzen 
Zahlenreihe auf einen friiheren Jahrgang zuriickzugreifen. Da 



15608 1 /, 


fl. 


33389 3 /i 


fl. 


30086 fl. 


15727 3 / 4 


fl. 


27084 Vi 


fl. 


29860 */ s fl. 2 


200 


fl. 


3074 


fl. 


2390 V, fl- 



15527 3 /* fl. 24010 1 /* fl. 27470 V 3 A. 



„verschenkt" (= fur Arme), bezw. Splendiditat, die z. B. 1592 4 Rats- 
Stipendiaten mit 225 fl. unterhalt; endlich last not least in jener Zeit 
den Henker oder Nachrichter, der 1592 noch wie 1552 auf seinen 41 fl. 
18 B. = 24 B. pro Woche stent, ein Zeichen seiner doch allmahlich 
sinkenden Bedeutung. n. Dazu kommt jedoch 1592 noch als ein fruher 
weggefallener Titel das Defizit einer Reihe geistlicher Pfrunden, bezw. 
Wohltatigkeitsstif tungen mit 328 fl., sowie des Kasten- ( Fruchtkastens) 
Herr (uber den Neuen Bau) mit 34 fl. samt der Zinkblaser- u. Orgelisten- 
(Ad. Steigleder mit 100 fl.) Besoldung mit 239 fl. Tut zus. rund 600 fl. 

1 Genau: I 16408V 4 fl. 7 B., II 38620V4 A., HI 37085 fl. 26 B.; 
auch hiebei die Hellerbetrage weggelassen. 

* Genau wieder I: 157273/ 4 fl. 5V* B., II 27084 fl. I8V4 B., Ill 
29860 fl. 2OV4 B. Fur die Berechnung des Ueberschusses sind diese 
Bruchzablen beriicksichtigt. 



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182 Gmelin. 

bietet sich am lehrreichsten das Jahr 1522/23 dar, 30 Jahre 
vor unserem Jahrgang I und uns bekannt als das Jahr der Herab- 
setzung der Beth auf die Halfte von vorher d. h. von Vi auf 1 / 4 % 
des Besitzes, zugleich das eigentliche Schlussjahr der mittelalter- 
lichen und (mit dem Eintritt von Brenz im Herbst 1522) Anfangs- 
jahr der reformatorisch-neuen Aera. In diesem aber betrugen die 
Netto-Einnahmen 6254 V» A., die Netto-Ausgaben = ordentlichem 
Staatsbedarf 6395 fl. 1 Legen wir diesen als Ausgangspunkt 
mit 100% zu Grunde, so verh&lt sich dazu schon 1552/53 = 243, 
1572/73 = 375, 1592/93 aber = 430. Als Ursache entpuppt sich 
bei n&herem Zusehen alsbald, dass Hall bis dahin so gut wie ohne 
Schulden geblieben ist. Wenigstens betrugen 1522/23 die Zins- 
zahlungen nicht mehr als 258 Va A- ( = ca. 5000 fl. Schulden) oder 
4% des Staatsbedarfs. Dagegen haben wir „Zinsgelder" schon 
1552/53 9455V 4 fl. = 62%, 1572/73 100287 2 fl. = 4 2%, 1592/93 
6637 8 / 4 fl. = 24% des jeweiligen Staatsbedarfs, also dass ohne 
s i e der reine Staatsbedarf betrfige in I nur 6 7 2 % II 1 3 9 8 1 V 2 , 
HI 20832 V4 A-: wie man sieht, eine merkwiirdig regelm&ssige 
d. h. rapide Progression, welche das Schlussjahr dieser 40 Jahre 
auf fiber das Dreifache des Anfangsjahrs, das noch durchaus mit 
1522/23 stimmte, gestiegen zeigt: in der Hauptsache natttrlich 
wider Wirkung der Preisrevolution dieser zweiten Jahrhundert- 
halfte, die wir so in diesen 40 Jahren doch jedenfalls nicht geringer 
als zu 100% ansetzen diirfen, eher hoher. Doch ist immerhin 
wenigstens ein Teil dieser enormen Erhohung auch auf neue Be- 
dilrfnisse zu schieben, wie die neue Zeit sie mit sich brachte. 
Die notwendigsten Lebensbedurfnisse scheinen nicht liber die 
Halfte gestiegen, wie die Zahlen flir die „niederen Ratsdiener" 
ausweisen. 

Woher die gewaltige Erhohung der Schuldenlast zwischen 
1522/23 und 1552/53, brauchen wir nicht lange zu fragen: der 
Schmalkaldische Krieg und der limpurgische Gutskauf sind zwei 
Ereignisse, welche auch dem oberfl&chlichsten Kenner der h&llischen 
Geschichte eine genugende Antwort geben* Beide zusammeB machen, 



1 Dabei sind in Abrechnung gekommen nicht nur 3700 fl. fur 
Gebiets-, bezw. Rechtserwerbungen, namlich 1700 fl. an die Schenken 
Georg und Wilhelm fur Gelwingen und 2000 fl. fiir Graf Albrecht 
v. Hohenlohe „um das Waidwerk", wozu es ein Anlehen von 32Q0 fl. 
brauchte, sondern auch 969V2 fl. 6V2 B. „auf den frankischen Zug auf- 
gangen" (gegen die Raubritter). 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 183 

wenn man auch nor die Zahlen fur Barentschadigung (Hallische 
Gesch. p. 783) bei dem einen, abgerechnet die eigene kriegerische 
Riistang, sowie die bei jenem Gutskauf sich summierenden (inch 
Eltershofer Kauf mit 3000 fl.) in Anschlag bringt, nicht weniger als 
130300 + 48600 = 178 900 fl. aus, in runder Summe 180 000 fl., 
was einer Zinslast von ann&hernd 9000 fl. (5% weitaus das Ge- 
wohnliche) entspricht. Woher aber die weitere Erhohung anstatt 
Ermassigang bis 1572/73, l die. mit ca. 600 fl. weitere ca. 12000 fl. 
Schulden bedeutet, also dass die hallische Schuldenlast urn 1572 
auf ca. 200000 fl. zu veranschlagen ist? Die Antwort diirfte ein- 
mal in dem auffallend starken Anteil adeliger Glaubiger an den 
Zinsgeldern yon 1572 stecken, den wir bereits bemerkt haben 
(vgl. zu a. p. 176 2 ). Die Erkl&rung flir diese dttrfte mehr als in 
dem besonderen Reichtum der Edelleute dieser Zeit in einer An- 
zahl von Guts- bezw. Rechtserwerbungen dieser Herren durch die 
Stadt in jenem Zeitraum liegen, durch die Hall jene Gutsherren 
nach und nach auskaufte, urn so innerhalb der Heeg mSglichst 
wenig andere Grundherren neben sich zu haben. Den Nachweis 
im Einzelnen konnen wir hier nicht weiter hersetzen, schon aus 
Rucksicht auf den Raum. Der Posten fttr die Hauptglftubiger, die 
Herren v. Gemmingen zu Bflrg, scheint auf reinem Darlehen zu 
beruhen. Neben dem kommt aber auch in Betracht die schlechte 
Zeit d. h. der auffallend schlechte Charakter der meisten Jahrgange 
1554—1572, bezw. da fttr unsere Gegend wenigstens das Jahr 
1556 als „Kometenjahr a mit einem „Kometenwein a extra heraus- 
gestrichen wird, von eben diesem Jahr ab bis 1572 einschliesslich. 
Diese 16 Jahre stellen mit einander eine N&sseperiode dar, wie 
sie uns gleich ausgesprochen nicht bald wieder begegnet. Man 
vergleiche die Charakterisierung in PfafFs Weinchronik zusammen 
mit den Nachrichten der h&llischen Chronisten : 1557 Sommer nass; 
1559 Fruhjahr kalt, Sommer regnerisch; 1560 Fr. warm, Sommer 

1 Genauere Kontrole zeigt, dass diese wesentlich in den Zeitraum 
von 1562—72 fallt, da der Stand der Zinsgelder 1562 noch derselbe ist 
wie 1552. 

* Den dort genannten Familien v. Hornaw, Senfft, Eltershofen, 
Schultheiss waren noch anzuschliessen Veit v. Rinderbach in Gaildorf 
(74 fl.), Dorothea Berler Witib zu Rothenburg mit 40 fl., Wolf u. Melch. 
Berlin als Vormunder (100 fl.), Buschler mit 77V2 fl. und Philipp Busch- 
ler's alt Stattm. Witib mit 60 fl., auch Volck v. Rossdorf's Tochter mit 
50 fl. Unter den abgelosten Zinsgeldern figuriert die Schletzin in Unter- 
limpurg mit 1500, Emich v. Hornaw's Witib in Gaildorf mit 1000 fl. 



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184 Gmelin. 

aber regnerisch; 1561 Kalte bis Marz, im Blfihet Nebel; 1562 
Fr. gut, aber im Sommer Hagel (im Hallischen : „29. Juli Wetter 
mit grossem Schaden an Frtichten, Weinberg und Obstb&umen; 
2. und 3. Aug. abermal ein Wetter, das einen Mann bei Mlinkheim 
auf dem Feld erschlagt. Durch beide zusammen nicht allein viel 
Hauser und Gebaude verderbt, sondern eine Teuerung erfolgt, dass 
4 Schatz Korn 1 fl. galten") ; 1563 lang Schnee, Sommer kalt und 
neblig (bei uns: „Donnerstag nach Ostern 15. Apr. Nil. schreck- 
liches Wetter, durch das von Blitz der Langenfelder Torturm schwer 
beschadigt wird, wobei 2 Manner, die unten an der Briicke ge- 
arbeitet, erschlagen, 2 andere schwer beschadigt werden, dass 
man sie nach Hause tragen muss. Durch Entzflndung des Pulvers, 
das auf dem Turm gewesen, wurden alle Fenster in den Hausern 
auf dem Rosenbflhl zerbrochen und die Hauser dermassen er- 
schtittert und zerriittet, dass der grosste Teil auf der einen Seite 
gar eingefallen"). 1564 kaltes und schneeiges Frtihjahr (noch am 
24. Mai Schnee; in Buhler (= Gross-) Altdorf durch entstandene 
Fenersbrunst fiber die 30 Dacher und Gebau zu Grund gangen 
und in Asche gesunken"). 1565 sehr kalt und schneeig, dann 
Ueberschwemmungen ; 1566 kalt und nass ; 1568 spates und kaltes 
Frfihjahr; 1569 ebenso; bei uns „der Eocher 2mal so gross, dass 
das gemeine Haal jedesmal schier ertrinkt." 1570 kalt und reg- 
nerisch ; bei uns in der Nacht vor Advent das bekannte a unerhflrt 
grosse Gewasser", von dem noch die Inschrift am steinernen Steg 
Kunde gibt. Nach diesem Gewasser Preis von 1 Mass Salz 1 fl.! 
1571 Fr. Frost, auch Sommer nicht gut (so im Hallischen „nach- 
dem Sonntag Invocavit den 4. Marz zwischen 8—9 U. NM. auf 
dem Einkorn feurige und blutige Streifen am Himmel gesehen 
worden, Sonntag den 29. Sept. aber die Sonne um den Mittag 
blutrot bis abends 5 Uhr gewesen", grosse Teuerung, dass das 
Viertel Korn auf 25 B. steigt. 1572 Frost im Frtihjahr (spater 
gut). 1573 Winter kalt, Fr. u. Sommer nass ; und so bei uns erst 
recht ausserordentliches Teuerungsjahr, das aber durch die Menge 
der Frucht, die der Rat als vornehmster Gutsherr zu guten Preisen 
verkaufen kann, dem hallischen Schatz erst recht zu gute kommt, 
vgl. die Tabelle! Also unter 17 Jahren nur 2, 1558 und 1567, 
trocken und heiss, dagegen 7 durch Hagel, Ueberschwemmung oder 
Teuerung ungewohnliche Unglucksjahre infolge von Nasse. Derlei 
Zeiten mussten aber auf die hallischen Finanzen in doppelter 
Weise einwirken durch 2 Kanale. Der eine ist der Wein, der 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 185 

andere das Haal. Wie es mit dem Weill in dieser Zeit bestellt 
war, zeigt ein Blick in die PfafPsche Weinchronik, welche fur diese 
Periode hochstens das Durchschnittszeugnis 3 (= mittelm&ssig) 
ergibt gegenliber 5 im folgenden Jahrzehnt 1575—84. Wie das 
Haal aber geschadigt wurde, ist ans den beigebrachten chroni- 
kalischen Notizen za ersehen. Wein und Haal aber heissen die 
beiden Kanale, auf deuen das Schiff der hftllischen Finanzen eben 
in unserer Periode am meisten flott erhalten wurde. Wie sehr? 
ergibt wieder am deutlichsten eine Zusammenstellung der Haupt- 
einnahmequellen, Wein, Haal, Beth (incl. versessene u. Nach-), der 
Stadt Outer und Schatzungen, fur die 4 von uns genauer kontro- 
lierten Jahrg£nge: darnach machen aus in % des Staatsbedarfs 





Wein 


Haal 


Beth 


der Stadt 
Guter 


Schatz- 
ungen 


(Um£Bld i. BodenscHatz) 








1522/23 


1757,9 fl. 


1794,6 fl. 


1193,8 fl. 


V 


span. ProYiant- 




= 27,5% 


= 28% 


= 18,66% 




berrei 


1552/53 


3203 s / 4 fl. 


3735 fl. 


1501 V* A. 


1654 fl. 


782 fl. 




= 20,1% 


= 24% 


= 9,7% 


= 10,65% 


= 5% 


1572/73 


5242 fl. 


42867* A. 


2805 fl. 


4579 fl. 


4160 fl. 




= 21,83% 


- 17,8% 


= 11,65% 


- 19% 


= 17,3% 


1592/93 


5247 1 /, fl. 


6399 fl. 


2717 fl. 


3065 fl. 


6095 fl. 




-19,1% 


-23,3% 


- 10% 


-= 11,16% 


- 22,2% 



Wie man sieht: das Haal hat bis 1572/73 noch starker ge- 
litten, ist von 24% a. 1552/53 (bezw. 28. a. 1522/23) auf 17,8% 
zuruckgegangen : ttber 6% (bezw. 10%), um dafiir in 1592/93 nach 
dem Sulenbau von 1590 seine alte H5he (von 1552) relativ wie- 
der zu erreichen. Dagegen bleibt das Ertr&gnis von Wein abge- 
sehen von 1522/23, wo es sich, trotzdem das Umgeld vom Land 
noch fehlt, durch die Note beiMeissner („dasDorf Kleinbottwar" 2 ) 
„wenig und gut a (und entsprechende Preise) annahernd erkl&rt, 
durch alle drei spateren Normaljahre ziemlich gleich, ja erreicht 



1 Fehlt in diesem Jahr. Warum ? ist nicht gesagt. Vorhanden ist 
dieBer Posten, die durch die Fiinfer eingezogene Giilt, schon im 15. Jahrh. 
und betragt z. B. zur Zeit des Hochststandes der Beth, a. 1449/50, nicht 
weniger als 3015 3 /t fl. = 21,5% des damaligen Staatsbedarfs, die Beth 
selber (mit 2675 fl.) nur 19% (Umgeld od. „Aich" 1310,9 fl. = 9,8%), das 
Haal 2334 = 16,7%. Gesamtstaatsbedarf damals 14 436 fl., allerdings 
auch grosse Kriegszeit! 

3 Die hier im Anhang gegebenen Grossbottwarer Preise, eben 
von 1522 an, stimmen mehr als die von Pfaff aus dem Landesdurch- 
schnitt gezogenen Noten mit den Mitteilungen unserer hallischen Chro- 



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186 Gmelin. 

sogar eben in 1572/73 seinen hochsten Stand. Immer bilden beide 
Quellen zusammen nicht nur 1522/23 fiber die Halfte der Gesamt- 
einnahmen, sondern uoch 1552/53 gut 44%, 1572/73 wenigstens 
nahezu 40, 1592/93 aber wieder 42% des Staatsbedarfs. Auf der 
andern Seite gehoren fur 1572/73 und 1592/93 wenigstens die 
2 letzten Hauptposten, der „Stadt Guter" und Schatzungen zu- 
sammen als mit einander, ob auch in umgekehrten Anteilen, in 
beiden Jahrg&ngen ann&hemd denselben Beitrag, dort fiber 36, 
hier noch 33,36 •= genau V3 des Bedarfs, ergebend. Alle 5 Haupt- 
posten aber liefern fur 1572/73 nicht weniger als 87, 6% =gut 7 / 8 , 
1592/93 noch 85 8 / 4 = fiber «/ 6 des Gesamtbedarfs, 1522/23 Wein, 
Haal und Beth allein nahe an 3 U, wahrend 1552/53 es mit alien 
5 nur auf stark 2 /s> genau 69,5 % bringt. Grund : dass der 
Posten „Schatzungen" noch fehlt, der auch durch sein Vorspiel 
die „spanischen Proviantherren", nur unvollst&ndig erreicht wird, 
zumal es sich 1552 nur noch urn einen Rest davon handelt. 

Ganz im Gegensatz zu diesen zwei Jahrzehnten haben wir 
von 1575 an eine ausgesprochene Trockenheitsperiode, die freilich 
nur halb so lang, von 1575—84 wahrt, mit den ausgezeichneten 
Weinjahren 1575, 76, 78 und vollends 1583 u. 84, was direkt 
durch Bodenschatz und Umgeld, indirekt aber auch durch andere 
Ertragnisse den Finanzen eines so bedeutenden Gutsherrn, wie der 
h&llische Rat allmfthlich geworden war, zugute kommen musste. 
Das Hauptbesserungsmittel aber bestand in der Einffihrung der 
Schatzungen, die von 1572 an ein sp&ter mit immer grflsserer 
Vorliebe gebrauchtes Auskunftsmittel darstellen und mit ihrem 
Ertragnis bis 1592 eben ann&hernd dieSumme repr&sentieren, um 
welche der Schuldenstand bis dorthin zurfickgegangen ist. Nur 
werden sie im Anfang keineswegs regelm&ssig erhoben. Diese 
Schulden sind bis 1592 trotz den mancherlei Bauten dieser Jahrzehnte 
in einem so erfreulichen Ruckgang — und zwar namentlich seit 
dem letzten Jahrzehnt von 1582 an — dass, wenn es in dieser 
Tonart weiter gegangen ware, Hall binnen einer weiteren Gene- 
ration, bis zum Anfang der eigentlichen Leidenszeit des grossen 
Eriegs, schuldenfrei h&tte dastehen ktfnnen. Aber umgekehrt 
zeigt die Rechnnng 1617/18, auf deren genauere Wiedergabe wir 

nisten wie dem Ergebnis unserer Steuerregister zusammen. Die Er- 
klarung liegt wohl nahe: Die grossere Gemeinsamkeit des Klimas auf 
Grund der grosseren Nahe von Hall und Grossbottwar gegenuber dem 
Landesdurchschnitt. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 187 

des Raumes wegen ungern verzichten, 1 einen Zinsgelderstand von 
15433 3 / 4 fl. = 37% der Nettoausgaben (41713 fl., gegen 43013 fl. 
Netto-Einnahmen). Der Hauptgrund liegt natiirlich in dem be- 
kannten Vellberger Kauf von 1595 samt dessen Nachtragen von 
1598 und 1600 an die beiden hohenlohischen Linien von Weikers- 
heim und Waldenburg, was mit Abrechnung des zu 8000 fl. drein- 
gegebenen Kunzelsau zusammen samt Trinkgeldern u. dergl. einen 
Posten von zus. ca. 174000 fl. bis 1600 ausmacht. Dazu kommen 
aber nun in den nachsten Jahren die Schneckischen Handel, die 
abgesehen von aller anderen Zerriittung eine Rechnung von 6022 
Gulden ausmachen, mit dem vorigen zusammeu rund 180000 fl* 
Da hfttten wir die 8800 fl. Mehrzinsen, die wir 1617/18 gegen- 
iiber 1592 gefunden haben, reichlich beisammen, auch ohne die 
12000 fl. helfensteinischer Entschadigung, die von 1611 an in 
Jahreszielern von je 1000 fl. (1617/18 8. Ziel an verglichenen 
10000 fl.) entrichtet wurden und so die Zinsgelder nicht weiter 
belasteten. Tats&chlich waren diese weiteren Gelder aber bis 
1615 schon erheblich abgetragen, so dass in der Rechnung dieses 
Jahres (mit 36467% fl. Staatsbedarf) nur 13517 4 / 5 fl. = wieder 



1 Nur das Wichtigste sei aus dieser Rechnung, die mit der seit 1615/16 
eingefuhrten Zusammenstellung aller 4 Quartale dem Bearbeiter weit 
weniger Muhe macht, hier mitgeteilt. So bezuglich jener 5 Hauptposten, 
dass diese betragen: von We in 5917,1 fl. = 14,2 % des Staatsbedarf s 
(1617 eben wieder ein schlechtes Jahr mit Note: sehr viel und sehr 
sauer; dagegen 1616: wenig und sehr gut, so auch Wein-Einnahme 
8754 Vs fl. = 22,4% dieses Jahresbedarf s) ; dagegen vom Haal nur 
1554V* fl. = 3 «/ 4 % und auch 1616/17 nur 2850 fl. = 7,3% jenes Jahrs, 
1616/16 aber wieder nur 2209% fl. = 6% vom Jahresbedarf, in alien 
3 J. 1615/18 immer nur 6610 = durchschn. 2203 V* fl. Da auch die Beth 
einschl. versessene und Nachbeth immer nur 3423 Vs fl. = 8,2% ergibt, 
die ZoUe und Gefalle aber (oben m— p) immer nur auf ca. 1400 fl. an- 
gewachsen sind (= ca. 3,5%), so muss jetzt das Land immer mehr den 
Ausfall decken. Dieses leistet in der Tat nun von den Aemtern (~ Gutern) 
alleinll065V3fl. = 26,5%,woranVellberg mit uber die Halfte, 5974 2 / 8 fl. 
— 14Vs%, partizipiert ; im vorhergehenden Jahr 1616/17 hat es gar 
7219 Vi fl. ertragen, also immer keine schlechte Rente fur 174000 fl. 
Kaufgeld. t)ie andere namhafte Summe vom Land ist dann die Schatzung, 
die jetzt stehend ca. 7500 fl. — 18% eintragt. Zusammen die 5 Haupt- 
posten 70,6% des Bedarfs. Ausserdem Haupteinnahmeposten Friichte- 
verkauf vom Neuen Bau mit 4893,8 fl., Ratsfrevel mit 2060 fl. (Jahr 
vorher nur ca. 750) und „Gemein" 2649, Leibeigenschaft verkaufte 
aber 142 fl. 



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188 Gmelin. 

37% des Bedarfs stecken, 1 also gegeniiber 1592/93 nur 6780 fl. 
mehr. Dazu kommt nun aber in der Rechnung dieses Jahres der 
oben nur anmerkungsweise erw&hnte Honhardter Kauf mit 59000 
Gulden + und 1246 fl. Verehrungen, ein Posten, von dem ich 
selbst in der Hall. Gesch. (p. 803) auf Grund anderer gedruckten 
Quellen (so der OAmtsbeschr. Crailsheim) behauptet habe, dass er 
an den Spital weiterging, der aber nach den Steuerrechnungen, 
welche die Honhardter Pflege. bis zum Schluss a. 1802 als Posten 
enthalten, vielmehr an der Stadt hangen blieb und nur teilweise 
(so die Waldungen) im Verlauf der Zeit an den Spital weiter- 
wanderte, wofiir die sUdtische Rechnung von 1616/17 aber auch 
einen Posten von 3074 fl. von der Pfleg Honhardt aufweist (1617/18 
nur 607 1 /, fl., 1618/19 aber wieder 2594 fl., 1619/20 gar 5047 l / 3 fl.). 
Die nachste Jahresrechnung 1616/17 aber bringt noch einen an- 
dern ebenso grossen Kaufposten, der bisher nirgends erwahnt ist, 
weder in der OAmtsbeschreibung noch in meiner H&llischen Ge- 
schichte und wohl vorubergehender Natur, fttr die nachste Zeit 
aber bedeutungsvoll genug war: der sogenannten Pflege W.est- 
heim. An Georgii 1616 wurde diese dem stets geldbediirftigen 
Herzog Johann Friedrich von Wurttemberg, dem Hall im Vorjahr 
einen Kapitalposten von 24539 fl. aufgekiindigt hatte, gegen 
60000 fl., wozu 12837a fl- „ Verehrungen" kamen, pfandschillings- 
weise abgekauft. Die Riicklosung erfolgte im Jahre 1683 durch 
den Administrator Friedrich Karl (und zwar nur mit 51000 fl.); bis 
dahin aber blieb Westheim mit Zubehflr h&llisch uud wirft in der 
Rechnung von 1617/18 einen Ertrag von (nur) 449 fl. 5 B. ab; 



2 Also betragen dieAusgaben ohne Zinsgelder auch 1615 immer 
noch ca. 22950 fl., nur ca. 10% mehr als 1592/93. Das gibt den deut- 
lichsten Begriff von dem Ausgabe-Etat der Zeit um 1618, namentlich 
aber davon, dass die Preissteigerung um 1592/93 im Wesentlichen abge- 
schlossen ist oder doch nur leise mehr fortschreitet. Auch die Gehaiter 
sind so im Wesentlichen noch dieselben (so der Syndikus, jetzt Dr. 
Schmalkalder, mit 600 fl.), nur die niederen Beamten etwas aufgebessert, 
namentlich aber mannigfache Personalvermehrung eingetreten. Auch 
die Behandlung, mit Verehrungen anstatt der Gehaltsvermehrung auf- 
zuhelfen ist noch dieselbe, nur gerade keine wesentliche Steigerung : 
1616/17 betragt sie 5923 2 / 3 fl., aber 1617/18 7672 1 /,, wobei die Jubilaums- 
feier der Reformation von 1517 durch eine Jubilaumsdenkmunze 138 fl., 
Verehrungen an Rate und Geistlichkeit 99 fl., das Gastmahl dazu 67V* fl. 
betragen. Auch 1615/16 schon „Gemein" — 7176 fl. Unter den Gehaitern 
soil neben dem Pfarrer von Lor.-Zimmern (mit immer noch 155 fl.) der 
„deutsche Schulmeister" mit seinen 100 fl. nicht vergessen werden. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 189 

1619/20 643V2 A- und auch 1620/21 nicht mehr als 1332 3 / 4 fl. 
also jedenfalls kein sehr vorteilhafter Handel. Mit einem weiteren 
Gutskauf fiir Schloss, Giiter und Waldungen zu Eltershofen urn 
3317 fl., die ausser den zuruckbehaltenen Waldungen an die Witwe 
des Dr. Joh. Oechslin zu Goppingen urn 1350 fl. wieder ver&ussert 
wurden, natiirlich unter Auflegung einer Herrengiilt, machen so 
die Guterk&ufe dieses Jahres 1616/17 einen Posten von 64724 fl. 
aus, wozu Hall ein Anlehen im Betrag von 58595 5 /e A- machen 
musste. 1 So ging es mit einer Schuldenlast von ca. 290000 fl., 
aber auch mit einer entsprechend vermehrten Einnahme dem 
30jahrigen Krieg entgegen. 

Es bleibt uns nur ein kurzes Wort tiber die sonstige Ent- 
wicklung kulturell-sittlicher Art, wie sie aus den Steuerrechnungen 
zusammen mit der Beth und den Ausziigen aus den Ratsprotokollen 
ihre Beleuchtung erf&hrt. Von unserer Steuerrechnung kommen da- 
flir naraentlich 2 Posten in Betracht: unter den Einnahmen i., 
Ratsfrevel, unter den Ausgaben die zumeist in „Gemeines" g. 
steckenden Verzehrungen von und Verehrungen an Ratspersonal. 



1 Daran beteiligen sich jetzt vor allem die Ulmer Patrizier und 
Speyrer Beamte beim kaisl. Kammergericht. So zu Ulm die Vormiinder 
von Sigm. Baldinger des Rats mit 16000, Albrecht Baldinger, Rats- 
Aelterer, mit 2000 fl. Hans Rot von und zu Reutti und Bosingen Rat 
mit 6000 fl. — 22000 fl., von Speyer aber H. Anton v. Fiirstenberg 
Assessor mit 10733, Dr. Hans Thoma Merkelbach, Assessor, mit 1333 Vs 
und Dr. Jac. Kolble, Prokurator, mit 3066% fl., Dr. Jac. Glaser, Ass., 
mit 1000 — zus. 16 133 fl. Ebenso sind, wenn wir die Liste der Zinsgelder 
von 1617/18 durchgehen, dort von den ca. 14500 fl. in 273 Posten 10 Ulmer 
(darunter die genannten 2 Baldinger und Rot, ausserdem 3 Schadt, Dan. 
Kuchlin des Rats, Magdalene Neubronnerin, sowie der Spital z. h. Geist 
und die St. Maria-Pfarrkirche) allein mit 2275 fl, 4 Speyrer mit 1290 fl., 
3 Dinkelsbuhler mit 550 und 1 Rothenburger (Mich. Reichshofer) mit 
550 fl. beteiligt. Von Wurttembergern hebt sich nur der eine Rat Heinr. 
Hiller mit 100 fl. heraus. CI. Schonthal wieder mit 440 fl. Daneben 
aber wieder der haliische Adel mit seinen Anverwandten : Moriz Schwab's 
W. zu U.-Limpurg mit 250 fl., die 3 Bruder Schletz mit noch 90, Eva 
Schwabin wegen der 3 Schletzinnen mit 85, Ludw. Berlin's Erben mit 
535 fl., sonst Hans Ad. v. Sternenfeis 350, die Junker Jnger'schen Erben 
zu Gartringen 200, 2 Junker Bernhd. zu Menzingen mit 400, J. Dietrich 
von u. zu Weiier mit 200, die Gemmingen zu Burg aber (Joh. Conr.) 
nur noch mit 100 fl. Die Halfte der Zinsgelder entfallt dann mit einer 
Menge von kieineren Posten bis 20 fl., aber auch grosseren (so Dr. Joh. 
Morhart Med. 350 fl. (in 6 Posten), Dr. Joh. Schulter's Erben 250 fl., 
Dr. Friedr. Hermann mit 360 (3 P.) nach Hall. 



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190 Gmelin. 

Hier f&llt auf das gewaltige Steigen von 1552—1592. W&hrend 
dieser Posten, in der frtiheren Periode tiberhaupt eine unbekannte 
Grflsse, noch 1552/53 nur wenig ttber 100 fl. aosmacht, ent- 
sprechend in der Hauptsache den wirklichen Reise-Amtsauslagen, 
die Ratsmitgliedschaft selbst mit samt dem St&ttmeister- and 
Fiinferamt als ein Ehrenamt erscheint, das nur idealen Lohn ge- 
w&hrt, wird das jetzt anders. In der Theorie zwar bleibt auch 
jetzt noch ,,des Rats" sein ein Ehrenamt und so unentgeltlich, 
ohne feste Besoldung. In der Praxis aber weiss man sich schad- 
los zu halten damit, dass fur alle moglichen Gelegenheiten Ent- 
schadigungsgebtthren, eine Art Prftsenzgelder gleich den jetzigen 
Gemeinderatsgebiihren, eingeflihrt wurden, die dann an der allge- 
meinen Preissteigerung in einem die sonstige Entwicklung weit 
ttberbietenden Mass teilnehmen. So f&llt jetzt von jeder Rech- 
nungsabhflr etwas ab, 1572 meist noch 6 Batzen, = zusammen 
allemal 5 fl. 6 B., daneben fiir das Mahl 2 fl. 12 B., 1592 aber 
aufs wenigste 11 Va fl. neben dem Mahl. Diese Mahle sind nan 
zum fdrmlichen System geworden, wie das zum Teil ja bis zur 
Gegenwart in unserer Gegend herabgeht. Da gibt es ein „Hasen- 
mahl" zu 28 Teilen (= Gedecken) k 2 fl., zus. 56 fl., ein Fisch- 
essen aus Anlass eines von Dr. Raminger in Speyer verehrten 
Salmen, wobei auf der Trinkstube aufgehen 22 fl. 1 B. (1572). 
Bis 1617 ist daraus eine feste Ordnung geworden : fiir den „Fasten- 
tisch" den Ratsherren und dem Schreiber je 5 fl., tut 120 fl., fiir 
das „8almenmahl" (bei Abrechnung der Amtsrechnung) 26 Personen 
je 2 7* fl. = 65 fl. Dass es auch an Gansessen nicht fehlt, ist 
selbstverstandlich. 1 Diese Entwicklung wird sichtlich gefBrdert 
dadurch, dass seit 1575 zu den „Geheimen" ein Wirt gehort, der 
von dem Hauptgasthof der Zeit, der „Sonne", Matthias Heimber- 
ger, der schon beim Hasenmahl 1572 den Wein geliefert hat, seit 
1580 zum regierenden St&ttnieisterposten aufriickt und diese h6chste 
Wiirde (bis 1605) in den geraden Jahren bekleidet. Die eigent- 
lichen Geschafte in dieser Zeit fuhrt aber offenbar der Syndikus 
Dr. Schulter. Daneben wird, was ja wohl nicht unbillig ist, fttr 
jede Extraleistung eine erkleckliche ff Verehrung" geleistet. So be. 



1 Einen formlichen Ratsbeschluss nach dieser Richtung finden 
wir in den Auszugen aus den Rats-Protokolien nur fur das J. 1569, wo 
es heisst, dass auch der Ratsherren Stiefkinder die „Verehrung" (welche ? 
ist nicht gesagt, also allgemein) bekommen sollen. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 191 

kommen 1617 flir den Untersontheimer Pfarrvergleich 1 der Kanzler 
von Eichstadt, der gerade in Ellwangen zugegen gewesen und 
gute Dienste geleistet, Herr Dr. Schmalkalder und die Herren 
Funfer fllr ihre Bemtthungen im Streit, „so sich fast gefahrlich 
ansehen lassen", 80 fl. mit einander. Aber auch fftr seine gewohn- 
licbe Amtsfuhrung erhait Stattmeister Mercklin 1592 bei Ablegung 
der Bethrechnung, wobei er zugleich „den Baukosten des Pflasters 
(oder Pfisters?) und anderer Gebftu iibergeben", 10 fl., „weil er 
nie viel gehabt." Fiir die Rate insgesamt aber gehen 1572 neben 
den dabin gehflrigen besonderen Rubriken: „verzehrt von Rats- 
personal" mit ca. 330 fl. „Ausgeber- und Ffinfer-Zehrung" mit 
128 l /t fl., aus „Stattmeister und Ausgeber" mit 90 fl. und „Wein 
verehrt" mit ca. 45 fl., die meist hieher zu ziehen sind, noch ge- 
gen 400 fl. aus der „Gemein", 1592 aber allein im 1. (freilich am 
meisten Rechnungsabhoren enthaltenden) Quartal 325 fl. = 40 V* 
dieses Titels. Allerdings betrftgt dann der besondere Posten flir 
„Ratszehrungen" in diesem Jahr auch nur 125 fl. Aber immer 
kam auch ohne ausserordentliche Verdienste der einzelne Ratsherr 
nach meiner Berechnung auf ein Douceur von ca. 40 fl., was der 
Besoldung eines niederen Ratsdieners in dieser Zeit etwa ent- 
spricht. Natflrlich ist die Ursache fiir diese Neuerung unschwer 
zu begreifen, liegt einfach darin, dass der Rat jetzt nicht mehr 
in seinen Hauptelementen aus ritterlichen Gutsherren besteht, die 
mit Musse ihre Einklinfte in der Adelstadt Hall verzehren, sondern 
aus gewShnlichen Blirgersleuten, Siedern, Gerbern, Ochsenhandlern, 
Secklern u. a. Geschftftsleuten bezw. Handwerkern, die durch die 
Ratsangelegenheiten ihre Geschafte versaumen und dafiir nun auch 
entschadigt sein wollen. Aber es soil nicht geleugnet werden, 
dass das Ganze im Vergleich mit friiher doch einen etwas kramer- 
massigen, nicht sehr noblen Eindruck macht. 

Hand in Hand damit geht ein Geist der Fiskalitat, der 
iiberall darauf ausgeht, das ganze Gebiet innerhalb der Landheg 
zu einer nach alien Beziehungen hin mSglichst ergiebigen Steuer- 
quelle zu gestalten, und diesem Gesichtspunkt in der Verwaltung 



1 1617 wird nach langwierigen Verhandelungen die Pfarrei Unter- 
sontheim, vor der Reformation Mutterkirche fiir Obersontheim, dann 
Filial von Stockenburg, neu gegrundet, nachdem Ellwangen endlich zur 
Verabreichung der notigen Gefalle veranlasst worden ist, wofur es auch 
das von Alters her ihm zustehende Patronatsrecht fiir diese Kirclie 
behalt. 



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192 Gmelin. 

wie Justiz alles andere unterordnet. Es ist ja uberhaupt die Zeit 
der eigentlichen Ausbildung der Territorialhoheit und so der Terri- 
torien selbst. F&r unser hallisches Gemeinwesen sind da nament- 
lich von Bedeutung die Vertr&ge bezw. Rezesse mit Hohenlohe 
1561 sowie mit Comburg 1557, wodurch Hall die hobe Vogtei oder 
Gerichtsbarkeit, an der das Recht der Besteuerung hing, die schon 
durch die kaiserliche Erlaubnis, das Umgeld aucb vom Land zu 
erheben, 1538 und 1541 vorbereitet war, fiir das ganze Gebiet 
innerhalb der Landwehr (abgesehen von den komburgischen Unter- 
tanen) zugestanden erhielt — die rechtliche Grundlage fur die 
nachherige „Schatzung" — woflir Hall aber auf das Besteuerungs- 
recht seiner ausw&rtigen Untertanen in Goggenbacb, Rfiblingen, 
Dottingen, Mainhardt und damit tats&chlich auf seine Staatshoheit 
Uber diese verzichten musste. 1 Wie Hall diese ausw&rtigen Unter- 
tanen den Hohenloher Herren uberliess, so sahen wir es dafttr um- 
gekehrt besorgt genug, innerhalb der Landheeg neben sich keinerlei 
andere staatliche und wo moglich auch gutsherrliche Herrschaft 
anzuerkennen, und an dem Geld zu diesem Zwecke kargte es, so 
viel wir beobachten kflnnen, niemals. Eher liess es sich zu so 
unvorteilhaften H&ndeln wie dem Westheimer verleiten. Dafttr 
unterliegen die anerkannten Untertanen urn so rucksichtsloser der 
vielseitigen Fttrsorge der Stadtvater fttr den Staatss&ckel. Da 
war nicht bloss gesorgt, dass kein Mehl bei einem fremden Unter- 
tan gemahlen, 2 kein Vieh und kein Getreide, ja nicht einmal ge- 
backenes Brot nach auswftrts verkauft wurde : 3 kein fremdherrlicher 



1 Vgl. Haspel, De centina sublimi Suevo-Halensi 1761, ein fur 
die staatsrechtlichen Verhaltnisse des alten Hall ausserordentlich in- 
struktiver Traktat. 

2 Vgl. Ratsbeschluss 1571 : in den Senfft'schen Muhlen zu Hagen 
soilen die Hallischen nicht mahlen! 

,1 Z. B. 1592 Fritz Kurr von Lorenzenzimmern um 2 fl. gestraft, 
weil er Mastvieh an Ausherrische verkauft hat; ebenso 1617 wegen Ver- 
kaufs von ein Paar Ochsen aus der Landwehr 10 fl. Strafe. Ebenso 
finden wir dort Strafen w. Verkaufs von Unschlitt und Hammelfleisch 
nach auswarts. Auf Verkauf von Getreide wird aber naraentlich im 
Teurungsjahr 1571 streng gesehen : vgl. den Ratsbeschluss, wornach 
keinem Fremden uber 1 Viertel, ja seit 9 Nov. gar nichts niehr zu kaufen 
zugelassen und was der Burger nicht kauft, publice aufgekauft und 
(vgl. die Einnahme aus Fruchtverkauf im Steuerreg. von 1572/73) mit 
nicht geringem Nutzen wiederverkauft wurde. Da wirkliche Teurung 
eintritt, also dass Hafer gemahlen wird, kommt es zum fteschluss, dass 
niemand uber 1 Batzen Brot, auch die hallischen Landwirte nicht uber 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 193 

Schmid angegangen, ja uberhaupt kein fremder Handwerker be- 
sch&ftigt wurde: 1 selbst das „Zechen a bei Ausw£rtigen war ver- 
boten, 2 da man seinen Rausch bei einheimischen Wirten kaufen 
konnte, namentlich aber hatte der Rat auf die Kirchweihtfinze ein 
scharfes Auge. Nicht, dass er sie verbot, bewahre, so grausam 
war man nicht! Aber der Patriotismus verlangte, dass das Tanz- 
bein ja nicht iiber der Landheeg draussen geschwungen wurde. 
Die Landtttrmer bezogen eine hiibsche Zulage zu ihrer bescheidenen 
Lflhnung durch den Anteil ( l / f ) an den Strafgeldern fttr solche 
Uebeltaten, die nicht einmal gering waren, meist 2 und 4 (auch 8) fl. 
betrugen, wenn man sich nicht mit 1 fl. begniigte. 8 Misslicher 
war, dass, worauf schon das letztere hinweist, dieser Geist auch 
in die Justiz Eingang flndet: auch ernsthaftere Strafen lassen 
sich in Geld verwandeln und werden abgekauft. Das Kapitel der 
„Ratsfrevel a gibt da interessante Einzelnheiten. 4 So wird der 
Geist erzeugt — bezw. befordert — dass mit „Geeld* alles zu 



% fl. hinaustragen durfen. Straffalle wegen Zuwiderhandelns treffen 
namentlich die an der Grenze wohnenden Westheimer, so weit sie da- 
mals schon hallische Untertanen sind: so wird Sigmund Biermann, 
Muller zu W., um 10 fl. gestraft, zu V« weil er die Brotlaibe zu gering 
gebacken, zu *& weil er fremden Brottragern viel Brots iiber die 
Grenze gegeben. Auf der andern Seite trifft 3 von Elzhausen (mit 6 fl.) 
und 4 von Orlach (8 fl.) Strafe wegen Fruchtverkaufs gegen die Rats- 
ordnung. 

1 1559 wird der Gemeinde zu Michelfeld, 1568 der zu Bibersfeld 
auf Bitten Erbauung einer Schmiede auf Gemeindsboden gewahrt unter 
der Bedingung, dass der Schmied der Stadt schatzbar, weisbar und 
mit aller Gerechtigkeit unterworfen sein soil (auch komburgische Unter- 
tanen vorhanden). Handwerker aber mussen, soweit sie auf dem Lande 
uberhaupt zugelassen werden, den hallischen Ziinften eingegliedert sein 
(s. Haspel de cent). 

* Ratsbeschluss 1571 : Die Hallischen sollen bei den hallischen 
Wirten zehren! 

3 So wird 1592 Mich. Weinmann in Gelbingen und 2 andere da- 
selbst je mit 2 fl. bestraft, weil er „wider Verbot zu ausherrischen 
Tanzen gangen", ebenso 7 Tochter und Magde mit je 1 Pfd. = 7 Pfd. 

4 So namentlich in Fallen, die mit dem 6. Gebot zusammenhangen, 
leichteren wie schwereren Vergehungen wider die hallische Eheordnung, 
namentlich das Verbot der „Verkuppelung" ohne Wissen der Eltern 
bezw. bei Untertanen der hallischen Obrigkeit. Das starkste Beispiel 
dafur ist uns 1576 aufgestossen, wo Wilh. Sprugel von Schmerach, der 
einen Totschlag begangen, aber sich mit der Freundschaft vertragen 
hat, nur mit 100 fl. gestraft wird, derselben Strafe, die wir spater fur 
Ehebruch an treffen. 

13 



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194 Gmelin. 

machen sei, eine Anschauung, die bis heute nachwirkt, hierzulande 
wenigstens mehr als anderswo. Vielleicht das Gegensttick davon 
ist, dass mit dem Geld so untreu gewirtschaftet wird, wie es nicht 
leicht wieder der Fall gewesen zu sein scheint. Vgl. die relativ 
zahlreichen Ratsentlassungen aus diesem Grunde, um so schwerer 
wiegend, weil sie alle hinter das Jahr 1569 fallen, in dem es 
heisst : „bis hieher hat man die Herren des Inneren Rats auch 
ohne Ursach erlassen, nachgehends nicht mehr, sondern sie ver- 
blieben allezeit bis an ihr Ende darin, wenn sie sich wohl and 
redlich gehalten haben." Da steckt um so mehr dahinter, wenn 
es gleich 1571 bei Antoni Feyerabend heisst: entlassen „Sachen 
wegen"; 1573 aber bei Jorg Moser: „weil er wider des Rats 
Statnten und Ordnung der Juden halber im Entlehnen und Borgen 
gehandelt und also besorglich und vermutlich in grosser Schulden- 
last gewesen". Im folgenden Jahr 1574 aber heisst es bei Hans 
Ernst direkt: „weil er sich wegen seines Spitalpflegeamts nicht aller- 
dings wohl gehalten, sondern seinen eigenen viel mehr als des Spitals 
Nutzen gesucht." Dann 1575 wieder Burkh. Seckel entl.: „weil 
er allerlei wucherische Kontrakte mit armen Leuten getrieben, die- 
selben geschunden und geschoben, darum auch dazu mit 80 fl. ge- 
straft und alle Kontrakte rescindiert". Am argsten aber 1580 
bei Mich. Sulzer: „weil er als Amtmann im Rosengarten untreu- 
lich Haus gehalten, sich mit Diebsn&geln gekrauet, etlich viel 
Hausgenossen - Gulden, Handlohn u. a. mehr eingenommen und in 
keine Rechnung gebracht, also das crimen peculatus begangen". 
Also 5 F£lle von „Entlaubungen u , die wir hieher ziehen dtirfen, 
im Zeitraum von 11 Jaliren, wahrend sonst in den 50 zwischen 
1553—1603 nur noch 2 ehrenruhrige vorkommen: 1564 Jos. Virn- 
haber „wegen schmahlicher Reden und Ungehorsam gegen den 
Rat"; 1578 aber Caspar Biischler, „weil er mit seinem Votiv im 
Rat sehr inportun und unbescheiden gewesen, den andern seinen 
Mitraten in die Stimme geredet, sie bestochen und da er lang und 
viel dicentes (sic.) gemacht, dennoch sein Votum nicht geben, son- 
dern gewdhnlich umfragen lassen ; und er schon dessen von E. E. 
Rat verwarnt worden, davon abzustehen und jedem seine freie 
Stimme zu lassen und in dem und andern Bescheidenheit zu hal- 
ten, hat es doch nicht verfangen wollen." Sonst wird Wolf Huss 
1572 wegen Schmahung des Rats nur mit 40 fl. gestraft. 

Die sittlichen Verhaltnisse im engsten Sinn, in puncto sexti, 
zeigen insofern ein giinstiges Bild, als uneheliche Geburten grosse 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrh under ts. 195 

Seltenheiten sind, noch nicht einmal 1% erreichen. Dass die 
Menschen von damals desshalb doch nicht viel anders als die 
heutigen gewesen sind, geht aus genug Spuren unzweideutig her- 
vor. So ist kein Jahr in den von uns untersuchten ohne starkere 
„Frevel" in dieser Richtung, 1 vollends leichteren, „ wegen zu sp£ten 
Kirchgangs" u. dgl., wobei allem nach die Bauern auf dem Lande 
ungleich scharfer angepackt wurden, vielleicht auch angepackt 
werden mussten, als die gebildetere herrschende Schicht in der 
Stadt. Aber allgemein ist der Eiudruck, dass nur die scharfe 
Zuchtordnung, welche iro Gefolge der Reformation eingefuhrt wurde, 
und jetzt naraentlich wieder mit sehr hohen Geldstrafen praktiziert, 
vor einem reichlicheren Durchbruch des alten Adam bewahrt. 



1 Vgl. so 1572/73: Jos. Virnhaber (unser bekannter Ratsherr) urn 
40 fl. gestraft, weil „er eine Magd, der die Stadt verboten, heimlich bei 
sich gehabt und geschwacht hat", gibt desshalb 1576 sein Biirgerrecht 
auf unter Zahlung von 64 fl. Nachsteuer und zieht ab. Mit ebenso viel 
anstatt der Traustrafe Hans Hainer zu Sanzenbach, weil er sich zu 
einer jungen Tochter geiegt und Unzucht mit ihr getrieben, der Ehe 
erlassen, weil das Versprechen nicht bewiesen. 1592/93 : Martin Drucken- 
miiller von Gaisdorf u. s. Weib Ursula g. Schultheissin w. Beischiaf 
vor Kirchgang 16 fl. Dasselbe Vergehen mit derseiben Strafe 1617/18. 
Schwerere Falle dieses Jahrs sind: Endr. Schleicher zu Bibersfeld mit 
80 fl., weil „er mit s. Magd als Witwer verkehrt"; Schwarz zu Vellberg 
w. Ehebruchs gar mit 100 fl., ebenso ein Wolpertshauser 1576. Beson- 
ders unverhaltnismassig diinken uns die Strafen wegen Verlobnis ohne 
Anzeige an die Obrigkeit oder Aenderung solcher Heiratsversprechen : 
So wird 1593 Gilg Weidner zu Veinau mit 24 fl. gebusst w. Nichtein- 
haltung eines Eheversprechens s. Tochter. Diese selbst, die bereits 
Witwe ist (von Mich. Stutz in Eckartshausen) mit 16 fl. Verdient sind 
dagegen und waren auch heut noch am Platz je 4 fl. von Thomas Wag- 
ner in Hassfelden und Adam Hannemann in Unterscheffach, beidemai, 
weil „er Knecht und Magd in eine Kammer zusammengelegt". Die 
schwersten Falle bleiben die wegen Kindsmords, der keineswegs 
vereinzelt vorkommt, vgl. German's Chronik, wo aliein aus dem J. 1579 
3 solcher Falle vorgefuhrt werden : 2 ledige Magde, die dafur „ertrankt 
und ersauft", eine dritte, Magd des Junkers Friedr. Schanz, die ent- 
hauptet wird; wahrend 1555 in Grossaltdorf ein Madchen dafur noch 
in mittelalterlicher Weise „zu ewiger Gefangnis vermauert wird". Be- 
zeichnender noch ist das Vergehen von Sodomiterei, das hin und her 
begegnet: so 1568 Veit Widmann von Buhlerthann, Hausknecht im 
Spital, dafiir gekopft und verbrannt (German p. 248). Das Widernatur- 
lichste, ein Vergehen mit 2 Gansen von einem Mann aus Hohenberg 
a. 1633, vgl. Hall. Gesch. p. 823. Derlei Dinge beweisen, wie wenig mit 
ausserlichen Abschreckungsmitteln aliein auf diesem Gebiet wirklich 
erreicht wird. 

13* 



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196 Gmelin. 

Man racht sich, wie sonstwo, durch T r i n k e n : es ist ja 
die Zeit des exemplarischen Saufens (wohl auch anderw&rts aus 
diesem Causalzusammenhang zu erkl&ren). An Gelegenheit dazu 
fehlt es ja jetzt in unserem Hall imnier weniger: die Zahl der 
Wirte gebt sichtlich in die Htfhe, wfchrend frtther in dem aristo- 
kratischen Hall der Haustrunk eher die Kegel, auch das Wirt- 
schaften von Becken reichlicher betrieben worden zu sein scheint. 
Aber schon 1553 wird beschlossen, dass „der Wirt kein Beck sein 
soil : der Beck, der Wein fassen oder legen will, muss auf 1 Fuder 
Neckarwein 5 Scheffel Korn und 8 Schober Dinkel haben." Also 
nur grosse Becken diirfen auch Wirt sein. Das kam natiirlich 
nur letzteren zu gut. Ebenso der Beschluss von 1571, dass ausser 
den Wirten niemand zweierlei Wein schenken soil. So verschwindet 
das „Hausumgeld", das 1552/53 noch 106 Pfd. 3 B. ausgeraacht 
hat, aus den Steuerrechnungen, dafiir w&chst die Zahl der Wirte. 
Deren treten uns in der Beth von 1591 7 entgegen: als der 
reichste Hans Busch in der Oberkeckengasse mit 5 7* fl., David 
Schweicker in der Schuppach mit 2 7* fl., Abrah. Eniss zum „Helm" 
und Georg Stadtmann am Milchmarkt, wo friiher schon die reich- 
sten Wirte sassen, mit l 5 /s und 2fl., Jos. Wetzel am Schwatzbuhl 
mit 2 fl., Bastian Schultheiss zum „Hirsch" in der Gelwinger 
Gasse mit 2% fl. und Georg Lackorn in Unterlimpurg mit P/4 fl. 
Aber da fehlt immer noch der bekannteste, der „Sonnenwirt a 
(Heimberger), wohl eben als zu bekannt nicht weiter herausge- 
hoben. So bekommen wir wenigstens 8 gegen 6 a. 1515. Immer 
noch wenig gegeniiber spater und vollends jetzt Aber das Bier 
kommt erst mit dem 30jahrigen Krieg auf, also sind es lauter 
Weinwirtschaften und was der Name „Wirt" fQr jene Zeit noch 
besagt, eigentliche „Gasthofe". Und da war 8 immerhin eine ge- 
niigende Zahl, zuraal bei dem bescheidenen Verkehr jener Zeit, 
wenn auch das damalige Hall schon den Ruf einer sehr „wirt- 
lichen" Stadt genoss und so gerne und oft, namentlich eben in 
unserer Zeit, von gekronten H&uptern besucht wurde. So war, 
als letzter Kaiser, der unserer Stadt diese Ehre schenkte, Maxi- 
milian II zweimal hier, beide Male im Jahr 1570, ebenso die 
Fiirsten der beiden grosseren Territorien, zwischen denen Hall ge- 
legen war: von Wirtemberg Herzog Ludwig nebst der pfalzgraf- 
lichen Frau Gemahlin und Herzog Gustav bei Rhein, 20. Febr. 1586, 
von Brandenburg aber gleich im niichsten Jahr 1587 2. Juli Mark- 
graf Georg Friedrich samt seinem wirtembergischen Schwager dem 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 197 

spftteren Herzog Joh. Friedrich, beide bei dera Syndikus Dr. Georg 
Hermann iiber Nacht. Am haufigsten aber sah Hall die pf&lzischen 
Kurfursten und Pfalzgrafen bei sich zu Gaste, fur welche es auf 
der Reise zwischen der Ober- und Unterpfalz ja an der gewohn- 
lichen Route lag. So treffen wir den Kurfiirsten Otto Heinrich 
zweimal, 1553 (noch als Pfalzgr. von Sulzbach) und 1556 (in Wolf 
Virnhabers Haus); dessen Nachfolger Friedrich im Jahr seines 
Regierungsantritts 1559 dreimal (allemal bei Phil. Biischler) und 
wieder 1561 in der Sonne; ebenso dessen Nachfolger Ludwig noch 
als Prinzen und Statthalter der Oberpfalz samt seinem Vetter 
Heinr. Reinhart von Simmern und Markg. Albrecht von Branden- 
burg-Ansbach 1571. Ebenso die anderen Glieder der pf&lzischen 
Familie: am haufigsten neben dem eben genannten Reinhart von 
Simmern Herzog Wolfgang v. Zweibriicken und Neuenmarkt (auf 
dem Wege dorthin), so 1580 u. 81; dessen Bruder Otto Heinrich 
1581, und ebenso Karl von der Birkenfelder Linie 1583 und 87; 
von der Neuburger Linie aber Wolfgang 1589. Diese pfSUzischen 
Herrschaften wie andere nehmen meist in der „Soune" ihr Quar- 
tier und bekommen dafiir ihre „Verehrung" zugestellt, w&hrend 
auffallenderweise von dieser z. B. bei dem bekannten Bischof Julius 
Echter von Wiirzburg, hier auf der Durchreise nach Comburg 
am 21. Juni 1582, oder dem Bischof von Coin (?) 1. Juni 1590 
von Comburg her hier durchziehend, keine Rede ist. Mit diesen 
stand eben unsere Stadt auf gespanntem Fusse wegen der kirch- 
lichen Dinge. Dagegen wird diese auch katholischen Fiirsten 
sonst unbedenklich zu teil: so dem Erzherzog Maximilian, Coad- 
jutor des Hofmeisters in Preussen und Deutsch-Ordens-Meister 
19. Nov. 1585 und dem Haupt des katholischen Lagers, Herzog 
Wilhelm v. Bayern, 1595 rait 250 Reisigen und Wagen hier. Dm 
von andern Fiirsten und Herren der nachstbenachbarten Gebiete, 
den Hohenlohe, Limpurg, sowie den gefursteten Propsten von EH- 
wangen zu schweigen. Die Hohepunkte solcher furstlichen Besuche 
und entsprechender „Verehrungen" bildeten dann vollends die 
beiden Dnionstage im Mai 1609 und Jan. bis Febr. 1610, woruber 
das Notigste in der Hall. Gesch. p. 811 zu finden ist. Diese 
Dnionstage weisen bereits hinaus auf den 30jahrigen Krieg, der 
zeitlich die ausserste Grenze fiir die besprochene Periode bildet, 
so wie dieser herausgewachsen ist aus dem Gegensatz in den 
kirchlichen Dingen, welche den wichtigsten Inhalt dieser 
Periode bilden, auch, dank der Reichhaltigkeit der kirchlichen 



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198 Gmelin. 

Quellen, bei uns in Hall. Auf diese kirchliche Seite, wo, als ein 
getreues Spiegelbild der allgemeinen Zeit, auch bei uns die Ortho- 
doxie streugster Observanz herrscht, die doch weder sittliche 
Skandale (wenigstens im Anfang) noch die traurigste Ausgeburt 
dieser Zeit, den Hexenwahn, ausschliesst, 1 konnen wir hier nicht 
weiter eingehen, sondern mlissen uns das fur eine besondere Arbeit 
(in den „B1. f. w. K.-G.") vorbehalten. 

Nun als Anhang hier noch die Tab ell en 1) uber die Rats- 
mitglieder dieser Periode, 2) die Hochstbesteuerten v. 1591/92. 



Tabelle I. 
Ratsmitglieder, Geheimer (oder Fiinfer — 6) und Stattmeister (St.) 

zwischen 1563—1613 

(Geh. u. Stattm. durch fetten Druck hervorgehoben, fur die fruheren 

Ratsmitglieder bis 1563 vgl. W. Fr. VII., 28 ff.). 

1. Melch. Wetzel, seit 1541, 1552 ff. Geh. u. St., 1560, 61, 63, 65 reg., 
t Ostern 1567. — 2. Florian Bernbeck, s. 1541, 1559 Geh., 1562—68 (ge- 
rade Jahre) reg. St., entl. 1571 „Alterswegen". — 3. Conr. Seutter, s. 1542 
bis 1552 (hinaus), wieder hinein 1556, 1563—70 Geh., entl. 1575 „w. Leibes- 
schwachheit". — 4. Bernh. Werner, s. 1527—69 (erlassen). — 5. Mag. Paul 
Seckel, s. 1563, zugl. Geh., erlaubt 1569 (zieht nach Uttenhofen, dort 1591 
Steuer 9\', fl.). — 6. Hans Ernst, s. 1563, zugl. Geh. — 1573, erl. 1574 
(Grund s. oben). — 7. Mich. Seuboth, s. 1549, Geh. 1552-63 (erl.), wieder 
gewahlt 1563— 1 1574 (od. Sohn des andern ?). — 8. Jorg Schwab, s. 1560, 
Geh. 1564—69, 1578 Rats entl. „w. Alters und Leibesunvermoglichkeit." 
— 9. Casp. Feyerabend, s. 1543, 1552 ff. - 60 St.; 1560-63 noch Geh. 
1563 alter St., f vor 2 1565. — 10. Conr. Fuchs, s. 1549, auch 1552 ff., 
1564-74 Geh., reg. St. 1581 u. 83, f v. 1584. — 11. Jos. Virnhaber, s. 1545, 
auch 1552 ff., 1564 hinausgewahlt s. ob. — 12. Augustin Feyerabend 
(Seckler?) 1551, auch 1552 ff., 1566 „auf Bitten" erl. - 13. David Wetzel, 
s. 1559, 1564 Geh., Rats erl. 1569. - 14. Jos. Sannwald, s. 1562 — f vor 
1570. — 15. Gilg. Eisenmcnger s. 1544—52 (hinaus), wieder hinein 1558 

1 Der einzige Fall von eigentlichem Hexenprozess durch die hallische 
Obrigkeit, wobei leider auch die Geistlichkeit ihren Anteil hat, stammt 
aus dem Jahr 1574; doch wird auch 1591 wieder eine Frau wegen 
Hexensertrankt, s. German, Chr. von Schw. Hall p. 248 ff. 

- d. h. allemal vor der Ratswahl (an Mar. Magd.) dieses Jahrs. 
Das Verbleiben im Amt 1552 ist allemal hervorgehoben wegen der Ver- 
anderung durch den „Hasenrat" (vgl. den Aufsatz in W. Fr. VII). Der 
fruher bedeutsame Unterschied zwischen einfachem Ratsinitglied und 
„Richter" verschwindet in dieser Periode, so dass von 1571 ab die 
Richter gar nicht mehr genannt werden; daher auch hier nicht. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 199 

bis f v. 1571. — 16. Hans Schweigger, s. 1559 -fv. 1571. — 17. Jorg 
Seiferheld, s. 1559, 1564 Geh. — 74, 1577 Rats erl. „w. Alters u. Leibes- 
unvermoglichkeit u. abgegangenen Verstands". — 18. Lienh. Romig, 
s. 1549—52, 1552 hinaus, wieder herein 1560, erl. 1567 „auf Bitten". — 
19. Jorg Scheuermann, Apotheker, s. 1560 — t v. 1566. — 20. Gilg Seckel, 
s. 1560 — entl. 1576 „w. Alt. u. Leibesschwachheit". — 21. Jorg Moser, 
s. 1560, 1566 Geh., wieder 1571, entl. 1573 „der Juden wegen" ! — 22. Endr. 
Greter, s. 1560— f v. 1586. — 23. Veit Eisenmenger, s. 1563, Geh. 1574 
bis 84, t v. 1588 (die Witwe steuert 1591 ll l / 4 fl.). — 24. Jorg Stadtmann, 
s. 1563 - t v. 1569. — 25. Ludw. Virnhaber (Bruder v. J. 11.), 1530—32, 
1532 Obervogt von Kirchberg — 1562, 1564 wieder Rat, 1565 Geh., reg. 
St. 1567—75 (ungerade J.), t v. 1580 (Witwe 1591 5 8 /* fl.). — 26. Job 
Virnhaber, s. 1565 -fv. 1587 (s. Kinder steuern 1591 57* fl.). — 27. Mat- 
thias Heimberger, Sonnenwirt, s. 1566, seit 1575 Geh., 1580 reg. St. — 
1604 (gerade J.), t vor 1606. — 28. Anthoni Fey era bend, s. 1566—71, 1571 
entl. „Sachen wegen". — 29. Conr. Btischler jun., s. 1567, zugl. Geh. — 
69, reg. St. 1570-78 (gerade J.), t 10. Apr. 1579 (Witwe 1591 5 3 / 4 A.). — 
30. Wolf Huss jun., 1567—75, 1575 Schulth. von Honhardt. — 31. Heinr. 
Schultheiss, s. 1569, 1571 auch Geh., gibt sein Burgerrecht auf v. 1576, 
Nachsteuer nicht weniger als 1386% fl., t v. 1588. — 32. Junker Casp. 
Btischler, s. 1569, 1571 Geh. — 1577, 1578 entl. w. Unbescheidenheit und 
Gewalttatigkeit. — 33. Hans Mercklein, s. 1569, 1575 Geh. — 83, 1585 reg. 
St. — 1595 (ungerade J.), f v. 1596. — 34. Ezech. Beyscblag, s. 1569, 
1575 Geh. — 83 und wieder 1586 — zw. 1603— 05 l Rats-Registrator. — 

35. Bernh. Blomenhawer (Kramer s. Steuer-Reg. 1572), s. 1570 -fv. 1582. 

36. Joh. Christof v. Adler, s. 1571, Geh. 1572, 1577 u. 79 reg. St., f v. 
1580 (war schon 1544 im Rat, seit 1550 Richter, aber 1551 nach Tullau 
gezogen; Witwe in U.-Limpurg 1591 6 7 / 8 fl-)- — 37. Kilian Gutmann (jenh. 
Koch.), s. 1571 — zw. 1603-05 1 (1591 37 4 fl-)- - 38. Gilg Schubelin, s. 1571 
— f v. 1583 (Witwe 1591 13V 4 fl.). — 39. Joachim Wirth, s. 1571 - f v, 
1600 (1591 4 3 /, fl.). — 40. Burkh. Seckel, (Mosers Gegenschwaher), s. 1573, 
1575 entl. s. ob.! (1591 10 fl.). — 41. Wilh. Thorn. Sannwald, 1574-82, 
1582 Stadtschultheiss „an s. Vaters Wolfgang Statt auf s. Bitten u. Er- 
suchen" (1591 17 fl.). — 42. Mich. Sultzer, (Valentin' S.), 1574-80, 1580 
hinaus w. Untreue (s. ob.!) — 43. Conr. Seutter jun., s. 1575, Geh. 1577 
bis 78, f v. 1580 (Witwe 1591 15 fl.). — 44. Mich. Rttelin, Ochsenhandler, 
1575 — v. 1586. — 45. Jorg Miiller, Sieder, s. 1575, 1578 Geh. — 1603? 
t v. 1607 (1591 Nr. 9). — 46. Abrah. Eisenmenger. s. 1576 - f v, 1600 
(1591 8 l / 2 fl-), — 47. David Holderbusch, s. 1576 -fv. 1598 (1591 8fl.). 
48. Hans Werner, s. 1577 — f 1608 (1591 9 fl.). — 49. Junker Moritz 
Schwab, s. 1578 (1591 6 3 / 4 fl.). - 50. Josef Stadtmann. s. 1578, 1582 Geh. 
bis zw. 1603—05, aus dem Rat f a. 1609 (1591 Nr. 16). — 51. Peter Virn- 
haber, s. 1579, 1606 Geh., 1610 reg. St. — fa. 1618 (1591 Nr. 8). — 
52. Mag. Mich. Grater, s. 1580, zugl. (seit Martini 1579 erwahlter) Geh- 
bis 1581, f v. 1590, Stadtschreiber (s. Wwe. 1591 5 fl.). — 53. Balth. Moser, 



1 Hier, in der Folge der Schneckischen Wirren, pausiert der Ein- 
trag im Burgerbuch und Ratsprotokoll. 



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200 G m e 1 i n. 

s. 1580, 1584 Geh. - 1596, 1597 reg. St. — 1609, f v. 1610 (1591 10% fL). 
54. Melch. Wenger, s. 1580 -fa. 1602 (1591 11 fl.). - 55. Mich. Bootz 
jun., s. 1580 — ? (1591 21 fl.). — 56. Junker Joh. Christof v. Adler jun., 
s. 1582 — v. 1589 (aufs Land auf s. Hof Lindenau, 1591 15 fl.). — 57. 
Josef Feyerabend, s. 1582, 1583 Geh., hinaus zw. 1603—05 (1591 Nr. 3). 

58. Mich. Horlacher d. alte, s. 1583 - zw. 1603-05 (1591 19 fl.). — 

59. Friedrich Mosellanus, s. 1584 — v. 1589, wo er das Schlosslein Tullau 
an sich kauft und „sich des Rats ermussigt" (1591 8 fl.). — 60. Dav. 
Stadtmann, s. 1586 - f v. 1610 (1591 Nr. 10—11). — 61. Casp. Sannwald, 
s. 1586 (1591 5 1 /, fl.). — 62. Joh. Heimberger, 1587-1615, s. 1598 Geh., 
1611 reg. St. - t v. 1615 (1591 Nr. 12). — 63. Heinr. Hofmann, jens. K., 
s. 1588 — t v. 1609 (1591 5 fl.). — 64. Georg Rossnagel, s. 1589 — t v. 
1598 (1591 VU A.). — 65. Wolfg. Fischer, Gelwing. G., s. 1589, (1591 4 1 /. fl.). 
66. Joh. Stefan Feyerabend, s. 1590, -fv. 1608 ((1591 10 fl.). — 67. Adam 
Wdhr, s. 1596, r. St. 1604 - fv. 1610. — 68. Mich. Luchner, Registrator, 
s. 1598, Geh. 1606 - f v. 1610. — 69. Phil. Bonhofer, Goldschmied, s. 
1594 — fa. 1613. — 70. Seb. Thomas, s. 1600. — 71. Lor. Haug, s. 1600 
bis zw. 1603-05 (1591 19.— 22. Locus). — 72. Joh. Benorlin, s. 1602, Geh. 
1610 ff. — 73. Georg Melch. Clauss. s. 1603 - 05, Geh. 1610 ff. — 74. Da- 
vid Bootz, s. 1603-05, t v. 1611. - 75. Phil. Widmann, s. 1603-05. — 
76. Hans Busch, s. 1603—05, f v. 1607. — 77. Dav. Zweifei, s. 1603—05, 
t v. 1610. — 78. Joh. Christof Grater, s. 1606. — 79. Hans Grater, s. 1607. 
80. Hans Muiler (des f Georg M. S.) s. 1607. — 81. Melch. Horlacher, 
s. 1608. — 82. Jos. Sandel, s. 1608. — 83. Dav. Stadtmann, Weissgerber 
(Josefs S.?) s. 1609, Geh. 1610 -fa. 1614, Rats-Registrator? — 84. Dav. 
Wetzel, Spitalschreiber, s. 1609, 1614 ff. Geh., 1618 reg. St. — 85. Hans 
Ludw. v. Adler, s. 1610. — 86. Joh. Wolf Sannwald, s. 1610. — 87. Diet- 
rich Hennenberger, s. 1610. — 88. Conr. Stadtmann, s. 1610, t v. 1611. 
89. Mag. Jac. Laccorn, s. 1610. — 90. Dav. Finsterbach, s. 1611. — 91. 
Endr. Romig, s. 1611. — 92. Dav. Stadtmann jur. cand. s. 1613 (1617/18 
Registrator mit 80 fl. 

Tabelle II. 
Hochstbesteuerte 1591/92. 1 

1. Ezech. Beyschlag U.K. 49 l / H fl. ! 4. G. Winckler U.K. 307 2 fl. 

2. Mich. Bechstain M. 38 : V 8 fl. ! 5. H. Fuchs Schpp. 30 fl. 

3. Jos. Feyerabend Sp. 317 5 fl. 6. Matth. Heimberger, U.K. 28 fL 



1 Von den beigesetzten Quartieren ist = OK. = Ober-Kecken-G., 
UK. = Unter-Kecken-G., M. = Markt, Mi. = Milchmarkt, Mz. = Mez- 
ger-G., Sp. = Sporerg., Spit. = Spitalbach, Sa. = Salzhaus, Schpp. = 
Schuppach, Schu = Schuhmarkt, St.T. = Stettor, R.St. = Roter Steg, 
Kl. = Klingen-G., Ko. = Kornhaus, Ros. = Rosenbiihl, Pf. == Pfaffen- 
gasse, N. — - Nonnenhof, Gr. — Grasmarkt, Bl. — zutn Block, Ho. - 
Hone Gasse, V.B. — Vorder-Bad, G.G. — Gelw. Gasse, j. K. — jenhalb 
Kochens, Ka. j.. K. Katharinen Gasse j. K., M. j. K. — Maurergasse j. K., 
W. — im Weiler j. K., H.-G. — . Heimbacher Gasse j. K. Nur fiir die 
auswarts Wohnenden ist der Ort voll beigesetzt. U.L. — Unterlimpurg, 
K. — Kinder, W Witwe, a. alt, j. Jung. Von den haufigsten 
Vornamen ist H. Hans, G. — Georg. 



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Hall in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts. 



201 



7. Gilg Laidig Kl. 26V, fl. 

8. Pet. Virnhaber G.G. 26 fl. 

9. G. Muller alt Schu. 25 3 / 4 fl. 

10. David Stadtmann M. 25 fl. 

11. David Stadtmann R.St. 25 fl. 

12. Joh. Heimberger O.K. 23 1 /, fl. 

13. Mich. Botz U.K. 21 fl. 

14. Thoma Beyschlag Sa. 19Y 4 fl. 

15. Mich. Horlacher a. Schpp. 19 fl. 

16. Josef Stadtmann Schu. 187, A. 

17. Wilh. Thorn. Sannwald V.B. 17 fl. 

18. Mich. Feyerabend H.-G. 15 8 / 8 fl. 

19. Joh. Mercklein St. Schpp. 15 fl. 
Lor. Haug Ko. 15 fl. 

— Corir. Seutter W. Schu. 15 fl. 

22. J. Joh. Christof Adler Lindenau 

15 fl. 

23. G. Schweicker' W. Ko. 14 a / 4 fl. 

24. Balth. Eisenmenger G.G. 14'/, fl. 

25. Wolf Botz Schu. 14 fl. 

— J. H. Melch. Ehrer zu Sanzen- 

bach 14 fl. 

27. H. Weynmar a. M. j. K. 14 fl. 

28. Barth. Gronbach Ros. 13 V* fl. 

29. Gilg Schuebelin' W. Schu. 13V 4 fl. 

30. Dietr. Hennenberger Spit, 127, fl. 

31. J. H. Melch. Buechelberger Ils- 

hofen 11V, A- 

32. Claus Vogelmann M. 1 1 1 / 2 fl. 

33. Veit Eisenmenger' W. Schpp. 

117, fl. 

34. Melch. Wengert, Schu. 11 fl. 

35. Val. Reichsh6ver , W. Ho. 11 fl. 

36. Melch. Stang O.K. 107, fl. 
37; Balth. Moser M. 107 2 fl. 

38. Mich.Seifferhheld Sa. 10'; 4 fl. 

39. Dr. G. Rudolf (Widmann) W. 

M. 10 fl. 

— Joh. Steff. Feyerabend M. 10 fl. 
Burkh. Seckel Schpp. 10 fl. 

H. Eisenmenger St.T. 10 fl. 

43. Veit Krauss U.-L. 10 fl. 

44. J. Marg. Biischlerin N. 97. fl. 

45. M. Paul Seckel Uttenhofen 9% fl. 

46. Joachim Buhl' W. Bl. 97 4 fl. 

47. H. Worner Sp. 9 fl. 

48. Joach. Schneck R.St. 9 fl. 

49. Abrah. Eisenmenger R.St. 8 1 /, fl. 



50. 

52. 
53. 
54. 
55. 
56. 
57. 



63. 
64. 

65. 
66. 
67. 
68. 
69. 

71. 
72. 



81. 
82. 

84. 
85. 



90. 
91. 
92. 
93. 

95. 



Dav. Holderbusch St.T. 8 fl. 
Gilg Seifferheld U.K. 8 fl. 
Friedr. Mosellanus Tullau 8 fl. 
Joh. Osw. Lurtsching O.K. 77, fl. 
Pet. Beltz Mattheshurlebach 7V S fl. 
G. Rossnagel Pf. V/ 4 fl. 
Melch. Clauss' K. 77 4 fl. 
Christof Hessler, Goldschm. Pf. 

7 fl. 
Dav. Schweicker , W. Ros. 7 fl. 
Mich. Schneller Mi. 7 fl. 
H. Glockh Schu. 7 fl. 
Isaac Eisenmenger Ka. j. K. 7 fl. 
Casp. Grater' W. Ried. 7 fl. 
Endr. Romig i. W. 7 fl. 
J. Christof Adler' (St.) W. U.L. 

67. A. 
J. Moriz Schwab U.L. 6 3 / 4 fl. 
Dav. Schweicker, j. Ros. 67 4 fl. 
Mart. Muller Ko. 67, fl. 
Jos. Lackorn' K. 6% fl. 
G. Gentner M. 67 4 fi. 
H. Bratz Sa. 67 t fl. 
Melch. Stadtmann Ho. 67 4 fl. 
Joh. Borsch, Ratsschr. M. 6 fl. 
M. Jac. Grater' W. Pf. 6 fl. 
G. Seifferheld j. St.T. 6 fl. 
H. Schmid j. Mz. 6 fl. 
M. Christof Kuhn V.B. 6 fl. 
Dav. Wetzel' W. Schu. 6 fl. 
G. Eisenmenger R.St. 6 fl. 
Dav. Spankuch R.St. 6'fl. 
Matthes Gronbach 6 fl. 
Jac. Wieland' K. 6 fl. 
Conr. Buschler' St. W. O.K. 57 4 fl. 
Mich. Mangold a. M. j. K. 57, fl. 
Phil. Widtmann U.L. 5V 4 fl. 
G. Herbolzhainer zu Steinach 
H. Busch O.K. 5 , / 2 fl. 
Casp. Sannwaldt Sp. 5' 2 fl. 
G. Platz, Beck Or. 57, fl. 
Paul Speltacher G.G. 5'/, fl. 
Josef Virnhaber* beide K. 57.. fl. 
Dr. G. Hermann M. 5«/ 4 fl. 67, B. 
G. Mantel H. G. 57 H fl. 
Heinr. Halberger' W. Ros. 57, fl 
H. Wagner j. Mi. b l / 4 fl. 
G. Trechsel G. G. 5« 4 fl. 



1 /4 J 



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Spielmannsordnung von Kocherstetten 1797. 

Von L. Frhrn. v. Stetten-Buchenbach, Oberst z. D. 
auf Schloss Stetten. 

Bei der endgiltigen Trennung des Stetten'schen Besitze^ 1692 
war das Dorf Kocherstetten dem „innern Hause" zugefallen ; als 
dieser Zweig der Familie in zvvei Linien, nach dem militarischen 
Range ibrer Stifter die „Rittmeisterische" und die „Leutuant'sche" 
genannt, sich spaltete, machte Kocherstetten diese Trennung auch 
mit und teilte sich in eine „Kirchenseite" und eine „Miihlenseite". 
Der Dorfbach bildete die Grenze dieser Territorien, deren jedes 
seinen eigeneu Schultheissen besass. 

Es fehlte nicht an Reibereien zwischen diesen Miniaturstat- 
chen, deren Schlichtung der Herrschaft oblag und ihr mancherlei, 
hochst iiberfliissige Schererei bereitete (wie dies heutzutage noch 
mancher Obrigkeit geschehen soil). So gab die Verwendung der 
ortsangesessenen Spielleute Anlass zu besonderen Pestsetzungen. 
Denn es hatte sich ereignet, dass Burger der einen Ortsh&lfte bei 
feierlichen Gelegenheiten Musiker von der andern H&lfte herange- 
zogen und so ihren Mituntertanen den Verdienst geraubt hatten ! 
Solchen schlimmen Sch&digungen suchte man durch eine, unter 
dem 2. Juni 1797 erlassene Ordnung zu begegnen, welche im Ein- 
verstandnis mit den 6, im Dorfe damals angesessenen Musikern 
erlassen worden ist. Sie zerfiel in nachfolgende 6 Artikel: 

1) Sollen die Spielleuthe von jeder herrschaftl. Seithe das 
Recht haben bey den Hochzeithen ihrer Mitunterthanen allein 
zu spielen. 

2) Derjenige Unterthan, auf dessen Kosten die Hochzeith ge* 
halten wird, nimmt die Spielleuthe, die seine Mitunterthanen sind, 
ohne Rucksicht, ob die Hochzeith oder die Musik in seinem eigenen 
oder in einem andern Hauss gehalten wird. 

3) Wenn ein Unterthan ein Kind, dessen Hochzeith er aus- 
halt, auf die andere Seithe verheurathet, so spielen die Musikanten, 



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Spielmannsordnung von Kocherstetten 1797. 203 

die seine Mitunterthanen sind, die gauze Hochzeith aus, und bleiben 
audi bey dem Einzug. 

4) Wenn ein Hochzeith Vatter mehrere Spielleuthe bey einer 
Hochzeith verlangt, als auf seiner Herrschaft Seithe sind, so nimrat 
er solche von der andern Seithe nach seiner Wahl. 

5) Versteht sich dieses Recht der Spielleuthe nur auf die 
wirklich angesessenen Dnterthanen, und haben ledige Pursche, welche 
Musik gelernt haben, kein Recht sich bey einer Hochzeith einzu- 
dringen, so lange von dieser Classe angesessene Unterthanen vor- 
handen sind. 

6) Wenn ein Unterthan ein Kind dessen Hochzeith er halt 
ausser Lands verheurathet, oder ein auswartiges, dessen Hochzeith 
ausser Lands ist, hereinkommt, und es wird einer, oder mehrere 
der hiesigen Spielleuthe in dem auswartigen Orthe zugelassen, so 
hat derjenige Unterthan, der sie bestellt und bezalt, die Wahl, doch 
nur unter denen Spielleuthen, welche seine Unterthanen sind. 

Diese Artikel wurden von den vorerw&hnten 6 Musikern 
(Johann Georg und Christian Kramer, Michael und Leonhard Knob- 
lauch, Albrecht Heintzmann und Johann Michael Bauer) durch 
Unterschrift als verbindlich anerkannt. Fur die weitere Dauer der 
Reichsunmittelbarkeit (bis 1806) hat diese Ordnung ihren Zweck 
erfullt; denn es wird von keinen Beschwerden mehr berichtet. 
Ob und wie lange iiber diese Zeit hinaus sie zu Kraft bestanden 
hat, war nicht festzustellen. 



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Uebersieht iiber die Tatigkeit 
des historisehen Vereins fiir wiirtt. Franken 

von 1900-1903. 

Seit der letzten Publikation der „Neuen Folge" sind in der 
Geschaftsfuhrung des Vereins einige Aenderungen erfolgt. Da 
Rechtsanwalt Ade sein Amt als Vorstand und Prof. Dr. Kolb das 
des Bibliothekars niedergelegt hatte, wurde in der 1902 in Oehr- 
ingen stattgeliabten Hauptversammlung fiir die Versehung beider 
Aemter Prof. Dr. Nestle in Hall gew&hlt. Die Verwaltung der 
Mtinzsammlung hat Salinenverwalter Miiller, die der Vereinssamm- 
lung Konditor W. Schauflfele iibernommen. Die Hauptversammlung 
fur 1900 fand am 29. Juni in Mergentheim statt. Hiebei wurden 
Vortrage gehalten von Dekan Dr. Blind in Weikersheim „aus der 
frankischen Urgeschichte", von Pfarrer Schenk in Unterschiipf 
iiber die keltischen Gold- und Silbermiinzen, gen. Regenbogen- 
schiisselchen und Hauptmann a. D. Schmitt iiber einige bemerkens- 
werte Vorkommnisse aus der Geschichte der Stadt Mergentheim 
in den letzten 3 Jahrhunderten. 

Die Hauptversammlung fiir 1901 musste wegen des in Hall 
stattfindenden Sangerfestes ausfallen; die fiir 1902 fand am 24. Juni 
in Oehringen statt. Vortrage wurden gehalten von Prof. Dr. Nestle 
iiber die Mithrasreligion im romischen Kaiserreich und Oberpra- 
zeptor Dr. Weller iiber Oehringen in vorhohenlohescher Zeit. An 
der Versammlung beteiligte sich auch unser Ehrenmitglied Ober- 
studienrat Dr. Hartmann. Zum Vorstand und Bibliothekar wurde, 
wie berichtet, Prof. Dr. Nestle gewahlt; Rechtsanwalt Ade und 
Prof. Dr. Kolb wurden vom weiteren Ausschuss zu Ehrenmitgliedern 
ernannt. Das Amt als Anwalt fiir Oehringen wurde von Prof. 
Goppelt an unsern Redakteur Oberpr&zeptor Dr. Weller abgegeben. 

Auf derselben Versammlung wurde von Pfarrer Dr. Graelin 
in Grossaltdorf angeregt, dass der Vorstand kiinftig nicht mehr 



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205 

nur aus den am Vorort Hall ansSssigen Mitgliedern gewahlt wer- 
den solle. Eine Abstimmung fand, da kein formulierter Antrag 
gestellt war, nicht statt. 

Die Renovierung der alten Sftule des Prangers auf dem 
Marktplatz in Hall, die im Lauf der Zeit stark verwittert war, 
wurde vom Verein bei der Stadtverwaltung angeregt Es wurde 
von der Prangersaule eine rait grossem Kunstverst&ndnis gearbeitete 
Kopie durch Bildhauer G&ckle in Stuttgart hergestellt, die jetzt 
an der Stelle des Originals aufgestellt ist. Dieses wird in der 
Altertnmssammlung auf bewahrt. Fur die Restaurierung der Ruine 
Geyersburg war der histor. Verein gemeinsam mit dem Verschflner- 
ungsverein t&tig. Im Lokalverein wurde in den Wintermonaten 
wieder eine Reihe von Vortr&gen gehalten, die teils Lokalgeschicht- 
liches, teils allgemein bistorisch Interessantes behandelten ; sie hatten 
sich stets des regsten Interesses und zahlreicher Teilnahme zu er- 
freuen. — Leider hat der Verein im Lauf der letzten Jahre 
mehrere Ebrenmitglieder durch den Tod verloren; es sind Ftirst 
Chlod wig zu Hohenlohe-Schillingsfurst, Reichskanzler, Pfarrer Caspar, 
Prof. Gaupp und Konditor Konrad Schauffele. 

Die diesjahrige Hauptversammlung wird im Juni von unserem 
Verein gemeinsam mit dem Heilbronner Altertumsverein in Weins- 
berg veranstaltet werden. 

Der SchriftfUhrer Prof. Dr. Fehleisen. 



Abreehnung tiber die Jahre 1899—1903. 

Rechnungsjahr 1899/1900. 

Einnahmen: 
Kassenbestand auf 1. April 1899 116 ^ 27 ^ 

Beitrage der Mitglieder 624 „ — „ 

der hohen GSnner: 
vou Sr. Maj. dem Konig 85 <M- 71 $\\ Sr. Durchl. dem Fiirsten 
von Hohenlohe-Langenburg 18 *^.; Sr. Durchl. dem Fiirsten von 
Hohenlohe-Waldenburg 5 «/&; Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen von 
Bentinck 20 «^; dem Herrn Grafen Heinrich von Adelmann 6«^; 
dem Herrn Grafen Rudolf von Adelmann 5 ^; dem Herrn Grafen 
von Zeppelin- Aschhausen 9 **£; dem Herrn Oberst Freiherrn von 
Stetten-Buchenbach 5 ^ zus. 153 *& 71 ^ 



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206 

des Staats und der Amtskorperschaften Crailsheim, Gaildorf, Gera- 
bronn, Hall, Mergentheim, Oehringen lind Weinsberg 

555 <M>. — $i 
vom Lokalverein 43 „ 17 „ 

Summe 1492 ^ 15^ 

Ausgaben: 
flir die wilrttemb. Vierteljahrshefte 
an Kohlhammer 521 M. 85 ^ 
Versandt 58 „ 76 „ (556**) 580^. 61 A 

historische Sammlung (150 „) 112 „ 89 „ 

Miinzsammlung ( 70 „) 67 „ 10 „ 

Bibliothek (200 „) 103 „ 96 „ 

Verwaltung (Kassier ; Portoaus- 
lagen ; Feuerversicherung 
und dergl. n70 . 96 „ 05 „ 

Inserate K " ; 23 „ 36 „ 

Beitrage an andere Vereine ( 50 „ ) 47 „ — „ 

1030^.97 ^ 



Kassenbestand auf 1. April 1900 461 JL 18 ^ 

Rechnungsjahr 1900/1901. 

E inn ah m en: 
Kassenbestand auf 1. April 1900 461 ^ 18 ^ 

Beitrage der Mitglieder 546 „ — „ 

der hohen Gonner: 
von Sr. Maj. dem Konig 85 ^AL 71 $\\ Sr. Durchl. dem Fiirsten 
von Hohenlohe-Langenburg 18 *&; Sr. Durchl. dem Fiirsten von 
Hohenlohe-Oehringen 34 <AL 29 $\\ Sr. Durchl. dem Fiirsten von 
Hohenlohe-Waldenburg 5 JL; Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen von 
Bentinck 20 **; dem Herrn Graf en Heinrich von Adelmann 6 «&; 
dem Herrn Grafen von Zeppelin-Aschhausen 9 «/#.; dem Herrn 
Oberst Frhrn. v. Stetten-Buchenbach 5 <M 

zus. 183 JL — % 
des Staats und der Amtskorperschaften Crailsheim, Gaildorf, Gera- 
bronn, Hall, Mergentheim, Neckarsulm, Oehringen, Weinsberg 

565 otL — J9i 
Erlos aus verkauften Munzen und Exemplaren der Vereinszeitschrift 

16 JL 50 $ 
Summe 1763 ^ 68 ^ 



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■^Hffi 1 — 



207 



Ausgaben: 




fur die wurttemb. Vierteljahrshefte 




an Kohlhammer 512 ^ — ^ 




Versandt 60 „ 72 „ (556^) 572^.72^ 


historische Sammlung ( 70 „) 79 „ 


70 „ 


Munzsammlung ( 60 „) 40 „ 


?> 


Bibliothek (200 „ ) 276 „ 


97 „ 


Verwaltung ( 60 „ ) 144 „ 


28 „ 


Inserate 38 „ 


85 „ 


Beitrage an andere Vereine ( 55 „) 20 „ 


V 


Verschiedenes (Beitrag an die Stadt 




Neuenstein zur Herstellung eines 




alten Turms) 25 „ 


>» 


Vereinszeitschrif t : 




Honorare 240 ^ — ^ 




Druckkosten 375 „ 20 „ 




Versandt 27 „ 60 „ (695 JL 44 ^) 642 „ 


80 „ 




1840 JL 32 A 



Fehlbetrag somit 76 JL 64 ^ 

Rechnungsjahr 1901/1902. 

Einnahmen: 

Beitrage von den Mitgliedern 705 <M. 95 ^ 

der hohen GSnner: 

von Sr. Maj. dem Konig 85 <M> 71 %\\ Sr. Durchl. dem Fursten 
von Hohenlohe-Langenburg 18 <M.; Sr. Durchl. dem Ftirsten von 
Hohenlohe-Oehringen 34 <AL> 29 3\\ Sr. Durchl. dem Fursten von 
Hohenlohe-Waldenburg 5 ^; dem Herrn Grafen Heinrich von 
Adelmann (6 ^ und 6 JU auf 1902/03) 12 <AL\ dem Herrn Grafen 
von Zeppelin- Aschhausen 9 ^ zus. 164 JL — ^ 
des Staats und der Amtskorperschaften Crailsheim, Gaildorf, Hall, 
Mergentheim, Oehringen, Weinsberg 

545 Jt. — Si 
Erlos aus verkauften Zeitschriften 

und Mttnzen 40 ,, 50 „ 



1455 ^45^ 



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208 



Ausgaben: 



Fehlbetrag von 1900/1901 

far die wurtt. Vierteljahrshefte 
an Kohlbammer 496 JC. — $\ 
Versandt 62 „ 50 „ 

historische Sammlung 
Miinzsammlung 
Bibliothek 
Verwaltung 
Inserate 
Beitrage an andere Vereine 



(556 ^i 
(150,,) 
(70„) 
(200 „) 

(170,,) 

( 50 „) 



76^64^ 



558^50,5, 
7 ., 60 



95 „ 03 

104 „ 70 

2 „ 30 

68 „ - 



Kassenbestand anf 1. April 1902 



912 JL 77 .3, 
542^68^ 



Rechnungsjahr 1902/1903 



E i n n a h m e n : 



542 *&68 A 



517 „ 55 „ 



Kassenbestand auf 1. April 1902 
Beitrage der Mitglieder 

der hohen Gonner: 
von Sr. Maj. dem Konig 85 ^L 71 ^; Sr. Durchl. dem Fursten 
von Hohenlohe-Oehringen 34 JL 29 %\\ Sr. Erlaucht dem Reichs- 
grafen von Bentinck 20 «/#•; dem Herrn Grafen von Zeppelin- 
Aschhausen 9 JL ; dem Herrn Oberst Freiberrn v. Stetten-Buchen- 
bach 10 <M. zus. 164 ^ — ^ 

des Staats (600 ^ davon 200 JL ausserordentlich) und der Amts- 
korperschaften Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, Mergentheim, 
Neckarsulm, Oehringen und Weinsberg 

765 JL - % 



1989^23^ 



Ausgaben: 
fur die wurttemb. Vierteljahrshefte 
an Kohlhammer 497 Jt. 60 .§ 

Versandt 49 „ 55 „ (556 ^L) 547^15^ 

historische Sammlung ( 70 „) — „ — „ 

Munzsammlung ( 60 „) — „ — „ 



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209 



Bibliothek (200 <M) 154*^84^ 

Verwaltung (112 ^50 A) 132 „ 47 

Beitrage an andere Vereine ( 55^) 14 „ 55 

zur Herstellung der Geyersburg (300 „ )* 298 „ 10 
Sonstige ausserordentliche Ausgaben 3 „ 45 

1150 JL 56 % 

Kassenbestand auf 1. April 1903 838^67-5} 

t 

Kosten der Renovierung der Geyersburg insgesamt 833 *& 16 /ft 

Diese wurden bestritten durch einen 
Staatsbeitrag 200 -#• — /ft 

Beitrag des Haller Verschonerungs- 

vereins 450 „ ~ „ 

Zins aus diesem Betrag von der Ge- 

werbebank Hall fur 13. Mai 

bis 17. Okt. 1902 5 „ 06 „ 

Beitrag des Haller hist. Lokalvereins 80 „ — „ 
Beitrag des hist. Vereins fttr wiirtt. 

Franken 98 „ 10 „ 



833 JL 16 ^ 



++ 



* Die in Klammern gesetzten Zahlen bedeuten den Ansatz im Etat, 
die andern den wirklichen Verbrauch. 

14 



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Stand des historischen Vereins flip Wurttembergisch Franken 

im Mai 1903. 



Der hohe Protektor: Seine Majest&t Konig Wilhelm II. 
# 

Ehrenmitglieder: 

Die Herren: Ade, Rechtsanwalt in Hall. 

D. Bossert, Pf arrer in Nabern. 

Ehemann, Rektor des Gymnasiums in Ravensburg. 

Dr. Hartmann, Oberstudienrat, geschaftsfuhrendes Mit- 

glied der Wiirtt. Kommission fur Landesgeschichte 

in Stuttgart a. D. 
H a s s 1 e r , Professor a. D. in Ulm. 

H a u g , Geh. Hof rat, Direktor des Gymnasiums in Mannheim. 
Furst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, Kaiserl. 

Stat thai ter von Elsass-Lothringen. 
Fiirst Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 
Fiirst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg. 
Fiirst Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen, 

Herzog zu Ujest. 
Dr. K o 1 b , Professor in Hall. 



Standiger Vorort des Vereins ist Hall. 

Das regelmassige Organ des Vereins sind seit 1879 die „W u r t- 
tembergischen Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte" 
in Verbindung mit mehreren Vereinen des Landes herausgegeben von 
der wurttemb. Kommission fiir Landesgeschichte in Stuttgart. 



Geach&ftafiihrer den Vereins. 

Vereinsvorstand : Professor Dr. Nestle in HalL 

Vizevorstand und Schriftfiihrer: Professor Dr. Fehleisen in HalL 

Redaktenr: Oberprazeptor Dr. We Her in Oehringen. 

Bibliothekar: Professor Dr. Nestle in Hall. 

Kassier und Versender der Zeitschrift: Oberlehrer Fahr in Hall. 

Verwalter der histor. Vereinssammlung : Konditor W. Schauffele in 
Hall mit Professor Dr. K o 1 b in Hall. 

Verwalter der natnrgeschichtlichen Sammlung: Professor Weif fen- 
bach mit Baurat Ruff in Hall. 

Verwalter der Munzsammlung : Salinenverwalter M u 1 1 e r in Hall. 



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211 



Anwalte fur die ©beramter: 

1. Crailsheim : Oberanitsrichter Dr. B e r t s c h in Crailsheim. 

2. Gaildorf : Rentamtmann Strenger in Gaildorf. 

3. Gerabronn : Freiherr v. R 6 d e r in Langenburg. 

4. Kiinzelsau : Pfarrer E y t h in Hohebach. 

5. Mergentheim : Stadtpfarrer S t o c h d o r p h in Mergentheim. 

6. Neckarsulm : Stadtpfarrer L e m p p in Neckarsulm. 

7. Oehringen : Oberprazeptor Dr. W e 1 1 e r in Oehringen. 

8. Weinsberg : Stadtpfarrer Meissner in Weinsberg. 

Der weitere Ansschuss besteht aus samtlichen Geschaftsfiihrern, 
der engere aus den Ausschussmitgliedern des Haller Lokalvereins; dies 
sind diejenigen Geschaftsfuhrer, die ihren Wohnsitz in Hall haben, und 
noch folgende Herren: 

Finanzamtmann F r o m 1 e t. 
Verlagsbuchhandler German. 
Bauinspektor Jordan. 



Gunner des Vereins mit ausserordentlichen BeitrSgen. 

Seine Majestftt der Konig Wilhem II. 

Ihre Durchlauchten die Fiirsten: 

Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, • 

Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen. 
Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 

Die Herren Grafen: 

Heinrich Adelmann von Adelmannsfelden, Konigl. Kam- 

merherr, President der Fiirstlich Hohenzollernschen Hof- 

domanendirektion in Sigmaringen. 
Wilhelm v. Bentink in Gaildorf und Haag. 
Fritz von Zeppelin in Aschhausen, Kgl. wiirtt. Reichserb- 

panner und Kaiserl. Bezirksprasident in Metz. 

Der Freiherr: 

L. v. Stetten-Buchenbach, Oberst z. D., Schloss Stetten 
bei Kiinzelsau. 

Die Amtskorporationen : 

Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, Kiinzelsau, 
Mergentheim, Neckarsulm, Oehringen, Weins- 
berg. 



14* 



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212 



Yereins-Hitglieder. 

A. Aus den Oberanitern des Vereinsgebietes. 

1) Oberamt Crailsheim. 



Bert sen, Dr., Oberamtsrichter in 

Crailsheim 
B 1 e z i n g e r , Hofrat, Apotheker in 

Crailsheim 
Dederer, Oberreallehrer in 

Crailsheim 
Erhardt, Pfarrer in Rossfeld 
Hertlein, Dr., Oberprazeptor in 

Crailsheim 



Hummel, lie. theol., Stadtpfarrer 
in Crailsheim 

Muhlberger, Dr., Oberamtsarzt 
in Crailsheim 

O e t i n g e r , Bauinspektor in Crails- 
heim 

Schmidt, Pfarrer in Groningen. 



2) Oberamt Galldorf. 



Buhl, jr., Apotheker in Gaildorf ! 
H a s p e l; Pfr. a. D. in Gschwend j 
Horn, Pfarrer in Michel bach a. d. B. ' 
Iinmendorfer, Pfarrer in Ober- 
sontheim I 



Pfizenmaier, Schultheiss in 

Sulzbach a. K. 
S i 1 b e r , Pfarrer in Oberroth 
Unbehauen, Schultheiss in Hor- 

lachen. 



8) Oberamt Gerabronn. 



v. C r a i 1 s h ai m , Oberstleutnant \ 
z. D. in Morstein j 

Dill, Kaufmann in Niederstetten 
G a n t z , Oberf orator in Schrozberg 
K a p p 1 e r , Pfarrer in Brettheim 
K r a u s s , Dr. med. in Brettheim 
M a i e r , Oberamtsrichter in Langen- 

burg 
Mayer, Pfarrer in Hengstfeld 
Mutschler, Dom.-Rat in Langen- 
burg 



Palm, Stadtpfarrer in Niederstetten 

Redaktion d. jjVaterlandsfreunds" 
in Gerabronn 

v. R 6 d e r, Frhr., Domanendirektor 
in Langenburg 

S c h n i z e r , Stadtpfarrer in Kirch- 
berg a. J. 

Staudenmaier, Dr., Oberamts- 
arzt in Langenburg. 



4) Oberamt Hall. 



Ade, Rechtsanwalt 
Balluff, Stadtpfarrer 
Bauer, Bezirksgeometer 
Bauer, P., Kaufmann 
B a u m a n n , Kanzleirat 
Baur, Fabrikant 
Berger, Schullehrer 
Bihl, Pfarrer in Sulzdorf 
B 1 e z i n g e r , Dr., Apotheker 



Boltz, Regierungsrat a. D. 

Bruckmann, Oberprazeptor 

Chur, Kaufmann 

Clausnizer, Kaufmann 

C 1 o s s , Bankdirektor 

D e e g , Kaufmann 

D ii r r , Dr., Sanitatsrat 

D u r r , Dr., Rich., prakt. Arzt 

Erhardt, Stadtpfarrer 



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213 



Fach, Professor 

Fahr, Oberlehrer 

Fehleisen, Dr., Professor 

F i n c k h , Kaufmann 

Franck, Pfarrer in Reinsberg 

Freeh, Privatier 

Frommann, Landgerichtsrat 

From let, Finanzamtmann 

Funk, Bahnmeister 

German, Buchhandler 

Gewerbeverein 

G m e 1 i n , Dr., Pfarrer in Grossalt- 
dorf 

Gokenbach, Instit.-Hauptlehrer 

G r a s e c k , Oberf orster in Hall 

Grathwohl, Oberstaatsanwalt 

Gross, Fr., jun., Fabrikant 

Gymnasium 

Hahnlein, Lehrer 

H a f f n e r , Maler 

Haug, Repetent 

H e r z , Kaufmann 

H e y m a n n , Dr., prakt. Arzt 

Hochstetter, Strassenbau- 
inspektor 

Holch, Werkmeister 

Hospitalverwaltung 

v. H u g e 1 , Oberforstrat 

Jager, Dr., prakt. Arzt 

John, Dr., Rektor des Kgl. Gym- 
nasiums 

J o p p , Landgerichtsrat 

Jordan, Bezirksbauinspektor 

Kauffmann, O.-Amtsbaumeister 

K n i e s e r , Dr., Rektor 

Koch, Oberprazeptor 

K o 1 b , Dr., Professor 

K r u m r e y , Oberamtspfleger 

Lamparter, Landrichter 

Lang, Dekan 

Leonhardt, R., Kaufmann 



jLindenberger, Fabrikant 
I L u d w i g, Dr., Professor 

Maule, Dr., Professor 

Museum 

Mii Her, Rechnungsrat 

M u 1 1 e r , Salinenverwalter 

Nestle, F., Landgerichtsprasident 

Nestle, W., Dr., Professor 

Pfeilsticker, Dr., Oberamts- 
I wundarzt 

P i c o t , Apotheker 

Quandt, Buchhandler 

R e i k , Professor 

Re mbold, Rechtsanwalt 

R i c h t e r , Buchhandler 

R i n d t , Oekonomierat 

Ruff, Baurat 

S a u s e 1 e , Schullehrer 

Schairer, Pfarrer 

Schauffele, Konditor 

Schmidt, Baurat 
| S c h m i d t , Kunstmaler 

Schneider, Professor 

Schrag, Apotheker 

Schwandner, Oberjustizrat 

S c h w a r z , Rechtsanwalt 

Schwarz, Lehrerin an der holie- 
| ren Madchenschule 

Schwend, Buchdruckereibesitzer 

S e y b o t h , Buchbinder 

Sinner, Privatier 

Sprinkhardt, Landrichter 

S tadtpflege Hall 

S t r 6 b e 1 , Kaufmann • 
! S u s s k i n d , Dr., Oberamtsarzt 

W a c k e r z. Ritter 

W e i d n e r , Pfarrer in Thiingenthal 

Weiffenbach, Professor 

Weitbrecht, Prazeptor 

Wetzel, Professor 
, Worner, Rechtsanwalt. 



5) Oberamt Kttnzelsau. 



Beyer, Privatier 

Bockheler, Dekan 

B r e y e r , Maler 

K e m ml e r , Professor 

Kern, Dr., Oberamtsarzt 

Lambert, Strasseninspektor 

Lindner, Glocken wirt 

Z i e g 1 e r , Kaufmann 

Bauer, Pfarrer in Kocherstetten 

Chevalier, Fabrikant in Niedern- 

hall 
Eitle, Fabrikant in Ingelfingen 
v. E y b , Freiherr in Dorzbach 



E y t h , Pfarrer in Hohebach 
F e u e r 1 e , Dekan in Sindeldorf 
Kath. Lehrerleseverein 
Kugler, Gerichtsnotar in Ingel- 
fingen 
Kurz, Pfarrer in Dorrenzimmern 
M a i e r , Pfarrer in Nagelsberg 
v. Palm, Frhr., in Messbach 
R e 1 1 i c h , Pfarrer in Mulfingen 
S c h w a r z , Pfarrer in Simprechts- 

hausen 
Meyer, Dr., Professor in Schon- 
thal. 



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214 



6) Oberamt Mergentheim. 



Hofinann, Kaufmann 
L i n d e m a n n , Dr., Arzt 
Stochdorph, Stadtpfr. 
S t fi t z 1 e , Dr., prakt. Arzt 
Museum sgesellschaft 
Pohlhammer, Rektor 
Z e 1 1 e r , Stadtpfarrer 



in 
Mer- 
gent- 
lieini 



Landknpitel Mergentheim 
Blind, Dr., Dekan in Wcikersheim 
Laukhuff, Orgelbauer in Wci- 
kersheim 
S c h e n k , Oberpfr. in Unterschiipf 
Weber, F. J. in Wertheim a. M. 



7) Oberamt Neckarsulm. 



Greiss, Dr., O.-A.-Arzt in Neckar- 
sulm 

Maucher, Oberkirchenrat in 
Neckarsulm 

B r a u n , Dr. med. in Gundelsheim 



F i n d c i s e n , Dr. med. in Neuen - 

stadt 
S c h i c k h a r d t , Finanzrat in 

Neuenstadt. 



8) Oberamt Oehringen. 



Barth, Dr., Rektor 

B a u m a n n , Buehdrueke- 

reibesitzer 
G o p p e 1 1 , Professor 
Grundgeiger, Ober- 

lehrer 
M a i s c h , Dekan in 

Monch, Postsekretar 
Reinhardt, Gewerbe- * Oehr- 

bankkassier 
R i e d e 1 , Hauptkassier b d. ingen 

fiirstl. Domanenkanzlei 
Schaufele, Stadtschult- 

heiss 
S t e p h a n , Dom.-Direktor 
W e 1 1 e r , Dr., O.-Priizeptor 
Weyler, Kaufmann 
B a 1 z , Stadtpfarrer in Forehtenberg 
B a u m a n n , Pfarrer in Kupferzcll 
Dietrich, Werkm filler in Kappel 
Ehemann, Pfarrer in Pfedelbach 



E s e n w e i n , Pfarrer in Langen- 

beutingen 
Haas, Forstmeister in Pfedelbach 
K e p p 1 e r , Pfarrer in Ernsbach 
Madcr, Pfarrer in Eschelbach 
N e c k e r , Pfr. in Michelbach a. W. 
Rfickcr, Stadtpfarrer in Walden- 

burg 
S c h i r m , Stadtschultheiss in Sind- 

ringen 
Sch oder, Stadtpfarrer in Neuen- 

stein 
Scholder, Stadtschulth. in Neuen- 

stein 
Schuler, Stadtpfr. in Neuenstein 
V 6 1 1 e r , Dom.-Direktor in Walden- 

burg 
W T e 1 1 e r , Pfr. in Baumerlenbach 
W e 1 1 e r, Stationsmeister in Neuen- 
stein 



9) Oberamt Weinsberg\ 



B r e i n i n g , Dr., O.-Prazept. 
Guide, Pfarrverweser 
M u 1 1 e r , OA.-Geometer 
Sch offer, Inspektor der 

Kgl. Woinbauschule 
Padagogi sche Lese- 

G e s e 1 1 s c h a f t 



in 

Weins- 

berg 



M e i s s n e r, Stadtpfr. in Weinsberg 
A m m o n , Stadtpfr. in Lowenstein 
Rumpff, Stadtpfr. in Lowenstein 

,Spatz, Lehrer in Affaltrach 
S t o 1 1 , Pfarrer in Eschenau 

i S t r e b e 1, Pfarrer in Bitzfeld 
v. W oiler, Freiherr, in Weilcr. 



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215 



B. Aus dem ubrigen Wiirttemberg. 



1. Stuttgart. 



Adelmann, Oskar, Graf, Hof mar- 
schall S. K. H. d. Herzogs Philipp 
von Wiirttemberg 

H e 1 b e r , Stadtschultheiss a. D. 

Kober, Dr., Apotheker 



M tiller, Finanzrat 
Redaktion d. Staatsanzei 
S i x t , Dr., Professor 
S p e y e r , Pfarrer a. D. 



ger s 



2. Heilbronn. 

D u r r , Dr., Rektor 
M. v. Rauch, Dr. 
Stark, Dekan. 



8. An andern Opten Wttrttembergs. 



Abe, Amtsrichter in Boblingen 
A b e g g , Staatsanwalt in Ulm 
Bassler, Pfarrer in Winnenthal 
Beutelsbacher, Gerichtsnotar 

in Ravensburg 
Christmann, Oberamtmann in 

Ellwangen 
J. v. Ellrichshausen, Frei- 

herr in Assumstadt 
Fischer, Professor in Ludwigs- 

burg 
Franck-Oberaspach, Carl, 

Dr. in Stuttgart 
G u n s e r , Stadtpfarrer in Bonnig- 

heim 
Gussmann, Pfr. in Gutenberg 
Haage, Rektor in Esslingen 
H e z e 1 , Landrichter in Tubingen 
H i e m e r , Dr., Prof, in Ellwangen 
Hirsch, Rektor in Boblingen 
Hones, Pfarrer in Winterbach 
Holtzinann, Hiittenverwalter in 

Friedrichsthal 
K a 1 1 e e , Pfarrer in Feuerbach. 
Kaufmann, Steuerinspektor in 

Tuttlingen 
K e h r e r , OA.-Richter in Neresheim 
Kempter, Bauinspektor in Reut- 

lingen 
K o p p , Pfarrer in Upfingen, Uraeh 
Kohn, Pfarrer in Giiltstein 



Krockenberger, Professor in 

Ludwigsburg 
Lauxmann, Pfarrer in Zuffen- 

hausen 
Layer, Pfarrer in Pflugfelden 
L e 1 1 z , Dekan in Welzheim. 
Lenckner, Dekan in Boblingen 
Leuze, Pfarrer in Vaihingen a. d. 

Fildern 
Ludwig, Dr., Oberamtsarzt in 

Leon berg 
Mack , Lehrer in Sontheim, Post 

Steinheim a. A. 
M a g e n a u , Pfr. in Oberstenfeld 
Maier, Oberreg.-Rat in Stuttgart 
M a i e r , Kaplan am Zuchtpolizei- 

liaus in Ludwigsburg 
Moser, Pfarrer in Nagold 
M ii nst, Reg.-Rat in Ludwigsburg 
Mutsohler, OAmtsarzt in Aalen 
S a n w a 1 d , Hauptamtsassistent in 

Maulbronn 
Schauffler, Pfarrer in Zang 
Schiller, Pfarrer in Neuhausen 

(Tuttlingen) 
Schloz, Auitsnotar in Ebersbach 
Schoffer, Landrichter in Ulm 
S c h u 1 e , Pfarrer in Durrmenz- 

Miihlacker 
S c h u z , Reg.-Rat in Ludwigsburg 
v. Seckendorf-Gutend, Frhr., 

Oberamtsrichter in Urach 



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216 



Seeder, Oberamtsrichter in Nur- 

tmgen 
S i e g e 1 , Bergrat in Jagstfeld 
Stockmayer, Rektor der hoh. 

Tochterschule in Ludwigsburg 
S ii s k i n d , Pfarrer in Berg 



V e e h , Lehrer in Neunkirchen 

(Mergentheim) 
Wiedersheim, Dekan i. Balingen 
W i n d h o 1 z , Stadtpfarrer in Krum- 

bach, Tettnang 



(Ziramermann, 
Ellwangen. 



Pfarrer a. D. in 



C. Aasserhalb Wiirttem bergs. 



Albert, P., Dr., Achivar in Frei- 
burg im Breisgau 

v. Gemmingen, Pleickhard, Frei- 
herr, Oberhofmarschall, Exzel- 
lenz, in Karlsruhe 

Kaufmann, Otto, Fabrikant in 
Mannheim 



Schmidt, Hugo, K. preuss. Ritt- 
meister a. D., Schloss Krautheim 

V i 1 g i s , Carl, cand. jur. in Schwetz- 
ingen 

Weiss, Dr., Biirgermeister in Eber- 
bach. 



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Vereine und Institute, 

mit welchen der historische Verein fiir Wiirttembergisch Franken 
in Verbindung nnd Schriftenanstansch stent. 



Aachen: Aachener Geschichtsverein. 

Aarau: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau. 

Al ten burg: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des 

Osterlandes. 
Ansbach: Historischer Verein fUr Mittelfranken. 
Augsburg: Historischer Kreisverein ftir Schwaben und Neuburg. 
Bamberg: Historischer Verein fur Oberfranken. 
Basel: Historische Gesellschaft. 
Bayreuth: Historischer Verein fftr Oberfranken. 
Berlin: Verein fiir die Geschichte Berlins. 

„ K. Akademie der Wissenschaften. 

„ Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertums- 
vereine. 

„ Verein fiir Geschichte der Mark Brandenburg (j. in Leipzig). 
Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. 
Bistritz : Gewerbeschule. 
Bonn: s. Elberfeld. 

Braunsberg: Historischer Verein fur Ermeland. 
Bregenz: Vorarlberger Museums verein. 
Breslau: Museum schlesischer Altertumer. 

„ Verein fiir Geschichte und Altertuui Schlesiens. 
Brunn: Historischer Verein fiir Mahren und Oesterr.-Schlesien. 
Brussel: Analecta Bollandiana. 
Chemnitz: Verein fiir Chemnitzer Geschichte. 
Darmstadt: Historischer Verein fiir das Grossherzogtum Hessen. 
Dorpat (Juriew): Gelehrte Esthnische Gesellschaft. 
Dusseldorf: s. Elberfeld. 

Eisenberg: Geschichts- und Altertumsforschender Verein. 
Eisleben: Verein fiir Geschichte und Altertumer der Grafschaft 

Mansfeld. 
Elberfeld : Bergischer Geschichtsverein. 
Erfurt: K. Akademie gemeinnutziger Wissenschaften. 
Fellin: Felliner Litterarische GeseUschaft. 
Frankfurt a. M. : Verein fiir Geschichte und Altertumskunde. 
Frauenfeld: Historischer Verein des Kantons Thurgau. 
Freiburg i. B.: Verein fiir Geschichte, Altertums- und Volkskunde 
im Breisgau. 



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218 

Friedrichshafen : Verein ftir Geschichte des Bodensees und seiner 

Umgebung. 
Giessen: Oberhessischer Geschichtsverein Giessen. 
Qlarus: Historischer Verein. 
Gmund: Gewerberauseum. 

Gorlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenscliaften. 
Gottingen : Universit&tsbibliothek. 

„ K. Gesellschaft der Wissenschaften. 

Oraz: Historischer Verein fiir Steiermark. 
Qreifswald: s. Stralsund. 

Hamburg: Verein fiir Hamburgische Geschichte. 
Hannover: Historischer Verein fiir Niedersachsen. 
Heilbronn: Gewerbeverein. 

„ Historischer Verein. 

Hermannstadt: Verein fiir Siebenbiirgische Landeskunde. 
Hohenleuben: Voigtlandischer Altertumsforschender Verein. 
Jena: Verein fur Thttringische Geschichte und Altertumskunde. 
Innsbruck: Ferdinandeum fiir Tirol und Vorarlberg. 
Juriew: s. Dorpat. 

Kahla und Roda: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde. 
Karlsruhe: Konservatorium der Altertumssanimlungen fiir dasGross- 

herzogtum Baden. 
Kassel: Verein fiir hessische Geschichte und Landeskunde. 
Kempten: Allgauer Altertumsverein. 

Kiel : Schleswig-Holsteinisches Museum vaterlandischer Altertiimer. 
ff Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesellschaft fur vater- 

landische Geschichte. 
Klagenfurt: Geschichtsverein u. naturhist. Landesmuseum inKarnten. 
Koln: Historischer Verein fiir den Niederrhein. 
Konigsberg: Altpreussische Monatsschrift. 
Landshut: Historischer Verein fiir Niederbayern. 
Leiden.- Maatschappij der Nederl. Letterkunde. 
Leipa: Nordbohmischer Exkursionsklub. 
Leipzig: Museum fiir Volkerknnde. 

„ Verein fiir Geschichte Leipzigs. 
„ s. auch Berlin Ver. f. Gesch. d. Mark Brand. 

Leisnig: Geschichts- und Altertumsverein. 
Lindau: s. Friedrichshafen. 
Linz: Museum Francisco-Karolinum. 

Lubeck: Verein fiir Liibeck'sche Geschichte und Altertumskunde. 
Luneburg: Altertums- und Geschichtsverein. 
Luxemburg: Institut Luxembourgeois. 
Luzern-Stans : Historischer Verein der fiinf Orte Luzern, Uri, Schwyz, 

Unterwalden und Zug. 
Mannheim: Altertumsverein. 
Meiningen : s. Schmalkalden. 
Meissen: Verein fiir Geschichte der Stadt Meissen. 
Mergentheim : Altertumsverein. 



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219 

Metz: Gesellschaft ftir lothringische Geschichte und Altertuinskunde. 

Mitau: Kurlandische Gesellschaft ftir Litt. und Kunst. 

Mflnchen: K. Bayr. Akademie der Wissenschaften. 
„ Historischer Verein von Oberbayern. 

Munster: Verein fur Geschichte und Altertumskunde Westfalens. 

Neuburg: Historischer Filialverein. 

Nfirnberg: Get uianisches Museum. 

„ Verein fur Geschichte der Stadt Nfirnberg. 

Oberlahnstein : Lahnsteiner Altertuinsverein. 

Plauen im Voigtland: Altertumsverein. 

Posen: Historische Gesellschaft fiir die Provinz Posen. 

Prag: Verein fiir Geschichte der Deutschen in Bohmen. 

Ravensburg: Diozesanarchiv von Schwaben. 

Regensburg-Stadtamhof : Hist. Verein von Oberpfalz u. Regensburg. 

Reutlingen: Verein fiir Kunst und Altertuni. 

Riga: Gesellschaft fiir Geschichte und Altertuinskunde der Ostsee- 
provinzen Russlands. 

Roda: s. Kahla. 

Rottweil : Altertumsverein. 

Salzwedel: Altmarkischer Verein. 

St. Gallen: Historischer Verein. 

Schatf hausen : Hist.-antiquarischer Verein desKantonsSchatFhausen. 

Schleiz. Geschichtsverein. 

Schmalkalden : Hennebergischer altertumsforschender Verein, j. in 
Meiningen. 

Schwerin : Verein fur mecklenburg. Geschichte und Altertuinskunde. 

Sigmaringen : Verein fur Geschichte und Altertuinskunde in Hohen- 
zollern-Sigmaringen. 

Speyer: Historischer Verein der Pfalz. 

Stade: Verein fiir Geschichte und Altertuinskunde der Herzogtumer 
Bremen und Verden und des Landes Hadeln. 

Stans: s. Luzern. 

Stettin : Gesellschaft fiir Pommersche Geschichte und Altertuinskunde. 

Stockholm : Konigl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. 

Stralsund-Greifswald : Rugisch-Pommerische Abteilung der Gesell- 
schaft fur Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 

Strassburg: Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs. 

Stuttgart: Wiirtt. Altertumsverein. 
„ K. Haus- und Staatsarchiv. 

„ K. Statistisches Landesamt. 

„ Technische Hochschule. 

Trier: Gesellschaft fiir niitzliche Forschungen. 

Ulm: Verein fur Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. 

Vaduz: Historischer Vereiu fiir das Fiir sten turn Liechtenstein. 

Washington: Smithsonian Institution. 

Wernigerode: Harzverein fiir Geschichte und Altertumskunde. 

Wien: K. K. Akademie der Wissenschaften. 



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220 

Wien: K. K. Centralkommission zur Erforschung und Erhaltnng 
der Kunst- und historischen Denkmale. 
„ Verein ftir Landeskunde in Niederosterreich. 
Wiesbaden: Verein fiir Nassauische Altertumskunde. 
Wurzburg: Historischer Verein von Unterfranken u. Aschaffenburg. 
„ Polytechnischer Zentralverein fiir Unterfranken und 

Aschaffenburg. 
Zurich: Antiquarische Gesellschaft. 

„ Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz. 
„ SchweizerischesLandesmuseum,VerbandderSchweizerischen 
Altertumsmuseen und der Schweizerischen Gesellschaft fftr 
Erhaltnng historischer Kunstdenkm&ler. 
Zwickau: AJtertumsverein fiir Zwickau und Dragegend. 



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Geschenke 

an die Bibliothek des historischen Vereins far Wtirttembergisch 
Franken 1900—1903 

fiir welche hiemit auch offentlich der geziemende Dank 
an die giitigen Geber ausgesprochen wird. 



W e 1 1 e r , K., Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. II, Stuttg. 1901. 

Gesch. des Verf. 
Redtenbacher, A., Die steirischen und oberosterreichischen 

Redtenbacher. Wien 1900. Gesch. des Verf. 
Haug-Sixt, Die rSmischen Inschriften und Bildwerke Wiirt- 

tembergs. Stuttg. 1898/1900. Gesch. von Prof. Dr. W. 

Nestle. 
Ernst, Dr., Briefwechsel, des Herzogs Christoph von Wurttem- 

berg. Stuttg. I 1899, II 1900. Gesch. der Wttrtt. Kom- 

mi&sion fur Landesgeschichte. 
Ruckgaber, Die Diozese Rottenburg und ihre Anklager. 

Tub. 1869. Gesch. von Rechtsanwalt Krauss in Crailsheim. 
W i b e 1 , Hohenlohische Kirchengeschichte, I. Teil. Onolzbach 

1752. Gesch. von Rechtsanwalt Krauss in Crailsheim. 
Hansselmanns. . . erlauterte und verteidigte Landeshoheit 

des Hauses Hohenlohe. Niirnberg 1757. — Ders., Beleucht- 

ung des von D. G. Strub „vernichtigten Beweises" der . . . 

Landeshoheit. Niirnberg 1762. Gesch. von Rechtsanwalt 

Krauss in Crailsheim. 
From let, Die unter dem Namen Bethe in der Reichsstadt 

Schwabisch Hall erhobene Vermogenssteuer. SA. aus den 

Wtirtt. JB. fiir Statistik und Landeskunde 1901. Gesch. 

des Verf. 
Miiller, H., Geschichte des Ritterstifts Komburg. SA. aus den 

Wtirtt. JB. fiir Stat, und Landeskunde 1901. Gesch. des 

Verf. 
Schliz, A., Das steinzeitliche Dorf Grossgartach. Stuttg. 1901. 

Gesch. des Verf. 
Juncker, J., Das goldene und silberne Ehrengedachtnis des 

theuren Gotteslehrers D. Martini Lutheri. Frankfurt-Leip- 
zig 1706. Gesch. von Prof. Dr. W. Nestle. 
W e 1 1 e r, F., Kurzgefasste hohenlohische Reformationsgeschichte. 

Oehringen 1903. Gesch. des Verf. 



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222 

And re en, 6. A., Studies in the Idyl in German Literature. 
Rock Island 1902. Gesch. des Verlegers. 

Geschenke von Herrn Pfarrer D. Bossert in Nabern. 

Jager, Die Cisterzienserabtei Ebrach zur Zeit der Reformation. 

Erlangen 1895. 
B r u n n e r , G., Gesch. der Reformation des Klosters und Stifts- 

landes Waldsassen. Erlangen 1901. 
Clemen, 0., Beitrage zur Reformationsgeschichte aus Buchern 

und Handschriften der Zwickauer Ratsschulbibliothek I. 

Berlin 1900. 
Lip pert, Fr., Die Reformation in Kirche, Sitte und Schule der 

Oberpfalz. Rothenburg o. T. 1897. 
K o 1 d e , Th., Beitrage zur Bayerischen Kirchengeschichte II. 

Erlangen 1896. 
Fleischhauer, 0., Oberspier, ein Dorf bild aus alter und 

neuer Zeit. Sondershausen. 
Bossert, G., Beitrage zur badisch-pfalzischen Reformationsge- 
schichte. SA. aus der Zeitschr. fur Gesch. des Oberrheins. 

N. F. XVII. 
T s c h a c k e r t , P., Die bisher unbekannte Schwabisch Haller 
Handschrift der Aiigsburgischen Konfession. SA. aus der 

Neuen kirchlichen Zeitschr. XIII. 
Losche, G., Geschichte des Protestantismus in Oesterreich in 

Umrissen. Tubingen-Leipzig 1902. 
Roth, Fr., Augsburgs Reformationsgeschichte 1517—1530. Ge- 

kronte Preisschrift 2. Aufl. Munchen 1901. 
Neu, H., Geschichte der evang. Kirche in der Grafschaft Wert- 

heim. Heidelberg 1903. 



Beitrage fur den uns eingeraumten Teil der Vierteljahrshefte 
bitten vvir einzusenden an den Redakteur Dr. K. Weller, Oehringen. 

Anzeigen iiber Ein- und Austritt ersuchen wir zu richten an die 
betreffenden Anwalte und von diesen an den Kassier und Versender 
der Vierteljahrshefte, Oberlehrer Fahr in Schwab. Hall; Einzahlungen 
an ebendenselben ; sonstige Mitteilungen und Zusendungen an den Vor- 
stand, Professor Dr. Nestle in Schw. Hall. 



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Sigeboto der Dienstmann des heiligen Veit in Ellwangen 

iibergibt in Gemeinschaft mit seinem Bruder Diemon den heiligen 
Martyrem Sulpitius und Servilianus daselbst ein Jahreseinkommen 
aus seinen Gfitern zu Westhausen. 

- 1147 - 

Alle, die an Christus glauben, sowohl die Zuktinftigen wie 
die Gegenw&rtigen sollen wissen, dass ich Sigeboto, Dienstmann 
des heiligen Vitus zu Ellwangen, des ewigen Lohnes wegen, nieine 
Besitzungen, die mein Vater Sigeboto, nachdem meine Mutter ge- 
storben war, von einem gewissen Marchvard von Gattenhofen und 
von einem gewissen Wolfram yon Westhausen erworben bat und 
ich von einer gewissen Fiderun und deren Tdchtern Elisabeth und 
Salome und ihren ubrigen Sflhnen und von dem blinden Marchvard 
in dem Weiler, der Westhausen heisst, kaufte, zugleich mit meinem 
Bruder Diemo, frei von aller Menschen Einspruch zum Ged&chtnis 
der seligen Mftrtyrer Sulpitius und Servilianus gestiftet habe im 
Beisein und unter Zustimmung des Burchad, des Ebemannes meiner 
Schwester und dessen Bruders Wolfram von Hilgartsbausen. 

Geschehen ist dieses zu den Zeiten des ehrwttrdigen Abtes 
Adalbert mit der Bedingung, dass meine Frau Matbilde und meine 
geliebte Tochter Hildiburgis und unsere zuktinftigen Kinder und 
die Nachkommenscbaft derselben allj&hrlich in der Osterwoche als 
Abgabe sechs Ellwanger Denare bezahlen und dass sie ohne jede 
Beunruhigung durch richterliche Gewalt, d. h. seitens der Aebte 
in diesem Besitze bleiben sollen. 

Dieser Ueberweisung wohnten bei : Sigfrid von Schwabsberg, 
Sigfrid von Westhausen, Diemar, sein Bruder Sigfrid und Budiger 
von Ellwangen, Marchvard und sein Sohn Volchmar und Beginmar 
von Bronnen, Walchun und sein Bruder Rudolf von Adelmannes- 
felden, Rudolf und sein Bruder Rudiger von Eochen, Udalrich von 
Hohenroden, und die Klosterherren : 

Billung, Fritelo, Diebold der Custos, Sigefrid und verschiedene 
andere. 

Geschehen ist dieses im Jahre der Menschwerdung des Herrn 
elfhundert sieben und vierzig unter der Regierung des KSnigs 
Eonrad des zweiten. 

Wenn aber irgend Eine es wagen sollte, hiergegen anzu- 



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Uebereetzung der Urkunde 

in der K8nigl. Offentlichen Bibliothek in Stuttgart vom Donnerstag 
den 22. April 1322, betreffend eine Schenknng des langen Konrad 
von Adelmannsfelden an das Kloster Ellwangen in zeitgemftsses 

Deutsch. 

Wir Ruodolf von Gottes Gnaden Abt des Klosters zu Ell- 
wangen than knnd alien denen, die diesen Brief lesen, sehen oder 
hSrenlesen, dass uns der lange Chuonrad von Adelmansveld 
in Folge der Anhftnglichkeit, die er zu uns and unserem Eloster hat, 
seine3Gfiter zu Pansensturt (Ramsenstruth, Gemeinde Neulen, 
0. A. Ellwangen), die frtiher H e i n r i c h der alte Vogt hatte, zu Adel- 
mansveld, wo Heinrich Herman zwei bebaut u. Graininbyehl 
(P Steinenbflhl, Gemd. Buhlerzell O.A. Ellwangen; Btthler, Gmd. 
Adelmannsfelden O.A. Aalen) mit allem zusammen, was dazu ge- 
hdrt, gesucht und ungesucht, gegeben hat, recht und schlecht urn 
seines Seelenheiles willen zum Eigenthum und zur Nutzniessung mit 
alien Bechten, wie er selbst diese Guter uberkommen und geniitzt 
hat, jedoch mit der EinschrSnkung, dass, wenn er Erben bekommt, 
diese die Gewalt (das Recht) haben sollen, alle die drei vorge- 
nannten Guter wiederkaufen zu kftnnen von uns oder von unseren 
Nachfolgern wahrend eines Jahres nach seinem Tod urn 30 Pfund 
guter und gangbarer Heller. Wenn sie aber im nachsten Jahr 
nach seinem Tod nicht also wiederkaufen, so sollen seine Bruder 
der grosse Chuonrad und Raban und Adelman, seines Bru- 
ders Sohn alles das Recht an denselben Gutern laben, das seine 
Kinder hfttten, wenn er Kinder hatte. Dessen sind Zeugen : Herr 
Hainrich von Pairshofen (Baierhofen Gemeinde Westhausen, 
O.A. Ellwangen), Herr Diemar von Westhusen (Westhausen 
O.A. Ellwangen), Herr Chuonrad von Pfalhein (Pfahlheim 
O.A. Ellwangen) Bitter und Sifrid von Pfalheim, unser Bruder 
und andere ehrbare Leute; dass das also stet und unzerbrochen 
bleibe, dafftr geben wir ihnen diesen Brief versiegelt und best&rkt 
mit unserem Insiegel, das daran hangt. Das geschah, da man 
z&hlte von Christi Geburt dreizehnhundert Jahr und in dem zwei- 
undzwanzigsten Jahr. Am Sankt Georgii Abend. 



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Wiirttembergisch Franken. 



Neue Folge 
IX. 



BEILAGE 

zu den 

Wilrttenibergischen Vierteljahrsheften 

fur Landesgeschichte 



vom 



Historisehen Verein fiir Wiirttemb. Franken. 



Schwftb. Hall. 

Druck von Emil Schwend. 
1906. 



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In halts- Verzeichnis. 

Scitc 

1. Bossert, Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 

1531/32. Ein Beitrag zur Qeschichte Weinsbergs 
nach 1525 1 

2. Balluff, Die Rathaussale in Schw. Hall. Eine Studie. 

(Hiezu einBild: Deckengemalde im Rathaussaale.) . . 15 

3. Kolb, Nachtrag zu Stadtpfarrer Balluffs Studie iiber die 

Rathaussale in Schw. Hall 51 

4. German, Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 

1732—1735 . . / 61 

5. Fehleisen, Uebersicht iiber die Tatigkeit des histor. 

Vereins fur Wiirtt. Franken von 1903—1906 .... 81 

6. Abrechnung iiber die Jahre 1903—1906 85 

7. Stand des histor. Vereins fur Wiirtt. Franken im Juni 1906 88 

8. Vereine und Institute, mit welchen der histor. Verein fur 

Wiirtt. Franken in Verbindung und Schriftenaus- 
tausch stent 95 

9. Verzeichnis der Biicher und Schriften, welche der Bibliothek 

des histor. Vereins fiir Wurtt. Franken 1903—1906 
zugewachsen sind 99. 



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In halts- Verzeichnis. 

Scitc 

1. Bossert, Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 

1531/32. Ein Beitrag zur Qeschichte Weinsbergs 
nach 1525 1 

2. Balluff, Die Rathaussale in Schw. Hall. Eine Studie. 

(Hiezu ein Bild: Deckengemalde im Rathaussaale.) . . 15 

3. Kolb, Nachtrag zu Stadtpfarrer Balluffs Studie iiber die 

Rathaussale in Schw. Hall . 51 

4. German, Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 

1732—1735 . . / 61 



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Daniel Greisers Reise 
nach Weinsberg und Hall 1531 1 2. 

Ein Beitrag zur Gesohichte Weinsbergs nach 1525. 
Von Gustav Bossert. 

Erst in der neueren Zeit ist man wieder auf den Wert eines 
weder auf der Kgl. Landesbibliothek noch auf der Universitats- 
bibliothek Tiibingen befindlichen Werkes aufmerksam geworden, das 
den Titel tr&gt: Historia/Vnd beschreibunge des gan/tzen Lauffs 
vnd Lebens, wie nemlich/ich Daniel Greiser, Pfarrer vnd Super-/ 
intendens in Dressden, meinen Curriculum vitae, vom 1504. /Jare 
an bis ins jtzo lauffende 1587. Jar, als nunmehr ein / 83j&riger, 
durch Gottliche gnad geftihret habe, Von mir / selbsten fUr meinem 
seligem ende schlecht vnd einfeltig / den guthertzigen, so dessen 
gerne wissenschafft / tragen mochten, zusammen / bracht. Dresdae 
s. a. Quart; am Schluss: Gedruckt in der Churftirstlichen S^adt 
Dressden durch Gimel Bergen. Anno 1587, mit zahlreichen Holz- 
schnitten. (K. Bibliothek in Berlin und Dresden.) J. Hartmann 
hat mit Recht das Btichlein fur seine Biographie von Greisers 
v&terlichem Freund Erhard Schnepf beniitzt. Denn Greiser, ein 
geborener Weilburger, der 1532 Pfarrer in Giessen, 1542 aber 
Superintendent in Dresden wurde, bietet uns einiges Licht iiber 
Schnepfs Tatigkeit in Marburg, wohin Greiser mit Schnepf zog. 
In der Schilderung seiner Studienzeit in Erfurt findet sich auch 
einiges Neue iiber Luthers Aufenthalt daselbst auf der Reise nach 
Worms 1521 und iiber den Studentenrummel, der gegen die Klerisei 
losbrach. Greiser weiss auch einiges iiber das Gespr&ch in Mar- 
burg auf Grund von Berichten Schnepfs und Adam Krafft zu er- 
z&hlen, wobei das Bild von Zwinglis ausserer Erscheinung in Mar- 
burg Beachtung verdient. Greiser zeichnet ihn mit etlichen Strichen 
im schwarzen Wappenrock, die ellenlange Wehre am Giirtel iiber 
den Rock gegiirtet und eine grosse Tasche an der Seite (Diij.) 



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2 Bos sVr t 

Den Mediziner mogen die Erlebnisse Greisers, eines Mannes von 
fast unverwfistlicher Gesundheit, w&hrend zweier Pestepidemieen, 
1532 in Weilburg und spater in Giessen, anziehen. In Weilburg 
hatte sich Greisers ganze Verwandtschaft zu einem Oheim Greisers, 
dem Dechanten des Stifts, gefliichtet. 18 Menschen waren hier bei- 
sammen, 7 von ihnen erlagen der Seuche, 2 erholten sich wieder ? 
9 blieben gesund, darunter Greiser, der mit den Kranken ofters 
im gleicheu Bette geschlafen hatte und a<uch seine junge Frau, 
seinen Vater, seine Stiefmutter, seinen Bruder und seine Schwester 
verlor. (Diiij) Er beschreibt uns auch sein Schutzmittel gegen die 
Pest, das er mit seiner Familie bentitzte. Er nennt es electuarium, 
es bestand aus getrockneten Nusskernen, Feigen, Rauten, Salz 
und etwas gutem saurem Essig. (Eiij) 

Uns Schwaben interessiert vor allem die Reise, welche Greiser 
im Auftrag seines Lehrers Schnepf nach Schwaben unternahm, um die 
Schwiegermutter desselben aus Schw&bisch Hall abzuholen, wo sie bei 
dem dortigen Stadtschreiber Matern Wurzelmann, welchen Greiser 
den Eidam der alten Frau nennt, w&hrend Scbnepfs Gattin doch 
eine Tochter des Burgerraeisters Wurzelmann in Wimpfen, also 
doch wohl eine Schwester des Haller Stadtschreibers und seines 
Bruders, des Pfarrers von Schwaigern und sp&teren Reformators 
von Dinkelsbuhl, Berhard Wurzelmann war. Da Greiser seine 
Erinnerungen erst im 83. Jahr niederschrieb, dtirfen wir wohl 
eine Verwechslung in Bezug auf das Verwandtschaftsverh&ltnis 
zwischen dem Stadtschreiber und Schnepfs Schwiegermutter an- 
nehmen. Die Frage, in welche Zeit die Reise Greisers f£llt, ist 
nicht ganz einfach zu beantworten. Er erzahlt die Reise nach 
Hall unmittelbar vor seinem Bericht fiber das Gespr&ch zu Mar- 
burg. Nachdem er wiedergegeben hatte, was er Brenz in Hall pre- 
digen hSrte, fahrt er fort: Umb diese Zeit Anno 1529 im (!)Herbst- 
zeit ist Lutherus gen Marburgk .... kommen. Es scheint also, 
dass Greiser die Reise nach Schwaben in den Spatsommer 1529 
setzen wollte. Dieses Datum begegnet aber einer grossen Schwie- 
rigkeit. Denn die Voraussetzung fttr den Zweck der Reise ist, 
dass Matern Wurzelmann damals schon Stadtschreiber in Hall 
war. Dann aber kann die Reise unmoglich in das Jahr 1529 
fallen. Denn Professor Kolb in Hall hat nachgewiesen, dass 1521 
bis 1531 Berchtold Nittel (Nutel), ein streng katholisch gesinnter 
Mann, der aus Wurttemberg kam und dorthin zurfickkehrte, das 
Amt bekleidete (Wfirtt. Geschichtsquellen 1,316 Aura. 1). Sein 



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Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 3 

Nachfolger wurde Matern Wurzelmann, von dem aber das Frei- 

heitenbuch von Hall angibt, er sei erst 1532 Stadtschreiber ge- 

worden. (Wtirtt. Geschichtsquellen 1, 260 Anm. 4. VI, 313 Anm. 6.) 

Dieses Datum aber passt nicht recht in Greisers Leben. Denn 

dieser verliess 1531 Marburg, ging nach Weilburg, wo er Stifts- 

vikar war, und verbeiratete sich im Herbst dieses Jahres an seinem 

Geburtsort. Man darf wohl annehmen, dass das Ged&chtnis des 

hochbetagten Mannes die Zeit seines Abgangs von der Universit&t 

und seiner Verheiratung noch sicher festgehalten batte, umsomehr 

als das folgende Jahr 1532 gewaltig in sein Leben eingriff, denn 

damals erlebte er in Weilburg die furchtbare Pestzeit und verlor 

seine erste Gattin. Auch wurde er noch in diesem Jahr als Pfarrer 

nach Giessen berufen. Am nachsten liegt nun die Annahme, dass 

Greiser die Reise vor dem Uebergang von Marburg nach Weilburg 

und seiner Verheiratung machte. Dann w&re der spateste Termin 

der Reise der Sommer 1531. Dafiir scheint ein Umstand im Gang 

der Erz&hlung Greisers zu sprechen. Die Erw&hnung von Oeko- 

lampads Auftreten in Marburg 1529 erinnerte den alten Herrn 

daran, dass er in Oekolampads Heimat gewesen war und dort eine 

Wahrnehmung gemacht hatte, die sich ihm tief ins Ged&chtnis ge- 

pragt hatte. So erz&hlt er uns denn eine eigenartige, unten zu 

besprechende Erscheinung im Gerichtsleben zu Weinsberg. Dann 

aber reiht er unmittelbar die sicher ins Jahr 1531 fallenden Er- 

eignisse, die oben angegeben sind, an. Das dfirfte dafiir sprechen, 

dass die Reise Greisers nach Schwaben in das Frtihjahr oder den 

Sommer 1531 f&llt und den Abschluss seines Marburger Aufent- 

halts bildet. Dann aber miisste der Abgang Nittels und der Amts- 

antritt Wurzelmanns in die erste Halfte des Jahres 1531 gesetzt 

werden. Auf der andern Seite erh&lt die Angabe Eolbs, dass 

Matern Wurzelmann erst 1532 sein Amt als Stadtschreiber ange- 

treten habe, eine Sttttze von einer andern Seite. Wie wir unten 

sehen werden, horte Greiser eine Predigt von Brenz fiber die 

Freistftdte Israels. Er wird also entweder fiber Numeri (4. Mose) 25 

oder Deuteron. (5. Mose) 19 gepredigt haben. Letzteres ist ziem- 

lich wahrscheinlich. Denn handschriftlich waren nach Hartmann- 

Jager 1, 391 Adnotationes in Deuteronomium von Brenz aus dem 

Jahr 1532 erhalten, wahrend wir von Predigten fiber Numeri aus 

jener Zeit nichts wissen. Jene Adnotationes bilden sicher die 

Predigtentwfirfe fur die Predigten fiber Deuteronomium, deren 

eine Greiser hflrte. Diese Predigten aber fallen nach dem Manu- 

1* 



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4 Bossert 

skript in das Jabr 1532. Man mtisste dann annehmen, dass Greiser 
als Witwer zur Erholung von den Schrecken der Pest die Reise 
ins Schwabenland vor seinem Abgang nach Giessen machte, und 
diese Reise in das Jahr 1532 f&llt. Jeden falls war Wurzelmann 
kurze Zeit vorher nach Hall ttbergesiedelt, mag 1531 oder 1532 das 
Jahr sein. Daraus l&sst sich der Zweck der Reise Greisers recht 
gut verstehen. Die alte Frau Biirgermeisterin war wohl mit dem 
neuen Stadtschreiber von Wimpfen nach Hall gezogen. Es mochte 
ihr aber schwer werden, sich in der Stadt am Kocher anzuge- 
wohnen. Ihr Sohn mochte durch das neue Amt in der gegeniiber 
von Wimpfen immerhin um einiges bedeutenderen und grosseren 
Stadt mehr in Anspruch genommen sein, so dass er sich der 
Pamilie nicht so widmen konnte, wie bisher. Da kam der betag- 
ten Frau die Sehnsucht nach der Tochter und der Wunsch zu ihr 
nach Marburg iiberzusiedeln. Deshalb sandte Schnepf den jungen 
Stiftsvikar von Weilburg nach Hall, um seine Schwiegermutter 
abzuholen. 

Nachdem wir nun Zeit und Zweck der Reise ins Schwaben- 
land kennen gelernt haben, wenden wir uns dem Reiseweg, sowie 
den Reiseerlebnissen zu. Leider war die Erinnerung an die Ein- 
zelheiten der Reise bei Greiser schon sehr stark verblasst, sodass 
die Reisebeschreibung recht mager ausf&llt. Wir w&ren heute 
sehr dankbar, wenn er uns ein klares Bild der Landschaften, durch 
welche er zog, die Namen der Gastfreunde, bei welchen er ein- 
kehrte, und etwa auch die Kosten der Reise gegeben h&tte. Wir 
erfahren aber nur, dass er tiber Giessen, Butzbach, Friedberg, 
Peterweil, Bonames nach Frankfurt zog und dann nach Sprend- 
lingen gelangte, wo er bei dem dortigen Pfarrer, dem sp&ter weit- 
hin bekannt gewordenen Theologen und Dichter Erasmus Alber 
einkehrte, der ihm spater ein Buch verehrte, in welches er den Vers 
einschrieb: Pastor pasCIt oVes, at MerCenarIVs ILLe — 

FaLsVs LInqVIt oVes. Trlste LVpVs stabVLIs. 

Der Zahlenwert der Zahlbuchstaben des Distichons ergibt 
1547, das Jahr der Gefangennehmung des Kurflirsten Johann Fried- 
rich von Sachsen, wie Alber beifiigt, um seinem schmerzlichen Ge- 
ftihl gegentiber den Ereignissen in Sachsen Ausdruck zu geben. 

Nun zog Greiser der Bergstrasse entlang, „da man", wie er 
bemerkt, „den ganzen Tag unter eitleu Nussb&umen gehen 
muss. a So gelangte er nach Heidelberg, fand es aber nicht an- 
gezeigt, sich tiber die Eindriicke zu &ussern, die er von der herr- 



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Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 5 

lichen Lage dieser Stadt oder von der Universitat, die den Mar- 
burger Studenten doch irgendwie interessieren mnsste, oder der 
Residenz des Kurfursten erhielt. Er nennt einfach die Namen 
seiner Stationen, unter denen Heidelberg fur ihn keine hohere Be- 
deutung hatte. Nun gings den Neckar auf warts bis Neckargeiniind, 
von wo er sicher nicht mehr den grossen Umweg uber Eberbach 
machte, sondern das Elsenztal aufw&rts zog und uber Wimpfen 
und Neckarsulm nach Heilbronn gelangte. Unwillkiirlich erwarten 
wir, dass uns Greiser etwas iiber die Heimat seines v&terlichen 
Freundes, uber dessen Verwandte und Freunde, iiber Johann Lach- 
mann und Kaspar Grater sagen werde. Aber wir erfahren kein 
Wort daruber. Anders ist dies bei Weinsberg, wo er sich nach 
Oekolampads Geschlecht erkuudigte und belehrt wurde, die Familie 
heisse Hausschein. Freilich war das nicht genau. Denn der Name 
hiess eigentlich Hiisgen, Heusgen, wie er sich heute noch am 
Mittelrhein flndet. MSglicherweise haben die Weinsberger diese 
Namensform in ihrem Dialekt als Hauserle gedeutet, ein Begriff, 
der dem ftlteren Geschlecht unserer Tage noch wohl bekanut ist, 
aber mit dem Zeitalter des Talg- und Stearinlichts ganz zu ent- 
schwinden droht. 

Aber noch etwas anderes fesselte die Aufmerksamkeit unseres 
jungen Reisenden, der hier in ungewohnter Weise ausftthrlich wird. 
Lassen wir ihn selbst reden, wobei nur die wilde Orthographie 
nach den neueren Grunds&tzen vereinfacht wird. 

„Unten im Felde zwischen Weinsberg und Heilbrun haben die 
Pauren in dem peurischen Aufruhr Graf Ludowigen von Helfenstein 
durch die Spisse gejagt und umbbracht. Auf der stelle, da der 
Graf ist umbkommen, haben die Pauren zu der zeit, als mich 
Schneppius ins Land zu Schwaben schickt, miissen unterm freyem (!) 
Himmel alle ihr Gericht halten und haben die Schoppen nur eine 
kleine birkene Hiitte gehabt, darinnen sie das Urteil gesprochen. 
Aber die andern alle haben unter dem freyem (!) Himmel stehen 
miissen im schnee, regen und wind, wie wol auch die Sch6ppen 
unter der Hutten flirm Ungewitter nicht sicher waren. Ob sie es 
noch also halten miissen, weis ich nicht. Aber dazumal, als ich 
da war, musten sie es also halten. In der Htitten und auf der 
Stelle bin ich gewesen." (Diij V.) 

Die Darstellung Greisers macht den Eindruck, dass er in der 
Wahl der Gerichtsst&tte unter freiem Himmel etwas hflchst Auf- 
fallendes sieht. Ja er l&sst zwischen den Zeilen lesen, dass er 



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b Bossert 

darin eine Strafe sieht, far die er keine bleibende Geltung als 
berechtigt anerkennen konnte. Diese Gerichtsst&tte ware ihm nicht 
so sehr aufgefallen, wenn damals in Greisers Heimat noch Gerichts- 
verhandlungen unter freiem Himmel iiblich gewesen w&ren, und 
wenn sie nicht eben die Stelle gewesen ware, wo am Osterfest 1525 
Graf Ludwig von Helfenstein mit seinen Rittern aufs herzloseste 
unigebracht worden war. Man spurt aus Greisers Worten, dass 
er anuahm, die Weinsberger sollten bei jeder Gerichtsverhandlung 
an jene grausame Tat erinhert werden. Diese Armahme entspracli 
audi ganz den Absichten der Regierung, wie uns die sehr lehr- 
reiche Beschreibung der Burger von Weinsberg vom 17. Novem- 
ber 1525 zeigt. (Oechsle, Beitr&ge zur Geschichte des Bauernkriegs 
in den schw&bisch-friinkischen Grenzlanden, S. 294 ff.) Wir erfahren 
hier, wie die osterreichische Regierung Weinsberg sein Stadtrecht 
und seine Freiheiten entzog, es zum Dorf degradierte und sogar 
der alten Befestigung berauben wollte. Ebenso wurde ihr die 
peinliche Gerichtsbarkeit entzogen. Die Stadt, die einst sich stolz 
den Reichsst&dten an die Seite gestellt hatte, sollte jetzt an einem 
andern Ort in peinlichen Sachen Recht nehmen. „8o sich aber 
ainich burgerlich sachen bey uns verlaufen, sollen dieselbigen anderer 
orten von uns nit dann vor dem Flecken Weinsperg underm fryen 
himmel und uf dem Blatz, do die morderisch tat der entlybung der 
vorgenannten Graven, Hern und vom adel begangen, es sey winter 
oder somer, regen oder schnee, und gar nit anderer orten gerecht- 
fertigt werden." (Oechsle a. a. 0. 297.) Wir sehen, Greiser hatte 
ganz richtig gefuhlt und war wohl von seinen Gastfreunden in 
Weinsberg dahin unterrichtet worden, dass die Verlegung des 
Gerichts ausserhalb Etters unter den freien Himmel eine Strafe 
sein sollte. Er verr&t aber auch sein gesundes Urteil, wenn er 
sagt: Ob sie es noch also halten miissen, weis ich nicht. Denn 
offenbar konnte er dieser Strafbestimmung keine andere als eine 
voriibergehende, padagogische Bedeutung zuerkenuen und nicht an- 
nehmen, dass der heimgekehrte Herzog Ulrich fortbestehen Hess, 
was die osterreichische Regierung im Zorn verfiigt hatte. Die 
Erregung der letzteren ttber die Bluttat der Bauern ist ja leicht 
verstandlich. Fielen doch als Opfer der Bauern gerade die Mftnner, 
welche sie zum Schutz der Stadt gesandt hatte, und vollends der 
Amtmanu aus einem angesehenen Geschlecht, der durch seine Ver- 
heiratung mit der natftrlichen Tochter Kaiser Maximilians dem 
Kaiserhaus nahe getreten war. Ebenso begreiflich ist, dass die 



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Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 7 

Regierung ganz nach der Sitte des ausgebenden Mittelalters auch 
eine religiose Suhne fiir den Mord forderte und darum den Weins- 
bergern noch zwei weitere Leistungen auferlegte, eine einmalige 
und eine dauernde. Sie sollten am Ort der Tat eine Kapelle er- 
bauen. In dieser sollte eine Tafel, also eine biidliche Darstellung 
der Ereignisse am Osterfest, sowie ein grosses steinernes Kreuz 
angebracht werden, auf welchem in grossen vergoldeten Buchstaben 
aus Messing eine Erz&hlung der Bluttat in einem von der Regierung 
vorgeschriebenen Text -wiedergegeben werden sollte. (Oechsle 
S. 297 ff.) Weiter aber sollte alljahrlich am Osterfest eine Pro- 
zession veranstaltet werden, an der alle Einwohner, alt und jung, 
reich und arm, Mann und Frau, vom sakramentfahigen Alter an 
teilzunehmen hatten. Mit Sonnenaufgang musste man an den Ort 
der Tat ziehen, dort ein Amt und zehn Messen fur die Seelen der 
Entleibten le'sen lassen und fur zwei Gulden Brot an arme Leute 
austeilen. Dabei wurde noch verlangt, dass die ganze Bevolkerung 
auf dem Tatort bis Mittag verharren sollte, w&hrend die Kinder- 
welt daheim sich selbt Qberlassen bleiben musste. 

Was hier verlangt wurde, entsprach in seinen Grundzugen 
den religiosen Gebr&uchen, welche damals zur Suhne eines Mordes 
ttblich waren, aber es flnden sich doch einige Verscharfungen, die 
sicher dasGegenteil von dem bewirkten, was sie bezweckten, und 
statt den Ernst der Basse und des Abscheus Erbitterung gegen 
die Regierung hervorriefen. Dies um so mehr, als die Regierung, 
wie wir unten sehen werden, schon am 22. Mai 1525 anerkannt 
hatte, dass die Bevolkerung von Weinsberg fur die Bluttat grossen- 
teils nicht verantwortlich gemacht werden konnte und doch grosse 
Summen zum Schadenersatz an die Hinterbliebenen leisten sollte. 
Wir verstehen daher, dass die Weinsberger sich mit dem Bau der 
Suhnekapelle nicht beeilten, deren Existenz auf dem blutgetrankten 
Boden Greiser gewiss nicht unbemerkt gelassen hatte. Sicher 
waren die V&ter der Stadt auch so klug geweseu, statt der bir- 
kenen Hiitte, die ihnen gegen das Unwetter nur unvollkommenen 
Schutz bot, an der Kapelle ein Vordach anzubringen, unter welches 
sie sich zuruckziehen konnten, um das Urteil zu schopfen. Nicht 
unwahrscheinlich ist die Annahme, dass die Weinsberger die Nach- 
sicht der Regierung gegenuber der Verpflichtung zum Bau der 
Suhnekapelle unter Hinweis auf ihre Mittellosigkeit und die 
drohende Unfahigkeit der Steuerentrichtung immer wieder und 
nicht ohne Erfolg in Anspruch nahmen. Denn es gehorte zur 



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8 Bossert 

Eigenart des Regiments, das 14 Jahre Wurtteraberg leitete, grosse 
Worte und gewaltige Gebote ergehen zu lassen, aber bei der 
Durchfiihrung auf die Verhaltnisse Rticksicht zu nehmen und Nach- 
sicht walten zu lassen, besonders wenn Fragen des Fiskus mit in 
Betracht kamen. Es ist darum nicht wahrscheinlich, dass Greiser 
schon eine Kapelle auf dem Gerichtsplatz errichtet fand, ohne sie 
zu erwahnen. Verweilen wir noch einen Augenblick bei der Be- 
stimmung, dass die Weinsberger alljahrlich am Jahrestag der 
Bluttat 5—6 Stunden an dem Ort der grauenvollsten Erinuerung 
weilen, dabei manchmal, besonders wenn Ostein sehr frflh fiel, dem 
Frost und Schnee ausgesetzt sein und ihre Hauser den unmiindigen 
Eindern uberlassen mussten. Es offenbart sich hier die ganze 
launenhafte, verstandnislose und harte Eigenart des damaligeu 
Regiments, denn diese Massregel war ein starker und gefahrlicher 
Eingrift in das Familienleben, von der padagogischen Seite ein 
Missgriff, von der religiosen Seite ein torichter Missbrauch der 
Religion, der nur religiSse Entfremdung bewirken konnte. Stun- 
denlang unter dem Eindruck schauervoller Bilder der Erinnerung 
zu stehen halt die Seele nicht aus. Die Eindrticke stumpfen sich 
ab und verlieren ihre Wirkung. Die Bedtirfnisse des Leibes 
machen sich geltend, Backer, Metzger, Wirte stellen sich ein. Eine 
Art Jahrmarkt entwickelt sich von selbst. Der Ernst der religosen 
Feier entschwindet. Erscheint uns die religiose Suhne der Bluttat 
als eine Massregel von h5chst zweifelhaftem Wert, so gilt dies 
nicht weniger von der neuen Gerichtsordnung. Der Zwang, am 
Ort der Bluttat unter freiem Himmel ohne Rilcksicht auf Jahres- 
zeit und Witterung Gericht halten zu miissen, konnte in einer 
Stadt, deren Einwohner nur in einer ganz geringen Zahl an der 
Tat beteiligt waren, nur erbittern. So erklarlich die Massregel 
als Ausdruck der augenblicklichen Erregung kurz nach dem er- 
schutternden Ereignis gewesen ware, so unbegreiflich ist es, dass 
das osterreichische Regiment noch 7 Monate nach der Tat nicht 
die ruhige Besonnenheit gewonnen hatte, die von solchen Forde- 
rungen, wie dem halbt&gigem Aufenthalt am Osterfest und der 
dauernden Verlegung des Gerichts auf den Schauplatz der Untat 
absehen musste, wenn nicht der Eindruck der unversdhnlichen 
Rachsucht und der ftjrmlichen Ungerechtigkeit bei der ohnehin 
schwer heimgesuchten Bevfllkerung hervorgerufen werden sollte. 
Dem jungen Stiftsherrn hatten sich, wie wir zwischen den Zeilen 
lesen durfen, die bittern Gefuhle der Weinsberger eingepragt. 



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Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 9 

Wir werden auch nicht irren, wenn wir annehmen, dass die Be- 
handlung Weinsbergs mit dazu beitrug, dass das Volk die Wieder- 
kelir des Herzogs Ulrich und den Fall des osterreichischen Regi- 
ments mit Jubel begrttsste. Ebenso dtirfen wir annehmen, dass 
Herzog Ulrich die Strafbestimmungen vom 17. November 1525 
ebenso rasch aufhob, wie er andere Massregeln des osterreichischen 
Regiments far nichtig erkl&rte. Kehren wir nun zu Greisers Be- 
richt zuriick, so Wit sehr stark auf, dass er vflllig davon schweigt, 
dass Weinsberg den Eindruck eines vfillig neu aus der Asche ent- 
standenen Ortes machen musste, wenn die Absichten des Schw&bi- 
scheu Bundes erreicht waren und die Berichte der Chronisten und 
die Angabe der Weinsberger selbst in ihrer Verschreibung (Oechsle 
S. 295) streng wflrtlich zu nehmen sind. Der Mann, dem die Wahl 
des Gerichtsplatzes als Strafmittel fttr die Bauern aufgefallen war, 
hfttte doch wohl kaum geschwiegen, wenn er auch von der volligeu 
Ein&scherung Weinsbergs als einer Strafe etwas vernommen b&tte. 
Es ist richtig, dass die Weinsberger selbst sagen, der Feld- 
hauptmann des Schw&bischen Bundes habe mit seinem Heer sich 
gegen Weinsberg gewendet und die Stadt ganz und gar ausge- 
brannt. Ja sie fiigen hinzu, Erzherzog Ferdinand habe die Absicht 
gehabt, Weinsberg ganz wtiste liegen und „nit mer ainoch bnwe 
furnemen* zu lassen. Ganz ahnlich berichten uns Augenzeugen, 
wie der Schreiber des Truchsessen und der Herold des Schw&bischen 
Bundes Hans Lutz, die Stadt sei bis in den Grund verbrannt 
worden. (Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, 
herausgegeben von Frz. Ludw. Baumann. Bibl. des literar. Ver- 
eins CXXV S. 593, 623.) Lutz berichtet sogar, der Truchsess habe 
einen bairischen Edelmann, einen Herrn von Trautskirchen, zum 
Brandmeister bestellt, der nur das Sakrament aus der Stadt habe 
tragen lassen und sie dann in Grund verbrannt habe, wobei etliche 
Weiber mit umkamen, weil sie trotz aller Warnung ihr Hab und 
Gut nicht verlassen wollten. Die vollige Verbrennung der Stadt 
bekraftigt Lutz noch mit der Angabe, dass der Truchsess nichts 
pliindern liess ; „und wann sy volLer nobel l ) wer gewesen, so ist 
sye denhot, die stat und gut darin alles, zu dem feur verurtailt 
worden." Der Weissenhorner Kaplan Nik. Thoman, der seine 
Kunde von den Ereignissen olme Zweifel dem Profosen Berthold 
Aichele verdankte, erzahlt uns, der Truchsess sei am Sonnta? vor 



J ) Rosennobel. 



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10 Bossert 

Himmelfahrt Christi *), 21. Mai, vor Weinsberg gekommen, wo sich 
kein Mann mehr befunden habe, da alle zum frankischen Bauern- 
heer gezogen seien. Der Truchsess habe alle Weiber und Kinder 
aus der Stadt fiihren lassen, zwei Kindbetterinnen, welche die 
Stadt nicht verlassen wollten, habe er mit Gewalt herausfUhren 
lassen, ebenso einen ganz alten Mann, der sein Haus nicht ver- 
lassen wollte und heimlich wieder entlief und in die Stadt zuruck- 
kehrte. Darauf habe der Truchsess die Tore schliessen und die 
Stadt mit alien) Vieh, Rossen und KUhen, den Voiraten an Korn 
und Wein verbrennen lassen. Das j&mmerliche Geschrei des Viehes 
sei weithin gehort worden. (Quellen a. a. 0. S. 109). Auch der 
Rothenburger Stadtschreiber Thorn. Zweifel berichtet, Weinsberg 
sei, nachdem Weiber und Kinder hinausgetrieben waren, mit alter 
fahrenden Habe verbrannt und die Stadtmauer zum Teil nieder- 
gerissen worden. (Bibliothek des lit. Vereins CXXXIX: Quellen zur 
Geschichte des Bauernkriegs in Rothenburg, herausgegeben von Fr. 
Ludw. Baumann S. 424). Jak. Holzwart, der die Chronik Tho- 
mans und den Bericht des Herolds Lutz bentttzt, weiss sogar weiter 
zu berichten, die Stadt sei an 3 Orten angezundet worden. Man 
habe, um das Feuer zu verst&rken, Pulver hinzu getan. (Quellen 
z. Gesch. d. B. in Oberschwaben a. a. S. 680.) Auch der Haller 
Ratsherr Phil. Schletz, der an das bttndische Heer abgeordnet wor- 
den war, berichtete dem Rat in Hall, Weinsberg sei gar und 
sauber ausgebrannt, auch das Tal schier gar bis an einige Flecken, 
die hoch gebrandschatzt worden seien. (Wiirtt. Geschichtsquellen 
I, 328.) Ueber die Umgebung Weinsbergs hatte Thomann gesagt, 
der Truchsess habe 7 Dorfer verbrennen lassen, etliche sagen mehr. 
Der oberschwftbische Ritter Georg von Werdenstein behauptete 
sogar, neben Weinsberg seien 1 8 Dorfer verbrannt worden (Quellen 
zur Gesch. des B. in Oberschwaben S. 481), was ganz unzweifel- 
haft ubertrieben ist. 

Wie steht es nun mit dem iats&chlichen Erfolg der Arbeit 
des Brandmeisters? Wie weit ist Weinsberg wirklich verbrannt 
worden? Wir verstehen, dass die Weinsberger ihren Schaden ge- 
genuber der Regierung moglichst hoch anschlagen wollten, wenn 
sie sagen, der Truchsess habe ihre Stadt ganz und gar . ausge- 

*) Sontag n a c h dem uffertag, wie Baumann Quellen a. a. O. 109 
druken lasst, ist falsche Lesung eines Abschreibers, wie die Vergleichung 
mit Holzwart zeigt S. 680. 



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Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 11 

brannt. Wir verstehen es auch wenn Angehorige des Heeres, wie 
der Profosse Aichele, der Herold Lutz und der Schreiber des 
Truchsessen and alle, die von ihnen Berkht empfingen und ihnen 
nacbschrieben, von einer vdlligen Einascherung der Stadt reden. 
Sie kannten ja die Stimmnng des Truchsessen und seine Anwei- 
sungen an den Brandmeister und setzten deren buchstablichen Yoll- 
zug voraus. Aber sie waren keind Augenzeugen, denn sie zogen 
mit dem Heer, sobald der Brandbefehl gegeben war, ab und 
wussten nicht, wie es am folgenden Tag in Weinsberg aussah, als 
der Regierung die Besinnung kam. Nicht weniger ist die Stim- 
mnng dieser Regierung zu beachten, deren leidenschaftliche Er- 
regung zu dem Plan flihrte, Weinsberg das Schicksal Jerusalems 
und Mailands zu bereiten. Aber die Erniichterung blieb nicht aus, 
als die Flammen iiber Weinsberg zusammenschlugen. Im hellen 
Scbein des Feuers ging der Regierung das Licht der Erkenntnis 
auf, dass eine g&nzliche Vernichtung Weinsbergs der Regierung 
und alien, die auf Schadenersatz hofften, den grossten Schaden 
bringen mtisste. Deshalb verkundigte Graf Ulrich von Helfenstein, 
der Bruder des ermordeten Grafen Ludwig, mit Erlaubnis des 
Truchsessen am 22. Mai alien Weinsbergern, welche nicht bei der 
Untat beteiligt waren, sie sollen wieder in Weinsberg eingelassen 
werden und all das Ihrige, soweit es noch unverderbt sei, wieder 
an sich nehmen diirfen, nur nichts von fahrender oder liegender 
Habe ohne Wissen des Schw&bischen Bundes und der wiirttember- 
gischen Regierung veraussern, im iibrigen aber ihren Besitz in 
aller Ruhe geniessen. (Vogt, Korrespondenz des Ulrich Arzt Nr. 
409.) Diese Ankttndigung der Begnadigung ware der reine Hohn 
auf die Notlage der armen Weinsberger gewesen, wenn die Stadt 
mit alien Vorraten schon am 22. Mai ganz in Asche gelegen h&tte. 
Sie hat nur dann einen Sinn, wenn am 22. Mai ein guter Teil der 
H&user entweder ganz oder nur leicht besch&digt war und die 
darin beflndlichen Vorr&te noch zu retten waren. Tats&chlich 
waren jedenfalls noch grosse Vorr&te von Wein gut erhalten ge- 
wesen, wenn auch im Schlosskeller Wein durch den Brand zugrund 
gegangen war. Denn der Diener Graf Ulrichs von Helfenstein 
hatte nach der Eroberung und dem unmittelbar darauffolgenden 
Brand, zwischen welchen beiden Ereignissen jeder Eingriff, auch 
die im Widerspruch mit alien andern Berichten von dem Haller 
Chronisten Widraann erz&hlte Plunderung (W. Geschichtsquellen 
VI, 49) ausgeschlossen ist, aus dem Keller des Heiligen gegen 25, 



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12 Bossert 

aus dem Keller der Stadt gegen 70, aus dem Keller des Bttrger- 
meisters liber 30 Fuder weggenommen. (Oechsle a. a. 0. 184.) 
Allerdings konnten Keller leichter unbeschadigt bleiben, als Hauser. 
Aber wenn am 22. Mai nicht alle Vorrate vernichtet waren und 
der Brandmeister in Bezug auf sie nicht auf einer wdrtlichen Durch- 
flihrung des Brandbefehls des Oberfeldherrn bestand, dann konnte 
er auch fiir die Hauser eine Milderung eintreten lassen, soweit sie am 
22. Mai noch nicht in Asche lagen. Und wirklich linden sich Spuren 
genug in den Quellen, dass nicht alle Hauser zugrunde gegangen 
waren. Denn am 29. Mai berichten 2 vom Bauernheer aus Wtirz- 
burg an den Bischof Konrad nach Heidelberg abgeordnete Bauern, 
welche unterwegs zu Buchen im Odenwald von dem Zug der 
Truchsessen vor Weinsberg horten, an die Bauern vor Wiirzburg, 
Weinsberg sei bis auf 4 Hauser ganz und gar ausgebrannt. (Fries, 
Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken, herausgegeben von 
Schaffler und Henner 1, 301.) Die Bauern schrieben im Schrecken 
iiber des Truchsessen Erscheinen und Weinsbergs Schicksal. In 
solchen Stimmungen pflegt man ein Ungliick eher zu tibertreiben 
als zu verkleinern. Wenn aber selbst die Panik noch 4 Hauser 
tibrig liess, so darf man sicher annehmen, dass deren jedenfalls 
nicht weniger als vier, sondern eher mehr erhalten waren. Be- 
sehen wir nun das Giiterverzeichnis der fliichtigen Weinsberger, 
welches M. Martin Lorin, der Stadtschreiber von Lauffen, im Auf- 
trag der Regierung am 23. November 1525 anlegte, also in jenen 
Tagen, da die Weinsberger jene demiitigenden Verpflichtungen am 
17. November eingehen mussten. Nach diesem Verzeichnis waren 
von Hausern entwichener Weinsberger vorhanden 3 2 /a Hofstatten, 
also vier ganze, von denen aber die vierte nur zu 2 Drittel einem 
fliichtigen Mann und seinem Sohn gehftrte, ferner ein Haus mit 
Scheune und ein Hauslein, also jedenfalls mehr als die in dem 
Schreiben der Bauern vom 29. Mai genannten 4 Hauser. (Ban- 
mann, Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben 
Nr. 417 S. 361.) Beach ten wir, dass es sich hier nur urn die 
Hauser der Fliichtigen handelt, deren Zahl gegenuber der ubrigen 
Biirgerschaft klein war. Denn es waren deren nur 10, darunter 
drei ganz vermogenslose und ausserdem zwei Frauen, deren Manner 
aber zu den gehorsamen Biirgern gehorten. Wie viele der letz- 
teren am 22. Mai ihre Hauser noch vor dem Brand retten oder 
leicht wieder herstellen konnten, als die Tore wieder geoffnet 
wurden und dem Loschen nicht mehr gewehrt wurde, ist nirgends 



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Daniel Greisers Reise nach Weinsberg und Hall 13 

statistisch genau angegeben. Aber die Oberamtsschreibung sagt 
uns, freilich ohne Angabe der Quellen, es seien nach dem Brand 
nur 10 H&uslein unverbrannt zu sehen gewesen. (S. 141.) Das 
ist mehr als die 4, die der erste Schrecken noch stehen liess, 
mehr als die 6, die das Guterverzeichnis im Besitz von Fliicht- 
lingen auffBhrt Wenn wir aber Greisers Sehweigen bertick- 
sichtigen, sowie die Voraussetzungen fur die am 22. Mai 
verkundigte Gnade, so wird es wahrscheinlich, dass die Zahl 
der ohne allzu grosse Opfer wieder herzustellenden Gebaude 
keine ganz geringe gewesen sein kann. Auffallend aber ist, dass 
die Erregung der leitenden Kreise, die doch sonst uberaus ruck- 
sichtsvoll gegen die katholische Kirche waren, so gewaltig war, 
dass man nicht einmal den Gedanken erwog, ob nicht die Kirche 
und die Hauser der Priester erhalten werden konnten, und man 
sich mit der Sicherung der geweihten Hostie begniigte. Es scheint 
dies darauf hinzudeuten, dass Weinsberg, die Heimat Oekolampads, 
wo auch Erhard Schnepf gewirkt hatte, mit seinen Priestern in den 
Augen der Altgl&ubigen als fortschrittlich gesinnt angesehen wurde 
und seine kirchlichen Verh&ltnisse nicht geschont werden sollten. 
Nachdem wir nun untersucht haben, was sich aus Greisers 
Reisebericht fttr die richtige Beurteilung des Strafgerichts iiber 
Weinsberg ergibt, haben wir noch den Schluss seiner Reise zu 
berucksichtigen. Er erz&hlt uns noch, wie er zu „Schwebischen 
Hall Brentium besucht und salutiert, auch gute Kundschaft mit 
ihm gemacht habe. a Neben Erasmus Alber ist Brenz der einzige 
Mann, dessen namentliche Erw&hnung unter den auf der Reise 
getroffenen M&nnern Greiser der Mtihe wert schien. Er halt es 
nicht fiir notwendig, von Hall, seiner Lage, seiner Verfassung, 
dem Freundeskreis des Reformators und so vielem anderen, was 
wir von dem Reiscnden gerne h5ren mochten, auch nur ein Wort 
zu sagen. Ihm war nur eine Predigt von Brenz, die er mit ange- 
hort hatte, des Berichts wert. Leider gibt uns Greiser nicht die 
Zeit an, in der sie gehalten wurde, wahrend uns von Wert ware 
festzustellen, dass Brenz nicht a. 1534 mit dem ersten Buch Mose 
(Hartmann-J&ger 1, 398) beganu, freie Texte, vor allem das Alte 
Testament, in Wochengottesdiensten zu erklaren, sondern schon 
1531/32 alttestamentliche «Texte behandelte. Auch fur eine Schil- 
derung der &ussern Erscheinung und des Auftretens des Reformators 
auf der Kanzel wie seines Kanzelvortrags hatte Greiser Dank 
geerntet. Statt dessen gibt er uns nur das Thema von den 6 Frei- 



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14 Bossert 

stadten Israels, wobei Brenz wohl fiber Dent. 5 und 19, vgl. 
Numeri 35 sprach. Dann gibt Greiser die Grundgedanken der 
Predigt, in der Brenz zeigte, wie Gott auch dem unvors&tzlichen 
Totschlag feind sei und einen solchen T&ter nicht unschuldig halte, 
aber ihn durch Errichtung der Freistadte vor der Willkiir der 
Blutrache geschiitzt wissen wolle, dass aber diese Einrichtnng dera 
vors&tzlichen und mutwilligen Mord nicht zu gut komme. Denn ein 
solcher Morder sollte aus den Freist&dten, ja sogar vom Altar 
hinweggenommen und hingerichtet werden. Die Todesstrafe aber 
wurde nach Greisers Darstellung von Brenz vom p&dagogischen 
Gesichtspunkt betrachtet; denn sie soil andere vor dem Totschlag 
und Gottes Zorn warnen. Dann zeigte Brenz aus Matth. 5, 21—26, 
wie der Mord in den Augen Jesu noch viel schwerer als im Alten 
Testament erscheine, da ihm schon der Zorn und das Schelten 
unter das fttnfte Gebot falle, und alle Gottesdienste eines solchen 
Uebertreters umsonst und Gott nicht angenehm seien. Der Ernst 
der Predigt muss auf Greiser einen tiefen Eindruck gemacht haben, 
den wir auch leicht verstehen, wenn wir beachten, wie vielfach 
Mord und Totschlag am Ausgang des Mittelalters leicht gesiihnt 
wurden, indem sich der T&ter mit der Verwandtschaft abfand, 
ohne dass die Obrigkeit eingriff. 

So dankbar wir flir das Wenige sind, was uns Greiser als 
Ertrag seiner Reise bot, so schmerzlich empfinden wir aufs neue 
den Mangel an lebensvollen Aufzeichnungen und Reiseberichten aus 
jener Zeit, welche uns ein klares Bild der Landschaft, der Sitten 
und Gebr&uche, der sozialen Verh&ltnisse, der Preise, der Strassen 
u. s. w. geben, wie sie beim Uebergang aus dem Mittelalter in die 
neue Zeit sich in Schwaben fanden. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall. 

Eine Studie von Stadtpfarrer J. Balluff-Hall. 



A) Gesamteindruck der Sfile; ihre Restauration. 

Zwei herrliche Denkinaier der Kunst hat Hall aus alter Zeit 
ererbt: die imposante St. Michaelskirche, die, wie von Engeln 
auf den Rueken eines Bergkegels hingetragen, majest&tisch und 
stolz das Kochertal weithin beherrscht, und in ihrem Innern wahre 
Perlen der Kunst geborgen halt, sowie das dieser gerade gegen- 
tiber gelegene, in edlem Barockstil erbaute, monumentale Rat- 
haus mit seinem schlanken, zierlichen Turrae. Diese zwei 
Juwelen sind der Stolz dfer Haller und die Freude aller, welche 
die Kunst lieben und kennen. Beide geben mit den stattlichen 
Patrizierhausern rechts und links dem Marktplatz seine Grenzen 
und verleihen dem Zentrum der Stadt einen besonderen Reiz und 
ein eigenes Gepr&ge. 

Was aber das Haller Rath aus, abgesehen von seinem 
ausseren stilvollen Bau, wohl vor alien anderen unseres Schwaben- 
landes voraus hat und ihm fiir immer einen hervorragenden Rang 
unter denselben sichert, das sind die drei ineinander- 
gehenden, im Hauptstockwerk nach dem Marktplatz hin gelege- 
nen Sale, die nicht nur durch ihre respektablen Dimensionen, 
sondern namentlich durch ihre vornehme Dekoration Bewunderung 
abnfltigen. Die blendend weissen Wftnde, deren Felder in grazioser 
Umrahmung jene schonen und interessanten Oelgem&lde ftillen, die 
wir noch n&her betrachten mussen, die feinen Stukkaturen am Ge- 
sims und an den Plafonds, die zart und weich getonten Decken- 
flachen, die hohen, zweiflilgeligen Ttiren mit altem Schlosswerk, die 



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16 Balluff 

grosser), reichliches Licht spendenden Fenster, die RiesenSfen *) in 
den Ecken, die edle und geschmack voile Matt- und Glanzvergol- 
dung, welche sich durch das Ganze zieht und alles belebt, die ge- 
waltigeu Deckengem&lde, welche die einzelnen Sale iiberspannen : 

— alles das steht zu- und miteinander in so wunderbarer Harmonie 
und erscheint in einem Olanz und einer Schonheit, dass man sich 
eher in fiirstlichen Pracht- und Prunks&len, als in Salen eines Rat- 
hauses zu befinden glaubt Es ist das Rokoko, das hier seinen 
Zauber austtbt und das Auge gefangen halt. Ohne Zweifel waren 
sie aber auch Repr&sentationsr&ume, Parade- und 
Audienzsale der alten freien Reichsstadt, die sich als 
Herrin fuhlte und gab! — 

Im Lauf der Zeiten, und nicht am wenigsten in der letzten 
Halfte des vorigen Jahrhunderts in Folge ihrer Bentitzung als 
Schwurgerichtss&le, hatten diese R&uine von ihrem ursprftnglichen 
Glanz bedeutend verloreu. Als sie aber nach Hinterlegung einer 
entsprechenden Abfindungssumme an den Staat im Jahre 1900 der 
Stadt wieder frei znr Verfugung standen, wurden von den bur- 
gerlichen Kollegien die notigen Mittel zu ihrer Restauration ver- 
willigt und die Leitung derselben dem kunstverst&ndigen Stadt- 
baumeister Miinzenmaier in Hall iibertragen. Die Aufgabe 
war, die Sale auf ihre alte Schonheit zuriickzufuhren und jedes 
neue Motiv mit angstlicher Sorgfalt fernzuhalten. Und es gelang! 

— Malerraeister Haffner-Hall wusste mit richtigem Ver- 



') Die zwei Oefen im Hauptsaal sind je mit einer gut vergolde- 
deten, ungefahr 45 cm hohen, allegorischen weiblichen Figur gekront; 
die eine mit einem Helm auf dem Haupt, einen Pfeil in der Rechten 
und mit der Linken einen Schild zur Seite haltend, ist der „K r i e g", 
die andere, mild und sanft aussehend, mit der Lyra im Arm, der 
„F r i e d e". 

Die zwei Ofenschirme in diesem Saal sind ebenfalls Oelge- 
malde mit zierlicher Umrahmung im Stil der Saaldekoration. Sie sind 
von dem Haller Maler J. W. Kleemann aus dem Jahr 1771. Auf dem 
einen kommt das Opfer Noes, nachdem er mit den Seinen aus der 
Arche gestiegen (der Regenbogen am Himmel) zur Darstellung, und auf 
dem andern der brennende Dornbusch, aus dem Gott in Gestalt 
eines Engels zu Moses, der die Schuhe von den FiiBen zieht, spricht 

Alle vier Oefen tragen die Jahrzahl 1734 ; den unteren Teil 
derselben schmuckt das Haller Stadt-Wappen mit dem Reichsadler, den 
oberen eine allegorische Figur mit dem Kreuz in der Hand — es ist 
wohl der Glaube. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 17 

standnis und gutem Geschmack den Wanden und Decken, Rahmen 
uud Tttren die alte Fassung wiederzugeben. Die heikle und schwierige 
Arbeit der Wiederinstandsetzung der vielen, schon genannten wert- 
vollen, aber zum Teil arg defekten Oelgem&lde iibernahm der 
Haller Kunstmaler 6. Schmidt. 

Alte und vernachl&ssigte Gemalde zu restaurieren ist eine 
besondere Kunst und nicht jeder Kunstler versteht sie. Wie 
viele Bilder wurden schon durch eine verfehlte Restauration fiir 
immer verdorben ! Ein Uebermalen derselben wfirde neue Bilder mit 
ganz anderem Charakter zutage fSrdern. Der Restaurator muss viel- 
mehr bei diesem Geschaft mit ftusserster Vorsicht die Kruste, die sich 
mit der Zeit durch falsches Oelen, durch Rauch und Staub u. a. auf das 
Gemalde gelegt hat, abzunehmen wissen, urn so das Bild in seiner 
nrspriinglichen Farbengebung erstehen zu lassen, und dann allen- 
fallsige Defekte heben. Nur so konnen alte und verdorbene 
Bilder wieder auf ihren wirklichen Wert zuruckgefiihrt werden. 
G. S c h m i d t ist ein Meister in dieser Eunst ; er hat sc^ion manchem 
Gemalde seine alte SchSnheit wiedergegeben, und auch die vielen 
Bilder in den Ratbaussalen mit soviel Geschick und solcher Pra- 
zision restauriert, dass sie wie neu erscheiuen und man glauben 
mOchte, der Schopfer derselben selbst babe eben Pinsel und Palette 
weggelegt und sie als fertig der Stadt iibergeben! 

Das ganze Restaurationswerk darf nach alien Seiten als durch- 
aus gelungen bezeichnet werden. Wenn auch die Kosten der Restau- 
ration dieser Sftle nicht unbedeutend sind — sie betragen ttber 
5000 Mk. — , so sind sie es wert ! Sie entziicken jetzt Aug und Herz. 



B) Die Getnfilde. 
I. Der Urheber derselben — LIvio BettL 

Der Urheber|der Malereien im Haller Rathaus ist der Italiener 
Livio Andreas Rett i. x ) Er geh6rt einer nicht unbekannten 
Kunstlerfamilie an. Sein Vater ist der Architekt Retti, der sich 
im Anfang des 18. Jahrhunderts in Ludwigsburg niederliess und 

l ) Die biograpbischen Notizen iiber Livio Retti und die Retti'sche 
Familie verdanke ich hauptsachlich der Giite der Herren : Professor 
Dr. Berthold Pfeiffer in Stuttgart, Ingenieur Fr. Kubler in Ludwigs- 
burg und Anitsrichter a. D. Beck in Ravensburg. 

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18 Balluff 

auch dort im Jahr 1714 starb. — Retti ist nicht der einzige 
Italiener gewesen, der in jener Zeit auf die milden Lttfte und den 
sonnigen Himmel Italiens Verzicht leistete und nach Deutschland 
zog. Eine grosse Anzahl Italiener wanderte damals liber die 
Alpen, um sich in deutschen Landen niederzulassen, seis durch 
Not gezwungen oder von idealem Streben getrieben. Wir sehen 
solche, die sich Mem Kunstgewerbe nach seinen verschiedenen 
Richtungen hingaben und Kiinstler im eigentlichen Sinn des Wortes, 
die sich als Maler oder Musiker oder Komponisten hervortun oder 
als Architekte und Stukkateure in den Dienst des damals alles 
beherrschenden Barock und Rokoko stellen wollten. Diese Italiener 
brachten meist eine reiche praktische Vorbildung aus ihrem kunst- 
liebenden Vaterland mit und hatten den Kopf voll von Ideen ! Ihr 
Einfluss auf Kunst und Leben war nicht unbedeutend ! Heute noch 
flndet man Land auf Land ab die Nam en dieser italienischen 
Einwanderer in ihren Nachkommen, wenn auch manchnia] in ger- 
manisierter Form oder Endung. 

Die Mutter unseres Kunstlers ist eine geborene Prisoni, die 
Schwester des bertthmten Oberbaudirektors Donato Guiseppe Fri- 
soni, der mit Paolo Retti viel gearbeitet hat, am 30. November 1735 
in Ludwigsburg starb und in Oeffingen begraben liegt. l ) 

Seine Brttder sind der Stukkateur Donato Riccardo 
Retti, der Baumeister Paolo Retti und der Oberbaudirektor 
Leopold Retti. 

Donato Riccardo Retti ist geboren im Jahr 1687 in Laino 
zwischen dem Comer- und Luganersee. Er war ein bertthmter 
Stukkateur. Im Ludwigsburger Schloss finden sich von ihm prachtig 
ausgefBhrte Stukkatur-Arbeiten. Auch hat er mit einem anderen 
Italiener dem Innern der Stiftskirche zum hi. Vitus in Ellwangen 
in zehnj&hriger Arbeit (1731—1741) jene schflne Stuckdekoratiou 
gegeben, die heute so vielen, weil mit dem romanischen Stil der 
Kirche unvereinbar, ein Dorn im Auge ist. Der fruhere Stadt- 
pfarrer Prftlat Schwarz in Ellwangen hat schon vor 25 Jahren 
das Todesurteil liber sie gesprochen 2 ) und ein Restaurationsprojekt 
gefertigt, allein der Tod hinderte ihn an der Ausfuhrung. Bis 
heute ist es noch nicht ausgeftihrt! Ob es die Zukunft tun wird? 



! ) Vergl. Archiv fur christl. Kunst 1906 S. 24. 
2 ) Vergl. Dr. F. J. Schwarz, Die ehenialige Benediktiner-Abtei- 
Kirche zum hi. Vitus in Ellwangen, 1882. 



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Die Rathaussale in Sohw. Hall 19 

— Donato Riccardo Retti starb 1741 in Ellwangen und ist dort 
begraben. 

Der bedeutendste Retti ist der zweitgeborene (ebenfalls in 
Laino im Jahr 1691), Paolo Retti, Baumeister und sp&ter Ober- 
baumeister. Er war zuerst in Wien t&tig, wurde aber nach dem 
Tod seines Vaters (1714) nach Ludwigsburg berufen, um mit seinem 
Onkel Donato Frisoni den vom Verstorbenen im Jahr 1704 be- 
gonnenen Baa des Residenzschlosses daselbst weiterzufuhren und 
zu vollenden. Seine Frau, Anna Barbara, treffen wir bei der 
Orundsteinlegung des katholischen Betsaales in Ludwigsburg, den 
Frisoni in seinem Garten 1724 baute, wo sie mit Frisonis Frau, 
Anna Katharina, und der Frau des Marmorsteinmetzen Matthei 
aus Miinchen die 3 Hammerschl&ge vollzog. x ) Im Jahr 1728 baute 
er das Lustschloss Freudenthal fttr die v. Gr&venitz; 1728—30 das 
Schloss in Heimsheim (jetzt Schulhaus) fBr den Premierminister 
Friedrich Wilhelm v. Gr&venitz. Auch hat er mit Frisoni 1726-30 
die evangelische Stadtkirche, bezw. die Ttirme derselben in Lud- 
wigsburg gebaut Nach dem Tod seines Onkels im Jahr 1735 
wurde er dessen Nachfolger. Er starb in Ludwigsburg; das Jahr 
seines Todes ist aber nicht bekannt 

Der jftngste Bruder unseres K&nstlers ist der Oberbaudirektor 
und Oberstleutnant Leopold Retti, geboren wohl in Ludwigsburg 
im Jahr 1705. Dieser bildete sich in Paris aus, wurde dann 1726 
herzoglich-wlirttembergischer Baumeister und 1730 Baudirektor in 
Ansbach. Im Jahr 1744 kehrte er nach Stuttgart zurttck, 
entwarf 1746 den Plan zum neuen Residenzschloss daselbst und 
ttbernahm auch die Oberleitung des Baus. v In Stuttgart wurde er 
nacheinander Oberbaudirektor, Major und Oberstleutnant. Er starb 
am 18. September 1751 in Stuttgart und ist in Oeffingen bei 
Cannstatt begraben. 

Livio Andreas Retti, unser Ktinstler selbst, ist unter 
seinen Brtidern der zweitjttngste und ist geboren im Jahr 1693 
(oder 1692) in Laino. Er wohnte wie sein Vater in Ludwigsburg 
und zwar in der vorderen Schlossstrasse Nr. 37. In alien SchlSssern, 
die sein Bruder Paolo baute, hat er wohl auch gemalt, so im 
FavoritenschlOsschen bei Ludwigsburg und in der Schlosskapelle 
in Ludwigsburg selbst Einige Decken-Fresken linden wir von 
ihm in den Korridoren des neuen Corps de Logis. Sodann hat 



l ) Vergl. Archiv fur christl. Kunst 1906, S. 22. 



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20 Balluff 

er Doch in den Schlossern zu Freudenthal und Heimsheim und in 
dem ehemaligen Gravenitz - Palais in Ludwigsburg verschiedene 
Arbeiten ausgefiihrt Von diesen Malereien, meist Fresken, ist aber 
infolge der baulichen Veranderungen an den genannten Orten nichts 
mehr zu sehen, abgeseben von denen in der Schlosskapelle. Ohne 
Zweifel sind dieGemalde im Haller Rathaus seinHaupt- 
werk. Es ist sehr wabrscheinlich, dass auch die Deckengem&lde 
mit allegorischeu (der Tod, die vier Jahreszeiten), mythologiscben 
und biblischen Darstellungen in einigen Privath&usern in der 
N&he des Rathauses in Hall von Livio Retti sind. 

Im Jahr 1732 wurde er wiirttembergischer Hofmaler mit 
einem j&hrlichen Wartegeld von 350 Gulden. 1743 nennt er 
sich „Kurpfalzischer Hofma!er a und erh&lt auf Grund der Nach- 
forderungen, die er im Namen seiner Verwandten beim wtirttem- 
bergischen Hof geltend machte, 6000 Gulden ausbezahlt. Er starb 
am 2. Januar 1751 in Ludwigsburg in einem Alter von 58 Jahren 
und wurde in Hofen a. N., OA. Cannstatt, beerdigt. Alle Katboliken 
namlich, die in jener Zeit in Stuttgart, Cannstatt, Ludwigsburg 
oder sonst in der Gegend starben, fanden ihre letzte Ruhest&tte 
in dem katholischen Hofen oder Oeffingen, so auch, wie oben be- 
merkt, Frisoni und Leopold Retti. Jetzt noch findet man an der 
Kirchhofmauer in Hofen ziemlich gut erhaltene Reliefbildnisse 
von der Retti'schen Familie eingemauert. 

Die Haller Malereien wurden Livio Retti im April 1736 
vom Magistrat zur Ausfiihrung ubergeben. Nach einem Rathaus* 
Protokoll vom 9. April 1736 iibernahra der Kttnstler die Fertigung 
von drei Plafonds- und vier Wandgem&lden, sowie von sieben 
kleineren Bildern uber den Tttren in den Sftlen urn 1415 Gulden. 
Zugleich werden ihm, wenn die Arbeit gut ausf&llt, weitere 50 Gulden 
in Aussicht gestellt; auch ist im Protokoll beigefugt, dass nicht 
anzunehmen sei, dass die Bilder vor zwei Jahren fertig gestellt 
werden. Trotz langen Suchens in den Protokoll-B&nden bis 1745 
konnten wir nichts weiter finden ; nicht die Zeit der Fertigstellung, 
nicht, ob Retti die ihm in Aussicht gestellten 50 Gulden ausbe- 
zahlt wurden, auch nicht, ob die Bilder zur allgemeinen Zufriedenheit 
ausfielen! Ebenso findet sich uirgends ein Wort uber das, 
was die Bilder darstellen sollen, nichts uber den Sinn und 
die Bedeutung derselben. Man weiss also nicht, ob der Kunstler 
den Plan zur Durchftthrung der Arbeit ganz selbst&ndig gemacht, 
oder ob ihm irgendwie von Seite der st&dtischen BehSrde Winke 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 21 

und Wtinsche bei Anlegung desselben vorlagen, oder ob er nach 
Motiven anderer Kiinstler gearbeitet hat und von fremden Ideen 
sich tragen liess. Sicher ist, dass nach Abschluss des Vertrags 
mit Retti der ganze Plan ge&ndert, bezw. erweitert wurde, da statt 
der vier genannten Wandgemalde tats&chlich zwfllf in den Salen 
sich finden. Sicher ist auch, dass der Kiinstler wusste, was er 
wollte, dass er nach einer klaren und wohl durchdachten Idee 
gearbeitet und dieselbe gewiss gliicklich durchgefuhrt hat, wie 
wir nachher ira einzelnen zeigen werden. 

Alle Bilder, auch die grossen Deckengemalde, sind auf Lein- 
wand in Oel gemalt und nicht etwa nur Fresko-Malereien und 
schon deshalb von hoherem Wert. Sie haben eine erhebliche 
Grosser das grosse Deckengemalde 5,60X4,20 Meter, die zwei 
anderen in den Nebens&len 4,50X2,60 Meter, die Wandgemalde 
2,30 X 1,47 Meter und die kleineren Bilder fiber den Tiiren 1,60X0,90 
Meter. 

Wenn wir jetzt noch, bevor wir an die Betrachtung und 
Erklarung der Geraalde selbst gehen, LivioRetti alsKunstler 
wagen und seine Malereien auf ihren ktinstlerischen Wert prufen 
sollen, so kdnnen wir dies nur tun auf Grund -der fttr uns in Frage 
stehenden Haller Rathausbilder, die auch, wie schon bemerkt, das 
Bedeutendste sind, was er geschaflfen hat. Seine -in Ludwigsburg 
und an anderen Orten ausgefuhrten Bilder werden als keine be- 
sonderen Kunst werke bezeichnet. Die HallerMalereien diirften 
Retti aber doch in ein besseres Licht treten lassen ! Diese zeigen 
eine gute Komposition und klare Darstellungweise; das Kolorit ist 
frisch und warm, glanzend uud kr&ftig; die Farbenharmonie nur 
selten gestort; Licht und Schatten sind fast immer richtig verteilt; 
die Perspektive ist meist sicher; die Gewandung der einzelnen 
Gestalten mannigfaltig und vielfach reich gehalten. Aus alien 
Bildern spricht der Geist der venetianischen Schule und 
ihrer letzten Vertreter : Viele Allegorien, die zum Teil schwer ver- 
standlich sind; Motive aus der griechischen und romischen Mytho- 
logie ; uberall Putten und Amoretten, die dekorativen Zweck haben 
oder Nebenabsichten des Kfinstlers dienen mfissen; fippige, wenn 
auch nicht ausgelassene Frauengestalten ; selbst die Hunde, 
wie sie sich bei Paul Veronese und Tiepolo linden, diirfen auch bei 
ihm nicht fehlen. l ) Kurz, die Werke, die wir vor uns haben, geben 

') Vergl. Salomos Urteil, Joseph und seine Bruder, die allegorische 
Frauengestalt im Nebensaal. 



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22 Balluff 

Zeugnis von der Tuchtigkeit undLeistungsf&higkeit unseres Kttnstlers, 
von seinem guten Geschmack and seinem kiinstlerischen Schaffen. 
Trotzdem kflnnen wir seine Gem&lde nicht als Kunstwerke 
im eigentlichen und strengen Sinn gelten lassen. 

Bei genauer and eingehender Betrachtang stosst das Auge 
auf manche Unvollkommenheite n. Man findet da and dort 
Verzeichnungen ; das Inkarnat ist oft zu saftig und zu krftftig ; viele 
Partien scheinen flttchtig gemalt; manche Figuren und besonders 
weibliche Gestalten sehen einander ho ahulich, dass man glauben 
mflchte, es sei dem Mustier nur ein Modell zur Verfugung ge- 
standen! 

Was aber Retti besonders abgeht, das ist die Kunst zu 
charakterisieren, jene Kunst der Kunst, die es versteht, jeder Ge- 
stalt ein so sicheres, bestimmtes und festes Geprage zu geben, 
dass sie nicht nur ftusserlich von anderen absticht, sondern gleich- 
sam aus sich heraustritt und durch ihre ganze Haltung und 
Physiognomie klar sagt, was sie will und so wie sprechend er- 
scheint. Der Kttnstler darf nicht nur Farben zu schflner Harmonie 
zu vereinigen bestrebt sein, er muss vielraehr in die Bilder Geist 
und Leben hineinzutragen wissen, damit aus denselben wieder Geist 
und Leben hervortreten kann ; er muss aus ihnen, je nachdem der 
Gedanke, der dargestellt werden soil, es erfordert, Freude oder 
Schmerz, Hass oder Liebe, Tugend oder Laster, Gttte oder Strenge, 
Hoheit oder Niedrigkeit sprechen lassen, mit einem Wort — er 
muss charakterisieren kflnnen. Nur der ist Kttnstler im eigentlichen 
Sinn, der diese Kunst versteht. Livio Retti ist sie nicht in all- 
weg gelungen. Man wird zwar den Abraham bei der „Opferung 
des Isaak" und die Gestalt im Deckengem&lde, die wir als „Aber- 
glauben tt bezeichnen, als gut getroffen annehmen kflnnen, andere 
Figuren und Darstellungen aber als weniger glttcklich ausgeffihrt 
betrachten mttssen. Wo, so muss man sich fragen, wo ist bei 
Alexander, der den gordischen Knoten zerhaut, die m&nnliche 
Entschlossenheit und Ktthnheit, die doch aus dem Bild sprechen 
soil? — Wo bei dem ftgyptischen Joseph, vor dem sich 
seine Brttder niederwerfen, und bei Kdnig David, zu dem Semei 
koinmt, um Abbitte zu leisten, jene Majest&t und Hoheit, jenes 
berechtigte Selbstbewusstsein, das man bei ihnen sucht? Beide 
erscheinen zu juug, und in Haltung und Ausdruck so, als hfttten 
sie etwas verbrochen! — Wo ist bei Salomo, dem weisen 
Richter, die erhabene Wttrde und der Geist der Weisheit, der aus 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 23 

ihm sprechen sollte? — Wo die Indignation und Strenge beim 
Weltrichter im Jiingsten Gericht", der eben sich zu den zur 
HSlle Fahrenden mit Aug und Hand wendet und spricht : „ Weichet 
ins ewige Feuer!" Wo ist da der „Rex tremendae majestatis a , 
der KSnig von furchtbarer Majestat, wie der Richter in dem gross- 
artigen Hymnus auf das Weltgericht, in dem „dies irae a , genannt 
wircl ! Er erscbeint auf unserem Bild als die Gutmiitigkeit 
selber ! . Wenn Michelangelo den Richter in seinem „ Jttngsten 
Gericht" wie „einen Jupiter tonans, herkulisch an Gestalt und 
Gliedern, der wiitend und ztirnend von seinem Thron aufspringt, 
mit hocherhobenem, sehnigem Arm die Aufstandischen nieder- 
zuschmettern" x ) malt, so hat er vergessen, dass er den gerechten 
Richter Himmels und der Erde im Bilde zu geben habe und nicht 
einen Menschen, der von Zorn und Wut entbrannt ist ! Retti aber 
hat in der gerade entgegengesetzten Richtung gefehlt ; auch s e i n 
Richter ist k e i n gerechter Richter Himmels und der Erde ! — So 
liesse sich noch manches anfuhren, urn zu beweisen, was wir an 
ihm zu tadeln haben. Dies aber moge gentigen! — 

Als Nachahmer G. Tiepolos kann man L. Retti auch 
nicht bezeichnen ; ware er das, dann hatte er sich von ihm gerade 
die Kunst, zu charakterisieren, mehr aneignen miissen. Zudem 
ist Tiepolo etwas junger als Retti; Tiepolo ist 1696 geboren. 
Retti 1692 oder 93. Wenn sich auch in „Abrahams Opfer" bei 
Retti der Knabe fast in derselben Stellung und namentlich mit 
demselben scharfen Kuiewinkel wie bei Tiepolos gleichem Bild in 
Undine zeigt und das zu teilende Kind in „Salomos Urteil" bei- 
nahe wie eine photographische Aufhahme aus derselben Darstellung 
Tiepolos ebenfalls in Undine aussieht, so ist doch die Auffassungs- 
und Darstellungsweise beider so verschieden, dass ein weiterer 
•Vergleich nicht moglich ist. 

IL Der in den Gem&lden sum Ansdrnck gebrackte 
Hanptgedank e. 

Unterziehen wir aber die von Livio Retti gefertigten Haller 
Rathausgem&lde, deren Darstellungen sclion manchem Kopf- 
zerbrechen gemacht haben, einer n&heren Betrachtung, so ist durch 
einen oberfl&chlichen Blick sofort klar, dass in jedem Saal 



J ) Bischof v. Keppler in „Aus Kunst und Leben" S. 269. 



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24 Balluff 

eine fur sich abgeschlossene Idee zum Ausdruck gebracht 
ist: im Haupt- oder Mittelsaal herrscht die Religion, im rechten 
siid6stlichen Nebensaal finden Mythologie und Geschichte 
ihren Platz, und im linken, nordostlichen Nebensaal erscheint die 
Allegorie in ihrem Glanz. — So getrennt von einander aber 
auch diese drei Sale mit ihren bildlichen Darstellungen sind, so 
scheinen doch alle von einem Gedanken und einer Idee getragen 
und beherrscht zu sein, von der Idee: durch Religion und 
Tugend gelangt man.zu Macht und zum Wohlstand im 
offentlichen wie privaten Leben; dies zeigt das da- 
rn alige Hall. — Das Gauze dftrfte demnach nichts anderes 
sein, als eine Verherrlichung der Macht und desWohl- 
standes der alten Reichsstadt bezw. Republik Hall. 

Wie aber fiihrt Meister Livio Retti diesen Gedanken durch? 
Als Grundlage fur die Blttte und Macht einer Stadt und Ge- 
meinde gilt ihm Religion und Tugend. Darum lasst er auch 
im Haupt- oder Mittelsaal die erstere zu ihrem Rechte kom- 
men und in vollem Glanz erscheinen, im rechten Nebensaal aber 
die biirgerlichen Tugenden, Vaterlandsliebe und Burgersinn, 
die sich namentlich in der opferfreudigen Hingabe fttr das Gemein- 
wohl zeigen, aus Beispielen der griechischen und romischen Ge- 
schichte hell hervorleuchten, wfthrend im zweiten Nebensaal die 
alte Reichsstadt in ihrer ganzen Pracht und Macht durch 
Allegorien ins Licht treten und durch Wohlhabenheit im offent- 
lichen und privaten Leben gl&nzen soil. — Also durch Reli- 
gion und Tugend zu Macht und Ansehen! 

Es kann kein Zweifel sein, dass der Ktinstler von dieser 
einen Haupt- und Grundidee bei der ganzen Komposition der 
Bilder sich leiten liess und nach ihr arbeitete. Dieser eben ge- 
nannte Grundgedanke aber durfte auch den Schliissel 
zum Verst&ndnis des Ganzen und der einzelnen Gemalde geben und 
jede Handhabe zu absurden Erklarungen, wie sie schon versucht 
wurden, nehmen! 

III. Die einzelnen Bilder mit ihren Darstellungen. 

1) Der Haupt- oderJMittelsaal. 

(Das Reich Gottes auf Erden — Religion.) 

Der Haupt- oder Mittelsaal tragt ausschliesslich religioses 
Geprage und zeigt uns in geistreicher Ausfilhrung das Reich 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 25 

Gottes auf Erden, das in der alten Zeit im Volk Israel 
vorbildlich in Erscheinung tritt, im Christentnm seine Er- 
ftillung und Verwirklichung flndet und mit dera jiingsten 
Gericht abschliesst. 

a) Die alttestamentlichen (vorbildlichen) Darstellungen. 

Der Kunstler bringt demgemass in acht Wandgemalden 
Ereignisse und Begebenheiten mit vorbildlicher Bedeutung aus der 
Geschichte des Volkes Israel zur Darstellung, und zwar in drei 
Gemalden solche aus der Zeit der Patriarchen (Abrahams Opfer, 
Jakobs Kampf und Joseph priift seine Brader und gibt sich zu 
erkennen); in einem aus der Zeit Mosis (Moses als Kind von 
der KSnigstochter gefunden); in einem aus der Zeit der Richter 
(Samson zerreisst einen jungen Lflwen) und in drei aus der Zeit 
der Konige (Davids und Jonathans Schwur gegen Saul, Semeis 
Abbitte vor David und Salomos weises Urteil). — Die Bilder sind 
leider im Saal chronologisch nicht richtig geordnet. 

Betrachten wir diese alttestamentlichen Bilder im einzelnen 
naher und zwar in chronologischer Reihenfolge. 

1) Abraham opfert seinen Sohn Isaak. 
(I. Mos. 22, 1-13.) 

Gott verlangt von Abraham, um ihn zu prufen, dass er seinen 
einzigen Sohn, den Isaak, auf dem Berg Morija ihm zum Opfer 
bringe. — Das Bild stellt den Augenblick dar, da Abraham eben 
im Begriff ist, das Opfer zu vollbringen. Wir sehen den Knaben 
mehr sitzend als liegend auf dem von Holz erbauten Altar. Sein 
Haupt ist gesenkt, seine Augen sind verhullt. Mit dem einen 
Fuss halt er sich am Boden, mit dem andern, den er krampfhaft 
(in scharfem Kniewinkel) aufgezogen, am Altar; die H&nde sind 
auf den Riicken gebunden. Er erwartet den Todesstoss ! Abra- 
ham halt seinen Sohn mit der Linken an der Schulter; in der 
Rechten halt er das Messer und holt schon zum Stoss aus! Ein 
kraftiger Engel mit fliegendem gelbrOtlichem Kleide aber, der mit 
der linken Hand nach oben zeigt, halt ihn mit dem rechten Arm 
zurtick! „Tue dem Knaben nichts zu leid!" Unten rechts steht 
die Glut- oder Opferpfanne und links erscheint der Widder, der 
mit dem Horn an einem Strauch hangt und statt des Sohnes ge- 
opfert werden soil. 



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26 Balluff 

Das Bild ist eines der besten dieser Serie: die Composition 
ist wirkungsvoll ; der Contrast zwischen dem jugendlichen Leib des 
Knaben, den die natiirliche Angst vor dem Tod bleich gef&rbt, und 
der robusten Gestalt Abrahams mit der stark gebr&unten Kfirper- 
farbe ist besonders bemerkenswert. Der Blick des Vaters zu dem 
seinen Arm umschlingenden and ihn mitGewalt zuriickhaltenden Engel 
l&sst in die Tiefe seines Herzens schauen und Aufregung und 
Dank zugleich erkennen. — Das Opfer Isaaks ist das leuchtendste 
Vorbild des Opfers Christi am Kreuz. 

2) Jakobs Kampf mit dem Engel. 
(I. Mob. 32, 24 ff.) 

Jakob zieht, nachdem er bei Laban reich geworden und da- 
rum von ibm beneidet wird auf den Befehl Gottes zurttck in das 
Land seiner V&ter mit allem, was er hatte. Als er an der Grenze 
Kanaans war, sandte er Boten mit Geschenken an Esau. In der 
Fruhe des Morgens brachte Jakob dann die Seinigen und seine ganze 
Habe iiber die Furt bei Jaboc, er aber blieb allein. Und siehe 
ein Mann rang mit ihm, bis die Morgenrflte anbrach. Und Jakob 
sprach: „ich lasse dich nicht, du segnest michdenn! a Dies stellt 
das Bild dar. Der Hintergrund zeigt eine herrliche Landschaft in 
der Mor gen rote. In der Ferne Ziehen die Leute Jakobs mit 
Ochsen, Schafen und Kamelen voraus. Die Furt trennt ihn von 
ihnen. Wir sehen ihn im Vordergrund des Bildes links im Kampf 
mit einem Mann ; er trftgt ein hellblaues Unterkleid und einen 
gelblichen Mantel; sein Gesicht schmttckt ein leichter Vollbart. 
Der Go tt- Engel hat ein tiefblaues Untergewand mit weissen 
kurzen Aermeln und einen roten Mantel. Er ist ohne Bart. Beide 
karapfen mit einander; ihre M&ntel flattern nach beiden Seiten. 
Der Engel beruhrt Jakob mit der Linken an der rechten Seite 
(Hufte). — Es ist ein farbenpr&chtiges, gutes Bild. 

Jakob im Kampf mit dem Engel ist ein Bild des unablassigen 
Ringens urn den gottlichen Segen, der Beharrlichkeit im Gebet. 
— Jakob selber, der aus dem Hause seines Vaters fortzieht und 
wieder zuriickkehrt ein Vorbild Christi. 1 ) 

3) Joseph pruft seine B ruder und gibtsichzu erkennen. 
(I. Mos. c. 44 und 45.) 

Das Bild stellt den Augenblick dar, da Joseph seine Brttder 
wegen des im Sack Benjamins vorgefundenen silbernen Bechers 
') Vergl. Detzel, Ikonogr. II. 920. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 27 

zur Rechenschaft zieht; sie werfen sich vor ihm nieder and be- 
teuern ihre Unschuld und Juda will sich als Bfirge ftir den Knaben, 
den er in seinen Armen halt, stellen. — Joseph steht auf den 
Stufen (Steinstaffel) seines Thrones, fiber dem ein prftchtiger Bal- 
dachin sich erhebt. Er tr&gt den Herrschermantel und den Tur- 
ban auf dem Haupt; er spricht zu seinen Brfidern, indem er mit 
der Rechten agiert, wahrend er mit einem Tuch in der t Linken 
schon im Begriff ist, die Thrfcnen, die ihm kommen, abzuwischen. 
Seine Gestalt ist weniger gelungen: sie ist mehr knabenhaft, als 
m&nnlich, bartlos (obwohl die Jahre seines Lebens fiber 30 sind!) 
und ohne festes und bestimmtes Geprage. Besser gezeichnet sind 
die Brfider Josephs. Man sieht, wie sie ihre Unschuld beteuern! 
Im Vordergrund, unmittelbar an den Stufen des Thrones erscheint 
Juda mit Benjamin. Alle sind in ehrerbietiger Haltung! Als 
architektonischer Schmuck erscheinen im Hintergrund des Bildes 
stolze Arkaden, hinter denen noch in weiter Perspektive eine 
Pyramide hervortritt. 

Der ftgyptische Joseph ist in vielen Punkten wieder ein Vor- 
bild des Weltheilandes. 

4) Moses am Nil von der Konigstochter gefunden. 
(II. Mos. 2, 1-10.) 

Ein hartes Gesetz Pharaos gebot, alle Knablein der Israeliten 
in den Fluss zu werfen. Jochabed aber umgeht das Gesetz und 
setzt ihren Sohn, „da sie sah, dass er schSn sei a , am Ufer des 
Nilflusses in einem Korbchen von Rohr geflochten aus und stellt 
ihn unter die geheime Aufsicht seiner Schwester. Gott aber lenkt 
die Schritte der Ktoigstochter an den Fluss ; sie sieht den Kleinen 
im Korbchen und lasst ihn durch eine ihrer Magde, die sie begleiten, 
holen. Das ist es, was das Bild uns zeigt. — Der kleine Moses 
liegt im KSrbchen links unten im Schilf. Die KSnigstochter mit 
schwerem Mantel und Kette um den Hals und ihre Begleiterinnen 
bemfihen sich um das hilflose Kind; die eine zieht es eben heraus, 
eine andere scheint der KSnigstochter Halt zu geben, w&hrend 
eine dritte einen bun ten Schirm fiber sie halt und ein Mohr im 
Hintergrund ihr den Mantel tr&gt. — Das Gemftlde hat etwas 
Liebliches und Anziehendes. Die weiblichen Figuren sind s&mtlich, 
entsprechend /ten* Geist der Zeit des Kfinstlers, fippig gehalten ! 

Moses, der grosse Wundertftter und Ftthrer des israelitischen 
Volkes, steht als Vorbild Christi ausser Zweifel. 



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28 Balluff 

5) Simson zerreisst den jungen LSwen. 
(Buch der Richter 14, 1—6.) 

Samson oder Simson, einer der letzten Richter Israels, ist 
ausgezeichnet durch ungeheure Korperst&rke. Der Kiinstler sellt 
ihn in einem kleineren Gem&lde Uber der Eingangsttire dar im 
Kampf mit einem jungen Lowen, der brtillend auf ihn zukam, als 
er mit seinen Eltern nach Thamnatha gehen wollte, um sich eine 
Braut bei den Philistern zu holen. Der Kampf spiel t sich ab bei 
den Weinbergen der Stadt, wfthrend seine Eltern vorauseilen. 
Gest&rkt durch den Geist Gottes zerreisst er den Rachen des Lflwen! 
Das Bild ist etwas fluchtig gemalt. — Auch der starke Samson 
ist in mehrfacher Beziehung ein Vorbild Christi. 

6) In zwei weiteren kleineren Gemalden uber den beiden 
Seitentiiren ist eines der bekanntesten Vorbilder des Erlosers, 
Konig David, der Mittelpunkt 

a) David und Jonathan. 
(I. Samuel 20, 42.) 

Konig Saul war auf David wegen seiner kriegerischen Taten 
voll Neid und trachtete ihm nach dem Leben. Jonathan, der Sohn 
Sauls und der treueste Freund Davids, suchte ihn zu beschutzen 
und zu retten. Da der Versuch Jonathans, seinen Vater umzu- 
sthnmen, missliugt, treffen sich David und Jonathan der Verabredung 
gemass und geben sich den Schwur ewiger Treue und Preundschaft 
und scheiden dann von einander. Diesen Augenblick zeichnet das 
Bild. David erscheint mit Helm und Schuppenpanzer und rotem 
Mantel; Jonathan, aus dessen Antlitz tiefer Schmerz spricht, hat 
ein weisses Tuch in der Linken. Beide reichen sich die Hande. 
— Jonathan zeigt hier, wie wahr das Wort ist (Sir. 6, 15 u. 16): 
„Mit einem treuen Freund ist nichts zu vergleichen ; die den Herrn 
fiirchten, finden einen solchen." 

b)Semei vor David. 
(II. Samuel 19, 16-20.) 

Absolom hatte sich gegen seinen eigenen Vater, den Konig 
David, emport und viele riefen ihn zum Kfinige aus. Aber er wild 
mit seinem Anhang besiegt und muss das Leben lassen. Unter 
den ersten, die sich David wieder zu Fiissen werfen, seheu wir 
Semei von Bahurim. Er kam mit vielen Mannern zu ihm und 
sprach : „Rcchne mir, mein Herr, die Missetat nicht an ! a Diese 



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Die Rath aus sale in Schw. Hall 29 

Abbitte stellt das Bild dar. Auf der linken Seite erscheint 
David im Hermelin-Mantel und mit der Krone, umgeben vou seinen 
Getreuen, aaf der andern Seite Semei, eine imponierende, ausdrucks- 
volle Gestalt, mit einem Turban auf dem Haupt, voll Reue sich 
vor dem Konig verneigend; in seiner Begleitung sind die Manner 
Judas. — Das Bild zeichnet sich aus durch prachtvolle Farben- 
harmonie und klare Gruppierung ; nur David, der K5nig, erscheint 
zu jung und unscheinbar — ohne den Nimbus der Majest&t!* — 

7)Salomos weises Urteil. 
(1. bezw. 3. Buch d. Konige 3, 16—28.) 

Der Vorgang, der auf dem Gem&lde dargestellt wird, ist 
bek&nnt. Salomo sitzt auf einem Thron unter einem Baldachin ; er 
tragt einen Hermelin-Mantel und Krone und das Szepter in der 
Hand. Der Thron ist ungewohnlich hoch gestellt. Leute umgeben 
ihn von beiden Seiten. Der Konig gibt eben Befehl, das lebende 
Kind zu teilen. Der rohe Scharfrichter halt es mit der einen 
Hand an einem Fuss, den Kopf nach unten gerichtet, urn es zu 
spalten. Die wirkliche Mutter fallt ihm aber rasch und entschieden 
in den Arm, um das Kind zu retten, w&hrend das andere Weib 
fast ruhig an den Stufen des Thrones kniet; das tote Kind liegt 
neben ihr auf dem Boden. — Das Bild ist in den Farben den 
anderen gegeniiber nicht so krftftig gehalten. — 

Das „Urteil Salomos" findet man in der Kunst des spateren 
Mittelalters und in der Renaissancezeit h&ufig dargestellt, besonders 
in Gericbtssalen. x ) — In unserem Saal ist es noch ein Pendant 
zum „Weltgericht a (der irdische Richter dem ewigen gegeniiber) 
und darum sehr gut angebracht. — Salomo ist in mehrfacher Hin- 
sicht ein Vorbild Christi. 

So ist in s&mtlichen Bildern des Alten Testaments Ghristus 
und sein Reich vorbild lie h dargestellt. 

b) Die Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden im 

Christentum. 

Der Sieg des Christentums fiber das Heidentum. 
(Grosses Deckengemfclde.) 

Die Erfullung und Verwirklichung des Reiches Gottes auf 
Erden im Christentum kommt in dem schonen Deckengemalde, 

') Vergl. Detzel a. a. O. II 628. 



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30 Balluff 

das fast den ganzen Saal ttberspannt, 5,60 Meter X 4,20 Meter 
misst und wohl das glanz- und prachtvollste s&mtlicher Bilder ist, 
zu grossartiger Illustration, indem es den Sieg des Christen- 
tums fiber das Heidentum allegorisch zur Darstellnng bringt 
Das Bild ist nicht bloss durch seine Gr6sse, sondern auch durch 
seine Farbenpracht und durch die erhabenen Ideen, die in ihm 
zum Ausdruck kommen, von gewaltiger Wirkung. Der erste Blick 
zeigt uns auf demselben den Kontrast von Licht und Finsternis, 
von Tugend und Laster, von Wahrheit und Lttge! — Betrachten 
wir es aber nftherl Es versetzt uns in fiberirdische Sph&ren, in 
ein schflnes Wolkengebilde, auf dem die Gedanken des Kfinstlers 
Gestalt und Leben bekommen. Samtliche Personifikationen, abge- 
sehen von Skt. Michael und den Damonen, sind durch weibliche 
Gestalten gegeben. Das Gemalde ist zweiteilig. Es sollen 
zwei Reiche dargestellt werden: Das Reich des Lichtes und der 
Wahrheit einerseits und das Reich der Finsternis und der Lttge 
andererseits, also das Reich Gottes gegenttber dem Reich des 
Teufels, das auf Erden im Heidentum zur Erscheinung kam. Der 
Gedanke des Kttnstlers tritt klar vor uns. Oben das Reich des 
Lichtes: — alles ist licht und hell! Von himmlischem Licht um- 
gossen erscheint vor uns die wie von einem Thron aus alles be- 
herrschende Hauptgestalt in ihrer kriegerischen Rustung ; in hellem 
Glanze strahlt ihre ganze Umgebung; licht und hell sind die 
Wplken, die Tr&ger s&mtlicher Gestalten! — Unten das Reich 
der Finsternis! Zwar scheinen auch hier die Strahlen des alles 
durchdringenden Lichtes die Oberhand gewinnen zu wollen. Es 
d&mmert und will Tag werden! Schon steht der Engel 
des Lichtes triumphierend fiber dem Ffirsten der Finsternis; die 
Nacht muss dem Tag weichen ! Aber die Grundstimmung ist finster 
und dunkel! Ueberall zeigt sich noch der Geist der Finsternis 
und sein Walten ! — Das ist ohne Zweifel der Hauptgedanke, 
der auf unserem Bild zum Ausdruck kommen soil. 

Betreten wir jetzt zuerst das Reich des Lichtes! Es 
ist das Reich der geoffenbarten Wahrheit, der christlichen 
Religion. Diese selbst erscheint in der Gestalt der Gftttin 
Minerva, die mit Helm und Harnisch ausgerttstet ist. Die 
Renaissance liebte es, die christliche Religion als geoffenbarte 
Wahrheit durch diese Gottin darzustellen. Sie ist namlich das 
Bild der ewigen Weisheit, Schtfnheit und Reinheit! Und wie sie 
nach der-Mythe aus dem Haupt des Zeus hervorgegangen, so die 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 31 

geoffenbarte Wahrheit aus Gott! Zugleich ist sie die G6ttin des 
mit Eunst geffihrten, edlen Kampfes im Gegensatz zum rohen 
Krieg und darait auch nach dieser Seite em Bild der christlichen 
Religion! Auch sie k&mpft; aber ihreWaffen sind nicht Schwert 
und Pfeil, sondern die Wahrheit and die Gnade. Darum 
tr&gt sie auf der einen Hand das Buch mit den sieben Siegeln, 
auf dem das Lamm ruht, 1 ) als Symbol der Wahrheit, die Christus, 
das Lamm Gottes, der Welt gebracht und fttr die er sich geopfert 
hat, mit der andern Hand halt sie einen Schild auf dem 
der hi. Geist in Gestalt einer Taube seine Gnadenstrahlen 
ausgiesst. 

Im Gefolge und als unmittelbarer Ausfluss dieser 
Wahrheit und Gnade spendenden christlichen Religion sehen wir 
rechts von ihr die t h e o 1 o g i s c h e n und links die s i 1 1 1 i c h e n 
Tugenden, auch Eardinal- oder Grundtugenden genannt. 

Die theologischen oder gottlichen Tugenden sind Glaube, 
Hoffnung und Lie be. Sie heissen so, weil sie direkt von Gott 
herrfthren, uns unmittelbar zu ihm in die rechte Beziehung bringen 
und wieder zu ihm ftthren. Als solche sind sie auf dem Bild durch 
besondere Attribute gekennzeichnet. Der Glaube (fides) be- 
trachtet das Eruzifix, das er in der Linken halt, urn anzudeuten, 
dass der Gekreuzigte der Mittelpunkt des christlichen Glaubens 
ist. Die Hoffnung (spes) halt in der einen Hand eine Sch ild- 
krote und in der andern einen Zaum zum Zeichen, dass sie fest 
sein will, aber nicht zftgellos und vermessen 2 ) sein darf. 
Diese zwei Attribute sind ungew5hnlich, aber treffend! Sonst ist 
die Hoffnung durch den Anker gekennzeichnet. Die L i e b e (cari- 
tas) hat als Emblem die Feuerflamme auf dem Haupt (das Feuer 
der Liebe) und ein kleines Eind auf dem Arm (t&tige Liebe). 

In einiger Entfernung, rechts von den drei theol. Tugenden, 
tritt noch eine weitere Gestalt in Erscheinung. Sie sieht gar 
freundlicb und lieblich aus, schiebt mit der Rechten Eriegswaffen 
zurtick und halt mit der Linken einen Oelzweig hin, von dem zwei 
Putten, wie es scheint, pflttcken und geniessen. Es ist der mit 
dem Christentum auf die Erde herabgestiegene, l&ngst verheissene 
alles beglttckende Friede. 8 ) 



Zeit! 



l ) Vergl. Offbg. Joh. 5. 

*) Vergl. hiezu Matth. 4, 7, sowie die Gottesurteile der fruheren 

a ) Vergl. Ps. 71, 7 u. a. 



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32 Balluff 

Links von der „christlichen Religion" zeigen sich in glan- 
zender Gruppe die vier sittlichen Tugenden, gewflhnlich 
Kardinal- oder Grnndtugenden genannt. Diese sind schon der 
alten Philosophie von Sokrates an bekannt and auch in A. T. 
(Weish. 8, 7) unter etwas andern Nauien aufgeftthrt, erhielten aber 
(lurch das Christentum den wahren Inhalt und die rechte Deutang. 
Es sind : die Gerechtigkeit ( justitia) mit der Wage und 
dem Schwert in den Handen und einer Krone auf dem Eaupt, 
wohl als die Konigin ihrer Schwestern ; (gewChnlich wird aber die 
W e i s h e i t als d i e K 5 n i g i n der sittlichen Tugenden genannt); 
der Starkmut (fortitudo) mit den Fascen (bei den alten Rdmern 
ein Bfindel von St&ben, in der Mitte ein Beil) als Zeichen der 
Macht und Starke; (sonst hat die fortitudo als Attribut eine Saule); 
die Klugheit (prudentia) hier mit dem Spiegel und weissem 
Kopftuch (sonst auch mit der Schlange) ; die M&ssigung (tem- 
perantia) mit dem Zugel, dem Attribut, das ihr gewdhnlich zukommt. 

Neben der letzteren erhebt sich noch eine weitere Ge- 
stalt, aus deren Antlitz Glfick und Wonne spricht. Ihr Haupt ist 
umkr&nzt, mit der Linken halt sie ein Lamm und mit der Rechten 
weist sie auf die vor ihr schwebenden Kardinaltngenden hin. Es 
ist wohl der iunereFriede, die Freude und Unschuld des 
Herzens, die jenem zuteil wird, der sich von der Gerechtigkeit, 
der Klugheit, der Massigung und dem Starkmut bei all seinem Tun 
und Lassen leiten l&sst. Er wurde dem mehr aussern Frieden 
auf der entgegengesetzten Seite *) gut entsprechen und ihn erg&nzen. 
— Vielleicht ist diese Gestalt aber auch ein Glied der neben ihr 
sich zeigenden temperantia und dann als die Sanftmut (dementia) 
zu bezeichnen. 

Das sind die zwei Reihen von Tugenden, welche sich aus 
der ubernaturlichen und natttrlichen Ordnung, in 
die der Mensch gestellt ist, erkl^ren und auch ausserlich auf dem 
Bild getrennt von einander erscheinen. In den drei theolog. 
Tugenden ist das Verhaltnis des Menschen zu Gott (iibernatih - 
liche Ordnung) geregelt, und darum durch sie nicht nur die innere, 
sondern auch die aussere Gottesverehrung gefordert. 
Denn die aussere Gottesverehrung (der Gottesdienst) ist nichts 
anderes, w als der Reflex der inneren Akte der Gottesverehrung". 2 ) 

J ) Vergl. oben. 

*) Vergl. Linsenmann, Moraltheol. S. 306 u. W. Menzel a. a. O. 
II S. 508. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 33 

Durch die sittlichenTugenden aber tritt der Mensch in 
die richtige Beziehung zu sich selbst, zur Welt and zura Neben- 
menschen. In den drei gottlichen Tugenden kommt also das christ- 
lich-religiflse Leben oder der christliche Glaube 
im weiteren Sinn zum Ausdruck, in den vier Kardinal tugenden 
aber das christliche Tugendleben iiberhaupt. Es sind 
also die theol. Tugenden und die sittlichen Tugenden getrennt von 
einauder zn betrachten and wohl zu unterscheiden. Diese S&tze 
mttssen wir, urn bei unserem Erkl&rungsversuch auf dem rechten 
Weg zu bleiben, vorausschicken. 

Dem Reich des Lichtes und der Wahrheit tritt 
nun im untereu Teil des Bildes gegenuber das der Finster- 
nis und der Lttge. Zwischen beiden entspinnt 
sich der Kampf; das Licht kampft gegen die Finsternis. 
Aber nach langem Kampf siegt das Licht ; es wird Tag. Das 
ist es, wie wir schon eben dargetan, was auf dem Bild zum 
Ausdruck kommt. Es handelt sich also urn den Kampf 
des Christentums gegen das Heidentum Iiber- 
haupt, nicht etwa nur, wie man meinen konnte, urn den Ge- 
gensatz von christlichen Tugenden und heidnischen Lastern. Da- 
rfiber wird kein Zweifel sein k6nnen. Bei der ersten Betrachtung 
des Bildes ist man freilich sehr geneigt, den in der obereu H&lfte 
des Bildes gl&nzenden Tugenden die heidnischen Laster im unteren 
Teil entgegenstellen zu sollen und demgemass die Gestalten zu 
deuten. Allein innere und & u s s e r e Grttnde 1 ) weisen die- 



') 1. Durch die Laster oder Hauptsunden allein ist das Heiden- 
tum als solches nicht charakterisiert ; sie uben auch heute noch 
im Christentum ihre Macht aus. Die Herrschaft des Lasters im 
Heidentum aber kommt auf dem Bild durch die luxuria und super bia 
als die zwei Hauptlaster genugend zum Ausdruck. 

2. Jedes religiose System hat zwei Seiten: Glaube und das 
Leben nach dem Glauben. Das Christentum ist im oberen 
Bild teil durch die theologischen und sittlichen Tugenden nachbeiden 
Seiten gezeichnet ; das Heidentum ware durch die Laster allein nur 
nach einer Seite getroffen. In Wirklichkeit sind aber die Werke des 
Fursten der Finsternis: Irrtum, Gotzendienst und Lasterhaftigkeit. 

3. In dem beruhmten Gedicht des Aurel. Prudentius im 
4. Jahrhundert, Psychomachie betitelt, in dem der Kampf zwischen 
dem Heidentum und Christentum geschildert wird, erscheint dem 
christlichen Glauben gegenuber der heidnische Gotzen- 
dienst. Hienach hat auch die spatere Kunst fast durchweg gehandelt 
und dem wahren Glauben gegenuber den heidnischen Gotterglauben 

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34 Balluff 

sen Gedanken bald ab. — 'W e n n e s sich aber w i r k 1 i c h um 
den Kampf des Christentums bei seinem Eintritt in die Welt gegen 
das alte Heidentum handelt, so mtissen auch bei Erkl&rung dieses 
Bildes allejene M & c h t e in Betracht gezogen werden, mit 
denen das Christentum naturgemass and unter alien Umst&nden 
in Eonflikt kommen musste! Diese M&chte aber sind 
entsprechend den zwei Seiten, die jedem religiSsen System eigen 
sind, zu suchen im Gotterglauben und im Lasterleben der Heiden. 
Und da stossen wir auf den heidnischen Aberglauben, die 
heidnische Philosophie, den Gdtzendienst und den 
heidnischen Staat einerseits und die verschiedenen Laster 
andererseits. Das sind die M&chte, mit dan en das 
Christentum den Kampf aufnehmen musste. Mit diesen 
hatte auch der Kiinstler zu rechnen, wenn er seine Idee g a n z 
im Bilde geben wollte! Und er hat dies getan. — Er lasst im 
Mittelpunkt der unteren Bildhalfte den Erzengel Michael den 
Kampf mit dem Fursten der Pinsternis aufnehmen und als Sieger 
fiber denselben hervorgehen ! Rechts von ihm tritt in vier Ge- 
stalten der heidnische Gotterglaube in seinem ausseren Aufbau 



(Abgotterei und Aberglauben), gestellt. (Vergl. Kreuser, Kirchenbau I 
S. 210 u. 436.) 

4. Wenn in der Kunst Tugenden und Laster einander gegeniiber- 
gestellt werden, so ist die Gegenuberstellung gewohnlich eine direkte 
und diametrale : Gerechtigkeit — Ungerechtigkeit u. s. w. Diese Kon- 
struktion lasst sich h i e r nicht wohl nachweisen. 

5. Der fiber den linksseitigen vier Figuren schwebende und in 
die Hohe zeigende Engel sowie die mittlere Gestalt unten, die gleich- 
falls nach oben weist, lassen sicher auf eine Aktion, auf einen 
Rapport schliessen. Es kann sich also nicht bloss um eine einfache 
Gegenuberstellung von Tugenden und Lastern handeln. Auch zeigt 
kein Laster, wie hier der Fall ware, auf das Licht und die Wahrheit 
hin; jedes Laster scheut das Licht! — 

6. Den sieben Tugenden mfissten sieben Laster gegenfiberstehen ; 
es sind aber in der unteren Bildhalfte nur sechs Gestalten. Der Put to 
rechts kann den iibrigen Figuren nicht als koordiniert und gleichwertig 
gelten ; auch diirfte durch die Gestalt eines Kindes (Putto) nie ein Laster 
in der Kunst markiert werden. 

7. Die wiederholt genannten vier Gestalten machen auch ausser- 
lich nicht den Eindruck von Lastern. Zudem fehlen fur die Annahme 
von solchen s i c h e r e Attribute. Hatte der Kunstler Laster zeichnen 
wollen, waren ihm eine Menge von Attributen zur Verfugung gestanden 
und er hatte sie auch gegeben, wie man nach den iibrigen Figuren init 
ihren bestimmten Attributen annehmen darf. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 35 

irnd Inhalt in Gegensatz zum christlichen Glauben und links in 
zwei Figuren das heidnische Lasterleben zur christlichen Tugend. 
Nachdem der Hollenfiirst besiegt und gefallen, mussen auch seine 
Wer k e fallen : Irrtum (Aberglaube und heidnische Philosophie) 
und Gotzendienst einerseits und dieLasterhaftigkeit 
andererseits. Es siegt also auf der einen Seite die christliche 
Wahrheit fiber die Luge im Heidentum. Der Aberglaube 
weicht zurttck, der G6tzendienst fallt, auch die Philo- 
sophie ergibt sich und neigt dem Lichte zu und sucht zugleich 
auf den romischen Staat, der den Kampf gegen das Christentum 
eingestellt, nach dieser Richtung Einfluss zu gewinnen. Auf der 
anderen Seite weichen vor dem Glanz der christlichen Tugenden 
die heidnischen Laster zuriick und erbleichen! — Der Kttnstler 
hatte offenbar bei seiner Darstellung die Zeit Konstantins d. Gr. 
in der Geschichte vor Augen, in welche auch der Sieg des Chri- 
stentums iiber das Heidentum tats&chlich f&llt. 

Sehen wir nun, wie dies im einzelnen zutrifft! Gegen 
den Fursten der Finsternis hat sich der stete Kampfer far Gott 
und seine Sache, der Erzengel Michael erhoben. Er steht 
ganz im Vordergrund, fast im Mittelpunkt des Ganzen, so mar- 
kant und dominierend, dass man glauben mochte, der Kunstler 
habe das ganze Deckengemalde mit dem, was es darstellt, 
seinetwegen geschaffen. Der hi. Michael, der seit alten 
Zeiten in Hall in grossen Ehren stand, dem die Hauptkirche der 
Stadt geweiht ist, dessen Bild selbst am Marktbrunnen nicht fehlt, 
soil ohne Zweifel auch im neuen Rathaus seinen Platz haben und 
zwar den hervorragendsten ! Im Mittelpunkt desselben soil er er- 
scheinen und von da aus schutzend liber dasselbe wachen! — 
Vielleicht ist dies auch der Wille des Magistrats der alten Reichs- 
stadt gewesen? — Dass dieser Engel, der im Kampf mit dem 
Teufel vor uns steht, der Erzengel Michael ist, kann keinem Zweifel 
unterliegen; in dieser oder einer ahnlichen Gestalt sehen wir ihn 
in der Kunst gewohnlich dargestellt. 

Skt. Michael erscheint auf unserem Bild mit ausgespann- 

ten Flfigeln, das Bild der Sonne auf seiner Brust, zum Zeichen, 

dass er der Engel des Lichtes ist und far das Licht und die 

Wahrheit kampft. Mit majest&tischer Ruhe und des Sieges sicher 

hat er beide Fiisse und den zweizinkigen Lanzenschaft, den er in 

der Rechten halt, auf den Rticken der Hollenfttrsten gesetzt, urn 

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36 Balluff 

sie in den Abgrund zu bohren und ihre Macht zu brechen. In 
der Linken halt er, schon triumphierend, den Lorbeerkranz. 

Der Furst der Finsternis, dessen Waffen Lug und 
Trug und Arglist sind, liegt besiegt zu den Fiissen des himm- 
lischen Geistes und zwar in der Dreigestalt! So wird er in 
der Kunst nicht selten dargestellt, meist im Gegensatz zum drei- 
einigen Gott als „unheilige DreiheitV) Die drei Damonen zeigen 
sich in kr&ftigen Menschengestalten mit dunkler Korperfdrbung, 
durch welche rote Glut, die Farbe des Feuers, dringt. Besondere 
Merkmale, wie man sie sonst bei der Darstellung des Teufels ge- 
wohnt sieht, finden sich bei ihnen nicht: keine Krallen an den 
H&nden, keine H5rner am Kopf, kein Huf am Fuss! Unser 
Kiinstler behandelt die Teufel auf die glimpflichste und schonendste 
Weise! Nur dem Kopf des einen, der allein ganz zum Vorschein 
kommt, gibt er s p i t z i g e Ohren, das wenigste, was die Kunst 
bei der Charakteristik des Teufels verlangt. 2 ) Wenn er auch in 
Menschengestalt im Bild erscheint, — ein g a n z e r Mensch darf 
er n i e sein ! Das Gemalde zeigt den dreigestaltigen Teufel be- 
reits aus seiner bisherigen, dominierenden Stellung in seinem Reich 
auf Erden durch den firzengel Michael hinausgedriickt und zur 
Tiefe fahrend. Der e i n e liegt ganz im Dunkeln, wie tot auf 
dem Rticken. In der krampfhaft ausgestreckten Linken halt er 
eine etwas lichte Maske, zum Zeichen, dass er sich bisher in seiner 
Arglist als Engel des Lichtes zu geben verstand, mit der andern 
Hand greift er sich wohl in der Verzweiflung am Kopf; ein Putt- 
engel gibt ihm noch von der rechten Seite her mit dem Fuss einen 
kraftigen Stoss ! Der m i 1 1 1 e r e Damon f&hrt nach vorn ab- 
w&rts mit H&nden und Fiissen sich wehrend der Tiefe zu. Der 
d r i 1 1 e sucht voll Schmerz sein Haupt und den Oberk5rper auf- 
warts zu richten, da der zweizinkige Lanzenschaft des Erzengels 
ihn besonders heftig zu treflfen scheint. 

Unmittelbar rechts von dem mit dem Teufel k£mpfen- 
den Erzengel weicht eine duster e Gestalt stark zurlick ; 
in ihrer Rechten halt sie ein Szepter als Symbol ihrer Macht; ihr 
Blick ist unheimlich; an einem schmalen roten Halsband tragt 
sie ein auf der Brust verborgenes Amulett, als „Schutzmittel 

*) Vergl. Wolfg. Menzel, Christl. Symb. II. S. 475. Auch im Archiv 
fiir christl. Kunst ist von drei Teufelsgestalten die Rede. Jahrg. 1892 
Seite 13 und 15.) 

v ) Vergl. W. Menzel a. a. O. S. 470. 



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Die Rathaussale in Sehw. Hall 37 

gegeu bosen Blick und Zauber", und mit der linken Hand flihrt 
sie etwas zum Mund, wohl audi ein Zaubermittel , urn gegen 
das eindringende Licht gefeit zu sein! Aus ihrer ganzen Er- 
scheinung spricht etwas TeufHsches ! In ihr haben wir den heid- 
nischen Aberglauben zu erkennen ! Er steht in grellem 
Kontrast zu dem unmittelbar fiber ihr thronenden c h r i s t - 
lichen Glauben. Vor dem Licht der Wahrheit, das er nicht 
ertragen kann, weicht er scheu zurttck. 

In der mehr lichten Erscheinung neben ihr, die in gleicher 
Richtung zurttckweicht, durfen wir wohl die antike heidnische 
Philosophie er blick en. Sie tr&gt zum Zeichen ihrer Macht 
und Herrschaft (in der Kaiserzeit gaben sich selbst die Fra^uen 
philosophischen Studien hin !) in der Rechten ebenfalls ein Szepter. 
Mit dem Finger der linken Hand zeigt sie aufwarts zum Reich 
des Lichtes und der Wahrheit und wendet sich mit ihrem AntUtz 
der neben ihr ruhenden Gestalt von distinguiertem Aeusseren zu, 
als wollte sie ihr sagen : „sieh hier ist das, was wir l&ngst suchen, 
die Wahrheit!" Auf ihrem Haupt trftgt sie ein weisses Kopftuch 
(mitra?) mit leichten blauen Streifen (wohl ein Symbol der Welt- 
weisheit, die nicht lauter ist!), ahnlich wie im oberen Teil des 
Bildes die prudentia (Elugheit) noch ein weisses Kopftuch als 
Attribut neben dem Spiegel hat! Die Gestalt, an die sie sich 
wendet, ist der heidnische Staat, ihr Ideal, der uns spater 
begegnen wird. Wenn nun aucb die alte heidnische Philosophie 
im ganzen genommen als Feindin der christlichen Religion ange- 
sehen werden muss, so ist dieselbe doch seit Plato und Aristoteles 
eiu F i n g e r z e i g zur ewigen, Wahrheit gewesen und „ftir viele 
Heiden eine Br it eke zum Christentum" geworden. 1 ) BeimSturz 
des Heidentums aber hat sich die heidnische Philosophie, weil in 
sich haltlos und wohl auch beeinflusst durch die christlichen 
Apologeten, der geoffenbarten Wahrheit zugewandt, wenn sie auch 
im Neuplatonismus und anderen philosophischen Systemen noch 
lange Vertreter hatte. — Die Philosophie, die in den irdischen 
Gtttern das Heil suchte, tritt hier in direkten Gegensatz 
zur christlichen Hoffnung, die aufwarts strebt uud in 
Gott dem Menschen das wahre Heil zeigt. 

In der gleichen Fluent der beiden eben genannten Machte 
tritt noch eine weitere Gestalt vor uns; in der rechten Hand hat 
sie ein dolchartiges Messer, das Opfermesser (secespita), mit der 

l ) Vergl. Hefele, Beitr. zur Kirchengesch. I, S. 7. 



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38 Balluff 

linken halt sie den untern Teil einer fallenden S&ule l ) und auf dem 
Boden vor ihr steht die Glutpfanne, die am Erlflschen ist; auf 
ihrem Haupt trftgt sie einen diademartigen Schmuck. Es ist wohl 
der heidnische Opfercult (der Gfltzendienst), der mit dem 
Heidentum ebenfalls faMlt. Das Feuer in der Pfanne ist am Er- 
Iftschen; der Arm mit dem Opfermesser sinkt; die Tempel als 
Opferst&tten, die durch die fallende S&ule (pars pro toto) be- 
zeichnet sind, stttrzen ein. Die Oestalt selber, die sich vom Licht 
wegwendet, dfirfte als sacra persona erscheinen and das heidnische 
Priestertum darstellen. — Dieser G6tzendienst steht im Gegen- 
satz zur christlichen Liebe, die Gott im Geist und in der 
Wahrheit anbetet und reine Opfer darbringt. 

In der vierten, ganz markant im Vordergrund 
dieser Gruppe auftretenden, ebenfalls weiblichen Gestalt, aber mit 
fast mannlichem Charakter, scheinen die anderen drei sich zu 
konzentrieren. Sie ist der Mitt el punk t derselben. Sie trftgt 
unserer Ansicht nach die Gewander der romischen Eaiserzeit: 
— die doppelte Tunika (die tunica interior kommt am Hals zum 
Vorschein und hat kurze Aermel, die obere ist &rmellos, blaulich, 2 ) 
reicht bis auf die Knochel [t. talaris, Cic. Cat 2, 10] und ist unter 
der Brust gegiirtet) und den roten Herrscher mantel 
(toga purpurea) vielmehr das Paludamentum (roter Kriegsmantel), 
„das ausschliessliche Abzeichen der kaiserlichen Gewalt" 3 ) ; er ist 
zuriickgeworfen und fallt in langen Falten vom herab; am linken 
Arm ist er oben befestigt, w&hrend der rechte frei ist. Auf dem 
Haupt tragt sie den Helm und an den Fiissen Sandalen. Hire 
Hande ruhen zu beiden Seiten ; Blick und Haltung .lassen auf 
tiefes und ernstes Nachsinnen schliessen. Es wird der 
Reprasentant des ganzen antiken Heidentums, der 
rflmische Staat, sein, in dem der Gfltterglaube mit all seinen 
Einrichtungen und Ideen aufging. Er scheint des bisher gegen 
das Christentum gefuhrten Kampfes miide zu sein und sich eines 
Besseren zu besinnen. Die links von ihm schwebende Gestalt 
(Philosophie, vergl. oben) macht ihn, der seit Plato ihr Ideal ist, 
auf das Licht der christlichen Wahrheit aufmerksam, und auch die 



') Auf dem Fuss dieser Saule steht der Name des Kiinstlers : 
Livio Retti. 

2 ) Die Farbe der Kleider ist in der Kaiserzeit sehr verschieden. 
(Vergl. Guhl u. Koner, Leben der Griechen u. Romer S. 735.) 

3 ) Vergl. Guhl u. Koner a. a. O. S. 732. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 39 

Blicke des iiber dieser Gruppe im Triumph aufwarts 
fliegenden und nach obeu zeigenden kleingestalti- 
gen Engels 1 ) wenden sich ihm zu. Durch diesen Engel, der 
zugleich den oberen Teil des Bildes zum unteren treftlich in Beziehung 
bringt, diirfte wohl auch die Wirksamkeit der gSttlichen 
Gnade (gratia praeveniens oder excitans), die beim Sieg des 
Christentums iiber das Heidentum sicher eine grosse Rolle gespielt 
hat, angedeutet sein. 

Der im Innern der Gestalt (rom. Staat) reif gewordene Ent- 
schluss mag durch den mit den Flugeln schlagenden Hahn 
auf dem Helm desselben angezeigt sein. Der Hahn ist namlich 
der Verkiindiger des an*brechenden Lichtes, der Herold 
des Tages. Ehe er aber andere wachruft, weckt er sich selbst, 
indem er seine Fliigel schlagt. 2 ) Als „ales diei nuntius" wird er 
genannt in der alten Hymne des Aur. Prudentius und im Hymnus 
der Sonntagslaudes des rflmischen Breviers wird er mit folgendem 
Vers gekennzeichnet : 

„Praeco diei jam sonat, 
Iubarque solis evocat." 
(Des Tages Herold ruft uns schon, 
Und weckt der Sonne ersten Strahl.) 8 ) 

Der heidnische Staat selbst, wachgerufen durch 
Einfliisse aller Art, wird in der richtigen Erkenntnis und Bedeu- 
tung des Christentums der Herold des Tages, der Verkiindiger 
des Lichtes. Die Toleranz- und Freiheitsedikte unter Constantin 
d. Gr. haben in der Heideuwelt den Tag angekttndigt und dem 
Licht der Wahrheit, das bisher nur im Verborgenen leuchten 
konnte, freien Eingang verschafft. „Praeco diei jam sonat, jubar- 
que solis evocat!" — Das Licht hat iiber die Finsternis, das 
Christentum iiber das Heidentum gesiegt! 

Wie aber das Licht der Wahrheit iiber den heidnischen 
Gotterglauben Herr geworden, so muss vor dem Glanz der 
christlichen Tugenden das heidnische Laster 

') Es ist dies offenbar ein Engel im eigentlichen Sinn, nicht ein 
Putto. Er hat helle Engelsflugel und von seinem Rucken hinweg 
flattert ein leichtes gelbliches Kleid, das mit einem roten, schmalen 
Band am Leib befestigt ist. 

2 ) Vergl. Archiv fur christl. Kunst, 1885, S. 24 u. Kreuser, Kirchen- 
bau I 755. 

s ) Vergl. Detzel, Ikonogr. I S. 27 u. Kreuser a. a. O. II 291 ; 
W. Menzel a. a. O. I 366. 



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40 Balluff 

zurucktreten und w e i c h e n. Dieser Gedanke kommt noch 
links von St. Michael zum Ausdruck. Hier tritt in zwei Ge- 
stalten das Lasterleben der Heidenwelt vor uns, namlich in der 
Sinnlichkeit und Wollust (luxuria) und im Stolz (superbia). Es 
sind dies d i e zwei Laster, welche das ganze damalige Leben be- 
herrschten und aus denen fast alle ttbrigen Laster und Leiden- 
schaften wie aus zwei Quellen hervorgingen ! In der ersteren 
sollen besonders die Fleischessunden, in der anderen mehr die 
Geistessiinden ihre Vertreterin haben! Und wenn wir im 
Gfltzendienst und Gfltterglauben die schreckliche Verirrung 
der menschlichen Vernunft schauen mftssen, so zeigt sich 
uns in der gr&ulichen Lasterhaftfgkeit der Heiden die furcht- 
bare Verirrung des menschlichen Herzens! (Vergl. hie- 
zu Rom. 1, 21-31.) 

Die luxuria erscheint auf unserem Bild als eine nackte, 
iippig schflne Frauengestalt. Sie schwebt zurtickweichend liber 
einer blauen Kugel (Erdkugel) zum Zeichen ihrer Herrschaft iiber 
die ganze damalige Welt. Mit der Rechten greift sie schmerz- 
lichen Blicks nach der Sonne, 1 ) hier das Symbol der Sinnlichkeit 
und fleischlichen Lust, 2 ) die erbleichend untergeht, um sie an sich 
zu Ziehen ; in der Linken halt sie ein o f f e n e s Buch, zum Zeichen, 
dass sie bisher o f f e n und ungescheut sich zeigen durfte ! 
Es ist damit also die effen tlichkeit und Frechheit dieses 
Lasters gut charakterisiert ! 

Die superbia (Stolz, brutale Gewalt und Grausamkeit) 
tritt vor uns als stolze Frau, in glanzender Kleidung, mit der 
Krone auf dem Haupt, das Scepter in der Rechten, und zu ihrer 
Linken der gewaltige, stolze und grausame Lowe — lauter Sym- 
bole ihrer Macht und Herrschaft. Den L5wen sucht sie mit der 
linken Hand, wie es scheint, zuriickzuhalten und zu beruhigen. 
Ihr Auge wendet sie stolz vom Lichte ab. 

Der oberhalb dieser Gestalt hinwegfliegende Puttengel 

J ) Die Sonne kann nur alsAttribut der luxuria auf- 
gefasst werden ebenso wie das offene Buch, das sie in der Linken halt, 
da beide in unmittelbarer Beziehung zu ihr stehen. Diese Sonne kann 
nicht die Sonne der christlichen Wahrheit sein : das Laster als 
8 o 1 c h e s wendet sich nie dem Licht zu, sondern von ihm ab ; e s 
weicht zuriick, wie schon oben bemerkt, aber bekehrt sich 
nicht! Mejer in seiner Beschreibung des Rathaussaals fasst samtliche 
Gestalten des unteren % Bildteils falsch auf! 

*) Vergl. den heidn. Sonnenkult im Kirchenlex. v. Wetzer u. Welte, 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 41 

mit dem sich stark entleerenden Fullhorn ist dekorativ und 
soil durch denselben vielleicht noch der grosse Verlust angezeigt 
werden, den das Heidentum durch den Sieg des Christentums er- 
litten hat! Jedenfalls ist er von nebens&chlicher Bedeatung. 

Das ist das grosse Deckengemalde mit seiner herrlichen 
Idee. Man konnte demselben als Motto vorsetzen: „Christus hat 
euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen." 
(1. Petri 2, 9.) 

c. Die vier Medaillons-Bilder (Reliefs) in den Ecken des Saales. 
(Danielische Weltreiche. x ) 

In der reichen Umrahmung des eben beschriebenen, grossen 
Deckengemaldes finden sich in den Ecken vier Medaillons mit ver- 
goldeten Relief bildern in feiner Ausfuhrung von Stukkateur Pockhl. 
Ueber jedem erhebt sich ein Baldachin und um jedes gl&nzen zu- 
gleich als Dekoration die auf das einzelne Reich beztiglichen 
kriegerischen Attribute. Es sind hier, wie aus den unmittelbar unter 
ihnen angebrachten Tiersymbolen sofort zweifellos erhellt, 
die vier danielischen Weltreiche (vergl. Daniel 7) dar- 
gestellt durch die vier Repr&sentanten derselben rNebukadnezar, 
Cyrus, Alexander und Casar. Wie M e j e r in seiner 
„Beschreibung des Rathaussaales" in diesen vier Gestalten christ- 
liche Herrscher sehen konnte, ist unbegreif lich ! Die Tiersymbole 
und die Bilder selber sind so klar, dass es keines weiteren Be- 
weises bedarf. Diese vier Medaillons erg&nzen den Gedanken, der 
im Deckengemalde dargestellt ist ; die danielischen Weltreiche gehen 
dem Reich Gottes auf Erden voraus und werden durch dieses 
verdr&ugt. 

Stelleu wir uns, um sie der Reihe nach (nach Daniels Ge- 
sicht und Beschreibung) betrachten zu k5nnen, mitten im Saale, 
zuerst der Haupttiire und dann den Fensteru zugewandt auf. 

1. Rechts von der Haupttiire das chaldaische Reich 
(Nebukadnezar). Die Gestalt tragt einen Harnisch, als Achsel- 
stiick einen Lowenkopf, auf dem Haupt den Turban, der mit einer 
Zackenkrone abschliesst, und neben sich (in der Hand) eine Art 
Hellebarde. 



') Nach dem mir von Herrn Prof. Dr. Kolb hier, dessen Giite ich 
auch fur die Einzelerklarung der allegorischen Darstellungen in den 
drei Salen manchen Wink zu verdanken habe, zur Verfiigung gestellten 
Manuskript iiber diese vier Medaillons-Bilder. 



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42 Balluff 

Als kriegerische Attribute erscheinen: Kocher, 
Lanzen, Pfeile, der Morgenstern und eine Fahne mit dem Halb- 
mond (wie noch bei einem Medaillon), zum Zeichen, dass j e t z t 
der Halbmond dort herrscht . 

Das Tiersymbol, der geflugelte Lowe, unterhalb 
des Bildes, stimmt genau mit dem bei Daniel 7, 4 beschriebenen : 
„Das erste Tier war wie eine Lflwin und hatte Adlersflttgel." — 
Dieser gefliigelte Lowe versinnbildet das chald&ische Reich und 
dessen grSssten Konig Nebukadnezar, unter welchem Symbol letz- 
teren auch Jeremias (4, 7) anfuhrt. 

2. Links von der Hauptture das medisch-persische 
Weltreich (Cyrus). Die Gestalt ist fast wie die erste, nur als 
Achselstiicke Menschenfratzen, nebenan (in der Hand) das Szepter. 

KriegerischeAttribute: eine Hellebarde, eine Lanze, 
1 Keule, ein Spiess und ein Schild, Kocher, Pfeil und Bogen, eine 
Fahne mit der Sonne (der Name Cyrus wird als „Sonne a gedeutet). 

Als T i e r s y m b o 1 fur dieses Reich erscheint ein Bar mit 
zurtickgewendetem Eopf und weit aufgesperrtem Rachen mit drei 
Hauzahnen, ganz wie Daniel 7, 5: „Und siehe das andere Tier 
glich einem Bftren und stand zur Seite und es hatte drei Hauzahne 
in seinem Rachen." (Allioli sieht in den drei Zahnen die drei 
Reiche der Chald&er, Meder und Perser, aus denen das medisch- 
persische Weltreich sich gestaltete.) 

3) Rechts (wenn wir gegen die Fenster sehen), ist das 
griechisch-mazedonische Reich (Alexander d. Gr.). 
Die Gestalt hat einen Schuppenharnisch, als Achselstiick eine 
Lflwenmaske, auf dem Haupt, von dem Locken herabwallen (wo- 
durch die Tugend Alexanders angedeutet wird), ein Diadem, das 
in einen Helm ausgeht, der mit einem Federbusch und einem Vogel 
(Adler?) gekrflnt ist; zur Seite in der Hand den Admiralsstab. 

Als kriegerische Attribute in der Umrahmung: 
eine Stange mit Rossschweif und Halbmond, eine Trompete und 
Fahnen; ganz oben abschliessend ein feuerspeiender Greif. 

Als Tiersymbol fur Alexander und sein Reich zeigt sich 
unterhalb ein springender Panther (Parder) mit vier Kopfen und 
vier Flttgeln wie er bei Daniel 7, 6 beschrieben ist: „Und siehe 
da war ein anderes Tier gleich einem Parder, und es hatte auf 
seinem Rucken vier Flugel wie ein Vogel und vier Kopfe waren 
an dem Tier und Gewalt ward ihm gegeben." 

4) Links das r o m i s c h e W e 1 1 r e i c h (C a s a r). In der 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 43 

Gestalt erkennen wir sofort das bekannte, traditionelle Casar- 
Portr&t mit dem Lorbeerkranz auf dem Haupt und init glattem Har- 
nisch; als Achselstttcke zeigen sich Menschenfratzen, unten das 
Cinctorium (Degengehenk), zur Seite (in der Hand) der Admiralsstab. 

Als kriegerische Attribute finden sich: 3 Fahnen, 
eine Standarte mit den Buchstaben : SPQR (Senatus Populus Que 
Romanus), auf einer Fahne ist der fliegende Legionsadler ; dann 
als Signalinstrumente das cornu (Blashorn) und der lituus (Signal- 
horn), dabei ein Helm. 

Als T i e r s y m b o 1 fur das rflmische Reich, das alles be- 
herrscht und sich alles zu Fiissen gelegt hat, -erscheint ein m o n - 
stroses Tier; der Leib samt dem aufgerichteten Schwanz ist 
wie von einem Rind, der Kopf vom Widder mit 10 HSrnern, aus 
welchen mitten eines hervorragt und in einem Menschenkopf endigt. 
Das Maul ist schnabelartig wie vom Adler. Alles passt auf das 
bei Daniel 7, 7 und 8 beschriebene Tier: „Und siehe das vierte 
Tier war furchterlich und schrecklich . . . , es war auch ungleich 
den anderen Tieren und es hatte 10 Horner; . . und siehe ein 
etwas kleines Horn trat hervor zwischen ihnen . . . und das Horn 
hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das grosse Dinge 
redete." 

d) Das jfingste Qericht. 

(Abschluss des Reiches Gottes auf Erden.) 

In diesem Wandgemalde erhalt das Reich Gottes auf Erden 
seinen Abschluss. Die Darstellung ist nach dem biblischen Bericht 
Matth. 25, 31—45 und Offbg. 20, 12 und 13. Wie die meisten 
Bilder, die das Weltgericht zum Gegenstand haben, so ist auch 
dieses zweiteilig. Oben erscheint im KSnigsmantel Christus, der 
Richter der Welt, in den Wolken des Himmels, sitzend auf der 
Weltkugel. Die Kugel ist w e i s s als Attribut des Heilandes beim 
Weltgericht. 1 ) Engel umgeben den Heiland von oben und von beiden 
Seiten; einige von ihnen stossen in die Posaunen. Die Verdamm- 
ten weist er mit der linken Hand ab, die Gerechten ruft er sich! 
Alle sind nackt. 2 ) 

Im Vordergrund der unteren Bildh&lfte stehen eben noch 
einige von den Gr&bern auf, w&hrend mehr im Hintergrund schon 

') Vergl. Wolfg. Menzel, Christl. Symb. I 536 u. Offbg. Joh. 20, 11. 
*) Vergl. das „Jungste Gericht" von Michelangelo u. Rubens, wo 
das Nackte ebenfalls herrscht! 



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44 Balluff 

ganze Schaaren ihrem ewigen Ziele zugehen: rechts vom Richter 
eilen die Gerechten, die durch einen Engel mit feurigem Schwerte 
vom Riicken her gedeckt werden, dem Himmel zu; links werden 
die Verdammten von drei Teufeln dem HOllenracheu zugetrieben. 
Dieser ist audi hier, wie auf den meisteu Bildern vom jiingsten 
Gericbt, durch einen offenen, riesenhaften Rachen eines drachen- 
artigen Tieres, aus dem von alien Seiten Feuer sprflht, dargestellt. 
Aus der Tiefe desselben bemtiht sich ein Teufel, die Verdammten 
mit einem Feuerhaken hereinzuziehen ! Hier ist noch ein wenig 
von dem Humor, wie er sich gem auf diesen Bildern bemerklich 
macht. (Ueber die Gestalt des Richters vergl. oben Seite 23.) 

2) Der rechte (sudostliche) Nebensaal. 

(Die griechischen und romischen Helden. — Tugend.) 

Dieser Saal zeigt uns im Bilde jene erhebenden und nach- 
ahmenswerten BeispielederVaterlandsliebe,desBiir- 
ger sinns und desHeldenmuts, wie sie sich in der Geschichte 
bezw. in der Mythologie der alten Griechen und Romer flnden. 
Sie schmiicken Decke und W&nde dieses Saales. 

Im Deckengem&lde zun&chst schauen wir die grossen, 
„helmbuschumflatterten a griechischen und romischen Helden, acht an 
der Zahl, versammelt in einer Rotunde, mit voller glanzender Waffen- 
rttstung, unter freiem Himmel, die Siegeszeichen zu ihren Fussen, um- 
schwebt von Putten und Amoretten, die ihnen Lorbeerkranze und 
Palmzweige entgegenbringen. Sie sind ohne Zweifel im Elysium, 
einem, nach der griechischen Sage lieblichen, paradiesischen Ge- 
filde, wo sie als Lieblinge der Gotter in Seligkeit und Wonne 
fortleben. Die Heldentaten, die sie im Leben vollfuhrt und deren 
sie sich freuen, sind gewiss der Inhalt des Gesprachs, das sie 
unter sich fuhren! 

Ob der Klinstler in diesera Deckengem£lde bestimmte 
Helden im Auge gehabt und ob er sie durch die verschiedenen 
Schild-Embleme und die ihnen beigegebenen Sinnspriiche kenntlich 
machen wollte, konnen wir nicht entscheiden. Es ist wohl mtfg- 
lich! — C. Mejer hat in seiner wiederholt genannten „Beschrei- 
bung des Rathaussaales in Hall a versucht, die acht Helden hienach 
zu bestimmen und erkennt in ihnen Achilles, Patroklus, Hektor, 
Aeneas, Romulus, Pompejus, Scipio und Fabius. — Zur Vervoll- 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 45 

st&ndigung unserer Studie lassen wir die Schild-Embleme mit den 
sie umgebenden Devisen der Reihe nach folgen: 

der erste hat auf dem Schild einen springenden Lowen mit 
der Devise: fortiter! (tapfer!); 

der zweite ein brennendes Herz mit den Worten: semper 
idem! (immer derselbe!); 

der dritte ein brennendes, mit einem Pfeil durchstochenes 
Herz mit dem Spruch : dulce et decorum pro patria mori, (suss und 
ehrenvoll ist's, furs Vaterland zu sterben); 

der vierte einen Dolch und um ihn die Worte: quo fata 
trahunt retrahuntque sequamur, (wo das Schicksal uns bin- und 
wieder wegweist, da wollen wir folgen); 

der ftinfte einen Lorbeerzweig mit der Devis'e: tandem 
triumphat (endlich triumphiert er); 

der sechste ein angekettetes Schwert mit einer Krone darauf 
und die zwei Worte: victor et victus (Sieger und Besiegter); 

der siebente eine brennende Stadt mit den Worten: impavi- 
dum ferient ruinae, (in freier Uebersetzung : Ohne Zagen wird er 
dastehen, wenn auch der Weltbau fiber ihm zusammenbricht) ; 

der achte fiihrt im Schild die Buchstaben S. P. Q. R. (Sena- 
tus Populus Que Romanus, Senat und romisches Volk) und den 
Satz: cunctando restituit rem (publicam), durch Zaudern stellt er 
den Staat wieder her. 

In den drei Wandgem&lden erscheint noch besonders 
der Opfermut, die Vaterlandsliebe und die ra&nnliche 
Unerschrockenheit beleuchtet. 

Das erste zeigt Aeneas, wie er seinen alten, kranken 
Vater Anchises und seinen Sohn aus dem brennenden Troja rettet. 
Den Vater, bleich und krank — vom Kiinstler gut gegeben, — 
tragt er auf seinem Riicken, den Kleinen fiihrt er an der Hand. 
Im Hintergrund liegt das brennende Troja; auf der linken Seite 
steht vor der Stadt noch das hfllzeme Pferd. 

Im zweiten sehen wir Markus Curtius, der sich eben 
auf einem weissen Rosse aus Vaterlandsliebe in den auf dem 
Forum entstandenen Feuerschlund stiirzt, um Rom vom Verderben 
zn retten. Er tr&gt einen Schuppenpanzer und Helm und einen 
roten Mantel. Die Aufregung spricht aus den Augen des Kriegers 
und des Pferdes! 

Auf dem dritten erscheint Mucius Skavola, der vor 
dem Konig Porsenna seine Rechte zum Zeichen der Unerschrocken- 



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46 Balluff 

heit und des romischen Mannersinnes in das vor ihra stehende 
Opferfeuer zum Verbrennen halt. — Der Konig sitzt mit der 
Krone auf dem Haupt and dem Hermelinmantel bekleidet, dem 
Scepter in der Hand, auf hohem Thron, der unter einem Baldachin 
steht, (er gleicht auf seinem Thron viel dem Kflnig Salomo im 
Hauptsaal); Krieger umgeben ihn. Der statt des Konigs Ermor- 
dete liegt im Vordergrund neben dem Thron. 

In den letzten zwei Bildern iiber den Tttren l&sst der Kflnstler 
noch in der Riesengestalt des Herkules die m&nnliche, alles 
uberwindende Kraft und Starke, und in Alexander dem 
Grossen, wie er den gordischen Knoten zerhaut, die m&nnliche 
Entschlossenheit, KUhnheit und Klugheit verkflrpert 
vor uns treten. 

Herkules, der grosste Held der griechischen My the, das 
Ideal des hellenischen Mannes, ist nackt, hat wilden Haar- und 
Bartwuchs. In der Rechten tr&gt er eine gewaltige Keule, die 
Linke legt er auf dem Fuss auf. In der rechten Ecke des Vorder- 
grunds erscheint der dreikopfige Hollenhund Cerberus. Die Gestalt 
des Helden ist namentlich anatomisch gut ausgefilhrt. 

Alexander der Grosse mit Helm und Schuppenmantel be- 
kleidet, bartlos, sieht Konig David (bei Jonathan) im Hauptsaal 
sprechend almlich. Mit einem kleinen Schwert zerhaut er den 
Knoten; einige Krieger sind in seiner Begleitung. Im Hinter- 
grund sieht man den Tempel mit dem kuppelformigen Dach, im 
Vordergrund den Wagen mit dem Knoten, in der Nahe zwei Priester, 
die staunend zusehen. (Vergl. oben Seite 22.) 

Dieser Heldensaal, so diirfen wir ihn nennen, erscheint in 
der Tat als eine m&chtige Auf for der ung zur Vaterlandsliebe 
und zur opferfreudigen Hingabe ftir das Gemeinwohl! — 

3) Der linke (nordostliche) Nebensaal. 

(Die Stadt bezw. Republik Hall in ihrem Wohlstand allegorisch 

dargestellt.) 

Im zweiten Nebensaal, in den wir noch eintreten mussen, 
empfangt uns die pure Allegorie mit ihren Geheimnissen und 
Ratseln. Aus alien Bildern dieses Saales spricht, wie ein ober- 
fl&chlicher Blick uns zeigt, Reichtum und Wohlhabenheit, 
Ueberfluss und Glttck. Durch samtliche Allegorien soil der Wohl- 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 47 

stand der Stadt und Republik Hall im offentlichen mid privaten 
Leben zur Anschauung gebracht werden. 

Betrachten wir zuerst das Deck eng em aide. Es sind zwei 
Regionen, die sich vor uns auftun, eine obere und untere, eine 
ideale und reale. Ob en erscheint in der glanzenden und vornehmen 
Tracht der Zeit Maria Theresias in lichten Wolken eine e d 1 e 
Frauengestalt mit einem m&chtigen Fullhorn zu ihrer Rech- 
ten und einer Truhe voll Edelsteinen, Geld und Kostbarkeiten 
zu ihrer Linken. Es ist der Brenn- und Mittelpunkt dieses Bild- 
teils, die alte freie Reichsstadt (bezw. Republik) Hall in 
ihrem Glanz und ihrem Reichtum. Das Riesenfiillhorn, aus 
dem Trauben und Fruchte aller Art zum Vorschein kommen und 
urn das drei Amoretten (eine tr&gt auf einer Platte Trauben und 
ein Glas mit Wein) eifrigst beschaftigt sind, ist das Zeichen des 
iippigen, fruchtbaren und ertragsreichen h&llischen Gebiets; die 
Truhe mit ihren Kostbarkeiten das Sinnbild des Reichtums der 
Stadt und der Republik. Ueber dieser Truhe zieht sich ein 
Spruchband mit den Worten hin: „Nervus Reipublicae Alentes 
alo a („ich, der Nerv der Republik nahre die, welche mich nfthren"). 
Auf diese Worte weist die Frauengestalt mit dem Finger der 
Linken hin, urn anzudeuten, dass die Truhe mit dem Geld — das 
Aerarium, der Staatsschatz — der Nerv der Republik und die 
Grundlage des materiellen Gliicks derselben sei. Diese Staatskasse 
muss gefttllt und gespeist werden von den Biirgem ; sie aber erhait 
und ern&hrt diese wieder — Alentes alo ! Ich n&hre die, die mich 
nahren! Dies mflge niemand in Stadt und Land vergessen! — 
Schoner kann wohl die Wechselbeziehung, Reziprozit&t, zwischen 
Biirgertum und Republik nicht bezeichnet werden ! In ihrer Rechten 
tragt die Hauptgestalt einen off en en Zirkel zum Zeichen, dass 
unter ihrem Regime alle gleiches Recht haben und die 
Leistungen der Einzelnen genau abgemessen und belohnt werden. 
— Eine Amorette, die sich links von der Hauptgestalt auf den 
Wolken niedergelassen, schaut mit Wohlgefallen zu ihr auf und 
l&sst aus der ihr zugestreckten Rechten, wie es scheint, Geld- 
stttcke (wieder ein Zeichen des Ueberflusses) herabfallen; mit der 
Linken halt sie auf einem fliegenden Blatt einen Teil der alten 
Reichsstadt im Bilde und zwar den gegen Comburg, die im 
Hintergrund klar erscheint, gelegenenStadtteil — in der 
Mitte den steinernen Steg mit der Kocherinsel, auf der ein 
Geb&ude steht und zu dessen beiden Seiteu Hftuser und Tiirme der 



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48 Balluff 

Stadt. Links diirfte man wohl den Neubau and rechts die Katha- 
rina-Kirche herausfinden. 

Ganz links von der Hauptgestalt erhebt sich aus dunklen 
Wolken mit droheuder Faust eine hassliche, dttstere 
nnd geisterhafte Weibsfigur, die sich durch das sie um- 
schlingende Spruchband : „Vana est sine viribus ira" (eitel ist ohne 
die nStigen Krftfte der Zorn!) deutlich als Feind der Stadt er- 
kennen lasst. Ein Genius, der von oben her kommt, in der einen Hand 
einen Oelzweig halt und mit der anderen sie energisch abweist, 
ruft ihr gleichsam zu: Der Friede ist hier, fttr dich ist 
kein Platz! Es ist hier ohne Zweifel auf den alten Feind der 
Stadt, die Z wietracht, angespielt, die nicht selten in ihr herrschte, 1 ) 
die aber jetzt durch den Geist der Eintracht und des Friedens 
zurtickgehalten wird. M&glicherweise hat der Ktinstler auch an 
einen ausseren Feind gedacht — Diese diistere Weibsfigur trftgt 
noch in der Linken einen Eranz von verwelkten Blumen, den von 
unten her ein ebenfalls dtisterer Putte ihr tragen hilft. — Welchen 
Zweck ein weiterer Genius in der Mitte des Bildes mit lang- 
gestreckten Fussen und weiblicher Brust, der eine Art Schild uber 
sich halt, haben soil, ist uns nicht klar ; er will vielleicht die Stadt 
gegen den Feind schtttzen. 

Im unteren Bildteil tritt das alte Hall als die am 
Kocher gelegene Salzstadt klar zutage. Im Hinter- 
grund erhebt sich ein stattliches Gebaude. Vorne links erscheint 
halbliegend und aufwarts schauend der wasserspendende Fluss- 
g o 1 1 in der Gestalt eines alten, b&rtigen, robusten Mannes, uber 
dessen Haupt Schilf blatter sich Ziehen ; in seiner Rechten tragt er 
ein Ruder und neben diesem liegt ein Gefass, aus dem Wasser 
fliesst Er ist das Bild des durch die Stadt fliessenden Kocher- 
flusses. — Rechts erscheinen zwei Wannen, eine eckige mit 
Rokokoschweifungen und eine kleine runde; neben der letzteren 
liegen einige Scheiter Holz. Es sind die Siederspfannen, 
ein Bild des „hailischen Salz- und Segensbronn", dieser nattirlichen 
Schatzkammer fiir den materiellen Wohlstand des alten Hall. Die 
Pfannen werden von Amoretten bedient; die zwei zur Rechten 
giessen in eine jede Salzwiirze und machen sie so zum Segens- 
born; die zur Linken schflpft wohl aus dem Quell. 

Der ganze untere Bildteil erklart zugleich den oberen naher : 
hier die reale, oben die ideale Stadt! 

') Vergl. Germans Chronik von Hall S. 70 u. 136. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 49 

Diese im Deckengem&lde zur Darstellung gebrachte Wohl- 
habenheit der alten Reichsstadt und ihres Gebiets spiegelt 
sich im Haushalt des einzelneu, im Privatleben 
des Biirgers wieder. Der Kiinstler bringt demgemftss in z w e i 
Wandgemalden die Ftille von Segen und Reichtum da- 
selbst zur Darstellung. Er zeigt in dem einen den Ueberfluss 
und die Fiille am hauslichen Herd durch eine Frauen- 
gestalt in reicher Kleidung (nur die Brust ist frei) neben dem 
Herdfeuer, deren Brilsten die Milch entstromt, die von zwei Hun- 
den aufgeleckt wird, urn anzudeuten, dass audi die Tiere am 
Ueberfluss des Hauses teil haben. In dem andern lasst er den 
Reichtum und Segen in Feld und Flur durch eine m&nu- 
liche Gestalt mit bftuerlichen Gesichtsziigen in Erscheinung treten. 
Ihr Haupt ist mit Rebzweigen umkranzt (Weinbau), in der 
Rechten trftgt sie eine Schere und zu ihren Ftissen liegt ein 
Lamm (die im hallischen Gebiet stets betriebene Schafzucht), 
und in der Linken hat sie Friichte und Blumen (Feld- und 
Gartenbau). 

Auf einem dritten Wandgemalde stellt Retti noch die B a li- 
lt unst allegorisch dar. Er scheint auf die Ausfiibrung des Bildes 
besondere Sorgfalt verwendet zu haben. Eine vornehme Gestalt 
in schmuckem Gewand (blaues, kurzes Unterkleid mit kleinem, 
roten, golddurchwirkten Kragen und ein nach hinten herabwallen- 
der Mantel), mit einer roten, fesartigen Kopfbedeckung. 

In den Handen tragt sie Winkelmass und Sinkel ; die Augen 
sind auf letzteren scharf gerichtet. Links von ihr steht eine weit 
unten gebrochene kannelierte Saule auf starker Basis, zum 
Zeichen, dass die Baukunst berufen ist, Gebrochenes und Zerstortes 
wieder herzustellen. Im Hintergrund erscheint ein Fluss und auf 
ihm ein Segelschiff wohl als Dekoration. — Das ganze Bild findet 
zweifellos in diesem Saal Aufnahme, um die Baukunst, die das 
stilvoUe und monumentale Rathaus geschaffen und den im Jahr 
1728 abgebrannten Stadtteil neu erstehen lasst, zu ehren. 

Die zwei kleineren Bilder fiber den Tiiren, in denen die 
„Tatigkeit a und das „Verdienst a zur Darstellung kommen, 
sind gewissermassen das punctum finale des in diesem Saal zum 
Ausdruck gebrachten Gedankens: — ohne Fleiss und Arbeitsamkeit 
kein Wohlstand und kein Reichtum und keine — Krone! — 

Die „Tatigkeit" erscheint in der Gestalt einer edlen, ernst- 

gesinnten Frau mit einem Hammer in der Hand. Ein Genius 

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50 Balluff 

wendet sich ihr von links zu und halt ihr auf einem Spruchtuch 
die kurzen, aber vielsagenden Worte hin: „nemo otiosus! Nie- 
mand sei unt&tig! 

Das „Verdienst u ist dargestellt durch eine mannliche, 
ehrwtirdige Erscheinung, mit einer Krone in der einen, mit einem 
Lorbeerkranz und Lorbeerzweig in der anderen Hand, — Gaben 
und Anerkennungszeichen, die dem zuteil werden, der durch Fleiss 
und T&tigkeit sich Verdienste besonders um das Gemeinwohl er- 
worben hat. Ein Genius, der zur rechten Seite sich zeigt, bietet 
diese Ehrengeschenke mit den Worten an: „nemini sua munera 
claudit," niemanden verschliesst es (das Verdienst) seine Gaben, 
niemand versagt es seine Anerkennung! „Dem Verdienst seine 
Krone! 14 — 

Mit diesen zwei Bildern erh&lt zugleich auch die durch 
alle drei Sale sich hindurcbziehende Grundidee ihren 
Abschluss: auf dem Boden von Religion und Tugend 
gedeiht, — wenn T&tigkeit und Energie nicht fehlen, 
— Wohlhabenheit und blttht das Glttck! 



Das sind die Haller Rathaussftle. Sie sind beredte Zeugen 
einer kunstliebenden Zeit, in der man nicht nur das Aeussere von 
monumentalen Bauwerken zu grossartiger und majest&tischer Re- 
presentation schuf, sondern auch auf eine glanzende und 
imposante Ausstattung des Innenraumes schaute und 
hohen Wert legte. — Sie sind aber auch ein schSner Beweis 
der Wohlhabenheit der alten Reichsstadt Hall. Wenn man 
bedenkt, dass der Bau des Rathauses vier Jahre nach dem grossen 
Brand (1728), bei dem im Mittelpunkt der Stadt fiber 400 Hftuser 
in Asche gelegt warden, in Angriff genommen und schon im Jahr 
1735 vollendet war und 55055 Gulden kostete, so muss man staunen 
fiber die Fin anzk raft der Stadt und die Energie ihrer Be- 
wohner, die in kurzer Zeit mit dem Rathaus auch den grossen 
abgebrannten Stadtteil neu erstehen liess! — 

Anerkennung gebuhrt aber auch dem heutigen Hall 
und seinen Vertretern, die das, was ihre Vorfahren mit bewunderns- 
Wertem Fleiss und Kunstsinn ins Leben gerufen, in alter 
Pracht zu erhalten wissen. Das freilich bleibt zu bedauem, 
dass diese schonen und gliicklich restaurierten Sale wegen Mangels 
anderer R&umlichkeiten in den t&glichen Gebrauch gestellt werden 
mttssen und nicht als Reprasentationsr&ume erhalten werden k6nnen! 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 51 

Schade, dass nicht wenigstens der grosse Saal seinein urspriing- 
lichen Zweck weiter dienen darf ! 

Kunstfreunde aber, die Hall besuchen, sollten nicht ver- 
saumen, neben der St. Michaelskirche mit ihren Kunstschatzen und 
Altertfimern und neben anderen Sehenswurdigkeiten in und um 
Hall — wir meinen die in der letzten Zeit wieder freigelegten 
Ruinen der alten Limpurg und die ehrwiirdige Coraburg mit ihren 
Turmen — auch das Rathaus und seine Sale zji besichtigen. 



Nachtrag 

zu Stadtplarrer Balluffs Studle 
tlber „die Rathaussale in Schwftb, Hall" 

von Prof. Dr. Kolb, Hall. 



Im Einverstandnis mit dem Verfasser der vorstehenden Studie 
fiber „die Rathaussale in Schw. Hall" und auf Grund ausdruck- 
licher Einwilligung desselben unternehme ich es, zu der eben ge- 
nannten verdienstvollen Arbeit, in welcher zum erstenmal die 
Rettfschen Gemaide eingehender gewttrdigt und mit ebensoviel 
Liebe und FJeiss als Verstandnis ausgelegt worden sind, einige 
Nachtrftge zu geben. Dieselben haben den Zweck, die geschicht- 
lichen und kunstgeschichtlichen Nachweise, die in jener Arbeit 
enthalten sind, an wenigen Punkten, die mir durch meine besondere 
Studien zuf&llig etwas naher liegen, zu erweitern und zu vervoll- 
stftndigen, zugleich aber auch in einer wichtigen, das Hauptdecken- 
gemalde betreffenden Frage eine andre Auffassung vorzutragen 
und zu begrttnden. Wir beide — mein Vorg&nger im Erkl&rungs- 
geschaft und ich als sein bescheidener Nachfolger — waren der 
Meinung, dass durch offene und sachliche Darlegung auch eines 
abweichenden Standpunktes der Friede, der in diesen unsern Ge- 
schichtsblattern herrschen soil, keineswegs beeintrachtigt, dass 
vielmehr die Sache gefordert werde, wenn dem LeSer nun die 
Moglichkeit geboten wird, zwischen zwei gleichwertigen Auffas- 
sungen zu wahlen. 

Zuerst die Erganzungen! Sie beziehen sich auf das Danie- 

lische Monarchieenbild und auf das Deckengemalde des sfidlichen 

Nebensaals. 

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52 Kolb 

I. Mittelsaal: die Eckmedaillons mit den Danielischen 
Monarchleenblldem. 

Die unter Tierbildern vorgestellten Weltmonarchieen (Dan. 7) 
haben, wie noch manche andre Danielische Gestalten (ich erinnere 
an das Traumbild Nebukadnezars Dan. 2, von der ebenfalls die 
vier Weltreiche darstellenden Kolossalstatue, an den „Menschen- 
sohn a , an den „Alten der Tage tf c. 7, an den „Fursten Michael" 
c. 12) ebensowohl die Lehre als die bildende Kunst der christlichen 
Volker lange beherrscht. Im besondern ist die Vorstellung der 
vier Weltreiche unter Tiersymbolen von frith an der christ- 
lichen Geschichtsdarstellung zugrunde gelegt worden als ein 
bequemes Schema, welches sowohl eine scMne Gliederung, er- 
schSpfende Aufz&hlung and schlagende Charakterisierang der Welt- 
reiche zu bieten, als auch ihr Verh&ltuis zum Gottesreiche am 
besten zu verdeutlichen schien. Diese Stellung nahmen die Danie- 
lischen Monarchieen schon bei den theologischen Geschichtschreibern 
und bei den bildenden Kunstlern des Mittelalters ein, und im 
16. Jahrhundert haben beide, die Geschichtschreibung und die 
bildende Kunst (sowohl Plastik als Malerei) diese Darstellungsweise 
als etwas Feststehendes, Wohlbekanntes und Allgemeinverstand- 
liches einfach von der Vergangenheit ttbernommen. Die hier ver- 
wendeten Tiertypen gehflrten kurz gesagt zu der der Kunstlerwelt 
gel&ufigen Formsprache, zum ABC ihrer Darstellungsmittel, soweit 
dieselben moralischen Allegorieen dienstbar gemacht wurden. 

Man vergleiche in dieser Beziehung fdr die Geschicht- 
schreibung folgende Werke, wo tiberall in das Rahmenwerk 
der vier Monarchieen der gesamte Inhalt der Weltgeschichte ein- 
geordnet wird: Char ions Chronik, sowohl in ihrer einfachen und 
urspriinglichen als in ihrer von Melanchthon durchgesehenen (z. B. 
1536) und spater bedeutend erweiterten Gestalt. Ferner Sebastian 
Francks Chronik 1536, Sebastian Ministers gewaltige Kosmographia 
in ihren vielen Auflagen vora 16. bis ills 17. Jahrhundert hinein. 
Ferner aus dem Haller Gymnasialprogramm 1888/89 die Bemer- 
kung S. 44, deren Geltung sich bis weit in das 18. Jahrhundert 
hinein erstreckt: „Die Geschichtslehrbucher waren fast durch- 
gehends nach theologischen Gesichtspunkten, namentlich nach 
dem Danielischen Monarchieenbild angelegt." 

Fflr die bildende Kunst aber sei hingewiesen wiederum 
auf Seb. Mtinsters Kosmographie, Ausgabe von 1628, wo in einem 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 53 

stattlichen Titelkupfer die vier Herrscher mitsamt ihren Tieren 
fast genau wie in unserm Rathaus dargestellt sind, and weiter auf 
Leonhard Eerns moiramentale Darstellung am Niirnberger Rat- 
hausportal (aus dem Jahre 1617), wo die vier Gestalten — nur 
hier Ninus statt Nebukadnezar — auf den ansteigenden Giebel- 
schenkeln halbliegend, halbsitzend angebracht sind (s. Wtirtt. Fr. 
Neue F. V, S. 57). — Ich bemerke ausdrttcklich, dass ich mit 
diesen paar Beispielen bloss in den beschrankten Kreis der mir 
zu Qebote stehenden Werke und Erinnerungen hineingegriffen habe; 
jeder auf diesem Gebiete Knndigere wird sie ohne Mtihe durch 
viele andre vervollstandigen konnen. Die Absicht dieser Auf- 
z&hlnng ging uberhaupt nur dahin, zu zeigen, wie allgemein, weit 
verbreitet und von jedem Gebildeten verstanden dieser Gedanken- 
und Bilderkreis war. 

II. Sudlicher Nebensaal: Deckengemalde. 

Der Raum, in dem die acht Helden versammelt sind, lasst 
sich beschreiben als eine aus Arkaden bestehende, durch jonische 
Pilaster gegliederte, nach oben bloss durch den Architrav abge- 
schlossene Rotunde; durch die Arkadenbogen und ebenso oberhalb 
des Architravs schaut der blaue Himmel herein. Iunerhalb dieses 
Halbrunds dient hiiben und drttben ein Wolkenplan als Boden, 
wahrend in der Mitte sich ein steinernes, im Halbkreis vorspringen- 
des Podium zeigt ; darauf ein umlaufender Ruhebank, auf welchem 
die Helden sitzen, in der H6he und zu Fiissen umschwebt von 
Genien, welche Lorbeerkr&nze und -Zweige halten ; daneben allerlei 
Kriegsger&te. — Dieser Raum ist als I deal raum zu fassen, d. h. 
als ein in Wirklichkeit so nicht vorkommender, aber aus Motiven 
oder Reminiszenzen der antiken Baukunst stilvoll komponierter 
Raum, wie solche zu ahnlichen Zwecken aus Raffaels Dispute oder 
aus der Schule von Athen (in den Stanzen) oder aus Kaulbachs 
Zeitaltcr der Reformation (Treppenhausgem&lde des Berliner Museums) 
und vielen andern Kollektivdarstellungen bekannt sind. — Die 
acht Helden selbst bilden auch nur eine Idealgruppe; sie sind 
ja entnommen teils dem vor Troja kampfenden Griechenheer, teils 
den Trojanern, teils den Feldherrn der romischen Republik, stammen 
somit halb aus der Mythologie, halb aus der Geschichte und um- 
spannen die lange Reihe der Jahrhunderte von der r6mischen 
Urzeit bis zum Ende der Republik. Hier sind sie bloss durch 



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54 Kolb 

einen gemeinsamen Gedanken verbunden, n&mlich die Absicht zu 
zeigen, wie sich der romische Staat im Eampf mit machtigen 
Gegnern durch heldenhafte Fuhrer zu h6chster Blfite entwickelt habe. 
Die Gestalten sind, von links angefangen, folgende: 

1. Achilles, der grosste Qriechenheld vor Troja; auf dem 
Schild ein springender Lowe und der Sinnspruch: fortiter. 

2. Patroklus; auf dem Schild ein brennendes Herz und. der 
Spruch: semper idem. Dieses Wort, sofern es als „gefliigeltes a 
kursierte, hatte ja urspriinglich einen kaustisch-humoristischen Sinn : 
so pflegte namlich die liebenswttrdige Xanthippe zu sagen, wenn 
sie ihren Sokrates immer mit demselben philosophisch gleichmiitigen 
Angesicht von Hause fortgehen und nach Hause zurtickkebren sah 
(Cic. Tusc. ni. 15); in dieses Wort wird sie wohl auch damals 
ihre Gefuhle zusammengefasst haben, als sie nach einer hauslichen 
Szene dem Abziehenden einen kr&ftigen Wasserguss an den Kopf 
applizierte und er, sich nur ein weniges schiittelnd, ruhig von 
dannen ging : semper idem, murmelt sie ihm nach, „'s ist immer der 
Namliche." Hier nun ist das Wort aus dem Xanthippisch-beissenden 
ins Heroische umgesetzt und bezeichnet den Patroklus als den in 
unwandelbarer Treue seinem grossen Genossen zugetanen Busen- 
freund. 

An diese zwei griechischen Helden, welche die Gegner der 
Trojaner vertreten und daher mit der Gebarde der Verwunderung 
oder Entrustung von den andern Gestalten sich abwenden, reihen 
sich zur Rechten ihre Gegner, die Trojaner und die von ihnen 
stammenden R6mer, eine Gruppe von sechs Helden. 

3. Hektor, der sein Leben fur das Vaterland opfert und 
daher schtin charakterisiert ist durch das vom Pfeil durchbohrte 
brennende Herz und den horazischen Spruch dulce et decorum est 
pro patria mori (Oden III 2). 

4. Aeneas, nach rdmischer Sage durch seinen Sohn Julus 
Ahnherr des Julischen Geschlechts und Grunder der romischen 
Macht Er ist daher passend in die Mitte der ganzen Helden- 
versammlung gestellt. Auf dem Schild fiihrt er den Dolch und 
den Spruch: quo fata trahunt retrahuntque sequamur (Vergl. 
Aen. 5,709); diese Worte, obwohl von Nautes gesprochen, werden 
doch mit Fug dem Aeneas selbst in den Mund gelegt, denn sie 
bezeichnen den unweigerlichen Gehorsam, mit dem der Held durch 
alle Meeresirrfahrten hindurch den Weisungen des Schicksals folgt 
bis nach Latium. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 55 

5. Casar; er ist mit dem Harnisch angetan, sitzt aber auf 
einem iiber seinen hohen Thronsessel von oben bis unten hinge- 
breiteten Purpurteppich. Auf seinem Schild ein dreifacher Lorbeer- 
zweig (der Lorbeer gehort bekanntlich gerade bei Casar zu den 
charakteristischen Attributen). Der dreifache Zweig deutet bin 
auf den mehrfachen Triumph, den Casar nach Beendigung seiner 
Kriege im Jahre 45 zu Rom feierte (eigentlich ein vierfacber : fiber 
Gallien, Aegypten, Pontus und Afrika). Sehr genau passt daher 
der Spruch: tandem triumphat. Ebenso passend ist es, dass 
Aeneas mit lebhafter Geb&rde zu ihm hiniiberdeutet, denn auf 
das Julische Geschlecht und auf Casar weist ja eben Anchises in 
der Unterwelt seinen urn Zukunftsenthfillung bittenden Sohn hin. 

6. Pomp ejus, C&sars grosser Genosse im Triumvirat und 
dann sein gef&hrlicher Nebenbuhler. Auf seinem Schild ein durch 
eine Kette „gefesseltes tf Schwert und daruberschwebend^eine Krone, 
denn schon schwebte fiber seinem Haupt die lange begehrte Krone 
der Diktatur (Alleinherrschaft), allein seine Heeresmacht wird 
gelahmt und seine Hoffnung vernichtet bei Pharsalus. Victor et 
victus ist sein Spruch; das erinnert ebensowohl an die vielen un- 
unterbrochenen Siege, die er zuvor erfochten, als an die letzte 
Niederlage, durch welche all sein Siegesruhm verblich. Dass er 
auf Casar als den Erbeu seiner Macht hindeutet, ist eine bei 
dieser Sachlage sehr verstandliche Geb&rde. 

7. Scipio, d. h. P. Corn. Scipio Aemilianus Africanus minor, 
der Held des in. punischen Krieges. Die brennende Stadt, die 
auf seinem Schilde erscheint, erinnert an zwei von ihm zerstorte 
St&dte : Karthago und Numantia. Der Sinnspruch : [si fractus ilia- 
batur orbis] impavidum ferient ruinae Hor. od. III. 3 hat wohl 
keine Beziehung zu den Ruinen Karthagos, wie er ja auch bei 
Horaz zunachst keine Beziehung zu einem Kriegshelden hat, sondern 
soil nur die Unerschrockenheit und Charakterfestigkeit verherr- 
lichen, die der grosse Mann sein ganzes Leben hindurch bewies. 

8. Fabius „cunctator", der behutsame Mann, der im zwei- 
ten punischen Krieg durch sein vorsichtiges Zaudern die rfimische 
Macht fiber Wasser hielt; auf dem Schild die Buchstaben SPQR, 
und die aus Ennius (cic. de Off. I, 25) entnommenen Worte : [unus 
homo nobis] cunctando restituit rem. 

Ein Rtickblick auf die acht Manner zeigt uns, dass auch die 
Anordnung eine wohlerwogene ist: in der Ecke links die zwei 
grossen Griechen, zwar die Vertreter des vor Troja siegreichen 



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56 Kolb 

Volkes, gleichwohl aber almenden Geistes mit Grimm auf die 
kiinftige Bliite dieses trojanisch-ramischen Stammes blickend, dann 
die zwei Trojaner, miter ihnen der Stammvater des julischen Kaiser- 
geschlechts und dann die vier grossen Rflmerfeldherrn, alles kon- 
vergierend auf Aeneas und C&sar — den sagenverkl&rten Ahn- 
herrn und den grSssern, von vielen Siegen verkl&rten Enkel. 

Nach diesen Andeutungen sind die zum Teil in groben Irr- 
tiimmern einhergehenden Erkl&rungen des Rechtskonsulenten Mejer 
in seiner „Beschreibung des Rathaussaales in Hall" 2. A. 1862 
richtig zu stellen. 

III. Mittelsaal: DeckengemSlde. 

Hier erlaubt sich der Verfasser, aber nur in Einem Punkte, 
eine Ansicht zur Priifung vorzulegen, die von der des Herrn 
Stadtpfarrers Balluff etwas abweicht. Der Grundgedanke dieser 
Abweichung lasst sich dahin zusammenfassen, dass s&mtliche 
Gestalten des unteren, rechts und links vom Erzengel Michael 
sich dehnenden Wolkenplans als Laster oder Hauptsiinden zu deuten 
seien, nicht bloss die (vom Beschauer aus) rechts vom Engel gelagerten. 

Bei dieser Auffassung, von der ich hoffe, dass sie neben der 
von meinem Vorg&nger mit so viel W&rme und Beredsamkeit vor- 
getragenen einigermassen wird bestehen kflnnen, stiitze ich mich 
vor allem auf die fttr dieses Gebiet grundlegenden und wohl auf 
lange hinaus massgebenden Arbeiten von Heider und Hftufler, 
Archaeologische Notizen (im Wiener Archiv fttr Kunde flsterreichischer 
Geschichtsquellen 1860, 523—606) und von Barbier de Montault, 
in seinem Trait6 d'iconographie chr6tienne, Bd. I (1900) S. 193 ff. — 
drei Gelehrte, deren wichtige Ergebnisse und Sammlungen auch 
Fr. Xaver Kraus in seiner vortrefflichen „Geschichte der christ- 
lichen Kunst" (II, 391 ff.) ausgiebig bentttzt hat. 

Meine aus oftmaliger Betrachtung des Deckengem&ldes ge- 
wonnenen und durch das Studium der eben genannten Werke be- 
festigten Anschauungen lege ich in folgenden S&tzen dar. 

1. Ganz im allgemeinen die Sache betrachtet er- 
scheint es nattirlich und angemessen, dass den im obern Plan 
auftretenden Tugenden in der niedrigeren Region ihre Gegens&tze 
gegenttbergestellt werden : die „Untugenden", „Laster'* oder „Haupt- 
sunden" (missbr&uchlicher Weise „Todstinden" genannt, Kraus a. 
a. 0. 392). Ihre Zahl ist gegen Ende des Mittelalters mehr und 
mehr, entsprechend den sieben Tugenden, auf sieben festgestellt, 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 57 

so in einer der sp&teren Ausgaben von Alexanders doctrinale, die 
ihre Moralabschnitte haupts&chlick aus Bonaventura geschSpft hat. 
Sie werden aufgefiihrt in folgender Ordnung: Superbia, Avaritia, 
Luxuria, Ira, Gula (Schlemmerei) , Invidia, Accidia (= Acedia, 
JAxirjS&x, Sorglosigkeit, Leichtsinn) und nach den Aufangsbuchstaben 
in das Memorialwort SALIGIA zusammengefasst. Das Bild jeder 
einzelnen wird durch Beifttgung verwandter Eigenschaften, die als 
partes, species, filiae vorgestellt sind, noch weiter ausgefUhrt. — 
Wenn iibrigens die Siebenzahl sowohl ira Mittelalter als nachher, 
entsprechend der hohen Geltnng dieser „heiligen a Zahl, am bftufigsten 
anzutreffen ist, so hat sie doch keineswegs ausschliessliche Herr- 
schaft, vielmehr finden sich Abweichungen von ihr, bei den Tngenden 
wie bei den Lastern, ebensowohl nach oben als nach unten: Die 
Zahl der Tugenden steigt ttber 7, z. B. auf 12 beim Strassburger 
Mttnster, auf 14 in Notre Dame de Chartres, sie sinkt unter 7, 
z. B. auf 6 in Clugny, im hortus deliciarum, in St. Katharina hier 
(s. nachh.). In gleicher Weise steht es mit den Lastern. Das 
Schwanken der Zahl nach oben und nach unten ist schon im spaten 
Mittelalter mindestens ebensogross, als bei den einer freieren Be- 
wegung ohnehin zugeneigten Eiinstlern des Ren aissanceze it alters. 
2. Der Kampf zwischen Tugenden und Lastern, 
oder milder aufgefasst: die begriffliche Gegeniiberstellung beider 
Figurenreihen ist im Mittelalter und nachher ein weit ver- 
breiteter Gegenstand der Run s t. „Nichts war be- 
liebter, als die Tugenden und Laster in Gegensatz zu bringen. 
Sicher haben auch die Schauspieler hier eingewirkt" (Kraus a. a. 
0. 391 f.). — Als Belege hiefiir aus weiterem Umkreis mogen 
genannt sein : Der hortus deliciarum, der die christlichen Tugenden 
als gewappnete Jungfrauen gegen die Laster kampfen lasst; ferner 
die Kirche zu Amiens mit ihrem Kampf von 12 Tugenden gegen 
12 Laster und das Strassburger Minister, wo 8 jungfrauliche Tugenden 
gegen ebensoviele Laster streiten. Im Renaissancezeitalter wird 
die Siebenzahl besonders beliebt. Aus unsrer nachsten Nahe ge- 
h6rt hieher die schflne Darstellung der Glasfenster im Chor von 
St. Katharina (15. Jahrhundert), die durch Merz im Chr. Kunstblatt 
von 1858 eine so feinsinnige Auslegung und durch Paulus Kunst- 
und Altertumsdenkmale im Erganzungsatlas 8/12 eine so sch5ne 
farbige Reproduktion erfahren haben. Hier treten sechs Tugenden 
auf und zwar als stehende weibliche Figuren, welche die als 
1 legend e Frauen vorgestellten sechs Laster niederzwingen ; unter 



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58 Kolb 

den Lastern fehlt die Acedia, bei den Tugenden finden sich mehr- 
fache Abweichungen der Namensbezeichnung vom gewohnten Schema, 
da hier ihre Reihe genauer mit den betreffenden Lastern in Be- 
ziehung gesetzt ist. 

Auch auf unserm Bild finden sich Abweichungen von der 
Siebenzahl, sofern bei den Tugenden eine (die moderatio) in zwei 
Gestalten zerspalten ist, also im ganzen acht Tugenden, wahrend 
bei den Lastern nur sechs auftreten (wofern man nicht annehmen 
will, dass der ganz rechts oben stehende Putto mit dem sich ent- 
leerenden Fullhorn die SteUe der Acedia vertrete — eine Annahme, 
die fflr mich immer noch die allergrosste Wahrscheinlickeit hat 
sowohl wenn ich die Bedeutung dieses so leichtsinnig gehaltenen 
Fullhorns erwftge, als wenn ich den L i n i e n z u g der sieben 
Gestalten, namentlich der sieben Ktfpfe betrachte, der von links oben 
beginnend, in der Mitte sich herabsenkend, rechts wieder mit dem 
Puttenkopf zur gleichen Hohe ansteigend einen schflnen Bogen bildet). 

3. Nun aber das Wichtigste : Die Einzeldeutung, fiir 
welche die eingehenden und reichen Verzeichnisse bei Heider und 
Barb, de Montault uns zu statten kommen. Hier stehen von vom 
herein fest die auch oben (Seite 40) schon so gedeuteten Gestalten 
der Superbia mit Krone und Lowen, dann der Luxuria, dieses in 
Aphroditeschonheit hingegossene Weib mit der strahlenden Sonne 
in der einen und dem Buoh in der andern Hand. Als ebenso sicher 
kann gelten auf der linken Seite die Ira; zu ihrer Eennzeichnung 
dienen neben vielen andern treffenden Symbolen (Adler, Steinbock, 
wiitender Hund, Rabe, Haken, wildflatternde Haare, zerrissene 
Gewander, Pfeile, Schwert, Lanze, Lowe, Wolf, Bar, Wildschwein, 
Stier (Barb, de Mont I, 234), Kamel, Windhund, Bienenwolf 
(H&ufler 601), besonders auch der Sperber und der Hahn, so der 
eben genannte Verfasser aus einem Physiologus: 1 ) „dy czarnigen 
habent lieb chrieg v. zastoren fried, auf dem helbem ftirt sy 
ein sparber, der sein aigen geslacht peist u. iagt. a a. a. 0. 602 
und Heider in seiner vergleichenden Uebersicht der in den Aus- 
gaben des Physiologus vorkommenden Tiersymbole S. 551, vergl. 



') „Physiologus", mit diesem Namen bezeichnet man ein aus dem 
friihen Mittelalter stammendes und seit Gregor d. Gr. auch kirchlich 
anerkanntes Lehrbuch der christlichen Zoologie, das besonders den 
Zweck verfolgte, die Tiere als Sinnbilder in Beziehung zu setzen zur 
christlichen Glauhens- und Sittenlehre. Es war bald prosaisch bald 
metrisch abgefasst und wahrend des ganzen Mittelalters in den verschie- 
densten — europaischen und aussereuropaischen — Sprachen verbreitet. 



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Die Rathaussale in Schw. Hall 59 

Kraus S. 394 unter dem Zom: g alius (Hahn). Wie die eben 
angeftihrte Physiologusstelle den Zornigen durch einen auf dem 
Helm sitzenden Sperber, so kennzeichnet unser Maler ihn durch 
einen auf dem Helm sitzenden Hahn, einen flugelschlagenden, aber 
naturlich nicht krahenden, sondern sich eben zum Kampfe an- 
schickenden. 

Weniger gunstig liegen die Dinge fttr die Auslegung bei den 
andern rechts und links von der Ira befindlichen Figuren ; bei 
ihnen ist die Charakterisierung teils zu sparsam teils uber laden. 
Der erstere Mangel kann nicht sehr befremden, da der Kiinstler 
genau wusste, dass jeder Beschauer im allgemeinen eben die 6 oder 7 
Hauptlaster hier finden wurde und dass er, wenn er 3 oder 4 da- 
von in konventioneller Weise mit ihren Attributen versehen hatte, 
urn den Rest sich weniger Muhe zu machen brauchte ; so mag denn die 
links vom Engel sichtbare, zuriickgebeugte, in starken Schatten 
gelegte Figur, die etwas Unerkennbares an die Lippen fuhrt, nach 
der Farbensymbolik (das Gelb des Neides an ihren Gewandern!) 
die Invidia sein, die nfcchste zur Ira hiniiber mit ihrer uppig ent- 
blossten Brust und dem gedunsenen Gesicht die Gula (Gefrftssig- 
keit). Die am weitesten links stehende Gestalt, diq mit der einen 
Hand eine geneigte Saule umfasst, mit der andern (rechten) ein 
Schwert uber eine Urne halt, kann nicht wohl etwas anderes sein 
als die Avaritia, der Geiz. Diese Untugend ist nach B. de Mon- 
tault I, 234 neben vielen anderen Symbolen auch gekennzeich- 
net durch die Bflrse, die Munzen, die sie im Busen oder in der 
Kiste verbirgt, und durch die K i s t e oder den G e 1 d t o p f selbst. 
Mit dem Geldtopf, aula (altlat. olla) hat Paulus seinen „Geizhalz a 
dargestellt und darnach seine beruhmte Komodie, in der eben dieser 
Topf eine so possierliche Rolle spielt, Aulularia benannt; bei Molifere, 
der diese Plautinische fabula in seinem „Avare" so geistvoll moderni- 
siert hat, ist aus der olla eine elegante Kassette geworden. Hier, auf 
dem Gemalde, haben wir wieder den alten Topf, besser : eine schon 
gebildete Urne, aus deren offen zu denkendem Halse der goldene 
Inhalt wie ein Feuerschein herausstrahlt. Des Weibes Blicke 
haften wie starr und gebannt an diesem Goldgefunkel, und ihre 
Hand halt das Schwert daruber, urn den kostbaren Inhalt gegen 
jeden Eingriff zu beschutzen. — Ueber die Acedia und die Be- 
ziehung, in welche etwa der Fullhorn-Putte zu ihr gesetzt werden 
mag, ist oben schon S. 58 geredet. Diese letztere Andeutung, 
ebenso was uber die Avaritia, Gula, Invidia gesagt worden ist, 



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60 K o 1 b 

mag hier mehr als Vorschlag und Mutmassung vorgetragen sein; 
denn es muss noch einmal gesagt werden, dass der Klinstler bei 
d i e s e n Gestalten mit ziemlich grosser Freiheit, um nicht zu 
sagen Willkttr verfahren ist. Die Gesamtauffassung : dass unten 
die Reihe der — z. T. freilich sehr anmutig und verflihrerisch 
aufgefassten — Untugenden ihren Platz erhalten hat und dass sie 
der oben thronenden Versammlung der sieghaften Tugenden als 
Gegensttick, d. h. als eine Reihe von zu ttberwindenden oder zum 
Teil schon iiberwundenen Feinden gegentibergestellt wird .... 
diese Gesamtauffassung wird mir durch die Unsicherheit in ge- 
wissen Einzelfragen keineswegs erschttttert. 

Mit diesen Bemerkungen soil es sein Bewenden ha ben. Der 
Schreiber des „Nachtrags a , der sich schon lange her in die 
schonen Rathausgein&lde mit oft wiederholter liebender Betrachtung 
und sinnendem Forschen versenkt hat, wtisste zwar noch viele 
Fragen aufzuwerfen, teils um ihre Beantwortung zu versuchen, 
teils um zu einer solchen anzuregen: die Gesamtanordnung des 
grossen Deckengem&ldes, der fallende Putto rechts unten, die in 
drei Gestalten zerlegte d&monische Macht, welche der Engel in 
den Abgrund schleudert, die christliche Offenbarung in der Gestalt 
der Minerva . . . , weiter das Deckengemalde des nordlichen Saales 
mit seinen interessanten Beziehungen zur Stadt Hall und vieles 
vieles andere! Der Verfasser des Hauptaufsatzes wird mir 
nicht zlir n en, wenn ich sage, dass auch nach seiner fleissigen und 
eingehenden Arbeit noch eine reichliche Nachlese gehalten werden 
kann. Wie sollte das auch nicht der Fall sein! Bei einem 
solchen Cyklus von Gem&lden, welche z e i 1 1 i c h durch die lange 
Reihe der Jahrhunderte herabschreiten und so viele bedeutende 
Manner darstellen, und welche begrifflich durch eine FMle von 
oft fein ausgedachten Allegorieen versinnbildlicht werden, und welche 
— endlich — verkOrpert sind von einem KUnstler, der zwar nicht 
zu den ersten Meistem gehflrt, immer aber seinen Pinsel mit Geist 
und Grazie ftthrt und oft genug etwas von dem Hauche der grossen 
Maler des Cinquecento verspuren l&sst — in einer solchen kleinen 
Welt von Kunstwerken ist der Stoff fast unerschopflich und jedes 
aufmerksame Auge macht neue Entdeckungen. So mochte auch 
der Verfasser diese bescheidenen Bemerkungen nur eben als kleine 
Beitr&ge angesehen wissen, die teils die vorangehende Arbeit in 
wenigen Punkten erganzen, teils andere Forscher zu neuer Er- 
wagung des Gegenstandes anreizen sollen. 



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Die Erbauung des Rathauses in Schwab. Hall 

1732-1735 
von Wilhelm German, Verlagsbuehhandler in Hall. 

Mit berechtigtem Stolze zeigt der Haller jedem fremden Be- 
suche seinen Marktplatz, diese nicht nur baulich, sondern 
auch historisch hervorragendste Statte der einstigen Reichsstadt. 
Als Beherrscherin blickt die St. Michaelskirche nicht nur auf den 
Marktplatz, sondern auf die ganze Stadt herab; sie hat seit ihrer 
Erbauung im 12. Jahrhundert schon manche Wandlung ausserlich 
und innerlich durchgemacht, insbesonders den fast 100 Jahre um- 
fassenden Umbau von 1427—1525 und die Zeiten der Reformation, 
den Kampf des Reformators Brenz und dessen schliesslichen Sieg 
iiber die auch am Marktplatz wirkenden Barfusser oder Franzis- 
kaner. Der letzteren Kloster steht noch heute und umfasste die 
jetzt dem Konsumverein *) und Sanitatsrat Diirr 2 ) gehorigen Ge- 
b&ude, w&hrend auf dem Platz ihrer Kirche St. Jakob das heutige 
Rathaus steht. Ein geschichtlich ebenfalls denkwiirdiges Haus am 
Marktplatz ist das Pfliiger-Beetz'sche, 8 ) in welchem Kaiser Karl V. 
in den Jahren 1541 und 1546 bei Stadtmeister Biischler wohnte. 
Das letzte Mai hatten die Haller dem Kaiser wegen ihres Beitritts 
zum Schmalkaldischen Bund 60000 fl. Strafe zu bezahlen gehabt. 
Die Ulmer Gesandten sind von ihm in der „hinteren Stube* des 
Btischler'schen Hauses empfangen worden und hatten eine Viertel- 
stunde vor ihm „auf der Erde a liegen rnussen. 

Neben dem herrlichen gotischen Marktbrunnen mit seinem 
bertthmten, in Deutschland einzigen Pranger war in einer der 
„Siebenburgen a , im Burkhard-Eberhardshof (im Jopp'schen Haus 4 ) 
die Trinkstube der Adeligen. Als der zahlreiche hallische Adel 



') Marktplatz Nr. 5 

2 ) Marktplatz Nr. 4 

') Marktplatz Nr. 12 

4 ) Marktplatz Nr. 9 



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62 German 

dem aufstrebenden Burgertum in der grossen „Zwietracht a vom 
Jahre 1510 unterlag, wurde im „Spitalhaus auf dem Markt" (dem 
jetzigen K. Oberamt 1 ) eine gemeinsame Ratsstube and auch eine 
Burgertrinkstube (zugleich Trinkstube fllr die Ziinfte) errichtet. 
Welch ein reges Leben mag damals auf dem Marktplatz geherrscht, 
welch farbenpraehtiges Bild sich dem Auge dargeboten haben! 

Zu jener Zeit stand das Rathaus auf dem Platze des jetzigen 
Postgeb&udes ; es war 1494 neu erbaut worden, wie auch nebenan 
(auf dem Komplex des Kaufmann Churschen Hauses 2 ) der „Kanzlei a - 
bau. Jenes Rathaus enthielt im Jahre 1701 die Rats-, Steuer-, 
Neben-, Bede- und Kriegsstube, der Kanzleibau die Konsulenten- 
stube, Zeug- und Riistkammer, Kanzleistube, Ratssekretariat, De- 
putationsstube, Registraturstube und Bibliothek. 
Da — am 31. Juli 1728: 

„H5rt ihrs wimmern hoch vom Turm! 

Das ist Sturm! 

Rot wie Blut 

Ist der Himmel; 

Das ist nicht des Tages Glut! 

Welch Getlimmel 

Strassen auf! 

Dampf wallt auf! 

Flackernd steigt die Feuers&ule; 

Durch der Strassen lange Zeile 

W&chst es fort mit Windeseile." 
Es war morgens nach 4 Uhr. In dem gegen den Milchmarkt 
(den jetzigen unteren Postplatz) zu gelegenen Nebenhaus des Gast- 
hofs zum „Helm" (jetzt Lamm) war Feuer ausgebrochen. Dasselbe 
hatte sich rasch von einer Gasse zur andern gew&lzt, waren diese 
ja so enge und fiber- und durcheinander gebaut, wie sie Shnlich 
noch heute in den erhalten gebliebenen beiden Herrengassen zu 
schauen sind. Dass bei einer solchen Anlage einem ausbrechenden 
grossen Feuer nur ausserst schwer Einhalt getan werden konnte, 
liegt auf der Hand. 

Vom Sulfersteg bis hinaus ans St&dttor (jetzt Gewerbebank) 
und hinab bis ans Eichtor (jetzt nordlicher Turm des Landgerichts) 
war alles niedergebrannt, also die ganze Altstadt, insgesamt etwa 
400 Hauser und 43 Salzhutten. Auf dem Marktplatz verbrannte 

l ) Marktplatz Nr. 7 

*) Oberer Postplatz Nr. 1 



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Die Erbauung des Rathauses in Schwab. Hall 63 

die Barffisserkirche, die Rats- oder Biirgertrinkstube (jetzt K. Ober- 
amt l ), das StMtmeister Drechsler'sche (jetzt Jopp'sche 2 ) Haus, das 
Ratsherr Stier'sche (jetzt Finckh'sche 8 ) Haus, die Stellwag'sche 
und die Hefelmajer'sche Apotheke and andere Geb&ude. Die eben- 
falls abgebrannte dritte Apotheke, die Wackershagen'sche war da- 
mals auf dem Schuhmarkt (jetzt Pabrikant KleiiTsehes Haus 4 ). 

Nach diesem grossen Brande, von welchem ab der Gasthof 
zum Helm im Volksmund das „Sundenwirtshaus ft hiess, erbat sich 
die Reichsstadt Hall vom herzogl. wiirtt. Hof einen geschickten 
Baumeister zur Wiederaufbauung der Stadt und erhielt denselben 
in Eberhard Friedrich Heim von Stuttgart. Dessen und 
der Haller Werkraeister Leistungsf&higkeit sowohl, als die Tatkraft 
der Haller Burger notigen hohe Achtung jedem ab, der den heutigen 
Marktplatz ttberblickt. Es hiess jetzt: 

„Tausend fleiss'ge Hande regen, 
Helfen sich in munterm Bund, 
Und in feurigem Bewegen 
Werden alle Krafte kund. a 

Auf den Trtimmern der alten Barftisser- oder St. Jakobs- 
kirche nun sollte nach dem Ratsbeschluss vom 21. August 1730 das 
neue Rathaus erbaut werden. 

Zuerst sollte aber die Blirgertrinkstube (jetzt K. Oberamt) 
wieder erstellt werden, darnit diese einstweilen als Rathaus ver- 
wendet werden konnte. Die Zeichnungen und Modelle zum Rat- 
hausbau hatten die Steinhauermeister Eberhard Friedrich Heim in 
Stuttgart und Johann Georg Arnold in Hall geliefert. Diese 
Zeichnungen scheinen jedoch verloren gegangen zu sein. Um so 
erfreulicher ist es, dass die Studierenden der K. Technischen Hoch- 
schule Stuttgart im Jahre 1902 griindliche Aufnahmen mit ein- 
gehenden Detailzeichnungen vom Rathause gemacht haben, welche 
in den Supplementband des grossen Werks „Kunst- und Altertums- 
denkmale Wttrttembergs" aufgenommen werden. 

Am 2. Marz 1731 beschliesst der Rat, den stehen gebliebenen 
w Barfiisserturm a abzubrechen und fremde verst&ndige Baumeister 
zu verschreiben. Zur Bauaufsicht werden als Direktoren Geheim- 



') Marktplatz Nr. 7 
') Marktplatz Nr. 9 
*) Marktplatz Nr. 10 
4 ) Oberer Postplatz Nr. 3 



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64 German 

rat Hartmann, Amtraann Schafner, Rat Stier and, falls Schafner 
sich entschuldige, Oberlandumgelder Wiebel gew&hlt. 

Beim Abbruch der Barfusserkirche wurden am 16. April 
viele menschlische Totengebeine gefunden, welcbe Ratskonsolent 
Dr. Muller sammeln und auf Weisung des Rats an derselben Stelle 
wieder eingraben liess. 

In der feierlichen Ratssitzung vom 27. April verliest derselbe 

Dr. Muller vor den Stadtmeistern Sanwald und Bonh6ffer, den 

Geheimraten Hezel und Closter und den Raten Grftter, Hezel, 

Ludwig, Textor jr., Wiebel, Drechsler, Stier und Beyschlag „rechts- 

griindlich", dass „die verbrannte alte, iiberfltissige und ebensowenig 

gebrauchte, als besuchte Barfusser Nebenkirche, die nur Freitags 

friih und da nur benfitzt worden sei, wenn kein Feiertag und 

wenn Tags zuvor kein Feiertag war, nun abgebrochen sei, u. s. w." 

Sehr lebhaft wird die Frage besprochen, ob auch eine ger&umige 

Ratskapelle zu erbauen sei. Die Frage wird vorerst noch als eine 

offene behandelt,sp&ter 

aber verworfen. Jetzt 

dr&ngt der Rat, dass 

Baumeister Heim hier- 

herkame und l&sst ihm 

frei, ob er auf eigenen 

Pferden von Stuttgart 

nach Hall reiten wolle 

oder nicht. Dieser 

schickt einstweilen sei- 

nen Sohn, zogert selbst 

aber mehrere Monate 

und kommt endlich an- 

fangs Juli. 
Rathaus. XT , . . « 

Nach emigen Kor- 

rekturen werden die Rathausbaupl&ne genehmigt. Dieselben sehen 

15 Hauptzimmer und 6 Zimmer unter den Dachkammern vor. 

Den beiden Apothekern Scheinhardt und Stellwag, welcbe 
die Einbauung ihrer Apotheken in das neue Rathaus gewttnscht 
batten, wird jetzt die Aussichtslosigkeit dieser Absicht erkl&rt und 
zugleich dem Scheinhardt wegen seiner „renitenten" Vorwtirfe am 
8. August bedeutet, dass er auf kunftigen Montag vormittag bei 
Vermeidung der Exekution abziehen solle. Er hatte, scheint es, 



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> Die Erbauung des Rathauses in Schwab. Hall 65 

eine provisorische Wobnung inne, welche die reichsst&dtische Ver- 
waltung nan selbst gebrauchte. 

Am 21. August 1732 fand die feierliche Grundstein- 
legung des Rathausbaues statt, wobei Dekan Seyboth die Fest- 
predigt hielt und Konsulent Dr. Miiller ein Festgedicht vortrug. 

In den Grundstein wurden von den damals gewachsenen 
Frtichten Korn und Wein, dann Brot und Geld gelegt, sowie eine 
kleine Tafel mit den Preisen der Lebensmittel und den Namen 
der damaligen Stadtmeister und Ratsherren. 

Die Sandsteine zum Bau wurden aus dem Eltershofer 
Steinbruch gewonnen und ein Akkord mit den Meistern Arnold 
und Heim abgeschlossen. Damit die Steinbrecher dort rasch fort- 
machen konnten, wurde die Frage aufgeworfen, ob man den Abraum 
vor diesem Steinbruch nicht durch die Hausgenossen auf dem Lande 
oder durch die Untertanen selbst (statt des Frohnens bei den 
H&gen) solle vornehmen lassen. Das zum Steinbrechen notige 
Pulver wird den Meistern umsonst geliefert. An Steinbrechern 
werden genannt: Joh. Renner, Georg Abel in Hall, Andr. Weber 
in Komburg, Georg Schonhuth in Eltershofen und Joh. Mich. 
Sch&ffner in Komburg. 

Beim Bruche der Heuchelsteine im Hessentaler Steinbruch 
wurden salzburgische Emigranten besch&ftigt. 

Am 21. August 1733, also ein Jahr nach der Grundstein- 
legung lassen die Maurer- und Steinhauergesellen um einen Trunk 
ansuchen. Es erhftlt jeder x / 2 Mass Wein und fur 1 Kreuzer Brot, 
der Palier 1 Mass Wein und fflr 2 Kreuzer Brot. 

Das Portal wurde aus sogenanntem Alabastersandstein aus 
dem Bibersfelder Steinbruch hergestellt. 

Am 4. November ist der Bau bis zum Dache fertig, weshalb 
Steinmetz Rauffeisen aus Regensburg ein geschriebenes Gratu- 
lationsgedicht im Namen s&mtlicher Werkmeister und Gesellen der 
Steinmetzen, Steinhauer und Maurer den Herren der Baukommission 
iiberreicht. Letztere hatten alle 8 Tage liber den Fortgang der 
Bauarbeiten in der Steuerstube Bericht zu erstatten. 

Der Bau nafcm rasch seinen Fortgang, so dass die feierliche 
Einweihung des edlen Barockbaues, dieses Juwels der Stadt, fur 
den 18. Juli 1735 ins Auge gefasst werden konnte. 

Betreffs der Einteilung der R&ume wird bestimmt, dass 

das Zimmer unten rechts die Ratskonsulentenstube und dieser ge- 

gentiber die Deputationsstube, binten rechts die Kanzlei und dieser 

5 



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66 German 

gegenflber links die Registrator kommen solle. In den mittlen 
Stock kam in die Mitte (den Ratssaal) die Ratsstube, auf der 
rechten Seite das Zimmer des Herrn Ausgebers, dann das Abtritt- 
zimmer, hinten rechts die andere Steuerstube and gegenflber die 
Zimmer, in welchen das Obervormundgericht und Einzugsgericht 
untergebracht werden sollen. 

In der zweiten Steuerstube, dem kunftigen Bfirgerhaus (jetzt 
K. Oberamt) solle die Bed- und die Kriegsstube eingerichtet werden. 
Zur Einweihungsfeierlichkeit waren einstweilen M e d a i 1 1 e n 
in Nurnberg bestellt worden. Die bekanntere, kleine Denkmftnze 
zeigt auf der einen Seite das Bild des neuen Rathauses und im 
Abschnitt: SCHW-HALL 1735, auf der anderen Seite: 
Was Verzehret feVr VnD brand 
sChenCkt aVfs neVe gottes hand, 
in welchem Chronodistichon die Jahrzahl 1735 enthalten ist. 
(Man addiere die gross gedruckten Buchstaben hier als rflmische 
Zahlen zusammen.) 

Diese Denkmiinze ist sowohl in Silber als auch in Gold ge- 
pragt worden und hat in Silber ein Gewicht von 8 /ie Lot- 
Die grosse Medaille zeigt auf der einen Seite das Bild der 
nach dem Brand wieder aufgebauten Stadt Hall, darttber gekron- 
ten doppelten Adler mit dem Schwert, Szepter und Reichsapfel 
und dem flsterreichisch-ungarischen Wappen auf der Brust. Ueber 
demselben in einem Halbzirkel 

1) OESAR ET IMPERIUM MISERIS SOLAMINA PIXIT; 
weiter oben das strahlende Dreieck und dabei: 

2) NUM1NE PROPITIO 
Unten herum: 

3) SIC URBS EX FLAMMIS CURIA SICQUE REDIT 
Auf der andern Seite das Bild des neuen Rathauses und dabei 

im Eck die Buchstaben des Stempelschneiders : P. P. W. (Peter 
Paul Werner in Ntirnberg). 

Oben herum in zwei Halbbflgen: 

4) JUSTITIiE TEMPLUM VIRTDTES CONTINET OMNES 
SIC NULLI CEDUNT JURA SACRATA DEO 

Im Abschnitt: 

5) CVRlA NOVA 

VrbIs IMperIaLIs DeVotae sVeVo - haLanae, 
in welchem Chronodistichon auch wieder die Jahreszahl 1735 ent- 
halten ist. 



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Die Erbauung des Rathauses in Schwab. Hall 67 

Von diesen lateinischen Umschriften sind die folgenden freien 
Uebersetznngen im Original aus jener Zeit erhalten. 1 ) 

von Umschrift 1) 

Des Kaysers Gnaden-Liecht 

hat mir den Tag gebracht, 
Als mich die gr5ste Noth 

wie eine Nacht umgeben; 
Des Reichs erwiinschte Hulff 

und Beystand hat gemacht, 
Dass ich mich wiederum 

kan aus dem Staub erheben. 
von Umschrift 2) 

Der grosse Zebaoth und seine Allmachts-Hand, 

Die vormals schwer auf uns und unsrer Stadt gewesen, 
Erleichtert unsre Last und lfcsst uns nach dem Brand, 

Durch seine Liebes-Cur von unsrer Hitz genesen. 
von Umschrift 3) 

Sieh', wie ein Phfinix hier 

aus seinem Moder steigt; 
Das sehr verstfihrte Hall 

erhohlt sich nach den Wehen, 
Und wo sich bey dem Brand 

nur Asch' und Gluth gezeigt, 
Da siehet man anjetzt 

ein neues Rath-Hauss stehen. 

von Umschrift 4) 

Das Rath-Hauss l&sst sich hier 

als einen Tempel sehen, 
Worinn der Tugend-Chor 

den Regiments-Stab halt, 
Den die Gerechtigkeit 

zur Residentz erwahlt, 
Weil immerdar darinn, 

was recht ist, soil geschehen. 

J ) Gedrucktes Flugblatt, eingeklebt in eine Chronikhandschrift 
^Extract auss der Hallischen Heroldischen Chronic nebst allerhand 
Hall. Beschreibungen, und andern Piecen." Mit Nachtragen bis 1754. 
(Im Besitze von Apotheker Dr. Th. Blezinger-Hall.) 



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68* German 

von Umschrift 5) 

Der Kaysers-StaDt HaLL In SChWaben 
neVes Rath-HaVss, 

so In Zelt Von Drey lahren 
erbaVet 1st. 

Dieses Chronodistichon drdckt ebenfalls die Zahl 1735 aus. 

Auch diese Medaille wurde sowohl in Silber, als in Gold ge- 
pragt und kostete die Stadt 1 fl 30 xr, wahrend die kleine Denk- 
munze auf 15 bis 20 xr zu stehen kam. Die silberne Medaille 
wiegt l 5 /s Lot, die goldene hat je nach der Starke einen Wert 
von 8 bis 20 Dukaten. 

Die damals im Stadtschatz vorhandenen 422 Frankfurter 
Taler waren dazu verwendet worden. 

Betreffs der Einweihungsfeierlichkeit beschliesst der 
Bat, dass dieselbe am Tag der Ratswahl stattfinden und eine kurze 
Predigt in der St. Michaelskirche vorangehen solle. In Prozession 
soil der Festzug von hier ins neue Gebaude erfolgen. Auch eine 
solenne Mahlzeit war ins Auge gefasst. Bei der Prozession sollten 
immer die „geringsten" Beamten jeder Gattung vorangehen. 

Am 18. Juli 1735, dem Tag der Einweihungsfeier, 
zogen zuerst der Rat und die stadtischen Beamten vom Interims- 
rathaus zur St. Michaelskirche. Dekan Seyboth hielt die Weihe- 
und Festpredigt unter Zugrundlegung von Psalm 106 Vers 1—6. 

Dann bewegte sich die Prozession hinab zum neuen Rathaus 
„unter Paradierung aller Ober- und Unterofflziere nebst einigen aus 
jeder Bttrgerkompagnie ausgesuchten und wohlmontierten Gemeinen." 

Der Zug ging in folgender Ordnung. Zuerst kamen die am 
Bau beschaftigt gewesenen Handwerksleute, dann der Bauinspektor 
Amtmann Textor, den silbernen Rathausschlttssel auf einem rot- 
samtnen, mit goldenen Schnuren und Quasten eingefassten Kissen 
tragend. Ihm folgten der Steuer- und Eanzleidiener, alle Balleien 
(Verwalter) und Offizianten (Unterbeamten) der Kanzlei, Registratur, 
Renovatur, Bed- und Kriegsstube, des Spitals und des Forstamts, 
die Advokaten und Prokuratoren paarweise, die vier ord. Offizianten, 
als Registrator Dietrich, welcher das Privilegien-CFreiheiten^Buch, 1 ) 
Ratssekretar Beyschlag, welcher die Weimarische Bibel und Stadt- 
schreiber BonhofFer, welcher das Statutenbuch (die hallischen Gesetze 
enthaltend) trug. Wahrend diese drei miteinander gingen, schritt 

*) Ein geradezu herrlich geschriebenes Buch, wohl das schonste 
im hallischen Gemeinschaftlichen Archiv. 



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Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 69 

Steuersekretar Sanwald, die stadtischen Insignien auf emem eben- 
falls rotsamtnen Kissen tragend, allefn, ebenso Stadtschultheiss 
(Reichsschultheiss) Stellwag. Nun folgten die zwei ord. Rats- 
advokaten, die drei Ratskonsulenten , die beiden Stadtmeister 
(Hartmann und Bonhoffer) mit den Geheiinen and tibrigen Senatoren 
(dem innern und aussern Rat), den zwei Haal-Obermeistern und 
den zwei altesten Mitgliedern des Spitalgerichts. Den Schluss 
bildeten die J&ger mit den Reisigen. 

Yor der Rathaustfire iiberreichte Bauinspektor Textor dem 
regierenden Stadtmeister Hartmann den silbernen Schliissel. Nach 
der Oeffnung ergoss sich die Prozession in das schone neue Gebaude. 

Aus der neuen Steuerstube ertonte zur Begrfissung ein zum 
Feste komponiertes Instrumental- und Vokalkonzert. Im Ratssaal 
hielt Stadtmeister Bonhflffer die Danksagungs- und Begrussungs- 
rede, woran sich alsbald die Ratswahl anschloss. 

Das Ratsprotokoll liber die Festlichkeit beginnt mit den 
Versen des Protokollfubrers Ratssekret&r Joh. Dav. Beyschlag: 
Die Gttte des HSchsten sich stets erneue 
In unserer werthesten Stadt Rathsgeb&ue! 
und schliesst: 

Es lass der Hochste nun das Rathhaus feste stehen, 

Bis einst das Weltgeb&u nebst ihra zu Grund wird gehen! 



Die Bauarbeiten hatten 2 Jahre und 11 Monate gedauert. 

An Gratifikationen erhielten die Baudeputierten Stadtmeister 
Hartmann 200 fl, die Ratsherrn Stier und B5ltz je 150 fl und der 
Bauverwalter Textor wohl eine ahnliche Summe. Ferner kamen 
50 go 1 dene Rathausmedaillen zur Verteilung. 

Der Grundriss und die architektonische Anlage des 
Baues 1 ) sind ganz eigenartig. Schon der Bauplatz, welcher so 
stark abf&llt, dass die hintere Fassade um ein Stockwerk tiefer 
steht, als die vordere, bedingt dies. An das quergedehnte Vorder- 
haus legt sich ein schmaleres Hinterhaus. 

Das Vorderhaus ist in alien Stock werken dreigeteilt, im 
Mittelteil ausgebogen. 

Das Hinterhaus ist im Kellergeschoss durch eine Scheide- 
mauer quer geteilt, in den oberen Stockwerken dreigeteilt durch 
Scheidewande, welche nach der Tiefe laufen. 

*) Nach „Schmohl und Stahelin, Die Barockbauten in Deutschland 
(Das Haller Rathaus. Von Professor Dr. E. Gradmann-Stuttgart)." 



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70 German 

Im Kellergeschoss des Hinterhauses nahm der grosse 
hintere gewtflbte Baum das Archiv auf. 

Im Erdgeschoss tritt man in das Vorderhaus durch drei 
Portale ein. In die schone Vorhalle munden zwei Seitenzimmer. 
Der Mittelraum des Hintergebftudes bildet das Treppenhaus; hier 
liegt (wie inch dartiber im Hauptgeschoss) vorn ein Em (Flur) 
and zu beiden Seiten Kanzleien, dahinter an der Riickwand die 
dreiarmige Treppe. 

Im Hauptgeschoss, im ersten Stock, enthalt das Vorder- 
haus die Repr&sentationsr&ume : den grossen Saal mit den drei 
Balkonturen und die zwei kleineren Sale, das Hinterhaus Kanzleien 
und Registraturen. In die Winkel am Ansatz des Hinterhauses 
sind Rundtfirmchen eingefugt, deren eines eine Wendeltreppe, das 
andere Aborte enthftlt. 

Vom Haupt- zum Dachgeschoss ffihrt nur eine Nebenstiege. 
Da das Hauptgeschoss im Vorderhaus h6her ist, als im Hinterhaus, 
fuhrt im Dachstock eine Treppe vom Hinter- zum Vorderhaus 
hinauf. Seltsam ist die hufeisenfSrmige Anordnung des Daches 
auf dem Hinterhaus. Parallel zur Lingsachse stehen zwei Man- 
sarden-Satteldacher und an der Riickwand quer ein Mansarden- 
Pultdach, gegen innen auf einer Fensterwand ruhend. Das Regen- 
wasser fliesst somit zum Teil in den Lichthof . und muss durch den 
Dachstock hindurch abgeleitet werden. 

Die Fenster der Dacjizimmer (Kanzleien und Registraturen) 
liegen in tiefen Nischen, wobei schr&ge Wftnde vermieden sind. 
Das Vordergebaude hat im Dachgeschoss einen Zwerchstock mit 
Giebeln vorn und hinten und demgem&ss ein kreuzftrmiges Man- 
sarden-Walmdach. 

Aus dessen Vierung erhebt sich der T u r m mit Laterne und 
schmiedeiserner Kuppel, in dem die Uhr und die Glocke unterge- 
bracht sind. Der Turm ist mit Schiefer, die Dacher sind mit 
Ziegeln eingedeckt. 

Alle vier Fassaden des Baues sind in Werkstein ausge- 
fiihrt. Die Seidenfassaden sind gequadert mit Lagerfugenlinien. 
Eine Pilasterordnung gliedert die ganze Vorderfassade in drei Teile. 
Als Unterteilung stehen glatte Lisenen zwischen den Fenstern der 
Seitenteile. Bei dem Mangel eines Ghirtsimses erscheinen die 
Briistungen der oberen Fenster mit ihrem Anschluss an die Ver- 
dachungen der unteren Fenster gekttnstelt. Seltsam erscheinen 



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Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 71 

auch die Kurven der Verdachungen der Nebenpforten, obwohl sie 
(lurch die Konsolen der Balkone einigermassen motiviert sind. 

In den Seitenfassaden ist das Hinterhaus so entschieden als 
moglich vom Vorderhaus abgesetzt. Doch hat jeder Teil sein 
eigenes System, das Hinterhaus naturlich das einfachere. Die 
hinteren Ecken sind abgerundet. 

Nach der sehr sorgfaltig geschriebenen, von Bauverwalter 
Joh. Lorenz Textor am 27. Juni 1736 ttbergebenen Baukosten- 
rechnung beliefen sichdie Ausgaben auf 55,055 fl. Darunter 
sind flir Maurer and Steinmetzen 20,695 fl, fur Zimmerleute 2,581 fl, 
Schreiner 1,661 fl, Schmiede 1,822 fl, Wagner 86 fl, Schlosser 2,185 fl, 
Glaser 1,644 fl, Drechsler 22 fl, Kupferschmiede 488 fl, Uhrmacher 
621 fl, Seiler 331 fl, Glockengiesser 126 fl, Stukkaturarbeiten 2,593 fl, 
Maler 146 fl (die Decken- und Wandgem&lde wurden erst sp&ter 
gefertigt und sind in den erw&hnten Baukosten nicht inbegriffen), 
f&r Steinbrecher 1,441 fl, Haftier 25 fl, Gebrannte Materialien 2,545 fl, 
Geschnittenes Holz 1,615 fl, Tannenes Holz 1,195 fl, Eichen-, Lin- 
den- und anderes Holz 1,181 fl, Nftgel 1,098 fl, Blei 99 fl, Aller- 
hand Eisen 2,265 fl, Kupfer und anderes Metall 2,516 ft, Kurz- 
waren 306 fl, Gold und Vergoldung 695 fl, Sand 67 fl, Gips 1,011 fl, 
Fuhr- und Lohndienste 1,315 fl, Fuhrl8hner 584 fl, Abendbrot und 
Zehrung 560 fl, Gerttste 953 fl, Taglohn 218 fl, Kleine Ausgaben 
340 fl, insgesamt also 55,055 fl. 

Ein naheres Eingehen auf diese einzelnen Posten ist nicht 
ohne Interesse. Das Zimmerholz wird aus dem Michelfelder 
Gemeindewald und das Eichenholz aus dem Spitalwald (Teurers- 
hofer Forst) geholt. Die Zimmerarbeit und die eichenen Stiegen 
nach dem oberen Stock liefern die Zimmer m e i s t e r Gottfi*. Demmler, 
Gg. Melch. Bernh. Demmler und Gg. Brintz, wfthrend das Boden- 
und Dielenlegen der Zimmer m an n Joh. Fuchs besorgt. Die ge- 
schnittenen H5lzer sind von Sagmttller Gg. Phil. Sterl in 
Hirschfelden, von der gr&fl. limpurgischen Sagmuhle in Schmidel- 
feld und den Sagmftllern Joh. Heinr. Schmid in Hall, Joh. Gg. Brentz 
in Unterlimpurg, J6rg Hofmann in Rieden und Eonr. Ran in 
Westheim. Von „ihro hochedelgeborenen Magnificenz Herrn" Stadt- 
meister Hartmann sind tannene Bretter. Tannenes Holz ist 
vom hftllischen Wirt Konr. Ruth in Bubenorbis, Joh. Pet. Setzer 
in Michelfeld, Wildmeister Joh. Fr. KochendSrfer in Grtindelhardt 
und Kasp. Drescher in Hessental. Auch ein Hausgenosse, Melch. 
Schneider in Obersontheim ist beteiligt. Die Gerttststangen sind 



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72 German 

vom Handelsherrn und Mitglied des Innern Rats Joh. Melch. 
Seiferheld. Eichenes und anderes Holz ist von Kasp. Drescher 
in Hesse nt al, Hans Laidig in Ziegelbronn, vom Spital, von Hans 
Jorg Wieland in Sttlz, Joh. Dav. Drechsler, Mitglied des Innern 
Rats, Joh. Gg. Wieland in Reisachshof, Gg. Mich. Doller in Gott- 
wollshausen, Mich. Wendel in Rinnen, Hans Hartinann in Hirsch- 
felden, Joh. Gg. Wttst in Forst, Hans Mich. Flaxer in Witzmanns- 
weiler, Dreikflnigwirt Andr. Salzner, den Pflegern Grater, Textor 
und Stier und aus den Waldern der Johanniterkommende (durch 
den komturschen Amtmann Sim. Pet. Schroth). „Ihro hochedel- 
geborene Magnificenz Herr a Stadtmeister Sanwald liefert 70 lindene 
Dielen. 

Die gebrannten Baumaterialien, es sind 247000 Back- 
steine und 43500 Dachplatten, verfertigten die Ziegler Joh. Gg. 
Haas, Joh. Ezech. Seiferheld (oberhalb des Langenfelder Tors), 
Gg. Mich. Egner in Hall, Fr. Balth. Beyschlag in Rieden, Joh. 
JOrg Ziegler in Steinbach und Jorg Grater in Veinau. 

Die Schreinermeister Joh. Ad. Haug und Joh. Jak. 
Laccorn erhielten die Hauptarbeiten ihres Handwerks. Auch ein 
Schreiner Joh. Heinr. Sauter wird genannt. 

Die Schmiedmeister Joh. Jac. Berger, Joh. Mich. Knorr, 
Gg. Leonh. Dillinger, Joh. Dav. Haspel, Joh. Gg. Hauber im Weiler, 
Gg. Leonh. Kress, Joh. Dav. Walther, Joh. Konr. Wetzel und Nik. 
Gross lieferten die schmiedeisernen Klammern und Stftbe und 
besorgten in den Steinbriichen die flir sie vorkommenden Arbeiten, 
wie die Anfertigung von Beilen und Bohrern, das Spitzen der 
Beile und die Reparaturen der Schubkarren. Schmiedmeister Haspel 
lieferte 6000 Hufstumpen, der Hammerschmied Mich. Dav. Biichner 
zwei grosse Schlaghammer zur Rathausuhr und Werkschmied Joos 
die Turmkuppel. 

Die Wagnerarbeiten, wie Schubkarren, Tragbahren, 
Schaufeln, Hauen, Walzen und Leitern erhielt nahezu ausschliesslich 
Joh. Gg. Hammers Wwe. iiberwiesen. 

Der Schlosser Bubinger, welcher die Kunstschlosserarbeiten 
(welche spater noch Erwahnung finden), ausflihrte, machte auch die 
Schlosser und die Tur- und Fensterbeschlage und besorgte das 
Anschlagen derselben. Ein Uhrmacher und Schlosser Joh. Christof 
Gansser verfertigte die grossen Schrauben zu den ZimmerbOden 
und die Fensterschrauben. 

Als G laser mei st er werden Joh. Schwend, Dav. Schwend 



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Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 73 

und Georg Schttler genannt. Das Glas dagegen lieferte Glashtttten- 
meister Leonh. Friedr. Wenzel. 

Die 458 000 geschmiedeten Nigel, welche 1,098 fl koste ten, 
lieferten die Nagelschmiede Joh. M. Boltz, Joh. Dav. Schlossstein, 
Marie Sibylle Dreher Wwe und Gottfr. Konr. DStschmann. 

Von Drechslern werden Friedr. Ziethen und Joh. Andr. 
Strobel, von Kupferschmieden Joh. Ad. Rohler; Joh. Wilh. 
Beyschlag, Joh. Christof Bttschler und Joh. Mich. Biischler erwahnt. 

Die Uhrraacher Christof Gansser und Joh. Christof Bielk 
erhielten fur das Uhrwerk 582 fl, und Joh. Balth. Leutwein fur 
das Giessen des Bleigewichts zur Uhr 28 fl. Die Glocke ist 
vom Glockengiesser Joh. Leonh. Lflsch in Morsbach. 

An Seilern sind Joh. Jak. Stattmann und Joh. Christof 
During, an Malern Joh. Gg. Schreyer, Gg. Fr. Schreyer und 
Joh. Mich. Roscher und an Hafnern Joh. Mflller und Joh. Pbil. 
Gaukel erwahnt. 

Amtmann Wibel in Ernsbach erhielt fttr die Turmbedeck- 
ung mit Kupfer, wozu 4505 Pfund nfltig waren und fur die 
Verfertigung der Uhrtafeln und Zeiger 2370 fl. 

Als Lieferanten von Blei, Massing und Zinn werden 
genannt: Handelsherr und Mitglied des Innern Rats Joh. Mich. 
Seiferheld, der Pfleger Haspel, Mitglied des Aeussern Rats, Joh. 
Durr und Chr. Dtiring und ein Lebklichner Bratz, von Kurz- 
waren und Farbmaterialien, z. B. von Oel: der oben ge- 
nannte Handelsherr Seiferheld, von Bodenleim: Weissgerber Mich. 
Leiberich, von Bologneser Kreide: die Kaufleute Samuel und Joh. 
Mich. R6ssler in Nttrnberg, von Messingdraht : Handelsmann und 
Mitglied des Aeussern Rats: Joh. Heinr. Grater. 

Den Sand holten aus dem Kocher die Fischer Joh. Pet. Lauth 
in Unterlimpurg und Joh. Joss Schlossstein im Lindach. 

Der G i p s kam von den Gipsbrennern Andr. Fischer, Ant. 
Diinkel und vom Dorfmuller Joh. Schramm. 

Ffir die gemeine Landfuhr und den Handlohn wurde 
den Untertanen das gewohnliche Dienstgeld von 4 xr fttr die Fuhr 
und von 2 xr fiir den taglichen Handdienst bezahlt. Die h&lliscben 
Grabenreiter (jetzt Landj&ger) hatten diese Arbeiten zu iiberwachen. 

Die Fuhren in der Stadt, 3 l / 2 xr fttr den Wagen, stellte 
Sternwirt Nik. Firnhaber, Schwanenwirt Mich. Happold, Backer 
Joh. Leonh. Keller in Unterlimpurg, Handelsmann Sandel, Ochsen wirt 
Bratz, Earrenmann Joh. Strobel und Fuhrmann Joh. Mich. Nagelein. 



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74 German 

Fttr Abendbrot und Zehrung sorgten Adlerwirt Gg. 
Hieron. Meyssner, Hirschwirt Joh. Ulr. Stattmanu, Traubenwirt 
Fr. Jak. B61tz, Ochsenwirt Gg. Dav. Bratz, Glockenwirt Joh. Dav. 
E>eutelin, Wildenmannwirt Gg. Balth. Gronbach, DreikOnigwirt 
Andr. Salzmann, Straussenwirt Joh. Pet. Katzmann, Sternwirt 
Firnhaber, Kronenwirt Gg. Mich. Haspel, Pflugwirt Stattmann, 
Grttnenbaumwirt Seitz und die Wirte der Umgegend, besonders in 
der Nahe der Steinbrttche und HolzabfuhrsteUen. Die Mass Bier 
kostete 2 xr. 

Dass es auch schon damals bei Bauarbeiten nicht ohne eine 
Ueberschreitung der Akkorde abging, liefert folgender 
Ausgabeposten deu Beweis: Die Werkmeister Arnold, Heim und 
Ziethen empfangen beim Schluss der Bauarbeit wegen „erweislich 
erlittenem Verlust* von Deputationswegen noch 243 fl. 

An Preisen fur die einzelnen Arbeiten und Tag- 
lflhne sind zur Vergleichung mit den jetzigen erw&hnenswert : 
Die Zimmerleute erhielten als Lohn fiir das Holzauszeichnen 
im Gemeindewald t&glich 15 xr, beim Aufrichten des Baues der 
Meister 25 xr, der Zimmergeselle 12—19 xr, dazu aber Speisen 
und Brot. Der gewohnliche Taglohn fttr die Zimmerleute betrug 
fttr den Meister 15 xr Sommerlohn und 10 xr Winterlohn, fiir den 
Gesellen 12 xr Sommerlohn und 9 xr Winterlohn. Die ge- 
schnittenen Holzer hatten folgende Preise : Schreinerbretter 
3 xr und 3 Heller, Baubretter 2 xr 9 H, Halbdielenbretter 5 xr, 
Doppeldielenbretter 9 xr, 4zflUige Dielen 15 xr, Dachlatten 2 fl 
das Hundert. 

Die TaglShne fttr Maurer und Steinhauer waren: 
fiir das Hauen von 1197 Schuh alten Quadern 1 xr 9 H, von 
neuen 2 xr 9 H fiir den Quader, fiir die Alabasterarbeit 4 Gesellen 
66 Tage k 16 xr und der „Jung a 19 Tage & 7 xr, fiir das Legen 
von 878 Schuh Platten in der Wachtstube fur den Schuh 9 H. 

Beim Steinbrechen erhielten die Taglflhner l l / 3y 9 auch 
10 xr, die Steinbrecher fttr 1160 Kubikschuh z. B. fur den Kubik- 
schuh 9H, fur 114 Wagen Mauersteine fiir den Wagen 5 xr 6 H, 
fttr Fuhrlohn 2 xr fiir den Kubikschuh. 

Ein Wagen Sand wurde mit 2 xr bis 3 xr 9 H bezahlt je 
nach der Entfernung am Eocher. 

Handlanger erhielten einen Taglohn von 4 bis 5 xr. 

Die Schreiner berechneten fttr den Stubenboden (ein schoner 
Parkettboden) im Rathaussal 180 fl, in den beiden Nebens&len je 



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Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 75 

50 fl, Air 11 Tttren 4 24 fl und 8 4 16 fl, fttr 20 Fensterrahmen 
(damalige Schreinerarbeit) 4 5 fl, 10 Dachfensterrahmen 4 2 fl 22 xr, 
far das Anschlagen von 93 Fensterrahmen und 98 Tttren k 22 xr 9 H. 

Die Schmiede setzten fur das Verarbeiten yon 330 Pfund 
Eisen zn Klammern fttr das Pfund 2 xr 9 H, filr das Beschlagen 
von 13 Schubkarren k 1 fl 10 xr, von 24 MSrtelk&sten k 15 xr an. 

Das Stabeisen, Gusseisen und Blech wurde von der 
Faktorei Konigsbronn bezogen. Man batte gebraucht: 44 Zentner 
Fenstergeremse das Pfund 3 xr 6 H, 35 Pfund Schlaudereisen das 
Pfund 2 xr 3 H und 21 Zentner gemeines Eisen den Zentner 6 fl. 
Das Zollamt Konigsbronn hatte fur 134 Zentner Eisen 6 fl 21 xr 
Zoll berechnet. Fur 4 Oefen in die 3 Hauptzimmer und 1 Ofen 
in ein Dachzimmer wurden 194 fl und fur die Fuhr derselben 
von Konigsbronn nach Hall 34 fl bezahlt. 634 Pfund Schlosser- 
blech kosteten 4 xr das Pfund, die eiserne Tttre im Archiv ^344 
Pfiind k 4 xr 6 H und 8000 Fensterschrftublein 25 xr das Hundert. 

Der G 1 a s e r fordert fttr das Fertigen von 13 Fenstern ins 
Archiv filr das Fenster 3 fl, fttr 12, 14 und 18z8Uiges Glas fttr 
den Zoll 6 H, der W a g n e r fttr 13 neue Schubkarren je 15 xr, 
der Eupferschmied fttr die Bedeckung des Turmes fttr den 
Zentner Kupfer 10 fl 15 xr, der Maler fttr 75 grosse Fenster- 
rahmen silberfarben zweifach mit Oel anzustreichen je 24 xr, fttr 
31 Fensterrahmeu im Dachstock, also kleinere, ebenfalls je 24 xr. 

Fflr Boteng&nge wurde bezahlt z. B. fttr 3 Gftnge nach 
Konigsbronn und einer nach Ernsbach (OA. Oehringen) zusammen 
3 fl 25 xr (Lohn und Zehrung), fttr einen Gang zum Glockengiesser 
nach Morsbach (OA. Kttnzelsau) 10 xr. 

Der Buchbinder Kern erhielt fttr das Einbinden der Bau- 
kostenrechnung, einen Folioband in Ganzpergament, 6 fl 6 xr, das 
Papier lieferte der „Papierer a R5der in Oberscheffach, OA. Hall, 
also die dortige Papierfabrik. 

Die Preise fttr Baumaterialien waren: 1 ViertelKalk 3 xr 
6 H bis 5 xr, Backsteine das Hundert 13 bis 18 xr, Dachplatten 
das Hundert 15 bis 18 xr, Kaminbacksteine das Hundert 16 xr, 
1 Buschel Schindeln 1 xr 6 H, Zinn das Pfund 14 xr, altes 
Messing das Pfund 10 V* xr, Kupfer 12 1 /* xr, Bodenleim der Zentner 
19 fl, Bologneser Kreide der Zentner 15 fl. Die Fracht fttr letztere 
betrug fttr 2 Zentner von Nttrnberg nach Hall nur 29 xr. 

Die kttnstlerische Ausschmttckung des neuen Rat- 
hauses wurde eine ganz hervorragende. Zuerst wurde mit dem 



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76 Germa^ 

herzogl. wiirtt. Bildhauer Josef Maximlian Pockhl am 9. April 1734 
betreffs der Bildhauer- und Stukkaturarbeit ein Akkord 
in der Hohe von 1,600 fl abgeschlossen. Aussen am Rathaus, wo 
jetzt das Haller Wappen prangt, sollte ein Reicbsadler in Kupfer 
oder Stuck angebracht werden. Die Kupferschmiede wttnschten 
natttrlich, dass er von Kupfer hergestellt werde. Bildhauer Pockhl 
wollte ihn von einer Stuckmasse herstellen, welche jedes Jahr 
harter wurde, da Hammerschlag darunter kftme. Die Ausfiihrung 
in Stuck wiirde 260 fl kosten. Der Rat beschloss aber, den Reichs- 
adler vorerst in Fresko-Malerei ausfiihren zu lassen. Ueber dem 
Adler sollte das ebenfalls gemalte Auge Gottes die Reichsstadt- 
herrlichkeit Halls t&glich beschirmen. Es wurde aber ein Jahr 
darauf der Reicbsadler doch in Stuck ausgefuhrt. 

Einfache Stukkaturen zeigt das KappengewSlbe der Vor- 
haU$. Das Treppenhaus und die beiden Fluren haben Plafonds 
mit Stukkaturen, die im ersteren die Jahreszeiten vorstellen, sonst 
ziemlich linear sind. Die Tttrgestelle und die Umrahmungen der 
Ofentflren sind gef&llig profiliert, sonst wenig dekoriert. In den drei 
Salen umschliessen die Gem&lde an Decken, Wanden und uber 
den Tiiren teilweise bronzierte Rahmenornamente von Stuck mit 
naturalistischen Laubzweigen. 

Ratskonsulent Dr. Miiller machte auch den Vorschlag, die 
.Vorderfassade des Baues mit 5 Statuen zu schmttcken und zwar 
fur die Eckpfeiler der Dachbalustrade und des Dachgiebels und 
fttr den Scheitel dieses Giebels, was aber jedenfalls nicht zur Aus- 
fiihrung kam. 

Erst am 9. April 1736 wurde mit dem jedenfalls von Stutt- 
gart empfohlenen Maler Livio Retti in Ludwigsburg wegen der 
Ausschmiickung der Wftnde und Decken der Rathaussftle mit 
Gemaiden verhandelt. 

Die Kttnstlerfamilie Retti ist in Wttrttemberg nicht unbekannt. 
Die beiden Fltigelgeb&ude des Ludwigsburger Schlosses und der 
Brurinen auf dem Ludwigsburger Marktplatz wurden durch den 
im Mai 1717 von Wien nach Ludwigsburg gerufenen nachherigen 
Oberbaumeister Paolo Retti vollendet. 

Dieser zog seine drei Bruder, namlich Leopold als Bau- 
meister (welcher spater den Schlossbau in Stuttgart ausfuhrte), 
Riccardo als Stukkateur, Livio als Eunstmaler herbei und 
wusste deren Durftigkeit in nicht unbedeutenden Reichtum zu 
verwandeln. Dieser ganzen italienischen Herrlichkeit machte aber 



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Die Erbauung dea Rathauses in Schw. Hall 77 

der Tod Herzog Eberhard Ludwigs, der am 31. Oktober 1733 
erfolgte, ein j&hes Ende. 

Wenige Tage darauf liens' sein Nachfolger Herzog Karl 
Alexander von Wttrttemberg Paolo Retti, sowie den Baumeister 
Frisoni nach dem Asperg, spftter nach dem Hohenneuffen in Verhaft 
bringen und hinsichtlich ihres Benehmens unter der vorigen Regie- 
rung in Untersuchung ziehen. Diese Untersuchung gegen die 
beiden Baumeister, deren Arbeiten der Oberbaudirektor von Herbort 
und der Professor der Theologie Bernhard Bilflnger in Tubingen 
zu prQfen hatten, wobei eigentliche Betrfigereien nicht nachzuweisen 
waren, endigte mit einem Geldopfer Frisonis und Rettis von zu- 
saramen 25,000 fl, das der herzoglichen Easse in der Hand des 
Juden Sttss zu bringen war, wogegen den beiden Baumeistern 
fernere Verwendung in Bausachen zugesagt wurde. 

Tragisch klingt es, dass einige Tage nach diesem Urteil, am 
29. November 1735, Frisoni starb. 

Die Arcbitektur des Haller Rathauses weist auf Ludwigs- 
burger Meister, sei es nun Frisoni oder Paolo Retti. Vielleicht war 
der Erbauer Eberhard Friedrich Heim aus deren Schule hervor- 
gegangen. 

Des Paolo Retti Bruder, Livio Retti, war also der Kunst- 
maler, welchem die Ausffihrung der Gemalde fur das Haller Rathaus 
libertragen wurde. Nach dem Ratsprotokoll vom 9. April 1736 
libernahm er die Fertigung von drei Decken- und vier Wand- 
gemalden, sowie von sieben kleineren Gemalden oberhalb der 
Turen far 1,415 fl. 

Die Art seiner Gemalde erinnert in der Auffassung und in 
den Farbeffekten an den beruhmten italienischen Maler Tiepolo 
(1696— 1770) r welcher einer der letzten Vertreter der Freskomalerei 
des Barockstils war. Er ist durch Leichtigkeit und Freiheit der 
Anordnung, glftnzende Lichteffekte und tippige Darstellungen seiner 
Gem&lde ausgezeichnet Von diesem Tiepolo selbstwar das Altar- 
blatt in Klein-Komburg (bei Hall) gemalt, das aber in die kgL Staats- 
galerie nach Stuttgart kam. 

In Ludwigsburg hat Livio Retti nur Arbeiten zweiten Ranges, 
kleine Malereien in der Schlosskirche und im Favoriteschloss aus- 
gefilhrt. Im Jahre 1743 hat er als damals kurpfalzischer Hof- 
maler beim wttrttembergischen Hofe im Namen seiner Familie 
Nachforderungen eingereicht, die ihm in der Hohe von 6000 fl 



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78 German 

bewilligt wurden. Seine Brttder ttberlebend, starb Livio Andrea 
Retti am 2. Januar 1757 im Alter von 58 Jahren in Ludwigsbnrg. 

Seine Gem&lde fttr das Haller Rathaus sind immerhin 
bedeutender als die erw&hnten Ludwigsburger Malereien und fallen 
besonders durcb Ueppigkeit der Farben und der Gestalten auf. 

(Eine eingehende Bescbreibung und Erkl&rung derselben bietet 
die Arbeit des Herrn Stadtpfarrers Balluff in diesem Hefte, weshalb 
hier nicht n&her daraui eingegangen ist.) 

Bei der Entfernung dieser Gem&lde aus ihren Rahmen im 
Jahre 1903 machte der tachtige Haller Kunstmaler Gottfried 
Schmidt die interessante Entdecknng, dass unter den Wand- 
gem&lden in gleicher GrSsse Bilder zum Vorschein kamen, welche 
von einem Haller Maler Joh. Mich. Roscher, der auch das 
Deckengem&lde in der Spitalkirche ausgeftihrt hat, berriihren. Es 
sind dies direkt auf die Wand in Rotel gemalte Skizzen. 
Kunstmaler G. Schmidt erhielt von den Kollegien im Jahre 1903 
nicht nur den Auftrag, die Retti' schen Gem&lde zu renovieren, 
sondern auch genaue Kopien dieser Roscher'schen Rotelbil- 
der in den Originalgrflssen anzufertigen. Es fanden sich: die 
St. Michaelskirche, welche heute noch dasselbe Aussehen hat. 
Nur die Umgebung, der Gasthof zum Adler und die Patrizierh&user 
haben sich ein wenig verandert. Sichtbar sind auch je ein Ver- 
bindungssteg von der Eirche hinttber in ein Patrizierhaus zur 
rechten und zur linken, von letzterem nur die Eingangspforte'. Das 
Rath a us zeigt noch den Reichsadler und die projektiert gewesenen 
5 Statuen. Von der Schuppachstrasse schaut der Turm der (im 
Jahre 1812 abgebrochenen) gotischen St Marienkirche herttber. Die 
Limpurg und die Komburg sind auf einem Bilde ver- 
einigt. Die Limpurg, diese stolze, durch Uhlands Ballade „Der Schenk 
von Limpurg* verherrlichte Peste, war mitsamt dem Ort Unter- 
limpurg im Jahr 1541 von der Reichstadt dem Schenken Erasmus 
urn 45,700 fl abgekauft und leider im Jahre 1573 nahezu ganz 
niedergerissen worden. Die im Jahre 1904 auf Anregung des 
Historischen Vereins und zuerst mit dessen Mitteln begonnenen, dann 
mit st&dtischen, staatlichen und zahlreichen privaten Beitr&gen 
vollendeten interessanten Ausgrabungen gewfthren nun ein zutreffen- 
des Bild der einstigen Burganlage und haben die Richtigkeit eines 
aus dem 16. Jahrhundert stammenden Holzschnitts x ) dargetan. 

1 Abbildung in „German, Chronik von Schwab. Hall nnd Umge- 
bung #< , Seite 111 und in „Fehleisen, Die Limpurg bei Hall". 



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Die Erbauung des Rathauses in Schw. Hall 79 

Auf Komburg ist noch die alte Basilika zu sehen, denn sonst 
wiirden die beiden Bilder (Limpurg und Komburg) betreffs der Zeit 
nicht harmonieren. Die heutige Kirche wurde 1705—1715 nnter 
Beibehaltung der alten Tiirme erbaut. Wahrend die Limpurg in 
Trammer ging, hat die Kombnrg den Stttrmen der Zeit getrotzt. 

Ein weiteresBild zeigt das gut befestigte Ve lib erg, wel- 
ches zu Ende des 16. Jahrhunderts durch Kauf um 140,000 ft an 
die Reichsstadt Hall liberging. Damals standen auf den Mauern 
des Stadtchens 12 Geschtttze, 49 Doppelhaken und 120 Halbhaken. 

Diese Probeskizzen hatten den Beifall des Magistrats nicht 
gefunden. Wenn die heutige Generation sich auch der Rettfschen 
Gem&lde wieder voll erfreuen darf, so bleibt es doch ungemein 
bedauerlich, dass die so liberaus reiche Geschichte der Reichsstadt 
Hall nicht zur Darstellung gebracht wurde, wozu hier so gttnstige 
Gelegenheit geboten gewesen ware. 

Nun bleibt noch zu erw&hnen, dass die beiden f e n - 
s c h i r m e des Ratssaales, der eine rait dem Gemalde „ Moses beim 
feurigen Busch a , der andere mit „Noahs Qpfer" von einem Maler 
J. W. Kleemann 1771 herriihren. 

Die in der herrlichen V o r h a 1 1 e des Rathauses in Nischpn 
stehenden bronzierten Gipsstatuen der Gerechtigkeit 
und der Weisheit stammen von den in Ludwigsburg t&tigen Jta- 
lienern Emanuel Pighini und Thomas Gavoni und haben 
zusammen nur 100 fl gekostet. Ins Treppenhaus des Neuen Corps 
de Logis in Ludwigsburg haben sie Statuen geliefert, die genau 
den hiesigen gleichen. Dieselben Kttnstler haben den berejts er- 
wahnten Reichsadler in Stuck um 80 fl ausgeffihrt Bildhauer 
PSckhl hat ihn vergoldet. 

Die Arbeit der Vergoldung der Sonne auf der Turm- 
kuppel und der Uhr mit den Zeigern kostete 100 fl, ferner mussten 
die zu dieser Arbeit verbrauchten 48 Dukaten mit 2(X) fl in Aus- 
gabe gesetzt werden. Diese 48 Dukaten sind im Beisein der Bau- 
deputierten zerschnitten, vermahlen und aufgetragen worden. 

Die Steinbalustrade vor dem Rathause, welche Terrasse 
wegen des ansteigenden Gel&Ades leider im Boden steckt, wurde 
von dem Steinhauermeister Arnold und dem Palier Ziethen fftr 
233 fl, die Vasen auf dieser Balustrade flir 30 fl ausgeflihrt. Wie 
auf dem Roscher'schen Rotelbilde des Rathauses ersichtlich ist, 
waren damals keine Kugeln auf der Balustrade wie jetzt, sondern 



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80 German 

Vasen von derselben Form, wie sie auf den steinernen Balustraden 
der Rathaustreppe heute noch stehen. 

Der Haller Bildhauer Laccorn ist der Verfertiger der ma- 
men te am Portal des Rathauses. 

Die vorhin erw&hnten Vasen auf der Treppe ruhren von 
Steinhauer Joh. Georg Friedr. Jotz her und haben 32 fl gekostet 

Die 8 Geremse (Fenstergitter) am Archiv stammen von 
Schlossermeister Georg Melch. Bubinger und kosteten 102 fl und 
20 andere 178 fl. Das Brustgerems am Rathausb&lkon kostete HI fl. 

Die harten Marmorplatten im Rathausflur lieferte Joh. 
Georg Konhlein in Solnhofen urn 232 fl, fur das Legen derselben 
berechnete er nur 20 fl. 

Schliesslich ist noch zu erwahnen, dass Drechslermeister Georg 
Wolfg. Schwend zur mehrmals erwahnten Reichsadlerskulptur 
das Schwert und. den Adler fur 24 xr fertigte. Beim Uebergang 
Halls an Wttrttemberg im Jahre 1802 mussten alle Zeichen seiner 
bisherigen Reichsstadtherrlichkeit fallen und so auch dieser Reichs- 
adler. 

Moge auch ohne diesen immerdar ein guter Genius fiber dem 
schonen Rathause walten und in ihm die heilige Ordnung, die 
segensreiche Himmelstochter stets eine St&tte des Friedens und 
des Fortschritts flnden! 



Quellen: 
Rathsprotokolle der Reichsstadt Schwab. Hall 1730—1740 (Hdschr.) 
Rechnung uber Einnahm und Ausgaab des erbauten neuen RathhauBes 

in des heyl. Reichs Stadt Schwab. Hall. Mit Gottes Seegen an- 

gefangen in anno 1732 und vollendet in anno 1736 (Hdschr.) 
Schmohl, P. und Stahelin, G., Barockbauten in Deutschland 1905 
German, W., Chronik von Schwab. Hall und Umgebung 1900 
German, W., Fuhrer von Schwab. Hall und Umgebung 1904 
Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg 1859 
Pfaff, Karl, Geschichte der Stadt Stuttgart, Teil II, 1846 
Schanzenbach , Otto, Ludwigsburgs Gewerbsleben im vorigen Jahr- 

hundert 1889 
Binder, Christian, Wurtt. Munz* und Medaillen-Kunde. Erganzt und 

herausgegeben von dem Konigl. statistisch-topogr. Bureau 1846. 



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"1 




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^ 



Uebersicht fiber die T&tigkeit des Histor. Vereins 
fur wurtt Franken 1903/06 

von Prof. Dr. Fehleisen. 



Die Gesch&ftsleitung hat auch in diesem Zeitraum mehrere 
Verftnderungen erfahren. Der verdiente Vorstand und Bibliothekar, 
Prof. Dr. Nestle, legte infolge seiner Ernennung nach SchSntal 
beide Aemter nieder; es sei ihm au,ch an dieser Stelle fiir seine 
erspriessliche leider nur kurze T&tigkeit im Dienst des Vereins 
bester Dank ausgesprochen. Die Leitung des Vereins ttbernahm 
bis zur definitiven Besetzung der Schriftfiihrer G. Fehleisen, die 
Bibliothek Prof. Dr. Kolb. Durch den Tod unseres bisherigen 
eifrigen und gewissenhaften Kassiers, Oberlehrer Fahr, wurde auch 
diese Stelle erledigt, sie wurde von Finanzamtmann Fromlet 
ubernommen, der sie jedoch schon zu Beginn des Jahres 1906 in- 
folge seiner Ernennung zum Hauptsteuerverwalter in Heilbronn 
wieder niederlegen musste. Es sei auch ihm, der mit grosser Hin- 
gebung und erfolgreich das Eassenamt verwaltet hat, bester 
Dank gesagt. An seiner Stelle fuhrt Fabrikant Lindenberger 
provisorisch das Eassenamt. Die Hauptversammlung fand am 
29. Juni 1904 in Crailsheim statt; hiebei hielten Vortr&ge Ober- 
pr&zeptor Dr. Hertlein liber gallische St&mme im heutigen Wttrt- 
temberg und Baurat Ruff fiber die Ausgrabungen auf Limpurg 
(s. u.). Die fur 1905 nach Gaildorf f&llige Hauptversammlung flel 
aus; an ihre Stelle trat ein am 29. Juni 1905 ausgeffihrter Aus- 
flug nach Anhausen, Stfickenburg, Vellberg. 

Zu grossem Dank ist der Verein den bttrgerlichen Eollegien 
von Hall verpflichtet, die in bereitwilligster Weise die Mittel flir 
Herstellnng eines neuen Bibliotheklokals im alten Gymnasium an 
Stelle des bisherigen, das sich immer mehr als unzureichend er- 
wies, bewilligten. 

Mit grosser Freude wurde auch die Tatsache begrflsst, dass 

das interessante Renaissancehaus von 1605 in der Heilbronner 

6 



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82 Fehleisen 

Strasse in den Besitz des Spitals fiberging, wodurch die Erhaltung 
dieses interessanten Bauwerks gesichert wird. M5ge der Wunsch 
in Erfttllung gehen, dass hierher die Sammlung unseres Vereins 
aus dem bisherigen ungenttgenden Lokal im Pulverturm verlegt 
wflrde; es wftre ein neuer Anziehungspunkt fttr die alte Reichs- 
stadt Hall. 

Die Hauptversammlung wird in diesem Jahr am Vorort Hall 
stattflnden, hiebei wird die definitive Besetzung der Aemter er- 
folgen. Der histor. Verein wird nicht vers&umen angesichts der 
Tatsache, dass im Jahr 1156 Bischof Gebhard von Wttrzburg die 
Michaelskirche eingeweiht hat und dass im gleichen Jahr ein 
siebent&giger Jahrmarkt eingerichtet resp. erneuert wurde, eine 
wfirdige Gedenkfeier dieser 750 Jahre zurfickliegenden Begeben- 
heiten zu veranlassen. 

Von bestem Erfolg waren die Bestrebungen des Vereins be- 
gleitet, die alte Schenkenburg in nftchster N&he von Hall wttrdig 
wiederherzustellen ; es folgt unten hieriiber das N&here. 

Vortr&ge wurden im Lokalverein folgende gehalten: 
1903/4. Dr. Weller (Oehringen) liber die altwttrttembergische Ver- 
fassung, Prof. Fehleisen iiber den Silberschatz von Bosco- 
reale und die Tiara des Saitapharnes, Finanzamtmann 
Fromlet fiber H&llische Dorfordnungen, Pfarrer Dr. Gmelin 
fiber Vornamen, namentlich im H&Uisch-Fr&nkischen, Buch- 
handler German fiber die Erbauung des Haller Rathauses 
und dessen kttnstlerische Ausschmfickung. 
1904/5. Baurat Ruff fiber die Ausgrabungen auf Limpurg, Lehrer 
Hahnlein fiber die alte Synagoge in Unterlimpurg, Pfarrer 
Gmelin ijber das alte Haller Gesangbuch, Dr. Weller fiber 
die Bildung des deutschen Nationalcharakters, Rektor Dr. 
John fiber unsere deutschen Vornamen. 
1905/6. Prof. Fehleisen fiber die Hohk5nigsburg, Baurat Ruff fiber 
Danzig und seine Umgebung, Prof. Dr. Kolb fiber eine 
Mittelmeerreise (Tunis, Karthago), Pfarrer Gmelin fiber 
die wfirtt. Ritterschaften mit besonderer Beziehung auf 
Wttrttemb. Franken, Dr. Weller fiber den Vorstreit der 
Schwaben und die Reichssturmfahne des Hauses Wttrt- 
temberg. 



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Die Limpurg bei Schwab. Hall 83 

Die Limpurg bei Schw. Hall. 

Von der durch L. Uhland besungenen Schenkenfeste waren 
bis zum Jahr 1904 nur wenige Sleine zu sehen. Man nahm an, 
die Haller hfttten anno 1573 das Niederreissen des von ihnen 
erworbenen Schlosses so grundlich besorgt, dass so gat wie keine 
Aussicht sei, durch Nachforschen und Grabungen wesentliche 
Resultate zu erzielen. Diese Annahme hat sich als irrig erwiesen ; 
wie so manchmal, war es auch hier der Zufall, der zur Aufdeckung 
nicht geahnter Ueberreste fBhrte. Bei im Februar 1904 auf dem 
Plateau vorgenommenen Planierungsarbeiten stiess man auf eine 
wohlgefttgte Steinmasse. Es ist dem Stadtbanmeister Munzen- 
maier sehr zum Verdienst anzurechnen, dass er sofort davon dem 
histor. Verein Mitteilung machte und sich mit ihm beziiglich 
des Weiteren ins Benehmen setzte. Der Verein veranlasste die 
sofortige Inangriffnahme der Arbeiten, wofiir die Mittel durch 
hochherzige Stiftungen und eine fttr die Zwecke der Freilegung 
der Burg ins Werk gesetzte Veranstaltung aufgebracht wurden. 
Im Sommer 1905 konnte, die Wiederinstandsetzung der alten 
Schenkenfeste im Wesentlichen als abgeschlossen betrachtet und 
der Ort der Stadt Hall, deren Eigentum er ist, zu treuer Pflege 
ttbergeben werden. 

Ueber das Ganze sei hiemit in Kflrze folgendes berichtet 
(die Einzelheiten s. in Nr. 7 der Blatter des Schwab. Albvereins 1905 
und im „Burgwart a 1905 u. 1906 Nr. 3 u. 5): 

l)Geschichte der Burg. 

Dass der ursprttngliche Name „Lindenburg a lautete, darf 
wohl als sicher gelten, ebenso dass die Burg urn 1200 gebaut 
wurde. HOchst wahrscheinlich ist, dass sie von dem Erbauer der 
Urbanskirche in Unterlimpurg errichtet wurde. 

Erster Schenk ist Walter von Limpurg, identisch mit dem 

Schenken Walter von Schtipf im Taubergrund 1229, in dessen 

Familie das Reichsschenkenamt erblich war. Bossert verficht die 

Ansicht (Wurtt Vierteljahrshefte 1888), dass das Besitztum freies 

Allod gewesen sei, K. Weller (Wurtt. Vierteljahrshefte 1898) beruft 

sich zur Begrlindung dafiir, dass die Burg mit ZubehBr Hohen- 

stauflsches Lehen gewesen sei, darauf, dass sich Walters Sohn in 

einer Urkunde „ Walter, ein Schenk auf dem koniglichen Saale zu 

Limpurg" nennt. 

6* 



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84 Fehleisen 

Nach blutigen Fehden mit den Bewohnem der Reichsstadt 
Hall, in deren Verlauf diese ein Tor gegen die Burg zu fiber 
100 Jahre zugemauert hielten, verkaufte 1541 Schenk Erasmus 
Burg und Zubehor um 45700 Gulden an Hall. Die Bemuhungen 
der Haller, das Schloss zu erhalten, waren vergeblich, es war zu 
baufallig; 1573 entschloss man sich, es niederzureissen. 

2) Die Wiederinstandsetzung. 

Die Steinmasse, von der oben die Rede war, stellte sich als 
Rest des alten Bergfrieds heraus, der nunmehr wieder freigelegt 
ist ; in seiner Mitte befindet sich das Burgverliess. An ihn schliesst 
sich der Palas an, dessen untere R&umlichkeiten mit Kreuzgewolben 
gleichfalls vollstandig aufgedeckt sind. Aus im Schutt gefundenen 
alten Steinen ist genaii den Ansatzen entsprechend ein Bogen 
wiederhergestellt worden. Man hat von diesen Gelassen aus eine 
herrliche Aussicht auf die Umgebung. Weiter wurden aufgedeckt 
der innere Burghof, ein in ihn mundender Verbindungsgang und 
zwei grosse Keller; die Ktiche wurde durch vorhandene zahlreiche 
Abfalle konstatiert, der Platz der alten Kapelle durch einen Back- 
steinboden und Trummer von Fenstermasswerk wahrscheinlich 
gemacht ; die innere Umfassijngsmauer wurde freigelegt und erhflht, 
nach langerem Suchen wurde auch der Eingang mit einer Anzahl 
von Toren gefunden, von denen eines nunmehr wiederhergestellt 
ist. Die aussere Umfassnngsmauer, die zu einem erheblichen Teil 
vorhanden war, und deren Richtung gegen einen gleichfalls vor- 
handenen ftusseren Turm konstatiert werden konnte, wurde aus- 
gebessert. Ein Turm, in dem man den alten Brunnen vermuten 
kann, wurde, soweit es mSglich war, ausgehoben. Diesen Brunnen 
fuhrt Herolt (1490—1562) ganz besonders auf mit den Worten: 
„Den hoff zu Limpurg gepflestert, darinnen ein gaJtprun ist, welcher 
durch den felsen 73 klaffter tieff gehawen, ist dem Kochen gleich, 
wie man sagt. a Erw&hnt sei noch eine Reihe von Einzelfunden 
architektonischer und kunsthistorischer Art, namentlich eines Mittel- 
pfeilers von einem Doppelfenster aus dem 13. Jahrhnndert und eines 
den Wappenschild der Schenken tragenden Engels. 

Mit der Aufdeckung und Wiederinstandsetzung der Burg ging 
Hand in Hand ihre g&rtnerische Anpflanzung, wodurch eine St&tte 
geschaffen wurde, die ahnlich der Weibertreu historische Erinne- 
rungen mit idyllischen Anlagen und herrlichen Landschaftsbildern 
vereint. Noch sei bemerkt, dass in einer Nische des Burghofs 



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Die Limpurg bei Schwab. Hall 85 

neben anderen Gegenst&nden eine von S. Erlaucht dem Hrn. Graf 
v. Bentinck u. Waldeck- Limpurg gestiftete Abbildung des alten 
Schenkenbechers angebracht ist. 

So darf der histor. Verein mit Befriedigung auf seine Mit- 
wirkung bei dem Werke zuriickblicken , das durch eintrachtiges 
Zusammenarbeiten aller Beteiligten zu einem schonen Abscbluss 
gefuhrt werden konnte. Spezieller Dank sei vor allem den Bau- 
leitern Stadtbanmeister Miinzenmaier und Baurat Ruff ausgesprochen, 
sowie dem Landeskonservator Prof. Dr. Gradmann, der die Sache 
von Anfang an aufs Freundlichste unterstutzt und uber manche 
entgegenstehenden Schwierigkeiten weggeholfen bat. 



Abrechnung uber die Jahre 1903/06 per I. April. 



Rechnungsjahr 1903/04. 

Einnahmen: 
Kassenbestand auf 1. April 1903 JL 838.67 
Beitrage der Mitglieder „ 579.24 

der hohen Gonner: 
von Sr. Maj. dem Konig JL 85.71; Sr. Durchl. dem Fursten Christ. Kraft 
zu Hohenlohe-Oehringen JL 68.58; Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen von 
Bentinck J& 20.—; dem Herrn Grafen Heinrich von Adelmann JL 6.—; 
dem Herrn Grafen Fritz von Zeppelin-Aschhausen JL 9.— 

zusammen JL 189.29 
des Staats und der Amtskorpergchaften Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, 
Hall, Neckarsulm, Oehringen und Weinsberg JL 545. — 
Erlos aus verkauften Buchern, Munzen etc. „ 32.— 

Summe ~~ """ JL 2184.20 

Ausgaben: 

fiir die wurttemb. Vierteljahrshefte 
an Kohlhammer (JL 500.—) JL 488.— 

Versand „ 51.40 

Verein szeitschrift: Neue Folge 
Honorare JL 500.— 

Druck-u.Broschierkosten „ 724.55 

Versand „ 50.52 (JL 1082.67) ,4L 1275.07 

Bibliothek ( „ 

Beitrage an andere Vereine („ 

Inserate und Postgelder 
Verwaltung u. Feuerversicherung 
Histor. Sammlung ( „ 

Ausserordentl. Ausgaben „ 8.60 JL 2134 .94 

Kassenbestand auf 1. April 1904 JL 49.26 



i«. 



170.—) 


, 128.55 


44.-) 


, 44.- 


205.-) 


, 34.88 
, 94.44 


50.—) 


„ 10.- 




8.60 



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86 

Rechnungsjahr 1904/05. 

Einnahmen: 
Kassenbestand auf 1. April 1904 JL 49.26 
Beitrage der Mitglieder „ 574.— 

der hohen Gonner: 
von Sr. Maj. dem Konig M 85.71; Sr. Durchl. dem Fursten von Hohen- 
lohe-Langenburg JL 54.—; Sr. Durchl. dem Fursten Christ Kraft zu 
Hohenlohe-Oehringen JL 34.29; Sr. Durchl. dem Fursten Johannes zu 
Hohenlohe-Bartenstein JL 20.—; Sr. Durchl. dem Fursten Friedr. Carl 
zu Hohenlohe-Waldenburg JL 5.—; Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen von 
Bentinck JL 20.—; dem Herrn Grafen Heinrich von Adelmann JL 6—; 
dem Herrn Grafen Fritz von Zeppelin-Aschhausen JL 9.—; dem Herrn 
Oberst Frhrn. von Stetten-Buchenbach JL 5. — 

zusammen JL 239.— 
des Staats und der Amtsk'orperschaften von Crailsheim, Gaildorf, 
Gerabronn, Hall, Mergentheim, Neckarsulm, Oehringen und Weinsberg 

JL 605.25 
Erlos aus verkauften Biichern etc. ,, 19.50 



Summe JL 1487.01 

Ausgaben: 
fur die wiirttemb. Vierteljahrshefte 
an Kohlhammer (JL 560.-) JL 496.— 

Versand „ 47.85 JL 543.85 

Histor. Sammlung 

Bibliothek 

Miinzsammlung 

Beitrage an andere Vereine 

Inserate und Porti 

Verwaltung, Feuerversicherung 

Ausserordentl. Ausgaben 

Kassenbestand auf 1. April 1905 

Rechnungsjahr 1905/06. 

Einnahmen: 

Kassenbestand auf 1. April 1905 JL 496.13 

Beitrage der Mitglieder „ 540.— 

der hohen Gonner : 

von Sr. Maj. dem Konig JL 85.71; Sr. Durchl. dem Fursten von Hohen- 

lohe-Langenburg Ji 18.—; Sr. Durchlaucht dem Fursten Christ. Kraft von 

Hohenlohe-Oehringen JL 34.29; Sr. Durchlaucht dem Fursten Friedr. Carl 

zu Hohenlohe-Waldenburg JL 5.—; Sr. Erlaucht dem Reichsgrafen von 

Bentinck */# 20.— ; dem Herrn Grafen von Zeppelin-Aschhausen JL 9.—; 

dem Herrn Grafen von Crailsheim, bayr. Ministerprasident a. D., JL 5.— 

zusammen JL 177.— 



(JL 


80.-) „ 


39.45 




<„ 


140.-) „ 


183.14 




<„ 


30.-) „ 


6- 




(„ 


' 44.-) „ 


44.— 






»» 


7.51 




(» 


75.-) „ 


86.75 




(„ 


HI—) „ 


80.18 


JL 990.88 


1 1905 


JL 496.13 



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87 

des Staats und der Amtskorperschaften Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, 
Hall, Mergentheim, Neckarsulm, Oehringen und Weinsberg 

Ji 565 — 
Erlos aus verkauften Buchern „ 4.50 

Summe <,& 1782.63 

Au sgaben: 
fur die wurtt. Vierteljahrshefte 
an Kohlhammer (JL 560.—) JL 480.— 

Versand 
Bibliothek 

Beitrage an andere Vereine 
Verwaltungsaufwand, Porti und 
Feuerversicherung 

Ausserordentliche Ausgaben 
Dislokation der Bibliothek 

Barvorrat des Lokalvereins 

Kassenbestand auf 1. April 1906 JL 935.09 

Davon sind JL 900.— bei der Oberamtspflege angelegt, die zur 

Deckung der Kosten der neuen Folge dienen. 



„ 55.80 JL 535.80 




(JL 140.-) „ 134.62 




(„ 44.-) „ 44.- 

1 




i 

(„ 140.-)* „ 80.09 




m 

„ 175.18 


JL 969.69 




JL 812.94 




„ 122.15 



* Die in Klammern gesetzten Zahlen bedeuten den Ansatz im Etat, 
die andern den wirklichen Verbrauch. 



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Stand des historischen Vereins f Wurttembergisch Franken 

im Juni 1906. 



Der hohe Protektor: Seine Majest&t Konig Wilhelm II. 

Ehrenmitglieder: 

Die Herren : A d e , Rechtsanwalt in Hall. 

Dr. Bossert, Pfarrer in Nabern. 

Ehemann, Rektor a. D. des Gymnasiums in Ravensburg. 

Dr. Hartmann, Oberstudienrat 

H a s s 1 e r , Professor a. D. in Ulm. 

Haug, Geh. Hofrat, Direktor des Gymnasiums in Mann- 
heim. 

Furst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, Kaiserl. 
Statthalter von Elsass-Lothringen. 

Furst Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 

Furst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg. 

Furst Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen, 
Herzog von Ujest. 

Dr. Kolb, Professor in Hall. 



StSiidiger Vorort des Vereins ist Hall. 

Das regelmassige Organ des Vereins sind seit 1879 die „W u r t - 
tembergischen Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte", 
in Verbindung mit mehreren Vereinen des Landes herausgegeben von 
der wurttemb. Kommission fur Landesgeschichte in Stuttgart. 



Geschttftsfuhrer des Vereins. 

Vereins vorstand: provisorisch Prof. Dr. Fehleisen in Hall. 
Vizevorstand nnd Schriftftihrer : Professor Dr. Fehleisen in Hall. 
Redaktenr: Dr. Welle r, Oberprazeptor in Oehringen. 
Bibliothekar : Professor Dr. Kolb in Hall. 

Kassier nnd Versender der Zeitschrift: Fabrikant Lindenberger in Hall. 
Verwalter der historischen Vereinssammlang: Konditor W. Schauffele 

mit Professor Dr. Kolb in Hall. 
Verwalter der natargeschichtlichen Sammlung: Professor Weiffen- 

bach mit Baurat Ruff in Hall. 
Verwalter der Miinzsammlung: Salinen verwalter M filler in Hall. 



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89 



Anwftlte fflr die Oberftmter: 

1. Crailsheim: Oberamtsrichter Dr. Bert sen in Crailsheim. 

2. Gaildorf: Ren tarn tmann Strenger in Gaildorf. 

3. Gerabronn: Freiherr v. Roder in Langenburg. 

4. Kunzelsau : C. Z i e g 1 e r , Kaufmann in Kunzelsau. 

5. Mergentheim : Stadtpfarrer Stochdorph in Mergentheim. 

6. Neckarsulm: Stadtpfarrer Reiff in Neuenstadt. . 

7. Oehringen: Oberprazeptor Dr. Weller in Oehringen. 

8. Weinsberg : Stadtpfarrer Meissner in Weinsberg. 

Der weitere Ausschuss besteht^aus samtlichen Geschaftsfuhrern, 
der engere aus den Ausschussmitgliedern des Haller Lokalvereins; dies 
sind diejenigen Geschaftsfuhrer, die ihren Wohnsitz in Hall haben, und 
noch folgende Herren: 



Bauinspektor Jordan.' 
Verlagsbuchhandler German. 



Conner des Vereins mit ausserordentiichen Beitr&gen. 

Seine Majest&t der Konig Wilhelm II. 

Ihre Durchlauchten die Fursten: 

Hermann zu Hohenlohe-Langenburg. 
Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehrihgen. 
Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 

Die Herren Grafen: 

Heinrich von Adelmann von Adelmannsfelden, Konigl. 

Kammerherr, Prasident der Furstlich Hohenzollernschen 

Hofdomanendirektion in Sigmaringen. 
Wilhelm v. Bentinck und Waldeck-Limpurg in 

Gaildorf und Haag. 
Fritz von Zeppelin in Aschhausen, Kgl. wurtt. Reichserb- 

panner und Kaiserl. Bezirksprasident in Metz. 
S i g m u n d , Freiherr v. Crailsheim, Miinchen. 
Krafft, Graf v. Crailsheim, Ministerprasident a. D. Miinchen. 

Der Freiherr: 

L. v. Stetten-Buchenbach, Oberst z. D., Schloss Stetten. 

Die Amtskorporationen : 

Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, Mergent- 
heim, Neckarsulm, Oehringen, Weinsberg. 



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90 



Yerelns-Hitglleder. 

A. A us den be ram tern des Vereinsgebietes. 



1) Oberamt Crailsheim. 



Bertsch, Dr., Oberamtsrichter in 
Crailsheim 

Blezinger, Hofrat, Apotheker in 
Crailsheim 

D e d e r e r , Oberreallehrer in Crails- 
heim 

E r h a r d t , Pfarrer in Rossfeld 

H e r 1 1 e i n , Dr., Oberprazeptor in 
Crailsheim 

Lang, Oberamtspfleger in Crails- 
heim 



Miihlberger^ Dr., Oberamtsarzt 
in Crailsheim 

O e t i n g e r , Bauinspektor in Crails- 
heim 

Realschule Crailsheim 

Schmidt, Stadtpfarrer in Crails- 
heim 

Schnerring, Lehrer in Crails- 
heim 

S t a h 1 e, Stadtpfarrer in Crailsheim. 



2) Oberamt Gaildorf. 



Buhl jun., Apotheker in Gaildorf I 
Horn, Pfarrer in Michelbach a. B. i 
Silber, Pfarrer in Oberrot | 



Unbehauen, Schultheiss in Hor- 
lachen. 



3) Oberamt Gerabronn. 



v. Crailsheim, Oberstleutnant 

z. D. in Morstein 
Dill, Kaufmann in Niederstetten 
G a n t z , Oberforster in Schrozberg 
Gunther, lie. theol., Dekan in 

Langenburg 
Kappler, Pfarrer in Brettheim 
Kraus, Dr. med. in Brettheim 
M a i e r , Oberamtsrichter in Langen- 
burg 
Mayer, Pfarrer in Hengstfeld 



Mutschler, Dom.-Rat in Langen- 
burg 

Redaktiond. „Vaterlandsfreunds" 
in Gerabronn 

v. Roder, Frhr., Domanendirektor 
in Langenburg 

Schnizer, Stadtpfarrer in Kirch- 
berg a. J. 

Schweikhardt, Pfarrer in Bach- 
lingen 

Staudenmaier. Dr., Oberamts- 
arzt in Langenburg. 



4) Oberamt Hall. 



Ade, Rechtsanwalt 
Balluff, Stadtpfarrer 
Bauer, Bezirksgeometer 
Baumann, Kanzleirat 
B a u r , Fabrikant 
Berger, Oberlehrer 
Bihl, Pfarrer in Sulzdorf 
Blezinger, Dr., Apotheker 
Boltz, Regierungsrat a. D. 



Bruckmann, Oberprazeptor 
Burkhardt, Buchdruckereibes. 
Chur, Kaufmann 
Clausnizer, Kaufmann 
! C 1 o s s , Bankdirektor 
Deeg, Kaufmann 
Diirr, Dr., Sanitatsrat 
D u r r , Dr., Rich., prakt. Arzt 
E g g e r t , Oberjustizrat 



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91 



v. E y b , Freif rau 

Fach, Professor 

F e h 1 e i 8 e n , Dr.j Professor 

Frank, Pfarrer in Reinsberg 

Frommann, Landgerichtsrat 

Funk, Bahnmeister 

German, Buchhandler 

Ge werbe verein 

G r a s e c k , Oberf orster in Hall 

Grathwohl, Oberstaatsan wait 

Gross, Fr. jun., Fabrikant 

Gunzlerj Professor 

Gy mna sium 

H a h n 1 e i n , Lehrer 

Haeffner, Landrichter 

Haffner, Maler 

Hartmann, Pfarrer in Gelbingen 

H a u b e r , Stadtschultheiss 

Heller, Kunstmuller 

Heintzeler, Pfarrer in Stocken- 
burg 

Herz, Kaufmann 

H e y m a n n , Dr., prakt. Arzt 

Hochstetter, Baurat 

Hospitalverwaltung 

v. Hugel, Oberforstrat 

J a g e r , Dr. prakt. Arzt 

John, Dr., Rektor des Kgl. Gym- 
nasiums 

Jopp, Landgerichtsrat 

Jordan, Bezirksbauinspektor 

Kade, Fabrikant in Steinbach 

Kauffmann, O.-Amtsbaumeister 

Keller, Oberprazeptor 

Klein, Finanzamtmann 

K n i e 8 e r , Dr., Rektor 

K o 1 b , Dr„ Professor 

K r a i s s , Oberreallehrer 

Krockenberger, O.-Reallehrer 

Lamparter, Landrichter 

Lang, Dekan 

Lang, Fabrikant 

Lauth, Schullehrer 

Leonhardt, R., Kaufmann 

Lindenberger, Fabrikant 



L 6 f f 1 e r , Zeichenlehrer 

Mayer, Pfarrer in Enslingen 

Museum 

M u 1 1 e r , Rechnungsrat 

M u 1 1 e r , Professor 

M u 1 1 e r , Salinen verwalter 

Munzenmaier, Stadtbaumeister 

v. Nestle, Landgerichtsprasident 

Pfeilsticker, Dr., Oberamts- 

wundarzt 
Pi cot, Apotheker 
Quandt, Buchhandler 
Rem bold, Rechtsanwalt 
R i c h t e r , Buchhandler 
R i n d t , Oekonomierat 
Ruff, Baurat 
S a u s e 1 e , Schullehrer 
i S chair er, Pfarrer 
Schauffele, Konditor 
Schmid, Baurat 
Schmidt, Kunstmaler 
Schneckenburger, Ober- 

sekretar 
Schneider, Professor 
Schrag, Apotheker 
Schwarz, Rechtsanwalt 
S c h w a r z , Oberamtspfleger 
Schwarz, Lehrerin a. d. hoheren 

Madchenschule 
S c h w e n d , Buchdruckereibesitzer 
Schwend, Ludwig 
Seyboth, Buchbinder 
Sinner, Privatier 
Sprinkhardt, Landrichter 
Stadtpflege Hall 
Stecher, Oberreallehrer 
S t r e b e 1 , Pfarrer in Michelfeld 
Strobel, Gartner 
S u s s k i n d , Dr. Oberamtsarzt 
W acker z. Ritter 
Weidner, Pfarrer in Tungental 
Weiffenbach, Professor 
Weitbrecht, Prazeptor 
Wetzel, Professor 
Wolff, Beni, Fabrikant. 



5) Oberamt Ktlnzelsau. 



Beyer, Privatier in Kunzelsau 
Bockheler, Dekan in Kunzelsau 
Breyer, Maler in Kunzelsau 
B r i x n e r , Schullehrer in Hohebach 
Chevalier, Fabrikant in Niedern- 

hall 
Eitle, Fabrikant in Ingelfingen 
v. Eyb, Freiherr in Dorzbach 
Feuerle, Dekan in Sindeldorf 



Kath. Lehrerleseverein 
K e m m 1 e r , Professor in Kunzelsau 
Kern, Dr., Oberaintsarzt in Kun- 
zelsau 
Kurz, Pfarrer in Dorrenzimmern 
Lambert, Strassenbauinspektor 

in Kunzelsau 
Lindner, Glockenwirtin Kunzelsau. 



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92 



Mayer, Pfarrer in Nagelsberg 
Nestle, Dr., Prof, in Schontal 
v. Palm, Frhr., in Messbach 
R e 1 1 i c h , Pfarrer in Mulfingen 



{Sannwald, Oberkontrolleur in 

Schontal 
| S c h w a r z , Pfarrer in Simprechts- 
I hausen 
I Z i e g 1 e r , Kauf mann in Kunzelsau. 



6) Oberamt Mergentheim. 

Blind, Dr., Dekan in Weikersheim \ S c h e n k , Oberpfarrer in Unter- 

D ii r r , Stadtpfarrer in Weikersheim j schupf 

H o f m a n n , Kaufmann in Mergent- iStochdorph, Stadtpfarrer in 

heim I Mergentheim 

Landkapitel Mergentheim. Stutzle, Dr., prakt. Arzt in Mer- 
Laukhuff, Orgelbauer in W[ei- gentheim v 

kersheim | Z e fl e r , Stadtpfarrer in Mergent- 

Museumsgesellschaft in | heim. 

Mergentheim 



7) Oberamt Neckarsulm* 



Findeisen, Dr. med. in Neuen- 

stadt 
Maucher, Oberkirchenrat in 
. Neckarsulm 



Schickhardt, Finanzrat a. D. 
Neuenstadt. 



in 



8) Oberamt Oehringen. 



Albverein in Oehringen | 

B a 1 z , Stadtpfarrer in Forchtenberg 
Barth, Dr. Rektor in Oehringen 
B a u m a n n , Buchdruckereibesitzer ! 

in Oehringen j 

B a u in a n n , Pfarrer in Kupferzell I 
Dietrich, Werkm filler in Kappel 
Ehemann, Pfarrer in Pfedelbach : 
G o p p e 1 1 , Professor in Oehringen 
Grundpeiger, Oberlehrer in I 

Oehringen I 

Haas, Oberforster in Pfedelbach ! 
M a d e r , Pfarrer in Eschelbach 
M a i 8 c h , Dekan in Oehringen I 
M 6 n c h , Postsekretar in Oehringen 
N e c k e r , Pfr. in Michelbach a. W. ; 
Reinhardt, Gewerbebankkassier ' 

in Oehringen 
Rucker, Stadtpfarrer in Walden- 

burg 



Schaufele, Stadtschultheiss in 
Oehringen 

S c h i r m , Stadtschultheiss in Sind- 
ringen 

Schoder, Stadtpfarrer in Neuen- 
stein 

Sc holder, Stadtschultheiss in 
Neuenstein 

S c h u 1 e r , Stadtpfarrer in Neuen- 
stein 

S t e p h a n , Dom.-Direktor in Oeh- 
ringen 

Weller, Dr., Oberprazeptor in 
Oehringen 

Weller, Pfarrer in Baumerlen- 
bach 

Weyler, Kaufmann in Oehringen 

Ziindel, Stadtpfarrer in Walden- 
burg. 



9) Oberamt Weinsberg*. 



A m m o n , Stadtpfr. in Lowenstein I M fi 1 1 e r , OA. 
M e i s 8 n e r , Stadtpfr. in Weinsberg | berg 



Geometer in Weins- 



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93 



PadagogisoheLese-Gesell- 

scnaft in Weinsberg 
Rumpf, Stadtpfarrer in Lowen- 

stein 



Schoffer, Inspektor der Konigl. 
j Weinbauschule in Weinsberg 
I S t o 1 1 , Pfarrer in Eschenau 
I v, W e i 1 e r , Freiherr, in Weiler. 



B. Aiis dem iibrigen Wiirttemberg. 

1. Stuttgart. 

Adelmann, Oskar, Graf, Hofmar- ; K o b e r , Dr., Apotheker 

schall Sr. Kgl. H. des Herzogs M a g e n a u , Stiftsprediger a. D. 
Philipp M a i e r , Oberregierungsrat 

Direktion der K. Altertum-Muller, Finanzrat 

mersammlung Pohlhammer, Professor 

Helber, Stadtschultheiss a. D. \ Redaktion d. Staatsanzeigers 

Hiemer, Dr., Professor jSpeyer, Pfarrer a. D. 

H i 1 1 e r , stud. tech. | W 6 r n e r , Rechtsan wait. 

2. Hellbronn. 

D u r r, Dr., Professor 

F r o m 1 e t , Hauptsteuer verwalter 

M. v. Rauch, Dr. 

Stark, Dekan. 



3. An andern Orten Wttrttembergs. 



Abe, Amtsrichter in Boblingen 
A b e g g , Landrichter in Ulm 
Bassler, Pfr. in Winnental 
Bauer, Pfarrer in Herbrechtingen, 

OA. Heidenheim 
Beutelsbacher, Gerichtsnotar 

in Ravensburg 
E y t h , Pfarrer in Schwaigern 
E s e n w e i n , Stadtpfarrer in Mark- 

groningen 
F i 8 c h e r , Prof, in Ludwigsburg 
Gmelin, Dr., Pfarrer in Gross- 

gartach 
Guide, Pfarrer in Heiningen 
Gussmann, Pfarrer in Gutenberg 
Ha age, Rektor in Esslingen 
Haug, Oberpraz. in Heidenheim 
Hezel, Landrichter in Tubingen 
H i r s c h , Rektor in GSppingen 
Hones, Pfarrer in Winterbach 
Kallee, Pfarrer in Feuerbach 
Kappler, Pfarrer in Lendsiedel 
K e h r e r , OA.-Richter in Neresheim 
K o p p , Pfarrer in Upfingen, Urach 
Krockenberger, Professor in 

Ludwigsburg 
Lauxmann, Pfr. in Zuffenhausen 
Layer, Pfarrer in Oberturkheim 
L e n k n e r , Dekan in Boblingen 



Leuze, Pfarrer in Freudenstein 

bei Maulbronn 
Leuze, Pfarrer in Vaihingen a. F. 
L u d w i g , Dr., Oberamtsarzt in 

Leonberg 
Mack, Lehrer in Sontheim, Post 

Stein heim a. A. 
Maule, Professor in Cannstatt 
Mayer, Kaplan am Zuchtpolizei- 

haus in Ludwigsburg 
M u n s t , Reg.-Rat in Tettnang 
Mutschler, OA.-Arzt in Aalen 
Schauffler, Pfarrer in Zang 
Schiller, Pfarrer in Neuhausen 

(Tuttlingen) 
S c h I o z , Bezirksnotar in Ebersbach 
Schoffer, Landrichter in Ulm 
S c h ii 1 e , Pfarrer in Durrmenz- 

Muhiacker 
v. Seckendorf-Gutend, Frhr., 

Landgerichtsrat in Urach 
S e e g e r , O.-A.-Richter in Nurtingen 
Siegel, Bergrat in Jagstfeld 
Suskind, Pfarrer in Kerg 
Wiedersheim, Dekan in Balingen 
W i n d h o 1 z , Dekan in Krumbach, 

Tettnang 
Zimmermann, Pfarrer a. D. in 

Ellwangen. 



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94 



C. Ausserhalb Wttrttem bergs. 



Albert, P., Dr., Archivar in Frei- 
burg im Breisgau 
C h u r , Kauf mann in Augsburg 
H e i n r i c h s , Dr. in Kassel 
Kaufmann, Otto, Fabrikant in 
Mannheim 



M filler, C, Forstmeister a D. in 

Heidelberg 
Schmidt, Hugo, K. preuss. Ritt- 

meister a. D., Wertheim. 



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Vereine und Institute, 

mit welchen der historische Verein fiir Wtirttembergisch Franken 
in Verbindnng and Schriftenaustansch steht. 



Aachen: Aachener Geschichtsverein. 

Aarau: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau. 

Altenburg: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des 

Osterlandes. 
Ansbach: Historischer Verein fiir Mittelfranken. 
Augsburg: Historischer Kreisverein ftir Schwaben und Neuburg. 
Bamberg: Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Basel: Historische Gesellschaft. 
Bayreuth: Historischer Verein fiir Oberfranken. 
Berlin: Verein fiir die Geschichte Berlins. 

„ K. Akademie der Wissenschaften. 

„ Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertums- 
vereine. 

„ Verein fiir Geschichte der Mark Brandenburg ( j. in Leipzig). 
Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. 
Bistritz : Gewerbeschule. 
Bonn: s. Elberfeld. 

Braunsberg: Historischer Verein fiir Ermeland. 
Bregenz: Vorarlberger Museums verein. 
Breslau: Museum schlesischer Altertiimer. 

, Verein fiir Geschichte und Altertum Schlesiens. 
Brfinn: Historischer Verein fiir M&hren und Oesterr.-Schlesien. 
Brussel. Analecta Bollandiana. 
Chemnitz: Verein fiir Chemnitzer Geschichte. 
Darmstadt: Historischer Verein fiir das Grossherzogtum Hessen. 
Dorpat (Juriew): Gelehrte Esthnische Gesellschaft. 
Dfisseldorf: s. Elberfeld. 

Elsenberg: Geschichts- und Altertumsforschender Verein. 
Eisleben: Verein fiir Geschichte und Altertiimer der Grafschaft 

Mansfeld. 
Elberfeld: Bergischer Geschichtsverein. 
Erfurt: K. Akademie gemeinntttziger Wissenschaften. 
Fellin: Felliner Litterarische Gesellschaft. 
Franfurt a. M.: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde. 
Frauenfeld: Historischer Verein des Kantons Thurgau. 
Freiburg i. B. : Verein fiir Geschichte, Altertums- und Volkskunde 
im Breisgau. 



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96 

Friedrichshafen : Verein ftir Geschichte des Bodensees und seiner 

Umgebung. 
Giessen: Oberhessischer Geschichtsverein Giessen. 
Glarus: Historischer Verein. 
Gtnfind: Gewerbemuseum. 

Gorlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. 
Gottingen : Universitatsbibliothek. 

„ K. Gesellschaft der Wissenschaften. 

Graz: Historischer Verein for Steiermark. 
Greifswald: s. Stralsund. 
Hamburg: Verein fur Hamburgische Geschichte. 
Hannover: Historischer Verein fur Niedersachsen. 
Heilbronn. Gewerbeverein. 

„ Historischer Verein. 

Hermannstadt : Verein fur Siebenburgische Landeskunde. 
Hohenleuben: Voigtl&ndischer Altertumsforschender Verein. 
Jena: Verein fiir Thiiringische Geschichte und Altertumskunde. 
Innsbruck: Ferdinandeum fur Tirol und Vorarlberg. 
Juriew: s. Dorpat. 

Kahla und Roda: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde. 
Karlsruhe : Konservatorium der Altertumssammlungen fiir das Gross- 

herzogtum Baden. 
Kassel: Verein fiir hessische Geschichte und Landeskunde. 
Kempten : Allg&uer Altertumsverein. 

Kiel: Schleswig-Holsteinsches Museum vaterlfindischer Altertiimer. 
„ Schleswig - Holstein - L&uenburgische Gesellschaft fiir vater- 

l&ndische Geschichte. 
Klagenfurt: Geschichtsverein u. naturhistLandesmuseum inK^rnten. 
Koln: Historischer Verein fur den Niederrhein. 
Konigsberg: Altpreussische Monatsschrift. 
Landshut: Historischer Verein fiir Niederbayern. 
Leiden: Maatschappij der Nederl. Letterkunde. 
Leipa: Nordb5hmischer Exkursionsklub. 
Leipzig: Museum ftir Volkerkunde. 
n Verein fiir Geschichte Leipzigs. 
„ s. auch Berlin Ver. f. Gesch. d. Mark Brand. 
Leisnig: Geschichts- und Altertumsverein. 
Lindau: s. Friedrichshafen. 
Linz: Museum Francisco-Karolinum. 

Lfibeck: Verein fur Liibeck'sche Geschichte und Altertumskunde. 
Luneburg: Altertums- und Geschichtsverein. 
Luxemburg: Institut Luxembourgeois 
Luzern-Stans : Historischer Verein der fiinf Orte Luzern, Dri, 

Schwyz, Unterwalden und Zug. 
Mannheim: Altertumsverein. 
Meiningen: s. Schmalkalden. 
Meissen: Verein fur Geschichte der Stadt Meissen. 
Mergentheim: Altertumsverein. 



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97 

Metz : Gesellschaft fftr lothringische Geschichte und Altertumskunde. 
Mitau: Kurl&ndische Gesellschaft fiir Litt. und Kunst. 
Munchen: K. Bayr. Akademie der Wissenschaften. 

„ Historischer Verein von Oberbayern. 

Munster: Verein fur Geschichte und Altertumskunde Westfaleus. 
Neuburg: Historischer Filialverein. 
Nfirnberg: Germanisches Museum. 

„ Verein fur Geschichte der Stadt Niirnberg. 

Oberlahnstein : Lahnsteiner Altertumsverein. 
Piauen ini Voigtland: Altertumsverein. 
Posen: Historische Gesellschaft fur die Provinz Posen. 
Prag: Verein fiir Geschichte der Deutschen in BOhmen. 
Ravensburg: Diozesanarchiv von Schwaben. 
Regensburg-Stadtamhof : Hist. Verein von Oberpfalz u. Regensburg. 
Reutlingen: Verein fiir Kuust und Altertum. 
Riga : Gesellschaft fur Geschichte und Altertumskunde der Ostsee- 

provinzen Russlands. 
Roda: s. Kahla. 
Rottweil : Altertumsverein. 
Salzwedel: Altmarkischer Verein. 
St. Gallen: Historischer Verein. 

Schaffhausen : Hist, antiquarischer Verein des Kantons Schaffhausen. 
Schleiz : Geschichtsverein. 
Schtnalkalden : Hennebergischer altertumsforschender Verein, j. in 

Meiningen. 
Schwerin : Verein fur mecklenburg. Geschichte und Altertumskunde. 
Sigmaringen : Verein fiir Geschichte und Altertumskunde in Hohen- 

zollern-Sigmaringen. 
Speyer: Historischer Verein der Pfalz. 
Stade : Verein fur Geschichte und Altertumskunde der Herzogtiimer 

Bremen und Verden und des Landes Hadeln. 
Stans: s. Luzern. 

Stettin : Gesellschaft fiir Pommersche Geschichte und Altertumskunde. 
Stockholm : Konigl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. 
Stralsund-Greifswald : Rugisch-Pommerische Abteilung der Gesell- 
schaft fiir Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 
Strassburg: Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs. 
Stuttgart: Wtirtt. Altertumsverein. 

„ K. Haus- und Staatsarchiv. 

„ K. Statistisches Landesamt. 

„ Technische Hochschule. 
Trier: Gesellschaft fiir nutzliche Forschungen. 
Ulm: Verein fiir Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. 
Vaduz: Historischer Verein fiir das Fiirstentum Liechtenstein. 
Washington: Smithsonian Institution. 

Wernigerode: Harzverein fiir Geschichte und Altertumskunde. 
Wien: E. K. Akademie der Wissenschaften. 

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98 

Wien: K. K. Centralkommission zur Erforschung und Erhaltung 
der Kunst- und historischen Denkmale. 
„ Verein fiir Landeskunde in Niedertfsterreich. 
Wiesbaden: Verein fiir Nassauische Altertumskunde. 
Wurzburg: Historischer Verein von Unterfranken u. Aschaffenburg. 
„ Polytechnischer Zentralverein fiir Unterfranken und 

Aschaffenburg 
Zurich: Antiquarische Gesellschaft. 

„ Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz. 
„ Sch weizerisches Landesmuseum, Verband der Sch weizerischen 
Alterturosmuseen und der Schweizerischen Gesellschaft fiir 
Erhaltung historischer Kunstdenkmaler. 
Zwickau: Altertnmsverein fur Zwickau und Umgegend. 



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Verzeichnis 

der Biicher und Schriften, welche der Bibliothek des historischen 
Vereins fur Wiirttembergisch Franken 1903 — 1906 zugewachsen sind. 

(Die Tauschverkehrsschriften sind hier nicht einbegriffen.) 



Herzog Karl Eugen von Wiirtt und seine Zeit Hsgeg. v. Wiirtt. 

Gesch.- u. Altert-Verein 1903. 
Weller, Friedr., Pf., Kurzgefasste Hohenlohische Reformations- 

geschichte, Oehringen 1903. Gesch. des Verf. 
Neu, H., Geschichte der ev. Kirche in der Grafsch. Wertheim, 

Heidelb. 1903. Geschenk v. D. Bossert, Nabern. 
Die Kunst- und Altertumsdenkroale im Kflnigreich Wtirtt., v. Paulus- 

Gradmann, Erganz.-Lief. 3—12, Stuttg. 1903. 
Audreen, G. A., Studies in the Idyl in German Literature, Rock 

Island 1902. 
Der Obergerman.-Ratische Limes des R6merreichs, Lief. 18 — 25, 

Heidelb. 1903 ff. 
Fischer, Schwab. Wflrterbuch, Lief. 6 — 11, Tub. 1903 ff. 
Lindenschmidt, Altertumer unsrer heidnischen Vorzeit, Bd. V, 

Lief. 1—5, 1903 ff. 
Wirtembergisches Urknndenbuch, Bd. VIII, Stuttg. 1903. 
Alberti, Wiirtt. Adels- und Wappenbuch, Heft 11, Stuttg. 1903. 
v. Stetten-Buchenbach, L., Vom Ende der Reichsritterschaft, 

Sonderabdr. a. d. Preuss. Jahrbiichern 1903. Geschenk 

des Verf. 
Stein, R., Geschichte der Ortschaften Gross- und Klein-Ingersheim, 

Stuttg. 1903. 
Kunsthandb. fur Deutschland. Hsgeg. von d. Generalverwalt. der 

konigl. Museen zu Berlin, Berl. 1904. 
Schmidt, P., Maulbronn (= Studien zur deutschen Kunstgesch., 

Hft. 47), Strassb. 1904. 
Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, 7. Aufl., 

Stuttg. 1904. 
Much, M., Die Heimat der Indogermanen, 2. A., Jena 1904. 
Steinhausen, G., Geschichte der deutschen Kultur, Lief. 1—14, 

Lpz. 1904. 
Panzer, Fr., Deutsche Heldensage im Breisgau (Neujahrsbl. der 

bad. hist. Kommiss.), Heidelb. 1904. 

7* 



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100 

Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe, L Teil, Stuttg. 1904. 

Gesch. des Verf. 
Schuster, Der geschichtl. Kern v. HaufFs Liechtenstein (= Darstel- 

lungen aus der Wttrtt. Gesch., Bd. I), Stuttg. 1904. 
Klaus, G , Gesch. der kirchl. Verh&ltnisse der ehemal. Reichsstadt 

Schwab. Gmttnd, Stuttg. 1904. 
Die Kunst- u. Altertumsdenkmale im KSnigr. Wttrttemb. v. Paulus- 

Gradmann, Inventar, 29. u. 30. Lief., Jagstkreis, v. Grad- 

manu, 1904. 
Regelmann, Die neue Landestopographie des K. Wttrtt. (Sonder- 

abdr. a. d. Alb-V.-Bl.), Tttb. 1903. Gesch. d. Verf. 
Heyne, M., Das deutsche Wohnungswesen, Lpz. 1904. 
Kolb, Chr., Widmans Chronik (= Wttrtt. Geschichtsquellen, Bd. VI), 

Stuttg. 1904. Gesch. des Verf. 
Carion's Chronik (Chronicorum libellus ... a Joanne Carione con- 

scriptus ac per H. Bonnum in Latinum conversus), Halae 

Suevor. P. Brubach, 1539. 
Stadtbuch der Stadt Sindringen von 1566. — Abschrift 

des Originals, gefertigt und dem Verein zum Geschenk 

gemacht von Stadtpf. Krauss, Sindringen. 
Bossert, Badisch-Pf&lzische Reformationsgeschichte (Sonderabdr. 

aus der Zeitschr. ftir die Gesch. des Oberrheins, Bd. XIX 

u. XX, 1904). Gesch. des Verf. 
Ebengreuth, L., von — , Allgem. Mttnzkunde des Mittelalters u. der 

neueren Zeit (= Handb. der mittelalterl. u. neuern Gesch. 

v. Below u. Meinecke, Abt. V), Mtinch. 1904. 
Crailsheim, Sigm., Freiherr von — , Die Reichsfreiherrn von 

Crailsheim, I, II, Mttnch. 1905. Gesch. des Verf. 
Stiehl, 0., Die Sammlung u. Erhaltnng der alten Bttrgerh&user, 

Berl. 1905. Zugesandt vom* Ausschuss fttr Denkmalspflege. 
Binder-Ebner, Wiirttemberg. Mttnz- und Medaillenkunde, von Chr. 

Binder, neu bearb. von Julius Ebner, hsg. v. d. Wttrtt. 

Kommiss. f. Landesgesch. Stuttg. 1904 ff, Heft I— III 
Numismat. Zeitschrift, Blatter fttr Mttnzfreunde, hsg. von Buchenau, 

Dresden 1904 f. 
Fabricius, Die Besitznahme Badens durch die ROmer, Heidelb. 1905 

(= Neujahrsbl. der badischen histor. Kommiss.). 
German, W., Was uns die Geyersburg erz&hlt, Hall 1906. 
Kolde, Th., Beitrftge zur bayerischen Kirchengesch., III. Bd., 

Erl. 1897. Geschenk des Pf D. Bossert. 
[Widersheim-KuppingerJ Blatter zur Erinnerung an den Uebergang 

der Schalksburgherrschaft vom Haus Zollern an das Haus 

Wiirttemberg, Stuttg. 1905. 
Wttrtt. Geschichtsquellen, hsg. v. der Wttrtt. Kommiss. f. Landesgesch. 

Bd. VII, Urkundenbuch der Stadt Ess- 
lingen, II, Stuttg. 1905. 
„ Bd. VIII, Das rote Buch der Stadt Dim, 

Stuttg. 1905. 



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101 

Thorn a, W., Der ehemal. Hochaltar in der Karmeliterkirche zu 

Hirschhorn a. N., Heidelb. 1903, 2 Ex. Gescb. des Veif. 
Memminger, Geograpbie u. Statistik v. Wiirttemb., Stuttg. 1820. 
Eyth, E., Chronik von Hohebach, Stuttg. 1904, 2 Ex. 
Haller Chronik (Herolt), Manuskr. — Dem histor. Verein zu 

seinem 50jahr. Jubiiaum (1897) zum Geschenk gemacht 

von B. Bauer. 
Kohler, W., Bibliographia Brentiana, Berl. 1904. Gesch. des 

Pf. D. Bossert. 



Fur die in vorstehendem Verzeichnis durch gesperrten Druck 
hervorgehobenen Geschenke wird hieinit auch offentlich der ge- 
ziemende Dank an die giitigen Geber ausgesprochen. 



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Verzeichnis 

der 

Bflcher, Schriften und Urkunden 

des 

Historischen Vereins 

fQr das 

Wiirttembergische Franken 
Schwftb Hall 1910. 



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Dieser Katalog tritt an die S telle des alten von 1880, 
sowie des Nachtrags von 1894. 

Die Biicher sind jetzt alphabetisch nach den Ver- 
fassern geordnet. Wo kein Verfasser genannt ist, siehe 
den etwa im Titel vorkommenden Ortsnamen. Die Vorteile 
der seitherigen sachlichen Anordnung suchte man teilweise 
beizuhalten, indem bei den Ortsnamen Frankens, Schwabens 
und Umgegend auf die vorhandenen Werke ortsgeschicht- 
lichen Inhalts hingewiesen wurde. 



Inhalt 

I. Biicher und gebundene Manuskripte. 
II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 
III. Urkundcn und Handschriften. 
Zur Bibliothekordnung. 



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J. Biicher und gebundene Manuskripte. 

Die vorgedruckte Zahl bedeutet den Standort in der Bibliothek ; F = die 

gesondert aufgestellten Foliobande. T. S. = Tauschschriften. B. I. u. s. w. 

= Biindel von Hand schrif ten. U. I. u. s. w. = Urkunden. 



Aalen s. Bauer. 
Achaltn s. Gayler— Schonhuth. 
Adelshcim s. Weiss, J. G. 
1062 Adelmannsfelden, Graf Heinrich Adelmann von — , 
Urspr. u. ftlteste Gescb. d. Grafen Adelm. (Abdr. v. W. 
Viertelj.-H. 1908.) 
1074 — GrafS., Adelmann von Adelmannsfelden, zur Geschichte , 
einer Hausbucherei. (Sonderdrnck aus „Der deutsche He- 
rold" 1909.) 
716 Alberti, J., Urkunden zur Geschichte der Stadt Schleiz. 

I. 1882. 
920 Alberti, O. v., Wurttemberg, Adels- und Wappenbuch. 

Bd. I. ff. Stuttgart 1889 ff. 
327 Albrecht, Die Stiftskirche zu Oehringen. Geschichte 

und Beschreibung. Oehring. 1837. 2. .Expl. 
103 — Munzgeschichte des Hauses Hohenlohe. 1844. 2 Expl. 
324 — Mitteilungen zur Geschichte der Reichsmiinzst&tten zu 
Frankfurt a. M., Nordlingen und Basel im 2. Viertel des 
15. Jahrhunderts etc. etc. unter Conrad von Weinsberg. 
Heilbronn 1855. 3 Expl. 
F. 74 — Archiv fur hohenlohische Geschichte. 2 Bde. Oehringen 

1857—1870. 
F. 79 — Die Munzen, Siegel und Wappen des fiirstl. Gesamt- 

hauses Hohenlohe. Oehringen 1865. 
F. 97 A 1 1 m e r s , Der Altarschrein der Kirche zu Altenbuch im 
. Lande Hadeln, photographisch dargestellt und begleitet 

mit kunstgeschichtlichem Text. Stade 1873. 
37 Amnion, Wider alle Einwiirfe gerettete Lehre, dass alle 
Menschen in der christlichen Religion das heilige Abend- 
mahl in beiden Gestalten zu empfangen haben. Frankfurt 
und Leipzig 1759. 
Amorbach s. Gropp. 
679 Amrein, K. C, Zwyer v. Evibach, Charakterbild. St. 

Gallen 1880. 
1002 Andreen, G. A., Studies in the Idyl in German Litera- 
ture. Rock Island 1902. 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

138 Ansbach. Brandenburg-Onoltsbach'scher Adress-undSchreib- 

kalender. Ansbach 1755. 
1114 — Ansbachisches Gesangbuch 1795. 

— s. a. Fischer — Meyer — Stieber. — T. S. 
133 Antiquarius des Nekar-, Mayn-, Lahr- und Moselstromes. 

Frankfurt 1740. 2 Expl. 
169 Rheinischer Antiquarius, Merkwurdigkeiten des ganzen 

Rheinstromes. Frankfurt 1744. 
F. 70 Archival-Urkunden und Documenta, Reichsstandische — - ad 

causam equestrem. 2. Teil. . Regensburg 1750. 
436 Archiv fur Geschichte, Genealogie, Diplomatik und ver- 

wandte F&cher. Stuttgart 1846. 
F. 116 Archiv fur Anthropologic Zeitschrift ftir Naturgeschichte 

und Urgeschichte des Menschen, redigiert von Ecker und 

Lindenschmit. Bd. I— III, wovon Heft 2 von Bd. II 

fehlt. Braunschweig 1866 — 69. 
801 Arnold, Ansiedelungen und Wanderungen deutscher 

Stamme. Marb. 1876. 
800 — Urzeit. Gotha 1880. 

Arnsberg (Wetterau) s. Baur. 

Aschaffenburg s. Fries, L— T. S. 
863 Aschbach. J., Geschichte der Grafen von Wertheim. 

Frankf. 1843. 
708 Dasselbe in 2 Bdn. 

Assutnstadt s. B. XII. 
253 A u f s e s s , v., Historische Entwicklung der kirchlichen 

Verhaitnisse zu Aufsess. Niirnberg 1842. 
286 — Rechtsverh&ltniss des Privatgottesdienstes und des ofFent- 

lichen Gottesdienstes, nachgewiesen an der Geschichte der 

Schlosskapelle zu Freyenfels. Erlangen 1845. 
889 Augsburg. Chroniken der schw&bischen St&dte: Augsburg, 

Bd. 1-4 Leipzig 1865 ff. 
F. 178 Augustana fidei confessio, erkl. von G 6 b e 1. Augsb. 1654. 
208 Augsburgische Confession. Kurze Anzeig von der Reli- 

gionsverbesserung und Uebergabe der Augsburger Con- 
fession. Anno 1530 geschehen. Oehringen 1730. (Siehe 

auch Tschuckert.) 

Augsburg s. a. Bauer, Ludwig — Beyschlag — Forster und 

Schmid — Heiberger — Mezger — Roth, Friedr. 
1 101 Auserlesenes Thaler-Cabinet, darinnen die Silbermiinzen 

beschrieben werden. 2. Aufl. Konigsberg 1730. 
XXVII Autographa von Gliedern des Hohenloh. Hauses. 

719 Autographen von der herald.-sphragist.-genealog. Ausstel- 

lung in Berlin. 1882. 
544 Baader, Verhandlungen iiber Thomas von Absberg. Pu- 

blikation des literar. Vereins. Tubingen 1873. 
F. 202 Bach und Lotter, Bilder aus Alt-Stuttgart. Stutt- 
gart 1896. 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

1009 Back, Romische Spuren und Deberreste iin oberen Nahe- 

gebiete. Birkenfeld 1891. 
331 Bacmeister, Alemannische Wanderungen. I. Ortsnamen 
der keltisch-romischen Zeit. Slavische Siedlungen. Stutt- 
gart 1867. 

Badisches Land s. Beck — Bossert (2) — Cast — Ditten- 
berger — von Feder — Heuniscli und Bader — Luckenbach 

— Mone — Schonhuth — Schopflinus — Vierordt — E. Wag- 
ner — W. Wagner. 

Baden-Baden s. Schreiber. 
726 Bahrfeld, Numismatisches Litteraturblatt Nr. 1—16. 

Baldersheim s. Bauer — Lang — Schonhuth — Zflpfl. 
U. XII Bamberg. Vertzeichnus der abgebrennten 292 Schlosser und 

52 Closter des Stiffts zu Bambergk. (gedruckt) 1525. 
F. 22 — Codex probationum diplomatics. — Urkunden — das Bis- 

tum Bamberg betr. *- gedruckt zu Bamberg jedenf. nach 1773. 

— s. a. Bernhard — Hof ler — Ludewig — Oestreicher — 
Ussermann — T. S. 

554 Barack, Zimmerische Chronik. 2 Bde. Publikation des 

literar. Vereins. Tubingen 1869. 
70 Baring, clavis diplomatica. Hannover 1737. 
503 Barth, Teutschlands Urgeschichte. 4 Bde. Erlangen 

1840-43. 
476 Barthold, Geschichte der Kriegsverfassung und des 

Kriegsweseris der Deutschen. 2 Teile. Leipzig 1864. 
387 Basel im XIV. Jahrhundert. Basel 1856. 

— s. a. Albrecht — Hageubach — Herzog — Heusler — 
Heyel — Schoneberg — Vischer u. Boos — Vischer u. Stern 

— Wackernagel — Zeibig. T. S. 

F. l80Bastianu. Voss, Die Bronzeschwerter des K. Museums 
zu Berlin. 1878. 

295 Bauer, Mergentheim und seine Heilquellen. Mergenth. 
1830. 2 Expl. 

369 — Wurttemberg, wie es war und ist. Dargestellt in einer 
freien Folge von Aufs&tzen in Schwaben geborener oder 
doch einheimisch gewordener Schriftsteller. 1. Abt. Karls- 
ruhe 1842. 

258 — Geschichte und Beschreibung der ehemaligen freien 
Reichsstadt Aalen. 1852. 2 Expl. 

595 — Die Herrn von Berlichingen in Bayern. Wtirzb. 1862. 

273 — Die Truchsesse von Baldersheim. Ausschnitt aus dem 

Archiv fur Unterfranken. 
1070 Bauer, Ludw., Die Errichtung des Kollegiums bei St. Anna 
in Augsburg 1580-82. Augsburg 1908. 

913 B aura an n, Fr. L., Die Gaugrafschaften in Wurttem- 
bergisch Schwaben. Stuttgart 1879. 

957 — Forschungen zur schw&b. Geschichte. Kempten 1899. 
1072 Baum gar ten, Fritz, Knossos. Freiburg i. Br. 1907. 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

474 B a u r , Urkundenbuch des Klosters Arnsberg in der Wetterau. 

3 Hefte. Darmstadt 1850. 
504 — Hessische Urkunden. 2. u. 3. Bd. Darmstadt 1862. 
843 Bayerdfirfer, Choralbuch zum neuen schw&bisch-haili- 

schen Gesangbuch. 1768. 
67 Bay em, Regesta boica; Vol. I — Vol. XIII; edd. Freyberg, 

Lang und Rudhardt. 
556 — Monumenta Boica vol. 37—43; in 37 u. 39 auch Monu- 

menta episcop. wirzibnrgensis. 
423 — Anspruche der Krone Bayern an Landesteile des Gross- 

herzogtums Baden. Mannheim 1827. 
867 — Ortschaftenverzeichnis des Konigr. Bayern. Munchen 

1877. 

— s. a. Fromann — von Hundt — Kolde (2) — Kostler — 

Lang — Schmeller — Spruner — Quitzmann. 
247 B&umlein, Versuch, die Bedeutung des Johanneischen 

Logos aus den Religionssystemen des Orients zu entwickehi. 

Tttbingen 1828. 

Bebenhausen s. E. Paulus. 
543 Beck, Das badische Land oder badische Heimatkunde. 

Karlsruhe 1873. 
(Z 12) Beck, P., Ravensburger Diozesanarchiv 1898—1900. 
751 — Zum 700j&hrigen Jubil&um des Pr&monstratenserstifts 

Schussenried. 
(Z 11) Becker t, Udo, Antiquitaten-Zeitung 1896-1899. 
136 Be eg, Tyrociuium arithmethices. Schw. Hall 1709. 
F. 185 Beger, Lucernae veterum sepulcrales. Ktfln 1702. 

Beilstein s. Hoch. 
553 Bellermann, Ueber eine seltene Erzmtinze — mit dem 

Monogramm des achaischen Bundesgeldes. Bonn 1859. 

Belsenberg s. B XII. 

Bemberg s. B XII. 
630 Benesch, Die evangel. Salvators-Kirche in Prag. Prag 

1863. 
361 Ben sen, Historische Untersuchungen iiber die ehemalige 

Reichsstadt Rotenburg. Nurnberg 1837. 
198 Berckenmayer, Curieuser Antiquarius d. i. Allerhand 

auserlesene geographische und historische Merkwiirdig- 

keiten. Hamburg 1746. 
225 Beredsamkeit, die — in ihren Werken. Zur Bildung des 

Geschmacks. Mergentheim 1792. 
127 Berlichingen. Lebensbeschreibung Herrn Gozeus von 

Berlichingen : mit Anmerkungen u. Index herausgegeben von 

Franck und Pistorius. Niirnberg 1731. 3 Expl. 
648 — Leben, Fehden und Handlungen des Ritters Gotz von 

Berlichingen, durch ihn selbst beschrieben. Nach der alten 

Handschrift herausgegeben von Schonhuth. Mergenth. 1858. 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

1 10 Berl ichingen , v.,Geschichte d. Ritters G6tz von Berlichingen 
mit der eisernen Hand und seiner Familie. Leipzig 1861. 
— s. a. Bauer — Lang — Schonhuth — Z8pfl, auch Histor. 
Almanach. 

101 Berlin. Katalog der Ausstellung der deutschen anthropolog. 

Gesellschaft in Berlin 1880. 
1005 — Konigl. Museen zu Berlin : Kunsthandbuch fiir Deutschl. 

Berlin 1904. 
677 Bernd, C. S. T., Allgem. Schriftenkunde der Wappen- 

wissenschaft. 4 T. in 2 Bd. Bonn 1830 ff. 
496 Bernhard, Reisehandbuch durch Wiirtteraberg und die 

angrenzenden L&nderstriche. Stuttgart 1813. 
416 Bernhard (t H. Reuchlin), Franz Lndwig von Erthal, 
Fiirstbischof von Bamberg und Wiirzburg, Herzog zu 
Franken von 1779-1795. Tftbingen 1852. 
852 B e r n h e i m , E., Lehrbuch der histor. Methode. Leipzig 1889. 
F. 88 Bernoulli, Ueber die Miner venstatuen. Basel 1867. 
117 — Die Schlacht bei St. Jacob an der Birs. Basel 1877- 
632 Bethmann, Herzog August der Jttngere, der Griinder 

der Wolfenbuttler Bibliothek. Wolfenbuttel 1863. 
1086 Beyschlag, Joh. Balth., Neu aufgelegtes Hallisches 

Beicht- und Communionbuch. Hall [1712]. 
725 — Neu aufgelegtes Hallisches Beicht- und Communionbuch. 
724 Beyschlag, M. T. B., Bussfertiges Beichtkind. 1790. 
921 Beyschlag, Versuch einer Munzgeschichte Augsburgs 
im MA. Stuttgart 1835. 
F. 173 Bibel, hsg. von Joh. M. Silherr. 1656. 
F. 66 a. Biblia, Nurnberg 1662. 

1077 Biblia sacra. Ed. vulgata. Venet 1702. 
F. 192 Biblia, deutsch von M. Luther, auf Verordnung des Herz. 

Ernst v. Sachsen. Nurnberg 1708. 
F. 219 - Nurnberg, Endter. 1710. 
F. 220 — Nurnberg, Endter. 1716. 
F. 66 b. — Nurnberg, Endter. 1716. 
F. 221 — Tub. Cotta 1724. 
F. 66 d. — von Ch. M. Pfaff. Tftb. 1729. 
F. 66 c. — Nurnberg, Endter. 1747. 

765 Biblische Ergotzlichkeiten. 1737. 
F. 35 A. Biedermann, Genealogie der Fiirstenhauser und der 
.Ritterschaft im frank. Kreise. Bayreuth 1746. 

B. Genealogie der Grafenh&user im fr&nk. Kreise. Erlan- 
gen 1745, samt Eberbachschen u. Hohenlohischen Akten- 
stucken. 

C. 1—5 Biedermanns Genealogie 

1) der Fiirstenhauser im fr&nk. Ki\; Bayr. 1746 

2) der Grafeuhauser im frank. Kr.; Erl. 1745 



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I. Bucher und gebundene Manuskriptc. 

3) der Ritterschaft in Baunach und Vogtland ; 

Bayr. 1747 

4) „ „ an der Altmuhl; Bayr. 1748 

5) „ n im Ottenwald; Kulmbach 1751. 
461 Bielz, Beitrag ztir Geschichte und Statistik des Steuer- 

wesens in Siebenbiirgen. Hermannst. 1861. 
681 Bierlinger, A., Volkstumliches aus Schwaben. 2 Bde. 

Freiburg 1861 f. 
F. 149 Bilder bedeutender Fiirsten und Manner des 14., 15. und 

16. Jahrhunderts. Ohne Titelblatt. 
200 Bilder-Geographie von den vier Haliptteilen des Erdbodens. 

Nfirnberg 1781. 

Billing sbach s. B. XII. 
353 Binder, Wurttembergische Mlinz- und Medaillenkunde. 

Stuttgart 1846. 
1024 Binder-Ebner; Wiirttemberg. Miinz- und Medaillen- 
kunde v. Binder ; neu bearb. v. J. Ebner. Stuttg. 1904 if. 
959 Bismarck, v., Gedanken und Erinnerungen. Stuttgart 

1898 I, II. 
221 Bitzer, Die Realgemeinderechte, ihre Entstehung und 

Stellung in der Gegenwart. Stuttgart 1844. 

Blaubeuren s. U. II. 
842 Blintzi£, G., Theatrum ecclesiae militantis. Rotenbg.- 

Hall 1635. 
1094 Blintzig, Georg, David, fl&llische Cronica Anno 1740. 
790 Bliimner, Das Kunstgewerbe im Altertum. Leipz. 1885. 

Bobstadt s. Stocker. 
761 Boger, E, Thumbische Chronik (Familie Thumb von 

Neuburg). 1885. 
903 Bohnenberger, K., Zur Geschichte der schw&bischeu 

Mundart im 15. Jahrh. Tub. 1892. 
771 Bombay, Journal of the Bombay Natural History Society. 

Vol. I. N. 3. 1886. 
F. 179 a. u. b. Bon h offer, Joh. Fr., dessen Lebenslauf und Sio- 

nitischer Wachterruf. 1784. 
779 — Der Goldguldenfund in Kunzelsau. Separatabdr. 
495 Bornhak, Geschichte der Franken unter den Mero- 

wingern, 1. T. bis auf Chlothars I. Tod. Greifswald 1863. 
F. 165 Borch, L. v., Beitrage zur Rechtsgeschichte des Mit- 

telalters. Innsbr. 1881. 
715 a. — Geschichte des kaiserl. Kanzlers Konrad, Bischofs 

von Hildesheim und Wurzburg. 2. Aufl. Innsbruck 1881. 
715 b. — Das Schloss der Karolinger an der Elbe. Inns- 
bruck 1882. 
715 c. — Das Biindnis mit Frankreich unter Pliilipp von 

Schwaben. Innsbr. 1883. 
814 Bossert,G., Die Kirchenheiligen der Wurzburger Diozese. 
1020 — Bad.-Pfalzische Ref.-Gesch. (Sonderabdr.). 



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I. Biicher unci gebundene Manuskripte. 

1035 u. 1036 Bossert, G. Jahresber. fur Geschichtswiss, (Wurtt). 
II 1884, III 1884. (Sep.-Abdr.) 
1065 — Theodor Reysmann, Humanist und Dichter aus Heidel- 
berg. (Abdruck Heidelb.) 
515 — Beitr&ge zur Geschichte der Reformation in Franken — 
in Theol. Studien aus Wiirttb. I. 1880. 3. Heft. 
515 b. — Aus dem Weinsberger Archiv in Oehringen - far die 

Zeit von 1415-1448. 
720 a. — Drei pia desideria. Heilbr. 1883. 
720 b. — Die historischen Vereine vor dem Tribunal der Wissen- 
schaft. Heilbronn 1883. 
794 — Die Anfange des Christentums in Wurttemberg. 1888. 
750 — Wurttemberg und Janssen. Halle 1884. 
919 — Das Interim in Wurttemberg. Halle 1895. 
986 a. b c. -— Beitr&ge zur badisch-pfalz. Reformationsgesch. 
Sepr.-Abdr. .1902/3. 
Box berg s. Stocker. 

B 6 h m e r, Regesta chrouologico-diplomatica regum atque im- 
peratorum romanomm inde a Conrado I. usque ad Hein- 
ricum VII. Frankfurt 1831. 
457 — Fontes regum germanicorum. Geschichtsquellen Deutsch- 
lands. 3 Bde. Stuttg. 1843 ff. 
75 — Regesta imperii ab anno 1198 usque ad annum 1254. 

Stuttgart 1849. 
105 — Regesta imperii ab anno 1246 usque ad annum 1313. 

Stuttgart 1844. 
908 a. — Regesta imperii ab anno 1314—1347. Frankf. 1839. 
908 b. — Additamentum tertium ad reg. imp. ab a. 1314 bis 
1347. Innsbr. 1865. 

797 Bohmer-Muhlbacher, Regesta imperii I. (752—918). 
Innsbr. 1889 ff. 

798 Bohmer-Ficker, Regesta imperii V, (1198 — 1272). 
Innsbr. 1881 ff. 

907 a. Bohmer-Huber, Regesta imperii VIII. (1346— 1378). 

Innsbr. 1877. 
907 b. — Huber, A., Addit. primum ad Bohm. reg. imp. VIII. 

(1346—1378). Innsbr. 1889. 
173 Bok, Geschichte der Eberhard Carls Universitat Tubingen. 

Tubingen 1774. 
994 B6klen, E., Die Verwandtschaft der judisch-christlichen 

mit der persischen Eschatologie. Gottingen 1902. 
159 Brandenburg. Georgens des Frommen, Marggraffens zu — 

Leben und Geschichte. 1729. 
F. 53 Brandenburgische Usurpationsgeschichte in den frankischen 

Kreislanden , insbesondere im Deutschritterordensgebiet, 

1796-1797. 2 Expl. 
325 Bran des, Brannschweigs Dom mit seinen alten und neuen 

Wandgemalden. Braunschweig 1863. 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 123, 124 u. 125 Braun, Beitrftge zur Gescbichte von Ell- 

wangen. Stuttgart 1845. 3 Expl. 
F. 132 — Der Wtistenroder Leopard, ein rdmisches Cohorten- 

zeichen. Bonn 1857. 
113 — Die Externsteine bei Horn in Westfalen. Bonn 1858. 
623 — Achilles auf Skyros oder die antike Bronzestatue von 

Luttingen. Bonn 1858. 
F. 135 — Das Portal zu Remagen. Bonn 1859. 

488 — Graf Wolf von Hohenlohe-Neuenstein als Kriegsheld 

und als Christ. Stuttgart 1860. 
F. 206 Braun, Hieronymus, Prospekt der Stadt Ntirnberg vom 

Jahr 1608; herausg. vom Verein fttr Gesch. der Stadt 

Ntirnberg. 

Breisgau s. E. Gothein — Schreiber — T. S. 
625 Breitschwert, v., Geschichte des Orts Muhlhausen 

a. Neckar. Stuttgart 1852. 
417 Brenner, Die Landgrafen von Leuchtenberg, historisch 

genealogisch erlautert. Rothenburg o. d. T. 1834. 
672 Brenz. Leben des M. Joli. Brentz, auf Verordnung des 

Magistrats entworfen und in den Kirchen Halls verlesen, 

anch gedruckt auf den 31. Oktober 1717. 
1066 — Von Milderung der Fiirsten gegen die aufriihrischen 

Bauern ; herausgegeben v. G. Bossert. Leipzig 1908. 
223 Briefe deutscher Btii ger und Landleute tiber das Betragen 

der Franzosen in Deutschland im Jahr 1796. Beiert- 

heim 1796. 
735 Brin ckmeier, E., Praktisches Handbuch der histor. 

Chronologie. Berlin 1-882. 
F. 128 B run n, Ueber die sog. Leukothea in der Glyptothek zu 

Munchen. Mtinchen 1867. 
482 a Brunner, Aus dem Nachlass des Fiirsten Alexander 

Hobenlolre. Regensburg 1851. 
894 Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte. T. In 2 in 

einem Band. Leipzig 1887. 
981 Brunner, G., Geschichte und Reformation des Klosters 

und Stiftslandes Waldsassen. Erlangen 1901. 
F. 101 Bruckner, Hennebergisches Urkundenbuch. T. I — V. 

Meiningen 1842—66. 
434 — Landeskunde des Herzogtums Meiningen. 2 Bde. Mei- 
ningen 1851 und 1853. 
991 Briihl, v., Leben und Charakter des K. Polnischen und 

churfurstl. sachs. Premier-Ministre, Grafens von Brtihl in 

vertraul Briefen entworfen. Anonym 1760. 

Buchheim s. Georgii. 
142 Buchinger, Gerechtsame des Hochstifts Wurzburg 1798. 
;>44 — Julius Echter von Mespelbrunn, Bischof von Wtirzburg 

und Herzog von Franken. Wurzburg 1843. 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

114 Buchner, Ueber die Einwohner Deutschlands im 2. Jahr- 
liundert christlicher Zeitrechnung. 

676 Buck, M., Oberdeutsches Flurnamenbuch. Stuttgart 1880. 
83 Bundschnh, Der Mnkische Merkur. 1796. 
163 u. 189 — Geographisches, Statistisch-Topographisches Lexikon 
aller im ganzen fr&nkischeji Kreis liegenden Stadte. Klo- 
ster etc. etc. 6 Bde. Ulm 1799—1804. — Doppelt. 

481 Bunz, Die Stiftskirche zu St. Georg in Tubingen. — Tu- 
bingen 1869. 
Burgberg s. B XII. 

77 Burgemeister, Thesaurus juris equestris. 2 Teile. Ulm 
1718. 

78 — Codex diplomaticus equestris oder Reichsritter-Archiv. 
4 Teile in 2 Bfcnden. Ulm 1721. 

Burgfelden (b. Balingen) s, P. Weber. 

Burleswag s. B XII. 
536 Biickli-Staxler-Lauterburg, Geschichte der Staats- 

umwalzung des Kantons Bern 1798. Bern 1861. 
211 Busching, Erdbeschreibung. 11 Bde. Hamburg 1787. 

bis 1792. 
195 Biittner, Keerl nnd Fischer, Frankisches Archiv. 

2 Bde. 1790. (1 Bd. doppelt.) 
1067 Cammerer, Dr. W., Eduard Morike und Klara NeuflFer. 

Marb. 1908. 
F. 186 Cantional, das grosse. Darmstadt 1687. 

376 Cappe, Beschreibung der Mainzer Miinzen des Mittel- 

alters. Dresden 1856. 
778 Cardilucius, J. Hisk., Neuer Stadt- und Landapotheken 

zvveiter Tomus. Niirnberg 1573. 
1019 Carion, Chronicorum libellus. Halae suev. Peter Bru- 

bach 1539. 
587 Cassel R6glemens de l'Acad6mie de Peinture et de Sculp- 
ture de Cassel, fondee par Frederic II., landgrave r6gnant 

de Hesse. 1777. 
524 Cassel, Das alte Erfurter Rathaus und seine Bilder. 

Erfurt 1857. 

359 Cast, Historisches und genealogisches Adelsbuch von 
Wurttemberg. Stuttgart 1844. 

360 — Historisches und genealogisches Adelsbuch des Gross- 
herzogtums Baden. Stuttgart 1845. 

Castell s. Sperl. 
260 Castle, Analyse des Charakters des Dr. Just. Kerner. 

Heidelberg 1841. 
1 108 C a m m e r e r , J. V., Hauptschluss der Reichsdeputation 1803. 

Regensburg 1804. 
134 Cellarii Geographia antiqua juxta ac nova. Jenae 1716. 
686 Char din, Persische und ostindische Reisebeschreibung. 

Leipzig 1687. 



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I. Buchcr und gebundene Manuskripte. 

343 Chezy, v., Das Rittertum in Bild und Wort. Stutt- 
gart 1848. 

68 Chmel, Regesta chronologico - diplomatica Ruperti regis 
romanorum. Auszug aus den im k. k. Archiv zu Wien 
sich befindenden Reichsregistraturbtichern von 1400—1410. 
Frankfurt 1834. 

69 — Regesta chronologico - diplomatica Frederici IV. roma- 
norum regis (imperatoris III). 1. Abt. von 1440 — 1452. 
Wien 1838. 

653 a. — Aktenstttcke und Briefe zur Geschichte des Hauses 

Habsburg im Zeitalter Maximilians I. Wien 1854. 
378 Christliches Ktmstblatt fur Kirche, Schule und Haus. Jahrg. 

1863, 1885 u. 1886. 
953 Ciceronis officia (Hall, Braubach 1536). 
782 Churchill, First report of Dr. Churchills free stoechio- 

logical dispensary. London 1886. 
982 Clemen, 0., Beitrage zur Ref.-Gesch. aus Buchern und 

Handschriften der Zwickauer Ratsschulbibliothek I. Berlin 

1900. 
603 CI ess, Beschreibung des Bezirks Tungental, OA. Hall, 

mit einem poetischen Anhang. Hall 1842. 
754 Coburg. Mitteilungen aus dem anthropolog. Verein Coburg 

bei Gelegenheit des lOj&hr. Stiftungsfestes. 1885. 
869 Cohausen, A. v., Die Altertfimer im Rheinland. Wies- 
baden 1891. 
944 v. Cohausen-Jahns, Die Befestigungsweisen der Vor- 

zeit und des Mittelalters. Wiesbaden 1898. 
29 Co Hand, Erklarung und Auslegung der Wappen der 

etc. Reichsfreien Stadt Hall in Schwaben und des Stifts 

Comburg. Hall 1744. 
53 — Beitrage zu der frankischen Geschichte, besonders aber 

von der Abstammung der Herzoge und Grafen von Roten- 

burg. Oehringen 1780. 

Comburg (bei Hall) s. Colland - Lorent - Mejer - H. Miiller (2). 
427 Contzen, Die Geschichtschreiber der s&chsischen Kaiser- 

zeit nach ihrem Leben und ihren Schriften. Regensb. 1837. 
F. 46 Crailsheim. Extract aus dem Stadtbuch von Crailsheim. 

1410-1488. Manuskr. 
635 — Die Belagerung von Crailsheim von den 3 Reichst&dten : 

Schw. Hall, Rothenburg und Dinkelsbiihl. Crailsh. 1839. 
F. 47 — Klag- und Trauerpredigten auf Freiherr Albrecht Adolf 

v. Crailsheim. 1670. 
828 — Matrikel der Freiherrl. von Crailsheimischen Gesamt- 

familie. 2. Aufl. Ansb. 1888. 
1022 Crailsheim, Fr. v., Die Reichsfreiherren v. Crailsh. I, II. 

Miinchen 1905. 

Crailsheim s. a. Mayer, Jul — J. Zwanziger. 

Cr eg ting €7i s. Schonhuth. 

10 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

P. 1 Crusius, Schwabische Chronik. 2 Bde. ed. Moser. Frank- 
furt 1733. 

884 Dahlmann-Waitz, Quellenkunde der deutschen Ge- 

schichte. 5. Aufl. G5tt. 1883. 
1104 Darstellung der denkwiirdigsten europ. Weltereignisse 

von 1789 bis auf unsere gegenw&rtige Tage. 2 Bde. 

Memmingen 1822. 
F. 68 Datt, Volumen rerum germanicarnra novum, sive de pace 

imperii publica libri V. Ulmae 1698. 
148 Deissmann, Geschichte des Benediktinerklosters Wals- 

dorf. Wiesbaden 1863. 
499 Demmin, Die Kriegswaffen in ihrer historischen Ent- 

wicklung von der Steinzeit bis zur Erfindung des Zund- 

nadelgewehrs. Leipzig 1869. 
1085 Der wahre Christ in der Einsamkeit samt Morgen- und 

Abendgedanken. 8. Aufl. Wiirzburg 1781. 
228 Deutschorden. Wappenkalender des hohen teutschen 

Ritterordens hochlobl. Bailey Franken. 1783. 
72 — Verfassung des ritterlichen teutschen Ordens. Manu- 

skript nach 1800. 
144 — Recherches sur l'ancienne constitution de l'ordre teu- 

tonique. 2 Bde. Mergenth. 1807. 
227 . — Pressburger Friede. Beitrag zur Erl&uterung des XII. 

Artikels des Pressburger Friedens, soweit derselbe den 

teutschen Ritterorden betrifft Teutschland. 1807. 
F. 81 — Hauptvertrag der an den vorraals teutsch-ordischen 

Besitzungen beteiligten Hofe uber die Auseinandersetzung 

der darauf sich beziehenden Verhaltnisse. Mergenth. 1815. 

— s. a. Dudik — Niedermayer-Euler — Salver — Schon- 

huth — Venator - Voigt. — B. XXIV. 
487 Dieffenbach, Geschichte der Stadt und Burg Friedberg 

in der Wetterau. Darmstadt 1857. 
478 Diessbach, v., Der Schwabenkrieg, besungen von einem 

Zeitgenossen, Joh. Lenz. Zurich 1849. 
439 Dillenius, Weinsberg, vormals freie Reichs-, jetzt wiirtt. 

Oberamtsstadt. Stuttg. 1860. 
492 Dittenberger, Geographisch-statistisch-topographische 

Darstellung des Grossherzogtums Baden. Karlsr. 1825. 
468 Dohme, Die Kirchen des Cistercienserordens in Deutsch- 

land wahrend des Mittelalters. Leipzig 1869.. 
859 Doppfel, H., Kaisertum und Papstwechsel unter den 

Karolingern. 1889. 
39 a. u. b. Dorow, Opferstatten und Grabhtigel der Germanen 

und Rcimer am Rhein. 2 Hefte. Wiesbaden 1819. 

74 Doderlein, Antiquitates in Nordgavia Romanae (Teufels- 
mauer). Weissenburg 1731. 

11 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

614 Dflllinger, Aventin und seine Zeit. Munchen 1877. 

Dottingen s. B. XII. 
- 64 Dronke, Traditiones et Antiquitates Fuldenses. Fulda 

1844. 
760 Driick, Die R5merherrschaft im sudwestl. Deutschland. 
(Bl. des Murrtaler Altertumsvereins.) 
F. 77 Dudik, Des hohen deutschen Ritterordens Miinzsammlung 
in Wien. Wien 1858. 
73 Duellii Miscelleanorum etc etc. liber L u. II. Augustae 
Vind. 1723. 1724. 
1112 Duez, Nathan, Dictionnaire allemand fran$ais. 0. 0. u. J. 
564 Duller, Neue BeitrMge zur Geschichte Philipps des Gross- 
mtttigen, Landgrafen von Hessen (Briefe dieses Fursten 
nnd seiner Zeitgenossen). Darmstadt 1842. 
F. 108 Dun eke r, Das Rflmerkastell und das Todtenfeld in der 
Kinzigniederung bei Ruckengen. Hanau 1873. 
717 — A., Denkmal Winckelmanns. Eine Preisschrift J. G. 

Herders. Kassel 1882. 
923 Durr, Fr., Heilbronner Chronik. Heilbronn 1895 f. 
306 D ii r r e , Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittel- 
alter. 6 Hefte. Braunschweig 1861. 
F. 106Durrich-Menzel, Die Heidengraber am Lupfen bei 
Oberflacht, OA. Tuttlingen. Stuttgart 1847. 
1021 Ebengreuth,L., Allgem. Mttnzkunde des Mittelalters etc. 
Munchen 1904. 
F. 145 a u. b Eber stein, L. F. von, Beigabe und urkundliche 
Nachrichten zu den geschichtlichen Nachrichten von dem 
reichsritterlichen Geschlechte Eberstein vom Eberstein auf 
der Rh5n. Dresden 1878. 
278 — Fehde Mangolds von Eberstein gegen die Reichsstadt 
Niirnberg 1516—1522. Charakterbild damaliger Zustande. 
2. Aufl. Dresden 1879. 
906 — Abriss der urkundlichen Geschichte des Geschl. Eber- 
stein an der Rhfln. Dresden 1893. 
511 — Urkundliche Nachtr&ge zu den geschichtlichen Nach- 

tr&gen vom Geschl. Eb. Dresden 1880. 
511b — Urkundl. Nachtr. etc. 4. Folge. Dresden 1883. 
511c — Beigabe zu den geschichtl. Nachrichten etc. 2. Aufl. 

Dresden 1883. 
511 d — Urkundl. Nachtrage etc. 5. Folge. Berlin 1884. 

511 e 6. Folge. Berlin 1887. 

511 f — Stammreihe und Fehde. 1887. 
812 — - Entwurf einer Stammreihe des Geschl. von Eberst. 
3. Aufl. Berlin 1887. 

822 — Urkundl. Gesch. des Geschl. Eberstein. Bd. 1-3. 
2. Aufl. Berlin 1889. 

823 — Historische Nachrichten iiber den Marktflecken Gehofen. 
Berlin 1889. 

12 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

824 Eber stein, L. F. von, Kriegsberichte des Ernst 
Albrecht von Eberstein. Berlin 1889. 

825 — Korresp. zw. Ernst Albr. v. Eb. und Landgraf Georg 
von Hessen. Berlin 1889. 

847 — Die Besitzungen der ftankischen Ebersteine. Berl. 1890. 

848 — Beschreib. der Kriegstaten Ernst Albr. von Eberst. 
Berlin 1890. 

864 — Urkundl. Nachtrftge etc. Dresden 1883. 

866 — Kriegsberichte des Ernst Albr. v. Eberstein. Berl. 1891. 

882 — Kriegstaten des Generalfeldm. E. Albr. v. Eberst. 

Berlin 1892; 
892 — Die im Jahre 1892 lebenden Mitgl. der Familie Eber- 
stein. Berlin 1893. 
F. 215 Eb hard t, Bodo, Die Hohkonigsburg im Elsass. Berl. 1908. 
122 Ebrach. Notitia monasterii Ebracensis, 2 Bde. Romae 1738 
und 39. 
F. 52 — Ueber die Reichsfreiheit der Abtei Ebrach in Franken. 
1786. 

— s. a. J. J&ger. 
Ebrach (Rheingau) s. Rossel. 
F. 27 Eckhart, Commentarius de rebus Franciae orientalis et 
episcopatus wirceburgensis. Tom. I und II. Wirceburgii 1729. 
757 Egelhaaf, G., Deutsche Geschichte im Zeitalter der 

Reformation. Berlin 1885. 
821 — Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert bis zum Augs- 

burger Religionsfrieden. 2 Bde. Stuttgart 1889. 
219 Eginhardi Vita et res gestae Caroli M., Annales regum 
Francorum Pipini, Caroli, Ludovici. Speier 1521. 
Ehingen a. D. s. Miiller. 

484 Eichenhofer, Lichtenstern als Frauenkloster, Oberamtei 

und Anstalt. 1867. 

Ellwangen s. Braun — E. Paulus — Seckler — Jos. Zeller. 
F. 179 Endrulat, B., Niederrheinische Stitdtesiegel des 12. bis 

16. Jahrh. Dusseldorf 1882. 
749 En gel, Th., Geognostischer Wegweiser durch Wiirttem- 

berg. 1883. 
206 Elsass. Geschichte und Beschreibung des Elsasses und 

seiner Bewohner von den aitesten bis in die neuesten Zeiten. 

Basel 1782. 
652 d' Elver t, Geschichte der Musik in M&hren und Oesterr.- 

Schlesien mit Rucksicht auf die allgemeine, bohmische und 

osterreichische Musik-Geschichte. Briinn 1873. 
1110 Ensslin, M. Joh. Theod., Wettergebete 1697. 
546 Erbstein, Die Sammlung Hohenlohischer Miinzen und 

Medaillen des Hauses Hohenlohe-Waldenburg. Dresden 1880. 
109 Erhard, Regesta historiae Westfaliae. Accedit Codex 

diplomaticus bis zum J. 1125. MUnster 1847. 

13 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

976 Ernst, Briefwechsel des Herz. Christof v. Wirtemberg, 
Bd. I, II. Stuttgart 1899 f. 

Eppingen s. Stocker. 
250 Essich, Qeschichte von Witrttemberg. Biberach 1818. 

Esslingen s. Keim — K. Mailer — Wttrtt. Gesch.-Quellen IV. 

622 Ettm tiller, Deutsche StammkOnige nach Geschichte uud 

Sage. In Versen. — Ztirich 1844. 

F. 166 En ting > J., Tabula scripturae hebraicae. Argent. 1882. 

187 Eutropii Breviarium historiae romanae. Mannh. 1793. 

v. Eyb s. Hofler — Schonhuth. 
1029 a, b Eyth, Ludwig, Chronik von Hohebach. Stuttgart 

1904. 2 Expl. 
1069 '— Der Bezirk KUnzelsau in alter und neuer Zeit. Hair 

[1909.] 
118 Faber, Familia augusta lucemburgeusis. Altdorfi 1722. 
1025 Fabricius, Die Besitznahme Badens durch die Romer. 
Heidelberg 1905. 
F. 20 Falckenstein, Antiquitatum Nordgaviensium codex 

diplomaticus ; 1. T. Frankfurt u. Leipzig 1733. 
F. 29 — Antiquitates Nordgaviae veteris; 2. T. Schwabach 1734. 
315 Falkenstein, Geschichte der drei wichtigsten Ritter- 
orden des Mittelalters : Tenipler, Johanniter und Marianer. 
2 Bde. Dresden 1832. 
1076 F6nelon, Les aventures de T616maque. Paris 1739. 
598 F e u e r 1 e i n , Petrarca und Boccaccio, o. J. u. 0. 
, 545 Fickler, Quellen und Forsohungen zur Geschichte 
Schwabens etc. etc. Mannheim 1859. 
267 F i d i c i n , Die Hauptmomente aus der Geschichte Berlins. 
Berlin 1858. 
F. 131 Fiedler, Die Grips walder Matronen- und Mercuriussteine. 
Bonn 1863. 
596 Firnhaber, Die Verschworung der Siebenbiirger gegen 

K. Matthias Corvinus von Ungarn im Jahre 1467. 
428 Fischer, Statistische und topograph. Beschreibung des 
Burggrafthums Niirnberg unterhalb des Gebiirgs, oder des 
Furstenthums Brandenburg-Anspach. Anspach 1787. 
690 — A., Geschichte des Hauses Hohenlohe. 2 T. in 1 Bd. 

1866-71. 
585 F(ischer) C, in A(delsheim), Reise nach Weikersheim 
und auf den Karlsberg, in Versen nach Blumauerscher 
Manier. 1804. 
817 Fischer, H., Briefwechsel zwischen Jak. Grimm und 
Fr. Dav. Grater 1810-1813. Heilbr. 1877. 
F. 199 1. — Geographie der schw&bischeu Mundart, Text, Tub. 1895. 
II. - Atlas. Tub. 1895. 

977 — Schwab. Worterb. Tub. 1901 ff. 
1061 — Einige Winke fur Forschungen iiber schw&b. Mund- 



arten (Sonderabdruck). 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

733 (Fischer, J. G.) Praktische Anleitung zur K&ntnus . . . 

des Hospitals in Schwab. Hall. 1798. Mskr. 
F. 100 F. K., Die Linde in der Heraldik, in der Sphragistik und 

als Ornament. Wien 1879. (Zu F. K. vgl. Hohenlohe und 

Fiirs ten berg.) 
1071 Fleig, Edgar, Studien zur Geschichte des Klosters St. 

Peter auf dem Schwarzwald. Freiburg i. Br. 1908. 
985 Fleischhauer, 0., Oberspier. Ein Dorfbild aus alter 

und neuer Zeit. 
645 Fleischmann, Dissertatio juridica de tumultibus rusti- 

canis seculo XVI. motis. (Vom Bauren-Krieg.) Strbg. 1712. 
F. 157 Flemming, H. F., Der vollkommene teutsche J&ger. 

2 Bde. Lpz. 1719 ff. 
194 Flori Rerum romanarum libri quatupr cum notis ad 

modum. Minelli 1704. 
F. 201 F o r s t e r und S c h m i d , Die Milnzen der freien Reichs- 

stadt Augsburg. Augsbg. 1897. 
146 Forstner, Pliysikalisch-okonomische Beschreibung von 

Franken. 1. Bd. 1791. 
588 — G., Eine Zusammenstellung popul&r-wissenschaftlicher 

Artikel. Vorrede: Frankenberg 1797. Ohne Titelblatt. 
586 — Georg, Gedichte zur Hochzeit des Forstmeisters von 

Mttller. 1799. 
150 — Landwirtschafts - Polizey und Domainen - Wirtschaft. 

Tubingen 1819. 
329 — Leitfaden zum Vortrage der Landwirtschaftslehre. 

Tubingen 1819. 
308 — v., Gegenw&rtiger Zustand der deutschen Landwirt- 

schaft bei ihren dringendsten Bediirfnissen. Tubingen 1829. 
341a. Forch, Neuburg und seine Fursten. Als Beitrag zur 

Geschichte des Furstentums Pfalz-Neuburg. Neubg. 1860. 
155 Franck, Theophilus, Geschichte der Franken. 1749. 
305 — Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Oppenheim a. Rh. 

Darmstadt 1859. 
F. 36 F r a n k , Sebastian, Chronica, Zeitbuch vnnd Geschicht- 

libell von Anbegyn bis in dis gegenw&rtig 1536. Jar. 

Franken. Franconia, Illustr. Zeitschrift fiir Geschichte, 

Kunst, Altertums- und Volkskunde. Bd. I. 
168 — Circuli Franconici Geographica Delineatio. Franken- 

land mit seinen Gr&nzen in 64 Tabellen. Niirnb. 1692. 
47 — Ritterschaft in Franken: der Ritterschaft der sechs 

Ort in Franken Ordnungen und Privilegien. 1696. 
51 — Franken niemals im bayerschen Nordgaue. Gegen eine 

Abhandlung der Churbayerschen Akademie. 1764. 
125 — Ordnungen und Privilegien der Ritterschaft der 6 Ort 

in Franken. 1772. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

Franken (merow. und karolingisch) s. a. Bornhak — Egin- 

hard — Giesebrecht — H&ckel — Huschberg — Kramer — 

Marheinicke — Trittheim — Waitz. 

Frankenland s. a. Biedermann — Bossert (2) — Bund- 

schuh (2) — Buttner — Colland — Eckhart — Forstner — 

Genssler — Gonne — H. Halm — von Heeringen — H. Heer- 

wagen — Heffner — Heller — Honns — Jager — Kraus- 

sold — Oestreicher — Pastorius — Reinhard — Roth v. 

Schreckenstein — SchQpfen — F. Stein - Strebel — Wolf — 

Bd. X. 
158 Frank und Schumann, Schmausens Corpus juris 

publici S. R. imperii academicum. Leipzig 1774. 
F. 107 Frankfurt Species facti in puncto des Streits der beiden 

reformierten Gemeinden gegen den Magistrat in Frank- 
furt. 1748. 
020 Frankfurter Mess-Relation, d. i. halbj&hrliche Erz&hlungen 

der neuesten Staats- und Welt-Geschichten. Frankfurt 

a. M. 1756. 
698 — Ftihrer durch die Patent- und Musterschutzausstellung 

in Frankfurt. 1881. 
61)7 Frankfurt a. M., seine Geschichte, Sehenswurdigkeiten etc. 

1881. 

— s.'a. Albrecht — Grotefend — Steitz. T. S. 
F. 133Freudenberg, Das Denkmal des Hercules Saxanus im 

Brohltal. feonn 1862. 
114 Freyberg, Einfiihrung und Beleuchtung des Codex tradi- 

tionum Monasterii St. Castuli in Moosburg. 2. Teil. Miinchen 

1840. 
501 Freytag, Vom Mittelalter zur Neuzeit. Leipzig 1867. 
456 — Aus dem Mittelalter. Bilder aus der deutschen Ver- 

gangenheit. Leipzig 1867. 

Friedberg (Wetterau) s. Dieffenbach — T. S. 
1084 Friedrich d. Gr. Denkwiirdigkeiten Friedrichs d. Gr., 

jetzt regierenden Konigs von Preussen. Berlin 1757. 
323 Fries, Anleitung zum Tabaksbau und die Fermentation 

des Tabaks. Stuttgart 1856. 
796 — L., Bauernkrieg in Ostfranken. Herausgeg. von Sch&ffler 

u. Henner. 2 Bde. 1883. 
516 Frohnh&user, Geschichte der Reichsstadt Wimpfen. 

Darmstadt 1870. 
992 Fromlet, Die unter dem Namen Bethe in der Reichs- 
stadt Schwabisch Hall erhobene VermSgenssteuer. Son- 

derabdruck aus den Wurtt. J.-B. 1902. 
F. 40 Froschel, Herkommen, Stamm und Geschlecht der Herren 

zu Limpurg. Manuser. 1593. 
196 Fuchs, Leonh., Abbildung vnd contrafaytung aller kreuter 

so der Doctor Leonh. Fuchs inn dem ersten theyl seines 

neuwenKreuterbuchs hat begriffen,kleinere Form. Basel 1545. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

Fulda s Schannat — Dronke. 
1056 Furtwangler, Die Aegineten. Mttnchen 1906. 
654 Friind, Die Chronik des Hans Friind, Landschreiber zu 
Schwytz. Schweizergeschichte von 1436 -46. Heraus- 
gegeben von Kind. Chur 1875. 
F. 94 Fttrstenberg, Ueber das Flirstenbergische Wappen — 
von F. K. Ftirst zu Hohenlohe-Waldenburg. 1860 (als 
Manuscript gedruckt). 
F. 93 — Stammtafel des Hauses Fttrstenberg; geordnet von F. 

K. Furst zu Hohenlohe-Waldenburg. 1861. 
F. 94 F. K. — Ueber das Flirstenbergische Wappen 1860 (als 
Manuscript gedruckt). 
165 Gatterer, Praktische Heraldik. Niirnberg 1791. In 

2 Expl. ' 

274 Gayler, Historische Denkwiirdigkeiten der alten Reichs- 
feste Achalm, mit Riicksicht auf die Crgeschichte der 
Umgebungen. Reutlingen 1840. 
772 Gabelkhover, 0., Artzneybuch. Tubingen 1596. 
F. 109 G&deckens, Geschichte des Hamburger Rathauses. Mit 
6 Steintafeln. Hamburg 1867. 
66 G e b h a r d i , Genealogische Geschichte der erblichen 

Reichsstande in Deutschland. 2 Bde. Halle 1776. 
727 Gebert, Numismatische Mitteilungen. 1882. 
472 Geffcken, Die hamburgisch-niedersachsischen Gesang- 
bttcher des 16. Jahrhunderts. Hamburg 1857. 
Geislingen a. St. s. Weitbrecht. 
1088 Geistliche Lieder. 2 Teile. (Vorrede von Klopstock.) 
Reutlingen 1776. 
Gelnhausen s. Schoflfer. 
299 G e m e i n e r , Ueber den Ursprung der Stadt Regensburg 
und alter Freistadte. Regensburg 1817. 
Gemmingen s. Stocker (2). 
Gemmrigheim s. Klunzinger. 
1106 Genealogisches Jieichs- und Staatshandbuch 1800. Frank- 
furt 1800. 
358 Genealogisches Jahrbuch des deutschen Adels fur 1848. 

Stuttgart (s. auch Gottschalk). 
490 G e n g 1 e r , Deutsche Stadtrechte des Mittelalters. Er- 
langen 1852. 
56 Genssler, Geschichte des frankischen Gaues Grabfeld. 

2 Bde. Schleus. 1802. (1. Bd. doppelt.) 
184Georgii, Uffenheimische Nebenstunden. 1.— 7. St. in 
Einem Band und 4. St. die Pfarrei Buchheim. 1. und 5. St. 
Uffenheim und Evang. Arbeiten. 6. St. Niirnberg. 7. St. 
Reichstag von 1530. 8. St. Wibels Hohenlohesche Genea- 
logie. 9. St. Sagittarii Historia Hallensis, je in 1 Band. 
Schwabach 1740 ff. 
Gerabromi s. B IX u. B XI. 

2 
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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 60 Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des heil. romischen 

Reichs. 1565. 
P. 60 A. Dasselbe vom Jahr 1573 (s. auch Koch). 

429 G e r 1 a c h , Dlustriertes Wfirterbuch der mittelalterlichen 

Kirchenbaukunst. Stuttgart 1871. 
1117 — Aug., Chronik von Lauchheim. Gesch. der Deutsch- 

ordenskommende Kapfenburg. Ellwangen 1907. 
966 German, W., Stephan Heuss, ein Lebensbild. Hall o. J. 
972 — Chronik von Schw. Hall und Umgebung. Hall 1901. 
1026 — Was uns die Geyersburg erzahlt. Hall 1906. 
565 d. Gesangbuch, christliches neues. Strassburg 1712. 
164 Geschichts-, Geschlechts- und Wappen-Kalender auf das 

Jahr. 1729. Nfirnberg. 
235 G e s n e r , Natttrliche Geschichte des Wildbades bei Roten- 

burg ob der Tauber. Rotenburg 1765. 
407 Gfrorer, Prophetae veteres pseudepigraphi partim ex 

abyssinico vel hebraico sermonibus latine versi. Stutt- 
gart 1840. 
494 Giesebrecht, Zehn Bttcher fr£nkischer Geschichte vom 

Bischof Gregorius von Tours. 1. Bd. Berlin 1851. 
F. 193 G laser, C. A., Geschichte der Stadt Hall bis zur Refor- 
mation. 1803. Mskr. 
756 G 1 e n k , J. G, Abhandlung liber Abhaltung des eindringen- 

den wilden Wassers in den Salzbronnen. Hall 1778. 
941 Gm el in, J., Hallische Geschichte. Hall 1896 ff. 

Gmiind (schwab.) s. Klaus. 
938 G o 1 1 h e r , W., Handbuch der german. Mythologie. Leipzig 

1895. 
46 Gonne, De Ducatu Franciae orientalis. Erlangen 1756. 

2 Expl. 
534 Gothaischer Hofkalender auf das Ja,hr 1812. 

531 Gothaischer Hofkalender auf das Jahr 1831. Gotha. 

533 Gothaisches Taschenbuch der gr&flichen Hauser auf das 
Jahr 1853. Gotha. 

532 Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen 
H&user auf das Jahr 1857. Gotha. 

1048 G o t h ei n , E., Der Breisgau unter Mar. Theresia u. Jos. n. 

(Bad. Neuj.-Bl. 1907). 
529 Gottschalk, Genealogisches Taschenbuch ftir das Jahr 

1835. Berlin. 
1052 Qossler, Das rfimische Rottweil. Stuttgart 1907. 
149 Goth, Das Johanneum in Gratz. Gratz 1861. 
224 Goethe, G6z von Berlichingen mit der eisernen Hand. 

Ein Schauspiel. Frankfurt und Leipzig 1775. 
745 Gotzinger, E., Reallexicon der deutschen Altertiiraer. 

Leipzig 1881. 
989 Gradmann, E., Geschichte der christlichen Kunst. 1902. 

18 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

651 Graff-Massmann, Vollstandiger alphabetischer Index 

za dem althochdeatschen Sprachschatze von Graff. Berlin 

1846. 
873 Grater, G. F., Nathanael christianus. Hall 1676. 
846 — Joh. Leonh., Kirchliches Neujahrregister 1786—1804, 

fehlt 1801. 
186 — Kirchliches Neujahrs-Register der Stadt Hall. 2 Bde. 

Hall 1783-1804. 
F. 168 — Idunna und Hermode, Altertumszeitung. Herausg. von 

F. D. Grater. 3 Bde. 1812—1816. 
837 — Dasselbe. Jahrg. 1814. 
570 — Eine Altertumszeitung far 1814. Zweites Vierteljahr. 

Schillingsfurst 1814. 
F. 141 — Eine Altertumszeitung fUr 1814. Viertes Vierteljahr. 

Schillingsfurst 1814. 
629 Greiff, Zu Wereters Marienleben. Augsburger Bruch- 

stuck. Wien 1862. 
1118 Greiner, Ulm und Umgebung im Bauernkrieg. Progr. 

Gymn. Ulm. 1909. 
835 Griechenland. Recueil de cartes g6ographiques de l'ancienne 

Grfece. Par. 1790. 
799 Grimm, J., Deutsche Sprache. 2. Aufl. 
971 — Deutsche Rechtsaltertiimer, 4. Aufl. von Heusler und 

Hubner. Leipzig 1899. 2. Bd. 
F. 32 G r p p , Historia monasterii Amorbacensis. Frankf. 1736. 
F. 71 — Collectio novissima scriptorum et rerum Wirceburgen- 

sium. 2. Tom. Francof. 1741 und 1744. 
123 Gross, Burg- und Markgraflich-brandenburgische Kriegs- 

historie. 1748. 

Grossgartach s. Schliz. 

Grossingersheim s. Stein. 
F. 102 Grote, Geschichte des Konigl. Preussischen Wappens. 

Leipzig 1861. 
701 Grotefend,, G., Beitrage zur Goethe-Literatuh Frank- 
furt a. M. 1881. 
F. 160 — Chr. E., Der erste standige Buchdrucker zu Frank- 
furt a. M. 1881. 
170 Gudenus, Sylloge variorum Diplomatariorum moniimen- 

torumque veterum ineditorum adhuc, et res germanicas 

illustrantium etc. etc. Frankof. 1728. 
62 — Codex diplomaticus exhibens Anecdota ab anno 881 ad 

1300. Mognntiaca, jus germanicum et C. R. J. historian) 

illustrantia etc. I.— III. Tom. Gflttingen 1743. 
943 G u t s c h e , 0., und S c h u 1 z e , W., Deutsche Geschichte 

v. d. Urzeit bis z. d. Karolingern I., II. Stuttg. 1894 ff. 
949 Gunter, H., Das Munzwesen in der Grafschaft Wtirt- 

temberg. Stuttgart 1897. 

Giinzburg s. Raiser. 

2* 
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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

912 Haarer, Peter, Beschreibung des Bauernkrieges. Halle 

1881. 
410 Haas, Der Rangau, seine Grafen und aitere Rechts-, 

Orts- und Landesgeschichte mit neuen Forschungen fiber 

die Abstammung der Burggrafen von Niirnberg. Erlan- 

gen 1853. 
92 Haf fner, Friks Beschreibung des Munstergebaudes zu 

Ulm. Ulm 1766. 
307 H a g e n , v. d., Irmin, seine Saule, seine Strasse und sein 

Wagen. Breslau 1817. 
371 Hagenbach, Johann, Oekolampad u. Oswald Myconius, 

die Refonnatoren Basels. Leben und ausgewahlte Schriften. 

Elberfeld 1859. 
242 Hahn und Gerber, Gedichte. 1826. 
124 Hall Hallisches Salz- und Siedenswesen. Von 1306 bis 

1736. Manuskr. 
769 — Ordnung der in des Rats zu Hall Oberkeit gelegenen 

Kirchen. Hall 1543. 
177 — Reformation, Erneuerung vndt Erklarung aller wohl 

hergebrachter Stattrechten, gebrauch, sazzung etc. etc. 

Extractus statutarum Hallensiuni 1573. Manuskr. 
126 Hallische Dekrete, Verordnungen etc. etc. 6 Bde. 1666 

bis 1745. 
777 — Ordnung bei Leichenbegangnissen in Hall. 1668. 
768 — Ordnung des gemeinen Haals. 1683. 
1102 — Erneute Ordnung des gemeinen Haals. 1683. 
879 — Dissertation tiber Hallisches: Hezel, commentar. 1699. 

— Arnold, Emphyt. 1720. — J&ger Emphyt. 1760. — Has- 

pel, Centena. 1761. 
755 — Schwab. Ordnung der Medicorum, Apotheker usw. 1706. 
F. 171 — Verhandlung,en der Buchbinderzunft Hall. 1716-1793. 

Handschr. 

1081 — Hallisches Gesangbuch. Hall 1758. Angebunden das 
Neiie Testament. Oehringen 1736. 

1082 - Hallisches Gesangbuch 1758. 

1080 a. u. b. — Neues Reichsstadt. Hallisches Gesangbuch. Hall 

1795. 2 Expl. 
' 723 u. 841 Dasselbe. 

28 — Hospitalkirche zu Hall, Grundsteinlegung und Einweih- 
ung. Hall 1738. 
1107 Der Ehrsammen Zimmergesellschaft Hall Einschreibbuch. 
Anno 1750. Manuskr. 
F. 151 — Eine Haller Chronik mit Nachrichten bis 1772. Mskr. 
65 — Verschiedene schriftliche Nachtrage zur Ordnung des 
Gemeinen Haals. 1785. Manuscr. 

F. 218 — Siedensbuch fttr Friedr. Heiur. Kampff wegen seiner 
Hausfrauen Susanna Juliana Stieglerin. Anno 1790. Mskr. 

20 



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ii vA^m ^^mmm 



I. Biicher und gebundeno Manuskripte. 

874 Hall. (Forts.) Hallische Kinderlehre. 1795. 
1078 — Hallische Kinderlehr, neuvermehrte. Hall, o. J. 
F. 222 — Siedetisbuch fur Christ. Friedr. Schlossstein und Anna 
Maria Happoldin 1798. Manuskr. 
780 — Hallisches Wochenblatt von 1800 und 1801. 
773 — Haller Tagblatt v. J. 1848. 

378 — Christliches Kunstblatt fur Kirche, Scliule und Haus. 
Jahrgang 1863. Stuttgart. (Beschreibung des Chors der 
Michaelskirche.) 
F. 82 — Nachrichten uber das Gebiet und aus dem Gebiet der 
Reichsstadt Hall. Manuskr. 
35 Hallische Landts- und Dorfs-Ordnung. Manuskr. 

— Fuhrer durch Schwab. Hall (Solbad)) Vom Verein fur 
Fremdenverkehr. Hall [1907]. 

Hall (schwabisch), s. a. Arnold — Bayerdorffer — Beyschlag (2) 

— Blintzig — Brenz — BonhSffer — Colland — J.G.Fischer 

— Fromlet — German — Georgii — Glaser — Gmelin — Fr. 
D. Grater — G. Fr. Grater — J. Leonh. Grater — S. Hanle — 
Herold (4) — Hezel - Jager — Joh. Andr. Kaufniann — 
Kolb — Fr. P. Mayer — Muller — Sagittarius — Schmid und 
Frank — Schnitzer — Schuler — Tschackert — K. Weller — 
Widmann (3) — Wurtt. Geschichtsquellen I u. VI — U. I, III, 
IV, VI, IX, XI - B. XXII. 

737 Halm, H., Skizzen aus dem Frankenland. Hall 1884. 
1068 Hamburger, Hans, Der Staatsbankerott Wirtembergs 
unter Herzog Ulrich. Hall 1909. 
31 Hammer, Beitrage zur Genealogie des fiirstlichen Hauses 
Hohenlohe. Oehringen 1843. 5 Expl. 
F. 24 H a n s e 1 m a n n , Diploraatischer Beweis tiber die Landes- 

hoheit des Hauses Hohenlohe. 1751. 2 Expl. 
F. 23 — Landeshoheit des Hauses Hohenlohe. Nurnberg 1751. 

4 Expl. 
F. 204 Eriauterte Landeshoheit des Hauses Hohenlohe. Niirn- 

berg 1757. 
F. 205 Hanselmann, Beleuchtung des von . . . Strub ver- 

nichtigten Beweises der Landeshoheit. Nurnberg 1762. 
F. 25 — Beleuchtung des vernichtigten Beweises der deutschen 
Reichsstande volliger Landeshoheit u. s. w. Nurnberg 1762. 
F. 2 — Beweis, wie weit der Rflmer Macht etc. etc. Hall 

1768. 4 Expl. 
F. 3 — Fortsetzung des Beweises, wie weit der Rftmer Macht 
etc. etc. Hall 4773. 5 Expl. 
680 Happoldin, A. M., Rechenbuch. 1774. Hdschr. 
394 Harder, Das Klarissinnen - Kloster Paradies bis zum 
Schluss der Schirmvogtei der Stadt Schaffhausen. Schaff- 
hausen 1870. 
349 Hartmann und Jager, Johann Brenz. 2 Bde. Ham- 
burg 1840 f. 

21 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

456 Hartmann, Erhard Schnepff, der Reform ator in Schwaben, 

Nassau, Hessen u. Thfiringen. Tfibingen 1870. 
831 Hartmann, J., Chronik der Stadt Stuttgart. 1886. 
290 H a s e , Das geistliche Schauspiel. Geschichtliche Ueber- 

sicht. Leipzig 1858. 
606 Hasp el, Proben Runischer und Gothischer Denkm&ler. 

Ellwangen und Gmttnd 1813. 

Hassfurt s. v. Heideloff. 

Hassmersheim (a. Neckar) s. Wirth. 
1042 Hauck, K. Rupprecht d. Kavalier, Pfalzgr. b. Rhein. 

1619-1682. (Neujahrsb. d. bad. hist. Komm.) Heidelb. 1906. 
573 H a u g , Hist. Untersuchung, ttber die alteste Grafsohaft 

Wirtenberg als Gaugrafschaft. Tubingen (Progr.) 1831. 
30 — Chronici Sindelfingenses quae supersunt etc. etc. collecta 

atque digesta. Tiibingen 1836. 
251 — Die romischen Denksteine des grossh. Antiquariums in 

Mannheim. Konstanz 1877. 
199 — Arbon in romischer Zeit und die iiber Arbon fiihrenden 

RSmerstrassen. Konstanz 1880. 
684 — Bericht iiber rom. Epigraphik. Separatabdr. 1880. 
748 — Bericht ttber r5m. Epigraphik. Separatabdr. 1884. 
775 — Rezension ttber E. Httbners neue Studien ttber den 

romischen Grenzwall in Deutschland. 1886. 

1033 — Bericht ttber rtfm. Epigraphik. Separatabdr. 1888. 

1034 — Bericht ttber rom. Epigraphik. Separatabdr. 1894. 
973 u. 974 Haugu. Sixt, Die rom. Inschriften etc. Wttrttem- 

bergs. Stuttgart 1898. 2 Bde. (2 Expl.) 
232a u. b. Haus, Altertttmerskunde von Germanien oder ttber 

Germaniens Lage, Sitten und Volker. 2 Bde. Mainz 1791 

und 1792. 
397 Hausrath, Die Oberrheinische Bevolkerung in der 

deutschen Geschichte. Heidelberg 1871. 
218 Haekel, Annales breves regum Meroveorum a Francici 

regni primordiis ad A. C. 752. Argentorati. 1773. 
783 H&nle, S., Romantisches aus der Geschichte der Hohen- 

zollern. Ansbach 1887. Mit: Hanle, S., Schw&bisch- 

Hall und sein Siedershof. 1866. 
961 Han el, Er., Spsitgotik u. Renaiss. Stuttgart 1899. 
319 Heeringen, v., Wanderungen durch Franken und Leipzig. 
968 Heerwagen, H., Die Lage der Bauern z. Z. des 

Bauernkriegs in den Taubergegenden. Nfirnberg 1899. 
460 H e f f n e r' und Reuss, Lorenz Fries, der Geschichts- 

schreiber Ostfrankens. Wttrzburg 1853. 
63 a u. b Hefner, v., Handbuch der theoretischen und prak- 

tischen Heraldik. 1. T. theoretische Heraldik. Mttnchen 

1861. 2. T. prakt Heraldik. — 1863. 
594 H e h n , Das Salz : eine kulturhistorische Studie. Berlin 1873. 
262 H e i d , Die Geschichte der Stadt Wimpfen. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

85 Heidelberg. Historia et Commentationes Academiae etc. etc. 
Theodoro-palatinae. 7 Bde. Mannheim 1770. 

— s. a. Bossert, G., Theodor Reysmann. 

419 Heideloff, v., Die Ritternamen der in Stein gehaue* 
nen Wappenschilde an dem Chorfries der Ritterkapelle in 
Hassfurt. Hassfurt 1859. 

F. 150 Heilbronn. Statuten, Satzung, Reformation und Ordnung 
Burgerlicher Pollicey des Heyligen Reychssstat Hayl- 
pronn. 1541. 

F. 63 — - Bericht und Exceptiones etc. etc. nomine Aebtissin und 
Convent des Klosters zu St. Clara in Heilbronn contra 
Burgermeister und Rath daselbst. Heilbronn 1723. 

— s. a. Diirr - Jager (2) — Titot (2). U. IX und U. XL 
T. S. 

Heiligenberg s. W. Liibke — Th. Martin — Weinbrenner. 
1079 Heilsame Seelenapothek. Hall 1740. 

Heilsbronn s. Hocker. 
F. 213Heitz, Eine Abbildung der Hohkonigsburg aus der 

I. Halfte des 16. Jahrh. Strassburg 1907/08. 
381 Heller, Handbuch fiir Reisende in dem ehemals fran- 

kischen Kreise. Heidelberg. 

Hengstfeld s. Mutzel. 
F. 142 H e n n e b e r g , Die Ahnherrinnen deutscher Regenten- 

Familien aus dem gr&flichen Hause Henneberg. Meiningen 

1846. 
F. 105 H e r b e r g e r , Die altesten Glasgem&lde im Dom zu Augs- 
burg mit der Geschichte des Dombaus in der romanischen 

Kunstperiode. Augsburg 1860. 2 Expl. 
673 Herford. .Chronicon Henrici Hervordia (ab orbe condito 

usque ad annum 1355) ed. mit Vorwort uber den Ver- 

fasser Aug. Potthast. Gottingen 1859. 
F. 78 Her olds Chronica, Zeit und Jahrbuch von der Stadt 

Hall Ursprung etc. etc. von 1541; — mit Zus&tzen bis 

1741. Manuskr. (wahrsch. vom J. 1741.) 
98 — hallische Chronik von 1541 mit Zus&tzen bis 1765 

Manuskr. 
F. 212 — Haller Chronik, Decke von beschrieb. Pergament. Ge- 

schenk von B. Bauer zum 50jahr. Vereinsjubil. 
335 — Chronica, Zeit und Jahrbuch von der Stadt Ursprung, 

was sich darinnen verloffen und wass fur Schlosser umb 

Hall gestanden, herausgegeben von Schonhuth. Hall 1855 
335 a. Dasselbe. 
F. 190 — W id man n, Chronik der Reichsstadt Schwab. Hall. 

ca. 1604? Manuskr. 

— heraldisch-genealog.-sphragistischer Verein zu Berlin : 
Zeitschrift „der deutsche Herold". Jahrg. Ill bis X. 
1872-79. Vierteljahrsschrift. Jahrg. I bis VII. 1872-79. 
VI, 1 fehlt. 

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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

F. 80 H e r w i g , Biographische Genealogie des fiirstlichen Hauses 
Hohenlohe bis zur Hauptabteilung. Anno 1555. Manuscr. 

621 — Versuche in einigen Uebersetzungen aus verschiedenen 
Sprachen. Hall 1770. 

214 — Entwurf einer genealogischen Geschichte des Hauses 
Hohenlohe- Schillingsfurst. 1796. 4 Expl. 

G36 — Ankundigung einer hohenlohischen Landes- und Orts- 
beschreibung. Schillingsfiirst 1799.' 

372 Herzog, Das Leben Joh. Oekolampads und die Refor- 
mation der Kirche zu Basel. Basel 1843. 
Hessen (Grossherzogtum) s. Baur — Duller — Landau — 
Lindenschmidt — Merian — G. Schafer — Walther — Wag- 
ner — Wenk — Winkelmann. 

900 H e 1 1 n e r , F., I)ie rora. Steindenkmaler des Provinz- 
Museums Trier. 1893. 

955 — Bericht tiher die Erforschutig des obergerm. rhiitischen 
Limes. Trier 1895. 

547 H e u n i s c h und B a d e r , Das Grossherzogtum Baden, 
historisch-geographisch - statistisch - topographisch. Heidel- 
berg 1857. 

766 H e u s s , Gedichte, Betrachtungen und hohere Rechen- 

kunst. 1858-61. 
1100 — Stephan, Originalgedichte ernsten und humoristischen 
Sinus. Hall 1860. 

486 Heusler, Der Bauernkrieg von 1653 in der Landschaft 
Basel. 1854. 

276 Heyd, Geschichte der vormaligen Oberaratsstadt Mark- 

grCningen mit Rucksicht auf die aHgemeine Geschichte 

Wurttembergs. Stuttgart 1829. 
462 — Geschichte der Grafen von Groningen. Stuttg. 1829. 
896 — Herzog Ulrich. 3 Bde. Tubingen 1841 ff. 
871 — W. v., Die historischen Handschriften der K. Off. Bib- 

liothek Stuttgart. 1891. 
925 — W., Bibliographie der wurttemb. Geschichte. 2 Bde. 

Stuttgart 1895 f. 
F. 136 Hey el, Deber die mittelalterliche Sammlung zu Basel. 

Basel 1874. 
1015 Hey ne, M., Das deutsche Wohnungswesen. Lpz. 1904. 
704 Hildebrandt, Katalog der heraldischen Ausstellung 

zu Berlin. 1882. 
285 Himmelstein, Der St. Kilians-Dom zu Wurzburg. Weg- 

weiser fur Einheimische und Fremde. Wiirzburg 1850. 
453 Hirsau. Codex hirsaugiensis. Stuttgart 1843. 

Hirschhom a. N. s. Thoma. 
530 Histoiischer Almanach fiir den deutschen Adel. Frankfurt 

1794, mit Gesch. des Goz v. Berlichingen und desRitter- 

stifts Odenheim im Kraichgau. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

1111 Historische Beschreibung der letzten Gesandtschaft an den 
Sultan. Augsburg 17 . . ♦ 
F. 223 Historische Chronika oder Beschreibung der fuhrnehmsten 
Geschichten. B. 2. 4.-8. Teil. 0. 0. u. J. 
161 Historisches Handbuch auf alle Tage ira Jahre. Tubingen 
1790. 
v 275 Hoch, Kleine Chronik der Stadt Beilstein nebst einem 
Anhang iiber den Lichtenberg. 1823. 2 Exp]. 
183 Hochheimer, Schmidlins Catholikon, genannt Lebens- 

geschichte. 1780. 
579 Hochmeister, Leben und Wirken des Martin Edlen von 
Hochraeister, Senator und Prokonsul von Hermann stadt 
etc. etc., gest. 1837. Hermannstadt 1878. 
i . 30 Hoc.ker, Hailsbronnischer Antiquitatenschatz, enthal- 
tend deren uralten Burggrafen von Nurnberg Grabst&tte, 
Wappen und Ged&chtnisschriften. Onolzbach 1731. 
1103 Hoffmann, Joh. Heinr., Chronik der merkwurdigsten 

Jahre unserer Zeit. 1822. (Crailsheim.) 
239 Hoffmann, Ueber die Zerst5rung der Romerstadte an 
dem Rhein zwischen Lahn und Wied. Neuwied 1823. 2 Ex. 
Hohebach s. Eyth. 
Hohenasperg s. Schonhuth. 
Hohenentringen s. Schonhuth. 
61 Hohenlohe, Acta in Sachen Furstlich Wurtzburgischen 
Anwaldts und dess Praemonstratenser Ordens gegen die 
sammtlichen Herrn Graven von Hohenloe etc. etc. 1630. 
80 — Hohenlohische Kirchenordnung von 1688. Oehr. 1688. 
94 — Gebete und Collekten der Grafschaft Hohenlohe-Langen- 
burg. 1695. 
F. 43 Ehrengedachtnis des Grafen Wolfgang Julius von Hohen- 
lohe. 1699. 2 ExpJ. 
1087 — Hohenlohisches Gesang- und Gebetbuch. Oehr. 1731. 
175 — Neueingerichtetes hohenlohesches Gesangbuch. 1784. ' 
175 a.— Neueingerichtetes hohenlohesches Gesangbuch. Oeh- 
ringen 1804. 
F. 48 — Hohenlohisches Landrecht. 1738. 2 Exp]., wovon eines 

durchschossen. 
F. 33 — Hohenlohe- Waldenburg'sche IJeligionsverfassung. 1748. 
F. 42 — Beweis, betreffend die Hohenlohe- Waldenburgischen 

Religionsbedrflckungen. 1748. 5 Expl 
F. 49 — Leichenreden auf Carf Ludwig von Hohenlohe-Neuen- 
stein. Oehringen 1756. 
241 — Sendschreiben an den Prinzen von Hohenlohe-Kirch- 

berg, die Heldentaten bei Trier etc. etc. betr. 1793. 
1097 — Hohenloh. Hof- u. Adress-Kalender 1801. Oehr. [1800.] 
311 — Hochfurstlich hohenlohischer Adress-Kalender auf das 
Jahr 1801. Oehringen. 2 Expl. s. auch B. VIII. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 54 Hohenlohe, Beweis des Miterbfolgerechts der furstl. 

hohenl. H&user Kirchberg und Langenburg in die Lande 

des f Fiirsten L. Fr. K. zu Oehringen. 1805. 
363 — Standort und Bluthezeit der in den Fiirstenthfimern 

Hohenlohe und Mergentheim wildwachsenden Pflanzen. 

Mergentheim 1816. 
590 — Friedr. Wilh.s Ftirsten zu Hohenlohe-Kirchberg Anteil 

an dem Tiirkenkrieg, 1788—1790. Stuttgart 1822. (Ein 

Beutestuck von demselben ist in der Altertumssammlung 

des Vereins.) 
482 — Alexander, Furst von Hohenl.-Wald.-Schill., Lichtblicke 

und Erlebnisse aus der Welt und dem Priesterleben. 

Regensburg und Landshut 1836. 
485 — Biographie und christliche Ztige aus dem Leben der 

Fiirstin Judith von Hohenlohe-Waldenburg. und Schillings- 

furst. Regensb. 1838. 
33 F. K. Furst zu Hohenlohe-Waldenburg, Das Wappen der 

Reichsschenken von Limpurg. Stuttgart 1861. 
F. 104 u. F. 119 F. K Furst zu Hohenlohe- Waldenburg, Ueber 

die Siegel der Pfalzgrafen zu Tubingen. Stuttgart 1862. 
F. Ill F. K. Fttrst zu Hohenlohe- Waldenburg. Sammlung inter- 

essanter mittelalterlicher Frauensiegel. Stuttgart 1861. 
F. 85 F. K. Furst zu Hohenlohe-Waldenburg, Der s&cbsische 

Rautenkranz. Stuttgart 1863. 
F. 76 F. K. Furst zu Hohenlohe-Waldenburg, Sphragistisches 

Album. Sammlung mittelalterlicher Siegel etc. etc. Frank- 
furt 1865. 
F. 126 F. K. Furst zu Hohenlohe-Waldenburg, Sphragistisches 

System/ Als Manuscript gedruckt. Stuttgart 1877. 
F. 117 F. K. Furst zu Hohenlohe-Waldenburg, Das heraldische 

und dekorative Pelzwerk im Mittelalter. Stuttgart 1876. 
688 (F. K.) Das Hohenlohesche Stammwappen. Separatabdr. 

1881. 
F. 156 Friedrich Karl, Furst zu Hohenlohe -Waldenburg* 

Kulturhistor. Bilder aus der Zuricher Wappenrolle. Wien 

1881. 
F. 161 Verzeichnis meiner im Druck erschienenen Schriften 

etc. 1857—1880. 
F. 164 Nach 25 Jahren. Hohenlohische Mottos und Devisen 

etc. Heilbronn 1882. 

F. 164 a Ueber die gemeinschaftl. Siegel. 

F. 99 Hohenlohe, Die Hohenlohischen Siegel des Mittelalters. 

Oehringen 1857. (Die Abbildungen u. der Schluss fehlen.) 

— s. a. Albrecht (3) Autographa — Biedermann — Braun 

— S. Brunner — Erbstein — A. Fischer — Georgii — Ham- 
mer — Hanselmann (3) — Herwig (3) — Hof ler — Kessler 

— Oetter — G. M. Pechtler — 14 SchSnhuth (2) — Sailer — 

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I. Buchcr und gebundene Manuskripte. 

Fr. Weller - K. Weller (2) — Weylerus — Werfer — Wibel 

(3) - Zacharia — Zapf — B. I— VIII. 

Hohenstaufen s. Schonhuth. 

Hohentwiel s. Martens — Schonhuth (3) Wiederbold. 

Hohenzollern s. Johler — Marck (2) — Schmid — Stillfried 

u. Marker — Zingeler u. Laur — T. S. 

Hohkdnigsburg s. Ebhardt — Heitz. 

HohnharcU s. B XII. 
775 Holder, A., Die Ortschroniken, ihre kulturgeschichtliche 

und pad. Verwertung. 1886. 
926 — Gesch. der schwabischen Dialektdichtung. Heilbronn 1896. 
283 Holland, Geschichte der Miinchner Frauenkirche. Stutt- 
gart 1859. 
881 Holtz, Max Freiherr vom, Generaldfeldzeugm. Freiherr 

vom Holtz. Stuttgart 1891. 
548 Holtzmann» Germanische Alterttimer. Leipzig 1873. 
1050 Holzer, E., Schubart als Musiker (Darstellungeh a. d. 

Wiirtt. Gesch., hsgeg. v. d. Wiirtt. Komm. f. L.-G. Bd. II.) 

Stuttgart 1905. 
624 Hotzen, Das Kaiserhaus zu Goslar. Halle 1872. 
909 H6fer, P., Zwei Schriftstucke zur Berichtigung von 

Schierenbergs Ratsel der Varusschlacht. Wernig. 1893. 
348 Hflfler, Ritter Ludwigs von Eyb Denkwttrdigkeiten 

brandenburgischer Fiirsten. Bayreuth 1849. 
561 — Friedr. v. Hohenlohe, Bischofs von Bamberg, Rechts- 

buch 1348. — Bamberg 1852. 
826 Holder, 0., Die rfanischen Tongefasse der Altert.-Samml. 

in Rottweil. Stuttgart 1889. 
891 — Die Piirschgerichtskarte der ehemaligen Reichsstadt 

Rottweil von 1564. Stuttgart 1893. 
952 — Die Formen der rSmischen Tongefasse. Stuttgart 1897. 
91 H6nns, Lexicon topographicum des frank. Kreises. 
197 Hopfneri Roma antiqua, oder kurze Fragen von den 

alten Gebrauchen der R5raer. Halle 1713. 

803 Huberinus, C, Vom wahren Erkendtnis Gottes. 1541. 

804 — Der christlich Ritter. Nurnberg 1569. 

805 — 70 Schlussreden. Lauingen 1597. 

806 — Etlich Trostspriiche. Nurnberg 1550. 

491 Hugo, Die Mediatisierung der deutschen Reichsstadte. 

Karlsruhe 1838. 
612 Hundt, v., Der Fund von Reihengrabern bei Gauting in 

seiner Beziehung zu Tit. XIX. c. 8. der Leges Bajuwa- 

riorum. Munchen 1867. 
F. 172 Hunnius, Aegidius, Postille. 1597. 

448 Huschberg, Geschichte der Allemannen und Franken 

bis zur Grundung der frankischen Monarchie durch Kflnig 

Chlodwig. Sulzb. 1840. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 55 Hiibner, Genealogische Tabellen. Leipzig 1708. 
207 — Geographie, alt — ohne Titel. 
243 Hflllraann, Geschichte des Ursprungs der Stande in 

Deutschland. 1. Teil. Frankfurt 1806. 
714 Jakob son, J., Die Schlacht bei Reutlingen 1377. Leipzig 

1882. 
156 Jan, Catechismns der Christen nach levitischen Ceremonien. 

Nurnberg und Altorf 1718. 
411 Janmann, v., Colonia Sumlocenne. Rottenburg am Neckar 

unter den Romero. 2 Expl. u. 1 Nachtrag. 
210 J&ger, Geschichte des Frankenlands. 3 Bde. Rudol- 

stadt 1807. 
362 — Die Burg von Weiusberg, genannt Weibertreue. Be- 

schreibung u. Geschichte. Heilbr. u. Rothenb. 1825. 

296 — : Mitteilungen zur schw&bischen und fr&nk. Reformations- 
gescbichte. 1. Band. (Ref.-Gesch. der Stadt Heilbronn.) 

" Stuttgart 1828. 

297 — Geschichte der Stadt Heilbronn und ihres ehemaligen 
Gebiets. 2 Bde. Heilbronn 1828. 

300 — - Schw&bisches Stadtewesen des Mittelalters. 1. Bd. 

Stuttgart 1831. 
980 .— J., Cisterzienserabtei Ebrach zur Zeit der Reformation 

1895. 
458 — Handbuch fiir Reisende in den Neckargegenden von 

Cannstatt bis Heidelberg und im Odenwalde. Heidel- 
berg o. J. 
26 Jageri, G. F., Hala Suevi — dissertatio inauguralis 

juridica de emphyteusi salinaria praesertim Halae Suevorura 

obtinente. Erlangen 1760. 
834 Iconographie de la biblioth. lat.-franc. Par. 1835. 
57 v. Jemgumer-Closter, museum Closterianum, sive Cata- 

logus rerum tam arte factarura, quam naturalium etc. etc. 

ex triplici naturae regno. Halae suev. 1746. 

Ilsfeld s. Klunzingpr. 
776 Immendorfer, Geschichte der Gemeinde Obersontheim. 

1886. 

Ingelfingen s. U II. 
F. 83 Interim, Das — und Manuscripte, weJche das Interim 

betreffen, aus dem Kloster Gerlachsheim stammend. (Meyntz, 

Schoffer 1548.) 

333 Johansen, Die nordfriesische Sprache nach der Fohringer 

'und Amrumer Mundart. Kiel 1862. 
245 Johler, Geschichte, Land- und Ortskunde der Ffirsten- 
ttiraer Hohenzollern, Hechingen und Sigmaringen. Ulm 1824. 
F. 17 Iselin, Historisch-geographisches Lexicon. 4 Bde. 1726 f. 

u. 2 Suppl.-Bde. 1742/4. Basel 1726-1744. 
F. 17 b Dasselbe in 4 Bdn. 1729. 

28 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

995 Junker, J., Das goldene und silberne Ehrengedachtnis 
des teuren Gotteslehrers D. M. Luther etc. Frankfurt- 
Leipzig 1706. 
F. 18Juncker, Ludolph's Weltgeschichte. 3. - 5. Bd. von 1 657 
bis 1688. Frankfurt 1713-1731. 
1092 Junker, Karl Ludw , Jupiter eine Antike. Nflrnberg 1788. 

811 Jungnitz, Geschichte von Ober- und Niedermois. Bresh 
1885. 

787 Juritsch, G., Adalbero, Bischof von Wurzburg 1045—90. 
1887. 

140 Justini opera. Leipzig 1709. 
Kalchreuth s. Rehlen. 

559 Kant, Im., Zura ewigen Frieden. Nebst Auszugen aus 
andern Kant'schen Schriften, betreffend den namlichen 
Gegenstand. Mit einem Vorwort von G. Vogt. Bern 1867. 

886 Kapff, R., Deutsche Vornamen. 

605 Kappler, Beschreibung und Geschichte der sog. Riesen- 
s&ule im Odenwalde. Karlsrulie 1814. 
Karlsruhe s. a. W. Wagner — T. 8. 
F. 37 Kaufbriefe und Aehnliches — gesammelt. — Manuscr. 

526 Kauffmann, Die Neckarfahrt von Heilbronn bis Heidel- 
berg. Heilbronn 1843. 

830 — Fr., Geschichte der schwabischen Mundart. Strassb. 1890. 
1105 Kaufraann, Joh. Andr. Adam, Observationes wie es im 
Hallischen mit Giilten, Haubtrechten und Handlohnern ge- 
halten wird. 1769. (Manuscr.) 

535 — Mainsagen. Aschaffenburg 1853. 

628 — Einige Worte zur hohern Wtirdigung des deutschen 
Archivwesens. Wertheim 1859. 

399 Kausler, v., Burkhard Stickels Tagebuch 1566 bis 1598. 

Stuttgart 1868. 
687 Kegel, 12 Andachten in 2 Teilen. 1610. 

401 Keim, Die Reformation der Reichsstadt Ulm. Ein Bei- 
trag zur schwabischen und deutschen Reformationsge- 
schichte. Stuttgart 1851. 

402 Keim, Schw&bische Reformationsgeschichte bis zum Augs- 
biirger Reichstag. Mit vorz&glicher Rficksicht auf die 
entscheidenden Schlussjahre 1528 — 1531. Tubingen 1855. 

497 Keim, Reformationsblatter der Reichsstadt Esslingen. 

Esslingen I860.. 
593 Keller, A. v., Ein Spiel von einem Keiser und eim Apt. 

2. Ab. Tttbingen 1855. S. auch B. XXVI. 
552 a— d. ders., Altdeutsche Handschriften. Tubingen 64 flf. 

Nr. 1-6. 
F. 144 ders., Die altdeutsche Erzahlung vom rothen Munde. 

Tttbingen 1874. 

29 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 151 a u. b. Keller, A. v., Beitr&ge und Nachlese zur Schiller- 

literatur. Tubingen 1859 und 60. 
V. 152 a— d. ders., Walthers von Rheinau Marienleben. Tiibingen 

1849-55. 
P. 153 ders., Anleitung zur Sammlung des schw&bischen Sprach- 

schatzes. Tiibingen 1855. 
F. 170 Keller, 0., Vicus Aurelii oder Oehringen zur Zeit der 

R8mer. 1871. 
F. 98 Keppler, Johann, Kaiserlicher Mathematiker, mit Bild, 

Wappen und Handschrift. Regensburg 1842. 
813 — P., Wfirttembergische kircbliche Kunstaltertttmer. Rot- 

teuburg 1888. 
693 Kerler, Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Weissen- 

burg im Nordgau; 1882. 
157 Kern, Oeffentliche Zeugnisse zween jttdiscber Schriftge- 

lehrten in der .Tudenschule zu Weikersheim : dass Jesus, 

der Gekreuzigte, der Messias sei. Hildburgbausen 1760. 
281 Kerner, Die Besturmung der wurttembergischen Stadt 

Weinsberg durch den hellen christlichen Haufen, 1525. 

Oehringen 1821. 
49 Kessler, Tag -Geschichte merkwttrdig- und nahmbafter 

Sachen, welche sich in Land- und Herrschaften der Graf- 

schaft Hohenlohe zugetragen. Manuscr. 1737. 

Kinzig s. Duncker. 
785 Kirchhoff , A., Bericht der Zentralkommission fur wissen- 

schaftl. Landeskunde in Deutschland. Karlsruhe 1887. 

2 Ex. 

Kitzingen s. M. Wieland. 
1013 Klaus, Zur Geschichte der ehemal. Reichsstadt . Schw&b. 

Gmund. Stuttgart 1904. 
F. 129 Klein, Die Kirche zu Grossen-Linden bei Giessen in 

Oberhessen. Giessen 1857. 
475 Klunzinger, Die Edlen von Neipperg und ihre Wohn- 

sitze Neipperg und Schwaigern. Stuttg. 1840. 
257 — Geschichte des Zaberg&us und des jetzigen Oberamts 

Brackenheim. 4 Abtlgn. Stuttgart 1841—44. 
396 — Geschichte der Stadt Laufen am Neckar mit ihren 

ehemaligen Amtsorten Gemmrigheim und Ilsfeld. Stutt- 
gart 1845. 
555 — Erster Bericht fiber den Altertumsverein im Zaber- 

gau. 1846. 
256 — Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser- 

Abtei Maulbronn. Stuttgart 1854. 
626 — Artistische Beschreibung der vormaligen Cisterzienser- 

Abtei Maulbronn. 3. A. Stuttgart 1856. 
383 Klupfel, Urkunden und Geschichte des Schwllbischen 

Bundes (1488-1533). 1. Tl. Stuttgart 1846. 

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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

303 Knabl, Der angebliche Gotterdualismus an den Votiv- 

steinen zu Vidam und Aquileja. Gratz 1855. 
162 Knapp, Theologisch- und rechtliche Belehrungen, die 

Gerechtsame derer protestantischen Kirchen unter katho- 

lischen Herrschaften etc. etc. o. 0. 1745. 
121 — Erlauterungen iiber das deutsclie Reichs- und Kreis- 

Matrikularwesen, besonders den frankischen Kreis betreffend. 

Niirnberg 1794. 
997 — Th., Gesamraelte Beitrage zur Rechts- und Wirtschafts- 

Gesch. des deutschen Bauernstandes. Tiib. Laupp. 1902. 
649 Knopf fen, M. Job., Pfarrer zu Aschersleben, Theatrum 

infernale oder Hallischer Schauplatz etc. etc. (Busspredigten). 

Frankfurt a. M. 1673. 
1043 Knorr, Rob., Die verzierten Terrasigillata-Gefasse von 

Cannstatt und Kflngen. Stuttgart 1905. 
203 K o b , Warnung vor dem Unglauben in der Religion. 

Oehringen 1800. 
176 Koch, Hals- oder peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. 

und des heil. r5m. Reichs. 1773. 
316 an. b — Die Ritterburgen und Bergschlosser im Konig- 

reiche Wiirttemberg. Cannst. 1828. 
567 — Dasselbe. 4. Bindchen. 

Kocherstetteh s. B. XII. 
292 Kolb, Neu aussgerechnetes Rechenbttchlein etc. etc. 

Ulm 1698. 
877 — Chr., Zur Geschichte des alten Haller Gymnasiums. 

Hall 1889. 
917 Kolde, Th., Andreas Althaner, (Beitrage z. bayr. Kirchen- 

geschichte I). Erlangen 1895. 
984 — Beitrage z. bayr. Kirchengeschichte II. Erlangen 1896. 
1027 — Beitrage z. bayerischen Kirchengesch. III. Bd. Erl. 1897. 
42 K o p p , Proben des teutschen Lehen-Rechts zu desto 

mehrerer Erlauterung derer bei denen teutschen Lehen- 

hSfen befindlichen Rechten etc. etc. Marburg 1739. 
580 Koppel, Kern-Chronicka der merckwiirdigsten Welt- und 

Wundergeschichte : von 1618—1679. Mit vielen Kupfern. 

Hamburg-Wiering 1690. 
741 Koppmann,K., Der Verein ftir Hamburgische Geschichte 

nach s. Aufgaben etc. 1884. 
172 Ktfhler , Anleitung zu der Alten undMittleren Geographie. 

Niirnberg 1772. 
159 Kfihlers Schul- und Reisenatlas, ausgefertigt von Weigel 

in Niirnberg. 
1039 — W., Bibliographia Brentiana. Berlin 1904. 
1041 Kohne, K., Oberdeutsche Stadtrechte I. Frtakische Rechte. 

(Hsg. v. d. Bad. hist. Kommiss.) Heidelb. 1906. 
948 Koppen, W., Beitrage zur Gesch. der deutschen Weih- 

nachtsspiele. 

31 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 197K6stler, Handbuch der Gebiets- und Ortskande des 

Kgr. Bayern. Munchen 1896. 
819 Krau&, Fr. X., Kunst u. Altertura in Lothringen. Bd. III. 

Strassburg 1889. 
940 — Geschichte der christl. Kunst I, II. Freiburg 1896. 
951 Era us s R., Schwab. Literaturgeschichte. 2 Bde. Frbg. 

1897. 
611 Kraussold, Erinnerung an Jean Paul. Bayreuth 1863. 
507 — Dr. Theodorich Morung, der Vorbote der Reformation 

in Franken. I. Th. Morung und Pfaffensteuer. Bayreuth 

1877. 

Krautheim s. Schfinhuth. 
154 K rebel, Europ&isches genealogisches Handbuch aller jetzt 

regierenden Kaiser, K5nige etc. etc. 2 Bde. Leipzig 1766. 
82 Kremer, Geschichte des Rheinischen Franziens unter 

den Merovingischen und Karolingischen Kflnigen bis zum 

Jahr 843. Munchen 1778. 2 Expl. 
450 Krieg von Hochfelden, Geschichte der Militar-Archi- 

tektur in Deutschland etc. etc. von der ROmerzeit bis zu 

den Kreuzzttgen. Stuttgart 1859. 

365 Kriegk, Deutsches Burgertum im Mittelalter mit beson- 
derer Beziehung auf Frankfurt a. M. Frankf. 1868. 

366 — Deutsches Burgertum im Mittelalter. Neue Folge. 
Frankfurt 1871. 

231 Krugelstein, Chronik fur Ohrdruff. Ein Zeit- und 

Sittengemalde. Erfurt 1800. 
473 a. Kuby, Das Iglauer Handwerk. Brttnn 1887. 
45 K u h n , Dei' Aufstand in Mergenthdim. 1809. Manuskr. 
F. 194 Kupferstiche des Alten und Neuen Testaments. (Ohne Titel- 

blatt.) Martin Engelbrecht excud. 
418 Kurs, Germania. Beitr&ge deutscher Dichter und Dich- 

terinnen. Vom Berliner Frauenverein fur das Germanische 

Nationalmuseum in Nurnberg. Berlin 1861. 
386 K u r z , Geschichtliche und kiinstlerische Erlauterungen zu 

Weissers Bilder- Atlas zur Weltgeschichte. Stuttgart 1862. 
268 Kiinzelsau. Lehrlings- und Meisterbuch des Seilerhand- 

werks zu Kiinzelsau. 1659. Manuskr. 

— Handwerks-Ordnung der Rothgerber zu Cuntzelsaue von 
1672. Manuskr. 

— Articuls-Brief des Saylerhandtwerckhs zu Ciintzelsauwe 
von 1667 mit Zusatzen von 1701. Manuskr. 

F. 89 Kunzelsauer Fronleichnamspiel ; Manuskr. aus dem 15. 

Jahrhundert. — s. auch Bd. X. 

Kiinzelsau s. a. Eyth — Mansholt — I, III--VH, IX, X. 

B XVII. 
833 L/aes grave del Museo Kircheriano. 
F. 134 L. G. Ueber einige Gedichte der Sibylla Schwarz. Stettin 

1865. 

32 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

440 Landau, Die Territorieu in Bezug auf ihre Bildung und 

ihre Entwicklung. Hamburg und Gotha 1854. 
334 — Beschreibung des (Janes Wettereiba. Kassel 1855. 
370 — Beschreibung des Hessengaues. Halle 1866. 
776 Landeskunde — Bericht der Zentralkommission fur wissen- 

schaftliche Landeskunde in Deutschland. 1884. 
100 Lang, Ueber die Fabel von des Grafen Babo von Abens- 

berg 30 S6hnen. 1813. 
287 L ang, v., Adelsbuch des Konigreichs Baiern. Mtinchen 1815. 
280 — Ritter Goz von Berlichingen mit der eisernen Hand. 

Heilbr. und Rothenb. 1825. 

269 — v., Baierns Gauen nach ben 3 Volksst&mmen der Ale- 
mannen, Franken und Bojaren saramt Gegenschrift. Nfirn- 
berg 1830. 

270 — Baierns alte Grafscbaften und Gebiete als Fortsetzung 
von Baierns Gauen. Nurnberg 1831. 

302 Laib und Schwarz, Formenlehre des romanischen und 

gothischen Baustyls. Stuttgart 1858. 
F. 154 Langenburg. Beschreibung der Belagerung der Stadt — 

im Jahr 1634. — Manuscr. 

— s. a. B IX. 
653b Lanz, Aktenstilcke und Briefe zur Geschichte Kaiser 

Karls V. Wien 1853. 
569 Lason, Joh. Konsist. ass. und Pfarrer in Kopenhagen, 

Heilige Moralien oder christliche Sittenlehren, aus denen 

Evangelien und Episteln auff alle Sonn-, Fest- und Apostel- 

Tage gezeiget. Bei Nic. Forster. — o. 0. 1713. 
922 Laub, Jos., Geschichte der vorraaligen 5 Donaustadte in 

Schwaben. Mengen 1894. 

Lauchheim s. Gerlach. 

Laufen a. N. s. Klunzinger. 
415 Lauterburg, Leben und Wirken von Albrecht Friedrich 

May, Staatsschreiber von Bern. Bern 1860. 
619 — Der Friedenskongress von Franken und dem deutschen 

Reiche zu Boden im Aargau im Sommer 1714. Bern 1864. 
1093 Layer, Johs., Ziegler J., Ein treuer Knecht. Wilhelms- 

dorf 1895. 
954 Lay h, Chronik der Pfarrei Lendsiedel. Hall 1898. 
337 Ledebur, v., Nordthttringen und die Hermundurer oder 

Thtiringer. Berlin 1842. 
222 Lehmann, Geschichte des Klosters Limburg bei Durk- 

heim an der Hardt. Frankenthal 1821. 
310 — Geschichte und Genealogie der Dynasten von Wester- 
burg. Wiesbaden 1866. 
709 Lei st, F., Urkundenlehre. Leipzig 1882. 
F. 163 Leitner, Q. v., Freydal, des Kaisers Maximilian I. 

Turniere und Mummereien. 4 Bde. Wien 1880 ff. 

Lend/tedel s. Layh. 

3 
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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

446 Leo, Die Territorien des deutschen Reichs im Mittelalter 

seit dem 13. Jahrhundert. 1. Bd. Halle 1865. 
95 Leodius, Annalium de vita et rebus gestis Friderici 

Palatini libri XIV. Frankfurt 1624. 
F. 39 Leutwein, Schupfer Kirchenhistorie. 1754. Manuscr. 
542 Lexer, Mitteldeutsches Handworterbuch. 3 Bde. Leipzig 

1869—76. 

Lichtenberg (b. Beilstein) s. Hoch. 

Lichtenstein s. Schuster. 

Lichtenstern s. Eichenhofer. 

Limes s. Doderlein — Haug — Hettner — Paulus — Sarwey — 

Schneider. 
F. 65 Limpurg (bei Hall). Recht Sr. Kflnigl. Majestat in Preussen 

an den durch Absterben der Schenken von Limpurg er- 

ledigten Graf- und Herrschafften. Berlin 1719. 
178 — Gepriifte Nachrichten zur Beleuchtung der Geschichta 

des Hauses Limpurg und zugeh8rigen Lande. 1775. 
76 — Recesse und Vertr&ge der Herren von Limpurg mit 

fremden Herrschaften. Manuscr. 

— s. a. Fr5schel — Prescher (3) - Hohenlohe (F. K.) 
F. 189 Linde, Ant. von der, Geschichte der Erfindung der Buch- 

druckerkunst. 3 Bde. Berl. 1886. 
549 Lindenschmidt, Handbuch der deutschen Altertums- 

kunde. I, 1—3. Braunschw. 1880 ff. 
F. 182 — L., Das rflmisch-germ. Zentralmuseum in bildl. Dar- 

stellungen. Mainz 1889. 
820 — Die Altertttmer unserer heidnischen Vorzeit Bd. I ff. 
983 Lippert, Die Reformation in Kirche, Schule und Sitte 

der Oberpfalz. Rothenburg o. d. T. 1897. 
610 Lisch, Andeutungen ttber die altgermanischen und slavi- 

schen Grabaltertflmer Mecklenburgs. Rostock und Schwerin 

1837. 
F. 130 — Graf Heinr. XXIV. Reuss zu Kostritz und Herzog 

Karl Leopold von Mecklenburg -Schwerin. Beitrag zur 

Kirchengesch. Mecklenb.-Schwerin 1849. 
190 Litzel, Beschreibung der rSmischen TodtenkSpfe und 

anderer heidnischer Leichengef&sse, welche von 1600—1700 

bei Speier ausgegraben wui'den. 1749. 
500 Lorent, Denkmale des Mittelalters in dem K6nigreich 

Wtirttemberg, II. Abth.: Lorch, Murrhardt, Rieden, Ober- 

hofen, Gomburg, Faurndau und Oberstenfeld. Mannheim 

1867. 
558 — v. Wimpfen am Neckar. Stuttgart 1870. 
107 Lorch a. Rh. Codex Principis olim Laureshamensis Abbatiae 

diplomatics ex aevo maxime Carolingico. 3 Bde. Man- 

hemii 1768. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

685 Lotter, C, Stammbaum der Familie Lotter in Sch'waben. 

Stuttg. 1879. 
988 L5sche, G., Gesch. des Protestantismus in Oesterreich 

in Umrissen. 1902. 

88 L5we, Correspondenzblatt der Altertums - Vereine. 
1. Jahrg. 1853. 

P. 69 LSwenstein, Der Graffen zu L6wenstein and Wertheim 
Gegenbericht vff die Wtirzburgische Deduction. Werth. 1618. 
Lowenstein s. a. K. Rommel. 
Low ens tern- Wertheim s. Aschbach. 

89 Luca,DesHeil.R8m.ReichsUhralterGraffen-SaaL Frank- 
furt a. M. 1702. 

1120 Luckenbach,H.,SchmiedeiserneGrabkreuzeim Badischen 
Land. Progr. Gym. Heidelb. 1909. 
F. 51 Ludewig, Geschichtsschreiber von dem Bischofthum 
W&rzburg, nebst einer Vorbereitung zur Fr&nkischen 
Historie und den Bildnissen aller Bisch8fe. Frankfurt 1713. 
2 Expl. 
58 — Erlauterung der goldenen Bulle. 2Bde. Frankfurt 1716. 
F. 19 — Scriptores rerum episcopates Bambergensis 1718. 
115 Ludovici, S&chsisches Lehenrecht. 1721. 
Ludwigsburg s. K. Weller. 
Lupfen s. Durrich-Menzel. 
F. 112 Luther an die Christen in Livland. 1523. Mit Vorwort 
herausgegeben. Riga 1866. 
452 L u b k e, W., Abriss der Geschichte der Baukunst. Essen 1861 . 
493 — Vorschule zum Studium der kirchlichen Kunst des 

Mittelalters. Leipzig 1866. 
711 — Schloss Heiligenberg. Stg. 1882. 
875 — Geschichte der Renaissance in Deutschland. 2. A. 
Stg. 1882. 

F. 56 Ltinig, Des Teutschen Reichs-Archivs partis specialis 

continuatio III (Bfindnisse etc. etc. der freien Reichs- 

ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rheinstrom). 

Leipzig 1713. 
950 Magirus, Ad., Herzog Wilh. v. Wttrttemb. Feldzeugm. 

Stuttgart 1897. 
F. 174 a.b. Majer, Fr. P., Hallische Chronik, geschrieben von 

1845-84. 2 Bde. Manuskr. 
845 — J. F., Museum musicum theor.-prakt. Hall 1732. 
832 Mallet, A. M., Beschreibung des ganzen Weltkreises 

u. s. w. Frankf. 1684. 
441 Mannhardt, Die G5tter der deutschen und nordischen 

VSlker. Berlin 1860. 
887 Mansholt, T. , Das Kttnzelsauer Fronleichnamspiel. 

Marburg 1892. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

918 Marabini, E., Die Papiermtthlen der Reichsst. Nurnberg. 

Bd. 1 u. 2. Nttrnberg 1894 ff. 
152 Marcellinus. Ammiani Mjarcellini rerum gestarum etc. etc. 

libri XVIII. 2 Tie. Biponti 1786. 
601 Marck, Der graflich-furstlich-konigliche Stamra der Hohen- 

zollern. Hechingen 1849. 
600 — Haas' Abenbergische Phantasieen ttber die Abstammung 

des Preuss. Konigshauses, vom hohenzoll. Standpunkt be- 

leuchtet. Berlin 1853 — zus. mit — v. Ledebur, Der Rangau. 

Geographische Entgegnung auf die Schrift des Herrn Haas : 

Der Rangau etc. etc. Berlin 1854. 
641 Marheinicke, Pipin oder wie an die Stellen der alten 

Merowingischen Dynastie das neue Geschlecht der Caro- 

linger gekommen. Berlin 1815. 
F. 139 Marienberg. Teppiche des Jnngfrauenstifts Marienbeig bei 

Helmstedt. — Wernigerode 1874. 

Markgroningen s. Heyd. 
1095 Marlborough, Leben und Thaten des Due de Marlborough 

v. M. C. S. Frankf. und Leipz. 1706. 
712 Martin, Th., Ftthrer durch die Schlosskapelle in Heiligen- 

berg. 1882. 
712 b — Schlosskapelle in Heiligenberg. Const. 1882. 
354 Martens, Geschichte der innerhalb der gegenw&rtigen 

Grenzen des Kflnigreichs Wiirtteinberg vorgefallenen kriege- 

rischen Ereignisse vom Jahr 15 v. Chr. bis zum Friedens- 

schlusse 1815. Stuttg. 1847. 2 Ex. 
722 — Geschichte vom Hohentwiel. Stuttgart 1857. 
220 Massenbach, v., Lobrede auf Ferdinand, Herzog von 

Braunschweig. Berlin 1806. 
880 — H. Freiherr v., Geschichte der Herren von Massenbach. 

Stuttgart 1891. 
975 Mau, Aug., Pompeji in Leben und Kunst. Leipzig 1900. 

Maulbronn s. Klunzinger — E. Paulus — P. Schmidt. 
470 Maurer, Geschichte d. Markenverfassung in Deutschland. 

Erlangen 1856. 
860 — G. L. v., Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland. 

2 Bde. Erlangen 1865. 
375 — Geschichte der Stadteverfassung in Deutschland. 4 Bde. 

Erlangen 1871. 
. 827 Mayer, J., Beitrage zur Geschichte des reichsfreiherrl. 

v. Crailsheimischen Hauses. Ansbach 1889. 
730 — L, Beschreibender Katalog der K. Staatssammlung 

vaterl. Kunst- und Altertums - Denkmale. 1. Abt: Die 

Reihengraberfunde. Stuttgart 1883. 
508 M&hly, Die Schlange im Mythus und Kultus der klassi- 

schen VSlker. Basel 1867. 
592 Marcker, Das Stamm- und Ankunftsbuch des Burggraf- 

tums Nttrnberg. Berlin 1861. 

36 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

151 Meiner, Historische Vergleichung der Sitten etc. etc. des 

Mittelalters. 3 Bde. Hannover 1793 ff. 
395 Mejer, Beitr&ge zur Geschichte von Comburg. Hall 1867. 
Ill Meisneri Sciagraphica Cosmica. Niirnberg 1678. 
181 Meister, Sophie Fried. Elis., Gedichte. Reutlingen 1821. 
174 — Kandidaten-Briefe. 1767. 
328 — Gedichte. Reutlingen 1821. 

1049 — W., Gesch. der Fam. Meister. Berlin 1901. Teil 1 u. 2. 
1044 — A.jGrundriss der Geschichtswissenschaft. Bd. 1, 1. Grundz. 

der histor. Methode. I, 2 Sphragistik etc. Lpz. 1906. 
213 Melchinger, Historisch - geogr. - stat. Lexikon von der 

Schweiz. 2 Bde. Ulm 1796. 

212 — Geogr aphisches , statistisch- topograph. Lexikon von 

Obersachsen und der Ober- und Nieder-Lausitz. 8 B4e. 

Ulm 1800-1807. 

1016 Meraminger, Geogr. u. Statistik v. Wiirttemb. Stuttg. 1820. 

355 — Beschreibung von Wfirttemberg. Stuttg. und Tub. 1841. 

F. 50 Memoriale der Reichsversammlung zu Regensburg. 1720. 

406 Menzel, Geschichte des rheinischen Stadtebundes im 

13. Jahrhundert Hannover 1871. 
137 Mergentheimer Kirchenordnung unter General Horns Ver- 

waltung. 1633. 
660 Mergentheim. Schulordnung fiir das hochftirstl. hoch- und 

deutschmeisterische Lizaum iu Mergentheim. 1799. 
412 — Die Wttrttemberger in Mergentheim im Jahre 1810. 

Mergenth. 1818. 2 Expl. 
1037 — Altert-Verein Mergentheim Jahrg. 1894/95/ 

— s. a. Bauer — Kuhn — Salver — Scltfnhuth — B XVIII. 
F. 4 Meriani Topographia Alsatiae etc. etc. completa. Frankf. 

1663. 
F. 5 — — Hassiae et Regionum vicinarum. Frankf. 

F. 6 Jtaliae. Frankf. 1688. 

F. 7 Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. Frankf. 1642. 

F. 8 Austriae. Frankf. 1677. 

F. 9 Saxoniae inferioris. Ohne Titelblatt. 

F. 12 Archepiscopatuum Moguntiensis, Trevirensis et Colo- 

niensis. Frankf. 1646. 

Topographia Palatinatus Rheni et Vicinarum Regionum. 
Frankf. 1645. 
F. 13 — — Bavariae 1644 und Topogr. Bohemiae, Moraviae 
et Silesiae. Frankf. 1650. 

F. 14 Westphaliae et Superioris Saxoniae, Thuringiae, 

Missniae, Lusatiae. Frankf. 1650. 

F. 14a Franconiae. Frankf. 1648. 

F. 14b Sue viae. Frankf. o. J. 

F. 34 — — Germaniae inferioris. Frankf. 1659. 

897 Merx, 0., Thomas Miinzer und Heinrich Pfeiffer 1523—25. 
Gottingen 1889. 

37 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

F. 115 Meyer, Die Ortsnamen des Kantons Ziirich. Ziirich 1849. 
(Z. 7) — Meyer, Chr., Zeitschrift fur Deutsche Kulturgeschichte 

1890-1900. 
905 — Hardenberg und seine Verwaltung der Furstent. Ansbach 

etc. Bresl. 1892. 
646 Mezger, Die romischen Steindenkm&ler, Inschriften und 

Gef&ssstempel im Maximilians-Museum zu Augsburg. Augs- 
burg 1862. 
840 Michael is, G., Biblische Spruch- und Wortkonkordanz 

Jena 1733. 
F. 103 Michelsen, Ueber die Ehrenstttcke und den Rautenkranz 

als historische Probleme der Heraldik. Jena 1854. 
F. 122 — Zur Geschichte der Landfrieden in Deutschland. Nfirn- 

berg 1863. 
F. 88 Milch sack, G., Die Oster-. und Passionsspiele. I. Die 

lateinischen Osterfeiern. Wolfenbiittel 1880. 
191 Miller, Historisch statistische Nachrichten von den dem 

Hause Wurttemberg zugetheilten Eutsch&digungs-L&ndern. 

1803. 
747 Miller, K., Romische Begrabnisst&tte in Wiirttemberg. 

Stuttg. 1884. 
789 — Weltkarte des Castorius, genannt die Peutingersche 

Tafel. Tafel mit Textbuch. Ravensb. 1888. 
890 — Die rom. Kastelle In Wurttemberg. Stuttg. 1892. 
902 — Die Altertttmer im OA. Ehingen. Sonderabdr. 1893. 
F. 198 — Die altesten Weltkarten. I. Hft. Beatuskarte, Stuttg. 

1895. II. Hft. Atlas von 16 Taf. 1895. III. Hft. Die 

kleinere Weltk. 1895. IV. Hft. Rekonstr. Karten. 1898. 

(s. auch Nr. 789 Peutingertafel.) 
F. 195 Mis sale Romanum, Antwerpen 1653. 

571 Mohl, Geschichtl. Nachweisungen fiber die Sitten und das 

Betragen der Tftbinger Studierenden wahrend des 16. Jahr- 

hunderts. Tubingen (Progr.) 1832. 
916 Moll, H., Die Familie Biirger, Stuttgart 1893. 
807 Moltherus, Menr., Lucta Christiana. Haganova 1577. 
7C8 Mommsen, Romische Geschichte. Bd. V. 1885. 
945 Mone, Fr. J., Altteutsche Schauspiele. Quedl.u. Lpz. 1841. 
510 — Urgeschichte des badischen Landes. Karlsruhe 1845. 
945 — Schauspiele des Mittelalters I, II Karlsr. 1846. 
389 — Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Bde. 1—28. 

Karlsruhe 1850 ff. 
392 — Celtische Forschungen zur Geschichte Mittel-Europas. 

Freiberg 1857. 
317 Moser, Vollstandige Beschreibung von Wurttemberg in 

alien seinen St&dten, DSrfern, Schlossern etc. etc. 2 Bde. 

Stuttgart 1843. 
272 Mogling, Reden und Gedichte zur Amts-Jubelfeier des 

Rektors J. M. Engel zu Oehringen. Oehringen 1822. 

38 



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r 7 ' *^?v "w^ ■*?*flf *^f * """JlTf ' 



I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

1008 Much, Heimat der Indogermanen, 2. A. Berl. 1904. 
910 Mummenhoff, E., Das Rathaus in Niirnberg. 1891. 
F. 110 Munch, Symbolae ad historiam antiquiorem reruin Nor- 

vegicarum. Christiania 1850. 
927 Muhlbacher, E., Deutsche Geschichte unter den Karo- 

lingern. Stuttgart 1896. 

Milhlhausen a. N. s. von .Breitschwert. 
119 Muller, Denkw&rdigkeiten der Stadt Nordlingen nebst 

einer Chronik. 1824. 
364 — Der lex salica und detf lex Angliorum et Werinorum 

Alter und Heimat. Wttrzburg 1840. 
538 — W., Geschichte und System der altdeutschen Religiop. 

Gottingen 1844. 
914 — H., Schloss Grosskomburg. Stuttgart 1894. 
993 — Gesch. des Ritterstifts Komburg. Separat-Abdr. aus 

den Wttrtt. Jahrb. 1902. 
1054 — Die Esslinger Pfarrkirche im Mittelalter. Stuttg. 1907. 
F. 169 — Rechtskonsulent, Historische Relation liber das Hallische 

Siederwesen. Manuskr. 
559 Muller und Mothes, Illustrirtes Arch&ologisches 

WSrterbuch der Kunst des germ. Alterthums, des Mittel- 

alters und der Renaissance. Leipzig 1874. 
F. 177 M ii n s t e r , Seb., Teutsche Cosmographie. Basel 1598. 

767 Mtinzen- und Medaillensammlung des t A. Gutheil. 1885. 
F. 59 Miinz-Patent vonFranken, Baiern u. Schwaben. o.O. 1761. 

m Munzwesen s. a. Numismatik — Albrecht 3 — Auserlesenes 

Thaler-Cabinet — Bellermann — Beyschlag — Binder — 

Bindner und Ebner — Bonhflffer — Ebengreuth — Forster 

und Schmid — Gttnter — L'aes grave — Patinus — Schneidt 

— Spener 2 — Thesaurus Morellianus — Vaillant — 

B XXV. 
313 Mlitzel, Vita et Acta Lamberti Hengstfeld. Reformati. 

Rotenburg 1756. 
752 N a d a i 1 1 a c , Die ersten Menschen. Stg. 1884. 
791 N a g e 1 e , E., Aus Schubarts Leben und Wirken. Stg. 1888. 
770 Nebrasca, Transactions etc. of the — State historical 

society. Vol. I. Lincoln 1885. 

Neipperg s. Klunzinger. 
899 Nestle, Funde antiker Miinzen im KSnigr. Wflrttemberg. 

Stuttgart 1893. 
1001 N e u , Heinrich, Geschichte der ev. Kirche in der Grafschaft 

Wertheim. Heidelberg 1903. 
341 Neuburg. Collectaneen-Blatt fttr die Geschichte Bayerns, 

insb. der Stadt Neuburg an der Donau und deren Um- 

gegend. 25. Jahrg. 1859. 

Neuenstein (b. Oehringen) s. Braun. 
742 Neuling, Schlesiens altere Kirchen und kirchl. Stif- 

tungen. Bresl. 1884. 

39 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

424 Niedermayer-Euler, Die Deutschordenskommende 

Frankfurt a. M. Frankfurt 1874. 
266 N i t z s c h , Das Tauf becken der Kieler Nicolaikirche. 

Kiel 1857. 

Nbrdlingen s. Albrecbt — Miiller. 
721 Numismatisch - sphragistischer Anzeiger. Jahrg. 1—13. 

1870 ff. Hannover. 
839 Numismatum Thesaurus e Museo Caroli Patini. 1672. 
F. 31 Niirnberg. Deliciae topogeographicae norimbergenses. 1733. 

— Nacbrichten von den Erb&mtern des Furstenthums 
Burggraftbums Ntirnberg. Erlangen 1745. 

480 — Die Cbronikeh der Stadt Ntirnberg. 1 Bd. Lpz. 1862. 

888 — Chroniken der frankischen St&dte : Ntirnberg, Bd. 1-3. 
Lpz. 1862 ff. 

Niirnberg s. a. Hieron. Braun — v. Eberstein — Fischer — 
Qeorgii — Gross — Marabini — MUrcker — E. Mummenhoff 

— Oetter — Schonhuth — Stegmann — v.Stillfried — Ratto- 
witz — Streit. — T. S. 

Obersontheim s. Immendflrfer. 

Odenheim (Kraichgau) s. Histor. Almanach fttr den Adel. 
71 Ortelii Synonymia geographica. Antwerpen 1578. 
F. 95 1 h o n i s , Joh. Jac, Evangelischer Krancken - Trost. 

Ntirnberg, Endter, 1712. 
471 1 1 e , Arch&ologisches Wflrterbuch zur Erkl&rung der in 

den Schriften fiber mittelalterliche Kunst vorkommenden 

Kunstausdrticke. Leipzig 1857. 
352 a. 1 1 e , Handbuch der kirchlichen Kunst- Arch&ologie des 

deutschen Mittelalters. 3. Aufl. in 1 Bd. Leipzig 1854. 
352 b. DasseJbe. 4. Aufl. ih 2 Bdn. Leipzig 1863. 
502 e c h s 1 e , Beitrage zur Geschichte des Bauernkriegs in 

den schwabisch-fr&nkischen Grenzlanden. Vorrede von 

Pahl. Heilbr. 1830. 2 Expl. 
84 Oehringen. Oehringer Wochenblatt von 1785—1791 und 

1792—1797. 
102 — Oehringer Wochenblatt fur Landwirtschaft und Ge- 

werbe. 1843. 
514 — Jubelfeier der 300jahrigen Dauer des Oehringer Ly- 
ceums nebst den dabei gehalt. Reden. Oehringen 1848. 
182 — Miscellanea. Verschiedene Berichte und Gelegenheits- 

reden. Meist Oehringen betreffend. 

— s. a. Albrecht — O. Keller — MSgling — Fr. Weller — 
B. XIX. 

1089 e s t e r 1 e | Josef, Unterricht in der Rechenkunst. Augs- 
burg 1799. 

883 Oesterley, H., Wegweiser durch die Urkundensamm- 
lungen. 2 Bde. Berlin 1885. 

740 Oesterreich. Urkundenbuch des Landes ob der Enns. Bd. 
I— VIII. 1852-1883. 

40 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

298 Oestreicher, Denkwiirdigkeiten der fr&nkischen Ge- 
schichte mit besonderer Rucksicht auf das Fiirstentum 
Bamberg. Bamberg 1732. 2 Bde. 

171 Oetter, Sammlung verschiedener Nachrichten aus alien 
Teilen der historischen Wissenschaften. 2 Bde. 1749. 

131 — Geschichte der Burggrafen zu Ntirnberg. 1751. 2 Ex. 

132 Dessen 2. Versuch. 1753. 

97 — Wappenbelustigung. 2 Bde. Augsburg 1765. 
498 — Historische Betrachtung liber das hohenlohische Wappen. 
Niirnberg 1780. 

201 Oettingen. Materialien wir Oettingischen fclteren und 
neueren Geschichte. 5 Bde. Wallerstein 1773. 

202 — Genealogische Geschichte der Grafen von Oettingen im 
mittleren Zeitalter. Wallerstein 1799. 

482 b. P a c h 1 1 e r , G. M., Biographische Notizen fiber Alexan- 
der von Hohenl.-Waldenb.-Schill. Augsburg u. Oehr. 1850. 
Peutinger Tafel s. Pauly— Miller. 
Pfalz a. Rh. s. Bossert (2) — K. Hauck — Leodius — Rott — 
Sch5nhuth — Widder. 
595 P. Fl. W., Anleitung zur Erforschung und Beschreibung 

der kirchlichen Kunstdenkmftler. Linz 1863. 
1010 Panzer, Fr., Deutsche Heldensage im Breisgau. (Bad. 

Neujahrsbuch 1904.) 
1032 Passau. Offenes Sendschreiben eines „dummen Pr&dikan- 
ten a an Domkap. Rohre in Passau. Leipzig 1891. 
128 Pastorius, Franconia rediviva. 1702. 2 Expl. 
F. 184 P a t i n u s, Imperator. romanor. numismata. Argent. 1671. 
240 Pauli, Die romischen und deutschen Altertumer am 
Rhein. 1. Abt. Rheinhessen. Mainz 1820. 

591 Paul us, Der rflmische Grenzwall vom Hohenstaufen bis 
an den Main. Stuttgart 1863. 
F. 87 — Die Altertfimer in Wurttemberg. Stuttg. 1877. 2 Ex. 
762 — E., Die Altertumer im Oberamt Ellwangen. Sonder- 

abdruck 1885. 
793 — Cistercienserabtei Bebenhausen. 1886. 
F. 203 — Maulbronn. Stuttgart 1890. 

872 — Kunst- und Altertumsdenkmale im Konigr. Wurttem- 
berg. Stuttgart 1891 ff. 
36 Pauly Ueber den Strassenzug der Peutinger'schen Tafel 
von Vindonissa nach Samulocenne, und von da nach 
Regino. (Programm) Stuttgart 1836. 
F. 90 Peinlich Halssgericht, Das — Keyser Carols des Funfften, 
jetzo von Newem mit Fleiss ersehen und korrigiert. 
Frankfurt 1609. 
849 Peinliche Halsgerichtsordhung Kaiser Karls V. von Jak. 
• Otto. Ulm 1685. 
F. 114 Petersen, Spuren des Steinalters. Hamburg 1868. 

41 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

728 P faff, a, Geschichte Wttrttembergs fur die Jugend. 
Stuttgart 1824. 

41 Pfaff, Nachtr&ge und Berichtigungen zu Griesingers 

Universallexikon von Wurttemberg, Hechingen und Sigma- 

ringen. Stuttgart 1843. 
347 — Geschichte der Stadt Stuttgart. Stuttgart 1845. 
597 — Die Kunstler-Familie Bflblinger. Essl. 1862. 
398 — Wfirttembergische Wein-Chronik. Ein Bericht uber die 

Quantit&t und Qualitat des Weines und die darauf ein- 

wirkenden Witterungsverh&ltnisse. Esslingen 1865. 
438 P f a h 1 e r , Geschichte der Deutschen von den altesten 

Zeiten bis auf Karl den Grossen. Stuttgart 1861. 
466 — Handbuch der deutschen Altertttmer. Frankf. 1865. 
F. 176 Pfalz. Die Ausgrabungen des histor. Vereins der Pfalz 

1884—1886. Speier 1886. 
581 a. — d. Pfeiffer, Germania. Vierteljahrsschrift fur 

deutsche Altertumskunde. I. Jahrg. Stuttg. 1856. 

729 Pfeihl, Ch., De meritis sereniss. Wurtembergiae domus 
in imperium. Tub. 1732. 

248 Pfister, Geschichte von Schwaben. 2 Bde. Heilbr. 
1803 und 1810. 

249 — Uebersicht der Geschichte von Schwaben von den 
altesten bis auf die neuesten Zeiten. Stuttgart 1813. 

792 — A., K8nig Friedrich von Wurttemberg und seine Zeit 

1888. 
870 — Herzog Magnus von Wttrttemberg. Stuttg. 1891. 
522 Pfizer, Gutachten betr. die Beschwerden mehrerer 

Standesherrn. Heidelb. 1845. 
964 Pfl eider er, Die Attribute der Heiligen. Ulra 1898. 
1053 — Milnsterbuch. Ulm 1907. 
947 P i c h 1 e r , Ad., Das Drama des Mittelalters in Tirol. 

(Sep.-Abdr.) 1866. 
1057 Piper, Burgenkunde. Miinchen 1905. 
463 Plank, Politische Geschichte Wttrttembergs von der 

Kaiserwahl Rudolphs von Habsburg bis zum preussischen 

Bundesantrage am 9. April 1866. Stuttgart 1866. 
391 P o o r e , Congressional Directory for the third Session of 

the Forty-First Congress of the United States of America. 

Washington. 1871. 
380 Potthast, Bibliotheca historica medii aevi von 375 bis 

1500. Berlin 1868. 
924 — A., Bibliotheca historica. 2. Aufl. 2 Bde. Berl. 1895. 
215 Prescher, Geprttfte Nachrichten zur Beleuchtung der 

Geschichte der Reichserbschenken und Semperfreien zu 

Limpurg und ihrer zugehorigen Lande. Frankfurt und 

Leipzig. 1773. 
F. 121 — Wirtemberg und Limpurg, ein historischer Versuch. 

Oehringen 1781. 

42 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

145 Prescher, Geschichte und Beschreibung der Reichs- 
grafschaft Limpurg. 2 Bde. Stuttgart 1789—1790. 

216 — Alt-Germanien. 2 flefte. Ellwangen 1804 und 05. 

217 — Historische Blatter mannigfacben Inhalts. 1. Bd. Stutt- 
gart 1813. 2 Expl. 

550 Pressel, Ulmisches Urkundenbuch. 

192 Ptitter, Grundriss der Staatsveranderungen des deutschen 

Reichs 1769. 
512 Pyl, Das Rnbenowbild in der Nikolaikirche zu Greifswald. 

Greifswalde 1863. 
562 — Die Rubenow - Juristen- und Artisten - Bibliothek zu 

Greifswald. Greifswalde 1865. 
356 — Pommersche Geschichtsdenkm&ler. 2. u. 3. Bd. Greifs- 
walde 1867. 
393 — Greifswalder Sammlungen vaterl&ndischer Altertttmer 

und die Kunstwerke des Mittelalters und der Renaissance 

etc. etc. Greifswalde 1869. 
405 — Lieder und Spriiche des Fttrsten Wizlaw von Riigen. 

Greifswalde 1872. 
539 — Pommersche Genealogien. 2. Bd. Greifswalde 1873. 
539 b — Geschichte des Klosters Eldena. 
539 c — Nachtrag zur Geschichte des Klosters Eldena. 
539 d — Beitrftge zur Pommerschen Rechtsgeschichte. Hft. 1. 

1883. 
539 e—g — Geschichte der Greifswalder Kirchen und Kloster. 

1885 ff. 
367 Quitzmann, Die heidnische Religion der Baiawaren. 

Beweis ffir die Abstammung dieses Volks. Leipzig 1860. 
786 Quenstedt, Fr. A., Handbuch der Petrefaktenkunde. 

3. A. 1885. Mit Atlas. 
584 Rabus, Die Retscher-Kirche zu Speyer. 3. A. Speier 1878. 
27 Raiser, v., Guntia, und merkwttrdige Ereignisse der 

Donaustadt Gunzburg etc. Beschreibung des rom. Anti- 

quariums zu Augsburg etc. Augsburg 1823. 

301 Rauschnick, Geschichte des deutschen Adels. Dresden 

1831. 

Ravensburg s. P. Beck (Diozesanarchiv) — Steudel. 

Rechberg^ Der — im OA. Giniind. Geschichte, Volkssagen 

und Legenden. Gmiind 1827. 
F. 128 Rechfeld, Franz de Paula Kladnik, sein Leben und 

Wirken. 0. 0. u. J. 
969 Redtenbacher, A., Die steirischen und oberosterreichi- 

schen Redtenbacher. Wien 1900. 

856 Reformationsgeschichte, Schriften des Vereins fllr — ' 

Bd. I: Worms, Zwingli, H. von Ztttphen etc. 

857 — Bd. II: Pirkheimer, Bugenhagen, Sachs. 

858 — Bd. Ill: Hus, Kunst, Murner. 

43 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

618 Reformationsgeschichte, Kurze — Nebst einem Anhang ftber 

die Hohenlohische. Oehringen 1831. 
F. 210 Regelmann, Die neue Landestopographie des Konigr. 

Wiirtt. Tiibingen 1903. 
F: 214 Regensburger Reichstag: Accurate Vorstellung des Rat- 

hauses u. derj. Zimmer, in welchen die Reichstagssessionen 

gehalten wurden. Regensbg. 1786. 
252 Rehlen, Der Kalchreuther Kirchturmbau tn den Jahren 

1750-1790. Nurnberg 1840. 
236 Reibel, Das Diflzesan-Verh&ltnis kathol. Bischofe in An- 

sehung katholischer Untertanen und Einwohner protestan- 

tischer Lande. Ulm 1806. 
F. 191 Reichstagsabschiede, Sammlung der — , von Conrad II. — 

1747. Hie von vorhanden nur Teil 1 u. 2 in einem Band. 

Frankfurt 1747. 
205 Reinhard, Beitr&ge zu der Historie des Frankenlandes 

und der angrenzenden Gegenden. 2 Bde. Bayreuth 1760. 
104 R(eitzenstein), Freiherr v., Der Schwabische Bund in 

Oberfranken oder des Hauses Sparneck Fall 1523. 1859. 
F. 147 u. 148 — Regesten der Grafen von Orlamunde aus Baben- 

berger und Askanischem Stamm. I. und II. Lieferung. 

Bayreuth 1869 und 71. 
454 Rettberg, Kirchengeschichte Deutschlands. 2 Bde. 

Gflttingen 1846. 
608 Reuss, Johann I. von Egloffstein, Bischof v. Wurzburg 

und Herzog zu Franken. Wurzburg 1847. 
309 Reyscher, Beitr&ge zur Kunde des deutschen Rechts. 

Tubingen 1833. 
480 — Drei verfassungsberatende Landesversammlungen und 

mein Austritt aus dem Staatsdienste. Tiibingen 1851. 
642 — Das Ssterreichische und das wurttembergische Konkordat. 

. 2. Abt. Tubingen 1858. 
746 Richter, Zur Zeitgeschichte Ellwangens (Hymnus auf 

Furst Franz Georg). 1881. 
965 — G., Annalen der deutschen Gesch. im M.-A. Heinr. I., 

Heinr. IV. Halle 1890 (des ganzen Werkes Abt. Ill, 1, 2). 
106 Riedel, Novus Codex diplomaticus Brandenburgensis. 

19 Bde. I, 10-23; II, 6; III, 1- 3; IV, 1. 1856-62. 
868 Rieke, C. F., Urbewohner und Altertumer Deutschlands. 

Nordhausen 1868. 

Ries (das), s. Weng u. Guth. 
469 Rochholz, Drei Gaug(5ttinnen Walburg, Verena und 

Gertrud als deutsche Kirchenheilige. Leipzig 1870. 
898 Rommel, K., Chronik der Stadt Lowenstein. Weinsb.- 

Hall 1893. 
F. 45 Rosenberg, Geschichtserz&hlung. 0. 0. 1742. 

633 Rossel, Die Pfarrkirche S. Severus in Bopard. Wies- 
baden 1861. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

420 R o s s e 1 , Urkundenbuch der Abtei Eberbach im Rheingau. 

Wiesbaden 1870. 
998 Roth, Fr., Augsburger Reformationsgeschichte. I. Bd. 

1517-1530, III. Bd. 1539—47. Mttnchen 1901—07. 
54 Rothenburg. Geschiclite und Beschreibung der Stadt Rothen- 

burg o. d. Tauber. (Manuscr.) 
141 — Geschicbte der Reichsstadt Rotheuburg. 1793. 

— s. Bensen — Colland — Gessner — Styrzeln — B XIII. 
374 Roth v. Schreckenstein, Das Patriziat in den 

deutschen St&dten, besonders Reichsstadten, als Beitrag 

zur Geschichte der deutschen St&dte und des deutschen 

Adels, Tubingen 1856. 
404 — Geschichte der ehemaligen freien Reichsritterschaft in 

Schwaben, Franken und am Rheinstrom. Tttbingen 1862. 
1018 R o 1 1 , H., Friedr. II. von der Pfalz und die Reformation. 

Heidelberg 1904. 

Rottenburg s. Jaumann — Ruckgaber. 

Rottweil s. Gossler — 0. Holder (2) — Wurtt. Geschichts- 

quellen III. 
377 Rougemont, Die Bronzezeit oder die Semiten im 

Occident. Uebers. v. Keerl. Gutersloh 1869. 
289 R 6 d e r , Historische Beitr&ge zur Geschichte der Schlacht 

bei Hanau 1813. Hanau-1863. 

743 Ruber, Vormundschaftsrecht in Mahren. Brtinn 1883. 
339 Ruckgaber, Geschichte der Grafen von Zimmern. Ein 

Beitrag zur Geschichte des deutschen Adels. Rottweil 1840. 
978 — Die Diozese Rottenburg und ihre Anklager. Tttb. 1869. 

682 R u n d e , Oldenburgische Chronik. Oldenb. 1823. 

683 — Dasselbe, 2. Aufl. Oldenb. 1831. 

346 R Ji h s , Handbuch der Geschichte des Mittelalters. Stutt- 
gart 1840. 

Saalburg s. Schierenberg — Sarwey. 
233 Sachsen. Oratiunculae octo de virtutibus et ornamentis 

Ernestii pii, Saxoniae principis, atque Viti Ludovici Sexquen- 

dorfii. Lips. 1778. 
527 — S&chsischer Prinzenraub, zur Geschichte desselben. Alten- 

burg 1855. 

Sachsenflur s. Stocker. 
50 Sagittarii Antiquitates Gentilismi et Christianismi 

Thuringici d. i. Bericht von dem Heidenthum und Christen- 

thum der alten Thtiringer. Jena 1685. 
482 c. Sailer, J. M., Der Priester ohne Tadel. Rede bei 

der Primizfeier des Prinzen Alexander Hohenl. - Wald.- 

Schill. Stuttg. 1868. ~ 

744 Saliger, Olmiitzer Stadtbuch des Wenzel von Iglau. 
1882. 

162 Salver, 48 Deutschmeister von 1191-1694, in Kupfer 
gestochen. 1716. 

45 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 137 St. Gallens Anteil an den Burgunder Kriegen. St. Gallen 

1876. 
644 a u. b, Sartorius, Die Mundart der Stadt Wiirzburg. 

Wiirzburg 1862. 
F. 196 Sarwey und H e 1 1 n e r , Der obergermanisch-rh&tische 

Limes des Rflmerreichs (im Auftr. der Reichslimeskommiss.) 

Heidelb. 1894 ff. 
862 S a 1 1 1 e r , Chr. F., Geschichte des Herzogtums Wflrttem- 

berg 1) unter den Grafen, 5 Bde. 2) unter den Herzogen, 

9 Bde. (fehlen 4 Bde.). 
90 — Beschreibung des Herzogthums Wttrttemberg. 1752. 
F. 155Sauter, Diploraatisches ABC. Stg. 
F. 58 Schaffalitzki, Bernhardus, Lebensbeschreibung. 1662- 

Schaffhausen s. Harder — T. S. 

Schalksburg s. Wiedersheim-Kuppinger. 
F. 72Schannat, Corpus traditionum Fuldensium ab anno 

iundationis DCCXLIV ad finem saeculi XIII. Lips. 

MDCCXXIV. 
956 S c h & f e r , G., Die Kunstdenkm&ler im Grossherzogtum 

Hessen, Provinz Starkenburg (ehem. Kr. Wimpfen). Darm- 
stadt 1898. 
578a— f. Schaffler und Henner, Die Geschichte des 

Bauernkrieges in Ostfranken von Magister Lorenz Fries. 

Wiirzburg 1876. 
467 Scheffer, Chronologische Darstellung alles Merkwur- 

digen aus der Geschichte Wttrttembergs. Stuttg. 1818. 
147 u. 616 Scheiger, Andeutungen fiber Erhaltung und 

Herstellung alter Burgen und SchlSsser. Gratz 1853. 
602 — Ueber Reinigung der Alterthflmer. Abgedruckt aus 

den Mittheilungen des histor. Vereins fur Steiermarck. 

VII. Heft. 
700 Schierenberg, Das Castellum in monte Tauno. Bonn 

1881. 
818 — G. A., Das Ratsel der Varusschlacht. Frankf. 1888, 

und: Schierenberg, Ariadnefaden flir das Labyrinth der 

Edda. Frankf. 1889. 
1038 — Das Ratsel der Varusschlacht 1888. 

Schillingstadt s. Stocker. 
F. 113Schillmann, Vorgeschichte der Stadt Brandenburg a. 

d. H. Brandb. 1871. 

Schipf oder Schupf s. Leutwein — Schrenk. 
433 Schlesinger, Geschichte B6hmens. Prag. 

1869. 
904 Schlieben, A., Das Schwein in der Kulturgeschichte. 

Wiesbaden o. J. 
F. 208 Schliz, A., Das steinzeitliche Dorf Grossgartach. Stutt- 
gart 1901. 

46 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

1075 Schliz, A., Urgeschichte Wurttembergs. Stuttg. [1909]. 
1090 Schmalzried, J. G., Anleitung . zur Reesischen Rech- 

uung. 7. A. Stuttgart 1810. 
702 Schmeller-Frommann, Bayerisches WSrterbuch. 2 Bde. 

2. Aufl. Munchen 1872. 
437 Schmid, Die mediatisierten freien Reichsstadte Deutsch- 

lands. Frankfurt 1861. 
784 — Die alteste Geschichte der Hohenzollern. Bd. I— III. 

1884-1888. 
694 Schmid und Fran ck, Stadtisches Solbad Schwab. Hall. 

1880. 
153 Schmidt, Geschichte der Deutschen. 1.— 22. Tl. in 

14 Banden samt Register. Dim 1785—1808. 
650 — Mich. Ign., Neuere Geschichte der Deutschen (vom 

schmalkald,. Krieg bis zu Kaiser Leopold II). — 30 Teile 

in 15 Banden samt einem Registerband. Frankenthal 

1786—1806. 
1006 — P., Maulbronn. Strassburg 1903. 
F. 216Schmohl, Paul, Volkstiimliche Kunst aus Schwaben. 

Esslingen 1908. 
265 Schneider, Beschreibung der heidnischen Begrabnisplatze 

zu Zilmsdorf in der Ober-Lausitz. GSrlitz 1827. 
583 — Die rSmischen Militarstrassen an der Lippe und das 

Castell Aliso. Diisseldorf 1878. 
696 — Der r5m. Pfahlgraben von der Wetter bis zum Rhein. 

Diisseldorf 1879. 
928 Schneider, Eugen, Wiirtt. Geschichte. Stuttg. 1896. 
F. 207 — Wttrttembergischer Stammbaum. Stuttgart 1900. 

48 Schneidt, Prolusio numismatica sive rei monetariae fran- 

conicae specimen inaugurale juridico-historico-publico-poli- 

ticum. Herbip. 1749. 
691 Schnitzer, G., Der Gewerbeverein Hall 1861—1881. 
336 Scholl, Geschichte und Topographie des Marktfleckens 

und ehemaligen Frauenklosters Steinheim a. d. Murr. Lud- 

wigsburg 1826. 
810 Schorndorf. Festschrift zur Kunkelinfeier in Schorndorf 

(LaufferJ. 1888. 
615 S chaffer, Vortrag ttber die Geschichte der Stadt Geln- 

hausen. Gelnhausen 1871. 
230 Schonaich, v., Hermann oder das befreite Deutschland. 

Heldengedicht in 12 Gesangen. Leipzig 1751. 
566 SchSnberg, Finanzverhaltnisse der Stadt Basel im 14. 

und 15. Jahrhundert. Tubingen 1879. 
304 Sch5nemann, 100 Merkwurdigkeiten der herzogl. Bibl. 

zu Wolfenblittel. Hannover 1849. 
F. 73 SchSnhaar, Beschreibung des zu Bayreuth im Sept. 1748 

vorgegangenen hochftirstl. Beilagers etc etc. des Herzogs 

Carl zu Wttrttemberg. Stuttgart. 

47 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

263 Schonhuth, Johannes Gayling, erster evangelischer 
Prediger zu Hohentwiel und Mflmpelgard, oder die Refor- 
mation in Wfirttemberg. Tuttlingen 1835. 

425 — Kirchliche Geschichte Wurttembergs und des Hohenloher 
Landes im Zeitalter der Reformation. Besigheim 1842. 

634 — Conrad Wiederhold, Lebensbeschreibung. 2. A. Wiirz- 

burg 1844. 
279 — Ritter Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand. 

Reutlingen 1844. 

575 — Mpnatrosen. Blatter aus Franken zur Belehrung und 
Unterhaltung fur Jung und Alt 2. und 3. Jahrg. 1844 
und 1845. 

284 — Krautheim, samt Umgebungen. Vorzeit und Gegenwart. 

Mergentheim 1846. 
294 — Das Ordensbuch der Brftder vom deutschen Hause 

St. Martin zu Jerusalem in der altesten Abfassung. Heil- 

bronn 1847. 2 Expl. 
027 — Gutenbergs-Archiv oder Sammlung fur Kunde deutscher 

Vorzeit. Nr. I— VI. 2. Abteilung. Hall 1848. 
318 — Chronik des Klosters Schonthal. Mergentheim 1850. 
483 — Aus Barbarossa's Jugendjahren, oder die Sage von 

Graf Johann von Wiirttemberg. Schw. Hall 1852. 
617 — Friedrich III., Burggraf von Niirnberg, der treue 

Freund und Ratgeber Konig Rudolfs von Habsburg. Oeh- 

ringen 1854. 
563 — Sagen und Geschichten der Vorzeit. Niirnberg 1856. 
521 — Neue Sagen und Geschichten der Vorzeit. Niirnb. 1856. 
574 — Hohenlohe wie es war und ist. 6 Lief. Oehr. 1856. 

517 — Erinnerungen an Hohentwiel. Lieder und Sagen. 
Tuttlingen 1856. 

414 — Chronik der Deutschordensstadt Mergentheim. Mer- 
gentheim 1857. 

479 Leben und Taten des Sebastian Schertlin von Burtenbach. 
Minister 1858. 

520 — Creglingen und seine Umgebungen. Mergenth. 1846. 
2 Expl. 

519 — Die Burgen, Klflster, Kirchen und Kapellen des Wilrt- 
temberger Landes. Bd. 1—5, aber jeder unvollst&ndig. 
Stuttgart 1859 ff. 

518 — Sagen und Geschichten von Hohenstaufen, Hohenasperg, 
der Achalm, von Hohenentringen etc. 2Bde. Stgt. 1860. 

576 — Die Burgen, Kloster, Kirchen und Kapellen Badens und 
der Pfalz. Lief. 1-5 und 7-18. Lahr. 0. J. 

609 — Chronik der Herren v. Eyb. 0. 0. u. J. 

647 Schonthal. Das Kloster Schonthal nach urkundl. Quellen. 

Reutlingen 1833. 

— s. a. SchSnhuth — Traub. 

48 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

209 S c h o p f , Historisch-statistische Beschreibung des Hoch- 

stifts Wttrzburg. Hildburghausen 1802. 
167 Schflpfen, Nordgau-Ost-Fr&nkische Staatsgeschichte der 

Markgrafen auf dem Nordgau und Grafen zu Franken, ge- 

nannt von Babenberg und 8ch win word. 1753. 
108 Schfipflinus, Historia Zaringo-Badensis. Tom. I— VII. 

1763-65. 
185 Schopperlin, Kleine historische Schriften. 2 Bande. 

Nordlingen 1781. 
525 Schreiber, Die neuentdeckten Hiinengraber im Breis- 

gau. Freiburg 1826. 
282 — Neuer Fuller fiir Reisende und Kurg&ste in und um 

Baden. Karlsruhe 1831. 
338 — Taschenbuch fur Geschichte und Alter turn. 3 B&nde. 

Freiburg 1839-1841. 
F. 140 — Die Marcellus-Schlaclit bei Cla'stidium. Mosaik-Gemalde 

in der Casa di Githe zu Pompeji. Freiburg 1843. 
929 Schrenk, Pf., Burg Schipfe. Schttpf 1893. 
12Ja. — c. Schroter, Ueber die romischeii Niederlassungen 

und die Romerstrassen in den Saargegenden. 3 Bande. 

1846-59. 
802 Schubert, H., v., Unterwerfung der Alemannen. Strass- 

burg 1884. 
F. 91 a. u. b. S c h u 1 e r s H&llische bis ca. 1790 fortgesetzte 

Chronik der Reichsstadt Hall. 2 Bde. Manuskr., mit Vor- 

rede von 1774. 
79 Schultes, Geschichte des Hauses Henneberg. 1788. 
F. 9G S c h u 1 1 z, Die schlesischen Siegel bis 1250. Breslau 1871. 
911 — Alw., Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrh. Grosse 

Ausg. Wien 1892. 
699 S chum, W., Erfurt wahrend des Streites zwischen 

Heinrich V. und Lothar III. 1874. 

Schussenried s. P. Beck. 

1031 Schuster, Die Heidenschanzen Deutschlands. Dresden 

18G9. 
1012 — M., Der geschichtliche Kern von Hauffs Lichtenstein. 
(Darstell. a, d. Wurtt Gesch. I.) Stuttgart 1904. 
44Schiitze, De cruentis Germanorum gentilium victirnis 

humanis liber unus. Lipsiae 1743. 
93 Schwab, G., Der Bodensee. 2. T. in 1 Bd. 2. Aufl. 
Stuttgart 1840. 
1119 Schwab en, Geographisches statist.- topogr. Lexikon von 
Schwaben oder Beschreibung aller im Kreis Schwaben 
liegenden Stadte, KlOster u. s. w. 2. Aufl. Ulm 1800. 
Schwaben s. a. Fr. L. Banmann - A. Bierlinger — K. Bohnen- 
berger — Crusius — v. Diessbach — Fickler — H. Fischer 3 
— Hartmann — A. Holder — Jfiger — Fr. Kauffmann — 

4 
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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

Keim — Kltipfel — R. Krauss — Joh. Laub — Pfister — 
Roth v. Scbreckenstein — P. Schmohl — K. Steiff. 
Sckwabhausen s. Stocker. 
Sckwaigern s. Klunzinger. 
F. 15Seckendorf, Commentarius historicus et apostolicus de 
lutheranismo. Leipzig 1694. 
188 — Lebensbeschreibung des Feldmarschalls Grafen von 

Seckendorf. 4 Bde. 1792. 
255 S e c k 1 e r , Vollstandige Beschreibung der gefursteten 
Reichsprobstei Ellwangen. Stuttg. 1864. 
Selteneck s. B. XII. 
229 S e i d a, v., Johann Heinrich Edler von Schiile (geb. 1720), 
des heil. romischen Reichs Ritter, Kaiserl.-k5nigl. wirklicher 
Rat. Leipzig 1805. 
444 Sendschreiben des k. sachsischen Altertumsvereins an die 

Freunde kirchlicber Altertttmer. Dresden 1840. 
1115 Seuffert, B. und P. Weizs&cker, Wieland-Feier 

1907. 
996 Sey bold, J. G., Selectoria adagia latino-gerraanica. 

Ntirnberg. 0. J. 
753 Seyler, G. A., Moderne Wappenkunst. Frankf. 1885. 
Siegelkundes. Hohenlohe F. K. — A. Meister — Schulz. — 
B. XXV. 
F. 167 Si ever s, W., Confessionsverteilung in Sudwestdeutsch- 
land, abhangig von den friihern Territorialgrenzen. Got- 
tingen 1884. 
829 Sim rock, K, Die deutschen Volksbiicher. 13 Bande. 

Basel. 0. J. 
861 — Deutsche Mythologie. 6. Aufl. Bonn 1887. 
Sindelfingen s. Haug. 
F. 211 Sindringen. Stadtbuch der Stadt Sindringen, Abschrift 
des Originals. 
764Sinnbilder, 40 moralische (v. Luyken uud Arnold?.) 
1700. 
F. 28 Sinold-Schutz, Corpus historiae brandenburgicae diplo- 
maticum. I. T. von 1164 — 1430. Schwabach o. J. 
Sinsheim s. Wilhelmi 3. 
613 S5her, v.,UeberDeutschlandsWeltstellung. Mttnchen 1874. 
F. 130 a. S 1 e i d a n u s , J. , Wahrhaftige Beschreibung allerlei 
furneraer Handel, von Michael Beuther von Carlstadt. 1564. 
130 S 1 e i d a n u s, Commentariorum de statu religionis et reipu- 
blicae Carolo V. Caesare libri XXVI. Frankfurt 1610. 
Sparneck s. v. R(eitzenstein). 
F. 175 Speter,. Urkunden zur Geschichte der Stadt Speier von 
A. Hilgard. 

— s. a. Litzel — Rabus — T. S. 
Speltach s. B. XII. 
F. 21 Spener, Insignium theoria. 0. 0. 1690. 

50 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

F. 38 Spener, Historia insignium illustrium seu operis heral- 

dici pars specialis. 0. 0. 1717. 
1064 S p e r 1 , August, Castell. Bilder aus der Vergangenheit 

eines deutschen Dynastengeschlechts. Stuttgart 1908. 
96 S p i e s s , Aufkl&rungen in der Geschichte und Diplomatik. 

Bayreuth 1791. 
589 S p 6 r e r , Pfarrer zu Rechenberg, Kirch weih-Predigt von 

1720. Ohne Titelblatt. 
271 Spruner, v., Baierns Gauen nach den 3 Volksstammen 

der Alemannen, Franken und Bojaren. Gegen v. Langs 

Baierns Gauen etc. Bamberg 1831. 
357 Stadlinger, Geschichte des Wiirttemberg. Kriegswesens 

von der frtthesten bis zu der neuesten Zeit. Stuttg. 1856. 
718 Stammwappen der deutscheii Standesherren. Tttb. 1882. 
320 Stalin, Annales Stuttgartienses. Jahrbticher des Stifts 

zum heil. Kreuz. Stuttgart 1851. 
384 - Ch, F., Wirtemb. Geschichte. Bd. II, III, IV. 
384 — Wirtembergische Geschichte. IV. TeU, Schwaben und 

Sudfranken vornehml. im 16. Jahrh. 2. Abth. 1550-1593. 

. 710 — P. F., Geschichte Wiirttembergs. Bd. I, 1. 2. Gotha 1882. 

368 S t e c k , Das Kloster Hirsau, historisch-topographisch be- 

schrieben. Calw 1844. 
960 Steiff, K., Geschichtliche Lieder und Sprtiche Wiirttem- 
bergs. Stuttgart 1899 ff. 
551 Stegraann, Katalog der Ausstellung von Arbeiten der 

vervielfaltigenden Kiinste im bayr. Gewerbemuseum zu 

Nurnberg 1877. 
322 Stein, Der Neckar von Heilbronn bis Heidelberg mit 

besonderer Riicksicht auf Wimpfen etc. Heilbronn 1843. 

759 Stein, F., Geschichte Frankens. 2 Bde. Schweinf. 1885 f. 

1004 — Geschichte der Ortschafteo Gross- und Kleiningersheim. 

Stuttgart 1903. 
1059 — Nachrichten aus der Familie Stein 1907. 
607 S t e i n e r , Das System der romischen Wehren. Seligen- 

stadt 1858. 
400 — Sammlung und Erklarung altchristlicher Inschriften der 

oberen Donau und des Rheins aus den Zeiten rflmischer 

Herrschaft. Seligenst. 1859. 
1014 Stein ha as en, G., Geschichte der deutschen Kultur. 

Lpz. 1904. 

Steinheim a. Murr s. Scholl. 
143 Steinhofer, Wirtembergische Chronik. 1744. 
421 Steitz, Tagebuch des Kanonikus Wol%. K5nigstein 

tiber die Vorgange seines Kapitels und die Ereignisse der 

Reichsstadt Frankfurt a. M. 1520—1548. Frankfurt 

1876. 
F. 16 Stemmata principum cbristianorum. Augsburg 1612. 

Stetten s. B. XV. 

4* 
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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

426 Steub, Die oberdeutschen Familiennamen. Miinchen 1870. 
259 Steudel, Chronik der StadtRavensburg. Ravensburg 1864. 
166 Stieber, Historische und topographische Nachricht von 

dem Fiirstentum Brandenburg-Onolzbacb. Schwabacli 1761. 
1023 8 tiehl , Die Sammlung und Erhaltung der alten Btirger- 

hauser. Berlin 1905. 
409 v. Still fried-Ratto witz, Die Burggrafen von 

Niiniberg im 12. u. 13. Jahrhundert. GOrlitz 1844. 
112 Stillfried und Marcker, Monumenta Zolleriana. Bd. 

I— VIII. Berlin 1852 ff. 
293 Stocker, Diplomatische Erklarung altdeutscher Worter 

vora 12. bis in das 17. Jahrhundert. Donauworth 1798. 
442 — Vocabularium latinitatis antiquioris et medii aevi diplo- 

maticum. Nordl. 1805. 
422 — Chronik von Boxberg, Wolchingen, Schweigern, Bob- 

stadt, Eppingen. Heidelberg 1867. 

637 a, u. b. — Chronik der Familie von Gemmingen-Gutenberg 
und Hirer Besitzungen. Heidelberg 1865—68. 

638 a. u. b. — Chronik der Familie von Gemmingen-Hornberg. 

3 Bde. Heidelberg 1870-80. 
676 — Chronik von Angelthurn, Schillingstadt, Schwabhausen, 

Windischbach, Sachsenflur. Heidelberg 1870. 
1091 Storren, J. Chr., Beicht- u. Communionbuch. Stuttg. 1771. 
537 Stoehr, Allgemeines Deutsches Vereins-Handbuch. Sta- 
tistisches Repertorium der gelehrten Gesellschaften etc 
Frankfurt 1873. 
844 Stozel, Choralbuch. Stuttgart 1777. 
99 Strebel, Franconia illustrata. 1. T. 1761. 
38 Streber, Ueber die sogen. Regenbogen - Schusselchen. 
Miinchen 1860. 
1073 Streit, Edm. Felix Christof, Scheuerl, Rechtskonsulent 
von Nurnberg u. seine Stellung zur Reformation. Plauen 1908. 
1003 Stetten-Buchenbach, L. v., Vom Ende der Reichs- 

ritterschaft. Sep.-Abdr. aus den Preuss. J.-B. 1903. 
326 Streuber, Wolfgang Musculus (Muslin). Ein Lebensbild 

aus der Reformationszeit. Bern 1860. 
246 Stukken over Letter-, Geschied- en Oudheidkunde. Leiden, 

1850. 
473 Stumpf, Priifung der historischen Bemerkungen des Herrn 
v. Schultes tiber den successiven Landerzuwachs des 
Hochstifts Wurzburg. Wiirzburg 1799. 
731 Stumpf-Brentano, Die Reicbskanzler des 10. — 12 

Jahrh. Innsbr. 1865 ff. 
1017 Stuttgart. Fuhrer durch die K. Staatssamml. vaterl. Altert. 

in Stuttgart. Stuttgart 1902. 
1060 — Dasselbe. Esslingen 1908. 

Stuttgart s. a. Bach u. Lotter — J. Hartmann — Pfaff — 
Stalin. 

52 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

1116 Suckow, Alb. von, Riickschau. Herausg. v. W. Busch. 

Tiib. 1909. 
506 Sulzberger, Biographisches Verzeichnis der Geistlichen 

aller evang. Gemeinden des Kantons Thurgau bis auf (fie 

Gegenwart. Frauenfeld 1863. 
1109 Suter, Joh. Kaspar, Mouatliche Pflanzungslust in Baum- 

und Krautgarten. Schaffhausen 1666. 
135 Styrzeln, Beschreibung der Rothenburger Landwehr. 

1691. 
193 Taciti Annalium Libri Sedecim. Lugduni, apud heredes 

Seb. Gryphii 1559. 
277 Tafel, De variis nuptiarum generibus apud Romanos. 

Oehringen 1832. 
238 Teutschland in geographisch-statistiscker Beziehung seit 

den letzten tausend Jahren. Leipzig 1814. 
F. 183 Thesaurus Morellianus. Amsterdam 1734. 2 Bde. 

1030a b Thorn a, W., Der ehemal. Hochaltar in der Karmiler- 

kirche zu Hirschhorn a. N. Heidelb. 1903. 2 Expl. 
893 Thud ich um, Gau- und Marktverfassung in Deutsch- 

land. Giessen 1860. 

Thumb, v., s. E. Boger. 

Thungenthal s. Cless. 
443 T i t o t , Beschreibung und Geschichte der Hauptkirche zu 

Heilbronn a. Neckar. Heilbronn 1833. 
254 — Kirchengeschichtliche Beitr&ge fiber Stadt und Ober- 

amt Heilbronn. Heilbronn 1862. 
1 122 Traub, Fr., Aus der Geschichte des Sch6ntaler Seminars. 

Jubilaumsprogramm 1910. 
408 T r a u s c h , Schriftsteller-Lexikon oder biograph.-litera- 

rische Denkbl&tter der Siebenburger Deutschen. 2 Bande. 

Kronstadt 1868. 
139 Trier, Einleitung in die Wappenkunst. Leipzig 1729. 
160 Tri ttheim, Chronicon von der Franken Vrsprung, 

Herkommen und Zunamen. 1605. 
990 T r o 1 1 s c h , E. v., Die Pfahlbauten des Bodenseegebiets. 

1902. 

987 Tschukert, Die bisher unbekannte Schwabisch-Haller 
Handschiift der Augsburger Konfession. 
F. 118 Tubingen. Festschrift zur IV. Sec.-Feier der Univ. Tiib., 
von der K. offentl. Bibliotliek zu Stuttgart (Heyd, Wint- 
terlin, Schott, Fischer) — Levantehandel, Grabdenk- 
male Herzog Christophs und seiner Familie, Herzog Ludwig 
und die franz. Prot., die mittel-niederl&ndischen Roman 
der Lorreinen. Stuttgart 1877. 
Tubingen s. a. Bok — Bunz — Mohl. 

464 Uffenbach, v., Merkwurdige Reisen durch Nieder- 
sachsen, Holland und Engelland. 5 Tie. Ulm 1754. 

53 



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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

Uffenheim s. Georgii. 
692 U h 1 a n d , Althochdeutsche und niederdeutsche Volkslieder. 

2 Bde. Stuttgart 1844 f. 

Ulm s. Greiner — Haffner — Keim — Pfleiderer — 

Pressel. — T. S. 
431 1 — 16. Untertnainkreis. Archiv des historischen Vereins 

fiir den Untermainkreis. Bd. 1—16. 1833—1863. 

Urkundenlehre s. Baring — Leist — Oesterley — 

Sauter — Spiess — Stocker. 

86 Ussermann, Episcopatus Bambergensis chronologiae et 
diplomatiae illustratus. St. Blasien 1794. 

87 — Episcopatus Wirceburgensis chronologice et diplomatice 
illustratus. St. Blasien 1794. 

477 Unger, Karlamagnus Saga ok Kappa Hans. Fortaellinger 
om Keiser Karl Magnus og Hans Jaevninger. Christiania 
1860. 

435 — Fortaelling om Thomas Becket Erkebiskop af Canter- 
bury. Christiania 1869. 

340 V a i h i n g e r , Das Leben und Wirken des Reformators 
Johannes Brenz in Verbiudung mit Nachrichten iiber die 
ersten Herolde der evang. Kirche in Franken u. Schwaben. 
Stuttgart 1841. 

838 V a i 1 1 a n t , Numismata. Rom 1 793. 

385 Valentine, History of the City of New-York. New- 
York 1853. 

513 Vehse ? Geschichte der kleinen deutschen H6fe. 9. T. Die 
Mediatisirten. Hamburg 1858. 

116 Venator, Historischer Bericht von dem Marianisch 
Teutschen Ritterorden. Niimberg 1680. 

836 Aeneae Vici Parmensis opera. Paris 1618. 

455 V i e r o r d t , Badische Geschichte bis zum Ende des Mit- 
telalters. Tttbingen 1865. 

557 V i s c h e r und Stern, Basler Chroniken. I. Bd. Leip- 
zig 1872. II. Band von Vischer und Boos. 1880. 

373 Voigt, Handbuch der Geschichte Preussens bis zur Zeit 
der Reformation. 3 Bde. Konigsberg 1850. 

445 — - Geschichte des deutschen Ritterordens in seinen 12 
Balleien in Deutschland. 2 Bde. Berlin 1857. 

350 Volz, Beitrage zur Geschichte des Weinbaues in Wurtt em- 
berg von den altesten bis auf die neuesten Zeiten. Stutt- 
gart 1852. 

970 Wackernagel, K. E. P., Das deutsche Kirchenlied von 
Luther bis Blaurer. Stuttg.1841. 

541 Wagner, Die vormaligen geistlichen Stifte im Herzogtum 
Hessen. 1. und 2. Bd. 1873. Tafeln dazu Fol. 83. 
1040 Wagner, E., Ueber Museen u. iiber die Grossherz. Staats- 
sammlungen fiir Altertums- und Volkerkunde in Karlsruhe. 
Karlsruhe 1906. 

54 



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I Biicher und gebundene Manuskripte. 

1063 Wagner E., Fundstatten und Funde im Grossherz. 
Baden. I. Oberland. Tub. 1908. 

351 Waitz, Das alte Recht der Salischen Franken. Kiel 1846. 

312 Walchius, De Deo Taranucno commentatio. Jena 1766. 
Walsdorf s. Deissmann. 

288 Walt her, Die Alterthiimer der heidnischen Vorzeit inner- 
halb des Grossherzogthums Hessen. Darmstadt 1869. 

582 Waltz, Die Flinsheimer Chronik. Zur Geschichte des 
XV. und XVI. Jahrhunderts. Leipzig 1874. 

129 Wappenkalender. o. 0. 1759. 

Wappenkunde s. v. Alberti — Albrecht — Bernd - Gat- 
terer — Geschichtskalender — Grote — v. Hefner — Herold 
— Hohenlohe F. K. — Michelsen — Oetter — Seyler — 
Stammwappen — Weigel. B XXV. 

674 1—10. Washington. Smithsonian Institution zu Washing- 
ton: Report. 1868. 69. 71—78. 

388 — Second Annual Report of the Board of Indian Com- 
missioners for 1870. Washington 1871. 

853 Wattenbach, Geschichtschreiber der deutschen Vor- 
zeit. 2. Aufl. 

— — Bd. I: Rflmerkriege. 

854 — — Bd. II: Ammian. Severin. Jordanes etc. 

855 — — Bd. Ill: Prokop. Isidor. Fredegar. 

930-37 — Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit 8.-11. 

Jahrh. Leipzig 1888-93. 
345 — Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur 

Mitte des 13. Jahrhunderts. Berlin 1858. 
1007 — Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. 7. Aufl. 

I. Bd. Stuttgart 1904. 
403 Watterich, Der deutsche Name Germanen und die 

ethnographische Frage vom linken Rheinufer. Paderborn 

1870. 
528 W. B. Zur Erinnerung an W(ilhelmine) B(auer). 
334 Weber, Vom Selbstgefuhle und Mitgefiihle, ein Beitrag 

zur pragmatischen Anthropologic Heidelberg 1807. 
572 — Die Philosophie in ihrem Geiste und Grenzpunkte. 

Oehringen 1809. 
631 — Karl Jul., Verfasser des Demokritos, dessen Biographic 

Stuttgart 1834. 
939 — P., Geistliches Schauspiel und kirchliche Kunst. Stutt- 
gart 1894. 
958 — Die Wanddenkmale zu Burgfelden. Darmstadt 1896. 
34 W e g e 1 e , Fiirstbischof Gerhard und der Stadtekrieg im 

Hochstift Wirzburg. Nordlingen 1861. 
640 — Zur Literatur und Kritik der frankischen Nekrologien. 

N6rdlingen 1864. 

55 



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I. Biicher und gebundene Manuskripte. 

717a. Weidenbach, Calendarium historico - christianum 
medii et novi aevi. Regensburg 1855. 
F. 75 — Calendarium historico-christianum medii et novi aevi. 
Chronologische und historische Tabellen zur Berechnung 
der Urkundendaten und zur Bestiramuug der christlichen 
Feste. Regensburg 1855. 
F. 62 Weigelisches grosses und vollkommenes Wappen- 
buch. 2 Bde. Nftrnberg 1734. 
Weikersheim s. C. F(ischer) in A(delsheim) — Kern. 
713 Weiinbrenner, A., Die Schlosskapelle zu Heiligenberg 
und deren Wiederherstellung. 
F. 158 We in land, D. F., Uel)er die in den Meteoriten ent- 
deckten Tierreste. Essl. 1882. 
778 Weinlig, Traug., Briefe fiber Rom. Dresden 1782. 

Weinsberg s. Dillenius — Jftger — Kern. 
379 Weiss, Kostumkunde. Handbuch der Geschichte der 
Tracht, des Banes und des Gerates der Volker des Alter- 
tums. 4 Bde. Stuttgart 1860. 
809 — J. G., Regesten der Freiherrn v. Adelsheim. Mann- 
heim 1888. 

Weisstnburg i. Nordgau s. Kerler. 
942 W e i t b r e c h t , G., Wanderungen durch Geislingen und 

Umgebung. Geislingen 1896. 
40 Weizsacker, Deutsche Reichstagsacten unter Konig 
Wenzel. 1. Abt. 1376-1387. 2. Abt. 1388-1397. Miinchen 
1867 und 1874. 
40 — Deutsche Reichstagsakten. Bd. VII: K. Sigmund 
1410-1420, von Kerler. 1878. 
1000 W e 1 1 e r , Fi\, Kurzgefasste hohenlohische Reformations- 

geschichte. Oehringen 1903. 
963 — K., Die wirtschaftliche Entwicklung der Ludwigsburger 

Landschaft. 1899. 
959 a — Hohenloh. Urkundenbuch. 2 Bde. Stuttg. 1889-^1902- 
9(57 — Wurttemb. in d. deutschen Geschichte. Stuttgart 1900. 
1011 — Geschichte des Hauses Hohenlohe. 2 Bde. Stuttgart 
1904-08. 

1047 — Die altestc Geschichte von Schwab. Hall. Vortrag. 

(Beil. z. Staatsanz. 1906.) 
382 Weng u. Guth, Das Ries, wie es war und wie es ist. 

Nordlingen 1835 ff. 
55 W e n k , Hessische Landesgeschichte. Mit einem Urkunden- 
buch und geographischen Karten. 1. Bd. Frankfurt 1783. 
482 d Werfer, A., Leben des G. M. Wittmann, Bischofs von 
Regensburg und des Alexander von Hohenlohe, Bischofs von 
Sardica. Schaffhausen 1856. 

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1 , * «F J f I . I P' UI 



I. Bucher und gebundene Bfanuskripte. 

540 Werner, Die Mediascher Kirche. Hermannst. 1872. 
808 W e r n 1 e r , Job., Pfarrer zn Orlach. Erhebl. Ursachen 
u. s. w. 1592. 
F. 64 Wertheim. Genealogia illustrissimae domus Werthemii in 
causa Stollberg contra Isenburg. 
— s. a. Aschbach 2 - E. Neu — B. XIV., 
F. 209 Westernhausen, OA. Ktinzelsau. Dorfordnung von W. 
B XVII. 
32 Weylerus, Origines et elogia hoenlogica etc. Jenae 

1710. 
43 W i b e 1 , Lebensgeschichte des Grafen Sigismund v. Hoheu- 
lolie. Frankfurt 1748. 
960 — Hohenlob. Kirchenhistorie. 1. Teil. Onolzbach 1752. 
81 — Hohenlohische Kirchen- und Reformations - Historic 

4 Teile in 2 Bdn. 1753. 
204 Wi d d e r , Geographisch-historische Beschreibung der kur- 
fiirstlichen Pfalz am Rhein. 1., 2. und 4. Band. Frank- 
furt und Leipzig 1786 - 88. 
1028 Wiedersheim-Kuppinger, Blatter z. Erinn. an den 
Uebergang der Schalksburgherrsch. an Wiirtt. Sttgrt. 1905. 
F. 67 Widmann, Chronica der lCblichen Reichstatt Schwa- 
bischen Hall, dero Landschaft, Burgen etc. Manuskript 
1553. (Grosse Chronik.) 
F. 200 — Chronik der lObl. Reichsstadt HaU v. 1553. Manuscr. 
(Codex Sandel.) 
52 — Vom Vrsprung und Herkommen der Lflblichen Reichs- 
Statt Schwabischen Hall. Manuscript. (Kleine Chronik.) 
634 Wiederhold, Conrad, siehe Sch5nhuth. 

Wiegendruckes. Seb. Frank (1 536) — Heilbronn, Statuten 
(1541) — Fuchs, Leonhard (1545) - Interim (1548) - 
Tacitus 1559. 
788 Wi eland, M., Wurzburg im Bauernkriege und Geschichte 

des Kitzinger Bauernkriegs. 1887. 
577 W i g a n d , Wetzlar'sche Beitrage fur Geschichte und Rechts- 

altertiimer. 3. Bd. Wetzlar 1847. 
332 Willi el mi, Beschreibung der alten deutschen Todtenhiigel 

bei Sinsheira. Heidelberg 1830. 
639 — Geschichte der vormaligen freien adeligen Benediktiuer- 
Abtei Sunnesheim. Sinsheim 1851. 
F. 120 Wilhelmi-Klunzinger, Beschreibung und Geschichte 
der Burgruine Steinsberg bei Sinsheim. Heidelberg 1857. 
795 Wille, Landgraf Philipp von Hessen und die Restitution 
Ulrichs von Wirtemberg. Tubingen 1882. 
Wimpfen s. Frohnhauser — Heid — von Lorent — Ad.Zeller. 
Windischbuch s. Stocker. 
F. 41 Winkelmann, Hessische Chronik. 

264 Wirth, Geschichte des Marktfleckens Hassmersheim am 
Neckar. Heidelberg 1862. 

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J. Biicher und gebundene Manuskripte. 

F. 146a. Wittmann, Geschichte der Landgrafen v. Leuchten- 

berg. 
342 Wolf, Die Geschichte von Franken durch Beitrage er- 

weitert. Wlirzburg 1819. 
539 h. Woltersdorf, Rechtsverh&ltnisse der Greifswalder 

Pfarrkirchen im Mittelalter. Greifswald 1888. 

Wolchingen s. Stocker. 
F. 127 W fir ner , 2. Erganzungsheft zu den Regesten der Pro- 

vinz Starkenburg. Darmstadt 1870. 
321 Wunnenstein. Der Wegweiser zum — . Eine Erzahlung 

von den Geschichten und Sagen dieses Berges etc. Besig- 

heim 1842. 
291 Wiirdtwein, Nova subsidia diplomatica ad selecta juris 

ecclesiastici Germaniae et historiarum capita elucidanda 

etc. Tom. I. Heidelberg 1781. 
F. 44 Wiirttemberg. Herzog Ludwig von Wiirttemberg. Sechs 

Leichenpredigten. 

59 — Moniraenta Virginum Sacrarum in Principum Wirtem- 
bergicorum ergastulo liter ario etc. (Wurttbg. Frauen- 
klfister.) 

60 — Documenta rediviva Monasteriorum praecipuorum in 
Ducatu Wirtembergico sitorum etc. Tub. 1646. 

703 — Wurttembergische Handwerksordnungen. Zweiter Teil 

851 a. — Landordnungen des Herzogt. Wiirttemberg. Stg. 1698. 

851 b. Dasselbe. Stuttgart 1735. 
1113 — Wiirtt. Landesordnung. Stuttgart 1709. 
F. 187 — Wurttemb. grosses Kirchengesangbuch. Stuttg. 1711. 

565 a.— c. Wiirttemb. Gesangbuch. Stg. 1768, 1799, 1820. 

565 — Herzogl. Wiirtt. Gesangbuch. Stuttgart, Cotta 1779. 
1093 — Wiirtt. Gesangbuch. Stuttgart 1805. 
1096 — Wiirtt. Gesangbuch. 3. Aufl. Stuttgart. 

850 — Landrecht des Herzogt. Wiirtt. Stuttg. 1716. 

226 — Wirteraberg; Pietismus. Schreiber. Schulen. Erziehung 
und Aufklarung. 1787. 

244 — Neu- Wirteraberg. Geographische und statistische Be- 
schreibung der % an Wirtemberg gekommenen neuen Lander 
und Stadte etc. Ulm 1804. 
F. 57 — (Invasion) Wurttembergica und Hohenloica aus der 
Zeit des Konigs Friedrich. 

237 Ausspriiche des Rechts und der Pilicht in Beziehung auf 
die Bemerkungen tiber Wiederherstellung der landst. Ver- 
fassung von Wiirttemberg. 1. Abt. 1815. 

261 — Entwurf der Verfassung fur das K5nigreich -Wiirttem- 
berg. Vom Konig der Standeversammlung mitgeteilt. 
Stuttgart 1817. 

432 — Wurttembergische Jahrbucher fur vaterlandische Ge- 
schichte, Geographie, Statistik und Topographic Heraus- 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

gegeben vom statistisch-topographischen Bureau. Stutt- 
gart und Tubingen, von 1818 an. (Fehlt 1859 u. 1871.) 

330 Wiirttemberg. K5nig Friedrich von Wiirttemberg. Leip- 
zig 1819. 

509 — Be^chreibung des Konigreichs Wiirttemberg nach ber- 
a ra t e r n. Stuttgart 1824 ff. 1. Reutlingen. 2. Mttnsingen. 
3. Ehingen. 4. Riedlingen. 5. Rottenfcurg. 6. Saulgau. 
7.Blaubeuren. 8.Urach. 9.Cannstatt. 10. Waldsee. ll.Ulm. 
12. Ravensburg. 13. Biberach. 14. Tettnang. 15. Wangen. 
16. Kirchheim. 17. Geislingen. 18. Leutkirch. 19. Heiden- 
heim. 20. Goppingeu. 21.Esslingen. 22. Welzheim. 23. Hall 
(3 ExpL). 24. Gerabronn (2 Expl.). 25. Niirtingen (2 Expl.). 
26. Waiblingen. 27. B5blingen. 28. Stuttgart (Amt). 29. 
Schorndorf (fehlt). 30. Leonberg. 31. Gaildorf. 32. Besig- 
heim. 33. Aalen. 34. Herrenberg. 35. Laupheim. 36. Stutt- 
gart (Stadt). 37. Vaihingen. 38. Freudenstadt. 39. Lud- 
wigsburg. 40. Calw (fehlt). 41. Neuenburg (fehlt). 42. Na- 
gold. 43. Weinsberg. 44. Sulz. 45. Heilbronn. 46. Oeh- 
ringen. 47. Horb. 48. Marbach. 49. Tubingen. 50. Obern- 
dorf 51. Grnund. 52. Maulbronn. 53. Backnang. 54. Neres- 
heim. 55. Brackenheim. 56. Rottweil. 57. Spaichingen (fehlt.) 
f>8. Tuttlingen. 59. Mergentheim. 60. Balingen. 61. Neckar- 
sulm. 62. Kiinzelsau. 63. Crailsheim. 64. Ellwangen. 

901 — Oberamtsbeschreibungen, Neue Folge: Bd. 1: Reut- 
lingen. Stuttg. 1893. 2: Ehingen. Stuttg. 1893. 3:Cann- 
statt 1895. 4: Ulm 1897. 5: Rottenburg 1900. 6: Heil- 
bronn 1902 ff. 

459 — Denkmale des Altertums und der alten Kunst in Wiirt- 
temberg. Zusamraengestellt von dem stat.-top. Bureau. 
Stuttgart und Tubingen 1843. 

523 — Rechtliches Gutachten, die Beschwerden der Standes- 
herren betreffend. Heilbronn 1845. 

1098 — Vorschrift im Wachdienst fiir die Wurtt. Burgerwehr. 
Stuttgart 1848. 

1099 Exerzier- Vorschrift fiir die wiirttbg. Burgerwehr. Stutt- 
gart 1848. 

F. 217 — Verhandlungen der Abgeordnetenkammer. 1848/49. 

F. 224'— Wurtt. Urkundenbuch. I— X 1849 ff. 

447 — Wiirttemberg, das Konigreich. Eine Beschreibung von 
Land, Volk und Staat. Vom stat.top. Bureau. Stuttgart 
1863. 

F. 84 — Verzeichnis der Ortschaften des Konigreichs Wiirttem- 
berg. Herausgegeben vom K. stat.-top. Bureau. Stutt- 
gart 1874. 

F. 86 — Wurttemb. Vierteljahrshefte fiir Landesgeschichte von 
Band I (1878) an, in je 2 Expl. 
1055 — Theol. Studien aus Wiirttemberg a— d. 1881. 4 Hefte. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

689 Wurttemberg. Katalog der Wiirtt. Landesgewerbeausstellung 

1881. Gruppe 16: Altertiimer. 
781 — Wurttemberg, das Kflnigreich, Beschreibung von Land, 

Volk u. s. w. Stat. LA. 1882-1886. 3 Bde. 
736 — Wfirttemb. Neujahrsbiatter : 1884, Bossert, Eberhard i. B.; 

1885, Lang, Schiller und Schwaben ; 1886, Buck, Auf dem 

Bnssen; 1887, Rumelin, Dhland; 1888, Schott, Wflrttemberg 

und die Franzosen im Jahr 1688. 

895 — Blatter fur Wiirtt. Kirchengeschichte, hsg. v. Herr- 
mann. 1886-1895. 

816 — Uebersicht fiber die Lit. der wurttemb. Landeskunde 
(vom Verein ffir Handelsgeogr.). Stuttgart 1888. 
F. 181 — Wurttemberg und sein Konig 1864—1889. Zum 25jahr. 
Regier.-Jub. Stuttgart 1889. 

872 — Kunst- und Altertumsdenkm&ler. Von Ed. Paulus. Text 
und Atlas mit Erganz. Stuttgart 1891 ff. 

896 — Wurttemb. Kirchengeschichte von Bossert, Keidel, Hart- 
mann, Kolb. Stuttgart 1893. 

915 — Wurttemb. Geschichtsquellen Stuttgart. 

1. Herolts Chronik von Hall 1894. 

2. Cod. Lauresham. etc. 1895. 

3. Urkundenbuch von Rottweil 96. 

4. u. 7. „ „ Esslingen 99 u. 05 ff. 

5. w „ Heilbronn. 

6. Widmann, Chronik der Stadt Hall 1904. 
8. Das rote Buch der Stadt Ulm 1905. 

999 — Herzog Karl Eugen von Wurttemberg und seine Zeit. 
Herausg. vom Wiirtt. Gesch.- und Alt. -Verein. Stuttgart 
1903-1909. 

Wurttemberg s. a. v. Alberti — Fr. L. Bauraann — G. Bossert 
(3) — Cast — Ernst — Hamburger — Haug u. Sixt — Herr- 
mann — Heyd — Keppler — Koch — Magirus — Martens — 
Mayer — Memminger 2 — Miller 3 — Moser — Nestle — 
Oechsle — Paulus 2 - Pfaff 3 — Pfeil — Pfister — Pfizer — 
Planck — Regelmann — Reyscher — Sattler (2) — Scheffer 

— Schliz — E. Schneider 3 — SchGnhaar — Schonhuth 2 — 
Stadlinger — Steiff — Stalin, Chr. F. — Stalin, P. F. 2 — 
Steinhofer — Volz — Wille — - Zacharia. 

F. 6 1 Wurzburg. Landgerichtsordnung des Stifts Wurzburg und 
des Herzogtums zu Franken. 1733. 
556 a u. b — Monumenta boica. Vol. XXXVII (Monachii 1864) 
und XXXIX (Mon. 1868). In beiden Monumenta epis- 
copatus wirziburgensis. 

Wurzburg s. a. G. Bossert — Buchinger 2 — Gropp — 
Himmelstein — Juritsch — Ludewig — Reuss — Sartorius 

— Schaffler u. Henner — Schopf — Stumpf — Ussermann 

— Wegele — Wieland. 

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I. Bucher und gebundene Manuskripte. 

Zabergdu s. Klunzinger. 
314 Zachariae, Die Souveranet&tsrechte der Krone Wurttem- 
berg in ihrem Verbal tnisse zu den standesherrlichen Eigen- 
tumsrechten des fiirstlichen Gesamthauses Hohenlohe. Hei- 
delberg 1836. 

179 Zapf, Leben, Char, und Schriften Herrn Clir. Hansel- 
manns. Augsb. 1776. 

180 — Versuche und Bemerkungen zur Erlauterung der 
hohenloh. alteren und neueren Geschichte. 1 Stuck. Frank- 
furt etc. 1779. 

643 Zeibig, Beitrage zur Geschichte der Wirksamkeit des 
Basler Concils in Oesterreich. Besonderer Abdruck aus 
dem Maiheft 1852. 
F. 11 Zeilleri Itinerarium Italiae nov-antiquae. Frankfurt 1640. 
F. 10 — Topographia Galliae. 4 Bde. Frankfurt 1655-1661. 
1046 Zeller, Ad., Ueber stadtische Museen. Vortrag. Darm- 
stadt 1904. 
1045 — Fflhrer durch die Stiftskirclie in Wimpfen. Darmst. 1905. 
1051 — J., Paulus Speratus. Stuttgart 1907. 
1058 — Aus dem 1. Jahrhdt. der gefurst. Probstei Ellwangen. 

Stuttgart 1908. 
449 Ziemann, Mittelhochdeutsches Worterbuch zum Hand- 

gebrauch. Quedl. 1838. 
451 Zimmermann, Geschichte des grossen Bauernkriegs. 
Nach Urkunden und Augenzeugen. 2 Bde. Stuttgart 1856. 
Zimmern s. Barack — Ruckgaber. 
962 Zingeler und Laur, Die Bau- und Kunstdenkmaler in 
den Hohenzollernschen Landen. Stuttgart 1896. 
F. 143 Zopfl, Die Hauptmanuschaft des Gotz v. BerHchingen im 
grossen Bauernkriege vom Jahr 1525. Nach bisher un- 
gedruckten Prozessakten. Heidelberg 1850. 
F. 92 Ziiricher Wappenrolle. 0. 0. u. J. 

675 Zwanziger, J., Matrikel der Freiherrlich von Crails- 
heimischen Gesamtfamilie. 1879. 



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II. Laufende Zeitschriften a. Tauschschriften. 



1. Zeitschrift 

des historfschen Vereins fflr das Wfirttembergische Franken. 



NB. Die einzelnen Hcfte sind, soweit nicht vergriffen (f), beim Bibliothekar fur 
75 Pfg. bis 2 Mk. kauflich. 

I. Bd., Heft 1 (1847) f Die Ritter von Bachenstein. - Die Grafen 
von Dttren. 

2 (1848) f Hoheulohische Genealogie — Deutschordenskom- 
mende Mergentheim. — Bielriet und Veinau. — Die Herren 
von B&chlingen. — Braunsbach. — Der Schenkenbecher in 
Gaildorf. 

3 (1849) f Gottfried von Hohenlohe. — Kloster Anhausen. — 
Limpurgiana. — Die Edeln von Jaxtberg. — Wachbach. 

II., 1 (1850) f Krautheim. — Stadt u. Kollegialstift Oehringen. — 
Lohr und Crailsheim. — Pfuzingen, Stammsitz der Herren 
von Hohenlohe. — Grafen von Vellberg. — Die Dynastie 
von Entsee. — Belsenberg. — Denkmale der Kirche zu 
Weikersheim. 

2 (1851) f Albrecht von Eyb. — Burg Neuenhaus. — Die 
Freiherrn v. Adelsheim. — Limpurgiana. — St. Katharina 
in Hall von Merz. 

3 (1852) f Der deutsche Ritterorden in Franken. — Die 
Romer im nordlichen Wirtemberg und Hall. — Kloster 
Schontal. — Das traurige TurneL — Zur Geschichte des 
deutschen Ordens. — Wachbacher Gemeindeordnung. — 
Urfehd derer von Ottelfingen. — Denkmal der Grafen 
Georg zu Henneberg. — Der Turm zu Kreutheim. — 
Burg Hohenhard. 

Ill, 1 (1853) f Die Grafen von Rothenburg— Komburg. — Die 
Edelherrn von Mergentheim. — Die altesten Herrn von 
Weinsberg. — Die gelehrten Unterrichtsanstalten in Hall. — 
Die Herren von Aschhausen, Rossach und Marlach. — 
Gemeindeordnung von Pfizingen. — Die Kapelle von Ober- 
wittighausen. — St. Wendel z. Stein im Jagsttal. 

2 (1854) Burggraf Friedr. III. von Nurnberg-Zollern. — Kloster 
Schontal. — Die Kirchen und Kapellen von Mergentheim. 

3 (1855) f Geschichte von Kreglingen und Umgebung. — 
Die Grafen von Wertheim — Haldenberg und Pfiitzingen. 

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II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

1. Zeitschrift des hist. Vereins fur das wurtt. Franken. (Forts.) 

— Das Reichsdorf Althausen. — Der Rflter-Turm und die 
Burg Oberroth. 

IV., 1 (1856) Bocksberg und der Schupfer Grund. — Heinrich 
von Hohenlohe, 7. Hochraeister des Deutschordens. — Ge- 
meinbuchlein des Weilers Hachtel. — Wappen von Limpurg. 

2 (1857) Freiherrn v. Stetten auf Kocherstetten. — Lauden- 
bach und die Bergkirche. — Herrenzimmern. — Das Spital 
in Gundelsheim. — Kiinzbach und Schubberg. — Eine 
Chronik von Satteldorf. — Centgericht zu Haldenberg- 
stetten. — Die Herreu von Hornberg. 

3 (1858) f Wolfram von Nellenburg. — Spital zu Mergentheim. 

— Buchenbach. — G5tz von Berlichingen rait der eisernen 
Hand. — Die Grabdenkmaler der Herren v. Berlichingen 
in Schontal. Die alte Burg Mockmuhl. — Die Walden- 
burger Fastnacht anno 1570. 

V., 1 (1859) Rittergeschlechter von Bachlingen,Dorzbach,Klepsau, 
Marlach, Bieringen, Aschhau^n, Rossach, (Jagst)Hausen, 
Alfeld, Eicholzheim und Eubigheim. — Buchenbach. — 
Schiipf. — Crailsheim unter den Hoh6nlohe im 14. Jahrh. 

— Gerlachsheim. — Die Herren von Rosenberg. — Die 
Kapelle von Standorf. — Die Kirche von Munster. — Der 
Altarschrein von Mistlau. 

2 (1860) Konrad von Berlichingen. — Walther von Cron- 
berg, 1. Deutschmeister. — Chronik der Herren von Eyb. 

— Stiftskirche von Oehringen. — Kirche zu Gaildorf. 

3 (1861) f Das deutschmeisterische Neckaroberarat. — Die 
Grafen von Oehringen und Weinsberg. — Israeliten in 
Franken. — Ailringen. — Hornberg. — Goethes Abstam- 
mung aus dem Hohenlohischen. — Der alte Kronleuchter 
zu Koraburg. Die Tiirme der Komburger Stiftskirche. 

VI., 1 (1862) Die Grafschaft Geyer. — Centen von Mosbach, 
Weickersheim und Oehringen. — Buchdruckerei in Franken 
und Hall. — - Domeneck. — Die Schenkenkapelle in Kom- 
burg. — Die Truchsesse von Baldersheim. — Die Edeln 
von Zimraern und Lauda, von Ingelstadt, Krensheim und 
Gamburg. 

2 (63) Ingelfingen. — Die 7 Burgen zu Hall. — Die Grafen 
von Seckendorf. — Hohenlohische Entschadigungen durch 
den Reichsdeputationshauptschluss. — Garnberg. — Kloster 
Gnadental. — Der Marienaltar der Herrgottskirche bei 
Creglingen. 

3 (64) Der ostfr&nkischeDialekt in Kunzelsau. — Das Ritter- 
gut Braunsbach. — Die Freiherrn von Ellrichshausen. — 
Ausiibung der Heilkunde. — Das Kttnzelsauer Fronleich- 
namspiel. 

VII., I (1865) Die aitesten Verbindungen des wirt Frankens mit 
dem Wirtemb. Fflrstenhause. — Lichtel und die Herren 

63 



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If. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

1. Zeitschrift des hist. Vereins fur das wurtt. Franken. (Forts) 

von Lihental. — Das Gaunerwesen um 1570. — Die 
Hohenstaufen und die Schenken von Lirapurg. — M5ck- 
muhler Centordnung 1729. — Die Burg Weinsberg. — 
Die Grenzen des Mulachgaus. — Der Buzzenwolf in Hall. 

2 (1866) Ein Gang durchs Taubertal (von W.H. Riehl). — 
Thalheim an der Schotzach. — Die Herren von Vohenstein. 

— Kulturgeschicbtliches aus Wertheim. — Die Kirche zu 
Weinsberg. 

3 (1867) Die Graf en von Laufen. — Die Herren von Nei- 
deck und Maienfels. — Heilbronns Auslagen fiir Goz von 
Berlichiugen 1519. — Die kirchl. Bruderschaft bei der 
St. Johanniskirche zu Crailsheim. — Die Lorenzkirche zu 
Niedernhall. — Die Haller Landwehr. 

VIII., 1 (1868) Die Graf en von Lobenliausen und FIfigelau. — 
Helfenberg. — Sittengeschichte des 16. Jahrhunderts. — 
Die Herren von Talheim. — Bockingen und Altbockingen. 

— Die Israeliten zh Mergentheim. 

2 (1869) Die Grafen von Calw und Lowenstein. — Die Zu- 
stande in Franken im 16. Jahrhundert. — Die Herren von 
Horkheim. — Das Bethschwftren. — Die Johanniterkom- 
mende zu Mergentheim. — Zur Deutung von Ortsnamen. 

— Lohr. — Herrn von Stetten, Haldermannstetten. 

3 (1870) Lowenwirt Merkle von Neckarsulm und Kaufmann 
Link von Heilbronn. — Die <Genossen des Buchh&ndlers 
Palm. — Familien gr&flichen und hCheren Stands mit Be- 
sitzungen in wirt. Franken. — Das Hall-Limpurgiscbe 
Flosswesen und die w Bauernrechnung a . — Die Herren von 
Klingenfels. — Helmbund. — Die von Thttngeu'sche Fehde 
mit Rothenburg o. T. 

IX., 1 (1871) f D^ Weinsberger Weibertreu. — Johanniterkom- 
mende Affaltrach. — Die Herren von Thierbach. — 
Gnadental. — Lehrensteinsfeld. — Zur Gesch. v. Komburg. 

— Die Kapelle von Oberwittighausen. 

2 (1872) Die Herren von Rosenberg. — Die Haller Zwie- 
trachten. — Vom Sanit&tswasen im 16. u. 17. Jahrh. — 
Ab- und Zuzug von Gemeindegenossen im 16. Jahrh. — 
Stift Komburg und Gustav Adolf. — Abt Knittel von 
Schontal und die Knittelverse. — Zweck des rflm. Grenz- 
walls. — Der Loffelstein. — Die Lutzelwiese. 

3 (1873) Bachlingen. — Das Johanniterhaus in Hall. — 
Hans Thomas von Absberg in Franken. — Die Buchhand- 
lung Tobias Schweicker in Hall. 

Ausfiihrliches Register liber Band I— IX von Bossert 1877. 

X., 1 (1875) Ueber Sphragistik und Heraldik. — Regesten der 
Herren von Crailsheim, Blobach, Belsenberg, Billingsbach 
und Hertenstein. — Der Name Hall. — Das Pfarrbuch 

• 64 



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II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

1. Zeitschrift des hist. Vereins fur das wurtt Franken. (Forts.) 

von Crailsheim. — Grabschrift des Bischofs Salomon in 
Siilzbach. — Die Kette und Kapelle zu Gellmersbach. 

2 (1877) f Die Inschrift der Kirche zu Weinsberg. — Mittel- 
alterliche Fahnen. — Frau von Kriidener in Heilbronn 1815. 

3 (1878) 2 Stammbftcher in Neuenstein. — Der Zuckmantel 
bei Oehringen. — Zum Bauernkrieg in Franken. — Graf 
Albrecht von Hohenlohe. — Michael Beheim. 

Neue Folge. Anm.: Von dieser „Neuen Folge" erscheint 
etwa alle drei Jahre ein Heft. Das regelm&ssige Organ fiir 
unsere Veroffentlichungen von 1879 an sind die „Wiirtt. Viertel- 
jahrshefte fur Landesgeschichte", denen sich die Hefte der Neuen 
Folge in der Form ganz anschliessen, so dass sie auch rait den- 
selben zusammen gebunden werden konnen. 

Heft I (1882) f- Ehemann, Hohe Besuche im alten Hall. — 
Bossert, Der Bauernkrieg in Franken. — Bossert, Sage 
vom wilden Rechenberger. — Dr. F r i e d r. Karl, Fiirst 
zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfurst, 2 Grabsteine 
aus Gnadental. 

Heft II (85) Boger, Die Stiftskirche in Oehringen. 

Heft III (88) Bossert, Aeltere Geschichte von Komburg. 

Heft IV (92) K o 1 b , Die Franziskaner in Hall. — Fehleisen, 
Zur Geschichte von Honhardt. 

Heft V (94) Kerler, Praraonstratenserinnenkloster Sch&fters- 
heim. — Hassler, Haller Pfennige. — Hartmann, 
Johs. Drandorf, ein Vorkampfer fiir Weinsbergs Recht 
1425. — Kolb, Der Haller Bildhauer Leonhard Kern. 

Heft VI (97) Hassler, 50jahr. Jubelfeier des Vereins. —Kolb, 
Der Haller Chronist Widmann und die Handschriften 
seiner Chronik. — Gradmann, Altfr&nkische Kunst in 
Franken. 

Heft VII (1900) Gmelin, Hall irn Reformationszeitalter. — 
Schnizer, Die Salzburger Emigranten im Frankischen. 

— Graf A d e 1 m a n n , Zerstorung geschichtl. Denkmaier. 
Heft VIII (1903) Bossert, Die Reformation in Creglingen. — 

Bossert, 3 Haller Biographien. — Kern, Seb. Coccius. 

— W e 1 1 e r , Ernst Boger. — Hertlein, Der Marienaltar 
in der Creglinger Herrgottskirche. — v. Stetten- 
Buchenbach, Errichtung von Hochgerichten in ritter- 
schaftl. Land. — Gmelin , Hall in 2. Halfte des 16. Jahrh. 

Heft IX (1906) Bossert, Greisers Reise nach Weinsberg und 
Hall 1531/32.— Bal luff, Die Rat t haussale in Hall. — 
German, Die Erbauung des Rathauses in Hall. 

Heft X (1910) Der vorliegende Katalog der Bibliothek des 
Vereins. 



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II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

2. Vom Verein kftuflich bezogene Zeitschriften, 
Jahrbucher u. s. w. 



Westdeutsche Zeitschrift fur Geschichte u. Kunst. Herausg. 

von Hettner und Lamprecht Von 1888 an. (Bis 1910.) 
Rflmisch-gerraanisches Korrespondenzblatt. Nach- 

richtenorgan-fur die r5m.-german. Altertumsforschung. Herausg. 

von E. Kriiger, Trier. Von 1908 an. 

Friiher: Korrespondenzblatt der westdeutschen Zeitschrift 

fur Geschichte und Kunst von 1888—1907. 
Literarischer Verein Stuttgart. Vollst&ndig von Num- 

mer 122 (Jahrg. 1875) an. 
Deutsche Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft, von 

L. Quidde, 1895. Neue Folge von Seeliger : 

Historische Vierteljahrshefte von 1896 an. 
Blatter fur wttrtt. Kirchengeschichte 1886—95. Neue 

Folge von Keidel, von 1897 an. 
Wtirtt. Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte von 

1889 an. 
Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft fiir 

Anthropologic, von 1892 an, hiezu: 

Pr&historische Zeitschrift, von 1909 an. 
Fundberichte aus Schwaben, vom Wtirtt. Anthrop. Verein, 

von 1893 an. 
Deutsche Geschichtsbl&tter von A. Tille. Von 1899 an. 
Blatter furMtinzfreunde, von Buchenau, Dresden, von 1904 an. 
Bund Heimatschutz, von 1909 an. 
Denkmalspflege, von Sarrazin und Schultze, von 1908 an. 
Der Burg wart, von Bodo Ebhardt, von 1910 an. 
Schwab. Schillerverein Marbach. 
Justinus Kerne r-V e r e i n Weinsberg, von 1909 an. 



3. Tauschschriften 

von Vereinen and Instituten, 

mit welchen der historische Verein fiir Wurttembergisch Franken 
in Verbindung und Schriftenaustausch steht. 

Aachen: Aachener Geschichtsverein. 

Aarau: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau. 

Altenburg: Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft des 

Osterlandes. 
Ansbach: Historischer Verein fiir Mittelfranken. 
Augsburg: Historischer Kreisverein fiir Schwaben und Neuburg. 
Bamberg: Historischer Verein fiir Obei franken. 

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II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

3. Tauschschriften. 
Basel: Historische Gesellschaft. 
Bayreuth: Historischer Verein fur Oberfranken. 
Berlin: Verein fur die Geschichte Berlins. 

„ K. Akademie der Wissenschaften. 

„ Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertums- 
vereine. 

„ (jetzt Leipzig) Verein fur Geschichte der Mark Brandenburg. 
Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. 
Bistritz: Gewerbeschule. 
Bonn: s. Elberfeld. 

Braunsberg : Historischer Verein fur Ermeland. 
Bregenz: Vorarlberger Museumsverein. 
Breslau: Museum schlesischer Altertiimer. 

„ Verein fur Geschichte und Altertum Schlesiens. 
Brunn: Historischer Verein fttr Mahren und Oesterr.-Schlesien. 
Brussel: Analecta Bollandiana. 
Chemnitz: Verein fur Chemnitzer Geschichte. 
Darmstadt: Historischer Verein fttr das Grossherzogtum Hessen. 
Dorpat (Juriew): Gelehrte Esthnische Gesellschaft. 
Dusseldorf: s. Elberfeld. 

Eisenberg: Geschichts- und Altertumsforschender Verein. 
Eisleben: Verein fur Geschichte und Altertumer der Grafschaft 

Mansfeld. 
Elberfeld: Bergischer Geschichtsverein. 
Ellwangen: Geschichts- und Altertumsverein fur Ellwangen und 

Lauchheim. 
Erfurt: K. Akademie gemeinnutziger Wissenschaften. 
Fellin: Felliner Literarische Gesellschaft. 
Frankfurt a. M. : Verein fur Geschichte und Altertumskunde. 
Frauenfeld: Historischer Verein des Kantons Thurgau. 
Freiburg i. B. : Verein fur Geschichte, Altertums- und Volkskunde 

im Breisgau. 
Friedberg: Geschichts- und Altertumsverein Friedberg (Hessen). 
Friedrichshaf en (frtiher Lindau) : Verein fur Geschichte des Boden- 

sees und seiner Umgebung. 
Giessen: Oberhessischer Geschichtsverein Giessen. 
Glarus: Historischer Verein. 
Gmund : Gewerbemuseum. 

Gdrlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. 
Gottingen : Universitatsbibliothek. 

w K. Gesellschaft der Wissenschaften. 

Graz: Historischer Verein fur Steiermark. 
Greifswald: s. Stralsund. 

Halle a. S. : Thuringisch-Sachsischer Geschichts- und Altertums- 
verein. 
Hamburg: Verein fiir Hamburgische Geschichte. 
Hannover: Historischer Verein fur Niedersachsen. 

5* 

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II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

3. Tauschschriften. 

Heilbronn : Gewerbeverein. 

„ Historischer Verein. 

Hermannstadt : Verein fur Siebenbiirgische Landeskunde. 
Hohenleuben: Voigtl&ndischer Altertumsforschender Verein. 
Jena: Verein fur Thuringische Geschichte und Altertumskunde. 
Innsbruck: Ferdinandeum fur Tirol und Vorarlberg. 
Juriew: s. Dorpat. 

Kahla und Roda: Verein fur Geschichte und Altertumskunde. 
Karlsruhe: Konservatorium der Alterturassamnllungen f&r das Gross- 

herzogtum Baden. 
Kassel: Verein fur hessische Geschichte und Landeskunde. 
Kempten : Allgauer Altertumsverein. 
Kiel: Schleswig-Holsteinisches Museum vaterlandischer Altertiinier. 

„ Gesellschaft ftir Schleswig-Holsteinische Geschichte. 
Klagenfurt: Geschichtsverein u. naturhist. Landesmuseum in K&rnten. 
Koln: Historischer Verein fur den Niederrhein. 
Landshut: Historischer Verein fUr Niederbayern. 
Leiden: Maatschappij der Nederl. Letterkunde. 
Leipa: Nordbflhmischer Exkursionsklub. 
Leipzig: Museum fdr VMkerkunde. 

„ Verein fur Geschichte Leipzigs. 

„ (fruher Berlin) : Ver. flir Geschichte der Mark Brandenburg. 
Leisnig: Geschichts- und Altertumsverein. 
Lindau: s. Priedrichshafen. 
Linz: Museum Francisco- Karolinum. 

Lubeck: Verein fur Liibeck'sche Geschichte und Altertumskunde. 
Lflneburg: Altertums- und Geschichtsverein. 
Luxemburg: Institut Luxembourgeois. 
Luzern-Stans : Historischer Verein der ftinf Orte Luzern, Uri, 

Schwyz, Unterwalden und Zug. 
Magdeburg (fruher Salzwedel): Altmarkischer Verein. 
Mannheim : Altertumsverein. 
Meiningen: s. Schraalkalden. 
Meissen: Verein fur Geschichte der Stadt Meissen. 
Mergentheim : Altertumsverein. 

Metz : Gesellschaft fur lothringische Geschichte und Altertumskunde. 
Mitau: Kurlandische Gesellschaft fur Lit. und Kunst. 
Munchen K. Bayr. Akademie der Wissenschaften. 

n Historischer Verein von Oberbayern. 

Mfinster: Verein fiir Geschichte und Altertumskunde Westfalens. 
Neuburg: Historischer Verein fur Neuburg a. D. 
Nfirnberg: Germanisches Museum. 

a Verein fur Geschichte der Stadt Niirnberg. 

Oberlahnstein : Lahnsteiner Altertumsverein. 
Plauen im Vogtland: Altertumsverein. 
Posen : Historische Gesellschaft fQr die Provinz Posen. 

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II. Laufende Zeitschriften und Tauschschriften. 

3. Tauschschriften. 

Prag : Verein fiir Geschichte der Deutschen in Bohmen. 
Ravensburg: Diozesanarchiv von Schwaben. 
Regensburg-Stadtamhof : Hist. Verein von Oberpfalz u. Regensburg. 
Reutlingen: Verein fur Kunst und Altertum. 
Riga : Gesellschaft f&r Geschichte und Altertumskunde der Ostsee- 

provinzen Russlands. 
Roda s. Kahla. 
Rottweil: Altertumsverein. 
Salzwedel: s. Magdeburg. 
St. Gallen: Historischer Verein. 

Schaff hausen : Hist, antiquarischer Verein des KantonsSchaffhausen. 
Schleiz : Geschichts verein. 
Schmalkalden (friiher Meiningen): Hennebergischer altertumsfor- 

schender Verein. 
Schwerin : Verein fur raecklenburg. Geschichte und Altertumskunde. 
Sigmaringen : Verein fur Geschichte und Altertumskunde in Hohen- 

zollern-Sigmaringen. * 

Speyer: Historischer Verein der Pfalz. 
Stade : Verein fur Geschichte und Altertumskunde der Herzogtiimer 

Bremen und Verden und des Landes Hadeln. 
Stans: s. Luzern. 

Stettin : Gesellschaft fur Pommersche Geschichte und Altertumskunde. 
Stockholm : Konigl. Vitterhets Historie och Antiqvites Akademien. 
Stralsund-Greifswald : Rftgisch-Pommerische Abteilung der Gesell- 
schaft fur Pommerische Geschichte und Altertumskunde. 
Strassburg : Historisch-literarischer Zweigverein des Vogesenklubs. 
Stuttgart: Wiirtt. Altertumsverein. 
„ K. Haus- und Staatsarchiv. 

„ K. Statistisches Landesamt. 

„ Technische Hochschule. 

Trier: Gesellschaft fiir ntitzliche Forschungen. 
Ulm: Verein fur Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. 
Vaduz: Historischer Verein fur das Fiirstentum Liechtenstein. 
Washington: Smithsonian Institution. 

Wernigerode: Harzverein fur Geschichte und Altertumskunde. 
Wien : K. K. Akademie der Wissenschaften. 

„ Verein fiir Landeskunde in Nieder5sterreich. 
Wiesbaden: Verein fiir Nassauische Altertumskunde. 
Wfirzburg : Historischer Verein von Unterfranken u. Aschaffenburg. 
„ Polytechnischer Zentralverein fiir Unterfranken und 

Aschaffenburg. 
Zurich: Antiquarische Gesellschaft. 

„ Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz. 
„ Schweizerisches Landesmuseum, Verband der Sch weizerischen 
Altertumsmuseen und Schweizerische Gesellschaft fiir Er- 
haltung historischer Kunstdenkmaler. 
Zwickau: Altertumsverein fiir Zwickau und Umgegend. 

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III. Urkunden und Handschriften. 

U I. Urkunden aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert. 

Stadt Kiinzeisau. 

1242 Conr. v. Schinidelfeld's Verzicht. 

1347 Kaufbrief (Deipper). 

1347 Kaufbrief (Pet. Gerb. Wiese). 
1356 Kaufbrief (Giilt des Siegelbergs). 

1348 Kaufbrief. 

1375 Kaufbrief (Frohwichsall). 

1378 Kaufbrief Sindeldorf Zehnten. 

1380 Weinzehnd Vehrberg. 

1382 Kaufbrief Sindeldorf Zehnten. 

1385 Stiftung Ulrichsberg. 

1390 Kaufbrief Cronhof. 

1454 Kaufbrief (an H. Seybot in Hall). 

1529 Stiftung des H. v. Aufhausen iiber Gtilt zu Nieder- 
giinzbach. 

U II. Urkunden aus dem XIV. Jahrh. 

1346 Ablassbrief fur den Bau der Parochialkirche zu 

Ingelfingen. 
1387 Freiheitsbr. der Stadt Blaubeuren durch Graf 

Johann v. Helfenstein. 

U III. Urkunden aus dem XV. Jahrh. 

Kiinzeisau und Hall. 

1407 Ablass, Cap. zu Kiinzeisau. 

1457 Erbbrief Wittighausen. 

1459 Ehesache. 

1460 Fundationsbr. Kemnat. 
1467 Kaufbr. Kirche zu Kiinzeisau. 

1467 „ Wiese 

1474 „ Lehen zu Wittighausen. 

1478 „ Kiinzeisau, Heiligenfeld. 

1478 „ Wiese zu Neufels. 

1479 Wappenbr. B. u. C. Riischler, Hall. (Kopie v. 1719). 

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III. Urkunden und Handschriften. 

1480 Kaufbr. Mangoldsall. 

1482 Stiftungsbr. Seelmessen. 

1482 Giiltbrief H. Kreutzer, Kttnzelsau. 

1489 Gttltbr. K. Datzler. 

1489 Kaufbr., Webernhof Niedernhall. 

1490 Gttltbr., Hof zu Seisbach. 

1491 Gttltbr. 

1497 Ablassbr. (Cap. in Zimmern). 
1499 Ablassbr., Der Bisch. Laurentius von Wttrzburg. 
(Prozessionen in Kttnzelsau.) 

U IV. Urkunden aus dem XV. Jahrh. 

Meist Kttnzelsau. 

1407 De foricatione. 

1410 Siftung (Wiese zu Fell). 

1410 Mtihle zu Kttnzelsau. 

1410 Kaufbr. Kttnzelsau. 

1415 Kaufbr. Sindeldorf. 

1418 Verhandl. vor dem geistl. Gericht. 

1429 Vertragsbr. Kttnzelsau. 

1439 Bischofl. Verordnung betr. Testamente der Geistl. 
(Kttnzelsau). 

1439 Abmachung fiber Wasserablauf im Hof (Hall). 

1440 Gfiltkaufbrief Hall. 
1438 Kaufbrief Wittighausen. 

1442 Weidberechtigung Kocherstetten. 

1443 Weinbergstiftung Kttnzelsau. 
1447 Stiftung Neuenstein. 

1447 Kaufbr. (WSrth b. d. Pfarrwiese.) 

1447 Gttltbr. Kttnzelsau. 

1449 Kaufbr. Weinbergszehnten (Kttnz,). 

1453 Kaufbr. (Marpachin Gut. Kttnzelsau). 

1484 (auf Karton aufgeklebt). 

U V. Urkunden aus dem XIV. bis XVII. Jahrh. 

„vom Staatsarchiv." 

1389 u. 1437 Bestrafung der beim Kapitel ausbleibenden 

Geistlichen. 
1415 Ablassbr. (Mar. Magd. Alt Kttnzelsau.). 
1459 Ablassbr. Kttnzelsau. 
1478 Ablassbr. Oelberg Kttnzelsau. 
1497 Brief des Bisch. Rudolph v. Wttrzb. Verlegung 

des Landkap. v. Kttnzelsau jiach Ingelf. betr. 
1499 Burgfrieden zu Kttnzelsau. 
1499 Reliquienverehrung in Kttnzelsau. 
1656 Verordn. betr. Schauord. der Schuhmacher in Kttnz. 

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III. Urkunden und Handschriften. 

U VI. Urkunden aus dem XVI. Jahrh. 

Kunzelsau und Hall. 

1500 Ablassbr. (Wolfg. Kap. Kttnz.). 

1500 Gttltbr. Kttnz. 

1501 Jahrtagsstift (Mar. Magd.- Altar Kanz.). 
1512 Kaufbr. Wolfgangsaltar Kttnzelsau. 
1512 Gttltbr. Hall (Lullenthor). 

1514 Kaufbr. Wolfgangsaltar Kiinz. 

1517 Zehntbr. Kirche zu Kunz. 

1518 .Kaufbr. Kirche zu Kttnz. 

1520 Priest erweihzeugnis (Tremel zu Goldpach). 

1522 Notariatsinstrument (Kirchensall). 

1524 Tauschbr. Gnadenthal — Kttnz. 

1544 Zinsbr. Dillingen. 

1561 Burgerrechtsbrief (Rechen). 

1563 Kaufbr. Hall (hinter dem Spital). 

1564 Kaufbr. (Komburg — Kttnzelsau). 

U VII. 

1500 Ablassbr. von 23 Cardiniilen fftr St. Wolfgangs- 
kap. Kttnzelsau sarat bischofl. Bestatig.-Brief 
1501. 

U VIII. Urkunden aus dem XVI. Jahrh. 

Verschiedene Orte. 

1578 Lehenbrjef von Kaiser Rudolf an Gebrueder von 
Crailsheim ttber d. Malefizrecht in Braunspach. 

1584 Stiftungsbr. Mosbach. 

1585 Gttltbr. 

1585 Lehenbrief des Schenken Friedrich zu Limpurg 
ttber den Zehnten von DCrtzbach, Clepsheim, 
Rengershausen, Leippach u. Alten-Crautheim. 

1594 Geburtsbrief Mttnchen. 

1595 Geburtsbr. 
1599 Geburtsbr. 

1597 Urkunde fur Schulmoderator Mandelinus, Heidelbg. 

1598 Wappenbrief Thorn. Schweicker (Hall). 

IJ IX. Urkunden aus dem XVII. Jahrh. 

Hall, Kunzelsau u. a. 

1601 Kaufbr. Hall. 
1606 Geburtsbr. 
1613 Geburtsbr. 

1616 Lehenbrief des Pfaltzgrauen bei Rhein ttber die 
Burg zu Horkheim. 

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1 . v i \ mm ; ' in i *|j ; ^*» 



III. Urkunden und Handschriften. 

1618 Giiltbr. Kunzelsau. 

1618 Giiltbr. Reistingen. 

1620 Geburtsbr. 

1631 Lexbrief. 

1631 Geburtsbr. 

1632 Schenknngsurkunde eines schwedischen Obristen, 

Heilbronn. 
1636 Jurament. electionis des SchSntaler Abts. 
— dto. (unbek. Datums). 

1640 Geburtsbr. 

1645 Kaufbrief (Hall, Laydig). 

1651 Geburtsbr. (Dillmann). 

1652 Mannrecht (Kronau). 

U X. Urkunden aus dem XVII. Jahrh. 

Verse hiedene Orte. 

1605 Geburtsbr. 

1604 Kaufbr. (Dillingen). 

1604 Geburtsbr. (Walden). 

1605 Kurpfaiz. Lehenbr. 

1653 Kurpfalz. Lehenbr. 

1661 Freiheitsbr. (Buser. Basel). 

1666 Geburtsbr. 

1671 Mannrecht. 

1672 Mannrecht (Lossprech. v. der Leibeigenschaft). 

1641 Lehenbr. von Ferd. III. fiber Blutpan in Brauns- 

pach (mit des Kaisers eigener Unterschrift). 

IJ XI. Urkunden aus dem XVIII. Jahrh. 

Hall, Heilbronn u. a. 

1701 Geburtsbr. (Heilbr.) 

1711 Attestat fur Rttcklos (Runkel). 

1715 Kaufkontrakt Hall). 

1727 Lehrbrief (Ktinzelsau). 

1728 Geburtsbr. (Herborn). 
1737 Geburtsbr. (Ordorflf). 
1749 Geburtsbr. (Augsburg). 

1770 Aufnahme d. Cons. R. Wibel (Hall) in d. Augsb. 

Akad. der Ktinste und Wissensch. 
1764 Lehrbrief (Konditorlehrling Heilbronn). 



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III. Urkunden und Handschriften. 

U XD. Urkunden in Abschriften 

(Pap.) und Gedrucktes haupts&chl. 17. und 18. Jahrh. 

Curiosa 

(geschr. u. gedruckt) — meist von geringem Wert. 

Wichtigstes Stiick: 

1555 Gerichtsordnung zu Zottishofen. 

1506 Schiedsgericht Herz. Ulr. zwischen Hohenlohe 

und Mayenfels, Jagd betr. 
1525 Vertzeichnus der abgebrannten 292 Schlosser und 

52 Kl5ster des Stiffts zu Bambergk (gedr.). 
1525 Gedruckter Beschl. des 'schwab. Bundes zu Ulm 

an die Gemeinden, die von der Stadt Schw&- 

bischenhal aufferlegt Straff zu betzalen. 
1549 Abschr. einer Urphede des Hanns Lautz von 

Dachenfeldt. 
1632 Gedruckt. Patent fur Crafft Graf zu Hohenlohe 

als Gen.-Statthalter im Frank. Craiss von 

Gustaff Adolph. 
1688 Pamphlet auf Ludwig XIV., lat. und deutsch. 



B = Handschriftliches in Bfindeln. 

B. I u. II Hohenlohische Prozessakten. 

B. Ill Verschiedene Hohenlohische Urkunden und Akten. 

B. IV Den Uebergang der Hohenlohischen Lande an Wurttem- 

berg betreffend. 
B. V Hohenl. Polizei- und andere derartige Verordnungen. 
B. VI Kirche und Schule in den hohenlohischen Landen betr. 
B. VII Festgrtisse, Trauerreden und Lebenslaufe, betr. fiirstliche 

Personen des hohenlohischen Hauses. 
B. VIII Hohenlohische Hof-, Schreib- und Baurenkalender. 
B. IX Akten die Ober&mter Gerabronn und Langenburg betr. 
B. X Gedruckte und geschriebene Akten, den fr&nkischen 

Kreis betreffend. 
B. XI Akten Gerabronn mit Bezirk betreffend. 
B. XII Schriften, die Orte Assumstadt, Belsenberg, Billigheim, 

Burleswagen, Burgberg, Bemberg, Dottingen, Hohn- 

hardt, Kocherstetten, Selteneck, Speltach, endlich die 

alten Centbezirke betreffend. 
B. XIII Schriftliches, Rothenburg ob der Tauber betreffend. 
B. XIV Akten, die Wertheim, namentlich dortige Kirchenstrei- 

tigkeiten betreffen. 
B. XV Einzelnes, was einzelne fr&nkische Adelsgeschlechter, 

namentlich die Freiherren von Stetten, betrifft. 

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III. Urkunden und Handschriften. 

B. XVI Einzelne Erlasse, Festschriften, Zusammenstellungen, 

welche Haus und Land Wurttemberg betreffen. 
B. XVII Akten und Sonstiges, was Kunzelsau samt Bezirk betrifft. 
B. XVIII Verordnungen, Festschriften und Sonstiges, was Mer- 

gentheim betrifft. 
B. XIX Einzelnes, was Oehringen betrifft. 
B. XX Kaiserliche Erlasse, Lehens- und Wappenbriefe,.teilweise 

mit eigenh. Dnterschrift der Kaiser Matthias, Ferd. II. 

und III., Leop. I., Karls VI., Maria Theresia u. Franz II. 
B. XXI Franzflsische Geleits- und sonstige Briefe, namentlich 

aus der Zeit der I. Republik und Napoleons I. 
B. XXII Trauerreden, Festgedichte und andere Drucksachen 

aus dem alten Hall, sowie Statuten und Programme 

dortiger Anstalten und Vereine ; auch kurze Erzahlung 

der zu Hall entstandenen Feuersbrnnst 1680. 
B. XXIII Einige politische Kundgebungen seit den vierziger 

Jahren. 
B. XXIV Akten, den Deutschorden betreffend. 
B. XXV Bilder, Broschiiren, Aufzeichnungen, die Mtinz-, Siegel- 

und Wappenkunde betreffend. 
B. XXVI Programme von Universit&ten und von Lehranstalten, 

welche nicht dem Vereinsgebiet angehoren, soweit sie 

nicht sonst registriert sind. 



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Zur Bibliothekordnung. 

Der Entlehner von Buchern hat sich an den „Bibliothekar des 
histor. Vereins" in Schw. Hall zu wenden. Nichtmitglieder erhalten 
Bucher nach Zustimmung des Vorstands ; bei einem Wert von uber 
50 Mk., des engeren Ausschusses. 

Der Bestellung wird am besten ein Legschein beigegeben. 

Porti und Verpackungskosten sind zu ersetzen, und werden, 
wenn sie nicht eingesandt wurden, von Mitgliedern mit dem 
n&chsten Jahresbeitrag, von Nichtmitgliedern nach Neujahr durch 
Postnachnahme erhoben. 

Die Ausleihzeit ist gewflhnlich Vi Jahr; doch kann — 
ohne Zurucksendung — um Verlangerung nachgesucht werden. 
Mahnungen erfolgen auf Kosten des Entlehners, der 8 Tage nach 
der vergeblichen Mahnung einer Ordnungsstrafe von 10 Pfg. f&r 
Band und Woche verf&llt. 

Der Entlehner verpflichtet sich mit seiner Bestellung zur 
Anerkennung obiger Bestimmungen, und unterwirft sich imStreit- 
fall dem Spruch des engeren Ausschusses. 

Mitglieder konnen beim engeren Ausschuss die Anschaf- 
fung einschlagender Werke beantragen. 

Die Handschriftenbiindel konnen nur an Ort und Stelle be- 
niitzt werden. 

Hall, Mai 1910. 

Der Vorstand. 



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Verzeiehnis der Mitglieder des bistor. Vereins Ir WOrttembergiseb Franken 

naeh dem Stand vom 1. Jul! 19 lO. 



Der hohe Protektor: Seine Majestat Konig Wilhelm II. 

E hr en mitgli eder : 

Die Herren : A d e , Rechtsanwalt in Hall. 

Graf v. Ben tin ck u. Wald eck-Limpurg in Gaildorf. 

D. Bossert, Pfarrer a. D. in Stuttgart. 

Dr. Gradmann, Prof, in Stuttgart. 

Dr. Hartmann, J. v., Oberstudienrat in Stuttgart 

H a s s 1 e r , Professor a. D. in Ulm. 

H a u g , Dr., Geh. Hofrat in Stuttgart. 

Furst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg. 

Fiirst Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 

Furst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg. 

Fiirst Christian Krafft zu Hohenlohe-Oehringen, 

Herzog von Ujest. 
Dr. Kolb, Professor a. D. in Tubingen. 
Dr. Weller, Professor in Stuttgart. 



Starulig-er Vorort des Vereins ist Hall. . 

Das regelmassige Organ des Vereins sind seit 1879 die ,, W (i r t- 
tembergischenVierteljahrshefte fur Landesgeschich te", 
in Verbindung mit anderen Vereinen des Landes herausgegeben von 
der wurttbg. Kommission fur Landesgeschichte in Stuttgart. 



Geschaftsfuhrer des Vereins. 

Vereinsvorstand : Prof. Dr. Fell lei sen in Hall. 

Vizevorstand nnd Schriftfuhrer : Pfarrer Schairer in Hall. 

Redaktenr : Prof. Dr. Weller in Stuttgart. • 

Bibliothekar: Rektor Dr. Heintzeler in Hall. 

Kassier und Versender der Zeitschrift : Fabrikant Lindenberger 

in Hall. 
Verwalter der histor. Vereinssammlnng : Konditor W. Schauffele in 

Hall. 
Verwalter der Miinzsammlung nnd naturwissensch. Sammlung: Bergrat 
M ii 1 1 e r in Hall. 



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Anwaite fur die OberSmter: 

1. Crailsheim : Oberprazeptor Binder in Crailsheim. 

2. Gaildorf : Oberprazeptor Hoffmann in Gaildorf . 

3. Gerabronn : Freiherr v. Roder in Langenburg. 

4. Kunzelsau: Kaufmann C. Ziegler in Kunzelsau. 

5. Mergentheim: Oberpostsekretar Fleck in Mergentheim. 

6. Neckarsulm: Stadtpfarrer Re iff in Neuenstadt a. K. 

7. Oehringen: Buchhandler Rau in Oehringen. 

8. Wei ns berg : Pfarrer v. M o s e r in Eberstadt. 

Der weitere AusschtiBS besteht aus samtlichen Geschaftsfuhrern, 
der engere aus den Ausschussmitgliedern des Haller Lokalvereins; dies 
sind diejenigen Geschaftsfuhrer, die ihren Wohnsitz in Hall haben, und 
noeh folgenae Herren : 

Dr. Rich. Durr. 
Verlagsbuchhandler German. 
Baurat Jordan. 
President v. Nestle. 



Conner des Vereins mit ausserordentlichen BeitrSgen. 

Seine ItlajestAt der Kftnlg Wilhelm II. 

Hire Durchlauchten die Fiirsten: 

Hermann zu Hohenlohe-Langenburg. 
Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenburg. 
Christian Krafft zu Hohenlohe-Oehringen. 
Johannes zu Hohenlohe-Bartenstein. 

Die Herren: 

H e i n r i c h Graf A d e 1 m a n n von Adelmannsfelden, Konigl. 

Kammerherr, Prasident der Furstlich Hohenzollernschen 

Hofdomanendirektion in Sigmaringen. 
Graf Wilhelm v. Bentinck und Waldeck-Limpurg 

in Gaildorf und Haag. 
Erich, Graf von Berlichingen-Rossach. 
Krafft, Graf v. Crailsheim, Ministerprasident a. D. 

Munchen. 
Gottfried, Graf von P tic kle r- L i m p u rg, Schloss 

Gaildorf. 
Graf Fritz von Zeppelin-Aschhausen, Kgl. Wurtt. 

Erbpanner, Kaiserl. Bezirksprasident in Metz. 

S i g m u n d , Freiherr v. Crailsheim, Munchen. 
Frhr. L. v. Stetten-Buchenbach, Oberst z. D., Schloss 
Stetten. 

Die Amtskorporationen : 

Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hallj Mergent- 
heim, Neckarsulm, Oehringen, Weinsberg. 



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Vereinsmitglieder. 

A. Aus den Oberamtern des Vereinsgebietes. 



1) Oberamt Crailsheim. 



B e r t s c h , Dr., Oberamtsrichter in 
Crailsheim 

Binder, Oberprazeptor in Crails- 
heim 

B 1 e z i n g e r , Hof rat, Apotheker in 
Crailsheim 

Bosch, Pfarrverweser in Rossfeld 

D e d e r e r, Oberreallehrer in Crails- 
heim 



E n i n g e r , Pfr. in Altenmunster 
Lie. th. Hummel, Dek. in Crailsh . 
L u z, Pfarrer in EUrichshausen 
O e t i n g e r, Bauratin Crailsheim 
Realschule Crailsheim 
Schmidt, Pfarrer in Groningen 
S t e h 1 e, Stadtpfarrer in Crailsheim 
S t o 1 p p , Pfarrer in Goldbach. 



2) Oberamt Gaildorf. 



Buhl, Apotheker in Gaildorf 
Hoffmann, Oberprazeptor in 

Gaildorf 
Lotze, Pfarrer in Eutendorf 
M o h r , Oberreallehrer in Gaildorf 
Rentschler, Parrer in Obersont- 

heim 



! R o 1 1 e , Oberrentamtmann in Gail- 
dorf 
S i 1 b e r , Pfarrer in Oberrot 
Strenger, Oberrentamtmann in 
Gaildorf 



3) Oberamt Gerabronn. 



B a 1 z , Stadtpfarrer in Schrozberg 
B e t z , Pfarrer in Herrentierbach 
v. Crailsheim, Oberstleutnant 

z. D. in Morstein 
D a 1 1 i n g e r , cand. iur., in Schroz- 
berg 
G a n t z , Oberf orster in Schrozberg 
Gschwind, Pfarrer in Gaggstadt 
Giinther, lie. theol. in Marburg 
(friiher Dekan in Langenburg) 
K a p p 1 e r , Pfarrer in Brettheim 
Keller, Pfarrer in Obersteinach 
K e p p 1 e r , Pfarrer in Lendsiedel 
Dr. K 1 e m m , Kirchberg a. J. 
Dr. K ii h n e r , Distriktstierarzt in 

Schrozberg 
L a y h , Kantor in Lendsiedel 
Leibbrand, Kameralverwalter in 

Rot a. See 
Leopold, Pfarrer in Billingsbach 



j M a i e r, Landgerichtsrat in Langen- 
burg 
M ii r d e 1 , Pfarrer in Unterregen- 

bach 
Mutschler, Dom.-Rat in Langen- 
burg 
jRedaktiond. „Vaterlandsfreunds u 
I in Gerabronn 

Iv. R 6 d e r , Frhr., Domanendirektor 
I in Langenburg 
; R u d t , Stadtschultheiss in Kirch- 
! berg 

iSchweikhardt, Pfarrer in 
I Bachlingen 
Staudenmaier, Dr., Medizinal- 

rat in Langenburg 
W a 1 1 h e r , Forstamtm. in Schroz- 
berg 
! W e i n 1 a n d , Pfr. in Michelbach a. H. 



4) Oberamt Hall. 



A d e , Rechtsanwalt 
A u e r , Pfarrer in Grossaltdorf 
A u e r , Albert, Kaufmann 
Baur, Fabrikant 



j B i c k e 1 , Zahnarzt 
| B i h 1 , Pfarrer in Sulzdorf 
B i h 1 m a i e r , Abteilungsingenieur 
i B i 1 f i n g e r , Finanzrat 



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Blezinger, Dr., Apotheker 
B 6 1 1 z , Staatsanwalt 
Braun, v., Pralat 
Breitschwerdt, Pfarrer, Orlach 
Brpnnle, Oberprazeptor 
Brucker, Stadtschultheiss in Ils- 

hofen 
B u d e r , Stadtpfarrer 
Burkhardt, Buchdruck.-Besitzer 
C a n z , Ratschreiber 
Chur, Kaufmann 
Clausnizer, Kaufmann 
C 1 o s s , Bankdirektor 
C 1 o s s , Dr., Oscar 
Deckinger, Landgerichtsdirektor 
D e e g , Kaufmann 
Dietzfelbinger, Apotheker in 

Ilshofen 
Durr, Dr. Rich., prakt. Arzt 
E b e r 1 e , Dr , Professor 
E b 1 e , Regierungsbaumeister 
E h n i n g e r , Oberreallehrer 
E y b , v., Freifrau 
Fach, Professor 
F e h 1 e i s e n , Dr., Professor 
Foil, Oberprazeptor 
F r a n c k , Dr., Oberlimpurg 
Frank, Pfarrer in Reinsberg 
Frohnmeyer, Oberreallehrer 
Frommann, Landgerichtsrat 
Funk, Oberbahnmeister 
German, Buchhandler 
Gewerbeverein 
G o d e 1 , Oberreallehrer 
Gross, Fr., jun., Fabrikant 
Gymnasium 
H a h n 1 e i n , Lehrer 
Haeffner, Landrichter 
Haffner, Maler 
H a m m e r 1 e , Oberamtsbaumeister 
H a u b e r , Stadtschultheiss 
H a u g , Oberprazeptor 
H a u g , Pfarrer in Untersontheim 
Hein tzeler, Dr., Rektor 
Heintzeler, Pfarrer in Stocken- 

burg 
Heller, Kunstmuller 
H e n n i n g , Staatsanwalt 
H e r z , Kaufmann 
Heymairn, Dr., prakt. Arzt 
Hochstetter, Baurat 
Hochstetter, Landrichter 
Hofsta tter, Buchhandler 
Horn, Stadtpfarrer 
Hospitalverwaltung 
Jan, v., Oberpostmeister 
Jager, Dr., prakt. Arzt 
John, Dr., Rektor 
J o p p , Landgerichtsrat 
Jordan, Baurat 



K a d e , Carl, Fabrikant in Steinbach 
i K e 1 1 e r , Oberprazeptor 
J K e r n , Privatier 
i K 1 e i n , Finanzamtmann 
1 K n i e s e r , Dr., Rektor 

K o 1 b , Gerichtsassessor 

K r a i s s , Professor 

Lamparter, Landgerichtsrat 

Lang, Dekan 

Lang, Fabrikant 

Leonhardt, R., Kaufmann 

Linden berger, Fabrikant 

M a i s c h , Oberjustizrat 

M a j e r , Dekan 

M e r k t , Betriebsinspektor a. D. 

M o h 1 e , Bicrbrauereibesitzer 

M u h 1 e i s e n , Fabrikant in Hes- 
sental 

M u 1 1 e r , Rechnungsrat 

M u 1 1 e r , Professor 

M ii 1 1 e r, Bergrat 

Munzenmaier, Stadtbaumeister 

Museum 

Nestle, v., Landgerichtsprasident 

O 1 1 , Georg, Kaufmann 

Pfeilsticker, Dr., Sanitatsrat 

P icot , Privatier 

R e i c h e r t , Haalschreiber 

Rem bold, Rechtsanwalt 

R i c h t e r , Buchhandler 

Riegler, stud. hist, in Grossall- 
merspann 

Riickert, Landgerichtsrat 

Sausele, Hauptlehrer 

Schairer, Pfarrer 

Schauffele, Konditor 

S c h m i d , Baurat 
(Schmidt, Kunstmaler 

Schneckenburger, Obersekr. 

S c h r a g , Apotheker 
jSchroter, Major 

Schwarz, Rechtsanwalt 

Schwarz, Oberamtspfleger 
| S c h w a r z , Lehrerin an der hoh. 
Madchenschule 

Schwend, Buchdruckereibes. 
| S c h w e n d , L., Schreinermeister 
! S e y b o t h , Buchbindermeister 
I S p a t h , Tierarzt in Jlshofen 

Stadtpf lege Hall 

S t e c h e r , Oberreallehrer 
] S t i e f e 1 , Schultheiss in Wolperts- 
hausen • 

S t o 1 z , Fabrikant 

S t r e b e 1 , Pfarrer in Michelfeld 

S t r o b e 1 , Gartner 

S t r 6 b e 1 , Kaufmann 

S ii s s k i n d , Dr., Medizinalrat 

Tscherning, Landrichter 

Ulshofer, Landrichter 



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V o g t , Regierungsrat 
Waldmann, Postkassier 
W e i d n e r , Pfarrer in Tungental 
Weiffenbach, Professor a. D. 
Weinland, Landwirtschaftslehrer 
Weisser, Pfarrer 
Weitbrecht, Prazeptor 



Wester holt, Graf v., Eltershofen 

Wetzel, Professor 

W o 1 f , G., Fabrikdirektor,Westheim 

Wolff, Beni, Fabrikant 

Wolff, Adolf, Fabrikant 

Z a p f , Hugo Fabrikant. 



5) Oberamt Ktinzelsau. 



Bertsch, Pfarrer in Altkrautheim 
Beyer, Privatier in Kiinzelsau 
Bockheler, Dekan in Kiinzelsau 
B r a c h e r , Prof, in Kiinzelsau 
B r e y e r , Maler in Kiinzelsau 
E i 1 1 e , Fabrikant in Ingelfingen 
E y b , Curt, v., Frhr. in Dorzbach 
F r e y , Kamerer in Berlichingen 
G o s , Oberamtmann in Kiinzelsau 
Kath. Lehrerleseverein in 

Nagelsberg 
Kemmler, Kektor in Kiinzelsau 
Kern, Dr., OA.-Arzt in Kiinzelsau 



L a m b e r t > Strassenbauinspektor 

in Kiinzelsau 
Lindner, Glockenwirt, Kiinzelsau 
M u t s c h , Pfarrer in Marlach 
Mayer, Pfarrer in Nagelsberg 
Palm, v., Freiherr in Messbach 
R e 1 1 i c h , Pfarrer in Mulfingen 
S a n n w a 1 d , Oberkontrolleur in 

Schontal 
S c h a u p p , Pfarrer in Aschhausen 
Schoder, Stadtpfr. in Ingelfingen 
Stark, Dekan in Jagstberg 
Z e i 1 1 e r , Pfarrer in Eberstal 
Ziegler, Kaufmann in Kiinzelsau. 



6) Oberamt Mergentheim. 



Altertumsverein 
Blind, Dr., Dekan in Weikersheim 
D ii r r , Stadtpfajrer in Weikersheim 
K r a u s s , Pfarrer in Neunkirohen 
Landkapitel Mergentheim 
Laukhuff, Orgelbauer in Weikers- 
heim 



Museumsgesellschaft in 

Mergentheim 
Schenlc, Oberpfarrer in Unter- 

schiipf 
Schnizer, Stadtpfr., Mergentheim 
Z e 1 1 e r , Dekan, Oberkirchenrat in 

Mergentheim 



7) Oberamt Neckarsulm 

Findcisen, Dr. med. in Neuen- M a u c h e r , Oberkirchenrat in 

stadt t Neckarsulm 

H e g e 1 e , Gewerbelehrer in Neckar- S c h i c k h a r d t , Finanzrat a. D. 

sulm Neuenstadt. 



8) Oberamt Oehringen. 



Albverein in Oehringen 

B a r t h , Dr., Rektor in Oehringen 

B a u m a n n x Buchdruckereibes.- 

Witwe in Oehringen 
Baumann, Pfarrer in Kupferzell 
Dietrich, Werkmuller in Kappel 
Eberhardt, Dr., Oberreallehrer 

in Oehringen 
G o p p e 1 1 , Professor in Oehringen 
M a d e r , Pfarrer in Eschelbach 



M a i s c h , Dekan in Oehringen 
Megenhart, Oberamtsrichter in 

Oehringen 
M 6 n c h , Oberpostsekr., Oehringen 
Otto, Dom.-Direktor, Waldenburg 
R a u , Buch handler in Oehringen 
Reinhardt, Gewerbebankkassier 

in Oehringen 
Schaffer, Stadtpfr. in Oehringen 
Schiller, Pfarrer in Pfedelbach 



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Schmidt, Finanzrat in Oehringen 
Scholder, Stadtschultheiss in 

Neuenstein 
Seeger, Privatier in Oehringen I 
S e 1 z 1 e , Pfarrer in Kupferzell 
Stephan, Dom.-Direktor in Oeh- 
ringen 



W e 1 1 e r , Pfarrer in Baumerlen- 

bach 
W e y g a n g , Fabrikt. in Oehringen 
Wolf, Oberprazeptor in Oehringen 
Z i e g 1 e r , Pfarrer in Orendelsall 
Z u n d e 1 , Stadtpfarrer in Walden- 

burg. 



9) Oberamt Welnsberg 



H i 1 d t , Erwin, Privatier in Weins- j 

berg 
M o s e r , v., Pfarrer in Eberstadt 
Rumpff, Stadtpfarrer in Lowen- 

stein 



Sch offer, Inspektor der Konigl. 

Weinbauschule in Weinsberg 
W e i 1 e r , v., Freihcrr in Weiler. 



B. Aus dem iibrigen Wiirttemberg* 
1. Stuttgart 



A in in o n , Stadtpfarrer 
Binder, Dr., Oberprazeptor 
Direktion der Kgl. Alter- 

tiimersammlung 
Gras"eck, Oberforster a. D. 
Kober, Dr., Apotheker 
M a g e n a u , Stiftsprediger a. D. 



M a i e r , Oberregierungsrat 

M ii 1 1 e r , Hch., Oberfinanzrat a. D. 

Nestle, Dr., Professor 

Redaktion des Staa tsanzeigers 

Sch offer, Oberamtsrichter 

Weiler, Dr., Professor 

W 6 r n e r , Rechtsanwalt. 



2. Heilbronn. 

D ii r r , Dr., Oberstudienrat 
H e z e 1 , Landgerichtsrat 
L 6 f f 1 e r , Oberreallehrer 
R a u c h , M., v., Dr. 



3, An andern Orten Wtir Weinberg's. 



A b e g g , Landgerichtsr. in Rottweil 
Arnold, Dr., Buhlertann 
Balluff, Stadtpfarrer, Waldsee 
B a s s 1 e r , Pfarrer in Winnental 
Bauer, Pfarrer in Herbrechtingen 

OA. Heidenheini 
Belschner, Oberprazeptor in 

Ludwigsburg 
E r h a r d t , Pfarrer in Unterlen- 

ningen , OA. Kirchheim 
Esenwein, lie. th., Stadtpfarrer 

in Markgroningen 
Fronilet, Kameralverwalter in 

Altensteig 
G in e 1 i n , Dr., Pfarrer in Gross- 

gartach, OA. Heilbronn 
G o z , Graf zu Berlichingen-Jagst- 

hausen 



Guide, Pfarrer in Heiningen, OA 

Goppingen 
H a a g e , Rektor in Esslingen 
Hones, Pfarrer in Winterbach, 

OA. Schorndorf 
K a 1 1 e e , Stadtpfarrer in Feuerbach 
K e h r e r, Oberamtsrichter in Besig- 

heim 
K o 1 b , Dr., Prof. a. D., Tubingen 
K o p p , Pfarrer in Zaberfeld, OA. 

Brackenheim 
Krockenberger, Professor in 

Ludwigsburg 
Krockenberger, Rektor, Heiden- 
heim 
L a u x m a n n , Stadtpfr. in Zuffen- 

hausen 
Layer, Pfarrer in Oberturkheim 



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L e u z e , Pfarrer in Freuden stein, 

OA. Maulbronn 
L u d w i g , Dr., Oberamtsarzt in 

Leonberg 
Ludwig, Forstamtmann in Ober- 

tal (Baiersbronn) 
Mayer, Pfarrer in Hofingen, OA. 

Leonberg 
Mayer, Kaplan am Zuchthaus in 

Ludwigsburg 
Mutschler, OA.-Arzt in Aalen 
Probst, Rechtsanwalt in Ravens- 
burg 
Rucker, Stadtpfr. in Diirrmenz- 

Miihlacker 
Schlenker, Pfarrer in Neckar- 

groningen, OA. Ludwigsburg 
S c h 1 o z , Bez.-Notar in Ebersbach 



S c h m i 1 1 , Dekan in Riedlingen 
Schnerring, Lehrer in Kirch- 

heim u. T. 
S c h o c h , Stadtvikar in Oberndorf 
Seckendorf-Gutend, Frhr. v., 

Landgerichtsrat in Urach 
S e e g e r , Landgerichtsrat in Niir- 

tingen 
S u s k 1 n d , Stadtpfarrer in Berg 
Walcker, Pfarrer in Pfalzgrafen- 

weiler . 
W i n d h o 1 z , Dekan in Kr urn bach 

bei Tettnang 
Winter, Major z. D. in. Vaihingen 

a. E. 
Zimmermann, Pfarrer a. D. in 

Ellwangen. 



C. Ausserhalb Wiirttembergs. 



Albert, P., Dr., Archivar in Frei- 
burg im Breisgau 
Chur, Kaufmann in Augsburg 
H e i n r i c h s , Dr. in Kassel 
L e w i n , Dr., Univ.-Prof. in Berlin 



Mall, Adolf in Steeg bei Bacharach 
Schmidt, Hugo, K. preuss. Ritt- 

meister a. D., Krautheim 
Winkelmann, Fr., Gutsbesitzer 

in Pfiinz bei Eichstadt. 



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