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Full text of "Zeitschrift fuer vaterlaendische Geschichte und Altertumskunde 57-58"

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S e i t f dj r i f t 

für oateriäiibifd&e 

®efd)td)tc mtb $Utertljnmg!tttt*e. 



herausgegeben 
öon bcm 

SSerein für ©efd&id&te unb SttterttjumSfunbe 
3Beftfaten3, 

burdj 

beffen $)irectoren 

Pfarrer Dr. <L 3Rertcn$ unb ^rofeffor Dr. «♦ pcjier 

in Sßaberborn in SWünfter. 



©iebenunbffinfjigfier ©anb. 
(SRit gwfi 8idjtbrucfbübern.) 



2Rünfter, 1899. 

SDrucf unb SBerlag ber Sftegenäberg'fdfjen SBudjljanblung. 
($. Sieifpng.) 



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HARVARD COLLEGE LIBRARY 
APR 8-1906 

H0HEN20LLERN COLLECTION 
GIFT OF A. C. COOLIDGE 



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Googk 



Grftc Slbt^ttiuug 

Ijerauagegeben 
t)om Director bcr SWttnfter'fdjen Ableitung 
$rofeffor Dr. 31. tyitptx. 



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€tn Bettrag 

jur 

©efdjidjte ber alttueftfäHfdjen Malerei 

in ber jweiten jplfte ks 15. Ja^rtjunkrts. 



&on 



f tnfettttttö- 

Die tüeftfä(tfd>e üWalerei nimmt im Anfange ityreä 
Auftretend *) b. f). mäfjrenb ber erften Slüteperiobe, tue[d)e 
jnrifdKn bie 3faf)re 1380 unb 1430 fällt, einen burdjau« 
analogen SnüüicKungögang, wie iljre Äölnifdje ©cfyroefter* 
fünft. ?(ud) bejüglid) iljrer Seiftungen üermag fie in 
Äonrab üon ©oeft 2 ) einen ben boriigen SKeiftern ööflig 
ebenbürtigen SRfoalen aufjuroeifen. ffienn aud) it)re färben* 



*) 3d? redjne nid)t jene brei oerei igelten ©oefter 2(ntepenbien auö 
bem <5nbe betf 12. S^rl)., welche bie SMufeeii gu 93erlin unb ÜRfmftcr 
aufbemabren ; ogl. Sübenfirdjen w SDie mittelalterliche tfunft in ©oeft" 
SBomt 1875. — fceeremann uon 8unbtDt)cf „<Die ältefte Tafelmalerei 
SBefrfalenä/ SRünfter 1882 (fn'er aud) 2lbbilbungen ber brei SBerfe). — 
ßübfe „<£ie mittelalterliche Äunft in SSeftfaien". Seip^ig 1853 6. 334. 
— Sanitföe! „@efd)id)te ber beutfcf)en Malerei", »crlui 1890 ©. 161 f. 
*) Siorbfjoff „2)ie ©oefter Malerei unter SReifter Äonrab" Sonner 
Saljrbüdjer 67 (1879) 6. 100 ff. unb 68 (1880) ©. 65 ff. — Stuf ein 
SCnfudEjen («om 10. ©efl. 1897) bed ßberbürgermeifterö öon $ortmunb, 
im bortigen gerabe ber SReftauration unterworfenen SRatljaufe einige ent» 
beefte SBanbgemälbe $u begutachten, (onnte Sßrof. 3ßorbl)off biefelben be« 
ftimmt ber ©oefter ©ctjule unb jtoar ber Seit beä Stteiftera $onrab, bod) 
Tttc^t biefem, fonbern einem anbern 9)?aler, etwa bem gleichzeitigen w 3o» 
^ann" auftreiben. &ie SRefte ftetten bar: (Sfjriftuä in rotem SDtontel, 
LVII. 1. 1 



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2 

gebung prunfüoKer unb tyefler, ifjre gormenjeidfjnung 
weniger Dorne^m unb bie Darftettung infolge ber me§r 
§iftorifd)en 23orwttrfe bramatifcfyer unb lebenbiger er* 
fdjeint, 1 ) fo beruht bodfj ifjre ganje 3)enf* unb 2fafd(jauung8* 
weife auf bemfelben religiöfen güfyien unb ©mpfinben, 
wetdfjes audfj bie bortigen Äünftler jene mtyftifdfjen unb 
faft förperlofen ©dfjeiugebitbe barfteKen läßt, bte wie feine 
anbern in fo treffenber ffieife ba8 religiöfe ^beal beS aus* 
gefyenben ÜWittelalterS »erfordert Ijaben. 2 ) Diefer Sßaratte* 
liSmuS fdjwinbet um bie SWitte be8 15. ftalfrl)., wo üon 
ben ÜWiebertanbeu fjer bie neuerfunbene Dlfarbented&nif 
üjren ®injug f)ält unb in beiben ihinftreüieren einen neuen 
2htffd)wung ber SKaterei fjeröorruft. Sßäfyrenb nun bie 
$BInifd>e ©dfjule rüdEf)aItfoS bem nieberlänbif^-realiftif^en 
©efdfjmacfe Ijulbigt, lägt bie weftfälifd&e ©d&ute jwei beut* 
Iidf) erfennbare 9?idf)tungen unterfd&eiben: ©ine ibealiftifd&e, 
welche tro<| ber Übernahme ber neuen Xtfynit ben allge* 
wohnten ©runbfäfeen beg ibealifterenben ©tt)IeS treu bleibt 
unb eine realiftifcfye, welche äugleidf) mit ber ®rrungenfd)aft 
ber ted&nifd&en Vorteile audf) bem niebertftnbifd&en töeatis* 
mu$ SRed&nung trägt. „üDie eine biefer ©tt)Iwetfen ift t>on 
anjiefyenber SKilbe, öerfättt aber oft in$ ©d&wäd&lid&e, bie 
anbere ift energifd&er, fcfylägt jebod) meift in unruhige, 



blauer Sunifa unb golbener ©traljlenfronc auf einem Sljrone ftfoenb unb 
in ben #änben ein @prutf)banb fjaltenb mit ben SBorten: „iuste iudicate 
filii hominum*; ferner 9ftaria in blauem 9Wantel auf rotem, mit gol« 
benen ©terndjeu betupften $intergrunbe unb So^anneö ben Säufer in 
Ijärenem ©eroanbe; ugl. „2)enf|*d)rijt über bie $Iu8fdjmü(fung unb 2lu8- 
ftattung bed wieber^ergefteüten föatfyaufed §u 2)ortmunb." 2)ortmunb 1899 
©. 7 f., (f)ier audj eine Slbbilbung ber Gtjriftuäfigur). 

l ) SRorb^off a. a. O. 67 ©. 117 f. 

*) @o toöflig gleid) wie gtrmcnid)«9ttdjarfc „SBilljelm t)on #erle unb 
^ermann Sönnrid) üon Söefel" 8eitftf)rift für d&rtftl. Stnnft 8 (1895) 
@. 245 bie fölnifdjen unb roeftfälifdjen SBilbwerfc fein lägt, fiitb biefetben 
benn bod^ nidjt. (Sie laffen fldj fetyr n>of)l auöeinanber galten. 9Wan 
mufj allerbtngö etwa« fdjärfer jufe^en. 



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»crgerrte Stetoegungen unb in fiäfcüdje ©efid&tSjüge über. l ) 
tytit Ijat, nue Sttorb^off nadjgennefen, 2 ) tyren ©ife in ©oeft 
unb berforgt bie SWacfcbargebiete an ber Sippe, ben Oft 
unb ©renjfaum beS 3ÄünfterIanbeS unb bie ©egenben 
füblid) unb öftfid) ber $aar 8 ) mit ben ©rjeugniffen tyrer 
«unft, biefe blüljt in 3Äfinfter unb befäränft ftd) faft aus* 
f^Iieglic^ auf ben engen Sejirf beS 9RfinfterlanbeS. SBiS* 
l)cr war man allgemein ber «nfidjt, bie toeftfälifdjen 
aRetfler fy&tttn ftd) toorberljanb nur mit ben ted&nifdjen 
Sorteilen ber neuen Srpnbung begnügt unb Ratten nad) 
ftnc öor bem einfeitigen ftbealiSmuS getyulbigt, um fid) erft 
am gnbe beS $aljrt)unberts ber realiftifdjen ©ttylroeife an* 
jufdjliefjen. ffloä) Sübfe 4 ) fteDt bie (gnüuicflung ber weft« 
fallen SWalerei biefer *ßeriobe fo bar, als ob bie ffierfe 
rcalifttfdjen ßljarafterS erft bann entftanben feien, nad&bem 
ber ^bealiSmuS abgennrtfdjaftet $abe. ®ur$ SttorbljoffS 
Dnterfucfyungen ift aber jtteifelloS ewiefen, bafc beibe 
Sichtungen neben einanber ^erliefen, unb bag bereits in 
SRfinfter feit bem Qaljre 1446 ber reaiiftiföe ©efdjmacf 
tofd) ^o^ann ffoerbecfe bie eifrigfte Pflege fanb." „Diefer 
Äünftler, Reifet es bort, 6 ) rücfte mit feiner minbeftenS feit 
1446 an^ebenben Äunfttj)ätigteit SBeftfalen in bie SJorber* 

l ) Sdjetbler ff 93er$eidjni0 ber ©emälbe unb plaftifdjen SBilbwerfe tut 
Stofemn beä äunftoerein* ju fünfter 1882\ Söeftbeutfdje 3ettfd)rift für 
©efe^id^tc unb tfunft II 1883 6. 301. 

') »orb$off ©rubten gur alttteftfäliföen ÜWalerei II SafjrB. b. Vereine 
fw Bltertumdfreunbe tut SRfjrinlanbe Jg>eft 87. 

8 ) Stppborg, öieöborn, ©ünningfiaufen unb ^ergebrof ftnb bie $aupt- 
fwbftötten. — <Die ©ortmunber Schule foinmt erft feit 1500 in SBetrad^t. 
*Benn aud) bie Anfänge f$on um 1450 wurzeln mögen, fo Ijaben ßdj 
&«$ feine nennenswerten $roben erhalten; ogl. IWorbljoff ©tubien II a. 
«■ 0. 6. 127. — ©djeibler 3eitfd)rift für bübenbe äunft 1882/83 
& 59 ff. — 1470 wirfte irgenbwie ein SKaler „ÜReifter £$eobor öon 
SJortaurab* in Soeft. »gl. SHbenfirdien a. a. D. ©. 22. 

4 ) o. a. £>. 6. 337 ff. 

8 ) ©tubien II a. a. D. @. 136. 

1* 



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4 

reilje jener £anbfd>aften, meiere bem ffanbrifdjen ©efdjmade 
iljren SCribut entrichteten. 11 

ffiäljrenb fomit bie #auj>tftabt beS Sanbe« weniger 
enß^erjtg ben Änfdfjauungen beS ^eitgeifteS ju folgen fudfjte, 
war man in ©oejt afferbing* fonfer&atto genug, nidjt fo« 
fort mit bem altgewohnten ftbealiämuS ju bredjen unb ber 
neuen SWobe ju ^ulbigen. ®(}e l)ier bie ibealen ®eftalten 
für immer Don ber JBitbflädje Derfdfowanben, gelang e$ bem 
alten ©ttjte nod) einmal, feinen ganjen Qanbtx ju entfalten, 
unb, banf ber einffafereidfjen ?ßerfönlidjfeit beS fogenannten 
SKeifterS Don Siesborn, eine jweite JBlüte ju erreichen, bie 
jwar bie erfte an jeitlidjer Dauer nid>t übertreffen, jeben* 
faff$ aber an 3formenfd)önl)eit unb Qfctrbenpradjt ben {Rang 
ftreitig madjte. Än^ebenb mit ben im Anfange unferes 
QaljrljunbertS fo arg mifjljanbelten BtMtn beS fog. ÜÄei* 
fters öon Siesborn, 1 ) in benen fid) bie ibealiftifdje Auf* 
faffung ju einer {Reinheit unb ©djön^eit ergebt, wie wir 
es äljnlid) nur in Italien in ben Sßerfen be$ beatifterten 
ÜÄöndjeS aus Qfiefole fe^en, erreicht biefe {Richtung i^ren 
#ö!jepunft in bem fcoraüglidjften ©emälbe weftfälifdjer 
Äunft beS 15. ftaljrl). überhaupt, in bem großen «Itarbilbe 
ber ^ityenfirdje ju ©oeft. 

I. 

$« ^Reiftet ber <£iwbotütt ^affton. 

§ 1. 3Ufftellmuj bes ttametts. 

Der ibealtfierenben ©tijlridjtung gehören nun aud) bie* 
jenigen JBilbwerfe an, mit benen wir uns in folgenbem ju* 
näd&ft beschäftigen wollen, ©ie ftammen jwar nidjt äffe 

*) SBei «uföebung be« tflofterS im Saljre 1803 nmrbe hat SHtarwerf 
au0 ber Ätrdje entfernt unb in Heine Seile fterfdjnitten. $te wi^tigften 
famen in hat 9totional-üftufeum au Sonbon (Raufen berfelBen im $ro« 
&fa$ial-2Jtofeum $u fünfter); anbere finb in ber Sammlung be$ §emt 



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ttm bei $anb eine« einzigen SWeiper«, bilben aber inner« 
tyüb ber ©oeper ©djule eine burd) ftyüpifdje Übereinpim* 
mungen fo eng oertoanbte unb gefd^Ioffene ®ruppe, bafc 
ttir iljre ©ntpeljung jttjetfeDo* in ein unb berfelben SBerf* 
patt fuefcen muffen, fieiber oerfagt ber gänjlidje ÜÄangel 
an jebtoeber urfunblidjen SRotij einen Äuffdjlufj über bie 
^krfönlidjfeit irgenb eine« ber Äünpler, fobafj toir Dor« 
läufig nur im ©tanbe pnb, eine fttjlipifdje (Eljarafteripe* 
rung ber einjelnen SBerfe ju geben. $anad) fdjeint ber 
SReiper be« fiippborger Ältartoerfe*, »eldjeS üor furjem 
in baS $rot)injiaI*ÜWufeum ju ÜWttnper getommen ip, ber 
Ijer&orragenbpe Vertreter innerhalb ber SBertpätte getoefen 
gu fem. ©eine #anb erfennt man mit oöttiger JBepimmt* 
Ijeit auefc in bem Qflügelaltare ber Äirdje ju ©ttnningljaufen 
(umoett Stppborg) unb in bem frönen bereit« genannten 
Sltarbübe ber #ö&enftrd)e ju ©oep. Da biefe brei 
©djöpfungen an @rö§e unb ©d)önl>eit bie übrigen Silber 
ber ©ruppe bebeutenb übertreffen, fo galten toir un« für 
berechtigt, bie SBerfpätte nad) tyrem Autor unb ben 
Äünpter felbft nad» feiner c§arafteripifd)pen Arbeit gu 
benennen. JBi$ atfo ein glttdlidjer 3funb tttoa in 
Ärdjtoen ben hrirflicfcen SRamen be$ 2Reiper$ an« Sidjt 
förbern wirb, mag er toorberljanb bie JBejeidjnung „ÜÄeifter 
bcT Sippborger *ßafpon" führen. 

§ 2. «IjarakterifHk fernes 5t^ls. 

Da man &erfd)iebentiid) bie SBerfe be« ÄünftlerS mit 
bem fog. SWeifter Don fiie«born in SJerbinbung gebraut 

Sftttergutlbeftyer* 8öb auf Äalbenljof Bei $amm unb im ^hoüinjid- 
SRnfenm gu SWünfrer. (Äbbilbungen biefer @tü(fe in ben 33au» unb 
ätraflbenfmälern SBeftfalenS, herausgegeben Don 8uborff, tfreifl ©cefum.) 
Aber ben SWeifter felbfl ögl. bie oon ftorbfjoff (Seitfärip für @efdjid&te 
unb «tterrumatunbe SSkftfalen* 1866 6. 214) angeführte SHteratur unb 
Samrföet a. a. O. @. 239 f. 



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6 

Ijat, 1 ) fo t>aben nur sunädjft feine ©tettung gu biefem 
^ödjft eigenartigen unb ballig üereinjelt bafte^enben SKaler 
ber ©oefter ©cfyule ju berücfftd)tigen. 

Qn ber Zfyat Ijaben beibe üWciftcr jufolge iljrer 
gemeinfamen #erfunft jiemlid) öiel öertoanbteS, unb 
namentlich erinnern einige Figuren auf ber Sippborger 
Üafel burdj bie ibeale ©c^öntjeit tyrer Äöpfe unnrillfürlid) 
an bie Heblidfjen ©eftdjter ber jugenblidjen ^eiligen auf 
ben in Snglanb befmblidjen ©tüdfen beS SieSbornerS. 
Aber bennod) ift bei näherer SJergleid&ung bie formen* 
gebung biefeS ÄttnftlerS eine anbere. Qfene eigenartig 
manbelförmige JBitbung be$ Äuge«, bie faft gttingenb an 
©ieneftfd)e SSorbilber gemannt, unb bie ioot)l ftanitfdjef 
(a. a. D. ©. 240) ju ber fjfrage oeranlaßl fyaben mag, ob 
ber SKeifter je über bie Alpen gefommen fei, finbet ftd) bei 
unferm ftfittftler nidjt. (Sr bilbet baS Äuge runber unb 
oljne jene feine $eid)nung be$ obem Sibeä unb ber SBrauen. 
Stud) ift bie Silbung be$ SKunbeS, ber SWafe unb ber O^ren 
bei bem SieSborner SKeifter bebeutenb fdjöner unb ber 
SWatur entfpredjenber, als bei bem unfrigen, too bereits 
jener l>o!je Stnfafc be« OljreS unb jene bogenförmige JBilbung 
be$ 2Wunbe8 erfäeint, toaS mir fpäter in fo d)arafterifti* 
fd)er ©eife bei feinem mutmaßlichen ©djüler, bem früher 
fälfdjlid) „ftarenu«" genannten STOeifter be$ ^Berliner 
«ItarS (JY§ 1222) antreffen, (gnblid) ift aud) bie jfom« 
pofttionäroeife unfereS SünftlerS eine üorgefdjrittenere. @r 
toenbet bereit« auf ben Jafeln ju ©oeft unb ju Sippborg 
bie fog. Spifobcnmalerei an, inbem er eine SRei^e Der* 
fdjiebener, $ronologifd) aufeinanberfolgenber #anblungen 
ot>ne jebtoebe Trennung in ein unb biefelbe Sanbfcfcaft 
fteflt. Qft bemnadfo tint ftbentificierung beiber ÜÄeifter nidfot 



*) @djcibler finbet bie Safel <w3 Stypborg fo gut, bafj flc uon bem 
8ie$borner felbft fein fönnte, ogl. beffen Sfcecenfton a. a. O. 6. 302. 



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tt>ol)l möglich, fo bleibt es immerhin nid^t au«gefdjloffen, 
baß fte als SBürger ein unb berfelben ©tabt in näherer 
Sejieljung ju einonber geftanben Ijaben; benn ber Sied* 
bomet ÜWeiper gehört, tüte i$ Ijier normal* nadj Sttorb* 
ljoff S Älarlegung betonen hrifl, ebenfalls ber ©oefter ©d&ule 
an. 1 ) ^ebenfalls ift unfer Äünftler ein ebenfo getreuer 
Interpret berfelben ©tt|l* unb Stnfdjauungätoeife, tute ber 
SieSborner 3Weifter, unb ftef)t, h>a$ ©d)ön^eit ber gorm 
unb ©c^dn^eit be$ «usbrudte anbetrifft, Don allen Ijeimafc 
liefen Äunftfollegen biefetn Äünftler am nädjften. 

(Em ^aupt&orjug feiner ©djöpfungen befielt in ber 
einfachen unb gemeierten SBiebergabe aller ©eftt^le unb 
Stnpfinbungen. jKiemal« ift ber ÄuSbrudt be« ©efldjt« 
öerlefccnb, ober bie ®ebärbenfpradje übermäßig heftig. 
3mmer geben ftd) bie Figuren ruljig, ungejroungen, leiben* 
fdjaftslos unb o^ne Affektiertheit in if)ren JBetoegungen. 
Dementfprerfienb gelingen aud) bie weniger bramatifdj, 
mef>r tyrifd) angelegten ©cenen um Diele« beffer, als bie 
bewegteren Vorgänge. Unb bodj &erfud)t er ftd) in ben 
lefeteren grabe mit befonberer SSorliebe. Die gormenge* 
bung feiner Figuren grfinbet ftcfc allerbingS auf ein ftd)t« 
bare« ©tubium ber Statur, unb namentlich ftnb bie ftityfe 
ber SWänner in burdjauS djarafteriftifdjer unb lebenS&oQer 
SBeife aufgefaßt. $ennodj läßt bie ÜÄobeDierung ber 
übrigen narften Seite in jeber JBejietjung ju toünfdjen 
übrig, ©ie ift fdjroad) unb beeinträchtigt burefc einen affeS 
umgebenben, fdjroarjen Äontur. (Ebenfo mangelhaft ift 
aud> bie ÄenntniS ber Anatomie unb ber Proportion. 
SHeiflenS finb bie «wie unb Seine im SBertjältniS jum 



x ) Obwohl ber Reiftet bereit« »on 92orb^off (©tubien II a. a. C.) 
bentltd) att ©oefhr nadjgewiefen ift, futbet f!d& bie alte 33eaet($mmg 
^TOciftfr von Stoborn" neuerbingd wieber bei SBormftaK, ffieftfäliföe 
3eitfdjrift 55 6. 85 ff. — Sgl. au$ Sinnenbom ebenbafelbft 56 I <§. 33 
9&ote 4 unb ©. 35. 



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8 

Äörper Diel ju fdjmal unb ju lang. Die« gilt tyauptfädjlid) 
Don bcn giguren bcr beiben ©dfjädjer, bcrcn (gjtremitäten 
unb Äörper t»ödig Derjeidjnet ftnb. Sllle« übrige bagegen 
Derbient uneingefdjränftc« Sob. An erfter ©teile bie Äöpfe. 
Diejenigen ber SWänner ftnb trefflich gejeicfcnet, Dotier 
&tbtn unb SBatyrljeit, biejenigen ber grauen unb jugenb* 
tidjen ©eftalten gart unb oon anmutDotler ©djönljeit. ©etbft 
bei ben ?ßl)t|ffognomien ber ©bergen unb #*nfer«fned)te 
treten nodf) feine l)äßlidjen ©Übungen auf. JBefonber« in* 
tereffieren aber eine Änjaljl auftoärt«bli<fenber ©eftc^ter 
burdfj tyre fttljne, wo^Igelungene SSerfürjung. Die Sangen 
ftnb etjer fdjmal, wie runb, bie Sttafe tttotö lang unb ba« 
Äinn meift Hein unb jierlidj. Die SWunbroinfel Ijaben — 
freiließ nur bei SWännerföpfen — gumeilen eine ftarfe Sttei* 
gung nad> unten. Da« ftnfarnat ift blüljenb, frifd), mit 
garten Sidjtern, ba« $aar tt>eicf) unb forgfältig, bie $ftnbe 
gut unb richtig, bie gfiße bagegen burcfyroeg ju groß unb 
ju plump. Die ©eroanbung geigt mo^l §ie unb ba fd)on 
eefige unb aud) fc&arf gebrochene galten, Ijat aber im all* 
gemeinen nod) breite, große glädjen. ©ie ift für bie $er* 
fönen be« $eiligentreife« unb it>rer Angehörigen bie antue, 
für bie übrigen ba« SDiobetoftüm ber ßeit. ©° tragen bie 
SWänner teil« ben mehrfarbigen, lurjen ©ammet* ober 
STuc^rod, teil« ben langen, peljDerbrämten unb um ben 
fieib gegürteten JBrotatmantel, bie grauen ba« lauge 
©c&leppfletb, ba« enge SKieber unb ben Iofen SWantel. gür 
ein feinere« (gmpfinben be« Äünftler« fpridjt bie nur 
fd)road)e Änbeutung be« $eiligenfd)eine« burd) feine ©olb* 
ftra^Ien unb bie im SSer^ältni« jur übrigen ©oefter ©djule 
nur fdjroad>e unb fparfame SSerwenbung Don roirflidfoen 
STOetatlfarben für Lüftungen, ©(^werter, #elme, ©d)ilbe 
unb bgl. Diefe Dinge ftnb größtenteils in natürlichen 
garben unb mit großer ©efd)icflid)feit in ber Sftadjbilbung 
be« aWetaflglanje« wiebergegeben. 9u«ge}eid^net ift bie 



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Äanbfäaft mit tyren präd&tigen, forfifam ausgeführten 
Ärdjitefturen, ben fpiegelnben ©ewäffern unb ben weiten, 
hügeligen, in blauen Ionen fdjimmernben fernen. *"** 
gejeidjnet ift aud) ba« Kolorit, ba« fatt unb leudjtenb, 
bo$ in allen Seilen tjarmonifdj wirft. Cnblid) ift audj 
nod) auf ba« eigenartige, eingejmnjte SWufter im ©olb* 
grunbe ber fiuft aufmerffam ju machen, ffi« befielt aus 
einem breimal gezwungenen JBanbe mit brei ©trafen» 
büffeln unb fcfceint fpecififdj ©oeftifd) ju fein. 1 ) ffiir 
ftnben e« bereit« auf ben beiben tafeln JJonrab« ber Ijl. 
Ottilia unb Dorothea im *ßroöinjial*9Rufeum ju SWünfter. 
S3on $ier au$ läfct e« ftd» burd) bie SBerfe unferer ©nippe 
bis auf biejenigen be« fallen ftarenu« oerfolgen. $a 
e« finbet ftd) audj nod) auf bem au« ber ßirdje ju Stmel«* 
büren in ba« SWufeum ju 3Äünfter gelangten Stltarwerfe, 
beffen üWittelftfltf ftorbljoff bem ÜWeifter ^foljann Äoerbedte 
aud STOünfter uinbiciert, wäljrenb er bie JJlügel einem 
©d^üler be« Sie«borner 2Retfter« auftreibt. 2 ) «u« biefer 
Cljarafteriftif unb ben gunborten ber ©emälbe ergiebt fid) 
ot>ne weitere«, bafj unfer Äünftler feine Setyrjeit in ©oeft 
burdjgemadjt unb bort aud) feine fpätere SC^ättgfcit ge« 
funben l)at. Sr wirb etwa in ben jwanjiger Qfaljren &** 
15. $al)rl). geboren fein unb bem ©tt|le ber erhaltenen 
©emälbe nad) §u urteilen feine $auptfd>affen«jeit jwifdjen 
1450 unb 1470 gehabt §aben. 

§ 3. Die eujettpttMgttt Werke. 

a. 2>ie »Uartafel an« fiippborg- 

Die «Itartafel au« Sippborg, 3 ) weld&e fid), wie fdjon 
gefagt, feit furjem im *ßromn}ial*3Kufeum ju ÜWünfter be* 

l ) Stuf au&erweftfälifd)eit Silbern Ija&e tdj ba3 9Ku[ter Bi^er nod^ 
mdjt gefunden. 

•) ©tubien II o. a. D. 6. 185. 

*) Gine fäledjtc SIbbilbung bti Suborff a. a. 0. @. 60, 



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10 

finbet, ftetjt fcon ben brci eigenljänbigen ©dfjöpfungen bes 
2Reifter3 ber Qtit nad) in bcr SDiitte. ©ie tjat bisher nod) 
feine JBefd&reibung gefunben, fonbevn tft nur erft &on 
SWorbljoff 1 ) unb baraufttn Don ©$eibler 2 ) unb ^anitfdjedE 8 ) 
ertoäfynt Sorben. JBefteljenb au« einer bidEen, 1,75 m 
tjoljen unb ebenfobreiten ffitd)enl)oljtafel, bie mit freibe* 
grunbierter Seimt>anb fiberjogen ift, enthält fie in ber 
ÄompofttionSmanier ber ffipifobenmalerei bie ipauptfeenen 
au& ber SetbenSgefäidjte be$ iperrn. $n ber SWitte ber 
lafel ergebt fidf), alles überragend baS Jfreug beS @rlöfer$. 
ftljm jur ©eiten Rängen an ettoaS fleineren Äreugen bie 
fdjmerjüerjerrten ©eftalten ber beiben ©d)äd)er, Don benen 
ber ®ute ben SBlidE jum ipimmel rietet, roäljrenb iljn ber 
SBöfe jur ffirbe fenft. etjriftu* ift Don fdjmalem, fdjmäd)* 
tigern Äörperbau, aber Don eblem SluSbrucf be$ ©eftdjts. 
©eine fdjmalen ipfiften umgiebt ein toeifjeS, fpärlid&e« 
Senbentudf). Unten am guße be$ SfreujeS Iniet mit auf* 
gelöften paaren bie flagenb auftoürtsblicfenbe ÜWarta*5Kag* 
balena unb umHammert in DerjroeifhmgSöoflem ©d&merje 
ben SfreujeSftamm. Qxoifätn ben ffreujen f|äit auf reid)* 
gejäumten Sßferben eine gtänjenbe SReiterfd&ar. $n iljrer 
SWitte fie^t man IinfS ben greifen, etjrtottrbigen SonginuS, 
recf)t$ ben bunfelbärtigen, belehrten Hauptmann. Seibe 
präfentieren ft(% in ben präd)tigften SBrofatgctoänbern. 
Der eine jeigt mit ber Sinfen auf feine erblinbeten Äugen 
unb tydlt in ber Metten bie Sanje, toeld&e ein jugenblid&er 
Begleiter jum ©tid&e in bie ©eite be8 iperrn füljrt. $er 
anbere tüctft mit ber SRedfjten auf ben fförper be$ ©efreu* 
jigten unb fprid&t ju feinem Sftad&bar getoeubet bie ©orte: 
vere filius dei erat iste. (©prudjbanb.) Qtod ber {Reiter 



l ) 3eitfc^rtft für ©efd)icf)te unb »ItertumSfunbe Söeftfalend 1866 
6. 214. 

*) a. a. D. ©. 302. 
8 ) a. a. D. 6. 241. 



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11 

tragen lange ©fangen mit Keinen gfafjnen auf benen bie 
abseilen bet römifd&en Segion, auf ber einen ein ©for* 
pion, 1 ) auf ber anbcm bie Sudrftaben SPQR (senatus 
populusque romanus) gemalt finb. ftm SBorbergrunbe 
ber lafet unterpfct ber fc^ötte ßieblingsjttnger bie o§n* 
mächtig jufammenbred&enbe SWaria, beren Arme fteif unb 
leblos am Körper herunterlangen/ »ä^renb brei Kagcnbe 
grauen fid) um bie beiben gruppieren. SinfS fic^t man 
aus bem ©tabttffore, beffen SRiföe im oberen ©todwerfe 
eine grau in grau gemalte unb gel>arnifd)te SHtterfigur 
mit trauembem ®efid)t$au$brucfe birgt, ben $ug ber 
©bergen mit bem freujtragenben EljriftuS §er&orfommen. 
5Der #eilanb toiff unter ber brüdenben ÄreujeSlaft ju* 
fammenbred)en; aber einer ber Anette reißt i^n mit einem 
©eile toieber empor, ein anberer bebro^t i^n aufmunternb 
mit einer Äeule. $inter bem #errn folgen bie Magenben 
Angehörigen, benen ein löftlid) gejeid)neter ©djerge mit 
beiben #5nben ein SKaul reißt. 2 ) 8ted)ts crlöft EljriftuS in 
feurigrotem SWantel, bie Siegesfahne in ber Sinlen, bie 
Patriarchen bes alten £eftamenteS au« ber ftammenben 
33or^öHe. Äbam ein prächtiger ©reis mit langem ©über* 
Ijaar unb Stort, reicht ü>m mit e§rfurd)t30oHer ©ebärbe 
beibe #änbe entgegen. $m #intergrunbe ber lafel er* 



l ) 5)a* SMib M ©forptonS erföeint be$ öftern auf mittelalterlid&en 
Äreuaigungäbübern unb imat immer — fotoeit idj e$ verfolgen fonntc — 
auf Emblemen ber römtfdjen €>olbaten. — ©emper, toeldjer e$ auf Ären- 
§tgung$bilbern etneä annonnmen SRcifterd ber Sßuftertfjaler ©djule fanb, 
legte baraufljm biefetn Äünftler ben Tanten „SWetfier mit bem ©forpion" 
bei; vgl. beffen „Söanbgemälbe unb Malereien be$ 53rirener Äreu^ong^ 
3mtfbru<f 1887. — 3anitfd)ef a. a. D. ©. 305. 

f ) SDiefe gtgur muß trabitionell gettefen fein. 2Bir feljen fic Bei 
Äonrob Don ©oeft (Safel gu Söarenborf), bei Äoerbetfe ($afel au« 
Eangenfcorft) unb nodj im 16. Saljrlj. (33ilb im ^rouingial-^ufeum ju 
Sfänfter, oljne Äatalognummer; e$ ftettt bie tfreujfdjleppung bar unb tft 
oenoanbt ben 2>ünwegge). 



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12 

Midi man in Heineren Figuren bie $)arftettung beS „noü 
me tangere." föeidje fianbfdjaft mit #ügeln unb ©een 
unb einer toielgetürmten ©tabt bilbet ben $intergrunb, unb 
über bem ©anjen fdjmebt bie golbne £uft, meldte in ber 
toorbefdjriebenen SBeife gemujlert ift. 

«uf bem ßaumjeugfnopfe eine« *ßferbeS befmbet ftd) 
ein gezwungene* S5anb mit ben SBudjftaben VS unb W, 
auf jwei anbem baS geid&en A. $)urd) lefctereS bewogen 
fdjreibt SRorbljoff in ber angeführten geitfdjrift bie Xafef 
bem SKeifter be« ÄltarwerfeS in ?Ht*2ünen ju. ®r fagt 
nämlid) bert (©. 214.) nad) fcorljeriger @rwäf|nung be$ 
SieSborner ffierfeS: „©oflte in«befonbere bie SEafcI ju 
Ält'Sünen eine fcerwanbte $erfunft l)aben, bann ftnbet eine 
fold&e aud) ftatt bei bem — öon *ßaftor Dibon bafetbft 
neuentbeeften — größeren *ßaffton$bilbe ju fiippborg, ba 
baS STOonogramm be« teueren, weites jweimal auf Qaum* 
jeugfnöpfen tjorfömmt mit bem ^auptjeidjen be$ SBilbeS ju 
ait-Sünen übereinftimmt. 11 Qnbeffen ge^t e$ mir mit 
biefem Qtiibtti, tote ©djeibler mit bem ju ?tlt*2ünen. %$ 
fann basfelbe feineäfalls für eine ÜÄeifterfignatur erflären. 
Der Umftonb, bafc berartige 3eidjen be$ öftem auf mittel 
alterlidf>en Silbern erfdjeinen, unb gerabe bie S3ud)ftaben 
A unb S *) auf bem SHtarwerf e in ber Äirdfoe ju ©$erm* 
bed 2 ) bei SBefel fogar jufammen mit bem Silbe beS 
©forpionä auf ber ftatjne eine« römifdjen ©olbaten am 
gebraut finb, lägt mid> weit e§er vermuten, baß wir e$ 
$ier gleidjfatts mit Stbjeic&en ber römifc&en Segion ju 
t^un fjaben, jumal bie ©teilen, wo fie ftd> befmben, fd)Wer* 
lid) t)on bem Äünftler jur Anbringung feine« STOonogrammeS 



l ) 2>ie $u<$ftaben A unb S fwben ftd) 3. 93. bei 3*rael wn 
SRefenen. golge aud bem Beben Gforifti 55 »latt B. VI. 290, 229. 
Stogler aRonogrammiften I. 11, 22. 

*) ^otogtaptye bed Söerfe* bei 81. @d&mifc in tfoln. 



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13 

unb bann gleid) jtoeimal getoäljlt fein bfirften. «ufcerbem 
befinben fid) ja auf bem britten Änopfe, aud) nod) aufge* 
malte SBudtftaben 1 ) unb jubem $at ba« 3etd)en in Süncn 
hinter bem A nod) ein S. 

b. Set SOtat in bet Äirdje 31t Sfinnuigljaitfett. 

35ie jtüeite ©d)öpfung, meldte n?ir üon ber $anb 
unfereS SWeifter« nadjtoeifen fönnen, ift ber ftlflgelaltar in 
ber Äirdje ju ©ünning^auf en. 2 ) Seiber ift berfelbe faft 
Doüftänbig fibermatt unb üerborben. SWur nod) wenige 
Slefte ber SWittettafel l>aben i^ren urfprttnglid&en Styarafter 
betpa^rt. $)iefe aber jeigen in ipaltung unb Äuffaffung 
3 U 9 um 3 U Ö & ie # ani > bt& SWeifterS. 

35a« breiteilige SBerf, tt)eld)es aus einem 1,22 m 
Ijofjen unb 2,08 m breiten SKittelftfid unb jtoei betoeglidjen, 



*) SSöIIig tDiUrurlidje unb rein beforarfoe SBudjftabenreiljen fommen 
namerttlidlj auf @en>anbfäumen oor, ugl. WorbtjofJ Sftecenfion ber tfunft- 
bentmäler beö ©rofeljeraogtumG Bauen oon $. flrauä; Sfcepertorium für 
ÄunftiDiffeitf^oft 12. ©. 192. — 3ufo!ge einer berartigen 53ud)ftabenrö$e 
auf bem Stocffaume einer Sigur, Ijat man ein 93ilb im üftufeum ju 
SRünfter auf ben tarnen 9t. ©uemmeigr getauft (ogl. fiübfe a. a. Ö. 
6. 351, — Sanitföe! a. a. O. 6. 241, — ©d&eibler a. a. 0. ©. 301). 
Ob man mit biefer 93e$eidmung baä Widrige getroffen, fteljt nod) feljr 
ba|in; beim nad) bem erften 93ud)ftaben befinbet ßdj {ein 3*idjen, toeldjed 
auf eine Slbfurgung M SBornamenfl fdjliefjen tiefte, unb hinter bem legten 
folgt nodj ein $ud)ftabe, oon bem aHerbingä nur bie SlnfangSftridje gu 
fe^en ftnb, »eil Ijier grabe ber ®anm umbiegt. SBie bie ftnltftifdjc 38er* 
gletdmng ergiebt, pnbet fidj im $farrljaufe $u ©enbenljorft ein ^weites 
«Bert biefe* eigenartigen ftünftterft. <£& ftellt ebenfalls bie Anbetung beS 
Äinbed bar unb geigt biefelben Figuren unb bie gleite braunrote mit 
6d)HngpfIanaen bewarf ene 8rd)iteftur. (C£ine fcbbilbung bei fcuborff 
a. a. O.) 

f ) Hbbilbung bei Öuborff a. a. £).; ogl. Sübfc a. a. 0. ©. 349, — 
Samtfdjef a. a. O. S. 241, — Sd&eibler a. a. D. S. 302, — äatalog 
ber «ueftellung be« SfltertumSoerrinS in fünfter 1879 9Rr. 1463. 
— $^otograp^ie beä 2Berfrt bei @d)öninglj in üttünfter. 



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14 

je 1,22 m flogen unb 95 cm breiten gifigeln befteljt, Der* 
gegemoärtigt ttueberum ©cenen aus ber SeibenSgefdjidjte 
beS #errn, unb jtoar ftnb auf ber ÜÄitteltafel in fünf 
gelbern in ber SKitte bie Äreujigung, linfS bie ©eifcelung 
unb Äreujtragung, redjts bie ©rablegung, unb EljriftuS 
als ©ärtner, auf ben glügeln linfS baS ©ebet am Ölberge, 
red>ts bie «uferftelfung jur Darfteüung gebraut. Als 
SennungSglieber ber einzelnen gelber bienen fingerbreite, 
aufgemalte ©olbftreifen. Diefe alte Änorbnung, meldte in 
SSerbinbung mit einer einfacheren, weniger ftgurenreidjen 
Äompofttion einen ruhigeren unb nod) ibealeren ©inbruef 
Ijeroorruft, läßt barauf fc&liefcen, bafc ber Altar trofc ber 
bereits in blauer garbe erfc&einenben Suft, bem Sippborger 
Silbe ber Qtit nad* öoranfteljt. Qnbeffen if* e * *"$* un * 
wal}rfd>einlid), baß aud) bie §eute eigentümlich mobern aus* 
feljenbe Suft ehemals golben toar. 

Die #auptfcene ber Äreujigung ift bebeutenb einfacher, 
mie ju Sippborg. ®S fehlen foiooljl bie ©d)äd)er, als aud) 
bie große flteitergruppe. 83ir $aben nur ben ÄrucifijuS, 
ju feinen göfjen bie fnieenbe unb ben ÄreujeSftamm um* 
flammernbe ÜÄagbalena, lin!s eine tlagenbe grau, bie ohn- 
mächtige SWaria unb ben fie unterftfifcenben ^fo^anneS, 
rechts ben belehrten unb jum ffreuje ^inaufroeifenben 
Hauptmann unb jtoei Begleiter. S^rifti Seidjnam ift 
völlig ibentifefc mit bem auf ber £afel ju Sippborg. Der 
ÄuSbrucf feines ©eftdjteS, bie Haltung beS Körpers unb 
ÄopfeS, bie 3eM)nung ber #änbe unb gßfee unb bie gorm 
unb galtengebung beS Senbentud&eS ift genau fo wie bort, 
«udj bie Art unb SBeife, toie bie jufammenbredjcnbe SWutter 
Arme unb ipänbe §ält, tüte ber fyfilfeleiftenbe jünger iljren 
SWantel unter bie redete Äd^fel^ö^le emporrafft, ober ber 
belehrte Hauptmann jum ^eilanb ^inaufmeift, »errät leinen 
toefentltdjen Unterfcfyieb fcon ber bortigen. Am auffaflenbften 
ift jebod) bie Übereinftimmung in ber ©cene ber ffreuj* 



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15 

fd&reVJHing. 9Kd)t aKein fyat §ier bcr freujtragenbe £I)rifhi« 
biefelbe Haltung be8 ÄörperS unb Jfopfeä, bicfclbc ©tellung 
ber ^>änbe unb gfiße unb bicfclbc ftaltengebung feines 
graublauen ®en>anbe$; 2lud) STOaria unb QoljanneS, fottrie 
bcr buntgeflcibete ©c&erge, roeldjer bcn $)cüanb an einem 
©eile fortreißt, ergeben fid) als öMig ibentifd) mit bcn 
entfaredjenben Figuren ber Sippborger SEafel. ffinblid) 
jeigt aud) bie Darfteffung beS „noli me tangere" biefclben 
gtguren unb biefelbe Hnorbnung n?ic bort. SKeljr nod> 
als bic üßitteltafel §aben bic Sflügel burd) bic Übermalung 
gelitten, namentlich ber rechte mit ber ©cene ber Stufer* 
fief)ung. gfcrtftuS entfteigt ijier in rotem SWantel bem 
fdjräg in'S JBilb hinein gefteDten ©arfopljage, ben bie brei 
fölafenben ©achter in ^odenber ©tellung umlagern, Auf 
bem linten ftlüget interefficren Dornefymlid) bie Jföpfe bcr 
brei fdjlafenben jünger unb ber etwa« mobernifierte 
CljriftuStypuS. $er lanbfd&aftlidje Seil ber Safein ift 
überall grof? unb ftimmungSüoll angelegt, bodj fyat aud) er 
burd) bie Übermalung einen anbern, fcorgefdjritteneren 
Eljarafter erhalten. 

Die Slu&enfeiten ber ^lÜQtl jeigen Ijeute ein paar 
fürdjterlid) rolje 2ßad)tt)erfe aus ber SBarofjeit, linfs SWaria 
mit bem Äinbe auf bem ipalbmonb, redjts ben t)l. 23ituS 
unb ben 1)1. ättidjael. Auf bem erneuerten SRatjmen ftetjt 
bie SaJjreSjaijl 1661. 

c. 2)a« Sltarbilb ber ^ötjettfirdjc jtt Socft. 

3Bie bereit« Bemerft bilbet bie Jlltartafel in ber #öljen* 
Krc^e ju ©oeft, toeldje gleich ben üorigen eine ©arftellung 
ber $affion enthält, bcn # ipö^epunft ber ibealen SKalerei 
beö 15. ^rlj. 1 ) @S ift überhaupt baS glänjenbfte, reid^ftc 



l ) Sübfe o. a. O. 6. 357. — Sanitfdje! a. a. D. ©. 241. — 
Sd)riMcr a. a. SO. ©. 302. 



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16 

unb farbenpräd&tigfte SBerf, toeldjeS bic mittelalterliche 
Äunft in Sßeftfalen l>er&orgebradfjt Ijat. ©njelne ©eioänber 
finb fo reidf> mit perlen, ©olb unb ©belgeftein befefct, baß 
man unttrißtfirfidj an bie SRalereien ber San <£t)f$ erinnert 
hrirb unb beim Äünftler minbeftenS eine Kenntnis jener 
äßeiftermerte toorauäfefcen möchte. ÄßeS ift bis in bie 
fleinften Sinjetyeiten fein unb forgfam ausgeführt. 9ttd)t$ 
ift toernad&läffigt. Säume unb Ärdjitefturen, #ügel unb 
©ewäffer, Lüftungen unb #elme, ©dfjmerter unb Sanjen, 
foftbare ©eioänber unb bie 9Äenfd)en felbft, alles bereift 
ben eifrigften gleiß uub bie f)öd)fte Sorgfalt beS 2ßeifterS. 
Dabei ift baS ffolorit Don einer Seudjtfraft unb liefe, tüte 
es felbft bie fpätern SReneffancemeifter SßeftfalenS, trofc 
tyrer Slntoenbung beS §tübur\M&, faum wieber erreicht 
§aben. SBenngletdf) ber Jfünftler bei ber ffi^arafterifierung 
ber $erfonen nadfo beftmöglidtfter SWaturtreue geftrebt unb 
aud) in ber galtengebung burcfygeljenbs fdjon jiemltd) 
fdjarfe Srü^e beliebt $at, fo fdjmebt bodf) über bem 
©angen ein fo ibealer #aud&, baß felbft bei ben ©bergen 
unb #enferSfned()ten feine ^äßlid&en unb uneblen ©eftalten 
auffommen. 

©ttjliftifd) fteljt baS SBerf ben beiben vorigen fo nalje, 
baß man unbebenflid) beren 9Reifter aud) für ben ©cfcöpfer 
biefeS prächtigeren ©tttcfeS galten muß. Süßer ben Äopf* 
typen, weldje in gform unb SluSbrucf bie größte 33eroanbt* 
fdjaft geigen, jmingt namentlich bie ©eftalt beS freu}* 
tragenben (EljrifiuS ju biefer Annahme. Die Stellung ber 
#änbe unb 3ffiße, 1<* fogar bie galtenmotfoe feiner grau* 
blauen ©eroanbung ftnb in ben brei ©tücfen fo öötlig 
übereinftimmenb, baß toofyl feine« tum it)nen unabhängig 
üon ben beiben anbern entftanben fein fann. Daju fommt, 
baß ftdj bei ber Äreujtragung audf) roieber ber burd) feine 
©tellung unb fein boppelfarbeneS Äoftfim fo auffallenbe, 
(SJjnflum emporreißenbe ©dfcerge befinbet unb in ber ©cene 



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17 

her Sorljöffe bic Figuren oon Äbam unb (Eba fajt mit 
benjenigen auf bem Sippborger Silbe ibentifd) ftnb. %uä) 
bie epifobenartige Äompofition, bie «ßeidfjnung ber tßferbe* 
topfe, bie SUbung ber Sanbfctyaft, bie golbene Suft mit 
bem eingepunjten äßufter, bie Sorliebe für aufwärts* 
blidenbe Äöpfe, 3Ketaürüftungen unb ©äffen atterart, fo* 
wie bie nur bef$eibene Änbeutung ber $ei(igenfd)eine burd> 
feine @olbftral>len, wie fid) bie« alle« aud> auf bem Sipp* 
b orger Silbe ftnbet, läfct faum einen fttotifcl an ber 
gleidjen Äutorfctyaft ber SBerfe auffommen. SRur ift — 
tote gefagt — $ier alles glänjenber, prunfenber unb in 
ber Ausführung aud) ooffenbeter unb nötiger, wie bort, 
©elbjt ber ftufyalt ber Darstellung bedtt ftd) faft mit bem 
auf ber Sippborger !Eafel. 2Bir §aben in ber 3Witte beS 
SilbeS bie Äreujigung mit ber glänjenben SReiterfdjar, am 
gfufce beS SreujeS ©Ijrifti bie flagenbe SWagbalena, ttorne 
bie ©nippe ber grauen unb fto^anneS mit ber ohnmächtigen 
2Haria, banebrn bie um ben SRodE beS $errn Iofenben 
ÄriegSfnedjte, ÜnfS bie Shreujtragung, barüber bas t>on 
Sereljrenben umgebene Äntlifc S^rifti im ©d&weifctudfje ber 
Seronifa, red)ts bie (Srlöfung ber armen ©eelen au« bem 
Fegefeuer unb barüber bie ©rablegung. Sei ber Äteuj* 
fdtfeppung ftetjt man bie beiben bis auf's $emb enttteibeten 
©<fcädf>er, mit ©triefen an einanber gebunben, bem QüQt 
öoranfd&reiten. Sei ber Äreujigung werben ifyre ©eelen, 
bie iljrem SKunbe in Äinbergeftalt entfahren, Don einem 
<£ngel refpeftiöe Teufel in (Empfang genommen, «n ben 
(Jnben ber tfreusesbaßen Rängen bie 2Karierinftrumente, 
unb an bem ©tabttfyore bepnbet ft$, wie auf bem Silbe 
aus Sippborg, eine SWifd&e unb barinuen bie gigur beS 
9RofeS mit ben ©efefceStafeln. Darunter lieft man bie 
Sud&ftaben SPQR. Sorjügltd) fdjön ift ber tfopf beS 
e^riftuS im ©djweifctudje ber Seronifa unb ebenfo &oHe 
Sewunberung tterbienen aud) bie Jföpfe beS blinben, ei>r* 
LVII. 1. 2 



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18 

wflrbigen Songinu« unb be$ belehrten Hauptmann«. Sitte« 
in allem bilbet ba« SEBerf eine ?ßerle ber mittelalterlichen 
Sbxnft in SEBeftfalen. 

§ 4. Die «Sdjulroerke. 
a. $er Stttat in Sttt - fiünc«. 

Den eigenl)änbigen ©cfyöpfungen be« ÜWeifter« reiben 
fidfj nun ein paar Silber an, bie burd) i^ren fttjliftifcfyen 
E^aratter offenfunbig iljre $erfunft au« ber SBerfftatt 
unfer« aWeifter« »erraten. 3 u " ä ^P 9^ M c $ & on & cm 
Ältarwerfe in ber e&angelifdjen Äirctye ju ÄlUßünen. ©ein 
©d&öpfer Derfügt über eine minber begabte #anb. 85a« 
berfelben mangelt, ift Dor allem jener Ijolje ©djönljeit«ftnn, 
ben wir bort fo bewunberten. Die giguren finb weniger 
richtig proportioniert, Ijaben fdjmale, fd)lanfe Körper unb 
bide, wenig fdjöne, aber gut mobeüierte ftöpfe. 3<l}re 
^Bewegung ift edtig unb unbeholfen, bie SWobelHerung ber 
nadten SCeile fdjwad* unb unplaftifdf) unb ber 21u«brud ber 
©efidfjter bebeutenb flauer. $(u$ Ijat ba« Kolorit bereit« 
eine ftarfe Hinneigung jum Sunten. Dahingegen ift bie 
geiftige Äuffaffung be« DargefteHten, bie Änorbnung ber 
einjelnen ©cenen, bie 3Baf)l ber £tjpen, ba« SKufter im 
©olbgrunbe ber fiuft, furj bie ganje ÜWalweife burdjau« 
bie für unfere SBerfftätte djarafteriftifdje. 

©Ijemal« bilbeten bie £afeln ein bewegliche« 3flfigel* 
werf, Ijeute finb fie au«einanbergetrennt unb in einen brei* 
teiligen, gotifd&cn $oljbau eingelaffen, beffen 3Wittelfelb eine 
minberwertige Jfopie ber ©rablegung nad) Caravaggio 1 ) 
(nidjt Pietä nad> Caracci, wie SBeder fagt) einnimmt, ©ie 



l ) (53 ift bie äopie be$ Befannten SReiflerwerfea in ber Stotifanifdfjen 
©aflerie 3U fftom ; »gl. bie SRabierung oon ßrauöfopf in „bie ftunftfdjctye 
Statten«* $erau«gege&en unb Befd&rie&en oon (5. oon fcüfcow, (Stuttgart 
1884 <5. 452. 



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19 

enthalten ©cenen aus ber *ßaffton unb aus her ÄinbljeitS* 
gefaxte beS $>errn. 

Ctnc ffonfole, öon 78 cm $öl>e unb 54 cm ©rette, 
weldje früher ben Altar gefd>müdt l>aben foO, bepnbet ftd> 
$eutc im $rotrin3ial*2Bufeum ju 2Wfinfter (JU 90). ©ie 
jeigt auf weinrotem 5EeWid)mufier bie $1. Seronifa mit 
einem lebensgroßen (ElpriftuSfopfe. Seiber lagt bie gänjlid>e 
Übermalung biefeS ©tfldeS §eute faum nod) eine Seurtei* 
lung gu. $od> muß bie urfprfinglidje SWalerei eine fe$r 
bebeutenbe gewefen fein. 1 ) 

Der «Itar wirb jum erftenüRale Don Ä. Seder*) 
erwähnt unb folgenbermaßen djarafteriftert: „Der SKeifter 
l>at auffaQenbe Serwanbtfdjaft mit bem SieSborner f$on 
bei flüchtiger «nfd&auung. #m «uSbrude unb ©d)önjfeit 
ber <El>araftere jieljt er unter üjm. Dennoch ift er ein aus* 
gejeid>neter Äfinftler. SefonberS ift ber GtyrtftuSfopf fcon 
ungewöhnlicher ©roßartigfeit unb liefe. Det Umftanb, 
baß bie DarfteOung unb Serfünbigung Äopieen beS ßieS* 
bomer 2WeifterS ftnb, läßt vermuten, baß bie anbern ©tfide 
beS fiteSbornerS genau fo gewefen ftnb, wie bie Silber l>ier. 
«nföeinenb finb biefelben um 1470—1490 gemalt. 11 ©djon 
©djeibler 8 ) l)at barauf aufmertfam gemacht, baß bie 
Silber feine Äopieen beS SieSborner ffierfes finb. ©ie 
ftnb aber auefc feine freien S3$ieberf)olungen berfelben, wie 
Sfibfe 4 ) ftd> ausbrfidt. ©elbft bie Don Seder als ffopieen 
angeführten ©cenen ber ©arfteflung im lempel unb ber 

s ) $err $rof. SRorbfjoff fpradj mir gegenüber bie Uermutung auä, 
bofj bie Äonfole wo$I eljer alö £anbtud)roIle, benn alt ©tü^e beö Slltar« 
gebient |abe. Diefe Etmtaljme würbe in ber tyat eine feine ©etfeljung 
jn bem bargeftettten ©egenftanbe abgeben. — diu ©djema ber Änorbnung 
ber einzelnen Scenen ftnbet fld| bei Suborff a. a. D. tfrei* <Dortmunb 
&mb. 

*) Äunftblatt 1843 (9for. 90). 

») a. a. O. 6. 302. 

*) a. o. O. 6. 348. 

9* 



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20 

SBerfünbigung Reiben nur gewiffe 3fige mit ben entfpredjen* 
ben Vorgängen auf bem £ie$borner SBerfe gemein. Slud) 
ift bie Datierung be$ SBerfeS fcon JBedEer etwas ju fpät 
angebt, ©ie wirb bem ©tyle ber SRalerei entfpredienb 
nid)t weit &on ber be$ SieSborner 2Berfe$ alfo um 1465 bi$ 
1470 anjufefcen fein. 

Die früheren ?lufjenfetten ber fttög^' Kfet auf ber 
SRficffeite be« Ältarbaueö angebracht unb batjer feljr fd)led)t 
JU beftd)tigen, finb &on einer anbern Jüngern $anb. 
SBenn id> nietyt irre ift e$ biejenige, welche bie Außen* 
flügel beS «melsbürener «ItarS gemalt fyat SWorbfpff 
will in ben lefctern bereite eine Änfnfipfung an bie Hrt 
beS ©ert tton Son erfennen. 1 ) Die beiben groj$gebadjten 
unb würbig ernften Sfiguren ber ©otteömutter unb be$ 
£äufer$, weldje auf ber einen SEafel ju fifinen, gleid&wie 
p SfmelSbüren öor einem grünen SEeppidjöorljange unb 
unter treffliefj gemalten SBalbactyinen fteljen, nehmen ftd& faft 
wie DerHeinerte Äopieen ber bortigen au$. Die anbere 
£afel jeigt ben fy. ©eorg al$ Drad&entöter in filberner 
{Rüftung unb im #intergrunbe bie 1)1. ÄgneS Inieenb mit 
einer Ärone auf bem Äopfe. Die wettgebeljnte fianbfdjaft, 
welche bie Sriguren umfdjliefct, fünbet bereit« einen leifen 
Anflug öon Stimmung an unb beutet barauf fjin, bafj ber 
SWeifter fdfjon eingeljenbere ©tubien nad) ber Sttatur be« 
trieben fyat. 

b. Sie Safel ber Sammlung toon 3ur=2ttüf>len 
in SWüttfier. 

Äud) bie Doppeltafel ber Sammlung be$ #errn 3Htt» 
meifterö tton ,3ur*2Küf)len in SWünfter gehört ^ier^in. ©ie 



») 6tubien II a. a. £>. ®. 135. — Über ben 2Reifter ©ert »an 2on 
Dgl. 9torb$off in ber 3«tfdf)rift für bilbenbe Äunft 1881 @. 297 ff. unb 
Stt^rb. be$ »erein* für SlitertumSfreunbe im Styetnlanbe 1886 @. 122 ff. 
— ©djeiMer a. a. D. ®. 302. 



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21 

ftcljt in ftyliftifdjer $inftdf)t bcm vorigen fflcrfc am nädfjjien. 
9Gad) «uSfage be« SBefifcerS foü ftc au$ bcm Älofter Don 
fiiesborn ftammcn. ffix ^n^alt öergegentoärttgt in mehreren 
?lbteilungen bic ßegenbe öon bcr nmnberbaren Äuffinbung 
be$ JJreujeS burclj bic Äaiferin $elena. 3 u f°lfl e ty rcr 
$erfunft nmrbe ftc früher Don einigen Äunftautoren (Äuglet 
Sübfe) für eine Qfugenbarbctt be$ fiieSborner SWeifterS ge- 
fallen, ©ie f)at aber, nrie aud) jefct allgemein angenommen 
roirb, mit biefem JJünftler nid)t$ ju t^un. ffla^rf^cinK^ 
geborte fic ju einem ber ttier Altäre, toeld&e feit Aufhebung 
be* ÄlofterS uerf^oHen ftnb. «1$ Arbeit be« Sicöbomer 
2Reifter$ — loenn audfj als ^ugenbtoerf — müßte ftc bodfj 
»enigftenS einen ffeim üon jener eigenartigen gormenjeufc* 
nung unb ftormenfäönljett offenbaren. Aber üon aUebem 
ift nidjts ju feljen. Die giguren finb fteif unb eefig in 
tyren SBemegungen unb toenig glttdlidf) im »uSbrud. Da* 
bei mad&t audfj bie SKalerei feineSfoegS ben ©inbrud einer 
anfängerarbeit, fonbern jeigt Mar unb beutlidfj bie $anb* 
fd^rift eines fdjon fertigen MnftlerS, ber fidfj bereit« ein 
eigenes gformenibeal gefd&affen Ijat. Der fttyliftifdfje (H)a- 
rafter aber unb baS SKufter im ©olbgrunbe ber Suft fenn* 
jric^nen bie £afel als ein *ßrobucft unferer ©ertftätte. x ) 

e. Die innern gflügelbüber beS StttarS aud XmelSbürett. 

©eiteren finb nodfj ju nennen bie Beiben innern 
ftlügelbilber beS Altar« au« ber Äird&e ju «melsbfiren 2 ) 

l ) %ad) Beder (Äunftblatt 1843 Hr. 89) folleu in ber ehemaligen 
Sammlung Krüger in SRinben bie fefct Ieiber &erfdjoü*enen glügel beS 
93übe4 gemefen fein, ©ie enthielten ba« SKartnrium ber tljc&aifdjen Öegion 
unb bie Äirdjen&ater. 

*) 8üWe a. o. £>. <§. 364. — @d&eibler a. o. D. ©. 302. — Horb- 
$off @tubien II tt. a. D. 6. 135. 

3Ud ein Äbtommling unferer Söerfftätte erweift fldj «*<$ ba« Bilder 
nur erft Don 5ß. dienten in ben ßunfibenfmalern ber ^einprouinj 



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22 

jefet im $roüinjial*2Kufetmi ju 2Wünfter (J\ß 82 unb 83). 
©ie tragen jtuar innerhalb bcr ibcalcn ©ttjlridjtung ein 
böllig eigenartige« ©epräge, »erraten aber burd) ben ge* 



(tfrei* SReeö 6. 109) erwäfjnte ©üb in ber flirdje St. SHaria in ber 
©djnurgaffe $u tföln. $<J ftcDt in grofoügiger ßanbfdjaft unb golbener 
8uft in ber ÜHitte ben ©ffrcujigtfn bar, beffen aud ben SBunbmalcn 
rtnnenbeä 33Iut üon $wet langgenwnbeten Engeln in golbenen Äeld)en 
aufgefangen wirb. fRtd)t$ unb Itntö Rängen bie ©d)ädjer. 8lm gufje bcö 
Äreu$e$ (Sljrifti fniet bieämal nid^t 9Raria«3RagbaIena, fonbern ein ftig» 
matifierter 5ftönd) in grauer tfutte ($1. gran$itfcueO, ber ba£ auö ben 
gufcwunben fliefeenbe ©lut mit einem Steldje auffängt. 3m Söorbergrunbe 
linf* ftnb So^anneö unb bie grauen um bie aufammengebrodjene Butter 
befd)äftigt. £Red)t$ fteftt eine ©nippe norneljmer SWfinner. 3n ber Sftitte 
ber Safel fniet bie fleine gigur beä 2Raler$ unb neben iljr liegen ein 
$obtenfdjäbeI unb eine Palette mit Sßinfeln. 3m «frintergrunbe fie^t man 
in Heineren gigureu bie $lnnagelung an$ Ären^, bie 3)ornentrönung unb 
bie um ben töoef ftreitenben ©ölbner. ©ämmtlid)e giguren ftnb grofte, 
trefflidje (£rfd)einungen, befonberö bie Slücfenfigur be$ gang im SSorber- 
grunbe red^td fteljenben üflanneä in blaurotem, prächtig Drapiertem SWantel 
unb £ermelinfragen. 3)ie ©efidjter ber Scanner ftnb burdjauä inbim'bueH 
unb portraitartig, bie ber grauen mit Ijoljer ©tirn, Meinem üttunb unb 
etwa* langer 9iafe. 2lu*e Ijaben eine ftarl bunlte Partie unter ben äugen 
unb ein auffaUenb bletdjeö Snfarnat mit nur gan$ garten, graublauen 
©Ratten. 2)er fcuäbrucf ber öeibtragenben ift fanft, milbe unb olme jeg» 
lidjeä Sßatyoö; baä (Sänge überhaupt rufjig unb abfid)t$lo$. 3ebenfaH* 
gehört baä S3ilb ju ben wenigen ©tütfen biefer toorgerücften 3«t, in benen 
noefc ein leifer, tbealer £on nadjljau*t. <Der SReifter beö 33ilbe$, ber fld) 
Ijier in afägraugelbem SRöndjöljabite mit $infel unb Sßalette abfonterfeit 
ijat, ift und bereite burd) jwet anbere SBerfe in ber JUItanö unb SRifolai- 
firdje $u ßorbadj befannt. di ift berfelbe, welcher ftdj aud) bort att an* 
betenber grangiöfaner-Dbfemant in bem nämlichen tfoftüme mit Sßinfel 
unb Palette bargeftettt ljat. SRorbljoff Ijat i^m in ber £üfeowfd)en ßunftdjronif 
1891/92 % g. III 370 f. unb 394 f. einen längeren «uffafc gewibtnet 
SDte Äorbad)fdjen Silber tragen bie 3*!jreö3aljlen 1518 unb 1527. Um 
biefe 3*it mufj aud) baä Kölner 33ilb feinem ©töle nad) an$ufefeeu fein. 
3>a ber ßljriftutförper faft ibentifdj mit bem auf ber Stafel in ber £öljen- 
firdje gu ©oeft ift, fo liegt bie Vermutung na^e, t>a% ber SWeifter auö 
unferer SOBerfftätte ^eroorgegangen ift. Oßljotograpljie beö 2Ber!e« bti 
% ©d§mi^ in ^öln.) 



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23 

mufterten ©olbgrunb unb bie Änorbnung ber fcerföiebenen 
gjafftoitffcenen ü>re QuQ^bxiQhxt ju unferer ©ruppe. (Sin* 
mal finb fic abhängig fcon bem Altar ju ©finmngljaufen, 
inbem ftd) bei ber ©cene ber ©eißelung bie giguren be« 
Mutbefprifcten <£l>riftu$ unb be$ fdjlagenben ©bergen nrie 
Sopieen ber bortigen anlajfen, jum anbern &on bem ©er* 
liner Ältare beS fallen :ftarenu$, inbem bie Sfaorbnung 
ber ©cenen, namentlich bie be$ jüngften ®eri<fcte$ unb ber 
Himmelfahrt, fcoMommen mit ber ber bort befmbli$en 
übereinftimmt. Der SWeifter ift ein ifödjji unbebeutenbeä, 
§anbtt>erf$mäf$ige$ Talent. ®r bilbet feine Figuren lang, 
f$mal, mit Dieredigen, bicfen köpfen, glojenben Äugen 
unb 1)0$ gefdjnmngenen JBrauen. Seiber finb bie tafeln 
fammt bem SWittelftücf fiberau* ftarf beföäbigt. 



II. 

3>et griffet £o0aittt von $otfL 

§ 1. JJerfoü unb fiilbun^gang bes MnfüttB. 

8u* ber im vorigen Seile gefdjilberten SEBerf ftätte gel>t 
nun aud> berjenige SReifter ijertjor, melier lange 3*ü unter 
bem fallen SRamen „ftarenu« 11 eine nidjt unbebeutenbe 
SRofle in ber funfMjiftorifdjen Sitteratur gefpielt Ijat. Damal« 
umr er nur betannt burd> eine einzige ©djöpfung, ben 
großen ÄreujigungSaltar be$ SBerliner 3Kufeum8 (J\f§ 1222), 
Ipute (äffen ftd> nod) brei weitere, umfangreiche ffierfe 
feiner $anb mit völliger ©ic^er^eit nadjtoeifen. <E$ finb 
bie$ ber große gliigelaltar in ber $ßfarrfirdje ju ©djöp* 
pingen, ba$ bisher nodj wenig befannte, l>eute im nörbli^en 
Ouerfdjiffe bes Kölner Dornet aufgefteOte Ältarroerf au« 
ber Äirdje ju falbem am SRieberr^ein 1 ) unb jene bereit« 



') ^otogrop^ic Bei «. Cdjmifr in ftoln. 



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24 

üon SWorbi>off bcm SKeifter jugefdjriebene SCafcI mit fünf 
^eiligen au$ ber «Itfyaufer Kapelle bei Sftorbnmlbe, jc|t 
im ^roöittjia^aRufcum ju SDiünfter. 1 ) 

Die ©tijlfritif biefer Sßerfe ergiebt eine $öd)ft interef* 
fante, eigenartige Jfünftlerinbtoibualität, bie im Äampfe 
jtoifdjen 3ft e °ft* mu S un & Wealiömu« ju feiner öon beiben 
{Richtungen eine beftimmte Stellung einnimmt, fonbem auf 
bemfelben Silbe balb ber einen, balb ber anbern ffieife 
bie tteitge^enbften (Eonceffionen maefet. J)a ber ÄünjHer 
jubem feine erfie Sefyrjeit in ©oeft, feine fpäteren $al)re 
aber Ijödjft ttja^rfd^cinlid^ in SKünfter jugebradjt Ijat, fo 
tt)irb er ber eigentliche Vermittler jhnfdjen tbealifttfdjer 
unb realiftifdjer, jnrifdjen ©oefter unb 2Rünfterifd)er Äunft* 
weife, fieiber fefjlt un$ audf) bieSmal jebeö birefte Ur* 
funbenmaterial, fobafc mir bei ber 3ft<*ge nad) ber ?ßerfon 
unb bem JBilbungSgange be« #finftter$ lebiglid) lieber auf 
bie SBerfe felbft angenriefen finb. 

Saßt fd)on bie $erfunft beS ^Berliner ÄltarS, ber 
nadj SBaagenS JBerid>t au« einer ber Äirdjen öon ©oeft 
ftammt 2 ) auf Sejteljungen be$ SWeifterS ju biefer ©tabt 
fliegen, fo fpri$t in no$ entfdjeibenberem 3Kaj$e ber 
fhjliftifdje g^arafter feiner 3Mn>eife bafttr. Die ibealen 
©eftalten ber grauen unb jugenblidjen ^eiligen, bie lieb* 
liefen JSöpfdjen ber ©ngel, tt>el$e an bie jarten ©d&öpfungen 
be$ ßieSborner ÜWeifterS erinnern, baS Äolorit mit feiner 
Hinneigung jum SBunten, bie öielfa^e SSertoenbung Don 



*) Stbbttbung in 3eÜfd)rift für djriftl. ffunft 1891 @. 74. 

•) 9ftorbljoff$ Serfudj ben ^Berliner KItar Don 3Rarienfelb Ijerguleiten 
unb tfjn afö benjenigen $u 6e$eidjnen, melden baS tflofter unter feinem 
Slbte ©attenfomp an ben großen (Sljurfürften oerfaufte (ögl. 8fcq>ert. f. 
Jhmft». V 1882 S. 305 unb 3eitfdjrift für preu&ifdje ©efäidjte unb 
fcanbeSfunbe 1881 XVIII 6. 576) ift oon Sd&eiMer (a. a. D. 6. 303) 
jurürfgewiefen unb öon üjm felbft (Stubien II a. o. O.) aufgegeben. 



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25 

golbcncm Qxtxat, 1 ) futj bie gern je £ed)nif ber ©emälbe 
öerrftt jweifeQo« ben in ber ©oefter ©d)ule gebilbeten 
Äfinftler. Dabei giebt bie Äuffaffung unb 2)el>anblung 
ber ©efammtfompofition, welche berjenigen ber Üafeln an» 
Sippborg unb ber ©oefter $öljenfir<&e entlehnt ju fein 
jc^eint, ferner baS befannte SWufter im ©olbgrunbe ber 
fiuft, fotoie bie auffattenben £ljpen getoiffer Sfiguren, »eld>e 
auSgefprodjeneS (Eigentum ber im vorigen Seile gefächerten 
ffierffiätte jtnb, — id> öern>eife nur auf ben burdj feine 
©teDung unb fein boppelfarbeneS Äoftüm fo fetyr mar* 
fanten ©bergen in ben ©cenen beS S3erl>ör$ unb ber 
Äreujtragung — bereite« 3 eu fl n ^ öon & cm Unterricht 
unb bem $ertoorget)en be$ &ünft(er£ gerabe aus biefer 
Strfftötte. Überhaupt bürfen nur alle ibealen (Elemente, 
benen nur in feinen Silbern nod> fo reid>lid> begegnen, ge* 
troft auf Seljrtrabitionen biefer ©djule jurüdfü^ren. %a 
bas Silb in ber #öt>enfirdje ju ©oeft, toeld)e$ mie ein 
tooflfommeneS Prototyp ber ©djöpfungen unfer« SWetfter« 
erfdjeint, jeigt beutlid) genug, baß wir in feinem Autor 
ben Se^rmeifter ber ibealen gformenanfdjauung beS unfrigen 
ju fud>en Ijaben. 

2Bo aber bejog ber SWeifter bie Kenntnis ber rea* 
Iiftifd)en ©tylroeife? ffiir muffen unbebingt eine Steife in 
bie SWeberlanbe annehmen. Äbgefe^en fcon ber großen 
!Rad)barfd)aft SBeftfalenS unb ber Sttieberlanbe unb ben 
mannigfachen Sejie^ungen, 2 ) welche beiber Jhmftretnere 
miteinanber öerfnüpften, machen namentlich bie tnelfadjen 
Änflänge an ©irf ®out$ biefe Annahme jur ©enriffteit. 



*) Über bie ©oefter SWaltedjnif, namentltdj über bie Skljanblung bed 
©olbgrunbeS mit Ornamenten unb vertieftem Sintenwert »gl. 9iorbl)off 
„2He ©oefter SKalerei unter SReifter tfonrab" a. o. D. @. 114 f. 

*) Horbfcoff ©tubien II a. o. O. ©. 137 unb bie Don i$m (3a!jrb. 
M Serein* für SOtertumäfreunbe im SK&einianbe LIII 45 unb LXV1II 
120 ff.) angeführten bielBeaüaUdjen ©Triften. 



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Der ©)riftu$fopf mit bem fträ^nig gefd&eitelten Qaax, bem 
länglichen ©eficJjte, bem fpärlidjen ©arte unb ben fdjarf 
oorfpringenben ©adenfnot^en, 1 ) bie toeuig frönen, aber 
d^arafteriftifc^en Figuren, bie fteifen ectigen SBetoegungen, 
bie toloriftifäen 83erfudje Derfd)iebener JBeleudjtung unb 
bie ÄuSgeftaltung ber Interieurs 2 ) erinnern fo auffaflenb 
an bie «rt unb SGBcifc biefe« #oflänberS, baß ein Aufenthalt 
in beffen Atelier entfcljieben öorauägefefet werben mufj. 8 ) 
$n bie $eimat jurücfgefeljrt, tjat bann ber SKeifter nid)t 
mefyr in ©oeft, fonbern in ber $auptftabt be$ SanbeS 
feinen SBoljnftfc unb feine SEBerfftätte aufgefd&lagen. $ier 
lonnte er für feine neue SWalroeife am elften SBerftänbniS 
ftnben, benn l)ier war ber SBoben für bie ?ßflan$ungen 
realtftifdjer Jhmft feit 1446 burefc 3fol)ann $o*tbecfe ge* 
ebnet. Wud> muß e« auffallen, wie überrafdjenb tnel ge* 
meinfd)aftlid>e QÜQt in ben Seiftungen beiber Äünftler ju 
pnben finb. Diefelben finb fo jaljlreidj, bafc tclj fogar eine 
3eitlang glauben tonnte, bie ganje ©nippe t)on SBilbtoerfen 
fönne nur öon einem einjigen SWeifter l>errüi>ren, ber aller« 
bingä fpäter eine SBanblung burdfjgemac^t Ijabe. SWan be* 
traute j. 93. JfoerbecfeS SEafcI ber Serfpottung (Sljrifti im 



') »gl. namentlich ben <5$riftu$topf auf bem 2)irf »outöfäen $iibe 
ber (Sammlung £t)tem in ©an 9fcemo „Gtjriftuä im £öuf« ©imon**. 
Stbbilbung im ßlafftfdjen 23ilberfd)afee herausgegeben tum 5. t>. Sftebcr unb 
81b. S3aneröborfer Er. 1453. 

*) »gl. „2)ie Seier be« $affa$fefteö" oon 2)irf SBoutt in ber ©aflerie 
ber Königlichen SWufeen gu Berlin 9lr. 539. Slbgebilbet im Älafflfd&en 
93ilberfdjafce 9er. 1339. £icr ift ber Söanbfamin genau berfelbc wie bei 
ber ©erfünbigung auf bem ©djöppinger tlufeenflügel. 

*) 9J?an $at audj öerfdjiebentlidj an bie SReinlingfdje 2lrt feiner 
Äompofition erinnert (©djnaafe, Sübfe), $ai aber nidjt beamtet, bafe biefe 
Lanier fdjon oor Beinling, wenn aud) nicr)t fo au*gefprocf)en, auftritt, 
unb bafj bie ftcr>cr batierten ©tücfe btefed SDceifterö erft mit bem 3a$re 
1475 Beginnen (»gl. (Sdjeibler „2)ie ljer&orragenbfien annonnmen SReifter 
unb SBerfe ber Äölner SWalerfdjule oon 1460—1500", S3onn 1880 ©. 13 f.) 
einer 3*it, wo unfer Äünfllcr ftdfjer wieber in ber £eimat weilte. 



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27 

$romnjial*2»ufeum ju SKünfter (Jß 30). 3»it bem 
^Berliner Ältare unfereS SWeijterS fcerbinbet ftc nid)t aßein 
bie bereit« Don 9iorbl}off bejeugte Übereinftimmung jweier 
ftart jfibifd> ausgeprägter ?ßi}t}ftognomien eines ©bergen 
l>ier unb eines ©öfters in ber 8uferftel>ungSfcene bort, 
fonbern aud) bie völlig gleite SBilbung beS gufjbobenbelags, 
ber in feinen garten Orarbcntönen &on weife, blaferofa, blau 
unb oltogrün jweimal auf ben berliner «Itarflügeln, fo* 
wol>l in ber 83erfünbigungSfcene, wie audj bei ber £erab* 
fünft beS $(. ©eifteS wieberfel)rt. 5ftodj überjeugenber jinb 
bie Sejieljungen ber ffoerbedefdjen SCafel ju ber gleiten 
©cene auf bem Äölner Ältare. Äbgefe^en fcon ber jientlid) 
ö$nlid>en Änorbnung bejüglid) ber ©teinbanf, auf melier 
ber gefeffelte #eilanb ftfet unb ben abermals ttieberfeljrenben 
gleidjgemufterten JJfufjbobenfliefen, ift bie SfjriftuSfigur fogar 
bis auf ben ettoaS ibealem ÄuSbrud beS ©eftdjteS, tjter 
torie bort ibentifdj. Die göltenmotiDe feiner graublauen 
©ewanbung madjen grabeju ben Sinbrud einer gegenfei' 
tigen ?ßaufe. Sfuf jttjci anbern tafeln ftoerbedeS, ben 
beiben, je^t im ^roüinjial^aRufeum ju ÜWünfter befmblid)en 
©tfiden mit *ßaffionSfcenen aus bcm ^farr^aufe ju Sangen* 
$orft, befunbet x>ox allem bie ©cene ber tfreujabnaljme bie 
engfte SSerwanbtfdjaft mit ber gleichen DarfteHung auf bem 
ffölner Ältare. ©obann ift ber auferfteljenbe (JtyriftuS mit 
bem feitwärts geneigten Äopfe unb bem nadj Iinfs Ijm 
flattemben $aare in Haltung beS ÄörperS unb ©tellung 
ber Arme unb Seine genau fo, wie ber auf bem ^Berliner 
Ältarflfigel. Äud> bie lang auSgeftrecften unb fjodenben 
Satter, weld&e in berfelben ©cene oor unb Ijinter bem 
©teinfarge fälafen, entfored)en ftd) in tyren uerfdjiebenen 
Äörper*£agen unb Stellungen $ter, wie bort, ©benfo ift 
auä) ber Keine, blaugefletbete $age, welker bei ber $änbe* 
luafäung beS Wlatu* plfreid) jur $anb ge§t, eine bei 
unferm üKeifier befannte unb beliebte ftigur. (Snblidj jeigt 



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28 

aud) ein britte« ffierf Äoerbecfe«, ba« SRittelftttcf be* 
Ämel«bfirener Ältare«, jene für unfern 3Wetfter fo überau« 
djarafteriftifdje* mifjoerftanbene Änwenbung ber (Bpifoben* 
compofttion, auf weldje idj l^ernad) bei Sljarafterifterung 
feiner ©ttyfweife eingeben werbe. 

$ann fomit fein Qtotifel an einem 3 u f amtttcn ^ an 9 
ber SBerfe beiber Äünftter befteljen, fo fragt e« ftd) nur, 
wer oon iljnen ber gebenbe unb wer ber empfangenbe SEeil 
gewefen ift. SWad) SWorb^offö' Unterfud&ungen fann nur 
ftoerbeefe ber Seljrer gewefen fein, benn er bemerft au«« 
brücflid) *), ba& ba« ©eftdjtsprofif be« fdjlafenben ©achter« 
auf bem ^Berliner «Itarflügel eine Äopie be« ©bergen au« 
Äoerbede« lafel ber SSerfpottung fei, unb bafc ba« 83er* 
^ältntö fein umgefeljrte« fein fönne, ba ber ^Berliner Altar, 
unter bem SBorwalten unb gortwirfen be« 3beali«mu« in 
©oeft, bodj wofyt fpätcr entftanben fei, al« Äoerbecfe« 
©erf. hierbei ift fretlid) ftiflfdjweigenb bie 83orau«fefcung 
gemalt, bafj ber berliner Altar in ©oeft entftanben unb 
fein ©djöpfer bafelbft anfäffig gewefen fei. Da Äoerberfe 
bereit« feit 1446 in ben Urfunben ermähnt wirb, unb aud) 
feine fflerfe, mit ausnähme be« Altar« au« Ämel«büren, 
in ber Xfyat einen etwa« älteren Sljarafter an ftd) tragen, 
fo glaube audj idj, baß ba« Don Sßorbtjoff bejeid&nete 35er* 
l}ältni« ba« richtige ift, jumal bie gugbefleibung auf $oer» 
beefe« SBerfen nur erft au« £ud) ober 3fifjbe*ügen beftefyt 
unb nod> metyt jene eigenartigen ©teljenfdjutye jeitigt, wie 
wir fie bei unferm SWeifter fe^en. Dagegen bin idj be* 
jttgtid* ber Ort«frage anberer STOeinung. ®rabe bie ange* 
führten Sejieljungen ju Äoerberfe, erforbern unbebingt ein 
nähere« Qn^ammmUUn beiber Äünftler unb mannen e« 
weit waljrfdjeinlidjer, baß ber SWeifter eljer in SKünfter, 
benn in ©oeft feinen SBoljnfife gehabt Ifat. hierfür fpridjt 



l ) ©tubien II a. a. £>. ©. 135. 



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29 

audj no<$ folgenber entfd^eibenbe Umftanb. An einem 
Pfeiler beS Domes ju SKünfter beftnbet ft$ bidjt neben 
ber SBilbfäule beS $1. 61)riftotf)oroS ein SReft Don ffianb* 
maierei, ber in fyalblebenSgroften friguren bie JBefetyrung 
gjauli auf bem ©ege nadf) DamaSfuS bavfteflt. ©tglltftifd) 
jeigt bie Sßalerei eine fo enge S3ertoanbtfdf)aft mit ber 
Darstellung gleiten ©egenftanbeS auf bem Sfufjenfliigel beS 
berliner ÄltareS, bafc tt)of)l trofc ber Äntiquafdjrift auf bem 
©prudjbanbe, laum ein 3 tüe if c ^ an ber gleiten Äutorfcfyaft 
beiber ffierfe entfielen fann. Die Äopfttypen ©ott4BaterS, 
Des erfdjretften SßauluS unb feines Segleiters mit ben fyin* 
untergebenen 2Wunbtt>infeln, tragen alle $araftertftifd)en 
SKerfmale unfereS 3KeifterS au fid), unb baS naturaliftifc&e 
2»otit) beS rücfroärtsflatternben Mantels finbet fidf) $ter 
ttrie bort. Auf jeben Qfall l>at man aber mit ben SRalereien 
im Dome einen Ijeimifctjen Äünftler unb feinen fremben 
betraut jumal Sßünfter eine blityenbe 3Walerfd&ule befaß 
unb auf's glficflidjfte mit ©oeft rtoalifterte. ! ) Sttun nnffen 
mir aus alten &irdjenred)nungen beS bortigen Staatsarchivs, 
ba§ in ben ^a^ren 1485 unb 1486 ein Sßaler „$ol)ann" 
©eiber für ffianbmalereien im alten, jefct abgebrochenen 
Dome empfing 2 ) unb aus einer Urfunbe ebenbaf elbft, 8 ) 
ba§ im $al)re 1487 20. ^uni ein SWaler „ftoljann aus 
©oeft 11 jmei §äufer in ber ElemenSftra&e ju SMnfter, mo^in 
er »erheiratet mar, uerfaufte. SWorb^off, welker uns bie 
beiben 9lad>rid)ten mitteilt, 4 ) möchte nun ben erften SWamen 



') Jfiknbmalerei ift überall. Die SBemalung einer SBilbfäulc beö 
13. 3äW). in ÜRetelen nadjgewiefen r>on Storbljoff bei Songinuä, güljrer 
bnrd) ba$ SRünfterlanb 1896 II 6. 128. 

*) Über bie bort unter ber $ünd)e aufgebetften Malereien ogl. ©ei*« 
berg in ber weftfälifäen 3eitfc^rift 38 I 32. 

*) allgemeine Urfunbenfammlung 9Rr. 397 be* ©taatgardjiö* gu 
SRnnfier. 

*) Stubfen II a, a. D. 6. 125 u. 136. 



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30 

für 3foljann Äoerbetfe in Sfnfprud) nehmen, weil bic blogc 
Angabe be$ SBornamenS nur auf bic befannte *ßerfönlidj* 
feit biefe« 2ßeifter$ bejogen werben fönne. ftvix ben 
jroeiten SWamen weiß er nod) feinen Anwalt, um 3WaIereien 
ju ©oeft unb ju Sßünfter auf iljn anjuwenben, ober eine 
Serbinbung jn>ifd)en iljm unb ÄoerbedEe fjerjuftetten. SBaS 
leitete Sebingungen anbetrifft, fo glaube id), baß tpofjl 
fein SKeifter biefelben glfuflidjer erfüllen fann, aU tbtn 
ber unfrige. $ä) trage baljer feinerlei SBebenfen iljn unb 
$ol>ann tton ©oeft al$ ein unb biefelbe Jfünftlerperfönlidj* 
feit ju bejeidjnen. aber aud) bie erftere SWadjrictyt möchte 
id) lieber auf ^oljann öon @ oe ft & enn au f 3°§ ann $oer* 
beefe bejogen nnffen. SWimmt man an, baß ßoerbede im 
3fa^re 1446, too tyn bie Urfunben jum erften SKale als 
ÜWeifter nennen, zttva 20 ^aljre jätjlte, fo muß er bie 
Malereien im alten Dome, loeldje jroifdjen 1485 unb 1486 
beglichen würben, toenigftenS at$ fed)jigjäf)riger SWann, alfo 
immerhin in einem Älter ausgeführt fyaben, wo man ber* 
artig unbequeme unb anftrengenbe Arbeiten lieber einer 
jüngeren ffiraft überläßt. 1 ) ftotyamt öon ©oeft aber muß 



l ) ftorb^off btmtxtt felbft (@tubien II a. o. D. 6. 126), bafj in ben 
3aljren 1488/89, wo in ben 8ted)nungen beä alten 3)ome$ nunmehr ein 
SReifter Martin erfd&eint, alfo nur 2 3aljre fpäter, ßoerbetfe woljl fdjon 
ben Sßinfcl ljabe ruljen Iaffen. Sntereffant ift übrigens, baß oon ben 
unter ber Zündet aufgeberften Silbern SRartinä etneä gleichfalls bie 9Be» 
fe^rung Sßauli barfteflte. 3$ tann fjier nur ber Wage 92orb^offd bei* 
pflichten, bafc man nidjtä baoon in djarafteriftifdjer Sßaufe gerettet (at. 
2Bie wertoott ptte grabe biefed ®tü(f für uufere 33ergleidmng fein tonnen! 
— Sugletdj mögen Iner nodj einige unoeröffentlid)te Zotigen eine ©teile 
finben. Über 3o!j. tfoerbeefe bewahrt bae" ©taataardjio in fünfter eine 
SRorij, bie ft$ <wf ber Sftücffeite eine« SBüd^leinö 00m 3<rf)te 1465, ge- 
(^rieben Don einem Sftöndje Sodann oon Sielen im Softer SWarienfelb, 
finbet. SDanadf) erhält ber Drbenöbruber oon guten öeuten 43 rfteinifdje 
©ulben, um ein ©laöfenfter im Sßeftgiebel fjerfteHen $u Iaffen. 2)er 8lbt 
fagt tytti, er foHe baö ©elb aufgeben unb warten, bit ftd) bie Summe 



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31 

in bicfem fdjnrierigen .ßmeige & cr SWalerei fd&on früher be* 
»anbert unb berühmt getoefen fein, benn fonft toürbe man 
üjm fidjer mdjt bie Walereien im neuen Dome anvertraut 
$aben. 

gaffen toix alfo baS ©efagte nod) einmal jufammen, 
fo ergiebt ftd) au$ bem frühem, fabelhaften ftarenuä nun* 
meljr ein urfunblid) bejeugter 2Weifter Qfo^ann Don ©oeft, 
bet aud) aller 5Bal)rfd}einlid)feit nadj in ©oeft um 1440 



burdj mübtljatige ©oben nodj oergröfcert $abe. «Diefelbett muffen aber 
n>ofjl audgeblieben fein, beim weiterhin trägt ifjm ber 8lbt auf, bad ©elb 
an Surf)- ^oerbede aud 2Rünfter $u geben in S3egablung für bie öon it)m 
gefertigten Safeln auf bem oberften Ultare. 3)a bie 8Beit)e biefed Altäre« 
erft im Safcre 1457 ftattfanb (ogl. «Rorb^off ©tubien II a. a. £>. ©. 131 
unb 133), fo ift bie 5Rotia offenbar in fnäterer 8«t auf bie leere SRüdfeite 
bed $üd)letnd nachgetragen worben. SebenfaHd erfahren wir aud t^r v bafj 
Sotj. Äoerbetfe ber ÜHaler bed SRarienfelber «f>odjaItard geniefen ift. — 
©obanu teilte mir £err Sßrof. 9lorbt)off nodj mit, bafj M bem Serfauf 
bed Äoerbetfefdjen §aufed im Safjre 1491 Saurentiud Söntte, be Sfleler, 
(offenbar ein Sdjüler be« TOcifter«) Sförgfdjaft Ieiftet. £audbrief bei 
9Hemaun am ©egedenbe. — gerner nacr) einer Urfunbe: „§inrif TOober« 
fonne, ©rete feine grau, ÜRefter ©ermann tforbetfe unb ©ertrub feine 
grau, S3ürge $u SWünfter, oerfaufen bem Äerftien ßerfering, tfanonifud 
oon 6t. Martin, einen Sftentenbrief. 1531. 5. 7. — Waä) ben Skdj- 
nungen bed alten 2)omed erhält 1514 — 15 Sofyann Sönletfen pro pictura 
parietis in medio eccJesiae ... IV marcas V solidos unb 1516 — 17 
ein magister Hinricus SBeloenfdjneber pro ligneis imaginibus octo 
apostolorum substnictura organi stantibus V marcas. gerner malt 
um 1536 ein äilian pictor ein 2BanbgemdIbe im ÄapiteHjaufe uon 8ub« 
geri. fflad) bem ßubgeri»$farrbudje. — 9ladt) ^rabbeö Sludfagen befanben 
ftd) im 2)ome noer) folgenbe Malereien: 2In ber Orgel, gifdjblafenmufter 
nnb Duaberfteinbeforation oor 1448, $ufolge eine« babei angebrachten 
SBappend ber gamilie SWorienn; in ben ©etoölbegtoidem bed »eftlidjeu 
Ouerfdjiffed 33Iumenmebatttond, infdjriftlidj aud ben Sauren 1628—30 
ebenba bie giguren continentia, temperantia unb amicitia, — in ben 
©eitenfdjiffen : Silber aud bem SHarienleben (nörblidt)) unb aud bem 
geben bed 1)1. ?aulud (füblidt)) oon #adpar Storp 1650. (Sin $ietridj 
©torp nrirfte um 1630, ogl. SRorbljoff in $rüferd Hrdjto für firdjlidje • 
Äunft 1886, 3a$rg. 10 S. 22. 



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32 

geboren fein toirb. ^ebenfalls l>at er Ijier feinen erften 
Unterrtdjt empfangen, ift bann auf ffianberfdjaft gegangen, 
ljat in ben SWieberlanben ba$ Atelier be$ Dirf SBouW be* 
fuc^t unb fyat ftdj, in bie #eimat jurüdgefe^rt, in SMnfter 
niebergelaffen, fco er JBejie^ungen ju Äoerbecfe pflegte unb 
gleich biefem bie realiftifd)*meberlänbifd)e Strömung leitete, 
gerner bürfen toir annehmen, bafj er ein tool)lf)abenber 
ÜÄann toar, ba er jtoei Käufer in ber (ElemenSftrafje fein 
eigen nannte, unb bafj er öieOeidjt nod) bis in ba$ fol* 
genbe ftaljrljunbert hinein feine X^ätigfeit ausübte. 

§ 2. CtjarakterifKIt ber Ütalroetfe. 

Obtoolfl man im allgemeinen bei ben norbifdjen 
Äünftlern be$ 15. ftaljr^unberts ötm einer Äompofttion in 
unferm ©inne nidjt reben fann, ba fie toeber eine finn* 
reiche Äu«nufcung be$ gegebenen SRaumeS, nodj eine n>ol)t 
burdjbadjte Änorbnung unb #er&orl)ebung ber #auptge* 
ftalten fennen, fonbern tyxt Figuren in natoer SBeife neben 
unb Ipntereinanber [teilen, fo mufj id) bodj mit einigen 
SBorten auf bie abfonberlid&e ÄompofttionSmanter unfere* 
ÄünftlerS eingeben. Sieben jener althergebrachten SBeife, 
bie Xafet burdj aufgemalte Streifen unb ©änber in öer* 
fdjiebene SBilbfelber einjuteilen unb fo für jebe #anblung 
einen befonbem SRaum ju fdjaffen, bebient ftd) unfer ÜWeifter 
aud) ber bereit« meljrfad) genannten bamals allgemein be* 
liebten (Epifobenfompofttion. SBä^renb jebod) bie nieber* 
länbifdjen ÜWeifter, namentlich £>an$ SWemling unb Dirf 
33out$, fottrie bie ^etmifdjen Jhtnftfodegen il>re öerfd&iebenen, 
d&ronologifcfc auf einanberfolgenben #anblungen burdj bie 
lanbfd>aftti$e Änorbnung, Gruppierung unb öor allem 
burefc bie perfpefttoifdjc SBerffirjung ber giguren ftreng 
fcon einanber ju Reiben unb fo tlar unb überftdjtlid) ju 
geftalten toiffen, verfällt unfer Äünftler in einen boppelten 



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33 

8?d)Ier. (Einmal fonbcrt er feine figurenreidjen ©rudert 
niefct genügenb burdj bie Sanbfdjaft, fobaß bte eingelnen 
©cenen in einanbet überlaufen unb ein wirres, unüber* 
ftdjtlid&eS ©ewül>l bilben, gum anbem unterläßt er e$, 
biejenigen Cpifoben, meldte im frintergrunbe ber rid&tig 
perfpeftfoifd|> gejeidjneten Sanbfd&aft öor ftd& gelten, tUn* 
fall* nadj ben ©efefcen ber *ßerfpettioe gu toerffirgen. $ier* 
burdj entfielt ein auffaOenbeS SRißöer^ältni* gwifd&en Sanb* 
fd&aft unb fjiguren. *) JBeibe Äompofttion«weifen finben ftd& 
nebeneinanber auf bem berliner Wtare, wo ba« Sßittel* 
flücf bie Iefctbefdjriebene, bie beiben innem fjlügelbilber bie 
alte, ibeale SWanier geigen. 

Següglid) be$ ÄuSbrudte unb ber ^Bewegung barf man 
woljl fagen: baS Sollen bes JJünftler« ijl größer als fein 
ftönnen. ©o gerne er möglid)jt lebenbige unb bramatifd^e 
Äftionen fdjilbern will, fo wenig oermag er bie äußerji 
übertriebenen «ttitfiben feiner Qfiguren ^^r unb glaub* 
$aft gu gepalten, ober iljre heftigen ©eftifulationen burd> 
ein entfpred&enbeS SDWenenfpiel aud) nur Ijinrreidjenb 
pfodjologifd) gu erflären. £rofc ber großen Änftrengung, 
weld>e bie giguven mad)en, um lebhaft gu erfdjeinen, bleibt 
iljre Bewegung bennoefc „feltfam fjaftig" (Jhtgler) fteif, 
eefig unb unbeholfen. ftmmerljin barf man einigen ©cenen 
wie g. 8. ber Jtreugfdjleppung auf bem ^Berliner ober 
©<$öppinger Ältare eine gewiffe füljne SBirfung nid)t ab* 
fprec&en. SBo ber STOeifter bagegen in ben befd&eibenen 
©rengen feine« Talente* bleibt unb ru^ig bafteljenbe, ah 
tionSlofe ftiguren giebt, fann er guweilen üon trefflicher 
»irfung fein. (Einige feiner ÜWännergeftalten ftnb prächtige, 
ftattlidje (Erfd&einungen, Dotier ©ürbe unb ©elbftbewußtfein. 
3$ t>erweife nur auf bie brei oorberen giguren beim 
©djöppinger ecce homo ober auf bie fcfyöne ©eftalt be$ 



*) SBgi. bie TOitteltafel bei flltar* au« Hmellbüren. 
LVU. 1. 3 



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34 

gweiten ©eifert Bei ber Anbetung ber 1)1. brei Könige auf 
bem linfen Oflügel be$ ^Berliner Altar*, «udf> in ©cenen 
wie ber Orablegung unb SBewetnung ß^rifti, wo er ben 
ÄuSbrudf be$ ©d)merje$ fanft unb o^ne ffiftafe wiebergtebt, 
weiß er gu feffeln unb ftu rühren. §auptfädf)lidf| aber ift 
feierliche 9lui>e unb fromme Anbaut ba3 Oebiet, auf bem 
er ftd) l>eimifdfj fitylt. £)at)er gelingen tym audf) ©cenen 
wie bie SBerfünbigung ober bie Anbetung be$ neugeborenen 
ÄinbeS am beften. ©eine SKabonnen unb ftrauen finb 
anmutige, liebenswürbige (Erfd&einungen, benen aüerbingS 
nod) t)iele* feljlt, um fie als fdjön ju bejetd&nen. Dicfe« 
*ßräbtfate$ bürfen ftd) l)ödjften$ bie Reinen fiinberengel 
rühmen, welche wirfltd) nod^ etwa« t)on bem fo öiel ge* 
priefenen fiiebreij unb ber fügen #olbfeligfeit ber Sngel 
be$ SieSborner 9ÄeifterS an ftd) tragen. Überhaupt ift 
ba« ©djönfyeitsibeal beS 3Wetfter3 fein feljr t)ol)eS. Qftm 
ift eS weit met)r um bie d&arafteriftifdje Äuffaffung eine« 
ÜÄttnnerfopfeS, benn um bie ibeale ©eftaltung eines fdjönen 
©eftdfjteS ju tt)un. ©d&recft er bod) felbft bor ber Dar* 
ftellung üößig tjäjjlidjer, fogar budfltd&er unb öerfritypelter 
2flenfd)en nidjt jurüdf. 

Offenbar ijat ber ÜRcifter eifrige ©tubien nad) bem 
3WobeH gemacht unb i)at audj bie Anatomie be$ 
ÄörperS im allgemeinen ridjttg oerftanben. 35ennodt) ift 
bie ffiiebergabe ber nadten Seile burd&auS mangelhaft unb 
unforrecft. An fdf)mäd)tigen, bürren Körpern ftfeen lange, 
magere Arme unb fcfymale, bünne Seine. SSöBig öerfe^lt 
finb in ben ÄreujigungSfcencn jebeämal bie beiben ©d)äd()er, 
bie ftd) in unglaublid&en Sßinbungen bem SBefd&auer prä* 
fentieren. ftljre Arme unb JBeine gleiten ©tödfen, bie 
man an toerfcfyiebenen ©teilen ge!nidtt unb gebrochen $at. 
©er Seib wirb unterhalb ber SBruft ftarf eingefd)nürt, fo* 
bafj biefe unb bie Ruften breit unb unfd&ön hervortreten. 
(Etwas me^r ©orgfalt berwenbet ber SWeifter auf bie JBil* 



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35 

bittig be$ ßljrtfhtSförperS. #ier f ommen bie Proportionen 
toenigften« annäl>ernb ber ffiirflid&feit gleich, wenn aud> bte 
Cjtremitäten im 3Ser£ältni$ jur SWatur immer nodf> gar ju 
fletfd)lo£ unb gebrechlich erfd&einen. ©elbftoerftönblidb mad)t 
ftdj biefe mangelhafte ÄörperfenntniS bei langgewanbeten 
ober mit antifer Xra$t befleibeten Figuren weniger ftörenb 
bemcrfbar. 

SBte fdfjon gefagt, oerwenbet ber ÜKeifter ein $aupt< 
augenmert auf bie lebenswahre Durd&bilbung ber Sföpfe. 
Demtoci) lommt er audf) §ier nid&t über ein gctütff es fonfcentio* 
neOed ©d&ema hinaus. Den ©efid&tern haftet immer etwa* 
tty>ifdjeS an, unb bie JBilbung ber ©ingelteile ift faft überall 
biefelbe. QfnS Äuge faDenb ift bor allem ber nad& ben 
Oljren ju breit auSlabenbe ©djäbel mit bem Ijoljen «nfafc 
beS DljreS, bejfen Dberranb faft bis jur SWitte ber im 
ganzen fd&on jtemlidj ^o^en ©tirn reicht. %t)ptfd) {inb 
ferner bie fdjmalen, gtanj* unb Ieblofen Äugen, bie ftarf 
twrtretenben S5a<fenfnod)en, ber Reine gwifdjenteil jwifd&en 
SRafe unb STOunb unb bie bei SWännerföpfen $äuftg in über* 
mäßiger ffieife Ijinuntergejogenen ÜWunbwinlel, meiere ben 
©eftdjtern einen mürrtfd&en unb toerbriefclidjen ÄuSbrudt 
»erleiden. Die grauen f>aben einen Keinen SWunb unb 
jutn ßetd&en ber Anmut unb STOilbe bie SWunbwinfel gerne 
etwas Ijod) gebogen. Die SWafe ift meift inbtoibuell gebilbet; 
bod) liebt ber ÜÄeifler, wie faft äße bamaligen Äfinftler, 
gur Cljarafterifterung ber ©bergen unb SBüttel gern über* 
trieben jübifdje gönnen. Da« Qaax ift gunädjft in breiter 
Sßaffe untermalt, unb bann ftnb bie einjelnen £>ärd)en unb 
Skfeter mit feinen Sßinfelftrtdfjen aufgefegt. ÜWaria STOag* 
balena unb bie Jungfrau SWaria Ijaben ftets baS auf bie 
©futtern fallenbe, rotblonbe, wellig burcfygefämmte #aar. 
Der JBart ber SWämter ift um ben 9Äunb ljerum meift 
fpärltc^. <£r enbet in eine ober in jwei ©pifcen, bie ju* 
»eilen geflochten werben. 

3* 



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36 

Die §änbe ftnb oft lebhaft geftifulierenb, lang utib 
fdjmal, bie 3füf$e unförmig, grofj unb plump. SBeiben fel>lt 
bic genauere Kenntnis be$ innem ÄnodjenbaueS unb jebe 
Angabe eines ®elenfe8. 8n ben #änben pnbet ftd> nic^t 
feiten ber Daumen mit einer Ieifen ©djtoingung nadb 
äugen abgefpreijt. 

Die SWobeHierung ber nadtten fceile ift, mit Ausnahme 
ber üBännerföpfe, bie jumeift fe^r etnge^enb mobeHiert 
ftnb, bur$au£ flad) unb fdjattenloS, unb ber alles umge* 
benbe fdjttmrje Äontur beeinträ<$tigt bie plafttfdje fflJirfung 
nod& mefjr. 

Die *ßerfonen bes #eiligenfretfe$ lleibet ber ÜKeifter 
in antite ©etoanbung, bie übrigen nadj ber ©itte ber Qtit 
in baS SWobefoftüm ber SBenbe be$ 15 $a^rf)unbert$. 
SBefonbere SSorliebe befunbet er für brolatene, feibene, 
fammete unb pelj&erbrämte Oetoänber. Die ÜWänner 
tragen enganliegenbe, trifotartige JBeinfleiber unb gegürtete, 
mehrfarbige tööcle. fiefctere ftnb manchmal fo furj, bafc fie 
faum bie Ruften bebedten, ober bis an bie Jfrtie reid&en, 
manchmal fo lang, ba§ fie faft ben SBoben berühren. Salb 
l>aben fte lange unb enge, balb furge unb toeite, balb auf* 
gefdjlifcte unb §erabl>ängenbe #rmel. SWid>t minber man* 
nigfad) ftnb bie dornten ber Jfopfbebedung. Sieben runben 
unb flauen, l)of)en unb fpifcen #üten, fommen Jfapujen 
unb SWüfcen, farbige unb umgefrempte Qfilje fcor. Die 
grufcbefleibung befte^t in fpifcen ©djnabelfdjut)en, einfachen, 
tucfyenen Überzügen unb in eigenartigen, bereits ermähnten 
©telgenfdjuljen. 

Der gug ber galten ift flott unb tooljlDerftanben. <£r 
folgt überall ber SBefoegung beS Körpers. #ie unb ba 
bilben bie galten tt>ol>l nod> breite unb ruhige gitteren; gu« 
meift ftnb fte aber nad> realiftifdjer SBeife eefig unb fd&arf* 
fantig gebrochen, ©elbft rö^renartige galten ftnb nid)t 
feiten. Der #eitigenfdjein ift immer aus ®olb, meift 



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37 

fdjeiben ober ftral>Ienförmig. ffio er gegen ben (Solbgrunb 
her fiuft ju flehen fommt, wirb er gerne einpunftiert unb 
mit Flamen unb anberweitigem Qkxat öerfeljen. ^nnerljalb 
be$ SHIbeS erhält er oft eine bufe, tellerförmige ©9p$* 
unterläge, ^uwetlen wirb er wie au& Saune gonj fortge* 
laffen. *) Äu$ wirtlid&em ®oIbe ober ©über befielen aud& 
bie Lüftungen, $ettne, ©djwerter unb Sanjenfpifcen ber 
SReiter unb Anette, fowie fe$r oft ber SGumjeugfd&mucf 
ber Sßferbe. üDiefe felbft ftnb fteif unb $öljern. tSfyaxat* 
terifttfc^ für fie ift bie ftcrotg^c SBeugung be$ SWacfen« 
unb ba3 immerwieberfel^renbe ÜWotfo be£ l>odjgejogenen 
redeten ober linfen SJorberbeineS. SBeffer unb natürlicher 
gebärben ft$ bie #unbe unb anberweitigen Xiere, mit 
benen ber SWciftcx juweilen feine ©Über ju ftaffieren 
beliebt. 

Die Sanbfdjaft fpielt bei ifjm eine große Stoße unb 
tft audj feine fd&ledjtefte ©eite burdjau* nidjt. SWur ift fte 
ntdjt gleigmä&ig genug burdjgebilbet. ©ewöl)nlidj ift ber 
Corber* unb SWtttelgrunb ju wenig ausgeführt unb flfidjtig. 
Die braunen, formlofen #figel, welche §ier bie Sanbfdjaft 
burdjjteljen, gleiten e^er einer Steige öon SWaulwurfSliügeln, 
benn einer natürlichen Anlage, unb bie Säume unb ©trauter 
finb fo rol> unb fd&ematifdj at* fjätte fte ein Anfänger ge* 
malt. HuffaHenb gut ift ftet$ bie gerne, ©ie ift buftig 
unb jart, babei bodj) flott unb ftc^cr ausgeführt. SSicIgc* 
türmte ©täbte, baumbelaubte #öf>en unb wieberfpiegelnbe 
©ewäffer bilben Ijier in wedjfelnber Ofotge ein fdjöneS, an* 
mutiges fianbfd&aftsbilb. SBefonbere ©orgfalt toerwenbet 
ber SKeifter auf 39aulid)feiten unb arcfyitefturen unb auf 



l ) 5)a*felbe Jtnbet ftd) a»dj bei bem Kölner SReifter ber 8ttöer3berger 
ftoffton, mit bem ber unfrtge überhaupt oiel oerwanbieS ijat. 9tod> 
gdjeibler ($ie (jeruorragenbften amtonnmen SReifier unb SBilbwerfe ber 
Äolner ÜÄaTerfd^uIe t>on 1460—1500, «Bonn 1880 ®. 17) foH ber ftölner 
ebenfalls ein ©djüler be$ 2>irf 33o«t§ gewefen fein. 



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38 

bic ÄuSgeftaltung öon ^nnenräumen. #ier ijt alle« fauber 
unb betattttert öon ben fpätgotifd&en fallen, ©urgen unb 
Käufern bis Ijerab gu ben fleinjten ©egenftänben, weld&e 
ba$ SWeublement ber 3immer unb gu ben bunten gffiefen, 
weldje ben ©elag ber ^ufcböben bilben. Die Suft ift — 
wenn nidjt golben — unten tuetgltd^ unb nad) oben gu 
tief blau, ©ei ber ©efeljrung *ßauli auf bem Äufjenflfigel 
be$ ©erliner ÄltarS ift fogar ©ewitterjHmmung unb bei 
ber ®efangennat)tne Efjrifti SRad^t unb gadelbeleuditung 
nid^t ol>ne ©efdjicf &erfud)t. 

STOit ben ©efefcen ber $erfpefttoe weift ber ÜÄetfter, 
folange e$ fic$ um Sanbfd&aft unb Qfnnenräume Ijanbelt, 
befriebigenb umgugel>en, wenn er aud), was faft alle 
Äünftler jener Qtit tfjun, ben «ugenpunft ftet« gu fyoä) an* 
nimmt. Daft er aber Figuren unb 2anbfd)aft in fein 
l>armonifci}e$ ©erljältniS gu bringen öermag, Ijabe idf) fdjon 
bei ßtjarafterifierung feiner ÄompofttionSweife bemerft. 

Da« Äolorit ift Ijlell, fräftig unb leudjtenb, jeboc^ mit 
einer Annäherung gum ©unten, ot)ne beSljalb bt$tyarmonifdf> 
gu fein. 2Wand)tnal fyat freiließ baS Slot gar gu grelle 
weifte ober gelbe Sidjter. Das ©elb ift in feinen ©djatten 
rot unb orange, baS SBeift blau, grau ober öiolett. Die 
Derfd&iebenen Jone beS ©rfin finb faftig unb leud&tenb 
mit gelblid&en Sintern, ebenfo bie galjlreid)en Nuancen beS 
SRot. Das ©lau fjat bagegen oft einen ©tid> in'* ©rüne. 
©ntfpredjenb ber feueren ober bunfleren Sarnation ber 
©efidjter, geigt ber £eint ber grauen einen gart grau* 
blauen ober öioletten ©Ratten, ber ber Sßänner einen 
bunfelen, bräunlid^* roten. Die SBangen jinb leidet gerötet, 
bie Sippen wenig frifdj), unb bie Sidjter auf SWafe, ©tirn 
unb Äinn in weißer gfarbe aufgefegt unb bann vertrieben. 

Die Sßalweife ift burd>gängig in Ölfarbe, ber Auf* 
trag feft unb gäf), an einigen ©teilen jebodf) fo bünn, baft 
bie ©orgeidjnung unb Untermalung burdjjfdjimmert. #äuftß 



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39 

ftnb Safurfarben, namentlidj ein frappartigeS SRot Der- 
»enbet. 3BaS enblid) bic Ausführung betrifft fo ift bie* 
felbe ntc^t immer gleichmäßig. Sieben fein unb forgfam 
ausgeführten ©cenen, finben ftd) mitunter foldje öon faft 
fftjjenljaft ro^er Ausarbeitung. 

§ 3. Werke bes Mtiftm. 

a. 5)et Sütar Ut Serlra. 

SDicfcr burd) Sßaffa&ant 1 ) auf ben Üflamen „^arenuS" 
getaufte unb in ber Sitteratur befannt geworbene Altar, 2 ) 
ift ein grofceS breiteifigeS ffiert, beffen SKittelftüd (1,91 m 
J>odj unb 3,42 m breit) ftd) ^eute nod) im ^Berliner SKufeum 
befinbet (M 1222), mäljrenb bie ftlügel (je 1,91 m l>odj 
unb 1,59 m breit.) feit 1880 leifjroeife bem *ßroöinjial* 
üftufeum 8 U SÄünfter überlaffen finb, mo fie bie Äatalog* 
nmnmern 99 unb 100 führen. Selber Ijat ftd) bis jefct 
nod> nidjts SeftimmteS über feine #erfunft ermitteln laffen. 
©ir muffen alfo oorläupg mit ber Sttad>ridjt SBaagenS t>or* 
lieb nehmen, nad) tt>eld)er ber Altar aus einer ber $ird)en 
Don ©oeft flammt unb eine ©injelertterbung beS ^Berliner 
SKufeumS öor bem Qfa^re 1830 ift. ©eit burd> SJoIt* 
mannS Unterfudjung 3 ) ber ni<$ts weniger als toeftfältfd) 
Hingenbe Sttame „QfarenuS" in baS SReid) ber fjabcl Der* 
Briefen ift, geljt ber Äliar fytutt unter ber allgemeinen ©e* 
jetetymmg „©oefter ©d>ule ,J , an beren ©teile nunmehr bie 
genauere „Qfo^ann üon ©oeft" ftu fefcen ift. 

Die 9Ritteltafel beS öftern befdjrieben (©d>naafe, 
2übfe, #anitfdjef) fteßt in epifobenartiger Äompofttton bie 



x ) ihinftretfe burd) Belgien unb (Snglanb @. 141 unb 402 unb 
«unftMatt 1833 3lx. 13. 

*) 2Bir finben ben Manien In kuglet, Söaagen, ©edfer, SJörfter, 
©djnaafe unb öübfe. 

8 ) Stepert. für ffunftw. II ©. 422. 



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40 

ffreujigung mit ben fle begleitenben SRebenumftänben bar. 
3fn bcr «norbnung bcr ©ruppen nidjt fonberlid) oerfdjieben 
oon bcm SBilbc in ber ©oefter #ö$enfirdje, Icibct fte jeboc$ 
an ben für unfern ÜÄetfter als djarafteriftifdj bejeid&neten 
Ofeljlern, ber mangelhaften {Raumbtepofttion, ber fdjledjten 
©onberung unb perfpefttoifd)en SJerfürjung ber ©ruppen, 
an ber Überfülle ber Qfiguren u»* an a ^i u buntem ffolorit. 
3fn ber SWitte ber £afel ergebt ftd) jttrifdjen ben Äreujen 
ber ftarf tjerjerrten ©<$ädjer, beren ©eelen in Ätnberge* 
ftalt oon einem (Engel refp. fceufel geholt werben, ba$ 
Äreuj be$ CrlöferS, beffen ©tamm bie fnienbe SDtagbalena 
mit beiben Armen umflammert $ä(t. Sinte gruppiert ftd> 
eine JReiterfäar um ben blinben SongtnuS, ber, öon einem 
ÄriegSfnedjte unterftüftt, bie Sanje in bie <Sätc be« #errn 
fliegt, redjt* eine anbere um ben belehrten Hauptmann. 
2flel>r naä) Dorne befmbet ftd) eine ©ruppe toon Quben, 
bie einen ftfcenben unb ein ©prud&banb fd>reibenben @e* 
noffen umfte^en. 1 ) ©anj im JBorbergrunbe $o<fen bie 
©ftlbner unb geraten beim ffiürfelfpiel um ben Stodt beS 
$errn in einen STOefferftreit. fiinte fie^t man bie grauen 
unb Spanne* um bie ohnmächtige SWutter befdjäftigt. 
©anj lint$ fommt &l>riftu$, ba$ Äreuj tragenb, nebft bem 
©efolge au« bem ©tabtt^ore. hinter il>m breiten, SRaria, 
3foj>anne$ unb Seronita mit bem ©djweifjtudje. (£ttoa& 
jurüi fpielt bie ©efangeuna^me ffi^rifti burdj ftuba* unb 
feine {Rotte, ©anj redjtS erlöft SfjrtftuS bie Patriarchen 
au« ber flammenben SJor^öOe unb weiter jurüd wirb er 
Don ben toeinenben Angehörigen ju ©rabe beftattet. 

SBfltyrenb biefe lafel einen burdjauS unruhigen unb 
wenig befriebigenben (Sinbrud unterlägt, geben ftd) bie 
3fnnenfeiten ber Oflügel einfacher, weniger geräufd)öoH unb 



') 3)ie ©nippe erf^eint au$ auf bem 33ilbe Jlpnra&d oon ©oefi in 
SEfarcnborf. 



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41 

angenehmer für bie {Betrachtung. Qebe @cene beanftmic&t 
$ier einen {Raum für ft<$, begnügt ftd) mit einer geringeren 
gigurcnja^I unb jeigt ein minber bunte«, ungleich Ijarmo« 
mfdjereS Äolorit. ;$eber l^lügel enthält öier ©cenen au$ 
ber @efd>id&te bes $errn, unb jtoar ber Knie Vorgänge 
aus ber ftinbljeit$gefc&id>te, ber redete Creigniffe naä) 
feinem Jobe. 

üDie erfte ©arpettung auf bem linten 8flügel, loelc^e bie 
Sertünbigung jeigt ge$t in einer @tube bor fld&, bereu 
»oben fd)5n unb ffluberlidj mit bunten gliefen au*geftattet 
ijt unb beren rechte #älfte faft ganj Don einem großen 
%tttt mit roten JHffen unb »orangen eingenommen wirb. 
9ted)t£ im Corbergrunbe tniet SWaria in bemutooQer unb 
ergebener Haltung bor einem gotifdjen Setpulte. Sin 
golbener 9Wmbu$ mit einpunftiertem JRamen umgiebt t^r 
anmuftolles Äöpfd&en, oon bem bie blonben #aare in 
meinen ©eilen auf ben blauen Sßantel unb ba$ blaßrote 
Untertleib herabfliegen. 33on linf« naljt ftdj il>r ber lieb* 
Kdje #tmmel$bote m meinem Äleibe unb rofenrotem 
STOantel, beffen breite Sorbe ein prächtiger Samuel Don 
aufgemalten *ßropl>etenftatuen giert. Qn ber Sinfen Ijält 
er ein ©cepter, woran ein ©prud&banb mit ben ©orten: 
ave gratia plena „dominus tecum". SJome am SBoben 
fteljt ein JWapf mit allerlei ©eblfim, unb im $intergrunbe 
ein ©d&ränfd>en mit einem fupfernen JBafäbeden. S)urd> 
ba* Oberlicht eine« genfters flutet ein golbener £td&tftral>l 
in ba$ 3immer, unb in bemfelben fd&foebt bie Staube be£ 
$1. ©eifieS unb ber tleine Cl)rifhi$fnabe mit bem ffreuje. 

Der SBorgang im gfoeiten Ofelbe, ber in tocitcr Sanb* 
fdjaft Dor einem halbverfallenen ©puppen fpielt, ljat bie 
Anbetung be« neugeborenen ftinbe* jum ©egenftanbe. 
SKaria fniet ^ier mit über ber JBruft gefreujten Armen 
betenb vor bem flehten 6l>rifta$tinbe, baS Don einer 
©trafclenglorie umgeben naefenb am ©oben liegt. Sieben 



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42 

üjr fttiet gleichfalls anbetenb ber $1. 3°f c P§ in rotem 
SDiantel, blauer Äapuje unb mit einer brennenben &erje 
in ber SRedjten. ?ludj fedjs fleine Äinberengel Ijaben ftd) 
ju gleichem £ljun $ermebergelaffen unb fnien jefct ju brei 
unb brei gruppiert öor unb hinter bem ftefuSfnaben. 
3»ei öon ü>nen muffen ftd) otjne gflfigel bereifen. 

$n ber folgenben ©cene, ber Anbetung ber tyt. brei 
Könige, fifct ÜWaria öor einem ©taue, ber jur #älfte burd> 
einen großen, roten SJor^ang gefdjloffen ift, unb in beffen 
inneren man Qofep^, fottrie baS SÖdjSletn unb Sfelein 
einträchtig bei einanber finbet. J ) 2)iaria l)ält auf üjrem 
©djojje baS jiemlicfc anmutig betoegte Äinb. Als STOuttcr 
trägt ftc nidjt meljr bie lofen, auf bie ©djultern tjerab* 
faüenben £>aare, fonbern baS um ben Äopf gettmnbene, 
foeifce, nieberlänbifd)e Said), ©er erfte ber brei Äöntge, 
ein alter, toeifjbärtiger 9flann in rotgolbenem Srofatmantel 
fniet Dor bem Ambe unb miH if)tn jum 3eid)en bn #ul* 
bigung unb 33eret)rung baS Armeen füffen. §inter üjm 
fte^t ber jtoeite, eine tjofje, prächtige 9Kännergeftalt in pelj* 
verbrämtem, fettem SKantel unb golbener ffrone auf bem 
Raupte. Sänge«, bunfleS #aar unb ein in gtoei ffinben 
gefCcx^tener SBart umrahmen fein gebräuntes, pbfdjeS ©e* 
ftcfct, au« bem jroei «ugen nrie felbftgefäüig ben SJefdfcauer 
anblicfen. ,8um ®efd)enfe bringt er ein fd&öneS, golbeneS 
^runfgefäg. Der ©ritte enblidj, als föepräfentant ber 
blü^enben ^fugenb in eng anfdjtiefjenben, roten Seinfleibern, 
langen, fpifcen ©djnabelfdjuljen unb furjem, bunfelgrünem' 
©ammetfoamS, fäljrt mit ber JRedjten wie gtriitfjenb an feine 
ffiopfbebedung, um meldte ftcl> eine golbene Ärone legt, unb 
reidfjt bem SBeifpiele ber Äoßegen folgenb, bem JHnbe 
gleichfalls einen golbenen <ßrac$tpofat bar. 



l ) ÖBcr bie ©cbeutung bcr Siere t>%\. %. ©d&ula „Segenbe oom 
8ebcn ber $1. Sungfrau Sföaria 1878" unb »orbtrg „tBiMiotlje! ber neu* 
teftamentlidjen topokwtyn" I 268. 



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43 

«I* Umrahmung ber inerten <5cene biefe* Sflügel^ 
dffnct ftc^ änt $of>e, gotifdjje #afle in JBoffen*t>erjiertem 
2uborbogen. Die ©ettölbefappen betfetten ftnb Don 
glfi^enb roter Qfarbe unb oerbanfen ifcre Seud&tfrafi bem 
ttatftonbe, ba§ fte juerft in toirfli^em ®olbe untermalt 
unb bann mit roter Safurfarbe übergangen ttmrben. Die 
©cene Dergegentoärtigt bie Darfteßung be* JKnbe* im 
Semmel. Qfn ber SKitte ber $afle jte$t ber «Itar, beffen 
golbene SRfictoanb, in brei Zeile geteilt, bie fdjnmrj auf« 
gematten Ofiguren beS 2Rofe$ mit ben ©efefceWafefa unb 
jmeicr ^eiligen enthält. l ) Son linf* naljt äßaria mit bem 
Ambe, toel$e* jurfidtoeidjenb bie Strm^en na$ ber SWutter 
aitfftredt, ate tooDc e£ nic^t in bie $flnbe be* <ßriejier* 
gegeben fein. (Ein leife* Äfi^eln umfpielt ba$er bie gflge 
Karten«. 3#r junä^ft fteljt eine grau in reifem $ro* 
Fatfleibe grünem SRantel unb toeifjem ftopftudje. ijjfn ber 
#anb trägt fte ein Äörbd&en mit Qtf ertauben. 8 ) Dann 
folgen Sofepl) unb nodj anbere *ßerfonen. Bon redjt« naljt 
bem fUtar ber #ol>elmefter, ein alter, graub&rtiger Wann, 
in reifem, golbburdfrtoirftem Ornat. $n ben fcorgeftredtten 
$änben l)ält er ein toeiße* Sud), um barinnen ba£ Äinb 
ju empfangen, ©ein befolge befielt au« 5 <ßerfonen ben 
benen namentlich eine ÜWännerftgur in gtttojenber JHeikung 
auffaßt. 

Bon ben »ier Darftellungen be« red&ten trüget* 
jeigt bie erfte ben auferfteljenben (Eljriftu*, »ie er, bie 
Siegesfahne in ber ^anb, in feurigrotem SWantel bem 
fteinemen ©arfopl>age entfteigt. Drei fd&lafenbe ©achter 



') £He grigur be* SRofe* auf ber Sftucfoanb be$ Opfertifäe« finbet 
fid) and) auf ben Silbern gu 8ünen unb au* £ergebrof (SRufeum &u 
fünfter *r. 123—129). 

*) SKefe gigur erfefteint audf) auf ben Silbern gu 8ünen, ^ergebro! 
unb %it8bom. 



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44 

lagern fcor unb hinter bem ©rabe, unb au« ber gerne 
naiven bie brei SDiarien mit tyren ©albenbüdjfen ber ©tätte. 

Qfn ben beiben folgenben ©cenen feljen wir einmal 
ben Ärei« ber jünger unb SKaria am Serge £abor öer* 
fammelt unb bem t)immelfal)renben ßljriftu« nadjfd&auen, 
Don bem nur nod> bie Seine unb ein ©tuet feine« roten 
2Bantel« ftdjtbar ftnb, gum anbern in einer gotifdjen ^>affc 
ftfcen unb unter heftigen ©eftitufattonen ber #erabfunft 
be« $1. ©eifte« entgegenfjarren. 

Die lefcte ©cene üerbilbltdjt bie Darftettung be« 
jüngjten ©erid)t«. ffljir feljen <St)riftu$ al« SBeltenridjter 
auf einem boppelten Sftegenbogen thronen unb über ©eredjte 
unb Ungerechte fein Urteil fällen. SJon feinem Raupte 
gelten linf« gwei JBlumen, red^tö gwei ©djwerter au«. (SU 
roa« tiefer, wie er, fnien linf« ÜWaria, redjt« ber läufer 
mit bittenb erhobenen #änben. # n ber Suft fielet man 
öier mächtig befd>wingte ffingel, weldje bie ?ßofaunen be« 
©eridjt« blafen unb bie loten au« ben ©räbern erweifen. 
Diefe entfteigen linf« unten in gtemlid) realiftifdjer ffieife 
bem JBoben, unb werben, foweit fie burdj ben SRid&terfprud) 
be« $errn gu #öflenqualen oerurteilt ftnb, auf ber regten 
©eite Don gwei frauenhaften Teufeln in ben Sftadjen eine« 
Ungeheuer« gefto&en. ©ang oben in ber linfen ffiefe be« 
SBilbfelbe« fyat ber SWeifter nod) einen £eil be« ©olbgrunbe« 
au«gefpart unb Ijter in einer tiefblauen SBolfenumra^mung 
bie ©emeinbe ber ©eligen gu einer ©ruppe vereint bar* 
gejteHt. *) 3fn iljrer ÜRitte fteljt $etru« mit bem #tmmel«< 
fdjlfiffel unb retdjt einem ber ©eligen bie #anb. 

Die Äufcenfeiten ber Flügel geigen eine ungleid) rohere, 
ja faft ljanbwerf«mä&ige Ausführung, welche guweilen wie 
txnt bloße Untermalung erfd>eint. Dafür treten aber bie 



J ) Sgl. btefelbe Slnorbnung auf bem §lügel M Slinelöbürener 
«Itarö. 



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45 

$arafterifKfd)en SWerfmale be« ÜÄetfier« um fo beutlid&er 
ju Jage. SWirgenbtoo mad)t ftd) 5. 9. bie unfdjöne Sil* 
bung bct Äöpfe mit iljren $od>fteljenben Dljren, ben flehten, 
fömalen Äugen unb bem furjen Sttrifc&enteil }ttrifd|>en 
SRafe unb SWunb, ntrgenbmo bie gelentlofen #änbe unb 
3füße unb bie fd>ttmd>e Sßobeflierung be« Städten fo un* 
angenehm unb ftörenb bemerfbar, ttrie l|ier. 

$a« #inunterjie$en ber SWunbnnntel ift $ier in einer 
Seife geljanbljabt, baß ber SWunb grabeju bie ftorm eine« 
fmfetfen« annimmt, unb bie ©eftd&ter aOe fo trift unb 
grämlidj breinfdjauen, al« moflten flc tyrer Irübfal im 
nftdjfien SRoment burdj einen 2$ränenftrom fiuft machen. 
Son einer SRunbung be« körperlichen ift faum nod> bie 
»ebe. «tle« ift flad) unb fieljt au«, nrie aufgeflebt. Die 
meiften Figuren fielen ba, ttrie #oljflöfce, bie toeber Zeil* 
nafpne nod) Cmpfinbung äußern, Qftre Arme unb Seine 
bewegen ftdj, al« gingen fte in ©garnieren. 0m fd&limmften 
öernadjläf jtgt erföeint bie Sanbfdjaft. ©ie ift — abgefeljen 
oon ber gerne unb ben Ärdjitefturen — grabeju formlos 
unb fpngefdjmiert. Stabu tjat audj bie glfldlid>e Änorbnung 
ber ftmtenfeiten toieber ber realiftifdjen ber SÄitteltafel 
meinen muffen. 

©egenftanb ber Darfteilung bilbet ba« ÜÄartyrium 
ber Styoflel 5ßetru« unb *ßaulu«. Qm $intergrunbe ber 
erften £afel fel>en nrir red>t« bie jmei (befangenen Don 
mehreren ©bergen jum Iribunal geführt, lint« ben Äaifer 
mit Ärone unb ©cepter auf feinem 23>rone ftfcen unb Ober 
bie «poftelfflrften ba« 2:obe«urteil fällen. Qm Sorber* 
grunbe ift bie ©jefution an *ßetru« im Seifein be« Äatfer« 
unb feine« ©efolge« öottjogen. SBir fe^en ben ^eiligen 
mit bem Äopfe nad) unten in langem, blaßrotem an ben 
grüßen jugefdjnürtem bleibe am Äreuje Rängen. Sieben 
iljm fielen jttjet (Engel in totifon Äleibern, öon benen 
ber eine ein Sud), ber anbere einen ftranj Don Stofen 



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46 

em^orptt. ®ang im SJorbergrunbe tummeln ftd> jwet 
f>ünb#en. 

Auf bet anbern £afel fteljt mon gunädtft bic #in* 
rid&tung <ßauli. (Eben f>at ber genfer fein fdjaurtgeS ®e* 
fd&äft beenbet unb fteeft rinn rutjig unb gelaffen fein ©djwert 
in bie ©cfceibe. 3$m jur Seite jte^t redjt« eine ®ruM>e 
teilnatymlofer QvifäautT, linfs ber ffaifer mit feinem ®e* 
folge. Der Seidjnam be$ (Enthaupteten liegt in langem, 
Wauem ftleibe, ba$ no<$ einen Seil bes #alfe$ unb ber 
©d&ultern frei lägt, am ©oben. Um ben abgehauenen, 
feitwärtd gerollten Äopf entfpringen brei Quellen, unb 
neben jeber lieft man bie JBudjftaben IhS. (3(efu$.) Qfm 
#intergrunbe ift bie Sefetjrung beS Äpoftels auf bem ©ege 
nad) DamaStu« bargefteHt. 9ted^tö erblitft man bie türm* 
reiche ©tabt, in ber befonber« ein gewaltiger JRunbbau 
mit ljol>er Jhtppel aupttt. SinfS fommt jwifdjen ben 
braunen $ügeln ber Sanbfdjaft eine JReiterfdjar mit Sogen 
unb Sangen baljergejogen. An Ujrer ©pifce reitet ©aulu* 
auf einem grüngejäumten ?ßferbe. ffirfd&redt beugt er fid) 
weit über ben {Rüden be$ Siered gurüdt unb Ijält bie Sinte, 
wie geblenbet, über bie Äugen. #od) oben in ber Suft 
aber erföeint ®ott SSater in ffiolfen unb SBlifcen unb Ijält 
in ben erhobenen #änben ein ©prudjbanb mit ben ©orten: 
„Säule, Säule, quid me persequeris." 

b. $er SKtar in SdjöWingeit. 

Der ©djöpfcinger SHtar wirb meine« JBiffen« gum erften 
SÄale burdj <S. SBeder in bie funftljiftorifdje Sitteratur ein* 
geführt. Qfm ©djornfdjen Äunftbtatt Dorn Qfa^re 1843, 
JV$ 89 erwähnt er ifjn al« ein grofceö ffierf mit Oflügeln 
in ber Art be$ 2ßetfter$ ftarenuS, °§ nt föod) bie 3ufaw 
menge^örigfeit mit bem ^Berliner Jtttare beftimmt au$iu* 
fprec&en. S)ie$ gefd)iel>t erft burd) ©d)eibler in ber fdjon 



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r 



47 

me^rfad) citiertcn Wecenfton. $ier fjeifct e$ na$ toorfjeriger 
Cnoä^nuttg be$ ^Berliner 8ltar$: „Dem genannten Altar* 
tperfe mufj ein« t>on gleichem Umfange, ba$ ju ©diö^ingen, 
angehören. 11 ©djeiblerS «nfidjt tuirb geteilt Don 3fanit* 
föcf *) unb bem ^Berliner Kataloge. Die altem Äunftau* 
toren fdjeinen ba$ SBerf überhaupt nidjt ju fennen; toenig* 
fien£ ertoäljnen fte e$ nid&t. Grft Sübfe bringt e* mieber 
in feinem SBudje über mittelalterliche Jfunft in ffieftfalen 
(©. 364). ffir fefet es aber irriger ffieife bereit« in ba* 
16. 3al>rf)unbert unb ermähnt e8 erft nad& SBefored&ung ber 
©ebrüber Düntoegge im «nfdjlug an ben «Itar au« 
HmelSbüren, beffen gleichfalls ju fpäte Datierung fdfcon 
©djeibler 2 ) rügt. SWorbljoff, ber in feinen ©tubien 8 ) gele* 
gentltd^ ebenfalls auf ben Sfttar ju fpred&en fommt, ftimmt 
©djeiblerS «nftd&t uid&t bei, fonbern $ält ba« ©erf für 
eine ©djöpfung ber Dortmunber ©df>ule. ftnbeffen lägt 
bie toHfommen inhaltliche, roie ftt)liftifd&e Übereinftimmung 
mit bem berliner »Itare burdOauä feinen 3 rDei f e ^ an ber 
gleiten Hutorfd&aft ber beiben ©erfe ju. 

Der Altar befielt gleich bem vorigen aus einem feft* 
fteljenben 2Rittelftfid t>on 2,95 m »reite unb 1,79 m fttyt 
unb jtoei betoeglidfjen, innen unb außen bemalten f^tfigeln, 
bie je 1,35 m breit unb 1,79 m l)od) finb. ©ei ge* 
fd&loffenen klügeln fet>en nrir linfs bie SSerfünbigung, red)t« 
bie Anbetung beS Äinbe« burdf) 3ttaria, ftofepl) unb fecb* 
Sngel. 

Die erfte ©cene ber SJerfünbigung gef)t, gleidj wie 
auf bem SBerliner Slltare, in einer forgfältig auSgeftatteten 
©tube öor fidf>. ©dfjöne, bunte gfliefe bedten ben SBoben, 
fräftige, fid&tbare #oljbalfen tragen bie Dede, unb bie ge* 



l ) o. a. O. 6. 242. 
*) o. a. £>. S. 302. 
■) o. o. D. 6. 131. 



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48 

öffneten ßoben ber Jenftcr 1 ) im $intergrunbe bieten bem 
©liefe eine $übf$e Sanbfäaft, über beren baumbetoad&fenen 
$ügeln ein »ollenlofer $immel blaut, «n ber regten 
SBanb ergebt fi<$ ein Ijoljer Jfamin unb fjinter tym fte^t 
wieber eine Hnrid&t mit einem blinfenben, fupfernen ©af<$* 
gefdjirr. 

©tatt bei großen JBetteä, Ijaben mir bieämal eine 
lange, mit gotiföem Sitxat gefdjmücfte ©anf, über beren 
SRü<fentef)ne unb ©ifc ein große«, rofenrote* Zuä) in melen 
Wöljrenfalten herabfällt. £ifd> unb ©tuljt bilben ba* 
weitere SDteubtement ber ©tube. (Eben ift ber f$5ne 
$immet*bote auf mächtigen ©Zwingen ber Jungfrau ge* 
na$t. 92oc^ uer^arrt er in fjalbfnienber ©teCung t>or iljr. 
(Sin lange«, toetfje* ©eroanb t)on bidem ©toff unb ein 
foflbarer, perlenbefefcter SBrofatmantet füllen feine ©lieber 
ein. Dunfelbtonbe* ©elod umrahmt ba* liebliche Äöpfdjen, 
unD bie Sinfe $ält ba$ ©cepter mit bem ©prudjbanbe: 
„ave gratia, plena dominus tecum.* SRaria fiftt bieämal 
auf einem ©djemet \>ox ber San! unb Ijält auf iljrjem 
©djofje ba* ©ebetbudb, in bem fie ebtn gelefen Ijat. Qfefet 
fdjlägt fie in bemütiger SBefdjeiben^eit bie Äugen nieber 
unb legt {um 3cic^en innerfter (Ergebenheit bie {Redete an 
bie ©ruft, ffiotblonbe* $aar fliegt Don tyrem Raupte in 
meinen ffleCen auf bie fdjmalen ©futtern §erab unb 
bilbet im Verein mit bem blauen Sßantel unb bem blaß* 
roten Äleibe einen reijenben garbenaccorb. ffiä^renb auf 
bem Jifdje ba* ©ijmbol ber unbeflecftcn (Empfängnis, bie 
Safe mit ben »eigen ßilien fielet, fällt burd) ba* genfter 



l ) Sie enthalten Berti» ÄteujftäBe. ©. $ault (2)ie Heneffance- 
bauten Bremen* im 3ufammen^ange mit ber SRcneffance in Sfcorbtoeft- 
beutfdjlanb, ^eipgig 1890 S. 43) fd&eint anaunefcmen, bajj ber tfreutfiab 
erft mit ber SReneffance öon ben 9tfeberlanben |er nadj Äorbtoeftbeutfdjlanb 
gefontnten fei. 



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oStnftet 3ffögef. 

(«u&enfeite.) 



> 






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49 

im $intergrunbe red)t£ ein golbener Sidjtftraljl auf baS 
Qaupt SßarienS. 

Äud) bie jtoeite ©cene bcr Anbetung be$ JHnbeS ift 
ber auf bem ^Berliner Ältare faft gleid). ©ie fpielt, äljn* 
K<$, »ie bort, Dor einem bürftig aufgeführten ©puppen, 
bejfen SJorberfeite burd> eine große, jurüdgefd&lagene, rote 
Draperie gebübet tuirb. Meiere Sanbfdjaft mit natürlichem 
frimmel füflt ben ^intergrunb. ffiieber liegt ba$ nadte 
<H>riftu$finb Don einer ©traljlenglorte umgeben am Stoben, 
unb nrieber fniet bie anbetenbe 2Kutter in ftiHer Änbad)t 
Dor bem Neugeborenen. Aber bieSmal ift bie Änorbnung 
ber übrigen griguren eine etroaö anbere. SBäljrenb ftofepl) 
in braunem $Ugerfleibe unb tiefrotem 2Kantel el)rfurd)t$* 
Doli hinter SKaria fteljt, Ijaben Don ben prädjtig getleibeten 
Äinberengeln bteSmal erft breie ben.JBoben erreicht, inbe$ 
bie anbem brei nod) in ber fiuft fdjtoeben unb bort iljr 
gloria in excelsis deo fingen. £)d)£tein unb Sfelein, bie 
neugierig iljre Äöpfe aus bem ©puppen IjerDorftrecfen, 
fd)Kef?en ben ffrete. 

Seibe ©cenen atmen eine ttmnberbar feierlidje 9?ulje 
unb ©timmung, beren SBirhing nod) burd> bie Ämoenbung 
be$ natürlichen |)immel$, burd) bie einfache #anblung, bie 
feine SfaSfüljrung unb ba£ fd)Hd>te, ijarmonifdje Kolorit 
bebeutenb gehoben nnrb. 

Öffnet man bie Slügel, fo entrollt ftd) unfern Süden 
baS ganje ©d&aufpiel ber £eiben$gefd)id)te be$ #errn. 
©ömmtlidje ©cenen be$ 3)rama$, Don ber Gefangennahme 
(Hjrifti bi$ jur f>erabfunft be$ $1. ©etfteS, laufen §ier in 
ununterbrochener fjolge mit allen Sinjetyeiten unb mit 
einem großen Stufnmnbe Don 3figuren über SWittelftüdE unb 
Oflügel fjinroeg. S)a3 ©anje bilbet fo ein einjigeS, gufam* 
menl)ängenbe3 ©emälbe, ba£ aber an ©ttyfloftgfeit unb 
Sertoorren^eit baS SKtttelftüdf be$ ^Berliner HItarS ioomöglid) 
nod) übertrifft, ^Dagegen ift baS flolorit nid)t ganj fo 
LVII. 1. 4 



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50 

bunt, tote bort. ffi$ orbnet ftdj meljr einem wotyltljuenbcn 
©efammtton unter, ©tatt be$ natürlichen #immel* ijaben 
wir f|ier wieber ben in befannter ffieife gemufterten ©olb* 
grunb ber ßuft unb ftatt ber auf ben Sfufeenfeiten fo an* 
geneijm berttfjrenben {Ru^e bie tyeftigfte ©ewegung unb ba$ 
wilbefte Durdjetnanber. 

Die ©efdjidtfe Ijebt an auf bem Iinten grlfigel mit 
ber ©efangennaljme be$ #erro im ©arten ©etljfemaue. 
©ie auf bem {Berliner Slltare, bilbet bie ©cene ein bttftereä 
SRad|tftü<i mit gacfelbeleudbtung, wo SfjriftuS unter bem 
Anbringen ber £äfd)er ben Jhifc be* ©erräters empfängt, 
©orne tniet $etru£ unb §olt mit bem ©djwert aus, um 
bem am ©oben Iiegenben 2Äald)uS baS Dljr abiitijautn. 
Dann folgen bie ©cenen ber ©erfpottung unb ©eifcelung, 
beibe in einer fonberbar, teil« aus romanifd&en, teil« au« 
fpätgotifdjen (dementen jufammengefefcten #aUe, beren 
©timfeite burd) ein Don einem Sötten gehaltene* Stoppen 
mit bem Ijeralbifdjen Doppelabler gefdjmücft ift. ©ei ber 
©ei&elung fte^t (EfiriftuS, an eine ©äule ber Soggia ge* 
bunben, wie ein ©üb beS QjammerS ba. 3ttit wahrer ©e* 
geifterung fdjlagen bie ro§ unb f|äf}lid) gebilbeten ©bergen 
ben blut fiberfprifcten, nacften Äörper, wäfjrenb ber £ol>e* 
priefter unb einige ©egleiter im $intergrunbe ber $aQe 
erbarmungslos ber graufen SWarter jufd^auen. hieran 
reiljt fid) linfs im ©orbergrunbe ber SCafel ba« ecce homo. 
Auf einer SCreppe beS SßalafteS fteljt flatus unb jeigt 
bem untenfteljenben ©olfe ben gefejfelten unb mit einer 
Dornenfrone gefdjmüdten $errn. #ier intereffieren &or* 
nefjmlid) einige gut d>arafterifierte $erfonen &on trefflicher 
Haltung unb groger Drapierung. Dann folgt nod) bie 
$ttnbewafd)ung beS Pilatus, bei ber jwei jugenblid&e, blau» 
gefleibete $ageu mit ffiajferfanne unb $anbtud) fjelfenb 
iljre Dienfte t>errid)ten unb fdtfiefclid) bie SBegfü^rung beS 
#errn, weldje ben Übergang jur SWitteltafel bewerffteffigt. 



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51 

4>ier ift alles genau fo, wie mir es audj auf bem SSerliner 
Silbe gefeiten. 

^un&djfi Ijaben mir ganj linfs ben 3ug ber Äreuj« 

fdjleppung, ber in milbem ©etümmel aus bem ©tabttljore 

Iproorfornrnt. SSorauf reitet ein $erolb unb bläft in eine 

Ürompete, an ber eine Heine ftafym mit einem ©forpion 

befeftigt ift. 3$m folgt eine 9?eiterfd)ar unb ein Raufen 

»oltS. $n beffen SKitte ftef)t man bie beiben bis auf 7 « 

5>emb entfleibeten ©Radier 1 ) unb einen ©bergen mit 

einer langen Seiter. ÜDann fommt StyriftuS mit bem Äreuje, 

ben jwei Anette emporreifeen unb ein Dritter mit einer 

Seilte bebroljt. 2 ) hinter tym fliegen ftofoanned unb bie 

grauen ben Quq. 3 n einer 9ftfd)e be$ ©tabttljoreS ge* 

ma^rt man, mie auf bem fiippborger Silbe, eine gel>arnifd)te 

SRitterftgur unb ju beren fjügen, mie auf bem Jöerliner 

SUtare, ba£ ffiappen mit bem boppelföpftgen Slbler unb bie 

SJudjftabeu SPQR. Slud) eine Srücte mit barunterfliefjenbem 

SBaffer unb jmei Sinberfiguren auf berfelben ift genau fo, 

ttrie in SBerlin. Qfn ber #auptfcene, ber Äreujtgung, Ijaben 

mir mieber (S^riftum unb bie beiben ©d)äd)er an Ijofjcn 

Äreujen, unb jmar ben erfteren mit jiemlid) eblem 9u£* 

bruef bes ©eftd)t$, bie leftteren al$ maljre ßerrbilber, unter 

ben Äreujen bie blinfenbe SReiterfdjar, in ityrer üWitte ben 

blinben fionginuä mit ber Sanje, ©teptyaton mit bem 

(Effigfdjmamm unb ben belehrten Hauptmann mit bem 

©prudjbanbe: vere filius dei erat iste, am JfreujeSftamm 

bie Hagenbe SWagbalena, Borne ^ofjanneS, bie grauen unb 

bie ohnmächtige 3Haria unb ganj im 33orbergrunbe bie um 

ben 5Rod mßrfelnben ©ölbner. Siner berfelben fefct eben 

eine (^lafc^e an ben 2Jiunb, um fid) für ba$ gleid) folgenbe 

®ef$äft ju ftärfen. SWeben itjnen ftefjen mieber ein paar 



2 ) SBte auf bem 5MIbe ber £öljenfird)c gu ©oeft. 
f ) 2Bie auf bem Silbe £u ©ümrotgljaufen. 

4* 



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52 

ausgezeichnete ©ewanbfiguren. 3Jon »eiteren ©cenen ent* 
f)ält bie Sßittettafel nod) red^t^ im |>tntergrunbe bie ©rab* 
legung, wo Sfjrifti Seidfonam unter bem Älagen unb ©einen 
ber Angehörigen öon Qofep^ öon «rimatljta unb SWifobe* 
mu& jur legten SRutje gebettet wirb, unb red)t8 im SBorber* 
grunbe bie 93orf)ölIe, wo Ef>riftu$ bie Pforten berfelben 
fprengt unb bie Patriarchen be$ alten SCeftamenteS au« 
bem gfegefeuer erlöft. Oben auf ber burgartig gebauten 
$öHe treiben frauenhafte SeufetSgeftatten iljr ©piel. 

Der redete ftlügel jeigt als erftcö @reigni$ ben Huf* 
erftanbenen mit bem roten 9D?anteI unb ber ©iegeSfatjne. 
@in weifcgefleibeter @ngel fdjiebt ben £)edfel be8 ©arfo* 
pf>ag$ bei (Seite; Dorne brennt ein |>otjfeuer; um baSfelbe 
Ijerum lagern bie fdjlafenben 3Bäd)ter unb öon red)t$ natyn 
bie brei Sßarien bem ©rabe. @twa3 weiter jurüdE im 
SWittelgrunbe ber SJTafet erfd&eint Efjriftuö ber am JBoben 
fnieenben Sßagbalena als ©ärtner. @r trägt einen bunflen 
3fil5f|ut auf bem JJopfe unb einen ©paten in ber SRedjten. 
3ttit ber Sinfen beutet er, wie abweifenb, gegen ba$ bie 
#änbe na<$ it)m auSftredfenbe SBeib. Noli me tangere 
fd&eint fein SKunb ju fpredjen. Dann folgt nodf) bie ©cene 
ber Himmelfahrt unb als Söcfd^Iuß be$ ©anjen bie $erab* 
fünft be$ \)l ©eifteS. SBeibe Vorgänge atmen benfelben 
©eift, wie bie auf bem Serliner Slltarflügel. ^n & cr er f* cn 
©cene fjaben wir wieber bie ©efeüfcfcaft ber jünger unb 
JKaria am Serge £abor üerfammelt, wo fie bem ffimmel* 
fafjrenben (£f>riftu$, beffen vestigia 1 ) wieber bem Serge 



l ) Pilger fanben fic 1519 up den berch von Oliveti dar man 
noch suth, dat dar en schon tempel gestanden hefft, dar noch en 
cleyn cappel in steit dar unse leyve here tho hymmel foer und men 
suth dar wahrhafftig dey voetstappen van synen gebenedieden 
rechteren (?) voite in enen harden steyn getreden dar 4 bernende 
lampen boven hanget. Sßilgerfafjrt nod) bem (1. Banbe Don 1519 mit* 
geteilt oon Dr. £oogetoeg in Söeftf. 3citfd)r. 47 I 208. 



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53 

aufgemalt ftnb, mit lebhaften ©ebürben beS (Erftounen* 
nadjbltcfen, in bcr anbcm finbcn mir fic in bcr gotifd&en 
#alle, mo fic bas SBunber ber «uSgießung beS \)l ©eiftes 
erwarten, ber fid) in ©eftalt einer metßen £aube öon ber 
$d$e ber £alle auf fte Ijerabläßt. 

e. $er 9itax ans falbem. 

Wte ein britteS ffierf unfereS SWeifterS ergiebt bie 
Bergleidjenbe ©tt)lfritif jenen großen glfigelaltar mit 
$af jtonSfcenen, welker toor einigen Qfa^ren aus ber Äird&e 
ju $>albern nad& Äöln fcerfauft, bort öortrefflidj reftauriert 
unb im nörbltdjen Querarme beS Dornet aufgefteüt mürbe. 

@r befielt gleich ben vorigen aus brei Seilen unb 

mißt aufgeflammt in ber £öf)e 1,42 m unb in ber JBreite 

4,80 m mooon allein auf baS SKittelftücf 2,40 m falten. 

Der Umftanb, baß ber ganje «Itar, 3Kittelftü<f unb fttügel, 

nod) nad) ber tbealen SBeife angeorbnet unb in öerfd)iebene 

Silbfelber eingeteilt ift, baß femer bie Äußenfeiten ber 

2flfigel faft nod) feine ©pur eines einbringenben {Realismus 

auftoeifen, ja fogar bie ©cenen beS linfen SflügelS nod| 

auf einem altertümlichen, fdjmarjen £>intergrunbe mit 

golbenen ©ternen gemalt finb, läßt barauf fdjtteßen, baß 

bie ©ntfteljungSjeit beS ffierfeS ber ber beiben anbern t>or* 

aufgebt. Hud) ift bie ganje SWalmeife nod) etmaS ängft* 

lidjer, forgfamer, betaiHierter, unb es laufen bie SWufter 

bcr SBrofatftoffe jumeiten nod) unbefümmert über bie Statten 

bcr ®emanbung Ijinmeg. Stbgefefjen aber t>on biefen meljr 

äußerlichen ©ifferenjen, gef)t im übrigen bie ftt)liftifdje 

Seroanbtfdjaft namenttid) mit bem ©djöppinger ?tltare 

fogar fomeit, baß md)t aBein einjetne fföpfe, fonbern fetbft 

ganje 5tfl"rcn bis in bie fteinften (Details f)ier, toie bort, 

tbentifdj finb. 2Wan öergleidje barauftjin bei beiben Stltären 

ben (EJfriftuS am Äreuje, 6§riftus in ber SBortyJtle, ben 



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5 4 

?ßagen, bcr Bei ber $änbett>afdf)ung beS flatus, SGBaffcr 
aus einer $anne gießt, ben ©djergen, ber Sfjriftum jum 
25erf)ör füfjrt, ober bie iföpfe ber beiben ©d&ädjer, beS 
3of>anneS, beS belehrten Hauptmann« etc. $n jebem SEetle 
madtjt fid) bie |>anb unferS 2)?eifterS bemerfbar, unb über* 
all ftoßen nrir auf SReminiScenjen aus ben »origen SBerfen. 
Hud) ber ©olbgrunb I)at toieber baS befannte 2)?ufter. 

©ingeteilt ift bie SDHtteltafel in fünf Seile, tooüon ein 
großes, quabratifdjeS ÜJKttelfelb, Don ber #öl)e beS ÄltarS, 
bie Äreujigung mit ber SReiterfdjar, SWaria Sßagbalcna, 
3?ol)anneS unb ber ©ruppe ber grauen enthält, je jtoet 
Heinere gelber jur «Seite linfs bie $änberoafdf)ung beS 
Pilatus unb bie Äreujtragung, redjts bie $reujabnaf)me 
unb bie Höllenfahrt jeigen. 3)er linfe glügel enthält in 
irier Abteilungen baS ©ebet am Ölberge, bie ©efangen* 
nannte, bie ©etfcelung unb SBerfpottung, ber rechte in eben* 
fomelen gelbern bie ©rablegung, Sluferftetjung, bie brei 
ÜWarien am ©rabe unb EfjrtftuS als ©ärtner. ©ämmtlid&e 
©cenen geigen bie üon ben vorigen Silbern t)er befannte 
Sluffaffung unb bebürfen batjer feiner 33efdjretbung. 

3Me Äufjenfeiten ber glügel tragen ein nodf) ttötlig 
ibealeS ©epräge. SBenn man biefe fdfjmalen, überfdtjlanfen 
giguren, namentlich bie toeiblidjen in ifjrer einfachen 
Haltung otjne Diel SBemegung unb SluSbrucf auf bem alter* 
tümlidjen ©runbe 1 ) baftefjen ober ftfeen ftef)t, fo glaubt 



*) 2)er fcfiwargc ©runb mit ben golbenen Sternen giebt mir ©e« 
leaenfjeit, auf brei onbere roeftfälifdje ©emälbe cinjugeljen, bie in gleicher 
SBeife auf fdjnjar^em, refp. rotem ©runbe mit golbenen Sternen gemalt 
finb. (£ö finb bieä bie beiben tafeln mit Slpoftelfiguren auö bem Softer 
SBinnenberg bti 5Barenborf (9lr. 79 unb 80 beö 5ftufeumö gu üftünfter) 
ogl. 8üMc a. a. O. ©. 345, bie £afel mit Stfaria unb fedjö «^eiligen 
(9tr. 102 ebenbafelbft) unb bie SUtarprebeHa im nörblidjen 6eitenfd)iffe 
ber Biefenfirdje gu Soeft (ogl. «Worbljoff flrei* ©arenborf <s. 80). „3BaS 
baö $aar mit Keinen, faft unfcf)önen Slpoftelgeftalten anlangt, fagt 9lorb* 



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55 

man im elften SWoment einen anberen SKeifter t>or fid) ju 
$abcn. ffirft bie Setradfjtung ber ©tnjel^etten lefjrt un$, 
baß toir e$ mit SDlalereien unfern 2Weifter$ ju tljun §aben. 
Der linfe Sflügel toergegentpärtigt t»ier ©cenen au« ber 
©efd>id)te $ol)anne8 be$ Käufers. $n ^ cr cr f* cn f c ^ cn 
xoix ben üöttig nacften (Etjriftuä bt£ an bie Jhtie im SBaffer 
eine« 5Bad|e$ fielen, roäljrenb ein ffingel ju fetner redeten 



$off (<Stubten II a. a. D. @. 129), fo gieljt fi$ bauon gu bem fog. 
3aranu$«3lltare, bem anfe!jnlid)en Silbe bei Äunftöereinä *Rr. 102 uom 
Sa^re 1468, fogar gu bem weit Jüngeren $rad)tn>erfe be$ tfappenberger 
Wriftert, ba* gu Älarljolg gefunben unb gu SDortmunb gemalt ift (ogl. 
Sdjribler a. a. O. 303) ein gemein f am er gaben: genriffe m'erecfige ©e- 
ftdjteformate mit rungeliger Augenlage ober frruppigem SBort. /J 9J?it unferm 
SRerfter teilen bie SBinnenberger ©tücfe aufjerbem bie gleite SRufterung ber 
gufebobenfliefen unb ben mürrifdjen 3ug um ben SJhmb. dagegen er- 
innert ber &opf be$ Hpoftetö 3afobu$ auffaüenb an ben ^riftuöfopf auf 
Jtoerfafe* tafeln au$ Sangenljorft. 93on einem SBerfc Äoerbetfed in 
IRarienfelb wirb übrigen^ berietet, bog bort Ubereinftimmung ber @e» 
ftdjter bei 6ljriftu$ unD Sö^bu« aU SBrübem ftattqefunben Ijabe (t>gl. 
Borbljoff etubien II a. a. D. 6. 132). 2)ie Safel Wr. 102 be3 SWu- 
fenmd gu fünfter ift von einem tüchtigen, fdjarfbeoba^tenben Äünftler, 
ber bereit« farbig gu mobeüieren öerfudjt. 2)aö Söeifje in ben Augen 
geigt bereite leife Abtönungen mit blauer unb roter garbe, bie Sippen be- 
fommen fdfjon ©langltdjter unb bie £aare ifjre natürlichen garben unb 
©Wattierungen. 3a, ber abgefd)lagene tfopf be$ (1. $ionnffud ift bereite 
fo reüliftifd), bafj bad Sntamat bie bleibe garbe M £obe3 geigt, bie 
Sippen eine bläuliche Färbung erhalten unb bie Söangen gar bie (Jinbrücfe 
»iebergeben, »el^e bie ginger be« SrägerS in bem weisen gleite öer« 
urfadjen. — 5>ie AltarprebeUa in ©oeft wirb uon Öübfe (a. a. O. <S. 339) 
in bie gweite ^älfte beö 14. %q$x\). oon 9torbf)off (©oefter Malerei unter 
Weifter äomrab a. a. O. 6. 124 f.) in bie gweite £älfte beä 15. Saljrlj. 
gefefet. 3$ fteHe fie an ben Anfang be$ 15. Saljrlj., ttwa um 1430. 
<£d ift eine rolje, Ijanbtuerfämäfjige Arbeit eine« ööHig unbebeutenben 
©ejeflen. 2)ie Köpfe finb alle nadj einer ©d&ablone gemalt. AUe Ijaben 
biefelbe 3«djnung ber Augen, biefelben aufbringlidjen Stirnfalten unb 
biefelben ftnlifierten Korfengie^erlocfen. 2)ie galten ber ©ewanbung, beren 
garbe nur gwifdjen einem fd^mu^igen 9ftofa unb Oliogrün wed^felt, ähneln 
fd^lagenb an farolingiföe ^Buchmalereien. 



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56 

©eite bas ausgesogene ©enmnb §ält, unb ber auf bem 
anbern Ufer fnieenbe QofjanneS bie feierliche laufe Doli* 
jief)t. Über if>ren Äöpfen erfd>eint ©ott JBater unb ent« 
fenbet ben Ijl. ©eift in ©eftalt einer Staube. 

Qu ber jtüeiten ©cene fte^t Cannes auf einer Sanjel 
unb prebigt bem ju feinen früfeen fifcenben unb gefpannt 
julförenben SBolfe JBufce. #erobeS mit Jbrone unb ©cepter 
unb langem $urpurmantel fteljt mit einigen Segleitern 
Bor tym unb wenbet unnriHig ben Äopf jur ©eite. 

J)ie britte ©cene toerbilblidjt einen SWoment bireft 
uad) ber ©ntyauptung. ©alome §ält ben $opf beS $in* 
geridjteten auf einer ©djüffel, neben if)r fteljt ber überaus 
gro§ gebtlbete genfer mit bem ©d&toerte, unb beibe be* 
trauten naetybenflid) bas abgeflogene #aupt beS am 
SBoben liegenben SEäuferS. 

S)ie öierte ©cene geigt uns ben £önig mit feiner 
SBuljte unb jtoei ©enoffen hinter einer reid) gebeeften £afel 
ftften. 25on Iin!s tritt ©alome in'S 3i mmer > um bie 
©Rüffel mit bem Raupte beS Eingerichteten auf ben £ifdj 
ju fteßen. 

Die tner Sfelber beS rechten Sflügels enthalten ©cenen 
aus ber ©efdjidjte eines 1)1. JBifdfoof*. gunftdjft f c § cn w * r ' 
roie ber ^eilige auf einem ©effel fifeenb üon brei 33ifd)öfen 
jur gleiten SBfirbe gefrönt nrirb, inbem it^m einer berfelben 
eine 33ifd)ofSmüfee auf's $aupt fefct; fobann, toie er in ber 
Äirdje feine erfte Sßeffe lieft, nrie er ferner am 93oben fnieenb 
burd) fein ©ebet einen £oten in'S Seben jurücfruft unb, 
roie er enblid), auf bem ©terbebette liegend bie t)I. ©afra* 
mente empfängt. 1 ) 



') ^otograpljie beS SBcrfcö bei *. (Sentit in tföln. ©ine %bbi\< 
bung be$ SRittclftücfS bei Giemen „2)ie ßunftbenfmäler ber flftyctnpromna" 
tfret* fRtti ®. 63. 



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57 



d. $ie £afct ans ftorbwalbe. 

Das lefcte größere ffierf, welches wir vorläufig Don 
ber $anb unferS SfünftlerS nacfcweifen fönnen, ift jene 
fdjöne 1,55 ra Ijolje unb 1,65 m breite SCafcl mit ber Dar* 
pellung beS tyL SRtfolauS unb ber mer Äirdjenüäter, welche 
fRorbljoff bereit« als Qfugenbarbeit beS SKeifterS, ober als 
©erf feines Sehers bejeidjnet Ijat. 1 ) 

Die fcafet würbe im Qa^re 1882 als STntepenbium 
eines ÄltarS in ber ^auSfapette beS ®ute$ ÄltljauS bei 
Storbwalbe (unweit SWünfter) unb jwar bei zufälliger ©nk 
fernung einer toorgefefcten iEafel aus ber JBarodEjeit wieber 
aufgefunben. Durdt) ©dfjenfung beS dürften toon ©entkeim* 
©teinfurt fam fie in baS sßromnjtal*2Wufeum ju 9J?ünfter. 
$t)re Spaltung ift bie bentbar befte, unb felbft ber alte, 
profilierte $oljratymen f)at feine urfprünglictye Färbung nod& 
bewahrt. 

Qfn etwas metjr als falber SebenSgröfce fteHt bie iEafel 
auf mattem, bieSmal aber ungemuftertem ©olbgrunbe bie 
fünf ©eftalten nebeneinanber toor. ^n ber aKitte fteljt ber 
Ijl. SflitoIauS, lin!s ber t)l. $ieront)muS unb ber 1)1. (Sregor, 
rechts Don tym ber §1. ÄmbrofiuS unb ber 1)1. SluguftinuS. 
Die Haltung unb Stellung ber Figuren ift nidjt befonberS 
abwectyfelnb, unb ebenfowenig vermögen ityre fföpfe burdf) 
bemerlenSwerten SBecfyfel beS SluSbrucfS ju feffeln; bagegen 
intereffteren bie glänjenben ®ewänber mit tyrer prächtigen 
2Wufterung, baS reiche forgfam ausgeführte Söeiwerf unb 
baS fdjöne, burdjauS tjarmonifdbe Sfolorit. 

Die Sttmben geigen in glänjenben SBudjftaben bie 
SRamen ber ^eiligen, unb ber SBoben, auf bem bie 3^9"*™ 
fielen, ift bid^t mit @rün, fleinem ©eblfim unb etngelnen 



l ) ©tobten II a. a. O. 6. 128, 



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58 

großen ©artenblumen, tote ©djmertltlie, Srtarjtß unb 
Äquileia bewarfen. 1 ) 

@$ fann feinem Qtottftl unterliegen, baß wir e$ mit 
einer ©djöpfung unferS 9Reifter$ ju tljun Ijaben. AI* 
foldje fennjeidjnet fte oor allem bie SBilbung ber Äityfe mit 
ben djaratteriftifd) gezeichneten Dljren, ber §art blaßrote 
Seint mit ben graublauen ©Ratten, wie i^n ber SKeiftcr 
oornetymtid) bei ben ©eftdjtern ber grauen beliebt, unb bie 
9Kufter jweier ®ewänber, meldte mit benen auf bem 
berliner unb ©djöpjnnger «Itare übereinftimmen. ©o 
tommt baS fd&öne Defftn auf bem $tut>iate be« Ijl. SWifolau* 
fowotyl beim ^Berliner «Itare auf bem SWantel eine« ber 
fnieenben @ngeld)en in ber ©cene ber Anbetung be$ Äinbe*, 
als aud) beim ©d)ö)tyinger «Itare auf bem SWantel be$ 
ffingels in ber ©cene ber SSertünbigung jur SJerwenbung. 
ferner feljrt ba$ SKufter auf ber Äafel be* Ijl. HmbroftuS 
beim ^Berliner Silbe auf ber $)e<fe be$ Opferaltar« in ber 
©cene ber Darfteflung im Stempel wieber. 

Die SCafel gehört, wie SWorb^off richtig bemerft, ber 
ftrüljjeit be$ SKeifter* an. Sie ift nodj oöllig ibeal unb 
Oißftünbig in ©oefter ffieife aufgefaßt, ©elbft bie galten* 
gebung geigt nodj feine fdjarfe unb ecfige JBredjung. Hm 
nädjften fielen bie giguren ben SWalereien auf bem Äugen* 
flügel beS Kölner «ItarS mit ber ©efdjidjte beS Sifdjof«. 
Die bortigen £t)pen ftnb genau biefelben, wie Ijier. JBaljr« 
fdjeinlidj ftnb bie beiben SBerfe für} nadj einanber ttxoa 
um 1460—70 entftanben. 

©d)on Sfretyerr oon $eereman 2 ) madjt barauf auf* 
merffam, baß bie SCafel it>rer urforfinglicfcen SBeftimmung 



s ) (Sine aljnlid) fdjone unb naturgetreue 9&adjbübung oon SBIumen 
aeigt bie $afel tfoerbeefe* mit bem ©efreuaigten $ttrifd&ett Btoria unb 
Soljannea, jefct in ber 2)ompropftei in ©oeft (cljemal« im bortigen 
Äranfen^aufe). 

■) £eereman oon 3«^bttttf giebt eine au3fü|rltdje ©efdjreibung bei 
SBerfe* in ber 3eitförift für djriftt. Äunft 1891 6. 74 ff. 



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59 

nad> wotjt fdjwerK<$ aU 8ntej>enbium jene* Altar* in ber 
atiljaufer Äapefle gebient {>abe, unb er fpridjt bieSbejüglid) 
eine Vermutung auf, meiere id) ^ier be^alb wiebertyolen 
min, weil fte, wenn richtig, ein weitere« Dofument für 
meine «nnaljme, ba§ ber SWeifter in SKÜnfter feinen ffio^n* 
fife gehabt $abe, bilbcn würbe. „8n ber SRorbfeite be8 
X)otne3 ju Sßünjter, jagt er, befanb fid) eine juerft bem 
(I. SubgeruS, feit bem 12. Qa^r^unbert aber bereit« bem 
ty. Stttfolauä, bem Patrone ber Äaufleute unb be$ $anbel£, 
geweifte Äapefle mit einem Ältare biefe* ^eiligen. $)a 
bas Out Altbau«, in beffen JfapeUe ba$ SBilb wieber ent^ 
beeft würbe, 6i* jur ©äfularifation fid) im SBeftfce be« 
©omfapitels befanb, fo ift bie Annahme nalje gelegt, ba$ 
ba$ Silb biefen SKitolau&Sttar ber Jfapette gejiert fyat 
unb beim Abbruche berfelben, ober aud) fd>on früher na$ 
8lil>au$ gelangte." 



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II. 



Stetrtd) öott (Men, bcr Sater 
^rtfto^j Scrtt^arbg. 



$on 

£anbgerid)t$ratf) $. ^flfenfierg (f). 



4— 3ääö— * 

SMetridj üon ©alen ju SBifping unb SRomberg, erbge* 
feffener §err ju Sufeen in fifolanb, muß um 1570 geboren 
fein, ©ein 33ater, ! ) ebenfalls Dietrich mit SBornamen, mar 
ein tapferer ÄrtegSmann be$ Deutfdjen DrbenS in SManb 
unb bort toegen feiner Saaten unb Dienfte als gelbmar^ 
fdjaö mit ©ütern \)o\)tx unb niebriger $errlidjfeit belohnt 
morben, toeldje mehrere SKeilen in Umfang Ratten unb mit 
bem merum et mixtum imperium primlegirt toaren. 2 ) 



*) 2)iefer fjatte nadj einem im 9todjlaffe beö oerftorbenen Ärctä* 
gertd)t$ratl>0 Jicfer beftnblidjen (Stammbaum neun ©eftfinufter, nämltdj 
£einrid) (oerf). mit GHara gribag), Slrnolb, Söeffel, Sodann, ^etronella, 
Sifa unb 5Uara (Tonnen im Älofter ßentrup bei §amm), 2)oroi|ee 
(öerf). mit ^etnrid^ o. Slfcfyeberg $u ©ottenborp) unb SHargaretlje. 
Slrnolb unb Sotjann fielen im Äampfe mit ben SRuffen in Siolanb. 3^t 
gcntcinfdjaftlidjer 33ater war 2)ietridj ö. ©. (gu 33ellmgljaufen unb $etbe* 
müfjlen, oerlj. mit üttarg. ü. SBoIenfpit), bed lefetern 33ater JRotger o. ©. 
(1469—1503), beffen Steter £>ietridj, beffen Später 2öilljelm, beffen 
Putrid) fcernljarb (um 1400), beffen S3ater S)tetridj ö. ©. 

*) 3)ie abiigen Süngltnge unferö öanbeö gogen oft in ben Dften, 
roenn bie SDeurfdjorbenerttter in Sßreufeen $u einem tfreu^ug aufriefen. 
S3icle biefer, bem Orben felbft nidjt angeljörigen bitter würben ooui §od)* 
meifter mit erobertem ©runbbeftfc botirt. #ierauö erflärt ftdj bie Sljat« 
fad)e, bafe oiele Sßefifälif^e Slbelöfamilien Ijier unb in Siolanb oberßur- 
lanb ©runbbefifc Ijaben. 



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61 

©eine STOutter toor eine SBulff Don ftttdjteln. 1 ) (Er 
ttmrbe nadf) feinen eigenen Angaben (in ben fpäter ju 
ermäljnenben ©treitfcljriften) am $ofe be$ iperjogS 3of)ann 
ton :$ülid), W^e unb Sterg 2 ) als (Sbelfnabe erjogen unb 
beimtädjfl als ©efanbter in ba$ fpanifdje Säger Dor 93onn 
gefdjicft. ©päter biente er beim $eere ber ^eiligen £iga 
in granfreicl} unter einem ©eigneur be ©affompierre. 
Äu$ ftnmfreid) jurttcfgele^rt tourbe er Don ber Sftfinfter* 
fdjen Stitterfcljaft aU Steiterfü^rer im ©reinigen Quartier 
(SBolbed, ©tromberg unb ©affenberg) angeftellt. «I« fein 
SJater in £iDlanb ftarb, Derabfd&iebete er ft$ t)on l>ter unb 
ffieli fidj eine 3*it lang in fitolanb auf, too er Dom $er* 
joge Don Jhirlanb Dielfad) auf fürftlid^c ^odfcjeiten mitge* 
nommen ttmrbe. S)er Äönig Don *ßolen betätigte ©alenS 
@üter unb *ßrfoilegien auf offenem SReidjStage unb ernannte 
iljn ju feinem SRottmagifter (SRottmeifter). S)ann fam er 
auf ©unfd) feiner Sttutter toieber in'S ©ttft Sßünfter, 
fefcte ftdf) mit ben ©einigen über bie ©fiter auSeinanber 
unb ^eirat^ete tt>al>rfd}einli<& im ftatyre 1605 $atl>arina 
Don £oerbe. 81$ SBeftfcer be« alten ftamilienguts $au8 
SBiftnng bei föinterobe nmrbe er ju ben Sanbtagen beg 
©tift* Üßünfter berufen, »m 12. Dctober 1606 würbe 
üjm fein ©ofjn Stjriftoplj SBernl>arb, ber nachmalige Sifd&of 
Don SWünfter, geboren. 8 ) ftm folgenben 3 a *> re geriet!) er 
mit bem tljm benachbarten (Erbmarfdjaü ©erwarb Don 
aßorrien toegen ber ftagb in einen unljeilDoflen ©treit, 



! ) ©ic broc^tf ifprem 2Ranne ba3 £au3 33ifptng $u. 

*) 3)erfelbe war 1574—1585 »ifdjof oon fünfter, reftgnirte bann 
unb übernahm bie Regierung bei £er$ogtlmin$. 

•) 9tad) betn in Änm. 1 ermahnten Stammbaum f>at (Sljriftopl) 
Skrn^arb trier ©efäwifter gehabt, £einri($ (t>erlj. mit Stmta o. S)rofte« 
Siföering, fpäter mit (Slifabetf) o. b fteä), #atljarina (oerf). mit ttrnolb 
*. ©gilbet gu 2)re<f&urg, Shrofte $u SReuen&au*), ßlara 8nna ((Stift*- 
franlein in Delingfjanfen) unb £eb»ig Sfödmtoib, Stebtiffin ju 53orgljorft. 



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68 

über beffen ©erlauf Alpen 1 ) QfolgenbeS berietet: „SKorrien 
l>atte bem ©alen einen Qfagb^unb abgenommen. JBeibe 
begegneten ji<J) lüä^renb beS fianbtageS ju SMnfter anf 
bem $)omf)ofe; es fam erft ju ©orten, baranf jum $)egen 
unb SWorrien ttmrb erftod>en. ©alen fteflte fi$ Don felbft 
öor ©erid&t nnb toarb nadfj einem langen unb fcfcarfen 
Sßrojeffe mit allen (gtjren loSgefprodfjen. ftn ber 3rolge 
erfäien er tuieber auf ben fianbtagen; toarb wie öor^in 
ju melen unb roidfjtigen ffiommiffionen unb ©efanbtfd&aften 
gebraust unb ftarb als ©reis auf feinem ©ute Sufcen in 
Jhirlanb." 

(Sine ä^nltc^e DarfteHung gibt Sorfety/ 2 ) eine etroaS 
abroeidbenbe 3fol>ann ö <>n ©erSroort. 3 ) ÄuS ben Slften beS 
aKünfterfd^en ©tabtardfjfos, 4 ) beren Angaben burd) bie beS 
Diepgen Staatsarchiv 6 ) ergängt »erben, ergibt fidt) folgen« 
ber ©adjDertyalt. — 

ßtmfdben Dietridfj öon ©alen unb bem Srbmarfd&aH 
©erwarb STOorrien ju Sftorbfirdfjen 6 ) fam es am 15. fte* 
bruar 1607 ju einem heftigen ©treit wegen ber $agb, 
inbem SKorrien im SBoHering^olt in ber Dfterbauerf^aft 



! ) 2üpen, Beben unb Saaten (Sljriftopl) SBernljarbS oon ©alen, 
©eutfdje Huägabe, fünfter 1790, 6. 1. 

*) 3tt. ©efdjidjtfquetten III. 6. 336. 

8 ) 2Beftpf)äl. «Dl. Stammbu* ©. 459. 

4 ) 3totljöprotof. unb Ärim. $rotof. 1607, acta XVII 9fr. 59 unb 
V. e. 4. 

B ) «belüften I attünfter, 75. 

e ) S)er (Jrbmarft^aU SWorrien, welker jünger mar als $tetrid) öon 
©alen, ftammte auö bem alten ö. ÜWorrienfdjen ober ÜKorrianfdjen ©e» 
fdjledjte, toeldjea feinen ttrfprung auf einen ber ffl. brei Äönige jurürf- 
leitete unb beöljalb audj im Wappen einen @tern unb über bem £elm 
einen üflofjren führte. 6djon minbeften« feit 1453 befleibeten bie ©tamm* 
fjemt bie Söürbe eined (Srbmarfdjattä, meiner IBorftanb ber Stttterfdjaft 
war. ©erlj. ü. üRorrien war oerljeiratljet mit 2tbolpf>a oon Äetteler. 
(Sr unb ©alenä nannten ftd) Settern, benn audj ÜWorrienS Butter ober 
©rofjmutter war eine SBulff oon güd&teln. 



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63 

&retfe£ Sübingfjaufen ben ©alenfdjen Jägern t>icr ffiinb* 
fjunbe, jwei Qftgbftride unb ein iftägerljorn mit ©eroalt 
»cgne^men lieg. 

Son ©alen* ©eite würbe behauptet, e$ fei biefeS auf 
©ölendem ©runb unb SBoben gefdfceljen, feinem Wiener 
fei babei ein ßod^ in ben Äopf gefd>lagen, einem anbern 
bie 93üd)fe auf bie ©ruft gefegt unb ffirfc^iegen angebrofyt. 
Die wiberredjtlid) gepfänbeten ©egenftänbe feien ftatt nadfj 
bem juftftnbigen «mt^aufe ju JBolbecf nad) bem ben 
3Worrien$ gehörigen $aufe 3)at>en$berg gebraut, wo bie 
SWorrien'fd&en Diener auf bem weggenommenen iporn ge* 
blafen, gefdjrieen unb gejaucht Ratten, als wenn fie etn>a£ 
befonberS ausgerichtet Ratten. $)ie SStrtbfyimbc feien in 
einen itljurm unb bann in einen #unbetaften Don SBrettern 
flefperrt, worauf fdjimpflidje iftnfdjriften für ©alen gefefct 
feien. Obgleich bie SBerne'fcfyen Beamten auf Änweifung 
be$ dürften bie ffiinbljunbe breimal Don SKorrien abge* 
forbert Ijätten, fei biefer bem SBefetjle nidjt nad&gefommen. 

(35ie 3nf^rift war übrigen* fo gefätyrlicfy nidjt, fie 
lautete nad) fpäteren ,3eugenau$fagen: „ffiär' e$ befonnen, 
es war' nit begonnen.") 

WS etwa Dier S3o$en fpttter SBifdjof Srnft Don SJaiern 
mit feiner $off>a(tung nad) bem Stift SWfinfter jog, unb 
ftd| nodj auf bem $aufe SBerrieS an ber Sippe auffielt, 
waren unter Dielen anbern fcbltgen aud^ ©alen unb 2Ror< 
rien jur JBegrfijjung bortljin getommen. Site fie fi$ bort 
trafen, gerieten fie wegen ber <ßfänbung fc^arf aneinanber. 
©alen forberte Don 3Korrien feine ffiinb^uube juriief, for* 
berte üjn Dor bie Sauft unb oor'3 Papier unb befdjtmpfte 
il>n, als er jutn 3 toe ^ am Pf ™fy folgen wollte, öffentlich, 
htbem er broljte, iljn auf* äßaul ju fdjlagen. 

©alen erhielt bie $unbe nidjt jurüd unb behauptete 
fpäter, SWorrien Ijabe geäußert, er wolle an ©alen, ber 
ü>n ju ffierrieS fo braDirt Ijabe, feine 5ReDand&e ober fein 



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64 

ßeben l)aben, auä) fei 2ftorrien, obgleidf) in bem ange* 
[teilten $rojeffe für fliegt ertannt fei, baß er bie $unbe 
ju reftituiren tjabe, biefem Urteil nidjt nadjgetommen, 
fonbem (|abe bie armen unnofelen SBiefter (unfdjulbigen 
3:t>terc) Derfommen unb üerf)ungern laffen. 

»m 17. ftuli beffelben Qfaljre« (1607) tarn fcietridj 
t)on ©alen na$ 9Künfter, too er auf feinem unb fetner 
SKutter ^>ofc auf ber ipunbeftegge (£lemen«ftraße) abftieg. 
Um 11 Uf)r befugte er in ^Begleitung feine« ©djmager« 
©l)riftopf) öon ipoerbe feinen SJruber, ben ©omljerrn $ein* 
ridfj Don ©alen. Diefer Iub fie, ba er eine eigene $a\x$' 
Haltung nidfjt fyatte, ju feinem Xifd&tjerrn, bem Dffijial auf 
ber ©tegelfammer, ju £ifdje, too fic bis 6 Ut)r mit einigen 
anbern Sßerfonen jedjenb jufammen blieben; 1 ) julefct ließ 
ber Dfftjial au« feinem Äeffer mefirmal« ein große« ©lad 
mit altem Ijerrlidfjen SGBein frifefy gapfen, tueld^ed umging. 
$einri$ Don ©alen ging bann Dorau«, um in feinem 
neben ber fürftlidjen Jfanjlei liegenbeu $ofe für feine 
©äfte no$ einen Srunt Sßaberbornifdjen SBiere« ju be- 
fallen, fcietrid} Don ©alen folgte ityrn balb barauf. (8r 
traf ungefähr bei feine« SBruber« Pforte mit bem Dom 
fürftlidjen f>ofe fommenben ffirbmarfc^aH Don SWorrien ju* 
fammen unb geriet^ mit if>m in ein S)egengefe$t, in tt>eld)em 
äßorrien töbtlidj oernwnbet mürbe. Ueber ben Vorgang 2 ) 
gelten bie fcarfteflungen ber Parteien fon>ot)l, nue aud^ ber 
3eugen au«einanber. 

SJon ©eiten ber ftamilie gyforrien nmrbe behauptet 
baß ©alen au« 8ta$e einen Dorfäfclid&en, prämebitirten 
UKorb begangen tjabe, inbem er ben Srbmarfdjall, ber 
nadj feiner auf ber Slegibiiftraße belegenen ©o^nung Ijabe 
gelten tooflen, Dom ©teinpflafter in ben Äotf) gebrängt unb 



') ^einrid^ öon ©alen Ijatte feinen SRamenStag. 

f ) 5)erfelbe muf) etwa Beim {ewigen Sßoftgebäube ffcattgefmtben Ijaben. 



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65 

üjm bann mit einem meredfigen Seitengewehr einen ©ticl> 
in'ö fytri gegeben f|abe. SBon ©alenS ©eite würbe ba* 
gegen behauptet, er fei Don STOorrten angegriffen unb l>abe 
ftdj in ber SRotf)Wel>r befunben. 

Die SRadjridjt Don bem SJorfaffe muß ftdf) gewaltig 
fc&nett in STOünfter verbreitet f>aben. ©d&on um 7 Ul>r 
Hbenbs trat ber jufammenberufene 8latl) unter SBorfifc be$ 
SürgermetfterS $ol)ann $erbing jufammen. <S$ würbe 
berietet, fo eben, um 6 W)x, tjabe e$ fidf) ereignet, bafe 
Dietrid) von ©alen üor feine« SBruberS $of ben t>on ber 
tusfdjufcfifcung fommenben (Erbmarfctyatt Don STOorrien 
toaljrgenommen, benfelben junädjft mit ©cfylagung etlicher 
Änippd>en$ ober ©cfcneflen getrufcet unb bann mit gesurftem 
blo&em ©eweljr auf offenem Domtyof unb freier ©trage 
erftotfcen l>abe. Die 2^at fei mutwillig unb in erbarm* 
lid)er Seife gefcfceljen. Wi ein Diener au« bem #ofe be$ 
DompropfteS jum SWarft l>abe ge^en wollen, um ben $ar< 
Her ju Ijolen, l)abe #einrid(} Don ©alen benfelben batoon 
abgehalten, üermutljlid) um ju Derljinbern, ba§ über bie 
fyat ftlage erhoben würbe. Der SrbmarfdjaH fei, als er 
m bie Dompropftei gebraut worben, gleidf) geftorben. 

Der Mail) ließ hierauf fofort SBefe^I ergeben, bag alle 
Pforten ber ©tabt gefperrt unb audj bie «Umgänge be$ 
DomljofS befefct werben follten, bamit ber Später nid>t 
enllomme. Der ©etretär ipottanbt würbe an ben Dom* 
betonten abgefertigt, um tyn ju erfud&en, Dietridf» t>on 
©alen bem fftatty ausliefern unb $einrid(» öon ©alen 
in Serwa^rung ju nehmen, weil lefcterer in weltlichem 
$abit bem gangen Vorfalle beigewohnt, ben Später nid^t 
berfjinbert, fonbern if)tn SBorfd&ub geleiftet, längere Qzit 
jum «ergernig ber jjinjugefaufenen abiigen unb bitrger* 
Kd)en Sßerfonen am Orte be$ Delift* fpagieren gegangen 
unb mit allerlei üppigen ©eberben glei^fam über bie Stljat 
jubtlirt f>abe. |)odanbt berichtete balb barauf, bajj ber 
LVII. 1. 5 



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66 

©ombedjant ben Antrag ben t>erfammelten JJapitularen 
mitgeteilt unb t>erfprod>en l>abe, bafe alle« nadj ®ebül>r 
gefdjeljen fotte, toenn ber Später nodj nid)t entminen fei. 

©leid) barauf nmrbe bem SRatl>e berietet, bafj Dietrich 
öon ©alen au$ ©eroatii Pforte, e§e biefelbe gefdjloffen 
toorben, entfommen fei unb #obft {Renfing unb ber ©tob« 
träger ©trief tym SBorfdjub geleiftet Ratten, inbem fic einen 
ffiagen befteHt unb il>n l>ineingefd>oben Ratten. <£$ mürben 
hierauf mehrere 3 cu 8 en ö& er & en Borfaff vernommen. 

JBernbt ©trij betunbete, er Ijabe gefeiten, bafe ©alen 
gegen SRorrien toieber^olt ©Anetten unb Änippd&en* ge* 
fölagen, fagenb „ba$ ift für bid>", unb ba£ bann beibe 
mit blojjem @ewel>r an einanber geraden feien, ©er ju* 
erft gefälagen ober geflogen, nriffe er nidjt. Ate ber 
Diener au$ ber S)ompropftei na$ bem SBartt §abe geljen 
»ollen, Ijabe $einrid) t>on ©alen e$ nid>t leiben motten 
unb Ijabe ü>n jurficfgeljalten mit ben SBorten: „SBo ttnttft 
bu ©djelm Ijin?" 

(Sin anberer SBfirger, ©ert flereferind, fagte auä, 
2)tetrid> t>on ©alen fei fo tUn aus ber Pforte gegangen, 
ein SBagen fei i^m gefolgt, in melden $obft {Renfing i^n 
l>ineingefd)oben §abe. ßijentiat ©djlungratoe befunbete, 
Dietrich Don ©alen Ijabe il>n auf ber $unbeftegge ange* 
rufen unb iljm gefagt, er motte mit itftn in feinen, 
©d&lungraoen*, ©arten gelten unb einen Sarbier Ijolen 
laffen. ©alen Ijabe fid> feltfam geberbet unb fei öfter« 
geftraucfyelt. (Er l>abe faum reben tonnen, l>abe einen 
©tidj in ber ©eite gejeigt, audj bie $anb in bie $ofe 
geftedt unb blutig roieber IjerauSgejogen. außerhalb be* 
£ljore$ Ijabe ©alen gerufen: „$ier bin i$ frei, idj roollte, 
baß i$ ben äßarfdjatt heraus fy&ttt, i$ wollte mi# befen* 
biren." 35ann feien {Renfing unb ©trief unb balb barauf 
ein Äutfdjroagen getommen, in melden fiefc ©alen gefegt 
unb fdjarf nadj ber ©eift ju gefahren fei. ©alen tjabe 



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67 

einen furjen fdjroarjen Sßantel umgehabt. SBernbt tum 
Iljin betätigte, baß fltenftng unb ©trief (Stolen in ben 
Sagen geholfen Ratten. 

3>er SRatl) befd)Iofj barauf, Qobft Wcnfing, weil er bei 
ber Z\)at jugegen getoefen unb fic nid)t fcerljmbert unb 
»eil er bem Später SBorfdjub geleiftet fyabt, ju Derljaften. 
3»ei Wiener 2Rorrien$ jeigten an, bafc beffen 33ermanbte, 
bie ©ebrüber t>. 33el>fen, ben Später verfolgen laffen 
tooflten, unb bäten, i^nen auf ü>re floften jtoei {Rotten 
©olbaten mitjugeben, welker Sitte ber Watt) „in Änfeljung 
ber erfdjredlidjen tyat unb be$ großen scandali" tnU 
fprad). Hud> würben mehrere ftäbtiföe Wiener auögefc^tcft, 
um bem Später nadjjuforfdjen. 

Am folgenben borgen mürbe ber injttrifc&en Behaftete 
Sürger ftobft SRenfing öernommen, toeldjer grolgenbeä au&* 
fagte: Als (Solen an bem SftarfdjaQ toorübergefommen, 
fyxbt er tyn mit jiürlid&em (jornigem) ©eftdjt angefe^en 
unb mit ettoaä au« (Eifer unb fcrunfentjeit ftammelnber 
Stimme gefagt: „Du folt tf)un, n>a$ Dir mein gnftbtger 
ftürft unb $err befohlen l>at, ober Du unb idj tommen 
barum gufammen." äßorrien Ijabe entgegnet, „was mangelt 
Dir uf mid}? M Darauf fjabe (Sälen bie 3^ ne überein» 
anber gebiffen, gegen SRorrien ©djneflen unb Äntypd)enS 
gefdtfagen unb mit glühen unb trofcigen Droljroorten an 
feine ffieljr gegriffen unb gefagt „Da$ ift für SDic^". 
üRorrien Ijabe nrieber ©djneflen unb Änippdjen gefdjlagen 
unb gefagt „Das ift audj für Di$, nm$ nrittu mir bann?" 
Der babei fteljenbe #err Don SRünfter l>abe ben SWarfdjafl 
an ben arm gegriffen unb mit ben Sorten „Äomm, ber 
©ecf ift bujjne" J ) fortgejogen. 9lad) 4 bis 5 ©dritten 
Ijabe SÄorrien ftd) loSgeriffen unb fei auf ©alen juge* 
gangen. «1$ ©alen bann nad> feiner ©äffe gegriffen, 



l ) buljne, oofl, betrankt!, 

5* 



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68 

Ijobe er, SRenftng, if)n megjuäietyen gefudjt, Ijabe aber t>on 
©alen unter ben SEBorten „fiajj miö) los, idj bürftc fonft 
x\\6)t meljr unter ein fliegenb fjätjnlcin fommen 1 ' an ben 
#al« gefdjlagen, fobaft er ju SJoben geftttrjt fei. ©J)e er 
ljabe nneber auffielen fönnen, feien ©alen unb SKorrien 
aneinanber geraden, Ratten ftd) beiberfeit« mit ben SBaffen 
um ben £eib gefdjlagen, fobafc biefelben frumm geworben, 
bann Ratten fie aufeinanber lo«geftod>en. Wadj bem Un* 
glücf ljabe $einri$ Don ©alen ju bem 9Warfd)att Satein 
gerebet, vorauf ber ÜÄarfdjaff gefagt Ijabe, er Ijätte genug. 
$einrid) üon ©alen fjabe bann feinem ©ruber 3)ietrid) 
feinen, Wenftng«, SWantel umgeworfen, ttjn weggefdjoben 
unb gefagt er foffe ftcfy baöon mad&en. @r, SRenftng, fei 
bann nadj ©ert>atii<£t)or gegangen, um feinen SWantel 
nrieber ju befommen. 35ort tyabt er ©alen getroffen unb 
fei balb barauf ein ffiagen gefommen, ben ber ©tabträger 
©trief im Auftrage ipeinridj« t>on ©alen geholt l>ätte. 
{Renfing refognoSjirte Die am Tatorte öorgefunbene oter* 
fantige, oben an ber Älinge üergolbete SEBaffe ©alen«. 

SSorauSfdjidenb bemerfe idj, bafc ftobft föenftng rner 
ffiodjen fpäter gegen Urfe^be au& ber ipaft entlaffen, aber 
auf ein falbes $af|r ber ©tabt toermiefen mürbe, weil er 
ben £obtfdjlag ni$t t>ert)inbert' unb bem Später burdj 
Vergebung be$ ÜKantelS unb Sefteflung ber Äutfcfye SBor* 
fdjub geleiftet Ijabe. 

Obgleich ba$ Domfapitel bereit« burd? einen Wotar 
unter 3ujicl)ung öon 3 cu 9 cn un & t™** ÄrjteS bie JBefidj* 
tigung be$ Körper« tjatte öorne^men laffen, erbnete ber 
9tatl> bodj feinerfeit« audj biefelbe an. 

35a ber Mieter Seifting infolge be$ alten ©treite« 
be$ dürften mit ber ©tabt über bie ©eridjtsbarfeit fidj 
weigerte, bie Skfidjtigung Dorjune^men, fo lange er nid)t 
Auftrag baju Don ber ^Regierung Ijabe, fo befahl ber 9?atl> 
ben 9Hd)tf)erren $acob ©toüe unb £ij. Slod unter 



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69 

^ujieljung be8 ©crtd^töfd^rctbcr« SEimmerfdjeibt, bcr SBor* 
föere ^ermann ipölfdjer sen. unb jun. unb bcr bcflcibctcn 
Sottmeifter, bie in be$ 35ompropfte$ $of gebraute £eid)e 
Iraft be8 meri et mixti imperii unb l>abenber Äriminat* 
jurisbtftton unb alten $erfommen$ W beftd^ttgen. 3)ie* 
felben berichteten bann balb barauf, bie inspectio fei ge* 
fd>ef)en, ber ©tief) fei in bie SBruft, red>t nadj bem #erjen 
gegangen unb unzweifelhaft eine Sobnmnbe. 

©cgen bie Dom dlatty auf bem Dom^ofe borge* 
nommene SBeftdjtigung be« Körper« unb baburefc gefd^e^ene 
Serlefcung ber (Domimmunität er^ob ba$ 3)omfaJ)itel feter*- 
U<$ *ßroteft, inbem e$ bemerfte, e$ fei biefeS feit SWenfdjen* 
gebenfen bie erfte SBefid&tigung, bie Dom SRat^e auf bem 
$>om Ijofe gefcfyeljen fei. 1 ) 

$n ber fpäteren Unterfucfcung berichtete ipeinridj t>on 
©alen über ben 33orfaH: ©äiprenb er na$ feinem $ofe 
gegangen fei, um *ßaberbornifd) S3ier ju beftetten, fei fein 
93ruber bem ffirbmarfdjaß 9ftorrien begegnet, fie feien an* 
einanber geraden, tjfttten jur ©efyr gegriffen unb fei ba$ 
Unglücf erfolgt. Der ÜÄarfdjatt l>abe im Vorbeigehen, auf 

') 3n bem Sßrotefte ertoätjnt baä $omfajriteI autl), uor einigen Sauren 
fei beä {ewigen 2)omrufterö öon Sürftenberg Sftögb öo« einem Jungen $u 
$obe gebämpfet, morauf ba$ SDomfapitel burdj feine 2)iener bie 33eßdj« 
tigung fjabe oornefjmen unb ben homieidam im ®ogerid>t 33afenfelb am 
geroöljnlicfcen Sttctyeplafc, genannt im Zettel (toaljrfdjeinlid) SRuppenberg) 
burd) ben ©ografen fjabc iuftifijircn unb tynrid&ten lajjen. 3n einer 
Entgegnung fagt ber ffiatlj, oor 200 unb me^r Sa^en (e$ ift offenbar 
ber befannte, in ben W. ©efdfjfdjWquenen I. ©. 164 erjagte Vorfall, ber 
^eroiann d. 9WerfeIb unb Hermann öon 5)rofte betraf, gemeint) Ijätten 
3»ei oon Slbel fürfefelidE) in ber @tabt ©inen entleibt; fie feien Dom 
Rati) eingebogen unb, all fie auö bem ©efängnifc gebrochen, burdj bie 
9latl)0biener auf* ber fürftlia)en (Siegelfammer geljolt, folgenbä auf bem 
5Rarft Eingerichtet, an bem Orte, wo nodjj jefct in porpetuum signum 
et recordationera alle 9iad)t eine latente Ijange, barin be$ Slbenbd nodj 
auf feurigen Jag $u 2Binter$eit Äerjen ober Sinter gefegt unb bie gange 
Stodjt brtuuenb gelaffen würben. (6tabtardjio. V. e. 4.) 



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70 

feine SBruji jeigenb, gefagt: „SBetter, baS f>abe \6) baüon 
befommen," worauf er ganj erfdfjrecft gefagt tyabe: rf «d>, 
Setter, ba$ tl>ut mir ^erjltc^ leib." SMetrid) fei gang be* 
fdfcenft unb alfo trunfen gewefen, ba$ er faum grabe ljabe 
gelten tonnen, bagegen fei ber 2Warfd)att ganj nttdjtem 
gewefen. SWan ^ätte gar nidjt üermutfien fönnen, baß fie 
f)ier in SWünfter auf bem gemeinten 3)oml>ofe aneinanber 
geraden würben, ba fie fdjon öfter« auf ben fianbtagen 
unb bei fonftigen ©elegen^eiten jufammen gewefen feien, 
ol>ne bafe e$ ju einem t^ätlid&en ßufammenftofc gefommen. 
Sftun fei berfelbe aber fo plöfclid) unb fdjnett erfolgt, bajj 
SRiemanb ftd> otjrte £eben$gefaljr jwifdfjen bie blanlen 
©äffen ber ©treitenben l>abe wagen fönnen. (£r §abe 
biefeä um fo weniger gefonnt, als er feine ©äffe bei ftd> 
gehabt unb er ftd) wegen feine« geiftlidjen ©taubes unb 
ber Immunität & c * SßlafceS aud) nidjt ben Änfdöcin t)ätte 
geben bürfen, al$ wenn er bem einen ober anbern SE^eil 
SBeiftanb leifte. 

Dietrich t)on ©alen war, wie üorf)in gefagt, au$ ber 
©tabt entfommen, elje ber SBefe^I be$ 8latf|S, bie 21jore 
ju fließen, ausgeführt war. Außerhalb ber ©tabtpforten 
traf er mit bem fcompropft SWagel, bem 9D?arfd)afl SScIen 
unb bem $ofric!>ter *ßlettenberg jufammen, ju benen er 
fagte: „9Weine Ferren, ber 2Karfd)att 9Worrien unb id> 
finb ba jufammen gewefen, ba« (auf feine SJerwunbung in 
ber ©eite jcigenb) tjabe id) baüon belommen, tva& ber 
2Warfd)att betommen, weiß idj nid)t; fyx hättet es wot)l 
Bereuten fönnen." *) @r fuljr bann fdjleunigft nad> $au$ 
SBifping, bradj aber fdjon jwei ©tunben öor £ag mit einer 
Jhitfdje unb jwei reiftgen Dienern ju <ßferbe wieber auf, 
angeblich um ftd) in Drenfteinfurt üon einem SBarbier Der* 



*) (5r meinte bamtt, ba§ bie Regierung fdjärfer gegen SRorrien fjabe 
öorgeljen fotten, aU biefer bie SRcftitution ber §unbe oerweigerte. 



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71 

binben ju laffen. ftnjwifdfjen $atte ber töatlj mehrere 

ftöbtifd&e Diener uttb ©olbaten au«gefanbt mit bem Auf* 

trage, ©alen al« einen Don Abel mit guter SBefdf)eibenl>eit 

im ©ebiete be« ©tift«, wo fie il>n beträten, anju* 

galten, ©ie polten il>n turj Dor Drenfteinfurt ein. Der 

ffiad&ttneifier (Sljrifiopt) Don iperforb fagte gu il>m, er fei 

fein ©efangener. ©alen fragte, wie er baju tomme, einen 

Dom Abel auf freier ©trage gefangen ju nehmen, worauf 

ber ©ad&tmeifter antwortete, er Ijabe SBefe^l Dom Statte 

ju ÜWünfter. Siner Don ©alen« reiftgen Dienern fragte, 

ob fte ©alen nid>t für 1000 fcljaler bienen wollten, bog 

fte Ujn fahren liegen. Der ffiadjtmeifter antwortete, wenn 

fie ftd) nic&t Derpacften, würbe er geuer auf fie geben, 

worauf fie fid) wegmachten. Qu bem ^injutommenben 

ftäbttfd&en reitenben Diener, Dietridj SJorberg, welker itjm 

„guten STOorgen" bot, fagte ©alen, toa* er tl>un folle, wo 

fte mit tym l>in wollten, fie träten ju Diel baran. Cr 

würbe bann nadj Drenfteinfurt in be« SBürgermeifter« Äodt 

$au« gebraut unb Don ben ©olbaten bewacht. 8Bie Die* 

trt<$ Sorberg fpäter au«fagte, fyattt ©alen an ber linfen 

©eite burdf)'« ©etdfje einen ©tid), audj Derfäiebene ©tidfje 

burd) ba£ ffiam«; feine fcrme waren bi« an bie ©dfjulter 

gefd&woflen. «I« er im ®ttt burdj ben ©unbarjt unb 

©arbier Derbunben war, würbe er be« SWorrien'fäen 

Dieners jpermann ipoltermann anftc&tig unb fragte üpt: 

„^ermann, wie tft e« mit bem 3Warfd)aH, beinern ^errn? 11 

Diefer antwortete: „Da« ift, wie ber liebe ©Ott will, ber* 

felbe ift gettern im $errn entf Olafen." ©alen fcfylug bie 

#änbe jufammen unb fdfjrie: lf ?ld> ©Ott, mein arme« ffieib 

unb Äinber, 1)&ttt er'« mir bod& getrau" unb weinte fo 

^eftig, bajj bie fialen im SBett nag würben. 

Äd)t Zage lang würbe ©alen in Drenfteinfurt be* 
wadjt, wä^renb welker Qtit gformaliin bejüglid^ ber 
®eri$t$barfeit in Orbnung gebracht würben. Dann würbe 



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72 

er burdfj bie ftäbttfd>en ©olbaten nadfj ffiolbed unb balb 
barauf burd) fttrftlid&e ©olbaten ober Diener nad) öeüer* 
gern in'« ©efängniß gebraut. Unter bie ftäbtifdjen Diener 
unb ©olbaten, meldje ©alen gefangen genommen Ratten, 
würbe üon ber JJfamilie 2Korrien eine {Belohnung oon 300 
S^alern t>ertJ)eilt. SWorrienS Seufce mürbe am 26. (Juli 
mit ©eneljmigung be$ DomfajutelS unter ©lodengeläut 
im Dom auf ber Worbfeite üor ©. ©tepf)amiS4lltar be* 
graben. 

©päter (21. ftebruar 1609) fdjrieben ©alen* »er* 
roanbte an ba£ Domfapitel, rr fie Ritten vernommen, bafc 
bie ffiittiüe STOorrienS üorfjabe, auf beffen ©rabftetn im 
Dom beutfdje ober anbere Cerfe, barin Dietrich t>on ©alen 
nicfyt gum Seften angezogen ober gebaut merbe, fefcen ober 
einbauen (offen; ba$ fei unguläfftg unb für ©alen unb 
feine SHnber injuria*; fie bäten, e$ nid>t gu geftatten." l ) 

Der ©rbmarfdjaß STOorrien hinterließ eine ffiittroe, 
«bolp^a geb. Äettclcr unb jtoei Heine ©öl>ne. ©ie erl>ob 
g?gen ben gu 93et>ergern in ipaft ftfcenben Dietrich &on 
©alen fdjon unter'm 28. ^uli 1607 «nflage toegen 
SKorbeS, meiere folgenben SBortlaut Ijatte. 

„JBaSmafjen mein gottfaliger lieber (R)ejunfer, ber 
ebel unb e^renfeft ©erwarb 2ftorrien gu SKorbfircljen, biefe$ 
©tifts (Erbmarfd&alf unb SKittyerr gum Daüenäberg am 
Dingftag ben 17. $uli in £anbfdjaft$fad>en, nid^t roeit Don 
ber ffirftlid)en ifanglei auf @. ©jrro. u. fi. Immunität 
unb feinem genjotjnlid&en fflege burd) Diebridjen Don ©alen 
mit $oen unb £rofce angefertigt audj aüerjemmerligji 
erftodjen, baffelb ift leiber ©ott geflagt unb aOer Sielt 
funbig, bafj e$ ^emanben weiter gu entbeden ober gu 
flagen fiberflfiffig. ©leid^iüo^l bietueil bie STOorttljat t>on 



x ) 9todj ßorfei^ (Sljromf foll SMföof ©ernljatb Don ©alen fpötet 
ben ^eic^enftein uuigefeljrt Ijaben. 



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73 

tocgen ber $erfonen, $lafc unb 3eit fd&redöidjer unb jem* 
merltdber, fan id) au« l>ogftbetrfibten, tjerjfd&merjlidjen 
©emüt meine ^ogftgenotigte ffieljHag in ®. Crw. ©dfcoeß 
auSjufdjfitten nidjt umbgeljen, ungeachtet alle« benfelben 
too nid)t allen, bennodf) ben mehren Stljeil mel>r als wol 
benmfit tft. 

fi$eld>ergeftalt nun mein gottfaliger <H>ejunter mit 
fcieberidjen von ©alen üerfdfceibene $rojeffe unb Errungen 
führen muffen, fo nodfc fdjweben, tft unnötig, f|irl>in anju* 
beuten, ban fold)3 ju lang fallen würbe unb wiewol ftd) 
babei meiniger nidfjt gebüret Ijätte, alfo mit geburenben 
redjtlidjen ffiegen, aud) orbentlidben Sudtrag begnügen ju 
(äffen, fo t)at bo<% ©alen einen nnberredf)tlidf>en ©ifer ju 
faffen angefangen unb, nadfcbem er mit verbotener, unge* 
bürlidjer S^aetlid^leit me^r als mit föedjte feine ©adjen 
auSjumac&en vertrautet, alfo von ben ©adfoen ju beS 
toolfaligen (Erbmarfdftalfen *ßerfon gefallen unb wie er 
btefelb beleibigen mochte, gefudfct, audfc nidfjt allein meijr* 
malen am 16. SMartü jungfttjin, als unfer gnebigfter $err 
ftd) mit ber #ofl>aitung in bieS ©tift ju begeben im Änjug 
9cwefen, auf bem ßippftroem beiwefenS vieler in unb aus* 
lanbifdjer abelidjer unb unablidjer fianbfaffen mit ?(us* 
fturfcung ber attervertleinerligften ©d&anbtvorter fo billig 
für allen e^rlic^en D^ren verfd&wiegen pleiben, fein lang 
prcmebhirtS fturfefcen in'« 2Berf ju rieten unberftanben, 
fonbern auä) enblid} unb julefct folgen ^od^ftftvafbaren 
3furfafc an furbemelten SEage unb *ßlafc mit bergleidjen 
®raufamfeit volbradjt, ba§ bittig alle eljrliebenbe $erfcen 
barob ftd) entfefcen unb mir unb meinen nun leiber vater* 
lofcn minberjarigen iKnbern, fo belegen unb baburdfo ju 
SBittiben unb Seifen gemad&t, nidjts als baS atterfleglidfjfte 
Sittergefd^rei unb betjarlid&S ©el>e in ben f>immel ju 
fdjreien überig gelaffen, weld&eS bennodfc ©Ott allme^tigen 
wnb ber tyeilfamen ^uftij für bieSmatjl anljeim geben 



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74 

unb umb ®ebulb unb fitnberunge bcr ©d&merfcen fe^nltd^ 
fcufjc. 

©eil ober bie« nid^t ein fdjlidjter Jotfd&lag, fonbern 
eine für lange Qtit f|ero promebitirte furfefcltclje üftori, 
inmafcen genug gu beweifen, bafc er für unb für ftd& feiner 
voriger Jljätligfeit bei Ruberen berü^met unb ferner ba§ 
er an ben gottfaligen (£rbmarfd)alfen biefe Zfyat toerridjten 
wollte, wiewot)! er baüon abgemattet, ftdfj öffentlich unb 
§al$ftarrtg Derncfymen laffen, weld&e audj (jierumb au* brei 
Urfad&en befto graufamer unb ergerlid&er ift, eine«tl)etl$, 
bafj fie an meinem gottfaligen (Sfjejunferen als biefeS 
©tifts (Srbmarfdjalfen, anberntljetls, bafj fie auf einen 
geweideten *ßlafc unb brittentyeils, bafj fie in ber Qtit ge* 
fdjeficn, als mein gottfeliger ftunfljerr wegen Sanbfdjaftö* 
fadften atHjie gewefen unb barumb feine« SeibS unb ©fiter 
Ijalber, befto mefjr and) gegen rec^tlic^e Ärrejten, ge* 
fdfjweigen fofdjer fdjrecflicfcen 5EJ)ätligfetten frei unb gefidjert 
fein foflen, gefd^e^en unb &ottbrad>t, alfo wirb mir unb 
meines gottfeligen (Efjejunferen, SlutSfreunben unb 33er* 
wanbten furneljmlidb (Ew. @rw. unb fi. aber aud) beiläufig 
wegen iljreS prop^anirteu geweiften SßlafceS, fo burdf) an* 
geregte fentlid)e ©raufamfeit mit unfdfjulbigem SBlute be* 
fubelt, berleid&en Unmenfdf)licl)fett in (Siferen angelegen fein 
muffen, ingeftalt td) unb bie 2Weine baS Unfcrige babet 
mit 3 u f e fi un 9 e SHut* unb ®ut$ in feinen 3?ergefj ftetlen 
werben. 

©an aber babei glaubwürbig berietet bafc biefer 
©alen für efctidjer ^eit tjinber bem £f>or in ber 5Eljumb* 
firmen eine ®ebed)tniffe fefccn unb ftd(j mit großen SEituIn 
barbei betreiben laffen, 1 ) fo idj bannodf) U)m mdfjt mifc 



2>ie ©cbfnftafcl fjatte SDietridj oon ©alen im Saftre 1603 an- 
bringen laffen. ©ie befinbet fldj ön ber öftlidjen SRauer M alten Gfyoxi 
gegenüber ber Kapelle, in welker fidj jur 3eit ÄdjtermannS $reu$abna!jme 
befinbet. 5)ie Snfd^rift lautet: ,Nob. et equost ordinis Theodoricus 



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75 

gurmete, n>en er ft<$ benett getnefj öerljalten, bietoeil aber 
er burd) ober^ette barbarifdje auf ben gemeinten Sßlafc be* 
gangene Soweit ftd^ ungejtoetfelt berfelben Immunität 
nnb Privilegien aflerbingS felbft de facto entfefct unb be* 
raubet Ijat, werben 6. (£. vernünftig ertneffen, wie übel 
bic (g^rentituln ju biefer fd>entlid>en SWort unb SBlut* 
ftur^unge ftdj reimen woßen unb jufatntnen correfponbiren 
formen, ©ofl berowegen in (£. grofcgunftig ®utad)ten 
IjenngefteHt Ijaben, ob biefelben nidjt fotdjen Sftatnen unb 
<£f>rentitutn öon bannen abraffen ober mir öergunftigeu 



a Galen in Bisp. et Romb. Dns in Lautzen, ad ecclesiae ornamentum 
poni curavit anno 1603.* tteber bfr ©ebenftafel befinben ftdj brei 
graucnbilbuiffe unb bie Wappen ber gamilien oon ©alen unb 2öulff 
oon güdjteln. 5)ie bret grauenbilbntffe, Sybilla Persica, Sybilla Europa 
unb Sybilla Tiburtina tragen fämmtlid) bie Sa^rc^a^l 1604, alfo bad 
folgenbe Saljr, nadjbem bie ©ebenftafel gefefct mar. 3n ber aweitfolgeuben 
9lifd)e befinben fldj ebenfalls brei ©nbtllenbilber Sybilla Cbimica, Samia 
unb Cumana, alle mit ber Sa^re^^a^I 1602. SBappenbilber befinben ftd) 
bei ifpteu nid)t @old)e unb gtoar bie ber Familien Zotd unb Slfcbetf 
befiubeii ftä) aber in ber porigen 9Hfd)e über beut jebenfafl* fpäter f)inge« 
fe|ten Beidjtftuljl. 2) ort ljaben fid> aud> früher bie Iefcterwäljnten brei 
Silber befunben wie auö einer 3eidjnung unb «£>anbfcr)rift beö oorigen 
Saljrfjunbertö, roeldje bem Diepgen ^rottinjialöerein für 2öiffenfd)aft nnb 
Knnft gehört, Ijeroorgeljt 2öie mag e$ nun fommen, bafj bie bei ber 
©alenfdjen ©ebenftafel befinbltdjen ® »bitten bilber ein fpätereä 3af)r tragen, 
al* bie ©ebenftafel felbft? ©teljt cd überhaupt feft, bafj JDietrid) uon 
©alen bie ©nbiflenbilber geftiftet Ijat? 3$ fa&c troft öieler 9tadjfragen 
nirgenbö barüber Sludfunft erhalten fönnen. 

©djon Äerffenbrocf Ray. 5 erwähnt ©ubittenbilber, welche früher im 
2)om gewefen: »Per cireuitum chori Sybillarum vaticinia cum earum 
iroaginibus admiranda arte per certa intervalla a se invicem fuere 
disposita.« 2)ie 3aljl ift nidjt angegeben. (5$ fotten 9 ©tatuen gewefen 
fein, bie von ben Söiebertäufern gerftört fein fotten. 35ie jefet nodj cor» 
^anbenen ©über fotten oor 20—30 Satyrn auf Ijöljere Slnorbnung an 
einigen ©teilen übermalt fein; ob e«J eine Berechtigung gibt, faft 300* 
jäfjrige Äunftwerfe in foldjer 2Beife ju oeränbern, will id) bem Urtljeil 
beT Äunfroerftänbtgen ü&erlaffen. 



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76 

tooHen bafj idfj baruntcr in einen befonberen ©tein feine 
ifcige fd>entlid>e Xfyat eingeljauen t)infefcen tnodjte, mit 
bemutiger flef>elid>er 93itt, biefelben fiel) hierüber grofc 
gunftiglid) ertleren unb beren eine« mir nnberfaljren laffen 
tootten." 

©egen biefen Antrag ber ffiitttoe SWorrien auf 95c« 
feitigung ber ©ebenftafel legte bie gefammte ftamilte ©alen 
sßroteft ein. 

$einrtd) üon ©alen ttmrbe fdjon burdj Urteil Dom 
22. Dctober 1607 freigeforodjen. Später ttmrbe er nod) 
jum $robft üon ©. 2Waurifc gemäht. 1 ) 

©egen 'Dietrich üon ©alen aber jog ftdjj bie Unter* 
fucfyung nod) uiclc $at)re f}in. 2 ) 

SBon ber 3Worrienfd)en ©eite (tmrbe na^juweifen ge* 
fudjt, ba$ ®alen einen öorfäfctidjen unb lange öor^er 
überlegten £obtfdjlag begangen. Qn ben ©trcitfdjriften 
werben jur ßfjarafterifirung ber *ßerfönlid)feit ©ateno eine 
SWenge fünfte au« feinem frühem Seben ^erangejogen. 
©o tpirb behauptet, fdjon in Stolanb fjabe ©alen mit 
öielen Seuten in Qant unb ttneinigfeit gelebt, fid) gerauft, 
gebalgt unb gefdjlagen. &l$ er in'« ©tift jurücfgefefjrt fei, 



*) (Sine öon üjm im 3afjre 1613 gefttftete <Btatnt M fyL üttau« 
ritiuä, Sßrafeften ber $ljebaifd)en Segion, befinbet ftdj im 2)om gegenüber 
ber Ufcr. 

*) 3>ie t>on (Sorfet) (W. @efdjtd&t$qu. III. <§. 336) gegebene 92oti*, 
bafe 2)ierrid) u. ©. im ©efängniffe einen (Sofm, ben fpätern $Mfd)of 
(5f)riftopI) Vernarb, gezeugt Ijabe, ift wafjrfdjemltd) auö bem 1679 ge« 
brueften ljoflänbifdjen *hxd)e „Leven, Bedryf en Doot van Christoph 
Bernard van Galen" (21. 33. D. 749) entnommen. 3n einem bort mit- 
geteilten SBrtcfe ljeifjt ed: en het eyndlyck soo verre gebracht, dat 
syne Vrouw by hem wierd geatmitteert, synde doe deesen Bernard 
van Galen geconeipieert. 2)iefe 9tod)rtdjt ift unrichtig, ba GIjrtftoMf) 
Vernarb oon ©alen am 11. Dctober 1606, alfo fäon oorljer geboren 
war. Stuf feiner ©rabinfdjrift in ber britten ©alenfd)en tfapefle Reifet e* 
„natus in Castro Bispinck. IV. id. octo. M.D.C.VI." 



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77 

ty&t man allgemein gejagt, bafc er bort (Sitten um'£ ßeben 
gebraut. 

Hud> im ©tift SWünfter Ijabe ©alen mit fielen Maty 
barn in ©trett unb ?ßrojeffen gelebt, fo mit bem Qunfer 
öon Äercferincf, ben er in ©egenwart be« SlrdjibiafonS mit 
bem JDoldje bebroljt unb Ijinterliftig mit bem Änie gegen 
ben Unterleib geflogen. Stuf §au& Sifping Ijabe er auf 
einen Sßotar, ber Ujm in Äercferincfs Auftrage eine 3 U * 
ftcQung Ijabe machen wollen, t)om ©all aus gesoffen, 
fobafj 8)lei unb SRägel in ben ©red geftoben feien, ©benfo 
Ijabe er Äercferincfs Anwalt ben Stjentiaten #einrid) Sit« 
fett (foäter ©^nbicu« ber ? ©tabt ÜBttnfter) mit bem fcobe 
bebroljt unb Ijabe berfelbe ftdj taum retten fönnen. 

gferner fei um 1597, als ©alen t>on ber töitterfdjaft 
{tun 8leiterfiUjrer befteUt war, bei SRamSborf auf bem fog. 
£crfelbe ein gctoiffcr ffiobberfumb ljuiterrücfs erhoffen. 
3)amalS fei nur ®alen unb ein gewtffer Senbecfe in ber 
Slftlje gewefen unb fei allgemeines ©erebe gewefen, baß 
©alen felbjl ober Senbecfe auf bcffen Änreijen ben ©Jobber» 
fumb erhoffen Ijabe, Senbecfe, ber flüchtig geworben, fei 
bann im Quartier öffentlich unter £rompetenfdjafl für 
einen ©djelmen unb unehrlichen ÜKann aufgerufen, ©alen 
Ijabe aber fpäter mit biefem auSgeblafenen ©Reimen in 
3freunbfdjaft gelebt unb üjm jur ftfadjt nadj Siölanb, wo 
©alen ©üter beftfce, geholfen, ©te barüber fpäter als 
3eugen vernommenen ^obft töenftng unb Qo^ann SRotfofc, 
welche bei bem SSorfaQe jugegen waren, geben barüber 
folgenbe ©arfteflung : ©alen, welcher um 1597 bei ben jur 
©efenjion beS SaterlanbeS beftellten SReutem war, tum* 
melte in ber ©egenb öon WamSborf fein $ferb unb ritt 
ein Ärängleht. $as ärgerte Ärnolb von ffiobberfum, 
welker aud) öom «bei war, aber nid)t fo gute *ßferbe 
tyütt, ba er glaubte, es gefdjefje tym jum Jrofc. ®r ritt 
auf ©alen ju, jucfte fein ©ewe^r aus unb l>aute auf 



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78 

©alen ein, toeldjer aud& Don Seber jog unb bem SBobber' 
fum fein ©etoeljr üor ber Qfauft in ©tfide fdjlug. ©ob* 
berfum jog feinen Äarabtner unb fdjofj auf ©alen, bod> 
toerfagte ber ©djjufc. Sljrtftian SBobberfum tooüte feinem 
©ruber Reifen unb tooOte audfj auf ©alen loäbrttden. Als 
#ehtricJ) Senbede, ©alen« greunb, baS fa$, fdjofc er ben 
ffifjriftian SBobberfum toom <ßferbe herunter unb fluttete 
bann. Senbede mürbe als fceferteur ju #orftmar jnrifcljen 
ben üßttfylen unb bem $elbe mit ber SErompete eingeforbert 
unb getyeifd&et. 81$ er nidjt erfdjien unb SWiemanb fiel) 
jur SJertljeibigung melbete, jerbradfc ber SRittmetfter unb 
Äommtffar Orttrftenberg ben <&tab unb liefe Senbeden für 
einen ©djelm auäblafen. ©alen unb Senbede gelten ftd^ 
fpäter in Sttünfter auf/ too fte im #aufe be« SBeinf>änbler« 
Sßeter SSartoid oft jufammen jed&ten 1 ) Senbede begab ftdj 
bann nad) Sfolanb, tooljin il>m ©alen ein JjalbeS $aljr 
fpäter folgte. 

Die SBitttoe SWorrienS behauptete in ben Streit* 
fünften audfc, am Sage nacJ) bem JBegräbniffe üjre* 
STOanneS l>abe fte ftdfj nad) SWorbttrdfjen in iljr Trauer* 
gemadfj begeben wollen. 81$ fte burdfj Hfdjeberg gefommen, 
Ijabe ©alen« Butter ftdj in einem offenen SBirtlj$ljaufe in 
prächtiger Äleibung unb mit toielem ©eftnbe in bie #au$* 
tljttr gefießt unb bribe $änbe in bie ©eite ftemmenb foldfje 
©eberben gemalt, ba% fiel) jeber ffifjrliebenbe baran ge* 
ärgert Ijabe; bann Ijabe fte ©d&almeien blafen, bem ©e< 
finbe eine Sonne Äeit geben unb ba$felbe jttgeHo$ jauchen 
unb fd^toärmen Iaffen. Ueber biefe SSortoürfe ergeben aber 
bie 3eugenau£fagen nidjt$. 

8nberfeit$ mirb in ben öon ©alen« ©eite ^errfiljrenben 
©treitfd)riften au$äuffiljren gefugt, e$ fei gar nid)t anju* 



') Sßeter SBarnricfd SBeljaufung war ber fog. ©rael, ber jefcige t>. 93öfc« 
lagerfdje £of neben ber SRmoriten*, Jefct proteftantifd&en £in$e. 



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79 

nehmen, bafc ©alen toorgeljabt Ijabe, in einer fo feften unb 
tto^toertoaJjrten ©tabt ben 2ßarf<$aH anjugreifen. (Einer 
folgen @efal>r mürbe er ftd) nidjt auägefefct l>aben, ba er 
fyt überall auf Stegen unb Äämpen in ber SWadjbarfdjaft 
^abe treffen tonnen. ©alen l)abe juerft öon SKorrien 
einen ©tid) in bie ©eite unb einen $ieb über ben Jfopf 
befommen unb fei fo nid)t unbebeutenb öemmnbet, worauf 
tx ftdj nur gewehrt Ijabe. S)er (£rbmarfd>aD SKorrien 
oirb als eine rudjlofe Sßerfon bargefteUt. 

CS wirb behauptet, STOorrien l>abe mit allen Sßadjbaren 
3an! unb ©treit gehabt; er l)abe ©eftnbe unb dauern ju 
fölagen gepflegt, in ©aöenäberg ©olbaten gehalten, »oeldje 
alö 2Rtffetyäter unb Sßörber verrufen getoefen, unb tyabe 
burdj biefe Untaten »errieten laffen. (Er Ijabe mit feiner 
grau feiten in trieben gelebt unb fie öfter« gefdtfagen, 
feine ©djmefter mit blofcem ©ewe^r verfolgt unb mit feinem 
©eftnbe ben Domherrn $einrid) toon ©alen überfallen unb 
üetttunbet unb fei SRorrien wegen SBerttmnbung einer 
geiftli$en Sßerfon ipso jure canonico ejcommunijirt ge* 
toefen. Qn ber SWadjt, elje SWorrien toon SWorbltrdjen jum 
Sanbtage in SÄünficr gereift fei, feien tym mehrere fititye 
unb ©djroeine plöfclid) geftorben; barüber fei er feljr er* 
fdjroden getoefen unb Ijabe gefagt, bafc er bie %lad)t ge* 
träumt Ijabe, auf bem ffiege nad> SWünfter fei ber ffiagen 
umgeftfirjt unb er tobt liegen geblieben. <$£ fei lanbes* 
tunbig, bafj SWorrien feinem STOüfler befohlen l>abe ben 
fieuten, meldte große Säcte Äorn jum STOa^Ien brächten, 
nur Heine SBeutel mit ÜBeljl bafür jurüdjugeben. (Einmal 
^abe ber 2ßüHer jum (Effen geljen wollen unb bie 2^ür 
ber Sßü^Ie öerfdjloffen. 8fe er eine ©trede gegangen, 
\fi\Xt er es plöfelt$ hinter fidj rauften unb mahlen gehört, 
bog ba« Ofeuer au& ben üßüljlfteinen geftoben. Als er 
nad; ber STOü^Ie jurüdgegangen, tjabe ftdj bort ein frember 
SRüfter befunben, welker auf bie Qfrage, n>a$ er ba madje, 



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80 

geantwortet Ijabe: „3$ maljle ben Armen JBrob, 3)ir ben 
£ob unb bem SKarfd&afffen bie Ijettifdje üfto^". Darauf 
fei ber SKiitter in einigen STagen oerftorben, tt>a$ eine 
ffiarnung ©otte« geioefen fei. <S$ ge^e au<$ allgemein 
baS ©erebe, baß SKorrien nadjj feinem lobe aU ©eift 
ober ©efpenft bem ©efinbe unb ben ©djäfern im ftzlbt 
erfd^ienen fei. (Einige 3eugen befunbeten, ba§ fie foldje 
©efeijidjten „flogmärig" ! ) gehört Ratten. 

Die Unterfudjung würbe gegen Dietrid) öon ©alen 
auf Antrag ber ©itttoe SWorrien unb ifjrer SJertoanbten 
burd) ben ©ografen ©raSmuä Setljmate ju SBeöergern ge* 
fttf>rt. Crft im $aljre 1613 fanben infolge «norbnung 
eine« Urteil« ber Unioerfiiät ftngolftabt umfangreiche 
3eugenöerne^mungen 2 ) ftatt unb erft 1619 fanb ber <ßro* 
jeß feinen vorläufigen Hbfdjluß burdf} ein öom fjür ftcit 
bem ©ogeridjte. ju JBeaergern jur Sßublifation angefertigte« 
Urteil öom 15. ftuli 1619, toeldje« baljtn ging, bafc 



*) gerüdjtweife. 

') SBie umftänblid) baraalö bie Sertjore ber 3eugen waren, geljt 
barauä $eroor, bo§ ©alen* Anmalt jebem 3cugen an 40 ©eneralfragen 
»orlegte, oon benen einige §ier ?lafc pnben mögen: 

OB bem 3eugen oon ber SlnHägerin jemals irgenb eine 2Bo!jltljat 
erwiefen fei, 

ob er ber fatf). Jtirdje anhänge unb ben Sßapft ^auluö aU 9fatd)* 
folger @. Sßetri anerfenne, 

ob er btefeS 3^r gebeichtet unb commumflirt Ijabe, wo unb bei 
weldjem ?riefter, 

ob er ein CSIjebredjer, $urer, ©otteSläfterer, Sumerer, Schwärmer 
ober SJoHfäufer fei unb ftd) jemals mit foldjen ßaftern beflecft Ijabe, ober 
ob einer feiner ÜKttjeugen in bem Kufe ftefo 

ob er M ber (EibeSleifrung nüchtern gewefen, jefct nüchtern fei ober 
gegeffen unb getrunfen Ijabe, 

ob er jemals einen ftnbern gefdjolten Ijabe ober gegolten fei, 

ob nidjt Vernarb Xljier, ber $aftor £U Stfdjeberg, ein offener Con- 
cubinariu8 fei, ein unhöfliches SRaul Ijabe unb für einen badjanttfdjen 
Scurror (tßoffenreifjer) gehalten werbe. 



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81 

gebauter Seflagter toon ber angeftellten peinlid&en 
Älagc ju abfolüiren unb ber $aft ju erlebtgen, 
ferner bie gertdjtUdjen Soften ju ttyeifen, alfo 
ba§ jebe gartet baüott bie $älfte ju bejahen, 
ber SJetlagtc aber bie Äoften feiner Hfcung felbft 
ju tragen fdjulbtg fei, bie übrigen Soften ju 
compenfiren. 1 ) 

SDietridfc öon ®alen mürbe bann au£ bem ©efäng* 
ntffe entlaffen. ffir jog am Sage ber UrttjeilSöerfiinbigung 
nad) #au$ Sifping, toobei er aud) buref) STOiinfter tarn. 

$)ie (Erbitterung jtoifd&en ben Parteien SKorrien unb 
®alen toax immer nod> eine fo grofce, ba§ fflifdjof gferbinanb 
ben SKorrienS unb ©alenS, ba bie ©emulier nod) ab* 
alienirt unb ba$ nachbarliche ,3ufammemüo!)nen ber Parteien 
aflerfjanb Ungelegensten toerurfadjen fönne, bei 10,000 
©olbgulbcn Strafe verbot, tttoa& i£t)ütltd)e$ gegen einanber 
üorjunetjmen, fonbern fic foüten fidf) mit gebührlichem 
üicdjte contenttren laffen. 

Unter'm 21. «uguft 1619 fdjrieb SDtetridfj öon ®alen 
an ben 9tat\) ju SWünfter: Sftadjbem er burdfj ba$ Urteil 
öom 15. Qfuli ab ordinaria et extraordinaria poena 
gänjlidj abfofrirt unb ber unjtemlidö langen §aft entlebigt 



*) <5ine Segrfmbung ift bem Urteil nid)t beigefügt, fobafj fid) nid^t 
erfennen läfct, weäfjalb Die Steifpre^ung erfolgt, fnäbefonbere ob Sftotljweljr 
angenommen ift. 2lnberfeitä lägt pdf) aber audf) nidjt erfefjen, weäfjalb 
©alen bie £älfte fämmtli^er Soften unb feine Unterfjaltungöfofien für 
bie 12 jährige Unterfudjungöljaft auferlegt ftnb. Bange ©efängnifcftrafen 
waren bamalö nidjt in ©ebrauef), fobafj audfj md)t, wie jefct, eine An- 
rechnung ber UnterfudEjungäljaft auf biefelbe auSgefprodjen werben fonute. 
Sebenfaflä wirb man aber bie 12 jätjrige #aft alö eine ^inreierjenbe ©üt)ne 
für bie $l)at angefeljen tjaben. 3Me in bem in ber Slnmerf. 2 6. 76 
bezeichneten Ijoflänbifcfyen 99udfje 6. 310 gegebene yiotiy. „En alschon 
syn Vader ten laetsten wierd vry verklaerd, soo heeft hy nochtans 
niet uyt de Gevancknis willen gaen, voor dat al de kosten van syn 
tegenpartbyen waren voldaen" ift unrichtig. 

LVII. 1. 6 



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82 

fei, fjabe er angenommen, baß er alle SBege unb ©tragen 
frei gebrauten tonne unb fei er felbigen Jage« burcfc 
STOttnfter nad> #au$ SBifping gejogen. Qf)m werbe berietet, 
baß ber Watlj wegen btefeS £)ur(l>juge$ unmutig fei, Der« 
mutend), weil tljm eine Hbfdfjrtft be$ Urteil« nicfct juge* 
fteHt fei. (Er l>abe geglaubt, ba£ Urteil fei notortfö ge* 
wefcn, überfenbe aber eine «bfdjrift beffelben mit ber Sitte, 
es ifjm nid)t übel ju öerbenten unb iljm in Sßünfter, wo 
er ein eigen $au$ unb $of l>abe, freien Sin* unb Huäjug 
md&t ju verweigern. 

$er Wa$, welker ba* töedfjt jur (Erteilung beS 
freien ©eleit« in SKünjter für ftdfj in «nforudj naljm, 
Ijatte gegenüber ber SBeftimmung be$ Stap. 32 ber Sßolijet* 
orbnung Siebenten, es ju erteilen. Diefe lautete: 

„fficr einigen £obtfcf)lag in biefer ©tabt tfjut, berf eibig 
foU mit bem ©djwert, fo er betreten, geftrafet werben, ba 
er aber entwiche unb nidjt angetroffen würbe, fo foü er in 
biefer ©tabt nimmer wieber geftattet werben, ©o aber 
$emanb Sttotljwcljr, wie rec^t unb genugfam bartljun unb 
beweifen tonnte, beffen fofl er nad) befdjeljcnen ©ewetä unb 
JBefinbung, wie red&t unb billig, ju genießen traben." 

Äud) bie ©ittwe ÜÄorrien proteftirte gegen bie #u* 
laffung ©alenS, ba er nadj bem Urteil nur ab ordinaria 
poena abfoloirt fei. $)a er aber bie fid) auf etlid&e 
fcaufenb fcljaler belaufenben «fcungStoften unb bie #älfte 
ber ©eridjtfctoften tragen muffe unb er jwölf $aljre in 
Unterfud>ung$$aft gefeffen, fo Ijätte ein foldje« Urteil 
nidjt ergeben tonnen, wenn er für unfd&ulbig befunben 
unb Sftotljweljr für üorltegenb erachtet worben wäre. 
UebrtgcnS fyabt fie gegen biefe« nichtige Urteil Hweflatton 
nacft ©peier eingelegt. 

SWaci> einer wteberljolten SSorfteHung ©alen«, worin 
er fidj barauf berief, baß gegen baS Urteil tcine Hppel* 
lation juläfftg fei, befdjloß ber SRatlj am 25. Dctober 1619, 



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83 

ba§ ©alcn ber ffitn* unb ÄuSjug untoerljinbert fein fofle, 
ba% er jtd^ jeboß ber ßrbmarfßalfin, bereit ©ol)n, Diener, 
©efmbe unb Sfböofaten gegenüber geleitliß ju behalten 
Ijabe, bafc ber 9taß ftß übrigen« oorbeljalte, anber« ju ent* 
{Reiben, wenn bie üon ber ©ittwe ÜBorrien aufgebraßten 
$rojeffe anber« auffielen. 

©egen biefe Cntfßeibung be$ SRatlj* legte bie ffitttwe 
EÄorrien ^Jrotcft ein unb beantragte, ©alen ba« ßm er* 
teilte ©eleit wieber ju entjieljen. ©alen entgegnete ba* 
rauf in einem „©runbfürjlißen ©egenbertßt öom 
3 3funi 1620 auf ber ffiittiben SWorrien eingefßobene unb 
bixmlgtrte SRequifttion«* unb ?ßroteftation$fßrift ,l unb führte 
barin golgenbe« au«: 

6r Ijabe au& ber ßm gugefertiggten Äbfßrtft erfef>en, 
ba{$ bie ffiittib 2Worrien$ unb ßre fßmißaften Patronen 
unb Anfang gleiß bem ungeftümen SWeer nimmer rutyen 
fflnnen fonbern immer ßoß unb Unflaß auswerfen unb 
tein @ßeu tragen, feine *ßerfon unb anbre Scute anju* 
greifen unb ju verunglimpfen, ffir wolle ftß in ber burß 
ben dürften entfßtebenen unb abgeurteilten ffrimtnalfaße 
nißt auf öergebliße ffießfelfßrtften einlaffen, muffe aber 
baß jur noßwenbigen (Ehrenrettung unb möglißer $uri* 
rung folßer etterfßwürigen unb immer aufbreßenben 
Ärantyeit feine« ©egenßeil« ein furjen Serißt einfßtcfen. 

Durß ba« com ffiljurfürften eingefßidtte unb am 93e* 
»crgernfßen ©erißt publijirte ©nburßeil fei ßm leine 
Deportation ober {Relegation auferlegt, fonbem er pure 
»on ber Auflage abfolöirt unb erlebigt. Dem 
jungen SKorrien f>abe ber ftürft bei 10000 ©olbgulben 
auferlegt, fiß am Meßte contentiren ju laffen. SRaß folßer 
Äbfolutton unb SRelajation (dicant, blaterant, garriant et 
effutiant adversarii eorumque cavillosi patroni quidquid 
velint,) muffe e« babei oerbleiben. Die ©ßrift ber STOor* 
rien beute an, al« wenn anberäwo al$ in SKünfter bei 

6* 



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84 

SBctucifung ber $Wott)tuel)r ungleiche ©etegenfyeiten unter* 
laufen fönnten, rooburd) ber %nx% feine SRättje, Urtl)cil«* 
faffer unb 83eüergernfd)en ©ericfytsperfonen angejipft unb 
bisljonorirt mürben. JBenn aud) bie berühmte ©tabt 
SWünfter Qebem gute ^fuftij nnberfaljren laffe, fo würbe 
and) anberäroo gleidfc gute Qufttj abmtniftrirt. ©otdje 
fd)änblid)e ©djmadroögel, bie faft Siiemanb bei feinen @t)ren 
öerbletben laffen, foßten fid) in $erj unb ©urgel fdjämen. 
3)aS 95eoergernfd)e ©erid&t fei Dom ©egent^eil felbft er* 
tt>ät)lt unb approbirt. @3 fei unroaf>r, ba§ er ftatt ber 
f>od)üerbienten SetbeSftrafe in etliche taufenb SC^alcr Äbjug«* 
unb anbre Soften aerbammt fei, metmeljr fei er pure ab* 
folüirt burdfc ba$ Urteil unb toon fcfytuerer Verfolgung 
feiner blutgierigen gfeinbe nadj 12 jährigem ©efängnift er» 
löft, and) in ber ©tabt 3tttinfter unb im Dom, roo fein 
©ot)n &fyriftopt) Vernarb ad canonicatum et maioris et 
cathedralis Ecclesiae abmittirt, fei er bei ber @infd)tt)örung 
jugegen getoefen. ÜDafe nun immer in ben ©djmöljfdjriften 
baffelbe ©etoäfd) ttriebert)olt werbe, ba$ erinnere an ©alo* 
mono ©prüd&toort „sicut canis, qui revertitur ad vomi- 
tum suum, sie impudens, qui iterat stultitiam suam. 
Der unjuläfftg ejtraljirte ©peierfcfye ^ßrojefc feien nmrm* 
ftidjige, untjerfdfjämte, blaffe, nidjtsroürbige, canrittöfe, ben 
©eridjtSorbnungen unb ben ©ebräudjen beS ©tiftö unb 
ber ©tabt nriberftreitenbe nugae Oßoffen). Wind) wenn 
«ppeKation juläfftg fei, muffe bod) md) «rt. 94—99 #. ©. O. 
ba$ ergangene Urteil befolgt werben. Mad) Mrt 12 baf. 
fei aber feine Appellation juläfftg, ebenfo nad) ber Kammer* 
geridjtSorbnung II £it. 28. ®a£ freifpredjenbe Urteil 
be$ dürften gelte um fo mef)r, ba ber ftürft ba$ jus 
gladii, fisci et regaliorum fjabe unb ber SBibertfjeü oft* 
mala felbft gebeten fjabe, bie Äften bem Surften pro 
diffinitiva einjufdjtcfen. ©d)änblid& fei es, baß fold^e Seute 
ftd) md)t entfärbten, einen fo vortrefflichen dürften beim 



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85 

£ammergerid}t burd) offenbare Sügen ju entroürbigen. 
O tempora o mores horum subditorum! 

Der fjürft ijabe and) ben tüiebcrtjoltcn Antrag auf 
^ncarjeration abgelehnt, ©r bitte if)in baS ®eleit, ba£ 
i^tn ttad) 9ted()t$bele{)rung burd) unparteiliche ®elet)rte be* 
mtHigi fei, nidfjt ju enftietjen unb ber SBitttoe 9WorrienS 
unb i^ren läfterlidjen ©djriftbidfjtern alle fernere ©d&mäljung 
ex officio poenaliter ju verbieten. 

hiergegen erfdjien lieber t)on ber Sßittwe SWorrien 
eine „beftänbige Ablehnung beS ®egenberid)t$" unb bagegen 
üon ©alcn eine „notfjmenbtge (Ehrenrettung" in 60 Jolio* 
feiten. 

«m 24. Wl&n 1623 traf ber föatl) eine bem JRed&tS* 
gutadjten einer juriftifdjen gafultät entfpredjenbe (Entfdjei* 
bung, tooburd) ®alen baS ©eleit oorläufig entjogen mürbe. 
£)ie (Entfd&etbung, tooburd} ©alen ba$ Oeleit vorläufig 
entjogen mürbe/ lautet: 

„©ofern ®alen bie angegebene Sßottftueljr nad) $n* 

Ijalt ber $ol.*Drbmmg beffer bann bisher befdjefjen, 

ober inm toenigften, baß baS am 15. $ult 1619 publi« 

jirte abfolutorifd&e Urteil wegen ber red^tmägigen er* 

nriefenen unb gefd)ef>enen Sftott)tt>el>r ergangen, bar* 

tfjun unb bemeifen mürbe, barauf fott ergeben unb 

gefdjefjen, maS SRedjten$ ift; tnmittels aber fott ber 

am 25. Dctober 1619 eöentualiter erlaubte unbeljtn» 

berte 8u$* unb ffiinjug fufpenbirt fein. 

3ur JBegrünbung ift angeführt, baß bie <ßol.*£)rbnung 

bie Semeifung ber Sftolljmeljr erforbere unb aus bem Ur* 

tljeil nidjt Ijerborgelje, ob SRotljmeljr öorgelegen Ijabe; 

beS^alb fei ber Watt) befugt, baß ©eleu fo lange ju Der* 

fagen, bi* ber SBemeiS erbracht unb ber $ol.*Drbnung 

üollfommen genügt fei. 

©alen$ bagegen eingelegte Appellation erachtete ber 
«at§ für unjuläfcig. (Er erfdjten bann am 27. ÜBärj 



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86 

perfönltdf) in bcr 9?atl)«t)erfammlung, erbot ftd&, feine Vttexx 
jum Sflad&weife ber Sflotyweljr toorjulegen, worauf ber SRatl) 
erflärte, er fei beffen gewärtig unb »erbe bann neu ent* 
f (Reiben. 

©inige Sage fpäter beflagte fid) bie JBtttwe ÜÄorrien 
beim töatfje, weil ©alen trog be« 93efd)eibe« öom 24. SWärj 
in üßünfter öffentlich auf bem ÜWarft unb 5)omf}of, ja am 
felben Ort, wo bie £l)at gefdjeljen, unb aud) im £>om, wo 
ber ffirbmarfd>aH begraben liege, gar ärgerlidf) unb trofcig 
bor allen Äugen ju üjrem unb iljrer greunbfdjaft l)öd&ften 
©d&merj Ijerumgefdjwebet unb geprangt Ijabe. ©ie bat 
ba« Urteil ju ejefutiren unb ben Jobtfd&läger au«ju* 
weifen. 

$)er SRatl) befdjloß barauf trofc öerfdjiebener sßrotefte 
©alen«, bag e« bei ber (gntfdjeibung bewenbe unb ©alen 
ermahnt werben foHe, jtd& berfetben ju SBert)ütung fernerer 
Ungelegenljett ju conformiren. ©egen biefe Serfügung 
legte ©alen wieberum ?ßroteft ein, weil fte einfeitig öom 
SBürgermeifter $einricf) SBotdjorft, ©ijnbicu« ffiitfelb unb 
anbern, ber aWorrien'fcfyen Partei jugettyanen $Ratfy«t)erren 
in'« ffierf gefegt fei unb nid&t au«gefüt)rt werben bürfe, 
weil er Appellation eingelegt t)abe. @r broljte, wenn it)m 
ba« freie ©eleit befperrt würbe, fid& wegen allen ©d^aben« 
unb SRadjtljeil« an ber ©tabt SWünfter unb bem 3latl) ju 
erholen. 

ffi« fd&etnt, baß ©alen fiel) bann bodj au« ber ©tabt 
entfernt, feine Hften aber mdjt, wie er in 2tu«ftd)t gefteHt 
Ijatte, vorgelegt, fonbern fid) bann auf längere Qät nad? 
Siolanb begeben Ijat. <£r »erlangte, nadjbem er wieber 
nad) $au« SHfping jurürfgefe^rt war, im 3Äai unb bann 
unterm 2. ftuni 1630 wieber freie« ©eleit. Sediere« 
©djretben lautet: 

rr 3)a auf mein unb be« Äönig« öon Sßolen ©^reiben 
wegen meine« freien ©eleit« fein SBefdtjeib gefommen unb 



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87 

tdj toetmerfe, baß auf betreiben bcr gfrau 9Warfd&afl meljr 
auf beren ?ßrtoatyaffton als auf Äöniglidje unb fürftltc^e 
5ßotentaten unb unferS gürften abfolutorifdjes Urteil 
gefeljen wirb, öon bem nad) bcr ffammergeridjtSorbnung 
unb nadj gemeinem ©ebraudje in ÜDeutfdjlanb feine Äppel* 
Iation juläßig ift, mir aber an allen Orten ber ffielt 
gfreiljeit unb ©id>erl)eit gewährt werben muß, fo »erlange 
id) ©rtlärung, ob mir als *ßolnifd&en Diener, fürftlid) 5hu> 
länbifdjen 3ktl> unb Sanbmarfd&att ber (Ein* unb ÄuSjug 
burdf) ÜWünfter ju gebührlicher SBerrtdjtung meiner mir 
ÄQerfyöd&ft aufgetragenen unb meiner eigenen ©efdjäfte ge* 
gdnnt ttrirb." 

©er Wati) ließ barüber junädjft bie fflittme ÜBorrien 
tljreS QntereffeS tjalber t)ören. ©ie roibertyrad), inbem fie 
ausführte baß nun fdjon einige $al)re ©alen baS ©elett 
üerfagt fei unb tyre gegen bie ju geringe ejtraorbinäre 
©träfe beS abfolutorifcfcen Urteils eingelegte Stypettation 
beim Äaiferlidjen S?ammergerid)t nod) md)t jum SfuStrag 
getommen fei. 

Der Statt) befäloß aber bod) am 26. ftum 1630, 
er motte auf bie Sßaßäettel beS ÄönigS t>on $olen unb beS 
4>erjogS öon Sfolanb t)in für btefeS 2Äal, jebod) oljne 
*ßräjubij für ben früfjern SBefdfjeib unb bie Sßolijeiorbnung 
bcr ©tabt baS freie ©eleit, auf eine« 2WonatS gfrtft 
in biefe ©tabt einjutetjren unb ein* unb auSjuretfen, er* 
tijeilt Ijaben, jebod) bergefteflt baß ©alen ftdj gegen man* 
ntgltd) geleitli<$ »erhalte. — 

©ann Dietrich toon ©alen geftorben tft, Ijabe idj trofc 
tnelfad&er 9iad)fragen nid)t ermitteln fönnen. Die &orf}an* 
benen 9tad)ricl|ten j. 85. öon SCfiding unb $fiftng, berufen 
toofjl alle auf ber üWotij Hlpens, baß er als ©reis auf 
fetner 95urg Sufcen in Siolanb geftorben fei. 

SÄadf) einer mir jugegangenen freunbltd>en SKitt^eilung 
fotl er noä) im $ai)re 1649 an einer ©efanbtfdtiaft beS 



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88 

3fürfibtfd&of$ gferbinanb « a ^ btm #aag Xf)dl genommen 
l>aben. 1)amalS müßte er alfo fdjon an 80 ftatyre alt ge* 
mefen fein. #üfmg fd&reibt, er fei in Sfolanb nod> für 
ffiieber^erftettung unb (Spaltung ber fatt)otifd)en Religion 
foroeit biefed feit ber ©ntfrembung beS £)rben$lanbe$ Don 
ber fatfjolifdjen ffirdje möglich mar, na<$ Gräften ttyätig 
getuefen. — 

@S wirb erjagt 1 ) Dietrich üon ®alen f>abe jmei Del* 
gemälbe, bie Äuferoedtung be$ Sajaruö barftefleub, jur 
©ityne anfertigen laffen muffen, baS eine foD in ber Äirdje 
ju SBeöergern, ba* anbre im Dom ju SWÜnfter aufgehängt 
fein. 

3fm ©ome ju aßünfter beftnbet ftd> ein SBilb, bie 
Äufermedtung be$ Sajaru« öorftellenb, n?eld)e$ jefct an ber 
SWorbfette beS Stores aufgehängt ift. üDiefe« rüt)rt aber 
auerfannter SWafcen üon Subger tom 8Hng Ijer unb ift in* 
fd&riftlid) fdjon 1546 gemalt. 

(Ein in ber Äirdje ju JBeüergern bcfitiblid^ed alte« 
Delgemälbe Ijat folgenben ^nfjatt. $n einer fflalbgegenb 
öor einem ®rabmal, beffen ©tein entfernt ift, fte^t SljriftuS, 
umgeben üon einer föeilje Sßerfonen in beutfd>er £rad)t. ©er 
ftd) au$ bem ®rabe erf>ebenbe Sajaru«, ein iiemlic^ 
junger üßann mit Schnurrbart (melleidjt SWorrien t>or* 
fteflenb,) »irb geftüfct uon einem älteren SRanne öon ritter* 
liefen SluSfeljen mit SBoflbart (n?ol)l üDietridj t>on ©alen). 
Unter ben umfteljenben <ßerfonen befinben fiel) jtoei Jfinber 
(2)?orrien hinterließ jtoei Heine ©öljne). £inf$ unten im 
SSorbergrunbe liegt ein ^agbfyunb, im ^intergrunbe ift eine 
SBurg (meQetcijt bie öon JBeoergern). Ueber bem Silbe ift 
ein IDreied aufgefegt mit jtoei Sßappen, redjtä ba$ üflorrien* 
fd>e, aber mit jtoei ©ternen unb unten ein breiblättrige« 



») 3. 8. in bem in Str. 232 be« 2Rünft. «ujdgert b. 3. 1897 ent- 
haltenen Slrtifel über Seöergern. 



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89 

Äleeblatt; linfö ba« SBappen enthält einen gefdtfoffenen 
£elm mit gwet aufregt fteljenben klügeln unb nad) unten 
Ijin mit weiterem geberfdjmud. $)ie Sappen finb mit 
einem ©prudjbanb umgeben mit bem Spruche „®ott fte 
uns armen ©ünberS gnebig". S)ie Angabe in einem 
«3erfd)en be« ÜDomtapitular« ©djrietoer, x ) baß ba« JBilb 
öon ^ermann tom SRing (geb. 1521, geft. 1600) gemalt 
fei, fann nid>t rtdjtig fein, toenn e$, toie bie Irabition 
fagt unb urie e$ nad) feinem Qnljalte feljr tüofjl möglid) 
erfd>eint, &on ©tetridj öon ©alen jur ©ityne geftiftet ift. 



') Seoergern, bie SMöaefangrenje. Bingen 1846. 



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III. 



Heber bie ^rtftfteücrt^e Xfjnttgfett be$ 
StomimfanetS $eintidj oou £etfotb* 



$on 
^rioatbocent Dr. §fr. JHeftamp. 

»t^pfe «* to x i » ! • 



Der ©ominifaner $einrid) oon #erforb t)at unter 
ffieftfalenS frucfctbarften ©cfcriftfteüern im 3Wittelalter, 
unter ben bebeutenbften ßfyroniften Deutfdjfanb« toäfyrenb 
be« 14. 3af)rf)unbert8 l ) feinen *ßlafc. Da$ ffierf, bad fein 
8nfef)en unter ben $iftorifern Ijauptfädjlid) begrünbet l>at, 
eine bid jum 8. 3<al>re ßarls IV. (1355) reicfcenbe ffielt* 
djronif mit bem Eitel „De rebus et temporibus memora- 
bilioribus", ift öon Äug. *ßottt)aft mit groger Sorgfalt 
herausgegeben morben, 2 ) unb hierbei Ijat biefer öerbiente 
©ele^rte aud) au$ bem fieben #einrid)8 unb über feine 
©djriften mit $ülfe ber fpärlidjen, grojjentljeild fdjon öon 



J ) 2>gl. C. fiorenj, 2)eutfdjlanb$ ©efd^töquefle« im SHittelalter II» 
$erltn 1887 6. 74: „gür unfere (Epoche ftnb e$ bie SDominifaner, bie 
in SBeftfalen ^aitptfäd)Iicf) bie fjtftorifdje öitteratur bereichert Ijaben. $)a* 
2öerf £etnrid)$ oon §eroorb nimmt nad) feinem Umfang unb nad) bem 
Sntereffe, ba$ bie 6d)idffale beffelben $u erregen geeignet finb, in ber 
Ijiftorifdjen ßitteratur bed XIV. Saljrljunbertd überhaupt eine ber erfien 
Stellen ein." 

*) Aug. Potthast, Liber de rebus memorabilioribus sive Chro- 
nicon Henrici de Hervordia, Goltingae 1859. 



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91 

$ac. QuStif unb Qac. ©djarb 1 ) gefammelten 5Wad|* 
rieten menigftenS bic $auptbaten fi<^cr gefteflt. 

ipenricus bc $erüorbia ift ju iperforb, nidjt, ttrie 8n* 
bere irrtljümlid) angenommen Ratten, ju ©rfurt, öor bem 
gnbe be$ 13. QaljrljunbertS geboren, ©d&on frfif)jeitig 
trat er in ben Dominifanerconöent jutn \)l *ßaulu« in 
ÜRinben ein, too er ben größten Sfyeil feine« fiebenS juge* 
bracht ju ljaben fdjeint. ©ine ,3eitlang ( u ™ 1328) »eilte 
er in bem Ätofter ju ©oeft. SDaS Qa^r 1340 führte Ujn 
na$ Stalten: in üflailanb nafym er, roof)l als Definitor 
ber fädjfifdjen DrbenSprotnnj, an bem ©eneralcapitel feine« 
DrbenS a^eil. ^n Ijoljem Älter ftarb er am 9. Dctober 
1370 im ipaüfe ber Sßrebigtbrüber in SDiinben unb ttmrbe 
in ber SHrdje t>or bem E^oreingange begraben, ffieldjed 
Änfefyen er genoß, bejeidjnet am SBeften bie Üfyatfadje, baß 
tym fteben Qa^re fpätcr auf JBefeljl ÄarlS IV. eine nod) 
ehrenvollere ©rabftäite, nämlid) oor bem $od)altare „penes 
candelabrum stanneum" berettet ttmrbe. 35er ffaifer 
felbft, vier 33ifd)öfe, m*f)rere dürften, ©rafen unb eble 
Ferren waren bei ber Seifefcung jugegen. 

Die fd^rtftftcllcrtfd^c S^ätigfeit £einrid|d üon 
f>erforb ift mit ber Sbfaffung ber SBeltdjronif, bie er felbft 
ntd)t otyne ©tolj ein „opus ingens quatuor magnis volu- 
minibus digestum" (ftef)e unten ©. 93 f.) nennt, nidjt er* 
fäöpft. ©ine erfjebltdje Qafyl anberer üffierfe be« t>erfd)ie» 
benften ftnljalts ift au» feiner fjeber gcfloffen. ©ebrudtt 
ift Neroon aflerbingS nod) nid)t$, nid)t einmal in #anb* 
Wriften finb biefe ©erfe mit Ausnahme ber Catena 
aurea entium nadjgemiefen morben. Aber mir befifeen ein 
öon £einrid) felbft aufgehellte* SJerjeidjniß feiner bebeu* 
tenberen arbeiten in bem Sßrologe ju ber Catena aurea. 



*) Jac. Quetif et Jac. Echard, Scriptores ordinis Praedica- 
tormn I. Paris. 1719 6. 665 f. 



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92 

$)er Dominifauer Antonius ©enenftS, nad) feiner 
$eimat Sufitanud genannt fyat biefe Sifte jum erften 
ÜRate aud einer #anbfd)rift ber Catena aurea, bie ber 
Älofterbibliotfjef ber Dommifaner ju Neapel gehörte, üer» 
öffentlidjt. 1 ) ©eitbem fdjcint feiner t>on benen, bie bie 
©Triften unfereä SlutorS aufgäben, bie #anbfd)rift t>on 
Neapel ober eine anbere cingefe^en ju fyaben: alle berufen 
ftd) auf SufitanuS ober gar auf eine tertiäre Queue. 
Slud) *ßottt)aft gibt bie Sifte nidjt nad) Sufitanud, 
fonbern Ijauptfädjlid) nad) 5ßoff cotn mieber, ber, o^ne 
SufitanuS iu nennen, feine üRittfyeilungen über #einrid) 
t>on #erforb mit einigen nHflfttrlidjen Snberungen abge* 
brueft Ijat. 2 ) 

Da nun aud) Sufitanu« felbft augenfdjeintid) nidjt 
genau ben ffiortlaut be« 2Jerjeid)uiffe$ au« feiner #anb* 
fdjrift mitgeteilt f)at, fo wirb e$ öon ^ntereffe fein, au$ 
einer biöljer unbeachtet gebliebenen $anbfd)rift ber Catena 
aurea ben £ejt beS SBerjeidjniffeS ober beffer nod) be$ 
ganjen Prologe« fennen ju lernen. §err Sßofeffor Dr. 
$. fjinfe fyattt bie ©fite, mid) auf bie beiben Codices 
lalini 3025 unb 4310 ber Satifanifäen JBibtiotljef, bie 
nad) bem Ijanbfdjriftlidjen Kataloge bie Catena aurea be8 
#einrid) öon Jperforb enthalten, aufmerffam ju madjen 
unb ju einer Unterfudjung berfelben aufjuforbern. 

S)ie nähere Prüfung ergab, bafc bie beiben Sobice«, 
öon einer unb berfelben £anb be« 15. ftaljrljunberts ge* 
fc&rieben, in if)rem gormat, Rapier unb ©inbanb gang 
conform, jufammen bie jet)n Sfidjer ber Catena aurea 
enthalten, unb jtoar ber Sobej 4310 (256 81. 0,298 x 0,206, 



') Antonius Senensis Lusitanus, Bibliotheca ordinis Fra- 
truin Praedicatorum. Paris. 1585 6. 103 f. 

*) Ant. Posseyinus, Apparatus sacri ad scriptores veteris et 
novi testameati tomus II. Coloniae Agripp. 1608 ©. 697. 



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93 

in jroei Äolummen gefdjrieben) in bcr pars VII, ansa V, 
quaestio 41 mitten in einem ©afce aufhört unb ber Sobej 
3025 (215 S5I.) an berfelben ©teile im ©afee ben £ejt 
»iebex aufnimmt unb ben ganzen SReft bid jum ©djtujj 
ber pars X bietet. Setber fehlte mir bie Qtxt, ba$ ganje, 
fe^r unbeutlid) getriebene ©er! genau burdjjuprüfen. 
iRur t)on ber Sinleitung fyabe id) genaue Abdrift genommen, 
weil fte über ben Sßlan be$ ©erfed einige HuSfunft gibt 
unb bie oben ermähnte fiifte ber ©Triften ipeinridjS ent» 
§ält. f£fir bie nochmalige Kollation meiner Sfbfdjrift mit 
bem 6obe? fpredje id) £errn Sßrofeffor Dr. ©. 2WerfIe 
in ©ürjburg aud) an biefer ©teile meinen toärmften 
Dan! aus. 

Catena aurea encium vel problematum series Hinrici de 
Hervordia ordinis praedicalorum domus Myndensis. 1 ) 

Iubeor etate edaci decursa viribus iam minutis in 
roeipsum recolligi et quasi latitabundus in conclavi 
devocionis solum librum 2 ) anime lectitare diligentius et 
in eo ferventius exerceri, ut Veyanius ludis gladiatoriis 
feliciter exaetis arma fessus ad postem et ymaginem 
Herculis dei fortitudinis optulit et exinde ad agellum 
suum excolendum abditus vixit et privatus, seeundum 
Horatium in epistula prima. 8 ) Sed cogor adhuc retro- 
spiciens ad pauperes et fame veritatis affectos quasi 
ferragine doctrinuneularum quarundam utiliter curiosa- 
rum pabulandum antiquo ludo et labore succingi, qua- 
tinus tandem attingam finem ardentius anhelatum. 

Unde cum iam auxilio divine bonitatis opus meum 
ingens de rebus et temporibus memorabilioribus ab 



*) 3n bcr §anbfdjrift Ijat baä SBcrf feinen $üel; jebodj gibt ber 
öerfaffer felBft weiter unten biefen £itel an. 
») Cod.: libri. — 8 ) Horat. epist. I, 1, 4. 



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94 

origine mundi usque ad octavum annum imperatoris 
Karoli quarti, qui et Wenzeslaus dictus est, in sex 
etatibus seculi et quatuor magnis voluminibus utrim- 
que digestum fideliter exegerim, aliquot eciam titulatus 1 ) 
alios pro modulo meo — metiri enim se quemque suo 
modulo decet — , puta de conceptione virgiuis gloriose 
qualiter concepta fuit in originali peccato, de ornatu 
clerici, de diis gentium, de proverbiis theutonice, de 
invectis in hybridam metrice, de expositione constitu- 
tionis super cathedram, de metris singulis et metrorum 
pedibus, de p[ri]ncipiis 2 ) oratorum quorundam et poe- 
tarum oracionibus, et cetera puerilia, alia curiosius 
iuvenibus ordinaverim, nunc ultimo quaedam de quo- 
libet ente more problematum studiosius et exacte 
colligam et in unum librum compingam secundum veram 
et realem encium coherentiam et consequentiam, primo 
ponens quaestiones et eisdem statim subinferens certas 
certorum doctorum in certis locis ut in pluribus respon- 
siones et compilacionem ipsam cathenam encium auream 
vel problematum seriem Hinrici de Hervordia ordinis 
praedicatorum domus Myndensis nominavi, dividens 
ipsam in decem partes generales quas eciam asteriscis 8 ) 
distinxi per ansas aliquot ipsam cathenam continuantes 
et producentes scilicet et quasi per partes suas sibi 
invicem unam uni consequentes coherere facientes. 
Igitur opus istud exorsus concathenacionem encium et 
consequentiam quasi sui materiam in principio cuius- 
libet libri premittam. Et post quaestiones cum suis 
responsionibus subiungentur. 

Die ©djriften $einri$* Don $erforb, bte er felbft 
für eroät)nen$tt>ertf) f)ält, fmb alfo folgcnbc: 



l ) 2)ic ßcfung ift unftdjer. — *) öefung fragttdj, otefletd)t p[ro]- 
verbiis obtr pueritiis? — ■) öcfung uufid^er. 



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95 __ 

1 . Liber de rebus et temporibus memorabilioribus. 
©r bleibt ftd^ in ber Angabe bc8 SitelS nidjt gleid). Die 
in ber Gatena aurea ftd) finbenben ©itate au$ btefer 
©Ipronif tragen ba$ fiemma Ex libro de rebus memora- 
bilioribus ober Ex libro rerum memorabiliorum. Am 
Sdjluf} ber ©Ijronif felbft Reifet e$ gtoeimal Liber de tem- 
poribus memorabilioribus (ed Potthast ©. 290), unb 
biefe »ejeidjnung Ijält ^ottijaft (©. IX f.) für ben ge* 
nuinen Sitel, obtool)! er merftoürbiger ffieife auf bem Sitel* 
blatte ber ©bition Liber de rebus memorabilioribus 
fdjreibt. 

2. De coneeptione virginis gloriosae, qualiter con- 
cepta fuit in originali peccato. SufitanuS gibt bte£ 
<l a. D. folgenbermafcen nneber: „(scripsit) Tract. de 
Concept beatae Virginis, eam in peccato originali con- 
ceptam probando." 3)ie fpäteren Tutoren ließen bie 
©orte eam bis probando fort. Daburd) ttmrb ber Qfrrtljum 
öcranlafet, e$ fei eine Hbtyanblung jur SJertljeibigung ber 
unbefteclten ©mpfängmfc üBariaS, unb ©afimir Du bin 
fprad) ben Sractat in ftolQt beffen bem $einrid) üon #er* 
forb, ber als fcomimfaner ju ben ©egnern ber unbefteclten 
(Empfängnis 9Haria$ ju rennen fei, ab unb öinbicirte ifyn, 
oljne weitere ©rünbe bafür ju tyaben, bem OWinoriten 
^oljann öon ©rfurt. 1 ) ©ie ungerechtfertigt bie$ ift, jeigt 
flar ber Prolog ber Catena aurea. ©inige Fragmente 
be$ JractateS ftnb in bem je^nten Steile ber Catena ent* 
galten, unb, tüte Quätif unb ©djarb auf ©runb eigener 
©inftd)t in biefen £f)etl be8 SBerfed* fcerfidjern, mad)t 
$ftnrid) öon $erforb aud) bort au$ feiner ®egnerfdjaft 
gegen bie Se^re öon ber unbefteclten ©mpfängmft üRariaS 
fein ftfyl 



l ) C. Oudin, Commentarius de scriptoribus ecclesiasticis III. 
Lipsiae 1722 6. 973. 



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96 

3. De ornatu clerici. 

4. De diis gentium. *ßott!jaft öernuiiljet (©. VIII 
not. 8), bafj bicfe Äbljanblung bei ber »bfaffung bcr 
ffi^ronif entftanben ift; bernt #einrid) fünbigt fdjon in bcr 
SSorrcbc (©. 3) an, bog er aud) öon bcr „ydolatria (!) 
seu deorum falsorum quin pocius demoniorum eultura 
sordida sacrisque eorumdem et ludis et veneratione" 
fjanbeln toerbe. Aber aud) in ber Catena aurea toibmet 
er nidjt meniger aU 84 quaestiones in ber erften ansa beS 
erften Steile« bem Ifyetna „De diis gentium et de qui- 
buslibet qui nuneupative dii etc." (931. 6 ©p. 1 — 
931. 16 ep. 2). 

5. De proverbiis theutonice. Sei fiufitanuS unb 
allen Änberen fetjlt biefe ©djrift, toenigftenS an biefer 
©teile be$ a3erjeid)mffeS. ÜRögltd^ermeife bebeutet aber baS 
jtüifdjen n. 8 unb 9 eingefd)obene De proverbiis eben 
biefelbe Äbljanblung. 

6. De invectis in hybridam metrice, ein Sßoem, 
beffen Qnfyalt rootjl faum nod) ju beftintmen fein ttrirb. 
fiufitan u$ la$: „De invectivis in Hebridam metricum", 
toa& iljm alle Späteren roörtticfy nad)gefd)rieben Ijaben. 

7. De expositione constitutionis super cathedram. 
SufttanuS läßt ba$ bunfle „constitutionis" fort: „Alium 
(seil, traetatum) exponendo illud, super Cathedram". 
*ßoffeöinu$ umf treibt bieg fo: In illa verba Evangelii, 
Super Cathedram Moysis", toorauf er einen neuen bei 
SufitanuS feljlenben Jitet „Sermones plures" (ftelje 
unten ©. 99) folgen lägt. Sßottfyaft jie^t beibeä iufammen 
unb f treibt: „In illa verba evangelii 'super cathedram 
Moysis' sermones plures". Sftod) anberS faßt $. *• 
3fabriciu$ ben Xitel: „Expositio in illud Matth. XXIII. 
Super Cathedram Mosis". 1 ) $n ber Jfjat fann e$ ftd) 



x ) J. A. Fabricius, Bibliotbeca latina mediae et infimae 
aetatis III. Florentiae 1858 ©. 206 ©p. 2. 



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r 



97 



tDofjl um eine Auslegung t?on OWattl). 23,2 : „Super cathe- 
drara Moysis sederunt scribae et pharisaei" geljanbelt 
f>aben. Ober fjat unfer Autor öiefleidjt eine ©onftitution 
mit bem ^nitium „Super cathedram" commentht? 

8. De metris et metrorum pedibus. 

9. De prineipiis oratorum quorundam et poßtarum 
orationibus. ©tatt prineipiis fann öietteidjt proverbiis 
ober audj pueritiis gelefen werben. 2ufitanu8 bietet: 
„Alium (seil, traetatum) de proverbiis. Alium de prin- 
cipio oratorum et poetarum"; ftatt orationibus fyat er 
orationes unb jiefjt bieS ju bem nädjften SCitcI. Ob biefe 
Varianten aus feinem Sobej ftammen ober auf einer (£on* 
iectur berufen, ift ungewiß. 9Wit tym ftimmen alle anberen 
Seridjterftatter überein. 

10. Et cetera puerilia, alia curiosius iuvenibus 
ordinavi. hiermit wirb £einridj oon $erforb mehrere 
unbebeutenbe, etwa für ben ©dfjulgebraud) beftimmte 
©griffen bejeicfynet Ijaben. SufitanuS fagt (ögl. n. 9): 
„Orationes etiam pro iuvenibus ordinavit", £)u£tif unb 
Cd^arb: „Orationes pro iuniorum instruetione et exer- 
citatione". 

11. Catena aurea entium vel problematum series. 
hierüber fogleid) einige nähere üWittfyeilungen. 

Äußer biefen ffierfen, öon benen ber SSerfaffer fetbft 
un« auttyenttfdje SWadjridjt gibt, fofl $einrid) öon Jperforb 
no<$ ftolgenbeS getrieben Ijaben: 

1. 3f. 2. SBuenemann fyat, wie *ßottf|aft au« beffen 
©cfyrift De bibliothecis Mindensibus antiquis et novis 
(Mindae 1719) Nr. 16 mitteilt, in ber SBibliotljef be* 
SBenebictinerftofterS SS. Mauritii et Siraeonis ju üWinben 
baS SWanufcrtyt eine« ^>einrtc^ t>on $erforb jugefdjriebenen 
Sermo de S. Joanne Baptista ex dictis, doctrinis, ora- 
tionibus sanetorum et doctorum plurimorum gefe^en 
LVII. 1. 7 



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98 

unb gelefen. Hn bcr (Sd&tljeit bicfcr *ßrebigt toirb nid)t ju 
jtoeifeln fein, ftür bic @d}tljeit fpridjt außer bem ftunb* 
orte aud) ber Umftanb, bafc ber Sermo ebenfo nrie bie 
anberen un$ befannten Arbeiten ipeinridjS eine Sompita* 
tion nmr. 

2. Sine Summa de casibus conscientiae t>on unferem 
Autor ermähnt juerft 3ol)anne$2:ritl)emiuS, |ebod^ nid)t 
in feinem 1494 erschienenen Gatalogus scriptorum eccle- 
siasticorum, roorin er nur bie Sljronif (opus historiarum 
de factis memorabilibus lib. I) „et quaedam alia" auf* 
füfirt, 1 ) fonbem in bem 1495 jum erften 2Me, bann 
1509 in erweiterter ®eftalt gebrueften Catalogus illustrium 
virorum . . Germaniam exornantium, roo bie Sftotij lautet: 
„Opus insigne historiarum de memorabilibus factis 
lib. I. Summa quoque notabilis de casibus conscientiae 
lib. I. Sermones multi, et alii diversi traetatus". 2 ) 2Wit 
äf)nlid)en SBorten fe^rt bie Sfladjridjt Don biefer morat* 
tfyeologifdjen ©d)rift aud) in ben Annales Hirsaugienses 
be« £ritf)enuu8 n ) tuieber. *ßoffeoinu$ fyat fie aufge* 
nommen unb in bem oben mitgeteilten SSerjcic^niß j*t>ifd)en 
5Wr. 3 unb 4 untergebracht. $d) glaube aber, Jritfjemiu« 
nid)t Unredjt ju tljun, toenn id) feine SWadjrtcfyt für unju» 
oerläffig fjalte. £einrid) Don $erforb mürbe biefe ©djrift 
in bem Prolog jur Catena aurea, bie bie tefcte Arbeit 
feine« Seben« bitben foüte unb roof)t aud) gebilbet f)at, 4 ) 
nidjt übergangen fjaben. ©obann ift es minbeften« feljr 



l ) Joh. Trithemii Opera historica, ed. M. Freher, I. Franco- 
furti 1601 S. 324. 

») «. a. .0. S. 145 f. 

8 ) Joh. Tri th e mii Tomus II. Annalium Hirsaugiensium. S. Galli 
1690 6. 217. 

*) SBentgfteuö meint Jßottfjafi (6. IX). $riuri$ öon £erforb fei 
uor ber Veröffentlichung feiner (Satene geftorben, unb ber (SanonicuG 
£. £erd)ofiuö $u SJHnben tybt fie 1374 ebirt. 



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99 

auffällig, ba§ £ritl)emiu$ in bcm erften feiner eben 
aufgeführten SBJerfe nidjt £einrid) öon $erforb, fonbern 
ben unmittelbar folgenben fto^anneS öon Srfurt aU ben 
SJerfaffer einer „Summa de casibus lib. I. a bejeidjnet, in 
bem jroeiten (unb britten) SBerfe aber bei #emrid) öon 
|>erforb „Summa quoque notabilis de casibus conscien- 
tiae auditoribus confessionum non inutilis lib. II (!)" 
notirt. <£$ l)at ben Anfleht, bafj SrittyemiuS au« Un* 
ad)tfamfeit bie SWadjricfyten jufammengemorfen §at. 

3. $n & en Annales Hirsaugienses a. a. £)., bem 
jüngften feiner oben cittrten ffierfe, öermef)rt 5tritI>emiuS 
bie Sifte ber ©Triften $einridf)$ nod) burefc bie SBemerfung: 
»In libros sententiarum lectiones composuit libris IV. u 
Äud) hierfür fe^It jebeS »eitere .ßeugnifj, namentlid) in 
bem Prologe jur Catena aurea. 

4. ffinblid) \)at £ritf|emiud in bem Catalogus 
illustrium virorum a. a. £). beigefügt: „Sermones multi", 
eine tiage Sftotij, bie er bei melen ©djriftftellern feines 
Äataloge« auf bloße 33ermutf)ung fjin mad)t. SSon tfjm 
fyat *ßoffeöinu$ fie übernommen unb „Sermones plures" 
in bie au& ber Catena aurea ftammenbe Sifte jnnfcfyen 
Sir. 7 unb 8 eingefdfjoben (ögl. oben ju Sßr. 7). 

©enben mir un$ jefct flu ber Catena aurea entium, 
bem großen encl)ftopäbifd)en SBerfe #einrid)$ öon $erforb, 
baS in ben Codices Vaticani lat. 4310 unb 3025 enthalten 
ift. (Einige Heine üKitt^eilungen barüber toerben öiefleic^t 
nidjt unertoünfdjt fein. 

Um junädjft üon ber Anlage be$ ffierfeS eine concre* 
tere SSorfteffung ju geben, Iaffe id) ben Anfang be« erften 
Il)eile3, ber fi$ im Vatic. 4310 SBI. 1 ®p. 1 oljne be* 
fonbere 8fuffdf)rift an ba$ SSormort auffliegt, fotoie bie 
furje Inhaltsangabe be^ übrigen neun Steile l)ier folgen: 

[E]nciam aurea cathena vel coherentia seu conse- 
quentia quam Homerus primitus intuitus absconditam 

7 * 



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100 

eam produxit in lucem, sie aeeipiatur. Encium aliud 
divinum, aliud mathematicum, aliud reale vel naturali 
superpositum. Divinum ens aliud creator, quod est 
deus gloriosus et sublimis, de quo primo dicetur, et 
iuxta hoc de diis gentium et de quibuslibet, qui dii 
nuneupantur, dicetur. Aliud est creatum. ut intelligen- 
tia et angelus tarn bonus quam malus qui est demon 
et sathanas, de quo 2°, et de fantasmatibus et iuxta 
hoc de numinibus demonibus ineubis suceubis nanis 
arpiis lamigis pnigis larvis furiis et emeneidis portentis 
quoque et aliis monstris ex nocte monstri progenitis, l ) 
licet et ceteris talibus quae capitibus debilibus fre- 
quentius et sanis eciam interdum, licet rarius, apparere 
consueverunt. 

Habet igitur hec prima pars duas ansas cathenam 
hanc producentes et ad ansas partium sequentium con- 
tinuantes quarum prima de deo et diis dicetur. Entis 
consideracio duplex, quia vel consideratur ens inquan- 
tum ens vel consideratur ut hoc ens. Primo modo 
ens est illud, in quo coneeptiones omnes resiliu[n]t in- 
tellectus, ut dicit Avicenna primo metaphysice, et be- 
atus Thomas de veritate quaestione prima dicit quod 
primo intellectus coneipit, quod quasi notissimum est 
ens, et omnes aliae coneeptiones intellectus aeeipiuntur 
ex additione ad ens. Sed enti non potest addi aliqua 
natura extranea per modum quo differens additur. 

Quaestio 2 ) prima. Cur et quomodo deus dicitur 
a nobis esse cognoseibilis. 

2. Cur dixit Themistius in libro quem seripsit ad 
Balentem imperatorem: deus est tenebrae in anima 
post omnem lucem relictae? 



*) fiefung unftdjer — *) 2)ie weiteren eingaben Berufen nur auf 
meinen flüchtigen, md)t reöibirten SRotijen aues ben betben £anbfd)riften. 



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101 

3. Cur dixit idem ibidem : deus est qui sola igno- 
rantia mente cognoscitur? 

4. Cur et quo[modo] a nobis deus est noscibilis? 
<£$ folgen nod) 1 15 quaestiones in btefer erften „ansa". 
%t\ berfelben ffieife fdjicft ber SScrfaffer bei jeher 

„ansa" ein SJeraeidjnifc ber aufjutoerfenben 3 ra 9 en / beren 
Qafy oft über Ijunbert unb über jmetyunbert beträgt, fcor« 
au$. 3)ie Antworten fcfeöpft er au« ben t>erfd)iebenften 
Autoren: neben Äriftotcleä, £oraj, Dötb, SJirgil unb 
anberen ©d^riftflcflcrn beS Altertum* benufct er bie SSätcr, 
inSbefonbere ÄuguftinuS, £ieront|mu8, Öftbor, 33oetf)iu$, 
unb bie ©djolaftifer, worunter Albertus SKagnu« unb 
Stomas öon »quin feine ^auptqueüen finb. Am ©djluffe 
ber Eitate gibt er jebeSmal ben g^nbort an - 

531. 25 ©p. 2: Secundus über vel seeunda pars 
cathene auree encium vel problematum ineipit hie et 
est de ente naturali. 

351. 60 ©p. 2: Tercia pars cathene auree vel pro- 
blematum quae de celis et eorum partibus et aeeiden- 
tibus. 

531. 87 v ©p. 1 : Quarta pars cathene auree vel 
problematum de quibusdam coneeptionibus ad elementa 
et elementaria et corpora speetantibus. $)ier Ijanbelt bie 
fünfte „ansa" oon ber ©rbe, ityrer ©rößc, ®eftalt, SRu^e unb 
iljren feilen: Äfien, Slfrifa, (Suropa, üon Sergen, ©tobten 
u. f. n>. Darunter lautet qu. 76: Cur Westfalia quae- 
dam pars Saxonie?, qu. 77: Cur Westfali singularem 
castitatis zelum habere dieuntur? 

831. 133 ©p. 1: Quinta pars cathene auree de 
vaporibus, exalacionibus, aäris et aquae impressioni- 
bus etc. 

531. 175 ©p. 2: Ineipit sextus liber vel sexta pars 
cathene auree et est de mineralibus omnibus et lapi- 
dibus et metallis et mediis. 



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102 

81. 202 v ©p. 1: Incipit septimus über vel sep- 
tima pars cathene auree vel problematum de vegetabi- 
libus et plantis etc. 

Vatic. 3025 551. 1 ©p. 1 : Incipit octava pars cathene 
auree vel problematum de brutis animalibus. 

331. 106 ö. ©p. 1 : Nona pars cathene auree encium 
seu problematum series (!) Hinrici de Hervordia de 
anima et eius potentiis actibus passionibus et habitibus. 

831. 154 t>. ©p. 1 : Decima pars vel decimus liber 
cathene auree encium de homine secundum se et de 
omnibus eius condicionibus. 

Die lefete „ansa a t)anbelt in 33 fragen „De hominis 
corrumpi, reformari et glorificari", unb fo fcfyrt bcr 
SJcrfaffcr ju feinem 3luSgang$puncte, ju ®ott, bem Urheber 
aller 3)inge, jurücf. Dabuvd) ift bie „golbene Jlette", toie 
er am ©bluffe öofl lebhafter Sefriebigung öerfünbigt, l ) in 
fid) öoflenbet unb gcfd^Ioffen: „et circulatio cathene nostre 
compleatur quasi a Deo ineipiens et per encia vel per 
creaturas quaslibet, puta intelligentias, angelos, celos 
et elementa, usque ad infimum simplicium, quod est 
terra, descendens, consequenter et coherenter et ordinate 
protraeta, et ab illo regyrando per transmutationes, 
impressiones, commixtiones et commixta omnia, puta 
mineralia, vegetabilia, animalia, hominem et eius beati- 
ficationem, percurrat ad et in ipsam, qui est A et ß, 
prineipium et finis, prineipium unde fluunt, finis in 
quo quieseunt omnia, et sie ipsa cathena nostra circu- 
lariter sibi reconiuneta finitur et renuntiatur ut dicti 
finis prineipio creatura creatori Deo qui est fons et 
clausula omnium que sunt et fuerunt queque post ea 



*) SDicfcn ©d^Iug Ijabett Ouetif unb ß$arb a. a. D. <§. 665 b au8 
bem codex Parisiensis lat. 5792, ber nur bie pars IX. et X. bcr 
Catena aurea enthält, abgebrutft 



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103^ 

futura sunt seculorum seculis. Benedictus in omnia 
seculorum secula. Amen. 

SMe Catena aurea $einrid)$ üon #erforb ift alfo 
nid)t eine ßatene getuötynlicfyer Srt, b. i. eine öon einem 
etnljeitlidjen ©efidjtspunfte au« angelegte Sammlung t>on 
Auszügen aus fremben ©Triften, beren einjelne SBeftanb* 
tljeile vermöge ber ®leid)artigfeit be$ Il)ema8, roorauf fie 
ftd) bejieljen, roie bie ©lieber einer ®tüt äufammenfjängen, *) 
fonbern eine Htttt, bie aud) nrieber in ftd) jurficfläuft, beren 
ifuSgangS* unb Snbpunft jufammenfatfen. Der üftame 
Catena aurea entium ift augenfdjeinlid) betn litel Catena 
aurea nadjgebilbet, ben bie Continua expositio super 
quatuor evangelia be$ ^eiligen Sljoma« t?on Sfquin, be$ 
berühmten DrbenSgenoffen unfere« ÄutorS, nadjtueislid) 
fdjon im 3af)re 1321 2 ) trug. 

Daß biefe grofce ffinctjflopäbie feinen felbftftänbigen 
nnffenfdjaftlidjen SBertJj $at, liegt auf ber $anb. Der 
SSetfaffer felbft bejeidjnet fein JBud) richtig als eine Som* 
Dilation. Ob es aber au$ älteren jefct üerfdjoüenen ©erfen 
Fragmente aufbewahrt fjat unb es fid) be$l)alb lohnen fann, 
ftd> bainit näfyer ju beschäftigen, mage td) nad) bem flüd)* 
tigen ©tnblid, ben id) in feinen ftntjalt tfyun fonnte, toeber 
ju verneinen nod) ju bejahen. 



') S3gl. 81. (Styrfjarb in $. Jtrutnbadjfrö ©efdjidjte ber bn$an» 
timfäen ßtttcratur. 2. Stufl. Sflündjen 1897 S. 206. 

•) Sgl. Ouätif unb @tf)arb a. a. O. S. 329 b; % ÜKauäbadj, 
drittel über £f)oma$ öon Slqutn im ätrdjenlerifon. 2. Kuß. XI 6p. 1632. 



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IV. 



SBeWälifdje ©eichte 51t SWatng im XV. 
«üb XVI. 3a^*unbcrt 1442-1591. 



Mitteilung tion 
«rdjfoar J. U). (£. Äoty-SBieSbaben. 



-8e@«W<^B»<§a«»6**e*- 



Äl$ td) öor Äurjcm begann, bie ©elel)rtengefd)id)te 
ber ©tabt SWatnj im XV. unb XVI. ftafyrfyunbert rcbacttoncO 
abjufdjliefcen, ergab fid^ eine nid)t unbebeutenbe Änjaljl 
folget ©eleljrten, bie ffieftfalen t^re £eimat nannten. 
SEBaS td) im Saufe langer ftaljre über biefe SBeftfalen ge* 
fammelt au« 3)rudtfd)riften foroie Ärdfjioalien, folgt naty 
fte^enb. fieiber toar ba& OWaterial bei ber Sficfenfyaftigfeit 
ber Ouellen nid)t immer ergiebig genug, um mandje ^xaqt 
ju löfen. Unter ben Sefprodjenen ftnb gcrabe feine ®eifter 
erften töangä, aber immerhin ©oldje, bie ifjrer $eimat 
ffieftfalen ffi^re matten nnb ein $eröorjiet|en au& ber 
33ergeffenljeit üerbienen. ©0 groß bie (Entfernung jroifdjen 
©eftfalen unb 2Wainj, fo reid) ftnb bod) bie SBejie^ungen 
üon bort nadf) 3Rainj getoefen. ©er ffieg führte über 
ßöln, im XV. unb XVI. Qa^r^unbcrt bie SRtoalin t>on 
SKainj in geiftiger 33ejie!jung. SKaudfje ffieftfalen Ratten 
ju Söln ftubirt unb fanben tljren SBeg nad) SDiainj, roo 
fte ifjr Seben lang Rängen blieben unb ftarben. Hud) bie 
blü^enben Drutfereien eine« ^o^ann unb Quo ©djoeffer 
fomie granj Sehern mögen mandjen 3Kann als ©orrector 
angejogen ^aben. $ud) 3)rudtbefteflungen erfolgten für 
ÜKaütj au$ ffieftfalen. #o!jamt ©djoeffer brudfte 1516 ein 



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105 

breviarium ecclesiae Osnaburgensis unb -»ein breviarium 
ecclesiae Mindensis auf Sefteflung. J ) Offenbat lag bief cd 
baran, toeil SBeftfalen mit @inffil)rung bed SBucfybrutfS 
jurücf war unb nur ju üBünfter feit 1485 eine Druderei 
befaß. 2 ) 83on ben nad) 9D?ainj auSgeroanberten Sßeftfalen, 
bei |>olttnann, SJolmar unb ftftng tyanbelte es ftd) fogar 
um ganje ftamilien, bie ityren SBeg nad) SKainj nahmen, 
gehörten bie SWeiften ber rfjeologtfcfyen ffiiffenfdjaft, Änberc 
ber Sßt)ilofopl)ie unb bem SRed&t an, fte öerrieten hierin 
tyren religiöfen ©tanbpunft eines ©ebiete«, bem bie De- 
formation itoax fcfyabete, bie ®egenreformation aber ben 
alten ©tanb ttrieber fdjuf. Dag ein Seit biefer SBeftfalen 
burd) ^Berufung au$ SKainj in feine bortige Sßirffamfeit 
gelangte unb nidjt bem ©anbertrieb Änberer folgte, bürfen 
toir üorausfefcen. — 

1. ^ermann unb »ntofo ©troljttt 1442—1485. 

SBeibe ftammten au« *ßaberborn unb fdjeinen fritye 
nad) SKainj gefommen ju fein. »m 2. SWärj 1442 
ernannte ^°^ ann Sfertuer, ©ecretär be$ Äurfürften S^eo* 
berief Don 3J?«inj, au 93ertretern ben SWagifter fflertolb 
©lottern, #etylmann S3ari$ge, (Sonrab ßoei, SKainjer 
J)ommcare, ^einrid^ fJidCing unb ipermann ©trotyut in 
©aefcen erfter Sitten gegen ba$ ©t. ffllbanftift bei 9J?ainj. 8 ) 
©tubien Ijalber roanbten fid) beibe SBrüber nad) Srfurt, 
wo ^ermann auf Dftern 1458, Strnolb 1461 eingefd)rieben 
nmrben. 4 ) SSon ©rfurt tuanbte ftd) Slrnolb nad) Göln unb 



2 ) ftotl), 9?ud)bru(ferfamilie @rf)oeffcr @. 35—36. 

*) 91orbf)off, 3)enfa>ürbigfeiten auä bem Stfünfierifdjen §umani$mu$ 
mit einer Anlage über baä frühere $re§- unb 33üdjerwefen 2Beftfalen$. 
1874. @. 73 f. 134. — föetdtöarb, Beiträge jur Sncunabelfunbe. 1895. 
6. 297. 

«) Würdtwein, subs. dipl. II. ©. 49—52. 

*) SBeiffenborn, Erfurter Wattittl I, S. 269, 287. 



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106 

liefe ftd) im «uguft 1463 als d. Arn. Stroehoyt Pader- 
bornensis can. s. Stefani Mag. art. i. et s. 29 bort ein* 
f treiben 1 ) unb jog 1472 nad) SBologna, iüo er einge* 
trieben roarb 2 ) unb 1474 bis 1475 bie Stolle eines *ßro* 
curatorS ber beutfcfyen Station fpiefte. 8 ) 3 U Bologna bürfte 
er aud) ben litel als 1)octor ber $)ecrete erlangt tjaben. 
SBeibe waren ©tiftsljerrn von ©t. ©tefan ju SWainj. 
«rnolb ftarb am 20. ^uli 1483, ^ermann im ^aljr 1485. 
SBeibe liegen im Jtreujgang ber ©tiftsfircfye öon ©t. ©teftm 
beerbigt. ^re $nf Triften lauten: Anno domini 1483 
20. Julii obiit egregius d. Arnoldus Strohut decretorum 
doctor unb: Anno domini 1485 obiit d. Hermannus 
Strohut canonicus huius ecclesiae. 4 ) ©ie ließen ein in 
©tein gehauenes nod) öorfyanbeneS Srucifiy im 5?reujgang 
öon ©t. ©tefan errieten, ©er Liber vitae üon ©t. ©tefan 
ermähnt beS «rnolb mit ber Qaf)l 1484. 5 ) 

2. gSigantml fiontefe 1443—1480. 

ffonitfe ober Äönicfe ftammte aus *ßaberborn. @r 
ftubirte ju Erfurt unb roarb ju Dftern 1443 als Wigandus 
Konicke de Paderborne in bie ©tammrotle eingetragen, 
wobei er 12 alte ©rofdjen bejahte. 6 ) ©r roarb 1459 
Sttadtfolger beS S^riacuS Secfftein, SantorS beS ©t. 23ictor* 
ftifts bei üRainj, aud) ju unbeftimmter 3eit ®et)eimfdjreiber 
beS Äurfürften «bolf IL oon 3Wainj. ^m ^re 1467 
überlieferte er JBifdjof Steint an ben ®rafen Jpeinrid) oon 
ffiirtemberg unb fd)lid)tete 1469 bie ©treitig!eiten jtoifdjen 



>) Kölner SRatrifel I, ©. 533. 
") Acta nat. Germ. Bon. ed. gricblänber. @. 217. 
8 ) (Sbenba @. 219. 

4 ) Würdtwein, dioec II. <S. 22. 2Bagner, getftl. ©tiftc. ffiljeinljeffen 
553. 3aiS f »eiträge <5. 41. $a* Wappen ift ein £ut (©troljfjut). 
*; 2Rf. ber ÜRainger ©tabtbtbl. Duarto <Perg. 
e ) 2öei{jcnborn, Erfurter SRatrttel I, ©. 195. 



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107 

bem SfticotauS ©tubenraud) unb Ulricl) ©teben ©tift$l)errn 
öon ©t. ^ßljiltyp ju S^- 1 ) ©eine ßantorftetle taufdjte er 
1469 gegen bie ßüfterei beS ©tiftS ©t. SStctor au«, »m 
6. Januar 1471 fdjrieb Äurfürft «bolf IL öon Sttaina an 
bas ©t. SBartfjofomaeuSftift ju Ofrantfurt a. 3Ä. megen ber 
erften Sitten ju ©unften beS SBiganb ffontdfen feines @e* 
IjeimfdjreiberS unb erfudjte um ein Eanonitat unb eine 
$frünbe im ©tift für benfelben, menn foldje erlebigt 
würben. 2 ) ©päter warb Äonidfe Decan biefeS ©tift«, 
er fjatte mithin 1471 ein ©ammif at erhalten. Slud) mar 
er ©tiftsljerr be« fiiebfrauenftifts ju ben ©taffein ju 
SKainj. ©r ftarb, nadjbem er als Doctor ber töedjte bie 
9led)tSprofeffur ju SKainj als beren erfter ftntjaber feit 
1477 beffeibet, am lag ber 1). SfgneS ben 21; Januar 1480 
ju 9J?ain}. 3 ) ©ein SWad^f olger in ber *ßrofeffur warb 
2JlattljaeuS <£bermein 1480. 4 ) 

3. SljeobcricuS WfcwwS 1500—1512. 

UlfeniuS mar ein Briefe öon ©eburt, mirfte 1500 in 
Deöenter als Sorrector bei ^acob öon fflreba, mo er in 
bie Ausgabe des Baptist Mantuanus Carmeliterordens 
opus de mundi calamitatibus Deventer um 1500 ein 
®ebid)t ad Petrum Bonomum episcopum Tergestinum 
einrücfte, baS *ßeter SonomuS ermiberte. ö ) SSon Dementer 
!am er nad) SRainj, marb al« artiura unb medicinae 
Doctor fomie gefrönter Dieter Seibarjt beS Jhirfürften 
unb am 27. attärj 1502 *ßrofeffor ber SKebisin ju SWainj. 



] ) Joanois, rerum Magunt. II, ©. 639. 

■) ÜKainj. Untertrieben: Georgius Pfeffer prothonotarius. Würdt- 
wein, subs. dipl. III, @. 10—12. 
•) Joannis a. a. D. II, ®. 639. 

4 ) Enodt, hist. universitatis Mogunt. S. 52. 

5 ) Hain, repert. n. 2378. Sftetdjljarb, Beiträge jur Sncunabelhmbe 
6. 148. 



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108 

Trithemius unb Bartholomaeus Coloniensis rühmen it)n 
als gelehrten unb erfahrenen STOann. 1 ) 1511 legte er fein 
Amt nteber, 2 ) 1512 marb fein SRadjf olger in ber *ßro* 
feffur ^otjann (Sfeler au« SKainj. Sann UlfeniuS ftarb, 
ift unbefannt, er foö 1563 geftorben fein unb aud) eine 
©d)rift über üWcbtjin herausgegeben l>aben, toa& nidjt xm- 
bürgt ift. 

4. 3foijami Sljctoeni 1502—1510. 

S^eöern ftammte aus "^ßaberborn, ftubirte ju Eöln 
SRed&tSroiffenfdjaft, marb $)octor beiber {Rechte unb erhielt 
1502 bie ^rofeffur bes gciftli^en SRedjtS unb bic ^Sfrünbc 
am ©t. SBictorftift bei 2J?ainj. s ) 1505 tuar er SSicebecan 
ber ^uriftenfacultät ju 9Wainj, 1506 ©iegel* unb Sßttou 
legienbematyrer. 4 ) Am 6. Dctober 1508 würbe üom 2)om* 
fdjolafter Äbolf SRau (oon Jpoljfyaufen) ju SWainj in bie 
(Japitelftube beS 2)omeS eine ©ifeung beS clerus primarius 
unb seeundarius anberaumt, ber ©ecunbarcleruS ließ burdf) 
33oHmad)t feines ehemaligen ©predjerS beS DecanS öon 
©t. $eter (als os cleri seeundarii) burdf) $ot)ann feuern 
beiber 9ted)te Doctor unb Dccan t)on ©t. 33ictor eröffnen, 
nad) bem Ableben beS ffurfürften ftacob üon 3Kainj fei 
Uriet gewählt tuorben, es fjanblc ftd) nun um bie üblidje 
©penbe für ben ©rroötjlten unb bie SBeftimmung ber Über* 
bringer. $eber 33icar fott baju 6 albus geben unb bie 
SJecane benfelben biefeS befannt machen. 6 ) am 13. Sfto* 
öember würben als ©penbe eine O^m neuen unb alten 
©eins in ftfafdjen unb ein Sttalter SBeijen in SBrotform 
genehmigt. 6 ) 1l\iä) in ber ©ubftbiumfrage 1509 fpielte 



2 ) Knodt, bist. S. 62. 

•) ©eüeru* Ottf. — *, (Sbcnba. — «) (Sbcnba. 

5 ) SßrotocoHe beä ©cctutbarcleru* $u aWain^. §). ber SRainaer 



@emiuarbibl. folio. ®. 3—6. — 6 ) ©benba 6. 7—8. 



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109 

feuern als Slbgeorbneter feines ©tiftS an ben DomcleruS 
eine Motte 1 ) in ber ©ifeung Dom 26. Januar 1509 unb 
empfahl als ©predjer in ©adjen beS EteruS öor bem $ur* 
fürften ben Sern^arb ©djuffutlj 3)ecan üon ©t. *ßeter, 
ben ^otyann Äug ©cf)oIafter Dom Siebfrauenftift ju ben 
©taffein unb ben QgnatiuS 3ßcn|er ©d&otafter Don ©t. 
Sodann foroie ben ^foJjannS £§u6 Santor oon ©t. ©tefan, 
inbem er auf bie iljm jugefatlene ©at)l tterjidjtete. 2 ) Die 
©enannten wirften mit Äbolf JRau Dombecan, Ulrich 
©d)ud)ung unb Otto oon Sangen Domcanonifer als 9lb* 
georbnete in ©adjen beS SletuS am 27. Januar 1509 
t>or bem Äurfttrften unb ©iegler in ber SWartinSburg 
batyn, ba& fie baS ©ubftbium ablehnten. 3 ) Zfymxn legte 
1510 feine *ßrofeffur nebft feinem Sanonicat an ©t. JBictor 
nieber. 4 ) 

5. WarfanS ^oltmanu 1510— 1525. >) 

$oItmann mar ju SlljauS in Söeftfalen als SBaterS* 
bruber beS fpäter folgenben SBilfyelm ^oltmann geboren, 
jtubirte bie fünfte ju Köln, 6 ) wo er auä) bie SWagifter* 
mürbe erworben fjaben bürfte. (£r würbe $rofeffor ber 
?l)ilofopl)ie unb 3fnl)aber ber ©tiftsljerrnftelle Don ©t. So- 
dann ju üWainj als SWadjfoIger beS $rofeffor Monasterii, 
als berfelbe üWainjer S33ett|bifdjof würbe. Äturfürft Uriel 
bon üKainj betätigte itjn in biefen Stellungen am 23. De* 
jember 1510. 7 ) $oltmann war aber bereits früher in bem 

l ) Ober ben ©treit oerfäiebene Slctenftüdfe ebenba ©. 3—9. 
*) ©e*eru$ ÜHf. — 8 ) (Sbenba. — 4 ) (Sbenba. 

6 ) ©Ieid)fafle ouö 2H>auö gebürtig war ber graterljerr So^anned 
£oltmann, ber am 1. S^ember 1540 aU Metfor beö Älofterö Mefinf 
ftert (^Imann, üRünfteriföe Öieber je. 1896, 6. XXXIX). — Über 
ben tropft fticolairt fcoltmann in Überwaffer 311 fünfter (1516—29) 
»gl biefe 3eitf*rift, 8b. 51 ( 1, 6. 121. 

•) ©eoeruö ÜJif. 

7 ) ÄnoDt ©. 65. 



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110 

(Eolleg ©djenfenberg ttjätig. ffurj toor 1508 tvax ba$ 
Sotteg jum l}l. IfjomaS üon Äquin ju 3Rainj in eine SBurfe 
im $aufe ©djenfenberg umgenjanbelt werben. $n biefem 
SoKeg t)errfd)te bie Se^re Stomas üon Äquin fcor. *Die 
Oberleitung befafjen bie DrbenSgenoffen be$ Äquinaten bie 
«Dominifaner als Vertreter ber ©djolaftif ju 3Kainj. 3)ie 
Erwerbung be« #aufe8 ©djenfenberg überftieg bie 2Wittel 
ber Surfe. Sttad) einem lateinifdjen SWotariatSinftrument 
in ber ÜJiainjer ©tabtbüdjerei Dorn 10. Januar 1510 Der* 
fdjrieben bie venerabilis et honorabiles viri magistri 
Johannes Lapicide, Nicolaus Ahuss ($oltmann) et Nico- 
laus Gerbelin Phorcensis 1 ) artium magistri et actu 
regentes burse Schenckenberg de via saneti Thome 
Aquinatis für ba$ üon Peter de Vierssen artium et 
medicinarum doctor, (SeorgiuS SBe^eim fiijentiat ber 
S^eotogie Eanonicuä unb £t)ilmaun ©elbadj artium ma- 
gister unb SSicar beS £iebfrauenftift$ ju SKainj geliehene 
Sapital ba& #au$ jum ©djenfenberg, ba$ fie für 330 
©olbgulben Don £oe ftoftentyoffer getauft unb 200 ®ulben 
anbejatjlt Ratten, für fid} unb it)re Sttadjfolger gegen 
6 ©ulben ßinfen öom #unbert. 2 ) Der genannte SRicoIauS 



l ) Über ©erbeliuö (f 1560) ogl. Schmidt, bist, liter. de 1' Alsace I, 
©. XVII 2lnut. 11. 2)erfelbe gibt an, ©erbeliuö ^abc gu Sftaina bie 
©rammatif M 9?ra|fkanu$ gelehrt, ogl. I. ©. 144—145. Böcking, 
opera Hutteni II, ©uppl. ©. 378—379. SlUg. b. 93iogr. VIII unb IX 
Wbolf ^3üd^le, ber £umanift Wkolaut ©erbel au$ Sßfor^eim. ©urlad), 
^Programm bed Sßrognmnaftuma (1886) Ijanbeht über ©erbeliuö. 

8 ) Sfot 29. ÜHar$ 1509 erflärten SWetfter Sodann Goci oon ©peier 
©tiftäljerr oon ©t. Victor, SReifter Sfjilmann ©nlba$ 93icar ber %itb» 
frauenfirdje $u ben ©taffein $u URain$ unb bie TOciftcr ber SRealiftenburfc 
flu 9Haing, bajj ße beut Öoe ©oftenljofer $u granffurt a. 9J?., ©riftöljerrn 
oon Siebfrauen gu 5flain$ unb ©t. Sllban ju Söorutö fedjö ©olbgulben 
fdjulben unb baö §auä ©djenfenberg bem 9tinböfu§ gegenüber oerpfänbeten. 
©djaa&, Eudjbrudferf. II. ©. 327. $)aä Kapital ruljte beumadj fdjon 
länger auf beut £aufe, benn bie 3tnfen waren bie gleiten. 



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111 

©erbet ift bcr #umanift unb ©trafcburger #irdjenred)t$* 

leerer btcfcö SRamenS. 1 ) Die Käufer verpflichteten fidj, 

ba£ $au3 ju bewohnen, ©ie l)aben ba$ 9?ed)t, ttnwürbige 

au$ bem #aufe ju entfernen. Äönnen fte ben 3in8 Don 

ben 23ett>ol>nem ber Surfe nidjt herausbringen, fo Der* 

fpredjen fie, it)n felbft ju übernehmen. Ireuen^änber 

würben ber genannte Q-o^anneö Monasterii Sijentiat be$ 

geiftltdjen SRedjtS, ©tiftstjerr öon ©t. Qfo^ann, 9Hd)arb 

ftribroalt ©tiftäfjerr toon ©t. $eter, aWagifter ^acob «Ijeia 

SWamjer ©omfjerr, bie nötigenfalls jur Erfüllung ber 

$flid)ten ber Ääufer Ijerangejogen werben !önnten. Siegt 

eine berechtigte ttrfadje üor, fo fönnen bie Ääufer nad) 

Grfüüung tyrer 93erpflid)tungen ben ©ertrag auf SBieber* 

fauf Hinbigen, wenn nidjt ©tubierenbe baS #au$ bewohnen 

unb fie itjre SRegentfdjaft aufregt erhalten fönnen. Um 

ber SRÜdgabe be$ #aufe$ üorjubeugen, beftimmten 93er* 

fäufer unb ffäufer, baß jeber neu eintretenbe Surfift für 

Mc baulid&e Erhaltung be$ §aufe$ jwei SllbuS, jeber 

SaccalariuS 4 HlbuS unb jeber SWagifter 6 Albus ent* 

richte. Da« ®elb, weld&eS au& bem fteljlen t> cr ©tubierenben 

burd> bie Sectoren eingebt unb nad) ©rmeffen ber Sefctern 

als ©träfe feftgefefct wirb, fällt audj an ben S3au beS 

^aufe«. 9fm 1. ober 2. 9J?ai jeben $at)reS übergeben 

foldjeS bie {Regenten ben wer ©enioren beS $aufeS, bie 

Sftedjnung ablegen, wofür fie einen SllbuS ^Jeber befommen. 

©inb fünftig Regenten aufjunefjmen ober ju wählen, fo 

fyxben bie Darleiher bafür feftgefefct, bafc nur geteerte, 

fleißige, in ©itten reife Seute twn anftänbigem ©anbei 

genommen werben, ffeiner barf otjne 3 u ^ mmun 9 ^ cr 

Darleiher bie SRegentfdjaft ftdj aneignen ober einen »nbern 

an feine ©teile bringen. SWad) bem STob ber Darleiher 



l ) Dr. £ctben$eimer im Gorrefp. SBI. ber 2öefib. 3eitf. XV (1896) 
6. 184—186 über btefe @acf)e. 



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112 

treten $rior ober fiector ober beibe ber SWainjer ©omini* 
faner an i^re ©teile; finbet ftd) ein anftänbiger {Regent 
ju SKainj nidjt, fo fofl man benfelben ju Köln t>olcn. 
Äße Stegenten befcfyloffen, ber Surfe jtuei ©olbgulben ju 
üermadjen, wofür jäljrlid) bei ben Dominifanern ein ©e« 
bädjtnifj für alle ©ofylt^äter gehalten wirb. Daüon 
erhalten biefe einen falben ®ulben jätjrlidj. *) 1512 be* 
ffeibete #oItmann ba« SSicebecanat ber ptyüofopjjifdjen 
gacultät unb befanb fid) im gleiten % a 1)x bei Erhebung 
be$ WotfS (grifft im ©efolge be$ Jhtrfürften Uriel öon 
SWainj ju £rier. 2 ) «m 29. SWooember 1524 bat $oIt* 
mann um ©rlaubnifc, feine ©tift8t)errnftette nebft ber *ßro* 
feffur aufjufagen. Gr führte aud) ben bloßen SWamen 
SWicolauS Ätjaufen öon feinem (Geburtsort »t)au3 unb 
fommt 1521 mit Qfoljann ©berbad) (Stumpf), ©ud)ariu$ 
©djlaun, Qfo^ann ©feler Doctoren als SfticolauS Knäufen 
in ©adjen ber SWainjer #od)fd)uIe toor. 8 ) $ottmann ftarb 
1525, nad&bem 1524 SfticolauS 3?obe aus ßamberg fein 
Eanonitat nebft ^ofeffur erhalten fjatte 4 ) 

6. ©erwarb ^oltmanu 1515—1569. 

#o!tmann mar ber 93ruberfot)n beS SfticolauS fyolt* 
mann unb ber ©ruber beS Sßitljelm ^oltmann. 5 ) @r 
ftammte aud SttjauS in ffieftfalen, ftubirte in ber bursa 
montana ju Söln unter bem #umaniften 3Äattf)ia$ 
ÄremeruS aus 8djen 1515 unb tuarb magister artium. 
1520 mürbe er SStcar beS 6t. 35ictorftiftS bei 2Wainj 6 ) 



*) 9fuffd)rift ber Urfunbe: Instrumentum venditionis gymnasii 
Scbenckenberg, quomodo M. Elogius Jostenhove dieta domus (!) 
regentibus 330 flor. auri vendidit. 

•) ©eoeruö 2Rf. 

a ) tfttobt 6. 26. — 4 ) ©benba S. 66. 

6 ) ©eoeruö 9flf. — e ) ßbenba. 



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113 



unb al$ artium magister 1553 ^Srofeffor im 
©djenfenberg, bcffcn SRegenS er 1567 unb 1569 toarb. 1 ) 
Sann ©erwarb #oltmann ftarb, ift unbefannt. 

7. «HlHeli» £oltmamt 1516—1570. 

Äudj biefer ftammte au$ ÄljauS unb ftubirtc feit 1516 
ju Söln in ber bursa montana, nmrbe artium magister 
unb gelangte burdj feinen Dntet SWicolauS nad) 9Wainj, 
»o er als 5Wad)folger be3 S^eoberid) Jfauf 1559 *ßrofeffor 
ber Sßf)ilofopl)ie nmrbe. 2 ) Äudj er nmr SSicar öon ©t. 
8ictor bei 2Kainj. <£r würbe 1560 unb 1561 föector ber 
§od)fd)ule. Unter ifjm üermadjte Qofjann $<*mm ®ecan 
be* 5Domftift$ ju ftranffurt a. 3». 100 ©ulben ber Uni* 
toerfttät für eine (Stiftung. 3 ) #oltmann war 1569 SMce« 
becan ber pt)i(ofopt)ifdjen Ofacultät unb ftarb am 12. Qfuni 
1570*) begraben in feinem ©tift mit ber ^nförift: Anno 
domini septuaginta super millesimum die II. Junii in 
domino abdormivit venerabilis dominus Wilhelmus 
Ahaus ex Westphalia vicarius huius aedis neenon 
Ordinarius Maguntinensis. C. A. R. I. P. ö ) 

8. ©erwarb 3?fmg ber Ältere 1533—1558. 
3futg ober Qfingiud ftammte au$ 3Äünfter in ©eft* 
falen. @r mürbe als artium magister ©tift$f)err be$ 
Srantfurter £iebfrauenftift$ unb jugteid) $rofeffor in ber 
«rtiftenfacultät ju 3Wainj im %a\)x 1533 als Maö) folger 
be8 abban!enben $of)ann 8tid)arbu8. S)iefe Stellung be* 
tteibete er bis 1547. $n biefem 3at)r marb er $rofeffor 



x ) 5htobt 6. 72 unb @eueru$ 3ttf. 

*) ©eoeru« 9Hf. 

•) Jhtobt S. 32. 

4 ) Änobt ©. 32 nad) bem ©ttfttnccrolog. @eoerud TOf. 

5 ) Helwig, epitaphia ecclesiae 8. Victoris Mog. 

LVII. 1. 8 



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114 

in bcr tljeologifd&en gacultät ju Sßainj unb 3<nf|a&er bt* 
GanontcatS öon ©t. ^ofyann bafelbft. SDiefeS «mt t)atte 
er bid 1551 innc. 1 ) 3 U unbefannter 3eit M* er aud) 
©tiftstyerr tum 6t. $eter ju SWainj geworben. SWebftbem 
fungirte er at$ SWainjer *ßrtoitegienberoat)rer unb 5ßom* 
öicar. Ate im Januar 1548 ber bisherige ÜDecan Don 
©t. ^oljann ju ÜRatnj 2Weld)tor SBaSmutJj ftarb, nmrbe 
3fmg Decan be« ^foljannftiftS. 2 ) Äturj üor 1547 bei Sin* 
tritt in bie tljeologifdje fjacultät mag er ©octor ber Xfjeo* 
logie gemorben fein. — 

Als nad) feiner SBa^l jum Shirffirften üon SKainj 
©ebaftian üon #eufenftamm burdj ben 83ernt)arb ©djoü 
auf feine 'Domf^olafterei am 23. Sftotoembcr 1548 Der* 
}id)tete unb ber antuefenbe ©ecretär unb Sftotar bed 'Dom* 
capitelä ^oljann ©egen genannt SufanuS biefeS verbriefte, 
toaren 3°*> ann 3>ftng unb Sonrab Xcftoriö ©ommeare 
^ierju als 3 eu 9 cn berufen morben. 8 ) 

SWit bem üMn^er $omfd)olafter Äbam Jfüdjenmeifter 
toax ftfntg in einen gelehrten ©treit geraten. ftfing ließ 
hypomnemata in primam censuram Adami Kuchen- 
meisteri. Moguntiae, Ofranj Sehern, 1544 erfdjeinen, 4 ) 
Äbam Äfid&enmeifter antwortete mit einer ®egenfdjrtft 
elenchus etc. SKainj 1544. 3ftng gab 1547 bei 3 Ö0 
©djoeffer ju 3Rainj fjerauS: Quaestiones futuris catho- 
licae ecclesiae ministeris oppido tarn utiles. 6 ) Xt$ 
Decan uon ©t. $ot)ann wohnte er in Vertretung be« Äur* 



*) Änobt 6. 67. 

«) Würdtwein, subs. dipl. I, @. 172, uo jcbodj 1538 ftatt 
1548 fte^t. 

8 ) SftcucreS 3)ompraefen3budj folio. 5Kf. bcr SDf?atnjcr ©emmarbtbl. 
ogl. Gudenus, codex IV, @. 669, galf, SWaingcr <Dombibl. ©. 85 
«htm. 1. 

4 ) Gesner, bibl. ed. Simler 1583 6. 280. 

6 ) »otlj, ©udjbrucferfamiHe (Sdjoeffer 6. 215. 



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115 - 

ffirften ©ebafiian öon ÜWainj mit bcm betannten ffieif>* 
bifdjof üßidjael $elbing bcr SKainjer ©eneralftjnobe im 
3a!)r 1549 bei. 1 ) Stuf fein Decanat öcrjic^tetc er 1551 
unb behielt nur bie ©tiftsljerrnfteüe an @t. ^oljann unb 
im ©t. $eter$ftift bei. 3 ) ^fing ftarb am 10. SKärs 1558, 
begraben im Jhreujgang bes 3Wainjer Dome« mit biefer 
»rift: 

Desertis terris Isingius astra Gerhardus 

Est natus patrii gloria magna soli. 

Hie iacet corpus, sed eunetas per oras 

Fama viri semper nescia mortis erit. 

Nomen inextinetum facit sapientia, laudem 

Auxit, cum variis addidisse loqui. 

Sed maius perperere decus pietasque fldesque 

Et summus priscae relligionis amor. 
Venerabilis et eximius d. Gerhardus Ising ss. theol. 
doctor, divorum Petri et Johannis canonicus, huius 
aedis vicarius, vir doctrina et morum pietate insignis 
obdormivit in domino anno salutis humanae 1558. 
Martii 18. R. I. P.») 

3fing$ ÜWadtfoIger im Sanonicat twn ©t. *ßeter tuarb 
burd) beS Shirffirften Daniel SBeftätigung ®eorg ?trtopaeu$ 
Doctor ber Ideologie, Dompfarrer unb Santor be$ heilig* 
freujftifts bei 3Kainj foroie $rofeffor ber Ideologie ju 
SWainj. 4 ) ftftng gehörte ju ben tijeologifdj tyerttorragenb* 

J ) Soannifl III, 6. 318. ferner, ber <Dom gu 2Rain$ II, S. 410. 

■) ©eneru* 2Rf. VM im Safcr 15^3 Vfalagraf Dttljetnridj SBü^cr 
aus ber SWainger ©ombüdjeret für ben Tübinger $rofeffor Dr. SHidjael 
6d)üfc genannt Sortted begehrte, mar bad SDomcopitel nid^t abgeneigt unb 
befteüte aU Slbgeorbnete j)ier$u ben 2)oetor 3ftng, Valentin 2)ljur unb 
8o(f ©Treiber. galf, *Wainger Somftibl. ©. 85. 

8 ) Gudenus, codex II, 6. 832; III, ©. 838. tfnobt 6. 28. 
Salf, Sftatnger ©ombtbl. ©. 85 3lnm. 1. Über 3fing ogl. SBibmann, 
eine SRainaer treffe ©. 77. 3oannid I, ©. 852 § X. 

4 ) Änobt ©. 51. 

8* 



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116 

ften Sßännern am ^>ofc beS Äurfürften ©ebajtian toon 
SWainj unb jäfylte ju ben entfdjiebenften Anhängern ber 
©egenreformation. 

9. ßontab Sobt (Wecrofm*) 1542—1549. 

SWecrofiuS gracciftrt aus Xobt ftammtc au« SWünfter 
i. ffieftf., ftubirtc ju Eöln S^eologie unb trat bort in bcn 
^ßrebigerorben ein. Er nmrbe fiector ber Geologie ju 
SWainj 1542, *) befam aber bei bent bamals Ijerrfdjenben 
SWangel an ©eiftlidjen öon Sotjann SKoronuS episcopus 
Muticensis unb päpftlidjen Segaten für Ober* unb SKieber* 
beutfdjtanb bie (Srlaubnifc, eine ©tifst^errnftefle an ©t. 
$eter ju SWainj, bie burd) ben lob be£ bisherigen Qfn* 
IjaberS *ßeter ftlafdjwcüer erlebigt, anjunefjmen unb bie 
Damit öerbunbene Sßrofeffur ber Ideologie anjutreten. 3 ) 
SKecroftuä ging 1545 mit 3Kid)ael #etbing auf baS Irienter 
Sonett als Äbgeorbneter be8 aßainjer Äurfürften Sltbredjt, 8 ) 
er wohnte aud) 1548 mit bem Äurfürften ©ebaftian Don 
SWainj bem 8ug$burger SReid)«tag bei. SftecroftuS nmrbe 
1546 Domprebiger ju granffurt a. 2W. 4 ) «13 JJjeobalb 
£l>amer auf einer Steife nadj bem Sftieberrljein ju (Eöln 
für bie fatfjolifdje ©adje gewonnen am 10. ftejember 1549 
jweiter *ßrebiger am Sfranffurter ©omftift geworben unb 
alabalb mit bem *ßrebiger #artmann Seijer in ©treit 
geriet, bat SWecrofwS um Entfernung be$ f|änbclfüd)ttgen 
©djwärmerS beim üKainjer Äurfürften, wobei i^n ber 
©tiftabecan SatomuS unterftfifcte. S^amer warb öor 1557 



*) ©eaenrt 9Kf. 

«) flnobt 6. 48. 

•) aWdjael <&etotng, 9lecroflu$ unb 2$eoberidj tfauf 3)octor ber 
Sfcdjte famen am 18. 9M 1545 gu Äom an. Semer, ber £>om gu 
SRatna II, 6. 371-372. 

4 ) eeoeru* 3Kf. 



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117 

— — — — —^—^— — — — — — • 

fatfpltfd) unb ^ofprcbigcr ju SKinben. 1 ) 1548 mar 
SlecrofiuS SRegen« bcr Surfe ©djenfenberg ju SlWainj, be* 
Hcibctc augleid) bic ^rofeffur, nmrbe 1549 SRector, fagte 
aber bic ©ürbe 1549 auf. 2 ) auf bcr SKatnjcr ®eneral* 
fonobe 1549 ttrirften SWecroftuS unb *ßeter «bei, ÜDoctoren 
bcr Sljeologie, als ©adjüerftänbige in SReligionSfadjen 
jtoeifettjafter Art unb gehörten gettHfferma&en ju einem 
®elel>rtenau$fd)ufc. s ) Seim ©djlufc ber (Seneralftynobe am 
24. STOai 1549 lafen ber Sftotar SSalenttn SDörrfje unb 
?f)ilipp atfer (Sgricola) magister ber freien fünfte ab* 
toedjfelnb laut bic Statuten ber ©pnobe öor. 4 ) ©eitere 
2eben$fd)idfale be« Sftecroftu« finb nid)t be!annt. 

10. ewriamtf »omelut« 1546—1561. 

33omeliu« ober SSoemel war au« ©tapert in 3frie«lanb 
gebürtig. @r lehrte juerft ju ©rfurt *ßt)ilofopt)ie unb fam 
um 1546 burdj ^Berufung nad) 3Kainj at« ^rofeffor. 5 ) 
3fn einer eingäbe be* Kolleg« ©djenfenberg ju 3Wainj an 
ben Unii>erfität«rector ^tjiliW Don ©djroalbadj fommt 
Someliu« 1546 üor. 6 ) Äurfürft ©ebaftian $atte auf 
Anraten be« ?ßrofeffor« $acob Surio unb beffen Anhänger 
ba« (Eotteg ©djenfenberg aufgeben unb in ein *ßaebagog 
mit Internat bei ben einzelnen Settern nad) bem 33orbilb 
öon ficipjig unb #eibelberg ummanbeln »ollen. S)iefe 
fcbfidjt fanb bei ben ftrenger geftnnten *ßrofefforen als 
ftreunben be« bi«t)erigen Qnternat« feinen Entlang. #u 
befagter (Singabc tjeigt e«, man fydbt unlängft ben (Styprian 
SJomeliu« artium magister berufen, SJorlefungen unb 



J ) $lrdjiö f. granffurtt ©cfä. u. flunft. V (1853) @. 49-57. 

f ) ftnobt 6. 48. 

») Soonnil III, ©. 313. SBenter, bcr HWainjer <Dom II, S. 410. 

«) Scannt* III, 6. 314. SBerncr II, 6. 410. 

8 ) ©coeru« 2Rf. 

•) Itoobt 6. 20 f. 



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118 

Unterricht im (Sofleg ©djenfenberg ju galten. ©erfelbe 
fei angefommen unb Ijalte JBorlefungen. 1 ) Der *ßlan 
fdjtug fetjl, Gurio nafjtn entrüftet feinen Äbfdjieb ald $ro« 
fcffor unb tuanbte fid) nad) $eibelberg. 2 ) 93omeliu$ toarb 
am 14. Ofebruar 1547 fiscalis generalis et specialis ju 
SRainj, gab biefe Stellung jebod) 1548 hiebet auf unb 
nmrbe am 13. Januar 1550 advocatus s. Moguntinae 
sedis. ffir erhielt im ^afjr 1547 üon bem JKainjer 5ßom* 
cantor $l)ilipp öon ©todtyeim als Äämmerer beS toeltlidjen 
©erid)ts ju SWainj 10 ©ulben als Vergütung für nidjt 
erhaltene $oftleibung. *) 

«m 11. Januar 1554 erfolgte beS 93omeliuS ffir» 
nennung jum ^ofgeridjtsprocurator ju 3Katnj an ©teile 
beS SßrofefforS unb SßrocuratorS $eter $aubenreif$er. 4 ) 
«m 18. «uguft 1548 erflärte Cornelius, toon $eter «belt 
ÜDoctor ber Geologie unb SRector gu SWainj als ©efjalt 
für baS Sommerhalbjahr ad)t Qoad)imStf)aler erhalten ju 
l)aben. 6 ) S3omeliuS lieg 1547 bei 3&o ©djoeffer ju SKainj 
einen liber sylvarum brudten. ©aüon toar eine erfte Auf* 
läge 1540 ju Srfurt erfdjienen. 6 ) ^ebenfalls waren biefeS 
@ebid)te. Äufjerbem fdjrieb er: Odea ad deum opt. max. 
pro tranquillando Ghristiani orbis statu, unb einen liber 
miscellaneorum (©tra&burg 1544), Epigramme unb gab 
ju Dortmunb eine introduetio arithemetices IjerauS. 7 ) 
Die UntoerfttätSbibtiott)ef ju ÜKünd^en beftftt einen Sanb 
oljne Jitel unb ©ignatur a, morin in einem als Sinleitung 
toorangeljenbeu ©ebidjt ber S3erfaffer GijprianuS S3omeliuS 



l ) tfnobt @. 25. (SeoeruS «D?f. 

*) ©eoeru« 2Rf. — •) fcbenba. 

4 ) fotobt ©. 58. ©coeruö 2Hf. 

5 ) ßnobt @. 27. 

6 ) Sftotlj, 93ud)bru<ferfamiHe €djoeffer 6. 214. ©oebefc, ©runbrifc. 
II Slufl. II. S. 96. 

7 ) Gesner-Simler, bibl. univers. ed. 1583. ©. 180, 



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119 

q Btaptxt $eigt. Die ©eitenfiberfdjriften lauten: Historia 
martyrum Angliae. Die (Einleitung ift untertrieben: 
Edicta nostra domo ad Maguntiam sita. Anno dominicae 
incarnationis 1550 mense Julio. 1 ) 

SJomeliu« war artium magister unb legum doctor. 
Cr lebte no# 1561. «m 3. 2Rai 1561 erflärtc ©erwarb 
Qftng ber jüngere, al« {Regen« be« Sofleg« ©djenfenberg 
jefyt ©olbgulben für (£rrid)tung eine« gemeinfdjaftlidjen 
£ifd)S üon bem JRector ßljprian 93omeliu« erhalten ju 
Ifaben. 2 ) fflann SJomeliu« ftarb, ift unbefannt. ffiin Sau- 
rentiu« SBomeltu« ©tapert sßfynjfm« warb am 19. «uguft 
1565 ju #eibelberg eingef djrieben 8 ) unb ein 3<of)ann 3Äau* 
ritms SBomeliu« dictus ©tapert Eanonicu« unb ?ßraebenbar 
im ©tift ©t. ©erman unb 5D?orij ju ©peier ftarb 1611, 
feine Sßfrünbe erhielt in biefem ^atjr burd) erfte Sitte 
ÜWarcu« ©itnoni«. 4 ) SWöglidjerweife gehörten JBeibe ber 
3familie be« (Etjprian SBomeliu« an. 

11. $aul fBolmax 1550—1556. 

SBoImar war ju ffiarburg geboren, warb SWainjer 
§ofrid)ter al« Doctor ber SRedjte 1550 unb betteibete bie 
^rofeffur ber Weckte gu STOaing, feit 1554 ba« Amt eine« 
Cicerector« unb sßrurilegienbewaljrer«. 5 ) 1556 würbe er 
al« Sftadjfotger be« ftofjann Unfel au« Jfaifer«wert {Rector 
ber ÜRainjer #od)fd)ule. 6 ) ©eitere £eben«fd)ictfale unb 
ba« 2:obe«jal)r S3otmar« finb nidjt befannt. 



l ) fRitteihtna. and ÜRündjen. 

f ) Änobt 6. 72, »gl. untm. 

») Soepfe, §etbelberger Etotrifel II, S. 37. 

4 ) Wärdtwein, subs. dipl. V, 6. 130. 9todj König, bibl. vetus 
et nova. flltborf. 1678 war GSnprian Stomelütf 1515 geboren unb ftarb 
1578 nadj ©weert 6. 201 f. 

8 ) ©eoeru* 2Rf. 

•) tfnobt 6. 30. 



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120 

12. ®er$arbn$ Sfing bcr jüngere 1554—1564. 

Sftng mar ber SBruberfoljn ©erwarb ^ftng« beS älteren 
unb flammte au« SWünftcr i. 30. ßum Unterfdjieb Reifet 
er ©erwarb $fing ber jüngere. @r ftubirte gu Köln unb 
üttainj unb tuarb magister artium unb ber *ßl)ilofopl)te, 
toeldje f^äc^cr er aud) in ber Surfe ©djenfenberg al$ 
sßrofcffor ju üftainj lehrte. 1 ) ©r mürbe 1554 SRegenS be8 
©djenfenbergcoßegS unb empfing als ©oldjer am 3. 3Wai 
1561 Don bem SRector St)prian Cornelius als Defonom ber 
Surfe 10 ©ulben für ©rridjtung eines gemeinfdjaftlidjen 
SifdjeS. 2 ) ftftng jcidjnete ftd) burd) Äenntniß be$ Satei* 
nifdjen, ®ried)ifd)en unb ipebräifdjen vorteilhaft au«. @r 
mar 93icar Don St. ©tefan unb ftarb an ber $eft ju 
üttainj am 17. Sftoüember 1564, 3 ) begraben mit feinem 
altern am 13. S)ejember 4 ) gleiten QafyreS ebenfalls an 
ber *ßeft geftorbenen ©ruber ftoljann, S3icar ju ©t. ©tefan 
ju üttainj in ber ©tiftsftrdje mit ber Don bem am 
29. SWoöember 1578 geftorbenen britten ©ruber $afd)aftuS 
3fing Domtncar ju Sftainj gefegten ^nfdjrift: Anno 
recuperatae salutis 1564 miserabili admodum toto 
passim orbe grassante plaga duobus germanis huius 
S. Stephani vicariis honorabilibus videlicet dominis 
Gerhardo et Joanni cognomento Isingiis e Westfalia 
oriundis hinc ad veram vitam quasi aemulis, illi quidem 
seniori plebanum in Bretzenheim 5 ) agenti, sed 17. No- 
vembris ex alteri iuniori artium liberalium et philo- 
sophiae magistro, trium praeterea linguarum egregia 
eruditione praedito XIII autem Decembris utriusque 



*) ßnobt @. 73. Seöeruä SKf. 
*) (Sbenba 6. 72. 

*) Söagner, geiftl. Stifte, SUjetnljeffett 6. 536 $at 18. *Rot>. 1564 
unb «ernlj. ftatt ©er&arb. 

4 ) (Sbenba aU XobeStag 11. 3)ejcmber. 
6 ) 2)orf bei HKainj. 



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121 

sane honestae vitae ampliorisque exspectationis laude 
ei praesenti miseria migrantibus, tertius adhuc superstes 
eorundem frater germanus Paschasius Ising (f 1578 
29. Nov.) maioris Moguntinae vicarius fraterna motus 
pietate hocce posteritati monumentum relinquendum in 
defunctorum commendationem posuit. Quorum animae 
in divina ac perpetua pace requiescant. Amen. 1 ) 

13. dotjamt aWoerinfl 1557—1572. 

SWoering mar ju JDSnabrücI geboren, ftubirte ju Köln 
5ßl)iIofopt)ie unb bie SRecfcte 2 ) unb roarb am 29. Dctober 
1557 :$nljaber ber $frfinbe öon ©t. SSictor unb ^rofeffor 
ber *ßt)ilofopt)ie. Qn feinem 8tofteÜung$becret Reifet er 
artium liberalium magister sacrarumque legum bacca- 
laureus mox doctorali diademate insigniendus, vitae et 
raorum integritate, nedum ex honestissimis aliorum 
testimoniis, verum etiam eruditione ipsius nuper in 
publico subsequenter etiam in privato examinibus 
liquido prospectis etc. 3 ) fiurfürft $>aniel ernannte iljn 
am 26. April 1560 jum *ßrotonotar ober iudex generalis 
unb fanbte tyn 1569 mit bem Seonarb Slbt öon ©t. Qacob 
bei SWainj nad) gulba, bem neueriüäfylten VLbt SBilljelm 
fffauer öon S33ara baS fatjjolifdie ®lauben$befenntnifc ah 
iuneljmen. 4 ) 1570 nmr er in ©treitfad)en mit ben ©rafen 
t)on ©toIberg*SS3ernigerobe wegen SRedjten beS Qacobäberger 
ÄlofterS ju SBetlbad) metjrfad) tljätig. 5 ) 2ftoering war 
anfangs 1569 öon feinem Sanonifat unb ber *ßrofeffur 
jurfidgetreten, nad&bem er 1568 SBicerector ber Unberfität 
unb 1567 Decan ber ^uriftenfacultät geroefen. 6 ) ©ein 



») Änobt 6. 73. 
8 ) ©eoeruö TOf. 

8 ) Änobt ©. 57. *) <5bettba 6. 57-58. 

*) ©eoerad nadj bieten M Sacoböberger 9r$ta0. 
•) Safelftfi Wf. 



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122 

9tod)fo[ger in Sanonifat unb ?ßrofeffur warb am 9. Stprit 
1569 $ol>ann Äuljorn bcr jüngere. 1 ) 

SMoering ftarb am 2. Jtyril 1572, begraben in ber 
ffird&e be* ©t. Qo^annftift« ju üttainj mit ber ftnfd&rift: 

Piis et sanetis manibus Joannis Moering I. U. 
doctoris Moguntinae urbis protonotarii ac professoris 
eximii, d. Victoris canonici neenon sanetae crucis scho- 
lastici ultimae voluntatis executores posuere. 

Occidit, heu! nimium fatis ereptus acerbis 

Moeringius Mogoni nomen honosque soli. 

Occidit, aetheras colit, unde recesserat, arces. 

Nee lieuit fixum transiliisse diem. 

Hinc pia posteritas indigno funere raptum 

Luget, et in parvo condidit ossa solo. 

Coudidit ossa solo, sed vivit fama; iacere 

Vix parvo dotes hoc potuere solo. 
Obiit 1572. IL Aprilis. 2 ) 

14. $etnrid> Soltnav 1570—1597. 

SBolmar war ju ©arburg geboren. (Sr würbe 1570 
unter Jhirfttrft Daniel Don üßainj ipofrat unb ju Der« 
fdjtcbenen ®efd)äften toeroenbet. 1571 wohnte er ber ffia^l 
be« ?ßrobfte8 Don Qflbenftatt bei unb mit Quliu« (g^ter Don 
üWeSpelbrunn fonrie Ärnolb Don J8ud)l)o[j ÜÄainjer $)om* 
^errn befugte er ba$ ©t. ^o^annftift ju Hmoeneburg, ben 
Gleru« bafelbft burd) biefe SBifttatton ju einem beffern 
Seben anregenb. 1572 würbe er burd) S3orfd)lag be8 
Äurffirften Daniel ÜDecan unb jugleid) ©tift8l)err üon ©t. 
<ßeter ju SWainj als ÜRacfcfolger beS $l)ilipp Hgricola 
©ttftSbecanS. $riefter würbe er erft 1585. (Er lehrte 
Sibelejegefe ju 2ftainj als ^rofeffor unb befleibete 1586 



l ) iTnobt 6. 58. 

*) Helwig, epitaphia 3Äf. Änobt @. 58. 



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123 

als tropft ju ftrifclar, Decan Don ©t. $eter unb ©ttft* 
fjerr Don ©t. 33ictor unb bes fitebfrauenftifts ju bcn 
Staffeln bic SRectormfirbe. l ) (Er ftarb am 25. ©eptembet 
1597, begraben im SMebfrauenftift ju SWatnj. ffir mar 
audj Qnljaber be« Altar« üftaria SWagbalena im fllofter 
©t. Äat^arin unb ©t. SRicolau« unb Hlban an ©t. 9Wco* 
lau« fomie lefcter $ropft be* ftrifclarer Siebfrauenftift*.*) 
ÄI3 ©tiftsbecan Don ©t. $eter ju SWainj folgte tym 1597 
(Sfjriftian Ägricola. 8 ) 

15. 3fotjamt gfnebndj SraDefotamt 1578 — 1591. 

Iratoelmann mar ju SWünfter i. 83. geboren, ftubirte 
ju SBologna, mo er Doctor ber ?ßl)ilofopl)ie unb üftebijin 
würbe, ©päter erhielt er bie ©tellung aU fieibarjt am 
lurfürftlidjen ipof ju üttainj unb nmrbe ?ßrofeffor ber 
SKebijin. 4 ) ©eit bem 24. ©eptember ) 1578 befleibete 
er bie JBürbe eine« üßamjer UniDerfttätSrectorS. 6 ) 81$ 
am 1. October 1579 nad) alter ®emol)nl)eit bie Vertreter 
ber mebijinifdjen gacultät in« Sarmetiterflofter ju SWainj 
berufen würben, baufte IraDelmann nad) gehaltener SWeffe 
als SRector ab unb SalentinuS ©pief$ Doctor ber $l)ilo* 
foppte unb meltlidjer SRid&ter ju SKainj warb einftimmig 
ju beffen Sftadjfolger erroätjlt. 7 ) Iraöelmann mar Der* 
heiratet, mar aber finberloS. ©r mürbe ber 333ot)ltljäter 
ber Pfarrei Don ©t. Quintin ju üttainj, mo er mit 30 



») flnobt 6. 79. 

■) 3oamti$ II, @. 500. 

8 ) Gbenba ©. 500. <De* $einrid) »olmar fleff« ^teg Sfcembert 
Bohnar Soljn beä Gonrab 93olmar ouö Harburg, er lag in Dbcnmünfter 
begraben, geftorben 2. 9Kai 1583; ögl. ©eoerud, parochiae, ber bie $rab« 
infd>rift mitteilte. 

♦) ©eücra* 2Rf. 

6 ) VIII. kal. Octobris. 

•) Knodt, hist. ©. 75. - ') Gbenba @. 76, 



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124 

©ulben fein ©eelgerebe unb eine golbene Äette fcon 
4 ©olbgulben ffiert ftiftete, 1 ) aud) ein ©laSgemälbe mit 
feinem SBappen in ben Sljor fertigen ließ. 2 ) Cr ftar& 
am 9. 2ftärj 1591, begraben ju @t. Quintin mit ber 
Qnfdjrift: D. O. M. Memoriae clarissimi viri d. Joannis 
Friderici Travelmanni medicinae doctoris praestantis- 
simi, qui pariter bonae spei adolescentes studiorum 
causa, quam egenos et pauperes haeredes habere 
voluit, voluntatis extremae vindices pp. vita funetus 
est VII idus Martii anno doraini M.DXCI. Vive memor, 
mortis vermibus etc. Vana fuge et solum quaere 
placere deo. 8 ) ÜDie üttainjer Untoerfität unb bie ©tabt* 
armen öon SKainj erbten fein beträchtliches SSermögen; 
an Iratoelmann erinnerte nod) lange bie Sra&elmann'fdje 
Stiftung im üttainjer ©tjmnaftum ober Surfe ©djenfen* 
berg. 4 ) @in ©otfribuS £raüelman de Monasterio imma* 
trifulirt ju Srfurt ju Dftern 1443 gehörte möglid&ertoeife 
Jratoelmann« gamilie an. 5 ) 



l ) Sevenis, parochiae Moguntinae @. 34—35. 
») (Seoeru« 2Rf. 
8 ) Änobt e. 75. 

4 ) ©eoeru* 2Rf. 

5 ) 2Bei{jenbont, Erfurter SRatrifel I, @. 194. 



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9ltn aufgefunbene SBafflrorgett 
SBeftfalen^. 

(Hebp einer Sfijje.) 



»on 

$«f. Dr. J>arpe, 

©nmnaftalbrreftor in (Sotffelb. 
•I-^**^* 



Qn SJerfolg meiner üWitteilungen über „alte ©all* 
bürgen unb Urnenfriebpfe in ffieftfalen" im 
53. Stonbe biefer ^eitfdjrift l ) ^aben Ältertumsfreunbe ein* 
jelnen ber bort bezeichneten Örtlid&feiten befonbere Auf* 
merffamfeit jugeroanbt. grüneren SBaffenfunben in ber 
fogen. 9Bergelful)le „auf ber JBurg" ju Dberaben, lintd 
&on ber Äunftftra&e, bie Don Sünen nad) Samen fü^rt, 
reifte ftdj im $uli 1896 bie Äufftnbung einer geljenfelten 
Urne ebenba an, bie leiber jerbrad), beren #enfel aber 
$err $rebiger Sßrein in 2Wetl)ler aufgehoben §at. (£in 
große« Urnenfelb tourbe am 29. ftuni 1896 in ber 
SBauerfdjaft #eerbe Äird)fpiel (Slarljolj Don Altertum«* 
freunben au« ffiarenborf entbeeft. C« liegt eine ©tunbe 
toon Slar^olj an ber alten lecflenburger Sanbftrafce, füb* 
Iid> üon ber alten ffiölanburg, unb nimmt einen {Raum 
toon mehreren SKorgen ein, toeld)er burdj einen breiten 
unb Ijoljen ©all in jtoei Seile geteilt ift; ber eine gleicht 



l ) Sgl Srinfmann: Über Surganlagen bei 3ei&, $rogr. be* ©qmtt. 
in 3«ty 1896. 



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126 

einer großen ftodjen Düne, ber anbere ift bebaut. SWacty 
ber SWenge gebrannter ©teilte ju fdjliefjeu, befanb ftd) bort 
einft ein UrnemDfenj neben 33ronje*©$la<fen fanben ftd) 
aud> SRefte Don JBronje Sßfeilfpifcen. 23ieHeidjt finb in jener 
©egenb, beren auf Seile jweier Äirdjfpiele (ßlarljolj unb 
#erjebrof) auägebeljnter Sftame beerbe b. t. §eer*#aibe 
auf einen alten §eere$*?ßlafc beutet, welchem aud) ber bor* 
tige SWeiertjof Verlage ($ecrlagt)e) feinen Tanten ent« 
lehnte, nod) weitere gunbe ju erwarten; id) erinnere Ijier 
an bie „ffiallburg", jefet (#of) Sßotlberg, ebeuba im ffirdj* 
fpiel iperjebrof (®f$. Querljorn), bie td) in meinem oben 
genannten Äuffafce anführte. 

Auf eine alte 93olf«burg, wie bie genannte, weifet ber 
Sftame beS $ofe$ „tor JBorg" in ber alten Sauerfdjaft 
#etoelb (#eibfelb) JHrdjfpiel Stilen Ijin; 1 ) ebenfo ber 
Sßame be$ ftaufes Sorg im Sircfyfpiel SRinferobe fowie be« 
^ofed unb ber SBauerfdjaft ffialgarben bei Sillerbecf, 
ferner ber SWame ber Dörfer Sippborg 2 ) unb Sorg* 
Ijorft, be8gleid)en be$ #ofe$ Sorg, jefct ©orgmann, im 
Äircfcfpiel ffiaberSlol). 8 ) «udj M ba$ #auS jwifdjen 
benSadjen" ju Settingljaufen ffr. ©oeft, weld&eS Wbt 
#etnri(I> öon SieSborn aU eine alte Surg Derfaufte, 
baö bann 1772 burd) einen Neubau erfefct würbe, 4 ) ift 
|)ier ju erwähnen, ©enn im Äird^fpiel 5D?itte Sauerfdjaft 
Oftmilte ein #of tor Sorg, jefct Sorgmann, erwähnt 
Wirb, 6 ) fo wirb audj bort eine SRingburg ftd) nadj weifen 
laffen. — 

Wlte SBerg&eften ber 33olf$t>erteibigung bilbeten bie 
$ünenburg unb bie Surg auf bem Nürnberg bei 8rn$» 



l ) Darpe, Cod. trad. Westfal. V. 6. 72. 

■) 3)o« nafje gelegene 3)orf ©erflfeib, urforimglidj £eret>elbe, £er- 
öelbe, alfo £eerfelb, erweifet ftd) mit bem gleidmamtgen £aufe £erfelb 
im Äirdtfpiel Öieäborn aU ein Saget" ober $djlad)tfeib. 

«) o. D. 6. 351. - *) a. O. 6. 354. - Ä ) a. O. S. 117. 



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r 



1S7 



Berg, 1 ) ferner ber JBurgberg bei fietljmatc, beffen SRorb* 
ofteefe nod) gut erhaltene $ünenringe aufroeifet. Die Dörfer 
Sorglol) bei SKeDe unb Sorg^olj bei ffiarburg fowie bie 
Stabt ©orgfyoljljaufen Ärei* $alle ftnb in ober bei folgen 
Sergpeften ermadjfen; ber Xctttobittger Söalb bilbete, na$ 
feinem Kamen ju urteilen, entweber im ganjen mit feinen 
burdj Dornen unb ©erbaue gebeerten $öl>en unb 
©d>lud)ten, wie bem Dörenberg bei ftburg unb ber 
D>örenf$lu$t, 2 ) eine gemaltige SBoltSburg ober barg eine 
rieftge S3ertetbigung8burg in feinem SEBalbcdbidid^t. 

Unweit SBlanfenftein er^ob ftd) einft auf einer 
$öl>e füblid) öon ber SRuljr eine ffiaflburg, beren SWamen 
bie Jlurbejeidbnung „alte SBurg" nodj erhält; bie nad>* 
mala bort angefiebelten (Eblen grünbeten ftd) wol>l im 
SC^ale gegenüber auf neuerbauter ©teinburg (caminata) 
ein neues #eim, nadj meinem ftc fc. fiemnabe gießen. — 
Am SEBege, ber toon SBurgfteinfurt nad) (EmSbetten füfyrt, 
liegt jur unten fyanb, bem Äötter SBotyle gegenüber, eine 
alte SRingburg. — ©d&ulje ©ellberg bei Darup ift 
aud> wal>rfd)einlid) eine auf alter 93 a( (bürg ertragene 
©teblung. — ©ttblid) öon ber Äunftftrafce, meiere #atoij:* 
be<f mit ©illerbecf üerbinbet, liegt ein fleinereS ring* 
förmiges Srbwerf mit fegeiförmiger (Srfyöljung in ber 
Sßitte, „be SBorg" genannt, an beren Abgängen, wie auef) 
fonft an ben Sßaüburgen, feltene *ßflanjen warfen. s ) 

3iemlidj gut erhaltene {Refte einer bis baljin ganj 
unbefannten altgermanifdjen SRtngburg entbeefte id) am 
11. Quni 1896 unweit ber SBurg ©trünfebe in ber 
SJaufauer SWarf bei £erne, etwa 8 üttinuten linfs öon 
ber Äunftftrafce, bie Don JBocfcum über #erne naä) SRed* 

*) geaujr, ©efö. »rnSbergS @. 4. 

■) Sgl. $ötent$e bei 9Brod)terbe<f, altnb. Sljurneae, $bornetl)e 
b. i. ©orn^eibe. 6. btefe 3tfe$r. 9b. 53, I. 128. 

») gongünt« (SBefiljoff), güljrer burtf bie »aumbergf, II. 6. 89. 



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128 

ling^aufcn füljrt. ©ie liegt in „SafmannS Söufd^" bort, 
weisen man uon ber gleich Ijinter ©trünfebe üon ber 
ihmftftra&e auSlaufenben „©eibeftrafee" fjer erreicht, üttir 
ging bic tfladjridjt ju, bort befänben ftd) SBefeftigungen, 
toeldje baS meift frembe, jugejogene bortige 25olf Äofaden» 
©djanje nenne. ©ie ftaunte idj, als id) an Ort unb 
©teile unter jungen (Eichen einer t>erfdjoüenen alten ©all« 
bürg gegenüber ftanb! 



JDie 33ergmannS*©ol)nungen an bem nörblid) üom 
©älbdjen ^infü^renben ^elbwege unb ber ringsum be* 
triebene Sanbbau tjaben Don ben brei fonjentrifdjen 
SRingwätten mit toorlicgenben ©räben, aus benen bie 
©allburg beftanb, ben äu&erften größtenteils befeitigt 
unb üernrifdjt ober eingeebnet; an jene #äufer ftogenbe 
Seile beS ©alles ftnb nod) ju erfennen. S3on ben JReften 
beS ÄufeenroalleS gelangt man über ebenen Sobcn an ben 
öor bem jtoeiten (mittleren) ©alle liegenben ©raben, 
melier nod) jefct jeljn ©dritte in ber ©reite mißt unb 
faft ganj erhalten ift. Der 3Wittelmatt hinter jenem 
©raben ergebt ftd) nod) jefct, nadjbem bie SRegengüffe t>on 



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129 

mmbeften« 1200 ftaljren tyn Dertoafdjen fjaben, in #öf|e 
Don 6—7 3ru§ unb Ijat eine ©reite Don 20 ©djritten. 
^enfeit« be« nun folgenben innerften ®raben«, beffen liefe 
nodj ffiajfer füllt, ergebt ftdj ber innerfte SRingtoalJ nod) 
jefct ju 12—14 guß #ölje. inmitten biefe« SRinge«, beffen 
$>urd)tneffer faft 60 ©dritte mißt, beftnbet ftd) für ben 
SBafferbebarf ber ©erteibiger ober ©ergung Don ©djäfcen 
eine Vertiefung. Qljre ©afferfpeifung erhielten bie ®räben 
ber SRingburg öon einem au« ben ffiiefen unb Sümpfen 
fübroeftlici) t>om Schlöffe ©trtinfebe fyertoorfommenben 
©ad>e, toelctyer, um ben griebtiof be« ©d^Ioffeö ftd) toin* 
benb, nac$ SRorboften l)in ber ffimfdjer jueilt. @in breiter 
©raben, toeldjer t>or fieben ftafyren jum Seile jugeroorfen 
tft, öerbanb ben ©ac$ („be SBecfe") mit ben ®räbcn ber 
SBaDburg. 5Durdj ©tauung be« ©adje« tourbe neben Fül- 
lung ber ®räben bie Überfdjmemmung ber Umgegenb, 
befonber« nadj ber im Offen öerlaufenben ©traße l)in, 
tt>eld)e ba« (Smfdjerbrud) burd^fdjneibet, erreicht. Ob ber 
©oben ber JRingburg ©äffen unb fonftige ®eräte birgt, 
wäre bei Umgeftaltung be« ©oben« ju ermitteln. 

Sine äf)nlic$e {Ring bürg, bie jebod) trfimmerfjafter 
un« überfommen ift, entbeefte id) bei &oe«felb auf 
©orgmann&ipofe in ber ©auerfd&aft ®aupel, jnrifdjen 
<£oe«felb unb ©arlar. Diefe ©urg liegt fyart an bem 
£oe«felber ©tabtljagen, ber bort in ber Sttäfye au« brei 
mächtigen SBätten befteljt, benen jmei niebrigere, je einer 
nad) außen unb innen, vorgelagert finb. 1 ) $)a« ©org* 
mannte SBofjnljau« ift in bem innerften SBadringe ber 
alten ©olf«burg erbaut; um ben anftoßenben Keinen 
®artenraum ju gewinnen, fyatte, wie bie ftrau ©orgmann 
nod? ju berieten mußte, ein Seil be« innerften ®raben« 



*) Sgl. bie flarte be« ©tabtljageitÄ in 3>arpe, (SoeGfelber Urf.- 
811$ I, ttnljang, wo aud) bie SBurgftätte bejei^net ift. 

LVII. 1. 9 



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130 

bcr SBurg jugeworfen werben muffen; fo fyat überhaupt 
ben Qtotdm bcr SBcfieblurtg bie alte Hnlage, jumal jur 
iperftellung üon Sin* unb &u«faljrt*SBegen, meljrfad) 
Weidjen muffen; bod) ift ein erheblicher Jeil ber großen 
©alle unb ©räben bi« Ijeute erhalten, trofcbem ber ffioeS* 
felber ©tabtljagen bie Surg anfdjneibet. 

@« fei ^ier bemerft, baß meine Vermutung betreff« 
ber turmartigen ©peid)er auf ben #auptl}öfen *) meljr unb 
mefyr ftdj beftätigt. Diefe JBurgfpeidjer, beren ftd> — be* 
jeid)nenb für bie alte Surgftätte — aud) einer auf bem 
genannten J8orgmann«*#ofe ftnbet, ber au« Quabern er* 
baut unb außer mit fefter, nägelbefd)lagener (Sidjentljttr 
nur mit ©d&tej$fd)arten.Dffnungen öerfe^en ift, bienten im 
Kriegsfälle fpäterljin, wie einft ber ^nnenring & cr Sfii"Ö* 
bürg, jur SBergung foftbarer ipabe. ©ie waren ba^er mit 
eifternenartigen ©ruben im Innern Derfeljen, wie eine 
foletye aud) ber JBorgmannfdje JBurgfpeidjer nodj enthält. 
Unb nid)t bloß ©agen über bort in ber liefe geborgene 
ffoftbarfeiten erhielten ftdj, wie auf bem Sorgmannfdjen 
#ofe, fonbern man fanb beren audi), wie man j. SB. 1854 
auf ©djulje £emming«*#ofe im Äird&fpiel SBiflerbed beim 
Stöbrudje eine« folgen ©peidjer« in jwei irbenen löpfen 
84 ©olb* unb 420 ©ilbermünjen au« bem 12. ^afjr* 
ljunbert \)ob — ein Söeleg für ba« Älter biefer SBurg« 
fpeidier. 2 ) 

©egenüber ber „SBorg" auf bem je^igen Sorgmann«* 
ipofe liegt am anberen Ufer ber Serfel eine nod) jefct in 
tyrer urfprünglid)en Anlage jiemlicf) erfennbare SRingburg, 



l ) Sb. 58 biefer 3tför. 6. 123*. 

9 ) Stuf ©(^ulgc £illert$ $ofe am £ün$berge bei GoeSfelb enthält 
ber turmartige, über ber (Sidjentfjür mit einer ®d)ief)fcr)arte öerfebene 
Speicher, aufjer S3oben»S3erfte(fen, im ©iebel ein lefcteä, nur burdj $ru<f 
auf ein 93rett gu öffnenbeG 2)a^nerfte(f. 



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131 

»eldje für bie ©aupeler Sauern auf bem linfen JBerfel* 
ufer ebenfo btc ^ufludjt«* unb 2$erteibigung$*©tätte bxV 
bete, »ie bie ermähnte „Sorg" auf bem regten Ufer. 
SBudjenmalb bebeeft I)eute bie Surgftätte; öon ben brei 
©urgringen, bereit ©räben üon einem Keinen Stocke ge» 
fpeifet würben, ift ber äu&erfte burd) Sinebnung meift 
befeitigt; burd) bie beiben Qnnengräben ift nod) Ijeute ber 
tn biefer Surg gelegene unb nur burd) SBrüden jugäng* 
liebe £of beS ©djuljen ©aupel gebedtt. Äucf) Ijier ergebt 
ft<& ein turmartiger, mooSberoacfcfener alter ©peidjer, 
5$nlid) bem auf Sorgmann« #ofe. Qn bem «cferfelbe, 
»eldje« ftd) t)or bem ipofe ©aupel nadf) ber Sertel ju gen 
ffoeSfelb au$bel)nt, fanben ftd) bei bem ljöl)er liegenben, 
bort neu errichteten ffötter^aufe eine $Rett)e t>on größeren 
fd)ltd)ten Urnen, t>on benen eine neben Hf$enreften nod) 
ein jtemlid) erhaltene« 83ronje*ÜJ?effcr barg; anfdjeinenb 
entftammten biefelben bem germanifdjen grü^mittelalter 
unb jroar bem tyeibnifdjen gamilien^rteb^ofe be« ©d)uljen 
©aupel. 

ffieftlid) öon SoeSfelb liegt innerhalb be« alten ©tabt* 
$agen«, toeldjer ba« ffieidjbilb ber ©tabt einft umjog, 
unmett ber urfprünglid)en, jefct nur in {Heften nod) ju 
uerfolgenben Sanbftra&e nad) ©todfum, toeldje nörblid) Dom 
vormaligen ©teclingljofe (jefct üttarienburg) nad) #°f 33er* 
ntng unb bem ©toefumer JBalbe ju läuft, ba« #au« 
fioburg, too bis oor furjem bie t>. ©rae« angefeffen 
»aren. ffl3aljrfcl)einlid) Ratten biefe um bie SWitte be« 
16. $al)rl)unberts bie „Coburg" bort auf bem ©albbeftfce, 
welken fte oom 2anbe«ffirften ju fielen trugen, erbaut; 1 ) 
vor 1550 beftanb biefe« abelige ©ut nadjroeislid) niefct; 
audj ber ©til be« älteren leile« be« Saue« toeifet auf 
jene £eit I)in. ffi« ftanb an beffen *ßlafce ein alter, fdjon 



*) Söfelanb, ©efdj. ber ©tabt Goeöfelb, 6. 242 f. 

9* 



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132 

1181 l ) ertönter ©djuljenljof SRarfotbeSnrif, bcr foäter 
SRartelStüif, bann 2ftarfüerbingl)of l)iefc unb 1410 im 
Seljenbeftfce bcr ö. Äemnabe, bann bcr ö. ©d&onebed, 
rocttcr^in bcr &. SSalfc (bt$ etnm 1550) ftd) bcfanb. STOtt 
bcm 1898 erfolgten SBefifctoed&fel fmb bic t>on einem flehten 
SBac&e gefoeifeten alten SRinggräben, beren üormal« brei 
(ber äufjerfte, in JRcften ertenntlidje, in weiterem Sogen) 
bie fflurg beeften, umgestaltet; öon ben beiben bis 1898 
in if>rer alten Äreisform noefc üerfolgbaren ^nnengräben 
blieb nur ein jum leite toerfd&obener unb erbreiierter, 
fdjon &ormal3 bem SSiered genäherter ^auptgraben. 3fn 
ber nod) jefct an JBud&entoalbung gelernten fio (b. i. 85alb> 
bürg f>aben wir bie alte ©olfsburg ber jefct üerfdfjoüenen 
SBauerfc&aft aflarfofoeSmif 2 ) t>or uns, beren #ol jungen unb 
#öfe mit bem «ufblü^en ber ©tabt ffioesfeib ftd) listeten 
unb fd)tt>anben. 

Sftadfj mir Dorliegenben genauen SBefdjreibungen unb 
^eidjnungen, toeldje auf ©runb mülrfamer DrtSunter* 
fudjungen Sanbnrirtfdjaftsleljrer 5). #tn$fen in JBelen unb 
©eminarletyrer 81. #artmann in ftulba geliefert l>aben, 
finb bie „olle Sorg" bei©emen unb bie ?ßrattenborg 
bei 95elen ju ben germanifdjen SBaflburgen nidjt ju 
jäljlen, tooljl aber bie am flettbadj bei SBorgfdjeiper, 
öftlid) Dom toeifeen 23enn, im Greife SoeSfelb gelegene 
Srbburg, welche nadf) einem öormals bort too^nenben (Sin* 
fiebler $ol>anneS ben tarnen ftanSborg füljrt, fonue 
jtoetfetfoS bie Ijödjft intereffante, jtoci aneinanberftofcenbe 
{Hinge umfaffenbe SHingburg in rf $auS Sufd)" unweit 
ber 8la tueftlid) Don JBorfen. 8tuSffil)rli(l)eS über biefe unb 
anbere öon jenen Ferren unterfudjte (Srbroerfe ber Äreife 



*) Mefert, 3R. U. 6. II 6. 244. 

*) 3)er Sftame, aus bem Sogelnamen ÜRarfoIe (b. i. $aljer) unb 
38if (= vicus, (Dorf) gebilbet, weifet ebenfalls auf einen 2BaIbbe$trf $in. 



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133 

(SoeSfelb unb SBorfcn foD im nädrften Stonbe biefer QtxU 
fdjrift mitgeteilt werben. 

SRadjfdjrift: SRadjbem obiger Wrtifel gebrudt toax, 
geljt mir bad erfte #eft ber ri Mitteilungen ber Altertums* 
fommiffion für SBejtfalen" ju, toorin eine banf enterte 
Überfielt über bie ffiaflburgen SBeftfalen« Don Dr. 8t. SBorm* 
ftaH geboten wirb. 1 ) 



l ) $en bortigen ßitteratur«!Rad)weifen ift gujufügen @. 21 (©umannÄ 
Sorg, meiere richtiger „fcrbburg bei ^erringen" ljte§e) — 8tfdjr. b. 
8.-8. LIII. (1895) 6. 132 ff., 6. 26 (2Balbenburg) — a. O. 6. 127. 
Einige ber a. o. D. Don mir aufgeführten Burgen unb Sager flnb uner- 
wähnt geblieben, wie bie SBurg Ui Oberaben (©. 129), bie Surg gu 
©ibberg (©. 130), 3Borgmann$ £of Afp. SBalftebbe (@. 125), ber 33urg- 
ring beiüRebebadf) (©. 127), ber £eerljagen bei «Rorbenau (©. 129) u. a.; 
beägl. ber oon ßonginuä (fjüljrer burd) bie 23aumberge) aufgewiefene unb 
neben anberen (5rbburgen ber näheren Umgebung Goeäfelbä oon mir 
(fjeftfdjrift gur geier be$ 700 jährigen 93eftef)enä ber (Stabt GoeSfelb, 1897) 
genannte (Erbring unweit §afteljaufen, welker wafjrfdjeinlid) mit ber bor- 
tigen SJefjmgcridjtSftätte in berfelben SBe^ie^ung fteljt, wie nadj ber 3«$- 
mxng oon «£>in3fen unb «£>artmann bie S3urg (Sngeirabing füböftlidj oon 
Sorten mit bem bortigen greiftuljtylafce. 



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VI. 

SRiScelleiL 



3nr (ßefd)id)te ber 3uben in Jtött|ler. 

Sott Dr. ^unafen«. 

Subcn in fünfter liegen fid) urfunolid) in ber 3eit oon 1337—1585 
nid^t nadjweifen. l ) $ad bjeßge Stabtardjio beftfct nun au* bem SRo(§- 
lajfc SRicfertö bie Driginalurfunbe be«J Sifdjofd - Subwig oon ÜWünfter, 
»orin fr Sürgermeifter, ©djöffen unb 8tat ber 6tobt (Soeäfelb am 
23. Sunt 1343 erfüll, feine fdjujljörige 3übin »ela altf tyre 2Rit. 
Bürgerin für einige 3ett aufzunehmen. 3Dte bezügliche ©teile lautet: 
„. . . requirimus et rogamus, quatenus Belam Judeam nostram 
Monasterien8em in vestram conburgensem nostri intuitu reeipiatis 
burscapium conferentes eidem tempore, quo nostris litteris fruitur 
et eo tempore, quo sub nostra protectione residet . . .« *) $ufjer 
biefer Urfunbe bewafjrt ba$ ©tabtardjio nod) infdjriftlidje 8eugnif[e, bie 
auä bem 14. 3a$rf)unberte Ijerrüfjren. 

3n feiner ©efdjidjte ber SQBiebertäufer bemerft tferffenbroief, bag 
$enfmater oon ber Snnagoge unb ben Käufern, bie infolge einer 3uben» 
Verfolgung gerftört waren, $um 9teubrüctentf)ore gebraut worben feien, 
»o man fie $u feiner 3eit nodj tjabe feljen fönnen. Sei ber genannten 
Pforte »urben 1818 „unter abgebrochenen Baumaterialien" mehrere 



l ) Sgl. Satjimann, 3ur ©efdjidjte ber Subcn im SWünfterlanbe, 
3eitfdjrift für Äulturgefdjidjte, Sb. 2, fceft 5 u. 6 (©eimar 1895) ©. 383 
unb ©ierfe, 2)ie ©efdjidjte ber Suben in Söeftfalen (Naumburg a. 6. 
1878) @. 20 ff. 

*) ©tabtardjio XV. 2 ». 2>a* Siegel ift leiber faft gang oernidjtet 
5Rad) ber Angabe Sßtefert* war e$, einen 3ofl im SDurdjmeffer grofc, in 
gelbem SBadjfe auf bem SRücfen ber Urfunbe aufgebrücft. (5ö ftettte einen 
fifcenben Sif<f)of oor, ber bie 9tfd)te jutn Segnen erhoben Ijat, wäfjrenb 
bie Sinte ben Sifdjofdftab Ijält Unten war ba$ ©efdjledjfewappen be6 
Sifdjof* Subwig angebracht. 



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135 

8ei<4enftrine gefunben, beren ^ebräifd^e 3nfdjriften ber Sanbrabbiner 
Abraham ©utro un$ im iEBortlaute erhalten Hat. ©te Ijeifjen nadj feiner 
Übertragung alfo: 

1) $ier ift ber würbige ©reid «braljam %atob @oljn begraben, 
«eldjer im 2)onner0tage ben 17. ©abbat 98 (1338) geftorben ift, möqe 
er mit ben übrigen grommen Balb auferfteljen. Amen. 

2) £ter ift ber @reiö Äffur Urt Sern) begraben, welker &dbbat ben 
11. ©ir 95 (1335) geftorben ift, möge er bei ben übrigen Srommen 
im Sßarabiefe ruljen. 

8) £ier ift bie würbige grau, Sodjter be$ üflefdjulem, begraben, 
weldje am ©abbat im 3<tl)re 106 (1346) geftorben ift, möge fte bei ben 
frommen im tßarabiefe ruljen. 

5Juf bem Brudjftütfe eine« vierten Seidjenfteineä mar bie 3<ri)l 73 
(1313) lesbar. 9todj einer Prüfung be* Ijebräiföen £erte$, bie £err 
Sßrofeffor Seil gütigft öorgenommen bat, ift an ber 3uoerläffigfeit ber 
Sa^Ienangaben nidjt ju 3»eifeln. 3Me Srage, ob ein Stein bem ^Rabbiner 
überlaffen »erben fömte, bie übrigen aber ber urfprünglidjen ©eftimmung 
gemäfj aW JDenfmöler auf bem jübifdjen £ird)ljofe nieberjulegen feien, 
wirrbe oon ber Äömglidjen Regierung unter bem 3. September 1818 oer* 
neinenb befdn'eben. ©ie beftimmte, fämtlidje ©teilte am !Weubrü<fentljore 
«ndd^ft bei ber ©teile, wo fle biäljer eingemauert gewefen, fld^tbar wieber 
einzumauern". l ) Über ba$ fpätere ©djicffal ber <DenfmäIer war nidjti 
©idjereö §u erfahren. 

(Sine bisher unbefannte ttrfunbe be« »ifdjof« ^otljo vom 2. ttpril 
1380, gleidjfalld au* bem 9toä)laffe liefert«, gibt eine wertooHe förgän» 
jung ber Sfoafüfjrungen ©auerd in biefer 8*itfcJ)rift über bad Subemriertel 
auf bem SMäpingljofe. *) <£$ Reifet in berfelben: , . . . notum faeimus 
tenore presencium universis et publice protestamur, quod propter 
grata servieia per Beruh ardum Steveninch, nostrum dilectum con- 
siliarium, nobis impensa et imposterum impendenda comisimus et 
assignavimus eidem Bernhardo ac presentibus comittimus et assig- 
namus dorn um dietam Judenscharne, sitam infra emunitatem synagoge 
civitatis nostre Monasteriensis, una cum eadem synagoga et universis 
earum actineneiis, que ad nos et ecclesiam nostram speetare dinos- 
euntur, ad custddiendum, tenendum et haben dum ac suis usibus 
applicandum, quousque nos aut nostri successores cum eisdem domo 



l ) «fte betr. bie Ijieftge Subenfdjaft 1812—1829 im ©tabtardtfüe. 
f ) 3eitfdjr. für öaterl. ©efa). u. WtertnmeL 93b. 32 (3Künfter 1874) 
6. 193 f. 



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136 

et synagoga mediante consilio nostrorum fidelium aliud duxerimus 
faciendum. Eo tarnen condicto, quod nee nos nee quisquam nostro 
nomine iam dietas doroum et synagogam aut quiequam de ipsarum 
actinencii8 in alieuius alterius manus debeamus aut debeat con- 
vertere, nisi prius predicto Bernhardo aut suis herediMfe quin- 
quaginta sex marce denariorum Monasteriensium usualium et dati- 
yorum per ipsum pro evidenti u tili täte ecclesie nostre predicte 
exposite, in quibus sibi titulo iusti debiti obligamur, restitute 
sint integraliter. Ultra illas triginta sex marcas predictorum dena- 
riorum, pro quibus predieta domus et synagoga Everhardo Schotel- 
man presbytero per precessorem nostrum seeundum tenorem literarum 
desuper traditarum fuit quibusdam transactis temporibus assignata. 
Dolo et frande exclusis in premissis . . .■ l ) $lu« ber Urfunbe ergibt ftd) p 
bafj bie Suben in fünfter balb naä) 1350 mä)t meljr gebulbet morben 
ßnb. SDtc Überweifung ber 3H&«tfd)arne, ber ©nnagoge unb alle« beffen, 
wa« ba^u gehörte, an SBernljarb ©tet^nind)*) beweift, bog bte Don 
ßerffenbroief behauptete 3etftörung im Subemriertel nidjt öor 1380 ftottge 
f unben Ijaben fann. 8 ) SDaefelbe möchte gelten für ben ifraeltttfdjen ßirdjljof, 
ber aufcerljalb ber ®tabt lag. 



l ) ©rabtar<$it> XV 2 b . Da« faft ganj abgefallene Siegel beftanb 
nadj einer 93emerfung liefert« Ijalb au« rotem, Ijalb au« grünem ©adjfe. 

*) 3m 14. Saljrljunberte befleibeten wieberljolt SWitglieber ber Somtltc 
©teüenindj ba« Slmt eine« ©ürgermeifter« ber @tabt SWünfter. Soljann 
unb <£>eittrid) ©tenenind) würben 1358 r>on 98ifä)of Hbolf mit «terrae 
spacium iuxta balneum Judaeorum" Beleftnt; *Btfd)of glorenj wieber- 
Ijolte bie ^Beleljnung 1366 für Sernb ©tenenind). (Sauer a. a. D. 
®. 194.) Sefcterer ift »oljl in ber Urfunbe Sßotljo« gemeint, unb ntc^t 
SBernljarb ©teüenindj iunior, ber in SRotiflen gidfer« 1383 al« ^Bürger» 
meifter aufgeführt ift. Hudj ©djotelman gehörte gu ben ©rbmännern. 
(Sin (Soerljarb ©djotelman wirb erwähnt in ber Urfunbe feine« Sater« 
^ermann nom 3aljre 1346 bei liefert, SRünfterfd&e Urfunbenfammlung, 
8b. 4 S. 289 f. 

•) Sgl. SBaljlmann a. a. O. 6. 384, ber bem &erfudje ©ierfe«, 
ba« 3<rip 1400 al« 3eityunft ber Subennertreibung nad)$uweifen, ent- 
gegentritt. 



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137 



dm angebitd) nertjetraieter JStetnfurier ßurgkaplan. 

«ei liefert, SWünftcrfc^c ttrfunbenfammlung V. 9Bb. (Codex diplo- 
maticus Steinfordiensis I. Abteilung) p. 344 ftnbet fid) unter 3tx. 7 ber 
von bem gret^errn oon fRatt oon tPögelefamp angefertigten tlufyuge au* 
Origtnalurfunben ber 6cf)IoßfapelIe $u (Steinfurt folgenbed SRegeft: 

„7. §erman ©trief, Änape, oerföreibt bem ^errn Öubbert 
„Bronljofe, Kapellan be$ «f)aufeö ©teinforb, unb 
„beffen «£au*frau*) eine jätjrUdje Sfcente Don 3 @c§il- 
„lingen auf Wartini, au* bem 2öüu*er6 &amp in ber 
„SBauerfö. £oMcf tfirdjfpiel* 6teinforb. 1408. " 
*) b. i. (Soneubine. [Slnmerrung flttefertä.] 

HW idj nun in biefem ©ommer bie Urfunben ber ©teinfurter 
©djloßfapeUe in bem mir burdj bie ®nabe 6r. 3)urd)laudjt beä gürften 
in SBentljeim • ©teinfurt geöffneten gürfilid) 93entt)eimifdjen $lrcf)iöe, 
burdjfat), war idj natürlich einigermaßen gefpannt barauf, biefen 
fonberbaren SBurgfapIan rennen ju lernen, ber unter ben ICugen feiner 
£errfd)aft oertjeiratet war unb beffen unfanoniföeö öerljältnte ju einer 
grau felbft ritterbürtigen Sßerfonen ber Sßadjbarfdjaft fo wenig anftößig 
mar, baß biefe fein SBebenfen trugen, mit feiner rechtmäßigen ©attin — 
beim bad bebeutet (echte) husyrouwe — SKedjMgeföäfte abjufcpeßen. 
IBeld&e 6d)Iüffe in SBejug auf ben ftrtlidjen Suftanb bed ßleruä unb ber 
fcaien ©teinfurtä im SBeginn M 15. Safjrljunbertä Keßen fid) mit Seid)» 
tigfeit barauö ableiten! G£ine mala fides bei ber fcbfaffung M SRegeft* 
war oollfommen auägefd)! offen, benn ber grtjr. oon SRaet war nidjt nur 
ein fleißiger unb tüchtiger 2trd)ioar, fonbern aud) ein fefjr frommer 
Äatljolif gewefen, wie ber iljm gewibmete SRefrolog im ©teinfurter 
Wochenblatt oon 1832 ljinreid)enb beweift Wenn ber fatr)oltfcr)e Pfarrer 
fRtefert in feiner Ämncrfung bie „£auefrau" bed Kaplan« aW „(5on- 
cubtne" djarafterifiert, fo ift baö eine befdjönigenbe 2lbfd)wädfc)ung unb 
beffert an ber €>adje felbft md)tö. 9lun ergab meine Sefung ber fdfc)etnbar 
fo berf anglichen Urfunbe folgenbeö Sfcefultat: 

Ich Herman Strick knape enkenne vor my ynd yor myne rechten 
einen ynd betughe openbar myt dessen breue dat ich hern Lubberte 
Vrohove cappellaen vp den hus to Stenuorde ynd zinen hant- 
ghetruwen of holtere desses breues myt sinen willen gheuen zal 
jarlüc gulte ynd renthe alze dre schillinghe geldes in paymente 
alze to Munster in der Stad ghenghe ynd gheue is jarlix to betalene 
yp zunte Hertens dach camendo in den wynthere alzo langhe dat ze 
Dyderiche Stricke mynen brodere afghemanet hebben dat houet- 



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138 

gud ynd scaden de dar vp gheet. (<Den SRcft ber ttrfunbe laffc id) 
al« Ijier unerljebU<$ beifette.) Datum anno Domini M.°CCCC V1II° in 
Grastino Epiphanie Domini. 

2)a« etwa« befd&äbigte ©iegel be« HufifteHer« $eigt in grünem 2Ba$« 
bret ©leöen. 

@tatt ber w £ttu«frau Ä bed Burgfaplan« bei oon SRaet refp. feiner 
„ßoneubine" bei liefert erf feinen olfo in ber Driginalurtunbe gang 
Ijannlofe „hantghetruwen", b. Ij. Seftament^oQftrecfer be« ©djlo&geift« 
litten, beffen tefat fo lange infolge eine« öertjängmCöollen &feffljler« mit 
einem SRatel behaftet mar. $er gatt maljnt jur S3orftd)t bei ber ©e- 
nufcung alterer Urfunbenbüdjer. 

Dr. 5>ö(maim, Dberleljrer, 93urgfteinfurt 



Das Äobesjtt^r fcimamt f emmenew. 

©on Dr. £uoöfen«. 

S)ie @d)i<ffale Remmener« nadj feiner SBerbrfingung au« ber ßamberti» 
pfarre ftnb unbefannt. 9htr bie 3«t feine« $obe« fjat £amelmann ange« 
geben: „Mortuus est iam urbe capta et reeepta, cum redire cogitasset 
ad S. Lamberti pastoratum.* ') ßr ttmr anfdjeinenb für biefe SDlittci« 
Iung ber einzige ©ewäljrtmann. *) (Sine ©eftätigung berfelben bietet 
eine Aufzeichnung auf ber 3nnenfeüe be« (Sinbanbe« eine« SRegifter«, ba« 
bem Slr^iöe ber Ijiefigen tfirdje $um gl. Sambertu« angehört. <Sie rüljrt 
Ijer Don bem SJerfaffer biefe« „Registrum pensionum primo bortorum et 

agrorum cum suis vicinis atque certorum reddituum ecclesie 

divi Lamberti maiori cura .... quam antea compilatum et con- 
scriptum anno millesimo quingentesimo quinquagesimo seeundo,* 
bem Pfarrer Sodann Segeber. Die fragliche ©teile Ijeifjt: „Omnibus 



*) Eamelmanni Opera genealogico - historica, Lemgoviae 1711, 
6. 196. 

*) ©gl. Sfcajjmann, 33iograpt)ifd)e unb Kterarifd)e üRadjridjten oon 
SJcunftertfdjen ©dmlmännera au« bem 15. unb 16. Sa^unbert beim 
3a$re«beriite ber S&ealföule gu fünfter (1862) 6. 11; SBömer, 3)er 
münfterifdje 2)omfdjulreftor Simann flemner, 53b. 53 biefer 3dfärift 
(fünfter 1895) @. 242 f. 



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1 39 

ruribus, litteris et sigillis ad ecclesiam sancti Lambert! spectantibua 
per impiissimam anabaptistarum «ectam anno XV C XXXIIII. ac per 
negligentiam maiorum meorum in tarn tumultuariis negotiis deper- 
ditis post captam urbem anno XV C XXXV. m Oriente piiesimo viro, 
domino et magistro Timanno pastore, antequam ad novam percep- 
tionem fructuum ecclesie perveniret novumque registrum conacri- 

beret « <Die oorfteljenbe SBemerfung, auf bic £err Pfarrer 

33infljoff mid) aufmerffam machte, ift im Saljre 1552 gefdjrieben 
»orten. 

3n brat genannten Ärdjiüe befinbet fldj audj eine Urfunbe bei 
v Tymannn8 kemmener pastor parrochialis ecclesie divi Lamberti" 
oom 28. gebruar 1528, ein fixerer 93ewei*, bajj er bereit* oor 1530 
Pfarrer an ber £ambertifird)e mar. 



Darfelber 5tolgeböt)ren im 17. 3at)rl)unkrt. 

^Mitgeteilt oon Dr. 8. ©djmifc. 

<Da« flrd)io M £aufe$ 2)iepenbro(f M 93od)olt enthält u. a. eine 2(n- 
gafjl Elften, bie fldj auf bie fattj. ftirdje unb $aftorat in Sterfelb bejieljen. 
SEBie fte borten ifjren 2Pea gefnnben, ift nid)t gang fieser: öermutlidj finb 
fle aber mit anberen Sitten beö nörblicf) Don 2)arfelb gelegenen £aufe* 
Stodtl buref) <£rBfd)aft an bie frrif). gamilie »on ©raeä auf SMepenbrodf 
gefommen. *) 

93efonber$ bemerfendwert erfdjetnt mir ein 2)oppelbIatt mit einer 
eingegraben 3ufammenftcü*ung einerfeitd ber GHnhmfte unb ©eredjtfame, 
anbrerfeita ber SBeTpflidjtungen u. f. w. be* SDarfelber Sßfarrerä, bie „pro 
informatione posterorum" ber Pfarrer Sofjanneä Renting (aud) Sernindf) 
fdjreibt er ftdf)) im 3- 1668 angefertigt Ijat. 

&tit feinem ICmtäantritte im 3- 1644 — er folgte einem Pfarrer 
Ximmerljauä — liefj SPeming ed fid) angelegen fein, bie Sfcedjtetitel ber 
äirdje unb Sßaftorat ju fammeln unb eine genaue Überfielt über beren 
Sermögenä- unb SBeftfcoerljältmffe ju gewinnen. 8« biefem Smtdt ftellte 
er fowoljl alle nodj oor^anbenen älteren 9tod)ricJ)ten gufammen, wie aud) 
führte er genaue 9tod)weifungen über boi, waä wofcrenb feiner 3eit an bie 



l ) Sergl. bie bemnäd)fi erfdfjeinenben w 3«oratare ber nid&tftaatl. 
Ärdfjioe M Äreife* ©orten" unter §au« SDiepenbrod. 



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140 

Stirbt fam. 1 ) SBefonbert ba* crftere machte feine geringe ®d)wierigfett, 
wie er felbft flogt: „<Dte Utensilia ecclesiae fein bei ben Jtreigdjeitten 
gang distrahiret unb öerfoinen, ba§ Archivium öerfioert, alfo ba& mdjtf 
bar in gefunben unb fein auglj bie ©loffer bar öon abalieniret . . . 
<Da§ sigillum ecclesiae ift mttt ben Registris unb anbern (welche ofjne 
Sweifel wie aljn anbern orttera oor bi&en gewefen) notwenbigen nadjriaV 
tungl), alfc nemblid) »** fundator, welche benefactoren etc, gang Der* 
fönten . . / 

Die .Utensilia ecclesiae Darveldensis*, bie er 1644 oorfanb, ftnb 
bann au<$ unbebeutenb unb oljne größeren äöert, ein paar tafeln, Silben, 
ttntepenbfen u. f. w. 3)ad ©über- unb ©olbgeföirr ber ßirdje mar 
1633 wegen be* fceffenfriegeä nad) bem £«ufe Stotfel geflüchtet worben, 
öon l)ier 1640 nad) fünfter gebraut, wo e« fnäter gum größeren Seil 
in bie SJcunje wanberte, wäljrenb nur Heinere ©tücfe an bie ßiräje gu« 
rueffamen. 

Sluf bie <Srgän$ung ber ffird&enutenftlien, Sßaramente, gähnen u. f. w. 
war ber Pfarrer feljr bebaut: er fü^rt barüber unten ber föubrtt »Uten- 
silia aquisita* genau Sud). 3m 3* 1663 würbe ber Slnfauf eine* 
neuen Hltar* befd&loffen; für feinen 93au erhielt ber TOeifter SCIbert lloer- 
fam» Don Dfterwicf 38 Ätljlr.; feine 59emalung burdj flrnolb S3ogeH be» 
ftaljlte ber £err flum SRocfel Stephan SSaltfe. 3)erfelbe SWeifter bemalte 
im 3- 1667 aud} ben §od>altat gegen ein Honorar oon 25 Sltljlr nebft 
Srinfgelb für feinen ©efellen. — 

SDa« anfangt erwähnte Sc^riftfruef nun enthalt junädjft eine ,Speci- 
ficatio redituum ad pastoratum ecclesiae Darveldensis speetantium . . . 
de anno 1668", worunter bie Sßaftoratölänbereien unb bie @in!ünfte an 
Naturalien, befonberfl an üftefcforn, fowie bie SRufcungdberedjttgungen in 
ber 3ftar! u. f. w. aufgellt werben. Dann fommen bie „Reditus 
peeuniarii*. 3)a« widjtigfte aber ift ber folgenbe wörtlich wiebergegebene 
Sflbfdjnitt über bie (Sinnaljmen bei $farrer6 aud feiner rein feelforgerifdjen 
Xljätigfeit, worau* wir bie §ölje ber ©tolgebüljren fennen lernen.") 

Jura stolae huiue temporis, materiali pretio cerevisiae attaxata ad 
conservandam omni aevo quantitatis identitatem. 
Pro copulatione sponsi et sponsae, iuneto missae sacrificio, eine 
halbe tonne biers; dieser zeit ein reichsthaler. Erbleute des ker- 



') hierüber eine Art ftotigbud) in 4° erhalten, woraus bie folgenben 
Angaben entnommen. 

*) 2öie bie ©tolgebüljren, urfnrünglidj nur freiwillige Oblationen 
ber (gläubigen, aHmätiltdj infolge ©ewoljnljeit unb unter ©anftion ber 



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141 



speis geben darneben praebendam, das ist einen schincken, 2 wite 
brode und 2 kanne biers . . . und auf den nuptiis comparirt der 
pastor samt seinen custode una die ad minus idque gratis. — Von 
einen breutigam oder braut, so ausserhalb des kerspels copulirt wirt, 
nimbt der pastor eadem pro raus iura redditis dimissorialibus. 

Pro baptismo infantis, so auff einer erbstedde gebohren ist, 
gebührt dem pastori praebenda, sicut supradictum est de copulatione; 
item pro benedictione salis eine kanne biers ; item pro petitione 
precum, quae mox ante baptismum fieri solet, eine kanne biers. 
gibt auch jeder patrinus pro offereto auffm altar ad minus eine 
kanne biers; facit 4 kanne biers, dieser zeit 4 stuver. Et in talibus 
conviviis comparet pastor, si cupit, gratis. 

Pro baptismo infantis eines kötters, brincksitzers oder dörffers 
gebührt dem pastori ein gase eier, das ist 12 oder 16 eier, 2 witt- 
bröde, 2 kanne biers in sua essentia et pro benedictione salis, 
precibus et offereto patrinorum, ut supra dictum est, 4 kanne biers. 

Pro baptismo infantis ex illegitimo thoro, si divites sint parentes 
aurum et argentum; si tenuis conditionis, pretium legitimi duplica- 
tum; si pauperes, pro discretione. 

Pro introductione puerperae 4 kanne biers, non computatis ad 
hoc obulis conducentium mulierem. 

Pro provisione infirmi ordinarie 4 kanne biers; wan aber der 
kranke auff einen erb sitlet zu Hopinck oder sonsten weit Tom 
dorff abgelegen, pflegen sie 6 kanne biers zu geben, quod tarnen ad 
homines tenuis conditionis non est extendendum, ne parochum 
tempestive advocare formident et infirmus migrationis periculum 
subeat; imo pro eodem salario solet etiam talibus extrema unctio 
impendi, ne ad eam expetendam difßciles reddi videantur. 

Pro sepultura simplici defuncti adulti pretium von 12 kanne 
biers; si addatur missa runebris, 24 kanne; si quoque addatur concio 
funebris, 36 kanne biers, dieser zeit drei reichsordt. Die erbleut 
aber geben auch praebendam dabei, sicut supradictum est pro copu- 
latione. In exequiis defünctorum aliquo prandio cohonestatis, vulgo 
auf den begancknüssen, comparet etiam pastor gratis. 

Pro sepultura infantis aut pueri minorennis, ad cuius sepulchrum 
pastor loqui assolet abbreviatum verbum aedificationis, 12 amphoras 
cerevisiae. 



(mlli^en ©efefcgebung gu feftfte^enbett Stbßabcn, auf bie ber Pfarrer 
fein gute* Steigt fcatte, fidj umwanbelten, barübtT orientiert bae* Atrien • 
letfton non ffieltet u. IBefee, 35b. 11* ©. 842 ff. 



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142 

Jura confessionalis et offeretum altaris tarn in Paschate et 
Natali quam per totum anni circulum minime taxata cuiuslibet 
discretioni et voluntati relinquuntur, unde et antiquitus votivae appel- 
labantur, scilicet pro cuiuslibet voto data et moderata, ne ob 
gravaminis praetextum a confessione et commuuione quodammodo 
deterreri fideles viderentur. 

In natali Domini pro decantato evangelio „Liber generationis* 
wie auch in festo purificationis pro cereorum benedictione wirt dem 
pastori ein wachsliecht von einem oder anderhalb vierteil pundes 
ungefehr zugelagt. 

In Paschate et natali Domini, si quid de vino ablutionis super- 
fuerit, competit pastori uua amphora pro se suisque, quos tunc habet, 
hospitibus. 

Entlich gehört auch ad iura stolae die multerfreiheit am hause 
Darveld, das nemlich einem zeitlichen pastori all zu seiner eigen 
küche und hausshaltung nötiges körn daselbst frei und ohne multer 
pflegt gemahlen zu werden; angesehen sothane freiheit vormaln pro 
iuribus stolae, welche wegen incorporirung der vier erben G rot hoff, 
Aelman, Elinck und Niehaus, wie auch der Kämpinck kotten gäntzlich 
aufgehoben und expirirt sein, dem zeitlichen pastori solle zuerkant 
sein. Unde semper advigilandum pastori pro tempore, ne propter 
successivam vicissitudinem vel ancillarum suarum et molitoris vel 
domini castellani et ipsiusmet pastoris hoc ius incaute sopiatur, 
sed in perpetua praxi conservetur ideoque et hie annotatu dignum 
est visum. [Vm SRanbe: Non creditur haec praxi s esse contra consci- 
entiam, nisi aliter videatur, praesertim si absque lite et scandalo 
caute introduci posset] 

Jura sugestus. 

Pro concione funebri pretium von 12 kanne biere, ut etiam 
supra est dictum. 

Post anniversarias preces cuiuslibet defuneti aetate adulti 

1 scheffel weitzen. 

Pro facta triplici proclamatione contrahentium ein par hüner. 
Dum publicas petit preces pro decumbente vel defuneto nondum 

humato, 1 kanne biers. 
Pro publicatis ex ambone citationum brevibus a judice destinatis 

2 kanne biers. 

Pro publicatione cuiuslibet negotii privati 2 kanne biers. 

Söeiter »erben audj nodj bie „Onera pastoratus" aufgellt, oon 
benen nur bie betben legten Ijier mitget^etlt feien, weil fte für bie ©tttem 
gefönte intereffant ftnb. 



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143 

,Auf Martini abend gibt der pastor den klockenleutern 3 oder 
4 kanne biers in sua essentia, damit sie leuten, bis die ganss ge- 
braten ist. 

Auf Philippi und Jacobi, sofern morgens frühe dem pastori . . . 
eine meybusche an der pastorei aufgerichtet wirt, gibt er ihnen 
non debiti, sed honoris causa pretium von 12 kanne biers vel quan- 
tnm pro discretione visum fuerit.* 

2>en Sdjlufj ber 3ufammenfteQung enblid^ machen bic „Onera con- 
scientiae*, beren 3»e<f borin befteljt, bie nadjfolgenben Pfarrer anzuleiten, 
nrie fte für bie Haltung beö $ßaftorattoermogen$ forgen foHen. 53 or 
aufm muffe ber zeitige Jßaftor barauf lldjt Ijaben, mit ber Äüfter feinen 
3):enft oerfe^e. 5?ei Grlebigung ber ßüfterftefle muffe ein fold)er fein 
9tadjfolger »erben, ber ex arte und nicht uss gewohnheit singen könne, 
damit er nicht seiner Unwissenheit halber genötiget werde, die ein- 
zige mes8 „Benedicta sit saneta Trinitas" dorch den gantzen sommer 
usque ad nauseam zu repetiren, mit einem wort zu sagen, der seinen 
cantum cboralem ex arte dermassen verstehe, das er alles, was ihme 
Torgelagt mag werden, alsobalt ex tempore singen möge. SBenn fonft 
niemanb gu finben fei, fo foDc man lieber ben beften cantorem ex 
camera maioris ecclesiae Monasteriensis ba3U nehmen, oll bie Stelle 
»an einen hümpler und stümpler zu prostituiren, der bei den gesängen 
utstrauchlen und ein ungeheur geschrei in der kirchen oder sönsten 
anrichten würde, warmit bei der gemeinen versamblung mehr ein 
gelägt und spot als eine andagt erweckt könte werden.* 



(Eine franjoftfd^e flefdjreitonuj ber Stobt Jtünfler 
aus ber Jett be« /riebetwcotujrefle«, 1645. 

$on $lrd)toafftftent Dr. Dt) ermann. 

Sei ber £urdjfic$t ber im %rd)U> M $üi$nmrtigen HRinifteriumä flu 
$ari* ruljenben Sttten aur ©efd)td)te beä SBeftfälifdjen ^rieben* fanb id) 
eine furje 93efd)reibung ber ©tobt ÜWünfter, bie trofc mancher SBeru^rungl« 
pnnfte mit ber öon 9ft. 3oty in feiner »Voyage fait a Münster en 1646 
et 1647" (<S. 78 ff.) gegebenen, l ) bod) immerhin fo üiel felbftanbtgen 



') 3)iefelbe ift u. a. audj oerwertet in bem fürjHd) in 3Rünficr 
herausgegebenen ©ebentbudj „2)er Söcftfälifdje griebe", auf ba$ idj jum 
öerflänbmä ber t)tcr mitgeteilten SBefdjreibung auäbrüdHidj ljinweifen 
raöd)te. 



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144 

©ert beftyt, ba§ iljre HRitteilung in biefer 3eitfd^rift nid)t ungerecht- 
fertigt erfdjeint. Der SBerfaffer berfelben, ein £err b'Gräcalopier, Sßrebiger 
beä frari3öftfd^en Sßrincipalgefanbten, beö £er$og$ tum Öongueoifle, $at 
wobl furg nad) ber Slnhinft feine* £errn (1645) ben Huftrag erfjalten, 
einige furge 9toti$en über 8age, ©röfje, ßeben unb 93erl)ältniffe ber ©tobt 
nad) Sßarid gu fenben, in ber ein frangöfifäer Sßring oon ©eblüt unb 
nod) gwei anbere frangöfiferje ©efanbte norauefld^tltd^ auf längere 3ett 
ftd) aufhalten würben. iBad er nun, oielfad) gufammenljang*loä unb in 
gang furgen ©5$en, mitteilt, begießt fidj teil* auf bie ©tobt fünfter unb 
bie SBerljältniffe unb Suftänbe in berfelben, teil* auf ben griebenöcongrefc, 
auf t>it tlrt ber SBerljaublungen, bie bort ju Sage hetenben ©egen« 
fa(e u. f. w. 

Unö intereffiert natürlich in erfter öinie, wa$ er oon ber ©tabt fagt. 
<5r rüljmt gunädjft iljre ©röfje unb ©djönljeit; mit Orleans mochte er fte 
barin uergleidjen. SDann aber beflagt er ftdj über bie fd)ledjten Quartiere, 
bie miferabelen ©etränfe, bie teueren Bebendmittel unb ben infolge ber 
maffemoeife aufrretenben ©d)»eine oorljanbenen ©djmufc unb ©eftanf; 
nidjt gulefct aud) über ben anbauemben Siegen, ber bort ljerrfdje. $ht 
ben 93ewoljnern ift iljm oor allem iljr unerfättlidjeä $rinfbebürfni$ auf« 
gefallen: „9Wan trinft Ijier ofm Unterlaß," fagt er, unb „2Ber am beften 
trinft, ift ljier ber braudjbarfte unb eljremoertefte SWann." 2)en grauen 
oermag er ©auberfeit nid)t nad)gurüf)men; ben ©runb, ben er bafür 
anführt, ift freilidj woljl triebt ftid)ljaltig. *) 

3(jn al$ (Slerifer intereffieren natürlich gang befonberS bie firdjlidjen 
öerljältniffe in fünfter. 3)ie 3aljl unb ©rö&e ber tfirdjen fällt iljin 
auf, er Derbreitet fidj über bie (Jintünfte beä Sifdjofä unb ber $ombemt, 
er uergeid)net bie religiöfen Drben, bie in ber ©tobt Sfcieberlaffungen 
Ijaben, er bemerft Unterfdjiebe gnnfdjen ber beutfdjen unb ber frangöfifdjen 
8rt ber geiftüdjen $rad)t, beä ©otteebienftcä u. f. w. 

Sllled in allem ein nid)t unintereffantel SBeifpiel bafür, rote ein oor- 
neljuter frangöftfd)er ©eiftlidjer auf ©runb oberflächlicher ffenntniä unfere 
tteftfäliföe $ifd>oftfftabt beurteilt tyt. 

Description de Ja ville de Münster en Westphalie, lieu de rAssem- 
blee generale pour la paix, L'an 1645 au mois d'Aoust par le Sieur 
l'Escalopier, Aumosnier, predicateur et orateur de son Altesse le duc 
de Longue ville. 
La ville de Münster est belle et grande comme Orleans; c'est 
nn ärSchä qui appartient ä l'archeveque de Cologne, qui a aussy 



l ) SBenn er mitteilt, bag bie grauen ber ©tobt anftatt ber ©djofj» 
^ünbdjen fidj ©djofj fd) weinten gelten, fo liegt ba mot)l eine 8er- 



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145 

cehii de Liege et au t res. La bulle d'AlUmagne permettant d'avoir 
plusieurs levechez, Münster luy vaut cinquante raille francs de rente. 
11 j a vingt quatre chanoines, qui ont chacun douze mille Livres 
de rente. Ils ne sont n'y prestres, ny moynes, ny maries, ils por- 
tent des bonnets de nuict de velours noir an Heu de bonnets carre's. 
Ils sont grand nombre de Cbapelains et Chantres, qui crient tant 
qu'ils peuvent en chantant tres mal; ils ont de fort bonnes orgues, 
grand nombre d'eglises assez belle«, mais basses a cause des lents, 
toutes couvertes de plomb. Au Heu d'enfants de Cboeur, dont Ton 
ne se sert point icy, ce sont des vieillards tous blancs, qui fönt les 
mesmes choses, que fönt les enfants de choeur cbez nous. Tous 
ont de grands cheveux et des collets a rotonde par dessus leurs 
ornements. — 11 ya toutes sortes de Religieux, Cordeliers, Jacobins, 
Recolets, Capucins, Jesuites, — grand College — , et des religieuses 
de toutes sortes. Les religieux vont confesser dans la grande eglise 
et paroisses. 

Toutes les marcbandises y sont plus cheres au double, et l'autre 
ne fait que la demie de Paris. L'on boit icy saus cesse, mais de 
tres mauvais vin blanc (jamais de eieret) et tout souffre"; autrement 
il ne seroit pas de garde, de bonne biere et tres mauvaise cave\ 
qu'il faut faire bouiller pour en boire. Le fleuve, qui passe icy, 
se nomme Aa. II pleut presque toujoure. Les logis sont fort mal 
bastis. L'on n'a ny tapisserie, ny meubles que de bois; Ton couche 
dans des coffres sans rideaux, ny tour de lit. Qui boit le mieux 
est le plus habile et honneste homme. 

Monseigneur de Longuerille ne voit point les autres ambassadeurs 
estrangers parce qu'ils ne veuleut pas luy donner le nom d' Altesse, 
mais d'Excellence seulement, comme ä eux, bien qu'il soit prince, 
et plus qu'eux (ceux de Tempire et d'Espagne ne le veuleut point 
du tous) ces pointilles de noms et l'ordre ont desia tenu cinq mois 
saus rien advancer pour la paix. 

L'on ne se trouve jamais ensemble avec les Estrangers. II ne 
se fait point d'assemblees. 11 y a deux Mediateurs et Entremeteurs, 
seavoir le nonce du pape et Tambassadeur de Venise, qui yont de 
part et d'autre conferer et porter les volontes des uns et des autres 
pour y respondre. 

Les Suedois et les Francois ont fait presenter leurs propositions 



tofdjölimg mit einer 5lrt öon ©pifcljunben öor, bie fo gefroren waren, 
fca& pe eine entfernte ätynltdjfett mit gerfeln beßfcen motten. 

LVII. 1. 10 



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146 

pour ce qui regarde l'Allemagne, mais les autres sont et seront bien 
longtemps ä y respondre. 

Les Holandois ne sont pas encore arrives icy. Ils disent que 
la guerre ou la paix pour eux est tout im. 

II n'y a encore personne pour l'Eleeteur de Treves; on empescbe 
qu'il ny vienne Iuy mesme. L'on dit qu'il a bien des memoires 
contre le procede de 1'empereur. 

Les autres ambassadeurs, n'y de 1'empereur, n'y de l'Espagne, 
en paroissent non plus icy en comparaison des autres qu'une estoile 
en plein midi. Ils en ont bien mal au coeur, et parlent tout bas. 
L'Espagnol fait semblant de ne pas se soucier de la paix, mais si 
nos adyantages continuent, il sera bien contraint de la demander ä 
ce que disent ses amis. 

Osnabruc est une belle ville distante d'une bonne journee d'icy 
ou sont les ambassadeurs Suedois et autres protestants. La ville 
appartient aux Suedois qu'ils ont prise. 

II n'ya a Münster que les ambassadeurs catholiques. 

Ont peut encore adjouster que cette ville est en plusieurs 
endroits infectee de fanges et ordures, qu'y causent les pourceaux, 
qui y sont a peu pres aussi frequents et com m uns que les chiens 
dans Paris. Et pour tesmoigner la delicatesse et particuliere pro- 
pre te des dames de ce pays c'est qu'elles semblent prendre un sou- 
verain plaisir et passetemps a porter sur leurs bras ou caresser dans 
leur girous des petits cochons de lait en guise de petita bischons 
et barbet. 

Paris, Archives du ministere des affaires etrangeres. 

AUemagne, Gorrespondence, 
Vol. 48, Fol. 92-93. 



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K^roni! be8 Vereins 
für 

©efd)itif)te unb 3lltertjum^funbe 
SBeftfaicng. 

(Ableitung 3Wfinfter.) 



Der 93orftanb be$ 33erein$ beftanb nad) ben in ber 
©eneratoerfammlung am 22. Dcjcmber 1898 öorgenom* 
menen 3Bal>len au$ ben #erren: 

?rofcffor Dr. $ieper, <Dirtttor. 

Sßrofeffor Dr. ©pannagel, ©efretär. 

^romngialconfcroator SBaurat Suborff, \ ßonfeiuatoren bc$ 

$rofeffor Dr. Softem I ÜKufeum«. 

ärI- ©ibliotlftfar «ßrofeffor Dr. Saljlmann, »ibliotfjefar. 

ftgl. ©taat*ard)foar 2lrd)h>Tat Dr. tßfjüippi, $lrd)toar. 

DbfTlfutnont a. 2). uon ©piefcfn, 9ftün$n>art. 

Zentner $tlmu$, ^enbant. 
Der bisherige Direftor *ßrofeffor Dr. ginfe falj fid) 
veranlagt fein Amt nieberjulegen, roeit er Dftern 1899 
einem {Rufe nad) ftreiburg i/33r. folgte. $urd) SBefdjtufc 
t)om 9. aKärj 1899 mürbe er jum (Stjrenmitglieb beS 
33ereinS ernannt. «m 19. 2ßär5 fanb ju feinen (Eljren 
ein «bfcfyiebSeffen ftatt, auf bem iljm fein SWac^foIger im 
©orftanb ba$ fünftlerifd) aufgeführte StjrenmitgliebSbiplom 
mit ben roärmften ©orten be$ DanfcS unb ber ?lnerfennung 
für feine um ben SJerein erworbenen, jal}lreid)cn unb un* 
öergefjlidjen 93erbienfte überreizte. Die tyerjlidjften 2Bfinfd>e 
be$ Serein« begleiten iljn in feinen neuen ffiirfungSfreiS 
fem t>on ber tjeimatlid)en roten ffirbe, bie in itjrn einen ber 
beften JJenner unb (Erforfdjer iljrer ©efd)id)te Reiben fat). 
infolge feiner (Ernennung jum Äöniglidjen Staats* 
minifter unb ÜRinifter ber geiftlidjen, Unterrichts* unb 

10* 



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148 

STOebijinalangelegenljeiten fdjteb bcr bi«fjerige Dberpräftbent 
bcr ?ßrot>inj SBcftfalcn (Sjceflens Dr. ©tubt im ©eptem* 
bcr 1899 au« bcm Amt als Eurator be« 93erein« au«. Qn 
itjm t>erlor ber SBerein einen ©önner unb ©efdjfifcer, ber 
feine SBeftrebungen nid)t nur amtlich ftetd moljlmollenb unb 
freigiebig unterftfifcte, fonbern iljnen auä) ein lebhafte« per* 
föntidje« ftntereffe entgegenbrachte, ©o etyrenöofl ber An* 
lag feine« ©Reiben« mar, fo fd&merjtidj mürbe baffelbe 
gleid) mie in ben meiteften Greifen ber $roöinj, inSbefon* 
bere ber ©tabt SWfinfter, fo audj öon un« empfunben. 
Der herein glaubte feinem tiefempfunbenen Danf nidjt 
beffer Äu«brucf geben ju fönnen al« burd) bie (Ernennung 
feine« langjährigen Surator« jum ffitjrenmitglieb. Da« 
t>on Äünftler^anb gefertigte, burd) bie alten ©täbteanftdjten 
t>on SWünfter unb *ßaberborn eingerahmte ffiljrenmitglieb«* 
biplom mürbe ©einer (Ej:cettenj am 3. Dftober perfönlid) 
burd> ben Direftor unb ben ©efretär ber Abteilung 
SKünfter gleidjjeitig aud) im tarnen ber Abteilung $aber* 
born überreizt. Der £err SKinifter fnüpfte an feine 
DanfeSmorte bie erfreuliche SBerftd)erung, bem SBerein unb 
feinen Arbeiten aud) fernerhin fein motymoUenbe« ^ntereffe 
jumenben ju motten. 

Der neue Dberpräftbent ©taat«minifter greifen: t>on 
ber SRedte bon ber #orft, ber perfönlid) um bie Über» 
nannte be« $erein«curatorium« erfud)t mürbe, tyat biefe« 
Unit gerne unb unter guftdjerung feine« SBo^lmoflen« 
Übernommen. 

Äl« neue Sßitglieber mürben in bem 3^itraum Dom 
1. Dejember 1898 bi« $um 1. Dejember 1899 in ben herein 
aufgenommen 36 Ferren unb jmar t>ier anfäfftge 20: 

Satt mann, Dr. phil., Volontär an bcr 5tgL Sßaulinifd&cn 
33ibItot§ef. 

oon SBIanfenburg, Dberft unb ftommanbeur be« Snfanteric 
Regiment« #eroartij oon Stttenfrib, jefct ©eneralmajor 
unb Oberquartiermeifttr im örofjtn ©cnerolftab, Berlin. 



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149 

5)al)l$0ff Sern$., «aufmann. 

grarwic! 2B., S3ürgermeifter. 

gib I er, Dr. jur., Ämttgeric^Wrat 

güd)tenbuf$, ftebafteur. 

©allu«, SRajor u. Hbteihmgafommanbeur im gelb-Äri-ffigt. 22. 

£irfdj, Dr. phU., «gl. S3ibIiot^far. 

Dütt £ufen, Dr. med., praftifdjer 813t 

ßaacfmann, ßifenbaljnbetriebaf efretär. 

SR elfter, Hlon«, Dr. phil., tlniöerfitätfprofeffor. 

SRüller, «BBolf, Dr. phil., Hffiftent am pl)öftfalifd&en Snftitut. 

SRumpro, $lmt$gerid)tdrat. 

Düermann, Dr. phil., Slrdjtoaffiftent. 

SRöfllein, Zentner, je$t in 6t. Souit ü. S. A. 

©djröer, Oberlehrer. 

©c^ulfc, Sflajor g. 3). 

©tapp er, Dr. theol., bifdjöfltcfjer «aplan. 

Z 1) m f e n , ßanbgcridjtäpiäftbent. 

ÄuStuärtige 17: 

©trotfötter, Oberlehrer, Arnsberg. 

33 rocf Raufen, Stmtdgerid&törat, Steine. 

güfjrer, Dr., ©nmnafklbireftor, Steine. 

Sacffon, 2Billjelm, gabrifant, Steine. 

«ettelljatf, ©einriß, gabrifant, Steine. 

«ümperä, (5., gabrifant, SRfjeine. 

«ümperfl, ©ermann, gabrifant, Steine. 

«ümperä, £f)eobor, gabrifant, Steine. 

8 ojmann, Sßrofejfor, SMjeine. 

9Wönd)emeier, Dr., Onmnapatte^rer, Steine. 

9Hemann, (5lem., Dr. med., praft. Slrgt, Styeine. 

Oft ermann, fcpottyefer, Sfcbeine. 

Ooer^ned 3., gabrifant, Steine. 

6t räter, IBilljelm, gabrifant, 3tyetne. 

Sertilt, «aplan, Steine. 

Söinb&oft, SR-, gabrifant, Steine. 

Reimen tag, SDiajor in ber 8. ©enbarmeriebrigabe, ©ig- 
maringen. 
Dtcfcm Qutvad)$ fteljt ein SScrlufl öon 36 üWitglie* 
bern gegenüber, unb jtuar Rieben au$ burd) ffirflärtmg 
üjreö Austritt« 28 #erren: 

4>orftmann f SBernljarb, «aufmann, fünfter, 



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150 

9Mb e, Suftiarat, fünfter. 

föotljfud)«, Dr., ©e$. 8&eg.« u. $roti.*Sdjulrat, 9Rünfter. 

@djlun, gerbinanb, Kaufmann, fünfter. 

(Söerfe, Dr. med., praft. $lrjt, Sodjum. 

SBlanfenburg, Sßrofeffor, 93urgfteinfurt. 

SR ot mann, 20., Srabritbep^cr, ^urgfteinfurt. 

Sdjüfc, $rofeffor, fcurgftetnfurt. 

oon ber gorft, 93ictor, ^tftorienmaler, 3)üffelborf. 

§effe, Amtmann, §orftmar. 

©eefmann, Sbeobor, ©uWbeftyer, ßübingljaufen. 

©öder, SB., Kaufmann, Cübingljaufen. 

Ingbert, 21., Äaufmann, Sübtngljaufen. 

(Sntrup, fluguft, Kaufmann, Sübtngljaufen. 

$ante, «£., Kaufmann, 8übingt)aufen. 

©etberfc, Slmtögeridjtärat, 8übtng!jaufen. 

Söfftbrocf, öc^rcr, fiübtngfjaufen. 

öon SBelo», Dr., Untoerfttätäprofeffor, üftarburg i. #. 

Seitmann, gorftaffeffor, Dipe. 

äreujer, ©., SKcar, Dftenfclbe. 

Seitmann, (£., gabrifant, Sßforjljeim. 

©rotemetjer, Dr., ^rofeffor, SRiefenbecf. 

Slme^off, fiefjrer, SBarenborf. 

SÖörfer, £etnrid), gabrtfant, SBarenborf. 

SBödfer, SRorifc, Sabrifant, Söarcnborf. 

3Meberidj, SBürgermetfter, SBarcnborf. 

Äauffe, tfretefefretär, Söarenborf. 

Seiler, ßetjrcr, 2öarenborf. 
®urd) ben £ob verlor ber 93erein bie §erren: 

Sunde, $eter, Dr. Uniüerfttäteprofeffor, fünfter. 

£üffer, (Sbuarb, Serlagebud)f)änbier, fünfter. 

Dffenberg, £ehiridj, &mbgerid)törat, ÜJhmfter. 

6 djlemmer, Cberleutnant unb Ägl. SRentmetfter a. 3X, SKünfter. 

Voggemann, Pfarrer, Sllbad^ten. 

Älein, Sngemeur, 93odjum. 

©otfäfelb, 9J?ajor a. 2). unb Sürgermetfter, SDülmen. 

©ierp, Pfarrer, Senne. 
Die aWitglieberjaljl beträgt bemnadd gegenwärtig 458, 
öon benen 222 Jjieftge, 236 auStoäritge ftnb. 

©einen uerftorbenen SDJitgliebern mirb ber SSerein ein 
el)rcnbe$ »nbenfen bewahren, .ßroei oon iljncn l^aben tym 



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151 

befonberS nalje geftanben. <ßrofeffor Dr. gfunde Ijat ftdj 
um bcn glänjcnbcn Verlauf ber Ausfüllung im Qaljre 1879 
(jeröorragenbe SScrbtcnftc ermorben unb befleibete bon 1880 
bi« 1892 im Vorftanb ba« Umt beö (JonferbatorS be« 
3Rufeum6 ber Altertümer. Der au$ rüftiger. ©Raffen«* 
fraft naä) nur lurjer Äranf^eit baljingeraffte £anbgertd)t8* 
rat Offenberg ijatte ftd) in ben legten 3<aljren f c i nc * 
SebenS mit großem (Eifer ber äßfinfterfd&en Sofal* unb 
lerritorialforfdjung jugemanbt unb babei ftetö enge gfülj* 
Iung mit bem Verein gehalten, beffen ©ebenen er nacfc 
Gräften ju förbern fud&te. Cr toax einer ber regelmäßig* 
ftcn SBefudjer feiner ©jungen unb Ijat tym manche« neue 
Sßitglieb jugefü^rt. Von feinen Arbeiten erföienen in ber 
äeitfdjrift: „3)er 3Äünfterf$e Sßünämeifter $eter Äöplin", 
Vb. 54, ©. 140—171, „Da« #alöbanb fiambert« oon 
Der", 83b. 55, ©. 136—193, „SMetricfc t>on ©ölen, ber 
Vater Cljrtftopt) Vernarb«", Vb. 57, ©. 60—89. Qnm 
1. SBanbe ber „Quellen unb gorf jungen jut ©efdjicfcte ber 
©tabt STOünfter i. SB." fteuerte er ben «uffafc über ba* 
„Sib unb #ulbigungöbud) ber ©tabt aWünfter" bei. Äußer* 
bem veröffentlichte er eine SRetye oon ^Beiträgen jur ®e* 
fdjid&te ber ©tabt ÜKünfter, grüßte feiner ©tubien im 
Diepgen ©tabtardjto, unter bem SEitel: „Silber unb ©fijjen 
au« STOünfter« Vergangenheit" (SWünfter, «fdjenborff, 1898, 
160 ©.). 

3fm 2Bmterl)albjal)re fanben 7 jal)lrei<ä& befugte Serritt** 
ftytttgeti ^tatt, in benen folgenbe Vorträge gehalten mürben: 

Am 22. ©eptember 1898: «rcfctorat Dr. Sßljilippi 
über alte 3Äfinfterfd>e ©tabtpläne. 

Hm 10. SWotjember 1898: $rof. Dr. Sßieper über 
ficben unb treiben in 3Äünfter fcätjrenb be$ foeftfälifdjen 
ftriebenöcongreffeö. 

«m 1. Dejember 1898: $rof. Dr. ftofte« über toeft* 
fälifdje Ortsnamen att Quelle für bie ältefte ©efd&ictyte 
be* Sanbe*. 



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152 

Um 22. Dejember 1898: SanbgeridjtSrat Dffenberg 
über Dtetricfc twn ©alen, ben Sater be« JBiföofS (Jljriftopl) 
Sern&arb. 

Hm 19. Januar 1899: Dr. Sotljar ©djfiding über 
bie I>o$fürftli4) aWünfterfc^cn STruppen jur 3cit be* fieben* 
jährigen Ärtege*. 

Am 9. gebruar 1899: Dberbtbüotljefar Dr. Detmer 
über bie ©Triften Hermanns t>on SterffenbrocI. 

«m 9. üWärj 1899: $rof. Winflafe über ben Ur* 
fprung ber eigenartigen Anlage beS Domes ju fünfter. 

Das 3"! & cr biesj8f)rigen SBattbertcrfammfimg war 
{Rheine, wof)in am 5. 9fa>oember 1899, Dorn Ijerrltd&ften 
©etter begünftigt, unter ftarfer ©eteilung von ÜRttgliebern 
au« SKünfter, JBurgfteinfurt unb Goesfetb ein Ausflug 
unternommen würbe. Die Aufnahme in Steine war eine 
toortrefflidje, wofür allen beteiligten $erren, ht erfler fiinie 
$errn ®t)mnafialbireftor Dr. ftü^rer aud) an biefer ©teile 
nochmals ber befte Dan! auSgefprodjen werben fofl. 9?adj* 
bem bie reidjen Äunftfdjäfce beS #errn Pfarrers $iefc 
unter ber üebenSroürbigen fjfityrung iljreS JBeftfcerS beftd)* 
tigt worben waren, unternahm man einen ©pajiergang 
nad> bem na^e gelegenen früheren Jfreujtyerrenflofter S3ent^ 
läge, jefet ©djloß ber dürften oon 8H)eina*©olbe(I, beffen 
Äapefle einige bemerfenswerte ©fulpturen enthält. Um 
572 ^r f an ^ c * ne Stofammlung im großen &aaU beS 
„»ereinS" ftatt, an ber ftdj eine ftattlidje Änja^l Don 
Damen unb #erren aus Rheine beteiligten. #ter begrüßte 
junädjft #err Direftor Dr. ftüljrer bie ©äfte mit ©orten 
tyerjlidjen ffiiflfommenS. ©obann l>telt #err Oberlehrer 
Dr. ^urbonfen aus HRünfter einen Vortrag über ben 
gfrrifäaarenffiljrer oon Süfcow unb feinen ßreis in ÜWfinfter 
t>on 1817 bis 1830, worin er ein feffelnbeS JBilb Don ben 
bamaligen 3rifterl)ältmffen unb ten ^erfonen, mit benen 
£üfcow in ©erü^rung fam, entrollte. Darauf fprad) ber 



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153 

SereinSbireftor ben antoefenben JRljeinenfern bcn Dan! für 
bie freunblid^e Aufnahme au& unb uerfnüpfte bamit einen 
furjen ÜberblidE über bie ©efd&idfcte itjrer ©tabt fomte über 
bie Siele un & Aufgaben be« ÄltertumäöeretnS. SRadjbem 
#err *grofeffor ffiormftall nodfo ber ©amen gebort/ fam 
aDmäf)Iid() bie Hbfd&iebSftunbe l>eran, tt>eld&e bem angeregten 

JBeifammenfein Ieiber ju frfif) ein ffinbe machte. 

♦ * 

3Me Sumnilmtge« be« SSeretn« erfuhren eine tnert^oüc 
Bereicherung burdf) eine grofje SWÜnjfammlung, bie ber 
öerftorbene $Regierung«rat #elltt>eg bem SSerein öermadjt 
f>at. Die ©eneratoerfammlung com 9. Sfawember 1899 
nal>m ba« 93ermäd>tnis unter bem Äu«brudf roärmfter 2fo* 
ertennung für ben (jod^erjtgen ©eber unb lebhaften 
©anfe« für feinen ffeftamentSöotlftrecfer ^)errn Sanbge* 
rid)t«Tat $ellmeg in SWeunueb an. #err SanbeSrat 
Jfatjfer, ber bie Sammlung georbnet unb nad) SWfinfter 
übergeführt tyat, bcrid&tete, baß fie fämtlidje meftfälifd&en 
unb rljetnifdfjen SWünjen au« bem ©eftfe be« SSerftorbenen 
umfaßt, ©ie befteljt au« 14 ©olb^ 397 ©über*, 782 
Äupfermünjen unb ctma 70 Denfmünjen unb aWebaiflen, 
fron benen ttxoa l /& ber größeren unb */* & cr Heineren 
©tüde in ber ÜWünjfammlung be« 83erein« bi«fyer fehlten. 
SBefonber« tJofljät)lig ftnb in tf)r bie ®ebi«öacanjtf)aler ber 
fcerfcljiebenen toeftfälifdjen Diöcefen vertreten. 

SSon ben ttriffcnfdiaftlidjcn 83er9ffettt(id}nngen be« 85er* 
ein« erfdjien im Saufe be« ©erid&tjaljre« ber 56. S3anb ber 
3eitfdf>rift CSaljrgang 1898). SDie ©c&lufelieferung be« 
SUgelroerf« ift im üßanufeript fertig gefteflt unb toirb 
ju Beginn be« nädjften :$af)re« im DrudE erfdjeinen. ®ie 
Leitung ber übrigen Arbeiten ift befanntlid) ben mit bem 
herein organifd), ftnanjiefl unb perfönlid) eng öerbunbenen 
Reiben nriffenfd)aftlid)en Äommiffionen für SBeftfalen über* 



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154 

tragen »orben, über beren Sljätigfeit folgenbeS ju be* 
rieten ift. 

Die ijiftorifdje ftomtniffion (jielt am 24. 2Wärj 1899 
in SWflnfter iljre :$al)reSfifcung unter Beteiligung faft 
fämtlidjer 3Äitglteber ob. Als neue STOitglieber würben in 
fie berufen: sßrfoatbojent Dr. 2. ©djmife unb Ärdfcfoar 
Dr. ßrumbljolfc aus SWÜnfter fowie gfreiljerr Don SBenbt* 
®et>elingl)aufen. $n ben SSorftanb würben gewählt: Ar* 
d&torat Dr. $l)ilippi als «orfifeenber, $rofeffor Dr. $ie* 
per unb Pfarrer Dr. TOertenS*&ird)borcben als ftettoer« 
tretenbe SJorfifeenbe, Sßrofeffor Dr. ©pannagel als ©etre* 
tär unb SRentner #elmuS als {Renbant. 

Der ©tanb ber öon tfjr unternommenen Arbeiten war 
bei Äbfcfyluß biefeS SBeridfteS folgenber: 

1. Der nod& fef)lenbe 1. JBanb ber tum Dr. D et m er 
beforgten J?erffenbroid(}*HuSgabc wirb nod) cor Ablauf beS 
^aljreS 1899 im Sudjfyanbel erf feinen. 

2. Die ®efd)id)te ber fflofterreformen in ©eft* 
falen wirb uon Dr. theol. et phil. fiinneborn weiter be* 
arbeitet; es läßt fid) jebodj nod) nidjt überfein, wann fie 
ju (Enbe geführt werben fann. 

3. Dr. 3Waj: 3<*nfen in ©agan Ijat bie Ausgabe beS 
SJoSmobromium oon ®obelinuS «ßerfona fo weit ge* 
förbert, baß mit bem Drucf begonnen werben fonnte. 

4. Dr. #rumb$ol$ ift eifrig mit ben SSorarbetten 
für bie gfortfefcung beS ffieftf älifdjen UrfunbenbudjS 
(Abteilung 3Äünfter 1301—1325) befääftigt, l»at jaljtreidje 
SRegeften unb Äbfdjriften fertiggestellt unD arbeitet ju* Seit 
bie einfdjlägtgen Drucfwerfe burd). 

Dr. ftlgen Ijat mit bem Drud beS 7. SBanbeS (S£bl< 
nifdjeS SBeftfalen) begonnen unb wirb iljn im Saufe beS 
nädfcften QfaljreS fortfefcen. 

5. Die Arbeiten beS Dr. 2. ©$mifc an ben STOün* 
fterf 4>en SanbtagSaften, beren erfter JBanb (mit ber 



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_ _ 155 

ginleitung auf 700—800 $)rucf feiten gefd^ä^t) jiemlid) 
weit geförbert ift, fjaben toegen bev SBefdjäftigung beS SBc* 
arbetters mit ber Qntoentartfation ber Heineren 8lrcfyfoe 
ffieftfalenS einftmeilen jurficfgefteflt derben muffen. 

6. Dr. So m er Ijat bie ßettelaufnatyme fß* &<*$ ®c* 
neralregifter ber ßeitfdjrift uoflenbet unb mit ber 
Ütebaction begonnen. ®ie ^Bearbeitung mirb jmei ftarte 
Sttnbe umfaffen. 

7. Dr. Darpe fteflt baS ffirfdjeinen beS 5. SBanbeS 
beS Codex traditionum Westfalicarum für $a* 
nuar 1900 in HuSfid)t. 

8. Die 3 nücr U a nf a tion ber nidjtftaatltd&en 

8rc$it>e SBeftfalenS ift energifdj in Angriff genommen 

toorben. Dr. ©d)mife Ijat junädtft ben Kreis 8t)auS in* 

öentariftrt; baS Ergebnis feiner Arbeit Hegt feit furjem 

gebrurft öor : „Veröffentlichungen ber ^iftorifdjen Kommif* 

fion ber sßroüinj SBeftfalen. ftn&entare & cr nicfttftaatlidjen 

fcrdjtoe ber ^roöinj ©eftf alen. SBanb I : SRegierungSbejirf 

SWünfter, #eft I: Kreis SlljauS." SHfinfter i. SB. Verlag 

ber «fdjenborfffcfcen »ud^anbtung. 1899. VIII, 56 ©. 

2Rf. 1,50, für SWitglieber beS «ItertumSüereinS 2Wf. 0,75. 

$>ie Qnoentarifation bes KreifeS Sorten ift naefy ben 

Vorarbeiten Don *ßrofeffor Dr. ftinfe t, on D r . ©djmifc 

ebenfalls fertig gefteüt unb befinbet fid) unter ber treffe, 

biejenige beS fireifeS ©teinfurt uatyiu Don iljm uoflenbet. 

Dr. ffiesfamp in 35orften bearbeitet ben Kreis SRecfling* 

Raufen unb tjofft, baS SWanufcript in ben nädjften Serien 

brutffertig tyerjufteflen. $ur ftörberung unb Übermadjung 

beS Unternehmens tourbe in ber QatjreSfifcung ber #ifto* 

rifdjen Kommiffiou eine ftnuentarifationSfommiffion gewählt, 

befteljenb aus ben iperren «rdjitnat Dr. Sßljilippi, $rof. 

Dr. $ieper, ®et). SRegicrungSrat ^Jrof. Dr. SHieljueS, 

$rinj «Ifreb ju ©alm*©alm unb t)on Spießen. 

9. 35er $iftori}cfyen Kommiffton lag ein Antrag öor, 



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156 

bie 5£ljubi<$umfd)en ©runbfarten für SBeftfalcn ^crftcHen 

ju laffen. ÄuS einem eingetyenben SSortrag be$ §errn 
fllegierungörat JBöbecIer ergab ftd), ba& für btc $rotring 
ca. 13 ©runbf arten erforberlid) finb, beren ?ßrei$ ftd& auf 
runb 300 9»arf pro SBIatt belaufen ttrirb. ©8 nmrbe 
wegen bei* ©djnrierigfetten, fcetdje ba$ ©injel^ofgebiet ffieft* 
falenS btefer £artograpl>ie entgegenfteflt, betroffen, gunäd^ft 
eine ©runbfarte als $robe bearbeiten ju Iaffen. Diefelbe 
ift fertig gefteflt unb bie 2Beiterfüf)rung ber Arbeit in 
Ausfielt genommen. 

10. Die ^Bearbeitung ber toeftfälifd&en ©tabtredfjte 
Ijat ?lrd)foaffiftent Dr. Duermann unter ßeitung öon Dr. 
$l)ilippi begonnen unb jtoar junädrft mit ben märftfdjen 
©täbten. 

Äußer biefen Arbeiten unterftüfcte bie #iftorifd)e Jhmt* 
miffion burdf) einen ©elbbeitrag bie Verausgabe beS ®e* 
benfbudjS an ben ffieftfältfcfyen ^rieben, baS anläfjlidd feine« 
t>or 250 ftaljren erfolgten «bfdjluffes im ftaljre 1898 er* 
fd&ien: „Der SBeftfältfdje ftriebe." (Sin ©ebenfbud) 
jur 250 jährigen SBieberfcljr beS 5£ageS feine« «bfd)luffe$ 
am 24. Dftober 1648, unter SWitmirfung ber $rofefforen 
Dr. H. <ßteper, Dr. ©. ©pannagel unb ©pmnaftalober* 
leerer ft. SRunge herausgegeben oon 8lrd)torat Dr. 3% 
sßljiltppi. 5Künfter 1898, föegen«bergf$e SBu^anblung 
(8. auffing) 3Wf. 10. ftnljalt: Die Sebeutung beS ffieft* 
fülifdjen ^rieben« für bie beutfäe ©efdjid&te (©pannagel); 
Die OrriebenSüerträge na$ ben im $. Jf. Qaufr, ipof* unb 
Eentra(ard)h) in SBien oorliegenben Originalen; Die ©täbte 
beS ^rieben« SWünfter unb DSnabrücf unb il>re griebenS* 
fäle ($ljilippi); fieben unb treiben am grieben^congreß 
(Sßieper unb SHunge); ßunftgefd&id)tlid)ea öom QfriebenScon* 
grefc Oßieper unb *ßl)ilippi). Da* ganje mit jaljlreidjen 
Silbern, Anfielen, ©tabtplftnen, ftacfimile« u. f. tv. jur 
©efd)id)te be« JriebenScongreffeS. 



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157 

Die JUtertttmSfaitraiffum Ijat bie bon tyr in Angriff 
genommenen arbeiten im 3faf>re 1899 eifrig geförbert. 
8on i^ren „aWitteUungen", meiere bie Srgebniffe ber 
Ausgrabungen unter SBeigabe ber nötigen Äbbtlbungen unb 
<ßläne geben Jollen, ijt öor f urgent ba0-l. $eft erfdjienen, 
bem baS jioeite bemnädjft folgen foll. Das 1. #eft („3»it* 
teilungen ber 8IttrtumS.£ommiffion für ©eftfalen" #eft I. 
SKünfter i. ©. «fdjenborfffdje ©ud^anblung, 1899, VIII, 
124 ®., 4 «bbilbungen, 9 Jafeln, 3Ät. 8 (für SWitglieber 
beS BereinS 3Äf. 4) ift ein ©ammelbanb mit folgenben 
Seiträgen: 

1. Überfiel über bie Dor* unb frfil)gefd)id)tlid)en 
SBaflburgen, Säger unb ©^anjen in ©eflfalen, Sippe*Det» 
molb unb ©albed. SJon Dr. «. ©ormftatl. 

2. Unterfudjungen ber SBurgen bei ©rofee SBerrfljof 
auf ben „^üneufnäppen" bei Dolberg, ber „SumannSburg" 
in 5Rüntt)e bei #amm, beS SKontebergS unb beS {Römer* 
fafteDS auf bem ©t. «nnenberge bei ^altern Don Dr. S. 
©d)udjl)arbt, mit einem offenen ©riefe über baS „SBaruS* 

Iager im #abt$t$n>albe" öon $ ro f- Dr * 3°ft c *' 

3. Die SWad)grabungen am alten ßreujttjor ju 
STOünfter i. 85. unb beren ffirgebniffc. SJon ÜKaj ®eiS* 
Berg. 

4. Über einige präl)iftorifdje ftunbe aus ber Umge* 
genb Don JBorfen, inSbefonberc über bTei Urnenfriebljöfe 
in biefer ®egenb. S5on Dr. ©. (EonrabS. 

5. Die SBaÜburg bei ©etlingfyaufen. JBon $. 
©iermann. 

(Sin befonbereS gfntereffe in »«fettn Äreifen bürften 
bie Ausgrabungen an ber Sippe finben, über bie Dr. ©djud)* 
Ijarbt im jnmten «uffafc berietet Ijat. (ES Rubelte fidj 
hierbei um bie grage, ob baS (Srbtoer! bei Dolberg unb 
bie fg. „ShunannSburg" römifdjen ober mittelalterlid)*ger* 
maniföen UrfprungS finb fowie toeiter um bie genauere 



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158 

örforfdjung beS jtoeifeHoS altrömifd&en ßaftefls auf bcm 
©t. Stoltenberg bei ^altern. Die SWadjgrabungen ergaben, 
bog bie 23umann$burg fieser eine mittelalterliche Anlage 
ift unb baß ba« „Säger" bei Dolberg {ebenfalls im ÜRtttel* 
alter öornet)mlid) berooljnt toar. Die im Df tober 1899 
burd& Dr. {Ritterling au« SBieSbaben fortgelegten Unter* 
fudjungen, über bie im 2. #eft ber 93eröffentlid)ungen ber 
SlltertumScommiffton ausführlicher berietet merben mirb, 
jerftörten aber audj ben legten 9?eft ber SRöglicfyfeit, baß 
baS Dolberger SBerf auf römifdje ©runblage jurücf jufü^ren 
ift. Dem tuiberfpradjen bie Profile feiner Unuoeljrung; 
aud) Ijaben fid) feincrlei gunbftücfe rönufdjer $>erfunft er* 
geben, ffiS ift üielme^r gelungen, in bem rücfroärtigen 
Seile brei SDJo^ngruben aufjubeden, in benen djarafteriftifdd 
farolingifdje ©gerben unb ©eräte jatjlreidd oorgefunben 
tourben. Der große SSorraum barg feinerlei ©puren 
früheren Anbau«, er fyat üielmetjr offenbar als $ofraum 
gebient, roof)l auefy ipürben für baS SSte^ u. f. w. enthalten 
unb ift nidjt burd) befeftigte ffljore, fonbern in primitioer 
Seife, fjödjft roafjrfcfyeinlict) nur burd) Slftüerljaue, nidjt 
einmal burefy tjöljerne Torflügel gefdjloffen roorben. 

Die im Df tober unb Sftooember 1899 auf bem ©t. 
Sinnenberge bei ipaltern öon Dr. ©d)ud)t)arbt fortgeführten 
Sftadjgrabungen Ratten ben (Srfolg, baß ber ©rabenjug beS 
ÄafteHS faft in feiner gangen fiinie feftgefteflt rourbe. Diefe 
Sinie ift im ganjen breiedig mit jmei ftarf abgeftumpften 
(Sden unb fetymiegt fid) genau ber #öljenbilbung beS #ügelS 
an. Die Nachgrabungen an ber SBefeler ßtjauffee jroifdjen 
bem ©t. Sinnenberg unb ber ®ta\>t ipaltern ergaben an 
mehreren ©teilen reiche ftunbe römifdjer Shilturüberrefte 
— STOünjen, ©efäßfdjerben in terra sigillata unb ©las, 
gibein, ©lodert u. f. to. oon Sronce, einen gefdjnittenen 
©iegelftein, fltefte Don jmet pila unb anbere ©ifengegen* 
ftänbe — , bie, fomeit üjre Datirung überhaupt möglich ift, 



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159 

fftmtlid) auf bie Äuguftetfdje fttit Ijimoetfen. CS tft 
Hoffnung aorljanben, bafc bic Ausgrabungen an biefer ©teile 
im nädjfien i^aljre fortgefeftt werben. Dann wirb tooljl 
fejigejteflt »erben fönnen, ob mir es t)ier mit einer bttr* 
gerlidjen Änfiebelung cor bem Äaftefl ober mit einem um« 
fangrei$en Säger ju t$un Ijaben, ju bem bie Sefefügung 
auf bem Ännenberg nur als fefter ©tüfepunft gehörte. 
©$on je^t tft aber bie SSermutung toenigftenS ntd^t aus* 
gefdjloffen, bafc es ftd) bei ^altern um nidjts geringered 
als um baS fo fe^nffidjtig gefügte unb bisher an fo Dielen 
fünften ber Sippe beioeiSloS angenommene alte «lifo 
fymbelt. 

Äud> im JBeridjtSjaljr gewährten an 3nfdjiijTett für bie 
miffenfdjaftlid&en arbeiten beS SSerein« bie sßrotnnj ffieft* 
falen SRI. 5000, barunter SRI. 3500 als orbentlidjen, 
ÜKf. 1500 als aufcerorbentlidjen SBeitrag, bie ©tabt 
SWflnfter 3Jtf. 500 unb ber #err ©berpräftbent 2WI. 150, 
tooffir tynen aud) an biefer ©teile ber e^rerbietigfte DanI 
auSgefprocfcen nnrb. 

ÜRfinfter, 1. fcejember 1899. 

$rof. Dr. 5pannagel, 

©efretär. 



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Bmette Sttyeiluitg 

Ijerauflgegeben 

Dom Dircctor bcr $aberborner «btyetfung 
Dr. (L. Mttttus. 



LV1I. 1 



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Sobelin ^erfun. 

(1358-1425.) 

Sein ttffrn unö tOtrken als Jtoberborner Reformator 
ju Anfang bea 15. 3aljrl)ttnDert0. 



23on 

Hermann JUiefe. 






1. (Einleitung. 

@S toar eine trübe, traurige 3eit um ben Ausgang 
beS 14. unb btn Anfang beS 15. $aljrf)unberts, in tt>eld|e 
baS geben (Sobelin ?ßerfonS fällt. SWan barf tooljl fagen, 
in ber ganjen ©cfd^td^tc ©eftfalenS unb ber Diöcefe ?ßaber* 
Born ftnben tutr !aum einen Äbfd&nitt, toeld&er fdjlimmere 
3uftänbe auftoeift, als biefer. Die brei Oeißeln ber 
2J?enfd)f)eit: ?ßeft, junger unb Krieg, vereinigten fid) ju 
einer gudjtrute; nod) ärgere SWifjftänbe aber fdjuf bie Auf* 
löfung aller ftaatlidjen unb firdjlidjen SJerljältniffe, SSerfatt 
ber ©itten, SJerrotjung ber ©emfiter, SWiebergang ber 
Silbung, Korruption öon oben, S5erma^rIofung öon unten, 
bunfle ©Ratten, wenig £id)tblicfe. 

©eit ber 2»itte beS 14. 3al>rl)unbertS trat bie $eft 
öfters öer^eerenb auf; bie *ßeftfeud)e Don 1350 tourbe nod) 
S^rje^nte fpäter oom SSolfe baS „große ©terben" ge* 
nannt unb Dom Qfa^re 1400 berietet SMetrtd) oon (Engels* 
fjetym, 1 ) baß eine foldje Hungersnot im Sßaberborner Sanbe 

*) Liber dissencionum, Ijeraudgegeb. o. ©tolte, p. 30. 

1* 



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unb bcm Sippifdien gewütet Ijabe, baß SBrot faft gar nid^t 
ju faufen war unb man ftrüdjte unb (Erjeugniffe beS gelbes 
unb SBalbeS aß, bie man fonft toerfdjmäljte; ja arme £anb* 
Ieute griffen fogar ju 9tiube, bie ofjne %tit gefönt mürbe, 
unb nahmen mit SSie^futter öorlieb, um i^ren junger ju 
füllen- 2Bie es mit ber öffentlichen ©idjerljeü auSfaf), wirb 
genugfam angebeutet, wenn man baS SBort gauftre^t l>ört, 
unb ben ©tanb beS ÄaifertumeS bejeidjnet bie ^Benennung 
XBengel ber ftaule. Die ?ßaberborner 3fürftbifd|öfe Ratten, 
wie ityre SWadjbarn, afle ipänbe öott ju tfyun, um bie innere 
Drbnung ben unbotmäßigen 2Wäd|ten, modjten fte abiiger 
ober bürgerlicher Art fein, gegenüber aufredet ju erhalten, 
unb wenn wir finben, baS fie meljr als ShriegSleute wie als 
Äir^enfürften erf^einen, fo ift baS minbeftenS ebenfofetjr 
ben wirren 3«itumftänben juaufdjreiben wie ber friegerifdjen 
ÜWeigung ber ©öljne beS #o$abelS, bem bie SBifdjofSftüfyle 
bamals tl)atfäd)lid) öorbetjalten waren. Der unheilvollen 
$eit ber SRcfibcnj ber ?ßctyfte in ?foignon folgte bie nod) 
unf)eilSöolIere beS großen ©djiSma unb ber $ärefte beS 
QoljanneS JpuS mit ben ^ufitenfriegen. Der (Sebanfe 
einer wahren Äird&enreformation mit ^cft^alten am alten 
Dogma unb ber überlieferten £>ierard)ie burd^brang baS 
ganje Jljun unb ©Raffen ber wenigen Reformatoren, 
welken wir in jener Qcit begegnen, vor allem ber 1)1. $a* 
tljarina Don ©iena, bie wie ein tjelleS Sidjt in baS Dunfel 
ber bamaligen guftitnbe fjtneinftraljlt. 

Qu ben Reformatoren in biefem ©inne bürfen wir 
für baS SBiStum *ßaberborn in erfter £inie ©obelin 
Sßerfon (latiniftert „©obelinuS *ßerfona", ber Ion liegt 
auf bem o) redjnen, unb fein äBirfen in biefer Richtung 
foü uns im SWad&ftetyenben fcorwiegenb befd&äftigen. ©obelin 
Sßerfon Ijat uns befanntlid) jwei ©Triften ^interlaffen: 
eine SBeltgefd)id)te unter bem SWamen „Cosmodromium", 
bie in fed)S „Zeitalter" abgeteilt bis 1418 geljt, unb eine 



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SebenSbefdjreibung beS 1)1. 9fteinolfu$, bc$ SegrünberS 
be$ Äanoniffenftiftes SBöbbefen. SBcibc SBerfe tyaben nur 
für bie Kenntnis unb Beurteilung ber ®efd)id)te ber 3eit 
©obelinS eigentlichen SBert, unb bafür jum leile niefct 
geringen. Die SWadjricfjten über ©obelinS Seben unb 
SBirfen finb fpärlidj; jum größten Seile muffen tmr fie au« 
feinen üorertoäljnten ©Triften unb gelegentlichen SWotijen 
einiger anberen ©djriftftefler äufammenfudjen. Hud) bie 
Siteratur über ü)n ift nidjt reichhaltig. Äußer in Der* 
fdjiebenen ßeitfäriften unb SBerfen gerftreuten SWotijen unb 
gelegentlichen SBemerfungen beftfcen wir über iljn jmei 
^Monographien, bie erfte, grunblegenbe, in unferer QtxU 
fdjrift, SBanb VI (1843) ©. 1—36 Don ©. %. SRofen* 
Itanj unter bem £itel: „®obelinu$ *ßerfona, ein biogra* 
^ifd^er SJerfud) 11 , bie gleite in einer Seidiger Differtation 
t)on Dr. ©bmunb «Ifreb JBatjer au« Srfurt toom ^aljre 
1874 (fieipjig, $)rucf t)on Sllejanber (Sibelmann, Untoer* 
fttät&Sucfybrucferei), unter bem Xitel: „©obelinuS Sßerfona, 
ein Beitrag jur Shritif ber ®efdfjid)t$forfd)ung be$ 14* unb 
15. ^a^unbert«". SRofenfranj' Arbeit ift für ben ©tanb 
ber bamaligen ftorfcfjung eine Ijödjft anerfennenäroerte 
Seiftung ; bie ©djrift Don SBaljer ift üerbienftlidf) toegen ber 
feigen ©ammlung be$ bis ba^in öorljanbenen jerftreuten 
Materials ; neue ©eftdjtspunfte eröffnet fte inbeS faum, 
unb namentlidf) bebeutet fie jjinftdjtlidf) ber ©ürbigung ber 
?erfönlid)feit unb SEljätigfeit $erfon$ feinen eigentlidjen 
Sortfdjritt, jumal ber jtüeite £eil, ber hierüber ^anbeln 
follte, bisher nid)t erfd)ienen ift. 

3Bie (Sobelin im „Cosmodromium" felbft angiebt, ift 
« im ftatyre 1358 geboren. Söo feine SBiege ftanb, t>er* 
fdjtoeigt er, aber bei allen, bie fidf) mit (Sobelin Sßerfon 
beschäftigt ijaben, l>errfd)t fein 3 wc ^f cl bfttüber, bafj er 
öu8 einer $aberborner, unb jtoar einer nidjt unan* 
flefe^cnen gamilie flammte, bie unter anbern aucl> ber 



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©tabt einen SJürgermeifter gegeben l>at. QfebenfattS aber 
gehört er feinem ganjen SBirfen nadf) ber ©tabt *ßaberborn 
an, bie baS toofle SRedjt fyat, iljm einen l>ert)orragenben 
<ßtafc einjuräumen, wenn ftc ftd) tyrer bebeutenben üJWmter 
au« ber SBorjeit erinnert. 

©eine erfte ©Übung bürfte (Sobelin an ber $1 öfter* 
fdjule &on Äbbing^of genoffen tyaben. (Jr befd^Iog ftd) 
bem geiftlidjen ©taube ju wibmen unb begab fidfj in 
ben a^tjtger $al)ren b*S 14. 3<al)tf)unberts nad& 91 om, wo 
er neben ber Geologie baS fanonifdfje Stecht ftubierte unb 
bie ©efdjidjtswiffenfdjaft nid&t aus bem Äuge lieg, ©ein 
römifdjer Aufenthalt fällt in bie #eit beS bereit« erwähnten 
großen ©d&iSma, baS erft burdlj baS flonftanjer Äonjit 
beenbet würbe, ©eit 1378 fafj auf bem ©tuljle Sßetri 
Urban VI., ein SKann üon großer ©trenge gegen ftdlj felbft, 
ber es ftd) angelegen fein lieg, gegen bie in ber Stixäjt 
wttyrenb beS (SfitS t)on Sfoignon eingeriffenen aWtgbräuc^e, 
gegen ©imonie, SujuS, Sajljeit ber ©itten u. f. w. einju* 
fd&reiten. ®egen tl>n würbe jebodf) t)on ber aüignonenftfdjen 
Partei Äarbinal ?ßeter Don Suna als ®egenpaj)ft aufge* 
ftellt, ber ftd& ÄlemenS VII. nannte, unb bamit baS fafi 
40 3af}re wityrenbe unfelige ©djiSma angebahnt. HlSbalb 
gerieten bie beiben Sßäpfte in einen ffrieg, ber namentlich 
&on granfreid^ gefrört würbe unb für Urban wedbfefoofle 
©c^idtfale in unb außerhalb {Roms jur golge Ijatte. 
Sobelin ftanb bamats ben ©reigniffen fefjr nalje, inbem er 
©eljeimfefretär Urban VI. war, ben er auf feinen 
Sorten begleitete, um mit U)tn wenig gfreube, aber tuet 
Scib ju teilen. UrbanS ffiefen wirb üon allen mafcgebenben 
®efdjtdjtsfdjreibern als §erb, berb unb babei f)odE)mütt)ig 
$ingefteHt; #efete nennt il>n gerabeju rfidCftc^tSloS unb 
fagt, er Ijabe ftdj mit jebermann aerfeinbet. ffis tann 
feltfam erfdljeinen, bafc Sobelin es in ber Sßä^e biefes 
3ÄanneS ausfielt, ja ba% er für beffen fpröben (E^araftet 



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unuctfennbarc unb gerabeju toeitgeljenbe ©^mpatljic Ijegte. 
©a nur fpätcr nocf) äljnlidje (Srfdjetnungcn finbcn »erben, 
fann man tt>of|I nur annehmen, bafc bic ©runbjüge beiber 
Sfjaraftere tljnlictyfetten aufmeifen, mit anbern ©orten, 
bafj baS Starre, #erbe, SRüdfictytalofe fidj aud) in ®obe* 
lin$ Sftatur gefunben l)at. 33ei biefer Annahme tmrb un« 
mandje #anbtung8tpcife (Sobelin* erftärlid), für tt>etd>e 
ttrir einen anbern ©djtüffel nidjt leicht finben würben. 

3m $at>re 1386, 28 Sfafjre alt, erhielt ©obetin in 
8?om bie ^rtefterioei^e unb feljrte atsbalb nadj Sßaber* 
born jurüd. Unter bem 24. Januar 1389 tourbe er 
bortfelbft jum SReftor ber !Dreifattigfeit8fapeUe am 
S)ome ernannt, ju ber eine nal>e beim jefeigen Sanb* 
geridjtägebäube gelegene Jfurie gehörte. JJapeHe unb 
SBoljnfyMS Heg er mit einem Äoftenaufroanbe Don über 
80 ©olbgulben reftauriren, eine für bamals nidjt unbe* 
beutenbe ausgäbe. 1 ) 



II. (Sobelin JJerfon als 3d)nf\flt\ltr. 

SWactybem wir baSjenige, roa$ über ben SMlbungSgang 
unb bie jüngeren SebenSjatyre ©obelinS befannt ift, furj 
berührt ^aben, toollen mir etma« üorgreifen unb ben 33ti(f 
auf ©obelin *ßerfon aU ©djriftftetter rieten; e$ tuirb bie« 
jum SSerftänbniffe ber »eiteren £l)ätigfeit be$ ÜWanne« 
md)t unwef entließ beitragen. 

(ES fann nid)t in 8brebe gefteHt werben, ba§ Sßerfon 
berfefjiebene ©genfdjaften julommen, bie für ben ©efd>td>t* 



') Cosmodr. VI r 82. 2>te ©retfaltigfeitdfapefle ift «Ott Dften Ijer 
gefefjcn bic zweite im nörblidjen (Seitcnfätffe be$ SDomcd. 3)afl ben 
ftiebergang ber ßunft beutlid) öerratenbe fpätgotifd)e genfier mit bem 
plumpen gifdjMafen-üftufier im üfta&iüerf bürfte roofjt einen JRcft ber 
©obcltnfdjen JReftauration barfteüen. 



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8 

fdjreiber, bcr über ben einfachen (Hjroniften IjinauSragen 
mill, uon ©ebeutung ftnb. .ßunädtft möge feine umfaffeube 
fflilbung genannt »erben. 1 ) (Er tritt uns in tl>eologifd>er 
#infid)t weniger als Dogmatifer entgegen, wie als Äirdjen* 
gefd^id^tler unb Jfenner beS ÄirdjenredjteS; feine bebeuten* 
ben ©tubten auf Diefem Gebiete, toerbunben mit einer 
pljüofopl>ifd)en ©djulung nad) bamaligem ©efdjmade treten 
in feinem „Cosmodroraium a überall ju SCage. Auf bem 
£itelblatte ber erften «uSgabe biefeS SBerfeS, bie Sßeibom 
1599 in grantfurt erfdjeinen lieg, wirb er „Dotter" ge* 
nannt; welkes Dottorat SKeibom meint, finben wir nidjt 
angegeben; aud) ©obelin felbft fdjweigt barüber, er würbe 
es aber wal)rfd)etnlidj wenigftenS toermertt §aben, wenn 
er fid) ben Doftor^ut wirflid) erworben fy&ttt, ba er 
über feinen römifdjen Aufenthalt, entgegen feiner foäteren 
$l)ätigfeit, toerfdjiebene Sfcotijen im „Cosmodromium" ein» 
fließen läßt. Ob me^r ffiert barauf ju legen ift, baß aud> 
©obelinS ftortfefeer ÄlödCener (ju Anfang beS 16. ftljrl).) 
il>n auf bem SCitel „Doftor" nennt (bgl. Steffen, ©efdj. b. 
SBSt. ?ßaberb. II, 152), bleibe baljingefteUt. «uf foraefc* 
liebem ©ebiete war er für feine #eit f c $ r bewanbert. 
©einem Aufenthalte in Italien t)erban!t er bie ÄenntniS 
ber italienifc&en ©pradje, bie er nad) feiner eigenen «n* 
gäbe 2 ) fließenb foradj; auefc im ©riedjifdjen §atte er 
Äenntniffe, bie er fid> an ber Äbbingl)of*©d)ule nidjt 
erworben §aben bürfte, fonbern in Valien, wo bie flafft* 
fdjen ©tubien eben wieber auflebten, ©eine JBelefen^eit 
war bebeutenb; außer Dielen flafftfdjen unb nad^flaffif^en 
pl)ilofo))l)ifd)en unb ^tftortfe^eu ©djriftftellern fannte er 
einen großen £eil ber mittelalterlichen ^iftorifer. ©ein 
fiatein ift Ijerb unb ecüg, unb wenn „ber ©til ber 3Renf$ 
ift", paßte es ju feinem <£t>arafter, wie wir i^n uns bor* 



l ) 9Wfat« ögl Bager 1. c. 19 ff. — *) Cosm. VI, 82 f 



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9 

pellen muffen, burdjau« nW&t übel. Jnbeffen ftidjt fein 
Stil, ttm$ Uorreftljeit betrifft, von bem feiner meijlen 
lateinfcfcreibenben beutfdjen ßeitgenoffen vorteilhaft ab. 
Sine fdjarfe ^Beobachtungsgabe tann man (Sobelin mit 
©runb nidjt abfprec&en; wenn er babei fid) uielfac^ als 
abcrgläubifcfc erweift unb von allerlei 2$orjeic&en, ©put 
unb ©unbergefc&idjten berietet, fo mar er barin ein ffinb 
fetner ßeit, er teilte in biefer JBejieljung bie ©d>wäd>e vieler 
größeren SIÄämter vor iljm unb naä) tym. ©enn man 
aber ben ganjen @jmf u. f. w. au« feinen jeitgenöffifdjen 
Senaten herausnimmt, fo leibet bie SBerftänblic&feit feiner 
Schlußfolgerungen in feiner SEBeife; be^alb fann biefer 
Umftanb gegen ben ©efc&tdjtsfcfcreiber ©obelin *ßerfon 
rooljl nid)t fonberlidj geltenb gemalt werben, ©in gewiffe« 
2Waß uon Seic&tgläubigfeit muß man tym jebod) jum SJor* 
wurf machen ; namentlich über bie ßuftänbe am päpftlic&en 
#ofe unter SBonifaj IX. §at er offenbar feinen @ewäl>r8* 
tnännern mel>r ©lauben beigemeffen, afe fte verbienten. 
3ftm ift als $iftorifer nur in bemjenigen unbebingt ju 
glauben, was er felbft au« (Erfahrung mitteilt; in feinem 
ganjen ©djriftftellertum Ijat er aber, bavon bfirfen wir 
überjeugt fein, bie fubjeftive SBa^r^aftigfeit niemal« ver* 
lefet. SDaß feine SWatur jur tjiftorifdjen Äritil in etwa 
oeranlagt war, beutet bie £§atfad)e an, baß er in einer 
©djrift ben SJerfud) madjte, bie Segenben von ber £1. Sa* 
Marina unb ben 1 1 OOO Jungfrauen in baS ©ebiet ber 
3Wärdf)en ju verWeifen. S)a biefe ©djrift verloren ging, 
ift es nic&t möglich, über feine JBegrünbung biefer liefen 
ein Urteil ju fäßen, aber foviel ift fidjer, baß er eine 
wiffenfäaftlicfcfritifdje Arbeit liefern wollte, ni$t etwa ein 
$amj>ljlet ober einen Angriff auf bie firdjlicfce ^eiligen* 
Verehrung. Überhaupt war ©obelin firdjlid) ftreng lorreft, 
er wußte aber bie Sßerfon von ber ©adje ju trennen. Oft 
föleubert er ben fdjwerften Säbel gegen bie ?ßerfon bes 



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10 

einen ober anbern $al>ftes, aber bie päpfttidie ©ewatt aud) 
nur entfernt anjugreifen, fällt i^m niemals ein. 

SJom ©efd)id)t8fc&reiber verlangen wir einen ernften, 
gefefcten, fittenftrengen S^arafter. Diefer ift o^ne Qtottftl 
(Sobelin* Anteil gewefen. ©ein SebenSernft leuchtet aus 
feinem „Cosmodromium" überall tyer&or; feine ©itten* 
ftrenge $aben aud) feine ärgften gfetnbe unb Sßeiber niefct 
ju bemäfeln gewagt, unb biefer Umftanb ift für feine ©e* 
urteilung al« Reformator auf bem ©ebiete be« ttrd)lid)en 
£eben$, worauf wir nunmehr fommen muffen, oon Ijer&or* 
ftedjenber SBebeutung. Über baS ?ßriüatleben (Sobelin* 
finb wir nid)t unterrichtet, aber baS muffen wir uns fagen: 
er gehört ju ben Scannern, über beren intimfien SebenS* 
umftänbe man gerne rec&t otel in (Erfahrung bringen 
möchte, inbem man übergeugt ift, bafj baS ©Üb feiner 
Saaten baburef) nidjt getrübt, fonbem nur oerflärt werben 
tonnte. 



III. (Sobelin flerfbn unter dem (Elektos Wilhelm von fienj 

ato Jlfarrer der iRarkktntye in Paderborn uro der Auftreaa- 

ktnf)e ju tttortnnj. 

Huf bem Sßaberborner ©ifdjofsftuljle fag toon 1394 
bi* 1399 ^foljann, ®raf Don #otya, ein ftreitbarer unb 
energifefcer SBifcfcof, ber ftd) leiber na$ #ilbc8ljeim toerfefeen 
liefe. Dem ptyftlidjen ©tuljle würbe fein ben tanonifdjen 
SJorf Triften entfpredjenber ^Bewerber borgef plagen; barauf 
ernannte Sßapft SBonifaj IX. einen Domherrn ©ertranb 
oon «rbaffani öon SRabenna jum 33ifd)of. SWadj aflem, 
wa$ wir bon il>m wiffen, war er tein un würbiger SWamt; 
bie Änerfennung als DrbinariuS ber Diöcefe würbe il>m 
oom Domfapitel nic&t verweigert, aber ba il>m feine ©ejjr* 
traft jur Verfügung ftanb, tonnte er ftd) bie Hnerfennung 
als weltlicher Surft titelt erzwingen, SllSbalb tetftete er 



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11 

Serjidjt unb fefjrte nadlj Italien jurüdf. Mad) bicfcm 
^ntermejjo, wie man es woljl nennen barf, ttmrbe jum 
SBifd^ofc gemäht unb Dom Zapfte beftätigt ©ilt>elm t)on 
93erg, ein jüngerer Sruber beS 33ifd)of£ {Rupert, ber 1394 
bei ber ^Belagerung ber SBurg *ßabberg ber <ßeft erlegen 
war. ©illjelm war erft 20 ^aljre alt, al$ ifjn bie ffialjl 
traf, bie wefentlicfy bem Umftanbe ju banfen war, baß er 
beh Äaifer SRupredfot Don ber Sßfalj jum Dljeim t>atte. 
Damit foü inbeä nid)t angebeutet fein, baß bie 83al>l auf 
einen Unwürbigen gefallen war, im ©egenteil, ber ftüng* 
Iing entwicfelte eine bewunberungSroürbige £f)atfraft unb 
war öon bem reblidjfien Streben naety «bfteflung ber 2Wiß* 
ftänbe befeelt, eine fittenreine Sftatur unb öon einem für fein 
Älter feltenen ffirnfte. ©o lautet ba$ Urteil ber meiften 
jettgenöfftfd&en Quellen; mit weniger günftig ift jebod& ba$ 
beS 3)omfd)olafter3 Dietrich Don (8ngelSf)el)m in feinem 
„Liber dissencionum" p. 31. Da biefer, wie er felbft 
erjagt, eine 3 ei tf an 9 ber Äanjler be$ ffiityelm &on SBerg 
war, muß er il>n näfyer gefannt ijaben. Dietrich fagt öon 
ber fpäteren SRcgierungäjeit ffitlljelmS oon JBerg, bie #err* 
fd&erwürbe Ijabe üjn in einen anberen attenfd&en üerwanbelt, 
ber ein ttjrannifdjeS Regiment geführt, öon ben ©einigen 
übermäßige Abgaben gefordert, il)r 33iel) für feine Äüdfje 
fonftäjiert, feine Prälaten unb bie ©eneftjiaten feiner Äirctye 
mit SBorliebe ab* unb anbere nadf) ©iüfür an ifjre ©teDe 
gefegt Ijabe. „®o Ijat er ben in Sfjrifto efirwürbigen SSatcr 
ipeinrid), Hbt oom \ji. $etru8 unb SßauluS ju Sßaberborn 
(b. f). Äbbinglpf), einen trefflidfjen 2Äann (virum elegantem) 
ju entfernen begonnen unb, foweit an iljm war, oon ber ?töt* 
würbe entfernt, inbem er fie bem eljrw. Sßilljelm Don $)ri* 
bürg, jefct Slbt in $elmarSl)aufen, ju übertragen fudfjte, fo* 
triel an itjm war." SEBir ijaben biefen Vorwurf beS Dietridf) 
öon ©ngel^e^m befonberä ljerüorgel)oben, um ju jeigen, 
baß beffen Urteil mit großer SBorfidjt aufgenommen werben 



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12 

muß. ®erabe baS 93orgel)en gegen ben Vbt &on Slbbingljof 
unb bie 3 u Pnbe im Älofter ift, wie fpäter bargelegt 
werben fott, SSilljelm üon 33erg unb ®obelin $erfon, ber 
SBilljelmS rechte #anb war, jur größten ©Ijre anzurechnen. 
STOan wirb beSljalb wol)l berechtigt fein, 1)ietrictys waljr* 
fäeinlidj oon Erfahrungen perfönlic&er Art ntd)t unbeein* 
flußteS Urteil mit einigen Säuberungen aufjuneljmen, wobei 
nicfyt abgeftritten werben foll, baß SBil^elm üon JBerg eine 
ftarre, Ijerbe SRatur gewefcn fein bürfte. Dafür fpridjt 
fdjon bte fcljatfüdje, baß (Sobelin fW} öei iljm wo$l füllte 
unb baß er biefem baS weitge^enbfte Vertrauen fdjenfte. 

£urd} welken Umftanb ®obelin bem ©leftuS auffiel, 
fo baß biefer iljn feine« befonberen SBertrauenS würbigte, 
wirb ntd^t fiberliefert, aber es fdjeint bieS alsbalb nacfc beffen 
{Regierungsantritte gewefen ju fein, unb ebenfalls bürfte 
ber (SleftuS i^m in ber erften Qtit feiner {Regierung bie 
Sßfarrftelle an ber 2Rarffircfce ju $aberborn über* 
tragen ^aben, wenngleich ftd} ber genaue ^eityunft nicfyt 
ftcfcer feftfieOen läßt. 1 ) 

3fn biefem lefeteren Amte (nzbtn bem er unzweifelhaft 
baS ©ombeneficium beibehielt, wie ftdj aus ber 1405 
3. ÜRärj ausgepeilten Urfunbe SBilljelmS üon SBerg über 
bie Verteilung ber fog. „Dbebienjen" am Dome nad) Älter«* 
ftufe ber Äapitulare ergiebt, togl. ©djaten Ann. Päd. ed. 
Neuhus. IL p. 482) tarn er mit bem {Rate ber ©tabt *ßaber* 
born wegen befffn Übergriffe in baS firdjtidje ®ebiet in 
flonflift. SBoljl in löbltdjer abfielt, nämlidj um bem über* 
mäßigen fiujuS gu fteuern, Ijatte ber {Rat fdjon 1380 eine 
83erorbnung erlaffen, baß jebermann, welker megr als ein 
(feierliches) ©eelenamt für einen SJerftorbenen abgalten 

*) 2Iuf einem um 1820 gemalten DIbilbe ber 2Harrtird&e im SBcfi^c 
bei 9Marftirdf)pfarrerö Prälaten Sfculanb wirb ©obeltn ^erfon alö erfier 
bem tarnen nod) befannter Pfarrer ber 2Rarttircf)e unter bem %a\)rt 1397 
angegeben. SBorauf fid) bie Angabe ftüfct, ift nid&t befanut 



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13 

laffe, bafüv an bcn Wat eine SKarf ©über afe abgäbe ju 
jaulen l>abe. l ) SSiSljer war e$ nämlich (Sitte gewefen, bei 
Seerbigungen Sßoljtyabenber brei ©eelenämter cetebrieren 
ju laffen. SSon einem *ßroteft ber geiftlidjen SBef)örbe 
gegen biefe Änorbnung ift nidjtS befannt, übrigen« fiel fie 
waljrfd&eintidj in bie ©ebiäüafanj jwifcfcen bent lobe be$ 
gürftbifd&ofs #einrid> III. unb ber ©aijl ©imon IL, 
©rafen Don ©ternberg. 35on ben Pfarrern ber ©tabt be» 
jeugt ©obelin, bag feiner gewagt l>abe, ftd) bagegen auf* 
guleljnen, fcergifjt aber aud) nidjt ju bewerfen, bafj ber 
SJerantaffer be$ SBefdjtujfeS tum allen öeradjtet in Sirmut 
geftorben fei. 

©er $aberborner SRat ging aber in feiner ©inmifdjung 
in firdjlidje Angelegenheiten nod) weiter, inbem er unter 
bent 15. ©ept. 1405 anorbnete, ba& bie ©eelenämter ftets 
am ©onntag ftattfinben foflten. Die« (£bift würbe burdj 
bie ©tabtbiener #au$ für $au$ befannt gemalt, ba bie 
Pfarrer ber ©tabt fid) fämtlid) weigerten, e$ in ber 
5Hrd)e ju promulgieren. @8 liegt auf ber #anb, bafc 
biefe Änorbnung ben firdjliefjen SBeftimmungen entfdjieben 
juwiber lief. SrftenS ift e$ verboten, an ©onntagen 
„fdjwarj ju lefen", jweitenä fyat am ©onntag ber Pfarrer 
bie attefcintention für bie ©emeinbe ju machen, fo ba§ er 
eine fold>e für einen SSerftorbenen nidjt annehmen fann. 
68 ift ein fefjöneS 3 cu 9 n ^ & c $ unerfdjrodenen 2Wute$ 
unfereS ©obelin, baß er ftdj gegen biefe Oftafjnaijme be$ 
9?ate$ gur SBe^r fefete, „getrieben Don beut @ifer für ba« 
#au8 ©otteS unb oon bem ©treben frommer SBefferung 
geleitet", wie er felbft fagt. 2 ) 8Jon ber Äanjel ber (befannt» 
lidj auf bem jefcigen Äettenplafce gelegenen, 1787 wegen 
angeblicher SBaufäHigfeit abgebrochenen) SHrctye er^ob er 



') Cosm. VI, 70. SBager a. a. D. 43 ff. 
*) 8für ba# Sotgenbe Cosm. VI, 70. 



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14 

gegen bie 3Äaßregel Sßiberfprudf) unb betonte: erftenS fei 
biefelbe gegen bie ftreiljeit ber Ätrdfje, jweitenS fei fie 
bem fanonifefcen 9ted)te juwiber. 

(SS blieb nidjt au$, baß ©obelin wegen biefeä Frei- 
mutes in 3Wißl>efligfeiten geriet unb oerbüdfjtigt würbe. 
2Wan befcfculbigte iljn, wie er fagt, be« £>od)mute£ unb ber 
#abfucfct, ©igenfdjaften, bie, foweit ftd) fein Gljarafterbilb 
mit ben üor^anbenen #tttf$mitteln t)crfteHen lägt, i^nt fremb 
gewefen fein bürften. 3Äan &erfud&te gegen iljn, oon mV 
d>er ©eite, fagt er nidjt btreft, wie gegen einen ÜWajeftätS* 
berbredjer üorjugefyen, mancher glaubte, er fei feine« SebenS 
nidjt fid&cr, aber trofcbem, fo betont er, fei er, auf feine 
ftirtenpfltd&t unb bie SBaljrljeit geftttfet, nidjt jurüdfgewidfjen. 
Daß er an ben anbern Pfarrern eine ©tttfee gefunben ober 
ein bifdljöflic&eS Singreifen erfolgt fei, fagt (Sobelin nid)t, 
fyätte es aber nicfyt unerwähnt gelaffen, wenn es ber 3faD ge* 
wefen wäre. Der 9tat blieb l>artnädtig, ©obelin war otyne 
SRüdHjalt; mit beweglid&en ©orten f Gilbert er felbft, wie er mit 
fid) ju State gegangen fei, was er tljun fotte, unb nad) langer 
Überlegung entfd&loß er fid> jum SBerjidfjt auf bie ©teile, 
um, wie er jur SBegrfinbung f>erüorl)ebt, „feine ©djafe 
nid^t ju SBölfen werben ju laffen". @S fdfjeint barin an* 
gebeutet ju fein, baß bie ©emeinbemitglieber in biefer 
©ad(je großenteils nid)t hinter tyrem Pfarrer ftanben. 
üßit ber ßeit, fügt ©obelin Ui, Ijabe bie |>ifce ber ©e* 
müter unb bie S3erfe^rt^eit ber ©Uten unb ©ebräudje ftdf) 
burdf) Abolition geänbert; ber ©rlaß war aber, als ©obelin 
fein Cosmodromium fd&rieb, alfo etwa gegen 1418, nodf) 
in ihraft. Dem «nfd&ein nadf) ift er überhaupt nidjt for* 
mcll aufgehoben, aber fdfjließlicfc burdf) SRid&tbead&tung außer 
©ebraudf) gefefet. 

SBann ©obelin auf bie $farrftelle üerjtc^tet Ijat, ift 
nidfct beftimmt anjugeben; JRofenfranj fagt, es fei bereit« 
1405 gefeiert; jebod(j ift baS nidfjt wa(>rfdf)einlic&, ba ber 



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15 

(grlafc fcC&ft crft Dom 15. (September jene« x ö ^ t e« baticrt 
unb aus (StobelinS SBorten beutlidj fjer&or^t, baß er 
lange Ijin unb Ijer überlegt fjat, beüor er fidj urüdjog. 

Dtefer SluSgang beS ©treiteS entjog i)belin bie 
©unft beS SleftuS md)t; triefleidjt Derlic^ bieft tytn jur 
©ntfdjäbigung bie *ßfarrftelle an ber 33urgft*eUe ju 
©arburg, mit ber er 1409 in einer fürftbifijjftidjen 
Urfunbe betraut erfd)eütt. *) SBann er biefe ©tcUuft über* 
nommen §at, ift nictyt ermittelt, ttenn aber SBatyertmju* 
nehmen fdjeint, 2 ) bafe es fid) hierbei um bie Übertragung 
eines einfachen SBeneftciumS geljanbelt fyabe, fo ift baSein 
Irrtum. Die große ?lnbreaSftrd)e auf bem SBarburgr 
SBurgberge, Don ber jefct nur nod) bie 8xt)\>ta („Äluft') 
übrig ift, tjatte nad) Subroig $agemannS ©djrift „Der 
ffiarburger SBurgberg", SBarburg 1893, ©. 27 ff., einen 
Pfarrer unb trier SJifare, unb ju ü)r gehörte eine anfe^n* 
lid&e *ßfarrgemeinbe. Die ©nfünfte ber $ird)e floffen aus 
bem 3ef)nten & e * na Ül e te* m Defenberge belegenen, jefct 
&erfd)ttmnbenen Dorfes ©il^eim. Unbebeutenb fönnen fte 
ni($t gewefen fein, ba gu Anfang beS 17. fta^rljunbert 
ftürftbiföof Dtetridj &on ftürftenberg mit ber #älfte biefe« 
#eijntenS, tüie $agemann mitteilt, bie Sßfarrftefle Stufen* 
brocf botieren fonnte. (Sine ©inefure nrirb bies Amt 
baljer tuotyl fd>toerItc& getoefen fein, ttenn fi<^ audj ber 
birette JBetoeiS nicfct führen lägt, bag (Sobelin in ffiarburg 
wo^aft gewefen ift. #n ber genannten Urfunbe toirb 
biefer gugleidj als Ä aplan beS ffileftuS bejeicfcnet, bie 
cinjige ffirwä^nung biefer feiner Stellung, toeldje bisher 
betannt ift. SBeibe 3hnter fc&einen miteinanber fdjtoer Der* 
einbar ju fein, ba bie ©teDung beS bifc§öflid)en ffaplanS 
bejfen Slnioefen^eit in ber SWälje beS ©leftuS erforberte, 
toemt es fid) mcfct lebiglidj um einen litel ^anbelte. @S 



') SBd ©traten, Ann. Päd. II, 496. - *) a. a. D. S. 46. 



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16 

ftefjt nichts » SBege, anjunefjmen, bajj (Sobelin Sßerfon 

etwa fett JÖ6 tljatfädjlid) als Pfarrer in SBarburg fun* 

giert ^at, *t &>ir über eine anbertoeitige geiftlictye fcljätig* 

teit fiber^n bis 1409 nidjt ba$ ©eringfte erfahren. 

$agemart* SWeinung (a. a. £). ©. 27) (Sobelin fei tvaljr* 

fdjeinlic? int 3 a D rc 1409 $nl>aber ber SBarburger $frünbe 

gctüorfrn, ift ttt<^t gut faltbar, öielme^r bürfte er fie nur 

bis irbaS genannte ftafjr beibehalten tjaben, ba er bann 

jumOfficial ernannt mürbe. Auf biefe SBeife erlebigt 

ftd&aud) Saaten« Stoetfel, 1 ) ber e$ auffällig ftnbet, bafc 

®(öelin in anbern urfunblidben Denfmälem („in aliis 

liferarum monumentis") Dfficial genannt werbe. $)a$ 

fcfetere Amt folgte eben jettlid) beut Sßarburger $farramte 

im Qfa^re 1409 ober 1410. 

IV. Gobelin* weitere reformatorif4je fltyittgkeit in Pader- 
born und ßitööeken bis jnm AbMngbofftreite; (Ernennung 
jnm •fftrial. 

Der gleftu« SSilfjelm öon JBerg tjatte nadj ber S3öb- 
befer (Jljronif be« 3ol>anne$ $robu$ (Ijanbfdjriftltcfc auf 
ber SBtbl. beS @d)loffe$ ffirpernburg) angeregt bur$ feinen 
#off aplan SBernarb SßluS, befdtfoffen, ba« im ttefften SScr* 
falle befmblidje Äanoniffenftift SBöbbefen einer neuen 
SBeftimmung entgegenjufü^ren, unb jttmr e$ ben »uguftiner* 
Sfjorljerren ju übergeben, tueldbe SßluS auf einer Steife im 
Älofter ftrenätnegen (im jefeigen Greife Singen) l>atte fennen 
unb adjten lernen. Die Ausführung biefe« SBorl)aben$ fiel 
©obelin Sßerfon ju, beffen Energie benn aud> bie nid)t ge* 
ringen ©djnrierigfetten übettoanb, bie fid) babei in ben 
ffieg fteHten. 

£aS Dorn Diafon STOeinolf nmljrfdjetnlidj um 836 ge< 
grünbete roeltlidje Damenftift SBöbbefen war nad) längerer 

') Ann. Päd. II, 496. 



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17 

3eit bcr SBlfite aus inncrn unb äugern ©rttnben förmlich 
jur 9tuine geworben. Den öernidjtenben ©djlag erhielt 
es, als 1370 in einer 3fel>be jwifdjen Slrnolb bon SBrenfen 
unb SEBennemar oon Sfürftenberg )u ©aterlappe, ber erftere 
mit feinen SKannen in SBöbbefenS Sttauern ^ffa^* f u $ te 
unb bort Don SEBennemar belagert würbe. Die tyreS $eimS 
beraubten ©tiftsbamen befdjwerten fid) beim bifd^öfXid^en 
©tu^Ie, weldjer SEBennemar ju einer Ijoljen ©ntfdjäbigungS* 
fumme verurteilte, bie inbeS auf bem Transporte oon ben 
Ferren t)on SBrenfen abgefangen unb ntc^t herausgegeben 
mürbe, ©ettbem blieb ber SSerbanb ber ©tiftsbamen jtoar 
formeQ befielen, aber bie (Smfünfte reichten nic&t aus, baS 
©ttft mieberjjerjuftellen ober aud) nur ben SWitgliebern einen 
anftftnbigen Unterhalt ju gewähren. Der auf ber fdjon 
ermähnten @d)lofjbibliotl>ef ju ©r^ernburg im aWanuffrtyt 
befinbltdje erfte SBanb beS JBöbbefer JfoptarS enthält eine 
5fteü|e oon Urfunben ber beiben legten Äbtifjtnnen ©o^ia 
ton Suren, ber jtoeiten biefeS SflamenS, unb SBalburgtS 
oom «Salbe (früher $riorin, feit 1390 äbtifftn), aber fte 
betreffen faft ausnahmslos Serfefcungen oon ©runbftüdten, 
bte jum großen Seile foäter nidjt nrieber an baS ©tift 
!amen. SRur bie Stbtifpn wohnte ju Anfang beS 15. 3fa^r* 
fyinberts nod) in einer #tttte im ©tifte, bie übrigen J?ano* 
ntffen Ratten anberStoo Unterfunft gefugt. 

3fm ftaljre 1408 erhielt ©obelin oon ffiilljelm bon 
JBcrg ben Auftrag, bie ©tiftsbamen jum S5erjid)te ju be* 
wegen, unb es gelang Ujm, fte am 1. ©eptember biefeS 
^afjreS jur Unterfdjrift ber barauf bejüglidjen Urfunbe ju 
fceranlaffen. J ) Äußer ber bereits genannten Sbtiffin waren 
nod) oor^anben bie Äanoniffen Abele üon $eerfe, Äbetyeib 
©djultefen, Äunigunbe Don SBelmebe, Sunigunbe SebbingeS 
unb ©Kfabetl) bon #eerfe; SReftor ber JHrdje ju Söbbefen 



l ) Äopiar $lx. 375. 
LVII. 2. 



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18 

war Qfoljanne* SReftidf, ?ßlebanu« Oßfarrer) bcr na§e bei 
Söbbefen gelegenen uralten ©t. 9ftartin«*Ätrc&e auf bem 
flerfberge, bie jum ©tifte gehörte, ^ermann Stytewegge. 
©iefer SBerjtdjt fdjeint aber nachträglich ju S^ipifl^^" 
geführt ju $aben, wenigftenS beruhigten fid) bie beteiligten 
nidjt babei unb fie würbe ba^er oon ©leftuS in einem oon 
(Sobelin berfafcten ©djretben 1 ) 1409 auf ftreitag nadj 
Kantate nad) SReutjauö gelaben, um ftdj bort wegen ber 
©treitfadje auSeinanberjufefcen. $of). JRefticf begeugt, ba§ 
er oom SleftuS biefen Auftrag erhalten unb i^n noefc am 
felben läge in §eerfe (wo er ffuratu« war) ben bort be* 
finblidjen ©tiftsbamen Abele bon |>eerfe unb ©lifabetl) Don 
$eerfe gegenüber ausgeführt fyabt. 3 um Mtgefefeten 
Termin erfdjten niemanb, wofjl {ReftidC ausgenommen, unb 
fo verfielen fie, nadj bem SEBortlaute be« SWanbatä ju ur< 
teilen, inSgefamt ber ©ffommuntfation. £)b alle ©djweftern 
ftdj unterworfen l>aben, wiffen wir nidjt; oon ber Äbtiffm 
liegt im ffopiar eine Urfunbe oon 1412 oor, in ber fie unö 
als einfädle JPauoniffe in $eerfe entgegentritt. Über ben 
SßlebanuS 8tytewegge Dorn Äerfberg Ijat ftdj ©eitere« eben* 
fall« nidjt ermitteln laffen; JReftid finben wir bagegen be* 
reit* 1409 als ©eltyrtefter in SJöbbefen unb ffaplan beS 
erjten bortigen *ßrtorS. 2 ) 

Über ben troftlofen ^uftanb beS ©tifteS »öbbefen bei 
feiner Umwanblung giebt uns ©obelin einen JBeridjt, 8 ) auf 
bem aHe fpäteren Darfteffungen tyauptfäcfclid) ju fufjen 
fdjeinen. ftnbeS fyat man ®runb ju ber Annahme, bafj 
©obelin, ber trofe beS SßiberftanbeS eine« Seiles beS *ßaber* 
borner JJapitelS unb namentlich beS Abel* (ber eine SJer* 
forgungSanftalt für feine SEödjter ocrlor unb öielfacfc JBe* 
ftfcungen beS ©tifteS herausgeben mufcte) bie Umwanblung 
burc&fefete, bie färben etwa« biet aufgetragen tyat. Die 



*) Cosm. VI, 90. - «) Sopiax «Rr. 529. — 8 ) Cosm. VI, 90. 



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t9 

JBouKdjfeiten waren nadj feiner Angabe tjotn Srbboben 
üerfdjwunben, bie Äirdje war fo verfallen, bafj flc in il>rem 
©d)mufe unb Unrat me^r einer §bf)U wilber 5Eiere al$ 
einem göttlichen 3*™*™ bienenben ®ebäube Äfinlidj fal>. 
Huf ben Altären ber Stabilen wucherte ©ejtrfiw wie in 
einem JBrudje, bie Äbtifftn wohnte in einer Stouemljfitte 
(„tugurio rusticano"). Die nod) übrigen ©tifttbamen 
nennt er vagae et pravae vitae mulieres : „umtyerfäweifenbe 
(iebertidje grauenSperfonen." 

SBaS nun bie JNoftertirdje betrifft, fo erfahren wir 
au* verriebenen Quellen, bafc 1406 ber flKettu« auf An* 
bringen be$ Domlajritete ben Sßlan fafcte, bie Reliquien 
be$ $1. SWtinolf au« biefer in ben Dom nadj *ßaberborn 
bringen ju laffen, was fl)m inbeä burd& bie Äfft ber benadj* 
boxten 83auernweiber vereitelt würbe, JBeim #erannaljen 
ber Deputation, bie Don 40 Weitem begleitet war, polten 
btefe Sßciber ben SReliquienfc&ein au& betn ^odjattar be$ 
Stores unb toerftedten iljn in einem an ben ©fibturm ber 
ftird>e angebauten Stade. Die Deputation mußte fidj nx\* 
t>errid)teter ©a$e gurfidbegeben, bie Reliquien würben, 
wie ein im SBeftfce be* Direftord be« *ßaberborner Älter* 
tumSüereinS Dr. SÄertenS befinblidjeS 2Äanuftrtyt be« 
befannten «uguftiner* ftobotuä STOattenllobt (um 1680) 
nadj „SWbbeter $anbf d>riften M berietet, gunäd^ft nadj ber 
SBeweteburg gebraut unb oon bort fpätcr in bie Äirdjen* 
rutne jurfldgeffifjrt 

Die grauen tonnten alfo in bie &trd>e einbringen, 
ob mit ober oljne ©djlfiffel, wirb mdjt gefagt; ebenfo ift 
nid)t Aar, in weiter SBeife fte fi$ be« ©greine« be* 
mädjtigten. Sfber immerhin Ijatte man bie {Reliquien bisher 
bort gelaffen unb tonnte audj foäter baju übergeben, fte 
borten jurüdjubringen. ÜRan tann alfo fdjwer annehmen, 
bafc flc allen Unbilben ber SBitterung auägefefet waren, an* 
fdjeinenb war wenigjtens ba* Qtyor no$ in leiblichem 3u* 

2* 



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20 

ftanbe. &I8 bie Äuguftiner eintrafen, ridjteten fte juerft 
nid&t bie S?lofterfird&c ein, fonbern bic ebenfalls ruinent)afte 
Äird&e auf bem $erf berge; bafür aber giebt ber Umftanb 
Jjmretcijenbe CErflärung, ba§ bie JHofterfirdfje nadf) bem 
ernannten SBcrid^te 3Rattenflobt« unter bem %t\t er bitte 
ftanb, alfo bort lein ©otteSbienft gehalten merbcn burfte. 
Da« ftnterbift ermähnt aud) ber ßeitgenoffe (Sobelin« ftol). 
*ßrobu« in feiner bereit« namhaft gemalten Sljrontf 
5BI. IV. 2. Übrigen« geljt audf) au« ber Art unb Sßeife, 
mie bie Äuguftincr fiel) bei iljrer Wnfunft bie ©ebäube nufe» 
bar mad&ten, Ijeröor, ba§ ba& Gljor ber Äird&e nod& öer* 
menbbar mar. 

Ob (Sobelin« Hu«brudf „vagae et pravae vitae 
mulieres a im fd)ärfften XBortftnne ju nehmen ift, bürfte 
fraglich erfd&einen. ^unädjft W & ic Äbtifftn Sßalburgi« 
Dom ffialbe bie ganje 3eit in ber ärmlid&en #tttte gemofjnt 
unb treue SBadjt am #eiltgtume gehalten; fpäter jog fte 
ftdf> al« einfache ©ttft«bame nad| $eerfe aurfidf, mo aud} 
smet iljrer ©enofftnnen Unterfunft fanben. $n #eerfe mar 
aber mar bie Qufy ftrenge, „pravae vitae mulieres" 
Ratten bort feinen ©inlafc erhalten. 85on ben übrigen 
öicr ©ttft«bamen erfahren mir freiließ nid)t«, aber man 
foCTtc meinen, menu iljnen (Ehrenrührige« nadjjumetfen ge* 
mefen märe, tjätte itjr Änfprudf) auf Sßenfton fdf)merltd|) 
SBerficfftdjttgung gefunben. Hu<J} fü^rt ©obelin nid&t bie 
geringften ©iujcl^eiten an, bie er ben ©d^meftern jum 3Sor» 
murf machen möchte. 2Bir §aben fcfyon bemerft, bag Sobelin 
feinem Stjarafter entfpredjenb §erbe in feinem Urteil ge* 
mefen fein bürfte; f)ter fommt ^inju, bafj iljm baran lag, 
unter aßen Umftäuben bie JJanoniffen gu entfernen, ba er 
f\ä), unb gmetfello« mit {Red&t, fagte, bag nadf) Sage ber 
Dinge an eine neue SBIüte be« ©tifte« nid)t ju benfen mar, 
hingegen aber Don ben Huguftinern eine fegen«reid)e 2^)ätig* 
feit für eine gefunbe Deformation ermartet merben burfte. 



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21 

Die ÄugufHner in SBöbbefen Ratten anfangs mit ntd&t ge* 
ringen ©djmtertgfeiten ju fämpfen, balb aber entfaltete baö 
neue $t loftcr eine erfreulidje SBlfite unb mürbe lange ein #ort 
ftrd)lidjen ßebenS unb fir^lid^er 3 uc §t- 

(5$ muj; Ijier no<^ furj bie befanntlid) umftrittene 
grage befprod&en werben, ob unb feit mann ©obelin *ßerfon 
Official ber Sßaberborner Äurie, alfo nad) bamaligem 
©ortfinne im allgemeinen ba$ gemefen fei, ma« jefct mit 
©eueralöifar bejeidjnet mirb. $n bamaliger 3eit mar es 
nidjt feiten, ba§ in berfelben Diöcefe meljr als ein Official 
mit befonberö umgrenjten ÄmtSbefugniffen tljätig mar; es 
mürbe ba^er ntd&t bireft gegen baS Dfftcialat ©obeltnö 
fpred>en, menn gleichzeitig mit iljm ein anberer als folget 
bejeid^net mürbe. $)a$ ift audj jur Qdt *> cr ©irren 
jttrifd>en ©tlljelm öon SBerg unb bem Domfapitel furj öor 
ber Kbbanfung beS (EleftuS t^atfäd^Iid^ auf furje 3eit ber 
2ratt gemefen, aber babei Ijanbelte es ftd> um einen au$* 
brüdflid) al$ Official „in pontificalibus" bejeidjneten 
©eifilid&en. gür ©obelin« Dfftcialat aber ftnb foöiele 
^eugniffe öorl)anben, ba& SBeffen« ,3meifel 3 ) <&* unhaltbar 
ju betrauten finb. 3unäd&ft nennen bie fämtlid&ett Drudte 
twn ©obelin SßerfonS ©Triften iljn auf ben Titelblättern 
übereinftimmenb Official, fobann unterjeid&net er ftdj in 
einer in ©iganb« Hrd&to III, 2 ©. 188 abgebrühten f)tn* 
fidtflidj tyrer Scheit unDerbäd^tigen Urfunbe über baS 
Officium in ffitteln öem December 1410 felbft als „officialis 
curiae Paderbornensis". ©ritten« pnbet ftd) in ber auf 
ber ©d}lofjbibliort)ef in ffirpernburg tyanbfdjriftlid) aufbe* 
ma^rten 2Wbbefer S^roni! be8 ^ermann #ofepl) JBrüftfen, 
©aceflan in JBfiren, öom Qfa^re 1739 baS SBerjeidjniS 
ber Sßrofeffen be$ ÄlofterS JBöbbeten öon feiner SBeftebe* 
Iung burdf) bie «uguftiner an, meldjeS augenfd^einlid^ auf 



l ) ©cfe$. b. ». ?ob. I, 290, Hmtt. 2, 



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22 

autljentifdfjen Äufaetd&nungen beruht unb bort ift ©. 135 
beS SWffpt. eingetragen: „Gobelinus Persoen, quondam 
officialis Paderb. Decanus Bilveld. resignatis präbendis 
hie professus moritur 1425". a ) (#ier erfahren mar ju* 
gleich nidfot nur baS bisher jtoetfetyafte $obe$jal)r ©obelinS 
fonbern aud) bie httereffante SEljatfad^e, baß er nod& in beit 
lefcten 2eben$jat)ren Sßrofeß abgelegt tyat unb al« Äugu* 
fttnermönd) geftorben ift.) 

SBann ift Sßerfon Df final geworben? Qn ^ cr ^ r * 
funbe über bie SReftgnation ber SBöbbefer legten tbtifftn 
t)om 1. ©ept. 1408 erfd&eint nod» „Gerhardus Officialis" 
al$ 3euge; 2 ) in ber Urfunbe Dom 10. UM 1409, in melier 
bie ©Efornmunifation über bie „f>al$ftarrtgen" ©tiftsbamen 
auSgefprocijeu toirb, treffen hrir ebenfalls „Gerhardus 
Schuddecromen" als Official, unb Sßerfon erfctyeint barin 
als „Dominus Gobelinus" auf beffen SRequifition bie 
beugen gelaben fein. 8 ) SBeffen Ijat fomit ganj SRedjt, menn 
er fagt, baß SBöbbefer Urfunben üon 1409 öor ben Un* 
ru^en toegen ÄbbingtyofeS ©erwarb ©d&ubbecromen als Offi* 
cial aufführen, unb (Sobelin muß in ber 3eit na $ ^ em 
10. 2ßai 1409 unb öor bem S)ecember 1410 Official ge* 
toorben fein. SBatyer meint, au« bem Umftanbe, baß 
Sobelin 1409 bei ber Umuanblung beS SflofterS JBöbbefeu 
bie SfonaefftonSurfunbe an ben «uguftiner*$rior abgefaßt 
t)abe, auf eine amtlid&e Stellung beS SBerfafferS fd&lteßen 
ju muffen, eine Änftdjt, bie faum faltbar erfd&eint. 



V. (Sobelin* Krformwrfudje im Älofler aMtm^of. 

Äurj nad^bem ber *ßlan ber JReorganifation SBöbbefenS 
in« fflert gefefct mürbe, faßte SBiQelm öon Serg ben @nt* 



l ) %iblioti)didd)tn 95. — •) ßopiar 9lr. 375. — 8 ) Äopiar 
3fa. 527, 



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23 

fdjlujj, bcn in bcr JBenebtftinerabtet Äbbingf)of etngeriffenen 
SWt&fiänben ju fteuern. <E« unterliegt wotyl faum einem 
3weifel, ba& ©obelin Sßerfon aud> hierbei ba« treibenbe 
(Element war; n>ic er audj wttJjrenb be« ganjen Verlaufe« 
ber Angelegenheit im SBorbergrunbe fteljt. Da un$ bcr 
genaue ^eityunft ber (Ernennung Sobelin« jum Dfficial 
nid&t betannt tft, lägt ftdj nid>t fagen, ob er fdfron ju «n* 
fang ber Äbbingfjofer {Reformöerfucfce mit biefer XBürbe 
befleibet mar; aber ba er im Gosmodromium ftetö &on 
bem „Dfpcial 11 ftmdfjt, womit er ftdfr nur felber meinen 
tann, barf man mit aller 2Batyrfdf)einlid|)feit annehmen, ba& 
feine (Ernennung mit bem beginn be« Sftbtngtyofftreite« 
jeitlicfc jtemlidf) aufammenfäHt. 

Den äufceren Stnlag jum (Eingreifen gaben bem 
(Eleftu«, bejw. Sobelin $erfon, ©treitigfeiten jwifd&en bem 
Slbte unb bem Sßrior wegen ber Verteilung ber (Einfünfte 
be« Älofter«, wobei ber Sßrior au« bem Älofter fjatte 
weisen muffen, ber ftdf) nun flagenb an bie bifcfcöflid&e 
JBe^örbe wanbte. Die grage ber (Einfünfte l>atte in Ab* 
bing^of fd&on oielfadf) ju ßwiftigfeiten geführt. Äurj nad& 
ber SRitte be« 14. Qaljr^unbert« unter bem Äbte Qo^anueö 
«tylwer (1357—1362) war im Älofter unter aWi&ad&tnng 
ber Orben«regel befdjloffen worben, bie (Einfünfte fo ju 
teilen, bafc ber Vbt ein Drittel, ber *ßrior unb bie übrigen 
Älofter*3;nfaffen bie beiben anbem Drittel erhalten fottten. 
Dtefe Änorbnung war ju einer Quelle ftänbigen ©treite« 
geworben unb führte jur Sodterung ber gefamten Älofter* 
judjt. Sobelin« Abfielt ging augeufd&emltdf) bafjin, junäd^ft 
biefem SJÄifcbraud&e ju fteuem unb bann jugleidf) bie übrigen 
SWigftänbe abjuflellen, weld&e ftdf) in ben legten ^faljrjeljnten 
eingeniftet Ratten. Sobelin ffiljrt un« biefe im Cosmo- 
dromium einjeln öor unb erwähnt befonber« bie 33ernad()* 
läffigung ber geiftlid&en Übungen. Da« Älofter war fetyr 
retdj geworben, e« befafc runb 200 größere unb Heinere 



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24 

J£)öfc unb ©üter. Söenn baöon audj manche in ftolge bcr 
Verheerungen burdj bie ftänbigen fjc^ben unb Kriege ntd)t 
Diel ober garntdjts einbrachten, maren bie CEinfünfte bod) 
fo gro§, bafj bev &bt einen ffirftlicfyen #auSljalt führen 
fonnte, maS aQerbtngS nid&t f)inberte, bafj er ben *ßä$tern 
oft genug mit feinem ©efolge jur Saft lag. aftit ber 
Üppigfeit uertrug ftd^ bie ftrenge JDrbenSregel feljr fd)led)t 
unb fo lann man (Sobelin gern glauben, bafj ber geift* 
lid>e Sifer feljr ju münfdfjen übrig lieg. 

Äu&erbem ermähnt Sobelin ©d)äben in ftttltdjer 33e* 
jiefyung. @r f)ebt t^erüor, ba& eine ftrauenSperfon, über 
beren Qualität er fidf) ntd>t näljer auflägt, innerhalb ber 
JHoftermauern motzte, maS nadj ber JDrbenSregel, meldje 
Älaufur öorfd>reibt, burdfjauS unjuläfftg mar. Sftadf) allem, 
maS mir aus ber ®efd()id)te Slbbtng^ofS miffen, bürfte 
biefer aWtgftanb jtemltd) jungen Datums gemefen fein. 
%xn ftaljre 1362 mürbe jum 2Lbt gemäht Äonrab oon 
Ätlenfyufen, ein burd&auS mürbtger, ernfter 2Wann, über 
ben aud) ntdjt bas ©eringfte ^)crabfefeenbc befannt ift. 
SBte un3 fein fpäterer Üflad&f olger 23runo OfabrittuS 1 ) aus 
ben 9(bbingt)ofer Ärd^ioen berietet, bellagte er tief bie 
©emalttfyaten, meldte gegen bie SMöfter uerübt mürben; 
grabrtttuS fd^reibt il>m angeborene SBetS^eit ju, unb üon 
feinem ©ifer für bas §auS ©otteS legt bie Xfyatfad&e 
3eugniS ab, baß unter üjm nid)t meniger als fieben Altäre 
in ber alte^rmürbigen Älofterfirdje fonfefriert mürben. 3ludj 
mürbe mä^renb feiner {Regierung bas ntm $ofpij meftlid) 
oom Slofter cingemeüjt. 

@r regierte bas Softer bis 1407; nad) if)tn fam 
#etnrid) III., in beffen 3 e ^ bzv S^ift mit bcm Cleftu« 



*) „De vitis Abbatum Monas terii, quod Paderbornae Sanctorum 
Petri et Pauli vulgo Abdinchhof nuneupatur 8 ; SRanuffript im Sefifce 
M SUtcrtumö9ereinö ju SPaberborn. 



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25 

ffitnjeltn *on 33erg fällt, brutto ftabritiuS l)ütet ftd&, ein 
©ort bes ßobes über biefen feinen 33orgänger in ber Äbt* 
mürbe nteberjufdjreiben, mäljrenb SfBil^cIm wn SBerg Don 
iljm bie Änerfennung erhält, baß er 14 ftaljre lang bem 
2K$tume „mdjt otjne SRuIjm" oorgeftanben l)abe. 

Die eigentlichen ©dfjäben, abgefefjen öon ber ©üter> 
teilung, bürfen mir alfo, fomeit uns bie Quellen HuSfunft 
geben, mot)l als nidjt gerabe alt unb als mefentlid) mit 
ber *ßerfon beS ÄbteS #einrtd} III. fcerfnüpft anfel)en, 
moffir au$ ber Umftanb fprid&t, baß XBityelm oon 33erg, 
bejro. ©obelin $erfon, ftd^ erft 1409 jum ©ingreifen üer* 
anlagt fal). 

gür bie ®efd)idf)te beS BbbtngljofftreiteS finb wir 
fojufagen auSfdjließlidi) auf ©obelinS Darftetlung im 
Gosmodromium angemiefen; aud) ©dfjaten, Ann. Päd. II, 
497 ff., ift iljm in feiner Ausführung öoDftänbig gefolgt. 
SBenn mir and) bei Sobelin baS befte Streben nadj 
Dbjefttoität annehmen, fo bürfen mir uns nid&t üerlje^len, 
baß er uodf) met)r mic bei ber 93öbbefer ^rage als Partei 
fdjretbt unb feine Neigung jur ©d&marjfeljerei mit in 
Sered^nung gejogen merben muß. 

3m Oftober 1409 fagte ber @leftuS eine SJifttation 
bes ÄlofterS an unb erfd)ten mit ®efolge, in meinem fidf) 
©obelin *ßerfon, fomie audf) ber neue *ßrior Don SJöbbefeu, 
3ol). 2Bael, befanben, jur feftgefefeten Qtit. Der Äbt 
fyatte ftd> öuf biefen Sefud^ in feiner SBeife uorbereitet; er 
Ijatte nid&t bloß ben größten STcil beS 6tabtfleruS hinter 
ftd>, fonbern aud) bie SBttrgermeifter unb ben 8?at ber 
©tabt nebft fielen Sßatriciern. SBeibe SBfirgermetfter, ber 
©iabtrat unb angefeljene Sfirger maren, als ber Surft* 
bifd&of eintraf, im ffapitelfaale nebft bem Wbt unb ben 
SWöndjen, bie größtenteils auf ber ©eite beS ÄbteS ge* 
ftanben ju Ijaben fd&einen, uerfammelt. Der SleftuS for* 
berte bie nidf)t jum Älofter gefyörenben Änmefenben auf, 



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26 

ficfc ju entfernen, erhielt ober jur Antwort, man »erbe 
ftd) nur nadj ben ©eifungen be$ Äbte« rieten. Die 
SHfttation mürbe batnit oereitelt, SMtyelm toon SBerg jog 
ftd> mit feiner Umgebung jurücf unb beringte fofort über 
ben %bt unb bie miberfpenftigen 2Bönd>e bie (Ejfommum* 
tation unb jugleid) über bie ©tabt unb bie Orte, in benen 
fi$ ber Stbt ober bie ejfommuntjierten 2Rönd>e aufhalten 
foflten, ba* Qnterbifi. ©er Sßaberborner ÄleruS beamtete 
bie fanomföe ÜWafcregel; fteben ÜWonate lang fjörte in ber 
©tabt ber öffentliche ®otte3bienft auf. S)iefe ÜWafcregel 
traf ba* Älofter ferner unb ber 8bt legte burd> Cermitt* 
lung bes $)omfapitel$, meiere« offenbar mit bem (EleftuS 
unb (Sobelin, feiner rechten #anb, auf gefpanntem Qfufce 
ftanb, Berufung an ben päpjtltdjen ©tuljl ein. Sei biefer 
Gelegenheit mürbe bie 3frage jum Auftrag gebraut, meldjer 
t)on ben beiben $äpften toom Jfapitel anertannt merben 
foDte: ber oben ermähnte «lejanber V. ober *ßeter oon 
Suna, ber ©egenpapft. ÜÄan entfcfcteb ftd) für ben erfteren, 
an tyn ging alfo bie JBefd&merbe. SWcfct oljne (Erfolg: 
Wejanber V. §ob 1410 lurj oor feinem lobe baS $nter* 
bift auf, morauf bie gotte$bienfHtdjen Qfunftionen oom 
©tabtfleruS mieber aufgenommen mürben. Gobelin be* 
Rauptet, bie Aufhebung fei burd> JBeftedjung beim $apfte 
erfd)ltd>eu morben, ein meitere* 3 cu 9 n ^ bafür ift nidjt 
borf>anben. 

©et ber allgemeinen Stimmung in ber ©tabt, mo 
man mafjrfdjeinlid) aud& fürdjtete, bajj «bbing^of ben 
ftrengen ttuguftinern überliefert merben foOte, tann man 
leidet beuten, ba| 8Bül)elm uon SBerg feine Stellung burefc 
bad ©orgeljen gegen ba$ Älojter nid)t befferte, jumal man 
e* ü>m mit töedjt verargte, bajj er nodj} immer jögerte, 
ft$ bie ftrdjlidjen {Beiden erteilen ju laffen; ber flarfte 
JBemei* bafür ift, bafc er bie SBürgerfäaf* bei feinem 
Dtjeiro, bem Äaifer {Ruprecht, megen ©iberfpenftigfeit Der* 



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27 

ftagte, n>elc&e$ SJerfaljren infolge be$ nod> im ftaljre 1410 
erfolgenbeu £obe$ beS lefcteren nic&t jum ÄuStrag ge* 
langte. 

Sei ber ?ßapftmaljl würbe Äarbinal SBaltfjafar Don 
Eoffa auf ben rihntfdjen ©tuljl erhoben, ber ben SWamen 
gotyann XXIII. annahm. ÜDer ©leftus fanbte feinen Offi* 
cial ©obeltn Sßerfon jur Krönung beS neuen SßapfteS nad) 
Mom, ber furj na# beffen am 10. UM 1410 erfolgten 
^nttjronifation bei Ujm eine «ubienj fyattt unb i^m ein 
felbjtoerfagte* latetnifdjeä @ebid>t ju (gfjren ber #eim* 
fud>ung SRartä überreifen burfte, üon bem ©obelin nur 
bie $nfang$tt>orte: „Tecum prineipium" mitteilt. 1 ) Ski 
ben fonftigen groben, bie nur Don feinen poetifdjeu 
Stiftungen au$ feinen ©Triften überliefert erhalten Ijaben, 
bürfte bie fiitteraturgefdjidjte biefen ©djaben leidet tragen 
tonnen. @S ift nid)t umoa$rf4feinlid), bafc bei biefem %\u 
laffe bem SJertreter beS Sßaberborner f^ürftbtfd^ofd öon 
©eiten beS SßapfteS eine «uSjeidjnung »erliefen morben 
ift, unb toenn Sdjaten 2 ) fagt, baß er ©obelin Sßerfon „in 
aliis literarum documentis a als Procurator Camerae 
Äpostolicae benannt gefunben Ijabe, fo tann man leidjt 
ju ber Annahme fommen, bafe bie Ernennung bamals 
erfolgt ift. ©obelin felbft erioä^nt bat>on nid>ts, aber ba 
er feine (Ernennung jjum Official nid)t einmal mitteilt 
fann man biefe ÄuSlaffung nidjt gerabe uertuunberlid) 
finben. 1)er Slang eines Procurator Camerae Äpostolicae 
ftanb jubetn im beften ©inHang ju feiner gefamten ©tel* 
Iung im ^Saberbomer 33iStum. Die Camera Apostolica 
Ijatte in erfter Sinie mit ben päpftlidjen ^inanjen ju tljun, 
au&erbem mar fie föidjteriu in CernmltungSfadjeh unb in 



») Cosro. VI, 90. — *) Ann. Päd. II, 496. SMefe «emerfung 
fann ftd) föwerlidj barauf fcegieljeit, bafj ©obtlin Cosm. VI, 78 erwähnt, 
bafe er 1385 »de familia Camerae Äpostolicae" gnoefen fei. 



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28 

(Streitigfeiten bcr Äurialen. Somit wohnte jenem föange, 
wenn er audf) nur als £itel üerliet)en war, ber ©runb* 
cfyarafter einer rid&terlid)en SSoßmad^t inne, unb für ben 
Offtctal, ben SSorfte^er be« geiftltdjen ®erid|)teS, war eine 
fold^e ÄuSäeidjnung {ebenfalls eine angemeffene. 

Xrofc bcS erften mißlungenen SScrfud^cö, in Stbbtngtjof 
eine SReform burdfouffiliren, ließ ber ffileftuS nid&t öom 
83erfudf)e ab, bie Älofterjud^t wieberljerjuftellen. (Er Der* 
langte breierlei: 1) Unterlaffung ber ftmoniftifcijen Auf* 
nannte üon DrbeuSbrttbern, 2) Entfernung ber bereite er» 
wäljnten 3frauenSperfon aus bem Sereid&e ber Stlofter* 
mauern, 3) ©ieberaufnaljme ber geiftlidjen Übungen in ber 
alten ftorm. *) 9tod& ju Sebjeiten feine« DljetmS, bes #ai* 
ferd 9?upredf)t, Ijatte er ftd^ an biefen um ^ufenbung eine« 
auswärtigen SBenebtf tinerS jur fflieber^erfteüung ber Älofter* 
jud)t gewenbet, unb auf beffen SJeranlaffurtg erfd&ien aud) 
ein greifer *ßater aus einem Jflofter ber 1)iöcefe Ctdjftätt, 
welker 60 Xage lang beim Dfftciaf, alfo (Sobelin Sßerfon, 
©oljnung natym. Aber äße JBemü^ungen biefeS 3Rönd&eS 
waren öergebenS; niemanb au« bem Jflofter ober t>om 
Dom* unb ©tabtfleruS fttmmerte ftdf) um i§u, audf) bie 
3)roljung beS ©leftuS mit (Einferferung ber wiberfpenfttgen 
DrbenSleute Ijatte feinen (Erfolg unb jur S3erwirflidjung 
ber Drohung wagte SSMlljelm öon 33erg augenfd&emlid) 
nid&t ju fdfjreiten. 35er frembe Wönä) mußte unöer* 
ridf) teter Dinge abjieljeu; mittlerweile aber entlub fidf) nad) 
®obelinS eigener Darfteflung ber gange ®rolI ber 2lbbing* 
fjofer gegen ben Offtctal, ben man, unb woljl nid&t mit 
Unrecht, für ben Urheber aller Unannefjmlicijfeiten §ielt. 
(Er würbe öffentlich befd^impft, man mad&te nadj feiner 
Angabe fogar ben SJerfudfj, fyn ju vergiften, unb gwar 
foC am 17. ÜÄärj 1411 ein üflönd) öon «bbingljof, ber 



! ) 5ür ba* golgenbe Cosm. VI, 92. 



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29 

mit mehreren Älerifern unb Saien ©obelin in feiner 
SJoljuung befud&t Ijatte, ifjm ein rötliche« ©tftpuloer in bie 
©peifen gettjan fjaben, wa$ aber nodf) red&tjeitig betnerft 
worben fei. üWit wie Dielen trügerifdjen Angaben bie 
2Röndje unb iljre ©önner iljr treiben cntfd&ulbigten, unb 
wie oft fi* bei ü>ren föänfen ertappt worben feien, will 
Sobelin nidjt fd&ilbern, nidjt wegen ber SBfirbe ber $er* 
fönlidjfeiten, fonbern wegen ber SEBürbc beS Orte«. 

$)aft S33ilf)elm Don SBerg mit bem $lane umging, ben 
Äbt Jpetnridj abjufefcen unb einem nicfyt nä^er befannten 
JBil^elm öon Driburg biefe 8Bürbe ju übertragen, be* 
jeugt, wie fd&on öorljer ermähnt, ©ietridi) Don <£ngel$* 
jjeljm. *) Diefer ffiityelm bürfte inbeS eine nid&t unwürbige 
*ßerfönlidf)feit gewefen fein, ba er um bie 3eit, als Dietridf) 
üon ©ngel«l)el)m fd&rieb (ca. 1440) nadf) beffen SWttteilung 
ju ber abtmürbe gelangt war, unb jwar in ^elmar^aufen. 
$ätte biefer ©d&riftfteCer, ber ifjn fd&ltd&t als „reverendus 
dominus" bejeid&net, gegen ityn etwa« 9iad|teilige$ toor< 
bringen fönnen, würbe er ntd)t öerfef)lt Ijaben, es an ber 
betreffenben ©teile ju tljun. 3Wit biefer fflarftellung ift 
audf) bie SSermutung föofenfran}' 2 ) abgetan, bafc XBil^elm 
üon ^Driburg ütoa ber Don ©obelin nidjt mit Kamen ge* 
nannte Dfftcial fein fönne. 

©treft fyattt ber ©IeftuS, ober nötiger ©obelin $erfon, 
in Äbbing^of nid&ts erretdfjt, aber immerhin bürfte baS 
SSorge^en bod> einen nid)t unbebeutenben moralifd&en erfolg 
erjielt Ijaben, infoweit, baß bie oorljanbenen ©df)äben nid&t 
erljeblidf) weiter fragen. SWan barf ba« wot)l barauS 
f fließen, bafc im %df)xt 1418 bei ber in ffonftanj be* 
fd&loffenen ©enerafoifttation ber 83enebtfttner*S?löfter ber 
SKainjer Äird^enproöinj es *wei $ifttatoren aus Elugnty 
o^ne SBiberftanb gelang, fowofyl bie ©emeinfamfeit ber 



') Hb. diss. p. 31. - «) a. a. D. @. 16. 



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30 

©fiter ttriebcrf)crjufteHen als hie Strenge ber alten DrbenS* 
reget wiebereinäuf filmen. *) 

VI. Verlegung ftee »fltcialatö Rad) fitelefelft. (Sobelin als 

Stator Us tiietnms Paderborn ttttb alß Demant ju fltele- 

feli. Seine legten fcage. 

Sftadj ben ©treitigfeiten wn 1411 mar baS SBcrljältniS 
beS (EleftuS ju ber ©firgerfd&aft, bem Kapitel unb bem 
Wbel immer unleiblictyer geworben, ©il^elm Don 93erg 
würbe burd) beftflnbige gfeljben öotljtänbig in Änfprudj ge* 
nommen, er fam nid^t baju, ftd) bie SBei^en erteilen ju 
laffen, ber felbftbewufcte Oeift regte fid) in ber SBfirger* 
fdjaft meljr unb meljr, babei würbe ber (SleftuS, wenn 
©tetrid) oon (Engelsljetjm ju glauben ift, 2 ) immer l>errifd>er, 
fo lata e* fd^Cteglid^ jum offenen UrtegSjuftanbe jwifd&en 
gürftbifdiof unb ©firgerfd>aft, bei bem baS &apitel auf 
bie @eite ber (Segnet SßtlljelmS trat. ©S ift Ijier nid|t 
ber Sßlafc, biefe SBerwicftungen im ffiinjelnen barjulegen, 
jumal (Sobelin $erfon tynen ferngeftanben ^aben bürfte. 
©owoljl mit 9?fi<fftd)t auf bie ©idjerfjeit feiner $erfon, 
weldje er öon öerfdjtebenen ©eiten bebroljt glaubte, als 
ber ftreiljeit ber SRedjtfpredfoung beS geiftlidjen ®erid)tes 
falber wußte er ben (EleftuS ju öeranlaffen, furj nad> bem 
«bbingtyofftrette ba* Dfftcialat nad) SBielefelb ju *>er= 
legen, wo atfo aud> ©obelin fortan feinen SBof)nftfc naljm. 

Das ffapitcl l>atte injwifdjen feine Stellung ju 9Bil* 
f)elm oon S9erg fo öerfdjärft, baß es an bie 2Baf)l eines 
anbern SBifdjofS ober ÄbminiftratorS backte, woju eine 93e* 
redjtigung an ftd) ntdjt beftritten werben fonnte, ba bie 
grijt, weldje bem (EleftuS jum empfange ber ffiei^en ge* 



') SRäljere« Bei ©re&e, ©efdj. t>. §ibbing^of ©. 96. 
«) lib. diss. p. 31. 



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31 

[teilt mar, iljr ffinbe erreicht fjatte. Xrofc aller ©egner* 
fdjaft blieb aber ffiilljelm Don ®erg ftegreic^ unb et mar 
nafp baran, ber unbeftrtttene Gebieter ju werben, al* Srj* 
btfdjof ftrtebrid) Don Äöln 1414 bie otogen fc^Iog. (g* 
fam jur 3)oppeftoat|l; ber eine Xeil beö ßapttel« entflieh 
ftd> für unfern ffleftu*, ber anbere für Dietrid) Don 9Rör$. 
SJeibe rüfteten, um baS erjbistum fidj mit ©ewalt ber 
SBaffen ju fidjern; als aber 8BiI^dm Don SBerg in ben 
Srieg 30g unb einen Dfßcial in pontiftealibus (ber Dom 
Dfftcial in ber fturisbiftion wo^I ju unterfdjeiben ift), 
einen ©enerafoifar unb einen weltlidjen ©emmlter be$ 
©dtfoffeS SKeuljau* ernannte, ertannte baS flapitel biefe 
Ernennungen nidjt an, fonbern befteßte anbere unb ent* 
banb SBafallen unb Untertanen Don ber <ßflid)t ber £reue. 
$apji fto^ann XXIIL, ber Dom Äonftanjer Äonjil püd&tete, 
empfing in gfreiburg im JBretSgau bie ©efanbten beS 
SapittU unb übergab auf beffen Jfofudjen bie SMöcefe 
Sßaberborn bem Dichid) Don 3J?örö, ben er als (Erjbifdjof 
Don Äöln anerfannte, jur Stbmuiijkation. Da» n>ar im 
Suguft 1414, ba aber Qo^ann XXIIL fdjon im Sttai Dom 
Äonjil für abgefefct ertlärt mar, lägt ftd) über bte fano* 
ntföe ©filtigfeit biefer Sfaorbnungen ftreiten, ftnbe* $at 
biefe gfrage in ftolge ber Creigniffe feine fad&ttdje ©ebeu* 
tung gehabt; e$ fam nämlidj ju einem frieblidjen SJergleidje 
jttrifdjen ben beiben gürften. SBiUjehn Don JBerg Der* 
jid^tete auf ba« JBtätum Sßaberborn ju ©unjten Dietrichs 
oon 2ßörS unb erhielt beffen SWdjte 9 betreib, Softer 
be« ©rafen Don SIecflenburg, jur ©emaf)ltn. Die §od)jeit 
mürbe im gebruar 1415 ju Arnsberg mit großem ©lanje 
gefeiert; SBityefot Don S5erg jog ftdj bann auf feine ©fiter 
im 9taDen$bergtfd)en jurücf, too er nadi) wenigen Qfaljren 
unter £tnterlaffung eine» ©ofyte* ftarb. (Er ttrie feine 
©emaljlin ftnb in ber SReuftäbter (SÄarien*) Äirdje ju 
Sielefelb begraben* 



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32 

ffiityrenb biefer SBorgttnge haltete ©obelin in SBiele* 
fclb feine« Amte«, uon ben Ereigniffen nidfjt bireft berührt, 
unb baß ber neue Hbmmiftrator i^n feine« ganjen 33er* 
trauen« würbigte, lägt ftd) au« ben bürftigen SWad&ridjten, 
bie un« ju ©ebote fteljen, unbebingt fd&lteßen. Da« DffU 
cialat blieb in SBielefelb; e« wirb jwar nid)t au«brttdflid) 
erwähnt, baß ©obelin Don Dietridfc Don ÜWör« in ber ®tel* 
lung al« Dfftcial beftätigt fei, aber audj ba« ©egenteil 
wirb nic^t überliefert, fo baß wir woljl mit aller SBaljr* 
fdjeinlid&fett annehmen bürfen, ba% er ba« Amt audf) 
weiterhin t>erfel>en Ijabe, (Sin Qtityn befonberer SBert* 
fdf)äfcung ift e« ferner, baß ber Äbmiuiftrator U)n jum 
Demanten be« ÄoKegiatftifte« an ber SWeuftäbter ffirdje 
ju ©ielefelb ernannte, unb ein JBewei« Ijoljen Vertrauen«, 
baß tl>m Don bemfelben Sfbmtniftrator unter bem 11. fte* 
bruar 1416 ber Stuftrag würbe, al« bifd&öflid&er SSifi* 
tator bie flirren judjt in ber Diöcefe Sßaberborn ijerju* 
fteflen. ©er reformatortfdje ©eift, welker tyn Don Qfugenb 
an befeette, fjatte alfo aud& im Älter bei ©obelin nid^t 
nadjgelaffen, unb fid^erli^ war e« für ben ernften unb 
raftlofen üftann bie fd&önfte ffrönung feine« £eben«werfe«, 
baß er ©elegenljeit Ijatte, für bie fird&lidje Drbnung, ber 
er fein ganje« Seben geweift, im ganjen 58i«tum tljätig 
fein unb ben 9?eft feiner Gräfte opfern ju fönnen. SBel* 
d&en Erfolg (Sobelin hierbei f)atte, erjagen un« teine 
Überlieferungen, aber baß er tljat, toa» an iljm war, bafür 
bürgt un« feine ganje 5ßerf8nlid^feit. Die friegerifdfjen 
Seitläufe, welche folgten, waren einem folgen ©treben 
feljr ungttnftig, fo baß wofyl faum baran ju jweifeln ift, 
baß (Sobelin *ßerfon manche Hoffnung junidjte werben 
fa$. E« fam f)inju, baß ber «u«gang be« Äonjtl« Don 
Äonftanj nidjt feinen Erwartungen entfpradf), inbem e« 
jwar bem päpftlidjen ©d)i«ma ein Enbe machte, aber bie 
innere Erneuerung ber JHrd&e ntdjt in bem Umfange l>er« 



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33 

ffcnte, wie (Sobelin e« gewünfd&t unb erwartet fjatte. 
liefern 9Ktfjmute giebt er am ©bluffe feine« Cosmo- 
dromium f Warfen ÄuSbrudf unb legte bann am 1. Qfuni 
1418 bie fjeber al« Sljronift fetner Qtit nieber. 

DB bie SJürbe be« alter« ober ein anberer ©runb i§n 
bewogen fytt, ift nid&t überliefert, aber balb nad$er ber* 
giftete er auf feine #mter, öerfügte tm Januar 1421 
lefctwtflig über feine unbebeutenbe Jpabe unb jog ftd> in bie 
©d&öpfung jurüdf, weldfje iljm in feinem ganjen £agewerfe 
allein jur JBefriebigung gelungen war: in baS Stuguftiner* 
flofter Sab beten. Die ©ruber nahmen ben mttben @ret$ 
mit offenen Armen auf, ber nur nod^ ben 85unfd> Ijatte, 
feine legten Qa^re im ^rieben be« Älofter« ju verleben 
unb ftd^ auf ein feiige« (Jnbe öorjubereiten. Sil« eine 
t£rud)t feiner legten £l)ätigfeit bortfelbft iji wol)l bie furje 
Sebendbefd&reibung be« 1)1. SKeinolfuS anjufeljen, bie wir 
öon iljm beftfcen. SBaS (Sobelin t$at, wollte er ganj tljun, 
unb fo begnügte er ftd) nid>t bamit, al« Seltprießer im 
Älofter Verberge ju fmben, fonbem legte audi) *ßrofefc ab, 
naljm baö DrbenSgewanb be« 1)1. ftuguftinuS. 81« ein* 
fad>er 2Röndj ift er bann 1425 geftorben unb f)at in 
SBöbbeten feine ©rabftätte gefunben. 

SBenn aud& ber §ügel, ber ftdj eljebem über (Sobelin 
*ßerfon« ©rabe wölbte, Iängft öerfd^wunben ift, fo wirb 
bod) ber SWame biefe« eigenartigen 2Ranne« nimmer au« 
ber ©efdfjid&te ber ©tabt unb be« $Bt«tum« ^aberbom 
gejtrid&en, fonbern er wirb mit @§ren, unb jwar unter 
ben erften, genannt werben muffen, ©eljr fdjön unb 
wafjr finb bie ©orte, mit benen {Rofenfranj ©obelin 
d>araftertfiert, unb bie audE) wir als ©djluß liierter fefcen 
woßen: 

„©eine (Srf Meinung gleist bem ©d)immer eine« Der* 
einjelten ©terne« an bem trüben ftimmel SBeftfalen«. 

LVII. 2. 3 



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34 

Die gelehrten flenntniffe, bie er befaß, gehörten bamate 
ju ben feiten jien Ausnahmen, unb toaö btc {Reinheit 
feiner ©efinnung, bie ©ebiegenljeit feiner ®runb* 
fäfce, fein ebleS Streben unb bie {Richtung feiner 
Xljättgfeit angebt, fo fann it)m fcfyroerlidj ein anberer 
Don ben ^eitgenoffen feines 23aterlanbe$ an bie ©eite 
gefteßt »erben. 11 



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IL 

<£rcaburg unb ^rminful. 



Dr. 3*ero$atb <*ut0fmatttt, 

Obetle&rer am ©qmnaflum ju Sßaberborn. 
>>»~ tt H ■ U ■ ( 

ftm 8. ftaljrljunberte bcr djriftlidjen Qtxtxt6)r\ux\Q 
tooffrxtai t>on bcr G3be bis faft jum Steine unb t>on bcr 
<£ber unb betn Springer ©albe bis jur SRorbfee bic 
©adjfen, tpeldje in t»tcr ©tämme jcrficlcn, bic ffieftfalen 
im ffieften, bic Gingern an bcr SBefer, bic Dftfalen in 
JBraunfdjtoeig unb bcm öftlidöcn $anno&er, bic Sttorbalbinger 
ober Slorbltubc (Sftorbleute) auf bcnt redjten Ufer bcr untern 
®lbe bis jur ffiiber. Die ©adjfen, ein ttrilbeS, räuberifdje« 
93olf, matten oft raubenb, plünbernb, morbenb unb fengenb 
ßinfatte in ba« ©ebiet ber ftranfen, bie auf bem Hnfcn 
Styeinufer ein SReidj gegrünbet Ratten. Die ftranfenffirften 
jogen ba^cr oft gegen bie ©adrfen ju Selbe, trieben fie in 
ifjre ©renjen jurüdt unb legten tynen nad) fiegreicfyetn 
Äantpfe eine Abgabe auf, fo ttrieberljolt $ipin (741—768), 
bcr t)on tynen einen Jribut Don 300 $ferben forberte. 1 ) 
Ob fie benfelbcn audj *ßtyin« ©itynen Jfarl unb Jfarltnann 
entrichteten, ift ungetoifj. Qu biefen {Räubereien unb ©renj* 
ftreitigfeiten famen nod) politifdje unb religiöfe ©egenfäfce. 



>) ©. U. $. I. Sfofiefte 83— 85, 92, 93, 105, 115, 116, 118, 
119, 122, 124, 125, 127, 128, 129, 134. Supplement n. 15, 18, 36, 
38, 42, 43, 45, 47. 

3* 



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36 

Die ©ad)fen lebten ofjne Jfönige nad) einer bemofratifd)en 
SJerfaffung, welche auf ber Dberl)errfdjaft ber SBoßSge* 
meinben beruhte, unb gelten jä^e an iljrem &on ben 95ätern 
ererbten $eibentume feft. Die ^raufen Ratten Könige unb 
waren neubefeljrte, eifrige Gtyriften. Auf iljren SRaubjügen 
jerftörten bie ©adjfen aße djrtftlicfyen JHrdjen unb morbeten 
bie sßriefter; fo berietet S3onifatiu8 bem *ßapfte Stefan 
i. 3f. 754, bafj U)tn über 30 £ird)cn jerftört feien. 1 ) Um 
ba« Qfa^r 694 unterwarfen ftd) bie ©ad)fen tyre weftlid)en 
SWadjbarn, bie JBrufterer an ber SRuf)r unb Sippe, Der* 
trieben beren Äpoftel, ben 1)1. ©uitbert, unb unterwarfen 
ftd) ba$ Sanb, in bem fte baS ffifjriftentum öoBftänbig au&* 
rotteten. 3 ) Sfud) in QfrieSlanb vernieteten fte teilweife ba« 
Dom Ijl. SBittibrorb ausgebreitete ffi&rijtentum unb bebro^ten 
beff en JBeftanb. 8 ) (Sbenfo Ratten pe Springen ju erobern 
gefugt unb ftd) mit ben geinben ber fränfifdjen dürften 
toerbunben, j. JB. mit Dbito Don Sägern unb ©ripo, einem 
aufrü^erifc^en SJerwanbten ber fränftfdjen Qfürften, fo bajj 
©ad&fen ber ©ammelpunft aller Unjufriebenen war. 4 ) 
©d)on früher, um bie ÜWitte beS 5. Qfa^r^., Ratten ©ad)fen, 
Don ben JBriten gegen bie giften unb ©!oten ju $ülfe 
gerufen, naä) beren SBeftegung bie SBaffen gegen bie JBriten 
felbft gewanbt, fte beftegt, il)r Sanb erobert unb ba« 
ffifjrifientum ausgerottet. 5 ) Die ©adjfen waren alfo für 
ben ftortbeftanb ber ftaatlid&en unb fird)lid)en Orbnung 
bei ben granfen überaus gefährliche $Wad)barn; baljer war 
ber Ärieg gegen fte im ftntereffe bcS JBeftanbeS unb ber 



*) Monumenta Germaniae historica. Epistolae Carolini aevi. III. 
395 ep. 108. 

») 2ö. U. 8. I. SL 100—102. 

«) Vita Lebuini. M. G. S. IL 361, 364. 

*) Vita Bonifatii. M. G. S. II. 344. M. G. Ep. Carol. aevi III. 
296 ep. 48. Ann. Laur. mai. M. G. S. I. 134, 136. 

•) SB. U. 33. I. «. 76. @uw>I. n. 10. 



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37 

©tdEjerfjeit bcr fränftfdjen SKonardjie eine polttifc^e SWot* 
toenbigf eit unb Dom ©tanbpunfte beS SJölferred&teS wie ber 
dpifMtdjen Sittenlehre erlaubt. ÜberbieS mar Äarl ber 
fatlj. Ätrdje aufrichtig ergeben unb fal> mit ftaatSmännifdbem 
Slitfc in Ujr ein mächtiges 2Hütel jur ©ittigung unb 83er* 
ebelung ber SJötfer; tfpe Ausbreitung toax ü>m batyx 
^erjenSfad&e. ferner verlebte Äarl feine Qfugenbjeit unter 
bem Cinfluffe beS $1. JBonifatiuS, ber mit feinem SJater 
feljr befreunbet war unb biefen feinen ru^m&oHen ©o§n 
nennt. 1 ) JBonifatiuS Ijatte aber immer bie ©efe^rung ber 
©adrfen im Äuge gehabt unb bereit« 737 ein SRunbfd&reiben 
erlaffen, in »eifern er aße Ängelfadjfen aufforberte, für 
bie SBele^rung ber ftamm&ermanbten Ältfad&fen in S)eutfd>* 
lanb ju bttm, bie bis baljin allen 33efef)rungSt>erfud)en ftdf) 
nriberfefct fyattm. 2 ) Äudf) bie Sßäpfte, mit benen *ßipin unb 
Sari gute SBejieljungen pflegten, Ratten fdfjon lange bie 
©efeljrung ber ©ad&fen erftrebt. ©regor IL (715—731) 
richtete i. $. 722 ©dfjretben an bie ©adfcfen unb mahnte 
fie jur fflele^rung. 8 ) ©a aufjerbem bie ftranfen nur burd) 
bie 93efel>rung ber ©ad&fen auf föutye unb ^rieben mit 
iljnen hoffen unb bie ©laubenSboten nur mit SebenSgefaljr 
ju ben ©ad&fen ge^en fonnten, fo lag es nafje, ba§ JTarl 
bei bem Kriege gegen bie ©adjfen auä) bie Ausrottung 
beS #eibcntumS unb bie Ausbreitung beS (£l>riftentumS in 
i^rem Sanbe erftrebte. 

Als ffarl nadf) bem £obe feines SBruberS ffarlmann 
(t 771) «Keintjerrfcljer beS fränftfdjen SReidjeS geworben 
toar unb jur ©urdjfüljrung feiner Sßläne freie #anb be* 
fommen §atte, befc^log er, ben Jfrieg gegen bie ©acljfen 
aufjune^men. £)a bie flriege feiner Vorgänger einen 



») M. G. Ep. Carol. aevi III. 394 ep. 107. 

•) M. G. Ep. Carol. aevi III. 294, 295 ep. 46, 47. 

*) M. G. Ep. Carol. ae^i III. 267 ep. 18., 269 ep. 21. 



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38 

bauernben ^rieben mit bcn ©adtfen nid^t herbeigeführt 
Ratten unb lefctere eine beftänbige ©efafjr für baS fränfifdje 
$tteid> waren, fo war ber ©adjfenfrieg eine tym Don feinen 
Vorgängern l)interlaffene Aufgabe, bie er alsbalb ju ooß* 
führen ^atte. Auf ber SReidjS&erfammlung im SKai 772 
ju ffiormS befd)lofc Äarl mit allgemeiner 3uftimmung be$ 
fränfifd)en «bei«, ben Ärieg gegen bie ©ad)fen fofort ju 
beginnen, find) mit ben ©eiftltcfyen §atte ftdj Jfarl in$ 
gin&ernelfmen gefefct; eine Änja^I Sßrtefter unb äbte be* 
gleitete baß #eer, teil« um bie ©celforge bei ben ©olbaten 
ju üben, wie e$ bei ben ftranfen ©itte war unb bem 
frommen ©inne $arl$ entfpradj, teil« um an ber Sefe^rung 
ber ©adjfen ju arbeiten. 3 U & en @eiftlic^en gehörte in 
erfter Steige ber «bt ©turmi Don gulba, beS Ijl. S3onifatiuS 
wfirbiger ©d)üler, ber bei Sari Ijod) in 6l>ren ftanb unb 
ba$ ganje 9JMfftonSwefen leiten fottte. 1 ) Aar! rüdtte mit 
feinem #eere in baS ©ebiet ber ©ad)fen ein, fo erjagten 
bie Ännalen, eroberte bie (EreSburg, jerftörte bie ^rminfut 
unb brang bis jur SBUefer &or, wo er mit ben ©adjfen 
^rieben fdjlofe. Sei biefem S3erid)te ergeben ftd} bie fragen: 
©o lagen (SreSburg unb 3frminful? ffiaS war bie 3rmin* 
ful? Diefe fragen Ijaben feit me^r aU 300 ftaljren ba$ 
$ntereffe ber ©efd)id)tSforfd)er erregt unb oiele ©Triften 
veranlagt, fogar eine in franjöfifd)er ©pradje. 2 ) Äud) auf 
ber ©eneraloerfammlung be« ©efammtoereinS ber beutfdjen 
©efdjidjts* unb SlltertumS&ereine ju SDetmolb i. $. 1875 
würben jene fragen gefteüt. 8 ) Um bei bem Sefer bie 
Siebe jur #eimatsfunbe unb baS ^ntcreffe an gefd)id)tlid)en 



») Vita beati Sturmii. M. G. S. II. 376—377. 

*) Remarques sur le dieu Irmensul adore chez les anciens Saions, 
par M. Labbe Vertot. I/histoire de l'academie des inscriptions et 
belles lettres. Paris 1723. III. 186. 

8 ) tforrefoonbengblatt bei ©efamtoeremä ber beutfdjen ©efdjtdjtäöer- 
cine. 1876. 9tr. 1. @. 3, 



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39 

©tubien wie an bct Vergangenheit unfereS SBolfeS ju 
bleibenbem ©ewinn für ©eift unb $erj ju weden unb ju 
beleben, fott im folgenben bie fiöfung jener fragen mit 
Senufcung ber neueften Quettenforfdjungen Derfucfct werben. 

1. Uta lag Me «reaburg? 

3)er SWame ber SBurg wirb in ben alten Ännalen fe^r 
oerfd&ieben gefd)rieben, nämtid) (EreSburg, $ere$burg, ffire«* 
burd), (SriBburg, ©respurg, #ere$burc, <Ere$puruc, «eres* 
bürg, #ereburg, Äre$burl)t; fogar biefelben Ännalen 
treiben ben SWamen Derfdjteben, fo l>aben bie Annales 
Laurissenses minores ad a. 772 Veredburg unb ad a. 774 
$ere$burg unb bie A. Mosellani ad a. 775 <5toere$burg 
unb ad a. 785 $ere£burg. ©ityrenb man über bie 93e* 
beutung beS jwetten leite be« ©orte« einig ift, ge^en bie 
Änftdjten über ben bunflen erften Seil weit auseinanber. 
ffitganb, 1 ) ©arpe 2 ) u. a. fel>en in ber SBurg eine $eeres* 
bürg; benn f)eer Reifet im $ltl>od&beutfdjen heri, im Angel* 
fäd^ftfc^en here, unb bie alten ©ad&fen legten auf geetg* 
neten Sergen wallbewel>rte Surgen an als ©ammefylafc be« 
$eere« teil« jutn Angriff teil« jur SJerteibigung. (Sobelin 
^ßerfon, 8 ) einer ber größten weftfätifcfyen ©efd&icfctf Treiber, 
(t nm 1420 im JHofter SBoebefen bei Sßaberborn,) leitet ben 
tarnen oon (Styre ab, weil ber S3erg eine &ie!befud>te ©tfttte 
ber <Jl)re, ber SJere^rung ber ©öttcr (mons venerationis) 
gewefen fei; bann aud) meint er, ber SWame fomme &on 
ber gried)ifd)en ©öttin $era l)er, weld)e bie Saufen Der* 
ehrten, bie ber Sage nad) öon ben ©rieben abftammten. 
JBetbe ffirflärungen finb Derfel)tt, ba bie alten Hnnalen nid^t 



') *n$iu für ©efdjid&te unb «Itertljumafunbe SBcfirtalen*. I. 36. 
■) 3«tfdjrift für öatcrlänbifd&e ©efdjidjte unb 8Utcrtum«funbc SSÖcft- 
falen*. 1895. I. 6. 122. 

*) Cosmodromium VI. 38. 



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40 

SSerg, fonbern 93urg fd&reiben, unb bie alten ©ad)fen loo^r 
fd&merlid) bie gried(jifdf)e £era t>erel)rten. ©infelmann 
leitet ben SWamen ab Don ljet)r, b. i. §od(), ergaben, f>errlid(); 
aber fo fe^r bie Ableitung audf) jur @efd()id()te unb Sage 
ber 93urg pafyt, fo toeift bodf) ba« 33erbtnbung«*f auf jroei 
©ubftanttoe Ijin. 1 ) ©rimm (SDtytljoIogie 2. «. I, 182), 
3eu§ (Die Deutfdjen unb bie SRad&barftämme ©. 23) unb 
Wrnolb (Deutfd&e Utgeit 3. «. ©. 418) führen ben Mamtn 
auf ben ÄriegSgott ber alten ©ermanen jurfief, ber bei 
einzelnen ©tämmen (Er, (Sri, (Eor, (Ear, bei anbern 3iu 
fyief} unb beut griedjifdjen Are« entfprid&t. SWadfj beut ÄriegS* 
gotte finb aflerbingS Orte benannt, j. SB. bie SBurg Don 
HugSburg l)iejj in alter ,3eit 3* e ^ ur 8- *& cr & cr 5W<Mtte 
(Er, (Ert ift bei ben ©ad&fen nidjt nadjtoeiäbar, fte nannten 
ben ÄriegSgott ©ajnot, bei ben Stämmen im ©üboften 
hingegen Ijtef} er (Er. 3)a^er ift in JBaijern unb Defterreidf) 
für ben 3. Sßod&entag nod) §eute (Ertag, in anbern ©e* 
genben Dienstag (3ie8tag) gebräuchlich. SBenn biefe Sfb* 
leitung ridfjttg ift, müßte ber Sttame borfädfjftfd&en UrforungS 
fein, alfo au« jener Qtxt tyerrüljrcn, in roeld&er bie germani- 
fd&en ©tämme entfored&enb iljrer frtegerifdjen Steigung ben 
ÄriegSgott <Er allgemein l>odfj ober gar allein öereljrten; bie 
35eret)rung ber anbern ©ötter enttmcfelte pdf) erft fpäter. 
Sebebur (Die örufterer ©. 130, 212), ©eiberfc (Sanbe** 
unb SRedjtSgefdjid&te be$ ^erjogtum« ffieftfalen I. ©. 30), 
©imroef (2Kl)tfjoIogie 2. «. I. 297) unb Äleinforgen (Äird&en* 
gefd&icljte ©eftfalenS I. 149) leiten ben SWamen öon ben 
alten 6l>eruSfern §er, meiere Don bem ©otte fytxu (Eljeru) 
benannt finb unb öor ben ©acfyfen an ber Diemel unb 
ffiefer hinten; ber SBofal (E hrirb nämlid^ balb mit, balb 
o^ne Äftriration ((£, EIj) gefd&rieben. 8ludf) au« bem 
EeltifdEjen Ijat man ben Sftamen (EreSburg hergeleitet, fo 



*) Notitia historica-politica yeteris Saxo-Westphaliae. 1657. p. 372. 



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41 

SWonc (Eeltifdje gorfdjungen ©. 5, 74); aras ober eres 
l>etj3t im <£eltifd>en ©otjnung, §au&. ÜDic Selten, ein §od)* 
begabtes SMtur&olf, betoofynten üor ben ©ermancn ©eutfd)* 
Ianb, mürben aber t>on biefen befiegt unb nad& ©eften 
oerbrängt. <£s mögen nun mand)e Drtsbejeidjmmgen t>on 
ben Selten beibehalten fein, ob aber bie ätynlidffeit be$ 
erftcn JBeftanbteilS be« ©orteS (JreSburg mit einem celtifdjen 
©orte allein fc^on genügt, um bei biefem in feinem gleiten 
Sefianbteüe ed)t beutfd&en ©orte einen ccltifd^en Urforung 
anjune^men, bürfte bod) jioeifetyaft fein. Die ©d&reib* 
weife ÄereSäurg fann aud) auf angelfäd)ftfd)em Sinfluffe 
berufen; ütclc ©laubenSboten famen ja au« Sfngelfa<$fen, 
unb baS altfädjfifcfye £ra Reifet angelfädjfifd) är unb bebeutet 
Jpüfe, ©djufc, ©nabe, <£ljre, toaS ju bem ©orte SBurg tooffi 
pafet *) Die foätere im 12. Qaljrl}. in Sf oröei übliche ©djreib* 
»eife Ärisburg fommt üon bem griecfytfdjcn $rieg$gotte Are« 
Ijer, bem ber beutfd&e Äriegögott ffir audj fpradjlid) öertoanbt 
ift, mie «rnolb (Urjeit ©. 417) ^er&orljebt. 

©ie faft allgemein angenommen wirb, lag bie SreS* 
bürg an ber ©tätte be$ heutigen £)6er*9JtorSberg; nur 
»ereinjelt würbe fte an bie ©efer, bie Sippe, bie ffimmer, 
bie Wu^r, ober gar nadj S^üringen verlegt, 2 ) unb Iippifdje 

*) Äluge, ßtnmologifdjeä 2Börterbudj, gu „tetyt". 2)ie Annales 
Nordhumbrani (M. G. S. 13, 155) fdjeiben „SreSburfjt". 

*) Serb. o. Sürftenberg, Monumenta Paderbornensia, ad Eresburg 
n. 2., üfleibom, Rerum Gerinanicarum. 1688. III. p. 6, Öebebur, Äri» 
tifdje ©eleudjtung einiger fünfte in ben gelbjügen Saxti b. ©. @. 6 
teilen abweid^enbe Slnfldjten mit, »erlegen aber felber bie <5re3burg onf 
Cber*ÜRargberg. SBenn ©tangefol, SReftor ber Uniöerjität ßöln, (Annales 
circuli. 2)eutfd). flöht 1640. öorr. LXVIII, C1I) fagt, bie 3rmenful 
|abe auf ber ^ermionöburg &u ©relberg nun ©tat»93erge geftanben, fo 
uerfteljt er unter ^ermionlburg bie alte £ere$burg. ^amelmann (Opera 
genealogico-historica (Öemgo 1711) 6. 66, 67, 77) nimmt aujjer 9Wer$» 
berg ober ©tabtberge nodj ein SWefeberg ober Srelberg a./b. SRuljr im 
ÄMnifdjen ©auerlanbe an, wo bie Srmtnful geftanben tyaben foQ. $aö 
ift aber (Söeräberg, weldjeö erft im 13. Saljrlj. gegrünbet würbe. S>ie 



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42 

©efd&id>tf Treiber, ©afferbadj, *) <ßiberit 2 ) u. a. fel>en in ifjr 
bie Hermanns* ober Ärminiu$burg bei ©lieber. @8 lägt 
ftd> aber mit ©ettnfjljeit nadjtoeifen, bafc bie (£re$burg an 
ber ©tätte be$ heutigen £)ber*2ttar$berg an ber Diemel 
lag. SWad) bem 33erid)te ber Ännalen rfiefte Äarl i. $. 772 
Don ffiorm« auf bie (JreSburg lo« unb Don bort an bic 
©efer, i. #. 775 öon $ftwn über ©tgtburg (©tyburg an 
ber SRuljr) unb (SreSburg nad) ber SBefer, i. $. 784 feierte 
ftarl baS SBeifjnadjtSfeft im Säger bei ©fibrioburg (©lieber) 
unb rüdte bann jur SBefer oor, fe^rte aber bort toegen ber 
Überfdjemmung um unb legte baS $eer auf ber (JreSburg 
in bie Winterquartiere, ffi$ lag alfo bie (EreSburg auf 
bem Iinfen Ufer ber ffiefer. 8 ) ftm 3- 826 fdjenfte Subttrig 
ber fromme mit feinem ©ol>ne, bem ffaifer Sot^ar, bie 
uon feinem SBater, bem $aifer $arl, bereit« früher erbaute 
Äapette (JHrd>e) in (EreSburg mit allem 3ubet)ör bem 
Softer Äor&ei, unb fein ©o§n, Jfönig Subwig, betätigte 
bie ©d&enfung i. 3. 853; baS JHofter auf Dber4Kar«berg 
gehörte bis jur Aufhebung i. #. 1803 nad) ßoroei. $m 
3. 900 betätigte flönig Subioig ba* JHnb bem Älofter 
ÄorDet äße Privilegien, Derlielj iljm mit bem SMarft* unb 
aKünjre^te aud) baS SRedjt, im ©ebiete ber SJiKa (b. i 
ffieiler) #orl)ufen unb ber Abtei (EreSburg Don ben Jfauf* 
leuten 30II ju ergeben; £orf)ufen liegt aber nadj ber Ur* 
funbe unter ber Abtei (infra ipsam abbatiam) unb ift ba$ 
heutige SWieber*3War3berg. 4 ) Der SRönd) ffiibufinb von 

abweidjenben önfidjten entftanben burdj bie SBerfdjiebenljeit ber 6d)reibweife 
unb ber SPeaeidjnung beö Drteä; fo meint Äranfc (Sax. II. 9), e$ tonnte audj 
Werfeburg a. b. ©aale gewefen fein, weldjeä gar nidjt auf bem ©djauplafce 
ber ©adjfenfriege liegt. 

*) Dissertatio de statua illustri Harminii (Lemgo 1698). 

*) Chronicon Lippiacum p. 205. 

8 ) A. Laurissens. maior., Einhardi, Tiliani, Fuld., Regionis Chron. 

*) Böhmer-Mühlbacher, Reg. Imp. I. 294, 721—722. ©eiberfc, 
Urrunbenbu$ I. n. 2., n. 4. Söilman«, tfaiferurhmben SBefifalcn* 
U 9. n, 29. n. 57. 



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43 

Äonjci erjagt, Üljanfmar, Äaifer Ottos ftalbbruber, l>abe 
i. 3. 938 Sabilifi (Sclccfc bei fit^pftabt) unb bann #eres* 
bürg erobert unb Don bort aus {Räubereien getrieben; als 
Äaifer Otto mit einem $eere gegen if)n gejogen, fei er 
bort in bie Don $apft fieo in. ju ffi^ren beS Ijt. $etruS 
geweifte JJird)e geflogen unb Ijier am Ältare mit einem 
burd) bas genfter gefdjleuberten ©peere getötet. Das paßt 
nur auf Ober*2WarSberg, beffen Äirdje bem $1. $etruS ge* 
nnbmet unb oon £eo 799 eingeweiht ift. 1 ) Qfm $. 962 
oerliel) Äaifer Otto „ber bei ber (SreSburg liegenben 93ifla 
iporljufen" (adiacens est urbi, que dicitur eresburg) bie 
©tabtred)te ber Throtmannici (Dortmunber). 2 ) Qm #. 
1104 beurfunbet ber ©raf ffirpo oon *ßabberg, ber jwifcfyen 
$oppefe unb Dieme! gelegenen ©tammburg ber JWitter 
gleiten SWamenS, er l>abe bie ©tabt ^or^ufen in S5ranb 
fteefen wollen, unb als bie JBürger in i^rer Ängft aus ber 
Äirdje beS glorreichen SWarttjrerS SKagnuS ein Struciftj 
polten unb tym mit bemfelben entgegentraten, Ijabe er mit 
bem Schwerte wutentbrannt nadj bem Ärucifife genauen, 
fei aber oon (Sott burd) ©teifwerben ber #anb gejüd&tigt 
unb grünbe &ur ©üljnung beS 3freoelS bas Älofter 3fted)< 
torf (bamals mit Senebiftinern öon «bbingljof beoölfert 
unb jefct fianbarmenfjaus für Sßalbecf; bie alte romanifdje 
Äirdje ftefjt no#). ^m $. 1176 überwies ber $ropft 
äonrab oon Äoroet bem ©t. SßeterSflofter auf bem (Eres* 
berd) bie ©t. 9WagnuS*SHrd)e in #orljufen, bie nad) ber 
(SinweiljungSurfunbe i. $. 1043 eingeweiht würbe unb 
„bei bem SßeterSffofter auf bem JBerge (Eresburg" liegt 
(adiacet). 8 ) Die 33ejeid>nung in beiben Urfunben paßt 



J ) Rerum Gestarum Saxonicarum Iib. II. c. 11. 3«tfd)rift für 
©. u *. SB. 1898. II. 6. 108. 

») @eibert f IL 93. I. n. 11. SBtlmanö, tf. U. 303. II. n. 85. SB. 
U. ». ». 589. Suppl. n. 447. 

s ) Selber*, U. 8. L n. 37. n. 70. SB. U. $. I. SR. 1316 II. St. 2015. 



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44 

nur auf bie jefctgen ©täbte Unter* unb Dber*üRarSberg, 
beren SHrdjen jene Patrone ^aben. Die Äor&eier Ännalen, 
bie nad> il>ren ©d>riftjeic$en im 12. #aljrlj. gef ^rieben 
würben, berieten j. !$. 1145, bafj bie ®re«burg jum 
crftenmal burd) Äarl ben ©rofcen, jum jweitenmal burdj 
grriebrtd) ben ©treitbaren Don Arnsberg, jum brittenmal 
burdj SSolfwin öon ©cfcwalenberg i. 3. 1145 o^ne ©iffen 
unb SBiUen be« Äbte« #einrtd) üon Äoruei jerftört fei, ber 
ftd> mit Solfwin gegen bie rebeflifdjen SBürger bon GEreS« 
bürg unb üjren JBunbeSgenoffen #einric$ öon Arnsberg 
üerbünbet Ijatte. *) Der berühmte «bt SBtbalb Don ßoröei 
bemerft i. $. 1149 in einem ©riefe an einen 2Hönd) ©alter 
im Älojter auf (SrSbord), bafc man t>on bem bortigen ffird)* 
l)ofe bie im I^ale gelegene ©tabt #orenljufen feljen fönne. 2 ) 
3)aS fann ft$ nur auf bie beiben jefcigen ©table Ober« 
unb 9Weber*üRarSberg bejie^en, ba anbere ju $ort>ei ge* 
porige Orte nie fo genannt würben. Qfm 13. 3fa§rl). trat 
eine anbere ©ejetdjnung ber beiben Orte ein. ©egen 1220 
jogen wegen ber Dielen gelben unb ber bamit toerbunbenen 
Unftdjerl>eit Diele SBürger famt tyren Jfonfuln uon #orl>ufen 
fort, ftebelten ftdj auf bem fttbweftlidjen Seile beS #ereS* 
berge« an unb befeftigten üjn. 3 ) ffieil man nad) ©obelin 
$erfon (Cosmod. VI. 38) ©tabt „tljo bem <5re$berge M fagte, 
fo bilbete ftd) burdj 3ufammenjiel)ung ^ aß ® ort SÄeröberg; 
nad) ©eiberfc (2. u. JW. ®. I. ©. 183) entftanb es au« „©tabt 
up'm ©reSberge", wie bie ©tabt urfunblid) bejeid)net wirb, 
ftm SSolfe fagte man 9Wer$berg unb SJierSbord}. Der £l>ro* 
nift $emrid^ Don #erforb (14. %af)xf).) f treibt 2Wer*berg, 4 ) 

l ) M. G. S. III. p.8 

*) Jaffe, Bib. Rer. Germ. I. p. 44—45, ep. 173 p. 294. 

*) 20. U. 8. IV. n. 168. 

4 ) Hcnrici Herford. Chronicon. Edidit Potthast. p. 24: Karolus 
Eresburgh cepit, quod nunc Mersberch dicitur. W. Rolewink, de 
Westpbalorum moribus üb. 11. c. 3. faßt: cepit Arisburgum, vul- 
gariter Mersborch dictum, i. e. castrum Martis. 



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45 

ber flartpufer ©erner SRolettnnf (16. ftaljrl).) 9»er«bord>. 
Durd) 3ufanitnensie^un9 tjaben fid) mandje SWamen gebübet, 
fo ©riburg au« „ju bcr 3burg M , SWafpe au« ff to bem 
Äfepe", g-elbrom an» „gelb to Drome 4 ' 1 ) u. a. 3temlid> 
gleichzeitig entßanb aud) ber SRame 3War«berg, tote SBiganb 
(Ärd&fo für ©efd). I. ©. 37) fagt, „burdj bie ©d&ulmei«* 
Ijeit ber SRönctyc 11 , bie, auf ber Slbpammung ber ©adjfen 
Don ben ©rieben fufcenb, ben germantfdjen Ärieg«gott Cr 
bem fcre«, htm £rieg«gotte ber ©rieben, gleiteten, baljer 
«risburg fd&rieben unb mit mons Martis (2Bar«berg) über* 
festen. Dem bereit« angeführten Jöeridjte ber fforüeter An* 
na(en über bie gerftörung ber (fredburg (1145) ift Don ber* 
felben Qanb hinzugefügt, (Ere«burg fei bie unrichtige Sejeidj* 
nung für 8ri«burg, ba ber Sflame Dom &rieg«gotte Are« 
Ijertomme, beffen 93ilb ftdj aud) in ber ©tabtmauer beftnbe. 
Hud) in neuefter Qtit §at Ärnolb (Urjeü ©. 417) tyertrorge* 
lpben, bafc alle ftammDermanbten SBölfer einen eigenen ffrieg«* 
gott Ijaben, unb bafc ber „£rieg«gott ber ©ermanen fid) mit 
bem ber ©riechen befonber« na^e berührt". Die SBejrid&nung 
Mons Martis (2ßar«berg) mürbe in ben Äor&eier Urtunben 
gebrändjlid) unb nadj unb nadj allgemein angenommen. Übri* 
gen« galten ©rtmm (3Jtytl>oIogie ©. 182) unb ©imroef (SJty* 
t^ologie @. 297) bie Verleitung be« ©orte« 3ttar«berg fomofjl 
toon „bem (8re«berg M burd) ,3ufammenjiet)ung <d* auc ^ üon 
bem lat. Mons Martis fpradjltd) für ftattljaft. Sttacfc ber 
Sage unterfdjieb man Ober* unb $ttieber*9Bar«berg; lefctere« 
^ie§ aud) feit ber «nfteblung auf btn\ (£re«berge bie fttU 
ftabt ü»ar«berg unb wirb bi« jur ©egentoart nod) Dielfad) 
nur bie alte ©tabt genannt, ©er SWame #orfjufen blieb 
bei bem immer me^r fid) enitoricfelnben SBürger* unb @e* 
meinbefinn auf ba« bort anfttfftge bereit« im iDKttelalter 
au«geftorbene 9HttergefdjIed)t befdjränft, beffen ehemalige 



') ^ö^ennasm, Sofeluttterfudpnigm @. 46. 



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46 

©ofrtftätte nod) jefct „SJurg" genannt wirb. $m 15. 3aljr&. 
werben urfunblicfc „beibe ©täbte jum Serge" genannt, bafjer 
würbe für beibe auäf bie SBejeidjnung ©tabtberge üblidj. *) 
9iad> ben SSerfügungen ber ftaatlid&en ©eljörben ift feit 
(Eröffnung ber (Etfenbaljn (1872) lieber» ober Dber*3MarS< 
berg bie im SSerfe^r allein juläfftge SJejeidjnung. 

3fm #. 772 bei bem Seginne ber ©ac^fenfriege wirb 
bie (EreSburg jum erftenmal in ber ©efdtfcfcte erwähnt; 
wie lange fie fd>on Dörfer beftanb, wirb niefct auSbrüdflici) 
berietet; es würbe aber fd>on bemerft, bafj fie nad& tyrem 
tarnen bereite ald eine alte SBurg ber ©jeruSfer angefe^n 
wirb, bie öor ben Saufen bort anfäffig waren. ©rimm 
(SJtyt&ologie ®. 185) pft Saufen unb (EfjeruSfer „für 
ein gleichnamige*, ja ibentifd>e3 SBolt", Seo (SBorlefungen 
über beutfdje ©efd&. ©. 228) fielet in ben ©adjfen ein 
anbereS SJolf, welche« nad& feiner SBaffe, einem langen 
STOeffer, sahs, benannt würbe, wie bereit« ©ibufinb (Rer. 
Gest. Sax. I. 7) angiebt. 3eufc ('Die ©eutfdjen ©. 150, 
380) unb ©eiberfc (£. u. M. @. I. 70) galten bie ©ad&fen 
für eine Serbinbung mehrerer SBöHer, bie naefc ben einge* 
brungenen (Eroberern au« bem SRorben benannt würben. 
3HüHen&of (Deutfäe «ltertum*funbe (1898) IV. ©. 120) 
fagt: „Die Ältfadtfcn umf äffen SRefte Don allen brei Stämmen 
($ermionen, ftftäoonen unb ftngä&onen), baS beruht auf 
ber uielfadjen SWifdjung, bie ftd> auf biefem ©oben oofl* 
jogen l>at, unb auf ber Übertragung be8 ©ad&fennamenS." 
Die (EreSburg l>at, wie aud& bereit« ber Poeta Saxo Ijer* 
üor^ebt, Don SWatur eine bei ber frühem Äriegfü^rung 
äufcerft günftige Sage; benn ber über 500 gufj §ol>e Serg 
fällt nad) brei ©eiten §in fe§r fd)roff ab, fo bajj bie SBurg 
l|ier uneinnehmbar war, an einer fd&malen ©teile im ©. SB. 



') ©iganb, «rd&fo für ©efd). SBeftf. I. 38. Gafaari, @efdj. aon 
»icbcT-9Kar«ber9 ®. 21 ff. gtföer, bie <£rc*burg <S. 28, 43. 



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47 

ffängt er mit bem embem ©ebirge burdfj eine (Knfenfung 
jufammen uttb war l)ier leidet bei htm Abfalle be« 33erge« 
burdj SJerfdjanjungen ju befeftigen. genter lag bie <£re$* 
bürg im S^ale ber 3)iemel, too jtoei alte #auptoerfeljr3 
fhraßen fid) freujten, bie Dom 9tyeine unb ber SRut>r burdfc 
ba« ©iemelt^al gur ©efer unb bie Don granffurt a. 2ß. 
burdj bie ©etterau unb einen Steil be£ Sa^nt^aleö unb 
bann über bie ffiber unb J)iemel burdj bie $)örenfdf)lud)t 
in baS ©erretljal nadf) ber XBefer (fpätcr Dom SSoHe triel* 
fadj granlfurter ©trage genannt). 1 ) SBermutltd) benufcten 
bie SRömer bereit« bie bei ©resburg Dorbetfityrenbe Straße; 
benn es ftnb auf ber (Jresburg römtfd&e aftflnjen gefunben 
morben, eine mit bem SBilbmffe be« Jftrifer« #abrian 
(117—138) unb eine mit bem SBilbniffe be« fiteimu* 
(311— 323). 2 ) «u# Äarl rücfte nad&ioeisbar meiftenS auf 
ber ©traße in ©ad&fen ein, toeldje bie (EreSburg berührte. 
S)aS alle« läßt fd&Iießen, baß ffiresburg fd&on lange \>ox 
ben ©adfjfenfriegen ein ^erDorragenber *ßunft toax, wenn 
audf> bie SBeöötterung bort uieüeic^t geroed&felt §at. Sftadf) 5ta* 
citu« (Ann. lib. 1. 57) ttmrbe ber GljeruSferfürft ©egeft i. $. 
15 n. Sl)r. bei einem inneren Kriege Don feinem ©df)tt>ieger* 
folgte Armin belagert, aber öon bem l>erbei gerufenen 
rdmifdfjen gelb^errn ©ermanifu« befreit, wobei £ljuSnelba, 
Armin« ©emaljlin, in bie ©efangcnfd^aft ber {Römer fiel. 
(Entfored&enb ber Stiftung, welche ©ermanifu« bei bem 



l ) ©eiberfc, 6trafjen M ^ergogtumS SBefifalen. 3eitfd)rift für ©. u. 
SC. SB. 5. SBb. ©. 92. ^ö^ermann, Sofalunterfudjungen ©. 16. 

*) ©iganb, Hrdjiö für ©. u. «. 2B. I. 32. (Safran, ©efdj. t>on 
flieber*3Rar$berg 6. 3. <Dte 5Wüngen würben ber numi«matifdjen ©efeH» 
fdjaft in Berlin öorgelegt unb tonten in bie Sftünjfanunlung öon ©eiberfc. 
2He SKün^e mit fcabrian* ©ilbniffe würbe gefunben, aW man einen 
©raben ber alten Söafferfettung aufwarf, ein auffattenbe« Eufamntentreffen, 
ba unter £abrian in <Deurfd&lanb Söafferleitungen, g. 39. in ber Giffl, 
gebaut würben. 



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46 

ÄriegSjuge na$m, unb entfyrecljenb ber Sage ber SBurg unb 
ber ©o$nftfee ber Statten, SMarfen unb £ljeru$fer nehmen 
fiebebur (fianb unb SBott ber SBrufterer ©. 212), ©etberfc 
(2. u. SR. ©. I. 30), SWorbljoff (#otj* unb ©teinbau 
©eftfalenS ©. 110 unb 146) u. a. an, bie ®re$burg fei 
jene SBurg getoefen, in ber ©egeft belagert nmrbe. 

Hl* Äarl 772 in ©adtfen einrüdtie, eroberte er bie 
<£re*bnrg bei bem erften ©türme (Chron. Reginonis $at 
primo unpetu unb Poeta Saxo valido cum robore) nadf} 
einem blutigen ffampfe. $ie ©ad&fen toaren tüchtige 
ftrieger unb terftanben tyre ©äffen, bie langen 3Keffer, 
gut ju gebrauten, fo ba% tyx gfelbjeid&en, ein Sötte mit 
einem barüber ftfegenben fcbler, öon je^er im Äampfe ein 
©egenftanb be« ©Freden« »ar. SWadj ber (Eroberung ber 
(EreSburg jevftörte ftarl bie Qfrminful, mel^e öon ben 
Ännaliften nur in ben Scripten ju biefem Qfa^re ernannt 
toirb. JBejügli^ berfelben ergeben ft$ bie fragen: ©ad 
n>ar bie ^frminful unb ffio ftanb fie? Diefe fragen finb 
rein gef$i<$tlt<$er SWatur unb ba^er in erfter £inie nad(> 
gefd>td&tlid&en ßeugniffen #* entfdjjeiben. 



2. mos mar Me 3rmtirful? 

Über bie religtöfen #uftänbe ber alten ®ermanen 
erhalten mir bie itlteften SBitteilungen burefc (Jäfar (de 
bello Gall. VI. 21) unb befonberS bürdet bie ©ermania 
be« fcacitu« (Stap. 9—10). 3nrifd)en ber Qtit be« £acituS 
unb ben ©adtfenfriegen liegen aHerbingS 6—700 Qaljre, 
aber mand&eä, toa& Xacitu* über bie alten (Sermanen be* 
rietet, beftanb nod> im 8. ^a^unberte bei ben ©adfjfen 
fort unb Ijat ftd) teitoeife in ffieftfalen bis in bie (Stegen* 
nmrt erhalten. Die Seftrafung ber (Hjebred&erin erjä^tt 
larituS itynlicfc ttrie ber $1. Sonifatiu« (f 755); nad& 
fcacttu* (Hop. 19) mürbe fie Dom SKanne aus bem £aufe 



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49 

verflogen unb unter ©eifcelljieben bur$ baö Dorf getrieben; 
nad> einem ©riefe be£ l>l. SBonifatiuS an ben angelfäd&fifd&en 
Äönig Sfetljelbalb trieben ©eiber au« (Eifer für bie Äeufcfc 
l>eit bie <H>ebredjerin im ®aut unter ©eifcefyieben untrer, 
bis fie tot nieberfanf. Daö geben auf gefonberten @e* 
Ijöften finbet in einzelnen (Segenben ©eftfalenS no<$ jefct 
fo jtatt, wie etnft ju ben Reiten £acitu$. <E3 ift ba$er 
mc&t zweifelhaft, bafe ber römifd&e ©efd>tdjtfc$retber feine 
9eri$te, na$ benen er fein l)errlid)e$ ffierf jum fiobe ber 
Germanen öerfafjte, au& bem ©ebiete jwifdjen SR^ein unb 
ffiefer erhielt, wo fpfiter bie ©ad&fen anf Affig waren; bort 
Ratten aud) größtenteils bie blutigen Äämpfe jwifdjen 
Stömern unb ©ermanen im erflen Qa^r^unberte ber c&rift* 
liefen $ettrec(ttung ftattgefunben. Qn feinem Senate 
über bie {Religion ber ©ermanen erjfl^tt lacitu« (Stap. 9), 
baß fie es ber ©5tter für unwürbig gelten, fie in Üempel 
einjufdjtteßen ober burefc Silber abjubilben, unb tynen 
$aine weihten, ©eftttfct hierauf ift melfad) bie Änftdjt 
Vertreten, bie alten ©ermanen Ratten überhaupt gar feine 
lempel unb Silber gehabt, fonbern iljre ©ötter nur in ber 
freien 5Ratur Dereljrt. ^nbe« ift ber SBeridjt be$ itacttuS 
nid>t ftreng allgemein ju nehmen; er Ijatte wol>l bie $err* 
lid&en lempel ber ©rieben unb SRömer im Sinne unb 
liel), wie ©öflinger (£eibentum unb ftubentum ©. 563) 
fagt, „feinen p$itofopl)ifdj*ftoifd&en ©ebanten ben ©er« 
manen". ZacxtM war nämlid) gleich melen ©ebilbeten 
feiner Qtit ein ©toifer unb fat) im materialiftifd&'pant^etfti* 
fd&en ©inne in ber gangen ÜWatur eine Offenbarung beS 
einen göttlichen ffiefen«; barauf weift audfj ber lefcte 7eil 
be$ ©afce$ Ijtn: deorumque nominibus appellant secre- 
tum illud, quod sola reverentia vident. ©obann berichtet 
lacituS (Stap. 40), bafc bie am Dcean wo^nenben ©tämme 
auf einer Qfnfel eine ©öttin 9tertJ>uS (bei ben nörblidjen 
Stammen war e* ein ©Ott, Warnen« SRiörtyr) &erel>rten, 
LVIL 2. 4 



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50 

weldje in einem mit Xüdfjern bebedften unb Don Äüljen 
gejogenen ffiagen im Sanbe umljergefaljren, in ben Stempel 
jurüdtgebradfot unb im ©ee gebobet mürbe. 3)a$ fefet bod) 
ein 33ilb DorauS, wenngleid) templum jeber gottgeioetyte 
Ort Ijeifit unb aud) $ain bejeidjnen fann. SBeld&eä jene 
ftnfel getoefen ijl, läßt ftd) nid&t beftimmt fagen; {Rügen 
l)at man in neuerer Qtit ganj fahren laffen unb nimmt 
bie 3>nfel 3fef)marn in ber Oftfcc an. ferner erjagt 
£acituS (Ann. I, 50 sq.), baß ber römifdje 3felbt)err 
©ermanifuS i. ^>. 14- n. <£t). einen ÄriegSjug gegen bie 
SWarfen unternahm, fte be« SWadjtS bei einem gefte über* 
raffte unb aDe$ im Umfreife jerftörte, befonberä aud) ben 
Dielbefudjten Xempel ber ©ötttn Xanfana (profana simul 
et sacra et celeberrimum illis gentibus templum, quod 
Tanfanae vocabant, solo aequantur). ©rtmm (9Bt>tlj« 
©. 74), ©imrod (SDtytt). ©. 525) unb «rnolb (Urjeit 
©. 428) Derftetjen ben StuSbrud Tempel Don einem @e* 
bäube, mä^renb anbere fidl) barunter nur einen $am benfen. 
©ieferä *) verlegt ben §ain in ben Dsning unb meint, ein 
nad& beffett ^erftörung übrig gebliebener Saum fei fpäter 
als ftrminful Dereljrt ioorben. ©eiberfc 2 ) mad&t bagegen 
geltenb, bafc bei ber grünblidfjen ßerftörung beS #aine$ 
weber ein SBaum baDon übrig geblieben, nod() aud) naä) 
700 $at)ren Don einem anbern SJolfe al$ heilig Deretjrt 
roorben fein fönne, unb fudfjt ben £>ain in ber ©egenb 
Don Soeft, im alten §erjogtum SBeftfalen; Sßöfer Derlegt 
üjn in ba$ alte £od&ftift SWünfter (ftredfenljorft). 3 ) SBo 
aber aud& immer biefe t>eibnif$en Heiligtümer geftanben 
Ijaben, jebenfaßs ftanben fie in bem Don ben @ad>fen be* 
wohnten ©ebiete unb bereifen, baf$ man geftttfct auf 
itacituä ben ©ermanen nid)t mit ©ettrißljeit alle Xentyel 

') Seitfdjrift für ©. u. M. 20. ©b. 8. S. 261 ff. 
•) 8attbe0- unb fled)t«gefd[}. ffieftf. I. 29 u. 187. 
») D$na*ru(ffdje Gef$. I. 151. 



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51 



unb ©öfcenbilber abfpredjen fann. Dt>ne Zweifel befaßen 
bie ©adjfen Ztmptl unb ©öfeenbilber fd)on oor bem be- 
ginne ber ©ad&fenfriege. $apft ©regor II. (715—731) 
Tebct in ben ©enbfdfcreiben, bic er im $. 722 bem 
$1. Sonifatiu« bei feiner ©enbung nad) S)eutf^lanb jur 
tlnterfiüfcung feiner SWiffion mitgab, öon ben ©öfcen* 
bilbem, welche bie ©ermanen oereljrten, unb maljnt fie 
bringend it)r #eil in CljriftuS, uidjt in ben ©Bfeenbilbern 
ju fudjen, meiere fie anbeteten unb bie au« ©olb, ©über, 
6rj, ©tein ober anberem ©toffe gemalt feien (adorantes 
idola manu facta, aurea, argentea, aerea, lapidea vel 
de quaeunque materia facta). 1 ) ©regor IL, ein weifer, 
umftdjtiger SWann, ber bem ÜWiffton«wefen große Auf* 
merffamfeit fdjenfte, war burd) bie ©laubensboten, bie bti 
ben Deutfd&en in lebenbiger SBerbinbung mit bem päpft* 
liefen ©tuljle tljätig waren, über bie beutfdjen 93erljältniffe 
gewiß gut unterrichtet. $n bem ©riefe, in welkem 33oni* 
fatiu«, ber ttyoftel ber $>eutfd)en, ben «bt «Ibljer in ®ng* 
lanb aufforbert, für bie Sefeljrung ber ©eutfdfjen ju beten, 
l>eißt e«, baß fie bem ©öfcenbienfte ergeben feien. 2 ) Qnx 
3eit ber 93efel)rung ber ©adfjfen, in ber legten §älfte be« 
8. 3?al>rf>unberts, würbe auf ©tjnoben für bie *ßriefter ein 
»erjeidjni« ber Ijeibnifdjen ©ebräud&e aufgeftettt, bie im 
SJolfe nodfc fortbeftanben unb befämpft werben follten; 
barin ijl bie Webe de casulis, i. e. de fanis, toon ben 
^ütten, bie an» §o(j unb feigen um i> a * SM gemalt 
waren (©rimrn, ÜWtjtf). ©. 74, 76), de simulacro de 
consparsa farina, üon bem ©öfcenbtfbe au« geweiftem 
üHefyle, de simulacris de pannis factis, Don ben au« 
ßeuglappen gemachten ©öfcenbtlbern, de simulacro, quod 
per campos portant, Don bem ©öfcenbübe, baß fie burdf) 



») M. G. E. III. 266 ep. 17, 2«9, ep. 21. 
») M. G. E. III. 288 ep. 38. 



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52 

bie gelber tragen. 1 ) Der fjl. ©türmt, erfter Äbt Don 
Srulba unb Setter be$ 2Wiffton$wefenS bei ben ©adfjfen 
(772—779), forberte biefe auf, bie ©öfcenbilber ju Der* 
laffen, bte Tempel tyrer ©ötter ju jerftören, bie §aine 
auSjurotten (ut idola et simulacra derelinquerent, 
deorum suorum templa destruerent, lucos sueeiderent). 
©o erjät)lt ©turmiä ©cfcfiler ©igü in beffen fiebens* 
befdfjreibung nad() bem glaubwttrbigen SBeridjte Don Äugen« 
unb Dfjrenjeugen. 2 ) fflie SBeba ber Sljrwttrbtge, einer 
ber bebeutenbften ©d&riftftetter ber Ängelfad&fen, in feiner 
fitrd&engefdjid&te, einem ber beften ©efdfjid&tswerfe be$ 
SKittelaiterS, berietet (2, 13), Ijatten aud^ bie Wngelfad&fen, 
bie mit ben Ältfadjfen besfelben ©tammeä waren, ©öfeen* 
bilber, unb ebenfo bie ben ©a$fen benachbarten ©tämme, 
fo bie Ü^üringer, wie au$ einem SBriefe be« SßapfteS 
©regor IL IjerDorgeJjt, 8 ) unb bie ^riefen, wie an» ber 
ffiirffamfeit itjreS HpoftelS, be« Ijt. SBitttbrorb, ju erfeljen 
ift. 4 ) Sei ben nörblid& Don ben ©adfcfen wotjnenben 
©tämmen werben Silbfäulen ber ©ötter unbeftritten nadfj 
bem fflerid&te ÄbamS Don SBremen angenommen. 5 ) SWad) 
allem bem ift e$ nidjt ju bejweifeln, baß bie ©er* 
manen bereits in früher Qtit Stempel unb ©ötterbilber 
gehabt unb biefe im Saufe ber Qtit mit juneljmenber 



l ) ®er indiculus superstitionum et paganiarum, für bte ÄemttniG 
ber religiöfen 3uftänbe unfern SBorfaljren feljr widrig, würbe üon bem 
Sßaberborner 5ürftbifd>ofe gerbinanb ü. §ürftenberg in ber oatifamfdKn 
SMbliorfyef entbeeft unb öon tym in ben Monumenta Paderb. guerft 
herausgegeben, bann üon oieleu anbern, fo oon SMnterim unb «£>cfcle in 
iljren @d)riften, in ben SMograpljicn beö (I. 83onifatiu8, julefct t>on &aupt, 
au$ gleidjaettigen Sänften erläutert im Programm ber ftäbt. ftealfdj. ju 
Seidig 1892. 

«) M. G. S. II. 376. Söattenbadj, ©efä.-OueHen (1893) I. 6. 232. 

») M. G. E. III. 275 ep. 25. 

4 ) M. G. S. II. 339. M. G. E. III. 395 ep. 109. 

ß ) M. G. S. VII. 379. 



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53 

Äunftfertigfcit immer jafjlreicfjer unb funftöoller gemalt 
Jjaben. ! ) 

£u ben toon ben ©adjfen üereljrtcn ©öfcenbilbern ge* 
l)ört audj bic ftrminful 2 ) S)ie fogenannten Änualen Sin* 
IjarbS (Annales qui dieuntur Einhardi), bic fulbaifdfjcn 
unb bic faljburgifdjen Ännalcn (A. Juravenses) nennen 
fie ein idolum, was bei djriftlidjen ©dfjriftftettern burd&wcg 
©öfeenbilb Ijeifct. J)ie 9?etd)£*, bic fiorfeljer, bic Otto« 
beuemer unb bic Dueblinburger Ännalen, wie baS Chro- 
nicon Reginonis unb ba$ Chron. Moissiacense nennen 
bie $rtninful ein fanum, wo« einen bem religiöfen Suite 
gemeinten Ort, aber nad) bamaligein ©pradfjgebraudt) aud) 
eine aus #olj unb feigen um baS ©öfeenbilb gemad&te 
feüttt bejeidjnen fann, bie fleinen £orfd>er Ännalen nennen 
jie ein fanum et lucum famosum; lucus bejetcfjnet nadf) 
9HiMenl)of (Deutfd&e «ItertumSfunbe (1898) IV. 1. ©. 221) 
einen SBalb ofyne Unter^olj. Die Annales Petaviani reben 
Don einem Orte (locus), ber ©rmenful genannt hmrbe. 
Die A. Lauresh. unb bie A. Regni Francorum berieten 
nodf>, ba§ bort ©djäfcc Don ®o!b unb ©Über ftcfy befanben. 
ffienn wir biefe 5Wadf)rtdf)ten mit einanber öereinigen, ergiebt 
ftdf>, bafj bie ftrminful ein ®öfeenbilb mar, nad) weld&ent 
aud) ber umgebenbe §ain ober Ort benannt würbe. „Die 
$aine," fagt Döüinger, „waren bie beliebteften ShiftuS* 
ftätten ber ©ermanen. #ier befanben fid) SBofjnungcn 
ber *ßriefter unb Altäre; Ijjier würben ÜHationatyeiligtümer, 
gelbjeid^cn, Opfergeräte aufbewahrt." 8 ) ffiiganb wiß jwar 

l ) ©rimm, 3Jtytl>. (1844) ©. 69, 74, 76, 94, 108. ©tmroef, 
WT)tf). (1864) 6. 528, 530. 

•) 2)er 9tome wirb ßrmeiiful, #ertnenful ^^rminfuul, StminfuI, 
(Srmenfeul, DrmenfuI getrieben; bie juoerläfflgften Quellen, befonberö 
SRubolf Don Julba, bie A. q. d. Einhardi, Poeta Saxo, A. Fuld., 
Quedlinb., Weissenb., Lamberti fd^reiben Srminful; btefe ©c^retbtoeife 
ift baffer öoqugie^n. 

8 ) £ribentum unb Subentum @. 566. 



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54 

bie (Ejiftenj bcr ftrmtnful nid>t beftreiten, meint aber, ba$ 
©ort bejeidjne ursprünglich unb t)auptfä$lid> einen Set» 
fammlungSplafe, auf meinem ein alter tarier Saum ftanb, 
bei bem bie alten ©ermanert tyre SJerfammlungen abhielten 
unb ben ©Ott ©rmin Bereiten; 1 ) itynlid) fte^t ©djudftarbt 
in #rminful „eine ftrminSlytye, einen QrminSberg, auf 
bem bie ®ott^ett unfidjtbar thront." 2 ) 5Da* ©ort fod 
nämlid) Don ©ofjle, ©d)tt>eße, plattbeutfcf) ©üfl, fjerfommen 
unb etwa« „Änjteigenbe*, Äufge^te*" bejeicfynen. 8ber 
biefe* ©ort Reifet alri)od>beutfd) swelli, angelfädjfifd) syll, 
altnorbifd) ebenfo unb liegt batpr bem jmetten Seftanbtcile 
be* ©orte* Qfrminful nid)t }u ©runbe. Da einzelne 
«nnalen (A. Lauresh. unb Chron. Moiss.) ein hoppelte* u 
fjaben, fo mar ba* u lang, unb bat>er bebeutet sul ©äule, 
alt^odfbeutfd) sül, angelfäd>fif$ syl, altnorbtfd) sula. 8 ) 
(Sobelin <J$erfon fd>reibt aud) ^frmenfeul. Wenn fobann 
ffitganb bewerft, bafc bie alten ©ermannt einen erhabenen 
SRaturfinn Ratten unb baljer woljl feinen roljen $lofc auf« 
richteten unb jum ©egenjtanbe tyrer SSere^rung matten, 
fo ift barauf ju bemerfen, bag bei allen SBölfern bie 
älteften ftbole fel>r rolj toaren; felbft bie ©riedjen Der* 
ehrten in ber älteften Qtxt in ®eftalt eines 93rette$, eine« 
$fal)le$ ober eine* Älofce* it)re ©ötter unb [teilten fte erft 
in fpäterer #eit mit größter flunft bar. 4 ) Äud) bei ben 
©ermanen war bie ältefte ®ötteroeret)rung feljr einfach; 
Ujre Heiligtümer toaren Säume, ©äulen, Quellen unb 
Reifen, bie fte in ©albern unb Rainen bereiten. ö ) Sei 
ben ©adjfen erhielt ftd) infolge iljrer Äbgefd)loffenl)ett Don 



>) «rdjiü für ®efdj. u. fl 20. I. 35. 
8 ) Seilage jur «ttg. 3eitung. 1898. 81 78. ©. 3—4. 
«) Äluge, (fctnmol SBörterb. $u „®äulc", „©djweUV. 
4 ) 2)öümger, £etbentum unb 3ubentum 6. 58, 216, 563. 
8 ) ©rimm, SRntlj. ®. 60—69 unb 613. ©tmroef, ÜRntfc. 6. 506. 
©aupe, Indic. superstit. ad. VL, VII. 



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55 

ben anbern ©tämmen bie ältefte einfache ®ötter&ereljrung 
f ef>r lange. Überbie* nennt ber Poeta Saxo, nad) puffet *) 
ber 2Rönd) Ägiu«, ber im 9. ^a^unbett in Äor&ei lebte 
(t 876) unb alfo nad) Qtit unb .Ort feines fieben« über 
bie ^rmmful unterrichtet tt>ar, biefe ein simulacrum, alfo 
ein ©öfcenbilb. 

Gens eadem coluit simulacrum, quod vocitabant 
Irminsul, cuius similis factura columnae, 
Non operis parvi fuerat pariterque decoris. 2 ) 
9loä) genauer berietet über bie ftrminful ber 2Rönd> 
Shtbolf, ber 865 ftarb unb bem JHofter ftulba angehörte, 
beffen erfter Äbt ©türmt gerabe in ber ®egenb ber 
Qrminful an ber ©pifce be« 2Wiffion3tt>efen$ ftanb unb bei 
bem #eere tvax, loeldjeS fie jerftörte. ferner Ratten 
3fulba$ SWönc^e ftd) an ber SBefeljrung ber ©actyfen eifrig 
beteiligt unb audj ber l>eibnifd)en 3 C ^ no $ immer große« 
Qntereffe entgegengebracht, würbe bod) in ftulba ba$ §tlbe* 
branbslieb aufgejeidjnet unb und erhalten. Dura) feine 
2eben$t)erl>ältniffe toax alfo SRubolf über bie ftrminful gut 
unterrichtet unb befaß aud) nad) SBattenbad) (©. Q. I. 
239) gefd)id)tlic$en ©inn, fo baß fein Zeugnis glaubroürbig 
ift. Sßadjbem er öon ber SJereljruug ber SBäume unb 
Quellen erjäfylt fyat, fagt er: Truncum ligni quoque non 
parvae magnitudinis in altum erectum sub divo cole- 
bant, patria lingua eum Irminsul appellantes, quod 
latine dicitur universalis columna quasi suslinens 
omnia. 8 ) Truncus ligni l)eißt $olj* ober SBaumftamm; 
bie ftrminful mar alfo ein jtemlid) großer SBaumftamm 
ober eine ^oljfäule; in altum erectum giebt an, baß fie 
nidjt ein Saum, fonbern ein burety 3Äenfd>enl>anb empor* 



l ) Äowcier ©tubien 6. 21 ff. 
•) M- G. S. I. 228. 
*) M. G. S. IL 676. 



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56 

gerichteter mädjtiger JBaumftamm ober eine #oljfäule mar; 
sub divo beweift, baf$ fte in ber freien üttatur ftanb, alfo 
md)t in einem überbauten Staunte, ©enau fo betreibt 
bie ftrminful ber SBremer 3)omIjerr Äbam im 11. $a\)x\)., 
ber bie ältere @efd(>id>te teils nac& ben öorljanbenen Quellen 
teils nad) ber Überlieferung erjät)lt unb in Ijofycm Änfeljn 
fteljt. 1 ) S)a bie ©adjfen einen gefällten Saum fdjwerlid> 
unbearbeitet lieber emporrichteten unb SRubolf nidjt trun- 
cum arboris, fonbern truncura ligni fagt, fo lägt fid) 
wot)l annehmen, bafc fie it|m eine gewiffe fünftlid&e ©eftalt 
gegeben Ijaben. Ob aber ber JBaumftamm ju einer form* 
lidjen JBilbfäule nad) Art ber Iljorfäulen beS Sorben« 
umgearbeitet würbe, wie bie Säuberung be« Poeta Saxo 
nalje legt unb $üffer 2 ) annimmt, ober ob er nur bie Der» 
feinerte ©eftalt einer ©äule befommen t)at, ob femer bie 
©äule oben in ein fflilb auslief, wie bie #ermesfüulen ber 
©rieben, ober aber ein fflilb trug, ob fie bemalt, befleibet 
ober mit ©olb unb ©Über gejiert war, lägt ftd) nidjt mit 
SBeftimmt^eit fagen. 8 ) Die fpäteren S^a^ric^ten hierüber 
ftnb unju&erläffig ober ©ebilbe ber Did&tung. 9laä) #einri$ 
Don $erforb (Chron. ed. Potthast p. 6) ftanben auf ber 
©äule brei Silber, 2ÄarS, #erfuleS unb Slpollo, unb nad) 
SBerner SRolewinf (De Westph. mor. lib. IL c. 3) mer @öt* 
terbilber, ÜWarS, SWerfur, £erfule3 unb Apollo; nac% #amel* 
mann (Opera geneal. p. 65) ftanben bie Dier <3tatmn um 
ba& Sager $erum. SBie SBinlelmann (Notitia hist. p. 371) 
u. a. wiffen wollen, fteßte bie SBilbfäule einen ©Ott als 
Ärieger im SBaffenfcljmwf bar unb ftanb in einem $err* 



>) M. G. S. VII. 286, 45. SBattenbad), ©efd&id&tSqueHen II. § 11. 

*) Äoroeier ©tubitn @. 111. «. 3. 

•) 8ö^er (Äampf um $aberborn @. 1) benft fid) bie 3nmnfitl an 
ber ©tätte be3 $aberöorner 2)omcö aU „eine fdjlidjte ^oljfäule, Ijodj« 
ragenb bü in bie jieljenben Söolfen hinein, umfloffen oon ben füllen 
©dauern M Uroalbe*". 



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57 

Iidjen £empel; bic ffiaffenrfiftung wirb genau betrieben, 
©tangefol (Annales circuli. Deutfd). ft&ln. 1640. SBorr. 
LXIX. GL) Ijat fogar eine Stbbilbung. 

Die SBebeutung be$ ©orte« ftrminful giebt SRubolf 
richtig an; benn irmin ift nähere SBeftimmung ju bem 
®runbworte sul (©äule), giebt tym im begriff be* Äff* 
gemeinen, be$ $öd)ften unb ©tärfften unb liegt Dielen 
3ufammenfefcungen ju ©runbe, j. JB. ftrmbert, ber fet)r 
©länjenbe, :$rmgart, bie mächtige SBefd&fifcerin, ftrmenfrib, 
ftrtmngott, ber fjödjfte, allgemeine ©Ott, trminman, erster 
ÄuSbrucf für 9ttenfdf); in ©nglanb Ijiefc eine ber großen 
alten Straften ftrminjtrafce; im flngelfäctyfiföen (Beowulf) 
ift irmin gleich eormen, j. 33. eormen-ric, ba$ (Erbreidf); 
auf angelfädjftfd&en (Einfluß weift batjer bie ©df>reibn>eife 
beS Chron. Reginonis (Ormensul) t)in; audf) in Drtä* 
bejetdjnungen pnbet fid) ba$ ©ort, j. 95. im $Übe3t)eim* 
fdjen #rmenfeul, plattbeutfd) Ärmenfeul ober Ärmenfüfle, l ) 
ftrmgarteid&en im Greife ©iegen. Qm Mittelalter tommt 
bas ©ort ftrmenful meljrfad) bor unb btbtutzt Sßtyramibe, 
©äule, Sßoftament, auf bem ein 83üb ftefjt, unb audf) SBilb- 
faule. 2 ) @* $at ben Segriff be$ (Emporragen* unb 
£ragenS aud& fpäter nodf). Die Qfrminful war alfo bie 
bas ganje ffieltaff tragenbe unb ftüfcenbe ©äule, bie öon 
einem $aine unb tneffeidjt aud) oon einer nad> oben 
offenen §fitte umgeben mar. ©o liegt ber Qfrminful bie* 
felbe $bee i u ®runbe, bie aud& in ber älteren unb ber 
jungem ©bba enthalten ift, meiere beibe im 13. %a1)x\). 
auf ber ftnfel ftslanb aufgejeid&net finb unb Don benen 
lefctere eine ©arfteffung ber germanifd&en ©ötterleljre, 
erftere #elbenlieber enthält, bie teiltoeife fdfjon im 9. ftdjrff- 



x ) SBiganb, 2lrd)to für ©. u. «. 20. I. @. 35. ®tf>u<ftöarbt, Bei- 
lage aur Hllg. 3«it. 1898. 9t. 78. ©. 4. SWeibom, Irminsul Sax. c. 8. 

f ) ©rimm, SDtytlj. @. 104, 3n ber Äatferdjromf (12. Saljrlj.) 
Ijeifjt eÄ: üf einir yrmensule stuont ein abgot ungehiure. 



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58 

uerfafct würben. Um bicfc Qtit nämlid) waren bic SRor* 
mannen nad> ftslanb auSgewanbert unb Ratten bort auf 
ber uon allem 33erfet)re abgesoffenen ^nfel tyre religiöfen 
Slnfdjauungen bewahrt, bie nachweisbar mit benen bev 
anbem ©ermanen im wefentlid>en überetnftimmen. %n 
ber ©bba wirb baS SBeltaH unter bem SBilbe eine« ffielt* 
bäumet ber Cfdje Yggdrasil, aufgefaßt, bie tyre 3weige 
über baS SBeltatt ausbreitet unb mit iljrer ©pifce bis an 
ben Fimmel reicht. Die Angabe SRubolfS über bie 
ftrminful wirb Datier aud) &on angefeuerten ©eletyrten als 
richtig angenommen, fo bon ©rimm (ÜJtytl). ©. 106, 326), 
DöDinger (#eibentum unb ftubentum S. 566), Qtnfr (Die 
®eutfd>en unb bie SRadjbarftämme ©. 45), ©iefebrecfct 
(®efd&. ber beutf^en flaiferjeit. 5. 9. I. 111) u. a. 

Da bie alten ©ermanen bie SWaturfräfte vergötterten 
unb ftd) bie Qfirmirifwl als bie baS SBeltatt tragenbe ©äule 
badjten, fo verehrten fic in iljr eine bie gefamte Statur 
tragenbe unb burctybringenbe Äraft, ofyne gerabe an einen 
beftimmten ©Ott ju beuten. Äud) nad) ©rimmS Anficht 
(üJtytlj. ©. 107) „Hegt es ni$t in bem ÄuSbrude, bafc fic 
einem einjelnen ©otte geroibmet war", ffiin ©ott ftrmin 
wirb in ber älteften 3 C ^ nirgenbwo genannt. 6äfar unb 
JacituS benennen bie germanifetyen ©öttcr mit ben JWamen 
ber römifäen, benen fte bur$ SDtytlje, Darfteflung unb 
33ereljrung glichen. $n ber 8bfd)WörungSformel, weldje 
bei ber itaufe im 8. ^a\)xf). gebraust unb gerabe mit 
SRüdftdjt auf bie ©ad)fen abgefaßt würbe, entfagte ber 
läufling bem ffioban, Ü^onar unb ©ajnot; unter Iefcterem 
ift ber ©d&wertgott, ber ©ott Des Krieges, ju öerfteljen, 
ber bei ben füböftlidjen ©ermanen ©r, bei ben ©$waben 
unb (Statten 3iu, bei ben norbifdjen ©tämmen Zyx ^ieß. l ) 



l ) SWüHen^off unb @$erer, 3>enfmäler beutfe^er $oefie unb $rofa 
?. 444. 



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59 

ffiäre Qrmtn ein 9JationoIgott ber alten ©adffen gewefen, 
wie ÜRöfer, 1 ) SJertot 2 ) u. a. annehmen, fo würbe er bei 
ber Ijofjen 3?eve^rung, bte ber iljm gewibmeten ©forte ju 
teil nmrbe, in ben SBeridjten ber 3eitgenoffen too§l aud> 
al* foldjer genannt toorben fein. Da nun ein Sott ftrmin 
nid)t nachweisbar ift, fo ift j. 33. Don (Sobelin *ßerfon 
(Cosmodrom. VI. 38) unter Qrmin SEBoban Derftanben 
worben, ber im 2ateimfd>en SKerfur, im ©riectyifdjen #erme* 
lKt&t unb ber l>öd)fte ©ott ber ©ermanen, alfo ber Prolin* 
goit toax. ®em $erme* würben ©äulen erratet, unb 
ber Warnt i^rminful, namentlid> bic ©djreibweife (Ernten* 
unb ^ermenful, erinnert woljl an $txmt&, aber, bie blofce 
£l>nltd)feit ben tarnen« unb ber SBereljrung tann jene An* 
nannte no$ nid)t als ridjtig beweifen, fo lange bejtimmte 
3eugmffe fehlen, ©eil ©t. $etruS in ben »olfsfagen 
Dielfad) an bie ©teile beS 2$onar trat, weil an ben bem 
Zffonax geweiften ©tStten häufig <J$etersKrd>en erbaut 
mürben, j. SB. an ber ©tfttte ber 2t)onar«eid>e bei ©eis* 
mar, unb weil an ber Stätte ber ftrmtnful in Ober*3RarS* 
berg eine $eterstird>e fteljt, fo nimmt ©imrod (»tyllj. 288) 
an, ba£ Xfpnar aud) als ftrmin ueretyrt würbe unb tym 
bie Qfrminful gewibmet gewefen fei. Aber bie ©laubenS« 
boten weihten bie erften ßird&en &ielfad> bem ty. SßetruS, um 
baburd) ben ©ebanfen auSjubrücfen, bafj bie Don itynen 
ausgebreitete JJirdje mit i^rem Ober^aupte, bem $apfte 
als bem 5Wad>folger beS fyl. SßetruS, in fefter SJerbinbung 
flehen folle; bie Äircfcen in Dber*2RarSberg war bie erfte 
unter Äarl bem ©rofcen in ©adjfen gegrünbete Rtrd&e unb 
jieljt auf einem Reifen, <J$etruS aber ift ber 3felS, auf bem 
bie ganje ßirdje gebaut ift. ®iefe ©ebanten waren für 
bie SBibmung ber Äird&e ju (Eljren beS \)l <J$etruS wo^l 



») Dtota&rwffd&e ©efdj. I. 201. 

•) Remarques sur le dieu Irmensul. Paris. 1723. 



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60 

met)r maßgebenb al$ ber bcfonbcrc ß^arafter ber bort Der* 
ehrten ©otfyett. Äu$ biefent ©runbe baute Äarl aud) in 
bcn 83if$of$jtäbten Dsnabrücl, Sremen, SWinben unb (glje* 
$ilbe«fjeim ?ßeterStird)en. Unter ftrmin ift aud) wotyi 
Qrmtn ober $ermin, einer ber brei ©öljne beä SKannuS, 
Derftanben toorben, nad) benen bie brei großen ©tämme 
ber 3)eutfd)en, bie ftngäDonen, ftftäDonen unb $ermtoneu, 
ftd) nannten; er fott fpäter als (Sott Dereljrt fein. 1 ) 
Weinecle, 2 ) Äletnf orgen, 8 ) Suben, 4 ) <ßerfe 5 ) u. a. neunten 
an, baß bie ^rminful ju Cfjren Armin«, be$ Dielgeprie* 
fenen JBcfreicrd ber ©ermanen Dom 9?ömerjoc$e, unweit 
be« Orte« ber SaruSfdjlactyt errietet fei. ffiintelmann 
giebt nod> an, baß bie Qrminful einen tfrieger barftellte 
unb fpäter für ein ©öfcenbilb gehalten unb göttlich Dereljrt 
fei. 6 ) JacituS berietet root>l, baß «rmin nod) lange in 
ben fiiebern feine« SSolfeS befungen würbe, aber Don einem 
Denfmale fagt er nidjts, eben fo wenig wie anbere alte 
®efd)id>tfd>reiber. Der Sßame Armin, unridjtig mit $er<- 
mann, wiebergegebeu, tjat ja freilief) woljl einige SÖjnlidjfeit 
mit ftrmin, unb gewiß Ijat Armin als £ljeru$terfürft tn 
ber ©egenb beS ©tanbbilbeS ber ftrminful gelebt, aber baS 
beweift nod> nidjt jene JBeljauptung, bie bem beftimmten 
glaubwürbigen ^eugniffe Wubolf* Don gulba gegenüber* 

85on einer ftrminful berietet noc$ SBibutinb, ein im 
10. 3fat>rl). lebenber SWönd^ Don ÄorDei, in feiner ©efdjidjte 

") Sötganb, $rd)to I. 30. ®rimm, SDtytl). 325. (gdjudftarbt, SBei- 
läge jur Sing. 3eit. 1878. 9t. 78. 6. 3. 

*) 9Roten guin Poeta Saxo. 

•) ©eftf. Ätrdjengefe$. I. 149. 

4 ) 3)eurfe$e ©efö- IV. 282. 

») M. G. S. I. 151 «. 51. 

e ) Notitia historica politica yeteris Saxo-Westphaliae. 1657. p. 371. 

7 ) S)ie Sluffttffuug ber Srminful *U „ieberinamtf (Säule* (Ärtmfc, 
Saz. II. 9 u. a.) wiberforidjt ber 33ebeutung be8 Starte* „innin". 



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fit 

ber ©ad? fett (Rerum gestarum Saxonicarum Hb. I. 12). 
9tad)bem er erji1t)It f)at, ttrie bie ©adjfen na$ SBeftegung 
bcr lothringer (um 530) il>re ©tabt ©c&eibinflen an bcr 
Unftrut eroberten, bemerft er: Mane autem facto ad 
orientalem portam ponunt aquilam, aramque victoriae 
construentes, seeundum errorem paternum sacra sua 
propria veneratione venerati sunt; nomine Martern, 
effigie columpnarum iraitantes Herculem, loco Solem, 
quem Graeci Apollinem appellant. Ex hoc apparet 
aestimationem illorum utcumque probabilem, qui Saxo- 
nes originem duxisse putant de Graecis, quia Hirmin 
vel Hermis graece Mars dicitur; quo vocabulo ad lau- 
dem vel ad vituperationem usque hodie etiam ignorantes 
utimur. 1 ) 3)iefe ©orte geben an, bafc bie ©adfjfen eine 
ara victoriae (ara bejeidjnet jebe (Erdung Don ffirbe, 
©tein, #olj, batyer Altar, S)enfftein, Cljrenfäule) nad) 
Sonnenaufgang Jjin errichteten, um baburdfc tyre ©ötter 
ju toereljren, tuetö>e bem Kamen nadf) 3ttar$, bem Silbe 
nad} $erfuleS, bem Orte ber Äufftcttung nadf) bie ©onne 
toaren; bei tfjnen ^iefc 2RarS ^irmin. 2 ) 6$ ijt möglidj, 
bafj biefer Seil beS fäd&ftfdjen SBolfäftammeS in jener Qtit 
ben ftrmin für ein perfönlid&e« SBefen fjielt; benn bie 
tyeibmfdjen 85ö(fer Ratten in JBejug auf 3aljl unb Gtyarafter 
ber ©ötter nidf)t immer biefelben SBorfteHungen; fie Der* 
mehrten bie Qafy ber ©ötter unb tuedjfelten bie Änfid&ten 
über iljre ©ef$affenl)eit. ©eftüfet auf biefen 33erid)t jagt 



l ) U. G. S. III. 423; ©djulauägabe üon 2öaifc. 3. V. @. 12. 

*) $erfc I. c. bejieljt bie Sorte auf bie Skreljrung, mehrerer ©ötter, 
örimm (SWntlj. ©. 327) auf bie »ereljrung, eine« ©ottd, ber bem 
dornen nad) 9Rar$, bem Silbe nad) £erhtle$, bem Orte nadj bie €>onne, 
ben ©adjfen aber Finnin war. tiefer SBerid^t be$ Söibufinb gab xooffi 
bie Seranlaffung, bafi £einrid) oon #erforb, SBerner SRolewinf u. a. fidj 
auf ber Srminful mehrere ©öfcenbilber badeten unb Srmin für 9Kar* 
gelten. 



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62 

©rimm bejttgltdf) bcr frühem ftaljrljunberte (SÖtytl). ©. 328): 
„Die ©a<$fen fd&einen in ^rmin e * ncn friegerifefc bärge* 
[teilten SBoban &eret)rt ju Ijaben." SSiel watjrföeinlidber 
aber giebt ber gan|e JBericfyt ffiibufinbs nur feine per* 
fönlid&e, twtteid&t burd& fpätere ©agen beeinflußte Auf* 
faffung, bie an bie £!jatfad)e antnityft, baß bie ©adjfen 
jum Danfe unb jur (Erinnerung an ben ©ieg eine mächtige 
tyotyt ©äule, alfo ein ftrmtnfäule, errichteten. SBibufinb 
rennet es nämltdf) als ©ad>fe feinem Solle jum Stumme 
an, baß es öon bem nadj ÄlejanberS lobe jerfprengten 
©riedfenljeere abftammte, unb ba^er braute er im ©eifte 
feiner Qtxt bie beutfdjen ©ötter gern mit ben griedjifdfjen 
in SBerbinbung. Dabei ift es wot)l gefugt unb »on JBibu* 
finb nur fo aufgefaßt, baß bie ©ad&fen burcl) eine ©äule 
jugleicfc brei ©ötter toereljren wollten, natürlich juerft ben 
JtriegSgott, ba es ja eine ©iegeSfäule war. Die germa* 
nifdfoen ©ötter bur$ bie griedjifdjen ju bejeicfcnen ift bei 
ber 3$erfd)iebent)eit ber SJorfteKungen über bie ©ötter feljr 
fc&wer. £acituS bejeic^net ffioban, ben t)öc$ften ©ott ber 
©ermanen, mit ÜWerfur, ber bod) nur ein untergeorbneter 
©ott war, unb ben I^onar mit #ertuleS, ber nur ein 
$albgott war, unb ben ÄriegSgott mit 2ttarS. Die d^rift* 
liefen ©laubensboten geben ben Sljonar mit ^uppiter 
wieber. ffiibuünb nennt ben ÄriegSgott ber alten ©ermanen 
$irmin, bem gu ffiljren bie ©äule wegen be$ ©iegeS ja 
errietet fein mußte, eine fflejeid^nung, bie fonft in jener 
3eit gar nid&t öorlommt. Diefer ffriegSgott t)eißt uad^ 
SBibufinbS ÜWeinung wegen ber Stynlidtfeit beS SßorteS im 
©riedf>ifdjen $ermeS, was gar md)t ber gaß ift; benn ber 
gried&ifdje ÄriegSgott Ijeißt ÄreS, unb £ermes entftmdjt 
bem römifd&en ÜWerfur unb ift ber ©ott beS #anbels unb 
»erfeljrS. ©ibufinb lebte im 10. 3faf>rlj., alfo ungefähr 
200 ftaljre naefj ber erfolgreidjen Ausbreitung be$ (Sänften* 
tumS; bie nähere Äunbe uon ben alten germanifd>en 



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f>3 

©flttern war bereit« erlofd&en, ba bie Drben«Ieute im 3fn* 
tereffe ber DoOftänbigen Ausrottung be« alten ©ötter* 
glauben« ni$t gern meljr baDon rebeten unb, burd> ba« 
©tubium ber lateinifc&en unb.gried&ifd&en Jflafftfer angeregt 
me|r mit ben ©öttern ber ©rieben unb Kömer betannt 
mürben. 'Da« geljt audfc au« ffiibuftnb« ©orten IjerDor: 
quo vocapulo usque hodie etiam ignorantes utimur, 
mag ba« nun mit *ßerfc auf 2War« ober mit ©rimm 
(üJtytl). 327) auf Qfrmin bejogen werben; jebenfafl« liegt 
l)ier eine SBermed&felung be« gried&ifdjen $erme« mit bem 
lateinifdjen 2Bar« Dor. Später ^ielt man in JtorDei richtig 
ben »re« für 2Rar« unb $erme« für STOerfur. 1 ) SBaljr* 
fdjeinlid) lannte ffiibufinb bie SBebeutung be« SBorte« ftrmin 
nidfjt meljr ganj fidler unb badete fid) barunter ben ©Ott, 
bem ju ffi^ren bie ©äule l)auptfäd)lidf) errietet fei, alfo 
ben £rieg«gott. SHubolf Don Ofatba Panb ber Ijeibnifdjen 
$eit noc& näljer unb ttmr al« SWöndfj be« um bie Aus- 
breitung be« S^riftentum« in ben älteften Reiten Ijod) Der* 
bienten Älofter« gulba hierüber beffer unterrichtet. (Er 
berietet aber nid^t« Don einem ©otte ^rmin, ebenforoenig 
nrie ba« 33crjeid)ni« ber abergläubifd&en ©ebräudje unb 
unb bie «bfd)toörung«formel. 3)aju tommt nod), bag 
biefer ganje fiegreiefce Äampf ber ©ad&fen gegen bie 2^ü* 
ringer, burdj bie Sage Dielfad) au«gefd()müdtt, überhaupt 
unftd&er ift unb erft 4 ftaljrljunberte fpäter Don ffiibutinb 
erjagt nnrb. 2 ) 

Äu« toelcfcer 33eranlaffung unb toann bie Don JJarl 
jerfiörte ^rminful errietet ift, barüber fehlen un« nähere 
SWad()rid>ten, Dieüeid^t nad) ffleftegung eine« feinblidfoen 
SBolfe«, ber Glatten ober SBrufterer. 3Wan l)at fte fogar 
ju ben (Selten in 33ejiet)ung gebraut, bie Dor ben ©ermanen 



') M. G. S. III. 8. ad. a. 1145. 

») 393. U. ». I. 9t 81. 6uppl. n. 14. «bei, 3ctyrb. M fr. SKetdje« 
6. 105. «. 4. 



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64 

unfere @egenben betonten unb über mehrere fenfred>t 
aufgerichtete (Steine einen längeren Ijortjontal legten, um 
auf biefem tyre jafjlreidjen blutigen Opfer, cm$ 3Äenfd)en* 
Opfer, ben (Stöttern barjubringen. ©old>e Ijolje freijtetyenbe 
(Säulen gießen bei ben Selten hirmen (hir, Ijeljr, men, 
Stein), aufteilen oud) #irmenful, ©tein ber ©onne. 1 ) 
Aber bie Qfrminful tuor fein (Stein, fonbem Don #olj unb 
wirb in ben Ännalen als ein Heiligtum ber ©ad>fen be« 
jcidjnet; bie fiegreid>en germanifefcen ©tämme ^aben aber 
fU&er nid)t ©öfter Don ben unterbrüdtten unb Derbrfingten 
Selten angenommen, ba bie Ijeibniföen Wolter i$re ©ötter 
mit ftd) eng Derbunben bauten, unb bie Seftegung beS 
Solted aui) eine SBefiegung feiner ©öfter toar. 



3. Wo fluni Me 3nntafitl? 

Die ältejle, beftänbige unb bi$ in bie neuefte #eit am 
meiften vertretene Anficht ift bie, bajj bie Qrminful an ber 
©tätte be* heutigen Dber*3RarSberg ftanb. Die Ober* 
ftödje be* SBergrfidtenS fjat einen folgen Umfang, ba% bie 
Umgebung ber alten JBefeftigungdlinie V2 ©tunbe erfor* 
bert, unb befielt au« jtoei burd> eine tleine Ctnfenfung 
öon einanber getrennten JBergen. Die ©reSburg jlanb auf 
bem fübtoefHidjen, wo nod> jefet eine Örtlidjfeit im 3rlur* 
bud>e JBurg genannt nrirb, bie Qrminful aber auf bem 
norböjtlid)en JBerge. Dort befmbet fid) ein ettoa 8 Stteter 
l>ol)er, an ber Dftfeite fenfredjt abfattenber ftelfen, auf 
tt>eld>em bie ©tift*tird>e erbaut ift, unb bor bem Sljore 
berfelben, ganj auf bem öfllidjen ©nbe be* gelfcnö, fte^t 
eine 9Wuttergotte**©tatue; Ijier Ijat „nadj ber alten ton* 

*) Obermüller, <Deutfd).£eItifdje$, ©efö.«©eoör. aBörterbud) ja 
„3rmenfäule\ eantu-ge^r, «ttg. öefö. I. 228. gifdjer, «retfburg 
<5. 198. 3n granfreidj, »0 bie Gelten fldj langer aufhielten, fcaben fld) 
Diele fold&e Dpferfteine erhalten. 



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65 

flauten £rabition bcr ©egenb" bic ftrminful geftanben. 1 ) 
3)ie ©ntfernung biefe$ fünfte« Don bcr ©tättc bcr alten 
(JreS&urg beträgt tttoa 1 5Hlom. (Sreäburg unb ftrm* 
inful ftnb batyer jtoci toerfdjiebene fünfte auf bemfelben 
Sergrficfen. 3)ie älteften «nnalen reben nur Don (Sre$* 
bürg, nidjt Don (SreSberg. @rft foäter, al$ bie Qrminful 
jerftört unb ber Drt naefj üjr nid)t mef)r benannt ttmrbe, 
als an üjrer <&t'&ttt ifircfje unb fflofter gegrünbet toaren, 
»urbe ber ganje JBerg balb ©reöburg, balb (SreSberg ge* 
nannt, fo in Urfunben, bei ^cinric^ &on#erforb (14.3fa$r$.) 
unb ©obelin $erfon (15. ^aljrlj.). ©« dta ©re$burg 
mar nid)t eine SBurg nad) Art ber SBurgen beS Sttittelal* 
terS mit Ijotyen SWauern unb ragenben fcürmen, fonbern 
beftanb nad) ber SBefefligungSart ber alten @ad)fen, ttrie 
toix fie aus ben nod) erhaltenen SBefeftigungen an ber @el« 
lingljäufer üKityle bei *ßaberborn, bei 3ttefcf}ebe u. a. fennen, 
nur au$ mehreren SEBätten, unb toax eine SBaDburg, bei beren 
^erfteHung man bie geeignete Sage befi SBergeS gefä|iclt 
benufct Ijatte. Der ©all auf bem norböftlidjen Serge um* 
gab bie ftrminful mit ityrem £aine. ©etyen wir nun, ttrie 
ju biefer Erabition fiel) bie «nnalen Behalten, bie gröfr 
tenteils in SHöftern Don ßeitgenoffen aufgejeid)net ttmrben, 
mit roenigen ©orten bie widjtigen ©reigniffe be$ Qa^re« 
angeben unb fo bie fefte ©runDlage unferer älteren ©e* 
fäi$te bilben. 2 ) 

Die A. St. Amandi, nad) bem JHofter ©t. Ämanb, 
unb bie A. Laubacenses , nad) bem Älofter ßaubad) be* 
nannt, fagen ad a. 772: Karolus rex bellum habuit 
contra Saxones in Heresburgo (A. Laub.; in Eresburch. 8 ) 
Dtefe «nnalen, bie ju ben älteften gehören, erjagen alfo 



l ) $ifäer, «tföburg ©. 34. 

•) SBattenbadj, @efd)idjt3quetten. 1893. T. 138. 

«) M. G. S. I. 12, 13. 

LVII. 2. 5 



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66 

nur öon einem Jtriege auf ber SreSburg; bort ereigneten 
fld> alfo bie £auptbegebcnljeiten jene« ftaljre«. Änbere 
alte Ännalen berieten ju biefem ftaljre nur bie ßerftörung 
ber Qfrminful: bie A. Laureshamenses , *) in bem Softer 
£orfd> an ber JBergftrafce , unb bie A. Moselani, 2 ) in#lö* 
ftern an ber SKofel aufgefunben, fagen: Fuit rexCarolus 
ho8tiliter in Saxonia et destruxit fanum eorum, quod 
vocatur Irminsul(A. Lauresh.: quod vocabaturlrminsul); 
bie A. Juvavenses minores, 8 ) in ©aljburg aufgefunben: 
Carolus idolum Saxonorum combussit, quod dicebant 
Irminsul: ba$ Chronicon Moissiacense, 4 ) nad) bem SHofter 
ättoiffaf in granfreidj benannt : Carolus hostiliter ingres- 
BU8 est in Saxonia et destruxit fanum eorum, quodvo- 
cabatur Hirminsuul. Daß biefe Iefcteren Ännalen ju ben 
folgenben Sauren na # & e * 3 cr f törun 3 & er ^rntitiful Don 
kämpfen auf ber <8re8burg berieten, aber ju bem ftaljre 
772 [nur bie 3erftörung ber ^rminful oljne ertoftljnung 
ber ©resburg erjagen , foäfjrenb bie erften «nnafen nur 
ben Ärieg auf ber ©redburg ju 772 melben, fpridjt bei 
ber lurjen DarftellungStoeife ber Sinnalenbafür, bafcßreS* 
bürg unb ^rminful btd^t neben einanber ftanben, fo baß 
bie Sroberung ber SreSburg unb bie ßerftörung berftrm* 
inful mit einanber eng toerbunben toaren unb ald eine 
Jhriegätljat erf dienen. Änbere, meiftenS jüngere unb aus 
ben älteren fdjöpfenbe «nnalen Derbinben jene beiben £Ijat* 
fadjen mit einanber, wie bie A. Petaviani (fo benannt, 
weil ftd) bie $anbfd)rift im JBeftfee be$ gelehrten SHjeolo* 
gen Sßeta&iuS befanb): Domnus rex Karolus perrexit in 
Saxoniam et conquisivit Erisburgo et pervenit ad locum, 
qui dicitur Ermensul; 6 ) bie A. Laurissenses minores, 6 ) 
im $lofter Sorfdj öerfafct: Karolus in Saxonia castrum 



*) I. 30. ») XIII. 496. 8 ) I. 88. <) I. 295. ß ) I. 16. 
•) I. 117. 



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67 

Aeresburg expugnat, fanum et lucum eorum famosum 
Irminsul subvertit; bie A. St. Emmerammi l ) au$ iRe* 
gendbutg ftommenb: Carolus in Saxonia conquesivit 
Eresburc et Irminsul; A. Fuldenses 2 ): Carolus Saxo- 
niam bello aggrcssus Eresburgum castrum cepit et ido- 
lum Saxonum, quod vocabatur Irminsul, destruit; ba£ 
Chronicon beS Äbteä {Regino p ): Primo impetu castrum He- 
resburgh cepit et ad Ormensul usque pervenit et ipsum 
fanum destruxit et aurum et argentum, quod ibi rep- 
perit, abstulit; bie A. Quedlinburgenses, Weissenburg., 
Lamberti fagen: Heresburg expugnat et fanum eorum, 
quod vocatur Irminsul, destruxit. 4 ) Htte tiefe Hnnalen 
öerbinben bie (Eroberung ber (EreSburg unb bie $erftörung 
ber QrminfuI eng mit einanber, otyne ein tum, deinde, 
inde ober ein anbereS ©ort ju gebrauten, wie e$ bei ber 
Darfteflung räumlich Don einanber getrennter £anblungen 
gefd)iet)t. S)ie Ännalen reben aud> nur Don ber (Eroberung 
ber (Ereäburg unb ber3erftörungber:$rmmful; nirgenbtoo 
ift öon einem jfampfe bei ber ^frminful bie {Rebe. SBenn 
aber bie ^frminful an einem anbern, Don ber (EreSburg 
tueiter entfernten Orte, etttm auf ber Äarlföanje ober auf 
ber 3fburg geftanben Ijätte, fo märe es fid&er an biefem 
befeftigten Orte ju einem blutigen Kampfe gefomtnen; 
benn bie ©ad&fen tnaren nad> ber (Eroberung ber (Ereäburg 
fcine$h>eg$ oottftänbig niebergefdjmettert unb Ratten gen>i§ 
Ujr große« #eiligtl)um ntd^t oljne Stampf ben JJranfen jur 
3erftörung fiberlaffen; fie fämpften melmeljr nodjmal* gegen 
Äarl nacfj ben A. Northumbrani an berffiefer unb brad)* 
ten üjm empfinblidje SScrlufte bei, fo bafc er nid)t weiter 
öorbrang unb fjricbcn fdjlofc. ) Die ganje 5DarftelIung$* 
meife ber «nnalen toeift alfo fe^r beutlid) barauf $in, bajj 



*) I. 92. ») I. 348. s ) I. 557. 4 ) III. 37. 5 ) M. G. S. XIII. 
154. $fiffer, Äonmer Stubicn @. 111. SC 4. 113. *. 2. 

5* 



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68 

bie Qfrminful bidfjt neben ber (JreSburg ober bod) im SBe* 
reiche iljrer JBefeftigung lag, fo bafc mit ber ffircäburg aud> 
ber $ain ber ftrminful erobert unb otyne neuen Äampf 
jerftört würbe. 

Äudfüljrlidjer berieten g. $. 772 jüngere «nnalcn, 
weldje liauptfädjlid) bie ®efcl)id)te beS farolingifdjen SReidjeS 
barftellen, baljer Aunales Regni, nacfj bem Älofter Sorfd), 
wo bie ältefte ^anbfcfjrift gefunben würbe, audf) A. Lau- 
rissenses maiores genannt Werben unb mehrere Serfaffer 
tyaben, fo ©infyarb bis 820 unb ben (Srjfaplan $ilbutn 
bi$ 829. ^ $ier Ijeigt eS: Inde perrexit et Eresburgum 
ca8trum cepit, ad Ermensul usque pervenit et ipsum 
fanum destruxit et aurum vel argentum, quod ibi rep- 
perit, abstulit. Et fuit siccitas magna, ita ut aqua 
deficeret in supradicto loco, ubi Ermensul stabat. £)a$ 
per?enire usque brüdtt nicfjt notwenbig eine größere @nt* 
fernung ber ftrminful Don ber SreSburg au«, wie bie* 
jenigen annehmen, weldje bie ftrminful fcon ber ©resburg 
weiter weg legen, fonbem nur baS Äommen bis ju einem 
beftimmten fünfte. $n bem ÄuSbrucI Hegt nur, baö 
ffireäburg unb Qfrminful jtt>ei toerfdjicbene fünfte ftnb; 
über beren Entfernung öon einanber geben bie ©orte feine 
SluSfunft. Der «uSbrud entf pridjt aber ganj ben örtlichen 
SJerljättniffen ; benn bie ©reäburg lag auf bem niebrigen 
fübweftlidjen Jeile, bie ftrminful bagegen auf bem Ijöljertt 
norböftlidjen Seile beS 93ergrfi<fen$, melier nacfj brei 
Seiten fdjroff abfällt unb entfprecfjenb ber 23efeftigung$art 
ber ©adjfen aud) nod) burcf> SBäfle befeftigt war, fo bafc 
man ben ©türm Sfarlö tyier am teidfjteften abfdjlagen fonnte. 
Die SrcSburg, auf bem fübweftlid^en Seile be« Sergrüdten« 
gelegen, wo biefer mit bem anbern ©ebirgSjuge jufammen* 



*) £<mbau8ga&e ber Annales Regni oon %r. Äurgc. #amtoöcr. 
J895. Praefatio. fcüffcr, tfororier ©tobten @. 5. M. G. S. I. 150. 



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69 

fjcingt, lag alfo öor bem §aine bcr ftrminful, bedtte bett 

©ingang jum £aine unb bilbete gleicfjfam ben ©djlüffel 

äu if>m, fo ba§ ein §eer nur burd) Eroberung bcr Eres* 

bürg bis jur Qfrminful vorbringen fonnte. $arl ftiefc auf 

fernem attarfdje bon ©üben auerft auf bie EreSburg, er* 

flürnite biefe unb bafyntt ftd) fo ben ffieg jum §aine ber 

3rminful, fo baf$ ber «nnalift ganj entft>red)enb fagt: 

Äarl eroberte bie EreSburg unb gelangte bid jur ^rminful, 

inbem er nämlidf) nadfj Eroberung ber EreSburg auf bem 

Sergrüden weiter bis jur i^rminful fcorbrang. Übrigen« 

n?ar es ja and), t)on ©orrnS, bem «uSgangSpunfte beS 

3ugeS geregnet, eine größere Entfernung. Diejenigen, 

weldje ftdf) bie ftrminful Don ber EreSburg entfernt gelegen 

benfen, muffen in bem supradictus beS folgenben ©afceS 

eine unnüfce Beifügung feljn; benn wenn ber ©ebanfe ber 

fein foflte: bort, wo bie ftrminful ftanb, war bie ffiaffer* 

not, fo war baS supradictus überflüffig; es wäre bann 

aud) über ben Ort ber ftrminful gar nichts SeftimmteS 

angegeben. 35em gwedte beS Ämtaliften, ber bod) aufy 

über bie örtliche Sage naä) Sfrttften berieten will, unb 

bem ftntyalte beS jutefet toortyergeljenben ©afcteileS, welcher 

fcon ber ftrminful Ijanbelt, entfpricfjt es tnelmetyr, bem 

supradictus eine beftimmte 93ejiel;ung jü ber öorljergenann* 

ten EreSburg ju geben, fo baß ber Ännatift burd) baS 

supradictus bie iftrmmful in bieSWIje ber EreSburg Der* 

legt Ijaben will. ©aS wirb beftätigt burdj) ben Don XBi* 

ganb («rdjiü I. ©. 33) gegebenen SBortlaut beS 83erid)teS, 

in welkem burdf) ein angehängtes que beibe ©abteile eng 

öerbunben finb, Eresburgum castrum cepit pervenitque 

usque ad Ermensul. 8ud(j finbet ftd^ feininde, Wiej. 93. 

ad a. 780: ad Eresburgum pervenit et inde ad locum, 

ubi Lippia cousurgit. 

Die A. Regüi würben gegen bie SWitte beS 9* Qfa^r^. 
überarbeitet, was man früher bem Einljarb jufdjrieb, batyer 



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70 

gießen biefe überarbeiteten Ännalen A. Einhardi; burci) 
neuere Qforfdjungen gilt bie Äutorfdjaft (JinljarbS als be* 
feitigt, batyer Reißen fte jefet A. qui dieuntur Einhardi. 
$üffer toeift näljer ben Sforöeier 3»öncf> ©erolb als »er* 
f äff er nad>, einen ffiblen au« bem na^en ©obelljeim, ber 
lange (Srjbiafon am $ofe SubttrigS bed frommen war, 
847 in ba$ Äloftcr flor&ei eintrat unb bort 876 ftarb. 1 ) 
©iefe Ännalen berieten: Karlus congregato apud Wor- 
maciam generali conventu Saxoniam bello aggredi sta- 
tuit eamque sine mora ingressns ferro et igni euneta 
depopulatus Eresburgum castrum cepit, idolum, quod 
Irminsul a Saxonibus vocabatur, evertit. In cuius de- 
strnetione cum in eodem loco per triduum moraretur, 
contigit, ut propter continuam coeli serenitatem exsic- 
catis Omnibus illius loci rivis ac fontibus aqua ad hiben- 
dum inveniri non posset. 2 ) SBei ber Umarbeitung ber 8n* 
nalen öerbeff erte ©erolb ben lateinifd&en «uäbrucl, bereid&erte 
ben $nl)alt unb gab namentlich genauere Drtöbeftimmun* 
gen. 3)a$ pervenit usque ber <5inl)arbfdf)en St. fe^It in 
biefen Ännalen; bie (Eroberung ber(5re$burg unb bieder* 
ftörung ber ftrminful erfdfjeinen als mit einanber üerbun* 
ben, unb ba* um fo mel>r, als ineinjelnen alten Codices 
ba* idolum bur$ ein angehängte« que mit bem Dörfer? 
ge^enben eng üerbunben ift. Derfelbe Safe mit bem an* 
gehängten que finbet fid^ aud) in ben Annales astronomi, 
eine« ©eiftlid&en am §ofe ßubtoigS beS frommen, ber roe* 
gen einiger JBemertungen jur ©temlunbe ber Äftronom 
genannt unb für ©erolb gehalten ttrirb. 8 ) %n bem fol* 



l ) £anbaudgale ber ffcraalen non %x. Äurje. fcamtoöer 1895. 
Praefatio. £üffer, ßorüeier ©tubien @. 1—16. äötimoit«, Äoifer- 
urhmben SBeftf. I. 67—68. äööattenbadj, ©efdjid&ttqueUen. 1894. II. 
506 ju I. 200. 

«) M. G. S. I. 151. 

») BaUmbad), ©efdjic^ueHeu. II. ©. 506 ^adjttag an <§. 200. 



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71 

genben ©afce fann bie örtlidje 93eftimmung in eodem loco 
bcn ©inn tyaben, bafc #arl nidjt weiter rfiäte, fonbern 
an einem unb bemfelben Orte blieb; allein e$ ift bod^ 
felbftoerftänblid), bafc Jfarl wät^renb ber 3 cr f* öruT1 9 & e * 
§aine3 nid)t aucfj weiter Dorrüdte; bann wäre ferner burd) 
biefeS fiberflfifftge „in eodem loco" in 93ejug auf bie 
örtliche Sage ber ftrminful gar feine nähere Angabe ge* 
madjt, fonbem biefe unbeftintmt gelaffen. SWun Ijat aber 
©erolb in ben Hnnalen gerabe genauere 93eftimmungen 
Ui Orten ber #eimat gegeben, fo j. 93. bei Mimda Ijin* 
jugefügt super Wisuram; ba er in ber Diemelgegenb ju 
#aufe war unb ben Ort ber Qfrminful ftdjer genau tannte, 
fo madjt er aud) Ijicr genauere Angaben; nur er rebet 
Don ben fontes et rivi illius loci, Don einem mons, qui 
erat castris contiguus, unb fagt ftatt in quodam tor- 
rente beftimmter in coneavo cuiusdam torrentis. 6$ ift 
aber nid)t annehmbar, baß ©erotb bie örtlichen 93ert)ält* 
niffe ber Qfrminfut genauer angiebt unb gar nidjt nätyer 
anbeutet/ wo fie ftanb. 3)a$ in eodom loco bejiefyt ftd> 
batyer auf bie bereit« Dorl>ingenannte SreSburg unb fefct 
in beren SWälje bie i^rminful, wie überhaupt idem bei ben 
in ben 5Hofterfd>ulen gelefenen Älafftfern unb in ben An* 
nalen (j. 93. ganj ä^nlid) A. q. d. E. ad a. 799 eodem 
in loco, an bem Dorljingenannten Orte) fid) fe^r oft auf 
Dörfer OenannteS bejieljt. §ätte bie Qfrminfut anberdwo 
geftanben, fo würbe e$ ©erolb bei ber Oenauigfeit feiner 
Ortsangaben angebeutet $aben, wie er j. 93. ad a. 780 
fagt: Saxoniam profectus est transiensque per castrum 
Eresburgum ad fontem Lippiae venit. 3)a$felbe gilt 
Dom poeta Saxo. 

«IS Äarl brei £age jur 3 er T törun 9 & e * $<wne* &w 
Ofrminful Derweitte, würbe ba« §eer Don einer ©affernot 
gequält, weil bie 93äd)e unb Quellen jene« Orte« audge* 
trodtnet waren, ©araus Ijat man gefolgert, bie Qfrminful 



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72 

fönne nidfct neben ber ©reSburg geftanben Ijaben, bo ja 
am 3fufje be« Serge« bie ©iemel üorbeiffiefce. ©o befte* 
d>enb biefer ©egengrunb auf ben erften Slidt erfd&eint, fo 
Ietdjt läfct er ftd) burd) nähere Setrad&tung ber Örttidjleit 
wiberlegen. Jfarl rüdte im ©ommer 772 tum ffiorm« 
unb ftranffurt l>er burdfc bie SBetterau unb bann über bie 
(Jber üon ©üben Ijer in ©ad)fen ein. Äarl« £eer bewegte 
fidb alfo t)on #orbad& $er auf ber #od>ebene ber jefcigen 
Ortfd&aften ©ier«l>agen, Sontoften unb Seitmar gegen bie 
<$re*burg; biefe $o<J)ebene ift wol)l 1 3tteile lang unb 
1 ©tunbe breit. 3Me Sädje unb Quellen auf ber §oty 
ebene unb an i$ren Abgängen ebenfo bie fedj« Quellen, bie 
fid^ jefet auf bem Sergrttdten ber ©reSburg befinben, brei 
in ber (Knfenfung be« Serge« jwifdjen be« (£re«burg unb 
bem ©tanbpuntte ber ftrminful, bie anbem brei bid>t unter 
bem ©tanbpunfte ber Sfrminful, »erfiegen bei antyaltenber 
Dürre größtenteils ganj unb bie wenigen anbem geben 
fo wenig ffiaffer, baß e« bei weitem für 2Renfd)en unb 
Siel) nid&t ausreißt, wa« fi$ bis in bie neuefte Qcit in 
Reißen ©ommern ereignete unb aud) wol)l 772 ber 3fatt 
war, ba biefe Quellen Ijodfj am Serge liegen, ber inSejug 
auf bie Sewafbung bamal« wie ^eute wefentlidj) berfelbe 
war. 3)er ©ebirg^jug, ber jene $od(jebene im Sorben 
begrenjt unb üon ber Qt&ttt ber ^rminful bi« jum ?ßte* 
ftenberge eine ©tunbe läng« ber SMemel ftdf) ljtnsicf)t, fällt 
na<$ ber Diemel l>in fdjroff ab unb war bamal« ftdjerbe* 
walbet. ©ege Don berftrminful in ba« SMemeltyal Ijatten 
bie ©ad&fen fd&on im ^fntcreffe ber ©id&erljeit ityrer Se* 
feftigung nidjt gemalt, «n ber Srtorbfeite ift bei ber 
Steilheit be« Serge« ein biretter SBeg überhaupt nidfjt 
möglid^; an ber ffieft* unb Oftfeite gab e« bi« in unfer 
#al)rf>unbert nur jwei fdjmale, fdfjwer ju paffterenbe SBege, 
bie erft in neuerer $ett ju bequemen, fahrbaren ©tragen 
umgebaut flnb. 3)ie Diemel war alfo nur fdfjwer unb 



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73 

auf großen Umwegen ju erteilen, unb f omit fjerrfd&te auf 
bem über 500 ftuß Ijol>en ©erge nadfj bem Spradfjgebraud&e 
beS gewöljnlid&en ßebenS, bem audj) hierin bte Ännalijten 
folgen, eine SBaffernot, wie jie bie SBewoljner Don Ober* 
SWaräberg in feigen ©ommern oft erlebten, obwohl and) 
Dor Anlegung ber ©afferleitung in ber neueften Qtit bte 
Quellen fünftlid) aufgefangen würben, wa$ 772 gewiß 
triebt ber 3faD war. 8ud& ber nodj) jefct fte^enbe alte SBaf* 
fertunn, in welkem burdj) eine Sorridbtung baS ©äff er 
aus bem Iljale auf ben JBcrg getrieben würbe, beweift ben 
oftern ©afiermangel auf Dber*3)?arSberg. <$$ mag baüon 
abgefeljen werben, baß bie A. q. d. E. Don bem SWangel 
an aqua ad bibendum reben, eine bei Qflußwaffer Wo§l 
ni$t gebräud&lid&e WebenSart, unb ba% nad) foätern 5Wad&* 
rieten bie Diemel üerunreinigt ober vergiftet war; fie 
flog aber bamals nidfjt wie jefct in einem fttnftlid) etnge* 
bämmten JBette burd) mü^eöoH angelegte unb unterhaltene 
SBiefen baljin, fonbern bei bem bamaligen 3 u f* an ^ c unfere« 
SaterlanbeS, in vegeflofem Saufe, Sümpfe unb SKoräpe bil> 
benb, balb burdfc Säume unb Sufdfcwerf, balb burd) §ol)e 
Ufer eingeengt, wie bie ©puren tljreS alten SJetteS nod^ jefct 
beweif en; ©iemelwaffer war baljer jum Xranle audj) fd)wer 
ju benufcen. Unter biefen Umftänben mußte für bie ftranfen, 
bie bod) bie jefcigen SBewoljner Don Dber*3Wardberg an Qafyl 
totit übertrafen, größtenteils beritten waren unb audfj Diele 
fiaftticre bei jidfj Ratten, oben auf bem Serge trofc ber im 
£t)ale fcorbeifließenben burdfc bie 3)ürre fel)r geminberten 
Diemel eine empftnblidje ffiaffemot entfielen, wie mir audf) 
ein Äaöalferie^Offijier auf ©runb feiner Erfahrungen in 
SManöaern unb Äriegen betätigte. 

SRadj) bem Sertdfjte ber Ännaliften würbe bie ©affer* 
not baburdf) gehoben, baß plöfclidj) jur 3JHttag«aeit allen 
unbefannt ein ©ießbadfj in feinem tief ausgehöhlten Sßtttt 
in ber SRälje be$ Säger* IjerDorbradf), fo baß ba$ ganje 



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74 

$eer feinen Dürft ftitten tonnte, einSBetoeiS, baf$ba$$eer, 
nadO unferm DWa&ftabe freilid), nidfjt grofc toar. Die A. 
R. Fr. fagen: Dum voluit ibi duos aut tres praedictus 
gloriosuß rex stare dies fanum ipsum ad perdestruendum 
et aquam non haberent, tunc subito divin a largiente 
gratia media die euneto exercitu quiescente ip quodam 
torrente omnibus bominibus ignorantibus aquae effusae 
sunt largissimae, ita ut eunetus exercitus sufficienter 
haberet. Oerolb (A. q. d. E.) fagt: Sed ne diutius siti 
confectuß laboraret exercitus, divinitus factum creditur, 
ut quadam die, cum iuxta morem tempore meridiano 
euneti quiescerent, iuxta montem, qui castris erat con- 
tiguus, tanta vis aquae in coneavo cuiusdam torrentis 
eruperit, ut euneto exercitui sufficeret, Die älteften 
«nnalen nriffen t>on biefem mittag« nmnberbar Ijer&orbre* 
d&enben Oueffe nidfjts, fo bie A. St. Amandi, Laub., 
Petav., Lauresh., Juvar., St. Emmer., Mosell., Quedl. 
Weissenb., Lamberti; bie A. Lauriss. min., toeldje in 
bem 764 geftifteten unb öon ben Karolingern fe§r be* 
günftigten Älofter 2orfcfc ju bem auSbrüdtlid&en Qtotdt, 
baS ffarolingifdje $errfdf>erl)au8 ju öertyerrlidjen, (806 — 
814) öerfafct nmrben, erjagen bie Gegebenheit, oerfefcen 
flc aber unridfjtig in baö ftaljr 773 j 1 ) bie A. Fuld. unb 
bie öorf)in mitgeteilten A. R. Fr., meldte beibe Cinfjarb 
jugefd^rieben werben, erjätilen ben Vorgang faft mit ben* 
felben ©orten; üon ffiin^arb aber triff en nur, baf$ 
er audj fonft nod> Itjatfacfcen fo barfteflt, als ob fie 
auf einer befonberen ftügung ®otM jum Scfjufce beS 
tarolingifd&en $aufe$ beruhten, j. 99. bie Äaiferfrönung. 2 ) 
Die Gljrontf be$ ßtofter* SKoiffat unb bie be$ «bted 9te* 



») 2Battenbad), ©efötdjWqueHen I. 204. II. 506-7. 

f ) ftettberg, 5t ©. S>. I. 430. 3eitfd&rift für ©. u. B. 2B. 1898. 



6. 136 ff. 



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75 

ghto öon Sßrüm unb gmtj befonberS bic Ännalen beS oon 

Karl gegrünbeten KlofterS Letten fjaben ben Seridjt üon 

ber plöfcltd) f>eröorbred)enben Quelle. 1 ) $n ben Klöftern, 

bie öon ben Karolingern gegrfinbet ober begünftigt ttmr* 

ben, ftufcte man gern bie §errfd)aft ber Karolinger als 

eine öon ©Ott angeorbnete unb befriste fjinjuftetlen unb 

nal>m ba^er leichtgläubig befonbere, tounberbare Fügungen 

®otte$ jum ©d&ufce berfelben an, wie audf) $tyin unb 

Karl iljre #errfd£|aft gern auf ben SBiHen ©otteS jurücf* 

führten, *) SBeit bie Quellen bei ben alten ©ermanen als 

befonberS ben ®öttern geweift galten, fo mußte bie Oljn* 

madjt ber Ijeibnifdjen ©ötter unb bie fiegreid>e ®ewalt beS 

3rranfenfönigS befto Ilarer f^eröortreten , wenn fclbft bie 

fiedjen Quellen ju fprubeln anfingen, um Karte #eer bei 

ber 3erftörung 5^ ©ityenbilbeS ju erfrifd&en. 3)arum 

lam es aud^ ben fränfifd^en ffirjäf)lern nidfjt fo fe$r auf 

bie ©röße ber SEBaffemot, als trielmeljr barauf an, baß 

ein Quell ^eröorbrad) unb baS burftenbe #eer erquiefte. 

®erolb war jwar als Koröeier STOöndj) ein großer 33er* 

etjrer ber Karolinger, beurteilt aber bie ©ad)e als ©adf)fe 

bodj fd(>on objefttoer unb läßt bas plöfelidfje, wunberbare 

$eröorbred)en beS Quells auf bem ®laubtn ber 3eitge* 

noffen berufen, inbem er ^injufügt: divinitus factum 

creditur. ferner umwob fd>on früljjeitig bie bidjtenbe 

©age baS ercigniSDoHe fieben beS großen Karl, inbem 

jie Eljatfad&en balb erbid&tete, balb weiter auSfd)mücfte. 

Stadt) fpätern Sttadjridjten floß bie reidjtidje Quelle fo lange, 

bis ber £ain jerftört war; fo erjagten bie Don SBiganb 

(«rdfjto für @efd). SBeftf. L 6. 33) angeführte Vita Caroli 

M., SB. Wolewint (De Westph. moribus lib. IL c. 3) 

u. a. ©agen über Karl ben ®roßen ftnb aud& jefct nodj 



») m. G. s. XIIL 28. 

•) SBaifc, 3). 2*. ©. III 231. 



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76 

im 2ßimbe bcr SBetoofyter Dber*3Jtor«berg« unb bcr Um* 
gegenb lebenbig, fo aud) bie Sage, bog jur 3 eit jened 
Ofelbjuge« eine große ffiaffernot geroefen unb burd) baß 
©Darren üonßarl« *ßferbe au« bem Stoben ein reidjlid) 
fyrubelnber Quell hervorgerufen fei, ber jefct nod) allge* 
mein £ömg«brunnen Reifet unb bereit« 1431 al« Jföntyng«* 
bede urfunblid) erwähnt wirb. 1 ) AI« Äarl auf bie ©re«* 
bürg lo«ftürmte, foff er an ber Statte be« #önig«brun* 
nen« bei bem ©ebanfen an bie fefte Sage ber 95urg ge* 
fagt Ijaben: „@f>er ttrirb mein ?ßferb Ijier einen DueH l>er* 
Dorf Darren, al« bafc id) jene JBurg einnehme." Da be» 
gann ba« ?ßferb ju f Darren, unb fofort bradj unter fei* 
nen $ufen ber Duell Ijertoor. JBereit« 3ferb. t). dürften* 
berg ertlärt bie ganje ffirjäljiung von bem Duell mcljr 
für ein@ebilbe ber©age al« einegef^id^tlid^e^atfa^e; 2 ) 
fpredjen bod> aud) für bie Annahme eine« ffiunber« im 
ftrengen ©inne be« ©orte« feine triftigen ®rünbe. 3)ie 
«nnaliften eingelner Älöfter, bann nad| tynen @in§arb unb 
©erolb nahmen entfpredjenb itjrer Stellung jum farolin« 
giften $aufe biefe« fagen^afte ffireigni« in bie Stnnalen 
mit auf. ©inljarb, ber um 770 geboren nmrbe unb crft 
nadj Äarl« lobe unb mehrere Decennien nacfc bem <$r* 
eigniffe bie «nnalen tooKenbete, fagt nur, ber Duell fei 
in quodam torrente tyerborgefommen, wä^renb ©erolb 
aud) Ijier toieber genauere £)rt«bejeid)nungen giebt, unb 
jttmr paffen biefe genau auf ben ffönig«brunnen bei Ober* 
2ßar«berg. (Er fagt nämlid) in concavo (Poeta Saxo: 
per concava) cuiusdam torrentis, in ber §öljtung eine« 
©iefcbad&e«; ber £önig«brunnen , ber nad> ber ÜDiemel l)in 
abfließt, $at ein tiefe« au«gef!offene« 83ett, roetdje« uon 
größerer ©affermenge in früherer Qtit jeugt, al« bie 



l ) 9hr. 216 ber Sttaröberger Urfunbcn im ?ßroömjiaferdjfo ju SRünfter. 
*) Mon. Paderb. ad. Eresburg. 



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77 

@egenb an bicfcr ©teile nod) nid^t abge^oljt toar. ferner 

fagt ©erolb, iuxta montem, qui castris erat contiguus, 

alfo an bcr ©eite eine« SBcrgeS neben bem Sager. ffio 

baS Säger ÄarlS lag, ift nidjt genau angegeben, berPoeta 

Saxo fagt nur, in castris iuxta positis, alfo enttoeber 

auf bcr 4?oä>ebene fübioeftlid) Don ber ©reSburg, um üon 

bort au& ben ©türm auf bie ©reSburg ju unternehmen, 

ober in ber ©reSburg f eiber, bie bei bem erften Angriffe 

erftürmt ttmrbe unb burd) tyre fefte Sage neben bem $aine 

bcr ^rminful ftd) fe^r jum Sager eignete. Der Königs* 

brunnen liegt an ber 5W. 35$.*©eite beS jefeigen ffalöarien* 

berge« in bem OebirgSjuge, ber ftd) öon ber alten ©res* 

bürg läng« ber SMemel l)injiet)t unb jene $ocfcebene an 

bcr SWorbfeite a6fcx)Itegt: er ttmr alfo in jebem OraKe iuxta 

montem, qui castris erat contiguus. £)a ©erolb auS 

©obel^eim im 35iemeltf)ale gebürtig ttmr unb in Äortjei 

als SKönd) lebte, fo roar er geroijj mit ben Ortstjer^ält^ 

niffen unb Überlieferungen beS ju Äor&ei gehörigen Älo* 

jterS auf bem ffireSberge befannt, unb batyer ift es eine 

begrünbete SSermutung, bafc er Ui ber Umarbeitung ber 

Ännalen, etioa 60—70 ftaijre nad) ber ^erftörung & cr 

^rminful, jene ©age öon ber plöfelid) ^eröorfprubclnben 

Guette beS ÄönigSbrunnenS fannte unb in biefer 3fo*m 

in fein SBerf aufnahm. 9laä) ber ©rjäljlung alter glaub* 

roürbtger Seute trodnet ber ffönigsbrunnen nie ganj aus, 

obgleid) ber Safoarienberg jefet gan; abgeljoljt ift. ©S 

ift bafjer looljl glaublid), baß biefe Quelle, n>eld)e an bem 

Serge nad) ber Diemel l)in liegt, bei bem ©ucfjen nad) 

©offer in bem ©ididjt beS SSalbeS plöfelid) entbedt, to&fy 

renb ber brei £age, bie auf bie ßerftörung ber ftrminful 

öertoanbt ttmrben, bem #eere jur ©tiHung beS DurfteS 

biente unb fo bie SSeranlaffung ju ber ©age ttmrbe, fie 

fei plöfclid) tyertjorgefommen unb jjabe gefloffen, fo lange 

bas #eer jur 3 er Ptung beS Raines bort »eilte. 



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78 

Cid tfarer unb beftimmter als bie Ännalen in iljrer 
furjen gorm läuten bie SWad&ridf)ten ber folgenben fetten 
über ben ©tanbüunft ber ftrminful auf ber (SreSburg. 
Dietmar Don Sßerfeburg fagt in feiner Gljromf bei ber 
(Erjäljlung Don bem Kampfe Otto« b. ©r. mit feinem 
£albbruber Sljanfmar: Hunc rex in Eresburck obsedit 
• . . Sed exercitus capto urbe ingressus iuvenem pre- 
fatum usque in ecclesiam saneti Petri, ubi prius ab 
antiquis Irminsul colebatur, bello defatigatum depulit. 
Xfyttmax, f 1018 al$ SBtföof üon STOerfeburg, gehörte 
einem ber üorneljmften fäd>ftfd(jen ©ef^led^ter an, toarmit 
Jfaifer $)einrid^ IL befreunbet unb oft am $ofe be$ fiai* 
fer$, ber ftd> aud& üiel im $aberborner fianbe auffielt. 
S)a S^ietmar ferner feine SWadjrid)ten mit gleiß unb 33er* 
ftttnbni* fammelte unb fi$ am $ofe über üteleS gut un* 
terrid&ten fonnte, fo beftfct fein ©erid&t, an ber©tätte ber 
Qfrminful fte^e auf ber <$re$burg bie *ßeter$ftrd)e, eine 
$o§e ©laubtottrbigfeit. l ) Die Äorüeier SRadjridjten ge§en 
ebenfalls üon Anfang anbeftimmtbaljin, baß bie QrminfuI 
auf bem (BreSburger JBerge ftanb. Das Chronicon Cor- 
beiense , beffen SWad&ridjten nad> bem (E&aralter ber ©dfcrift 
öom 9. — 12. $aljrl>. üon 3eitgenoffen öufgejeidjnet nmr* 
ben, berieten jum ^aljre 826 bie ©d&enlung ber <Ere$* 
bürg an Äorüei burdfc Äaifer 2ubtt>ig unb fügen bann 
^injn: Haec est Aresburg, quam Karolus obsidionis 
fraude coepit atque destrueto idolo Irmin devastavit. 2 ) 
Da« Ulofter fiorüei nmrbe an ber SBefer mitten im ®e* 
biete ber Äämpfe ÄarlS mit ben ©ad&fen balb nadfj beren 
SBeenbigung gegrünbet, bort traten otyte 3 tt,e *f e ^ au( & 
mandfce ©ö^ne beS ßanbeS ein, beren Angehörige gegen 



*) M. G. S. III. 744. ©attenbttdE), ©efd&id&ttquellen I. 356. 
f ) ©ebefinb, flöten gw einigen ®efdji$t*f<$reibern. 1823. I. [378. 
Söiganb, «rd)io für ©. u. «. SB. I. 81. 



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73 

ffarl gefäntpft unb bic baljer tvo^I über ben ©tanbpunft 

ber 3**™nful unterridjtet toaren. 35ie Jforüeier Überlie* 

ferung, bic and) bem Scripte beS (£l)romften ©einriß Don 

fterforb (Chron. ed. Potthaßt p. 24) ju ©runbe liegt, 

fpridjt ftd) aber fonftant unb beftimtnt baljin au«, bie 

^rminful tjabe auf ber (SreSburg geftanben, unb baS t)Qt 

eine grofje JBetoeiSlraft für biefe unfere 8nftd>t. ©obelin 

$erfon, „bis auf gerb. ö. ftürftenberg unjtoeifetyaft *ßa* 

berbomS größter @efd)id>tf Treiber 'S 1 ) erjagt im An« 

föluf? an bie Ännalen : Karolas Eresburg cepit et idolum 

Irmenseul destruxit et deinde ad flumen Weserae acce- 

dens reeipit obsides, unb fagt bann, Qfrmin fei ber grie* 

djtfdje 4?e*meS, ber Iateinifd)e SÄerfur unb ber beutföe 

©oban; toeü biefe« ©öfcenbüb an bem genannten Orte 

l>od) öere^rt fei, fo fei ber 23erg, ber urfprfinglid) §ttxt& 

betg geheißen, (EreSberg (mons venerationis) genannt 

toorben; toeil aber bie alten ©adjfen ben ifriegSgott fe^r 

beretyrten, fo fei unridjtig ftrmin für SWarS unb (JreSberg 

mit Mons Martis überfefet morben. 2 ) Diefe Darfteilung 

©obelinS, ber umf angreife gefdjidjtlidje Äenntniffe befafc 

unb {ebenfalls in baS SBerftänbniS ber alten Ännalen tief 

eingebrungen toar, beftätigt nid)t nur bie obige «uff äff ung 

ber »nnalen, fonbern bejeugt aud) bie beftimmte Überlie* 

ferung beS ^aberborner #o$ftifte$ bejüglid) beS ©tanb* 

imnfteS ber Qrminfut. SBitte, fflenebiftiner in bem jur 

3eit Sfarts b. ©r. geftifteten Softer SieSborn bei fiipp* 

ftabt, giebt in feiner um 1517 toerfafjten Historia occi- 

dent. Saxoniae seu Westphaliae Hb. IL ebenfalls SWarS* 

berg als ©tanbort ber Qfrmmful an. ©pätere ©eleljrte 

berufen ftd) für iljre Änfic&t, ba% bie Qfrminful auf ber 

(Eresburg geftanben, nod) auf ©erfe, bie uns verloren ge* 



*) @djeffer«3Botdjorft, Annales Patherbrunnenses @. 44. 
f ) Cosmodromium VI. 38. 



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80 

gangen finb imb über bcrcn Älter unb ©laubmürbigfett 
mir teilmeife gar nid)t urteilen fönnen, fo fterb. toonftür* 
ftenberg auf eine Vita Caroli Magni, SWeibom auf bie 
alte ©adjfend&ronif. 

SWeljr als 700 $a\)xt mürbe bie (Ereäburg überein* 
ftimmenb als ©tanbpunft ber ftrminful angegeben; erft 
gegen @nbe be$ 16. #at>rf>. mürbe ba$ beftritten. £ljeo* 
bortd) nämlid), Seibarjt be8 3rürftbifdjof8 §einrid) IV. 
Don ?ßaberborn (1577—85), beobachtete ben fogenannten 
JButlerborn bei Hltenbefen, ber abmedjfclnb, o^ne eine be* 
ftimmte ßeit innezuhalten, floß unb bann mieber Derftcgte 
unb je nad) ber SBefdjaffcnlfeü ber ffiitterung balb mel>r 
batb meniger Sßaffer gab. Itjeoboridj teilte feine SBeobad)* 
tung bem Keiner Stteinede in ©teinljeim mit, melier in 
ben ÜWoten jum Poeta Saxo bie Änftdjt vertrat, jener 
plöfclidj l>ert>orfprubelnbe Quell, &on bem bie Hnnalen 
reben, fei ber SBuHerborn gemefen, unb feit jener $eit 
mirb mit Keinede bie $rminful in bie 9TOl>e be8 SBufler* 
bornS in ben DSning toerlefct. ÜWadj ©iefers ftanb ftc auf 
ber $burg bei Driburg. 1 ) Die $burg mirb jum erften* 
mal nur nebenbei urfunblid) ermähnt im $aljre 1120 in 
einer ©d&enfungSurhmbe be8 £lofter8$etmmarb8f>aufen. 2 ) 
@tma 10 $al>re fpäter mürbe auf bem JBerge ein ^ung* 
frauenflofter gegrünbet, ju bem bie Stbtiffm Seatrij oon 
$eerfe ben ?ßlafc unb bie ffiinfünfte ber Sind)* auf bem 
Serge fdjenfte. 3Me $burg mar alfo im Sefifee be$ $lo* 
fterS $>eerfe, mirb aber Dörfer meber in ben Urfunben beS 
JHofterS nod) in benen ber bifdjöflidjen JHrdje Don Sßaber* 
born ermähnt, fflegen ber Unmirtlidjfett be$ DrteS mürbe 
baS Älofter bereit« 1142 nadj ©eljrben »erlegt, mußte aber 
für bie Äird&e auf ber $burg forgen, bie bem I>. ?ßetru3 

*) (Sinfüljrung beö ®&riftentumö in Söcftfalcn 6. 18. 3eitfdjrift 
für ©. u. «. 20. 1878. ©. 150, 159. 
•) 2B. U. 53. I. *R. 1336. 



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81 

gemeüjt mar. 1 ) $)a$ alles, meint ©ieferS, betoeife, bag 
bic $burg bei ifyrer abgefonberten Sage eine befonbere 33e* 
beutung gehabt fyabt, unb biefe fei eben bie, bafc bort bie 
^rminful geftanben §aU. allein SßeterSftrd&en nmrben 
fd>on frttljjeitig an mehreren Orten gebaut, fo auf ber 
Sre$6urg, in §ot)enft)burg, in SSrilon u. a. m., loegen 
ber fielen 3fe^}ben fiebelte man fidf) ferner gern auf 58er* 
gen an, unb bafj bie Älöfter bie neugebaute Äird&e auf 
bem Serge ju erhalten fugten, ift begreiflich , ofyne bafj 
bie Sirdje gerabe eine befonbere Sebeutung fjatte. ferner 
ftflfet ftd) OieferS auf (Sobelin $erfon, ber berietet, Staxl 
Ijabe 776 bie Qburg erobert unb fie 799 auf Sitten be8 
$apfte$ 2eo III. ber Sßaberborner Äirdje gefd&enft. 2 ) «Dein 
abgefef>en baöon, baj$ ber SBcrid^t (Sobelin SßerfonS, ber 
ettoa 600 ftaljre nadj ben ©reigniffen lebte, ofyne Dörfer* 
getyenbe Quellen feine fixere ©laubroürbigfeit beanforud&en 
fann unb audf) in ben Reg. Imperii tton 5Boeljmer*2ßflf)I* 
badjer ntd^t angenommen wirb, giebt biefe ©djenfung nidjt, 
wie ®iefer$ fagt, „bie üoDe Überjeugung, bafj bie $rmen* 
faule nur auf ber ftburg geftanben fjaben fann." Die 
©djenfung beS Ortes fann audj au$ anbern ®rünben 
ftattgefunben fyaben, ot)tte bafc bie ^rminful bort ftanb; 
Sobelin Sßerfon felbft verlegt fie nic^t bortfjin. ferner 
fagen bie A. q. d. E., ber tounberbare Quell fei t)ert>or* 
gefomnten iuxta montem, qui castris erat contiguus, 
unb nad) bem Poeta Saxo toar ber ©ießbadf) bem Sager 
fe^r natye (proximus), roaS bod) nidjt auf bie ftburg pftftt, 
bie eine ftarfe ©tunbe Dom SuHerborn entfernt ift. 8 ) 

©eil e8 fd)tt>er ift, in ber Sftälje beS SBuHerbomS einen 
beftimmten $unft als ©tanbort ber ^rminfut anjugeben, 

») 2B. U. »7 II. fR. 1566, 1592, 1629, 1630, 1638. U. 219, 268. 
— *) Cosmodromium VI. 38. — 8 ) ©egen ©ieferö unb für GrreSburg 
ald ben ©tanbpunft ber Srminful erflärt ftd) aud) fc^r befttutmt Sßlaten, 
Urfprung ber «Rolanbdfäulett. 3al>re$bertd)t b. #ifctljumfd)en ©i&mnaflum*. 
3)reöben. 1899. <5. 21—25. 
LVIL 2. 6 



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82 

fo verlegen fte mehrere ©elefjrte in ben DSning (ffigge* 
gebirge), üerjidjten aber auf bie Angabe eine« befttmmten 
fünfte«, fo $er* (M. G. S. I. 151. «. 51), «bei (ftränf. 
fta^rbttdjer I. 106), ©eiberfc (S. u. 9t. ®. SB. I. 183) uttb 
oon Sebebur (JJritifdje JBeleudjtung einiger fünfte in ben 
Ofelbjfigen &arl« ©.11). Sefcterer fefct fie in einem anbern 
ffierle (Sanb unb Soll ber JBrufterer ©. 131) auf bie 
<Ere«burg unb ebenfo ©eiberfc (SJiganb, «rdjfo IL 266); 
beibe liegen ftd) burd) ben JBulIerborn ju einer änberung 
i$rer Änftdjt beftimmen. ftji aber ber SuBcrborn wirflid> 
ein fefter «nljaltspunft, um ba« vermeintliche ffiunber oon 
ber plöfclid) ijeroorfpringenben Quelle natürlich gu erflären 
unb bie ftrminful in bie 9iäf>e be$ JBuüerbornS ju Der* 
legen? S)er JBeridjt trägt ein fo fagenljafteS ®ewanb, bag 
es ftd) fdjwer fagen lägt, was baran SBaljreS tft. ©obann 
ift e$ audj gar nid)t meljr feftjufteHen, wie es ftd) jur 
3eit JJarlä be$ ®roßen mit bem JBuöerborn Derzeit; benn 
er unterlag im Saufe ber $eit ber SBeränberung unb fließt 
fd&on lange oljne Unterbrechung unb oljne ©etöfc. gerner 
tann es abwedjfelnb fliegenbe unb oerftegenbe Quellen audj 
anberswo gegeben tjaben, ba bie Urfadjen, «nfammlung 
üon Sßaffcr in #ol)lräumen ber ffirbe, SBerfanbung unb 
SBieberöffnung ber ffiaffergänge u. a., ftd) an manchen 
Orten bilben fönnen. ffienn flberbieS ber JBuIIerborn ba* 
mal« eine fo regelmäßig fliejjenbe unb öerfiegenbe Quelle 
gewefen wäre, fo märe baS bod) fidjer an ber Statte ber 
Ijodjoerelpten ftrminful aud) weiter betannt geworben, }u* 
mal ber Däning nid)t unbewohnt war. Äud) wibmeten 
bie JBenebiftiner ben SBaffemrI>ältnijfen ber ©egenb ifyre 
Äufmerffamfeit, unb ®erolb, ber nadj bem Vorgänge 
anberer Ännalen bie ffirjä^lung t>on bem QueH bei ber 
Umarbeitung ber ffiin^arbfc^en Ännalen aufnahm unb burd) 
fein „divinitus factum creditur" ba$ plöfcltdje $erüor* 
brechen beäfelben als etwa« SBunberbareS auf ben Q&laubtn 



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83 

bcr 3*ügenoffen jurüdtfülfrt, unb ebenfo bcr poeta Saxo 
würben bod) woljl öon biefem regelmäßig I>erüorfommenben 
unb öerfiegenben Quell ÄenntniS erhalten unb barübcr be* 
richtet l>aben, ba fic burdfj $>erfunft unb Aufenthalt mit 
ber ®egenb wof>l vertraut waren unb ben Quell fo genau 
bejetd&neten, bajj bie Annahme nalje liegt fte ^aben ben« 
felben gefannt. ftljre ©orte „in coneavo (per coneava) 
cuiusdam torrentis" paffen aud) nid&t auf ben JBuflerborn, 
ba bei biefem Don einem ausgehöhlten JBette nid)t bie 
JRebe fein fann, wie jebem bie Seftdjtigung jeigt. Qubtm 
flitzt ber JBuöerbom in bie etwa 5 SWinuten entfernte, 
nur wenig tiefer liegenbe unb leid&t ju erreidjenbe Sefe, 
bie au£ bem gang naljen, nie öerjtegenben 9topful>le tommt 
unb nad) bem ®eröfle i(>re$ JBetteS in alter 3eit ein 
wafferreidjer S9ad& war; feit 3Wenfd)engebenfen ift bie SBefe 
nie auägetrodtnet, bei ber frühem reifem JBewalbung unb 
ber Sage i$rer Quelle im Xtyale in alter $eit gewig erft 
red>t nid&t, unb ba^er fonnte Don einer ffiaffernot in ber 
92fiü^e beS JButlerbornS feine SRebe fein, gnblidfc gelten bie 
Vertreter ber obigen Änfidjt baoon au«, baf* Äarl burd) 
ben DSning jur ffiefer jog. «Hein bie «nnalen geben 
über ben 2Beg JJarte feine SluSfunft. 5Dic #eere bewegten 
fid> in jener 3eit mriftenS in ben glu&tljälern; ber alte 
SBeg öon ber (EreSburg jur ffiefer lag auf bem linfen 
Ufer ber 3Memel, wie il>n aud& $ölgermann auf feiner 
fiarte (fiofalunterfudjungen) jeid&net. liefen ffieg fdfjlug 
Äarl in bem troefnen ©ommer woljl um fo e^er ein, als 
er fid) fd&on wegen ber fiaftticre in ber 9WI>e eine« fjluffc« 
$ielt. Stoß er fiel) oon ber £)iemel norbwärts in ben 
D$ning wanbte unb auf einem Umwege burd(j ba« fd&wer 
paffterbare ®ebirge jur Sßefer jog, wirb wegen beS SBuBer* 
bornS angenommen, ift aber nid)t bewiefen. Au« allem bem 
bfirfte woljl l>ert)orgel)en, ba§ ber Sußerborn feine fixere 
©tttfce bietet, um in feine 9Wlje bie ftrminful ju legen. 

6* 



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84 

Änbere gelten batjon aus, baß bcr ÄuSbrucf in bcn 
SReidfjSannalen „ad Ermensul usque pervenit" notmenbig 
eine größere (Entfernung angebe, fo ba§ bie ftrminful nid&t 
neben ber SreSburg auf bemfelben SBerge gelegen fyabzxt 
fönne, eine Äuffaffung, beten Unridjtigfeit bereite früher 
gejeigt mürbe unb aud& aus ben gang älptlidjen bereit* 
mitgeteilten ffiorten Dietmars erbeut. SBiganb, ber in 
feiner ©efd). 5?oruei$ (I. 70) bie ftrminful auf ben ©reo* 
berg üerlegt, meift im Slrctyto (I. 34) auf @rlingl)aufen, 
ein ju Dber*2War$berg gehöriges, etma 1 ©tunbe ent* 
fernteS (Dorf, als ben ©tanbpunft ber ^rminful Ijin, roeil 
baS SBort an ©ring, ftrmtn erinnere; aber fold&e §er* 
Ieitungen öon SWamen finb, nrie SBiganb felbft bei einer 
anbem ©elegenljett fagt, fefyr gesagt unb meift ein ©piel 
ber ^antafie; fiberbieS mirb ©rlingljaufen erft i. $. 1201 
urfunblid) als ffirbelingt)ufen ermähnt. SWad) Jöeffen (®efd>. 
SßaberbomS 6. 40) mirb audfj ftürftenberg, unb naclj £fir<f 
(Ann. ad a. 772) audf) 2Kabfelb („SßarSfelb") als ©tanb* 
punft ber Qfrminful angenommen, in alter $t\t gar nid)t 
genannte Orte bei SßarSberg, für bie ftd) feine ®rünbe 
anführen laffen. $n jüngfter Qtit tjat Dr. SWertenS in 
einem Vortrage bie $rminful auf bie Äarlfdfjanje toerfefet, 
bie etma 4 ©tunben üon bem JSutterborn entfernt jttnfdjen 
ffiillebabeffen unb SHeinenberg liegt. Diefelbe ift uadfj 
ipöljermann (Sofalunterfudfjungcn ©. 95) eine altgerma* 
nifdfje SBerfd&anjung aus ben Kriegen ber Mömer unb mirb 
urfunbltd) nie ermähnt, ebenfo menig eine Sfirdje, bie an ber 
©tätte beS einft tyod&oereljrten ©öfcenbilbes errietet märe. 

Sippifdje ©efdjid&tfdjreiber, j. 58. SBafferbadfj, *) $iberit 
(Chron. p. 205) u. a. verlegen bie $rminful auf bie §er* 
mannS* ober £erlingSburg bei ©cfyieber, Don ber Änftdjt 
auSgefyenb, biefe 23urg rütjre Don ^ermann, bem SBefreier 



l ) Dissertatio de statua illustri Harminii. Lemgo. 1698. 



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85 

DeutfdjjIanbS oom Slömerjodbe, Ijer, bem ju ffiljren bort 
eine ©äule errietet worben fei. (Es ift aber nad&gewiefen, 
ba% i. 3. 1187 bort »ort einem ®rafen ^ermann öon 
©djwalenberg eine SBurg erbaut unb nad) beffen SWamen 
benannt würbe. 1 ) Siadfj Jpötjertnann (£ofalunterfudt)ungen 
©. 98) ftnb bie bortigen SBefeftigungen nidjt germanifd&en, 
fonbern fäd&fifdjen Urfprung« au« ber Qtit oon 775—785, 
alfo nadfj ber gerftörung ber ^rminful. 3franj t>. Sötjer, 
ein au« Sßaberborn gebürtiger ipiftorifer, behauptet, bie 
^rminful fjabe an ber ©tätte be« $ome8 in Sßaberborn 
geftanben, weil $arl an biefer ©tätte bie erfte &irdf>e im 
©adjfenlanbe erbaut §abe. 2 ) Sßaberborn wirb jebodf) erft 
777, alfo 5 $al>re nad& ber 3*rftörung ber ftrminful, juerft 
in ber ©efdfjidjte ernannt; in biefem $aljre fcidft $ ar l b° r * 
einen 9ieid)£tag unb baute bort eine ffirdjc ju Stjren be$ 
<5rlöfer«, beren SBau wir ntdjt, wie man erwarten follte, 
burclj eintyeimifdfje Quellen, etwa ®erolb, fonbern ent* 
femtere Quellen (A. Petav., Sangal, Sti Maximini) er* 
fahren. 85or ber üird&e in 5ßaberborn waren bereit« 
anbere SHrdjen erbaut; in feiner ber alten Quellen ftnbet 
fid) eine Änbeutung, bie Qrminful l>abe in Sßaberborn ge* 
ftanben; ba« Ijat juerft Sötjer im 19. ftatjrl). behauptet. 
Dbgleid) e« feit 300 ftatjren nidjt an S5erfud)en gefehlt 
fyat, einen anbern ©tanbpunft ber J3fmtinful nadjjuweifen, 
fo hielten bod) bie bebeutenbften ©efd)id()tfdf)reiber unferer 
engern #eimat, fo SMeibom (Irminsula Saxonica, 1612), 
öon Steinen (ffieftyt). ®ef$. IV. 1136), Äleinforgen 
(fiird&en*©efd(). SBeftpl). I. lf>6) unb namentlich ber ftfirft* 
bifdjof gerb, Don gftirftenberg 8 ) unb ber ftefuit ©d)aten, 4 ) 
benen e$ ftdfjer an SSerftänbni« unb getreuer Stenufcung 



J ) Söebefinb, 3Goten. I. 399. Sebebur, ßritifdje 8deud)tunc| ©. 9. 

■) $er Äampf um ^aberbont ©. 1—2. 

*) Mon, Paderb. ad Eresburg. 4 ) Ann. ad a. 772. 



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86 

bcr Quellen nidjt gefehlt fyat, entfd)teben an ber aften An* 
ftdjt feft unb öerteibigten fte. Äud) nod) in ber neueften 
3eit jjaben namhafte $iftorifer fid) für bie ©reSburg als 
ben ©tanbort ber ftrminful beftintmt auögefprodjen, fo 
unter anbem <Sc^cffer*S3oic^orft (3Witteilungen b. önftit. 
für öfter, ©efdfc. 4. @rg.4Bb. ©. 80), #fiffer (Vomier 
©tubien ©.111. 8. 3), ffieiß in feiner auf tiefen Quellen* 
ftubien beru^enben ffieltgefdj. 3 «. IV. ©. 80; legerer 
bejetdjnet bie ©reäburg als ba« Heiligtum unb bie SitabeQe 
ber ©adjfen. 1 ) 

SWid)t nur bie Ännalen unb bie beftftnbige Überlieferung, 
fonbern aud) nod) anbere ©rünbe fpred&en baffir, bau auf 
bcr (SreSburg bie $rminful geftanben Ijat. ©d>on $apft 
Seo I. (440—461) Ijebt in feinen Sieben mit begeifterten 
©orten l>eröor, baß SßetruS unb *ßaulu$ gerabe nad) Stom 
gingen, um bort ben wahren Qbott ju üerfünbigen, wo 
früher ber #auptftfc be« $>eibentum8 gewefen war. 9$aJ)ft 
©regor I. (590—604), ber ©laubenSbotcn nad) (Snglanb 
fanbte unb burdj eine JReüje Don ©riefen ju tyren mttfye* 
ooüen Arbeiten ermunterte, gab i^nen bie SBetfung, gerabe 
an ben ©tätten ber Ijeibntfdjen ©ötterüerefjrung bie c^rift* 
lidjen JJirdjen ju erbauen, unb begrünbete fie bamit, baß 
bie 2Renfdjen infolge it>rer ©cwofjnljeit borten leidjter unb 
eifriger fämen als anberäwoljin, unb baß man ba«, wa$ 
bem SBolfe lieb unb wert fei, mit bem Stjriftcntum in 3?er* 
binbung bringen muffe. 2 ) Diefe SBeifung befolgten aud) 
bie angclfädjfifdjen ©laubenSbotcn, welche au* ifyrer $eimat 
nad) bem alten ©tammlanbe eilten, um bort ba« ©oange* 
lium ju oerfünben. SJon rücffidjtslofer ©djroffoeit weit 
entfernt, bauttn fie mit fluger JBeredjnung bie erften Äirdjen 



*) äBBaifc (2). ». ©. III. 128) faßt oljne nähere Angabe: Sfrmiuful 
Bei (Sredbura.. 

*) ©regorö »riefe IX. 71 Bei Beda Hist. eccl. Ang. I. 30. 



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87 

an ben Stätten ber ^eibnifdjen ©öttertoereljrung unb 
matten baburd) jugleicfc bic geheime gortbauer be$ Reiben* 
tum« unmöglich. @o baute aud) SonifatiuS aus ber 
©onnereidje an ber ©tätte ü>rer 83erel>rung eine Äapefle. 
©türmt, be« JBonifatiuS getreuer jünger, befolgte mit 
feinen ^rieftern bei ber üßifftonierung Saufen* gettrif* 
baSfelbe 33erfal>ren unb erbaute bie erften Äirdfjen an ben 
©tatten ber I>eibnifd)en ©ötteroerelfrung. Da^er fagt ber 
Poeta Saxo (V. 669) Quot nunc ecclesiae fulgent, ubi 
fana colebant antiqui. WS Staxl ben t>on iljm ljod) Der* 
ehrten Hbt ©turmi an bie ©pifce be« üßiftonötoefenS in 
©adtfen [teilte, wie* er iljm bie (EreSburg als ©ofytftfc an. 
©ie Vita beati Sturmii, bie t>on feinem ©djfiler unb 
»erlaubten (Eigil in ber Seit oon 792—800 öerfafjt 
nmrbe unb als treu unb juüerläfftg gilt, entwirft ein an* 
fd)aulid)e$ 93ilb fetner apoftolifdjen £f)ätigfeit. l ) SBon ber 
(EreSburg jog ©turmi aus, fudfjte unter Dielen üßü^en 
unb ©efa^ren bie JBemofjner bes Sanbes auf, prebigte tynen 
rajtloS baS (Evangelium unb forberte fic mit ^eiligem (Eifer 
auf, ben ©öfcenbienft ju oerlaffen unb ben wahren ©Ott 
ju verehren. Die (EreSburg mar bie ffioljn* unb 3ufIud)tS* 
ftStte ©türmte unb fetner ©enoffen bei il>rem apoftolifd&en 
©irfen, roeldjcS mit (Erfolg gefrönt war; benn triele 
©ad)fen liegen ftdj taufen. SBefonberS brang ©turmi aud) 
barauf, bie tjeibnifdjen ©öfcenbtlber ju jerftören unb djrift* 
lidje Äirdjen ju bauen, ©er Aufenthalt unb bie S^ütig* 
feit ©turmi« unb feiner ©enoffen, bie religiöfen SBebürf* 
nijfe ber fränfifdjen JBefafcung, bie 9tflcfftd)ten auf bie 
SReubefetjrten, bie burdj) bie mürbige geier bes ©otteSbienfteS 
im ©lauben geftärft werben mußten unb auf ber (EreSburg 
i^ren belebenben ÜKittetyunft Ratten, brauten es mit ftd), 
bafc i. $. 772 mit Seginn ber aRiffton^t^ätigfett auf ber 



*) M. G. S. II. 376-77. 



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88 

<£re8burg aud) eine ßirdfje erbaut nmrbe, bie, wie über* 
fyaupt bie JHrd&en in jener 3eit, nur ein ctnfad&er #oIjbau 
war. 2lu$brü(flidf) berieten bie Jlnnalen (A. Lauresh.) 
afferbingS erft jum ftafyre 785 öon einem Äird&enbau, ber 
jur Qtit längerer Änwefenljeit SaxU auf ber ffireSburg 
mit größerer ?ßrad)t errietet würbe, nadjbem bei bem all» 
gemeinen Slufftanbe 783 alle Äirdjen jerftört waren. 2>aj3 
e$ aber bis 785 auf ber SreSburg feine Äirdfje gab, ift 
nid)t anjuneljmen. Die ännalen geben ja nidf)t alle ©in* 
jeltjeitcn an unb bie 33erf)ältniffe matten fd)on früher ben 
SHrd)enbau notwenbig; überbies berieten bie A. R., baß bic 
©ad&fen 776 bie Sßauern unb SBerfe ber Manien auf ber 
ffireSburg jerftörten; ju ben SäJerfen (opera) gehörte audfc 
woJ>l eine Äirdje; beun bie 93cfeftigung$wcrfe jerftörten fte 
in iljrem eigenen $niereffe nid)t. ©turmi unb feine ®e* 
noffen gehörten bem Senebiftiner*Drben an unb führten 
ein gemeinfd&afttidfjeS 2tbtn, weldjeS aud) nadt) ©turmis 
5Eobe fortgefefet mürbe. Stuf biefe SSeife entftanb auf ber 
(Sresburg ein Softer, nad) ber Überlieferung ba8 erfte im 
©adjfenlanbe, urfunblid^ aber erft erwähnt i. $. 826; l ) 
bie ßeit ber ®rünbung ift nidfjt genau angegeben. S)ie 
Älöfter waren bamals ^ßflaujftätten djriftltdjer Äultur unb 
SJitbung für i^re Umgebung, ©o würbe bie (SreSburg 
ein Ausgangs* unb ©tüfcpunft be$ SJjriftentumS im Diemel* 
lanbe. Äarl fjielt fid) oft auf ber ©reSburg auf, fo im 
SBinter unb grüljjafyr 785; borten ließ er bamals ©e* 
ma^Iin unb SHnber fommen unb feierte mit iljnen ba« 
Dfterfeft, 2 ) üon bort fanbte er ben 1)1. SBitlc^ab nadj 
SBremen jur ©rünbung eines 33iStumS aus, 3 ) bort ernannte 



*) Catal. abbatum Corb. Jaffe, Bibl. I. 66. ©ilmanS, tf . U. 20. I. 
135. M. G. S. XIII. 275. 
*) SB. U. 93. I. Ä. 179. 
Ä ) £üffer, Äoroeicr ©tubien ©. 131. 



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89 

er ben f)I. ©Ujo jum erften SBifd^ofe t>on Danabrüd, 1 ) Don 
bort aus üeranftaltete er in bicfcnt ftaljre JfriegSjflge in 
faft alle (Gebiete @ad)fenS (A. q. d. E.), bort mußten bic 
©adjfen bic Abgaben als 3eidjen ^ ret Unterwerfung ent* 
rieten. 2 ) Die Äirdje auf ber ©reäburg ftattete ffarl mit 
©fitern au«, unb als er i. $. 799 in Sßaberbom öom 
$apfte 2eo III. aufgefud)t nmrbe> führte er tiefen aud) 
auf bie (EreSburg, mo er bie burd) ben Äufftanb ber 
©adjfert 793 jerftörte unb ttrieber aufgebaute Äirdje ein- 
»ei^te. 3 ) fiubroig ber fromme föenfte i. Qf. 826 bie 
ßirdje auf ber ©resburg bem Älofter Äomi, unb fiubnng 
ber Deutfdje betätigte biefe ©d)enfung, auSbrücflid) in ber 
©djenlungsurfunbe ljert>ort)ebenb, baß ber SJater, refp. ber 
©roß&ater biefe Äirdje juerft erbaut unb mit ßeljnten aus- 
geftattet t>abe. 4 ) Die ljol>e JBebeutung ber (EreSburg für 
bie erfte Ausbreitung beS StyriftentumS unb bie befonbere 
8uSjeid)nung ber bort juerft eibauten Sirene muß eine 
Urfadje gehabt tjaben, unb biefe ift eben bei bcn bamaligen 
Ser^ältniffen bie gemefen, baß bort ein fyoti) Bereites f>eib* 
nifdjeS Heiligtum, bie Qrminful, ftanb, an beren ©teile bie 
fördje erbaut nmrbe. 

Die l>eibnifdjen SBölfer bauten ftd> mit iljren ©öttern 
auf« engfte oerbunben unb fa^en es als eine ^eilige Sßflidjt 



l ) §üffer, Äorocter ©tubien ©. 189 ff. 

*) 20. U. $. I. 9t. 176. $a äarl fafi "/, 3o^r auf ber Gftre*- 
bürg mit feiner gamilie weilte, wäljrenb feine ©olbaten in ber Umgegenb 
untergebracht waren, fo uwfc auf ber <$re$burg ein entfpredjenbeä ©ebäube 
gewefeit fein; M. G. Leges IL pars II. 1. wirb ein tfönig^of (curtis) 
genannt. 3)iefer lag woljl an ber ®tattt ber alten (Sreäburg auf bem 
fübweftlidjen Seile beö «Bergeä, welker urfunblid) 1361 unb 1385 Äon- 
nuneberg unb tfonmtgeäborg genannt wirb (Sttarefberger Urtunben *Wr. 127 
unb 166 im *ßromnaial.$lrd)to ju fünfter). 2öilman$, St. U. 2ö. I. 27. 
VLui) fefct ift bie glurbe^ei^nung „auf ber 33urg" nod) übltdj. 

») Widuk. Hb. II. c 11. 3eitfdjrift für ©. u. 81. 20. 1898. ©. 108- 

4 ) ^riberfc, Utfunben&udj I. n, 2. Söilmanö, it. U. 2B. I, n. 9 u. 29, 



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90 

au, Silber unb Stttäre ber ®ötter bis auf« äufjerfte ju 
toerteibigen. Die alten {Römer jogen in ben Stieg mit bem 
JRufc: pro aris et focis, für Hltar unb $>erb, b. \). für 
bie ® ötter unb bie 3familie; SEljemiftofleS machte bei bem 
JBaue ber 3feftung$mauern 2ttt)en$ geltenb, er l>abe bie 
©ötter fd&üfcen wollen. Stynlidfj bauten aud) bie alten 
©adfjfen. ©ogleidj nad) ber fiegreidfjen ©d&tadfjt bei ©djet* 
bingen a. b. Unftrut errichteten ftc i^rem JfrieSgotte ju 
@l>ren eine ©äule jum 3eid&cn ber JBefiegung unb Unter* 
jodjung ber £t)üringer, unb ©n^arb erjagt Don tynett, 
bafe fie Äraft unb Antrieb jum Äampfe gegen bie ftranfen 
aus tyrer Sieligion fdfjöpf ten. 1 ) 3)ie gerftörung ber ftrmin* 
ful erfd&ien ben ©adfjfen als eine SBernid&tung iljrer 9?elU 
gion unb ftaatlidjen Qfreiljeit unb erfüllte ftc mit £a{$ unb 
(Srbitterung gegen bie frranfen. Als ba^er Äarl 773—774 
in Italien war, empörten fidj bie ©actyfen, eroberten bie 
6re8burg lieber, üerjagten bie d&riftlidjen Sßricfter unb 
fielen plünbernb in Reffen ein, wo fie oofl ©ut unb ffladj* 
fud&t bie d&riftlidjen Äirdfjen gerftörten unb bie JJirdfje in 
3*rifclar jum ?ßferbeftafle mif$braud)ten. 2 ) Die ©reSburg 
war in ber erften Qtit beS ©adjfenfriegeS berjenige Sßunlt, 
um ben ftranfen unb Saufen in blutigen kämpfen ftritten. 
$m $. 775 unterwarf J?arl bie ©ad>fen üon neuem unb 
eroberte bie ©reSburg wieber. $m $. 776 empörten fidj 
bie ©adfjfen abermal«, eroberten bie SreSburg jurüdE unb 
jerftörten bie SDtauern unb SBerfe ber ^raufen, aber rafdj 
eilte SJarl mit feinem $eerc fyerbei, entriß ifyncn bie ®re& 
bürg unb befefcte fie, jum brittenmal in t>ier Qaljrcn. 3 ) 
SSJeStyalb war e£ ber ©adjfen erftcö 83eftreben, bie @re& 
bürg wieber ju befommen? ©eSljalb würbe Don bort au« 
ber SRadjejug jur 3^tftörung ber benachbarten Äirdfjen unter* 



») Vita Caroli M. c. 7. — *) Vita Wigberti c. 22. — ») A. R. 
Fr. u. A. q. d. E. 



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91 

nommcn ? SBeSljalb fud)te St arl bicfcn Ort burd) eine ftarf c 
Sefafcung in feiner ©emalt &u Ratten? ©oljl nidjt allein 
bt$f)alb, meil bie (EreSburg ein fo fefter Sßunft mar, fon- 
bem audj, weil bort ber ©adjfen größte« Heiligtum, bie 
3frminful, unb fomit ber $auptfife be« ©öfcenbienfteä 
unb ber «uägangSpunft ber nationalen (Erhebung gegen bie 
3franten mar. 

$)ie ftrminful ift ba« einjige $eüigtljum ber alten 
©adjfen, beffen SHame uns erhalten ift; es mar batyer ol>ne 
3roeifel Ijod) unb t>iel oeret)rt, namentlich <uid> burd) bie 
1)arbringung Don foftbaren Opfern. Die Ännalen reben 
oon ©olb unb ©Über, meldjeS bei ber Qrminful gefunben 
nmrbe, ! ) mögen es nun Ctyfergeräte ober Ctyfergaben 
jober Kriegsbeute gemefen fein. Sei ben öielen Äriegen 
unter ben beutfdjen ©tämmen ftanb bie QrminfuI fidler 
an einem gefdjüfcten Orte, unb ein foldfoer mar ganj be* 
fonberS, mie bereits gefagt, ber SBergrüden oon Dber=2RarS* 
berg, beffen nörblidjer Seil, bie ©tätte ber ftrminful, nad) 
brei Seiten Ijtn fdjroff bis sunt £)iemeltljatc abfaßt, mätjrenb 
auf bem fübmeftlidjen Seile, mo baS Plateau nur burd) eine 
(ginfenfung mit bem anbern ©ebirgSjuge jufammenljängt, 
bie (SreSburg fdjfifcenb öor ber $rminful lag; ßrcSburg 
unb 3?rminfut waren entfprectyenb ber SefeftigungSart ber 
©adjfen mit ©allen längs beS SBergranbeS umgeben, mo* 
burd> bie SBortcüc ber natürlichen Sage nodj tiermeljrt 
mürben. Die ©adjfen Ratten ferner bie gfibfette tyres @e* 
biete« burd) brei, in ben Kriegen oft genannte größere SBe* 
feftigungen gefiebert, bie burd) mehrere fleinere in unferm 
3?at)rt)unbert in ben 2ßälbern mieberaufgefunbene ©all* 



') A. R. Fr. Chronic Regin. (Spätere 9ftadjrid)ten, g. 33. bei 
Stangefol (A. circuli. S3or. p. LXXI), ba§ fld^ aud) auf ber (Snburg 
(©igiburg) eine Srmtnful unb in anbern Tempeln Hbbilber befunben 
Ijaben, ftnb unglaubwürbtg. 



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92 

bürgen unter einanber oerbunben waren: 1 ) im JDften an 
ber ffiefer toax es ber SBrunSberg, im ffieften an ber JRu^r 
bie ©tjburg unb in ber äßitte an ber Diemel in betyerr« 
fdjenber Sage bie (SreSburg; fie bübete bie #aupt* unb 
gentralfefte Der alten Saufen unb mar befonber« geeignet, 
bie ftrminful ju beden. Die Dberflädje be« Serge«, beffen 
Umgebung n>ol>l V2 ©tunbe erfordert, ift groß genug, um 
ber ftrminful einen ipain ju geben unb einem ipeere ju 
friegeriföen Operationen mie aud> im ^rieben jur Äb^al* 
tung oon ®erid)t unb SBottSöevfammlungen ju bienen, aber 
au$ nid)t ju groß, fo baß fte bie SSerteibigung erfdjioerte. 
Der SBerg fteigt über 500 guj$ ljodj au« bem Diemelt&ale 
empor unb liegt nadj allen ©eiten ljin frei, fo bafj er 
ringsumher eine Ijerrlidje Ausfielt gewährt unb ftunbemoeit 
in ber Umgegenb fidjtbar ift. Die ©adjfen, bie wie alle 
©ermanen bie SWaturfräfte vergötterten unb ein feine« @e* 
füt)l für bie ©djöntyeit ber SWatur Ratten, fonnten in biefem 
©ebietsteile loo^l feine ©tätte finben, bie jum ©tanbpunfte 
für bie Ijolje, alle« tragenbe ©üule fid) met>r eignete als 
jener ©erg. 

@$on früfoettig entftanb am ftufte ber (SreSburg eine 
Änfieblung, $orol)ufen genannt, bas jefcige $Wieber*3WarS* 
berg, in welkem $anbcl unb Skrfeljr ftdj balb ju tyoljer 
JBlüte enttoidelten. 2 ) fiubnrig baS £inb gab bem JHofter 
Äorüei i. $. 900 bas 3Warlt*, üKünj= unb 3oflred)t in ber 
33ifla, b. i. SBetler $>orotyufen unb auf ffireSburg, für 
#anbel unb SSerfe^r brei wichtige SRedjte. 8 ) 3fn bem 



*) Seiberfe, 8. u. ». ©. 28. I. 181. 

*) giföer, ßreöburg 6. 44, leitet nodj Wlont, ßeltifdje 5orfdj. 6. 22, 
89, ben Flamen be<< Drteö üon bem celtifdjen hör, horo, har, 33ad) Ijcr 
entfpredbenb feiner fcage an ber SWunbung be$ ®linbbad)ed in bie $iemrl; 
nad) ©iganb (^Ird^to I. 34) unb <5ajpori (@efö. üon Meber-SRarSberg 
©.21) begegnet ber 9tome einen ^eiligen Ort. 

») 2Büman*, 5t U. 98. I. 265. 6eiberfc, U. $. I. 5. 



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93 

Jftmtyfe jwifdien Äaifer Otto b. ®r. unb feinem $>albbruber 
Jljanfmar i. $. 938 war bie @re«burg ber SDMttetyunft 
tum 22>anfmar« friegerifd)en Unternehmungen, ein SBciüci« 
für bie tyty SBebeutung be« Orte«, ber burcfyweg urbs 
genannt wirb unb mit SWauern umgeben war. 1 ) Äaifer 
Otto b. @r. verlief i. 3. 962 ben (Einwohnern ber Sifla 
#orot(ufen bie ©tabtredjte ber Dortmunber (Throtmannici), 
e« ift eines ber älteften Seifpiele foldjer Privilegien, unb 
$orof)ufen bie ältefte ©tabt im alten $erjogtum ffieftfalen. 3 ) 
$n $>orol)ufen mürben bie ®augeridjte abgehalten, unb 
fpäter würbe e« ©ift einer f^retgraffc^aft unb eine« 8rd)i* 
biafonat«; e« war alfo „eine ^auptanftebelung ber ®e« 
genb". 3 ) 2)a« älofter auf ber @re«burg, weld&e« 826 bem 
neugegrfinbeten, von ben JTaifern begfinftigten unb ra)dj 
emporblütyenben Softer Äorvei einverleibt würbe, fonnte 
au« ftd) einen fo lebhaften $>anbel unb SSerfe^r in ber 
©egenb nid)t hervorrufen. Die Urfadjen muffen bereit« 
vorder beftanben Ijaben, unb ba« lucift wieber barauf f)in, 
bafj e« bort ein t(od)Veret)rte« Heiligtum, bie $rnunful, gab, 
bei melier nad) germanifdjer ©itte bie 93olf«verfamm* 
lungen unb ®eridjte gehalten würben; an ber <&t'düz be« 
tjeibnifdjen ®öfeenbilbe« würben fiirdje unb Softer erbaut 
gemäfc ber wotjlbegrünbeten ©itte, bie erften ®otte«tjäufer 
bort ju bauen, wo ba« SSolf au^ religiöfen unb gefett* 
fd&aftlidjen ®rünben äufammenjufommen gewohnt war, unb 
fo fam e«, baß am ftufte & e * Gte«burg in $>oro^ufen 
fd)on frülj ^anbel unb SSerfc^r ftd) lebhaft entwickelten. 
Über Sllter unb Sebeutung 2ßar«berg« fpridjt ftd) ber um 
bie ®efd)ictyte unferer §eimat f)odj verbiente ©eiberfe alfo 
aM: „2)?ar«berg, biefer buref) ben SBefifc ber Qvminfäule 

l ) Widuk., Rer. gest. Sax. II. 11. 

*) ©eiberfc, U. 33. I. 13; & u. *R. <8>. III. 162. Söiloiairt, ff. U. 
So. II. 81. 2B. U. 93. I. SR. 589. *bb. <§. 89. (guppl. n. 447. 
a ) ©tganb, Slrdjiö I. 32, 88. 2öilmatKl, tf. U. SB. I. 270, 



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94 

fdjon bei ben alten ©adjfen fo berühmte *ßuuft, an ben 
ftd) bie erjten Anfänge aller weftfälifdfjen @efd()id)tc fnfipfen, 
würbe e* nodj meljr burdfc 3 cr f törun 8 l cnc * Sbots unb 
burd) bie ftefte CreSburg, welche Jfarl ber ©ro&e in 3rolge 
berfelben bort anlegte, ffir ftiftete aud) eine SJenebiftiner* 
Sßropftci bafelbft, meldte fein ©oljn Subwig ber ftromme 
ber JHrd>e ju Äortoet fdfjenfte. ©eitbem biente ffireSburg 
ben beutfdjen Königen nodj lange als 3fefte unb als 
<ßalatium." *) 

4. Öereljnutg ber 3rmtitfnl. 

SBeil bie ftrminful ein ©öfcenbitb war, fo würbe U>r 
audfj eine göttliche 8Jere^rung ju teil. $)ie ©rieben unb 
9?ömer gelten bie Jöilbcr md)t, wie wir im £l>riftentum 
bie Silber ©otteS unb ber ^eiligen, für Symbole unb 
©rinnerungSjeid&en ber ©ötter, fonbern badeten fidj bie 
©ötter aufs engfte mit ben Silbern üerbunben; fobalb biefe 
jenen gemeint waren, wohnten fte in tljnen unb waren mit 
i^nen gleidfjfam eins, ©o 3. SB. würbe ©tifyo aus Ätljen 
oerbannt, weil er behauptet l>atte, bie ©tatue ber Athene 
oon *ßl)ibiaS fei feine ©öttin. 2 ) fflie bie §od)gebilbeten 
©rieben unb {Römer beteten aud) bie ©ermanen ©öfeem 
büber an, wie aus ben SBerid)ten ber 3«tgenoffen Ijer&or* 
gel>t. «ngilbert, 3freunb unb ©affengefäijrte ffarls beS 
©rofeen unb fpäter Slbt t>on ©t. SRidfjarb, rebet üon SEter* 
opfern an ben Altären unb ber fniefäffigen SBereljrung ber 
©ötter, b. I). ber ©öfeenbilber. 8 ) «Ifuin, JtarlS ^reunb 
unb Hbt oon SEourS, fprid)t t>on bem ShiltuS ber ftbolo* 
Iatrie (©öfcenbienft), unb $apft ©regor IL maljnt bie 
©ad&fen, bie aus 2Retafl verfertigten ©öfcenbilber nidjt 



l ) SKKganb, «rdjiü II. 266. 

") Diog. Laert 2, 116. SDöllinger, £dbenhmt unb Subentum 217, 
681 ff. — *) M. G. Poet. Lat M. A. I. p. 380. 



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95 

anjubeten. 1 ) SJonifatiuS forbert jum ©ebetc auf für bic 
bem ©öfcenbienft ergebenen ©ermanen (pro Germanicis 
gentibus idolorum eulturae deditis). 2 ) ffiiHel/ab, erfter 
Sifdjof von Sremen, prebtgte ben 'Saufen, es fei Xl)or* 
Ijcit, von tauben unb jtummen Silbern #ülfe unb Xroft 
ju hoffen.*) «ud> ©rimm (ÜJtytlf. 91, 613) forid)t ftd) 
ba^in aus, baß Säume Don ben ©ermanen angebetet unb 
göttlid) verehrt mürben, ffiir tonnen und freiließ nur 
ferner benfen, wie üßenfdjen vor Silbern niebertnien, um 
fte anjubeten, aber unfer Renten ift eben burd) ba$ 
E^riftentum gerebelt unb verfeinert, bie Reiben bagegen 
Ratten bie ÄenntniS be$ wahren ©otteä verloren, ftanben 
unter ber #errfd)aft ftnnlidjer fiuft unb fonnten ftd) jur 
Qbee eines anteiligen, rein geiftigen, fibermeltlidjen ©otteS 
nidjt meljr ergeben. Da nun bie fidjtbare SWatur mit ber 
großen Qfülle U>rer geheimnisvoll, aber jmedmä&ig mirfen* 
ben ffräfte unb ber bejaubernben ©djönfyeit tyrer ©ebilbe 
bic ©inne umftriefte, fo bauten fidj bie Reiben bie ganje 
SRatur als belebt unb faf>en im Drange beS #erjen$, ein 
leeres ©efen anjuerfennen unb ju verehren, in ben 
Gräften unb ©ebilben ber SWatur göttliche ffiefen. ©o 
mürbe audj bie ftrminful als ein göttliches ©efen ver* 
e^rt; tyre Serefyrung mar eine ljolje unb meitverbreitete; 
benn bie alten ©ermanen verehrten bie ©ötter gern auf 
Sergen, Qfelfen unb an Queüen, bie ftrminful aber ftanb 
auf bem Reifen eine« ^o^en, meitl)iu fidjtbaren Serggipfels, 
unb in iljrer SWäl>e befanben ftc^ mehrere Quellen; Quellen 
unb Reifen galten als ben ©Ottern ganj befonberS fettig, 
ja mürben f eiber für göttliche SBefen gehalten. 4 ) Die 33er* 
e^rung ber ©ötter gefdjalj burd) Opfer von Slumen, 



l ) M. G. E. IV. 157. III. 269 ep. 21. — «) M. G. E. III. 288 
ep. 38. — 8 ) M. G. S. II. 380. — 4 ) Indiculus superstitionum et 
.paganiarum n. 6, 7. Rudolf. Fuld. M. G. S. II. 676, 



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96 

Kräutern, Steten, ja fogar uon 3Renfd)en. Sacitu* erjagt 
(Ann. I. 61), baß tue ©ermatten nad) ber ©d)tad>t im 
leutoburger ffialbe bie Dfftjiere ben ®öttern opferten unb 
bie ©djftbel an bie SBaumftämme hefteten (truncis arborum 
antefixa ora), unb ba§ fte üjtem ^öd^ften ©otte, bem 
ffioban, 2Äenfd)en, ben anbem ©öttern liere opferten 
(Germania c. 9). Äud) jur gett JJarl* be* ©roßen 
mürben »on ben Saufen nod) ÜWenfdjenopfer bargebradjt; 
toarb bod) i. $. 782 ein ftrenge* SSerbot berfelben ertaffen, 
unb *ßapft ©regor befahl bem $t. SBonifatiu«, ben Verlauf 
toon ©flauen an Reiben jutn $m& ber Opfer at* ein 
grobe« ©erbrechen ftreng ju verbieten unb nrie ben STOorb 
ju beftrafen; too^I teilweife au« benfelben ©rünben oer» 
bieten bie ÄonjUien ben SSerfauf toon ©Haben an Reiben. *) 
£)a Wubolf uon gulba bie ftrminful einen truncus nennt, 
fo faßt il>re SSere^rung unter ben Stoumfultu«, über ben 
mir au* ben $rebigten be£ ®lauben*boten *ßirmin, bed 
(Stifter* toon bem Ijodjberfiljmten Älofter 8teid>enau, er« 
fahren, ba§ man grüßte unb ©ein über ba3 Heiligtum 
ausgoß, Siebter üor bemfelben anjünbete unb fünftlidje 
SWadjbtlbungen franter ©lieber an bemfelben aufhängte, 
um Rettung ju erflehen. 2 ) (Erinnerungen an bie 25er* 
e^rung ber ftrminful l>aben ft$ lange, teil* bi* in bie 
©egemoart erhalten. $ie Ärljpta unter ber ©tiftäftrdje, 
meldte nad) iljren Sauformen bem Anfange be£ 13. $af)r< 
ljunbert* angehört, aber auf bem gunbamente einer altern 
SHrdje an ber ©tätte ber Qfrminful erbaut ttmrbe, nennt 
ba$ Soll nod) jefct #eibentempel unb ergäbt, bafj auf bem 
Wtarfteine berfelben bie Reiben 9Wenfd)en geopfert Ijätten. 
3fm Äloftcr JJor&ei l>atte ftd) bie fliadjrid)t erhalten, ba§ 



l ) SBBaifc, <D. #. ©. III. 131. 2Ö. U. ». & 180. Snppl. n. 77. 
M. O. E. III. 280, ep. 28 u. p. 812. 
•) Dicta Pirmini c. 22. 



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97 

bie $riefter ber ftrminful für jene ©egenb bie Winter 
ernannten unb bafj ber ältefte unb jfingfte Winter ber 
^rminful jtoei Siebter opferten. 1 ) £ür<f erjäljlt in feinen 
Ännalen, beren SWanuffript ftd} in ber S^eobor. SHbliotljef 
ju sßaberborn befinbet, j. Qf. 772 eine JBegeben^eit, bie er 
bem SftifolauS Jfauftnu« entnahm, ber pdf) feinerfeit« auf 
eine alte fädjftfdje Sfjronif beruft. @inem bänifdjen Qfürften 
mürben jtoei ffinber geraubt, eine Xodjter &on ben ©adjfen 
unb ein ©o!jn üon Seeräubern; mit bem britten ©ol>ne 
machte ftd) ber Sater auf, um bie geraubten JKnber ju 
fudjen; nad) mannigfadjen (Srlebntffen trafen ftdf) bie ffinber 
auf ber ©reäburg unb foflten bort bem ©öfcenbilbe ge* 
opfert »erben, ttmrben aber burdj Jfarl ben ©rofcen, ber 
um biefe Qtit bie ©reäburg eroberte, befreit unb belehrten 
ftd) sunt Sljrtftentum. 2 ) Slnbere (Srjäljlungen, bafj baS 
©öfcenbilb üon ben *ßrieftern auf bas ©djladjtfelb getragen 
ober Don ben Kriegern mit *ßferben umritten würbe, um 
baburdj ©d)ufc im Kampfe ju erflehen, entfpredjen jtoar 
ben religiöfen Übungen ber ©ermanen, finb aber bejüglid) 
ber ftrminfui nidjt beftimmt beglaubigt; ein Jfern &on 
SBa^r^eit mag aber immerhin in biefen ffirjäfclungen ent- 
halten fein. 3 ) 



5. 3erftöntng ier 3rminful. Äi$ta|j. 

Äarl öerttjeilte brei SCage an ber Stätte ber Qfrminful, 
um fte famt bem §aine unb ben jugeljörigen ©ebäubeit 



») Lotzner, Chronica Corb. II. c. 325, 339. ^eterfen, gorfd). gur 
fceutfö. Ocfö. VI. 322. Mlmarrt, ß. U. 2B. I. 269. 

») 8u3fül)rlid) ergabt bei Neffen, ®«fd&. ^aberbont« @. 42; Saun, 
5)ie Stminfdule, brei (graa^Iungen; €>ta|l, SGßeftf. ©agen u. ©efdf)idf)teit. 
^eitemeijer üermanbte bie ßrjäblmtg ju feinem (Sloboalb. 2)rama in 
brei »ftett. 

A ) Meibom, Irminsula Saxonica (Rer. Germ. III. c. 4). 

LVII. 2. 7 



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98 

üoffenbs ju jerftören. Da ffarls §eer nadj unfern Sc* 
griffen nidjt groß toar unb ber $a\n ber ^rminful immer* 
fyin eine jiemlidje Ausbeutung tjatte, fo ift es erflärlid), 
baß $arl brei £age mit beffen gerftörung f)inbrad)te. 
SWad) fyätern unbegrünbeten ©rjäfylungen nmrbe bie 3fr* 
minful auf bem 3 u 9 e tiacfc & e * SBefer mitgefeiert unb 
bort »ergraben, um fie ber abgöttifdjen 33ere^rung ber 
@ad)fen ju cntjieljen, fpäter aber bei ber ©rünbung Jfor* 
üeis nrieber aufgefunben unb auf SBefe^I ßubtoigS bes Qfrom* 
men ober DttoS bes ©rogen nad) §tlbeSt)eim gebraut, 
too fie im Dome t>or bem Sljore aufgeteilt mürbe. Diefc 
^rminful ju $ilbeSljeim beftel)t, toie aud) mehrere ©äulen 
im sßürting beS *ßaberborner Dornet, aus Sfalfftnter aus 
ber römifdjen SBafferleitung in ber Sifel, ift ein ©erf 
fpäterer 3^it unb tuirb erft im 16. ^af)t\). genannt. 1 ) Die 
^rminful auf ber (gresburg war üon $olj unb nmrbe 
ganj jerftört. SBeil fie ein l)od)t)eref)rteS ©öfcenbilb war, 
fo legte Äarl großes ©etoidjt barauf, fte grünblid) 5U jer* 
ftöreu, um fo ben t)eibnifdjen ©öfcenbienft auSjurotten. Da* 
l>er rüdtte Sari bireft auf bie ©reSburg los, in beren S3e* 
reiche bie ftrminful f tan &/ un & öermanbte brei Jage auf 
bie $erftörung beS Heiligtums. Die A. Mettenses (M. 
G. S. XIII 28) fagen: ut ex toto destruere posset unb 
bie A. R. F. : ad perdestruendum fanum. Da bie 33er* 
mdjtung ber ©ötterbilber als eine 23ernid)tung üon SRelt* 
gion unb 3freil)eit erfdjien, fo galt bie 3 e *ft ö tung ber ftr* 
minful in ben 2lugen ber ©adjfcn als eine 33ernid)tung 
i^rer Politiken unb religiöfen Qfreifyeit burdfc bie ftegreicfcen, 



*) Meibom, Irm. Sax. c 7, 8. Söiganb, ©efdj. florttei* @. 70. 
ärafc, $er 2)om ju £ilbeöljeim ©. 91 ff. SBertram, 3)ic 33tfd&öfc öon 
Jpilbeäljeim @. 12. SBefdjaffenljeit unb £erfunft beö ©teineö würben 
burd) 9foalt)fe feftgefteüt. ßranfc (Sax. 2. 9), £araelmann (Opera geneal. 
hist. @>. 66) u. a. geben foaar bie Snfärift an ber wtebergefunbenen 
S3ilbfäule an. 



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99 

djrifllidjen granfen unb mar bic midjtigfte Xt)at be$ ganjen 
JelbjugeS, fo bafe üon einjelnen Ännalcn audj nur fte an* 
gegeben ttrirb. *) £tefe Xtyat, mie SBaifc ($>. S5. ©. 1883. 
III. 127, 128) fagt, „brüdt bem ganjen Kriege feinen 
(Hjarafter, ben ©cgenfafc be$ alten $eibentum$ unb beS 
borbringenben djriftlidjen SBefenntuiffeS, beftimmt genug 
auf unb bejeid)net bic Xenbenj, meldte ßart verfolgte." 
5)tefe lenbenj mar, bie ©adjfen jum Sljriftentume gu be* 
lehren unb jur «nerfennung ber fränfifdjen Dberljoljeit 5U 
jtoüigen. ÜDarum fing $art aud) ben Ärieg an, fobalb er 
baju freie §anb fjatte, ot)ne ba§ bie ©ad&fen gerabe bamals 
baju eine befonbere 33eranlaffung gegeben Ratten, barum 
nai)m er *ßriefter mit, bie ben ©adjfen ba$ ©ort ®otte$ 
öerfünbigen fottten, unb lieg fic bei bem fflbfdjluffe be$ 
ftriebenS üerfpredjen, bie frönfifdje Dberf)ot)eit anjuerfennen 
unb bie *ßrebigt beS £t)riftentum£ nidjt ju t)inbern; für 
bie Erfüllung beS SBerfpredjenS mußten fie 12 ©eifeln 
fteöen. 2 ) Die tyeibnifdje Religion ber Saufen Ijatte ftdj 
als unfähig ermiefen, fie ju Derebeln unb ju tterbeffern, ba 
fte feit $afyrf)unberten auf berfelben ©tufe ber SRofyeit unb 
2BiIbf)eit fteljen blieben. 3)a3 Gljriftentum trägt alle 2RitteI 
ju einer fföljern, geiftigen ©ntmidclung in fid); e$ ift im 
ftanbe, ben 3Wenfd)en ju fittigen unb ju üerebeln, iljm baS 
2tbtn auf (Srben ^u verfügen unb bie Pforten einer gtüdt* 



s ) Chronic. Moiss., A. Lauresh. A. Juvav., A. Mosell. 9todj 
SReibom (Inn. Sax. c. 9, 10), 8öf)er (töampf uin Sßaberborn ©. 2) u. a. 
würbe in $aberborn, £übeöfjeim unb £alberftabt im 16. Saljrb. am 
©onntag Laetare §ur Erinnerung an bie 3erftörung ber Srminful ein 
Spiel aufgeführt, wobei man auf bem 2)omplafce einen SBalfen wnh auf 
biefem ein 93ilb aufftellte, weldjeä Ijerabgeworfen würbe. 

*) A. R. F., A. q. d. E. ad a. 772. Einhardi Vita Caroli M. 
c. 7. Eigilis vita beati Sturmii c. 22. Poeta Saxo. M. G. S. I 228. 
2lbel, Sa^rb. b. fr. *R. I. ©. 107. «ttad) £üffer (£oro. ©tub. ©.Ul- 
lis) war ber erfte 3ng waljrfdjeinlidj fein Eroberung^- unb SKifßonfyug, 
fonberu begweäte Die SBeftrafung. 

2* 



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100 

feiigen ©migfeit ju öffnen. SBegeifterung für bic aaterlfln* 
bifdjen ©öttcr unb $a§ gegen ba& ©l)riftentum trieben bie 
©adjfen an, öfter« raubenb, oermüftenb unb morbenb in bie 
benachbarten d^rifttid^en ©ebiete einjufallen unb mit fana* 
tifdjer SBut bie djriftlidjen Sirenen ju jerftören. ©o lange 
bie Ijcibnifdje SReligion bei ben ©adjfen fortbeftanb, mar 
an ^rieben mit iljnen nidjt ju benfen. Daljer jerftörte 
Jfarl bie ^rminful unb geigte baburd), bafj er bie Ijetbnifd&e 
Religion t>erni$ten motte, braute aber aud& *ßriefter mit, 
meldte ben ©adjfen bie fro^c 33otfd)aft be$ #eile$ Der* 
fünben unb burd) bie Segnungen be$ ÄreujeS bie SBunben 
feilen foflten, bie er mit bem ©djmerte iljnen fd&lug. Die 
erfolgreidje SSerfünbigung beS Gl/riftentumS unb fein gort* 
beftanb mar aber bei ben ©ad)fen infolge i^rer Anfang* 
lid&feit an ba$ $eibeutum unb iljreS £affe$ gegen baS 
ß^riftentum unmöglich, fo lange jie ftaatlidf) unabhängig 
üon ben ftranfen maren; aud& maren fie bei iljrer SBilbljeit 
unb Uneinigfeit für ein felbftänbigeS ©taatsmefen nodj nid&t 
reif, ©elbft föoleminf, ber begeifterte fiobrebner ber alten 
©adfjfen, fagt, baS S33ol)l ber benachbarten ©öfter fjabe ent* 
meber bie Sernid^tung ber alten ©ad&fen ober i^re 8Je* 
fetyrung verlangt. 1 ) Deshalb mar Jfarl im eigenen ftnte* 
reffe ber ©adjfen unb jur ©idjerung bes OfriebenS beftrebt, 
fte jum S^riftentume 5U befe^ren unb bem fränftfdjen 
©taate einju&erleiben. SBeibeS mar bei ber bamaligen engen 
SSerbinbung beS ftaatlidjen unb religiöfen SebenS notmenbig, 
baS eine oljne ba& anbere nid)t ju erreichen. Die ©adjfen* 
friege nahmen baljer unter $arl einen ganj anberen S^a* 
rafter an; mäljrenb ÄarlS SBorfafyren ben ©ad&fen iljre 
©elbftänbigfeit liegen unb fte nur ju jmingen fugten, ba% 
fie ruljig innerhalb ifjrer ®renjen blieben unb 5ur ®id)e* 
rung beS ^rtebenä Tribut jaulten, mar Äarl barauf be* 



*) De Westphalorum mor. lib. II. c. 3. 



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101 

badjt, fte gleid&jeitig bem fränfifd&en ©taate unb bcr fattjo* 
fifäen Äirdje einzufügen. Die ©ad&fen tterteibigten i^rc 
Jjolüifd&e unb religiöfe Ofreiljeit mit feltener §artnä<figfeit 
em &oOe£ 2Wenfd)enalter f)inburd&, aber aud) &art verfolgte 
feinen *ßlan mit jä^er Sudbauer unb Energie unb fpradf) 
tipx immer flarer unb befttmmter au$. 81« er 774 ben 
Sßapft ifpabrian I. in 8?om befugte, ber ttrie feine SSorgänger 
bie Sefeljrung ber ©adtfen eifrig erftrebte, machte er, ot^ne 
Zweifel öom Zapfte in feinem ©treben ermutigt, ba$ ®e* 
lübbe, im Sanbe ber ©adjfen bem f)I. $ßetru$ ein SBiStum 
ju grünben. 1 ) An bie ©pifce bc$ üRiffionSmefen* in 
Saufen fteflte er ben Äbt ©turmi unb teilte nad) beffen 
lobe (779) baS Sanb in mehrere SMftrifte, bie er vorläufig 
benachbarten ©ifd&öfen unb Äbten übertrug unb fpäter ju 
Siötümern er^ob. SBenn Äarl bei ben ©ad&fen ben ©öfcen* 
bienft unb anbere l)eibnifd&e ©ebräud&e, j. 85. ÜÄenfd&enopfer, 
bie SSerbrennung t>on #ejen, mit ©eroalt ausrottete, fo roar 
ba£ nidf)t ju tabeln; benn jene f)eibnifd)en ©ebräud^e roaren 
unvernünftig unb ber geiftigen ©ntroidtelung beS SBolfe« 
Ijinberlidj. ffibenfo mar es ju billigen, roenn Jfarl bie freie 
ißrebigt be$ (Jl/riftentumS ju erjroingen fud&te, bie niemanb 
ju f)inbern berechtigt ift unb bie audfo jefct nod) dfjriftliclje 
dürften in fernen fiänbem erftreben. ffienn Äarl aber 
bnx6) ©efefc ben mit bem £obe beftrafte, ber £>eibe bleiben 
unb nid^t getauft roerben rooflte, fo roar bas ju weit ge* 
gangen. 2 ) @$ ift atlerbingS babei ju berüdEfidbtigen, baß 
man unter benen, roeldje bie laufe aerroeigerten, meiftenS 
mit 8ted)t ftd) foldje backte, welche im geheimen ^einbe 
beS SljriftentumS roaren unb auf ben ©turj ber fränfifd&en 
#errfd)aft fannen; aud^ blieben bie, roeld&e fotöje« rotrflid& 



l ) £üffer, Vomier ©tubien @. 114. 

f ) ©aifc, 3). 8. ©. III. 131. SB. U. 33. I. 9t 180 ad a. 785. 
©uppl. n. 77, 85. 



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102 

getljan, unbeftraft, fobalb fte ftd) reumütig einem *ßriefter 
peilten, ^ebenfalls mar e« aber toerfefyrt, ben Smpfang 
ber laufe mit ©träfe erjttringen ju motlen; benn bie er* 
jnmngene laufe ift ungültig für ben (Smpfänger unb ein 
©afrileg für ben Äu«fpenber. Die *ßriefter, meiere im 
9Wiffion«tt>cfen tljätig toaren, ftammteu au« ber ©djule be£ 
tyL SBonifatiu« unb waren hierüber wotyl unterrid&tet. ferner 
betont ber gelehrte Äbt Stlfuin oon £our«, Sari« intimer 
ftreunb, ber auf ba« geiftige Seben in feinem SReidje fo 
großen ©influfj ausübte, in einem ©djreiben an Sari oom 
^aljre 796, baf$ bie laufe nidjt« nüfce, wenn nidjt bie ©eele 
Dörfer ben fatljolifd&en ©Iauben angenommen Ijabe; benn 
nad) ben SBorten Sfjrifti feien bie ©ritmdjfenen erft ju be* 
lehren unb bann ju taufen; aud) empfiehlt er, bei ber 93e* 
!et)rung ber Ungläubigen bie ©runbfäfce ju beachten, welche 
ber ljl. ffluguftin in feinem SBudje über ben Unterricht ber 
Unmünbigen (de catechizandis rudibus) aufftelle, unb nur 
ben, ber im ©Iauben gefräftigt fei, ju taufen. 1 ) Den 
©djafcmeifter Sari«, SKegenfrieb, bittet «Ifuin, bodf) in 
biefem ©inne auf Sari einjuwirfen, unb ben (Srjbifd&of 
Arno tton ©aljburg ma^nt er, bei ben 9ieubefet)rten bod) 
ja für einen grünblidjen Unterricht &or ber laufe ju forgen; 
bie ©adjfen Ratten fo oft bie £aufgnabe verloren, toeil fie 
niemals ba« fjunbament be« ©Iauben« im #erjen gehabt 
Ratten, unb nad) Stuguftinu« fomme ber ©laube au« bem 
freien SBiHen, nidjt au« QtoariQ; al« ein vernünftige« 
SBefen fei ber SNenfd) vorder ju belehren, bamit er mit 
#ülfe ber göttlichen ©nabe bie SBaljrijeit be« ©Iauben« 
erfenne unb annehme. 2 ) ffi« würbe ba^er bei ber S3e* 
feljrung ber ©adjfen Don ben *ßrieftern im allgemeinen 
genug ber nötige @eft$t«punft feftgeljalten, baß jum 



l ) M. G. E. IV. 158 ep. 110. 

•) M. G. E. IV. 159 ep. 111. 164 ep. 113. 



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103 

©lauben unb jum Smpfange ber ©aframente ber freie 
©iOe nötig ift, wie e$ bie Ätrdje ftetä gelehrt unb geübt 
ijat. *) gwangSmajjregeln jur Annahme beS djriftlidjen 
©lauben« wiberfpredjen bem ©eifte bes Sf)riftentumS, 
welches eine ftegenbe Jfraft in ftdj felber trägt unb burd) 
biefe, o^ne QtoaxiQ, Bei ben ljodjgebilbeten ©rieben unb 
9tömern ftd) fdjneö ausbreitete, gerner entfprad) an unb 
für ftd) bem ©eifte be$ EfjriftentumS auc$ nid)t bie #ärte, 
toeldje Äarl, burd) ben öfteren £reubrud(j ber ©adjfen unb 
ben plöfclidjen Überfall feiner Gruppen gereist, im SBcr^ 
laufe beS langen blutigen Kampfes anwanbte, ben wir 
tiicfct o^ne aufrichtige £eilnal)me für unfere toerblenbeten 
Sorfa^ren »erfolgen fönnen. @S ging aber bamals, wie 
e$ oft im ßeben gef)t, bajj baS ©Ute bei ber SSerblenbung 
beS menfd)lid)en #erjen8 nidjt oljne ftrenge SNafjregeln ju 
erreichen ift. Sei ber feinbfeligen ©teflung ber ©adjfen 
gegen baS ©l/riftentum unb bei iljrer SHlbungSftufe war 
ber lange ifampf nötig, um iljnen eine Ijöljcre geiftige 
©ntwidEeluug unb Anteil an ben unermefjlidjen Segnungen 
beä Gljrijtentuma ju ermöglichen unb fo aCe beutfdjen 
©tämme in bemfelben ftaatlidjen unb firdjlidjen SBerbanbe 
ju einigen. 2 ) Darin fal> $arl eine SebenSfrage für fein 
SReid^ unb bie Hauptaufgabe feiner {Regierung, bie er mit 
aller Äraft feinet #erjen$ anftrebte, fowie aud) SSomfattuS, 
ber Äpoftel ber Deutfdjen, ber bie traurigen folgen ber 
Uneinigfeit au« ber ©efdjid&te feine« eigenen SBaterlanbeS 
fannte, bie (Einigung ber beutfdjen ©tämme in berfelben 
Strebe, freilief) ofpte ©ewalt, planmäßig unb beljarrlid) bis 
ju feinem Xobe angeftrebt Ijatte. 311$ bie ©ad^fen aber 
cnblid) jum ©tyriftentume belehrt waren, würben Ju bie 



l ) aRöfjler, jfird^cngefd^. IT. 93 

f ) 2Kö$ler, tfirdf)engefdf). IL 121. SBaifc, 3). $. ©. III. 138. 
©icffbrcdjt, SDcutfd^c £aifer$eit. 5 K. I. 110. 



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104 

glüfjenbjten Anhänger beafetben unb Ijaben feine oerebelnben 
unb befeligenben Seiten lebenbiger unb frudjtbrtngenber in 
ftdj aufgenommen, afe irgenb ein anberer ber beutfdjen 
©tämme. Da$ fäd)fifd)e flaiferl/auS mar ein butd) unb 
burd) c^riftltd^eö $au$, wie taum ein anbereä, unb bie 
beiben erften #errfd)er btefe« #aufe$, #einridj I. (919—936) 
unb Otto b. ©r. (936—973) ftnb es getoefen, meldte nad) 
ber Äuflöfung beS tarolingifd&en {Reiche« bie beulen 
Stämme im jefcigen Deutfdjlanb einigten unb im #erjen 
(Europas ein ftarte« Weidj grünbeten, toeldjeS ade feine 
geinbe niebertoarf, ben Dänen, ©laben unb Ungarn bie 
reidjen Segnungen beS Gtyriftentum* braute unb allen 
SBölfern in (Europa jum $eile ben SSorrang betam unb 
jaljrljunbertelang behauptete. 



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III. 
©efdjtdjte ber BtaU SBclcrfc. 



S3on 

Ivan) 3of. Pilomann. 
— > ■ b ■■■■ : i i < — 



„IUe terrarum mihi praeter omnes angulus ridet." 
Horat. Epod. 

Die auf fteiler §öf)e, untocit beS ©tnfluffe« be$ nie 
gefrierenben SEBeftcrbadjeS in bic 2ßöf)ne, in lieblicher Um* 
gebung gelegene ©tabt Seledte l>at ijjren SWamen Don ben 
uralten SBabeanlagen, bie im SWö^net^ale unterhalb ber 
©tabt am 3fuf$e be$ SfülbenbergeS liegen (1064 Badelecca 
unb Batelecca. 1072 Badeliko, um 1124 Badelich, 
Badiliche unb Badeliche. 

«Bityrenb bie benachbarten ©täbte SRtttljen unb ffiar* 
ftein fdjon feit ^rje^nten eine ®efd)id)te ber ©tabt auf* 
jutoeifen tjaben unb aud) bie ©efdjidjte ber Deutfd)*Dr' 
ben$ritter*(Eommenbe 2ßülf|eim a. b. SWöljne beljanbelt tjt, 
ejiftirt eine eigentliche @efd)td)te ber ©tabt Söelede nod) 
nidjt. Die üon bem bamaligen Sßropft JBoedteler Don 
Scledte gefammelten unb im ftaljre 1866 erfdjienenen „ge* 
fdjid&tlidjen 9Wittf)eilungen über bie <Btait SBeledEe", be* 
l/anbeln Dornefymlid) bie ®efd)id)te ber Pfarrei. Unb bod) 
ift es eine ruljmreidje, taufenbjäljrige ©efdjidjte, auf meiere 
ba& alte SSabelife jurüdCblicfen tann. 

fflaä) faft allgemeiner Annahme fteljt ber fcon feiner 
SKineralquclIe benannte Ort JBeledE e mit jener SBurg fflabe* 
lefe in 3ufammenl)ang, tvo Ottos beS ©rojjen #albbru« 
ber iC^anfmar im SSerein mit bem aufrityrerifdjen $er5og 



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106 

(Sberljarb üon granfcn im ^uni 938 ben jüngeren SJruber 
be$ StaiferS, #einridj, gefangen natjm unb nad) ber@reS* 
bürg, bem jefcigen 9War$berg an ber Dtemel fortführte. 

Der um 980 lebenbe ÜWönd^ SBibufinb oon Gomg 1 ) 
berietet nämlid), bafj #erjog #einridj, fflruber DttoS beS 
©rofcen, &on Xljanfmar in bem praesidio Badiliki gefangen 
genommen morben fei. ÜDiefen unb ben fibereinftimmenben 
33erid)t ber 9iamen #rotfuit ober ^rosroitlje 2 ) in iljrem 
?ßanegt)ricu$ auf Otto I. bejie^t ©eiberfe 8 ) auf ba$ bei 
Selefe befinbli^e Sab unb ein bafelbft gemefeneS ©djtoß 
— praesidium — inbem er $Babe*2e<fe toon ber fpäteren 
auf ber eräbifdjöflidjen curia #arfamp erbauten ©tabt 33e* 
ledCe unterfd&eibet. 

Sinen nachweisbaren 3 u f ammcn ^ an Ö m & & cm fpäte* 
ren SBelede l)at biefe alte 3familienburg Sabelefe ber fiu* 
bolfinger nidjt, bie nad) ber Qtxt ber fäd)ftfd)en Äaiferin 
aScrfatt geriet^. Die ©tabt ttmrbe oielme^r erft im Qfa^re 
1296 oon bem fianbmarfdjaH Qfo^ann &on Sßlettenberg 
unter ber Regierung be$ (£r}bifc^ofed ©iegfrieb üon SBe* 
fterburg gegrünbet. 

©idjere Angaben über 33ele<fe finben mir erft, als 
berlj. «nno, <£rjbifd)of oon ßöln (1056— 1075), im^aljre 
1072 bie SBenebictiner* Abtei ©raffdjaft bei ©^matten* 
berg grünbete unb berfelben jur Dotation u. a. einen ©runb* 



*) Wittichindi Annales in Meibom script. rer. germ. T. 1. 
pag. 644. 

*) Hrotsuithae Carmen de gestis Oddonis imperatoris in Meibom 
1. c. p. 714. 5)affelbe ergabt bie Chronica S. Panthaleonis unb ber 
Annalista Saxo. &u0 bem gelben gebiete $rorfuitt jum greife Dttoö I. 
erficht man. bafe bie baüialigen rei^enben Anlogen ber Umgegenb öon 
SBeletfe bie beutfd&en ffaifer £einridj ben ginfler unb Dtto ben ©ro&cn fo 
anzogen, ba& fte flrf) l)icr gern oon ben 9Bef djwerben i^reö muffeligen 
JRegimentä Ijäufig erholten. 

8 ) 3n Söiganb* 2ln$it>, II. 6. 259. 



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107 

äin«, «äc^ntlöfc, bon 6 librae ju ScIedCc unb bcn Qtfynttn ba* 
fclbft übergab. £)a« .ßeljntgut in JBcIcd c f ommt fdjon unter 
ben ©ütern bor, bic ber (£rjbtfd)of tmft. 1064 bem gleidj* 
fall« öon il>m geftifteten Älofter ©iegburg suwanbte, 
nadj ber ©rfinbung @raffd>aft« wie« er e« ber Slä^e tue* 
gen biefem al« Dotation ju. Salb nadjljer taufte ba« 
Älofter ©raffdjaft bon einem gewiffen ^flen ein innerhalb 
be« eräbifdjöflidjen #auptljofe« ju SBelede gelegene« «Hob 
nebft ben baju gehörigen ©emetnbenufcungen. *) $n ber 
um ba« 3aljr 1124 bon ffirjbifdjof fjricbricft I. für ba« 
Älofter ©raffdjaft ausgefeilten $eftätigung«urfunbe fagt 
ber (grjbifdjof: „ftn biefem ffleftreben ljaben wir, al« wir 
ba« bon Srjbiföof «nno, feligen ÄnbenfenS, geftiftete 
Softer ©rafföaft bifttierten , gewiffe bon unfern 33e* 
fifcungen jum @ebraud> ber Srüber an bie vorgenannte 
Sttrdje gegeben, inbem wir äfften, mit bem ©ttfter jene« 
Orte« felbft, einen Anteil im £anbe ber Sebenbigen ju 



*) 6$<m bic Verwaltung biefer ©üter mit SRüljlett k. erforbertc bie 
Änrocfenljcit eine* ©raffdjaftcr tfloftcrbruber* in SBclccfc. Unzweifelhaft 
erri<f)teten bic ©raffd^aftcr 53enebictiner Ijicr balb ein gotte«btenftIid^e« 
©ebäube unb Ijiefj ber nadj ?BeTccfc beputirte oberfte ©ciftlid^e Jßropft. 
2öir finben einen folgen Sßropft ju Scletfe bereit* 1270 erwähnt. Ur- 
hntbe bei ©eiberfc 93b. II. @. 675). (5* wirb in biefer Urfunbe befrimmt, 
bafj ber Wbt btefen 5ßropft felbft ernenne, bog er (ber tropft) aber bie 
(Sinrunftc feine* JOffictumö felbft $u genießen Ijabe, wä&renb bie SNöfter« 
cinfünfte fo geseilt würben, bog ber #bt ein drittel unb ber <5om>ent 
gwei ^Drittel erhielten. 3)ie ©emeinbe SBcIccfe gehört Don SCltcr« $er gu 
ber bem Sttofier ©roffd^aft öon §lnno überwiefenen Pfarrei Ältcn*!Rübett. 
1180 würbe (nad) Angabe be* tropfte* »öcfcler in feiner ©djrift: 
,,©cfdn'd)tlid)e Mitteilungen über bie etabt ©elede. 2Refcljebe 1866, 
jebo$ o^ne Anführung bed SEofumcntf* für feine Angabe,) Seledfe bun§ 
ben örgbifd^of €iegfrteb ju einer eigenen Pfarrei erhoben, welker 
ber öon ©raffdfjaft ernannte Sßropft ald Pfarrer üorftanb. (Sin anberer 
©eiftlirfjer an* Älofter ©raffd&aft fungirte al* Gaplan. »ei ber Slufoe- 
bung beö ßlofter* (SRära 1804) behielt ber tropft ben größten Xljeil 
be$ alten Stiftung «guted au «Belecfe aU ^farrge^alt. 



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106 

erholten, ©eil ba^cr innerhalb ber ©renje unf erer Äurie 85a* 
beltd) ein gemiffer, Warnen« fttlen, fein «Hob an©id>bert, 
ben «bt be« vorgenannten Ätofter* vertauft ljatte, fo $a* 
ben ttrir baffelbe «Hob bem ^eiligen SHejanber betätigt, 
inbem fett ber 5Krd)e Ijtnjufügten, tva« überhaupt au* 
unferem $Red)t ber vorgenannte fttten in ber ®emeinfd(jaft 
aW ber SWufrungen (utaminum) gehabt I>at, foeldje bie 
unter unferer #errfd>aft fiebenben ju genießen Ijaben." 1 ) 

$n JBelecfe waren mehrere geinten an bie SRitglieber 
ber familia saneti Petri von ©oeft verlernt, 3. ©. bi* 
1064 an ^ermann unb Ärnolb, fideles nostri, b. L beS 
(grjbifdfjof« «nno. 2 ) 

Da« Älofter ©raffd&aft erhielt gleid(j bei feiner ©tif* 
tung einen in ©elbabgabe vertvanbelten geinten von ad)t 
Sßfunb unb einen anberen SWaturaljel/nten ju SBeledfc, meldte 
beibe 1124 beftötigt nmrben. 8 ) fcücfmg 4 ) vermutet in 
ftflen« Stttob einen ehemaligen #auptl)of 3ffen bei JBelede, 
au« bem ba« Sßfarr* unb ffirdjengut ju SBeledEe Ijervorge* 
gangen fei, roftfpenb ber erjbtfcPflidje #auptljof bafelbft 
ben Warnen $arfam}) geführt Ijabe. 

ffirjbifd(jof Slnno Der ^eilige ftarb am 4. December 
1075. ©ein Seib ruljt feit ber Aufhebung ber 3lbtei6ieg* 
bürg in ber bortigen Sßfarrftrd&e unb j»ar in jenem näm* 
liefert f oftbaren ©arfopljage, welker bei feiner im ftcfyxt 
1183 erfolgten #eiligfored(jung gefertigt toax unb wovon 
fid> bie Äbbübungen in jtoei Oelgemftlben in ber ifird^e 
ju ©elecfe vorfmben. Hn feinem lobeStage , bem 4. $ec, 
ivirb jä^rtic^ in ber ^ropfteiürdje au SBeletfe an bem ben 



l ) @etbcrfc, Urt-8. I. @. 65. 
») Sacomblet, U.-8. I. 6. 131. 
s ) @eibcrfc, U.-53. I. <S. 83 u. 66. 

*) Bbtei ©rafföaft in ben ©lottern tfix nähern ftmtbe SQBeftfalen« 
Sa^rg. 1876, ®. 5 u. 88. 



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109 

#rifigen Änno unb 83enebictu$ gewtbmeten ©eitenaltare 
unb ebenfo aud) am 21. SKärj, an bcm ©ebädjtmfjtage 
beS ff. OrbenSftifterS JBenebtct, fcftlic^cr ©otteSbienft ge* 
galten. 

SttS tfaifer ftriebrid) I. Sarbaroffa (1152—1190) 
im 3?af)re 1178 üon feinem vierten gelbjuge nad) Italien 
jurüdgefe^rt war, faradj er über feinen mädjtigften Sa* 
fallen unb 9teid()$ffirften #einrid& benSömen bie Steid}$ad&t 
aus, metl biefer feine SeljnSpfltdfjt öerlefct ljatte unb auf 
wieberljolte SBorlabung nid)t erfd&ienen war. Srtadj bem 
©turje $einrtd)g be$ Söwen (Dec. 1181) erhielt üon 
beffen beiben #er}ogt()fimern baS eine, Sägern, ber 
^faljgraf Otto VI. bon SBitteldbad) (beffen 9?ad&fommen 
nod) ljeute in SBa^ern regieren), ba$ anbere, ©adjfen, 
würbe in jwei ^>auptt^eile jerlegt, ben weftlidjen fcljeil 
erhielt als #erjogtl>um SBeftfalen ber ffirjbifdjof Don 
Äöln, WüPP *>on#einSberg (1167—1191), ben öftlidjen 
als $erjogtljum ©adjfen ©raf SBem^arb Don Änfjatt (ber 
jüngfte ©ofjn «Ibredjt beS Sären). #emrid) ber ßöwe be* 
f>ieli nur feine (Erbgüter ©raunfd&weig unb Lüneburg. 

©o fam baS #er#ogtl)um ffieftfalen, ju bem aud) 
SeledEe gehörte, im ^a^re 1181 in ben ffleftfc ber @rj* 
bifd&öfe t>on Jföln, beren firdfclidjer fturisbiction es bereit« 
feit Qfafjrtyunberten unterworfen war. Der am 7. Sftoöem* 
ber 1225 auf bem ffiege toon ©oeft nad) ©djwelm, wo 
er eine Äirdje weüjen wollte, in ber SWä^e üon ©e&els* 
berg erfd)lagene (£rjbifd)of (Engelbert ber ^eilige (1216 
—1225) faufte baS ©ut SBelfd&enbedf bei JBeledfe an unb 
fäenfte es 1222 feiner 9lid)te, ber ©räfin SB. be tfeffel, 
g^efrau beS ©betyerrn SBert^olb üon Suren. 1 ) 



l ) 2)o« ©ut 2Beifätttbc(f, weld&e« in ber ©oefter 8e$be 1445 von 
ber ©oeftern gum größten £ljeil jerftört würbe, liegt unweit ber alten 
3Riueral-S3abe*£lueu*e. <Die Ruinen waren nod) btö gum Saljre 1862 $u 



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110 

fflStc bereit« erwähnt, fällt bie ©rrid&tung ber ©tabt 
JBeledfe in ba$ $at)r 1296, nadjbem, wie wir gefeljen, 
bie SSefte SBelcdCe fdfjon mehrere ^a^r^unbert beftanben unb 
ber ffirjbifcfyof Änno 1072 eine tropftet gegrttnbet fyattc. 
Die (Srridjtung erfolgte unter gleiten Umftänben unb ju 
berfelben Qcit wie bie ber benachbarten Orte ffiSarftein, 
unb Dfteröelbe(©allenfyarbt) unter bem ©rjbifrfjofe ©teg* 
frieb II. ®raf öon SBefterburg (1275—1297). Dicfer 
energifdje 3tfkjt war fcor allem barauf bebadjt, bte^erjog* 
lid)e ÜRadf)t in ©eftfalcn auSjubreiten. SBo^I wiffenb, 
bog biefeS junäd&ft burdf? Kräftigung ber einjelnen bür* 
gerlidjen ©emeinwefen ju bewirf en tvax, weil biefe itjm 
bie bereiteften SWittel jur SWieberljaltung ber ©rofcen beS 
SanbeS gewährten, wenbete er auf jene feine uorjüglid^fte 
©orge. ©o betätigte er ber ©tabt SBrilon alle *ßrim* 
legten / ebenfo ber ©tabt Ättenborn unb grünbete burd) 
feinen ÜRarfdjaff Qofjann öon ^ßlettenberg auger ffiarftein 
unb (5aflent)arbt im ftatjre 1296 audf) bie ©tabt Selecfe 
mit 60 #au$ftätten. 

Die ©rünbung erfolgte, wie bie Urfunbe (©eiberfc, 
Urf.*S3. II. ©. 617 unb 577) befagt, auf folgenbe Sfrt: 
„Der ©rgbifdiof befaß bei SBeledfe einen wüftliegenben 
$auptf|of, #arfampe, mit 5Wei ba^u gehörigen SKanfen 
(ÜWebenf|öfen). Diefe Surie überwies er bem Orte SBeledte 
(JHtenbeledEe , wie bie ©teile im £l)ale nodf? jefet genannt 
wirb), ©r machte bafelbft eine ©tabt; unb in berfelben 
©tabt ttjetlte er ab unb beftimmte 60 £au$ftätten, unb 
legte jeber 13 üKorgen Ädter* unb SBalblanb ju." @r 
öerliel) ber ©tabt bie ftretyeii unb ba$ SRed&t ber ©tabt 
SRttben unb öerorbnete, baß jeber ©in jie()enbe , ber als 



feljen, ati ber 33eflfcer, grfjr. ©lernend öon Ü^agel - 2)oonucf $u SBornljoIa 
bei Söarenborf fle abbred&en unb ein nod) aicmlid) gut erhaltenes 55or» 
gebäube sur äöofnumg umbauen unb öergrö&ern lieg. 



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111 

33ürger Aufnahme fänbe, frei, unb feinem SKenfdjen bienft* 
pflidjtig fein foflte, gleid) ben ©urgent anberer erjbifd)öf* 
liefen ©täbte. DiefeS ^ßrimleg, bafj nämlid? bie aufnähme 
in bie ©tabt jeben $)ienftyflid)tigen ober (£ingef)örigen — 
nid)t erft nad)$al)r unb Jag — fonbern fof ort unb un* 
bebingt frei mad&te, glaubt ber (Srjbifdjof rechtfertigen ju 
muffen, inbem er fjinjuffigt: cum adhuc novella sit plan- 
tatio, ba$ nrifl fagen: bamit ber neuen Sßflanjung red)t 
balb eine größere Qafjl öon ffiinrooljnern jugefü^rt toer* 
ben mödjte. 

Die SJerlei^ung ber SRedjte ber ©tabt Sftfiben an bie 
neue ©tabt erfolgte burdf) ben ffirjbifdjof ©iegfrieb öon 
ffiefterburg in einer Urfunbe öon 1296. ©oeft. 17 a. Kai. 
Jan. (16. $)ej.). De« JRübener SRed)te$ bebiente fid) and) 
bie ©tabt SBeledCe forttüäfjrenb, inbem fie nad) vorliegen* 
ben SBerfjanblungen nod) am @nbe beS 16. $af)rf>unbert3 
t)on itjrem ©erid)te ben ÄppellationSjug an ben ©tabtratl) 
ju SRüben, als „ju $oüebe" als i^re^aupt* unb2Jhttter* 
ftabt juliefj. 3Jon bem ber ©tabt, eben vermöge iljrer 
SRübener Privilegien, juftetjenben Sftedjte ber eigenen Stnfyx 
Ijat fte toenig ©ebraud) gemalt. 3JHt SfuSnatjme einiger 
sßolijefoerfügungen über ftelbfctiaben u. bgl., h>eld)e ftd) 
im ftäbtifdjen ßopialbuc^e aufgezeichnet finben, fjatte fie 
feine eigene SRedjtSnormen, fonbern folgte immer benen mm 
SRüben. *) 

©o trat am @nbe beS brennten 3fal)rf)unbert3 bie 
©tabt JBefedEe in bie ©efdHdjte. 3m Anfange be$ vier» 
je^nten $al)rf)unbert3, im ^fa^re 1307, f troffen ber (Erj* 
bifdjof #einrid) IL üon SBirneburg (1303—1332), ber 2lbt 
öon ©raffdjaft unb ber ^Jropft öon SBeledte eine Ueberein* 
fünft, roonad) bie in ber SWälje lebenben (Sinh>ol)ner auf 
ben Sßropfteiberg jietjen unb ben Ort, bem ©tabtrectjte 



Seiberfc in 2Biganb3 2Ird)iü II. @. 260. 



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112 

öctHc^cn toaren, wegen beS bamals tyerrfdjenben fjauft* 
rechts mit 9Jiauern umgeben burflen. 

Sei ber ftreitigen Äönigswaljt gttrifd&en ben beutfdjen 
Königen fjriebrid) Don Defterreidj unb Subnrig Don SBatjern 
am 19. Ort. 1314 begünftigte in erfter Sftetye ©rjbifdjof 
$einrid) IL Don SBirneburg mit aller Äraft bie Sßaljl fjrrie* 
brid)S Don Defterreid) unb frönte benfelben ju ÜBonn, 
wäljrenb Subwig Don SBapern Don bem ©rjbifdjofe *ßeter 
Don SWainj in Slawen gefrönt tourbe. $)er ©egenfönig 
fiubmig Don Sägern faßte bafjer einen folgen $afj gegen ben 
ßölner (Erjbifd&of , baß er wöljrenb beS ffriegeS mit feinem 
©egner, bie ©rafen Don Arnsberg, ÜRarf, Sippe unb an* 
bere weftfälifdje ©roße antrieb, bie fiänber beS Kölner 
(BrjbifdjofS jn bebrängen unb auszurauben. SflS bei ben 
ftarfen 5£ruppenmaffen , bie Subwig ber JBatjer gegen ben 
ffirjbifdjof aufgeboten tjatte, lefcterer unb fein SKarfcfjatl 
in SBeftfalen, ©raf Don Simeburg, ein JBruber beS (Srj* 
bifdjofS, in ber größten JBebrftngniß waren, ba Ijielt bie 
©tabt JBelecfe treu ju i^rem SanbeSljerrn (im JBerein mit 
Äüben, (Jallenljarbt, ©erl, ©efeefe :c). Die fämmtlic^en 
Surgmänner beS nachmaligen #erjogtt)umS SBeftfalen, 
auSfdjließlid) ber ©raffdjaft Arnsberg, fdjloffen im 3faJjre 
1325 einen gemeinfamen JBurgf rieben, ein JBünbniß jur 
gegenfeitigen SBertljeibigung, unb am 23. ftebruar beS fol* 
genben QaljreS fdjloffen bie SBurgmänner mit bem @rj* 
bifdjof #einrid) II. unb feinem gelbmarfdjatl, fottrie ber 
©tabt SDortmunb einen fianbfrieben. $)urd) biefeS SBfinb* 
ntß gelang es bem Srjbifd&of, baS broljenbe Ungeraitter 
abjulenfen unb für bie ©id)erf|eit beS SanbeS ju forgen, 
bis fein Sttadjfolger ©rjbifdjof ffialram ©raf Don ftfilid) 
(1332—1349) alle ^wiftigfeiten glttdfli* beilegte. 

Unter bem ©rjbifdjof (5uno Don ftalfenftein (1367— 
1370) fam bie wid)tigfte ©Werbung an bie töeitje, tüdefte 
baS ffirjftift Äöln in ffieftfalen madjen fonnte, bie 6r* 



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113 

Werbung ber@raffd)aft «rnSberg (1369). $te toeft« 
fäli^en Seftfcungen be$ ©rjftift« Äöln mürben baburcfc ju 
bcm Territorium abgerunbet, meiere* als #erjogtl)um ©eft* 
falen bis jum Anfange biefe$ 3at)rl>unbert$ beftanben J>at. 
grjbifdjof fjrtcbrtc^ III. von ©aa werben (1370—1414) 
benurfte von ffaifer Äarl IV. einen allgemeinen fianbfrie» 
ben, burd) ben in ber bamaligen Qtit be$ 3fauftred)t$ 
inäbefonbere bie Sanbleute unb Weifenben gefdjfifct tver* 
ben fottten. 

Salb bereiteten ftd) aber jene ^ttriftigfeiten in ffieft* 
falen vor, bie itjren ÄuSbrud) in ber ©oefter fje^be 
fanben. üWit ben im Qa^re 1398 in einer $anb vereinig* 
ten Sänbern Eleve unb SWarf Ratten bie Äölner Äurffir* 
fien forth>ä$renb Sernnclelungen, unb ebenfo beftanben 
{Reibungen gnrifdjen ben Kölner SanbeSljerrn unb ber nad> 
einer genriffen Unabljängigfeit ftrebenben ©tabt ©oeft, 
ber älteften lölnifdjen SBefifcung in ffieftfalen unb ttridjtig* 
ften ©tabt beS £erjogtl)um$. 

Die Vermittlungen mit ©oeft beginnen mit bem $al>re 
1437, luo bie ©tobte unb SRitterfdjaft ffieftfalenS unter 
©oeft'S Seitung jufammentraten , um gegen eine vom (Erj* 
bifäof Diebrid) II. ®raf von üWör$ (1414-1463) au** 
getriebene allgemeine flopffteuer (Sinforud) ju ergeben 
unb ftd) jugleid) alle Weckte nub Privilegien gegenfeitig 
ju verbürgen. SRitterfdjaft unb ©täbte be$ ^erjot^um« 
fdjloffen einen JBunb unb erflärten, groar bie SRed)te be$ 
$apfte$, beS ÄaiferS unb Äurfürften achten, aber aud) 
ttjre eigenen SRedjte mit aller üWad^t fdjüfcen ju wollen. 
Unter ben 17 ©täbten, melier biefer „erften grblanb** 
Vereinigung" beitraten, befanb ftd) aud) 33 elecfe imS3erein 
mit SRflben, ©arftein, ffiatten^arbt, ffierl, Sßeljeim :c. 
SDer Äurfürft befttttigte hotljgebrungen ben SSerbünbeten 
im folgenben ftatyre (1438) iljre {Redete unb ftretyeiten. 
3Me ©oefter aber gingen in ijjren ftorberungen nod) tvei* 
LVII. 2. 8 



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114 

tcr. Der Srjbifdjof mußte in einer befonberen Urfunbe 
ben ©oeftern afle unb jebe 9ted)te unb gretyeiten ftdjern; 
aber es gelang ifjm, burd) Vermittlung be$ DomcapitelS, 
welche« im Qfa^re 1438 Mbgeorbnete nad) ffieftfaten ent* 
fanbte, ben S3unb aufjulöfen. SRüben war bie erfte ©tabt, 
bie ftd& 1439 öon bem SJünbniffe mit ©oeft loäfagte l ) 
unb feinem SBeifpiele folgten balb SBelcde unb alle Übrigen 
©iäbte. 6o bewahrte JöelcdCe wie ljunbert ^aljre öor^er 
im Äriege jwifdjen ben beutfdjen ßönigen ftriebrid) öon 
Oefterreid? unb Subwig oon Sägern audj jefct feinem 2an* 
besternt bie Ireue, wofür e3 wä^renb ber 5 ^a^re lang 
bauernben (1444—1449) ©oefter fteljbe ja^Uofe ÄriegS* 
brangfale ju erbulben fyatte. 

Die ©oefter fagten ftdj üom ©rjftift tfölu öffentlich 
los unb erforen ben #erjog Äbolpt) uon Sleoe ju tyrem 
fianbe^errn (1444), ber mit Äöln Wngft auf gefpannten 
guße ftanb. Unb numnetjr begann jene große Sfeljbe, bie 
unfägtidjeä Unzeit über ffieftfalen gebrad&t Ijat. 3)a$ 
burd) bie unftd)eren 3 u Pänbe fd&on tjerrfdjenbe (Slenb würbe 
jefct in ffieftfalen auf« §öd)fte gefteigert. Die ©oefter 
3fel)be befte^t au« einer unterbrochenen Steige oon empö* 
renben ©ewalttljätigf eiten , welche bie friegfüljrenben *ßar* 
teien, befonber« gegen weijrlofe Angehörige ber ©egen* 
Partei, bie als ^Privatleute am Kriege unbeteiligt waren, 
wedjielfeitig begingen. @3 würben nidjt nur bie befeftig* 
ten Käufer ber einjelnen Qunfer, fonbern aud) bie 83e* 
ftfcungen ber weljrlofen Sanbleute, bie einjelnen #öfe, ja 
ganje Dörfer unb ©täbte auägeplünbert , uerbrannt unb 
fo grünblid) gerftört, baß Ijeute noefy in Urfunben bie Sfta* 
men uon Dvtfdjaften fteljen, beren ©tättenidjt meljr auf* 
juftnben ift. Die wedjfelfeitigen ©ebiete würben üielfad) in 
SBüfteneten uerwanbelt. Unb biefe Sricgäbrangfale mußten 



») Eenber, @efdf)id}te ber ©tobt Stuben @. 403. 



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115 _ 

nidjt nur bic ©egenben Don ©oeft, nid)t nur bcr ganje 
§effroeg t>on ffierl bis Sippftabt, fonbcrn nörblid^ aud> 
bic ©raffdjaften ^rmont, Sippe unb SRaüenSberg, bann 
bic nä^ften Orte flibltc^ bcr f)aar unb öftlid) fclbft baS 
^Sobcrbovn'fc^e Sanb big über ba$ ©enbfetb tjinau« cm* 
pfinben, wo feitbem mit einer SWenge öon Dörfern, fogar 
bic ©tabt 93(anfenrobe unweit üflarSberg fpurloä Derfd)wun* 
ben ift. 

Die SBeleder waren mit benen Don SRüben unb ffiar« 
jtein bie entfdjiebenften ©egner ber ©oefter unb fün* 
bigten biefen am Jage ber Slpoftelffirften *ßetru$ unb fyau* 
lu$ 1444 ben firieg an. SBalb barauf 50g ein getutffer 
3fofyanne$ ^refefen, ein fü^ner SReiterSmann , mit feiner 
SReiterfdjaar unb jal)lretcf)em fjußüolf aus ben ©täbten 
Sclede, SRüben, SBarftein unb $irfd)berg gegen bie ©oe* 
ftcr. Da« Dorf 5Weuen»®eferfe bei ©oeft mürbe Don bief er 
ÄriegSfdjaar angejünbet unb bie ©cgenb üerwüftet, aber 
bie ©oefter bradjen Ijeröor unb fähigen bie ganje ©djaar 
in bic ftfadjt, wobei 4 ÜRann getöbtet, 43, barunter ftre* 
fefen fclbft, gefangen genommen unb 48 *ßferbe öon ben 
©oeftem erbeutet würben. 

Die Parteien Ratten fid) gegenfeitig burd) SBünbniffc 
öerftdrft. «m treueften E>ielt Sippftabt ju ©oeft; wieber* 
Ijolt sogen in ben $af)ren 1444, 1445 unb 1446 bie ©oe* 
ftcr unb Sippftäbier in bie ©cgenb öon Seledc unb SRü* 
ben raubenb, plünbernb unb fengenb. 1445 erftürmten 
unb jerftörten bie ©oefter ba$ meljrfad) ermähnte ©djlofj 
SBelfdjenbedE unb unternahmen einen SRaubjug gegen S3c* 
IccEe, SBarftein, Saflcnljarbt unb SRüben. 3fm 3fat)re 1447, 
im grüljjaljr, würbe bie ©tobt Sallenljarbt Don ben 
©oeftern unb Sippftäbtern eingenommen unb jerftört unb 
barauf erfolgte bie ^lünberung unb ^erftörung be8 be* 
nadjbarten ©djloffeS Störtlingljaufcn. Der ©rjbifäof 
war ftets unglücllid) Dor bcr ©tabt ©oeft, gegen bie er 

8* 



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116 

nid&tS ausrichten tonnte; obgleich bie ganje ®egenb t>er* 
müftet mürbe, ©r roaxb immer meljr Sruppen. ©ein 
£eer belief fid) 1447 mit geworbenen ©ad)fen unb 855^ 
men auf 80,000 SWann, trofcbem gelang es ü>m nidf)t, 
Sippftabt, bie burd) SRatur unb geftungSroerfe gefdjüfcte 
SBunbeSgenoffin ©oeft'S, ju erobern. 

ffinbe ftuni 1447 jog er mit 15000 2Wann toor©oejt, 
meldjeS fcon bem ©ofjne beS neuen 2anbeSt)errn , bem jun* 
gen $erjog Qfoljann öon Sleöe öerttjeibigt mürbe. Km 
19. ^uli war ber #auptfturm auf bie ©tabt toon brei 
Seiten, ber aber fcon ben ^Belagerten abgefdjlagen mürbe 
unb mit einer üoflftänbtgen Sftieberlage beS tölnifdjen §ee* 
res enbete. 

Der (£rjbifd)of toerjmeifelte am ©rfolge unb entließ 
feine Struppen, aber bie 3fef)be mar bamit nod) nidjt be* 
enbet unb befonberS für unfer SBelecfe famen nod) fernere 
läge ber SWott) unb beS ©Freden«, aber aud) berölanj* 
punft feiner ru^müolten ®efd)id)te. 

®egen JBeledte Ratten bie ©oefter einen ganj befonbe* 
ren #a§, unb fo faßten ftc im folgenben ^atjre (1448) 
am Dienstag nad) Exaudi (Dienstag t>or Sßfingften) ben 
(Entfd)lu§, bie ©tabt ©eledfe mit ©türm ju erobern. 

Die S^ronif berietet über biefe ^Begebenheit folgen« 
beS: Sdfcon längft §atte bie bamals mädjtige ©tabt ©oeft 
eS barauf abgefetyen, bie ju jener 3 e ^ ebenfalls mie ©oeft 
befeftigte ©tabt SBeledEe ju erobern unb ju jerftören. $n 
ber SWadjt üon Dienstag auf SWittrood) nad) Exaudi (2Witt« 
rood) oor Sßftngften) im Qa^re beS #errn 1448 festen fie 
itjren böfen Sßlan ins SBerf. Qfn frü^efter SWorgenftunbe 
rttdt ten fte in groger ©d&aar Ijeran , in itjrem Uebermuttye 
^nenb: „Das Sftabenneft ba oben foll uns ein mifltom* 
meneS ftrütrftücf fein." Die toad&tljabenben Jtjürmer ge* 
maljrten jebod) ben Ijeranjie^enben geinb jeitig genug, um 
bie SBemofyner alarmieren ju tonnen, ©djnell maren nid&t 



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117 

bloß bie ÜRänner, fonbern audj bie grauen jur SScrt^et* 
bigung iljrer ©tabt auf ben SWauern. Äaum Ratten bie 
SJelagerer bie ©turmleitern angebt, at« ein #agel Don 
©feinen auf fie Ijernieberfaufte. (Sin 2^etl fluttete tynen 
glüljenben ©anb in bie Äugen; bie grauen goffen fiebern 
be« Oel unb ©äff er, fomie feigen SBrei auf fie tyerab. 
3fn biefem Äampfe wirb für ewige Reiten ru^mgenannt 
ber bamalige ©ürgermeifter Don SBelecfe, fflilfen mit Stta« 
men. Oben auf ber SKauer fteljenb, entriß er einem ber 
JJfeinbe bie 3fat>ne, mürbe aber im felben SKoment Don 
einem Pfeile burdjboljrt, unb fturjte , bie 3faJ>ne in ber 
§anb Ijaltenb, rüdfling« bie SKauer l)inab. ©d)on moflten 
bie SJelecfer angeftdjt« biefe« unb im §inblicfe ber lieber* 
jaljl be« geinbe« Der jagen, al« einer ber Sftat«$erren auf 
ben genialen ©nfatt fam, fdjneH alle SBienenftöde gerbet» 
jutragen. Diefe mürben nun unter ben Qfeinb gemorfen 
unb ftelje ba, biefe« Heine JBienenDolt bemalte ftc^ mäd)* 
tig im ©efedjt unb richtete fo große Verheerungen unter 
ben ^Belagerern an, baß felbe jum Äbjuge genötigt mur* 
ben. Sil« nun ben ©oeftern ba« Dermeintlidje grüf>ftficf, 
meiere« fie fo leicht f>injunel}men gebauten, fo arg Der* 
faljen mar, unb fte entläufst mit ©d)anbe abgießen muß* 
ten, riefen fie ergrimmt: „Die« SHabenneft, ein maljre« 
leufetelod). 11 SBi« l)cute Ijeißt nod) ber norböftlidje ©tabt- 
tljeil, ba, mo fid) e^ebem bie ©tabtmauer tynjog, „Qm 
5Eeufel«locl) M . Sud Sftadje über ben mißlungenen turnen 
fwnbftreid) jerftörten bie $orben nunmetjr ba« unmeitber 
©tabt Iiegenbe, bem grei^errn Don 5Ragel*$)ornidE juge* 
f)örige ©dfcloß SBelfdjenbedE, unb fteeften felbe« in JBranb; 
fte fdjleppten aud) al« einjige erbeutete SCropfyie bie außer- 
halb be« Orte« unten im Xtydt fte^enbe Solgelftange mit 
ftd) unb trugen fie in i^r ©t. *ßatrofli*5Mnfter, mo felbe 
nod> bi« jum ftaljre 1815 aufbewahrt mürbe, al« ein 
felbft Dom geinbe Bereiter ruhmreicher <3euge bt& toadt* 



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118 

ren ©täbtdjen« JBelecfe. S(ber aud) in Sclcctc würbe bie 
bcn ©oeftern entriffene %cif)tit, wenn aud) arg t)om ,3 a ^ n 
bcr ,3«* Derlcfct, al« ein wahres ©iegespanier annäfyernb 
350 Qfafjre im 9?atl)f>aufe aufbewahrt, bis an ber SJigilie 
be« $. Dfterfefte«, bcn 12. «pril, 1805 eine fteuerSbrunfl, 
weldje, bis auf bic Äirdje unb circa 20 Käufer in bcr 
jefcigen Ältftabt, bie ganje ©tabt jerftörte, aud) leiber 
btefc £ropljäe mit öerbrannte. *) $n S3clecfc aber fyat ftd) 
ba« ©prüdjwort erhalten: „SSabelide ftürc ©oift (SBetecfe 
ftcuertc ©oeft), toa$ Reißen will , bafj e« aud) bem ©d>w8« 
d>eren mit (Energie möglich ift, ben ©tarieren ju über* 
wältigen. 

Sott freubigen $)anfe$ gegen ©oft für bie ^Befreiung 
au« biefer großen JBebrängnifc matten bie JBeleder eine 
©tiftung für ewige Qtitm, inbem fic gelobten, afljäljrlid) 
ben fta^reStag biefc« ©reigniffc« fird)lidj ju feiern. 3früf) 
ÜRorgenS an biefem £age weden ©alutfdjüffe bie 93ewol>* 
ner ber ©tabt au« bem ©djtafe. SBalb barauf ertönt 
feierliche« ©lodengeläute jum #od)amte. SBor bemfelben 
ift unter Äbfingung ber Allerg. Sitanei sßrojeffton um bic 
Äirdje. Jhtri öor bem SBicbereintritt berfclben in bie Jtird>e 
öerläfjt bcr amticrenbc Sßriefter bic *ßrojeffion unb tritt 
Ijart an bie #ird)e tjeran, bort an jene ©teile, wo Sfir* 
germeiper Sßilfen, ber $elb toon 93elede, fein ®rab ge* 
funben fyat unb fjält f|ier eine bcr fteier entfpredjenbe Sßrebigt* 
SRad) bem $ocfyamte wirb bann nod) ein ©ebet für bcn 
gelben ©iß en , ber f o mut^ig fein Sebcn für feine ©tabt 
geopfert, fohrie für alle, bie an jenem Kampfe t^eilgenom* 
men, gef proben. 

«m ©onntag Dörfer wirb biefer ©ebäd&tnißtag nadj 
bcr sßrebigt in bcr ßirdje in alter hergebrachter SBeife mit 



l ) £>urdj biffen 93ranb wwrbcn 57 33urgfrl)äuf«r fammt 8fcatl)f)au$ 
ringeäfd^ert. 



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119 

folgcnben ©orten befannt gemalt: „Um fünftigen 2Witt* 
»004 ift ber fogen. ©turmtag, ober ba« jäljrlid&e Danffeft 
für bie im $al)re 1448 gefd)efjene glüdElidje Befreiung ber 
©tabt SBelecfe toon ben übermütigen ©oeftern' 1 . 1 ) 

Die ©oefter 3fel)be ift mit allen i^ren ©reuein üon 
einem Äugenjeugen, ^Bartholomäus toon ber Safe, befd&rie* 
ben roorben, ber in jener Qtit ©tabtfefretär in ©oeft mar. 
1>ie ®efd}id)te ift in ©eiberfc Quellen ber toeftf. ®efd)id)te 
93b. IL ©. 254 u. flg. abgebrueft, reicht aber nur üon 
1444—1447, fo baß bie ^Belagerung unb SBefturmung S5e^ 
lecfe'S burd) bie ©oefter (1448) nidjt mefyr barin enthalten 
ift. Die Darfteflung ift nid)t o^ne Parteinahme für bie 
©oefter gefdjrieben. 

2Wit bem ffinbe beS 15. unb JBeginn beS 16. 3faf)r* 
^unbertö begann für baS ^erjogtfjum SBeftfalen ber 
Uebergang ju ruhigen unb geftdjerten 3 u f tänben nac *) 
ben gefefclofen Qtittn & c * ^auftre^t«. Die territo* 
riale gntroicfelung ift abgefdjloffen, ba« #erjogt§um ift 
nidjt metjr ber Äampfplafc lanbgieriger dürften, fein S3e* 
ftanb, ber einen ftlädjenraum oon etroa 55 Quabratmei* 
len (2093,75 qkm.) mit annä^ernb 15,000 (8intt)o^nern 
umfaßte, bleibt bie folgenben ftaljrljunberte Ijinburd) un* 
aeränbert. Die Qtittn ber ftdjbe unb 35ef>me finb üörbei. 
Da* 2anb befommt eine geregelte SBerioaltung, eine 33er* 
faffung. Da* ^erjogttjum f)attz nidjt me^r öon ben 
3fe$bcn ber eigenen ©täbte unb $unfer, fonrie ber benad)* 
barten dürften ju leiben, fonbern mürbe nur öon ben 
großen friegerifdjen SSerioicIIungen beö 3?eid)3 unb beren 
folgen Ijeimgefudjt. 

Sei ^Beginn ber ^Regierung beö @rjbifd)of8 SRupredjtS 
Don ber $falj (1463—1480) traten bie baS Sanb toertre* 

*) 2)er SBetetfer ©turmtag im Safre 1448. Som $farr-*Propft 
Staxl Soetffcr in %tUdt in ber 3fitfdf)rift für Mtertänbifdje ©efd&i$te 
unb 8ntert!mm#funbc. iReue go!a,e. ©ed^ter Banb SRünfier, Stalaa, 
*<m griebr. 8tegen3&erö 1865. 



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120 

tenben ©tänbe, b. i. bcr «bei unb bic ©table jufammen 
unb fd^Ioffcn 1463 mit bem neuen ©rjbifdjof, auf ©runb 
ber früheren SBereinbarungen, eine umfaffenbe SrblanbS* 
Bereinigung, meiere bie ©runblagen ber fpäteren Sanbe«* 
Derfaffung enthielt. ©« mürbe bie (£ouftitution«urfunbe 
be« £erjogtf)um3 unterftegelt, woburd) erft lefctere« gefefclid) 
ein polittfd^e^ ©anje würbe. Die Bereinigung würbe be* 
[tätigt unb 1590, fomie nod) 1784 erneuert. 

Die Seitung ber SRegierungSgefdjäfte im §erjogtl)um 
lag in ber #anb eine« ©tattljalter«, ber in ber erften $eit 
ben SCitel 3»arfd)all führte unb foäter Sanbbroft f)ie&. 
©ifc ber furfürftlicfyen Regierung war Arnsberg, bie 
weftfölifdje SReftbenj ber Kölner ©rjbifd&öfe unb ßurfürften. 
Die Sanbftänbe be« ^erjogtfjum« beftanben au« smei ©täu- 
ben (Äurien): 1. bem ©tanbc ber SRitierfdjaft, 2. bem ber 
©täbte. Die ftäbtifäe ffurie beftanb au« folgenben ©täb* 
ten; 1) Srilon, welches nad) bem Sfu«f Reiben ©oeft'S au« 
bem #erjogtl)um bie erfte ©teile einnahm unb ben 33orfifc 
fyattt, 2) »Hitzen, 3) ©efefe, 4) ©erl, 5) »ttenborn, 
6) Arnsberg, 7) SWenben, 8) Olpe, 9) 2»ar«berg, 10) 
S3olfmar«f>eim, 11) SWebebad), 12) SBarftein, 13) Sauen* 
$arbt, 14) SelecEe, 15) Drainagen, 16) *»el)eim, 17) 
Battenberg, 18) ©djmattcnberg, 19) ffiinterberg, 20) 
(Jt>er«berg, 21) »Henborf, 22) ©retoenftein, 23) §irfd)* 
berg, 24) 33afoe, 25) ftrebeburg, ferner au« ben ftret* 
Reiten: 26) Sttefdjebe, 27) ©unbern, 28) Ruften, 29) 
ftreieno^l, 30) «ffeln, 31) »öbefelb, 32) #ac$en, 33) 
ßangfdjeib, 34) $agen. 

SKit ber ©ntbedung be« ©eeweg« um ba« Aap ber 
guten Hoffnung (1486), be« birecten ©eeweg« nad) $n* 
bien, unb ber ©ntbedung Ämerifa« (1492), woburdj bie 
neuere Qtit eingeleitet würbe, begann aber and) ber SS er* 
fall ber weftfälifäen Sanbftäbte. Durd) bie ffintbedung 
biefer ©eel)anbel«wege im ©rofcen mußten auä) neue Sanb* 



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121 

$anbel$wege eingetragen »erben, fcon benen jene ©tftbte, 
weil eine* größeren 3fluffe$ entbelprenb, weit entfernt la- 
gen. 3 n ben üorljercjeljenben Reiten fetten aud) bie Hei- 
neren ©täbte Anteil an ben SSort^eilen unb bem ©ot)f* 
ftanbe, bejfen ftd} bie größeren §anfeftäbte, namentlich 
©oeft, erfreuten. An bem großen £anfebunbe waren über 
90 beutfefce, nicberlänbifd)e unb rufftfd^e ©täbte birect be« 
tljeiligt; SSorort war Sübecf, bort waren aud) ©oefter 
#äufer eingerichtet, ©oeft war eine unmittelbare, 
ftimmfäf)ige$anfeftabt unb Mutzen ein il)m jugewanb* 
ter Ort. 

Die jugewanbten Orte ftanben wieber an ber ©pifce 
Don no$ Heineren Orten unb in einem ätjnlidjen 23er* 
Ifältniffe ju tiefen , wie fie felbft ju ben unmittelbaren 
#anfeftäbten. ©ie vermittelten bie SSerbinbung biefer 
$anfeorte britten Stange« mit benen beS erften in einer 
ganj ät)nlid)en SBeife. Qn einem folgen 33erf)ältniffe im 
§anfebunbe ftanben SRilben unb SBelecfe, weld) lefc* 
tereä aU mittelbare $anfeftabt britten SRanged unter JRü* 
ben ftanb, ebenfo wie ©arfteiu unb Sallen^arbt. 9?eben 
Stuben waren bafjer aud) in §inftd)t auf ©ewerbe unb 
#anbel SBelede unb ffiarftein in fjofyer Sliit^e. Hud) bä« 
3unftwefen grünbete unb erhielt bamals in biefen Orten 
einen wofytyabenben felbftftänbigen Sürgerftanb. Da biefe 
Orte atte burdj ©oeft bie großen a3orttjeile bed |)anfe* 
bunbeä genoffen, fo verfielen mit bem ©infen unb Auf* 
Ijören beäfelben jugleid) mit ©oeft aud) biefe ©täbte felbft. 
SfeJ>nlid)e ©d)idfale trafen 33rilon, ba« im SWittelalter eine 
jefct faum glaubliche ©röße unb Stütze erreicht tjatte. 

SBie ber tyanfeatifdje 33unb bie Unterlage war, auf 
weldjer ber frühere ffiofjlftanb ber weftfälifdjen Sanbftäbte 
beruhte, fo ftef)t ba$ SSerblü^en berfelben mit bem ©infen 
ber $anfe in genauer unjertrennlidjer SSerbinbung. Äann 
man fomit als bie $aupturfad)e beä SWebergangS biefer 



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122 

©täbte bcn Serfall be$ §anfebunbe3 bejeid)nen, fo !amcn 
nod) maud&e anbere ®rünbe tyinju, meiere biefen SRieber* 
gang, ber bei Milben fdjon fc^r *frül> begann unb am 
größten mar, beförberten. l ) «m @nbe beö brctßigjä^ri* 
gen Kriege« (1618-1648) erbliden mir bie ©täbte ol>n* 
mächtig, verarmt unb bebeutungSlo«, ein JBÜb beS ftam* 
mer$, mie ed Deutfdjlanb überhaupt bot. ®rft mit bem 
ffinbe be« öorigen unb bem Anfange biefeS $al)rl)unbert$ 
reifte unter S)rud unb Berber ©ntfagung in unfevem 33a* 
terlanbe ein neuer ßuftanb tjeran. 

Unter ffirjbifdjof ®raf ©alentin Don ^fenburg (1567 
— 1577) mürbe im Qfatjre 1575 ber Neubau be« «rnS* 
berger ©djloffeS begonnen. 3 um ©djlofebau mußten bie 
Untertanen bie nötigen $anb * unb ©pannbienfte leiften. 
Stauer mürben junädjft fämmtlid&e im Often unb Sorben 
gelegene ©täbte unb Sfemter beS ^erjogt^umö JBeftfalen 
erfudjt, bie in ben Steinbrüchen bei ÄltcruSRütljen gemon* 
neuen ©anbfteine nad) Arnsberg ju fahren. Stud) erboten 
ftd) tjierju bie ©täbte SRütljcn, SBeledtc, SaHenljarbt, 8Bar* 
ftein, $irfd)berg ufm. (Die ju ben ©teinfuljrcn prange* 
jogenen ©täbte mürben aber aflmäl)lid) beö 3fal)ren$ über bie 
fcfylecfjten 2Bege burd) ben 9trn$berger SBalb mübc. SSiele 
gu^rleute Ratten i^re Sßferbe öoßftänbig abgetrieben, einige 
Ratten fte oerloren, alle Ratten mancherlei ©djaben erlitten, 
aud? befürd^tete man in bcn *ßrhnlegien unb Sfreifjeiten für 
bie ,3 u f un f* gefdjmälert ju merben. De$fjalb mürben biefe 
©täbte beim Sanbbroften in Arnsberg unb beim Jhirfür* 



*) ©eiberfe erörtert biefen ©täbtefatt in einem Sluffafc über ben 
SBerfatt ber weftfälifdjen ©täbte, inöbefonbere ber ©tabt föütljen in 2Bie« 
gaub* Ärdf)it> I. S3b. 4. 6. 82 flg. unb in einem älteren im $ortmun* 
ber attagajin für ©eftfalen Saljrg. 1797 2. £eft, ©. 97 mit bei Ueber- 
fdjrift: „SBofjer tarn e«, bafi jur 3eit be« fymfeatifdjen 9?unbe« in ben 
Slrferft&bten be* £ell»ege$ ajtonufacturen bluteten'?* 



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123 

ftctt fclbft borftetlig, hm« jur ftolge Ijatte, ba§ man bie 
©teine öon bcm alten abgebrochenen ©d)Ioffe uermanbte 
unb aufjerbem mehrere Stücke tjtntcr bcm ©djlofjberge auf« 
tljat. *) erjbifcfyof ©alentin tjat ben JBau ntc^t mcljr bot* 
[enbet , beffen großartige Anlage erft unter ©ebljarb £rud>* 
fefc, bem SWad&f olger ©alentin«, im ©ommer 1578, ü>re 
SoDenbung fanb. 

©egen @nbe be« 16. Qfaljrljunbert burdjjog lieber* 
§oIt bie $efi (Europa unb t>erf<$onte aud) ba« #erjogt§um 
©eftfalen nidjt. ©ie ^errfc^tc in ben weftfälifäen ©täb* 
ten unb Drtfdjaften , namentlich in ben ©tobten Arnsberg, 
fflüben, SBelede, ffiarftein unb ©erl in ben ^aljren 1567, 
1568 unb toor allem 1578 unb 1580, h>o fte in ffierl 
berartig tüüt^ete, ba« 2200 3ttenfd)en tyr jum Opfer 
fielen. 

2Wit bem @nbe be« 16. ftaljrljunbert« begannen in 
ffieftfalen bie fog. Irudjfefcifdjen Unruhen. Jturfürft 
©ebljarb t>on Jtöln (1576-1583) war jur Salüinifc^en 
Eonfeffton übergetreten unb t>atte bie ©räfin Slgne« Don 
STOanSfetb getjeiratljet. ©ein ©treben ging baljin, feine 
fiänber ebenfafl« ju reformiren, um in ©eftfc feine« Stur* 
fürftentfyim« ju bleiben, ffir unternahm bafjer bie SRefor* 
mation nad) ©almn'« ©runbfäfcen, njoburdj er nidjt nur 
mit ben fat^olifcften, fonbem aud) mit aüen lutyerifdjen 
9iad>barn jerfiel. «m SRljein fanb £rud)fe& menig SBeifaH, 
jumal ba er 1583 Dom *ßapft ©regor XIII ejcommumcirt 
tourbe, ßaifer SRubotyt) II ba« (£r jbi«tljum Äöln f ür öaeant 
ertlärte unb $rinj (Srnft üon Sägern 1583 üom Dom* 
capitel jum ffirjbifdjof erwählt lourbe. 2 ) 

©erwarb 5£rud)fe§ fefcte nun feine Hoffnung auf ba« 



>) geanr. ©efäidjte 8rn*berg* <§. 205. 

*) ©eb$arb Srucfcfefj Ijatte Bei ber 33Baljl $um ^bifdjof im 3al>re 
1577 mit einer Stimme Majorität über (Etnft Don ©anern, feinen nun- 
mehrigen 9toc$folger gefugt. 



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124 

$erjogt$um ffieftfalen, wol)in er fi$ nunmehr wanbte unb 
weldjeS er burd) feine SWadjinationen tief erfc^üttertc. ®3 
war i§m unb feinen Anhängern in ffieftfalen gelungen, 
ftd) unter ben Sanbftänben (ber SRitterfdjaft unb bem 
©tanbe ber ©Wbte) fo mel Anfang ju öerfd&affen, baß er 
fdjon 1583 mit feinen erften 8fteformation3*©eftrebungen 
offen fyerüortrat. ©$ war ju bem Qwdt auf ben 10. 
üWärj 1583 ein großer Sanbtag nad) Arnsberg auSgefdjrie* 
ben, auf welchem Irudjfeß felbft erfdjien. Dort aber ging 
e$ feljr unruhig unb unorbentlid) f)er, inbem ftc^ gleich 
jwei Parteien abfonberten. Die 7 ©täbte JBrilon, ©efete, 
SKarSberg, SKebebad), SBinterberg, Battenberg, SSolfmarfen 
unb feljr Diele ber 9Htterfd)aft waren fdjon großen I^eilö 
für bie Irudjfeßifdjen Steuerungen unb bie ffialmnifd>e 
fie^re gewonnen. Diefe verlangten freie SReligionSübung 
ber ÄugSburger Eonfeffton, Trennung ber ffirblaubsoereini* 
gungoon 1463, Slbfonberung oom Domcapitel, ben SR^ei« 
nifdjen ©tänben unb ben SBeftfälifdjcn JRät^en. Diefe 
nämlid) nebft ben Sanbbroften unb ben anberen weftfäli* 
fdjen ©tobten, unter beuen aud) SBelecle, Arnsberg, Wü* 
ben, ffierl, Sßefjeim, 33alüe, ©rebenftein, ÄUenborf ufw. 
fid^ befanben, gelten feft am alten ©lauben unb an ber 
einmal befdjworenen Sanbesuereinigung. Die fianbeSbepu* 
tirten gingen balb in Arnsberg in größtem $aber au«» 
einanber, ofjne etwas anberS geförbert ju tjaben, als baß 
bie Anhänger beS £rud)feß nad) feinem ©inne einen Sanb* 
tagSabfdjieb verfaßten (15. 9Rärj), an bem bie treuen 
©tänbe feinen £f>eil Ratten unb ber otjne bie Unterfdjrift 
beS Sanbbroften unb ber 9Wtt)e oeröffei)tlid)t würbe. 

ftefet fudjte Irudjfeß feinen Qrvtd m ^ bewaffneter 
§anb ju erreichen, ftn SBerl unb örilon tjatte bie neue 
fie^re bie erften Anhänger gefunben, £rud)feß befugte ju* 
näd)ft Arnsberg unb SRütljen unb begab ftd) oon ba nad) 



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grmitte unb SSJcrl 1 ), um fid) feine« Anfanges ju Der» 
jtdjern. 

SGBie ia§ djurfölnifdje SBeftfalen fo mar aud) ba$ 
9?ljeinlanb ber ©cfcauplafc fortmäljrenber Sfclbftfige, SRaub* 
jüge, Sßlünberungen , Verheerungen , ©ranbfdjafcungen unb 
blutiger ©efed&te. 2 ) Dort eroberte #erjog g^rbinanb öon 
Sägern, ein ©ruber be« ßrjbifdjof«, am 28. 3fan. 1584 
Sonn , ipo Äarl Irudjfefj , ein SBruber toon ®ebljarb Irud)* 
feg, (Somntanbant mar unb nat>m biefen gefangen. ffirj* 
bifdjof ©ruft unb fein ©ruber gelten am 5. gebruar einen 
glänjenben Cinjug in JBonn unb nunmehr begann aud) in 
ffieftfalcn ein Umfd&mung in ber Stimmung ber ©tänbe. 
®ebt)arb £rud)fe§ berief einen fianbtag nad) SRfitljen (28. 
ftebruar), aber bie Vertretung ber ©täbte tyielt ftd) fern. 
3)ie ©adje be« £rud)fef$ ging öerloren, fein Sßlan, au* 
©cftfalen ein reformirte« gfürftentljuni ftd) jubilben, fd)et« 
terte; baS fianb blieb vereint mit bem ©rjftift Äöln unb 
ber alten {Religion getreu. ®ebljarb fammelte bie legten 
feiner ©etreuen unb begab ftdj nad) #oHanb, um fein 
$erjott)um nie mieber ju fefyen. SWadj einem toergeblid&en 
Kampfe in #ottanb najjm er mit feiner ®emal)lin Ägne$ 
feine 3 u fl uc &t nad) J)elft jum Sßrinjen öon Dranien. 
©päter lebte er in ©trafjburg , mo er am 21. SKai 
1601 ftarb. 

3njnnfd)en t>atte ftd) ©rjbifdjof ffirnft im 2ßai 1584 
üon Sonn nad) bem $erjogtl)um SBeftfalen begeben, um 
ftd) bort öon bem gleid&fatts jum ©rjftift St'öln gehören* 
ben 9Sefte SReälingljaufen ^ulbigen ju laffen. Hm fagen* 



J ) 3n Söerl erhielt £rud)fe{j bie SRadjridjt »™ ber am 23. UM in 
Äöln einftimmtg erfolgten Söaljt bed «^er^ogä örnft üon Sägern $um 

<gTibif(^0f. 

*) 2)er „ßölnifdje Ärteg" ift ausführlich gcfd&ilbert in £enne$ : 2)er 
Äcroipf um ba§ (Srjfiift $öln. 



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126 

retten SBirfenbaum in bcr SRät>e toon SBcrl würbe er mit 
we&enbcn SBannern empfangen. Darauf erfolgte berfeier* 
lid)e ffiinjug in bic ©tobt SBert, öon wo fid) ber neue 
Äurfürft über SRe&eim nafy Arnsberg begab. 

#ier naljm er bie feierliche #ulbtgung ber ©labt unb 
©raffd)aft entgegen unb begab ft$ bann über aßefdjcbe, 
(EoerSbcrg, SBrtlon nad) ©efefe, wo am 20. ftunt großer 
Sanbiag abgehalten würbe, auf bem bie ©tänbe be$ üan* 
beS bem neuen Jhirfürften iljre ffirgebenljeit bejeugten. 
S5on bort jog Jfurfürft ffirnft über {Ruthen, wo er bic 
$ulbtgung ber ©tabt entgegennahm, nad) Arnsberg juriuf 
unb üon ba wteber jum {R^etn. $Rad)bem am 8. Januar 
1590 in Mützen ein Sanbtag ftatlgefunben, ben ber Äur* 
fttrft befugte, würbe am 6. ftult beSfelben Qa^rcö bic 
früher gefdjloffene ffirblanbäöereinigung *) jwifd&en bem 
Äurfürften ffirnft, bem Domcapitel unb ben Sanbftänben 
erneuert. $n biefer ftorm würbe biefelbe öon atten fpä* 
teren Jhtrfttrften betätigt. Die fat&oltfdje Religion würbe 
at$ fcerfaffungSmüfjig fanetionirt. 

©ieben ftaljre (üon 1583 bis 1590) Ijatte ber ffampf 
um ba« ffirjftift gebauert unb in feinem ©efolge wieber* 
polten fid) bie JRaubjüge ber SRteberlänber nad) ffieftfalen nod) 
lange ftafire. ©o würbe gegen @nbe 1595 bie ©egenb Don 
SRüt^en, SBelecfe unbSrwitte burd) tyoflänbifdje Freibeuter au«* 
geplünbert unb in ben lefcten ftafyren beS fedföel)nten, fo* 
wie in ben erften be$ ftebjetjnten $a£rf|unbert8 , Raufte in 
bem fdjwer fyeimgefuc&ten £eraogtt)um wieber bie $eft. 

3u allem Unglüd ftanb biefe unb bie folgenbe 3eit 
unter bem Qtitycn bt& gräßlichen #ejenglauben£. Der 
Aufgang be$ 16. unb ber Anfang beS 17. QatyrljunbertS 
büben tyer bie fcfylimmfte Sßeriobe, genau jufammenfaflenb 



*) Sm Sa^rc 1463 bei SBegfon bcr «Regierung (Srjbtfd&of* SRupredjt 
wn ber $falj (1463-1480). 



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127 

mit bcm lobeSfampfe unfere* SBotte«, bcr im brcigigjä^ 
rigen Äriege feinen «bfätufc fanb. ©rauenljafte Ziffern 
fmb uns übermittelt. %ud) in JBetecfe unb Stützen unb 
namentlich in ©efefe, 1 ) tyerrf d)te ber ^ejemoaljn. ©eiberfc 
fityrt un* in feinen Urfunben jur weftfälifd&en ©efdjidjte 
(»anb III) üiele gäüe an. 

flurfürft ßrnft toon ßöfa ftarb am 17. gebr. 1612 
auf bem ©djloffe ju Arnsberg unb baS ©rjbistyum fföfo 
ging fofort auf feinen Steffen unb bisherigen fioabjutor 
gferbinanb, ben ©oljn x be* bagerifd&en #erjogS ©ttyelm 
unb ©ruber bes großen Jhtrfürften SKajimilian öon Sägern 
über (1612—1650). Der neue tfurffirft naljm balb nad> fei* 
ner ^ntljronifation üon bem #erjogtl>um ffieftfalen feterlid) 
Sefifc. Unter feiner {Regierung entbrannte unb tobte ber 
f<^recCIici>fte aller Kriege, ber breifcigjäljrtge Ärieg 
(1618—1648), ber unfäglid&eS @lenb über $>eutfd)lanb 
unb nidjt jum toenigften aud) über ffieftfalen gebraut l>at. 
3roar l)aben unfere fauerlänbifdjen ©ebirge uns immer 
Dor bem Unglücf eine« großen ÄriegSfd&auplafceS in un- 
mittelbarer Sftäfje bewahrt, aber bennod) §at baS £erjog- 
tljum unb namentlid) SRüben mit ben benachbarten ©täbten 
unter ber ©eifjel btefeS fd)redtid)ften aller Äriege ferner 
gelitten. Ü)aS nod) in ben ©eroo^nem SBeftfalenS lebenbe 
Änbenfen an ben ©djtoebenfrieg , toie er im SBolfSmunbe 
Ijetfct, jeugt Don beffen allgemein verbreiteten ©d)recfniffen, 
Don benen aud) ©elede nid)t üerfctyont blieb. ßatjlreidje 
Sruppenburdjjüge gogen ffirpreffuugen, rolje üWißljanblun* 
gen, (Erljöt>ung ber öffentlichen Abgaben unb häufige, felbft 
in ber tiefften SWadjt eintretenbe ffiinquartirungen nad) ftdj. 
Dod) n>ät)renb anbere ©täDte, wie ©oeft, ©erl, fflarftein 
unb namentlich Stuben Eroberungen , .ßerftörungen unb 



*) $ie ©tabt ©efefe Reifet nod) ^eutgntage im öolfämuube „^eyen- 
©efefe." 



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128 

«ßtünberungen preisgegeben waren, ift 83e(edCe bodfj Dom 
©df)limmften fcerfdjont geblieben. 

$ie ©tabt {Rüben Ijat ber furchtbare Ärieg für immer 
oon it>rem ehemaligen $nfef)en, Ujrer SBot>tyabenf|eit unb 
ÜRad&t heruntergebracht, fjfür JBeletfe mar baljer audf) bie 
SRälje üon {Rüben feljr gefäljrltd), toeld&e« faft n>äl>renb beS 
gangen Verlaufs be$ ÄriegeS ein fteter ©ammelplafc für 
fteinbe unb ftreunbe mar, bie faft „auf gleite SBetfe 
Rauften." 

$a3 $erjogtljum ffieftfalen iff toäljrenb be$ Krieges 
befonberS ju brei SWalen oon feinblid&en Gruppen Ijeim* 
gefudjt toorben, juerft burd> ben proteftantifd&en #erjog 
Sljriftian oon JBraunfd&ioeig, geroitynlid) ber „tolle Sljriftian" 
genannt, ben Äbminiftrator be$ fäculariftrten ©tifteS $ah 
berftabt (1621—1623), fobann nad) ber ©djlad&t beifiüfeen 
(1632) burclj bie ©djtoebeu unb bie mit tiefen oerbünbe* 
ttn Reffen, unb enblt<$ burdf) ben fd&toebifdjen ©enerat 
ffirangel (1646). 

SRadfj bem (SinfaHe be$ #erjogS Styriftian oon SBraun« 
fd&ioeig fcfyicfte Äaifer gferbinanb IL eine große Armee 
unter bem ©eneralroad&tmeifter dürften Don 8nt>olt nad) 
SEBeftfalen, bem Stützen jum Hauptquartier angetoiefen 
nmrbe unb borten Ratten auclj bie anberen ©tobte beS 
$erjogtl)um$ ÄriegScontributionen ju Hefern. Ü)iefe ©djufc* 
truppen toaren in ber Zf)at für ba$ £anb eine maljre 
?ßlage, beffen JBemo^ner gänglid) an ben SBettelftab ge* 
bracht unb von #auS unb £of vertrieben mürben. Qm 
December rüdEten bie {Reiterregimenter be$ JDberften fiin- 
belot> unb be 3four3 in'S Herjogtljum SBeftfaten ein, jtoölf 
Sompagnien mit runb 2100 *ßferben. Ueber 10 SBod&en 
lag bie «rmee be« ftürften Don «nl>olt — über 15,000 
üWann ftuß* unb SReitertruppen — in {Ruthen jum 85er* 
berben unb ©djaben ber ©tabt unb berSBürger, bieburd) 
fortroäljrenbe (Jontribution, {Raub unb Sßlünberung Ijeim* 



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129 

gefudjt ttmrben. $er tapfere faiferlidje Dberft SMebridj 
Ottmar Don (Erwitte eroberte in bcmfelben iftaljre mit 
$filfe Stütljener ©firger ba$ Don ben JBraunfdjweigern be* 
fefcte ©efeefe, worauf Sljriftian berSCoüe mit feinen £rup* 
pen raubenb unb plttnbernb Dor SRfitljen ersten, mehrere 
Scfcarmflfcel lieferte unb ba« jwiföen Stützen unb ©elecfe 
liegenbe $orf aiten*föfitljen , fowie bie benachbarten Dör* 
fer äKenjel, JBerge :c. Derbrannte. Da* üjm entriffene 
©efeefe würbe Don bem tollen (Sfjriftian belagert, aber Don 
bem genannten tapfern Oberft Don (Ernritte ruljuiDoH Der» 
tyeibigt. 

(Einige nodj erhaltene (Einquartirungaltften au« jenen 
ftatyren geben nodj jeftt Jhmbe baDon, wie bie ©täbte be$ 
$erjogtf|um$, namentlich {Ruinen, unter ber (EtnquartirungS* 
Iajl ju leiben Ratten, befonberS burd) bie Weitem, für 
toeldje ba$ #eu Don ben ©täbten in ben benachbarten 
Dörfern aufgefauft werben mußte. Qu ben ©djrecfniffen 
be$ flriege* gefeilte ftd) bie Sßeft, welche im ftaljre 1625 
5. 58. in Wfitijen in furchtbarer SGBcifc ijaufte. Qfn ben 
folgenben ftaljren würben bie ferneren (Einquartirungen, 
Durdjmärfdje unb Kontributionen fortgefefet. (Ein befonber* 
partes Qfa^r war für JBelecfe 1631, in welkem Sanbgraf 
©ityelm Don Reffen nad) (Eroberung ber ©tabt unb be$ 
Stifte« $aberborn baS ^erjogt^um SEBeftfalen raubenb unb 
plünbemb burdjjog. 3unäd)ft würbe üWarSberg unb JBrilon 
tjeimgefuctyt, unb Don ba jog ber Ijeffifdje Mittmeifter (Eber* 
ftein mit feinen Seuten unb ber Hauptmann SBeit*JBorgeln 
am 8. SWod. nad) Slüt^en. S3on biefen Gruppen würbe 
ben ©täbten »elecfe, Willen, SBarftein, Catten^arbt unb 
$irfd)berg fdjwere Eontributionen auferlegt unb Diel ge- 
raubt unb geplünbert. 

$m Qfa^re 1646 fiel ber fdjwebifdje ®eneral ffarl 
©uJtaD SBrangel mit einer großen Armee in SBeftfalen ein 
unb eroberte bie ©täbte #öjter unb ^aberborn. S5on bort 
LVU. 2. 9 



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rücften bic ©djmeben fengenb, raubenb unb plünbernb in 
baS #erjogttyum, junöd&ft gegen SKarSberg, meines nid}t 
aflein erobert, fonbern aud) auSgeplünbert unb etngeäföert 
mürbe. GEbenfo mürben bie ©tobte JBrilon, {Ruthen, JBelecfe, 
©arftein unb #irfd)berg, mte nicfyt weniger bie {Jret^eitcn 
unb ®erid)te Don ben ©djmeben „ausgeraubt unb gepliln- 
bert Diele SWenfdjen in ttjrannifdjer SOBcifc erhoffen ober 
gefänglich mitgefdjleppt." ÄUe ©reuet, mefdje burd) bie 
SWieberlänber, bie ©panier, bie #aiferlid)en, bie Siga unb 
bie Unionijlen begangen waren, mürben überboten burdj 
bie ©djmeben, beren Sttame burdj ben greulichen ©djmeben* 
trunf, eine ebenfo qualDofle als efeltjafte SKarter, im 
traurigften ©inne bei uns Deremigt morben ift. 

•Die ©djmeben Rauften berart, baß nidjt allein bie 
ganje ©egenb Don JBelecfe, SEBarftein unb Stützen, fonbern 
and) bie benachbarten JBejirfe in unfäglid&er ^urc^t unb 
©Freden ftanben, jumal faiferttdje Iruppen nur in meit 
entfernten ©egenben ftanben unb #ttlfe ntdjt leiften fonnten. 

©anj befonberS fdjrecflidf) mürbe bie JBelecfe benadj* 
barte ©tabt SBarftein Ijeimgefucfct. Sfm 12. 2ßai 1646, 
alfo gegen Snbe beS entfefclidjen Krieges, als in SKünfter 
unb OSnabrüd fd)on bie ^riebenSunter^anblungen be* 
gönnen Ratten, mürbe SBarftein Don ben ©djmeben geplün* 
bert unb jerftört. Die meljrlofen JBfirger flüdjteteu in bie 
nod) fteljenbe (alte) Sßfarrfirdje, aber aud) jum ^eiligen 
Orte brang ber ©reuel ber SBermüftung, in ber Äird&e 
mürbe ein furchtbares JBlutbab angerichtet unb als bie 
JBürger in ben Zifnxm flüchteten, fefctc fid) baS grauftge 
SWorben bort fort. Der JBürgermeifter, bis oben in ben 
23)urm Derfolgt, rettete fein Seben burd) einen Ijödtft ge* 
fityrlid)en Sprung in bie unten am Xfyuxm fteljenben 
JBäume. AIS im folgenben Qa^re ber Sßaberborner ©eil)* 
bifdjof JBemarb Qfrtd im Auftrage beS Äölner Stux* 
fürften gerbinanb (ber jugleid^ JBifdjof Don ^Jaberbom 



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131 

war) im ©auerlanbe bic entweihten SHrd&en unb Altäre 
wieber einweihte, lagen bie untern ©efdjoffe be$ Sturmes 
nodf) t)oB Setzen unb bie größeren ®lodten geigten nodf> 
bie ©puren öon bem 931ute ber ermorbeten SBürger. 

3m 3<aljre 1647 fonnte am 5. SKai in Stützen wieber 
an 628 (Steiften bie tyl. Firmung ausgefeilt Werben, was 
feit fetyr langer Qzit niefct Ijatte gefd&el>en fönnen. 1 ) (SS 
war bamit ber bereits erwähnte Sßaberborner ffieiljbtfdjof 
unb ©eneraloiear gridt beauftragt ber aud) unjäf)lige, 
burd) ©olbatenfreöel entweihte Äird&en, Altäre unb ffird)* 
Ijöfe wieber Weiljen mußte, ©o weihte er am 11. 2Rai 
ben flir^of in SBelede wieber ein, nacfybem er am 6. üßai 
in aiten*$Rütljen 4 Altäre, am 7. üWai in ber Tonnen» 
fird&e ju Mützen gwei Altäre, am 8. ben #auptaltar in 
ßatten^arbt, am 10. jwei Altäre in ©arftein unb bie ganj 
entweihte SKrd&e bafelbft eingeweiht, fowie bie brei großen 
©locfen, an benen nod& baS JBlut ermorbeter SBürger flebte, 
öon Steuern benebicirt unb 388 *ßerfonen gefirmt ijatte. 2 ) 

3m ^aijre 1648 fam enblid) ber SBeftfälifdfje triebe 
ju ©tanbe, ber ju üßünfter jwifd&en bem Äaifer unb 
gfranfreidj unb ju OSnabrücf jwifdjen ©Sweben unb 
ben Sßroteftanten einerfeits, bem ffaifer unb ben Äatljoltfen 
anbererfeits unterfjanbelt unb enblid) am 24. October ge* 
nannten ftaljreS unterjeidjnet würbe. 

Um bie 3Witte beS öorigen ftafjrfjunbertS brauften bie 
fd&warjen ffietterwolfen beS fiebenjäfyrigen Krieges 
unter fdjwerer ©ntlabung über Deutfdjlanb baljin unb 
trafen in erfdjütternben ©dalägen aud} ©eftfalen unb 
bie angrenj'enben ©ebiete. Ueber bie ^Begebenheiten 
wäljrenb beS fiebenjä^rigen Krieges in SOBeftfalen unb 



l ) SBenber. ©eföidjte ber ©tobt föüben. 6. 410. 
*) hierüber gab Söeiljbifcfyof Vernarb grief im Saljre 1651 ein eigenes 
Diarium per Ducatum Westphaliae Ijerauö. (Paderb. typis S. Hubert). 

9* 



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132 

ben angrenjenben £anbe«tljeilen befifcen nur ba« lagebud) 
eine« Slugenjeugen, Warnen« ^üppc, ber au« bem JRljein* 
gau ftammte unb al« SSicar urtb #au«caplan in ©eftrid) 
bei ©erl gelebt Ijat. 1 ) $a« 3Wonufcript ift Don bem 
SBefifcer, bem ßrbfäljer ju SEBerl unb SWeuwerf #erm 
Don *ßapen ju ffieftrid), bem SRector Ü)enefe in SEBerl jur 
JBenufcung fibergeben unb Don biefem 1859 Deröffentlid)t 
toorben. 2 ) $)iefe Äufjeidinungen fefeen un« in ben ©tanb, 
bie SBegeben&eiten be« ftebenjäljrigen Kriege«, infofern fie 
fid) auf SBeftfalen be'jie^en, bi« in bie fleinften Detail« ju 
verfolgen. Äufterbem ergäbt un« ben Hinflug biefe« Kriege« 
auf ffiarftein unb Umgegenb ba« Jagebuc^ eine« ©eift* 
liefen au« bem filofter ©raffdjaft mit Tanten SKartinu«, 
ber auf bem ^efjntljofe * n ©arftein fid) auffielt. 8 ) Die 
^Begebenheiten j. Q. be« ftebenjäfyrigen Kriege« im Amte 
SBalDe f Gilbert ein «uffafe be« ©taat«antoalt« @. Pag* 
mann. 4 ) 

Ueber bie allgemeine Sage, toorin aud) SBelecfe 
eine bebeutenbe JRoHe fpielte — ba ba« SKö^net^al bie 



*) 2)a3 Sagebudj füljrt ben £itel: Diarium unb furje 5Bergei$nif| 
beffen, fo ftd) wäfprenb bem Äriege feit Slo. 1757 im djurcölmfcrjen §er- 
gogttjume SDÖcftfolcn, tljeilö auä) in benodjborten ©egenben augetragen bis 
tn'ä 3<t1jr 1763. SBerfoIglid) aufgegeidbnet öon Joe Laurentio Huppe 
parochialis ecclesiae Ridrachiensis in Rbingavia Vicario et Sacellano 
domestico in Westrich prope Werlas. — 2)iefeö Xagebud) enthält 440 
goliofetten mit tljeite gefdjriebenen tljeilö gebrutften anlogen. 2)er Skr- 
fajfer beöfelben ftarb 1766 am 10. Slpril in 2Befrrid>, nadjbem er guoor 
fein $iarium bem 93efifcer beä obeligen £aufe$ nermaerjt Ijatte. 

*) SBegebenljnten wabrenb beä ftebenjäljrigen 5trieged in Söeftfalen 
unb ben ongrengenben fianbeätljeilett nad) bem Xagebudj eineö Slugengeugen, 
3ugleid) nad) anberen autt)entifd>en Duellen bearbeitet von 3» S)enefe, 
Stator in 9Berl. 

8 ) <Diefe« fcagebudj ift im 2Befentlidjen in Senber: ©efdtfdjte ber 
€tobt Söorftein. 6. 143 ff. obgebrudft. 

*) ©rlebniffe gur 3cit beö pebenjäijrigen $riegeö im Slmte Salne 
in ben ©lottern jur narren ßunbe SBeftfalen* 1867. <5. 51 ff. 



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133 

natürliche #eerftrafje mar — entnehmen wir bcr julefct 
erwähnten ©d&ilberung fjolgcnbe«: 

„Die friegerifäen SBorfällc ereigneten fid& aflerbing« 
meljr an ben ©renjen rings um ba$ #erjogt$um tytwn; 
allein beffen SKitleibenfc^aft mar bod) eine feljr erfjeblidje. 
Da« ©ebirgSlanb be$ $erjogtf|um$ fdjtebt ftd& trennenb 
jmtfdjen bie größeren Ebenen, auf benen ber jtrieg jmifdien 
ben franjöfifd>en $eeren unb ber fogen. alliierten Armee 
unter #erjog Sferbinanb oon JBraunfdjmeig geführt mürbe. 
Die granjofen brangen bed^alb gemöljnlidf) mit jmei 
trmeen üor; bie eine fudjte Dom {Rheine l>er burdf) Jhir* 
Reffen jur XBcfcr unb nadf) fjannoöer öorjubringen, mityrenb 
bie anbere uon Dfiffelborf ober SBefel burdfj ba$ Sippege* 
biet hinauf nad) Sßaberborn, fomte burd) ba$ üWfinftertanb 
naä) $annooer brängte. Da« SKünjler* unb Sßaberbörner* 
lanb auf ber einen ©ehe unb ba$ $effenlanb auf ber 
anberen ©eite mußten beSljalb aud) bie Winterquartiere 
entmeber für bie franjöftfdjen SCruppen ober für bie alliierte 
Armee abgeben. ÄDein wenn ber flampf Don Reffen jur 
Sippeebene ober umgefefjrt pdf) tyerfibermarf, fo ging ber 
3ug ber Armeen läng« ber ©renjen be$ #erjogtljumS. 
Die S^äler ber Diemel unb ber üWöljnc maren bie natür* 
liefen #eerftrafcen. S3on ber Dtemel ging es entmeber bei 
©tabtberge über bie ffiafferfdjetbe nadf) öffentljo, um burd) 
ba$ ©intfelb nadf) <ßaberborn ^inabjuftetgen, ober über bie 
Sriloner ffiafferfdjeibe in'« SKöljnettyar, mm mo man über 
bie $aar bei Wütfytn nad) Sippftabt unb ©oejt gelangte. 
Da^er bie öielfadjen @efed)te bei ben ©tabtberger Raffen, 
unb ba^er ba$ befeftigte Sager, meldjeS $erjog gerbinanb 
foft beftänbig auf ber $ölje Don Mützen befefct ^ieft. Die 
Diemel unb SKöljne mürben aber aud) Saft« für bie 
fcrmeeüerpftegung. 3 n bem erfteren Iljale finben mir 
©arburg ate beftänbigen aWagajmort, in bem Sßöljne* 
fyal Äörbedte, SWtttyeim, SBcledte, unb an ber anberen 



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134 

Seite be$ SßöljnegebirgeS Werl, «nrödjte, Sippftabt. Die 
ßtoangSlieferungen au)§ bem ^erjogtljum gefdjaljen ju biefen 
ÜRagajinen." 

Sttadjbem bie ftranjofen 1758 Söcftfalcn tüchtig auSge« 
fogen Rotten, jogen ftc nad) bem Styetn jurüd. Die 311* 
Kitten normen Winterquartier unb jroar tarn ber ffirbprinj 
Don Reffen mit feinen Gruppen nad) SfrnSberg, SBrilon, 
5Rütf)en, SBelecfe unb SBarftein, too er ben 3ef)ntt)of bejog, 
ben P. 2Rartinu$ räumen mußte, ber bei bem SSicar {Rotier* 
mann SBo^nung natym. Die Reffen blieben bis ©t. 3ofepf> 
(19. SRärj 1759) in ben Winterquartieren. Qn ©rilon 
Ratten fte ein 2J?agajiti errietet unb bortfjin gefdjaljen bie 
3toang$lieferungen. ©o tyatte ber Sßropft Don SBelecfe 
Don 50 (Steffel {Roggen ba$ 9Wel)l, unb ebenfo Diel ber 
3el>ntl>of in SBarftein, Älofter ®raff<$aft 2400 Kationen 
#afer borten ju liefern. $m $ecembcr 1758 quartirten 
fid^ bie Reffen unter bem Dbertoadjtmeifter Don Ankaufen 
in Arnsberg ein, tüä^renb bie fünf ©d)toabronen *ßrin5 
$olftein unb bie fünf ©djnmbronen Don gindenftein, fonrie 
bie preuf$ifd)en Dragoner unter bem gemeinfd)aftlid)en 
Sommanbo be« bringen ®eorg Don #olftein ba$ SRöljne* 
tfjal unb ben #aarftrang, namentlich bie Orte SBelede, 
SMtyeim unb flörbede bejogen. Der Sßrinj Don #olftein 
ljatte fein Quartier in SKül^eim a. b. üttityne unb ber 
©eneral Don fJindEcnftctn ba$ feinige in Äörbede, looijtn 
aud) auf ®runb einer Dom ^ßrinjen Don #olftem Deran* 
Tagten ©eneralfourageDifatiou bie 3n>ang$lieferungen ju 
Ieiften waren. 

ffinbe 1759 maf gierten #annoDerfd)e ^Regimenter, bie 
in ber ®egenb Don ©erl gelegen, über bie §aax nad) 
Stützen, toeld)e$ Don franjöftfd&en Gruppen befefct toar unb 
nahmen trofc Ijartnäcfiger ®egentt>etyr ©eiten$ ber SBefafeung, 
©tabt unb ©d)log mit ftürmenber #anb. Die franjöftfc^e 



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135 

JBefafcung, toeldje meiftentljeil« au« ©d&toeijern beftanb, 
nmrbe ju 5trieg«gefangenen gemadjt. 1 ) 

3ftn Januar 1760 bejog #erjog fterbtnanb Don JBraun« 
fd^tueig SBinterquartire in bcr ©egenb Don *ßaberborn, ba« 
aOierte SBangenljeimifäe (£orp« im fölnifdjen $erjogtljum 
auf bem $aarjkang unb an bcr töufjr, too in Arnsberg 
©eneral Don Dretoe« lag. Der #erjog Don #olftein quartirtc 
feine (Dragoner nrieber in SBarftetn, fowie im üWö^nct^al, 
in SSelecfe, üWfilljeim, flörbeefe bi« herunter nad) SJelcdCc, 
ein, loo fie aud) im ffiinter Dörfer gelegen Ratten. P. 2ßar* 
tinu«, ber nrieber auf bem 3eljntl)ofe in JBarftein ftd) auf* 
l)ielt, fdjilbert in feinem bereit« meljrfad) erwähnten Sage* 
budje ba« Ungemad) ber ffiinquartirungen. <£« würben iljm 
Don ben Officteren mteberljolt auf bem ^eljntljofe bie bem 
Älofter ©raffäaft getyörenben grüßte mit «rreft belegt, 
unb er erjäljlt in fyomerifdjer ©reite feine ffiege, bie er 
Don ©arftein junädtft ju bem *ßaftor Don 2fltenrütl)en, 
bem gleichfalls au« bem Älofter ©raffäaft ftammenben 



*) 2>enecfe. ©. 52. <Der SGßertft biefe« 1859 oeröffentlidjten Sage, 
budiel tft für bie weftfälifdje Serritorialgefdjidjte 3. 3. be$ flebenjälirigen 
ÄriegeS um (0 größer, aU bie Dörfer erfd)ienenen 6täbte»@efdjid)ten 
mattet widrige (Srrtgntffc aud biefer 3eit gar nid^t erwähnen. ©0 tft 
3. 23. r>on btefer QHnnaljme SRütljenö burd) bie (jannooerfdjen ^Regimenter 
<£nbe 1759 in ber 1848 erföienenen ©efdjidjte ber ©tobt 9tött)en oon 
SBenber gar feine SRorij genommen, obwohl bamald nodj feine ooHe 
90 3ö^te feit jenem (Sreignifj öerfloffen waren, mithin bie ©rofjeltern 
ber bamaligen ©eneration e$ nodj miterlebt Ratten. S?enber bemerft 
nur, bag und über bie oerpngnifcooflen Seiten beä peben jährigen Krieges 
bie auf Wütyen bezüglichen 9tod)rid)ten abgeben. 2Bie fdmell bte 5J?enfdjen 
ba$ Ungemad) vergangener Seiten oergeffen, betont aud) gteaur in 
feiner ©efdjidjte Stmebergd mit bem .frinwetä barauf, bafj „bie 
grofjeu 8eiben, welche ber flebenjäljrige Ärieg über baä ©auerlanb nid)t 
weniger nie über bie ganje weftfälifd)e Übtnt gebraut Ijat, Ijeutjutage 
auä ber Erinnerung be$ SBolfeö faft gefdjwunben finb. 92ur wenige 
Smjel^eiten, wie bie 3erftörung beä Slrnäberger ©d^loffcd ftnb nodj 
befannt." 



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136 

SBenebictinerpater Sßrälat griebericua Äreilmann gemad&t 
Ijat, um fidf) mit biefem ju beraten unb bann nad) ber 
©tabt »Mitten ju bem Dberftwacfytmeifter töeibnife, bem 
ber «ßeljntljof jur ©ubfiftenj fiberwiefen war, um bic Auf* 
Ijebung be$ ÄrrefteS ju erttrirfen. 

Die gingefeffenen ber #erjogtf)umS SBeftfalen, tuelc^e 
Ijerbeifdjaffen fottten, was fie nidjt Ratten, mürben fyaxt 
gebrüdtt, inSbefonbere auf Ijödjft empfinblid&e ©eife burej 
bie tljnen aufgebürbeten mannigfachen unb oft faum ja 
befd&affenben Eontributionen. Dljne Unterfdjieb würben 
©tifte unb Älöfter, fowie bie 5Ritterfd)aft unb fonftige 
Pflichtige ©tänbe ju ben auSgefdjriebenen Kontributionen 
^erangejogen. 6ine allgemeine flopffteuer fottte bann baS 
nod> fjc^tenbe beefen, als audf) biefe nod) nid)t genügte, 
würbe eine fogen. 9?aud)fd)afcung (eine ©teuer auf bie 
©d&ornftehte) ausgetrieben. J)od& alle biefe ©teuern 
wollten nod) immer nid&t ausreißen, weshalb bann julefct 
nod) eine allgemeine 33ief|fd}afeung unb eine Äopffdjafcung 
erfolgte). $n bem toon 2)enefe veröffentlichten ^üppe'fd&en 
£agebud)e finb im «nljange Seitagen abgebrueft, welche 
ber SJerfaffer be$ Jagebud&eS in £)riginalabbrü<fen ge* 
fammelt fjat unb bie eine Ueberftdjt über biefe ©djafcungen 
gewähren. Danadj t>atte im $at)xt 1760 üon ben ©tänben 
be$ $erjogtl>um* SBeftfalen ber geiftli^e ©tanb 57000 £ljlr. 
(barunter bie «btei ®raffd)aft 8000, bie Deutfdjorben«* 
Eommenbe üttütyeim 6000 SEljlr.), ber abelige ©tanb 
48 300 X\)h. ju jaljlen, ber Pflichtige ©tanb 44 270 St^lr. 
(barunter ©tabt SJelecfe 600 £t)lr. 2C.) unter bem Eitel 
(Sjtraorbinarie ba* ©aljcoflegium in SBerl 6000, bie 
ftubenfdjaft 8000 unb ba& Ober unb Sftieberbergamt unb 
fämmtlid)e gactoreien 12 000, jufammen 26 000 ty/lx. 
unb fcfyliefeltd) bie SSermögenbften auf bem platten Sanbe, 
fo nid)t Dom «bei, 6000 £!)lr. Die ©efammtfumme, 
welche baS #erjogtl)um SBeftfalen für baS $a\)x 1760 auf* 



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137 

jubringen fjatte, betrug 2 355 570 Z\)lx. $m %of)xt 1761 
fyatte bie toeltlid&e ©eiftlid&feit be8 $erjogtt)um$ (SommiS* 
fariat be$ ©auerlanbeS unb ßommiffariat beS $aar» 
biflricte«) 15 928 2:t)lr. aufzubringen, bic Orbcn«gciftIid^* 
feit 57 000 Zfyx., fomit ber gefammte ßleruS im §erjog« 
tfjuin 72 928 St^lr. S)ie fgl. franjöfif^e unb bie grofr 
britannifd& ollürte Armee, fobnnn bie fgl. preuftifd&en 
Sxuppen tjaben bem $erjogtl)um SBeftfalen roäljrenb be$ 
fiebenjäljrigen Kriege« (öon 1757—1763) überhaupt ge* 
foftet an Naturalien unb Kontributionen fünfüWillionen 
neunf)unbertfünf*£aufenb fünff)unbert unb jtuei 
I^aler. 

SBenn man biefe Summe bebenft unb baju berüdk 
fic&tigt, ba« einige Qafyrjefynte fpäter bie Sttapoleonifd&en 
unb bie 3freiljeit*friege mit iljren Opfern an ®ut unb JBlut 
fanten, bann ift e« erflärlidj, nrie nod) gegen bie SKitte 
biefe« ^fafyrljunbert« in ben ©täbten roie auf bem platten 
fianbe unferer #eimat irielfad) redjt traurige mtrtf)fcljaftlidf)e 
SSer^ältniffe Ijerrfdfoten. 

Die Kriegführung toax öor 100 Qaljren nod) für bie 
betroffenen ©egenben um fo brücfenber, al« mit \\)x enb* 
lofe, oft jiel* unb jtoetflofe Äreuj* unb Ouerjüge ber 
Gruppen öerbunben toaren. ©o feljen toir audf) im Kriege 
ber afliirten mit ber franjöfifd&en Armee ein forttoäf|ren* 
be« $in* unb $erjief)en ber beiberfeitigen Gruppen, bann 
öon ber Sippeebene, toeldje gemöfynlid) ba« Hauptquartier 
enttteber für bie franjöftfd&en Gruppen ober für bie afliirte 
Armee abgab, jum SRfyein ober nad) Reffen unb umgefeljrt. 
SWad) Reffen bilbet ba« 2Böt)ne* unb ba« SMemeMfyal bie 
natürliche |>eere«ftraf$e unb belegten ftd) bie £ruppenjüge 
Don ©oeft über bie fyaax in'« 2Köl)netl)al, bann über 
SSelecfe, 3lfitljen unb bie SBritoner ©afferfdjeibe in'« 
§oppefe* unb S)iemel*2$a[. (£« ift gerabeju ermübenb, in 
bem ^üppe'fdfren £agebud&e biefe forttoäljrenben Kreuj* unb 



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138 

Quetjfige bcr beiberfeitigen Armeen 3fat>r für %a1)x ju 
»erfolgen. 

Ü)od) enblidj nat>te ber fo lange Ijeifcerfeljnte Sag, ber 
bie ®eij$el be£ ßriegeS enbigen unb bie rotyen ffriegS* 
floaten aus ffieftfalen entfernen foüte. Die {Belagerung 
ber ©tabt Gaffel mar ber lefete «et ber geinbfeligfeiten 
jmtfd&en ben ÄHiirten unb ftranjofen. «m 15. SRo&ember 
1762 würbe in ftolge ber grieben«» S3crt>anblungen ein 
ffiaffenftitlftanb jmifdjen ben Äüürten uub ftranjofen ab* 
gefdjloffen unb baljer bie Gruppen in bie ©interquartire 
gelegt. «m 25. ftebruar 1763 erfolgte ber 3rrieben$fd)lu& 
auf bem fäd)fifdjen ^agbfdjloffe $ubertu$burg, melier 
bem 7 jährigen Kriege ein ffinbe machte unb am 17. ÜWärj 
»erliegen bie legten fremben Gruppen unfer fianb. Die 
ganje Jroftloftgfeit ber burd> ben Jhieg gefdjaffenen Sage 
trat jefet fo rcdjt ju läge. „«He SanbeSfaffen erfd)öpft, 
ba$ $erjogtljum in bie fdjmerfte ©d&ulbenlaft geftfirjt, bie 
ju beefen nirgenbs eine SfuSftcfyt ftd) öffnete — ba« *ßrioat* 
vermögen abforbiert, ja fogar fonft begüterte unb mol)l* 
Ijabenbe Qtontilien im mörtlid&en ©inne an ben SBettelftab 
gebraut, — ba$ mar ba$ jammervolle SBilb, meldjeS ber 
{Regierung unfereS fo fdjmer bebrängten $erjogtl>um8 vor 
bie Äugen trat, als fie auf ÜWittel famt, ©elb tyerbeiju* 
fd&affen, um vor unb nad) bie enorme ©djulbenlaft abju« 
tragen. Wlatyt bie Aufbringung ber ginfen f$ on c * nc 
aufjerorbentlicfye aßtitje, eine mie viel größere mußte bann 
bie Abtragung ber ©Bulben felbft öerurfadjen!" *) 

Äurfürft Siemens «uguft (1723—1761), mftljrenb 
beffen fonft fo fegenSreicfcen {Regierung bie ©cfcrecfniffe be$ 
fiebenjäljrigen ÄriegeS hereingebrochen maren, mar am 
6. ftebruar 1761 geftorben, i^m folgte Äurfürft 3Rafi* 
milian fjricbri^ (1761 — 1784), unb biefem ber lefcte 
Jhirfürft ÜRajimilian ftranj (1784-1801). 

l ) 3)enefe. ©. 161. 



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139 

Die ©retgniffe in ftranfretd) feit bem Ausbruche ber 
ßrofjen franjöfifdjen {Reoolutton gelten, tote überhaupt ganj 
1>eutfd)tanb, fo ganj befonbcr$ bie ©emoljner be$ £erjog* 
tt)um$ in groger ©pannung, mürbe bod> burefc jene« große 
Ijtftorifdje (Sreigniß ber Untergang be$ (Erjftift* Äöln unb 
fotnit be« $erjogtljum$ eingeleitet, 8m 27. 3fuli 1801 
flarb ber lefete fölnifdje Äurfürft unb $erjog Don SBeftfoten 
SWafimilian granj, ein geborener Srjljerjog Don Defterrei<$ 
auf ©djloß #efeenborf unweit SBien. Unfere Sanbftänbe 
wählten aflerbingS in Arnsberg (7. Dct. 1801) einen SRadj* 
folger, unb jroar ben örj^erjog An ton SJictor Don 
Defterreid), aber biefer fam nid^t metyr 5ur {Regierung. 
Durd) ben SüneDtfler ^rieben Dom 9. fjcbr. 1801 gmifd^en 
bem beutfdjen Weiche unb ber franjöftfdjen JRepubttt, 
würbe ba« Iinfe JR^einufer an 3franfreid) abgetreten unb 
ba« ffirjftift Äöln aufgelöft. $>a$ furfötnifdje $erjogtljum 
©epfalen (bamalS 3744 qkm mit 130000 <£intt>ol)nern), 
ba« jur #auptftabt Arnsberg tyatte unb in bie Dier Ouar* 
tiere JBrüon, *Rütf)en, ©iljlein unb SBerl jerftel, würbe bem 
fianbgrafen Don ^effen^Darrnftabt als (Sntfdjäbigüng 
für feine linfsrfjeinifcfyen SBeftfcungen jugetoiefen. 

9Witten in biefen großen ftaatlic^en ffianblungen unb 
Umtoäljungen nmrbe SBeledte Don einem fd)toeren JBranb* 
unglttcf f|eimgefud)t. Arn 13. April (am ÄarfamStage) 
1805 brad) in bem ^gelegenen ©täbtd)en eine 5 euer«* 
brunft aus, toeld&er 57 ©ürger^äufer fammt {Rathaus 
jum Opfer fielen. Der obere ©tabtt^eil brannte bis auf 
ein #auS ab, nur bie Äirdje unb jtoanjig unterhalb ber* 
felben fte^enben ^äufer blieben in ber fogen. SUtftabt Don 
bem Der^eerenben SBranbe Derfdjont. ©eil bie ja^lreid^en 
abgebrannten 3familien !ein Unterfommen pnben formten, 
mußte felbft bie flirre in Sfnfprud) genommen merben. 
ÜRit bem {Ratljljaufe ift Ieiber auä) Diel Sßaterial über bie 
©efdjtdjte ber ©tabt ©elede }u ®runbe gegangen; audf) 



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140 

bic als foftbareS Änbenfen auf bem SRot^aufc aufbewahrte 
3faf)ne, meldje bei ber Belagerung ber ©tabt in ber ©oefter 
3fef)be im ftaljre 1448 burd) bie ©oefter biefen Don bem 
SSürgermeifter SBilfen entriffen war, mürbe oernidjtet. 

Bei ber «uflöfung be« (EraftiftS JTöln fam Belecfe mit 
bem gangen $erjogtf)um ©eftfalen burdj ben 9teid)$*!DejM' 
tation$*$auptfd)lufc am 25. Februar 1803, moburd) ber 
burd) ben ^rieben oon fiüneöitle feftgefefcte ^uftanb fanc* 
tionirt mürbe, unter ba$ lanbgräflidje (fpäter groffterjog* 
lidje) $au« $effen«5)armftabt. ffieftfalenS ©intljeilung in 
fcier Quartieren blieb beftefyen. Arnsberg mürbe mieber 
$auptftabt unb ©ifc ber Regierung. Die Berljältniffe beS 
äbels, beS Sauern* unb BürgerftanbeS erlitten große 93er* 
änberungen, bie Unt^eilbarfeit unb Unöeräufcerltdtfeit ber 
Bauerngüter mürbe aufgehoben, bie fiaubgemeinbeu mürben 
unter Staatsbeamte, bie neu ernannte ©djultfyeißen — ge* 
fteßt, unb aud) bie ©täbte unb grei^eiten erlitten große 
Beränberungen. ffiaS fte eigentlich ju ©tobten gemalt 
Ijatte, bie ©elbftoermaltung unter gemähten üKagiftraten 
unb bie eigene ©eridjtsbarfeit, fomie ber auSfdjliefclidje 
©emerbebetrieb, mürbe aufgehoben. Äu bie ©pifee ber 
ftäbtifdjen Bermaltung traten groffterjoglidje Beamte, bie 
©djultfyeißen, meldje baS unterfte ©lieb beS BermaltungS* 
Organismus (Äemter, Regierung, üKiuifterium) bilbeten. 
?HIer «Sunftjmang unb olle ßunftmonopole mürben aufge* 
fyoben unb jebem Untertan geftattet, überall im Sanbe 
baS ©emerbe ju betreiben, morauf er ein patent gelöft, 
um feine fertigen Arbeiten unb ffiaaren überallhin abju* 
fefcen. 

SWadjbem baS |)eraogtl)um SBeftfalen an |)effen*Darm* 
ftabt gefallen mar, traten Derfdjiebene Beränberungen in 
ben bisherigen QuriSbictionSöerljältniffen ein. Unter 
furfölnifcfyer Regierung mar baS $erjogtt)um eingeteilt in 
18 ©eridjte ober Äemter. Qu biefen gehörte aud) baS 



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141 

furffirftlidje ©eridjt SBetede. «n bcr ©pifce eine« Amte« 
ober ©erid&te« ftanb ein Ämtsbrofte, ber aU SBerroattung«* 
Beamter ungefähr bie ©tellung einnahm, bie jefct ein Sanb* 
ratl> t>at, unter bem aber aud) jugleid) bie ®erid)t«barfeit 
ftanb. Die ®erid)t«barfeit ber Sanbbroften unb ftiibtifdjen 
9lät^c ttmrbe nunmehr aufgehoben unb ba« Ofjkialat ju 
©erl Ijörte auf. Da« Ober*«j>pellation«gerid)t ju 
Darmftabt würbe für ffieftfalen bie oberfte unb t)öd)fte 
©cric^t^ftclle. 35a« Organifation«*(8bict Dom 12. October 
1803 beftimmte für ba« $erjogtl>um SBeftfalen ein Sanbe«* 
^ufttj-Soüegium unter bem SWamen $of geriet in ©ießen, 
roeldjeS aud) bie Oberaufftd)t«bef)örbe ber Untergeridjte 
toar. 3)ie Sintfyeilung be« |>erjogtl)um« in 4 Quartiere 
blieb, nrie bereits früher erwähnt, beftefyen. ©eridjt unb 
©tabt Selecfe gehörten jum Quartier Stützen, meines 
10 ©ertöte ober «emter, 6 ©täbte mit 31 577 Sinwotiner 
umfaßte, außer ©eridtf unb ©tabt SBelede bie ©eridjte 
Allagen, ©tabt (Sallenljarbt, Äörbecfe, ffirwitte, ©eridjt unb 
©tabt ©efeefe, ©tabt #irfd>berg, $oöeftabt, 2KetIrid), 
OefHngljaufen, ©eridjt unb ©tabt SRütljen unb ©tabt 
ffiarftetn. 

Die ®erid)t«barfeit blieb Anfang«, wie unter $öln, 
eine hoppelte: bie lanbe«t)errlid)e unb bie ftäbtifdje in ber 
©tabt unb ben juge^örigen Dörfern unb #öfen. SWadjbem 
aber im ftaljre 1806 ber Sanbgraf nad) bem SBei tritt ju 
bem fogenannten 8?f)einbunbe üoDe ©ouuerainität unter bem 
Xitel eine« ©roßtjerjog« Don Reffen erlangt tjatte, fd&loß 
bie lange *ßeriobe ber früheren SBerfaffung be« $erjog* 
tl)um« ffieftfalen ah. Der ©roffterjog fefcte am 22. 
©eptember 1807 bie ?fmt«broften unb if)re «mt«uerwalter 
außer ffiirffamfeit, unb Ijob bie (flcinen) ©eridjte wie aud) 
bie ©tabtgerid)te auf. Hu« ben Dielen Heineren ©eridjten 
tourben 18 größere ftuftijämter gebilbet, an beffen ©pifce 
ein SRidjter unter bem 5Wamen Quftijamtmann ftanb. 



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142 

öelede gehörte mit ffiarjlein jum ^fufttjamt üßüfljeim, 
welches aber feinen ©ifc in S5elede fyatte. ßugleid) würbe 
eine neue (Einteilung beS £anbe$ in Äemter angeorbnet, 
ba bie früheren HmtSbeairfe tfjeils ju groß, tljeils ju Mein 
waren. 35ie SBeränberungen traten nad) unb nad) bis jum 
ftaljre 1811 ein. 

Com ftafjre 1810 unb 1811 an würben ben ©täbten 
unb ©emetnben beS £anbe$ Staatsbeamte öorgefefct, 
bie man mit einem aufgefrifdjten uralten SWamen ©djult* 
Reißen nannte. S)ie ttemter mürben in ©c^ult^eigenbejirfe 
eingeteilt. 35er ©d)ultl)ei& war bie erfte StegierungSbe* 
l)örbe in bcr ©emeinbe, ber Quftijamtmann (augleid) and) 
sßoliaeibeamter, bie ©teile ber fpäteren Sanbrätlje ein* 
nefymenb), unter bem bie ©djutttyeifeen ftanben, war bie 
aweite 3"f* an ä> bk Regierung bie britte, ba« 9Winifterium 
enblid) bie trierte. ©o würben bie 6täbte ifjrer #aljri}Mu 
berte alten ©elbftönbigfeit, ber ©elbftocrwaltung unter ge* 
wählten ÜKagiftraten unb ber eigenen ©eridjtsbarfeit beraubt. 
(Einen Meinen (Erfafc für bie alte ©elbftänbigfcit gewährte 
es, bafc feit 29. ftebruar 1812 ben ©d&ultljeifcen eine 
©emeinbe&ertretung burd) 2 6id 3 frei gewählte ©emeinbe* 
35eputirte gegenüber gefteHt würbe, an beren 3 u f*i ntntun 9 
bie ©djulrtieifjeti gebunben waren. 1 ) ©ie Riegen gewöhn* 
ücfc ©emeinberätlje. 

$urc$ ben metjrfad) erwähnten 3?eid)$s3)ejmtation8* 
$>auptfd^Iug üon 1803 würben bie fämmtlidjen ©tifter 
unb Sflöfter beS SanbeS fäculariftrt, unb aud) ba« Don bem 
(Srabifdjof Änno bem ^eiligen 1072 gegrünbete JBenebic* 
tinerflofter ©raffdjaft bei ©djmaflenberg, mit bem 
flirre unb *ßropftei JBelecfe öerbunben waren, bie einen 
wichtigen S^eil ber Älofterbotation bilbeten, würbe bem 



l ) (Sommer (§ofgertdjt0abt>ocat in SlntSberg): „fßon beutfdjer Skr» 
faffung." 6. 81. 



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143 

neuen SanbeSljerrn beS #erjogtl>umS ©eftfalen. bem fianb* 
grafen Don $effen*Darmftabt, mit allen beweglichen unb 
unbeweglichen ©ßtern jugeforodjen. $iernad) würbe baS* 
felbe im ÜRärj 1804 aufgehoben, «m 21. ÜRärj Derlie&en 
bie DrbenSbrfiber bie il>nen fo treuer geworbene flöfterlic&e 
$etmat. CS waren iljrer 29 unb 2 Sßooijen. Der lefcte 
Äbt, ©bmunb Kuflige (geboren in (Srwitte), weldjer am 
17. Dctober beS QfaljreS 1786 gewägt war, naljm feine 
©oljnung auf bem natje bei Selecfe gelegenen unb jur 
Abtei ©raffäaft gehörigen 3^nt^ofe in ffiarftein, ber tym 
jur lebenslänglichen ffio^nung gegen 60 ftlorin 3fal>re$* 
mtetlje eingeräumt würbe. 3Rit bem Äbte duftige pflegten 
jtdj bie jerftreuten DrbenSbrüber, Don benen bie meiften 
^farrfieflen angenommen Ratten, Don 3 C ^ S u && au f & cr 
<ßropftei in 33ele<fe, als ber einjigen .{Jufludjt, M* tynen 
Don allen Dom 1)1. (Stifter Hnno §errßl>renben ©ßtern übrig* 
geblieben war, ju Derfammeln, bis einer nad) bem anbern 
aus bem fieben abberufen würbe. Hbt Shiftige ftarb am 
21. Qfuni 1816 unb würbe auf feinen ©unfd) in ber an 
ber Äird)e in SBelecfe befinblidjen ©ruft am 25. ftuni be* 
graben, im ftatjre 1834 aber unter bie neu erbaute ©atri* 
ftei jugleid) mit ber Seiche beS am 3. Qfuni 1830 oerftor* 
benen tropfte« SBeba SBeljr fibertragen. Sud bem 9?ad)* 
laffe be* ÄbteS Stuftige fielen an bie fltrdje in SBelecfe bie 
fämmtlidjen, bem Äbte bei ber Aufhebung belaffenen *ßon* 
tiftcal«Drnate unb fofibaren ©ertljfadjen. Der lefcte Don 
ben @raffd)after JBenebictiner»2Rönd)en, SBenebictuS {Ratte, 
jtarb am 17. Dctober 1853 als Pfarrer unb bifäöfl. 
Sanbbedjant in Staröcfcte, nadjbem er Don 1811—1838 als 
Pfarrer in Sangenftrage unb bann in Anröste gewirft 
Ijatte. 

Die Älofterfird&e in ©rafföaft würbe nicbergeriffen, 
ba bie ©emeinbe bie Uebernafyne ablehnte, weil fie bie 
Stoßen ber Unterhaltung freute. Die große Orgel fam 



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144 

nad) gfranfenberg in Reffen, bic ©tatuen ber 12 Äpoftel 
nad) ffiinterberg, bic ffanjcl unb 4 JBcid)tftüf)le nadj Arn«* 
berg, jroei 33eid)tftfif)le nad) ©efefe, ber ^odjaltar nad> 
ättenborn, bic ©citenaltäre unb ©l>orftfifyle nad) fcerfcfjie* 
benen Äirdjen ber Sftadjbarfdjaft, bic ffommunionbanf nadj 
SBeledc, bic brei ßljorgloden na$ ©ilbad), bic flcinftc 
ber S^jurmgloden naefj SBcIcde, bic beiben größeren 
würben beim «bbredjen befd&äbigt unb aU altes äßetaff 
öerlouft. l ) 

Dafj bic mit ber Abtei ©raffd&aft jufammenl)ängenbe 
^ropftei Selede im ©türme ber ©äcularifation( 1802— 1804) 
ber Aufhebung entging, ift aDcin bem flugetr unb entfdjlof* 
fenen Auftreten tyreä *ßropfte$ ftlorentiuä *ßape unb feine« 
SWadjfolgerS, be« tropfte« JBeba SBc^r, ju öerbanfen. @r* 
ftcrer proteftirte nämlid) perfönlid), unb auö) fdjriftlid) 
burd) feinen SBetter, ben ®elj. töatf) $ape in ffiarftein, ber 
jugleid) ber ©tynbicuS unb 2et)en8rid)ter ber Slbtei ©raf* 
fdjaft war, gegen bie Aufhebung ber *ßropftei, weil bic 
Sßfrfinbe eine *ßfarr**ßropftei fei unb bie ©äcularifationS* 
Eommiffion bie SBeweife nidjt beibringen fonnte, wa$ jum 
eigentlichen *ßropfteigute, unb wa$ jum *ßfarreinfommen 
gehörte. JJIorentiu« fyapt, ber juerft $aftor ber ©raf* 
f Softer ülofter^farrei SBelmebe toax, würbe am 21. Dct. 
1794 burd) ben tßrälaten ©bmunbuä SRuftige, ben lefeten 
äbt ju ©raffdjaft, jum *ßropft &on JBelede ernannt unb 
üon il)m felbft eingeführt. 3)er auSgejeidjnete ©eelforger 
fyat ein fetjr riUjmltdjeS Änbenfen in ber ©emeinbe SBcIede 
l>interlaffen. 35urd} feine ©ppofttion ift, wie fd&on gefagt, 
bic $ropftei*$frünbe JBelccfc bei ber allgemeinen ©äculari* 



l ) Ueber bic @efdjid)te beS ßlofterö ©rafföaft fjaben ©eiber^ in 
feiner ,,©efd)id)te ber 2)nnaften", 93 ö (Her in ber 3ettfdjrtft für öater- 
länbifdje ©efdjidjte unb Sdtert^umöfunbe Saljrgang 1856 unb Surfing 
in ben Blättern $ur näheren Äunbe Söeftfalcnö 1876, I. #eft, eingeljenbere 
SRtttfieUungen »eröffentüd)t. 



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145 

fatton öor ber Aufhebung bewahrt worben. $m Anfange 
5)ecember 1802 war nämlid) ber mit ber Aufhebung einiget 
im #erjogtljum ffieftfalen beftnblic^en ©tifter unb Älöfter 
oon ber $effen*!J)armftäbtifd)en Regierung bevollmächtigte 
DoffammeT'SRatf) Jfltypftein in Selecfe erfcfjienen unb fyatte 
bem tropft *ßape bie Aufhebung ber Sßropftei angefünbigt, 
gugteid) aber in ÄuSftdjt geftettt, wenn bie ?ßflid)t baju 
nadjgewiefen würbe, aus ben {Renten ber Sßropftei öorab 
baS (Sinfommen für ben tünftigen Pfarrer unb ffiaplan 
regeln ju wollen, tropft ftlorentiuS %apt erflärte aber 
bem Äufl)ebung$*(Eommiffar JHippftein, bafc alles bort SBc* 
fmblidje sßfarr-sßropftei, unb er nichts anbereS, als eigent« 
ltd>er Pfarrer fei, wie benn auefj bie vorgelegten pfarrlicfcen 
Sauf*, ßopulationS* unb ©terbebüd&er jwar öom *ßfarr* 
Gaplan geführt, aber immer oon tym unb feinen SSorgän* 
gern als ?ßfarr**ßropft unterjeidjnet unb beglaubigt feien. 
9lur nad) jahrelangen, oon ber ©äcularifationS* (Sommif* 
fion in Darmftabt über bie tropftet SBelede geführten @r* 
örterungen unb Unterfudjungen würbe enblicfc von beren 
Aufhebung «bftanb genommen unb biefelbe wegen bes öor« 
gefunbenen *ßfarrft)ftemS unbehelligt gelaffen. 1 ) 

©leid) nad) bem am 23. December 1802 erfolgten 
lobe bes SßropfteS Sßape in ©elecfe würbe ber ffionöentual« 
6aj>itular Seba JBeljr bes JflofterS Oraffdjaft ju beffen 
SWacfcfolger gewählt unb Dom «bt ©bmunbuS SRuftige felbft 
eingeführt. Derfelbe würbe fpäter jum SMfdjöflidjen &om* 
miffariuS bes $aar*3)iftricteS unb ©tynobal*(£jaminator 
bes #er}ogtf)umS SBeftfalen oon ber geiftlidjen ©berbefyörbe 
ernannt, ßr ftarb am 3. ^uli 1830 unb würbe in ber 
für bie sßröpjte beftimmten, im £t)urm an ber JJirdje 1 ) 



l ) Stfefler: ©efötdpdje SRadjridjten über bie ©tabt Meierte unb 
bortige tropftet. @. 15. 

*) 2>ie alte, in Äreugeeform gebaut geroefene itirdje ju 8ele<fe, weldje 
1280 natf) ber Abtrennung SBeleäe'd öon ber ebenfalls jum älofter ©raf- 
LVIL 1. 10 



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146 

angebrachten ©ruft beigefefct. «n ber SBeerbigung nahmen 
nod) 7 DrbenSbrfiber aus bem ehemaligen JHofter @raf* 
fd&aft unb tnele SBeltgeiftlid&e J^etl. ftm October 1834 
ttmrbe bie Setdje be$ tropfte« JBeba Seljr jugleid) mit ber 
be$ lefcten HbM töuftige in ein befonbereä unter ber neuen 
©acriftei angebrachte« ®rab überführt, an bem ein Denk 
ftein fagt: „Der feiigen «uferfteljung Ijarret $ier ber $o$« 
fofirbige #err SBeba S8el|r, ^farrpropft in S5elede unb 
SBifdjöflidjer (SommiffariuS im |>erjogt^um ffieftfalen . . 
®eboren 1755, warb er 1776 SBenebictiner ju ©rafföaft 
unb Dom legten l)ier neben tym rufyenben Slbt ©bmunb 
»luftige 1803 jur ^ropftei »elede beförbert. ffim, bem 
guten $irten, frommen DrbenSmann unb biefer JHrctye 
SBoljltljäter, fte^t biefeS 35enfmal, bie geliebte ©emeinbe 
erinnernb, feiner nie im d)riftlid)en ®tbttc ju öergeffen." 
SWad^ feinem lobe ttmrbe ba$ geiftlid&e Sommiffariat 
be$ $aarbiftricte$ aufgelöft unb ba$ gan^e S3i$tf)um 
sßaberborn in fcecanate unb insbefonbere ber alte #aar* 
biftrict in bie 3 ©ecanate Stützen, SBerl unb ®efefe ein* 
geseilt. Wad) bem Stöbe be$ tropfte« JBeba JBeljr er* 
nannte bie £anbe$regierung auf ®runb beS öon \i)x als 
©eftfcer unb $Recfjt$nad)folger ber Abtei ®raffd)aft irrig 
in Slnfprucfc genommenen JBefefcungSredjtS ben Pfarrer 
Gtoerfyarb Eigener in Senne jum SWacfjfolger, melier früher 
als sßoftulant im Älofter ®raffdjaft gelebt, aber nad) be* 



fd^aft geljörenben SRutterfirdje in Sltenrütfjen burdj fcrjbifcljof ©iegfrieb 
üon ßöln $ur befonberen Sßfarrftrdje erhoben war, würbe 1746 wegen 
33aufättigfett abgebrod&en. @te enthielt auger bem in Sfjor fieljenben 
.frodjaltare nodj öier auf ben tarnen ber \fo. Sttaria, 8enebtct, 3lnno unb 
©djolaftica geweifte ©ettenaltäre, unb unter teueren einen aU befonberen 
$farraltar. 2)a in ber neuen Äirdje nur gwei ©eitenaltäre errietet 
würben, fo würbe einer baoon auf ben Tanten ber f). ÜKaria unb €>d)o« 
laftica, ber anbere auf ben M f). SInno unb SBenebict geweift. SMe 
&trc$e ift bem lj. Sßancrarm* geweift. 



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147 

enbigten tl)eologifd&en ©tubien wegen anfyrftenber Str'dnt* 
Kdjfeit wieber ausgetreten war. 9llS biefer am 26, ÜWärj 
1850 geftorben war, ernannte 93ifdf)of granj 5)repperin 
$aberborn, melier toon 1809 bis 1812 als SMcar 
B. Mariae V. in 93ele<fe gewirft unb als foldjer, wie aud& 
als fpäterer Pfarrer im benad&barten ÜWül^eim (bis 1824) 
alle 93er{)ältniffe unb Wcdjte ber tropftet genau fennen 
gelernt ^attc, bur# Eottation^Urfunbe öom 3. Styril 1850 
ben feit 1823 bort wirfenben erften ©äcular*(£aplan Sari 
93 o et I er (geb. 31. SKftrj 1800 in 8ȟtf)en) jum $farr* 
sßropft in 93ele<fe. (Derfelbe würbe als foldjer am 16. «pril 
1850 öom 5)edjanten ffafpar $robe in Stützen, bem 
fpäteren 99ifd£)ofe öon Sßaberborn, in fein Sfmt eingeführt. 
93oefler war ber erfte SBcItprtcfter ^ßropft in 93ele<fe. 3)urd) 
eine unter bem 5. ?tyrtl 1852 jwifdjen 93ifdjof 3franj 
2>repper unb ber sßreufjtfdfjen ©taatSregierung abgefälof* 
fenen unb firdjlid) genehmigten Vereinbarung ift bie 93er« 
leUjung ber *ßfarr**ßropftet 93ele<fe enbgültig an ben 
93ifd)öflidjen ©tul)l übergegangen. *ßropft 95oefler ftarb 
am 15. «uguft 1868. ©ein SWadjf olger war ftofjanneS 
2rranj ©teinfyoff, welker im ÜRärj 1869 ernannt würbe, 
unb oon $um 1869 bis ju feinem 2obe am 2. Styril 1876 
als Pfarrer in 93etccfc wirfte. ftn f^olge beS Kultur* 
fampfes blieb bie ©teile in ben folgenben 10 ftaljren un* 
befefct, bis am 8. SHotoember 1886 Pfarrer (Ebuarb ©engen 
jum Pfarrer in SBcIccfc ernannt würbe, ber nad) 11 jähriger 
9Birf famfett am 15. ftuni 1897 ftarb. ©ein Sfladjf olger 
würbe ber Pfarrer öon 2ttabfelb, ©il^elm ©aljlmen, 
ber am 17. Januar 1898 eingeführt würbe. 

Um ben 3ufammenl)ang nidjt ju jerreifjen, tjaben wir 
bie 5)arfteHung ber ©efdjidjte ber Pfarre SBcIccfc feit ber 
©äcularifation ber 99enebictiner*9tbtei ©raffdjaft nidjt unter* 
brodjen, es erübrigt nunmehr nod) bie ffintwicfelung ber 
©tabt SBcIccfc im Saufe biefeS ^aljrljunberts barjulegen. 

10* 



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148 

«m 13. SWotoember 1808 war in SBcIccfc ba3 tropftet* 
2Bol)n§au$ bis auf bic mafftöen üflauerwerfe unb bic 
Äetlergewölbe abgebrannt. $er 3)omainenfi$cuS, welcher 
nidjt aBein ^n^aber ber «btet ©raffdjaft unb beren ©fiter, 
fonbern aud) SBeftfcer ber ber tropftet entjogenen, einen 
$ßtxti) oon mtnbeftenS 15 000 £1)1. repräfentirenben SWü^Ien 
war, verweigerte bie Äoften jur SBieberljerfteHung beS 
SBaueä, weshalb bie ©tabt* unb $farrgemetnbe einen Sßrocefc 
gegen ben ftiScuä anftrengte. $n 3rolge eine« unterm 
18. 3Äära 1829 erlaffenen Urteil« beS Dbertribunalge* 
rid)t$ ju SBerlin würbe ber 35omainenft$cu$ Derurttjeüt, 
bie t)on ber ©tabt angelegten Sau* unb Stcparaturfoften 
an bie ©tabtfaffe jurücfju jaulen, $n bem 1851 neu an* 
gebrauten ©teinbogen ber (£ingangStf)ür beS 1810 wieber 
IjergefteHten *ßropfteigebäube$ ift biefe Saupflidjt be$ gte* 
cud an beiben (Seilen bes sßropftet*S33appena mit folgenben 
©orten eingeljauen: Post flammas restitutum 1810 sub 
R. D. Praeposito curato Beda Behr 0. S. B. ex Graf- 
schaft. — Finita lite tandem 1851 completum sab R. D. 
Carolo Boekler Praeposito curato in Beleke. Ex fundo 
1804 Supressae Abbatiae Grafschaft Structum. 

$m ÜDecember 1813 bei bem 3uge bcr 33erbfinbeten 
gegen granfreidj, lag in Selede unb SBarftein jaljlreicfye 
©inquartirung, ebenfo im 5D?ai unb ^uni 1814, bei ber 
9tücffef)r au$ ftranfveid). Unbefdjreiblidj war ber $ubel, 
als Anfang« April ftdf) bie Äunbe verbreitete, bafj bie 
SSerbünbeten am 31. ÜKai in *ßaris eingebogen feien. 

33er Songrefc ju ffiien (1. S»ou. 1814 bis 8. ftuni 
1815) fd&lug ba$ $erjogtt)um SBeftfalen jur Ärone Preußen 
unb Der Sanbgraf toon #effen*3)armftabt trat e$ burefj 
Vertrag Dom 19. ftuni 1815 an sßreufjen ab. ©djon am 
15. ftuli fottte ba$ #erjogtf)um übergeben werben, aber 
bie Abtretung würbe erft burdj einen am 30. ftuni 1816 
ju Bfranffurt unter jetdjneten ©taatSü ertrag öofljogen. 



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149 

SWunmc^r begann für unfere im Saufe ber Qfa^un* 
berte üielfad) fo ferner Don ben ©cfcredtniffen unb 35rang* 
falen beS Krieges fyeimgefudjte Qtimat bic ßeit, in ber fte 
ftd) ber Segnungen beS griebenS erfreuen fonnte. 

3)aS «mt JBelecfe enthielt na# ber (Einrichtung öon 
1807 bie bisherigen brei ©eridjte Allagen, SSeledfe unb 
fiörbedfe, bie ©täbte ©eledfe, SBarftein unb $trfd)berg, bie 
coneurrente ©eridjtsbarfett im $atrimonialgerid)t üKettri^. 

©o blieb bie (Einteilung bis jum ffinbe ber Ijeffifcfcen 
^eit. ÜWit bem Uebergange an Preußen fam SBelecfe jum 
SRegierungSbejirfe unb Äretfe Arnsberg. SBaS bie !$uftifr 
Einrichtungen betrifft, fo blieben biefelben im ehemaligen 
#erjogtt)um SDSeftfalcn im Allgemeinen befielen. 3)aS 
fiebere ©eridjt l)te§ ftuftijamt, baS t)ötyere $of geriet. 
SefctereS bilbete bie jroeite ^nftanj für bie ©eridjte im 
ehemaligen #erjogtl)um unb ber ©raffd&aft Sßittgenftein. 
$er £itel #ofgerid)t würbe am 31. «uguft 1835 in 
DberlanbeSgeridjt toerroanbelt. ÜDaS $uftijamt SBelede t)atte 
nad) ber im ^afjre 1809 erfolgten Aufhebung ber Deutfd)* 
DrbenScommenbe 2ttült)eim a. b. 2)?öfyne feinen ©ifc ba* 
felbft, tt»o baS ©(Jjlofe 1810 Don bem SanbeSfyerrn jum 
©eridjtslocalc unb jur SBofjnung ber bei bem ©erid&te an* 
geftetlten SBeamtcn überroiefen mürbe, bis 1839 neue 
©eridjtsbejirfe eingerichtet mürben. SWit bem 1. $an. 1839 
traten nämlid) an bie ©teile beS ftuftijamteS £anb* unb 
©tabtgeri<f)te. S)iefe (Sinridjtung blieb bis jum 3. $an. 
1849, tt)o im SRegierungSbejirf Arnsberg jmet ?typeüationS* 
geri<f)tst)öfe — in £amm unb Arnsberg — eingeführt 
unb bief en lederen fünf Preisgerichte : Arnsberg, Sippftabt, 
93rilon, Olpe unb (Siegen untergeorbnet mürben. SJeledfe 
fam jum SBejirfe bes ßreiSgeridjtS Stypftabt, ber aus ben 
@erid)ts*&ommiffionen ju (Srmitte, ©efede, SBarftetn unb 
2 ©ericfjtS*Sommifftonen ju SRüt^en beftanb. ©eit ber 
Umgeftaltung ber ®erid)ts*33erfaffung burdf) baS WeidfjS* 



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150 

juftijgefefc öom 27. Qan. 1877 (eingeführt am 1. ©ct. 
1879) gehört SBelecfe jutn Amtsgericht Sßarftem unb fianb* 
geriet Arnsberg. 

33alb nadt) bem Ue6ergange an Preußen unb itoax in 
ben ftaljren 1823—1826 würbe bie Sljauffee üKefdjebe* 
2Barftein*$8eledfe*Stypftabt gebaut unb eröffnet, weldje einen 
£f)eil ber fdjon ttjeilweife jur fyefftfd&en 3ett angelegten 
Shmftftrafje (Eoblen^üWinben bilbet. Salb nad& bem SBau 
biefer ©trage würbe im SBeftertfyale bie erfte $nbuftrie in 
Seledfe — bie Sinntyofffdje Ofabrif angelegt, welche feit 
1860 bie Ableitung Söelccfc ber SBeftfälifdjen Union (feit 
(Snbe Februar 1898 ^önij) in §amm bilbet. 35ie 
«rbeiterjafyl ber Abteilung beträgt gegenwärtig unge* 
fäijr 200. 

ffibenfo bilbete fidj balb nad) bem Uebergang an 
sßreufcen ein SSeatrfSftraßenöerbanb bes £erjogt§umS Seft* 
falen, um als größerer leiftungSfä^iger 23erbanb bie weft* 
fältfd&en Steile beS JRegterungSbejirfS Arnsberg mit fünft* 
mäßig ausgebauten ©tragen ju öerfef)en. S3on biefem 
©traßenöerbanb würbe in ben ftaljren t)on 1849 bis 1853 
bie üßöljneftraße (öon SBrilon über SRütljen, SSeledfe, 
SWieberbergfjeim, Drüggelte nad& SWefjeim) in ber Sänge 
öon 56 km gebaut. S3eledfe jaljlte ju ber auf 3370 Wjtr. 
öeranfdjlagten ©tredfe 9lütt)en*93elecfe einen Beitrag fcon 
1506 £i)lr. 

Slm 1. Sfloöember 1883 würbe bie £tpJ)ftabt*2Bar* 
ft einer ©ecunbärbaljn eröffnet unb Selede (gifenbafjn* 
ftation unb Dom 1. ©ecember 1899 ab fogar foldje fcon 
jwei S3a^nftreden. SWad&bem ber SBeftfältfdjen SanbeS* 
<Sifenbatyn*©efenfd}aft burdf) Sllletfyöcljfte GoncefftonS* 
Urfunbe toom 26. 3)ec. 1896 bie ©ene^migung jum S5au 
einer SWebenba^n ©oeft*93eledfe;93rilon erteilt worben, 
würbe am 18. Sftai 1897, SftacljmittagS 4 Uf)r, ber erfte 



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151 

©patenftid) auf ber ©tredfe 33elede*33rilon unterhalb 
bet ©tabt Mützen ausgeführt. 

3fm Qfa^rc 1889 würbe eine SBafferlettung ange* 
legt, meiere für ben oberen ©tabttljeil ein wahres SBebfirf* 
mf$ toax. Die ffiaffcrleitung wirb au« einer Quelle im 
SBalbe gefpetft unb §at tiorjügtidjeä ffiaffer. 

«m 1. December 1898 würbe bie Slljeilftrecfe JBeledfe* 
föütljen* ©tabt SBriton ber ©ifenba^nlinie ©oeft*33elecfe* 
©rilon eröffnet unb SBeledfe ift nunmehr ÄreujungSpunft 
jmeier (gifenbafytlimen. Die (Eröffnung ber ©treefe SBelede* 
©oejt fteljt unmittelbar beüor. Ueber bie alten $eerwege, 
wo t)or 1900 $al>ren fetyon bie römifd^en Imperatoren 
iljre Segionen führten, wo jaljtlofe ©paaren in ben 
älteften beutfcfyen SBölferwanberungen unb in ben {Römer» 
friegen l)in unb Ijerjogen, wo ÄfarlS be$ ®ro|en $eerbann 
unb 2Bittefinb$ tapfere ©paaren ftd) begegneten, wo in 
bem unruhigen langen SKittelalter unb in ben Jfriegen ber 
neueren biä jum Seginn ber neueften $t\t fo manche 
Ofelbljerren il>re Gruppen geführt, wo in ben Sagen ber 
£anfe auf Ijeute uns unpaffirbar erfd&einenben ffiegen bie 
ÄaufmannSgüter beförbert würben, ba jagt jefct ba$ Dampf* 
roj3, unb faufen bie 3üge ber ffiifenbafynen. SBo wir jefet 
in angenehmer SJequemlidjfeit mit ©inbeSeile bal)infaf)ren, 
wo ber *ßftff ber Socomotioe wiber^aDt unb ba$ Staffeln 
ber (Sifenbatynjüge, ba mußte no$ öor 1<>0 Qa^ren ber 
fein öierräberigeS gfufjrwerf ober feinen jweiräberigen 
Sarren begleitenbe Ofuljrmann, im langen blauen Mittel unb 
ber 3fal)nuatmS s $feife m {t bem ©trangfanafter im 2Wunbe, 
in ben ausgefahrenen SSicinalwegen burd) beftänbiges 
ÄnaKen mit ber *ßeitfd)e feine ©egenwart funb geben, 
bamit ein anberer, ber toom entgegengefefcten @nbe t)er ben 
SBeg pafftren wollte, ft$ ntd^t gegen it)n feftfufyr. 

@rft mit ber Umgeftaltung aller focialen SSer^ältniffe 
im Anfange beS 19. #al)rf)unbert$ würben Sanbftrafcen 



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152 

unb ©ege einem befferen, ben Änforberungen einer neueren 
3eit entforeefcenben 3 u P an ^ e entgegengefahrt, bi$ bann 
unfere Sage and) für baS tbtjllifdje üftöljnet^al bie Sera be$ 
Dampfe* einleiteten. 

Die gegenwärtige Sinwofjnerja^l JBelecfe'S, weldje im 
Anfang btefe$ $at)rf)unbert$ nur 600 betrug, beläuft ftdj 
gegenwärtig auf 1200. $äufer finb 200 oorljanben. 

* 

SBir finb auf ber langen Sßanberung, in welker nur 
bie faft 1000 jährige ©eföid)te be8 alteljrwürbtgen JBelecfe, 
baS SSabelifum ber fäc&ftfäen Äatfer, »erfolgt, bis ju 
unferen Sagen angelangt. Die Ältftabt SJelede, f)od) oben 
auf fteilem SBerge gelegen, wo bie beutfdjen JTaifer aus 
bem $aufe ©adjfen, #einrid) ber fintier unb Otto ber 
©ro&e, ftdj Ijäuftg öon ben SJefdjwerben i§reS muffeligen 
{Regiments ^erljoltcn, wo bie ©oefter ftd) uor 450 ftaljren 
bei tfyrer vergeblichen ^Belagerung unb SBeftürmung beS 
©täbtdjenS eine fd&were SHieberlage polten, fte^t auf eine 
neue ßett, bie fid) unten im 2^al entwicfelt. 

2Äöge biefe bem uralten JBabelifum eine gltidf* unb 
fegenbringenbe fein! 



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IV. 



mmiä auf bie fiittfuttbfieBsigiä^rige 
©efdjtdjte unb Xptigfcit be$ JöereroS,*) 



Sott 
Dberleljrer am ©nmnaßum $u Jßaberborn. 



-*-^P*e^-l- 



fcte geier be$ gütigen fjcftcö würbe eine im&oll* 
fommene fein, tpoflten mir e$ unterlagen, auf bie ©efd)id)te 
unb SC^ätigfcit unfereä SJereinö einen prttfenben Slücfblicf 
ju toerfen, auf ®runb beS ©efd)etyenen unb ©eleifteten 
un$ ein Urteil barüber ju bilben, mit melden Aufgaben 
unb ÄuSficfcten berfelbe in bas fommenbe Qa^r^unbert 
fjinfibertritt. Hud) verlangt es bie *ßf[ic$t ber ©anfbar* 
feit, baf$ mir in uns ba8 ®ebödjtni$ an bie SWänner toaty 
rufen, toeldje ben SJerein gegrünbet, il)n 75 ftaljre fyinburcfc 
erhalten unb an ber CSrretdjung feiner Qkk in fjeröorra* 
genber SGBcifc mitgearbeitet tyaben. 

Die Anfänge unfereS SBereinS liegen in jener Qtit, 
in ber man nad) ber fyelbenmütigen (Srfyebung bed beutfcfjen 
Softes gegen bie brüdenbe, fd)mad)t)otIe 3frembf)errf($aft, 



*) fR cbe, gegolten in ber jur geter beö 75{äljrigen 39efte!jen8 be« 
herein* am 27. Sunt 1899 311 $aberborn ueranftalteten ©eneratoerfatnm* 
lung. — Quellen: 3)a£ 8eben be$ SRünfterä greiljerrn 00m ©rein oon 
@. £. $crfc. «rd)to für @efd)id)te unb $Utertr)um$!unbe 2Befrpljaien3, 
tjerauägegeben Don Dr. $aul SBiganb. 3«tfcr)rift für üaterlänbtföe 
©efdjfdfjte unb Stltert^umöfunbe, ljerauSgeg eben öon beut herein für 
©eföidjte unb $Utertl)um$funbe SBeftfalen« burdj beften <Director«t. 



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154 

in ber 3freube über ben JBeftfc eine« freien, in ffi^re unb 
Jftraft ttrieber auferftaubenen SBaterlanbeS ftd) mit neuer 
Siebe ber ffirforfcfjung ber SSorjeit jutoanbte. Unter ben 
üßännern, welche bamals, geleitet oon bem ©ebanfen 
„Sanctus amor patriae dat animum a , ben gefdjidjtlidjeu 
©tnn uon neuem belebt unb baS gefd)i$tlid)e ©tubium 
nad)t)altig geförbert ^aben, fei §ier nur einer genannt: 
Der greiljerr #einri$ griebrid) ffarl üom unb jum 
©tein. ©iefelbeu (Etgenfdjaften, meldte tyn ju einem ber 
erften Staatsmänner unfereS ^afyrfyunberts, jum SReorga* 
nifator *ßreußenS matten, offenbarte er aud) auf bem 
©ebiete ber @ef$ic$tSnHffenfd)aft: einen Haren SBIicf für 
baS, toaS not fyat, fonne bie 3fät|igfeit, bie jur (Srreidjung 
beS als ridjtig erfannten Qidtä erforberlidjen 2Waßnal>men 
ju treffen, ©djou 1816, furj nadjbem er ftd) oom öffent* 
Hd&en Sebcn jurfiefgejogen, plante er eine fritifefce §erau$* 
gäbe ber ttwfytigften Oueflenfdjriftfteller beS 2ttittelalterS, 
unb ba baS ffiollen unb baS Vollbringen beS ©uten bei 
if)tn fel>r nai)c jufammen lagen, fo trat er jur Ausführung 
feines ©ebanfenS unwjüglidj in Verbinbung mit l|er&ör* 
ragenben ©eleljrten unb einflußreichen Staatsbeamten. Cr 
würbe ber leitenbe ©eift unb bie treibenbe ^raft ber „@e* 
fellfdjaft für ältere beutfdje ©efdndjtsfunbe 1 ', ber 
JBegrünber ber Monumenta Germaniae historica, jenes 
{RtefenmerfeS, bem in 9tücfft$t auf äußeren Umfang unb 
innere Vollenbung fein SSolf etwas ©rößereS jur ©eite 
ftetlen tann. 

Demfelben ©eifte gemetnnüfcigen, ibealen ©trebenS, 
ber ©tein ju feinen großen Saaten unb Unternehmungen 
trieb, öerbanfen iljr ©afein audj bie bamals gegrünDeten 
engeren ©efcfcic&tsoereine. 

Qu Ifyttringen ging man 1820 mit ber SJilbung 
eines berartigen Vereins öoran. SWaffau folgte im $af)re 
barauf. «ud) in ©eftfalen regte es fic§. JBereitS 1820 



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155 

erHegen Äuguft r>. $ajtl)aufen unb Sßaul SBiganb 
einen Aufruf jur ©rünbung einet ©efeflfdjafi für wefifä- 
lifdje ©efd(>id)te unb Slltertum«funbe. 96er ber ©oben 
fear §ier nod> nidf)t genügenb öorbereitet. ©elbft at« gegen 
Snbe be« ^aljre« 1822 ba« preufcifdfe Unterrid)t«minifterium 
mit ber Stnorbnung eine« SWufeum« üaterlänbifcfcer Älter* 
tünter in SWünfter bie Slufforberung jur SHlbung eine« 
tjiftorifdjen 23erein« für ffiefifalen öerbanb, ber feinen 
SWittelpunft in SKünfter §aben unb fid> t?on §ier au« über 
bie ganje Sßroöinj öerjroeigen follte, fanben fi$ in ÜKünfter 
bie üRänner nidjt, meiere ben 5Wut unb bie Äraft befeffen 
Ratten, jenen 2Bunfd> in bie SBirflidjteit ju übertragen. 

Da gab Sßaberborn ein gute« SBeityiel. $ier lebte 
ein üttann, ben feine ©teDung unb fein flönnen jum 
©ammeln ber ®efd)id)t«freunbe wie feinen jweiten be« 
folgten. Da« mar ber ©omfapitular Qgnaj £ljeobor 
Siboriu« SWe^er. ®etrieben einerfeit« burd) fein grofje« 
ftntereffe für bie ®efd)id)te, anberfeit« burcij ben üerma^r* 
loften «ßuftanb ber burd) bie ©äfularifation in ba« ©igen* 
tum be« £reuf$ifd(>en ©taate« übergegangenen ftiftifdjen 
unb flßfterlidjen ?(rd)iüc, J)atte er fdfjon 1816 bem Ober* 
präftbenten ö. 23 in de eine S)entfd)rift überreizt mit SJor* 
fdjlägen über bie Aufbewahrung unb bie {Repertorifterung 
be« sßaberborner Urlunbenmaterial«. ©iefelbe fanb eine 
beifällige Aufnahme, unb ÜKetjer erhielt freien Zutritt ju 
fänttlicfyen <ßaberborner Ärd)toen, ja fogar bie CSrlaubni«, 
bie Urfunben in feiner ?ßrtöatwoJ)nung ju bearbeiten unb 
ju benufcen. t). 33inde, ein ebenfo trielfeitiger unb weit 
fdjauenber wie praftifc^cr 2ftann, griff bie in jener 5)enf* 
Wrift abgeführten ®ebanfen mit großem (Eifer auf unb 
erweiterte biefelben bafyin, nidjt nur im Sßaberborner Sanbe, 
fonbern in ganj Sßeftfalen fottten bie Slrdjiualien gefammelt 
unb bann in ber $romnjiaIt)auptftabt SWünfter ju einem 
einjigen *ßroüinjialard)it) vereinigt werben. ÜKeijer foüte 



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156 

ndd& SWfinfiet überftebetn utib $ier bie Seitung beS Ärd)fo* 
wefenS bcr $rot)inj übernehmen. $n feiner 33efdjeibenl)eit 
unb feinet Slntfdnglidtfeit an bie SSaterftabt lehnte biefer ben 
djrenüoflen JRuf ab; inbem er aber ben ©berpräftbenten 
überzeugte, baß es fid^ nid)t empfehle, fämtltdje Slrd>toe 
ungeorbnet nad) SMnfter ju fdjaffen, erreichte er foöiel, 
bafj Sßaberborn 1822 ju einem £auptbepot ber jerftreuten 
Slrdjtoalien befttmmt unb er felbft an bie ©pifce beSfelben 
geftettt ttmrbe. Huf biefe SBeife verblieben bie meijten 
Ärd&toe beS ehemaligen QfürftbiStumS in Sßaberborn unb 
fonnten §ier bequem repertoriftert unb ausgebeutet werben. 
(Srft nad) bem SCobc SWetjerS ift baS f)ieftge Ärd^iö aufge* 
§oben unb mit bem ©taatSardjto in SWünfter Dereinigt. 

©iefer unfer ÜKetyer ift ber üBater beS 33ereinS für 
@efd>id)te unb ÄltertumSfunbe ffieftfatenS, beS brittälteften 
©efdjidjtSöeretnS in Deutf erlaub. „@anj unabhängig üon 
ben leeren Ort« ausgegangenen 33orfd)lägen, watyrfdjein* 
li$ aud) ofyne jhmbe üon tfynen ju fjaben", gewann er 
1823 für fein SBorfyaben mehrere für bie ©efdjidjtc be* 
geifterte ÜKänner unb entwarf jufammen mit bem iljm 
befreunbeten Äriminalbireftor Dr. ©eljrfen bie (Statuten 
beS ju bilbenben 33ereinS. Sttacfybem baS Dberpräftbium 
ber *ßrot)inä unb bie {Regierung ju 3ttinben unter 2IuS* 
brttefen ber Hnertennung bie ©rünbung beSfelben genelj* 
migt Ratten, öerfammelten ftd) am 19. $ult 1824 bei 
SWeijer in feinem ©artenfjaufe folgenbe jwölf Ferren: $ro* 
feffor öeffen aus *ßaberborn, gftei^err ö. SBrenfen üon 
(Erpernburg, ©ompropft unb ©eneralttifar Dammer S aus 
Sßaberborn, Sfriminalbtreftor Dr. ©eljrfen aus Sßaberborn, 
Domänenrat SD? an tel aus Sßaberborn, Sßräfibent to. ©d)le$* 
tenbal aus Sßaberborn, gfreifyerr ü. ©d&orlemer aus 
#eringljaufen, SanbgeridjtSaffeffor ©panden aus SSüren, 
©efyeimer SRat unb $rttfibent t). ©pilder aus Srolfen, 
$ofgertd)tSaböofat Dr. Sommer aus Äir^unbem, $u* 



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157 

ftijrat SJarnljagen au« Ärolfen, Sanbgerid&tSaffeffor 
SBiganb an» £öfter. günf anbere Ratten bie STeitnaljme 
an bcr SBerfammlung jugefagt, waren jebodj burd) uner* 
# wartete $inberniffe am (Srfdjeinen &erJ)iubert. 3)a8 
waren: Oberpräftbent ö. SJincfe, Äammerrat Dr. ftänefe 
ju ffor&ei, SRegierungSrat $oppe ju SWinben, Amtmann 
*pt|Uippi ju ©tabtberge, Quftijamtmann ©eiberfc ju 
9tütl>en. 

Die SBerfammlung fonftituierte ftdj in aQer gorm at$ 
@efd)id)t$toerein unb wählte jum ©ireftor ben ©omfapi* 
tular SKetyer. Damit war ber $eim gelegt, ber, öom 
©eifte ber SBaterlanbSliebe unb ber ©iffenfdjaft befruchtet 
unb gepflegt, fid) in 75 $af)ren ju einem ftattli^en JBaume 
entwidelt l)at. 

Die ©tifter beS 33erein$ repräfentierten jwar eine 
Heine 3at)l, aber eine großt ©umme öon SBijfen unb gutem 
SBoßen, unb wir behaupten !aum ju triel, wenn wir fagen, 
baf$ nid)t aflju oft ein öt)nlid>er herein unter gleidj gün* 
ftigen 33erf)ältniffen in« Seben getreten ift. üttetyr at$ einer 
ber Stifter Ijat burd) wertvolle Arbeiten bie fjeimifdje @e* 
fdjidjtsforfdjung wefentlid) geförbert; neben 5IWet)er finb 
ju , nennen SBeffen, ©etjrfen, t). ©püder, SBiganb unb 
©eiberfc. 

©ine Sfraft erften JRangeS war ber £anbgerid)t$affeffor 
SBiganb, ein SKann üon unermübli^er ÄrbeitSfraft unb 
©djaffenSfreube, ber ftd) burd> feine grünblidjen, umfajfen* 
ben ftorfdjungen in ganj fjerüorragenbem aWa{$e ben Sin* 
fprud) auf unfere Danfbartett erworben Ijöt. ©leid) auf 
ber erften SJerfammlung legte er ein ®utad)ten öor über 
bie Verausgabe eine« frittfdjen Urfunbenoerjeid&niffeS unb 
einer Urfunbenfammlung. (Er war es and), ber bie JRebat* 
tion ber periobifdjen ,3eitfd)rift beS jungen Vereins über* 
naf)m, be$ „Ärd)it)$ für ©efdji^te unb Altertums* 



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158 

funbe S3eftpl>alen3 a tooöon baS crftc #eft 1825 au 
§amm erfdjten. 

tilaä) btefem Vorgehen *ßaberbornS formte bie *ßroirin* 
jialfyauptftabt fügltd^ ntdjt länger gögern. Sluf Anregung 
be$ ÄonftftorialrateS S?oljlrauf3) unb be$ ©tymnafial* 
leerer« ©öfelanb traten am 21. September 1825 im 
©ifcung$faale ber £öniglid)en {Regierung fieben #erren jur 
©rünbung eine« ©cfd^ic^töücrcinö jufammen. (Sinftimmig er« 
Härte man, „bafc berfelbe fidf) leb igt i$ als eine ©df>roe* 
ftergefellfdjaft ber ju Sßaberborn geftifteten betrauten 
unb baS öon ffiiganb herausgegebene 3trdjto ebenfalls jutn 
Organ feiner öffentlichen üKitteilungen unb bie SBeförbe* 
rung biefe$ nüfclidjen Unternehmens ju feiner angelegent* 
liefen *ßfltd(>t madjjen tooDe". gerner na^m man bie ©ta* 
tuten be$ *ßaberborner SSerein« mit einigen Slbänberungen 
an unb gab freubig feine ^uftimmung ju bem 93orfd)lage 
ÜRetyerS, bie beiben ©djroefterüereine motten ein gemein* 
fd)aftlid)e$ Kuratorium errieten unb ben Dberpräft* 
beuten um bie Übernahme beSfelben erfudjen. Unter bem 
21. Dejember 1825 erflärte ftd) t). üBinde jur Übernahme 
ber tym angetragenen ffiürbe unb SBürbe „mit Vergnügen" 
bereit. 

^ren Äbfd&lufj fanb bie äußere Organifation in ben 
beiben Abteilungen gemeinfamen Statuten tjom 
20. Sfto&ember 1826, toeldje am 7. Januar beS folgenben 
QafyreS bie fönigltd)e SBeftätigung erhielten. 

SBie fe^r ber herein ftd) ber ©unft ber Regierung 
erfreute, erteilt aud) barau$, baß beS Königs ©nabe tfjm 
jur Unterftüfcung ber Ittterarifd&en Unternehmungen alsbalb 
200 $Et)lr. unb bie gleite ©umme für bie folgenben bret 
Qfa^re übermie«, aufjerbem bie *ßortofreil)eit unter getmjfen 
JBefdjränfungen juftdjerte. 

©eine Hauptaufgabe erblicfte berfelbe, abgefefyen öon 
ber Verbreitung beS ^ntereffeä für bie engere üater* 



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159 

tänbifdje ©efdjtd&te, üon Anfang an in ber (Sammlung 
unb 33eröffentlid)ung ber weftfälifdjen Urfunbcn. 
3n ber ©ifcung öom 18. September 1826 würbe bie un* 
öerjüglidje Inangriffnahme biefeS ffierteS befd)loffen unb 
eine StebaftionStommtffion gemäht, beftetyenb au& bem 
Stomfapitular SWetyer, bem sßräftbenten t>. ©pücfer unb 
bem Äffeffor ffiiganb. SDer SJeretn in SKünfter foflte er* 
fudjt werben, bem Unternehmen beijutreten unb einige feiner 
aWitglieber für bie aWitarbeit an ber Verausgabe be$ Ur* 
funbenbucfyeS ju gewinnen. QnbeS man töufdjte ftd) über 
bie ©djroierigfeiten. 6rft 1828 nmrbe ein öon ben beiben 
SMreftoren unb bem Jfurator unterjeid>neter *ßlan toeröffent* 
lid)t, unb bann »ergingen nod) üoDe 18 Qaljre, bis ber 
erfte SBanb beS 2Beftfälifd>en Urfunbenbudje« ba« ßtd)t ber 
ffielt erblicfte. 

Die Sfbteilung tßaberborn entwicfelte ftd) unter 
ÜRetjerS ßettung ftetig, wenn and) Iangfam. 1827 jäljlte 
fie 34 wirflicfye SWitglieber, ferner 39 forrefponbie* 
tenbe unb ffifjrenmttglieber; öon lederen feien l)ier er* 
toätynt bie ®ebrüber ®rimm in Jfaffel, ®et)eimer Ärdjforat 
$ofer in SBerlin, ber SBifdjof öon Sßaberborn greifen: 
t). Sebebur, Ärd&toar Sßerfc in £annoöer, ber ffirjbifc&of 
öon Äöln ®raf &. ©piegel, $rofeffor {Raff in Äopen^agen. 
3u wahren %tfttn geftalteten ftc$ bie anfangs f)albjä$rli$, 
tyäter jäljrlidb im 9Kat ober ftuni abgehaltenen 85 er famm* 
lungen. (Erwarb, ber foätere Direftor ber Abteilung 
SWünfter, ber biefelben regelmäßig befugte, entwirft t?on 
tynen folgenbe antyeimetnbe ©djilberung: „S)er ganje !£ag 
toutbe ben SBeremSangelegenljeiten gewtbmet. S)e$ SKorgenS 
Jtoifdj'en neun unb jefjn Utyr fanben ft<$ bie Slnwefenben, bie 
toemgftenä jur &ölfte nid)t in Sßaberbom wohnten, fonbern 
aus ber gerne fyerbeigefommen waren, auf SWetjerS altertüm* 
liefern ©artenfaale jufammen, e$ würben wiffenfd&aftlidje 
Vorträge gehalten, t)iftorifd)e unb Iitterarifdje SWerfwürbig- 



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160 

feiten aorgegeigt unb beletjrenbe ©efarädje baran gefnüpft. 
ißadj etwa gwei ©tunben mürben gur (grljolung einige 
(Erfrifdjungen gereift, mit melden 9Ket)er auf feine attei* 
nigen Äoften bie Änwefenben al« feine ©äfte bewirtete, 
unb e« erfolgte eine $aufe, aufgefüllt burd) freunbfd&aft* 
lidje, fettere, aber aud) ber ©iffenfd&aft, al« bem erften 
«SwedCe be« SBeifammenfein«, nidjt frembe ©efpräd^e. ©ar 
barüber etwa eine ©tunbe angenehm öerftrid)en, fo fefcte 
man ftd) wieber, um in ben wiffenfdjaftlid&en SSortrftgen 
unb fonftigen ernfteren SBerfyanblungen fortgufafjren. ffiaren 
enblid), gegen brei ober mer Ufjr, biefe ©cfdjäfte beenbet, 
fo öerfügte ft<^ bie gange ©efetlfd)aft in bie ©tabt, um in 
einem befreunbeten ©aftf>aufe bei einer gemetnfd)aftli$en 
üßaljlgeit ben genußreich verlebten Sag gu befd)ließen. 
Diefe Drganifation ber SJerfammlungen, in benen ÜÄeper, 
wie burd) feine gebiegenen wiffenfdjaftlid&en SKitteilungen, 
fo burd) feine alle« belebenbe £eiterfeit ftd) l>eroortf)at, 
Ijat gewiß nidjt wenig gu bem innigeren «gufammenleben 
unb wahren ©emeingeifte, woburd^ bie $aberbomer herein«* 
Abteilung ftd) oon jetjer au«geid>nete, beigetragen". 

©a« waren fürwahr ibtytttfdje SBerljttftniffe, unb wer 
ba« hinter ber SSincfefd^en ©linbenanftalt inmitten präch- 
tiger SBttume anmutig gelegene, gut erhaltene @artenl>au« 
feine« SBefud^e« würbigt, tann no<^ Ijeute einen §auä) jene« 
©eifte« fpüren, ber bamal« auf ben SSerfammfungen be« 
S3erein« lebenbig war. 

ffi« mag im fcorau« bemertt werben, baß bie $er* 
fammlungen na$ bem 1843 erfolgten 5Cobe 2Ket)er« aller* 
bing« nid^t metyr in jenem ©artenfjaufe, aber bi« 1855 
ausfdjließlidf) in Sßaberborn unb im wefentlid&en nadj bem 
3ufd)mtt abgehalten finb, welken ber JBegrünber iljnen 
gegeben. 

(Ein weniger erfreuliche« SBilb bot in ben erften Qfa^ren 
iljre« fflefteljen« bie Abteilung fünfter au« Mangel 



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161 

an Qfntcrcffe unb geeigneten Äräften. %a, als fte trier 
Saljre naefy ttjrer ©rünbung tyren SMreftor unb ben rülj* 
rigen ©öfelanb toerlor, fteßte fie i^re £f>ätigfeit üottftänbig 
ein, unb Die S3erfu$e, jte ju neuem Seben ju erroeefen, er* 
totefett jtd> als fo erfolgtos, bafc ber Äurator nur burd) 
bie förmlid>e Äuflöfung ber bortigen Abteilung unb bie 
Äongentrierung beS ganjen SBereinS in Sßaberborn 
glaubte bie Drbnung nrieberfjerftetten ju fönnen. XBoljl 
wenige mögen biefeS 2JH&gef$i<f aufrichtiger bebauert 
Ijaben als ©tein, ber ein SKitglieb ber Abteilung SDZünfter 
mar. ©eine lebhafte Jeilna^me an ben JBeftrebungen beS 
83ereinS befunbete er nod& bei feiner lefcten Ämoefentyeit in 
$aberborn, mo er fid> mit 2Ket)er eingeljenb über bie 83or* 
arbeiten jum S33eftfälifd>en Urfunbenbudje unterhielt unb 
balb einer ©ifcung beijumoljnen fcerfprad), um bie einzelnen 
SWitglieber fennen ju lernen, »n ber Ausführung biefeS 
Borf)abenS Ijinberte ifjn ber !Eob; als er am 29. ftuni 
1831 auf Äappenberg ftarb, Ratten fi$ tn 2Äünfter bie 
SSer^ältniffe nod) nid>t jum SBejfern getoanbt. 

ÜDie XBiebertyerfteflung ber Hbteilung üWünfter gelang 
erfi 1834 unb fear jum großen Seil baS SSerbienft 9Ket)erS, 
ber, frei Don fleinltdjer SRtoalität unb nur öon facfclidjen 
Stücfftdjten geleitet, alles tljat, um ben nriberftrebenben 
Hrdjtoar ®rf)arb jur Übernahme beS 3)irettoratS ber 
®d)toejterabteilung ju belegen. 

Qfn ebenbemfelben iftaljre 1834 fiebelte ©iganb öon 
^öfter als ©eridjtsbireftor nad) ffiefclar über, 2Jon Ijier 
aus veröffentlichte er nod> ben 7. Söanb beS 8rd)iüS für 
®efd)id)te unb ÄltertfjumSfunbe ©eftpljalenS, trat aber bann 
toegen ber aus ber meiten Entfernung feines neuen ©oljn* 
orteS entftmngenben Unjuträglidtfeiten öon ber SRebaftton 
jurfirf. XBer jenes 8rd>to genauer tennt, toixb mir ju- 
fttmmen, toenn id> fage, bafj es befonberS für bie Sßaber* 
borner ©efdjidjte eine reidje gunbgrube tyiftorifcfyen SßiffenS 
LVII. 2. 11 



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162 

ift, ein fd>öne« ©enfmal üon SBiganb« 3trbeit«!rafi unb 
gefd)icl)tlid)em ©inn. Stteben bcn jaljlretdjen gebiegenen 
Seiträgen fxnben ftdf) aUerbing« aud) foldje, meiere bie 
SKängel be« Slnfängertum« nid)t verleugnen. Aber für bic 
Mängel werben wir üoQauf entf^äbigt burd) bie föeidjljal» 
tigfeit be« ©ebotenen, bie ©elbftloftgfeit unb SBefd&eiben« 
tyeit ber SBerfaffer, welche überaus angenehm abftic&t gegen 
ba« bünfefyafte ©ebaren fo mancher mobernen ^iflortfer. 

©er JBerein beburfte olfo eine« neuen Organ«. Die 
öon bem tfjatträftigen 3)ireftor (Erljarb geleitete Abteilung 
SKünfter faßte in ber #auptöerfammlung Dom 24. 2ttai 1836 
ben S3efdjlu{$, e« foöe unter ber gemeinfamen SRebaf iion 
ber beiben SMreftionen ju Sßaberborn unb ju aWfinfter eine 
neue SJereinSjeitfdjrift gegrünbet unb jebem wirffidjen üfttt* 
gliebe ein (Sjemplar gegen (Erdung be« jäf)rlid)en Sei* 
trage« überlaffen werben. Sereit« am 26. STOai erflärte 
bie Abteilung Sßaberborn if)re ßuftimmung. 3M e f* ttmge* 
ftaltung be« 35erein«organ« war oljne Zweifel * n me$r* 
fadjer #infid)t ein gfortförttt. 1838 erfäien ber erfte 
SBanb ber „^eitfdjrift für öatertänbifd&e ©efdndjte 
unb aitert^umöfunbe 11 . SSon berfelben liegen jefct 
56 ftattlid>e SBänbe öor, weldje rfil)mlid) 3 cu fl n ^ «biegen 
Don bem regen wiffenf<$aftlid)en ©eift, ber Den SSerein in 
ben legten 60 Qaljren befeelt Ijat. 

SKeijer erlebte bie Verausgabe ber fünf erften SBänbe; 
er ftarb am 18. ©eptember 1843, unb ber SSerein wirb, 
fo lange er beftefjt, feine« ©tifter« unb erften SMrettor« 
ftet« mit banfbarer Stnerfennung gebenfen. 

Sei ber 9BaJ)I feine« SWad&folger« bereinigten fidj alle 
Stimmen auf feinen greunb ben JJriminalbireftor 
Dr. ©eljrfen. ütta&gebenb bei biefer 2Bal)l war offenbar 
uid>t ba«, wa« man Don iJ)m al« Direftor »erlangte unb 
hoffte, fonbern ba« ©efü^l ber 5ßietät gegen ben 72 jährigen, 
um bie 6rforfd)ung ber Sßaberborner ©efdjidfcte t)od> t?er* 



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163 

bienten ©reis, ©eljrlen Ijat öer§ältni$mttßig wenig, 
namentlich feine «rbeit öon größerem Umfange, ber Offene 
lidjfeit übergeben; aber feine außerorbentlid) reichhaltigen 
Sammlungen, welche burdj ben jefetgen SBereinSbireftor 
#errn Pfarrer Dr. SKertenS jum größten Seil in ben 
JBefifc beS SBereinS gebraut fmb, bereifen, baß jene Sprung 
eine wofytoerbiente war. Qu feiner (Entladung würben i^m 
brei Ferren beigegeben: $uftijfommiffar JRofenfranj als 
©efretär, Oberlehrer 5Eopt)off als JBibliot^efar unb ©ijm* 
naftaOeljrer SBranb al$ SRenbant. SDiefe Teilung ber 
©efdjäfte bewährte ftd» fo, baß bie Abteilung fünfter 
1851 nad) bem 5Cobe tyreS 2)ireftorS ffirtjarb ebenfalls ju 
berfelben überging, (E8 war ©eljrfen ju feiner greube öer* 
gönnt jufammen mit ©rljarb ben 6. unb 7. SBanb ber 
Cereinöjeitfd^rift ju üeröffentlid)en, am 30. STOai 1844 ber 
3al)re$üerfammlung ju präftbieren unb unmittelbar barauf 
am 11. Sunt fein fünfjigjfttjrigeS Dienft Jubiläum ju feiern. 
S)er erwähnten QafyreS&erfammlung wohnte außer (Erwarb 
aud) ber Dberpräfibent &. 83 in de bei. (8$ mag fyier er* 
wätynt werben, baß ö. SB in de, bem befanntlid) gerabe bie 
©tabt *ßaberborn jum ©anfe verpflichtet ifi, nad) bem 
$eugni$ (grtyarba ju ber Sßaberborner Abteilung eine befon* 
bere Hinneigung jeigte unb nie nad) Sßaberborn fam, oljne 
in 2Wet)er$ £au$ einjutreten unb ftc& mit i^m über Ärdjto« 
unb S$erein$angelegcnl)eiten ju befpredjen. 9Kit ©eljrfen 
war er feit ben üföarburger ©tubentenjaljren burd) bie 
SBanbe perfönltdjer 3freunbfd>aft öerbunben. Seiber öerlor 
ber SSereih fdjon im Dejember 1844 feinen l)od)tterbienten 
Äurator, ber „inmitten feiner öielfettigen unb fdjwierigen 
Arbeiten immer nodj föulje unb Qtxt su gewinnen wußte, 
um ben 33erein3angelegenljeitcn feine Hufmerffamfeit ju 
wibmen, bie SSerfammlungen burd> feine ©egenwart ju 
beleben unb ftd) mit feinen Arbeiten in vertrauter fflefannt* 
fdjaft ju erhalten". S)a« %a\)x 1844 braute nodj einen 

11* 



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164 

gleiten fdf>merglid)en SBerluft. 8m 11. Dftober aerfdjieb 
nämlidf) Sammer^ ber al« Dompropft unb ©enerafoifar 
gtoangtg Qaljre Dörfer ben Verein mitbegrfinbete, gu feinen 
eifrigften Sttitgliebern gäljlte, audj al« JBifd&of trofc feiner 
80 ftaljre bie Verfammlungen öon 1842 unb 1843 nid&t 
öerfäumte. Überhaupt f)at ber Verein — ba« möchte idfc 
bei biefer Gelegenheit ljeröorl)eben — feit feinem Seltenen 
gerabe an ber ©eiftlidjfeit be« Sanbe« einen ftarfen 
SRüdHjalt gehabt. Qn«befonbere *f* CT * on a ^ cn $aber* 
borner Vifd&öfen burd) i^ren (Eintritt geehrt unb gugleid) 
In feiner ©tettung befeftigt Sorben. 

©ehrten folgte feinem Srreunbe *• VindCe bereit« na<I> 
einem Vierteljahr (9Kärg 1845) im £obe nadj. 

Sflad(> tym jtanb gel>n $ai>re (1845—1855) an ber ©pifce 
be« Verein« ber ftuftigrat SRofenlrang. Unter Diefem 
©ireftor blieben bie alten ^formen beftetyen, aber ber ©eiji 
Snberte ftd) attmätylid) unb mußte fid) änbern, al« nadj 
bem «u«fdf)eiben berjenigen, meldte ben Verein in« Seben 
gerufen unb in ben urfprüngltcfcen Vafynen erhalten Ratten, 
eine neue ©eneration mit neuen Änftd^ten unb fielen auf 
ben Sßlan trat. SRofenlrang felbft $at für bie 3eitfdf>rift 
eine ftattlid&e SRetlje t)on gefd&id&tlid&en Darftellungen Der* 
fafct, meiere man öon ben Arbeiten eine« 9Ket)er, SBiganb 
unb ©ehrten auf ben erften Vlidf unterfdjeiben fann. @« 
finb nadf) feiner eigenen Vegeidjnung teil« Biographien, 
teil« „Ijiftorifdje Äuffäfce", bei benen in«gefamt nid)t bie 
nüdjterr.e ^Bearbeitung be« QueHenmaterial«, fonbern bie 
©eftaltung be« ©toffe« gu toofytobgerunbeten Silbern bie 
#auptfadje bilbet. ©eine 3)arftetlung«toeife toirfte in ge* 
toiffer ©eife erfrtfd&enb unb belebenb, aber „bie freie 
SRid&tung feine« ©eifte« unb bie rfidfyaltlofe Darlegung 
feiner Anflehten in SBort unb ©d&rift tyat iljm mannen 
Vorttmrf gugegogen unb titele öon iljm abgetoenbet". 



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165 

<5r ftarb im Februar 1855; bic ^aljl ber ÜKttglieber 
belicf ftdfc am @nbe biefeS QfaljreS auf 110. 

Seöor id> bic ©cfd^ic^tc unferer Abteilung weiter ver- 
folge, mu§ iö) mit einigen SBorten eine« SKanneS gebenfen, 
ber iljr jwar nid)t als ÜKitglieb angehörte, aber trofcbem 
feljr nafyt ftanb. ftd) meine ben Direftor ber mfinfterfd(jen 
Abteilung (Erwarb, ©fyrenbe SDenfmäler feinet gleite« 
unb feiner Opferwilligfeit für bie ©a$e be$ Vereins finb 
neben feinen in ber «3eitfd(jrift veröffentlichten grünblicfcen 
Hbljanblungen unb gehaltvollen Sieben bie beiben Stäube 
Regesta historiae Westfaliae, in benen er enblicfy ffirnft 
madjte mit ber 3$erwirflidf>ung beS feit bem 93eftef)en beS 
25erein8 viel erörterten SßlaneS ber Verausgabe eine« ffieft* 
fälifcJjen Urfunbenbud&eS. Seine auf bie #ebung ber Hb* 
teilung ÜBünfter jielenben SBeftrebungen würben allerbingS 
uid&t belohnt; benn bei feinem STobe 1851 jaulte biefelbe 
nur 49 ÜÄitglieber, 24 weniger als bie ©djwefterabteilung. 
tiefer Sßi&erfotg barf felbftverftänblid) nid)t ben SKa|ftab 
abgeben für bie ©ertfdiäfcung beS üttanneS. 3tlS ein be* 
fonbereS SJerbienft red&nen wir es ©rfjarb an, ba{$ er auf 
bie Pflege freunbfd&aftlidfjer fflejie^ungen ju ber Abteilung 
$aberborn ©ewid^t legte wie teiner von feinen Sftadfcfolgern. 
^m 3»ärj 1855 wählte unfere Abteilung ju i^rem 
Direftor ben ©tjmnafiatteljrer Dr. (SieferS, unb biefer Ijat 
über fünfunbjwanjig Qfa^re ben ifjm anvertrauten Soften be* 
Reibet. Obgleidf) bie Äürje ber $eit, welche jwifd^en §eute 
unb feinem STobc liegt, mir eine gewiffe ,3urüdH)altung jur 
$flidjt madjt, mufc xd) bod) beS SJerftänbniffeS falber feine 
Sebeutung als ®efd&id(»tSforfdf)er unb als 93ereinSbireftor 
toenigftenS in ben ^au^tjügen fennjeidjnen. Gin flüchtiger 
SHtcf in baS ajerjei^ni« feiner felbftänbigen ©Triften, fo* 
wie feiner ^Beiträge für bie geitf$rift lägt erlernten, bafc 
er bie Qtit, wel(^e er feinen ^Berufsarbeiten abjugewinnen 
Verftanb, nicf)t in ttntfyätigfeit verbrämt, fonbern ju viel* 



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166 

fettigen ©tubien Dertoanbt Ijat. Qtoax ift mancfyeö öon bem, 
toaS er öeröffentltd)t, letzte ffiare, aber ttadj Huafd&eibung 
be3 üßinberwertigen bleibt bod> be$ ©ebiegenen, auf ernfter 
©eifieäarbeit SBeruljenben genug jurücf, um iljm unter ben 
Sßaberborner §iftorifem auf immer einen ehrenvollen 
Sßfofc ju ftdjern. SWamentlid) im Urfunbentoefen unb auf 
bem ©ebiete ber Äunft befafj er ausgebreitete, junt Seil 
fiberrafd&enbe Äenntniffe. $>af$ er in ttriffenfd>aftlid>en 
Streitfragen ein nidjt ju unterfdjäfcenber ©egner toax, 
Ijat me^r als einer fcfymerätid) erfahren, am fc&merjlidjften 
ber ©taatSardjtoar unb ©eljeime Slrd^iorat Dr. ©ilman«, 
ben er burdj feine überlegene Jftitif unb feinen f^onungS* 
lofen ©arfaSmuS fogar jum SBerjidjt auf bie ©eiterbear* 
beitung beS ffieftfälifd&en UrfunbenbudjeS nötigte. 

$n ber Seitung be$ Vereins betoies er unöerfennbar 
ein getmffeS organifatorifd)e$ Talent. ftnSbefonbere burdj 
bie SBeranftaltung berffianberüerfammlungen an ©teile 
ber bis bal)in ausfdjlie&lidj in *ßaberborn abgehaltenen 
QafjreSöerfammtungen fteigerte er ba$ Qntereffe für ben 
SJerein berart, bafj biefer am 24. Äuguft 1869, nad)bem er 
trierjefyn Qfaljre an feiner ©pifce geftanben, bie bamalö eben* 
falls feljr rührige, 228 3ttitglteber jä^enbe Abteilung 2ttünfter 
um meljr als 70 üWitglieber überholt fjatte. (Einige biefer 
SBanberöerfammlungen nahmen einen ttmljrljaft glänjenben 
©erlauf. 1865 beteiligten ftd) in Srafel an bem geftma^I 
145 *ßerfonen, unb traten bem herein 65 neue aKitglieber 
bei; 1869 betrug in #öjter bie Qaty ber geftteilnefjmer 150. 
3fn aftünfter f)at man biefe (Einrichtung feit einigen Qa^ren 
mit großem (Erfolge nac&gealjmt. 

(ES Ijat ju aßen 3 c ^ en Scanner gegeben, meiere baS, 
ttmS fie in bejferen $aljren müftfam aufgebaut, fpäter 
felbft ju ©runbe rieten Ralfen. Qaiu gehört aud) ©ieferS. 
3fn fämtlid&en fflänben ber 3eitfd)rift öon 1870—1879 
finbet man feinen einjigen SBerid)t über bie £t)ätigfeit ber 



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167 

*($aberborner Abteilung, feinen einjigen 93eridf>t über eine 
SSerfammlung. %m 2ttai 1880 Deranftaltete ©iefer« anläfr 
Hd| ber geier feinet fünfunbjwanjigjäljrigen Jubiläum« als 
SJereinSbireftor eine Heine SJerfammlung in Srafel, wo iljm 
unfer jefciger ©ireftor £err Pfarrer Dr. ÜRertenS als Äoab* 
jutor cum iure succedendi jur (Seite gepellt würbe. Unb 
was war 1880 au« beut SSerein geworben ? (Sr §atte 100 
SKitglieber weniger als je^n Qfatyre früher, 100 2ßit* 
glieber weniger als gleichseitig SKünfler. ©ie fotten wir 
biefen SSerfatt erftären? (Etwa aus ben aUerbingS nieijt 
gfinftigen 3citüer^ältuiffen? 35afc biefe nid&t allein bie ©djulb 
trugen, jeigt ein SBlidf auf bie Abteilung ÜKfinfter, welche 
1879 mel^r ÜWitglieber jaulte als fteben Qfaljre früher unb mit 
großem ©lanje baS fjeft feierte, welkes üon SRed&tS wegen 
$aberborn fy&ttt feiern muffen: baS fünf jigjä^rige Jubiläum 
beS SSereinS. Ober war ber ©ireftor feiner Stellung nid&t 
meljr geworfen? <£r würbe fretlid) fcfyon 1874 im Älter 
öon nur 57 Qaljren penftoniert; baß er aber aud(j nad) ber 
Sßenfionierung ftd& im 33oflbcjtfc feiner geiftigen Äräfte bs* 
fanb, erfteljt man leidet aus ber litterarifdjen S^ätigfeit, 
bie er bamats entfaltete, aus ber 3fel)be mit SBilmanS unb 
ber Übernahme ber ^Bearbeitung beS ffieftfälifd&en Urfun* 
benbudjeS. S)er $auptgrunb jenes traurigen SWebergangeS 
fann Ijier nur angebeutet werben: ber lag in bem Sßefen 
beS ©ireftorS. ©ieferS war nid^t immer burd&brungen 
oon bem ©efitfjl ber t»oQen 33erantwortlidf)teit für baS, 
was er tljat ober unterließ er ftettte md)t feiten feine 
^erfon über bie ©adje; l>errifd(j unb eigenmäd&tig Don 
Sßatur, bulbete er in ber Seitung beS SSereinS feinen fremben 
(Einfluß neben fid) unb bürbete jidfj infolgebeffen eine Saft 
auf, bie feine Schultern nidfct ju tragen öermod)ten. 
@d)on 1862 war er, ber SDireftor, juglet^ ber ©efretär 
unb ber Sibliot^efar beS 83ereinS. 1858 Ijatte ber Ar eis* 
gerißtSrat ©pandEen an ©teile beS alten SBranb bie 



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168 

iRenbantur übernommen, ©djliefclidj aerbrängte er aud) 
biefen Don feinem Soften unb war nunmehr alle«, Direftor, 
©efretttr, SHbliotyefar, Ärdjfoar unb SRenbant, in einer 
$erfon. (Sin 2Ketyer fonnte feiner Qtit bie laufenben 83er« 
ein$gefd)äfte atterbingS mit 2eid>tigfeit allein erlebigen; 
wenn jebod) ein ©ieferS unter ööttig Deränberten ©erhält* 
niffen basfelbe Derfudjte, fo fonnte biefer SSerfud) nur ba^in 
führen, wol)in er geführt tyat: in« SJerberben. 

Unter ben im Qfatyre 1873 auf einer ©enerafoer* 
fammlung ber Abteilung SKünfter proflamierten ©ta* 
tuten befinbet ftd^ ein sßaragraplj, melier beftimmt, bafc 
bie ÜKitglieber beS SJorftanbeS Don einer ausbrüdlid) ju 
biefem SBe^ufe anberaumten ©eneralöerfammlung auf 
brei $al)re gen>ä^It werben. S)iefer üftobuS ift in unferer 
Abteilung unbefannt; fyättt er bamals aud> Ijier beftanben, 
fo wäre öietteidjt mancher Schaben Der^ütet worben. 1 ) 

@iefer$ ftarb im SWoöember 1880, unb bie Seitung 
be$ SSereinS übernahm ber 2Wann, ben wir ju unferer 
aufrichtigen greube nodj fyeute an feiner Spifce fefyen, unfer 
attoerefjrter SJirettor #err Pfarrer Dr. SWertenfi. ©eine 
Sefdjeibenljeit ift ju befannt, als bafc id) mi<$ herleiten 
ließe, burd) eine ausführliche Darlegung feiner SBerbienfte 
xi)ti ju »erleben. (Einige SBemerfungen mufj er mir jebod) 
geftatten. Unorbnung in ber 33ibliotl>ef unb ben übrigen 
Sammlungen, Unorbnung im SRedjnungSWefen, ©djulbennot, 
Unmut ber treu gebliebenen 2Witglteber — ba$ alles war 



') 5luö Sßietät gegen meinen früheren Seljrer mödjte idj bie 33emer* 
fung madjen, bafj ©teferä in feiner (Stellung aU SBereinäbirector bad 
ttriffenfdjaftltdje £eben in einem großen $(jeüe Seftfalenä in me&rfad)er 
Sfjieljung fiarf geforberr, unb bo§ er namentlich aU Leiter be$ früheren 
ÜDiöcefan-tfunfioereinö eine ebenfo umfaffenbe wie erfolgreiche ^^artgtett 
entfaltet fyat. 3)iefe unb anbere SBerbienfte gleiten manc^eö anü, waö 
befonbere Serfjältniffe unb aud) hit Ungunft ber 3ett »erfdjulbet $aben. 

&er SSereinäbirector. 



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169 

eine nid)t fc^r aerlodenbe (grbfd&aft unb Ijätte einen SKann 
Dort weniger QbealiSmu« unb Dpferftnn moljl jurüdfd&reden 
fönnen. SDhitig §at er inbeS bas @rbe angetreten unb baburd) 
ben SJeretn, beffen gortbeftetyen gefäljrbet toax, gerettet. 
Unterftflfct öon bem ÄreiSgeridjtSrai ©panden, fotoie 
bem neuen föenbanten, fytxxn SBanfterSpancfen, unter* 
jog er ftdj ber muffeligen Arbeit, über ben JBefift unb bie 
33erpflid)tungen be$ S3ereinS JHarljeit gu gewinnen, unb 
nad> fünf Qaljren t)atte er bie ©enugtljuung, bie ftnanjieHen 
©djnrierigfeiten burc§ gutoenbungen ^ cr $romnjiallanb* 
ftänbe, nicfct minber burd) ba$ anerfennenätoerte Entgegen* 
fommen ber firmen ©d)öningl)*?ßaberborn unb JRegenSberg* 
2Rünfter beinahe gehoben ju feljen. $nbem ct c ^ ncn neucn 
SJorftanb fdjuf, bie in üWfinfter bereit« feit 1862 ttblid&en 
SBinterDorträge einführte unb tmeberum SBanberöer* 
f am mlungen tyiett, braute er frifd)e$ Seben in ben 85er* 
ein, gab feinen ÜJHtgliebern toieber 2Wut unb ÄrbeitSfreu* 
bigfeit. 2Bat)rIi<i), mit fflefriebigung fann er l)inbli<fen 
auf ba$, maS unter ü)m unb großenteils burdj ityn 
geleiftet toorben ift. $n ber Steige ber toäf)renb feine« 
Dir ef torateS öeranftalteten ©eneralöerfammlungen, 
bie ber SRegel nad) mit einer HuSftellung üerbunben 
waren, ift bie heutige bie jttölfte. Die Qatji ber gehaltenen 
Vorträge bejiffert fidf) auf meljr al$ 140. Die üon 
SWertenS unb bem jeweiligen Direftor ber ©d>mefterabtei* 
lung SWfinfter rebigierte SBereinSjeitfd&rift nimmt unter ben 
jaf)lretd)en ätjnlidjen Sßublifationen eine angefeljene ©tellung 
ein. 1894 erfd)ten bie ©dflußabteifung beS ftarfen, bie 
^aberborner Urfunben bis jum ftaljre 1300 umfaffenben 
4. SanbeS be$ 5Beftfältfd)en Urfunbenbud&e$, an 
beffen Bearbeitung fid) auefy *ßaberborner £>iftortfer, nämlid) 
außer ©ieferS unb SKertenS ber #rei$gerid)t$rat 
©fanden unb ber ©raf Q. ö. äffe bürg, beteiligt Ijaben. 
Der SKitglieberbeftanb, welker 1880 auf 185 Ijerunter* 



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170 

gefunlen war, beträgt jefct ba$ Doppelte. Die Sammlungen 
ftnb ttad) SWaßgabe ber verfügbaren STOtttel unau«gefefct 
burd) Slnfauf unb crfrculic^crtoctfc aud) burd) ©djenfungen 
Derme^rt korben. Da« SWufeum tft bei feinem befrei* 
benen Umfange redjt reichhaltig unb burd) #errn JBanfter 
©p an den muftergültig eingerichtet. Sin befonbereS ®e* 
wid)t legte unfer Direftor üon Anfang an auf bie fadjge* 
mäße Erweiterung ber SBtbliotlje!, welche juerft burd) ben 
toerftorbenen Sßrofeffor #ülfenbed, bann in jüngfter 3eit 
burdj fterrn Dberpoftfefretär ©tolte mit großer Sorgfalt 
fatalogtftert würbe. $n biefem Qfa^re fd^enft #err ©tolte 
bem herein gewiffermagen als ängebütbe ju feinem SMegen* 
fefte eine weitere, ebenfo öerbienjt» ate mü^eDoBe Arbeit, 
nämltd) ba« $erjetd)ni£ ber Strcfctoalten, welche« bie 93c* 
nufcung unfereS Slrd)to3 wefentlidj erleichtern wirb. 

#infid)tltd) ber ©teDung be$ JBereinS nadj äugen fei 
nod) bemerft, bag er, wie er 1872 ftd) bem ffieftfälifdjen 
Sßrotnnjtalüeretn für ffiiffenfdjaft unb ffunji angeglie* 
bert f)at, fo aud) in ber 1896 burd) bie 3<mtiattoe be« 
$rof. ftintt, be« bamaligen Direftor« ber Abteilung 
üßünfter, in« Seben gerufenen #iftorifd)en* unb Älter* 
tum«tommtffton üertreten iji. Ob unb inwieweit freiließ 
bie ffiirffamleit biefer beiben ßommtfftonen für ben herein 
al$ folgen fegen«reidj iji, fann erft bie 3*rtunft lehren. 

©eit 1890 Ijat ber ^roüinjiallanbtag ber «btei* 
lung ^aberborn jäl)rltd) eine Unterftttfcung t)on 1000 2ßarf 
jugewanbt. Darin liegt eine eljrenbe Änerlennung unfere« 
©treben«, unb wir bürfen woljl bie 3 uöer Wt §egen, bag 
bem herein, folange er fid) felbfi treu bleibt, jene Unter* 
ftüfcung nid)t entjogen werben wirb. 

Da«felbe ®efttl)l be« Dante« unb be« Vertrauen« 
§egen wir gegenüber ber©tabt*ßaberborn. 1889 über* 
lieg bie ©tabt bem herein jur Unterbringung ber SBiblio* 
tl)et unb be« Ärd)to« brei Ääume im fog. 8rd)togebäube, 



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171 

unb fünf Safyxt ft>äter bereitete fie fämtlidjen Sammlungen, 
aud) bem SWufeum, in iljrem ftattlidjen Statfjaufe ein 
mürbigeä $etm, fo ipfirbig, rote es ein jtpeiter bem unfrigen 
gleicher JBerein faum beftfcen mag. 

Sßaberborn ift in feiner äußeren ffinttoicfelung hinter 
mehreren ©täbten beS ©adjfenlanbes, mit benen es eljebem 
ungefähr auf gleicher (Stufe ftanb, weit jurttdfgeblteben. 
Sebod) als Pflegerin ber leeren ®üter beS SebenS, als 
JBifdjofSftfc, als ßentratyunlt fö* bh JBermittelung nuffen* 
f$aftlid)er JBilbung unb für ttriffenfd&aftlid&e JBeftrebungen 
nimmt bie alte *ßaberftobt nod> immer einen hervorragen* 
ben ?ßlafc ein. S)a§ fie aber biefen *ßlafc einnimmt, baju 
Ijat ntdjt an lefcter ©teile ber 8ltertumSt>erein beigetragen. 
2)aljer barf td) mit vollem föedjt bie Unterftfifcung biefeS 
SJeretnS feiten« ber ©tabt als eine tüotyfoerbiente unb 
moljlangebradjte bejeidjnen unb alle biejenigen, melden bie 
©)re SßaberbornS am #erjen liegt, aufforbern, ben JBerein 
aud) toetterfjin nad> Äräften ju förbern. 



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V. 

SSUJelm ©icgfrtcb Slboif Spanten. 1 ) 

©ine ßebcnSftijäC. 



Sott 

tttlljelm Hinter, 

Dberleljrtr am ©gmttaftum gu SPaberoorn. 



« i o g y cH K » a » i » 



ffiäfjrenb ber Iefeten ftaljre marb mir bei meinen ge* 
fd)id)tlid)en Oforfdjungen bie ftreube ju teil, genauer (Sin« 
ftdjt ju gewinnen in ba£ ©Raffen unb SBirfen eine« SDtan* 
neS, ben id) wegen feiner SSerbienfte um bie §etmat* 
lidje @5e f d^td^te unb unfecen SSerein je länger befto 
työljer fdjäfcen lernte. $$ meine ben 1886 toerftorbenen 
ÄreiSgerid&tSrat a. 3). ©fanden. $u feinen Sebjeiten 
§at e$ if)m an Anerkennung nidfjt gefehlt: bie SBiffenfdjaft 
e^rte iljn burd) bie SBerletyung be« (EljrenboItorbtplomS, 
ber SBerein burdf) bie (Ernennung jum ©Ejrenmttgliebe. 

©eit feinem £obe finb breijefjn Qa^re vergangen, 
unb nod) Ijat niemanb fcon benen, meld&e i^m im Seben 
nüljer ftanben, bie ©igenart feiner ?ßerfönlid)!cit, foroie 
feine SBebeutung für ben SBerein unb bie ©efdfjidjtsfunbe 
in einem Stefrologe barjulegen unternommen. SBenn idf) 
atfo einer löblichen ©itte folgenb bem £oten einige ©e* 
benfblätter nribme, fo entrichte id> ni$t allein ben Sxibut 
meiner eigenen #od()fd)äfcung unb Itantbarfeit, fonbern 
trage audjjugleidj im SWamen beS SBereinS enbli^ eine 
alte @f)renfd)ulb ab. ßtoar $<** *$ i^n nid)t per* 



*) 6ie$e fein Sßorträt an ber ©pifce ber bieajäljrigen Sritfdjrift! 



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173 

fönlid) f cnncn gelernt, inbe« id& Ijoffe , einerfeit« burd§ ba« 
©tubium feiner $u6Itfattonen unb feine« Stadfclaffe«, an« 
berfeii« burd> münblid&e ©rfunbtgungen biefen üKangel nad) 
SWöglic^fett au«gegltd)en ju §aben. 

©ifljelm ©iegfrieb Äbolf ©panefen entflammte einer 
im Sßaberborner Sanbe Qlteingefeffenen ftamilit, au« tt>el* 
d>er im 17. unb 18. Qfaljrljunbert mehrere üßitglieber al« 
richterliche SBeamte tljätig ttmren, anbere fid) bemDrben«* 
flonbe toibmeten. Cr erblidfte ba« 2id)t ber SGBctt am 
9. Dejember 1803 in bem freunblidjen, an gefd)td)tltd)en 
Vorgängen unb (Erinnerungen reiben ©täbtdfjen SBüren, 
»o fein SBater, $gnaj ©pandfen, bie ©teile eine« ©tabt* 
unb 2anbgerid)t«affeffor« befleibete. Obgleich er eine nid&t 
gerabe robufte Sßatur befaß, fyat er bod) md)t nur feinen 
älteren ©ruber, fonbern aud) fcier Don feinen fünf junge* 
ren ®efd)ttrifiem überlebt, ©ein SSater ift 1856 im Ijo^en 
Älter öon 86 Qfö^ren geftorben. 

5>ie 83ermögen«t>erl)ältntffe be« Äffeffor« Qfgnaj ©pan* 
den maren bgrart, bafc er trofc feine« mäßigen Dienftein* 
fommen« feinen brei älteften ©öljnen ba« ©tubium ber 
Siebte ermöglichen fonnte. — Sßa^bem unfer SBityelm im 
§erbjl 1819, alfo nod) nidjt fed)je§n ftaljre alt, ba« $a* 
berborner ©tymnaftum abfolüiert §atte, ging er im 
fcprtl 1820 nadtj ©öttingen. #ier Ijörte er neben ben 
juriftifd)en Kollegien aud) SJorlefungen über ben beutfdjen 
©til unb M jeid)nete ftd) bei ben bamit uerbunbenen praf* 
tifd&en Übungen Dorjfiglid) au«", gerner trieb er *ßolttif, 
©Eperimentalp^fif, mittlere unb neuere ©efd)i<$te, ©eo* 
grapljie, (Ethnographie unb ©tatiftil. Die Don ben *ßro* 
fefforen iljm au«geftellten Seugniffe rühmen ofyte Au«* 
na^me feinen gfleiß unb feine Slufmerffamfett. 3 ur Qforfc 
fefcung feiner ©tubien begab er ftdfj nad) einem #al)re nad) 
SJonn, im ÜWai 1823 nad& ©tefjen. 

3fm Oftober be« lefctgenannten ftatjre« beftanb er bie 



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174 

8u«fultator Prüfung mit bem^räbifate „öorjügltcfc gut". 
$a« *ßrotofoU erflärt, baß er „bie itym vorgelegten fjra* 
gen mit einer fcltenen ©etoanbttjeit unb ©rünblidjfeit be* 
antwortete, jugleidj aud) eine üorjüglid&e Seurteilung«* 
gäbe unb fc^r gute Äenntni« ber Iateinifdjen ©pradje 
geigte, fo baß er eine gang Dorjüglid&e Qualififation jur 
SBiflfatjrung feine« ©efudje« um 3 u ^ a ff un 9 a & ÄuSfuIta» 
tor nadjgettuefcn t>at". Sftad) jmeijä^riger Sefdjäftigung 
am £anb* unb ©tabtgeridjt feiner #eimat nmrbe er im 
Dftober 1825 jum SReferenbar ernannt. 

Sftadjbem er ju Anfang be« 3?al>re« 1827 jtoei SWonate 
al« „$ülf«*3nquirent" bei bem Qfnquifitoriat ju#erforb 
gearbeitet, bann fi<$ vergeben« um bie 3lffefforftelIe bei bem 
Sanb* unb ©tabtgerid&t in ©arburg beworben, mürbe er im 
SWooember 1827 auf ein $a§r gegen eine Sergütung Don 400 
V)lx. al« §ülf«rid)ter nad) Softer gefdjitft; erfdjiebmm 
Ijier mit bem amtlichen 3eugni« „eine« auf folibe {RedjtS* 
unb @efd)äft«fenntni« gegrünbeten rüljmlidjen gleite« unb 
moraltfdjen Setragen«", Starauf arbeitete er nrieber am 
©eridjt in Suren, bi« er im $)ejember 1829 ein Äom* 
mifforium in SBarburg erhielt; au« Suren entließ man 
ü>n mit bem „Sebauern, in ber *ßerfon be« #errn Ober* 
IanbeS* ©eridjt« »SReferenbarü ©panden einen ausgezeichnet 
tüdjtigen Quriften unb fleißigen, prafttfdjcn Arbeiter ent* 
beeren ju muffen". Sftad) einem weiteren furjen $om» 
mifforium in Sielefclb erlangte er jum 1. 2ßärj 1831 
bie lange gemünfdjte Aufteilung al« Sffeffor am Sanb* 
unb ©tabtgertdjt ju SBarburg mit einem 3;al)re«gel)alt 
Don 500 S^lr. 

©o folgte benn auf ba« SBanberleben enblid) eine 
3eit ber SRulje. $n bem neuen 2Birfung«frcife blieb er 
7 '/2 3 a § re - 1835 grünbete er einen eigenen $au«ftanb, 
inbem er fidf) Dermalste mit feiner Eouftne Slugufte, ber 
Eodjter be« 3rieben«ric^ter« ©il^elm Stnton ©panden. 



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175 

Unmittelbar nad) feiner feften Aufteilung, im üKai 1831, 
trat er bem öon feinem JBatcr 1824 mitbegrünbeten ! ) 
93erein für ©efdjidjte unb «Itertumöfunbe SBeft* 
falenS bei; baS Diplom ift unterjeidjnet öon bem „33or* 
fifeenben" be$ SereinS, bem JDberpräftbcnten ö. SSincfe, 
unb bem SDomfapitular SWetyer, bem SDireftor ber Abtei* 
Iung *ßaberborn. 

©ein lebhaftes SerftänbmS für bie Aufgaben unb 
SBeftrebungen be$ 35erein$ f)atte er bereite einige Qa^re 
früher belunbet. 1828 toeröffentltd)te er nämlid) in ,, ©i* 
gartbs Ärd&ito", bem bamaligen 33eretn$organ, bie älteften, 
bis baljin ungebrudten M Privilegien unb Statuten 
ber ©labt Suren". 2 ) SDiefer Huffafe ift für iljn djaraf* 
terijtifdj: bie <£rforfd)ung redjtlidjer SBerfjältniffe 
aus urfunblidjen Quellen blieb eine SieblingSbefdjäf' 
tigung feines ganjen SebenS. 9Wd)t minber bejeicfynenb 
erfdjeint es freiließ, bafc er Dolle 26 #al)re Dcrgcljcn liefe, 
bt$ er abermals mit einem Seitrag tyeroortrat. Ü)iefer 
jmeite Seitrag, meldjen er 1854 in ber „3eitfd)rift für 
üaterlänbifdje ©efdjtdjte unb ÄltertumSfunbe", bem neuen 
SereinSorgan, jum 8bbru<! braute, ift betitelt „Qnx 
©efd)td)te ber ©djüfcengefellfdjaften 11 . 3 ) 

©er ©panden nidjt genauer fennt, möchte biefe lange 
<ßaufe öielletd&t befrembenb finben unb ben ©runb in ber 
Serminberung feines ftntereffeö für bie ©efdjidjte fudjen. 



l ) SSergl. oben 6. 156. — 3u ber ©rünbungggefdjidjte fei nodjträg« 
Hdj nodj ffolgenbed bemerft. fcoffmann oon goüer «leben (Wein 
&ben, 33b. 1. <S. 221) erjagt, eT Ijabe im «pril 1820 in Sßaberborn 
©eljrfen, in S3öfenborf Sluguft öon £artljaufen bcfudjt. „3n Wörter 
teerte i<§ M $aul SBiganb ein. 2Bir fpradjen m'el über einen gefdjidjt« 
Iidjen herein SBefifalenä, ben er inö öeben rufen muffe, ©päter teilte 
id) tfrai meinen Entwurf mit". 

*) Söiganbö 8rd)io III». ©. 29 ff. 

*) Söeftf. 3*itf$r. 53b. 15. ©. 306 ff. 



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176 

Da§ jebodf) eine fotd^e Annahme DoUftttnbig unjutreffenb 
fein würbe, jeigt ein SBtidf in feine fianbfdfjrtftlid&en 
(Sammlungen, wetdfoe ein anfdjauttdje« ©üb Don feiner 
ÄrbeitSluft unb ©djaffenöfreube geben, weldje beweifen, 
bafj er unabläfftg bemüht war, feine gefd&idjtlidjen Sentit* 
niffe ju üerttefen, feinen ©efidjtsfret« ju erweitern, ftd& 
namentlich über bie alte SCopograpljie, fowte über bie 
ehemaligen ©runbbefifc* unb @erid)t$üerl)ältniffe 
be$ gffirftbiStumS 5ßaberborn Älar^eit ju fcerfd&affen. ©ie 
au« gelegentlichen Cermerfen §erüorge!jt, forfdjte er be* 
reit« 1830 nad& bem ©üterbefifc ber Älöfter JBöbef en unb 
S)al^eim. Ofrütj ejcerpierte er femer jwei #anbfd)riften, 
„welche au« ber ©ibliotljef ber Stbtei Stbbing^of ber 
*ßaftor ©üer« in ffieftyeim befifct". 2ßit ganj befonberer 
SBorliebe betrieb er ba« ©tubium ber ©efdjidjte feiner 
SSater ftabt Suren unb be« efjebem bort anf äffigen Abel«* 
gefätecljte«. ffiäfjrenb bte ©djriftjttge ber „SRcgcftcn jur 
@efd)id()te ber (Sbelljerren t). Suren" bie jitternbe 
$anb be« ©reife« verraten, gehört ba« forgfältige „SRe* 
pertorium be« SBürener ©tabtard&it>«" unjweifel* 
§aft ju feinen ®rftling«leiftungen. @benba«felbe gilt öon 
bem „SRepertortum über ba« Urlunbenbud) ber 
Äanonie ©al^eim" unb bem „SRepertorium über 
ba« Urfunbenbud) be« Älofter« XBormeln". SDa« 
finb fämtltdf) muftergültige, mit ebenfomel Urteil al« geit» 
aufwanb ^ergeftettte Arbeiten; überall finben wir bie gleite 
©auberfeit unb $ierli$fcit ber ©djrift, bie gleite Älar* 
Ijeit unb ©ewanbt^ett im 8u«brudf, bie gleite #errfd)aft 
über ben ©toff, bie gleite Siebe jur ©ad&e; aCe« ift be* 
ftimmt unb abgefdjloffen wie ba« befte üKanuftript, wel* 
d)e« eben in bie ©ruderet gegeben wirb. SBertüolI ftnb 
audj bie SR eg ift er, wetdfje ben ©ebraud^ jener SRepertorten 
nid&t unwefentlid) erleichtern. Sie fefjr ©panclen gerabe 
biefe Art arbeiten liebte, geljt barau« §er&or, bafj ernodf) 



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177 

m feinen fpäteren Qaljren ein ausführliches „Sßerfonen-, 
Ort«* unb ©adjregifter überbaSju (Erpernburg 
aufbewahrte ttrfunbenbudj beS ÄlofterS ©abelen" 
mit großer Sorgfalt aufgearbeitet Ijat. Die „SWateri* 
alien jur ®efd)td)te ber ©tabt ffiarburg" oer* 
banten {ebenfalls feinem bortigen Aufenthalte ifjren Urfprung. 
3fn ben ©pandfenfdjen Sammlungen ift ein« ber in» 
tereffanteften ©tücfe ein Eollectaneen'SBud§, toeldieS, 
Don iljm in feinen jugenblidjen 3af)ren begonnen unb nodf) 
im ljof)en Älter ergänjt, Bufjeidjnungen enthält aus bem 
langen Zeitraum Don mef)r als fünfjig ftaljren. ßs giebt 
fcuSfunft über alle möglichen Dinge unter Angabe ber 
Quellen; ben Äern bilbet baS 33erjeid)mS f amtlicher in 
Urtunben, #anbfd)riften unb Drudhoerfen ernannten Ort» 
fdjaften beS ?ßaberbomer fianbeS. (Es giebt 3 CU 8* 
nis üon bem unermübltdjen ©iffenSeifer, ber SSielfeitigfeit 
unb SBelefenfjeit, bem prattifdfjen, orbnungSliebenben ©inne 
feines SSerfafferS. Die erfte ©eite trägt als SWotto einen 
ÄuSfprud) oon ©oet^e: 

„ £riebft bu bod(j balb bieS , balb baS ! 

SSar es ernftltdj, war es Spafc? 

Dag id) rebtidf) midfo befliffen, 

©aS aud& werbe, ®ott mag's nriffen. " 
Dann meint er mit Dtrib: „Et pius est patriae 
facta referre labor" unb öerftd&ert mit ÄufoniuS: „Nee 
laudem affecto, veniam peto". «IS ©reis aber citiert 
er mit p^ilofo^ifc^er Ütulje baS Dictum: 
„ffiiner adfjt'S, 

Der anbre üerlad&t'S, 

Der britte betrad&t'S, 

Was malt'S?" 1 ) 

*) ©pawfen Hebte cö , ©runbfäfce praftifdjer Sebenäwetäljeit unb 
gefjaltoofle 9tuefpriid)e bebeutenber ÜRänner nid^t nur anfeuaetc^nen, fon- 
bem au$ bei geeigneter Gelegenheit im ©efpräd)e $u oerwerten. 
LVII. 2, 12 



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178 

SWad> tiefen tum £eil aorgreifenben Ausführungen 
lönnen wir leidjt bteftrage beantworten, warum ©pandten 
au« bem wo^lgefttflten ©d&afce feine« SBiffen« fo ©enige« 
unb biefcö SBenige üerl>ältm«mäfjig foät ber Öffentltdtfeit 
mitgeteilt l>at. ©r trieb nämltd) feine 2iebling«ftubien 
nid&t fo fe§r jum Qtütd ber SBeröffentlidjung, al« ju fei« 
ner eigenen 3freube unb Sele^rung. $ierau« erttärt ftdj 
aud) bie SWannigfaltigfeit feiner arbeiten, erllärt ftdfj wei« 
ter^in bie Sljatfadje, bafe er ebenfo luic ©ehrten, bent er 
in biefem fünfte burd&au« gleidjt, lein SBert Don gröfce* 
rem Umfange in Angriff genommen ober jum Äbfdtfujj 
gebraut \)aU 

Äe^ren wir nun jur Betrachtung feine« äußeren 2e* 
ben«gange« jurttdf! $m Buguft 1838 würbe er jumfianb* 
unb ©tabtgerid)t«rat ernannt. SDie SBerfefcung nadf> ©alj* 
lotten lehnte er ab, erflärte ftdf) aber bereit jur Über« 
nannte ber burd) bie <ßenfionierung feine« Sater« erlebig« 
ten, mit einem ©eljatt oon 700 Xfylx. Derbunbenen erften 
ÄffefforfteDe beim £anb* unb ©tabtgertdjt juJBüren. SWur 
ungern gab er feine bisherige ©teflung auf. fflbenfo um 
gern verloren ifjn i^rerfeit« bie SBarburger, bie tljn nidjt 
allein wegen feiner ridjtertid&en (Jigenfdjaften fdjäfcten, fon* 
bem aud) wegen ber guten 3)ienfte, welche er ber ©tabt 
Ieiftete al« SWitglieb be« ©tabt&erorbneten*ffoUe* 
gium«. ö^re Semül>ungen, iljn ber ©tabt ju erhalten, 
waren erfolglo«. 1)er ftufttjminifter, an welken pe ftd) 
wanbten, fpracfy jwar feine ©efriebigung barüber au«, 
ba& ©panefen „ftd) burd) fein Sffiirfen ba« Vertrauen unb 
bie Artung ber ©eridjt«eingefeffenen ju SBarburg erwor* 
ben unb ftdtj um ba« 2Bol)l ber ©tabt uerbient gemalt 
l)abe", erflärte mbe«, „bie befonberen SSer^ältniffe, in 
betten ftd^ ba« fianb* unb ©tabtgerid)t ju Suren befinbe, 
unb bie guten ffiigenf djaften ©pandfen«" matten beffen 
SBerfefcung im Qfntereffe be« S)ienfte« erforberlidf). S)ie 



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179 

XBarburger SBürgerfdjaft banfte bem ©d&eibenben burdjbte 
Verteilung be« 6f)renbürgerred)te«. 

©o ftebelte benn ©pancfen 1838 nadj feiner ®eburt«* 
pabt über, wo er ad^tje^n ftaljre bleiben föllte. $m De« 
jember 1840 oerlor er nad) nur fünfjähriger <Jf|e feine 
erpe grau; bie beiben Äinber au« biefer ßl>e waren be* 
reit« brei Qfaljre öor^cr in SBarburg geftorben. 1844 Der* 
mahlte er pd> jum jmeitenmal, unb jwar mit Ämalia 
SKat), ber Softer be« Sieutenant« ftoljanne« ftarl ffiil* 
Ijelm SWalj. Diefe SSerbinbung würbe mit fieben Üinbern 
gefegnet. 

Da« Seben in bem Pillen Sanbftäbtdjen mar eintönig, 
aber für ©panefen bei feiner Denftmg«art unb Jöebürfni«* 
loftgfett nidjt unangenehm. Äl« SRidjter erwarb er ftd) 
al«balb bie #od>ad)tung ber ganzen Se&ölterung. Sein 
leutfelige« unb l>erablaffenbe« SBefen, feine fteieflhilje unb 
Sefonnenljeit, feine überlegene ffiinftdjt, fein aübetannter 
®ered>tigfeit«pnn fcerfd&afften i^m in allen Greifen ein un* 
begrenjte« Vertrauen, unb felbp ber oon SWatur mifj* 
trauifd>e Sauer entfd&ieb fic^ in jweifetyaften ftäflen nic&t 
feiten baljtn: „^>ei Ijet et fagt, un fau bltoV. Qfn fol- 
gern aWafce fonnte ba«£anboolf aflerbing« einem 9ßamte 
vertrauen, ber freimütig genug mar, einem über ben un* 
günpigen Hudgang feiner $rojeffe pdj betlagenben ftret» 
$errn in« ©epdjt ju fagen: „Da« SRedjt tennt feinen Un- 
tertrieb, ob ffibelmann ober Sagelöljner". — Die SBüra« 
ner ehrten \\)i\ 1843 burd) bie ©aljl jum ©tabtoer* 
orbneten. 

Unter biefen SSer^ältniffen tjatte er um fo weniger 
@runb, vorläufig eine änberung feine« ffiof)npfce« }u 
wünfd>en. 1844 bot man tfym eine 3Hd)terpetle in *ßeter«« 
l>agen an, 1845 be«gtei$en in Sttie^eim, bod) er blieb 
in SBüren. 

(£tnen wenig erfreulichen Huftrag braute tym ba« 

12* 



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180 

tolle 3aljr 1848. SDer ftrei« Stiren mahlte i$n nämltdj 
mit großer ©timmenmeljrtyett jum Slbgeorbneten für bie 
preußifd&e Sflattonal&erfammlung in Serlin, unb obtüoljl 
er baS Auftreten in ber Öffentlic&feü im allgemeinen nid&t 
liebte, ließ er ftd& bodf) jur Annahme ber SBatjt belegen. 
Daß freiließ gar manche feiner ffiäljter fiel) in ityren Cr* 
Wartungen arg entläufst fe^en unb i^m menig Dan! nriffen 
mürben, barüber tuar er ftd) burcfyauS Mar. Unb fo ge* 
fdfcalj es. Denn er ftanb jroar grunbfäfcltdj auf bem SBo* 
ben be$ gemäßigt* liberalen Programms, empfanb aber 
gegen bie Übergriffe unb überfpannten Qforberungen ber 
liberalen einen folgen ©iberttriflen, baß er bei tmdjttgen 
Äbftimmungen ftctd mit ber SRedjten ging. SBte fe^r feine 
Haltung öiele fcerfttmmt Ijatte, würbe iljm burdfc eine SKiß* 
trauend «Äbreffe unb baju eine« frönen ÄbenbS burdj eine 
in berartigen ft&ütn beliebte Ooation unjweibeutig na^e 
gelegt. 1 ) 

3um 1. April 1850 erhielt ©panden feine ©rnen* 
nung jum ÄreiSrtdjter unb ben £itel „ ÄreiSgeridfctSrat 41 . 
I)ie Skrfefcung nadf) 9Metberg lehnte er ab. Sunt *• 3 a * 
nuar 1857 berief man tljn mit einem ®ef)alt öon 900 2^1r. 
an ba$ Jfreiögeridjt ju *ßaberborn. 

SWit melden gefd)id)ttid)en Arbeiten er ftd& roäljrenb 
be« Aufenthaltes in SBttren befd&äftigt fyat, fonnte fd^ott 
angebeutet werben. Stußerbem »erfaßte er bamal« bie 
roertooffe Hbfjanblung über „bie eingegangenen Hn* 
fiebelungen im ©tntfelbe, im angrenjenben S)ie« 
melt^ale unb in ben #errf dfjaften SBüren unb 



*) 3118 bie Ungufriebenen bte $afcemnuftf in Scene festen r war ber 
©efeterte gerabe abwefenb. 5)a madjte ftatt feiner bie refolute grau 
£anb- unb (gtabtgeridjtflrat bie £onneur8. Dbgteia) aufd Ijödrfte ent- 
ruftet, flünbete ße fdjnell gwei ßerjen an, trat mit benfelben an ba« 
offene genfter unb bebautte fidj in Ijöfiidjeu SBorten für bie (£l)re, bie 
man iljrem abwefenben SKanne artige. 



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181 

ffietoelsburg". &ucf> ber jfingft quo feinem Sßadjlajj 
öeröff entließ te Äuffafc über „ba3 SM oft er ber Siftcr* 
jienfer * SWonnen ju ^olt^aufen bei SBüren" 1 ) 
mag ber $auptfad()e nad) in jener Qtit getrieben fein, 
ftreubtg begrüßte er bie 1847 unb 1851 öon 6rt)arb Ijer* 
ausgegebenen jmei SBänbe Regesta historiae Westfaliae; 
ftd)erlid> Ijat fein tüeftfältfd&er @ef3}idf)t$forfdf)er biefelben 
getmffenljafter burd&gearbeitet unb grünblidjer ausgebeutet 
als gerabe er. 

Sleue Anregung ernmd&S i^m aus ber SJerfefcung nad) 

Sßaberborn, bem ©ifce De« »ttertumSüereinS, beffenfiet* 

tung feit $al>resfrift in ben $änben beS rührigen ®\)tn* 

naftalletyrerS ©ieferS lag. fficnngleid) ein erheblicher 3(1* 

terSuuterfc&ieb, nod) mef)r aber bie SBerfdjiebenljeü beS 

Cl>araIterS unb ber gefamten fiebenSauffaffung beibe 2Wän* 

ner trennte, tnityftc bodj baS gleid) tuarme ftntereffe für 

bie heimatliche @efdfjid)te freunblictye Sejie^ungen jtmfdjen 

tynen. D^ne ßroeifel mar bei biefem SJerljältniS ber 33er« 

einsbireftor ber gettmmenbe £eil; wenn es i^m aber ge* 

lang, bie 3fttt)igfeiten unb Sfenntniffe ©pandfenS meljr als 

bisher für ben SSerein nufcbar ju mad&en, fo entftanb 

barauS audf) für ©pandfcn ein nidjt ju unterfdjäfcenber 

Vorteil, namentlid) ber SJorteil neuer geiftiger Anregung 

unb neuer Serbinbungen. SEßir geljen faum feljl mit ber 

Annahme, baß ©teferS es war, ber if)n 1858 jur Über* 

nafjme ber SRenbantur unb jur regeren üßitarbeit an 

ber 3eitfd)rift beS 33eretnS beroog. 1858 öeröffent* 

lichte ©panefen intereffante „3fu$jüge aus ber ©j)ro* 

nit beS SruberS öon flöln'V 2 ) beffen Sefanntf^aft 

et offenbar feinen ©tubien über Wobeien üerbanfte. Drei 

$al)re fpäter erbradjte er in ber 35ereinSjeitfd)rift ben 95e* 



l ) ffifftf. 3«tf*r. S3b. 56 \ €. 1 ff. 
■) SBcftf. ScitWr. SBb. 19. 6. 187 ff. 



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182 

tt>et$, bafc ba8 felbft Don SEBiganb nic^t richtig beurteilte 
„Ütegifter ©arad&oS ein Iittcr arif d^er SBetrug be$ 
©efdjtdjtfd&retberSftolj. Ortiebr. Jallc 11 fei, unb wieg 
jugleidf) nadj , au$ tueldjcn SBeftanbteiten ber Sfälfdfjer btefeS 
SWadjroerf, ba$ bic ®elef)rten fo lange irre geführt, ju* 
f ammengefügt fjabe. 1 ) @* ifi ein fd&arf finniger, abfeilte* 
feenber, in ©ejug auf bie üßetljobe ber 33ett)eiSfiHjrmig 
unb bie SBeljerrfdjung beS ©toffeS vortrefflicher Sluffafc, 
beffen ftdj ein *ßrofeffor ber ®efd)id)te fürroaljr nidjt ptte 
ju fcljämen brausen. #ier jeigte er jum erftenmal feine 
ausgebreitete CiuellenfenntniS unb feine SBertrautfjctt mit 
ber mittelalterlichen Topographie. SDie 3 e üfä) r ift öom 
ftaljre 1873 enthält au« feiner %tbtx jtt>ei Heinere S3ei* 
träge: „3ur ©efd&id&te ber SSögte beS ©tifts ©e* 
fefe" unb „Sin ?ßrojejj über ben ©enbljafer au& 
bem ^aljre 1439". 2 ) 

Qm SftoDember 1873 feierte er in Dotier förderlicher 
unb geiftiger Srrifdje ba$ fünfjigjäljrige Dienftjubiläum. 
©eit 1863 im Sejife be$ föoten «blerorbenS 4. klaffe, er* 
f)ielt er bei biefem «nlafc Den SRoten Äblerorben 3. klaffe 
mit ber ©djleife. 

S)ie Saft ber ftebjig $a1)Tt brüctte ben Jubilar ntdjt 
attju ferner. @r befafc nodj immer eine außergetoötynlidie 
©pannfraft, ein ftaunenStoerteS ©ebäd^tniö, eine unoertoüft* 
lidje «rbeitöluft; auf bem ©ebiete ber ©efd&idjte §at er in 
feinen fünfjeljn legten SebcnSjaljren minbeftenä ebenfo Diel 
geteiftet als in feinem beften SWanneSalter. Stegen Anteil 
naljm er Dor allem an bem SBeftfälifdjen Urfunben* 
budje; baö bemeifen einerfeits feine Ijanbfdjriftltdjen SBemef* 
fungen, anberfeits bie topograpljifcfyen Sftadjroeife, tuelcfce er 
für bie 2. §älfte be3 4. 95anbe« biefeS QueüemoerfeS geliefert 



») Söcftf. 3ettför. 93b. 21. @. 1 ff. 

«) SBeftf. 3ettfdjr. 33b. 31 ». 6. 162 ff. 174 ff. 



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183 

Ijat. *) ÜWit lebhaftem ftntereffe lieft man in feinem Sßadjtag 
feine *ßolemtf gegen ©ilmanS toegen ber fog. Ab* 
bingljof er ftälfd&ungen. @r jeigt ftdfj öon bem 35erfaljren 
be$ ©etjeimen Ärd&toratS fo toenig erbaut, baß er in feiner 
SBtberlegung t)ie unb ba, feiner ©emo^n^eit ganj entgegen, 
bie SRulje verliert unb fogar bitter nrirb. ©o äußert er 
fidj einmal: „#err ©tlmanS fd^cint in feinen &u3ft>rüd&en 
md)t fe§r ffrupulös ju fein unb mandjmaf audfj über bie 
Folgerungen au« feinen ©äfcen leidet ^inmegjuge^en". 
Unb an einer anberen ©teile meint er: „(£S fdjeint übri* 
genS faft, als ob ber ©efjeime «rd&torat feine „(£rftn* 
bungen" felbft nid)t red&t geglaubt fydbt". 

SDaS ftnb freilid) nur leife Änflänge an jene Ärittf, 

bie ber SSereinöbireftor (SieferS in ben „SBemerfungen jum 

©eftfältfd&en Urfunbenbud&e" 2 ) unb in ber ©d&rift „3ur 

(Ehrenrettung be3 Qefuiten SWifotauS ©diäten" mit ber 

ganjen i$m eigenen rücfftd)t£lofen Derbheit an SBilmanS 

geübt Ijat. SBefanntlid) mürbe in bem litterarifd)en gelb* 

juge, roeldjer mit ber uoflftänbtgen SHieberlage be$ (Seljei* 

men 8rd)U)rat$ enbete, ber Singreifer roirffam unterftttfet 

burd) ©fanden, unb gerabe biefer Umftanb läßt bie liefe 

be$ Unmuts ernennen, meldten lefcterer über bie oon ©il* 

man$ fo leichtfertig in bie ©elt gefd&leuberten 93erbäd(j* 

tigungen empfanb. Denn ©fanden befaß nichts weniger 

als eine ÄampfeSnatur unb foürbe unter anberen Umftän* 

ben feine SWitroirfung in einem folgen Qmdt aller 3Baf)r* 

fäeinlid&feit nad& üerfagt ljaben. Übrigens ftnb bie 3Wit* 

teilungen, roeldje er (SieferS jur Verfügung fteüte, rein 

fadjlid) unb frei öon jegltd&er Qfnoeftiue; an ber &orm, 



l ) 3n bem Vorwort $um 4. Banbe Ijat ber Herausgeber, Ißrof. Dr. 
Sinfe, €>pancfeit$ SBerbtenfte um bie Ermittelung beä $opograpIjtf(f)en 
gebüljrenb anerfannt. 

») 2Beftf. 3eit[d^r. Sb. 37 ». 6. 166 ff. 23b. 38». ©. 103 ff. 



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184 

in roeldje bie Angriffe getleibet mürben, Ijatte er feinen 
Seil. !) 

Überhaupt tvax bie $olemif ein ©ebiet, baS er f>iM&ft 
ungern betrat, SttlerbingS Ijat er ben ®efd)id)tfd)reiber 
galfe als einen litterarifdjen Setrüger gebranbmarft, aber 
ettoaS SljnlidjeS finbet man unter feinen ?ßubltfationen 
nid)t jum jtpeitenmal. 8u$ in feinem SWac^Iaß begegnet 
man polemifierenben (Erörterungen äufjerft feiten; toenn er 
aber bie SWeinungen anbercr befämpft, fyat er ftets bie 
©ad)e, nidjt bie *ßerfon im Äuge, ©o polemiftert er in 
einer Äb^anblung über „bie Ärcfytbiafouate ber ©iö* 
cefe *ßaberborn" gegen Söttger, ber in feinen 3ror< 
fdjungen über bie ©eograptjie be$ Mittelalter^ t?on ber 
Hnfidjt ausgebt , ba§ bie f ircfylidje (Einteilung eine« Sanbe« 
urfprünglid) mit ber polttifdjen übereinftimme. ©em* 
gegenüber gelangt ©panefen jum folgenben (Ergebnis: „(ES 
ift unjmeifelljaft, bafe bei ber urfunblid) überlieferten (Ein* 
teilung ber *ßaberborner Ärcfyibtafonate bie ©augrenjen 
nidjt immer bzatyttt ftnb. (ES !ann a\xä) baS ^ufammen* 
tüirlen ber 8r$tbta!one mit ben (Saugrafen, vorauf ftd) 
Söttger l)inftdjtlid) ber Übereinftimmung ber ©au* unb 
ÄrdjibiafonatSgrenjen ftüfct, in biefer Sejie^ung nur fo 
lange Sebeutung gehabt jjabeu, als ber ßomttat in ben 
©auen nidjt jerftücfelt tuar, unb eine foldje gerftücfclung 
war in mehreren *ßaberborner ©auen urfunblid) fdjon im 
10. 3fal(r^unbert eingetreten 11 . 



l ) Söenn giufe in beut Vorwort gum 4. 33anbe be* 2Bcftfälifd)en 
Urhmbenoud)e0 , fo gut e$ gefjen mag, fid) beä ton ©ieferl tief gebemü« 
tigten JBitmanä annimmt unb beffen unbeftreitbare SSerbienftc fjcr&orfjebt, 
fo efjrt tljn baö alt? 9ftenfdj unb £iftorifer. Sluf ber anberen Seite fann 
jebod) md)t geleugnet werben, bag bie Abfertigung eine woljtoerbiente 
»ar, unb bajj ©ieferä ber wefrfälifdjen ©eföidjteforfdjuug bomit einen 
2)ienft erwiefen (jat. äujjer ©pantfen bürfte aud) ber öerftorbene ®raf 
o. Slfjeburg, brm ©iefer* befonber« nafje ftanb, bamalä fein ©djerflein 
beigetragen (jaben, »enngleidj fein SRame nidjt genannt ift. 



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185 

3)tefe «uSetnanberfefeung benmft nebenbei, bafc ©pandfen 
nid)t nur in ben altoertrauten Quellen unau«gefefct meiier 
formte , fonbern audj) bie neuere Ijiftorifdje Sttteratur in 
ben ÄreiS feiner SBetrad&tung jog. 

SBie feljr mag ben mit jugenblid&er Segeifterung für 
bie Aufhellung ber gefd&idjtlidjen SBcrgangcn^eit tätigen 
©reid ber fortfäreitenbe 83erfafl beS HltertumSöerein« ge* 
fdjmer jt Ijaben! Ober toax if)tn üieHeicfct ber 3«f*önb beS» 
felben fremb, fein ©djjidtfal gleichgültig? 2Bal)rli<$ nidjt! 
SJielme^r ijing er mit ganjer ©eele an bem SBerein, toel* 
djem er bereit« ein falbes Qaljrljunbert als STOitglieb an* 
gehörte unb jtoei Qa^rje^nte als Stenbant biente. SBie fein 
jweiter burd&fd&aute er audf) ben n>af)ren ©runb beS be* 
ftänbigen SiücfgangeS, erfannte inSbefonbere, bafc bie not* 
menbige JBorbebingung für bie ©efunbung ber SBedjfel im 
Direftorate fei. 

Der SSereinSbireftor ©ieferS ftarb im SWoüember 1880. 
©er lonnte unb tooflte fein SWad&f olger »erben? (ginige 
SWonate »or feinem 5Eobe Ijatte man fyxn auf berSrafeler 
93erfammlung einen Jfoabjutor mit bem SRed&te ber 9lacf|* 
folge gegeben in ber Sßerfon beS jefcigen 93ereinSbtreftor3 
©errn Pfarrer Dr. STOertenS. ffiar biefer aber fcfyon ba* 
mal« bebenflid), baS toenig öerlocfenbe Slmt ju überne^ 
men, fo nrndtfen nunmehr, als er öon jenem „{Redete" 
©ebraud) machen unb baS t>crt)etgene (Jrbe ttrirflid) antre* 
ten foflte, feine 3 n,e if c I * n c & cn bemfelben 3Raf$e, als er 
bie ©djitnerigfciten ber ßage Don lag ju lag fi<$ Raufen 
faf). 1 ) !Wiemanb §at in jener fritifdjen Qtit bem 
SSerein unb feinem neuen Direftor luert&ollere 
©ienfte geleiftet als ©pandten. 3Äit überjeugenben 
«Sorten unb burdfj bie SWadfjt ber Autorität braute ber 
fiebenunbftebjtgjäf)rige @reis alle Siebenten jum ©feigen, 



l ) SergL oben @. 168. 



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186 

gebulbtg arbeitete er jufammen mit $errn Dr. ÜJlerten« 
ffiodjen baran, bie ftnanjieOen 83erpflid)tungen unb biet* 
fad^ toerbunfelten (EigentumSDerljältmffe be« 93eretn3 auf* 
juflfiren. 

Auf ber am 15. September 1881 ju Sßaberborn ab* 
gehaltenen ©eneralüerfammlung ernannte man iljninbant* 
barer Sfaerfennung beffen , toa& er für ben ffierein unb 
bie ffiiffenfdjaft getljan, jum C^renmitgliebe. 

SEBaS feine bienftli^e Stellung betrifft, fo würbe er 
anläfjlid) ber neuen 3fuf%Organifation jum 1. Dftober 
1879 jur DiSpofttion geftefft; brei 3fal)re fP^^r, alfo im 
Älter toon beinahe 79 Qfaljren, trat er in ben toofyfoerbien* 
ten fl?uf)eftanb. 

Die DoOftänbige STOufce fam junädjft ber ^eitfdjrift 
ju gute. 1882 »eröffentli^te er einen ÄuSjug „au« 
bem SWanuffripte beS ©omfdjolafterS t>. (Sngel«» 
Ijetym" *) unb ben belehr enben, lange vorbereiteten Äuffafe 
„3ur®efd)id)te be3®aue$©oratfelb unb ber®o» 
unb Qfreigeridjte im ißaberborner Sanbe 44 . 2 ) Den 
©djlufc feiner ^Beiträge bilbet bie nidjt minber gebiegene 
2fbl>anblung „Qux ©efdjtdjte ber ®erid)t3Derfaffung 
in ber #errfd>aft SBüren unb jur ©efdjidjte ber 
ffibelljerren t>. SBüren". 8 ) Die lefcte gebrudte Ar« 
beit Don tym ift alfo inljaltltdj ber erjten oerwanbt; jeü* 
lidj liegen beibe 57 Qfaljre auäeinanber. 

ftür bie ^Beurteilung ber SSerbienfte ©pandenS um 
bie heimatliche ®efd)td}t3forfdjung ift bie SBefdjäftigung mit 
feinen $ublifationen mistig, aber bei weitem nid>t aus* 



l ) SBßeflf. 3eüför. $b. 40 ". @. 188 ff. 5>a* loUftänbige Wann- 
ffript wirb ton ©tolte in ben (Srgättjungö^cftcn ber ©eftf. 3«tfd)rift 
»troff entlidjt. 

«) SBeftf. 3dtf«r. 8b. 40«. ©. 1 ff. 

') ffieftf. 3eitf*r. 33b. 43«. @. 1 ff. 



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187 

retdjenb. (ES ttmrbe fd^on bemerft, baß unb foarum nur 
ein Seil t>on bem, tt>aS er gef djrieben, bem Drudt über* 
geben roorben ift; au<$ ftnb bereits mehrere Sitel Don be* 
beutfamen noef) ungebrueften Arbeiten namhaft gemalt. 
Unter ben (enteren nehmen einen befonber* IjerDorragenben 
<ßlafc ein bie Unterfudjungen über bie 8tedjt8Der- 
Ijältniffe ber ©tabt Sßaberborn. Qeber Äenner ber 
©tabtgefd&idjjte im allgemeinen unb ber Sßaberborner ®e* 
fd)td)te im befonbern tt?ci§ , toeld) grofce ©dGtoierigfeiten ber 
Seljanblung aller f)ier in SBetradjt fommeuben fragen im 
Sßege ftefyen, toie toünfd&enSroert, um nidjt ju fagen not» 
toenbig e$ ift, bafj an H)rer ^Beantwortung nicf)t nur redjts» 
funbtge #iftorifer ftd& beteiligen, fonbern audjj gefdfjid&ta* 
funbige fünften. 35afc ©panefen einer ber beften Stenner 
unfer heimatlichen ©efcf)id)te war, Ijat bie bisherige Dar* 
ftethmg jur Oenüge bargetf)an. (Jr ttmr iebod) meljr al$ 
ba$. @r ttmr in feinem Urteil öorfid&tig, ftreng objeftiö, 
unbeeinflußt Don feinem religiöfen unb politifd&en ©tanb* 
»mnft, ein greunb bes 8?ed)te$ unb ber SBaljrf)eit, ein 
fteinb ber £üge unb ®efdjid)t$fälfd()ung. Unb wenn wir 
fernerhin berücf {tätigen, bafj er immer unb überall auf 
bie juüerläffigften Quellen, bie Urfunben, 1 ) jurücfging, 
bafc er enblid) jene Unterfud&ungen erft bann anftellte, 
nad^bem er Qafyrjeljnte t)inburcf) benSBHdt für gefd)icf)tlid()e 
Vorgänge unb 3 u f*änbe gefdjürft Ijatte, bann bebarf e$ 
gewiß feinet weiteren ©orte«, um ben ffiert feiner 9te* 



l ) (5r operierte überhaupt faft nur mit urtunblidjem Duellen» 
tnaterial. Slbgefeljen Don allen für ir)n »tätigen gebrutften Urfunben« 
fammhmgen (Äinblmger, o. Spilcftr, ©traten, @etberfc, Söiganbfl 2Ir- 
d)io, SBeftf. Urfunbenbudj, Slffeburg. Urfunbenbudj k.) ijat er benufct bie 
^anbfcr)riftlic^en Sammlungen oon Qetjrfen, baö 2lrdjio ber £ljeob. 93ibl. 
($. 33. Notae critic. oon Strunck , Libri Variorum), ba$ 8rd)io be$ 
Ältcrtum$Deretn3 , bie ©tabtardjioe oon Sßaberborn, Söarburg, Suren, 
SMngenberg , ba$ $lrdjio ber Jrei^erm o. Srenten in (Srpernburg k. 



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188 

fultate in baS redete 2i<$t ju rüdfen. ^n meiner ,,©e» 
föidjte ber ©tabt Sßaberborn" ruljt, wie td) gern aner* 
tenne, bie DarfteHung beS mittelalterlichen ©eridjts» unb 
©erfaffuugswefen« faft auSfältefjltdj auf jenen SBorarbei* 
ten. Äufcerbem möchte i# bemerfen, bafc bie ©panefen* 
f<$en Untersuchungen über bie ©tabt Sßaberborn öon mir 
erft teilweife ausgebeutet »erben fonnten, unb bafe ber 
weitaus größte leil ber Bewertung nod) Ijarrt. 

ffiem e$ vergönnt tft, biefen litterarif#en 9lad>lafj 
genauer fennen ju lernen, ber fööpft au« bemfelben rei* 
djen ©enufc unb ©cwtnn. 2Ran t>at feine ^ede greube 
an ber peinlichen DrbnungSttebe, welche aud) bie fpäteften 
Aufarbeitungen fcon ben meiften Sammlungen ä^nltc^er 
Art äußerft vorteilhaft unterfd&eibet. ©<$mutfloS unb fdjlidjt 
in ber ftoxtn, feffelt ber SSerfaffer ftctö oon neuem burd) 
bie Älar^eit unb bie ffialjrljcit feiner ©ebanfen. 

Da« Silb, baS wir aon bem $iftortfer ©pandfen ju 
entwerfen üerfudjen, würbe inbeä eine« djarafteriftifdjen 
unb fdjönen 3ugeS entbehren, wollten wir öerfdjweigen, 
ba§ er manche anbere ©efdjidjtsforfd&er mit feltener Sie* 
benSwürbigfeit unb ©elbftlofigfeit unterftüfcte. Qu fc^r 
großem Danfe öerpflidjtete er fidj namentlich ben CereinS* 
bireftor ©ieferS. «Ber aud) außerhalb ber engen ©ren* 
jen beS <ßaberborner SanbeS ^atte fein SWame einen guten 
tflang unb war feine $filfe gefdjäfct. 60 ftuben wir, um 
beS ffieftfälifd&en ttrfunbenbudjeS ni$t ju gebenfen, 
Seiträge oon it)m in ber „@efcf)id)te beS Starben* 
gaueS" Don Qfreil). t>. $ammerftein*Sojten, in ber lf ®e* 
fcfcidjte beS ©efd&ledjteS t>. Gelaufen 11 öon@raf 
D. Degnljaufen, in ber Sla^weifung ber „Ortsnamen 
ber Traditiones Corbeienses " üon Dürre, *) in ber „©e* 
fdjicf)te berSeme" oonStnbner. SBiemel oon feinem gei= 



>) SBeflf 3«tför. $b. 41 ■. ®. 1 ff. Bb. 42«. ©. 1 ff. 



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189 

fKgen (Eigentum aufcerbem in frcmbcn ffierfen fiedEt, ent* 
jiefct ftd) Icibcr unferer ftenntm«. 

Die «fabemie in SÄünfler verlief) tym im gfebruar 
1882 ba« Diplom eine« (Sfpenboftor* ber ^ilofop^ie. 
$a* war gewifc eine Äu«jetd&nung , weldje nur wenigen 
©tetblid&en ju teil wirb. Aber alles prüfenb unb öer* 
gleid&enb meinen wir, bafc bie Sttabemte Dornef)mlid) ftd^ 
fclbjl eljrte, inbem fie ©fanden erfannte unb anerfannte 
att ben Sßann, ber er wirfttdfj war, al« „virum historia 
Guestfaliae perscrutanda et explicanda conspieuum". 

$er ©efeierte überlebte biefe (Ehrung etwa« über trier 
$a$re; am 15. $uK 1886 macjjte ein fanfter lob feinem 
arbeit«* unb öerbienftoollen ßeben ein (Snbe. 

SDWt ©panefen fäieb ein 9Wann au« ber ffielt, ber 
nid^t nur al« Qfurift unb $tftortfer in weiten Greifen 
ein wofyföegrünbete« Änfe^en genoß, fonbern au<$ al« 
SKenfd) unb SBürger bei allen, bie 83erjlänbni« befaßen 
für bie (Eigenart feiner Denf» unb ©effil)l«weife, in l)ö<$* 
fter Ächtung ftanb. (Sin ©egner aller ejtremen Anfielen 
unb JBejtrebungen, ein greunb be« ^rieben« unb ber gol* 
benen SRitte, ein erflärter getnb be« Unredjt« unb ber 
$eud&elet, in feinem Urteil felbftönbtg unb unabhängig 
öon ber SKeinung ber SWenge, geleitet lebigltd) Don fac^* 
liefen ©rünben unb Wficffid&ten, baju feinem ganjen ffiefen 
nad) bef Reiben unb jurüdtyaltenb, Ijat er freiließ im offene 
liefen ßeben eine tyer&orragenbe , füljrenbe SRoHe nid&t ge* 
fpielt. Unb barauf fonnte feiner leidster fcerjicljten al« er, 
ber frei war oon allen ©elüften be« Strebertum«, frei fcon 
bem #afd)en nad> SBeifaD unb ©$re. ©enn man iljm an* 
berfeit« ein SSertrauen«amt übertrug, fo verwaltete er e« 
pflidjtgetreu nad& feinem beften SBiffen unb ©ewtffen, in 
ber fRegel aud^ jur 3ufvieben^eit berer, welche i^n ju 
bemfelben berufen Ratten. (Einfach unb anfpru$«lo« wie 
fein äußere« «uftreten war feine ganje 2eben«f>altung; 



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190 



bis ju {einem Cnbe bettrie$ er pdf) als einen würbigen Skr« 
treter ber guten alten beutfäen ©itte. Sttacty ©eftfalenart 
öerfdjloffen gegen 3ubringlicf)e, abmeifenb gegen Slnmajjenbe, 
liebte er im SSerfe^r mit gefinnungSgleid&en greunben bie 
bele^renbe Unterhaltung unb ben Ijarmlofen ©d&erj. SKidjt 
leidet öerlor er jene Mu^e ber ©eele, jene burdfc ernfte 
©elbftjudjt errungene #errfd)aft über ft<$ felbft, roeldje 
ü)n audj beS SebenS ficib mit Raffung unb ffiürbe er» 
tragen lieg. 

3fd& ftetye am (Jnbe meiner Ausführungen, ©outen 
biefelben bie ©effiljle ber 93eref>rung unb ©anfbarteit ge* 
gen ©pancfen, meiere midi felbft erfüllen, aud& in ben 
Sefern biefer ©ebentblätter erfceden, fo n?äre mein Qtoed 
vollauf erreicht, meine STOülje aufs fdfjönfte belohnt. 



3?er)eid)itt$ 

ber im litterarifdf>en !Wad)lafj beS Ärei$gcrid)t3rat$ 
Dr. SBilljelm ©panefen bcftnblid&en ungebrudEten 
«rbeiten. *) 
I. Sluffäfce unb Sammlungen. 

1. Äegeften $ur ©efdjidjte ber (Sbelljerren o. 93üren. 

2. (SoUectaneen jur ©efdjidjte ber ©tabt 33üren. 

8. Urfunbenaufyüge bie ©efdjidjte beä $aberborner ganbed betreffend 
2 33änbe. 

4. (Soflectaneen-Budj, inäbefonbere bie in Urfunbcn, «£anbfdjriften unb 
SDrudfroerfen Dortommenben Ortfdjaften M Sßaberborner Sanbeä be- 
treffenb. 

5. (SoHectaneen $ur ©efdjidjte ber Stäbte ffiarburg, öippfpringe, $e- 
(felafjeiin, fcügbe, SBünnenberg, SDringenberg, tBeoerungen, 6aIjfotten. 

6. 2)tc eingegangenen Slnfiebelungen im ©mrfelbe, im angrengenben 2)ie- 
meltljale unb in ben §errfdjaften 93üreu unb Söeweldburg. 



») <Der gefamte 9lad^Iag ift im SBefty be* £errn 33anfier $arf 
Spanien. 



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191 

7. 3>er (Somitoi ber ©rafen ö. (föerftein an bcr 3HemeI, Sttifte, 9Ret$e 
nnb £>fe. 

8. <Der (Somitat be« SRct^cr u. ©ertljere (de Insula) über Sütifeffen, 
SWeingoteffen, £emmenljufen u. f. w. im 12. SttWunbcrt. 

9. Über bie 93eftyungen M ©tift« Söbeten. 
10. Über btn ©üterbejty ber «btei (Sorüen. 

H. M ir „ be« tfloftera galfenfjagen. 

12. Gollectaneen gur @efd)id)te M Äloftert SSBiUebabeffen. 

13. „ „ „ „ Stifte £erfe. 

14. „ „ „ „ Älofter« 8bbing$of. 

15. Ober ben ©üterbefty M Älofier* «bbing$of- 

16. 3)te in ber 2)otation$urfunbe unb in ben ©üteröerjeidjniffen M 
93tt*borf$-@tift$ oorfommenben Ortfdjaften. 

17. Drtdbeaeidmungen im Söeftfälifdjen Urtunbenbudje. 

18. 5tritif be* »uffafce« »on 333Uman« ,,2)ie tlrtuubenfälföungen bei 
älofier* abbing^of". 

19. 2)ie Ärdjfbiafonate ber 5>tocefe $aberborn. 

20. fcpIjoriGmen über Sreigeridjte unb ©ogerfdjte. 

21. SRegeften jur ®efd)id)te ber grefgeric$te. 

22. ©emerfungen gu ben ttrfunben, »eldje jtdj auf bie ©ertöte in $a- 
berborn begießen. 

23. 5>ie @djinm>ögte be* fcodjftifta ^aberborn. 

24. 2)al ©efdjledjt ber ©rafen ö. $aberbam. 

25. 2)ad ©efd)lec$t ü. 6d)ilber. 

26. 3)tc kröpfte unb Spanten be« 2)om!apttela $u $aberborn. 

27. 2)ie tropfte im »u0borf-©ttft. 

28. 3)ie ©eri^te im £od&ftift $aberbom am <5nbe betf Saljre* 1802. 

29. 3)ic Stabtgrafen unb ba* ©rafengeridjt gu Sßaberborn. 

30. 3)ie tlnterridjter ber Stabt ^aberborn. 

31. Sürgermeifter unb Statmänner gu $aberborn. 

II. Hepertorien unb Hegtjter. 

1. 9Repertorium über baä Slrdjiü ber 6tabt 55üren mit 9tegtfter. 

2. Sftepertorium über bal ttrfunbenbudj ber tfanonie ©alljeim mit SRegifter. 

3. SRepertorium über ba3 tlrfunbenbudj M ttlofterd JBormeln mit 
9tegifter. 

4. Ort*-, Sßerfonen« unb ©adjregifter gu bem in (Srpernburg aufbe- 
narrten Urfunbenbudj M StifW Wobeien. 



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VI. 

SJUScelletu 



Joijamtes töraf wx fio^ol^fletmrg f. 

2Cm 18. Buguft 1898 ftarb plöfclic^ in golgc eine« SdjlagaitfaHeS 
gu ©obelljeim ber burdj feine Iiterarifd^e S^ätig!eit weit über bie 
©rengen feiner £etmatprootng befannte ©raf So^anneö oon $od)olfe* 
Hffeburg. 

Ch: entflammte einem alten, burd) ©efdjidjte unb Sage berühmten 
Hbel*gefd)ted)te. Sfatdj bem Serlufte ber «ffeburg, bie im 3a$re 1258 
oon ben £ergögen oon 93raunfd)weig in SBcfty genommen würbe, pebelte 
ein ©pröjjling be* ©efdjledjt* nadj Söeftfalen in ba* Stift Sßaberbortt 
über, wo er auf ber #innenburg bei örafel eine gweite £eimat ber 
Samilie begrünbete. 3m oorigen 3o^r§unbert war biefer Sefty in ben 
$änben M greiljerrn ^ermann Söerner oon ber Uffeburg, bem feine 
©attin nur $ödjter gefdjenft Ijatte, oon benen bie eine, Xljerefe, an ben 
greüjerrn SJeobor 2Berner oon SBodjoty oer$eirat$et war. Auf bereu 
@ofm, wie ber mütterliche ©rojjoater ^ermann SÖBerner gereiften, gingen 
nun burdj gamüienoertrag unb teftamentarifdje 93efthnmung bie Äffe- 
burgifdjen ©üter über. (5r fügte 9lamen unb äöappen ber Bffeburg 
bem oäterltdjen Ijingu unb würbe fpäter, unterm 16. 3uli 1808, all 
©raf oon 9?odjolfc-8lffeburg in ben ©rafenftanb erhoben. 3n fetner 
Sugenb Ijatte er nodj bem alten $omftfft«9Rünfterifdjen 2)om!apitel al* 
weltliche« 3Ritglieb angehört. 3m 3a$re 1810 Dermalste er ft<$ mit 
8frangi«fa greiin oon #art$aufen auö bem $aufe SBöfenborf, bie oorljer 
©tifttbame im abeligen frriweltlidjen 2)amenftifte gredenljorfi gewefen 
war unb am 12. $eg. 1879 im 87. 8eben«ja!jre geftorben ift. $er 
jüngfte ©o^n biefer <£$e war oon adjt Äinbera ber oorerwäljnte ©raf 
3o$anne$, geboren am 31. Äuguft 1833 auf ber $mnenburg. 

2)ie erfte Äuöbilbung würbe bem ©rafen SoljanneÄ im elterlichen 
£anfe oon £au*leljrern gu Sljeil. SWit breigefcn Sauren begog er bie 
SWjeimfdje SRitterafabemie gu Bebburg, bie er nad) beftanbener SRaturität** 
prüfung im $erbfte 1852 wieber oerliefj. 3m 9Wai 1853 ging er nadj 



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193 

Ungarn, wo et Beim 6. Äüraffler-Sfregiment ©raf SBalmoben eintrat. 3m 
Anfang bei folgenben Sa^red gum Unterlieutenant beförbert, oerliefc er 
ben 3)ienft im SKärg 1856, ging aber angefleht* bei italienifdjen ßriegel 
fm grüljfaljr 1859 gum aweiten 9Rale nadfj Oefterreidj. Qitr ftettte er 
fld& wieber feinem früheren Sftegimente, bal bamall unter bem SBefe^le 
beö Surften Sllfrcb 2Binbifdjgräfc in Pipern bei 2Bien flanb, unb naljm 
mit bem SRegimente an bem 3uge burcij bie tfarpartjen unb nad) ©aliaien 
Sfyil, feljrte jebod) nad) erfolgtem grieben im ^erbfte bei genannten 
Saljre* wieber in bie $eimat jurücf. 

Unterm 4. Suli 1862 würbe er oom Äaifer Jrana 3ofejrf) jum 
t unb f. Jtätmnerer ernannt, im folgenben Sa^re audj in bie 3a&l ber 
(5|renritter bei fouoeränen SWalteferorbenl aufgenommen. 

Slm 28. Wai 1872 öermäljlte er ftd) au fünfter mit gerbtnanbine 
grTtiin Don gärftenberg aul bem £aufe SBorbed; Äinber finb biefem 
(£ljebunbe nidjt erwadjfen. Skrfdjiebene Steifen nadjj Defterreid&, gran!- 
rtid), (Snglanb unb Stauen abgeregnet, nalmt er »on nun an Bil a u 
feinem $obe feinen ftänbigen Söoljnfty a n @obel|eim im Äreife Wörter. 

2JMt nie raftenbem Sleifce wibmete er fld& jefct ben ©tubien feiner 
§ad&wiffenfd)aften, inlbefonbere ben fjiftorifdjen. 2)ie ©efdr)idt)te feiner 
gamilie ftanb im Sorbergrunbe ober öielmeljr SHittelpunfte feiner 
gorfdjungen. IPct ber SBebeutung, welche biefe in ber ©efd^id^te bei 
SRittelalterl gehabt Ijat, unb bei ber ©rimblidjtett, mit ber er feine 
@tubien betrieb, ftnb biefe feine Arbeiten nidjt blofj ben weftfalifd&en 
©eföledjtern, fonbern audj weiteren Greifen a« wefentlidfjem Sßufcen 
geworben. 

SDal (Srgebnifj feiner gorfd&ungen legte er nieber im Slffeburger 
Urfunbenbudje. 9tod) wohlerwogenem, mit Scannern xoit 3uliul 
%iätt unb ßbuarb SBinfelmann beratenem $lane angelegt, grünblidj 
oorbereitet unb mit unerinüblidfjem gleifj aulgefübrt, t)at biefel SBerf in 
allen Sadjtretfen oerbiente Slnertennung gefunben. 3)er erfte S3anb ersten 
im Saljre 1876 unb beljanbelt bie 3Ht oon 984—1300; ber aweite, 
1887 Beraulgegeben, umfaßt bal 9a^unbert oon 1800 hi^ 1400. $er 
britte %tyi\, ber bie Urfunben oon 1400 bil 1500 unb 9lad)träge aul 
früherer 3«t enthalten foflte, war brudfertig unb fdjon bti aum 10. 33ogen 
abgefegt, all er biefer feiner Sebenlaufgabe unerwartet entriffen würbe. 

Sieben biefen arbeiten a«t 3familiengefd)id)te wibmete er feine S^ätig« 
leit in aulgebeJmter Söeife bem ©eftfältfdjen Urfunbenbudje, beffen 
oierter Sljeil (93iötljum $aberborn 1201—1300) eine wefentlidje Vereiterung 
gerabe burd) ben SSerftorbenen erhalten Ijat. ©eine einzugreifen 53e- 
aie^ungen ermöglichten el, manche! Slrdjjio au öffnen, bal fonft oerfdfjloffen 
geblieben wäre. 

LVII. 2. 13 



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194 

2Bie er bienftbereit unb $ülfreid) war Bei allen wiffenfdjaftlidjeit 
SBeftrebungen, fo unterließ er namentlich nidjt, bie oerwanbten gatnilien 
Bei feinen gorfd&ungen in ben oerfdn'ebenften Slrdjioen mit^uBeritcffid^tigen. 
$ein Söeftfälifdjen ©efdjidjt** unb 2Utertf)um«oereine gu $aber- 
born, weldjer ifm $u feinen d^renmitgliebern gä^Ite, mar er ein treuer 
ÜRitarbeiter. 

2He auägebeljnten IofaIgefd)idjtlid)en ttnterfudjungen feine« $eimat- 
geBietel Ijat er in feinen „Beiträgen $ur ©efdjid&te ber Ort» 
fdjaften unb @ifce be* (Soröener 8anbe«", bie im 54. 9anbe 
ber SBeftfäl. 3ettfdjrift erfdjienen, nidjt lange oor feinem fcobe niebergelegt 

3n ber „3eitfdjrift für djriftltdje £unft" förieb er im Sa^rgang 1888 
über „SReifter önton Cifen^ut unb feinen Sftadjfolger Dtto 
Wltitx" unb im 3ö^tgang 1895 üBerba* „SrüljgotljifdjeSeftiona- 
rium in ber @t. Scifolaifirdje ftu Wörter". £ud) ben «&iftor.-poI. 
^Blättern Ijat er mehrere ^Beiträge geliefert. (5rwäfmen3wert!) ift Befonberä 
fein GBarafterbilb „2)er (5a to auf ber ^innenburg" (99b. 110. 
@. 204—210), worin er bem 1892 Ijodjbetagt auö bem fleben geriebenen 
©rafen $iebridj ©uffo oon 99odjolfc-2lffeburg, einer eljrenfeften, marfigen 
weftfälifdjen ßbelmannlgeftalt oon origineQftem ©epräge, ein flehte«, aber 
fdjöneö 2)enfmal wibmete. Unter bem $feubonnm SBernarb CEflid oeröffent« 
lichte er 1885 bie ©d&rift „*u« (Snglanb. Hp$oriftifdje ®fi3$en 
über 8anb unb $eute\ 

<£r gebaute eine Arbeit über Dbilie Don Srürftenberg gu publicirtn 
unb Ijatte fd&on bamit Begonnen, ober fie blieb unooüenbet. fcudj plante 
er, wie er in ber SJorrebe jum Slffeburger Urfunbenbud&e mittfteilt, ben 
l)icr gefammelten (Stoff ju einer ausführlichen ©efdjtdjte aufyugeftaltcn. 
$lber biefe, fowie fo mandfje wiffenfd&aftlidje Sßläne, (tnb mit bem 33er- 
ftorbenen gu ©rabe getragen. H&er unoergeffen Bleibt bet allen, bie iljn 
rannten, baö ©üb feiner Dorn ernten unb liebenöwürbigen Sßerfönlfdjfeit, 
fowie ba8 51nbenfen an fein raftlofefl @djaffcn für bie (Srforfdjnng ber 
SSBeftfäiifdjen ©efäid&te. 

5luf ber «pinnenburg, bem ©djloffe feiner Sätet, umraufdjt oon 
ben weftfalifd^en ©id&en, würbe er, ber treue SBeftfale, im grofcen Trauer» 
gefolge am 22. Muguft 1898 in ber gamiliengruft $ur ewigen töuty 
gebettet. l ) 

tfirdjbordjen bti ißaberborn. 

Pfarrer Dr. $Berfen*. 



x ) 53ergl. ben «ftefrolog oon JHnfe in ber Söeftf. 3eitftfn\ 53b. 56 x . 
©. 131 ff. 



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195 

CDberpräftbent Dr. j^einnd) v. ^djenbod) f. 

9m 8. 3»H 1899 ftarb in Sßotebam ein Gtjrenmitglieb unferel 
Serein«, ber Äöniglidfje Dberpräfibent ©taatäminifter Dr. $einri$ 
».Sld&enbad). <5r war geboren am 23. 9too. 1829 in ©aarbrütfen al* 
©ofjn eine« SBergbeainten, be« 3Red)nung«rat« 3« •£>• SW. Ädjenbadj. ©eine 
gamilie ftammte au« ber Umgebung öon ©iegen; beöljalb betrachtete 
fidj Äcfcenbadj fein 8eben!ang al« ©iegerlänber unb $ing mit ollen 
gafem an feiner $eimat. fflad) ooHenbetem ©tubiuui ber 9te$teu>iffen» 
fdjaft trat er 1851 al« Äu«tultator beim ärei«gerid)te in ©legen ein 
unb jeit^nete ftd) oom Beginne feiner Saufbafa an bur<$ feine $üdjtigfett 
in Änwenbung ber Äed)t«normeu auf ba« praftifc^e Beben bermafcen au«, 
ba£ er, nodj nicr)t 80 Sa^re alt, al6 Suftitiar an ba« Dberbergamt in 
Bonn berufen würbe. 2)ort habilitierte er fid) guglcicf) al« SDocent bei 
ber ttnioerfität unb erhielt alebalb eine au&erorbentlidfje $rofeffur für 
beutfdje« JRedjt. 2)abei war er audj Iitterarifct) t^ätig; befonber« feine ©dfjrtft 
aber bie £auberg«genoffenfd)aften be« ©iegerlanbe« erregte 
fofort in »eiteren Greifen Slufmerffamfeit. 5)em lebhaften Anteile, melden 
er an ber Neuregelung be« preufcifdfjen £npotl)efenred)te« nafcm, unb 
feinen fortgefefcten ©tubien über bie montanredjtlidjen 93er$ältniffe bürfte 
e« jn nerbanfen fein, bafj er 1866 al« oortragenber SRat in bie öerg- 
Abteilung be« $anbel«minifterinm« berufen »urbe. Äurj barauf betraute 
i{jn ber SBafclfrei« ©iegen«2öittgenftein mit einem SRanbate für ba« 8b* 
georbneten&au«, bem er al« SWitglieb ber fretfonferoatioen graftion 21 
Safcre, bi« gu ben Söa^len oon 1898, angehörte. $er tRtifytanfltr 
Surft o. 93i«marif (bamall „SBunbedfanjler ©raf o. ^«maref") würbe 
auf ben jungen Parlamentarier aufmerffam unb berief tyn in ba« Sunbe«- 
fanjleramt, wo er H>n mit ber Aufarbeitung unb Vertretung eine« 
$aftpfli$tgefefeeä beauftragte. SRadfc bem Kriege trat Sldjenbad) in ben 
preufjifdjen ©taatdbienft gurücf unb würbe 1872 ttnterftaat«ferretär im 
£ultu«niinifterium unter Dr. galt 3)ort war er an ber Aufarbeitung 
ber Krdjenpolitifdjen ©efefce beteiligt, jebodj tonnte i|m biefe t§eoretif<$e 
$efd)äftigung ntct>t red&t gufagen, unb fdjon ein 3a^r fpäter lieg er flcf) 
in gleicher Gigenfdjaft in ba« £anbel«mimfterium »erfefcen, wo fid) iljm 
jur SCnwenbung feiner ftenntniffe unb Sbeen auf bie Sßrari« ein weiterer 
Kaum bot. Bereite nadj einem falben 3a$re trat er an bie ©pifee biefe« 
SRinifhrium« unb oerwaltete e« 5 3ab,re lang. 811« 1878 bie öerftaat* 
lidfjung ber (EifenbaJjnen unb eine Steorganifation be« 6taat«imnifterium« 
burd& ©Raffung eine« Bicepräfibenten erfolgen foUte, fdjteb er unter 
Belaffung bei Stange« unb ZittU eine« ©taaWminifter« mit feinen 
Kollegen Gampfytufen unb ©raf grife ju ©ulenburg au« bem Kabinett 

13* 



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196 

unb übernahm bie Einrichtung unb Seihing ber neugebilbeten $roöin^ 
Söeftpreufjen. (5in 3a^r fpäter würbe tljra mit bem Dberpräfibium ber 
Sßrootng öranbeuburg ein oergröfjerter SBirtungährete übertragen, in bem 
er bi6 gu feinem £obe in treutfter $fltdjterfüHung t&ätig mar. 

S)afj Adjenbadj an fjöcrjfter ©teile baö Ijeroorragenbfte Vertrauen 
genofj, beweifen nid)t blofe bie gatyreidjen tym gu Seile geworbenen 
DrbenSbeforattonen unb ber iljm oon Äaifer griebner) bti beffen £f)ron« 
befteigung oerlieljene Abelätitel, fonbern gang befonbetf bie 2$atfadje, 
bafc i$m im Söinter 1882/83 öon flaifer SBilljelm I. ber efcrenoolle Auftrag 
würbe, feinen Gnfet, ben jefcigen tfaifer SBilljelm IL, mit ben oerfdjiebenen 
3weigen ber nreufjifdjen (Sioiltoerwaltung befannt gu matten, eine Jljätigreit, 
weldje Äaifer SBßilbelm I. unter bem 28. SRärg 1883 bur$ ein au&erft 
IjulbooU geljaltenefl Schreiben auf ba$ Sebfaftefte anertannte. 

G* ift $ier nid)t ber Ort, Adjenbadj aU ^olitifer gu f Silbern; ffir 
und fommt bie $erfönlicr)feit, unb gwar bie M ©efdjidjtdfreunbefl Adjenbad) 
in 33etrad)t; inbeffen lägt ftd) bei einem 2ttanne, wie er tf war, bie 
93eruf$tyätigfeit audj bann nidjt oon bem Übrigen abtrennen, wenn, wie 
eS Ijier ber gafl ift, ein 8eben«bilb auf »ottftänbigleit unb Allfeitigfett 
feinen Anfprudj madjen will. 

3u feinein gangen SBefen fallen brei <£igenfdjaften befonberä ini 
Auge: bie gelbftanbigfeit feines (SljaraftcrS, fein raftlofer Arbeit*» 
brang unb fein Sinn für prafttf erje Arbeit. 3n allen Ämtern, ht 
benen er tfjärtg war, r>iclt er ein ber ©elbftänbigfeit auf feinem Arbeits- 
gebiete mit Energie feft, er füllte fein Amt auä, aber aud) er gang allein; 
e$ war iljm verleibet, fobalb er in ber 33egie$ung «frinberniffe fanb. 
tiefer ©runbfafc trieb tyn audj, für freiheitliche Snftitutionen aller Art 
einzutreten unb namentlid) bie prooingiale unb fommunale ©elbftoer» 
waltung lebhaft gu förbern unb auägeftalten gu Reifen. (£r (arte bie 
SBebeutung eines träftigen Sürgertum« »oH erfaßt unb war rebHdj beffcrebt, 
bie in biefem oerborgenen Strafte gu freubiger Mitarbeit gum SBoljle ber 
©efamtfjeit ljeranwgie|en. Watt wirb nidjt fer>I geben, wenn man eine 
bebeutenbe Srtebfeber für biefeö ©treben in bem Umftanbe fudjt, bafe er 
oon Sugenb auf fief) mit ber ©efdjidjte feine* $eiutatlanbe$ ernft befafjt, 
fie liebgewonnen Ijat unb in ben ©eift ber öergangenbeit, bie iljm bie 
SBebeutfamfett eineä freien, ftarfen Sürgerftanbetf öor Augen führte, fo 
etngebrungen ift, bog er tfm mit ©lücf für bie ©egenwart nufcbar gu 
machen oerftanb. 

SRid^t jebem ift el gegeben, feinen Beruf auf ba£ öoHfommenfte 
auögufüUen unb babei bie 3eit für fo auägebebnte fdjriftftcllerifdje Xbatig- 
feit unb l^iftorifdjc ©tobten gu finben, wie wir el bei Adjenbadj febetu 
Sftur ber raftlofe Sleijj, weldjer bie oon ber SRatur verliehenen Shräfte auf 



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197 

bo* &u£erfxe au«nufcte, madjt e« erflärlidj, bafj Sldjenbad) ein über bie 
?flic$taufgaben feine« $lmte« binau«get)enber Beamter unb tabti ein 
(frforfdjer bcr Ijeimiföen ©efd)idjte fein fonntc, ber unoerbroffen ben 
fpröbeit ©toff friftallifierte ober iljn ftd) in Sltomen gufammen fucrjte. 
ftodj bid in ^it legten Sage feine« $eben« fafj er bie in bie ftadjt bei 
feinen ©tubien, unb wenn in früheren Jaljren bie 3«t feine« Urlaube« 
gefommen mar, pflegte er in fein geliebte! Siegerlanb gu eilen, um 
bort in bürgerlicher Stille feinen t)iftorifd)en Stubien obzuliegen, an bief f 
ober jene ©dr)rift, umweht Don Ijeimifdjer 8uft, bie lefote geile gu legen 
unb fid) neue« Sftaterial für weitere Sorfcrjungen mütjfam gufammengu» 
fudjen. SBrim beginne feine« gorfdjungö werte« janb er faum Vorarbeiten, 
nur ungeorbnete«, lü<fenf>afte« Material oor; bant feiner Sljätigfeit 
tonn ftd) jefct ba« Siegerlanb rühmen, eine S)arftedung feiner Ver- 
gangenheit gu beftfccn, wie wenige Vegirfe unfere« engeren Vaterlanbe«. 
&a biefe $ljättgfeit ber gefamten weftfältfdjen ©efdjidjtdforfdjung 
gn gute foinmt unb fpegiett ba« ©ebiet unfer« Verein« auf ba« 
$äd)fte berührt, fo war e« eine oerbiente Slnerfennung, ba§ ber 
Sorftanb be« Verein« für ©efd)icrjte unb Slltertuinöfunbe 2öeftfalen« 
W)enbac$ im 3af)re 1897 in bie SReifje feiner <5t)rentnitglieber aufnahm, 
wie aud) bie Stabt Siegen it)m irjre 2)anfbarfeit bezeugte, inbem fie 
üjn gum (Sljrenbürger ernannte. 

&cf)enbad)0 Söefen war in allem auf praftifdje Slrbeit gerietet; al« 
Surift fefcte er fein 3iel baljin, bie Slnwenbung ber gcfe^Hc^cn SBeftim- 
mungen auf ba« prafriferje Beben flargulegen, wie feine gange fdjrift- 
ffceüerifdje Xljättgffit auf biefem Gebiete beweift, Sßamcntlidj ift ba« 
Vergredjt oon ft)m wefentlidj geförbert unb geflärt worben, unb wie iljn 
ber ©tanb feine« Steter« unb bie Snbufrrie feiner £eimat hierauf l}im 
wiefen, fo werben fle tt)n aud) angeregt Ijaben, bie gefdjid&tlidjen <Scr)ä^e 
be« ©iegerlanbe« au« bem Staube ber Vibliotljefen unb ben liefen ber 
Urdjioe ijeroorgugielien unb au«gugraben, um fte in georbneter JDarfteflung 
gunädtft feinen 8anb«leuten gu bieten unb bie prafHfdje gorferjung au<$ 
bei anberen anzuregen. Sein t)iftorifcr)e« «f>öuptwer! ift bie öon 1882 bi« 
1886 erfdjienene „©efdjidjte ber Stabt Siegen", gu ber er im Saufe 
ber 3eit nod) wefentlidje SRadjträge unb (Ergänzungen lieferte. 

$luf bem ©ebiete ber 9ledjt«funbe war er nid)t minber probufrto. 
Seine beiben erften Schriften erfdjienen 1859 unb waren eine Arbeit über 
bie „SRecr)t«giltigfeit ber 2)iftrfft«oerIeil}ungen in Sßreufeen" unb ba« um- 
fangreiche 2Ber! „93ergpoligeioorfd)riften be« rfjeinifdjen «ftauptbergbiftrift« 
nebft ben Veftimmungen über beren (£rlafj unb «&anbf)abung", bie $ld)enbadj 
föftemattfd) gufammengefteHt t)erau«gab unb erläuterte. 1863 erfdjien bie 
bereit« erwähnte Arbeit über „bie £auberg«genoffenf4aften be« Sieger- 



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198 

8onbe«" r 1865 feine „SBemerfungen über bie Entwürfe eine« $npoti)efen- 
gefefce« unb einer «fcupotljerenorbnung für $reu§en*, 1869 feine umfaffcnbe 
JDarfrellung be« fran$öftfdjen 93ergredjt« unb beffen gortbilbung burd) bat 
preufjifdje allgemeine 9?erggefefc. Stodj eine @efd)idjte ber cleöe«raärttfdjen 
©erggefefcgebung unb fBerqoerwaltung bi« jum 3ö^re 1815 $at er oer« 
faßt. Qtin grofj angelegte« 2ßerf über „ba« gemeine beutfdje ©ergredjt 
unter 3Berütfftd)tigung ber 23erggefefce Tonern«, ©adjfen«, Defterreidj« 
unb anberer Sänber" tft unoollenbet geblieben; nur ber erfte Seil liegt öor. 
3Rit £efnridj o. 9ldjenbadj tft ein Ijeroorragenber SJerwalrunßäbe- 
amter, ein lieben«würbtger (Sfjarafter, ein tüchtiger 3urift, ein fleißiger 
©efdji<$t«forfd)er unb 5)arfteHer au« bem 8eben gefdjieben, bem ein 
banfbare« Slnbenren, befonber« in ben Greifen ber ©efdf)idjt«freunbe, 
gefidjert ift 

£. Jtlefc. 



Mltfit ttodjridjten über bie mittelalterliche Mhsfdjule 
in tlarliniefilieittfdilattb. 1 ) 

93on Sanbgeridjtöratf) oon Letten &u $aberborn. 

iRodj weniger Sßadjrtdjten al« über bie alte $olf«f$uIe für jhmbett 
finben fld& über bie gefonberte 9Häb<$enfd)ule be« Mittelalter«. 3n SDeutfö- 
lanb fällt aflerbing« ba« SJorfommeu oon Wäbdjenfdjulen jufaramen mit 
ben erften Minderungen oon ©djulen überhaupt. 2)enn im 9. unb 10. 
Saljrljunbert erfdjemt in Sßorbbeutfdjlanb gugleict) mit ber SJermetjrung 
ber SJenebictinerflöfter eine erljeblidje 2ln$af)l oon in Dörfern ober Sitten 
geftifteten ©önobien ober SDamenftiftern. Sie waren urfprünglid) ntd^t fo 
feljr &ur (Slaufur mit ©elübbe oerpfli^tete Srauenflöfter, al« oielmeljr 
8erforgung«ftätten für Jungfrauen unb SBittwen be« fjöfjeren Slbel«. 
©leid^eittg bilbeten fte aber aud) bie erften djrfftlidjen (Srjieljungöftätten 
für ba« weibliche ©efcr)led)t in 3)eutfdjlanb. 

3u biefen Älöftern gehörte in erfter SRtity in €>ad)fen bie oorneljme, 
gefürftete Slbtei ju £crforb, fd)on 792 oom örafen Saltger geftiftet unb 
820 oon tfaifer Öubwig bem grommen erneuert. £fer war 2flatl)ilbe, bie 
©rofemuttcr ber Königin Sftatbübe, Slbtifftu unb unter Slnbern §atlwmob, 
bie $od)ter be« ^erjog« fiubolf, geb. 840, ber oorneljinfte 3ögUng. £a» 



l ) gortfefcung. «ergl. 2öeftf. 8eitfd&r. 8b. 56». 6. 153 ff. 



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199 



ifcitmob lernte, wie i^r SBiograplj unb oätcrlidier gTeunb, her (Soroener 
SRöndj Slgiuä, berietet, Ijur mit fiuft bie erfteu 33udjftaben, wom an« 
bete nur mit ©djlägen gegwunflen würben, gern oon felbft. HRit 12 Sau- 
ren fam fi* in baä ßlofter ©anberefjeim , bad t$r Sater 845 gefttftet 
^atte, unb würbe bafelbft erfte Slbtifftn. §lud) $ier bewied fie bcnfelben 
(Eifer unb jwang bie !Rac^läfftgen $u grö&ereui gletfj im fernen. l ) 2)a{} 
aud? in ber golge in ©anberöfjeim <8ä)ule, Unterridjt unb Söiffenfdjaft 
gebieten, bezeugen auäreidjenb bie grofcen gefdjidjtlidjen unb bidjteri- 
fd)en arbeiten, bie Ijier unter ber Klofterfrau S&oflwitlja gur (Sntftefjung 
tarnen. 3« tyrer ©rofcmutter, ber oben erwähnten Slbtifftn Sflatljilbe $u 
fcerforb, fam fpäter bann ali fleine (Spulerin ü^at^tlbe f bte Sodjter be« 
Gkafen -fcljeoborid), gegen 890 geboren, um bort bie öectionen ju lernen, 
nnb machte, roit und bezeugt ift, gute gortfdjritte im ©tubium ber 
Söiffenfdjaften, mit in ben weiblichen .£>anbarbeiten. 5Bon Ijicr erfor fie 
909 ber 33jät)rige <2adjfenl)eTaog £einrid), ber ginfler, jur ©emaljlin. 
©päter aU ©ittwe ftiftete fie nadj bem SBorbilbe £erforb$ felbft oier an- 
fefpilidje grauenflöfter, nämlid) Dueblinburg, $ölbe bei ©öttingen, ßnger 
bei «frerforb unb SRorbljaufen , baä iljr SBtttlmm war. Sludj in bfefen 
Älöftern fehlte felbfroerftänblid) bie Schule md)t, unb auö tfjnen oerbreitete 
ftd) über baS ganjc €ad)fenlanb jene fjöljere 33ilbung, bte au« Ijeiligen 
Quellen ftrömenb ^ugleidt) geiftige Söei^e gibt. $enn wie !D7atr)ilbe ^ier 
gewirrt wiffen wollte, jeigte fie, bie ©rünberin, an iljrem eigenen 33ei* 
fpiele. 3" t^ter Vita (cap. 23) Ijeifjt e3 oon SRorbfjaufen , woljin fie 
Itoti Sft^re oor tljrem $obe ging, um Widjburgi* , ifjre frühere langjäh- 
rige erfte Kammerfrau, ju befugen, bie fur$ oorljer bort Slbtiffin gewor- 
ben mar: 

<„@obalb fle angefommen war, lieg fie biefe (3ftidt)burgiä) oor fid) rufen 
unb fragte fie weitläufig über bie ifjr anoertraute Kongregation auö. 2)ann 
betrat fie felbft bad Älofter. (Sorgfaltig unterfudjte bie ^eilige Srau, ob 
in febem 6tücfe gut 3ud)t geübt unb wirtfam Unterridjt erteilt würbe. 
2)emt feit fte bad Softer gegrünbet fjatte, war eö iljre ©ewoljnljeit, bie 
Schule felbft &u befugen, um $u fet)en, wa$ jebe einzelne Schülerin 
treibe, weil e$ i^r grögted Vergnügen war, bie Sortfd^ritte ber ^crjülerin- 
nen waljTjuneljmen unb gu oerfolgen." *) 

2öie fefjr biefe Königin bie Untcrweifung ffjreö #ofgefinbe$ fcr)äfete 
unb pflegte, geljt aud) barauö Ijeroor, bafj fie auc§ ber 2)ienerfd)aft ttn- 



J ) Agius in Vit. Hathumotae. MG. SS. IV. 167. 
•) Vita Mathildis. MG. SS. IV. 299 ff. SBergl. aud) §. @*onlau, 
©efd)t<$tt. Zotigen über SJolföWulen & 20 ff. 



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200 

terridjt erteilte unb befonberS an bett gefttagen, an toeld^en fie feine 
£anbarbeit verrichtete , aus ber \). <Scr>rift etwaä oorlaä ober SCnbere bsr« 
au$ oorlefen lieg. *) 

Ungeiäljr um biefelbe 3eit, im 10. unb 11. Saljrlj., toax ba$ ©tift §u 
®ffeu eine ber angefeljenften Sfteidjäabteien , benn 9Kitglieber beö fidjft» 
fcr)en tfaiferljaufeö walteten audj in tt)r be$ Sluitcd ber &btifftn unb über« 
matten bie (Srgiefyung jüngerer ^rin^efftnnen. ©o »eilte ÜRtttjilbe, 
ffaifer Cttod IL Softer, bei ibrer Sante, ber Slbtiffin oon <£ffen, unb 
würbe Iner erlogen, hü fie ber $fal$giaf QZföo f)eimfü&rte. *) ©päter 
nadj ber Umwanblung M tflofterä in ein fieiroeltlicfjeö 3)amenftift würbe 
eö grabeju aU beffen Aufgabe bqeidjnet, ber (Srgie^ung oorneljmer jun- 
ger 2>amen gu bienen , bie bann oielfad) wieber austraten, um gu fjei- 
ratzen. 3 ) 

#ierau« leuchtet ein, bafj bie weibliche Silbung innerhalb ber tjöd)* 
ften unb ber ritterlichen Jbreife im frühen SJcittelalter begehrt unb oer* 
breitet war. 3a, ber SBilbungäbrang ber grauen tritt in jener 3eitperiobe, 
wie ber ber ©eiftlidjen in einem SWafje fjeroor, bafj jene wie öiefe a\& 
bie £auptträger unb görberer oon ©Übung unb ©eftttung erfcrjeinen. 
3)ic ©runblage unb ben ßetn biefer grauen • ßrjie^ung bilbete abgefeljen 
öon ber Anleitung ju Ijöfifdj feiner Sitte ber religiöfe Unterricht. 5)ie grauen 
mufjten nicrjt weniger aU ber ©eiftltdje mit bem $falter oertraut fein. 
2)er ißfalter war if)r fteter Begleiter unb ein wefentlidjeö ©tücf tyreci ©e« 
rabeö. SDemjufolge fpridjt audj ber ©adjfenfpiegel ben Södjtern eine* 
£aufeö alle ^ücrjer, bie jum ©otteöbtenft gehören unb oon grauen gu lefen 
gepflegt werben, ald 5JcutteTerbe gu. Slber mancher grauenoerftanb fd&wang 
fiel) bbtyr, unb war eä gumal in ottenifdfjer 3eit ©itte, audj ßinrjenoäter unb 
Älaffifer gu lefen unb felbtt 93üdjer $u oerfaffen. S)ie 3aljl ber gelehrten 
grauen bamalä ift bebeutenb, unb man fteljt fie meiftenä in 9connentlö» 
ftern. £ier lebte «£>a$ed)a oon Hueblinburg , welche ben l). ßljrtftoplj 
feierte, r)ier bie 93erfafferin beä Sebenä ber f). SJcatljtlbe, bier bießenjrerin 
£f)ietmarö oon ÜRerfeburg, rjier ©mnilbe, bie *Ricl}te ber Königin SJcatljilbe, 
r)ier Slbetyeib, Cttoö III. ©djwefter, weldje bie JQueblinburger SInnalen 
fdjrieb, tjier enblidj bie berüljmtefte oon 8lHcn, SRoöwitlja oon ©anberfl» 
Ijetm. ©anberöljeim war bie oorgüglid^fte ©rotte gelehrter grauenbilbung, 
oon ©erberga, ber SRtdtjtc Dttoä, bagu gefct)affen. 2lud) beren Sßacrjfol- 



l ) Widukind, Reg. Saxonum III. 75. MG. SS. III. 466. 
•) Beiträge jur ©efd)id)te oon ©tabt unb ©tift (5ffen 16. §eft. 
©cfdt)icr)tc beö (offener ©nmnaftumd oon Dr. (Sonrab SRibbecf. 

8 ) Chronicon Episc. Hildesiens: Script. Brunswic. II. 785. 



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_ 201 

gerat ©opfjie fdjäfcte bie Schule, unb man feftrieb »Ott iljr, fte Ijabe fpät 
unb frülj gelernt unb eben fo gut bad Sanbredjt , wie bie Älofterregel »er« 
ftanben. l ) ©anberef)eim enbltcr) mar cd aud> , baö emften unb anregen* 
ben geiftltd&en 93erfef)r mit ben SRöndjen be« naljen dornend pflegte, 
nie ba6 garte, geiftoode SSerljältnifj bee (Soroeoer Slgiud gur Slbtiffin 
§atl>innob bezeugt.*) 

(So war (Shmdjtung unb Gelegenheit für grauenbilbung in ben 
äloftern Ijinreidjenb ooTgefe^en unb Don autoritativer Seite Sorgfalt 
barauf oenoanbt. Söaren biefe (Eönobien bodj alle gu gleichem 3»e(f 
unb naä) gleichem ÜKufter gegrünbet. 3n ben ©tiftungSurtunben be8 
ftlofterd £erbecfe an ber 3Ruf)r unb Ueberwaffer in SWünfteT Ijeifjt e$, bafj 
bie ©rünbung pro nobilibus virginibus et puellis, alfo audj für nod> 
nid)t enoadtfene Jungfrauen, gefdjelje. 3n Srecfenljorft unb Sheben wur« 
ben bie jüngeren (jungeron) Sunfern auöbrütflidj ©colfjunfern unb sco- 
lares genannt. 8 ) Äudj in £erftrb unb 33öbefen unterfdjieb man im 
14. Saljrlj. dominae extra scolas, b. I). au0 bem ©dmlunterridjt bereits 
entlaffene ©tiftebamen, unb anbeTe. 4 ) ©o lebte bie fromme Königin 9Ra- 
i^ilbe in £erforb nid)t aU gur 3aW ber ©djweftern gehörig , fonbem, 
tot 4 itpr 93iograpl) auöbrüdltd) bemerft, um in Südfjern unb nüfclid>en 
£anb arbeiten unterliefen gu »erben. 

©enau nie in ben Stiftern unb ßlöftem ber Männer mahlte man in 
ben (Sönobien für ben %md ber ©djule eine altere, burdj bewährte ße^r» 
gäbe autfgegeidmete Jungfrau au6, meldte man aU magistra ober scbolastica 
befteflte unb weldjer man bie Slufftdjt unb bie Leitung ber ftlofterfdjulc 
übertrug. 2)ie Urfunben erwähnen bei öieien Älöftern biefe (Siuridjtung, 
unb gehörte biefe Stelle fogar gu ben Sßrälaturen. <£« werben g. 93. aU 
€d)olafterin aufgeführt beim Älofter guffenitf bti $)üren 9HatIjiIbi$ a ), 
beim ©aipurgiS-ÄIofter in OTefcr)cbc 1177 SWec^tilbi« *), für @d>ilbefdje 
1200 Slbelljeib. 8 ) 3n ber gefürfteten Slbtei gu Sffen wirb ba* 8(mt ber 
©djolafterin im Sa^re 1054 fdjon gum erftenmale erwähnt 9 ). Äudj gum 



*) @rupp, Sulturgefdjtdjte be$ SHittelalterS. 

*) ßoroener ©tubien oon $rof. Dr. #üffer, ©. 17—21. 

*) Cod. tradit. Westf. I. SBeftf. 3eitf$r. S3b. 48 l . 6. 159. 

4 ) Cod. tradit. Westf. IV. 

*) Vita Mathildis reg. C. 2. MG. SS. X. 576. 

6 ) Dialog, distinet. I. cap. 42. 

7 ) ©etberfc, ttrf..$3u<$ I. 72. 

8 ) SGBeftf. Urt..93ud& II. 592. 

9 ) tfinbltnger, ©efd&idjte ber £örigfeit. Uxt. SRr. 41, 



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202 

3a^re 1278 wirb un« ©opljia al« ©djolafterin überliefert. 1 ) 2fa«brücf' 
U<$ bezeugt ift ober ba« SBeftefan ber ©tiftöföule für SWäbdjen in (Sffen 
unb tl) r3ufammenl)ang mit ber ©djolafterin für ba« 3a$t 1382.*) 3n bem 
alten öorneljmen ©tift £eerfc finb un« fogar bie tarnen mehrerer ©<$ul* 
»orftefterinnen überliefert, namlid) 1185 »ertrabi« 3 ), 1239 Söiltrubi« 4 ), 
1250 8lbeil)ctbi« 6 ), 1261—71 3utta ö ). $a{j ober audj in ben unbe- 
beutenberen (Sönobien bie ©dmle befannt war, erfleht man au« ber Sljro- 
nif oon (5on>eg $u bem 3afjrc 1147, u>o ber 8lbt £einric§ am 14. %t* 
bruar bie Älöfterdjen Jlemnabc unb SMfdjbecf reöibirte. Sitte, fjeifjt e*, 
unterwarfen fldj bi« auf eine Junge öeljrerin. *) $l!fo audj im 12. unb 

13. 3a^. fanb fid) geeignete! öefjrperfonal für grauenbilbung. Söir 
»eifen in biefer $e$ieljung nodj auf ba« Siftergtenferinnen«ÄIofter @ot- 
teöt^al ju SBrenfljaufen bei Wörter ljut, wo eine Älofterfrau gloriana er« 
wäljnt wirb, bie fertig Satein gefprodjen. 3fr banft im 3^re 1290 ber 
Äbt £etnridj »on (5on>en für i&re ©djrift über ben Soljn ber SBittme 
»on 9toim, bie fie üjm gugeftedt Ijatte. „3$ fjabe", fogt er i§r, „fle 
»ieber unb wieber gelefen unb fte xtid^t au« beu ©ebanfen gelaffen, weil 
fie fromm unb gelehrt abgefaßt ift unb fo öiel Serftanbeflfdjarfe nerräty, ba& 
1$ mir fo etwa« !aum oon einem gelehrten Sekret ber Geologie Der- 
fprodjen fjabe". $er tfbt ermahnt bie Plofterfrau fobann in ber 2)e« 
mutlj ju bleiben. 8 ) 

3)afl übrigen« bie ©djuleinridjtungcn in ben grauenflöftern m<$t 
bloft auf ben üRadjwud)« be« Jtlofter« gerietet b. Ij. scholae internae 
waren, fonbern augleidj eine schola externa enthielten, gefjt für ba« 

14. 3a$rlj., wa« ba« ©tift £erforb betrifft, au« ber 9tod)ridjt Ijeroor, 
bog man §ier aud) auswärtige, frembe Caienjunfern (domicillae in sae- 
culari habitu dementes) Ijatte unb jwtfdjen 3»nfern, „be ute fln" unb „be 
In'r ljeime fin", unterfdjieb. 9 ) £ierau« ergiebt fld), ba& bie ßlofterfdjule 
audj für bürgerliche Greife, für bie Umwohner be« ©riftc« fruchtbar ge« 
mad)t würbe. 3a, au« ber Analogie mit ben 2Rännerflöftern läfct fl$ 



l ) ©eftf. Urf..33ud) V. 713. 

•) fflibbe* a. a. D. S. 9. - 8 ) Safdbft ni. add. 69. 

4 ) 2)afclbft IV. 291. — 8 ) $afelbft IV. 418 u. 429. 

6 ) Stofelbft VI. 871 u. 1353. 

7 ) £. ©djonlau, @efd)id)ti. SRotigen über 2*olf*fdjulen. MG. SS. 
III. 15. 

•) SBeftf. Urf..93udj IV. 2062. Dr. 81. ftodj, <Da« Älofter fBrenf- 
Raufen in ber 2öeftf. 3ettför. 99b. 36*. 6. 103. 

•) ©ergl. g. Sterpe, ©inhinft«-, Seim«- unb ^eberegifter ber Abtei 
$erforb, 6. 149. 



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203 

atrneljmett, ba§ biefe Mufjenfdjule eine gewöhnliche Einrichtung in ben 
dönobien mar unb meiftenö beffer bcfudjt war alä bie innere ©dmle. 
€o ift ed bcnn gor nidjt feiten, bafj grauenflöfter öon alteröljer nidjt 
blofe für bie 2ftäbdjenfdjulen bee Älofterortt, fonbem für bie ©djulen 
bafclbft überhaupt, wie 3. 33. in £eerfe, auffommen mujjten unb barüber 
bie Äuffidjt unb 8eitung Ratten. 

3m 13. unb 14. 3aft^- erhielten bie Srauenflöfter in iljrem Stre- 
ben für bie ©djule eine wefentltd)e Unterftü^ung burd) bie in 5)eutfd)- 
lonb ßd) oerbreitenben fog. 93egljinen. ©eftiftet im 12. 3aWJ- burd) ben 
Süttidjer Sßriefter Lambert te SBegue, lebten btefe weiblichen ©enoffenf Sof- 
ten nad> flöfterlidjer ©itte, oljne jebodj burdj eine fefte Drbenäregel ge» 
bunben ju fein, in fog. $egl)inenl)öfen. ®ie befd)äftigten fidj mit ©er» 
!en ber leiblichen unb geiftigen IBorm^ergigfeit , alfo ntdjt blofi mit ber 
Krankenpflege, fonbern audj mit Sugenbunterridjt unb $war fowoljl burdj 
Unterweifung in ben gewöhnlichen ßeljrgegenftänben, al$ audj in weibli» 
d>en £anbarbeiten. *) £ie fanben beaf)alb rafdj Verbreitung in ben be* 
beutenbem Orten unb £auptftabten unfere« Canbeä, aber audj in minber 
bcbeutcnben, wie Sittenborn, GSoeöfelb, Brilon, 9)farebcrg.*) 3m Sittenborn 
g. 93. lag ber 33egf)inenljof im norböftlidjeu (Stabtniertel auf bem %xitb* 
Ijof unb war eine ©djenfung beö (Sölner 33ürgerl Slbolf öon Sfteoele, 
welker gu btefem 3»ecf mittelft SeftamentS 00m 20. Slpril 1317 fein 
£au$ $u Sittenborn unb feine bortigen ©arten bcftimmte. 2)ie 93efdjäftt- 
gung biefer geiftlidjen 3ungfern beftanb, xoit bereits ^eroorgeljoben , nidjt 
blofj in Äranfenpflegc, fonbem wie bie fog. JJnrterljerm bei ber mann* 
liefen 3«Ö enD i waren fie bei ber weiblichen bemüht, nüfcltdje Äenntniffe 
unb gertigfeit $u lehren. (Sie betrieben bafyer ooraüglidj baö Wäljen, 
Spinnen unb ©eben unb gaben Ijierin, fo wie im Cefen unb €>djreiben, 
ber weiblichen 3ugenb fdjulmäjjige Unterweif ung. SRicolauö oon Sßibra 
weife fo^ar uon fdjöngeifttgen Erfurter 23cgf)inen beä 13. Jaljrlj. gu er* 
jaulen , bie gern mit polaren oerfeljrten , um in ber Xidjtfunft gu pro* 
fitiren.») 

810 bie ftäbtifdjen öffentlichen @djulen auffamen, würben bie gefon» 
betten 2ftäbdjenfdjulen ju einem bringenben SBebürfnig. S)odj blieben bie 



*) Seiberfc, Öanbeö- unb 3Re<$t«gefd)i<$te M £eraogfljuni« ©tftfo- 
len III. 6. 497. 

*) 93ergl. »runabenb , ©efd)id)te ber ©tabt Sittenborn, ©öfelanb, 
©efäidjte oon ßotffelb. Seiberfr, Urf.«33ud& I. 6. 358, 393, 567. II. 
6. 11. 

*) ©iefje ©efdjtdjttqueHen ber Sßroüina Saufen I. 93. 



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204 

üRäbdjenfdjulen au$ fernerhin otelfadj Unternehmungen nur prioater Statur. 
Soldat ^rioatmäbdjenfdjulen fommcn j. S K in SRaiity fdjon 1300, in ©peier 
1862, in granffurt a. 9fl. 1364 oor. 3u @ouba in £otIanb beftanben 
gegen ßnbe bei 15. 3^r§. brei weibliche fie^ranftalten bei öerfdjtebenen 
£ird)en unb tflöftern, in welchen grauen im ©Iauben, Saterunfer, befon> 
beri aber audj int öefen unterrichteten. 1 ) ©ine ftäbtifdje ÜRäbdjenfdjule 
bagegen befanb ftd) in 83enlo wäljrenb ber SRitte bei 15. 3a f>rfj. $er Un- 
terridjt war Ijier für bie beiben ©efajledjter getrennt unb ber für bie 5JMb* 
c^enfdjule beftimmte SRaum ali TObdienfdjule (maghden schole) begetd)' 
net.*) 2)ie 6tabt liefe nömlidj 1457 ein neuei ©djutyaui errieten, bai 
biefe Trennung ber ©efdjledjter berücfRdjtigte. Sludj in Chnmeridj be- 
ftanb um bie ÜKitte bei 15. Saljrlj. tim oon weiblichen ^erfonen gegrün- 
bete SWäbdjenfdfjule , bie fdjon althergebracht war. (Sin ©freit barüber 
führte am 4. Sttai 1445 gu ber Uebweinfunft gwifdjen bem bortigen 
©rifticapitel unb SWagiftrat baljin: bie ©tabt ^atte eine ober jwei ober 
je nad) 93ebürfnif| nodj meljr grauen (rectrices) für bie Unterweif ung 
ber 9Käbd)en anjuftetten, nad)bem fie fold)e guoor bem 3)edjant unb (Sapitel 
präfentirt ljatte. 3 ) 2)ie Seherinnen foü*ten gehalten fein, bem ©djulmei« 
fter ber ©tabt alle 3a§re einen alten ©rofdjen ober einen fölmfdjen 2Bei§- 
pfennig ali Abgabe ju entrichten. 8udj foHten fie fidj oerpfltd&ten, einem 
Bürger, ber feine Jödjter in bie grojje ©dmle f Riefen wollte, fein £in- 
bernijj $u bereiten. 4 ) @i war alfo biefe ©djule eine $rioatfdjule, weldje 
neben ben befteljenben öffentlichen ©djulen fidj gebilbet fcatte. (Sine an- 
geblich oon (Sarbinal Sfäcolaui (Suei ini Öeben gerufene weibliche (5r- 
jieljungianftalt in Xanten enblidf) jäfjlte im Safjre 1497 : 84 Schülerinnen. 
Sin iljrer ©pifoe ftanb Slbalgunbii oon fcorftmar, bie bei ben ©rübern 
oom gemeinfamen öeben, ben fog. graterfcerren, Unterricht empfangen Ijatte 
unb in ber <5rftiefmng ber weiblichen 3ugenb nadj beren SRatfjfdjlägen fidj 
richtete.*) 

5luf biefe wenigen Sßadjridjten über Sftäbdjenfdjulen hUiht man an* 
gewiefen, bii nad) bem 30 fahrigen ßrieg mit anerfenneniwertljem (Sifer 
in Btatt unb Öanb getrennte Sftäbdjenfdjulen meift unter weltlichen Äe^re* 



l ) SergL griebridj ttetteiljeim, 2)ie Spulen bei ^ergogt^um« @el- 
bem ®. 84-86. 

*) ©ergl. bie ©tabtredjnungen oon $enlo pro anno 1457. 

*) *Rettei$eim a. a. O. ©. 399. 

4 ) Berichtigungen in ber ©efdjtdjte ber $äbagogi( oon 9fc. Sfttfj« 
manm Blätter für bie ©dmiprarii. 3af)rg. 1896. «Rr. 3. 

•) öergL 3anffen, 2>eutfd)e ©efdjidjte 93b. I. @. 22. 



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205 

rinnen eingerichtet würben. ') Aber audj grauen orben nahmen P<$ balb 
nadj ber Deformation ber befonbern SMlbung unb (Sr^ie^unjj beö fjeran» 
»adrfenben weiblichen ©efdjledjtd an. 3m 16. 3a^. grünbete nämlidj 
bie ^eilige Slngela Geriet bie etjrwürbige ftrauengenoffenfdjaft, welche fl$ 
nad) beT lj. ttrfula benannte nnb juerft in Statten unb granfreidj, feit 
bem 30 jährigen Ärieg aber audj in S)eutfdjlanb fidj ausbreitete unbga^i* 
reiche 9tieberlaffungen mit ©djulanftalten grünbete. $iefe unb mehrere 
anbere toeiblic^e Drben Ijaben fetibem üielfadj neben ben barauf aljie- 
Ienben ©tnridjhmgen »on ©emeinbe unb Staat an bem <2hr$ieijung$werfe 
ber weiblichen 3ug«tb * n $eutfdjlanb mitgearbeitet unb ftdj grofje 33er« 
bienfte barum erworben. 



SWitget^cilt öon (Sari ©panefen. 

I. THEODORI JSIPON. 

$>ie Äupfermüngen ber ©tabt $aberborn, welche bie 3a^c8ga^l 
1605 tragen, $aben im SReöera bie Umfdjrift THEODORI JSlPON, 
tljeill in »oller Schrift, tljeila in abgefüllter Sonn. SBeingartner 
(3)ie ^upfermünaen SBeftfalen« 6. 232) beutet biefeö „©eföenf" mit 
SRedjt ald bie ber (Stabt Dom SBifdjof Sljeobor ö. gürftenberg im Safyre 
1605 erteilte CSrlaubnifj, ßupfermün$en ju fdjlagen; er bemerft jebodj: 
»in meinem Umfange, erhellet nid)t". 

2He $ier folgenben , bisher ungebrueften 6d)riftftü<fe geben $lu*funft 
über bie SBebeutung biefed SflünaprimlegS. <Die Stabt erhielt burdj baö- 
Wbe im Sa^e 1605 ba« Sfcedjt, innerhalb ber nädrftfolgenben fiebert 
3al)re im ©anjen fiebert £aufenb $ljaler in Kupfermünzen prägen ju laffen, 
toeldje nur in ber Stobt $aberbora „gangbar unb gültig" fein foulen. 
2)ie IBitte ber @tabt, ba* Umlaufögebiet weiter, r ,ba muglidj burdj« 
ganfce Stift", auggubelmen, liefe ber gürfibifdjof uttberücfflcr)tigt, befdjränfte 
bielmeljr auf Slnfudjen bc$ S)omfapitel$ bie SJerpflidjtung jur Slnnaljme 
biefer Äupfermüngen auf bie „weltlichen" (Sinwoljner ber Stabt. 

Grinc ©umme öon 7000 5$alem in fupferner ®djeibemün$e inner- 
halb ber fleinen Stabt in ben Serfeljr ju bringen , oljne biefen $u über* 



l ) 6ief)e befonbetf bejüglic^ beö WeberftiftS fünfter bie ®efd)ic$te 
ber fall). Pfarreien im ©er^ogt^um Olbenburg bon Sari SBiUo^. 



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206 

fatttgen, erforberte 3«t. 66 finbct ftd^ benn audj nod) in ber Stabt« 
redmung be* Safjrtf 1020, alfo adjt 3af)r* nadj Ablauf beö $riöileg«, 
eine erljebUdje Qcinnafjme ouö ber „Äupferredjnung" öerjetdmet. 

5)er Neubau beä föatljljaufel gab ©elegenljeit , ßunfermünaen in 
Umlauf gu fefeen. 3ur 93eftreitung ber 93au!often benufote bie Stabt 
1615: 330 Sfjaler „fupferne VI «Pfennigftutf , au« ber Giften nor unb 
nad) entnommen", 1617: 260 lljaler beagleidjen unb 145 Z^aUx in 
XU $fennigftücfen. 

S)ie ftäbtifdje Verwaltung 30g au« bem $rioi(egtum ttid^t unerheb- 
lichen ©ewinn. Unter ber SRubrif „Jhipferredjnung erobert" finb inben 
§tabtredjnungen Dom 3aljre 

1610: 231 £$lr. 12 ©r. 10 $f. 

1612: 926 „ 3 „ 8 „ 

1620: 1093 f , 14 „ 3 „ 
in (Einnahme gefteQt; ba jebocr) in golge ber auf bie weltlichen (Jinwol)- 
ner ber 6tabt befdjrdnften Slnnaljmepflicrjt nur ein geringer Heil ber 
düngen nadj auäwärtd abgef djoben fein wirb, fo ftammte ber ©ewinn 
$auptfäd)Iidj au« ben Safdjen ber eigenen IBürger. 

Sine öoflftänbige &bred)nung über bie 9Hün$foften unb ben erhielten 
©ewinn finbet ftdt) im @tabtardjü>e nidjt. 

1605, September 29. Neuhaus. 
Bischof Theodor von Paderborn erlaubt der Stadt Paderborn die 
Prägang von Kupfermünzen bis znm Betrage von 7000 Thalern. 

Von gottes gnaden wir Dietherich, bisschoff des stiffts Pader- 
born etc. thuen kundt und bezeugen vor unss und unsere nachkom- 
men, das wir den ersamen, hocbgelerten , unsern lieben getreuwen 
schultheiss, burger meistern, rhatt und gemeinheitt unser statt Pa- 
derborn zu desto bessern gedeien, nutz, frommen und wolfartt ge- 
meiner statt und burgerschafft gnediglich concedirt, bewilligt und 
nachgeben haben , concediren , bewilligen und nachgeben auch hiemitt 
krafft dieses, das sie in negstvolgenden sieben 1 ) jharen von kupffer 
stücke von zweyen Schillinge, einem Schilling, einem halben Schil- 
ling, drilinge und geringerer müntz die summe zu sieben l ) thausendt 
thalern schlahen lassen mögen. Jedoch soll solch kupffergelt nitt in 
hohen und grossen, sonder geringen summen aussgeben werden, 



') im Text ursprünglich „sechs"; dieses Wort ist durchge- 
strichen und darüber „sieben" geschrieben. 



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207 

auch nitt weiter, alss alda in unser statt, gangbar und gültig sein. 
Nach ablauf aber angeregter sieben jariger 1 ) zeitt soll diese unsere 
gnedige concession abe und erloschen sein. Dessen in urkundt ha- 
ben wir diesen unsern bewilligungs brieff mitt eigner handt under- 
schrieben und geben auf unserm schlos Newhaus auff S. Michaelis 
archangeli tag anno sechszehen hundertt und fünff. 

Munster, Kgl. St. A., Paderborner Hofkammer Rep. IV. 
Nr. 530 ft *. Concept auf Papier ohne Unterschrift und Siegel. 

1606, October 18. 

Die Stadt Paderborn dankt dem Bischof Theodor für die Erlaub- 
nis« zur Ausprägung von Kupfermünzen nnd verehrt ihm Probe- 
münzen in Gold, Silber nnd Knpfer; sie bittet sodann, die Pflicht 
der Annahme derselben nieht auf die Stadt Paderborn nnd anf 
geringe Beträge beschränken, sondern anf das ganze Stift aneh 
bei Leistung grösserer Zahlungen ausdehnen zn wollen. 

Hochwurdiger fursth, Euren f. g. sein unsere underthenige, gehor- 
same und gantz willige dienste jeder zeitt bevor. Gnediger fursth und 
her. Demnach e. f. g. auss gnediger, vetterlicher zuneigungh disser 
irer unvermugener haubtstadt Paderborn etzlicbe kupfern muntz zu 
dempfungh und erledigungh irer obliggender grosser bescbwerden 
fertigen zu lassen in gnaden concedirt und nachgeben, davor e. f.g. 
wir pillich noch mahl ss underthenige dancksagungh thuen, und dan 
nunmehr sothan muntz werckh so weitt gefertigt und eingerichtett, 
dass darauff dreierley muntz, alss Schillinge, sechs pfenninge und 
Pfenninge geschraubett und gemacht werden können, als thune. f.g. 
wir so t haner muntz dreierley Sorten, in goldt, silber und kupfer, 
hiebei underthenig praesentiren und überreichen, mit undertheniger, 
hochfleissiger bitt, nicht allein sothane geringe praesentation in 
gnaden uffzunehmen, sondern auch auss fürstlicher auctoritet zu 
mehrer erspriesslicher beforderungh diesses werks ihre gnedige jon- 
cession, und dass vermuge derselben sothane kupfern muntz in 
schwerem geldt (:da muglich durchs gantz e stifft:) aussgeben und auf- 
gehoben werden muge, durch ein offenes edict und proclama publi- 
ciren und anschlahen zu lassen, und unser gnediger fürst und her 
zu sein und pleiben. 

Wie zu e. f. g. wir unss dessen und aller gnediger erschei- 
nungh underthenig getrosten, und wollens umb dieselb (:die der al- 
uiechtiger in hohem, fürstlichem, friedtfertigem , glucksaligem regi- 



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208 

ment unss mit gnaden lange zeit zu gebieten wohlfertigh erfristen 
müsse:) unss mit schuldigem geborsamb und diensten in aller und er- 
thenigkeitt hinwidder zu verdienen und zu verschulden understehen 
und befleissigen. Datum am 18. octobris anno 1606. 
E. 1 g. underthenige , gehorsame 

schuldheiss, 
burgermeister und rhatt 

zu Paderborn. 
Adresse: Dem hochwürdigen fursten und hern, hern Diethe- 
richen, bischoven dess stiffts Paderborn, unserm gnedigen fursten 
und heim. 

Ebendaher, Original auf Papier mit deutlicher Spur de» 
briefschliessenden Siegels. 

1606, October 18. Neuhaus. 
Edikt des Bischofs Theodor von Paderborn, dass alle weltliehen 
Eingesessenen der Stadt Paderborn die von derselben geprägten 
Kupfermünzen innerhalb der Stadt in Zahlung nehmen and 
geben sollen. 

Demnach von gottes gnaden wir Dietherich bischoff des stifies 
Paderborn etc. den ersamen, hochgelehrten, unsern lieben getrewen 
schultheissen , bürgern) eis tern, rhatt und gantzer gemeinheit unser 
Stadt Paderborn gnediglich concedirt und nachgeben, das sie zu ge- 
meiner Stadt und burgerschafft nutz und besten eine sichere summe 
kupffern muntz fertigen und machen lassen mögen, als wollen wir 
allen und jedem gedachter unser Stadt Paderborn ingesessenen hie- 
mit in gnaden ernstlich mandirt, auferleget und bevohlen haben bei 
Vermeidung unser undablessiger, ernst und schwerer ungnade sel- 
bige kupffern muntz innerhalb dero stadtt ohnweigerlich zu empfahn 
und wider ausszugeben. 

Urkundtlich unsers undenauf gesetzten fürstlich secretsigels. 
Datum auff unserm schlos Newhaus den 18. octobris anno 1606. 
Ebendaher. Concept auf Papier, ohne Siegel. 

Ohne Datum. 

Weill ein ehrwürdig thumb-capitel angehalten, in mitgetheiltem 
patente dero kupffern muntz noch ein wortt, nemlich „weltlichen" 
ingesessenen beizusetzen, als ist man der zuruckschickung gewertig, 
oder das man alda solch wortt selbst dabei setze. 

Ebendaher. Concept auf einem Streifen Papier. 



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209 

II. ©aljfotten als ÜWüngftättc. 

3»et 6f3ber unbefanute SRünjen, weldje für bie ©efdjtdjte $aberborol 
Bon $ebeutang flnb, befinben fid) in ber ©ammlung bei SRfingforfdjert 
?. Sofcp^ ber biefelbenin ber Seitfärift für ?Rumi«mattf 8b. 21. 
6. 281 — 87 einer intereffanten SBefpredjung unterjieljt. 

3He erfte ift ein «fralbbenar bei $aberborner SBiföofl Otto an* ber 
SRvn^ftätte ©al Rotten nnb wirb a. a. D. wie folgt betrieben: At. 
t OTTO — EP1SCO. <£in ftyenber »ifd&of, ber in ben erhobenen 
$änben redjtl ein Statt), linfl ben etnwärtl geteerten $irtenftab fcält. — 
Rv. SOLTCOTEN. CIV(ITA ober 1TS). 3m gelbe finb brei Stürme 
nnb gnrifdjen iljnen gwei ftreugfafjnen über einem boppelten ©pifebogen* 
portal 16,5 mm. 0,45 gr. 

(El ift biefel bie einige btl jefct ebirte aRünje, weldje bal ©or^an- 
benfein einer HRüngftätte in ©alafotten nadj weift, ©eftüfct auf ben 
Snljalt ber Urtunben oom 12. Stoiber 1294 unb Dom 14. gebruar 1295, 
in »eldjen ft($ Cfrabifdjof ©iegfrieb Don Adln unb 93ifa)oj Otto oon 
$aberborn über bie bieder gemeinfamen Orte ©efefe unb ©aI$totten in 
beT SBeife Dergleichen, ba§ ber erstgenannte gang an tföln, ber $weite, 
Sal^totteii, gang an ißaberborn fällt, »erlegt $. Sofepb mit SRedfct bie 
?räge$eit für biefen $albbenar in bie 3<*&re 1295 bi* fpäteftenl 1307 
(tobeoja^r Cttol). 

3n berfelben 5lbljanblung wirb ein $enar erwähnt, ber all 3Rün$- 
ort $aberborn (PADREB III CI VITAS) unb \>tn 9camen EN(GE)L 
= BERTV ofme $itel um bal Silb eine! ©eiftlidjen tragt <Der Cerfaffer 
föreibt benfelben bem Äölner erjbifd&of Engelbert 11. (1261—1274) jk. 



Jiuei Urkunden ?nr (Sefdjidjte non fiebettau an ber 
Dietnel in kr flromnj ^tf[en-Haf[au. 

«DMtgetyeilt oon gr. X. ©grober, Pfarrer in SRafcungen. 

©tobt unb 5?urg öiebenau bilbeten meiere Sö^unberte einen fßf 
ftanbt^eil bei £od)ftiftl Sßaberborn. Srft burdj ben Vertrag oom 5. 
Sanuar 1597 gwtfäen SBifdjof SHerria) 0. gurftenberg unb bem 8anb- 
grafen 2Rorifo oon Reffen tarnen Älofter unb ©tobt «frelmardljaufcn, Storg 
ärufenburg, $errfcr)aft ©d)önenberg, S9urg Srenbelburg, SJurg unb ©tobt 
Siebenau unb einige anbere Orte in SRieber^effen mit bem SRein^arblwalbe 
an Reffen. 1 ) ®ai 2lbelögefd)led)t 0. $apen^eim, weldjel oom aulgegau» 



*) Anna] Paderborn. III. ad annum. 

LVII. 2. 14 



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210 

gelten fttr$borf $apen$eim Bei SBarburg ben tarnen trägt, bttrfte gegen 
Anfang M 14. Sa^unbert^ fldj in Siebenau nicbergelaffen unb bte 
bortige 8urg erbaut fcaben.* Sfcitter #erbolb o. $apen^etm »ar feit 1304 
auf ber S3urg Siebenau anfäfflg. ©eine ©öfcne Surdjarb, tropft am 
93u$borf £u tßaberborn, unb «frerbolb, fourie fein Sdjnnegerfolm SBerneT 
u. SBefterburg »erleiden 1347 ber neuen Slnfieblung ©tabtredjte. ') 

1347. Februar 18. Burchard (v. Papenheim), Propst am Bns- 
dorf zu Paderborn, Knappe Werner v. Westerbarg and Knappe 
Herbold v. Papenheim, Bruder des genannten Propstes, verleihen 
den Einwohnern ihrer Stadt Llebenan gewisse Freiheiten und 
Rechte. 

In nomine Domini Amen. Nos Borchardus, prepositus ecclesie 
Petri et Andree apostolorum in Paderborne, Weruherus de Wester- 
borg famulus et Herboldus, frater dicti prepositi, famulus de Papen- 
heym, recognoseimus in hiis scriptis, quod bominibus quibuseunque 
ad opidum nostrum Levenowe confluentibus et inhabitantibus ibidem 
cuicunqne ratione condicionis servilis aut alio iure, aliquo senricio 
seu obsequio qualicunque astrictis et posteris eomm libertatem tra- 
dimus et concedimus in dicto opido perpetuo residendi et manendi 
ibidem sine omni exaetione, vexaetione aut peticione servicii cuius- 
eunque, que eidem ab ipsis possent competere quoquomodo. Attamen 
qui nobis iure proprietatis pertinent in dicto opido, nobis servient 
ita bene sicut extra. Item quieunque ad dictum opidum confluxerint 
et ibidem se reeeperint super debitis aut excessibus quibuseunque 
primitu8 contractis coram nobis aut . . iudice nostro ibidem non 
debent aliqualiter conveniri, sed super nobis convenientur et a iudice 
punientur iuxta debitam iuris form am et suorum excessuum quali- 
tatem, nostris tarnen iuribus a prefati opidi incolis per omnia nobis 
salvis. Item omnes prefatum opidum inhabitantes ac . . heredes 
ipsorum. de quolibet iugere novalium nobis et nostris heredibus 
annis singulis tres denarios graves solvent perpetuo nomine pen- 
sionis. Item si in opido predicto alter alterum ferro quoeunque, quod 
wlgariter .egghewapen" dicitur, wlneravit, dummodo non moriatnr 
wineratus, pro delicto huiusmodi reus dabit unum talentum levium 
denariorum, de quo nobis dimidietas et altera dimidietas opidanis 
proyeniet ad communes usus opidi. Item si ubilibet quibuseunque 
alter alterum leserit eciam ad sanguinis effusionem, dummodo ferro 



l ) ffluboif o. $utt!ar.(£lberberg, ©tammbud) ber SatWflföen 
»itterföaft 



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211 

preacuto id non faciat, pro huiusmodi delicto ipse lesor quinque 
solidos Jevium denarioruio dabit in emendam, de quibus nobis pars 
tercia et . . iudici tercia et tercia pars proveniet opidanis . . Judex 
autem in dicto opido pro tempore sepe existens recipiet emeudam 
aliorum excessuum nummorum. Preterea si in opido predicto ali- 
quis sine liberis discesserit, de parofarnalibus et aliis, que wlgo 
dicuDtur „her weide*, nulla beredibus ipsius aliunde premortui com- 
petet actio, sed de aliis reliquiis et patrimoniis, quod si infra spa- 
cium temporis, quod wlgo B annus et dies* appellatur, nullus in iure 
pecierit, medietas exuviarum seu reliquiaruin et patrimonii predicti 
dabitnr ad usus ecclesie in dicto opido instaurate et alia dimidietas 
dabitur opidanis sepius memoratis. In quorum omnium testimonium 
et memoriam nostra sigilla presentibus sunt appensa. Datum anno 
Domini M C°C C Ü XL septimo, dominica die qua cantatur Invocavit. 
Orig. auf Pergament, die drei Siegel fehlen. 

1396. März 12. Bischof Johannes (v. Hoya) von Paderborn 
bestätigt mit Zustimmung des Kapitels der Stadt Liebenan, welche 
mit der Burg an das Hochstift gekommen ist, nach der durch die 
Burgmänner, Bürgermeister nnd Rath geleisteten Huldigung ihre 
bisherigen Freiheiten nnd Rechte. 

Wy Joban van Godes genaden bisscop to Paderborn mit willen 
unde Yulbord domprovestes, domdekens unde capittels unser kercken 
vorgenant bekennet, wente de slott borcb unde stat to de Levenowe 
an uns unde uuse nakomelinge unde kercken gekomen sint, unde de 
bore hm an, borghermeistere, radlude unde borgere gemenliken van des 
slotes wegene eyne erflike ewige huldinge gedan hebbet, dat wy de 
sulven by all erem olden rechten, vryheit unde wonheit laten solen 
unde willet, also se de wynt an dusse tid gehaet hebbet, unde en der 
nerne mede krenken an argelist, unde gevet en des to kunscap 
dussen breff besegelt mit unsem unde unses capittels ingesegel, des 
wy domprovest, domdeken unde capittel bekennet, unde hebbet des 
ok to kunscap unse ingesegel na ingesegel unses beren vorgenant 
an dussen breff gehangen. Datum anno Domini MCCCXC sexto, 
ipso die beati Gregorii pape. 

Orig. auf Pergament, beide Siegel fehlen. Beide Urkunden be- 
finden sich z. Z. im Besitze des Küsters F. Wtwer in Neuenbelcen. 



14* 



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212 

CtattDicklung ber ßaplanet ju fleduUljeÜB 
(Äteis ttariwrg). 

etljeilt öon %. £ ©grober, Pfarrer in Haftungen. 



3n ber flirdjje ju $Pe<fellf)eim gab el uadjj bem Statuö ber alten 
SDidcefe Sßaberbom, aufgenommen unter bem Sifdjofe 2)tctrid) Kbolf 
greifjerm »on ber SRecf in ben Jahren 1656—1658, *) außer bem £od&- 
altar mit ber Jßfarrpfrünbe nod) fieben anbcre Ultäre, nämlidj: 

1. in sacristia sine titulo et reditibus; 

2. ante cborum s. Kiliani, ab episcopo Theodoro Adolpho recon- 
ciliatum 1656. 3. Julii; 

3. 83. trium Regum; 

4. 8. Leyini; 

5. 8. Annae; 

6. 8. Nicolai sine reditibus; 

7. sine titulo et reditibus. 

ad 3. $er tlltar gu ßljren ber Ijl. SDrrifönfge würbe gegen ünbe 
bei 14. 3a()r()uubertd burd) ben bitter ©erwarb ©piegel $u SßetfelHetm 
gegrünbet unb mit einem tircrjlidjen SBtnefijtum aulgeftattet. ©iföof 
Soljannel (I., ©raf Don £ona) Don $aberbom erflärt burdj nad&folgenbe 
ttrfunbe oom 30. ftooember 1398, Bitter ©erwarb Spiegel $abe in ber 
SPfarrftrdjje gu Jßecfellljetm einen neuen Altar jur (£ljre ©orte«, ber beil. 
Sungfrau SWaria, ber 1)1. 2)reironige unb ber \fl. Katharina erntetet unb 
mit brei £ufen im Selbe oon 3*orgentreidf> 3U SBord&trou 4 ) unb mit 
einem ©arten oor $eäel0fjeim aulgeftattet. S)ie SBefefcung bei fBenefigi* 
uml fott bem ©tiftcr unb feinen Sdadfjfommen jufteljen, bie Snöeftitur 
bem $lrdf>ibiafon (SDomfantor). Leiter be&anbelt bie Urfunbe bie gottel- 
btenftlidjen S3erpflia)tungen unb foldje bem Pfarrer gegenüber, bem ber 
SBenefaiat jäljrlidjj auf SRidfjaeli 6 Spillinge Söarburger SCBd^rung jaulen 
muffe. Sieben bem ©ifdjofe flegeln jum Seiten bei (Sinoerftänbniffel 
ber S)omfantor Sljemmo oon £örbe all 8trd)tbia!on unb $einriäj Worte* 
Hng, Pfarrer gu ^ecfellfjeim. 

Johannes Dei gratia Paderbornensis episcopus universis et sin- 
gulis, ad quos praesentes litterae pervenerint, salutem in Domino. Ut 



l ) 5Kffr. im Ärdjiö bei $HtertIjuinH>ereml $u $oberborn. 

*) 3Bor<f)trop (wüft) foU nadj ber SBeftf, 3citfdr)r. SBb. 39*. @. 165 
äwifdjen JBorgentreidfj, Rittergut ©infelburg unb ßörbefe gelegen fjabeu, 
wo eine gelbmarl „^Bordiwiefen" baran erinnern mag. 



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213 

divinus cultus augeatur et animarum salus copiosius procuretur, te- 
nore praesentium duximus concedendum, quod dilectus nobis Gerhar- 
dus Spegel miles altare novum in ecclesia parochiali Pekelsen nostrae 
Paderbornensis dyecoeseos in honorem omnipotentis Dei et beatae 
Mariae Virginia gloriosae ac trium Magorum necnon beatae Catha- 
rinae virginis bonis et reditibus infra scriptis, videlicet tribus man- 
sis agrorum in campis opidi Borgentrike, dictis to Borchtrop situatis, 
ac uno horto extra portam dicti opidi Pekelsen cum omnibus suis 
iuribus et pertinentiis ubilibet constitutis dotare, erigere et fundare 
valeat. Cuius praesentatio, ordinatio seu dispositio ad ipsum, quam 
diu vixerit, et post eius mortem ad suos baeredes perpetue debeat 
pertinere, institutione tarnen ipsius rectoris apud loci archidiaconum 
pro tempore remanente, cuiusque rector vel eius locum tenens alter- 
nis diebus, legitimo cessante impedimento, missas post offertorium 
ultiraae missae et non alias, nisi de consensu plebani id fiat, habeat 
celebrare et plebanum in summis festis et in omnibus festis beatae 
Mariae virginis et apostolorum cantando et in exequiis funerum 
missas, si opus fuerit celebrando adiuvare. Oblationes omnes et 
singulas super altare ipsum praenominatum quocumque tempore de- 
latas plebano Tel eius locum tenenti totas et integras, de legatis 
autem et testamentis, a quibuscumque et in quibuscumque sibi 
assignatis, traditis et legatis, medietatem porrigere teneatur. Obla- 
tiones vero in die dedicationis altaris et anniversario eiusdem, nec- 
non votivas quotidianas rector ipsius pro tempore solus integras 
retinebit, exhibiturus etiam in singulis ipsi plebano et eius locum 
tenenti reverentiam et honorem, et si insultatio Tel dissensio eidem 
plebano mota vel iniuria irrogata fuerit a quocumque, rector ipsius 
plebanum quoad ius suum promoveat et defendat. Permutare insu- 
per dictum altare sine consensu plebani non valeat. Annum gratiae 
seu defuncti in dicto altari iuxta ecclesiae et dyecoeseos nostrae 
consuetudinem habiturus, hoc salvo, quod praesentatio seu collatio 
dicti altaris nulli alteri, quam actu sacerdoti vel volenti et valenti 
infra annum post collationem sibi factam proximum in sacerdotem 
promoveri. Quae collatio et praesentatio etiam infra mensem pro- 
ximum post vacationem fieri debebit Volumus etiam, ut rector 
altaris pro tempore existens vel eius locum tenens plebano vel eius 
vices gerenti promittere habeat omnes et singulos articulos supra 
scriptos inviolabiliter observare et sex solidos denarios Wartbergenses 
singulis annis in festo sancti Michaelis ipsius nomine annuae pen- 
sionis debeat ministrare. Quo quidem altari, sicut praefertur, dotato, 
erecto et fundato ex nunc ipsum sicut ex tunc aucthoritate ordina- 



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214 

ria teaore praesentium in Dei nomine confirmamus, accedente ad 
praemi8sa omnia honorabilis viri Themmonis de Hoerde, ecclesiae 
nostrae Paderbornensis canonici et cantoris ac archidiaconi ecclesiae 
parochialis in Pekelsen memoratae necnon discreti viri Henrici Not- 
teling plebani moderni ibidem pleno consensu et spontanea voluntate. 
In quonim testimonium sigillum nostrum praesentibua duiimus 
appendendum et nos Themmo de Hoerde cantor ecclesiae Paderbor- 
nensis, archidiaconu8 ecclesiae in Pekelsen ac Henricus plebanus ibi- 
dem praemissis omnibus coniunctim et divisim pro nobis et succes- 
8oribus no8tris consensimus et consentimus in bis scriptis, in ipso- 
rura testimonium sigilla nostra praesentibus appendendo. Datum 
anno Domini M°CCC XC VIII° in festo beati Andreae apostoli. 1 ) 

Everbardus Key 8 er de Homberch presbyter, beneficiatus (alta- 
rista) in ecclesia parochiali in Pekelsen, um 1416 Sftitglteb be$ Äa- 
lanb* apud s. Petrum extra muros Wartberch, bürfte <xU Snljaber biefe* 
IBenefiatumä &u betrachten fein. *) CefctereS galt überhaupt aU einfahrt 
(simplex), unb Hegen bte 3«^öber bäufig burd) anbere $ricfter bie öcr- 
pfttdjtungen erfüllen. 3m 17. 3aWunbert betrugen bte jäljrlidjen Sin- 
fünfte beiläufig 152 (1657) bte 158 (1673) Steffel Joggen unb fcafer, 
meldte oon Colonen $u tyt&tUtyim, 99orgentretd), Sdjmecfljaufen unb 
(Jifjen gehoben würben, unb bie nad) einer 3wfantmenftcllung aller getft- 
licfcen Stellen im $odrftift $aberborn aue bem Sa^re 1784 ju 103 3$lr. 
angefefct flnb.*) 

S)ie SJfamUie oon Spiegel gu ißecfclöbetm naftm im 16. Sa^unbert 
in iljren »erfdjtebenen Sinien bie proteftantifdje Beljre an unb glaubte 
bamit ein 9Ked)t auf ben SBeflfc ber ©intünfte t^rer $e<felölj*ittter 93ene» 
fluten au ljaben, um fle bann für bie Ijöljere fluebilbung i^rer Söfme unb 
beren Reifen ju »erwenben. ©rft bem energifdjen tBemüljen bcä fpätent 
Sßaberborner Söeiljbtfdjofd unb ©eneralüifarä 3of)anne$ Sßelcfing gelang 
eä, ba* Scnefijialoermögen für bte Äatfjoltfen gu retten. 4 ) 

Um 1650 befafj SRaban »Ott ber Sippe au« bem £aufe Stnfebecf, 
2)omljerr au £tlbe*ljetm, ba* öenefoium. Hm 10. Sluguft 1659 oer- 
giftete er auf baffelbe, unb mürbe bann oon fRahan Hilmar Spiegel oon 
Sßecfeldljeim au Sdjmettyaufen 1660 fein Sd&ttefterfofm ßtboriuä griebridj, 



s ) SRadj alten «bföriften im $farrar$i» au Sßetfel^eim. 
■) &alanb*bud) im *Reuftdbter Sßfarrardjfo au Harburg. 
*) $ed)aneiard)tü au Wörter. 

4 ) »ergieße ältere Sitten über $e<fel*$eim in ber SRcgiftratur M 
$ij$öfli$en ©eneralöifariatd a u ^aberbow. 



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215 

£cn$ £mnamt3 Soljn Don $anftrin, bcr jüngft Fatfjolifdj geworben »ar 
nnb bamald gu SBüraburg im abeltgen ftonoifte ftubirte, präfentirt. %hx 
iijn bemühte ftd) ber Äurfürft 3o^ann Sßfn'lipp (Don ©d&önbom) Don 
SRainj unb 5Mfd)of Don 2Büraburg burdj ©djretben Dom 27. Sluguft 1660 
beim Sßaberfcorner SBifdjof 2)tetridj Hbolf um bie Ghrtljeüung ber Kollation 
be$ Stotefijiumd. 3m 3a!jre 1679 oeraidjtete er barauf, nadjbem er oorljer 
in $e<fel4f)eim burdjj ben Sßaftor 3o^ann @d)eiffer$ in (Jifjen bie 8er- 
pflicijtungfn Ijatte erfüllen laffcn. 3)ann folgen nadjraeiälid) 

3o^onne« .f>arijaufen, SBeneftaiat unb ^rimiffar, 1685 + 80. 2>e- 
gember 1725 in 5ßecfel^eim. 

Sofjanneä Qeinridj Äppelbaum, Sßrimiffar, f 8. SRooember 1741. 

gerbinanb ÜKattlH'a*, Sßriimffar 1742—1762. 

So^anneö grana ©afen au« Sßetfelöljetm, Sßrimiffar, 1462 t 5. $e- 
aember 1802. 

griebridj §elle, Sßrimiffar, 1802 f 2. 3ult 1811. 

ad 4. 5>er Slltar au (Sljren ber (I. ÜRarrnrer BeDin 1 ) unb ©eorg 
oerbanft feine ©rünbung unb 2)otirung ben Knappen unb SBrübern ©er- 
warb unb ©eorg Spiegel au ^ecfcl^cim unb bem Sßriefter £erbolb bieten 
gu SBeöerungen. S)urd) folgenbe ttrfunbe Dom 1. Sttai 1488 betunben 
©mannte, H% fte einen neuen Slltor in ber Sßfarrfirdfje au Sßetfefeljeiin 
aur @^rt ©orte«, ber $1. 3ungfrou Waria unb ber 1)1. 2Rartnrer Seotn 
unb ©eorg mit folgenben (Gütern, mit einem #ofe auf bem Grmmerfer 
§aa,en s ) im Selbe au Sorgentreidj, mit 2 rljrin. ©ulben Sa^TCörentc au« 
$öfen im gelbe au ©obenauf en 8 ) unb mit einigem 9Befty im gelbe au 
$eoerungen, bie ©piegel'fdjen ©üter geljeifjen, botirt Ijaben unb baburd& 
bie ©egrünbung ctnce Hrd&ltdjen SBeneftaiumä wünfdjen. 2)ie SBefefcung 
foQ bei ben 93rübern ©erwarb unb ©eorg Spiegel unb iljren 9tod)fommen 



*) 2)er (1. 8eoinu$ ober 8ioinu$, SBifd^of unb üttartnrer, Patron 
Don ©ent in Belgien, f 12- ftooember 650 ober 659. 

*) ©mmerfe, Slmbriü, (Smerife (rauft) lag a»ifd)en 3?orgentreid& unb 
Süljne. S5om Sturme ber (Jmmerfer Kirdje ftcl)t no<§ ber unterfte 3$eil 
unb a*tgt beutlidj, bafe er früher ein got^ifdtjed ©eraölbe r)atte. $luf ber 
alten Karte bed ©tötfjuma $aberborn Don 3o$annet ©iga« (Stöfe) au£ 
8ügbe (Paderborneusis episcopatus descriptio nova Joanne Gtgante 
Ludense D. med. et raath. auth.) au8 bem anfange be$ 17. Sa^r^un» 
bertä wirb dnibrid nodj angegeben. 

8 ) Sabenljufen (rauft) lag in ber füböftlid&en glur Don $ßecfel0$efm 
araifdjen ber (Sifeer* unb 2Barburgerftrafje, rao ed no$ im „5Bo$nl)aufer 
Selbe" $ei$t. 



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216 

bleiben, bie 3n*ftiiur Beim Ärdjtbtafon. <Daim tfl im ©riefe bte Siebe 
90tt ben Krd&Ut$en Cerpfltditimgen M 99eneft$iaten. 3)er Pfarrer em» 
pfängt üom jeweiligen 3n|aber jäfjrlidj auf SKidjaeli 6 Spillinge ffiar- 
butaer SBätyrung. 2)te Stifter befteadn mit bem bamaligen Pfarrer tum 
$ecfel4|eim 5riebri<$ Bobefer 1 ) bie Urfunbe. 

Nos Gerhardus et Georgius Spiegele fratres arm igen necnon 
Herboldus Aleken presbyter, commorans in Bewerungen, publice 
profitemur et recognoscimus, quod altare novum in ecclesia parochi- 
ali Peckelsheim Paderbornensis dioecesis in honorem omnipotentis 
Dei et beatae Mariae virginis gloriosae et beatorum Levini et Ge- 
orgii martyrum bonis et reditibus nostris infra scriptis, ridelicet una 
Curia in campis Borgentrike, sitis up dem Emmerke hagen nuncu- 
patis, cum omnibus suis iuribus et pertinentiis ac cum duobus 
florenis renensibus annuae pensionis, unum de curia mei Georgii 
praedicti sitis in campis Badenhusen, quam pro nunc colit Henrich 
Beckers, et alium florenum de curia mei Gerbardi praedicti cum 
eodem campo Badenhusen, quam pro nunc colit Else Ewerken, et 
cum aliquibus bonis in campis Bewerungen, de Spiegel gut nuncu- 
patis, ubilibet constitutis et cum literis desuper confectis et sigillatis 
ac omnium eorum iure fundavimus et dotavimus perpetuo beneficio 
ecclesiastico inibi erigendo, intitulando et authorisando. Guius 
praesentatio, ordinatio seu dispositio ad nos fratres Gerhard um et 
Georgium praedictos, quam diu nos vel aliquot nostrum vixerint, et 
post mortem nostram ad haeredes nostros perpetuo debeat pertinere, 
institutione tarnen rectoris ipsius apud loci arcbidiaconum pro tem- 
pore remanente, cuiusque rector vel eius locum tenens alternis diebus, 
legitimo cessante impedimento, misRas post offertorium ultimae 
missae et non alias nisi de plebani consensu id fiat, habeat celebrare 
et plebanum in summis festis et in omnibus festis beatae Mariae 
semper virginis et apostolorum cantanto et in ezequiis funernm 
missas, si opus fuerit, celebrando adiuvare. Oblationes omnes et 
singulas super altare ipsum praenominatum quocumque tempore 
delatas plebano vel eius locum tenenti dabit totas et integras, 
ezceptis oblationibus in diebus dedicationum annalibus, de quibus et 
de omnibus legatis et testamentis a quibuscumque vel in quibuscum- 
que sibi assignatis, traditis et legatis medietatem porrigere teneatur, 
et non de votivis, quas solus obtineat, exhibiturus etiam in singulis 



*) 3« einer £arbefjaufer Urfunbe au0 bem 3- 1*36 ^etfjt er Frede- 
rich Boirdeken, to Peckelsen kerchere. SQBeftf. 3eirf$r. 93b. 41 *. @. 188. 



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217 

ipei plebano et eins locum tenenti reverentiam et honorem, boc 

tarnen salro, quod praedictus Herboldus presbyter primus rector 

huius novi altaris dictum altare regere et aptare valeat et ille f ad 

quem dictum altare ex sua dumtaxat permutatione pervenerit in casu, 

quo ipsum dictum altare permutare contigerit, intuitu donationis et 

fundationis huiusmodi per ipsum factae a supra dictis obsequiis 

et contractibus sint liberi et exempti, ita tarnen, quod in omni 

septimana duas missas post offertorium summae missae per se 

vel per alium in eodem altari babeat, et si insultatio aut dissensio 

eidem plebano mota vel iniuria irrogata fuerit a quocumque, rector 

ipsius aut locum tenens plebanum quoad ius suum promoveat et 

defendat. Permutare insuper dictum altare sine consensu plebani 

petito non valoat, et eius rector et sui successores perpetuo in 

dicio beneficio residentiam faciant personalem. Si vero in dicto 

beneficio personaliter non resideant, et tunc reditus beneficii rector 

ecclesiae in Peckelsbeim ac provisores praedictae ecclesiae inter 

se dividant, sicque media pars redituum ad structuram ecclesiae in 

Peckelsbeim cedat et alia medietas plebano, et tunc plebanus de 

sua medietate de obsequiis et missis beneficio provideat, donec 

rector dicti altaris residentiam faciat personalem. Annum gratiae 

seu defuncti in dicto altari rector ipsius iuxta ecclesiae et dioecesis 

Paderburnensis consuetudinem babeat, boc in praemissis salvo, quod 

praesentatio seu collatio dicti altaris nulli alteri, quam actu sacer- 

doti Tel volenti et valenti infra annum proximum post collationem 

sibi factam in sacerdotem proraoveri, quae collatio et praesentatio 

etiam infra mensera proximum post vacationem factam fieri debet. 

Rector autem dicti altaris pro tempore existens vel eius locum teuens 

plebano vel eius locum gerenti promittere babeat, omnes et singulos 

articulos suprascriptos inviolabiliter observare et sex solidos denari- 

orum Wartbergensium singulis annis in festo sancti Michaelis ipsius 

nomine annuae pensionis debeat ministrare. Adiecto autem quod, 

si reditus huiusmodi imposterum reemi contigerit, et pretium reemp- 

tionis huiusmodi per rectorem dicti beneficii cum scitu et consilio 

coJlatorum praedictorum tunc existentium in alios reditus consi- 

milcs aut meliores fideliter exponi debeat et converti. 

Nos Gerhardus et Georgius fratres de Spiegele ac Herboldus 
Aleken presbyter fundatores et dotatores praedicti, accedente ad 
praemissa pleno consensu et voluntate honorabilis viri domini Fri- 
derici Bodeker plebani dictae ecclesiae in Peckelsheim, quod prae- 
dicti altaris fundatio et dotatio ac novi inibi beneficii ecclesiastici 
errectio et intitulatio aliaque omnia et singula praenarrata authori- 



218 

sentur et confirmentur, operam dabimus efficacem et efficiemus, et in 
horum omnium et singulorum testimmium sigilla nostra praesentibus 
literis apposuimus. Et ego Fridericus Bodeker plebanus recognosco, 
me praemissis omnibus et singulis pro me et successoribus meis 
consensisse plenarie et in huius Signum et robur sigillum meum post 
sigilla dictorum fundatonim similiter his literis appendi. Datum 
anno Domini millesimo quadringentesimo trigesimo octavo, in festo 
Philippi et Jacobi apostolorum. *) 

S3oIb tmd) Ausfertigung biefer Urfunbe fugten bie ©ttfter M $ene- 
fiflium« beim Stofeler Äongtl bie fird)lid)e ©eneljmigung nadj. 8efctere$ 
beauftragte burd) folgenbeä ©djreiben Dom 29. 9flai 1439 ben 2)om- 
behauten (£etnrid) Don Qartbaufen) $u Ißaberborn, bie beabfidjtigte 
©tifrung ^inftcf>tltc^ iljrer btnmdjenben Slueftattung unb ber SBerpflid)* 
tungen $u unterfudjen unb, fofern er Slfleö in Orbnung fänbe, bie Gh> 
ricf)tung be« ©enefijium« aufyufüljren. 

Sacrosancta generalis Synodus Basiüensis, in spiritu saneto 
legitime congregata, universalem ecclesiam representans, dilecto 
ecclesie filio decano ecclesie Paderburnensis salutem et omnipotentis 
Dei benedictionem. Piis supplicum votis, Ulis preeipue, que pro 
divini eultus augmento sincera fidelium devotio coneeperit ad effec- 
tum perduci optatum satagimus eaque favoribus prosequimur opor- 
tuniß. Exhibita siquidera nobis nuper pro parte dilectorum ecclesie 
filiorum Gerhardi et Georgii Spiegele fratrum armigerorum laicorum 
ac Herboldi Aleken presbiteri Paderburnensis dyoecesis petitio con- 
tinebat, quod cum nuper ipsi zelo devotionis accensi, de sua ac 
parentum neenon benefactorura suorum salute recogitantes ac terrena 
in coelestia et transitoria in eterna felici commercio commutare 
cupientes quoddam altare in honore omnipotentis Dei, glorioseque 
eius genitricis semper yirginis Marie sub vocabulo saneto rum Levini 
et Georgii martyrum in ecclesia parochiali in Peckelsen dicte dioe- 
cesis construetum competentia sufficienti pro uno presbytero Uli in 
divinis perpetuo famulaturo, rectoris parochialis ecclesie predicte 
accedente consensu assignata erigere, dotare et fundare decrevissent, 
ac sub certis modo et forma dotassent ipsique ob eultus divini inibi 
inchoati ac eorum pii propositi feliciorem successura et continuationem 
idem altare in titulum perpetui beneficii erigi, cum certis oneribus 
supportabilibus presbytero pro tempore inibi divina celebraturo in 
titulum perpetui beneficii sub certis licitis conditionibus imponendis 



a ) Stlte Abfdjrift unter ben ßoplaneiaften im !ßfarrar$tD gu 



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219 

in dotatione ipsa lacius expressis conceptis et appositis assignari 
necnon ius patronatus et presentandi quotiens teropus vacationis 
eiusdem altaris occurrerit, eis, suisque heredibus perpetuo reservari, 
institutione apud loci archidiaconura reuianente, totis precordiis salu- 
briter exoptantes, quare pro parte eorundera Herboldi presbyteri, 
Gerhard i et Georgii fratrum armigerorum nobis fuit humiliter sup- 
plicatum, ut votivo eorum desiderio pro proroissis oportune adim- 
plendis succurrere dignaremur. Nos igitur huiusmodi supplicationi- 
bus inclinati, Discretioni tue per hec scripta committimus et manda- 
mus, quatenus vocatis omnibus et singulis, qui fuerint evocaudi 
super p remis sis omnibus et singulis et eorum circumstantiis universis 
authoritate nostra te diligenter informes et si per informationem 
eandem dotem pro presbyteri inibi perpetuo instituendi competentia 
suffici entern dictique altaris supportandis oneribus rationabiliter assig- 
natam ac alia prenarrata ita esse inveneris, tarnen ipsis sine cuius- 
cunque preiuditio, altare predictum ulterius fundandi ac fundationem 
et in dotationem easdem iuxta ordinationem per fundatores ipsos 
conceptam si tibi videbitur, perficiendi licentiam authoritate nostra 
largiaris, ipsumque altare in titulum perpetui beneficii erigas dota- 
tionem, fundationem et erectionem premisso modo factas approbando 
et nichilominus ius patronatus et presentandi personam idoneam ad 
altare predictum pro hac prima vice et quotiens illud pro tempore 
vacare contigerit, Herboldo presbytero, Gerhardo et Georgio fratribus 
armigeris fundatoribus predictis eorumque heredibus eadem authori- 
tate nostra reserves, aliaque facias, que in premissis conspexeris 
opportuna, iure tarnen parochialis ecclesie predicte et cuiuslibet 
alterius in omnibus semper salvo. Datum Basilie Uli Kai. Junii 
anno a nativitate Domini millesimo quadringentesimo tricesimo 
nono. *) 

3m 17. 3afjrl)unbert beftanben bie (Sinfünftc in 16 Bio 18 (Kalter 
Äorngefäfle im SBorgentreidjer gelbe, roelrfje 1784 311 einem Söertye oon 
76 Zlflx. beregnet flnb. 

Um ba0 Saljr 1656 war griebridj öon Weljaufen, 2)omf)err gu 
^ilbeöfjeun, Snfjaber bed ^enepjiumcf, unb 1660 wirb Sfleranber SBineö« 
flerw$, Sßaftor in gölfen, genannt. iftaä) bem Status ecclesiae Peckels- 
heimensis 00m 2. *Roüember 1673 befag Sfjeobor GruH auö üReuenljeerfe, 
Äaplan in liefen, baä Senefijtum, unb biefer ift mefleidjt gleicf)bebeutenb mit 



*) Söergl. ßonialbwdj ber Jura Patronatus über Pastoratus unb 
Beneficia be$ ^od&fttfte ißaberborn t>om Safjre 1656 fol. 374 in ber 
S&egiftratur be$ 5Mfä)öf!id)en ©eneralmfariatä $u Sßaberborn. 



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■ in > iib 1 wmL 1 



220 

3of«p!) Dietri<$ Äruu*, welker in ben $e<fel$ljeimer Sfften 1700, 1712 
unb 1719 oorfommt 2)ann folgen: 

Soljanne* Sofepl) 6dmttemua (6d)ütten) au* Sßaberborn 1725 
t 16/17. Slpril 1753. 

tbam SöaHbener, 6olm be$ $e<fel*f)eimer 93ürgermetfter« 8w«g 
SBallbeoer, 93enefigtat unb Sprimijfar f 24. SRärg 1761. 

Sofymned fceinridj $iafj f 16 - $egember 1781. 

3ofcp| ©4eiffer* au* gölfen 1809—1812, bann bte 1820 erfter 
Kaplan in $e(fel*f)rim, fpäter $aftor in Söiflebabeffen. 

ad 5. SRadj bem €tatu$ ber alten 3)iöcefe Sßaberborn war ba0 gum 
6t Ännenaltare geljörenbe SBenefigium mit ber Sßfarrpfrünbe bereinigt 
3)te 6t Slnnenfapelle mit bem Elitäre befanb ftdj fäon lange 3cit in 
einem oerfaHenen 3uftanbe. SRadj einer 93emerfung au« bem 3af)re 1644 
iefa& bamal* ©eorg ©orten, Sßaftor ber fteuftabt Harburg (1633—1666). 
ba* 93cneftgium. 

Hnbreaö Sljeobor 6iebel, 1763—1770 fürftbif*öfli<$er SRentmeifter 
be* £)beramt* 2)ringenberg, ') lieg gebaute Kapelle früher, ale ex 
nod) öanboogt mar, wieber in ftanbfefcen unb mit einem neuen 
Altar öerfe|en, wofür ilmt unb feiner grau Dom &rd)ibiaton am 
8. Oftober 1747 bad 9?egräbnifj barin gugeftanben würbe. 23ei biefem 
Stttare machte bie Söittwe (Sljarlotte Siebel geb. £atteifen fpäter eine 
firdrjltc^e Stiftung ober ßommenbe, roeldje burd) 3Mftf)of Söilfjelm Slnton 
gretljerrn oon ber Slffeburg am 12. 3uli 1774 bie ^Beftätigung erhielt 
3n ber Urfunbe erflärt Charlotte Giebel geb. #atteifen, be« oerftorb. 
ÜRentmeifter* Sfjeobor €iebel nadjgelaffene SBtttib, fte wolle in ber 
6t ttnnenfapeUe gu Sßecfeleiljetm mit einem Kapital oon 400 3Üf)lr., bie 
bti ber 6tabt ^ccfel^eim fielen, eine befonbere flommenbe ftiften, bie mit 
bem fcenefigium gu ben tyL 3)reifönigen oereinigt fein foll, unb bog ber 
Seneftgiat ober !Reftor in gebauter Kapelle alle 3)ienftage gur ßljre ©orte«, 
gu (Jljren ber (I. SWutter Slnna unb ber gangen Söerwanbtfdjaft 3*fu 
(Sljtifit für if)re lebenben unb oerftorbenen Angehörigen ba$ §1. 3ftefjopfer 
gu oerrid)ten ijabe. SotyanneS grätig (Säten, Snljaber beä 33enefigium* 
gu ben Ijl. 2)reifönigen, erflärt fi$ tauiit einoerftanben. 3)er 93ifdjof 
genehmigt bie £rridjtung ber Äommenbe in ber 6t ^Innenfapelle in ber 
$farrfird)e gu $ecfel$ljeim unb bie Sereinigung mit gebautem SBenefigium 
gu ben $1. Dreifönigen bergeftalt, bag gwar baö Jus Patronatus über 
biefeä SÖenefigium ben oon 6piegel gu Sorltngljaufen, 6df)wecffjaufen unb 
Reimern oerbleiben, bie ftommenbe aber bem geitigen öenefxgiaten gu ben 
fj(. 2>reifönigen gu £f>eil werben foll. 



l ) äöcftf. 3ettf($r. 33b. 32». 6. 115. 



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221 

3« 17. Safrljunbert waren bie Strato ber 93enefigien meidend 
auswärtige ©eiftlid)e, unb Ijatten Sßafior unb Sßfarrgemeinbe oon iljnen in 
ber €>eelforge unb in ber Spaltung ber Äatecfyefe auf ben gilialen 
©djioecrljaufen unb SBiflegaffcn burdjaua feine Unterftüfcung. Um fjterljin 
eine SBefferung Ijerbeigufüljren, tarn bti ber Stirbt gu ißecfelör)eim ein 
Primissariat ober eine grüljmefeftiftung gu ftanbe, weldje Dom ©ürger- 
meifter unb Sfcatlj ber ©tabt im (Sinoerneljmen mit bem $aftor »ergeben 
unb <ra£ ber Äämmereifaffe unterhalten würbe. 5)ie ©tobt tytdtUtyim 
galjlte jälJTluf) für bie Bbfjaltung ©er grüljmeffe anfange 15 £ljlr. 3)agu 
fam n od) eine ©tiftung beä Sßaberborner 2)omfantor$ f ©eniorä unb 
Krdjibtafonä oon $e<felefjeim -JöilljeUn Srang oon 3MttingI>off gen. ©djell 
im Betrage oon 104 fcljlr., beren 3infen bie ©tabt mit 5 Sljir. 4 ©d>ill. 
gu galten fjatte. 3)er Senefigiat gu ben 1)1. $>reifönigen 3of>anned §ar« 
$auf*n verwaltete feit 1702 biefe* »mt. Som 3. Dftober 1754 HB 1761 
(t um Dftern) wirb Wbam Söaübener Snljaber betf 93enefigium* ss. 
mart. Levini et Georgii genannt. Am 30. 2)egember 1762 würbe bie 
n^alhtng ber grüljmeffe bem ©enefigiaten gum $1. 3)reifönige»ÄItare 
Soljanneö grang ©afen auB ^ecfelflljeim, beö frühem ©ürgerä unb £Rat^ö- 
^erm So^anned Sobofuä ©afen ©olm, mit Suftimmung be$ $aftor0 
griebridj ©eorg £aljne übertragen. Grr oerpflidjtete fld), an allen ©onn- 
unb S««ttagen für bie SöotjIfa$rt ber ©tabt unb ©emeinljeit ißecfeläljeim 
ba$ $1. SRejjoofer afc grütjgottcäbienft bargubringen unb uadj bemfelben 
baö §1. (Soangelium nebft bem ©ebet für bad allgemeine Anliegen ber 
Qt)rifienf)eit abliefen, wogegen tfjm atljäfjrlid) nad) ÜJHdjaeii butd) ben 
ftäbtiföen Ääimnerer 20 SRtljlr. 4 (Schillinge gegast »erben foHten. Bei 
bem Übereinkommen gwifd)en ber ©tabt unb bem 33enefigiaten griebridj 
$elle oom 22. 2)egember 1806 würbe ©eiten* ber ©tabt bie jäljrltcfje 
Vergütung auf 40 fftt^lr. unb eine £olggeredjtfame fefigefefct. ©d)on feit 
längerer 3«Ü gaf)lt bie Äird)enfaffe biefen betrag. 

53ifcr)of grang (Sgon grrifjerr oon gürftenberg bilbete au* ben beiben 
einfachen SBenefigien ss. Lerini et Georgii mm. unb ss. trium regum, 
ber ©t. $(nnen«&ommenbe unb ben (Sinfünften für ftbljaltung ber grülj» 
meffe bnrd) Urfunbe oom 18. Sttärg 1812 bie jefcige Sßfarrfaplanei, toeil 
bie grofce unb galjlreidje Pfarre Sßecfele^eim neben einem Pfarrer nodj 
eined Äaolanö bebürfe, ber bafelbft woimenb, immer in ber ©eelforge 
Äutfljülfe letfte, um fo meljr, ba nad) erfolgter Slufljebung aller Älöfter 
bei bringenben gäQen feine £ülfe meljr befdjafft werben fönne. 2)ie 
£errn oon ©m'egel gu Sßecfeldljetin in ©d)wecfljaufen, SBorlingljaufen 
unb Reimern Ratten aU Patrone ber SPenefigien i^re Einwilligung 
gegeben, weil ifmen für ^it neue Kaplan ei bie frühem (Rechte gugefia^ert 
würben. 2)aä bifa)8flia^e ©eneral-SJifariat (Jammert) fe^te fpäter bura) 



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in 

Serfügung Dom 15. Januar 1826 im einzelnen bic Verpflichtungen M 
Kaplan* gu SßecfeWljeim nadjfteljenb feft: 

1) 2)er febeämalipe Kaplan 311 $ecfel$ljeim Ijat an allen ©onn- unb 
gciertagen abwedftfelnb mit bem Pfarrer ben £auptgotte«bienft f befteljenb 
in einem £ocf)amte mit einer angemeffenen ^rcbigt, $u galten. 

2) 2)erfelbe Ijat an ben ©onn» unb geiertagen, wo er $ur Abhaltung 
be* ^auptgottcöbtctifteö nidjt Derbunben ift, pflidjtmä&ig ben grüljgotte* 
bienft 3U beforgen, unb mit bemfelben einen fatedjetifdjen Unterricht ober eine 
ljomtletifäe Slnrebe, bie ber 8affung$fraft unb ben religiöfen unb fittlic^en 
Sebürfmffen ber anwefenben Sßarod)ianen angemeffen ift, gu uerbinben. 

8) <£r fjat in ben fec^d Monaten Dom 15. Ottober bt* jum 15. ttpril 
an ben @onn- unb geiertagen abwedjfelnb mit bem Pfarrer bie 
nad&mittäglid&en Äirdjenanbadjten, wogu mir aber feineäwegd bie 
tfirdjenfatedjefen rechnen, abgalten, an allen Sonntagen ber übrigen 
fed^d SRonate aber in ben gilialDörfern ©dfjwecffjaufen unb SöiHegaffen, 
wenn bafelbft Kapellen erbauet ober fonft angemeffene Örter auefinbig 
gemadjt werben foHten, be$ 9todjmittagd abwedjfelnb ßatedfjefe ju galten. 

4) (Sr fjat unter ber Oberaufftdjt beö Pfarrer« bie ©Ovulen ju 
fJdfjwecftjaufen unb gu SBillegaffen $u beaufßcJjtigen, bie erfte wöd)entlidj 
unb bie $weite alle 14 Xage wenigften* $u befugen unb barin fatedje- 
ttfd^en Unterricht gu erteilen. 

5) (£r (jat bie Fronten ber Silialbörfer abwed&felnb mit bem $aftor 
ober bei beffen Verljinberung allein gegen bie gewöhnlichen ©ebüt)ren $u 
oerfeljen unb ilmen bie Ijl. ©oframente gu reiben. 

Patron ber tfaplanei ift nunmehr ber Sretljerr Don ©piegel ju SßetfelS- 
fjeim in Reimern, weil bie anbern Linien $u SctywecFfjaufen unb SBorling- 
Raufen erlofdjen ftnb. 

<Die Jährlichen ÄorngefäHe ber ßaplanei, befteljenb in 155 l /« Steffel 
[Roggen unb 155 V, Sdjeffel Safer auä ben gelbmarfen Borgentreid* unb 
SPecfelöfjeim uub Don ben beiben alten 9?enefi$ien Ijerrüljrenb, ftnb in ben 
Sauren 1879 biö 1881 burdj Vermittlung ber königlichen Äentenbanf 
gu fünfter ober burdj &apttal$al}lung $ur Slblöfung gefommen. 

SSeil bei ber ©rünbuno ber Äaplanet feine 2Bofmung oorfjanben war, 
pachtete am 6. $>egember 1822 bie €tabt $e<fel«fjeim für ben Kaplan ein 
£au$. 2)aun würbe am 7. gebruar 1825 ein paffenbeä Slnwefen für 
400 £ljlr. angefauft. 3u biefer ftauffumme gab bie Stabt 300 £&lr. 
$er, uub bie feljlenben 100 Sljlr. fteuerte bie 93ifdjöflid)e S3et)örbe in 
Sßaberbom bei. 2Hö biefeö $auü fpäter nidjt me^r geeignet fc^ien, übergab 
bie @tabt mit Urfunbe Dom 27. 3uli 1891 ein neue« für ben Kaplan 
jur Venufcung unb übernahm bie baulidje Unterhaltung beffelben, behielt 
ßcf> jebocb bat Sigentfjum baran oor. 



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223 



Dr. ^riebrtd) ttHltjelm Mam «Sertürner, ber ftnftetker 
bes ÜIorpt)iuui6, ein Botju kB JMerborner fanies. 

3)er Umftanb, ba& bei ber Ijiefigen ©tabtoerwaltung oon auömartö 
ßrfunbigiingen eingebogen mürben über ben (S&eutifer (Sertürner, ben 
berühmten ßntbecfer beö 5ttorpljwmö, ber in Sßaberborn nidjt nur feine 
(Sntbecfung gemacht fjaben, fonbern audfj geboren fein foßte, Ijat mir 
$eranlaffung geboten, 9ßacf)forfd)uugen anjufteflen. 

2>cn Sluögangöpuntt für biefelben bilbetcn einige Angaben in betn 
2Berte „(5infüljrung in baö ©tubium ber Süfaloibe" oon Dr. Scilio 
©uarefdji, Sßrofeffor ber Hernie in Xurin, beutfdP) oon Dr. §erm. 
Äunj-ÄTaufe, 2>ocent in Saufanne, (»erlin, ©ärtnerö ©erlag. 1896. 
I. ©>. 2 — 6.) „93on toiffenfd)aftIid)en Arbeiten Sertürner^ finb in erfter 
Sinie 311 erwähnen feine (Sntbecfung beö 9ftorpljmö, ber SHefonfäure unb 
3h)romefonfäure, foroie beö Sßfjoöpljorätljerö''. 2lud) an ber Gntbecfung 
ber Äetfjnl * ©djtoefelfäure war er beteiligt. G£r entbecfte ferner baö 
(Sljtnoibin. — Sertürner begann f<f)on 1803 in ^aberborn bie Unterfud&ung 
beö £)piumö unb erfannte 1805 bie alfalifd^e *Ratur beö Darauf in 
friftaflinifcfcer gorm ljergefteflten 5ttorpl}iumö. (©telje Xromöborffö 
Sountal ber ^arma^ie. 3aljrg. 1805. ©. 47 unb 941, ebenfo 3afjrg. 
1811. S. 201. Seraeliud, &l)rbud(j ber Hernie 5. Slufl. «Bb. 5. ©. 23 
unb SBb. 4. ©. 267.) 9]arf) Angabe oon ©erjeliuö bat jtoar ©eguin bie« 
felbe ©ntberfung gletdjaeitig gemalt, Sertürner jebodj bie ©igenfd^aften 
beö Worpljinö burcij fpatere arbeiten genau fcftgefteOt. 1820—22 fd&rieb 
Sertürner baö Söert „©nftem ber c^emif^en §P6^füf", aufjerbem oerfrfriebene 
Äbljanblungen im Slrc^io für Warmagie. 33b. XXV. 6. 1071. 

1831 erhielt Sertürner 00m Institut de France ben *Wontnon»$ßreiö 
oon 2000 Jranfen, „weil er ben alfaliföen (Sfjarafter beö SWovpfn'nö 
erfannt Ijabe". 93on ber Unioerfltät ©öttingen befam er ben 2)octortttel 
für feine toiffenfdjaftlicffen SSerbienfte burd) bie (Sntbedfung beö 3RorpI)tnö, 
alfo für bie (Sntbecfung beö erften SUialotbö. 

S)te Söidjttgfeit biefer ßntbecfung ift in ber gadfjlitteratur ftetö ancr» 
!annt unb felbft oon auölänbifdjen ©eleljrten, nie ©an ßuffa! unb Guoier, 
Ijeroorgeljoben toorben. 3)ie SJerbienfte ©ertürnerö treten um fo metjr fjeroor, 
wenn man beben ft, baß hit Gljemie erft wenige Safjrgeljnte oorljer burdfj 
Sßrieftlen'ö unb ©dfjeele'ö ©ntbecfung beö ©auerftoffö 1774, burdfc Gaoen- 
bifö'ö (Sntbecfung beö Söafferftoffö 1766 unb beö ©ticfftoffö 1784, burd) 
©djeele'ö (£ntbe(fung beö (Sljlorö 1774, 8aooifter'ö (Sntbedfung unb $tft* 
fteQung ber (Jigenf haften beö ßofclenftoffö 1781 k. eine neue miffen* 
fd&aftlidje ©runblage erhalten Ijatte unb burdjj (Sinfüljrung neuer Vrbeitö* 



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224 

metljoben in jener 3«t nodf) fortwäfjrenb unb in rafdjem Sempo ju neuen 
SKefultaten tam\ audj fommt in SBetracftt, bafj Sertürnet, aU er feine 
©ntbecfungäarbeiten begann, erft eben baö 20. ßebenöjaljr erreicht Ijatte. 

3n ber öitteratur finbet man nun bie Angabe, ba§ Dr. phil. §rie- 
bric§ SBUljelm &bam Sertürner ju Sßaberborn am 19. 3uli 1783 geboren 
ift. 2)iefe Slngabe fyabe iclj auf trjre 9^id>ttgfcit geprüft burdfj ©infldjt- 
nannte in bie Äird&enbüd&er ber Diepgen oier Sßfarren, weldfje bamal* 
beftanben. $>aö ©rgebnifj war, bag in feinem #ird)enbud)e ber ftatne 
Sertürner oortommt. ©ine (Sinfidjtnafjme in bie $ürgerroü*e, fowie in 
(£inwo!jner«33er*etdjmffe aud jener 3eit etgab gleichfalls ein negatioe* 
Sftefultat. 2)urd) 3ufa0 erfutjr td) jebodj, ba& in ber $erfon beä ljter 
woljnenben #errn Agenten SRubarttj nodj ein Serwanbter Sertürner* oor- 
|anben fei 2)urdj bie gütigen SRittfjeilungen beä £errn 9tubartlj bin idj 
in bie Sage gefegt, folgenbe 9cadjricf)ten iiber Sertürner $u geben. 

2)er Sater M ttbemiferä Sertürner wanberte au$ fcfterreid), wo er 
bei ber 5ftilitairoerwaltung aU Ingenieur befd&äftigt aar, aber ben tarnen 
Serbinier führte, nadf) SReuljauä bei Sßaberborn a\\t unb würbe ftier oom 
bamaligen Sürftbifäofe oon Sßaberborn längere Seit ald 3*tgenieur unb 
8anbmeffer befd)äftigt. 

2öäl)renb biefer 3eit ift ber Sdjreibname ftetö Sertürner gewefen. 
3)ae* 3öolml)au$ in SReuljauö war baö ©ebäube, in welkem jefct bal 
ßranfenfjaud ift. SDiefer Sertürner war uerljeiratfjet mit SHaria Sbttefta 
tiÜmann unb unterlieg bei feinem 1799 erfolgten £obe 4 Söfjne unb 
1 (?) Softer. 

8efetere oerljeiratfjete ftd) mit bem Stifttamtmann Watbia« ©eefert 
in ©efefe. S)ie einzig? $od)ter aüi biefer ©be, Sljerefia $e<fer*, war 
oerfjciratljet mit bem 5)irector Dr. Äbolplj Sdmpmann, ®el). Sanität*- 
rat!) (geft. 1894) in ©efefe. (Sine Softer biefeö @elj. Sanitäterati)* 
Sd)upmann ift bie in Sßaberbora nod) Irbenbe grau 2lgent $Rubart&, 
ein Sotm ber in ©efefe nod) lebenbe $5ireetor Dr. Jaoer Scfrjupmann. 

SJon ben oier Söfjnen beä Sater« Sertürner würbe griebrid) Wiltjelm 
Slbam 2lpotf)efer, machte feine Bereit in einer 8lpotljeFe Sßaberbornä 
(waljrf djeinlidj in ber Slpotljefe beä bamaligen £ofapot[}efer6 ©ramer, ber 
jefcigen SBöttridj'fdjen Slpot^efe am 5Harft 9tr. 6) burd) unb blieb nod) 
längere 3eit in biefrr Slpotfjefe nad) feiner Cebr^eit. Sludj hti ben nod) 
lebenben gamilienangetjörigen bauert bie Überlieferung fort, bafj griebr. 
2Bill). 3lbam Sertürner in biefer Slpottjefe feine bebeutfame Grntbecfung 
gemacht Ijabe. 

1811 oeraog ber Gtljemifer Sertürner nad) ©tnbeef (1ßroöin$ £anno- 
»er), wo er eine Slpotfjefe felbftänbig übernahm. 2)iefe Hpotyefe über« 
lief) er nad) einiger 3eit an feinen Schwager ©olöborf unb oer^og na$ 



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225 

Hameln, wo er wieber eine Slpotljefe erwarb. Er mar oerljeiratljet mit 
einem begüterten gräuletn oon töettbcrg, ber legten iljreö Stamuteä. tluä 
bicfer Efje gingen tyxvox 6 ßinber: Earl, Henriette, öeopolbe, 3ba, ßouffe 
unb Victor. 

2>er (fcfjemtfer Dr. phil. griebr. Söüfj. Slbam (Sertürner ift am 
21. 5*bruar 1841 in «Hameln geftorben. 

25ie üon ben gamilienangetjörigen erhaltenen TOttljeilungen über ben 
©eburtfort €>ertürner$ veranlagten micf), in 9ieut)au3 bie ßird&enbüdjer 
eingufeljen, wobei id) gefunben fyabe, ba|j Snebridj 2Bilr)eIut $lbam ©er« 
tumer in biefelben wirtlid) eingetragen, nnb fein ©eburtötag ber 19. 3«ni 
1783 ift. 

3Rögen biefe Siufeeidjuungcn bagu bienen, bie litterarifctyen Angaben 
über Sertürner auf @runb bicfer Ermittelungen $u berichtigen unb ju 
»eroollftänbigen, baä SSerbienft biefeö ©eleljrten aber aufoufrifcf)en unb 
für ^aberborn auf$ fteue festzulegen, ba& bort 1803—1805 mit bem 
2Rorpf)in ba« erfte Älfaloib entbecft ift. 

7ä(T<rr*, 2*ergwerWbirector a. $. 



Die ti)a|[ert)crt)altni(T^ um unb to JJöberbont. 

3m 56. 99anbe ber Sereinflgeitfdjrift würbe Don mir eine Slbljanb* 
hing „Über geognoftifd&e unb t)ubrognoftifdfje Sfcrfjältniffe ber Drtölage 
*ßaberborn unb Umgegenb" oeröffentlidjt, in weldjer idj unter Slnberm 
ausführte, bafc ber flüftige Dberpläner Sftergel in ber Ijötjern Serrainlage 
füblidj unb öfHicfj ber @tabt bi$ in'$ Eggegebirge hinein ntd^t nur hit 
9lieberfd)Iäge oon Siegen unb @djneeabgangcn, fonbern felbft mehrere 
5Bäcf)e, $. 33. bie SBefe, Etter unb (Sauer, aufnimmt, unb ba& biefeS 
SBaffer in ber ^aberbomer Ebene in ber ©eftalt 3at)lreidjer mächtiger 
Quellen wieber jum S3orfcr)cin fommt. 3um 93eweife würbe inäbefonbere 
auf bie im 3uni 1897 oorgenommenen Färbungen bed Ell er »SB äff er 3 
bei 2)af)l unb auf bie al3 Solgeerfdjeinungen baoon beobachteten gär« 
bungen ber SßaberqueHen Ijingewiefen. 

2>a im vorigen .frerbfte auf JBeranlaffung ber &onigI. Regierung 
nodj neue garbungöuerfuc^e M ber 9?efe bei *Reuenbefen unb in biefem 
3at)re bei ber 6 au er bei ©runbftetnljeim unb bei 8i$tenau ftattgefunben 
fyiben unb namentlich bie SRefultate ber lefctern für bie Sfädjtigfeit ber 
aufgehellten SBefjaujrtung al$ weitered SBeweiömaterial bienen !önnen, 
mögen biefe SRefultate lu'er oer^eic^net werben. 

LVII. 2. 15 



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226 

$ie gärbung be$ SBaffert ber 8efe, weldje mty bei bem £orfe 
SReuenbefen im 53oben oerfdjwinbet, mit Uraninfali ergab infofern tein 
Sftefultat, aU bti ben Quellen ber Sßaberborner (5bene feine ©rünfärbung 
be$ 2öüfferä beobachtet mürbe. 3ur gärbung fallen ungefähr 2 tfilogr. 
garbftoff oerwenbet fein, eine Sftenge, bie »oljl $u gering geroefen fein 
wirb. 2)a« 93efe»2Baffer oermifdjt fid) in bem ©paltennefc M Ober« 
pläner SWergelä mit ber barin fliefjenben aujjerorbentlid) graben SBaffer» 
menge, welche waljrföeinlidj eine $u grofje Verbannung M gefärbten 
2öaffrr$ herbeigeführt Ijat. @an$ au3gefd)loffen ift tooljl audj nicr)t bie 
Sfööglidjfeit, baft fdjwädjere JärbungSerfdjeinungen, wenn fie in ber 9tad&t 
eintraten, auf bem Don $aberborn bti Sippfpringe fldt> auSbdjnenben 
QueHenguge überfein finb. Sebenfaüö würbe ein neuer JBerfudj mit 
größeren öorfidjttmafjregeln Ijicr wünfd&enSwertij fein. 

$>ie ©ewäffer ber in ®runbftein^eim fidj in bem SBoben ooflftänbig 
oerlierenben @auer würben bort am 10. Sanuar 1899 9todjmittag« 
2% U$r mit Uraninfali gefärbt 9to$ 42 ©runben geigten fidj al« 
golgeerfdjeinungen bie ®ewäffer ber ^überquellen „auf ben fielen", beim 
Ämtigertdjte unb ©d)lüdjtljüufe, überhaupt ber am Söetteften nadj Sorben 
unb Dften liegenben ^überquellen 3 ©tunben Ijinburdj in grüner gär« 
bung, wäljrenb bie ©ewäffer ber -©afferleitungdquellen, be$ Stotljobrunnen*, 
ber »armem $aberquellen, überhaupt aller anbern ^überquellen ungefärbt 
blieben. 

«m 15. 3uni 1899 würbe 9todjmittüg$ 4 1 /, Uljr bad SBaffer ber 
Sauer, weldjeä bti 8td)tenütt in einem 6d)»aldjlodje ber 9Bad)rimte fid) 
üerliert, gleid&fallö mit Uraninfali gefärbt. 2U$ golgeerfc^einungen geigten 
fidj bie ©emäffer ber Quellen, weldje au$ beim oorljerbefdjriebenen 8er* 
fudje gärbung gezeigt Ratten, wieberum gefärbt, wäljrenb wieber bie @e- 
wäffer ber anbern Duellen ungefärbt blieben. 2>ie golgeerfdjeinung trat 
biefe« 5Kül föon nadj 30—33 ©tunben ein. 

Raffer*, SBergwerfäbirector a. 2). 



Ritters „töefdMte ber ÄtaM Jtoberborn". 

3)ie äußere unb innere (5ntwicflung$gefd)id)te ber gröfjeru ©täbte 
unfereä £eimatljlanbe$ Sßeftfalen ift im Saufe unfereS Saljrljuubertt be- 
jüglid) iljrer Unterlagen in beinerfenöwertber Sflöcifc geförbert unb geflärt 
worben. Überall fanben fidj wiffenfdjajtHdj gebilbete, emfte SRänner, 



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227 

nomentltdj in bett befieljenben Ijtftorifdjen Vereinen, meldte iljr Söirfen 
nitb grorfdjen in ocrbtcnftDoKfter SQöcifc ber ©pegtal- unb £ofal-@efd[)ic§te 
iljreä .freiinartjorted wibmeten. 5Radj bem (£rfd&einen oon 33effen'3 @e« 
fd)t<$te be$ SSiStlwmS SPaberborn waren e$ Ijier inöbefonbere Dr. 3of. 
<5fj. ü. ©ehrten (f 1845) unb Dr. äßill). ©iegfrieb Slbolf ©panefen 
(t 1886), welche ed gu einem £aupttljeil tljrer ßebenäaufgabe motten, 
über bie S&orgeit Sßaberbornl unb be$ Sßaberborner 8anbe$ na$ allen 
8ebcn$be$iel)ungen unb &eben$äufjerungen grünblidje Hebungen unb geft* 
fteHungen gu machen, inbem fte fowoljl felbft auf biefem ©ebiete unermüb- 
Kdj unb mit ungewohntem (Erfolge tljätig waren, aU audfj mele 8nbere 
buxd) ifyx ermunternbeä SBetfpiel gu gleichem 2$un anregten unb begei- 
ferten. Srofcbem &at ßdE) weber in ben übrigen ©tobten Söeftfalen« 
nod) audj in Sßaberborn M fefct bie geeignete Äraft gefunben, alle biefe 
wiffenfd&aftlidjen gorfd&ungen unb arbeiten gu fammeln, gu fixten unb 
gu einer ben SBebürfniffen unb Slnforberungen unferer Seit entfpred)enben 
©tabtöefdjidjte gu oerwertfjen. @o blieb e$ audf) in Sßaberborn bti ber 
lang hergebrachten Älage, baß fo üiel <§tolb in bem ©oben oerbienft- 
ooKer ©pegialforfd&ung nodj ungemüngt »erborgen liege, weil man fidj bei 
ber ©röfce unb ©djjwierigfeit be$ gerftreuten üftateriala baoor freute, an 
eine baä culturgefdjidfjtlidje üttoment genügenb beadjtenbe, wiffmfdjjaftlid&e 
©efdjidjtfdfjreibung Ijerangugeljen. 2>tefer entfa^eibenbe ©abritt ift nun 
»on 9Hd)ter getljan, unb gwar mit gangem Erfolge. 3)enn »or und 
liegt ber erfte S3anb feiner ©efdjidjte unferer alten Ißaberftabt bi$ gum 
Sluftgang beä 16. Sa^unbertö. 

2)ie Arbeit baut fid£> auf ßljronif unb Urfunben auf, giel)t aUeö erreia> 
bare, gebrudfteunb ungebruefte Quellenmaterial Ijeran unb ift nod) 
befonberä wertvoll burdf) ben Slnljang ©pandfenö, ber bie wid&tigften, 
gum weitaus größten Sljeil biä jefct nodjj ntdjt ebirten, auf bte @efrf)ic^te 
ber ©>tabt fid& begteljenben Urfunben unb Statuten oeröff entließt. So 
bewährt fidt) bad SBerf in ber gangen Anlage aU ein ben wiffenfd&aftlidjen 
Unforberungen ber Gegenwart entfpred&enbeö. 

2)ie 2)arftellung ift fad)lid), fdjUdjt unb nüchtern, lieft fid> aber 
fliejjenb unb Ieidjt. 2)er SJerfaffer ^at offenbar mit bem Sftaume fargen 
muffen; trofcbem wirb er nia^t flüggen Ijaft unb trodfen. hierbei fommt 
it)m fein fixerer 33ltcf für ba$ wirflidj SBebeutenbe unb 2öef entließe fe|r 
gu ^ülfe. ©eine weife ©elbftbefd&ränfung geigt fit^, wenn man fieb,t, wie 
furg er bie übrigen 93ifdf)öfe be^anbelt, ben ^1. ÜReinwerf aber in feinem 
erfpric^nd^en unb oiclfeirigen Sßirfen einge^enber be^anbelt. 2)a$ SQBerf 
legt eben ben größten 2öert§ barauf, nid^t blo§ eine ^tftorif(§«topograpl)ifcl)e 
3Befa^reibung gu geben, fonbern gu einer genetifa^en, baö eultur, 
gefa)ia^tlic^e Moment möglic^ft erfa^öpfenben ©efd)id)t$auffaffung 

15* 



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228 

äu führen. $a* leuchtet au8 ben Kapiteln Ijeroor, meldte fiel) über bte 
Anfänge unb bie bauliche Snhöicfelung ber ©tobt oerbreiten, unb au3 bem 
großen Abfd&nitte, ber ba$ ftäbtifdje geben unb SEBefen betjanbelt 3« 
gong befonberem SBerbtenfte gereift c8 ober bem SBerfe, ba| eä bie redjt- 
lfdje Stellung ber @tabt ju tfjren 33ifd)öfen, indbefonbere bie ©eric§t8« 
barfett auf flirren ©runblagen flargefteHt $at — ein ©egenftanb, 
bcffcn in SBeffen'S ©efdfc)ic§te bei ©iöt^umö $aberborn faum Srwä^nung 
gef $ieljt, unb ber in Soljer'8 ©efct)tcr)tc befl ÄampfeS um Sßaberborn 
eine vielfach unrichtige 33eljanblung gefunben Ijat. 

So objecto, »iffenfäaftlidj unb fnapp ber $ert gehalten ift, fo 
überfüefjenb reidj ift in ben trefflichen gu&noten ber 2Raterialfd&afc für 
$aberborn0 ßofal« unb ©pegialgefcffid&te auögeftartet. Söer immer nur 
jemalä ftc§ über Sßaberborn ober Sßaberborner Serfjältniffe (jat ljören laffen, 
r)icr finben wir iljn angeführt, inäbefonbere audj bie fleißigen ©ammler 
unb gorfdjer Dberpoftfefretair ©tolte unb 93ergwerf«oirector Füller«. 
5)aM ift fKQed übcrftcr>titcr> unb Aar georbnet $u einer erfdjöpfenben 
Öitteratur für att bie m'elen*unb oerfdjiebenen ©erbältniffe. 

3dj tonn biefe furge Überfielt über ben reiben Snljalt M 8u$e* 
nur mit bem SBunfdje fliegen, ba§ bie oerbienten öerfaffer efl |id& ange- 
legen fein tajfen, in nid)t $u langer Seit ben 2lbfc§lu§ ber ©efdf)idjte ber 
Stobt SPaberborn iu einem ^weiten 93anbe fertigstellen. Qaburdt) 
»erben fie ftdj ben ooHen 2)an! bcö ©efcfjidjt*« unb 3Utertf)um0'$erem3 
Don Söeftfalen, bie gange Anerkennung ber Stabt Sßaberborn unb weiter 
Greife barüber §inau8 fiebern. 

90« Petteu, £anbgerid)Wrat$. 



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VII. 

(Jljronif bei herein« 
für 

©efdjtdjte unb Sütertmngfunbe 
2Beftfalen& 

(Abteilung «ßaberbornO 



©urd) bie (Ernennung ©einer (Sjceöenj be« Ober« 
präftbenten bcr *ßrotrinj ffieftfalen $errn Dr. ©t übt jum 
2Hhrifter ber geiftlidjen*, Unterricht«* unb 3Rcbijmal*Änge* 
Iegenj>eiten verlor ber Serein feinen $od}üerbienten flura* 
tor, bem and) bie Abteilung ?ßaberborn megen feine« 
»ieberl>olt betätigten #ntereffe$ unb ffioljlmotlenS ju tiefem 
ÜDanfe verpflichtet iß. Sei Gelegenheit ber ju ffijjren beS 
$errn ©taatSminiflerä am 3. Oftober öon feiten ber 
*ßrot>inj ueranftalteten fjeter na^m $od)berfelbe eine t>on 
beiben Abteilungen überreizte ©anfabreffe freunblidtft ent* 
gegen unb üerforadj, bie Seftrebungen be« 83erein$ aud) 
fernerhin förbern ju »ollen. 5Der SSerein fyat bie (Eljre, 
Seine ©fceflenj fortan ju feinen (Eljrenmitgliebern ju 
jaulen. 

©o fe$r nrir ben SJerluft beflagen, fo aufrichtig freuen 
toir un$, in bem jefeigen Oberpräfibenten ber Sßrofcinj 
einen neuen Äurator gefunben ju l)aben, ju bem mir baS 
Vertrauen Ijegen, er merbe bem SJerein basfelbe fein, maä 
fein Stmttoorgänger iljm gemefen ift. 8m 30. Oftober 
gemährte ©eine ßEceflenj £err ©taatSminifter ftxttytxx 
Don ber Werfe ben beiben Dtreftoren eine Stubienj unb 
Cttlärte ftd> jur Übernahme beS fluratorimn* gern bereit. 



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230 

Der SSorftanb fyat im vergangenen 3al)re mehrere 
SBeränberungen erfahren. §err Sanquier ©panefen, feit 
1880 SRenbant be$ »ereinS, feit ü»ai 1896 augteid) ©teil* 
Vertreter bes DireftorS, fat) fid) im Dejember 1898 burd> 
©efunbl)eit$rü<Jficf)ten jur Sttieberlegung jener beiben ämter 
genötigt, behielt jebod) bie «ufftd&t über ba« SKufeum, in«* 
befonbere bie ÜÄünjen. ©leidjjeitig trat ber abermals jum 
SanbtagSabgeorbneten gewählte $err SanbgeridjtSrat Don 
Detten öon ber im $>erbft 1891 übernommenen ftü^rimg 
ber ©efretariatSgefd)äfte jurücf, »eil bie orbnungSmäfjtge 
ffia^rne^mung berfelben wegen feiner jätjrlidj lieber* 
fetyrenben längeren «bmefen^eit Dom ©ifce bea SBereinS 
mit allju großen ©d)Wierigfeiten öerbunben war. 

SWit ber SRenbantur würbe ber in ben SJorftanb be* 
rufene $err Storreftor Steinmauer betraut; ba8 ©efre* 
tariat nebft ber ©tetlöertretung beS DireftorS übertrug 
man bem Unterjcidjneten. 

©omit bilben ben SBorftanb hux Qtit folgenbe Ferren: 

Pfarrer Dr. üttertenä, 2)treftor, in JUrdjbordjen. 

SBanqutfr Spantfen, #onfen>ator be$ ÜWufeumfl, 

Dberpoftfefretär ©tolte, Hr<f)h>ar, 

Öanbgerid&ttrat öoh Setten, 

SBaurat 39iermann, )- in Sßaberboro. 

©qmnaflal'Dberleljrer Dr. Ä u t) I in a n n , SKbliotfjefar, 

ßorrtftor ©teinljaucr, anbaut, 

@nmnafiaI'Dbcrle^rcr 9U<f)ter, ©cfretär, 

$)urd) ben lob würben ber weftfälifdjen ®efdf)idjt3* 
forfdjung jwei ÜWänner entriffen, weldje ber SSerein mit 
©tolj ju feinen S^renmitgliebern jät)lte: Oberpräfibent 
Dr. b. 8d)enbad) ju SßotSbam unb (geheimer Regierung«* 
rat f^rci^err ö. SRetternidf) ju $öjter. Die Sebeu* 
tung beS erfteren ift in biefem SBanbe unferer 3eitfd)rift 
bargelegt; eine Söürbigung ber 23erbienfte beS lederen 
wirb ber näd&ftfolgenbe SBanb bringen. 



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23t 

tfafjerbem finb feit ber SBeröffentlid)ung be$ tooriüljrigen 
Serielles geftorben bic nrirflidjen SKitglieber: 
Pfarrer $artfdf)er in Slltotgefefe. 
gabrifant (5. 23 rill in »ilftein. 
Kaufmann 3* Angeld in Sßaberborn. 
Sßropft (5öcrd in @ocft 
greifjerr o. $öo el ju £aud fcerbeif a. b. Senne. 
Sanbamdjtärat a. 2). § uff er in Sßaberborn. 
Äreiäfdjulinfpeftor Dr. 8aure<! in Wörter. 
Pfarrer SRener in (Satte, 
^renamtmann (Beulte ju fcimmelpf orten. 
Bauunternehmer £. $obt in Sßaberborn. 
Pfarrer unb Sanbbedjant Grippe in 93igge. 

$)er SScrein tutrb ben Heimgegangenen ein treue« 
Änbenfen Bettatyren. 

Qux Abteilung SRünfter traten über: 
Kaufmann 20. »renfen, 2)elbrürf. 
Oberlehrer Dr. ©orgeä, SEBarburg. 
Dberleljrer £ölfdjer, Sittenborn. 

Qf^ren Hustritt erflärten bie Ferren : 
ßonbttor ©aftretd) in Dlpe. 
Sfcedjtäanwalt tfellerljoff in Wörter. 
Pfarrer @tauf)berg in £emmerbe. 
Kaufmann 30. ferner in $aberbom. 
ßreiäfdjulinfpeftor ©djulrat Dr. Söinter in Sßaberbom. 

Die fo entftanbenen Süden würben jebodj in erfreu* 
lieber JBeife aufgefüllt. 3unäd)ft ^ attc & er S3crctn bie 
<£(jre, ben f)od)tt)ürbigften $errn SBifdjof üon Sßaberborn, 
Dr. Hubertus ©imar, als SWitglieb aufjune^men. 
ferner traten bemfelben folgenbe 33 §erren bei: 

Slltrogge, Seljrer, Stltenbefen. 

Muffen berg, Kaufmann, Sßaberborn. 

SBelfe, ßalfbrennereibeftfcer, görbe. 

Bergmann, Sßfarrer, ©öoel^of. 

Böger, @d)riftfteller, Sßaberborn. 

Born er, ©erid)töfefretär, Sorbe. 

Brill, fcugo, gabrtfant, Bilftein. 

p. 5)rofte«#ül8f)off, §etnrtd), gfreifjerr, £amborn. 



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232 

Gngelljarbt, SImtgridfjter, ©erben (Staljr). 

goref, ©nmnaftalleljrer, $fttenborn. 

Dr. gunfe, JRepetettt am 2eo«#onoift, $aberborn. 

£einefamp, 5)omfapitular unb Siegen« am ißriefterfeminar, 
Sßaberborn. 

£efjmann, Zentner, SRenben. 

£illenfamp, 8anbgeri<f)t«rat, ^aberborn. 

künftiger, Slgent, Sßaberborn. 

£üttemann, ^Pfarrer, SBüren. 

Lüfter, $rofeffor, $aberborn. 

Dr. Sinneborn, SRepeteut, Sßaberborn. (8on ber 9tbt 
fünfter.) 

flaarmann, «Reftor, SWefäebe. 

Dr. SßeterS, ^rofeffor, $abcrborn. 

$ lag mann, gabrifant, görbe. 

$ütt, Ufjrma$er, ©üterälol). 

Dr. @djadjtebe(f, gabrifbireftor, görbe. 

@d)5fer$, Sßroturator, Sßaberborn. 

©dfjeibner, 3fted)t$amoalt unb ?Rotar, Stetnljetm. 

@djmitt, Kaufmann, Sorbe. 

6egin, Pfarrer, ßiffen. 

Sommer, £., Kaufmann, Sßaberborn. 

©panfe, Pfarrer, Sufe. 

fetter, SBetrieböfüb,rer, görbe. 

Jöonberbecf, (Sifenbaljn«33etrieb$«3ngemeur, Sßaberborn. 

2öeftpl)alen, JRentner, Sßaberborn. 

SBnrm, Sßräfeä am bifdjöfl. Änabenfeminar, ^aberborn. 
Am 1. SWorjembcr 1899 betrug bic ©cfamtja^I ber 
2ßitglieber 376. 

Qfm Saufe beS SBmterS ttmrben 7 größere 85 or träge 
gehalten: 

1. 2(m 26. Dftober 1898: ©gmitaftalbireftor Dr. genfer 5>er 
Serlauf bed Dreißigjährigen $riegeÄ im Sßaberbomer £anbe unb 
ber 2öeftfälifd)e griebe. 

2. 5(m 9. Stooember 1898: Pfarrer Dr. SRertenä: <Die tfarl** 
f^an^e bei SBtttebabeffen uub ber ©tanbort ber Snninful. 

3. 8m 23. SRooember 1898: ©nmnafMet)rer Dr. Sencfljoff : 
33aburab, ber gweite SMjdjof oon Sßaberborn. 

4. Slm 14. S)ejember 1898: Sanbgerid&tdrat oon 2)etten: 3)a$ 
$oßdf*)utoefen Söeftfalen* im Mittelalter, 



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233 

5. Ära 8. gebruar 1899: SergtterWbtreftor a. 2). »üller«: 
9nte profane 33auwerfe in Sßaberborn unb bie Bebauung beä 
€5tabtgebiete3 in alter 3eii 

6. Um 22. gebruar 1899: ^rofeffor Dr. tfleffner: 3>er Äon« 
öertit unb $iftorifer Äafpar Ulenberg au$ fiippftabt. 

7. 8(m 15. 3J?ära 1899: SBaurat Biermann: 8Mtygefd&i<$tJi<$e 
Crrbwerfe in Söeftfalen. 

(Sine anerkennenswerte {Rütyrigleit enttoiclelten audj im 
legten Vereins jaljre bic VereinSmitglieber im Äreife Olpe. 
üDicfdbcn ücranftaltctcn 4 ftarfbefudjte Verfammlungen, in 
melden folgenbe Vorträge gehalten ttmrben: 

1. Slm 11. 2>egemoer 1898 tn SUtenljunbem: (Sljefrebactenr Slbel« 
and Sßaberborn : -Die 33etne in iljrer gefd)id)tltc§en (Sntnritfelung 
unb iljre grciftü^Ic in ber ^errf^aft 5Mlftcin»grebeburg unb 
ber ©rafföaft £unbem. 

2. Km 15. Sanuar 1899 in ©reoenbrwf : gabrtfant $ütten$ein 
au$ ©reoenBrüif: S3orgefd)i<I)tlidE)e bauten im Greife Olpe. 

3. 3fat 26. gebruar 1899 in £1pe: Dberle^rer £ölfdjer au* 
tlttenborn: $ie ©efd)id)te be$ Äreife* Dlpe. 

4. Slm 5. Hpril 1899 in Sittenborn : 8anbgerid)tarat oon Letten 
aue Sßaberborn: 2)ie SBebeutung $lttenborn$ al$ ©tabt ber 
beutfdjen £anfa. 

Das au§ergeh)öt)nli<l) rege $ntereffc, toelcfyeS man im 
Greife Olpe ben Veftrebungen beS Vereins entgegenbringt, 
ift nid^t nur ein erfreulicher SBctücid für beffen innere 
SebenSfraft, fonbern jeigt aud&, toeldje ©rfolge in einem 
verhältnismäßig fleinen ©ebiete crjielt Serben fönnen, toenu 
opferwillige Sftänner für bie ©eefung unb Verbreitung beS 
VerftänbniffeS tljätig finb. Durd) bie Vilbung öljnlitfier 
Serbänbe mürbe auclj in anberen Äreifen bie Hebung beS 
3=ntereffeS für bie ©efd&idjte ber engeren $eüuat ofjne 
gtoeifel mefentlidö erleichtert werben. 

Qm 3;uni unb ftuli beging ber Verein bie fttitv 
feine* füufunbfiebäigjä^rigen Veftef)enS; ber Ver* 
lauf berfelben ift unten in einem befonberen Veridjte bar* 
geftettt. 



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234 

Die auf Anregung be« SBorftanbe« im öorigen ftaljre 
begonnenen Arbeiten jur (Spaltung ber $ am elften unb 
ber #ajter ©arte mürben ju Cnbe geführt, unb fo 
ftnb banl bem ffintgegenfommen ber ftäbtifdjjen SBeljörben 
bie beiben bebeutenbften Überrefie ber Sßaberborner Sanb* 
meljr öor weiterem Serfall vorläufig gefiebert; bie ftoften 
beHefen ftd) auf beinahe 1500 üttarl. 

ttnfere Sammlungen mürben burdfj berfd&tebene ©e* 
fd&enle unb nadj attafcgabe ber öorljanbenen, leiber nod> 
feljr befd&etbenen üttittel aud) burdfj Änfauf t>erme$rt. 

«n ©efdjenfen ftnb ju öerjeidjnen: Die 3 e üfärif* 
„Die Dentmafyflege 44 t>om preufcifd&en Äultu«minifte* 
rium; 1 SKörfer t>on ÜKeffing mit ber 3?al>re«ja§l 1632 
Dom #errn ®ut«beftfcer ütterten« in üttarienlolj; 1 Ur» 
funbe au« ber 3eit gerbhtanb« t>. ftürjtenberg (1667) 
t>om #errn Orgelbauer ßggert in *ßaberborn; 1 ©tein* 
Jammer (gefunben 1899 bei bem Qbutt Sartre Bei *ßabet* 
born) Dom §errn Kaufmann Uli n er in ?ßaberbom; 4 Heine 
©teingeräte (gefunben 1899 bei Upforunge) Dom $errn 
Se^rer ©erladj in ttpforunge; 1 SRüngmage au« bem 
Anfang biefe« 3fa§rl>unbert« (unter ffialjrung be« (Eigen* 
tum«red)te« für bie ©tabt Sßaberborn) Dom $errn JBttrger* 
meifter Sßlafjmann in *ßaberborn; „Äorüeier ©tubien" 
öon bem SJerfaffer $errn ^rofeffor Dr. #üffer in 9»ün- 
d>en; „(Sefd&id&te ber SBtncfefdjen JBIinbenanftalt in Sßaber» 
born" oon bem SSerfaffer $errn Domfapitular Dr. ©oter; 
Äufna^me^DipIom in bie Sßaberborner Soge ff 3um ft" 11 * 
menben ©d&mert" au« bem 3fa^re 1805 Dom $errn 
Zentner JRaöe in Sßie^eim; „3ur Srrage nad) bem Ur* 
forung ber 9tolanb«fäulen" Don bem SBcrfaffcr $errn 
Oberlehrer *ßlaten in Dre«ben; ^otograp^ifd^e Äbbil« 
bung ber #ird)e in ©ibbing^aufen bom bortigen Pfarrer 
$errn Summer; 3tyotograpt)if<$e Äbbilbungen au« Altem 
bergen oom bortigen Sßfarrer $>errn ffiteberljolb. ferner 



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235 

ttmrben bcm SBerein berföiebene bei bem Sau ber (Etfen* 
ba1)T\ *ßaberborn*JBfiren gefunbene ©egenftänbe ge* 
fdjenft, fotme 25rud)ftü(Ie öon einer römifd)en ©affer* 
tettung bei Sfodjen. SWftljereS über biefe intereffanten 
@efd>enfe tmrb ber nädjfte SBanb ber 9Seretn$äetrfd&rift 
mitteilen. 

#err SBürgermeijier Sßlafcmann in Sßaberborn über* 
nne$ unter ffiatyrung be$ Eigentumsrechtes für bie ©tabt 
^Saberbom bem SSerein jur Aufbewahrung unb SBenufcung 
folgenbe 33üd)er bjtt. Sammlungen: 

©frörer, ©efdftfdjte beä 18. 3a$rf). 3 »be. o. Süfcow, Äunft unb 
Äunftgewerbe auf ber SDBiener 2Beltan«fteü*ung 1873. ©ef<f)i<f)t$quellen 
bc« &i$tum3 ÜRünfter. $b. 4. öubboef, «Die öorgefd)td)tiidje Seit. 
2 SBbe in 1 38b. Qu fing, Äautpf um bie fatt)ol. Religion im ©iätum 
Sftünfter. ©igljart, ©efd^id^te ber btlbenben Äünfte im Äönigreidjj 
»arjem 2 93be. Öubbocf, ©ntfteljung ber Gtoilifation. ©d&wteter«, 3)ie 
3Bauern|öfe beS öftl. Seile« beö Ar. ßübing^aufen. SBeiffel, Sauge« 
fcijidjte ber Äirdje beö 1)1. SSiftor $u Xanten. SBaljlmann, SBeftfalifc^er 
Sagenfrang. Äorbljoff, 3)a« SBeftfalenlanb. Sßauluä, 2)ie ©iftergienfer« 
$H>tei Sftaulbronn. Mercati, Michael., Metallotheca. $aulu8, SDie 
(Sifterjienfer-^btei SBebenljaufen. ®rnftau$'m SBeertl), 9ftofaifboben 
gu 6t. ©ereon $u &öln. ©d(jein$, Äunftfääfee ber SJtönfterfirdje $u 
Slawen. Äl ein, ftirdjl. flnnft. (Sartonö für ©laSmofaif unb Tafelma- 
lerei. 1.— 3. 8olge. 23 $pijotograpl)ien au£ ben Jtirdfjen in Öübetf. 
(Srnfk aud'm Söeertfj, 2)a$ ©iegeäfreuj ber bnjantinifdjen tfaifer. 
91 ü n n i n g , Höeftfälifdj-ÜRünfterldnbifc^c £eibengräber. 2; t b u $ , Söeitybi« 
fdjöfe öon fünfter. San bau, S)ie Territorien in 93e$ug auf tljre S3il« 
bung unb ir)re (Jnhmcfelung. 39artljolb, ©oeft, bie ©tabt ber ungern. 
2BUman*'$pijtlippi, 2>ie Äaiferurfunben ber ^roüing Söeftfalen. 2 SBbe. 
fcifenbaljnatla« t»on 1849. föeifepafj non 1855. 

Die Slnfäufe famen in erfter fiinie ber Sibliottyef 
ju gute. 

3für ba$ üttufeum würben außer t Keinen SCru^e 
unb 1 ©teinfrug (gefunben 1898 bei ftggenljaufen) ertoor* 
ben: öon bem SWufeum gu ffiieSbaben 33 römifdje £t)on* 
gefäfce, welche aus ©rabfunben oon beiben ©eiten beS 
2Wittetrf>ein$ ftammen, nämli^ 7 ©raburnen, 10 #enfel- 



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236 

frfige, 6 JBed&er, 5 Sampen, 5 SWtyfd&en; bic Unten finb 
meift in JBingerbrficf gefunben, bic Ährfige metft in einem 
großen (Sräberfelbe bei S33ie«baben; famtlid^e ©egenftönbe 
gehören bem 1. bis 3. 3fat)tf>unbert n. C&r. an. 

Sei ber im Oftober 1899 ftattgefunbenen »erfteige» 
rung ber $egerfd)en unb ftfenbetffd&en aftfinjfammlung 
taufte ber SBerein 81 meflfälifd^e SKünjen, barunter feljr 
feltene Sßaberborner Denare. 

ÜDie Sttünjfammlung be$ 33erein$ enthalt nunmehr folgenbc 
aRün^en: 521 be$ ehemaligen gürftbfehtmö #aberborn (450 btfd&öflid&e, 30 
bomfajutularifdje, 41 fxäbtifdje); 1 £albbenar ber Ferren ö. 93ürtn; 
205 ©tü<! beä ehemaligen gürftb iöt umö fünfter (98 btfd&öflid)e, 40 
bomfajritnlarifdje, 67 ftäbttfdje); 61 beö ehemaligen Jütfibidtumö Dana* 
brücf (38 bifd)ofiid)e, 3 boutfanirularifdje, 20 ftäbttfd&e); 21 ber 6tabt 
Siebenbrucf; 77 ber STbtet Vorbei; 78 oon Sippe; 36 öon SBalberf; 
15 bon 6iift uub (Stabt £erforb; 5 ber ©raffdjaft 9toben$berg; 6 ber 
©raffdjaft SRietberg; 2 ber <Stabt SRietbergj 9 ber ©rafen b. Secflenburg 
unb Sfttjeba; 4 öon ©tift unb @rabt 9flinben; 38 be$ $erftogtum6 SBeft« 
falen; 37 bcö flonigretd)* SBeftfalen; 2 ber ©raffdjaft Wart; 27 ber 
(Btabt Jpamm; 27 ber <5tabi ©oeft; 15 ber 6tabt2)ortmunb; 184 $oty< 
Pfennige (gefunben bti IReuenbefen); 63 münfterjdje $)enare (gefunben eben* 
bafelbft). 3u biefen 1429 ©tücf weftfälifdjer ÜKünjen fommen no$ etwa 
900 (Stücf öerfd&iebener öänber. 

S3ci biefer Gelegenheit mag betont werben, bafc bie 
Erweiterung beS 2ftufeumS ju ben wid)tigften Hufgaben 
beS 9?ereinS gehört. Diefe Aufgabe erfdjeint um fo brin* 
genber, weil e$ Ijier an berartigen Sammlungen überhaupt 
fe^It unb feine WuSfid)t öortjanben ift, baß in abfeJjbarer 
3eit bem Mangel Don anberer (Seite abgeholfen werben 
wirb, ©elbftüerftänblidj fann niemanb baran benfen, ein 
SRufeum im großen ©til ju fäaffen, aber ebenfowenig 
fann man fid? ber einfielt tjcrfc^lic^ctt, bafj für eine ©tabt, 
welche eine fo reidje ®efd&i$te unb aud) tyeute nod) eine 
fold)e öebeutung l>at wie Sßaberborn, ber jefcige 3 u f tan ^ 
ein nid)t befriebigenber ift. S)er S3orftanb wirb baljer baS 
2Wufeum fortgefefct ju ergangen fu$en, bamit e$ nad> bem 



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237 

SKuficr ber ÜWünjfammlung unb bcr Sammlung alter 
$anbfd)rif ten unb Qrude na# möglich ft Dielen 9H$* 
tungen ©elegenljeit jur {Belehrung biete. 

©in l>o<$erfreulid)er gortfdjritt ift in ber Orbnung be$ 
HrdjtbS gemalt. SWadj jahrelangen Vorarbeiten förberte 
ber Berein*ar$toar, #err Dberpoftfefretär ©tolte, bas 
Cerjeid&ni* ber Hr<$toalien enblid) fo weit, bafc ber erjte 
£eü, bie Cobiced unb Sttten umfaffenb, gebrucft werben 
fonnte; biefen werben bie 93erein$mitglteber jufammen mit 
bem bie^rigen SBanbe ber Settfärift erhalten. Der 
3 weite Zeil, ba$ SRepertorium ber ttrfunben, fotl im 
folgenben 3fa$re erfdjeinen. 

infolge be$ Drude« biefer Don oielen fo lange mit 
©eljnfud>t erwarteten SSerjei^niffe tritt atterbing« in ber 
SSeröffentlidjung be$ Liber dissencionum be$ Sßaber« 
bomer £)omf(i>olafier$ £)ietri$ t>. ffingel«ljei>m, wofcon 
bereit« 4 Lieferungen öorliegen, ein Heiner ©tiflftanb ein, 
$err ©tolte gebenft, ben SReft be$ üttanuftripteS in jWei 
wetteren Lieferungen jufammenjufaffen unb je eine bem 
59. unb bem 60. SBanbe ber S^tfärif* <A* ©rgänjung** 
§eft beijufügen. 

Die feit 1890 bem Cerein Don feiten ber Sßroirinj 
gewährte jäljrlicfce SJeiljfilfe Don 1000 üttarl würbe audj 
im vergangenen (Jaljre bewilligt, Änbere Unterftüfcungen, 
weld>e berfelbe empfing, ftnb in bem angefd&loffenen SBerid&t 
über bie 3fwbil5um«feier &erjeid>net. 

3nbem ber Corjlanb ben greunben unb ©önnern be$ 
Bereinä für bie Qförberung ber 83eretn$beftrebungen ben 
wSrmften Danf au£fprtd)t, giebt er jugletdj bem ffiunfcfce 
«u*bru<f, bafc ba$ werlt^ätige Qfntercffc für ben Cerein in 
allen »reifen ber SBetoöllerung ftetig juneljmen möge. 



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238 



JlttSjttg 

am in fttdjnnng für Us totfäafts\a\)x 1898/99* 



1. 

2. 
3. 
4. 
5. 



1. 

2. 
3. 



SBcftanb au$ öoriger 9fced)nnng . . 
3ufau6 öon bcr Sproüinaial-SBeroaltung 

Beiträge ber 3JHtglieber 

Stnfcn 

Sfcrfauf öon (34) ißrotofollen ber @en.« 
S3crf. be$ (Sefamtoeretnfl . . . 



B. jMt*ga0e. 
I. Pr bie ßeitf^rift. 

2)ru<! unb «erfenbung ber 3citfd^rtft 

Honorar 

2)rucffa$en unb grttdjt 

II. Serfammluugen unb Vorträge. 

Endigen unb S^rucffadjen .... 
SRetfefoften ^u einem Vortrage . . . 
$lu*lagen für bie ©eneratoerfammlung 

III. 8i*tfoi$el, *r4i» uub äfctfettiit. 
2l6fdjrift einer £ftnbfdjrift .... 

ȟdjer 

©inbinben, ©dbreibmaterialien u. f. ». 
£euung unb Steinigung ber 3tmraer 
Berfidjerung ber @ammlunaen . . 
Unfdbaffungen für ba* SJhtfeum . . 
graajt unb Reparaturen 

IV. Btmaltnuaßtofttu. 

8ln ben Berehrtbireftor 63». beffen 6teH- 
nertreter für Auflagen .... 
SorföufJ'Sinfen 

V. $ifkrff$e ftomtstiffUm. 

Beitrag für 1899 

2>ie (£innaljme betrug 

S)ie »umgäbe betrug 

Beftanb ber ßaffe am 1. Dftober 1899 



3 
1000 
2217 

1 

11 



1079 


18 


37 


50 


9 


95 


84 


75 


24 


55 


82 


10 


30 




319 


70 


104 


54 


88 


50 


13 




173 


45 


9 


52 


120 




10 


14 



200 



3234 
2386 



847 



ff 



64 

15 
50 

90 



19 

88 



31 



3234 



1126 



191 



738 



130 



200 



2386 



ff 



19 



63 



40 



71 



14 



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239 



Die Jtm bes ffiufunbftebjigiä^rtgen jßeftctjettö 

bes Vereins, oeronftoüet ju JJaberbom 

im Juni uttb Jttli 1899. 

SEBenn an SJcrcin auf fünfunbftebjig ftaljre ununter* 
broctyener geiftiger Arbeit jurüdblicfen fann, tyat er tootyt 
©ronb, ber 33ergangenl)eit mit einem geiüiffen ©totj ju ge* 
benfen, ft<$ ber gegenwärtigen fiebenäfraft ju freuen, neue 
SJegeifterung ju fd&öpfen für bie fiöfung ber Aufgaben, bie 
feiner nod& Darren. Daljer l>ielt ber SSorftanb eine möglidtft 
glänjenbe geier beS fünfunbfiebjigjäljrigen Jubiläums am 
©ifce be$ 5Berein$ für geboten, unb ba$ um fo mel>r, toeil 
bie Abteilung *ßaberborn ba« ftaljr 1879, too man baS fjeft 
bcS fünfzigjährigen 33eftet)en$ Ijätte feiern muffen, fang* unb 
flaugloS l>atte vorübergehen laffen. Daß ber (äebanfe baS 
SRidjtige traf, f)at ber ffirfolg bettriefen: Die ©eneralber* 
fammlung unb bie ÄuSfteHung nahmen einen SJerlauf, 
an toeldjen alle fttftttilnfymtx ftets mit Sefriebigung ju* 
rüdtbenfen roerben. Die ©eneralberfammlung fanb am 
27. 3funi ftatt, bie «usftellung bauerte toom 27. Qfuni bis 
jum 9. Qfuli. 

Die ©eneralberfammlung. 

Diefelbe tpurbe amSJorabenbe eingeleitet burdj eine 
gefeQige Bereinigung in bem großen, feftlidj gefd&müdten 
©aale be$33firgerbereins, in ebenbemfelben {Räume, ber 
an fo mandjem ffiinterabenb bie SJereinSmitglieber ju ern* 
fter Arbeit unb fröljlid&er Unterhaltung bereinigt Ijat. 
Äußer einer größeren ßatyl fctefiger Ferren toaren audfc 
bereit« mehrere auswärtige SKitglieber amoefenb, inSbefon* 
bem liebe SSereinSgenoffen ans bem ©auerlanbe; freubig 
begrüßt tourbe bor allem unfer berbiente« (gljrenmitglieb 
$err SftegierungSpräftbent a. D. b. Sßilgrim, ben roeber 
bie längere Weife nod& bie Saft ber Qa^re $urü<Jgefd&recft 



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$40 

tjatte, bet (Binlabung jur Xtilnafymt an bem ftefte ffolge 
ju Ieiften. «n ©teile be« burdjj ©efunbljett«rficffid)ten 
leibet fern gehaltenen a3erein$btreftorS bewtflfommnete ber 
llnterjei<$nete bie SJerfammelten unb fennjeidjnete in furjen 
£ügen bie JBebeutung ber bie3jäl>rigen ©enerafoetfammlung. 
Die frolje Stimmung würbe nidjt wenig gehoben burc$ ba* 
SSerlefen ber l>erjlidjen ©riefe, meldte mehrere am ffirfd>ei* 
nen öerljinberte ©jrenmitgtieber an ben Verein gerietet 
Ratten. Dberpräftbent Dr. t>. «djenba<$ wfinföte bem 
ftefte „ben fdjönfien unb wfirbigjien Verlauf 'jum Wuljme 
be$ auSgejetdjneten Vereine*, weldjer nun felbft ein Älter* 
tum geworben ijt M . ©er Ijätte geahnt, bafj ber üortreff* 
lidje üttann und fo jäl> burd) ben erbarmungSlofen Stob 
entriffen werben foHte! #err Dberpräftbent a. 5). x*. #age* 
meifter führte aus, ba§ e$ tym $erjen$bebürfni$ fei, 
„bem Verein an biefem benlwürbigen Äbfdjnttte feiner 
reiben unb gefegneten ©irffamfeit feine freubige Zeitnahme 
ju bejeugen unb bem ffiunfdje Stu$bru<! ju leiten, berfelbe 
möge, wie bisher, fo aud) in 3ufunft f ein unb bleiben eine 
Seudjte ber gefd&idjtltd&en Srorfdjung unb eine *ßflegeftätte 
ber Siebe jutn engeren unb jum weiteren Vatertanbe". 
©arme ©orte ber leilna^me unb ber Änerfennung ft>en* 
bete ferner $err $ßroinnjtal*©($ulrat Dr. $>ed)elmann, 
ber an bie Qaljre erinnerte, wo er in *ßaberbom „jur 
görberung be$ Vereine* au<$ feinen beföeibenen Seil tyabt 
beitragen lönnen 44 . 

©er reiche 3flaggenfd>mu<f, ben man am folgenben 
borgen in ben Straften erblidte, befunbete bie ©tjmjm* 
$ien ber Vürgerfdjaft für ben herein unb itpen ©unfö, 
ben auswärtigen greunben ber weftfältföen ©efäidjte 
unb ÄltertumSfunbe einen gaftltcfcen (Smpfang ju bieten. 

Um 9V 3 ttyr würbe bie ©eneratoerfammlung in bem 
ftattlid&en, t>on ber ftäbtiföen Verwaltung bereitwillig jur 
Verfügung gepellten 9tat$au*faale eröffnet. $ert»ür< 



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241 

germeifler *ß laß mann entbot il>r ben ©rüg ber ©tabt 
*ßaberborn mit bem 3Bunfd)e, bic geicr möge rottrbig üer* 
laufen unb baju beitragen, ein feftcrcö SBanb um alle Seile 
©eftfalenS ju Illingen. Der Skreinöbirettor, #err 
Pfarrer Dr. üßertenS, erftattete SBeridjt über bie 23>ätig* 
feit bed SSereinS feit ber lefeten, 1897 in Olpe abgehaltenen 
©eneralüerfammlung, fonne über ben Umfang ber ffiiblio* 
tt>ef, beS «rd^iod unb be£ ÜRufeumS, gebaute ber feit 
1897 geftorbenen SWitglieber unb banfte ben geiftlid)en unb 
weltlichen SBetjörben für baS bem SSerein aud) bei biefem 
Anlaß bewiefene 2Bot)hüollen. Dann folgten brei größere 
Vorträge. $err Oberlehrer Dr. &ut)lmann entwarf auf 
©runb ber freiließ bürftigen £}ueüennad)rid)ten ein SBilb 
t>on ber Sßerfönlicfcfeit ©erolbä, eine« ©djwager« 5?arl8 
be$ ©roßen, unb fud)te ben SRadjweiS ju führen, baß 
jenes JBauwerf, weldjeä jefct eine Sürt SJortjalle ju ber an 
ber Sflorbfeite bes Dome« gelegenen SJarttjolomäuSfapefle 
bilbet, ein Überreft ber &on ©erolb erbauten SKarienfapefle 
fei. Sfrtxx ©tjmnafialbireftor Dr. $enfe Gilberte bie 
JBerbienfte be£ gfirftbtfdjofs Dietrid) o. ftürftenberg auf 
bem ©ebiete beS l)öt)eren UnterridjtSiuefenS. Der beiben 
{Rebnern gefpenbete lebhafte ffleifaD war ein SBemeiS für 
ba£ große ftntereffe, mit welkem man if)ren Ausführungen 
gefolgt war. Die Vorträge fcfytoß ber Unterzeichnete mit 
ber in biefem JBanbe jum SbbrudC gebrauten Darfteüung ber 
fttnfunbfiebjigjäljrigen @ef$id)te unb 5Et)ätigfeit beS 93ereinS. 
SRacfcbem jum ©djluß ber SBereinSbireftor ben {Rebnern 
gebanft, fucfyte ber größte Seil ber fteftteilnef)mer &*n 
©aftt>of fiöffelmann auf, um ftd) beim grütjfdjoppen 
öon ber überftanbenen geiftigen Änftrengung ju erholen 
unb neue Sfräfte ju fammeln für bie 35eftd)tigung ber 
ÄuSftellung, weld&e gegen 1 Uljr öom §errn fflaurat 
83 i er mann als bem ÄuSftetlungSfommiffar mit einer län* 
geren Änfpracfye eröffnet würbe. 

LVII. 2. 16 



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Den ©lanjpunft beS XageS bilbete ba« große ^cft* 
m a \) l auf bem SRartjauSfaal. Den Jrmffprudj auf ben 
5?aifer brad&te ber l)od)rofirbigfte $err Stfdjof Dr. $>uber* 
tu« ©imar au$, tnbem er, Ijinroeifenb auf bie SBebeutung 
be« SSereinö für bie ^Belebung be$ öaierlänbifäen ©inneS, 
Staifer ffittyelm II. feierte als ben erhabenen dürften, bem 
nidjt nur wegen feine« ungewöhnlichen ftntereffe« für bie 
©efd)id)tarotjfenfd)aft, fonbern nidjt minber wegen fetner 
erfolgreichen SBemü^ungen um bie (Spaltung beä für ben 
ftortfdjritt ber gefdjidjtlid)en 3ft*f$ung unentbehrlichen 
griebenS alle Orreunbe ber @efd)id)te jum tiefften Danfe 
Verpflichtet finb. Der SSereinSbireftor erinnerte an bie 
Dielen auSgejeidjneten 2Mfd)öfe, meldte ben ©tut>l beS $eil. 
$atl)umar gegiert Ijaben, unb toibmete ein mit allgemeiner 
SBegeifterurig aufgenommene« ^>oc^ bem ben Altertumswert 
ein nad) beften Prüften unterftüfcenben jefeigen Iräger be$ 
Sßaberborner fflifcfcofsftabes. Darauf gebaute $err ©efyet* 
mer SRegierungSrat ^cnfef d^ ber @f)renmitglieber beS 93er* 
ein«, üon benen jroei, $err 9legierungSpräftbent a. D. 
D. Sßilgrtm unb $>err Öfonomierat ©unft, in ber ÜÄitte 
ber lifdjgenoffenfcfcaft meilten. «tebalb ertyob ftdj $>err 
&. *ßilgrim, präfentierte in ljumoröoßer 9tebe ftd) felber 
als ein ©tücf roeftfälifdjen «ItertumS, banfte jugleid) im 
SRamen beS #errn ©unft für bie beiben erttuefene (Sprung 
unb forberte bie ©efetlfd)aft auf ju einem fräftigen #od> 
auf baS fernere 2Ba$fen unb ©ebenen beS SBereinS. Der 
Unterjeicfcnete toanbte ftd) an bie Vertreter ber ©^toefter* 
abteilung STOfinfter, inSbefonbere an iljren jeitigen Direftor, 
#errn ^rofeffor Dr. Pieper, wie* t)in auf bie Stonbe, 
welche bie beiben Abteilungen ÜBünjter unb Sßaberborn 
öerbinben, unb fpradj ben bringenben JBunfd) aus, beibe 
Abteilungen möchten burd) gemeinfd)aftlid)eS Arbeiten unb 
burd) bie Pflege freunblidjer JBejietyungen ftets ben ^nten* 
ttonen ber ©rünber beS CereinS geregt ju »erben fudjen. 



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243 

#err *ßrofeffor Dr. *ßteper ermiberte auf« l)erjK<$fte unb 
verbreitete fid> einget>enb über bie 83ered>tigung unb bie 
Aufgaben ber engeren ©efdjidjtSöereine. SWad>bem bann 
#err Sürgcrmeifter Sßlaßmann ber 8u$fteflung$fommif« 
fion unb ben HuSfteflern im SWamen be« SSerein* beu wofyt' 
t>erbienten Dan! bargebrad&t, lieg $err ©tjmnaftalbireftor 
Dr. $enfe in jfinbenben ©orten bie ©tabt Sßaberborn, 
bie Äaiferftabt ffieftfalenS, t)od)(eben. ©roßen Seifall ern* 
tttc jum 6$luß $err gabrifant $üttenl>etn mit 
feinem £oaft auf ben $errn ©eljeimen SRegierungSrat 
Sfenfcfdj. — Daß man audj in ber gerne be$ 3fefte$ gebaute, 
beroiefen bie freunbli$en SBegrfißungStelegramme, meiere 
einliefen Dom $errn $rooinjiaI*©c^ulrat Dr. #edjelmann, 
fomte ben $erreu Sanbräten ©e^eimer 9tegierung$rat 
Dr. freberatl) unb %xtu&btTQ. — $üd>e unb Äetter, 
bie lafclmuftf unb bie in tyübfdjer JRenaijfance aufgeführte 
£ifd)farte, ein ütteifterftftcfd&en bes $errn $. $ommer, 
fanben allgemeine Jtnerfennung. Die ©timmung mar fe^r 
animiert, unb bie Trennung fiel ben meiften fo fdjwer, 
baß Don ber geplanten JBefidjttgung ber älteften JBauwerfe 
«ßaberborn* unter ber gityrung ber #erren Saurat ©ül* 
benpfennig unb SergwertSbireftor a. D. SSiUlerS Ab* 
ftanb genommen werben mußte. 

Den genußreid&en lag befdjloß ein flonjert in ben 
oberen {Räumen be$ SBfirgeröereinS, wo Damen unb 
Ferren in großer Qaljl fid) auf mehrere ©tunben ju 
jwanglofer Unterhaltung Dereinigten. £>err ©ijmnaftalbi* 
reftor Dr. #enfe überragte bie SBerfammlung burd) ein 
lebenbe« SBilb: flaifer ffarl ber ©roße ift mit feinen beiben 
*ßalabtnen Äolanb unb ©cro tyerüorgefommen au« bem 
^nnern be« DefenbergeS, wirft einen {Rttctblitf auf bie 
bebeutfamften (Sporen in ber @efd&id)te ber ©tabt *ßaber* 
bom unb wünfdjt biefer, fowie bem ÄltertumSüerein eine 
weitere gebeiljltdje (Sntwicfelung. Unter ben Siebern, 

16* 



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244 

toeldje unter ber öirtuofen Seitung be$ $errn JBürger« 
meijterS Sßlafjmanrt jutn Vortrag gelangten, war aud) ein 
finniges, Dom $errn Sfjefrebacteur Abel« jur 25ert)err* 
Hebung be$ %tftt& gebidjteteS rf 2Bittelalter*£ieb". 

An ber ®eneralöerfammlung beteiligten fid) folgenbc 
33erein8mitglteber: 

Äbelä, (Sljefrebaeteur, Sßaberborn 

Ältftäbt, SDomfapitular unb JDompfarrer, Sßaberborn. 

Sluffenberg, Kaufmann, ißaberborn. 

©alfenljol, ^rofeffor, Sßaberborn. 

SBenfeler, Sßrofeffor, Sßaberborn. 

93 t ermann, Skurat, Sßaberborn. 

»öger, ©djrifrfteller, Sßaberborn. 

Brenfen, Kaufmann, Sötebenbrücf. 

Dr. ©rieben, tßrofeffor, Slrnäberg. 

93rügge, Kaplan, §oud 8aer bei 2ftef<f)ebe. 

3)ane, ^ifenba^n- SBau« unb betrieb d«3nfpeftor, Sßaberbbrn. 

3)egenfjarb, Pfarrer unb 8anbbed)ant, 2Barburg. 

3)enneraarf, SBanfbtreftor, Sßaberborn. 

3)ettmer, Pfarrer, Seöerungen. 

3)önefe, Oberlehrer, Sßaberborn. 

2)üfc»3ofun, 53ürgermeifier, Olpe. 

Dr. (£n<f, ^rofeffor, *Paberborn. 

(Sngelfjarbt, Slmtäridjter, Serben. 

(£öer3, Suftt^tat, SDBarburg. 

Särber, ©efretär be$ ©eneralöorft. beö 93omfatiu$-SSertin«, 

$aberbom. 
gl e ige, Pfarrer, ^ettingljaufen. 
öon ber gorft, SBürgermetfter, Driburg. 
Dr. greifen, Sßrofeffor, Sßaberborn. 
greuöberg, @d)ulrat, 33üren. 
Dr. Bunte, Repetent, Sßaberborn. 
©emtnefe, Pfarrer, öemgo. 
Dr. ©orge«, Oberlehrer, Harburg, 
©ülbenpjennig, 93aurat, ^aberborn. 
©unft, Dfonomierat, «frembfen. 
«fragemann, Pfarrer, Harburg. 
£afen, Kaplan, Söitten. 
£artog, Pfarrer, Wörter. 



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245 

§ell»eg, Saumeifter, Sßaberborn. 

£ellwtg, Qomfapitular, Sßaberborn. 

Dr. £enfe, ©nmnafialbtreftor, Jßaberborn. 

Dr. £efter. ^rofcffor, ^aberborn. 

£oefen, Zentner, Sßaberborn. 

$ offmann, TOalnr, 2Berl. 

Gomertng, Oberlehrer, Sßaberborn. 

£ütten$etn, gabrifant, ©reöenbrücf . 

3 afp er t, ©utöbcflfecr, SBalbljaufen. 

Senfcfdj, Öanbrat, ©eljeuner Regierung «rat, Sßaberborn. 

Werften«, Ober«2tmtmann, 2)aUjetm. 

Ä leine, Sabrifbcfl^eT, 8iingelftem. 

$o%, Slpotljefer, SUtenljunbcm. 

Äönnefe, Oberlehrer, Sßaberborn. 

Dr. flu $1 mann, Oberlehrer, Sßaberborn. 

Sarenj, ©ürgermrifter, SBeoerungen. 

ßtmberg, Sfteftor, Driburg. 

%ippt, 5t, Kaufmann, ^aberbom. 

80 er, ©anfbtreftor, Sßaberborn. 

ßuborff, ^ßrouinjial'Äonferoator, 33aurat, SRünfter. 

SWarforbing, 3uftiarat. Sßaberborn. 

Dr. ÜRarr, ©amtättrat, ßrwitte. 

Dr. «Werten«, Pfarrer, ßtrd&bord&en. 

SKue$, Kaplan, ßügbe. 

SR u Her, SRepetent unb 3)omd^or«S)ire!tor, Sßaberborn. 

3Künbelein, 2lrtf)tteft, Sßaberborn. 

Dr. Otto, ^rofeffor, Sßaberborn. 

Sßaberftetn, Zentner, $aberborn. 

fßapt, 33erlag8butf)ljänbler, Sßaberborn. 

Dr. Pieper, ^rofeffor, fünfter. 

ö. ^ilgrim, SRegterungäpräßbent a. $., SBirflid^er ©eljeimer 

Oberregferungflrat, SWinben. 
SJMafjinann, SBürgermeifter, 5ßaberborn. 
platte, SKfar, SBöcfenförbe. 
föei3mann, Sftealfdjulbireftor, Sßaberborn. 
Stifter, Oberlehrer, Sßaberborn. 
SRulanb, Pfarrer, Sßäpftltdjer £au$pralat, Sßaberbora. 
Dr. €>d)neiber, $)ompropft, Sßäpftlidjer £au*prälat, ißaberboro. 
©djnifc, 2)omfapitular unb ©eiftlttfjer fflat, Sßaberborn. 
®d)önbecf, Kaufmann, Sßaberborn. 
©djraber, Pfarrer, fftafcungen. 



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246 

©djröber, ©emfnarbirettor, Sßaberborn. 

Dr. ©djupmann, ©anitatdrat, ©efete. 

©egin, Pfarrer, (5tffen. 

Dr. ©imar, 93ifd)öflid)e ©neben, Sßaberborn. 

©tcfnljatter, tforreftor, Sßaberborn. 

©te in mann, (Sifenbafjn-, ©au- unb $etrfeb««3nfoettor, 

Sßaberborn. 
Dr. Sentfljoff, ©nmnafMeljrer, Sßaberborn. 
Senge, Bauunternehmer, Sßaberborn. 
Silin, (Sffenbaljnbireftor, Sßaberborn. 
Ullner, Kaufmann, Sßaberborn. 
3) uller«, $3ergwerf*btreftor a. 3)., Sßaberborn. 
Dr. SBeertlj, Sßrofeffor, 3)etmoIb. 
Söeljrmann, ftreiöbaumeifter, Sßaberborn. 
be SB eibige, Staatsanwalt, $aberbom. 
Söcrnfce, Pfarrer, SBormcln. 
SBeftpljalen, Zentner, Sßaberbom. 
SB e wer, Äüfter, Sßeuenbefen. 
Dr. SBiebmann, Sßrofeffor, Sßaberborn. 
SB i ein er 3, Kaufmann, Sßaberborn. 
SB ig g er, £)omfapitular unb ©enerabifar, Sßabcrborn. 
SBintelmann, 8anbgerid>t$rat, Sßaberborn. 
Dr. SBofer, 2)omfam'tular unb ©eiftlidr)cr SRat, Sßaberboru. 

Äußer ben genannten SBereinSmitgliebern beehrten au$ 
anbere #erren, l)ieftge unb auswärtige, bie ©enerafoerfamm* 
Iung mit üjrem SBefudje, fo baß bie ©efamtjal)! ber 
SEeilne^mer weit über 100 betrug. SKandje, wie ©eine 
CfceKenä $err Dr. ©tubt, Dberpräftbent öon SBeftfalen unb 
Äurator beS SJereinS, #err ©etjeimer DberregierungSrat 
Dt) er weg, Sanbe^auptmann öon 3Beftfalen, bie Ferren 
ÄegierungSpräftbenten öon SKinben unb öon Arnsberg, 
#err *ßrotrinjial*©d)ulrat Dr. #ed)elmann, bie #erren 
Sanbräte ©eljeüner JRegierungSrat Dr. fteberat^SBrilon 
unb ^reuSberg^DIpe, ferner einige SBorftanbSmitglieber 
ber Abteilung SWünfter Ratten fdjriftlid) iljr SBebauern aus* 
gebrücft, aus jwingenben ©rfinben meift bienftlidjer SWatur 
ftd) bie SCeilna^me öerfagen ju muffen. 



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247 



Die «uSftellung. 

Der ©ebante, mit ber ©eneralöerfammlung eine &u$* 
fteHung üon ältertumägegenftäuben unb älteren Äunfter* 
jeugniffen ju üerbinben, nmrbe im 23orftanbe fdjon früt)* 
jeitig erörtert, Jtieß jebod) lange auf ernfte JBebenfen. 
SBebenflidj fd)ien neben ber #öf)e ber crforbcrlic^cn ©elb* 
mittel üor allem ber üttangel an geeigneten, ber fdjnrie* 
rigen Aufgabe geiuadjfenen ffräften. ÄnberfeitS üerfannte 
man nidjt ben ©ert ber ju erhoff enben geiftigen Anregung; 
in« ©eroid&t fiel audj bie ©wägung, baß bei ben bisherigen 
SBanber&erfammlungen felbft Heineren ©täbten be$ SScrcin^ 
gebiete ba$ gleiche Unternehmen jur gufriebentyeit gelungen 
war; l)inju fam nod) ber 25ergleid) mit ber Abteilung 
SWünfter, welche bereit« nueberljolt, julefct im Qaljre 1879, 
mit beftem Srfolg eine größere ÄuSftellung in$ SEBcrf ge* 
fefct Ijatte. Diefc föücfftdjten gaben ben SfuSfdjlag unb 
führten im Dejember 1898 ju bem Sefcfyluß, bie «uöftcl* 
Iung foüe ftattfinben unb in erfter Äinte ba$ ehemalige 
<pod>ftift Sßaberborn umfaffen, weiterhin aud) baS übrige 
33ereinägebiet nadt) Maßgabe ber verfügbaren 3Rittel. Die 
Ausführung übernahm eine au& brei SBorftanbämitgliebern 
beftefyenbe Sfommiffton: §err Saurat 58 i er mann als 33or< 
ftfcenber, ber 33ereinSbireftor unb $err Oberlehrer 
Dr. $ul)lmann. 

©rfreulidjetrceife braute man bem *ßlane Diel ©ol)I* 
wollen entgegen, ©eine ©EceHenj $err DberpräftDent Dr. 
©tubt (teilte burdj bie SBermittelung beS #errn ©tymna* 
ftalbireftorS Dr. ipenfe bie fcfyöne Aula beS Äönigl. 
©tymnaftumS jur 33erfügung, bieSßroüinj gewährte einen 
Sufäufj öon 500 üKarf, bie ftäbtifdjen Kollegien bewilligten 
einen ©arantiefonbs von 1000 üKarf. 

Die Slommiffion entfaltete eine lebhaftere S^ätigfeit 
feit ber SKitte beS SWonatS «pril. ©ie bilbete junädjft 



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248 

ein DrtSfomitee, bem außer ben übrigen 2?orftanb$mü» 
gliebern folgenbe Sperren angehörten: ßljefrebacteur Abels, 
fcomfapitular «Itftäbt, Sßrofeffor Dr. greifen, Saurat 
©ülbenpfennig, ©tymnafialbireftor Dr. $enfe, Sanbrat 
©etjeimer SRegierungSrat 3fenfcfd), 9tegierung$bauffit)rer 
Sebfd)bor, {Rentner SßaDerftein, SBürgermeifter Sßlaß* 
mann, SRealfdjulbireftor SReiämann, Dompropft Sßrälat 
Dr. ©djneiber, ©auinfpeftor ©t ein mann, SBergtuertS* 
bireftor a. D. 93filler$. — DiefeS engere Äomitee würbe 
ju einem größeren HuaftellungSfornitee erweitert burdj 
ben Seitritt folgenber iperren: *ßropft S3ergmann*üRinben, 
Kaufmann $ugo SrenlemSBiebenbrücf, Sßrofeffor Dr. 
33rieben*?frn$berg, Kaplan 93rügge*Saer, Sanbbed)ant 
$)egenl)arb*©arburg, fflürgermeifter Düfc^ftofun* 
Olpe, Sanbrat @et)eimer {Regierungsrat Dr. fteberatl)* 
SBrilon, Pfarrer 3fleige*#etlingl)aufen, ©eminarbireftor 
©Zutrat 3freuSberg*33üren, Sanbrat 3freu$berg*Dlpe, 
fjrci^crr D. §aj:tljaufen*9lbbenburg, Sanbrat ffoerfer* 
$öjter, ©tjmnaftalbtreftor Dr. Sftiggemeljer'SBrtlon, 
*ßf arrbedjant SR o $ e II * $öjcter, Sanbrat ö. © a & i g n 9 * SJttren, 
SBürgermeifter ©d)mifc*2Biebenbrficf, Sßfarrer ©Araber* 
Haftungen, Sßrofeffor Dr. © djröber *üRinben, ©anitätörat 
Direttor Dr. ©d)upmann*@efefe, ^rofeffor Dr. SBeert^- 
Detmolb. 

Die JBilbung ber beiben Komitees ertoieS fid> als feljr 
vorteilhaft: fie untersten mit {Rat unb £l)at bie £om* 
miffion unb gaben biefer einen {Rücfljalt nad) außen \)\n. 
Der ßommiffton nmrbe i^re Arbeit ferner tt>efcntltd^ er* 
leichtert burd) ba$ ©ntgegenfommen ber geiftltdjen unb ber 
tocltltd^cn Seljörben. Das ©eneralüifariat in Sßaber* 
born unb ber $err {RegierungSpräfibent üon SWinben 
empfahlen amtlich bie HuSfteflung auf« toärmfte, unb bie 
Äönigl. (Sifenba^noertüaltung gemährte für bieSBeförbe* 
rung bes ÄuSfiellungSguteS eine ertjeblidje ^Preisermäßigung. 



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249 

(Jin gang fjertwrragenbe« 33erbienft erroarb ftdi) $err 
JBfirgermeifter Sßlaßmann baburd), baß er eine Steige 
(jieftger ^Bürger jur 3 c ^ nun S ßtögerer unb geringerer 
©elbbeiträge betrog unb baburd) baä finangietfe SRiftfo für 
ben herein bebeutenb öerminberte. «n ber #eidjnung be« 
teiltgten ftd> folgenbe sperren bjto. girmen: Hf tien*93rau* 
er et, ©tabtrat$ibben, JRedjtSanroaltßoerfen, SBrauerei* 
üDireftor ©riefe, SBaurat ©ülbenpfennig, Kaufmann 
§crjljeim, {Rentner §einrid) #effe, ©utäbeftfcer #er« 
mann #effe, ©tabtrat K. #tllemel)er, ©einljänbler 
Sti xd) m el) er, §otelbeftfcer Seng e li n g, #oteIbefifcer 3f. S8- 
Söffelmann, $uftijrat SKarforbing, Wentner Sßaber* 
ftetn, 25erIagSbudjf)änbler $ape, ©firgermeifter Sßlaß* 
mann, S5anfgefd)äft föanfotjoff unb ©panclen, {Real» 
fdjulbireftor {R eis mann, «rjt Dr. Stör ig, S3erlag8* 
bud^anblung ©djöningf), Kaufmann 33. ©tabler, Kauf- 
mann Ullner, S3erein3*S3rauerei, Kaufmann ft. 3f. 
©erner. 

$ur letzteren Orientierung ber Qfremben wä^renb ber 
Aufteilung bearbeitete #err ©ijmnaftalbireftor Dr. $enfe 
einen „3fül)rer burd) Sßaberborn". 3)a$ anfpredjenbe 
SBüdjlein Ijat Diel »nerfennung gefunben unb ift in 4000 
(Exemplaren an bie SBefudjer ber HuSftellung unentgeltlich 
verteilt morben. 

Dant ben SBemüljungen ber Äommiffton nmd&S bie 
SWenge ber ÄuSftetlungSgegenftänbe balb berart an, baß 
bie Aula allein bei »eitern nidjt tjinreidjte unb bie anftößen« 
ben SRäume ju ipülfe genommen »erben mußten, ©er 
nur einen flüchtigen ffllid in ben nad) ben Hmoeifungen 
be3 $errn SBaurat SHermann jufammengefteöten Kata* 
log nrirft, ift öon ber SRetd^altigfeit überrafdjt. Daß 
audj manche« SWinbermertige einen Sßlafc erhielt, fonnte 
freiließ unter ben obnmltenben S3erf)ttftniffen faum be* 
fremben, $at inbeS ba8 Urteil ber meiften SBefudjer nic^t 



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250 

adgu ungfinftig beeinflußt. 3fcbcnfaO« öerbient bic frcunb* 
lid>e «ufna^mc, weld&e bem Aufruf ber tfommtffton bei 
fird&Itd>en unb politifdjen ©emeinben, bei ©eiftlidjen unb 
Säten, bei «beugen unb ©urgent, bei Korporationen unb 
$rtoaten gu teil geworben tft, alle* Sob. SWur in wenigen 
tJSDen geigte ftd) »iber Crmarten ein SKangel an 8er* 
ftänbnis unb ©emeinftnn, in einigen anberen lehnte man 
bie Überlaffuug ber gcwünfdjten ©adjen ab unter #inwet* 
auf glimme, bei ätjnlidjen «nläffen früher gemalte ®r* 
fatjrungen. 3fm gangen beteiligten ft$ 250 «uSfteller; 
bic Qaty ber «uSftellungSnummern belief ftdj, abge* 
feljen Don ben im SBefi^e beS 33erein$ befinbli^en ©egen* 
ftänben, auf 1400, woüon aüerbing« nur 1000 wegen ber 
flfirge ber 3eit fatalogiftert werben fonnten. 1 ) 

3Me ©idjerljettSmaßregeln entforad&en bem 
großen Sffierte ber ©egenftänbe. SMcfe würben nid)t nur 
mit 1 aKiOion SKarf uerftdbert, fonbern au$ Don Anfang bis 
ju (Enbe, SCag unb 5Wad)t üon ^oligeibeamten unb ÜKit* 
gliebern ber freiwilligen fteuerweljr bewacht, JBäljrenb 
ber ©tunben, in welken baS ^ublifum Zutritt ^atte, 
führten ununterbrochen fedjS ©tubierenbe ber bifdjö fliegen 
p^ilofop^ifd^^t^eologif^en fieljranftalt abwcdrfelnb 
bie «uffid&t, unb war außerbem ein SWitglieb beS SluSftel* 
lungSfomiteeä ftets gur ©teile. 

83on nal) unb fern war ber Sefud) ein folcfyer, baß 
bie urfprünglid^ auf ad)t Jage bemeffene ftrift fid) als gu 
furg erwies unb üom fiönigl. *ßrot>tngial*©cI)u (tolle* 
gium eine Verlängerung um fünf SEage (bis gum 9. Quli) 
erbeten werben mußte. ftm gangen würbe bie MuSfteOung 
öon etwa 5500 ^erfonen befugt, «ud) ber <ßroöingial« 



J ) 33erid)te über bie Hu^fteUung finben fid) in 91r. 295, 302, 303, 
305, 309 M Scftfäl. »olfoblarteS. SBergl. audj bic »efpredjung »on 
©djnütgen in ber Beitfdjrift für d>riftlid)e Äunft. Safcrg- 1899 ©.107. 



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251 

Äu«fd>uß beehrte flc mit feinem $Befu$e, unb ber $err 
ßanbe$f)auptmann Döerweg Ijatte bei biefer (Gelegenheit 
bie ©fite, bem SSerein Sßljotograpljien Don allen bur$ ben 
^roüinäial^onfertjator, $errn Saurat ßuborff, aufge* 
nommenen ÄuSftettungSgegenftänben jUjuftdjem. 

Der rege Sefud) war nad> meljr als einer {Richtung 
erfreutid). Qfjm fyattt ber SJerein es ju aerbanfen, baß 
er auf bie Unterftttfcung ber JBürger Ü6er bie bereit« ein» 
gejagten ©elbbeiträge hinaus unb auf ben Don feiten ber 
©tabt bewilligten ©arantiefonbs öerji$ten fonnte, ja fogar 
nod> einen tleinen Überfluß erjielte. 

8rür baS ©efamturteil über ben ffiert ber «uSftetfung 
fann ber gfinftige finanzielle 5(bfd)luß aflein felbftoerftänbli$ 
nid&t ben üßaßftab bilben. ©er jebod) &iöig benft unb 
bie großen gu bewältigenben <3$wierigfeiten fennt unb 
würbigt, wirb ni$t leugnen, baß bie HuSjtellung audj in 
anberer Sejteljung eine beachtenswerte Seiftung reprä* 
fentierte, unb baß ber SSerein mit Sefriebigung auf biefelbe 
jurütfblicfen barf. ^ebenfalls t)at bie ©tabt Sßaberborn 
eine audj nur annäljernb äljnlidje SJcranftaltung in iljren 
SWauern früher nidjt gefeljen, unb {ebenfalls werben no$ 
mandje 3fat>re öergefjen, bis es gelingt, eine gleidje ober 
gar Dotftommnere juftanbe ju bringen. 

Da« gute ©elingen ift jum weitaus größten Zeil baS 
SJerbienft ber beiben ^erren JBaurat Sie r mann unb 
Oberlehrer Dr. $ul)lmann. ©ie legerer in burdjauS 
felbftlofer ffieife wochenlang münblid) unb fdjriftlidj uner* 
mfiblid) tljätig gewefen ift, um baS ftntereffe weiterer 
Äreife ju weefen unb wad> ju galten, fo l)at erfterer als 
ber tedjnifdje fieiter beS Unternehmen« ftd) namentlich ben 
mit ber Äuffteöung unb ber töücffenbung t?erbunbenen 
anftrengenben Arbeiten mit größter Sereitwifligfeit unter« 
jogen. 



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252 

Äffen, foel^e ju i> c m fdjönen gefte ba8 Of^rtgc beige* 
fteuert Ijaben, fei audj an biefer ©teile Ijerjltdtft gebanft! 

SWe^reren Ferren Ijat ber SBorftanb in befonbercr 
ffieife, nämlid) burdj bie »erlei^ung ber <E$remnitgKeb- 
fdjaft, ben 3)anf be$ SJereinS au«gebrficft. £u C^remmt* 
gliebern würben ernannt folgenbe sperren: 

Dr. #ubertu« ©tmar, 33ifdjöflid)e ©naben, SBiföof 
Don ^aberborn; ©etjeimer Dber*SRegierung«rat Döerioeg, 
fianbeÄ&aupimann öon ffieftfalen; ©eljeimer SRegierungSrat 
Qfenfcfd), Sanbrat be$ ÄretfeS ^aberborn; ©^mnaftalr 
bireftor ?ßrofeffor Dr. #enfe, fcireftor be$ tfönigl. ®$m* 
nafium snjeoborianum ; Sß lag mann, ©ürgermeifter ber 
©tabt ^aberborn. 

ffiir fdjliefcen unfern JBertd&t mit bem ffiunfdje, baß 
ber herein bereinft bei ber geier feine« $unbertjäJ>rigen 
Jubiläum* eine boppelt fo große «nja$I SKitglteber jagten 
möge als Ijeute. 

^aberborn, 1. SWo&ember 1899. 

Oberlehrer Ritter, 
©efretär be$ 93erein$. 



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ber 2Tiitgfieber beS SBereinS 

für 

©efd)td)te unb 2Utertum3fmtbe 
SBeftfalenS 

(Abteilung Sßaberborn) 
nad? bem ©tanbe Dom 1. Sßooember 1899. *) 



^Suratot: ©taatSminifter gfretyerr Don bcr Üiecfe, 
Dbcrpräfibcnt bcr sßrooinj ffieftfalen, (Efceflenj, 
SWünftcr i. SB. 



I. «Ijrenmitgltrötr- 

^©unft, granj, ©utsbeftfcer, Öfonomierat, #cmbfen bei ©ra* 

fei, Ar. Röster, 

v ±-t>on£agemeifter, Dberpräfibent tu 2)., (Sjcettena, @ut £lau& 

-" borf, ftr, gfranjburg. '•>"*: ' 

\ £ed)elmann, Slbolf, Dr. phil., ^ftoohtatalfd&ulrat, 2Rünftert2B. 

5^©enfe, Sofep^, Dr. phil., Sßrofeffot, ©gtnnaftat^treftor, 

Sßaberborn. 
^3enfcf$/ 2öalt§ev, ßanbrat, @e&* 9*egietuitg34Rat, gSaberborn, 
^Düerroeg, Sluguft, Sanbe^auptmann, ©efceimer Dberregie* 

tung3*9tot, äHüwftet L 2B. 
y-TUon Sßilgrim, SRegierung&gkäfibent a« $>♦, 2Btvflf($cr ©e* 
^ Reimer DberregterungSsSRat, 2Rhtberu 

-^ Sßlafjmann, Otto, Söürgermetfter, Sßaberbom 
lO^eimar, £ubevtu§, Dr. theol., SBifd^öfCic^e ©naben, 93ifd&of 
oon Sßaberborn, erroä&lter (SrjbiWof pon Äöfn, gteberborn, 
K ©tubt, tfonrab, Dr. phil., ©taatSminifter unb ÜJttntftev ber 
/ getftltdjen, Unterri(frt& unb SHebtainal s Stngelegen^eiten, 

(^ceUenj, Berlin* 



*) 2)ie Vereins mita,lieber werben fjöfltdtft erfudjt, etwaige Unrichtig* 
feiten in biefem 93eraetd)m$ bem SRenbanten beä SJeretnd, $. Stein- 
mauer in $aberborn (2Billjelmftra{je 27), mitteilen gn wollen. 



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354 

II. tiJtrhlid^c iNitglirttr. 

1. $n *ßaberborn. 

Abels, £ermamt, ©fref^ebacteur, 

JUtftäbt, gferbinanb, $)omfapitular unb $>ompfarrer, 

Bluffen berg, Staxl, Kaufmann. 

15 »altenfcol, Simon, Sßvofeffor. 

+- ©enfeler, Xbcobor, ^rofeffor, 

50 lernt ann, %vani, SBaurat 

»öger, Warb, ©c&rtftfteUer. 

oon unb au ©renfen, Äarl, 3?reu)err, Sßremtersßteutes 
nant a. 5). 
20 Brüll, ßubrotg, Äaufmantu 

(Sramer, ftavl, Kaufmann* 

$)ane, 3#eobor, (Sifenba&n* Bau* unb Betriebs s^nfpeftor. 

$)ennemarf, Slnton, Stenfbireftor, 

oon Letten, ©eorg, ßanbgertc&tSrat 
25 $)önefe, granj, Oberlehrer* 

<5ncf, Sluguft, Dr. phil., g&rofeffor, 

(5ngel8, 2Bil&elm, (Sifenba^nfefretär. 

<5 ff er, 3ofepb, SButfbänbler, 

(Soerfen, $aul, fted&teanroalt unb tftoiar, 
30 gärber, gerbinanb, ©efretäv be3 ®enerals93orftanbe8 be3 
SonifatiuS Vereins. 

greifen, 3ofep&, Dr. theol. et jur. utr., gftofeffor be« Ate 
cfyenredjtä, 

griefe, SBUbelm, Dr. phil., Obererer, '-■•*•, V " J 

iJunfe, Sßaul, Dr. theol., Repetent am ßeo^onotft 

©ocfel, SlugufiinuS, Dr. theol., SBetybiföof unb fcombedjant. 
35 ©riefe, 3?rtö, Brauerei «»ireftor. 

©ülbenpfennig, Slrnolb, SBaurat, $>töcefans93aumeifter* 

$artmann, 2lnbrea3, Äaufmantu 

£einefamp, gtteftarb, 2)omfapitular unb Heßens be§ gfriefter* 
feminarS. 

£ ei fing, 2luguft, Äaufmamu 
40 £eiftng, Äarl, Kaufmann* 

£ellroeg, grani, öaumeifter. 

$ellroig, 93enu)arb, SDoinfapttular. 

£effe, £einrid), Zentner« 

Hefter, 3ofep&, Dr. phil., gkofeffor. 
45 #illemeoer, Äonrab, otabtrat 

£illenfamp, gerbmanb, fianbgeridjtSrat, 

£oefen, Hubert, Zentner, 

£omertng, 3ofep§, Oberlehrer* 

£ö»ncf, granj Sinton, Pfarrer <u 2). 



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255 

50 £ükener, EWas, Dr. jur., (Staatsanwalt, 

frirft, SRubolf, ^eÄnunß^vat. 
künftiger, Slnton, 2Cßent, 

äleffner, Slnton Sßnas, Dr. theoL, sprofeffor ber Äkdjen* 
gefdjid&te, 

Äßnnefe, 3?rtebrtdj, Oberlehrer, 
55 Äottfcoff, SBU&elm, Obererer* 
K^ Äraft, 30naa, äaufmann,^ > ; ^2 pOA A 
*•• Äu&lmann, 93ern&arb, Dr. theol., Oberleder, 
* JJ^äüfter, Äarl, ^rofeffor, 
^i^ßtnncborn, Soljanneä, Dr. phil. et theo]., ®9imtaftane$rer 

unb Repetent am ßeosÄonotft, 
60 Sippe, Äarl, Kaufmann, 

ßippe, SRehüjarb, Kaufmann* 

fioefjer, £eimid>, [Rentner, 

fioer, Serbinanb. SBanfbtreftor. , | , ; % , [/ , j&* % ' 

SNacco, ^olf, ^anbßeridjts^räfibent, ' ) ) * J " 

65 SWarforbinß, 3ofepl), 3uftHrat, JötätumSsSpnbthiS. 

2Hofer, Sfaßuft, 8kk^ W> • w 

SWülier, Hermann , Repetent am* ßeo^onoift unb Stomcfcor* 
$>ireftor, 

3Mnbeletn, gfranj, 2frdjiteft. 

Sßacfe, 3?rana, tropft an ber ®auftrd>e, Sanbbec&ant, spfipffe 
lieber £au§prälat, 
70^ Otten, SHopS, Dr. theol., gkofeffor ber 2tpofoflettf, ^ :' f ' ^ 

Otto, griebri* 2BU$elm, Dr. phil., ^rofeffor, Obertefc 
rer a. 3), 

^aberftein, (Smit, Zentner, 

ißapt, albert , 93erlaö§budjl)änbler. 

Meters, Norbert, Dr. theol., Sßrofcffor ber altteftamentlidjen 
(Sjcßefe. 
75 Sommer, SBern^arb, SBudjbinber. 

$ort, Hermann, Oberlehrer, 

Sßrebeef, £einridj, SDtoler, 

Oueltnß, $i)eobor, (Seminar* aDhifftfefaw« 

ftanfoljoff, 3Wolau§, 23anfter, 
80 fteiSmann, £einrtd>, $Realfd)uls$)h*ftor, 

fticfcter, 2Bü$elm, Obetfcfc*** -— „^^ 

ftulanb, £einrtd), Pfarrer ber äflarttirc&e, gföpftUdjer $au& 
prälat, 

©djaferS, 3o$anne§, gftofurator, 

©cfcleutfer, 3?rana Slnton, ßanbeSbauinfpeftor, 
85 ©djmtbt, 3obann, ghrofurift, 

©djnetber, 2BU$elm, Dr. theol., $>ompropft, gJrofcffor 
ber aflorattfjeofoßie, Sßäpftlidjer £au3prälat. 



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256 

©cfcnift, 3ofep&, <fcomfapitular unb ®etftik$er 9tet 

©c&önbecf, Sßaul, Kaufmann, 

©d)öning§, gerbtnanb, $erlag§buc$banbler. 
90 ©djöningfc, 3ofcp^ $erlag§bucfc&änbler, 

©gröber, 3obanne3, <Seminars2)ireftor, 

©cfcuncf, (Sgon, Oberlehrer. 

©ommer, ^einrieb, Kaufmann. • 

f 6pancfen, Äarl, SBanfter, 1 * ,; ff» 
95 6tabler, Sernbarb, Äaufmarau 

©tabler, Otto, Kaufmann. 

Steinmauer, fiubrotg, Äorreftor, 

©tetnmann, Slnton, ©fenbabm %a& unb $etrtebfr3nfpeftor. 

©tolte, SBevnbarb, Ober*g*oftfefretär* 
100 SencTfjoff, Gilbert, Dr. phil., spvofcffor, Oberlehrer a. J). 

£encfboff> tJ^ana, Dr. phil., <3tymnafialle$rer. 

Xenge, Äafpar, SSauuntemebmer. 

XUlr), Äarl, <5tf enbabn ;$>treftor- 

Ultner, SRuboIf f äaufmamu 
105 Eigener, Engelbert 3ofepb Slnton , Dr. phil. et theol., $ro* 
feffor ber ^itofop^ie« 

SBonberbecf, Slnton, (Stfenbabns Betriebs Ingenieur, 

SBüIlcrö, StnbreaS, $ergn>erf8s$)treftor a. 3). 

SBebrmann, Äarl, ÄreiSbaumetfter, 

be Selbige, Urban, fte$t3ami>att 
110 SBeftpbalen, Stbolf, Zentner* 

3Biebmann, Sllfreb, Dr. phil., Sßrofeffor. 

3B temer 3, ^einrieb , Kaufmann. 

SBigger, #emrid), $omfapttular unb ©enerafoifar, $rotos 
notariuS 2lpoftolicu3. 

SBinfelmann, (S&rifiian, fianbgericbtSrat* 
115 SBofer, grana ffiiQelm, Dr. IheoL, SDomfapHular unb ©eift- 
lieber fRat 

SQBurm, Slbolf, gJräfcS am bifc&öflicben Änaben^eminar. 

2. «uStoärtige üftitglieber. 

Slllarb, 3ofepb, Oberlehrer, Arnsberg. 

Slltrogge, ^ann, fieljrer, 2lltenbefen. 

2lmecfe, Srang, Pfarrer, (Stteln, £r. 23üren* 
120 Sluffenberg, Sofepb, Pfarrer, «renfen, ftr. SBüren. 

SBalfenljol, SBUftelm, Dr. theol., Pfarrer, Steint, 

93aloe, 3luguft, SlmtSricbter, fiebert 

©arfbolt, 2lnton, Dr. phil., ^rofeffor, ffiarburg, 

SöecTer, ßorenj, Pfarrer, (SüterSlob. 
125 23elfe, 3?rana $nton, ftalfbrenneretbefffcer, fförbe, Ar* Olpe* 



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257 



© er en3, Sfofepb jr., Kaufmann, ©ilfteht, Ar. Olpe. 

©ergentbal, äBilbelm, ©ewerfe, £au3 Kupferhammer bei 
SBarftetn. 

©ergmann, Karl 3ofepb, Pfarrer, Oftingbaufen, Kr. ©oeft 

©ergmann, KlemcnS 3ofepb, Sßfarrer, £öoelbof, Ar. tyce 
berborn. 
130 ©eijer, ftriebrtcb, Pfarrer, ©raubauerfd&aft , Kr. ©elfenfhrcben. 

SBianc^t, grana, ©pmnaftallebrer , 2lad&en. 

©teberbeef, Sßbilipp, Dr. med., pr. Slrat, lieber s9Jtor8berg. 

39 in bei, Karl, sprofeffor, ©d&alfe. 

©irfenmeper, 2Bilbelm, 2>rucferei6efifcer , Driburg. 
135 ©öbmer, SBilbelm, Dr. phil, Sßrofeffor, 2Barburg. 

©onael, Slnton, gabrifant, Olpe. 

©orner, $rf|, ©eridjtSfefretär, Sorbe, Kr. Olpe. 

©ranb, ^einrieb, Kreiäfc&ulinjpeftor, ©üren. 

©rebemann, ßorena, Pfarrer, Erfurt. 
140 ©renfen, £ugo, Kaufmann, SQBiebenbrücf. 

oon unb au ©renfen, üJtojr, Sfreiberr, SBeroer, Kr. $a* 
berborn. 

©rieben, Hubert, Dr. phil., Sßrofeffor, Arnsberg. 

©rill, 2L, Sabrifant, ©tlftein, Kr. Olpe. 

©rill, £ugo, ftabrifant, ©ilftein, Kr. Olpe. 
145 ©rill, 3ofepb, gfabrifant, Kircboeifd&ebe, Kr. Olpe. 

©rill, Karl, ©utsbefifter, Kircbüeifdjebe, Kr. Olpe. 

©riefen, (Srnfi, ßanbgeridjtärat , Strnäberg. 
. ©roefe, OSroalb, £otelbeftfcer , Olpe. 

©rügge, Sfranj SBilbelm, Kaplan, £au3 ßaer bei 3Hefdjebe. 
150 ©rüning, ft., Slmtmann, ©aSbacb, Kr. Olpe. 

©rufjf ern, Gbriftopb, Dr. phü., ©pmnaftal^ireftor, Slttenbonu 

©ud&bolfc' ©ucbbanblung ((Srnft Ummen), £ötfer. 

©üffe, Konrab, Pfarrer, ©orgentreieb , Kr. SBarburg. 

©utterbrobt, SBilbelm, «Pfarrer, Offenborf, Kr. SGBarburg. 
155 Gallenberg, £., ©utsbefifcer, £ubroig§bafen am ©obenfee. 

von unb sunt ßanftein, ©ruft, Sreiberr, Dr. phil., 
Öfonomierat, ©erlin. 
«f- (Sapune, ^einrieb, Oberlehrer, SBarburg.f' r '/t ';*" • 

Gramer, Kafpar ©eorg, Pfarrer, fiippftabt. 

oon $)alroigf au ßid)tenfel3, greiberr, Hauptmann unb 
(Sompagniesßbef, Slrolfen. 
160 Gaffel, ©eorg, gabrtfant, 2lHagen, Kr. Arnsberg. 

fcecfer, ^einrieb, ©ifar, 2Biemeringbaufen, Kr. ©rilon. 

$egenbarb, @buarb, Pfarrer unb fianbbeebant, SBarburg. 

$>ettmer, 2tnton, Oberförfter, gürftenberg, Kr. ©üren. 

$ettmer, 3ofepb, Pfarrer, ©eoerungen, Kr. £<feter. 
165 SMecfmann, Amtmann, $)rol§bagen, Kr. Olpe. 

LVII. 2. 17 



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258 

Dornfeiffer, 3o$anne§, ^Pfarrer, <£3lo$e, ftr. SRefc&cbe. 

2>reeS, ^einrieb, Kaufmann, Driburg. 
* $>rep3, ftonrab, Pfarrer unb ßanbbed&ant, 9tteben»ettigent, 
ftr* tfatttngen. i»qv^ 

oon fcrofte ju ßül^boff, ftarl, Sfcetyerr, £amborn bei 
spaberborn. 
170 von $rofte au £ül3$off, ^einrieb, gfret$err, tfamborn 
bei Sßaberborn. 

$üfc*3ofun, ftarl, »ürgermetfter, Olpe* 

©llebrecbt, gerbinanb, ßebrer, Driburg* 

©ngelbarbt, ftarl, Hmt$rid&ter, ©erben (9fa$r). 

<5rme3, £ehtrU$, Sßfarrer, ©toefum, ftr. Arnsberg. 
175 (SoerS, $., ^uftis™*, Harburg. 

3fecfe, Slnton, Pfarrer, <5rfeln, ftr. #8£ter. 

geberatb, £., Dr. jur., ßanbrat, @e$efoner4Regferung3rat, 
Brilon. 

oon gifenne, ßambert, 2trdjiteft, ©elfenfirdjen. 

3flecbtbetm, 3ultu3, fttufmarm, »rafel, ftr. £&£ter. 
180 gleiße, ftlemenö Sluguft, «Pfarrer, £elltngbaufen, ftr. fitppftabk 

Floren, &nton, ftaplan, körnig, ftr. ®ortmunb. 

goref, Hermann, ®ijmnaflalle$rer, Slttenborn. 

t>on ber gorft, ftarl, ȟrgertneifter, Driburg. 

görfter, Stuguft, Obererer, »rilon. 
185 greuSberg, Engelbert, ©eminar^ireftor, ©cfalrat, »Urem 

greuSberg, 3friebrt($, ßanbrat, Olpe. 
y \ r Z _.L* ^-greuSberg, 3ofep$, amntfterialrat, »erlitt. 

V t)on gürflenberg, grana (ggon, ®raf, dscetteitj, ßerbrtns 
gen, ftr. Arnsberg, f Im ^- * 

oon Surfte nberg, ßeopolb, greifet? , ftörtltagfymfen bei 
SBarftetn. 
190 ©emutefe, 2(nton, Pfarrer, ßemgo. 

©erlacb, (Sbuarb, ©utsbefifcer, ©aafl&aufen, ftr. Olpe. 

©erlacb, föubolf, ©utöbefffcer, Olpe. 

©ocfel, grife, Slpotljefer, Slltenbunbem , ftr. Olpe. 
*>* ©5bbe, grana, Sßfarrer unb ßanbbedjant, Unna.-* r „ ' 
195 ©obres, ^obanneS, SlmtSgericbtSrat, Stortmunb. 

©öppner, Sluguft, (Seminar* Oberlehrer, Sfcütben. 

©rüe, ßeopolb, Pfarrer, »org^olj, ftr. SQBarburg. 

#agemann, ßubroig, Pfarrer, SBarburg. 

^äbling oon ßansenauer, £etnrid&, Pfarrer, »tgge. 
200 £afe, gfcter, Oberlehrer, Sittenborn. 

£afen, ©tlbelm, ftaplan, bitten. 

^anyleben, ftafpar, »ifar, ©elfenftrc&en. 

£artog, 3obanne§, Jßfarrer, £öjter. 

oon £afefelb, ftafpar, Amtsrichter, $amm. 



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259 

205 oo n $«$t$«ufen, Blej, 3?retberr, 3$icn$mtfen betSteinbeim. 
oon tfajtbaufen, Äarl, Sfreiberr, 2tbbenbur0 bei SBeHerfen, 

Ar» Röster, 
feiner, grans Xaoer, Dr. jur. can. et theol., ^rofcffor 
beä £ir($enrecbt3, gföpftlicber £au§prälat, greiburg t 8. 
$clbtnann, ^ufluft, Pfarrer, 2Rid)d&adj bei Harburg 

a. b. fiaJJiu 
£cllbafe, grana, Pfarrer, Sltienborn. 
210 £eff e, £ubert, $>ireftor ber rbeintfdMoeftf. äupferwerfe, Olpe. 
£*ffe* 3ofepbr $)ircrtor bcrrbciraf^^mcftf.Äupfcnocrfc, Olpe 
£cfjmann, 6mU, Zentner, 2Henben. 
•*> £tllebranb, Sßctcr 3?rana, Pfarrer, 2Hebeba(b. - '■ - 
i Pilomann, Sran* 3ofcpb, föebacteur, Arnsberg. + W/\ n (ro 
215 £ off mann, 3<>bann, analer, 2BcrL / 

£ogrebe, 3obann ßeinrUb, Sßfarrer unb ßanbbed&ant, <&vds 

trop bei 2Barftehu 
£oIigreoe, 2B., S3aurat, $Bgter. 
£üffer, Weimar, föegterungSs unb gorftrat a. $)., 93onn. 
£üffer, ©eorg, Dr. phil., gftofeffor, 2Ründ&en. 
220 $unbi, 3ofepb jr., ©werfe, Olpe. 

£üfer, Söaltbafar, Dr. phil., ©9mnaftak2>ireftor, SBarburg. 
£üttemann, 3obann 2lbolf, Pfarrer, ©üren. 
£üttenbetn, 2Bilbelm, gfabrifant, ©reoenbrücf, Ar. Olpe. 
3acobi, $ehtridj, «Pfarrer, 2Barftein. 
+ 225 3aSpert, ftriebrfcb, @ut§befi|er, SBalbbaufen bei äflüOjeim 
a. b. SJtöbne. 
3mbäufer f ©uftao, ©erbereibeftfeer, Olpe. 
3unfer, Hubert, föeferenbar, Olpe. 
3«nfer, 3ofepb, Äaufmann, Olpe. 
Äellerboff, Äarl, XnttSgerMfySrat, 2öarburg. 
230 Äemper, (Sbuarb, gabrifant, Olpe. 
ÄermeS, Äarl, ßanbmeffer, Olpe. 
Äerften3, <£., ObersSlmtmann, SDalbeim, Ar. $üren. 
«illtan, (Sbrffttan, Pfarrer, ßangenfhrafce, ftr. ßippfiabt. 
JHpSbagen, 3ofepb; Pfarrer, £oinfbaufen, Ar. ßlppftabi. 
235 Äleine, 333., gabrifbeftfcer, ftingelftein bei SBüren. 
oon Äleinforgen, 9tmt3ri$ter, ßübbeefe. 
Äluge, Äarl Söilbelm, Dr. med., ÄreiSpfaftfuS, £ö£ter. 
Äodj, #U80, 2lpotbefer, Slltenbunbem, Ar. Olpe. 
. Äoerfer, Ä., ßanbrat, £Ö£ter. 
240 Äöbler, granj, Pfarrer, SBeftbeim, Ar. »üren. 
Äöbnborn, granj, Pfarrer, fiie^tenau, Ar. SBüren. 
Äorf, 2lbolf, Oberlehrer, SBarburg. 
Äreilmann, 2lbolf, Slmtöricbter, iBodjum. 
Ärefeler, ftrana, Pfarrer, $)all)aufen, Ar. £bjter. 

17* 



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260 

* 245 Äroll, <5$rtfttan, spropft unb fianbbed&ant, ©Jrenbomfapitular, 
HrnäbergJ* ZO/\c> ! h ~* 

Äropp, Sluguft, ßeltfer an bcr böseren ©tabtfäule, 2Barftehu 

Äuljaupt, 2L, ftenbant, 2)rtngenberg, Ar. SGBarburg. 

Äüblmann, fterbinanb, Pfarrer unb ßanbbecbant, (S&rem 
bomf apttular , SBerl, Ar. 2öiebenbrü(f. 

ßarenj, SBÜbelm, ©ürgertndfter, SBeoerungen, Ar. ^öjtcr. 
250 con fiebebursSBid&eln, Äarl, greiljerr, SBitta Sannenbof bd 
fitnbau am SBobenfee. 

fiej, 3?., 3uftU*at, ßatnm. 

fiimberg, gerbtnanb, SReftor, Driburg. 

fioebr, ffarl, Sfabrtfbeftfcer, SReggen, är. Olpe. 

ßoljmann, Sllbert, 3uftiarat, ^Brilon. 
255 fiofce, 3?ranj, ßeljrer, Slmelunsen, Jb:. £5jter. 

ßofce, Äarl, fiefcrer, äRerlSbeim bd ßimtnigbaufen, £r.#ö£ter. 

ßümmer, g^binanb, Pfarrer, ©ibbingbaufen bü ©üretu 

fiünnemann, ßeopolb, Dr. med., pr. Slrjt, Driburg. 

3Raa3, 3?ranj, Pfarrer, ©elfcnftrcbcn. 
260 con 2Rallin<!robt, SIRdrailf, ßanbrai, SRefäebe. 
-h ^5IXi Serbinanb, Dr. med., pr. Strjt, ©anitatSrat, (Srnrttte. y * 

Mary, 3ofepb, Oberlehrer, 93o#um. / 

SRattenflott, 3?r., Remter Lieutenant a. 3)., SMdefelb. 

SRcngerfen, g., Obergeometer, ©d&öneberg bd Berlin. 
265 2Rerten§, Äonrab, Dr. phil., Pfarrer, Äird&borcben, ftr* 
spaberborn. 

SRertenSmeijer, SBenebiftuS, Sßfarrer, ©djroelm. 
^ oon 2Bolf^2Retternidj, Wipp, ftreiberr., ÄgI. Äammer= 
lerr, 2Bebrben, Ar. jpöjter. f •+ " c . i 1 ." -: 

2Refcler, 3ofepb S)anid, Pfarrer, (SbroarbSüiHe, 30., SRorb= 
Sfaterifa. 

SRittrop, (Sbrifttan, Pfarrer, (grrottte. 
270 SRorfelb, 3obann Hermann, Pfarrer, SBerge, Ar. ßippfiabt. 

SRormann, Slnton, Sttlbljauer, ©tebenbrücf. 

3Rüller, «., gfabrifbeftfcer, $ilftdn, £r. Olpe. 

SRüller, Äarl, Pfarrer, SBüljne, Ar. Harburg. 

2Rue§, fömo, Äaplan, ßügbe, Ar. £öyter. 
275 SRaarmann, Sriebridj, SReftor, SRefdjebe. 

SReubauS, 21., ©utsbefifcer, ©mltngbaufen bei £tr#$unbem, 
#r. Olpe. 

iRtggemeper, Jljeobor, Dr. phil., sprof eff or , ©pmnaftafc 
SMreftor, ©rilon. 

SRorrenberg, 93., gabrifant, 93tlftdn, Ar. Olpe. 

SRottebobm, £$., Seminar s$ireftor unb Pfarrer, ©oeft. 
280 Oefe, SBilljelm, ßefcrer, tfü&lfen, #r. Harburg. 

Oft errate, ®m[t, Dr. jur., ObenegierungSsJtot, <5c$le§mig. 



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261 

tyapt, Otto, fteferenbor, Stören. 

uon spappenbetm, ftxdtyxx, 9ttttmetfter a* 2)., ^Harburg 
a. b. ßabn. 

$eble, $., ^Bauunternehmer, ßtppftabt. 
285 $entrup, Spannes, ftentmetfta, 2Bei&enfel3. 

Sßfeper, %xitM$, Oberlanbmeffer, (SoeSfelb. 

Sßteper, Xbeobor, Äaufmann, dtilttyn. 

spia&mann, Slnton, Sfabrtfani, görbe, ftr. Olpe, 
platte, ftriebriib, SBtfar, SBödfenförbe, Ar* fitppftabt. y* - ^ \y^ 
290 plumpe, Stbeobor, Sfabrif *$>treftor , ©reoenbrücf, Ar* Ctpe. 

^ottbaft, grans, Dr. phil., ^rofeffor, SBarenborf. 
^ ^ottbaft, ftrtebrhb, Äaplan, »rlton. { ^ <,.- ; ; > ■< »> o 

$ütt, 2ltö9§, U&rmacber, ©üierSlob* 

Sßüttmann, 2faton, Pfarrer, ^erfelSbeim, Ar. Harburg* 
295 Qu entin, Stlbert, fianbmeffer, 3ttünfter l 20. 

Quid, grife, 93u(bbänbler, SBtorburg. 

91 a mm rat 5, $r., Ingenieur, 2Bilmer3borf bti Berlin. 
+ föaoe, ßbmunb, Zentner, SRiebetm, Jb:. #ö£ter. [ 3l. ( u\- «.w ) 

SRetnefe, 33ernbarb, Obererer, SBarburg. 
300 Deuter, Hubert, Kaufmann, Olpe. 

siebter, 3ofepb, Pfarrer unb ßanbbedjant, 9Reuen$eerfe, ftr. 
SBarburg. 

ffiielänber, $oftmetfter, ©tetnbetat. 

föinfcb, ^einrieb, Sfabrifant, 2Btebenbvücf. 

ftinfdjetb, ^einrieb, aRüblenbeftfcer unb 2tmt3*»ei0eorbneter, 
Stiftete, ffr. Olpe* 
305 9t oft eil, Äarl 3ofepb, $farrbecbant, £ö#er. 

Dtobbe, Otto, fiebrer, #tmmfgbaufen, Ar. £Ö£ter. 

9* öper, grana, Dr. med., pr. Strjt, SBarburg. 

9t ö per, SJrtebrtcö, Pfarrer unb fianbbedjant, aflenben. 

föuegenberg, (Sbuarb, gfabrifant, Olpe» 
310 Btuegenberg, granj, ©tabtrentmetfter , Olpe. 

SRuegenberg, 3ran$ 3Eaoer, Sucbbrurferetbefifcev unb 9te 
bacteur, Olpe. 

SRuegenberg, £ugo, Ingenieur unb ®en>erfe, Olpe. 

Stuegenberg, 3uftu§, ©tfenbabn^au^ unb 8eti1ebS«3nfpefc 
tor, «telefelb. 

Saget, Äarl Sluguft, Pfarrer, aWartenmünfter, Ar. .$5ster. 
315 ©au er, ^einrieb, Pfarrer, gelben, Ar. Olpe. 

oon ©aüignp, Äarl, fianbrat, Suren. 

©djadjt, Sluguft, Dr. phil., Sßrofeffor, ßemgo. 

©cbadjtcbecf, gerbinanb, Dr. phil., gabrif*$)treftor, ftörbe, 
Ar. Olpe. 

©(baitau, Äonrab, ÄretSfd&utinfpeftor , ©djulrat, Srtlon. 
320 ©d&etbner, 2Bas, Staatsanwalt unb SRotar, ©trirt&etm. 



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262 

@d&el$affe, fterbhtanb, Äapfon, ©etmtag^fen, ifr. J^flabt. 

©d&mibt, Otto, ßanbgertc&t3r«t, »erlitt 

©c&mibt, mtytlm, Obererer, ^Brilon. 

oon ©cfcmiflngsÄerffenbrodt, 3Eaoev, ®r«f, SBrtnte, ftr* 
£aHe i. SB. 
325 ©#müt, 2Bil$elm, Kaufmann, gfabe, ftr. Olpe. 

©djmtttbiel, Sluguft, Äanonifctg, ©efefc. 

©cfcmifc, #ugo, Sipo tiefer, Driburg. 

©cfcmtfc, Otto, 2lmtmatm, SBarftein. 
/ ©cfcmifc, $., SBürgermeifter , ÜBiebcnbrüd. 
330 oon ©d&orlemer, ftriebridfr, fjftei^err, Ägl. ftammer&err, 
Ot>er$agen bei ßippftabt. 

©Araber, grana Xooer, geartet, Labungen, Ar. ffiarburg* 

©d&roeber, Sßtülelm, Dr. phiL, $rofeffor, SJHnbett. 

Spulte, Sluguft, (g&ren^ Ämtmann, fcrüggclte, Ar. ©oefL 

©#ulte, #einric&, Pfarrer, Älme. 
335 ©cfculfc, gfevbhtanb, Mtiarat, £amm. 

©d&untf, <$rnft, 3tmt3gerid)t3rat, gflrbe, Ar. Olpe. 

©cfcupmann, £aoer, Dr. med., Dircftor bcö Sattbarmen? 
unb Äranfenljaufe«, ©anitätärat, (Sefefe. 

©d)ürmann, feindet), ©eric^tö^ffeffor, Arnsberg. 

©#n>arae, gerbmanb, Pfarrer, 9Witben. 
340 ©d&toarae, 2Bt$elm, SlmtSgericfrtSrat, SRüt^en. 

oon ©djtoetntfc, 3o$anne$, Oberleutnant im ©ufarens&egis 
ment ftönig SBiftelm L, Sonn. 

©cgin, Äafpar £einric&, Pfarrer, (Stffen, Ar. SBarburg. 

Simon, fiubtotg, Pfarrer unb ßanbbetfcani, ©tenbaL 

©ömer, $eter, SBifar, ©überitf, Ar. ©oeft. 
345 ©panfe, Slnton, $farrer, SBufe, Ar. gkberbom. 

©panfe, 3obatmeS, 8tnftalt3*@eelf orger, #erforb. 

©tetn, #. SR., $ud&bru<fcretbeft&er, «rnSberg. 

©teiner, (Srbarb, gfabrif*S>treftor, £erfte bei Driburg. 

oon © t o cf $ a u f e n , ftittergutdbeftfter, ©todtyaufen bei SRefdjebe. 
350 ©tratmann, £$eobor, Pfarrer unb ßanbbec&ant, #orn, Ar. 
ßlppftabt. 

©tutenberg, »nton, 9fteligton8le$rer an ber $3$. fcöd&ters 
fc&ule, 2lrn3berg. 

£igge§, Äafpar £$eobor, Pfarrer, Olpe. 

fetter, ßubnrig, Setrieb$fül|rer, görbe, Ar. Olpe. 

SBiebena, 3lbolf, Ober^SBergrot, @ber3n>albc 
355 Sßocrmanef, 3. £♦* SRentmeifter , 8renfen, Ar. Suren. 

SSollmar, 2BUbelm, Pfarrer, SUlenborf, Ar. Arnsberg. 

2Beertb, Otto, Dr. phiL, ^rofeffor, 2)etmolb. 

SBegener, Äarl, SRentmeifier, ©djnettenberg bei Ättenborn. 

2Bernfcc, 23Jil$elm »nton, Pfarrer, SBormefo, Ar« SBarburg. 



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263 

360 SBerra, ftlcmenö Sfoßuft, Sßrofcffor, attcnbonu 

SEBeftermeger, Sfoion Sernljarb, Pfarrer, ^aarbrürf, Ar. 
#öjter*t ^- (Hl 

oon SBcf*p$oUn, ÄlemenS, @raf, $mt« fiacr bei SWefcfcbe. 

SBetper, 9* 3*, ftfiffer, 9fcucnbefen, 

2Biebet$oib, 9rtebri$, Pfarrer, SUtenbergen, Ar» $öjter. 
365 Wiener ©tabtfaffe, SBten, 

2Btefemann, gfranj Sfoton, aJtortne^Dberpfarrer, ftiel. 

SBietmann, 2fabrea3, ^Pfarrer, 9fott$aufen, Ar» (Sffeiu 

Stile, Sfriebridj, Pfarrer unb Canbbec^mü, (£$renbomfapiiular, 
»rafel, ftr. Röster, 

SWtaä, SR, Pfarrer, SHefttm, Ar« göltet. 
370 2Blnier, gfrtebrüfc, ©cri*8^ffcffor f Olpe, 

2Blttfop, spetcr, »taler, ßtppffcabt 

pott SBrebe, 3ofep$, gret^err, SBtflebabeffen, ftr, SBarbura. 

Sßofer, 3franj, Dr. med., pr, »rat, (Srfurt. 

SSBolff, $ehtri#, $otelbeftfcer, Driburg, 
375 Sßurm, tfermmtn 3ofep$, Dr. phil., Pfarrer, ^auSberge, 
$orta Seftpfcoltca, 

Seppenfelb, Slbolf, Dr. med., pr. »rat, Olpe 



~A, ^^L'^J-'/^oa .i 



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Inhalt 

beS ficbcnunbfünfjigflcn 89anbe$. 

I. abt^cilung. €cite 

Gtin Beitrag gur ©efdjid&te ber dtoeftfälifdben Malerei in ber 
^weiten §äljte bei 15. 3a$rlmnbertl. Bon gerbinanb Äoc^ . 1 

<Dietridj Don ©alen, ber Sater Gljriftoplj 93ernl)arbl. $on 8anb- 
aerifylraty £. Offenberg (t) 60 

lieber bie fdjriftftetterifdje 2^dtiofett bei S)ominifanerl £einridj oon 
$erforb. 33on ^rioatboceut Dr. gr. SHefamo .... 90 

©eftfäliföe ©eleljrte *u Maina im XV. unb XVI. Sabrljunbert 
1442—1591. Mitteilung oon «rdjioar 5. SB. (5. Sftotb.ffiielbaben. 104 

Heu aufaefunbene SBaUburgen Söeftfalenl. (Bcbft einer ©ri^e.) 
»on $rof. Dr. 2>arpe, ©nmnaflaibireftor in (Soelfelo . . 125 

Milcellen: 1. 3ur ©efäidjte ber 3uben in fünfter. 33on Dr. 
£unlfenl. 2. Gnn angeblidj verheirateter ©teinfurter ©urgfaolan. 
93on Dr. 2)ö$mann, Oberlehrer, Surgfteinfurt. 3. 2)ad £obe** 
jaljr Simann Äemmenerl. 93on Dr. $ugtfend. 4. SDarfelber 
©tolgebüf)ren im 17. 3a$rljunbert. Mitgeteilt oon Dr. 8. ©djmijj. 
5. ©ine frana.öfifdje 33ef$reibuna ber ©tabt Münfter aul ber 3ett 
bei grfebenlcongreffel, 1645. $on «rd)ioaffiftent Dr. Ooermann. 134 

<£$ronit bei Sereinl. (Slbtyeilung fünfter.) . . . . 147 

II. »btOeiluttg. 

©obelin $erfon. (1458—1425.) ©ein SBefen unb ©trfen all 
Sßaberborner Reformator au Anfang bei 15. 3a$rijunbertl. $on 
Hermann fcbell 3 

(Srelburg unb SnninfuL 83on Dr. SBernljarb Äuljlmann, Oberlehrer 
am ©mnnafium ju Sßaberbont 35 

©efäid&te ber ©tobt »eletfc 33on grana 3of. fcillmann . . 105 

S^ücfblicf auf bie fünfuubfiebjigjä^rige @efd)id)te unb S^ätigfeit bei 
SBereinl. 2hm Söü^elm Stifter, Oberlehrer am ©nmnafium gu 
$aberborn 153 

SBiifjelm ©iegfrieb «bolf ©oamfen. (Sine Sebenlffi^e. $on 
SBilljelm Otttfcter, Oberlehrer am ©nmnafium au Sßaberborn . 172 

MtlceUen: 1. Sofcannel ©raf oon 8od)olfe.$lf[eöurg f. fßon 
Pfarrer Dr. SWertenl. 2. Oberpräfibent Dr. fceinrtdj o. «djenbadj f- 
öon £. «bell. 3. SUtefte SRadjridjten über bie mittelalterliche 
Solflfdjule in Worbweftbeutf djlanb. S3on 8anbaerid)törat oon Letten 
au Sßaberborn. 4. Mün$gefd)td)tlid)el. Mitgetbeilt oon (Sari 
©pantfen. 5. 3»ei Urfunben *ur @efdn'd)te oon 8iebenau an ber 
fciemei in ber $rooiiu $effen-9iaffau. Mitgeteilt oon gr. X. 
©djraber, Pfarrer in vcafcungen. 6. Chitoicnung ber ßaplanei 
au $ecfellljeim (5heil SBarburg). Mitgeteilt oon g. X. ©djrabcr, 
Pfarrer in Haftungen. 7. Dr. griebri<§ SBilljelm ttbam ©er- 
türner, ber ©ntbetfer bei Morpljtuml, ein ©olm bti Sßaberborner 
Sanbel. 2*on fBuUtxi, ©ergwertibirector a. 2). 8. <Die Baffer- 
oer^ältniffe um unb in $aberbom. S3on 33üHerl, Sergmertlbi* 
rector a. i). 9. SHid^terl w ©ef^ic|te ber ©tobt Sßaberborn". »on 
Sanbgeric^tlratb oon fetten 192 

(S^ronit bei SJereinl. (Abteilung $aberbom.) .... 229 

Ser^ei^nil ber Mitglieber ber Abteilung ^aberbom .253 



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3ei*H tif t 

für tjaterianbtfdje 



herausgegeben 
öon bem 

herein für ©efd)id)te unb Äliertljum«tunbe 
ffieftfatenS, 

bnrdj 
beffen fctrectoren 

Pfarrer Dr. <L 2»crteu$ unb $rofeffor Dr. SC. $ic)>er 

in Sßabcrborn in fünfter. 



«djtunbfünfjigfter SBanb. 



3Rünfter, 19 00. 

2>rud unb 83 tri 09 btr 9tegtn*6trg'fdjen Sudjljanblung. 
(». SWfrmg.) 



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(grfte 96tl)ei(irag 

tjom ©irector bet 9Wfinftet'fdjen «btljeüung 
«ßrofeffor Dr. 31. pltyn. 



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I. 
gut ©efdjiefjte #etfotb$ im 30jäljttgett 



(IXlxt einem plane 6er Stabt pon J638.) 



^opamte* <£te|f<9tiiat (#annoüer). 



«*-*og *oTTo> ao-t«» 



A. Hie 3d)n^errfd)ofl Her ^erjagt wn firannftyroetg- 
£ nneburg über bie Ätabt ^erforb. 

®0 ift befannt, baß bic ©infüljrung ber {Reformation 
bie ©tabt #erforb in fdjmere 3 ernj ürfniffc mit ber Äbtifftn 
be« ©tifte« bradjte, meiere fd)ließlidj batyin führten, baß 
bie äbtiffin 1547 i^rc SRedjte bem £erjoge ©il^elm öon 
Qülid) cebierte; unb baß ber SReid)$fiSfal am SReidjSfammer* 
geriete in ©peijer bestjalb Jflage erljob wegen ©<$mäle* 
rung ber {Redete bed {Reiches unb ber ©tabt $>erforb, meiere 
bisher als freie SReid)ftabt gegolten, als folcfye in ber SReidjS* 
matrifel aufgeführt, mit {Reidtfteuern belegt unb ju ben 
{Reichstagen eingraben morben mar; unb baß fdjließlid) 
am 10. April 1631 ^ baS Urteil nadj 83 jährigem $ro* 
jeffe ju ©unften ber ©tabt ausgefallen unb bie ©tabt 
£erforb als unmittelbare SReidjftabt anerfannt morben mar. 

^namifdjen Ratten ftd) aber bie Reiten fo aeränbert, 
— es mar ber große Ärieg über baS beutfdje SBaterlanb 
Ijereingebrodjen — baß ein fo Meines ©emeinmefen allein 
nidjt me^r fällig mar in bem SBiberftreite ber großen 

l ) 92euen ©tili, na$ bem alle $aten angegeben finb. 
LVIII. 1. I 



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2 

9J?äd)te feine ©elbftänbigfeit ju behaupten, Äu« bett ©djufc« 
Ferren be$ ©tifte* marcn i^rc fteinbe geworben unb bie 
(Erben be* #aufe$ ^ülid), bie Äurfürften von SBranbenburg 
unb bie *ßfaljgrafen von SHeuburg, verfolgten tyre vermeint* 
lid&en Hnredjte um fo erbitterter, al$ fie fid(j felbft unter 
einanber bie ffirbfdjaft ftreitig matten. Äl$ bann nod> ber 
Äriegfd&auptafc felbjt in bie nieberbeutfdjen ®ebiete über* 
tragen mürbe unb frembe ÜHädjte fid) einmifdbten, Ijiett eö bie 
©tabt bodj für geraten fid) bem ©dfjufce eine« ftarfen dürften 
anjuvertrauen, von bem fie ©id)erl)eit für tyren ©lauben 
unb tyre potitifdjen f^rci^citen erwarten ju fönnen vermeinte. 
Da über biefe ffipifobe ber ©tabtgefd)id>te, fo viel mir be* 
!annt ift, bie bisherigen Darfteüungen nid&ts enthalten, 
möchte id) in btn folgenben QdUn furj bie ©ntftetyung unb 
ben Verlauf biefer ©d)ufct)errfd(jaft beS #erjog$ @<org von 
JBraunfdfjmeig-Süneburg unb feiner SWadjfolger nad> ben 
Alten bes Ägl. ©taatSard&iv« in Hannover 1 ) barlegen. 

JBon Seginn be$ jülid&fd&en (Erbfolgefriegeä an Ijaiie 
bie ©tabt burd) bie Änforberungen ber ftreitenben Parteien 
ju leiben: balb verlangten bie SBranbenburger, balb bie 
SWeuburger ©umarme von Xruppen, um ftd) ben ©eftfc 
biefe« mertvoflen ©tüde$ ber ftreitigen ffirbfdjaft ju ftdjern; 
fd^Iteglic^ trugen bie mit ben ©paniern verbünbeten SWcu* 
burger ben ©ieg bavon unb im $erbfte beS Qaljreä 1623 
jogen 800 SRann al« fflefafcung ein 2 ); am J. Quni 
1625 folgten iljnen 600 tiQpfd&er ©olbaten, unter beren 
©djufce man aud) f)ier ba$ 9lcftitution«ebift burd&ffiljren 
ju fönnen glaubte. Dem allem machte ba« 9teid)3* 
fammergeridjtSurteil ein ffinbe, bie Äommiffare mußten 
unverrid^teter ©adje abjie^en unb aud} Zity nafyn feine 
©arnifon lieber fort, inbem er ftd) mit einer mäßigen 
ftontribution begnügte. Die ©tabt mar nun auf ftd) felbft 

a ) Äalenb. 24. tferfort. 2. 

*) Cergl. »oft, »f. $w*..$latter IV. 1. 6. 122. 



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gepellt unb toerfudjte mit einer Sfrt SWeutralitätSpolitif tyre 
©elbftänbigfcit ju ttmljren, fie felbft ttmrb feine Gruppen 
ju eigener ©arnifon unb ben Hnforberungen ber ©eneräle 
beiber Parteien, üjre Gruppen einjune^men, trat fie mit 
ber ^Berufung auf tyre Dom {Reiche anerfannte Unmittelbar« 
feit entgegen unb bequemte fid) lieber jur .Satzung c^eb« 
lieber ©ummen; fo fanb fie j. SB. $appenljeim im «uguft 
1632 mit 8000 Vtti). ab. «ud> geriet man lieber in SJiffe* 
renjen mit ber Sbtiffin unb fdjlug unterhalb ber ©tabt eine 
SJrücfe über bie ©erra, nur um bie burd>marfd)ierenben 
Xrupptn nidjt burd) bie ©tabt felbft laffen ju muffen. 

SRad) bem lobe ©uftaD Slbolf* tt>ar bem gelbmarföatt 
ankaufen unb bem £erjoge ©eorg Don Lüneburg bie 
Aufgabe jugefaflen, ben nieberfödjfifcljen unb toeftfäüfdien 
»reis Dom fteinbe ju fäubern. 1 ) «m 4. 3Bärj 1633 
erfdjienen fte Dor #erforb unb jtoangen bie ©tabt jur 
Aufnahme i^rer Armeen; ©eorg blieb einige läge in 
ber ©tabt unb befefcte Don l)ierau$ SBielefelb, ßemgo unb 
Sübbedfe. Äl$ bann bie nieberfäd^fif^e Armee fid) mit ben 
Reffen ju ber monatelangen ^Belagerung Don Hameln 2 ) 
Dereinigte unb bie faiferltdjen ©ntfafctruppen unter dRerobe 
l>eranrütften, toudjS bie Unfic^er^eit ber ©tabt, bie an fid> 
burdj bie faifertidje JBefafcung beö nahegelegenen SKinben 
ftets beunruhigt ttmrbe, berartig, baß ber STOagiftrat mit 
bem ©ebanfen umging bem #erjoge ©eorg bie ©d^u^err* 
fdjaft über bie ©tabt auftragen; „ber gemeine ÜHann 11 
aber toar bagegen unb fo unterblieb eö bamals. ftür bie 
8Baf)l bed $erjogS ©eorg fpradjen Derfdjiebene ©rünbe. 
£erforb gehörte ju ben wenigen eDangelifdjen ©tänben be$ 



l ) ©attler, $obo oon ankaufen ©. 353. 

*) $ameln, beffen Belagerung üJJitte Wärt 1633 begonnen Ijatte, 
fapftulierte erft am 14. 3uli, nadjbem ba* fatferlidje £eer bei fcefflfdj 
Olbenborf gefdjlagen warben war. 

i* 



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toeftfälifd&en Kreife«, für btc eine fo flarfc ©tüfce, wie bte 
$erjöge öon SBraunfd)weig*2üneburg, fe$r wertöoll fein 
wußte, jumal für ben gatt, baß ber fatfjolifdje $falj* 
graf bodf) nodfo als ©ieger au« bem Kampfe um bie 
jülid)fd>e ffirbfd&aft Ijeröorgeljen foQte; öon tym wie Don 
bem Sranbenburger jjatte bie ©tabt nur eine (Sinförünfnng 
tyrer gretyeiten ju erwarten. Daju war befannt, baß bie 
roelfifc^en $erjöge bie weftfälifdjen 33i$tümer ate i$re 
Domäne betrachteten unb itjr (gebiet bur$ bie (Erwerbung 
ber Stifter SDMnben unb OSnabrüd ju erweitern gebauten, 
ebenfo öon ffioröety, beffen ©d&ufcljerrfdfoaft ja öon altertet 
in iljrem #aufe erblich tvax. (Sin foldjer mächtiger SRad&* 
bar mußte natürlich jefct baS größte Qntereffe &aben, bie 
eben neuerworbene greiljeit ber ©tabt ju erhalten, Da* 
mal« aber ließ man wie gefagt ben ©ebanfen wieber fallen; 
ja au$ #erjog ©eorg öerjicfytete auf bie ©arnifon unb 
begnügte ftd) ebenfalls mit einer Kontribution. 

Die Sage ber Dinge ttnberte ftd) aber, ate bie 
föwebifd&e üKadjt bei SRörblingen (6. ©ept. 1635) ju. 
fammenbrad) unb #erjog ©eorg fid& öon ben ©djweben 
jurüdtjog, ben $rager ^rieben annahm (10. «ug. 1635) 
unb ba$ ben Kaiferlidjen injwiföen (13. 9loö. 1634) 
abgenommene SWinben an bie ©djweben öerlor (6. fDlai 
1636). Hud) bie ©tabt #erforb war bem Sßrager 
grieben beigetreten unb Ijatte, ba ftc öon ben ©d&weben, 
tyren nunmehrigen fteinben, eine Überrumpelung befürdfc« 
Mt, ben #erjog im Quli 1635 um Überlaffung einer 
Kompanie jur ©arnifon gebeten; ©eorg Ijatte bem gern 
gewillfahrt unb Den Hauptmann £ime bei ber ffieibe mit 
einer Kompanie feine« ßeibregimente« }• g. Ijingefdjicft 
Öftren Unterhalt übernahm bie ©tabt an ©teile ber im 
Sßrager trieben öon ben ©täuben geforberten jäljrlidjen 
Kontribution öon 120 Wömermonaten, beren ©etrag bamit 
übrigen« wefentlid) überfd&ritten würbe. 



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Der Seitritt ber ©tabt jum <ßrager gfrteben braute 
Ujr aber wenig SBorteile, ba er fic nidjt einmal t)or Ujren 
ftreunben, ben Äaiferlidjen ju fdjüfcen Dermodjte. Unb bie 
©Sweben, meiere SDHnben unb OSnabrüdt inne Ratten, 
nufcten natürlich il>r günftige Sage jefct nad) Gräften au*. 
Da bie $erforber fid) weniger Dom Äcferbau als Dom 
$anbel ernährten, waren fie metyr ober weniger auf bm 
guten ffiiflen üjrer geinbe angewtefen, meldte bie äßefer, 
tyre #auptl)anbelftraj$e, Befcfet gelten. Denn bie #erfor* 
ber JBürger, welche mit üjren ffiaren SWinben paffieren 
mußten, waren für fie ftets günftige *ßfanbobjefte, woburd> 
fie bie geängftete ©tabt gefügig madjen fonnten. Qtt ber 
Aufnahme ber fatenbergifdjen Kompanie fatjen fie einen 
Vtt Don geinbfdiaft, ber bireft gegen fie gerietet war. 

Ate im gebruar 1636 baS faif erliefe #eer unter 
©elecn Bio SBicIcfclb gefommen war, rüdten bie ©Sweben 
unter SeSlie tym entgegen Dor £erforb jum großen ©djaben 
ber gelbmarf, bie gänjlicfy Derwüftet würbe, ©eibe Parteien 
verlangten ffintlaffung ber Kompanie beS $erjogd ®eorg 
unb Aufnahme tyrer Gruppen; aber ben gefcfcidtten JBer^anb* 
lungen ftnton gürftenau* mit bem (Generalmajor Don 
Seilen unb Seölie gelang e«, beibe Seile jur «nerfennung 
tyrer SReutratität ju bewegen: Seilen bulbete fogar bie 
Hnwefenljeit ber falenbergifdjen ©arnifon weiter (Vertrag 
Dom 16. Qfuni), wäf>renb bie ©djweben auf if>rer «b* 
fü^rung beftanben («ertrag Dom 14. Qfuni 1636). 
$erjog ©eorg aber entfdjutbigte fid) bamit, ba§ er erft 
barfiber ben Üurfürften Don ©adjfen befragen muffe, bem 
bie Ausführung be« ^rager ^rieben« in SWorbbeutfdjlanb 
aufgetragen war, unb unter beffen Äommanbo feine SEruppen 
ftouben. Die ffoften für biefe fremben ©äfte waren un< 
geheuer: Dom gfebruar bi* April Ijatte bie ®tabt ben Äat* 
fertigen 1O0O0O $t »rot, Diele Sonnen SBier unb 5000 
JRtlj. baar geliefert, im SWai für bie «nerfennung be? 



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6 

Neutralität nod) »eitere 2000 ffltlj; 1 ) ben ©djweben thzn* 
foüiel JBrot, 200 Tonnen SBier unb 8000 £1). haar, femer 
mußte fie iljnen eine monatliche Kontribution t>on 1000 
{Rtl>. 2 ) augefteljen; ben in ber gelbmarf angerichteten 
©djaben beregnete fie auf 20000 WttM) 

$>iefe fo teuer ertaufte Neutralität follte aber ber 
©tabt niefct triel nttfcen. 3)enn al$ im Anfang September 
1636 gfelbmarfdjall @raf ©oft mit ben faiferlidjen Zxuppen 
Don neuem fjeranrüdtte, um bie ©d&weben t)on ber SBefer 
}u bertreiben, erneuerten ftd) bie gorberungen ebenfo tote 
bie ©ro^ungen ber ©dj weben mit SReprcff alien. ©ogleid) 
wenbete fid) bie bebrängte ©tabt an ben $erjog ©eorg 
unb bat um feine Vermittlung, aber ©öfc war nicfyt fo leidet 
abjufmben wie Seilen. 2Rit ©ewalt quartierte er eine 
Heine ©djar feiner {Reiter unb SJragoner in bem ©tifte 
auf bem JBerge ein; bann »erlangte er Quartier für ein 
{Regiment, ba* ber Oberft OI)r werben foüte, unb ließ ftdj 
burdj feine ©erufung ber ©tabt auf bie Annahme be$ 
griebenS, iljre {ReidjSunmittelbarfeit unb bie eben ertaufte 
Neutralität irre mad>en; er war äußerft erbittert über bie 
#artnäcfigfeit ber SBürgerfc&aft unb verlangte fdjließlid) 
unter fdjarfen ©ro^ungen Aufnahme für fid) felbft unb 
feinen ©eneralftab unb Quartier für 500 STOuSfetiere. 
Da$ mar ba* ©djlimmfte, was bie ©tabt erwartet ^atte, 
lieber wollte fie ein falbes {Regiment aufnehmen, als bie 
Offaiere beS @tabe$, batu waren fie in großer ©orge, 
baß ber #erjog ©eorg fid) bod) beftimmen Iaffen tonnte, 
feine Kompanie abjufüfjren. Die« mußte um jjeben #rei$ 



*) @upplif ber ©tabt an £era. ©eorg dd. 28. Oct. 1636. »cü. A. 

8 ) 9töfe, ebb. 8. 130; eine 93eftätigung biefer %na.abtn Ijabe tdj in 
ben $annot>. Sitten nid&t fxnben fönnen; bod) ift bie Sftidjtiflfeit ber An- 
gabe feljr waljrfdjeinlidj; benn bie ©Sweben beftanben barauf, bafc bie 
©tobt ifcnen minbeften* ebenfo&iel fontribuire, mit bem Qfeinbe. 



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uerljtnbert werben, fic beftfirmten ben #ergog feine Zvupptn 
in ber ©tabt gu laffen unb fic um ©otteS tpitlcn »or ber 
ligifttfdjen (Sinquartierung burety feine SBermittelung gu 
fdjüfcen; aud) erboten fte ftd), wenn bie Kompanie bod> 
abgeführt werben müßte, felbft eine üon 200 2Wann gu 
werben unb gu unterhalten unb baneben nod) bie 120 
Wömermonate gu erlegen; audj waren fte Bereit ben Hau 
fertigen 3000 SRtf>. gu gatjlen. Unb als legtet ftülfSmittel 
befdjloffen fte ©efanbte nad) JpilbeSfjeim gu fdjiden unb 
bem ftergoge bie ©d}ufcf)errfd)aft über bie ©tabt angubieten. 
ÜDer SljnbifuS Dr. JBern^arb ftürftenau unb fein SSetter 
Änton gürftenau, bie itjrer bebrängten SSaterftabt in biefen 
ferneren Qtxttn f$ on fo mandjen guten Dienft erliefen 
Ratten, vertraten and) in biefem 3fatte bie ©tabt. 

83om 8. bis gum 21. SRoüember 1636 tocrtjanbelten 
fte in $UbeSl)eun mit ben f)ergoglid)cn SRäten. 1 ) $n 
beweglichen SBorten legten fte bie bebrängte £age itjrer 
$eimat bar, in bie fte burd) bie unerbittliche $ärte 
beS ©rafen ©öfc gebraut feien unb in ber es für fte nur 
nod) einen Ausweg gäbe, baß ber $crgog felbft baS 
Sßroteftorat über bie ©tabt übernähme; uor aücm baten 
fte, fte Dor ber faiferlidjen ©arnifon gu fdjüfcen: fonft 
würben fte „öogelfrei" fein, ©ie beteuerten, baß fte bem 
flaifer ergeben bleiben unb feft bei bem einmal ange* 
nommenen Sßrager ^rieben üertjarren wollten, unb als 
JBewetS für ifyre Ireue berichteten fte, baß fte im grfityjaljre 
bicfeS Qa^reS, als fte einen Angriff SeSlteS auf bie ©tabt 
ernftlidj befürchten mußten, mit ber faiferlidjen ©arnifon 
in Sielefelb bereits ein ^eidjen für ben ©uccurS üerabrebet 
gehabt Ratten unb bereit gewefen wären, bie faiferlidje 



l ) Jprotofotte bb. 9too. 8. 10. unb 15. — Memorial ber ©erforber 
bb. SRoo. 9. — iljr ©orfdjlag be* protectorii bb. ftoo. 11. — Sfefolution 
bed ^erjogö bb. 9tou. 21. 



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8 

Armee ju tyrem ©d&ufte einjuneljmen. Die State toerfannten 
bie Vorteile biefeä anerbieten« nid)t: bie günftige mtlttä* 
rtfe^e unb lommer jieöe Sage in äufcerft fruchtbarer ©egenb l ), 
bie politifd&en SSorteile u. a. m., unb waren barüber einig, 
baf? bie ©tabt gefd&fiftt werben muffe, namentlich jeftt gegen 
©oft; bod> fanb man ben augenblicf liefen 3eitjMnft nid)t 
gfinftig wegen ber polittfdjen Sage: man wollte aüe$ üer* 
meiben, was einen SBerbadfct gegen ben $erjog erweden 
tonnte, als wenn er e£ nid)t aufrichtig mit feinem Über« 
tritte jur faiferlic^en Partei meine. Deshalb wollte man 
ben ©d&uft — ber ein (Srbfdfjuft fein muffe — öorläufig 
in suspenso laffen, bagegen bei ©oft jeftt intercebieren. 
Die #erforber ©efanbten waren bamit jufrieben unb 
reiften auf ffiunfd) ber iKäte einen tenor protectorii ein 
be8 QfntyalteS, baß bie faiferlidje ©uperiorität, bie {Redjte 
beS #aufeS Qülid) unb ber Sbtiffin, fowie tyre ftäbtifcfcen 
Privilegien, befonberS bie MeidjSunmittelbarfeit baburef) 
ntd)t gefd&mälert werben fofften; ber Jperjog follte itynen 
bie Änrebe „be$ $eil. röm. SReidjS unmittelbare unb unfere 
©d&uftftabt Jperforb" gönnen, auclj foKte ftd) bie ©dfjuft* 
Ijerrfdjaft junäc^ft nur auf ben $erjog perfönlid) erftreefen, 
ber fie beim Sßrager Rieben unb aßen fpäteren Verträgen 
erhalten, ityren #anbel förbern unb ifynen bann betftetycn 
würbe, wenn man fte in ityren SRedjten unb in ifjrem 
©lauben fränfen wollte. Dafür foflte ber $erjog ben 
ititel „©djuftfjerr" erhalten unb bie ©tabt i^m al$ 8te* 
fognition jäljrlicf) jwifd&en Dfteru unb Sßfingften ein hono- 
rarium öon V/ 2 Qfuber guten föfjeinweinS uad) Hameln 
ju liefern uerpflidjtet fein, gttr bie SBertjanblungen mit 
©oft erflärten fie nodjmal, bafc fte bei bem ifym getanen 
SBorfcljlage, wonadf) bie ©tabt felbft 200 SKann werben, 



l ) „efl wäre aud& bem umliegenben &mbe aW communi granario 
Diel baren gelegen". 



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9 

baneben bie 120 SRömermonate fontribuieren unb bcn 
Kaiferlidjen 3000 2$. geben motte, aU bem #ufjerften 
Beharren müßten, woju fie ftd> üerfteljen fönnten. 

Der #erjog erflärte tynen barauf, baß er bie ©djufe- 
$errfd)aft anjune^men bereit fei unter bent S3orbef)alte ber 
föedjte be$ Kaifer* unb Dritter, bie Kapitulation aber foüe 
nod> üerfdjoben werben; bagegen mürbe er jefct fogleid) 
eine ©efanbtfdjaft an ben 3felbmarfd)aH ©öfc fenben. 

Die #erforber reiften mit biefem 3)efd)eibe wieber 
nad) #aufe unb ber geheime unb Kammerrat üon SWan^ 
belslof) übernahm bie Sermittelung bei bem ©rafen ©öfc. 
Diefe Ijatte (Erfolg 1 ), ber ©raf üerji^tete auf bie ®ar* 
ntfon, forberte aber eine „große Summe", aud) fofften bie 
(jcrjoglidien Gruppen abgeführt werben, unb bie ©tabt 
eine eigene Kompanie werben. 

Über bie Kapitulation mit bem #erjoge ©eorg Der* 
tyanbelte man nod) l)in unb fyer, bie $erforber fähigen 
eine Dauer öon 30—50 $al>ren ober ©eorg unb jwei 
feiner 5flad)f olger toor, erboten ftd) aud) gu 2 guber SBein; 
fdjlteßlid) einigte man ftd> auf 3 Qfuber unb auf bcn 
SBorfdjlag: ©eorg unb 2 Deäcenbenten ; ba« übrige 
Derblieb, wie e$ in $Ube$I)eim erbeten war. Am 
4. April 1637 fteKten bie ^erf orber tyren SReuerS 2 ) au*, 
lieferten aud) ttjren erften ©d>ufcwein, wätyrenb bie Aus- 
fertigung beä • ©d)ufcbrtefe3 ftd) nod) etwas üerjögerte 8 ). 
Äud) mit ber 8bfüt)rung ber Kompanie beeilte man fid) 
nidjt, am 11. ®tpt fenbete ber #erjog auf SKatynung 
ber ©tabt feinem #auptmanne üme bei ber ffietben eine 
erneute Drbre mit ber Kompanie nad) jg>ameln jii mar* 



l ) §erforb an $. Georg bb. 1636 £q. 20. 
■) Or. ©t. *. $ann. jtal. ©r. 81. fcerforb no. 1. 
*) am 17. 3uni 1637 inatytt bie ©tabt barum. 2)en Sdjufc- 
Wef f. in mi h 



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10 

fd>teren. 5Danad> toaxb bie ©tabt felbft 200 SRann, beren 
ffommanbant ber Hauptmann (Jljriftian fieopolb nmrbe, 
ebenfalls ein Ofpjtcr be$ #erjog$ ©eorg. ©o Ijatte btc 
©tabt JRulje. 

Der t>orftd>tige unb rührige SWagiftrat beruhigte ftcfc 
aber Ieine$iueg$ babet. Hm 18. ftuni fenbete er einen 
JBoten nadj SSMen, um twm Äaifer felbft eine ©atoaguarbia 
ju erhalten; junüdjft ging ber JBote nad> Drcöbcn unb 
erhielt bort üom Äurfürften eine nrirlfame 3fntcrjcffton # 
gufolge beren ber Jfaifer ben $erforbern il>ren ©unf<$ 
erfüllte unb il>nen am 8. Äug. eine ©alüaguarbia 
audftedte jugleid) mit einer Drbte an ben ©rafen 
ffialjl, bie ©tabt babei ju fdjüften. Unglfi(flid>ertt>eife 
aber erlranfte ber 93ote auf ber SRfidfreife, unb e^e bie 
©tabt in ben ©efifc bcö wertvollen Dofumenteö gelangte, 
war ber ©türm Don neuem losgebrochen. 

IWac^bem bie ©tabt fafl ein $al)r lang siemlidje 
Wu^e genoffen fyattt, erf dienen am 1. Slot). [1637 bie 
©djweben unter bem ©eneralleutnant JHng toor ben 
Sporen, ließen ftd> aber in ©üte jum Hbjuge bewegen, 
al« ftc erfuhren, baß bie talenbergifdje ©efafcung abgejogen 
unb bie ©tabt mit eigenen Gruppen befefct war. Salb 
barauf erfdjien aber bie faiferlic^e Armee auf bem Serge 
wieber unter ©raf ©oft, ber nod> boH be« bitterften ©roll« 
gegen bie ©tabt war, bie il>m im lefcten #erbfte mit ©r* 
folg ffiiberftanb geleistet §atte, unb »erlangte bie (Einnahme 
feiner Gruppen al« ©arnifon. @oglei$ wenbete fid) bie 
©tabt otn i^ren ©djufcfyerren, ber and) feinen ©eneral* 
sßroDiantmeifter $fafob Ärnb Sßape unb ben Äriegärat 
Otto Otto als Vermittler fanbte; aud) an Jhirfadjfen 
fd&rieb man unb bat um Qfnterjeffion. aber ©öfc ließ fteft 
auf leine ©eife uon feinen Oforberungen abbringen, unb 
als fid> bie ©tabt auf bie laiferlicfce ©aloaguarbia berief 
(bie jwar nod) ntc^t in ifjren $ünben mar, beren man 



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11 

aber burdj ©^reiben öerfid>ert war), erwiberte er: man 
foHc fie vorlegen. 3tu$ bie Ialenbergifd>en Kommiffare 
&ermod>ten ba* Unheil troft aller JBemfiljungen nieftt ganj 
abjuwenben, fo baß ftd) fdjließlid) bie ©tabt unter itjrer 
»ermittelung ju bem »ejeffe üom 26. SRot>. 1637 
öerfte^en mußte, bem jufolge bie ©tabt eine fatferltdje 
Kompanie tum 200 STOann al$ ©arnifon auf 3 ÜÄonate 
aufnehmen unb verpflegen foHtc. Die falenbergifd&en 
Kommiffare Ratten fic^ tyrer fdjuftbefofjlenen ©tabt auf« 
lebljaftefte angenommen, namentlich Ijatte Sßape einen folgen 
(Eifer entwiclelt, baß ft$ @ ra f ® ö 6 fpätcr über tljn be* 
föwerte, al$ ftünbe er im Dienfte ber ©tabt. Vorläufig 
brauten fie cd nod> ba§m, baß ©oft mit ber «bfenbung 
ber Kompanie ju märten öerfprad), bis bie #erforber 
©ütcr, welche in SJlinben lagerten, oon bort weggebracht 
werben lönnten. JTud) würbe ein *ßaffu$ in ben JRejeß 
aufgenommen, baß wenn ftd) ein #auptf!rupel jwifdjen 
©oft unb ber ©tabt ereignen foüte, biefer burd> 83ermitte* 
Iung be$ #erjog$ ©eorg bem Kaifer jur (Sntfdjeibung 
vorgelegt werben foüte. 

Am 27. iRoo. fanbte bie ©tabt tyre (Einwilligung 
bem ©rafen ©oft nadj JBrafe ju — am 29. tarn ber 
9ote au« ©ien jurücl mit ber faiferltdjen ©aloaguarbia. 
©ogletd) Riefte man ba$ Dofumcut an ben ©rafen ©oft, 
ber aber ruljig erflärte, e$ fei tym baburd) nid)t benommen 
eine ©amifon in bie ©tabt ju legen. Die ©tabt war 
aber anberer Meinung unb ertlärte, baß t)ier ein „§aupt* 
ffrupel M vorliege unb bem entfpred>enb bie genannte 
Klaufel in Kraft ju treten f>abe; unb als ©oft bereit« am 
1. De), bie Kompanie fanbte, weigerte ftd) bie ©tabt 
fie aufzunehmen, ba bie Don bem ©rafen öerfprodjene grift 
nod) nid)t abgelaufen fei. Um tym aber entgegen ju* 
fommen, erbot fte fid) Kommiß unb ©ertri« für bie tynen 
jugebac^te Kompanie in ©elb abjutragen, aud) tyre eigene 



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12 

Kompanie bon 200 auf 800 Wann ju bringen unb gu ben 
bereit« gelieferten 82100 ft ©rot nod> »eitere 12000 ft ju 
liefern. Da« alle* berichteten fic bem #erjoge ©eorg unb 
baten um feine SSermittelung. *) 

©raf ©5ft fd&äumte öor ffiut über biefen ©d>hnpf, 
fdjalt fle SetrOger, bie il>n mit #ülfe <ßape* Ijmtergangen 
bätten, unb warf bem #erjoge ®eorg mit heftigen ©orten 
bor, baß feine Qfntetpofttion an allem fd>ulb fei, bafj er 
fid} nidjt $erforb* ju ©unften be$ Jfaiferd gegen SRtnben 
bebienen lönne. 2 ) S)em #erjoge fam biefe Angelegenheit 
äufjerft ungelegen; er Ijatte fic^ burd> fein jweibeutige* 
©erhalten beim Äaifer wieber fel>r Derbftdjtig gemalt unb 
faft fd)ien e$, als ob ©raf ©oft entfd>loffen fei mit ber 
angebro^ten (Ejelution (Srnft ju machen; ftatt ft<$ feiner 
©dfuftftabt weiter anjuneljmen, ermahnte er fie beötjalb e* 
bei bem SRejeffe Dom 26. Sttoto. bewenben ju laffen. 
S)te ©tabt füllte ft$ aber im »eftfte ber taiferlid^en 
©altoaguarbia fidler unb lehnte ba$ ab: in Wenigen lagen 
würbe tf)te Kompanie 300 SRann ftarl fein, erwiberte fie, 
unb bie Sürger wären bereit ftdj mit üjnen gegen ben 
Sfeinb ju t»erteibigen. 3)ie Ser^anblungen mit ©oft jogen 
ftc^ weiter §in, bis ber ©raf, nad>bem audj eine furf8d>* 
ftfcfce ftnterseffton*) eingetroffen war, nachgab unb am 
19. $an. 1638 bie Hnerbtetungen ber #erforber an» 
nafyn: bie ©tabt erlegt 3000 Wtl>. unb fontribuiert 
fünftig ftatt ber 240 JRömermonate monatlid) 480 fl. 
(= 320 8ttf>.)/ wogegen ber ©raf auf bie ©arnifon Der* 
jidjtet. ©o war audj biefe ©efaf)r unter erneuten fd>weren 
Opfern abgewenbet: im ©anjen beregneten bie ©erf orber 
bie ffoften, welche fie in ben beiben Qfaljren 1636/37 an 
bie ßaiferltcfcen erlegt Ratten, auf 23900 $Rtl>. 



l ) £erforb an $. ©eorg. bb. JDefl. 4. 
') ®öft an $. ©torg bb. $q. 5. 
») bb. 1687. ©q. 26. 



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IS 

Damit ttaren aber bie Setben ber armen ©tabt no$ 
m$t erfdjöpft; benn fobalb ©5fc im Dctober 1637 öor 
#erforb erfd)tenen mar, beljanbelte aud> bie minbiföe 
©arnifon bie #erforber ©ärger unb Staren nrieber feinb* 
li<$ unb jttmng bie ©tabt fic^ ju einer Kontribution 
ju „accomobieren M , bie fi<% im SKai 1638 bereit« auf über 
lOOOO 9ttf>. belief; unb ba« alle« trofc be« 1636 mit Seilte 
getroffenen Sergleidje«, baß bie ©tabt ben ©d>roeben nidjt 
me^r ju tontribuieren brause, toxt ben flaiferlicfcen. Da« 
t>ert)inberte audj nid>t, baß bie ©d&toeben im 9frül)jat)re 
öon ©aljuflen au« bie ftelbmarf lieber einmal grfinblid) 
toertottfteten. 

(Sin neuer fernerer ©djlag traf einen Steil ber JBür* 
gerfd&aft, al« bei ber Überrumpelung t>on Sßaberborn burd) 
bie Reffen am 30. «pril 1638 eine große äRenge loert* 
voller &aufmann«maren verloren gingen; man gab ben 
©djaben auf 12000 8M). an, nadj einer fpäteren SBered)* 
nung toaren e« fogar 20000 Wtlj. 1 ) 

Da« ©djlimmfte aber nriberfuljr ber ©tabt, al« in ber 
SRadjt be« 4./5. Hug. 1638 ein großer Seil ber ©tabt 
burd) eine 8feuer«brunft in Äfd>e gelegt würbe. Am 6. »ug. 
berichteten fte ba« Unglfid i^rem ©c&ufctyerren: „baß un« 
leiber, (Sott erbarm e$, bie geftrige Waty ein überau« große 
ofytnatürlidje unb um>erbinbltd>e 3feuer«brunft jugeftoßen, 
barein leiber bie SSorne^mfte biefer ©tabt SBürger umb ba« 
irrige lommen unb beinahe ber Ijalbe Seil #äußer nebenft 
jioeen Stürmen unb JJird&en in bie Äfdje gelegt fein, baß 
ftd)« alfo nun mel>r nidjt anber« al« jum ©arau« mit biefer 
©tabt, bafern fte ber ÄOmügenbe ©ott beim übrigen nidjt 
erhalten unb barju feinen reichen ©egen nid)t üerleitjen 
ttrirb, anfe^en laffet." Diefe* fd>redtlid>e Unglüdt braute 



l ) e. »dl. 2. 



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14 

bic ©tabt an ben JRanb be$ 83erberbeuS, ba namentlich 
bie woljlliabenben Äauftcutc bc$ Wabewid) fafl alle tyre 
SBorräte unb #abe üerloren. Der ©djabe würbe fpfiter 
auf über 150000 SRtl). beregnet. 1 ) Um bte ©röfce be$ 
Unglücfa anfdjaulid) ju machen, legten fie einen Sßlan ber 
©tabt bei, auf bem bie burd) bcn SSranb jerftörten Quar* 
iiere gelcnnjei^net waren 2 ); jugleid) baten fie um ftnter* 
jeffion beim JJaifer, bamit fie toon weiteren Dur<$märfd)en 
unb Kontributionen üerfd&ont würben, unb gingen it>n an 
eine Jfoüefte gu geftatten. Der #erjog willfahrte tynen 
gern unb am 13. «uguft pellte er bem Äaifer bie un* 
glücttidje Sage ber ©tabt in einem ©djreiben üor. Diefer 
erteilte fogleid) ben erbetenen ©djuftbrtef (bb. 1638 
©ept. 20.) unb gab bem ©rafen ftafefelb SBefeljl, #erforb 
ju fronen. Die ©tabt war fo erfööpft, baß fie ben $erjog 
ücrfdfciebcne 2WaI um bie (Jrlaubniä bat, t^rc ©amifon 
abführen ju bfirfen, ba bie 93ürger nid)t meljr im ©tanbe 
wären ben Unterhalt für fie *u befdjaffen. Der #erjog 
riet itjnen bringeub bat»on ab, ba bann iljre Neutra- 
lität nidjt met>r refpettiert werben würbe, empfahl ifynen 
aber, bie Kompanie auf 100 ober 80 9Hann su rebujieren. 
?[ud) baten fte um ftnter jeffion bei ben ©d&weben 8 ), 
bamit tyre Kontribution, bie bi$l>er monatlid) 400 SRtl). 4 ) 
betragen tyattt, auf 300 SRtl). ermäßigt würbe. 



l ) 8. 93dl. 2. 

*) 6. ben Sßlan ati £afel 1; meljr über ben $ranb weiter unten. 

8 ) 1639 üttai 16. 

*) <Dte 3Rad)rid)ten über bit regelmäßige Kontribution an bie €>$»eben 
laffen fid) nirfjt Bereinigen. SRöfc (f. o.) giebt an, baß ftdj bie ©tabt 
1636 ju einer monatlichen Kontribution oon 1000 Sfttl). fjätte oerfteljen 
muffen; bem mürbe ungefähr entfpredjen, wenn bie ©tabt fid) betlagt, 
baß fte oom Dct 1637. bis 3Kai 1638 über 10000 8dt|. ( alfo 2000 3W). 
meljr (jätte erlegen muffen. £ier werben nur 400 Stt|. angegeben. 2)a« 
mir oorliegenbe SWaterial reicht nic$t au*, biefen 2öiberfpru$ aufjutlären. 



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15 

«bcr ftatt beffen ergaben fid> neue @df>ttriertgteiten, 
feitbem ber $erjog ©eorg foteber jur fdfjttjebtfd&cn Partei 
jurüdgetreten tvax (1640) unb baburdfc mit feinet ©d&ufc* 
ftabt, toetdje nadf) tüte t>or bem Sßrager grieben anfing, in 
Politiken ©egenfafc geriet. Die ©djroeben matten ftd> 
baS ju Sßufce, ersten bie Kontribution auf 600 2$, 
monatlich (gebr. 1640) unb forberten ftarfe Lieferungen 
für baS SWagajin in SWinben. (Sine #erforber ©efaubt» 
fc^aft nadj ©todtyolm mar o|ne (Erfolg unb aud& bie Sitte 
an iljren ©<&u&l)erren um Qfnterjeffton bei bem (generale 
SBaner fc&lug ©eorg ab. ©o t>erfagte nid&t nur bie ©d&ufc* 
§crrfdjaft, fonbern bradjte ber ©taDt aud) nodfr Seriegen« 
Reiten; benn ba bie beiben Offiziere ber ^erf orber Äom* 
pante fic^ nad> wie Dor „fürftlid) braunfd>n>eigif<f)* lüne» 
burgifdf}" nannten, aud) ber #erjog bie Weubefefcung biefer 
©teßen für ftd) beanfprudjte, fürdjtete bie ©tabt ni$t o^ne 
©runb, bag man ttjre ffit)rltd)feit unb iljren guten ©Wen 
auf bem SBoben be$ ?ßrager ^rieben* bleiben ju motten in 
3»eifel jie^en würbe. Äurs entfdjloffen, entließ baf>er ber 
tötagiftrat nad) bem lobe be$ #erjog$ ©eorg 1 ) im ©ept. 
1641 ben Hauptmann. 

S)a mit be8 #erjog$ lobe bie sßolitif ber braun« 
f$tt)eig*lüneburgifd)en #erjbge ttrieber in bie früheren 
Sahnen ber Neutralität einlenlte, fud)te bie ©tabt bem 
Sertrage gemäß bei bem älteften ©of)ne unb Nachfolger 
©eorg«, bem #erjoge Ctyriftian Subtoig, um (Erneuerung 
be$ <ßrotettorate£ nad). Da« ttmrbe and) gewährt unb ju* 
fammen mit einer ©afoaguarbta ber ©tabt am 21. Ja- 
nuar 1642 jugefenbet. 93 ort einer praftifdjen ffletljäti* 
gung biefer ©d)u$>errfd)aft aber erfahren mir ni$W meljr; 
ber fcorltegenbe SBriefroec&fet bre^t ftd) nur nod) um bie 



*) 1641 «tprit 12. 



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16 



(Ermäßigung be$ ©c&ufcweine« auf 2 gfuber 1 ), bann atl 
1V 2 Sfuber, unb fölie&lid) (1647) war bcr ^erjog au 
mit 1 Ofuber jufrieben. 

Snad&bem 1648 #erjog Gtjrtftian Subwig Da* dürfte« 
tum flalenberg feinem jüngeren ©ruber ©eorg 83ül>ehi 
abgetreten Ijatte, fteflte ftd> niemanb üon $erforb ein bc 
©djufcöerljältni* ju erneuern; man befdjlofc be^afb 
§annoüer bie ©tabt gu mahnen: lieg aber fd)lief$li<$ be 
83rief 2 ) unbeftellt Hegen; nac&bem fidj Äurbranbenburg bi 
Stabt bemächtigt §atte, wäre baä $roteftorat ein leet 
Xitel gewefen, ber DieÖeic^t nur ju Unanneljmlidjteit« 
mit bem Äurfürften geführt Ijätte — ba üerjic&tete ma 
lieber auf ba$ guber guten 8tyeinwein$. 



B. Der gro|e tfranft von 1638. 

2Ba$ nun ben SBranb felbft anbelangt, ber bic ©ei 
anlaffung jur (Einfenbung be$ *ßlane$ gewefen ift, 
befagen barüber bie Quellen folgenbeß. Am Äben! 
be« 4. Äuguft 1638 brad) in ^ermann« jum W)ab 
Steuer in ber SWeuftabt geuer an*, ba« ftd> bei ^eftigei 
ffiinbe raf(^ üerbreitete. Die Urfadje ift nie ermitte! 
morben. $n ber SWeuftabt mürben bie fiübber*, grüf^errei 
unb ^amelingftrafee baüon betroffen, barunter etliche ablt 
Jg>öfe, wie bie ber Ouern^ein unb ©cfcloen gen. ©eljle 
mit iljnen ging tncl (Eigentum auswärtiger SbeQeute 
©runbe, weldje it)re ©fiter in bie ©tabt geflüchtet ^atti 
©or aßem aber würbe aud) ber Qofjanniäfirdjturm w 
freuer erfaßt, an beffen ©pifce ber ffiinb ein <StM bre 
nenben ©pecte gefdjleubert l)aben foö. Die ffi^ronit 3 ) e 



l ) Äonjept be« ®<$ufcbriefei unb Drig..8ta>er* bb. 1$43 <&<&. 17 
*ergl. 53ctl. 1. <Sd&lu{j. 

•) Drig. bb. 1651 Oct 4. 
•) JBeti. 8. 



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17 

ääfjlt, bafc ber ©d^rctf tue 2ßenge gelähmt fjabe, audj 
Ratten einige fieitern gefehlt fonft ^tttte bie Äirdje woljl 
gerettet »erben fönnen. Über ben Umfang ber ^tftörung 
biefer Äirdje weidjen bie Quellen toon einanber ab: ein 
SWotariatSinftrument üon 1643 1 ) giebt an, bafc fie bis auf 
bie ©ewölbe niebergebrannt fei, bie S^ronif bagegen be* 
rietet, baß nur ber £urm verloren ging. SBie ber ©tabt* 
plan jeigt, ift lefctereä richtig. Der £urm ber ftd) burd) 
feine #öf)e auSgejeidjnet fjatte, würbe erft 1669 wieber 
aufgebaut. $tud) ba$ JHifterljauS ging in flammen auf. 
SWad) einer notariellen aufnähme im Qfa^re 1643 1 ) belief 
ftd) ber ©djaben in ber SWeuftabt allein auf 37450 SRtl). 
@$ wirb übrigen« erwähnt, ba§ e$ ber aufopfernben 
2^ätigfeit öon ©olbaten ber ©arnifon ju oerbanfen war, 
baß ba£ geuer nidjt nod) weiter in ber SReuftabt unb nad) 
ber Slbtei unb greiljeit t)in ftd) ausbeute 2 ), ba$ gfrater* 
unb ©ufterljaus blieben öerfdjont. 

Die Slltftabt würbe wenig üon bem 3feuer betroffen. 
@3 brannte, wie bie S^ronif berietet „umb bie Hltftäbter 
&ird)c an 3f®n. SBeinfeHer, item abteilten Sorwerf"; 
bie Äarte beftätigt baS unb jeigt beutlid) ben SBeg, ben 
ba$ fteuer toon ber Sßeuftabt nad) bem SRabewidj naf)tn. 
SBte tjodj ftd) l)ier ber ©djaben belief, wiffen wir leiber 
nidjt, ba baS SWotariatSinftrument, weldjeS hierüber abfon* 
berlid) aufgenommen worben ift, nid)t erhalten ift. 

^ule^t erreichte ba« geuer ben 9tabewid>, ben es in 
6 ©tunben faft ganj unb gar in Slfdje legte. 8 ) S3or 
allem brannte aud) Ijier bie Sirene bis auf bie ©ewölbe 



») «Bell. 2. 

•) @t.»2l. SRünfter. (Stegetier L. A. lb fto. 6. I. 63. 

8 ) $la$ (Dr. ©tord^ö) Chronica ober furjgefafjte SRadjrtdjten uon 
ber ©tabt fcerforb. (6. Slufl. «Btelefelb 1748) @. 62. follen 20 Käufer 
uerfdjont geblieben fein, tote eine fdjttarge Sofel mit golbenen ©udjftaben 
in bei SRabettidjer &ird)e angegeben Ijabe. 
LVin. 1. 2 



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18 

triebet, baju ba$ 3)eid)tl)or mit ben ?ßferbe* unb ffiadjt* 
Käufern, unb ber Ringer mit bem JEurm, tuo ber ©d>arf* 
ticktet wohnte. 93on abliefen $öfen werben nur bie ber 
QuernlfehnS unb $ettler$ ernannt/ um fo gärtet ttmrben 
aber bie Ijier jaljlreicf) toofynenben tüoJjlfjabenben ^anbete* 
leute unb ffrämer betroffen; bte einjelnen SÄamen jä^lt 
ba$ in ber Seil. 2 abgebnufte ?ßrotofoH auf, baS ben 
©efammtfc&aben im Slabefotdf) allein auf ca. 124000 SRtlj. 
angiebt. 

Auf bem ©tabtylane ftnb bie eingeäfdjerten Quartiere 
rot gemalt unb man erhält baburd) ein lebenbigeS JBtlb 
Don ber ©röße be$ Unglücte, fo bafc man n>ot)l nad&füljlen 
fann, toenn ber ©^ronift furj unb troden Ijutjufügt: „unb 
ift ein übergroß Qfammer unb Clenb in ber ©tabt $erfor* 
ben bie Stacht über gefeljen unb gehört roorben." Äfieö in 
allem foHen über 300 #äufer, „an gfeuerftätten, anbere 
©ebftube ntc&t mitgerechnet", eingeäfdjert toorben fein. Stafc 
bie ©tabt bei ben fd>re<Ilid)en ÄriegSjeiten md>t in ber 
Sage toar ben ©djaben lieber gut ju machen, ift felbftoer* 
ftänbltd), aber nod) tyunbert 3?aljre fpäter berietet Dr. ©tord> 
in feiner genannten JBefd&reibung ber ©tabt, ba§ innerhalb 
ber {Ringmauern nod> Diele JBranbftätten, weitläufige ^>öfc 
unb ©arten, ja ein Äamp fei. Die ©tabt toar burdf} ben 
flrieg entoölfert, im September 1636 giebt ber SWagiftrat 
gelegentlid) einmal bie Qafjl ber SJürger auf ungefähr 850 
an 1 ); unb nrie fd&toer ftd& bie 33ett>otynerfd>aft Don ben 
folgen ber SSertottftungen erholen fonnte, leljrt red&t ein* 
bringlic^ ein SSergleid) ber Angabe Dr. ©tord>$ (1748) 
unb be$ »firgermeifterS Sttöfe (1843) 2 ) über bie $af)l ber 
S5So$nf>äufer: «Itftabt 362 : 363, Sßeuftabt 319 : 320, 
SRabenridj 126 : 126, über bie ftreiljeit mad&t Dr. ©tordj 



*) fcerforb an b. £«$. ©corg 1636 Cct. 8. »eil. V. 
f ) Söcftf. ^rooinaiolblätter in. 1. @. 122. 



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19 

feine Angabe, nad> Wöfe $atte ftc 44 Käufer. Qfn ben 
100 3faljren war alfo üöQtger ©tillftanb. 

üMit Stecht wenbet man neuerbingS ben alten ©tabt* 
planen größere Slufmerffamfeit ju, ate früher. Set ber 
raptben (Entwicklung in biefem 3faljrl>unberte fhtb bie 
©täbte größeren SJeränberungen unterworfen, ate fte e* 
bisher in bem Saufe ber legten Qfa^unberte gewefen finb, 
fo baß bie ©tabtylüne an ©ert ate 3 eu 9 en ^ er Stetgan* 
gen^eit gewonnen $aben. Sei $erforb ift e8 nun mit bem 
no$ öor^anbenem SWateriale ganj befonberS arg beftellt, 
ba ber äXtefte bte jefct befannte ©tabtylan bie im ftaijre 1827 
*on 3fre$tag (unter Leitung be$ ffatafter»©eometer$ Craufe I 
unb be$ ©eometer* ffiraufe II) aufgenommene Äataftertarte 
im aHaßftabe 1 : 1250 ift. Um fo erfreulicher war e$, 
baß ber Sufafl einen ©tabtplan öon 1638 gu Sage braute, 
beffen getreue 83ert>ielfältigung bie ©tabtoerwaltung benn 
aud) bereitwillig^ burd) einen erheblichen 3 u f# u 6 J u i>en 
Äojten ermöglichte. 1 ) 

5Der $lan ift auf bem oben geföilberten SBege in ba3 
#anno&erfd)e Ärd)io gelangt. Da er auf SJermeffung be* 
ruljt — er giebt ja fogar ba« SKaß an — unb e$ au$ge* 
fd>loffen ift, baß bie ©tabt in üjrer bamaligen erbärmlid&en 
Sage bie SWittel für eine Sßeutoermeffung übrig gehabt $ätte, 
fo muß man annehmen, baß ber Sßlan auf ©runblage 
t>orf)anbener älterer Aufnahme gejeidjnet ober bie flopie 
eine« älteren $lane$ ift, auf bem bie burd) ben JBranb 



l ) 3$r gebührt für biefc opferwillige SBetyätigung bcö SntereffeS an 
ber ®efd)id)tt ifjrer Stoterfiabt wärmfier ©auf. 34) barf babei itidr>t un- 
erwähnt Iaffen, baf) $err Ärdjiobtreftor Dr. ^ilippt in fünfter unb $err 
©ipnnaflalbireftor $rof. Dr. Sßinbel in £erforb burdj iljre freunblidje 
Sermittelung bie Angelegenheit in bie SBege geleitet Ijaben unb ba{j mir 
£err SCrdjforatl) Dr. 31gen in fünfter burd) SBefdjaffung urfunblidjen 
SWaterial« wie immer bereitttuttigft geholfen Ijat: ifjnen aßen wieberljole 
i$ meinen öerbtnöli$ften 3)anf für iljre freunbli^e Unterftüfcwtg. 

2* 



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20 

gerftörten ©tabttljeile befonberä gefenngeidjnet morben finb. 
JRöfe berietet, 1 ) bafj 1529 bie ©tabtbefeftigungen umgebaut 
unb ben neu eingeführten JJfeuerwaffen angepaßt worben 
feien; e$ feien SBäDe angelegt worben, btc man mit JBa* 
fteien unb »onbelen toerfeljen §ätte. 1626 Jjielt ber 9tat 
biefe Anlagen für veraltet unb befdjlofc tyre (Erneuerung 
ber mobernen £rieg$wiffenfd)aft entfprecfyenb. Qu bem 
3wecfe liefe er Dorn 16. bis 21. (September 1626 bie 
Ijierju nötigen $läne oon bem Ingenieur Antonius 
SBofe entwerfen. 2 ) (Es liegt nun fefjr nalje einen Qu* 
fammenljang unferä Sßlaneö mit biefen SSermeffungen 
anguneljmen. Die« wirb unterftfifct, burd) &erfd)iebene 
ffiggentyafte Sleiftifteingeidjnungen, mit benen neu gu er« 
ridjtenbe SBefeftigungSwerfe in unferm Sßlane angebeutet 
finb, wie g. 8. toor bem ©tein* unb {Renntljore; fo mag 
ber Sßlan einmal gur Demonftration gebient tyaben ober 
fonft üon bem auäfüijrenben Ingenieure benufct Sorben 
fein. Äud) ift eins ber neuen 3feftung$werfe bereit« aus« 
geführt, ba8 „neue föonbel" gwifdjen bem ©tein* unb 
S)eid)tf)ore; wätyrenb man bie Saftionen bisher immer in 
runber gorm angelegt fyattt, ttrie fcfyon ber Sttamc „JRonbel" 
befagt, fam im 17. Qfa^unberte bie fpifce unb edige 
ftorm auf. 

®er Sßlan giebt gwar einen SWafjftab an, ift aber, 
wie felbft ein flüchtiger Süd geigt, teineSWegS fo genau 
gegeidjnet, wie mir ba$ jefct gewöhnt finb. ©in S3er* 
gleich mit ber erwähnten Äatafterfarte Don 1827 Ieljrt, bafe 
ber SWafeftab ungefähr 1 ; 3500 bi* 1 : 3700 beträgt; 
genauer lägt e8 fi<$ nid>t feftfteDen. Sei fo Meinem SD?afr 
ftabe ift natürlich nid)t gu toerwunbern, bafc bie £)etaip3 
weggeblieben finb; ba$ ift um fo meljr gu bebauern, ba 



*) SBeftfäi. «ProöiiiäiaI.S3Iattcr IV. 1. <g. 120. - 
*) tht>. @. 123. 



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21 

j. 8. bic «ngabcn ber ©renjen bet fjrci^ett unb be« 
SßfiljlengeridjteS öon aufeerorbentUdjem SBerte ffir uns fein 
würben, ©ie tjaben ja ju enblofen (Streitigkeiten jwifd)en 
©tabt unb ©tift Änlafc gegeben unb in fpäteren Dofu* 
menten würbe bie ©renje genau angegeben; fte aber tyeute 
feftjuftetten ift mit ©djwierigfeiten toerfnltyft, erften* weil 
Diele baulidje SSeränberungen in ber ©tabt felbft ftattge* 
funben §aben, unb bann weil bie in ben Qfnftrumenten 
burd) üjre SBeftfeer bejeidjneten Käufer melfad) faum mefjr 
feftjuftellen fein werben. ftd) $abe barauf aerjidjten muffen 
bem weiter nadjjugeljen, weil mir bie Jjierju nötige fiofal* 
fenntnis abgebt unb mir baä ©tubium be$ lotaIgef$id)t* 
liefen üWaterialeS, befonberä foweit e$ im ftäbtifdjen Ar* 
d)toe beruht, nid)t mögltd) war. 



teitage 1. 



©djnfcbrief beS $eraogS @eorg tum $rattttfd}*eig*£ftitebitrg 
ffir $erforb. 

äona. ÄaL »r« 24. £erf. 2, — Drig.4Re»cr3 Äat. S)e3. 31. 
£erforb. no. 1. 

1637 EWa. 25. (2lpr. 4). 
SB. ©. ©. 2Btr ©eorg, £eraog pp. t$un funb unb beferaten 
Sentit . ., bofc wir uf untertänig htftänbtgeS 2ln$alten ber eJjr* 
baren . . SBurgermeifter unb Sftatä ber fatferlid&en freien 9*ei*ftabt 
#en>orbt in 2lnfe!jung bero gegen un§ erroiefener untertänigen SMenfte 
unb au* fonften oerfpürten getreuen Slffectton als iefciger regierenber 
ßanbeSfürft be3 SürftentumbS #raunf*roeig <Salenbergf*en Seite 
na* bem (Sjempel unfer $o*löbii*en $Borfa$ren unb anberer (Sfax* 
Surften unb ©tänbe be§ Seit röm. *Rei*8 obenoffl&nte fotf. freie 
fteidjftabt mit aßen üjren 3uge$örigen unb berfelben ganaen S)iftrtct 
ht unfern gndbigen ©*ufc, SBefdjirmung unb protection mit gutem 
2Btffen, SBttten unb S3orbeba*t uf; unb angenommen, t$un baö 
au* unb nehmen fie uf unb an au unfern ©*ufcperroanbten 
Ijiemii unb in traft btefeS unferS offenen <5*ufcbriefe$, bergeftolt 
vmb alfo, bafe oorä erfte ber r. faif, am., unferm ottergnäbigffen 



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fytxxn, als o$naweifeltd&er ofrimittelboren $o$en Dbrtgfett biefcr freien 
9tdd&ftobt, wie aud& bem &etL rönu 9^ctd> unb bann ben #eraogcn 
3u @ulid&, als ©rafen au SRaoenSperg, unb anbern etwa fonft 3m 
terefftrten an bero i&nen a«Menben refpectioe faiferlidjen ©uperio; 
rtt&t, ©erecfctfame unb anbern juribus unb öefugnuffen biefe bei 
uns Don vorgebauter ©tobt untertänig gefugte, oon und aber als 
einem gürften beS 9teid&3 oermuge beS im Stetd&e üblichen ©ebraußs 
oor uns unb unfere an)e$en ndd&ftfolgenbe successores am Surften* 
tumb (Solenberg, in balfttgenber ßtnte, gnebig acceptirte ^Protection 
unb ©d&ufcgered&tigfeit o&ne einigen ©traben, SRacbteil, g*räiubi$ 
unb ©d&mälerung gemeinet unb angefe^en fein fott; geftalt mir bann 
Ijiemtt auSbrücflidj contefttret, bebhtget unb unS oerwa$ret fcaben 
wollen, baß folc^e unfere Einwilligung aus feiner anbern Intention 
befd&e$en, als baß bie gute ©tobt bei biefen äußerft gefährlichen 
.Seiten 3. (f. 2Rt oorljödtftgebac&t unb bem $eiL ftetdje au unter* 
tyäntgflen <£$ren unb Sftufcen in erträglichem ©tanbe behalten unb 
conferoiret werben mötfcte. SBie bamt aud& oorS anbere (2) fctcburd) 
me$rerwä$nter ©tabt an ifcren $abenben sprioilegten, 8frei$etten unb 
©eredjtigfeiten, <md> aller anbern t$r gebityrenben 3mmunitat f wie 
fte fiefc berfetben bis bato im unb außerhalb ber ©tabt in ifjrer 58ot= 
mäßtgfeit unb fonften gebrauchet, unb in Ijerfömmlid&er DbfenHmfc 
genoffen, fonberltdf) aber an bero oljntnttteibaren ©tanbe nichts enfc 
aogen, fonbern fold&eS oHeS baburdfc oielmeljr conferoiret unb oon 
uns au bem ©nbe me$rbefagte ©tabt oor eine freie, ofytmtttelbare 
9^eid>ftabt gehalten unb alfo tttultret, bod& baneben unfere fdju&oer; 
wanbte Stobt genennet, baneben aber biefe oon uns bewilligte ©d&ufc* 
geredjtigfeti, wie obgemelt, nod) w S& nurten auf uns unb unfere 
im tJürftentumb (Salenberg näd&ftfolgenbe au>e$en successores oer* 
ftanben, aud& oljne fernere Bergleidjung nid&t weiter, nod& uf anbere 
unfere SRad&fommen ejtenbtret werben foH* Staunt nun oorS britte 
(3) oorbefagte ©tabt unb bero gemeine »ürgerfdjaft unb 2lnge$örige 
btefeS oon uns i$nen augefagten ©d&ufceS wftfßcfj yi genießen fcaben 
mugen, fo ©erfpred&en wir l$nen oor uns unb obgefagte unfere 
attitbefdjriebene $temit fürftlidj, baß wir ifrten fowo$l bei iefcigen 
fcödfrftbetrübten, befd&werltd&en ßeuften, als <m$ fonffcn allen gnebigen 
SBitten unb muglid&e ßanbbietung wieberfafcren laffen, tnfonberljcit 
aber bafctn fe$en wollen, baß fte wiber ben fteligion? unb $rofam 
frieben, <ax$ anbere §eüfame fteidrfafcungen unb löbliche ©emoljn$etten, 
an tyren gSrtotlegten, fted&ten unb ©ered&tigfeiten nid&t beeinträchtiget 
nod& <m$ fonffcn wiber ben $ragifd&en griebenfd&luß unb baruf ins* 
fünftige etwa wetterS erfolgenbe compaetata unb Bereinigungen unb 
wiber bie SBidigfett oor anbern ©täuben ntc&t befd&weret unb gras 
»tret werben fotten; fonbern wir wollen üjnen auf befd&eljene settige 
(Srforberung in folgen unb anbern bergleid&en gätten fooiel an uns 
tft alle tnuglid^e £ülfe unb Slfftpenfc, }eboc^ auf tyren Soften, in 



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23 

©noben letften unb ermeifen. (Mieten vm% aud& oor§ oierte (4) 
barüber in ©nabcn nid&t allein t§r bcr ©tabt unb bero ange$5rtgen 
^Bürgern ofjngeljhtbert ju geftatten, bafc fte in unfern angefcörigen 
unb nod) fünftigen aufattenben gürftentumben unb fianben i$rer guten 
Gelegenheit nad) Rubelen unb commeretren mugen, fonbem aud& 
Ujre £rafficii unb (Sommercien in anbem btnad)baxttn Canben unb 
£errfdjaften nad& SBermugen au beförbern, unb enblid) tynen olle 
©nobe unb £fiife barin jebeämal au ermeifen, rofö biefe oon un3 
gnäbig angenommene ©djuögeredjttgfeit mit ftd& bringen unb erfor* 
bern möchte. 

hiergegen unb au Seaeigung i^rer untertänigen Devotion unb 
$)anfbarfeit %at ermffl&nte ©tabt oerfprod&en unb augefagt, und unb 
unfere SDWtbcfd&ricbcnc nid&t allein oor t$re gnäbige ©djufc$erren au 
galten, au e$ren unb au erfennen, fonbem oud) und unb t$nen au 
fd&uibiger SRecognftion unb untertäniger 2)anfneljmigfett bero üjnen 
ermiefenen ©mibe Jä$riiil)3 uf ben $)htgftag oor ascensionis domini 
brei guber guten rfceinifdjen 2Bein§ auf ifcren Äoften in unfere 
©tobt Hameln liefern, verehren unb bamit auf erwähnte Seit btefeS 
iefttlaufenben 1637. 3al)r3 ben Anfang madjen, fie aud& in attem 
anbem gegen un3 unb unfere Sttitbefd&rtebene alfo beaeigen motten, 
mie e§ getreuen ©d&ufcoermanbten rü&mlid&, aud& tynen unb i^ren 
üRad&fommen oor unö unb unfern 2ttttbenamtten oerantmortlid) fein 
wirb. 

3u Urfunb unb p magrer fteter, unoerbrüd&Üdjer Gattung 
Ijaben mir biefen unfern ©d&ufebricf mit eigen £anben unterfd&rieben 
unb unfer fürftlid) grofe Snftegel baran mtffentlid& Rängen laffen, 
fie bie ©tobt £eroorb aud& uns bagegen üjren KeoerS, meinem biefer 
unfer 33rief ehmerleibet, geraufter geftettet; fo gef d&e$en im 3<x$r 
na# ®&rifti unferS (SrtöferS unb ©eligmadjerS ©eburt 1637, ben 
25. 2ttonat3tag gßartii. 

1645. SDea. 7 (17). 
$er ©d&ufcbrief beS £era. ©&riftian ßubmig tft bem be§ £era. 
©eorg, mut. mut., gleich *), al§ Cognition werben aber nur aroei 
guber SRIjeinmem geforbert: „baruf mir e§ in Stnfe^ung üjres ers 
littenen großen 33ranbfd)aben3 unb ber jefcigen befd)meriid&en teufte 
<m$ gn. Slffection fötmen laffen." 



! ) Ortg.-ffleoerd ebb. 



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24 



Beilage 2. 

Instramentmn ftber bie gemeiner ©Übt $erforbt ttttm e^lü^c ftaljr 

fjero nadjeinanber nttübertt>inbttd)e ©raub* nnb anbete Stöben in« 

nnb attferlfalb ber ©tobt ber öürgerfdjaft angefto&eu, fidj ab 198210 

Sfyaler bctragcttb. 

Drig. — St.«. £amt. ftal. 24. £erforb. 2. 

1643. 3ult 18./28, tferforb. ! ) 
3m 9tanen ber $eil. ^reifaltigfelt. Äunb unb gu nriffen fei 
$iemtt, baß im 3a$re 1643 SMnftagS mar ber 18. Julii veteris, 
laben #err £erman Sürftenau unb £err 2>ietridj (Soroep, raedicinae 
doctor, beebe Bürgermeister, fobamt £err Bernljarbt (Siefe, Stents 
meifter ber ©tabt £erforb, mid) 3U enbtS benenten Notarium ju 
fid& uf baS Sitten ©tätter ftat&ouS berufen iaffen; rote nun td& ba^ 
felbften erfdjienen, $at £err £erman gürftenau, als roortljaltenber 
Bürgermeister mir au »erfteljen geben, rote baß gemeiner ©tabt 
SRoturft erforberte nid&t allein über bie ht anno 1638 uf 3facobi 
Slbenb (3uli 25) bei großem SBhtbfturmb, unb folglid) in anno 1640 
uf trium regum (,3an. 6) jum anbem unb im Aprili felbigen 1640. 
3a$rS aum drittenmal in biefem unfemt lieben Baterlanbe entftans 
bene unroieberbringltd&e geuerSbrunft (meiere letber ben ftern ber 
Bürgerfdjaft getroffen) unb babei etngeäfcfcerte Käufer unb roüfte 
Stätte ben Slugenfdjem etnjuneljmen, fonbem aud& bie (SigentumbSs 
Ferren berfelben uf iljr ©eroiffen au befragen, roa§ fte babei an 
tyren 2Bo$n§aufern, ©Neunen, 3tntmem, Äorn, BieljeljauS unb 
Ätften unb Äaften, ©erötjdjaften, Bette unb Bettegeroanb unb an* 
berm Borrat verloren, unb roaS biefelbe alfo uf i$r ©eroiffen bepo* 
niren mürben, foldjeS fleißig protocottieren unb über fold&eS alles 
ein ober me$r inftrumentirte Äunbfd&aften, umb felbige ge^örenben 
Orts gu gebrauten ausfertigen, über ba§ bie Ieiber mit etngeäfd&erte 
anfe$nli#e ©pifcen unb beebe Äirdjen, als <5t. 3o§anniS unb 
@t. SfacobS, neben beme an ber ©tabttljoren unb Beftunge erlittenen 
©d&aben gleicher geftalt ber geber befehlen möchte; roenigerS nid&t, 
baß <mä) bie Bürger, benen für bem großen Branbfd&aben in anno 
1635 uf ber SBefer il)r ©üter an ßeinroanb im geuer ofcnoerfdjuk 
beter SBeife oon beut ftriegSoolfe angejünbet unb oerbrannt, enblid) 
roie bie ©tabt Sßaberborn in amto 1638 uf Sßljilippi Sacobt ober 
äWeptag -ftadjt erftiegen unb oon ben tfefferroölfern auSgeplünbert, 
iljreS ©d&abenS f)albtx unb roie ^od^ ftdf) berfelbe betrüge, befragen 
unb fold&eS gleicher geftalt ben inftrumentirten fömbfd&aften inferiren 
müd&te; ju meinem (Snb er, #err Bürgermeifter, mid? auf mein 
tragenbeS offenbares 2lmt nadjft (Srlaffung meiner $Pflid&te unb <5ibe, 



*) ber Slnfang unter $ür$ung ber gormalten. 



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25 



quoad hunc actum, womit iefe gemeiner ©tobt t>er^aft, requlrlrct 
feaben wollte. 

2Bie iuin iefe fotfeane ^cqwifttion meinem 9fa>tariate8lmbte niefet 
suwiber, fonbern oielmefer einliefe au fein befunben, fo feabe miefe barju 
willig anerboten; berobefeuf miefe bann mit benen feirau berufenen 
beeben ©eaeugen, als Stierten Zeterten unb $timityn SMebroefen 
(meiere gleicher geftalt neben mir tferer bürgerliefeen $flid&te unb 
©ben, footel biefe &efragunge unb (Stnnefemung be§ SlugenfefeeinS 
betreffen tfeuet, ertaffen) folgenben tagS, 3Rittwoefeen§, nembliefe ben 
19* Julii veteris an ben Ort, nembliefe in ber SReuftabt, wofelbften 
leiber ba§ Unglücf einen Slnfang genommen, erfeoben, unb erftliefe 
£erman aum SRfeaben unb folgtiefe alle anbern bürgere uf ifer ®e= 
wiffen befraget, wa§ fte für ©<feaben feirunter erlitten; ber bann 
auSgefagt, bafe ifeme an breien grofeen unb breien fleinen Bi^^em, 
barein befunbenem Äom unb 33raugerätfefeaft, fo alles in Sftaucfe auf* 
gangen, tnefer als taufenb 2$aler ©efeabe jugefäget worben; granj 
©tormer fefeäfcte feinen ©efeaben uf taufenb Jfealer; 3oft ßöfeningf 
an ©efeeunen unb ftorn 400 23jaler; 3ofean SütorcuS 800 £fealer; 
£enricu§ 2*geber 700 £fe.; $erenb uf ber £oeoe 300 £fe.; SBittib 
OuernfeeimbS £of 800 2$.; ßubeefe fihtbeman 400 £fe.; Jürgen 
gteftrup 300 2$.; SofearateS $erentfeal 500 2$.; Daniel Äorbmacfeer 
200 2$.; f. £tnriefe Slatn beebe Käufer 800 2$.; tftnriefe Vollmer 
50 2$. an feinem ßtntergebäu, oon barab baS g^uer leiber in ben 
2$urmb ©t. SofeamtiSfirefeen geflogen unb ftefe oben an bie ©ptfce 
gefefcet, welefee anfefenliefee ©ptfce bann riefet allein mit allen ©toeTen, 
fonbern auefe bie Ätrefee biß auf bie bloßen ©ewölber gar eingeafefeert, 
welefeer ©efeabe bamt mit 10000 2$. niefet wteber eingeritfetet werben 
mag; URettfeeuS ©tute an feinem ©ebäu unb Äorn 1000 2$.; 
(Safpar ftrüger an feinem #aufe, ©efeeunen unb SGBinterfom 1500 2fe. ; 
$)aotb Ärubup an feinem #aufe, ©efeeunen unb Äom 1300 £fe.; 
3ofean SRottman an feinem £au3, ©efeeuern unb Äorn 1500 2$.; 
3a3per ©efelipfttf 400 2$.; SBerenbt 2)irfman 1200 2$,; Jungfer 
Sinnen oon ©efeloen genannt ©efelen £of mit barju gefeörenben 
3immern 2000 2$., ofene was frembbe (SbeHeute barin oerwaferliefe 
gefeabt; baS (SüfterfeauS mit beS (SüfterS ©erätfefeaft 500 2$.; 
#emrid& ßetbtman £of mit benen barju gefeörigen ©ebäuben 2500 2$.; 
ber Jungfrauen oon Ouernfeetmb £of an ben ©eböuen ©efeaben ge* 
litten uf 200 2$.; Reiben £au8 600 2;fe.; f. Soft ©toefbeiefeS @r* 
ben $au3 mit aßen barju gefeörigen ©ebäuben unb barin oorfean* 
benem anfefenliefeem Vorrat 2500 2$. ; 2)octor £enricu§ ©tarefe feht 
$<m$ unb jjimmer 2000 2$.; äBtttib weit. £errn ftenimeifter Änu 
weis an $an8, ©efeeunen, Äom unb anberm oerloren 3000 Xfe. 
SJorgefdferiebene Käufer fein alle in ber SReuftabt in breien ©trafen, 
als ßflbbers, Srofeerrn? unb ^amelingSftraßen in bie Slfcfee fommen. 



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26 

SfolgcnbeS tag«, nwr bcr 20. SRonatStag Julii, $abe mid) mtt 
»orgebad&ten ©eaeugen na&er bcr 9toben>id& erfüget unb bafclbft in 
2fogenfdjeht unb babet eingenommener Ihmbfd&aft befunben bcr Bürger 
erlittenen ©d&aben, mafeen fic bcnfclben angeben; unb erftlidfr bic 
SBittibe ipiatfuejjefd&e an tyren ©ebäuen 1500 $$.; £crman ©djmade* 
pepfer an feiner 2Bo$mmg 60 2$.; 3o$ann ©ommer an feinen ©c? 
bauen, Äom unb anbemt SBorrat 2000 2$.; £erman ftartelmepcr 
an feinen ©ebäuen, föramwaren unb ftorn 2000 2$.; f. 3o$an 
©tormerS 2üdjterl>au3 700 2$. ; 3o$an fteutter an feinen ijimmern, 
äorn unb Vorrat tat £aufe 2000 2$. verloren; f. 3ofym tebbt* 
meper an Zimmern unb SBorrat 1500 2$.; 5Jranfc Cö&ningS ättutter 
an allem verloren 1200 2$.; #err Slnton gürftenau an feinen oer* 
fdtfebenen anfeljnlidjen ©ebäuen, englifdjen 2üd)e, £orn unb anberm 
Vorrat oerloren 5000 2$.; Gorbt dürften 1400 2$.; Slbrian ftiiu 
telcn 1600 2$.; 3o^an Srafee 1000 2$.; Soft SBogelman 600 2$.; 
Soljan $Bo6 an feinen ©ebäuen unb Dielen ÄaufmanSroaren perloren 
3500 2J.; tfeinri* im 2Btncfet 800 2$.; ©ert ÄramerS antecessor 
©üman 700 2$.; SBicfbolb £arbeman 2000 2$.; ©orbt SRieftrate 
an feinen breien ©ebäuben verloren 1500 2$.; £etnridj geurborn 
2000 2$.; bie ftaberok&er Äird&e neben ber Äüftcreri leiber neben ber 
anfefcentlidjen ©pifce bis uf bie blogen ©eroölber gana abgebrannt, 
melier ©d&abe nidjt mit 10000 2$. erfefcet roerben fatm; baS bas 
nädtft gelegenes ©tabtt$or, baS $)etd&tljor genannt, neben bem $Pferfe 
unb 2öad)t$aufe unb anberer aur SSeftc geljörenbe ©ebäu eingeäfdjert, 
roclt&er «Schabe bann mit 3000 2$. nidfrt nriebev emaurtd&ten, mafcen 
ban felbigeS roegen ber ©tobt obliegenben SBcfd&rocr unb Dfytoermus 
gen^eit annodfj uf heutigen £ag nit roieber in bäulid) 2Befen gebracht 
werben fann; 3o!>an ßommer 600 2$.; £etnrid& Sßunge, ein Gramer, 
1500 2$.; (SaSper ©grober 700 2$.; f. (Sorbt geurbomS SBittib 
600 2$.; f. tfeinrict ©tetnmeperS ®rben 2000 2$.; f. £ermen <§bb& 
meperS ©iben 1800 2$. ; f. Sod&im äBfotbroefö beebe Käufer 800 2$.; 
(Sorb £olbtgräoe 1500 2$.; tfehtrid) ©ülbener 1000 2$.; So^anneS 
Sßröbfi, ein ftramer unb £anbel$man 3000 2$.; 3o$an oon Duern; 
Seimb 200 2$.; ©fcriftopf geurborn 1000 2$.; 23neS £0$ 900 2$.; 
2B. SBoHmerfd&e 600 2$.; $aoib ßöfoung 900 2$.; ftolef 2Bifcraan 
500. 2$.; %of)an 2:imcn 600 2$.; geraten Sßortman an ©ebäuen, 
2Bollcn unb anberm Vorrat 2000 2$.; Gorbt Äupferfd&miebt 
400 2$.; Hermen ©raoe 200 2$.; ©tattuS 2Bortman 500 2$.; 
Jasper ^öoener 400 £&.; granft SBrunmg 150 2$.; 2^eop^el 
^olbtgräoe 1000 2$.; beS ©c^arfri^terS 2Bo^nung unb bar$u ge^o- 
renber 3»cnö^ «ttb 2:^urmb jur ©tabtoefte gehörig: biefer ©djabe 
tonn nic^t mit 1500 2$. nrieber eingerichtet »erben; %of)an ©c$eper£ 
beebe Käufer 600 2^.; £ehttf<$ ^urrelbrincf 600 2^.; gJctcr 9foipe 
100 2$.; fflönnel 700 2*.; ber fcufcbtdfer 300 2^.; 2Btttib Äöftcr^ 



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27 

fd&e 200 2fr; ©tetnpförtner 300 2fr; (Srnfi ©cnrum 600 2fr; 
<Puloerma<fer 200 2fr; SaSpcr »öcfer 200 2fr. 

golgenbs tag3, mar ber 21, Julii, bin weiter be3 morgend 
mit vorgebauten beeben ©eaeugen auSgangen, um bie ©<&aben in 
Bugenfdjeht au nehmen unb ber Bürger 2foöfage, fo fie auf i$r ©es 
totffen getfym, ju protocoßhm $)erobe$uf barnt ein folgenbe§ ufc 
genomen unb erftli<$ f. Soft SBöcferS 2Bittiben befragt, gab tyren 
©d&aben an uf 150 2fr; (Sorbt SBöWer 250 2$.; öerenbt »ubbe 
400 2$.; 3<>$an ffiid&ter 400 2fr; Soft «rhttfman 100 2$.; 3<>* 
f>an ftae 450 2$.; Sofan ftemmert 500 2fr; £einrid& £owt!>o 
2500 2fr; ©erenbt ©gröber 800 2$.; Sofrm 2Btbtbro<f ber jünger 
300 2fr; £etnrid& Äeue 350 2fr; fiulef tfurrelbrindf 900 2fr; 
<£orbt Äreufceberg 700 2$.; (SaSpar tfaefman 800 2%.; ßlebrad&t 
9tof#enbufd& 900 2fr; £einrt* ©raffarenbt 1000 2fr; ßulef ftltn* 
genberg 3000 2fr; ßübedfe SButff 700 25,; $einrid& formen 400 2fr; 
303. Äofterftfe 600 2fr; (Sorbt tfurrctbrtncf 900 2fr; SB. f. fiubolf 
3feurbom3 1800 2fr; Jürgen Ärubup 700 2$.; 2oratie3 Jörhufc 
mannS beebe Käufer 800 2fr; 3o§an »arenljolfc 2000 2*.; Soft 
Seaman 300 2$.; 2ämtie3 Äorbing 1500 2fr; 3o$an ©grober 
800 2$.; $erman 2*ebben (Srben 900 2fr; <5lau3 SörenedP 800 2fr 
fiueefe »eerman 800 2fr; SBiUem atteger 150 2fr; (Sorbt 2>ete* 
bing 300 2fr; <£orbt ©iefmon 300 2*.; ©ert fterateefer 300 2fr 
Simon 93abe 1000 2fr; 3o^on ©erbenevS beebe £äufer 800 2fr 
Sofrm Utföoff 300 2fr; Soft tfeefman 150 2$.; SB. $ungefd&e 
500 2$. ; JtetttorS #of mit bem fleinen #aufe unb Dielen jammern 
wirb angefdjlagen ad 3000 2fr, o$nc roa§ frembben abelidjen $ers 
fönen, fo ifcen Vorrat oenDafcrlidj barin gehabt, oerbronnen; 
f. Äupferfd&mibtö (Srben 100 2fr; f. Sofcan ftruroel« brei flehte 
Käufer 300 2$.; f. tferman Plattfußes brei fleine Käufer 300 2fr; 
£erman (gbbemeper 300 2fr; 3o$an 9fonbertng$aufen 300 2fr; 
3>reifc SWeiercorbt 1500 2*.; Sofom £effe 300 2fr; Gggert Me 
200 2$.; ftriebrt* 9töcfclman 100 2fr; tfefnrtdj »uermeger 400 2fr; 
©eoefotten £of wirb angefangen ad 500 2fr; Sbfrm 2lf$ler 400 2fr; 
Soft ©rot&ufj 200 2fr; f. tfermen (Sngelfing 600 2fr; £einridj 
engelfing 400 2fr; £einri# ftöttger 400 2fr; f. Engelbert mtttb 
bergeS (Srben 1000 2fr; Gorbt Äupferfdjmiebt 200 2fr; ©ert Beer* 
man 1000 2fr; f. tferrn ßemridj gfeuftcfenä (Sxbtn 1000 2fr; 3o$an 
to ©Osten 200 2fr ; f. 3org 3*nfcen &<m& 800 2fr ; Wl 2Ri*eI 
2:ieß 2000 2fr; 3o^an ÜWötter 400 2fr; 3o$an »uf* 400 2fr 
3acob 95are4oI| 900 2fr; 3o$an (Sri* »er*man 2500 2^. 
Surfen ©ottman 200 2$.; ^elrni* Bernau 700 2$.; 3onaS 2War: 
cu$ 300 2$.; 3o^an »artf^aufen 600 2fr 

$>iefer @*abe ift uf ber dlobtmiä) an ber ganjen @tehtftra§en, 
£öber^, @*euem unb anbern fleinen (Straften gef*e^en, unb ift bie 
ganae Mobemi* aufter^ott weniger Käufer, leiber leiber gana einge^ 



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äfd&ert roorben ; unb mirb bcr uf bet 3rret$ett bei bicfcm Unglücf crs 
tittcncr ©djabe nit eingerechnet, meld&en 3. tfod&m. unb @n. burd& 
ein abfonberlidfj «Snftrument *) aufaeid&nen laffen, bcr bann aud? mit 
oielen taufcnb 2$. ntd&t mieber au erfeftetu 

33on barab mir un§ nadtjer bcr 9Künd&eftra&e erhoben, maretn 
befunben, bafj in anno 1640 uf trium regura cht 8ranb oon gotte 
lofen 93uben angelagt, welker ©d&abc bann burdj ©otteS gnabtge 
£ülfe balb gerettet, alfo bafj nur brei SBürgerljänfer barin aufgangen, 
weicher ©d&abe bann fiefc etman uf 1500 2$. betragen müd&te* 

SßeiterS fcaben mir uns nad&er ber 93ädferftra&e erhoben, mo* 
felbft leiber sunt drittenmal in anno 1640 im Aprili ein fteuer, 
fo burdfr oorgebrad&tc oerameifelte Shiben angelagt (bie bann &ertta? 
d&er audfr t§ren moDloerbienten £o$n beSmegen befommen), auSfonts 
men, marin fünf oorneljmer 93ürger Käufer unb beren 3immer audj 
aufgangen, unb berietet ber eint gorltö SRorfcel bafe er bei bem 
33ranbe über 2000 2$, wert oerloren ; ber anber Slbolf Sarremepcr 
fd&äfcet feinen ©djaben ad 1500 £§.; ©onrobt £arfc 1000 23m 
Slrenbt 2$urn 800 2&; £einrtc$ ©iefe 500 2$, 

SßeiterS fytbe id& ber 3fa>tartu8 mid& unterm 23. Julii mit vox* 
beschriebenen ©ejeugen au benen bürgern, meldjen in anno 1635 
ber grofce Sranbfd&obe uf ber 2Befer, marein fte UjreS ßhmemanbeS 
quett morben, jugeftofeen, oerfüget, biefelbe gleid&ermetfe uf iljr ©c* 
miffen befraget, bie bann bei magren SBorten auSgefaget, mie folget 
(Srftlid) 3o^an £immerman angeben 4000 £$.; 2:otmie§ S)etering 
2400 2$.; ßulef aur aflü^en 1000 2$-, Jürgen ©d&lipftebt 1300 2&; 
Gilbert «Rottmon 1000 2&; ffiamer ^öppelman 2000 2$.; granfc 
Sarttyaufen 300 2$.; £ermcm ättüller 200 2$.; 2*t>e6 SBelbman 
300 2$.; 2fc ©tocfbeid&fc&e 1000 2& 

SBeiter fjaben mir (Srfunbigung angelagt unb in ber !Mad&fragc 
bei ben trafiquirenben $erforbifd&en ^Bürgern, als 2Banbfdjneibcrn, 
Kräutern unb Dörfern befunben, bafe ibnen in anno 1638, mie bie 
©tabt gtoberborn uf $$Uippi<Jafobi $la$t oon ben Reffen Golfern 
erftiegen unb auSgeplünbert, fte inSgefampt, mie fte fold&eS uf t$r 
©emiffen mo§l beponieren fönnten, über a^anaigtaufenb 2$, ©d&aben 
gelitten. 

Summa summarum be§ ganaen erlittenen ©d)aben§ betraget 
ficö ad Ijunbert neunaig ad&t taufenb ameüjunbert unb a$en 2#aler. • . . 
©o befinben fid) oud) bie etngeäfd&erte ^auöftatten, ©Ott fei eä ge 
flagt, aud& gröfjten teils müfte unb o$ngebauet. . . . 

Sig. Notarii. 

^erman ©d^maefepepfer, Sftotar* 



s ) eö fonnte ntd^t ermittelt werben. 



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29 



Beilage 3. 

8er$eid}ttn£ cfcltdjer fonberbarer ocbeitftnürbtger 3uffttte, fo ftdj ttt 

biefent Secnfo nnb jtoar fieber 1609 in nnb mit ber ©tobt $erforb 

begeben nnb angetragen. 

StsIL fünfter Mss. VII. 3326 a. 

„Ao. 1638, adjt Sage oor ©. .^acobttag ift cht groß 2Better 
entftanben, unb ber £ljurmb an ©. 3>afob$firdjcn uf ber SKaberoid) 
burd) ehien erfdjrecflidjen 2)onnerfd)lag an feinem Söebecf unb ©djieber^ 
fteinen rings Ijerumb gefdjelet unb febr befd)äbigt, gleic&moljl alfo, bag 
o§ne greurönot abgangen unb feine (Sntjünbung barauf erfolgt. 

Sfn felbigen 1638. Safyxt, am £ag ©♦ Safobi (Quli 25.), gegen 
Stbenb aroifd&en adjt unb neun Uljren, rft eine große geuerSbrunft in 
ber ©tabt £erforben entftanben unb baS jeuer in £erman jum Styabtn 
©Neunen auSf ommen, unb gmar uffr Sfteuenftabt oiele oerfdjiebene £äus 
fer, al§ an unb umb ben üfteuenftäbter $ird$of, in ber £amelingftraße 
unb fonberlidj ber SReuftäbter Ätrdjen ju ©. ,3o§anni§ feljr fd)ön erbaute 
©ptfcen, moran fidj ein ftücf brennenb ©peef gefefct, fo feljr rooljl märe 
ju löfdjen geroefen, man nur ber ©d&recf, fo bei abenbaeitigen geuerS- 
brunft in ben ßeuten, fonberlidj audj ba mie vorgeben efctidje fieitern 
aus bem 2$urmb genommen gemefen, es nidjt oerljinbert, gang eins 
geäfd&ert, bie barin bangenbe brei fd&öne ©locfen ganj oerfdjmolaen, 
93on ba baS geur ftd) meiter ausgebreitet unb auf ber SUtftabt umb 
bie SOtftäbter Äird&e, an 3. f. ®ru Sßeinfetter, item abteilten 
33ormerf unb enblidj aud) ber Jftaberoicfc erreicht, ba es benn fcljr 
graufamb geljaufet, alfo baß bie juoor oon bem SBetter abgebetfte 
©. SafobSfirdje an tyrem überblieben ^oljbebecf, and) fonften m 
roenbig gleich bero uffr SIReuenftabt, gufambt ber ganaen SRaberoidj 
außerhalb menig Käufer leiber in fed)S ©tunben ganj in bie Slfdje 
gelegt nnb ein überaus groß Jammer unb (Slenb in ber ©tobt £erfors 
ben bie *Rad)t über gefeljn unb gebort morben. ©ott motte fte fortan 
für foldjer großen ©träfe gnäbig bemaljren, unfere bergen rüljren, 
baß mirS erfennen unb ^erjlic^e 2htße tfjun mögen. ÜRan (jat nie^ 
tnalS erfahren fönnen, mober biefe große erfd&recfltdje Sfrunft ent* 
ftanben ober oerurfadjet, fonft fein über bie 300 Käufer an geuer* 
ftätten barin, anbere gebäube ntdjt mitgerechnet, eingeäfdjert morben," 



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II. 



©tabtifdjeS nnb lättblt^c« Saumefen 
in SKtwcftfalcn. 



3. 9. Stortyoff- 



SBiQ man ba$ glorreiche Jhinftleben be$ 9ßtttelalterS 
unb ber JRenaiffance in ©eutfdjlanb beurteilen, beren 
©d>öpfungen richtig toerfleljen, beren $errli<$feiten audj 
mit bem (Semüte erfaffen, ba mufj bie moberne SBrifle ber 
ffunftanfäauung fattem StefHjetifdje 1 ) Sfntoeifungen, Icljr« 
Ijafte «tabemien, tfjeorettfdje Spulen, 2 ) Saupläne, eine 
©onberung ber JMhtfte, ober gar brei (^ö^ere) Äünfte 
gegenüber geroerblidjen, eine Scheibe jttufäien Äfinftlern 
unb $anbtoerfern gab eä enttoeber gar nid>t ober bod) in 
anberer Buffajfung unb Uebung wie tyuit. 



*) „2>ie fpetulartoe Äeftyettt, bie üo^ugÄwcifc gepflegt nrirb, tft für 
bie SÖilbenben unb Sauenben faft ebenfo unfruchtbar, wie für bie 93e- 
fdjauenben fdfjäblid). (£8 fetyt biefer Heftljetif an fonfretem 33erftänbnifj 
beö ©d)önen . . / (£in $Did)ter unb ßunftfenner bei ©. ©emper, JDer 
Stil, (1860) I. S. XIX. 3m 18. Sa^unbert erft arbeitete fid& bei 
un$ ber mmben$afte begriff „Äunft" $erau$. S3gi. ©rtmnT* ffiörter- 
bud) V, 2681. 

•) The art schools of the Middle Ages were such in the truest 
sense. Nothing akin to modern academic methods existed in these 
schools. They were strictly schools of practice, where the novice 
learned his art by taking part ... Ch. H. Moore, Development 
<fe Charakter of gothic Architecture 1890 p. 282. 



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31 

aSoücnbö trifft biefc fieljre ju Jjinfidjtlidj bcr mannig* 
faltigen Jhmftfd&öpfungen, bic n?ic perlen ben JRuljmeä* 
franj jieren, ben fid) baä einft fo auägebefinte SBeftfalcn* 
lanb in bcr (£ulturgefd)id)te errungen fyat $n ber ©olb* 
unb ffiifenfd&miebe, in ber ©d&nifcerei Don f)oIj unb ©tein, 
in ber SWalerei gleidjnrie in ber SBaufunft Ijat e$ Sßerfe 
gejeitigt, bie fid) cnüoeber ben frü^eften ober bod> ben 
fdjönften üon Deutfd^Ianb einreiben; bcö^atb maren toeft* 
fälifdje (Erjeugniffe ober JJünftler aud) öielfacfy jenfeitä 
ber fianbeögrenjen gefugt unb geehrt. ®a$ Styriftentum 
traf in SBeftfalen als SJermäd&tniffe beS $eibentumS motyl 
eine ^ierfdjnifceret unb SÄalerei, ©olb* ©ifenfd&miebe unb 
SBronjegufj, ©laäfabrifation, SBeberei unb ©tiderei 1 ) u. Ä., 
— aber 2tfle$ nodf) fo urforünglidf), toenn nid^t in ber 
jEedfonif fo bodj in ber gform, bafc es burdfoauä ber 93er* 
ebelung beburfte. ipöd&ftenS genügte ber #oIjbau mit 
feinen 3i ert)c K unb ftarben »eitern Änfprüdjen. 

83a« bie fyöljern Äünfte, SBilbnerei unb SWalerei, anbe* 
langt, mußte ebenfo auf grünem SRafen angefangen werben, 
nrie im ©teinbau. ffiar aud) eine gennffe 9Wauerted)nif 
bem #eibentume nicfyt fremb, 2 ) ber eine ober anbere 
ÜRauermann toieber ju bertoenben, — ein ©teinbau, ber 
aud& nur befdjeibenen Änfprüdjen jufagte, toar oollftänbig 
ntVL ins Seben ju rufen. 

®a$ ift nad) ben ^eugniffen ber alten SBaubenfmäler 
unb ©Triften gefdfjeljen, unb jtoar in fo funbamentaler 
Anlage unb flarer ©ntmicfelung, baß ber l)ieftge Äunftbau 
ber fjril^icit, toa$ bie JluSgeftaltung ber SBerfe unb 
namentlich toaä baä SBefteUen ber Sauleute betrifft, einen 



iy yW. 2öa<!ernagel, Giemen ©«^riften (1972) I, 38 ff. Horb* 
Ijoff im (Sorrefpotibena-SBtatt für Stntljropologtc, (Senologie unb Urge- 
nte 1890 6. 105 ff. 

*) SR. in ben Bonner 3aljrlmd)ern bei öereinö non SntertljumS- 
freunben im atyeinlanbe (1899) $. 104, 129 f. 



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32 

©piegel abgeben fann für bie parallele Hrd&iteftur anberer 
fianbfd&aften. Qutxft festen bie ©rofjflöfier, 1 ) namens 
lid) Coröei 2 ) (unb Sffen), 8 ) bann nadj ber ffienbe be£ 
ftatyrtaufenb* bie Domftifter, öorab *ßaberborn 4 ) (unter 
Sifdjof 2Weinwerf 1009-1036) «He« baran, um Ujren 
Äirdfcen unb ÄapeHen, *ßortifen, Äreujgängen, unb tote bie 
oft weitläufigen Sauten afle gießen, eine <£inridf>tung unb 
Ausstattung ju geben, bie ebenfo ben fird&lid&en Sebürf* 
niffen, ben liturgtfdjen .ßwedfen, wie ben gorberungen ber 
©d&önl>eit entfpradj — Äffe« weit Ijinweg über ba«, was 
ba$ f)eibentum befafj ober toermod&te. ©ie befdjafften, 
äf)nltd) wie fpäter bie £aien*33auf)erren, bie SBaumittel 
unb SWaterialien, fie beftimmten bie ©ruppierung ber ©e* 
fammtanlage, bie ©eftalt, 9Kaaf$e unb Sierarten ber 
Steile, unb wa« anfangs gerabe eine Jpauptforge war, 
fie wußten bie fähigen unb brauchbaren Gräfte gu gewinnen. 
Siegen fidf> bie Jjeimifdjen ffiertleute al$ Arbeiter, 
Steinbrecher ober gar als SKaurer anpeilen, fo waren 
bodf> mit ben üornetymern ffirdfjengeftalten 5 ) unb ©dOmudE* 
mittein bie etgentltd&en Äünftler ber Sonftruction unb 
©teintyauerei noc% langest, fall« fidj nid&t gerabe SBanber* 



l ) Sereinaelt forgte audj auf bem £anbe (£erafelb) ein fränfifdjer 
©eiftltdjer gletc^ für ben Ätrdjenbau (opere polito). @. §erolb, 3>te 
taufenbjaljrige ©eföid&te beö ©eutemwefenö fcergfelb 1886 @. 46, 65. 

•) ©gl. SR., ©oroct unb bie weftfälif^-fö^flfd^e gruljardjitefrur im 
föepertorium für tfunfttoiffenfdjaft (1883) IX 147 ff., 196 ff., XII 372 ff. 

8 ) ©. ^umann in ben »onner 3aJ)rbüdjern £. 82, 75 ff., £. 93, 
89 ff.; berf. ber Söeftbau beö fünfter« au (Sffen 1890 mit Safein unb 
Figuren. 

4 ) ©gl. 5R. in ben Sonner 3a^rbü(^ern £. 89, 168 ff. 

8 ) 33orab SBaflHfa unb Zentralbau. ©. fceljio unb @. ö. «eftolb, 
$ie firdjlity »aufunft be* Slbenblanbe« 1892 I, 179. Sluf 2BeftfaTen 
fommen im 11. Saljrljunbert aud) auffaHenb oiele ©puren bqjantimfdjer 
Jhmfteinflüffe. ®. <Dobbert in ben ©öttingtfdjen gelehrte ^ngeigen 
1890 S. 881 f. 



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33 

meifter metbeten, aus ben alten Jfunftlänbern (ftranfen) 1 ) 
©aflien, 2 ) Stalten unb gumal au« ber fiombarbei 8 ) gu 
übernehmen ; burd) biefc galt es, fomo^I bie tjöfjeren SBau* 
an^Qabtn gu bewältigen, als, morauf es roefentlidfo anfam, 
bie fyeimifdjen ffräfte gu untermetfen unb gu faulen. — 
Damit legten ftd) bte feften gunbamente gu einer Hrdji* 
teftur, bie gu fdjlidjter Uebung tyie unb ba aufs fianb 4 ) 
unb gu funfhreidjem ^Betriebe in bie ©täbte fortnmdjerte. 
©o entftanben ben (Stiftern burd^fd^uittlid^ fdjon 
impofante ©ebäube unb oereingelt aud) Meinen *ßläfcen, 5 ) 

l ) Stuf granfen (öulba) geljt wof)l alö ältefte«? 33aubenfmal be$ 
Conbeö gnrütf: bie erfte tfirdje unb bie Ärnpta $u OTefrfjebc, weil in 
9J?auern unb ©ewölbcn folibe, aber an ©imfen unb ©teinljauerei arm 
ober bürftig, nur tljeilweife mit ßalf, fonft wie bie bortige 9Burg blog mit 
&I)m gemauert. % Ärnpta unb (Stiftdfirdje gu 9ftefd)ebe in ben Bonner 
3a^rbü4crn (1892) £. 93, 103 ff., £. 104, 129. 

•) Mox etiam accedere jussi, quos e Galliis accersiverat fabri, 
murarii et ceraentarii . . . gu @djilbefdje 939. H. Erhard, Reg. 
Hist. Westfaliae I p. 125. Graeci operarii (Slmalfitaner?) 1017 
für btn S3au ber SBart^olomäifapene nadj Sßaberborn berufen. Vita b. 
Meinwerci c. 48. 

*) % 3)ie Sombarbifdjen 93au- unb ßaufleute in flltbeutfdjlanb in 
ber SlUgemetnen 3eitung 1891 29/10. Ecüage.ftr. 253. ®. Jumaitn 
in ben Bonner 3aljrbüdjern 93, 106 Be^üßlidr) beä großartigen 2öeftcr)oreö 
gu ©ffen. 

4 ) £5nblid)er SBaufunft entfprangen öielleidjt fc$on bie fleiuen ©teilt« 
firdjletn beä alten 3<tf)rtaufenb$ gu Sllmc, 93ocfelolj unb ba$ Ijödjft inert« 
würbige SBaubenfmal gu «£>öoel im #r. öübing^aufen. (Sä Ijatte gwar 
fdjon runbbogige genfter, aber biefe waren [er)r Hein unb r)oc^ angebracht, 
bal Material fein gcrfTetnertc aber rolje ©tücfe au$ Ortögruben, ber 
SRaum fdjlidjtweg mit 93alfen unb Brettern Belegt, oljne 3iwben. $)er 
Söefttlwrm war fpäter angefefct, ber ßl)or urfprünglidj gewiß gerabe, 
fjödjftenö mereefig oorgelcgt wie ber fpätgotf)ifd)e (5f)or oom 3ö^e 1527. 
SRorbljoff, §olg» unb <§teiubau SBeftfalenö in feiner eulturgefdjid)tlidjen 
unb foftematifdjen (Sntwicfelung 1873 mit tafeln @. 78, 350, 403, 97, 
ogl. baf. <5. 406 bie alte flapellc 31t ^offenborf bei ^altern. 

6 ) So offenbar ©obetyeün oon (5or*ei ax\$ mit bem fpätantifen 
Kapital, bat g. 3. auf ben ftirdjljofämauern (!) lag. 0. ?lff eburg in ber 
LVIII. 1. 3 



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34 

bie iljnen irgenbttrie näfjer öerbunben toaren, funftreidje 
©teinfirdfoen. Qfn biefer lehrreichen 8$erfud)$jeit marb btc 
SBafUifenform am erften 3)ome ju Sßaberborn fd^on mit 
ffrgpta, l ) an ber ©tiftsfircfye ju Sffen (c. 873) mit einem 
SJreuje, ebenfo bie SRotunbe ju Sßaberborn 2 ) (unb ffiffen) 
nad) bem ftaljre 1000 auögebübet, unb trofcbem fidj ba« 
<Stüiftifd>e nod) tyalb in ben übernommenen SWuftern ber 
?tntife, fyalb in ben formen beö f)eimifd)en §oljbaueS 
bewegte, »ererbten ftd) bod) fdjon au$ jenen üerfdjiebene 
©imSbilbungen mie bie attifdje 33afe, au8 biefen ©Ke* 
berungen 8 ) mie ba$ SBfirfelcapitäl unb gettnffe ©runb* 
formen tute ber gerabe <£{>orfd)lu& auf bie 3ufanft. 4 ) $ a 
inbeß bie ©teinarcfyiteftur im Setriebe toie in ber Auf* 
nannte immer nod) örtltd), alfo ntd^t national, auftrat, 
lägt ftd> fdjmerlid) fdjon, aud) bei ben frönen ©tift$n>erfen, 
oon einer ©ttlfunft, etyer oon einer (frfil))romamfd)en 
Saufunft reben. 6 ) 



(Söeftfäl.) Settfdjr. für ©efdr)id&tc unb SUtertljumefunbe 54 I, 196. Ueber 
ba« Hlter ber Ätrdje H. SH). §olf d^er in ber ©eftfäl. 3ettfdjr. 89 II, 131. 

! ) ... in Patherbrunna . . . beati Petri apostoli vicarius . . . 
in crypta ibidem noviter construeta quoddam altare consecrans 
adorandas in ea protomartyris Stephani reliquias . . . collocavit. 
Vita b. Meinwerci c. 1. H. Erhard, 1. c. I Nr. 227. 9t. in ben 
SBonner 3<rf)rbüd)em 89, 165. 

•) «1« bebeutenbftc bie Sudborfffrdje 9JMnmerf$, »eil ber l). ©rab« 
fird^e $u 3«nifalem öeräljnli(§t. Vita Meinwerci c. 120, 122. $a8 £reu$ 
oermutet aud) im dorüeicr ©tiftungSbau nadj beut HWufter üon (Sorbie 
£. ©raf im Stepertor. f. ßunfhüiffenfdjaft XV, 108. 

8 ) 93gl. ®.$uinonn, Ueber bie (Jntfteljung ber ©ürfelcapttäle unb 
ben (£influ§ beö $ol$baue$ auf bk Sluäbilbung conftruetioer unb orna- 
mentaler ©inael^eiten in ben Sonner Sö&rbüdjern (1889) $. 88, 173 ff. 

*) tt. a. D. <&. 100 ff. 

B ) Sgl. Ä. @d)naafe, ©ef<f)icf)te ber btlbenben flünfie A" IV, 339. 
8. (Springer in ber 3eitförift für bübenbe Äunft VIII, 174. 



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35 

Stäbtifdjes Baiusefen. 

@S war gegen @nbe beS 11. $af|rt)unbert$, als ftd) 
audj bie großen Sanbfd&aften in Territorien jerfefeten unb 
bie alten ©tanbe8öert)ättniffe umbilbeten, 1 ) ba fyattt bie 
Saufdjule üon Soröei mit üjren feinen formen big in ben 
fernen Sorben, jene Don Sßaberborn 2 ) mit fd)tid)teren aber 
fyanblidjeren Stiftungen bis an ben 9 f Heberrf}ein ;t ) manche 
Sßrobe beS SauaermögenS geliefert, ba& S3oH bafür ge* 
toonnen unb an tycimifdjen ©reiften fo Diele jünger aufr 
unb burdjgebilbet, baß bie nun auflommenben ©tftbte, 
inbefj ba& fianbljanbiocrf befdjeibenere SBege fyielt, bie 
©rrungenfdjaften ber ©tifter 4 ) unb üjre §anbtoer!er bie 
SBauübung ber fremben 2fleifter aufnehmen fonnten. 

©ie ftnb, bie einen früher bie anbern fpäter, aufge* 
fommen neben einem ©rojjflofter, ©ifdjofsfifce ober einem 
anbern ©tifte, neben einer $ofburg ober auf einem IanbeS* 
f)errlid)en Sßlafce als bie JBrennpunfte be$ SBerfeljrS unb 



*) £. ©Araber, 3)ie alten 2)t)nafteuftämme anrifdjen Seine, 2Befer 
unb SMemel 1832 I, 76, 87, 161. ©. 2öaifc, $eutfdje Söerfafftmgöge* 
föidjte A« V, 462 ff., ogl. ©. 403. ©tüuein SBiganb'* Slrdjio III, 127 ff. 

*) (Schliefet fid) bie großartige Äreugabnalmie ber ©rterofteine c. 1115 
(*gl. 8. Äifa in ben Bonner Safjrbüdfjern 94, 73 ff.) nod) an bie alte 
Sßaberborner ober oerbunben -burdj bit wotjl motioirten ©cufyturen $u 
©rwitte /2fbbübung bei £. g. 9Kaa$inann, ßgfternftein i. 20. 1846) 
an bie aufblüfjenbe 6oefter Äunft? 

8 ) 91. 3)ie SBaugenealogie ber 21bbingt)offd)en ßrnpta ju Jßaberborn 
in ben SBonner Saljrbüdfjern 93, 94 ff. 

4 ) 5)ie flöfterlidj«clcricale SBauübung festen t)ier woljl faum irgenbwie 
bie SPrätnonftratenfer (ogl. Urf. oon 1248 in ben £iftor.'$PoIitifdjen 93lät* 
tem 87, 96), et)er bie Giftercienfer (©djnaafe a. £). V, 321. 9t. in 
ben JEuitft- u. ©efdj.'2)eufmälern ber Sßr. SBeftfalen II, 141 f.), fidler 
einzelne Sßerfonen, wie namentlich ber SBeltgeiftlidje 93ertljolb oon 33erg 
gu Sratel (g. 8. &o$ in ber SBeftföI. 3eitfdt)rift 24, 257), in neuerer 
3eit namentlich S3ettelmöndt)e fort. 5R. in ber weftbeutfdt). 3eitfd)rift für 
@efdt)id)te unb tfunft VIII, 220 ff. 

3* 



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36 

bcr ©etoerbe, bcr Arbeit unb beS SBerbienftcS, als bie 
ÜWagnete tton Änfieblern aus bcr §ttät)e unb feilte. 3 e 
me^r fid) bie (Statten befcötfertcn, überkamen ifjre Sanb* 
nrirtlje, ityre Äaufleute unb $anbtuerfer, waren fie nun 
altanfäffig ober jugetuanbert, mc^r ©id)etf|eit für iljre 
<ßcrfon, met)r fyrei^ett für iljre §autt)ierung unb iljren 
SBaarenabfafe, unb fcfyliefilicfy bie SRedfyte einer ©tabt. ©o 
nmrben and) itjre 93au^anbU)erfer freie SBürger unb bie 
Don irrten getragene ffunft eine ftäbtifdhbürgerlidje. *) 

©ie tyabeu biefelbe bann audj — unb jnmr als iljre 
$aupttr&gcr — ausgeübt uodj Diele $al)rljunberte beS 
2WittetalterS t)inburd) bis tief in bie SJJeujcit. £>ie ftäbtifdjen 
SWeifter uoflfütjrten balb ganje Sauwerfe auf eigene Sfauft, 
motten biefe and) anfangs an Stedjnif unb gorm ben 
früfjern SBerfen auswärtiger SBauIeute nodf) ftdjttidj nadf)* 
ftct)en. 2 ) Die [enteren jogen ab ober blieben nur für 



l ) ©. u. 9ftaurer, ©efd^tc^tc bcr ©täbteöerfaffung in Steutfdjlanb 
1869 I, 408 II, 481; über baö 12. SaWunbert a!S Slbf^Tufe ber etabte- 
öerfaffung bof. II, 323 ff. 356. o. 33 c low, in ben ©öttingiföen gc* 
Icr)rtcn «geigen 1892 6. 420. 

■) Sin @t. Wlaria im (Sapitol $u $öln erfd^ten fd)on bem fdjarf« 
finnigen 5*auforftr)cr 5- u. Huaft in ben SBonner Saljrbüdjcrn (1847) 
X, 202 baö altere SWaucrwerf fcf)ön unb regelmäßig, \>a& fpätere Ijanb- 
werfömä&ig. 3)er $ircf)tf)urm beä 1072 angelegten fllofterd ©raffdjaft 
jeigt ein fräftig imb flar auSgebilbeteS Su&gcftwfc bagegen einen fo nadj- 
läffigen 2lufbau, ald toenn ungefdjitfte £änbe baran fertige abgelöft 
Ratten. 3n fünfter batiren bie <St. 2ftaurifctljürme mit Öifenen, 
©imfen, arcabenartigen Senftem unb mit atrifdjen SPafen oljne föcfblatt 
mö ber 3eit oon 1064—1084, unb bie 8ubgeriftrdje bafelbft, tueldje im 
Sleufjern biö auf bie $reu$giebel fanm eine s 2lufjenbelebung tyat, ift wo^I 
ljunbert Safjre jünger. S3gl. 91. in ber 2öeftbeutfdjen 3eitfdjrift für 
öefd)td)te unb Äunfi 1888, ©. 324. £ierf>er gar)(eu $u fünfter ber 
Unterbau beei 8amberritf)urmeö unb bie tfaugmauern beö Sftatljtyaufetf 
(ugl. £. ©eieberg in ber Söeftfal. 3eitfdjrift 20, 346; 32, 20), gu 
@oeft ba* alte Sßalatium (ft. in ben Bonner 3«I)rbüd)crn 67, 108) unb 
bie primitiue SBaftlifa 311 9Wcimng.cn, ju Cöuabrücf bie ÜRorbfront beö 
öfilidfjen ©omfrcujeö. 



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37 

furje Qtxt nod) bem einen ober anbern SBauplafce. *) Der 
©teinbau faßte um 1100 immer wetteren unb gebcil)ltd)ern 
3ru& im 33olfe uub im £anbwer!e, fo baß er bie Äirdjeu 
unb JHüfter faft allgemein, barauf bie SBurgen, bie SRatl)* 
Käufer unb mel;r unb me^r and) bie Söürgcr^äufcr ber 
©täbte eroberte. 

aKit ben 3fremben Jdjwinben bie antifen SWufter unb 
SBilbungen, mit bem $oljbau feine formen, fofern ftdj 
beibe nidjt bereits eingebürgert Ratten, mit ber verbreiterten, 
nolfdtf)ümIid^en Uebung ba& SBedjfeln eben bewährter 
formen jwifcfyen ben oerfdjiebenen, aud) auswärtigen SBau* 
plagen. Sie ftöbtifdjen 93aulcute, fd)lid)te £anbwerfer, 
waren ftd) gewifj ifyrer @d)Wäd)en wie üjreS 2Wut^eö bc* 
wüßt, wenn fie uon Meinen SBerfen ju größern, oon ber 
einfachen ättauerei, worin fie ju ipaufe waren, balb unb 
früher, als auswärts gefdjalj, jur SBölbung 2 ) uub, inbem 
fie ben örtlichen ©tein mit einem bübfamen wenn audj 
entlegenen SWateriale üertaufdjten, oon ben jerfleiuerten ober 
bewerften ©lüden jur Ouaberbilbung, Don ben fdjlidjten 
Oformgliebern ju reichern ©imfen unb Ornamenten empor* 



*) 93on ben 39aumeiftern (5ricu3 (©nricuö?) ju (Sappenberg (1122 
3$. 31 gen in ber SQöcftfäl. 3eitfdjr. 46 I, 173, 187) nnb fcerenfribuö 
(etwa eine ©eneration fpäter) gu Soeft füfyrt feiner einen eutfcf)ieben 
rocftfälifd&en, ber erftere in ber Nebenform gar einen bauten, ber im 
11. 3a W. unter ben €tctnmefcen ber öombarbei (Springer a. O. VII, 9) 
oorfommt, hit fid) häufiger im ©teinc oerenrigten. gür bie 3cit nnb 
Umgebung flehen an Secfmit ober ^formen als aufcerorbenrlidje Sr* 
Meinungen bae Jtirdjlein gu Sbenfen, ber GJjor au Qrifd^becf unb bie 
mvd)t ju 2Barienl)orft (bei £afe, üflittelolt. Saubenfm. 9Keberfarf)fenö I, 
140 29 $af. 7. 9t. in SBonner Saljrbb. 90, 88) unb im ©oefter Waw 
gebiete bie SBorljalle beö ©oefter 3)omeö, bit Kapelle ju Srüggelte unb 
namentlich bie <&d)lofjtapefle $u $f)eba (9i. in ber ungemeinen 3ntung 
1891 29/10 «Beilage*. 253 <5. 4) Ijeroor. 

*) „dagegen fdjeint ee, bafj bie 2öölbung Ijier (in SBeftfalen) frülje 
aufgefommen", (ödjnaafe a. £). IV, 395. 



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38 

fliegen, ©o Ijaben fie junädrft an Äirdjen, ofjne scitge* 
mäße unb örtlidje Steuerungen im ©runb* wie im Slufriffe 
ju freuen, ben romanifdjen ©til im £anbfd)aft$d)arafter 
entwidelt unb in ben bebeutenbem ©tobten aud) t»oöftitn* 
bige SBaufdjuten begrfinbet. ©ie blieben bann aud} bei* 
natye bie einjigen Äünftler ber ®otljif unb ber SRenaiffance, 
biß bie ©daläge unb SWacfywetyen ba& großen JhtegeS überaß, 
unb ba8 {Regiment be8 fjürftbifd^ofö ®alen aud) j u 
üßünfter bie werf* unb funftt^ätige SJorjcit fnidte ober 
abbrad*. Unb ba längft bie red)t mit bem neuern Stieg«» 
wefen eingebrungenen Saupläne 1 ) Don 3eid>nern, feiten 
mefyr öon ben alten JBau* unb anbern $anbwertern felbft 
ausgingen, faljen ftd) biefe me^r unb meljr auf ba« Hui* 
führen befdjränft. fte weiter bann mit ber SBarodjeit *ßlan 
unb Ausführung auSeinanber fielen, um fo jä^er ging e8, 
jumal ba bem großen Jfriege auf bem Sanbe wie in ben 
©täbten betrübte Qtittn folgten, mit bem alten ruljmbe* 
bedten SBaul)anbwerfe jur SWeige. Die Verantwortung unb 
nad) Umftänben bie (Sfjre einer SBauleiftung !am fortab bem 
3eidjner, nid)t mefjr ber JBauftabt ober bem „üReifter" 
ju ©ute. Das SBort „©teinmeft (©teinljauer)" geriet^, 
fofern es einen Saumeifter ober JBilbljauer bebeutete, 
aßmäftlig in 93ergeffenljeit, unb barüber gewann wieber 
ber SKaurer. 



l ) Sögl. g. ©djmibt in ben ÜWtttljetl. ber Ä. Ä. Gentral'ßommiffion 
(1867) XII, 6 ff. „Ausgearbeitete $lane mit betaillirten 3Raa&angabeu 
famtte man (früher) nidjt. 8 g. (Sarftanjen, Ulrid) oon (Snpugen 
1893 @. 33, 30. ». ttlliftn in ben ©renkten 1875 IV, 181, 187. 
3u 83remen, wo 1601 ein Sngenieur ati 3*id)ner oorfommt, wirb „baö 
auftreten ber 2lrdjitetten . . . burd) ben öerunglücften ^örfenbau gefemt- 
äcidjnet", 3- 3o<fe im SBremifdjen 3al)rbudj (1888) XIV, 143, 156, 
©. «Pauli baf. XVI, 56; beaüglid) 2Beftfalen$ *gl. 31. in ben Äunft* n. 
©ef<f).«$)enhncilern II, 153, 67, berf. in ber ©eftbeutfd). 3citfcfjr. VIII, 
200, berf. in Sßrüferö «rdjto für firdjl. Äunft X, 35 f. 



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39 

©ewig tljeilten bic ©täbte mit bcm fianbe für bic 
gangbaren Arbeiten unb Anlagen üerfdjiebene SBaufjanb* 
werfer; bod) unter ben fteinern tjaben EoeSfetb, SBicIcfcIb 
unb fiemgo eine ljeruorragenbe SJauübung aufjuweifen, 
unb bic altern unb gt'oßen ©täbte brauten e$, meiftens 
gelernt an einen frühem ffunftbetrieb Don ©tiftern, ju 
förmlichen 93aufd)ulen: ^öjter, 1 ) $erforb — 2flinben, 
DSnabrücf, SDiünfter — ©oeft unb Dortmunb, irietleid)t 
aud) (Sffen, bie einen, wie ju erwarten, eljer ober frud)t* 
barer als bie anbern. Sttur Sßaberborn, ba8 bod) in ftif= 
tifdjer 3^it waljre 5£riumpf}e gefeiert, regt fid) nennenä* 
wertt) erft, foweit bislang erhellt, wieber in ber SWeujeit.' 2 ) 
Sei ben übrigen treffen metjr ober weniger vereint bie 
ütterfmale einer SBaufdjule ju: ein länger wäljrenber 33e* 
ftanb oon Sauleuten, 3 ) eine oorab bem nüdjften Umfreife 
befeuerte SBauübung unb Äunft, unb britten« ein befon* 
bereS ^ormengepräge. 4 ) ÜDaS lefctere liegt jebocfc bisher 
allein oon ben ftunftftätten ©oeft, 9Äünfter, (DSnabrüdE), 
£erforb unb wieberum nur für gewiffe Sßerioben ober 



') hieben bcm JUofter erwudjä bit alte (940) civitas @on>ei unb 
neben beiben bie 6tabt Wörter. . . . homines, qui ad prefatum coe- 
nobium et ad civitatem circa illud debent construetam confugere et 
in ea operari. Urf. öon c 940 in 3öilman$ u. Sßljilipprö ftaifer« 
Urtunben II 5Rr. 66. SR. im ftepertor. für ßunftw. XI, 153. 

*) 33gl. ». in ber 3eirfdjrift für btlbenbc Äunfi 1881 6. 297 unb 
im Journal des beaux arts 1881 9lr. 17. SDemtocJ) gelangten bie 
3ttauerleute unb ©teinmefcen erft 1706 ju Privilegien. ©taatö<2lrd)iü 
fünfter, *ßaberborner ©eljeim. dlatf) 86. 

*) 2)ie @oe8f eiber unb einige 9ftünfteri[d)e ftnb fdjon angeführt öon 
». in ber SBeftbeutfdjen 3eitfdjrift 1892 ©. 180 f. unb in ber SGßeftfäl. 
3eitfär. 56 I, 125 ff. 

4 ) 2)amad) ergeben ftd) m'eHeidjt in beftimmten gotbifdjen ©tiljierben, 
bie oon £ippftabt biö ®üter$lolj auftauten, Sln^eic^en einer befdjräuften 
©auübung für Gippftabt, t>a$ botf) ben bilbfamen grünen Qflergelfanbftein 
nid^t weiter ^attc, alä ©oeft. 



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40 

Saugruppen befttnimt fcor. $offentlid) läßt e$ fid) uodj 
weiter Hären — ob anij besüglid) ber Keinem Stoufdjulcn, 
baS ftet)t ber $ututtft anleint; benn e$ würben in ber 
SRenaiffance bie alten Saureüiere burdj allcr^anb ©iuflfiffe 
uon außen mefjr ober weniger berührt unb \va$ bie Sit* 
werfe beS SDftttelalterS anbelangt, finb fdjon efjebem unb 
befonberS Iefet^in gar iriele l)iugefunfen, unb bodj enthalten 
bie Denfmäter faft aHein bie MutjaltSpunfte jur SJeant* 
wortung ber wichtigen RraQt. 

$öie fd)on angebeutet betrat ber SBaumeifter ben Sau* 
plafc nidjt wie ein „SJünftler", fonbern wie ein $aub* 
Werfer, fein StuSgang war unb ber Sern feiner Arbeit 
blieb ba« üttauern, unb baneben ^anb^abte er je nad) ben 
Aufträgen ober 3eiten wot)l noct> aU Zimmermann ba$ 
Seil, als ©teinmefe ben 3Äeißet. 

Der $of jbau wid) jwar immer metjr bem ©teiubau, 
er behauptete inbeß nodj öielfact) bie 2Bof}nungen ber 
ÜDienft* unb fiefyensteute, bie ftofjen 33firgerl)äufer, bie 
meiften Sanbfapeflen unb ooflftänbig bie ©auernljäufer; 
gerabe auf bem fiaube unb in ben Sanbftäbtd&en befjarrte 
er fo feft bei feinem oft urttjümlidjen gormenfcfyafee, baß 
er jenem f}öd)ften$ in ber SWeujeit baS eine ober anbere 
Profil x ) entließen Ijat. Xief in« gange Sauwefen einge* 
wurjelt, mit ber ©djnifcerei unb *ßolt)ct>romie eine ftreube 
beS SJolfeS, behielt er nod) bebeutenben Anteil an ben 
fteiuernen SSurgen, an SRitter* unb 93ürgert)äufent bis auf 
uttfere Qtit; namentlich räumte tym bie SRenaiffancc nod) 
größere ober Heinere SBanbpartien an ben ©djlöffcru ein, 
S. 93. an ben Käufern 9Sorl)elm, ShücfljauS bei Mfoerg; 
firdjen, SHifeling (1612) bei «ppetyülfcn, Solbecf (üormals) 
unb SBiSbedE bei Dülmen. 



l ) W. in äBeftermamt* Sttuftrirtcn aNoitatetyeften 1895, 3)iat-$eft 
©. 238, 243 f. 



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41 

$m Sirdjenbau fpielten SBalfen* unb ©parrenrocr! 
langefjin eine bebeutcube unb ba$ erftere jugleid) eine 
fdjmucfüofle SMe 1 ) unb aud) nad) ber Ginfüljruug ber 
©cttjölbe hielten fidf) beibe in Dielen toenngleid) fleinern 
©otteSljttufern jufammen; ju 3B3eflbergen ftnb gar bie 
Sangmauern t^eiltvetfe in gadjtoerf aufgebt unb it)re 
Dftttjeile mit ben f [einen, tjot)cn ^cnftern fetyr alt; 2 ) bie 
©fluiden be£ SBefttfjurmeS tteifen mit ben quer jur 
SKaucr gefteßten Kämpfern, bie attifdjen SBafen, tooüon 
ber obere SBulft fdjnmd), Der untere ftarf unb fugeiförmig 
anfdjtüillt, unb baran bie Meinen faft aufredeten Scffnöfl* 
d)en auf eine 93aujeit, bie nod) in« 11. Qa^unbert ljin* 
abreißen fann. üWan follte bod) meinen, ba{$ bei folgen 
©ebäuben minbeftenS für baS ben SJfauern eingefdjaltete 
3fad)h)erf nidjt eigen« ber Zimmermann beftellt fei, fonbern 
baß es bie ©adje be8 ©teinbaumeifterS tuar. 3 ) 

Der carpentarius, ber baS 3immern, 4 ) Söagenmadjen 
unb bie (®rob*) Schreinerei betrieb, fpäter aud) bem ©tein- 



l ) SBeifpiclc im SRepertorium für Äitnfttoiffcnfd^nft XI, 162, ogl. and) 
^. 8e5felbt, 3)ie ^oläbawtunft 1880 ®. 103. 

*) (Sbenfo bie aufjen ber SGorbfeitc eingelaffenen Sculpturen nad) 
^DarfteUung unb Slrbeit. 

8 ) 3" getroffen ÜRauera fanben ftc$ «frolaftücfe unb gewifj nidjt blojj 
Sinterbalfen (ogl. D. »Piper, «urgenfunbe 1895 6. 167, 171) »erbaut 
unb in §aflenfirdjen griffen woljl gar einzelne ^ol^riegel in bie (5on- 
ftruetion. (So ging unb 3»ar, wie Sedjnifer fidj äußerten, um bie freien 
©tu Jen im »ÜÖiberftaube gegen bie (breiten) flftirtelgewölbe $u beftärfen, 
in ber 8iebfvauen!ird)e gu fünfter (h\6 1859) ljod) oben ein blofj be» 
Ijauener ^ol^rtegcl einmal in ber Öängäridjtung beä ©aue* oon ©äulc 31t 
Säule, fobaun in ber duerrid^tung Don jeber @äulc gur Slufjemnancr, 
gerabe wie bie Sifenftangen einiger (Scfylofjfjallen. $lufjerbeut waren öou 
alterö I)er monumentale ©ebäube mit Sßfäfjlen ju funbamentiren (pilotiren) 
33eifoiele in Bonner 3aljrbüd)er 90, 98 u. in £>*nabr. aflittfjeilL II, 21. 

4 ) 9Radj einer Urfunbe öon 1384 M $. u. @. ©ubenborf , Beiträge 
hux ©efd&idjte M Sanbe* Dflnabrütf 1840 ©. 140. 



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42 

mefcen (Beruft* unb fieljrbogen errichtete, 1 ) galt früher 
fd)Ied&tl)in für einen Saumeifter 2 ) (aud& in ©tein) 3 ), genug 
tveil langeljm faft alle, unb tuäljrenb beS ©teinbaucS uod) 
Diele ©ebftube ober SBautljeile feiner (jarrten. SBie ber 
timmer 4 ) ober bie timmeringhe no<& Ijäufig genug einen 
©teinbau bejeid^net, fann biefer, fofern e« eine fd&lidjte 
unb fonft freie Hrbeit war, nodf) lange ebeufo auf einen 
Zimmermann wie auf einen anbern JBaumeifter jurücf* 
geljen; im ©anjen griffen bocfc überall ®en>erbe, bie 
namentlich im üWateriale einanber nalje ftanben, me^r ober 
weniger in einanber über. 

«IS ficfe einft JBifdjof aKeimoert ju ^aberborn für 
feine großen SBauunterneljmungen nad) ©ertleutcn umfalj, 
erfd^ien üor it>m, roo e« bem Dombaue galt, ein unbe* 
tauuter üßann ) unb erbot feine Dienfte als SBaurer 



l ) 6t Ueiffel, 93aua,efd)id)te bcr tftrdje beö Ijl. Sictor $u Xanten 
1883 <S. 134. 

*) 6. 33 runner, Äunftßcnoffcn bcr ifloftergefle 1863 I, 60. 

8 ) Helfridus caementarius sive carpentarius c. 995 in (Sambran. 
— Dietmar (11. 3al)rl).) mit Sefeleel üerglidjen aU magister latho- 
morum et carpentareorum bei €>nringer a. D. VII, 36. 

4 ) do men de kerektymer wygede (1517 $u ®üteröIol). Sß. (Eid' 
Ijoff in ber Söeftfäl. 3eitfdr)rift 47 II, 95); tymmer unde bowe ber 
flatljarinentfrdje ju Dänabrütf bei #. Seit mann in ben £>$nabr. üftit- 
tfjeil. XIV, 218, 145, 146 9L 

6 ) . . . quidam vir incognitus . . ., quem episcopo, quam sciret 
servitii artem, percontante: et caeraentarium et carpentarium 
se profitetur. Et mox ab episcopo clavum tunc fortuitu Hgnis com- 
pingendis necessarium facere jubetur. Quo celeri velocitate . . . facto 
decenter et convenienter, cooperaturus operantibus apponitur, artis- 
que suae scientia probatus et approbatus omni experientia ab 
episcopo omni operi praeponitur. Quo non multo post mortuo, ad- 
venam suum episcopus digno sepulturae commendavit officio, fieri 
maudans ei in crypta . . . monumentum, ponens ad caput eius 
trullam ejus et malleum. Vita Meinworci c. 17. — SDennod) 
fal)en ftd) fjifr bie flüuftlet mit ben £ofe$bienern jufammengeworfen. 



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43 

unb 3t m merman; ^ cr jg^ ^ ^j c g i^ n e i ncn $oljnagel, 
bcr gerate jur äkrbinbung bev JBalfen erforberlidj tvax, 
anfertigen, unb nadjbem er ftdj biefev Sßrobe fd^neQ unb 
gefdjicft entlebigt Ijatte, würbe er ben Sauleuten eingereiht, 
unb ba er fonft feine Sfunft Ijintänglid) betätigte, tourbe er 
fogar Seher bes ganjen Dombaue« unb jnmr ju foldjer 
ßufrieben^eit bes SBaufjerrn, baß biefer iljm nad) feinem 
lobe ein ©rabmal in ber flrtjpta bereitete unb mit Äefle 
unb Jammer fcfymücfte. 

Unb nrie im ©eleife §erfömmlid)er SBedjfelfeitigfeit 
treffen fpäter in ©täbten, wo man es junädtft auf gen>öt)n* 
lidje Sauarbeit abfaty, 3immerleutc unb SWaurer (©tein* 
fyauer) aud) in berfelben ®ilbe ättfammen, fo ju Eorbad) 
(1443) *) unb öermutlid) ju Dorften (1466). #ier Ratten 
ein 3^ mn,crmatln un & c * n SWcwermeifter unter Äufftdjt 
be$ SRatt)e$ Don innen unb außen bie ©tabt ju umgeben 
und beseyen endrechtliche 2 ) unsser porten, toren, broch- 
frede, muren, Straten, wege, welle, gravene und staidtz 
bruggen, up dat dat myt der minnesten kost gebettert 
werde. Den $auptbeftanbtf)eil biefer ©übe matten aber 
gewiß nad) altem ÄuSbrucfe die an holte pleget to 
arbeyden. 3 ) 



(Meinwercus) areas autem versus oeeidentem ex utraque parte 
Patherae contiguas diversis curiae servitoribus et artifieibus 
. . . deputavit. Vita Meinwerci c. 33. 

l ) 3m fdbenSa^re audj $u Äöln. &@nnen, ©efdjtd&te ber ©tabt 
£öln 1869 III, 990. 

*) (Sin gjeid&eö 3ufammemmrfen Beiber 1681 befjufö iöenrtfjeiluna, 
eines &ird)tf)urmeö $u (5oe8feIb. Songtnnö, Öüfjrer burdj baö TOinfter* 
lonb 1896 ©. 162. 

3 ) @. ©trotfötter, <Da$ ehemalige ©ilberocfen ber @tabt <Dorften 
1895 (?) 6. 118, 60 W. 3. 3« ßrafan vereinte 1512 eine Fraternität 
carpentarii, muratores, lapieidae. Urf. in ben Sftittljeil. ber $. $ f 
<5entral»(Som. IV, 77. 



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44 

Dafe bcr SWauermeifter nidjt überall, wenn es be&or* 
jugten Anlagen galt, in ben ©teinmefeen aufgegangen loar, 
legten audj bie ©Triften, $n Cremen, wo ber Sacfftein 
baS #auptmaterial mar, gebot ber üttaurer, aücrbings 
unter Seitung uon 9tatl)$l)erren, über ben ganjen 93au, l ) 
beftimmte (t405) in ben ©ruben bie ©teine für (Sin* 
faffungen unb fjeinglieber, meißelte aud) mit einem Stinft* 
genojfen nad) SJorlagen Profile unb üRaaßmerfe 2 ) unb gab 
ben etwa fyinjugejogenen ©teinmefcen bafür bie SWaafje, 
bod) feine SKufter unb ©injelljeiten an. S(m ©djlofjbaue 
ju galteuberg im Sippifdjen 3 ) werben 1460 neben Arbeitern 
unb ©teinbredjern nur SKaucrleute, 4 ) alfo leine ©teim 
mefccn, angetroffen, unb jene oerbanben gegenfeit« ju 
Xanten, wo fte ben SBaufyerren bamit einen ©efallen 
erweifen fonnten, ben 5Tuff* unb 3iegelbau mit bem §au= 
peinbau. $ier bejogen fogar bie SDiaurer am Äirdjenbau 
öon 1368 bi$ in« 16. $at)rl)uubert Ijityere £öt)ne, als 
bie ©teinmefeeu unb tjier eröffnete aud& ber talentvolle 
©isbert mm Äranenburg 1406-1438 mit 9Jiauerarbeiten 
feine Äünftlerba^n. 5 ) Der große ©dtfoßbaumcifter Üaurenj 



l ) «Pauli a. a. O. XVI, 53, 55 ff. 

*) 2). SR. (5I)m(f u. $. %. (Sdjumadjer im bremifd)eu Safrbudje 
(1865) II, 415, 365, 392, 413, 414, 420, 424, 428. 

3 ) 91* ber SPifdjof Otto tum fünfter um 1398 royt synen bever- 
hoede bafnjj uub ben arbeiten am 3?et>era,erner @;rf)Ioffe ^ufa^ r würbe 
oon iljm ber murinester Hane mit ben Söorten ai'ßcfpornt: Hane, 
mester! kreye my dynen gesellen wal tho, dat myek dat werck reide 
werde. @cfdj..Duenen M $ie$um<l fünfter I, 163. 

4 ) Öippiföe SKegeften III 9tr. 2235. 9Rit timmern, rauren unb 
anberm SBerf machte fid) nod) Gheert Holle (f 1545) im Älofter Weftnf 
in fünfter oerbient (fünfter. ©cfdj.-Quett. II, 438 f., 441). 1587 
befferte Jacob de murmester ben £ljurm ber Subgerifirdje $u fünfter 
nadj if)rem alten Sßfarrbudje. 

6 ) @t. »ciffel, ©elbwertl) unb Slrbett^u im Mittelalter 1884 
S. 154 f., 44. 



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45 

Dan SBradjum, über ben mir unter Sßiebenbrfidf nod) 9Wit* 
tfjeituugen magert, fließ balb üßaurer, balb JBaumeifter, 
balb ©teinmefc, obgleich feine ©dfjöpfungen gerabe burd) 
ba$ Steimtjert fjeruorftedjen. 

Der üßaurer, bem ftd) unter ben rein bürgerlichen 
Arbeiten gor balb audj atlevljanb fd&nrierige Aufgaben, als 
SMlerroölbungen 1 ) unb 3fortificationen, aufbrängten, griff 
unter Umftänben aud) jum ÜWeigel; 2 ) baß er in romanifcfyer 
3eit ber eigentliche Saufdjityfer mar, bereifen un& bie 
3}ejeid)nungen ber altern SBauleute; barunter überwiegen 
bie ber SWauerleute unb carpentarii entfdjieben jene, 
meiere ben ©teinrnefcen djarafteriftren, 3 ) gerabe roie bamals 
nod) bie 2ftauertt)erfe ba$ an ben üfteifcel gefnüpfte Stein* 
tuerf. £>ie IJcingltcbcr ftnb tocfentlid) auf ba« ^nuere 
befdjränlt, fogar Ouaberbauten nod) feiten, ©er gu 



*) 5)cren in Sßaberborn nodj mefyr ati 70 in Sonnenform woljl 500 
So^rc unb barüber alt natf)guweifen. 2B. Sftidjter, ©cfd^td^te ber <Stabt 
$aberborn 1899 6. 185. 

*) Unb mit welken SBerfyeugen unb ÜJHtteln Ijat man xooffi bie 
fdjweren Sinblinge nidjt nur in ben nörblidjen ©anbftridjen, fonbern aud) 
mitten im Öanbe (»gl. $. £artmann in ben TOttfjeil. bee Ijiftor. 
Sereinö $u Ddnabrwf IX, 281, 331, XI, 293 f.; SR., ^ol^- u. (steinbau 
<S. 428) gefprengt unb bearbeitet, um fie alö gütt« ober gunbamentfturfe 
»erbauen gu fönnen! 2)ao gunbament beö romanifdjen, bann beö gotljifdjen 
Sljurmed 31t «freeffen matten o^ne jeglidjen SJerbanb lange ©tücfe, bie 
wie ein „oollftänbiger ©teinwaU" fenfredjt neben einanber oben jebodj 
ftrebenartig etwad enger gefteKt waren. „Wlan wunberte fid) allgemein, 
wie man e$ gewagt Ijabe, auf foldjer ©runblage ein foldjeä ©ebäube auf» 
3ufüf)ren." (^reiben bee Pfarrer* 2)?elgerö oon 1867 25/9. 2öie im 
SRorblanbe bie tleinen unb großen ginblingc, bie lederen gefpalten, mit 
aflerljanb ©djutt jum feften SKauerwer! unb wieberum otjne Äalf $um 
untiefen gunbament oerbraudjt finb, erwähnt (£. 8. 9liemann, 2)aä 
Dlbenburg. SHünfterlanb I, 64. 

8 ) S3on bem erft im 12. Safjrlmnberte öerlantet. Ä. Springer, 
$ie tfünftlermöndje im Mittelalter a. £>. VII, 36 ff. 



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46 

aWinbcn bcn alten Domfpeid&er ] ) unb ju QRÜnfter um 
1200 bic Untergefd&offe ber Domt^iivmc ausmauerte, f)at 
fidler auefc bie 9tunbbogenfdf)lüffe in ©tein auögeljauen, bic 
bort bie Sanfter, t)ier bie Keinen üßauerfd)lifce bebetfen. 
Unb toarum foll benu ber Üflünftertfdje 2Keifter ntd&t aud) 
bie fdjlid&ten ©imfe unb SRtypen gebilbet fyaben, tueld&e 
bem Innern ber Stürme eignen; unb oon üjnen bis ju 
ben fonftigen SBaujierben toax bodf) fein fernerer Schritt. 
Da« ©teinroer! erntet tooljl mal f$on in romanifd&er tüie 
in ber UebergangS*3 e ü ausbrüdlicfc Sob. 2 ) 

9(1$ bann JBautedfjnif unb ©djönfyeitsftreben immer 
»eitere gtügelfd&läge matten, ba roaren bodf) geroifc Die 
STOauerleute biejenigen, roeldjc erft leife, bann immer beut* 
lieber neben bem Wunbbogen ben ©pifcbogen anllingen 
ließen, unb ebenfo mit bem ©teinroerf immer erflärter in 
ben gotl>ifd)en ©til einlenften, ber barin ja feinen ©tolj 
fudjte. Das betoeifen uns bod& bie Sauten beS fogen. 
UebergangSftüeS, bereu SRippenprofile toofjl am felben JBaue 
erft nadf) unb nad> Dom SRunbftabe in ben SBirnftab über* 
finden, inbefj fidf) bie Ornamente j. 33. an Kapitalen unb 
©djlufcfteinen tt)eils nod) ben alten ttjeils fcfyon ben neuen 
formen fügen. Stud) tuenn auf ber §öt)e ber ©otfjif 
nid)t gerabe perlen ber Ärdjiteftur, wie bie 2ftarientird)e 
ju £erforb, bie SilianStirdje ju ßorbadf), bie fiamberti* 
fird>e unb ber Siebfrauentljurm ju äßünfter auf ben *ßlan 
tarnen, fo genügte immer nocl) für bie üßauern, ©etoölbe, 
fogar für bie ©treben ber jugerid&tete ober fdjlidjt betoerfte 
JBructjftein unb blieb bem ©teintoer! nur ein uerljältnifc 
mttfcig Heiner Sntljetf, bie ffiinfaffungen, ©imfe, Kapitale 
unb geinglieber Dom portale bis jum ©dtfuftfteine. Ober 
mit anbern SBorten ber 2Wauermeifter öerftanb fi<& öon 



') %-, «&oIg. u. (Steinbau ©. 423. 

2 ) Sgl. ©d&naafe o. D. V, 239, 248 f. 



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47 

alterSljer auf s ©teimnefcen unb ber ©teinmefc verlernte 
baS aWaucrn nidfjt. 

ffurjum eine langroäljrenbe ftolgejeit fennt bic glüd* 
lidjfte unb frud)tbarfte SBedrfelroirfung ättnfdjen bcn Stein* 
mefcen unb HÄaurern, um be« fyötyxn ©teinbaueö ju 
Pflegen. JBeibe bcftanbcn ju 2ßfinfter, tuenigften« fpäter 
in bcr ©übe, eine Se^rjeit 1 ) öon fed)S Sauren, 2 ) un ^ 
naefcbetn fie bann als ©efeflen (finedjtc) fafeungsmäfcig 
jn>ei $at)re 3 ) bic Sßanberfdjule 4 ) burdjgemadjt unb bei 
befonberer £üd)tigfeit, wie neuftfjin nod) bie ©erber, nricfc* 
tige ®efd>äft$gef)eimniffe Don üKeiftern ober ÜKeifter!ne<fcten 
erfahren, lonnten fie, oljne ein 2J?eifterftücf ö ) abjulegen, 
auf gut ©Iücf i^r $anbroerf felbftänbig anfangen, ©tein* 
mefc ober ÜÄaurer fud&te ben tarnen feine« ehrbaren #anb* 



l ) Slulwärt* her ©teinntefe 4—6 Saljre. ©. $auli a. O. XVI, 
37, 76. SUliljn a. £). IV, 151. %. Sufdjin d. ©bengreutlj in ben 
3Rittljeil. b. C. C. 1894 @. 171, 227. 

§ ) 3)ie Literatur ber ©teinmefcaeidjen beurteilt eingeljenb Sßiper 
o. O. ©. 173, SUliljtt a. O. IV, 18 f.; einige weftfäl. ©teinmefeei^en 
M g. grxeblönber in ber Söeftfäl. 8eitfdfjrift 30, 249. 

8 ) *ßauli a. D. XVI, 77. 

4 ) 2)a$ Söanbern, roeld^ed un$ bie erften SBauleute jugefüijrt, betrieben 
fdjon in Äarolingifd&er 3«t bie fllofiertunftler (©djnaafe o. O. HI, 
630 f.) bann als iljre Ijof)« ©tf)ule bie ©efetten mit bem 13. Saljrlmnberte 
(ü. Sftaurer a. D. II, 451) ganj rege, im ©pätmittclaltcr jeboc^ weit 
fäwädjer (33eiffel a. £). ©. 73). (5$ war bortfn'n, wo überhaupt ein 
Sanfjanbwerf otjne (Silbe beftanb, ftetö frei unb öerijeifeenb, feitbem unb 
wo ©üben auffamen, Ratten bie oielen SBeftfalen, bie ofme fie ifjre fieljre 
genoffen, gewifj oft ©djwierig feiten genug, Arbeit ju pnben; felbft inner- 
halb ber ©ilbenfläbte fonnten, wie ein alter SBauineifier erjäljlte, bie 
üttünfterfdjen unb {ebenfalls audj bie 9JHnbenfd)en „©teinljauer'' aufwärts 
erft auf 3ulafj bei einem ©teinmefeen rennen, wenn Urnen Don ber 
£eimail)8bcl)örbe bezeugt war, bafc iljre ©temljauerei audj t>U ©tein« 
mefcerei umfaßte. 

5 ) 3n SBeftfalen woljl in ber beffero 3«t md)t oorgefdjrieben, in 
Bremen feit 1646 Sßauli a. D. XVI, 41. 



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48 

n>ert$ ju betören, inbem er oljne Ärglift gegen feine 
®efd)äft$genoffen gute unb je nad) bem auftrage and* 
fdjöne Arbeit madjte unb gerabe als „SDMftcr 11 ') bic 
fietyrlinge unb ©efellcn ju £aufc, in ber ©rube unb auf 
bem Saupiafee in $ud)t unb Untertoeifuug ju einem 
leiftungSfäljigen SWadjnmcfyS 2 ) Ijeranjog, o^ne bic (Seiegen* 
Reiten be$ Vergnügen« unb ber ©rljoluug Ijintan ju 
fefcen. 

Die SBauljanbioerfer unterfdjieben fid& aud) in 
ber SebenSart 3 ) nidjt Don anbern ^panbroerfem, bie SBau^ 
gilben nidjt üon anbern JpanbtuerfSgilbcn, bie üßeifter 
öon ben ©efcHcn nidjt im Eifere faum in ber Arbeit, unb 
bis auf bie SWebengefäfle nur mäfcig im So^ne. am 
@d)lo|bau ju §oüeftabt befam feit 1564 ber 2Keifterfned)t 
an lageloljn 5 sbr unb jroei Ouart SBierö (ä 3 Pfennige), 
ber 2J?eifter (»radjum) 7 sbr (k 10 $fg.) unb als %al)T* 
gelb 8 Tonnen 93ier (ä 1 SRtfjlr., 37 2 sbr), 20 («eine) 
©djcffel Joggen (ä */ 2 9ttf)lr.), 4 fette ©fruchte (h 
11 £f)aler) unb 1566 ju einem HWantel 4 @Uen £ud> 



l ) Serbien! e$ Üftilleib ober öädjeln, wenn fogar gorfdjer oon einer 
(tljeorettfd)en) 33aufd)ule reben nnb mit einer folgen nod) nid;t jufrieben 
bem Xitel magister bie ©ebentung einfö afabemifdjen ©rabeä nnb fofern 
ilm bie Bauleute führten, jene eineä grabuirten 3lrd)iteften (!) beimeffen. 
»gl. bie Abfertigung uon ©djnaafe a. O. V, 123. Cber weif} eö ber 
&mbbaumeifter fcafaf beffer in ßrbtam'ö 3eitfdjrift f. SBauwefen 1895 
©. 185 ff.V 

*) 3)ie „©emeinfamfeit ganzer fünfilerifäen Generationen ift aber, 
wenigftenö für bie 2(rd)iteftur, eftoaö fef)r oiel ©röfcereö nnb S-djöncre*, 
aU bie Genialität eineö uereiu$elteu . . . Äünftlerö". „£>ie ftarfe 93e* 
tonung fünftlerifdjer ©elbft an bigfeit nnb wolliger Originalität ift 
nur bie fjolge falfdjer. nnprafttfdjer Xfyeorien" ©djnaafc a. £). V, 412. 

8 ) Sludj nidjt in ber Äleibung. »gl. 3. Sanffen, ©efd)idjte beö 
beutfdjen S3olfeö A fl I, 198, nnb baö öermutlidje ^aumeifterbilb oom 
Sa^re 1208 gu SWagbeburg bei £. Otte, ^unftardjäologie M beutfd)en 
SWittelalterd A fi II, 495/ 510. 



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49 

(ä 20 sbr) unb 4 <£Hen Butter (ä 4 sbr).*) Unb WaS 
feine Stellung gegen anbete §anbwerfer betrifft, fo Ijatte 
er ju Jpöfter, wo bod) ber „©teinwerte" etwas galt, 1380 
biefelbe fiöfjnung, benfelben 1 sc. wie ber ©teinbeder, 
gimniertnamt unb ©tabtfnedjt. 2 ) Der $irdjener6auer galt 
mit feiner iJunft unb <ßerfon nid)t metyr unb nidjt weniger, 
aU anbere #anbwerter. 3 ) Unb feitbem ju fünfter bie 
©übe uerfd&iebene Baugewerbe umfd)lang, ragt barin 
nidjt ba$ eine gegen baS anbere, wol)l aber ber eine 
SWeifter gegen ben anbern fjerDor — nämlidf) burd) feine 
Seiftungen. Die ©teinf)auer*©ilbe vereinte (anfangs mit ben 
Sßergamentbereitern 4 ) alle #anbwer!er beS SWeifjelS unb ber 
JMe, bie S5ertreter beS ijöljern wie bes niebrigen 9Rauer* 5 ) 



l ) £erolb tt. D. @. 26. 3n ber Sftegenäburger SBauljütte erhielt 
SÄeifter GL Slorifcer au^cr ben für jebed ©cfd^äft bebungenen £rinfgelbern 
täglidj 10V 8 dn, (mtf)t Dtcl uteijr [aU ber ©arbier 9 dn) ber ©efeHe 
8 dn, ber Snnmenneifter 7 dn inib ber @djifferbe(fer 10 dn. SUliljn 
a. O. IV, 88 ff., 90. lieber tfleibungöftüde ati Sofjn unb bie greife ber 
9tol>rung3mittel »gl. Seif fei, ©elbwertl> @. 146, 141, über ben ©elb- 
wertlj 8. SRieffen in ber ©cftfal. Settfdjr. 44 I, 172 ff. 

•) $. Söiganb, SDenfwürbige ^Beitrage für ©efdjidjte unb 9Rcdt)tö* 
altertpmer 1858 6. 132. 3n fünfter pflegte fidj bie ©tein^auergilbe 
oft auf beut ÜDomplafee §u öerfammeln. 

B ) „2)ie &rd)iteften waren eben fdjlidjte au8 betn £anbwerfe Ijettor« 
gegangene 3fteifter ... @ie »erfuhren |war freier, ati bie frühem geift» 
Iicr)en SBaumeifter, fie famen nidjt au£ ber ftlofterfdjule, mären nidjt Don 
ben Srabitionen ber Slntife beljerrfdjt . . . aber fte waren (Jmjririfer, bie 
nic^t luftigen Sljeorien folgten, fonbem üon ber erlernten 8orm ausgingen, 
biefe nur gu wbeffern fudjten unb fldj baljer mit langfamen ©dritten 
oon ifjr entfernten." @djnaafe a. O. V, 22. 2)ie Ijöljere Stellung ber 
Äünftler in Stalien war in SDeutfdjlanb etwaö SBerwunberlidjeä. ©n ring er 
a. D. VII, 46. 

4 ) 3)ie öorfjer (1481) nod) eine eigene ©übe auSmadjten. 3L ßrumb- 
Ijolfc, bewerbe Sflünfterd in $ubl. ber *ßr- <5taat3««rdjtoe (1898) 70, 7*. 

5 ) $auli a. D. XVI, 74 § 8. @ie nannte fieft 1662 „©tein- unb 
SMlbljawer audj Öfterer ober 9Wauenneifter-$lmt" ©taatö-$lrdjib ÜRünfter. 
fünfter. 8anbe3»2lr. 388, 77. 

LVIII. 1. 4 



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50 

unb JBauwefenS, unb mit bcn ©teinmefeen audj bic Silb* 
ferner. 

SDaS SReidj beS 9KauermannS ift, tüte fadfjlidf), fo 
örtlidf) größer, als baS beS ©teinmefcen; es erftredte ftdfj, 
foweit irgenb ÜKaterial ju fjaben, üom 8tott)aar*©ebirge bis 
ju ben frieftfd&en ©renjffimpfen, über bie SReüiere guter 
unb fdfjledjter Saufteine, ber garten ftinblinge (Äiefel* unb 
SRafeneifenjtein) unb ber «Siegeln; unb ob auä) biefe 
gerabe, als baS ©teinwerf ftdj met>r berfeinerte, immer 
met>r, aber ot>ne fünftlerifdfje HuSbilbung üerbaut würben, 
fo ba& als Qxtx ber $auftein ju #ülfe fommen mußte, 1 ) 
naljm bodf) baS bewerfen beffelben Ijöd&ftenS in einem 
®ilbebereidE)e ber ©teinmefe üorweg. ©d&on längft fällt 
f)ier an ber ßunftard&iteftur ber ®ott)if ein ftrenger, nüdfj* 
temer 3ug namentlich im Heusern, 2 ) unb an jener ber 
{Renaiffance Ijäufig baS üerpufcte 8 ) SBrudj* unb SBadfftein* 
©emäuer auf — als wäre baS ein aud& im ©teinwerf nid&t 
gang ju löfd&enbeS ffirbmal beS ÜKaurerS. 

Das ©ebiet beS ©teinmefeen ift Heiner unb ebler. 
Da er feine ßunft im Üttorb* unb ©überlanbe meiftenS 
nur anbringen fonnte, wenn, was fd&on ber ffiege falber 
t)öd)ft befdjwerlidj, entweber fein fertiges ©teinwerf ober 
bodfj ein bilbfameS STOaterial bat)in überführt würbe 4 ), fo 
befd&ränfte es ftd& burdfjfdjnittlid) auf bie gefegnete SanbeS* 
mitte üon ber ffiefer bis faft an ben SRljem. ©ort, wo 



x ) 20. 8üb!e, SBHttelalterl. tfunft in «öeftfalen 1852 6. 282, 300. 
») Sgl. Öübfe a. D. 6. 301. 

3 ) ©. $auli, 8fcnatffancebauten SBremenö 1890 <5. 17, 28, 46, 
48 u. f. w. 

4 ) @o flnb offenbar oon ber £aar bie fdjönen ©teinljauereien an 
bie grofje gotljifdje ßirdje $u Sittenborn oerbradjt, unb iljnen gegenüber 
bie Sftauertfjetle fo ungelenf unb maffto ausgeführt, als wäre ber $au 
wie aud örtlid&en Steinen fo audj oon örtlichen SWeiftern geutad&t. 9R. 
bei 3- «runabenb, Sfttenborn 1878 6. 18. 



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51 

fruchtbare ftluren, bie beften ©teingruben, too Softer, 
©täbte unb SBurgen in bunter ftolge mit einanber 
n>e$felten, ba tootjnten aud) xcijt bie ^ermöglichen Sau- 
Herren unb ba mar borjug«toeife ber ©d&auplafe feine« 
©Raffen«. 

©onne ein allgemeiner SBedjfefoerfeljr jttnfc&en ÜKaueret 
unb ©teintjauerei, haltete ttneber ein engerer unter ben 
fieuten be« 2Weif$el«; toenn fdjon ber gemeine ©tein^auer 
einen Seidjenftein jierlidjer al« eine SErittplatte bet>anbelte, 
unb bie XBerfleute gemiffer ®ruben, wie nta fpäter fefyen, 
allmä{>lid) itjre #änbe an SBaubetail« ober gange Sauten 
legten, fo fpielte ber funftreid&e ©teinmefe unter Um* 
ftänben 1 ) in bie Arbeit be« SWaurer« unb, jumal toenn 
ein geeignete« ÜÄaterial baju reijte, in bie becorattoe 
Ärd&iteftur, er fon>ot)I wie ber becoratiöe ©teintoert, ba« 
lägt ftcf} üereinjelt ben Silbern an ©ebäuben unb ©afra* 
mentarien anfeljen, lieber in ba« ©eljege be« SBilbfjauer«, 2 ) 
obwohl biefer beibe mit feiner fietyrgeit um ein ftatjr 
übertroffen tjatte. 8 ) Der SJilb^auer bagegen fdfotoeifte 
wieber ab einerfeit« auf bauliche ©tein^auerei 4 ) unb SBilb* 



l ) dem stonwerchten, de den stein howet eder myt ruem steine 
muret. (@ d)t Her u. Öübben, 3Wittelnieberbeutfdje3 Sßörterbudj s, v.) 
S)er ftäbtifd&e stenwerte Hermen van Verden ju ^onnoöcr . . . muret 
unde arbeydet, ad an. 1440 bei 5ERit^off @. 423. Sogar föäter (1459) 
fonnte nadj ber ^uttenorbnung ber ©efette, ber bei einem SRaurer gebient r 
gur IBrüberfd&oft jugelaffen »erben, öufdjin ö. (Sbengreutlj a. O. 
1894 S. 170, 171. 

•) @o 3. #. aii% 1469 ber 2ßefifale <£rtjart tfüng (tfönig) am 
2)ome gu Sern. 3JMtI)off a. O. <5. 198. 

•) SBenigftenä in ber üftünfterifdjen ©übe. 91. im SSonner tljeologi« 
fdjen Siterarurblarte 1876 @. 591. Sgl. «Pauli a. D. XVI, 16. 

4 ) 1580 Hans beldensnider vor den speersteen to hauven mit 
den uthstek boven der raed kamer 311 fünfter. @tabt»Hr. Lämmern« 
flftedjnungen ad an. 

4* 



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52 

jier, 1 ) anberfeits auf bic $>oIjbilbnerei 2 ) unb bcrcn Sßofy* 
djromie. 

ffiie t>on fclbft miftt man im Oebiete ber SBerfjteine 
bic eblen Sauarbeiten bem ©teimnefeen, anberStoo mit 
ben gett>öl>nlid)en bem SKaurer ju. $)te 9Solf$tfimIid)feit 
unb ba« ^neinanbergreifen ber fünfte, bie tangroätprenbe 
®eltung einer ©tilart, bie grfinblidje ÄuSbitbung unb 
gleite Stellung ber öerfd&iebenen SBauljanbtüerfer ermög* 
listen ober förberten gar ein Ijarmonifdje* .ßufammen* 
ttrirfen ber lederen an ein unb bemfelben ffierfe unb 
erflttren überhaupt ben nmnberfamen ffiinllang ber großen 
unb Meinen Äfinfte einer ^Jeriobe. Dennod) fonnte es bei 
ber SWatur ber Aufgaben unb örtlichen aWaterialien nid&t 
ausbleiben, bafj fid) bie Sauarbeiten beS ©ptttmittelalterS, 
roenn aud) nur mit ben entgegengefefeten ©pifeen, t)äufig 
in fold>e feilten, roelc^e üorjugSroeife be$ STOeißelö, Sirfeld 
unb ffiinfelmaafceS, 8 ) unb in foldje, toeldje öorjugStoeife 
be$ Jammer« unb ber Jfeße 4 ) beburften; b. f). bort Ijatte 
ber ©teinmefe, t)ier ber ÜKaurer bie alleinige ober bodj bie 
83or*ipanb, ot>ne bafc man üon erheblichen ©treitigfeiten 



! ) 8u fünfter laut ©übenbefdjluj} öon 1602 burfte er oljne Gin- 
fpradje be« 9ttauermeiftcrd ober ©teinmefcen ©übljauereien an einem Saue 
annehmen. 

*) @o albert öon @oeft oon ber »£>oläfdjnifceret $u gwei (Epitaphien 
1575 ju Lüneburg, 1579 JU SBarbowief. 3JHtfjoff a. D. 6. 7, 9. — 
©egenfettä Ratten gu fünfter laut ©ilbeprotofoll oon 1620 bie bamalä 
jum Xfjeile fd)on öerftorbenen SBÜbfjauer SReldjior ßrubbe, £an$ 93o<fljolt, 
Albert tljom £ülfe, £an$ Cafe, £anö Äroeö unb ©erwarb ©röninger 
unterfdjieblidje Arbeit, Siguren unb i&iftorien in £ol$ auögefdjnitten, 
namentlich ber lefctere an glügeln oon Altären im 2)ome, im graterljaufe 
unb 31t ©ebberben. Sgl. über bie Äünftlerfamilie ©röntnger 91. in ben 
»onner Saljrbüdjeni 96, 312. 

s ) Söettcrc Söerfjeuge benennt 2R. Hlliljtt in ben ©renaboten 1875 
IV, 145, 183. 

4 ) Sgl. oben S. 42 «Rr. 5, 



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53 

^örtj 1 ) ober e$ mufcte, loie einft in ber ftiftifdjen SBauttjatig* 
feit, toaS bei bem allgemeinen Äunftoerftänbniffe fc^r root)t 
angängig, ber Sauljerr (*ßrobiforen, SBurgljerr ober ©tabt* 
ratt)) bei ben Aufträgen jjebem SWciftcr jugleid> feine Stoßen 
genau borfdjreiben. ©o gefd^a^ es toot)I burdjgängig bei 
ben JBurgenbauten unb faft jtet$ bei ben Sauten ber ©tabt 
Bremen 2 ) — jene orbnete unb leitete ber JBurgtjerr, biefe 
9tatt)$mitglieber. 

Die gemeinfamen Hrbeitäjiele unb SBerfgetjeimniffe 
bienten met>rort$ ben öerfd&iebenen Sauleuten als ein 
©oben, um fic§ in corporatiöen SSerbänben jufammen 
ju tljuen, 8 ) fo fdjon frül) im beutfdjen ©üben unb nod) 
fpät in ben fäc§ftfc§en ßanben. 4 ) Kenn aber bort bereit« 
im 14. 3fal)tf)Uttberte bie ©teinmefeen barnad) trachteten, 
ftd) öon ben SKaurern ju löfen 5 ) unb gleidjfam iljr ©tein* 
wer! üon jebem Anfange befreit ju abeln, fo begegnet uns 



l ) 2Bie ju ©öttmgen, wo ßdjj ^r SKcwrer $an* Sftutenftein 1420/28, 
ber bort audj ben Dbertljeil be$ Sfmrmed ber @t. Sacobifirdje baute, 
über beö SRatljä SWaurer, ÜReifter £enr. ©teinworten befd&werte, weil er 
Ujn oon feinem 2öerfe $u oerbrängen traute. 9tä!jered bti 2B. SWitljoff 
a. D. @. 279. 

*) <£$mcf u. <§d(jumadfjer a. D. II, 412 ff., 419, 423, 427, 430. 
«Pauli a. O. XVI, 57. Ueber bie SauljerreK ber SRünfterifdjen Söieber- 
täufer »gl. SBefifal. 3«tfdjr. XVI, 359, XVII, 245. 

*) 5)ie ©übe beaeidjnet aunäd&ft bie ©enoffenfdfjaft; bann ba$ fttfy 
ber aRitgiiebfdjaft. 9Mfcfd[j in ben SRonatäfdjriften ber berliner Slfabemie 
ber SBiffenfdjaften 1880 @. 388, baf. 1879 S. 15. 2)a5 ©ort 8«nft 
bringt Ijier erft nad& bem weftfäl. grieben ein. S. 9Wlippi, 3)ie 
älteften Dflnabrücfer ©ilbeurfunben 1890 @. IIL 

4 ) 33gl. 8. ©toef, Serfaffung be« @efcUenwefen6 ber beutfd&en $anb- 
werter 1844 <E>. 58 f. über ben üflaurer- unb @teinmefcen«93erein. 

5 ) 9t. in ber SRecenfton oon g. Sanner'6 Sauljütten be$ beutfd&en 
TOittelaitcrö 1876, im Bonner Geolog, Siteraturbjatte 1876 6. 571 f. 
»iltljn a. ß. IV, 143, 



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54 

öon einer foldjen ©onberung in ffieftfalen faum ein 9fa* 
jeidjen. 

Qu iperforb 1 ) toerben jtoar na<% einer 8tufjei<$nung 
vau herwede der ghener, de inninghe oder hantwerk 
hebbet, bie bem ffinbe beS 14. ftljbts. angehört, bie Stein* 
mttitn gefonbert genannt: De Stenwerten de ghevet . . . 
hemere unde kellen unde bicken unde alle ere yseren, 
dar men den sten mede howen unde setten unde 
breken plecht 2 ) — allein biefe Sttadjridjt läfct ben cor* 
poratiücn SJerbanb nodj fraglich unb ba$ um fo meljr, als 
üon St eilen bie Webe unb bie Drbnung ber SBremer Stein« 
^auergilbe bort 1595 nidjt gebräud&lid) 8 ) war. t 

Änfdjeinenb 4 ) 1443 fdjließen ju Eorbad) JBöttdjer, 
©teinmefeen, ßimmerleute un & ©eigener einen engeren 
SJunb; 6 ) ba bort jebod) ttriebertjolt für monumentale unb 
ornamentale ffierfe auswärtige JBauIeute unb ©teinmefcen 
^erangejogen fmb, 6 ) befaßte baS JBereidj ber ©tein^auerei 



*) 6onft namentlich eine toeit^in berühmte ^etmflatte ber ©olb» 
fdjmiebe. S)er ©efanbte be« 2)eutfdf)orben$ liefe fld) »ät)renb brt Safeler 
GonciU (1431—1449) nidfjt weniger aU für 300 Ungarifdje ©ulben 8tnger- 
ringe gu fyrforb i. 2B. anfertigen, um fyrren beö (Soncitö bamit ein 
$refent gu matten. ©. S5oigt im SRaumerä «&iftor. Safd&enbucije 
(1833) IV, 93. 

*) 3« SBiganb« «rdu'o für ©efd&idjte u. illtertlmntffunbe II, 7, 
41, 43. 

») $auli a. D. XVI, 49. 

4 ) 3)o« fdfjon um 1200 tljätige 93auamt ju (Soroei war eljer flöfter« 
Itdj-abmimftrartoer aU gewerbltdfjcr Statur. $L im SRepertor. für ßunft« 
tmffenfdjaft XII, 308. 

6 ) 8. (Surfce, ©efcljtd&te u. ©efd&reibung be$ Sürftentljuuiö 28albecf 
1850 6. 293, 441, 368. »gl. baju ad an. 1386 8. (Surfce unb 
n. SRr)cind, tfüian$firdfje ju (Sorbadfj 1843 @. 39. 

6 ) 9t. in ber 3eirfcljrift für bilbenbe tfunft, tfunftcfjronif 1891/92. 
«Reue golge III, 22, 23, in ber ©eftfäl. 8eitfdjr. 56 I, 126 ff. 



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55 

tüolfi nur niebrige Arbeiten unb ÜKauerei gerabe ttrie ju 
SDorften. *) 

Äunftreidje Söaucorporattonen fommen bei uns erft 
fpttt unb mit ©idjertjeit nur in jmei ©täbten, 3Winben 
unb Slttfinfter, üor; ba$ Amt ber buwelude ju ©oeft 
(1446), 2 ) bie ©Übe ber „JBcwleute" ju ffierl (fdjon 1382), 8 ) 
ju föecflingtjaufen, 4 ) roo aud) lein altjeitlidjer SBaumeifter 
ermittelt ift, ju SBodjolt 6 ) unb genufc ebenfo bie ©emeinbe 
buwelude ju *ßaberbom 6 ) begriff bie Äclcrölcutc. 7 ) 
Unb obmotjl bie ftäbtifdjen Oemerbe im Allgemeinen einem 
(Silbenüerbcmbe burdjaus nidjt ft>ät juneigten, 8 ) ift es bod^ 
bergeblidje ÜKülje, unter ben tuefifälifdjeu ßorporationen 
ber großen unb altern ©täbte mit ©W&ertjeit nod) öor bem 
Sudgange be* ÜRittelalterä audj bie SBau^anbmerfer nadj* 
juipeifen. 9 ) ©oroeit treffen wir ju #öjter, 10 ) (^Jaberborn, 11 ) 



l ) Oben 6. 43. 

•) (Sljronifen ber beutfdjen ©tobte XXI, 104. 

*) 3- ®. öon (Steinen, 2öeftpplifc§e ©efd&idjte 4 II, 1197, 2). 
Weiler, ©efdn'djte ber ©tobt Söerl 1891 6. 74, 187. 

*) %$. fcfdj in ber 3«ttfdjr. für Ort«- u. £eimatfunbe im 93eft 
merfling^aufen 1891 I, 48. 

•) g. Steigert, beitrage 3. ©efdjitye ber 6tabt SBod&oit 1891, 
e. 730. 

•) 5. ^Wippi, 3ur aScrfaffungögef^td&tc ber wefrfaltfd^cit S3ifd|of*. 
ftabte 1894 @. 80 9tr. 224. 

7 ) . . . eyn ytlich buman, de ene ganze ploch hevet. Urf. öon 
1426 in 2ötganbä $lrd)iö II, 420. — $)er buwmester war oft ber 
Äirdjpfleger ober gerabeju ber aßerhneifter. 

8 ) @. 0. SBelow in ©onrob'ö 3<rfjrbudj f. SRational-Defonomie 
unb ©tatiftif 1892 in, 60, 65, berf. in ber £iftor. 3ettf$rift 58, 228. 

•) 8gl. 0. Maurer a. £). II, 484. 

10 ) Söiganb o. O. 126, 135 ff. 

») SRidjter 0. D. 6. 159. Oben @. 39 % 2. 



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56 

©oeft, 1 ) Dorimimb, 2 ) ÜJMnben, 8 ) OSnabrüct, 4 ) SWünfter, 
@ffen, 6 ) bic Icbcnöfä^igftcn (Silben ober Äemter unb reg* 
fame ober gar bebeutenbe SJauleute, bod) bie Iefcteren 
nirgenbroo in einem gewerblichen SSerbanbe. 

(£8 Ijaben alfo bie grofjen 9Jaut>anbtt>erfer unb ©teitv 
fünftler SBeftfalenS im ganjen 2Wittelalter unb mit geringer 
Ausnahme audj in ber Wenaiffance it)re ljerrlid)en Stau* 
fd)öpfungen öoHbradjt otjne ben ©djufe ober ben 3n>ang 
uon ©orporationen. ©ie gehörten üielmefyr roie alle nidjt* 
jünftigen SJürger ju ©oeft, Dortmunb u. f. tv. unb jebeu* 
falls überaß ju ber ftäbtifd&en ©emeinljeit (Jöeljr), 
unb biefe ©teDung Ijat, tvxt iljre Seiftungen barttjuen, 
itjrem Serufe öoHauf entfprod&en. 'Die ©emeinljeit um* 
fafcte nämlidj bie nidjt t)erbunbenen unb jumal bie meiften 
ÄunfMSetoerbe, 6 ) unb behauptete, trofebem fie t)om ©tabt* 
rattje abging, 7 ) fteßentoeife eine gettriffe SJebeutung neben 



l ) d. Maurer o. O. II, 347, 360, 638. 8. ©e<f , 99efd)mbung 
ber ©tabt ©oeft 1825 ©. 123. $a$ ©ofument oon 1732 in ©etberfc' 
Urf..8udj gur ©efdj. be$ ^erjoö^umö 2Beftfalen III, 499. 

*) S3gl. 5» 5**nöborff, SDorrmunber ©tatuten u. Urteile in ben 
fcanfeftyn ©efdjidjtt.Ouellen 1882 III, @. LH, CXXXIII, CIU. 

•) 2ö. © gröber, Gijrontf M Siötljumö u. ber ©tabt TOnben 
1886 ©. 207, 292, 328, 421, 434, 506, 583, 632, 641 unb betf ©otu- 
ment oon 1405 bei grenöborff a. D. III, 241. 

4 ) Slltcr unb %dffl bei 3. 5- fiobtmann, Acta Osnabrugensia II, 
375, DSnabr. aRitt^eilungen VII, 85. 

5 ) 5- $&• 5«nfe, ©ef$i$te M gürftentyumg u. ber $lbtei (Sffen 
1848 ®. 157. SDic Statuten bei 93üfdjer in ^Beiträgen jur ©efdj. oon 
©tabt u. ©tift £ffen (1884) VIII, 3 ff. ju SBielefeib nehmen unter ben 
1691 eina,eridjteten 2temtern bie ©teinljauer ben 12. *ßlafc ein. 3B. grtefe, 
©cfdt>. ber ©tabt Etelefelb 1887 ©. 235, 243. 

6 ) ö. Maurer a. O. II, 629, 632 f., 634; bodj führen ben tarnen 
©emeinljeit ju öippftabt 1455 bie gefammte SBürgerfdjaft, gu ©oeft 1259 
audj bie oereinten ©üben. Urfunben in Söiganb'S 8Crdjto IV, 10, 61; 
»gl. tfrumbljolfc a. D. ©. 15* ff. 

7 ) o. Maurer a. D. II, 429. 



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57 

ben ©üben. 1 ) Dafc ftdf) audf) oljne Slmtsfafeungen ober, 
menn biefe üortyanben aber ungleich maren, in ben Der* 
fd)iebenen ©tobten bennodj gemiffe t)anbmerflid&e herein* 
barungen unb ©etuotjntjeiten in Stfjug auf £et>rjal>re unb 
anbere gefd^äftlid^e Steigen auSbilbeten, erforberte fd&on 
baS ffianbern ber ©efetlen 2 ) unb ba$ gemeinfame 83er* 
ftänbntß ber ©teinmefejeidjen. 1)a$ ftäbtifd&e Saumefen 
mar alfo überall fo gut wie ööflig frei; e$ verlangte lein 
3ufammenmoljnen ber Sauleute, e$ erlaubte namentlich 
ein ipin* unb ipergetjen ber ÜÄeifter innerhalb unb, fofern 
bort feine Slmtafd&ranfe im ffiege ftanb, audf) außerhalb 
be$ fianbeS, 8 ) aud) mar bie Aufnahme Iänblid^er Sau* 
Ieute bort, mo ©üben borfamen, leidet, 4 ) ober bodfc fo 
lange fte fehlten, meil öon i^r fteüenmeife bie S3ürger- 
büd&cr Dermelben, nid&t fdjmer, es genoß alfo beinahe einer 
ftretfjeü mie baä ©emerbe in ben Dörfern 5 ) ober tuelmetyr 
auf bem platten ßanbe. 

©ofern bann ©üben ber SBauIeute auftauten, jöljlten 
fie ju i^ren SKitgticbern nid&t etma, mie bie Sauptten, 



l ) @o gu £)$nabrücf unb üftinben ogl. ©tüöe in ben ©$nabr. 
SRittljeihmgen VIII, 3. ©gröber a. D. ©. 328, 380, 583. 3n ein« 
gelnen ©täbten wie gu Driburg matten bie £anbwerfer gufauimen eine 
Snnung (^anfe) auö : Voerdmer de der hantwerken hanze winnet . . . 
de twene (pennync) scolen der hanze noten wesen. Urf. beö 33ifdjof$ 
33nlbuin uou *ßaberborn öon 1345 in Sötganb'ö 2trd)h> II, 362. 
Öerer'3 SftitteUjodjbeutfdj. SBörterbudj A 8 fennt s. ▼. hanse nur bie 
tfaufmannSgilbe. 93gl. <S. 56 SR. 6. 

») »gl. «Pauli a. D. XVI, 49 f. 

8 ) „2)ie Sftedntunqen lehren nun aber, wie bie SBaumeiftcr unb 
Arbeiter ber Sictoröfirdje (gu Xanten) balb com Unterbeut, balb öom 
Dberrljetn famen, wie fie auö ben SRieberlanben unb auö SBeftfalcn fid) 
anboten. 2)ieö geigt, wie wenig abgefdjloffen bie fogen. SProtringialfdjuIen 
waren unb ein wie Iebenbtger 93erfeljr unter iljnen fjerrfdjte," 6t. 33eif}el, 
Saugefdjtdjte ber ßircfc beö l>. Victor gu Xanten 1883 6. 194. 

4 ) *. Maurer a. D. II, 751 f., 753. 

5 ) *. SWaurer a. O. II, 395. 



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58 

blofc bic Äünftter, fonbern ju SKünfter unb genug au$ 
ju aWinbcn mit ÄuSfdjluß ber Qxmtntxkutt ade #anb* 
tt>erfer, tpelc^e an ben ©teinarbeiten nähern £t)eil Ratten, 
bic gewöhnlichen STOaurer unb Steinmauer fo gut wie bie 
eigentlichen ©tetnmefcen. x ) 

3u ÜKinben modjte ber 33erein fdjon längft befielen, 
als 1595 2 ) feine SJerbinbung mit gleichartigen (Silben 
anberer ©täbte in einer SJremer Urfunbe beftätigt warb. 
Irofebem ju STOfinfter bie ©Üben um 1400 ftetig an 
SWitgliebcrn unb 2Wad)t ttmdjfen, 8 ) muß bod) jene ber 
SWaurer, ©tein* unb JBtlbtjauer (SKefcler) erft fpät ins Sehen 
getreten fein, ©idjer ejiftirt fie 1525. 4 ) Die erfte 9?oüe, 
unb biefe betrifft ©efeOeu unb fieljrlinge, läßt ftd> nidjt 
Dorm ftaljre 1531 nodjtoeifen. Die „©teinfywcr" erfuhren 
mit ben übrigen ©üben in ber SBiebertäuferei bie 
tieffte Demütigung, bann jebocfc burd) bie SBeid&eit be« 
ftürftbifdjof* ftranj Don SBalbecl 1553 eine ©ieberbe* 



') Änberäwo waren bie (gewöfjnlidjjen) Steinmauer ungern unter ben 
£teintnefcen flefeljen. (51). 8. @ tt eglife, ßirdje ber Ij. Äunigunbe gu 
Siodfjlifc 1829 <§. 25. 3u SKegenSburg ftanben 1459 bie Steinmauer u. 
•bredjer, welche in ben SBrüdjen für bie SBauljütte arbeiteten, aufeerijalb 
berfelben. «lltljn a. £). IV, 90. 

*) 1737 wollten l)ier Slbeltge unb Sreie tfjre üflauer- unb 3immer- 
leute, weil bie bürgerliche Arbeit orbinär au 3 fiel, au6 beliebigen Drten 
beftetten unb ba$ Sßrimleg ber Ijeimifdjen „3tnunerleute" auf bie Sebürf« 
niffe ber Sürgerfdjaft befd^ränfen. <§taat$«Är. Ä. Ä. be« <DomcaptteU 
SHinben SRr. 320 a. 3u Bremen ftellte ber Stotfj, weil über bem 3unft- 
zwange fteljenb, aud(j nid^tgünftige 8eute an. Sorte a. O. XIV, 170. 

8 ) ©gl- 3. Raufen in ben Sßublicationen ber ßgl. Sßreujjifcfjen 
6taat$arc$h>e (1890) 42, 90 ff. CHnmal mufjte fidfj bie gefammte ©eift« 
Hdjfeit gegen Eingriffe in tljre Sfted&te fettend beö Slatfy, ber magistri 
gildarum et gildae ipsae Bereinigen, liefert'« Ur!.*2hi$ I 9tr. 120, 
Sgl. III, 327. 

4 ) Jtrnmfigolj a. O. 70, 6. 7* 12». Ueber bie Stellung ber 
3immerleute baf. ©. 5, 



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59 

Übung, 1 ) bic tfjnen ein Stnfoorn gu aufjerorbentlidjer 
Jhmftentfaltung nmrbe. Die Drbnung bcr SBremer ©tein* 
Ijauer mar 1595 in SBeftfalen nur gu ÜÄünftcr unb ttrie 
gefagt auc§ ju 9ftinben „gebräud)^ 11 , 2 ) tueitertjin gu JHWn 
unb in bcn norbbeutfd&en ©täbten (Sremen), Hamburg, 
©tabe, fittneburg, $annoüer, SJraunfd&roeig, SRoftodf unb 
JBiSmar. Dort bcftanbcn alfo gleidjartige Äemter unb 
©afcungen unb innerhalb berfelben ein freies unb getoifj 
au<% lebhaftes #in* unb ^ertvanbern ber ©cfcücn. 3 ) 

Daöon, bafc ftd) bic SBauIeute auf irgenb einem %au* 
plafce gu einer 33aut)ütte gufammen getljan, finbet fidj 
in ffieftfalen feine ©pur. 4 ) Da« einmal, nämlid) 1393, 
bei ber Äattjarinenfirdje ju Oänabrficf ertüeiöli^e „ SBifl)u$", 
meldte« barauf Anbeuten fönnte, enthielt SWid)t$, tva& einer 
SBaucorporation entfpräd&e, e$ enthielt nur bie ipauen 
unb ßarften ber SBerfleute unb SEobtengräber. 5 ) S33o 
feine Sautjütten nmren, ba fud^t man aud) vergebend 
Regierungen gu ben SBautjfitten be£ Leitern 93ater* 



*) zur underhaldunge fridens und einigkeit. SHicfert^ Urf.« 
(Sammlung I, 350. flrumbfjoifc a. O. @. 70* f. $ie ©übe reprä. 
fentirte 1554 Johan beldensnieder. fünfter. ©efdj.'&uetten III, 3. — 
1553 überlauten audj bie Äannegie&er eine Drbnung. 9*., ßunft- u. 
®ef$..2)enfmäler b. *Pr. SBeftfalcn II, 37. 

») «Pauli a. O. XVI, 87 SRr. 7. 

3 ) «ßauli a. £>. XVI, 49 f. SRr. 7; bie norbifd&en ©täbte ent* 
nahmen ben nähern Slnlafj gur SBaueinfgung rooljl bem gemeinfamen 
3tegelmateriöle (2UIif)n a. £). IV, 145), roeldje« mit ber 3eit audj 
immer weiter in bie £aufteinregtonen brang. 

4 ) Unb bennodj bn %. Sanner, £>te 33aul>ütten befl beutfdjen SWittei. 
alter« 1876 ©. 9 bie SBeljauptung : „3»ar Ijat e« beim %a\xi ... ber 
©teinftrdjen gu £)«nabrücf, gulba, Sladjen, SPaberborn, 5ftefc, £our«. 
Drlean« u. f. w. bereit« im 6.-9. 3<ri)rfjunbert (oorübergeljenbe) 93au- 
corporationen gegeben." 

») $. Seit man in ben Dönabrücfer Mitteilungen XIV, 145, 
146 9tr. J. 



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60 

lanbeS, tteld&e fo üiel ©taub aufwirbeln. ÜKit J?öln ge* 
fd)toetge mit ©trafjburg, 1 ) nwüon bodf) ba$ eine ober 
anbere als SBorort anjufpredfjcn märe, Jjatte SBeftfalen 
SWid&tä meljr gemein, als mit jeber anbern SBauftätte im 
©üben. 

kleinere JKäMe 

mürben fcljon ttriebertjolt ermähnt, fofern fie audfc JBauIeute 
ober gar Sauämter befafjen. 2 ) Die Aufgaben maren inbefc 
burdjfdjnittltdf) bürgerliche unb länbttdje, ©teinbred&en, JBe* 
^auen üon SJebarfSartifeln unb allerlei ®ebäu. 

SSon JBaufcljuIen fann feine {Rebe fein, l)öd>ften$ jeit= 
meife tum funftreid&en Sauleuten, fei es, bajj biefe anber* 
märts gehörig auSgebilbet, fei e$, ba% fie t)on außen ju« 
gebogen maren. 

Qu SBedfum faß im 14. ^aljrtjunbcrte ber mo^äbige 
Rotgerus lapieida, im folgenben neben ben carpenlarii 
Hildebrandus unb Johannes Bustel ein Johannes lapi- 
eida 8 ) unb 1602 fertigte Cordt stenbicker 2WüljIenfteine. 4 ) 

83on ®efecfe ftammte {ebenfalls ber meitberü^mte 
SWeifter Johan, ber als „grember" ju SBremeu am 8tatl)* 
Ijaufe 1405/6 bie fcfcönften 33ilb* unb ©teintjauercien aus* 
führte. 6 ) Die iperfunft ergibt ftdfc rooljl barauS, bajj ein 



l ) Srofcbem Ijat man Söeftfalen biefer fernen ©tabt mit ber geber 
äuorgamfirt, fo (51*. 8. ©ticglife, ©efäidjte ber ©aufunft 1837 ©. 611, 
bamadj 3- 2BoceI in ben 2Rtttl)eil. d. C. C. 1861 VI f 108 unb Slilt^n 
a. D. <S. IV, 145 üermutungöroeife ben Dftbereidj ber Kölner glitte bt$ gu 
ben ©ebirgen ber obem (£mä unb ber mittlem 2öefer üorgefdjoben. Uebcr 
(Srfurt unb @adjfen ogl. (£. ©urlitt im SRepertorium für ßunftwiffen» 
fdjaft (1892) XV, 333. 

«) Oben 6. 43 f., 54 f. 

•) ÜKemorienbudj beö 3)ecanotöftiftö im @taat3«2lrdj. Ms. I 90 A u. B, 
wo bie (ödjriftdjaraftere bie 2)atirung begrünben. 

*) 6taat$«2lrd). 9ted)nungeu ©offringe 9h. 47. 

5 ) Sür ledere jumal Sßfoften, *Dtoa|jwerfe unb GSinfaffungen fdmüt 
er bie SßrofUe in £ol$ oor. 



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61 

Johan van Gesecke für tt)n einmal bert £ot>n Ijob unb in 
ü>rer ©emeinfdjaft nocl} ein ©teinmefe Westvale arbeitete. 
Sieben bem ©oljne $aul begleiteten Ujn bie (Sefctten 
Johan unb Kurd. 1 ) 1446 madjten bie ©oefter unter ben 
©efecter fieuten audj einen Michael stenwerte jum ®e* 
fangenen. 2 ) 

Qu SBod&olt nmrbe 1438 Goderd Rodeheynen jum 
ftftbtifc^cn ÜKauermeifter beftellt, 8 ) unb 1475 nrieber ein 
ÜWauermeifter Hinrik Bever genannt; 4 ) 1593 uerpfänbete 
man ber SBittme beS ©tabtäimmermeifterä Georg Tegeter 
ein ^au« unb 1620 5/6 überwies man feinem fpätern 
Sftadjfolger Johan van Delft, bem {ebenfalls Anteil am 
3?att$au$baue 6 ) beijumeffen, eine ffio^nung aud) nad) bem 
SEobe be$ jeitigen ftntjabers eine *ßförtnerftette. 1645 
baute bort bei einer ©tabtbefeftigung Mathias Walkering 
bie 2J?üt)Ien nrieber auf unb Heß fein ©uttjaben jäl)rlic§ 
mit 60 2^lr. öerjinfen. 6 ) 

®uten ©teingruben natje blühte in Unna bie beco* 
rattoe Hrd&iteftur. (Sin großer tt>ol)I gleich mit einem 
2^ürmc^en umfaßter 2)?arftbrunnen nmrbe, als fdjönc* 
SBerf tooljl bas erfte beS SanbeS, 1440 öon 3Weifter 
Johan Brabender errietet, 1669 öom Iljroler SDieifter 
Mathias mit neuen Quabern üerbeffert, aber 1720 üon 
Hans Michael Moser burd) einen neuen erfefet. HI8 



l ) e^mrf it. 6cftu$mM" «• O. II, 294, 413 f., 362, 364 f., 
293 ff. 1425 tyettte aU architectus ber ©efeefer carpentarius ®obfn'eb 
üKütter an ber obem flirre in Stützen gu fd^affen. ©etberfc' Quellen 
ber weftfäl. ©efdjidjte I, 233. 

*) ©fjronifen beurfdjer ©table XI, 134. 

») @tabt.«rd>. Urf. 112. 

*) ©taatö-SC. fünfter, 2anbe3-2t. «ct. 240, 6. 

5 ) Söofür 1618 24/6 fdjon Selb aufgenommen war. 6tabt«2lrdf>. 
Urff. 506 a— c, 509, 511, 512. 

6 ) ©tabt-Sl. Urtf. 470 a, 519, 569. 9todj bortißen SHten empfing 
1618 $eter öon 9tö\n für das heusken zu metzeln einen f leinen ^Betrag. 



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62 

biefer 1740 unter einem fjroftc fiarf gelitten, erfolgte 1753 
burd) 2Weifter Nüsperling ein SWeubau, bann trneber irn 
©efdjmacf e beS flafftfd&en 3°Pf Cj & c * n Umbau l ) unb neuftljin 
beffen totale SBefeittgung. ©anj befonbern 9tuljm erntete 
ber im Dollen ©Raffen abberufene (f 1451) stenmetz 
Rotcher Grumelkut: 

. . . stenhawen kont er meysterlich 
Bekent von allermenniglich 
In Unna der stat, da er sass, 
Eyn frommer man verromet was . . . 
SSon feinen brei ©öljnen mürbe Johan steinwert, geboren 
1448, als «rjt unb Sänger bem §ofe be$ #erjog« öon 
Cleüe gewonnen unb befonberS befannt als Dieter. 2 ) 

SSon Dorften, mo STOaurer unb 9ftefclcr öorfamen, 
erfd&eint 1449/57 ein (Steinmauer Heinrich beim %aut ber 
#orneburg, 8 ) 1520 ein ftäbtifd&er murmester Johan neben 
Bernd timmerman 4 ) unb {ebenfalls toaren t)ier nmnberubc 
2Baurer unb ©teinmefeen (latomi) Wngft anfäfftg, als 
foldje auf ^ö^ere Stnortmung 1653 ju einer Arbeit nad) 
Sonn befteüt würben. 6 ) 

(Sin Johan Don #örbe (Huerden) erweiterte 1485, 
1487/89 bie SRicolai*tfird&e ju Salcar. 6 ) 

3u ©d) meint nennt uns ein Stctenftficf beS Arztes 
©enge aus bem ftaljre 1488 einen SBaumeifter Peter 
Becker unb ein fpätgotljifd&er ©teinleudjter ber alten JHrdje 



*) ftäijered in^orbloff« ßunft- u. ©eföidjt«.<£>enfmäler I, 112. 

•) SRäijere* unb bie ßttcratur baf. I, 107, 113; ber bort <§. 105 guni 
3. 1502 angeführte (Erbauer ber SWarienfapeUe fcnbreaä ftutrf war i^r 
Patron. 

•) @taat«-«rdj. «ct. SftedHmöljaufen I 9tr. 3. 

*) ©trotfötter a. D. 6. 118. 

•) SR. ?i(f in ben nieberrljein. Hnnalen 24, 324. 

•) $ß. Giemen, ßunftbenfmäler ber SUjeinprom'na I, 475. §an« o. £. 
1490 am fünfter au £erforb. Chronica b. Stobt $. 1748 @. 20. 



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63 

einen mester Hinrich van den Berge . . . to Schwerte 
(dat em God genedich sei). 

2BaS ©djüttorf betrifft, wo man bie ©ilbe^äufer 
©ruben leidet erretten fonnte, fo fallen in bie ftaJjre 
1506/26 äJer^anbtungen beä #ird)enüorftanbej& ju Dlben* 
bürg mit ÜWctfter Arent Potker $u ©d&fittorf über Siefe* 
rungen üon gehauenen unb ungetjauenen ©raufteinen. x ) 
33 on t)ier fjatte fidj 1522 ein Willem stenmesseler nadj 
DftfrieSlanb begeben. 2 ) 

ffiiebenbrüdf, bas in ber 3frfif)gott)if unb jwar 
mittelft ber freunblid&en ß^örc ber Sßfarrfirdje 8 ) Sau* 
füljlung mit feiner #auptftabt DSnabrücf, bann trieOeidtjt 
mit ber üermutlidjen SBauübung ju fiippftabt 4 ) tyatte, tljat 
es in ber SRenaiffance mit feinen ipoljbauten 5 ) ben fdjönften 
bes SanbeS gletdf} unb rühmte fid} eine« ober jweier 33au* 
meifter erften {Ranges. Qu bem üußerft retd& üerjierten 
©djlo&bau ju #oöeftabt 6 ) fdfjaarten ftd) 1563/72 um ben 
bawmester Laurenz van Brachum 18—27 ©efeHen ttjeilS 
roeftfälifdje tljeils auswärtige, unter biefen einer üon SBefel, 
einer Don Olbengaal. Laurenz werfte audf), wie wir 
erfahren, am ©dfjloffe ©eift ju Delbe unb 1575 erteilt 
er SRatttfdjläge bejüglicf) beS SBrücfenbaueS ju Arnsberg. 7 ) 
©ein Sftame beutet auf eine #erfunft aus ben SWieberlanben, 



') Acten beö ©ro&ljeraoglid&en 8Crdjiu3 gu Dlbenburg. Grau-Grawe- 
steyne = graue ©anbfteine. SRitfjoff a. £). @. 446. 

") 9L in ben Bonner Saljrbüd&ern 90, 102. 

8 ) 2*gl. 8übfe a. D. 6. 193 £af. IX. 

*) »gl. oben 6. 39 9Rr. 4. 

5 ) Sgl. 5R. $<% u. ©teinbem 6. 51. 

•) Sgl bie Slu^üge ber Sfted&mingen bei fcerolb a. O. 6. 26. 
9tod) Sßault, 9fcenaiffancebauten 33remen$ @. 43 bie erfte reife ©djöpfung 
ber Wenoiffonce im Sorben. 

T ) 9Ud öaurenj oon 93ranfel Ui $. geaur be öaeroir, ©e« 
fdjtefjte Stmöberg« 1895 S. 204. 



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64 

bo$ lägt ftdj audj bort bafür bislang leine nätjere Sk< 
ftätigung erbringen. 

S5ietleid)t tootjnte fdjon er, fic^cr fein ©ol)n unb Jhmft* 
erbe Hans (van Brackel) ju ffiiebenbrfidt. ©iefer unter* 
natjm 1583 ju 6ocft S5au unb SBölbung eine« JRonbefS 
am ©ranttoege, rote iJjm „auf bem Rapier contrcfait" toax, 
mufjte jebod) megen läffiger Arbeit einem anbern SKetfter 
meinen. 9fo$ ben, einmal aud) öon ber ©tabt SBieben* 
brüdf unterftfifcten 3$erl)anblungen, ] ) bie ©oefter £unbfd>aft 
lieber ju erlangen, geljt tyerüor, baß er Diel „33otf" jur 
$anb unb jtvei ©d)lof$bauten abgelehnt t>atte. Die 
©cpffer #oüeftabt unb ©eift 2 ) ftnb Laurenz SBerfe unb 
ba ttjnen an $auftemfd)muc! bie benachbarten ^äufcr 
Jfraffenftein, 8 ) «ffen, Ooertjagen 4 ) (bereit« 1619) 5 ) mit 
SRedjt ju Dergleichen finb, fo banfen biefe füglid) bem SBater 
ober ©otjne iljre ffintfteljung; biefem gebührt üielleidjt 
aud) bie innere ipodjgaflerie (1612) am ©d)Ioffe töljeba. 
Auf Hans begießt ftd) eine ?trd)itmotiä ß ) üon 1601, auf 
Sauren j b. 3f. eine ^auö^nfd^rift 7 ) auf bem Älingelbrtnf, 
auf it)n al$ stenhover eine SBucfcSftotiä 8 ) öon 1648. 

Leonhard Hügel öon SBarberg, toie au$ ftolgenbem 
Ijer&orgcljt, roaljrfdjeinlidj ans SB ar bürg, arbeitete Diel für 



') ©tabt.Hrc$iö ©oeft IX, 53, SIcten II, 8. 
*) Sßnrmeljr in STbbübung erhalten. 

3 ) $Rad» einer münblidjen Angabe in ben 40er %a\)vtn öon einem 
Stoumeifter ouö üftinben aller ©teinfjauereten entfleibet unb in eine 
empire-@eftalt oerwanbelt. 

4 ) Sgl. 3ft. in ben Bonner 3<tf)rbüdjern 93, 242. 

5 ) Angeblich, aber nnjutreffenb audj ©djlofc ©eiftem a. b. Wart. 

') SDarnadj befafjen §anö u. Sfcotger oan SBradmutb je ein fyaut in 
bem Sangenbrügger #ofe. TOtt^eilung be« §errn ©ber-@tab$arate$ 
Dr. JDruffel. 

7 ) fcaurenj oan 8radjmn, (£lfe ©djürman 1615 me fieri fecer(unt). 
OKütljetlung beö £crrn $ugo S3renfen bafelbft \>on 1897 31/5. 

s ) 3m Über conjugatorum et defunetorum 1646/56 fol. 66. 



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65 

ben Sanbgrafen ju (Eaffel unb, 1568 nad& ®öttingcn be* 
rufen errid&tete et §ier einen großen ©teinbrunnen auf 
bem JTOarfte, „feine ©ebäube" fotoie ©etodlbe über ben 
Sporen unb über bem HuSfluffe ber Seine. 1 ) 

Kleine befd&äftigte 1569 einen SWeifter Herman (als 
äRauermetfter) an ben 3feftung*tt>erfen ber ©tabt, unb 1571 
arbeitet bort an SRonbelen Dirick de walmester. 2 ) ©e* 
l|3rte ber erftere bem Drte an, fo famen bie SBallmeifter 
bamals mel>rfadf) au« ben Sftieberlanben. 

SSon XBerl, wo 1319 unb 1326 ein Gerhardus car- 
pentarius eine angefeljene Stellung einnahm, 3 ) begann 
SWctftcr Hobein 1597 ben ©c^Io&bau auf bem ©d&neCen* 
berge 4 ) unb 1603 fleflte er Don Äflenborf au» ba$ $ofpital 
ju SBafoe lieber ijer. 5 ) 

Der gräflich SBalbedffäe SWauermeifter Hans Deger 
au« Stoben 6 ) uoHfü^rte gu Sßaberborn unter bem JBifdjofe 
toon ber {Redt (1650—1661) toaljrfd&einlicl) nadf) planen 



9JHt$off a. D. @. 160. 

*) gr. 3>arpe in ber weftfäl. 3eitfd&rift 38, 121 ff.; (frbarbeiter 
fanben ftetö gu fl&uen an ben ©räben unb SBatten ber SBurgen unb 
€>tabte, an fleinen ©analen, atterljanb Öanbweljren unb Seiten, nament- 
lich an &ifd)teidjen unb an bem foätern „®raften"'9tefce ber ©djlöffer. 

*) ©eiberfc' Urfunbeubudj gur ©efdjid&te be« Serjogtlmm« Söefl- 
falen* 9er. 575, 1113. 

*) fr 3. Vieler, 8eben u. äöirfen ©afoarö u. gürftenberg 1873 
6. 180, 181. 

B ) Ä. £oenncf in ben flattern $ur nähern äunbe Söejrfaten* 
XI, 102. SBBerler „3immerleute" fennt audj geaur a. £>. 6. 442. 

*) Maurer, bie au8brücfltc§ audj} ba* SBacfofenmadjen befargten, gab 
e$ im SBalbccffdjen überall; ba e£ mannen an @cf<f)icflic^feit gebradj, 
mußten fle feit 1817 beim öanbbaumeifter ein (Dramen beftetjen. gär 
$0$ere Sauaufgaben erfdjienen auswärtige Ärafte (»gl. ohtn ©. 54), fo 
no$ 1593 au Qoxbaty ber wfilfdje aWauermeifter Peter Robustello de 
Corradin öon ©roffot. <Der Ä 3iutme^neifter ,, be« Styobener 6djtofj» 
baue* 1650/53 war ein $oUänber. Surfte a. £). @. 441, 635. 

LVIII. 1. 5 



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66 

eines ©fibbeutfd&en, Damian Nidecker, aUerljanb Umge* 
ftaltungen 1 ) am Dome unb trat 1661 an bic (Erneuerung 
be« ©d&toffe« ju Arnsberg.*) 

Die länblidje Sauübung unb »Kunjl 

ffitr muffen f)ier bie Sauleute ber großem Stfibte 
auger Ädjt laffen, um einmal nä^er auf baS länblid&e SBau* 
»efen einjugeljen, beffen SSertreter bie 33auerfd>aften unb 
Dörfer be« platten SanbeS beiüo^nten. 

Da« $eibentum »ererbte feine ©teingeräte bod) jum 
Steile auf unfere 3eit, unb feine Sßflafterungen, ©tetn* 
fefcungen, bie SWauern ber Surgen tfyeilS ofyte tljeils mit 
fieljm ober Äalf unb anbere Arbeiten 8 ) festen aud& fd&on 
tt>ertfäf)ige $änbe toorauS, bie baS SWaterial ju bereiten 
unb in urtljümlid)er Art ju Demenben unb ju fügen Der* 
modjten. ©erabe fo tt>ie §eute, vermutet man nid>t oljne 
©runb, ttmrben in einer (EmSgegenb ftiefelfteine unb fie^m 
fdjon in Urjeiten an Käufern öerbaut. 4 ) Unb als bann 
im (Sfjriftentume bie monumentale ftunftardjtteftur ©ad&e 
ber ©tifter unb ©täbte nmrbe, ging i^r baS fd&lid&te 
$anbtoerf beS SanbeS ftets jur ©ette, fei es, bog feine 
operarii, toie im Anfange offenbar, Hjr tyre Dienfte tiefen, 
ober baß es an iljr eine Widjtfd&nur fanb, feine Arbeit 
ju toerbeffern ober gar ju toerebetn; benn neben ben 
©täbten blieb t§m nod& ein fe§r toeiteS HrbeitSfelb, unb im 
©über« unb SWorblanbe, too ber ftäbttfd&e ©teinmefc feine 



l ) H. -in ben ©onner 3a$rbüd&ern 89, 187. @urfce'0 ©eitrige 
gur ©efd&id&te bei gfirftentyum* S&albetf II, 256. 

•) ©eiberfc in ben ©Iättern *ur nähern Äunbe SBeftfalen« 1862. 
®. 57 ff. 8*aur a. D. @. 394. 

■) 9*. 3ur (Sljronologie ber weftfäl. attegalttljgraber in ben Bonner 
3a$rbüd&ern 104, 127 ff. 

') (Sonrabt in ben D«nabru<fcr TOtti&etlungen XIX, 176. 



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67 

tfunft an einem ungefügigen 33rud)fteine. ober an garten 
fjinblingen fd&eitern fat), erftreefte e8 ftdj für beffere Sei* 
ftungen tootyl Bio in bie gefd&Ioffenen Drtfdfoaften. l ) 

Unb toie auf bem Sanbe bie SBaufünftler, beren nur 
gteid) gebenfen, waren aud) bie JBauljanbtoerfer flteinftebler 
(Äöttcr) einer 33auerfd)aft ober einer Äirdtftätte, i^rer 
focialen Sage nadj mofyl meiften« nafye üerioanbt ben 
Äünftlern, toeldje urfprüngltd) an ben ©tiftspläfcen fafjen; 2 ) 
ftc l>aben iljr #anbtt>erf toof)l überall neben einer Heinen 
SBirtljfdjaft 3 ) betrieben unb jtoar, wenn ftc iljre gutsljerr* 
liefen unb fonftigen Seiftungen abgetan, möglidjft frei 4 ) 
einmal toaä beffen innere ©ntmidelung Don roljer ju 
befferer ober gar feinerer Arbeit, fobann toa$ ben XBett« 
betoerb betrifft. Denn fyat tynen urforüngHd) bie Jhmft* 
Übung ber (Stifter efyer Aufträge jugetoanbt als #inberniffe 
bereitet, fo fanben fte tyr Ärbeitöfelb nad) bem »uffommen 
ber ©täbte anfangs nur um ben SBereid) ber lefcteren 
gefd&mälert, unb bajs ftc fpäter nod) ben großen ©ptel* 
räum jttufd&en benfelben ju bebeutenber S^ätigfeit au$* 
nufcten, bemeift — unb ttueberum erft mit bem Ausgange 
bes äWittelatterS - baS »orge^en ber ftäbtifd&en fünfte 
im 2ipj>ifd)en 6 ) unb DSnabrüdifdjen 6 ) gegen gemiffe ©e* 
werbe unb namentlid) au<$ gegen ben $anbel auf bem 



*) Sänbltd^e @teinbre<J)er im gronbienfte bei 12. 3al>rljunbert6 Bei 
91. Äinblinger, SWünfter. Beiträge II, 314 ff. 33gl. über berlei S3au« 
fronen TOünft. ©ef^.-JQuellen III, 4, »., Qolfr u. ©teinbau 6. 856, 
Cacoinblet'ö Slrdjiü für bie ©efäidjte be$ «Rieberrljeinä I, 314 ff. 

*) ö. 33 e low in ber 3eitfd)r. für «Social- u. ^irtfäaftögefäifye V, 
134, 139. 

a ) ö. «elow baf. V, 158. 

4 ) Unb Ijtcr offenbar weniger gehemmt aU o. üttaurer a. €)• 
II, 487 annimmt, ogl. baf. II, 395. 

*) ad ann. 1470, 1508, 1541 in ben Öippifd&en Sftegeften III, 2389, 
IV, 2946, 3220. 

«) ad an. 1499 f. bei WWW, ©Ubeurhmben 5Rr. 63, 64. 

5* 



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68 

Sanbe. 1508 erhellt inbeg an» ber «eufjerung be$ Sippt* 
fd&en SanbeSljerrn, er toiffe Don feinem $anbto>erfe an 
©teilen, n>o es ben ©täbten fd&aben fönne, beutlid) genug, 
bafc aufcer bem Sereid&e berfelben ber fianbljanbtoerfer ftd> 
um bte fünfte nid&t ju fümmem Brauste. 1 ) 

XBenn biefe babei im Dänabrfidifd&en bte Dörfer unb 
auSbrüdttid) bte dauerhaften gegen bie ©täbte unb 
ffiigbolbe gänjlid) jurfieffefcen, fo l>aben fte $anbel unb 
Äleingetoerbe im Äuge gehabt. Da* JBautoefen mar, tote 
nur Ijier fdjon ttneberl)olt auSgefprod&en l)aben, 2 ) mög* 
lidjft frei unb gerabe fo leiftungdfätjig, toit ba$ ber 
Äleinftäbte unb SBigbolbe. Die [enteren Ratten gewö^nlicft 
nur eine, fomeit nad&toeisbar, ben eigenen Sebfirfniffen 
angemeffene Sautljätigfeit, bie fid> unter ttmfiänben genrig 
aud> toie iljre anbern ©ererbe bis in unfere 3eit & ettl 
fianbe jutoanbte, unb bie ©täbte überhaupt fonnten ftd> 
bod> erft feit bem ©pätmittelalter unb nur fleinentyeil« 
auf SBaugilben ftfifcten; 8 ) ber gunfottang t^at alfo ben 
fianb^anbtoertern nur geringen Hbbrud>. 5tljatfäd>lidj 
fyabtn btefe, ttrie mir fogleidfc feigen, im ftunftbaue äJjniidje 
Seiftungen aufautoeifen, nrie bie Äleinftäbte, toenn biefen 
einmal ein tfid&tiger SJReifter erftanb. Die fd&lid&ten Um* 
mo^ner genriffer ®ruben fonnten, jumal fte Wnbltdjen 
JBeftfceS toaren, bie ©tetne nad) Selieben »erarbeiten unb 
»erbauen, unb auf ben Saumbergen l>aben fte gleid&fam 
unter ben Äugen ber SWünfterifdjen ©teinfyauergitbe eljer 
SSort^eile Don biefer afe SBeläftigung erfahren. 

6$ gab auf bem fianbe (Stein* unb ÜWauer arbeit 
genug; 4 ) e* toaren $eerb*, Xenne* unb anbere platten, 
SMljlenfteine, £röge unb ©cfägc ju behauen, Winnen, 



*) »gl. Ärumbijolfc a. O. ®. 126* 
«) Dben 6. 50, 56 f., 67. 
8 ) Oben ®. 55 ff., »gl. @. 43, 53. 
4 ) Sgl. oben 6. 35, 39, 40. 



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69 

Brunnen, auf bcr $aax ©ifternen einjufaffen, mand&en 
SBrfidEen Säger ober ©etoölbe §u geben, ber fteerb 1 ) unb 
ÄeCer mit SKauern ju toerfeljen, getoiffe $otjbauten mit 
Steinen ju funbamentiren, bie Ijeute nod) oft in ber liefe 
jum SBorfd&eine fommen, Sacföfen IjerjufteHen, ba unb 
bort audj bie SHxäf* unb JBauernljöfe mit dauern ju um« 
wehren, 2Ml>len, 2 ) JBurgftätte unb mand&e SanbfapeCe 
ganj ober tljetfoeife in Steinen ju errieten u. f. tv. 
3febenfatt& geljen aud> bie ©tabtmauern t»ielfad^ unb in 
ben Sftorbftridjen bie meiften ftillofen ©teinfpeidfjer 3 ) ber 
$öfe unb Äirdjljöfe grö&tentyeite auf Wnblid&e $anbtoerfer 
jurfidE. Unb für berlei Anlagen f)iefj es, ganj abgefeiert 
toon ben Regeln, ©teine befd&affen unb Juristen unb im 
Korben bie ftinblinge fpalten ober irgenbttrie braud&bar ju 
geftalten. 

Die Wnbltd&e JBaußbung erftrebte bei ben fd)lid&ten 
Aufgaben burd&fd&nittlid) nur fefte unb bauer^afte Arbeit 
unb, toenn fte ftd& bann mal an eine Ijöljere (Eonftruction 
unb Drnamenttt Ijerannmgte, fo fiel bas meiften« fo mifc 
öerftänbltdfc ober fo ungefdjidtt aus, bafj man bem betreff 
fenben XBerfe bie „nid&tjfinfttge" (Sntfteljung anfielt. (Eine 
foldje öerrät nodfc Ijeute mit toielem SKörtel unb rof) be* 
arbeiteten ©teinen mand)' alte« ©emäuer unb ©ebäu, 
jumal JBrfidfen unb, too aud& nid&t immer bie £$ore, bo$ 
burd&gel)enbs bie alten Sföauern unb Stürme ber JBurgen; 4 ) 
unb n>enn fefcon an ber Ättenborner Äirdje ber ungefd&Iad&te 
Anteil be$ SWaurerä gegen bie eblen 3 u 9 a 6cn be« ©tein* 



1 ) Neffen Sfcütfwanb nod) oor^ugöweifc „bie Stauet" genannt wirb. 

2 ) Seifpiele bei £). $reufj, SDie baultdjen Slltert^ümer befl 8tppifd&en 
8anbed A* 1881 @. 133, 69; über bie fcörter-SBrütfe SBiganb'ö «rdj. III, 70. 

3 ) SJqI. ©. £artmann in ben Dönabrütf. 3tftttl)etfonö. IX, 329 f. 
tf. Sranbi unb g. <Sdjulfce baf. XVI, 303, 310 f. £af. 7. 

4 ) 1634 arbeiteten an ber 6djlo{}fefte gu Arnsberg 3tf. öalt^afar 
maurmahn unb Stf. Sacob. ©taat$-2lrdj. 2Rf. VII, 111. 



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70 

mefeett gar untjarmomfd) abftid&t, 1 ) fo erfdjeinen bct 3^or* 
tljurm ber SBurg ©tromberg, fogar einjelne JHrd>en jwar 
als {Berte einer etnljettlidjen fflauübung, bicfe aber als 
eine folc^e, ber beffer bie Stabilität als bie (Heganj ge- 
raten ift. Qu ©tromberg nämlich jeigt ber 23>urm auger 
wenig groben ©tmfen ftnfcbogige Durchgänge, fattelbad)* 
förmige ffiölbung unb über einem Torbogen auSgelaben 
einen geraben ©pifcbogen — alfo JBauan§eid)en, faunt 
©tild&araftere, bie auf baS 13. $af)rljunbert weifen. Die 
ÄapeUe ju {Rabber bei fiintorf, ein SSieretf gerabe ge< 
fdjloffen unb gerabe eingebe* enthält an alten genftem 
nod) eins, einen langen öieredigen, an ben (Sehen iebod> 
abgef prägten ©djlifc; bie anbem ftnb fpäter erweitert unb 
oben in einen ©tid>* ober ©pifcbogen ausgearbeitet. Die 
nodj) unoerttnberte S^üre Ijat innerhalb eines Äu&en* 
rafjmenS nod) einen fd>weren 9hmbbogenfd)luJ3. Das 
SWaterial ift ßintorfer (Eifenbrudjftein. Der $farrfid>e ju 
©raffdjaft eignen $ofygonfd)lu&, ©tid&bogenfenfter, «u&en* 
ftreben, in ben ffreujgewölben fpifcbogtge auf ffianbjnlafter 
gefefcte ©urten, in ßier unb ©Iieberung fo unbefKmmte 
(Ef)araftere, 2 ) baß fte bem erften ® liefe beinahe ebenfo 
einer mittelalterlichen wie einer fpätem SBaujeit, bie \a 
an ßirdjen meljrorts gotyifdje formen wieber aufnahm, 3 ) 
angeljörig erfdjeint. 

Dagegen ift totefleidbt nod) anjie^enber in eultur* als 
funftljifiorifdjer Sejieljung, worauf ber SBerfaffer feit 1892 



») Oben 6. 50 8t 4. 

*) (Sitten abfonberlidjen, frembartigen (5inbru<f motten au$ bie 
gotyifäen SöölBungen ber ©aterlänbifd&cn tfirdjen @trü<flingen unb 
Sir.mtflolj unb, wenn i$ mid& red^t erinnere, ber gotljifd&e 2^etl ber Jtfrdje 
$u Gapetten bei Cloppenburg. 

a ) &öf. 3. £offmann, 2)eutf^orben0rittcr-(5omtnenbe SWü^eim. 
fünfter. ^augnrat.2)iffeTtation. (Sobten* 1895 6. 39 ff. 



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71 

fdjon ttneberfplt aufmcrffam gemalt, 1 ) bic eigenartige 
Iljatfadje, baß ftd> in SBeftfalen an brei ©teilen ba« länb* 
lidje SBauroefen au« ben rollen unb ftilfd&toad&en formen 
mef)r als uorübergefienb ju Seiftungen heraufgearbeitet f>at, 
bie in Conftruction unb Ornament mit ber ftäbtifc&en 
©tilfunft wetteiferten, — ein SBcmci«, nrie tief toormal« 
bie Äunft in« SSolf eingenmrjelt war. 

An einer unb fef)r leiftung$fäl)igen ©teile jaulten ju 
ben Auftraggebern aud> Säuern; bie Äünftler waren ber 
Steige nad) faft alle fd&lidjte Sanbleute 2 ) unb was fte 
fdjufen, begegnete gewig audj bem SJerftänbniffe unb ©e- 
nuffe tyrer 9?ad)barn bis in bie fleinften Käufer hinein. 

Die ©teilen ober toielmeljr bie Steiriere biefer länb* 
lidjen JBaufunft waren bie ©teingruben ju ©Überaus bei 
93entl)eim, bann bie jerftteuten ©teinlager bei ^aüifbed 
unb enblid) gerabe bie fteinarnte SWieberung ber ©mfd)er. 
Da« ©Raffen bort befannte ftd) in ber SBlütlje offen jur 
jeitigen ©tilweife, ja biefe öerquidt ftd) ju ©überaus 
fdjon in romanifdjer Qüt mit Qrormen, bie im Sßroftle 
ober Ornamente no$ an bie ^oljted^nif fnfipfen. 



»J ©eftbeutfäe 3«tfdjrift 1892 6. 180, SBeftermann'ö SHuftrirte 
SHonateljefte 1895 9Rai-$eft 6. 244, Äunft- u. ©efdj.-<Denfmäler b. $r. 
Söcftf. I, 54, Songinu« o. O. II 6. XXX. £. £aafe finbet in ber 
3ritfd)r. für bilb. tfunft; tfunftgemerbeblatt 1900 9L 8?. XI, 79 f. in 
ber bäuerlichen «^oljhmft ber SBierlanbe 1) feine eigentlichen Serufö« 
tünftler (*), 2) fein Äunfrwerf, ba« fldj felbft 8»<cf tfc 3) (örtlid&e) 
©onberftiie. 

■) (5$ trifft alfo meift für anbere Öanbfdjaften ju bie Semerfung bei 
Aub. Boemus, Gentium mores, leges et ritus. Ed. Antr. 1571 p. 330: 
Gens (ba3 Canboolf) artifices enim secum habitantes nirilos aut paueos 
habet. Sgl. aurf) bie Sludfütjrung bei &. 8ampred)t, 2öirtr)fcf)af töleben 
im Mittelalter 1886 I, 588, wonadj ber Maurer bü inö 14. 3ai)rt)unbert 
faft immer lapieida nid)t cementarius Ijeifje, jener nur für monumentale 
Sauten in Setracfjt fomme, baö eigentlich lctnbltd)e Saugewerbe auf bie 
3immerei ju befdjrcmfen fei. 



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72 

UeberaC finb flcinc Anfange gu vermuten, ©tetn* 
bredjen* unb Sewerfen, ober länbltd>e Shifcanlagen, bann 
gelehrige SSerbinbungen mit auswärtigen SBaufünftlern unb 
©teimnefcen unb enblid) mit einer Ijöljern ÄuSbübung unb 
©tübeljerrfdjung aud) weitere Äbfafcgebtete. Der gortje^ritt 
gum $ö$ern war iWiemanben »erwehrt, l ) toofy ber Äbfafc 
innerhalb eine« ©ilbenbereid)S 2 ) Ijeilel. 

Die beiben ©ruben Ratten auf ber ©renjfeite SBefU 
falenS um fo me^r XBertl) unb 3uft>rud>, als jenfeit« am 
JRljeine, in ben Wieber« unb SWorblanben faft nurmeljr 
ber rolje ginbling 8 ) toorf am. 4 ) 

(5ilöe^anß 

ifl eine Filiale ber Ältyfarre ©d&üttorf gerabe wie bas 
angrengenbe SBentljeim 5 ) eine fold&e uon ©Überaus. Der 
©ilbe^äufer ober Sentljeimer ©tetn, im äufeerften ffieftauS* 
laufe beS Dsning gelagert, eignet fid) ju jeglid&em 35er* 
brause, ber grau(rötlid>e) toon 33entf)eim ju glur*, 
üßitylen*, ©runbfteinen unb XBafferbeljältern, ber gelb* 
(weiglid&e) Don ©überaus ju allen 8rd)itefturen unb SBtlb* 
fd&nifcereien. 6 ) (Er fanb, wie wir unten nod) weiter 
erfahren, in ben fteinlofen SKorbftrid&en weithin Hbfafc, 
jumal als Saumaterial bis SBremen, Slmfterbam (©d)lofj), 



*) »erlepfdj, (Storni ber Maurer u. ©teinmefcen (VIII) ®. 148. 
*) Ueber foldje ©rettjftrcitigfeitcn ögl. Ärumbljolfc a.D. @. 130*. 
8 ) Uebcr bie ©ranitgefdjiebe ju SBUbeö^aufcn ögl. ®. SB. 51. Dlben- 
bürg u. ©rcoeru« in ben 2öeftp$. $ßroöin$iaIblättern 1, II, 77. 

4 ) (gegenüber auf bem Oftfaume SBeftfalenö lagerten bte Ijerrlidjen 
93aufteine öon Dbernfirdjen. lieber iljren «Betrieb 1842 ©. San bau, 
»efdjreibung öon Reffen 1842 ©. 354, über üjre »efdjaffen^eit 8. ö. 
Saffaulr, <Die Baufteine beö Kölner 2>ome* 1882 @. 61 ff. 

5 ) Sibui a. D. ®. 910, 911. 

6 ) SBebbigen'ö Eeue3 Söefrp^älif^e« gflagaain 1789 I, 107 ff. 



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73 

SRotterbam (SJörfe), 1 ) roäljrenb bie fdjtoeren ©ramtfinb* 
Knge 2 ) bcn #afen* unb monumentalen anlagen 3 ) ju @ute 
foramen. 

lieber ben Anfang form&oflerer Arbeiten belehren uns 
mehrere Sauffteine, bie ftd> ganj rabial t?on ©überaus 
au$ jum SRieberr^ein, 4 ) nad) $oflanb, in« nörblid&e 
unb mittlere SBeftfalen verbreitet Ijaben. 5 ) (Sin u>e<^feIt)oQ 
geftalteter meift mit Sötten gefdjmfidter ©tänber trägt tin 
grofceä, runbed JBeden, bie« umjie^en ©eiltoinbungen, 
{Ranfengettrinbe ober Ärcaben in flauer faft proftflofer 
Arbeit. SBie ber ®efamttt>pu« an ben {RomaniSmuS be$ 
12. :$af)rl)unberts, erinnert bie flad&e Arbeit unb nament* 
lid) ba« ©eilmufter an bie fefcon ermähnte $oljted&nif ; bei 
anbern Cjemplaren belunben ftarle Shmbglieber unb bei- 
gefügte grafcen ober f<$Udjte$ JBilbtuert fd&on tuefentlic^e 
«nfd)lüffe an bie Ijöfjere ©tein^auerei. S3ieHeid)t jäftft 
^ier^er nod) ber verjüngte (ftänberlofe) ßtylinber gu ffial* 
trop. Die runbbogigen Ärcaben finb mit ben 3füttfiguren 
jtoar bem @an$en n>of)l angepaßt, aber im (Jinjelnen fteif 
unb im felben Straftet beljanbelt mie baS Doppelfeil, 
meiere* ben Dberranb umfd&lingt. 

3fm 13. Qfaljrljunberte gebieten ber ©rube nod) be* 
fonbere SJergünftigungen, 6 ) feineStoeg* aber tyren ffiert* 



l ) 93t« in bie öfterrcidjifdjen SRiebcrlonbc. 9leued 28eftpljäl. SRagagin 
I, 107 ff. @. 8. SMepenbrod, ®efdjtc$te be« «mte* SWcppen 1838 
6. 483. 

*) Belege bei 9torb§off, ©eftfalen-8anb 1890 @. 21. 

8 ) 3n bem £anbei8öertrage $ttufdjeu üflünfter unb Dftfriedlanb öom 
So^re 1669 würben namentlich bie öuaberfteine aW Äuöfu^rarttfel über 
©mben ^eröorgeljoben. SDiepenbrocf a. £). @. 483. 

4 ) $. ©lernen, tfunftbenfmäler ber Sttjeinpromna I, 579. 

6 ) 9*orbI)off, Äunft- u. @ef^.-2)enfmä(cr I, 54, 56, berf. in ben 
Bonner 3aljrbüc§ern 53, 48, 79, Otte a. O. A 4 6. 215, befonber« 
A* I, 309. 

6 ) J. H. Jung, Historia comitatus Benthemiensis 1773 p. 119 f., 
264, m <m$ Weitere« über baö Sllter unb bem Slbfa^ebiet, 



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74 

teuten bie ÄuSjeidjnung einer ©übe 1 ) ober bamit bem 
Orte ber Warnt an. Diefer rüfjrt öielmeljr beutlidfr öon 
ben ®ilbel)äufern, bie fid) tyier überall bie fflauerfdbaften 
errietet Ijaben, 2 ) jumal ba gewerbliche (Silben bem Sanbe 
überhaupt fremb maren. 8 ) 

©tanb nun aud) ber ©rubenbetrieb ber ganjen ©raf« 
fd^aft SBentljeim unb namentlich ber ©tabt ©djüttorf, too 
mir fdjon ©teinmefcen trafen, ju, fo blieb bod) bie $aupu 
ausbeute eine örtliche unb bafjer länblidje. ffienn fd&on 
©d>üttorf, Dom 3fled!en Sentljeim ganj ju fd&roeigen, in 
ber SBauübung gemifc nur menig Ijer&ortritt unb iljr als 
©tabt (1295) 4 ) bie ©ilbeljäufer ©tein^auerei Wngft ooran* 
geljt, fo begegnen und au$ attmäl)lid) beftimmter, als 
bort bie Saumeifter Don ©überaus. Unb läufig genug 
motten biefe, gerabe mie bie ©teine, in ber gerne für 
SSentljeimer burdjgef)en. 

Dem ©ilbe^äufer SBirfungSfreife überhaupt gehören 
mo^I ber eine ober anbere Don jenen SWeiftem an, bie 
tyrer $erfunft nad& unbefannt in ben untern GlmSgegenben 
nad&juroeifen ftnb, fo ein üWcifter Dorpe, ber 1452 an ber 
JHrd&e ju 83ed&ta baute, 5 ) ein Everd Kake, getuöljntid) 
Everd genannt, ber 1493 ju SWeppen nadj bortigen Acten 
uon ben flird&rätljen SBerfdjreibungen erhielt — uermutlic^ 
ber SJaumeifter bes bort 1461 begonnenen unb 1470 fort* 



l ) mit bei SibuS a. D. 6. 910 unb g. 9Uet ö. 93öget«. 
lamp , $rot>mjiaI'@efd)idjte ber merfwürbigen ©raffdjaft SBentljefm 1805, 
ba bod) bie att 3eugin angerufene Urfunbe oon 1375 einer gegenteiligen 
Deutung entforidjt. 

•) »gl. «Rorbljoff, $au$, £of, ÜJlarf u. Oemeinbe iRorbwefifalen* 
1889 <5. 27. 

8 ) ö. Maurer a. G. II, 487. 

4 ) 3. & ÜWüller, @efdjtrf)te ber ©raffd^oft ©entkeim 1879 ©. 90, 92. 

5 ) <S. 8. SMemann, 2>a<J Olbenb. SKünfterlanb I, 151. 



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75 

gefefcten 1 ) JHrdjcnbaueS. Die frühere Äircfce ju ©ögel 
aus bem 3al)re 1*82 ift gemaket vo(n) Mester Wacher 
unb 1512 war eS, da Borchart Sickma(n) begu(n)de 
mi, nämtid) ben flird)tl)urm ju fflodelol}. 2 ) 

ffienn jenem Gerhard Bentheim (Benthym), ber 1500 
mit einem Johan Speckhuys tum SBillerbed „SWünfter 11 * 
b. f). 93aumberger*©teine nadj Xanten abfefcte, ber Sttame, 
tute nidjt jtoeifelfyaft fein fann, uom $eimat8orte anfing, 
fo mag bie ©ilbel>äufer SBaare am {Rheine für JBaum* 
berger burd&gegangen*) unb be^ügtiä) berfelben eine Ort«* 
öcrtoedjfelung in ben ©Triften üorgelommen fein. 4 ) 1620 
mürbe öon Wessel Stoltenkampf Don JBenttyeim ein groger 
©d)teifftein im SBaubereidje ber SBfinfterifdjen Steinmauer 
gefefct unb öon biefen jufolge tyrer Sudler „arreftirt". 

Unb nun folgen flartoeg bie ©ilbe^äufer SBaumeifter: 
(1732) Arnold Wilhelm Schrader et filius eius Joan 
Schrader ex Gildehausen aedifieaverunt 5 ) laut $nfd)rift 
bie (#anen*)Sird)e ju $opften; SSater ober ©ofjn ©Araber, 



>) <Diepenbro(f a.D. ©.269, 5J?tt$off, Äunftbenfmäler unb 
Slltertljümcr im £annot>erfd)en VI, 92. 

f ) 33eibe Bei SMepenbrocf a. D. 6. 270, 262. <Do<§ aud) Bau- 
leute öon fünfter wirften in ben niebrigen ©egenben, fo 1600 9ft. Johan 
Kelliger steen- und werckmeister unb Bernd thom Hülse am ®tebel 
unb an ©teinjierben be3 9Ratl)fjaufed (nad) bortißen Steten) gu 9fteppen, 
beffen Ausbau 1604 »ieber aufgenommen »urbe. SDtepenbrocf a. O. 
©. 274. 

3 ) an. 1500. Item . . . emit a Jo. Speckhuys et Ger. Benthym 
quingentos pedes moenstersteen bei $. (£. ©polten, $lu$$üo,e auö ben 
93attred&mmgen ber @t. SBtctoröfird^c au Xanten 1852 6. 66, 67. 

*) Ueber bie @teinfjänbler unb Saumeifter (öon) ©entkeim gu ^Bremen, 
befonberö über 8über, beffen ©rofeöater SRentmeiftcr in SRljeba toar, im 
16. u. 17. Saljrlmnberta »gl. gotfe a. O. XIV, 131 ff., Gljmcf unb 
6cf)umad)fr baf. II, 434 ff.. 438 f., 442, $auü, SRenaiffancebauten 
@. 56 f. 

5 ) 9tod& amtlidjen Sielen. 



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76 

«rüttelt ju ©ilbc^aud mürbe 1744 nad) Singen berufen, 
um Über ben Sudbau ber alten ober neuen refortmrten 
Ätrdje 83orfd>lüge §u machen. *) (Die äReifter Johan Bauer 
unb Henrich Werninck au« ©überaus erbauten unter 
genau toorgefdjriebenen Sebingungen 1743/46 bie 3fcfuiten* 
Krdje ju SKeppen, woju bie giegelfteine Don DftfrieSlanb, 
ba* $olj üon (Emben tarn. 3 ) 

Die tfaum- (rter Steuer-) berge 8 ) 
toaren einft ein SEummefylafc öon ©rubenarbettero, ©tritt* 
mefcen unb JBauleuten 4 ) öon nalj unb fem, benn fie 
lieferten ein ebenfo fdjönfarbigeS, als für alle SBau* unb 
JBilbjtoede geeignete« SWaterial ben Sauleuten in ber 



*) ». «. ©olbfdjmibt, «efdjid&te ber ©raffd&aft Singen 1850 
6. 831. 

f ) SMepenbrotf a. O. 6. 528. 

8 ) Stößer ©aumberg ober ©teoerberg. ©taatö«Ärdj. tfeefling^aufeu 
AA I, 9fr. 3. 

4 ) 211« ^auptfäd^Ii^e unb reidje Quelle Reffen ljier bie ©ilbebüdjcr 
ber Steinmauer $u ÜRünfter, bie jefct leiber fourlo« öerfdjwunben ftnb. 
(tfruinb^olfc a. D. @. 430.) 3er) tonnte fie jebodj langft bei ein« 
fdjtägigen fjorfdjungen benufcen, »eil tdj barau« um 1870, aU fie nod) 
im SBerwaljr bcö ©tabtbaumeifterä Südljauä lagen, oorab bie SDTctfter- 
namen unb ntandje gewerblidje SGadjridjten bi$ in bie Stegierungfyeit be* 
SMfdjofö ©alen gebogen Ijatte. 

1. 3)a$ grofje ©übebudj Vi Sol. in 6d)toein$leber begonnen 1595 
22^/4. unter ben ©übemeiftern Hans Lake Clberman unb Henrich thom 
Hülse, fowie ben ©djeffem Johan Haselhon unb Johan Kelliger, 
retdjenb bii 1799 mit ben ©afcungen unb mit ben ^ßrotoIoDen über Auf« 
nahmen, Ser^anblungen, Sßroceffe u. f. w. 

2. $a* fleine ©ilbebudj mit Eintragen au« ben Sauren 1592—1650. 

3. 2)a« 8e§rling«bu($, ein Keiner ftarfer 8 ° Sanb, oon ben @$effem 
geführt »on 1592—1736 über SRobiüen ber ©übe, Slufnaljmen (Bürgen) 
ber fceljrlinge unb (feit 1603) über bie SRerf (seilen) bei ber ©ntlaffung. 
3Me Eintragungen oon 1738—1742 waren geftri$en unb übernommen in 
einen ftarfen 4° $anb, beffen 32 befd&riebene Blätter mit bem 3- 1805 
falojjen. 



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77 

gferne unb jumal ben SWeiftern Don SÄfinfter unb SoeS* 
felb. (Sine reiche SKaljrungSquette mürben fte ben Auf* 
unb «moo^nero ringSljer, ju fflillerbed, Sttottuln, ^atrifbecf, 
©teinfurt, $orftmar unb Darfelb. Die SBeftfcer brauten 
bie ©teine in ben $anbel, baS SBred&en unb jumeift aud) 
baS ^Bearbeiten Ratten bie Meinen Seute. 

SaubetailS unb SBilbroerfe in SBaumberger Steinen 
IjergefteCt reiben in« 11. ftaljrljunbert f)inab; bod) ba fte 
fidj fo frfilj $u SRflnfter, fogar an ber Wuljr 1 ) öorfinben, 
nnrb ber Iunftretd)e (Grubenbetrieb tum auswärtigen ©tetn* 
mefcen begonnen fein. 2 ) ffio§l mögen bie Hn* unb Um* 
tooljner, fei es auf SefteCung, fei es auf eigene gauft 
fdjon balb baS JBredjen, baS $erfteHen Don ©teingeräten unb 
©efäßen, bann gar baS Seroerfen t>on Stouftfiden beforgt 
Ijaben, toaljrfdjeinlid) flauten fte erft mit bem 13. $aljr* 
ljunberte, als ba« ©teimoerf unb baS beffere SKaterial 
immer $öl)er in ber ©d>äfcung unb KMtoaijl flieg, o^ne 
bie §erfömmlid&en Arbeiten aufzugeben, ben auswärtigen 
Sauleuten an Ort unb ©teile ben feinem *ßroftlfd)nitt ab 
unb gingen enblidj Don ber ©teinfjauerei immer weiter jur 
Ijöljern ©teinmefcerei, Don ber fdtfid)ten jur eblern SBau* 
Übung über. 2Rit bem 15. Qfa^r^unberte ragen offenbar 
als iljre ffierle unb jtoar blofc rings um bie Saumberge 
auf ben großen ^Bauernhöfen immer häufiger bie ftilfdjönen, 
ttotjl gar nod& mit Kaminen unb 83ottofd>eiben auSge* 
ftatteten ©teinfpetd&er 8 ) ijer&or unb fd>on balb fd)eint es, 

l ) ®o au ©erben. SB. ©ff mann, Ä.-O. Sauten gu «Derben 
1899 I, 88. 9lod^ 1449/57 $aute 5W. Nolden, murmester »on ©erben, 
für ben neuen 2$urm ber £orneburg Boeffengater au* ©aumberger 
Steinen. @taat«.$t. 8te<flingljaufen «. «. I, 9for. 3. 

*) Ueber bie Sager, bie $eföaffen$eit be« WlatttiaU unb bie älteften 
SBerfe ogt. 9torb$off, $olg. u. Steinbau @. 434 ff., Songinu« II, 
@. XXIX f. 

■) ©o erhalten ober fdjon befeitigt auf ben £öfen 8i$ping u. Sßr5ö* 
fting ju fRorbwalbe (9t„ £.- u. ©tbau S. 21 $af. II), ©rwing gu &er, 



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78 

nmr ba« ©teimoerl fo fcft auSgebilbet, bafc es bis jum 
(Enbe be$ breigigja^rtgen Jhriege* 1 ) geblüht $at. 

9?ad> ben Sfld&ern ber SK&nfterifd&en ©teinljauer unb 
anbern Duellen, toar e«, toie im ftäbtifd&en Setriebe, ge* 
tragen Don Sföeiftern, ©efeflen unb gedrungen, jungen 
t>on ben fflaumbergen traten f)äufig bei ben üßünfterifd&en 
aWeiftem in bie Seljre unb babei galten JBaumberger 
SKeifter unb ©efetten als uottgfilttge fflürgen. Unb anber* 
feit« gematteten, tute ein QfaH uon 1617 beutltd) bart^ut, 
bie ©teinljauer ju SWfinfter fieljrlingen uon ben JBaum* 
bergen bie Aufnahme in tyre ©übe. Sftod) me^r. Diefe 
\)at Don ben Saumbergen tooljl Don altertet lieber unb 
tuieber tyren Ijauptfädftidjen Sftad>mud>S bejogen. Denn 
t>on Qtit ju 3 e ^ führen U>re SWitglieber SWamen, loeldje 
nod) Ijeute $au$ftätten ober &ntt>ol)nern ber Saumberge 
eigen ober bod) an jenen nad>n>ei$bar ftnb: fo SBljSman, 
Sofort, Sontan, fiammer«, JBüdfer, SSoInter ju SHHerbedt, 
SWientibt, SWieborg, ffroeä, 3 um ®9 C « ä u SWottuln, ferner 
Seifferbind, SWienborg, Sord&erS, (Sfftnd ju §atrijbe<f. 

galten mir jefct ttmfdjau in ben beteiligten ©e* 
meinben, fo fomntt junädtft SB Hierbei unb jtuar nod> 



SBolping ju ©Göppingen, (£öping gu <Darfelb), 8o<fljott (1567), Sofc, 
Tonnen mit Sljorljau« (1695), ©ebed, Sangeujjorft, «fromoet (wieber mit 
£l)0r$au0), SBifptng («Beübung bei SB. ©ffmann in ber beutfdjen 
Stauaeitung 1888 9hr. 32) gu SBiDerbecf, ttoetter an flottuln unb Biet 
ju fclbadjten. Dftwartö foUen nod) einige au« 3iegeln unb ©errfteinen 
au Kltenberge, «fro^enljolte, Sfcorel unb 9Henberge fielen. 

l ) Sit unfer Saljrljunbert brongen nur mefjr buntle Corftettungen 
oon bem oonndigen betriebe, wie bafj bie Steinmauer oou fünfter, 
namentltdj (ber jüngfte) ©röninger 1681—1729 (»gl. 91., 8. 3§ob. 96, 
312), auf ben Sergen mit tyren ©efeDen iRiebertaffungen geljabt gärten unb 
fpäter, alö au fünfter baö @d)Iofj (1767) gebaut worben, feien oon ben 
Surren, welche fertige Steine baju abholen foHtcn, unb ebenfo auö ben 
S3rüc^en, wo biefe öorgelegen, Signale mit bem «fronte gegeben, ©^reiben 
be« £errn 2B. <Darup d. d. 1876 5./7. 



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79 

als SBeid&bilb in JBctrac^t, ba tym ©tabtredjte erft 1568 
ober 1570 beeidigt ftnb. >) 1475 §at $ier ber SWauer* 
meifter Hinrik Bever am ffirftttd&en $aufe ober an ber 
WltyU gearbeitet, 2 ) 1495 lieferte Johan Speckhuys „ÜWön* 
fter"*@teine nadj lauten unjtoeifelljaft Don ^ter aus, benn 
jene, toeld&e bie fiieferungen ba^in fortfefcen, führen fdjlidjt* 
toeg ben Sftamen (Don) Siflerbedf: fo ein Johan öon 
1506—1519, ber jüngere Johan bis 1534, enblid) ein 
Gerhard btS 1550 8 ) — ber ältere ttne ber jüngere Johan 
herein jelt als „magister". 4 ) SQBcfcI ttmr einige SWale toie 
ber ©tapefylafc ber ©aare, fo ber Aufenthalt ber fiiefe- 
ranten, für Gerhard 1543 unb 1550 öietteid&t bereits ber 
©oljnfifc. ö ) 

Unter ber gelieferten SBaare Befanben ftd> 1532 unb 
1546 aud) fertige Kippen unb fertige gfenfterfteine (cum 
preparatione, aptare, preparare) — beibe alfo an ber 
©rube bearbeitet. 

1563/73 begab ftd& mit bem ©ra&e*2Weifter Hans ein 
Tonies Don ©Werbet! unter bie ©tetnmefcen beS ©djloffeS 



*) $. ©rotfmann, ©efdjid&tlid&e Mitteilungen über bie ©tobt 
Sillcrbe* 1883 6. 80, 82. 

f ) ©taat$.$lrdj. fünfter. 8anbet*t(. 240, 6. 

8 ) <Die Belege Ui ©polten a. O. ©. 60, 67, 71 ff., 75 ff., 86, 
82, 84, 90. Öeifjel a. D. @. 201 ff., 216 ff. 

4 ) 1510, 1511, 1531 M ©polten a. O. 6. 73, 82. 

•) 2Ran fann Ijier nidjt mit 93cigcl a. D. ©. 216 tgl. 6. 202 
einen ftfinbtgen SEÖoljnfty nehmen ; benn bie 9tedmung3angabe in Wesalia, 
bie ba unb bort öorfommt, bejie^t fid) beutlid) (»gl. @. 208 9lr. 2) auf 
ben Ort ber Ablieferung gerabe mit 1546 bei bem Mag. Petrus de 
Colonia in Wesalia (bei ©polten ©.88, 89); ber Bürger einer ©tabt 
wirb bodj fonft in ben Äedmungen flar»eg oppidanus (gu (Salcar 1551, 
1553 M ©djolten ©. 92, 94) gefdjrieben unb ttoüenb* lagt bie (Sin- 
füljrung be* älteren Johan öon SHUerbeif 1506 (bei ©polten ©. 71) 
mit: Item emit magister . . . a quodam Jo(anne) de Bilrebeeck 
munstersteen . . . eljer auf einen bem ©Treiber fremben 9Hann, ati auf 
einen ÜRadfjbarn fd&liefcen. 



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80 

SU ^oDeftabt, 1 ) 1622 übernahm Dietrich Nieborg, ©tcin* 
$auer auf ben Saumbergen, contractu^ bie Äeftauration 
be* JBitterbeder ßubgeribrumten*,*) 1638 oblag ju $aufe 
fernem #anbmerfe ber Steinmauer Herman Kelliger, jeben* 
faß« ein HnDertoanbter ber gleichnamigen ftunftgenoffen ju 
STOÜnfter. «I* ^ier 1616 Johan Kelliger einen Joban 
tho Rink in bie fie^re naljm, erf$ien ein Herman Mes- 
sinck au* SKflerbecI aU SBÜrge. Sßod) 1655 erging Don 
Siflerbed au* eine Anfrage an ben ftürften, ob für ben 
Stau bed sacellum s. Ludgeri, Amt* $orfbaar, nidjt 
SR. Jacob aufm Saumberge pro directione operis 
anjupeKen. 8 ) 

SRottuln entfanbte mit bem unfernen Dülmen 1529 
®ef eilen jum Äirdjenbau nad) gtodjum 4 ) unb Don ^>at>if * 
bed verbürgten fic^ 1603 unb 1606 in STOünfter ber 
(Steinmauer Berent Loman unb Hinrich Arninck, nun 
©tetnljauerfnecljt oorbem Se^rling auf ben Sanmbergen, 
jebe* 2Wal für einen ©tetnl>auerlel>rltng, ba* lefcte 2WaI, 
als Jost Aschendorf ju SRünfter ben jungen Berat 
Mensinck aufnahm. 1617 gematteten bie ftäbtif^en ©tem* 
mefeen ftemanben, ber auf ben Saumbergen gelernt $atte, 
in SWünper als ftne$t einjutreten, 1619 forbern fte. Don 
Johan Jeiler gen. Nyborg eine ©ü$ne, weil Don tym 
Steine, meiere er tyren Hmt&genoffen Derfauft, mit beren 
5Ker!03 cic ^ cn ) Derfeljen unb anber$tool>in Derüufcert roaren. 
©$on ein #al>r Dörfer mar bem Jeiler «etjnltdje« paffirt 
mit ©tetngut, ba« man Don ÜÄeifler Johan Schurauper 
angelouft $atte. 1638 ftguriren Don bort nrieber in ben 
©Übcbüdjern ein Johan Arninck unb Albert Alpertinck, 
offenbar auä) ©tein^auer, al* SBÜrgen. 



*) $erolb a. O. 6. 26. 

») *. anfing, 2>er $ei% 8«bger 1878 6. 170. 

•) 6tööt«.SlrdJ. SJtönfhr. Sanbe*-«. 240, 3. 

4 ) 8fr. ©ar*e, ©ef#$te ber ©tobt $o<§um 1891 II, ISO. 



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81 

Qu Surgfteinfurt erlebte Herman Steenmesler 
1347 bie ©rtyebung feine« SBoljnorteS ju einer ©tabt. 1 ) 
8ud» üon ©arfelb trat 1612 ein Hans Otterbein ju 
üttfinfter als Steinmauer in bie fieljre unb ber gegen 1600 
mit feinem Qt\ö)tn ju #orftmar in ben *ßfarrtt|urm ein- 
getriebene Gerät Hemelinck (me fecit) ift um fo meljr 
für einen ortsanfäffigen SKeifter anjufeljen, als $orftmar 
bis in unfer Qaljrljunbert „aorjfiglid&e SKaurer" befaß, 
weldje auf 5-6 SWeilen im Umfreife gefugt würben. 2 ) 
ffür bie {Reftauration ber bortigen $offird)e matten 1624 
bie SKauer* unb .ßiromermeifter Diethrich Ebbekinck unb 
Johan Gyse einen Ueberfölag. 8 ) 

SBtetteidjt Ijängt e$ audj irgenbnue mit bem Saum* 
berger ©teinbetrieb jufammen, wenn bann unb wann aud) 
in entfernteren Drtf haften ©teinmefcen auftauchten; fo 
werft 1421/23 unter ben ©teinme&en ju Xanten ein 9Ji. 
Wilhelm Metlen, {ebenfalls au« ber gleichnamigen ©e* 
meinbe, fobann 1493/1500 ein Bernard, Johan unb Leo- 
nard öon Sorten.*) 



J ) liefert a. ß. V, 179. 3- 3- SRerlo, SRadjridjten öon bem 
8eben Äolnifdjer Äunftler 1850 6. 435 nennt 31t ben Sauren 1368 unb 
1392 einen ©teinmefcen Johan von Steinfurde. 

■) fcarne in ber 2öeftfäi. 3eitfd)r. 41 I, 130. 

8 ) 8onginu$ a. O. II, 197. 

4 ) »eifcel a. O. S. 137, 194. 1662 7./10. fteflte ba$ ©rein-, 
©ilbfjauer- unb ÜWe^ler«8lmt gu Sföünfter bem Surften oor, e$ bodj mit 
ben neuen 9Wonat$fteuern ju öerföonen. 3Me SBauljerren tauften bie 
Materialien felbft unb He§en fit brausen auf bem 93aumberge „gang 
gtreibe behauen 11 . 2)ie SWeifter Ratten faft nur £agelofm; Srembe, ©ol- 
baten unb Shttömmlinge Rotten ftdj $uin Äalfruljren unb SWauern bti 
©eiftlidjen unb 2Beltlid)en in bie Stabt emgefdjlidjen. 3m ©djreineramte, 
fo bod) in lauter «£>oI$arbeit beftefje, feien üerfdnebene aufgenommen, bie 
bie ©teimjauer« nnb 2MIbljauer'2lrbeit nid^t gelernt fjätten, unb ben ($u» 
ftänbigen) SRetftern Arbeit unb 83erbienft abfdjnitten. ©taat$-$lrd). 
Sanbe$.«rdj. 388, 77. 

LVIII. 1. 6 



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82 



#n bcr <Emfd)er*©egenb, bcr c$ an einem ÜRatertal 
gebraefc, ba« jur ©teinljaueret anfoornte, unb ebenfo an 
©täbten, bie über Stoufttnftler aerfttgten, ertote« jtd> bo« 
$öl>ere Sautoefen gemig fo als ein SBebflrfmfj, tote ba« 
einfache; ben Sauleuten, toeldje in jenem gehörig befc&äf* 
tigt unb gefdjult toareft, lag e$ nalje, fid> auätoärt« toeiter 
auSjubüben, um unter Umftftnben ju $aufe funftgerecfcte 
Aufträge ju übernehmen unb DöOig ju bewältigen. ©d>on 
1370 bepnbet ficj) Ludwich Don JBorbecI unter ben @e* 
feiten, bie jum Dombaue nad> lanten ftrömen. *) 1449/57 
fertigte H. Steenwech au« Äird^etten mit bem opper- 
knecht Bernd von (Eitel einen 3tegelofen bei ber neu auf* 
juffiljrenben $orneburg. 2 ) SBon JBuer Ralfen bt« 1536 
bie ©efellen Johan, Thoenys unb Gerth am ©etoölbebau 
ju SBodjum 3 ) unb gerabe tyr SWetfter nmr ein üttufter 
ISnblidfer JBaufunft, Bernt Pothast, 4 ) ein ©ol)n, toaljrfdjem* 
ttd> ein Äötter, ber ©emetnbe Herten. (Sr fölug, alle 
Vorbereitungen unb 3 ur &fhM0 en mitgerechnet, in ben 
3fal>ren 1529—1536 mit mehreren ©efetten au« SJeftfalen 
unb Qffilid) in ber Äirdje ju JBocfcum bie ©etoölbe unb 
jtuar nad) bem SKufter ber £amberti*Äirdje ju SWflnfter. 
1534 DoKfü^rte er noefc Aufträge ju JBuer. 6 ) 



') »eifcel a. O. @. 109. 

■) ©toatl-«. 9tetflingljaufett A. A. I, 3. 

•) SDarpe, ©efd). b. @tabt Bodjum II, 131. 

4 ) „9Kunrer\ fcarpe, a. D. II, 129 ff. 

*) Hufcerljalb 2BeftfaIenl, bodj Ijart an ber SRärtiföen ©renje $u 
öangenberg, mag fldj eine ä^nlidje Sauübung eingebürgt Ijaben. 1536 
öereinbarte üfteifter Loze ju Sangenberg für ben IBodjumer Äird&enbau bie 
Lieferung tum jjenfterftäben (3)arpc a. D. II, 131 ff.) unb beutlid) war 
ber Iefcte IBaumeifter am Xantener 3)ome unb ber SReftaurator (1496) beö 
£ird)tf)urme$ $u (Salcar Johan Langenberg (1492—1522) (SSeifcel a. D. 
©. 191 f 207 r 213) ein Sanblrtann. 



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8S 

Hud) im Dften mag ba« Saumefen beS SanbeS ober 
bcr Dörfer 1 ) ort$* unb jeittoeife einen bemerfenStoertljen 
Sluffdjttmng genommen §aben. (Einen fdjlagenben Seleg 
bafür gibt bie SBaugefdjidjte ber ©tiftsfiretye ju <£ort>ei 
ober öielme^r tyrer SOöefttljürme. Dort Ijat 1589, nad)bem 
ber «bt öon JBocfcotfc at« „guter Saumann" bie Älofter* 
gebäube aufgebeffert, in altertümlichen formen: 
Hans Roringen van Godelheim 2 ) 
Die Thürm gebawt . . . wol und fein, 
Von Frislar meister Curdt Macke 
Die Thürm geziert mit gude Dacke. 8 ) 

Um in ben Äfünftlern unb STOeiftern ba$ SJautjermögen 
be$ fianbeä ju beurteilen, bebarf es, außer ben ein* 
$cimifd)en aud) jene in Hnfdjlag ju bringen, meiere Don 
l)ter, oft ju ru^mtoürbigem ©Raffen, auswärtige Sau* 
pläfce, nrie anberfeit$ bie fremben, welche Ijiefige aufgefud)t 
jjaben. Die ®Iftt^ejeit be$ SKittelalterS fennt ber erfteren 
nod) manche, ber lederen nur wenige; biefe erf djeinen 
jumeift unb immer häufiger in ber neueren Qzit. SJiele 
{Bauleute finb bloß mit bem üftamen, §öd)ften$ nod) mit 
einem SJerfe ober Datum, nid)t nac§ bem SBoljnorte ober 
bem $eimat(anbe betannt. 

Die meiften entjie^en fid) unferer fiunbe; fie nadj* 
jutoetfen, gebricfyt e$ audj $ier ber (Sefdjidjte überhaupt 



l ) 9tfdjt 311 überfein ift, bag au$ bem 0$nabrü(ftfd)en Orte 2)iffen 
1648 ber SWauermeifter Johan Brinckmann am $tmt$ljaufe 311 ©affenberg, 
wirfte. ©taatl.«. «boffammer 4 II, 69. 

*) Joh. Letzner, Chronica u. histor. Beschreibung des . . . 
freien Stiffts Corbei 1604 fol. 62 a, 74 a. Sgl. 9R. im Sftyertor. für 
«Hilft». XI, 61. 

9 ) Unb fjier ftnbe aud ber TOtte be* ganbeö unb gar fpäter 3eit 
nodj $pia|j,ber SBaumeifter ber Äirdje $u $etttngljaufen (1780), nadj 
bortfgen Sicten Mathias Rögger (Rocher) auö SBaberdlolj. 

6* 



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84 

an SWitteln, ober bic Hu«6eute ber »ettfd&tdjttgen Duellen, 
fogar ber oft lofyncnben {Rechnungen liegt nod> oieIort$, 
unb bie ber ©tetnmefcjetdjen nod) gänjlufc im Argen. 

3»f*$; *gl 8. 38, 44 f., 53, 60 f 64. 
S)en SWaurern ftanben unjroetfelljaft aud) im üWittel« 
alter bie untertrbifdjen ®änge an 33auernl)äufern, *) ©tif* 
tern 2 ), in ben ©urg* 8 ) unb ©tabttueljren ju, bi$ bie betben 
(enteren unter ben öerftärften (©d)ufj)toaffen*) aOmO^Ii^ 
compticirtere, auf DertUdjfeit unb ©elegenljett berechnete 
^anformen verlangten, ©äljrenb einft ba$ Hnorbnen 
unb Seiten ber OfeftungSbauten Don ben SBurgljerren 
(Croften) 6 ) ober ber ©tabtobrigleit ausging, beburften 
nun bie neuen Plattformen, bamit fie bi« in alle (Sinjel* 
Reiten treffenb gelegt unb ausgeführt würben, einer SSor* 
bilbung in 3ei(§nung ober SWobett, 6 ) unb ju iljrer Hn* 
fertigung [teilte fic^ ein neuer ©tanb oon Sauleuten, bie 



l ) u. f ) »etfotele bei «ranbt a. D. XVI, 303, $af. 7, $. ftart- 
mann unb £). 20 ebbt gen, Daö 33udj oom ©adjfenljeraog ©itteftitb 
1883 ©. 72. 

s ) 93el 8. ö. Öebebur, ©efdj. ber 9?urg u. Seftung ©parenberg 
1842 S. 27, 67 ff. 93gl. »., £ola- n. ©teinbaw 6. 292; fpätere ju 
(Slemenämertlj auf bem «gmutmling. 

4 ) £ter nermertt gegen (Snbe be« 14. 3aljrljunbertd, (2Runfter. fcefö.» 
£ueflen 1, 159, Gl. «. 93e§ne0, Beiträge *. ©efö. u. «erfaffung be* 
. . . SRieberftiftl SWünfter 1830 6. 191), 8omben etft um 1450. 
tf. 6djeller, »ü^erfunbe ber eafpfd^-nteberbeutfc^. ®nrac$e 1826 6. 73. 

6 ) ». a. O. 6. 334 f. unb ntele urfunbltdje Belege. 

6 ) Sogar ber Bürger §. ©reibet!, feinet fcanbwerfÄ ein ©djreiner, 
ljat, wie er felbft (fünfter, ©efc^. OufÜen II, 199) erjagt, um ben 8n- 
fdjlag auf bie ©tabt fünfter mit Umfidjt oorjubereiten, contrafetet 
alle die yestnis und alle die ertbueser und porten umb die siat her, 
und heft auck contrafetet die gantze stat, und heft auck eine 
glicknis gegraven in die erde na der stat Monster, dair sie 
gewunnen wurt 



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85 

Ingenieure (©djanjtneifter). x ) SBenn man betrautet, 
mit fidj bie Ofortiftcation ber ©tobt SKfinfter tüäljrenb 
unb gerabe &or bem ©ionSreidje geftaltete unb nrie bte 
baran beteiligten Äräfte, ©cfyanjmeifter fogar JBergleute, 
tt>oI)l au$ öerfdjiebenen Säubern ftammten, 2 ) fo muß baran 
baä neue ©emetoefen fdjon an mandjen ?lufjen»ffierfen 
betätigt »orben fein, jumal an SRonbelen. 3#m fügte 
fid} bann 3. SB. unter Johan Edeler, ber in Italien in 
bie ÄriegSbaufunft etngetoeüjt »ar, 8 ) um 1554 bie 83urg 
©parenberg, 4 ) unb im breifjig jährigen Kriege ttmrbe bie 
Neuerung, nue man fte namentlich in ber ©efdjid&te 
üon Si^ftabt 6 ) verfolgen fann, immer großartiger unb 
roirtfamer; furjum mit ber neuern 3 C ** bemädjtigten 
ft<j& bie ßriegsbaumeifter 6 ) unb unter iljnen ttrieber au«* 



*) 93gf- «&enfe'$ gtembwörterbudj 8. v. 3ngenieur = ©djanaenfjerr 
unb über feine 8«djnung 3<bler'$ Unioerfal'fcertfon s. ▼. Sngenieur. 

9 ) Sgl. <£. t>. ©Naumburg in ber weftfäl. 3eitfd>r. XVI, 160 f. 
aber bie ©djangineifter Hänscke van der langen Strassen unb Beim 
fonrie über bie Äonbele bie glugfärift baf. XXXIII, 8 f., 11 ff., ©rei- 
be <f 0. C. II, 203, über onbere Bauleute bie 3Biebertäufcr«Drbnung in 
ber genannten 3eitfdjr. XVII, 245. 

*) In montis cacumine Sporenbergio arx munitissima a Johanne 
Edelerio, architecto Italo, jussu Wilhelmi . . . comitis Marcani et 
Ravensburgii anno 1554 construeta est. Teschenmacher, Annales 
Cliviae . . . Marcae Westphalicae ... Ed. Francofurti et Lipsiae 
1721 p. 465. ©gl. 9t. in ber 3eüfdjr. für bilbenbe tfunft X, 86 f. 

4 ) ßbenfo fdjon 9teineberg bei Öübbecfe. 9t., £ofy* u. ©tefnbau 
©. 267 ff. 

5 ) 2öo 1623 unter ben Kriegern aufy Italiener unb Ballonen an 
ben ©fangen unb ©räben arbeiten. 3t (Sljalnbäuö, öippftabt 1876 
©. 164 ff., 211. Söurf fbain in <&rbfam'* 3eitfär. für SÖauwefen VI, 18. 

a ) 3n einzelnen £eerljaufen erfdjeinen fle beinahe fo unentbehrlich, 
mit bie Offeriere, fo 1626 ju 3Jtebeba$, 1646 ju Obermariberg, ©ei- 
berfc' Duetten I, 421, 140. 



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66 

toärtige 1 ) mit tfjren planen immer nachhaltiger be* $orti* 
ftcationä* unb Surgtoefen*, unb, inbem fte Don ba ttrieber 
weiter auf bie ©djföffer unb ©cfcönljeitäbauten überhaupt, 
fogar auf bie Äirdjen Übergriffen, bahnten ober bewerten 
fie, ttrie anbertoärt*, 2 ) fo audj $ter überall ben «rdji leiten 
bie SBege, fo bafc fid) toieber^olt am <ßlanmadjen betyci* 
Iigte, toer nur geber unb ©tift fdjtoingen fonnte, nament* 
Kdj aud) Settelmöndje unb ©tubenten, feiten meljr Sau* 
fjanbtoerfer alten ©djlage*, unb biefen oerbarben melport* 
nodj auswärtige STOauerleute ba« ®efd)8ft. 8 ) 

üttaurer, Arbeiter unb fpäter aud) Sergleute berührten 
ober toedjfelten ftdj ab, toenn eä $iefj, auf ben Sergfeften 
bie tiefen gefebrunnen ju teufen — fo fiaunenÄtoert^e 
ffierfe, „toie eä bie Surgen felbp jemals waren." 4 ) ©er 
ju Sentfjeim foQ na$ ber ©age Don befangenen in feine 
unabfe^bare SCicfc gefprengt fein, ju Arnsberg fanf bie 
©ot)le burefc ben ©teinnaden bis auf ben ©piegel ber 
9tul)r ^inab. Sine ftfytlidje Stiftung &ottffi$rten ju ©erl, 
als ftd) i>ter 1563 ©ügtoäffer mit ben ©aljabern Der* 
tmfät Ratten, bem unjtoetfetyaft bie (Erbarbeiter mit einem 
getoöljnlidjen liefbau nidjt me^r ju fteuem öermodjten, 
1566 ber Sergmeißer Leonhard Löner unb ber ©teiger 
Benedictus; biefer arbeitete, ben OueKenftod ju unter« 
fudjen, „felb fünfte 14 mit $ac!en, Sielen unb Sre$eifen 
burdj Steine unb Reifen 35' in ben «bgrunb; ba erft 
lieg ftd> burdj einen Canal ba« gemeine Stoff er fonbem 5 ) 



») 9Re$rfad)e 3ftod)»eife bei fco ff wann a. O. 6. 20 f., 25, 28 f., 
42, 45, 48, 54 unb Bonginu* II, 164 ff. 

') 9. 8nr<f$arbt, in Staate'* ©efdjtdjte ber Saufunft (1867) 
IV, 179. 

») ». in ber SBeftbentfdjen 3eitför. VIII, 220 ff. 

*) (Einige ftnb angeführt öon 91., ^olj- u. ©teinbau @. 305. 

5 ) £. Sranbii, tfiftorie *« ©tabt SSBerl (1673) in ©eiber* 1 
OueHen I, 76 ff. 



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87 



unb ableiten. Die Bergleute tarnen, tote tootyl aud) i^re 
SBerufägenoffen, bie nrir fdjon an ber ÜÄünfterifd&en ftorti* 
fication beteiligt faljen, tootyl nod) au« ÜÄetatt*, *) trieHeid)t 
audj föon au« Äojjlemoerfen; benn aud) bei tiefen öer* 
brängte mit bem 16. Qa^unberte 2 ) ber funftgerecfcte Jöerg* 
bau ba£ länbltcfce ©raben. 



*) Unb a»ar au* djurfölnifdjen. Sgl. über biefc C. Chr. Voigt 
von Klspe, De Westphaliae antiquae delineatione 1694 baf. Ol, 141. 
— 2>enno4 fottten 1577, aW ber »ifdjof So&an Söilljelm öon fünfter 
jnr SJerbefferuna. bcd (Sinfommend auf Sergbau fann, ber ©ergmeiftcr 
Heuscher aul ©djneeberg unb ber ©olbfdjmieb Henrich Wessels gu (Kraben 
mit ber Unterfudjung bed £od)ftifta betraut werben. ®taatö-2l. fünfter. 
8.-«. 44 Hr. 3. 

*) SB. ©reöel, Ueberfldjt ber ©efdjidjte bei Sanbfceife« (Sffen 
1883 @. 43. 89I. Vieler, S)a« [Ru^al 1871 6. 188 f., ©eiberfc 
in ben »lottern *ur nähern Äunbe SBeftfalend 1864 Sfor. 2. 



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in. 

SBortsinS itnb SRotgeufotn in ber 
©tobt Siwftabt. 

(Ein Settrag 
5ur Statiftif 6er 23et>ölferung unb 6es ©runöbeftfces in 
einer tpeftfältfcfjcn Statt am Ausgang 6es XlTtttelalters. 



©ort 

Dr. Jlffreb ^petmattn. 



3C ■!■ 3C 



$m fürftlidjen 2anbeSard)it> ju ©etmolb l ) l>at ftd) 
eine Snjaljl öon SRegifteru über bie ben ©tabtf)errn 2 ) 
juftefyenben abgaben beS üftorgenfornS unb be$ ffiortjinfeä 
in ber <?tabt Öippftabt erhalten, bie wegen beS ftatiftifcften 
üftaterials, ba$ fie jur fieuntni« be8 ßuftanbe* ber ba* 
mausen ©tabtbeüölferung bieten, einer näheren Setrad)* 
tung unb Bearbeitung tt>ot)l roert erfcfteinen. ©ie hefteten 
au« 2 S33ortäin«*93erjeid)niffen uon 1501 unb 1537 unb 
4 ÜHorgenfornregiftern üon 1391, 1400, 1501 unb 1537. 

Qnbem idj im folgenben üerfucfte, bicfc 35crjci^niffc 
im obigen ©inne ju bearbeiten unb für bie ©efd>i$te ber 
©tabt ju üertoerten, bringe i$ bie beiben nrid&tigften oon 
itjnen, baS SDJorgenfornregifter üon 1391 unb ba$ ©ort* 
jinSüerjeicftmS öon 1501, glcicftjeitig fyier jum Äbbrucf, 
um fo eine unmittelbare Stnfcftauung üon Anlage unb 



») Rep. XXXVI E @tft I flr. 2. 

*) 2)ic ©tobt Öippftabt, 1876 oott ben ßbelberm gm Sippe an 
(5let>e«*Warf oerpfänbet, befanb ftd) feit 1445 all fogen. ©amtftabt in 
gemeinfornem 93efifc beiber Ferren. 



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89 



3;nlja!t ber JRegifter ju geben uttb jugletc^j eine SontroKe 
ber au$ ifjnen gewonnenen ffirgcbntffc ju ermöglichen. 
3Metteid)t aud), bafj ein anberer ftc noc§ &u Qtotdtn au«* 
jubeuten toermag, bie td) als auger^alb meine« SBegeS 
Iiegenb l)ier mcfct verfolgen möchte. 

I. 

SSorgenßowregtffft von 1392. 

(SBemerhmg : 5)ie gefperrt gebrueften Kamen br$eid)nen 2lngeljörige 
ber Sippftäbter tRatägefdjtedjter. — 3n ber Tabelle ift m. = mudde, 
s. = schepel (Steffel), sp. = spint, b. = beker. $ad Serljältniä ber 
SRafee ift folgenbel: 1 mudde = 2 schepel = 8 spint = 32 beker.) 1 ) 

Dyt ys dat morghen koren thor Lippe, vervelt der 
herschap to sunte Peter ad Cathedram, als an my 
Lambert Haken, amptman tor Lippe ghebracht und 

bescliriven wort, als do men schreff M°GCG° nona- 
gesimo seeundo, exaltacionis sanete crucis. 



Primo Zyvert Crede 
Item Everd Lancghe 
Item Fobbele van Buren 
Item Velbert Synne- 
man, borghurmester 

e 

Item her Mertin Menre- 

kinck 
Item Conradns Menrekinck 
Item fratre8 Augustini 



Siligo. 


Triticum. 


Ordeum. 




1 m. 


— 


2V, s. 




— 


— 


2 m. 




4 m. 


1 m. 


3 s. 




1 s. 1 sp. 


iy, s. 


1 m. 







— 


1 m. 




— 


— 


1 m. 




— 


2 m. 


— 





') 3)q* SRegifter ift in 2 dremptoren öorljanben, beibe auf Perga- 
ment in (lein 4° gefdjrieben unb gufammenge^eftet. 

*) $Rad) einer Sfofoeidjnung be$ 17. 3afjr§. über Sippftdbter 9fta§e 
im @taat«ard}iü fünfter, ÜRfc. VII. 1302 B. gol. 1, unb nad) 3. (5. 
Helfenbredjer, «llgem. Safdjenbud) ber 9Rün$«, 9Wa&- u. ©enudjtafunbe, 
11. «ufl. 1815, unter Stppftobt. 



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90 



Item Albert Zwarte, bor- 

ghermester 
Item Hinric van der Reke 
Item her Dyderic Den- 

seke 
Item Hinric Hamerbecke 
Item Evert Ozelman 
Item de Hoyesche 
Item Bernd van dem Eet- 

berghe 
Item Johanß vrowe van 

Gheseke 
Item Uerman8 vrowe firo- 

sekinck 
Item Arnoldus Enghel- 

bertinc 
Item Boldewin 
Item Hanenghec 
Item Hans Levekindinc 
Item Labbert de Gotte 
Item de Spitael 
Item Herman de Scheper 
Item Hyncke Benverdinck 
Item de Snarmeker 
Item Mathias by dem 

Hilghen 
Item Johan Schellewolt 
Item Ghert Lakensnider 

de joncghe 
Item de olde Schelwol- 

desche 
Item de Borcghreve- 

sche 
Item Mathias van Boken- 

vorde 
Item Bernd Pankoke 



Siligo. 


Triticnm. 


Ordeam. 




6 m. 


9 m. lV,s. 


8 m. 




8 8. 


1 m. 


1 m. 




3V, m. 


27, m. 


4 m. 




and 3 b. 


and 3 b. 


and 3 b. 




1% 8. 


Vi 8. 


8 8. 




1 8. 


1 8. 


1 8. 




3 8. 


8 8. 


6 m. 




3 8. 


— 


3 8. 




1 8. 


1 8. 


1 s. 




3 m. 


3 8. 


3 m. 




3 8. 


3 8. 


8 m. 




1 m. 


1 m. 


— 




— 


— 


3 8. 




— 


— 


3 8. 




1 m. 


1 m. 


1 m. 2 8p. 




— 


— 


Vi m. 


non dedit 


8V, m. 


1 8. 


8 m. 




— 


— 


3 m. 




— 


1 8. 


— 




2 m. 


. 


_ 




1 8. 


1 8. 


1 8. 




2 m. 


2 m. 


2% m. 




1 m. 


1 m. 


1 m. 




1 8. 


1 8. 


1 s. minus 
3 b. 




V. 8. 


— 


V, s. 




3 8. 


3 8. 


2 m. 





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9i 



Item Nolliken Snelle 
Item Godeken vrowe van 



Dedinchnsen 
Item de Wolsche 
Item Johan Lokebeker 
Item Conrat de Hecker 

e 

Item Gunderic 
Item de Hofmonich 
Item Evert by dem Hil- 
ghen 

€ 

Item Hynse Dudeldey 
Item Helmech Groes 
Item Hincke Arendinck 
Item Yolmert de Smyt 
Item Gherwen Deghenherd 
Item de Dekesche 

Item Berend Hachme- 

ster 
Item de Wilharsche van 

Mistere •) 

e • 

Item firnn van Hunschede 

o 

Item de Rademansche 
Item de Plackemekersche 
lern Henne Bettekinc, de 

€ 

Fennen van Honlo hevet 

Item Everd Hnneldinc 
Item Hinric Bermandinc 
van Lefer Dicmans lande 



Siligo. 


Triticnm. 


Ordeum. 




2 m.| 


(lS.?)*) 


2 m. Vt s. 




__.' 


__. 


4V t m. 






1 8. 


2 m. 




V.B. 


1% 8. 


2V t 8, 




1 8. 


— 


— 




1 m. 


— 


— 




• 4V, m - 


4V,m. 


9 m. 




1 m. 


1 s. 


3 8. 




1 m. 


— 


— 




8 m. f ) 


— 


— 


3 Hühner 


1 8. 


1 8. 


1 m. 




1 m. 


1% 8. 


1 m. 




1 8. 


1 8. 


1 8. 




4% m. 


3 m. mi- 
nus V, 8. 


10 m. 




3 s. 


3 8. 


3 m. 




5 m. V t sp. 


3 8. 1 8p. 


4V, m. 
1% sp. 




1 m. 


— 


— 




1 m. 


— 


— 




1 m. 


— 


1 m. 




— 


— 


3 s. 




— 


— 


2 m. 




1 8. 


1 8. 


3 8. 





l ) ff* grifft: 2 mudde siliginis, V, schepel et 2 mudde ordei, 
1 schepel. 

*) Bufa|: de Nollike Reyginc nnde Frikesche to voren hadden 
ghegheven. 

•) »etfc^riebeii für .Munstere« (?). 



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92 



Item Troneke zal ock 
gheven van dem zelven 
Lande 
Item Gobele Hilbordinc 
Item fratres Witgherinc 

van der olden Scholle- 
woldeschen wegen 
Item Albert van Esbeke 

Item Albert van Esbeke 
van des Köpers weghene 
van zyner moder we- 
ghene 
Item Volbert Zinneman 

by sunte Nycolans 
Item domos infirmorum 

e 

Item Albert Mylinchns 
Item Lnbbert de Herre 
Item de stat van der Lippe, 
de borgherme8tere unde 

e 

rat 
Item Lnbbert Deghener- 

dinc 
Item de Brecscbovesche 
Item (Jorges Machgorze- 

sinc 

Item Hiligheman 

Item Conrat np dem Pade 

Item Arnollike de Snar- 

meker 
Item heer Deghenert de 

Lore 
Item Johan Hamerbeke 



Siligo. 


Triticnm. 


Ordenm. | 




1 s. 




1 8. 


non dedii. 


— 


— 


1 & 




«Vi 8« 




2V, s. 
1 sp. 




1 m. 


— 


— 




5*/, m. 


2 m. 1 sp. 


7V« m. 
IV, sp. 




1% * 


IV, s. 


IV, 8. 




4 m. 


5 m. 


8 m. 




— 


— 


1 m. 




— 


— 


1 8. 




3 8. 


1 8. 1 8p. 


4% m. 




3 8. 


— — 


8 s. 




1 m. 


— 


1 m. 




3 m. 


3 m. 


3 m. 




3 s. % sp. 


3 s. 1 sp. 


3 8. V, 8p. 




4% m. 


5 8. mi- 
nus 2 b. 


4% m. 




1 m. 


3 s. 1 sp. 


3 8. 




3 s. 2V,b. 


1 m. Vi s. 


1% 8. 






2% b. 


2V, b. 




1 m. 


1 8. 


2 m. 




V, s. 


% f. 


IV, 8. 




8 s. 


8 8. 


8 8. 





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93 



Item Evert Snellen kin- 
dere 

Item Volmert Tratos 
Item Melius de becker 



Item Ghert Küken. 
Item here Joban Synne- 

man 
Item here Joban Sinne- 

man yan des Hessen 

kindere wcghen 
Item Herman de Sasse de 

Bodeker 
Item Herman Hoppe 
Item Loman 
Item Hans Clawesinc 
Item Oldeboff 
Item Ludike Eempe 
Item Demelle Engelbertinc 
Item Joban de Clusener 

Item de Vresche 

Item Berborn 

Item Hencke tbom Bose- 

velde 
Item Hermannns Dode- 

lyn 
Pater saus 



8iligo. 


Triticam. 


Ordeum. 




3 m. 


4% m. 


6 m. und 


i 


minus 


minus 


3Vt m. mi- 




8 b. 


3 b. 


nus 3 b. 




1 8. 


1 8. 


1 8. 








2 m. 


des gheft 
1 m. Hen- 
neken yan 

Aucbt 

und 1 m. 

gheft 

Menke 

Eeteler. 


3 s. 


1 m. 


3 8. 




1 8. 1 8p. 


1% 8. 


1 m. 




1 8. 1 8p. 


1% 8. 


IV. s. 




1 8. 


1 8. 


1 m. 




3 8. 


3 8. 


3 s. 




— 


— 


1 8. 




1 m. 


— 


1 m. 




1 m. 


— 


=» 




2 m. 


1 8. 


3 8. 




2 m. 


2 m. 1 8. 


2% m. 




1 m. 


3 s. V,sp. 


3 s. 1 sp. 




IV, sp. 








1 m. 


3 8. V,sp. 


3 8. 1 sp. 




1% sp. 








1 m. 


1 m. 


1 m. 




2 m. 


3% m. 


3% m. 




5 8. 


1 m. 


5 8. 




3 m. 


2 m. 


16 m. 




7% m. 


4 m. Vi s- 


6% m. 





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92 



Item Troneke zal ock 
gheven van dem zelven 
Lande 
Item Gobele Uilbordinc 
Item fratres Witgherinc 

van der olden Scholle- 
woldeschen wegen 
Item Albert van Esbeke 

Item Albert van Esbeke 

van des Ropers weghene 

van zyner moder we- 

ghene 

Item Volbert Zinneman 

by snnte Nycolans 
Item domus infirmorum 

Item Albert Mylincbns 
Item Lnbbert de Herre 
Item de stat van der Lippe, 
de borgbermestere nnde 

e 

rat 
Item Lnbbert Degbener- 

dinc 
Item de Brecschovesche 
Item Gorges Machgorze- 

sinc 

Item Hiligbeman 

e 

Item Conrat np dem Pade 

Item Arnollike de Snar- 

meker 
Item heer Deghenert de 

Lore 
Item Johan Hamerbeke 



Siligo. 


Triticum. 


Ordenm. 




1 s. 

2% 8. 


— 


1 8. 

1 8. 

2% 8. 

1 sp. 


non dedii. 


1 m. 

5% m. 


2 m. 1 sp. 


7V. m. 
IV, sp. 




1%* 


IV, 8. 


IV, 8, 




4 m. 


5 m. 


8 m. 




__ 


— 


1 m. 

1 8. 




3 8. 
3 8. 


1 8. 1 8p. 


4%m. 
3 s. 




1 m. 


— 


1 m. 




3 m. 

3 s. % sp. 


3 m. 
3 s. 1 sp. 


3 m. 
3 8. V, 8p. 




4V a m. 
1 m. 


5 8. mi- 
nus 2 b. 
3 s. 1 sp. 


4% m. 

3 8. 




3 s. 2%b. 


1 m. */• s. 

2% b. 


1% 8. 

2% b. 




1 m. 


1 8. 


2 m. 




V, 8. 
8 8. 


% 8. 
8 8. 


1% 8. 
3 8. 





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93 



Item Evert Snellen kin- 
dere 

Item Volmert Tratus 
Item Melius de becker 



Item Ghert Küken. 
Item here Joban Synne- 

man 
Item here Joban Sinne- 

man yan des Hessen 

kindere weghen 
Item Hennan de Sasse de 

Bodeker 
Item Herman Hoppe 
Item Loman 
Item Hans Clawesinc 
Item Oldehoff 
Item Ludike Kempe 
Item Demelle Engelbertinc 
Item Johan de Clusener 

Item de Vresche 

Item Berborn 

Item Hencke tbom Rose- 

veide 
Item Hermannns Dode- 

lyn 
Pater suus 



| Siligo. 


Triticum. 


Ordeum. 




3 m. 


4% m. 


6 m. und 


i 


minus 


minus 


3Vt m. mi- 




3 b. 


3 b. 


nus 3 b. 




1 8. 


1 s. 


1 8. 








2 m. 


des gheft 
1 m. Hen- 
neken yan 

Ancht 

und 1 m. 

gheft 

Menke 

Eeteler. 


8 8. 


1 m. 


8 8. 




1 s. 1 sp. 


1% * 


1 m. 




1 8. 1 8p. 


IV» 8. 


IV. s. 




1 s. 


1 8. 


1 m. 




3 8. 


3 8. 


3 8. 




— 


— 


1 8. 




1 m. 


— 


1 m. 




1 m. 


— 


=a 




2 m. 


1 s. 


3 8. 




2 m. 


2 m. 1 s. 


2»/, m. 




1 m. 


3 8. V t sp. 


3 8. 1 8p. 




1% sp. 








1 m. 


3 s. V t sp. 


8 s. 1 sp. 




1% sp. 








1 m. 


1 m. 


1 m. 




2 m. 


3V a m. 


3 1 /, m. 




5 8. 


1 m. 


5 8. 




3 m. 


2 m. 


16 m. 




Vf % m. 


4 m. Vi s. 


6% m. 





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d4 



Item Kneel Evert Krolle- 
man gift 1 ) 



Item de Gormansche 

Item Drutike Gormaninck 
Item Labbert Salteskint 
Item Bolles 

Item Sander de Vaghet 
Item dat Junferen closter 
Item Glenneman, de de 

Beckersche hevet 
Item de Levekindesche 

e 

Item Johan Huppe 

Item Bante hevet zyn lant 

upghezeghet, dar he iar- 
likes af gaf 7% mudde 
korns vor inyner tyd, 
des ghift Gherwin De- 
ghener 3 schepel van 
V/ t morghen landes in 
deme godes garden nnde 
doden hovet, 4 mudde 

e 

4 iar van Banten lande, 
und 1 mudde ordei by- 
zunder. 
Item Henneke by der Er- 
den 



Siligo. 


Triticum. 


Ordeum. 




3 s. 




1 m. 




4«/ 9 m. 




4% m. 


Dnsses 
giftVol- 
bertbor- 
gherme- 
ster 2 s. 


1 8, minus 


1 a, 


1 m. mi- 




1 sp. 




nus 1 sp. 




1 s. 


— 


1 8. 1 8p. 




1 m. 


1 m. 


3 8. 




3Vt m. 


— 


— 




1 8. 


V, 8. 


1 8. 




1 hl 


1 HL 


1 DL 




V. m. 


1 m % s. 


Vi m. 




1% 8. 




IV, s. 




2 m. 


— 


2 m. 




2 m. 


3 8. 


2 m. 




2 m. ls. 


1 8. 


4 m. 1 s.*) 




3 m. 


— 


— 


zynt vor- 
lorn. 



') 2>ie 3 legten ©orte fte&en auf Stafur. 
f ) 3)te fpejtfierte Angabe ber äornrente 
{weiten ©jrtmplar bei SKegiftert entnommen. 



5umraa 7 V, m) ift bent 



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05 

In aller wys, als vorgescreven ys, dyt morghen 
körn heft an my Lamberten Haken ghebracht unde 
gheschreven gheven Hinrich de goghreve, de dat vor- 
warde by der amptlude tyden, de vor my ghewesen 
hebben. 



©ie ber ©rttnber Sippfiabt*, ber (Ebelljerr Sernljarb 
jur Sippe, 1 ) ben erfien Änfteblern unb SBewoljnern in ber 
©tobt ©ortfiätten jum $äuferbau gab, fo überlieg er 
ifyten au<$ üon feinem (Eigengute oor ber ©tabt eine 
Änjal)! üon Siedern jur ©ewinnung ber nötigen 3felb> 
fruchte. 'Die grunbljerrlidje Abgabe, bie üon biefen ju (Stb* 
jinSletye verliehenen (Srunbftflden bem ©tabt^errn gejault 
würbe, $ieß SWorgenforn, weil fie je Dorn SWorgen SanbeS 
unb urfprfinglid) in natura entrichtet würbe. 2 ) Ueber Art 
unb Keife tyrer (Erhebung wiffen wir au« älterer #eit 
nic^tö. 3)a$ Wegifter *>on 1391 fagt aucl) lebiglid), bafc 
baS SSerjeidjm« am 14. ©eptember 1392 üon bem @o* 
grafen $einrici), ber es in S3erwal)rung $atte, bem fjerr* 
f<&aftlid)en (bamals cleüifd)en) Amtmann Sambert #afe 
übergeben worben fei. £>b ber ©ograf ba$ SRegifter nun 
aud) aüjät)rltd) aufouftellen Ijatte, ober ob gar bie Sin« 
jieljung ber grüßte in feiner $anb gelegen fyat, bleibt 
zweifelhaft. ftft es ber ftafl gewefen, fo fann er biefe* 
Amt offenbar nur in feiner (£tgenfd)aft als Mieter in 
ber Sippftabter gelbmart üerfefjen tjaben. Qu ffinbe be$ 



l ) $ie ©rünbung erfolgte um 1170. $trgl. @djeffer.33otd>orft, 
$err ©ernfyirb gur Sippe, in tiefet 3eitf^rtft $anb 29, 6. 126. 

•) ©ir |oben und biefe Banbleilje in Sippftabt äfjnli$ gu benfen, 
wie Pf un* 3. 8. aul Dlnabtucf überliefert ift. 3)ort fagt ber $ifd)of: 
,agros — distribuimus inter plures hoc videlicet modo, ut quilibet 
de uno jugere, quod vulgo morgen dicitur — tres modios siliginis 
et tres ordei per dimidiam mensuram perooWat" (flippt, Cönabr. 
ttrf..93ue$ II, Wt. 438, 6. 845. 



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96 

16. $al)rt)imbert3 waren jur (Erhebung be$ SWorgenforn* 
befonbere (Einnehmer beftettt. l ) 

Die $öt|e ber Abgabe betrug in Alterer Qtit unb no$ 
1392 2 ) l STOubbe Äorn t>on jebem SRorgen. 1501 unb 
1537 jebod) trifft biefer ©nl)eit$fafc nur noefc für ungefähr 
bie #älfte be$ morgenfornpflidjtigen SanbeS ju. Ä ) Sei ber 
anbeten Hälfte ftnben mir meift ein wenig ntefjr, feltener 
etwa« weniger alö 1 ÜBubbe auf ben SRorgen geregnet. 

Sßie fdjon bemerft, ift bie Abgabe o^ne .ßwetfel ur * 
fprünglid), unb waljrfdjeinlid) audfr no<$ 1392 in natura 
bejaht worben. Später — unb jwar fdfron 1501 t)öd)ft* 
waljrfdfreinlid), 1537 ftdjer — würbe fic in ®elb entrichtet. 4 ) 
ftn lefcterem Qa^re galt ber ffieijen 12 schill., ber Woggen 
unb bie ©erfte 10 schill. ba* ÜBubbe. 5 ) Ob wir jebod> 
barin ben bamaligen SKarftprei« ju erbliclen $aben, ift 
zweifelhaft. Denn ju (Snbe be$ fta^rljunberts betlagten 
ftd) bie Sanbed^errn barüber, baß bei ber Umrechnung ber 
Abgabe nid)t ber jeweilige SWarftprei« beS ©etreibe*, fon* 
bern ein feftfteljenber, üerfyältni&mägig niebriger ©afc ju 
©runbe gelegt würbe, (Sie forberten unb erhielten ba^er 
aud) 1599 6 ) al$ einmalige ffintfdjäbigung für ben t^nen 
barauä erwachsenen Ausfall 1200 Stljaler, liegen aber bann 
merfwürbiger SBBeife für bie .ßufunft bodj wieber bie alten 



*) 9ia$ bem atmfcfjeu 6tabt unb Sonbc^erni 1599 geföloffenen 
SRecefi. 8ippftabt r ©tabtardjiö, A. 246. 

*) Sergl. am ©d^Iuff bed 9^egtflcr«J : ,8 schepel t>on 1% morgben«; 
bemadj tum 1 9ttorgen 2 €djeffel = 1 mudde. 

•) 3)a3 SRegtfter oon 1400 ift in ben ganaen fofgenben Hnflfüljrungeu 
ntdjt berü<fftd)ttgt, bo rt nuf geringe Abweisungen oon bem öon 1392 

8«gt. 

4 ) 1537 (jeifjt ti: „Dut vorgeschriebene morgenkom wird jerlichs 
mit gel de betzalt van den bürgeren, wie sie salchs in althem 
gebrauch haben." 

5 ) fcbenba. 

6 ) 3fo &em föon ennölmten Sfcecefj. 



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97 

©äfce gelten, bie mit ben oben erwähnten üon 1537 genau 
fibereinftimmen. 

3für bie ^atylung tonten nur ©eijen, SRoggen unb 
©erfte in 8etra$i. #afer wirb erft in ben töegiftern üon 
1501 unb 1537, unb bo aud> nur je einmal, ermähnt. 
<E$ wäre jebod) üerfeljrt, ju glauben, baß und bie Wegifter 
mit i^ren genau fpejifijiertcn Angaben ben ©tanb ber in 
bem betreffenben ^af)re t^atfäd^Iic^ angebauten gfelbfrfidjte 
jeigen. 1 ) ©ie pellen Dielmet)r nur feft, wie ljo$ bie Ab* 
gäbe war, bie ber ftnljaber beS Pflichtigen ©runbftttdä ju 
jaulen tjatte, fei e$ in natura, fei e$ fpäter in ©elb. 
©enn ber 3* n * toar Ntoöf* ä u e * ner * r * öon ©teuer gc* 
worben, bie Don ©runb unb JBoben bejaljlt würbe, gleid)* 
Diel wo« unb wie uiel barauf wud)$, unb bie genaue 
©pejiftjierung ber ftrfidjte bebeutet lebiglid) eine SScr* 
fdjiebenljeit ber ju jaljlenben ©umme. ©er fein SWorgen* 
fom nur in Woggen ober ©erfte ju entrichten brauste, 
jaulte bamit weniger Dom SRorgen als ber, welcher ben 
ftctö fjöljer im greife fteljenben ©eigen liefern mußte. 
SBeibe leite Ratten baljer ein ^fntereffe baran, baß biefe 
©pejifijierung, bie ben tt)ätlid)en SJerljältnijfen md>t ent* 
fprad) unb, wenn je, fo nur in ben älteften Reiten wirflid) 
entfprodjen tjatte, in ber gfiftion erhalten blieb, bie 2anbe$* 
Ferren, bamit nid)t widtürtid) weijenpflid)tige$ Sanb in 
roggen* ober gerftenpflidjtigeS üerwanbelt würbe, bie 2typ* 
ftabter SBflrger, baß nid)t *u ©unften ber SanbeSljerren 
baS Umgefe^rte gefd)al). Qn ber 5Eijat ift ba£ ©erljältnis 
ber brei 3frud)tarten in ber «uffteßung innerhalb IV2 3 a *> r * 
tiunbert jiemlid) conftant geblieben. 2 ) ©aß ber $afer 



*) $ie Seute wären bann ja gezwungen gewefen, jaijrauG jahrein 
Äornfrit^te auf ben jutfpflidjtigen Sletfern 3U bauen, roaö ftd) natürlich 
oon {eiber verbot, unb in beut SBradjjafjre Ijätte bie Abgabe bann über« 
Ipupt fortfallen muffen. 

f ) Sergl. unten ©. 98. 

Lvin. i. 7 



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98 

feinen ffifngang fanb, lag an feinem geringeren ©ert; bie 
Sanbeflljerren Ratten ba^er fein ^nteteffe baran, i!>n gu* 
julaffen. 

Die ©efamtfumme ber SWorgenfornrente ift feit bem 
<8nbe be$ 14, ftaljrljunbert« fletig jurücf gegangen. 1392 
Betrug fte runb 458 SWubbe, üon benen 150 auf Woggen, 
99 auf ffieijen unb 209 auf ©erfte entfielen. 1501 war 
tfe auf 327 SDhibbe (Joggen 111, SBeijen 58, ©erfte 158), 
1537 auf 299 2»ubbe (SRoggen 109, ©eigen 58, ©erftc 
132) gefunfen. Diefer JRüdgang fann, ba bie Abgabe Dom 
SRorgen ftd) in berfelben $öt)e gehalten Ijat, ja eljer nod) 
geftiegen ift, 1 ) nur auf einer SBerminberung ber Qafy ber 
morgenfornpflidjtigen Äedfer berufen. S5$eld)e Urfadjcn 
jebod) biefer Serminberung ju ©runbe lagen, wiffen wir 
nid)t. SBiefleidjt ift ein Seil ber ©runbftüde in bie #änbc 
ber in ber ©tabt woljnenben, aber bort nid)t oerbürgerten 
«bligen gefontmen, bie ja Dom SWorgenfornjinS wie auefc 
toom ffiortgelb befreit waren. 2 ) 35er große Wücfgang t>on 
c. 25% in 100 fta^ren würbe fi$ freilt$ baburd) allein 
nidjt erflären laffen. 

Die morgenfornpftidjtigen Ätferjtüde, beren glttdjen* 
raunt 1392 runb 458 Sttorgen, 1501 nur nod) 327, 1537 
299 SWorgen 8 ) betrug, waren bemnad) nur ein Heiner 
STeil ber c. 5800 SMorgen*) umfaffenben gelbmarf bet 
©tabt. Die #auptmaffe be$ Sanbe« lag, wie au« Angaben 
ber {Regifter oon 1501 unb 1537 ljerüorgel)t, int ©üben 
ber ©tabt, in ber Umgebung be$ am ©rwitter $fabe 
gelegenen ©iedjenljaufeS. Dod) jogen ftdj bie Äeder, wal>r* 
fdjeinlid) ftd) bidjt an ber ©tabt Ijaltenb, aud) nad> SBeften 



») »ergl. oben ©. 96. 

*) Sergl. unten bte Sluöfü^rungen jum 2öort3tn$regifler. 
•) 9todj ber ©eredjnunfl, bafe t>on jebem SWorgen 1 SRubbe entrichtet 
würbe. $ergl. oben <§. 96. 

4 ) 3fou$ ö. 2>onop, 93eföretb. ber &w>{fäen 8anbe (1790) @. 197. 



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99 

mtb Djhn bi« jur ©oefter* unb. &ur Etufepforte Ijin. ftn 
ben nörblidjen Seil bcr Qfelbmarf reiften fte nid)t hinein, 
ba bort bic SBolbemet) 1 ) unb ba« SBrud) lagen, beibe ein 
©efd)enf ber Ferren jur Sippe an bie ©tabtgemeinbe. £« 
fc^eint atfo, ba§ bie ©tabt urfprünglid) ganj Don lippifdjem 
(Eigengut umgeben gewefen ift. 2 ) 

Sine nod> größere Abnahme, al« bie ©umme ber 
äRorgenfornrente, geigt bie Qafyl ber Qin^p^liäjtXQtn, 
wenigften« im 15. ftatyrljunbert, wütjrenb fte im 16. wieber 
ein wenig ftfeg. 1392 pnben wir 122 ßaljlenbe, 1501 
nur nod) 52, 1537 wieber 63. Der ftarfe SRücfgang, ben 
wir Ijier innerhalb eine« ftaljrfyunbert« bemerfen, fann 
burd) bie oben feftgefteHte SSerminberung be« jin«pflid)tigen 
fianbe« allein nid>t erflärt werben, benn biefe beträgt nur 
c. 25%, Ä ) jener aber c. 60%. Die #aupturfad)c ift Diel* 
meljr bie 3 u f ammen ^ a ^ un S & c * ©runbbeftfee« in ben 
$4nben ©eniger. Die JJrage, wer benn biefe SBenigen 
gewefen ftnb, bie allmät)lid) ben größten Seil bc« Stder* 
fonbe« an ftd> brauten, füljrt und ju einer näheren S3e* 
tradjtung ber in ben SRegiftern aufgeführten ^aljlung«* 
Pflichtigen. 

Drei $auptgruppen laffen ftd) ba unterf Reiben: 
©täbtifdie 5Be!>örben unb «nftalten, geiftlidje ftnftitute unb 
Sßrfoatperfonen. Son ben erfteren werben bie burd) SBfirger* 
meifter unb {Rat vertretene ©tabt felbft, fobann ba« ©pital 
unb ba« ©tedjenljau« erwähnt, üon ben ©eiftlidjen ba« 
gfrauenftift, ba« Äuguftinerflofter, bie Seginen unb bie 
©rofce 2ßarienfird)e. Da« finb uerfdiwinbenb wenige, unb 
aud) bie SRente, bie fie aufbringen (1392 jufammen 



l ) ©emrinmeibe. 

*) 3)aö ftimtnt öortrefflidj mit ber Angabe be6 ©runber« im älteften 
Sippftäbter Sßrfoileg, bog er bie ©tobt »in bonis proprietate miebi 
eedeatibui* gegrunbet l>obe. (ÜB. U.-». II, 6. 237.) 

») »ergl. oben @. 98. 

7* 



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100 

c. 7 2Rubbe, 1501 nur 2V 2 Wlubbt, 1537 4V f SKubbe) 
ift, felbft retatto genommen, feljr gering. S)ie #auptmaffe 
ber ßafylenben befielt au« *ßrtoatperfonen, unb faft bie 
ganje {Rente wirb üon tynen aufgebraßt. 

Seiber geben und bie SRegifter über ©tanb, ©ewerbe 
ober JBeruf ber einjelnen Sßerfonen nur feljr fpärlidjen 
Äuffdjlufc. (Sine JRetye Don intereffanten 5 ra 8 cn mu B 
batyer ungelöft bleiben, j. SB. bie, inwieweit unb mit weißem 
Sßrocentfafc bie ^anbmerfer an bem ©runbbefift üor ber 
©tabt beteiligt gewefen finb unb ob itjr Anteil baran im 
Saufe beS 15. ftatjrljunberts geftiegen ober gefunfen ift. 

ftflr eine anbere Älaffe ber Sippftäbter Sürger, für 
bie regierenben JRatSgefdjledjter, fann bagegen biefe Ofrage 
beantwortet werben, atlerbing« nidjt auf ©runb unferer 
SRegifter allein, fonbern mit #ülfe ber au« Sippftäbter 
Urfunben gewonnenen JRatSltften, bie uns bie SRamen ber 
ratsfätjigen JJamilien überliefern. x ) ©teilen wir mit biefen 
#ülf3mitteln ba$ SBerljttltniS ber Angehörigen ber SRatS* 
gefriedeter ju ber ©efamtjaljt ber jinSpflißtigen *ßrtoat* 
perfonen für jebed ber brei SRegifter feft, fo ergiebt ft<$ 
folgenbe Tabelle: 

1392. 

117 *ßrtoatperfonen jagten 451 2Wubbc. 

Darunter 25 Angehörige ber SRatS* 

gefaßter „ 190 „ 



i 



J ) <£iefe föatöliften werben bemnadjft in $anb I ber „2öeftfältfd&at 
<Stabtred)te unb S&edjtealtertümer" ($ublif. ber £iftor. ßommiffton für 
SBeftfalen) oon mir veröffentlicht werben. $luf bie bort gegebene Ein- 
leitung, bie eine Ueberftcrjt über bie (Sntwitflung ber Sippftäbter ©tabt- 
öerfaffung enthalten wirb, möchte iä) fjier barutn auäbrücflidj aufmerffam 
machen, weil fte aud) für hU öorliegenbe Arbeit nodj Sewettimaterial 
bringt, bad idj wegen Raummangeln lu'er nid>t nod) einmal geben 
fornite. 



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101 

1501. 

50 $rfoatyerfonen jaljlen 327 2ßubbe. 

darunter 29 Angehörige ber WatS* 

gefriedeter „ 244 

1537, 

59 $rfoatyerfonen : jaulen 295 2ßubbe. 

darunter 33 Angehörige ber SRatä* 

gefriedeter „ 195 

«u$ biefer Äuffteffung ergiebt ftdj jtoeierlei: @rften$ 
fytt bie Qaty ber ju ben SRatSfamilien ©eifrigen unter 
ben jinSpflidjtigen ?ßrtoatperfonen im Saufe Don c. V/ 2 
Qa^r^unbert ftd) ftetig t>ermeljrt, unb jtoar trofc ber 6e* 
beutenben SSerminberung, bie bte ©efamtjatjt ber Qin$* 
Pflichtigen in biefetn ßeitraum «tfatjren §at; unb jweitenä 
ift bie ©umme ber öon innert aufgebraßten SRente im 
15. Qaljrfyunbert geroadtfen (trofcbem aud) Ijier bie ©efamt* 
fumme gefunfen ift), im 16. bagegen &erf)ältniSmäf$ig ftarf 
jurücf gegangen. 1392 matten bie Angehörigen ber 9?at& 
gefriedeter nur toenig mef)r als 7ö> 1501 bagegen c. 4 /7, 
1537 immerhin nod) 3 /ö ßßer Qofyhnbtn au$. 1392 ent* 
richteten ftc tttoa& metjr als 4 /i0/ 1501 Dolle 8 / 4 unb 1537 
etroa % ber ©efamtabg.abe. 

©ir lüiffen, baß feit foäteftenS 1341 1 ) in SiWftabt 
bie 9tat3n>af)l in ber Keife erfolgte, ba§ ber alte SRat ben 
neuen !or. @S ift flar, baf$ bei biefer SBa^lorbnung bie 
$errfd)aft über bie ©tabt in bie #änbe einer Meinen 
8njaf)I Don gamilien fallen mußte, bie ifyre Angehörigen 
gegenfeitig immer roieber toäljlten. 3Me SlatSliften laffen 
ba8 in ber £l>at aufs beutlic^fte erfennen. SBie ferner 

l ) Sßriotleg ©imonä gur Sippe betr. Regelung Der 9tot$toa^}l in 
Stppftabt öon 1341, Ui Götter, SUte sRad)rtd)ten öon Öippftabt, 6. 331 
(tÜHftig aud) in ber obenerwähnten Sßublifation). 



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10t 

bcr Drud bcr #errfdjaft biefer Oligarchie, bic alle anberen 
Sürger, befonber* bie ^anbtoerterjünfte, tom ©labt» 
regiment fafl üöflig au$f4>lofj, auf ber ©tobt laftete, lägt 
bie Me&olution ton 1531 erfennen, bie, toemtflleicfc religiöfe 
SWottoe natürlich ftarf mithielten, im tt>efentlid)en bod) 
eine politifdje, ton ben unteren Älaffen gegen bie Wats* 
gefriedeter gerüstete ©etuegung getoefen ift. 1 ) S)a§ dbtt 
audj feciale unb nrirtfdjaftlufce ®rünbe babei mitmirften, 
ttrirb taum ju bejtoeifeln fein. S)enn unfere SRegifter be* 
weifen fdjlagenb — unb jwar bie unten nod> näljer ju 
befpred&enben ©ortjinätoerjeidjniffe in gleichem SBafce 2 ) — 
bafc bie Familien, bie bie politifd&e 3Wad)t in ber ©tobt 
befafcen, jugleidj aud) bie reidjften gemefen finb, unb bafc 
fie auf« eifrigftc unb mit <£rfolg befhrebt roaren, bie ffeinen 
Seftfcer auSjufaufen unb möglid>ft toiel ©runb unb 33obtn 
in itjren #änben ju Dereinigen. 

Senn aud} ba£ ergeben unfere Gegiftet, baß ber 
9teid)tum ber fitppftabter 8lat$gefd)ledjter im toefentltd>en 
auf ©runbbefifc in unb außerhalb ber Stabt beruht ju 
Ijaben fdjeint unb baß fie größere Ädemrirtfdjaft betrieben 
jjaben. ftm ftaljrc 1501 finb Don ben gefamten ©Neunen 
in ber ©tabt ni#t weniger als 75% in ben #änben biefer 
ftamilien getoefen. 8 ) Da« toeift bod) tt>ot)l barauf f)in, 
baß fie iljre Sänbereien in ber {Regel au<$ felbft berohrt* 
fdjafteten. 4 ) ftnitrietueit bem gegenüber ber #anbel ate 
Queue be« ffirtoerb« unb beS SReidjtumS für bie Sippftabter 



*) SSergl. ßfjalnbaeu*, 8ippfiabt ( @.;i02-121. Meine Buffafiung 
ber Bewegung weitet allerbtngä oon ber bort oorgetragenen ab. 

*) SBergl. unten bie tfaafüljrungen gum SSBortgtnöregifter. 

•) ©benba. 

4 ) 2)ajj bie« ber gaU war, lägt fidjfaudj urfunblid) Belegen. Bernd 
de Düstere, ftatdmann unb fpäter wieberljoit 93ürgermeifter, fpridjt 1442 
t>on einem grdgeren ©tue! SUferlanb uor bef@tabt (8SRorgen) »dat ick 
nu tor tyd under myner ploich hebbe" {gippfiabt, <£». ftir$cnar$tt). 



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103 

JRatSgefdjledjter nod) in SBetradjt tarn, wiffen wir nidjt. 
3fm 13. unb 14. $af)rf)unbert Ijat er fidler eine 8Me 
gefpielt. *) ©8 fdjetnt jebod), bafc bie #anbelstl)ätigf eit ber 
©tabt feit bem 15. Qfa^r^unbert ftetig jjurüdgegangen ift. 
S)a$ ©d)idfal ©oeft$, ein fdjneDeS ©infen üon früherer 
f>öl>e, Ijat aud* bie SCodjterftabt Stypftabt ereilt. 

©e^r intereffant wäre, wenn ftd) nadjweifen ließe, ba§ 
ber uerljältntemäfcig bebeutenbe Sftücfgang im Anteil an 
bem ©runbbeftfc, ben wir bei ben SRatSgefdjled&tern im 
3fal>re 1537 im 33ergteid> ju 1501 feftftellen fonnten, burd) 
bie töeöolution Don 1531 mitbewirft worben wäre. 2)a 
bamals ganj neue ÜRämter auffamen unb in ben Mat 
gewählt würben 2 ) unb bie ©tabt jubem üon 1534—35 
eine Art üon ^Belagerung, {ebenfalls eine Stbfperrung ber 
SebenSmitteljufuljr über ftdE> ergeben laffen mußte, 8 ) fo ift 
ein berartiger Sinflufj nidjt unwaljrfd)etnlid). SSon bau« 
ernber ©irfung ift bie ^Bewegung {ebenfalls nidjt gewefen. 
$war Hieben trofe ber SReaftton üon 1535 4 ) bie neuen 
gamilien im 5Hat; aber fie üerfdjmoljen balb mit ben 
alten ju einer neuen Oligarchie ber politifd) unb Wirt* 
fdjaftlid) ©tärfften, über beren äJetternwirtfdjaft unb über 
beren 9lu8beuteft)ftem ein 93erid)t ber fitypftabter JBfirger* 
fdjaft üon 1620 eine beweglid&e unb anfdjeinenb wot)l* 
Begrünbete Jtlage füljrt. ö ) 

J ) 3)ie ©tabt war non 1253— c. 1295 SHitglieb M junt ©djufce beS 
£anbelä gegrünbeten weftfälifdjen ©täbtebunbeS unb gehörte feit ber SJfitte 
be$ 13. 3<tljrf)unbert$ oudj gur £anfe. Sftodf) 1396 finben wir gwet 
Stotöljerren unb ehemalige 93ürgermeifter alö 2*orfteljer ber ©übe ber 
„koplude van der scheren" ju Sinpftabt (SWünfter, ©taatSardjiö : 33en» 
ningljaufen Kr. 292). 

*) Stegl. bie 3fait$liften. 

s ) Sergl. Gljalnbaeuä a. a. 0. 

*) 2)ie ©tabt ergab fid) ben ÖanbeSljerrn auf ©nabe unb Ungnabe 
unb »erlor einen Seil iljrer 3&e$te. 2)te bemofratifdjen Elemente würben 
gurücfgebrängt. $ergl. (Stjalnbaenfl a. a. D. 

5 ) S)etmolb, Brdjfo, Rep. XXXVI. ©eftion D. II. 7 a. 



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104 



n. 
IßoztiintxtQxfkex von 1501. 

(Semetfung: 3Hc gcfperrt gebrucften tarnen bqetdjnen Angehörige 
ber Sippftabttr 9fcat0gefdjle<fjter. — Ortdbeget^nungen unb (Strajennamcn, 
geiftlidfje 3nftitute, öffentliche Änftalten, «franbtoerfer unb anbete ifjnm 
<Stanb ober 93eruf nadj aufgeführte $erfonen flnb burdj cutffoeu 3)rucf 
fjenjorgefjo&en.) 

Anno domini dusent viffhundert und eyn is dit 
Register gemaket upt wortgellt bynnen der Lippe der 
herren van Gleve und van der Lippe intersunt(?). ! ) 



ünsir leven fruwen hoff. 



Märten Borchgreve van synem huse 

Hinrick Herre van sinem huse 

De Borchgrevesche van orem huse 

Johan Sivert de Zedelir 

Ludeke Borchgreve, anders Wehbel Slunynck van 

orem huse 
Luderwoilt vam huse, dar itzunt ynne wonnet 

Hinrick Wihhe und höret Lienart Düsteren 

kindern 
Volbert Tilinck vam huse dar by 
Johan Kaie van sinem huse 
Berat Dusters hus, dat de Herren van Bödeken*) 

itzunt hebbet 
Des pastors van Helinckhusin hus, dar itzunt ynne 

wonnet Goswin Tillit 
Des postoirs van Helinckhusin hus, dar itzunt ynne 

wonnet Herman Gremmelt, belegen in dem pade 
De pastor van Horste van synem huse 



Wb- 



8 

6 
2 

2 

7 



*) 2)a$ lefcte Söort ift nicfjt leferlid). 

•) 2)a3 * beutet an, bafc bte betreffenbe Zumute im Begtfter felbft 
nidjt in Pfennigen, fonbern in Seringen ( l / 4 $) angegeben ift 
s ) ©emeint ftnb bie etiftaljerm be$ Älofter* »öbbefen, 



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105 



Albert Dusters hus by der molen, 

van der schüren 
Volbert Tilinck van sinem hnse 

van der schüren dar by 
Cort Sparenmeckir van synem hnse 
Berat vamme Dale van synem hnse 
Gherwin Holscher van synem hnse 
Herman Wemeke van synem hnse 
Herman Kremer 
De Blancke 

Johan Nopells hus, dat Wilhelm van Odinghen was 
Her Johan Brnns hns 

Johan Nopell vamme hnse by heren Johan Brnns 

hose 
Johan Busenbart van sinem hnse am orde dar by 

e 

Hinrich Noppell van sinem hnse 

Hinrick Niggemans hns am oirde 

Hinrick Niggeman van der helfifte der Claweschen 

hnse achter sinem hnse 
Martin Eannengeter van der anderen helfifte der 

Claweschen hnse 
Herman Hoitmeckers hns 
Herman Wantscherers hns 
Johan Maes vam huse, is in twe gedeilt, dar itzunt 

ynne wonnet Johan Kleinsmet nnde Drewes 

Mestmaker 
Item Büsinbartvan sinem hnse, dat CortBrinck- 

man plag to hebbinde 
Johan Koppersmedt van sinem hnse 
Johan vamm Dale 
Beleke Kommens 

Johan Brilemans hns thegen den brodern 1 ) 
de pastor tho Reede vam hnse 
Gobbell vamm Dale 
Gobbell Betberges Hns 



*%• 
1%* 
2%» 

!%• 

2% 

6 

6 

8 

2 

3 

4 
2 

IV 

«V 
1 

V 
1 

1% 



1% 

2 

1 

6 

11 

4 

2 

6 



') trüber M SfoflnfKnertloftcrt. 



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106 



>) »ruber bei tfogufHnerflofteT«. 



Wl- 



her Hermann Stoters hus 5V« 

der Afonmfo 1 ) hus achter dem kloister 6 

der Monmke hus by her Stoters hos 2 

der Monmke hos by Hinrich Krutzekampe 2 

Hinrioh Krutzekampes hus 4 

her Steffen Hamelbecke 4 

Gobbel Betberges hoff dar thegen over 4 

mestir Jürgen de Meier 4 

Gherwin im Boggen 6 

Johann Schele 4 

Hinrick Plattenase "" 8 1 /, 

mestir Johan Taschenmecker 1 

Hinrick Plattenase 8V« 
Hinrich Mumpelers hos, dar itsunt ymie wonnet de 

Bomhodersche %* 
des postors hos Tan Helinckhusrin, dar itsont ynne 

wonnet Lokus 1 
Walter $tade$knecht$ hus, des sick de Monmyke under- 

windet 2 

Pawell Bampellmans hus thegen Boldewins hus 4 

Beelmans hus 2*/ 4 * 

Her Johan Klusener 2 l / 4 * 

Boldewin van sinem wonnehuse 8 
Item Boldewin vam orthuse by siner schüren, dat 

Menniken Clawes was 2 

de Luttike Lubbert 3 

metter Tonniges Kleinsmet van synen veer ghedemen 4 

her Johan Wineken hus 8 

Johan Peicks hus 3 

Johan ßaveke 2 

Johan Geringes hus thegen Saneken (1) 2 

Johan Gronen hus 3 

Gherwin Nolte 2 

Johan Gottydt syn hus 3 

Johan Beddelaken 3 
Jacob Wineken vam huse he ynne wonnet 

(1 $fg. tentloze) 9 



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ICK7 





*fo. 


Johan Wibbekinges hat, 


5 


■8711 schare thegen des onlden Brilemans 




scharen 


3 


Brilemans las, 


3 


de Torbenante schare 


2 


dat Hospitaill 


7 


Johan Bopestert 


5 


der Sefrrodir 1 ) hos dar by 


2 


Harüeff Klockinger van synem hose na nthwisinge 




bodkes register 


5 


Dat wynktu, *) genant prosBenstede. 


16 


Item Y*n der herenn hu* •) 


26 


Johan Brilemans hos achter dem wynhose 


8 


Neringes hos th*g«n 4em wyifttise 


4 


Nolte Bntanwech van sinem hase 


»'A 


Cort van Borste 


4 


Johan Wibbekinck van synem wonnehose 


2 


Johan Wannenbergs hos 


1 


Pawel Sparenmeckirs hos 


V,* 


Johan Bampellman 


4 


Albert Onster van synem hose mit der scharen 


7 


de E2o6kengetirsche van orem hose 


4 


Henaannus Bodekir van sinem hose 


6 


Johann van Collen 


IV, 


Volbert Konekinck vam hose 


1 


de Tescheske or has 


%• 


Krashairs has, dar he inne wonnet 


• %• 


Peter Dameken has 


16 


Borgermestir Mengen has, dar Drewes Gentrupp 




iane wonnet, onde dat hos dar beneven, de 




Baltesche ynne wonnet, tosan^de 


5V. 


— onde de erfftaill höret dem lfrtttken Lübberde 




Johan Broickhagen 


4 


de Ozelmaische 


8 



l ) €dj*rfba>©ilbefym«. 

•) S)ie ftäbttföe SBetaftabe; her Sciname ift beaekfjnettb. 

•) Sal Bafyml (beren = toatymt*). 



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108 



Han8ken stade*knechte$ hus, dar itzunt Lokus ynne 

wonnet 
Boldewin, van Claes Thegelers hos 
unde yan sinem hove 



Sunte Jacobs hoff. 



*f* 



5% 
8 



1% 



Johan Hundmpps hos 


8 


Unsir leven frawen hus, dar Borat Veringh ynne 




wonnt 


4 


Herman Hflffers hos 


1 


Hinrick Wagendrivers hos, dat dem Klusenerhoirde 


1 


Johan Krancken hus 


2 


Ilse Noltinck 


2% 


Poppellmans hus . , , ,. 


iv 4 * 


Tonniges Koppersmedt 


1 


Johan Betberges schüre 


4 


Johan Baschen hus 


4 


Kruszhairs hoff , . 


4 


Johann Drosten hos 


«Vt 


Hinrick Fulhaoer 


«y» 


De oulde Levekingesche 


3 


Symon Levekinck 


iv.* 


Johann Koppirsmedt 


•/<* 


Walter Einsehen hos 


*/4* 


Johan Brügman 


IV.* 


Helmig Muntirs hus . 


2 


Herman Schepirs hus 


•/«• 


Item noch Herman Schepirs hus, dar by 


1 


Godeke Bedekir van sinem huse 


4 


Jacob Sneckir 


«% 


Johann Wibbe 


4 


Ghert Wibben hus 


2 1 /,* 


Drewes Trumpeners hus 


3 


Tonniges Sassen hus 


5 


yan der infore 


IV,* 


van Durbomes stede 


2 



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lud 



Labbert Henneman van synem hose 

Labbert Henneman van dem niggen hose dar 

achtir 
Labbert Henneman van dem orthuse thegen synem 
hose 

van Peter Heckers hose 
her Ghert Henneman van sinem hose, dpr he inne 
wonnet 

onde vap Binckhuses hose 
onde van Anreppen stede, de her Ghert 
undirhefft 
Johan Betberg van synem hose 
onde van Valwikes stede 
Albert Dnstifs hos, dar Johan Wagendryver inne 

wonnet 
Albert Dastirs hos, dar de Brinckmansche inne 

wonnet 
Johan Linsberges hos 
Knlehovedes stede, de Johan Koppersmedt hefft 
Herman Koppersmedes hos 
Tigges Slipraden van Slassin stede thegen Hermann 

Koppersmedes hos 
Märten Borchgreven ghedeme 
Johan Kostirs hos 
Gherwin Walners hos 
Goissman Wisen hos ton Rotten, dar wonnet itzunt 

inne Aostberg 
De Wechterigge 
Johan Pelgrimen hos 
Gobbell Mestmeckirs hos 
Sackeshoff, hebbt de Monmke 1 ) 
Bembert van Vernen hoff van mestir Berndes wegen 

onde van Hermans stede van Lo 
De Snecker vam hove, de Drewes Tymmermans 

was 
Wilhelm Beckers has 



6V, 

4 
6 



4 
4 

3 
5 
2 

3 
7 
6 
2 

2V, 

3 

5 

4 

4 

2 

IV, 

6 

3 

4 

8 

8 

4% 



') 8ugnftfitenn5tt<$e. 



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110 



*fe. 



Jacob Sneckirs hoff I%* 
Johans Schelkens hoff, de Pleaszkene plag to wessen^ 
npper konninghstrate am ende belegen 

Menneken Wigelhr stede, de nu Amt Tudorp helft [ 11 

Arnt Tudorp van Pleskens hove 1 

Arnt Tudorp van Drewes des Ereszen hus 5 

unde van den hoven achtir dem hose 8 
Johan Betberges hus, dat Menghe gepandt 
hefft, nnd hefft in vortyden des Lakensniders 

geweszin 13 

Johan Betberg van Widenhovedes stede 4 

unde van Muddenberges stede 3 f / ft 

unde van Anreppen stede 3 
unde van dren steden; gehetin des Sneüin 

stede l%* 

Item Menge Densekittck van synem huse 10V t 

Dirick Lamberdes 6 

Johan Hentzincks hus 2 1 /,* 

De Schovekesche 2% 

Engelbert Herre van sinem huse 6 

unde van TJsselmans stede 3 

unde van Mutkenberges stede, 5 
dat is de infoir, de Engelbert Herre hefft. 
Hinrick Nolten hus, dar Gerke Schomecker plag 

inne tho wonnende 3 
Johanns Schelken hus, dar plag inne to wonnende 

Johan Godekinck 5 

unde syn schüre 3 

Item Mengen Densekinges schüre 1 

Johan Kustes hus 5 

Nicolaus Thegelirs hus, dat nu Nolken Smedt hefft 3 1 /, 

Her Johan Hoppen hus 10 
Nolken Smedt van sinem huse, dar inne wonnet 

itzunt Peter Paschen, uppir konttingesttrate 7% 

Item Schelken van Vastavendes huse dar by 2 

Item Schelken van Metten Wormes huse 2% 

und van Johan Brokers huse 2% 



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111 



Tonniges Ledighen hns, dar he sine stallinge 

heflt, linde helft in vortiden Bolten gebort 
Tonniges Ledigen hos, dar he inne wonnet 

unde Tan der Selligeschen hose 
Kolken Smedes hos, dar he inne wonnet 
Werner Beckirs hos 
Berat Reipwinders hns 
Herman Ledighen hos 
Johan Körten hos 
Cort Frischen hos 
Hinrick Hngen hos, dat itannt des Ledighen is 

und van dem lohuse 1 ) 
Johann van der Kecke 
Hinrick van der Becke 
Herman Dykman van synem hnse 

nnd achter synem hnse van Fenhenneken 
huse 
Johan Bairbecken hos 
Berat Bredenoll van synem hnse np snnte Jacobs 

kerckhove 
Berat Bredenoll van dren steden achter sinem 

hnse belegen 
Jörgen Werner van sinem hnse 
Krollmann van synem hnse 
Johan Tentellente van synem hnse by snnte Jacob 
Peter Paischen van eyner stede by Tentellenten 
de Kosterigge 
Tonniges Helliges van synem hnse 

nnd van des Langen hns dar by 

nnd van eynem hove belegen by Berat 
Bredenolls hnse 

nnd van blickhodes hnse, belegen by Her- 
man Deppen 
Johan Meiliges hos 

nnd van Berat Krollemans hove 
Johan Nottikens hns 



1 


2%* 


1 


2 


2 


2 


%♦ 


3 


2 


4 


2V, 


4 


6 


4 


9 


16 


4 


15 


3V, 


2%* 


4 


4 


8 


7 


4 


13 


4 


2 


8 


2V 



') fcoljau*, gnm Aufbewahren ber 3«m Serben nötigen 8o$e. 



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112 



de Ouldehoff, höret Bernde Bredenoll, und Johan 

Koke wonnet dar inne, gifft 
Hille Hornemanningh van orim hose 
Geissman Bogge van synem hose und hove, Stoven- 

roick plag hebben 
Herman Deppen off Rasche van synem hnse 
Bartolt 8mede8 hns, dat Vastavendes plag tho 

wesinde 

Bartolt Smed and Jörgen Körte sin sonne van orim 

hnse 8amptlichen 
Johan Pagenhovet Tan sinem hose by Körten 

und wn Kluncken hove achter sinem hose 
Hinrick Holscher van synem hnse 
Bartolt Bedekers hos 
Herman Bleigs ghame 
Heyneman Tideman 
Johan Undirhorst 
de Wechterigge 



*fe. 



24 

4 

20 
4 

2V t » 

IV.* 

5 

2 V,* 
1 

IV. • 



Stinte Nicolaua hoff. 

_¥fe. 

Bembert Koppirsmedes hos 2 

Hinrick de God van sinem hnse 3 

nnd van Molinbrokes hnse 6 

Johan Tentellenten hus, dat der Wonneschen plag 

to wesin 
Des Kemmeners Äoff, de dem schelen Goissman plag 

tho wesin 4 

Der Holscherschen hns 4 

Des Fronen hoff, den itzunt borgermetter Menge 

nndirhefft 
Item Hans Molner ton Kottin, van Bedelkenhnse by 

Hartmans hnse 3 

nnd van der anderen stede 4 

nnd van der derden stede 2 



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113 



Johan Hartman van synem huse, dar he inne 

wonnet 

und van der stede dar beneven 
Albertus Blancken hus, dar itzunt Leiffert Tentellente 

ynne wonnet 
Thomas Sidenbudells hus 
Hinrick Tentellenten hus 
Herman Pankoken hus 

e 

Ilsen Flogeis hus 
Johan Hozen hus 

Krumfingers hoff, den nu Suptuth helft 
Item der Byven hus mestir Steffens wonhafftig tho 
Collen, gifft - 

van Merschmans stede 

van Otton Schaden stede 
Item mestir Steffen van Johan Eleckeners stede 

und van der anderen stede aldirneigst emme 

dyt gifft uth Junffer Hsche Glenemans, de 
up des Klockeners stede wonnet 
Item Nolken Bleig van synem huse 
Anne Hessinck van orim huse 
Evert Hessen hus 
Johan Bükellmeig vam huse, dat Northoff plag to 

hebbende 
Johan Bükellmeig van Johanns stede mit dem gelde 

(dubitatur) 
Gerdrut uppim Brincke van orim huse 

e 

Item dat Süstirhus van twen steden, dar or hus 
uppe steyt 

e 

unde van Gremmeldes stede, dar ore kercke 

uppe steyt 
item van Peter Bikelbeckers stede 
item van Wennicken stede 
item van dem hove aldernegst Dirik van 

den Ghiren 
van des schrivers huse aldirneigst dem 

orthuse by Wulves huse 



4V, 
3% 

2 
2 
8 
3 

5% 

4 

2 

2 

8 
2 

!%• 



2V,* 
4 

8 
4 

2%* 

8 
4 

4 

2Vi 

6 

4 



LVIII. 1. 



8 



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114 



Item van der Eortewennekeschen stede up dem 
orde 

e 

Item van des Kükens stede 

Item van der Salherseschen stede 

Item van der Eostirschen stede 

Item van Humperdes stede 

Item van Winteringh stede 

Item van Dirick van Erwitte stede 

Item van des Boden stede 

Summa dnsses vorgescreven wortgeldes van den 
süsteren alle iare 4 Schill. 5% ^ 

Johan Plumpen stede, dat gifft Dirick Slam nth 

Johann Worstekens hoff, den na de Schomecldr helft, 
wonhafftig by Hennemanne 

Item der stistirs twe stede dar or hos uppe steyt; 
is getekint 

Peter Rikelbecken stede, hebbt de sflsters; is ge- 
tekint 

Item de grae monmck l ) van sinem huse 
und van Borchardes stede 

Bonemans hoffstede by dem graven 

Winekeu Bozen hoflfetede, den Synneman plag to 

hebbinde 
Item Tünneman van eyner hoffstede belegen achter 

Wineken Bösen hove 

e 

Molinbrokes hos, dar na ynne wonnet Smull, 1 ) dat 

höret Gerwin Fulhaaer 
Item Johan Oirt van sinem hose 

und vam hose dar by, dat Vastavendes plag 
to wesinde 
Item Wemeken stede, hebt de süstirs; is getekint 
Item de stede dar by, hebbet de süstirs ; is getekint 

e 

Grete Esbeckinck van orim huse 



«•• 



1 
2 
2 
1 

4 
7 
6 



*'/■• 



l ) 2)ie ©rauen Wlbnty »Ott 6oeft Ratten ein Sermfatrfym* in 8ipp- 
ftabt, ba* mit einem ©ruber befefct »ar. 
*) aBa^r^ein«^ ein 3«be. 



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115 



Johan Halffpapen hus wonhafftig tho Udinchuszin, 

dar itzunt ynne wonnet Kerlsbloit 
Tigges Bodinck van synem huse, dat des Muntirs 

plag to wesen 
Hinrick Dykmans hus 
Hinrick Seghirs hus 
Herman Henzinges hus, dat Hinricus des kostirs 

itzunt is 
Her Johan Synnemans hus, dar itzunt ynne won- 
net Eukellmeig 
Johan Tentellenten hus dar thegen over, dar Johann 

Humpert itzunt ynne wonnet 
und 1 $i tentloze 
Tonniges Knuve van synem huse 
Stotterenhanses sonnes hus, dar itzunt ynne wonnet 

Johann Lücken 
Her Ghert Hennemans hus, dar itzunt inne wonnet 

Johann Schutte de Redikir 1 ) 

e 

De Stotterenhansesche van orim huse 

Wilhelm Wortmans stede, de nu Peter Widen- 

brugge hefft thegen synem huse over 
Lambert Wemeken stede dar by, de ouch Peter 
Widenbrügge hefft 

und noch eyn stede dar by, ouch Peter 
Widenbrügge hefft 
Hinrick Widenbrügge van synem huse und hove, 

dat Hugen was 
Pankoken stede, de nu Johan Langeneick gekoifft 
hefft 

(dubitatur) 
Ludeken Plasses schüre 
und syn hus 

und dat luttike hus dar beneven 
Hinrick Vastavendes hus thegen Plasse 
De luttike Beleke, de Hans Langen hefft van den 
Kotten 



*/, 

1 

1%« 
1V 4 * 

l 8 / 4 * 

2% 

4 

3 

5 

3 

2% 

4 
4 
2 
5 

8V, 



6 

2% 
2 



i) as Sftobmadjer, Söagncr. 



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116 



Her Johan Kaien hus dar by 

Her Johan Kaien ghedeme dar by, der 1b veir, 

ghevet 
Herman im Holte van synem huse 
Johann Geysselen hus, dat Jagenduvels was 
Her Johan Kaie van des Sprengers stede 
Borgennester Hinrick Kaie van twen woirden 
Item van der Dunckerschen hos 
Item van Johanne Pokes hos, dar he itzont ynne 

wonnet 
Item Hinrick Kaie van Pleszkens stede 
und vam hose up botefures pade 
und van Tidemans stede 
und van Herman Leistikens hose 
Johan Pelsers hos thegen borgermester Kaien 
Der Botefurschen hns 
Item de ghedeme, de Beddelakens des oUgeskger* l ) 

weren und hoirden tho dem hove dar by, höret 

nu hern Johanne Kaien 
Herman Beddelakens hoff, höret itzunt Johanne 

Linsberg 
Johann Linsberg van sinem huse 
Buschintholtes hus, dat itzunt borgermester Menge 

hefft 
Hinrick Telkorns hus 
Johan Manses hus, dar he ynne wonnet 

und vam huse dar thegen over, dat des 
roden Hermans was 
Hinrick Hasche dar by van sinem huse 
Hinrick Lucken hus 

Bernt Tymmormans hus, dat Kustes was 
Ludeken van Gresten hus, dat itzunt Pawell 

Rampellman hefft 
Hinrick Kaie, borgermester, vam huse dar thegen 

over, dat Leistikens was, is getekint 



3% 

3V, 

2% 
3 
7 
7 



4 

5V, 

4 

*V. 
8 

4 



2% 

4 

4 

2% 
3V, 
3 

4V, 
SV, 
1%* 



') Delfd&iäger. 



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117 



Item der Winekeechen stede 

and de stede dar by (1 $ tho tentloze) 

ligget beneven äussern vorgescreven hose 

Item Peter Schepirs hus, dat wandags Heyneman 

Baschen was und is dat orthus uppim pade 
Item metter Herman Tymmermans hus, dat mestir 

Berndes was 
Item Albert Beckestirden stede, de itzunt her 

Tonniges Brodirman heflft 
Johann Forsch (Forsth?) van sinem huse 
Johan Vastavent und Johan Vastavent yan orim 

huse, dar se inne wonnet tosammede 
De pastor tho Bennynckhussin, her Cort, yan sinem 

huse dar thegen over 
Her Godherdes hus, dat Bukelmeig plag to hebbinde 
Des Schottin hus yan Bokenhus, dar itzunt inne 

wonnet Hinrick Hermans 
Cort Watermans hus 
Des Keghelirs hus 
Herman Telings hus 
Figgen Blanckinges stede 
Des Foigdes hus, dar Johan Nolkinck itzunt inne 

wonnet 
Des Heselers hus, gifft nicht 
Herman Loves hus, gifft 

e 

Johann Arndes hus uppim orde 

Johan Geissmans achter hus 

Gertrud Hartmannings hus, dat dem schulten tho 

Waltrupp wesen plag 
Des Slassen hus, dar sin fruwe noch inne wonnet 
Johan Supetuth yan sinem huse 
Petir Berhorns hus by sunt Nicolaus markte, dat 

Corde dem Wonne was 
Der Esbecken hus, dar itzunt Geissman Duster 

inne wonnet 
Hinrick achter dem Graven yan sinem huse 
Lubbert Drepper achter dem graven by dem Notte- 

bome 

dat hus höret Nolken Beirman tho Ekelenborn 



»fr- 
SV. 

4 
4 

4V. 

4 

8V. 



21 V t 
5% 

3 

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4 

2V, 
27. 



4 

2V, 
6 

12 
3 
1 



10 
3 



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118 



«fr 



Johan Lokus van sinem huse by der Soistporten, 

dat der oulden Hukesdykeschen plag to wesen 
Godhart Heiweg, de richter, van synem huse 
Johan Kappinberges hus 
Johan Wagendrivers hus 
De stede achter Johanne Wagendriver, höret her 

Corde dem pastoren to Benninghusin 
Item her Johann Portener, de Klusener upper klns 

thegen dem vorbenannten hove van synem huse 
Item Ewert Vlascampes hus thegen Hukesdike over 
Item Wulves hus uppim oirde thegen dem sustirhuse 

dat höret nu der Boden maigit 
Item Hans Lamberdes de scheper van sinem huse 

dar thegen over 

van des Backes hove achter sinem huse 
Item Jacob Pothoves hus beneven Hans Lamberdes 

hus 
Item Johan Erushair van sinem hove, dar Langen- 

berg plag ynne to wonnende 
Item Körte Wemicken stede, is den süstern togete- 

kint 
Item des Küken stede, den süstern togetekint 
Item der Salhorsteschen stede, den süstern 
Item Humperdes hus, den süstern togetekint 
Johan Wintir van sinem huse 
De Botefursche van eyner stode by dem graven, de 

Husemanne dem Ruygenbeckir was 
Item noch de sulve fruwe eyne stede by dem graven, 

de Metten Winteringh plag to wesen 
Tonnigos Sidinges hus, dat Hollikens was 
Figge Wintirs van orim huse, dat der Tronneke- 

schen was 
Haseken Winterings hus, dar itzunt ynne wonnet 

e 

Johann Hozewinckell 

e 

Godeken van Lipperode hus 
Gherken Schaden doichter hus, dar de luttike Wil- 
helm itzunt ynne wonnet 



2 
7 
2 
1 

2V f 

i«/ 4 * 

4 



2 
2 

4 

4 



Vi* 



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119 



Des Boden hoff thegen dussin yorgescreven hose 
over, yan HolRkens stede 
und yan Krumfotes stede 
Labbert Onldehoves hus, dat des groten Cordes 
Hinrick yan Widenbrngge uppim oirde yan sinem 

huse 
Peter yan Widenbrflgge orthus upper kortetutrate 
Stedemans hus, höret nu Steffen Kaien 
Item Micheels to oulden Yeesschen twe ghedeme 

thegen der kortinstrate 
Her Johann Synneman yan der stede, de Bune- 
man plag to hebbinde uppir kortenstrate belegen 
uth berichtinge des oulden muntirs 
Peter yan Widenbrügge dwers hus uppir korHn- 

Btrate by Synnemans stede 
Herman Koheirde yan sinem huse uppir Kortinstrate, 

dat plag Kroses schüre to wesen 
Steffen Kaiin hus, dar he inne wonnet 
Item de stede dar by, höret ouk Steffen Kaien, 

gifft 
Johann des gogreven hus, belegen uppim oirde by 
des Blancken hus 

und yan der stede dar by 
Johan Stromborg yan sinem huse 

und yan der stede dar achter, de des herren 
was 
Petir Widenbrugge yan sinem huse he ynne 
wonnet 

und yan den twen ghedemen by emme, de 
der Wesselerschen hoirden 
Bartolt Blancken hus 

und yam huse, dat Heckeman plag hebben, 
dar beneven 
Hinrick Sachteleyent yan synem huse, dar he 
inne wonnet 

und yan luttiken huse dar beneven, dat 

Bocks plag to wesin 
und yam derden huse, dat Krumfotes was 



6 
2 

8 

8% 
3 

2% 

2% 
5 

1% 
1 

5 

2% 



8V, 



iv. • 



2 

3 

1 
2 

4 

4 

4 
4 



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118 



Wfr 



Johan Lokus van sinem huse by der Soistportcn, 

dat der oulden Hukesdykeschen plag to wesen 2 
Godhart Heiweg, de richter, van synem huse 7 

Johan Eappinberges hos 2 

Johan Wagendrivers hus 1 

De stede achter Johanne Wagendriver, höret her 

Corde dem pastoren to Benninghnsin 2V, 

Item her Johann Portener, de Klutener upper klus 

thegen dem vorbenannten hove van synem hnse 1%* 
Item Ewert Vlascampes hus thegen Hukesdike over 3 1 /, 
Item Wulves hus uppim oirde thegen dem sustirhuse 4 

dat höret nu der Boden maigit 
Item Hans Lamberdes de scheper van sinem huse 

dar thegen over 2 

van des Buckes hove achter sinem huse 2 

Item Jacob Pothoves hus beneven Hans Lamberdes 

hus 4 

Item Johan Krushair van sinem hove, dar Langen- 

berg plag ynne to wonnende 4 

Item Körte Wemicken stede, is den süstern togete- 

kint 
Item des Küken stede, den süstern togetekint 
Item der Salhorsteschen stede, den süstern 
Item Humperdes hus, den süstern togetekint 
Johan Wintir van sinem huse 4 

De Botefarsche van eyner stode by dem graven, de 

Husemanne dem Rugyenbeckir was 3 

Item noch de sulve fruwe eyne stede by dem graven, 

de Metten Winteringh plag to wesen 
Tonniges Sidinges hus, dat Hollikens was 4 

Figge Wintirs van orim huse, dat der Tronneke- 

schen was 4 

Haseken Winterings hus, dar itzunt ynne wonnet 

e 

Johann Hozewinckell 4 

e 

Godeken van Lipperode hus 2 

Gherken Schaden doichter hus, dar de luttike Wil- 
helm itzunt ynne wonnet 



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119 



Des Boden hoff thegen dussin vorgescreven hose 
over, van Hollikens stede 
und van Krumfotes stede 
Lubbert Ouldehoves hus, dat des groten Cordes 
Hinrick van Widenbrngge uppim oirde van sinem 

huse 
Peter van Wide nbr flgge orthus npper kortenstrate 
Stedemans hos, höret nn Steffen Ealen 
Item Micheels to onlden Teesschen twe ghedeme 

thegen der kortinstrate 
Her Johann Synneman van der stede, de Bune- 
man plag to hebbinde nppir kortenstrate belegen 
uth berichtinge des onlden mnntirs 
Peter van Widenbrügge dwers hus nppir kortin- 
strate by Synneman8 stede 
Herman Koheirde van sinem hose nppir Kortinstrate, 

dat plag Kroses schüre to wesen 
Steffen Kaiin hus, dar he inne wonnet 
Item de stede dar by, höret onk Steffen Ealen, 

grifft 

Johann des gogreven hns, belegen uppim oirde by 
des Blancken hus 

und van der stede dar by 
Johan Stromborg van sinem huse 

und van der stede dar achter, de des herren 
was 
Petir Widenbrngge van sinem huse he ynne 
wonnet 

und van den twen ghedemen by emme, de 
der Wesselerschen hoirden 
Bartolt Blancken hus 

und vam huse, dat Heckeman plag hebben, 
dar beneven 
Hinrick Sachtelevent van synem huse, dar he 
inne wonnet 

und van luttiken huse dar beneven, dat 

Bocks plag to wesin 
und vam derden huse, dat Krumfotes was 



6 
2 

8 

8V, 
3 

2% 

2% 
5 

IV, 
1 

5 

27. 
8V, 

IV. ♦ 

3 

2 

3 

1 
2 

4 

4 

4 
4 



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120 



#fo. 



Tonniges SwepperyB van sinem huse 

Deppe Gherdinckboffs hos 

Johann Rode, gogreve, vam huse, dar plag ynne to 

wonnende Ludeke van dem Hamme, und is nu 

sin wonninge 
Johan van Wartbergs hos 
Wineken Bozen hus 
Der Worstekeschen hus 
Herman Baden hus 
Cort Hennemans hus uppün pade 
Gobbell Swertveghirs hus 
Herbort Welpes hus 
Dirick Bureicks hus 
Cort des Grevers hus, dar twigget Hündorp und 

Eothe tho Beckem umme 
is itzunt woiste 
Johann van Attenderne game, de nu Gerwins des 

wülners is 
Item de andere game, de nu Johan Schröders is 

vor der Lipperoder porten 
Ludeken Hennemans hus thegen Bureick 
Klossen des friggreven hus 
Johan Brilemans stede, de Gorges Nottiken plag to 

hebben 
Johann van der Lippe syn hus 
Drewes Dedinckhus van sinem huse 
Hinrick Volmarus van sinem huse 
Ghert Fleischhouvirs hus 
Gertrud Arndings hus 
Hinrick Suremans hus 
Des Krusen stede, de des grotin Nolten was, by 

Suremans huse 
Der Risebiterschen stede, de nu der momike 1 ) is 
Hinrick Schelken stede thegen Swepperiis over 
Herman Synnemans schüre 



4 
4 
6 
2 
4 
4 
3 
2 
3% 

8% 



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IV 
3 

8 

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IV. * 

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2 

2 

1 

1 

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2 l A* 

4 
4 



!) Äuguftinermön^e. 



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121 



Leiffhart Schröder Tan sinem huse 

und van der stede by sinem hose, de de 
Hermans tor Woirt was 
Gort Tassche van synem huse 
und van dem dwershnse 
und vam lütken hose dar beneven by Lü- 
deken hose vam Hamme 
Johann Boden hus thegen Taschen hus over, dar 

itzunt ynne wonnet syn sonne 
Johan Bnnghe van sinem huse 

und van der schüren dar by 
Ludeken hus vam Hamme, dat itzunt des Weidigen 

to Smerlike is 
Heyneman Brodermans hus 
Berat Wibben hus 

Johan Avenstrodes hus, hefft itzunt Hinrick Reip- 
winder 

Hinrick Beipwinder vamme orthuse, dar he inne 

wonnet 

und van der kameren dar achter 
Hinrick Beipwinder vam huse dar by, dat Liös- 

berges was 
Hinrick Lakinsnider van sinem huse 
Item Gerwin Bekeman van synem huse he inne 

wonnet 

und van dem huse dar by, dat Brüggemans 
was 
Johan de Hase van sinem huse 
Lubbert Ouldehoff van sinem huse 
Peter Kock van sinem huse 
Cort Kaie van siner schüren by Peter Kocke 
Gort Kaie van sinem huse, dar he inne wonnet 
Gort Kaie van dem huse dar beneven, dat Jagethorns 

plag to wesen 
Herman Jagethorns van sinem huse, dat Hinrick 

Marckgreven was 
Johan Stenszken van sinem huse 
Oherwin Bekeman de Junge van sinem huse 



$fo. 



2% 
2 



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3 

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1 
2 






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3 
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122 



Mester Ludeke Kock van sinem huse dar by 
Johan de Keyser van synem huse 
Peter Mandag van sinem hose 

Johan Schröders hus by Peter Mandage 
Herman Bekeman de schroder upp dem oirde 



Oloifltirhoff. 



Gobbell Betberg van synem hose thegen unsir leven 

fruwen kercken 
Her Hinrick Düsteren hus, dat nu her Frederick 

Düsteren, des pravesten brodir, hefft 
und van dem lüttiken huse dar by 
Berat Semmen hus, dar inne wonnet Cort Ouldehoff 
Eynwolt Slunckraven Tan sinem huse 

Johan Mackenberges sonne uppim orde an der halle 

Petir van Wetter van synem huse 

und yan des Steynwarten stede, is nu in eyn 
gebuwet 

Item noch eyn husstede in dit sulve erve gebuwet, 
dat der Trippenmeckirschen was 

Des praveste* hus van Cappell 1 ) by der Macken- 
bergeschen hus, dar nu Johan Primeklocke inne 
wonnet 

Ghert Husherrn hus, dar nu Hartike inne wonnet 

Mestir Johann Kleinsmedes hns dar thegen over 

Ghert Mittorpps hus, dat Johan Sorpes was 

Dirick Sinns hus, dat der Plümpesken was und itzunt 

Labbert Beckeman inne wonnet 
Der Mertinschen hus, dat Tunnemans was 
Symon de Schröder van sinem huse 
Johann van Hörne hus, dat der Trebbesken was 

(in essensche, maket Uli ^ myn eyns veringe) 
Tonniges Kappelman hus 



8 

2% 
4 

2 
1%» 



*fo. 



9 

4 
2 
2 
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3% 



l ) S)cr tropft M bid>t bei «iptfiabt gelegenen ©tiffte« Stoppd. 



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123 



Albert Eannengheter van synem hose 
Wilhelm van Nymwegen van synem huse 
Tonniges Brileman vam hnse in der halle, dar itzunt 

Johan Holscher inne wonnet 
Ohert Mittorp van synem hose uppim halUnoirde 

thegen Dirick Sinne 

Dirick Sinn van sinem hnse onck uppim orde dar 

thegen over 
Claes Tunneman van synem hnse 
State van sinem huse 

e • 

Dirick Sinns hus, dat Frens Eonekinck was 

Hinrick Sliprnde van sinem huse 

Johan Groteman van sinem huse 

Her Tonniges Brodirmans hus, dar Styne fiampel- 

mans inne wonnet 
Berat Freszen stede by sinem huse, dar de Erei- 

genbergersche plag to wonnende 
Berat Fresen hus, dar he inne wonnet 

und syn schüre dar beneven 
Johan Nottiken de schrodir van sinem huse 
Ghert Duster van der woisten stede dar by, de 

Nottikens was 
Ghert Düsteren schüre by Nottikens hus 
Johann Eoten hus tho Beckem wonhaftig thegen 

Nottikens huse belegen van dren woirden 
Der Tymmermanschen hus, dat Stuten was 

Herman Wibben hus des bodekers 1 ) 
Hinrick Fresche van sinem huse 
Tonniges Schuremans hus uppim pade 
Dat Fleischhus *) 

gifft de rait uth 
Ghert Bopestertes hus 

Johan Wagendriver, de nu de Holscherschen helft, 
van sinem huse by dem Fleischhuse 



*fe. 



1 


8% 


5 


4 

IV, * 


4 
4 



%• 



4 
3 

10 

1 

2 

1 
9 
8 



1% 



l ) Söttd&er. 

*) (Sntoeber baö £au$, wo bte SRefcger ba$ Sletfd) oerfauften, ober 
ba* ©übcfyraS bcr 3Re|gcr. 



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124 



W*. 



Pawel Barn p elin an Tan synem hose 4 

und de schare dar achtir 2 

Ghert Geylinck de kecker ran sinem hnse 2 

Dirick Sinns hos, dat Plattenasen was 5 
Johan Hn gen hus, dat nn mester Evert Smullinck 
de bartscherer und Albert Kannengetir tosa- 

mende hebbt, nnd is gedeillt 8 

Des Krusen hus, dat dem Veiregden was 4 

e 

Der Hocker hus, dat ouck dem Vereiden was 2 

Drewes Boltin hus, dar he inne wonnet 2 

Beleke Schelekens hos, dar thegen over 5 f / t 

Evert Thegeler Tan sinem huse 8 

Evert Lomans hos 1% 
Herman 8ynnemans hus, dat nu Johan Wibbe- 

kinck hefffc 6V t 

Brun van Elisen hus, dat des Snellen was 2% 
Des Snellin schüre, de itzunt Herman Snellen höret, 

dar beneven 2V t 
Amt Tudorps hus, dat Blakogelln was, dar he 

inne wonnet 1 

und syn schüre dar beneven 4 

Michells tho oulden Teeschen hus, dat Schoff plag 

to hebbinde 2 1 /« 

Johan Schoiff van sinem huse, dar he inne wonnet 2V, 

Herman Bemensniders hus, dat dem Wochten was 

uncL is itzunt ummevaUin 3 

Peter Stenlincks hus, dat Peter des 8tade$knechten 

was 4 

Borgermester Hoynckhusin hus V/ % 
Volbert Kellebeens sonnes hus thegen Gerwin Becke- 

man over l 8 / 4 * 

Her Johann Hoipmans hus by Johan Vorlone */ 4 * 

Johann Voirloen van sinem huse, dat Pressen was 2 

Her Sondages hus im pade 4 

Gerwin Beckeman van sinem huse uppim pade 4 
Der Düsteren hus, de ghedeme, dar dat gast- 

lm is 14 



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125 



Der Hobergs hoflfetidde, dar de ghedeme uppe 

stunden 
Item noch Hoberg Tan her Winekens stede dar by 
Item Hinricks van Cappell husstede achter den gast 

ghedemen 

und dat hus dar by 
Der Herren hus van Leisbom 1 ) 
Herman Emsen des hoiffmede» hus 
Jacob Pothoves hos uppir weyden 
De Wechterigge vor der Soistporten 
Der Mackenborgeschen hofi^ de her Jacob Valschen 

was 
Des richtirs hoff Godhart Heiweges thegen sinem 

huse oyer 
Der Junfferen*) hus, dat her Johann Synszekens was 
Der Hoberge hus und hoff 
Her Johan Kaien hus, dat tho Sunte Katherinen 

Altare höret in der kloistirkercken 
Johannes Felser van Demeken hus 
Johannes P eiser vam huse dar beneven, dar he 

inne wonnet 
Item noch van synem huse thegen emme ovef, dat 

Drude yan Aspe plag to hebbinde 
Item de schüre up de austsyd beneven synem huse 
Hinrick yan Cappell uppim oirde, dat saugen Engel- 

berdes was 
Item sin schüre dar beneven 
Peter Smedt Tan sinem huse dar by 

Dirick Nopell yan synem huse dar beneven 
Johan Potghetir vam Hamme van synem huse, dat 

Blockes was 
Item van dem huse, dar he ynne wonnet, dat Sibels 

was 
Steffen Beckers hus, plag Arnt Tudorps wesen 
Johann Boneman yan synem huse 



«h- 



11 

4 
4 
3 

12 

6 

12 

4 

3% 



2% 

2% 

4 

4 
8% 

1% 
1 



l ) Sie aWönd&e bcr Wtrf 8ie«born. 
•) <Dte ©djwepcrn M ©ttftcrnfywfe«. 



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124 



W* 



Pawel Barn pel man van synem hose 4 

und de schare dar achtir 2 

Ghert Geylinck de kecker yan sinem hnse 2 

Dirick Sinns hos, dat Plattenasen was 5 
Johan Hugen hus, dat nu mester Evert Smullinck 
de barUcherer und Albert Eannengetir tosa- 

mende hebbt, and is gedeillt 8 

Des Krasen hus, dat dem Veiregden was 4 

Der Hocker hus, dat onck dem Vereiden was 2 

Drewes Boltin hus, dar he inne wonnet 2 

Beleke Schelekens hus, dar thegen over 5 J /i 

Evert Thegeler yan sinem huse 8 

Evert Lomans hus \% 
Herman 8ynnemans hus, dat nu Johan Wibbe- 

kinck hefffc 6V t 

Brun yan Ensen hus, dat des Snellen was 2 1 /, 
Des Snellin schüre, de itzunt Herman Snellen höret, 

dar beneven 2V t 
Amt Tudorps hus, dat Blakogelln was, dar he 

inne wonnet 1 

und syn schüre dar beneven 4 

Michells tho oulden Teeschen hus, dat Schoff plag 

to hebbinde 2V, 

Johan Schoiff yan sinem huse, dar he inne wonnet 2V, 

Herman Bemensniders hus, dat dem Wochten was 

uncL iß itzunt ummevaUin 3 

Peter Stenlincks hus, dat Peter des stadeeknechten 

was 4 

e 

Borgermester Hoynckhusin hus 7% 
Volbert Kellebeens sonnes hus thegen Gerwin Becke- 

man over 1%* 
Her Johann Hoipmans hus by Johan Vorlone */ 4 * 

Johann Voirloen van sinem huse, dat Pressen was 2 

Her Sondages hus im pade 4 

Gerwin Beckeman van sinem huse uppim pade 4 
Der Düsteren hus, de ghedeme, dar dat gast- 

\m i8 14 



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125 



Der Hobergs hoflfetidde, dar de ghedeme uppe 

stunden 
Item noch Hoberg van her Winekens stede dar by 
Item Hinricks van Cappell husstede achter den gast 

ghedemen 

und dat hus dar by 
Der Herren hus van Leisborn 1 ) 
Herman Krasen des hoiffsmedes hus 
Jacob Pothoves hus nppir weyden 
De Wechterigge vor der Soutporten 
Der Mackenborgeschen hoff^ de her Jacob Valschen 

was 
Des richtirs hoff Godhart Heiweges thegen sinem 

huse over 
Der Junfferen*) hus, dat her Johann Synszekens was 
Der Hoberge hus und hoff 
Her Johan Kaien hus, dat tho Sunte Kath erinen 

Altare höret in der kloistirkercken 
Johannes P eiser van Demeken hus 
Johannes P eiser Tarn huse dar beneven, dar he 

inne wonnet 
Item noch van synem huse thegen emme ovef, dat 

Drude van Aspe plag to hebbinde 
Item de schüre up de austsyd beneven synem huse 
Hinrick van Cappell uppim oirde, dat saugen Engel- 

berdes was 
Item sin schüre dar beneven 
Peter Smedt van sinem huse dar by 

Dirick Nopell van synem huse dar beneven 
Johan Potghetir vam Hamme van synem huse, dat 

Blockes was 
Item van dem huse, dar he ynne wonnet, dat Sibels 

was 
Steffen Beckers hus, plag Amt Tudorps wesen 
Johann Boneman van synem huse 



Vfo« 



6 
1 



V 
11 

4 
4 
3 

12 

6 

12 

4 

3 

V 

27, 
*% 

4 
4 

3V, 

1% 

1 



') 2)ie aWdnd&e ber Wtrf Sitfboro. 



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126 



Johan Bu8inbardes hns, dat Stedemans was, dar 

ynne wonnet Balve 
Item Johann Pot und Hinrick van Olipe tosamede 

e 

van orin hosen plag enn hns wesin und hoirde 

Tuen Hovells 
Item Gorges Avenstrodes hos by Potte 
Johann Geyssell van sinem hnse uppim oirde 
Plasses hns, dat nn Bernt Witte hefft 
Her Menne Tan Horste van sinem hose dar beneven, 

dat Krevetes was 
Lehnart Beckeman van sinem hnse dar thegen over 
Peter van Voinckhnsin hns 
Hinrick Marckgreven hns, dat Walters was 

e 

Gertrud, saugen Johann Beckers doichter, van orim 

e 

hnse thegen Tonniges Bodekers hns over 

Tonniges Bodekers hns, dar he inne wonnet 

Johan Wnlner van sinem hnse 

Tonniges Westerman hns 

Dirick Linsberges hns 

De Jnrgensche van orim hnse dar beneven 

Johann Potgetirs hns vam Hamme, dat Quastes was 

Item van Tiff hnsen thegen Beynharde van Verne 

over, boret de Junfferen dat wortgellt 
Bembert van Verne van synem hnse 
Borgermester Jacob Bosze van sinem hnse 
De Schole 
De Kosterigge 

und VI veringe van unsir leven fruwen 
kercken tho tenüoze 
Mettir Johann Goltsmedt van sinem huse 
her Herman Frone van sinem huse, dat des Soltirs 

was 
Johann Basche, barttcherer 
Peter Beerhorns hus, dar he ynne wonnet 

und van dem luttiken huse 

unde noch van eynem luttiken huse, by eyn- 
ander belegen 



1 
4 

1 

3 

1 
4 

2% 

4 

IV 

2V, 

IV 

1% 

2 



8 

11 

2 

2 



Vi* 

2V, 

1%' 
4 



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1*7 



*fc. 



Tonniges Kleinsmedes hos 

is nu Johan Kleinsmedt 
Johan Düsteren hus 

und van twen lüttiken hosen by dem graveu 
und noch Tan eynem lyttiken huse by dem 
graven, dar Runkell inne wonnede 
Mester Johan Kleinsmedt van sinem hose, dat Her- 

man Synnemans was 
Item noch van dem huse dar by, dat ouck Herman 

Synnemans was 
Johan Tigges van sinem hnse, dat Haken was 
Tonniges Kappellman van sinem hnse he inne 
wonnet, dat Hinrickes van der Eecke was 

Tonniges Block van sinem hnse, dat Gobbell Sinns 

was 
Her Johann Synnemans hus, dat des Beckelers 

was 

und de schüre dar by 
Evert Armborsterer vam huse, dat Symon Gruters 

was 
Hinrick de Vedder van sinem huse 

e 

De Sprengersche van orim huse 
Pawell Sparenmeckirs hus 

dar wonnet itzunt Dirick syn broder inne 
Johan van Hörne van sinem huse 

und van der schüren dar achter 
Des richtirs Godeken Helweghes hus dar by 

und vam lüttiken huse dar beneven 
Herman Niggehoff van sinem huse 
Her Steffen Hamelbecken hus, dat Johan Herbordes 

was 
Herman Weghener van sinem huse 
Dirick Marckgreve van sinem huse 

e 

De Neringesche van orim huse 
Dirick Sinszeke van sinem huse 
Hinrick Beepwinders hus 
Ghert Voerloen uppim orde syn hus 
und van der schüren dar achter 



2V, 


18V, 


2 


!%• 


IV« * 


V 


4 


6 


1 


8 
V« 


1 


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2 


4 


6 


2% 


2V, 


1 


IV«' 


IV« • 


IV, 


IV, 


IV* 


1% 


1 


1 
* 1 



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128 



Johanns des »chrivers hus, dat Hebbenichtes was 
Jaspar Breckensells hos 

and syn schare dar thegen over 
Herman Swemans hos, dat Hoipmans was 
Herman Schröder tho Baden van synem hose, dat 

hern Stoters was 
Gerwin Hoseman van sinem hose 
Her Ghert Pelser van sinem hase 

and van dem andern hose dar by 
Hinrick Armborsterers hos 
De Wechteriqge vor der Cappeü porten 
Herman Heghius hos 

Des praveste* hus van Cappeü achter dem graven 
Hinrick Baden hos, dat nn Gort Stuten is 
Der Herren hus van sunte Marienfelde l ) 

— Eipiicit — 



$fo. 



IV, • 



7. 



2 

2%» 
!%• 

1 
2 

2 

8V, 
5 



Den Änfieblern unb ben ffitnroanberern, bte ft$ in 
SiWftabt nieberliefjen, mürben Dom ©tabtyerrn ©runb< 
ftü(Xe (areae, Worde) jum $ftuferbau unb jur Anlage &on 
$öfen unb ©arten in ber gorm bet ffirbjinsleüie überlaffcn. 
Der 3in3, ber Don btefen #au8» ober $offtätten bejaht 
mürbe, Ijieß baljer SBortjm* ober ffiortgelb. ffir haftete 
alö {ReaUaji an ©runb unb JBoben, gleichgültig ob bcrfclbc 
bebaut ober unbebaut fear, ob er ju ©trtfd&aftSjtnecfen 
benufct mürbe ober roüft tag. 3 ) Der Orö&e ber area 

») <Die 3Rond&e be« Älofter« »arfenfelb. 

•) SBetm e« im Sfcegifter Ijrijjt, bafj ber 3in* fcon beut unb beut 
£aufe (@$eune k.) &u entrichten fei, fo ift ba* nur eine Stgeng bed 93a> 
faffert, ber eine möglidjft beftimmte unb babet bodj bequeme ©qetdjnung 
für bte einzelnen ©runbftütfe Ijaben wollte. <5r ^at babei natürlich genau 
gewußt, bafj ber Sind nidjt an ben ©ebäuben, fonbern am ©runb unb 
©oben haftete. 8ergl. bie richtige gaffung oben 6. 113. »Item dat 
Süstirhus Tan twen steden, dar oer hus uppe steyt, unde van 
Gremmeldfes stede, dar ore kereke uppe steyt. 11 — Ghert Duster be« 
jaljlt 3inl öon einer „woisten stede*; f. oben ©. 128. 



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129 

entforad) aud) bte #öt)e bes ^infeS. 1 ^ S^wng^ftidittg, 
jum wemgften galjlungSöerantroortltd), fdjeint bcr Seftfcer, 
nictyt bcr Üßieter ober $äd>ter be8 ©runbftüdte getoefen 
jw fein. 2 ) 

Die (gr^ebung beS 3infe$ Ijat nad) einem SBertdjt be$ 
üppigen ÄmtmannS ju fiippftabt Don 1642 früher in ben 
#änben beS Üüfter* ber ©tiftsfird&e gelegen. 3 ) ®a{$ biefe 
Angabe ridjttg ift, brauet man barum no$ ntd&t anju* 
nehmen. Denn ber Amtmann berietet nur na<$ münb* 
li$er £rabition, unb als er fd&rieb, nmrbe fd&on feit langem 
fein SBortgelb meljr erhoben. 4 ) Der ,8tnS *ft * m Saufe 
be$ 16. QaljrtmnbertS eingegangen, üermutltdj, »eil er ju 
toenig einbrad>te unb rooljl faum bie ©rljebungSfoften beefte. 
Die ©efamteinnaljme an ©ortgelb betrug 1501 nur 5 Xfylx. 
11 ©c&ffl. 2 $, 1537 5 £$lr. 25 ©*tH. 3y 9 4. SDaS 
finb feljr geringe ©ummen, unb ba an eine (Erljöljung ber 
Abgabe ntd)t ju benten mar, fo mürbe itjr SJerfdjnrinben 
au» bem obenerwähnten ©runbe feljr root)I ju erflären fein. 

SWur jroet SRegifter finb uns über ben SBortjtnS ju 
Stypftabt erhalten, ba« eine öon 1501, ba« anbere oon 1537. 



*) Ob bie (Stätten urfprüngliä) gleidj grofj gewefen finb, b. lj. ob 
man unter area einen beftimmten gläd&enraum nerftanben Ijat unb bem« 
nadj ein fcmjjeitfyinäfafc für bie Stätte beftanben Ijat, nriffen »ir nidjt. 
3m Anfang beS 16. Sa&rlj., wo^in bie und erhaltenen SRegifter gehören, 
finben mir bereit« bie gröfjte 8erfdjiebenljeit im Slnfafc ber 3in«fmnme; 
fte fdjtoanft amifdjen V 4 unb 24 $. 

') SJergl. oben ®. 109: Lubbert Henneman van dem orthuse 
thegen synem huse und van Peter Heckers buse. Her Gbert Henne- 
man van sinem huse, dar he inne wonnet, unde van Ilinchuses 
huse etc. 

3 ) 25er 93erid)t ift Ieiber nidjt meljr im Original, fonbern nur nodj 
in einem STu^ug be$ 18. Saljrljunberta uorljanben (2)etmoIb, fcanbe«» 
ard&iü, Rep. XXXVI, 6. 584. 

4 ) SDer Sendet foUtc gerabe baju bienen, ben gelbbebürftigen ÖanbeS- 
Ijerrn bie ffiiebereinfüljrung beö 3infe« gu empfehlen. 

LVffl. 1, 9 



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130 • 

3#rer Anlage na<$ ftnb ftc fc^r Derfd&ieben. 3)a$ Don 
1537 enthält nidjtö tpcitcr alö bie tarnen ber ßaljlungS' 
Pflichtigen nnb ben Setrag ber Don ttjnen )u entrid&tenben 
©elbfumme. S)a« Stegifter oon 1501 fttljrt bagegen bie 
3al)lungSpflid)tigen nadj ben 4 $ofen (©tabtoierteln, bie 
jugleitb *ßfarrbejtrfe toareu) auf, in bie Sippftabt fett 
alter« jerftel, 1 ) unb beren tarnen uns l>ter jum erften 
2Rale entgegentreten. 2 ) SBor allem aber begnügt eö ftc^ 
nur feiten (tnSgefamt in 43 ftäflen) mit ber Wogen An* 
gäbe be$ SiamenS ber ßaljlungöpflidjtigen; in ben toeitauS 
meiften pilen (594 unter 637) nrirb aud* ba* Orunbftücf 
ober ©ebäube genau bejeidjnet, öon bem ber 3m* ju ent* 
rieten ift. 8 ) 

©erabe in biefen Angaben über bie ©ebäube unb 
©runbftücfe in ber ©tabt liegt aber für uns ber fyaupt* 
wert be$ Stegifter«. ftnbem *™ r f* e * n folgenben tabel« 
larifd) jufammenfteHen, gewinnen toir ein SKaterial, ba* 
fid> nad) ben üerfdjiebenften 9?idjtungen Ijin für eine 3f*fa 
fteöung beS bamaligen ßuftanbeö ber ©tabt unb iljrer 
öeoölferung trefflich oermerten läßt. 



l ) <&ie werben fdjon im älteften ©tabtredjt (§ 10) auö bem Anfang 
beö 13. Safcrl). erwä&nt. öergl. Erhard, Cod. dipl. Westfalie 9fr. 541, 
6. 237. 

a ) 2)ie erften biöfjer befannten (£rwäljnungen ber Sßamen ber £ofen 
ftammen wie ber 2. Qälfte beä 17. 3«^^unbert«. 

•) 2)cr SBerfaffer be$ SRegiftert Ijat fogar, wie fl<§ beutlid) erfennen 
lägt, innerhalb ber einzelnen #ofen bti ber öufeäljlung eine Beftimmte 
föeitynfolge beobachtet; er ge^t frrajjenweife t>or, Ieiber oime bie ©trajjen 
regelmäßig $u nennen. 



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131 
1. 

Die jinsppidjttgctt ftntnbßudte ^cbäube). 

Ueberftdft über öie »ortjinspflicfjttgen (Sebäuöe un6 
©runöjtücfe in ber Stabt Cippftaöt. 

I. lt. I. fttanenljof. 

75 Käufer jaulen 24 schul. 4V 2 4 

4 ©$eunen „ — „ 7 8 /4 „ 

2 #öfe , — ,, 7 „ 

4 ©abemen 1 ) „ — „ 4 „ 

24 nur burd) ben SWomen be« 
.ßaljlunaspfltd&tigen bejeid)» 
nete ©runbftücf e (©ebäube) „ 8 „ ll 8 /* „ 



130 ©ebäube unb ©runbftücfe jaulen 34 Schill. 11 4 

II. Satfl&Ujof. 

80 Raufet Säulen 25 schill. 8 1 /* ^ 

3 ©Neunen „ — „ 8 „ 

13 $öfe. ........ 8 „ 3 8 / 4 „ 

17 ©tetten „ 6 „ 1»/« .. 

2 ©abemen „ — „ 4 „ 

15 nur bur$ ben «Honten be« 

3tn«pflit^tigen bezeichnete 

©runbftficfe (©ebäube) . . „ 3 „ 5V 2 n 

130 ©ebäube unb ©runbftücte jaulen 44 schill. 7 4 

III. »icofonlljof- 
158 Käufer ja^en 46 schill. 47 2 4 

4 ©Neunen „ 1 „ V* « 

10 $öfe , 3 „ 4 „ 

3 fcofftetten , — „ 11 „ 

47 ©tetten „ 12 „ 10 „ 



') SJftfauf*b»bra. 

9* 



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132 

2 SBorbe Sa§Ien — s<*fll- 7 ^ 

8 ©abemen „ 1 „ 1 „ 

2 nur burdfc bcn SWamen be$ 
3in5pfttc^ttgen begetd&nete 

©runbftücfe (©ebäube) . „ — ff 3 1 /* „ 

234 ©ebäube unb ©rurtbftücfe jagten 66 schill. 5V4 <% 

IV. Äfoftcrfjof. 

139 Käufer ga^Ien 36 schul. 10 y 4 ^ 

11 ©Neunen „ 1 „ 10 l / 2 „ 

3 $dfe f 2 „ 6 

1 ©offlette „ — n 6 

2 $ausftetien „ — „ 3 1 /* 

3 ©teiten „ 1 „ 5 

3 ©orbe „ — „ 10 

2 nur burd) ben Kamen be« 

3inäJ>flid>tigen bejeid&nete 

©runbftürfe (©ebäube) . „ — „ IIV2 



M 



M 



164 ©ebäube unb ©runbftücfe jaulen 45 schill. 2 3 /4 $ 

Die toter #ofen jufammen: 

452 #äufer jagten 133 schill. 3*/ 2 $ 

22 ©Neunen „ 4 „ 2V 2 M 

28 4>5fe ....... r , 14 „ 8«/4 * 

4 ftofftetten „ 1 H 5 „ 

2 $au$ftetten „ — „ 37 2 » 

67 ©tetten , 20 „ 4V 2 » 

5 ffiorbe „ 1 „ 5 „ 

14 ®abemen „ 1 rl 9 „ 

43 nur burdfc ben Kamen bes 

.ßinSpflid&tigen bejeid&nete 

©runbftücfe (©ebäube) . rr 13 „ 8y 4 * 

637 ©ebäube unb ©runbftücfe jaulen 191 schill. 2 4 



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133 

£)te Tabellen ergeben junäc^ft, bafc bie Jpofcn üon 
fc^r aerfdjiebener ®röfce unb öon ebenfo öerfdjiebener JBe* 
bauung«bid>tigfeit gemefen finb. 

Den größten Umfang, fowof>l fjinftdjtlid? ber 3aljl ber 
©ebftube unb ©runbftficfe wie aud) ber ^ö^e ber Qin&* 
fumme jeigt ber 2ßicoIaU>UQf (fo genannt nad? ber SWicolai* 
fird&e), ber ben ©fibweften ber ©tabt einnahm. 1 ) SDann 
folgen ber Älofter^of, nadfr bem fjraucnftift benannt (batjer 
foäter melfadfc audf) „©tiftsljof") im Sflorboften, ber wenig 
Heinere, naä) ber Sfacobifird&e benannte ftacobifjof im 
©üboften ber ©tobt/ unb enblidj ber ftrauen&of, ber feinen 
92amen Don ber ©rogen ÜKarienftrd&e ober äRarftfirc&e 
(ba^er audf) „SWarft^of") füljrt unb bie innere ©tabt 
bitbete. 

Qu einer ganj anberen ^Reihenfolge ber $ofen gelangt 
man inbeS, wenn man fte nad) ber SBebauungSbid&tigfett 
einteilt» 2>a$ 93erf>ältmS ber unbebauten ju ben bebauten 
©runbftücfen 2 ) ftettt fid&: 

im grauenljof wie 1 : 20 3 ) 
„ fllofter^of „ 1 : 17 
„ $acobtyof „ 1 : 5 1 /* 
„ Stticolaüjof „ 1 : 3V 2 
in ber ©efamtftabt „1:7 



*) 5)o bie Äirdjen olle nodj Ijeute oorljanben finb, Iäfjt fidj bie Soge 
ber £ofen »enigften« im großen unb gongen beftimmen. 

*) Sei ber ©eredjnung würben olö bebaute ©ruubftütfe betrautet: 
Käufer, ©Rennen, £öfe, ^aulftetten unb ©abemen, alle übrigen olö 
unbebaute. 

*) fBei biefer SBeredjnung ift angenommen »orben, bafe nadj bem 
33erf)ältni0 oon 7:1, ba$ ftdj groifrf)en ben bebauten unb unbebauten 
©nmbfrücfen in ber ganzen ©tabt ergiebt, von ben 24 nidjt näljer be- 
zeichneten ©runbftücfen beä Srauenljofö 1/7 unbebaut gewefen ftnb. SDie 
©aljrfdjeinlicijfeit fpric^t freilief) bafür, bag eö ftcf> and) bei biefem 1/7 
um ©ebäube |anbelt 3tt biefem galle würbe fid) im grauen^of über* 
Ipupt (ein unbebaute* ©runbftüd ftnben. 



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134 

Der Unterfdjieb in ber SBebauungSbidjtigfeit jungen 
ben beiben erflgenannten unb ben beiben legten $ofen ift 
alfo ein red)t erheblicher. Die ffirfdjeinung, ber wir ja 
nod) Ijeute bei ben meiften ©labten, befonberS bei großen, 
begegnen, bog nämlid) bie innere ©tabt trofc iljre* ge- 
ringeren Umfang« am bidjteften bebaut ifl, fönnen nrir 
aui) bei bem mittelalterlichen ßippftabt beobachten. Der 
Orrauenljof, ber ben Äern ber ©tabt bilhet, f>at ben Heinften 
Umfang, aber bie größte ©ebauungSbidjtigfeit oon aßen 
$ofen, unb umgefeljrt ift ber SWicolatyof, ber größte Don 
allen, am bfinnften bebaut gewefen. $ier werben alfo bie 
meiften ®ärten, $ofräume unb anbere ju wfrtfc&aftlidjen 
3wecfen aller Art benufcten $läfce gelegen l>aben. 

fieiber ift es nidjt möglich, aud) bie ©renjen ber 
$ofen mit #ülfe unfereS Stegifterä ju beftimmen, ba nur 
fel>r feiten bie ©tragen angegeben ftnb, in benen bie auf* 
geführten $äufer unb ©runbftficfe gelegen Ijaben. 1 ) 

©a« nun bie ©ebäube betrifft, fo finben fid) bie 
meiften ©Neunen (50%) im £tofterl>of. Die größte 3<d)l 
uon ftöfen, b. t). alfo größeren JBeftfcungen, beftfct ber 
Qfacobi^of (faft 50%). SBir werben fpäter fe$en, bafj 
gerabe Ijier bie SRatägefdjledjter ganj befonberd ftart an* 
fäfftg gewefen finb. 

Am meiften intereffieren uns natürlich bie #äufer, 
bie ja mit gang öerfd)winbenben Ausnahmen (9totl>au$, 
©einljauS, ©d)ule, #ofpital) S5BoIjnl>äufer gewefen ftnb. 
ftljre 3a^r beträgt mit ©infäluß ber 28 $öfe, bie ja 
natürlich au# SBoljnljäufer befaßen, unb ber 2 $au«ftetten 
junädjft 482. Daju muffen aber nod> c. 6 /7 (alfo 35) öon 
ben 43 im Wegifter nidjt nftljer bejeidjneten ©runbftfitfen 



l ) Söir erfahren nur, bafe bie Äömgftttt&e im SftcobHjof, bie ©oefter* 
pforte unb bie tfurgeftrage im Sßtcülailjof unb bie ©appelpforte im Älofler« 
l)ofe lagen, unb baß legerer bis an bie ©rofje 2Rartenfirdje Ijeran reifte. 



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135 

(©cbäubcn) f)ix\iu geregnet werben. 1 ) Die ©efamtjaljl 
ber im iRcgtftcr aufgeführten Käufer beträgt bemnad) 517. 

ffi« entfteljt fofort bie ftrage, ob ba« nun aud) bie 
©efamtjaljl aller Käufer in ber ©tobt gewefen ift, unb 
im Hnfd)Iuß baran bie weitere ^rage, ob unfer {Regifter 
benn überhaupt fämtlicfye in Stppftabt oorljanbene ©ebäube 
unb ©tunbftücfe aufführt. 

Auf beibe fragen ift junädtft mit Sftein ju antworten, 
ftm SRegifter fmb natürlich nur biejenigen ©runbftüdte 
unb ©ebäube enthalten, bie ©ortjinS entrichteten, niefct 
aui) biejenigen, bie tttoa als freies ©igen ober aber burd) 
befonbere *ßrtoilegierung ber Sanbe^errn öon ber Abgabe 
befreit waren, freies ©igen Ijat e$ — um baS gleid> ju 
fagen — in Sippftabt nid)t gegeben. $n ben feljr jal)l* 
reid) erhaltenen fiippftabter Urfunben, bie öon Verläufen 
unb Verpachtungen öon Käufern unb ©runbftüden be* 
rieten, ift au$ nid)t ein einjiges 3Äal baoon bie Siebe. 
Sffiofyer follte audj ÄHobialgut fyerftammen? SGBir wiffen, 
baß bie ganje ©tabt auf ©igengut ber £errn oon ber 
Sippe gegrünbet war, 2 ) unb felbft wenn bieg weniger 
fidjer überliefert wäre, fo würben wir bod> fdjon au$ bem 
fteljlen jcbcö gegenteiligen 3eugniffe$ unb au« ber abfolut 
regelmäßigen Anlage ber ©tabt 8 ) f fließen bürfen, baß 
bort Dor tyrer ©rünbung nidjt fdjon eine Änfieblung 
beftanben f)at, beren JBewo^ner ba$ Sanb als freie« ©igen 



') SRadj bem SScrljältniä oon 7 : 1, baö fidj gmifd^en ben Bebauten 
unb unbebauten ©runbftücfen für bie ganje ©tabt ergiebt. 33ergl. oben 
©. 133. 

*) 3)er ©rünber Eernljarb fagt felbft im erften ©tabtprioileg, bafe 
er Sippftabt ,in bonis proprietate michi cedentibus* gegrünbet Ijobe. 
Erhard, Cod. dipl. Westf. «Rr. 541, ©. 237. 

*) ÜRan beachte bie ganj regelmäßig oerlaufenben ©trafjcnaüge auf 
bem Sßlan ber ©tabt bei 9tterian wie audj nod) auf bem heutigen ©tabt« 
plan, ©ie geljen urt^roetfel^aft auf bie erfte Anlage ber ©tabt $urücf. 



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136 

Befugen. (SS ftnb baljer urfprünglid) alle ©runbftfufe in 
fitppftabt bem ©tabtyerrn mortjinöpflic^tiö gemefen. ©elbft 
baS WatljauS mußte, nrie mir fetjen, bie abgäbe jaulen. 

Dagegen gab es aHerbingS ©runbbeftfc in Sippßabt, 
ber burcfc bie fianbesljerrn felbft öon SBortjinS befreit mar. 
5>aju gehörten bie ©ebäube unb ©runbftfldte ber in ber 
©tabt nidjt verbürgten ÜÄinifterialen lxnb «biigen, ber 
lanbeSljerrlidjen Beamten unb entließ größtenteils aud? ber 
Äirdjen unb Älöfter ber ©tabt. @S ift natürlich unm5g« 
lidj, bie Qafyl ber biefen *ßerfonen ober Qnftituten ge* 
porigen ©runbftficfe mit ©id>erljeit ju beftimmen. 3ffir 
iljre § auf er bagegen bürfte eine wenigftenS annäljernb 
richtige ©Haftung nidjt unmöglich fein. 

5Die Qafyl ber unberbttrgerten 9Wimftertalen unb 
Äbltgen in ber ©tabt ift nie feljr groß geroefen. 1 ) ^ebe 
berartige Familie Ijatte gcmö^nlic^ nur einen #of in ber 
©tabt, in bem fie einen Steil beS ftaljreS jubradjte. 
ffienn man ba^er bie Qaty ber freien abligeu Käufer auf 
10 anfefet, nrirb baS nietyt }u f)od) gegriffen fein, ffiaS 
bie ^Beamten betrifft, fo maren nur bie beiben Amtleute 
ber £anbe$l>errn öon ber Abgabe befreit. 2 ) 3für fie fämen 
alfo nur 2 #äufer in {Rechnung. Aber auä) ber ©runb* 
befife ber JHrdjen unb Älöfter in ber ©tabt ift um 1501 
meniger umfangreich gemefen, als man anjuneljmen geneigt 
ift. Ö n Srtrad&t fommen oon ben jflöftern lebtglid) baS 
grauenftift unb baS «uguftinerllofter. 8 ) %m «refcto beS 
©ttfteS l>at ftd) nun ein genaues unb, ttrie auSbrütflidj 
bemerft wirb, öoflftänbigeS SBerjeicfcniS ber ©tiftSgüter toon 

l ) 3d) «n»6 Met auf meine Ausführungen in ber bemnädrft erfdjet- 
nenben ^ubltfation über Stypftabt (oergl. audj oben ©. 100 Sinnt. 1) 
oerweifen. 

*) 3>er »idjter, ber $u % Ianbe$ljerrlid)er, $u l /i ftäbtifdjer Beamter 
war, wirb aU ga^Iungdpflid^ttg aufgeführt. 93ergl. oben ©. 127. 

a ) $a« ©üfterntjau« war ja, wie au* bem Sfccgifter $eroorge$t, mit 
feinem fämtli$en ©runbbefty wortjinfyflid)ttg. 



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137 

1478 erhalten. 1 ) Daöfclbe fü^rt ätoar eine gvoge «nja^l 
öon Renten auf fitypftabtet $äufer»i, aber niefci ein einjige^ 
#au« in ber ©tabt als (Rgentum be* ©ttfte* auf,*) 1)««* 
gleiten finben mir unter bent fe&r reiben ttrlunbcnfifrafc 
bes Huguftiwrffaftera jmar audj nrieber $a$lreid)e Stent* 
briefe auf Käufern flu Sippjfcabt, aber für ba£ gange 
15- Ofa^r^unbert nur eine einjige ttrtunbe (1438) 8 ), bie 
öom Äauf eine« gangen #aufe$ berid»i*t. 3>a«felbe gut 
oon ben Ärdjtoen ber Sippftafeter Äirdjen, 4 ) mobei mx 
natürlich bie SBo^n^äufcr ber an btefen Sirenen «mtterenben 
©etftfidjen 6 ) befonber* in Sled&nuug jieften muffen. 9hi£ 
alle bent bürfen mir ben ©d)lufj jiefjen, bafj bie 3^ ber 
Käufer ju fiippftabt, bie 1501 im Seftfe ttm Äi*d)en unb 
Älöftern waren, ni<$t fe$r groß gemefen tft> unb e* wirb 
alfo aud) §ier f^mcrli* ju l>od) gegriffen fein, menn man 
ftc auf etma 15 einfdfäfct. 

töedjnet man nun bte> aUerbmjj* lebigltdj auf ®dj8frung 
beruljenbe, Qafy (c. 27) ber ejempten Käufer ju ben auf 
©runb unfereö ffleflifter* feftgefteflten (517) Jjinjtt, fo er* 
giebt fid), bafc Sippftabt im ^aljre 1501 ungefähr 
540 — 550 ^ftiifer gehabt $at. 

Sägt ftcfc nun auf ©ruwb biefer ©äuferjaifl bie $ö$e 
ber ©eöölferung beregnen? — $• ^aftrom maefrt mit 
9te(|t auf bie ©djwierigfeiten einer folgen ©erecfrmmg 
aufnterffam. 6 ) <£r fagt gerabeju: 7 ) „3Äan mufc e* über* 



l ) 9lr. 211 (fünfter, ©taat*ard)ito). 

f ) ®rft 1497 erwarb ba* ©ttft ein »ortainöfreteä «£>au* be* Der- 
ftorbenen Slbligen 3)ietrid) Bon (Srattte burd) Rauf (®ttft$ard)to %r- 236). 

8 ) fünfter, ©taataard)to: Sippftabt, Sluguftiner 9hr. 42. 

4 ) 33ergl. bie Urfunben be6 ©efamt-Äirdjen-Slrdjiirt gu Bippftabt 

•) 1349 johlte man beren 8 einfdf)He|jli<$ ber SBifare unb (Saplöne 
(Drg.-Hrfunbe t>on 1349 3»H 15 im Sippftabter ©tabtard&fo B. IV. 57). 

•) 3n feinem fdjarfftnnigen öudje: „3)ie $o\Uy$l beutfdjer ©labte 
3u (Snbe beS Mittelalter* unb ju »egtnn ber fteujeit" ®. 56 ff. 

*) ©. 61. 



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138 

fyaupt aufgeben nadj irgenb einer gtffer ju fm&en, welche 
man al« bie mittelalterliche Äopfjaljl eine« ffiofjnfymfcS 
bejeidjnert fönntc. ffiic Diel 8etoo$ner hn $)urd)fd)nitt 
auf ein $au« ju rennen finb, baß ift eine Qfrage, bie 
Oberhaupt niefct allgemein, fonbern nur für einen bt< 
pimmten Ort §u beftimmter Seit gefteüt werben barf. 14 

©teilen mir biefe 3?rage für ba« Sipppabt Don 1501, 
fo fd^eint mir, ba§ jwar nid)t eine nadj aöen Stiftungen 
ljin gefiederte, too^t aber bod) eine aimäljemb richtige 
tfottoort brirauf gegeben »erben fann. Die SWittel baju 
bittet j. SC. Qafltott) felbft. $n aßen ©tftbten, au« benen 
er übet ba« »er^aftni« ber $ftufer< jur »olf«§al)l im 
15. Qfa^unbert beruhtet, 1 ) §at fld> auf je 1 $au« eine 
8en>ol)nerfd>aft Don 6—7 Jföpfen ergeben, gfür biefe ®e* 
red>nung tommt natürlich febr Diel barauf an, ob jebe 
Familie ein $au« für ft$ betoo^nt, ober e« nod> mit 
einer Wetye Don STOietem teilt. Qfn ben ©täbten, bie 
daftrom anführt, l>at tfd> nun ein Dert)ättni£mä§ig l>ol>er 
ißrocentfafc Don SWietern nadjtoeifen laffen, befonber« im 
inneren ©täbtteil. gfttr Stppftabt aber bürfte ba« faum 
anjune^men fein. Qxoax bemeift föon unfer SRegifter, bafc 
e« <mdj bort SWieter gegeben fyat,*) aber biefe SDtieter 
wohnen nid>t mit bem $au«beftfcer ober mit anberen 
ÜJWetern jufammen, fonbern finb mit nur 2 «u«nal>men 3 ) 
(unter 52) alleinige ©etöofyter ber Don i^nen gemieteten 
#äufer. Die gange in bie ©reite geljenbe, auf Kaum* 
Derfdjtoenbung Ijimuetfenbe Anlage Sippftabt«, fein Dor* 
toiegeuber ß^arafter al« Slcferftabt, bie burdjroeg niebrigen, 

l ) S. 61 u. 62. Hu* bem Anfang bed 16. fuljrt er feine »ei. 
fpiele an. 

f ) <£* werben 52 aufgeführt, 10 im %xa\xtn\)oi, 14 im 3acoBtyof # 
20 im Nicolai' unb 8 im Älofierjjof. 

*) Evert Smullinck ber 3Bartfd)erer unb Albert Kannengetir 6e* 
wohnen gemeinfam ein £au$. 3)e*glridjen Joban Pot nnb Hinrick 
▼on Olipe. 



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139 

nid)t fc&mal in b*r $51>e gezogenen $o!jl>aufe*,*) bod 
alle« roeift barauf l|in, baß ba* $ufämm*nwot)nen meljtmr 
#au*l>altuitgen in einem $aufe fjier ftd^er bie ftuftnafpne 
unb nidjt bie Wegel gewefen ift. 

Der «nfafc von 6—7 &öpfen für ba« $au« ift bem* 
neufc für Sippftabt tttd^t anwenbbat, Vielmehr börfen mir 
nur foldje ©täbte, bie itynltdje S3erl)ältniffe aufweifett, 
jum öergleidj Veranließen, 8ud) t)ier bietet 3faftröw ein 
JBeifptel. $n ben Corftäbten ©reSben«, wo nachweisbar 
jeber ftaixfyalt fdn #aus Ijatti, tarnen 1454 auf jebcS 
#auS 5,1 flöpfe. 2 ) SWan barf wol)l wagen, biefe 3aT|[ 
aud> für baS SSippftabt von 1 1501 als ungefftljr juttefferib 
atijufe^cn, unb jwar um fo meljr, als in ber 2. $fltfte 
bes 18. Qaljrtymbefts, aus weichet 3^ -M« erften ' -ftatiftt- 
fdjen SRadjridjten ftammen, baS Behältnis jwifdjen $>üufer- 
.unb Semoßnersa^I in fiippftabt genau biefelbe $urd>* 
fdjnittsjiffer auf weift. Sttadj SRöffer,*) bem wir biefe SRad&* 
rieten verbauten, Befafe bie ©tabt im $at)re 1756 indge« 
famt 542 #8ufer. Die faft bis auf bie lefete £iffer fid) 
erftredenbe Uebereinftünmung biefer Qcfyl mit ber aus 
unferm Wegiper gewonnenen (c 540—550) wirft faft öer* 
Müffenb. Der Unterföieb tft freiließ, ba| 1501 bie $«ufer 
faft alle bewoljnt waren, 4 ) wäßrenb 1756 üierjig baöon 



l ) 9tod) im 18. Saljrb. gab e* in Stppftabt faft nur £ol$aufer, 
nur gan& wenige maffiöe ©ebäube. JBergl. SRöDer, Site 9la$rid)ien tton 
8ippftabt f 6. 347. 

*) *. a. £>. 6. 61. 

•) 8. o. D. &. 346 ff. TOöfler war >etnal* wieberijolt bürget' 
meifteT in Sippftabt unb ba^et wof)l in ber Sage, , j\ut>erlaf flge 9la$rid)ten 
ju geben. 

4 ) 9tor 3 Raufet waren nadj beut gegiftet unbewohnt, (Ein* (Cort 
de Greyere hus im SHcolailjof) 'wirb aU wüft, ein jweitt* (Herman 
Remensniders hus im Älofterljof) aU eingeftürgt begeidjnet unb oon 
einem brüten (Toniges Ledighen hus im Sacobijjof) b^fet el, bag e* 
aU Stauung benufct würbe. 



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140 

leer ftontxn ober aubtm aU ©Dfjmtttgtyüeden Steiften. 
%n tat 502 nrirKtd) fcmolpilen $aufe*n betrug nun 1756 
hie gtavDfpiergofcl 2576 ©eelen. 1 ) 5>a« mcu&t auf ba* 
$au* etwa* me$r al« 5 St'öpft, entforiifrt alfo burdjau* 
bem in ben «orfWbten »on $re*ben für 1454 feßgeflettten 
ntib für bo# Sippftabt *on 1501 angenommenen »er* 
|«tm*.*) 

Segen mir bie« ju ©rwtbe, fo (al bte ©tabt £ipp* 
ftübt im fta$r* 1501 bei c. 540—550 bewohnten 
Rufern eine <fcitHöo$tt*rsa$l ppn c. 2700— 2800 
©relen gehabt, eine 3a#' W*# oerglidjcn mit ben oer* 
IjÄftnidmäftig nitbrigeti 8c&ölferunB*jiffern ber bamaligen 
Biojjen betttfefren ©tJtbtE (Nürnberg 20000, ©trafeburg 
14000) bie ©tabt feinrttoejj* . als Kein wnb unbebeutenb 
erföetaen läßt. 8 ) 



1' * ■ 

') Stifter o. 4, £). 6. 34». 

!) 5)«^ »ein gleite« jöer$ältui# baraalMid^t nur in 8ippftabt, fonbern 
in allen ©tobten be« größeren ®ebiet$ ob waltete, $u bem Sippftabt 
gehört Jjat, erfahren wir ebenfalls burdj ÜWöIIer. Ch ftellt bie Käufer« 
mtb bie (5inro(^nfTja|l ber 24 € tobte ber «raffdfraft 9Rarf für ba* 5a$r 
1387 anfanunett unb ertyHt alr&^lufcrgebiti* fir ftmtttiftt ©tabte |tt* 
fammeu 7063 Raufet unb 87 519 (Simööfcter, alfo etwa 5 Äöpfe auf 
Jebrt £auä (a. a. £).,©. 350). 9Wan fann baraud »otyl ben fixeren 
©d)lu& 'jieljen, bafe in allen biefen ©tobten mm einer jaljlreidjen SRiet*- 
beDölterung in bem Sinne, bafj mehrere gamilten in einem $aufe 
»ahnten, ni$t bie 9cebe gewefen fein tonn, imb man tonnte faft nerfudjt 
fein, ben Änfafe mm ungefähr 5 Äöpfen anf bad £an$ tl* baft Normal- 
Der&älrniä a»ifdjen Käufer* unb SolWjaljl in allen ben ©tobten ber 
beutfdjen Vergangenheit angufe^en, in benen Jtd) feine ja^lreit^e 3Wiet$- 
BebBlferung im obigen Sinne Beftnbet. 

•) 2>amit jerfaUen bie p$antaftiföen Beregnungen, bie WdÄer 
(a. a. £). ©. 347 u. 349) angeftedt Ijat unb auf Qrunb beren er bte 
«fräuferjaljl öippftabttf im 15. Sa^unbert auf 1213, bie (Hmoo^nerja^l 
auf 7355 f^t. 



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14H 

■•' : 8. ■ 

5Dte jutspflultfhjeii Jetföttttr (Jnftftote it). 

Die ©efamtjaljl ber 3^ n *PfK^9 en * n unferem 8tc* 
gifter faträgt 406* Darunter befinben ftc^ 389 ^erfanen, 1 ) 
13 öffentliche JBeljörben unb «nftalten unb 4 geiftlidje 
Sfnjtitute. 

fieiber ftnb bie angaben beS ^erjeidjnijfs* übet bie 
*J5erfonen ber 3< n ^f^4ttgen nic^t berart, bafrfMitywMS 
irgenb toeldje ffirgebniffe jur Äenntni« ber ©lieberung 
ber Seöötferung genutzten ließen; ©tanb uttb SBcruf ber 
ga^lenben ftnb nur {dp jfefttn mit DerjeM&net. 2 ) SSon 
größerem ^pttereffe ift tiux, &ä& fid) awd) $ttr, mie fdfcon 
beim SRorgenfornregifte*, mit #üife ber jRatSliften feft* 
ftellen Ififct, mie oiele Don ben . $erf onen unferefl JBwjeidj* 
mffe« ben regierenben . fflattgef $te$tern angehören* unb 
bag.koir bamit bie frwfl* beantworten Idnneifc, nueföett 
Sfateil ba* jiäbttfdje $atrijiat an bem ©runbbeftfe inner« 
l>alb ber ©labt gehabt Ijat. Die folgende labeQe etftiebt 
biefen Anteil: 

I. grautnljof. 
23 Angehörige ber SRatSgefälec&ter beftfcen; ( 

23 Käufer . jagten — schiU. 93*/4 $ 

4 ©djeunen ...... „ — „ 62/4 » 

2 $öfe ....... m „ — „ 7 „ 

7 nur bürd) ben Staunen ber ' " :< 

3in«pfltd)tigen bejeWfcnete 
©runbftfitfe (©ebttube) . . ,„ ~t „49 fl 

36 ©runbftütfe unb ©ebäube jaulen 12 schul, fl ^ 



l ) 2)auon flnb 30 Stauen. 

*) ©<m #anb»ertent wetten ernannt: 1 &ri}uf)tta$er, 1 Äabmadjer, 
1 Ot\\m%tt, 1 »Mfaer, 1 9Httdj«T, 1 «fmfWfmieb, 2 »Me», 2 «art- 
föerer uub 3 €$ntfber. 9Citc| ein SKaler fciti> aufgeführt. 



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142 

IL 3a»ftiW 

25 «Hälfet ber 9fei*gej$le$ter bergen : 
32 $äufer ... ... . johlen 12 schill. — ^ 

1 ©*eune. ......„ — „ 1 

7 $«fe ....... . „ 4 „ 67, „ 

14 ©tetten . . . ; . . . . „ 4 „ — „ 

5 nut burdj ben tarnen ber 

SittfpfHdjHßen bejeid&nete 

©runbftüde (©ebflube) ; . „ ■ 1 „ 8 „ 

59 ©runbftttde unb QJebäubf sagten 22 schill. 3% 4 

ilk ItialaiW. 
38 gngelßrige ber «tattgeföledjtcr befreit: 

42 fcöufer sa^Ien 15 schill. 1 4 

3 ©fttttnen ...... „ — „ 9»/ 4 „ 

2 $>öfe . „ - M 7 „ 

11 ©tetten ; „ 3 „ ll»/ s „ 

7 ©abeinen „ ~- „ 6 



n 



65 ©rurtbftficfe unb ©ebäube jaljlett 20 schill. 10 8 /4 ^ 

IV. ftlofterW» 

25 Angehörige bev WatSgefötedjter beftfcer: 
34 Raufet . . . . . . . jaulen 12 schill. 7y 2 ^ 

8 ©Neunen . „ 1 „5 n 

2 ©tetten ....... „ — „7 „ 

44 ©ninbftütfe unb ©ebäuSe jaulen 14 schill. Vj % ^ 

3fn*gefaroi! 

84 x ) Angehörige ber 3tat*gefd)led)ter befiften: 

122 $Äufer . . .... . jaulen 47 schul. 4% 4 

16 ©Neunen rr 2 „ 9 „ 

l ) 3>«f) btefe 3aty nid&t gletd) ber Summe ber als in ben 4 $ofm 
begütert aufgeführten Hatlangtljörtgen ift, liegt baran, baf* eine Retye 
biefer $erfonen in mehreren ^ofen guglfti$ ©runbftüde fcefa$. 



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143 

11 $öfe . . jaulen 5 schul. 8 V 2 $ 

27 ©retten . M 8 „ 6% M 

7 ©abemen H — w 6 „ 

13 nur burdj ben Warnen ber 

3inöpflic^tigcn bejeu&nete 

©runbjtücfe (©ebäube) , . „5 „ 9 .* 

196 ©runbftficfe unb ©ebäube jo^cn 70 Schill. 7% 4 

S3ergleid)en mir biefe Tabelle mit ber oben (®. 132) ge* 
gebenen ©efamtjufammenftettung, fo ergibt fidj folgetibeS: 
Die Angehörigen ber SRatSgefdjledjter, bie inSgefammt nur 
22% ber 3al>lungSpflid)tigen ausmalen, befifcen 30% ber 
#äufer, ettoa 40% ber ®tetten, 50% ber ©abemen, 
40% ber #öfe unb 75% ber <5d>eunen, bie im Wegifter 
aufgeführt »erben* SWod) gflnftiger für bie ftattfamitten 
fteflt fid) ba* ©erl)ältni$, wenn man bie ju jatyknbe 
(Summe betrautet: Die 22% ber ju ben 0iat*f anritten 
©eifrigen jaulen c. 44% be« gefamten $m\td, ober mit 
onberen »Sorten, fte befiften — ba ja bie $ö$e beÄ gitife* 
ber ©röfce beS «real« entfprid)t — 44% fee* gefamten 
toortjhtspflidjtigen ©runb unb 83oben$ in ber ©tabt. 

Da« SSortjin^erjeid^nig beftfitigt alfo öollfomtnen 
bie Beobachtungen über bie fociale unb tpirtfd)aftlid)e 
Stellung ber fitppftabter 8tat*gefc&le($ter, bie ttrir fefcon 
im «nfdjlufe an ba« SWorgenfornregiftet madjen fonttten. 
Da« Sippftabter *ßatrijiat befaf* im $a$re 1501 ntdjt nur 
aufcertjalb, fonbern aud) innerhalb ber ©tabt einen un&er* 
Ijältni&mäfjig großen Anteil am ©runbbefifc. l ) 



l ) tlud) bie Annahme, ba§ biefc ftamilien in gräfcerem 8Ra{?ftabe 
8anbwtrtfd)aft betrieben Ijaben, pnbet i$re ©eftätigung. 75 % ta ©Neunen 
fefcen wir in tljren $änben; nnb $war fonn e$ ftdj $ier nur nm frei' 
fteljenbe, alfo größere ©Neunen $anbeln, ni$t etwa nm foldje, bie fidt> 
mit bem ©olmgebäubc unter ein unb bemfelben 3)a^ befanben, wie ef ja 
in ber Äegel ber Sali war. 



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144 

(Kn gatij anbete* ©üb erhält man au* bem SBort* 
jinSregtfier Don 1537, $eigte W * ba$ 3Worgenfornoer* 
jeid>ni* biefe« ^aljre«, bafc ber Anteil ber 9tat*gefd>led)ter 
an bem ©runbbeftfc üor ber ©tobt gegen 1501 erl>eblidj 
jurfief gegangen war, 1 ) fo ift biefer SRttrfgang, tvit bie 
folgenb« «uffteüung jeigt, beim ©runbbeftfc in ber ©tabt 
ein nodi otel gr&fcerer: 

Angehörige ber 8tat$famüien: 
1501: 84 $erfonen .... jaulen 2 ) 70 schill. 7% 4 
1537: 56 „ . . . . „ 42 „ 6 M 

©er »ttdflang bettet alfo bei ben grunbbefifrenben 
$erfpnen 33%/ bei ber ©umme be* ^infe* 40%. 6* 
Mein* banad) bodj, baf* bie reiigtöfrpolitifcben, im mefent« 
liäum gegen bie fcerrf$eitben Klaffen gerichteten ©irren 
rxm 1631—35») bem 8teW)tum ber 9tat0gef$led)ter einen 
ftarten ©tefc mfefct Ijaben. 

$m übrigen meidet ba* fltegifter ma* bie ©efamt* 
fumme be* 3infe* # bie Qfüfi. ber jin*pfli(&tigen geiftlidjen 
Sfuftitttte unb öffentlichen «nftalten, bie #ölje öon beren 
abgäbe jc. betrifft, nut ganj unerljeblid) t>on bem Don 
1501 ab- $)af* e* feiner ganzen Anlage nadj nid)t bie 
intereffanten (grgebniffe liefern tonnte, mie mir fte in ben 
obigen Ausführungen bem anbem entnommen traben, ift 
fd&ou bargeUgi worben, 4 ) 



*) 6. oben ®. 101 irob 103. 

f ) 3He ©efamtaiirtfumme ift ungefähr bie gleite: 1501 5 Styr. 
11 Schill. 2 ^; 1587 5 Styr. 25 Schill. 8 1 /« ^. 
») 8ergl. oben 6. 103. 
*) 8ev*L oiett <5. 130. 



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IV. 



3u>ei uubefannte ^etöffetttlt^ungen 
münftertfdjer $ttmamfitett» 



Sott 
Dr. X jßömer. 



» +-<* 



Die beiben bislang nid&t befannten (Erjeugniffe be« 
münfterifc^en £umani$mu«, über meiere im folgenben be* 
richtet werben foll, ftnb in bemfelben Qfa^re au« berfelben 
Drudterei hervorgegangen. ©otool}! fcimann Äemner« 
poetifd&er SBerfud) über ba« fcljema, bafc ber lob ntd&t ju 
fürchten fei, als audj ^fo^anne« gering« Aufgabe be« 
terenjiauifdjen *ßl)ormio ijdben 1515 bie treffe Dietridfc 
£jtt>toel« ju ÜBünfter üerlaffen. 

I 

Auf Zentner« Did&tung $at $err Ärdjtobireftor *ßrof. 
Dt. ^^ilippi midfo aufmerffam ju matten bie ©fite ge- 
habt, ©ie ift erholten in einem totxtüolUn ©ammelbanbe 
ber 8fttrftlid) ju ©alm ©alm'fd&en JBibRot^ef in Hnljolt, 
bereu SJefifcer mir in freunblid&fler ffieife bie (Erlaubni« 
jur Veröffentlichung be« Serie« erteilt t)at. 

Mortem non esse timeda || Garmine Goriambico et 
Gliconi || co Timäni Gameneri Guernesis || H Johannis 
Peringij Burricensis ad || Studiosum adolescentem 
Tetrastichon || (2 Diftid&en). || Darunter ^oljfdjnitt: SWaria 
unb Wnna mit bem Ofefufinbe. II W- * a: ^1^* Versus 
intercenticij || (1 Diftiddon). || ITExcusum Monasterij West- 
phalie || In officina Theodorici Tzwyuel || de Monte- 
gaudio. || . 1515. || Darunter fcjmtoet« SBud&brudEerjeid&en: 
Sin SSappenfdjilb mit einer tnerbtätterigen SRofe, aber 
LVIII. 1. 10 



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146 

nodj olpte bie fpäter angebrachten ©udjftaben X. $. \\ 2H. 
4b: #oljfd)mtt: 93ilb eine* Witter« unb be« lobe«. Da« 
Totengerippe fcfynringt in ber linfen $anb 2 ffnodjen, mit 
ber redeten Ijat e« mit einem Speere jum ©tofce gegen ben 
Witter au«geljolt, ber jebo^ mit einem breiten ©djroerte 
ben Angriff abwehrt. Com ffinbe be« Speere* jum $elm« 
bufefce be« Wttter« jieljt ftd) ein breite« Stonb mit ber 
«uffärift „a o amen«. || 4. SBII. Sign. «ij*«üj, gotl>ifd)e 
SC^pen 4°. 

Qn bem ÜJiaria* unb Hnna*S8Ube fei bemerft, bafc 
ÜCjtt)it)eI ba«felbe Don Sauren; Sornemamt in fünfter 
übernommen ju Ijaben fdjeint, ber e« u. a. auclj auf ben 
Titelblättern öon ffemner« ©Triften „De pace et aurea 
aetate nostri saeculi" unb „In detestationem dirae 
famis" üermenbet l>at. — Da« 33ilb be« Witter« unb Eobe« 
ift mir an anberer ©teile bt«lang nod) nid)t begegnet, 
©ätyrenb auf ben älteren £otentanjbilbern ber *5£ob in 
mannigfaltigen SJartationen mit feinen Opfern ben Weigen 
tanjt ober fte getoattfam mit ftdj fortreißt, »ä^renb fpäter 
|)otbcin ber jüngere ben lob einen gepanjerten Witter 
mit ber Sänge burd&boljren lägt, fteljt Ijter ber Witter 
o^ne fernere Wüftung, nur mit bem ©djtoerte bewaffnet 
bem ©egner mannhaft gegenüber. $# öermute, baß baS 
©ilb eigen« für Äemner« ©erfreu angefertigt ift benn 
mie bie Did^tung baran erinnert baß ber STOenfd) nur für 
lurje 3eit ber $errfdjaft be« £obe« oerfällt, um bann 
nadf) glänjenber Huferfteljung geleitet Don ben Chören ber 
feiigen ©elfter ju ewiger Wufye in bie §immlifd)en ©efübe 
einjugel>en, fo betoeift audj ber Witter auf bem #oljfd)mtte 
in feiner mutigen SBerteibigung, baß ber Xob für üjn nicfctt 
t$urd>tbare« l)at. 

Ueber ben SSerfaffer be« ©ebidjte«, ben erften 
langjährigen Wettor ber münfterföen ©omfdjule no$ 
iljrer Weformierung unter Wubolf t>on Sangen jjabe i$ im 



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147 

53. Sanbe bicfcr gettfärift ausführlich geljanbelt. 2)cr — 
man fann tt)of)t fagen — unseligen Sitte ber #umamften, 
burd) eine «njafyl eigener ©ebidjte Qtuqni^ abjulegen öon 
bem ©tubium ber Sllten unb ber auf biefc ffieife erreichten 
SBeljerrfdjung ber lateinifdjen ©pradje unb 3Ser$!unft, biefer 
eiteten ©itte, auf tt>eld)e bie faft unttberfeljbare üflenge öon 
mutant gebred)felten lateinifdjen SSerfen au« jener Qtit 
juriief jufiüjren ift, unter benen ftd) nur fo wenige Doetifdje 
©olbförnlein ftnben, fyat aud) Jfemner feinen Strtbut ge* 
jollt. SMsljer hmren folgenbe 5 größere ©cbidjte Don üjm 
befannt, bie beiben erften allerbtngä nur bem Sflamen nad) : 

1. Carmen in detestationem erroris humani, 

2. In detestationem dirae famis, 

3. De pace et aurea aetate nostri saeculi, 

4. De fugienda desidia, 

5. In detestationem horridi Martis. 

3f^nen fdjtiefct fid) als fedjfteS unfer ©ebidjt an, ba« 
md)t um feine« poetifdjen ©ehalte« willen, fonbern megen 
feiner Seltenheit unb au« litterar*f)tftorifd)em ^ntoeffe mit« 
famt gering« ©eleitoerfen unter Änwenbung ber uns ge* 
läufigen JDrtograDljie unb Qnterpunftion l>ier wHftänbig 
mitgeteilt werben fofl. 



Johaniüs Peringii Buriooensls ad studiosum adoles- 
centem tetrastichon. 

Quisquis aves fatum, fati quoque ferrea iura 
Temnere securus semper et esse necis, 

Pellege (quod cernis) ferventi pectore Carmen, 
Authori grates sedulus atque refer! 

Mortem non esse timendam carmine coriambioo et 
glyoonioo Timanni Cameneri Guernensis. 

Quid fles quidve times non tibi conscia 
Mens mortem subitam? Membra quid haec colis 
In tantum? Trepidas dum, tuus en timor 
Contorquet mea viscera. 

10* 



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148 

Laeta assis! Strepat haud regna per omnia 
Sub caelo neque mors imperat omnibus; 
Maior perpetuos nam retinens dies 

Pars rerum refugit necem. 
Ignis, terra, fretum regna tenent necis 
Atque aer, coitu quattuor ac suo 
Res, quas istaferunt materia ex rudi, 

Mortem perpetuo timent. 
At res ipse sator tendere non sinit, 
Ignem quae superant, in chaos horridum, 
Longe quas alio semine protulit, 

Caelo hinc frons eadem manet. 
Sub luna tarnen haud imperium necis 
Res cunctae subeunt. Mens hominum tenet 
Menüs namque dei semina perpetim, 

Haud nam simpliciter perit. 
Sed sub mole cubans illecebras cupis, 
Quae te praecipitant, lumina ne tua 
Tendant ad patriam nescia simplici 

Aeterno bono frui. 
Sic primus periit conditus a deo, 
Qui factus miser est, poma ubi sustulit 
Gustus praesidians noxia. Quot, Tide, 

Hie curas tulit impius! 
Te fecit dominam conditor omnhim, 
Sed servire cupis visceribus meis, 
Quae tristem insaniem tabificam quoque 

Carnem pervenient simul. 
Dispersos revoca per mea corpora 
Sensusl Ipsa potes pellere crimina 
Et calcare iugo quaeque perhorrida, 

Quae dotes maculant tuas. 
Vita haec hippodromus, vita palatium, 
In quo cuique suus iura tenet locus; 
Sunt qui se referunt in patrios Lares, 

Sunt et quos Erebus vorat. 



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149 

Certandum hie) Veniunt euneta simul bona 
Cum Martis studio, corpore dum vacas, 
Nam campos alacris sidereos petes, 

Factore ut liceat frui. 
Hinc cur degeneras corpus et hoc araas 
Tantum, ut non videas prineipium tuum? 
Cur optas lutea degere tarn domo? 

Caelestis tibi vis inest 
Mox res corporeas, delicias quoque 
Mundi linque seris! Sunt tibi caelicae 
Sedes, effigiem namque dei geris, 

Vultum perspieuum quoque. 
Dulce est, ad veterum tendere nam chorum 
Confratrum celebri et cernere tarn viros 
Insignes patria eunetaque saecula 

Uno conspicere in loco. 
Certum est, in cineres corpora vertier; 
Aeternus tarnen haud ille aderit sopor, 
Nostrae namque animae membra iterum sua 

Assument nitidissima. 

Verum in morte dolor non nisi erit timor, 
(Quae somni semita est, haec eadem est necis); 
Hinc desit timor hie! Alta quies erit 

Fatum sensibus ac sopor. 
Mortem terrificam qui facit, inscius 
Rerum est. Tristia dum vincere pectora 
Languor namque potens ineipit, in suis 

Totus sensus hebet locis. 
Virtus vieta iacet, corporis atria 
Perdurus sine vi subruit et dolor; 
Velox de fragili corpore mors venit, 

Menüs quae timidae fuga est. 
In fato videas signa moventia 
Si fortes animos magnaque corpora, 
Tristis signa facit talia non dolor, 

Sed turbans animos metus. 



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150 

Quid poenas igitur supplicium et times? 
Nam culpae fueris conscia si tibi 
Durae, nata dei, corde dole tuo! 

Crimen namque luit dolor. 
Caelestes animae te sociam vocant, 
Clamat summus apex, regna poli quoque; 
Exspectatt superum te nitidus cborus, 

Optant pacifici et Lares. 
Campis Elyseis nectareos lacus 
Dulcem ac ambrosiam perpetuo bibes; 
Sic vives superis in nitido polo, 

Sic aeterna tibi quies! 
mens, ergo libens tende pedem, mea, 
Post mortem ad superos regnaque caelica, 
Aeternum in gremium patris et in sinum 

Ibis namque alacris tuil 
Caelestes resonant laetitiam in tuam 
Cantus, mota ferunt astra melos tibi, 
Divi serta parant et capiti tuo; 

Caelum hinc frontem hilari pete! 

Verona intercenticü 

Cur fugis auctorem caeli et clarissima regna, 
Quae nive non albent imbre nee ipsa madent? 



Die „Versus intercenticü* betoeifen, baß aud) biefe 
Dichtung ÄemnerS jum ®efange beftimmt fear in gleicher 
SBeife ttrie bic SBerfe „De pace et aurea aetate nostri sae- 
culi a , bic ber Dieter bei näcfytlidjem Ofacfelf^eine gefungen 
rotffen tooßte, unb tote ba$ ©ebidjt „In detestationem 
horridi Martis«, auf beffen lefctem blatte ftd^ fogar bie 
SKelobie beS Siebe« jugeffigt fmbet. ffienn gering am 
©cfcluffe feiner ©elettoerfe ben fiefer jum Dante an ben 
ffierfaffer aufforbert, fo fönnen mir biefen Danf nid)t oljne 
bie fflemerfung abftatten, bafc wir an feijr Dielen ©teilen 
weniger fteife unb ungelenfe JBerfe getoünfe^t Ratten. 



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151 



n. 

S)ie *ßljormio»auSgabe öon Qfoljanne* gering, bem 
1508 an SDhirmeUiii*' ©teile getretenen ßonreltor ÄemnerS 
an ber Domfdjule, t)at bie $öniglid)e *ßaulinifd)e 8tbKo* 
tl>et ju aWünftet uor einiger 3eit antiquarifd) ermorben: 

Publij Terentij Afri poetae || coraici Gomedia lepi- 
dissi || roa quae Phormio in || scribitur. || Joannis Peringij 
Buriccesis ad || Studiosum pueru dimetrum || (14 8erfe). 
|| 81. 28 a: 1l Excusum Monasterij in officina Theo || 
dorici Tzwyuel de Montegaudio. An || no incarnationis 
nostri salua || toris. M. D. xv. 28 811., ©ign. Äiij*Ggüp 
gotijtfcfce Stypen 4°. 

gering« ®elettgebid)t lautet: 

Hanc peUegas comoediam 

(Cui nomen exstat Phormio) 

Sitiens stili politiem 

Latüque sermonis puer! 

Haec est polita, florida, 

Dives bonae frugis; nihil 

Offenditur in hac sordidum, 

Nil barbarum, nihil rüde, 

Nil devium, nil horridum. 

Tricas et apinas linquito, 

Si capiat Atticus lepos 

Te, puer, et eloquentia, 

Hanc pellegis comoediam, 

Cui nomen exstat Phormio! 
SßeringS Vorliebe für bie Äomöbien be$ Vereng, bie 
er einmal „dulcia scripta" nennt unb roieberljolt wegen 
be$ feffelnben QfnfyalteS unb ber eleganten ©pracfye al« eine 
auggejeidjnete ©djülerleftfire empfiehlt, ijabe id> in meinem 
Huffafee „Der toeftfäUfc$*nieberrI)eintfd)e $umamft ftofyanneä 
gering" (ffieftfälifäe ©efd>id)t$blätter. 8b. 1 (1895), 6. 
6—10, 17-24) fdjon ermähnt. An $ermgfd>en Ausgaben 
terenjianifdjer ©lüde fannte man bereit« bie Adelphi, bie 



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152 

Andria unb bcn Hautontimorumenos. ©ie marcn fSrnt* 
Ud» in ben 3fal>ren 1515 — 17 tum £jtotoel gebrudt. Äud) 
ber Eunuch unb bie Hecyra »aren um biefelbe 3 e ^ ©^ne 
Nennung be* Herausgeber« ebenbafelbft erfdjienen. ©ie 
no$ au$ftel>enbe 7. Äomöbie Hegt nun alfo aud» in einem 
tjtt)tt>crfdben !Drude bor. Dag gering in feinem ©clctt- 
gebiete Ceranlaffung nimmt, au«brücfli<$ IjerDorjuljebeit, 
bafc ba« ©tüd nid)t« «nftößige* enthalte, glaube i$ al* 
einen Setoei* baffir anfeilen ju tonnen, bog es audj in 
STOünfter nid^t an fieuten gefehlt fyat, bie 3^ter unb Sßorbto 
fdjrieen über bie entfittlidjenbe fieftfire ^eibnifdjer $oeten 
in ber ©djule. SWurmelliuS, ber übrigen« audj eine 
Weidjling unbefannt gebliebene Ausgabe be£ Phormio bei 
Henricus Novesiensis in ff öln f|at erfdjeinen Iaffen (©jem* 
plar in ber «gl. $aut. JBiMiotljef ju STOfinfter), plante ja 
eine eigene ©djrift über bie grage, ob SEerenj ben ©djülern 
üorjulegen fei ober nidjt, ju beren SBeantmortung er leibcr 
nidjt gefommen ift, bie er aber fidjer in beja^enbem ©inne 
ausgeführt Ijaben mürbe. 



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$te granaofm im SWünftetlanbc 

1806—1813. 



Dr. juris fstljar 3d>üduiig. 

Da* Saljr 1806 faf) SRünfter unter preufcifd&er $err* 
fd^aft, bic allerbing« erft DerpltniSmäfng turje 3 cit beftonb, 
nämlid) feit bem «inmarfdij SlfidjerS im «ugujl 1802. 
Damals hmrbe ber ©elbftänbtgteit be« alten ftürftbistum« 
ein jäljeS ©nbe bereitet, aber bie preu&ifdje {Regierung 
flnberte in ber inneren 93ertoaltung be« SRfinfterlanbe« 
»enig im 33ergleidj ju ben bebeutenben unb genmltfamen 
ümttäljungen, meiere bie franjöfifdje Qtit bringen foütc. 
x (8* toar an einem £ag* 3Äitte «uguft 1806, al* eine 
{Berliner Stafette bie SWad»rid>t *>on ber SRobilmadjung 
gegen granfreidj nad> SRfinfter braute unb bort alle (Stoil* 
unb üttilitärbe^örben in fieberhafte Xljättgleit Derfefcte. Sin 
SBcfc^l au« ©erlitt miberrief ben anbeten. SJöDig jttecflo« 
hmrben Gruppen nadj Dülmen unb SBurgfteinfurt gefanbt. 
üDad Sßilitärfommanbo $atte einige Qeit lang bie Abfielt, 
fünfter in t>erteibigung«fäl|igen guftanb ju fefcen, legte 
am 5Reutl>or eine SBatterie an unb fdjlug an fielen ©teilen 
Säume, fo t>or ädern jmifc^en ägtbü unb fiubgerit^or. <E« 
nmrbe Diel ejerjiert, man fang bie alten &rieg«lieber au« 
bem fiebenjttijrigen Äriege, ben nod) manche Offiziere erlebt 
Ratten, meDeic^t aud& ber Oberft be$ {Regiment« DonftDernoi«, 
ber praljlenb im ©einkaufe erflärte, fein {Regiment neunte 
e« mit brei franjöftfdjen auf. — 

Irofc aller biefer Ärieg«« unb ©iegeäfreubigfeit be$ 
preufctfdjen SRilitttr« fam aber fd&on nad> wenig SBod^en 
bie SRacfjricfit, SBefel fei uon ben granjofen genommen. Die 
3R&nfterif$e ©arnifon erhielt nun ben JBefe^l, bur$ ba* 



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154 

Sßaberbörnfdje nadj ©öttingen ju marfdjteren, ba« Slüdjer 
jum ©ammelplafc Derfdfjiebener Regimenter beftünmt Ijatte. 
(Eine« SWorgen« waren alle preugifc^en Truppenteile Der* 
fdjwunben unb man erjagte ftdj, bie in ber 3ftöl>e «uf» 
gebrochenen Ratten nod) fdjnell bte Heute ©rücfe abgebrochen, 
welche Dom ©d&loßgarten jum 8bfdjnitt«tl|or fflljrt. darüber 
würbe Diel gelacht. ÜÄinber Dergnügt mar man aber bei 
ber Äunbe, bafj ber ©ilbcrfdjafc au« bem Dom mitgenommen 
fei. ©ergeben« waren bie SSorfteffungen ber geiftlidien 35c* 
Ijörbe gewefen, man f>abc wertDotte ©adjen bei ffrieg«wirren 
nod) jebe« SWal burd) Sergraben Dor bem Qfeinbe gerettet. 
93erfd)iebene floftbarfeiten würben auf 8?egierung«befel)t 
nad| 3Äagbeburg gebraut ber ftärf jien preufjifdjen gfejhmg, 
bie befanntlidf) Don iljrem Sommanbanten bann fofort ben 
3franjofen übergeben würbe. 

3fn SWÜnfter §örte man lange nidjt« Don ben (Er« 
eigniffen bei ber Armee. STOitte Dftober l)iefi e«, bte 
3franjofen feien in einer großen ©djladft gefdjlagen worben. 
Dem Dberpräftbenten SBincfe unb aDen altpreu&tfd&en SBe* 
amten erfaßten bie« fo glaublich, baß fte bie ©iege«nacl)ridj>t 
fofort öffentlich belannt mad&en ließen, $atte bodj nodj 
bie lefcte SBeröffentlidjung aM bem preufiifdjen Hauptquartier 
ju (Erfurt Dom 9. Oftober 1806 mit ben ©orten gefdjtoffen 
„ber glücflid&fte (Erfolg wirb unfere Unternehmung frönen. 41 

Der (Erfolg blieb au« bei %tna unb «uerftäbt. 

(Eine ftolge ber SWieberlage be« prcußifdjen $eere« war 
bie SBeftfeergreifung be« TOünfterlanbe« burd) bie Gruppen 
Napoleon«. 

«m 22. Dftober 1806 fa$ man bie (Einwohner 
fünfter« in gellen Raufen jum tgibüt^ore ftrömen. (Eine 
fdjwacfye (E«fabron tyoflänbifdjer Dragoner ritt Don 2£efel 
§er in bie ©tabt ein mit langen blauen ©djofjröcfen, ©ta^I» 
Reimen unb Woßfd&weifen. 

Um nädjjten SCage folgte eine $albbrigabe ber be* 
rühmten SEruppen be« «aiferreidj«, franjöftfdje« gufjDolf 



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155 

in blauen üniformröden, »eigen SeinÜeibem unb Xföafo*. 
Dann famen grüne Cljaffeur* ä cheral mit niebrigen 
JBärenmüfcen. ©ie mürben nietet unfreunblidb begrüßt biefe 
franjöfifd)en Sruppeh. SWan ijatte bie Sßreußen nidjt ge» 
liebt, fd^on be$$alb, weil fie ba* alte $ürftbi«tum über 
ben Raufen geworfen Ratten unb weil fte Sßroteftanten 
waren. Die« abeT waren ßatlplilen, jebodj foffte SRfinfter 
balb inne werben, baß bie Religion bei ber franjöftfdben 
Infanterie leine große töofle fptelte. 

Die erfte golge ber franjöjtfdjen (Sin* unb 3>urd>» 
mflrfdje war, wie überall fo aud> in SKfinfter bie ftlucfct 
ber (Emigranten. $ier gab e$ beren, wie in allen roeft* 
beutfäen e^emal« geiftlicfcen Territorien ljunberte, befonberS 
Clerifer, bie nun tyren ©tab weiter fefeen mußten, um 
nidjt für iljre «uswanberung in ber ^ärtepen ©eife be* 
ftraft ju werben. 

aKfinper würbe franjöfifd). SDer fcraum Don ber ©ieber* 
^erfieUung ber $errfd)aft be$ ©omlapitel* ging nidjt in 
(Erfüllung. 

(Sin franjöftfdjer ©iDiftom&general Ramend Soifon mit 
bem fcitel ©ouDemeur ber fiSnber ÜRfinjter, DSnabrfitf 
unb SedElenburg ließ alle preußischen Sappen unb $oljeit$* 
jeidjen entfernen unb erflärte, ba8 ^ürftentum SWünfter 
fei bem £8nig Don *ßreufjen abgenommen. 

Die alten ^Beamten blieben junttdfft in iljren Stellungen. 
<E« gefdjalj bie« auf ben au$brücßid>en ©unfd) be* Äönig* 
Don $ollanb, beffen Gruppen juerft SRünjter befefct Ratten, 
bann aber au$ mit bem ©itten feine« JRadjfolger« be$ 
@enetal$ Soifon. 

Slur erhielt bie einmal* preußifdje Kegierungdbe^örbe 
ben Xitel SlbmirnftrationÄoHeg beS erften QpuDernement* 
ber eroberten fiänber. 

äWan barf e* ben preußifdjen JBeamten, an beren 
©pifce ber wegen feine« *ßatrtoti$tmtä unb feiner ©e* 
red)tigfeit beliebte ehemalige ^räftbent SSincfc jtanb, nidjt 



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156 

übel nehmen, baß fte in ben franjöftfdfren ©ienfl übertraten. 
# ©ie tfyattn e$ juttdc^fl au£ bem ®runbe, weil iljr bi& 
ipriger $errf<|er, ber JWnig Don <ßreu$en, berattige 2&nber* 
öerlufle erlitten Ijatte, bag er feine ehemaligen ©taaWbiener 
nu^t meljr oerwenben tonnte, bann aber aud), weil fte ben 
einmal* preufcifd&en fianben weiter nüfeen unb beren (Ein* 
wolpter nad> 9Wögli$feit fronen unb f$ü$en wollten. 

SDa« gelang tynen natürlich nid>t fo, wie fte e« be» 
abflc&tigten. ©el|r balb tarn e* ju {Reibungen jwiföen 
ben neuen franjöftföen unb ben alten preufjifdjen Beamten. 
(Sine toon bem fo toerbienftootten Sßräftbenten SSimle bei einer 
JRemonftration Eingeworfene Äußerung „fonft würbe i<$ 
meinem Amte nidjt weiter oorfte^en Bnnen" würbe fofort 
aufgegriffen, al$ Dienftentfagung gebeutet unb Sindte feiner 
©tette enthoben. 

Der #erbft 1806 bradjte anbauernb fdjwftre (Bin* 
quartierungdlaften. <E$ gab Zage, an benen bie SDWhtfleraner 
14000 ©olbaten unterbringen unb verpflegen mußten, 
granjofen, $oHänber, ©panier, Italiener unb SRljembunb** 
tcupptn wedelten alt (Einquartierung in SRünfter ab. 
(Einmal würbe aud) ein ttorp* gefangener $reußen Ijiertjtn 
gebraut. Äl« feljr bef$werlid) würbe empfunben, baß bie 
(Einquartierung gewöfinlid) nur wenige ©tunben oor tyrem 
(Erfd&einen angefagt wnrbe. ©eije aber bemjenigen, an 
beffen Verpflegung bie (Einquartierten etwa* au$jufefcen 
Ratten, ein ©traflommanbo gab Ujm längere geit ©e* 
legen^eit, bie ©aftlidtfeit feinet $aufe« in ba* redete Sicfct 
ju fefcen. ©ie Äljeirtbunbatruppen, bie ©eutföen alfo, waren 
bie gefürdjtetften, bie granjofen bie tyJflid&ften (Säfte, «n 
lefcteren Ijotte man nur il>re Sorliebe für ba* weiblidje 
®efdjle<$t audjufefcen. «tferbing* folgten fte hierin bem 
SJeifpiel iljrer ©orgefefcten. 

Äl* ber öeneral Soifon einmal am äKauri^^or in 
ber X^ür eine« je|t bort nod) befleijenben Saben* itoti 



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157 

äßäbd&en ftdpn faf), bie wegen Ujrer p&fdjen ©efidjtSjfige 
fein SäJotylgefaflen erregten, manbte er fid> fofort mit einem 
öefeljl ju feinem «bjutanten unb furje Qtit barauf erfdjien 
in bem ernannten $>aufe eine Patrouille, Derljaftete bie 
SKäbdjen unb braute ftc auf baS ©<fyfo&, wo fiotfon 85Bol>* 
nung genommen fcatte. 

Der Amtsnachfolger beS ©enerals Warnend Duffaiflant 
jwang jur (Sntrfiftung ber münftrifdjen Oefeflfc^aft eine 
©tiftsbame aus 9Wetelen, feine SWaitreffe ju »erben. 

Sei ben Dielen Xru{tyenbur$$ügen {teilte ftdj balb bie 
Unmöglidjfeit IjerauS, bie alten SRedjte einjelner in Sejug 
auf Befreiung Don 83orfpaun unb (Einquartierung metter 
ju beachten. 

abelige #öfe, ffommenben, ^unft^äufer, Sßaftorate unb 
83firgert)äufcr mürben gleichmäßig mit (Einquartierung be* 
legt. SRur baS Gramer «mtfjauS blieb als Safllofal frei. 

Unter bem ©djufce ber Zxupp enburcfcafige ooQjog ft<$ 
nun bie SSefifcergreifung. ÄfleS, was $ier gefcfeal), ade 
SDfoßregeln franjöfifdjer SBeljörben gingen Dornel>mftd> Don 
jwei ©efidjtspunften aus, ber JBefcfcaffung Don @elb unb 
ber Don ©olbaten. Die testete fod bei ber festeren ©cfcil* 
berung ber ffonffription auSfü^rli^er erörtert werben. Die 
erftere ergiebt fic^ als SeitmotiD aller franjflfifc&en Skr« 
maltung fdjon baraus, bafc fioifon alle öffentlichen Waffen 
bes SRünfterlanbeS befdjlagnafynen lieg. Qxx biefen gehörten 
aber nad) Hnftdjt ber Qfranjofen au$ bie ber ßörperfdJKiften, 
Stiftungen unb Vereine. SRur burefc bie wunberbare ©e* 
rebfamfeit unb ©tanbtjaftigfeit beS Dombecfcanten trafen 
(Spiegel entging baS Vermögen beS ©tubienfonbs ber ©e* 
fdtfagnaljme. Die (Stiftungen Ratten tyre teilweife großen 
SBermögenSmaffen feft angelegt unb beStyalb DerljältniSmäfjig 
wenig JBaarbeftänbe. Aber bie ^ran^ofen, benen bie (Ein* 
fünfte aus ben eroberten Sänbern immer wichtiger waren» 
als bie Verwaltung berfelben, fanben trofcbem SJHttel unb 



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158 

©ege, bie Stiftungen, cbenfo wie aubere ©ermögen*fubielte 
ju erleichtern. 

ÜRan fdjrieb eine öffentliche Kniete au$, unb att 
ßeidjnungen barawf nur fe^r fpärlidj einliefen, erWftrte 
man biefelbe als 3wang«anleil>e. 3febe Stiftung mugte 
Vermögen barin anlegen, ffier über 50 2^aler Qmfommen 
aus steuerfreien ©rünben ober au$Mnbifd)cn Kapitalien 
fyattt, jaulte 15°/o feine« (EintommenS als erzwungene* 
Darlehen jur Anleihe, ©tttbte, ©iegbolbe unb Ätr<$ft>iele 
Ratten einen breimonatlidjen Setrag tiper ©Haftung bei* 
jufteuern. :$ene .3wangSanletJ>e toax aber nur bie (Sin« 
leitung unb SBorlüuferin fernerer unb brfidenber Sontri* 
butiouen. Dabei mar ba$ baare (Selb feljr rar. Ratten 
bod> nod) bie Preußen für) Dor tyrem Äbjuge eine Untnaffe 
*ßapiergelb ausgegeben, fogenanute £reforfd)eine, bie man 
in SWfinjter ebenfo ungern in QafylunQ naljm, wie bie 
franjöftfdjen «fftgnaten, weil erftere in *ßreufcen felbft nur 
einen Kurswert Don 30% t^rcö Nennwert« Ratten. 9lur 
wer Don ber preu&ifdjen Regierung bamal$ billig Domänen 
taufen wollte, fudjte Ireforföeine, bie fte jum 9tennmert 
nehmen mußte. 

Die neue {Regierung be$ STOflnfterlanbe« war bi$ über 
ben fcilfiter ^rieben l>htau« bie faiferiieft franjöftfd&e. $m 
Wanten JWapoleonS, Äaifer* ber Qfranjofen, Äönig* Don 
Italien, ^roteftor be$ SRljetnbunbe* Doflgog ein ^fntenbant 
ftrifton mit Dielen Sommiffaren bie JBefifcergreifung aller 
bi*§er bem ÄanbeSljerrn ober ben Sanbjtänben gehöriger 
propriätäs territoriales et allodiales. Die (Eigentum** 
Der^ältniffe waren in bem fo fange geiftlid) unb lanbjtänbifö 
regierten #odjftift SWünfter überaus Derwidelt. Aber bie 
3franjofen lüften fpielenb bie fdjwterigften juriftifäen fragen. 
Dafür nämlid), ob etwa« lanbe*t)errtid) ober ^rioateigentum 
(Jewefen war, gab e$ nur eine 9Hd)tfd>nur ba* ©ebürfni* 
be$ faiferlidjen @taat*fä<fel$. 



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159 

Xrofebem ba$ (Eigentum be« Sanbe« fowofcl, wie ber 
cinjelnen in ber fd&werften SGBeifc gefdjäbigt würbe, verlangte 
man bod), ba§ bie neuen SBttrger be$ JJaiferreidje« iljrer 
3ugel>örigfeit jur „grande nation" bei @elegenl>eit einer 
4)ulbigung freubigcn JluSbrudt geben foüte. Der 1. Des. 
1806 fat) biefe« ©djaufptel. SSom Matern« jutn SReuplafc 
fe^tc ftd) ein großer 8f*ftjug in ^Bewegung. Voran ba$ 
alte Domfapitel, bie Witterfäaft in iljren roten Sanbftanb«« 
uniformen, ba$ JlbminiftrationSfoßegtum, faft alle« nod) 
bie alten preufjifdjen Beamten, bie £anbe«bel)örben unb bie 
Äbgeorbneten ber ©täbte. ©anj fünfter ^atte feftlid) ge* 
flaggt unb au« mannen genftern weljte bie fcrifolore. $m 
großen ©aale be£ ©dtfoffe« war ein £t)ronf)immel auf« 
Qtbaut, unter bem ber ®ouoerneur Soifon bie $mlbigung 
unb ©ibeäleiftung entgegennahm. Die (Erb* unb §ofbeamten 
beö alten ftürftentum« fpielten babei eine 9toQe. 2Wan t>at 
biefe £l>atfad)e, wie aud) bie Dielen Ännäljerung$t>erfu<$€ 
ber münfterifdjen 8tttterfd>aft an bie franjöfifd^en ®ewalt' 
l>dber einer gerben Äritif unterzogen, oljne babei ju berfid« 
ftdjtigen, baß bie Qfranjofenfreunblidjfett ber töitterfdjaft, 
gahj abgefe^en uon ber Danfbarfeit für bie Überwinbung 
unb Vertreibung ber Sßreujjen, ben weifen Qtvtd Ijatte, ft<$ 
in biefer allgemeinen Sfretyeit, Oleidjljeit unb iBrßberlic&feit, 
bie bie ^ranjofen au« il)rer 8te&olution«jeit überall tyn 
mitbrachten, wenigfien« einen Seil ber alten Privilegien ju 
fidlem unb ju erhalten. Da« gelang au$, benn als bie 
ffonffription«t>erorbnungen l>erau$famen, war ber Sanbabel 
befreit. 

Übrigen« war ja aud) bie fraternitee, 6galite unb 
liberte be« ftaljre« 1806 niefct mel>r fo, bafc ba$ Auftreten 
ber granjofen niefct fdjon tyre monarcfcifdje Regierung ijätte 
ertennen laffen. ©ie waren feine Qafobiener unb ©and« 
ftilotten mel)r, bie £ruppen be« erften Äaiferreidj« pflanzten 
feine ^rei^eittbSume me^r auf ben SWarftpläfcen ber er« 



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160 

oberten ®Wbte, wie wenige 3fal>re Dotier am 9tyeiu. Die 
gfranjofen Don 1806 erliegen Verorbnungen pour le maintien 
du bon ordre et la tranquillitöe publique. Die Äe* 
Solution war uorüber. 

Einige ©ewol^nfpiten aui jener #ett 9 Ö & man *&** 
ni$t auf, fo bic ©Übung Don JBürgergarben in jeber neu 
eroberten ©tabt. @d>on ba* JBeftfcergreifungtyatettt Dom 
14. Wouember 1806 orbnet eine fott&e für SNünfter an. 
Sfoir bie aber 60 3a$r alten ȟrger, bie Beamten, Donu 
fapitulare unb 9tttterfd)aft£mttglieber waren oon ber %&* 
nannte befreit. Wie übrigen STOünfteraner mußten ftd> einem 
ber Bataillone ßubgeri, Überwaffer, Qübefdb, ägibi ober 
SOtartini aufstiegen. Diefe ©ataiflone Ratten jahrelang 
ben ©ad>ibienft in ber ©tabt. Anfang« tfyat man bie* mit 
Vergnügen. «flmätflid) erfdtfen aber ber jRationalmadjt* 
Menft, — 70 SWann an ber £auptwad>e unb ben ©tobt- 
t|oren — ben Sürgergarbiften brüttenb unb WfKg. Übrigen« 
würben tynen nad> unb n«d> audj bie meiften Seamten 
eingereiht Die Regierung lieg fidj fdjlieglidj erweichen 
unb gewährte bie (Jrlaubni*, ft$ im Sürgergarbenbienft 
wttreten ju laffen, aflerbtngd gegen ^e Seitr&ge an bie 
Gadjttaffe. Äugerbem mugte nod> ber Vertreter bejaht 
werben unb fo würbe bie ffia^me^mung be* SBadjtbtenftcä 
ein (SrwerfoftWeig für geringere Seute. 

ffioljl &u unterfäefben oon biefer Sttational- ober 
JBürgergarbe SRünftert iß bie ebenfalls im ^aljre 1806 
gebttbete fogenannte (Elitegarbe. 3$re SÄitglieber gehörten 
nur bem «bei ober ben oorneljmen Sßatrijierfamilien an. 
Sommanbeur war ein ©raf Sßlettenberg oon 9iorbtfrd)en. 
flWau trug graue Uniform unb bei feierlichen Gelegenheiten 
jur «ßatabe weige, mit orangefarbenen Xufföt&gen unb 
ftragen, baju $flte mit ljoijen gebern. Da* (Sorp* pata* 
bierte befonber* bei Sßrojeffionen, wo e* ju beiben ©etten 
be* ©anftifftmum ©jKilier bilbete. Qfm übrigen war e* 



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161 

eine (Jljrengarbe t>or allem für ben ©eneraf Äoifon, bet 
ftets öor bem <Sd^Ioffc ein paar ©arbiften al* ©ad)e ^attc 
unb feine ©arbe aud) auf einem #1*0* burdj bie ©raffdjaft 
9Watf mitnahm. 

©er nicf)t ju biefen beiben 33erbänben, ber Nationale 
garbe ober ber (Efpengarbe gehörte, burfte überhaupt teine 
©äffen tragen ober beftyen, e$ fei benn, bafc er eine $agb- 
gered&tigfeit §atte ober üjm ein ffiaffenfcfcein &on ber JBe* 
$örbe erteilt mar. ©amtliche ©eweljre, $iftolen unb ®äbtl 
mußten beim ©tabtfommanbanten abgeliefert werben. 8u<$ 
ben Degen foDten nur foldie Sßerfonen behalten, tpeld^e 
benfel&en ju tragen burd) «mtspflid&t ba$ Stecht Ratten. 
Den Degen trugen ju ffirftlid) münfterifcfcer && au 6* r 
bem Abel, bie SWitglieber beä fogenannten SRatljSftanbe*, 
bie doctores juris, unberechtigter ffieife irielfadj audj bie 
©tubenten unb fogar bie $anbroert£burfd)en. Qu preufcifc&er 
3eit gehörte ber Degen jur Dienfhmiform be$ Sßrdjtbenten, 
ber Direftoren, 3Wte, «ffefforen unb Weferenbare ber 
Ärtcgö* unb Domänenfammer. Die Uniform würbe aber 
nid)t, wie Ijeute au$fd)lief$li# am ©eburtätage be« Sanbe* 
l>errn ober bti beffen Änwefenljeit angelegt, fonbern jtet* 
getragen. $a bie alten preu§ifd>en Seamten, bie in fran« 
}öfifd>e Dienjte getreten waren, trugen iljre früheren Uni* 
formen fogar ju franjöfifdjer Qtit weiter, nur bafc Ujnen 
bie ßnbpfe mit bem preu&ifdjen V&appm unterfagt mürben, 
wie benn preugifd^e «bler überaß, too fie fid) befanben, ab» 
genommen merben fönten. 

Die allgemeine (Entwaffnung ber ©nwoljner §atte 
übrigen* nidjt ben ©runb, ba§ man im SKünftrifdjen irgenb 
weisen ffiiberftanb gegen bie neue $errf$aft befürchtete. 
Son einem folgen erfahren wir aM bem ütttinfterlanbe 
nidjts, au* ber SWad)barfd>aft ftugerft wenig, ©egen (Enbe 
be$ ^faljres 1806 wirb über SBauernrottierungen in ber 
©raffdjaft Singen unb einige SBonate fpäter über einen 
LVIII. 1. 11 



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162 

«ufftanb in ÄimSlol) im D«nabrü<!fd&en berichtet, ^ebe** 
mal bejahten bie Bauern ba$ Sauten ber ©turmglocfe unb 
einige gflintenfd&üffe auf ©enbarmen — mel>r gefd>al> nid&t 
— mit ber Verboppelung ber iljnen auferlegten Sontri« 
bution. 

Die (Entwaffnung war Dielme&r eine ?ßolijeimafjregel, 
meldte bie franjöftfd^e {Regierung überall anjuwenben pflegte. 
Die VerwaltungSgrunbfäfce ber festeren waren überhaupt 
Don ben btd^er in ben beutfdjen Territorien getannten unb 
geübten wefentlicfc Derfd&ieben. 

3fm alten 5ß^Pentum 9Rünfter war Verwaltung unb 
3fufKj nid&t ftreng gefd&ieben. ©tne SKenge Don Veljörben 
mit Derfd&iebenen SWamen fyattt betaiüirte Vefugniffe, bie 
aber Dielfad) Don ben Privilegien unb ©onberred&ten ein* 
jelner Sßerfonen unb ©tänbe burdjfreujt unb befdjränft 
würben, fttoifätn länblidjer unb ftäbtifdjer Verwaltung 
unb Qfuftij waren burdjgreifenbe Unterfd&iebe. (8$ gab 
allerbing* eine Art $olijei, ausgeübt burdE) bie ?lmt$Dögte, 
welchen bie fogenannten amtmannica oblagen, bie Unab* 
tytngigleit ber Dielen, mit eigener Verwaltung unb ®eridjts< 
barteit auägeftatteten Oüter war jebocfy fo bebeutenb, bafe 
ein allgemeine« jur (Geltung bringen beS ©taataintereffeS 
auSgefd&loffen war. Die ftranjofen führten Ijier einen ge* 
waltigen Umfd&wung gerbet, ©ie Ratten in ber SReDolution 
bie ©runbredjte ber SWenfdjen publistert, ben Slbel abge» 
fcfcafft unb bie ©leidjfteHung aller Vfirger Derfünbet. ffix 
©taatägebanfe war ein moberner. ©ie faljen im eigene 
be^örigen Götter eine« SRitterfdjaftSmitgliebeS ben citoyen 
be« frangöftfdjen JJaiferreidjS. Unb wenn bie «uSwüdjfe 
ber Sgalite audj gefd&wunben waren, wenn man audE) ein« 
gefeljen Ijatte, bafc ein SRegiren unb Verwalten o^ne Qu* 
jie^ung be$ begüterten unb gebilbeten £eil$ ber VeDöl* 
ferung unmöglich ift, fo laffen bodj alle franjöftfdjen 
SRegterungS* unb Verwaltungsafte erfennen, bafc jener 



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163 

©taa»gebanfe ju ®runbe liegt. <So braute benn biefe 
Verwaltung trofc iijrer Senbenj, ©elb au« bem Sanbe ju 
gießen, eine SDlenge neue« unb gute«, wenn aud> bie Ab* 
ftd)t Sintünfte ju föaffen nur ju oielfadb burd)leud)tete. 

(83 mar neu, bafc ©tatiftiten aufgeteilt würben Don 
ber SBeDöllerung, ben ®runbftüden, ben Käufern, bem 
Vieljjtanbe, bem ©ermögen be* einjelnen, ber ©emeinben, 
unb ber öffentlichen Äaffen. Der ^auptjwedt war atterbingS, 
bamit Unterlagen ju Raffen für Kontributionen, Anleihen, 
Äemontierungen, Viel>fteuern, ffirbfcfcaftfteuern, .ßeljnten* 
fteuern, ©runbfteuern, Dienfteinlommenfteuern, ©ewerbe* 
fteuern, geuerftättenfteuern unb Dor allem für Aushebungen. 
SWotwenbig waren bie Aufhellungen aber aud), um über* 
fjaupt in moberner ffieife regiren unb Derwalten ju tonnen. 
Dem Pfarrer waren biefe Tabellen beren ÄuffteKung i&m 
fooiel SWü^e unb Arbeit machte eben fo unbequem wie bem 
münjterlänbifdjen Säuern, ber bisher wenn er feine &tr#* 
ft>ielfd)afcung an ben SKejeptor abgeführt $atte Don Beworben 
unb ftaatlid&en Abgaben ööflig Derfd&ont geblieben war unb 
fic^ nur mit prfoatredjtlidjen Abgaben tyerumgefdjlagen 
Ijatte. Daß legerer Don bem mobernen ©taatSgebanfen 
aud) nidjt eine entfernte VorfteHung befaß, iji nieftt Der* 
wunberlidj. Wlan mufj e$ aber ben granjofen laffen, bafc 
fie bie ©taatsbfirgeribee in ü>rer Verwaltung fonfequent 
jur ©eltung brauten. Die Überleitung ber preujjifcfeen 
Verwaltung in eine franjöfifc^e war burdjau« nidjt etnfacfy. 

ttn bie alten Veljörben mußten Don ben Ortöbe^örben 
junäd&ft bie Dorthin erwähnten 3<nDentarfen unb Verjeid)* 
niffe eingeliefert werben, bamit bie neuen franjöfifdjen Ve* 
amten über bie Verl|ältniffe beS eroberten Sanbeä einen 
Überblicf gewinnen tonnten. Die neue Veljörbe Dertörperte 
fic^ nad) bureaufratifdjen franjöftfdjen ©runbfäfcen in ber 
*ßerfon bes ©ouDerneur«. Cr panb über bem «bmini* 

11* 



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164 

fhrattotrttollegium. (Er befeitigte aud) tue #errfd)aft ber 
©tänbc. 

<E* tft mtereffant, bafj bie alten münftrifdjen Sanbftänbe 
in ber erften Qtxt ber franjöftfd^en #errfd)aft verfdjtebentlidj 
verfugt $aben, einen Anteil an ber Verwaltung ju befommen. 
Qu (Eingang würbe ermähnt, bafj bie erften Anorbnungen 
für bie neue #errfdjaft ber Äönig von $oQanb traf, 
Napoleon* ©ruber, ber fid) gefdjmeidjelt f)aben fofl, bafc 
ba$ SRünflerlanb feinem Stönigreid) einverleibt werben 
würbe. Aud biefem ©ebanfen {ebenfalls ging eine *ßro* 
flamation be$ ÄönigS hervor, beren #auptfafc lautete: 
Les anciens 6tats du pays de Munster sont retablis, 
conformäment ä l'ancienne loi du pays. 

5Die münfterifd&e SHtterfd&aft unb bie Abgeorbneten 
ber ©täbte mürben barauf fofort burefy ben <Erbmarfd>afl 
einberufen, ©ie waren aber nur einmal ttjättg, nämlicfc 
bei ber ffiatyl von Qeputirten wegen Aufbringung ber von 
ber {Regierung bem Sanbe auferlegten Kontribution t>on 
2 1 /« SKißionen granfs. ^m übrigen waren alle An* 
ftrengungen ber alten Sanbftänbe, irgenb welchen Anteil 
an ber Verwaltung ju erhalten, vergeblid). (Es fyalf tynen 
nid>t$, bafj fte bauernb, tttoa jwei Qfa^re lang in äRünfter 
verfammelt blieben. Da« AbmüuftrattonSfoCegium ver* 
lehrte nid)t mit tynen unb ignorierte fie. Vergeben« waren 
auti) bie (Entfenbungen von Deputierten ber Sanbftänbe 
nad> SßariS unb fpAter nad) Düffelborf. SKur bei ber 
(EibeSteiftung unb $ulbigung Ijatte man fie brauchen tonnen, 
©päter wollte man nichts von i^nen wiffen, unb ate fie 
ftd> im Ofaljre 1808 als Vertreter bes SanbeS an bie 
üßinifter be$ Innern unb ber ginanjen wanbten, erhielt 
ba$ AbminiftrationÄtolIegium ju Sföünfter einen groben 
Verweis wie es biefe Anmaßung Ijabe bulben fönnen, ba§ 
bie ©täube beS alten gürftentum« nod) weiter jufammen 
träten. JDiefelben feien fofort aufjulöfen. 



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165 

Dies gefdjalj benn aud) burdfc Verfügungen an baS 
Domfapttel, bie Sfttttcrfd^aft unb baS ftäbtifd&e SorJmS. 

©o würbe ein ©tüdf üon ber alten SSerfaffung nad& 
bem anbem ju ©rabe getragen. 

33ert)ältni$mä{$tg gering war anfangt ber franjöftfd>e 
(Jtnflufj auf bie ftuftij&erwaltung beS eroberten SanbeS. 
Die alten ©erid&te beftanben junäd&ft weiter fort, was fd&on 
im SBeftfcergreifungSpatent üom 14. Siooember 1806 aus* 
brüdElict) garantiert mar. $n ber freiwilligen ©eric£)tö* 
barleit befonberS gelten bie SWotare unb Unterridjter triel* 
fadf) wätyrenb ber ganjen franjöftfdjen 3eit an iljrem bis* 
J)erigen SSerfa^ren feft. SHIerbmgS erließen bie granjofen 
fdjon balb ein ©efefc über baS SWotariatSwefen. Aber fte 
Ratten babei weniger eine Sefferung besfelben im Äuge, als 
tnetmeljr bie <JmfüJ)rung beS ©tempetyapierS, beffen 93er« 
wenbung ber ©taatsfaffe neue (Einnahmen Derfdjaffte. 

SBie icbcö bem franjöftfdjen ßaifermd&e angeglieberte 
©ebiet, würbe and) baS üWünfterlanb mit bem Code Na- 
poleon beglüdtt. SBefonbereS Auffegen fdjeint Ijier baS 
franjöftfdje Verfahren in ©traffadjen erregt ju Ijaben, baS 
bamals fd&on bie ©runbfäfce ber üttünblid&feit unb Offene 
ltdjfeit Ijatte. ÜWan entfette fidf) barüber, wie aus einer 
Hufeetdjjnung eine« ÜWünfterifdf>en fünften 1 ) erbeut, ber 
ftdj feljr freimütig folgenbermafcen auSfprtd&t: „Der ärger* 
„lidjfte ©peftafel war baS fogenannte Äffiffen ober Kriminal* 
„geriet, weld&eS alle Vierteljahr gehalten würbe. Das 
„gefdjalj auf bem oormaljligen $offaale, fomifd^e SBelt* 
„üeränberung, einem Ort, wo man fonft SBäOe unb öor* 
„neunte ©aftmafyle fyielt. (Sin 331utridf)ter fam allemal aus 
„Strasburg baju liierter, aud& mußten öiele SBeamte üom 
„ßanbe baju als SBetfifcer erfd&einen. ffienn bie gräßliche 



*) ^oföcrid^töoffcffor Dr. jur. (Sf)rifto|>lj Bernarb ©djütfwg, Brut« 
arofcöater bei öerfaffer*. 



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166 

„Scene eröffnet mürbe, mar ber obengenannte Slutri^tcr 
„auf eine tljeatralifdfe Art in einen ganj blutroten ÜRantel 
„gefüllt, fo aud) ber $rotureur. 

„«Her männKd&e unb meiblid&e *ßöbel mar ate 3^ 
„flauer ju biefem eblen fcrauerfjnel gelaffen unb fanb fiel) 
„natürlich, ba ber SBormanb be« #affe« ber SSerbredjen 
„toerftedter Soweit fo feljr fd>metd)elt, Ijäuftg ein. ©er 
„atme 83erbred>er, er mochte nun nac^^er fdjulbig befunben 
„»erben ober nid&t, mürbe mit ©enbarmen eine große 
„©tredte ber ©tabt Ijinburd) burd> bie fumfenbe mirbelnbe 
„ÜRenge ber Neugierigen unb be« gemeinen ?ßöbel« nadj 
„ biefem ©djauftnel gebracht, mo il>n aller Äugen jur ©eile 
„erwarteten, konnte nun motjl auf ben fjall, ber ftd> bodj 
„jumeileu ereignete, ba§ einer unfd&ulbig befunben unb 
„nad$er fretgefprod>en mürbe, etma« graufamere«, etma« 
„unbilligere« ba fein, ate biefe öffentliche STOifjljanblung. — 
„Dann mürbe ber ÄngeHagte t)on bem *ßrofureurfi«!al 
„brat) tyaranguiert, jumeilen audj tüchtig au«gejanft. 5Da* 
„bei an ©enefa« „Res est sacra miser tt gar nidjt gebaut. 
„9hm mürben audj alle jum JBemeife oorgelabenen £eugen 
„3ff entließ toerljört. S)a famen bie fdjamlofeften, nieber* 
„träd&tigften, unjüd&tigften £l>atfad)en, bie ärgfien SRftnfe 
„unb Sonetten öffentlich mit all i^reu glänjenben £)etail« 
„toor, furj e« mar eine öffentliche «fabemie oon allen 
„möglichen Saftern belehrt ju merben, eine ©djule um bie 
„©itten be« S3offe« unb ben fi^arafter berfelben gänjlidj 
„ju oerberben. 

„Um ba« Urteil be« Hfjtffengeridjt« ju faffen, mürbe 
„eine Änja^I teil« unmiffenber, teil« bod) burdjgeljenb« ber 
„9ted)te unfunbiger 3Renfd)en — benn, menn einmal ein 
„JRed)t«geUl)rter barunter mar, fo mar ba« bod) nur ein 
„feltener QufaU — gemäht ober t>ielmel>r berufen, bie man 
„3furi« ober ®efd>morene nannte. 



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167 

„Qiefe mußten nad& ben iljnen vorgetragenen beugen* 
„oerljören ober fonfttgen Äftenftüdten urteilen unb befinitfo 
„entf Reiben, ob ba$ SBerbred&en genugfam bewtefen war. 
„Seute, bic oft nur §anbwerfer, fetyr oft gar Säuern 
u waren, mußten bieä entfd&etbenbe Urteil fällen, ba bod& 
»tflcnugfam befannt ift, baß bie SKaterie öon ben SBeweifen 
„aud& für ben gefdjidtteften unb erfahrenden föedjtägeteljrten 
„faft bie fd&werfte ift, unb bemnad) brauchte man Ijier in 
„SrimmalfäQen, wo £eib, Seben, ©l)re unb HtteS auf bem 
„©piele ftanb, fold&e {Ritter. Auf ben SfaSforudf) biefer 
„unjuöerläffigen Urteiler würbe nun wörttidfc nad) bem ®e* 
„fefc bie ©träfe beftimmt. Der gum lobe üerurteilte würbe 
„üor ber Eanglei auf bem Domljofe guiDiotiniert — fonber* 
„barer SBedjfe( ber Qtxttn, auf bem ©omljofe, wo e$ öor* 
„mal« eine Qtit gab, baß ber ©ombed&ant einem fürftlidfr 
„münfterifd&en ©olbaten nid&t geftatten wollte, mit aufge* 
„pftonjtem ©eweljr üorüberjuge^en." — 

Die @infüJ)rung be$ Code erfolgte erft toerijältniä* 
mäßig fpät, bennoefy fam fie ben einl)eimifd&en 8tid&tern, 
bie ba£ ©efefcbucfy faum je in $änben gehabt Ratten über« 
rafd&enb. S)aju war im SWünfterlanbe bie frangöfif<^e 
©prad&e außer beim «bei unb Sßatrijiat wenig befannt. 
«ber aud& bie beSljalb oon ber Regierung herausgegebenen 
beutfd&en Überfefcungen fdjeinen bie alten münftrifd>en @o* 
grefen nodf) wenig in ben ©eift ber franjöftfd&en ©efefc* 
gebung eingeführt ju Ijaben, fonft Ijätte es nid&t ber Dielen 
minifterieUen ©rläuterungcn beburft, au« benen Ijer&or* 
gef)t, baß bamals ein gewiffer ©tiflftanb in ber SRedjtSpflege 
eingetreten war, weil bie töidjter bie neuen gefefclid&en 93c* 
ftimmungen nodjj nid&t fannten ober nod) nid&t beljerrfd&ten. 
©d&wierig fielen bie neuen Formalitäten beS franjöftfd&en 
^rogeßüerfa^ren«, bie Seftimmungen über bie guftänbigfeit 
beS ®erid&t$, bie ftdjj plöfclidf) nidjt meljr nadfc bem ©tanbe 
ber Sßrojefftrenben, fonbern nadf) ber fytyt be$ ©treitob* 



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168 

jefte* richtete. So gehörten t>or bie grtieben$gerid>te nur 
»edjttftreitigfeiteu, beren ©egenftanb ben ©ert oon 40 
ZtyaUxn nid>t fiberftieg. 35a* OberaWelIation$gerid)t war 
in IDÜffcIborf. 

£)iefe* 9K$tberfi<fft$ttgen be* ©tanbeö ber *ßrojeß* 
Parteien entfprad) j[ener fdjon erwähnten Hnfdjauung ber 
Qfranjofen, bag oDe Staatsbürger gleich feien, ©ie *er* 
warfen grunbfäfettdj bie ©tanbeäunterfd&iebe, fugten aber 
aud) in üjrem OfreiljeitS' unb ©leid&ljettsfmn unb ü>rer 
SSorliebe für ben ftnbtoibualtSmu« alle Korporationen unb 
genoffenfdjaftfidjen Drganifationen ju beseitigen, 8uti) bie 
religtöfen blieben nic^t oerfdjont. "Da« tnünjtrifdje 3>ora* 
tapitel fottte in ein franjöftfd>e$ Äanoniferftift umgeßaltet 
werben. Der Demant grretyerr t>on Drofte SBifd&ering wie« 
öergeblid) auf bie alte SSerfaffung l)in, bie fo üiel ^faljr* 
fymberte überbauert Ijatte. $n fünfter würben femer 
bie (Silben unb Ämter, alfo bie alten fünfte, bie aflerbtngS 
nur nod> eine Sdjattenejiftenj führten aufgelöft. Sticht 
triefe foOten ju ben ftäbtifd^en SBürben wählen, fonbem 
alle mfinftriföen SBfirger, beren jeber ju biefem Qmdt 
eine charte civique, Sürgerfarte audgeftedt erhielt. 

ffiin »eiterer Schritt ber franjöftföen SBerwattung war 
bie (Smanjipation ber Quben. Sie Ratten bisher im 
2Bünfterlanbe etwa burdj 20 gfamtlien oertreten eine feft* 
gefdjloffene Organifation gebilbet. fteber gfamitte war eine 
ber Stäbte be« gürftbistum* als ©ofytort angewiefen, an 
bem fte Sdjufc genof$. SWur STOünfier war baöon aufge- 
nommen, inbem l)ier feit 1392 bem Qaljre ber großen 
3fubent>ertreibung feine 3<uben meljr gewohnt Ratten. ÜÄit 
bem «Jegfafl ber 3fubent>ergleibung unb ber »erfünbung 
grunbfäfelidjer ©Iei^fteOung aller Staatsbürger be* fran- 
jöftfd>en Äaiferreid&S ftanb ber ^ulaffung ™ n Qfuben in 
fünfter tljeorettfd) nid>t$ meljr im SBege. aber erft na* 
langen «er^anblungen unb Dielen Sinwenbungen beS 



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169 

tnünfterifd&en 2Wagiftrat3 fefete ein $ube SBmbmüDcr aus 
SBarenborf im $aljre 1810 bei ber franjöftfdjen ^Regierung 
burd), baß er in SKünfter ffio^nung nehmen burfte. — 

Die Aufhebung ber ©tänbe fprad) toor allem bie 
laif erlieft franaöfifc^c 33erorbnung öom 31. 2Wärj 1809 au$, 
bie ber ffiinfüfjrung beS Code vorausging. SHad) bem bis 
bat)üt in (Geltung gewefenen preu&ifdjen fianbredjte (§§ 30, 
31 II 1) waren 6^en jwifd&en abeligen unb $erfonen aus 
bem SBauern* ober geringeren SBürgerftanbe verboten. 

Die genannte franjöfifdje SSerorbnung fritifiert bicö 
mit ben SBorten: „Sine foldje gefefelidje SSerorbnung ift ben 
„liberalen ®runbfäfcen juwieber, beren Erhebung uns fo 
„fc^r am §erjen liegt unb greift ju feljr in bie greifyeit 
„beS 2Wenfd)en ein, bie bei feiner £>anblung weniger be* 
„fc^ränft werben barf, als bei berjenigen, wo ber größte 
„®ebraud? berfelben oorauSgefefct wirb. ÜberbieS Ijaben 
„wir erachtet, ba% baS preujgifdje Sanbredjt ba, wo es ju 
„biefem Qrotd bie tiicbre Sfirgerfcfyaft bejeidjnen wollte ftdj 
„in einem offenbaren SBiberfprud) fowo^l mit ber Statur 
„ber ©adje befinbe, als mit bem ©inne unferer gefeilteren 
„Änorbnungen, nad) welken ber SWilitörbienft eine ©t)ren* 
„ba^n ift, woju alle Staatsbürger einen gleiten SBeruf 
„tjaben. 2Bir Ijaben baljcr in einem ©efefebudj, woüon ein 
„£eit unferer Untertanen flur 3eit regiert wirb, eine 33er* 
„orbnung nidjt länger befielen laffen fömten, bie eine #er* 
„abwürbigung einer jatjlreid&en unb intereffanten 93olfS* 
„Haffe enthält, beren f^Ieig bie gelber befteKt, bie ffierf* 
„ftätten beS #anbwerferS unb ÄünftlerS belebt unb batyer 
„unferem lanbeS&ätcrlidjen #erjen üorjüglid) teuer ift. Aller 
„Unterfdjieb jwtfdjen bem Sauernftanbe, einem Ijöfyeren unb 
„nieberen Sürgerftanbe ift Don nun an abgefeftafft. Die 
„Serorbnung beS preufeifdjen £anbred|t$, weldjeS heiraten 
„ber SWänner aus bem Hbelftanbe mit ftrauenjimmern au$ 



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170 

„bem Säuern* ober geringerem Sürgerftanbe verbietet, ift 
„aufgehoben." 

SSöHtgc fojiale ©teid&fteffung mit bem Sürgerftanbe 
erfuhr ber Sauernftanb burd) bie Aufhebung affer per* 
fortließen Äbljängtgfett üom ©utsfyerrn. Co wirb fo x>\d 
gerühmt, ba§ bie preußifc^e ©efefcgebung ju Anfang beS 
19. 3<al)rl)unberts bie ßeibetgenfdjaft ber Säuern aufge* 
Ijoben l)abe. $n Preußen war baS afferbtngS eine eyjep* 
tioneffe Serorbnung, in ben öon granfreid) eroberten ©e* 
bieten aber eine ber erften SWagregeln. ÄuS bem faifer* 
ließen Säger ju Saffabolib ging im ftaljre 1808 baS 
napoleonifd&e Defret Ijeroor, meld^ed für baS eroberte 
aKünfterlanb bie Seibeigenfd&aft, gleid&gttltig weldjer Art 
abfd&affte. Da« Jtolonat mürbe aufgehoben. Die Colonen 
fofften bie ©runbftütfe mit allem Qubefyöx als fcoffeS unb 
unbefdjränfteS Eigentum befifcen, aufgenommen baS bau* 
unb Ijodjftämmige §olj. O^ne ©ntfdjäbigung abgefdjafft 
würben alle au* ber perfönlidjen Untertyänigfeit beS Colonen 
für ben ©utsljerrn ^erüorge^enben SRedjte, fo ber ©eftnbe* 
Dienftjwang, baS SRedjt ber greifaffung, baS Stecht auf 
Öfrof)nben unb perfönlidje Dienftleiftungen. Die anberen 
au* bem Jtolonat felbft entfpringenben {Rechte würben für 
ablösbar erflärt, ebenfo fofften alle bem ©utsljerrn fonft 
etwa jufteljenben Stiftungen unb abgaben burdfc Jfatrital* 
jaljlung ablösbar fein. Das bau- unb Ijod&ftämmige $olj 
behielten bie Colonen ganj, foweit es bisher jum Jtolonat 
gehört Ijatte unb ftd) auf beffen Sänbereien befanb. ©o* 
weit lefctereS nid&t ber 3faH war, aber eine üftitbenufeung 
bisher ftattgefunben ßatte, fofften ©uts^err unb ftoton bie 
^oljbeftänbe teilen. 

©S bebarf feiner Ausführung, bafj biefe Seftimmungen 
geeignet waren, auf bem fianbe bie eütfdjneibenbften SBer* 
änberungen unb Umwälzungen ^erbeijufü^ren. Stelen alten 
Qfamilien na^m biefe «blöfung, bie ja in äljnlid&er ffieife 



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171 

fpäter üon ?ßreufjen burd&gefüljrt tourbe, üjren toertüoflften, 
ja oft ben unmittelbar beim #aufe liegenben ©runbbeftfc. 
2Wan fudjte fid^ ju tjelfen, inbem man an bem ÄuSbrutf 
„Äolonat 11 tyerumbeutelte. Die (Jrbpad&t toax in § 19 aus* 
trücfltd) in bie Soldaten be$ ©efefceS für bie Sauern 
eingefdjloffen. aber e$ gab aud) ©rbpad&t auf brei fieiber, 
ad tres generationes, bei ber ftdj nid)t ergab, ob fie unter 
ba$ ©efefc fiel unb ablösbar mar. Damals wie fpäter 
nodfc nahmen mand&mai im Qfntereffe ü)rer #erren über* 
eifrige ütentmeifter mit ben Säuern bie jumeilen nod) er* 
Ijaltenen merftoürbigen ffier^anblungen auf, in benen fid) 
ber ffietyrfefter aU „conduetor" unter jeid&nete ! 

^ebenfalls erfolgte junäd&ft eine IjeiHofe Sermirrung, 
au« ber fidj nod) $aljrjel)nte lang eine Unjaljl üon Sßro* 
jeffen entnritfelte. Daju tarn, bafj feljr tnele Sauern bei 
ber SWad|rid)t, ityre Sigen^örigfeit fei aufgehoben, an i^rem 
Äolonat fönne freie« ©igentum ermorben merben, üjre 
fämtttdjen ©enrinnbriefe unb auf ba$ Jtolonat ftd& bejie« 
Ijenben Rapiere oerbrannten, aus gurdjt, e$ motten lieber 
anbere Qtittn lommen. Diefe gügettofigfeit jeigte ftd) 
audj anbertoeitig. Der Jtoton begann jefct IjodjftämmigeS 
§oIj ju fdfjlagen, ma£ er o^ne ©rlaubnis be$ ©utsf)errn 
feit ftafyrfyunberten nid&t me^r geburft l)atte. 

Die fetyr gut organifierte franjöftfdbe fjorftoermaltung 
fudjte hierauf ©influfc ju erlangen, ©taatlid&e gorftauffidjt 
über ben SBalb öon <ßrtoaten auäjuüben mar md)t o^ne 
weiteres juläffig, beftome^r beaufftdftigte man bie ©enofjen* 
fdjafts* unb ©emeinbemalbungen. 

©d)on bie granjofen begannen übrigen« ben ©emeinbe* 
beftfe ju teilen. ÜWandje SKarfenteilungen ftnb in fran* 
jöftfdjer 3*it begonnen unb bann nad)träglid(j in preufjifdjer 
burd)gefüJ)rt toorben. 

Der ©runbbefifc be$ SanbabelS befanb fid) jum £eil 
im SeljnSöerbanb. Die eigenartige SertrauenS* unb ©djufc* 



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172 

ftellung, bie ein fold>er jmifdjen bem Safallen unb betn 
Sanbc^crrn üeranla&te, miberfprad) bcm $rinjip ber 
©leid^eit ber Staatsbürger. 

Irofc be* (Einffoffe*, ben bie iveftfälifc^e töttterfdjaft 
bei ber franjöftfdjen ^Regierung Ijatte, trofc ber 2(u*na!jme- 
fteQung, ber fte ftd) bei aller £galite immer nod) erfreute, ge« 
lang e* tyr nidjt, bie Aufhebung be* 2el)n*foftem* ju üer* 
tyinbern. Durdj Defret üom 11. Januar 1809 mürben 
aDe Seljne, fomoljl bie t>om £anbe*ljerrn, mie bie t>on 
*ßriüatleljn*l)errn abhängigen abgefdjafft unb für freie* 
(Eigentum ber SBafaDen erllärt. SWit aufgehoben würbe 
bie (Erbfolge nati) Seljnred&t unb bie allgemeine (Erbfolge* 
orbnung eingeführt, eine für ben größeren ©runbbefifc, ber 
bis baljin tnelfad) nadj ben {Regeln be* Qütptynfätn 
Seljnrec&tS vererbt mar, tief einfd&neibenbe 9Rafjregel. Da* 
franjöftfdje ©efefc blieb aflerbing* tn*befonbere, ma* bie 
(Erbfolgeorbnung anging, Drganifation*gefefc. (Eine praf* 
ttfdje Änmenbung mirb faum nad&jumeifen fein. Der alte 
SRedjtSfafc „de ölste lief, de mann vört wief, de ölste op 
der straoten" blieb aud) in franjöftfdjer 3eit * n Geltung. 
"Die preufcifd&e ©efefcgebung erlieg beSfjalb ber münjtrifdjen 
{Ritterfäaft im Qfa^re 1837 bie (Errichtung Don 3ribei* 
lommiffen. (E* ift ftreitig, ob bie Serfaffung bie* *ßri* 
toileg befeitigt tyat. — 

Die ermähnten, fojial überau* mistigen Aufhebungen 
be* Jtolonat* unb be* Seljen*f9ftem* fallen fdjon in eine 
3eit, in ber ÜKünfter nid&t meljr unmittelbar unter fraiu 
jöftfdjer #errfdjaft ftanb, fonbern bem ©roffterjogtum 
SBcrg angehörte, gür bie SBermaltung mar bie* aßerbtng* 
Don geringer SBebeutung, aud) baß ba* gürftentum STOünftcr 
im 3fal)re 1808 nod) öerfdjiebentlid) feinen #errn medjfelte. 

SRad&bem e* ©eine äRajeftät, ber Äaifer ber Oftranjofen, 
Äönig öon Italien unb *ßrotettor be* Styeinbunbe* in ber 
«bftdjt, feiner ©#mefter Caroline ljulbreidje* unb nüfeli$e* 



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173 

gu erweifen, fobann aucfy gur ÄnerfenntniS bcr Dienft» 
leiftungen ©einer Jtaiferlidf) ßöniglid&en #of>ett beS @roß* 
fyergogS *>on SBerg unb (Sleöe, 3foad&tm (3Äurat), gebauter 
fföniglidjen #o^eit ju öoHem (Eigentum unb ©ouöeränität 
&erliel)en, trat es ftoadbim SKurat ober Qoadjtm Napoleon, 
wie er ftd& nannte, am 15. QfuK 1808 mit aQen feinen 
{Redeten in Deutfd&lanb bem ßatfer Sßapoleon lieber ab 
unb jog es öor, ffiönig beiber ©ijilien ju werben. 3rür 
baS 2anb felbft war biefe Abtretung ebenfo bebeutungSloS, 
wie bie fpäter an ben ^ringen Subwig Napoleon. SBar 
biefer ntut ©rojftergog bod) ein ©ofyt beS JfönigS oon 
#oQanb, ein SReffe Napoleon« unb bagu mtnberjäljrig. Sticht 
©fiffelborf, fonbern SßariS war bie eigentlid&e #auptftabt, 
was infofern SSorjüge Ijatte, als bie Ginljettlidtfeit ber 
Verwaltung gewahrt würbe unb baS eroberte Sanb bem 
großen frangöftfd)en ©taatsförper angegliebert blieb. 

SJie man in SWfinfter felbft über folgen {Regierung^ 
werfet backte, lägt ftd> nid&t beffer wieber geben als burd) 
bie ©orte eine« 2WünfteranerS bamaligev 3eit: 1 ) 

„3uerft war SWapoleon felbft unfer $err, bann gab 
„er uns einen gewiffen ftoadjim, ber in feiner ftugenb 
„Äfidjenjunge gewefen war unb ben feine Sftapoleonifdje 
„SWajeftät jum ©rofftergog, fowie Formate feine ftoljann 
„*>on Se^benfdje üRajeftät iljren greunb ÄntyperboHing gum 
„©djarfrid&ter erhoben l>atte. Stadler er^ob er biefe 
„Qfoad&imfd&e Äfid)enbur($laud)t gum Äönig üon SWeapet 
„unb gab unfer 2anb einem Meinen Stangen *>on gwei 
„#aljren. Dann tljat er am 1. Januar 1811 biefen 
„Sßidfoto wieber weg unb bereinigte uns mit granfreid}. 11 

^olttifd) widriger, als biefer fortwäljrenbe SRegierungS* 
werfet war {ebenfalls bie fdjon balb nad) ber Stefifcergreifung 



J ) Slul ben Äufeetdjmmgen M @. 165 erwähnten SJerwanbtcn be* 
#erfafier$. 



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174 

erfolgenbe Einteilung unb ©rganifation be« SJanbe« nad) 
franjöfifd&em 5u§e. 

Da« neugefäaffene ©roffterjogtum SBerg jcrfiel in 
vier Departement«: allein, ©ieg, SRuljr unb <£m«, ba« 
STOttnfterlanb mar Ijauptfädjlid) bei bem legten beteiligt bie 
Departement« in Ärronbiffement«, von benen für ba« 
3Äünfterlanb SWfinfter unb Soe«felb in SBetradft famen. 
Die Slrronbiffement« würben in Äantone, leitete in ÜÄuni» 
jtpalitäten unb ©emeinben jerlegt. 

Die Departement«grenjen finb nidjt immer biefelben 
geblieben, ma« wegen ber franjöfifdjen ©efefcgebung jumeilen 
nodj Ijeute wichtig ift. (E« mürben nämlich bie Sejtrfc 
ffierne, Sfibingljaufen, SBedEum, Ölbe unb W)tba, bie an* 
fang« jum <Jm«bepartement gehört Ratten, fpätcr bem Stülp 
bepartement einverleibt. 

$m ^aljre 1809 umfaßte ba« «rronbtffement 3»ünfter 
bie Jfantone STOfinfter, SKaurifc, ©reven, Zeigte, Sengerig 
ffiarenborf unb ©affenberg, bagegen beftanb @oe«felb aus 
ben Äantonen £oe«felb, 33itlerbe<f, #orftmar, Ddjtrup, 
Steine unb ©entkeim. 

3fn ben Kommunen Ratten ben SWairepoften burd>* 
geljenb« bie angefe^enften ©ngefeffenen inne. (5« mar 
fein leiste« Amt; benn e« mar minbeften« bie Aufgabe 
unferer heutigen Ämtmänner ju bewältigen. Äße« mar 
neu, befonber« bie franjöftfdjen S3ermaltung«grunbfäfce. 
jErofcbem verlangte man vom SWaire bie größte ©enauigteit 
unb ©djnelligfeit. Der Unterpräfeft befahl, unb melje bem 
STOaire, beffen Tabellen ober Ginnaljmeberedjnungen md>t 
fofort eingingen. SBie fdjncll ber beljörblidje @efdjäft«gang 
mar, fieljt man nod> au« ben SSermerfen. „©efeljen ben 
22. «uguft 1810 STOorgen« 2 ttyr" f treibt ein STOaire, 
„gefeljen ben 22. Huguft SWorgen« 5 UJjr 11 ein anberer 
2Waire auf bemfelben (Erlaß tyre« Sßrttfeften. — 



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175 

Die Bertoaltung war, tote ermähnt, burdjau« Bureau* 
fratifd). einer regierte unb oerfügte. Dod) jog man nad> 
franjöftfd&er ©emo^n^ett bie Sogenannten Sftotabeln al« 
Berater be« ÄoQegium ju. <J« gab Beigeorbnete ber SBairie 
unb ber 2Wuniaipalit8t, 3Wuniäipatität«räte. Den granjofen 
ift nod> f>eute eigentümlich, baß biefe Beigeorbneten nid>t 
burd> ffia^l, fonbern burd) bel)örblid&e Betätigung tyr Hmt 
erlangen. 

3für ben brieflichen Berfelp be« STOaire« mit bem $tä* 
feften war ein beftimmter ©tyl oorgefdjrieben. Qebe« 
©djreiben enbete mit ben ©orten: „id> $abe bie ©>re, ©ie 
ju grüßen." 

2Wan $at bie franjöfifdjen Beamten befonber« in ber 
faäteren preußifdjen 3 c ü t>iclfa<^ ber größten ©erbrechen 
befd>ulbigt, iljnen Betrügereien, Urfunbenfälfdjungen, Untere 
fdtfagungen unb ©rpreffungen oorgeioorfen. «Qerbing« finb 
öornelpnlid) au« bem £önigret$ ffieftfalen eine Sftenge 
Säue befannt, in benen berartige Änfdjulbigungen begrünbet 
erfdjeinen. Aber e« tommt bort Ijinju, baß fterome burd> 
feine lflberlid)c £eben«füljrung unb bie StbenteurergefeQfdjaft, 
bie er in« Sanb braute unb aufteilte, auf feine Beamten« 
fdjaft Ijöc^ft nachteilig einttrirfte. Befonber« üerfdjrieen 
»egen unlauterer ®efinnung waren anfd&einenb bie SBairie« 
fefretäre. ffienigften« befestigen ftd> bie Flugblätter ba* 
maliger Qtit in langen Abführungen mit iljren Srpreffungen 
unb tyrer Bejtedtfidtfeit. Qm eljemal« mfinfterifd)en Seile 
be« ©roßljerjogtum« Berg tag bie ©adje anber«. Soifon, 
(Eanuel, o. 3Jtyliu« unb Duffaiflant, bie Ijödjften Beamten 
f>ier waren amtlid) einwandfreie Seute, wenn aud) ba£ 
^rtoatleben be« einen ober anberen ben SKfinfteranern mdjt 
befonber«. jufagte. Da« Berjeid&m« ber SBatre« be« 
üWttnfterlanbe« weift nur einljeimifdie Sttamen auf, teilweife au« 
ben beften münfterlänbifdjen Familien, unb e« ift oöHig aus* 
geföloffen, baß biefe SKaire« ben Äreaturen be« Äönig« 



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176 

^erome irgenbwie gleidjgefteflt werben fönncn. 3)af$ aus 
bcm Sanbe möglicfyft mel ©elb gejogen werben fottte, tonnte 
Wiemanb oerljinbern. Uitb ob manche Sommi ffarc bei ber 
SBerwaltung nid)t nur bie {Regierung, fonbern audj neben* 
bei fid) bereichert l)aben, lägt ftd) nad) fo langer Qtit fdjroer 
feftftcHen. 

Der SBcrgcffen^eit entriffen ju »erben toerbienen bie 
Saaten einjelner, wie be£ üWonfieurS $)ejoanni8 eine« 
93etter3 beS $räfeften (Januel. S3on biefem würbe ber 
waefere Sommiffair terfd)iebentlid) beauftragt, geeignete 
*ßerfönlid)feiten für frei geworbene ©teQen unb Ämter ju 
ermitteln. $)cjoanni$ bot fofort bie Stmter, aud) *ßrofeffuren 
ber münftrifdjen Unioerfität für (Selb an. Als einmal btc 
©teüe eine« ftäbttfdjen Steuereinnehmers in SWünfter öa* 
fant geworben war, l)atte DejoamtiS mehrere ^Bewerber ju 
ftd) auf baS ©djlojj beftcHt unb fte in öerfdjiebene Sitnmer 
führen laffen. 6r ging bann üon einem jum anbern, lte§ 
ftdj fagen, was jeber geben wollte unb bebauerte, bafc iljm 
fd&werlidj willfahrt werben fönne, weil im 3immer neben* 
an Don einem anberen fcfyon me^r geboten worben fei. 

@ben fo wenig jum ©egen bes SanbeS tljätig war 
ein anberer Jfommiffar, ben man mit ber Prüfung ber 
*ßenftonSanfprüd)e beauftragt l)atte. 

STrofebem bie penftonsberedjtigten ehemals münfterifdjen 
unb preußifdjen Seamten i^re Hnfprüdje, bie fid) teilweife 
nod) auf Seftimmungen bcS SReidiSbeputattonSljauptfd&luffeS 
grünbeten, fofort bei ber neuen Regierung angemelbet 
Ratten, brauste ber faiferlidje Sfommiffar ganje brei Qa^re, 
angeblid) um junädjft ben ©efamtbetrag ber ßßenfionen aus* 
jumitteln. SBäfjrenb biefer ganjen ^eit, \ n ^ cr bit ^ Cs 
gierung Äloftergüter unb ©tiftungSüermögen befcfylagnal)mte 
unb einbog, öffentliche Waffen btxaubtt unb ^wangSanleiljen 
ausfd&rieb, erhielten jene *ßenftonSbered)tigten nidjtS als 
t)öflid&e SJerftdjerungen, bafj ein ©erfahren jur (Ermittelung 



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177 

tyrer Änfprüd&e eingeleitet fei. ©päter fanben bann audj 
einige 3al)lungen ftatt, aber ganj unregelmäßig unb fo, 
baß wenn fid) ber ^Berechtigte nad) einmaliger SBetannt* 
madjung, nidjt innerhalb einer ffiodje tnelbete, er feine« 
Änfprudje« für fcerluftig erHärt würbe, „ba bie ©eiber be« 
Sßenfton«fonb« fd&on lieber nad) *ßari« jurüclgefanbt werben 
feien." — 

SBeffer arbeitete ber franjöftfdje 93erwaltung«apparat 
in anberer 33ejiel)ung, bie mefjr mit bem JTrieg«wefen unb 
ben Steuern jufammen^ing- Da« Sfoiljtanb«regifter mürbe 
öon ben granjofen fdjon balb nad) ber SBefifcergreifung 
eingeführt, Don ber preußifdjen Verwaltung lieber befeitigt 
unb bann in ben 70 er Qaljren be« 19ten $aljrl)unbert«, 
alfo etwa ftebjig $al>re fpäter wieber in« Seben gerufen. 

Die ftranjofeu brausten ba« ©tanbe«amt«regifter oor 
allem um bie wehrfähigen jungen fieute feftjufteflen. fflar 
boefc bie Aushebung eine $aupttt)ätigfeit ber franjöftfctyen 
Verwaltung. ©d)on im $aljre 1807 fdjrieb Napoleon an 
feinen ©djwager ÜDturat, er foüe eine Armee galten, fowol)l 
um bie Qfugenb be« Sanbe« ju befd&äftigen, al« audj ber 
SBfirbe be« Staate« falber. Salb barauf würbe ba« ber* 
gifefce (Sontingent auf 7200 fpäter auf etwa 9000 STOann 
feftgefefct. Dann tarnen bie großen Aushebungen für bie 
gelbjüge in Spanien unb Sftußlanb. ©« ift ftaunen«wert, 
mit welker Umjtdjt unb Energie, aber aud) wie rü<ffid)t«* 
lo« unb erbarmung«Io« in erobertem Sanbe au« wieber« 
fpänftigem unb bem SWilitärbienft abgeneigten Sanbüolfe, 
alfo unter itn fdjwierigften Verl)ältniffen in fürjefier ßeit 
große Sruppenmaffen jufammengebrad)t würben. SBer bie 
franjöftfdje Eonffription in tyrer mttleiblofen $ärte lennen 
gelernt, öerfteljt jene ÜKütter, bie ftdj im Qa^re 1814 in 
©fibfranfreidj al« ber befiegte unb gefangene Jtatfer nad) 
dlba gebraut würbe, auf Napoleon« ffiagen ftürjten mit 
ben ©orten „5Tiger, gieb un« unfere Äinber wieber l" 
LVIII. 1- 12 



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178 

ÄonffrtytionSpftidjtig im ©roffterjogtum JBerg mar 
jcbcr Wlann Don 20 bis jum 25 fiebenSjaljr, aufgenommen 
bcr SanbtagSfäl>ige «bei, bie ©ötyte bet ©taats*, 8er* 
mattungS*, ObergeridjtS unb $ofrftte, ber geiftlid>e ©tanb, 
bie SBeamten unb ©djulleljrer. ^Befreiung erlangen fonnte 
ber einjige ©olpt einer gftnjtid) unbemittelten ffiitme ober 
eines über 70 Qaljre alten unbemittelten 83aterS, ein $attS* 
IjaltungSoorftanb ober Familienoberhaupt aber nur bann, 
memt es jur Hufred&terljaltung ber ©irtfdjaft brtngenb 
notmenbtg mar unb bie Verheiratung t>or bem 1. Oftober 
1806 ftattgefunben fjatte. Über alle ConffriptionSJjflidjtiQen 
»urben Siften aufgefteOt unb jmar boppelt, nämlid) nadj 
bem ©eburts* unb bem Aufenthaltsorte, ©er innerhalb 
10 Sagen nid)t reftamierte, mar bienftpflic^ttg unb Ijjatte 
leinen Änfprud) auf Befreiung meljr, es fei benn, baß er 
jum #eerbienft ööflig untauglich befunben mürbe. Unter 
ben geftettungspftidjtigen fanb eine fioofung ftatt. Dabei 
mürbe baS oom Ärronbiffement ju fteHenbe (Kontingent auO* 
gelooft. Da« maren bie Äefruten, bie fid) bis jum läge 
ber SKufterung unb beS ÄbmarfdjeS beftänbig in i$rer $eu 
mat bereit ju galten Ratten. 

(SS iß nid>t öermunberlicfc, baß ftd& bie aßünf*erlänbif$e 
JBeöötterung biefem SDWIitärbienft nad) Gräften ju entjiejjen 
fudjte. Da« einjige gefefcltd) juläfftge SWittel mar aber 
ebenfo fd&mierig, mie foftfpielig, nämltd) bie Stellung eine* 
fogenannten ftemplaffanten. SDerfelbe mußte ^fnlänber be* 
©roßljerjogtumS, fünf 8fuß groß, bienfttauglid) unb felbjt 
freigelooft fein, ©oldje fieute maren taum ju finben in 
Reiten, in benen jäljrlid) 1500 SWann ausgehoben mürben. 
5Daju foftetc bie Seja^lung eine* föemplaffanten 1000 
analer iftljrltd), auger bem, maS nodj &on ber äDWHtarbe* 
Ijörbe für bie gulaffung ber ©telfoertretung geforbert mürbe. 
5DaS fdjKmmße aber mar, baß ber geloojte töetrut jmet 
Qaljre lang für bie Sntmei<^ung feines »emplaffanten 



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179 

Ijaftete. Unb Defertion mar etmaS fc^r atttägtid&eS bei ber 
grofftergogltd) bergigen Armee. ©3 fam beSljalb nid)t 
feiten öor, baß jemanb, ber für bie fd&öne Uniform ber 
grof$ergoglidf)en SancierS ober beS bergifd&en ÄrtillerieforpS 
nid&ts übrig l>atte nad) einanber gmei Wemplaffanten ftettte, 
um bann enbtidj, nadjbem beibe entminen waren, felbft 
nodf) eintreten gu muffen, ©o tjatte ber aWitüfter ü. dürften* 
berg für einen fefjr begabten jungen 3Water, ben ©oljn be$ 
©tabtridjters gu Dülmen gmeimat bas ©elb für bie ©tett» 
Vertretung bejaht, ffleibe SRemplaffanten befertierten. Der 
junge 3Mer mußte ftd) im grü^r 1811 felbft fteflen 
unb mar feitbem üerfdjotten, ein« ber üielen taufenb Opfer 
ber „großen Armee" im rufftfdjen getbjuge. 

Da« gemöffnlidje mar, baß man ftd> um bie Stellung 
beä SRemptajfanten überhaupt nid>t bemühte, fonbern nad) 
Äräften unftdjtbar madjte unb, menn man in feiner 85er* 
borgen^eit aufgefpürt unb eingeteilt mürbe, fofort be* 
fertirte. 

Ungefähr 40 *($rogent ber ConffriptionSpflidfjtigen tarnen 
überhaupt nidjt gur Sofung. ©ie führten auf abgelegenen 
$öfen unb Motten beS SWfinfterlanbeS üielfadj auf #eu* 
böben ein fe^r gurfidfgegogenes Dafein, maS oft fd&ergl)aft 
gefd&ilbert ift. Den Scuten felber mar burdjauS nid)t 
tädberlid) gu 2Rute. ©ie mürben gunädfjft mehrmals öffentlich 
burd) bie Leitungen toorgelaben. $m #eimats» unb im 
legten Aufenthaltsort mürbe bie 83orlabung öffentlich an« 
gefdfjlagen. SBar bann nad) biefem ßeitpunft eine grift 
üon gmölf SBodjen toerftridjen, o^ne baß ber ©eftellungS* 
pfltd&tige ober ein SRemplaffant beSfelben erfdfjienen mar, 
fo mürbe ein SßrotofoH barüber aufgenommen unter Sei* 
fflgung ber SSeröffentlidjungSbefdjeinigungen, 3eitungen jc. 
Das mar bann baS SWaterial für ein geridjtlidjeS SSerfa^ren 
gegen ben Ausgebliebenen, ben fogenannten Wefraftär. 
©d&on als Deferteur mürbe bagegen bejtraft, mer gmar bei 

12* 



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_ 180 

bcr fioofung erfd&ienen, aber toor ber (geftellung jur ÜRu= 
fterung entwichen war. ©elbftrafen würben in jebem gall 
Derl)ängt, baneben nid)t feiten bie ©träfe ber öffentlichen 
Arbeit. Dabei Ijatte man nodj „baS Jhigeltragen," bie 
alte ©träfe ber franjöfifäen ©aleerenfträflmge. 

3Me ©elbjtrafe für bie Cerlefeung ber ©eljrpfttdjt be* 
trug 500 Ifjlr., unb jwar mußte biefe Summe burd) bie 
($toilbel)örbe fofort beigetrieben werben, fobalb ein öffent* 
Iidje« »Iatt bie $erfon al* flüchtig bejeidjnet Ijatte. C* 
Ijatte in $>ölje ber genannten Summe eine fflefdjlagnafyne 
beS Vermögen« ftattjufinben. ffienn lefctereS aber nid>t 
tyinreidjte, beSjemgen, toa$ ber ftlüc&tige tfinftig burd) <&xb* 
re<f)t ju erhoffen f)atte! 

3Rit anbem ffiorten, fobalb ber ber ©onffciptton ab* 
geneigte #au3fo^n öerfdjwunben mar, befdjlagnaljmte unb 
üerfaufte man bie ©ad>en ber ©Itern beäfelben, bis txn 
(Erlös üon 500 Iljafern erjielt mar. 

hafteten bod) bie ©Item nad) Art. 9 beS ©efefce« wm 
5. «uguft 1807 fubfibiär für bie ©elbftrafe be* entwichenen 
©oljneä, wenn fie nidjt nadjweifen fonnten, alle in tyrer 
3Rad)t befinbtidjen üWittel angewenbet ju Ijaben, um beffen 
Cntwei^en ju öerljinbern, ober wenn fte nidjt bartyuen 
tonnten, bajj es nid)t üon tljnen abginge, bie Würffe^r be«* 
felben ju bewirten. 

1)ie ©Item waren eifrig beftrebt, biefen 9?ad>wei$ ju 
führen üor allem buref) 3eitimg£inferate. $>* x Änjeigen* 
teil ber ßeitungen ift in ben #al)ren 1809 unb 1810 an* 
gefüllt mit Äufforberungeu, in benen SSftter tyre ©öljne 
bitten, fdjleunigft ju tljrer öeftimmung jurü(fjufel)ren(!), 
tyrer *ßflid)t als ©olbat ©enüge ju leijten, ber ©ttmme 
be« ©ewiffenä ®t\)'öx ju geben, üor allem aber bie ©Item, 
bie mit ©jefution belegt ftnb au« ber Verlegenheit ju be< 
freien unb burd) bie {Rücfte^r bem gänjlidjen {Ruin ber 
gamilie üorjubeugen. Qfeber reblicfce SWitbürger unb 



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181 

SlWenfd&enfreunb, bem ber Aufenthalt be« ®ntwi$enen be> 
fannt ift, wirb erfud&t, bcnfclbcn an feine *ßfltc&t )u er* 
innern unb jur 5ftüdtfel)r ju bewegen ober bem SBater SWadfc 
rid)t ju geben. — 

©er ÄuSbrutf be£ Unwillen*, ber burdj olle biefe 9n* 
jeigen ljinburd> ge$t, bfirfte trofcbem ntdjt ernft gemeint 
fein. (Jene Ratten öielmeljr ben einjigen ßwetf, ben SSater 
be* ®ntwi$enen t)on ber (Ejefution ju befreien. Severe 
mürbe ftrenge unb häufig geübt unb bie ötelerf Schlag* 
naljmungen bilbeten balb eine $aupteinna!)inequelle für ben 
Staat, ©el)r oft, befonberS bei großer Armut ber 3fa* 
milie be$ (Entwichenen trat aud) an bie ©teile ber ©traf* 
gelbja^lung gefängliche (Einjieljung ber (Eltern be« Deserteur« 
ober Wefrattär*. 

#ierju war bie JBeljörbe jebeSmal berechtigt, wenn bie 
(Eltern bem ©oljne bei ber (Entweihung beljfilflid) gewefen 
waren. Da« na^m man aber tnelfadj oljne weitered an, 
unb in mannen Äantonen be$ Srronbiffement« STOünfter 
bilbete ftd) bie *ßraji$ fjerau*, fobatb ber GonffriptionS* 
Pflichtige nid)t auf jupnben war, oljne weitere* beffen SSater 
in ba* näd&ftgelegene (Gefängnis ju fperren. 9Wd>t feiten 
!am bann ber ©oljn, ber oft nur auf bem näd&jten #eu« 
boben »erftedtt war unb fteHte ftdf), ober bie fjamilic braute 
bie ®elbftrafe &on 500 Talent auf um tyren (Ernährer 
jurficfjuerljatten. Qn ÜWfinfter würbe Ijauptfäd&lid) ber 
JBubbenturm als ©efängni* für bie SJäter ÄonffriptionS- 
Pflichtiger benufct. 

<Eä Derfte^t fidf> &on felbft, ba§ allen ©eljörben jur 
Sßfttd&t gemacht war, auf (Entwid&ene ju faljnben, jebe Ort** 
obrigteit \)attt inäbefonbere alle Ofremben anhalten, bie ftdf> 
burdf) fonftriptionöpftic^tiged Älter oerbäc&tig matten. 
Der freiwiQig jurüdfteljrenbe SRefraftär blieb in ber Kegel 
ftraflo«, ben feftgenommenen fdfofifcte oft ein &on 3eit i u 
£eit erlaffcner ©eneralparbon, fo berjenige, ben Napoleon 



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182 

am £age fetner Serm&^hmg, am 25. SKärg 1810 Der» 
fügte. 

ÄuS ben ausgehoben JfonffriptionSpflid&tigen, bie fid) 
gemetbet Ratten unb beten man tyabljaft gemorben mar, 
mürben fogenannte S)epot3 gebilbet. Qn jebem S)epot $atte 
ber einjelne eine SWummer, nad) ber ftd) feine (Einberufung 
richtete, ffiar biefe erfolgt, fo Ijatte er ftd> fofort jum 8b- 
marfd) nad) Düffelborf ju ließen, jum Äbmarfdf) jur grande 
armeg, toon ber e$ fetten eine 9tücffe$r in bte #etmat gab. 
SSerlufttiften mürben ben Angehörigen ber ©olbaten nWfrt 
betannt gegeben. 

$afj übrigen« ein fo jufammengebrad)te$ Sfrttt tont 
#elbentl|aten verrichtete, bebarf fetner Ausführung. Den 
gfranjofen mar bie 2Rinbermertig!eit biefer Gruppen audjj 
ntd)t unbetannt. ÜWan oerfud&te Ijtn unb triebet in ber 
SBeoötterung ber eroberten *ßro&injen einen triegeriföen 
©eift ju ermeden burd> ^eitungSarttfet, bie ftdj mit ben 
SBotjügen bet allgemeinen ©eljrpfüdjt befd&äfttgten unb 
bie Äonftription populär ju machen fugten. Qfene %h\fr 
ffifcrungen mären ttberjeugenb gemefen, menn es ftd> ntdjt 
lebigtid) barum geljanbelt tyätte, Kanonenfutter für na- 
poleonifdje (SroberungSfriege ju fdjaffen. 

9loä} »erjagter mie bie Äonffriptton mar bie franjöftfcfre 
ftanbelspolitit. 

©d»on burd> (Srtag Dom 21. SWo&ember 1806 fyttte 
Napoleon aud) für baS aKünfterlanb ben Iransport eng* 
tifdjer obet aus englifdjen #äfen Ijerrttljrenber ©aaten auf 
baS fhrengfte verboten. Äße im fflejitt bet franjöftfcfcen 
SWad)t befinbtidjen engtifdjen ©aaten unb gabritate foßten 
verbrannt merben. Äße Karren, ©agen unb ©<$iffe, bie 
in ©tabt unb fianb burd) ffiege», Qoü< ober *ßolijetbeamte 
angetroffen mürben, mußten angehalten unb auf engtiföe 
ffiaaren unterfudjt merben. ganb man biefe ober au$ nur 
fol$e, bie auf englifd&e Meinung tterfanbt maren, fo mürben 



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183 

fle befdjlagnaljttit unb auf bcm ftrameramrtjauS verlauft 
ber (Erlös aber als ©trafgelb vom „receveur" eingesogen* 

Damit aber ntdjt genug, burd)fidberten DouanierS 
unb Commissaires ä pied ben flaufleuten unb ©irten bie 
Äeller unb äßagajine, um nad) ffiaaren engliföen ttr* 
forungS ju fudf>en. SKan nannte biefe flommiffare in 
SWttnfter bie Äeöerratten. Qu üjrem (Bureau mußte jebeS 
$&<!d)en getragen »erben, baS man vereiden moöte. 

(Sbenfo läftig, wie biefe Verfolgung von ©aaren 
englifdjen UrfprungS in golge ber Continentalfoerre, mar 
ben SWünjtetWnbern baS 5EabatSmonopol, burdj baS «n< 
bau, gabrifation unb (Einfuhr von SCabat verboten unb 
fein Verlauf auSfdjließlid) bem ©ouvewement vorbehalten 
mar. Napoleon foH, mie manche behaupten, felbft einge* 
ftanben Ijabe, er Ijabe nid&ts gegen ben ©df)leid)ijanbel, aus 
bem fiel) burdj) ^o^e 3°ö^onücnttonöftrafcTi fo viele (Ein* 
nahmen ergäben. ©el>r balb blühte im ÜWfinfterlanbe benn 
aud) ber Schmuggel. Der faiferlicl} franjöftfdje 9taud>* 
tabat mar ju ftinlenb unb ju ungenießbar, als baß man 
nid)t alle« baran gefefct Ijätte, ft$ engltfäen ju verfd&affen. 
Äudf> mar man an Xljee, Qixdtx unb Kaffee gemannt unb 
jeber einjelne empfanb es als fernere JBeläftigung, baß er 
biefe ©enußmittel entbehren foHte unb naljm es ber $o* 
lijri Übel, baß ftc ftd& mel>r mit ber (Ermittelung englifdjer 
ffiaare, als ber von Straftaten befaßte. 

fiefetere anlangenb mar baS $auptaugenmert ber 
*ßolijeiorgane auf politifdje Vergeben gerietet, «genten 
ber geheimen *ßolijei jogen in mancherlei Verfletbungen, 
vor allem als $aufierer untrer unb übermalten bie JBe* 
völterung. §\n unb miebcr fanben oljne Angabe von 
©rünben Verhaftungen ftatt, fo ber Äbtifftn beS ÄlofterS 
Ägibii unb mehrerer mfinfterifd&er ©eiftlidjen, bie mod>en* 
lang im Subbenturm gefangen gehalten mürben, ©er eine 
Leitung tjiett, bie nidfjt aus ftranfreidf) fam, mar als 



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184 

„conspirateur" toerbädftig. ©oute bod> jeber bic ein» 
tyeimifd&en unb franjöftfd&en «ßeitungen * e f cn > M* tc *n€ 
Politiken 5Wad)rid)ten bringen burften, auger ben Don ber 
Dbrigleit üeröffentltdjten SBuHetin* über bie immer fteg* 
retdjen ©d)lad)ten ber großen Armee. 

3fflr iljre Saaten Ijatte man im SWünfterlanbe wenig 
$ntereffe. 9Kan wußte, baß alle nid&t franjöfifdjen Gruppen, 
alfo aud) bie großfierjoglid) bergiföen unb föniglid> »ep* 
fälif<f)en lebigltd) al$ Kanonenfutter bienten unb oon allen 
(Erfolgen wenig ju erhoffen Ratten. 

Da« franjöfifd&e SKilitär war aber erft redjt nidjt 
populär, feitbem man bie Unfittlidifeit unb mangetnbe 
töeligiöfttät biefer fieute erfannt ^atte. 

©el)r angeben waren nur bie franjöftfd&en ©enbarmen. 
Qfjr ©ert für bie ©idjertyeit auf bem fianbe würbe rttdt* 
ftc^töloö anerfannt. ©amtliche mfinfterifdjen SBertdjte aus 
bamaliger ,3eit äußern ftd) lobenb über fie. 

Sieben ber oorafiglidjen ©tc&erfjeitäpoltjei ber $xan* 
jofen barf iljre nidjt minber Ijeroorragenbe ®efunbl>eit$-- 
poltjei md)t unerwähnt bleiben, ©ie fpelten barauf, baß 
überall bie &trd)I)öfe möglidjft nad) außerhalb oerlegt würben. 
An oerfdjiebenen Orten würbe baS oon i^nen angefhebt 
unb burdjgefefct. ©ie erließen SBeftimmungen über ©d>ufc* 
impfung. Äud^ bie Steinigung unb Canalifierung bes 
»affuffe« in SWfir.fter würbe oon ber franjöftfäen SBer* 
waltung energifd) in Angriff genommen, gfir bie We* 
gulierung ber ffimS unb Sippe würben weitläufige unb ein« 
geljenbe SSorarbeiten gemad&t. 

Auf glußläufe unb ffiege oerwanbte bie franjöftfd^e 
Verwaltung überhaupt fäon ber Truppenbewegungen falber 
große Sorgfalt. (Sine ber wid&tigften ber in franjöftfd>er 
Seit angelegten VerfeljrSftraßen ift bie Ctyauffe äJifinjier 
ffiefel. 



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185 

3luf i$r rüdten im #erbft 1813 bie granjofen nrieber 
ab. 2Wan mar fie grünblid) leib getoorben in üBünfter. 
Da« gwangStoeife Qfnuntinicrctt jur freier franjöfifdjer 
(Siege, bie$>anfgotte*bienfte mitiäModcngeWut für ©cfctacfcten, 
in benen bie Öftrerer gefdjlagen nmren, hörten auf. $reugen 
^atte fid) erhoben unb bie SB5Iterfd^IadE»t bei Seipjig feftte 
ber #errfd&aft SiapoteonS in ©eutf d>lanb ein ßiel. 

Qn SWünfter ntertte man im Qa^re 1813 aunädjft 
toenig oon biefen friegerifdben (Ereigniffen, nur bajj gegen 
(Enbe Dttober fe$r triet flüchtige granjofen burdtfamen unb 
im Anfang be$ SWo&ember* große Abteilungen Don allen 
Waffengattungen burdjeinanber. «m 4. SWooember sogen 
bie franjdftfäen ©eamten ab, #al3 über Äopf unb mit 
ßurücflaffung eine« 5Eeil$ iljrer $abe, benn am Äbenb be* 
5. SRobember* 1813 rücfte ein Detacfcement ber rufftfc&en 
Jtoantgarbe, ettoa 100 Äofafen ftarf, burcfc ba$ STOaurifc« 
t$or in fünfter ein. 

Da« mar ba* (Enbe ber franjöftfdjen $errfd>aft im 
SKttnfterlanbe. 



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VI. 

$et ehemalige gteift^atettfiHtet t>. Satyrn» 
in fünfter ttnb fein Sttti», 

1817—1830. 



Sott 

Oberlehrer Dr. Inxbonftu. 



ffis ift ein merfrofirbiger ttmftanb, baß brei ber ttolfe* 
tütnlid^ften preußiföen #eerfüljrer be$ 19. 3faijr$unbert* 
längere Qtxt ju SRttnfter in ©arnifon geftanben unb ge* 
tuiff ermaßen $ier ftd» abgelöft $aben. Qfm «uguft 1802 
naljm SBlücfcer bie ©tabt SKünfter mit bem öftli^en Seile 
be* Stifte« für bie Ärone Preußen in »eftfc unb Derblieb 
al* »efe$l«!jaber bafelbft bi* ju bem ttnglfi*8jal>re 1806; 
nid&t lange nadj ©ieber^erfteOung ber yreußtfd)en #err* 
fd&aft, 1817, erfdjien bann ber gffiljrer ber „ttnlben, »er« 
toegenen 3fagb, M Sflfcoto, um breijeljn lange Qfaljre in ber 
$auptftabt ber neuen sßro&inj ein frteblid&es ffommanbo 
ju führen; öon 1834 bi* 1839 enblidfr »eilte al* fcfoifton** 
general in ben SRauern ber alten JBifd&ofäftabt ber na$< 
malige „alte ffirangel." ffiflfjrenb nun SBlüd>er unb 
©rangel tyäterfcin eine größere gefd&idjtlidje {Rolle gefpielt 
Ijaben, tritt als Ärieg*ljerr Sttfcoro entfd)ieben in ben #inter* 
grunb; bafür umgiebt aber bie $erfönlid)teit be$ ttertuegenen 
greif Bärenführer* t>on anno 1813 ein SWmbu* be* 5Ro* 
mantifd>en, ja ein gettriffer poetifdjer §aud), ber feinem 
SWamen bei $eer unb SSol! einen fteigenben ©lanj toerlteljen 
$at. Qfeme^r jebod) biefer ©lang über Sifcoto* SDjaten in 
bem großen ftretyeitsjalfre fid) breitet, befto me$r ift fem 



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187 

fpätere«, faß ganj in fKünfter ftd> abttricfelnbe* Seben ba* 
Don Derbuntelt feorben; in büjtere ©djatten Derftnft ber 
fdjimmernbe lag. ©eljen nrir, tute biefe ©Ratten fid) 
neigen. De* 3ufammenljange* loegen mögen bie nötigsten 
Daten über Sttfcoto« SBorleben aunftdfjt eine ©teile finben. 
fiubmig Äbolf ©ilfcelm greifen Don Süfcoft, geboren 
am 18. SWai 1782 ju »erlin, trat 1795 als Runter bei 
ben <3tarbe*@renabieren ein unb mürbe 1805 als Seutnant 
ju bem Äüraffier»5Regiment Sßr. 7 in JCangermünbe Derfefct. 
«u* ber SRieberlage oon «uerftäbt rettete ftdj fiüfcom nadj 
Colberg, fd^Iog fld) l)ier an ©cfciH an unb trug auf einem 
©treifjuge bei Slaugarb im gebruar 1807 feine erfte fernere 
Certtmnbung baDon. Ttit bem Orben pour le märite ge* 
fämücft unb als SÄajor auf feinen SBunfd) Derabfdjiebet, 
trat er 1809, obgleich nodj am Ärüdftocfe geljenb, in baS 
©djitlfäe Corps ein. $n bem @efed)te bei !£obenborf, 
5. STOai, eine Ättafe auf ein feinblidje* Sieretf reitenb, 
mürbe er jebocf> abermals ferner Dermunbet, moburdj feiner 
£eilnaljme an bem unglü<flid>en £uge ein (Enbe gefegt mar. 
1811 in bie Armee nrieber aufgenommen, erhielt Sttfcom 
beim HuSbruc&e ber gfretyritötriege unterm 18. gebruar 
1813 bie fömgltdjc (Erlaubnis jur (Errichtung eines grei* 
forp*. «m 27. aWärj 30g baS in SBreÄau raf* gebilbete 
ÄorpS Don Wogau am lobten aus nad) Setyjtg, 1400 
2Wann ju gfufc, 340 ju *ßferDe, unb Don l>ier aus jtretfte 
Süfcom burd) ©ad>fen unb bie Ältmart; er ttmrbe jebod> mit 
feiner ÄaDaßerie in ben Äbenbftunben bes 17. 3funi beim 
fcorfe flifcen trofc beS ©affenftitlftanbeS Don granjofen 
unb SBÜrtembergern unter bem ®eneral SWormann über« 
fallen, feine ©djar auSeinanbergefprengt, er felbft Dermunbet. 
SWa$ bem ffiteberbeginn bcs Jfrieges marb baS über 3000 
SWann ftarte $toxp& ber SWorbarmee unb jmar ber $eereS* 
abteilung be« ©eneral« ©aHmoben jugeteilt, beftanb aber 
felbftänbig mehrere ©efecfcte, fo bei ©abebufdj am 



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188 

26. Suguft, tvo btlanntlid) Sfifcoto* Sbpitant St^cobor 
flottier fiel, fonrie an ber ©öljrbe, 16. September, too 
fittfcoto felbft ferner oernmnbet nmrbe. ©iebergenefen 
rücfte er im £>ejcmber mit jtoei ®d>toabronen an ben 9tyein 
unb ging mit nad) 3ftantreid>, too aber eine im @efe$te 
mit infurgiertenSJauern, am 16.2Äärj 1814, in ben Srbennen 
erhaltene neue 93ertounbung feine Xeilnafpne am Jelbjuge 
beenbete. SIS bei ber SWeuformation beS #eere$ au$ ber 
Qfnfanterie be* ÄorpS ber ©tamm be$ 25. 3fnfanterie«JRe* 
giment«, 1 ) au* ber ffaoaflerie ber be$ 6. Ulanen*tftegiment**) 
gebübet roarb, hmrbe OberfHeutnant t>. Sflfcoio ftommanbeur 
be£ lefcteren. 1815 befehligte er bann eine SJrtgabe, fodjt 
am 15. Qfuni bei ©offelieS, am 16. bei gleuru* unb Sigfflj 
unb geriet am Sbenb be$ leiteten ©d&lad&ttageS föroer« 
oernmnbet unb unter feinem erföoffenen $ferbe liegenb in 
franjöftfdje ®efangenfcftaft. Sber ber gfriebe gab üjm balb 
bie tJfreilptt lieber. Kalbern Sttfcoto fein {Regiment in 
bie $eimat geführt Ijatte, fam er mit bemfelben nad) 
ftönig*berg i. *ßr. in ©arnifon, warb unterm 3. Oftober 
1815 8 ) jum Oberften beförbert unb erhielt na$ oorfiber* 
geljenbem Sufentyalte in $ofen unterm 8. äßarj 1817 baä 
ftommanbo ber 13. £aoaflerie«SBrigabe 4 ) ju 2Rttnfter in 
ffieftfalen. — fiüfcoto xoax in ffieftfalen lein ftrember. 2Kit 
bem maderen Sßrftfibenten Don SSimfe, 6 ) ber iljn &eranlafjt 
Ijatte, jur Vorbereitung eine« SBoKSaufftanbe* ftd> i$m jut 
Serfügung ju fteHen, (toal>rfdjetnli(& im ©eptember 1808 
ju ©erlin) mar er am 28. Ottober 1808 in JBufd) bei 



l ) 8gl- @ta»ifcfo, ©efd&id&t* De« 25. 3uf..9teg., Äobleti^ 1857. 
•) »ergl. f&ofyt, ©efdjidjte be* 6. Ulaneu-Keg., »erltn. 1865. 
•) Hm 17. 3uli »ar Sü$ow$ Skier geftorben. 

4 ) SHefelbc umfafjte baä 4. flüraffier»8ffeg. unb ba« li.^ufarot-Sfceg. 

5 ) 2>ie erffc ©efaimtfdjaft mit ö. SMncfe madjte 8ü$ow im 2>qember 
1807 au Snpto» a. b. &ega. 



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$agen, einem Oute be« $errn oon ©tyberg, jtoed« näherer 
©efyredjung jufammengetroffen, ebenfo (Enbe Stto&ember 
be«felben $al)re« in 9Rarf, einem unfern &on SEedlenburg 
gelegenen fflefifctume be« $errn toon ©rüter. 1 ) ©neifenau 
Ijatte 1811 für ben gall be« £rieg«au«brucfce« iljn jur 
Erregung unb Seitung eine« S3olf«aufftanbe« in ben »or* 
mal« preufcifdfcen leilen t)on ffieftfalen (unb Dftfrie«lanb) 
bemgemäß beftgniert. *) Dann tarnen btc 3rreil>eit«friege. 
83on bem Äronprinjen üon ©d&roeben unterm 21. Dejember 
1813 auö $olftein nad) granfreid^ btrigtert, lag fiüfcoro 
mit feinen beiben ttlanen*(E«fabron« am 6. Januar 1814 
in SWünfter, wo t>or iljm, im SWoöember 1813, fdjon ©filoto 
eingesogen toax, am 7. in $amm, am 8. in Äamen, am 
9. in #agen, am 12. in ©d>toelm, Ä ) überall benmnbert 
bur$ ben Wu^m feine« Flamen«. SWadj bem 3frteben«f$luffe 
lag ba« ßorj)« in Quartieren gerftreut bei «nljolt, SBocfcolt unb 
SRee«, al« auf einem Stoße im ©d&loffe be« dürften Salm 
ju «nljolt, am 19. 3Rärj 1815, Sfifcoto bie SRadjridjt Don 
SRapoleon« Wücfteljr au& (Elba erreichte: eine ©cene, meldte 
^agnrifc bramatifd) betreibt. 4 ) — ©enau jtoei Qfaljre foüter 
alfo erfd&ten ber gefeierte gfreifcfyarenfüljrer, bamal« nod> 
nid)t 35 Qafjre alt, als fflrigabefommanbeur roieber auf 
toejtfälifdjer @rbe, in SWfinfter. Unter ben Dffijieren feine« 
greiforp«, roelcfye«, nebenbei gefagt, bi« <Snbe 1813 aud) 
8 ©efonbe*£eutnant« fonrie einen öataiflottfd&irurgu« au« 
ffieftfalen jaulte, 5 ) Ijatte ftd> <*l« SRittmeifter unb ftityrer 
ber 1. Ulanen»(E«tabron ber ©raf Quliu« Don ©alen be* 
funben; im ©efec&te an ber ©öljrbe, 16. ©eptember 1813, 



l ) ö. 3agu>ifc, ®efdfj. M Süfcowfdjen Sreiforp«, Knl. VII, <S. 297. 

«) ßbenb. 299. 

•) <£benb. 219; *gl. 2Rarf$routenfarte, *nl. 

4 ) 6. 257. 

*) Gbenb. 3lnl. I. 



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190 

eine Httafe auf ein feinbtid>eS Äarree reitenb, tvax berfelbe 
tot auf bem *ßlafce geblieben. 1 ) Die ffamerabfdjaft mit 
bem ©efaflenen braute Süfcoto oermutlid) in ein freunbli$e£ 
Berljftltni* ju ber grftflid&en gamilie in SKfinfter, unb er 
bejog bei feiner Änfunft ben Heinen ©alenfd&en #of auf 
ber grauenftraße 9tr. 231 (jefct SWr. 30). ©eine #exfön* 
licfcteit trat in SWfinfter al*balb Ijeroor. Bon groger 2eb* 
fcaftigfeit be* ©eifte«, bie ftdj felbft bi* jur Seibenfd>aftlic&feit 
)u fteigern Dermodjte, barg Sflfcoto in feinem ffiefen eine 
Xreu^erjigteit unb Sieberfeit, bie i$m allgemeine ©tjm* 
patzte toerföaffte. ©eine äußere <Srf$einung tvax eine un* 
gemein anjietyenbe. (Sr xoax oon unterfefcter ©eftalt, mit 
bidfjtem blonben $aar unb Monbem ©djnurbart, unb bie 
großen unb lebhaften blauen Äugen gaben feinem Ausfegen 
etwa* CertrauenertoecIenbeS. 2 ) Safyxtity ffiunben, bie rote 
Qtyrenmale feinen Äörper bebe<ften, aber audf> in ber ©e* 
toegung tjinberten, Ratten ben jungen Dfpjier ju einem 
e^rtoürbigen QfnoaKben gemacht: bei «uerftäbt (14. Oft 
1806) Ijatte er einen ©d>uß burefc bie #anb erhalten, beim 
Überfalle oon ©targarb (15. gebr. 1807) burdfr baö linle 
ftußgelenf, bei fcobenborf (5. 3Rai 1809) in bie «ruft, an 
ber ®ö$rbe £16- ©ept. 1813) burd> ben Dberfd&enW, ht 
ben »rbennen (16. JKArj 1814) burdf> bie linfe #anb; bei 
Signty enblidj (16. Qfuni 1815) eine «ttafe reitenb, toar er 
mit bem $ferbe geftfirjt unb ijatte eine fernere Quetfdjung 
ber Knien Äniefdjeibe baoongetragen, an ber er jeitleben* 
fcinfte. „ffienn er ging," fdjreibt ein Seitgenoffe, 8 ) „fo 
war er burd) feine jafjlreidjen ffiunbcn tyalb ftnoattbe, ftieg 
er ju $ferbe, fo beburfte er ihrethalben einiger #ilfe, aber 
faß er einmal im ©attel, fo toax er ba« SWufter eine« 



Gbenb. 168; Biogrartifdje« KnL VII, 290. 

•) «enb. 300. 

^ $rinri<$ $rö$Ie in ber $ü>grap$ie 3a$n*. 



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ftufarenoffiater«, ein {Ritter oljne gfurdjt unb Stabel." 
$al)lreid)e Ijolje in« unb auSlänbifcfce Orben bebedten bie 
©ruft be$ tapferen unb gefeierten SWanneS, beffen jeitge* 
f#tc$ttid>e $erf3nlid)teit mit ber edfct folbatiföen ftigur 
unb bem entfd&toffenen ©tide für ©ürger wie SWilitär in 
SKÜnfter natürlich eine l)odj)uttereffante mar. 

9Wd&t minber anjieljenb mar in ifjrer ©eife bie ffir* 
Meinung feiner ©emaljlin (Elifa geb. ©räfin Don Hljlefelbt. 
Clifa Daöibia üBargaretlje ©rftftn Don Äljfefelbt'ßaurwtg 1 ) 
war geboren ju ©djlofe fcrantjör auf Sangelanb am 17. 
SWo&ember 1790. 8Ü* einjige* Äinb iljrer (Eltern genoß 
fie eine forgfame SluSbilbung, entbehrte aber bei ber 23er< 
fdjwenbungsfucfct bes SSater* unb ben gertuflrfniffen in 
i^rer gamilie einer beglfidten Äinb^eit unb Qugenb. (Ein 
ftart romantifdjer Qnq fennjeic&nete tyr ffiefen; fle war 
tton einer leibenföaftlidjen ©egeiflerungSfäljigfeit unb liegte 
t)or aflem eine glüljenbe Neigung jur Sßoefte, bie freiließ 
mcljr in finniger (Jntyfänglid&feit unb Eingebung ftdj Äußerte 
als in fritifd&er ©djärfe beS Urteil«. S5on tyrer au« 
#olftein gebürtigen ÜWutter (fiuife ffi^arlotte geb. Don $e* 
bemann) in gut beutfdjer Oeftnnung ergogen, warb (Hifa 
Don ber Seit ber (Emiebrigung ©eutfdfjlanbs burd) Napoleon 
mftd&tig ergriffen. Da machte fte bei einem ©abeaufenttyatte 
in SWennborf bie ©etanntfdfjaft be$ bamate fedfjsunbjwanjig* 
jährigen SRittmeiflerÄ »bolf Don Süfcow, in welkem flc bie 
gtü^enbe ©egeifterung für bie ©ad&e beS ©aterlanbe* wieber« 
fanb, bie fie felbft erfüllte, unb fo würbe fte, md>t oljne 



l ) Über bie merfumrbige grau beftyen wir ein fd|afcbare$, atterbing* 
mit »orftd&t ju benufcenbe* Seben3büb au« ber geber ber 3Gic|te 8arn- 
$agen* Don <£nfe, ßubmitta flffing (©räfut GHfa Don Sflfjlefelbt, eine Bio- 
graphie. SRadj Briefen öon 3mmermann, 9R5ü*er unb Henriette $aaI$o». 
Berlin, 3fr. Wunder, 1857), weidet ber ©räftn jugleid) auf bafl innigfte 
befreunbet war. Sgl. baju ®. $u fßutlifc in ber Httg. beutfd&en 33io- 
grap^ie, Bb. I. ®. 160 f. 



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große ©djwierigleiten oon feiten tyre* Bater*, im ÜWflrj 
1810 feine ©attin. OTidjt lange, ba famen bie greüjeii*« 
friege. Hn Süfcow* (Entfd^Iuffe jur ©Übung eine* 3rrei* 
forp* ebenfo tote an bctn Quft anbelommen be*fetben fcatte 
bie begeiferte JJrau einen entfäiebenen Anteil. $n einer 
ärmlichen SMerfdjenfe ju JBre*lau empfing unb warb (Elifa 
an fiüfcow* Statt bie freiwilligen, unb ber mutige ßauber 
itjrer uom ©lanje feurigfter Begeiferung _ umfloffenen $er* 
fönlicfcfeit erljob jene SEage ü>re* geben* ju einer wunber» 
famen Dichtung. S^eobor flörner blicJte mit jugenbli$er 
Verehrung ju ber tyattrftftigen grau empor, ber eble Sfriefen 
flaute in Hjr ba* Urbilb weiblichen «bei*, unb Qmmermann 
ber in ben fiflfcowern bie „^oefte be* $eere* M feierte, 1 ) 
^at in feinen „(Epigonen" bem fcelbenmfltigen ©irten ffilifa* 
eht pr&$tige* JDentmal gefegt. 3 ) ©ie blieb auf ben 3&8* n 
in ber 9VM)t ber tämpfenben ©$ar, pflegte im gelbe iljren 
an ber ®öf>rbe ferner oerwunbeten ©ema^l unb burdjlebte 
teilnefcmenb bie fpannenben ©edjfet ber f$i(ffal*retdKn 
Sage. 9ta$bem ber große Sölferfrtcg beenbet, ließ au$ 
bie Spanntraft be* ©eibe* nad), unb bie in außerorbent* 
lieber Qtit bie ©renjen iljre* Berufe* Übertritten, trat 
nun jurüdt in bie fttfle SBelt ü>re* finberlofen $aufe* unb 
frieblidjer ©efeßigfeit ®o ersten fie an ber ©eite iljre* 
©ema^l* im $uli 1817 in 2ttünfter. 

(Ein Porträt au* jener 3eit, weldje* Submtfla «ffing 
reprobujiert, jeigt bie bamal* 26 jährige Freifrau al* eine 
oorne^me unb elegante, auffallenb gefleibete <&rf$einung, 
beren Profil an Annette Don Drofte erinnert. Auf ber 
l^oljen, oon einem reiben Socfenfranje umrahmten ©tim 
lag etwa* Berfd>wiegene*, unb um ben üttunb fpielte ein 



*) «gl. feine begeifterte Säuberung (ei o. SagiDifr, 6. 19. 
*) ©ie erföeint in bem Spontane unter bem Hamen Soljairaa mtb 
al« Geliebte griefen« (ber i&r eng befreunbet mar). 



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m 

entfäloffener gug. @leid)tt>ofjl lägt bic garte ©eftalt ber 
trftumerifd) blidenben SRorblanbatodjter nic^t bie betoegte 
unb gletdrfam gefd&id&tlidje Wolle erfennen, toett&e fie anno 
13 gefpielt fjatte. Sin auf bem ©iegeäfetbe Don ffiatcvloo 
aufgegriffener groger ©unb oon feltener ©c^ön^ctt, ben bie 
Sft&oroer — auger gioei ©töfern unb $anbfd&uljen Sfca* 
poleonS — ber ©attin i&reS gfityrerS jutn ©eföente ge* 
mad&t, tt)ar au$ in üBflnfter il>r fteter, treuer {Begleiter. 

SBerfefcen toir uns nun in Sfi&ott* mflnfterfdje 3 e ^/ 
fo mag bewerft toerben, bag bie erfl toenfge Qaljre unter 
preugifäer #errfdbaft fteljenbe ©tabt bamal«, 1818, einfd&l. 
ber awilitärbet)51ferung nur 15150, se$n ftafyre fpäter 
18560 (Sintoo^ner fyattt; bie ©arnifon jätylte 1828 im 
gangen 2440 Wann. 1 ) Salb nad) £ü|ow* Hnfunft weilte, 
t)om 20. bis 24. «uguft 1817,ber tfronprinj g-rfebridj ©ityelm 
in SWfinfter, fobann, oom 13. bi$ 15. ©ept. be3f. Qaforea, ber 
Äönig ftriebridj SBilljelm III, in beffen Segleitung ttrieberum 
ber Äronprtnj mar, unb ÜWitte ftuni 1819 Sprinj ©illjelm, 
ber nachmalige ftaifer. *lud) oom iO. bis 12. Quli 1821 
befudjte ber fiönig roteberum bie ©tobt. 2 ) 

An ber ©pifc: beS 7. Slnneeforps ftanb bamal« ein 
in ber fiiteratur ber napoleonifdjen Stiege trief genannter 8 ) 
SKann. Qfo^ann Äbolf gfretyerr öon Stljielmann (geb. ju 
Bresben 27. April 1765) war, nad)bem er als fädjftfdjer 
©eneral ben ftrfbjug SWapoleonS nad> SRuglanb 1812 mit* 
gemad&t, 1813 aber als ftommanbant oon SEorgau üergebltdj 
oerfud&t $atte, feine Dffljiere für bie @ad)e ber SBerbfinbeten 



l ) Ba$lmann, 2)er S&egternnßlbeairf SJtönfter, 1898, <S. 83, 88. 
1890 aöf)ite bie ©arnifon 8327 3Kann. 

•) ©afclmann, ©. 34. 

•) Sgl ben giemlid) auSfüljrHdjen Sebenflabrifc fotoie bie Sfteratur 
über ©eneral $$ielmann (oon §. d. $eterfborff) in ber Ältgem. beutfdjen 
Eiogr. »b. XXX VII, 1894, 6. 755—58. Edelmann, S. 118. 
LVIII. 1. 13 



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194 

}u gewinnen, im April 1815 als ©eneraDeutnant in preufctfdje 
©ienfte getreten unb Ijatte mit bem britten KrmeetorpS 
entfc&eibenb bei ©aore gefodjten. 1816 warb er in SRünßer 
tomntanbierenber ©eneral. Seit bem getbjugc nad) {Rufc* 
lanb träntelnb, babei Don ausgeprägter Qnbiöibualttat, l>atte 
S^ielmann wenig ©ertel>r, unb Sfifcow felbjt ift bem in 
jurücfljaltenben formen fidj bewegenben Wann, ber übrigens 
eine reiche fd)önwiffenfd>aftlid>e SMlbung befaßt in JWÜnftcr 
nic&t näljer getreten. Um fo näf>er aber feinem DünftonS* 
fommanbeur Don Sud. 

$anS Styilipp Kuguft Don Sud, 1 ) ber militärtföe 
Crjieljer beS Äronprinjen ^riebric^ ©tl^clrn (geb. 1775 
ju 2Rfindjeberg, geft. 1859 )u $otSbam), erfreute ftd> beS 
l>fld)ften UnfeljenS in ber tönigltdjen Familie unb ber 
bantbaren SSere^rung beS nachmaligen ftdnigS, ber fidj 
felbft als feinen £elemadj ju bejeic&nen pflegte. ©$on 
im gfelbjuge Don 1815 Ijatte er als Dberft unter ©eneral 
Don Edelmann gefönten unb bie 11. SBrigabc befehligt; 
bei ßigntj ftanb er jugletdfo mit Don Sfifcow im gfeuer ber 
©djladjt. Q;n fünfter fanben fte ftd) wieber. Sud mar 
bereits jum ©eneral aufgeftiegen unb ftanb Diele Qfaljre 
f)inburd>, bis 1834, an ber ©pifce ber 13. ©iDifton; wie 
bie Sßerfönlidtfeit beS populären ßflfcow, fo trug aud) er 
burd> bie SWadjt feiner SRobleffe wefentltdd baju bei, bem 
preußifdjen ©taatswefen ©ijmpatljieen in ber neugewonnenen 
$roDinj ju erobern. JBeibe SKänner ftonben, obgleich Cor* 
gefegter unb Untergebener, in einem fjerjlid&en ©er^ältniffe, 
unb bie SebenSaufäeid&nungen beS ®enerals Don Sud 2 ) ge* 
währen uns Don jenen gemeinfamen mfinfterfdjen Zagen 
ein burc&auS freunblic&eS JBilb. 

*) Sebenabaten in ber ttttgem. beutfd&en $iogr., S3b. XIX, 1884, 
6. 355. 

*) Auf @runb Jener Slufeetdjnungen ifi ba$ intereffanie 8eben«bÜb 
entfianben, weldjeä Generalmajor oon kxofäh im $reu|tfdjen 3a$rbu$e, 
^erauögegeben oon Shmfel, 3a$rg. 1863, über Sud entwirft 



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195 

©efentlid> in ben Wammen biefe* Silbe« gehört ein 
2ßann, ber, obgleich ganj im bürgerlichen Seben fte^enb, 
bod> in ben fpljen militärifc^en Streifen fünfter« mit 
Vorliebe Dertetjrte unb in befonber« natje Sejie^ung 
ju Süfcoto trat. 5Da* ift ber befannte unb Derbiente 
©djulmann 3friebridj ffoljlraufd), bamafe ffonfl- 
ftorialrat unb Seiter be« leeren Unterrid)t«»efen$ ber 
^Srouinj ©eftfalen. (geboren am 15. SRo&ember 1780 
}u £anbolf$f>aufen bei ©öttingen afe ©oljn eine« ?ßrebiger* 
Kaufes, Ijatte Äoljlraufd) nad& einer jiemlidj betoegten 3fugenb, 
oljne überhaupt eine Prüfung abgelegt ju Ijaben, no$ in 
ben legten Sagen bergif^*franjöftfc^er #errfdjaft tint 
Stellung als fieljrer an bem Stjceum in Süffeiborf ge» 
funben, in ber er au$ nad) 1813 noc^ oerblieb. 2)urdj 
ben SRinifter t>on ©d)u<fmann in ben fjöfjeren JBerroaltungS* 
bienft Ijerübergejogen, tarn er 1818 als ©djulrat in ba* 
ßonftftorium ju 2Wfinfter, in toeldje« jtoei Qfatyre bor i^m 
audb Doerberg berufen mar. Äotylraufd), ber afe jtoeiunb» 
ac&tjigjälpriger @rei$ feine £eben$erinnerungen x ) fc&rieb — 
er ftarb erft am 30. Januar 1867 afe ©eneralbireftor ber 
©djulen be« bormaligen Äönigreidj« #annober 2 ) — erföeint 
in biefer Äufjeidjnung, beiläufig gejagt einer ber beften 
ttutobiograpfcieen neuerer Qtit, afe ein burc&au« ebler, 
oornetymer (Jljarafter, afe edjter Patriot unb afe Wann 
oon Harem Urteil unb »armem #erjen, oott JBegeifterung 
für alled ©ute unb ©rofce, ba£ auf feinem auffteigenben 
SebenSroege if)m oor bie Äugen getreten. Skmertenätoert 
toax feine, tote er felbft fid^ auSbrücft, „oon Qfugenb auf 
genährte unD burd) bie Sßeriobe ber greiljeitäfriege fo $0$ 
gehobene Steigung für militftrifdje SWftnner unb Sreigniffe. 148 ) 

s ) (Erinnerungen aul meinem Beben, 4>annoner 1868 » »t* Bilbnil» 
f ) Sehte ©erfe bei 3to&mann, »ünfkerianMf^e 6$riftfteller, II, 
6. 124. 

s ) (Erinnerungen 6. 206. 

13* 



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196 

©o tarn e* betin, ba$ ber geiftooDe flÄann befonber* ju 
bem tommanbierenben öeneral, bem ®eneralftab«dKf 
Dberjt Don ©oljogen, beffen SWadjfolger Dberft ©etafm*fy 
u. a. in eine nähere SBerbinbung trat, meldje Don einer 
aOm0$entli$en jmariglofen ^ufammentunft in einem um 
genannten ßofale ber ©tabt unterhalten unb geförbert 
toutbe. «n berfelben beteiligte jtd> aud) ber feit 1815 in 
Sftfinfter mlrfenbe, befannte unb jobiale Oberprttftbent t>on 
Bincfe (f 1844), beffen ©efanntfc&aft Süfcom jefct er* 
neuerte. 

3m #al>re 1820 trat ein ©edjfel in ber gfü^rung be* 
«rmeeforp« ein, inbem (unterm 3. fcprü) gretyerr Don 
JEtyelmann an bie <&p\1jt be* 8. «rmeetorp* nad) Jtoblertj 
berufen mürbe, 1 ) unb an feine ©teile ber (eiterige §tom* 
manbant Don ÜRagbeburg, $>emrid> fflil&elm Don #orn, 2 ) 
trat. $orn mar Don ben gfreiljettstriegen Ijer, in benen 
er ftd) namentlich beim Olbübergange Don {Bartenburg au$* 
geseidjnet Ijatte, 8 ) einer ber Doltttümlic^ften ©enerale ber 
preu&ifdjen Armee. 4 ) Sei ben ©olbaten führte ber bamalö 
no$ ni$t fedjjigjäljrige SKann (geb. 1762) ben gemütlichen 
^Beinamen be* „alten #errn. M ffiie in SKagbeburg, fo 
errang ft$ $orn au$ in SWünfter eine fo allgemeine 5Be* 



') ©eftorben bafelbfi am 10. Ott. 1824. 

») Sgl. über i|n 9loser »efroiog VII, 729, ÄBgem. betttfdfre »iogr. 
XID, 140. 

*) $Ü6 feine 8rigabe nad) bem ©iege oor gort befüierte, nafcm biefer 
bie $opfbebe(fung ab unb »erharrte wäfjrenb be$ ©orbeimarfdjeä entblößten 
Raupte«; 2>roöfen, Dorf, 8b. 4, Pap. 2. 

4 ) 2Bie ber ©eneral in ©Iü^er« SBeife e* nerftanb, bie £erjen feiner 
wcftfäHfäen Gruppen ju gewinnen, baoon ergäjlt £*&l*jiuf<| (©. 208). 
„Söenn bie Sanbae^r," berichtet er, „ii)xt oierwö^igen Übungen beeubet 
^otte unb entlaffen würbe, bann ritt $orn nor bie grront unb rief ben 
Sanbwefhrm&nnern fein 8ebewo|l gu mit ben Porten: 9hm geljt nadj 
£aufe, IiÄe Beute, unb grüßet mir eure grauen unb Äinbcr! Unb ein 
taufenbftimmigee £urralj antwortete ifyn." 



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197 

liebtljett, ba§ ftrau öon ßfifcoto fd&erjweife t>on einer Sieb« 
fibaft ber iWännerwtlt ju i^tn rebete. 1 ) 

STCadj allem fd^eint Sfifcow* SSerijftltni« ju bem einfach 
geraben 2Wann, beffen ffiefen bem femigen burdfauS cnt* 
ft>rad&, burd&meg ein angenehme* getoefen ju fein. — JBe* 
fonber« freunblidj aber ftanb er ju bem genannten SJon* 
flftortalratc Äoljlraufdd. S)iefer, ein feiner JBeobadjter &on 
«ßerfonen unb (Dingen, fanb fo in ßfifcow, wie er felbft 
fagt, einen „Siebermann im redjten Sinne be$ ©otted, ,lf ) 
einen „offenen, männtidjen (Eljarafter," „jutrauUd), wenn 
er einmal fein »ertrauen gefdjenft fyrtte, 418 ) unb ber felber 
macfere, öertrauenärofirbige 2Wann genojj ba8 tn>fle 93er* 
trauen be« wacferen Dfftjier*. Oft unb gern erjagte iljm 
Sflfcow in freunblidjen ©tunben Don feinen (Srlebniffen in 
ber großen ftriegSjeit, beren (Seiftet ftd>tlid) nod) feine 
ganje ©eele erfüllten. Die Erinnerung tum fto§lraufdj 
haftete fpatertjtn namentlich an beffen lebhafter ©dfifbetwtg 
oon ber großen fcreußifäen ffiaöaflerie«Httate auf bie fran« 
jBftfdjen Farben am 9benbe oon Signt), wo betatnttftdj 
SJfifcow ftürjte unb, fdjwer ttemmnbet unb gefangen, sor 
Napoleon geführt mürbe. 4 ) ©ie bei folgen ffirjäljlwigen 
be* alten »eiterfüljrers Kuge geblifet Ijaben maq L SWe 
fjetfct e* bodj bei @d>iDer? 



l ) Äjflug, 6. 217. — «ergl. ben »armen 9kfroIog im »Seftfal 
3Rer!ur," 9tr. 177 pom 5. 9*oü. 1829, baju bie S)antfagung ber EBttwe, 
geb. Don SBIanfenftein, ebenb. 

») Siogr. 6. 208. 

*) Gbenb. 212. 

*) 8U0 Sftapoletm iljn unter ben (Befangenen auf bem äird&ljaff mm 
Signa erblidte, rief er triumpljierenb auö: w Ah, voici le chef des bri- 
gands!" 2)odj befjanbelte er iljn mit Hd&tung unb Kefj bnrd) einen $er» 
beigerufenen #rjt feine Äniewunbe forgfältig öerbinben. — auf bem 
SäuäpoTte nad) $nri$ erlangte £üfeo» but$ bie na<$ ber ®d)fadjt bei 
SBateripo oorbringenben preu^ifd^en Sappen feine 8frd|eit »ieber. 



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198 

„ffiofcfouf, Äomeraben, auf« $ferb, auf« <ßferb, 

$n« 3rclb, in bie ftreiljeit gcjogen! 

3fm Jelbc ba ift ber Wann nodj n>a« toert, 

Da tüirb ba« #erj nod) getoogen, 

Da tritt fein anberer für tyn ein, 

Auf ftd) f eiber fteljt er ba ganj allein!" 
JRun aber mar e« anber«, unb bie ®eban!en be« 
©aUenjteinfdjen Äüraffier« gitterten audj in ber ©eele be« 
tfcatenluftigen Sßanne«. 

„Denn ber Sßenfd) toerfümmert im griebe, 

SDlü&ige 8?ul> ifl ba« ©rab be« ÜÄutlj« . . ." 
©e$r treffenb djarafterifiert Äoljlraufdj fiüfcotü« ftd&tlid) 
l>ert>ortretenbe Unjufriebenljeit mit bem ruhigen, ttyatenlofen 
fieben in 2ßünjter. „Die ganje SWatur Süfcow«, 1 ' fagt er, 1 ) 
„fcar nidjt für ben grieben«bienft gemalt. ®r geftanb 
mir, baf* er am Iiebften ©olbat getoefen fei, al« er nur 
eine ©c&nmbron gu befehligen Ijatte. Da fyxbe er ba« per« 
fdnltdje ffioljl jebe« feiner ©olbaten im Äuge gehabt; e« 
waren bie 2Renfd&en, bie fein ftntereffe in ttnfprudd ge* 
nommen. (Einigermaßen fei bie« au$ nod) ber ftatt ge* 
ttefen, al« er ein {Regiment gehabt f>abe, bod) fei bie Qaty 
fd>on )u groß getoefen, um re$t menfdjlid) auf ben einseinen 
eimoirfen ju tonnen, ©eit er aber Srigabefommanbeur 
fei, Ijabe er Ijauptfädjtid) mit {Rapporten unb JBefdjeiben 
auf bem Rapiere ju tljun, 2 ) unb ba« befriebige iljn nidjt. 
3fm Jfriege, mit feinem JJreiforp«, fei c« eine anbere ©ad>e 
gemefen; obgleich aud> ba bie größere Qa\)l ben einjelnen 
metp au« ben Äugen gerüdt Ijabe, fo l>abe bod) ber Drang 
ber Sreigniffe unb bie Kufforberung jur Xtyat ben Seift 
in fteter Spannung erhalten." Äud& SubmiDa Äffing be* 



l ) »togr. @. 209. 

■) Sgl. aufy feine ©efatmhnadjungen im 3Jtönfterf<$en SntelKgeity« 
blatte, 3afrg. 1817 ff. r betr. $ferbet>ertöufe x. 



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199 

rüljrt triefen $unft. fiüfcow, bezeugt fte, 1 ) bem nadf> bem 
bewegten #rieg$leben ber teere ftriebenSbienft gar nid&t be* 
l>agte, fucfcte ftd) burcfc feine fieibenfdjaft für ?ßferbe in 
feiner freien ^eit mögtidjft ju jerftreuen; er f d&affte ftd& 
beren triele an, bie ber ©egenftanb feiner ftänbigcn JBeob* 
adf)tung unb Pflege waren. $n militanten Streifen fei, 
ljet§t e* »eher, bie Unterhaltung über ?ßferbe fym ber 
Iiebfte ®eft>räd)8ftoff gewefen. 3JMt feiner ©attin, bie eine 
au3gejeid>nete Leiterin war, pflegte er oft unb gern weite 
©pajierritte ju unternehmen, 2 ) bie feinen ©eift ablenften 
unb feine Sfteröen fpannten. Qu weld) abenteuerlichem 
Sßlane feine 3rrieben«unluft tyn fpäterljin trieb, werben wir 
no$ feljen. 

©eine ©attin felbft füllte p* in 3Bünfter anfänglich 
feljr fremb, benn bie t>erl)ältni3mä{jig Meine ©tabt mit i^ren 
engen SSer^Sltniffen fagte iljr wenig ju. Der eigentliche 
©runb tyre£ Unbehagen* aber lag, wie e3 unfere Quellen 
offen auSfpredjcn, tiefer: ifjrem feinen, tyoc&gebilbeten unb 
nad) Anregung oerlangenben ©eifte fehlte es im Serielle 
mit bem geiftig fc&lidjten unb intereffelofcn ©atten je 
länger je me^r an Sefriebigung. $n ben begeifterten 
Jhriegöja^ren, wo tyr ganje$ SBefen in werftfcätiger Siebe 
jum SSaterlanbe ftd) erfd&öpfte, war e« iljr gewijfermaßen 
nidjt möglich gewefen, an ftd) felbft, an iljr perfönlid&e« 
@efd)idt gu benlen: nun aber, in ber geiftigen ©nfeljr ber 
münfterfd^en 3fal>re, trat ber Äbftanb jwifdjen Ujr unb 
fiüfcow immer fd&ärfer tyerüor. ,,^ rc ©eiterfeit," bertd&tet 
fiubmilla Äffing, 3 ) „oerwanbelte fi$ in we$mütigettf<8äi$t; 
jie fudfjte, wie e« i^re «rt war, (Erfafc in ber 'tfattt"tutb 
bei ü>ren ©intern, aber il>r $erj feinte fid^ üergeblid& nad& 
einem ©lüde, ba$ fte einft geträumt unb iaf tyr nid)t be* 
fdfjieben ju fein fdjien." Die Sefd^äftigUtt^en; mit rein 

') 6. 58. - ») Cfcnb. - ») @. 8^ ,,..,.;„ .,., „,, Mt);i: , :ll: > 



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aoo 

militArifdjen Dingen, bie ben SRann jerfhreuten, tomtte 
bie grau nid>t teilen; tyren ®enufe an ber frönen Siteratur 
teilte toieberum er ni$t in bem ®robe unb mit bera gri- 
ffigen ©erftänbni«, welche* in fo ljo$em üttafee üjr eigen 
toaxt fo brfldt Äotflraufdj *) ficfc <wi$, ber aber jugleid> an« 
beutet baß bie Äinberlofigfett ber ©je ba* ticffke Übel 
berfelben gewefen fei. "Die fd>öngeijHgen Steigungen ber 
$rau t)on gflfco» fotoie ber Sauber ^ rer anmutigen ©e« 
fefligfeit fammelten in bem SJfifcowfdjcn #aufe übrigen* 
feljr balb einen intimen, jmanglofen ftrei*. „<E$ beftanben, 14 
|ef§t e« barü&er in bem ©riefe einer gfreunbin (Hifa*,*) 
„Sbenbcirtel bei i$r, an benen fte und biel, roenn t$ nidjt 
fagen mifl faft immer Zeil nehmen Heg. ©8 mürbe barm 
uorgtlefen, aud) mit verteilten Wollen, toie namentlich 
„laffo," ju bem fte aud) und meiere juteilte. Dabei waren 
Henriette «ßaatyoto, bann eine würbige alte geiftreidje Dame, 
grau Don Äad&en, ber alte ftonftftorialrat SWöfler, jtoei 
Offiziere, Äeutnant #offmann unb Leutnant JRöljrbanfc, 
unb no$ einige anbere, 8 ) nrie überhaupt biefer Cirfel tein 
ftreng abgefdjloffener mar, unb fiüfcoro fomie no<& mehrere 
ganj heterogene (Elemente 2^ee mit babei tränten, roorauf 
fle in abgefonberter Unterhaltung auf abgerufen *ßlftfcen 
ben Äbenb auf itpe SBeife »erlebten, ©ie (grau t>on 
flü&oro) tiwr bie Seele ber Meinen SSerfammlung, unb townn 
ttrir un# ft>ät ton tyr trennten, unb bei Sternenhimmel 
unb SOTonbenföein ber Neine ©djwarm ^eimjog, fo toar 
e* immer nad? in Segeifterung unb im SftadjfyxU ber frönen 
Stauben, bie ttrir bei itjr jugebrad&t. Dad mar eine liebe, 
unotrge£li4e äeit! 11 ffieldjen iiterarifdjen Wefoeft t^xau 



*) ©. 211. . 

f ) S3ci «fftnp,, 6. 67. 

*) Unter biefen anberen Befanben flcf) ber äonftftorialrat £o$lraufd> 
nnb grau, eine grau Ubde oon SC mit tyrem ©arten fowie ein fjranleiii 
©ityelmine Don ©. (Galen?), 



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301 

Don ßüfcom übrigen« in SRünfter befaß/ befunbet ein totnifd|er 
JBorfaD. «I« nftmlid) im SRftrj 1819 ber beruhigte flofcebue 
Don beut ©tubeuten ©anb in SWann^etm ermorbet mar, 
erfäjitn eine* lagt« ein ganger $ug *w>n SRünfteranern 
im ßüfcomföen #aufe, .um ber gefeierten grau, bie an 
aßen Diätem ein fo lebhafte« Qntereffe Ijatte, ü>re XtiU 
nannte au« fttlaft biefe* öreigniffe* auöjubräden. $ie 
bieberen JDemonftranten Ratten jlofcebue eben für einen 
großert ©i#ter gehalten. 

Ä>en erften *ßlafc unter ben ©ajtfreunben be£ #aufes 
behauptete Don Anfang an ein 2Rann, ber feiten unb feit* 
fam jugleidj, e$ Derbient, an biefer ©teile eine nähere <8r* 
hrftynung ju finben. ü)a« mar ber aud> in gürftenbergS 
fieben eingreifenbe ßonftftortaltat Änton XBilljelm ÜRöfler. 
(geboten am 24. Kuguft 1762 )u Stppftabt, Ijatte er feätpenb 
ber $remb|errfd)aft SWünftet »erlaffen, all flonflftorialrat 
in Ä8nig*berg, fobantt als $rofeffor in SUrealau gemirft 
unb mar nad> ber fflieber^erfteKung ber preußifdfren #err* 
föafi in feine frühere ©teDung nacfc fünfter aurüdtgefe&rt. 
gr mar ber O^rim be* befannten ^riebric^ ^rummad^r. 
SWöfler mar ein geiftootter, Don Diclfeitigen ibealen ftn* 
tereffen erfüllter SWann. QNn eifriger Anhänger ber San* 
tifdjen Sßfcilofoptyie, ein großer JBereljrer be« tlafftfd&en 
Wtertuml, befaß er jugletd) reiche Äenntniffe auf bem ®e* 
biete ber beutföen Siteratur unb ging mit ßeb^aftigteit 
in alle neuen (Erfdfceinungen berfelben ein. Sud) förift* 
fNHerifö mar er mclfadj t^fitig. 1 ) ©efeüfd&aftlid) mar er 
ein ungemein anregenbe* Clement, babei Don einer eblen 
#erjen*bilbung unb Iei$t fUfc auftyuenber <£ntj>fwbung. 
Äo$Irauf$ unb Äubmiöa Äfftog miffen ni(^t ©orte genug 
SU finben, um ben ebten SWann gu feiern. SSon befonbertm 
«Bette aber iß bie (tyaratttriftif,. bie ber „SBeftfälifdje 



*) ©o*b fei Sajjdum*, 9<U}ri#<» jc, SRnttftor 1866, «. 216. 



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SRerfur" 1846 t>on iljm entwarf: „Bon Cljarafter," Ijetßt e* 
Ijier, „mar SDWtter ein echter beutfcfcer Sßann, unb wie ge* 
biegen audj fein ®eift, fo mar bo$ au$ fein ©emflt nic^t 
minber tief unb gart. (Seine Äußere ffirfdjeinung mar 
fiattlidj, freunblid) unb eljrwfirbig. Seine $ol>e, gewölbte 
©tirn oerriet fofort ben Genfer, feine Sippen umfdjwebten 
Anmut unb ^eitertet t; feine gange *ßerfönli(fcfeit war liebend 
wfirbig unb Ijerggewimtenb unb gewährte ben Cinbrucf eine« 
im Dienfte ber ftbeen ergrauten 8e$rer$. ßeigte er fdjon 
ein rein menfdjfidje« Stadtteilen unb eine au» beut $erjen 
tommenbe 3freunblid)!eit gegen jebermann, fo mar üt£be* 
fonbere feine 3freunbfd>aft it)m felbft ein ©eelenbcbürfm* 
— Ijingebenb unb treu unb für ©eift unb (Semfit gleich 
genußreid). Die ®efellfd)aft, welche er angenehm ju unter* 
galten unb ju beleben wußte, liebte unb fu$te er, befonber* 
foldje erlefene Jtreife, wo ber ®eijt ben Borjifc füljrt, unb 
war in tynen gerne gefeljen bis in feine legten Sage." 
Und) feltfam nannten wir i$n &or$in: baffir jwet Setfriete. 
WS er einmal bei einem 3reftmat)Ie einen begeiferten Xoaft 
auSbrac&te, beugte er fieb in feiner Seb^aftigfeit etwa« ju 
weit jurücf, oerlor baS ®leidjgewid)t unb fiel mttfamt bem 
hinter tym ftefcenben Stuhle platt gu ©oben; STOöfler jebod> 
ließ fidj in feiner feurigen {Rebe am ©oben liegenb ntdji 
weiter ftören unb etft als er feinen Vortrag beenbet Ijatte, 
richtete er fid) lieber auf. $n ber (Einfamfett feine« $aufe* 
vertiefte er ftd) meift fo fe&r in feine ©tubien unb ®e* 
banfen, baß er auf feine Umgebung wenig achtete. So 
trieben ftd) in ber großen, wfiften ffioljnung beS alten WlanntS 
auf ber SReubrfldenjtraße Watten, groß wie junge Slawen, 
in {Rubeln untrer, unb als feine oortrefflid&e ftreunbin 
S^riftiane (Engels bei i$m eintrat, fa$ fie abenbs brei, Dier 
jugleid> in (Gegenwart ber 2ßflgbe auf ben £tf$ fpringen 
unb ben £alg &on ben Seudjtern freffen. SR60er aber 
füllte flc^ mty babei. Der «benbcirfel in ßü$ows $aufe 



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203 

war feine größte gfreube, unb wir »erben nod) fe$en, mit 
weld> fdjwärmerifdjer SSere^rung er ber jungen, feinen 
#errin beäfelben jugetf>an war. ©eine eigene 3frau blieb 
ben 3ufammentimften bei fiftfcow fern; Ijoc&begabt unb ge* 
bilbet, litt fie an periobtfdjer ©eifteSöerwirrung. ftn ifcrer 
©teile na&m 3Bdüer« ©obn «rnolb Sßil&elm, 1 ) (geb. 1791), 
ber feit 1817 Srigabeprebiger in SWünfter war, an ben 
gemeinfdjaftlidjen »benben teil: wie ber Sater ein retd)* 
gebilbeter SÄann. $n ber golge fanb ber Sefecirfel, an 
weldjem, wie gefagt, fififcow felbft einen meljr pajffoen 8n* 
teil fcatte, abwedrfelnb aud) im #aufe Don Äo^lraufd^ ftatt, 2 ) 
beffen ©attin wie ftrau t>on ßfifcow eine Dänin war. 

(Sine* läge«, im SRooembcr 1819, melbete ftd> jum 
Dienftantritte auf ber JBrigabe ein junger, al$ ttubtteur eben 
nad) Sßünfter berufener Quftijbeamter au£ SKagbeburg. 
©ein SWame war Qmmermann. fiüfcow aber a^nte ntd)t, 
weld> tiefen unb üerijängniSüoDen (Einfluß auf fein $au$ 
ber bamals erft 23 jährige junge SWann balb gewinnen 
follte. — flarl fieberest ^mmermann, ber fp&tere unfterbltdje 
Dichter unfereS „DbeTljof, 11 war geboren am 24. April 
1796 als ©olpt eines $rieg£* unb Domänenrates in 3Wag* 
beburg. Der reidjbegabte 3#ngling pubierte in #aDe, als 
be« ÄönigS Aufruf „An mein 33olf" audj if>n ju ben ©äffen 
rief. (St warb in ba$ erfte 3fttger*Detad>ement bes £etb' 
Infanterieregimente^ eingereiht, burdfc ein heftige« Merken* 
fieber aber fo lange bem gelbe ferngehalten, baß er erft 
1815 bei 2ign$ unb ©aterloo ben Donner ber ©d&ladjt 
gehört Ijat. Seim griebenSfdjlufc als Dfftjier entlaffen, 
teerte er ju feinen ©tubien nad> #aDe jurfid unb abfol* 



<) ©eft 1864 ol« Vfonet in Sübbetfe, &. SB. 3flin*en. Seine 
fe$r aaWreid&en a.efd)id)tlid)en, litungifdjei! jc ©Triften iei ffia&mann, 
@. 217 f. 

») Siogr. 219. 



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204 

bierte 1818 fein erfte* Jurtftif<!)e* (gramen m #atberftabt. 
9tod>Dem er att «u*fuItator in ©rofrDfäerfleben unb 
SRagbeburg gearbeitet, beftanb er im 3»ai 1819 bie ^Wjere 
Prüfung unb überfdjritt nunmehr in SWünfter ben 2eben** 
»eg ßfifcoto«. S>er Inlaß tyrer näheren ©efanntfdjaft 
fear ein gefdjäftlidjer. ©ei ben Dertofrrten SBermögenSDer* 
Ijältniffen Don Süfcoto* ©djttriegewtter, bem ©rafen $riebrhfj 
Don Stylefelbt auf SEranf jör, erhielt feine fjrau toeber ifyc 
mfitterli$eS (Erbteil, nod) au$ bie ü>r Don jenem juge* 
fidjerten JBejüge, unb in biefen wibrigen SJerfKiltniffen, bie 
fidj bereits jahrelang ijinfc&lewten, beburfte man bei SM* 
ftanbe« eines Wedftsfunbigen, looau ber junge »ubtteur dot* 
iüglid) geeignet fdjien. ®o betrat er Sßfrom* $au*. 5>a$ 
geföalj 1820. SUfcoto verlegte bamal* feine ffioljmntg au« 
bem Reinen ©alenfdjen $ofe in ba$ fog. ©ittigfc&e $au*, 
ein ehemalige« fflofter, welkes jefct jur $)ienfhool>nung für 
t!)tt eingerichtet toar. $>ie SWauern be« altertfimltdjen ©e* 
bäube* »aren nod) mit Statuen Don ^eiligen unb anberer 
Cdjnifcarbeit trauert. SEBett unb feierlidi lagen bie Qftnen* 
rttume bar, unb bie §o|en Stifter, jrfe mfldjtigen fjlfiget* 
teuren gaben bem ©angen etwa« attertümlidj (Srnftes. Aber 
$rau Don Sftfcoto befaß in Ipljem 9Wa§e bie ben grauen 
eigentümliche ©abe, mit ©nn unb ©efdjmac! bie 3immer 
ja fd&mütfen unb freunbKdj )u geftalten. 9Wan glaubte, 
berietet fiubmiDa fcffing, 1 ) in eine fd>»ne ©dt ju ge« 
langen, in ber ein guter ©eniu« toaltete, toemt man tyre 
©Öffnung betrat, ©ort lebte flc unter Blumen, SJÜpen, 
SBüdjem unb Silbern, umgeben Don üjren JBSgdn unb 
#unben, unter benen $eftor, ber ^nblhtg Dtm ©aterfoo, 
bie Hauptfigur war. Km ©djreibttfdje ober am ®tid* 
rahmen, auä) Diel lefenb, oerbradjte fte bort ifpe JEage, 
»eWfre burdj eine Urlaubsreife, bie ßü|o» 1820 mit ü>r 



») ©. 77. 



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»06 

an bie romantifd&en Ufer be* JRbein* madjte, unterbrochen 
mürben. (Sitten ju ber ffiobnung gel)&renben (Satten be* 
forgte 3ftau oon Süfcom felbft tute eine Partnerin; eine 
fcfeatttge ffieinlaube Dereinigte oft ben 3fteunbe*trei£, ber 
ba* Äiltowf^e <S$epaar umgab. 50a etfcijien Smmetmamu 

9* ift l>iet nic&t ber Ort, um auf bie 9egie$ungen 
be* fcidjter* ju bem Äüfcomfcben $aufe ober, fageu mit 
beffet, fein fteunbfc&aftltc&e* VertyUtni* ju ber jjrtau öon 
Sfifrom unb beren (Jinflufe auf i|n n&^et etnjugeben; mir 
oermeifen bieferljalb auf bie Smmcrmann-ßiletatut, in»* 
befonbete bie ©Stiften oon SKiilUr oon ff bnigftminter, 
„ffatl 3fmmettttann unb fein ffrei*" (Srjtttyungen eine« 
tbeinifäen (Eljroniften, Sb. I. fieipjig 1860), fomie 6ttau|, 
„ftarl ftmmermann, fein geben unb feine Serie, gufammen* 
gefteflt au* Jagebücfcern unb ©riefen an feine $ami(ie," 
herausgegeben oon ©uftao ju $utiifc, 2 »be., «erlin 1870, 
SWur einige* möge genügen. 

Da* frifdje, ttttftige unb juglei^ geiftooHe ffiefen be* 
23 irrigen SRanne* prägte fi$ in feiner äußeren «r- 
f$einung, obgleich biefelbe md)t eigentlich f$9n ju nennen 
mar, vorteilhaft au*. Sin poetiföet ®<fcmelj oerBärte 
feine flttge, unb au* ben buntlen Äugen fprfiljten Äuft unb 
geben, ©ein bi$terif$e* fcalent, mit meft&etn ftugleift bie 
©abe eine* bö#ft au*brud*ooOen beflamatorifc&en Vor« 
trage* oerbunben mar, gemährten tljm balb in ber Eüfcomfcfcen 
©efellfdjaft einen au*gejeic&neten Jßlafc. ©er feine, oor* 
neunte (Seift ber grau o. ßftfcom, tyr milber «ruft, tyre 
finnenbe ©cfrmermut unb fanfte ftunigfeit bie gange $o< 
Ijeit üjre* ©efen*, mortn bie greunbe be* #aufe* fte mit 
iaffo* Seonore oerglid&en, übten nun auf ben empfänglichen 
ftmmermann gleich oon Anfang an einen beraufdjenben 
(Einbrucf, mäljrenb feine eigene QfnbtotbualitÄt, fein (Snrtju* 
fta*mu* für äße* ©djtfne unb ©rofce in jhinp unb Site* 
ratur eine befonbere «njiel>ung*fraft auf jene Äußerten. ©q 



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m 

bilbete fic^ eine ©gmpatljie ber «Seelen, toeld&e je länger 
je fjerjlidjer mürbe, otyne bod) äußerlich bie ©renjen be« 
Unfdjicflidjen ju [treffen. „gfür un«," bejeugt Äotylraufdj, 1 ) 
„bie wir in foft ununterbrochenem Umgange mit bera 
Sflfcowfdjen #aufe lebten, blieb bte Äufmerffamfeit, bte 
^mmermann ber grau t>on Süfcow unb biefe tym fd>enfte, 
nidjt »erborgen, allein beibe« Ijielt flc^ in folgen ©c&ranfen 
be« Änjtanbe* unb ber ©itte, bag mir jroar ben ganzen 
ßuflanb ber übrigen« fo ad)tung«merten SRenfdjen be* 
bauerten, allein gar feinen Anlag finben Tonnten, weber 
roarnenb bajroififcen gu treten nod) und au« bem Umgänge 
jurfidjujieljen. fiüfcom bejubelte feine ©ernannt mit ber 
größten Ächtung, unb fie nrieberum toergag nie bie Stellung 
ber ©atttn, bie fie rfid ftdbt«üoQ gegen tljn roa^rna^m, unb 
ebenfo beobachtete Qfmmermann ben befdjeibenften »nftanb 
in bem gcfeüigen 3 u f aw,men f e * n / f° *> a B c * n Änftofe in 
biefer JBejieljung niemal« Ijeroortrat." Qn Qfmmermann 
erwarte jefct mächtig bie Suft jum bidjterifd)en ©Raffen, 
um fo mel>r, al« fein Amt tym fe^r Diel SRuge lieg, 2 ) unb 
in rafc^er golge entftanben u. a. ba« - „{Requiem," bie 
£rauerfpiele„Da«£l)alöon{Roncet>al," „$etrardj," „<Ebtt>in," 
ba« fiuftfoiel „Die *ßrinjen öon ©t>rafu«," „©ebicfcte mit 
üßufifbeilagen" unb öor allem ber {Roman „Die Rapier» 
fenfter eine« (Eremiten," worin bie ©eelenjuftänbe eine« 
feurigen jungen #erjen« mit groger ffia^eit gefdjilbert 
finb. 3 ) ©obann bietete er ba« Irauerfpiel „Äönig <ßeri* 
anber unb fein #au«," 4 ) ba« Suftfpiel „Da« Äuge ber 
Siebe" unb enbli^ bie feine unb geiftoofle SRooelle „Der 



') @. 211. 

') ÄfPng, ®- 207 ; Eingabe Smmermann«. 
•) «De etfd&ienen $amm unb 5Wünfter 1822. 
4 ) «Iberfelb 1823. 



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207 

neu ^gmalion." 1 ) dx felbft war nidjt weniger al$ ber 
ftreunbesfreis erftaunt Aber biefe plöfelic^e *ßrobuftion$fraft, 
bie wie eine neue Offenbarung Über üjn gefommen war, 
unb tn jarten tyrifdjen (Ergfiffen feierte er biejentge, welche 
burcfc itpe Anregung alT biefen 9?eid)tum in if>m gewectt 
Ijatte. Datyin gehören bie frönen Serfe-. 

„SRidjt immer füllen 

Die föwebenben #oren 

Den Sedier ber grreube 

2Rit frifcfcem ©ein! 

Dann gel)' jum JBorn 

©er Ijeü'gen (Erinnerung 

Unb trinfe bir Wut 

3für (jeuf unb morgen! 14 
Die £üfeowf$en ©efeflfdjaftSabenbe nahmen burd) 
3fmmermann einen nod) lebhafteren Äuffdjwung ate ju&or; 
©ft la* er bort mit feiner fräftigen, wo^uenben ©timme 
au£ ©oetfce, ftleift, ©Ijafefpeare unb Salberon ober au$ 
au$ ben eigenen Dichtungen t>or unb feffelte alle burd) feinen 
geift* unb feelenDoflen SSortrag. ©o üerfloffen einige Qcfyxt 
Ijinburd) bie gefettigen ©tunben, unb ba$ 93erljängni$ fdjlang 
wityrenbbeffen immer fejter feine JBanbe um baS gaftlidje 
$au3. 3f mmer ^ c f cr ' öm & cr ®<*ttm 2fifcow$ in bem 
geiftigen SBerfeljr mit bem begabten Dieter ber Kbftanb ju 
iffrem ©emalfl jum SJewufetfein, unb bie ftataftrop^e natyte. 
Qfnjwifc^en machte ßüfcow im $erbfte 1821 mit iljr eine 
Keife na$ öerlin, wo er alte gfreunbe unb öefannte in 
SWenge wieberfal). Da« folgenbe 3fat)r bradjte bem nod) 
nid>t ( 40jä^rigen SWanne feine (Ernennung jum ©eneral* 
major (burd> patent t>om 30. 3Wärj), worauf wir im 
©ommer 1823 tyn wieber in Segleitung feiner ©attin auf 
einer ttrlaubdtour nad> Bremen finben, wo Untere tyre 



') $amm 1824. 



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©rjieljerin SWarianne *P§ilippi 6egrüfcte. $m Januar 1824 
würbe enblidj $mmermann al« Jhiminalridjter in feine 
|>eimat«ftabt SKagbeburg uerfefct. S3on bem ©eneral fc^ieb 
er in gutem ffihwernetymen unb er lieg bemfelben noeb öan 
SKagbeburg au« „für alle erwiefene ©ewogenfjeit" banfen. 
Die ©elbangelegenljeiten feiner @emal)lin foütc er, wie ab* 
gemalt mar, audj Don STOagbeburg aus weiter verfolgen. 
8u« feiner Äorrefponbenj erfeljen wir gelegentlid), bafe 
fiüfcow bem bamal« in fünfter gaftierenben au«gejeidjneten 
©djaufpieler *ßautmann, ben Qmmermann ljod>fd)äfcte, eine 
(Ehrung erwie«. 1 ) $>a§ ftmmermann ungern fdjieb, liegt 
nadj bem ©efagten auf ber $anb, aber aud> bie ©tabt 
SWünfter felbft l>atte e« tl>m angetan, wenigften« förieb er 
nadj feiner Änfunft in SWagbeburg: „wenn alle, bie t>on 
SKünfter fommen, jene ©tabt fo loben, wie id), fo wirb 
batb ba« Vorurteil gegen biefelbe fcfcwinben." *) grau von 
Süfcow empfanb ben SBerluft feiner geiftig anregenben ®e* 
feQfd^aft fe^r fdjmerjlid), unb beibe traten in eine briefliche 
JBerbinbung fd)öngeiftig äjtyetifdjer Art. (Sine« läge« aber, 
SWitte Huguft bcsfelben ^a^jre«, oerlieg au$ fie unter 
Qmmermann« SRitwiffen fünfter unb ba« $au« U>re« 
©atten, um nidjt wieberjufetyren. Submiöa Äffing, bie 
greunbin ber grau öon Süfcow, ftellt bie SMnge in tyrer ffieife 
bar; wir aber geben ftotyfraufd) ba« ©ort: „alle ©d&ulb ber 
Trennung beiber ©atten, 11 fagter, 8 ) „wirb (bei ber Hf fing) auf 
fififcow geworfen, ja eine ebelmütige Aufopferung uon iljrer 
©eite Ijerausgefunben, um Süfcow bie 9Wögtid>teit ju Der* 
fdjaffen, einer Neigung ju einer fofetten reiben grau ju 
folgen. 3)a bie (gntfemung ber grau bon ßfifcow au« 
SWünfter in ben «uguft 1824, alfo in bie SWitte meine« 
Seben« in SKünfter faßt fo mü&te jene« 93er$ältni« unter 
meinen Äugen ftattgefunben ^aben. %äf fann aber ber* 



») Hfftoß, 207. - ') Slfflng, 209. - ») 6. 213. 



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209 

fufcern, baß ni$t bie geringste ©pur beffen ju meiner ober 
meiner fjrrau Äenntni* getommen ift." 

Sri bem Wufe unb ber Stellung be« ©eneraW mu§ 
ber goß in 3ttfinjter große« Auffegen erregt l>aben. gür 
i§n felbft toax er ein harter ©djlag, aber er betrug fid> 
nobel. SSar Süfcom groß aU ©olbat gemefen an ber ©pi^e 
feiner ftrcifcfyarcn, fo toax er jefct nid>t minber groß al* 
einfamer SWenfd) in einem öereinfamten $aufe. Unter bem 
©olbaieurode regte fld> mit 3Rad)t ein tinblid) innigere* 
müt, unb bie ©riefe, meldje er trofc aflem fortan, bi$ ju 
feinem lobe, an bie geliebte, ungetreue ftrau fanbte, t>er» 
mag in tyrer ganzen Qaxt\)t\t unb bem «bei tyre* £one$ 
niemanb olpte {Rührung ju Iefen. ©leid) im erften (Briefe, 
ben er tyr nadj Dreöben nadjfanbte (am 26. Kuguft), Gilbert 
er, tote $ettor ber #au*$unb glew&fam trauemb mit ber 
®d>nauje tyn angejtofjen, als ^abe er feine $errin ton 
tym geforbert, mie bie Seute bie ©artenmege t)interm #aufe 
fauber gefegt, unb er roiffe bod> nid)t, für men, roie er in 
ber befreunbeien abiigen Familie in Soburg, wo gerabe 
®^ö|enfeft gefeiert worben, f o fjerjlid) aufgenommen feorben 
unb er bod> nur mit 2Wüt>e feine innere ©ewegung ju be* 
meiftem t>ermod>t. ©o föreibt nur ein üRenfd) oon tiefem 
®em$it. (Enbe «uguft traf für ßü^oto ein Urlaub nadj 
Äopenljagen ein, tootyin er no^ in ben SBermögenftm* 
gelegeneren feiner Qfrau eine fc^mierige Steife unternahm. 
Dann finben »ir tyn auf einer ®ieuftreife * unter $f erben, 
Äflraffieren unb ^ufaren;" *) rr nur feiten, 41 fd>reibt er, 
„föleidje i# fort, unb Spänen muffen meinem jerriffenen 
$erjen in biefem Hugenblide Suft madjen." — „Slu* 3RH* 
leib gegen mi$: fei glücflic^!" SWßnfter war fiüfeoro Der* 
leibet; „eine SBeränberung be£ Aufenthalte* tofinfdje t$ mir 
fe&r unb benle fte ju erhalten." $tynlid> briUft er ft$ 



l ) «ffltig, 91. 
LVIU. 1. 14 



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210 

fpäter au$. 3njwifd>en erfolgte bie ?ßublifation be$ ge» 
ridjtltdjen ©d>eibung$erfenntniffe$, ba$ öon beiben Seilen 
im (Einoerjtänbniffe erjielt war, am 22. April 1825. Die 
geriebene grau folgte nun tyrem greunbe ftmmermann 
nad) SDtogbeburg, unb atö biefer Anfang 1827 aU fianb* 
geridjttrat na$ Düffelborf Derfefct mürbe, fiebelte fie im 
«uguft beSfelben ^afjre* aud) borten über. 3fon ju $et* 
raten §at fie ftd> aber geweigert, ©anj merfwürbig ift e$, mit 
melier gerabeju föwärmerifdjen ©ereljrung ber alte SRöHer 
ßüfcow* einziger grau allem ©ed>fel juin Irofce ergeben 
blieb. Sßfodjologifd) ift ba* intereffant. Äubmitta Äfftng 
teilt jalflreidje ©riefe üttöfferd an fie mit, öon ber 3eit 
tyreS ©eggange« au$ üRünfter bi* !urj t>or feinem lobe. 
Äffe biefe ©riefe atmen eine fdjier ttberfd)wenglid)e ©en* 
timentalität unb erinnern bamit an bie wunberfamen ©djftfer» 
jeiten be$ 17. ftaljrljunbert*; babei war ber Schreiber ein 
bejahrter Wann unb t>atte Iängft erwadtfene ffinfel. Die 
fdjöngeifiige grau mufe, wo« aud) bie ©riefe QfmmermannS, 
ber Henriette Sßaaljow u. a. bezeugen, eine merlwürbige 
2Rad>t über i^re Äreife befeffen ljaben. $n biefem ©anne 
ift aud) SKöfler bi£ ju feinem lobe — jwanjig Qa^re 
nadj grau öon Äüfcow« Äbfc&ieb — verblieben; no<$ fein 
lefcter, mit 82 Qa^ren getriebener ©rief, öom 28. Sluguft 
1844, 1 ) betunbet eine ©lut fdjwärmerifdjer Zuneigung unb 
©ereljrung für bie „liebe, $olbe <5lifa. M Der alte Ober* 
tonftßoriatrat ftarb in fünfter am 16. 3ttai 1846. 

fteljren wir jefct ju Süfcow jurücf. Der ©eneral lebte 
oon jener Qtit an ftiQ unb jurücfgejogen in fünfter fort 
Der literarifdje ffirfel war jerf äffen. „STOein unb ber 
SKeinigen Umgang mit Ujm," berietet Äoljlraufd), „mar 
natürlich ein weniger lebhafter geworben, unb überhaupt 
bilbete ftd> für und ein foldjer Ärei« öoff gehobener gei* 



l ) »fjhtg, @. 296, «r. 27. 



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211 

ftiger ©enfiffe niemals wieber. " Süfcow tannte nur noeß 
feinen JBeruf, unb „beS ©ienfteS ewig gleidjgejteflte ttyr" 
ging lag für lag im felben Safte für tyn weiter. Qtnmer 
einfamer würbe es um ben einfamen üRann, ber oon feinen 
(Erinnerungen lebte, ©eine ©etreuen oom 3freiforj)S lagen 
üjtn feljr am #erjen; einmal ^ören wir Don SBerftimmung 
wegen üprer mangelnben Sprung. SBon ben 82 Offneren, 
meiere ba« ÄorpS bis ju feiner «uflöfung inSgefamt ge* 
Ijabt fyattt, gingen, folange er in SRünfter lebte, niefct 
weniger als 21 waefere jtameraben mit £obe ab, 1 ) 
unter tynen fein intimfter greunb unb ffiaffengeftt^rte 
©uflat) öon JBornftäbt, ber als Äommanbant Don Jrier 
fd>on am 21. 2Rär} 1820 baljinftarb. 2 ) ©eljr l)art traf 
Äfifcow baS «bieben feiner beiben ©ruber «uguft unb 
©ityelm; jener ftarb, 46 ftaljre alt, am 28. Dejember 
1826 als OberregierungSrat in SßotSbam, unb fdjon am 
15. ftebruar beS nädjften ftaljreS folgte tym, crfl 31 jährig, 
ber jüngfte ©ruber SßiH)elm, ber blutjung unter «bolf im 
SfreitorpS gebient ^atte unb bamals als föittmetfter (beim 
{weiten ©arbe4Janbwel)rfat>aflerie'SRegt.) in SBerlin ftanb, 
unerwartet in baS ®rab. 8 ) (Sine «blenfung feiner ge- 
brühten ©timmung wäre für Süfcow in jener Qtxt bie 
«ufjeidjnung feiner (Erinnerungen gewefen, beren ÜÄangel 
wir lebhaft bebauern. «ber ßüfcow war fein Wann ber 
Ofeber. Dagegen oeranlafcte er bamals feinen vertrauten 
Jteunb «bolf @d)lüffer, berjeit SRittmeifter im großen 
®eneralftab, ber als einer ber erften ^freiwilligen bei ber 
Infanterie beS $reiforp$ oom 15. SKärj 1814 an SüfcowS 
«bjutant gewefen, jur «bfaffung einer ®efd)id)te beS ÄorpS, 
weldje als erfte 1826 in JBerlin (bei üKittler) erfdjien;*) 



') Sgl. bie 9tadin>cife Bei o. Süßwifr, Hnl. VII. 
») fcoenb. ©. 286. — ») @benb. @. 300. 
4 ) ^gl. »• Saßwife, ©orw. III. u. «nl. 7, 6. 309. ©dpffer »at 
geboren 1793 au Stalin nnb ftarb aU ©eneral'&utnant 1863 au 

14* 



^-», 



Googk 



an 

leiber entbehrt bie ©arftcffung be« ßufammenfange« mit 
bcn größeren fibeigniffen be« Äriege«. — ®<$lflffer »ar 
e« übrigen« aud), ben Sttfroto enbli<$ in ein bei feiner 
ma$fenben SSereinfamung Derftänblufce« <&e$eimni« jog; 
ber ©eneral §atte ftcb entfd&loffen, bie SBitoe feine« $m 
befonber« teuren ©ruber« SBttyelm, »ugufte geb. oon 
Uebel, 1 ) ju heiraten, unb im Sfrü^ja^re 1828 führte er fte 
al« öattin, mitfamt ©illjelm« fcodjter <Htfabet$, na<$ 
SRfinfter in fein oeröbete« #au«. ©cblftffer raadjte ber 
©efdjiebenen na<$ fcttffelborf bie erfte STOitteilung ba&on,*) 
bie nun balb mit Genehmigung be« &8nig« Don Stönemart 
tyren alten Familiennamen al« ©täfln Don W)lefelbt lieber 
annahm. Sfifcoto« j»eite ©ema^lin, bie geborene tum 
Hebel, »urbe, »a« er leibet balb einfe^en mujjte, ba« 
Übel feine« $aufe«, unb föon am 25. «pril 1829 Ragte 
er feiner gefdjiebenen frrau, mit ber er nad> mie t>or in 
freunbfdjaftlicber SBerbinbung blieb, fein große« Äeib. „^dj 
bin unau«fpred>licfc unglücflüfc," fdjrieb er üft. „ÜRit 
»ed>t fannft bu fagen, i$ tyltte mtdj felber unglücflidj gc* 
ma$t; fo richtig bie« audj ift, fo tottrbeft bu mi$ ent* 
fäulbigen, »enn bu Don allen $er$ältniffen unterrichtet 
mftreft. <E« gelje mir, ttrie e« toofle: nur ben SEroft beiner 
freunbfdjaftlidjen 5£eilna|me, ben lag mir, fonft ge$e td) 
unter!" *) 5Da« Serlangen, Don iljr „SEroft unb fieben ju 
erhalten," mürbe fo mächtig in Süfcoto, bafc er ftcfc ttto 
fölofc, fte in Qüffetborf felbft aufjufudjen. Unb fo tarn 



©ieW($enftein M £atte. — (Sine ©efd&W&te bei Srettorp* förieb aa$ 
ein anbetet ehemaliger Angehöriger beffel&en, Sßrof. Solj. (Jifelen (geb. 1785 
)n 9tot$en&urg an ber ©aale, gefi. 1865 $u £aHe i. SB.); 2. «ufL 
$aKe a. 6. 1841. 

') ©e*. 80. 3uni 1803, mit 3öil$elm o. ßüfco© Krmätyt am 
5. Suli 1821. 

*) »ffl»8, «• 127. - ») «fling, 6. 129. 



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213 

es, <Jr nafyn Don ?ßaberbom, mo fein 11. $ufaren*88egt. 
log, bie ©c&nellpoft unb traf am 16. ober 17. ÜRai in 
tyretn fianb^aufe ju 3)erenborf ein. SWit tiefer SJewegung 
fa$en fid> bie beiben toieber. SJiifcoto tonnte ftd) laum 
faffeu unb oertraute ber Anteilnahme ber freunblid) iljm 
jurebenben grau aW ben Äummer unb ad' bal Seib, mal 
tyn bebrütte. 1 ) SBeld&e ©aiten bur$ bas ©ieberfeljn in 
feinem #erjen angeftimmt, fdjricb er tyr nadj feiner 8Wi* 
fe$r au« SWttnfter unterm 31. 3ßai; ber abgehärtete Äriegl* 
mann oergofi S^rftnen bei ©ebentenl vergangener Sage. 2 ) 
<9erabe ein Ijalbel $a\)x fpäter, am 31. Ottober, an feinem 
68. ©eburtitage, raffte ben »äderen Äommanbierenben 
oon #om, unter bem Sfifcoto neun $a^re gebient, ber 
falte £ob Ijhupeg; am «benbe bei 3. JRooember beftatteten 
fte bei gfadelfdbein auf bem Übermafferfir^of üor bem 
SReutljore ben alten, treuen ©eneral. 8 ) JBefannttid) bedtt 
nodfc Ijeute ein impofantel Sötoenbenfmal, oon ber Pietät 
bei VII. «rmeetorpl geftiftet, feine lefete ©tätte. «n £ornl 
©teile trat im Stooember ber audfc fdjriftjieflerifd) betannte 
©enerat grljr. oon SRüffUng. — ßüfco* aber litt el ntd&t 
me^r in fünfter, ©ein frreunb Äojflraufcfe berietet un» 
nun oon einem mertmürbigen $Iane bei ru&elofeu Sßannel. 
gern im Often führte bamall bal tleine #eöenenoott einen 
Äampf ber ffierjioeiflung um feine greiljeit gegen ben über« 
legenen $albmonb, unb bie ©liefe bei Qtitalttx», baö f*ü 
ben SBöltertriegen gegen Napoleon für 3fretyeitlWmpfe fo 
empfänglich war, verfolgte mit Qntereffe unb ©^mpat^ie 
bal beifpießofe fingen, in toeldjel feit 1827 au$ bie £a* 
nonen SRufjlanbl unb ber ffieftmad)te Ijineinbröljnten. 



*) SCfftng, 6. 131. — ») (Sbenb. 

8 ) Sgl. ben »eridjt über bie 8eeTbtguit(|fi-Seterli^Wtw im „SBeft- 
fälifd^en Werftir* 3Hr. 177 »om 5. Bo». 182», Wl. - «Xe 8eü$e«. 
parabe lommanbierte ber ©encralmajor $offmaim. 



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814 

©djaren Don gfreiwifligen au« allen Zeilen (Europas t&mpften 
in ben griedjifcfeen Weisen. Hud) Don ben ehemaligen Dffi* 
jieren be£ fiüfcowföen ftreüorp* war einer, bet Modere 
Äbolf Don ©ittrnar au$ ber 3Rart, ber Don Anfang bis 
(Enbe jenem Äorpa angehört l>atte unb in ber <&ef$i$te 
beweiben oft ermähnt wirb, — er mar julefct gforfhnetfter 
in SRagbeburg — in ben Dienft ber gried>ifd>en @a$e 
getreten. Sei ber berühmten Certeibigung Don 3Reffolong$i 
in »farnanien Ijatte ber tapfere üttann 1826 als 3J?ajor 
feinen lob gefunben. 1 ) Sag fiüfcow be* alten ftrieg*ge< 
ffl^rten JBeifpiel im ©inne? ftaft will e$ und fo f feinen, 
©eine perfönlid>en Cerljältniffe waren nidjt geeignet, bie 
alte 3frieben*unlujt ju Ijeben, unb e$ ging tym jefct, nrie 
bem bieberen 8Ba$tmeifter in Seffing* „ÜJWnna Don Sarn* 
tyelm, 11 ber au* Cerbrufc über ben langen 3f rieben gen 
Dften jieljen min in ben fröljlidjen ftampf unter $rinj 
#eraHiu$, „um ein paar &elbjüge wiber ben dürfen ju 
machen; 41 „®ott fei $)anf, ,J wettert ber alte $aubegen, 
,M% bo$ no$ irgenbwo in ber Seit Ärieg ift! M3 ) Da« 
war Süfcowa nadj fyaten brflngenbe Statur. Aber fdjon 
war ber Äampf am (Bnbe, unb bie 2Räd>te erfa^en ben 
Sßrinjen Seopolb Don ©ad>fen*Äoburg für bie ßrone be* 
befreiten Sanbe«. 9iun tarn Süfcow, berietet Äo^Irauf^ 1 ) 
„ju einem Cntföluffe, ben er mir im Vertrauen mitteilte 
unb Don welkem id> jefct, nad) 39 ^afpen, woljl reben gu 
bürfen glaube." <£r wanbte fid) Don SRünfter au* an ben 
tßrinjen unb bot tym, fall« er bie ftrone annähme, ferne 
Dienfte an mit bem SBorfdjIage, ein 3freiforp$ ju werben, 
mit welkem er feine junge $errfd)aft in ®ried)enlanb 
ftüfcen unb Orbnung im fianbe ju fc&affen Reifen wolle. 



>) ». Sag»**, «nl. VH, 6. 288. 
•) I. «ufo., 12. Hiiftr. 
•) ©. 218. 



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215 

Da* war ber ®etfi tum anno 13. <ßrinj Seopolb, ber 
*ott biefem Anerbieten in ber Öffentlichen feinen ®ebrau<$ 
gemalt — in ber einschlägigen Literatur ift nirgenb* 
baöon bie SRebe — lehnte aber unterm 21. STOoi 1830 bie 
im $rinjty angenommene jhrone wieber ab, um fcfcon im 
ftum be£ folgenben ftaljre« bie fidjererc ffrone be* neuen 
Äönigreic&e* Belgien ftdj aufs $aupt ju fefcen. fiüftom« 
griedjifdjer $Ian jerramt fo im ©anbe. — ^njwifd&en war 
bie 3fuli*5Reöolution in 3frantreid> gewefen, unb auä) in 
Deutfölanb begann e$ ju gieren. Qn biefen militärifdj 
ernften geityunft fällt enbltd) Süfcows SBerfefcung »on 
SRünfter, bie er felbft in ben legten ftaljren fo lebhaft ge* 
wünföt $atte. Unterm 30. SWärj 1830 würbe er ivcm 
Äommanbeur ber 6. ftaoaflerie*Srigabe in Üorgau be* 
ftimmt unb am 16. April verliefe ber ©eneral bie ©tabt, 
in weldjer er öoffe 16 ftaljre gelebt unb, tote er felbft no$ 
tag« juDor an bie ©räfm öon 2tt>lefelbt fdfcrieb, „ba$ ©lud! 
feines gebend eingebüßt tjatte." i) . (Er (at SKünfter nidfct 
wiebergefe^en. ©eldbe* Anfeuert er jurficHiejj, mag au* 
ber Segeifterung tyeroorgeljen, mit ber j. SB. auf einem 
jungmünfterfdjen fcurnerfejte ju $anborf im ©ommer 
(21. 3funi) 1829 neben bem «nbenfen fflltt<j&er* fein Warne 
gefeiert worben. 2 ) 

üKit Sfifcows 8bfd)icb Don ©eftfalen flehen mir am 
©bluffe unferer ©arftellung; für iljn felbft aber war affju 
frülj ber Äbenb feines SebenS bereit* gefommen. 3fm 
9frül)jal}re 1833 würbe ber ©eneral ganj unerwartet jur 
$i$J>ofttion geftellt, wft^renb an feiner ©teile ber Sßrinj 
Älbredjt t)on *ßreußen jur ftüljrung ber 6. JBrigabe auSerfe^en 
war. (5ineÄabinettdorbreöom30.SD?arjoerfefttei^neinfiweiKg 



©. 124. 



J ) nfftog, 132. 

*) 3*itför. für weftf. ®ef$. unb aitertumtfunbe, 39b. 56, 1898, 



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816 

ju ben Offneren toon ber Armee. Cr bejog eine ©oljmmg 
im Tiergarten, beim $ofjäger, mo er ein einzelne* ßimmer 
inne Ijatte. ©eine jmeite grau aber lebte in 5Dre*bett 
ßüfcom mar Ifodjgrabtg öerjiimmt, unb bie ®emüt«be- 
megungen nagten an feinem SebenStern. „STOetne felfcn* 
fefte ©efunbljeit, 41 fdjrieb er am 1. SRoö. 1834, H tjt er* 
füttert, unb id> bin oft frant. M Cr plante für ba* 3frü$* 
ja&r eine <Srf)olung*retfe an ben 8W)ein unb Ijoffte bann 
alle* t)on einer Überftebelung nad) Drüben. 8m 18. 9tot>. 
förieb er an bie ©räfin Wjlefelbt ben legten flagenben 
©rief: am SRorgen be« 6. £>ej. fanb il>n fein Diener tot 
im Sette. (Sin ©djlagffofc I>atte bem ötelbemegten geben 
be* erft 52 jährigen SWannefi ein jäljefi Snbe bereitet ©a* 
JBebauern über feinen lob war allgemein unb aufrichtig, 
nidjt jum menigften in SRünfter. w 8ud> Jjter, 11 fc^rteb ber 
alte STOöQer an bie Düffelborfer frreunbin, 1 ) „ift »läge 
erfdjoüen, unb eö jeigt fi<$ überall SEeünaljme." »eftattet 
mürbe ßfifcom auf bem fog. alten Dffijier$frtebljofc in ber 
»ofent$alerftra§e, unb ein ©tetn mit einfacher ^fnfdyvift 
berft bad pruntlofe ®rab beS einfügen gfü&rer* ber „milben, 
aermegenen Qagb. M gfrieblo* mar er geftorben. Die an 
feinem Xotenlager f)&ttt fein follen, meilte als ^mmermann* 
Ofreunbin in tyrem Sanb^aufe ju Derenborf unter Diestern, 
fcfceaterfreunben unb SBüdjern. 3fm $erbfte 1838 befugte 
fic, auf einer Weife nad> $oIjtein, nod> einmal SRünfter 
unb ben alten HßöIIer, morauf fte im folgenben 3fa$re oon 
#mmermamt ftd> trennte unb na$ JBerlin überfiebelte. 
#ier natjm am 20. SWttrj 1855 ein einfamer lob au$ fte 
Ijinmeg. ftmmermann felbft, ber in gemtjfem ©inne ber 
iDämon fiüfcom« in feinen münfterföen lagen gemefen, 
ereilte ein frühere« ®efd)i(f; am 25. «ugujt 1840, jmei 
Sage, nad)bem er fein neugeborenes £öd>ter<$en auf ben 



>) «fftog, 268, *fc. 10. 



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217 

armen gehalten — er Ijatte fid) toermäljlt mit ber Cnfcliti 
be* Äanjler* SRiemetjer in #afle — madjte ein Sungen« 
fdjlag bem fieben be* 44 jährigen ©idjtera ein jäljeä <£nbe. 
«ugufte Don Hebel, Süfcow* üble jmeite ®attin, ift ftmrlo* 
vergangen unb öerftorben. — Da« Anbeuten an ben lang« 
jährigen Aufenthalt bes einfügen &retfdjarenffil)rer« felbft 
aber ift in STOünfter Wngft öerflungen unb ttergeffen. 

SWadjtragen muffen mir nod), bafj ba£ 1. Styeinifdje 
3nfanterie*JRgt. 5ßr. 25 in JRaftatt, welche*, wie fdjon ge- 
tagt, aus ber Infanterie feine« gfretforp* hervorgegangen, 
unb bem bur$ Äabinetttorbre Dom 27. Januar 1889 jum 
bauernben ©ebüd>tnis bie Benennung Regiment Don Süfeoto 
Derlieljen »orben, 1 ) neben jaf)lreid)en Äufjeidjnungen unb 
SRadjlafjpajneren alter Süfcoroer bie Orben fonrie Degen 
unb ffrüdftodt be£ Ceretmgten in treuer tßietät be&afjrt. 

ffiir aber fliegen unfere ©Kjje über ben fd>i<!fal* 
reiben üttann, ber erft im ©rabe JRu^e gefunben, mit bem 
Urteile Don Sßoten: 2 ) „Süfcow war eine einfache ©olbateu* 
natur, jwar ofjne tytyere militärifdje gtt^igfeiten unb or* 
ganifatorifdKä Talent — aber tapfer unb treu; 11 unb al£ 
tapferer unb getreuer <S& art be* beutf djen Stoße* in fernerer, 
brangerfüllter Qtit wirb ber 3rü§rer ber nrilben, üertoegenen 
$agb immerbar weiferleben im Anbeuten feiner Nation. 



*) ttuft Wefem SUkffe fdjrieb ein Kngcfefriget be* Regiment«, 9Raj* 
8fr, ». 3*Q»ife, bie öfter cttierte ©eföufcte be* Sreitorp*, »erlitt 1892. 
*) «Agent. bcntf«c Wogr. £b. XIX, 1884, ®. 722. 



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VIL 

SRiScellett. 



Ober bit ara Drusi bei kaltem att ber ftppe. 

Sott Sanbgerid&ttrttt Stopp tri in SDHtnfrer. 

1. (Sine an Drusi befanb fid) bei ber romift&en 8tm>efeftnng 9Clifo 
nnb würbe im Sa^re 16 n. <Sb,r. oon feinblt$ett 3>eutfdjen jerfiört, fofort 
aber oon •ermanicuÄ wieberfcergeftettt, ber mit 6 Legionen bort eine 
grofje Seier oeranftaltete, wie £acttu$ Ann. 2, 7 berietet: ,tamulum 
tarnen nuper Yarianis legionibus structum et veterem aram Druto 
sitam disjecerant. restituit aram, honorique patris princeps ipse cum 
legionibus decucarrit. tümulum iterare haud visum." Sie beweifet, 
ba§ bie gfeftung tUifo (castellum Lupiae flumini appositum) Jene« ein* 
jtge ber h">*"*** nuna, weldjeä laut ber 9Relbung M 2)io @affln6, 
Qonara« 10. 37 bie <Deutf$en nic^t in i|re «fränbe bringen tonnten, weil 
fte bat belagern (tiq'hoq*iZv) nidjt oerftanben, gewefen tft, unb nidjt an 
ber oberen Sippe gelegen Ijaben rann, »eil bei fo weiter Entfernung com 
Styein bie geftung nidjt in ben Rauben ber Römer bi* 16* n. <5$r. (atte 
bleiben tonnen, SBenn aber Ältfo, nrie man Jefct enbii$ ju glauben ge- 
neigter wirb, an ber untern Sippe, am (ünfluf) ber Steoer (gemäfc ber 
Reibung be« $io Raffln« 54, 33, ba§ im Saljre 11 o. (Sbjr. $rufu* 
ben Seinben eine Seftung auf bie SRafe baute bort, wo bie Sippe unb ber 
föifon jt$ mit einanber Bereinigen), alfo bei bem iefcigen ^altern gelegen 
$aben foH, fo mufj man oorab annehmen, bog ber oon £acitu£ in obiger 
Stelle ermähnte tumulus ein anberer gewefen ift r al« ber oon ©ermanieue 
im Saljre 15 n. 6^r. laut ber ©rgä^lung be« Sacituä Amt. 1, 62 anf 
bem $aru*f$lad)tfelbe errichtete. 3)iefe Annahme $abe id) S. 27 ff., 55 
meiner oor 7 Sauren erfdjienenen Wbfjanblung „2)a$ Sdjicffal ber rö- 
mifäen Sippefeftung nad) ber 3toru*fd)lad)t'' (SRünfter i. SB. Äfäenborfffdje 
öudföanblung 1893) auafüljrltdj gu begrünben gefudjt in gutem ©lauben, 
meine Öberfefeung: „„einen"" oor Äurgem ben Sarianiföen Segionen er« 
richteten £uaer fei neu. 9hm ftabe i$ oor wenigen Sagen gefunben, bafc 
fäon oor 38 Sauren Sßrofeffor 8. 3)eberic$ (alfo ein gaaunann!) 6. 35 
feiner Schrift „Äritif ber JQueHenbertd&te über bie ttorianifdje Bieberlage* 
(fytberborn, 1868) gefagt $at, H fei anjune^men: „bafj Wefer tumulus 



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219 

ttrfdjieben ift oon brat auf beut ©djjladjtfelbe oon ©ermanicul eit i d j ttle n 
tumulus, unb bog fdjon früher furj na<$ ber $arianif4en 9tfeberlage §u 
Klifo ein gleicher tumulus, etwa oom ißrimipilar feabtciul errietet 
worben ift. Äürglid) (nuper), oor ungefähr 6 Saljren Ijatte <&abiriu! 
bem Slnbenfrn bei Sarul einen tumulus gewibmet; ber SHtar bei 2>rufttl 
war fdjon dt, nad) bem $obe bei gelben im Saljre 9 o. <S$r. in ber 
grefiung gebaut, bie er felbft gegrünbet fcatte. . . . 2>er tumulus ju 9Uffo 
»ar nur ein IDenhnal gu (Sfcren ber Gefallenen." 34 glaube, ftatt „in 
ber geftang" fefcen gn muffen „bei ber geftung," unb bie oier fdjneibigen 
Sorte tumulum iterare haud visum nod) beffer erflört gu Robert, all e! 
oon 2)eberi4 ©. 36 feiner ©4rift geföeljett. — SMefer Qad)mann $at 
aud) laut ©. 25 berfelben ©djrift bereit! bie ©teile in Serital Sinn. 1, 
61: prima Vari castra n. f. w. fo oerftanben, wie fie nod) meiner 
Sfaffaffung (bie td) bem ©ermanifulforfdjer Änofe balb nadj feiner dnt« 
betfung bei Sarullager! im £abid)tlwalbe 1896 brieflicr) mitgeteilt ljabe,) 
oerftanben »erben mufj. ©ermanicul, mit feinem #eere ad Ultimos 
Bructerorum haud proeul Teutoburgieusi saltu getommen, Ijat bal 
lefcte SRüdfjugllager, ba! ttntergangllager bei Storni aufgefunben, bal, wie 
man fe^en tonnte, wegen bei änbrangl ber geinbe nid)t fertig geworben 
mar; prima castra Reifet: bal Sager in feinem Seginn; ob man semiruta 
mit Ijalb aufgerafft ober mit Ijalbflcrftört überfefct, ift gleichgültig; bie 
Sorte: consedisse (fi(§ feftgefefct Ratten) unb medio campi (glädje in 
©egteljung gu ben umgebenben ©räben unb SBäKen) fielen nic$t entgegen; 
oon mehreren Sägern Ijat Sacitul in fo unoermittelter Seife offenbar nia^t 
fpred)en wollen unb er tonnte ben ©enitfo (prima castrorum) ntd)t an« 
wenben, wäljrenb er, wenn ba! Sager castrum Ijiege, oielleidjt prima 
castri gefogt Ijaben würbe. SDeberidj fagt: .prima Ijei&t fo ötel all pro- 
xima unb dein fteljt im ©egenfafc jum latus ambitus; el ift bal Sager 
bei brüten Kampftage!, bal SJeraweiflungllager; bie ftömer, bie aul bem 
©ebirge ftcfc ni^t Ijeraulaufdfjlagen oermodfjten, errichteten in ber ©er« 
jwetflung ein umfangreiche! Sager, aber nad) Ijarrnäctigfter Gegenwehr 
far)en fle bie ©ermanen oon allen Seiten in bal Sager einbringen." 34 
mödjte prima fowo^l wie dein in jeitlit^er öebeutung auff offen. — 34 
frage, warum $aben bie übrigen §a4»nänner o$ne ©pur oon SBebenten 
bie ©teilen tumulum tarnen unb prima Vari castra fo überfefct, wie 
©. 28, 7 meiner öb^anblung angegeben? — 

$u! ber meljr öftlidjcn Sage bei »arulf 4la4tfelbel ifx nic^tl gegen 
bie ÄnjW&t, bafj «lifo mit ber ara unb bem tumulus bei bem (Sinfluffe 
ber ©teoer in bie Sippe gelegen Ijabe, $u entnehmen; für biefe Sage fpri4* 
fe$r bie (Srga^lung bei SHo (Saffful 56, 22 ßonaral 10, 87) oon bem 



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MO 

«Cttünufte mit ben ©eibern trab fthtbern; über Me ric&tige Sefeort tiefer 
6teBc ijt au oeegL meine «bbanblung ©. 21, 52. — 

2. 3cttc an Drasi bei Wtfa rann ber honorariua tumnlus gemefeu 
fein, ben, wie ©uetouiul üb. V berietet, ba* $eer best fcruful errietet 
|at. ber bonorarius tumulua, «circa quam daineapa stato die quotanuia 
milea dacurreret, Galliarumqua edtitatas publice •upplicarent; s — 
bomi würbe törfo bur<$ bie aDji^rii^ oeranftalteten geierüdjretten nae$ 
eine befonbere ©i*rigWt (faft na$ ort eine« ©attfafcrtlortel) gehabt 
laben; — bie (Jrgebuiffe ber in neuefier Seit Borgenommenen folgt*» 
bangen bei Rattern, namentlich ber $ofen am früheren Sippe» (Steuer*) 
ttfer, bie aerf^iebenen 6$ufe»e|ranlagra (bie »o|l nidjt unmittelbar jn 
ber, — jebeafatt* hn t|ale, otetteidjt an ber Stelle ber feigen Stobt 
gelegenen, nidjt mittel* Anbringend ber oon Celle in« ermahnten unerme$U$en 
9Rettfä)enmett(jen, fanbern nnr burdj ffawenbnng oon Sdagernngetoerf» 
ftengen etnuetmbor gevefenen — $efhrag «lifo gehört toben werben), 
bie grafee Stenge feiner Skaten, bereu Sterben imtermtföt mit rdmifäe* 
©äffen nnb Zungen flaü> oorfuiben nnb bie »o|l nur oon ÄtttfUnten 
auf bem ©affermege terangebradjt »erben (§n ogl. Xadtui 2, 62 a. 9.), 
mürben bann um fo me|r bie Sage bei otelgefiu$ten «lifo bei ber 
"Jtünbnng ber Steoer in bie Sippe barr|un. — 

3. Sagegen tft jene ara Drasi nadj ber Anfielt bei ©enerall *• Beit^ 
borr|fn ju fegen, wo bie merfwürbigen Dolmenfteine in ber 9tat)e oon 
Reiben (Jcreil ©orfen) fidj befutben, bie unter bem Warnen Senfelfreine 
berannt ftnb, — borten na$ ». Qeitb au$ bie Stelle, wo hn 3*bre 
10 nad) <5b,r. laut 2tto «affiulfdjen ©erfdjtl (56, 25) ber ftmeimal über 
ben R|etn gegangene (nadj ©uetonfäer Reibung ber ®efa|r ber Ch> 
morbung burdj einen ftrafte m aulgefefct gewefene) Ciberinl ben tiebnrt** 
tag bei Äaiferl Äuguftul burefc eine limodQonia (olfo ein ©ettrenuen $u 
$ferbe ober gu ©agen) gefeiert |ai 3)ie bie ©reingruppe nmgebenbe 
SJhtlbe oon etwa 500 m ©reite unb 1000 m Sänge fott ber terrtul ge* 
wefen fein, breiter, aber ebenfo lang wie ber befarmte (girtnlreft bei 
SBooiBae an ber Tia Appia. JDen Ort an$ biefer geicr an bie ara Drasi 
bei «lifo §u legen, würbe gewagt fein, ©enn bie o. S3eitr)fd^en 8er* 
mutungen |tnfidjtfidj ber Umgegenb oon Sorten au$ motyi gn weit ge|en 
($. ogL m. Äb|. S. 49), fo bürfte bod^ bie Anficht, bafe bie pontes 
longi, bie ©Uina hn Sa^re 15 n. €$r. gu überföreiten |atte (Sadtitl 
fhra. 1, 6t), in ber 9U|e oon Äeren, olfo ntyt fe§r weit oon Rattern, 
flc| befnnben (oben, &u billigen, aber für bie 9rage na<r) ber Sage Ältfal 
unbeac|tlia) fein, »eil beffen 9Hc§ter»i|nttng in ber (ftga'tjlttng oon bem 
8nge unb ber »ebfouauil bei Sacitta P^ baburc^, ba| bie gtfrung flein 



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881 

fear nub weber $ülfe fenben, nodj cht $eer aufnehmen fonnie, würbe er» 
Hären laffen. — 

3$ föHefte hieran nodj bie ©emerfung, ba| fc^r wüxföentwert eine 
ibilbeftnung ber von her ttltertnmtbmnriffion für ©efrfalen mit Unter» 
ftöfeung bei ftr$äol*gif$en Snftitutt unternommenen gorfdjungen auf bte 
Qegenb &on ©orten in ber Stiftung nadj lauten fein bürfte, bt bet 
limes a Tiberio coeptos ($acitu§ Ann. 1, 50) no$ »itber gu entbeden 
fein, für ba* Serft&nbuift ber Senate beft fcacitu* aber au* ben Sauren 
14 bi« 16 na$ «&r. »tätiger, al* bie fragen nad) ber fcrtlidjfeit ber 
©aru$f<$lac§t unb ber Sage Älifo« bie frage fein ntfd&te na$ bem ba» 
maligen SBo&norte ber SRarfen. 



Jwet (btxmamfät Untenfriebljife bei IJaltent. 

8on Dr. H. Conrabi in foltern. 

Dbfd&on augenblicflid) in ^altera bie Äufbedfong einer frü$römif<$en 
SRiebcrlaffung bat £auptinteref[e in Slnfprud) nimmt unb bie Dielen unb 
mannigfaltigen fjunbe unfer ÜRufeum füllen, ift bodj »on bem 8ltert|um** 
verein in «fraltern bie (5rforf$ung germanifdjer ©puren nic§t oerna$läffigt 
warben, fobaß ba* 9Rufeum audj an germamfdjeu Sunben einen reiben 
3uwat(0 erhalten $ai <£t würben nämlid) im Saufe bei 3a(rcl 2 grieb- 
r>§fe awfgefunben unb burdj ©eremlmitglieber aufgebet, oon benen be- 
fonbetf ber eine interejfant unb von befonberer BHdjtigfett ift, »eil man 
au* ber Art ber 3$onware unb ber beigaben mit jiemli$er ©tdjer&ett 
bie Seit feiner ©euufrung beftimmen tonn. 

SHefer erfte grteb^of liegt ca % ©tunbe öftlid) oon fcaltern »or ber 
©auerföaft SBeftrup unb würbe com $ergogl. Krenbergföen Sorfier $errn 
©pierermann bei Anlage einer neuen Jtiefertultur an bie Deffentlid&feit 
gebraut. 

An bem ©ege liegt in einer oben ^atbepargelle eine lange oon SBeften 
nac$ Often ft<$ tjinftretfenbe ©anbwe^e. Huf biefer ©anbbüne liegen 
tyeiW unregelmäßig t$eü« auf ftuppen ber 3>üne im Äretfe georbnete 
«fmgel, wel$e tfceilweife faum ftu fefcen finb. 3)ie nodj erhaltenen finb 
fe$r niebrig, wo* fä au* ber ©efc^ffentjeit be* ©oben« erflärt 2>ie 
lotfere hochgelegene ©anbbüne war gu wenig feft, um bem SBinbe £ro$ 
bieten gu tonnen; fo finb infolge ber ©anboerwetjnng bie beutli$eu 
©puren ber ©rabljügel oerwiföi Aber and) no<$ einen anbeten nadj- 



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222 



tftefligen (Jinffofj faben bie Sanboerweftuttgen geljabt, nämitcft ben, bag 
bie becfenbe Crrbfcftuftt (o »eit abgetragen ift, ba§ bie Unten gang safte 
unter ber (Jrboberfläcfte gefommen finb'; bafter finb fle bunft bie Berufung 
bcr $aibe bei Äultioierung, Äbtragen ber £aibe u. f. w. faft alle gerftört 
£Bad bie Art ber «eftattung anbelangt, fo ift 8ei(ftenbranb nocft geübt, wie 
icft an einer gtemlitft woftlerftalteuen Urne beutücft fefrfxellen fottnte, ba 
neben beigefügten Seigaben biefelbe mit Anoden nnb ttföenreften grfüflt 
mar. 3» ben übrigen $ügeln tarnen gange Urnen nicftt gn Sage. Reiften« 
fanben ficft änocftenfteerbe oor, in benen Beigaben unb Sftränentöpfcften 
ftanben unb bie oon gerbrocftenen größeren Sterben bebetft waren. (5d 
warben ungefähr 12 ©räber aufgebest, einige aber finb ungeöffnet ge« 
blieben, um fpäter eine Nachprüfung gu ermöglichen. 

8Bad nun bie Art ber Urnen unb ber gefunbencn Sterben anbelangt, 
fo meieren btefelben oon ben fonft ftier gefunbenen ab. Äffe Urnen finb 
auf ber 2>ret)fcfteibe gefertigt unb geigen oft retftt feftöne Bergierungen welche 
bureft (Stnbrüäen oon Qofgftäbcften ftergeftettt finb. Äucft ber Branb ift 
ein »iel feinerer gewefen, bafter ftaben bie ©gerben grojje geftigfett 2Btr 
ftaben ed beftimmt mit Urnen frantifeften Urfprunged gu tftun. Äuffalfenb 
mar ed mir, bag in ben Jtnocftenfteerben öfter Sterben oerfefttebener Gattung 
gufammenlagen, »ad gu ber Annahme führen fönnte, ba& bie Gkfä&e «i^t 
gur Aufnahme ber »ranbrefre gebient ftaben, fonbern beim $otenfdjmaufj 
gebrmidjt unb bann zertrümmert bem SBegräbnifc augefügt finb. 
3»ei Profile fiel)« ftierneben. 3He Beigeffifje finb germanifdjen 
Urfprungd. 3i«nli(ft rot) mit ber £anb geformt, geigen fie 
aueft geringe geftigteit (Eine geigt freidförmige Jßunftoergierung. 

An Beigaben würben triefe ©roncerefte gefunben. SDie 
meiften waren gerftört. @ut erhalten ift befonberd ein 
grofjed ©tütf, anfeftrinenb ein Qentel etned großen ©e« 
fa§c* im ©ewtcftt oon 150 ©r., femer gwei S^naHen 
(ftbbilb. 2) oon benen bie eine einen eifernen $>orn unb 
auf ber UnterfeiteCefen gum befefrigen oon Seber ftat 
unb eine Scftnalfengunge (Hbbilb. 3) erwäftnendwertb. 
3» einem$ügel würbe ein eiferner Sting mit ein- 
geprägter Statte gefunben. Äucft würben oiele ge- 
ftftmolgene ©rüde ©fad gefunben. 

Und bem gangen Befunbe tann man ben ©tftfufj 
gießen, ba| ber grtebftof benufct ift ald Seicftenbranb nocft 
audgeübt wnrbe, feboeft fefton fränrifefte ßultur bid ftierftin 
gebrungen war. <£d wirb affo eine (Spocfte furg oor ober 
gu 3riten Äarfd bed ©rofjen anguneftmen fein. 

Sie gunbe finb bem £alterner ÜRufeum einoerfeibt 



iraiujuiuuc 

Vi 



I 




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223 

S)er gweite grtebfcof liegt jwifd&en $altern unb Mimen unmittelbar 
oor bem Hnfdfjluffe ber r^rfnffc^weftfälifdjen €tanbwerte Ijart an ber 
(Jifenbaljn. 8luf ber fanft anfteigenben Qtibt ergeben fidj ä»ei große 
33erbrennung0|ugel, um unb gwifdjen welken bie fleinen Hügelgräber ber 
9Reljrgaljl nadfj gu 3 Keinen georbnet Hegen. Sieben btefen 3 Steigen fte^en 
nodj einige $ügel unregelmäßig umljer. £>ie tlngaljl beträgt etwa 25 — 30. 

Sin mehreren Vormittagen matten flc3r> eine große Änga^l Serrinl« 
mitglieber an bie Arbeit unb ed gelang 14 wo^lerljaltene Urnen flu tybtn. 
3n mehreren bügeln waren #nodjen$eerbe oljne Urnen. 3n 5 Urnen 
ftanben Xljränent5üfd)en unb außerbem in einer Urne ber SReft eine* 
JBroneemefferä. 2)a bie gönnen ber Urnen, betten oon meinem ©ruber in 
ben SJMtfteilungen ber ÄltertljumSfommtffton (I) betriebenen gleiten, $abe 
i$ oon einer bilblidjen 3)arfreKung abgefeljen. f)ie meiften fcaben bau« 
cr)t0e Sonn, gwet ftnb niebriger, fdjalenförmtg. 9tor eine Urne war »er« 
giert unb mit $enMn oerfeljen. ©on ben 5$ränentöpfd)en waren gwei 
mit bübfd&en ©tridjen oergiert. Seiber fonnte ber Sfcft be* 8rrieb$ofe«, ba 
ein greunb oon llltertljümern, au$ ^Dülmen, ber auf ber €>ud>e nadj 
SBroncen, womit er ©anbei treibt, bie Urnen ru<ffid)t6lo0 gerftörte, nid)t 
öom Serein geborgen werben. 

fReben bem 3uwadj3 für baS HRufeum, war für ben herein biefe 
Slufbetfung bei Sriebfcofe« aud) infofern oon großem 9tufcen, aU ben 3Rit» 
gliebern gum erften 9Rale bie orbnunglmäßige Slufbetfung gegeigt werben 
fonnte, woburdjj fowoljl bie Siebe gur Kltert^umdpflege gewebt, alö aud) 
bie Garantie geboten ift, baß Iti fpäteren gunben non ben beteiligten 
für ridjtige ©e&anblung geforgt werben wirb. 



Hebet bie Kntettfmtbe in ber Itotterfdjafi IJembett 
bei flodjolt. 

S5on Dr. (Sonrab« Sorten. 

3m Sinter 1899/1900 waren in ber etwa 4 Kilometer nörblidj) oon 
©odfjolt gelegenen ©auerfd&aft «fremben <$rbarbeiter beim Starren einer 
Änfcö^e in einer feuchten Stieberung gum Swecfc einer SBiefenanlage auf 
Urnen geftoßen. Auf ^Betreiben beö £errn gabrüanten Subolf SJiföer 



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224 

&tt $o$olt, ber Ro) an<$ fernerhin her ©adje in bmtrenlwertyefrer Seife 
annahm, war eine amtliche Anzeige über ben fjfunb trftattft unb ber Hiter« 
tumlforamtfflim eine entfpre$enbe Aufteilung jugegangen. 

Auf <5rfuäjen bei Sorftyenben biefer ftommiffion Ijabe id) bie grunb- 
fteOe meljrmall befugt unb foigenben öefunb wrgeidmet 

3n feuctjter fteibe, fcolje $eibe genannt, wofjl wegen ber $5(enlaa< 
entgegen ber norbl. baran grenjenben 9lieberung Biegerbing Seen, auf ben 
^ar^ellen 3- 1/392 unb 1/893 bei ®runbbu$el SBoc^olt ber Gigent^mer 
33em$aul unb ü. SRu^lert fanb fi$ ein »on Oft nad) 2Beft frretcfcenber 
niedriger £öljen$ug, oon etwa 200 m Sänge unb 50 m Brette, auf bejfen 
oftL Hulläufer tin runblictyer $ügei oon etwa 6 m £)urd)meffer unb 2 
m Qbty oortymben mar, weiter bur$ Grabungen ober Verwesungen 
feine regelmäßige gorm oerloren fcatte, feiner ganzen SBefajaffentjeit nad) 
aber all Cerbrennunglpgel angefproäjen »erben tonnte. 

©onft waren (5rber$ö|ungen, wel$e auf eine präbiftorifcije $egräbmfe* 
ftätte Ratten föließeu laffen tonnen, nirgenbwo oorfyrobeu, nu>gli$ermeife 
bel^alb nicfct, weil ba! Terrain, wie aul ben noa) ftcfctbareu Baum* 
ftümpfen fyroorge^t, früher mit $o$walb beftanben war nnb baburd) bie 
(Erboberfläcfce manäje ©eränberung erleiben mußte. $tuä} üppige Sege- 
tation auf ber <$rboberflä$e fenngei$nete bjer nicfct, wie fo oft, ben ©tanb 
ber Urnen. 

9cur bie Sage Ijätte auf ben Drt all locus sacer Anbeuten tonnen. 
Son ben Sanbleuten würbe bie tinljölje ber §erenbülten genannt unb 
würben allerlei ge^eimnißooHe £erengefdjtd)ten mit berfelben in Serbinbung 
gebraut unb nodj oon einem unl begleitenben Arbeiter mit glaubwürbiger 
SRiene jum SBeften gegeben. 

©d&on oor Sauren waren bti Anlage einel ©rabenl quer über ben 
$öl)endug oerbrannte Anoden an mehreren ©teilen jum Sorfc&ein ge- 
tommen, boä) war ber Angelegenheit feine öebeutung beigelegt worben. 

Sefct bei Abtragung ber gangen ttnfplje tonnte eine $otalüberftä)t 
über bie gefammte Urnenfelbanlage gewonnen werben. Leiber waren bie meiften 
Unten burc$ ben $od)walb gerftfirt, gnm guten S^eil war au$ bie Saljrel- 
geit ©t$nlb baran, baß nur oerljältnißmaßtg wenige Urnen unb gwar 
14 ©tücf relatio gut erhalten werben tonnten. 3)ie gunbe ftnb in bie 
©ammlung bei Stltertljumloereinl in fünfter überführt worben. 

SDte Serljältmffe, wie fte Ijier gu Sage traten, ähneln ben auf 
Urnenfrieb^öfen gewöljnliäj in ljieftgen unb oerwanbten ©egenben ge« 
funbenen. Stnffadenb war bie oerfcältnfßmäßig große Saljl ber^ierter 
Urnen. 

fcaä) oberflächlicher ©d&äfrung fanben fiä) etwa 50 Seftattunglfteffen 
in jiemlia) regelmäßigen Xbftänben oon 10—15 m, tyetll all einfache 



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225 

Änodjenfaufenolme Urne, fljett« mit Urnenfefcung mit ober o|ne ©eigefdße 
3n einer Urne flanben gwei SBeigefa&e. 

3)ie Urnen, oon oerfdjtebener gorm unb ©röfje, finb auft freier $anb 
geformt, fämmtlidj aufjergewölmli<$ bitfwanbig, oon gutem SBranbe. 

3)ie oergierten Urnen geigten bie gewöljnKd&en fßuitft- unb €>tria> 
Verzierungen in oerfd&iebener Änorbnung. 

UngewMmlid) mar bie öergierung eine« Seigefafce«. 
(Sine grofce Urne (orte gwei feitltdfje £enM. 

beigaben würben trofc forgfaltiger $urd&forfd[jung 
in feiner Urne gefunben, bodj fonb £err 9Rubolf Bfifdjer 
in einem oon ben Arbeitern Herausgeworfenen ftnodjenjjaufen einen bünnen 
Singerring oon ©ronce, weWjer an ber offenen ©rite mit 2 ftnöpfdpn 
befefct war. 8eiber war berfelbe fo gerbredjlid), ba£ er balb in Heinere 
©rüde gerfiel. 3)ie urfprünglid)e gorm fonnte vorder oon mir nod) genau 
feftgefteflt werben. $iefe bat neben ber Umenform mid& gur Annahme 
verleitet, bafe bie ©egräbnifjftätte ber La Tine Veriobe angehöre. 

<£« ift nodf) gu erwähnen, bafj une" oon ben Arbeitern ein ©tritt- 
Jammer au$ gcucrftein mit frönen ©d&lifffläd&en, ben biefelben auf 
bemfelben Serrain gefunben, übergeben würbe. 3$ fonnte nid&t feftfteüen, 
bog berfelbe irgenb eine ©egiefmng gur ©egräbnijjanlage §abe unb fcalte 
baljer biefen gfunb für einen gufäfligen; werben bodj audj in tyefiger 
©egenb oereingelt auf $öfjenlagen @tein§ämmer gefunben. 



Die ^uten wn IJorfautr. 

8on Oberlehrer Dr. 2) ö^ mann, Storgfteinfurk 

CHn anfmerf famer 8efer, ber gewohnt ift, fld) bei einem Sorte etwa* 
gu benfen, bürfte oieHeid&t beim offen ber Ueberfd&rift ftufcia. werben unb 
an einen 2>rucffe^Ier benfen. 9ttd(jt gu oerwunbern wäre tt, wenn in ilpn 
ber ©erbaut aufftiege, e« fofle i$m bie Öeftürt einer omit^ologifd^^fto- 
rifd&en Unterfudjung über eine in $orftmar fd&wungfjaft betriebene ©e* 
fföge(gu$t mit einer ©pegialit&t in ber mit ffttty beliebten ©attung 
Meleagris gallopavo gugemutbet werben. 8on einet folgen Befürchtung 
ooQfommen frei bleiben ober gewig biejentgen öefer biefer 3eitfd$rift, 
weldp fä ber vortrefflichen Arbeit oon ©arpe, 2)ie ©efd&id&te fcorft- 
mar«, feiner (£bel^erren unb ©urgmannen (Stfdjr. ©b. 40.3a$rg. 
LVIII 1. 15 



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226 

1882, @, 81—186, befonber* ©. 88) erinnern ober welche an ber £tnb 
bei au«gejeid)neten güljrer* burd) ba* SRünfterlanb oon Songinu* 
(Dr. ©eftyoff), 33b. II. 1896, <5. 114. auf iljren froren ffianberfafcrten burd} 
ba* an Wmbfajaftltdjen Zeigen fo reiche ©ebiet ber ©aumberge au* na* 
bem Ijübfdj gelegenen unb ton beut 3auber einer melandjolifdjen 9to* 
mantif umfioffenen @täbtdjen «porftmar getommen ftnb. SHefe vijfen 
e$ beffer, benn fie Ipben e* ja föwatg auf toetg gebrutft griffen, bafe bie 
alten öbefljerren oon £orftmar, beren ©efdjledjt bU 1269 tyer f^rrfäte, 
ben Beinamen ber $nten ober $uiten oon fcorftmar geführt Ijabtu. 

<§djon mancher wirb fld) ben Äopf Darüber $erbrod)en (aben, watf 
biefer fonberbare Beiname woljl &u bebeuten f>abe unb wie bie ßblen 
oon £orftmar £u biefer unoerftäubltd)en unb feineiweg* ^übfd^ fltngenben 
Benennung gefomuten fein mögen. Hflem bie* war unb blieb ein eitle* 
$emü1)en, unb fämmtlidje ©djriftfteller, bie fld) mit $orftmart ©efdtfdjte 
befaßt |aben r begnügten fidj baffer wofclweielidj, biefen tarnen al$ eine 
überlieferte unb jwrifettof* $batfad)e $u be^aubeln uub auf {eben Serfttd) 
einer 8öfung be* 9tät$feB &u oergid^ten. 9*ur ber Sreiljerr oon Statt oon 
SBögeUfamp Ijat in feinem um 1810 niebergefdjriebenen, aber ungebnuft 
gebliebenen 9Serfud)e einer btploma tif$en ©efdjidjte ber bona* 
ftif^en @ra ffc^aft Steinfurt baä ©agnife einer ftamenbeutung unter« 
nommen unb bie Sßuten erflärt al$ Potentaten, SWädjtige oon 
£orftmar, eine Gftumologte, beren &ü(ml)eit j[ebe weitere Erörterung 
überflüfflg madjt. 

3)en $uten gegenüber bleibt bie SCnwenbung aller etumologifdjen 
fünfte $offnung0lo6, unb wir tlmn gut, wenn wir jur Äufflärung ber 
€>a$e einen anberen, fixerem fBeg einklagen, fnbem wir ba# S*or« 
tommen biefe« Warnen« rücfwärt* bi& gu feiner erften Erwähnung Der- 
folgen. 

3>a begegnen und bie $uten bei öonginu« 1896, bei 2)arpe 1882 
an ben bezeichneten ©teilen; bei Äu mann , &irä)fpiete bei $tetum* fünfter 
(9Wfc. bei Satertum«oerein«) um 1820; bei oon föaet um 1810; bei oon 
Steinen im britten neuen Anfange $u £obbelmg$ 93efd)reibung bei ganzen 
Stift« fünfter 1742; bei SMtljmar in ben Boten au £efdf)enmaä)er§ 
Annales Cliviae p. 265 ed. II. 1721; bei ©erwarb Ärnolb Stump, 
Methodica et aecurata totias Westphaliae descriptio (2Ranufrript int 
Sürftl. SBentljeimifdjen Hrdjto.) 1670, p. 119. 3)ie gemeinjame JQuette 
für aüe biflfcer genannten Autoren ift ©tangefolö Söerf, weiä)e* 1654 
unter bem Xitel Annales Circuli Westphalici unb 1656 all Opus Chro- 
nologicum et historicum Circuli Westphalici erfd)ienen ift. $ter f)eifji 
H in ber Sorrebe $um ^weiten »udje Aap. 8. 9h. 11 folgenberma|en: 
Castrum {lorstmariense cum oppido montis clivio ineumbens sedes 



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- 227 

oliro fuit inaignium Heroum qui appellati fuere bie$utenoon$orfft* 
mar. (Ebenfo fd^reibt Sodann oon ©eerfdfrwort ober ©frflwortt 
(1574—1640) in feinem 1624 oerfa&teu, aber erfl 1742 oon Jobann 2>ieberi<$ 
oon Steinen al* Äub,ang gn $obbeling0 Beitreibung Deröffentlidjtra SBeft- 
ob,älifdj Äeelidjen Stammbud&e: Castrum Horstmariense cum oppido 
sedes olim fuit insignium Heroum, qui fuere appellati bie Sßntten 
oon jporftmar. 2)ie Softer Xann^ oon 33er*m«rbt, Vtargaretije, 
mar nadj o. Steinen in feinem öorberidjte gu Qobbeling* SBeföretbnttg 
oermäljlt mit einem Qerrn oon $öoel auä ber 3>ortmunber 8inie bkfe* 
©efdjled&te*. JBlelleidjt infolge biefer Samflienoerbinbung \pt SBeteworbt 
bal no$ fjeute ungebrudte, um 1609 ooüenbete Speculum Westualiae 
veteris bet $tinxid) oon £öoel tennen gelernt, nnb btefe* Söerttft etf, 
meldje* oon $er$worbt unb befonber« oon Stangefol an niefen Stellen, 
aber feiten otme Segler audgefdjrieben worben ift unb weldp* aud) ben oben 
citierten Safc enthalt l ) mit ber jwar Heinen, aber für unfere Srage ent« 
f$eibenben 'übweidfmng, bafj ^)ööd ftatt $uten öuten oon £orfrmar 
getrieben fjat. 

S)a* alfo mar ber $uten tfern, ein 2)ru(ffebler ober richtiger ein 
Sdjreib« ober öefefebler flüchtiger unb mit ben fiofolon^ältniffen gängttd) 
unbefannter tfompilatoren ! §rinri(ij oon §öoel, ber auö (£pe bei ©routw 
ftammte unb meift in Steinfurt lebte, muftte felbfberftänbli^ in bem naben 
«frorftmar genau 93efd)eib wiffen unb bie bort aufbewahrten (Erinnerungen 
an ^orftmarö größten Soljn, ben Gblen ©ern^arb oon $orftmnr 
(f 1227), ben baä 8olf no$ (eute ben Guten oon £orfimar 
nennt, tennen (£$ ift ganj unmöglidj, baft ein ortorunbiger ÜÄann bie 
flnnlofe unb im Solfe gättglid^ unbetennte ©eaeidmung ber <£betyerren oon 
$orflmar al* $uten gebraust baben foUte, unb ba* ift aud) bet ©nmb, 
meäljalb ber au* £eet, nicr)t weit oon £orftinar, ftammenbe gelehrte 3efuit 
9titoIau6 Saaten, ber SJerfaffer ber Annales Paderbornenses, (lebte 
1608—76), in feinem au«fül)rlid&en geriete über *ern$arb oon «fcorft* 
mar*) bie oon bem iljm wofclbefannten Stangefol in bie ©elt gefegten 
$uten mit Stillfcijweigen überging. <5r wufcte e$ eben beffer, ba er in 
$orftmar befannt war, unb lieg [idj nitftt, wie ade anbem nad) Stange« 
fol lebenben weftfälifd&en ©eföicfctfd&reiber, burdj einen Schreibfehler 
irre führen. 

fcöoel« Duelle für feine 92acr)ricr)teit über £orftmar war neben ort« 
lieber Ueberlieferung baä 1475 getriebene ©er! De laude veteris Sa- 

l ) 9Wf«. 108 ber ©ibliotbet be« SBeftfäliföen «lterrl)um*üeretn* gu 
SRünfhr, 6. 90. 

«) Ann. Paderb. Hb. X. p. 716. 

15* 



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228 • 

xoniae nunc Weatphaliae dictae bei oul Soer Bei $orfrmar flammenden 
Jtottänftr* »erner Roleoincf (1425—1502). 8uä) $amelmann, ber 
1562 feine Bna)er De familiis emortuis 1 ) nerfaftte, benufete ben Sblenhuf, 
ermahnt aber bei ber &efprea)nng ber Crblen tan $erfrmar weber bic $ufeat 
nee) bie titoten. ftefarintf bemertt über $orfimar u. a. folgeubel: Hoc 
Urnen sdo, quod est qnaedam fama de nobili quodam Tiro dicto yhI- 
gariter be gnbe »an £orftraar. 2Hefe $eaei$mtng 8ern|arbl neu 
$erfbn*r all be gnbe nan $orftmar Feijrt audj uneber in ben um 
1500 gefdjriebenen 8*ffifceu gnr Wüufterifdfen ©if^offdjnmit *) 

SHe 6to)e oer^ilt fty bemnadj falgenbermafjen : £ern^arb, ber ge- 
feierte $eib oon Oorfrmar, Iptt bei bem öoife oon £orftmar bat 5M- 
nauen ber ©ute gehabt $eoel Ijat juerft ben Beinamen biefer einzelnen 
fßerfon anf bai gange 9efä)(ea)t übertragen nnb mi|nerftänbttd| non ben 
©nten oon $orftmar gefpro$en. $erftoorbt unb Stengefel (aben 
eine eietteidjt etoa* unbentlidj« Ebförift oon Qdoell 8pecaliim bemrfct, 
fie> nerfefen unb bie fluten in i&nten nermanbelt 2>ie $an)rtföiiib 
trifft ben oberfiää)Ito}en StangefoL ©ei ©erltoorbt ift gn bern<!fi$tigeit, 
bafj ber 8ulgabe non n. ©teinenl (1742) eine foate unb fehlerhafte, 
»ietteiäjt bnrd) Stangefoll »er! föon beeinflußte «bförtft oon 1685 *n 
(Brnnbe lag. 

2)afj bie fßuten »on Qorfrmar nunmehr fäon 250 Saljre lang in 
gebnufteu unb ungebrndEten SBerfeii meftfnlifdjer £iftoriter ifcr Umnefen 
getrieben Ijaben, %$i meitrr niä)t gefa)abft, benn biel <£tjengnife eine« 
Sefefe$lerl blieb »eiteren Streifen gang nnbefanut 6eit bem Gfrföeinen 
bei mit 9ieä)t $0ä)gef$tyten {JüljTtrt oon gonginu* beße$t abcT bie 
•efafa baft biefel ^rebuft einrl lädjertifyn ^»erftirabniffel auutct!t$ 
im Seife flu) feffcfefct ®k* an oer$istbern, fft ber %u*& biefer Stilen. 



*) Opera genealogico-hiitorica de Westpbalia et Sazonia inferiori. 
femgo 1711, 6. 686. 

*) Bulgabe oon $ro&, ®. 198. 
') 3Rünft. ©efd).-£)uellen L 118. 



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Mg 

3Us bem totufytmnTtißtx bes 3ttljrM 1533« 

8on Dr. £nn*fenl. 

(SorneKu* $at in feiner ©eföidjte be* Sftunfteriföen Kufruftr* aal 
beut SRegifter ber Qrutyerren t>ou 1533 nur eingebe* müget^eüt, bal flä) 
auf Stotymann unb 8ening begießt 3)o$ oerbienen no$ anbete Angaben 
be*felbeu ber CErttctynung. 

1. UeBer 3ofcftint $elfmann, im 2>tenfte Stunftcrl alt jßvtftttatot 
am 9W$*t*mmergeri$te (Dergl äerffeuBcod}, «umtobe naa Seiaar, 
@. 283), (dftt et: „Stern Betaelt bodor $dfman t* 6pnr, xufeu 91* 
curatori, oor fto Jarlir falarum 10 gilben gulben, ben gulben gereimt to 
28 •., i* 46 dj. 8 8. $a* SKegifler be* 3«B«* 1537 gibt bie 9lati|: 
3>tdor $elfman, be bir Beuoren ber ftat SRiirfteT gebdnt ftabbe, 22 
gulben. 

2. Son Sodann Don ftaelfelb, ber am 8. luguft 1532 *tft ber Wtmrn» 
fdjaft be* ©eifte* «ünfler in ben &dd>*frieg |inan*gog (»gl Gurmliu*, 
a. a. O. I. ©. 108), urfrb berietet: Stern betaelt Subger SRummen »o? fWfdJ, 
bat mefter «erat be fort oan rat gegadt, bo men So^an Dan JRai*fett ben 
rftmefter up Hernie* Goe«felb* ipe* to gafte gefat, bo $e na ben Satten 
riben wölbe, i* 2 m. 9 t. 

3. 5n Betreff ber Höften, weldje bie $u Seigre gefangenen Ferren 
Sodann oon öftren, Hermann bon SRengerfen unb 3o§atm SRertfell oer* 
urfa^ten (&erffenbrod>'$ermer, 6. 344 ff.), erhalten »fr folgettbe Jtnnbe: 
Stern betaelt Satyer 2Bantf$ereT, bat funfer Sofan fax t|o ftoureu mit 
em in finer befrriifrnge ordert fyrt, na talplt flner obergegeven cebefen, 
ein ^onbert 18 golben gulben, 11 s. 2 ^, ben gulbcn geretrnt to 28 •., fadt 
276 m 3 8 2 ^. Stern Betaelt Äopperftefetm, bat geraten »engerfen in 
finer Befrdcftnge mit em bertert fytf, ein Bonbert 18 golben gulbcn, ben 
gulben gerefent to 28 «., fadt tofamen 263 m 8 *. Äopperfrefemt rft 
jebenfall* biefelbe ^erföulio^feit mit bem 3Beim)änbler Stephan Hupper» 
f^leger. (ÄerffenBro<$-2)etmer, <§. 520, 584). Stern Betaelt ber 6mut« 
Bufefdjen, bat Sofcan SWerAtt fanfcder iu finer Befrricfiuge mit er berfcrt 
Bat, na oermoge finer (antfäjdft 25 gulben, ben gulben to 28 s., i* 58 m, 
4 8. $ie $ferbe ber befangenen waren Bd $ernbe ^&fer untergeBra$t. 
Stern Betadt $ernbe tiefer, bat em rejtebe an be 29 golt gulben, bat be 
perbe ber gefangen in finen Imfe bertert (eben, t* 46 m. 

4. $er »irr$ $der ftdefe, ber auf ber 6alaftnr&e ein «aftau* er* 
öffnet (arte (ÄerffenBro^f)etmer, ©. 348), uerbieuie in berfdBeu JJdi 



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230 

bebeutenbe Summen. Stern Behielt $eter Sfrefenn vor 7 tunnc toit, bc $e 
boctor Sön* in ber 2Barnborpcfd)en fyic« gefönt fyit, na infcolt einer 
onergeoenen cebelen t« 18 m 2 8. 3tem Betaelt Sßcter Srefen up ftn fcrjalt, 
bat men em fd^ulbig i«, ein fpnbert golben gulben, ben gulben to 28 s. 
facit to märten 233 m 4 s. Stein nod) bemfofoen $eter up ftn fd)ult be- 
taelt, an enen frlfen ftocfc gefortet, i« 288 m. 6 8. 

5. lieber 8u«gaben, bie ben €>mtbifu« »on ber fBtecf betreffen, er- 
fahren mir nod&fteljenbe« : Stern betaelt boctor Söufenn, bat em bei tit be* 
olben raib« (nor bem 3. HRärj 1533) gelaoet »ad »an bem Derbrage tnfdjtn 
nnfen gnebigen |em unb ber [tat fünfter, anbrepen be reltgion, 13 
^onbert golben gulben, ben gulben gerefent to 28 8. i« 233 m. 4 s. Stent 
betaelt Sefyut fflotermunbe bem fnngen (Jcafienbrod)-2)etmer, €>. 279,) 
»or betr, bat Ije boctor SBncf in ber ffiarenborpefd)« $ufe upgebrtgen 
tyit, na nermeibunge einer onergegeoenen cebelen, t« 24 m. 4 s. 6 ^. 
Stern betaelt Qermen ®art$u« 8 ftocfe, bat boctor SBocf in ber 2Bani* 
borpefdjen ^ufe an brobe oertert, i« 13 m. 6 s. Stern betaelt Serttbe 
Stoentorpe (ÄerfJeubrodV2)etmer, @. 519, 584, 649) oor fleifd), bat 
boctor 2Bncf in ber ©arnborpenfdjen $ue« ^abbe Ijalen loten, i« 19 m. 
3 s. Stern betaelt ^ermann« ©riborp (£erffenbrod)-2)etmer, <§. 558), bat 
\t boctor ©ntoi in ber SBoruborpefdjen $ufc upgebregen nnb DorJad)t 
(abbe, i« 14 in., 6. s., 7 ^. Stern betaelt mefter £lnricf SBoirancn bem 
fmebc (£erffenbrod>2)etincr, ©. 460), bot fc boctor SBnfen, bo l>e mit 
ber 3Barnborpefd)en »ad, oor to befloen unb ein pert to plaeftern, t« 1 m. 
2 s. 6 ^. 2)ie Käufer ber <s>mutlmfefd)cn unb Söorenborpefdjen lagen 
im Äird)fpiele @i Somberti. 

6. S)er Sertrog gnufd)en bem gürfrbifd)ofe unb ber @tabt nom 12. 
Sebtuar 1533 ift oon S^eoborif 3^wnoeI gebrucft worben. Stern gegeoen 
mefter SDiricf $$wnoell oan ben nerbroge to brucfen tufdjen unfen g. ^ 
unb ber fiat Wunfter, 2 m. 4 s. 

7. <Der Sfcrljanblungen mit ben fleinen €>täbten ift me^rfad) gebadet 
Stern betaelt bat $cr Rennen Xnübecre, unfe borgermefter mit ttlirfen rabe* 
frunben unb boctor SBucfen nerboen Ijcbe bc« bonberbag« na Oculi (20. 
SWär$), bo fe gerebben »cren tor SBoirbt unb be« faterbag« bar naift tyom 
Ouwnbbclben, bar man be fleinen ftebbe to böge oerfd)reoen. 3« tfamen 
18 m. 5 8. 5 ^. Stern betaelt, bat men be* binrtebag« na Subüate 
(6. 9Rai) in ber infort unfc« gnebigen Ijeren oerbaen Ijeft, bo menn itlidje 
nan ben fleinen ftebben be« anenb« upt grutlm« to gafte b>bbe, oor foft 
nnb »in na infjolt ber ooergegeoen cebelen, i« 12 m. 4 8. 9 ^. Stern 
nod) betaelt bat men be« anberen böge«, ol« men oan bem Saerbronte 
»ebber getommen, nerbaen Ijeft, bo men be fleinen ftebbe to gafte (jobbe, 



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231 

tot toft, Beer, »in unb anbert na itt^olt ber ooergegeoen cebelen, iö 43 
m. 4 ^. (©gl. «orneliu« a. a. O. II 6. 177 f., @. 187 f.) ©on 
Äerffenbrod) (a. a. O. ©. 397) »trb bie 3ufantmenfunft $u Duobbelben 
(öftHdj oon @ubmüijle, unweit ber <£m0) nid^t erwähnt 



ärbeitslol)» in MnnfUt im 16. 3ttyfy«iitaL 

$on Dr. $unlfent. 

3n btefnr 3eitfdjrift (39b. 44 6. 181 f.) $at 8. Hieffra bie „Drbnung 
unb ©at^e ber Slrbeibfcleute" mitgeteilt, wie ftc unter bem 24. SHär^ 
1591 für HRünfter feftgefefct worben ift. Angaben aufl ber erften £älfte 
beä 16. 3<ritf)Uttbertg tagen il)m nicr)t oor. ©in SRemorialbudf) beä ©tobt* 
ar$toe6, bat »on bem ©tabtfefretair 3 rön 8 0on 2Berue angefertigt würbe 
unb 5Befd)iüffe be« Sftatljeö, fowie ©erljanblungen auö ben 3«Ijren 1536—1543 
enthält, bringt mehrere ©eftimmungen über 8ö^ne. Km 3. 3uK 1536 
liefen SBürgermeifier unb SRat^ mit 3uftimmung beä Statthalter« folgenbeä 
burc§ bie ©otenmeifter oerfünbigen: 

3)e»ile beglidjd unorbnunge unb midfeHige beföwerunge bi ben ba$* 
lonern, arbeibern, werfluiben unb berf eitrigen belonunge aflentljatoen ge- 
fnoert, Ijebben wi borgermeifter unb rait ber [tat fünfter berljaloen na* 
befdjreoen orbnunge beflotten unb to gemeinen beften Ijte mit beoofleu, na 
buffem tofomenb fonbage anfenflid) to ljotben be« to wiber anridjtunge 
gemeiner policei, barmit niemant booen geliehnetigljeit befwert unb ooer* 
nommen »erbe bi oermibunge geborlidjer ftraffe. 
3tem ben murmeftern, fteinbicfem, timmerluben, ftratenmeferfl, ljute- 

becfern, Ijoitfegern, fcoefnibern 2 s. 

3tem ben fornmeber* 18 ^ 

Stern ben ftroifnibern 18 „ 

3tem ben nadjtwedjtern 9 „ 

3)en brefd&ern, greoern, binberfcfyen unb anberen gemeinen badjloncm 

unb werfluiben to ber foft 1 8. 

gür 1537 würbe nadjftel)enbe$ angeorbnet: 
Stent ben timmerluiben, munueiftern, fteinbicfern, ftratenmeferö, 

Ijutebecfern, Ijoltfegern oor badjlotn to ber toft . 1 s. 

<Den brefäern 7 ^ 

©troifnibern 9 m 

SDen nadjtwedjtern, greoern unb fu* anberen gemeinen »erfluiben 

unb ba$lonet* to ber foft 6 4^ 



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$ot m ein ieber |tr tnne föetfen unb geborliä) f)olben fottbe na 
gdfgen^eit nnb oeronberunge ber Ht, all infunbert na tortunge unb 
iengeninge ber böge wintert unb fommert. #m 17. Wai 1638 erging 
eine neue orbenunge »an belomtnge ber arbeitlueben unb bad)loener#. 
Stent ben timmerlueben, murmeftern, fteinbi(!ern unb beäern, 

ftratenmefcrt, |oltfegern, tyoefmbern vor baä)lom to ber (oft 14 ^ 

3)en .tornmeberi 1 s 

3)en ftrocfnibern 10 4 

3>en binberföen 7 m 

5)en na$twe$ter*, grencr* unb fünft anbern gemeinen badjloenerf 8 9 

$er 18. ©entember 1588 braute wieber eine Äenberung. 

Xo furberunge gemeines rooHftantft willen fcieuttt burgermeifter unb 
rait nadtfolgenbe orbnunge oan belonunge ber arbritÄluebe oerorbeut unb 
ernfttidjer raeinunge einem ibern to geljorfame beooHen Ijebben, bi Der« 
mibunge geborltdjer ftraife, bei fl$ «« iber wette to rieten. 
3)en timmerlueben, murmeftern, ftctnbicfcrn, fcuiGbecfern, [traten- 

ntetert unb $oltfegern oor badjlotn to ber Foft . 1 s 

2>en ftroifnibern 10 ^ 

5>en brefä>ern, nad)tweä)tern unb anbern gemeinen werflueben unb 

ba$lonern 8 ^ 

Unter bem 28. Änril 1589 würbe hinzugefügt: 
3)en fatfnibern 14 „ 

tfa 11. SRar* 1540 fa( ber Staty fi$ genötigt „ut bewegenbat 
oirfa$en unb na erfurberunge tytger gelegen^ett bem gemeinen beften to 
gnbc" tnbere Seftintmungen gu erlaffen. 

Stern ben murluiben unb fieinfytuwern 14 ^ 

Stern ben timmerlueben, ftratenmefrrt, fcueäbecfern unb ^oltfegero 13 „ 

Stern ben (alfroern 1 8 

Stern ben (eufnibern 15 ^ 

Stern ben ftroefnibert 1 3 

Stent ben fornmeber* 13 ^ 

Stern ben nadjtwedjtcrn im fommer 6 „ 

Stern ben benberföen, greoerf unb gemeinen ba$loner* . 8 m 

Unter Strafe oon 3 SRart würbe am 18 Suli 1541 feftgefefct: 

$en murluebeu 15 ^ 

$en timmerlnben 14 , 

$en feger« 14 „ 

5>fe 8ö$ne gingen in ben folgenben 3^rge^nten jwar in bie $öfo 
bodj nic^t in bem SRafre, wie H bie Qert^euerung ber Sebentmittel unb 
hie Gntwertyung M (Reibe« er$eifä)t Ratten. SHe £agelö$uer gnuta! waren 



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833 

mit iljrer Sage nid^t aufrieben, «m 17. 3Wi 1564 lieft ber 9tafy ben 
„allgemeinen mebber« unb arbrittiuben bi ernftlid)er ftrafe" anfünben, flc 
müftten fldj »mit bed raitö fate unb orbnung benoggen laten unb fl<$ buten 
in arbeit unb bienft geinetoeg* begeben, unb \o foll* «ber« btfunben, 
bat aWbann ungefcorfame, al* fe fi$ buten in bienft begeoen, bkfer ftabt 
mit wif unb finber oerwifet »erben füllen/ Äe^nlidje Sfta^mmgen mieber- 
$olen (H in ber fpätcren Seit. • 

2>al diatfypxotohU oon 1574 weift unter bem 16. 3uli folgenbe 
$ar* auf: 

SRurman 18 ^ 

Äalfrör 15 „ 

Simmermann . 17 „ 

«fcoteföniber 18 „ 

lieberen 15 „ 

Stratuerl, betfer* 15 „ 

©troefönibern : . 13 „ 

2)en gemeinen arbeittleut unb binbert 10 „ 

3n bem 3a$re 1586, wo bie greife für ba* betreibe fl# wieber er» 
^eblic^ fhigerten, würbe am 28. 3ult oerfügt: 

2)en mnerluben 20 ^ 

S)em faörör . 19 „ 

S)em thnmeruiann • • . . • 18 n 

3>em ^euwföitiber 20 „ 

S)en mebert 18 „ 

3>at fegenfänibern 18 „ 

3)en frroefd&nibern 18 „ 

3>en ^eulberfern 18 „ 

SDen gemeinen arbeittluben 12 „ 

SHe Tabelle ftimmt überein mit ben Setyen oom 24. TOfirj 1591, 
bie 9Heffen mitteilte. SHefe würben am 21. 3uni 1591 abermal« ge- 
nehmigt, ffe galten im ganzen audj für ben SBinter. üDetm ba$ SRat^d- 
protoM oon 1591 enthält unter bem 11. Oftober ben ©efdjfafj: 

33on allen go^eiligen be$ up <St. Sßetri ben arbeibem ju ber foft 

a« JA«: 

<Den brefd&er* au ber fofl 12 ^ 

Stern frauwen fo berfdfjen, fleffen 12 „ 

5)refd&er« oon 4 uljr be« 6. 

Unbere arbeiber, timmerleube, muerleube, fagenfdjntbern ic. k. fotten 
uadj ber fommer orbnung belofjuuug fi$ galten unb oon 6 uljr be$ $u 
6 ufpr au arbeiben verpflichtet fein. 3um #ergleid}e möge bie Orbnung 



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234 

btenen, bie faft 25 3aljre nadfter, am 31. 9Rai 1613, eingeführt 
tonrbe. 

gu her Cofl oljne toft 

JDen mauenneiftem 3 s 6 s 

<Den mauerfned)ten 2 „ 3 ^ 

3>en falfrityrern 2 „ 8 , 5 „ 

3)en gimmermeiftern .*.... 3 „ 6 „ 

$en aiinnterfnedjten 2 „ 3 „ 5 „ 

2)en fagefd&netbern 2 „ 4„84 

S)en fommebem 2 „ 4 m 8 m 

2)en graäfdmibern 3 „ 6 „ 

$en gemeinen ftrofänibern, fo mit ber Keinen 

laben fdjnetben . . . 22 „ 4 „ 8 m 

3)en ffrofdjneibern, fo mit ber grofjen laben 

fdfjneiben 2 „ 8 „ 5 „ 

2)en Ijaudbecfern 2,8,, 4,9, 

$en ftrafcenmad&eren 22 „ 4 „ 8 w 

3>en brefdjern bi* Wickelt« ... 20 „ 

nad& SRidfjaeli« . . . 18 „ 4 „ 6 „ 

2)en fornbinberfäen 20 „ 4 „ 3 „ 

Älleä obgefefcte« auf bie fornmergeit, nemlid) oon ©regorii an bil gu 
bem Jerbftfcnb infd)liefeltd(j flu oerftetjen. 6o niel aber bie taglöner 
ober arbettSleute belangt, fo gu nrintergetten beim Iied^t ober fernen nidjt Doli 
arbeiten unb bie gewölmlid&e fommerftunben nit galten fönnen, betten 
follc nadj aboenant be$ inen gu georbneten Ion* unb ber ermangelnbett 
ftunben (aU ben mauer« unb gimmerfnedjten, bietoeü inen be6 fommertag* 
für ge$en ftunben arbeit oljne foft 5 fdfjtflinge angelegt, für }ebe erman» 
gelnbe ftunbe 6 Pfennige unb fo oortan einem {eben nac$ getrage ferne* 
lotjnö) abgegogen »erben. 3)en gemeinen arbetWleuten aU fcägnern, mtfx- 
labern, gräbern, tyoltljaueren, item ben frauenäleuten, fo graben, weiben, 
in flad)« arbeiten, nmfd&en unb bergleid&en arbeit tyun, gu ber foft gu 
fommergeiten 18 ^, oljne foft gu fommergeiten 4 s. 3 ^, gu wintergeiten 
4 8. Unb folle In'nfurter fomol berjenig, fo biefe orbnung in nehmen ober 
forbern, ai£ audj im ausgeben überfd^reiten würbe, jebcömalö mit fünf 
märten gur ftraf und bem rate unnad&läfßg oerfaUen fein. 9la$ bem au$ 
in oor jaren gefpüret worben, bafj etliche arbeitdleute gu ber arnbgett, 
»an man irer arbeit am beften bebürftig, ftdj au&erljalb ber ftatt ire* 
meljreä gefugten oortetlöfjalben begeben, bamit bann beme na$ notturft 
oorgebauet »erbe, fo ift einä erb. rat« befetöj unb meinung, bog alle unb 
jebe taglöljner unb arbeiWleute, welche allfjte in biefer ftatt mit »eib unb 
finbern ober aud) allein gu wohnen unb bleiben bebaut, ben bürgern unb 



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235 

einwo^neru aE^ie oor anberen auf bereit etforbem unb begeren ju bienft 
fteljen unb ftd) biefer orbnung gcmäfj üertjalten. ©unften aber, ba oer- 
merfet würbe, ba§ fte fldj bei ber arnbjeit, ba man trer am wentgften 
entraten (an, auä ber ftatt begeben, ben bürgern unb einwotjnern arbeit 
unb irc SDienft oerfagen unb oifleidjt aufjer^alb ber ftatt fceimlidj ober 
öffentlich arbeit annehmen würben, auf ben fall gewerttg fein, bafe tt}nen 
beneben obgefefcter geltftraf weib unb finber nachgejagt, fie aud) in it)rer 
wiberfunft in biefe ftatt rinjufefjren ober atttjie ju wolmen, nit oerftattet 
werben foßen, beffen ein feber tjiemit öffentlich oerwarnet wirb. 



JUtefte 6ekutuug ber me^falif^en Ortsnamen 
dapellenberg, fiappenberg, lapenberg, lappel. 

£>er Ortsname Kapelle, meljrfai$ im 9fct)einlanbe unb in ©üb- 
beutfdjlanb, an $l<tyen, wo niemals eine Äirdje ober ein ftirdjlein ge- 
ftanben tjat, mu& auffallen, ©djon Sßrof. Sßaulufl modjt für ©übbeutfdjlanb 
barauf aufmertfam, bafj fltf) biefer SRame metjrfad) Ijeute nodj für früher 
befeftigte fünfte an ben alten £eerftra&en fmbe. (£ine weitere (fcrflärung 
gibt er nidjt; eine foldje unb gwar $unäcf)fi für bie oben genannten roeft» 
fälifdfcjen Ortsnamen möge Ijier $lafc finben. 

3)er erftere 9lame, Jtape Ilenberg, für eine $öf)e im ©üben ber 
Sippe jjwifdjen 2)orften unb bem -jtaufe ÜRalenburg ftnbet fid) bort an 
bem Saufe ber fdjon in SRömergeit oort)anbenen $eerftrafce. (£ülfenbecf, (Safteil 
Sllifo. 6. 180). 2)er aweite Harne, Sappen berg, auf beffen bomi- 
nirenber «£>öt}e, fdjon im 9. SaWfJunbert Dft * ®wfenfdJIo§, fpäter bie 
S&orbertiner-Slbtei fid) ertjob ift metjrfad), felbft oon ben alten 2Ron$en 
erflärt worben oon gapen (ntjb. gaffen), alö locus, mons speculandi, ba 
er eine weite Umfielt geftatte. 2)er britte SRame, Äapenberg, ftnbetftd) 
bei Doentjaufen nat)e ber SBefer für ein tjotjeö Sßlerteau gegenüber bem 
<£>etligenberge, auf bem im grücjmittelalter Soroener Sftöndje bie ®t. 
9Ridjael$firdje erbauten. 

5Radj meiner Sluffaffung finb bie brei Serge benannt worben nad> ber 
bort ftattgetjabten Lagerung beä granfenljeere« unter Äarl bem 
©rofjen wätjrenb ber ©adjfenfriege ; gleicfjerweife au$ beim ©tift Äappel 
an ber ©lenne gegen bie Saufen im 3)raingau. 

3n ben fränfifdjen Heerlagern Jjiefj ba« Äaiferjelt mit einem ge* 
weitjten IRaum für bie Bergung. ber für tjeilig getjalten £eerfat)ne Äapella. 



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836 

<Dte fräntifdje fceerfafyie, glei^enb bem Sabarum (ConfMntin'ft, beftanb tml 
bem an $o$er ©tange befefHgten Qemanbe, ber tfana, &appft< £•• 
nella bei Ijetlige* SRartin »on Softt^ ba* nebft anbent Stotaute* 
betfelben ©eiligen in ©efty ber ©erouingtfdjen, bann ber Äaroltagifäe* 
granfcnfönige gelangt war unb oon tynen bei ifpen Kriegen nnb €>$la$tea 
aU fd)üfeenbe# unb Sieg öerfjctbwibtÄ Heiligtum oorangetragen unb nt$e 
bem &önig*ftelte bet $eerlagrri in einem geweiften Staum uerwaljrt würbe 
Der ga^nenträfer, ga^nen^nter f)iefe Äoptllaau«, bamt *u<$ bar geweüjte 
JRaum nad) bem $ei(ig$um äaneHa, unb ber fMafe wo bie ftdtfnrie 
geftanben, gab in ber (Erinnerung bem Berge, ber ©bene, wo bal Säger 
gefäjlagen war, eine ^eiligenbe ©ebeutung, einen neuen Barnen. 5)te 
fpätere »eitere Gntwitfelung be0 Flamen« unb Begriff* tfapette, &apellaira*, 
ift Wd)t ju gefialten, würbe ^ier aber gu weit führen. 3)ie queHeuge- 
mäfce SBegrünbung meine« *Ra$weife* laffe i$ nadjfte&enb in einem £u#- 
guge and Du Cange folgen. 9htr will td) no$ onfügen, bafj gegenüber 
bem «fceiligenberge bei Oaeuljaufen im Äretfe £öjrter, wo|I ftyer einer 
uralten, fäjon fad^ftfd^en £eUigtuM*ft&tte, ber Äapenberg mit $lateau 
fl<$ ergebt, nad) unferer Darlegung ber gagerplafe eine« fräatifdjen £etrr4 
unter Äori bem Großen. 2Beira bal ber Sali, fkutb bann *a$ bem 
Ouetteuberidjt über ÄarU b. ©r. erften gelbgug im Sa^re 772 bie be- 
rühmte Srminful bei Otenfcaufen? 

S)a« befannte SBafferwnnber am SRittage in ber 3)urfie«noty be* 
franfifä)en $eere6 fanb ftatt in coneavo forrentU, juxte montem, qai 
castris erat contiguus (Gerold.) 5)em concatum enrfprid)t mm ben 
bortigen ineinanber flteftenben $ää)en ber uralte feurige Rame: bie Qrowe, 
bem forrens ber Soll erb adj. An b?n Jtapenberg grenzen ber $eiligenberg 
unb ber (Jfdjenberg. öergl iRebegelb: bie Pfarrei Duentaufen, unb 
©raf «ffeburg: Ortfdjaften im Gorneuer 8anbe. 8efrf$r. für ©efaV unb 
Wertytmtfttitbe »eftfalen«. »b. 54, 1896. 

8u0 Du Gange, Glossarium I. 859, ed. Iungius, Frankofurti 
1710; ed. Henschel, Paris 1842, II, 120. 

Capa St Martini, qua salicet St. Martinus corpus et caput 
tegebat, olim apud Francorum reges tanto in pretio babita, ut inter 
praeeipuas Sanctorum reliquias asservaretur et in bellis prae- 
ferretur. 

Monachus Sangallensis üb. I de vita Caroli Magni: »de pau- 
peribus supradictis quendam Optimum dietatorem et scriptorem 
in capellam suam asumpsit. quo nomine Francorum reges propter 
capam S. Martini, quam secum ob sui tuitionem et hostium oppreasi- 
onem jugiter ad bella portabunt, Sancta sub appellare solebant." 



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837 

Walafridus Strabo de rebus ecclesiasticis cap. 81; „Dicti sunt 
primitus Capellani a capa S. Martini, quam Francorum reges ob 
adjutorium victoriae in proeliis solebant secum habere." 

Honorins in sermone de St. Martino: „Hains capa Francorum 
Regibus ad bella euntibus pro signo anteferebatn r, et per 
eam hostibus victis victoria potiebatur: unde et cnstodes illius 
capae usque bodie Capellani appellantur. Idero in „Gemma animae" 
c. 128: «Capellani a capa S. Martini appellati, qnaro secum Fran- 
corum reges in proeliis semper habebant, et eam deferentes Capellanos 
dicebant* 

Non solum igitur capam S. Martini in palatio sed et in ora- 
toriis castrentibus, quae ^*T«^o^j^aJ Uxlrjoiu* Ecclesiae porta- 
tiles dicuntur, (Nicephoras Call ist. lib. 7. cap. 46) asservabant, atque 
adeo in proeliis deferebant Capellani. Ubi Sozomenos lib. 1. cap. 8 
de Constantino M. ,xo* attyrtp tl<; Innkfjaluv tluaa/thrjY mQ4o*Qtv % 
jpüta -rot<; noXkuiou; fa*or{)dx*i>ofr. m Ex bis etiam perspicuum fit, 
Graecos aevi recentioris Capae nomine appellasse sacras reliquias, 
quas in expeditionibus bellicis et in ipsis proeliis, deferre solebant 
(Mauritius lib. 7. Strateg.) 

$rof. Dr. &*mß*& 



Der „lelfums ba<j" tu MinfUx. 

Son Dr. £un6fenG. 

3n Dffenberg« ®djriftd)en gilbet unb ©fl^en au* Wutfttti 8er- 
gangenljeit" (SRünfrer 1898), Kcft man 6. 136 folgenbee": „3n tterföte- 
benen äämmereire($nungen Reifet e$: „Up Ijetlfamftag, aU man ben |eren 
unb beineren na olbem gebrufe be Reiten »ittbröber utgebeelet, betalt an 
botter, mett unb »ittbrob (1590 3. SB. 13 M. 7 s. 6 ^)," femer in 
fammtUcfceu ©rutredjnungen „ben megeben up be legge (Seimoanbuieber* 
läge) io fceten «eggen." <Die fceten »eggen, au$ noejj Jefct im Dfat- 
brüdffd&en unb SMeiefelbfdjen „^ebenrig* - genannt, waren ein beliebte« 
©ebä<f, »eldje* meiften« $u gaftnadjt norgefefct »urbe. $eilfamftag 
»ar aber aemmtyltdi ber 3Bet$nad>te , abenb." 3)iefe Anflogt M ner- 
ftorbenen emflgen Sorf^er« iß irrig. 9Cuf bie richtige SÖebeutung be* 
Sorten fü$rt unö bie Äämmerei^e^nung be« Saljre« 1541/42. ©ie 
berietet für ben Anfang be* 3a$re* 1542: „%ttm up maenbag neeft nien 



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238 

jaert böge, alt up ben regten fteoclifen bag ben (eifern in ber färioerie 
ge(o(ben, ben men nme funberlinge gebrecfe in begin buffe* folgen jetti 
up ben regten bog nid)t (eft (olben founen, i& oan borgeueftern unb 
ben ampt(ereu »ort anbern (eren unb frunben oerbaen facit 6 M. 7 s. 3 ^.* 
2>aa SRec^nunggfalp erftrecfte fiä) „oon lern ]aer anfangenbe up funbtg 
na circumcisionis Domini anno 41° bed webberap funbog nae triam 
regum anno 42 °". 3nm Beginne bei 3of>re* 1541 ift bemertt: 3*an 
olö men np bonrebag nae conyersiwdfr Pauli ben Reifem in oer fdprtoerie 
gefcolben (eft nae olber gewonte nnb barup to gafte ge(at ben official, ben 
Härter ©effeltncf unb (5Ioit( i$ oan borgermeftern, temenern nnb ben 
oan ampten oerbaen, facit 6 M, 8 s. M äfon fanb ftd) 1541 alfo toegen 
ber ir gebrecfen < ' fe(r fpät aufammen, erft am 28. 3anuar, 1542 bagegen 
an bem renjten, beftimmten Sage, am Montage nadj bem gefte, feaft 1542 
auf einen Sonntag fiel. Unoerfennbar ift e* eine oom Sfcate oeranfialtete 
SReujaljräfeier, bie mit bem 28 orte „belfern" begei$net würbe. $Ce(nli<( 
bebeutete im SRittelfcodjbeutfdjen „(eilfen" aitdj jum neuen 3a(re feinen ©lud- 
nmnfd) barbringen. (&& fommen in ben Rechnungen bie tlulbriufe vor: 
(eifern (olben, (elfam (olben, (elfamdbag, (elfamä bag, (eilfambag, (eil* 
fame bog, (eüfambftag, (eilfambtf tag. 3m $ergamentbud)e ift bie ffttbt 
oom „(elfam bag unb anber bitumpft be« rabeö." 2)a§ an ben 3Bei(nac(t*- 
abenb nidjt gebaut »erben barf, ergibt fidj au£ Äämmerei-SRedjnungen 
be« 17. 3a(r(unbert«. ©ort erfdjeint 3. B. 1632 neben bem Aufgabe» 
Soften für ben „(eilfamb*t(ag" ein anberer für ben „mitwintertabent,* 
alfo für 8Bei(nac(ten, wo na$ altem Gebrauche auf ber 5Rattfammer bie 
Ferren Bürgermeifter u. f. w. an ©etränt unb SBeifjbrob fldr> erquuften. 
„£ete Seggen" würben in fünfter nidjt nur am „(elfamä bage" ge* 
geben. 3)ie SWägbe auf bem ©rut(aufe unb bei ber Segge empfingen fle 
laut ben SRedjnungen be* ©rutamted gu gaftnadjt. SDaöfelbe war bei ben 
Sßfrünbnern beö 9ttagbaleneu-£ofpitaW ber §att. 2>a$ fötäjenbua) oon 
1650/51 oer3(ic(net gu „(eifce wegt % $funb Butter." 



Weber kß Sobesja^r lies Dombedjauten franko Hon 
Wettrwgen wtb bes fiifd^of« ^ermann II. tum Minfbx. 

Bon Oberlehrer Dr. 2)ö(mann, Burgfteinfurt. 

$ibu8 (at in fetner ©rünbung*gef((idjte ber Stifter, $farrt1«(eu, 
Älöfter unb Äapetten im Bereite beä alten Bi$t(umä TOünfter 6. 838 
ff. Wnmerhing 1677 eine 3ufammenfteUung ber urfunblidjen SRaäjridjten 
über ben (ßblen {Jranfo oon SBettringcn, ben ©rünber beä flloffcerä Sangen* 



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239 

fcorft im Äreife ©teinfurt, gegeben ljauptfck<$lid) $u bem 3we<fe, bat Kit' 
benfen biefe* 3Wanne« oon einem SKafel &u reinigen, ber oon (frfarb in 
feinen Regesta hist. Weati 9*r. 2379 l ) bur<$ eine irrtyümlidfje Auf- 
legung einer ardjioalifäen 9Goti$ in gutem ©laubcn bem tarnen granfo* 
angelangt war. Unb birfe Wertung ift Sibuä aud) oollfommen gelungen. 
3)ie folgenben 93emerfungcn füllen nur ba&u bienen, bie Angaben oon 
£ibud in einem fünfte ju berichtigen unb eben baburd) jugleidj bie alte 
Streitfrage betreffenb ba* Sobedfafr be« $ifd&of« ^ermann II. oon fünfter 
tfcrer Sdfung näljer &u führen. 

Sranfo ftammte auä bem @efd)led)te ber (Sbetyerren oon SBettriitgen. 
<£r mar feit 1155 2)omljerr gu fünfter, würbe 1170 $icebominu0 unb 
1193 Stombedjant SU* Sicebominuä mar er Verwalter ber bifdjöflidjen 
$afelgütcr unb genofj im ljö$ften SRafce bie ©unft unb baä Vertrauen 
be$ SBifc^ofd Hermann II., eine* geborenen (ürafen oon &a(eneu*enbogen, 
wo^l be$ bebeutenbften 9todjfolger$ beö b- öubgerud wäfjrenb beö ganzen 
SKtttelalter*. 3wifäen beiben Scannern mufj, wie bie Urhinben geigen, 
eine auf gegenfeitiger ttdjtung unb ooHtommener Uebercinftimmung ber ©e- 
finnung wie ber Neigungen beru&enbe innige grreunbföaft obgewaltet $aben. 

9tod)bem feine S3rüber fiuberlo* geftorben waren, erbte Sranfo 1178 
bie fämmtlidjen (Büter feiner Altern unb oerwanbte biefen reiben 
^BePt aläbalb gröjjtentljetld jur ©rünbung bed 3ungfraucntloftert Sangen- 
^orft. ') UU 2)ouibea>nt erfdjeint granfo julefct 1196; fein 9ladr>f olger 
$einrid) tommt in biefer Stellung $uerft 1201 urfunblid) oor. $arau$ 
fliegt %ibul mit fRtfy ben Schlug, bog granfo oon 1201 auf feine 
Jßfrünbe oerjidjtet unb feine legten 8eben$jaljre in flöfterlid^er 8urucfge- 
$ogenljeit befäloffen Ijabe. 2)afc bied bereite 1197 gefdjeljen ift, beweift 
eine Urfunbe ©ifdjof £ennann$, worin oon ber (Erwerbung eine* 3el)nten* 
gu gunften be* Älofterä fiangenljorft burd) Franco Monasteriensis quon- 
dam decanus bie SRebe ift.") $a nun SKfdjof Hermann 1203 in einer 
feiner legten Urhinben Serorbnungen gur Sicherung ber tflofterjudjt in 
Sangentjorft erlieg unb babei Ijeroorljob, baß bie« auf Sitten „unfere* ge- 
liebten ©cdjanten %ranto feiigen ttnbenfenä (dilectus noster bone 
recordationis Franco decanus) gefdjclje;*) ba ferner SMfdjof «^ermann« 
£ob nad) allgemeiner Slnnaljuie fdjon am 9. 3uni 1203 erfolgte 8 ) nnb 

*) »gl. liefert, SWünft. Urt Sammlung IV. 133. 

*) ©rfjarb, Cod. dipl. 396. — *) Cbenba 565. 

*) SBilman*, SBeftf. ttrf.-93udj III. 17. 

•) fcibu*, 6. 840; ©ilman*, a. a. O. III. 22; Sicfer, Sinnt. 5 gu 
ben 3Wünft. ©efa^.-Duellen I. 28; £ed)elinann, Quaestiones aliquot de 
hist. Monas teriensi tempore Herraanni II. episcopi. 2)iff. fünfter 
1860 p. 31. 



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240 

btt enblidj bte fogleic^ &u Befpred)ettbe, bem Änbenfen Sfranfo* gewibmete 
Snfärift eine« Stein« in ber Öongenfjorfter tftrdje mit ber Sa$re#§a$I 
1203 Beginnt, l ) fo ift na$ $ibu* „ba* £infdjeiben granto« nur $ödtf*nt# 
wenige SRonate bor bem brf 8if<$of* erfolgt, (b. f>. alfo im »mHI, b€ in 
ber 2>töjefc Vtünfter bornale* bat 5o^r mit Dftern begann) unb fetterem 
ift nur eben no$ 3eit geblieben, gronfo« legten SBiflen $ur Ausführung 
&u Bringen." 

©o üBeqeugenb audj biefe Sdjlnfjfolgerung Hingt, fo wenig frid>- 
faltig ift fie in 2öirtttd>feit. 3unä<$ft erflärt ber 8tfd>of felbft in ber 
angebogenen Urhmbe, bog er feine $erorbnnngen für öangenljorft frloffe 
„ipsius (seil. FranconU) et aliorum bone discretionis virorum pre- 
eibufl et consilio" unb gibt bann aU SRotio für fein Eingreifen in bic Älofter- 
angelegensten a* feine bem ©rünber von Sangen^orft jugewanbte ©unft 
unb Siebe (fayorem et dilectionem prefati fundatoris.) (£6 ift gvxrr 
nidjt gang unmöglich, biefe Äuflbrütfe auf ben Bereite oerftorbenen gfranfb 
ju berieten, aber fie paffen jebenfalU oiel beffer auf ben no^ lebenbeit 
fjreunb bei 93tfd^ofö unb erweden $ebrntot gegen eine wörtliche Äuffaffung 
ber SBqridptung granfoe aU eine* Oerftorbenen burä) ben oben erwähnten 
Sufafc bone recordationis &u feinem Kamen. 

3n biefem 3weifel werben wir beftärft burdj eine nähere $rüfintg 
ber fogenannten ©rabfdjrift grantod in ber Äirdje ju fcangcnljorft. SHefe* 
burdj eine ÄBfdjrift Äinblingert *) unterhaltene Epitaphium lapidis 
Langenhorsten sis lautet f olgenbermafcen : 
Anno Domini m. cc. III. 

Nobilis bic Franco signato militat anno, 

Gorpore non segni capit inde stipendia regni, 

Ecclesie Christi viscera praebet et isti 

Gredita distribuit, unde beatus erit. 

5)er Sinn biefer S3erfe unb ba« in ilmen überall — mit Ausnahme 
M legten guturd — angewanbte Jemnui ber ©egenwart Bewetfen (jin- 
länglid), bafc in biefer 3nfd)rift gar nidjt oon einem ©ewefenen unb 
oerftorbenen, fonbern oon einem nodj Sorljanbeneu unb SeBenben 
bie Webe ift, mit anbern Söorten, bajj bie Snfdjrift gar feine ©rabfdjrift, 



l ) ffiilman«, 2B. U. 93. III. 17. $lmn. $gl. unten. 

*) Äinblinger« £anbfdjriften im Ägl. 6taat*ard)fo $u fünfter, 9Rfc. 
IL 12. @. 80. — Söilman«, ffi. U. ©. III. 17. «nm. — 3>er Stein, 
ber biefe Snfdjrift trug, ift in ßangenljorft nidjt ntefjr oorfyraben. ©djon 
1864 IjaBen 2>omfanitular SiBu« unb ©eminaroberleljrer Öinnemann, wie 
mir festerer mitteilte, »ergeBlidj banadj gefugt 



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241 

fonbern eine (Sljrentafel für ben unermüblid) an beut 8u«ban feine« fflerfe« 
Nötigen Stifter oon fiangenljerft ift. ©anj unbenfbar erfdjeint e«, bag 
grranfo, ber bod) freiwillig feiner früheren Soften Stellung entfagt |atte, 
fld^ felbft tiefen Bobfprud) in ©rein eingemeißelt Ijaben ober bog er Mit 
bem äonoent be« Älofier« eine folcr>e £ulbigung angenommen Ijaben foQte. 
fBoffi nur ber $ifd>of Hermann burfte e« vagen, bem ^reunbe ein foldje« 
8ob 3U fnenben. 

<Dag bem fo ift unb granfo nodj na^ bem Sa^re 1203 unter ben 
Bebenben geweilt Ijat, ergibt ft$ unwfberleglid& au« einer bt«$er überfeinen, 
»om Saljre 1205 batierten ttrfunbe be« Bangenljorfier $(r$io«, bie oon 
liefert 1 ) oollftänbig, Don fiilmanl*) aber nur ale föegeft oberffä*$lic$ 
wfebergegeben ift 2)ana<f> erfdjfen im Saljre 1205 granfo »erfönlidj auf 
beT ©nnobe oor bem SBtföof Otto I., ^ermann« Sfcadjfolger, unb erbat 
unb erhielt unter großen ßobfprüdjen bie Seftätigung ber 1203 öom $9tfdjof 
^ermann für Songen^orft erlaffenen Serorbnungen. ©ifdjof Otto erflärte 
^ier: Cum nos . . . sollempni presideremus sinodo, processit in me- 
dium Franco dei seryus ecclesie nostre quondam decanus et 
bona recordacione dignus; berfelbe Ijabe bie oon 53if$of $ermann 
besegelte Urfunbe vorgelegt, worauf er felbft ($ifä>f Otto) mit 9Wuffl<$t 
auf bie oon granfo ber SRünfterfdjen Stfrdje fo oft geleifteten treuen SMenfte 
(fidelitate prefati F(ranconis) pre oculis habita, que circa ecclesiam 
Monasteriensem tarn sepe fuit probata) alle $ur görbernng be« ftfofter« 
Sangenljorft oon feinem Vorgänger getroffenen SRagregeln beftfttigt unb in 
einigen fünften no$ erweitert Ijabe. Slu« tiefer Urfunbe gefjt femer ljeroor, 
bag gfranfo ftd) unter bem tarnen eine« proyisor bie Bettung M Älofter« 
bi« an fein ßeben«enbe oorbeljalten Ijattc. 8 ) 

3n ba«felbe 3aljr 1205 gehört au$ $ö$ft wa^rföeinlidj bie oon 
$ifd)of Otto I. pro reyerentia domini Franconis fundatorta ecclesie 
Langenhorst bewilligte $eftötigung ber Weckte, Privilegien unb $eftyungen 
be« Älofter« Sangen^orft. $iefe Urfunbe enthält feine 3«tangabe unb iß 
oon liefert 4 ) unb ©Um an« 6 ) irrig in ba« 3afrr 1213 gefefct, weil 
fl<$ auf ber Stücffeite be« Original« bie ©emerfung oorfanb : Confirmatio 
priyilegiorum cenobii in Langenhorst per dominum Ottonem epis- 
copum Monast., qui fuit anno Domini 1218. Der öerfaffer biefer 
Jlotii Ijat bamit nur Jagen wollen, bag nadj feiner Äenntnig 2Mf<f>of Otto 
im Sa^re 1213 regiert unb geurfunbet Ijabe; er Ijat biefe Äenntnig au« 



») 3Künft. Urf..@ammlung IV. 181. - *) S&eftf. Urf.-»u$ III. 32. 
8 ) liefert, a. a. O. 6. 183. - 4 ) «. a. O. IV. 186. 
*) 20. U. ©. III. 72. 
LVin. 1. 16 



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242 

bei bei liefert unb SEBilmanS unmittelbar barauf folgenben, oom 
Saljre 1213 borirten Urfunbe 1 ) b«l Sangcnljorfter «rd)io* gefäöpft 5« 
btefer $ulefct ernannten Urtunbc oon 1213 ift oon granfo feine [Rebe mdyr, 
unb mir tonnen beefjalb annehmen, bafj er gwifdjen 1205 unb 1213, bei 
feinem fafcen Älter wa$rfd)einlid) balb nad) 1205, geftorben ift. KU 
Üobeetag ergibt fid) aue bem Necrologium Borchorstense *) ber 7. €*&!, 
ju meinem $age Franco nobilis, ber mit unferm 2)ombcd)anten ibentifdj 
fein bürftc, genannt wirb. 

(gd ftebt bemnadj feft, bog granfo 1197 fein Amt al* 2)ombc4«nt 
niebergelegt, fid) in bafl Älofter Cangenljorft ^urürfge^ogen Ijat unb bort 
erft nad> bem 3af>rc 1205 geftorben ift. 3>te mit Sejug auf tyn 1203 
unb 1205 gebrauchten Sluäbrücfe dei senrus unb bone recordationis be* 
weifen, bafj er SRöndj würbe unb bamit al6 bürgerlich tot galt, lieber 
biefe Knföauung oerglcidje man bie folgenbe ©teile auö bem gel^enbudp 
ber Äbtiffin fiiutgarb oon £crforb (1324—60), wo H in Kntmtpfuug 
an bie ©eleljnung ber @Iifabet( Ungbenabe nadj bem 8erjid>t üpzt 
©d)weftcr Qeilwigitf Reifet: Nota quod Elysabeth pro tanto dedit her- 
wadium, quia Heylewigis soror, quo resignavit, reputabatur pro 
mortua quo ad seculum, eo quod intendebat sola manerc 
tamquam baghina. *) 

®enau gerabefo wie bei Sjfranfo lie^t bie ©adje hti feinem greunbe 
unb ©efinnungägenoffen, bem 5Hfc$of ^ermann IL SHefer war feit bem 
Hu«brud)e be* S^ronftreite swifdjen ^bflipp oon ©djwabcn unb Ctto IV. 
(1198—1208) nad) anfänglichem ©djwanfen im Sab« 1200 auf bie 
©fite be« Seifen getreten unb $atte fogar ba« ßanjleramt bei Otto IV. 
übernommen, über fdjon 1201 tyttt er biefe SBürbe niebergrlegt unb 
eine neutrale Haltung eingenommen, weil feine Hoffnung auf einen rafdjtn 
©leg £)ttö$ unb bamit auf bie SGBieberljerftellung befl ^rieben« im ffttity 
nidjt in Erfüllung ging. 4 ) 2)er greueloolle 93ürgerfrteg, ber bamal* 
$eutf$lanb oerwüftete unb ber gar fein ($nbe gu nehmen fdjien, mujj bem 
SBifdjof befonber« feit bem Ucbcrtritt be* (5qbifd)ofö Slbolf oon $dln, 
feine* TOetropolitan«, jur ftauftfdjen gartet ben gebauten an einen ftücf* 
tritt aui ben Söibcrwärtigfeiten beö öffentlichen 8eben« unb an eine gluckt 
in bie frieblid)e ©ttllc be* unter feiner ÜRitwtrfung gegrünbeten ftlofter* 



*) liefert, IV. 187. SBilman«, III. 73. 

*) Dem Jtgl. ©taattardjio $u fünfter anoertraut oon bem dürften 
$u ©alra-^orftmar; üWfc. VII. 1322. 

8 ) Darpe, Cod. Trad. Westf. IV. 179 f. 
*) 8gl. «fred&elmann, a. a. £)., @. 26—31. 



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243 

SRorienfelb no^e gelegt Ijaben. aRitbeftimmenb bürfte auf beti Cntfölufe 
M 93iföof$ and) ba* ©eifpiel feine* greunbe* granfo eingewirft ijaben, 
ber in unabläfftger fcljätigfeit für fein ftlofter ©lucf unb «efriebigung 
gefugt unb gefunben Ijatte. 

2>afj »iföof ©ermann ftdj in bad Gifterdenferfloftrr SWarienfelb 
gttrücfgeaogen tyt, unterliegt woju* feinem 3»etfel. *) öbenfo ftefct feft, 
bafc er oor beut ©odjaltar im <£$or ber SWarienfelber Äird&e feine lefcte 
Stoifceftätte gefunben f)at s ) €>etne jefct nur nodj teilweife leebore ©rab- 
förift lautete nad) Späten •) f olgenbermaften : 

Nobilis hie Praesul a Sede sua iacet ezul 
Propter te, Christo, pro te sua qui dedit et se. 
Hie primum templi lapidem iacieus iacet isti 
Subiectus lapidi, templi lapis ipse superni 
Viyus et electus sit sacris aedibus aptus 
Et sibi iungat eum lapis, utraque qui facit unum. 
8luf bem ©rabftein war bie Sigur ©ermann« in «ollem bifc^öfücrjem 
Drnot bargeftettt, unb tiefer ttmftanb veranlagte ©djaten, bie $ebauptung ber 
ÜRarienfeiber SHöndje, bafc Hermann nad) feinem Seijidjt auf bie bifd)6flid)e 
Söürbe bei ilmen aU SWönd) eingetreten fei unb baä 9Wönd)$gewanb angelegt 
$abt, gu bezweifeln, gumal ba fein ®efd)id)tfd)reiber etwa« barüber beridjte. 
Sebenfall* ergibt fidj au* ber erften 3eüc ber 3nfcr)rift bie Sljatfadje, ba& 
Sifdjof ©ermann ebenfo wie früher Sranfo oon SBettringen fein ljof)eö Amt 
niebergelegt Ijat. SDafc er *D?önd) geworben ift, beweift bie zweite 3«Ie, benn 
er %at um (Sljrifti willen nidjt nur fein irbifdEjeö <8>ut geopfert, wie ee aud) 
ber in ßangenljorfter 3nfd)rift inbetreff granfdö Ijeifjt: isti (seil, ecclesie ober 
Christo) credita distribuit, fonbem er f)at fldj aud) felbft für (Sljriftu« 
ba^ingegeben (se dedit), gerabe wie %rardo, oon bem gerühmt wirb: 
Ecclesie Christi viscera praebet. 3)iefe lefcterrn $lu6brü<re fönnen nicr)td 
anbere« bebeuten, aU bafj beibe Männer ber Söelt abgeftorben, b. f). Vlonty 
geworben finb. TOtt bem Äugenblicf, wo ©ermann üftönd) würbe, war 
ber SMfdjef ©ermann für bie SBelt (quoad saeculum) tot, unb e$ fonnte 
bem 33ifd)ofe botjer bie obige ©rabförift gefegt werben, bie fpöter bem 
einfachen Älofterbrubcr ©ermann nid)t ineljr geziemt fcätte. SBBenn 
man bie auffällige Uebereinftimmung ber SRarienfelber unb ber Sangen- 
fcorfter Snfdjrift in ^ejug auf ben Anfang (Nobilis hie Praesul — 



l ) ©e^elmann, @. 81. — f ) SRünft. ©efö.-JQnellett I. 28. 112. 

8 ) Ann. Paderborn, ed. II. Hb. IX. 656. unb banad) bei o. Steinen, 
britter neuer Anfang gu ©obbeling, 6. 317. «bbilbung bei 3Rorb$off, 
itonfibenfmäler M äreifed SBBarenborf, @. 144, 

16* 



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844 

Nobilis hfe Franco), auf bie gönn unb ben Oebanfengaitg (ttufopfmtna 
bor (Bürer unb ber eigenen $*rfon um (Sljrifti willen; Hoffnung auf einen 
^0|n im $immel) berucffld^Hgt, fo füfyft man ftdj gn ber Sennutynng 
gebrängt, baft 5Mfdjof Hermann bei feinem legten $efud)e in gangenfeorft 
im 3a$re 1208 feinem jjreunbe granfo £u (J&ren bie Snfdjrift auf bem 
8angenfy>rfter Stein oerfajjt Ijar, bann, bem Seifpiele granto* folgen*, 
nadj bem »erjidjt auf feine bifööfücfce ©ürbe al* 9Wön$ in hai Starten- 
felber Äloftet eingetreten ift unb bei feinem bürgerten $obe fld> felnfx 
eine ©rabfcr)rtft in ttnleljnung an bie ßangenljorfter öerfe gebietet fpU 

9Wü biefer Annahme ffceljt bur$au* ntdjt im SBiberfprudj bie Angabe 
ber Annales S. Pantaleonis, >) bag $if$of Hermann 1203 geftorben fei; nur 
uiufe gerbet an ^ermann« bürgerlichen $ob gebaut »erben. Gtenfo wenig 
fpridjt bagegen bie Dom $anft Snnocenj III. in feinem Schreiben oom 
28. SWai 1204 betreffenb bie awiefpältige raünfterif<$e 8ifdjof«wa&l ge- 
brauste Sknbnng: Qnum bone memorie Monasteriensis episcopus 
in commissae sibi administrationis officio dies suos foliciter con- 
snmmasset *) ; benn ber ttutibrutf bone memorie bebeutet genau balfelbe 
wie bie 1208 bem nodj lebenben, aber SRöndj geworbenen granfo bei- 
gelegte $ejei$nung bone recordstionis. 

2öegen biefe« päpftlidjen ©djretbcn* mag woljl fpäter 2tbt Klbert 
non Stabe ^ermanne" $ob in batf 3afjr 1204 gefegt Ijaben. (£« ift 
f onberbar, bafe . nfd)t einmal be^ügHd) be* $obe«tage$ ^ermann« bie Me- 
trologien übereinftimmen; benn bie Sotenbüdjer oon SWarienfelb unb lieber- 
waffer geben ben 8. 3»ni, bagegen bie oon Siedborn unb oon ber £)on> 
tirdje $u fünfter ben 9. 3uni an. 8 ) Söfire ^ermann aU SBifdjof ge- 
ftorben, fo bürftc fdjwerlio} eine foldje Unfldjerfceit in ber Datierung feinee* 
$obe«tage« eingetreten fein. 

9ta$ attebem wirb man ber Angabe JUeinforge«, 4 ) ber 1208 aU 
ba« Xobeejaljr ©ermann« bejeidmet, einen fcofjen ©rab oon SBafcrfö**» - 
lidjfett betmeffen bürfen unb bem S)ombe<$anten SBernfjarbo.SRallindfrot 
beiftimmen, welker ßd) 1640 in feinem SBerfe De Archicancellariis 
Sacri Romani Imperii 6 ) über bie oorliegenbe groge folgenbermajjen aufjert: 
Annum obitus Godefr. S. Pantal. 1203 designat; Albertus Stadensis 



») Mon. Germ. SS. XVII. @. 811. 

*) ©tlman«, ©. U. SB. III. 25. 

*) SRünft. $efö.-Ouetten I. 28. «nra. 5; 848. 

4 ) itfrdjengefätd&te II, <§. 104. 3n ber $anbfd)rift be* Staattarä)ioee % 
fünfter VII, 215, ©. 2070, ex annalibus Monasteriensibus et an- 
tiquis documentis. — •) ©. 85. 



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245 

Abbas sequentem: sed forte Uli de morte civil! intelligendi 
sunt. Ingressus enim est resignato Episcopatu caenobium Cisterciense 
Campi S. Mariae (Marienfelt) Monast. dioecesis, cuius tempore suo 
a Widikindo adrocato de Rhede fundati magnus benefactor fait Klein- 
sorgius, cui in nostratibus historicis plurimum fido, ad annum 1208 
mortem eius refert. 

SDtcfe Angaben flnb afterbtngft öon £ed)flmann in feinen 1860 
erfdjienenen Quaesüonas aliquot de HUt. Monast. 1 ) für lädjerlfd) unb 
unglauowürbig erflärt worben, inbeffen bürfte fid) biefefl Ijarte Urtljeil 
Gegenüber bem Wadjweifc einer weitgeljenben Analogie in ben Beftrebungen 
unb 8eoen$fdjio?falen granfoö oon Settringen unb feine* »afjfoerwanbten 
bifd^öfltd^cn Sfreunbed Hermann woljl faum aufredet erhalten laffen. 



*) 6. 31. 



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vni. 



SRebe, galten bei ber geter be§ 

75. ©tiftiwgSfefteS 

am 13. 3>ecew6et 1900. 



^rofcffor Dr. jHejer, j. fcireftor. 
> ■ u m» ( i ; 

Stele Vereine, unter iljnen audj ©efdjidjt«* unb Älter* 
ti>um«t>ereine motten ben Ablauf eine« $al)rljunbert« fett 
intern JBefteljen ntd^t abwarten, um bie ©ieberfeljr beö 
@rünbung«tage« fejtlidj ju begeben, fonbern jieljen eine 
Vierteljaljrijunbertfcier t>or, um in eine nähere Vergangen* 
§eit jurüdtjublidten unb ftd) ju erinnern, wa« barin für 
bie Aufgaben be« Verein« geleistet mürbe, feftjufteHen, nm« 
ju tyrer weiteren görberung bie ©egenwart gu unter* 
nehmen §at, um fälieglid) bei bem feierlichen Änlajfe bie 
Äreife be« ftnterejfe« für bie ßiele be« Verein« ju 
erweitern. 2Äan wirb foldje JJfefte nidjt tabeln wollen, 
felbji nid&t in einer Qtit, wo ein« ba« anbere brängt, ba 
wirflidj erftreben«wertlje« mit iljnen üerbunben wirb. 

SRadjbem im öorigen #aljre ber ©d)Wefteroerein $abcr* 
born feinen 75. ©tiftung«tag gehabt unb gefeiert Ijat, tft 
mit biefem ftaljre bie Wetye an unfere Abteilung ge* 
fommen, beren ©runbftein am 21. ©eptember 1825 in 
üßfinfter gelegt würbe unb baburd) mir al« bem jeittgen 
©treftor berfelben bie Aufgabe geworben, 3$nen in Äürje 
in« ©ebfl^tnifc }u rufen bie Sntßeljung unfere« Verein« 



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247 

unb feine (Entwtdtlung öon tleinen Anfängen bis ju bet 
SBlfitfie unb Ausbeutung in ber ©egenwart, ju jeigen, 
mas er in biefer ßeit auf feinem ©ebiete erftrebt unb 
geleiftet I)at. 3Me in bem fteuer bes JfampfeS gegen bie 
3rrembljeTrfd)aft erglühte Siebe jutn SBaterlanbe, bie wieber* 
gefüllte unb errungene Stürbe besfelben Ratten aud) SBc* 
geifterung für bie (Erinnerungen unb Qentmäler ber SBor* 
jeit in weitere Streife getragen unb ben ©inn für Dater* 
länbifäe @efd)id)te wieberbelebt. SWan erfannte aber aud) 
ba8 SBebürfnig, bie @efd)id)te neu aud ben retnften Quellen 
ju erforfdjen, unb besljalb biefe Duellen felbft genauer ju 
fennen unb au« bem üDunfel, worin fie jum Iljeil nod) 
verborgen lagen, fyeruorjujtetyen. ©o war ber SBoben vor- 
bereitet jur ©onftituirung ber ©efettfdjaft für 3)eutf<$tanb* 
ältere ©efäid&tsfunbe, bie am 20. Januar 1819 ju ftranf* 
fürt erfolgte. 3#r Stifter, gfreiljerr &on Stein, auf weft* 
fälifd&em SBoben ^eimifd) geworben, Ijatte bei ben 83or* 
bereitungen junädjft Ijter unter üWitwirfung be« Dom* 
bedjanten ©raf t>on ©piegel unb be$ ©rafen t>on £anb$* 
berg t^atlräftige JBetljülfe buref) beträchtliche ©elbjuföüffe 
gefunben. l ) 3für bie «u8füf>rung be« <ßlane« betrieb er 
bie JBübung engerer Vereine unter ©elefyrten besfelben 
2anbftrid)S, welche ftd) ju gemeinfamer ^Bearbeitung ber 
@efd)td)tsquellen je eine« beftimmten ßeitabfänitteS Der* 
binben, bie Aufgabe gemeinfam in« Äuge faffen, erfd&öpfenbe 
SSergeid^niffe ber Quellen entwerfen fottten. 2 ) ©leidjjettig, 
aber woljl unabhängig baöon, feimten öljnlidje ©ebanfen 
in bem öftlid)en Steile imferer #eimatljpromnj unb ge* 
ftalteten ftd) ju bem $fan ber ©efeßfdjaft für ©efd)i$te 
unb «ItertljumSfunbe ffieftfalenS bon Januar 1820, worin 



*) Hrdjib ber ©efettfd&aft für altere beutfd)e ©efd)id)tahmbe I. 
»gl. $erfc, Seben Stein* V, 308. 
■) $erfc a. o. O. ®. 492. 



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848 

bie Urheber, «ßaul ©iganb, «ffeffor beim fiortb« unb ©tobt« 
geriet ju $öjter unb 3uguft Don $a£tl>aufen erflftren, 
baß üor :$al)rc*frift ftd) mehrere gfreunbe in ffieftfalen 
vereinten unb einen <ßlan entwarfen, wonadj fte eine bieft 
^rooinj umfaffenbe ©efellfdjaft grttnben unb nad> (SnU 
betfung aller etwa nod} verborgenen unb unbeachteten ©t> 
fd)id)t$quetlen gemeinfam forden wollten. Die Ausführung 
fei vertagt warben mit SRü<fft<$t auf bie Conftituirung ber 
©efeüföaft für Deutf*lanb* ältere ©efd&ic&trtunbc, ber 
SSerein trete aber nunmehr in* Seben. „Denn ba» 3itl 
biefer ©efellföaft wirb am jwetfmÄfctgften erreicht, tuemt 
fufc ©pectalgefellfc&aften für einzelne *ßromnjen bübeu, 
Verborgene« wirb leityer aufgefuefrt, — meljrfeüige* 3<n* 
tereffe für bie ®ad)e angeregt werben. Dabei wirb ber 
Bearbeitung unb Crgrünbung ber @pecialgefät<$te etnjelner 
Sanbe unb ©täbte ein regfame« gelb eröffnet unb auf bie 
mufc bo$ bie allgemeine gebaut werben. 14 1 ) Der Verein ift 
jwar in Sumerer gorm bamald nod) nidjt ju ©tanbe 
getommen. 3 } ftnawtfdjen, elje ba* gefcfralj, trug bie An* 
regung anber«wo iljre 3früdj>te in ©Rieften, Springen, 
Sßajfau. «ber lange tonnten fte aud) in ffieftfalen, biefer 
an geföicfctlitfcen (Erinnerungen fo reiben unb für bie 
@efammtgefd)i<t)te be8 JBaterlanbe* fo wichtigen tßroomj 
nidjt ausbleiben. Da ber Änftofj gegeben war, mu&te nur 
ber geeignete STOann erfdjeinen, ber tyattrftftig bie ftnitiatiöe 
ergriff. 



*) «r$i* für Sltere beutföe ©efdjidjtahtnbe II ®. 137—147. 3)ra 
$l«n begleiteten bie £ereu*geber M ftnfjitri mit bem SBunfd^e : Wöge 
biefer aufliü|enbe Oerein talentvoller würbiger Dinner bie au*gebrfitetfte 
£§etlnaljine unb SBeförberung unb im übrigen beutfd)en Stotetlanbc roirf* 
fame 92a^folge ftnben! 

•) «Biganb, Hn$fo für ©eföidjte unb HItert$um$funbe Sefifalen« I 
(1826) «orrebe. 



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249 

$n ber $robirt#anKMptftabt, too^in <£nbe 1822 mit 
bem $Iane ber ©rrid&tung eine« 2Rufeum$ bie Äufforberung 
be$ Unterrid)t«mim|terium« erging, einen l)iftorifd)en herein 
für «Bejtfalen mit bem STOittelpunft in SKünfter ju er* 
ridjten, wagte Äehter bie ©adfre in bie $anb ju nehmen. 1 ) 
Da tljat in «ßaberborn ber um bie gefd)i<t)tlid)e Sergangem 
ljeit ©eftfalenS, tyre Urfunben unb Dentmäler längft eifrig 
bemühte Domherr HRetfer ben erften ©djritt. Stadlern er 
ftd& ber tätigen ÜÄitwirfung g(eid>gefmnter greunbe oer* 
fiebert unb bie ®runblagen be$ feinem ©eifte toötfc^webenben 
ffieretnä im ©titten vorbereitet tyatte, würbe üon iljm am 
19. 3uli 1824 bie erfte confütuirenbe »erfammlung oer* 
anftaltet. 

{Beil tßaberborn jebo^ ju weit aufcerljalb bes Wlittth 
punlte* ber *ßrot>inj liegt, um ftd) jum (Sentralfifc eine« 
ganj ffieftfalen umfafftnben SJereinfi bequem ju eignen, 
folgte jenem erften ©dritte balb bie Anregung, eine ttfpt' 
lic^e JBerbmbung in STOünfier ju eröffnen. 5Durd) bie S9e- 
müljungen be« (Eonftftorialraty* ffotylraufä unb bes ©tjm* 
naftaHeljrer* ©oefelanb feit bem grüt^r 1825 tarn fie 
am 21. September ju ©tanbe, jebod) mit ber audbrütf- 
K$en SBeftimmung, baß bie beiben nun befte^enben ©efcü- 
f$aften ftdj nur als Zweige etneö ®anjen betrauten 
foflten. ©o bilbete fuft ber herein für ©efd)i*te unb 
8ltertljum«funbe ffieftfalcnS in ben beiben Abteilungen 
ju fünfter unb Sßaberborn, lefctere unter ber Divettion 
be« Domherrn SRetyer, jene unter ber be« Conftftorialratl)* 
jfo^lraufd) mit bem gemeinsamen Curatorium be* au$ 
für bie wiffenfdjaftlidje Äultur feine« 8Sermaltung*bejtrte« 
eifrig beforgten ©berpräftbenten ber $rot>inj grretyerrn 
Don »inefe. $n biefer ©eftalt erhielt ber SSerein nic&t 



») 3gti. 2$wb. Siboriu« üi^er, ein BUgrapWge* Sfettfaal öon 
Dr. £. IL «rftarb. Seitf^rift V. 881. 



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250 

nur bic föniglidje JBeftätigung urtb bie Genehmigung feiner 
am 20. SNoDember 1826 beföloffenen Statuten, fonbern 
aud) eine anfetytlidje SBetyfilfe (200 analer unb jflljrlid) 
biefelbe Summe junäd)ft für brei ftafjre) jur ftörberung 
ber t)on iljm begonnenen wiffenfd&aftlidjen Unternehmungen. 
Unter biefen ftanb bie ^Bearbeitung eine« öottftftnbigen 
ffieflfälifd&en Urfunbenbud&e« obenan, eine Arbeit, beren 
SSoüenbung man freiließ bei tyrem ^Beginnen fid^ leichter 
unb nä^er badete, al* fte ftety in ber (Erfahrung gegeigt 
Ijat, beren Qfbee unb aSertoirfli^ung aber eben be«^alb ben 
»erein aud) feit feiner ©rfinbung aorjugsweife befd&ftfttgt 
§at. Daneben ging t>on Anfang an ba« ftntereffe auf bie 
Sammlungen, ju benen bie äßitglieber Sudler, Urfunben, 
STOünjen, £unftfa$en unb fonftige WteTtljümer beipeuerten. 
3ftre Qafjl war jwar anfangt gering, in *ßaberborn t8, 
in flÄünjter 10, unb mehrte ftd) nur langfam, bort auf 34, 
Ijier auf 22 im Qfa^re 1328, aber grofc mar ba$ roiffen* 
fdjaftlid&e Streben unb ber (Eifer, ben ^werfen be$ ©erern* 
nad) STOafjgabe be« Äönnen* gu bienen. Unb bo$ trat 
nadf) 4 Qa^ren in ber üßünfterfdjen Abteilung eine 
©todtung ein, herbeigeführt uornefymlid) burd) ben SBeg* 
gang ber beiben üWänner, bie gufammen mit bem bei feiner 
©ifcung fejjlenben ©urator bie Seben«tl)ättgfeit be$ CeretnS 
fymptfttdjlidb angeregt unb mirffam erhalten Ratten: be« 
SMrettorS Jfoljlraufdl) unb beS rührigen ©efretär$ ©oefe» 
lanb. (E$ folgten 5 ftatyre be« ©Plummer«, in benen 
feine ©erfammlungen ftattfanben unb bie gemeinfdjaftlid) 
begonnenen Arbeiten liegen blieflen. Aber neben bem 
äußeren Umftanbe fjatte too^I ein tieferer ©runb mitge* 
tDtrlt, bafc bie ganje Stiftung nodfj nidft fo fefte ©urjeht 
Ijatte, um fdjon einen folgen SBerluft überfielen ju fönnen. 
Die {Richtung ber beutfd&en ©efdfjid&tsforfdjung unb 
*f$reibuug, bie nad) bem (Ermaßen be« nationalen 
©inne« mit jener ftarfen JBegeifterung aufgenommen mürbe, 



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251 

ging bo$ junädjft meljr auf baS ©roße, HOgemeine. Das 
ganje Deutfdtfanb fott es fein, war baS fiofungswort ber 
^eit. Die ©eföidjte beS gefammteit ©aterlanbeS mollte 
man erforfdjen, Deutfdtfanbs Stellung in ber tlntoerfal* 
gefd)id>te, bie großen politifdjen 3 u f ammen ^ n fi e ^ b ' c ®* r * 
faffungSfragen unb Äämpfe, welche (Europa belegten. Der 
Staftoß ber {Romantif, überaß auf baS SoltSleben in feiner 
f)iftorifd)en (Eigenheit intim einjugeljen, wtrfte nad^alttg 
mel>r auf bie funftljijiorifdjen, literarifd&en, fprad&wiffen* 
fd>aftlu!f|en ©ebtete, als auf bie ©efdjtd)tSwiffenfd)ajt im 
engern ©inne. 1 ) %uö) in SBttnffer Wnnen mir bie ®e« 
oba$tung machen, baß baS Qfntereffe für bie allgemeine 
@ef4)t<&te größer war, als für bie Vergangenheit ber 
engem §eimatf>. ©erabe in jenen $a$ren beS ©tiÄßanbeS 
trat 1832 ber l>ijtoriföe »erein mit 21 SWitgliebern iris 
Seben, ber wie <ßrofeffor ©rattert in bem t>ott iljm enfc 
worfenen ©rfinbungsprogramm ausführt, eine Sereinigung 
oon ÜÄSnnern fein foflte, bie wal>rl>afte Siebe ju bin 
t)iftorif4>en ©tubien Ijegen, ju gegenfettiger $e(ef)rung u«b 
Anregung. Dabei tritt jene lenbenj auf ba* allgemeine Mar 
Ijeroor. ÄüeS, fo tyeißt es weiter, was jid) fowo^l auf bie 
innere als Äußere ©efdjid)te irgenb eines SolfeS ober 
SanbeS begießt, foH auf gleite Steife wifltommen fein, 
um ber @efal>r ju entgegen, bur<& JBeföränfung auf einen 
fleinen {Kaum bie umfaffenbe unb grünblitf)* Slusftd&t auf 
baS ©anje ju verlieren unb in eine föäblk&e (Sinfeitigteit 
ju geraden. 

Die ntut ©rfinbung mit i§rer untoerf eilen Anlage 
barg nun fein $inbtrniß für baS ffiieberetfteljen ber 
auf baS ©pejiefle geri^teten alteren Stiftung. Der 
fcrc&toar Dr. (Erwarb, t>on Anfang an ÜBitglieb beS §iftori* 
fäen »erein unb 1834 f$ori Gräfes beSfelbett, war es* ber 



*) So 3Bern$rim üi $ommcrf<$e Sal)rBud&eT I (1900) 6. 18. 



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m 

auf Anregung beä ffurator* Sind e unb be* ©trettor* bei 
$aberborner ©djroefterberein« bcn fdjlummernben £etat£* 
funfen mieber anfaßte unb ber Stifter ©rauert braute in 
ber erften ©ifcung am 30. STOai 1834, ju ber $rofeffor 
fiklter im auftrage bei Oberpr&ßbenten bie no$ t>ar* 
Ijanbenen STOitglieber ber üttfinfterfdjen Abteilung cinge* 
laben $attt, „um ein (JnfHtut wieber in« JBeben ju rufen, 
beffen früher fo erfreuliche ©trtfamteit ju oietfetttgein 
JBebauetn fett geraumer 3*** unterbrochen war," bem 
Gerte bie to&rmften ®tym)>att)ien entgegen unb regte 8e* 
fölüffe an, bie bie £ugebörigfeit J u beiben Vereinen 
erbitterten unb bie freunbföaftltdp Serbinbung au*» 
brüctten. 

5Der neue ©irettor mar fortan 17 tyfyvt lang bie 
©eele bei $erem* unb fetner S^ätigleit; tym unb ber 
tjfdrberttng feiner Aufgaben mibmete er feine beften Str&fte 
unb fd>äftte biefe Arbeit als eine (JrgÄnjung feine« «mte* 
am <Pro&injialat$itt, bie t^m um fo me^r jufagte, ate e* 
üpn fo oergitont mar, in einem toenn au$ flehten Streife 
gleid)ftrebenber ättänner anregenb ju mitten unb bamit ba* 
3fbeal feiner Jüngern 3afpe, bie afabemiföe SetyrtyStiateit, 
tu beföeibenem Umfangt freiließ ju t>ermirtti$en. 9M#t 
bloßer «itÄbrud ber 4>öflid^fctt mar e* barum, memt er 
bie jmetie Cerfammlung am 2. Ottober 1834 mit ben 
©orten einleitete: 81$ einen ber eipen&oEften unb erfreu« 
tieften läge meine* Seben« merbe i$ immer ben heutigen 
Xag betrauten, an meinem mir ba« Olücf ju SC^eil wirb, 
bie lange unterbrochenen Arbeiten eines $od|a<&tbaren 
»erein«, «i* ermS^Iter Direftor be*felben unter ben gfitt* 
ftfgften Hoffnungen unb Ijerjlicfcfien ©untren für tünftige* 
ntfynoolle* ©ebenen, auf« neue ju eröffnen. tBie er im 
(Stnjelnen feine Stellung als S3erefn*bireftor auffaßte unb 
meldje Aufgaben er fic^ unb ben STOitgliebem ftellen mollte, 
legte er tjat in ben „ftbeen über ben Qmd unb bie ©irf* 



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S53 

famteit eint« gefdjidjtforfdjenben Berein*. M „$er dtoeel 
eine« jeben jur görberung ber <&ef$i$t0funbe, unb in*be* 
fonbere ber DaterWnbifcfcen, ftd> bübenben Berein* lägt |U$ 
in btei @efid)t*tmnften jufammenfaffen. <8r bejieft näm* 
lid> allgemeinere Anregung unb (Erhaltung ber £I)eUnal}me 
für gefd)i(I)tlfd>e flenntnifc, 2. Sammlung, Aufbewahrung 
unb 5Rufcbarmad)ung ber üßaterialien jnr ©cfc^td^Mfor- 
föung unb 3. eigene Bearbeitung größerer unb tleinerer 
Partien ber @ef$i$te felbft n<ftf> U>ren t>erf$iebenen 
»i(^ungen. 41 

gür baS öffentliche planmäßige ©efammtmirfen bis 
Berem« tomme junädjft ber jweite ©eftc^töpunh in Be* 
traefct unb als erfle Aufgabe ein allgemeines $rot>in}ial< 
urlunbenbud). ffienn au$ bie etgentlt^e Bearbeitung nur 
einigen ffienigen, bie lefcte Ausführung toieüeid&t nur einem 
(Sinnigen mit (Srfotg anvertraut »erben bfirfe, fo fei c* 
©ad>e aller BereinSmitglieber, jur (Erreichung ber Soll» 
ftdnbigteit bur# ^erbeifc^affung beS flRateriate au* ©täbte^ 
Atrien*, QfamiKenard&toen unb $rioatfammlungen beiju» 
tragen. (Jrtyarb toax es mxfc belieben bie $rüd)te feiner 
3$atigteit auf biefem Gebiete menigjien« t^eilweife ju 
ernten unb 1847 unb 1851 baS urfunblidje Material bis 
1200 in ben Regesta historiae Westfaliae (2449 »um» 
tnern) mit angelangtem Urfunbeubud)e (592 9himmem) 
öorjulegen. 

Bon Anfang an ftrebte er au$ na<$ einer eigenen 
3eitfdjrift bes Berein«, ©eit ber ©rünbung biente als 
Organ baS Dortrefflid&e «r$to für ©efd>id)te unb «Iter» 
t^umsfunbe ffieftfalen«, baS aber befonberS nadj ber Ber» 
fefeung beS Herausgebers ffiiganb außerhalb ber «ßro&inj 
nur unregelmäßig fortgefefct würbe. Bei ben (Erörterungen 
über ben ©räbetfunb bei Bedum mürben föon in ber 
©ifcung am 5. SRoöember 1835 fllagen laut, bafc es bem 
Berein an einem öffentlichen literarifdjen Organ fe|le, um 



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864 

foldje dntbeclungen balbigft jur allgemeinen ftenntmß ju 
bringen unb jugleid) ber Ijödrft ttridjtigen Aufgabe ju 
genfigen, einen innigen ©erteljr unter ben in unb auger» 
Ijalb ffieftfalen jetftrcuten SWitgliebem forttoä&renb ju 
erhalten. 3)aS Stefultat ber Senkungen mar unfere mü 
bem ftaljre 1838 anfcebenbe ^a^reSjmblifation: 5>ie 3eit* 
fc&rift für fcaterlänbifdje ®efd)i$te unb «ttert$um*hmbe, 
herausgegeben von ben Qirettoren ber beiben Abteilungen. 

Sticht tninbere Äufmertfamfeit föenfte er ber eigen!» 
liefen WtertyumSforfc&ung, ju ber jener Vortrag embrtngltd) 
Anregung gab unb Xijeilung ber Arbeit in Sorfcfytag 
brache ju befferer ©rforfdjung ber Seföaffenlpit beS 
SanbeS, forooljl nad) feiner Oberfläche als nadj ben unter 
biefer toa^rfc&einlicfc nod> verborgenen SReften ber Sorjeit, 
ber fiebenSart unb beS $auSl>altungSroefenS feiner JBe* 
wofyter, ifcrer ©praefce, ©itten, Sagen unb @prfi$* 
Wörter. 

ÜÄit feiner 3$tttigfeit in bem erften Decennium mar 
eng oerbunben baS fflirlen jtoeier STOänner, beS Z)irettotS 
ber anberen Abteilung, Domcapitular SWeper (t 1843), 
„bem toa* un« in üWünfter SuteS ober Unerfreuliches 
begegnete, eben fo fe$r am #erjen lag, als maS bie $aber< 
bomer Abteilung unmittelbar berührte/ 4 unb bes Ober« 
präftbenten gfretyerrn pon 85inde (f 1844), ber baS ge* 
meinfdjaftlid&e <ßräjibium über beibe Abteilungen unter 
bem tarnen eines (SuratorS führte unb aud} in ber 3$at 
leiftete, toaS biefer 9fome t>erl>iefj, inbem er ben Angelegen* 
Ijetten beS Sereins ununterbrochen baS leb^aftefie ftntereffe 
nribmete, bie Serfammlungen burd> feine @egentoart bc* 
lebte unb mit tfcatfräftiger gttrforge bie Unternehmungen 
förberte. 

ffiaS bem herein nodj fehlte, mar eine größere 8er* 
breitung innerhalb feines ©ebietes. ftm $aljre 1851 beim 
lobe ffirljarbs jaulte er erfi 122 üRitglieber, Don benen 



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855 

bie Heinere $dtfte 49, größtenteils in unb um SRünfier 
wo^nenb, unferer Abteilung angehörten. Darnadj $atte 
er in ber $rot>inj, toon ber für unfere Abteilung junädjft 
ba« SRÜnfterlanb in ©etradjt tarn, erft geringe Aufnahme 
gefunben. Unb bod> fjattt ber Verein Aufgaben ju löfen, 
bie ein ^Mitarbeiten in aOen Steilen be« SJanbe« bebingten. 
Um nur auf ein« Ijinjuwetfen, wie oft tritt und bamal« 
bie Älagc entgegen, bafc man von einem wichtigen ftunbe, 
öon ©rabftätten, Urnen, SRÜnjen, ©djrtftftücten erft bann 
jufäüig Äenntnifc erhielt, al« bie Ofunbftette fd>on triebet 
öerwtfdjt unb bie ©tücte jerfdjlagcn unb berfcfeleubert 
waren. Die burd) biefe (Erfenntnifc veranlagte tßropaganba 
Ijatte fd>on in ben erften $al)ren größeren (Erfolg; 1858 
jaulte unfere Abteilung bie bretf ad>e 8Ritglieberja$l 151, 
bie ^aberbomer faft bie hoppelte 119. Da« beweift allein 
fdjon, ba§ unter bem SWadrfolger (Erwarb*, äanjleiratl) 
<£a«par ®ei«berg, bi« 1851 «rd)tt>at am Dberlanb«gerid)t, 
1851—1858 Dtrcftor, ber Verein eine rührige unb erfolg» 
reiche 2^ätigteit entwictelte. 8ud> bie wiffenfcfcaftlidjen 
Veftrebungen fanben weiter eifrige Wege. ©erabe um 
ben beginn biefe« jweiten Vtertelja^rljunbert« treten in bie 
Äreife münfterfc^er ©efd>ic&t«forfdjung toter junge ©ele^rte 
ein, bie bereinft berühmte ÜÄänner in ber ffitffenfdjaft 
werben fottten. Der Verein barf jtd) rühmen, ju tyren 
(Srftlingen auf bem ©ebiete ber Queflenebition bie <ßa$en* 
fcfcaft übernommen ju $aben. Der eine ^untmann, ba* 
mal« ißrtoatbocent an ber Ijiefigen $odjfdjule, feit 1854 
$rofeffor ber ©ef$id>te in »re«lau, $at für bie gortfefcung 
be« Urfunbenbudj« ben *ßlan entworfen burd) feinen in 
einer Denfförift begrünbeten unb angenommenen Antrag, 
ben urfunblid>en ©toff nad) ben btfdjöfli<f>en ©prengeln 
©eftfalen« einjutljeilen unb C«nabrüct bem bortigen 
©d>weftert>eretn ju überlaffen. 



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866 

Qfut. Qficfer eröffnete 1851 bie Sammlung ber „®e* 
fd)id)t*queHen be£ »ittfyim* aRünfter 41 mit ben mfinftcr* 
föen ttljronifen be* SRittelalter*. 3fm jmeitcn Sanbc gab 
1853 Sorneliu* bie „Scripte ber Vugenjeugen über baf 
mfinfterifc^e ©iebertäuferrei* 41 Ijerau*. 1853 fam 3fo^. 
Qanffen na$ SRünfter, übernahm nad) bem ffieggange 
ftuttfmann* bie ©teile eine« »ibltotyclar* unb ©efretftri 
be* Verein* unb erhielt 1854 ben Auftrag „im Ijiefigen 
tftnigl. $rot>in}talard)h> unter ber Seitung unb Veraitt* 
toortlid>feit be* Wrcbfoar« Dr. ©Hman* fuf) tftgltcfc jmet 
©tunben mit ben Arbeiten jur »Jortfefcung ber Regesta 
historiae Westfaliae ju beschäftigen." 5Da berfelbe no$ 
im $erbft nad> Sfrantfurt berufen mürbe, trat Dr. $erger 
an feine Stelle unb förberte bie Vorarbeiten in brei 3fa§ren 
batyn, bat von Dr. ffiilman* fd>on 1859 bie erfte Vb< 
Teilung be« III. fflanbe* bie Urfunben be* 8t*$um* 
STOünfter 1201 — 1250 herausgegeben werben tonnte. 
Oanffen lieferte aber no$ 1857 ben HI. »anb ber ©e* 
fd)id)t*queDen, morin bie neueren G^roniten t>on SRocdjcD, 
©tebermann unb doxr>tt) üon tl>m oeröffenttiefet mürben. 
(Ein $auptereignif? biefed fceecnnium* mar 1854 bie 85er- 
fammlung bcö erft im britten Sfatyre fteljenben ©efammt* 
berein* ber beutföen ©efd)i$t** unb 9Itert^umdoereme 
in SRünfter, auf melier mistige Ser^anblungen au* 
bem Gebiete ber ©efäic&te, ber Altertümer unb ftunfc 
benhnäler (JHr$enbauten) toornetjmlid) gßeftfalen*, ftatt* 
fanben. l ) 

3fn ben beiben folgenben ftaJjrjefcnten $at ber Verein 
oft feine ©pi^e gemedjfelt, jebod» weniger in Qfolge be* 
1858 gefaxten ©efcfcluffeS, ben Corftanb nidjt me$r, mit 
bfatyer, auf 2eben*jeit, fonbem für brei Qfa^re ju mahlen, 
al6 burd> Verfefcung ober fcferoantenbe ©efunb^ett be* 



*) Sgl. Gomfyoitbenatatt III 3a$rg. (1855) 6. 1 ff. 



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257 

jeweiligen ©ireftorS. An bie Stelle beS fdjon länget 
ftänfelnben ÄanjleiratljS SaSpar ©eisberg trat 1858 
Dr. Semarb $ölfd>er, ber im nädjften $a$re als ©tjm* 
ttaftalbtreltor na$ Wedlingljaufen ging, iljn erfe|te bis 
1866 ber ©erid&tSaffeffor $einr. ©eisberg, bem ebenfo für 
Stoei ©aljtyerioben Dr. »ump folgte. Der 1872 erwählte 
Dr. $ed>elman würbe fdjon 1874 nad) ffiarburg als ®t>m* 
nafialbtreftor berufen, worauf Wffeffor ©eisberg normal« 
bie Seitung beS JBereinS übernahm, bem bann tjon 1877 
bis 1880 ber Oberlehrer am Äealg^mnaftum Dr. Sedmann 
öorjtanb. SWan wirb woljl fagen bfirfen, bafc biefer ©ecfcfel 
ber ©tetigteit in ber innern Orortentwidtlung nid>t erfprteglid) 
war, oljne bamit bie SJerbienfte ber Ctnjelnen f$mftlern 
ju wollen. 

©eiSbergS fieiflungen für aWflnfterfdje ©eföid&te unb 
ben WtertljumSüerein Ijat SRorbfcoff in htappen martigen 
ßflgen $eroorge$oben. „SRamentlidj war es fein JBemflljen, 
auswärtigen SWitgliebern unb gforfc^ern bie wiffenfdjaft« 
liefen Sammlungen nufcbar ju machen, etwaige ©egenfäfre 
unter ben SWitarbeitern ber beiben 83ereinSabt$eilungen 
auSjugleidjen, bie Verausgabe be« weflfälifd>en Urtunben» 
bu$eS ju förbern, ben ©d>riftenauStauf<& mit anberen 
Qfnftituten gu regeln unb bie Sammlungen an Sücfeern, 
$anbfd>riften unb Denhnälern nic&t nur ju erweitern, 
fonbern was feiner Qtit eine befonbere ©orge war, tynen 
aud) in jeber #infic$t paffenbe Aufhellung ju toerfefraffen." 
Unter ©eisberg würbe aud> baS CereinSleben ein regeres 
unb jwar befonberS baburd), ba§ im Saufe beS ZBinterS 
Don 14 ju 14 Sagen ober 3 ©od>en im ©anjen 6 bis 8 
Serfammlungen mit einem größeren wiffenf$aftlid>en Cor* 
trage gehalten würben. Unter (Erwarb Ratten gewö$nli<fc 
jwei Serfammlungen im fta^re ftattgefunben, auf betten 
t>om ©irettor ©eridjt erftattet unb bie weitere X^Stigfeit 
beS Sereins erörtert würbe, öfter aud) eine feiner geaalt* 
LVIH. 1. 17 



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258 

öoflen {Reben jutn Sortrage tarn, ftn ben fünfjiger 3a$ren 
toerjeidjnen bie 3fa$reSberic$te faft nur <9efd)&ftSt>erfatmn* 
hingen. $)a bebeutete baS Direltorium ©eiSbergS einen 
mitfliegen gortfefcritt, inbem es i^m gelang, eine Steige 
befonberS jüngerer (Belehrten ^cranjujteljen unb ju t>er* 
anlaffen, i!>re ^orfc^ungen jur meftfftlifd)en @ef$id)te an 
ben 83ereinSabenben ben ftets jaljlretd) erfd>ienenen SDHt* 
gliebem Dorjulegen. Sieben ben älteren SDiibbenborf unb 
@uiOeaume begegnen uns ba feit 1862 Stüding unb $e$d* 
mann, 1863 ©ormftafl, 1865 9fa>rb$off, 1866 Zibu*. 
ftnjmtfdjen $atte Dr. Wump bie Sehung übernommen. 
Ausgestattet mit einem bebeutenben ffiiffen audj in ber 
meftfftlifdjen ©eföidjte, moDon (eine ja^Ireic^en Stecenfionen 
im £iterarifd>en $anbmeifer jeugen, mar er eifrig beftrebt, 
ben SSerein meiter ju führen. (Damals mürbe fdjon bie 
Jtöljaltung oon SBanberoerfammlungen angeregt unb jioar 
öon Dr. $ülsfamp, ber feit 1860 12 ftaljre lang als 
©etretär mit lebhaftem ^ntereffe tyätig mar. Qtoax fitib 
btefe nod> nid>t ju ©tanbe gefommen, aber bie aus betn* 
fetten ©ebanfen hervorgegangene gfejtoerfammlung mit 
«uSfteBung am 21. September 1869 ermied ftd) a» ein 
gutes SRittel, um bie Anteilnahme ber auSmärrigen 9Rit« 
glteber an ben 83eretnSangelegenl>eiten ju fceben unb neue 
ju geminnen. 83tefoerfpred>enb für ben herein mar bie 
ttebernaljme beS ©ireftoriumS burd> $ed>elmann (1872), 
ber ftd) als grfinblid&en ejaften Qforfdjer betannt gemacht 
unb feit 10 $aljren fomo^l in ben ©ifcungen burd) feine 
gehaltvollen Vorträge, als burd) Stljeilnaijme an ben Unter* 
nefimungen beS 23er ein«: Ausgrabungen in ber #aSfenau, 
l>iftorifd>e ©runbfarten, Urfunbenbud) beffen Aufgaben ge* 
förbert Ijatte, als er fd>on 1874 burd) feinen SSeggang von 
SWünfter bemfelben entjogen mürbe. 

Die (Erfahrungen öon 1869 merben baju beigetragen 
tjaben, bafc man 10 Qalpre fpäter «e!>nlid)es, aber in 



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259 

größerem SWagftabe unternahm, inbem man mit ber 3feier 
be* 50 jährigen ©efteljen* eine 8u*flellung toerbanb, bie 
Äunftwerfe unb Altertümer au* ganj ©efifalen bereinigen 
foQte. Der (Erfolg fibertraf weit bie Erwartungen. (Erfreu« 
li$ unb wo^tfyuenb war babei ba* bem Vereine aUerort* 
entgegengebrachte ©ertrauen, ba* fidj in ber ^ergäbe au$ 
ber (oftbarften Äuuftwerte au* £ird>en, <S<fcIöffern unb 
©ürgerljäufern betätigte unb ba* lebhafte 3fntereffe, wie 
e* fufc bunt) öefudj Don aßen ©eiten tunb gab. iReben 
bem wiffenfdjaftlidjen Crgebnifj, eine Ueberrafdjung war 
bie (Entbecfung be* ©arburger SDleijier* (Eifenfcott, ging 
eine Bermeljrung ber SRitglieber unb ein finanzieller (Ertrag, 
ber e* ermöglichte neue Aufgaben in Angriff ju nehmen, 
bie alteren raföer ju förbern. 

©eit 1880 unb üon ba an 14 fta^re lang führte 
Domfajntular libu* bie fieitung. Ofinte, fein Mafy 
folger, Ijat in ber ©ebädjtnifcrebe mit liebevollem (Ein» 
gefcen gefcfcilbert, wa* £ibu* bem Berein unb biefer 
$m bebeutete: wie er in ftfirje bie Seele, ber 3D?ittcI* 
puntt beffelben würbe, bie JBerfammlungen bur$ feine 
t>on begeiferter Siebe jur #eimat&*gefd)ic&te jeugenben 
Vorträge belebte, mit Dpferwifligfeit ben S}erein*interejfen 
ftcfc wibmete unb au$ ba« wiffenfdjaftlic&e Arbeiten 
üon Steuern tfcatträftig anregte. Da« Urfunbenbud), 
t>on bem 1871 ber um ba* weftfälifge Urfunbenwefcn 
aufjerorbentlufc »erbiente Ärdjtoratlj ©ilman* ben britten 
SJanb öotlenbete unb bann bis 1880 bie Urfunben 
be* 8i«tljum* $aberborn 1200—1250 Verausgab, war 
nad) feinem föfidttritt in* ©toden geraden, ba (Biefer*, 
ber e* übernahm, nodj im felben ^a^re ftarb. Da gelang 
e* ©ityelm Dietamp für bie ©eiterffifjrung unb (Ergän* 
jung ju gewinnen unb bamit eine Äraft in ben Dienft ber 
$eimtfd>en @ef<f>id>t*forfd)ung ju fteflen, bie ©rofce* er* 
warten lieg. Die ©ef<$i$t*queQen würben wieber aufge* 

17* 



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860 

nommen unb mit ber öon Diefamp im IV. JBanbe &er» 
Bffentfidjten fritif^en Ausgabe bct Vitae s. Ludgeri chtc 
lange t>erf$obene ©djulb abgetragen, ein Supplement jum 
ttrtunbenbudf) bis 1019 reidjenb, 1885 herausgegeben unb 
mit bem (Shrafen ©odjolfc'Äffeburg bie Sammlung ber 
tßaberborner Urfunben fortgeführt, als ein frühzeitiger Job 
iljn (Jnbc 1885 ju {Rom ber $eimat$ unb ber ©iffenfcfraft 
entriß. ginfe oon JBreSlau !>erfibergerufen unb bannt ber 
<§)ef$id)t*fotf$ung jurütfgegeben, trat an feine Stelle, 
DoDenbete bis 1894 ben ©anb ber $aberborner Urfunben 
unb übernahm aud) bie burd^ ©iefamp begonnene ÄuSbeu* 
tung beS päpjtli<f>en *r$tos für bie $eimati>lid>e ®efdjid>te, 
beten ftrud&t bie $apfiurfunben ffiejtfalenS bis 1304 als 
V. ©anb erfeftienen. „Dag bamit bie «ßro&inj SBeftfalen 
bei bem ©ettbemerb im neueröffneten Catifamfdjen Ärd>U> 
fid) Beinahe guerft t>on allen beutfd^en SanbeSt|etten be* 
tljefligte, mar mieberum Stbus ju verbauten. 3fn feinem 
Smeiten ÄmtSjaljre mürbe bie ©iegelcommiffion gegrünbet, 
unb fo bas prädjttge mejtfttltfd&e ©iegelmerf ermöglicht, 
baS in WuSftattung unb Ausführung in ©eutfdrfanb feine« 
©leiten fud&t. «ud> bie $ublifation ber fcrabitionSfobtjeS 
mürbe unter fljm neu in bie $anb genommen; bie $er» 
ausgäbe be* populftrften meftfttlif^en #iftoriferS, Jfcrffen* 
bdx$, angeregt, eine neue Sammlung tton Qforföungen 
unb Oueflett jur mepffllif^en ®ef(|id)te, Shtftur- unb 
£ttetaturgef$id)te begonnen." 8n feinem SÄad&fotger mar 
es, meiter ju bauen, bas Hnfeljen, bas ber münfterfd>e 
aitert^umS-Cerein in meiteren Streifen gemonnen $atte, ju 
erhalten unb ju vermehren, bie Aufgaben beS »erein* $u 
förbern - unb auszubeuten, «uf biefem ffiege Hegen bie 
beiben SBeranftaltungen, bie baS Anbeuten an baS Diref- 
torium ^infe'S (1894—1898) bauemb im »erein erhalten 
merben: bie ffianber&erfammlungen unb bie miffenf$aft* 
liefen (Eommifftonen. (Srftere §aben überall ba, mo$in ber 



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861 

»erein feit 1895 in bet fprotnnj ftd> gewanbt $at, gejrigt, 
bafc feine Seftrebungen ©^mpatljien Ijabett, bie nur ange* 
regt ju »erben brauchen, um wirtfam unb äufjerlid* tyx* 
öorjutreten, unb fo weit nod> nid>t geföeljen, fWfr bur$ 
»eitritt ju äufcern. Da« ©adjfen be« SJerein* t>on 330 
3Httgliebern im ^a^re 1894 auf 458 in 1898 mußte aber 
auä) ein Antrieb fein gu no$ intenjtoerer Arbeit auf bem 
Gebiete ber t)aterWnbifd&en @efcbi$te. Um bie über« 
lommenen Aufgaben raföer ju förbem unb neue, bie bie 
3*it bringenb forbette, in Angriff )u nehmen würbe be** 
fyalb in ber ©enerafoerfammlung öom 9. Januar 1896 
ber Anregung ginfe'* fjolge gegeben, bei bem Sereht unb 
mit i^m organifcfc, finanjieD unb perfönlic^ üerbunben bie 
Ijiftorifdje unb bie ÄtertyumfrGommiffum ju errieten. 
(Energtfd) würbe nun bie fjfortfefcung bc« Urtunbenbud)e0, 
an bem nod) SDWnben unb ba* tfttnifc^e ©eftfalen festen, 
in Singriff genommen unb bie ©eiterftt^rung über 1300 
Ijinau* in bie ©ege geleitet. Vorbereitet wirb bie $erau*< 
,gabe ber Sanbtagflalten, bie ®efd)id)te ber Älofterreformeu 
in ©eftfalen öom 14—17 $a$r&., ba* aOgemein al* no$* 
wenbig anerlannte Wegifter unferer inJjaltretdjen £eitfd)rift, 
üoDenbet ift eine tritifd&e (Sbithm be* Cosmidromius t>on 
Gobelinus Person. Von ber Qfnüentarifation ber ni$t* 
ftoatlidjen (ber Äirdjen*, ©tobt», ©emeinbe* unb Abel**) 
Ärdjtoe ©eftfalen«, oljne bie eine (Srgftngung unb $9rt* 
fefcung be* Urfunbenbud)* umnögtid» ift, erf<$ien ba* erfte 
#eft — Äret* «l>au*. ©eldj au*ft<$t*reic$e* gelb ber 
81tert$um**(£ommiffion fuf> eröffnete, $aben bie jüngjten 
Ausgrabungen bei foltern gezeigt, beren (grgebniffe weit 
Ober ©eftfalen* örenjen ^tnau* in U>rer Qebeutung er* 
fannt unb gewürbigt finb. %n ben „9RittI)eilungen" $at 
bie (Eommifjion ein eigene« Organ, um über bie Aus- 
grabungen im (Einzelnen *u berieten unb einfölägige ?$or* 
fäjungen au Derbffentluljen. 5Damit finb wir in ber $egen* 



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362 

wart angelangt, ©er Ältertl)um*verein, vor 75 ftaljren 
gegrünbet, $at fidj allein in unferer Abteilung ju einet 
großen ©efeflfäaft mit runb 470 ÜKitgliebern ausgemachten, 
bie ungefähr jur $älfte ber $rot)in}iaI^auptftabt onge* 
pren, gut anbern ^auptfäd)Iic^ über ba* STOÜnfterlanb 
jerftreut flnb. §n & cn beiben wtjfenfd>aftlid>en Com« 
mifftonen, bie ber Ärdjtvbirettor ^ilt^i mit aufopferung* 
vollem Semü^cn leitet, wirb ein au*gebeljnte$ Arbeits 
penfum fpftematifd) vorgenommen. 2Hit biefer äußern (Ent* 
wieflung unb ben wiffenfdjaftlidjen Seiftungen, auf bie bisher 
nfl^er eingegangen ttmrbe, finb aber bie Hufgalren be* 8er* 
ein« lange nidjt erfdjftyft. fBa* er im (Einzelnen teiften 
fofl unb Witt fyxt Dr. »ump vor 30 ftaljren mit Sorten, 
bie geeignet waren, JBegeifterung für bie Qitlt ju ermecten, 
jufammengefafjt: 

©er herein für ©efdjid&te unb 8rttertl>umSfunbe ©cft. 
falen* will bie ©ef$td)te SBeftfalen* erforföen, tljre Quellen 
fammeln unb verbffentlidjen, tyre ftenntmfc wetteren Äretfcn 
vermitteln; er will, wa$ bie alte fttit in unferm Sanbe, 
$interlaffen §at, funb machen, von Sitten unb ©ebrftudjcn, 
von ßeben unb treiben, von $anbel unb ©anbei, von 
$rad)t unb Straft, von töedjt unb ©eridjt, von ffunft unb 
$anbwerf, wie fie in längft vergangenen Reiten auf ber 
rotten (Erbe in ©tabt unb ßanb fid) gestalteten, bie oft 
faft verfallenen, nur mit SDWtye nodj jufammenjulefenben 
3üge ben ftefctlebenben unb ber 8?ad)welt, foweit möglich, 
$um vollen Silbe jufammenffigen; er wiO bie SWänner 
unfere* Colfeö unb unfereS SanbeS, bie in JHrdje unb 
Staat, für Ärieg unb ^rieben, burd) tijattrflftige* Strien 
ober reiche« ©iffen, in ber $eimat$ ober fern von $r auf 
frember (Erbe, in ben engeren ©renjen weftfSlifdjen ©ebiet* 
ober für bie weiteren Greife be« beutfdjen Caterlanbe* unb 
ber $rifHid>en JHr$e $ervorragenbe3 im ©uten ober im 
©Öfen gewirft Ijaben, in i^rem Seben unb Streben un* 



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863 

vorführen; et will vor Hflem, »ad al« ©dtfpfung uttb 
Dcnfmal alter 3eit und feit bem graueßen Altertum 
nod) übrig ift, foweit möglich, erhalten, fammeltt unb bett 
9tad)tommen überantworten, fammeln namentlich «De«, 
wa« von folgen eljrwürbigen «Itert^ftmern in $olj unb 
(Stein, in JBilb unb Schrift, auf Pergament unb Rapier 
in vereinzeltem JBeftye für bie Äenntig ber SSorjeit nufelo* 
liegt ober bem Untergänge preisgegeben ift, ftunbe wenig» 
ften« bewahren Don bem, loa* in feinem SBeftanbe niäjt 
erhalten werben fann, unb ba«jenige, wa« in größeren 
Sammlungen wofjlgeftd>ert bewahrt wirb, nad> Gelegenheit 
unb nadj SRaftgabe feiner ÜRtttel burd> Skföreibung unb 
»bbilbung aud> benen betannt mad&en, benen bie Gegen» 
ftänbe felbft nur feiten unb mü$fam ober gar nicfct jugäng* 
liäi finb. 

©o mußte benn junä<f>ft ein wichtiger X^eil ber 
S^ätigleit be« Cereme« bie fammelnbe fein, bie für bie 
$utunft erwirbt, fidjtct unb orbnet, bamh bie jßacfctommen 
in letztem Ueberblitf ba« benufcen unb genießen, wo« im 
Saufe ber 3eit nur vereinzelt, wie bie Gelegenheit unb 
SDlittel fid> bieten, jufammengetragen werben tann. Die 
Qfuitiative jur Sammlung ber Altertümer, ber Jhmftwerfe 
unb fonfHger Ueberrefte ber Corjeit ©eftfalen«, geljt auf 
ben @taat«fanjler dürften v. $arbenberg jurücf, ber burdf) 
Weftript Dom 4. Januar 1820 bie (Errichtung eine« 
r$einifdHveflfälifd>en <Provinjialmufeum« ju Sonn verfügte 
unb ben $ofratt> Dorow ju bejfen Direftor beftimmte. 
«I« biefer im grü^ja^r nad) ©eftfalen fam unb ben 
8ieid)tl)um an Kerfen ber SSorjeit gewahr würbe, {teilte 
er ben Antrag auf (Errichtung eine« befonbem SRufeum« 
vatertönbif$er Altertümer für ©eftfalen. Dem pane, 
bem ber Dberpräftbent von SSincfe freubig juftimmte, muffen 
nun bod) vorerft bebeutenbe ©d&wierigfeiten fW& entgegen* 
gepellt Ijaben; ba« gemeinfd>aftli<f>e SRufeum in Sonn trat 



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164 

in* Seien, ober f$on im Df tober 1822 mürbe bie SEtetu 
nung befdjloffen utib bie ©rfinbung eine« befonbern meft» 
fflKfc&en flÄufeumS in SRÜnfter burd> $arbenberg toerfügt 
9ta$ bem JEobe be«felben naljm ba* Unterri$t*murifterium 
bie Angelegenheit jmar in bie #anb, oljne fie jebo$ |um 
fliele ju bringen. Da (am unabhängig Don ben Cer^onb* 
hingen ber Se^örben tum bem um bie I>eimatfytt$e @e> 
fd)td)te IpcfeDerbienten ©oefelanb, bamaligen Oberlehrer am 
münfterfdjen (Stymnafium, eine Anregung, bie jur »er* 
ttrirflid)ung be6 $laneft mefenttid) beitrug. 3fn bem 
©d&retben bom 23. ü»at 1825 {teilte er beim Ober* 
pr&fibettten ben Antrag auf Anlage einer Sammlung Don 
Wtert|ßmem unb Äunftfac^en gun&djft jum 8$uf be* 
Ijtftortfdjen Unterricht* am Gtymnaftum, bie beatjalb au<& 
allgemeiner gebaut mar, aber bo$ auf ba« DaterUlnbif<&e 
befonber* ^tnjielte. „Der fortfdjreitenbe Anbau ber Rei- 
ben, w fo lauten bie bejfiglic^en Ausführungen, „wirb bie 
Äennjeidjen ber ©räber unferer Vorfahren öerm^ten. Um 
fo mel>r fottten mir barauf bebaut fein, bie Urnen, ©treu* 
ftjte, XBaffen unb ma* ft$ fonft in unb bei ben ©rabern 
finbet, &u fatmneln unb aufjubemaljren. $aben bicfe 
©egenftflnbe aucb nur einen geringen Äunjtmertlj, fo Der* 
meilt bodj ba* ©emüty gerne bei i&rer ^Betrachtung, fo 
belehren fie und bod) über bie Giften unb fiebcnSmeife 
früherer ßeiten, fo lann bog iljre Sergleidjung mit Wft& 
fld&t auf bie ©egenben, morin fte gefunben mürben, |u 
Crgebniffen führen, metö>e für bie Sflfung einiger fömte* 
riger fragen unferer ttltefien ©efdtfdjte Don groger ffiic$* 
tigtett ftnb. Da bie tägliche (Erfahrung le$rt, mie oft 
einzelne gefunbene ©egenjiftnbe verloren ge^en, fo fd>emt 
e* Wlity nad> Äräften bafcin ju ftreben, aße* SRerfmür* 
bige, mos in unferer ©egenb gefunben mirb, in unfern 
»efm ju bringen. *u$ bie ©äffen, Pfeile, Stüftungen 
bc* SRttteloÜet* unb bergl. bürfen ui$t überfein mtrben. M 



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265 

<So ift ber ©runb gu unferm SWufeum gelegt worben, 
beffen erfte (ginridjtung ©oefefonb felbft übernahm, Wu6 
ber ^urmüljlen'fdjen Äuction mürben haftbare ©tücle 
erworben. 1827 tarnen au« Sonn bie weftfüliföen ©ad>en 
(nur 6 Schimmern) jurttct; ©efdjente unb Ueberweifungen 
gingen infolge eine« toon Cinde im ftuli 1825 erlaffenen 
Aufruf* ein. ffiaS lag nun näljer, als biefe Anfänge in 
83erbinbung ju bringen mit bem im felben Qfaljre auf 
Anregung be« Dberpräftbenten unter STOitwirfung ©oefe* 
lanbs gegrünbeten ©ereinS, jumal biefer in § 5 ber 
Statuten bie <£rrid)tung eine« Daterlänbif^en SRufeum* 
in fein Programm fefcte unb iljm unter 3ufi$erung 
toon ©eiljfilfe bie ©orge unb »eitere (Sntwicflung ju über 
geben. 

ÜDa bie 8ntauf«mittel, bie eigenen, wie bie jur JBer» 
fügung geftettten, anfänglich nur geringe waren, mußte 
auf ben (Erwerb mand) Wertteilen Ghrjeugniffe« weft» 
fälifäer Äunft ober Ältertljum$, ba$ im $anbel ober burd) 
gfunb auftauchte, toerjic&iet »erben. SBefonber* empfinblid) 
unb bem gebeüjlicfcen ©mporlommen na$t$etfig mar unb 
blieb ber SRangel eines paffenben, befonbern Aufteilung** 
räume« unb bie barau* erfolgenben häufigen, bid tyutt 
md>t weniger att 15 maligen ffianberungen be* SRufeum«, 
baS be$l>alb audj weniger in ber Oeff entlief eit belannt 
würbe. ©rfafc bafür boten in etwa bie Aufteilungen, bie 
1836, 1840, 1854, 1869 unb 1879 »eranftaltet, ba* 
$ntereffe im $ublifum unb bei ben {Bewarben in fteigenbem 
3Ra&e belebten, fobaß bie «nfang* nur Iteinen 3uroen* 
bungen aßmäl>li<f> reifere würben, bie finanziellen Unter* 
ftü^ungen burd> bie JBe^örben — ©taat, Sßroöina, ©tabt — 
ftd) erljöljten unb bei aufjerorbentlid>en Änläffen (Erwer* 
bungen in größerem Umfange ermöglichten. JBefonber* ju 
erwähnen ftnb bie Vermehrungen burdj ben Änfauf ber 
Sßiefert'fc&en ©ammlung 1843, bie reiben ©rftberfunbe 



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866 

tton JBecfum 1862, t>on ©erne unb ©tromberg 1866, bie 
Sammlung ber aufgelöften ffieftfälifd&en ©cfettfc^aft ju 
SDWnben 1865, bie gunbe Don ©intergalen 1869, bic toft* 
bare Sammlung römifäer Wtertljfimer burd) ©cfcentung 
$. 4>5tte T d 1899. Die Pflege beö 3»ufeum« übernahmen 
nad) bem lobe ffirfcarb'S, ber bie Leitung be* Bereut* unb 
feiner Sammlung allein geführt Ijatte, att Sorftelpr Qber 
Sonferoatoren feit 1851 *. öon Sur.SRüljlen, 1853 Uebintf, 
1860 #einr. ©eiaberg, 1881—1892 gunäe, 83. $laf*mann 
1881—1898, feitbem Qfofte« unb Suborff. 3$rem eifrigen 
©emü^en »erbanft mandj wert$*oüe* ©tütf au« meftfftttfdjer 
Sorjeit bie bauembe unb gemetnnfifcige (Erhaltung in 
unferm SRufeum. 

3fit nunmehr abfefcbarer Seit wirb bann audj bas in 
75 3fafjren erworbene, baS jefct im <ßroimtjtalmufeum für 
SRaturtunbe ju einem, bem größeren, Steile auf engem 
{Räume jufammengeljäuft, jum anbem im btfdjöflidjen 
äßufeum unb im Äcfler ber Äfabemte aufbewahrt ift, eine 
würbige Aufteilung erhalten burd) (Errichtung eine* $ro* 
innjtalmufeum* für Jhinft unb Altertum. (Srft bann wirb 
e* mögltd) fein, bie begonnene Äatalogijirung ju Doflenben 
unb bie reiben ©d)äfce bcö Sßufeum* für bie ttriffenfcfeaft* 
lidje ©enufeung unb ben intereffirten SBefucfter fruchtbar 
ju machen. 1 ) 

(Sin befonbere« ©ammelobjett bilbeten t>on Anfang an 
bie STOttnjen, wobei baö SBeftreben barauf ging, bie meß« 
f&Hfcfeen DoHftänbig, anbere nur, wenn fte innerhalb ber 
$roDtnj gefunben unb eine §eröorragenbe gefd&idjtlicfce ©e> 
beutung Ratten, wie j. SB. bie römifd>en, gufammen ju 
bringen, ©lücflidje (Erwerbungen, bie Olferföe SoHection 



*) Heber ben Snljalt ber Sammlung orienrtrt in trefflicher Seife ber 
im Kuftrage bed SBereinä oon 9R. ©efoberg herausgegebene furje güljm, 
SJtöttfter 1898, 16 6. 



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867 

1857/ baö reidjc »ermadjtniß ber wefifaiifd&en unb rljei* 
nifd^ett ©tücfe au* bet Jg>eHn>egfc^en Sammlung 1898, ber 
unermüblidjc ©ammelfletß be* SRfinjWart* ©tDpo (1863 
bi$ 1892) $aben ba* 3iel natyeju erretten laffen. 

©aSfette gtcl erftvcbt bie »ibliot^cf be* SereinS, bie 
junadjft ba* jur ©efc&idjte ffieftfalen* Dorljanbene gebrucfte 
SDlaterial, aud> ba* unstetigere unb veraltete in mög* 
Kd#er JBottftänbigfeit bejtfcen fott, baneben aber aud) bie 
bebeutcnberen Arbeiten t)or allem bie QueHenpublifationen 
über bie JRac&barproDinjen bietet unb burd) ben fcaufcfc* 
Derfeljr mit ungefähr 10 anberen gcfc^t(^tli^en Vereinen 
beren 3eitf<f>riften mit iljren wertvollen Äuffäfcen jur 
beulten ißroDinjial' unb Sanbe$gefd>id)te in feltener 9tei$* 
$alttgleit aufweift. (Ein Dor jwei 3fafjren Don Dr. V. ©ömer 
herausgegebener Äatalog ber Qrucfföriften orientirt über 
bie c. 10 000 SBftnbe. £ur JBibliotljef geirrt femer eine 
reiche (EoHection ftarten unb <ßläne unb Dor allem eine 
unfd)ä$bare Sammlung Don 3Äanuffripten unb Urlunben. 
©elbft ba* rarfte ÜDrudtwerl au* älterer 3 eit »W immer 
nod) wo$l in einem (Exemplar wieber erreichbar fein. Qn 
feinem #anbfd>riftenbeftanbe t|at aber ber SBerein Quellen 
}ur weftf8Kfd)en ®efd)id)te Dereinigt unb ben 9tad)fommen 
jur SBenufcung hinterlegt, bie, wenn berfelbe fte nidjt bei 
ü>rem jufäfligen (Emportaudjen au* bem $unfel ber feit* 
Irrigen Aufbewahrung gefaßt Ijätte, fidler jum 5EJ>eil bem 
Untergange geweift, jum anbern bauernb ber weftfäfifäen 
gorfdjung entjogen worben wären, ©rSßere (Erwerbungen 
tonnte bie SBibliotljet au* bem 5Wac$laffe mehrerer ^eimiföer 
2forfdf>er machen, eines ffumann, liefert, bie fleißig 
mandje* um^erfliegenbe ©tfief gefammelt, Don feltenen unb 
jerftreuten Äbfd&riften gemalt Ratten. S)urd(j «nfauf würbe 
nod) jüngftyin eine größere $cfyl Urtunben ber $eimatlj 
erhalten, «ber aud) $ier, wie bei ben anberen Zweigen 
ber Sammlungen erinnert fidj ber JBerein banföar be* 



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868 

gBo$lmoOen* öon SJe^örben uttb «ßrtooten, STOügKebern mtb 
ftidjttnitgliebern, bie burd) 3utoenbungen unb Ödjenhuigen 
in nic&t geringem SRage jur SBenneljrung beitrugen. 3" 
ben literariföen Unternehmungen be* Serein* jurüdteipenb, 
erübrigt e$, na$betn tyr ©erben bargefteDt tourbe, in 
(urjer bibliograplpföer Ueberftdjt bie einzelnen Arbeiten 
ttorgulegen. 

"We jtoei großen Qruppen ber Dueflenpublifattonen 
unb ber Darftellungen an» bem ©ebiete ber meftf&ltf$en 
®efd)id)te reprftfentiren in tyrer 9u*be$nung unb na$ 
tyrem innern ©ertye eine ttnffenföaftKdK Arbeit bie 
unferem Vereine eine ber erften ©teilen unter ben pro- 
öinjiellen ©efdji<f>i*üereinen fiebert. 

Unmittelbar t)or feiner »oHenbung fteljt, fotoett e« ftdj 
um bie Seit bi« 1300 fjanbelt: ba* ©eftfältfc&e tlrfunben* 
bud), beffen VII. JBanb mit ben Urfunben beä ffltniföen 
©eftfalen* Don 1201—1300 in bie treffe gegeben ff». 
©er ftnljaft ber anberen SWnbe if* n&l>erfjin folgenber: 

I. n. II. SBanb. Ä. u. b. S. Regest» Historiae Westfelicae. Accedit 
codex diplomaticufl. Starcbeitet unb $erouggigeben *on $efat. 
8ug. (Erwarb, Ägl $itu|tf^an «r$tnrat|. 2 8tnbc 9m 
ben älteften gefc$ic$tlid)en ftac&rid&ten bi« gum 3a$re 1200. 
SRit Sonogrammen unb Siegelabbübungen. XVIII, 387 unb 
268 Seiten in ar. 4°. 1847 u. 1851. Hebft 3fcbejr 103 «. 
1861. Wt 21. 

III. 8anb. 2)ie Urfunben be* #i«tljum« SNunfter non 1201 bi« 1300. 
gearbeitet *on Dr. Wöget Söilman«, Pöittgl. Staat*«r$i»«r 
unb $$. Ärd&foraty. X u. 953 Seiten, »ebft Index geo- 
graphica« oon Dr. <&. JJfrieblänber (37 Seiten) unb $erfones« 
S&egifter oon (5b. Hanber £enben (VIII unb 95 Seiten). 
1859-1876. W. 24. 

Additamenta ($um I.— III. Stoub), bearbeitet oon Dr. Sfager 
SBilmanS, äönigl. Staat*ard)foar unb ©elj. Ärdji»ra$, 
nebfl Ortt- unb Jßerfonen'diegtfter non Dr. (Jb. Kanter 
£enben, IV unb 187 Seiten. SWit einer £afä Siegel. 
Bbttlbunafn. 1877. m. 4. 



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269 

TV. Ganb. 3)ie Urftmben M Gttt&um« ^aberborn 00m 3«$« 1201 
bi« 1300. Gearbeitet 1201—1250 00m ftdttigl. 6taat*ar<$i*ar 
nnb @e§. lr$ii>rat$ Dr. Stoger SBilman* unb 1251—1300 
um ^rofeffor £etnr. gtnfe. ftebft #erfonen- unb Ortt-Äegifter, 
Siegefoeraeid&nifi ttnb ©loffar wm Dr. $. $ooge»eg, Äöttigl. 
«r^foar. IV unb 1452 6eiten. 1877-1894. 3Rt 45,75. 
Supplement 1. Sief. bt* 1019 öon SBfl$. SHefawp. 120 ©eiten 
mit 4 Safein Urtonben-SCbbabuntjen. 1885. SJW. 6. 

V. Ganb. 2He ^apfturfimben »efrfalen* Mi 3. 3- 1878. Gearbeitet 

»01t $rof. Dr. $. fcinle, L S^eil Die ^apfturfunben bid 
1304. XXXIX unb 410 Seiten. 1888. m. 13 r 50. 

VI. Ganb. SHe Brhmben be« Gi«t|um* Wtnben ootn 3a$re 1201 M« 

1300. Gearbeitet öon Dr. $. ^oogetoeg, Äörtigl. $ln$foar in 
$anno»er. VIII nnb 670 Seiten. 189a SJW. 21,50. 

©et ber Verausgabe ber Urftmben waren au$ bie 
©tegel ju berüdffid^tigen. einige wenige ber älteften £ett 
(17) tjatte (Erljarb mit bem bamals allein möglichen um 
toofllommenen lit^ograpljifdjen ©erfahren abgebilbet. 3fn 
ben foäteren SBänben mu§te man ft$ mit turgen JBefdjrei* 
bungen genügen. Da unternahm ber Seretn fett ©eginn 
ber adjtjiger Qfa^re fem ©iegelwerf unb reprobujirte barin 
nad) yfyotOQtaptfitn in Sidjtbrud 4065 Siegel. Die glän* 
jenbe in tyrer prächtigen «uSftattung für bie Stegendberg* 
fd&e fflud^anblung etjrentoolle Sßublifation, bie toon fad)* 
wiffenf$aftlid)en Autoritäten als $odjmid)tige fp^ragifttfe^c 
Geröffentlid&ung bejeidjnet würbe, ift nidjt blo§ eine Cr* 
gänjung jum ürtunbenbud>e unb ein Seitrag jur wefl* 
fülifd>en ürfunbenlel)re, fonbem $at aud) für bie (Snttoid* 
Iung ber ©p^ragtftif, für genealogtfdje fJOTfc&ungen über 
bie berfdjiebenften gamilien ber Sßroöinj unb für bie 
@ef$id)te eine« funftgewerblidfcen Zweiges im Mittelalter, 
bes ©tempelfdfuittS, ein wertvolle« Material jufammen 
getragen. 

Xitel, ©lieberung unb 3fn$alt bes SEBcrfc«, ba* fjeuer 
toottenbet werben fonnte, jmb, wie folgt: 



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270 

<Die SBeftfaliföen ©leget bei Mittelalter«. TOit Unterfrüfrmtg ber Sab- 

ftanbe ber Sßrooing herausgegeben oom Berein für ®ef$i$te 

nnb «Itert&umtfunbe ©eftfalen«. Bter £efte, eutyaltenb 264 

8t$tbruc!-$afeln unb 120 Bogen 5>rt in gr. gol. 3Rt. 150, 

geb. in 4 fcaibfranabäuben SJtt. 220. 

I. $eft 1. Abteilung. <Die 6iegel M XI. nnb XII. Sa^rfcn* 

ber* nnb bie Steiterflegel. Bearbeitet oon %. $t)iliupi. 

19 ttgtbnuf-Safeln unb 12 Sogen Sert 1882. 9». 20. 

I. $eft 2. Abteilung. 3)ie Siegel ber 3>unaften. Bearbeitet von 

®. Sumbült. 22 Std&tbrutf-Xafeln unb 18 1 /« Bogen Sept. 
1888. 3JM. 20. 

II. $eft 1. «bt&etlung. 2>te Siegel ber Bifd&öfe. Bearbeitet hob 

©. SutubüU. 24 8iä)tbrucf-£afeln unb 14 Bogen 3*rt 
1885. 3Rf. 15. 

II. £eft 2. Abteilung. <Die Siegel ber Stdbte, Burgmann* 

fäjaften unb TOinifterialttäten. Bearbeitet oon ©. £umbült 
85 8id&tbruc!.£afeln unb 20 Bogw £ert. 1887. m 15. 

III. $eft. 5>ie Siegel ber geiftlid)en (Korporationen unb ber Stift*-, 

Älofter- unb $farrgeiftlidjfeit. Bearbeitet oon $$. Slgen. 
41 £id&tbrutf.£afeln unb 80 Bogen fcert. 1889. 5Wt 20. 

IV. £eft 1. Slbtljeilung. 3He Siegel oon «bligen, Bürgern nnb 

Bauern be« Bifitynmä fünfter unb angrenjenber Gebiete. 

Bearbeitet oon %\). Slgen. 41 8ia)tbruc!«£afeln. 1894. 

SD«. 20. 
IV. £eft 2. $btfjeilung. 3>ie Siegel oon Hbligen, Bürgern unb 

Bauern ber Äurfölnifdjen 8anbe$tljeile unb ber @raffä)aft 

9flarf. Bearbeitet oon £$. 3&geu. 88 £idjtbnttf.£afeln. 

1897. m. 20. 

IV. $eft 8. Abteilung. $ie Siegel oon Äbligen, Bürgern unb 

Bauern bed Bilt^um« SRinben, £>«nabrü(f unb $aberborn. 

Bearbeitet oon £$. Slgen. 44 8ia)tbru£$afeln unb 19 

Bogen Sert a« «btfceilung 1/8. 1900. 9Äf. 20. 

©djon gleich bamal« uor einem falben i^aljrljunbert, 
als na$ langen öorbereitenben Sirbetten bie beiben erften 
JBänbe be« Urfunbenbucfce* an« 2i$t traten, unternahm 
ber Cerein bie Veröffentlichung einer anberen ©ruppe öon 
Quellen, ber «ften, ffiljronifen, JBeridjte unb «ufaeidjnungen, 
biograpljifdjen unb anbern DarfteHungen au« beut SRittel« 



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271 

alter bis in* 16. Qaljrljunbert, Don betten junädjft unter 
bem Eitel „Die ©efdjtdjtöqueHen be* JBiStl)umS STOünfter" 
in ber 2J>eifftngfd)en JBud>l)anMung 6 JBänbe erfdjtenen 
ftnb, nämlid): 

I. »anb. 2>ie ÜRünfterifd&en (Sljrontfen be* Mittelalter^, herausgegeben 

oon Dr. 3ul. Sicfer. gr. 8. 464 ©fiten. 1851. Tit. 'fa). 

II. 8anb. SBeridjte ber Sfogenaeugen über bat 3Wünfterifd&e aöfeber. 

täuferreid). herausgegeben oon Dr. (S. 9. (SorneliuS. 586 
Seiten. 1853. 9Jtt. 9. 

III. 8anb. 2)ie 2Rünfterifdjen <5$ronifen oon Sföd&el, ©teoermann unb 

<£orfen. herausgegeben oon Dr. 3o$. 3anf[en, $rofeffor ber 
@efdji<$te gu granffurt o. SW. 882 ©eften. 1857. 30M. 6. 

IV. S3onb. 2)ie Vitae sancti Liudgeri. herausgegeben oon Dr. ©il§. 

2)tefamp. 452 ©etten. 1881. 2flf 8. 

V. u. VI. 33anb. Hermanni a Kerssenbroch : Anabaptistici furoris 

Monasterium inclitam Westphaliae metropolim evertentis 
historica narratio. herausgegeben oon Dr. £. ÜDehner. 
464 (Ginl.) unb 997 ©eiten. 1899/1900. SRL 36. 

©rgänjen unb toeiterffiljreti foflten biefe* Unternehmen 
bie „Quellen unb Unterfudfcungen jur ©efdjidjte ©effc 
falen«", tooöon ber I. JBanb : Daniel öon ©oeft, ein toeft* 
fäliföer ©atirifer be$ 16. 3<al)rf)unberts, toon $rofeffor 
granj Softe* 1888 bei ©djöninglj in $aberbom, XII unb 
404 ©eiten,* 8 2Rarf, erföienen ift. 

gflr bie (Kultur- unb ffiirt$föaft*gefäid>te be* 2»ittel- 
alter*, bie JMofter* unb Drt*gefd)id)te bergen wertvolle* 
SWaterial, bie JBeftfc*, ®üter« unb <Rntünfte4Ber8eid>niffe 
ber tueftfälifd^en Älöfter unb Stifter, iljre Sagerbfidjer, 
$ebe*, Qfytit* unb $äd)teregtfter, Meinungen :c, beren 
Verausgabe ber Cerein unter bem fcitel „Codex tradi- 
tionum Westfalicarum" in Angriff genommen £at. S3e* 
reit* liegen 5 JBänbe öor: 

I. Sanb. 2)aS fceberegtfter beS ätofterS grecfenljorft nebfl Stiftung*« 
urtunbe, $fritnbeorbnung unb ^ofredjt Gearbeitet oon Dr. 
G. griebianbet. 238 ©eiten. 1872. SJH. 6. 



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272 

IL 8tnb. $tl ätomcapitel an BRunfter. Bearbeitet Bon ftofrffn 
Dr. gran* S)arp€. 320 Seiten. 1886. 5KL 8. 

III. $*nb. 2>ie fceberegifter be« ÄUftert Uebcroafier irab be* SHftrt 
St 9Wattrt$. »earbeitet Don tyrofeffor Dr. granj 3>arje. 
829 Seiten. 1888. 9JHL & 

W. ©anb. Cinfunfte* nnb Sefytfregifhr ber gürftobtet $erforb, fovte 
(eberoOen bei Stift« auf bein $erge Bei £erforb. Bearbeitet 
*im 9rof. Dr - Stana ©arpe. 475 Seiten. 1892. 2RL 10. 

Y. 9anb. Seraeid&niffe ber Güter, (Jinfünfte unb (Smnafcmen M 
legibfifloftert, ber (Sapitel an St Subgerl unb SRartbti, fewir 
ber St. @torg««(5omntenbf in SRänfhr, femer ber Älöfter 
Binnenberfl, TOarienfelb unb 8te*Born. Bearbeitet ton 9rof. 
Dr. gfrana Storpe. 460 Seiten. 1900. 3RL ia 

Auf bcm ©ebiete ber gefdjidfctlidjen ©arftetfong §at 
ber SBeretn in feiner toon beiben Abteilungen $erau«ge* 
gebenen 3eitfd)rift, bie jefct im 58. JBanbe fteljt, wo$I' 
bearbeitete Saufleine jum «ufbau ber weftfälifctyen @e* 
fc^xc^te gefdjaffen, wertvolle Unterfudjungen feiner SDKt* 
glieber barin niebergelegt, für profan* unb ftird)engetöi$te, 
«ultur-, ©irtijföaft*, Ort*, Äloftcr* unb «betegefdjufctc, 
für ffunft« unb Siteraturgefd&idfcte, bie nad) i&rer ©ebeutung 
unb tyrem ftn&alt crft ba* auf jwei ©änbe beregnete 
Äegtfter erfdtfiefjen wirb. 

$ier mögen nod> jwei ©elegenlfettspublitationen ange» 
föfoffen werben, ton benen bie eine „JBeiträge jur Poli- 
tiken ftultur* unb Äunftgefd>i<$te ffiejifaien« M , 1893, 
9iegen*bergf$e ®ud#anblung, 123 Seiten unb 4 £afeln 
(2DW. 1,50), ald &eftfdjrift für bie ©enerafoerfammlung 
be* ©efammtoerein* beutfdfcer ©efdjidjt* unb «Itertfymt* 
Vereine, bie aber wegen (Sljoleragefaljr nid)t ftattfanb, 
geplant war, bie anbere „Ältweftfalen, Soll, £anb, 
©renjen" Don ^rofeffor Dr. Storbjjoff, 1898, Wegen* 
bergföe ©uc&$anblung, 74 Seiten (STOf. 1,20), ber 53. 
©enerafoerfammlung be« ©efammtoerein*, bie unter groß« 
artiger JBertjeiligung, ©anf ber umftdjtigen Vorbereitung 
ginfe'*, 1898 in ÜBünfter tagte, gewibmet würbe. 



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273 

©o bttrfen toix, Ijodjtoereljrte S3eretn$genoffen, tiid^t 
oljne Sefriebigung, wie auf bie Süßere SBlüfye be* herein«, 
fo auf ba«, mad er für öaterlänbtfdje ©efdjidjte tntD 
«ItertljumSfunbe geleiftet Ijat, jurücfblirfen. ffiir bleiben 
uns aber au$ betrugt, baß ber 3ufunft no$ @roße* 
SU leiften vorbehalten ift. SRocfc ift Siele* ju fammeln; 
für manche QtoeiQt ber Jorfc^ung, bie bie Vergangenheit 
fefcon in« Äuge faßte, Ijat nod) ©ebeutenbe* }u gefd&eljen. 
ffiir $aben nod) Aufgaben gu löfen, bie ein SDMtarbeiten, 
eine rege Anteilnahme in allen Steilen be* fianbeö be* 
bingen. 

©aß und biefe ©rfenntntß nidjt Dcrfdtfoffen war, 
bewie* bie ©rünbung ber ^iftorifd^en unb ber Wterttyraifr 
ftommiffton üor 4 Qa^ren, bie feitbem bie fieitung ber 
wiffenfdjaftlidjen Unternehmungen in bie §anb na^m, bie 
f$on erwähnten weiter förberte unb neue begann in feen 
fdjon angeführten 3<öentarifation*arbeiten, Don benen Äret* 
Sorten ber JBoHenbung nal>e ift, unb ben 3Rittt)etfungen 
ber 9ltertlpim*'(EommifftQtt, beren gweitefi #eft bie Maliern* 
fdjen Ausgrabungen unb fjunbe beljanbeln wirb. 

JBi* jefct erfdjienen al* „8er8ffenili$ungen ber $ifto* 
tifd>en «ommiffion für ffieftfalen": 

Duellen unb gorföungen jnr ©efdjidjte ber Stobt »ftnfter i. 2B. 

^erandaegeben öon Qhrofeffor Dr. fceflingljttt*, Stabtar$tt>ar. 

I. $anb. XII unb 822 leiten. Stau! unb ©erlag btr 

«fd&euborffföen Buc^anblung. 1898. SKt 6,50. 

Snbentare ber nic&tftaatlfdjen Ärdjioe ber $rotrina Söeftfalen. 8anb I: 

8Regterune*&eair! fünfter, £eft I: Ärei* Styau*. 56 Seiten. 

2>af. 1899. m. 1,50. 

Cosmidromhis Gobelini Person unb all 9n$ang belfelben tterfeffert 

Processus translacionis et reforroacionia montsterii Bude- 

cen8is. £eraulgegeben öon Dr. 5J?ar Sonfen. LVII unb 253 

Seiten, $af. 1900. 3)W. 8. 

3Wttt$ettu«ttat ber Sürtrtljunrt.JUmifflott für «BefUfalen. $eft I. SWit 

Äbbübungen, Aorten unb flauen, VII unb 124 Seiten. 

$af. 1899. m. 8. 

LVIII. 1. 18 



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274 

SReine $erren! £)ie Sebeutung bcr proöinjiellen ge* 
fd)id>tti4)en ©crcine, ba« i^ntereffe, ba« tyre SBeftrebungen 
erfeecfen, bcr Äuffdjtuung im Seben berfelben wirb triebt 
allein burd) bic 3unaf)me be« gefd>id)tli(&en Sinne« bebtngt 
fein, fonbetn aud) im 83erl)ältniffe fielen ju bem 3ufatnmen> 
ijange, ben bie Sofalgefdjidjte mit bcr allgemeinen Ijat. 1 ) 
gfür ben größeren SCljeil unferer Vergangenheit war bcr* 
felbe mefentlid) auf ba« Sßolitifc&e einfdjliefclid) bie 95er* 
faffung, baneben auf ba« Siterar* unb ffunftyiftortfdje be» 
fc^ränft. ©an} neue ©eftd)t«punfte ftnb aber fett einiger 
3cit gewonnen worben, meiere bie lofale gorfd&ung aflge* 
mein intereffant unb fruchtbar machen unb Diel innigere 
Schiebungen jwifdjen i$r unb ber großen ©efd)id)t«totffen« 
fc^aft Raffen, als bie politifdjen. ®« ftnb bie ©eftd^t^ 
punfte ber (Jultur* unb ffitrtf|fd)aft«gefd)id)te, bie in htm 
^iftoriföen Setriebe aud) bei und in ben SSorbergrunb 
getreten ftnb unb ftd) neben bie alte polttifdje «uffaffung 
gefteOt l)aben. ffia« Don biefer au« bebeutung«lo« im 
Sieben unb treiben eine« Stamme«, eine« Solfe« erfdjien, 
gewinnt bort ©ertlj unb iBeadjtung. ©d)on Dörfer l>atte 
bie totale Sprfe&ung au$ bei un« ba« Jhtltur^iftoriföe 
berfidftdjtigt unb mandje (Einjeljttge vergangener focialer 
unb wtrt$fd)aftlid)er ^uftttnbe feftgeljalten unb gebeutet. 
Die unmittelbare Ccrfnüpfung biefer ©eite ber ^orfd^ung 
mit ben allgemeinen $ntereffen ber ©efd^ic^t^miffenfe^aft 
öerleiljt nun biefem nidjt allein eine Ijöljere SBebeutung, 
fonbem eröffnet aud) neue Sahnen unb 3iele, gewährt 
weitere *Bürgfd)aft für bie Änbauer frifdjen Seben« in ben 
Vereinen unb gibt ben SKitgliebern jugleid) einen mäd)- 
tigen «nftoß jur Mitarbeit. 9lid)t jeber ift im ©tanbe 



l ) fSfür bal golgoibe f. bie lulfu^rungcn Sbtmtyimi in $ommtrf$e 
Stt&tfwdjer I (1900) @. 20 ff. 



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375 

ein Urfunbenbud) ju publijiren ober eine größere bar* 
fteüenbe Arbeit ju öerfaffen, bie Dor bem gorum Ijtftorifd&er 
SWetyobe unb Äritif befte^t, t)ier aber breitet ftd) ein Selb 
aus, baS Siele bebauen formen. Unb bie $cpib muß an 
ben $ffug gelegt werben, elje es }u fpttt ift. Die ßett 
fcerwifdjt Don $a\)i ju Qa$r meljr oon ben frühem 
Culturjuftänben, ben Steffen alter ©itte, alten SJraudjeS, 
alter öinrid&tungen. SS tl>ut ba^er flftle nott), baß mir 
fammeln, was mir nod> ftnben, ju beuten, ju ertennen 
vermögen, beoor es öerfd&wunben, abgefd&liffen, unoer* 
ft8nblid| geworben ift. 5)aju ift aber baS ^farnnten* 
wirfen vieler Strafte notl)wenbig, notl)Wenbig barum aud) 
eine nod| weitere Ausbreitung beS CereinS in mehreren 
feilen feines SejirfeS. Da gibt es Dafen, auf bie baS 
Äuge freubig blieft unb bie jaljlreidjen SSereinSgenoffen 
begrüßt; baneben aber liegen nod) $aibefläd>en, ober es 
ergebt ftd) nur Ijier unb ba ein Saum in weiter (Ebene. 
3)aS muß alles nod> culti&irt ober bitter bepflanjt 
werben. 

2Beine Ferren! 3)aS, was ber Verein für ©efdjidjte 
unb ftltertyumSfunbe erftrebt, barf in allen Steilen ber 
engern $eimatt) reges ^fntereffe in Änfprud) nehmen, bie 
Verbreitung, bie er gewonnen, baS, was er auf feinem 
©ebiete geleiftet Ijat, barf Allen, bie i^m angehören, ljol)e 
Sefriebigung nid&t allein gewähren, fonbern aud) bie 
juöerftdjtlidje Hoffnung, ber Verein werbe auf feiner 8at)n 
weiter vorwärts fdjreiten, ejtenfio unb intenftö warfen 
unb gebeten. Äud) in bem Ijiftorifdjen (Sinn, ber bem 
weftfälifdjen Volfe eigen ift, in ber oft gerühmten 3äljig* 
feit, mit weldjer ber ©otyn ber rotten (Erbe feftbält unb 
in getreuem Änbenfen pflegt*unb bewahrt, was bie Vorjeit 
überliefert Ijat, liegt bie 3uoerfid)t begrünbet, mit ber 
unfer JBerein, im Ijeimatljlidjen JBoben feftgewurjelt, ins 

18* 



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276 

jwanjigfte ftafjrfjunbert eintritt. 3J?öge er barin weiter 
wadtfen, blühen unb gebeten. SRögcu feine Sßttglieber 
eingeben! fein bei fatfetli^en ©orte« unb baburdj an^t* 
eifert toerben, bei faiferH$en ffiortel, bal üor wenigen 
fttgen m 5tangermttnbe gefprodjen mürbe, all &e. SOTajefHtt 
bal biefer ©tobt oon i§m gefdjenfte ©enfmal bei ftatfer* 
ffarll IV. übergab: „SÄur im ©tubium ber ©efötdfrtt, 
lautete bie Ijcrfje Üfta$nung, in ber Pflege ber Zrabttum 
ftörfe fic| bal Setou&tfetn einer Ration. 11 



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Eljtoni! bcS Vereins 
für 

©efdjtcjte nnb 2lltert^umöfunbe 
SBeftfaleag. 

(«bt$eilun$ SHünfter.) 



Der S3orftanb beS JBerein$ Beftanb im $erein*jat)r 
1899/1900 au* ben $errem 
$rpfeffor Dr. Pieper, <Direftor. 
$rofeffor Dr. ©pannagel, ©efretär. 
^rooinaialconferoator Staunt Suborff, \ (Sonferoatown M 
SProfefiot Dr. Sofie!, I Ehtfeum*. 

©ibßotfcetor $rof. Dr. »tfclmann, Sftliotyefar. 
tlrdjtobireftor $rofeffor Dr. ^Utppi, gfafetoar. 
Oberleutnant a. 2). oon ©pieken, 9Rfi*j»«rt 
Zentner #elntu$, SRenbant. 

HU neue SWitglieber mürben Dom 1. ©ejember 
1899 bi« ebenbaljin 1900 aufgenommen 45 $erten unb 
2 Korporationen, unb jtoar $ier anf affige 12: 

SUt^off SJjeobor, Kaufmann. 

»renneefe Dr. phil., 8rd&ioaffiftent. 

5>apper, 53aurat, Ärefooauinfpector. 

Süttner gerb., Zentner. 

8rljr. oon äercferincf-SBorg, Sfceferenbar. 

ä öfter«, 8mt6gerid)t6rat. 

ßaurenj, SRegierangGreferenbar. 

Hot^ert, ®erid)t«referenbar. 

Sdjwtenfcorft, Kaplan. 

€>nmann (Jrnft, jr. SRentner. 

fcopfcoff, Sanbgeridjttrat. 

fBtefd&ebrinf, Dr. med. 
Auswärtige 35: 

(Stein, Dr. phil., Oberlehrer, »o^olt 

oon SRengben, Cbnrlcutiuttt im 3»f.-8fcflt 9tr. 13, fr 8- »f 
jtrfcabjutont, Sortmunb. 



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278 

(Sotlenberg, gabrifoireftor, fcaltern. 
(Soweit (&., Äanfmann, Rattern. 
(£onrabe\ Dr. med., ^altern, 
©tote, Sfcrgtrmeifter, foltern. 
$eebfe(b, Dr. med., Maliern. 
Rennen ig, £otefbeftyer, fcaltern. 
St o tut (L, Äaufmann, ^altern. 
Jtoene, Srang fnn., Kaufmann, foltern. 
Äolcf gfrcmj, Äaufmann, ^altern. 
Äold 9t, Kaufmann, foltern. 
SJrfcr. Don Äorff, ÄmtSgeri^ttrat, «fcaltern. 
Seemann 0., 2k$mneifter, ^altern. 
Stumpf 8., Äanfmann, ^altern, 
©d&regel <£., Äaufmamt, ^altern. 
Sennenfamp, Pfarrer, foltern, (8fppwm*borf.) 
% Hl mann <5., Srenneretbeftfcer, Rattern. 
Ggon ©raf ton ©efierfcolt ©nfenberg, Rattern, (^t^en.) 
Ctto ©raf Don 2Befter|olt ©nfenberg, ^altern, (6gt$at.) 
Sßenl Ä., Ätufimmn, Jßaltent. 
»ir$ «., «udfrbinber, ^altern. 
$ord)inener, Dr. med., Herten. 
t>on SDrnfftl, gorftaflejfor, $öneba$ b. t&etra. 
§rne, ißfarrbedpttt, £orftmar. 
Äemper, Sieftor, fcengeridj. 
©ntrup Dr., Pfarrer, SRienberge. 
ttietljolb, SBtrt, »amdborf. 
Äümpetj* Pari, gabrifbeftyer, Steine. 
©d)nlte (5., $rofeffor, Styrine. 
Änidenberg, Dr., <Direftor, Zeigte. 
Sommer, Äpotfcefer, Selen. 
$uperj, Äed&ttamoalt. 2Biebenbrü<f. 
Der ©erein für ©efd&td&te, Altertümer unb Sanbe^f unbe 
be$ gürftentnnU 6djaumburg*8tppe in $ü<feburg. 
Das Seßf&liföf ^rooinaittl'Äir^en.ard^i» in ©oeft 

Dagegen ftertor ber Sereitt 3 t üttitglieber unb jtoar 
burd) ben Job bie Ferren: 

Setfe, Pfarrer, fünfter. 
gü<$tenbnfd&, «ebattenr, fünfter. 
©l«*ma$er, Zentner, fünfter, 
genfer«, Dr. phil., tyofeffor, SRünfter. 



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279 

SBeibltdj, Pfarrer, Albersloh 
Sfr^r. oon 8ebebur-@roUage, 8o$mte. 
SHibbedF, Dr. phil., Slrdjioar, Sre«lau. 
3anfen, Ißfarrer, <DatteIn. 
tebelbrocf, ©Iocfengiefjer, (Slefdjer. 
g»$r. ton SBöfelager, £ee&en. 
. Sranb, Pfarrer, Stromberg. 
«£üfing, 2)edjant, Sarenborf. 

$urd) (ErHärung iljre« Austritt« bie $erren: 
Partei«, ©erid^tdaffeffor, fünfter. 
Secfer, Snrnleljrer, fünfter, 
gleit er, Orgelbauer, SRünfter. 
20 tfe mann, Wegterungdrat, SRünfter. 
SRaber, Pfarrer, 33uer. 

©ottfd&alcf, Dr. phil., Oberlehrer, 93urgfteinfurt. 
Dffenberg, 5*an!bireftor, 3)armftabi 
£egemann, Kaplan, grecfcn§orft. 
©djnieber, 3)rogift, ßubtngljaufen. 
$ertel, SBaumeifter, SUljrort. 
ten ©rinf, Pfarrer, €>elm. 
<£oppenrat$, S3eigeorbneter, föarenborf. 
£trfdjmann, Oberlehrer, Sarenborf. 
Öffenberg, $tmttgeridjtärat, Söarenborf. 
Srunfj, Kaufmann, SBBarenborf. 
Sdjuntf, ßreidfdjulinfpettor, SBarenborf. 
Semme, Sßrofefjor, SBarenborf. 
Seitmann, &pot$efer, 2Barenborf. 
üttenfinef, Pfarrer, SÖefter^oIt. 

Die aJfitgltcbcrja^I belauft fid| bemnadj gegenwärtig auf 
470, Don betten 210 l)ieftge, 260 auswärtige fmb. 

$a« Sfnbenfen ber üerftorbenen SKitgliebet nmrbe in 
ben 33ereinSftfcungen in ber fiblidjen SBeife geehrt. S8e* 
fonbere ©orte banfbarer unb ehrenvoller (Erinnerung ttribntete 
ber SMreftor bem öerftorbenen ^rofeffor Dr. Senfe rd, ber 
mehrere ftaljre Ijinburd) ©efretär unb Stbfiot^efar be« 
Cereinä getoefen war. 

S)ie große Änjaljl ber neuen üWitglieber au8 $ altern 
erftött fid^ burd) bte im Qa^re 1899 bafeibft erfolgte 



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280 

(Srünbung eine« Ältertumfloerein*. T>a& lebhafte 
3ntereffe, meiere« bie römifdjen Ausgrabungen bei ftaltent 
mit tyren fteigenben mistigen (Ergebniffen hervorgerufen 
$aben, $at in erfter fiinie bie ©rünbung biefeä herein« 
veranlagt. (Sr l>at ftd) in erfreulicher ©etfe aufterorbentltd) 
fernen }u einer Ijo&en JBlfite entmiefelt unb engen Vnfc&luft 
an bie Abteilung STOünfter be* ©eflfaiifdjen Altertum* 
verein* gefugt, ©ir $aben biefe jfteugrfinbung freubtg 
begrüftt unb verfolgen bie ffintwidlung bes jungen Verein* 
mit reget Zeitnahme. 



$m ©interfcalbja^re 1899/1900 fanben 6 Sertim* 
fUptugett ftatt, in benen folgenbe Vorträge gehalten mürben: 

«m 9. November 1899 «r^ivrat Dr. $I)iU)>pi über 
bie neuejten Ausgrabungen ber Ältertumtfommiffion bei 
©olberg unb ^altern. 

«m 23. SRovember 1899 $rofeffor Dr. ^ofte* über 
9WatI>ia$ ©ding unb feine ©o#fa$rt$beftrebungen. 

«m 14. Dejember 1899 cand. phiL (Seidberg über 
bie ftupferfKd>e be« 15. 3faf)rl)unbert£ mit befonberer JBe* 
rüdftdjtigung ©eftfaten*. 

«m 18. Januar 1900 «eferenbar Dr. Sotfcar 
©djüding über bie ftranjofen im SBünfterlanb von 
1806—1813. 

«m 22. gebruar 1900 JBaumeifter ©avel« über 
<H>riftop$oru*bUber. 

«m 15. STOärj 1900 $rofefior Dr. $teper über bie 
©egfütjrung unb ben Serluft be* üttünfterfdjen unb $aber* 
bomer 1)omföafce$ im 3fa$re 1806. 

$)a* Qiti be« biefljäljrigen Ausflug* mar $altern, 
mifin ftö> am 27. Oftober 1900 trofc be« au&erorbentlid> 
ungünstigen ©ettec* etwa 40 SWitglieber be* Verein« be» 



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881 

gaben, um bie 8u*grabung*fteBcn bei $erg$attern unb auf 
bem «nnaberg unter fad>funbiger 3rfl$rung in Äugenföein 
ju nehmen. 

Ätt ftftejter ber in ber $rot>uts ©eftfalen beftefcenben 
toiffenfd&aftik&en Seteine tyxttt ber Cerein bie (Eljre, eine 
(Einlabung ju ber am 19. unb 20. SRärj 1900 in ©erlin 
begangenen 200jft$rigen Jubelfeier ber ftgl. preu* 
giften «fabemie ber ©iffenfd&aften ju erhalten, 
©er Direftor unb ber ©efretär leiteten üjr aU Vertreter 
be* SBerein* golge unb nahmen an ben $eftti<fyteiten SCetf, 
bie, burd) bie persönliche Steilnafyne ©r. ÜWajeftät be* 
ftaifer* gehoben, pdf) burd> bie SBerbinbung t)on $öfcenluft 
ber ©iffenfdjaft mit ^»fifdjem $runf ju au&erorbentlidfr 
glanj* unb einbrurtwollen geftalteten. 

©d)riftenau*taufd> mit bem Serein mürbe auf 
tyren ««trag folgenben Vereinen bewilligt: 

1. Dem firdjengefdju&tfitfen herein für bie ©rafföaft 
SWarl in ©oeft. 

2. Dem «Itmärfifdjen ÜWufeum« herein in ©tenbal. 

3. Dem 9ifigif<&<t>omtnerfd)en @efd)i4t0&eretn in 
©reifftöalb. 

4. Dem ©eftyreu&ifdjen ©efdjufcttöeretn in Danjig. 

5. Dem fjeralbifö'genealogifcfeen herein w be Sflebcr* 
Ianbf^e Äceu»" im $aag. 

Die Sammlungen be£ SBerein« erfuhren eine anfefyt* 
lidje Cermeljrung bur<$ eine fjog^rgige ©tfenfung rö* 
mifdjer, am SWieberrljetn gefundener Altertümer, 
bie $err ©uttbeftfcer Qfofef ©5tte jn äRflnfter bem herein 
im ©ommer 1900 machte, ©ie befielt au« tttoa 200 
Zeilen in ®to«, 3$an, ©ronce, (gifen, SWflnjen ic, unter 
benen flcfe ©tftÄe Don $erwragenber ©djita$«ii befinben. 



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282 

$ur (Erdung üjre* ©erte* trägt bei, bafc aOe Stade 
jmetfenoS edjt unb einer gunbfteBe entnommen finb, ein 
groger SBorjug ber <Sin$ettltd>feit gegenüber anberen äfyx* 
liefen (Sammlungen, beren einzelne leite m&ftfam jufammen* 
gefteflt oft genug oerföiebenen Reiten unb gfunborten an* 
gehören. Da bie Sudgrabungen bei $altem bas ftntertffe 
für römifd>e $unbe audj in SWttnfter fel)r toerftärfi traben, 
war bie Sd>enfung gerabe jefct befonber* willfommen unb 
$errn $$ttt fei aud) an biefer ©teile nochmals ber wärmftt 
Danf bafür ausgebrochen. Die ganje Sammlung $at hn 
ÜWufeum Aufteilung in einem OlaSfdjranfe gefunben, ben 
U)r Spenber ebenfalls geftiftet i)at 

ferner würben ben Sammlungen eine größere Änja^l 
oon Urnen ttberwtefen, bie oon einem Urnenfrtebljof bei 
Sodjolt flammen unb baS 9Wünjfabinett burd) jaljlreicfce 
«nfäufe toeröollftänbigt. 

Das Är^io bes Sereins, baS neu repertorifiert mirb, 
erhielt einen wertvollen 3uwad>S burd) etwa 300 Urtunben 
jur ®efd>id)te beS SKünfterlanbe« oom 15. bis 18. $afyc* 
^unbert, beren Änfauf burd) einen befonberen 3ufd>uß *>** 
ißrotrinjialöereins ermöglicht würbe. 

Die Qibliot^e! würbe burd) «ntäufe in ber üblichen 
SEBeife oerme^rt unb oerbantt ber ©üte beS §errn Sßrofeffor 
Dr. Sonnenburg in SRfinjter ein Wertzolles ®ef$enl, 
nämlid) bas SBerf: „Äunftbenlmäler ber 9tl)einj>ro* 
öinj, M im Huftrage beS sßroöinjiafoerbanbeS herausgegeben 
oon $aul (Kernen, Dfiffelborf 1891 ff., $eft 1—14. 

Son ben wiffettfdjaftKrijen Seröffentli^nngen beS 8er* 
eind erf dienen im Saufe beS 93erid)tjal)reS: 

1. Der 57. ©anb ber 3eitf d&rift (3fal)rgang 1899). 

2. Die weftf8lifd)en Siegel beS SÄtttelalterS, 
3. Abteilung, $eft 4: Die Siegel toon «bligen, ©urgent 
unb Sauern ber JBiStflmer STOinben, DSna&rfld unb ^aber* 



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283 

bom, bearbeitet Don Dr. fcljeobor 3flgen. 44 JEafeln, 
38 unb 35 @. fcejt, fünfter, JRegenSbergfdje $Bud)l)anblung, 
SDW. 20. SKtt biefer Steferung ift ba* große Unternehmen 
beS toeftfälifd&en ©iegeltoerf* jum «bfdjtufj gebraut. 

3. flerffenbrod)* 2Biebertäufergefd)id>te (Her- 
manni a Kerssenbroch Anabaptistici furoris Monasterium 
inclitam Westphaliae metropolim evertentis historica 
narratio) herausgegeben üon Dr. $. Detmer. 8. u. b. 
%.: Die ®efd&id>tsquellen be« JBistumS fünfter 9b. 5, 
SWünfter, J^eifftngfd&e 33ud)l)anblung, 2 #älften, 462 unb 
997 ©., 2JH. 36. 3Ga$bem bie 2. #älfte fäon früher 
erfd)ienen unb i^r bie erfte mit ber ausführlichen Einlei- 
tung nunmehr gefolgt ift, liegt audj biefe nridjtige $ublt* 
fation abgefdjloffen öor. 

4. Codex traditionum Westfalicarum 33b. 5, 

entljaltenb aScrjctc^ntffc ber ©üter, ffitnfünfte unb einnahmen 

be« Sgibii-ÄlofterS, ber Äapitel an ©t. Subgeri unb 2Rarttni, 

fotpte ber @t. ©eorg8*Äommenbe in SHünfter, ferner ber 

Älöfter SJinnenberg, SWarienfelb unb SteSborn, bearbeitet 

öon Dr. $. Darpe. Sßünfter, S^eiffing, VIII, 469 ©., 

mi 10. 

* * 

Die Ijiftorifdje Äommtffum Ijielt am 31. 2Bai 1900 
iljre 3fa£reSftfcung a &- ^ cu in ft c berufen nmrben bie 
Ferren Unioerfttätöprofeffor Dr. «log* STOeifter in 2Httnfter 
unb @raf S»effeIrobe*8teid)enftein. Der gefdjäftffiljrenbe 
ÄuSfdjufc tourbe für ba« nädjfte %a\)X huebergetoitylt. 

Der ©tanb ber oon ü)r unternommenen Arbeiten toar 
bei Äbfdjluß biefe« SBeridjtS folgenber: 
3ftn Drud erfdjien: 

Gosmidromius Gobelini Person unb alä An* 
Ijang beäfelben CerfafferS Processus translacionis et re- 
formacionis monasterii Budecensis. herausgegeben öon 



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284 

Dr. 9Waj Qanfen. SÄünfier i. ©. 1900. $er5ffettl- 
lidjungen btr 4>tfh>rifd&en Äommiffum für ©eftfalen. ©nid 
unb Cerlag ber Äfd>enborfffd)en SBud>l>anblung, LVn. unb 
254 ©., $rei* 2Rf. 8, für bie 2Ritglieber bed 30tertumÄ- 
oerein* 2»f. 4. 

©eiter geförbert würben bic Arbeiten ber $erren 
ttrd>iöbire!tor Dr. 3 Igen unb Hrdjtoar Dr. £rumbi)olfc 
am ©eflfälifc&en Urfunbenbud), be« #errn Oberlehrer 
Dr. Sinneborn an ber @efd)idjte ber Älojterreformcn 
in ©eftfalen unb be«$errnDr. Sömer am ©eneral* 
regifler ber ßeitfdjrift. #err $rfoatbocent Dr. ©djmtfc 
Ijat bie Qfnoentarifation ber nid)tftaatlid)en «rtöitje 
eifrig fortgeführt, bie Aufnahme ber Äreife <Eoe«felb unb 
©teinfurt na&eju beenbet unb ben T>xud ber 3m>entare 
be« Äreife« Sorten fortgebt beffen 83oHenbung nur bun$ 
ben feljr großen Umfang ber gerabe in biefem Äreife oor* 
ljanbenen Ärdjfoalien oerjögert worben ift. ©armen ©an! 
fdjulbet bie Äommiffton ber ©cncralbirettton ber £gl. preu* 
giften @taat$ard>foe, meldte ba£ 3<m>entarifatton3*Unter* 
nehmen burd) ^fö&ffc i u unterftüfcen fic^ entf$loffen 
ljat. %on ben ©runbfarten ftnb jwei JBHtter (©ort- 
munb*3fferloljn unb SWünfter*JBurgfteinfurt) erfdjienen, ein 
brüte« (®oeft-«rn*berg) wirb balb folgen. ©er Vertrieb 
ber ©runbfarten ift ber Coppenratljfdjen SBud)l>anblung in 
aWünfter übertragen worben, wo bie einjelnen SJtätter jum 
greife oon 30 Pfennigen ju ljaben ftnb. Sei ber JBear« 
beitung ber märfifdjen ©tabtredjte burd) #errn 8r$h>* 
afftftenten Dr. Ooermann ftnb junädjfl bie ©täbte 2ipp* 
ftabt unb $amm in Angriff genommen worben, beren 8er« 
waltungen in banfen«werter ©eife ba$ Unternehmen burd) 
©ewä^rung Don ^ufc^üffen ju ben Drucffoflen unterjtüfct 
^aben. ©er ©rud be* Sip^ftabtet Äe<|t* wirb nod) hn 
Qejember 1900 beginnen unb $amm ftcfc baran anf$tte§en. 
Qux ^Bearbeitung ber SRinbener C^roniten Ijat ft$ ber 



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285 

3HMiotl>efar am JReit&Stag #err Dr. SBlömefe bereit er* 
Hart, ber fid) mit biefer ÜRaterie fefcon länger prioatim 
beföäftigt i>at. 

* 

Die «Itertum$fotmttiftfim mahlte in i$rer 3<al>reSftfcung 
am 27. $>ejember 1899 üjren Sorftanb wieber unb naljm 
#errn $rofeffor Dr. $ oft es als neues 2Witglieb auf. 3$r 
$auptintereffe concentrierte fl<& aud) im (Jfa^re 1900 auf 
bie Ausgrabungen bei foltern. Die im vorigen Script 
ausgeflogene Hoffnung auf 3fortfefcung ber bortigen «uS* 
grabungen tft in (Erfüllung gegangen unb jwar &or aDen 
(Dingen bur$ bie reufce Pnanjieffe ttnterftüfcung Don Seiten 
beS Sfatferfi^en Sfrdjäologtföeu ^nfHtutS in »erlin. ©er 
Seiter biefer JBeljörbe $err $rofeffor Dr. Conge l>at biefer 
Angelegenheit ein rege* ftntereffe jugewanbt, er ijat bie 
Ausgrabungen perfönltd) beftdjrigt unb barüber in einer 
©ifcung ber ÄgL preufjifdjen «fabemie ber ©iffenföaften 
8Jerid)t erftattet. $ie Ausgrabungen werben aud) im 
nädjften Qaljre fortgefefct werben. Über i!jre bisherigen 
Qrgebniffe wirb bas bemnftdjft erf^einenbe 2. #eft ber 
ÜBitteilungen ber «ltertumS«Äommifflon für ©eftfalen ge* 
nauere VuSfunft geben. 

(Sbenbafeftft wirb au$ berietet werben über bie 11M* 
grabungen in Äf$eberg bei SJurgjhinfurt, bie unter 
fieitung beS #errn §ntenbantur* unb Saurat ®d>mebbing 
im öerffoffenen Qafyt Vorgenommen würben unb jur 3feft* 
fteüung eines $etrenfi$eS an» bem 12. ftaföunbert führten, 
fowie Über bas grofce Sager jwifdjen Suren unb 
SBrenlcn (Lüneburg), bas oon $errn ©aurat »iermann 
in 5ßaberborn unterfudjt unb neu aufgenommen worben tft. 

<5d)on biefe fur&e flberfk&t lagt erlernten, ba| bet 
herein unb feine beiben Äommifftonen mit befonberer ®e* 
nugtyuung auf bie wiffenföaftlidpn Setftungen wtymtb 



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286 

be« JBerid)»jal)re« aurfidffdjauen bftrfen. Die (Entfaltung 
einer fo jaljlreidje unb fo öerfd)iebene ©ebiete umfaffenben 
regen wtffenfd)aftlid)en Ilfätigteit würbe nid>t möglich ge* 
wefen fein, wenn ber Verein fid) mdjt, cbenfo wie in ben 
Vorjahren, weitgeljenber fmanjiefler Unterftüfcungen ton 
Seiten beS #errn Dberprftftbenten, ber <ßromnj, ber ©tabt 
Sßünfler, be* $roöinjiafoerein* für ffiiffenfdjaft unb Äunfl 
unb ber Abteilung $aberborn be$ Ältertum$t>erein3 311 er* 
freuen gehabt fjätte, woju, wie fdjon erwähnt, neuerbmg* 
bie ©eneralbireftion ber fig(. preufjifdjen ©taat«ard)foe unb 
baS ÄaiferHd) ardjäologtjcfce ^nftitut in fflerlüt, fowte bie 
ftäbtifdjen Verwaltungen toxi fiippftabt unb $amm getreten 
ftnb. 3$nen allen fei für ifjre ©eifjülfen aud) an biefcr 

©teile ber e^rerbietigfte Danf beS Verein* auSgefprod&en* 

♦ * 

* 

«m 21. ©eptember 1900 waren 75 Qfa^re feit ber 
(Stiftung ber Abteilung ÜKünfter be« ©eftfältfdfren 
©efdjidjt*. unb SUtertum*öerein* vergangen. Der 
Verein befdjloft *>on einer größeren 5 ei er biefe« ^ubi« 
Iftum* abjufeijen unb nur ein gfeft in fleinerem Äreife ju 
öeranftalten, für beffen lermin ber 13. Dejember 1900 
gewägt würbe. An biefem läge würbe e* benn aud) an 
ber ©tätte ber langjährigen SEBirffamteit be* Verein*, im 
»tyeinifdjen #ofe bei Ittdljau* begangen. (Etwa 70 SKit* 
glieber nahmen an ü>m Seil. Der fturator be* Verein* 
©e. (Ejtceflenj ber $err Dberprflftbent %x\). ü. b. SRede 
war ju feinem Vebauern burd) eine anberweitige 8er* 
pflidjtung an ber !Eeilnal)me t>erf>inbert, be*gleid)en gelten 
bringenbe Ämt*gefd>äfte ben $erra Dberbürgermetjter 
ftungeblobt fern. Dagegen fyattt ber Verein bie <f§re, 
ben neuen 2anbe*I)auptmann ber *ßrotrinj ffieftfalen #errn 
(geheimen Ober töegierung*rat §olle jum erften STOale in 
feiner SWitte begrüben ju bürfen. 3Äit befonberer ftreube 
würbe audj ber Vorftfcenbe ber Abteilung Sßaberborn, ^>err 



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287 

Pfarrer Dr. Wertend begrüfct, ber trofc be* fd)Ied>ten ©etter* 
bie Keife ntc^t gefreut tyatte, um ebenfo wie fcfcon beim 
50ften nun aud) beim 75ften ©tiftung«feft perfönlidj ju- 
flcgen ju fein. 

Qax Einleitung ber 3fcicr ljielt ber Qireftor be$ 83er* 
ein« $err $rofeffor Dr. <ßieper einen Cortrag über bie 
<5ntwü!lung be« SBeretn* in ben oerfloffenen 75 ^faljren. 
3)erfelbe ift oorjtefjcnb ©. 246 ff. jum Äbbrutf gebraut. 
Wuf ben Vortrag folgte ein ttbenbeffen. ©äfcrenb beweiben 
ergriff aunüdrft al» ©tetloertreter be* Äurator« #err Ober* 
J>räftbialrat Don «Jiebaljn ba$ ©ort, um ©e. ÜWajeftät 
ben Äaifer als ben eifrigen <ßrotector ljiftorifdjer 3forfd)ung 
ju feiern, ©obann fpradj ber unterjeufcnete ©elretäy 
auf ba* ffio# aller ®önner, greunbe unb ftörberer be« 
SJerein« unb teilte mit, baß ber SSerein fein Jubiläum }um 
Anlaß genommen fjabe, um ben ©ecretttr be« Äaiferltd) 
ard)äologifd)en ^nftitut« in JBerlin $errn ^Srof. Dr. ttottje 
jum GljreamitflUeb fowie bie #erren «rdjtobireftor «r#to* 
rat Dr. glgen in $fiff elborf, SWuf eum«bireftor Dr. ©djirijfartt 
in #annooer unb Dr. med. SotuabS in $altern }u Uv 
reftumbterenbett 9Rttg(iebent ju ernennen. #err SanbeS* 
Hauptmann $olle feierte ben SSerein unb feine wiffen* 
föaftlidjen ©eftrebungen unb lieg feine Webe au*tltngen 
in ein $o<$ auf ba* weitere Slüljeti, ffiadjfen unb ®e* 
beiden be« herein«. $err «rdjtobireftor <ßrofeffor Dr. 
$l)ilippi begrüßte $errn Pfarrer Dr.'STOerten« unb weihte 
bem *ßaberborner SBerein fein ©la«, worauf #err Pfarrer 
ÜRerten* bie ©rüfee unb ©lüdEwünfäe ber ^aberborner 
Abteilung überbrachte, bie gleichzeitig nod) burd) ein £e* 
legramm ber gerabe in *ßaberbom ju einer SBerein«ftfcung 
»erfammelten SRitglieber übermittelt würben, ©obann ge* 
backte $err $rofefför Dr. <pie£er ber „SBeteranen 11 be« 
SBerein«, bie feine Seftrebungen unb arbeiten feit langen 
fta^ren burd> eifrige leilna^me unb SWitarbeiterf^aft oer* 



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£88 

folgt (pbcn unb ernannte unter tynen befonber« bie Ferren 
yrofeffor Dr. ©ormftatl, $rofeffor Dr. ftorb^off, 
Prälat Dr. ^flUfamp unb ftittmeifter öon unb jur 
2Rfi$len, bie bis auf $errn $rofeffor Dr. «orb&off afe 
perfönlid) jugegen toaren. (StoMid) »atf $err Oefpimrat 
$rofeffor Dr. SRie^ue* einen «üctbltct auf bie legten 
30 3fö^re unb foeefett ba* öer^ltni* be* ©erein* juib 
$ro*inaiatoerein für ©iffenföaft unb Äunft in biefer 3ett 
unb fdtfofc mit einem $0$ auf ben Cerein*oorftanb. 

9tad> Aufhebung ber SEafel erfolgte bie »otfüfynrag 
*on 12 ßicfctbitbern ju bem 14 Zage oortjer gehaltenen 
Vortrag be* $errn DberbibKotyetar Dr. ©etmer über 
3o$atm oon Seiben mittelft be* im Vefifc be* ^rortiqiaf* 
berein« befmblidjen ©ffoptiton«. Sie fteOten jum größten 
Zeil <Portrftt« $o§ann« *on Seiben bar unb fanben 
ebenfo wie ber fie begteitenbe Iidjtootte unb be(e$renbe 
Vortrag be« $errn flWaj @ei«berg lebhaften Seifafi. 
(inte Don $errn »aurat ßuborff gebiefctete unb oorjügluft 
vorgetragene Üflimit braute audj ben $umor ju feinem 
Redjt unb föfofe ben Äbenb wirfung«t>ott ab. 

3)a« gelungene Ofeft bürfte aOen Teilnehmern in an* 
genefjmer (Erinnerung bleiben. {Wöge e* ein gflnfHge* 
Seiten für bie fegen*rei$e ©eiterenttoidlung be« Verein« 
im legten Viertel be« erften ftaljrfymbert« feiner 9* 
f^idjte fem. 

STOfinfler, 15. Dejember 1900. 

$rof. Dr. Spatmagel 
6efretär. 



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Anlage. 



Verzeichniss 

der mit uns in Schriftenaustausch stehenden 
Vereine und Institute. 



/ 



Aachen, Geschichtsverein. 

Aachen, Verein für Kunde der Aachener Vorzeit 

Amsterdam, Koningligk oudheidknndig Genootechap. 

Augsburg, Historischer Verein für Schwaben und Neuburg. 

Bamberg, Historischer Verein. 

Bayreuth, Historischer Verein für Oberfranken. 

Basel, Historisehe und antiquarische Gesellschaft. 

Bielefeld, Historischer Verein rar die Grafschaft Ravensberg. 

Brandenburg a. H., Historischer Verein. 

Bremen, Historische Gesellschaft des Künstlervereins. 

Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterlandische Cultur. 

Breslau, Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens. 

Bromberg, Historische Gesellschaft für den Netzedistrict. 

Chemnitz, Verein für Chemnitzer Geschichte. 

Christiania, Eongelige Norske Universität. 

Cd In, Stadtarchiv. 

Danzig, Westpreussischer Geschieht« verein. 

Dillingen, Historischer Verein für Dillingen und Umgebung. 

Donaueschingen, Verein ffir Geschichte und Naturgeschichte der 
Baar und der angrenzenden Landestheile. 

Dorpat, Gelehrte Satanische Gesellschaft. 

Dorsten, Verein für Orts- und Heimathskunde im Veste Keckling- 
hausen (Section Dorsten). 

Dortmund, Historischer Verein für Dortmund und die Graf- 
schaft Mark. 

Dresden, Königl. Sächsischer Alterthnmsverein. 

Düsseldorf, Düsseldorfer Geschichte verein. 

Ein sied ein, Historiseher Verein des Kantons Scbwyz. 

E i 8 e n b e r g , Geschichte- u. Altetthumsforschender- Verein zu Eisenberg. 

Eisleben, Verein für Geschichte und Alterthümer der Grafschaft 
Mausfeld zu Eisleben. 

Elberfeld, Bergischer Geschichtsverein. 
LVIH. 1. 19 



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290 

Erfurt, Königliche Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. 

Essen (Ruhr), Historischer Verein für Stadt und Stift Essen. 

Frankfurt a^M., Verein für Geschichte und Alterthumskunde. 

Gi essen, Oberhessischer Geschichte- Verein. 

Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. 

Greifswald, Rügisch-pommerscher Geschichts verein. 

Haag, Genealogisch-heraldischer Verein „De Nederlandsche Leenw.* 

Halle a./S. Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung* des 
vaterlandischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale. 

Hamburg, Verein für Hamburgische Geschichte. 

Hannover, Historischer Verein für Niedersachsen. 

Heidelberg, Histor. philosophischer Verein Universitats- Bibliothek. 

Herrn an Stadt, Verein für Siebenbürgische Landeskunde. 

Hohenleuben, Vogtländischer alterthumsforschender Verein. 

Jena, Verein für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde. 

Innsbruck, Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg. 

Kahla, Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Kahla und 
Roda. (Adr.: Superintendent E. Lobe zu Roda.) 

Kaiserslautern, Pfalzisches Gewerbsmuseum. 

Karlsruhe, Grossherzogl. General-Landesarchiv.) z. H. des Herrn 
„ Badische historische Commission. (Geh. Rath v. Weech. 

Kassel, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde. 

Kiel, Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. 
, Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. 

Klagen fürt, Geschichtsverein für Kärnten. 

K n i n (Oesterreich, Dalmatien)Societas archeologica Croaticae Thiniensis. 

Königsberg, Universitätsbibliothek. 

Landsbut, Historischer Verein für Niederbayern. 

Leiden, Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde. 

Leipzig, Fürstlich Jablonowskische Gesellschaft (Adr.: Universitäts- 
bibliothek.) 

Leisnig, Geschichts- und Alterthums- Verein. 

Lemberg, Historischer Verein. 

Lübeck, Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. 
„ Verein für Hansische Geschichte. 

Lüneburg, Museumsverein für das Fürstenthum Lüneburg. 

Luxemburg, Institut Royal Grand-Ducal de Luzembourg, Section 
historique. 

Luzern, Historischer Verein für die fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, 
Unterwaiden und Zug. 



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291 

Magdeburg, Verein für Geschichte und Alterthumskunde des Her- 
zogtums und Erz8tift8. 
Mannheim, Mannheimer Alterthums verein. 

Marienwerder, Histor. Verein f. d. Regierungtbez. Marienwerder. 
Meissen, Verein für Geschichte der Stadt Meissen. 
Meiningen, Hennebergischer alterthumsforschender Verein. 
Metz, Gesellschaft für lothringische Geschichte u. Alterthumskunde. 
Mit au, Kurlandische Gesellschaft für Literatur und Kunst (Baron 

A. von Rahden, Mitau, Bachstrasse 15.) 
München, Münchener Alterthums verein. 

Münster, Westfälischer Provinzial- Verein für Wissenschaft u. Kunst. 
Nürnberg, Germanisches NaÜonal-Museum. 

, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. 

Oldenburg, Verein für Alterthumskunde und Landesgeschichte. 
Osnabrück, Verein für Geschichte und Landeskunde (Historischer 

Verein.) 
Petersburg, Commission Imperiale Archeologique. 
Plauen i. V., Alterthumsverein zu Plauen. 
Posen, Historische Gesellschaft für die Provinz Posen. 
Prag, Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 
Regensburg, Historischer Verein von Oberpfalz und Regensburg. 
Riga, Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostsee- 
provinzen Russlands. 
Rostock, Verein für Rostocks Alterthümer. 

Schmalkalden, Verein für Hennebergische Geschichte und Landes- 
kunde. 
Schwerin, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Alter- 
thumskunde. 
s Soest, Kirchengeschichtlicher- Verein für die Grafschaft Mark. 
Stendal, Altm&rkischer Museumsverein. 
Stettin, Gesellschaft für Pommersche Geschichte u. Alterthumskunde. 

(Adr.: Dr. Wehrmann, Stettin, Elisabethstrasse 3.) 
Stockholm, Kongl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Academien. 

„ Nordiska Museet (Dr. Hazelius). 

Stuttgart, Württembergischer Alterthumsverein. (Adr.: Königl. 

offentl. Bibliothek.) 
Strassburg i. E., Vogesenklub. (Adr.: Kaiserl. Universit&ts- und 

Landesbibliothek.) 
Thorn in Westpr., Kopernicus- Verein. 

Trier, Gesellschaft für nützliche Forschungen. (Adr.: Sekretär 
Dr. Hettner.) 

19* 



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Utrecht, Historische Genootschap. 

Washington, Smithsonian Institution. 

Werden, Historischer Verein für das Gebiet des ehemaligen Stifts 
Werden. 

Wernigerode, Harirerein für Geschichte und Alterthumakunde. 

Wien, Akademischer Verein deutscher Historiker. 

Wien, K. k. Oesterreich. Museum für Kunst und Industrie. 

Wiesbaden, Verein für Nassauische Alterthumskunde und Ge- 
schichtsforschung. 
' Witten a. d. Ruhr, Verein für Orts- und Heimathskunde in der 
Grabehaft Mark. 

Wolfenbüttel, Orts verein für Geschichte und Alterthumskunde. 

Worms, AHerthumeverein der Stadt Worms. 

Würzburg, Historiseher Verein für Unterfranken u. Aschaffenburg. 

Zwickau, Alterthumsverein für Zwickau und Umgegend. 



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(«btciluitg IWünftct.) 



Surator: 

©taatömimfter 3frei!jerr Don bcr Mcdtc öon ber#orft,ßj:ceiIettj, 

Dberpräftbent bcr ^rornnj SBcftfaletu 

öfljrenmitflHeber: 

$rofef[or Dr. Don (Sorneliu*, 9Ründ>en, 1855. 

SßTofefjor Dr. giufe, greiburg i. 93., 1899. 

Staatäminifter ffiirfl. ©elj. Slot Dr. Stubt, (Srxefleng, 9Rimfter bcr gciftL 

ttnterri<$t$« unb SRebiainal» Angelegenheiten, Berlin, 1899, 
$rofeffor Dr. ßonje, ©cneralferretar be$ Jtoiferl 8r<$äologif<$cn Snftitutö, 

»erlin, 1900. 

(Eorrefponbierenbe SKitglieber: 

Dr. med. (5onrab$, Sorftyenber be3 3»eigöerein3 in Rattern (1900). 
«r<$i*rat Dr. SIgen, tfönigl. Slrdjfobireltor in ©üffelborf (1900). 
Dr. <&$u$ljarbt, SRufeumäbireftor in £annoöer (1900). 

$iefige 2JHtglieber: 



Ältyoff, Sljeobor, Kaufmann. 
Kpffelftäbt, 3a^narat. 
Slföer, Sßräfibent bcr ©etteral»<Somm. 
8a$lmann, Dr. $rof., Ägl Sibli- 

otljefar. 
93atyer, Suwelicr. 
Stäumer, Dr., Krgt. 
SBecfmann, Dr., Ärjt. 
33ibUotfjef, (gl. paultnijc^e. 
Sierbaum, Dr. (£., Pfarrer. 
Sierbaum, Dr. %., 6anität£rat. 
33infl)off, Ä., Strafanftalttyfarrrr. 
öoebefer, fflegierunggrat. 
Mobiler, Dr., «Ifreb, Sufttarat. 
Sollmann, Slug., Kaufmann. 
Sömer, Dr. 8., SBibliotljefar. 
ISöfe, Dberrentmcißer a. 3). 



Srenfen, Zentner. 

»rennede, Dr., Sfa&iöaffiftent 

Srocfea, 8., $ir. be$ Collegium 

Borromaeum. 
Srüggeraarat, Dr.,.Är$t 
»rümmer, Dr., 3J?ebi|.-9lot. 
Srüning, g. SB., Kaufmann. 
Srmtn, 3- Ä., Suwelier. 
SBuerftebbe, ©nmnafkneljrer. 
Sulmann, %x., Sßrofeffor. 
(Sapito, Su^nbler. 
<5oe«feIb, 9., Zentner. 
(Soppenratij, SReferenbar. 
(Sortner, 3)om»2H(ar unb ßector. 
2)aljnjoff, 25., Kaufmann. 
Stopper, äreilbauinfpeftor u. Saurat 
3)ettmer, £., Bauunternehmer. 



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294 



$ttmer, Dr. £.,Kgl. £)ber-3Hbl{otyetar. 
SHafmann, (Sari, Dber.^oftafflffcnt. 
3)tefamp, g., Dr. theol., $rioatbocent 
SHngelftab, $ermann, Dr. theol. 
©ifd&of o. fünfter, ©ifööfl. ©naben. 
$rofte-£ül*$off, greifen oon, ©e$. 

9fcg. Äat$. 

2)öring, Sern., ©nmn.-DberWjrer. 
S>ntffel r Dr. r Oberftab* unb 
Sfcegimenttarjt. 

(5gen, Dr. Älfon*, ©umn.-£)berle$rer. 
(fiping, SWaj, Kaufmann. 
ChrtI, £an«, »udftänbler. 
(ftpagne, 8itIjograp$. 
gaijle, «. 3-, Budföänbler. 
ganotef, f&., ȟrgrrmeifter. 
gtbler, Dr., Ämttgerfd&ttrat. 
gren, Dr. Sofeplj, ©umn.-3)irector, 

©c^ 3teg. SRot 
griffe, 3o^. r Kaufmann, 
grubag, »., »ilbfauer. 
oon ©den, fclemenev ©raf . 
oon ©alen, gerb., ©raf, Grbtanunerer. 
oo« ©alen, 9ttar, ©raf, fcomtopttular, 

©ei$bif*of. 
©aHu«, ÜWafor u. StttriL-Kommanbeur 

im gelb «rt 9lgt. SRr. 22. 
©ettberg, 5War, ®tub. b. Äunftgcfd^. 
oon ©ef$er, 8ftegterung«präfibent. 
©örinq, Dr., 3nfrigrat unb Notar. 
©raffelber, Dr. 3of:, Sfcgt. 
©roll, SBülj., ©omoifar. 
£agemann, Dr. ©.,• ttmo.-ißrof. 
oon £artmann, Dr. gelir, ©eiftl. diät 
£aoirbe<Jf-£artmann, gr.. Kaufmann, 
oon £eeremann, Dr.* (£1. greitjerr, 

9fcgierung*rat a. $. 
ftcibrmann. 8., ^rooinjial-öauinfp. 
fceimbürger, Hier, Zentner, 
^eitmann, g. f SRegierungflrat a. 2). 
$eOracty, Staranwalt 



$elmu$, 3of., Zentner. 
Qenfeler, SRob., Kaufmann, 
^erbermann, (Sari, Kaufmann. 
£erfelb, 3o$r 2)om»errmetffcer. 
£erolb, Dr., ©nmnaflalle^rcr. 
$ertd, Pilger, &eg.-$attmrffter. 
$irf<$, Dr., Kgl. Stbliotljefar. 
$oHe, ©c^. DberregierungSrat, Saiibe*- 

Hauptmann b. $roo. SBeftfol«. 
fcontljumb, KgL ftaurat 
^orfimann, #erra., ©tabtrat 
£ötte, 3of., ©utebejtyer. 
fcüffer, 21nt, »erlag«-S3u^änbIer. 
£üffer, Engelbert, SRentner. 
$üffer, gr., 2*erlag«-8u(6!jättblrr. 
£üffer, m%, Zentner. 
$ugenrotlj, Sern., Pfarrer. 
$ül«, $., S)oratap. u. 2)omprebiger. 
£ul*!amp, Dr. gr., $räfe*, %$rn\at 
$ttinperbtn<jf t gran&, SRentmrffrer. 
Qümtemeirr, ©eneralagent 
oon $ufen, Dr., prüft, ttqt. 
£uu#en«, Dr. 8., ^tofefior. 
Sber, Dr., $rofeffor. 
Softe«, Dr., Unioerfttättprofeffor. 
Suttner, gerb., Rentner. 
Kaempfe, Äentner. 
Kajüter, Dr. glor., Ärgt 
Käufer, 3of., Sanbtfrat. 
oon Kettder«$arfotten, grriljerr. 
oon Kerferin(f-$3org, Engelbert, gm« 

$err, SReferenbar. 
Kleimann, 8bolf, (Stabtrat. 
Knafe, SSern., $ianof.-gabrifant 
Knaup, Dr. phil*, Zentner. 
Koenen, 2$eob., Cberreoifor. 
^otpp, Dr., ttmoerfttfittprofeffor. 
Koppcrnagel, 3of* r Sintmermrifter. 
Roppztt, Sanbgerid&ttrat 
Köfter«, ttmt*gerid)ttrat. 
Kreuzer, Sern., SDirettor. 



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295 



&ruger, 3of. r Äaufmomt. 
Sbrumbljoty, Dr., Ärdfjioar. 
&u!>!, tlpot$efer, 
Äu^f, ©erid>ttaM<*- 
^Äu$lmann, ißtfL, tfüfter. 

£aacfmamt, ©fenbaljnDetriebSfefretät. 
t>.8anb«lerg, grljr.£.,2anbe$bir.a. 2). 
mm SanMberg-©teinfurt, 3* Sni^err, 

Banbrat a. 2). 
£auf, Hubert, Kaufmann. 
Sauren^, 9fcegierung$refercnbat. 
ßengeling, ©elj. Sautat. 
8oeu«, ^rofeffor. 

Suborff, Sßroo. (Sonferoator u. Saurat. 
Sueoer, Sfteg.« unb Saurat. 
SWauäbad), Dr., Untoerfttätdprofeffot. 
SHein^otb, Dr. O., ^rofeffor. 
SRetfter, Dr., Unioerfltättprofeffor. 
SWercfena, ©tabt&autat. 
9flerfd>, ©erlj., $*ofefior. 
oon 9Heroelbt, ©raf %., (£rbmatfd)att. 
Nibbelet, $tog., Äreiabaumeifter. 
IRolitor, Dr., &%l StM.'fcirector. 
SRofetfer, »ug., Sitbljauer. 
SJtoer, Sernarb, Kaplan, 
ton gur SRüljien, <£., SRittmetfter a. 2). 
SWütter, Dr. (Jb., Oberftaböargt a. 2). 
aRüHer, ÄgI. fcanbmeffer. 
SRuntpro, $foit$gmd&Mrat. 
bon 9tageWDoorni<f, Srei$err 61cm. 
^cteler, Dr. Sem., Sifar. 
mt)üti, Dr. S. r ©elj. ERfß. Hat, 

Unioerfltätöptofeffor. 
Don $oel, 3)omfap. u. ©eneraI«3Hcar. 
9torbl)off, Dr. S., UntoerfttätSprof. 
*orb$off, g. »., »rdtfteft. 
9bttarp, £erm., 9lotar. 
OMucö, 3of., $of-3uweIier. 
Obermann, Dr., Ärdjfoafftftent. 
formet, Dr. 2R., 3)ompropft 
Pfeffer uon ©alomon, 9fleg.4Rat. 



fötUppi, Dr * Är^iorat, «r$fobir. 

Unioerfltä'tSprofejfor. 
Pieper, Dr. SL, Uniö..$rofef[or. 
Palmann, Oberlehrer, Seftor. 
Jßommer, 9Regterung$-9tot. 
Don SRaeäfelb, (Jngelb., Stentner. 
föeid&au, Oberregterungarat. 
»ineflafe, $rofeffor. 
&o&, ty. t 3)irect be* granaiato«- 

$ofpttall. 
9fäj>ing, $erm., SDomfajwtular. 
Sflump, SRegierungfl- unb Saurat. 
Dan be ©anbt, Weg.» u. ©efj. Saurat. 
©algmann, Dr. %., Ärjt u. 3a$nar$t 
©d)mebbing, ttbolf., Sanbeärat. 
©djmebbing, 8f., 2örin$änbler. 
©d&mebbing, $., Sntenb.« u. Saurat. 
©d)mifc, S. r Zentner, 
©d&mifc, 8., Dr. phil., ^rioatboceni 
©dmtifc, $eter, <Dfoifton3pfarrer. 
©cfcneiber, 3- $•, £auptrebafteur. 
©djjöflmg, Dr. grang, ©anitätörat 
©d&öninglj, £eiitr., Serl-Sud^änbler. 
©djröber, $roö.*geuer»@oä.-9tenbant. 
©$röer, Oberlehrer, 
©tfjütfing, Dr. Öotljar, dieferenbar. 
©c^ulte, öanbgertäjtärat 
®$uifr, aRajor. $. 2). 
©d^ulg, Dr - &, © e &- *««.•«. ©d&ulrot. 
©djumad&er, gr., ©eminar-Oberl. 
©djürmann, &gl. Äentin., 9ftedfjn.»fRat 
©d&mara, Sern., fcrdjjtteft 
©<$weling, Oberft a. 2). 
©dpoering, Dr. 3«l., Sßrtaatbocent. 
©d)»ienl)orft £einr., Äaplan. 
©eütng, 3gnag, Sudjljänbler. 
©imon, (£., 5taufmann. 
©onnenburg, Dr., UnfoerfUättprofeff or. 
©pannagel, Dr., UnioerfttätÄprofeffor. 
o. ©pieffen, 3R. f Oberlt. a. 2). 
©pital, ©en.«Sicariat6-(5alcuIator. 



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296 



€toppeT,Dr.,6<mb b. (oberen 8e$ramt4. 
Stemfer, Serner, Jtanfmamt. 
©rtenen, Qtfpar, Sfceftaurattur. 
Straeter, Hb., Zentner. 
6trtet$olt, Sfabolf, «ebacteur. 
Snmamt (un., Graft, Zentner, 
fcebbe, ©nmn.-Oberleforer. 
to(e, $., Red&tfantoalt 
SWfftagr ©erwarb, ftodftänbler. 
S^eiffing, ®igi«munj, ©udftdnbler. 
£$omfen, Battbgeri^ttpr&flbettt, ©e(. 

Dber-Suftiarat. 
£op$off, Sanbgerid&ttrat. 
Söffe, «b., «patirhr. 
fcümler, Äotaftcrrontrolcur a. 2). 
ttppentomp, Dr. ©efe. Steg. Stot. 
oon ©iebafcn, Oberprdflbialrat. 
Bormann, Änt, Juwelier. 



©rebe, 3of., ©nt0befr|er. 
«kigner, ©tabttat. 
SBalbecf, IL, ftaufmarat. 
©alter, Dberregieriingärat 
©ebbige, Dr. 8., ©e$. Steg. SUt 
SBeing&rtner, Kmt6gerid)ttatt. 
©enfing, S^eobor, Xrdptetr. 
oon SefityoDat, Qimfifbrialpfififccsi 

a. 3). 
HBienttn, 95., $farrtr. 
ffiippo, &, Snioelier. 
ffiieföebrinf Dr., pratt «rjt 
ffiittrampf, Sem., Äoufmatra. 
©ormflatt, Dr. 3of., $rofeftor. 
o. ©rebe, gretyerr, ©e$. Steg. SUt, 

Sanbrat *. 2). 
ffiulff, ©., «potfjekr. 
3nrbonfen, Dr., ©Dmn.-Oberie^Ter. 



ÄuÄtbärtige SKitflliebcr. 

Wfert, Reinritt), Pfarrer, Strebe bei Sodptt 

tötefrofae, Beßrer, «krrenborf. ' 

ttulife, «ratlgerid&ttrat, Stecflfogfyuifen. 

Äoerbiecf, Oberlehrer, öäbingfymfen. 

©arttyanfen, ©nmnaftal-Dberfefyrer, ©urgfremfurt. 

ö. $arbeleben, Oberleutnant, ©d&werin i. 9». 

©artmann, Dr., ©qmnafianeifrer, IDüffelborf. 

©aufe, 3of., ©umnaftal-Dberleljrer, Snowraglaio. 

©ergraann, Beßrer, SBarenborf. 

©erläge, Dr., <Dompiopft, ftöbt. 

ü. ©lanfenbnrg, Generalmajor, Oberquartiermeifter im großen ©tneralftab, 

Berlin, 
©lumberg, 9te$t*an»alt unb Stotar, SBarenborf. 
©ölte, Äönigl. Stentraeifter, Ibbenbüren, 
©oppe, ttag., 8egation«»6erretfir, ÄonftantinopeL 
©ordjmener, Dr., prtft. 9Crgt, $erten. 
©orfen, Äcrei«, oertreten bur$ bew Sanbrat ©e^ermrat ©ud&olfc. 
©rtofyra«, ©., gfabrtfant, SBBarenborf. 
©rinftau«, 8kferenbar, <£öln a. Sty. 
©roef^attfen, 9(mtlgeri$tirat, Styetne. 



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297 

SBrolinfel, Stirer, SBorenborf. 

SBroelmonn, $rofef[or, g u r gB c in turt 

Sroering, Dr., Dbcrtefotr, 8o$oIt 

©rungert, Subuig, ®i)mnafial-DberIe$rtf f (Eoetftlb. 

»rüning, 8nt., ©utlbeftyrr, grecfenfcorft 

Staut*, Georg, Pfarrer, @$dppiugen. 

3Bud&, Kaplan, SRorel. 

Bwfeburg, «crcin für ®ef$id&te, Wtertümer trab &mbtJtunbe bei gurften- 

tum! 6<§auraburg-8ippe. 
»üföer, Dr., 2anbgeri$ttyräfiiettt, £ffcn. 
SBufömann, Dr., ißrofeffor, äBtienbotf. 
»ufd&mann, Saumeifter, Setter a. b. Shifc 
GaHenberg, gabritbireftor, Qaltern. 
<£o$en, <$., Kaufmann, ^altern. 
Gonrab«, Dr., pratt. Ärjt, Sorten, 
oon <£roo„ $ergog, Durd>lau<§t, Dülmen. 
Daafc, grlebr., £aubftumnienlel)rer, $eter«j>agen. 
Daljl$off, £einr., ^farrbe^aut, Kilen. 
Darpe, Dr., fyrofeffor, ©qmnaftalbirtctor, SoeJfelb. 
Degener, 3*fv Pfarrer, Ifc^eBerg. 
Degener, «., Spiritual brt @alefUn€riittRU*4tbftert in Sangbfrg (^oftft. 

Ämpfing in Qaqern.) 
Denfcarbt, Äubolf, Spröderer, ffifatag. 
Dieferjoff, Dr., Hr$t, SBarenborf. 
Döljmami, Dr., <8hjmnafial'£)berle$rer, Surgftcinfurt. 
Döring, $ermamt, Itaplan, Duisburg. 

o. Doetincfcem be Sfanbe, Dr. jur., ganbrat, 31felb, Regi. 4>übe*fcim. 
Dreier, ©ö,mnaflal-Cberle$rer, aBurgfieinfurt 
Driefen, Seopolb, gabritont, StaftoÜ. 
Drofte au *Kf<$ering, ©raf (Srbbrofte, Darfdb. 
Drofte au ©fföering, SRar, ©taf, »tföering bei SüUngljauföi. 
Drofte au Siföerutß» gmierr, 3»., £ilbei&dm. 
oon Druffel, 8ug., «ttterguttbeftyer ** SBeftergen. 
oon Druffel, gorftoffefior, $iaeba$ bei Bebra. 
(gffmann, Unio.-$rofeffor f greiburg u b. 6$»eifr 
Gicfel, Srnft, ^onreftor, IBuer t. ffi. 
Crntrup, Dr., Pfarrer, 9Henberge* 
fcfo), %eob., $ofrferretar, fteäiitgtaufett. 
<£fd&maim, Dr., Sßrofefior, ©urgfieinfurt 
<5fter(aa9r ®taf» &orbfird&eit. 



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298 



garoicf, £., ©uttbeftyer, Sübingfcaufen. 

gtour be Sacrofc ©$imt.»DberIe§rer, Vrntberg. 

ö. gicfer, Dr. Suliu«, UnfoerfUattprof. u. £ofrtt, 3mt«bru(f. 

gordf, <8tymnaPalober!f$rer, gBarenbtrf. 

greefe, Dr - 3-. *W«» Meppen. 

gretmutl), «Ib., gSergwerttbireftor, »o$um. 

grrje, Sßfarrbed&ant, ^orftmar. 

giifaer, Dr., ©ijmnaflafbitertoT, Äfrint. 

guifting, ©ej. Dber-ginanarat, Berlin. 

gunfe, Dr. Äug., Seminarbtreltw, tBarotborf. 

»on gürftenberg-Sorbetf, greifen, $uge*poet I. Äettwig. 

öon ©alen, ©raf, Äugufi, Igl. Bonbrat, $riim. 

©anfe, Dr., ©tjmnafialbireftor, SBarenborf. 

©anfo, «ecfcttanwalt, Surgfteinfitrt. 

©lofe, Dr., $rofef[or, Sübingfcaufen. 

©rewl, SBilfc., «potyeler, 3)üffelb0tf. 

©rimraelt, gerbinanb, Pfarrer, $eef. 

©rolfelb, Dr. $eter, ©qmnaflalbirectwr a. 2>. ( »tjeine. 

©rote, $ürgermeifter, #altfm. 

fceebfelb, Dr., praft «rgt, foltern. 

£einrid>l, 9H<$arb, SRatetborn bei (Etee. 

£efling$au*, Dr. O., $rofef[or, ©qmnaflalbtreftor, Sktttenf^eib. 

fcelmentag, SWajor, 8. ©enbarmeriebrigabe, Sigmtrfagen. 

Renting, 8ubwig, Kaplan, Sieäborn. 

§ennewig, $., $ote!befty*r, ©altern. 

£entridj, 2Bi^eIm, Pfarrer, 80er bei EWmfter. 

§erfelb, granj, Äaplan, fBoirfnm bei Straften. 

£etlage, Dr., Äeferenbar, ^amm. 

£üff, Dr., ©t)mn.-Oberleijrer, ©rettenbroi$. 

^ocfenbecf, SHoqd, Pfarrer, Segben. 

fcocfenbetf, Dr., ^rofeffor, Htniberg. 

ftofmann, 9Kd^arb, Pfarrer in JRoret. 

^onenjogt, Ämttridjter, ©nrgfieinfnrt 

$oogeweg, Dr. $erm. r £gt flrd)toär, «ßaimotter. 

£üfomann, 3., Pfarrer, Smtmngfomfen bei Ddbe. 

£üttmamt, Dr., praft Ärgt, Zeigte. 

£nnbertmarf, Dr., ©qmn.-Dberleljrer, (Soetfelb. 

^npera, ©., IRe<$ttan»alt, ©iebenbrntf. 

«fcüflng, 2fog., Pfarrer, @ef<$er. 

Sadffon, 2MI$., gabrifant, 9H>rine. 

Sanfcn, St, Kaufmann, ßubingfymfen. 

3ülfenbe<f, Ißfaner, £>renfieinfnrt 



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299 

Äanonenberg, csnd. phil., Sreben. 

KeHeroefffl, Pfarrer, Stinferobe. 

Mempen, ©nmnaflal-SBibliotlje!. 

Äeinper, Sieftor, 8engerid&. 

o. Ker(ferin(f-33org, gr&r., ßanbrat a. 2)., Sorg bei »infcrobe. 

Äettelfjacf, £einr., gabritant, Steine. 

*. Kettler, £auptm. im ©<$Ief. gffIb.art.Sle9. 9tr. 6, «ceJfoii. 

Kle^bolbt, grifc, gabrifant, Söarenborf. 

Äloftermann, $rofeffor, ©urgfteinfurt 

Shricfenberg, Dr., <Direftor, Zeigte. 

ÄoM, granj, Kaufmann, ^altera. 

Äoltf, 8t, Kaufmann, ©altern. 

Koene, (L, Kaufmann, foltern. 

Koene, granj jun., Kaufmann, foltern. 

König, ämt0geri<$Wrat, Hfdjertleben. 

Kreitfmann, Karl, Kaplan, Ofterwirf. 

Äorff, greifen oon, Ämtlgerio^ttrat, «Woltern. 

Krimpljow, Slnton, Kaplan, 9teuentird)en bei Steine. 

Krimp$oöe, (Safp., Pfarrer, SBefJum, 

Kumper«, Slug., (Sommer^ienrat, gabritant, Styeine. 

Kümperö, (£., gabritant, Styetne. 

Kümpere, £erm., gabritant, SMjeine. 

Kümperl, Karl, gabritteftyer, Steine. 

Kümper*, Sljeob. gabritant, fflljeine. 

tum 8anb«berg, ®raf, 5War, Dr., »eleu. 

Seljbrint, Sürgermeifter, Dülmen. 

Seemann, D., SBaljnmeifter, ^altern. 

8eoe, Pfarrer, Söfenfell. 

Siefen, Dr. Sern., @mnn.-8tdigion«I. u. @<mmct*4Regen«, Crmmeridj. 

8iunemarat, Hut, Seminar-Oberlehrer, SBarenborf. 

Soljmann, Vrofeffor, Steine. 

8oren$, SDe<$ant u. Pfarrer, $orften. 

Sucoi, Jßrofeffor, Steine. 

Suborff, $&., gabritant, SBarenborf. 

Summen, Informator, Ch&te&u de V Ermitage psr Peruwelt, Hainaut, 

Belgien. 
Süttefen, 8., Semtnorleljrer, 2Barenborf. 
»allimfrobt, ©., Dr. jur., Köln. 
SBetnert, Giemen«, Kaplan, Sreben. 
»einer«, granj, SSicar, $aoirbe(f. 
SRettage, Pfarrer, SRarienfeib. 



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300 



oott SHengben, Oberleutnant, Beftirttabfutant, <Dtrtausb. 

oon SRerDdbt, Graf gTty, gretfen^orfl. 

9Rera, «uguft, Hefter, Herten i SB. 

»ener, Subwtg, 3kftor, 6t SRartinlfHft bei ttjipdtulfen. 

SRe^er, Dr., Ärtyttafftfhnt, äobkn*. 

SWöHcn^off, Ober»eroaltung*grri<$t*r*t, Berlin. 

SBöncfcemei«, Dr., Oberlehrer, Steine. 

TOüHer, Dr. 383olf, greiburg in »oben. 

fteutyutl, Itretobaumeifter, SBarenborf. 

9ftat$affer, Oberlehrer, SBarenborf. 

9ieufce, SRegterunglrat, granffurt a. b. Ober, 

SWemann, (51cm., Dr., praft. Ärgt, Steine. 

9Kon$off, Sfcctor, ©arenborf. 

Oberftabt, &, gabrifant, fikrrenborf. 

Oberftobt, fftob., gabrifant, a&arenborf. 

Offenberg, $., Äaplan, ©tabtloljn. 

o. Oer, gretyerr, Äbolf, ©gelborg bei fcegben. 

ö. Oer grfcr., Oberftleutnant g. *>., u. Rkjirtefomrnanbeiir, (Sortfelb. 

Drt|, ^rofeffor, »urgfteinfurt 

Oftermann, Hpotyefer, Styeine. 

Otto, Äug., ®eminarle$rer, £tldjenba<ij. 

Oter|ue*, %, »uralter, Steine. 

Oöerfajnn, Dr., ©anitättrat, Äreityfafifji*, SBattnborf. 

$tefenbro(f, 8fcein$olb, tlpotijefer, (Sföweiler. 

Pieper, Dr., nraft. Ärjt, Sübing^tnfen. 

$tefc, Pfarrer, Rheine. 

$lemo, Sanbrat, ^urgfieinfurt. 

$omnen, ftettor, Sübing^aufen. 

$röbfüng, Unton, $tafed urf Qau0 $tH b. ©efd&er. 

o. Bamberg, greiljerr, SRajor unb ©ataittontfommattbeur, ^aberborn. 

ffiaty, <&$., gabrifant, Sajfenberg. 

8fowe, 8., Kaplan, Stafum. 

SRttHingfymfen, Ärei«, oertreten burd) ben danbrat ®taf 9Ren*lbt 

«eigen, ÄreiSgertd&ttrat a. 3)., So^olt 

8ienfbtg, Dr., dUtyianwalt, fflefel. 

öon fernen, gr&r., Sfcittergutlbejtyeri ©tlfingljege b. fünfter. 

Stifter, ÄreiSbauinföeftor, Äönigflberg, Sfceumarf. 

SKdelt, »anfwrfianb, @od&. 

Wnf, Dr., «rjt, f&arenborf. 

ato^Imaxm, fftdtov t »odjolt. 

»olimf, grty, »urgfteinfurt. 



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301 

ttöllein, Rentner, ©t Soui« SR. U. 6. «. 

8fcoi$ert, ©erid&ttreferenbor, ©oeft 

8totltf»$*i Pfarrer, Surgfieinfurt. 

S&otman, ßonnnerjicmat, Surgftrinfurt. 

S&otiuan, 30. jiuu, Ätnfwann, BnfgfteHtfnrt. 

Stoi5!amj>, Pfarrer, Oä)tnq>. 

Sfatmpf, 8., Ranfniann, ^altern. 

@alm-€alm r gürftlid&e Sibltotfo!, *tt|*IL 

©alm.@alm, «Ifreb, $rin$ an, Styebe St ». «tiatfto* 

©a»eW, »aufü^rer, 9tortiuln, 

©d&äfer, Dr. f pratt Ärjt, Sibinglaiifen. 

©d§mein!, fcermann, Steftor &U SRari* 8tnba$of bu Stoßen« 

©<$mtbt, ©tabtbaurat, $albcrflabt 

©d&tnitbiel, ©teuerinfoefttr, ©arenborf. 

©d&mifr, 33ern., gabrifant, SBarenborf. 

oon ©djorlemer, gretljerr, $u ®onber6$an* bei Ä^anl. 

©djregel, 6., Kaufmann, foltern. 

©dfcrieüer, <Dom!apttular, OtotabrM. 

©d&roeter, Dr., ©mnnaffelbtreftor, »urgfleurfittt 

©d&ulte, Dr. Hfoij«, ttoiö.^frofeffüt, Swtfan. 

©d&ulte, Äarl, ^rofeffor, Steine. 

©4ulae.8eltnq>, Dr., ©9irat.«0berk|ro, Verlin. 

©djwatfr, Sern., (in girma ©tftr. ©<|»arfr), SBefodleftyer, »*$oIt 

©<$»ar$, 4*» Dr., J«tft. Ärjt, Sfötaen. 

©<$»ietert, ^fanböfymt, gre&ttfarfr 

©enben, Oberftieutnant u.Äonitnanbe«c b. Selb «rt Reg. 9h. 66, gaftett. 

©ennentamp, Pfarrer, Stypramlborf. 

©oefi, herein für ©efätcijtt oon ©oefi trab ber Btrbe. 

©oeft, SÖeftf. ^rooinaialfir^eias^b (Pfarrer Sotjert). 

Sommer, Hpot^erer, Selen. 

©pri(fuiaun*&erferincf, SNsrgernteififcfE, Kleine. 

©pnbe, Oberregierungfrat, Slrnlberg. 

©tabtfdjnlte, Sof., ©eridjttreferenbar, kaltem. 

6teigleiter, SRattyta«, Pfarrer, «Bettringen. 

Stein, Dr., Oberlehrer, Sodtyk 

©trater, Pari, Pfarrer, (EmGbetten. 

©träter, SBil^elm, gabrttant, Rheine. 

©trotfötter, £., Oberlehrer, Krndberg. 

©nfj, faul, 8ta$ttan»alt, SWtnbüren. 

Sappe^orn, Dr., (5§renbom^err f Sanbbe^ant unb Pfarrer, Sreben. 

£en§agen, griebr., Kaplan, SReftor, $reben. 

Serraje, 33., Äaftfmann, tfreben. 



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302 

fcertitt, Äoplon, SHjeine. 

SiQmann, (£., Srennereibeftyer, $altern. 

Zimmermann, Quirl, gabrifant, SMjeine. 

fcücfing, Dr., ®i}mn.«S>ire!tor, Heufc. 

fcumbült, Dr. ©eorg, Ärd&iö- unb SibHot$ett«8orftanb, $onaueförag«L 

fcwnler, Sern., Pfarrer, Settern bei Se<fum. 

öon fcwttfel, greifyrr (Kernen« (fun.), Steuern bei Sa^bergen. 

Sa$le, g. 3-, ©aftwirt, Ibbenbüren. 

Sieföaul, $rofeffor, Surgfteinfurt 

Sintfe, Sern., «mttrid&ter, $eter$&agen a. b. SBcfer. 

SoQmer, $einr., Kaufmann, 2Kündf)en-©(abbad). 

Sorft, 5-, SReftanrateur, Sun i. SB. 

SBattenborf, £einr., Kaufmann, Ibbenbüren. 

2öei<fen, 8e$rer, Gaftrop. 

3Beilbä$er, Dr. jur., Äempen. 

SÖeining, 8H$arb, Sifar, $orffc i. 93. 

©efcftein, JtgL 8leg. Saumeifter. 

SEBelberg, Sern., ©d&ttlje, 2>anq>. 

0. SBenbt, gretyerr, ©eüefing&aufcn M 9Refc|fbe. 

SEBelfamp, Dr., @ijmn.-Oberle$rer, 2)orften. 

®e*möller, ©i*mn.-Oberle$rer, Srilon. 

SBeffelintf, 3of., Pfarrer, 8nbing|<rafen. 

oon ©efter^olt-ö^fenberg, <5gon, ©raf, @^en. 

oon 3öefter&oIt-©i)fenberg, Sgnafc ©raf, Ämt«ri<$ter, 2übing$aufen. 

tum 9Befter$olt.®tfenberg, Otto ©raf, aöefrerfcolt i. SB. 

öon 3Befrer$olt-©i)fenber0, Otto, ©raf, Smljen. 

©egl, Ä. # Kaufmann, foltern. 

Söletyolb, SEBirt, 9tom*borf. 

SBigger, Dr., @ijmn.-Oberfe$rer, ©arenborf. 

SBittebranb, Ämt«geri<$ttrat a. 3)., SBarenborf. 

Söfllenborg, gr.. Oberlehrer, Subhtgfyrafen. 

SEÖinb^off, SR., gobrifant, Steine. 

SEBinfler, W09«, Pfarrer, ©emen. 

SBirfe, «., Sudfjbinber, ©altern. 

SBormftatt, Dr., Albert, Oberlehrer, ©otfftfb. 

8iegner, ^oftfefretär, SBarenborf. 

3u|orn, BmMgerufctörat, Söarenborf. 

3umnorbe, %, Zentner, SBarenborf. 



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Breite *lit1jeUung, 

herausgegeben 

Dom S)irector bcr Sßaberborner «&tljettung 

Dr. <t. Jtertettö. 



LVIII. 8. 



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©erolb mtb bte ©erolbSfapelle 
in Sßaberboru. 

(Jjiequ eine 5 e ^ nun S-) 



33on 
®t)mnafialoberleljrer Dr. $S. ^tt^fmann. 



-«Cßa^*'- 



©ntfpredjenb bem 3tt)eäe & e $ ÄttertumSöereineS, in 
unferer engern Jjpeimat bie (Erinnerungen an bie 23er* 
gangenljeit ju erhalten unb ju beleben unb bag Änbenfen 
tyeröorragenber ÜRönner t)or ber üoflftänbigen SJergeffenfjeit 
ju bemalten, ift biefer Slrtifet einem SWanne getoibmet, ber 
einft in *ßaberborn unfern SJorfa^ren feine Siebe unb tJttr* 
forge jmuanbte unb bafjer toofjl ein ©ort banfbarer ©r* 
innerung öerbient, jumal bie Äunbe öon feinem lobe 
(i. $. 799) grobe l)ier in <ßaberborn grofce Trauer unb 
JBetrfibniS fjer&orrief. @S ift ber Sßarfgraf ©erolb (Sie* 
rolb). 3)ie öltefte (Swft^nung beäfelben in unfern Quellen 
finbet ftd) in ber vita Meinverci, meldte ba$ fieben 
beS 93ifd)of« SKeinmer! (1009—1036) erjagt, Don 
einem üftöndje in bem t)on iljm gegrünbeten ©enebictiner* 
Hofter «bbingfjof um bie 2ßitte be8 12. Qaljrljunbert* 
(1155—1160), alfo etnm 120 ^af)tt nadj be$ JBifdjofS 
gottfeligem £obe, auf ©ruub ber getreuen, fortlebenben 
Überlieferung öerfafct würbe unb bafjer in SJejug auf ort* 
Iidje Angaben fef)r glaubensmttrbig ift. 1 ) Die vita Mein- 



») M. G. S. XI 104 sq. 2Battenfcad), @efe§ie§t«queHeu, II 32. 

1* 



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verci beridjtet nämlid), bafc 2ßeintoerf neben bem ^aupt* 
flofter anftofjenb an bie oon ©erolb, bem SBertoanbten imb 
£eerfüf|rer ÄarlS beS (Großen, erbaute 2Karien*£aj)elIe, bte 
Sart^olomäu^^apeUe burd) gried>ifdje ©teinmefcen errietet 
Ijabe. (Juxta principale quoque monasterium capellam 
quandam, capellae in honore stae Mariae perpetuae 
virginis a Geroldo, Caroli Magni Imperatoris consan- 
guineo et signifero, constructae contiguam per graecos 
operarios construxit eamque in honore sti Bartholomaei 
apostoli dedicavit.) *) @ine @infd)iebung btefer ©teile f arm 
toeber aus innern nod) aus äußern ©rünben angenommen 
werben; fte finbet ftd> in ben älteften Codices, bte bem 
12. unb 13. ^afyrljunberte angehören unb alfo balb nad> 
ber Äbfaffung abgefdjrieben ftnb. ÄuS btefem Sendete 
ber Vita Meinverci ergiebt ftd), ba§ ©erolb l)ier in *ßaber* 
bom eine ÄapeUe ju ©fyren ber Jungfrau üßaria txbaiti 
§al @S fragt fid) junädjft, toer mar biefer ©erolb? 35te 
vita M. nennt i^n consanguineus Caroli Magni, alfo einen 
SJerroanbten SJarlS beS ©rofcen, fobann signifer, b. ^. 
Sannerträger, bann überhaupt ^eerffifjrer im Ähriege. <£s 
fommt nun barauf an, biefe wenigen Angaben über bte 
sßerfon ©erolbs aus anbern Quellen ju erweitern. SSon 
einem ©erolb erjagen uns nod> SWad>rid)ten au« bem Älofter 
{Reidjenau im SBobenfee. Dort Derfafcte ber als ©eleljrter 
unb als Dieter berühmte 9)?önd) ffialafrib ©trabo im 
9. Saijri). bie visio Wettini (®eft$t, toetdjeS SBetttn, 2flönd) 
unb Seljrer SEBalafribS, am läge öor feinem Jobe Ijatte), 
in melier er üon einem ©rafen ©erolb rebet, ber SBruber 
ber ffaiferin $ilbegarb genannt wirb. 2 ) ffiir ttuffen, ba% 
$arl ftd) nadjeinanber mehrere JJfrauen aus ben abeligen 
Familien feines SReidjeS nafjm, um biefe enger mit ftd> ju 



l ) M. G. s. XI. 139. 
*) M. G. P. L. II 329. 



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5 

fcerbinben; fo heiratete er i. 3. 771 nadj bem STobe feiner 
erften ©emafjlin §imiltrube bie fdjtoäbifdje ober alemannifd)e 
©räftn $übegarb, meiere it>m 3 ©öfjne tmb 3 5£öd(>ter 
gebar; ju ben ©öfjnen gehörte audfj ÄarlS SWad)f olger, 
Äaifer Subttng ber fromme. 1 ) Die ©Item ©erolbs unb 
ber Äatferin #ilbegarb fittb uns unbefannt; nur ber Sftame 
ber ÜWutter, ^mma, ttrirb in einer ©dfjenfungSurfunbe für 
ba$ SHofter ©t. ©allen genannt, meldte fte al$ 3 cu 9* n 
mit befunbet. 2 ) ©3 fragt ftd), ob biefer ©erolb, ©ruber 
ber Jfaiferin £ilbegarb unb ©d&toager Sfarl« b. @r., mit 
bem ©rbauer ber *ßaberborner SWarienfapefle biefelbe <ßerfon 
ift. Der gelehrte JBenebictiner ÜBabitton (Annales 0. S. 
Bened. II 273 n. b.) Jjftlt ba& für nidfjt fidler, toeil bie 
vita M. ben (Erbauer consanguineus nennt, toeldjeS SDBort 
bluts&ertoanbt bebeutet, toäljrenb ber ©erolb ber OTeidjenauer 
SWad&ridjten mit 5?arl üerfdjtoägert ift. Aber ba$ ©ort 
consanguineus ttrirb nid)t fo fdjarf üon ben mittelalterlichen 
©djriftftellern genommen unb fall t|ier überhaupt nur eine 
nat>e SSerroanbtfdjaft mit Sari auSbrüdfen. ©obann finbet 
ft<$ üon einem SlutS&ertoanbten ffarls, ber ©erolb fjiefj, 
nirgenb eine ©pur; alles, toaS wir über ben S^araftcr unb 
bie ßebenSumftänbe ©erolbs erfahren, toeift aber barauf 
l)in, bafj ber ©erolb ber SReidfjenauer Sftad)rid)ten mit bem 
©rbauer ber *ßaberborner ÜBarienfapefle biefelbe <ßerfon ift. 
Die visio Wettini (M. G. Poetae Lat. IL 330) erjagt, 
baft ©erolb im Kampfe gegen bie ?foaren gefallen unb 
bafj fein Seidfjnam üon feinen Dienern nadi) SReidfjenau ge* 
bracht unb bort in ber SWarienfapeffe begraben fei. Die 
Qnfdtjrift auf bem ©rabe ©erolbs auf SReidjenau, welche 
melfadf) SBalafrib ©trabo jugefd&rieben wirb (ffiattcnbadj, 
©. Q. I 226) rebet üon bem getreuen ©a<$fen, ber feine 



l ) Einhardi Vita Caroli M. c. 18. 

*) 2lM.@imfon, gremf. 3af)rbütf)er II. 191. 81. 2. !2öartmann, 
Mmben ber SiMei St. ©ollen, I. 102 5Rr. 108. 



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©ebeine borten gebraut Ijabe; 1 ) ber Wuäbrucl Saxo fidelis 
fott nic^t angeben, baß nur ein ©adjfe ben Setdjnam nadj 
SReidjenau gebraut tyabe, roa$ bei ber großen ®ntferauttg 
fdjon an unb für fid) unmöglich mar, fonbern nur bte 
$erfunft berer bejeid>nen, tuelc^e il>n bort beerbigt fjaben. 
SBenn aber getreue ©adjfen bem ©erolb in ben Strieg 
gegen bie Jfoaren folgten unb feinen Seidjnam unter melen 
SWfiljen au« bem fernen fianbe ber ÄDaren nad) ber $fnfel 
{Reidjenau brauten, fo toeift ba$ barauf l)in, baß ©erolb 
ju ben ©adjfen in na^e JBejie^ung getreten unb beren 
Siebe fidj in Ijoljem 9)?aße ertoorben t>atte. ÜberbteS be= 
jeugt aud& ber Monachus Sangallensis (JaffS, Bibl. Rer. 
Ger. IV 666) in feinem Seben ÄartS (de Carolo Magno), 
baß ©erolb am ©adjfenfriege teilnahm, ferner erbaute 
©erolb bie Äapefle in *ßaberborn nad? ber Vita Meinverci 
ju <£t)ren ber SWutter ©otteS, war alfo ein eifriger S3er* 
e^rer ber ©otteämutter; benfelben Eljarafterjug nehmen 
mir aud) an bem ©erolb ber SReidjenauer SWadjridjten maljr, 
benn biefe berichten, baß er bort einen Sütar jur @^re ber 
©otteSmutter geftiftet ijabe (M. G. Poet. Lat. II. 426.) 
unb Ijeben nadjbrücflid) Ijeröor, baß er an einem ber 93er* 
etyrung ber ©otteämutter genribmeten Orte feine lefcte JRu^ 
ftätte gefunben t>abe. @nblid) nennt bie Vita Meinverci 
übereinftimmenb mit ben SReid&enauer Sttadjridjten (M. G. 
S. V. 101. Herimanni Aug. Chron.) ben ©erolb signifer, 
^Bannerträger ober £eerfüt>rer ÄartS. SWadj allem bem 
unterliegt es mot)l feinem begrünbeten 3toeifel, baß ber 
©erolb ber SReidjenauer SWadjridjten mit bem ©erolb ber 
vita Meinverci biefelbe Sßerfon ift, unb baß ber (ürbauer 



l ) M. G. Poet. Lat. I. sq. Mole sub hac magni servantur membra 
Geroldi, Huius iura loci eunetis qui viribus auxit Pannoniis vera 
ecclesiae pro pace peremptns, Oppetiit saevo Septembribus ense 
Kalendis Sideribusque animam dedit, artus Saxo fidelis abstulit, buc 
retulit dignoque bie clausit. 



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ber STOarienfopeUe in Sßaberborn ber ©d&toager Äarfe be* 
©rofcen toar, loa* fclbft ber burdfc feine #tjj>erfritif befannte 
SBettberg (Ä. @. ©. II 442.) als ft$e* annimmt. 

©erolb naljm als £eerffiljrer an bem Äriege Äarls 
beS ©rofjen gegen bie (Saufen teil; ber Ärieg begann 
i. 3. 772 unb nmrbe oon beiben ©eiten, ben d&rtftlid&en 
3franfen unb ben l>eibnifdf)en ©ad&fen, mit größter Er- 
bitterung geführt, benn.es Ijanbelte ftdf) für beibe um bie 
politifd&e unb religiöfe tJrei^eit. 3<m Verlaufe beS ÄriegeS 
fam Äarl öfter nad> Sßaberborn; Ijter baute er 777 bie 
erfte Äirdfce, $ier $ielt er mehrere 9teid)Stage ab. (ES unter« 
liegt ba$er feinem ßtoeifel, & a fc au 4 ©erolb, ber mit feinen 
Scannen Äarl in bem langen blutigen Äriege unterftfifcte, 
öfter ijter in Sßaberborn toeilte. gerner naljm ©erolb an 
bem Äriege gegen bie Agaren teil, einem ttnlben SSolfS* 
flamm im feurigen Öfterreidf), ber oft in baS fränfifd&e 
©ebiet einfiel unb mit ben innem geinben fid& aerbanb. 
©er Ärieg gegen bie Sfoaren bauerte oon 791—799 unb 
toar nadfc (Sinljarb (Vita Garoli M. c. 13) näd)ft bem 
©ad&fenfriege ber blutigfte unb ttnd&tigfte öon Äarls Äriegen. 
3fm auftrage ÄarlS übernahm ©erolb in ber legten ßett 
btefeS ÄriegeS bte Oberleitung unb führte iljn rufjmoott; 
er toernid&tete bie 3Äad)t ber Stoaren gänjlidf) unb bereicherte 
bie ftranfen mit einer unermefelid&en SBeute. 0m ffinbe 
beS ÄrtegeS, am 1. ©eptember b. #. 79 9, erlitt ©erolb 
ben lob; als er nämlidf) an feinen Ernten vorbeiritt, um 
fie jum Kampfe ju ermutigen, tourbe er getötet; nähere 
Sßacijrid&ten über bie Umftänbe feinet £obeS fehlen. £)a 
©erolb an bem ©ad&fenfriege tätigen Anteil naljm, unb 
ber Ärieg gegen bie Jtoaren allein in feine $anb gelegt 
nmrbe, ba ferner bie SReid&Sannalen unb bie fogenannten 
Annales Einhardi, bie in furjer Qrorm nur bie ttrid&rtgen, 
auf ba* 9?eid) bejfiglid&en Sljatfad&en berieten, betbe ben 
lob ©erolb* jum #a$re 799 erjagen, fo gehörte er m* 



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8 

ftreitig ju ben bebeutenbften Heerführern ÄarlS be$ ©rofcen, 
wie aud) «bel*©unfon (3fr. 3f<rf>rf>- n - i89 ) Ijerüorlje&en. 
$odf) nid)t nur an Statte Kriegen, fonbern audj an 
ber orbnenben friebltd&en SJerwaltung feines mit aus* 
gebeljnten SRetd&eS naljm ©erolb l>eröorragenben Anteil als 
Statthalter öon Satern; @tnl>arb (vita Caroli M. c. 13), 
bie 9teid)Sannaten unb bie fogenannten ©in$arb$ «nnalen 
(ad a. 799.) nennen üjn Baioriae praefectus; bie A. 
Quedlingb. (M. G. S. III, 40) clarus marchio Baioriae. 
Statte SBeftreben war nämlidf) barauf gerietet, bie 4?err- 
fd&aft über alle beutfdjen ©tämme in feiner $anb ju »er» 
einen, ©a$ lefete #erjogtum, beffen ©elbftänbigfeit er 
jertrümmerte, toat SBaiern, beffen lefeter $erjog, 2^affilo 
au* bem $aufe ber Äigtlofinger, naä) wteberljolten 35er* 
fud&en, feine ©elbftänbigfeit ju aerteibigen, abgefefet unb 
in ein Älofter aerwiefen würbe. ©a$ £erjogtum SJaiero, 
feine« angeftammten #errfd)erl)aufe$ gewaltfam beraubt, 
erforberte einen milben, befonnenen Sßann, ber bie f)erjen 
für bie neue fränfifdje Ütynaftie gewann, unb bei feiner 
Sage im ©üboften be$ Steige« audf) einen treuen, ent* 
fd&iebenen SRann, ber es gegen bie anbringenben ©lauen 
oerteibigte. 3<n ©erolb fanb JJarl ben 3Kann, ber biefe 
fd&wierige Aufgabe mit ©efd&icl üoDfü^rte. $)te SReidjS* 
annalen (A. R. ad a. 799) unb bie visio Wettini (M. G. 
Poet. Lat. II 274) nennen ©erolb mit SRficfftd&t auf feinen 
©tanb ©raf, unb feine ©diwefter, bie Sfaiferin §ilbegarb, 
wirb ate ©d&wäbin bejeid&net (Einh. vita Caroli c. 18). 
©erolb war bemnad) ein alemannifdjer ober fdjwäbtfdjer 
©raf. Die «nnalen be$ ÄlofterS fiobe« (H. Lobiens. M. 
G. S. XIII. 230) nennen iljn praefectus Alamanniae et 
Bavariae, banadf) war er aud) Statthalter öon Älamannieu, 
weld&eä weftlid) oon Satern lag unb Don biefem burd) ben 
Sedj getrennt war. ©erolb« ©tattljalterfdjaft öon Sfla* 
mannien ift aUerbingä burdf) ba$ alleinige .ßeugni* bet A * 



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Lob. nur fdjwadfj beglaubigt, entfpridfjt aber bem plan* 

mäßigen 2$orget>en 5?art«, ba bie bereinigte SSermaltung 

btefer beiben §erjogtümer in ber §anb eine« tüchtigen unb 

treuen SRannc« ijjre SSerteibigung gegen bie üorbringenben 

©la&en fieberte unb erleichterte. Qu btn Alemannen ge* 

hörten aud) bie ©d&waben, bie im £eere ©erolb« unter 

fetner Ofü^ung Wtotpften. ®aß bie ©d&waben bei aflen 

Kriegen be« JReicfye« in ber erften ©djlad&tretye fämpften, 

nrirb, wie audf) ber ©d&mabenftnegel bemerft, auf ©erolb 

äurficfgefityrt, ber biefe« 93orredjt ben ©djwaben Dom SJaifer 

Sfarl erworben t>at. $)iefe« wirb jebodj me^rfad^ für eine 

©age gehalten, ba ber erftere fixere %aü öon bem Siebte 

be« 93orfampfe« ber ©<$waben fid) erft au« bem Qfa^re 

1075 nadfjweifen läßt; überhaupt fjat bie ©age ©erolb 

&erljerrlid)t, wie ©rimm (Deutfd&e ©agen, IL 114) angiebt. 

SKit ben ©igenfdjaften eine« tüchtigen £ecrfül)rer« 

unb fcortrefflicljen 23erwaltung«beamten Derbanb ©erolb tiefe 

SReligiöfttät. Die SReid&enauer ©^ronif nennt i^n pius et 

religiosus (M. G. S. V. 101) unb bie ffiürjburger An* 

nalen (ad a. 799.) nennen iljn pius signifer Caroli Magni. 

$)iefe SReligiöfttät äußerte ftdfj bei ©erolb in ber SBBcife wie 

e« in ber fatt). SHrcfye üblidfj ift, beren treuer Anhänger 

©erolb war. ©r öereljrte eifrig bie ©otte«mutter, wie bie 

bereit« erwähnten Jljatfadien, ber JBau ber SKarienfapeUe 

SU Sßaberborn unb bie ©rridjtung eine« SKarienaltar« auf 

3?eid&enau, beweifen. 1)a« tfeljre SBilb ber ®otte«mutter, 

beren große 93erct)rung mir aud) fonft bei großen $eer* 

fityrern finben, j. JB. bei Zxüt), bem ^ringen @ugen, „bem 

eblen {Ritter," ©obieSft^u. a., f darnebte ©erolb im raupen 

ßriegerleben Dcrebelnb unb tröftenb Dor ber ©eele. ©leidfc 

feinem faiferlidfcen £errn, bem großen Äarl, mußte ©erolb 

ben üerebelnben (Sinfluß ber cfyriftlid&en {Religion auf ba« 

menfd&lid&e £erj wof|l ju fd&äfcen unb fud&te fie bei feinen 

üftitmenfdjen ju befeftigen. 2Benn er Ijier in Sßaberborn 



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10 

in jener #ett be$ SfantyfeS jwifäen #etbentum unb ©jriften* 
tum eine $apeüe baute, fo t>atte er babei fid)er bie «bftdjt, 
ba« djriftlidje Seben bei unfern SJorfaljren ju fräfttgen. 
«udj bie Ijolje SJebeutung ber fflöfter, bie m jener 3eit 
be$ Kampfes jwifdjen $eibentum unb eijriftentum bunfc 
bie @rjiel)ung ber $ugenb unb bie Pflege öon fünften 
unb SBiffenfdjaften ÄuSgangSpunfte djriftlidjer Kultur vmh 
Gtoilifation waren, erfannte ©erolb unb beförberte fie. S)a 
er ol>ne Äinber war, 1 ) fo üermad&te er einen großen Seil 
feiner ©üter ben Älöftern SRetdjenau unb ©t. ©allen; 
Iefcterem gab er burd) eine ©d>enfung$urfunbe gu 9?agoIb 
786 feinen SJeftfc an 15 Orten in ber 85aar in ffiürtemberg. 
(SBortmann, Urfunbenb. ber Abtei ©t. ©allen I. 101. 9*. 
108). Die beiben SJenebictiner JHöfter ©t. ©allen unb 
SReidjenau waren befanntlid) $af>rfjunberte l>inburd) ^au^t« 
fifce djriftlidjer ©Übung für ba$ fübltdje Deutfdjlanb. 
«ufjer feiner JReligiöfttät rühmen SBalafrib ©trabo unb 
ber Poeta Saxo an ©erolb nod) bie t>ortreffüd)ften Sigen* 
fd&aften, feine JBaljrljeitSliebe, feine ©anftmut, feine (gfyx* 
barfeit; 2 ) Äbel*©imfon bemerfen baju in ben fränfifdjen 
ftaljrbüdjern (IL 190): „SBir tjaben feinen ©runb, bie 33c* 
redjtigung biefeS £obeS anjujweifeln." 3fn 3i«d^enau fianb 
©crolb wegen feiner großen ftrömimgfeit ftetß l>od> in 
(gljren; ba er bei ber SSerteibigung eine« auf djriftlidjer 
©runblage aufgebauten SReidjeS im Kampfe gegen Un* 
gläubige getötet würbe, fo würbe er bort wie ein 3ßarttjrer 
öerefyrt. ©eine ©rabftätte wirb nod) jefct in ber alten 
^errlicften Äirdje öon SKitteljett auf 8leid)enau gejeigt, ime 
id) bei einem Sefudje biefer ben|würbigen Sulturftdtte gc* 
feljen Ijabe. Durd) bie oortrefflidjeu ©tgenfdjaften feines 
©eifteS unb burd) SJerwanbtfdjaft ftanb ©erolb bei Äarl 



») M. G. Poet. Lat. II 332. 

«) Visio Wettini M. G. P. II 330; M. G. S. I. 256. 



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11 

bem ©roftcn in ljot)em Hnfel>en unb war auf bie Seitung 

be£ SteidjeS öon grogem Sinfluffe. £)ie Steidjenauer 

Efjronif nennt tfjn conciliarius Garoli Magni (M. G. S. V. 

101.)/ Ratgeber ÄarlS; btc JReid&Sannalen unb btc f. g. 

©intyarbs «nnalen, meiere nur bie für baS SReidf) wtd&tigen 

^Begebenheiten mitteilen, erjagen ©erolbS Job (ad a. 799) 

unb l>e&en ben fcfymerjlid&en ffiinbrucf ber 5£obe$nad)rid)t 

auf Äarl Ijerüor. tiefer Ijteit ftd) i. $. 799 längere 3eit 

in ?ßaberborn auf unb empfing f)ier btc Äunbe üon bem 

Sobe beS iljm fo naljefteljenben #eerffiljrerS. Der Abt 

Sllfuin, ÄarlS intimfter greunb unb SRatgeber, tröftet in 

einem längeren, uns nod) erhaltenen ©riefe mit er^cbenben 

©orten ben Jfaifer über ben 93crluft ©erolbs, unb in einem 

JBriefe an ben (Srjbifdjof Arno öon ©aljburg brütft er 

feine gurdjt üor ®efa^rcn au«, bie burdj ©erolbs Job an 

ben ©renjen beS Meines entfteljen fönnten. (Jaflfe, Bibl. 

Rer. Ger. VI ep. 124 et 125 p. 501.) Sttad) allem bem 

war ©erolb einer ber ebelften unb bebeutenbften ÜWänner 

aus bem Äreife ber nädjften Umgebung unferS erften 

beutfdjen $aiferS unb ftanb als ^eerfityrer unb ®taat$* 

mann biefem bei ber ©inigung unb (Sljrtftianifterung ber 

beutfdjen ©tämme ratenb unb Ijelfenb jur ©eite. 

35aS ftnb bie wenigen jerftreut ft$ finbenben SWad}* 
rieten über bie *ßerfönlid)feit ©erolbs. @S finb nun bie 
fragen ju crlebigen, wann unb wo er bie Kapelle in 
sßaberborn gebaut l>at. Unfer öerbienftöofler ©efdjidjt* 
fdjretber ©d&aten (Ann. I. 22. Hist. Westph. lib. IX.) 
berietet ben Sau ber Äapefle jum ftatyre 795, otyne ge* 
nauer feine Quelle anjugeben. gür biefe Qtxt fpredjen 
benn aud) gewichtige ©rünbe. 792 unb 793 Ijatten fiel) 
bie Saufen gegen bie oerljafcte fränfifdje #errfd)aft t>on 
neuem empört unb i. $. 794 iljre ©treitfräfte auf bem 
jttrifdjen ?ßaberborn unb ber (SreSburg gelegenen ©entfelbe 
berfammelt. 35a rüdfte ber gewaltige ftranfenfönig, erjürnt 



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12 

über ben öftem WbfaH bes Sollet mit jwei großen $eereu 
üon SBeften unb ©üben auf bie ©ad&fen loS; erfd&recft er* 
gaben ftd) biefe o^ne Äampf unb gelobten oon neuem Irene. 
SJon ba an fanb feine allgemeine bebeutenbe (Srljebung ber 
Sadjfen meljr ftatt, bie ffraft beS 93olfe$ war gebrochen, 
unb e$ f)errfd)te eine gewiffe SRulje im Sanbe, fo ba§ bie 
gett nadj 794 bem fflaue eines ®otte$ljaufe$ fc^r günftig 
war, jumal jur (Spaltung ber SRulje ftd&er einjelne ©treu* 
Mfte ber ftranfen jettweilig im Sanbe blieben; ju biefen 
gehörte audf) woljl ©erolb, ber fid) um biefe Qtxt in *ßaber* 
born auffielt unb bort ben %au ber SWarienfapefle t>er* 
anftaltete. #m ftal>re 794 ru^te audf) ber Ärieg gegen 
bie «üaren; i. #. 795 würbe er mit ÜWadjt wieber auf* 
genommen, ©erolb ^anbelte bei bem Saue ber SfapeHe 
ganj im ©inne feine« faiferlidjen ©djwagerS, beffen 8e= 
ftrebungen ftctö auf »uSbrettung unb ©efeftigung be$ 
ßl)riftentum$ gerietet waren. Äarl l)atte bie erfte SHrdje 
in *ßaberborn bereits im ft. 777 ju @f)ren beS ©rlöfer* 
erbaut, baljer ©afoatorfircfye genannt. 1 ) ffiie wir au§ 
£acitu$ (de Germ. c. 16) wiffen, fiebelten fid) bie alten 
©ermanen gern in ber SWä^e Don Quellen an unb Der* 
ehrten biefe als tyeilig. An ben Quellen ber Sßaber fyatttn 
fid) baljer fidjer fdf)on frfiljjeitig ©adjfen angefiebelt, unb 
ba man, um ben tjeibmfdjen Aberglauben an bie #eiligfeit 
ber Quellen ju Derbrängen, Äirdjen gern in ber Sftälje üon 
^eiligen Quellen erbaute unb aus biefen baS Jaufwaffer 
naljm, fo ift e« erflärlid}, ba§ Äarl früljjettig f)ier in 
*ßaberborn eine Äirdfje erbaute. SlucI) foll ber Effenberg 
auf welkem ber 1)om liegt, nad) einem bort befinblid&en 
@idf)enl)aine benannt fein; in ©idfjentjainen t>erel)rten bte 
alten ©ermanen gern i^re ®ötter, unb baljer erbaute man 
bort gern d&riftltdje Äirdjen, um bie IjeibnifcJje ©ötterDer* 



») A. Petav., Sangal., St. Maximini M. G. S. 1, 16, 63; 13, 21. 



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13 

eljrung ausrotten. Die t>on £arl erbaute Äirdje mürbe 
bei ben mieberJjolten Slufftänben ber ©ad)fen jerftört unb 
bann ttrieber aufgebaut. Die Translatio sti Liborii, meldje 
nod) im 9. ftatyrtyunberte Don einem Sßriefter be« Sßaber* 
borner ©prengel« (nad) #üffer Ägiu« in Äoröei) öerfaßt 
nmrbe unb bat)er in biefen lofalen SWac^ric^ten öoHcn ©lauben 
fcerbient, erjäfylt, baß im ftaljre 799 eine ntm SHrcfye in 
Sßaberborn erbaut fei, unb baß ber Sßapft Seo III. bei ber 
©inmeiljung eines Altar« in biefer $trd)e gebetet l>abe, fie 
möge nid^t ttrieber t>on ben ©adjfen jerftört »erben, ttrie e« 
fcfyon einigemale (aliquoties) gefdjeljen fei. Die frühem 
$trd)en maren alfo bis jum $. 799 bereit« einigemale 
jerftört; nadj ber vita Meinverci meiste ber ?ßopft ben 
Stltar in ber Ärljpta biefer 799 erbauten Jftrdje ein; fie 
befaß alfo eine Ärtjpta, unb nac$ ben A. Lauresh. ad a. 
799 (M. G. S. I. 38) mar fte Don bemunberungsmürbtger 
©röße. Diefe ßirdje mürbe i. $. 1000 burd* S5ranb jer* 
ftört unb bann ttrieber aufgebaut. Da alle biefe SWadjridjten 
ton ber ^erftörung unb bem Aufbau berfelben moljl teil* 
meife au« $olj erbauten Äird&en reben, fo behielt man 
fte« benfelben Pafe bei; es ift ba$ alfo bie ©tätte, an 
melier jefct ber Dom liegt. Die vita Meinverci fagt nun, 
SKeinmerf Jjabe bie SartljolomäuSfapefle an bie ©erolb«* 
fapetle neben bem Jjjauptflofter txhaut ffieil bie Dom* 
geiftlidjen an ber bifdjöfltdjen Äirdje früher ein gemein* 
fd&aftlidje« Seben führten, fo nannte man i^re ffio^nung 
auä) Softer, Ijier in Sßaberborn £auptf!ofter (monasterium 
principale) im ©egenfafce ju ben Älöftern ber Drben. 
Diefe« Älofter lag an ber SWorbfeite be« Dome«, roo jefct 
ba« Äörnermagajin liegt, gerner erfe^en mir aus einem 
in ber gettfetyrift i898 mitgeteilten ©ertrage, melden 
SBifdjof Sernljarb 1336 mit bem Domf ajritel über Sau* 
pläfee fdjloß unb in meinem bie Sßläfce genau angegeben 
merben, mie aud) nod) au« Urfunben ber QafyTt 1371, 1374, 



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14 

1451, bie ftdfj im ©taatSard&foe in fünfter befmbeit, ba| 
bie Sartiplomäutfapette an bcr SÄorbfette be$ Domes lag. 
*u* ber ttrfunbe be« 3a$re* 1336 erljeUt nodj, bafc bie 
JBartfjoIomäuäfapelle innerhalb be« ©ebiete* einet Äurie 
lag, alfo lein Anbau beS 2)omeS fein fann. Qm 15. 3a^r^, 
berietet ©obeKn $erfon (Gosmod. VI 52.), $aberborn* 
größter $iftortfer im SWittelalter, ber ^ter in ^aberbotn 
an Ort unb ©teile lebte, SRetnwerf l>abe bie öerlaffene 
©erolbafapeüe neben bem Dome (prope maiorem ecclesiam) 
umgeftoltet unb ju (Eljren beS \). Sfyoftete 83artIpIom&ud 
eingewebt üRit btefen urfunbKdjen Sfcad&ridjten auö bem 
9#ittelalter ftimmt bie beftänbige tßaberbower Überlieferung 
überein, baß bie gtartyolomftuftfapene mit ber unmittelbar 
baborliegenben ©erolbSfapeDe nod) gegenwärtig auf bem 
Qfenberge an ber 92orbfeite be* 2)ome$ liegt. Srfi in 
neuerer Seit ift baS Dafein ber ©erolbafapefle für bie 
©egenwart geläugnet worben. fiöbte fagt in feinem SBerfe, 
bie Äunft in ffieftfalen ®. 59, bie ©erolbsfapefle fei gar 
md)t meljr borljanben unb bereis ©erolbafapeüe angefe^ene 
Stou fei ein Sorbau au$ einer Diel fpätern Qtit, unb bc 
grünbet ba$ bannt, baß jener Sau t>on Sorben nad> ©üben 
gerietet unb überhaupt eine« fürftltdjen ©rünberS un* 
würbig fei. «Hein e$ ift burdjau* lein unoeränberlidjcs 
©efeft, Ätrdjen bon ffieften nad) Often ju bauen, unb be» 
fonber« nidjt ffa^etten; man na$m babei audj bielfa<$ 
fltücffidjt auf bie Sage, namentlich auf benachbarte Stauten; 
fobann würbe ber JBau im QfetnbeSlanbe erbaut, wo man 
nad) ben gemachten Erfahrungen mit ber gewaltfames 
3erftörung be* Staue* rennen unb meljr auf fjfeftigteit att 
auf $ra$t bebaut fein mußte. Diele SKauern unb fiemerne* 
Sonnengewölbe waren ba^er bei jenen ,3eitt>erl)ältmffen 
jwecfentfpred&enb. Sei bem $ol>en Änfetyn, weites Sflbfc 
in ber ftunflgefd&td&te genießt, ift e* begreiflich, baß Diele 
Äunftytftorifer bie 3tarti>olomäu*fal>ene wegen iljrer föönen 



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15 

^formen al« ein tjerrlic^e« Sßerf rühmen, bon ber bor* 
liegenben ©erolbsfapelle aber ganj fdjtoeigen, fo Äugler, 
©d&nafe u. a., nur Dttt im §anbbudf) ber Shmftardjäologie, 
1854. ©. 99 fagt, bie 35orljafle tt>erbe für einen farolingifdjen 
Sau gehalten, ferner Ijat aud) SRorbljoff, (ber $o!j* unb 
©teinbau SBeftfalenö, 2. VufK. ©. 346.) geftüfct auf ©Demant, 
ber in feiner Ausgabe ber vita Meinverci Neuhusii 1681 
p. 214 fagt: At vicinum sanetae Dei Genitricis sacellum 
Geroldi vetustate collapsum est, fid) baf)in ausgebrochen, 
bie ©erolbSfapeUe ejiftiere ntd^t meljr. Diefem SBeridjte 
DüerljamS, eint» SenebictinerS in ©erben a. b. SRuljr, 
fteljt aber gegenüber ber Seridjt ur.ferS großen ?ßaberborner 
©efdjtdjtfdjreiberS ©diäten, ber um biefelbe Qtit l)ier in 
Sßaberborn lebte, unb bie ©erolbSfapeUe mit eigenen Äugen 
fal). ©obann ttriffen nur aus anberen Skripten, bafc bie 
JBartljolomäuS* unb ©erolbsfapefle bamals in feljr fläg* 
liebem guftanbe waren unb namentlich baS 5)ad) verfallen 
ttmr. *) Der Seridjt DöertyamS fann batyer nur ben ©inn 
Ijaben, baß bie ©erolbsfapefle rooljl öerfaflen, aber nidjt 
jufammengefaKen fei. Der um biefelbe Qtit Ijier Iebenbe 
Qfefuit Züxd f 1669 fagt aud) in feinen $aberborner Hn* 
nalen (ad a. 799)beftimmt: Geroldus iuxta S. Bartholomaei 
aedem sacellum construxerat quod omni vetustate 
collapsum superest. ©djaten (A. Paderb. I. 22) berietet: 
Um bie ©erolbstapetle ju öertjerrlidjen, l>abe SKfdjof 9Wein* 
werf bie SJartljolomäuSfapette unmittelbar an biefelbe ge* 
baut unb beibe unter einem Stocke öerbunben; bie ©erolbs* 
faj>elle, ein langes ©entölbe, Hege ber Sänge nad) am ©ingange 
ber {Bartholomäus! apefle. 2 ) ©djaten toax ein gemiffenljafter 

*) 2lrc$to be$ herein* @ob. 169. ©^reiben ber 3*fuiten an ben 
Sfirftbtfdjof unb ba$ Äajutel au« ben Sauren 1645, 1654, 1672. 

9 ) Aedicula Geroldina inhaeret aedi Bartholomaei ex adyerso ad 
ingressum protensa. Meinvercus episeopus, ut Geroldinam aediculam 
illustraret, alteram hanc Uli Graeco opere adjeeit unoque strueturae 
tecto utramque complems est. Antiquissimum monumentum est. 



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16 

Arbeiter, ber bie iljm fcorliegenben, un$ tcilioeife verlorenen 
Quellen treu benufcte. 3Me Angriffe, meiere aon bent 
Ärdjtorat SBilmanS auf ©djatenS ©laubtoürbigfeit gemalt 
ttmrben, finb feiner geit öon ®iefer$ unb bem ©rafen 
«ffeburg glänjenb toiberlegt. Der ©d&atenfäe SJerid&t 
ftfifct ftd) bai>er fieser auf iljm uorliegenbe 5Rad)ri<J)ten unb 
muß al$ glaubtoürbig betrautet toerben, jumal er ber £>aupt' 
fad>e nadj mit ber älteren vita Meinverci übereinftimmt 
unb ben 33eridf)t ©obeltn $ßerfon$ ergänjt. ffiic ©diäten 
l>aben benn aud) oljne Ausnahme alle ©efd)idf)tfdt)reiber 
unferer engeren £eimat an bem Jjfortbeftanbe ber ©erolb» 
fd&en ftapede unb iljrer Sage t>or ber SBartljolomäuSfapelle 
feftgeljalten, fo SBeffen (®efd&. ^aberb. I. 55), ©ehrten 
(»rdjfo für @efd(). ffieftf. I. 113), ftr. öou JBrenfen («rdjio 
für ©efd). ffieftf. I. 50), »ranb (®efd). $aberborn$. 1846 
©. 17) unb befonberS ©ieferS; iljnen ftimmt ber burd) 
bie fäarfe ffritil ber Quellen befannte SRettberg (£. @. 
D. IL 442) bei. ttnfere Ijeimatlidjen ©efdjicfctfdjreiber 
beflagen mit berebten ©orten bte SBernadjläffigung be$ 
33aue$ unb fetyen in iljm bie einzigen etywürbigen 33au- 
refte im gangen ?ßaberborner Sanbe au« ber Qtit Äarls 
be$ ©rofeen. SWit befonberer ©dfcärfe fyat ©teferS (Drei 
merfwürbige ÄapeUen SBeftf. ©. 6.) ben ©erolbfdjen 
Styarafter ber ffapeUe gegen Sübfe oerteibigt, inbem er au« 
bem 33ertd)te ber Vita Meinverci Ijer&orljebt, contiguus, Don 
contingere gebilbet, Ijeifce berüljrenb, bei ©ebäuben in ein« 
anber gefjenb, unb bie ©erolbsfapelle muffe an Der SEBcft= 
feite ber SBart^oIomäuöfa^eHe gelegen unb ben (gingang }u 
biefer gebilbet l>aben, ba biefe an ben brei anbern Seiten 
abgefdjloffen unb o^ne ©ingang fei. SBoIjl Ijeifjt contiguus 
bei ©ebäuben audf) benachbart, aber bei ber angegebenen 
SBefdjaffenljeit ber 33artljolomäu$fapefle ift bie ©ieferfd&e 
Äuffaffung öon ineinanbergeljenb too^l berechtigt. SBie mir 
fd&cint, laffen ftdj noci) folgenbe ©rünbe für bie SRid&tigfett 



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17 

ber befiänbtgen Überlieferung bejüglid) ber ©erolbsfapeüe 
beibringen. Da ©dfjaten 1672 ftarb, fo fann ber SBorbau 
im 16. unb 17. Qafyxf)., in ber 3eit *> cr SRenaiffance nid)t 
errietet fein, bmn ba$ mürbe ©djaten bei ber ©rünb* 
ttd&feit, mit ber er arbeitete, fid)er gewußt tjaben. Qn & cr 
3eit ber ©otif oom 13—15 Saljrl). fann ber JBau aber 
aud) niefct errietet fein, benn bie ©otif brüdte allen ityren 
fflauten einen fo beftimmten Q$araftev auf, unb jene Qtxt 
ljatte einen fo entwtdelten Äunftfinn, baß fie ein fo un* 
geglteberteS JBauwerf nid&t errichtete. Unb ans ber £eit 
hxti oor ber ®otif, au« ber lefeten #älfte beS 12. Qfa^., 
liegt ber 33eridf)t ber Vita Meinverci bejfiglid) ber S3ar* 
tljolomäuS' unb ©erolbsfapefle oor. ©leidjjetttg mit ber 
jierlidjen JBarttyolomäuSfapelle \)at man biefen ju ü)r ganj 
unb gar nidjt paffenben SSorbau fidler audf) nidf)t gebaut. 
Die Anficht oon einem ©orbau ftößt ba^er auf bie größten 
©djwierigfeiten bejttglid) ber ,3eit ber $}aut&, über beffen 
(Srridjtung fidf) nirgenbwo eine «nbeutung finbet. SBäre 
ferner ber SSau Dor bie SBart^olomäuöfapefle gebaut, fo 
ljätte man fogleidf) einen (gingang t>on ©eften, oon ber 
©trage Ijer, gebaut; ber jefcige ift fpäter gebrochen. Die 
Art ber ^erftellung biefeS (SringangeS au« ber ©erolbs* 
fapette in bie JBartljolomäuSfapene, ber (Einbau in ba$ 
©ewölbe, jeigt, baß bie @erolb$faj)elle bie ältere ift. (©ief)e 
bie \3ei4nung.) ©obann l)at bie ©erolbsfapefle etwa 5 3fuß 
biefe ®runbmauern unb ein feljr fefteS einfädle« Sonnen* 
gewölbe unb ift i>alb fo fyoti) wie bie SBartljolomäuSfapefle, 
beren SKauern nur 3 guß bief finb. Qu, meinem Qmdz 
follte man einen folgen SSorbau oon 28 ftuß Sänge unb 
ttxoa 9 Jjfuß Äteite toor einem fo jierlidjen ©äulenbau wie 
bie SBart^olomäuSfapefle errietet l>aben? ffieldjer JBifd&of 
unb welches Stapittl würbe wo^l einem foldtjen ungeglieberten 
93au oor bem l)öd)ft jierlid&en breifcfyiffigen #allenbau JU* 
geftimmt tyaben? ÜberbieS l>at bie ©erolbsfapelle in Sejug 
LVIII. 2. 2 



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18 

auf Anlage unb Ausführung be£ aBauertoerfe« $fynti$teü 
mit jenen Sauten, meiere au& bem 8. unb 9. Qa^. f)tx< 
rühren, j. 83. mit ber Ärijpta unter ber fttrdje auf bem 
<ßeter$berge bei Ofulba 1 ) unb ber (EmmeranSfrijpta in 
8?egen«burg 2 ) au« bem 8. iftaljrl)., mit ben Ärzten ber 
3Äid)ael3fapefle in gulba, ben ©entflben unter ber *Pfarr« 
firdje in 3Ref$ebe unb ber JTr^pta unter ber Subgeriftrcfce 
in ©erben au« bem 9. 3fat>r(j.; |e* ftnb biefe, feite, un* 
geglteberte ©runbmauem mit einfachen Tonnengewölben 
mie jjier bei ber ©erolbÄiapefle, bie ältefte unb erfte gönn 
ber ©emölbe. s ) ferner brachte man bei ben ftirdjenbauteit 
im 11. Qaffxf). gern e * ncn Vorbau an, auf beffen ödten 
ftdj bei größern JHrd&en ;. 93. bei Der Äbbing^offirc^e in 
«ßaberborn, bie Iljfirme erhoben, Sflbte i. b. a. ©erfe 
erjäfjlt, bafc man in bem naljen Äoroet einen altem öau 
al« S3orl>afle jur neuen Äircfce benufete, unb nadf) £>o$rae 
(©efdf). ber beutfdf). »auf. fflerlin 1887 <S. 22) unb nac$ 
Dtte (#anb6ud) ber Äunftard&äologie 1868. ©. 294) Ijaben 
bie Kapitale ber Sartljolomäuöfapelle SÜjnltd&fett mit benen 
in Aorüei/ fo baß ben Sauleuten ber ©att^olomäuSfapelle 
Äoroet al$ SÄufter oorfätoebte. Da« roeift aud) lieber 
barauf tyn, baß man mie in fforöei fo audj Ijier in <ßaber* 
born einen altern »au, nftmltd) bie ©erolbÄtapelle, jum 
83orbau für bie SBartyolomäuSfapelle machte. SReben ber 
JBartJjolomäuStapette unb bem Dome Ijatte bie ©erolb$* 



') Dtte, ©ff*, b. romamföen Saufunft in 3)eutfölanb. ©. 58. 

*) ffiömiföe jQuartal.<5<$rift. 1895. 

') Sei Gelegenheit ber Sfodfteüung t % 1899 oeranta&te i$ ben in 
weiten Greifen aU Äunffcfenner befannten 2)omrajntuIar €><$nütgen au* 
Äöln fH bie beiben JtapeHen an^ufe^en; nadj einge&enber Sefi<$tiguiig 
fpra<$ audj er fidj baljin au*, ba§ ber oorbere Sau nad) feinen Sau* 
formen ber tarolingifdjen 3«it angehöre unb mit ber anliegenben jüngeren, 
nadj iljren Sauformen ber erften £älfte be* 11. 3<*!)rf). angeljörigen Äa- 
pelle bur<$ bie in ba« ©ewölbe eingebrochene $$ür oeriunben fei. 



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i 19 

fapefle feinen Qmd meljr; abbrechen tljat man fic wegen 
iljre« SUter« unb iljre« Urfprunge« nid)t gerne; al« ein 
langes fdjmale« Tonnengewölbe &on Sorben nac$ ©üben 
geftredt, eignete fie fid) oortrefflid) ju einer äJorfyafle für 
bie t>on Sßeften nad) Dften gelegene tfapefle; iljre Senufcung 
ju biefem Qtvedt lag bat>er feljr natye. SBie bie ©erolb«* 
fapeUe urfprünglid) bei i^rem SBaut unb fpäter bei bem 
Umbau befdjaffen war, ob ba«, wa« jefct nod) erhalten ift, 
Dielleidjt nur ein Seil ber @erolb«fapeHe ift unb ob biefe 
üteDetdjt an ein anbereS ©ebäube anqthant war, läjjt 
fid) nidjt mefjr ausmachen. SWad) ©obelin Sßerfon (Gosmod. 
VI. 52) war bie ©erolbsfapefle bereit« ju SWeinwerf« 
3eiten in einem üerfaßenen ^uftanbe unb würbe öon biefem 
bei bem Anbau ber Jöartyolomäuöfapelle wiebertyergefteHt. l ) 
ffiie bie SSerbinbung ber beiben Äapellen im einjelnen Ijer* 
geftellt würbe, ift nid)t mefyr ftdjer ju erfe^en, ba aud) bie 
SBartljolomäuSfapetle an ber JBeftfeite SSeränberungen unter* 
lag unb ber $wifd)enraum nachträglich aufgefüllt würbe. 
3febenfafl$ würbe in bie SKitte ber Oftfeite ber ©erolbS* 
fapefle, bie ifyren ©ingang an ber SWorbfeite Ijatte, eine 
£l)üre gebrochen, um in bie 93artl)olomäu$fapeIle ju ge- 
langen. Hl« im 13. 3at)rf). bie gürftbifdjöfe iljre {Reftbenj 
nad) yitufyanZ »erlegten, würbe bie SBarttyolomäuSfapefle 
wenig benufct unb i. $. 1604 unter bem gürftbtfdbofe 
Ütycobor beu Qcfuiten überwtefen, welche, wie ©ehrten 
(«rd)it> für @efd>. SB. I. 114) fdjön fagt, „e$ für jwecl* 
mäßig gelten, wenigften« einmal im ftaljre ber Qfugenb 
ba« unter iljren ©djufc geftellte Heiligtum ju öffnen, um 
Ujre reinen ©eelen aud) jum SWadjbenfen über ba« Altertum 



l ) Cosm. VI. 52. Meinvercus quandam capellam prope maiorem 
ecclesiam Paderbornensem, quondam per Geroldum consanguineum 
et signiferum Karoli Magni per Graecos operarios construciam in honore 
B. M. desolatam reformavit et eam in honore S. Bartholomaei 
consecravit. 



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20 % 

empfängltd) ju machen. M ffiie wir au« ©treiben ber 
ftefutten an ben $ürftbifd)of unb ba« Äapttel fef>en, mar 
unmittelbar an bic SRorbfcitc ber @erolb*tapeffe cm $au* 
gebaut meld&e« ber ©eiljbtfdjof unb ©eneraftritar fßelfmg 
(1620—1642) betonte, „ber bebeutenbjte unter ben ©ety 
bifdjöfen be« ^o^ftifte«"; fpäter bewohnte e* ber Dom* 
fynbtfu*. 1 ) *ud) über ber ©erolbstapette unb bor ber 
SJartJjolomäuSfapefle maren 3tmmer unb an ber ©fibfeite 
ber ©erolbsfapette ein $au$ gebaut unb mit ber Bar* 
UjolomäuStapeüe unter ein Dad) gebraut, ©eil ber <Rn* 
gang an ber SRorbfeite Derfd&loffen ober erfdfjmert mar, fo 
mürbe nun an ber ffiejtfette quer burd) bie ©erolbSfapcOe 
ber nod) jefct benufcte (Eingang gebrochen, beffen Seiten in 
ber ®erolb«fapefle vermauert mürben. 9tod& Aufhebung 
be$ 3efuttenorben£ fielen {Bartholomäus* unb ©erolb* 
fapefle an ben btfdjöfltdjen ©tuljl jurüd, ber fte ben §urü* 
gebliebenen ^efuiten famt ben unter bemfelben 3)a$e be» 
ftnfolid^en Räumen überlieg. 91$ balb barauf ba« König« 
retd) ffieftfalen unter $terontjmu$ errietet mürbe, befam 
bie ©enbarmerte bie SBoljnräume über unb neben ber 
©erotbsfapefle angemiefen; bie Äapeffe f eiber mürbe t>on 
ben ©enbarmen jum ©tafle für tyre $ferbe benufct, audj 
ein fpred&enber SBemeiS Der franjöftf#en ^ming^errföaft!^ 
HU bie preufjtfdje {Regierung nad) bem ©iener trieben 
ba$ $o$ftift in JBeftfc nafyn, mürben bie beiben Kapellen nebft 
ben anliegenben ffioljnungen als frühere« SBeftfctum ber 
Qefuiten bon ber {Regierung als ju bem au& bem ©er* 
mögen ber ftefutten gebtlbeten ©tubtenfonb* gehörig in 
Seftfc genommen. Die ©erolbÄfapefle unb bie anftofcenbcn 
ffio^nräume mürben 1818 an ben SKetftbtetenben, ©djfoffer 

l ) «rc$U> M tntettumtoerein«. (Sob. 169. Cfrett, bie 2B&ei$Kf<$cfe 
$abetforn«. ®. 75, 102. 

*) Kredit) be« TOertumtoetein*. Acta 40. Hctett M fcomtopütl* 
über bie QerolbfttopeUe. «n$fo für ©efdj. 8Befa>$. 1825. 6. 54, 114. 



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21 

Äird&meier, berfauft, bon bem ftc balb barauf an ben 
SdjieferbedEer Sangen übergingen; bie SRäume ber ©erolbs* 
fopeDe ju beiben ©eiten be8 (Eingangs würben als Äüdje 
unb Äefler benufct unb mit genfiern berfeljen; im nörblid&en 
Seile würbe ba$ ©ewölbe eingeriffen unb am füblid&en 
ba$ alte fünfter ju einem (Eingange erweitert; bie Stor* 
tljolomäuäfapette würbe bon ben ©$ieferbe<fern benufct 
unb biente jur Aufbewahrung ber ©eräte ber Qfeuerweljr; 
ber ©oben ring« fjerum würbe faft bis ju ben Oftnft*™ 
aufgefdjüttet. Da* Domfapttel machte (1818) ein ©efud) 
an bie Regierung ju SKtnben, bie JBarttyoIomäuSfapeHe bem 
religiösen Qxotdt jurfid jugeben. Der um unfere heimatliche 
©efdjidjte fo Ijodj berbtente ßriminalbtrector ©etyrfcn ber* 
wanbte fid) i. Q. 1823 6ei ber Regierung in SKinben um 
(Erhaltung be* e^rwürbigen Dentmal«. Qm ftaljre 1825 
bewilligte enbltd) ftönig ftriebrid) SBityelm III. 300 £l>lr. 
jur flteftauration ber fflartijolomäuätapette. Der für Äunft 
unb ©efdjidjte fo febr begeifterte ffronprinj unb nachmalige 
Äönig grtebrid) SBityelm IV., ber $aberborn wtebertyolt 
befugte, verweilte 1833 t>ter 3 läge unb befalj pdf) mit 
ftd^tbarem Qntereffe bie beiben eljrwfirbigen SBaubenhnäler. 
Die für bie heimatliche ©efdjtd&te unb ftunft überaus 
tätigen ©gmnaftafleljrer ©iefer* unb SBranb bemühten ftc^ 
feljr für bie (Spaltung ber beiben benfwürbigen Äapetten, 
erfterer bei bem Domfajntel, lefcterer bei ber {Regierung in 
SWinben. Der Dombedjant unb Jfajritularbifar JBoctamp 
bat 1856 bie ßönigl. Regierung um Überlaffung ber fflar* 
tl)olomäu*fapeÜe. $m folgenben Qfaljre würbe biefer Sitte 
unter ber Sebingung entforod&en, bafc baS Domfapitel für 
bie (Erhaltung ber ßapette forge; i. #. 1883 gab flaifcr 
©il^elm I. feine .gufKmmung, ba§ bie ßapefle im ©runb* 
bud&e auf baS DomtajHtel übertragen würbe. Damit bie 
SartyotomäuSfapefle ungeftört jum ©otteSbienfte berwanbt 
würbe, fo mietete junäd&ft ba* Domfapitel bie ©erolbSfapeDe 



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22 

unb bie neben unb über iljr errichteten ©ebäube uon bem 
Unternehmer SBeberungen in Setmatlje, in beffen SBcflft fie 
übergegangen waren, unb faufte fie 1884 mit ftaailid>eT 
®enel)migung für 10,500 3tt. 5Dic ffioljnräume »urben 
anfangt vermietet unb 1896 jur ootten ftreileflung ber 
®erolb«fa|>efle abgebrodjen; bicfc ttmrbe bann burd) ein 
einfad&e« $ultba$ mit ber 8}art$olomäu*tat>efle Derbunbcn, 
bie ber taufmänniföen Kongregation jur «bljaliung bed 
®otte$bienfte* eingeräumt toorben ift. 

©o f)at bie ©erolbsfapeüe, öon meld^er jefct nur no<$ 
ein geringer SCeil befielt, im Saufe oon 11 3fa(jrl)unberten 
mannigfache ©efdjicfe erfahren unb ift nad& ben Scripten 
unb ber Änftdjt unferer heimatlichen ©efdjtcfctfdjretber in 
unferem fianbe ba$ ältefte d^rtftltd^c fflautoerf, tum einem 
ber <ßalabine unfere* erften beutfd&en JJaiferS au« Siebe 
ju unfern SSorfa^ren errietet, um itynen bie Segnungen 
be$ ffii>riftentum$ jujmoenben. ©erolb« «nbenfen ift ba^er 
aud& in $aberborn ftets (jodjgetjalten tuorben. 9Böge ba£ 
Ijod&roürbtge ©omfapitel bie nötigen SWittel ftnben, um biefe 
ältefte ©tätte djrtftlidjer ©otte*öereljrung im «ßaberbornet 
fianbe, bie je|t öbe unb öerlaffen bafte^t, nadf) bem SSorbübc 
be$ lunftpmtigen SBifd^ofd ÜWehwert nrieber in einen mfir 
bigen «Suftanb ju öerfefcen unb ju einem entfpredjenben 
Vorbau ber fflartljolomäuäfapeüe ju machen, bie eine 
ma^re ^Jerle früljromanifd&er SBaufunft ift! 9tad) 2Rit* 
teilungen beS $. SßfarrerS in 8iei$enau ift ©erolb* ©rab 
jüngft geöffnet toorben; ba$ barin befmbfidjc ©telett mifjt 
2,10 m. (7 bab. Qfufe); als V&apptn befinbet fid& auf bem 
©enftnal ein Söroe unb ein ftagbljorn. (Sine SSere^rung 
©erolbs finbet feit Aufhebung be* Älofter* (1803) bort 
nidf)t meljr ftatt. 



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n. 

Untetfud)ungen über ba& Utfunbetttoefen 
ber SBtfc^öfe Don Stuben 

im XIIL 3afyrf}un&ert 

(1206—1293). 



8on 
Dr. phil. Jx. ttetke«. 



*>«»-* a*€3)ft -i~"+ 



ghtfettmtö. 1 ) 

©eitbem öon ©idel unb feine SDWtotbeiter begonnen 
l)aben, burd) Unterfud&ungen ber ßaifer* unb #önig$*Ur* 
funben auf bem SBege ber ©d&riftterflleidjung neben Auf* 
fdjlüffen über <£d)tyeit ober Une^t^eit aud) fold>e über bie 



*) Metft nur mit bem Spanien bcr S3crfaffer citiert jtnb folgenbe 
Sudler: 33refelau, £anbbud& ber Urfunbenle$re; 93b. I. Seidig 1889. 
o. 33ud>w;alb, 33ifäof3« unb gürftenurhmben; SRoftocf 1882. Eubel, 
Hierarchia catholica; Münfter 1897. gtefer, 23eiträge$ur Urfunben« 
leljre; 2 8be. 3nn*bru<f 1877/78. ©rote, Stammtafeln; Seidig 1877. 
©rotefenb, Scitredmung beö beutfdjen Mittelalter« k.; 2 »be. ^annooer 
1891/98. ©rotefenb, $afd>enbud) ber 3eitre<$nung; ^amtooer unb 
Seidig 1898. #einemann, Beiträge gur 2)tylomatif ber älteren 3Bi» 
fe$ofe oon £Ube*Ijeim (1130—1246); SWarburg 1895. fcinfd&tu«, 
Äir^enredjt ber äatljolifea unb ^roteftanten; Berlin 1879 ff. o. ^Aben- 
berg, Galenberger Urfunbenbud&j tlbtlj. I, III, V— IX, £annoöer 1855/58. 
ö. §obenberg, £oner Urfunbenbu<$ ; Hbtlj. I— VIII, £annoöer 1855/56. 
D. ^obenberg, Urfunbenbu^ be3 älofter* Marienrobe (Bbtlj. IV bed 
Gal. XL 8., $eft IV be« XL ». beS Ijtftonföen herein« für 9Keberfae$fen) 
^annooer 1859. $ooge»eg, 2)ie Urfunben be* ©iÄtljum« Minben 
(SBeftfäl. U. ». VI) Stünfter 1898. Meinarbu*, Urfunbenbu($ be* ©tifte« 
unb ber Stabt Hameln; $annot>er 1887. äe$r, Urfunbcnbudj befi $o$ftift* 



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24 

Äanjlet unb tljre Beamten ju erhalten, Ijat eine ! leine Bn 
jaljl öon 3forfd>ern biefe SRettjobe aud) auf bem ©ebiete 
ber $rit>a!«Urfunben jur Änwenbung ju bringen »erfud)t 
Unb nidjt oljne (Erfolg. 3freilid> liegt uns in ben sßrtbat* 
Urfunben ein bei weitem nidjt fo baS Qfntereffe Aller toafy 
rufenbes Sßaterial oor, wie bei ben ans ber faiferlidjen 
ober föniglidjen Äanjlei ftammenben Urfunben, bo$ fyü 
aud) bie Unterfudjung einer jeitlidj unb örtlid^ eingefcfjränften 
©ruppe oon *ßrtoat*Urfunben tljre Berechtigung, wie bteS 
Äeljr in treffenben ©orten auSgefprodjen Ijat: „^itbem (bie 
SMplomatif) bie (Entfieljung einer jeben einjetnen Urfunbe 
bis in tyre erften Anfänge jurüifoerfolgt, ermittelt fie eine 
güfle öon Detail, baS im ©injelnen trielfad) wertlos ober 
bod) feljr unbebeutenb, in ber (Sefamtljeit aber bod> niefct 
oljne SBert unb JBebeutung ift." 1 ) Unb fo mögen au$ bie 
Gxgebniffe ber oorliegenben Arbeit früher ober fpätcr unter 
einer berufenen Äraft als ein ©auftein beim umfaffenben 
JBau ber „ße^re ber beutfdjen sßrioafcUrfunbe 11 85cr= 
wenbung finben. — 

Stteine Hauptaufgabe war bie palaeograpl>tfd)e Unter= 
fud&ung über bie etwaige fanjleimäfjige ^erfteflung ber 
Urfunben. DeSfjalb ift baS XIII. $al)rl)unbert gewählt 
worben in 4>inftd)t auf bie bereit« große Änjaljl ber in 
feinem SSerlauf ausgepeilten unb uns überlieferten Urfunben. 
SBiS jum 3fal)re 1206 Ciegen nur oereingelte Originalen« 
fertigungen oor. Der lob JBtfdjof SBolquinS (12y3) bilbet 
infofern einen paffenben Slbfdjlufc, als balb barauf (j. X. 
fdjon unter feinem (EpiScopat) bie uniforme ©djrei&art ber 



SRerfeburg; Seil I, £afle 1899. Änlpping, Beiträge gnr JDipIomoti! 
ber Kölner (£rabtfd)öfe be* XII. Sdjrljunbertö; 2>iff- *onn f 1889. $offe, 
$te 8f^re oon ben Sßriöaturfunben ; 8etpjig. 1887. 3He2ßeftfältjd)en 
(Siegel be$ Mittelalter^ ; 2. £eft. herausgegeben oon Sumbült; 
fünfter 1885. 

') £e$r, (Einleitung p. LIV. 



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25 

Urfunbenfdjretber immer meljr bcn ©ieg über einen inbu 
Dtbuellen ©d)retbbuctu8 bdbonträgt. 

Daö Sßaterial lag bereite im tuefentlid&en geflutet tor in 
ben „Urtunben be$ SBiStfjumS SRinben Dom Qfaljre 1201— 
1300/' bearbeitet üon Dr. #oogetpeg, SJanb VI be* tueft* 
fälifiert UrtunbenbudjeS, ÜKttnfter 1898. *) „SWad&trftge unb 
Söertdjtigungen" ju biefem ffierte gebe id) im 3lnf)ang. 

Die JDriginalurfunben fjabe id) mit bereittoitligft er* 
teilter (Erlaubnis benufcen bürfen in ben ©taatSardjtoen ju 
SKfinfter, £>annot>er, Düffelborf unb SKarburg, im ©tabt* 
ardjto ju $annoüer, im Domard)to ju DSnabrttd, im 
ftlofterardjfo Soccum unb im ©tift$ard)to Dbernfirdjen. 
(Schriftliche HuSfunft erteilten gütigft baS föeidjSardjto ju 
Äopenljagen unb ba« ©tabtard>to ju ®o$lar. 

Den «rd)to*a$orftänben unb ^Beamten, bie mid) }. SC. 
in nid&t unbebeutenbem SWafje in meiner Arbeit unterftüfcten, 
fprecfce id) meinen aufnötigen Dan! anä, befouberS $errn 
«rdjtobirector «rdjtorat Dr. SßljtliWi in STOünfter, burd) 
beffen gütige Vermittlung mir bie Sßöglidjfeit gegeben war, 
einen Seil ber Urtunben au« bem bortigen Staatsarchiv 
im „©eminar für Ijtftorifdje #ttlf$ttriffenfd)aften ,l ju SBar* 
bürg unter Äufftdjt meine« toereljrten fieljrerö, be$ #errn 
*ßrof. Dr. SBranbi benufcen ju bürfen. 

I. % dt. 
Die bifdjöfHdjen Urknnien nni tljre (Empfänger. 

§ 1. Seftanb unb Überlieferung. 

$>le Urfunben, bie tum äRhtbener 33if($of en jtrrtfd&en ben Sauren 
1206 unb 1293 auägefteüt unb un§ überliefert ftnb, belaufen ftdj 
auf 492* darunter befmben fid& 3 Salbungen* *) äton ben übrig* 
bleibenben 489 ftnb 341 als Dvigtnak2lu3fertigungen, 148 nur als 



l ) citiert: £g. 
■) ocrgl. Slrtljang. 



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26 

Gopten, mdft bed 16« 3a$r$imbert3 ermatten, Huf Me etnjefaen 
Sifdtffe oertetten fte P* folgenbermafcen: 

$einri$ (1206—1209) 3 Ortg. 1 6op. im (Sana« 3 
ftomttb (1209—1236) 63 „ 30 M „ n 93 
ffiiifctat (1236-1242) 13 „ 3 „ „ »16 
3o&arat (1242—1253) 56 „ 18 „ „ »74 
SBtbeftnb (1253-1261) 40 „ 14 „ „ „ 54 
Äono (1261-1266) 23 „ 10 „ „ »33 
Otto (1266-1275) 37 „ 29 „ „ „66 
©olqutn (1275-1293) 105 „ 43 „ „ „ 148 
(«olqutn electus 1266) 1 „ „ 1 

$htdutreten nod& einige $SIIe me$rfadjer Ausfertigung 'einer 
Urfunbe, fo unter 33tfc^of Äonrab unb 33ifc^of 3o$aim je atoetmal, 
unter Otto einmal unb unter SBolqutn elfmaL Sfo&erbem liegt eine 
Urfunbe be8 legten ©ifd&of« (£g. 1096) ht 3 Syempforen oor, f* 
bafe mir e3 im ®ait|en mit 359 Urfdjriften )u t$un (oben. 

m$t benufct mürben jur Arbeit bie Gopten £g. 57, 141, 347, 
486, 539, 544, 623, 834, 844, 893, 896, 908, 911, 913, 983a, 
1005, 1027, 1036, 1038a, 1150, 1198 (im Oonaen 21), unb bie 
Originale 84, 217 a, 374, 398, 540, 883, 907, 973, 1032, 1041, 
1155, 1222, 1231, 1279, 1438 b, 1439, ferner bie hn $ri»ofc 
befifc be3 äfretyerm oon bev $orft in $ottmtnfeI befinbttc^en £g- 196, 
261, 292, 388, 602, 1277, 1373, 1379, 1405,?beren Unterfud&ung 
mir nid&t geftottet mürbe, unb foboimtfg. 1030 a, 1039, 1276 unb 
650, oon benen mir oud& ber £egt nid&t aur Verfügung ftonb (im 
@an*en 29). £3 fmb bemnad) im ©anaen 330 Originale unb 123 
Urfunben^bfd&rtften oerroertet morben. 

gfacftmUia SWinbener Urfunben ftnben fid& in Breuer, ®efd&te<$t3s 
£tftorte ber Ferren oon SRündtöaufen (©öttingen 1740), oon £g. 
310, 322, 391, 394, 424, 446, 452 unb oon $0» 832 in 
SDteinarbuS, U. 8. oon Hameln. 

Über ben jefclgen 8fofbema$rung8ort ber Originale giebt folgenbe 
Zab&t SluSfunft: 

ÄgL ®taat3ard&io au fünfter 127, 

„ „ „ ^onnooer 114, 

„ „ „ Harburg 3, 



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27 



Äßl. ©taotäardjto au SDüffelborf 


2, 


JRricbSardjto ju ftopetu)agen 


1, 


Sotnatdrfo „ DSnabrücf 


1, 


„ „ SWevfeburg 


2, 


Älofterardjto „ fioccum 


64, 


©ttftSart&fo „ Dbemfird&en 


14, 


$ouarinfel, qSvtoatbeftfc 


9, 


©tabtarcbjo ju $annooer 


3, 


„ „ Hameln 


1. 


„ „ ©oSlar 


2, 


@eb>lmeS ©taai§«r<$to ju Serlin 


1, 


ÄgL ©taatäardbfo au SRagbeburg 


3, 


gürjW. Strato ju $ehnolb 


1, 


„ „ „ Sücfcburg 


1, 


SRaiSardjto ju ©tenbal 


1, 


Äoptteläordbto au Dlmüfc 


1, 


Slofterarcbio SBienljmifen 


1, 


5lf*becf 


1, 


©ttftSardjt» fiemgo 


1, 


a3atlfaiu=2Ir*io au 9tom 


1, 



§ 2« $te (Smpfänger. 

$)ie Empfänger bev bifdjoflid&en Urfunben finb in crftcr ßinie 
bfe geiftli tyri 3nftitute innerhalb ber ättinbener $)iöcefe; über bie 
Verteilung bcr tm 2M§tum gebliebenen Urfunben mag folgenbe gib 
fammenftettung orientieren: 
Selben, (Sotroent 1, 

„ Slrd&tbtaconat 1, 
29arfing$aufen, KL Orb, ©t. Äug. 4, 
33ifd>opperobe, KL. Orb. Gift 1 (fett 1230 in «Rinteln), 
»urlage, KL Orb, St SBen* 3, 
ftifd&bed, ÄL Orb. ©t. öeiu 1, 
Hameln, £ofpltal a, b. SBeferbrüdfe 1, 

©tift ®t. «onifacii 6, 
£amuH>er, #ofpital ©t. Spiritus 3, 



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28 



$e$len, Ätrt&e 2, 
$ofefoe, ftrcutfapcHe 2, 
$ol|$aufen, Äird&c 1, 
8a$be, £t Orb. St S)om. 19, 
ßeocrn, ÄL Orb. <£tft 55, 
fioccum, ÄL Orb. Gift 61, 
ßübbecfc, Ätrd&e 1, 
äWaricnfee, ÄL Orb. ©tft 16, 
aWarlcmpcrbcr, Orb. ©ift «L 6, 
3Htobcn, bte @eiftÖ*cn bev fctöccfc 2, 

n h n n ©tobt 1, 

„ 3)omgI5cfner 1, 
„ $)omf$oiafter 1, 
„ ©frorbiftfof 1, 
„ d£rbtamtnereramt 1, 
„ ©omfapttel 34, 
„ ^ofpttal 1, 
„ ©tift 6t 3lo&<mn 6, 
w „ ©t SWarla 3, 

„ ©t SRarttn 19, 
„ „ ®t SDtoria 21, 

3Köacnbecf, ÄL Orb- ©t »en. 6, 
SGemtborf, ÄL Orb. ©t »en. 23, 
Obernflrc&en, ftt Orb. ©t »en. 15, 
Sttttteln, Ätrd&c 1, 

„ XL Orb. ©fr 3, 
©d&hma, JH. Orb. ©t Sen. 17, 
»orn^agcn, ÄL Orb. Gift 1 (feit 1215 In 2Raricnfec), 
SBalörobe, fttrd&e 1, 

„ ftt Orb. ©t »en. 10, 

SBennigfen, ftt Orb. ©t Bug. 17, 
2Btebenfa&l, fttrd&c 1, 

SQBunflorf, JK. Orb. ©t »en. 9; hn ®anaen 379 Urfunben. 
9tod> bcr $iocefe $Ube8I)eim fmb 20, na* bcr Grabtöcefe Stbln 
5, ebcnfooicl nad^ bcr 3)töccfe £alberftabt, otcr nacfc äRünßer unb 
bvei Urfunben na* gtaberborn beftimmt gcwefcn; auf anberc Jttöcefcn 
seriellen fi$ 12 Urfunben. 



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29 



%t ehtjelnc gterfonen ftnb 40 Urfunben gertd&tet, barunter eine 
an ben gtopft. 17 Urfunben finb für ©tobte beftimmt, baoon 13 an 
bte ©tobt SRtnben. 

SBct ben oter Urfunben £g. 53, 489, 564, 1039 fann oon 
einem (Empfänger ni^t gcfprocfcen werben, 1 ) 

IL feit 

Das Suf ere 6er Urfunben. 

ftityttel I. 
Sdjriftyröuenienj. 

Die Sd&rtftprooeniena, bte hn folgenben für bie erhaltenen Ort* 
ginale nacfcgemiefen werben foK, teilt bie Urfunben in brei ©nippen: 

1. Urfunben, bie bürg bie «uSfteOer&anb fcrgefkOt ftnb; 

2. Urfunben, beren Anfertigung burcfc ßmpfanger&anb gefielen 
ift, mö> 

3. Urfunben, beren £erftefler mit ©id&er&eit weber mit bem 
SluSftetter, notf mit bem Empfänger au inbentiftjieren ift, alfo: Ur* 
funben unbefthnmbarer ^anb.*) 



*) £g. 53: »ertrag gwiföen ben SHfd&öfen oon SRünfter, Dfaabrütf, 
9DHnben unb Jßaberbom wegen SBeljanblung <5icommumderter. $g. 489: 
Vertrag ber 93ifd&öfe oon SRinbeu unb Oönabrüd über ba* ©dfjlofj bei 
SKari. £g. 564: S3ifd>of Sodann ftiftct feine SRemorie im 25om. £g. 1039: 
SWebrere 9if$ofe, barunter Otto oon 5Rinben, befd&wören faiferlidje* 
$rioiIeg für ben Sßapft 

•) «fteinemann fa&t auf ©eite 43 feiner Slrbeit biejenigen Urfunben, 
„bte bei ber grapbifd&en Unterfudfjung in feiner ber oorljer befproc§enen 
©nippen, weber oon (Empfänger* nodfj oon SiuflfteHerbanb, untergebracht 
werben formen" unter bem Flamen „Urfunben unbefannter t£anb" flu- 
fammen. 33refclau wie* föou oor «freinemann in beu „gorfd&ungen $ur 
beutfdfjeu ©ef^i^te 1 ' 33b. XXVI p. 51 Hnm. 2 biefe SBejeid&nung, bie 
befonberä oon Sud&walb in ber Einleitung gu feinen „©iföofl- unb 
gürftenurfunben" bebanbelt, aU jioeibeutig gurücf, „ba fte an ftdfj 
unflar lägt, ob eine £anbfdjrift oon unferm beutigen biplttnatifd^en ober 
oom forenfifd&en ©tanbpunft ber KudfteÜung^eit aU befannt ober al0 
unbefannt bejeid&net »erben foH." 3m lederen SaHe würbe „befannte 
$ant>" footel bebeuten, wie gur „Äudftettungfyeit allgemein anerfannt". 



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80 

§ 1. 8tfdj9fttdje Sdjmierijfiiibe. 

Die erfien SKerfmale für bic Sßunbierung ber Ur= 
funben burd) bifdjöflidje ©djreiber finben fid) unter SHfdjof 
tfonrab (1209—1236). Die Urfunben #g. 63 für ÄL 
SWarienfee (2 ©f.), 72 unb 149 ftti «1. fioecum, 87 für 
©t. üHartin*3Rinben, 91 für AI. SWariennjerber, 100, 102 
(®j. A.), 103 unb 114 für Sil SRennborf, 138 für Dom* 
öicar JBertram uon D«nabrfi<l, 142 für Domtapitel üRinben 
unb 150 für AI. ©d)inna finb oon bemfelben ©djreiber 
munbiert tuorben. (Sr erfdjeint in ben 3eugenreil)en öon 
$g. 72, 87, 91, 100 unb 114 als Adam istius pagine 
scriptor, in $g. 102 (<Ef «) unb 103 an oorlefcter ©teile 
als Adam scriptor üor einem Saien. (S$ tann feinem 
ßfceifel unterliegen, baf$ biefer Adam scriptor refp. Adam 
istius pagine scriptor ibentifd) ift mit bem ©djreiber ber 
oben genannten Urfunben, bie biefelbe ©djrift aufmeifen, 
jumal fein SWame in feiner Urfunbe genannt mirb, bie 
nidjt biefelbe ©djrift wie bie in ben erwähn! en Originalen 
Dorfommenbe geigt. 1 ) 8ud) einige ntd)t bifdjöflidje Ur* 

3d) fjabe mtd) beÄljalb für ben terminus technicus „unbeftimmbar" ent« 
föieben, bei bem bie öon SJrefclau in betr. .unbefaunt" couftatierie 3mei« 
beutigfeit nic^t .eintreten fann, unb ber angeben foU, bafj üon unfenn 
heutigen (btylomatifdjen) (Stanbpunfte auä bie ©Treiber ber betr. 
Urfunben weber ber Empfänger-, not§ ber ÄudfteHerbonb mit @td>er* 
Ijett angetrieben werben fönnen, weil ifyre 6d>rift gan$ allein fteljt. unb 
weil infolgebeffen ein Sfcefultat wegen SRangelä an 93ergleid)$matcrial 
ntc^t ju erreichen ift 

*) 3$ tann mid) nur öoflftänbig 23re&lau anfliegen, nadj beffen 
Aufißt ein in einer Urfunbe erwähnter scriptor audj wirfHd) ber Bein- 
fdjreiber ber betr. Urfunbe ift (cfr. p. 449 Kote 2, unb fpecieu* für ben 
SWinbener ©Treiber Äbam p. 456 5Rote 3), — im ©egenfafc $u giefer, 
ber unter scriptor gumeift ben (Eoncim'enten, nur auftnaljmäweife ben 
SReinfd&reiber berftcljt (II § 203). o. Stodjwalb geljt nodj einen (Sdjritt 
weiter, inbetn er hit Sbentität bed in einer Urfunbe genannten scriptor 
mit bem SReinfdjreiber ooWommen ablehnt, trofcbem er auf p. 398 eine 
ftudnaljme oon biefer üon ifjm öertretenen Siegel anführt. 8udj) Sßoffe fte^t 
in bem scribere immer baä Entwerfen, niemal« baä BRunbieren einer Urfunbe. 



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31 

funben Ijat er munbiert, nämltd) bie ber ffirmentrub Don 
©ee für Äl. SWarienfee Don ca 1215; 1 ) bic be$ ©rafen 
SBurdjarb Don Dlbenburg für AI. SWennborf, 2 ) unter beren 
3eugen ber ©treibet ebenfall« als Adam scriptor auf' 
geführt wirb; unb bie beS ©rafen Äonrab Don fiauenrobe 
Don ca 1225 für Sil ßoccum. 8 ) 

Die ©d>rift Don «baut ift eine letd&te, l)fibfd) Derjierte 
biplomatifdje SKinuSfel, bie burdj iljre djarafterifttfd>en 
formen leicht Don ben ©Triften anberer ©Treiber ju 
unterfdjeiben ift. ©ie Ijat große 8tynlid)feit mit ber in 
#g. 61 Dorltegenben, fo baß i$ geneigt bin anguneljmen, 
ber unbefannte unb fonft nidjt wieber tyerDortretenbe 
©Treiber Don $g. 61 fei ber Seljrer SlbamS gewefen. 4 ) 

Die Don biefem erften bifdjöflidjen ©d&retber gefdjrie* 
benen Urfunben bringen burcfc bie Ijäuftg Dorfommenbe 
Änwenbung oerlängerter 83ud)ftaben in ber erften Qtxlt, 
befonberS in ber QfnDocation, unb burd) bie Dielen jierlicfcen, 
großen SJudjftaben ben (Etnbrucf be« geierlidjen IjerDor. 
Äudj baS meift große govmat, bie faft immer mit JBlei 
ober fönte Dorgejogenen geilen, bie bis auf jwet 8u$* 
nahmen forgfam angegebene Datierung, alle« biefeä läßt 
erfennen, baß ber ©djreiber beftrebt war, eine fanjlei* 
mäßige ©leidjljeit unb bamit eine gewiffe ©djönljeit ju er* 
Sielen, bie nod) ert)öf}t wirb burd) ben mannigfaltigen 
Öformenreidjtum ber einjelnen SJudjftaben. 

«bamö Stljättgfeit erftreclt fidfo Don 1215 ©ept. 19 
bis 1225. Über feine fonftige Stellung ergiebt fid) folgenbeS. 



») Gal. U. $. V. 8. 

•) £oi)er U. 33. VI, 12. 

•) fcal. U. ». III, 50. 

*) Huf einen ttieHeidit Dorltegenben CHnflufj feiten« be3 ®djriftwefen$ 
ber faiferlid&en ober öäpftlid)en tfanjlei $offe id) in einer foäteren Arbeit 
3urü(ffonimen 311 tonnen. 



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32 

3fn $g. 72 fdjliefct bic 3*ugenreilje Adam istius pagine 
scriptor totumque Mindensis ecclesie capitulum. S)icfe 
©teflung beS ©djreiberS üor capitulum lönnte bie Set* 
mutung auffommen laffen, ba§ unfer Äbam ju bcn ÜKinbener 
Domherren gehört Ijabe. Die* märe bann gletdwettig ein 
JBeleg für bie JBetjauptung üon SJud)watbS, baß scriptor 
einen befonberen Slang im Äapitel bejeidjne. 1 ) Qittyn 
mir aber in ©etradft, baß Äbam in ben übrigen Urfunben, 
in benen er ermähnt wirb, jwifd)en ober nadj Saien fie^t, 
baß er femer in £>g. 87 auSbrücflidj unter laici genannt 
wirb, unb baß enbltd) in ber ßeit, n)0 ev auftritt, ein 
Domherr Hbam in ber faft tjottftänbig jufaramenfteflbaren 
fiijte ber Domherren nid>t nachweisbar ift, fo tft im §oI>en 
©rabe waljrfc&etntid), baß er als 2aie anjufpredjen ift. 
©eine Stellung in £g. 72 üor totumque etc. bleibt 
auffadenb genug, tonn jebo$ auf ein 33erfet)en berufen. 

2. (Sin ©Treiber, ber jum erften 2Bal wie Äbam baS 
bifdjöfücfce ©djreibwefen in fefte formen braute, tnu&te 
leicht Sinflug auf weitere ßreife gewinnen. (Ein ©cfcfiler 
öon il)m, ber unter feinem bireften (Einfluß geftanben Ijat, 
ift ber 9teinfd)rei6er ber Urfunben $g. 250 unb 256, 
beibe aus bem Qafyxt 1232. SWur fetjr wenige inbimbueHe 
Abweisungen fdjeiben feine ©djrift Don ber feines SeljrerS. 

3. Qtitlii) etwad früher, aber md)t audj ein ©djüler 
ÄbamS, .wirlte ein britter bifd&öflidjer ©djreiber, beffen 
SWame unbetannt ift. Qftm üerbanfen #g. 198 für JM. 
SJarftngljaufen unb #g. 218 für Sil Dbernfirdjen (beibe 
um 1229/30) i^re ®ntftef>ung. 5Die ©d)rift ift in berfetben 
jiertid&en SSetfe ausgeführt, wie bei ber burd) ©mpfängerljanb 
Ijergefteflten Sßarienfee Urfunben ($g. 66a ac, cfr. p. 39). 

4. Qux felben Qtit ungefähr begegnen wir einem werten 
Angehörigen ber bifdföflidjen ©djreibftube, beffen SC^ätig!eit 



') p. 155. 



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33 

unter JBifd&of Jtonrab nadjgettriefen ift au« ber ©d&rift* 
gleic&ljeit folflcnbcr 9 Urlunbcn: #g. 178, 179, 182, 191, 
192, 193 unb 231 für SU. Settern, $g. 216 für Stl 
©ennigfen unb #g. 219 für ©t. 2Kort5*$übeSi)etm. ©eit 
ber Huäfteflung ber legten Urlunbe (um 1230) üerfdjnrinbet 
er auf fieben 3faljre au« ber JÖffentlidjfett, munbiert aber 
in ben Sauren 1238 bis 1240 unter bem Sifdjof SBityetm 
nod) weitere üier Urlunben: #g. 315 unb 323 für Sil 
Sehern, $g. 320 für ©t. 2ßartin*2Kinben unb #g. 314 
für Äl. SKarienfee. 

5)er ©Treiber biefer bretje^n Urfunben, beren 8uS* 
fteflung jttrifäen 1228 «prü 22 unb 1240 fällt, nennt ftd) 
nur einmal aU fold&cr in #g. 182: Conradus scriptor 
clericus; er toirb gtüeifeHoS ibentifö fein mit bem in #9, 
193 genannten Conradus clericus. 1 ) ©eine ©djrift ift 
eine Heine fdjmudlofe 3ßhm*!el; eine foidje grfinblid&e 
©d&reibfdjufoorbübung »ie fein SSorgänger «bam ijat er 
augenfcfcetnlidj nid)t burd&gemadjt. SKit Conradus de 
Merla in $g. 270 ^at unfer Conradus scriptor nidjfcB 
gemein. 

fterftettung burd) btfdjöfttdje JBeamte ijat ferner ftatt* 
flefunben bei ben ©ruppen: 

5. $g. 340 für JH. SKarienfee (1240) unb #g. 349 
für ©raf $einrtd) öon ©a^n (1241 Oct. 16), unb 

6. #g. 373 für JH. SWarienfee (1242 Sttm>. 26) unb 
$g. 426 für JH. fiebern (1244 JDec 22). 

fflnx bie Annahme einer gemeinfamen ©d>ule für beibe 
©djreiber erflärt bie große Styntidtfeit beiber ©nippen. 
Qfft eine fotdje ©djute aber am btfdjöflidjen $ofe in SMtnben 
felbft ju fud&en, fo füljrt bie JSUbung Dieler Sucfcftaben — 



x ) Über feine fonfttgen Öebenöumftänbe ift nidf>t« befamtt; bie ÜRög- 
Bd^feit liegt aber nalje, bog er ibentifdj ift mit bem im $g. 398 (1243 
Suli 96 ©raf Otto Don 9tooen«berg für ©t. 3Korio»9JMnben) gewannten 
Conraaus, ber unter capellani nostri aufgellt »irb. 
LVI1I. 2. 3 



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34 

nidjt nur im Ductus, fonbern oudj in einjelnen 2Re* 
malen — auf «bam jurüd. «n bic getn^eit ber ©<$rctfu 
fünft SlbamS reicht freiließ bic ©d)rift biefer Hrfunben 
nidjt f)eran, jumal bei i^nen immer eine breitere 3r«ber 
öertoenbet ift, als bei ben burdj Äbam l>ergejtellten Urfunbcn. 

7. Äuöfteflerljanb weifen fobamt auf bie Urfunbcn $g. 
380 unb 438 für @t. 2flori5*2)Knben, #g. 399 für «L 
SWennborf unb $g. 488 für ©t. 3»artin*3Rinben. Da 
ftdj eine fe$r äljnttdje, faft biefelbc ©d)rift bei #g. 324 
(©t. 2flartin*2)Mnben für @t. 2flaria*2Ragbalena in 4)ilbe* 
§eim) ftnbet, barf gemifc bie Vermutung ausgebrochen 
werben, bafc ber ©djreiber ber juerft genannten öier Ur* 
funben im Sftartinftift burefc ben ©djreiber Don $9- 324 
bie ©djretbfunjt erlernt Ijat. Über feinen dornen ober 
feine ©tettung ift nidjtS ju ermitteln. 

8. Defto genauer fennen mir einen anbem Angehörigen 
beS ÜKartiniftifteS, ber in ben Qfaljren 1242 («ug. 24) bis 
1259 («ug. 23) nidjt Imeniger als 38 Urfunben für bie 
SHfäöfe 3fof)ann unb ©ibefinb munbiert Ijat. 3fn a^fitig* 
feit unb ©influft übertrifft er in ijoljem SKage feine SBor* 
ganger. SSon if)m rühren Ijer: 

für «1. Seöern $g. 376, 385, 411, 412, 413, 425, 

452, 512, 535, 569; 
SU. Soccum #g. 416, 417, 577; 

SKartenfee, #g. 372, 615, 703; 

©d>mna, #g. 424, 425, 614; 

Dbernfirdjen, #g. 420, 654; 

SKarientüerber, #g. 446, 521; 

SBunftorf, #g. 551; 

SRennborf, §g. 563, 720; 

ffiennigfen, #g. 633, 693; 

SBarfmgljaufen, #g. 683; 
„ SßatSrobe, #g. 688; 
®t. aWorii*a»inben, #g. 549, 560 ffij. A., 590; 



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35 

Dom SWinben, #g. 564; 

5Domfapttet, $g. 690; 

#ofpttal ©t. ©pirituS ju $annoöer, #g. 692; 

©raf ton ©Naumburg, #g. 410 j 1 ) 

{Ritter ^erbert Don 3RanbelSloi>, #g. 702. 
Äufjerbem Ijat bcrfclbc ©Treiber bie nid)t bifd)öftid)en 
Urfunben munbiert $9. 635 (1255 $ec. 22, ©raf Subolf 
öon #aüermunb für Sil ßoecum), $9. 651 (1257, Sil 
Siennborf ffir Sil Seüern) unb btc Urfunbc ber ©ebrüber 
öon So^c für Sil SSennigfen t>on 1265 «pril 25.2) 

3fn feiner biefer Urfunben toirb aflerbingS ber ©djreiber 
als fold^er mit SRomen unb JBeruf genannt, unb bod) fönnen 
mir Üjn erraten. SWur ber canonicus saneti Martini et 
plebanus de Dilingen, Subolf, fann ber Weinfd&reiber ber 
Urfunben fein. 

3um erften Ttal begegnet er uns unter ben oben* 
genannten Urfunben in ber äeugenreilje Don $g. 385 
(1243 ÜWärj 3) als Ludolfus plebanus de Dilinge unb 
erföeint unter biefem Stitel bis jum 7. 3fan. 1246 ($g. 452). 
SSon biefem .ßeitpunfte an ru^t feine ©$reibertl)ätigfeit 
bis 1249 ©ept. 25 (#g. 512); er wirb erft nrieber genannt 
in #g. 521 (1250 gebr. 14) unb jtoar Ludolfus nota- 
rius, saneti Martini canonicus. 8lS Stotar erfdjeint er 
aufcerbem in #g. 551 (1251 2Kai 11) unb in #g. 693 
(1258 SKärj 29). «IS canonicus beS 3RartinftifteS wirb 
er 1258 5Dec. 14 (#g. 703) jum legten 2ßal erwähnt. 
3toif$enburd) fü^rt er ben SEitel rector ecclesie in Dilingen 
1250 3>ec. 14 ($g. 535) unb 1252 äßai 23 ($g. 569). 
Stlö Ludolfus de Dilinge ot)ne eine SBemerfung über feinen 
©taub wirb er #g. 549 (1251 gebr. 15), #g. 560 (1252 
3fc:i. 10) unb #g. 577 (1252 $ec. 21), nur mit ber 33e* 

>) Sfodj ber ©d^rtftbefunb alfo Bcweifl bie ßdjtyeü biefer angezweifelten 
nrbutbi; cfr. «froogewega &nmertung 311 9h. 410. 
») (Sal U. ©. VII, 48 

3* 



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36 

jeidjnung canonicus sancti Martini #g. 654 (1256 Quni 29) 
aufgeführt. 1 ) 

3fn Gopten bifdjöflid&er Urfunbcn nrirb fiubolf brri* 
mal genannt: in #g. 390 (1243 Qfuni 12) al* Ludolphus 
scriptor, in $g. 528 (1250 2ßai 24) afe Ludolfus ca- 
pellanus episcopi et canonicus sancti Martini uttb in 
#g. 579 (1252 iDcc. 24) al« Ludolfus plebanus de 
Dilingen. 3 ) 

8udj in tlrfunben, bte aflerbmgs ebenfalls au& bet 
bifdjöfttdjen ©d&reibftube aber öon anberer $anb flammen, 
begegnet er unb jttar $g. 426 (1244 $ec. 22) cd» Lu- 
dolfus plebanus de Diligen, $g. 648 (1256 «prtl 1) als 
magister Ludolfus de Dilinge unb $g. 669 (1257 SKai 
29) ate Ludolfus de Dilingen notarius. 

SEBtc au& ber ©djrift ju erfennen, mar er aud> nidjt 
beteiligt bei ber föemfdjrift ber (melmetyr öon ber (Empfänger* 
Ijanb ^ergefteüten) btfdjöfltd&en Urlunben $g. 523 (1250 
2Kärj 13 für Stl Soccum), tt>o er als Ludolfus rector 
ecclesie in Dilingen, unb #g. 616 (1254 Qfuli 3 für 



l ) (Soenfo in ber au$ oon iljm fhrmmenben Urhmbe bc8 ©reifen 
öubolf Don £aHemmnb für JH. fcoecum (1255 SRoo. 15; £g. 635). 

•) Seiber mtr in fpäterer 8bf<§rift oorijanben ftnb audj folgertbe 
Urftmben, worin er all 3euge erfdjeint, oljne bafl e* möglich ift, bat 
Stadjwei« ju fuhren, bafc fte au$ oon iljm munbiert finb: 

£g. 352, bte Grafen oon Dlbenburg für Bffdjof iBHUjelm, 1241; 

Ludolfus scriptor 
£g. 875, eBenfo in Urf. bed ©rafen flonrab oon SBölpe für Siföof 

2öül)elm, 1242. 
9hr. 597, ©raf £einridj oon Olbenburg für Sifd^of SBtbefinb, 1253 
£>ct 6; Ludolfus sancti Martini ecclesie Mindenäs 
canonicus. 
fftt. 704 (Slnmerfung), Magister Ludolfus de Dilinge ift mit 
Btfdjof SBibeünb 3tuge hd einem ©erlauf bed trafen von 
SBölpe an be* SBiföof* ©ruber, ©ntf $eum$ *on $090, 
1258 2>ec 81. 



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37 

<3t. 2Rorij*3Rinben), »o er unter clerici als Ladolfüs 
scriptor de Diligen erföetnt. ©ei ber legten Urfunbe ift 
bie SJejeidfjnung scriptor offenbar ju einem ftänbtgen S3e* 
flanbteil feine« SCitete geworben; biefer einjelfte^enbe 3fafl 
f ann ober bie in «nmerfung 1 p. 30 vertretene Änftdjt t>on ber 
normalen »ebeutung beS SBorte* scriptor nid&t als falfdfc 
ettoeifen. 

Die ^roöenienj öon #g. 855 (1266), Urfunbe bes 
ertoä^Iten SBolquin, 1 ) in beren 3eugenfd(>rift audfj Ludolfus 
plebanus de Diligen fteljt, ift unbefannt. 

SubolfS ©d&rift ift eine gletdfjmäfjtge, jierlidje aber 
bod& fd&mudlofe, flott getriebene Eurfto*3ftinuSfeI, bie er* 
flärlid&er ffieife bei Urfunben au« ber erften Sßeriobe feiner 
©d&reibertl>ätigfeit ben ffiinbrud einer größeren Steifheit Ijer* 
öorruft, als bei fträter entftanbenen, bei beren $erftettung bem 
©Treiber eine ntd&t geringe practtfd&e (Erfahrung jur ©eite 
ftanb. Die Meinen Sud&ftaben fiberfd&reiten feiten bie #öt)e uon 
2 mm, nur t — faft ausnahmslos Don c gut ju unter« 
fd&eiben — überragt bie anbern in ßigaturen ttrie et unb 
et. SBorgejogene ßinien ftnben fid& nidfjt, trofcbem ift bie 
©d&riftlinie meift gerabe ausgefallen. Der dfjaracteriftifd&fte 
»ud&ftabe in ßubolfs ©d&rift ift g. «IS «bffirjungSftridf) 
ttrirb ber einfache ©tridj bertoenbet; i-©trtc&e »erben faft 
burdfjgeljenbs gefefet, aud& in gälten, »o i ntdfjt etioa mit 
m, n ober u jufammentrifft, alfo nid&t nur, um i Don 
biefen öudfjflaben erftd&tüclj ju trennen. 

Die äufjere gorm unb ÄuSftattung ber Urfunben ift 
mannigfaltig; in biefer SJejteljung ift Subolf feinem SSor* 
ganger Äbam nid&t gefolgt. $m Allgemeinen ift bie ©d&rift 
fc^r fteil; nid)t aflju feiten finb fogar bie gälle, too fte 
jiarf nadfo Knfs geneigt ift. Die Datierung ift bis auf 
wenige Ausnahmen mit 3fal>r unb 5Eag gegeben. 



l ) ÄJer biefe Urfunbe *$. au$ Ättmertong 2 p. 55, 



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38 

©tc &erljaitm$maßtg große «ttja^I ber toon Subolf ffa 
JH. 2et>ern munbterten Urfunbcn erflärt Dtelletc&t ber Um» 
ftanb, ba& ber *ßatronat ber JHrdje ju SMelingen, ßubolf* 
$farrort, fett 1231 bem JH. 2et>ern gehörte, ffiegen ferner 
©ad)* unb Drt$fentni$ wirb er gerabe für bie für biefe* 
JHofter ausgepeilten Urfunben herangezogen fein. 

9. ®leid)jeittg mit Cubolf mirfte in ben Qa^ren 1248 
unb 1249 am bifdjöflidjen $ofe ein anberer ©djretber, ber 
bie betben Urfunben $g. 492 für JH. Soccum unb $g. 
511 für ba« Domfapitel in einer toerjierten, fe^r letzten 
2Rinu$felfct)rift munbiert tyat. 

10. Die ber ©cfcrift na<$ aDeinfte^enbe Urfunbe $g. 
660 (1256 Dec. 5, «uSföl)nung beS »ifdjof* mit ber ©tabt 
SBinben) ift ^roeifefloä auf SSeranlaffung be$ HuSfteHer«, 
beS SBifdjofS ffiibefinb, gefdjriebeu unb jtoar &on einem 
SKitgliebe be$ 3)omfajntel$. 3)ie gleiche ©djrift Ijabe i<$ 
nämlid) gefunben in einem SBerjeidjm* ber SDlinbener 
©ifdjöfe, ba* auf bie legten SBlätter eine« früher bem 
SWinbener Domfojritel getyJrenben unb burd) 2ßitglieber Don 
tljm gefdjriebenen SftecrologS eingetragen ift 1 ). S)ie Auf* 
jei<$nungen beS erften ©Treiber« beginnen mit bem erften 
SBtfdjof (Jrtembert unb fdjließen mit ffitbeftnb, fobag f!e 
nodj ju beS lefcteren Sebjeiten gefdjrteben fein muffen. 
S5on feinem Sftadjfolger Jhmo an fdjreibt eine jtoette #anb. 

11. (Ein Stoifdjenraum toon der Qfctljren trennt bie 
gleichfalls ber «uSfteüerljanb jujutoeifenben Urfunben §g. 
608, 1254 3»ärj 19, für ©t. 3Haria*2Btnben, unb $g. 
695, 1258 Qfuni 18, JBeftimmungen über «Imofen in ber 
©tabt aßinbeu entfjaltenb. 

12. (Einen Heineren 3 eitraum umf äffen bie öier Ut* 
funben ber folgenben ©nippe: 



*) Sefct im fgl. ©t-«. au £atmot>er, <5op. XII, 50, 



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39 

#g. 592 (1253 8ug. 1) für JH. Soccum, $g. 624 
(1255 aßärj 17) für JH. ©finita, #g. 625 (1255 2»ärj 
18) für JH. 2ttarienfee unb #g. 652 (1256 ftuni 11) für 
$ofpital ©t. (Spiritus ju #annoöer. 

13. Sei bicfcn legten beiben ©ruppen fann aud) nid^t 
bie geringfte aWuttnafcung über bie Sßerfon bes ©Treiber« 
ausgebrochen »erben. StnberS bei ber folgenben, bie ftd) 
jufammenfefct au* $g. 620 (1254 Sfloö. 26) für «I. 
üftartenfee, #g. 628 (1255 Qfuli 5) für «I. ©d&htna unb 
#g. 669 (1257 2ttai 29) für JH. Seöem. ffiv ©Treiber 
ift ber in $g. 628 auftretenbe Arnoldus de Schinna, 
canonicus ecclesie nostre (seil, maioris) huius cedule 
scriptor, ber aud) unter ben $eugen & cr beiben anbem 
Urlunben als $)oml>err crfd&cint 1 ). ©eine ©djrift l)at 
manche 9Ö)nIid)feit mit ber Subolfs, ift aber forgfamer unb 
beutlidjer als biefe gefdjrieben. 

14. 35er legte ©Treiber, ber unter SBifd&of SBibelinb 
gearbeitet unb #g. 636 (1255 SÄoü. 29) für JH. SBaterobe 
unb #g. 648 (1256 «prtl 1) für JH. ©d&inna IjergefteHt 
l>at, bleibt torieber unbenannt. 

15. Unter JBifdjof Gono umrben juerft bie Urfunben 
$g. 787 (1263 Oct. 7) für JH. 2»artentoerber unb #g. 
813 (1265 ftan. 10) für JH. Setoern burd) einen bifdjöflidjen 
©Treiber Ijergefteöt. 



*) <&r tritt aum erften 3ftal fceröor alö canonicus Mindensis (seil, 
maioris ecclesie) 1252 @cpt 11 (£g. 514), in melier Stellung er 
nodj 1272 3Hai 10 (£g. 1003) genannt wirb. Seit 1256 Sfyril 1 
(£g. 648) fu^rt er aujjerbem ben Sitel magister, feit 1262 Dct 4 
(£g. 776) au$ ben eine* archidiaconus in Ahlden. Sllö folc^er ift 
er 1179 2Rära 7 ($g. 1152) jum legten SWoI nagurittor. Baut £g. 628 
fd^enft er 1255 Suli 2 feine @üter in Slnemolter (Bei (Sdjinna) bem 
Jtl. ©djinna. 3vif$cn 1253 unb 1257 überbringt er im auftrage be3 
SKföof« öon Sfoagni Reliquien an ben SWinbener S)om (#a.. 605). 



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40 

16. aSerttntfelt finb bie »er^aitmffe bei ber folgenben 
größeren ©nippe: $>g. 809 unb 810 (1264), §g. 968 
(1270 3fuli 31) unb £g. 1182 <£j. A. (1280 2»ai 19) 
für ©tabt ÜRinben, #g. 832 (1265 Dct. 9) für St. So* 
nifaj$ameln, #g. 935 (1269 8ug. 9) unb #g. 1000 
(1272 «prit 20) für Ät fieüem unb #g. 997 C1272 
April 14) für JH. ©d)inna. «De biefe Urfunben jeigen 
biefelbe ©djrift, ftammen oon bemfelben Äuäftetter unb 
tonnen bedtyalb aud) nur auf feine SJeranlaffung getrieben 
fein. iWurt ftnbet ftd) biefelbe ©djrift aber aud) bei einer 
föeilje t)on Urfunben für ©t. 9Rartin*3Rmben, nümlicfc bei 
#g. 950 (1270 ©ept. 2), $g. 1158 (1279 $uni 16) unb 
#g. 1164 (1279 «ug. 17) oom »iföof/ bei #g. 986 
(1271 Qfuni 10) unb £g. 1129 ®j. B. (1278 ^ult 28) 
toom Domfapitel, bei $g. 1074 (1276 Dec. 18) vom 
©rafen §einrid) öon §oija unb enbli<$ bei $>g. 1163 
(1279 «ug. 17) t>on ben ©ebrübern öon SJarbeleben au$* 
gefteHt. S)ie legten Urfunben gehören alfo o$ne 3metfel 
ber (Smpfängerljanb an. ©& liegt bemnaety bie 3$atfa$e 
öor, baß ber Angehörige eine« ©tifte* 1 ) fowoljl in beffen 
Auftrage fdjrieb, als aud) Dorn SMfcfcof jur föeinfdjrift öon 
Urfunben öerwenbet würbe, bie für öerfdjiebene ©mpfämjer 
beftimmt waren, ©efyen wir ben legten Umftanb als bie 
#auptfad)e an, fo jinb wir wof|l berechtigt ben ©Treiber 
aU einen bifd)öflid)en in Änfprud) ju nehmen. Die ©cfcrift 
jeigt große Hccurateffe; fie ift eine feljr flare, nur mit 
wenigen ©d>nörfeln oerfe^ene biplomatifcfye 2Rinu«fel. 

17. SSon einem anbem bifdjöflicljen ©Treiber fmb 
gefd&rieben: $g. 824 (1265 ^uni 22), $g. 905 (1268 
^uli 31), #g. 932 (1269 ^uli 1), $9- 964 (1270 Qfuni 
28) unb $g. 994 (1272 2ßärj 8), biefe fünf für »I. 
fialjbe, #g. 903 (1268 Quli 4) für ©t. 2Kartin*9™nben 



*) ücrgl. aud) Seite 42. 



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41 

unb $g. 1025 (1274 Qan. 19), 2 ffijemplare für 81 
ÜHartenrobe. ftn ber ©djrift biefer Urfunben erfd&eint 
jum erften 2BaI ein für bic fpfttere Qtit djaracteriftifd) 
tnerbenbeä 3WcrfmaI: ba$ HuSjietjen bcr SBudtftaben mit 
Unterlängen föarf nad> linfs, ober fogar baS Änfefcen eines 
$afen$ &on ltnf$ an ben untern Ausläufer. 

18. 8u« einer anbern Hnaaljl öon Urfunben ijl ju 
erfe^en, bafj ein ©djreiber für ein beftintmteS Älofter 
ntunbtert, fpätcr aber nur als btfd)öflid)er ©Treiber nad>* 
juroeifen ift. 3)ie Urlunben für 81 SBennigfen nämlidj 
$g. 894 (1268 gebr. 10), #g. 904 (1268 3fuli 15), $g. 
929 (1269 «pril 6) unb £g. 930 (1269 Styrit 13) §aben 
biefelbe ©d&rift toie #g. 945 (1269) unb 959 (1270 ^uni 
15) für «1. Settern, £g. 958 (1270 2Rai 31) für @e* 
brüber ßnigge unb $g. 998 (1272 April 15) für «1. 
äWartemoerber. Qd) glaube alö i^ren ©Treiber ben unter 
sacerdotes in ber ßeugenretye öon f>8- 929 ermähnten 
Segebodo capellanus in Wenigessen annehmen ju bürfen, 
ber Dieöeidjt feiner guten ©djrift wegen jum (gintritt in 
bie bifdjöflidje ©djreibftube veranlagt würbe. 

19. Die oben erwähnte, bem SBartinSftifte entftammenbe 
©djrift ift üorbilblid) gemefen für ben ©Treiber ber Ur* 
funben £g. 1088 (1277 2ttärj 23) für ©t. äRartin, £g. 
1147 (1279 gebr. 5) für 81 fioecum, #g. 1192 (1280 
ca Dct. 29) für ©t. 2ßori}, £g. 1210 (1281 ^an. 28) 
für 81 SKöHenbecI, $g. 1235 (1282 $an. 20) für 81 
Dbernfird&en, $g. 1229 (Ej. B. (1281 S»od. 21) unb #g. 
1238 (1282 gebr. 27) ©j. A. für 81 3Karienfee. find) 
#g. 1193 (1280 Dct. 29), ©raf ©erwarb üon ©Naumburg 
für ©t. 2Borij, l>at biefelbe ©djrift. Qtyr ©Treiber ift 
ber in #g. 1192 auftretenbe Sifridus scriptor, genannt 
unter maioris et saneti Martini ecclesiarum canonici, ber 
aud> in ber nur in ffiopie erhaltenen bifctyöflidjen Urfunbe 
$g. 1123 ate Syfridus notarius noster öorlommt. ©eine 



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42 

©$rift tft überreif an ©djnörfeln; bie Ober« unb Unter» 
längen, befonber« aber bie SfbfürjungSftri^e, ftnb in ber 
»erfd)iebenften ©eife eerjiert. «n Klarheit bat biefe ©djrift 
ben anbern gegenüber fe^r werteren. 

20. SRod) einmal erfdjeint bie auffaQenbe £ljatfad>e, 
baß ein Angehöriger eines Älofterfi fowoljl für biefe«, ab 
audj im Auftrage be£ SKfdjof« munbiert. Die Urfunben 
$g. 1131 (1278 Sept. 10) unb $g. 1215 (1281 2»ai 12) 
für ftt ffiunftorf unb §g. 1133 (1278 Dct. 9) für @raf 
©piegelberg (betrifft aber ba* SU. ©unftorf unb jtoat $g. 
1131) ftnb unter ber gleiten $anb entftanben, »te $9- 
1125 (1278 Qfuni 23) für SO. üRöDenbetf, $g. 1182 
(1280 2Rai 19) <5j. B. für ©tabt SKinben, $g. 1216 
(1281 Sunt 5) für JH. «Itenberg unb $g. 1257 (1282 
3fult 19) für JH. SWartenrobe. ©te ©djrift ifi eine sier« 
lidje SKinuSfel. 

Den ©djlufj ber Urfunben ber «uSftetterbanb bilben 
einige Heine ©ruppen »on je jmei, Ijödjften« je oier Urfunben, 
beren §erfteßung gruppenmetfe auf einen ©Treiber ju» 
rücfgeljt: 

21. $g. 1130 (1278 Qu« 30) 2 (Jr. für @t. 3»artm 
unb #g. 1172 (1279) für JH. SHeunborf. 

22. #g. 1229 (1281 SWoo. 21) ®r. B. unb $g. 1238 
(1282 gebr. 27) Cr. B. für Stl SWarienfee, $g. 1290 
(1284 gebr. 12) für $ofpital @t. ©piritu« ju $annotter, 
unb $g. 1324 (1285 3>ec. 7) für JH. ©djinna. 

23. #g. 1365 (1287 «ug. 18) für ©ebrüber öon 
üttanbelslob unb #g. 1388 (1288 ÜRai 14) für Stl fioccum. 

24. $g. 1357 (1287 Hpril 20) für Stl fioccum unb 
§g. 1431 (1290 ÜÄarj 2) für fitopolb »on üJcanbeI*lo$. 

25. $g. 1479 (1292 2Rai 10) für ©t. Sonifa* 
Hameln unb $g. 1488 (1292 $ec. 1) für SU ©ennigfen. 

(Eine einjigartige Stellung nimmt §g. 1035 ein: ber 
©ifdjof Otto erteilt ben SBefudjern be« Stl ©ennigfen Vblaf. 



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43 

S)tc Urfunbe ift battert au« Styon toon 1274 1 ). SSom 
gleichen ©Treiber unb für baffclbc Älofter ift audj Ijer* 
geftettt eine Urfunbe (mit einem bis auf wenige ©orte 
mit #g. 1035 übereinftimmenben ftnfcalt) be* JBifdjofS 
3foljann öon *ßrag (1274), freiließ au& üfta^on battcrt 2 ). 
Da bei beiben Urfunben italienifdjeS Sßergament unb eine 
im Ijöcfyjten ÜWafje an bie päpftlidje ©d&rift jener ßeit cr * 
tnnernbe SBinudfel SBerwenbung gefunben ijat, fo barf 
trießeidjt bie Vermutung ausgebrochen werben, baß beibe 
Urfunben trofc ber Derfd&iebenen ÄuSfteQungSorte gteid)» 
jeitig unb jwar Don einem Angehörigen ber pityftlidljen 
Äanjlei $ergefteKt ftnb. 

©ir faffen ba$ SrgebniS unferer bisherigen Unter* 
fudjung jufammen: (SS Ijat am 2Rinbencr SBifdjofgtpfe 
fd&reibfunbige *ßerfonen — geiftlid)e unb weltliche — ge* 
geben, benen es oblag, bifdjöflidje Urfunben ju munbieren. 
3fm ganjen Ijabeu wir 25 me^r ober weniger toon einanber 
abhängige ©Treiber für ben 3 c ^ raurn öon 87 Q^ren 
nadjweifen fönnen. Qu entfdjeiben, inwieweit biefe audj 
nur jeitweilig ein burdj eine SSerfaffung unb Wangunter* 
fdjiebe feftgebilbetes EoDegium gebilbet Ijaben, ift bei bem 
SWangel fonftiger Quellen nid)t möglid); bie Sjiftenj einer 
georbneten bifcfyöflidjen Äanjlei wirb aud) ni$t gefiebert 
burd) bie auffaßenbe Sfjatfacfce, baß öielfad) mehrere ©Treiber 
gleichseitig neben bem Dome^men ^auptfd^reiber t^ätig 
gewefen finb. S)aß aber wenigftenS in wichtigen Ratten 
bie Hnweifung jur Urfunben^erftettung burd& einen fcor* 
monieren SBeamten erfolgte, wä^renb bie Anfertigung einem 
©Treiber fiberlaffen blieb, baS leljrt bie unter IV. Aap. 2. 
befprodjene Urfunbe, beren ftacjlmite biefer Arbeit bei* 
gegeben ift. 

*) Über nähere Datierung üergl. „Wadjtragc k." 

*) ö. $obcnbcrg, Gal. U. 33. VII, 62. Srofcbem im Original 
Macnn ftelji, ba$ nur Ma^on, nörblidj öon 8non fein fann, gießt $oben- 
betg ala «uöftettungöort „Wlatom" an. 



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44 

§ 2. SnttfSttgetljSitbe. 

I. #aben toir im 33orf)ergeljenben bcn 93etoet$ ber ÄuS* 
fteflerljanb barin gefunben, ba& Urfunben beffelben 8u* 
fteKerS, aber für Derfäiebene Empfänger bic gleite ©djtift 
jeigten, fo fteflen nrir für ba$ Qfolgenbe al* Seitfafc auf: 
Urfunbcn mit gleidjer ©djrift, für benfelben gmpf8ngcr, 
Don einem ober mehreren ?tu8fteDern, ftnb bem (Empfanget 
jujufäreiben. Unterfud^en n?ir junadjft, ob fid) feflfietten 
lägt, bafc ber @df)retbbuctu3 eine« fflofler* trabitioneU fort* 
gebauert fyat, b. §. ob Don tflofterfd&ulen gefproc^en 
toerben fann. 

1. 2Btr beginnen mit bem älteflen ©tift innerhalb ber 
©tabt a»inben felbft, bem SKartinSftift. $ter lagt ft$ 
außer bem auf ©eite 40 ernannten ©Treiber nur noc$ 
einmal eine eigene ©tift$l|anb (Wla. I) nadjmeifen bei 
<pg. 1399 (1288 ©ept. 23), #g. 1401 (1288 Dct. 13) 
unb #g. 1474 (1292 ÜWarj 5). fcrofc mancher inbiüibueller 
«btoeieijungen fann eine shjnlid&feit mit ber fdjon früher 
genannten aWartinSljanb conftatiert »erben. 

2. Siel reidjer ift ba* im SWorijftift Ijergefielfte 
Urfunbenmaterial. S)er erfte flöfterlidje ©djreiber — furj 
mit ÜWor. I jbejeidjnet — Ijat $g. 290a gefdjrieben. STrofc* 
bem er nod) eine redf)t altertümliche SKinurtel gebraucht, 
ift er SJorbilb gewefen für ben jtoeiten JHofterfdjreiber — 
üflor. II — , bem mir #g. 524 (1250 «tyril 2) »erbanfen. 
Diefer ift tt)aljrfc!)einlid) ber Setter ber flöfterlidjen Schreib* 
fdjule getoefen unb fjat baburd) ®tnftu§ auf mehrere 
fpätere ©Treiber gewonnen. S)er ©<$üler, ber iljm jeitlt^ 
am näd&ften fteljt — SWor. III — l»at #g. 561 (1252 
3fan. 10?), $g. 560 (1252 %an. 10) unb $g. 665 (1257 
SÄärj 25) munbiert, freilidj nid)t mit ber ©td}erl)eit unb 
(Sjactfjeit feined £et>rer$. 

SBebeutenb näf>er ift bem SSorbübe beS SeljrerS ge* 
lommen beffen jioeiter ©djfiler, SWor. IV, Don bem Ijer« 



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45 

rühren #g. 616 (1254 Qfuli 3), $g. 618 (1254 ©ept. 1), 
#g. 642 unb 643 (1256 gebr. 6), £g. 645 (1256 gebr. 28) 
unb $g. 687 (1258 gebr. 8), ade unter betn SHamen be« 
SBtfdjofS ©ibefinb ausgepellt, ferner bie Urfunben $g. 518 
(1249) tjon ffiibefinb, Sogt Dom Serge, #g. 532 (1250 
Dct. 6) unb #g. 631 (1255 ftutt 18) öon Suboif, ffiblem 
txm «ml>eim, $g. 565 (1252 Styril 12) öon ben iftats* 
leuten Don Rinteln unb enblid) $g. 626 (1255 Jtyrtf 23) 
t>on ®raf Äonrab t>on SBöfye. Sljaracteriftifd) ift bie fteile 
©d>reibung ber JBudjftaben $, f, I, b unb b, unb ein eigen* 
artiger 9tnfafc an ben großen SBu<$ftaben SB unb U. 

Unter bem (Einfluß öon SRor. III $at ftdj gebübet 
ber ©Treiber 3Bor. V, bem toir bie bifd^öftid^cn Urfunben 
$g. 895 (1268 gebr. 11) unb $g. 900 (1268 2ßära 22) 
unb bie be« Subolf, ®blen Don «rnljeim $g. 899 (1268 
aWftrj 22) äufpredjen fönnen. 

5Die lefcte au« bem SHorijftift ftammenbe ©ruppe, bie 
au« $g. 1228 (1281 Sttot). 1) unb #g. 1249 (1282 Styril 
13) beftel>t, jeigt eine ©djrift, bie man auf ben erften 
S51i(f für biefelbe nrie bei fSJla. I ju galten geneigt ift. 
SKur gang geringe Hbioetc&ungen lajfen erfennen, bafj mir 
e$ mit sn>ei Rauben ju tljun tyaben, beren SBeftfcer aber 
fragio« in ein unb berfelben ©d)ule toorgebilbet fein muffen. 

3. Stud) baä erft im XIII. Qfaljrljunbert gegrünbete 
Softer ßa^be l>at eigene ©Treiber beschäftigt. @d er« 
geben fid) na<$ bet <3djriftgleid)l)eit folgenbe Meine ©nippen: 

I. ^g. 812 (1265 Qfan. 1) unb $g. 822 (1265 ^uni 14); 

II. ^ |1096 <Ey. B. unb C. (1277 ^uni 11) unb 
$g. 1253 (1282 3funi 8); 

III. $g. 1326(1285 D«c.24)unb#g. 1419 (12893fuli4); 

IV. £g. 1459 (1291 2»ai 25) unb bie Urfunben 
be$ ffibelöogt« ©erwarb öom Serge »on 1290 $uni 
21 1 ) unb öon 1291 2ttai 23 ($g. 1458), ber ©rafen 

l ) er&äljni in o. ^obenBcrg, dal. tt. SB. UI, 474 Unmcrhmj. 



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46 

©erwarb unb Otto Don #o$a Don 129t 2Wai 31 ($g. 1460), 
bie beS $ropfteö unb be* (EonDente* ju SHennborf Don 1291 
©ept. 29 ($g. 1467). 

$aben bie Urtunbcn ber ®xupptn I unb II unter 
ftd) nidjt bie geringfte ©dbrtftätfnlictyfett, fo ift eine foldje 
befto mel>r in bie Hugen faHenb bei III unb IV. Die ju 
IV ge^örenben Urlunben ftnb SßracfctauSgaben mit Diel Der* 
toenbeten unb rei$ Derjierten 3Kaju$felbud)fta&en. 

4. Sebeutenb früher al$ bei ben eben be^anbelten 
Älöftern finbet fic^ bie Älofterljanb in Seoern, nömltd) 
juerft bei $g. 166 unb 167, beibe au« bem 3fa$re 1227 1 ). 
5Dic ©djrift ift fel>r gro| unb bid, hti $g. 166 wirb jie 
gegen ffinbe immer fdjtoerf&Oiger toegen ber june^menbcn 
{Rauheit beS Pergament«. 

Sßtel feiner ift bie ©d&rift ber beiben Urlauben $$. 
171 2 ) unb $g. 251 (1232 ^uni 11). Ob ber unter ben 
beugen ber lefeteren genannte Liborius sacerdos ber 
©djreiber ber Urfunbe ift? 

SDafe aud) Urfunbe $g. 201 (ca 1229), in welcher ber 
SBifd^of ben $apjt crfud^t, bem Älofter bie ffiiflcrcicnfcr* 
orbenSregel ju beftätigen, im Älofter felbft entftanben i% 
betreift bie biefelbe ©djrift jeigenbe, Urfunbe, $g. 202, 
in ber SBifd&of ©(ottfäatf) Don Wafceburg bie gleite Sitte 
auSftmdjt. 

(Erft ungefähr 15 #al)re foäter fmben toir einen neuen 
Äiofterfdjreiber; es ift bie« ber 9teinfd>reiber Don $>g. 389, 
beffen unbefannter ©ctyfller einige Qa^re barauf ebenfaltt 
für ba$ JUofter munbierte unb jtoar bie Urfunben $g. 
505 unb 506 (beibe Don 1249 2ttä^ 25) Don 8ifd|of 
3fo^ann, unb #g. 484 (1248), Don Sßropft ffierner Don ©t 
SKartin unb SJurggraf ffonrab Don ©tromberg audgeßeflt. 



! ) Über genauere Dotierung 09L „9la4trdge k." 
*) e&enfo. 



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47 

SRad) ungefähr »eiteren 20 ftaljren fd&reibt ein J?Iofter> 
angeljöriger #g. 920 unb 921, beibe oljne $af)T, aber »o^l 
in« 3fa§r 1268 ge^örenb. 

S)ann folgt eine 3*ü *on 15 ^faljren, bis wteber ein 
SeDernfdjer ©Treiber nachweisbar ift, unter beffen #anb 
£g. 1278 (1283 ju Qfunt 10), $g. 1289 <£f. B. (1284 
3fan. 17), $g. 1349 (1286) entftanben ftnb. ÜRit biefer 
©cfcrift feljr nalje Dernmnbt ift bie Don #g. 1289 ©j. A. 
unb $g. 1427 (1289). 

5. IDaS Älofter SWennborf l>at bie Urfunben juerjl 
^ergefteöt in ben #al>ren 1208 unb 1211, wie bie Urfunben 
#g. 34 unb #g. 35 jeigen, Don benen bie erfte Dom S3tfd>of 
$einri$, bie gleite Don beffen SWa$f olger Äonrab ftammt. 
Die #nDocation ift bei beiben Urfunben in verlängerter 
©d&rift ausgeführt. Qntereffant ift bie Ornamentit an 
ben Oberlängen ber JBudjftaben. @anj fämudloS bagegen 
finb bie eine anbere ©ruft)« bilbenben $g. 310 (1238 
Ofebr. 9) unb $g. 322 (1239 2ßai 26). 

$n einer t)übf$en, beutlid&en JBüd&erminuSfel erfd&einen 
bie glei^änbigen #g. 186 (1228), $g. 355 (1241), $g. 
382 (1243 $an. 5), #g. 394 unb 395 (beibe 1243 «ug. 24). 
ffiine äljnlidje ©djrift ift bie ber Urfunbe ber ©ebrüber 
Äonrab unb Dietrid) ©pole Don 1245 für baS SRadjbar* 
Ilofter ©djinna 1 ). 

Qu einer größeren ©nippe fdtfiefcen ftd) jufammen 
#g. 1302 (1284 «ug. 18), #g. 1325 2 ©femplare (1285 
5Dec. 15), #g. 1374 (1287) unb $g. 1410 (1289 gebr. 2), 
ÜRit iljrer ©djrift ftimmt ganj überein bie Don $g. 1413 
(1289 «pril 5) Don JBifdjof SJolquin für «l. JBurlage. 
Huä) f)ier bürfte ber %aü vorliegen, bafj ein flöfterltdjer 
©Treiber gelegentlich Dom SBifdjof gut SWunbierung für 



*) Dr. hn fgl. ©t.»Ä. au £aimot>er. 



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48 

ein anbereS Älofter in Sfaforud) genommen ifl, — weift* 
fdjeinltd) weil gerabe er am lei$teften jur Verfügung ftanb. 

6. Sei ben Urfunben für Dbernfirdjen ijt mit 
jmeimal #erfteDung im ftlofter nadjjmoeifen: 

I. bei #g. 89 (ca 1220), 94 (1220-21) unb 257 
(1232) unb 

IL bti $g. 321 (1239, Dor 2»ai 29) unb 368 (1242). 

(Die Iefcte ©ruppe Derbient beSfyxlb befonbere ©cadjtunjj, 
weil baS äußere ber beiben Urfunben gang genau über» 
einftünmt: toageredjte unb am Anfang unb ©djlufj ber 
Seilen je jtoei fenfredjte Simen, genau gleiche §ö$e ber 
JBudjftaben, 33ermenbung berfelben 2ßaiuSfelbu($ftaben; au$ 
baS Formular ftimmt bis auf feljr geringe, nur einjelne 
©orte betreffenbe «broeidjungen überein. ©er Qntydt ifl 
ebenfalls berfelbe: in beiben Urfunben übertragt ber Sif<fy>f 
bem Älofter einen geinten. 

7. «fofeer ber auf ©eite 41 befprodjenen ©ruppe $ai 
baS Älofter SBennigfen burd) eigene ©djreiber folgende 
in Heine Abteilungen jerfaüenbe Urfunben Ijerfteöen Iaffen: 

I. $g. 270 (1234 3»ai 30), eine bifd)öflid)e Urfunbe, 
unb bie Urfunben beS ©rafen ©ottfd&alf Don «Pyrmont 
(ca 1236), beS ©rafen Subolf Don ^aüermunb (ca 1238) 
unb beS SBogteS SBibefinb Dom Serge (eine aus bem 3<a$re 
1241, bie anbere unbatiert). *) 

EL $g. 298 (1236 3»ai 30), Urfunbe beS ©ifäop 
Äonrab unb feiner brei (Eoabjutoren, unb bie beS ©rafen 
<L Don ^tyrmont aus bem ftaljre 1236 2 ). 

HI. $g. 391 (1243 3funi 26) unb $g. 440 (1245 
3funi 12). 

IV. $g. 1437 (1290 «pr. 23), #g. 1464 (129t 
$uni 19) unb $g. 1477 (1292 «pr. 23), biefe brei Dom 



') ßal. U. <B. VII, 7. 8. 15. 16. 
«) a. a. O. 10. 



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49 

SJiföof 33olquin, unb außerbem bic folgcnbcn fünf Ur* 
funbcn: a) be$ $. Don $>erberg, Don 1292 «tyril 27 1 ); 

b) bcr ©rafen Äbolf unb Sllbert Don ©d&nmlenberg, Don 
1292 2Rai 28 ($g. 1481); c) be$ ©rafen 3foljann Don 
Stoben, Don 1293 gebr. 22 2 ); d) bcr ©ebrfiber «Jilbranb unb 
JBcrtoIb Don Weben, Don 1293 $uni 19 8 ); unb enblid) 

c) be$ Stfd&ofS ©onrab Don SRinben, $g. 1521 (1294 
(Sept. 3). 

$)ie ©djrift ber ©ruppe I ift bie eine« ©djfilers Don 
Äbam; fie lieber ift Dorbilblid) getoefen für bie ©Treiber 
ber anbern Abteilungen. Unter ben 3 cu fl cn öon $9- 27 ° 
erfdjeint Gonradus capellanus noster de Merla qui 
scripsit hoc Privilegium, alfo ein bifdjöflidjer JBeamter, 
ber fpäter augenfdjeinlid) in ben Dienft be$ iHofterä über* 
getreten ift. 

8. $)a$ befannte Siftercienferflofter Soccum $at nid^t 
toeniger als 29 Don feinen jefct erhaltenen Originalen be$ 
XIII. Stabil). ^ergefteDt. S)ie beiben älteften, bie Don ifjnen 
jufammen gehören, fmb $g. 40 unb 220. 

(Sinem jtoeiten JHofterfdjreiber fallen ju bie bifd&öflid&en 
Urfunben #g. 427 (1244), 478 2 <£j. (1247), 487 (1248 
SRärs 27), 523 (1250 2Kärj 13), 527 (1250 «pril 9) unb 
541 (1250), femer 20 Urfunben Don Derfdjiebenen «tos* 
fteöern 4 ). $g. 427, 478 unb jeljn Don ben anbern Hr* 
funben 5 ) Ijaben eine feierltd&e Datierung: ^ßapjfc, Äaifer*, 
$önigd*, SMfäofS* unb »bt$jal|re fommen, einjeln ober in 
SSerbinbung mit Angabe ber Station, ffipacte unb Eon* 



l ) 0. a. D. 83. 

•) a. a. D. 87. 

») a. a. 0. 88. 

4 ) ©0 flnb bie$ bei ö. £obenberg, Gal. U. 99. III bie Hummern 
90, 92, 95, 96, 99, 100), 101, 102, 106, 108, 11?, 114, 125, 
131, 133, 143, 144, 149, 154, 156. 

8 ) nämlidj bie in ber oor ergefjenben Slnmerhmg gefoerrt gebrueften. 
LVIII. 2. 4 



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50 

furrenten in iljnen üor. Äud) bic ©djrift f|at öorjug§= 
toeife bei biefen Urfunbcn burd) ©djnörfel unb fonjttge 
©erjierungen eine geroiffe fycicrlid^fcit erhalten. 

35afe aud) $g. 621 (1254) au« bem Äloftcr flammt, 
geljt tyerüor auö ber ©c&riftgleidjljett mit ber unter $g. 
715 ertoäljnten Urfunbe be$ SBifd^ofö $ot)ann t>on #itbe& 
fjeim &om 3. Quli 1259. 

QtixvaS befonbereS fier&orjubringen, beftrebt ftdj ber 
Weinfdjreiber toon #g. 759, 760 unb 761 (üon 1261), 
#g. 807 unb 808 (öon 1264 5Ro». 21) unb £g. 843 
(1266, öor ^ebr. 22), unb toon ber glei^änbigen Urfunbe 
be« DomfapitelS #g. 865 (1269 wv «ug. 15). Die 9Scr* 
jierungen erinnern an bie, bie bei ben ©nippen IQ unb 
IV im Älofter Saljbe SSerwenbung fanben. 

©rofce äfynlid&fett mit ber ©d&rift ber legten grofcen 
SWennborfgruppe — audj ber $eit nadf) nafje liegenb — 
«eigen $g. 1109 (1277), 1110(1277), 1120 (1278 2R5rj 
11), 1148 (1279 gebr. 5), 1187 (1280 ^uni 29), 1223 
(1281 ©ept. 9), 1244) (1282 SKärj 4), 1245 (1282 2»ära 25), 
1246 (1282 üKai 25), 1299 (1284 «ug. 5), bie unter 
<pg. 1299 in ber Hnmerfung ermähnte Urfunbe öon 1284 
aber ot)ne Tagesangabe, 1417 (1289 ^um 11) unb 1491 
(1292). JDtjne ^toeifet f)at ber SWennborfer ©Treiber bie 
gleite SSorbilbung genoffen, nrie fein Soccumer Sollege, 
ob in fioecum ober in Sttennborf ober DieHeic^t an einem \ 
britten £)rte, ift niefct ju entfd&eiben. 

^ufammen gehören ferner $g. 1356 (1287 3Härs 21) 
unb 1376 (1287), beren SJorbilb ftd) mcftt nadjmeifen Iftßt. 

«ud) bie herein jelt fte^enbe bifdljöflid&e Urfunbe §g. 1459 
ift im Älofter gefdjrieben (1291 üttai 25), ba mir biefelbe 
©cfjrift finben bei Urfunben, bie &on uerfd&iebenen 8lu$jteQern J 
für ba« ftlofter gegeben jinb: jnjei Urfunben be$ ©betoogt* * 
©erljarb toom JBerge oon 1290 ftuni 21 *) unb Don 1291 

l ) o. £oben&erß, SaL U.-S3. III SRr. 474 tbtm. 



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51 

3Wai 23 ($g. 1458), je eine Urfunbe ber ©rafen ©erwarb 
unb Dtto Don £o^a Don 1291 üttai 31 ($g. 1460) unb 
be* ÄlofterS Wennborf Don 1291 ©ept. 29 (#g. 1467). 
IL #abcn nrir bei ben bis jefct befprodjenen klaftern 
immer mehrere, mel>r ober weniger unter einanber Der* 
nmnbte ©nippen feftfteHen fönnen, fo Hegen aus anbern 
Älöftern in bem ganjen Zeitraum nur Dereinjelte SBeroeife 
Dor, bafj fic ftd) mit ber f)erfteDung ber für jie befttmmten, 
in ben meiften ftäHeu Don tynen felbft getoünfdjten Ur* 
funben befaßt tyaben. 

9. ©o Ijat j. S3. ba$ Sifterctenfernonnenflofter 
3Wartenfee, na$ bem überlieferten 2Raterial ju urteilen, 
nur einmal einen eigenen ©Treiber befd)äftigt. ©eine 
Xljätigfett ift Dereroigt in einer Urfunbe Don ca 1213—15 
(4)9- 52) für ftl. SSorn^agen, 1 ) in einer jtoeiten Don 1216 2 ) 
unb in einer brüten oljne QaljreSangabe ($g. 190) 8 ). S5on 
bemfelben ©Treiber ftammt femer bie Urfunbe ber ©räfin 
Äunegunbe Don SBölpc unb itjreä ©offnes Äonrab (ca 
1221— 32) 4 ) unb bie beS $ropfteS unb ber tbttffm Don 
aWaricnfce (1223 gebr. 2) 5 ). Die fein unb }iertid> avrt* 
geführte Schrift verleugnet uid^t eine getoiffe Sf|nlid)feit 
mit ber StbamS. 

10. 8ud) JBarftng^aufen fyat nur bie Urfunben 
#g. 56 (1213—16) unb £g. 148 (1225) Dom eigenen 
©Treiber munbieren laffen. S)ie ©d)riftgleid$eit ift un* 
Derfenubar, trofcbem bie Urfunben mehrere ftaljre aui 
einanber liegen. S)ie ©djrift ift eine fdjtoerfällige, alter* 
tfimlidje 2ßinuSfel. 

11.3fm©t.S3onifaj*@tiftju$ameInfinbentftanben 
$g. 1214 (1281 2Kärj 25) unb #g. 1353 (1287 gebr. 15.) 

l ) 93<m ^icr mürbe ba8 Älofter 1215 (Sept. 19 nad) Sftarienfee üerlegt. 
f ) abgebrueft in ben „Stodjrrägen k," fefjlt bei £oogeweg. 
8 ) üergL „9todjträge\ 

4 ) 6al. U. 8. V, 22. 

5 ) a. a. O. 12. 

4* 



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52 

12. ftür ffiunftorf ijl bic S^ätigfcit eine« fBjtet* 
liefen ©Treibers beutltd) ju erfennen an ben Urfunben 
$g. 1359 (1287 üKai 3) unb £g. 1471 (1292 3<m. 26). 
Die gleite feierliche ©djrift ftnbet ftdj Bei fünf Don bei 
SCbttffin ju Sßunftorf ausgepellten Urfunben au« ben ^afyren 
1288— 93 1 ). 

III. ffiir fommen ju Urfunben, beren Empfänger 
aufcerfjalb ber Diöcefe »o^nen. Da ftd> bie ©djrift Dim 
#g. 92 (1220—21, 8ifd)of ffionrab genehmigt einen 35er< 
fauf be« 2Rartin«ftifte«'ÜWinben an bie Domfirdje ju 
$ilbe«ljeim) nur nod) bei #g. 93, ber 25erfauf«urfunbc 
feiten« be« 2Karttn«ftifte« felbft, fmbet, eine «Ijnlidjfett 
jttnfctyen ü>r unb einer ÜRinbener ©djrift — fei es eine* 
©Treiber« be« Sifcfcof«, fei e« be« 3Hartin«flifte« — m<ft 
Dorliegt, fo finb beibe Urfunben einer $ilbe«l>etmer £anb 
jujufpredjen. Dag bie beiben für bie SBefudjer be« Äreuj- 
ftifte« ju $ilbe«f)eim au«gefteflten, Don berfelben #anb ge* 
fd&riebenen Ablaßerteilungen #g. 1364 (1287 3fuli 31) 
unb 1397 (1288 ©ept. 13) md>t in 3»inben, fonbem ttrie 
bie« gerabe bei $nbulgenjbriefen ju gefeiten pflegte, Dom 
(Empfänger fjergefteHt fmb, bebarf feiner weitem JBegrünbung, 
ebenfo toenig, bafe bie gleidjljänbtgen $g. 775 (1262 ©ept 
28) unb 776 (1262 Oct. 4) au« bem intereffierten Älofter 
ju (Sfc^erbe flammen. 

Ablaßbriefe für frembe JWöfter unb Äirdjen liegen fonfl 
no<$ Dor: für Domfirdje äßerfeburg Don 1274 Wlai 27 2 ); 
für ftl. ©t. Ulrid)^aberborn Don 1278 $uli 7 ($g. 1127); 
für üttinoritenfird)e*©oeft Don 1285 (£g. 1327) unb Don 
1292 «tyril 14 (#g. 1476); für ©t. ©obel>arb« ©rab im 
Dom ju $ilbe«$eim Don 1288 ^uli 25 (#g. 1392); für 



') Gal. U. 33. IX, 36, 37 38, 44, 46. 
f ) fefjlt Bei ^oogeweg; ehr. „9laä)tta$t tt.' 



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53 

bic ©t. sßeterSftrdje ju 3franfenberg in ®o$lar Don 1290 
Sfunt 4 (#g. 1441). 

SBejüglid) bcr Äblafjgetoäljrung an bic $)omfird)e ju 
SKcrfcburg ftcttt Äetjr im gen. U. S. ausbrüdtidj feft, baß fte 
öon bemfelben ©Treiber gefdjrieben ift, bcr bic Don anberen 
S3tfd&öfcn für benfelben (Empfänger ausgepeilten ftnbulgenj« 
Briefe munbiertc. 1 ) Obtool)! e$ für bic anbern Urfunbcn 
an bem nötigen 33ergleidj$material fehlte, um fte mit 
poftttoer ©idjerljett bem Empfänger jujufpredjen, glaube 
id& bodj, bafc audj t)ier $erftellimg burd) bie i^ntereffenten 
angenommen toerben barf, jumal bie Dorfommenben ©djrift* 
arten feiner SWinbener entfpred)en. 2 ) 

Die lefcte Urfunbe JBifdjof SSolquin* #g. 1494 Don 
1293 gebr. 25, für #erjog Otto Don SBraunfdjtoeig*2üne* 
bürg, entftammt ber jjieräoglidjen Äanjlei. 

§ 3. ttnbeftirambare $anb. 

ÜDie Änjat)l berjenigen Urfunben, über beren SßroDemenj 
ein beftimmteS Urteil nid)t abgegeben werben fann wegen 
mangelnben tjanbfdjriftlidjen 33ergleid)SmaterialS, ift nidjt 
gering. @S finb im ©anjen 60 Urfunben, über bie ein 
furje* SBerjeidjniS, nadj SBifdjöfen unb (Empfängern georbnet, 
folgen möge. 
SSiföof £einric&: ObernRr^en £g. 33*). 
fioecutn $& 37, 



l ) Ober ift bcr 9teinfd)rei&er aud) biefer in 8öon audgefieQten Ur- 
funben ber auf @eite 43 öermufl&ete pöpftlierjc tfanaleiangeljörige? 

*) 2)affelbe wirb ber 3aH fein bei ben nidjt unterfudjten 3nbulgen$« 
Briefen £ß. 84, 374, 883, 907, 973, 1032, 1041, 1155, 1231, 1276, 
1279, 1438 a, 1439. 

*) Unter ben Beugen wirb genannt ein Johannes de Dietriche scho- 
laris episcopi, an vierter Stelle, nadj einem sacerdos unb oor für fccr)ö mi- 
lites. ©ß ift nid^t ber geringfte SlnljalWpunft für bie Slnnaljme Dorljanben, bafc 
biefer Sodann bei ber Bbfaffung ober bei ber SJhinbierung ber Urfunbe tljäiig 



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54 



SMföof Äonrab: Äanonifer gu Hameln £g* 58. 

©t 2ttarttn £g. 59. 

Metmborf £g. 61, 73, 103 <&. B. 

Dbernftnfccn £g. 64 a, 218 ermähnt 

Ägibrifl. SRünftcr £g. 83 1 )- 

Stift tferforb £g. 90. 

2)omfapitel £iibc3$crm $g. 121. 

attarienfee £g. 243. 

ßeoern $g. 228, 272. 
SBil^eltn: ßeoern $g. 313. 

@t. SRorta^ttbeSbcrm £g. 360. 
3ofcann: ßeoern £g. 397. 

ßoecum £g. 474. 

ä&ertrag mit öifcbof Engelbert oon DSncibriW 
£g. 489«). 

@t. aJtortht $g. 513. 

äBunftorf £g. 552. 
äBtbefinb: ßocaroi $g. 588. 

SWorlenfec £g. 691. 

©raf $ctartd& oon $oua 3 ) £g. 704. 

Stabt aRtabcn £g. 710. 

aJtortenwcrber £g. 743. 

©tfc&of ©erwarb oon 2Rünfter £g. 755. 
Äono: ©tobt SBunftorf £g. 762. 

©cfchraa £g. 780. 
Bürger £etnri($ (Sprung $g. 794. 

gewefen ift. ttu* ber ©ejeidjnung scholaris allein tarnt barauf auf feinen 
8aH gefdjloffen »erben. Scolares — bie guttcilen aflerbinge audj alt 
Notare tljätig finb (o. 23ud)walb p. 343: Datum per manus Hinrici 
Scolaris nostri, 1296, in Urtunbe M £er$oge £einrid) IL oon 5Dcctf- 
Ienburg) — Rnb nad) oon SWuloerftebt« C£rflarung (cfr. a. a. O. p. 362) 
jüngere ©eiftUdje, bie einem Ijöljeren ankeifen, aber an ftdr> mit bem 
Urtunbcn« unb £an$Iet»efen nidjta gu tyun ^aben. 

x ) Unter ben 3eugen u. a. Hermannus sacerdos saneti Egidii. 
£)b in SRünfter getrieben (baö gormular oon bem in SJiinben gt» 
bräudjlidjen fefcr oerföteben) unb oon ^ermann jur S3efiegelung nadj 
SRtnben gebraut? 3)a$ Siegel auf {eben Sali erft na$ ber 6djrift angehängt 

*) 8Meid)t in D*nabrü<f getrieben? 

*) ©raf £einrid& ift ber »ruber bei Sifdjof* SBibefinb. 



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55 



33ifd)of Äono: ©tabt äfltnben £g. 795. 

©t. ÜWorta £g. 814. 

Jünger tfeinridj o. üftienburg £g. 831 '). 
(Slect SB ol quin: ßeoern £g. 855 «). 
33ifd>of Otto: ßoccum £g. 886. 

ßeoern £g. 922. 

©ebrüber o. 3erfen £g. 934. 

©djmna £g. 944. 

©ö&ne bc§ gfricbrt* o. Raffel ©ö* 1031. 
^olquin: ßa&be £g. 1096 <&. ä; 1143, 1179 2 <&. 
oon berfelben £anb, ebenfo 1343, 1254. 

Äirc&e in Rinteln £g. 1100. 

ßoccum £g. 1149. 

©tift tferforb ©g. 1204. 

©t. 3o$anm9Hinben £g. 1256. 

$omrapttel £g. 1280, 1412. 

ßeoern £g. 1490 2 <&. (biefetbe £anb). 

©ebrüber oon SHjlben £g. 1314. 

©d&hma £g. 1352, 1151 2 <&. tum sroei 
©Treibern. 

SBemtigfcn #g. 1400. 

gkopft con S3urlagc #g. 1408. 

©tobt amnben £g. 1469. 

Pfarrer in £d&ten £g. 1430. 

©t ©imcon unb Suba^oglar £g. 1081 8 ). 



J ) <£$ ift bie$ bic auf ber anliegenben $afel abgebilbete Urfunbc. 

*) 2)ie einzige Urfunbc be$ ©lecten SBolqutn. ©r ftammte au$ ber 
gamilie be$ ©rafen öon ©djwalenberg, war §übe8ljeimer 2)omIjerr unb 
tropft $u ©o$Iar, unb würbe nad) bem am 22. gebr. 1266 erfolgten 
£ob S?tfd)ot flono$ gum SSifd^of gerodelt (auf jeben gall öor 1266 9iot>. 25, 
cfr. £g. 854), reponierte (aber erft 1267, cfr. §g. 865), worauf ber $aöft 
am 18. 2lug. 1267 ben 2)ominüaner Otto au$ ©tenbal $um 93tfd^of 
ernannte. 8on 1273 an war 2*olquin SDompropft in §tlbeäl)eim (cfr. 
£g. 769, 5lnmer!ung). 3m 3)ec. 1275 würbe er $um jwetten 2ftal $um 
SBtfdjof öon SJHnben gewählt unb erlangte nunmehr audj bte SBeftätigung. 

8 ) Stuögeftettt öon S5ifdt)of £tto öon £ilbe0f)eim unb Solqutn öon 
üflinben. Ob bte Urfunbe jemals SBoIquinö ©tegel getragen fytt, ift nad) einer 
freunblidjen üJtttteilung beö ©tabtard)iöarä ju ©oälar ?rof. «fröljdjer fragltd). 



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56 



Äojntel IL 

Der Sfyxttbftoft ttnfc htfttn fletymMnng; 
grapse einleiten. 

©ämtlidje Urfunben unferS 3eitraum$ f* 11 ** au f 
Pergament gefdjrieben. ©eine ^Bearbeitung ift öerfd&ieben* 
artig; jutoeilen ift es roeid^ unb glatt, manchmal fo raul) 
unb l>art, bafe es erftd)tlidj baS ©djreiben erfdjroert Ijat 
©eljr bfinneS Pergament finbet ftdj bei $g. 551, feljr IjarteS, 
faft leberartiges, bei $g. 45. QftalienifdjeS Pergament — mit 
toeidjer, feljr glatter ftnnenfeite unb gelber, nur tuenig be* 
arbeiteter «ußenfeite — ift bei #g. 1035 (für ffl. ©ennigfen) 
unb 1412 (für baS fcomfapitel) benufet. «udj #g. 1332a 1 ) 
fdjeint auf auSlänbifdjem Pergament getrieben ju fein. 

3)ie ©rögcnöcr^ältniffc ber Sßergamentpcfe ftnb feljr 
öerfdjieben, fogar in ber bifdjöflidjen ©djreibftube unter 
»bam unb Subolf Dielen ©djtoanfungen unterworfen. ®a« 
gebräuchliche gformat ift baS redjtecfige. Die Sänge übet; 
nriegt meift ber ©reite, toenn aud) nid)t häufig in fo auffaüenbem 
SBerljältniS ttrie 26,5 ju 4,9 cm bei $g. 243; bod^ au* 
baS umgefetyrte fommt Dor, fo bei #g. 934: 20,2 cm 
l>od), 9 cm breit. #g. 45 jeigt baS gformat j ] 

Stein quabratifdje Urfunben fotnmen nidjt m>r; 
nalje baran reiben $g. 63 ©j. A (26,5—24 cm), 
#g. 1408 (21,1—21,8 cm), #g. 810 (9,7-10 cm), #g. 
843 (31,2—32 cm). S)aS fleinfte ©tüd ift #g. 231 mit 
4,7 cm #öf)e unb 10,6 cm Sänge. 

Auf bie sßlica, ben Umbug jum beffexen #alt be$ 
angehängten Siegels, nrirb nur toenig ©orgfalt öertoenbet; 
bei #g. 425 bebeeft fte nur 2 / 8 ber Sänge, bei #g. 642 
nur bie 3Witte ber Urfunbe. SWegel ift bie galtung naä) 



') öetgl. „^ad^trdge k. 



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57 

innen; auSnatjmStoeife ift flc bei #g. 290a nad> äugen, 
b. t). rfidtoärts ausgeführt. 

Siniirung ift nur feiten anjutreffen. £eils tft fic Ijer* 
geftellt burdj einen nidjt färbenben ©riffel (#g. 66 a, 397, 
642, 643), teil« burd) Slei (£g. 91, 114, 251, 256 u. a), 
Derein jelt burdj Jftötel (#g. 1130), am tjäufigften burdj 
SCinte (£g. 37, 39, 94, 102 ©f. A, 321 u. a.). ÜWeift 
finb nur »agered)te Sinien öorgejogen, bodj audj fenfred)te 
3U SBeginn ober ju ffinbe ber 3 c ö e " o& er beibe jufammen 
fommen öor (#g. 228, 349, 478, 812, 821, 824, 932, 
1179, 1210). $n #g. 321 unb 368 (für unb in Obern* 
firmen munbiert) finben fidj fogar je jtoei Sinien am An* 
fang unb am ©d)lu§ ber QtiUn. ®te 3farbe ber linte ift 
meljr ober minber braun. 

Über SWadjtragungen, bie burdj feuere ober bunflere 
£inte auffallen, als bie in ber Urfunbe gebrauchte, nrirb 
fpäter )u Ijanbeln fein. UnauSgeffittte Süden jum SWad)* 
tragen öon Terminen ober SRamen beftimmt, finben ftdj 
in #g. 191, 380. 

SSerlftngerte ©djrift begegnet uns öfter« in ber erften 
^eile unb umfaßt meift bie ftnöocation, fo bei #g. 33, 
34, 45, 52, 63 (2 @j:.), 83 unb met)rfad). SiStoeilen 
ftet)t außer ber ftnooeation nodj ber litel unb bie 3 n * 
fertption in ber verlängerten ©d)rift ber erften 3eile (j. ®. 
$g. 102 (£f. A., 186, 395), ja fogar nodj ein SCeil ber 
Promulgation (#g. 103). Sei #g. 121 ift nur baS In 
ber i^nüoeatton, bti #g. 149 nur baS Conradus ber 
^ntitulation (Qnoocation fet)lt) burd) littere oblonge aus* 
geführt. Qnm legten 3M finbet ftdj biefe ©djriftart in 
#g. 624 (1255 2»ai 17). 

3*©trid)e treten juerft auf bei #g. 270 (1234 STOai 30), 
JrennungSftridje (am (Enbe einer 3 e ^ e ) & c * $8- *38 (1245 
3Wai 19). #ier f djliefjt bie britte Qtilt mit Mau — » bk 
fjrortfefcung — ricii fteljt nidjt in ber folgenben, vierten 



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58 



1 



3eile, fonbern über ber ©ilbe Mau, jnrifdjen ü>r unb bet 
jtoeiten QtxU. ®^ c ÄMür^ungSftridje finb in &erfd>iebenett 
Arten üertreten; audj bie einjelnen ©Treiber brausen 
meift nid)t confequent eine beftimmte gorm. 

ÜDa§ bie SWamen nur burdj «nfangSbudjftaben gegeben 
»erben, finbet fid) häufig in ber ^eugenreilje, j. 93. £9- 298, 
780; aber aud) ber SRame be8 Äu$ftefler$ wirb mel)rfad) burd) 
berartige «bfürjung auSgcbrücft, fo in #g. 34, 90, 292, 
855 u. a. Sei Sopien ift biefc ^Beobachtung natürlich no<$ 
häufiger ju machen. 

$n ber lefcten Steige oon #g. 894, bie ftatjreSangabe 
unb bie läge ent^altenb, finb bie einjelnen Qcä)litxd)tn unb 
©orte burd) ^ifdjenräume getrennt, ebenfo in #g. 831. 

Sei #g. 660 treffen mir auf ber innern ©eitc be$ 
UmbugS als geberproben Don ber $anb be8 Urfunben* 
fdjreiberS bie ©üben an, am, an berfelben ©teile bei ipg. 
1256 dum, ab. JDb g-rtwpnräe ober ob geidjen be$ 
©djreiberS ift nidjt ju entfd^eiben bei $g. 1314, mo auf 
ber SRüdCfeite, auf berfelben ©teile, too auf ber SBorberfeite 
ber SWame be$ ÄuSftellerS (SBolquin) fteljt, ein £j. ge* 
fdjrieben ift. 

©leidjjeitige Jfanjlei* ober Megiftraturöermerfe Ijabe 
id) nidjt gefunben. ÄUe ©orfalnotijen finb jüngeren 5Da* 
tumS. ftntereffant ift eine foldje bei ber fefjr jerftörten 
unb jefct aufgeflebtcn Urfunbe $g. 944, auf bereu Sftud* 
feite eine £anb ungefähr beS auSlaufenben XV. ^alp* 
t)unbert$ gefdjrieben t)at: Noli me aperire sepe, quod 
gravissime langueo. 

Kapitel III. 
Die ftedjmk 5er Besegelung. 

Stuf baS ©iegel als 93eglaubigung$mittel toerbe id) 
unten näfjer cinjuge^en Ijaben; \)kx ift, um mit SBrefjlau 
ju reben, „ju beljanbcln bie tedjnifdje ©eite . . ., bie 33e= 



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59 

f d)affent)ett . . . bcr (Siegel unb baS ©erfahren bei ber 
SBefiegclung." 1 ) 

£>a$ SKaterial ber (Siegel ift 3Bad)$, beffen Jarbe 
(Bio auf brei 3(u$naf}men 2 ), too rot gefärbte« üertoeubet ift, 
$g. 905, 932, 994) in größerem ober geringerem 3Wa§e 
fdjmufcig toeifc ift. «uffaflenb ift ba« JBifdjofSftegel an 
$g. 922 (1268 für JH. Settern): bie (Siegelfdjfiffel ift öon 
toeifcem, bie S^pu^Iatte öon rotem ©adj$ s ). SDurdj ba$ 
geftbrüden beS 333ad>fe$ auf bem (Siegelftempel entfte^en 
auf ber 9fffidffette ber (Siegel fjäuftg ftingereinbrütfe, bie 
t). SBudjtoalb (p. 259) ofjne ©runb mit Recognitio per 
pollicem bejeidjnet 4 ). 

Das ©iegetbilb befinbet fidj immer nur auf ber 2$orber* 
feite, ©ine nähere SBefdjreibung ber Sßinbener SBif^ofS* 
fiegel ift unnötig, ba bie« unter ^Beifügung guter Sidjt* 
brudabbilbungen gefdjetjen ift burd) £umbült in „SBeft* 
fälifdjen Siegeln :c. Maty it)m (cfr. a. a. D. p. 8 ff.) finb 
folgenbe bifdjöflidje (Siegel öorljanben: 
öon SBifdjof #einrid) 1 Stempel, abgebilbet £af. 54, 1 
„ ffonrab 1 „ „ rr 54, 2 

„ «Bityelm 1 „ ff „ 54, 6 

»» n Qfo^ann 2 r , 6 ), nur einer abg. „ 54, 3 



l ) 33refclau p. 922. 

•) 2>iefe brei Urtunben für AI. Saf)be; §g. 905 feterlidje 33efifc. 
beftätigung. 

») cfr. aud) baö SBcrf öon Suntbült, 6. 9. 

4 ) Sumeilen nur ein ©inbrutf ($. 33. an #g. 710), ineift brei ©in« 
brütfe (3. 33. §g. 595); aud) mefjr (Sinbrütfe !ommcn öor, fo 3. 33. öier 
an §g. 997 (Urfunbc be$ 33ifd)of$ Otto), fed)ä an bem (Siegel be$ ©rafeu 
Dtto öon «fcona, Urfunbe öon 1291 Slug. 10 für 81 8occum (erwähnt 
(Sal. U. 33. III, 486 fCmnerhtttg). <Die 93e$auptung ö. 93ud&walbö, bei 
ber SBeftegelung fei ber ?ftamc bed breieinigen ©orteä angerufen töorben, 
unb barauf belögen ftd^ bie brei Ginbrücfe, ift fcfyon gmücfgennefen öon 
Srefclau p. 934 «Rote 1 unb oon $offe p. 159. 

8 ) £a$ ©Iectenfiegel ift nidjt abgebilbet. 



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60 

Don JBifd&of ffiibefinb 1 ©tempel, obgebilbet SCaf. 54, 5; 

„ „ Jfono 1 „ „ Eaf. 53, 1; 

Otto 2 „ „ £af. 53, 2u.3; 

„ „ SSolqutn 3 Stempel, abgeb. laf. 52, 7 unb 

8 1 ) unb 54, 4. 
Die JBejeidjnung be$ ©iegels in ben Urfunbe« 
lautet burdjtoeg sigillum; in jtoei gäflen nrirb ber Hu* 
brudt bulla gebraust: in #g. 33 unb 404. 3fnt erften 
Ofalle ift burd) baö erhaltene ©adjSftegel bejeugt, baf$ bulla 
fonomjm mit sigillum ift. Die Urfunbe #g. 404 ift nur 
in Äbfdjrift überliefert, unb eine pofttfoe (gntfdjeibung übet 
bie SBebeutung Don bulla nid)t möglich, aber toaljrfdjeinlici 
wirb aud) l)ier an eine Sleibufle nid^t ju benfen fein. 

(Eingebrüclte ©iegel giebt e8 in unferem Qcitxaum 
nidjt met)r; es werben o^ne Ausnahme #ängeftegel oer* 
toenbet. Sßad) ber Art tyrer JBefeftigung teilen fie ftdj w 
angehängte unb ab^ängenbe ©iegel 2 ). Die erfterenfomuten 
bei ©eitern am tjäufigften öor. Sei iljnen nrirb bie $er< 
binbung mit ber Ur!unbe Ijergefteflt burd) lofe Pergament» 
ftreifen ober burdj ftäben, bie burd) ©djnitte ober 2öd)et 
am untern JRanbe ber Urfunbe tjinburdjgejogen werben, unb 
jroar, toenn nur ein ©iegel üorfjanben ift, immer in ber 
ÜWitte*). Um ein ©inreifjen beS Pergament« ju üermeiben, 
ift faft immer ber untere JRanb ber Urfunbe umgebogen 
Oßlica). Die Sßergamentfiegelftreifen jeigen jutoeilen ©puren, 
au« benen Ijeroorgeljt, baf$ fie oon ber Urfunbe abgefdjnitten 
trmrben, an toeldjer fie befeftigt finb, fo j. 85. bei #g. 1088, 

M SDiefc beiben finb Äbbilbungen oon ßlectenflegeln. §ter fei auf' 
merffam gemalt auf eine Semerfung ßeljrt im ÜRerfeburger U. ©., dfo» 
leitung p. LXXI, bafc auf ben btfd)öflidjen (Slettenftegeln ntd&t, nm 
93re&lau (p. 968) u. a., audj Sumbült, angeben, ber Gftttt in fte^enbtr 
Stellung, fonbern immer ber «^eilige ber betr. Äird)e abgebilbet fei. 

") Ober bie Terminologie t>gl. aud)* ©rotefenb, Über ©pljragifttf 
(«Breslau 1875) p. 15. 

*) $*i £g. 1^16 ift \>a& Siegel auäna!)m$toeife unmittelbar an ber 
(Ijeralbifd)) redeten Seite angebracht. 



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61 

wo bic crftc 3eile beS UrfunbentejteS gefdjrieben war, aU 
ber ©djreiber einen ©djreibfetjler entbedfte (statuito ftatt 
statuit) unb ben oberen {Ranb ber Urfunbe abtrennte, ber 
fpäter bei ber SBeftegelung nodjmals in jwei Streifen ge* 
fdjnitten jur SBefeftigung ber Siegel beö SBifdjof* unb beS 
Gapitete biente. Sei #g. 1215 ift bie ©reite ber Streifen 
mit linte toorgejeidjnet; eine weitere ßiniatur finbet ftd> 
J}ier nidjt. "Den für anbere Urfunbengru^en bielfadj feft* 
gefteüten ©ebraudj, bafe auf ben ©iegelftreifen ber SRame be8 
SBeftfcerS be$ baran tjängenben ©iegel« getrieben wirb, l)abe 
id) nidjt gefunben; bie jweimalige SSBieberljolung beS SRamenS 
Widekindus bei #g. 636 ift auf Spielerei jurfid jufütjren. 
Sieben ben *ßergamentftreifen werben Don '$g. 186 
an (1228) aud> 3fäbcn oerwenbet, lofe ober gebre^t ober 
geflochten, einfarbig ober bunt; ju ifynen ift folgenbed 2Wa* 
terial gebraust worben: 

I. ©eibenfäben: rot: #g. 416, 660, 703, 743, 821, 
822, 824, 905, 1359, 1413; 
weife: #g. 1025; 

rofcgrün: #g. 388, 389, 691, 1479; 
rot*ge!b: #g. 228, 374, 755, 762, 787, 

998, 1030a, 1120, 1257, 1290; 
grün*weife*rot: #g. 186, 1325. 
IL $anpben: weife: #g. 417, 541, 759, 760, 761, 
807, 812, 822, 964, 1035, 1096, 
1187, 1204, 1253, 1254, 1289 ffif. A, 
1299, 1299 erwähnt, 1326, 1343, 
1374, 1410. 
rot: #g. 505, 506, 512, 521, 994; 
rot*weife: £g. 1349, 1427, 1490ffif. A. 
btau*weife: $g. 427, 446, 478 <Ej. B, 

843, 932, 1373, 1405. 
btau*weife*rot: $g. 478 @f. A, 1278, 
1289 ffif. B, 1490 ffif. B. 



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62 



ÜDic ablj&ngenben ©iegel finb an einem <ßerga= 
mentftreifen befeftigt, ber am unteren SRanbe Don ber Ur* 
funbe fo abgefdjnitten ift, bafc er an ber Unfen ©eite nodj 
burd) eine furje 5Bafi$ mit ber Urfunbe toerbunben ifr 
Sfud| jwei unb metjr ©iegel (brei bei #g. 695) fönnen in 
biefer ffieife befeftigt werben. Um ein Abreißen be$ (Streifens 
t>on ber Urfunbe ju üermeiben, wirb er fyäuftg öon Dorn nad) 
t)intcn burd) einen ©nfdjnitt geftedt (fo bet $g. 1100, 
1109, 1327, 1408 :c; bei §g. 1356, 1357, baffelbe »er* 
fahren bei jwei Siegeln). 

SWeben bem JBifdjofSfiegel ftnbct ftd) fetjr oft ba« bt$ 
5)omfajntel8, oljne baß biefe« als ÜWttauSftefler genannt 
Wirb 1 ). Äudj ba$ Siegel beS Urfunbenempfänger* wirb 
bisweilen angehängt, fo bei #g. 59, 63, 186, 446, 690, 
691, 720, 1033, 1096, 1210 2C. 

3)er £inwei$ auf ba8 ober bie bie Urfunbe befräf* 
tigenben ©iegel ift jumeift in ber Eorroboration enthalten. 
3Wel)rfad) finbet ftd^ audj bie Änfänbigung öon jwet ober 
metjr ©iegeln, wätjrenb tfjatfäd)lidj nur ein« an ber Ur* 
funbe tyängt. ©o werben in #g. 1181 unb 1280 je jwei, 
in $g. 1467 fogar brei ©iegel angetünbigt, obwohl in 
allen biefen gäDen bie Urfunben nur mit je einem ©iegel 
beftegelt finb, aud) feine ffiinfdjnitte barauf l)inweifen, bafc 
bie ©iegel feitfjer üerloren wären. ?lud) ba$ umgefeljrte 
SSer^ältni« treffen wir: nur ein ©iegel ift angefünbigt, es ftnb 
aber mehrere t>ort>anben: je jwei bei §g. 45, 150 unb 1379 2 ), 

l ) Äapitelfiegel neben bem bifdjöflidjen finbet fic^ an 116 Urhmben; 
fonftige geiftlidje unb weltltdje (Korporationen unb Sßerfonen jlegcln 28 
mal mit, bei 19 oon biefen 28 Urfunben ift »nebenan baö flapitelftcgel 
mitangebradjt. 

*) 3n ber Gorroboratio oon £g. 1379 (£)r.) freist sigilli nostri 
capituli; trofcbem bie Urfunbe oom SBifdjof au^gefteHt ift, wirb beffeu 
Siegel nidfjt erwähnt; ober ift metteidjt anufdjen nostri unb capituli 
ein et ausgefallen, jumal fowoljl bifd^öfLtd^ed ati bomfapitularifdje* Siegel 
por^anben ift? 



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63 

brei bei £g. 831. 3*^ ©icgcl ftnb angefünbigt bei 
Jpg. 813, aber brei üorljanbcn; cbenfoüiel angefünbigt bei 
4?g. 63, @f. A biefe Urfunbe f)at aber üier, (Sj. B fogar 
6 Siegel 1 ), Shin ©iegel ift erwähnt in ber Gorroboration 
uon #g. 92, 191, 219; trofcbem ftnb aud) biefe Urfunben 
mit je einem ©iegel befiegelt. 3Weift wirb woljl Sftad)* 
läfftgfcit als ©runb beS Sftid&tübereinftimmenS beS £Ijat* 
füdjlid&en mit bem Stngefünbigteu anjufefjen fein. 

®anj attein ftefjt ber %att, ba§ an einer Urfunbe 
SBifd&of ÄonrabS öon 1234 2M 10 (#g. 270) baS ©iegel 
feines SRad&folgerS SBilfjelm I)ängt. auf bieS eigenartige 
SBorfomniS werbe td^ am ©djlufc ber Slrbeit jurüctfommen. 

©inb an einer Urfunbe jwei ©iegel befeftigt, fo ift 
faft ausnahmslos baS fjeralbifd) redjtS ftfcenbc bem Mang 
nadj baS üorne^mere. Sffienn brei ©iegel toorfjanben ftnb, 
wirb biefe ©tettung l)äuftg beibehalten, l)äufig wirb bann 
aber audfj baS Dorne^mere ©iegel an bie jweitc ©teile, 
alfo in bie ÜWitte jwifdjen ben beiben anbern gefegt. SSon 
einer feften ©ewoljnljcit fann aber nidjt bie SRebe fein. 
55oHfommen wiflfürlid) ift bei #g. 63 unb 256 öerfa^ren : 
9tn ber erftgenannten Urfunbe ftnb bie ©iegel in folgenber 
Reihenfolge (üon ^eralbifd^ red&ts nadfj linfs gejault) be* 
feftigt: Äi. SWarienfee (empfangenbeS filofter), 33if$of, bann 
jwei ©iegel oerloren, ©omfapitel unb julefct ®raf Sernljarb 
Don SEBölpe; bei £g. 256 finben fid) nad) ber Wetye bie 
©iegel ber ©tabt SWinben, beS SKartinSftifteS, beS ©om* 
fapitels, beS Sifdjofs, beS SWarienftifteS unb beS Cannes* 
ftifteS; man fönnte fjödjftenS annehmen, bftfc bie öorne^mften 
©iegel in bie ÜWitte genommen würben. 



*) brei ©iegel ftnb aitQefünbigt, t>ier oorljanben bei £g. 1254. 



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64 

in. %dt. 

Die inneren ZTCerfmale 6er Urfunfren. 

flautet I. 
lirkmtöenarten traft UrktraftenttUr. 

Die gebräudjlidjfte 33ejetd>mmg ber Urfunbe tft 
scriptum; weniger oft erlernt pagina, nodj feltencr littera, 
unb littere. Sftur öereinjelt fommen öor cartula ($g. 
755, 776, 780, 787, 809, 810, 831, 1221, 1400, 1419), 
Privilegium (#g. 37, 51, 167, 404, 900, 1451), instru- 
mentum (#g. 292, 313, 704, 767, 1254), carta (#g. 86, 
90, 166, 397), cedula (£g. 628, 1228, 1454, 1477, 1488; 
scedula #g. 68), scriptura (#g. 36, 182, 244, 1326), 
documentum ($g. 73), chirographum ($g. 107) unb 
membrana in Urf. beS 5)omfojritel$ #g. 429. An ju« 
fammengefefcten SBejeidinungen finben ftd) pagina testi- 
monialis ($g. 427), scriptum testimoniale (£g. 186, 
mit bem erläuternben 3ufafc memoria tenax $g. 72), 
scripti Privilegium ($g. 814), presentis scripti pagina 
(£g. 103), scripture testimonium ($g. 1471), scripture 
solidamentum ($g. 244), scripture vivacitas (£>g. 1325), 
scripturarum Privilegium (#g. 900), scripturarum apices 
(#g. 895, 1314), litterarum indicium (#g. 198, mit ftu* 
fafc vi vax $g. 218), scripturarum autoritas ($g. 564, 
577), littere patentes (#g. 561, 808), scriptura et pri- 
vilegia (#g. 675, 762), scriptura publica ($g. 1231), 
scripta autentica (j. 35. £g. 411), scripta publica et 
autentica (#g. 1095, 1151), sigillate apices (#g. 40). 

Sßle biefe 83ejeid)nungen »erben im gleiten @inne 
gebraudjt; aud> wenn in #g. 107 (nur in «bfdjrift tw* 
Iiegenb) bie Urfunbe chirographum genannt wirb, fo iß 
wol>l faum an eine fterburfunbe ju benfen, ebenfo wenig 
bei scripta autentica an bte SBejieljung auf ein Xtanftfumt 



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65 

Güte mit bem aerfdjiebenen ^fnljalt correfponbierenbe ÄuS* 
ftattung ift nid)t nadjfoeisbar; fo fittb wichtige 9te<$t& 
gefc^üfte in fdjmudlofen, unnric&tige bagegen in fovgfälrig 
unb feierlich auSgeftatteten ©djriftftücfen nicbcrgclcgt. 3Weift 
jjaben bie burdj bie (Empfänger munbierten Urfunben ein 
feierlicheres Süßere, als bie jenigen, bie itjre #erfteHung einem 
bifd)öflidjen ©Treiber aerbanfen. 

SBei ffletradjtung be$ 9ted)t$inf)alte$ ber Urfunben 
fxnben mir am jal)lreid)ften ©djenfungen unb Übertragungen 
be$ SifdjofS an ba$ Domfapitel, bie Älöfter ober fonftige 
geiftlidje Korporationen, $m übrigen ift natürlich ber 
Snljalt äufcerft mannigfaltig: ^Betätigungen beS SBefifceS 
ober ber SRedjtSgefc&äfte, bie oon Älöftern ober bergl. mit 
britten ^erfoneu eingegangen finb, Ablaßerteilungen, ©treit- 
fdjlidjtungen , Verfügungen in Diöcef anaugelegent)eiten , 
ffialjrnetymung ber QuriSbiction in ber ©tabt SWinben unb 
anberes. 

«in SEranSfumt pnbet fi# äuerft in #g. 625 (1255 
ÜKärj 18), moburd) JBifdjof JBibefinb bie ©tiftungSurfunbc 
feine« ©rofjoaterS für ftl. üWarienfee beftätigt; fobanu in 
£g. 693 (1258 3Wärj 29). morin berfelbe 93ifd)of eine 
unbatierte Urfunbe beS ©rafeu ©ottfdjalf oon Sßtyrmont 
jur allgemeinen Äenntni$nat>me publiciert. 

•Die Urfunbenfpracfye ift burdjtoeg bie lateinifdje. 
•Die meijten Urfunben finb fubjeetio abgefaßt; nur 
einige wenige finb in gorm Don ^ßrotocoüen auSgeftellt 
unb jmar als $rotecolle über Verträge, j. 93. £g. 489 
mit ©ifdjof oon JDSnabrficf, $g. 739 mit ©tabt SKinben, 
4>g. 832 mit ©raf öon (Sberftein, $g. 954 mit ©raf t>on 
SBöfye- 

©er eigentliche 9ied)tSinljalt einer jeben Urfunbe ift 
roofjl ju unterfdjeiben öon ben tyn einleitenben unb be* 
fd)lie§enben gormein. Qum SRedjtSinljalt felbft — bem 
Äontegt — gehört nur baSjenige, roaS ftdj auf baS in ber 
i LVIII. 2. 5 



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66 



1 



6ctr. Urfunbe beljanbelte 9?ed)t«gef*äft bejietjt 1 ), e* tpttb 
immer inbtoibuell gefaßt fein; bie gormein — ba$ $ro* 
toeofl — finb aflgentein gehalten, oljne 9tfi<fft*t auf ben 
fpeciellen $Re*t8falI ; fie finb anmenbbar bei ttrfunben, in 
benen bie t>erf*iebenften 9?e*t$gef*8fte beljanbelt »erben. 
Das $rotocoH jerfäflt in baS ©ingangS* unb in ba* 
©djlufjprotocoll. Qu bem erjieren, bem eigentlichen <ßro« 
tocoH, rennen wir ^nüoeation, ftntitulation unb Qfnfcription; 
ju bem lefcteren, bem ffifdjatocoü, bie beugen un ^ W* 
Datierung, in ganj feltenen fällen au* bie Sfypreeation. 
gür ben Eontejt bleiben fofgli* Ärenga, Promulgation, 
sftarratio unb Difoofitio, (Eorroboration mit SßoenformeL 
9?i*t immer finb alle genannten £eile in einer Ur< 
funbe vertreten, meift fet)lt bie eine ober bie anbere gönnet 
Äu* bie Stellung ber gormein unter einanber entfprity 
ni*t immer ber tbm gegebenen Reihenfolge. Die größte 
Unregelmäßigfeit in biefer #infi*t finbet ft* im ffifdjatocofl. 
Die 3 cu 8 cn 9 e ^ e " voraus, bann folgt ßorroboration unb 
Datierung in #g. 137, 148, 166, 228, 390, 391, 428, 
895, 933, 950, 958, 1031 unb 1201; bie Datierung wirb 
jttrif*en Eorrpboration unb 3 eu 9 cn eingefdjoben bei #g. 
182, 1131, 1210, jttnf*en beugen unb (Jorroboration in 
£g. 541, 759, 760, 761; au* bei #g. 807, nur folgen 
l)ier no* na* ber (Eorroboration bie sßontiftcatsjaljre. 3 n 
#g. 1294 ftefjt bie Sorroboration na* ber Datierung, bit 
3eugen fehlen. 3^^*^« Datierung unb 3 cu 9 en c ^ n 9 e ' 
f*oben ift bie Eorroboratton bei #g. 100. Qn #9- 33 
ift bie SReiljenfolge ber gormein: Gorroboration, QeuQtn, 
Sßoenformel, Datierung. 8tbroei*ungen t)on gewohnter 
golge anberer gormein werbe i* bei ben eütjelnen gormein 
anführen, ju bereu 33efpre*ung i* jefct übergebe. 



') 5)a8 33aumgartenberger Sormenrndj nennt ben Sontejrt tenor 
specialis; cfr. SBre&lau p. 4L 



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67 

ft<H>tie! II. 

Die etnjelnen ^ormeln. 
§ 1. 3nt)ocati(j. 

3)ie ftnaocation ift eine Anrufung ©ottes, unb als 
fold)e bie borneljmfte Don ben jur #eroorl)ebung urfunb* 
Iidjer Äufjeic&nungen gewählten formen, ffiine mono* 
grammatifd>e 3<n&ocation — ™ 5° rm & c * EljrtSmonS — 
finbet ftd) ht unferen Urfunbcn nid)t, audj bic öerbale $n* 
tooeation aerfänrinbet mel>r unb meljr, je meiter mir in« 
XIII. ftaljrlj. fotnmen. Unter SBifäof #einrid) finb nod) 
aße Urfunben mit ber ^nooeation öerfe^en unb jtoar in 
ber (in ber föniglidjen Äanjlei fdjon feit Subroig b. 
©eutfdjen gebräud)lidjen) ^orm: In nomine sanete et 
individue trinitatis, unter Äonrab finbet fie ftd) 27 mal, 
unter feinem SWadjfolger nur einmal (#g. 327). SBeiter 
ift fte angetoenbet bei #g. 373, 376, 382, 395, 416, 418 »), 
420, 426, 579, 624, 654, 688, 698, 739, 743, 764, 780, 
8821), 1035, 1096 1 ), 11300 unb gulefct bei #g. 1248 
(1282 «pril 8). ©tatt trinitatis finbet ftd) in #g. 389 
(Dr.) unitatis. ©ine anbere, aber nur einmal (in 
#g. 1179) auftretenbe gorm ber Anrufung ber Dreieinigfeit 
ift: In nomine patris et filii et spiritus saneti. Amen, 
SBei #g. 489, 1359, 1430 unb 1494 finbet ftd) nur: In nomine 
Domini. Amen 2 ), ©erabe bie Qnöocation toirb oft in öer* 
Iängerter ©d)rift gegeben; barüber ift fdjon oben gef proben. 

§ 2. 3ntttulatio. 

$n biefer gormel ttrirb ber SWame unb Sitel bes 
»uSfteflerS gegeben, meift aud) angegeben, bafj er burd) 
®oite« ®nabe ift, toa* er ift. 

3n ber größeren Änjal)! ber Urfunben ift ber SBifdjof 
allein ber «udfteüer; bisweilen fmb aber aud) baS ©omlapitel 

') mit amen nadj trinitatis. 

f ) in «$0» 489 ammen gef^rieben. 



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68 

ober einjelne aRitgtieber beffelben mit bem Stfcfcof att 
Aussteller Don Urfunbcn be$ Derfd)iebenartigften ^n^altc^ 
genannt. 3 um er P en 2M ift birt ber galt unter Sifdjof 
Äonrab, ca 1220, (#g. 90), too H. eiusdem ecclesie pre- 
positus unb 1236 3ttärj 15 (#g. 292), too H. prepositus, G. 
decanus totumque capitulum Mindensis ecclesie mttauf- 
geführt werben. 2Weiften$ roerben Dom Eapitel nur pre- 
positus unb decanus namentlich aufgeführt 1 ), feiten ber 
Decan allein (#g. 903, 999, 1034, 1045, 1179, 1253 
unb unter Sifdjof SBibefinb, ba lefcterer jugleid) £>om£ropft 
mar j. 85. #g. 590, 592, 608, 691, 695, 697, 755) ober 
in ©emeinfdjaft mit bem scholasticus (#g. 824). 3fn 
$g. 398 tritt auger Dompropft unb Dombccan nod) ber 
tropft be$ 9Wartinftifte$ auf, ber, wie ba« folgenbe ca- 
pitulum jetgt, aud) Domherr mar. ©anj Dereinjelt finben 
fuJ) in #g. 700 jmanjig, in $g. 1165 21 Domherren 
einjeln genannt. SWur capitulum, oljne Namensnennung 
einaelner üRitglieber berfelben, fteljt in #g. 606, 762, 764, 
1374 3 ), 1417. 

S5afj ber SMfdjof aud) mit anberen *ßerfonen, als mit 
ben SKitgliebern be$ S)omfapitel$ Urfunben aufteilt, finbet 
ftd) beifpieläiueife bei Sfonrab $g. 84 (mit Sifdjof ©ieg* 
frieb Don $>ilbe^eim unb SBifdjof ffiilljelm Don ^aoelberg); 
bei $ol>ann §Q- 412 (mit ber ©räftn ©op$ie Don SRaDenS* 
berg); bei ©ibeünb #g. 616 unb 683 (mit bem Sogt 
ffiibelinb Don SWinben; bei Dtto #g. 900 (mit #iOemar, 
SSogt Don ©Naumburg) unb 1045 (Dtto unb baä 3)om= 



») j. 8. £g. 297, 349, 355, 365, 427, 552, 575, 768, 780, 787, 
794, 1025, 1096, 1116, 1118, 1164, 1176, 1222, 1235, 1326, 1343, 
1356, 1379, 1488, 1490. 

*) in ben IRegefien öon £oogen>eg ift meljrfadj ni$t ftreng auletn* 
anber gehalten, ob ber 93ifdjof allein ober in ©emeinfdjaft mit bem 2)om- 
fapitel bie Urfunbe auflgefteflt Ijat. Über bie einzelnen %äüt biefer 8rt 
cfr. „9tod)träge." 



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69 

fojritel mit bem $ecan unb Äajntel ju Hameln); bei 
»otquin #g. 1081 (mit ©ifc^of Otto Don $ilbe*l>eim), 
1494 (mit $erjog Otto Don 33raunfd)tPeig*Süneburg) unb 
1439 (mit bem ©rjbifäof JRubolf Don ©aljburg, ben Si* 
fc^öfcn SSoIrob Don #alberftabt, ©tegfrieb Don $ilbe$l>eim 
unb S^riftian Don ©amlanb). 

S)ie lefete ttrfunbe fflifäof Äonrab* (#g. 298) fülprt 
neben ü)n aud) B. W. et E. eius coadiutores auf. 

93or ben Kamen be* Sifdjof* wirb manchmal ein 
*ßerfonafyronomen gefegt, fo ego bei #g. 52, 66, 83, 126 
(äße Don Sifdjof Äonrab), nos unter Sifäof Otto bei #g. 
921 unb 1033, unter »ifäof SSolquin bei $g. 1166, 1364, 
1397, 1442, 1463 unb 1494. »ei ber legten Urlunbe 
tann e$ jtoeifelijaft fem, ob nos ftdfo nur auf ben fflifdjof 
ober aud) auf ben ebenfall* al$ ÄuäfteHer genannten 
#etjog Otto Don 93raunfd)tt>eig*£üneburg bejieljt. SMfdjof 
Otto erfdjeint al$ frater Otto regelmäßig bi$ auf bie 
Ausnahmen #g. 882, 883, 886, 952, 1038b, 1041, too 
nur Otto ftetjt. SSon biefen ift 1038b fi<$er, toaijrfdjeinKd) 
ftnb aud) #g. 883, 952 unb 1041 («btafjbriefe für au«* 
»artige JHöfter) Dom (Empfänger getrieben; auffällig ift 
bie ÄuSlaffung Don frater bei £g. 882, ba biefe Urlunbe 
für ba« Qomtapitet beftimmt ift, Don bem bod) eigentlich 
anjuneljmen märe, baf? es mit bem ®ebraud)e be$ S9ifd)of$ 
Ijätte Dertraut fein muffen. 

3)er Sßame be$ $8ifd>of$ ttrirb nur al$ SJomame ge* 
geben, ba bie Setfügung beS 3familien*$ßamen$ unfanomfdj 
ift. Die ©djreibtoeife ber Tanten (natürlich fann nur bie 
in ben Originalen angetoenbete mafegebenb fein) weift 
manche SSerf^ieben^eiten auf 1 ). Sieben Conradus pnbet 



*) Über bie Sitte au* in Originalen ($. ©. $g. 34, 84, 220, 292 
u. a.) bie Warnen nur bur$ bie $lnfang*budjftaben anjubeuten, ift fdjon 
pben gefprodjen. 



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70 

ftd) #g. 167 Cunradus; neben Willelmus ($g. 310, 390, 
322, 323), Wilhelmus (#g. 340, 341, 368) unb Willehelmus 
(£g. 313, 315, 321) (#g. 315, 320, 323, 341 jinb Don beut» 
fetben Äanaleifäret&er!) »et SBiföof ©ibeltnb flnbcn fi<$ bic 
formen Wedekindus unb Widekindus glctc^oft. Unter 
Sif$of SJolqutn fi&ernriegt bie <5$reibart Volquinus, neben* 
Ijer laufen bie a&toeidmngen Volcquinus 1 ), Volcwinus 
(#g. 1081, 1095, 1100, 1222, 1392), Vulcwinus ($g. 
1441), Wolquinus (#g. 1405), Wolcquinus ($g. 1349, 
1476) unb Wolcwinus ($g. 1439). Die fRamen ber anberen 
SBifd^öfe fmb teinen Änberungen unterworfen; $emrid) nennt 
fld) in ben beiben erhaltenen Originalen Heinricas. 

Der litel be* fflifdjof $ lautet burd)tt>eg episcopus. ©teilt 
ein SBtfdjof in ber 3ett *>or ber Seftätigung Urtunben au«, fo 
nennt er jtdj electus 2 ). guttjeileu toirb nod) befonber« an* 
gegeben, bafj ber Electus fdjon bie Konfirmation erlangt 
fyat, inbem er mit electus et confirmatus bejeidjnet wirb 9 ). 
Der Xitel minister humilis jtnbet ftdj in 2 Urtunben 
<£onrab$, $g. 40 unb 107 *). JJortgelaffen ift ber £ttel 
in bem Original (unbejt $anb) $g. 934: frater Otto etc. 
©ibefinb, ber augleid) Dompropjt ift, nennt ftdj alfi foft&cr 
episcopus et auetoritate superioris eiusdem ecclesie 
prepositus. ($g. 621, 700) 6 ). 

») $g. 1125, 1229, 1238, 1256, 1277, 1438 a, 1488. 

*) Öfter bie Stauer ber ©Iectenjeit ber einzelnen SHföofe cfr. .Stotioriuig*. 

") a- ®. *9- 374, 602, 759, 760, 761, 1095, 1096, 1109, K.; W 
£g. 775, 776 unb 1088 wirb confirmatus auflgelafjen. 

*) »gl „9Ra<$träge w unter Hr. 40. 

*) Äudj SBtfdjof Otto ift gleichzeitig $ompropft gewefen, nennt p<$ 
aber im Sitel ntdjt fo. $g. 905 (1268 Suli 31): ecclesiam . . aueto- 
ritate vobis tarn pontificatus quam prepositure, com gnbernemos 
utrumque, . . . confirmamus. £g. 965|(1270 3foli 24): ... nos, 
qui per dispensationem concessam nobis a sede apostolica de 
gracia speciali prepositnram ecclesie supradicte com episcopato 
tenemns, . . . 3n £g. 356 (1270 ttpril 23) wirb ein SJompropfi 3)iebri<f) 
genannt. 



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71 

SJolquin ffiljrt in $g. 1408, toorin er im Sftamen be$ 
SßapfteS ben tropft öon fflurlage beauftragt, für Aufhebung 
ber über Älofter fie&ern ausgekrochenen (gjrcommunication 
%u forgen, ben ©pecialtitel episcopus Domini pape 
delegatus. 

SWeben episcopus fte^t bie DrtSbejeidjnung, häufiger 
mit bem alleinfte^enben Äbjectiü Mindensis (ober Myn- 
densis) als mit Mindensis ecclesie gegeben. Sancte Min- 
densis ecclesie treffen wir in £g. 40, 103, 107. 

Hl$ 2)et>otion$formel wirb faft ausnahmslos dei gratia 
gebraucht. Sie fej)lt überhaupt in #g. 37, 52, 73, 83, 
102 (gjr. B., 126 unb 1096. SDem ©ebraudfc ber föniglidjen 
Äanjlei entlehnt ift divina favente dementia in £g. 107. 
Miseratione divina erfcfyeint oereinjelt in $g. 60 unb 167, 
beibeS Urfunben ßonrabs, unb in #g. 933 oon Dtto, and) 
in $g. 883, ebenfalls Don Dtto, noety mit einem 3 ü f a fe 
miseratione divina et sedis apostolica Providentia epis- 
copus. Dtto toenbet fonft regelmäßig (bis auf #g. 882, 886, 
895, 1038b, too dei gratia ftet)t) permissione divina an *). 

§ 3. 3nftxi9tio. 

An bie Qfntitulatio fdjliefjt fttfy unmittelbar bie ftn* 
feriptto an, bie Jlbreffe unb ben ©rufe entljaltenb. ©ie ift 
in ben meiften Urlunben oor^anben unb bilbet mit ber 
Qfntitulatio einen eliptifd^en ©afc 2 ). SSon ber SRegel, bag 
bie Qfttfcrt^tio gleidj auf bie Qntitulatio folgt, weisen ab 
bie Urfunben $g. 84, 374, 692, 755, 764, 767, 782, 1032, 
1109, bei benen ber £itel beS HuSfteflerS jtoifd^en Äbreffe 
unb ©rufe gef djoben ift. 



l ) (Sbenfo häufig divina permissione; promissione in £g. 1034 
tooljl ©djreibfeljler be$ 2lbfdjreiber$. 

f ) Über SBerbütbung ber treffe mit ber Sßromulgatio cfr. unter 
biefer $ormel. 



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72 

Die eigentliche Äbreffe ijt teil* allgemeiner, teil* fp* 
cietler 9frt. Urfunben, bie eine fpecieDc Äbreffe traget, 
finben ftd) tneljrfad) *)• 3 tü ^^ en Reiben Arten fielen Äbreffett 
oon Urfunben, bie fi^ an eine ©ruppe öon <ßerfoicn 
föenben, o^ne fte aber namentlich aufjujäljlen, j. 93. an aOe 
(grjMfäöfe nnb SBifc^öfe (#g. 692, 1109), an fämtßcfce 
©eiftlid)e beS ©prengcls (#g. 54, 1330), an bie gesoffen unb 
Sonfutn ber <Stübte be$ ffiistum* ($g. 1457). ©peciette unb 
allgemeine Slbreffe vereinigt fmb in $g. 83 (Universis hanc 
paginam inspecturis et ecclesie saneti Egidii in Monasterio), 
$g. 562 (Dilectis . . . 'preposito ... et capitulo ac 
universis, ad quos . . .), $g» 557 (Dilecto . . . conventui 
in Walsrothe universisque, ad quos . . .) 

Unter ben Äbreffen allgemeiner Sttatur laffen ftd) mer 
©ruppen bilben, bie burd) folgenbe Oformcln d)araftertftert 
werben: 

1. omnibus, 2. omnibus hoc scriptum visuris, 
3. omnibus fidelibus, 4. omnibus Christi fidelibus. 

Ski ben ©ruppen 3 unb 4 tpirb biStoeilen nod) presens 
scriptum visuris ober bergl. ^injugefefct. 

ftu ©ruppe 1 gehören $g. 760, 921 unb 1210 2 ), ju 
2 §g. 51, 56, 127, 190. fflebeutenb umfangreicher if% bie 
brüte, am l)äuftgften bie üierte ©ruppe. 

©tatt omnibus fmbet fid) gleid) t^äuftg universis, 
eunetis nur in Jpg. 1314; fcltener (in ©ruppe 3) uni- 
versitati fidelium (j. 33. $g. 56). Christi fidelibus iß 
burd) in Christo fidelibus in £>g. 1476, burefy in Christo 
credentibus in £>g. 952 erfefct. 



3. 33. §g. 84, 90, 125, 201, 219, 360, 399, 608, 755, 775, 776, 
812, 905, 932, 964, 968, ic. £einemann belegt Urfunben mit fpecielfer 
Slbreffe in nid)t glücfltdjer Söeije mit bem dornen „Briefe" (p. 8). 

*) 2)ie SIbförjUHg omnibus etc. in £g. 934 (Cr.) wirb rooljl ouf 
6djreiberträgf)eit berufen. 



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73 

$8ufig folgt nad> omnibus ober ben glctd^Bcbcutcnbctt 
WuSbrficfen presentibus et futuris, ober futuris et mo- 
dernis (j. SB. 73), feiten burd) tam-quam toerbunben. 

SReben hoc (hanc, has, presens, presentes) scriptum 
(paginam, litteras) visuris (inspecturis, feltener intu- 
entibus 1 ) ober inspicientibus 2 ), videntibus (1376), audi- 
turis (198, 933), visuris seu (vel etiam) audituris (1254, 
1400), inspecturis vel audituris (1419), audituris seu 
intuentibus (1096) finbet fid) huius scripti (pagine, 
littere) inspectoribus, ganj öereinjelt presens scriptum 
inspectoribus (373). 

SH$tt>eiten umfaßt bie Äbreffe einen JRcIattüfaft, }. SB. : 
Universis, ad quos presens scriptum pervenerit, feltener 
ad quorum notitiam — pervenerit (784, 1131, 1216), 
quibus presens scriptum 8 ) exhibitum fuerit (692, 782, 
1153, 1330, 1457, 1473), qui presens scriptum per- 
spexerint (51), quos presentes litteras videre contigerit 
(1327). 

3ttit ber abreffe üerbunben ift bie ®rufeformel, bte nur 
in $g. 933 fe^It. Der einfache ©rufe salutem finbet fid) 
nur #g. 190, mit bem 3 u f a 6 sempiternam £g. 1221, mit 
eternam $g. 272, mit perpetuam #g. 277. SWeift tt>irb nod) 
ber SWame ©otteS fyinjugeffigt, am tjäuftgften in ber ftovm 
in Domino, feltener in Domino Jesu Christo 4 ) (|)g. 652, 
780, 801, 1035, 1192). ©injeln fteijen in Domino Christo 
($g. 922), in Dominorum Domino dei filio Jesu Christo 
(1279), unb in vero salutari Christo Jesu (292). 

Hnbere Hu$brü(fe, bie auf ben $errn ftd) bejiefjen. 
aber feinen tarnen nidjt enthalten, ftnb in vero salu- 



*) a- »• $8« 389, 652, 821, 1280, 1314, ac. 
*) ft. 231, 261, 272, 297, 321, 368. 
*) 3n §9- 801 hec littere mit entfpredjenber Serbalfonftruftion. 
4 ) in Christo $%. 231, 298, 322, 349, 355, 365, 416, 1141, 1143; 
in Christo Jesu §g. 210, 215, 228, 256, 373, 527. 



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74 

tari 1 ), in omnium salutari*), in omni salutari ($g. 1046, 
1088), in omnium salvatore 8 ), in vero salvatore (935, 
1000), in auctore salutis 4 ), in deo salutari nostro ($g. 
60), in eo, qui est omnium vera salus 6 ) unb in eo, qui 
salvat universis (759, 761.) 

salutem ift üerbunben mit et sinceram in Domino 
caritatem*), et cognoscere veritatem ($g. 1399) 7 ), et 
omnis boni plenitudinem $g. 895, 1133), cum sincere 
caritatis affectu (#g. 219), et dilectionis affectum ($g. 
115), ac sincere dilectionis affectum ($g. 812), utriusque 
vite ($g. 321, 368, 388, 389, 394). Statt salutem toivb 
ben Äbreffaten geroünfdjt sinceram (veram in $g. 243) 
in Domino caritatem in $g. 1109, 1392, presentis vite 
et future successoribus abundare 107. 

3fn Urlunbcn mit fpccicßcr Äbreffe „ftnben wir metft 
eine ftormel, weldje bie (Ergebenheit be$ ©rieffdjreiber« jum 
«uSbrucf bringt" 8 ), fo in $g. 201 (on ben $opft): cum 
debita obedientia et reverentia pedum oscula beatorum, 
in $g. 755: cum devoto ac voluntario obsequio per- 
petuam in Domino caritatem, ftljnlidj in $g. 84: devotas 
orationes in Christo cum fraterne dilectionis affectu, 
unb in $g. 692 : cum orationibus et obsequiis frateraam 
in Domino caritatem. 



3n 29 Urfunben. 

f ) 3n 13 Urfunben. 

•) £g. 882, 950, 978, 1031, 1059, 1116, 1158, 1176. 

*) £g. 478, 606, 620, 625, 686, 691, 809, 888, 907, 1148, 1187, 
1279, 1476, 1479, 1491. 

») £g. 944, 997, 1038 b, 1131, 1327; oljne vera £g. 59, 127, 
131, 166, 167, 186, 250, 374, 397, 428, 607, 648. 

•) £g. 399, 794, 892, 998, 999, 1034, 1353. 

7 ) cognoscere veritatem oljne salutem bei $g. 1156 unb 1253; 
bei Unterer Urfunben no$ ^injugefe^t subscriptornm. 

•) $einemann p. 100. 



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75 

©er ffiunfd), ba§ ber $nf)alt ber Urfunbc audj fpäteren 
Qtitxn benm^rt bleiben möge, fommt jum Äuabrucf in 
$g. 1165: omnibus . . . presentem Constitutionen! perpetue 
memorie commendare, 1469: salutem et confirmationem 
infra scriptam perpetuo valituram; ober ber ffiunfä, 
bafc bie ßefer ben SRe$t$ml>alt tennert lernen (notitiam rei 
geste 1154, 1260, 1430) 1 ), ober immer barmt benfen 
(raemoriam sempiternam 1025), ober ba$ SRedjte erlennen 
mdgen (per spiritum intellectus reeta sapere $g. 45). 

Die au* ber pätftlidjen Äanjlei ftammenbe eliptifdje 
Ceretoigung$formel in perpetuum finbet fid^ allein*) unb 
aud& in ber Cerbinbung salutem in perpetuum 8 ). ($g. 
642, 1182). 

9m ©djluf; ber Qnfcriptio in $g. 54 finbet pd) eine 
nochmalige Änrebe: . . . salutem. Dilecti in Christo 4 ). 

§ 4. ärenga. 

Sei biefer gortnel ^ertfe^t ber größte Steidjtum an 
ben t>erfd)iebeuften gaffungen; fie fe^It aber bei ben meiften 
Urfunfcen unfereS 3eitraume$. Da« 3afylen>$3erf>ättm« ber 
Urfunben mit unb offne «rengen ijt ungefähr toie 3:8. 

Qm ©rofjen läßt jtd) bem Qfn^alte nad) eine leilung 
burd) führen in jroei ©ruppen tton Ärengcn; in ber erften 
wirb bie Sftüfclidjfeit ber urfunblid)en Überlieferung, in ber 
jroeiten bie Sßpidjt be$ Äu$fiefler$ tyerüorgeljoben. (£3 mag 
geftattet fein, einige Strengen ju beforedjen. 



») 3« 1289 salutem et rei geste noticiam. 

s ) $0- 66, 83, 149, 340, 474, 488, 511, 513, 621, 695, 697, 760, 
814, 921, 1210. 

•) salutem usque in perpetuum $g. 1212. 

4 ) 2He eigentlich «breffe rietet fld) an bie famtHdjen ©eiftitd&en be* 
eprettgell, cfr. p. 72. 



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76 

3ftt bcr erften ©nippe wirb gefagt, bafc es ©itte 1 ), 
niifclid), nottpenbig, ober öerftänbtg fei [necessarium, necesse, 
saluberrime, perutile, dignum et perutile, necessarium 
et utile est, videtur et est (391, 564), dignum (iustum) 
est et rationi consentaneum (1405), expedit (1229), 
oportet], bie 9ted)t$§anblungen res gesta, gestorum series 
(1254), res rationabiliter facta et legitime; metjt burd) 
SRelatiobefafc gegeben j. JB.: ea que fiunt (geruntur) in 
tempore (temporaliter) ober bergleidjen], bie ber Über« 
liejjfrung rofirbig ftnb [j. 35. actus qui eterna etiam digni 
essent memoria 126, ea que memoriter retinenda sunt 
391, ea que stabili perhennitate inconvulsa persistere 
debent 198, ea que perpetua stabilitate sunt perman- 
sura 218], einer Urlunbe anjuüertrauen [conferre, mandare, 
commendare, in scripta (in scripto 1182) reponere 1151] 
ober burd) eine Urtunbe ju befräftigen ober ju üerenngen 
(roborare, firmare, confirmare, stabilire, fulciare (j. 33. 
900), eternare, perhennare, munire). 

5Bi$toeüen wirb ewäljnt, bafc bie Überlieferung fiatt« 
finben fofl nidjt nur burd) fd)riftlid)c Jlufjeidjnung, fonbem 
aud) burd) ^eugen, 8- ®- • • • et voce testium (100, 
814), ... et testibus (40, 813, 1405, 1490), ... et 
inscriptione testium (1116), vel scriptis vel viva voce 

testium (162), ea que geruntur scripturarum 

solent et testium nominibus perhennari (882). <£$ Werben 
ferner — immer in SJerbinbung mit „©c^rift" — bie 
beugen ermähnt: testimonium testium (607), munimen 
testium (620), adminiculum testium (36, 349, 355), 
lingua testium (541, 1123, 1231), nomina testium (636, 



*) consuevit. consueverunt, solent, bteweücn audj mit ©ubjtct: 
consuevit humana industria (§9. 1239); constitutio discreta con- 
stituit ($g. 373, 382); venerabilium fratrum decrevit autoritas 
(£g. 1107); venerabilium fratrum privilegiorum saneivit autoritas 
(£g. 228); hominum Providentia consuevit ($g. 425). 



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11 

691, 698). SErofcbem in foldjer XBeife in bcr «renga bic 
3eugen angefttnbigt werben, fehlen fte tJ)atfäd)lid) in $g. 
813 (Original), #g. 40 (ebenfall* Original, Datierung 
fel>lt audj) unb in £g. 1116 (nur ffiopic). 

©djrift unb (Siegel als SBeurlunbungdmittel werben 
genannt 1164 (scriptis et sigillorum appensionibus) unb 
in 997 (biefelbe gaffung, nur impressionibus); Schrift, 
©iegel unb 3 cu fl cn * n ^65 (scriptis commendare et si- 
gillorum ac testium munimine roborare) unb in 1145 
(Ne ea . '. . . . evanescant, scripta solent sigillis et 
testibus perennari). 

ÄI$ ®runb ber SBeurtunbung burd) ©djrtft ober 
3cugen wirb angegeben bie 83ergefclid)leit (oblivio, calum- 
niosa oblivio, labilis memoria, memoria fragilis et caduca 
1151), bie Unbeftänbigfeit (dubie homkium mentes 895), 
ba$ furje Seben ber 3Jlenfdjen (brevis vita, breves dies 
hominura 813) ober bie glttdjtigleit ber 3eit (ä- ö- evi 
prolixitas 592). 

3)er Qtotd ift, bem SBergeffen (meift ne labantur cum 
tempore) ober bem Äuffommen eines ©treiteS (ne lites 
ex lilibus oriantur 1143; ne prestetur litis occasio 
successori) öorjubeugen, baS ©ebädjtnis ju unterftüfcen 
(in prorogationem conservande memorie 1025); ut earum 
(seil, litterarum) testimonio mediante quod humana 
non valet retinere memoria perducatur 965, 966; im- 
becillitati memorie humane scriptuarum beneficio sub- 
venire 783), bie (Epigonen öon bem SRedjtSgefdjäf t in ÄenntniS 
ju fefcen (ad posterorum notitiam 198, 218), ein SBeroeiS* 
mittel ju l)aben (ut, si . . . . contra rem .... consurgat 
invidia, rei veritatem expressam litterarum eloquia 
protestentur 761) 1 ). 



l ) ÄljnHdj in §g. 261 : tum et ceteri fideles huiusmodi exemplo 
exitentur, tarn etiam ne rite ordinata malignantium aatutia successu 
temporis perverfcantur. 



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16 

3fn her $to>ettcn ©rupfe Don Vrengen toirb befonbecf 
bem SBiföof wegen feine« Amte« (pontiflealem decet 
sollicitudinem, ex pastorali officio $g. 52, officii nostri 
debitum exequimur, cum 418) bic Verpflichtung juetfamtt, 
für bic ü>m unterftel>enben Strien unb JHdjier 1 ) (ecclesie 
sub nostro regimine constitute 66) ju forgen (sabjeetis 
providere 1238; earum (seil, ecclesiarum) indemnitati 
propensius providere 148, incrementis prospicere), ftc 
in iljren 8ted)ten ju fdfüfccn (in suo iure conservare 66), 
bor ungerechten Angriffen ju bemalen (contra varios 
ineursus premunire 60) *). ferner tyxt ber SBifdjof einem 
jeben fliegt ttnberfaljren ju laffen 8 ), bur$ fein ©eifpeü 
anbere 2ßenfd>en ju guten SBertcn anzuregen (ut ad opera 
caritatis populus Christianus propensius incitetur 1100), 
geregte Sitten ju* erfüllen (j. $8. iustis petentium desi- 
deriis nos facile prebere decet assensum et vota 59). 

Sud) bie befannte päpftltc^e Formel Quoniam, ut ait 
apostolus, omnes stabimus ante tribunal Christi etc 
im «nfdtfufe an {Rom. XIV. 10 unb 2. Cor. V. 10 finbet 
fi« uie$rfac$, j. JB. §g. 417, 973, 374, 512, 652, 1127; 
überhaupt fofl man bei ber Äürje be* menf$lid>en £ebett*, 



l ) cum omnibas ecclesiarum utilitatibus intendere debeamos, 
maxime tarnen eins ecclesie coram gerere debemus et volum«, 
que nobis . . . exstitit gratiosa ($g. 1192 für 6t. HRorifr-SWintat). 

*) $Ule$ biefed jufauimengcfofjt in $ß. 654: cum circa ecclesias 
nostro regimini commissas tarn temporalem quam spiritualem 
curam gerere nos oporteat et etiam, ut in temporalibus crescant, 
nos deceat intendere, necesse est, ut eis quibus specialiter de 
nostris bonis aliquid impertimur, ita studeamus preeavere, ut 
ipsis in posterum nullus contrarietatis vel dubietatis possit 
scrupulus suboriri. 

a ) cum teneamur unieuique jus suum tribuere ac neminem 
in contractibus nobiscum bona fide initis quomodolibet defraudare, 
ideirco actiones nostras scripture testimonio duximus provide 
conferendas ($g. 1471). 



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um nxijt t>om lobe überragt gu »erben, forgen ad sa- 
lutis remedium (886), bann toirb man fpäter cum Domino 
eternaliter regnare (824). 

S)a* Stecht be* SBiföofS, bei 9led>t*gefd>äften ber 
geiftlidjen Korporationen feine 3uftimmung ju geben, toirb 
ertuäfjnt in #g. 821: ea, que . . . transferuntur, consensu 
pontificum ratifleanda sunt, in $g. 964 (. . . conveniens 
esse videtur, ut pontifex facilem impartiatur assensum), 
itynlid) in #g. 905. 

3faft ironifdj Hingt bie «renga in ber Urfunbe $g. 
932/ in ber ber J8ifd>of bem Älofter Sa^be einen au* 
Saienljänben getauften #of übergiebt 1 ). 

3)ie iKe^rja^I ber Strengen ift mel)rfa$ ju gebrauten 
unb au$ tturflidj gebraust morben. ©peciett für bie 
Urfunbe gefdjaffen, beren Contejt fie einleiten, jtnb äugen* 
fd>einU$ bie Ärengen ber Urfunben $g. 166, 1096 unb 
1110 2 ). Diefelben geljen bann fad^Itd^ fdjon in bie 
SWarratio über. 



*) ecclesiastice nichil aut modicam utilitati deperiro videtur, 
si quando res immobilis a laico possessa piis locis et personis 
deo servientibus de consensu ipsius laici propter deum simpliciter 
applicatur. 

*) £ß- 166: multa sunt gravamina, que etiam a filiis suis in 
presentiarum saneta patitur ecclesia, inter que frequentes advo- 
catorum exaetiones homines ecclesiarum in tantum solent attenuare, 
ut censum suum domesticum non valeant persolvere. Inde est, 
quod huic malo oecurere et ecclesiis quibus possumus econtra 
duximus subvenire. £fl« 1096: cum omnis YencUtor emptorie 
possessionis sive rei cuiuslibet precayere merito teneatur, ut 
emptio rata permaneat et emptor [securus existat, huiusmodi se- 
curitatem personis claustralibus maxime feminis simplieibus ex- 
hiberi et prestari. $0* H10: pastoris negligentie non immerito 
asscribitur quiequid in ovibus suis paterfamilias minus utiiitatis 
potent invenire. 



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80 



n 



Auf bie SBerfämefjung ber Ärenga mit ber $ta>mul* 
gation, bie fid) J)in unb triebet finbet, werbe i$ im folgenben 
ju fpredjen tommen. 

§ 5. JJromulgatiö. 

SWadjbem in ber Ärenga ber ®runb angegeben ift, 
weshalb ein JRedjtSgefääft ju beurfunben ift, ttrirb in ber 
fßromulgatto bie Veröffentlichung be$ ttrtunbeninljabe* 
vorbereitet 1 ). Die Änfnityfung ber *ßromulgatio an bie 
oorl)erget)enbe Hrenga gefdjieljt burd) Hinc est quod, sane, 
proinde, eopropter, cuius rei gratia (761) ober burd) 
©örter äljnlic&en ^n^alted; nur feiten (j. 85.: $g. 182, 
1238) ift fte ofyne SSerbinbung mit bem Sor^erge^enben 
gelaffen. $n #g. 372 finbet ftd) igitur olfi »weite* «Sort 
ber tßromulgatio, oljne ba§ eine Ärenga oor^erge^t. £u» 
weilen geljt bie Hnfnüpfung fo weit, ba§ beibe $ormeht 
ju einem ©afc öerfdjmoljen ftnb, tüte in $g. 34, 61, 127, 
131, 257, 321, 368, 615. 767, 842, 1095*). 

Die 3rormen, bie am aflgemeinften jur Änwenbung 
lommen, finb notum esse cupimus universis, ad notitiarn 
pervenire cupimus, barauf folgt ber eigentliche ßontejt, 
meift mit quod eingeleitet, nur in #g. 625 tyabe id> ben 
acc. c. inf. gefunben: nos vidisse. ftfir universis tritt 
omnibus 3 ), cunctis, für cupimus facimus unb &()nlid)e0 
ein. Dfyne SBerbum finben wir ad cunctorum noticiam, 
ad certitudinem presentium et memoriam futurorum 
1124, ad futurorum cautelam 1195. Seltener wirb ber 
ßonjuctio üerwenbet: sciant universi, noverint tarn posteri 



*) SDic ^romulgatio feljlt frei ungefähr \ ber Urtunben. 

*) ad piam pacem et concordiam nunc et in evum conser- 
yandam universitati Christi fidelium tarn futurorum quam mo- 
dernorum volumus esse notum, quod . . . £g. 102. 

s ) 3n £g. 739: omnibus ortodoxis. 



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81 

quam presentes, cognoscat universitas, oberunperfönlidj: 
cunctis liqueat (73), universitati pateat singulorum 695, 
notum sit omnibus. SBct fubjectiüer gaffung wedjfeln ab 
presentibus profitemur, publice protestamur, mit 3 u f a fc 
tenore presentium (822, 782, 787.) 

©eridjtet ift bie *ßromulgatio ebenfo wie bic ^Jnfcrtptio 
)um größten Seil an bie gefamte üWenfd^eit; weift bie 
^nfcrtytion Sftamen auf — alfo bei Urfunben mit fpecieffer 
Äbreffe — fo ift öielfadj aud) bie Promulgation fpccicO 
gehalten: Noveritis 775, noverit dilectio vestra (1133, 
1457), universitati vestre significamus 360; beibeä üer* 
einigt scire vos desideramus et omnes huius pagine 
inspecturos 125. aber aud) oljne ©peciakÄbreffe finbet 
ftd> bie Änrebe in ber jweiten *ßerfon ?ßlurali$, j. SB. 
noveritis 794, 1430, notum vobis faeimus 487; scire 
vos volumus 524, 218 (cfr. SRadtfräge) unb ferner bei #g. 
91, 114, 142, 250, 965, 967, 1099, 1158. 

SSon ber allgemeinen Siegel über bie Stellung ber 
<ßromulgatio, nad) ber Ärenga unb oor ber SWarratio, weisen 
ab $g. 389, wo fie jwifdjen 5Warratio unb Difpofitio ftelft, 
unb $g. 914, wo fie in ber gorm et hoc presentibus 
protestamur ben SBefdjlufc be$ ©ontejteS bilbet unb gleid)« 
jeitig bie Sorroboration erfegt. Äuffafleub ift aud) $g. 
327: Die $romulgatio füljrt als felbftftnbiger Safe ben 
ßontejt ein: notum esse cupimus .... quod nos . . ; 
auf ben @d)lu§ ber 5Di3pofttio folgt bie Sorroboration unb 
bann wirb mit noverint universi nod) ein 3 u f a fc i ur 
fcispofttio angefügt, an beffen ©d&lufc erft bie 3 cu 8 en 9 e * 
nannt werben. 

§ 6. Die ttarratio unb Difjwfttuh 

3>ie SWarratio ift bie (Erjäljlung ber Vorgänge, bie 
ftd) üor bem Slbfd^Iug beS in ber Urlunbe befunbeten SRed)t$* 
gefdjäfteä abgespielt tjaben; bie Qifpofitio ift bie Formulierung 
LVIII. 2. 6 



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82 

be* betr. «fteS ober 9ted)t*gef djäfte* f elbft. Deshalb ift 
ber ftnljalt ber SWarratio unb 3)i$pofttio in ben einzelnen 
Urfunben üerfdjiebcn, ba in jeber Urfunbe etwa« befonberes 
unter eigenartigen unb fonft nidjt wieber üorfommenben 
S3ert)ältniffen ju befunben ift. Die Raffung ber fftarratio 
unb 3)i£pofttio unterfteljt bemnad) immer ber mbtütbuetten 
Eigenart be« £erfteller3 bes UrhmbentejteS. 

Die Karratio, bie S3orgefd)id)te ber Urfunbe, tonn 
fehlen; ift fic Dorljanben, fo ift ftc ijäufig mit ber £)ifaofitio 
oerbunben in ber SBeife, bafc bie SWarratio ben SSorber*, 
bie ©ifpofttio ben SKadjtrag bübet. (a. 83. 40, 59, 1046 u. 
f. to.) SWeljrfad) $at bie Siarratio große Stljnlidjfeit mit 
einer Hrenga, bie nidjt DoHfommen auägebilbet ift (j. 8. 
801, 1469 unb 1471; ügl. aud) Sttote 2, @. 79). ©erben 
in ber Diäpofitio auger ber $auptentfd)eibung no$ mehrere 
SBeftimmungen getroffen, fo werben biefe man$mal als 
felbftänbige Säfte angefügt, bie eingeleitet werben burefc 
ÄuSbrücfe wie adiectura est etiam (958), adieimus etiam 
(1033), preterea ober bergl. 35af$ bie ©ifoojttio nad) ber 
Eorroboratio wieber aufgenommen unb fortgefeftt wirb, 
finben wir in #g. 218, 327, 445 unb 1326. 

§ 7. Äanrttu. 

$n biefer Formel wirb berjenige mit ©trafen bebro^t, 
ber fid) gegen bie Urfunbenöerffigung Derge^en follte. 2>a« 
SBorfommen einer folgen ©trafanbroljung ift feiten; ift ftc 
überhaupt öorljanben, fo wirb fte meift ber (Eorroboratio 
eingefügt. SSerbunben mit ber SMfoofitio finbet ftd? bie 
©anetio in #g. 216 unb 270 x ); fie bilbet ben ©djlufc ber 
DifpoFttio in $g. 60 2 ). 

l ) 3n betben Urfunben überemftimmenb: . . . deeimam donavimus 
. . . statuentes et sab anathemete firmantes, ne. . . 

*) . . . donationem confirmamus omnesque invasores eiusdem 
thelonei nunc et in futurum eicommunicatos denunciamus. 



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83 

3ur S3ertt>enbung fommt nur bic poena spiritualis 

unb jmar in mannigfachen formen: anathema, anathema 

Maranatha ($g. 78, 121), ira omnipotentis dei, ira et 

odium dei omnipotentis et beate Marie virginis et 

sanctorum apostolorum Petri et Pauli, Johannis 1 ) evan- 

geliste et omnium sanctorum (§g. 66), omnipotentis 

dei et beati Petri et Romane sedisoffensio et nostra 

excommunicatio (§g. 33), indignatio omnipotentis dei 

et gloriose matris et virginis Marie (1392), indignatio 

omnipotentis dei, beatorum Petri et Gorgonii (801). 

(Sjcommunication wirb ocr^ängt Dom 93ifd)of nadj $g. 505 

aud) beatorum apostolorum Petri et Pauli auctoritate 2 ) 

ober nad) §g. 149 uctoritate sedis Romane, qua fun- 

gimur. 

(Sine jeitlidj begrenjte Sßoen nrirb angebro^t in §g. 
167: qui . . . presumpserit, excommunicationi subiaceat 
et a beneficio depositus abscedat); nod) beftimmter in 
$g. 56 (. . . ut, si quisquam . .. pervaserit, anathema 
sit, donec resipiscat), unb in $g. 218 (. • . usque ad 
condignam emendationem). 

2)ie JBeftimmung bagegen, bafc bie Verfluchung für 
immer ©ültigfeit behalten foD, ift enthalten in §g. 60 
(excommunicatio nunc et in futurum), §g. 66(excommuni- 
cationis a nobis vinculo insolubiliter innodatus iram et 
odium Dei .... nunc et in futuro seculo incurrat), 
$g. 73 (perpetuo sit anathema), $g. 78 (sit anathema 
maranatha et deleatur nomen eius de libro vite), $g. 
195 (iram omnipotentis Dei se noverit incursurum et 
cum Dathan et Abiron in eterna damnatione porcionem 
accepturum. 

3fn #g. 73, in ber bie ^oenformel am ©djfufc ber 
ganjen Urhinbe jkl)t, fefyliefjt fte mit Amen. 

l ) 3n Urfunbe für boö So^anncöftijt ju SRinbtn. 
*) kfalid) in fcg. 126 unb 427. 

6* 



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84 

$ie ©trafen erftreefen ftd) — gegebenen Jatl* — 
auf 2ttenfdjen jeben ©tanbeS, wie es in f>g. 1399 gefagt 
wirb : si quis . . . tarn clericus quam laicus euiuseunque 
dignitatis vel eminencie . . . presumpserit, anathema siL 

Äußer in ben angeführten Urfunben fommt bie ©anetio 
nod) toor in $g. 37, 45, 149, 381, 399, 524, 759, 933, 
1195, 1324, 1325, 1352. 

§ 8. Corroboratio. 

$n ber Sorroboratio tuirb auf bie Jotnt ber 99e- 
fräftigung ber Urfunben tyingenriefen, eine ftonnel, bie ettoa 
nur bei Vio ber Urfunben feljlt. ©ie fte^t geipöl>nlid> ur> 
mittelbar naefy ber Difpofttio, Dor ben 3 cu 9 cn un *> *> cr 
Datierung. Über Ausnahmen öon biefer {Regel ift fd>on 
oben gefprocfyen roorben. ^>auptfäd^Iid^ finb in ber Sorro* 
boratio jtt>ei ©ebanfen formelhaft eingefleibet: in cuius 
rei notitiam (teslimonium) unb ut hoc 1 ) ratum et in- 
convulsum permaneat. 

Hl« urfunblidje JBefräftigung wirb erroäljnt: 

1. Da« ©iegel beö Äu^ftcDcrö (j. JB. sigilli nostri 
munimine protestamur in §g. 228, äfynlid) in $g. 171 x.); 

2. baS ©iegel be$ ÄuSfteHerS unb eine« ober mehrerer 
üttitftegler; 

3. ©djrift unb ©iegel (j. 83. presens scriptum . . . 
sigilli nostri munimine roborandum duximus; auetoritate 
presentis pagine et sigilli nostri impressione confir- 
mamus; presenti notare pagina et nostri sigilli 
appensione roborare; 



2 ) Slnftatt hoc (hec) finben fid) aud) beftiramtere 8u*brücfe g. 33. 
venditio, donatio, collatio, permiitatio, unb jwar nid^t nur forme!« 
Ijaft, fonbern tljatfädjlid) mit bem rec^tlidicn Snfjalt ber Urfunben über- 
einftimmenb. 



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85 

4. bic ©cfyrift allein (g. JB. litterarum nostrarum 
munimine 92; . . . presens scriptum . . . ecclesie de- 
dimus in huius rei evidens testimonium et muninem 1213); 

5. ©tegel unb 3 cu 9 cn ($9- 68: ... cedulam . . . 
sigilli nostri fecimus impressione roborari et testium 
annotatione muniri; £>g. 654: . . . scriptum sigilli nostri 
munimine et testium .... denominatione fecimus 
communiri; 

6. ©d)rift, ©icgcl unb 3 eu 9 cn (§9- 89 : . . . paginam 
conscribi fecimus et sigilli nostri impressione necnon 
impositione testium . . . ipsam roboravimus; §g. 967 : 
. . . presens scriptum fieri fecimus et tarn subscriptione 
testium quam nostri sigilli munimine roborari. $g. 416: 
paginam conscribi et sigillo nostro et capituli nostri et 
testium, qui presentes aderant impositione fecimus 
roborari; 

7. Sann 1 ), ©djrtft unb ©tegel (§g. 185: .. . pium 
. . . donum . . . banno nostro confirmamus et haue 
paginam . . . sigilli nostri testimonio roboramus) 2 ); 

8. SBonn unb ©icgel ($g. 78: . . . omnia bona . . . 
clavibus celi, banni nostri authoritate et sigilli nostri 
impressione firmamus et in virtute Spiritus saneti 
roboramus); 



*) ßönigd-SBann fittbet ftd) in #g. 244 (©djenfung Don gmet 
Käufern an Äl. SRaricnfelb) : bic 33efiegelung burd) S3ifd^of unb gwei 
TOitglicbcr gebt oorauä, bann folgt: insuper ne quid cautele deesset, 
supradictus Bruno prudenter actionem suam regio banno stabil iri 
providit in loco . . . snb iurisdictione comitis. 

*) £g. 257: ut autem . . . observetur, sab banno sacratissi- 
monim apostolorum Christi, Petri et Pauli et totius ecclesie 
apostolice ac nostro firmissime saneimus et in omnia secula ratum 
permanere decerminus. Amen. Et ut hoc verius credatur '. . . et 
teneatur, presentem paginam . . . sigilli nostri impressione ac 
testium inscriptione iussimus insigniri. 



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86 

9. Änat^cma in $g. 142: . . . prescripta . . . sub 
anathematis vinculo districte mandantes servanda; $g. 
131 : ut . . . hoc ratum permaneat, . . . prohibemus 
sub anathematis interminatione ; $g. 187 unb 195: . . . 
paginam sigilli nostri munimine duximus roborandam 
statuentes et sub anathematis vinculo firmantes. 

«m ^äufigftcn ifi bic JBefrüftigung burd) ©djrift unb 
©icgcl. Daneben pnben fid) bie anbem 95efräfttgung#* 
arten fo regellos abroed>felnb, bafj ttrir aud> Ijter ju bem 
©djluffe fontmen muffen : bie {Rebetoenbungen finb formell 
^aft gebraust. Äeinedfatts fönnen ttrir Unterfdjiebe naefc 
toeifen in bem rechtlichen ffiert ber einjelnen ©efräftigung* 
arten. 

$ier fei audj folgenbeS ermähnt obwohl es mit ber 
Corroboratio an ftd) nichts ju t\)un Ijat. $n ber Urfunbc 
#g. 218 befunbet ber SHfdjof, bafj $einrid) ö. 2o bem St 
Dbernfirdjen einen Qtfynttn jur Stiftung eine« Ännfoerfar* 
übertragen f)at, ba$ öon *ßrieftern au« beftimmten ^Dörfern 
gefeiert werben fofl. Am ©djlufc Ijeifjt e$: Volumus 
etiam, quod ^quilibet sacerdotum predictorum anni- 
versarium prefati H. in libro sue ecclesie faciat con- 
scribi, ne forte suo successori in oblivionem deveniat 
ftntereffant ift bie S3orau8fcfcung, bie in biefen ©orten 
ausgebrochen wirb, ba§ normal jebe JHrcfye ein tfirdjem 
buä) (bod> mo^l ein JTalenbarium) Ijaben muß, in benen 
Verpflichtungen ju SKeffelefen unb bergt, aufgezeichnet 
werben. 



§ 9. trugen. 

Obwohl man im X. ^a^r^unbert begonnen l>atte, aud) 
2Kfd>ofS* unb gflrftenurfunben ju befiegeln, bringt ba$ 
(Siegel als eigentliche« SBeglaubigungSmtttel boefc erft im 
XIII %<ü)rf). burdj; bem entfpric&t e«, baf$ aud> in unferen 



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87 

Urfunben nodj bic 3 cu 8 cn angeführt werben. Urfprünglidf) 
Reiben fie bcn 3^ c */ ^ ur 4 ^ re ciblid&c StuSfage baS in 
bet Urfunbc enthaltene JRedjtSgefdjäft ju bejeugen, b. \). 
erforberlidjenfafls bcr Äufeeicljnung bic JBeweiSfraft ju 
geben. Äßmäljlid} wirb itjre Hufeäljlung ju einer reinen 
2formfad>e; üjre Nennung fc^eint nidfjt mel)r unbebingt nötig 
gewefen ju fein, ba ftc nur feiten in ber Sorroboratio 
erwähnt »erben. 

©ie fehlen in 193 Urfunben; bei einigen Urfunben, 
bie nur in Sopie oorliegen (j. JB.. 176, 516 u. a.), mag 
bteS burdj bie ©djulb beS WbfcfyreiberS gefommen fein. 

3fn ber Ärenga wirb auf iljre Anführung vorbereitet 
bei $g. 40 (. . . ut testibus aut sigillatis apieibus ful- 
ciantur), 813 (ut que geruntur . . . scriptis et testibus 
eteraentur) unb $g. 1116 (scripti memoria et inscriptione 
testium eternare), unb auffattenber SBBcifc fehlen bie 
3eugen bei biefen Urfunben. 

9»eift werben bie 3 eu 8 c n w c ' ncm befonberen ©afc 
genannt, ber eingeleitet wirb burd) huius rei testes sunt 
ober äl)nlic&e ©enbungen; feiten finb ftc mit ber Datierung 
ju einem ©afe &crfd>moljen (j. SB. #g. 73, 162, 671, 
1123 u. a.). 3$re Anführung in fubjeettoer Staffung 
finbet fiel) in unferer Sßeriobe nid^t me^r, ebenfo wenig 
eigen^änbige Unterfdfjrift. Der ÄuSbruc! subscriptione 
testium in ber (Eorroboratio uon 967 ift formelhaft aus 
bem altrömifd^en Urfunbenwefen übernommen. 

813 bie gange JBeweiSfraft ber Urfunbe nodj in bem 
3eugniS ber anwefenben unb genannten *ßerfonen beruhte, 
würben natürlidj nur foldje ÜKänner als 3 cu 9 cn üetwenbet, 
bie aus üjrem ehrenwerten (Eljaracter für bie JRicIjtigfeit 
tyrer ÄuSfagen ®ewäljr boten. Das begeidjnet idonei testes 
in ber Corroboratio Don $>g. 126, ober fide digni g. 5B. 
in $g. 1123, 1131, 1143, 1212, 1226 u. a., ober honesti 



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88 

viri in $g. 192 unb 261, ober enblidf) viri providi et 
honesti in $g. 767, honorabiles viri §g. 1212. 

Staren nid>t jufäffig *ßerfonen an ber $anb, bie al£ 
3eugen auftreten fonnten, fo mürben fold>e befonberS 
herangeholt, roie au« $g. 804 fyeroorgel)t (. . . et pre- 
sentibus, qui ad hoc requirendi erant, . . .). wofjl faum 
eine Erinnerung an bie alte Art be$ ffttierenö ber 3*ugen. 

£ie 3^1 ^ er tyü Tanten genannten 3 eu 9 en toe^fcü 
feljr; bie niebrigfte Qcüjl tft ätoci; in §g. 1254 finben ftd) 
45, in #g. 698 66 unb in #g. 783 fogar 83. öftrem 
©tanbe nadf) ftnb fie ©eiftltdje ober fiaien jeben JBeruf $. ! ) Der 
Sleruä l)at in ber {Regel ben Sortritt oor ben tueltKdjen 
?ßerfonen; bod) fielen ber SSogt üon ÜRinbcn in £g. 687, 
nobiles j. ©. #g. 642 unb 832, milites j. SB. in #g. 648 
uor STOitgliebem be$ $omfapitelS. Unter ben geiftltcfcen 
3eugen fjerrfdjt nur in fotoett eine gettriffc SRangorbnung, 
als bie Domherren ben übrigen ©eiftlidjen norangefyen. $m 
Domfajntel felbft fteljen ^Jropft unb Decan ooran; in 2Je* 
jug auf ben {Rang ber anberen ffiürbentröger be$ Äapitels 
tyerrfdjt bie größte ffiifffür. ffis ift aber anjunetjmen, bafe 
bie {Reihenfolge in ben meiften ftällen auf Stlter, auf lange 
ober für je 3u0C$5rig!eit jum Domfapitel, auf ttmjlänben alfo, 
bie Ijeute nid&t mel>r nad>jutt>eifen ftnb, beruht. S3on ben 
übrigen l)ol>en ©eifllidjen geljt ber *ßropft oon ©t. SKartin 
faft regelmäßig bem oon ©t. ftoljann öorauö. ©etftlM&e 
öon Jflöftern ober ©tiftern, bie Urfunben empfangen, fielen 
meljrfadj an ber ©pifce ber gattjen 3 cu 9 cnr *Ü) c ' X- ®- * n 
#g. 37, 66 a, 290a; in $g. 271 fogar oor bem Dompropft. 

Dag aber bo$ auf eine gennffe, burefy ben ©tanb 
bebingte {Reihenfolge gehalten ift, fönnen wir au& f>g. 
1254 f djliefjen; l)ier enbet bie 3*ugeureilje mit jieben cives 
Mindenses, ttrirb aber nod) einmal fortgefefct burdj jtüei 



l ) 3« $g. 642 werben fogar j»et servi genannt. 



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89 

SRitter, bic gletdtfam jur ßntfdjulbigung baS Attribut honesti 
erhalten, unb nad) beren Äufjäljlung gefagt wirb: licet 
casu sint ultimo nominati. 

35cn 93efdjluf$ ber 3eugenaufääf|lung M& et weiften« 
et alii quam plures (aud) bei ben großen 3eugenliften 
öon 698 unb 783), ober baSfelbe befagenbe auöbrücfe 1 ). 
$n $q. 64a wirb ein ®runb angeführt, weSljalb in ber 
namentlidjen 3lufjäl)lung nid)t fortgefahren wirb: et alii 
quam plures, quos enumerare longum est. 

Sei einer ,3cf|ntenübertragung an AI. SWennborf ($g. 
45) werben 3 3 cu 9 en namentlich et tota parochia de 
Nenthorpe angeführt. @ine wirflidje 3eugenfdjaft &** 
ganjen Äirdjfpieleö ift fclbftuerftänblid) nidjt anjune^men; 
ber ?lu8brucf ift formelhaft. 

Da§ bie genannten 3 cu 9 cn an $ * n & cr £$ at at,s 
wefenb gewefen finb, wirb befonberS t)erüorgef|oben in 
£g. 89, 126, 192, 320, 321, 368, 416 u. a. 2)iefc 
Angaben über bie Änwefenljeit ber 3 cu 9 cn Ktonen und in 
mannen %'äUtn »uffdjluji geben über bie ftrage, ob wir 
es mit §anblung£* ober SBeurfunbungSjeugen ju tljun 
Ijaben. 35a biefe ftragc aufs engfte mii ber weiteren 3r™ge 
jufammenf)ängt, ob wir in ber Datierung Datierung nad) 
ber #anblung ober nad) ber SBeurfunbung ju fucfyen f)dbtn, 
werbe id) beibe jufammen im Mbfctynitt „§anblung unb 
Seurfunbung" befpredjen. 

Qn #g. 1179 ©f. B. ift oergeffen worben, bie ange* 
fünbigten 3eugen nachtragen. 

Äeine 3 eu 9 cn > woljl aber Sürgen finben fid) in $g. 
192 unb 1401. 3 n ber lefeten Urfunbc werben fte ä^rtlid^ 
wie bie beugen, eingeführt burd) nomina fideiussorum sunt 
hec . . ., unb bann folgt nod) eine (Srflärung iljrerfeits in 
fubjeettoer fjaffung : nosque fideiussores memorati omnia 



') 8- 3B- $8« 478: et ceteri canonici universi. 



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90 

premissa nos recognoscimus promisisse. $jn $frq. 192 
werben fie nid>t gerabe a(* fideiussores bejeicfcnet: pro- 
miserunt etiam . . . milites sub fide militari in manus 
.... militum .... nostrorum, quod . . . . B . . . 
contractum corroborare studebit. 



§ 10. Datierung. 

T)k Datierung — itjrer Stellung nadj meijt bte Ie|te 
gformel in ben Urtunben — ift in Sejug auf bie Urtunben* 
tritit öietteid}t ber mic^ttgfte ©eftanbtetl. ©ie feljlt be£$aß> 
aud) nur bei wenigen Urtunben, läufiger ju Anfang als 
gegen ba£ ffinbe be3 XIII. %cfyxf). Äu$nal>m$weife finbet 
fie fidj bei #g. 72 an ber ©ptfee ber Urfunbe, nodj dox 
ber Qfntitulatio, in $g. 1474 nad) ber $romu(gatio an 
ber ©ptfce ber Sßarratio, fonft immer am ©djlufc. 

Eingeleitet wirb fie bei weitem am Ijäufigften burifc 
datum (bei 241 Urtunben), feltener burd> acta sunt (93 
Urt.) ober actum (bei 28 Urtunben) *). Datum überwiegt 
feit 1236, öom $ontiflcat SBifäof ©ityelm* an. »er* 
eingelt finben ftd) al* einleitenbe Formeln: Datum et actum 
(37 Urtunben), actum et datum (10 Urtunben), data 
($g. 349, 1476); facta est confirmatio (#g. 1399, 1469); 
facta est hec resignatio ($g. 1463); facta est hec rati- 
habitio, confirmatio et innovatio $g. 1359. Getrennte 
Datierung begegnet in #g. 186, 365 unb 930. 

Die QaljreSangabetnber Datierung erfolgt nad) ber 
aWenfdjwerbung be$ $errn. Qf^re urft>rfinglid>e SBejeidjnung 
ift anno incarnationis dominice ($g. 38), anno gratie 
(in 25 Urtunben), anno ab incarnatione Domini ($g. 61, 
137, 138, 355, 395, 698), anno incarnati verbi ($g. 83), 
anno incarnationis Domini (6 mal), anno incarnationis 



l ) 3. & mit bem 3uf<tfe publice. 



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91 

Dei in $g. 216; erft Don 1230 ($g. 215) an treffen wir 
anno Domini, toeldjeS Don ber üflitte ber 40 er ^aljre an 
auSfdjliefjlid) gebraust wirb. 

Die SageSbejeidjnung feljlt, wenn baS ftafyx gegeben 
tft, nur feiten; in ber älteren geit erfolgt fie regelmäßig 
nad) römifd)er SBeife 1 ); oon §g. 292 an (aus bem 5TobeS* 
jal>re — 1236 — ©tfdjof JJonrabS) ftnbet fid) bie Angabe 
nadj bem fird)lid>en g-eftfalenber, bie fpätcr bie erftere 
Datierungsform aoflftänbig uerbrängt. SBeibe 3formen ju* 
fammen finb gegeben in 

#g. 292 (1236) (XVII Kai. Ap. sabbato Sitientes) 2 ), 

§g. 349 (1241) (XVII Kai. Nov. in die Galli), 

$g. 372 (1242) (IX Kai. Sept. in die Bartholomei 
apostoli), 

#g. 417 (1244) (V Kai. Jul. et in crasüno Johannis 
et Pauli), 

$g. 665 (1257) (in annunciatione domine nostre, 
VIII Kai. Ap.), 

$g. 1120 (1278) (V Id. Mart., feria VI ante do- 
minicam Reminiscere), 

£g. 1289 (1284) (XVIKal. Febr. in die Marcelli pape) 3 ), 

£g. 1300 erwähnt (1284) (in die Gypriani mart., VI 
Id. Aug.). 

Angabe ber ©odjentage finbet fid) feit $g. 551 (aus 
bem ^aljre 1251) häufiger, im ©anjen bei 27 Urtunben 
burdj feria mit einer Drbinaljat)! gegeben, burdj sabbato 
bei #g. 744, 955, 1034, 1124, 1290, 1325, burdj do- 
minica (post Pentecostes) #g. 1463. Die unbeftimmtere 
Angabe in septimana (Quasimodogeniti) treffen wir in 
#g. 413 4 ); bie Angabe nur beS SKonatS in $g. 297, 313, 
323, 397, 489 (j. 83. in mense Aprilis u. a.). 

*) 3n $g. 428 (Gopte): kal. vel Idibus. 

*) 9tt$tiger Id. Mart. 

8 ) Stid&tigcr XVII kal. febr. 

*) cfr. ljicrufcer aud) „9tadjträge." 



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92 

Über ben in ber Diöcefe Sßinben gültigen JaljreS* 
anfang ift folgenbeS feftjufteflen. 9?ad) ben Ausführungen 
ffitlmanS in feinen „Hbbitamenta jum 2Beftf.*U. 2*., M ©. 
86 foH in SWinben ber DfterjaljreSanfang in ©ebraudj ge^ 
wefen fein, ©ilmans ftüfct feinen SBemeiS auf bie Angaben 
in #g. 768 unb 813. Da bie erfte Urfunbe aber nur 
in fpäterer Äbfdjrift erhalten ift fann bie toirflid) auf 
ben Jahresanfang ju Oftern ^inbeutenbe Datierung auf 
einen ©djreibfefjter berufen. (Jinen oofltommen fixeren 
SBetvetS giebt biefe Urfunbe roenigftenS ntdjt. 

#g. 813 (Urfunbe EonoS) l>at bie Datierung 1265 
Jan. 16, bie mit 1266 3an. 16 nriebergegeben tt>erben 
mufc, wenn DfterjafyrcSanfang angenommen nrirb; in ibr 
nrirb eine 9teftgnation feitenS beS Stifters Wiscelus Wulf 
befunbet, bie gefd)el)en ift in consecratione ecclesie 
Monasteriensis, bei ber ber Sifdjof Sono jugegen toax. 
SJilmanS bejiefjt biefe Angabe über bie „SBeilje ber JHrdje 
ju üttünfter" auf bie enbgültige ©inmei^ung beS Doms ju 
SKünfter am 30. ©ept. 1265 *). Jft biefeS richtig, bann 
fann natürlich #g. 813 erft nad) 1265 ®ept. 30 auSgefteOt 
fein, ffiie aber aus einer anberen Urfunbe, §g. 831, 
Ijeröorgefyt, mar 83ifd)of Gono am 30. ©epi. 1265 in 
UBinben. Deshalb fann bie oben ermähnte Consecratio in 
äWünper nk&t auf bie befinittoe ©inmei^ung beS ganjen 
Domes, fonbern nur auf bie ffietlje eines Jettes beS Domes 
©ejug Ijaben, bie üor 1265 Jan. 16. fällt. 

Äbtoeidjenb öon ffiümanS vertritt $oogeroeg auf ©eite 
VI— VII ber (Sinlettung feines Urfunbenbud^eS bie Änfidjt, 
bafc ttrir es in SKinben mit bem Jahresanfang ju 3Beil)< 
nagten ju tfyun l>aben; er fütjrt 4 ©eifpiele für feine 3}e* 
Ijauptung an 2 ). Dfyne fürs erfte auf bie ftrage einjugeljen, 

*) cfr. $t6u* in „3ettfd)rift f. roefrf. ®efö." XXIV p. 337. 
*) 2)ie SBejeidjnung „Äölner Datierung" auf p. VI. für ben Öfter» 
Jahresanfang ift ntdjt richtig, ba audf) in tföln faft burd&ge$enb$ ber 



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93 

ob nrirftid) am 25. ©ej. bcr $aljre«tt>edjfel gefeiert ift, 
madje id) nod) auf folgenbe Sfüfle aufmevffam, au« benen 
mit ©icfyerljeit ju fcfyliejjen tft, ba§ in ber Xfyat unmöglich 
ber $aljre«anfang ju Oftern in ®ebraud) geroefen fein 
tann. 

§q. 292, Urtunbe Sifdjof Äonrab« unb be« 2)om* 
fapitel« für «I. Seoern, trägt ba« Datum 1236 SWärj 15. 
SBtrb ber Dfterftil für ben Jahresanfang angenommen, 
fo müßte ba« Datum in 1237 SKärj 15 aufgelöft werben; 
SBifdbof Äonrab ftirbt aber fefcon 1236 Juni 26. 

$g. 505, Uifunbe SBifd^of JoljannS (AI. fiebern nrirb 
nad) ©öerlot) üerlegt) oon 1249 2Wärj 25, loürbe nad) 
©«man« Annahme in« Jaljr 1250 fallen; na* $g. 512 
ift bie Verlegung aber 1249 ©ept. 29 fdjon öolljogen. 

Äu* bie oben angeführten Datierungen na* bem alt* 
römifd)en Äalenber unb gleidjjeitig mit Angabe bc« ffiodjcn* 
tage« geben einen fixeren Seroei« gegen ben ©ebraud) be« 
Dfterftil«. Jn #g. 292 ftimmt; Sabbato sitientes ar« 
15. ÜWärj nur, tuenn bie im Datum gegebene Ja^rc«jat)I 
1236 beibehalten unb md)t in 1237 geänbert ttrirb; 1237 
fiel biefer ©onnabenb auf ben 4. April. SWad) $g. 1120 
fotl ber 3?reitag t>or Sonntag 9?emini«cere auf ben 11. 
SKärj fallen; bie« ftimmt bei bem in ber Urfunbe ge* 
nannten Jat)re 1278; im folgenben Jaljre 1279 mürbe 
biefer Freitag fcfyon auf ben 24. ftebruar fallen. 

@« ergebt fid) nun bie meitere ftrage, ob ber 25. 
Dezember, roie ftoogeroeg null, ober melleidjt ber 1. Januar 
ben Jaljre«anfang bilbete. 93ei biefer frrage ftüfcen tt>ir 



Sdjreäanfang, gu 2Bet^na*ten geljerrfdjt Ijat; ngl. Stripping, Seiträge #c. 
p. 24 ff. 2)amad) fint> aud) bie Angaben ©rotefenb* im „fcafdjenbud) je." 
auf p. 11 ju berichtigen, au$ betten Ijcroorgefjt, bafj in Äöln md)t oor 
1310 ber 3a^re«!anfang am 25. 5)egember gefeiert ift. cfr. femer ,,9cadj» 
träge" au £g. 320. 



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94 

un$ auf bie Srgebniffe beS erjlen JeitS unfcrcr Unterfudjung 
über bic *ßontiftcat8jaj)re SBifdjof ftoljannS (oergl. p. 97). 2>ar* 
au3 erfeljen wir, bafc baS erfte ^Jontificatöja^r btefe$ 33ifdjof£ 
läuft üon (1242 Dec. 29/ 1243 Qan. 8) bt$ (1243 £>ec 
29/1244 3cm. 8). Sttun finbet ft$ in #g. 537 bic Da- 
tierung: Actum . . . anno Domini MCGL, pontificatus 
anno nono. SWadj bem eben ©efagten tyaben nur ba£ 
neunte ^ontificatsjaljr ju jäljlen t>on (1250 Dec. 29/1251 
$an. 8) bis (1251 $ec. 29/1252 $an. 8). ©efeen nur 
einljeitlidje Datierung ooraus, bann tommen für ba$ neunte 
sßontiftcat«jal)r nur nodj bie brei legten Jage be$ $al>reS 
1250 in JBetradjt; toir gewinnen ben boppelten ©d)lufj, 
bafj bie Urtunbe an einem biefer 5Tage auögefteflt ift, unb 
bafc ber ^a^re^anfang nidjt toor bem 29. December be* 
rennet toorben fein fann, fonft würbe ba$ 9. SßontiftcatS* 
jal>r bem $a\)Xt 1251 entfpredjen. 35a$ ©nbergebniö alfo 
ift, bafj ber 1. Januar als Jahresanfang toenigftenS um 
bie 5Kitte be8 Ja^r^unbertö im Oebraud) geioefen ift, 
jtoeifetyaft aber bleibt, ob biefer JBraud) lange Dauer 
gehabt l>at. 

S)ie Angabe ber (SpiScopatSjaljre finbet ftd) niefct 
Ijäufig. Unter bem JBifäof $ einriß begegnen wir tynen 
jloeimal: $g. 33 (1208) anno pontificatus nostri ITI 
unb #g, 36 (1209) anno pontificatus nostri IV. Der 
£obe$tag biefeS SBifdjofS ift nad) bem SWefrolog fcon 3ifö* 
bedE 1 ) ber 20. Juli, bamit übereinftimmenb giebt ber SRe* 
ctolog be£ DomfapitelS 3 ) ben 5Tag Philiberti abbatis 3 ) 



') Stäljmer, Fontes IV p. 428 ; cfr. aud) bie SCmnerfung $u £g. 137. 

«) 9RSC. VII 2602 be* fgl. ©t.-«. ju 3Rünfter. 

«) 9to$ ©rotefenb, „3citred&nung" II, 2 (4>eiKgem>erjeidjm*) p. 
154 unb „Safdjenbudj" p. 56 ift Philiberti abbatis allgemein ber 
20. Äuguft; nur Sfcrbun füljrt jutn 20. 3uli nodrotalä einen «^eiligen 
gleiten Ramend auf. 3)iefe Angaben ftnb nad) bem oben ©efagten $u 
ergänzen. ' 



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95 

an, mit bcm 3ufafc, bafc SHfc&of $einridj bcn bifdjöflid>en 
©tul>l innegehabt §at 3 3<al>re, 4 STOonate, 3 ©odjen unb 
4 Sage. J)ie ©a$l würbe bemnad} am 26. Februar 1206 
ftattgefunben l>aben, §einri<fy8 Vorgänger Dietmar ftarb 
aber erft 1206 SWärj 5; es muß alfo in ber SBeredjnung 
ber {Regierung $etnrid>3 ein 3fel>ler in ben 9»onaten fteden, 
unb bie Angabe berfelben, wie fdjon $>g. tl>ut, auä 4 in 3 
geänbert »erben, SReljmen wir btefe Änberung cor, bann 
$at alfo bie ©aljl #einrid}$ am 26. 2»ärj 1206 ftattgefunben, 
bie S3eit)e, nacb ben (BpiScopatöjaljren in $g. 33 unb 36 
beregnet, Dor Äuguft 20. beffelben ftaljreS. 

Über bie sßontijtcatsjaljre $ onrab* fagt $oogeweg in 
ber Änmerfung ju Sßr. 87, bafc biefer SBifdjof fein erfte« 
$ontificatSjai>r Don ftrüljjai>r 1213 bis 3frflljjai>r 1214 
jäl>Ie. Diefe Annahme ftflfct ftdj auf bie als richtig an« 
genommenen Angaben ber *ßontiftcatSjaljre in $g. 228 unb 
261 unb auf bie falf$ fiberlieferte, aber Don #oogeweg 
rectificierte Angabe in 5Rr. 250. #g. 228 $at ba* Datum 
1231 3Äai 19, pontificatus nostri anno XIX; #g. 261 
1233 April 14 pontificatus nostri anno XXI unb $g. 
250 1232 2Ȋrj 23 pontificatus nostri anno XXII, recti* 
feiert in XIX i). 

SSerfudjen wir ju beftimmteren ©djlüffen ju fommen 
auf ©runb Don Urfunben, bie älter ftnb, alfo bem Cpodjen* 
tag felbft nä^er liegen, als bie Don $oogeweg benufcten, 
unb bie be^alb benfelben, wenn md)t nodj einen größeren 
ttnfprud) auf ©laubwfirbigfeit unb Stidjtigfett tyrer An* 
gaben machen fönnen, als jene. 9ftd)t gu Dereinen nämlicb 
mit #oogeweg« Annahme, bafe bie Confecration in« Jrfify» 
jal>r 1213 fällt, ftnb bie Angaben Don £g. 63 unb 131. 



*) lud) £g. 270 formte meflfidjt nodj olö $eleg angeführt »erben, 
»emt bie bort gum 2)atum 1234 9Rat 30 gemachte ttngabe pontificatus 
nostri anno XVII aU Schreibfehler für XXII erftärt würbe. 



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96 

SRöd) $>fl. 63 umfaßt ba« jroeite *ßontificat$jaljr bm 
19. Sept. 1215 »), nad) £g. 131 ba$ }tt>ölfte bcn 21. Sept. 
1224 2 ): für ba$ erfte $ontificat$jaf)r finben wir alfo bie 
©renjen 21. ©ept. 1213 (nad) $g. 131) unb 19. @^t. 
1214 (nad) $g. 63. Die SEBeilje fann bemnad) nur am 20. 
ober am 21. ©ept. 1213 ftattgefunben tyaben. «u# f&mmtltty 
anbere Urtunben (mit Ausnahme natürlidj t)on ben ge- 
nannten #g. 228 unb 261; bie redimierte Angabe *>on 
§g. 250 fällt ganj au«) geftatten, fotueit fie überhaupt 
?ßonttftcat$jal)re 8 ) angeben, ben ©eptemberanfang für bcn 
richtigeren ju galten 4 ). 

ßlection$jaf)re Jfonrab* erfreuten nur einmal unb jtoar 
in $g. 45 öon 1211 (electionis nostre anno III). @me 
SBeftimmung be« ®podjentage$ nicfyt möglid>. 

Qtvti ©pod^en Ijaben nrir audj bei ©ifdjof ©il^elm 
ju unterf Reiben. Die eine jätjlt nad) ber SBaljl, bie nad> 
®rote (Stammtafeln) auf ben 11. $uli, nad) (Jubel 
(Hierarchia) in ben üflonat ^fuli 1236 fiel. Damit ftitnmt 
bie Angabe Don pontificatus nostri anno seeundo in £g. 
310 »on 1238 gebr. 2. 

Die ©pod&e nad) ber ffietye finbet fid) in #g. 313, 
315, 322, 323, 341. Die «ngaben in biefen Urfunben 

*) «&Ö- 63: 1215 (September 18 pontificatus nostri anno II, Dr. 
im !gl. ©t.^l. gu fünfter. 

*) £g. 181: 1224 6ept. 21 p. n. anno XII. 

3 ) <Dafc hit Angaben in fcg. 137 unb 256 »oWommen falfö fiitb, 
liegt auf ber §anb. 

*) 2)eögleid;en eine Urfunbe beä ©t. S3onifa^«©tifteö $u Hameln 
(9)ieinarbuö, U. 33. jc. ?Rr. 13) mit bem 3)atum: actum anno do- 
rn inice incarnationis MCCXV sub papa Innocentio III, ponti- 
ficatus eius anno XVIII, regno Romano in cismate inter reges 
Ottonem et Frithericum posito, sub Mindensi episcopo Conrado, 
pontificatus sui anno tertio, indictione prima . . <Da bie Sßonttftcat*- 
jöljre 3nnocen$ be«l dritten oon 1198 gebruar 22 ab jäljlen, fallt biefe 
Urfunbe awifcjjen 3?ebr. 22 unb 2)e^ember 31 1215. 3)ie Snbiction tft 
f alfc^ ; fie müfjte III Ijetfjen. 



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97 

laffen bie 8Beil)e in bcr ^eit jmtfc^cn 1237 Dcj. unb 1238 
®cg. ju, oljne ©elegenljeit ju geben, ben 5Tag, ober bod) 
roenigftenS ben 3»onat nftfcer ju beftimmen. 

(Sine genauere unb intereffante Seredjnung läßt ftdj 
bei ffiifljelmS SWadtfolger Qo^ann t>on SDtep^olj aufteilen. 
3)ie lefcte Urfunbe ;$ol)ann$, in ber er als electus et con- 
flrmatus begeidjnet toirb, trägt baS Datum 1242 S)ej. 29, 
bic erfte mit bem £itel episcopus bie Angabe 1243 $an. 
8 J ). Die ßonfecration fann alfo nur in bie Qtit ätüifdjen 
beiben Zeitangaben fallen. Da« erfte *ßontificatSjaf)r läuft 
bemnad) t>on (1242 Dec. 29/ 1243 ^an. 8) Bid (1242 Dec. 
29/1244 $an. 8). 83erüdEj1d)tigen wir nun aud) bie oben 
geführte Unterfudjung über ben Jahresanfang unb bie 
gleichfalls bort gegebene Datierung t>on $g. 537, fo fönnen 
mir al« ben lermin ber JBeftätigung, ben wir nur nadj 
ben Angaben beS SEitelS al* ättnfdjen ben 29. Dej. 1242 
unb bem 8. Jan. 1243 liegenb gefunben Ijaben, einen ber 
Sage 29.— 31. Dej. 1242 ermeifen. hiermit ftimmen überein 
bie Angaben fämmtlidjer Urfunben, foroeit fte bie SßontificatS* 
jaljre angeben 2 ). SWur bie Angabe im @j. A. üon §g. 478 
(anno gratie 1247 . . . pontificatus nostri anno III; 
otjne JageSbatum) fdjeint üerberbt ju fein; rectificieren mir 
aber III in IV (unb bie Üftöglidtfeit, baß ber SReinfdjreiber 



*) 2)a& Sodann fdjon in bcr Urfunbe Äönig Äonrab3 IV oon 1242 
3uli 13 (£g. 370) episcopus genannt wirb, fommt für unfere Unter- 
fudmng nid^t in 9Betraä;t. — £g. giebt im SRcgeft biefer Urfunbe ben 
tarnen M TOnbener 93tfdjof$ mit Söilfjelm wieber; cfr. „9tod)träge." 

») $g. 388, 389, 404, 427, 537, 541. — Sie Angabe in 9lr. 32 
uon d. $obenberg, SBalärober U. 8.: Acta sunt hec anno domini 
MCCXLII sede Romana vacante, pontificatus venerabilis patris 
nostri Johannis Mindensis ecclesie electi et confirmati anno primo 
ift leiber $u einer näheren Datierung ber SBaljl nidjt gn gebrauten, ba 
bie öalanj in Btom ben langen 3eirranm üom $obe (Sölefttnä IV (1241 
9ioo. 10) bü aur Jffialjl 3mnocena IV (1243 3uni 25) umfa&t. 
LVIII. 2. 7 



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98 

III ftatt IV gclcfcn tyat, roie e$ üielleidjt im Äoncejrt ftanb, 
ift bod> fe^r groß; aud) lägt ber Umftanb, ba§ bie Ur 
tunbe nod> öerberbte ffipacten* unb Soncurrentenangaben 
madjt, biefe Annahme tueniger ttntlffirlid) erfdjeinen), fo 
füljrt aud) biefe Angabe auf bic lefcten brei läge beS 
^aljreS 1247 1). 

SWad) ber 83ejeid>nung im £itel beS JBifdjofS SBibef inb 
in ben Urfunbcn #g. 597 (electus 1253 Dct. 6) unb $>g. 
606 (episcopus 1254 ÜWärg 1) ift bic 83eil)e jttrifdjen biefen 
beiben Terminen erfolgt, ©eil er umfaßt nad) $9- 636 
ba« 2. ^ontificatsjaljr ben 29. SWoo. 1255; ber frü^efte 
Termin für ben JBeginn be$ erften ^ontipcatäjaljreS ift alfo 
ber 30. SRoü. 1253; bie ©renjen für ben ^eitabfdjnitt, m 
bem bie ©eüje ftattgefunben Ijaben muß, fönnen bedfpalb 
enger gejogen »erben, nämlidi 1253 SWoo. 30 unb 1254 
9Wärj 1. hiermit ftimmt überein bie Hngabe in #g. 698; 
bie in $g. 65 * mußte brei ftatt Dier *ßontiftcat$jaljre 
jaulen. 

$Bifd>of Sono wirb nodj 1263 ftuni 18 electus et 
confirmatus genannt, am 7. JDctober beffelben ^atyrcS jum 
erften SWal episcopus; bie SßontiftcatSjaljre in §g. 807 
unb 808 betätigen biefe«. ©ei §g. 759 bi* 761 (au« 
bem Qa^re 1261) finbet ftd) electionis et confirmationis 
nostre anno I; (£ono ift 1261 Dct. 17 gewählt. 

©ein Sia^f olger Otto ift Dom <ßapfte eingefefct roorben, 
bemnad) wirb er oon Anfang an als episcopus bejeidjnet. 



l ) 2)ie üoUftänbige Dotierung üon <5r. A. lautet: 1247, Snbttrüm 
III, (Epacte I, (Soncurrente VII. 3>tcfe Sa^redfem^et^en geljörtn 
fäu.tlid) 3um 3al)re 1246, mifytt 3afcr au* in (Sr. B. ftr^t. 2)ie Ur- 
funbe ntufc aber auö inneren ©rünben 1247 auögefteUt fein, ba bie in 
$g. 478 aU gefdjeljen erwähnte Sfceflgnation feitenö eincö Hermann Don 
Ärnljeim in einer anbetn Urfunbe ((Sal U. 8. III 9fr. 114) oom Safyre 
1247 (mit baju paffenber Snbtctton« unb (Soncurrentenangaben; aU (5pod)e 
ift XX (©djrribfe^Ier für XII?) gegeben) beurfunbet wirb. 



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99 

©eine (Ernennung gefd>a^> am 18. »ug. 1267 1 ); nad> 
biefem ©pod&entag werben feine gpiscopatsjaljre in §g. 933 
unb 952 gejault, ©ein £obeStag n>irb Don ©am«, ©rote 
u. a. auf ©runb beS fdjon erwähnten SRefrologS Don 3fifd>* 
bedf auf ben 17. SWooember üerlegt 2 ). SWun finbet ftd) aber 
in einem SWefrolog beS SWinbener DomfajntelS, jefct im 
ff gl. ©t.*8. ju ipannooer 8 ) bie SWotij; Ponciani pape anno 
Domini MGCLXXV dominus frater Otho. SRad) ©rotefenb 4 ) 
wirb an einigen Orten am 19. SRoDember Pontianus papa 
gefeiert, ©otootjl nad> biefem bomfapitularifd>en SWefrolog 
als audj nadj einem folgen beS 3WartinSftifteS ö ) fällt 
Pontianus nad) Elisabeth unb t>or Golumbian, ift alfo in 
SWinben am 20. SRooember gefeiert toorben; biefer lag ift 
audj als JobeStag beS SBifdjofS anjune^men. 

Unter ©olquin nrirb nur einmal eine ^eitbeftimmung 
nad) $al)ren ber Konfirmation gemacht: §g. 1080 (oljne 
ftaljreSangabe) confirmationis nostre anno primo. ®r 
toirb electus et confirmatus genannt in ben Urfunben $g. 
1088 (1277 SKärj 23) unb 1096 (1277 ^uni tl) 6 ); als 
episcopus erfdjeint er jum erften ÜWal in §g. 1099 (1277 
$ul. 26) unb in §g. 1100 (1277 Quli 27). SSolquinS 
Orbination nrirb beSljalb jttrifdjen 3?uni 11. unb Qfuli 26 
1277 ftattgefunben ljaben; allerbingS wirb er nod) in #g. 
1107 (1277 SWoü. 1) als electus bejeidjnet, bod) beruht bie 
Überlieferung biefer Urfunbe auf einem feljr „mangelhaften 
unb nrie es fdjeint, lücfenljaften Drudt ©^li^aberS" 7 ), 
fobafc in biefem gall bie Jitelangabe als oerberbt angefe^en 



») £g. 879. 

*) 3. 33. ©rote, Stammtafeln p. 503. 

8 ) &op. XII, 50. 

4 ) Seitredjnung I, p. 157; nad) bem oben ©efagten 311 ergangen. 

5 ) ffgl. @t.-SC. fünfter. 

■) tfodj in £g. 1109; über beren Datierung »gl. jebodj „9toc$träge." 
T ) ^oogeweg in Slnmerfung ju 9tr. 1107, 

7* 



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100 

werben muß, falls wir ber Überlieferung be£ Xtatum* 
©lauben fdjenfen. 

Die Qfnbiction pnbet ftd> in«gefammt in 27 ttrfunben 
beregnet. Äud> ber ©Treiber öon $g. 243 $at bie Sb* 
ftd)t gehabt fte anzugeben, benn bte Urtunbe fcbliegt: Acta 
. . . anno . . . MCCXXXI, indictione. Die Qaty ffat erft 
f eftgefteüt werben muffen ; fpäter aber ift iljre 9ta$tragtmg 
üergeffen. 

am ^äuftgften wirb bie Qnbictton angegeben unter 
JBifdjof flonrab (18 mal); nadj feinem lobe (1236) tritt 
fie nur öereinjelt auf. 

Wichtig finb bie Angaben in 21 gäflen; oon ben fc<fc# 
fallen Angaben ftnb bie in #g. 63, 100, 251, 478 eine 
(Einheit ju niebrig gegriffen 1 ); im Original $g. 138 i^ 
VII ftatt XII getrieben, in #g. 277 ((Sot>te) vm ftatt 
VII; beibe angaben bürften auf Serfe^en, in bem einen 
ftatt beS WeinfdjreibenS, in bem anberen be$ Sopiftai 
jurfldjufflljren fein. 

gur Söfung ber $rage, wann Die Qnbtction gett>e<$feß 
fyat, ob am 25. Dej. ober an einem ber anberen bekannten 
(Epodjentage für iljre SRed>nung, trägt nur eine Urfunbe bei 
§g. 191 Dorn 24. (Sept. 1229 l)at bie jwette ^nbiction; 
wäre bebamfdje ^nbiction im @ebraud> gewefen, fo tnfifte 
bie britte ftnbiction genannt fein, ba gerabe am 24. ©cpt 
ber ©ed>fel ber bebanifd>en Qnbiction ftattpnbet. Darauf 
fönnen wir folgen, bafe aud) in ÜRinben bie im XIII. Qafyxfy. 
überhaupt in Deutf^lanb jumetfi in Änwenbung gebraute 
indictio Romana geljerrfdjt ljat. 

Eoncurrenten treffen wir in $g. 83, 166, 167 unb 
478, unb mit Ausnahme ber legten Urtunbe richtig be* 
rennet. 



l ) SDiefelbe auffoüenbe ^Beobachtung madjt für bie btfäöflK^en Ur» 
funben oon $übe«$rim £etnem<mn p. 127—128. 



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101 

E pacta prima in $g. 478 <gf. A. jum $aljre 1247 
ift ebenfalls falfd); fte würbe ftimmen für 1246. 

3)ie golbeneßaljl treffen wir nur einmal, (aber richtig 
beregnet) al£ decemnovaleyeli (anno) XV in #g. 45 
jum i^aljre 1211. 

<ßapjt* unb $aiferjal)re werben feljr feiten jur Da* 
tierung tterwanbt; beibe jufantmen pnben ftdj in $g. 166 
unb 167 gleidjlautenb (anno Gregorii pape primo et im- 
peratoris Friderici anno VII) jum ftaljre 1227, unb in 
£g. 427 jum Qfa^re 1244 presidente sacrosanete Romane 
ecclesie summo pontifice Innocentio quarto regnante 
Romanorum imperatore Fretherico. Qn £>g. 1041 wirb 
ju Qwm 25 1274 bie nähere Angabe gemalt domini Gre- 
gorii pape deeimi anno tertio. $n #g. 365, 427, 478 
unb 776 wirb bie Ämt$tf)ätigfeit ber ©eiftlidjen genannt, 
bie an ber ©pifce ber bie Urfunben empfangenben Älöfter 
fteljen, j. 83. $g. 776: Datum . . Hinrico eiusdem loci 1 ) 
preposito procurante. 

SWad) bem fanonifdjen Stecht mußten jäljrlid) ein* ober 
jweimal Diöcefanftynoben abgehalten werben, an benen ftd) 
bie ©eiftlidjen beS SBiStumS unb bie ÜWinifterialen ber 
Äirctye beteiligten. 5)iefe ©erfammlungen Ratten nid)t nur 
©erwaltungsfad&en ber Diöcefe ju erlebigen, fonbem it)re 
(£ntfd>eibung würbe aud) bei ©treitigfeiten Don ben bei 
©elegenljeit ber ©tynobe &or bem SHfdjofe erfdjienenen *ßar* 
teien Ijäufig angerufen 2 ). 



l ) 9ftämlidj be* Älofter« <5fdjerbe. 

•) Über bie SBebeutung ber SDiocefanfnnoben in rechtlicher unb pa- 
floraler 93ebeutung fjanbelt audfü^rltct) «£>ifling, SDic wefrfälifdjen 5>töcefan- 
jtjnoben bti jur SWtrte be« XIII 3<*M. Singen, 1898. 3« ber «emerfung 
^illing« (a. a. O. p. 22), bafj bie Gonftituirung beä bifööflidjen Dfftjialat» 
geriete« um bie Witte beö XIII Satjrl). erfolgt fei, fei bie itjatfadje angeführt, 
bog im XIII 3<*W)- in SWinben ein bifdjofUd&er Dfficial niemals in feiner 



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102 

3fn unferer Sßinbener Diöcefe werben nur in triet 
Urfunben (S^noben auSbrücflid) erwähnt: #g. 39, 142, 
920 unb 1201 J ). $n $g. 39 (Urfunbe be* DomfapitelS) 
toirb gang allgemein auf eine unter 83ifd)of ftonrab ftatt* 
gefunbene ®eneralftynobe 83ejug genommen. %n 4)ß I* 2 
tft bie JRebe oon ber Oeneralfonobe bes 3<al)reS 1242, bie 
in cena Domini, alfo am ©rünbonnerftage flattgcfunben 
l)at. ©päter fc^eint bie ©tynobe auf ben 2Rittu>od) in bet 
C!jartt>od)e Derlegt ju fein, toenigftenS lefen wir in £>g. 920 
(1268) ... in synodo generali quod (!) quarta feria 
proxima ante Pascha Domini celebrari consuevit j&amit 
ftimmt ßberein bie «ngabe in #g. 1201 (1280) . . . feria 
quarta ante Pascha in generali Synodo. 

(Einige anbete Urfunben, bie ni$t auSbrücflid) an* 
geben, bajj bie in Ujnen üerjeidjneten fwnblungen auf 
ber Ofterfonobe ftattgefunben baben, laffen biefeä tnbireet 
burd) i\)x Datum erfennen. Auf Donnerfiag öor Oftern 
fäUt baS Datum Don $g. 690 unb 691 (beibc 21. SWärj 
1258) unb $g. 1033 (1274 ÜWärj 29), auf 2ttitttt>od) ba$ 
flon #g. 80t (1264 April 16, #g. 999 unb 1000 (beibe 
1272 Styril 20) unb $g. 1245 (1282 ÜWärj 25). 

Sine OrtSbejeidjnung trägt über bie $3lfte ber 
Urfunben. 3)od> reicht ba$ SWaterial nid>t au«, um ein 
3ftinerar aufjufteflen. 5)ie bei weitem größere fcnjal)l ber 



amtlichen Sljättgreit, fonbern nur einmal aU 8euge in ber in ber Hnmerftmg 
ju $g. 636 ernannten bifdjöflidjen Urfunbe (1255 9tao. 29) genannt ifL 
Hermannus celerarius Buccensis officialis noster. 

*) 9lid^t §u entfdjeiben »age id), oh mit cö mit einer <Dtöcefanfnnobe 
gu ttjun tjaben, »enn in #g. 1488 (Urf. be$ ©ifdjof« Solquin unb bei 
Qomfapitcl* oon 1292 $ec. 1) bie Ortsangabe lautet: Datum Minde 
... in capitulo nostro generali — , trofebem «fcifling (a. a. O. p. 22) 
capitulum generale ati fmtonnmen 9lu*bru(f mit synodus generalis 
anführt. 



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103 

S3tfd)ofS*llrfunben ift in SKinbcn felbft ausgepellt, «n 
näheren 33ejeid)nungen finben ftd) au$ ber ©tabt SKinben: 

in domo nostra: $g. 474, 1249, 1399, 1463; 

in nostro conventu 1 ): £>g. 228; 

in claus tro maioris ecclesie: £>g. 1007; 

in domo maioris preposiü: £>g. 677; 

in domo fratrum Predicatorum : $g. 994; 

in ecclesia sancte Marie; $g. 186; 

in domo Wichgravii: §g. 1254; 

in nova domo: $g. 438. 
#g. 1494 wirb „gegeben" in SBunftorf in ecclesia 
forensi unb #g. 988 in conventu memorato b. \). fflofter 
3Rarienwerber, für ba$ bie Urfunbe befttmmt ift. 

IV. %dl 

fjanMung unb Beurfunbung. 

SRadj JBrefjlau* flaffifdjer Definition beS SBorte* Ur* 
funbe Derfteljen wir barunter „fd)riftlid>e, unter ^Beobachtung 
beftimmter, wenn aud) . . . wedjfelnber 3rormen aufge* 
jeidjnete Srflärungen, bie beftimmt ftnb, als ,3 eu 9 n iff c ö& cr 
Vorgänge rechtlicher Sftatur ju bienen V ®i* t»SSorgänge 
rechtlicher SWatur" tonnen einmal jettlid) jurücfliegenbe 
#anblungen fein, anberfeits aber erft burd> bie Urfunbe 
felbft gefdjaffen werben. $ft ba* ledere ber gaU, §. S. 
bei ^Beifügungen, (Srlaffen, fdjriftlidjen SBefe^len unb bgl., 
fo f)aben wir es mit Urfunben ju tl)un, bie ben cartae 
beS altrömifdjen Sprachgebrauch« entfpredjen; bei if)nen ift 
Don einer Don ber SJeurfunbung getrennten #anblung md)t 
ju reben. $)od) ift in unferem Zeiträume bie 3aljl folget 



') b. Ij. ©ifcung M 2)omfapttel$, wie au« bem Snljalt ber Urfunbe 
erfld^tHd^. 

8 ) Breslau, p. 1. 



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104 

Urfunben fcljr gering 1 ); bic ipauptmaffe entfpridjt ben alt* 
römifdjen notitiae, Urfunbcn, in benen eine üollenbete 
Zfyatfafy fd>riftlid> fairt wirb. 9iid)t in Setracfct fonintl 
hierbei, ob bie #anblung ber fcfcriftlidjen aufeeidjnung 
wirflid) vorangegangen ift, ober ob fte bei $erftellunfl ber 
Urfunbe erfi beabftdjtigt war. 

Die Qfrage, wie ftd) bie in ber Urfunbe enthaltene 
Zeitangabe jur §anblung unb JBeurfunbung »erhält, auf 
weldje üon beiben, ober ob auf beibe fte ftd) bejieljt, wollen 
wir ttorerft unberücfftdjtigt Iaffen; jefct fud>en wir auf ©runb 
beS au« ben Urfunben felbft gejogenen ÜRaterialS ben Skg 
fennen ju lernen, auf bem bie §anblung unb bie 2Jeur= 
funbung t>or ftd) gegangen finb. 

Sa^ttel I. 

fjanMung. 

S5ei bem 3fel)len eine« öffentlichen SWotariat« in Deutfd)* 
lanb mußten fidj bie ftniereffenten, um irgenb ein 9ted)t$« 
gefd>äft fo beglaubigt ju erhalten, bajj e$ öffentliche Än= 
erfennung in Änfprud) nehmen fonnte, an <ßerfonen wenben, 
bie burd> iljre fociale (Stellung eine SBfirgfdjaft für bie 
9Hd)tigfeit be$ oon i^nen SBejeugten leifteten. Die« war 
in erfter Sinie ber Sifdjof. Qvl it)m alfo verfügten fte ftd) 
unb gaben vor ifjm eine Äußerung üjre$ 25ort)aben3 ab: 
constitutus in presentia nostra 2 ) resignavit, renunciavit, 
constitutus coram nobis tradidit, donavit etc. 8 ). Ob 



*) C£ine intereffante carta im urfprüngltdjen @inn ift bie auf Seite 
119 beljanbelte Urfunbe fcg. 1182 <£r. A. 

*) seil, episcopi ; bie« ift audj in ber golgejeit $u ergänzen, ba — 
»o nidjtö befonbereö bemerft ift — nur oon bifdtjöflid^en Urfunben ge» 
Ijanbelt tüirb. 

8 ) $• %• #9» 945 . . . quod constitutus coram nobis Heinricns 
• . . donationem . . . ratam et gratam habuit et hoc fecit in 
presentia nostra publice protestatus. 



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105 

tuir bei bcm StuSbrucf coram nobis baran ju bcttfctt f)aben, 
baß bcr Äu^ftcUcr ber betr. Urfunbe, atfo ber SBifdjof, allein 
jugegen getoefen ift, ift triebt beftimmt ju entleiben, toafyx* 
fdjeittlid) aber wirb biefer meiftenS uon ©eiftlidjen ober 
aud) Saien, bie jufäflig ober befonbers herbeigerufen *) an* 
wefenb roaren, umgeben gen>efen fein, tt>ie e$ beifpieläioeife 
auSbrficflid) gefagt wirb in $g. 107 in nostra presentia 
totiusque nostri capituli, Jpg. 921 coram nobis .... 
presentibus capitulo, ministerialibus etburgensibus noslre 
civitatis. 

SWicfyt gering ift bie Änja^l ber Tlrfunben, in benen 
ber 3Mfd)of felbft eine eigene ©djenfung, Übertragung ober 
bgl. an einen Gmpfänger befunbet. @r fyat bieS entweber 
gettjan au$ eigener (Sntfdjlieftung ex mera liberalitate 
nostra ($g. 66 a), weil er ftd) Dön ber Sftfifclidtfeit feine« 
93orl)aben$ überjeugt^at: diversis causisutilibusnecessariis 
et honestis inspectis (Jpg. 780), meiften* ob anime nostre 
remedium (j. SB. £>g. 1181), pro salute anima nostre 
(j. 33. #g. 89), ober burd) bie Sitten irgenb weldjer *ße» 
tenten bewogen. 

?ü$ folcfce fönnen auftreten ber (Smpfänger felbft (. . . 
quod prepositus de Wenigessen accedens ad nos hu- 
militer postulavit .... Nos igitur . . . pie petitioni 
sue liberaliter annuentes, .... contulimus £>g. 298; 
. . . cum dilecti . . . prostratis genibus et fusis lacrimis 
conquerelando instanter a nobis petiverunt $g. 376, 
505), ober Sßerfonen, bie an ber ©ad>e felbft nidjt interefftert 
ftnb, j. 93. ba$ ©omfapitel (iuste petitioni canonicorum 
annuentes $g. 59; capituli preeibus inclinati £)g. 903). 
Sei Dielen föcd)tSgefd)äften bebarf ber SBifdjof ber 3u* 
ftimmung be« Domfapitels 2 ). Der fpätere Unterfdjieb 



J ) . . . presentibus, qni ad hoc requirendi erant £(J. 804. 
f ) cfr. fcinfdjiu*, tftrd)cnred)t 39b. II p. 153 ff. 



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106 

gwifeften consensus unb consilium capituli wirb noeft nieftt 
gemalt; consilium allein wirb niemals befunbet. 

Sieben ber 3uftimmung be$ $>omcapitelS wirb meftr* 
faeft bie ber üttinifterialen erwäftnt, fo $g. 250, 256, 698, 
738, 921, 1145 jc 

Die twrftanbene ßuftimmung wirb meifi im Sontert 
fclbft genannt (j. JB. . . quod nos de consensu et con- 
silio capituli donavimus), feltener in einem befonberen 
©afce 1 ) ober in ber ©iegelanfünbigung (cfr. fpäter). O n 
einer befonberen bomfapitularifeften Urfunbe wirb nur eht* 
mal ($g. 285) bie ßufiimmung be8 Domfapitel« ange* 
foroeften ju einer ©eftenfung, bie ber SBifeftof allein fefton 
einige läge oorfter (§g. 822) genehmigt ftatte. 

JBemerfenSwert ift aueft §g. 1182. 5Son iftr fmb jmei 
Ausfertigungen Don berfelben (8uSftefler<) $anb öorftanben. 
ftm ffij. A. 2 ) übertragt ber »ifeftof allein einen $Iafc ber 
©tabt ÜRinben; im ffij. B. finbet fteft ber $u\a$ quod nos 
de consensu et bona voluntate capituli nostri. . . $ur 
3eit ber #erftellung oon (£f. A. war au« irgenb einem 
®runbc bie nötige bomfapitularifefte ^uftimmung nieftt ju 
erlangen ober uergeffen, beäftalb würbe in einer jweiteu 
Ausfertigung bie 3uftimmung$befunbung nadjgcftolt. grei- 
lieft bot bie Grwäftnung ber gitftitnmung beö 3)omfapitel$ 
an fteft feine genügenbe ©arantie für bie wirflieft gefefteftenc 
guftimmutig. !$n unferem gaHe ift fie aber wirflieft au&< 
gefproeften worben (unb nieftt etwa unbefugt im Xejrt er* 
wäftnt), ba (Jj. B. in ber Xtyat mit bem ©iegel be« 3)otn* 
fapitels öerfeften ift, ba« woftl nieftt ber fjatl fein fönnte, 



l ) et hec obligatio facta est de consensu capituli nostri 
£g. 1431; hec itaque omnia supradieta de unanimi consilio et 
voluntate ac consensu nostri capituli ordinavimus et statuimus 
£g. 933; ferner in £g. 52. 

f ) «&Ö» beaeidjnet mit <5r. A., wa* idj (5r. B. genannt $abe unb 
umgehört. 



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107 

fall« baS 'Domcapitel mit bcm 3<nt)alt bcr Urfunbc utc^t 
einöerftanben getoefen to'&xt. 

Dafc es ttorfam, baft bcr bcn SonfenS enthaltene ©afc 
otyne ffiiffen, ja gegen ben ffiiflen 1 ) be« $omfaj)itel$ in 
bic Urfunbe eingefügt ttmrbe, jeigt un£ bie Urfunbe #g. 
39. $n if)r befunbet ba$ Domfapitel, baß e« einer Über* 
tragung feiten« be$ tterftorbenen SifctyofS Styetmar an ftl. 
Sftennborf nidjt jugeftimmt, unb baß es um Auslieferung 
ber betr. ÜbertragungSurfunbe gebeten l)at (fogar auf ber 
©eneralftjnobe), um ju ttnffen, si nomina nostra eidem 
essent inscripta. 5)a e* bie Urfunbe nidjt tyat vorgelegt 
betommen fönnen, ftctlt e$ eine befonbere ßrtlärung (näm* 
K3l $g. 39) au«, um feine SWidjtjuftimmung eigen« ju be* 
tunben nnb bie privilegia be$ 23ifd)of$ Dietmar für furtiva 
gu erflären. 

Dag bie ,3uftimmung be$ 'DomfapitelS Dom SBifdjof 
als unbebingt nötig angefefyen mürbe, ergiebt ftd) aud) au« 
ben Urfunben #g. 527 unb 959, in benen ber Sifdjof au$* 
brficflid) bemerft, bafc er bie betr. Übertragung nur unter 
ber Sebingung maetyt, bafc bie (Empfänger nodj nachträglich 
bie ßuftimmung be$ Domfapitel« erlangen fönnen 2 ). 

$äufig würbe ber Söifd^of in Stnfprud) genommen jur 
©dfolicfctung oon ©treitigfeiten. ?(ud) in biefen gällen er* 
fdfoeinen beibe Parteien öor if>m, es finben unter feiner 
fieitung fürjere ober längere 93er$anblungen ftatt (inter 
dilectos . . causa coram nobis aliquamdiu ventilata Jpg. 
474 3 ), fd)lief$lid) fommt er ju einer gütlichen Beilegung 

l ) SBrefetau p. 704. 

f ) §g. 527: . . . quod 110s . . . fratribus . . . contulimus 
possessionem, si capituli majoris in Minda consensum potuerint 
obtinere. £g. 959: . . quod nos . . domum . . ecclesie in Leveren 
. . contulimus, si ad hoc consensum nostri capituli ipotuerint 
obtinere. 

J ) 2)ie ^arteten bringen 9?ett)et*mittel mit, audj öertrauenGtoürbige 
3eugen treten auf, g. 93. $g. 185. 



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108 

beS ©trette« (j. SB. talis inter ipsos . . . compositio 
intercessit §g. 739), nidjt oljne Dag es manchmal encrgtfd)cn 
3ufprud>8 feiten« ber Änwefenbcn bebarf (nostro consilio 
ceterorumque poslulationibus adhortati $g. 107). Sei 
<Streitfd)lid)tungen werben aud) bietenigett erwähnt, bie eine 
93erföljnung öermittelt §aben: nobis et aliis prüden tibus 
mediantibus $g. 86, mediantibus quibusdam canonicis, 
ministerialibus ac burgensibus $>g. 739. 

Die SBerjidjtleiftungen »erben im Jejt erwähnt tneift 
in ber 5^rm in manus nostras resignavit ^nttuetocii 
wir t)ier an eine ftjmbolifdje $>anblung ju beulen fjaben, 
fönnen wir nid)t entleiben; in §g. 1025 erfahren tvir, 
baß bie Äuffaffung ftattgefunben Ijat super beati Petri 
scrinium in Minda. SJei einem $au$t>ertauf feiten« tineß 
Saien an Sil fieoern nimmt ber JBifdjof felbft im Flamen 
bcS fflofter* oom ^)aufe SBefifc, inbem er e$ betritt (4>9- 
193): nos . . . cum multis . . . dicte domus possessi- 
onem personaliter intravimus nomine cenobii. 

ffiaren alle SBerljanblungen erlebigt, fo würbe ba« 
(Ergebnis nod> einmal üerfünbigt (§g. 1156): hec in 
nostra presentia a predictis . . . ordinata sunt et de 
consensu partium publicata . . . $n #g. 804 fdjliefjt bie 
^anblung, inbem bie Smpfänger ut moris est, dederunf 
sex urnas cerevisie presentibus ad bibendum. 

Äo^ttel II. 

Koneipierung unb Beglaubigung. 

£en JBeginn ber SBeurfunbnng feljen wir in ber Äaifer* 
biptomatif in bem 33eurfunbung8befel)l b. f). in bem Huf* 
trag be8 9Tu$fteflcr8 an fein ßanjleiperfonal, über bie t>or* 
hergegangene ^anblung ein fdjriftlidjeS 3 cu 9 n te öufju* 
nehmen. Daß für bie *ßrtoaturfunben eine iUjnlidje Formel, 



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109 

btc ftdj jumeift in bcr Corroboratio ftnbet J ), ebenfalls ben 
UrfunbungSbefel)! auSbrfiden fofl, fdjeint mir unmaljr* 
f djeinlid), öielme^r Ijaben mir es aud) Ijier mit einer Qformel 
ju tl)un, über beren eigentliche SBebeutung bie ©Treiber 
bcr *ßrioaturfunben nidjt me^r im Älaren waren. 5)ie 
Urfunben ber Gmpfängerl>anb, bie gefdjrieben ftnb, elje ber 
genannte «uSfteller ben Auftrag jur fdjriftlidjen Slufaeid)* 
nung gegeben fjaben fonnte, unb bie trofcbem äljnlicfce 
^Beübungen in ber Eorroboratio enthalten, ftnb Semeid 
genug für bie formelhafte Hnmenbung beS JBeurfunbungS* 
befehle«. 

Die $erfteHung ber Urlunben mirb in einigen gäflen 
fofort in SReinfdjrift erfolgt fein; aber nur einem fetjr ge* 
übten unb «rfaljrenen ©tiliften unb SReinfcfcreiber fonnte 
eine fold>e Aufgabe anvertraut merben, felbft menn mir 
annehmen, baß il>m „Acte 11 für bie Senufeung jur 33er* 
fügung ftanben. Dbmo^I fid& oon folgen „Acten", furjen 
Äufaeidjnungen über ben ©ang ber $anblung, nid>ts er* 
galten %at, fo muffen mir if>re ffiiuftenj öorauSfefcen, 
befonberS, menn mir im Äuge behalten, baß oft, mie mir 
unten feljen merben, jmifdjen ber $anblung unb ber 33e* 
urlunbung ein längerer Zeitraum gelegen ljat. 

Äudj menn „acte" öorljanben maren, mirb ber $n* 
groffift meift fdjon öorljanbene Urfunben jum SSorbilb ge* 
nommen l>aben, fei es nun, bag biefe üjm in Formular* 
bfidjern ober in Originalen als fog. „SSorurfunben" oor* 
lagen, ©on ftormularbücfcern ift ntd^td überliefert, aber 
bod) muß it>r SSor^anbenfein angenommen merben: bafür 
forid)t fd>on bie große «nja^l Don Urfunben üerfcfyiebener 
$roöenienj mit benfelben gormein. Die SBenufcung ber 



*) 3- 93» presens scriptum jussimus conscribi §g. 215; pre- 
sentem paginam exinde conscribi fecimus §g. 959 unb 1289; 
presentem cartam inde conscribere duximus £g. 397 k. 



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110 

SSorurfunben bagegen ift au& bcm meljr ober weniger über* 
einftimmenben Formular Don Urfunbengruppen berfelben 
^roöenienj nadföutoeifen ')• Jflux in ben toenigflen füllen 
fonnte bie JBorurfunbe in intern gangen Umfange benuft 
werben; man war gejnmngen, nad> &tü* Ort unb %ct* 
fönen nötige Änberungen üorjuneljmen. Ob biefe änberungen 
für ben JReinföreiber befonber* aufgejeidjnet toarett, ober 
ob er fte oljne eine fd>rtftlid)e SRotij üornaljm, fann für 
bte einzelne Urlunbe md>t meljr unterfud>t werben. 

Sin glficflidjer 3ufafl ^ at uns ^ ne Urtunbe erhalten, 
bie einen intereffanten (Sinblicf in bte Arbeit ber ffanjtrien 
gewährt. <£$ ift $g. 831. %n biefer au* STOinben t>om 
30. ©ept. 1265 batierten Urlunbe überträgt »tfdjof Cono 
bie bifd)öflid>e STOünge in ÜRinben unter gewiffen Sebingungcn 
bem STOfinjer $einrid) von Nienburg. 3)a$ auf ber bt- 
fcfyriebenen Seite rau^e Original ift oben 24,9 cm lang, 
an ber Iinfen ©eite (Dom SBefdjauer aufgerechnet) 2i cm 
1)0$ 2 ) unb befinbet ftd) im «gl. <5taat*<«rd>to ju 3Wfinfter, 
gfirftentum ÜRinben SRr. 39. J)ie ©djrift treffen um 
fonft nid>t nrieber; tdj t>abe fte beäljalb oben ju ben Ur 
funben ber „unbeftimmbaren §anb" gefegt, obgleich bie 
ÜRöglidjfeit fe^r groß ift, baß i^rc (Entfteljung in ber Um- 
gebung beS ÄuSfteflerS ju fudjen ift. $n ber Gorrc^ 
boration ift nur ein ©tegel unb jroar ba$ be* 83tfd)of* 
angefttnbigt, bennodj ftnben ftd) brei *ßergamentftreifen, Don 
benen bie Siegel aber Ieiber abgefallen ftnb. 



*) 3- $• $g. 376 Sorurfunbe $u $g. 505. 

f ) 6ie$e bte anliegenbe p§otögrapfcifd)e %a\t\, bie etwa um l / Ä rlehter 
aU baä Original ift. «frerrn Sßrofeffor ßotjl in Harburg ber mir im 
3utu 1899 gu biefer Aufnahme mit grö&ter £ieben*würbigreit fein« 
ptjotograp$ifd)en Apparat jur Serfügung fteflte unb midj in Sflat nnb 
Xljat unterftüfcte, fpredje idj aud) an biefer ©teile meinen aufridjrigen 
£)anf au«. • 



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111 

Dtcfe Urfunbe tft bcm barin jum 2Wfinjmeifter Gr* 
nannten übergeben worben, unb nadjbem fie iljre ©ültigfeit 
verloren Ijatte, entweber ein 3at)r nad) be$ SBifdjofS lobe 
(. . hanc . . . collationem . . . usque ad annum post 
mortem nostram valituram . . . recognoseimus) ober 
beim £obe be« aWfinjmeifterS, falls biefer t>or bem SBifd>of 
geftorben ift, ober bei Aufgabe ber Stellung feiten« #einrid)S 
lieber in bie bifdjöflidje Äanjlei jurfidtgefommen. Dort 
ober im bifd>öflid)en Hrdjio, tft fte aufbewahrt worben, bis 
bafc im Qfa^re 1297 bie «nftellung eine« neuen üWfinj* 
meifterS nötig würbe. ÜRit ben nötigen ^nberungen Der* 
feljen Ejat fte bann als Vorlage ju ber im Original oer* 
Ioren gegangenen Urfunbe $g. 1598 oom 24. ftutt 1297 
gebient, in ber ber bamalige Sifdjof Subolf ben ^ermann 
t)on Sföln jum 33orfteljer ber bifd>öflid>en SWÜnje ernennt. 
Äud& einige neue JBebingungen ftnb jwifdjen ben feilen l>in* 
jugeffigt. gormal bemerfenswert ftnb §anb unb Haltung bes 
SBeamten ber bie Änweifung jur Urfunben^erftellung erteilt; 
wir Ijaben fonft leine (Gelegenheit bie Trennung oon Dictator 
unb ©Treiber fo beftimmt ju beobachten. SBefonberS aber 
Ijeröorjuljeben ftnb bie neue ©iegelanfünbigung unb ein 
3uf a fe über bie #eugen am ©djlufj ber ganjen Urfunbe. 

ffiäljrenb in ber erften Urfunbe, wie fdjon oben er* 
wäljnt, bie ©iegelanfünbigung nur auf ein Siegel l>in* 
beutet, tl>atfäd)lid) aber, nad> ben übrig gebliebenen *ßer* 
gamentftreifen ju urteilen, bret Siegel öorljanben gewefen 
ftnb, finben wir in ben fpäteren Sfladjtrflgen bie Hnfünbtgung 
folgenbermafcen Derünbert 1 ): . . . scriptum super hiis 
confectum sigilli (sigillorum) nostri (et capituli et 
consulum civitatis Mindensis) munimine roboratum. 
Testes . . . 



*) <Dte übergetriebene neue ©djrift ift in Älammern gefegt. 



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112 

3ft ba$ erfte ÜWal bie »nfünbigung bcr jumel ange* 
tyängten jwei©iegel ttielletd)t aug SWadjläffigtett be« @(fcretber$ 
unterlagen, fo ift bei ber Shtbcrung baö Serfe^cn nadjge 
l)olt worben. $a$ Datum ift bei ber jwciten SSenoenbung 
baburd) richtig gegeben, bafj man ju ber 3af>re$ja£I bie 
fcljlenben 3*ff ern itnjufflgte. 

Die ^eugcn & cr cr ft cn Urfunbe Don 1265 waren na* 
tfirlid) 1297 nidjt meljr anjufüf)ren, freiließ finben ftcfc an 
iljrer ©teile feine neuen ßeugennamen, rootjl aber ber (am 
ffinbe ber ganjen Urfunbe bepnblid>e) Auftrag an ben ©djrribcr: 
testes scribantur nomina consulum, o^ne bafj auffaDenber 
SBcifc ein SKitglieb beS ©omfapitelä ermähnt wirb. 

83on Jfonccpten, b. \). uon ad hoc gefdjaffenen 5Tejt> 
entwürfen, ift nid>t8 überliefert, gür fdjwierige gaffe 
l)aben wir auf jeben gall bie Anfertigung einer „Älabbe" 
arijuneljmen, befonberS, wenn wir in SBetradjt jie^en, tpie 
üerfiättniSmäfcig wenige, nadjträglidje ttorrecturen bie uns 
oorliegenben Urfd>riften aufweifen. 

5Rur in ben feltenften gällen ift allerbingS babei an 
felbftftünbige Dictate beS Äoncipiften gu beuten, ba bic 
gormein ber <ßrit>aturfunben beä XIII. $al)rl). burd) gor* 
mularbfidjer unb 23orurfunben gang affgemein in SWorb 
unb ©üb, Oft unb ©eft verbreitet, befannt unb angewenbet 
waren. SKanctymal wirb jutreffen, baß ein Sfonciptft mit 
SSorliebe unb JBeftänbigfeit biefelben gormein gebraust 
Ijat; aber wegen be$ übereinftimmenben gormularä jweier 
ober mehrerer Urfunben auf benfelben Äoncipijten ju 
fdjliefcen, wäre ganj unjuläfftig; wir finben j. 83. in 
Urfunbe #g. 395 (1243 «fug. 24), bie im empfangenben 
Softer SWennborf gefdjrieben ift, unb in $g. 579 öon 
1252 Dec. 24 für AI. Surtage — nur al« £ran*fumt 
erhalten — biefelben gormein, befonberS biefelbe Ärenga, 
wie in ben gleidföeitigen §g. 416, 445, 654, bie uon 
Subolf munbiert finb. SWicfct einmal ba, wo wir bun$ 



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113 

gleite ©djrift auf benfelben ©djreiber geführt werben, 
lägt fiel) eine nennenswerte ®leicf)förmigfeit beS DictatS 
erfennen. 

Demnacf) fönnen mir audj bie Ofrage, ob für gewöl)nlid(> 
berjenige, ber ben £ejt einer Urfunbe feftftellte, ibentifdfc 
mit bem Sfteinfcfyreiber ift, nic^t beantworten. Dag in ber 
bifcfyöflicfjen ©d&reibftube mehrere SJeamte gleid&jeitig t^ätig 
gewefen finb, fjaben wir oben gefe^en; unbefannt aber bleibt, 
ob unter iljnen regelmäßig eine gewiffe SKrt Don ©efdjäfts* 
Verteilung *ßlafc gegriffen f)at 

3wei tlrfunben, #g. 385 von ßubolf unb #g. 1000 
von einem unbefannten SDKtglieb ber bifdf>öflid()en Äanjlei 
gefdfjrieben, laffen erfennen, bafj, wie au« ber Jfaifer* 
biplomatif fdfjon Ijinreidjenb befannt ift, ber SCeft vielfadj 
nidjt in einem 3 U 8 C gefd&rieben ift. $n $g. 385 weidet 
bie erfte Qtilt, in #g. 1000 bie erfte 3eilc nebft teilen 
ber jweiten burdj feuere Stinte von bem übrigen £ejt ab; 
bie betr. ©Treiber finb burd) irgenb weld&e ©rfinbe ge* 
jwungen worben, tyre £f)ätigfeit ju unterbrechen; auf wie 
lange 3eit, ift freiließ nid^t ju fagen. 

SBar bie föeinfdjrift fertig gebellt, fo fanb eine SRad(>* 
Prüfung ftatt. Dies fönnen wir an Originalen erfennen, 
in benen SBortänberungen vorgenommen finb, fei es, bafj 
es fid) um (Sinfc^iebfel fjanbelt, fei es, bafj ©orte aus* 
rabiert unb anbere an tyre ©teile gefdfjrieben finb. (j. SB. 
#g. 166, 192, 218, 290 a, 921, 950). 3uweilen unter* 
blieb eine foldfoe SWad&prüfung, verfdjriebene SBorte unb 
fonftige geiler blieben fte^en, j. 33. #g. 102 (Ej. B, 810, 
824, 2c. Durdfc wen biefe Sßrüfung ftattgefunben Ijat, unb 
ob viefleid&t vor bem Sifdjof, aud& bas finb fragen, bie 
wir nid&t verfolgen fönnen wegen SWangelS an einfdfjlägigen 
Urfunbennottjen. Über bie SWadjträge unb Sorrecturen in 
ber Datierung unb ber QtUQtnxtfyt § a & cn ^ir untcn ® c * 
legen^eit ju ^anbeln. 
LVIII. 2, 8 



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114 

Die «ufjeidjnung beS lejte« beburfte nod) be« ©iegett, 
um Änfprudj) auf öffentliche ©laubwürbigteit machen js 
tonnen. Die Äntfinbigung be« Siegel« als Beglaubigung** 
mittel erfolgt in ber Corroboration. Der (Empfänger er* 
fud)t um bie JBefiegelung, eben um eine Beglaubigung 
ju Ijaben; biefe Bitten werben meljrfad) befonberd 
erwähnt; j. ». #g. 40, 895, 900, 945, 1240, 1246, 
1399 u. a. 

SWad) ben Ausführungen JBrefjlauS 1 ) Ijaben wir für 
ba* XII. %af)x1). teilruetfe eine eigenljänbige Sefiegelung 
burdfc ben ÄuSftefler anjuneljmen. Dag eine foldje eigen* 
Ijftnbige SBefiegelung audf> nodfc für ba$ XIII. ^atyrlj. ju* 
trifft, glaube id) nid&t ; felbjt wenn Sftebewenbungen begegnen, 
wie sigilli nostri munimine roboramus ($g. 1141 unb 
häufiger), fo wirb nid>t ber SRad&brudt auf bie barin au** 
gefprodfjene Xljätigteit ber erften $erfon ju legen fein, 
fonbern bie ffiortc werben baffelbe bebeuten foOen, wie 
roborare duximus ober äljnlidfje SluSbrfide. 

Slucty foldje SluSbrücfe finb wieberum SBeweiS bafür, 
baß für bie *ßrtoaturfunben be* XIIL Qfa^r^. bie meifien 
gormein nid)t meljr wörtlid) anzulegen, fonbern als con> 
oentioneü gebraust anjufeljen finb. 

Dag bie Urtunben erft nad) ber ©d&rift befiegelt 
würben, tonnen wir beutlidf) erfennen bei §g. 315, 412, 
809, 810, 1031 unb 417, wo bie lefcte ^eile ober Seile 
oon it)r unter ber $lica fteljen; bei ben beiben an lefcter 
©teile genannten Urtunben ift bie £tnte, öieDeid^t bei Um* 
legung ber $lica nod^ nid&t gang trotten, auf ber anberen 
©eite beS JBugeS abgefärbt. 

aWitbeftegelung burd) anbere ^erfonen, als burd) ben 
ÄuSjteller bebeutet im allgemeinen Beglaubigung ber Urtunbe 



l ) p. 536; Srifoiele in flota 1. 



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115 

aud) fetten« ber SKitfiegler, ober toie SBrefjlau 1 ) fagt: 
„SDHtbeftegelung burdj anbere madjt ben SBrief deste vester, 
ift aber ju feiner ©laubmürbigfeit fein Srforberot*." (Eine 
treffenbe ftttuftration ju biefem ©afce bietet #g. 52 (unb 
mit benfelben ©orten §q. 66 a) too es nad) ber ©orro* 
boration feiten« beS JBifdfjofS §eifjt: Ob majorem eliam 
firmitatem et cautelam sigillum capituli nostri in idera 
consenüentis feeimus apponi, 3)aS jur ®laubtt>firbigfeit 
ba8 bifd)öflid>e ©iegel fdfjon allein genügt, ftnbet fiel) in 
$g. 73 mit folgenben ©orten auSgebrfidt: . . . documento, 
quod propter episcopale sigillum, quo publicatur, ple- 
nissimam habet fidem. 

Die Änfünbigung anberer ©iegel gefd)ief)t feiten toie in 
bem tbm angeführten SBeifpiel #fl- 52 unb 66 a unb toie 
in #g. 380 2 ) unb 1130 3 ) in einem befonberen ©afce, 
fonbem meift in ber ©orroboration gleichseitig mit ber 
©iegelanfünbigung be$ 81uSftetterS 4 ). 

äußerft feiten toirb burd) bie äRitbefiegelung bie $u* 
ftimmung ber SWitfiegler ju ber in ber Urfunbe befunbeten 
$anblung auSgebrücft. (Einen gaU biefer Art au« unferer 
SDWnbener ?ßeriobe citiert JBreglau 5 ). (ES ift bie« bie 



l ) p. 541, ftota 4. 

■) (öoran$ßel)t ©ieöelontünbigung be$ SBifd&ofd) Huic actioni a .• . . 
episcopo conscripte ego Heinricus . . dapifer . , . testimonium 
perhibeo ... De consilio vero castellanorum . . . sigillum do- 
micellorum meornm huic pagine apponendum dignum daxi ad 
memoriam . . 

*) . . presens scriptum . . sigilli nostri munimine roboramus. 
Prepositus etiam Otto . . et capitulum ecclesie nostre contractum 
huiusmodi gratum habentes et ratum ipsum scriptum similiter 
appensione sigilli nostri capituli firmaverunt. 

*) j. 8. #g. 1031 : . . scriptum . . . nostro et capituli nostri 
et civitatis Mindensis sigillis feeimus communiri. 

6 ) p. 705, ftota 3; nad& ©atiertr, praft. SDipIomatif p. 106. 

8* 



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116 

Urfunbe #g. 310, auSgefteßt Dorn 95if$of ffiityelm 1238 
3febr. 9., in melier fid) nadf) ber Eorroboration unb Da* 
tierung unb öor ben 3eugen & er ® a fc ftnbet: Huic etiam 
facto capituli nostri consensum accedere sigilli ipslus 
appensio declarat. Qfn §Q. 739 («u«föl)nung beS SBifd&ofS 
mit ©tobt iTOinbcn 1260 Dct. 27) lautet bic Eorroboraiion: 
Ut autem hec in posterum rata permaneant, preseos 
pagina domini episcopi et capituli et civitatis Mindensis 
sigillis munita est in robur perpetue firmitatis, quod 1 ) 
Wernherus decanus et capitulum in hanc formam 
compositionis concorditer et voluntarie consenserunt 
?lud) f)ier fofl baS ©iegel bic gefdjeljene 3 u fW mi "ung 
bcjcugcn. Ungewifc bleibt e$, ob bei ben ©treitfdjlidjtungen, 
bei benen bie Siegel partium, inter quas erat discordia 
(j. JB. $g. 86) angehängt werben, ebenfaBS burd> bic 
2Ritbefiegelung bie 3ujtimmung ber Parteien auSgebrücft 
werben foB. 

(Einer befonberen Berechtigung jur SWitbefiegelung 
fd&eint e$ nidf>t beburft ju f)aben, benn bie fforroborarion 
&on $g. 1254 (1282 ftuni 8 ©eneljmigung eine« Verlaufs 
burd) bie (Sblen Don |)o(te an AI. £at)be) befagt: Ut 
autem hec omnia rata permaneant, nos Volquinus epis- 
copus et nos Willehelmus et Adolfus nobiles de Holte 
una cum aliis, qui sua sigilla voluerint appendere, 
presens instrumentum sigillis nostris duximus robo- 
randum, unb wtrflid) pnbet fid) auger ben brei ange» 
fünbigten Siegeln nod) ein öierteö, beffen JBefifcer id) aber 
nid)t feftfteßen fonnte, ba bie ©iegel biefer, wie aBer in 
Dbernfirdjen aufbewahrten Urfunben, forgfam in ©eibe 
eingenäht ftnb. 



*) S)ie Urfunbe ift nur aU (Sopte erhalten; im älteren 2)ru<f von 
Söürbtwein (Subsidia diplomatica XI 9lr. 7) ftefct quia ftatt quod. 



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117 

(Einen wichtigen JBeitrag ju bcr Qfrage, ob bic $Be* 
ftegelung burd) mehrere ©iegler gleichzeitig ober ju oer* 
fdjiebenen Qtittn vorgenommen ift, liefert un$ #fl- 1474. 
Am ©djlufj be8 Sontefteö biefer bifdjöflidjen Urfunbe 
(@d>ieb$fprud(> jttriföen bem 2ftartin«ftift unb ©erwarb toon 
93alge) lefen toir: Qui Gerhardus (de Balge) ... in 
testimonium resignationis . . . presens scriptum, quam- 
quam nostro 1 ) sigillo roboratum existat, procurabit 
sigillo prefati comitis 2 ) eciam communiri. Arbitratum, 
ordinatum et preeeptum Minde . . . anno Domini et 
quarta feria supradictis 3 ). Der Auftrag, ben ©erljarb 
t)on SBalge I)ier übernommen Ijat, nrirb erft am 30. April 
ausgeführt, benn e$ Ijeifjt weiter: Et nos Gerhardus comes 
predictus in testimonium resignationis . . . pridie Kai. 
Maii post arbitrium supradictum anno Domini predicto 
. . . coram . . . testibus . . . nostrum sigillum duximus 
presentibus apponendum. ©iefer Safe ift tf)atfäd&Itd> 
fpäter geförieben als ber öorljergeljenbe Seil ber Urfunbe 
unb jttmr Don pridie an bid einfdjließlidb ber ^eugen, 
toie beutlicfc au8 ber ©d)rift ju erfeljen ift: biefelbe |)anb, 
aber fettere Stinte unb nidjt berfelbe Ductus. SBBic unter 
©djriftproüenienj gejeigt ift, fjaben nur es bei biefer Ur* 
funbe mit ber ©djrift be8 ©mpfängerS ju tljun. 

Die 8lu$i)änbigung ber geschriebenen unb befiegelten 
Urfunbe an ben ©mpfänger bübet bie lefcte (Btappt ber 
SBeurfunbung. $)af$ eine foldje Übergabe ftattfanb, erfeljen 
*ir ebenfalls au8 ber Sorroboration, wo toir auf ?lu$brü<fe 



*) seil, episcopi; audj biefer etngefdjobene ®afc ift ein inbirefier 
5Bcweiö bafür, bafe ba« bifdjöflidje Siegel allein einer Urfunbe bie nötige 
tc<$tiii§e foaft »erlebt. 

■) seil. Gerhardi de Hoya. 

8 ) 2)ie Datierung fte§t am Anfang ber SRarratio: anno Domini 
MCCXCII, quarta feria post dominicam qua cantatur Keminiscere, 
1292 März 5. 



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118 

flößen, nrie scriptum monasterio (ecclesie $g. 1256; 
tradidimus ($g. 1324, 1325 :c), contradimus (£g. 56), 
damus ober dedimus (fe^r Ijäufig) 1 ), exhibere fecimos 
ober curavimus Opg. 63, 88, 142, 277) unb anbere, bie 
baäfelbe befagen. SWeift toirb ein Vertreter be« (Empfängers 
am bifdjöflidjen $ofe amoefenb geroefen fein, um bie bort 
getriebene ober, fall« fie öom (Empfänger munbiert tvax, 
bort toenigften* beftegelte Urtunbe in (Smpfang ju nehmen; 
nur in $g. 994 fdjeinen bie ©orte scriptum vestre con- 
gregationi transmittimus barauf Ijinjutueifen, ba§ bie 
Urtunbe, bie in ber bifdjöflictjen ©djreibftube eutftanben 
ift, nad) iljrer 3fertigftellung bem Empfänger, tool>l burdj 
einen bifd&öflidjen SBoten, überföicft ift. 

Der ÄuSbrud Datum, obmoljl unterfdjieblo« gebraucht, 
lann bod) in einigen gälten beftimmter als „auägeljänbigt" 
fiberfefct merben 2 ), fo in ber Datierung toon $g. 376 
(datum Minde anno Domini MCCXLII). Die Urfunbe 
ift uom SWotar ßubolf munbiert, ber roaljrfdjeinlid) aud) 
eine anbere Datierung, als Ijeute toorljanben, getrieben 
Ijat; biefe urfprttnglidf>e Datierung ftimmte nidjt überetn 
mit ber tf)atfä$lid)en ÄuStyänbigung unb mürbe beSljalb 
auärabiert, vorauf eine anbere §anb als bie SubolfS bie 
foeben erwähnte Datierung fdjrieb. Auf jeben gall fann 
baS Datum in $g. 376 ftd^ nidjt auf bie JBeurfunbung 
begießen, benn es tt)äre bann fein ®runb ju finben, toeS* 
tyalb baS einmal ©efd&riebene getilgt toorben ift. Diefelbe 
JBejieljung beS Datum« auf bie «u^änbigung wirb üof* 
liegen in ber Datierung toon #g. 72 (datum anno in- 
carnationis dominice MCCXVII, pontificatus nostri anno 
V). fcud) §ier finb bie angeführten ©orte mit anberer 
£inte, allerdings &on berfelben $anb, aber wie au« bem 



l ) 3- ». *8- 121, 764, 809, 810, 814, 831, 842, 930, 944 ic 
«) 9offc, P. 105 ff. 



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119 

Ductus bcr SBud&ftaben Ijeruorge^t, mit anbcrcr gfeberljaltung 

gefdjrieben, wie ber übrige Steil ber Urfunbe. Der ©Treiber 

ift Äbam, unb wir tyaben uns ben SBorgang fo ju erflären, 

bafc bie Urfunbe — bis auf baS Datum fertig — in ber 

bif<$öflid)en ©djreibftube Derblieb/ bis ba§ ein JBe&ofl* 

mädjtigter beS (Empfängers bort erföien, um fte in (Empfang 

ju nehmen; bann erft würbe bie Datierung nachgetragen. 

Auf bie «uS^änbigung begießt fid) ferner datum in $g. 

1182. (ES finb jwei Ausfertigungen öorljanben. (Ej. A. 

§at bie Datierung: datum Minde anno Domini MCCLXXX 

XIV Kai. Junii; bei (Ej. B. fetytt bie «ngabe öon 2Wonat 

unb Sag. (Ej. A. ift auerft angefertigt unb jum Qtitytn 

ber ft)tnbolifd)en Übertragung beS barin ermähnten $la$es 

bem (Empfänger übergeben Sorben: proprietatem . . con- 

sulibus . . . conferimus in hiis scriptis. (Ej. B. ift erft 

angefertigt, als ft$ ber (Empfänger fd&on im tl)atfäd)lid)en 

JBefifc beS *ßlafceS befanb, unb beSljalb werben in B. bie 

SBorte in hiis scriptis auSgelaffen, ba fte nad) gefd>el)ener 

SBefifcübergabe feinen ©inn meljr Ijaben; gleidfoeitig wirb 

in B. aud> SWonat unb Sag fortgelaufen, »eil btx ber HuS* 

Ijänbigung bon B. baS alte Datum nidjt meljr ftimmte, 

ber ©Treiber fi<$ aber freute, eine jweite Ausgabe ber* 

felben Urfunbe mit anberem Datum ju oerfe^en, als baS 

erfte Original jeigt. 

Daß, wie in biefem Ofalle, bie Übertragung eines 
Stentes ober eines ©egenftanbeS an ben (Empfänger burd) 
bie Überreizung ber Urfunbe ftjmbolifd) bargefteüt würbe, 
ergiebt fid) aud> aus ber Urfunbe $g. 162, in beren (Eon* 
tejt 83ifd>of ffonrab fagt: nos ecclesie • . . presentibus 
(seil, scriptis) deeimam . . . contulimus. 

kommen wir ju ben öom (Empfänger Ijergefteöten 
Urfunben, bie fd>on oor ber $anblung munbiert finb. 3fn 
tüte fern wir bei biefen bie (Efiftenj öon Soncepten ober 
ben ©ebraudj oon gormularbüdjern unb 83orurfunben an* 



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120 

juneljmen Ijaben, unb ob ba« Dictat burd) benfelben Ste 
amten be« (Empfänger« Ijergeftefft ift, tüte baS 3Kuitbum, 
alle« baS fmb fragen, bie wir §ier ebenfoweuig mit ©idjer- 
Ijeit beantworten fönnen, als bei ben im SSor^crgc^enben 
unterfud&ten Urfunben. 

Daß e$ Urfunben gegeben Ijat, bie in ber &auptfaty 
fertig munbiert gleid&fam als „ JBunfdföettel 11 1 ) bem Äu§» 
ftetter jur Beglaubigung, b. 1). jur SBeftegelung uorgelegi 
werben, fönnen wir für unferen 3eitraum an & cr «^nb 
Don fed)S Urfunben nadjweifen. 

5Betrad)ten wir juerft bie Originale #g. 66 a, 257, 
290a unb 1253, fo ftnben wir in üjnen am ©djluß tum 
berfelben $anb, aber mit anberer £inte (in $g. 66a auc$ 
nidjt fo forgfaitig, wie ber toorljerfteljenbe £ejt) nachgetragen 
bie 3 cu 8 en un &> m{ t ÄuSnaljme öon #g. 290 a, bie 3>a* 
tierung. Diefe bejieljt fiel) in $g. 1253 gemeinf am auf 
bie ftanblung unb bie JBeurfunbung, in #g. 66 a matjr- 
fdjeinlidf), in $g. 257 fidler auf bie #anblung allein. Die 
Sftadfjträge ftnb folgenbe: 

$g. 66 a: Huius rei testes fuerunt (folgen 8 Tanten) 
anno graue MGGXVI. 

$g. 257: Testes hi sunt (8 SWamen) et alii quam 
plures . . Acta sunt hec anno dominice incarnationis 
MCCXXXIL indicüone V. 

$g. 290a: Testes huius rei sunt (10 SWamen) et 
alii quam plures (Datierung fetjlt). 

$g. 1253: (juerft folgt bie ftaljreöangabe, eingeleitet 
mit Datum et actum, fobann) VI Idus Junii; emptionis 2 ) 
testes sunt isti (11 SWamen) et alii quam plures. 



») $offe, p. 89. 

*) 3n $Hrflt$teit ȟb eine @djenhtng beurfunbet! SBei biefer Ur- 
funbe ift bemerfenöwert ein 3ufafc $ur (Jorroboratton : permittimus in- 
super post datum litterarum huiusmodi testium poni nomina, 
qui contractibus interfaeront. 



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121 

Die lefcte unb bic beiben crftcn Urfunben finb jtt)eifeIlo$ 
t)on @mpfängetf)anb getrieben; auä) für §g. 290a glaube 
id) biefc in Slnfprud) nehmen ju fönnen. 

®ebraud)ten bie ©Treiber ber genannten Urfunben 

bie SSorftc^t, Angaben über !3*ugen unb £ag, bie Ujnen 

bei ber Anfertigung be$ 2Wunbum$ nod& nidjt befannt fein 

f onnten, fortgulaffen, fo finben mir in #g. 389 ben gaH, baß 

ber ©djreiber biefer Urfunbe, bie ebenfalls im empfangenben 

Älofter entftanben ift, bie Datierung ooreilig in einem Qvlq* 

mit bem übrigen £ejt fd&rieb. Offenbar fjat bie SBeftegelung 

bann bodfj nidjt an bem Jage ftattfinben fönnen, ben ber 

©djreiber angenommen fyattt, unb fo mußte er einen Steil 

be$ Datum« burdfj SRabierung tilgen unb an feiner ©teile 

neue Angaben fdjreiben. Die SBorte datum Minde anno 

dominice incarnationis MCGXLIII, VII Idus ftefjen auf 

Stafur, bann folgen nod) Aprilis pontificatus nostri anno 

primo, bie nidjt gleid) jeitig mit bem SWadjtrag gef djrieben ftnb. 

Unterfudfjen tt)ir ferner baö Original #g. 186; aud) 

biefeS ift im Älofter gefärieben tuorben bis einfdjließlicl) 

ber Datierung, bie — eingeleitet burd) acta sunt hec — 

bie QafjreSangabe giebt. Dann folgt ein SWadjtrag oon 

berfelben $anb, aber mit anberer geber unb anberer £inte, 

er umfaßt bie SEBorte Testes huius ordinationis sunt 

(folgen 12 SWamen) et alii quam plures. Datum in ecclesia 

sanete Marie in Minden. Dies Datum ift im ®egenfafc 

ju acta auf bie ^Beglaubigung, nämlid) auf bie JBeftegelung 

mit bem bifd&öflidjen ©iegel ju bejie^en. Unb nid&t nur 

jetgt uns biefer Sftadjtrag, baß jtoifdjen i^m unb ber #er* 

fteUung beS ÜJiunbumS eine Qtoifätnitit gelegen f>at, fonbern 

aud), roie aus ber Unterfudfjung beö DriginatyergamentS 

tyeruorgeljt, baß es erft nad) ber SBefiegelung fjinjugefügt ift. 

Daß toir bei ben öorbefprod&enen Urfunben biefelbe 

$cmb fotoo^l im. £ej:t als in ben Sftadjträgen finben, 

begrünbet unfere fernere SBeljauptung, baß ber ©Treiber 



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122 

ber betr. Urfunbe bei üjrer CoUjieljung burd) ben ÄuSfieller 
amoefenb getoefen ift unb rooljl perfönlid) fein ©djriftfHhf 
jur Beglaubigung vorgelegt Ijat. 

Qum ©djlujj l)aben wir nod* ju unterfudjen, 06 
SBlanquetS befannt gemefen ftnb. ßunädjft c * ne Definition 
be« ©orte« 1 ). Waä) ben Ausführungen Don Strfcr 2 ) imfe 
öon *ßoffe 3 ) $aben tt)ir unter SBlanquetö enttoeber fcollftänbig 
unbefd&riebene ober &om Sluöfteller nur toenig (j. 95. mit 
SWonogramm, sßrotocoll ober bgl.) betriebene $ergamciti* 
ftüde ju üerfteljen, bie öon bem eigentlichen Urfunbeninljali 
nod) nidjts auftoeifen, trofcbem aber fd>on mit bem (Siegel 
be« ÄuSftetterS beftegelt finb. ®ie mürben bem ©mpfänger 
übergeben, batnit biefer ben münblid& feftgefteüten SRcdjtS 
in&alt fd&rctbe. tiefer (Srflärung fd&liefje iä) mic$ an. 
greilid^ fönnen mir nidfot nrie $offe 4 ), ein SBlanquet üor* 
legen, beffen JBefdjreibung au« irgenb einem ©runbe unter- 
blieben ift, roo^l aber öerfdjiebene ©rünbe anführen, bie 
e$ ttmljrfd&einlid) machen, bafc einige menige Urtunben vor 
ber ©d&rift beftegelt geiuefen finb. ©0 ift §g. 355 t>or 
ber ©dfjrift beftegelt getoefen. 3Me Datierung fd&liejjt am 
@nbe ber legten ftdjtbaren 3eile • • • domini MCCXL; 
legt man bie *ßlica jurüdE, fo wirb unter il>r in ber redjien 
(£cle nodfj baö ©ort primo ftd)tbar, beffen ©djrift erfennen 
lüfct, bafc ber ©d&reiber mit 5Ml)e bie burd> 6 Siegel* 
ftreifen feftge^altene ?ßlica jurüdtjog, mäljrenb er ba« ©ort 
fdjrieb. 31n einen SWadfjtrag nur ber Datierung nad> ber 



*) ö. »udjwalb fprid^t oielfad^ ($. ». p. 74, 102, 124, 255, 275 k.) 

oon ©lanquetS unb be$eidjnet mit biefem Sluöbrucf bie Dom Chnpfängcr 
oorweg, alfo t)or ber §anbhmg, ljergefteHten Urtunben, bie nodj nidjt be» 
flegelt ftnb. 2)iefe würben fidj betfen mit ben oben bejubelten „SBunffy 
jetteln." 

•) II p. 191 ff. 

8 ) P- 163 ff. 

«) fioffe, Zafrl XXVIL 



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123 

— _. — ________ _____ ^ 

SBeftegelung ift nicfjt ju benfen, ba alles mit bcrfcI6cn $eber # 

berfelben Stinte unb b\8 auf primo aucfi mit berfelben 

Sfeberljaltung gcfd&rieben ift. Sei brei anberen Urfunben 

£>g. 102 @£. B., 321 unb 1278 fönnen mir mit ©idjcr^cit 

nur feftftetlen, bafc bie *ßlica üor ber ©djrift umgelegt ge* 

roefen ift. »ei #g. 102 <£j. B. unb 321 gel)t nämltcf) bie 

Siniatur, unb jtoar bei ber erften Urfunbe bie lefcte 

ttmgered)te, bei ber lefcCen bie jwette am regten JRanbe 

ber Urfunbe befmblidje SängSjeile auf bie ?ßlica hinüber. 

Sei #g. 1278 fteljt in ber legten 3eile oberhalb ber $lica, 

otjne bafj audf) nur bie Unterlängen ber Shidjftaben üom 

JBug bebeeft finb, ber ©djlufj ber Datierung, $n ben 

öorauSgeljenben feilen finb im 2lnfcf)Iu§ an huius rei 

testes sunt elf ^eugen genannt. SluffaHenber SBeife finben 

fid} auf ber SRüdtfeite ber Urfunbe Don berfelben $anb unb 

in bemfelben Ductus gefdjrieben, wie bie ©d&rift ber Sorber* 

feite, normal« elf geugen, eingeführt burd) ceteri testes 

unb gefd)Ioffen burdf) et alii quam plures. SCBeldfjer ®runb 

ty&ttt ben ©djreiber biefer auffattenben «norbnung ber 

3eugen öeranlaffen fönnen, als nur ber, bafj er für bie 

genannte 2fufjät)lung ber 3 eu 9 en i au f & cr Sorberfeite feinen 

sßlafe fanb, eben weil bie ?ßlica fd)on umgelegt war unb 

er biefe nidjt befdjreiben wollte? SieHeidjt umgefe^rt öor* 

juge^en, bie Datierung auf ber SRücffeite unb alle 3 eu 9 cn 

umgetrennt auf ber Sorberfeite unterjubringen, war bem 

©Treiber nid&t möglid), weil ber SRaum wol)l für bie furje 

Datierung, nic^t aber für bie nod> ju nennenben beugen 

ausreiste. 

HuS ber SEljatfadje, baß bie ?ßlica wx ber ©djrift 
umgelegt gewefen ift, folgt allerbings noef) nid)t mit ©idjer* 
fyett, bafc bie julefet genannten 3 Urfunben auä) wirflidf) 
t»or ber ©cfjrift befiegelt finb; bie Umlegung fonnte ber 
©Treiber aud) vorgenommen fjaben, um fid) md(jt über 
ben jur Serfügung fteljenben Waum ju täufdfjen. Dies 



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___ 124 

fyätte er aber aud& burd) anbere SRittel erreichen föntten, 
(j. SB. burd) einen mit £inte toorgejogenen ©tridj ober 
bgl.); e« fdjeint nur wenig mal>rfd)einlid), bafc ber ©djreiber 
bie Unbequemlidjfeit auf ftd) nal)m, beim ©(^reiben We 
$anb auf bie umgelegte *ßlica ju legen, menn ifpen bie 
ÜJiöglidfjfeit gegeben mar, fte jurüdtjufdilagen. SMefe 3D?öglid^ 
feit aber fiel fort, menn an bem burety bie *ßlica gezogenen 
sßergamentftreifen fd>on ba« ©iegel befeftigt war. 3)e£$alb 
glaube idj aud) bei biefen Urfunben eine SBefiegelung voi 
ber ©c^rift mit größter ffiatyrfdjeinltdjfeit annehmen ju 
fönnen, obwohl ein ganj beftimmter SBemei« nidjt 6etsu< 
bringen ift. §g. 321 unb 1278 gehören ber ©mpfättgtr. 
fjanb an; bei iljnen ift ber Vorgang leicht ju ertlären; bei 
§g. 102 ©f. B., ba« burd) ben Äu«ftefler munbiert \% 
fd&einen mir öor einem SRätfel ju fte^en. XBe«l>alb Ijat bie 
bifdjöflidje ©d&reibftube JBlanquet« benufct, ba üjr bod? ju 
jeber %t\i ba« bifdjöflicfce ©iegel jur Verfügung ftanb? 
Ober mar ber SBifdjof unter SKitna^me feine« ©iegelftempete 
abmefenb unb maren etma für bie Qtit feiner 8lbmefeu£ett 
SBlanquet« angefertigt, beren JBenufcung ber SM«cretton be« 
$?an}leid&ef« überlaffen mar? 3)od) bie Söfung be« SRätfctt 
liegt näfjer. 2Bir fjaben öon #g. 102 nod) eine steile 
Ausfertigung, @j\ A, mit forgfältiger 33üd)erminu«fel in 
AI. ÜWennborf getrieben, ©ie meidet &on <Sj. B. ab burefc 
ba« fjc^len ber 3eugenrett)e, ber 3)et)otion«formel dei gratia 
unb burd) einige anbere, unbebeutenbe 3Seränberungen. 
ffiir benfen un« ben Vorgang folgenbermafjen: Da« JW. 
SWennborf ift beim 33ifd(jof üorftellig gemorben, bie in §g. 
102 beurfunbete ©djenfung an ba« Älofter au«juffil)ren. 
Der SHfd&of f^at eingemifligt unb l)at bie im Älojtet I>er* 
gefteflte Urfunbe aud) befiegelt. 3 U c * ncr S^citcn erbetenen 
Äu«fertigung, beren ©Treiber — Slbam — ba« im Älofter 
IjergefteÜte unb fd&on befiegelte Sjemplar al« Vorlage be* 
nufcte, ift tym ein SBlanquet anvertraut morben. 



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125 

Qm Sfnfd)tuj3 Ijieran moüen mir furj bie tSxaqz er* 

örtern, morauS fid) in ben anbcrcn fällen, mo mir Don 

einer Urfunbe mehrere (Sjemplare befifcen, beren 33or* 

Ijanbenfein erflärt. SWad^ ber im I. Seil gegebenen Auf* 

fteflung finb uns Don 17 Urfunben mehrere (Sjremplare 

erhalten, Don benen mir §g. 1182 auf p. 119, #g. 102 

Joeben beljanbelt fjaben. 25on ben Übrigbleibenben 15 finb 

jttölf ebenfo mie $g. 102 jur größeren ©idjerljeit in jmet 

(Sjemplaren angefertigt morben unb jmar beibe (Sfemplare 

Don «uSfteHerljanb §g. 1025, 1229, 1238; Don empfangen 

^anb #g. 478, 1214, 1289, 1325 unb Don unbeftimmbarer 

£anb £g. 1151, 1179, 1343, 1490. Sei $g. 560 ift ba« 

ältere (Sjemplar Dom (Smpfänger, baS jüngere Dom ftufr 

ftcHer auögeftctttj ber Verlauf mirb ätjnltdj mie bei $g. 

102 gemefen fein, nur bafj Ijier beim (Sj. B. fein SBIanquet 

jur SBermenbung gelangte. Unter #g. 478 tjaben mir in 

(Sj. B. eine feierliche, in (Sj:. A. eine einfädle HuSftattung, 

bei ber bie 3 cu 8 en un & &* c $oenformel fortgelaffen finb. 

Sei #g. 1179 (Sjr. B. fehlen bie 3 eu fl cn ; ** *ft a & cr c * n 

JRaum Don mehreren geilen für iljren Sftad&trag gelaffen, 

ber fpäterljin bod& unterblieben ift. 

(Ein anberer ®runb für bie Ausfertigung in mehreren 
(Sjemplaren fonnte barin liegen, ba§ bei 8ledt)tSgefd)äften 
irgenb meldjer Art eine jebe ber Parteien, bie gebenbe 
fomo^l mie bie empfangenbe, ben SEBunfä fjatte, ein 3eugniS 
barüber ju befifcen. Die« ift ber 3fatt bei #g. 1096, Don 
ber fity 2 (Sjemplare im »lofterardfjiD ju Soccum, eine« 
im alten bifdjöflidjen HrdjiD (jefct unter bem tarnen 
ftürftentum üßinben im »gl. <5t. ». ju 2Wünfter) befinben. 
Die (Sjemplare in Soccum ftnb burd) ben (Smpfänger, baS 
brüte burdf> einen unbeftimmbaren ©Treiber angefertigt. 
$l)nlid& ift ber 3fatt bei ben Dom ÄuSfteHer munbierten 
Urfunben $g. 63 unb 1130: ein (Sjemplar Derblieb in ber 
bifd)öfli<f}en Äanjlei, baS anbere erhielt ber (Smpfänger. 



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126 



Kapitel III. 

Bestellung Don <3 cu 9 en un & Datierung auf ^anMung 
un6 Beurfunfcung. 

JBi« in« XIII. Qaljrljunbert Ijat nad) ben «uSfüljrungeTi 
oon *ßoffe l ) bie Einleitung ber Datierung in ber ÜWe^rsaljl 
mit actum begonnen. $udj in ÜJiinben treffen tptr bis 
jum Seginn be« $ontiftcat« JBiföof ffiityelm« C1236) 
actum refp. acta häufiger an als datum, weldje« erft nac$ 
biefem ^aljre, bann aber faft au«fd)liet$lid), in ©ebraueft 
fommt. Über ba« jiffernmäfcige SJorfommen ber öerfdjiebenen 
@inleitung«formeln ift auf ©eite 90 ba« Nötige gefagt, §ier 
wollen wir für} au« unferer Urfunbenmaffe 33elege anführen 
für bie allgemein al« richtig anerfannte JBeljauptung, ba% 
ftd) im 3weifel«faUe datum auf bie JBeurfunbung, actum 
refp. acta auf bie £anblung begießt 2 ). 

Daf$ acta sunt hec eine fold&e Stejiel)ung in fid) fdtfiefjt, 
fällt ofyne weitere« in bie Äugen, wenn man ben ©djlufc 
toon tlrfunben wie #g. 73, 100, 162, 257, 474, 677 lieft, 
«ud) actum in #g. 34, 36, 176 Ijat biefelbe »ebeutung. 
JBiSweifen wirb bie SBejietiung be« Datum« auf bie #anb* 
Iung beftimmter au«gebrücft buvd) eine Einleitung wie 
facta est hec resignatio in #g. 1463, äljnlid) in $g. 1359, 
1399, 1469. 

(Sine Datierung, bie an ifjrcr ©pifce datum trägt, 
bejie^t fidj bagegen in ben meiften gäflen auf bie 5Be* 
urfunbung 3 ). Dag fic ftd) aud) allein auf ben jweiten 
Act ber JBeurfunbung, nämlid) auf bie SBeftegelung bejieljt, 



*) p. 103. 

f ) cfr. fttirumann, p. 133. 

*) cfr. £g. 349, 418, 1474. 



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127 

ljaben nrir oben 1 ) bei $g. 186 unb 389 gefe^en; nadj bem 
in bcr 8hnnerfung 2 ju ©eite 120 au« ber Sorroboration öon 
4)g. 1253 angeführten ge^t Ijerttor, ba& bie Beugen in bie Ur* 
funbe getrieben derben foßten post datura litterarum: 
£)a nun bie 3 eu 9 en na( & ber ©efiegelung getrieben ftnb, 
bürfen toir mit 8ted>t post datum auf 3 e ^ " ac ^ ber SBe» 
fiegelung bejieljen. 

Die SBejieljnng öon datum in ber Datierung öon $g. 
72, 376, 1182 auSnafynäroeife auf ben SWoment ber 8uS* 
tyünbigung an ben ©mpfänger ift fdjon auf ©ehe 118 er* 
örtert roorben. 

Die Sftebetoenbungen actum et datum unb datum et 
actum merben ftd) gemeinfam auf ^anblung unb JBeur* 
funbung bejie^en; {ebenfalls bin id& nid&t in ber Sage, ein 
SBeifoiel öorjubringen bafür, bafj fie nur eine üon beiben 
berfidEfidjtigen. 

Unfere Ausführungen über acta unb datum werben 
beftätigt burd) bie atterbingS nur breimal üorfontmenbe 
getrennte Datierung. $n §g. 186 lautet biefe Acta sunt 
hec anno . . .; testes huius donationis sunt . . .; datum 
Minde; in §g. 365: Acta sunt hec anno MCCXLII, 
datum Minde, unb in Jpg. 930: Actum Wenninghissen 
testibus . . .; datum vero Minde MCCLXIX. (1269 
Styril 13). $n allen brei Ratten ftnbet fid& unter datum 
eine Ortsangabe, in jmeien bie 3 e ^ tan 3 a ^ c untcr actum. 

Die #eugen e * ner tttfunbe toaren nadf) beut älteren m 
beutfd)en SRed&t 3eugen & er $cmblung, nic^t ber SJeur* 
funbung. Sttodf) für unfere Qtit *f* bk 2We^rja^l ber 
3eugen, fotoeit fiel) überhaupt ein SBetoeis erbringen läßt, 
$eugen ber §anblung. Unjmeifetyaft fönnen mir biefe« 
fließen, wenn i^re Äufjttljlung beginnt testes donationis 
(186), compositiouis (1357), emptionis (1253); huic 



») p. 121. 



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128 

collationi intererant qui viderunt et audiverunt (321), 
testes qui huic facto aderant (261) unb (U>nlu$. Wu<$ 
im «nfd&lujj an bic cinleitcnben ©orte ber ^Datierung 
werben fie als #anblung«jeugen gefenngeid&net, j. 83. facta 
est resignatio presenübus testibus (1463), acta sunt hec 
coram testibus (162, äljnlid) 72), acta presenübus (77) etc. 

SBeurfunbungSjeugen laffen fid& nur inbirect nadjipetfen. 
ffienn laut ber ffiorroboration eine urftmblid&e Sefräftigung 
in ber Aufsagung ber $eugen S^fe^en wirb, allein ober 
jufammen mit ©d&rift unb ©iegel, bann Ijaben nur bie 
genannten 3 cu 9 en au f ^ c Seurfunbung ju bejieljen, tmc 
bie« bei #g. 68, 89, 416, 654, 967 ber 3faD ift. 

Ungewiß bleibt freiließ ifjre SBejie^ung, wenn fie cht* 
geleitet werben burdj Ijäufig gebrauste, aflgemein gehaltene 
$u$brtt<fe wie testes sunt ober huius rei testes sunt 
unb bergl. 

ffiine ©djeibung jwifd&en ,3 cu 9 cn & cr $anblung unb 
3eugen ber SBeurfunbung in berfelben Urfunbe gefc^te^t 
äugerft feiten. JDffenlunbig ift biellnterfdjeibung öerfdjiebener 
^anblungSjeugen in Jpg. 244, wo nadj ber Sorroboration 
burd^ ben SBifdjof fortgefahren wirb: Huius rei testes 
sunt ... (12 tarnen) ... Ex quibus ... (3 Flamen) 
. . . proprietatem prelibatam coram iudicio in G. ad 
prefate manum ecclesie suseeperunt anno MCCXXXL 
Insuper ne quid cautele deesset supradictus Br. actionem 
suam regio banno stabiliri providit in loco . . . mul- 
torum astipulante consensu, qui sunt ... (11 Warnen) 
. . . et alii quam plures. 

©ine äljnlidje ©Reibung finbet ftd) nur nod) in #g. 
1474. Die $anblung fdjfiejjt arbitratum .... Minde 
presenübus . . . viris . . (4 -Kamen) . . et aliis quam 
pluribus. Dann folgt bie »nfünbigung ber ÜWitbefiegelung 
ber ©rafen tton $o^a, weldje enbigt ... et coram aliis 
testibus infrascriptis videlicet ... (4 -Kamen) ... et 



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129 

quam pluribus . . . nostrum sigillum duximus presen- 
tibus apponendum. 

Joffes Sgeljauptung l ), baß nachgetragene beugen M 
auf $anblung unb Seurhmbung gemeinfam bejiefjen, fann 
td) tntd^ nur j. 5C. anf fliegen. Der 3fall liegt öor bei #g. 66 a, 
290 a unb 389, wetyrenb mir es in #g. 186, 257 unb 
1253 mit $eugen & cl ' ^anblung ju t^un Ijaben. 

Über ben ßeitabftanb jwifdjen ^anblung unb SBeur* 
tunbung ift nur wenige« ju fagen. ffiin ßufammenfallen 
beiber SRomente fdjeint öorjuliegen in #g. 218; tyier folgt 
auf bie Dispofitio bie Sorroboratio unb bie ©trafanbrofyung, 
bem ficl> weiter eine neue ffleftimmung jur DtSpofitio an* 
fließt; alles ift üou berfelben (»uSfteQerO #anb, mit ber* 
felben SEinte gefd&rieben. ffiir Ijaben ben Vorgang fo ju 
benfen, baß, wä^renb bie Urlunbe auf ®runb ber ftaupt* 
Dertjanblung angefertigt würbe, bie 33erf)anbfung normal« 
jur ©rörterung eine« neuen fünftes eröffnet würbe, beren 
©rgebnis ber ©Treiber birect an ba« fdjon ©efd>riebene 
anfügte. 

$m allgemeinen muffen wir fd&on au« practtfd&en 
©rünben annehmen, baß jwifd&en #anblung unb ©eurfunbung 
ein gewiffer groiföenraum gelegen fyat, fo auf jeben 3faH 
bei allen Urfunben, bie auf ®runb ber oorauägegangenen 
$anblung bur<$ ben Empfänger angefertigt fmb. 9fa<$ 
baS geilen öon SWonatS* unb Tagesangaben in üielen 
Urfunben (j. SB. #g. 51, 56, 66a, 340 ac.) glaube id> oft 
barauf jurücEfü^ren ju fönnen, baß ber ©Treiber unter 
ber ftafjreSangabe beibes, bie ^anbfung unb bie SBeur* 
funbung, jufammengefaßt fjat, ba er eine getrennte Da* 
tierung, für beibe einjeln, nid)t anwenben woQte. greife!» 
los ift eine Qtxt öerftridjen jwifd&en #anblung unb 93e* 
urfunbung uon $g. 930, wo bie $anblung mit actum in 



*) P- 71. 
LVIII. 2, 



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130 

Wenninghissen, bic ffleurtunbung mit datum vero Minde 
unb genauer Datierung gegeben wirb. Seitlicher Unm 
fd&ieb jttrifdjen #anblung unb ffleftegelung jtnbct fidj an* 
bei #g. 1474. 

®anj afleinfteljenb ift folgenber $aU: Die Urfunbe 
270, ausgepellt t)on SBifd^of SJonrab für SN. SBemrigfa 
unb batiert üon 1234 2Rai 30, tyat bie Sorroboration In 
huius rei noticiam presentem paginam sigilli nosth 
munimine duximus roborandam. 2ßit $ug unb Sedjt 
wirb alfo ein Siegel beö SBiföofS Sftmrab ertoartet, in 
©irflidjfeit aber Rängen nod) beutltdj ju er!ennenbe Seftc 
t)on bem ©iegel be« folgenben 33if$ofS ©üfjflm an 
ber Urfunbe. (Segen iljre ©d^cit fprecfcen toeber poISogta« 
pljifd&c ©rünbe, nod) fold&e au« bem Formular ober bar 
9ted>t$inl)alt. 3$rer ©djrift nadj ift bie Urfunbe im flloftfi 
gefd&rieben. Da bie anberen t>on bemfelben ©djreftft 
munbierten Urtunben erft jtt)ifd>en 1236 unb 1241 au* 
geftellt finb, fo liegt ber ©ebanfe naf>e, bag bie Urfunbe 
überhaupt erft unter JBifd&of ffiilljelm (ber fett 1236 <mf 
bem btfd&öflid&en ©tu^Ie faß) gefd&rieben unb jurfiefbattert 
tüorben ift. ©aljrfd&einlid) l)at bie #anblung m>4> unter 
SBifdjof Äonrab in facto ftattgefunben, e« ift barüber föon 
ju fiebjeiten ÄonrabS eine Urfunbe aufgenommen toorben, 
bie aber verloren ging. SWun trat beim Sflofter ber ffiunfi 
Ijertoor, über bie ©anblung ein vollgültige« ^eugni« i n 
befifcen, bie Urfunbe ttmrbe angefertigt, inbem man ftcfc nt 
bie Qtit ber $anblung jurüdfoerfefcte unb, weil ba$ ©tegel 
SfonrabS nidjt me^r oorljanben tuar, aud> toemt oorffanben, 
nid>t mef)r benufct roerben burfte, oon ffiityetm befiegelt. 



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131 



ilnfang I. 

«ialf^u.ttrjett. 

3luS unfcrm Zeitraum Hegen 3 Urfunben üor, bie als 
gälf jungen anjufpredjen finb. @S finb bie«: 

1. #g. 1232 (1281); unter bem tarnen beS Sifd&ofS 
Sonrab, ber 1209—1236 regierte; baS Siegel ab; af« ^euge 
tritt ein Dompropft ©obo auf, ben e$ im ganjen XIII. 
$al)i1)unbert ju SKinben nidjt gab. Die ©djrift ber oon 
#g. 56 (cd&tc Urfunbe 33if$of ÄonrabS, ca. 1213—1216) 
ängftlid) nadjgealjmt. Äud) im 5Cejt Ijat $g. 56 als 93or* 
urfunbe ju $g. 1232 (betbe für Stl. Sarftngljaufen) gebient. 

2. £g. 1387 (1288 2ßai 3); angebliche Urfunbe 
SBifdjof Otto« (ftarb 1275) unb beS SDomfapitelS für baSfelbe 
Älofter; bie ©djrift entftammt bem 15. ftaljrljunbert; ba« 
©iegel (beS Sifdjof $ — jroei Siegel finb angefünbigt) „in 
tteijjem SBad&S mit roter güflung" (£g.)/ bie Umfdjrift 
abjidjtfid) jerftört. Der lejt jeigt bie loeitfdjtoeiftge Au«* 
brudteroeife, bie faft aße Ofälfdjungen d&arafterifiert. 

3. #g. 737 (1260 Sept. 20); Urfunbe SBifäof ffiibefinb* 
für bie *ßetrifircl>e *ßaberborn; nur als Kopie unb jtoar 
in gaffe« Sollectaneen (SBolfenbüttel; II, p. 349) überliefert, 
fdjon burd) tyren ÜberlieferungSort oerbädjtig. ferner 
mirb im Eejt als Patron ber SKinbener Äird&e ber Hpoftet 
©t. ftacobuS genannt (in ffiirflidjfeit finb <3t. $etruS unb 
©t. ©orgoniuS ©cfcu^eilige ber SWinbener SMöcefe). 



S* 



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132 

jittpong n. 

fltyrottolojjtftye Tabelle kr Biföofe. 

^einrid). 

Urtunben: £g. 33—37. 
3Ba$l: 1206 SWSrj 26. 
3Be$e: 1206 oor Sfoguft 20. 
£ob: 1209 3fult 20. 

ftonrab. 

Urfunbcn: ft» 40—298. 
3Ba#: 1209, na* Suli 20. 
2Bei$e: 1213 September 20/21. 
Stob: 1236 3um 26. 

ttttfelK. 

Urtunben: $fl. 310—368. 

2Ba#: 1236 3fult 

2Bet$e: 1237 Sejember— 1238 fcesember. 

Stob: 1242 SRat 12. 

Statut. 

Urtunben: $g. 372—579. 
9Ba$l: 1242, oor »uguft 24. 
2öei$e: 1242 fccg. 29/31. 
£ob: 1253 Sanuar 13. 

©ibeftnb. 

Urtunben: fo 588-755. 
8Ba$t: 1253, oor SJtära 31. 
SBei^e: 1253 «od. 30-1254 SBSra 1. 
Stob: 1261 ©cpt. 20. 

Urtunben: $0. 759-844. 
Saty: 1261 Dctober 10. 
SBei^e: 1263, oor Dctober 7. 
Stob: 1266 gebr. 22. 



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133 

Dm. 

Urfunben: fo. 882-1046. 

SBom gtopft ernannt 1267 Suguft 18. 

Stob: 1275 3fa>o. 20, 

Solpia. 

Urfunbcn: fo 1080-1494. 



SBei^e: 1277 3uni ll-3uli 26. 
Stob: 1293 äWaf 6. 



JUt(tong III. 



a« 

Qoogewcg, 6ic ttrfun&en 6es Btstfyums 2Tftn&en 

J20J— J300; J896. 

(»anb VI bcs 2BcftfaItfd&en Urfunbenbud&e§.) 

9fc. 18. Original im 8lrd&fo be§ ©ttftä Dbernfird&en. 

9fr. 29. Sttefe Urfunbc $abe itf ntdjt tn bcn SBereitf metner Unter* 
fudjungen geaogen. 3$ fdjretbe btefelbe nidjt bem 8tfd>of 
£ehtrid) — wie £oogeroeg t^ut — , fonbem beffen Sorganger 
2$ietmar au, ba iä) auf @runb be3 $ejtoergletd&e§ au ber 
Sfoficfct gelangt bin, bafc £& 29 au berfelben Seit wie bie 
Urfunbe 9fr. 31 in von $obenbergä (SoL IL SB. HL, alfo 
1203 (unb nttft 1206) auSgefteOt ift, unb ba& ber 9tome 
be§ SfoSffrHerS oon £g* 29 im (Soptar falf4 ba§ 2lu& 
fteHung§ia$r ebenbort aber richtig überliefert ift. $oogen>eg 
fprufct eine ba$htge$enbe Vermutung ht ber Slnmerfung au 
^g. 29 an$. 

9fr. 40. $ie (Sntftefcung biefer Urfunbe nrfrb oon £oogen>eg hn 
Slnfälufe an oon Abenberg ©al IL ». III. 9fr. 38 ht 
bie 3eit 1209-21 gefegt. $>er Etföof füfrt ht $r ben 
auffaUenben Xitel: Dei gratia C. sanete Mindensis 



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___ 134 

ecclesie minister humilis, bcr äljnlidj nodj einmal ©on 
fommt C. sancte Mindensis ecclesie minister humilis 
tn einer nur in (Sopte oorfymbenen Urfunbe ebenfalls für 
ÄL Coccum, bie oon £oogeroeg (9^r. 107) mit SRecfct $imj<$ei 
1221 unb 1236 gefegt wirb. $ur<& bieS fpaterc ttofc 
malige 93orfommen ber Sejeidjnung minister humilis fafli 
bie 2utna$me, ba& biefe ©eietdjnung bie ausfdrftefcücfrc eine^ 
(Steten fem mufj, unb bafj btfyatt) auefc £g. 40 m bie 
(glecteiuett äonrabS au fetten tft. (Sollte e3 rottflkfc ber 
Sott gemefen fein, ba6 £g> 40 oor ftonrobs Otbmatüm 
auSgefteflt tft, fo mürbe ber ©Treiber ben nodj niefct b& 
ftätigten Sötfdjof electus genannt $aben (roie ba§ bei £g. 
45 <m$ mtrfltdj gefdjteft), er mürbe ftdj aber nic^t eines 
2lu8bru(fe8 bebient baben, ber aud) für ben orbmierten 
SStfc^of gebraust merben tonnte unb beSfcatb |toeü>eutig 
mar. 3$ bin ber Überzeugung, bafe minister humilis 
ntdjt ben nod) ntdjt orbhtierten Sttfdjof bejeicfcnen foH, unb 
fefee bemnad) bie Urfunbe erft nadj ber Seftatigung fömrate 
(20V21. ©ept 1213)* 
3fo\ 66a* «18 9fr. 66a muf$ eingefefcoben merben: 

SBtfdjof ftonrab oon ÜJttnben fd&enft mit 3ufhntmung 
be8 $)omfapitel$ bem 81 Sttartenfee ba3 (Sigenium eines 
3e$nten in Frilethe, ben ba§ ftlofter für 60 WL oon ben 
Oebrübern Reinhardus unb Justacius de Vornholte ge? 
fauft bat. 1216. 

C. dei gratia Mindensis episcopus universis huius 
pagine inpectoribus perpetuam in Domino salutem. 
Quoniam ex pastorali officio constringimus curam et 
sollicitudinem gerere ecclesiarum diocesis nostre, id- 
circo ea que ad incrementum et utilitatem ipsarum 
speetant, modis omnibus deo dante promovere stude- 
bimus. Sciat igitur et pro certo teneat universitas 
Christi fidelium, quod nos una cum consensu tocius 
capituli nostri maioris ex mera liberalitate nostra 
donavimus congregationi locus sancte Marie proprie- 
tatem deeime in Frilethe, quam ipse conventus emit 
a fratribus de Vorenholte, domino Reinhardo et domino 



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135 

Iustacio atque ab eorum heredibus pro sexaginta 
marcis. Ne quis vero successorum nostrorum dona- 
tionem hanc piam et racionabilem attemptet infrin- 
gere, presenti pagina et sigilli nostri impressione 
factum nostrum roboravimus, ad maiorem etiam 
firmitatem et cautelam sigillum capituli nostri in idem 
consentientis fecimus apponi. Huius rei testes 
fuerunt: Lefardus maioris ecclesie prepositus, Hein- 
ricus decanus, Thidericus cellerarius, Waltherus 
de Scowenburg, Widikindus advocatus, Ludingerus 
de Reme, Frithericus de Lo, Thidericus de Vol- 
merinkhusen. Anno gratie M.CG.XVI. 
Dr. tm Ägl 6t.*2f. gu tfoitnooer, ttL SHartenfee 9h. 9 a. 
2 bieget an&ängenb, eingenäht. Frilethe ift grille (&r. 
2Rtnben). $iefe Urfunbc fe&lt aud) bei t>. £obenberg, 
(SoL VLz%. V. &te 3«ußcn oon berfelben £anb naty 
getragen. 

9h. 68 a. Unter biefer Shimmer ift einaufäaften: 

Octavo Kai. Oct. Engilbertus Colonie in archi- 
episcopum consecratus est a ... . archiepiscopo, 
astipulantibus . . . Mindense episcopo .... 
Köln 1217 Sept. 24. 
Chronica regia Colon, ed. Waitz, SS. in usum 
scholarum, p. 195. 

9h. 86. 3m £gl <StM. au tfoimooer ift oon biefer Uvfunbe 
fein Original oor$anben, fonbem nur eine (Sopie beS 
XVI. 3a$r&. (2ftc$b be§ Stl SBunftorf 9h. 2). cfr. 
au* SRr- 183. 

9h. 92/93. 3n £g. 92 befunbet »ifäof Äonrab, bafe baS 3Harttn& 
ftift genannte ©üter an bie $)omrtrd)e au ^ttbeä^ehn 
oerfouft §at. $g. 93, bie eigentliche aSerfaufSurfunbe 
feitcnS be§ 2Jtorttn3ftifte8, mufj beS^atb oor £g. 92 
gefegt werben. 

9h. 108 a. £ter ift nachtragen: 

8if*of fomrab oon 3«inben mit <Sr*Hf4of Engelbert 
oon Äöln gegenwärtig bei ber Krönung be3 ÄonigS 
£einrid& in 2fo$en. 1222 SWai 8. 

Regg. Imp. V, 4 p. 1617 3h. 10894. 



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136 

S&r. 150. Original hn ÄgL StsSL gu ßonnooer, £oper Drg, 
Hrdjfo 2>ef. 13. 1. ©alL r. ©djranf XI GapS. 16 Sit. 18. 

3frr. 166/167. Dicfc betben Urfunben, bcnen ctnc Xage& unb 3ft0tutr& 
angäbe fe$lt, fmb im U.*», ht bic 3ctt jnrifdjen 3Dfe| 
19 unb 9fa>ü. 22 gefefct — 3ft übereinfrhmnenbeS 
Saturn lautet: Acta sunt hec anno incamationis 
dominice MCCXXVII, indictione XV, coneunrente 
IUI, anno Gregorii pape primo et imperatoris 
Friderici anno VII et consecrationis nostre anno 
quarto deeimo. $>ie (Sonfecratton ©regorS DL ifr 
bei* 19. SRärj 1227, bo# ba bie Angabe ber (Soi* 
currenten, bie am 21. SRärj roedjfeln, fihr 1227 ftimmt, 
fo rft btefer Sag al$ terminus a quo $u nehmen; ber 
terminus ad quem ift ber (SSpodjentag Bifdjof &onrab3, 
beffen »ierae^nteS spontiftcatsialjr am 20./21. Sept 
1227 abläuft $te 3nbktion frtmmt, ift aber m 
näherer Datierung nldjt $i oerroenben. $)er 22. 9lov. f 
ber (Spcxfcentag ber &atferia$re 3friebrtd>5 IL, tfl auf 
jeben Stoß ju fpat gegriffen als terminus ad quem. 
$)te genauere Datierung lautet bemna# 2Rära 24— 
©ept. 20/21 1227. 

9h. 171. $>iefe Urfunbe tragt ba§ Saturn Renenberg XI Kai. 
Julii. #oogeroeg ergänjt ba3 fe^lenbe 3a$r mit 1227; 
trgenb ein pofttfoer ©runb für biefe (Sombinatton ift 
ntdjt erfid&tlicfc, J)ie Urfunbe ift hn ÄL fieoern fcrs 
gefteEt oon bemfelbcn ©Treiber, ber au&er ü)r nur 
nodj £g. 257 gefd&rteben $at. 93eibe Urfunben betreffen 
3e^ntenübertragungen an £L ßeoern. #g. 251 ift 
batiert: . . . anno gratie MCCXXXII ... XI Kai. 
Julii. 3$ bin ber Überzeugung, bofc bie feblenbe 
3a$re8angabe in £g. 171 mit 1232 ergänjt werben 
rnufc ; benn e$ märe bodj im fcödjften ©rabe auffallenb, 
xotrin aroei Urfunben baöfelbe £age§batum tragen, für 
baffelbe ßlofter von ehtem ©Treiber gefdjrieben ftnb 
(ber nur bei biefen Urfunben erfdjehtt), aud? in iljrer 
ganzen gaffung grofje $$nlid&feä $aben, bafj bie Stufe 
fteUung biefer beiben Urfunben gerabe 5 3a$re ca& 



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137 

ehtanber liegen foKte. #on 3uf8ffigfeiten f ann ^ „^ 
nidjt gefprodjen werben. 

*Rv* 183. SDtefe Urfunbe tft ibenttfifc mit £g. 86, tft alfo 3« 
ftreid&en. oon £obenberg§ £)rucf ((Sal. IU©. IX 9fr. 
5) beruht auf einer mangelhaften (Sopie, meldte bie 
Datierung Acta sunt hec anno gratie MGGXX, VIII 
indictione unrichtig mit 1228 toiebergab. 

SRr. 190. 3wr näheren Datierung fei folgenbeS bemerft: 

©er in biefer Urfunbe al§ ermorbet ermahnte 
T(hidericus) Möge tritt aimt legten 2M auf in £g. 
91 (Urfunbe SBifd^of ÄonrabS für 81 2Nariemoerber). 
©iefe Urfunbe fefct ßoogeroeg mit dltfy „um3 Scfyx" 
1220 (im ftegifter fteft als $rucffe$ler 1223 bei 
Sflorena oon ©djalfsberg au 9fr. 91 angegeben), ba bie 
in üjr atö 3a*0*n auftretenben 5)ompropft £emrtdj erft 
oon 1220, ©djolafter ©ottfrieb aber nur biä 1221 
in biefen üjren Stellungen nad&toctöbar ftnb. $er 
früljefte Termin, bem #g. 190 bemnadj angehören 
fönnte, roäre 1221, ber fpätejte SBifdjof ÄonrabS £obe& 
ja$r 1236. 3n SKücfftdjt aber auf bie Datierung ber 
anbern, mit £g. 190 biefelbe ®d&rfft seigenben Urs 
funben iotrb ber (Snbtermtn früher anaune^men fein, 
ettoa fd&on 1224, fobag roh- bie Urfunbe batieren 
fömtten 1221— ca 1224. tfoogeweg batiert 1228— 38; 
lefctereä ift $)rucffe$ler für 1236; 1238 ift ©iföof 
äonrab fdjon feit 2 3a!)ren tot; 1228 nimmt £oogetoeg 
als frityeften Termin toaljrfdjeinlid) be§$alb an, todl in 
einer Söarfingljäufer Urfunbe beö 33ifd)of3 3fo oon 
Serben 1228 3Wara 5 (oon tfobenberg, (SaL U^S3. I, 
15; 9fogeft £g. 181) ein Tidericus de Wilipa sacerdos 
genahnt toirb. $ie Sfoentttät biefeS ©eiftlidjen aber 
mit bem in £g. 190 ermahnten T. Möge (oon bem 
toeber Ijier nod) in £g. 91 gefagt rotrb, er fei ©eiffc 
lieber gemefen!) ift burd) ntdjtS enoiefen, trofe ben 2lu& 
fü^rungen oon p. Abenberg in ber Slnmerfung 3« 
9fr. 26 ber V. Abteilung be3 (Sal. VLty, 



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138 



Nr. 196. Original in £oUioinfeL 

Nr. 218. $ic Sorte ber Slnmerfung „$aS Stotum (b. M 
£ß. 218) ergtebt ftcfc aus ber a. a. D. 92r. 40 p 
brueften Urfunbe, in toeldjer £ehtrid) oon fio bem 3t 
fc^of ben 3e$nten ju ©unften beS (Stiftes auflagt — * 
entfpred&en md^t bem 3n$alt ber angeführten Urfunbe, 
laffen ferner ben falfdjen <Sdjlufc ju, bafe biefe Urfunbe 
oon £etnrid> oon So auSgeftellt tft $>er ShiSfteOet 
ift aber Sifdjof ßonrab oon äftinben felbft, unb beS$di 
&atte biefe Urfunbe ober toenigftenS ein Ncgeft oon ftr 
2lufna$me im U.-23. ftnben muffen, enoa unter £g. 
217 a in folgenber 3onn: 

Sötföof ftonrob oon SWinben übertragt ben 3$**** 
in (Saoorbincge^ufen, ben i$m ^etnrid) oon ßo ic flai tie i t 
fcat, bem 81 Dbernfirc$en. 1230. 

Dr. im 2lrc$to beS ©tiftS Dbernfhrdjen mit 9*eft be$ 
btfdtffL (Siegeis an gfcrgamentftreifen. ®ebr. nad) bem 
Dr. SBtppermann, IL*. beS (Stifts Dbernnrdjcn, p. 
16, Nr. 40. 

Nr. 220. S)ie (Sntftefcung btefer Urfunbe fann mit 8efihnm$eit 
3ioifd&en bie 3a$re 1223—1227 gelegt werben (tfooaemeg: 
um 1230): erft 1223 wirb ber in ber Urfunbe a# 
tretenbe Wulverus <Sd)olafter, als ber er Ijter er- 
fdjetnt, 1227 aber wirb er gum lefeten 9M enoafcnl 
(cfr. ft. 116). 

IranSfumt in Urf. #ifd)of »olquinS oon 1291 £>ec 3., 
£g< 1469. 

Driginal in ßotttoinfeL 

$>aS anftmgenbe Siegel ift nid)t baS beS $tfd)of* 
ßonrab, fonbern baS feines Nac&folgerS äBü&efou 
$ie 3eugen oon berfelben £anb mit gellerer 2htte 
nachgetragen. 
Driginal in £olfo>tnfeL 

SluSfteHer ber Urfunbe finb: Eiföof tfonrab oon 3ttinben 
unb B. W. et E. eius coadiutores. 



Nr. 


250. 


Nr. 


261. 


Nr. 


270. 


Nr. 


290 a. 


Nr. 


292. 


Nr. 


298. 



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139 

9bc. 315. 2>aS XageSbotum X Kai. Junii fte$t unter beut Um 
bug. 2)te Urfunbe tft beS&alb au batteren 1238 2Wat 
23 unb ehtaufdtfeben an>lf*cn £g. 312 unb 313. 

9ft. 349. Orfginal Ägl. ©t^SL au Düffelborf, 2>omfttft Äötn 
9to. 70. 

$bc. 363. $>iefe Urfunbe wirb oon £g. gefefct ht bic Seit 1241— 
47, weil ber ht tyr unter ben 8foSftetlern oorfommenbe 
A, 3)ombedjont ht £alberftebt, oon £oogeweg tbentfc 
fteiert wirb mit bem S)ombedjantcn Ärnolb oon ©$ernt; 
befe, ber ht £alberftabt »on 1241—47 nachweisbar ift 
$aS in $g. 363 tranSfumierte ÜJtonbat beS gtopfteS 
£onoriu§ (boc& fraglos beS SDrttten, ber oon 1216 3uli 
18 bis 1227 2Rära 18 auf bem ©tu#e gfctrt faß) tft 
batiert: Datum Laterani XIII Kai. Aprilis pontificatus 
nostri anno nono, olfo anSgeftellt 1225 üttära 20. 
$>er in £g. 363 femer ermahnte $farrer »entfärb 
oon ßeoern tft u. a. nachweisbar ht £g. 145 unb 
167 aus ben 3a$ren 1225 unb 1227, ein $>ec$attt 
5Intolb erlernt nad) ©dpnibt, tfalberftäbter U.^. 9b. I. 
föon in ben 3a$ren 1218-1228 unb ift nid&t ibetttifö 
mit feinem fpatern 9lmt8nad)fofger unb SRamcnSoetter. 
3)ie £alberftäbter fefcen als Xermht aar Äfogeoerfymb&mg 
feft sextam feriam proximam post festum aposto- 
lorum Petri et Pauli, b. $. ben Sfwttaö nad) Sßeter 
unb spaul, ber hn 3a$re 1225 auf ben 4. 3uli fiel. 
2Rlt ooSen fttfy bettle i# beS&alb $g. 363 batieren 
au bürfen 1225 yoiWcn 2Jtöra 20 unb 3uli 4. Sin 
3toifd)enraum oon mtnbeftenS 16 3a$ren fonn auf 
feinen $att atotfc&en bem papffcltd&en SDtonbot unb feiner 
ShtSfüljrung bur# bie £alberftäbter liegen. 

ftr. 370. Eon 1242 3uli 13. 3m legten $rud biefer Urfunbe 
(Wippt, tfaiferurfunben SBeftfalenS, »b. II 3dr. 277) 
wirb ber Stfdjof Joannes venerabilis Mindensis epis- 
copus unb ntdjt, wie $oogeweg hn föegeft fagt, 2Btt$elm 
genannt 8ifd&of 2Biu)elm ftarb Won 12. 3Wat 1242. 

9ir. 372/373. 3n beiben Urfunben wirb 3o$amt no# als electus 
beaetdjnet 



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140 

9h. 385, 3m Or. ftefct datum Reinneberge . . flott Remme- 
berge« 

9h. 398. Die Urfunbe tft au^ffteEt oon »ifäof 3o$<mn unb 
bem DomfojrtteL 

9h. 410. 93etbe ©iegel ob. 

9h. 413. Die Dotierung lautet im Urtegt: Acta . . . anno 
Domini MCGXLIIII in septimana Quasi modo geniti 
unb ift aufoulofen: 1244 «prtt 11-16 (mdft Äprü 
10— 16 r ba ber betr. Sonntag auf ben 10. Kprtt fällt). 

9h. 474. Originär im »rebto be3 8L ßoecum 9h. 116. 

9h. 505/506. £g. 506 ift oor $g. 505 ju fefcen, weil in £g. 506 
oon ber beabftdjttgten Verlegung bed ÄL ßcoem nadfe 
(Soerlo$ gefproefcen wirb, bte erft in £g. 505 oerfügt 
totrb. 

9h. 520. Diefe Urfunbe beS <£r§biföof3 Äonrab oon Äöln trägt 
ba8 Datum „Golonie anno Domini 1250 Non. Febr.* 
JreUicb $ot Änipphtg toentgftenS für bte £& oon 
927—1224 nadjgetotefen, boft \n Äöln ber 3aftre& 
onfong auf ben 9Bei$na$t$tag fällt; {ebodj ift bmtft 
bie Unterfudjungen SBilmanS, SBeftfoL IU33. 111 
p. 950 r für (Srjbtföof äonrab ber ©ebraueb be§ Oftcr= 
iabreä betotefen; beSbalb ift bie« Datum aufgulöfen in 
1251 gebr. 5. 

9h. 537. Die Urfunbe ift auSgefteUt aroifd&en 29. unb 31. 
Dec 1250. 

9h. 560. Drudffebler in ber Hnmerfung; eä mufj beifcen: . . . 
äfloria unb ©imeon in 2Wtnben (ftatt EHünfier). 

9h. 561. Der Anfang be3 9fcgefte$ mufe lauten: Jötfdjof 3<>baim 
oon 9ftmben befunbet bie #ürgfc&aft genannter 9ttttcr, 
ba& . • . 

9h. 579. 3n ber Slmnerfung muft e3 beiden: „Da3 9fefrofog 
. . . hn Ägl. ÖU8. p Sttünfter (ftatt ERinben). 

9h. 636. $>aä in ber Bnmerfung erwähnte Gop. IX, 260, M 
beftnbet ftdj im Ägt ®t.*8. ju £aitnooer. 

'Jbc. 638. 3m Original ftebt bie Tagesangabe Processi et MartianL 
^>a bieg 3uli 2 ift, ^ätte ba8 ftegeft ber Urfunbe 
jtoiföen £g. 627 unb 628 feinen $lafc erhalten muffen. 



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141 

9bc. 693« $>aS föegcft miß lauten: 

»tfdjof 2Bibefhtb oon Slfflttben tranSfumtert eine Ur* 
funbc (batiert £attnooer 1258 SDWra 21) beS ©rafen 
©ottfd&alf oon spgrmont, in toeldjer ber ©raf ber 
2Jttnbener ßirdje bref #ufen tn A übertragt unter ber 
Jöebtagung, bafj baS Älofter SBennigfen brei £ufen tn 
ftebbere oon ber äRhtbener Ätrcfce empfängt. £er ©ifdjof 
befunbet bie Übertragung ber gen« $ufen an baS Älofter. 
$)aS £ranSfumt oljne Saturn. 

9h. 695« $er Anfang beS ftegefteS mufc lauten: 

Sifdjof 2öü>eftnb unb baS ®omfapttel befttatmen mit 
3uftimmung ber (Sonfuln ber ©tabt 3Wtnben über ♦ ♦ 

fRr« 715« Original tat 3lr*to beS ÄL ßoecum, 9h. 202, 

9h. 762« 2lu3fteller ber Urfunbe finb: <SrtoäI)lter (Sono oon 
äRhtbcn unb baS &omfaptteL 2)aS Or. int ÄgL <5t.* 
IL au £aratooer, $>ep. ber ©tobt Söunftorf dh. 1. 
(Siegel beS SBifd&ofS unb ber ©rofen oon 2Bunftorf 
oon rotsgelben ©eibenföben oerloren. 

iftr« 764« 2)aS föegeft muß lauten: <£noä$lter (Sono oon 3ttinben 
unb baS Stomfapitel übertragen 

9h. 768« $)ie Urfunbe ift auSgeftellt ootn (Slect (Sono ht ©e* 
mehtfdjaft mit bem 2)omfapltel; bentuad& ift baS Sfegeft 
SU 5nbem« 2)te überlieferte 3a$reSaaI)l 1261 Sfebr« 23 
ift unmöglld) rtd&ttg, ba |u ber 3eit nodj »tfäof 2Bibe^ 
finb lebte; fte toirb burd) be« Hbföretber ber nur ht 
(Sopie erhaltenen Urfunbe aus 1262 oerberbt feht 

9h. 787« 2)ieS ift bie erfte Urfunbe, ht ber (Sono als w 23ifd>of", 
unb ntdjt, tote baS SRegeft angiebt, als „(SrnwUjlter' 1 
begännet tohrb« 

9tt\ 831« Unmerfung. $te 93ei)auptung, ba6 biefe Urfunbe als 
Äoncept für $g. 1598 gebient l)at, ift ntc&t richtig. 
£g« 831 ift als ,,®orurfunbe'' gu $g« 1598 benuftt 
toorben« Unter „Äoncept' 1 ocrfteljen toir einen für ehten 
befümmten 3»«* (natnltdj aur Anfertigung ber Steht* 
fdjrift) SergefteOten Setfentarorf« 

9h. 883« Original tat »rdjio beS Olmüfcer ftapitelS. 



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142 

9hr. 903. Die Urfunbe ift oon bem S3if#of Otto unb bem %>om: 
fapitcl auSgeftettt morben. 

9h. 907. Original im ftatSarcfcfo ju ©tcnbaL 

9for. 944, »ei biefcr Urfunbe wirb nur bcr SBifd^of, nid&t aui 
bttS Domfapttel als 2lu8fteller genannt 

*Rr. 964. Original im Brcfcto be$ «Stiftes Obernfmfcen, roo id> 
eS im Sluguft 1899 felbft benufct f>abt. Die £amfc 
maffe ber bortigen Urfunben ift #ronologifd> in einer 
©ruppe georbnet; bod) bilben einige, ft&einbar erft fpdter 
in baS Silvio gefommene Urfunben, ebenfalls c&rora^ 
logifdj georbnet, eine awette, Heinere, ©ruppe, in ber 
unferc Urfunbe mit Sflr. 3 bejetdmet ift. 2>a§ Original 
&at im $e£t: Mindere ftatt Mundere, datio ftatt 
donatio. 

*Rr. 1007. Der SifdjofSname, ber burtf ben 2lnfang§bu<$ftoben 
G. gegeben ift, mufj mit (Sono, nidjt mit Äonrob 
aufgelöft werben; cfr. #g. 813. 

Sfor. 1024. Söürbtwein giebt Subs. dipl. XI p. 64 ju biefer Ur; 
funbe ba§ Datum Minde XV Kai. Febr., 18. 3aiu 

9h\ 1023;a. Unter biefer SRummer mufe eingefdjoben werben £g. 1049, 
weldje Urfunbe oor £g. 1024 unb 1025 auSgeftettt 
fein muft. Da§ Original ift im ägl. ©t.s2L au ^omtooer, 
ÄL Ettartenrobe, (Siegel beS SluSfteHerS, beS ©rafen 
©erwarb oon #olftetn unb ©Naumburg, an grüner 
©eibenfdjnur. 

Kr. 1035. £oogemeg batiert (9Jtok3unt), wo$l weit bie lefcte Ite 
funbe SBtfdjof OttoS, bie aus ßpon batiert ift, ba£ 
Datum 1274 3uni 25 trägt, ^a aber baS ©eneraU 
concil, an bem Otto teilnahm, erft am 17. 3uli mit 
ber fedtften ©ifcung geföloffen würbe, ift richtiger (SRai— 
3uli) ju batteren. cfr. $ott$aft, Regg. Pont. Rom., 
ju 1274. 

9lx. 1038b. £ier mufe ehtgefd&altet werben: 

SBifdjof Otto wn SHinben gewahrt Slblafe &u ©unften 
ber burdj Unwetter föwer gefd&abtgten Domfir^e $u 
SRerfeburg. figon 1274 SJtat 27* 



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143 

Original 2)om*Ard)iD ju 9Dfrrfeburg 9fr. 91a. @e* 

brucft: Äe$r, IL*». beS J&od^ftiftö 9Werfeburg, 9^r- 398. 

5Rr. 1039. Original na* fttfc VL&. beS £o*ftiftS 9Herfeburg in 

9tom, SBaticantf*eS Ar*to, Arm. I c. V 9fr. 8. 
dlx. 1080. Stta* bcm unter „Datierung,, ©efagten oor 1277 Sunt 
ll/3uli 26. auSgeftetlt. 3fn ber Anmerfung muß es 
fjeifeen: „$ie 3eit ber Söeftättgung SBolquhtS ftefjt ni*t 
feft; er nennt ft* 3«crft ht ber Urfunbe oon 1277 
3uli 26 (ftatt 3uli 27, cfr. £g. 1099) episcopus, 
ebenfo ht ber für Wnteln wm 1277 3ult 27 (ftatt 
„von bemfelben Jage", cfr. £g. 1100). 

9fr. 1088. £>er AuSftetler roirb (Slect, nidjt 33if*of genannt. 

9fr. 1116. AuSfteHer ftnb SBtfd&of «olquin unb baS 2)omfapttel. 

9fr. 1118. 3n ber erften 3*tf* W *>or decanus G(erhardus) 
auSgeloffen. 

9fr. 1148. ©ebrueft oon *. Abenberg, (Sal IUÖ. III 9fr. 380. 

9fr. 1164, 1176 unb 1179: AuSfteller ftnb 8if*of SBolqutn unb 
baS ©omfopitel. 

9fr. 1182. SBetbe Ausfertigungen fmb oom «tfdjof allein auSgefteUt. 

9fr. 1214. 3mei Ausfertigungen im Ägl. ©t.^A. su tfantumer. 

9fr. 1229. Or. in boppelter Ausfertigung im Ägl. <5tM. ju 
£annooer, AI. 9Warienfee 9fr. 85 unb 85 a. 

9fr. 1279. Original im fürftl ßtppif*en Ar*io ju SDetmolb. 

9fr. 1289. $aS SageSbatum XVI Kalendas Februarii in die 
MarcelJi pape ift nt*t eh*ettli*. SMe römif*e £age& 
angäbe fällt auf ben 17., roä^renb ber £ag Marcelli 
pape ber 16. Januar ift. $)a aber in ber jroeiten 
£älfte beS XIII. 3a$rl). bie Datierung na* ^eiligen* 
tagen bie rumifdje Derbrängt unb beS&afl> me$r ©tauben 
tjerbient, fo wirb ber 16. Januar als AuSfteHungStag 
ber Urfunbe anaune$men fein. 

9fr. 1299. Au* bie ht ber Anmerfung erwähnte Urfunbe »on 
1284 ofrte Tagesangabe ift nur »om 33if*of allein 
auSgefteUt. 

9fr. 1327. Original hn Ägl. ©t.;A. ju 9Wünfter, atttnortten ht 
©oeft 9fr. 15. 



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144 

9tr. 1332 a. Unter biefer üRuntmer ift natfoutragen: 

$ie fird&Ud&en ©enoffenfdjafien bet SMdcefc SKbibeB 
fdtfte&en ftd) her Appellation ber firdjiidjen ftorporatfenes 
be3 ©raftifteö Äötn an ben $apft gegen ben papftücber 
ßegaten an. 1286 SKarj 8. 

Drtöinal im @tabt^r*to ju £öln; früher 9tr. 479b 
ber ©pmnaftafcSStbliot&ef. Siegel oom spergamentftrttfen 
ab. ©ebrucft von (SorbanuS in $anb 38 ber „Ännalen 
be3 fctftortföen SBereinö für ben 9Heberr$em", 1882. 

9ft. 1374. truSftetter finb: Siföof SSolquin unb ba3 2)omfaptoL 

9fr. 1430. Original in Ägi. StsÄ. au £annooer, &L Sorafa; 
Hameln. 

9k. 1438a. 9toc$ 9k. 1438 ift einzufügen: 

SBifc^of SBolquin oon 9fttnben erteilt au ©unflen ber 

$omfhrd&e ju SHerfeburg SIMofc. Erfurt 1290 9Wat 31. 

Original im $onfc2trd)h> au Stterfeburg 9fr. 122, 

©ebrutft Äe$r, U.^93. be$ tfoc&fttftä 9Wcrfe6urg, 9for. 540. 

9h. 1490. HuäfteHer ftnb: öif*of «olquin unb baS $>omfaptteL 

9h. 1598. cfr. bie Jöertdtftgung au £g. 831, £nmerfung. 

9hr. 1632. 9tod& bem im $otum angegebenen £etligentag nidtf 
3uli 9 fonbern 9too. 13 ausgepeilt. 



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^ fette cartuU^ ^JV^^JMhSl«^ 



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III. 
®efd)td)te be3 ^Bergbaues Bei Sttienbefetu 

(Ein Beitrag 5ur öefcfjicfjte 6er urirtfcfjaftlidjen 
Derfyältmjfe im ehemaligen Ijodjfrtft pa£>etborm 



Hon 

Dr. /hra; ßtermami, 

©erid&tfrSfceferenbar in $aberbont. 






SBätyrenb ba« Ijo^e Älter be« ftegenfdjen ffiifenerjberg* 
bauz* im ehemaligen £erjogtum ffieftfalen feinem «ßtoeifel 
unterliegt, §aben ftd) über ben in früheren $al)rf)unberten 
im $od)fttft *ßaberborn betriebenen JBergbau nur fe^r 
tyärlidje SKad)rid)ten erhalten. 

SBefannt ifl mSbcfonbere bie Urfunbe JJatfer Äonraba 
III. au$ bem ^afyre 1150, in welker bem Äbte ®igbolb 
oon (Eoraety ba8 Stecht Bedienen ttmrbe, ju (SreSburg ©olb, 
©übet, Äupfer, SBIei, Qinn, überhaupt äße SKetafle ju 
graben unb ju verarbeiten. Unter bem 5. Januar 1273 
ferner betunben SBürgermeifter unb {Rat ju ÜWarSberg unb 
(Sorbadj einen Stergleid) junfäen ben {Rtttern Don (Jsbife 
unb bem Älofter Srebelar, worin fid) erftere auf einem 
Diftritt flrneälttt) bie aufftefyenben SBäume unb bie JWetalle 
unter ber (Erbe &orbef)alten. ! ) 

ffiä&renb biefe Urfunbe ben JBetrieb von JBergbau in 
ber ©egenb be$ jefcigen 2War$berg um bie Qtit itjrev Ab* 



l ) Hdjenbad), gem. beutfd). $ergre$t I, ©. 6. 34, 68, ftrnbtt, 
3ur ©efd). unb Sljeorie bed Bergregals, 6. 6. 194, 207, 208, ©eiberfr, 
Urfunbenbud) $ur Sanbeft» unb Sftedjtögefötdjte bei $cT$ogtum« fiBefifalen. 
LVIII. 2. 10 



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146 

faffung fcenigften« ttmljrfdjemlid) machen, lagt fi$ boS 
Alter be$ flltenbefener (StfenerjbergbaueS ni<$t biö auf 
biefc Qtit jurücffüljren. 

Da« ctnjigc 3eugniS, welche« bafür angeführt luorbcn 
ift, ba§ fd)on oor bem 17. fta^rljunbert bei «Itenbefen 
JBergbau betrieben fei, ift bie Urfunbe, nad) tueld)er 3o$ann 
öon SWaläburg im $af)re 1392 unter Änberem „ttt>e betl 
be« roaltgf)elbe$ Don ben fmeben to SBefen" an ben 23ifd?of 
{Rupert &on *ßaberbom oerfaufte. x ) Allein bei bem fttljltn 
irgenb eine« anberen .geugniffe« ' ann ou * i> cm SJorijanben* 
fein ber ©d)mieben in Hltenbelen nidjt mit ©id)er^eit auf 
einen bort betriebenen JBergbau gefd)loffen werben. SSiel* 
mef)r fprid&t ber Umftanb, baß in ber unten mitgeteilten 
S3erleil)ungaurfunbe be$ SergroerfS ein früher in biefer 
©egenb betriebener Sergbau mit feinem ©orte ernannt 
ttrirb, entfdjeibenb bafür, ba§ ba$ Älter beS Ältenbefener 
JBergbaue« nidjt über ba$ $af)T 1607 Ijinauäjufü^ren ift. 
Dagegen erfdjeint e$ md)tunmaf)rfd)emltd), baß bie@d)mieben 
in Ältenbefen in früheren Qaljr^unberten jur Verarbeitung 
be$ in bortiger ©egenb ungemein Ijöufig oorfommenben 
{Rafeneifenerjea gebient Ijaben, beffen ©eroinnung einen 
JBergbau nid)t öorauSfefct. *) 



^SRidjterinßuborf, $au« unb Äunftbenfmäler oon 5Seftf., tfrei* 
$aberborn, @. 7; ^icrju bie bort angef. SBiganb, Brdjio IV, 6. 97 f 
©ieferd, 3ur ©efd). ber Sburg, 6. 29. £ierljer fdjeint aud) eine Ijanb- 
fdjriftlidje SRotij, waljrfdjeinlidj ouö bem 3^re 1803, ju gehören, 
nadj ber in früheren Sa^r^unberten bie Sdjmieben $u Witenbefen oon ben 
93ifd)öfen ben trafen oon Goerftein oerfefct waren, nadj bomtapitularifd}« 
Urfunben. Omelin, ^Beiträge $ur ©efä. be* teutfdjen Bergbau*, 1783, 
meint, 6. 246, bafj fldj bie 93ergmerfe auf (Jifenftetn bei SUtenbefen unb 
SBarburg im $odjftift fytberborn nicr)t bid $um %a\)xt 1189 gurücf« 
führen laffen. 

f ) 25ie $auptqueu*e für bie folgenbe <Darfteü*ung ftnb bie Äften M 
am ehemaligen SReid)ärammergerid)t in SBefclar wegen ber Stagnierte ge« 
führten $ro$effe«, welche im &gl. 6taata-«r<§io in ©efclar auf- 



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147 



3m 3al)re 1607 matten ^ermann #etftermanrt, 
SRentmeifter be8 Amtes ©rtngenberg, unb ^o^ann Suberoig, 
SScrtüQlter beS ©tifts Jjpeerfe, bem bamals regicrenben Sffirft* 
bifdjof öon Sßaberborn, ©ietrtd) toon ftürftenberg, bic Hn* 
jeige, ba& ftc hofften, am SBalbe oberhalb ber Dorffdjaft 
Stttenbefen an ben „Sfern Jhiljlen" unb auf „©anlt Sfatlja* 
rinen SflufräBetbe" ffiifenerj ju ftnben, unb baten jugleid), 
fte an jcbem Drt bamit nadj S3ergtt)erf$red)t unb #er* 
lotnmen ju belehnen. $)er f^ürftbifd^of entfpradj tljrcr 
Sitte, inbem er iljnen unter bem 1. Df tober beSfetben 
ftatyres folgenbe 33erletyung$urfunbe ausfertigen lieg: 

„SBon ©otteS ©naben 9Bir Diederig 93tf#off beS ©ttfftS 
„*ßaberborn Jljuen Äunb unb bejeugen, fintemalen un$, 



bewahrt werben. 3fjre 93eaeid)imng ift „Sßreufcen, litteraD, 5Rr. 522/1497". 
®ie enthalten einen Rotulus (104 5*1. gol.) unb 9 9Bbe. mit inögefamt 
3275 blättern golio. Vol. VII, VIII unb IX finb „Acta priora 
40a,b,c* gür bie 3eit oon 1732—38 finb bie Elften bed ^gl. ©taut*. 
$trd)io$ in SKünfter befonberd loertooU. 25ie 93e$eid)nung ber bort 
oerwaljrten Sitten, weldje fidj auf ben SHtenbef. »Bergbau be^ie^en, ift fol- 
genbe: I. ©ireftortum be« ®e&. Slatfy, SRr. 6 lit. D. (21 ©L), EL. ?ab. 
Soft Rep. IV, 725 (43 931.), III. $ab. £off. Rep. V, 283 (30 931.), 
IV. «ßab. ©off. Rep. IV, 776 (5 331.), V. *ßab. £oft Rep. IV, 1197 
(2 531.), VI. gürftl. SReg. ju $ab. wiber ben p. SWafor oon $onop, ba$ 
ü. £>. 2ütb. Sergio, betr. 1784—1802, Rubr. 93ergwerl!e, p. II, Nr. 1, 
Repertorii II, 38 (122 931.). VII. Cberamt 2)ringenberg, Loculus XIII, 
Paquet Sab. lit. A. 9lr. 1—23. gerner würben benufct eine im Saljre 
1800 in 2öefclar gebruefte „Ubcrftd)t ber an bem Äaiferlidjen ffieidja 
tfammergeridjte anhängigen 3lppenationä«<Sad)en 3n ©adjen be$ «£>erm 
3Rajor oon SDonop $u £immingl)au|en unb 8t. glüdjting qua Curatoris 
Massae 9ftamenö ber oon fconopfdjen Grebitoreu contra ben gattor Stnton 
Ulrtc^ unb bafür eintretenbe fürftlid) Sßaberborntfdje £offammer" unb 
eine ungebrurfte „ßurge Überftdjt ber bieder obgewaUeten ©treitigfeiten 
unb bed mangelhaften 93etriebe0 ber CKfenberg- fürten« unb $ammerwerte 
au SUtenbefen im Grbfürftentum *ßaberborn" oom 14. 3uli 1803 (23 931.). 
Unter ber im Solgenben angej. „Uberfldjt" wirb bie erftere oerftanben. 

10* 



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148 

„ünfere liebe getreumen SRentmeifter jum $)ringenber<f, unb 
„^erftfcfcer SBefelMaber, Herman Heistermann, unb Joannes 
„Ludwigs untertänig ju erfennen geben; was geftalt fte 
koffern ffirfc an malbe über unfer $orfffd)afft Wltenbefen an 
„ben ftfern fluten, unb auf St Catharinen &luf?*n>eibe 
„an jeben ortlj, mit ben erjten, jmeiteu, brüten, bitxttn, 
„unb fünften maa% ju befommen aer^offten, mit unter* 
„traniger $itt, mir wolten gnebiglj gerufen, fte bamtt nad) 
„5Berg<f$wer<f SRedjt, unb ^erfommen gnäbiglid) ju belehnen, 
„be* mir bemnaefc folgern tyren untertänigen fudjen 
„gnäbiglidjen ftatt gegeben, unb t^uen baffelb Ijtemit Ärafft 
„btefeö, jebocfc und, unb unferen nad)fommen ben gewöhn« 
„Ik&en Qtf)tnbtn, unb SSorfauff Sorbe^altenb, beffen £ur 
„Urtunb l>aben SBir unfer förftltcfc Secret unben ufftrüclen 
„lagen, ©eben auff unferem ©djloä Neuhaus ben erften 
„octobris anno fed)$jel)n #unbert, unb ©teben. L. S. wl ) 
SEBie weit fid) Ijiernadj ba« öerlie^ene gelb erftreden 
foffte, fonnte bei ber Huabrudsrocife biefer Urtunbe jroetfel* 
l>aft fein. Unb in ber Xljat beriefen ftd) in bem großen 
^ßrojeffe, welker foäter wegen ber fflergroerfe geführt würbe, 



*) $a$ Original Ijat fldj nid&t aufftnben laffen. 5)er Her mitgeteilte 
$ert ift eine ©tbergabe ber Stbfdjrift, welche ßd) in ben «ften be* Staate 
«r^iö« in Söefrlar, vol. IV, fol. 1615 bepnbet; biefelben Slften entgolten, 
yoI. VIII, fol. 31—32, bie Äopie einer ^weiten 2lbfd^rift r weldje nad) bem 
notariellen SBeglaubtgungSoermerf mit ber bem SRotor öorgelegten „tn 
öorigem Saeculo ber grifft nad) gefdjriebenen (Sopen nad) fletfßger l&oüa» 
tionierung öon wort $u wort gleidjftimmig befunben" ift. 9tod) biefer 
jweiten Sflbfdjrift ift bie oben mitgeteilte angefertigt Son einer biplo* 
matffd) treuen SBibcrgabe fann feine Sftebe fein; für biefe, wie für auf 
anberen in ben SHten M ehemaligen 3fteid)$fammergertdjt$ beftnbli<$en 
Äbfdjriften ift $u beachten, bafj „bie bamaligen SRotarien unb 9Hcr)ttT im 
Sefen ber alten Sprache unb Sdjriftaüge wenig bewaubert waren unb bie 
fflorte oft wtHfürlid) nadj bem iljnen geläufigeren Sbiom änberten", oergl. 
SSiganb, £>enfwürbigfeiten, gefammelt au« bem Slrdjio be$ tReidjSfammer« 
geriet« in SDefclar, ©. 85. 



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149 

Betbe ^arteten auf bcn SBortlaut eben bief er Urfunbe: Die 
eine, um ju betoetfen, baß ben erften (Erwerbern ba$ ganje 
gelb üon ben „Sfern Äuljten 11 bis an bie „JJluawetbe 41 
öerltefjen fei, bte anbern bagegen jum SKad&weife baffir, 
bafc gerabe burd) btefe Urfunbe bte erften (Erwerber auf 
fünf aWagen an jebem ber beiben genannten Orte beföränft 
worben feien. 

Die eine Hnftdjt ging f)iernad) bafjin, bafc bie „3ffer* 
SJu^te 44 ein öejtrf nörbltdf) Dom SRef)berge, tttoa in ber 
©egenb beS „©diwarjen Äreujeä 44 gelegen, fei. Dtefe 
Huffaffung fdjeiut tf)atfäd)tid) irrig gewefen ju fein, 3fn 
teiner SBefdjreibung ber ©egenb wirb oberhalb Ältenbefen 
ein SBejtrf als „ftfer^uljle 11 bejeid)net. Dagegen l)etfct ein 
Streifen £anb jwifdjen ben „Sieben ©rünben 44 unb bem 
„©interberge 41 unterhalb Ältenbefen auf einem waljr* 
fd^etnlid) im 3fafyre Uli angefertigten *ßlane ber ©egenb 
um Ältenbefen unb nod^ jefct bte „ffitx*$tuf)U." Die alten 
fingen ftnbet man nörbltdfj bis ju bem SBejirf „An ber 
$eibe," welker and) ,„3tngerf}äuff" 0t3 n & cn ©ingern u ) 
genannt tütrb unb weftltdj üon ber Dorffd&aft ©re&enfjagen, 
nörblidj Dom „©djwarjen ffreuj 14 liegt, ©übliel) t>om 
,,©d)Warjen Äreuj" fdjtiefjt ft$ ber „SBolf«* (SBulwer*) 
SBerg" unb an biefen füböftlidlj ber ,,5Rej)* (SloIjnenO SBerg" 
an. Die (Etnfenfung füblidf) üon biefen JBergen wirb al£ 
„(Ebene 14 ((E&enljöbe, (Ewene) bejeid)net, hinüber füljrt ber 
alte ga^rweg nad) SWie^eim über Sangelanb, ljinburd(j ber 
lunnel ber SBa^n ?lftenbefen*Driburg. ©üblidj ^ieröon 
liegen ber „SJöfjler"* unb, ftdf) öftltd) an biefen anfd)lief$enb, 
ber „iEröten (Sreuten, £rutten> JBerg" bis nadj SJembüren 
§in. Der fttblid) ba&on gelegene „SBoHerbornSberg 44 jer* 
fällt in bie befonberen SBejirfe „$üttenf>eibe 44 , „aWitteiberg" 
unb „Jjpüttenfop 44 , an bie ftd) int ©üben ttrieberum „Sülfen* 
fänadfen," „^iegenftallSgrünbe, 14 „DübelS*$ftaäen, 44 „©adjfen* 
born, 44 „Driburger ©runb 11 unb „#o&engrunb 44 bis an bie 



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150 

Sanbftrafje &on SBufc nad) Driburg anfdjltefcen. ©fibltdj 
Don bfcfcr ©tra§e liegen „§afler$grunb," „Outdjicrienberg," 
„Jfrummer CEfel," „SBhfentiainljolj, 14 „#au$l>eibe" unb, 
öftlid) &on ©cfyuanet), N 9Rurjo$ M unb „#anbftein, M tvtity 
ftd) bi$ an bie „Sflugroeibe" erflrccfen, worauf ftdj nod> im 
3atyre 1780 bie ,,©t. flat^arinen £lu8 M (Älaufe, ÄapcHe) 
befanb. $)te ©ntfernung &om „©d)tt>arjen JfTeuj" bis 
l)ierfyer beträgt jwei gute ©tunben. 35aö ganje ©ebtet 
burd)fd)netbet öon Sorben nad) ©üben, ftd) immer auf her 
Jjpöfye ^altenb, ber Sggeiueg, welker oberhalb bes £unnefe 
ben alten Siie^eimer 2Beg freujt. Äße genannten SJejtrfe 
finb mit ja^lretdjen alten fingen bebeeft, im ^atjre 1790 
jaulten ber ©teiger ÄnbreaS $artig au& Qba unb ber 
JBergmann Daniel $arbmann au& HnbreaSberg allein auf 
ber „ffluötoctbc -1 beren über jroeiljunbert. l ) 

@ine SJermeffung ber in ber Urfunbe verliehenen „fünf 
ÜWafcen an jebem Ort" fanb öorerft md)t ftatt. Die 33e* 
Helenen begannen — mie mit ©td)erl>eit angenommen 



») @t. St. ©efclar, vol. I, fol. 274 ff.: ^eridjt M ^orfhneiftfrt 
SDeftp^alen d. d. 33raW, ben 10. gebruar 1780, beftärigt burd) ben 33e* 
ri4t be* Ijodjfürftl. »ogten Stenner d. d. Driburg, ben 13. April 1780; 
vol. II: Sßrototoll be« SRid&ter* 2Binbl)orft auo 9iiel)eim, d. d. SUtenbefen, 
btn 27. SRär$ 1781. 20. ijatte bie ©egenb mit beu älteften SBewofcnern 
öon SUtenbefen befud)t; vol. VI, fol. 185: ^ngeige ber oben genannten 
Bergleute oom 26. gebruar 1790. 2)er oben erwähnte $lan befinbet fty 
vol. VIII, fol. 176—177. £ier wirb au^brüdFlid^ bemertt, bafj bte „3fer« 
Jfoiljle" beinahe breioiertel ©tunben oon bfm bamaligen mm SDonopfäen 
©c^ac^t auf bem Sfteljberge liege. 2)ie Seaeidjnung „3fer«5frtl)le" finbet 
fidj übrigenö fd)on in bem 2lu$gug auö bem fürftl. 9?eubäufifc^en Äora- 
fdjreiberei*8agerbud)e oon 1596, wo bie $*eftfeer ber i'änbereien „uf* unb 
„an ben Sfern.Äufjlen" aufgeführt finb, abfdjr. vol. VIII, fol. 168 ff. 
2)ie 2Weljr$aljl ber genannten tarnen finbet man auf ber Äarte ber Sßrenfe. 
8anbe$«ttufnaljme oon 1896 9tr. 2368, wo ber gange üBqitt Dom „©djwar^en 
Äreuj" btd jur „ftluöweibe" ald „ßgpegebirge" begeidjnet wirb. $>ie 
©efleidmung „3fa>$ul)le" fer)lt. „$n ben Fingern" (©eblaefen) lagern 
nodj jefet bebeutenbe ©djlatfenmaffen, 



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151 

»erben lamt 1 ) — ben Sergbau im SReljberge unb legten 
an ber ©teile oberhalb SUtenbefen, wo jefct bie im ftaljre 
1837 erbaute (Rfen^ttttc liegt, ein Jjptittenwerf an. %n 
welker SQBctfc baS SSBerf betrieben würbe, tnSbefonbere ob 
©adjöerftünbige jum Setriebe be$ SergbaueS Ijerangejogen 
würben, barüber feljlt jebe 9iad)rid)t. 3febenfafl$ war bie 
Ausbeute ber folgenben Qia^re nidjt ganj unbebeutenb, ba 
fidj im Qafyvt 1614 Jjpeiftermann unb bie ©öfjne be$ in* 
jnrifdjen öerftorbenen Subewig mit ber Sitte an ben Surft* 
bifdjof wanbten, einen ©djmiebeljammer auf ber Seile (Sefe) 
unterhalb Ältenbcfen anlegen ju bürfen. Hui) biefe Sitte 
ttmrbe innert unter bem 4. Degember 1614 gewährt, unb 
jwar burd) eine ÄonjcffionSurfunbe folgenben $nl)alt$: 

„Son ©otteS ®naben 933ir ©ieberid) Sifdjoff beS ©tiffts 
„*ßaberborn £f)un Ijiemit bezeugen, nadjbem wir Ijiebeoor 
„unfern SRentmeiftern jum Dringenberg unb Sewerungen 
„Sieben getreuen Jjpcrmanßen $eifterman unb ©erlaubt 
„fangen SubwigS feiig Serwaltern beS ©tifft« $eerfe 
„mit einem eifenbergwerdt an unferem geljölfce bet) ber 
„Wonnen Sergf gnäbiglid) belehnet, unb ber Ättmadjtigte 
„®ott barju jhnlid) glfidE üerlteljet, bafc barauS gut ©ofc* 
„werdt, unb fd>mibt eigen fortgebracht, aud) ferner Der* 
„hoffentlich fortjubringen, unb wir oon ermelten unferm 
„SRentmetftern, unb ^ofjannen Subwig feel. fofjn untertänig 
„angelanget, ^fjnen gnäbigltdj ju concebiren, unb ju er* 
„^tatUn, ba§ fie jur beeren fortfefeung folgen eifenwerdtS 
„einen fcfymtebeljammer auf unferm wager bie Seile leggen, 
„unb anrieten mögten, bag wir bemnadf) umb gemeinen 
„Sftufcen aud& i^rer (Erben befter Seförberunge willen, 



') hierfür fpridjt ber Umftanb, bafe ber »eliberg $u ben oon ©d^tl« 
bergen Seljngütern gehörte, bereit 99efifcer 1625 aU foldjer ba« SBergwerf 
für ftdj in Sinfprudj na§m, mäfyrenb bie angrenjenben Söälber furf tbif ^ d flic^ 

waren. 



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152 

„folgen untertänigen jucken in gnaben Statt get$atnt, 
„Iljuen au$ §iemit bergefialt, baß nemltd) ermefter §tiftn* 
„man, audj ©teberid), unb ffiityelm gebrflbern £ub&igd 
„folgen Jammer unber unferen «Dorff alteubefen auf unferen 
„wa§er bie Seile anrieten, bawen, unb barauff nad> t^ren 
„unb üjrer (Erben beften nufcen fdjmieben unb batton ge* 
„nießen mögen, audj und unb unfeten nadjfommen batwn 
„alle unb jebeS ftafjrS, fo lange folget Jammer in effe 
„bleibt, trier Wtljlr. untierfteigerter pfac^t erlegen, unb 6e* 
„jaulen, unb fonften ftd) unfer* $otye£ be« orbts oljne 
„unfer unb unfer na$fommen befonber erlaubnü*, unb 
„erjagte erftattung ganzer bingS enthalten, unb bafcelb 
„Derfdjoljnen foßen, unb wollen, ftnma&en fie und hierüber 
„il>re befonber e öerpflidjtung geraufter gegeben Ijaben, ofyxt 
„gefeljrt. 3 ur Uljrfunb §abe biefe fflegnäbiguug mit unferen 
„ljanbjetd)en, unb an^angenben fürftlid)en ^nftegeü be* 
„Iräfftiget. geben aufen ©djlofj Sleu^aug b. 4. Xbrs Anno 
„1614 Ditherich. L. S." 1 ) 

Der Jammer würbe an ber ©teile jwifd)en ber jefetgen 
Äöniglid)en Oberförfleret SJurbefe unb SUtenbefen, wo vox 
bem ©o^nljaufe bie ÜWauerrefte fcon brei ©ebäuben 2 ) beutltd) 
ertennbar finb, angelegt unb baS SBerl in ben nädjfleu 
3fa^ren a ) mit folgern (Erfolge betrieben, ba§ §orrton in 

>) 9tad> ber «bfdjrift 6t. 8. Söefciar, vol. VIII, fol. 32—33. 

f ) 2)a3 fpater an biefer ©tefle «nietete 3Bolm&au$ wirb nodj fce* 
»oljnt. 5)er abgeleitete ttrm ber 8efe, welker baö £ammerrab, gegenüber 
bem 2öo$n&aufe, trieb, oerfdjwinbet an biefer <§tefle im 33obcn. Stuf bem 
erwähnten Sßlane ber ©egenb tum St. oom 3aljre 1774 finb bie mer @e* 
bdube oergeid^net. $)er Jammer lieigt im ©egenfafce jit bem Jammer 
Ui ber $nttt oberhalb 81. ber „alte Jammer." Sdjon 1764 werben g»ei 
Jammer beä SBerfe* erwähnt. 92ac^ bem am 1. ©eptember 1774 aujge» 
nommenen Snoentar (<St. 51. Söefclar, vol. III, fol. 1126 ff.) btfaub ft$ 
bamalä an ber @tefle be* jefcigen 2ßofjn$aufe$ ein anbere*, Heinere*. 

■) <5ine nofy oorljanbene auf biefem SBerfc bergefteüte OfenpTatte fteflt 
im $attptbi(be bie SRuttergotteä auf bem $fjrone flfcenb bar unb jeigt bie 
3a$re«gab,l 1622, <5(jrontt Don SHtenbefen. 



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153 

feinem *ßanegtyrifu* l ) auf ben Ofürftbifd&of 3)ietrid) im 
3faljre 1616 Don bem JBerge bei Stttenbefen fpredjen lonnte, 
M au$ bem eine große üttenge (magna vis) ffitfen unb (grj 
geförbert tuirb." Daß aber biefe Angabe, roeldje für fid) 
allein bei bem ßljarafter beS angeführten SBerfeS geringe 
JBebeutung fjaben würbe, ben tfjatfädjlicfyen 85erf)ältniffcn 
entfprad), bereift ber Umftanb, baß ber bamalige SBejifcer 
ber Don ®$tlberfd)en Setyngüter, ju benen ber SBejirf 
be« 33ergmerfe$ gehörte, im 3fat)re 1625 gegen bie ©cfoerf* 
fdjaft mit bem Änforudje auftrat, er allein fei jum 33e* 
triebe be$ ffiifenmerfs berechtigt, ba bie ftörberung bc$ 
CtfenfteinS in einem ju ben Don ©djilberfdjen Seljngütern 
gehörigen SBalbe gefdjelje. Unter bem 16. ÜWär* 1626 er* 
forberte ber gfürftbifdjof gerbinanb Don ber Regierung über 
bie Angelegenheit JBeridjt. $n tfjrem am 2. April beweiben 
^afyreS erftatteten SBeridjte 2 ) ertlärte ftd) bie {Regierung 
entfdjieben gegen ben Änforucfc ber ©Silber. Die ©e* 
toerten Ratten junädjft beftritten, ba§ i\)X ©ergmerf fid) in 
einem Don 6d)Uberfd)en SBalbe befinbe. Allein ganj 
abgeben Don biefer %xaQt, mit beren ©ntfdjeibung 
man fid) nicfyt Ijabe aufhalten wollen, fei f)ter lebiglid) 
entfdjeibenb, ba% ber 2anbe«fürft unjweifel^aft ba$ *iRtd)t 



l ) Lib. II, cap. VII. »ieHeidjt infolge M ©infulld Sljriftianä öon 
39raun[d)n>eig in baö $od)ftift ^aberborn befdjlofc bie $ab. ^Regierung am 
3. Cftober 1622, bie £ütte unb ben Kammer bei Wtenbefen burd) ben 
Wentmetfter gum 2>ringenberg „nieberlegen unb abfdjaffen" ju laffen, Dri- 
ginal«€>ifcung«protofone ber Sßab. SRegierungtfanglri im 2hrein*»x'lrd)lDi 
Slbt. Sßaberborn, cod. 139, fol. 202, ogl. aud) ebenba fol. 143, 214. 
©eldje Sftafjnabmen bie golge biefe* 93ef$Iuffe$ geroefen finb, liefe fid) 
nid)t ermitteln. — 3n ben im Sereinö-Ärc^iö aufbewabrten Sitten 
pnbet fidj in 8b. 20 ein 6d)riftfafr beS 33ifd)ofd Sriebrid) SBüljelm oon 
ißaberborn an ben Äaminerridjter in Söefclar, d. d. Sßaberborn, 4. 5Dkj 
1784, 9 «Blätter gul. 

*) @t. K. SBetfar, vol. VIII, fol. 277-279. 



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154 

$abe, ba* SBergregal burd) SBerleiljung ber ^Berechtigung 
nad) feinem (Brmeffen auSjuüben; ba&on, ba§ au£ bem 8fc 
ftfec be« }u ben Seljngütern gehörigen ©e^Ijcd aud) bad 
SRedjt auf tie ©ewinnung ber unterirbifcfcen ©d)ft&e folge, 
tonne leine Webe fein. Qurd) baS ffieffrfyt 1 ) d. d. SBorra, 
ben 28. a»ttrj 1627 wie« benn aud) ber gfirftbifc&of ben 
üon ©djilber erhobenen Änfprud) ab, wobei fid) ber Antrag 
[teuer beruhigte. £>od) fdjon im Qfa^re 1642 machte fein 
SWadjfolger im SBeftfce ber oon ©djilberfdjen ©üter, ^ermann 
SBem^arb oon ©d)itber, einen erneuten ©erfud), baS (Eifen* 
wert }u erwerben, unb eö gelang i§m in biefem 3?aljrt, 
bie JBefifcer bedfelben jur Übertragung be« britten j£cÜ* 
be$ SBerg*, $ütten* unb $ammerwerts an bie oon ©djilberfdp 
ftamilie gegen Srftattung ber ©umme oon 200 (2000?) 
Xljalern ju bewegen. Sieben 3?at>re fpäter, am 25. 3um 
1649, erwarb er bann für ben baar besagten <ßrei£ oon 
500 (5000?) SEljalern burd) einen „unwtberruflic&en erb* 
taufoertrag" 2 ) baS ganje ffiert erb* unb eigentümlich für 
bie oon ©djilberfdje gamilie. 

Hn welker ©teile unb in weldjer Seife bie neuen 
SBeftfeer ben Sifenftein förberten, lägt ftd) im Sinaelnen 
ntdjt meljr ermitteln. %n ben Äften be« ©taat&ardjtitf 
in äBefclar ftnbet ftdj jwar ber „Abriß eine« ©totfertf, 
welken ber $hinftretd»e «Die. (J^rifKan fceppeminn b. §. 
$>roften Don ©d&ilber $u $immigl>aufen an ben SJerg 
jwifdjen ßrpentrup unb olbenbefen jum eifenwer! getrieben. 41 
Offenbar ift bie« berfelbe ©tollen, Don bem ber tfieid)£* 
Ijofrat Don S)onop fpäter behauptete, er t>abe cm bie 



>) ebenba, fol. 279-280. 

f ) ebb. vol. VII, fol. 18—33 (mitgeteilt in ©eilage I). Son tiefem 
Sertrage finben fld) ßopieen öon brei notariell beglaubigten Slbfdjriften bei 
ben $ttten, meldte bid auf ben Umftanb übereinfrimmen, bafj $wei berfelbes 
aW Äauforei* für ben britten Seil De* 2öerfe* gweitaufenb (ftatt $»«• 
ljunbert) unb für baö ganje 3Bert fünftaufenb (ftatt fünftunbert) angeben. 



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155 

1500 {RetdjSrtjaler gefoftet. Dagegen ftnbet ftd) feine An* 
beutung, in welchem Qfaljrc ber ©tollen angelegt worben ift. 

@S tft jebod) unzweifelhaft, baß ber ffletrieb beS SBerg* 
tuerfS in ben erften jwei ^a^rje^nten nadfj bem ©rwerbe 
burdj bie ©Silber fc^r ertragreich war. Auf bem glitten' 
tuevf würben jal>lreidje Öfen gegoffen unb jwar fo t>or* 
2ügltd^ / baß Öfen au« biefer Qtit bis gegen baS Snbe 
beö neunzehnten $al)rtyunberts in ©ebraud) gewefen ftnb. 
©o l)at in $aftebt ein foldjer Ofen au« bem $at)re 1671 
nodj bis jum &rfil)jal)r 1900 jum #eijen gebient. 

©eit bem Qf a ^ rc l ß 70 würbe jebod) ber SBetrieb beS 
SergwerfS gänjltdj t>ernacl)ltiffigt. Unter bem 4. ©eptember 
1673 berietet ber SSogt SKemering in Driburg, baß feit 
bem ftaljre 1669, in weldjcm nod) 48 fruber ^e^nt^ffirj 
eingebracht feien, fein Srg mel>r gebrochen fei. „Sorot 
%a\)T 3fft jwar bie Qfer Sfrüttz Qmtymafyl Angefangen, 
Aber wieber Ausgegangen, Unbt fein gebtag gehalten, bieß 
^aljr Hber ßwolff ©odjen geblafen." @rft im 3<at)re 1684 
fonnte bem bamals regierenben gürftbifd^of üon Sßaberborn 
.^ermann ffierner berietet werben, baß baS ffiifenbergwerf 
bei Ältcnbefen üon bem Droften Otto ©eorg &on ©Silber 
wieber „ju gange Unbt jimblicfyen ftanbt gebraut worben 11 
fei. Siefleicfyt würbe in biefer 3eit & cr °& cn wwft^nte 
©tollen getrieben, allein biefer Serfucfy einer ffiieberin* 
betriebfefcung beS SergwerfS fdjeint nid&t gelungen ju fein. 
XBenigftenS berichtete ber Sogt (Jtjrifttan 95?e^ring gu $>ri* 
bürg am 3. üttürj 1687, „baß an bem Sifen @rfc bieS 
iatjr nid&ts gearbeitet; fonbern bie fd&melfc glitte p alten* 
bedien fdjon Iängft matt gelegt" fei. S)aS in ben Sergen 
reidfflidb üortjanbene ffiaffer fd^eint — nad^ einer Änbeutung 
beS 5Reid^St)ofrat^S üon Donop — bamals jeben (gruben* 
bau unmöglid) gemad&t ju tyaben. 1 ) 

l ) 2)«fe {Darfteilung beruht auf ben Elften bed Dberamtä bringen» 
berg, Loculus XIII, Paq. Sub. lit. A 9bc. 1—7. Snabefonbere tft tjier 



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156 



n. 

Sine ffienbung gum Sefferen trat crfl ein, ttadjbem 
ber 9?etd)«t>ofrat oon Donop bei Äntretung ber üon 
<Sd)itberfd)en ®üter im Qal>re 1715 toon bem bamalS re* 
gierenben fjürftbifc^of 3franj Sfrnolb mehrmals oufgeforbert 
toorben hmr, baS ©erl toieber ju betreiben. 



für bie Sa^re 1656 (9h 1), 1659 (9h. 2), 1660 (9h. 3, 4, 6, 7), 1661 
(9h. 5) bie (Sifenfteingewinnung unb ber SBetrieb be* Qüttemoerfe* <nrf- 
brütfltdj bezeugt $ier ftnbet fid^ ferner (9h. 10) ba0 Steffript be* gürfr 
Bifc^ofd ^ermann ©erner Dom 9. Oftober 1684 „wegen be$ Sehnten 
tfübell C£rfce$ unb bedljatber $u beeibigenben Berg 9fteifter«/ 

Am 2. Äuguft 1660 würben auf bem Oberamt S)ringenberg bau 2>ri- 
burger 9J?eifter £enrid)en jwet Später bafür be^a^lt, „bafj er eine 9h»e 
offen formen ttnbt $u einem offen eine boben form gu giejjung ber offen 
9to<$er altenbefen gemadjet." 

3m Saijre 1660 Ijatte fi$ ber gürfibiföof mit bem Seftfcer ber 
SBerfe baljin geeinigt, bafj er bai 3^nter^ auf ber Quitt oerfömelgen 
bürfe. 3n ber britten 2öo4e, in welcher er nad) biefer Vereinbarung auf 
feine 9hd)nung gießen laffen burfte, würben fünf Öfen größerer ©artung, 
weldje fämtlid) meljr aW 9 Zentner wogen, unb brei Öfen fleinerer Art 
im ©ewidjte oon 5 V, bie 6% Zentnern gegoffen. 3nt ganzen tft in 
biefer 2Bod)e „an (Jifen gefallen" 96Vi Zentner 34 $funb. 3n ber nterten 
2öodje würben ebenfalls fcfen gegoffen, unb jwar einer ber größeren 
©attung im ©ewidjte oon 9 Gentnern 40 Sßfunb, wäljrenb fet^d fleinerr 
Ijergeftettt würben, weldje 5 bil 6 1 /, Zentner wogen. 3« biefer 5öoa> 
würben im ©an$en 92 % (Jentner 43 $funb ©ujjeifen probujiert. ©djltefcfia) 
würben in ber fünften 2Bod)e brei größere Ofen im ©ewidjte oon 9 l / t 
btd 10 V 2 Zentnern unb jwei Heinere mit einem ©ewidjte oon 5 7» ßentnent 
gegoffen, unb belief fidj bie ^robuftion ber SBodje auf 93 Zentner 37 
$funb (Jifen. 9Ran wirb aui biefen eingaben anf eine burdjfönittliöV 
wödjentlirf)e ©ufeeifenprobuftion oon 90 bis 100 Zentnern in biefer 
^eriobe fdjliefjen bürfen. Sreilid) finbet fldj feine fWitteilung barüber, 
wie oiele 2Bod)en im Saljr auf ber £ütte gearbeitet würbe. 

@8 arbeiteten in biefer 3«t auf ber £ütte, „wie bräudjli^", mer 
Ceute, oon benen ber „$üttenmeifter" wödjentiidj 2 5$Ir., 15 fön., 
9 ^, ber „Aufgeber" 1 £ljlr , 15 fd)H., 9 ^ unb bie beiben fcute, „fo 
ba* <£ife Hopfen Unbt wafdjen," je 1 fci&Ir., 10 f$tt., 6 $ erhielten, na<§ 



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157 

Staxl #emrtd) Äaftmir ÜWortfc &on ©onop ju ©öbbel 
mar tatferlidjer WeidjS^ofrat in SBien getnefen mtb Ijatte 
ftd), tt>al)rfd)eintid) Dor bcm 20. Januar 1714, mit einer 
£od)ter be« 3)roften Otto ©eorg Don ©djtlber Dermalst. 
2fa biefem Sage erging nämltd) in ber ©ad&e be* 3)rojten 
öon ©djilber um SBeftätigung ber Übergabe aller feiner 
Seljn* unb «ttobialgüter an feine £öd)ier .tum ber fürft* 
liefen Seljnfammer ju Sßaberborn ber JBefdjeib 1 ) baljüt, 

ber Stedjnung be« DBeramt« 3)ringenberg öon Dftern 1659 bi« ba$in 
1660. $a« bem Sürftöifdjof gufteljenbe 3eljntera reichte au«, bie §ütten- 
Ieute fleben Söodjen unb einen Sag gu befdjäftigen. 

£>er im Sert ermahnte Ofen öom 3«l)w 1671 jeigt auf jwei platten, 
bie etwa 1 Sfleter $odj unb 80 Zentimeter breit finb, im Relief abgebilbet 
3efu« unb bie ©amariterin am Brunnen mit ber 3nfdjrift: „$Jom Srowlein 
öon ©amaria". darunter bepnbet fldj ein anbere« 93ilb mit einer nid)t 
meljr gu entjiffernben Snfc^rift. SDte brittc, etwa V, 2Reter breite, platte 
(teilt bie Saufe 3efu bar mit ber ttmf<$rift: „Sofanne« bofft <S$riftu«." 
^Darunter fte^t in altertümlichen 3tffem bie 3a$re*jal)l 1671, unb unter 
biefer fielen wieber jwei weiblidje ®eftalten. 

2)ie gorm, in welker biefer Ofen gegoffen ift, ftammte fd)on au« 
früherer 8eit. <5« Ijat fid) nämlid) ein Ofen au« bem Satjre 1613 er- 
halten, ber auf ben (Seitenplatten genau biefelbe 2)arfteHung geigt, wie 
ber öon 1671, oergl. „ffiefrf. Solftbl." *om 21. Kuguft 1900, 9tt. 382. 
3)ajj biefe beiben Ofen t$atffid)tt$ in «Itenbefen gegoffen finb, ift freilief) 
ni$t au«brücflidj bezeugt, jebodj fe$r waljrfdjetnltdfj. 

(Sine nod) öorljanbene Dfenplatte mit ber Sa^reöga^l 1699, welche 
ba« Urteil ©alomo'« barfteHt unb in einem Stoppen über bem Silbe einen 
fpringenben 8öwen geigt, ber in ben flauen ein <§d)wert unb ein $feil« 
bünbel $ält, ftammt ebenfall« au« ber ftltenbefener ®iefjeret, (Slu-onif oon 
SOtenbeten. 

*) 8t. 81. SSefclar, vol. V, fol. 140; ljier pnben fldg aufeerbem, fol. 
137, 8e$n.*ReöerfaIe de anno 1548 unb, fol. 138—140, Specificatio 
Pertinentiarum feudalium, praes. 26. 3mti 1686.— 3)a§ bie Hlten- 
befener SBerfe ni$t ju ben ßeljngütern ber Don £d)ilberfd)en Samilie ge- 
hörten, ift unzweifelhaft. 3war ift in bem Sfcefrript be« (Sljurfürften ©lernen« 
Huguft, d. d. SBonn, ben 29. jebtuar 1756 an bie ^abeTbornifdje £of- 
fammer (@t. Ä. attunfter, $ab. £off. Rep. IV, 776, fol. 5) ber Gljur- 
fürft „gar nidjt gemeinet, ju ber etwa öorfenenben alienirung be« (£ifen- 
werf« an bie ^ernt £erfcogen ju SBraunfäweig bem öon 2)onop feinen 



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158 

bafj „quoad feudalia nid^t nur bie gebetene (Jonfirtnotum 
abgeflogen, fonbern aud) biefertroegen ermeljnter £el)n< 
lammer quaevis Gompetentia reservirt" ttmrbe. Itofr 
bem l>ierna$ bie fieljnfammer bie Übertragung ber ton 
©djilberfdjen fie&ngfiter an bie Softer für unftattljaft ^iclt 
blieb ber SRetd^ofrat t>on ÜDonop nad) bem im 3fal)re 1716 
erfolgten £obe beS S)roften Otto ©eorg öon ©$ilb«r, 
melier feine männlichen SRadtfommen Ijinterliejj, im $e« 
fifce ber uon ©djüberfcfcen Setjngfiter $immtgl>aufen, ffrpem 
hup unb fiangelanb unb beS Don feinem ©d)ttnegert>aier 
fyinterlaffenen aUobial'SBermögenS, indbefonbere be* Serg«, 
#ütten* unb £>ammerroerfe$ bei Ältenbeten. 

«I* er im ^aljre 1715 bie «ufforberung beö fjürfc 
bifd&ofs erhielt, ertlärte er ftd) jroar baju bereit, ba$ ©erf 
tuieber ju betreiben, bat aber mit Slfitf jW)t auf bie grojjen 
Soften, tueld^e ber Setrieb be* JBergroertS erforbere, ber 
gfirftbifdjof möge gerufen, „ben ^eljenben fo bero Stents 
fammer jum ©ringenberg bat>on gebühret, einige ty<$t f 
liebige $al)re ju beljuef folcfyer Äoftba^ren Unternehmung, 
}u remittiren, aud) bafc ju bem enbt einiget geljölfc, bcff CT 
man ju fentung ber ©djttdjte ober anlegenber ©tolle an 
benen ordern, tooljin man aufc bijjcitigem geljölfe fdjroerlid} 

$anbe«- unb £eljn*l>errlicrjen (Sonfena ju erteilen"; allein bai 2Betf $ 
ftetö aU ein OToMaTgut ber non ©dn'lberfdjen gamilie angefefcen w& 
be&anbelt worben, unb wirb überbie« biefe ©igenföaft beäfelben in einen» 
Sltteft ber Sßaberborner £offammer auebrücflidj bezeugt: w 9ladjbema§tat 
ben Ijiefiger r)od^fürftI. (Sammer ber ffL $. 9t ton Xonop gejiemenbt an« 
gezeigt ))at, nie baff er $u fixerem (Enbt unb beljuef eine* attestati, 
bag fein ben ber 3)orffd)aft 93eten Diepgen $odtftiftt belegener eifen^aunner 
fambt bem SBergwerf Ijiefiger Kammer mit feiner Öebnbarfeit anflebe, fon&t» 
ein (Srbfrücf fene, benötiget wäre, mit bitte, iljm fotljaneö attestatum 
3u erteilen, 2öa$ wirbt hiermit attestiret, ;bafc ben tyeftger t>ocr)fürfti 
(Sammer fidj weiter feine Wadjrirfjt befinbet, alfe bag öon geb. Cfyfen&ammff 
iä^rltc^d 4 rtylr unb oon bem SBergwert ber 3*fcnbte, welker jefco annatün 
ad 30 3$lr. öerctccorbfrt, entrichtet werbe. Uljrfunblidj k. Sßaberbotn 
Un 7. 3uni 1726/ 6t 31. fünfter, $ab. £oft Bep. IV, 1197, foL t 



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159 

roafc Einbringen fan, benötiget fetjn würbe, burdj bero 
$olfc ftörftern burclj haart QaffluxiQ, tw* *°* biefem möge 
angewiesen werben, ©näbigft anjubefe^fen." ©eine Sitte 
würbe gewährt, tnbem i^m bei* gürftbtfdjof unter bem 
18. 3;uni 1715 ntd&t nur eine jweijätyrige fjvci^cit Don 
bem ju entridfjtenben 3ef)nten bewilligte, fonbern aud) ben 
Mentmctfter unb Dberförfter be* SfmteS Dringenberg an* 
wie«, „befagtem üon Donop ju obigem beljuef, baS nötige 
budjenljolfc beS enbts an oljnfdjäbtKdjen örtljern, jegen ba^re 
Bejahung anjuweifen unb abfolgen $u laßen." 1 ) $m SBe* 
ftfce biefer „Äonjeffum" begann nun ber SReidjSljofrat öon 
S)onop baS ffierf auf eigene {Rechnung ju betreiben, legte 
toerfcljiebene ©o^n« unb $Uttengebttube an unb braute es 
in ben nädtften 3?aljren f° Wc ^ ^ a 6 & cr föentmeijter be$ 
HmteS ÜDringenberg bei Äblegung fetner öfterlidjen {Segnung 
im ftaljre 1717 berieten fonnte, ba« ßtfenwert bei «Iten» 
belen fei wieber „jutn guten ftanbe gebraut." ftm <Rnjdntii 
jtnb wir über bie folgenben Qfa^re nid^t unterrid&tet; in«* 
befonbere ift nic^t^barüber überliefert, ob bamalö, wie früher 
unb fpäter, befonberS Öfen ben §auptgegenftanb ber $a» 
britation bilbeten. S5on einem Äuffdjwung be8 Sifen^anbel« 
im $od)fttft Sßaberborn in biefen 3fal>ren fann mit ©idjer* 
Ijeit nod) nidjt gerebet werben. Dag aber tljatfädjlid) ein 
Erfolg erjielt würbe, ergiebt fid) barauS, bag ber SBeftfcer 
be$ ffierfeö jidö bereit ertlärte, ben Don i&m »erlangten 
ßeljnten ju bejahen, wenn audf) freilid) über beffen $öl>e 
jwtfdjen tym unb ber #offammer ein ewiger ©treit Ijerrfdjte. 
Denn wä^renb bie #offammer aud) für btejenigen %afyxt 
ben Qttynten verlangte, in welken fein ©fenftein geförbert 
würbe, ^ielt Donop unerfd)ütterlid& an bem ®runbfafce feft, 
bafe er nur bann ju einer Abgabe Derpflid&tet fei, wenn 
baß 2Berf einen (Ertrag abwerfe. 



*) <§t. «. ÜHünfter, $ab. $offammer, Rep. IV, 725, fol. 26-27. 



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160 

<Sd)on tmOfaljre 1717, nad) Ablauf bcr bcibcn „ftta? 
^eit«jafyre," [tritt matt barüber, ob bicfc jmetjäljrigc fjrtft 
üom (Erlaß be« Defret«, weldje« bicfclbc beftimmte, ober 
öom Änblafcn be« $od)ofen«, melier junädjft inftanb gt* 
fefct werben mußte, ju rennen fei. 9iad)bem man ft<& 
enblid) in lefcterem ©inne geeinigt Ijatte, »erlangte Donop, 
bafe tym, nad) 3fn^alt ber „Äonjeffion" fron 1715, §oI| 
au« ben fürftlidjen ffialbungen angewiefen werbe. <£xft im 
Qa^ve 1724 fam man ba^in fiberein, baß ber Qtfyntt jä$r» 
lief) 30 I^aler betragen fottte, unb tljatfädjlid) ift biefe 
Summe für bie 3?aljre 1723, 24, 27 unb waljrföeinK* 
aud) 1726 bejaljtt Sorben, gewiß ein ©ewei«, baß in biefen 
Qatjren bie Sudbeute eine t>erl>ältui«mä{$ig bebeutenbe mar, 
ba Donop ftd) §artnädig weigerte, für bie folgenben Qfa^re, 
in melden ba« SBergwerf „ftetlj« au« mangel tüchtiger unb 
üerftänbiger ©ergleutlje ftille liegen geblieben" fei, ben 
3el)nten ju bejahen. öbenfowenig wie bie §oftammer bie 
Offenlegung ber erften Äonjeffton«urfunbe feiten« be« Steidj«* 
Ijofrat« öon Donop erjwingen fonnte, war fie imftanbe, 
in ber ftrage be« .ßefynten ^ rcn ©iflen burdjjuf efeen. ') 



*) S)ie jaljlreidfjen ßrlaffe ber Regierung unb £offammer an bie 
fürftltdjen Beamten unb ben 9R. £. 9fc. b. SDonop, fowie beffen @egen> 
Dorfteüungen unb bie ©ertöte ber ©eamten an bie £offammtr au* ben 
Saftren 1717 bt« 1733 finben fldj in «bfdjnft in vol. VII, <§t «. 
Söefclar. Urfäriftlidje Quittungen über gejagte 3eftnt-@elber St. «. 
fünfter, «ßab. £off. Rep. IV, 725. Sntereffe bieten fie infofern oft f!e 
beweifen, bafj ber ©ang ber Serwaltungltfjärigfeit im £odjfttft bama!* 
ein feljr langfamer war, wie überbauet bie #offammer begw. Regierung 
einem SBerfatyren gegenüber, wie eä 2)onop einfdjlug, ooflftänbig mac^tta* 
gewefen gu fein fdjeint. ßljarafteriftifd) in biefer ©e^ieftung ift befonberl 
ber 23erid)t be« SftentmeifterS SÖranbt in <Dringenberg com 10. Oftober 
1738, monad) Xonop bi« 1732 au*f$l. mit 170 fRtijlx. 3eftntgdb im 
SRücfftanbc war. — 8tuä beut SBcrid^t be* gorftmeifter* oon ©eidmar in 
Driburg bom 17. Samiar 1722 ift ftercorgufte^en, bafj 2>onop fldj erboten 
ftatte, für ba« §$ocf tfo&l&ola 3u 60 SKalter UStHr. oftne bie gorftgebüfcr 



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161; 

Sin #anbel mit ©ifenftein entwitfclte ftd) md)t. 2Wan 
förbcrte benfelben lebiglid} für baS eigene glitten* unb 
^ammermerf. SllS im ^afjre 1719 bev SRid^tcr ©gröber 
in SWietjctm oou ber ^Regierung ben Auftrag erhielt, über 
bie #öl)e be$ Qttynttn SBcrid^t ju erftatten, berichtete er 
unter bem 18. ^uni 1719, eine genaue geftftettung btx 
SRenge beä im $at)r Dörfer fällig geroefenen ^cljnterjeS 
fei nidjt me^r möglich/ ba ber Stergmeifter, ber ba$ SBerg* 
wer! birigiert Ijabe, ba8 Sanb uerlaffen unb $err üon 
Donop bie Aufbringung be$ ©ifenerjeS aufgegeben fyabe, 
nadjbem ein Vorrat an ©ifenftein fyerauSgebradjt uni) jur 
©djmeljtyütte gefahren fei, welcher jum SBerfdjmeljen 
für jroet ^at)re ausreiße. Die ©rjfu^ren beforgten 
bie SJeroofjner ber umliegcnben Drtföaften ©rettenljagen, 
ffirpentrup unb fiangelanb. 

3m ö°^ rc * 730 rourbe ein neuer SBerfudj jur «uf* 
fdjltefcung be8 SBergmerfS, inSbefonbere jur ©afferlöfung, 
gemalt. Der SWar!fd)eiber ftoljann 58ernf)arb ©toefer 
au« «trop (?lborf?) im SBalbedfctyen trieb im SReljberg nad) 
Sangelanb l)in einen ©tollen, weldjer nad) feiner Angabe 
auf bem oon iljm am 7. üDejember 1730 angefertigten 
©runbriffe 1 ) be« SBergwerfS 167 Satter lang mar. ©leid}* 
jeitig würben mehrere neue ©djödjte angelegt, unb fdjäfcte 
ber SRcid)«^ofrat oon Donop bie tu biefem unb bem folgenben 
ftaljre auf ba« Sergroerf uerwenbeten Soften auf über 
2000 Ibuler. Srofcbem mußte er im ^aljre 1735 geftefyen, 
baö ffierf fei fo lange getrieben woiben, oljnc baß man 
„bie geringfte ergefcltd)feit bauon aufjuweifen, melmcljr 
großen ©djaben tjabe." 



ju aafjleu. 3m 3al)re 1756 bejahte Mridj 22 unb 27 £t)lr., 1764 Ijatte 
man bae <Sd)ocf £ol$ für 11 unb 15 &f)Ir. ( tnäljTenb ce 1780 fogar 35 
fylr. toficte, ©t. «. Söefclar, vol. IL 

') ®t «. Scfciar, vol. VIII, fol. 106—107. 
LVIII. 2. 11 



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162 



m. 



£a* $af)T 1732 braute entließ eine entfdjeibenbe 
ffienbuug jum SBefferen. 

Qroti fymnotoerfdje SBergtoerftänbige, ber Dberfaftor ber 
„Äöniglid) ©rojjbrttannifdjen unb #ergoglid) Sraunfdjmei* 
gifd)*£üneburgtfd)en Äommumon" ©eorg Qatob üttofer 
unb beffen ©tteffotjn ©eorg ffiaef erjagen an» ©ittelbe 
am #arj erboten ftd), baö ganje ©erf ju paßten unb 
toöOig wieber inftanb ju fefcen. Hu« ben 33orfd)Iägen 
SRoferS ju bem Sßad&tüertrage ergiebt fid), bajj baö JBerg* 
wer! bamal* „ jum öötttgen ruinöfen ©tanb gebradjt" war. 
©aß bie $ttd)ter trofcbem üon ber Hbbauwürbtgfett be$ 
(KfenfteinlagerS überzeugt waren, geljt barau* t>en>or, baß 
ftc ftd) erboten, für ben Jammer allein jityrlid) 800 £l>aler 
Sßad&tgelb ju jaulen. „Sollte aber Tit. #err locator re- 
solviren, bie (Etjßenfteim&gruben, oljne baoon gewinfi ju 
nehmen, neben bem Ijoljen ofen unb ber §ammert>ütte mit 
in *ßad)t ju geben, fo offerieren ftd} conduetores ju bem 
bei) lefcterer anwefenljeit gu $immtgl)aufen gebottenen jäljr* 
lid)en $ad)tgetbe ad 1500 {Rtytr." gerner foO e« ben 
<ßtt$tern freiftel)en, nod) einen Jammer anlegen ju laffen, 
wenn ftd) ^eraudjteHen fottte, baß baS Steifen mit einem 
Jammer nid)t t»oHftänbtg t>erfd)tniebet werben fönne, unb 
fotten itynen bie Äoften vergütet werben. ©cfcließlid) er* 
bieten ftd) bie Sßädjter, wenn ifyre ffiorfd^Iägc Annahme 
finben f outen, „ein jäfjrl. Sßacfytgelbt öon bem gangen werefe 
jjegen intereffe ju atmneiren, eö würbe aber in biefem ffrall 
bie praemuneration berer 1500 9ttf)lr. nid^t etyer, als jur 
fytlbfcfyeibt auf Martini a. c. unb ber reft auf Oftem 1733 
bejahet werben fönnen, inbem ju etablierung be$ 
werefs unb e^e baßelbe in gehörigen Umgang tombt, 
audj ber (EljfentjanbeU unb wag fonften nötljig ein« 



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163 

gerietet, oljnebem üiele ©elbt crforbert werben 
mirbt." 1 ) 

«m 4. Sprit 1732 tarn ämifcfecn üKofer unb ©acfer* 
ljagen einerfeits unb bem 9?eid)3t)ofrat oon üDonop anber* 
feits ein ©ertrag 2 ) juftanbe, in tteldjem Unterer ba$ glitten* 
toerf an erftere auf fec^d $af)re verpachtete, bagegen auf* 
faflenbertueife ben ^Betrieb beS SBerg* unb §ammerroerfe$ 
fufj fetbft üorbeljiett. 

Die Sßüdjter fdjoffen bei Steginn ber Sßactytjeit bem 
35erpäd)ter baare 2000 Itjafer &or unb bauten auf eigene 
Soften baS ganje £>fittentt>erf mit bem #od)ofen Don ©runb 
au« neu auf. Dod) balb jeigte ftd), baß an ein friebtidjeS 
S3erf)ältni$ jroifctyen bem SScrpäd^ter unb ben Sßäcfytern nidjt 
ju benfen mar. ffirfterer fam gleid) im erften ftaljrc feiner 
t>ertrag$mäf}tgen SBerpflicfytung gur Lieferung ber floaten 
unb be$ Sifenftemö nid)t nad), unb nun begann ein (Streit 
jroifcfyen ben Parteien, meiner biö jum Äbjug ber Sßäd)ter 
im 3[a^re 1738 bie fürftlid)e #offammcr unb Regierung 
in Sßaberborn befääftigte. 

Die Äurjfid&tigfeit, mit melier bie bamaligen 93eftfcer 
ber SBerfe jcbe 33erbefferuug berfelben unmöglid) ju mad&en 
fugten, ift unbegreiflich flnftatt ben $äd)tern ju über* 



>) St. ». fünfter, $ob. ©off. fiep. IV, 725, fol. 7-10. 

*) Slbfäriftlid) St. 2t. ffiefclar, vol. VII, fol. 66—74. — Sntereffant 
ift bie SBeftimmung bcd Vertrage«! in § 5, ttadj welker ben Sßäd)tern frei« 
fteljen fofl, fid) mit ben Arbeitern „fo gutl) al* tlmnliif) wegen tyrer lo^ne 
£u Dergleichen, unb foldje tlmen entweber an baarem gelbe, ober audj an 
93ictualien, fruchten unb toai bie fonften not^ig Ijaben werben §u begaben.* 
5)ie djurfölnifdje 93ergorbnung oom 4. Januar 1669, welche in Art. 16 
be$ 12. Seite biefed Srucffnftem mit „würfliger Straff" bebroljte, würbe 
erft burd) bie Skrorbnung uom 1. tuguft 1736 im £od>fttft eingeführt. 
— 2)ie folgenbe 2)arfteflung beruht im 2Befentli<f)en auf bem in ben Sitten 
be* St. 51. fünfter, ©efc. 8Kat& ?lr. 6 litt D, *ßab. £off. Rep. IV, 
725, Rep. V, 283 enthaltenen üttatcrial; aufcerbem St. SL Söefclar, ?ol. IL 



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164 

laffen, ba« ganjc ©er! nacfc iljrem fad>t>erftänbtgen ©rmeffcn 
tpicbcr^crguftcllcn unb cinjuridjten, traten fic aüeS 9Röglid)e, 
um ifynen bcn Aufenthalt in Ältenbefen unleibltd) ju machen 
unb einen Huffdjnmng beS SBergbaueS ju üer^inbern. l ) 

Da bie ^Säc^ter ben t^nen üertragSmäfcig für bie 
$üttt jum SBerfdjmeljen ju liefernben (Eifenftein nidjt er* 
gelten, fa§en fte ftdj genötigt, felbft bie ^Berechtigung jur 

*) 2lm 23. Dftober 1733 würbe feitenö ber $öd)ter eine „©ewait* 
unb ©polienflage* gegen ben Serpädjter angeftrengt, worin leererer be- 
fdjulbigt würbe, er Ijabe am 20. Dftober burd) ungefähr 12 5Ramt auf 
freier ©trafje bie „C!h)fenftein3l)ofjle 1 ' non ber Äarre ber $ßäd)ter, aU mit 
biefer (Sifenftetn gum Ijoljen Dfen gefahren würbe, mit Gewalt „Spoliatfoe 
unter weit taufenben 93ebrof)ungen" fortnehmen unb nad) Crpentrup bringen 
laffen. Wadjbem unter bem 9. SRooember ein Mandatum Inhibitorium 
de non amplius turbando et restituendo ad locom unde unter Sin« 
broljung einer ©elbftrafe oon 50 ©olbgulben gegen ben Seflagten erfanst 
war, geftanb berfelbe bie ©egnaljme beä SBerggegäfpä ein, behauptete aber, 
bagu berechtigt gewefen gu fein, ba nad) bem $ad)toertrage bie Steine 
burd) fein guljrwerf gur £ütte Ijätten gefahren werben follenl 
Sowohl in biefem 2ftanbat, wie in bem folgenben oom 28. SRat 1734, 
in bem ba$ erfte beftdtigt würbe, war bem Seflagten aufgegeben, feine 
SBele^nung mit bem SBergwerl burd) Vorlegung ber Äongeffiondirrfunbe 
nadjguweifen, welkem ©efeljl Solge gu Ieiften $)onop jebod) nicr)t .für 
nötig Jjtelt. — (Sinen anberen Söeweiä für fein SBerftänbniä für bie ^Btd^tig- 
feit be* »ergbaueö gab ber SBeflfeer ber 2Berfe im 3atjrc 1738. <$* war t$m 
gelungen, auf ben Unterridjter ©panefen in Sfteuenbeten ein „Äommifforium* 
auszubringen, nad) bem biefer bad auf ber §ütte oorratige @tfen in tTrreft 
nehmen unb beffen SJeräufcerung oerijinbern foltte. 2)iefe Hnorbnung biente 
iijm gum SBorwanbe, mit 3ngtefmng be$ 3ftid)tert bie Sergleute ber $ädjter 
mit gewaltfamer £anb oon ifjrem Grubenbau gu oerjagen, fle prügeln gu 
laffen unb fld) in ben SBeftfc trjre^ 93erggegäf)rä unb iljrer ©ruben gu 
fefcen. SRan traut feinen Slugen nid)t, wenn man lieft, bafj er bann, 
ftatt ben Gifenftem au* ben in Seftfc genommenen ©ruben gn förbern, 
bie Jährten berfelben einreiben, bie Arbeitspläne einbauen, 
ben ©d)ad)t oerfaufen unb auf biefe 2Beife ben foftbaren ©rubenbau 
üöfltg ruinieren lief}, nur bamit bie $äd)ter nidjt in ber Sage 
feien, CHfenftein gu erhalten, fo bafy ber bamalö im beften 
©ebläfe ftetjenbe Qodjofen gu iljrem großen €>d)aben aul« 
geljen mufjte. 



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165 

ftörberung be« @ifenftetn$ bei ber fürftlidjen {Regierung 
nad)jufud)en. «m 23. Oftober 1733 baten ftc um bie 
(Erteilung eines 2Rutl)fd)eine$, inbem fte begehrten, im 
M £reutenberger SBalbtf 11 an ber SWie^eimer ßanbjtrajje 
(Stfenftein ju fdfjürfen. SWod) an bemfelben läge mürbe 
Upten ber na$gefud)te Sau t>crftattct unb jur ©eftättgung 
eine grift oon toier S3od)en angefefet. Qfljre Hoffnung auf 
©ewinnung &on (Sifenftein fdjeint jebodj md)t in (Erfüllung 
gegangen ju fein, ba fefcon am 8. April 1734 ein neue« 
©efudf) toon tynen bei ber {Regierung einging, worin fte 
„eine neue ©rube, fo an ber fogenannten #fitt enljeibe 
gelegen, mit Srbftoflen, recfyt unb geredjtigleit, auf allerlei 
ÜRetaQen unb STOineralien fambt anberen bat>on bepenbtrenben 
Juribus" muteten, barüber einen 2Rutl)fd)ein unb jur 
JBeftätigung bie SBerftattung einer adjtwödjigen grift er* 
baten. Hud) bieämal würbe i^rem ©efuctye Don ber Re- 
gierung, weldfje offenbar ba8 au3fd)liej$ltd)e SRedjt ber öon 
Donopfcfcen gamilie auf ben SBergbau bei «Itenbefen nidjt 
anerfannte, ftattgegeben, jebodf) mit ber üttajjgabe, bafe jur 
SBeftättgung nidfjt ad)t, fonbern nur t>icr ©odjen angefefct 
würben. Hudf) erhielten fte auf ifjre Sitte einen ©eneral* 
fd&urfjettel über ben aitenbeteufdjen #olj* unb Sfelbmarf* 
biftritt. Am 15. 2Rai bat SKofer unter Vorlegung be* 
julefct erhaltenen SKutfyfdfjeineS um Verlängerung ber S3c* 
ftätigungSfrift um jwei SRonate. Allein audf) ba8 ©rgebm« 
biefer Verfuge fdfjeint ben ffiünfäen ber Sßädfjter nidfjt 
Döüig entsprochen ju l)aben, ba fd&on am 27. September 
beäfelben QaljreS oon it)nen um „bie SBele^nung auf bem 
neuen ©dfjadjt aufen SRe^berge unb ben baju beljörigen 
©tollen mit allen geredjtigteiten gebetten" würbe. Diesmal 
erhielten fte ben 93efd)eib, bafc erft nadfj Beibringung eine« 
SKutljfcfyeineS femer oerorbnet werben würbe. 

£rofc ber großen ©d&wierigfeiten, mit benen bie Sßädjter 
ju tämpfen Ratten, na^m ba$ $üttenwerf einen glänjenben 



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166 

Huffdfjwung. ÜÄan legte ftdj tn erfter Sinie auf bic fjfa« 
brifation Don Öfen, unb bie «Itenbefener Öfen fingen an, 
im $odjfttft Sßaberborn berühmt gu werben. ftndbefonbere 
gaben bie in ben folgenben ftaljren in großer 3fnjal>l nadj 
Sßaberborn gebrad&ten, „fonft aber nod) nie gefet>ene ofenS" 
Don biefem Huffd&wunge geugnt*. 1 )- ©djon unter bem 
27. September 1734 fudjten bie $äd)ter um bic ©ene^ 
ntigung gur Anlegung eine« neuen ffiifenljammer« auf eigene 
Stoßen nad), ba tynen ber Donopfd&e $ammer nidjt jur 
SBenufcung überlaffen würbe, trofcbem ber SBeft^cr felbft iljn 
ftitt fteljen Heg. ©ie erhielten ben JBefdjeib, bafc fie ju* 
näcfcft ben Sßlafc, worauf ber neue Jammer gebaut werben 
foflte, benennen unb nadjweifen müßten, baß ben fürftlidjra 
gfifdjereien in ber JBefe fein SWadjteil au« ber Anlage 'er* 
roadtfen würbe; aud) würbe Don iljnen eine Angabe über 
bie jät>rltd) t)ou bem Jammer an bie $offammer gu leiftenbe 
Abgabe verlangt. 

Qn ben folgenben beiben ftaljren fam e«, woljl infolge 
ber immer wieber^olten klagen feiten« be« SSerpädjter« 
gegen bie $ttdjter, nidfot gu näheren SSer^anblungen über 
ben Jammer. 3? n^fe ef ort b c r c ging ba« ftaljr 1735 bamit, 
l)in, baß bie *ßüd)ter ben Sifenftein, wo fte ü>n fanben, in 
großer SWenge förberten unb gur fyüttt fahren liefen, ber 
Serpädjter aber hiergegen protestierte, ftdj über bie f oftf pieligc 
Anlage ber neuen $ütte unb be« neuen §od)ofen« betlagte 
unb ein SRanbat nad() bem anberen gegen bie *ß8djter er* 
wirfte, weld&e bann nad) näherer Prüfung unb ßautton«* 
ftettung wieber aufgehoben würben. $n äfynlid&er Steife 



! ) Unter beu garjlreid^en, auf ber jefcigen $ütte nod) Dornen boten, 
fefjr forgfaltig gearbeiteten ^oljmobeflen für Cfenplatten fanb fid) ein? 
mit ber Saljrefyaljl 1735, welches in So™ «ne«J 2Bappene eine €anbu$r 
unb einen SBaumftumpf Darfteüt unb bie Unterfdjrift „©Jäfer" — „^rnraf* 
trägt. 



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167 

mag ba$ 3fal)r 1736, über ba$ Icitic Sßadjridjten tjor* 
liegen, öorübergegangen fein. 3»cbcnfand bot ber in tiefen 
unb ben folgenben ^aljren öon ben Sßädjtern — ob mit 
Stecht ober Unrecht, mag baljm gefteüt bleiben — reidjlidj 
geförderte ßifenftein benfelben IjinreidjenbeS SKaterial sur 
SBerpttung, fo bafe tyatfad)lidj ber (gifenljanbel für baö 
ganje $od)ftift öon großer JBebeutung würbe. 1 ) SWur mit 
üKü^c gelang e$ ber #offammer, meldte bie ljol)e SBebeutung 
be$ „benen Untertanen l)öd)ft SBortfyeilljafftigen" (Sifen^anbefö 
flar erfannte, bie *ßä$ter baoon abgalten, ben $ammer 
in ber benachbarten ©raffcfyaft Sippe anjulegen, öon beren 
Regierung tynen unter ben günftigften SBebingungen um 
entgeltlich ein ©ebtet für bie Anlegung be8 neuen Jammer« 
angeboten toorben roar. ©ie nrieä U>nen im ftal^re 17 37 
einen *ßla$ an ber SBefe unterhalb be8 ©tapelsbergc* 
an unb empfahl in iljrem Seric^t an ben ffiljurfürften 
Siemens «uguft öom 29. «uguft 1737 bringenb, im ftn* 
tereffe beö gangen £anbe$ bie »nlage be$ neuen Jammer* 
ju geflattert. Sftid)t nur bie bem Sßaberborner Domfapitel 
jufte^enbe, an bie fürftlidjen 3fifd)ereien angrenjenbe Dbe* 
bienj^fytfdöevei Ijatte fid) gegen biefe Anlage öerroaljrt, fonbern 
es waren audj bie ©emetnben Alten* unb SWeuenbeten, 
lefctere fogar mit einem großen Sfuftoanb Don ©eleljrfamtcit, 
bagegen aufgetreten, inbem jte ftdj jur JBegrünbung tyreö 
(ISinfprucfySredjtS nidjt nur auf bie 9leid)3poli}eiorbnung öon 
1548 beriefen, fonbern aud) eine Steige ©teilen au« bem 
Korpus Suris ftuftimanS bafür anführten. 2 ) Die 33er* 

*) SDiefc SJebeutung würbe in ttoüeui Sftafje gewürbigt in ber w 93cr- 
orbnung megen ber 33ergwerfe" M GJjurfurften Giemen* Huguft öom 1. 
Slugufi 1736, beren (£rla§ offenbar ljam>tfädjli($ bur$ bie Slüte brt 
SBergbaued Ui Slltenbcfen öeranlajjt »orben ift, Sßaberborner 8anbe$-8er- 
orbnungen, HI ©. 45 ff. 

8 ) Übrigen« fdjetnt audj hinter biefem <fcinfprud& ber (Einfluß bei 
£errn öon $onop $u fu$en gu fein. <Die am 22. Juli 1737 eingegangene 
Wage (@t. fl. aRünfter, ©ef). fRafy 9lv. 6 litt. D. fol 12) entölt unten 



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1&8 

fymbtungen fdjetnen jebod^ ju einem (Ergebnis nidjt geführt 
ju l)aben. Unter bem 6. Februar 1738 ttmrbe ein 35efret 
publiziert, in rocldjem bem T>omfapitel aufgegeben ttmrbe, 
gehörig ju befdjeinigen unb barjutfyun, warum c$ ben neu 
angulegenben Jammer ber Obebienjfifcöerei für fd>äbltd* 
unb [\6) ju ber bagegen eingelegten *ßroteftation für befugt 
eradjte. £)b aber fdjlie&tid) bie ©adje redjtlidj entfdjieben 
ober burdj ben gegen ba$ ©nbe be« S a ^ reö erfolgenben 
«bgug ber *ßäd>ter nur ttjatfädjlidb erlebigt roorben ift, tyd 
fid) nidjt mefjr feftfteflen Ir.ffen. 

©o war bie fed)§jüf}rige Sßacfytperiobe ber ©eiuerfen 
9J2ofer unb SBacferf)agen eine $eit ununterbrochenen Kampfes 
gegen ben SBefifcer ber SBerfe gewefen. £rofcbem war e$ 
itjnen mit Aufopferung eines ßapitals t>on faft 12000 
Iljalern gelungen, bie 95?crfe unb bamit ben (Sifeuljanbel 
im $od)ftift ju einer bis batjin gftnjlid) unbefaunten 251ülc 
ju btingen. £)af$ fie aber bei ber unroürbigen SJetjanbtung, 
welche tynen ju teil mürbe, ben *ßact)t\)ertrag uidjt er- 
neuerten, ift nicfyt ju uerwunbern. ') 



ben SBermerf: „Spancke coneepit." SDiefer €p. ift wabrfdjeinlid) ber» 
felbe, welker fd)on früher (ßt 21. ©efclar, vol. VII) oon $onop mit 
©eneralüofiinad)t üerfefjen unb Ijäuftg für iljn aufgetreten war. £a namltdj 
ber (Etapeleberg oberhalb ber jefcigen Cbcrförfterei Xiubete liegt, fo wäre btT 
neue Jammer feineefafld mit uon bem 2>onoper „alten" Jammer ange- 
legt roorben. S&a^Tfc^einlid) ift bat etira 250 ©djritte unterhalb bes 
„alten £ammerö" auf bem rcdjten Ufer ber $*ete nodj fefct beurltd) rr» 
tennbare guubameut eined @ebäubeö uacfelbe, oon bem in bem 3*eri<$te 
ber Ooffamuter an ben ^Ijurfürften Giemen* 2(uguft bie JRebe ift. £ier> 
nad) tarn biefer uon ben ^ädjtem begonnene £ammerbau nidjt 
über bie gunbameute tjinaue. 

l ) 2lm 19. 3)e^ember 1737 würbe auf bem „tjoa>belid)cn £auie" 
gu .(pimmigljaufen bem jugenblid>en ^acferljogm „mit bem gla* wein 
oorfe(?licf)er roenfe tapfer gugefefcet, mit tai^cn nnb fpringen bi* in t>k 
fpfite -ftadjt unterhalten unb er in foldjem faftnad^to -feftin* ' ba$u berleitet, 
baf) er einen neuen ^ad)tüerrrag mit bem Verpächter nnter^efdiuete, ber 
ben tßädjtern in jeber #in)ld)t fdjäblid) mar. — Jm folgenben Saljre 



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169 

IV. 

^njwifdjen war im Qfa^rc 1733 über baS öon Donopfdje 
Vermögen bei ber fürftlidjen {Regierung in *ßabcrborn ein 
S?onturS&erfal)ren eröffnet, unb baS erfte Urteil öom 11. 
gebruar 1737 ^atte fämtlidje, fomo^I Seljn*, wie Stttobinl* 
guter ber öon Donopfdjen Familie mit geridjtlidjem ©e* 
quefter belegt, ber erft im Qfa^re 1784 wieber gehoben 
würbe. 

Der ÄonfurSöerwalter öerpadjtete nad) bem Äbjuge 
ber Sßädjter baS SBerf junäd&ft an öerfd&iebene anbere 
*ßäd)ter, als welche SBertram, fiinbenberg unb SReiSner 
genannt werben, öon benen jebod) nichts als bie Sttamen 
überliefert ift. ^ebod) feinen fte baS 93ergwerf toernad)* 
läfftgt ju ^aben; benn als ber fotgenbe ^Jäc^tcr Ulrich ben 
Sergbau ftjftematifd) ju betreiben begann, waren aflein 
jur ffiafferlöfung jäl>rlid) ungefähr 700 2f)aler erforberlid), 
trofcbem gerabe ju biefem Qmdt fdjon ein langer ©tollen 
nad) Dften ju getrieben worben war, weldjen bic *ßäd)ter 
offenbar Ratten üerf allen laffen. 8m 21. üftai 1749 fjatte 
ber fürftlid) sßaberbornifd&e Dfftjial üon SBogeliuS als für 
baS fionfurSüerfaljren bestellter faif er lieber ffommiffar baS 
gauje ©er! an ben ©oftor Ulrich auf jwölf $a\)xt Der* 
pachtet. Ulridj, welker offenbar an bem reichlichen 93or* 
tjanbenfetn unb ber ©fite beS (EifenfteinS nid)t jweifette, 
ging fogleicfy mit großem @ifer ans ffierf unb wußte es 
burd) wiebertjolte S3orfteDungen bei ber ffonturSfommiffion 
bat)in ju bringen, bafe tym jur Anlegung eines „beftänbigen 
unb bauert)aften" ©toflenS bie ©umme öon 5000 Itjalern, 



würbe gunac^ft ein, fpäter gwei SWitglteber ber £anb«3JMli$ auf ber glitte 
gur SBeroadjung aufgefteQt. — ©djlie&lid) naljm man fogar ben grattor 
*D?ofer in Slrreft unb lieg Hm öon brei SKann bemalen. — (5rft im 
Sa^re 1786 würbe bie gorberung oon 4500 %%\x., für welche t>ai 93erg-, 
#ütten» unb «frammerwerf feit 1737 ben Sßatf)tern oerpfänbet war, an iljre 
(Srben bur<$ ben $ä$ter Slatoxp begabt. 



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170 

fonrie jur ffiieberljerftellung ber jbamal« an bcm ^fitt» 
unb #ammermert ftd> finbenbcn ÜRängel 2000 Zfyalex aui 
ber SKaffe öorgefdjoffen mürben unter ber JBebingung, ba§ 
er „ben ©tollen getreulich unb bauertyaft bur$bauen, aud) 
folgen nebft ben übrigen ©ebäuben auf feine Soften tu 
bauer^aftem ©tanbe erhalten unb alfo bei feinem f unftigen 
SIbjuge lieber jurüdtliefern folle unb motte." ^n ben 
Sauren 1749 bis 1754 mürbe bann aud) ber ©tollen in 
einer Sänge t)on 300 Sattem getrieben unb $ierburd) bal 
iöerf berart öerbeffert, ba{$ in ben legten $a§ren 1250 
£t)aler jä^rlidjeS $ad>tgelb bejaht mürben, «m 29. Wtti 
1751 erhielt Ulrid) auf feine Sitte öon ber ^offammex 
einen SWutltfdjein, „an bem fog. § ütt entop einen neuen 
©djurf fudjen ju mögen." 

SWad) bem im ^aljre 1755 erfolgten lobe beS £)ottor# 
Ulrid) trat beffen ©ruber unb (Erbe fiubmtg Ulrich in 
ben *ßad>tüertrag ein, melier bann im Qaljre 1762 Don 
ber taiferlidjcn Debit* unb abminiftrationSfommiffton in 
atten feinen fünften auf meitere jmölf Qa^re bis jum 
1. Januar 1774 öerlängert mürbe. 

Irofc be$ burd) bie großen SBcrbefferungen ber SGBerfe 
erl)eblic& gefteigerten (Ertrage« betreiben — oon 1763 an 
mürben an jüljrlid&en ge^ntgelbern 80 Stfcaler gejault — 
brangen, mol>l infolge ber mangelhaften SSermaltung bei 
$onfur«&erfal)ren« feiten« ber Äommifjton, bie ©laubiger 
im 3al>re 1764 auf bie SJeräußerung be« ffiifenmerfe«. 3>er 
ffirftlid) SJalbecffäe SJerginfpeftor XBalbf^mibt au« Äborf 
mürbe barauf um ©rftattung eine« ©utadjten« über bat 
ganje ©er! erfudjt. $n feinem am 1. Qfuli 1764 bem 
Wentmeifter ©iebel in Dringenberg al« JJommiffar be« öon 
Donopf d>en fcebttmefen« übergebenen Jöeridjte 1 ) entoarf 

l ) St. «. SGßefcTar, vol. II, fol. 576, 703-707 ; über ba* Sor*«. 

Sefjenbe ebenba, vol. I, fol. 38 ff. unb vol. II, ungebruefte ,£ur$e 
Iberftd^t ber bifytx obgewalteten §>trettißteiten" u. f. id. 



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171 

bicfcr ein feljr gttnftigeS SBilb Don bem bamaligen ©tanbe 
ber SBerfe. Sttad) feinem Hnfdjlage fonnten bamals jätyrlid) 
minbeftenS 20000 Äarren reinen (SifenfteinS, worin fed)$ 
SBJalbedfd&e Äornfpint gingen, geförbert werben, toaä metjr 
ote 3000 SBergfubern entfpred>e. (Ein ftuber „biefeS guten 
unb reichhaltigen 11 (SifenfteinS fdjäfct er auf 2 gl., 1 ) fobafc 
ba& „ganje $robuft" 6000 gl. ausmache. „Qfn foldfcer 
SWaafje unb mit einer folgen ftörberung, als nämlid) 
jäljrlid) 3000 ftuber, würbe bas SBerf ju treiben fein, wenn 
man foldjeö öom #ttttenwerf feparierte, weldjeS aber nic^t 
woljl anjurat^en; SRaa&en beim Serblafen bc$ (SifenfteinS 
ber größte SBorteil J)erauStommt." üWit öölliger ®ewt§l)eit 
giebt er bie jäf)rlid>e Sudbeute beS ganzen SBerfeS auf 
7000 SC^aler an. 3 ) „ffitfl man nun nad> biefer ausbeute 



*) 3« ben Sö^rcn 1720 unb 21 gab 2>onop ben SBert be« Serg- 
fuber* (Sifenftein auf 12 ©rofd&en an. Unter bem 12. SRärg 1781 be- 
f djeinigte %x. (Sljr. Sftotlje and Ärolfen, ba^ ber (Sifenftein im Sparten- 
berge im Saijre 1764 bü 1781 bad SBergfuber gu 16 unb 18 ©rofd&en 
oerfauft unb begabt worben fei. 3)er cr^urfölnifdje SBerg- unb Se^ntge* 
fäworene ©An ljatte in feinem SBeridjte d. d. Slltenbefen ben 24. 3<wuar 
1781 baä Dortige guber gu 22 ÄüBel rein gewaf ebenen ©ifenftein* gu 
1 3Rtf)lr. 10 @r. in Sßiftolen au 5 Sfttylr. narf) Äbgug aller Soften an* 
gefdjlagen. 

s ) 2)ie Unfoften für eine SRctfc öon 30 2öotf)en an ISörber-, Söäfdrjcr-, 
8u^ unb 2lrbeit«Jlof)n, ferner an Äoljlljola u. f. w. werben auf 4056 
Sljlr. gefdfjäfct; geblafen werben täglid) 3 Äanen föofjetfen ä 16 Sljlr., 
fobafe ber ganae ©errag oon 30 fflodjen 630 tfarren, a« @elbc 10080 
£l)tr. ausmachte. (53 bleibt alfo ein Überfäufj M 93erg« unb Qütten* 
werfet für ftdj oon 6024 Sljlr. 2)er Reinertrag jebeä ber beiben, a« bem 
£üttenwerfe gehörigen Jammer wirb auf 600 3$lr. angegeben, Ijiernad) 
alfo ber Reinertrag be« ganaen SSBcrfeö mit Slbaug ber auf 224 3$lr. be- 
regneten Soften beö Sebienten auf 7000 $I)lr. geföäfct. — 2)er altefte 
in öltenbefen nod) oorljanbene Ofen ift aus bem 3«f)re 1763; aufjerbem 
finben ßdj bort au8 ber 3«Ü oor ber ©äfularifation nur nod) a 10 " Öfen, 
welche bie SaljreSaaljlen 1792 unb 1800 tragen. (5in gufjeifemeö $reua 
mit ßorpu« in ber SRälje ber jefcfgen ^ütte geigt bie 3«!jre$aa*)l 1769 
unb bie S3u<$ftafan L. V. (Subwfg Ulri$), 



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172 

ben «Bert beS ffierfe« felbft abmeffen, fo ftettet man p 
gefälliger Überlegung anljeim, baß 2}ergtt>erf$etnffinfte ni* 
oon foldjer ©enrißljeit als bie oon liegenben ©ütern ober 
Capttalicn finb. . . . $infcroifd)en ba biefeS SBerf föon fc 
lange $eit gegangen, befonberö anjefco feljr tvofyl in 8te 
brüten fte^cl, ba ber ©tollen burdtfcfylägig unb bem ©er! 
fo vorteilhaft, ba ber ©ang feinem ©treiben nadj einem 
frifd>en gelbe roofytn bie alten niemalen gefommen, au4 
megen Continuirlidjer Söajjernotl) unb SBettermangel fotmnen 
tonnen, fo ift afler nur möglicher Änfdjem »orf^anben, ba§ 
ba« ffiert nod> geraume ftafyren e * ncn gefegneten gort« 
gang behalten roerbe." ©d)lie&lid) wirb ber SEBert be* 
ganjen ffierfeS auf 60000 Ü^aler angefangen. 

SRadjbem bem bamals regierenben gfirftbifd^of SötHjelm 
Änton berichtet loorben xoax, ba§ ba£ {Ber! auf Anhalten 
ber ©laubiger oerlauft werben muffe, orbnete er in bem 
(Erlaß öom 3. September 1764 an bie *ßaberborner 9to 
gierung l ) jur SBer^iltung aller ju beforgenben Weiterungen 
bie SBermcffung be$ 93ergroerf$ unb bie Offenlegung be$ 
erften ÄonjefftonäbriefeS an. 5)a Unterer nid)t beigebracht 
würbe, fo lieg ber ftürftbifäof am 27. SRoöember 1764 
ba« JBergtoerf burd) ben SJerginfpeftor ffialbfdjmibt*) in 
©egemoart beS ÄonfurSoerroalterS, ßijentiaten Srlüdjttng, 
be$ Ingenieur« unb ehemaligen prcu&ifcfyen JBerginfpeftor* 
föubolplji unb einer Deputation ber *ßaberborner $of* 
fammer, befteljenb au« bem |>ofrat ÜÄeljer, bem £of« 



») Hbfär. St. 9t. SBefclar, vol. VIII, fol. 311—312. 

•) Sdjon am 9. Juli 1764 Ijatte ©albfämibt einen ®nmb- tmb 
Sßrofilrijj bed Skrgwerfö gu ben Sitten ber §offammer übergeben, St. IL 
©efclar, vol. IV, fol. 1643. Über bie ©ermeffung giebt Huötunft ba« 
$rototoa be* DberamW 3)ringenberg ooin 23., 27. unb 29. 9tooemfo 
1764, ebenba, fol. 1609 ff., ber 33erid)t be$ SBalbfdjmibt, d. d. Hborf 
ben 2. Dftober 1783, ebb. foL 1418 unb bie «Pläne betfjelben, fol 1701— 
1702, vol. IH, fol. 1144, vol, VIII, fol. 107-108. 



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173 

fammerrat ©djfirmanu unb bcm ÜWflngbireftor ©djröber, 
naä) SSorfc^rift ber djurtölnifdjen SBergorbnung Dom 4. 
Januar 1669 bcr Don Donopfdjen ißroteftation ungeljinbert 
Dermeffen, wobei 3)onop ba$ gewöhnliche gelb Don einer 
Ofunbgrube gu 42 Satter unb gwei STOafeen gu je 28 Satter 
gugemeffen unb Derlod&fteint würbe. Die SJermeffung ge* 
fdjat) auf bem 8ftef>berge. ©ieftrage, welche fpätcr eine 
fo große SRofle fpielte, ob nämlidj ba$ Sergmerf nad) glöfcen 
ober nad) (Sängen gu Dermeffen fei, legte ftcfc SBalbfdjmibt 
nid)t oor: dt foridjt in feinem SBeridjt nur Don einem 
ftreidjenben ©ange unb Dermafe bemgemöfc nur „nad) ber 
SSnge unb bem ©treiben be« ©angeS M , wä&renb tfjaU 
fädjltd) gar fein ©ang Dortyanben war, ba ber ©fenftein 
im SReljberge, wie fpäter $inretdjenb feftgefteflt mürbe, flöfc* 
weife brid>t. 



Irofc be$ Don ffialbfdjmibt erftatteten günftigen SBe« 
rtdjteS tarn es nidjt gu bem Don ben ©laubigem erftrebten 
öffentlichen SJerfauf. Ulrich fefcte ben Sergbau mit gutem 
(Erfolg fort, unb als am 12. unb 27. Januar 1767 fein 
©oljn An ton Ulrid) Don ber $offammer bie Erlaubnis 
erhielt, auf bem JJöl>lerberge im «mte ©ringenberg „auf 
aDerfjanb (Jrje fdjürfen unb einklagen gu bfirfen," unb 
einen neuen <3d>ad)t — ben 8ntoniuS*©d)ad)t — an ber 
über bie „(Ebene 11 gwtfdjen bem 8ftet>* unb flitylerberge nadj 
Sangelanb ffiljrenben JRicIpmter Sanbftrage anlegte, befahl 
ber gfürftbifdjof in ber SRefolution Dom 28. Dftober 1767, 
„bafc er mit forberung be$ erfceS in bem iljme Derwifltgten 
neuen fd>adjt ber Don #. Don Donop bawieber eingelegter, 
an ftdj ol)nert)eblid)er proteftation otjneradjtet fortfahren 
möge, unb er Don unferer f>offfammer bagegen 
nöttjigenfals Dertreten werben f olle, inbem wir in 



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174 

unferen SanbtSJjerrlidjen befugnflgen etwa* nad>« 
jugeben ggft. nid^t gemeinet finb. Ml ) Die gotge biefer 
örflärung war, ba§ bie #oftammer fpäter in ben $ro$e& 
um bie JBergwerfe Deroidelt mürbe. 

tfiadjbem «nton Ulrich nrieber$olt um bie Steftätigung 
unb enbgiltige SSerleiljung beS Don i$m gemäf? ber il>ra 
erteilten Äonjeffton angelegten neuen ©djadjteS gebeten 
Ijatte, erteilte ber ftürftbifäof unter bem 22. «uguft 1770 
nidjt nur bie JBeftätigung, fonbem befahl aud) gleichzeitig, 
ba{$ ber neue ©d>ad>t mit bem ü)m angelieferten X)iftrift 
gehörig Dermeffen unb Derlodtfteint »erben fotlc Diefe 
SSermeffung mürbe an bemfelben läge Don bem djurfölnifdj* 
roeftfälifdjen SBergmeifter Seder vorgenommen, unb jmar 
berart, baß Ulrid) brei SKafeen ju je 28 Satter, Don ber 
Witte be$ 9?unbbaumeS auf bem 9ntoniu£<@d)adyt ange* 
fangen nad> ©ttboften I>in, jugemeffen mürben, find) bei 
biefer JBermeffung ging man Don ber irrtümlichen Annahme 
au8, bag c$ ftd) um bie JBermeffung eine* ©an^eä (jianble.*) 

©o entftanb neben bem alten Don £)onopf$en 
JBergroerfe, welkes Ulrich aU ^Jäc^ter innehatte, 
ein jtoeiteS, ba$ Ulrictyfdje; anftatt eine« förmlichen 
Jfonjef fionSbrtefe« mürbe Ulrich ba$ ^rototoll 
Dom 22. «uguft 1770 nebft bem Script be* ®erg» 
meifter* Seder Don bemfelben läge herausgegeben 
unb mitgeteilt. 



') «bfdjr. ©t «. ffiefclar, vol. VIII, foL 2, 17. 

•) ©t. «. ffiefclar, vol. Vni, fol. 3, 17-20, vol. IV, foL 1415 
fg. Um biefc 3eit fdjetnt ein $lan M 8erg»erft Dom Itarginfpeftor 
Söalbfömibt, vol. VIII, fol. 107—108, entworfen 3« fein, auf bem ge* 
geigt »erben fottte, bag Ulrtc^ burd) bie Anlage bei neuen &d)ad)tt$ fcem 
£. 0. $onop ben Gcifenftein „gang oöQtg abfdjneibe". $a& XL all 
*Päd)ter be« 2)onopfd)en Söerfe« biefe* auf ber oon Dr. Ulria) errefc&ten 
$bty erhielt, ge$t barauö fjeroor, bafj Mi $um 3fal>re 1778 jäljrlia) 80 
%\flt. an 3^ntgelbern oon tym bejaht würben, eftenba vol. I. 



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115 

Änton ülridj fonnte ben ©ergbau in bem neuen ©erg* 
toerf e nid>t fogletd) betreiben unb mußte baljer Don geit ju 
Qtit um grift bitten, welche er aud> erhielt. Äl8 im Qfa^rc 
1773 ber $offammer bie Anzeige erftattet worben war, 
baf$ er ben ©etrieb be$ ©ergwerls ganj liegen laffe, wanbte 
er ftd) unter bem 28. jftoDember biefeö ftaljre* mit einer 
SJorfteDung an biefelbe, worin er l)erDorf)ob, bafc fein ffierf 
nidjt nur täglid> Don ben Steigern befahren, fonbern aud) 
im beften Staube unterhalten »erbe; nur fei e$ unmöglid), 
plöfclid) fo Diele Sergleute aufzutreiben, wie ju bem gleid)* 
jeitigen ©etrtebe beiber ©ergwerfe erforberlidj feien. Darauf 
würbe i^m jur 3fortfefeung unb ernftlidjen Betreibung feines 
©ergwerts eine weitere Urtft Don jwei Sßonaten Derftattet. 
Der auö bem neuen ©ergwerfe gewonnene ffiifenftein würbe 
bamals auf ber Don Ulrich gepachteten Don 3)onopfc&en 
glitte Derfdjmoljen. 

Qfnjwifc^en §atte bie tßaberborner {Regierung als bie 
Dom SReid)Stammergerid)t ju bem Don Donopfdjen Kontur« 
angeorbnete neue ffommiffion im (September 1773 in öffent* 
liefen Leitungen baS ganje Don 3)onopfd)e ©erg«, glitten* 
unb #ammerwerf jur neuen Verpachtung öffentlich aus* 
gefefet unb am 11. SWoDember bem ftaUoT $o\)ann SE^eobor 
SRatorp auö Stabtberge, welcher bereit« am 10. Qfuli „ber 
©ergorbnung gemäß 24 (4?) ©ergwerfSmaafen auf eifen 
Stein aufm Äö^Ierberge an bem Don altenbefen nad) 
SWietjeim ge^euben fa^rweg rechter fyanb gemutet 1 ' l)atte, 
Dom 1. Januar 1774 auf jwölf Qaljre gegen einen jäJjr* 
lid&en ^adjtjtn« Don 600 SÜ&alern Derpadjtet. 1 ) Ulrid) 



*) Sßaberbornifdjeö Sntelligenablatt, 9lr. 38 uom 18. September 1773. 
2>urdj Gcfftim d. d. Stabtberge bcn 5. Dftober 1775, weldje am 6. SHära 
1776 in ißaberborn bie gertdjtl. Seftätigung erhielt, trat ber $äd)ter alle 
Siebte au$ bem *ßad)tDertrage an feinen Sobn Sgnafc Slbolf Slatorp 
ab. $ie Übergabe beä gangen SBerfed burd) ben Äonfurlöerwalter glüc^- 
ting fanb an Ort unb Stelle vom 29. SRoöember bl« 4. $e$ember 1775 



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176 

toerliefc jebodjba« Donapfdje ffierl erft am 7, ÜRätj 1774 
unb Ijfatte — nad) bcr Seljauptung feiner» (Segner — ben 
#oc&ofen in ben legten fed)« ^ac^tja^ren burdj „unauf« 
$örlid)e$, wiber ben bergüblic^en SJraud) unternommene! 
©c&meljen öollenb« ju ©runbe gerietet," fobag bas Bütten» 
wert bis jum 1. Januar 1776 unbetrieben liegen bleiben 
unb sunädtft wieber in bergmännifdjen ©tanb gefefct »erben 
mußte, welche SEBieber^erfteHung ber SRaffe über 6000 Xfyaltx 
getoftet l>aben fofl. 

VI. 

ftn biefer ßeit eine« augenblidflidjen ©HUftanbeS in 
ber ©ntwicfelung ber SBerfe trat am 29. üOTärj 1774 von 
Donop gegen ben gfaftor Änton Ulrich mit einer förmigen 
fflage auf, weldje ftd) gegen ben tum biefem aus eigenem 
SRedjt betriebenen SJergbau ridjtete. 

Die Behauptungen be« Ätügerä gingen baljüt: Alle 
bie jörter, wo bie üon Donopfd&e ftamilie auf ©fenfiein 
gebauet, unb bie ans ben öor^anbenen alten fingen unb 
falben ertennbar feien, würben bie „ftfenuÄuljlen" ge- 
nannt; Ulricb fyabt bie $on jeffton erfdjlid)en; ber Kläger 
fei mit bem SRemer, auf bem ber Hntouiu$*@d)a<$t ftelje, 
belehnt unb in bem alleinigen ungeftörten SBeftfce ber gor 
berung be$ (Sifeuftein* in bem ganjen Hemer oberhalb 
Ältenbefen am Kalbe an ben Qffern ftu^len. 



ftatt, wobei ein Snoentar aufgenommen würbe. 2)er Damalige gaf)r- irab 
gförberfdjadjt, fpäter ber „alte Stonopfdjadjt" genannt, war 28 Satter 
rief, „mit eigenem $olg öon Sage M* unten auf $ §üü*ort neu »er^immert 
unb mit buchenen Satten unb fielen nertonnet," unb ift berfelbe, öon bem 
bie SBermeffungen ber 3n&« 1780 unb 83 iljren Anfang nahmen. — Ab- 
fdfcrift btf $ad)töertrage« St X. SBBefclar, vol. 111, foL 1119—1122, ber 
(^efflon ebb. fot 1124, ber geriet!. Seftätigung fol. 1125, bet qjrotofoM 
ber Übergabe ber 2öerte foL 1126— IUI. 



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177 

Der SBeflagte berief fid) bemgegenüber auf bie tljm 
erteilte Äongeffton jum JBergbau unb behauptete tuäbefonbere, 
ba§ baS flägerifd^e SRetiier fid) auf je fünf SKafcen an ben 
„Sfern'jhi^ten 11 unb ber „SluStoeibe" befdjränfe, inbem er 
auSbrfidlid) beftritt, bafr überhaupt ein Sejirf oberhalb 
ältenbefen ff bie 3fcrn*Äu^len" genannt toerbe. 3 ) 

©äfjrenb bie folgenben Qfa^re mit ben Vorbereitungen 
jur Äftenöerfenbung Eingingen, fefcte Ulrid) ben angefangenen 
SBergbau mit großem Sifer fort, unb ba er nadj ber 33er» 
padjtung beS #üttentoerfeS an SWatorp feine ©elegen^eit 
jur SSer^üttung be$ gewonnenen SifenfteinS me^r fyattt, 
legte er im ©ommer 1777 ein neues $ttttemoerf mit einem 
#od)ofen an, beffen Setrieb fdjon im 9Kai be$ folgenben 
Ö<at)re8 begonnen toerben fonnte, unb es entftanb fo 
neben bem öon Donopfdjen ^üttenioerfe mit feinen 
beiben jammern als jtoeiteS ^üttenmerf ba« 
UlricfcfcH 2 ) 



*) Kläger braute gwet weitläufige ©«tagten ber 3uriftenfafultät ber 
Unioerfität Harburg oon 3uni 1774 (@t. 81. SBeftlar, vol. VIII, fol. 
111—151) unb bed 33ergftf)öppenftuf)le$ ju greiberg Dom 15. gebruar 
1775 (ebb. fol. 240—259) gu ben Elften; beibe ©utadjten fc^liegen pd&, 
oljne auf bie etwa möglichen (Sinwänbe bed SBcHagten ein^uge^en, einfach an 
bte Sluäfüljrungen beö ftlägerd an. *Rad) langem ©d)riftwedf)fel würben enblid) 
am 6. SÄärg 1776 bie »ften inrotuliert unb am 27. Styrtl ^um <&prut§ 
an ba3 ßgl. ©rofjbritannifäe unb G§ur« aucij fürftl. 9Braunfd)weig«Süne* 
burgifdje »ergamt 3*llerfelb gefäieft. 2lm 31. Oftober 1777 famen 
fle oon bort jurücf mit ber unerwarteten ßrflärung beö SBergamtl, e« fei 
wegen 3lrbeit$überf)äufung nic^t in ber Sage, ein ©utadjten abzugeben! 
Snfolgebeffen würben bie SHten am 7. gebruar 1778 an baä ©ergwerf» 
unb $ütten*3)ej>artement be« ÄgI. $reufj. ®eneral'Dber«ginang« unb 2)o* 
mänen 2)ireftorium gu Berlin gefd&icft, weldjeö biefclben bann bem ägl. 
$ßreu§. Dberbergamt beö fouoeranen #er$ogtumö ©dfjleflen unb ber ©raf- 
fdtjaft ©lafc au SRcicr)cnftctn aufteilte. 

*) SDie (Sriftenj biefeS gweiten §üttenwerfe3, roeldjed fpäter einging unb 
beffen Sage fidr) nidfjt meljr mit ©id&erljeit beftimmen läfjt, ift nid&t gu bezweifeln. 
Ober ben Sau beöfelben berietet ber SRotar $eine am 22. 2tuguft 1777, 
LVIII. 2. 12 



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178 

SBcibe ffierfe ttmrben in bcr 3rolgejeit mit großem 
(Erfolge betrieben, toäljrenb ber SRedjtSftreit um itjren SJe* 
ftfc ftd) öon $al)T ju ftaljr tynjog, unb fdjeint Qtrabe baß 
lefcie drittel be$ t8. ftaljrbunberts eine Qtit befonberS 
ljotjer SHüte ber Ältenbefener ffiifeninbuftrie geroefen 311 fein, 
^ebenfalls toaren bie bort gegoffenen Öfen, lueldje immer 
ben $auptgegenftanb ber gfabrifation bilbeten, bamaU im 
gangen #od>ftift in großer Änjatyl ju pnben. 1 ) 



11. SWai unb 3. Huguft 1778. 3n einem Sdjreiben be* üKajort aon 
Donop an feinen Vertreter in SBefclar, Don ©Uli*, Dom 17. SKÖ13 1780 
$eigt e$: „5>a$ <5rgfa$ren oon ber (St. 8ntom«£albe nad) be$ Ulrtdj* 
©d^inel^ütte gef)t jefct uiel, Diel ftorfer aU jemalä, fogar bei je^igein 
SWonbfdjeüt bid in bie *Rad)t limau." (JoerSmann erwähnt in feiner 
1804 erfdjienenen „ÜBerftc^t ber Gifen« unb @taljler$eugung in ben Bänbern 
5»ifd)en Saljn unb Sippe," ®. 409 fg., im gürftentum $aberborn gmei 
Bütten, nämlia? bie Ulrtd)fd)e gu Slltenbefen unb BatorfS «frütte, V 4 Srunbe 
oberhalb Kltenbeten. ÜHit ber lederen ift gweifeHoö bie Donopfdje ge* 
meint. Die Angabe, bag febe «£)ütte einen Stabljammer $abe f ertldrt fia) 
tt>of)l au« bem öor^anbenfein ber beiben «frömmer, welche $ur Donopfö« 
£ütte geborten. Diefelbe irrtümliche Angabe ftnbet ftd) in ber Alten» 
befener Drt$d)ronif, @. 10, »0 aber aud) nur Don g»ei £ännnera 
bie Siebe ift. Dag audj bie Ulridjfdje §ütte einen Jammer gehabt bat, 
ift in ber £$at nid)t waljrfd)emlidj, ba fonft brei Lämmer Dorljanben 
getoefen unb {ebenfalls erwähnt waren. $Lud) Sänger fpridjt in feinem 
„SfegtrAg" (1789) oon jwo Gifenf)ütten unb jioeen jammern, @. 21. — 
tllrid) lieg biefeä SBerf einige %atyt nadj bem (Erwerbe be$ Donoper 
Söerfe« im 3aljre 1803 abbrechen, DrtSdjronif, ®. 22. (5$ fdjeint budj. 
ftäblidj bem (Srbboben gleid)gemadjt ju fein, ba ftd) feine Spur baoon 
auffinben lieg. SKeUridjt Ijat e$ an ber ©teile mcftlid) Dom Söege gur 
Durbefe, wo jefct baä (5td)enwälbdjen liegt, geftanben. Dort ftnb groge 
Mengen @d)lacfen gefunben worben. SRerfcoürbig ift, bag £err <£>aupt* 
leerer Sdjolanb in Wenbefen, welker bie ®üte Ijatte, fidj im Sfatereffe 
biefer Arbeit bei ben älteften (Sinmoljnern M Dorfes nadj ber Sage biefer 
gweiten £ütte S« erfunbigen, oon niemanbem Sluäfunft barüber erhalten 
tonnte. 

*) Hud) SRatorp bqaljlU an jäljrlidjen 3e$ntgelbern 80 2)Ir. 3n 
ben Sauren 1777—80, 1782—84 be$aljlte er an fcolagelbern an bie ^of* 
lammer bie Summe Don inägefamt 11699 £fjlr., 9 ©rofd^cn unb 3V Ä 



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179 

(gnblidj mürbe am 20. Quni 1778 in ©egentoart bet 
Anmalte aller Parteien in *ßaberborn baS Urteil 1 ) be$ 
SBergamtS ju JReid&enftein bafytn üerfünbet, bajj 

1. „Dem OKajor ftranj OKafimilian öon 35onop auf 
„äBöbbel unb beffen Qfamilie aus benen bem ^ermann 
„#eiftermann unb ftotyann fiubwig in anno 1607 
„unb 1614 erteilten Eoncefftonen !ein Stecht juftelje, 
„mit StuSfdjIiefcung anberer in bem ganzen 8teöier 
„am SBalb über ber fürftlid) *ßaberbornifd)en Dorf* 
„fdjaft Sfltenbeden an ben Sfero Äugten, an bem 
„®et>ötj bety bem Stoltenberg, unb auf ©anet Äa* 
„tljarinenS AUifjroetb'e ben JBergbau au^ffiifenerj allein 
„ju betreiben, fonbern biefelben ftd) mit benen barin 
„verliehenen fünf Oftaafen an jebem Ort ju begnügen, 
„öerbunben, unb roenn fie i^ren SBergbau weiter aus* 
„jubreiten gemeinet, besfaßs Don neuem üWut^ung 



*Pf., 6t. 8L 2öefclar, toL IV, fol. 1692. Ulrid) erhielt am 14. 3amtar 
1785 eine £oty8lnweifung in ber SBufer unb 8fltenbcf. gorft, ebb. fol. 
1694. ©emäfe ber ßammerrefolurion ooin 4. gebruar 1798 mürben Sta- 
tor? aud ber S3ufer unb Sfteuenbef. gorft 26 &$od &oljlf)olä, baö ®<f)ocf 
^ 60 «Walter, baö 3Ralter ju 96 äubiffufj geregnet, 1799 au« ber S3ufer 
Sorft 8 @djocf, aufcerbem auö ber Slltenbef. unb 33ufer gorft 40 6rf)ocf 
bewilligt, ebb. vol. VI, fol. 327. — 9totorpä Sßadjtoertrag würbe am 2. 
Sßooember 1782 auf »eitere 12 3<^re verlängert, ber Sßad&tjtna betrug 
feitbem jd^rli<§ 1000 $$Ir. 2)urd> Vertrag oom 16. Slugufi 1786 würbe 
üjm bat gange Söerf in „eine beftänbige unb ewige" förbpadjt gegeben 
gegen einen jäljrlidjen ßrbbeftanbjine oon 1000 Sljlr., vol. VI, fol. 
235—248, Slbfdjr. be* »ertrage«. 

*) Slbfd&r. St. «. Söefclar, vol. IX, fol. 52-94, batiert oom 21. 
SRära 1778. 8(uf ben *Reitf)3l)ofrat oon <Donop, beffen Xobedja^r fid) nidfjt 
ermitteln lieg, war im SBefty ber Äüter beffen altefter 6oljn 2Rorifc 
©eorg SMetrid) Sofeplj o. 3). gefolgt. Neffen (Srbe unb SRadjfolger war 
fein SBruber grang üflariinilian ö. 2)., welcfjer fürftlid^ SWünfterföer 
9flafor war unb G£nbe 1789 ober Anfang 1790 geftorben $u fein fdjeint 
8luf biefen folgte im öefifc ber @uter grang 3°f*P!J o. 2)., welker im 
©nburteil aU $ßro3efjpartet erf$eint. 

12* 



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180 

„einzulegen, unb barüber bie JBeleljmmg nadjjufudjai 
„fäulbig; 

2. „bie bem «nton Ulrid» in anno 1767 erteilte Se* 
„M&nung ju JBergredjt beftänbig; 

3. „ber öon Donop auf eine anberweite SJermeffung 
„ber iljm verliehenen fünf SKaafen nadj 33ergred)t an* 
„jutragen berechtigt unb 

4. „Kenn babelj beS Ulrich« ®djad)t mit ber <Sd)nur 
„überreizet wirb, Ulrich bem &on 3)onop folgen ate 
„erftem ^inber abjutretten fd)ulbig ju achten, 

5. „baSjenige aber, was bereits Don bem Ulxid) über 
„bie #ängebanfe gebraut worben, biefem lefctern für 
„bie barauf öerwenbete Soften lebtglid) ju über* 
„laffen unb 

6. „fämtltd&e burdj ben ^ßro^eg öerurfadjte Soften gegen 
„einanber aufjutyeben feljen. 11 

Sftiemanb war mit biefem ffirfenntniffe jufrieben, am 
wenigften ber Kläger; aber aud) bie SBeflagten, Ulrich unb 
bie $oftammer, Ratten einen anberen Ausgang ber ©a$e 
erwartet, ©ämtlidje Anwälte erhielten baljer bie SEBeifung, 
baoon ju appellieren, unb ber Don 3)onopfd)e ÜÄanbatar 
Ijatte nad) einer anfänglichen Äbweifung baS ©lud, bei 
bem 9tetd)$fammergerid)t in SBefclar unter bem 30. Oftober 
1779 ööflige ÄppeflationSprojeffe ju erhalten. 

Die ßuftänbe, welche bamals am JRetdjStammergeridjt 
l)errfd>ten, finb feit ©oetfjeS ©djilberung in „Did>tung unb 
93a^eit M allgemein befannt. äBenn man baju erwägt, bafj 
fdjon im Qal)re 1772 bie Qafyl ber unerlebigten Sßrojeffc 
16233 betrug, fo fann man fidj nidjt fowo^l über bie lange 
35auer beS ^rojcffeö, als vielmehr barüber ttmnbem, bafc es 
überhaupt im 3fat>re 1801 ju einem ©nburteil fam. ©S fdjeint 
in ber 5H)at, ba§ bit Parteien bief es ©lue! nur bem Umftanbe 
toerbanften, bafc ftd) unter i^nen bie fürftlicfce #offammer be* 
fanb, für weldje fdjliefclid) ber ftürftbifdfjof fclbft intervenierte. 



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181 

$>a« ftntereffe, weldje* bic 3)arfteQung biefe* töed&ts* 
ftteita bietet, fonjentriert fid) auf bie im Saufe beäfelben 
angeotbneten SBermeffungen beS 5)onopfdjen JBergwerfä, 
melden man eine Steige t>on ©runbriffen unb gutachtlichen 
©eridjten über baSfelbe öerbanft. 

$)ie erfte SJermeffung, bei welker e$ fidj fcorjüglicij 
barum Rubelte, ob ber ÄntoniuSfd&ad&t bei ber Dom Kläger 
begehrten neuen SJermejfung auf fünf Sttafcen oon ber 
©d>nur überreicht würbe, fanb am 28. «pril 1780 burdb 
btn Don bem d)urbraunfd&weigifd(jen SBergamt ju &lau$tf)al 
nadj 8Htenbefen entfenbeten Sttarffdjeiber Sa enge ftatt. 1 ) 
3Ü3 biefer nad(j Sefa^rung ber ©rube erflärte, ans ben 
in bem öon Donopfd&en ©d>ad>t unb Sau wahrgenommenen 
Umftänben muffe nadj bergmünnifdjen ©runbfäfcen bie 35er* 
tneffung nad& f^Iö^en oorgenommen werben, ba unjweifelljaft 
nadf) 3flöfeen gebaut fei, entfdjieb ftd) bieanwefenbeßommiffum 
bei bem ffiiberfprudj be$ oon Donopfdjen Vertreters gegen 
eine fold&e SJermeffung baljin, bafc ba« JBergwerf fowo^l 
gang*, aU ftöfcweife öermeffen werben fotte. Sei ber tiadj 
biefer SBeifung vorgenommenen SBermeffung ergab ftdfj, baß 
ber 9lntoniu$fd)ad)t in ber öierten üWafce be$ bem STOajor 
Don Donop jugemeffenen ©eötertfelbeS lag, worauf Ulridj 
„nidjt ben minbeften Änftanb madjte, feinen ©d>adf)t unb 
fein gelb bem Don S)onop abzutreten, nur fid) alle SRedf)t$* 
juftänbigfeit öorbe^ielt." 2 ) 



l ) 2>er ©rnnbrifc Beftnbct fidj St. «. »efclar, vol. I, fol. 350, 
ba^n geljorfamfieö Pro Memoria be$ 2., d. d. (5lau$t!jai ben 1. 
3uni 1780. 

8 ) 2)er fdjon im 3a$re 1775 erwähnte, 28 Satter tiefe ©djadjt war 
bamate ber görbeTfdjadjt be$ Stonopfdjen 2öerfe3, beffen 9Bau jid) imterljalb 
ber erften unb ^weiten Sftafje hii in bie britte ÜHafje erftre(fte. 3)er 
Hntoniu3fdjad)t würbe 1780 notf) aU görberftrjadjt beö Ulrterjfdien Söerfe« 
brauet. 9tad} feinem Seridjt l)at fidj Öaenge bei ber ©efaljrung beö 
©rubenbauefl überzeugt, „bafj ber (Sifenftein auf einem letttgen glofce Bricht, 



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182 

5)ie jtoette SBermeffung, tueld^e bcr fflrfHtdj naff autffy 
»ergmeifter $ung au$ 2Wü&en am 23. unb 24. 5»ai 1783 
auf SBcfc^I bcr *ßaberborner {Regierung, toeldjer angtjeigt 
worben nmr, baß ber Don ©onopfdje *ßäd)ter Sftatorp außer 
ben im «pril 1780 bem 9ßajor Don Donop §ugenieffmfli 
fünf SOTafjen ben ©tfenftein förbere, t>ornal)m, ergab, ba$ 
ber ütjtmfdjen angelegte neue Don Donopfdje ©$ad?t jmoff 
Sadfcter außer bem öermeffenen grelbe nad) Dflen ju ge* 
rabe im ©infel gegen bie britte ÜKaße angelegt Don Xa% 
bi« auf ben (gifenftein 18 Satter tief unb nodj ntdjt burd) 
fdjlftgig war. Der Don Donopfdje ©rubenbau befanb fid) 
im ©anjen 29 Sachter außer bem 1780 oermeffenen ©e* 
öirtfelbe, roeld)e$ ftung als richtig öermeffen anerf annte. *) 

beffen 3)a$ ein milber« bie ©of)le aber ein fefter @anbftein ift, unb ber 
Ölöfc an einigen Orten beqnalje fladj, an anberen aber Ijödjften« biß 18% 
©rab nadj 6übwcften fein gaUen l)at, wie benn audj bie SfäufenS, unb 
alle übrigen ftennfteidjen eine« glöfceS genau gu bewerfen ftnb.* <&r§ 
biefe Sefdjreibung infofern unrichtig mar, als bie ©oljle be* gÄöfceS irieftt 
au8 einem feften @anbftein, fonbem auö Äalfftein beftanb, Ijat S. in feinem 
33erid)t oora 11. ©eptember 1786 foäter felbft erflärt: „3)er gifenfieüi 
ober trielmeljr baö (Sifen-örrj auf bem oon 2)onopifdjen Sergwerfe bricht 
Äwtfd)en ©anbflein unb Äaltftein. 2)er Sanbftein ift beffen (jangenbe* 
ober $atf), ber ßalfftein aber feine ©oljle, unb ifi in bemfeften ber Sanb> 
ftein blafjgelb, ber tfalfftein blafjgrau unb bad Sager M (Sifen^Crrge* rot| 
angeleget" . . . „3)cr £auötgrunb, bafj biefefi Kerf ein giöfc ift r befte&et 
barin, bafj baä ©tfen-ßrj, weld)e$ in Seiten bricht, mit ben ©efteufSagen 
parallel fällt, benn fein ÜDad) befielet auö ©anbftein, feine €>oljle aber 
auö ftattftein. (£in ©ang aber mu§ bie Sagen bed ©efteinf burdjfdjneiben.* 
§ierju Beriet beö Sacobt oom 11. Slpril 1785 unb ©utad&ten be4 
Sanger com 9. 3uni 1784, „Überfielt, • @. 40—46. 3)ie Mitteilung 
beä lefcteren in Seilage II ergebt nur Slnfprudj auf ^iftorifdjeö 3n» 
tereffe. Sergl. biefe 3eitfdjrift, *Bb. 56 6. 73 ff. 

*) <Der m% befinbet fldj @t. 81. Befclar, vol. IU, fol. 1220, bogn 
ber SBeridjt d. d. SUtenbefen ben 26. 2ttai 1783. — 3)er „alte SDoiwp. 
fdjadjt" war gur 3eit biefer Sermeffung fdjon „feljr baufällig unb nähert* 
ftd) täglidj feinem gän$lidjen ©infturj." 3)er 8lntoniu8fd)adjt, welker 
14 V 8 Satter tief war, fonnte bei biefer Gelegenheit wegen feiner Sau« 
fälligfeit f$on ntd)t me^r befahren werben. 



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183 

infolge btefes SJefunbeS würbe auf Änfudjen ber $of* 
famtner bem äßajor Don Donop am 30. Quni Don ber 
sßaberborner Regierung nid^t nur bie ftörberung be$ ffiifen* 
ftetnS außer ben fünf STOaßen, fonbern aud) bic ©djmeljung 
beS geförberten verboten. Da fid) aber Weber ber 2)e* 
ftfcer nodj ber *ßädjter be$ Sergwerte um biefeä 93erbot 
tümmerte, ließ bie fürftlicfce SRegierung ben SJergüerwalter 
Sang er au$ Äaffel fommen, ftctftc tym ben uon ftung 
angefertigten SHß ju unb wie« iljn an, ba$ ©er! ju öer* 
riegeln unb ju öerftegeln, fall« er bei ber SBefatyrung finben 
würbe, baß außerhalb ber fünf STOaßen gebaut fei. Sänger 
begab ftd) am 10. Dejember nadj feiner SJereibigung burd) 
ben SReuenbefener SRidjter SßelijäuS mit biefem nad> Alten* 
befen, befu^r ba£ ffierf unb verriegelte unb öerftegelte ba8* 
felbe mit feinem unb be$ SlidjterS *ßetfdjaft, nad)bem ftcfc 
bei ber SBefa^rung l)erau$gefteDt ljatte, baß tljatfädjlid) ber 
ftaftor SRatorp aus ben im April 1780 öermeffenen fünf 
SlWaßen getreten war, ben im STOai 1783 üorgefunbenen neuen 
©d)ad)t mit bem ©tollen burd)fd)lägig gemalt fyattt unb ben 
©rubenbau ganj außer ben fünf 9ßaßen führte; baß er ferner 
alle jörter, woraus ehemals ©ifenftein geförbert, burd)brodjen 
unb nur ben ©tollen offen gelaffen tjatte unb enbltd) aKen 
außer ben fünf SDfaßen gewonnenen ffiifenftein unter ben „alten 
©onopf^ac^t 11 laufen unb au« biefem t>erau$förbern ließ. l ) 

Am 23. Januar 1784 orbnete ba$ $RetdjSfammergertd)t 
eine neue SSermeffung an, weld>e, nad)bem injwtfc^en im 
$uni beSfelben ftaljreS eine Qfnter&entionSanjetge be$ fjürft* 
bifdjofs von *ßaberborn mit einem gutad)tltd)en 33erid)t 2 ) 
beS SBerg&erwalterS Sanger eingegangen war, am 11. April 
1785 oon bzm d>urtriertfd)en SBerginfpeftor Qfacobi üor« 
genommen würbe. ©iefer erflärte nad) Unterfud^ung be$ 



*) SÖericfit beö 8angcr in ber „Überpdfjt", @. 38—40. 
») Setlage U. 



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184 

SBergwerf* unb SJergletdjiung ber öon Saenge unb Qung 
angefertigten 3tiffe, bafc biefelben meifterltdj gearbeitet Ratten 
unb er ftdji läd^erlid^ madjen würbe, wenn er cht offen* 
bare« glöftwerf tote einen ®ang öermeffen wollte. 

Die barauf in bem Urteil toom 26. «ugufi 1785 öom 
Jtammergeridjt angeorbnete uierte SSermeffung würbe enblicfc 
am 1. Äuguft 1786 burdj ben 9Rarffdjeiber Saengc in 
©egenwart ber faifertidjjen Äommiffton, wetdje am 26. Qvdi 
in Driburg eröffnet würbe unb bis jum 5. Äuguft taqtt, 
vorgenommen. Die« ijt bie ftommiffton, Don welker Sauger 
in bem „JBeijtrag ju einer mineralogifd&en ©efdjtdjte ber 
$od)ftifter $aberborn unb^ilbeStyeim" 1 ) erjagt unb toeldjer 
er at« Äommiffar be$ gürftbif^ofö unb ber $offammer 
beiwohnte. 8udj bie$mal waren bie ©adjüerftänbigen baruber 
einfcerftanben, baß ba8 SBergwerf ein JJIöfcwerf fei. Da* 
gegen ergab bie neue SBermeffung, welche übrigen«, wie bie 



l ) „in ©riefen an ben §eran$geber berfelben, (ährnft Subwig 3ittt0raf, 
Ijod&fürftl. Ijeffifä. ^ergmetfter ber ©raffdjaft ^anau-SRün^enberg," 1789, 
<S. 22 fg. — 3Rad) €. III erhielt 8. im Saljre 1783 ben Auftrag, bie 
$od)ftifter $ß. unb £. mtneralogtfdj $u bereifen. (Seine ßlage über „biefe 
in ber Xljat merhoürbtge ©treitigfeit, bie fdjon fefjr Diele Summen ©elb 
gefoftet," war berechtigt. 2)ie flommifflon öon 1786 foftete allein 765 
Styr., 5 $f., 1780 erhielt 8aenge 82 Sfjlr., 14 @r., bie Soften ber S3er. 
meffung burä) 3acobi 1785 betrugen 138 Sfjlr., 13 ©r., 8V 2 $f. — 
2)er 93erid)t ber ffommiffton, erftattet öon ben faiferl. Äommiffarien Dr. 
*ß$. 3. Sfafor unb 8t. $$. % <Smertc$, pnbet jld) ©t. 8t. Söefciar, toL 
V, fol. 248—374, er enthalt Öaengeö ©utacr)tcn unb ba$ Äommiffton«. 
protofoH nebft 15 Anlagen, gol. 375: „©runb. unb *ProfÜ-3Hiffe, aufge- 
nommen öon 3. $• Baenge, dlauötljal, ben 11. ©cptember 1786, nadj ber 
Sermeffung öom 1. Sluguft 1786." §iernad) würbe ber fog. „alte 
2)ottopfdjadjt / ' bamalö nicr)t meljr benufct, ber Sörberfdjadjt war ber tn» 
gwifdjen burdjfdjlägtg gemalte „neue 2>onopfd)adjt", beffen £eufc jefct 
21 Carter betrug. 3)er 2tntomu$fd)ad)t wirb ald „Herfallen" bqeidjuet 
2)er <StoHenbau beö 3)onopfdf)en 2BerfeS enbete nodj, wie 1783, unter bem 
„©arten, ben ber «Steiger beö 2lntoniu$fdjadjt$ benufcet," awifdjen bem 
(£ggewege unb bem „neuen 2)onopfd}ad)t," wo jefct eine SBiefe liegt 



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185 

anbeten, nad) (Sängen unb nadft glöfecn vorgenommen 
werben mußte, bafj bie ©dfjnur ben SntoniuSfd&ad&t nidfot 
überreizte, berfelbe unb ba8 Ulridf>f#e gelb üiel* 
meljr außerhalb ber neuen SBermeffung blieb. 

9fouJ)bem bie Jfommiffion tljren 33erid&t erftattet Ijatte, 
würbe es in bem Urteil Dorn 17. ftuli 1788 bei ber burdf) 
ben 2Äarffd(jeiber fiaenge gefdü>ef)enen neuen SBermeffung 
nodj jur Qtxt unb bt$ auf weitere (Srfenntniffe in ber §a\tipt* 
fad&e bclaff cn ; jeboclj würbe bem Kläger ber iljm im $af)tt 
1764 t)on bem 33erginfpeftor SBalbfdjmibt als eine gunb* 
grübe jugemeffene Diftrift ju ben Ujm neuerlich nad& ©ängen 
jugemeffenen fünf 3Rajjen als ^ubeljör mit eingeregnet, 
baljingegen ber SBetrag btefeS SMftriftS an ber vierten unb 
fünften SWajje ber neuen SSermeffung mit 42 fiad&tern 
abgefürjt. 

Sßad&bem bann noc$ unter bem 8. Df tober 1788 ein Dorn 
Äläger eingebrachtes $eflarationSgefud& abgefd&lagen unb es 
bei bem Qnljalt beS Urteil« Dorn 17. Quli lebiglidfo belaffen 
war, Ijörte bie ^ätigfeit beS ©ericijts in biefem töed&ts* 
ftreit vorläufig auf, bis enbltd) — nacl) einer Sßaufe toon 
über breije^n ^aljren — am 4. Dejember 1801 
baS (Snburteil üerfünbet würbe, welches baS Urteil ber 
erften Qfnftanj betätigte, »ufjerbem foQ es nad(j bemfelben 
bei ben in ben $at)ren 1780 unb 1786 gef dienen SSer= 
meffungen unb ben bem Appellanten jugemeffenen 10 üttafcen 
lebiglicij fein SBewenben fydbtn unb beStjalb fowoljl als in 
Hnfel)ung ber in biefe üttajjen bereit« eingeregneten ftunb* 
grübe bei bem Urteil bom 17. ftuli 1788 belaffen werben. 
©d&liepd() würbe bem Kläger ausbrücflicl) bie JBefugniS 
abgefprod&en, baS SBergwerf anberS, als wie ein glöfc ju 
bebauen. x ) 

2 ) $ie „Überfielt/' »elcf)c 1800 in SBefclar öetfa&t ift, fdjlie&t bie 
SDarfiettung Deö $n>3effe$ mit bem 8. Ottober 1788. ®t. «. Söefclar, 
vol. VI, enthält au* ben Sauren 1791 bti 1801 weber @d)riftfä$e nodf) 



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186 

ftteiltdj toar mit btefem ©rfenntmS bcr $rojeg itidji 
beenbet @d»on am 26. ftebruar 1802 jeigte bcr 2i* 
jenttat öon ©flltdj al$ Vertreter be8 ffläger« „untertljämgfi 
an, baß feine $rtnjtpalf#aft gegen ba« Ijöcfcfftiereljrlidjc 
Urteil Dorn 4. $>ej. b. ft. e * n * n *> cn föeidjSgefefeen jit 
gelaffeneS {Redjtdmittet einjulegen gefonnen fei/' unb in 
bet 5Eljat ging am 17. SWärj ein Recessus Introductionis 
Revisionis in ©efclar ein. ©n Defret ift aUerbtng* 
nid)t meljr ergangen ; bie Eingaben ber Parteien mürben 
ju ben Äften genommen, bis mit ber Stuflöfung beö 9?eid?s 
fammergertd>t$ bie ©adjie uon felbft aufhörte. 1 ) 

ftnjttrifdjen toar, nadjbem bie SBittue beS $ofbanfier$ 
©panier in SKelefelb 2 ) burd) #erfd)ief$ung einer (Summe 
üon 21000 fcljalern bie JBefriebigung ber meiften ©laubiger 
ber gamilie öon Donop ermögltd) Ijatte, ba$ ÄonfurSüer* 



&efrete. 8Hlerbing$ finbet fidj in biefem SBanbe feine georbnete 3ufammen* 
Ijeftung ber Blätter, unb feinen bie einzelnen ©türfe fpäter barin oer- 
einigt ju fein. $te Urfdjrift be$ ©nburtetlä feljlt in ben Slften. (5tne 
2luÄferttgung oljne (£ntfd)eibung$grünbe pnbet jidj fol. 505—506. gfoL 
214—535 ftnb Eingänge öon 1802 an r alfo aud einer 3eit r rottet na^ 
bem <£nburteil liegt. 

*) Rotulus, fol. 95—104, jo^lt bie Eingänge oom 14. S)e^cmber 
1801 biel gmn 23. 3«ni 1806 auf. 3p bem legten „Bittet Dr. gre$ 
bren aRonartj," »eldje gewahrt würben. Zloty öor SIBIauf berferben f am 
6. Sfoguft, untergetdjnete grang II. bie SlBbanfungSurfunbc, meiere ben 
SReidjSnerBanb formell auflöfte unb infonberljeit bie ÜWitglieber ber Wdjfhn 
9&etd)lgerid)te Don ifcren Sßfitdjten gegen baä 9&eid)$oberljaiipt eutBanb. 

■) St «. SBefclar, vol. VI, fol. 298—300, „tfurje unb aftenntäfcige 
Überfielt be$ ä»ifd)en bem £errn DBcrmarfdjatt, nun f. f. £errn Sommer» 
Ijerrn öon SWengerfen gu SRe^ber jc. unb ben GfrBen beä §errn 9tet<$£* 
$ofrat$ bon 3)onob ju SBöBBel Ben bem .£>od)fürftl. ÖelmBofe ju Sßaber- 
Born anhängigen 9fcedjt$ftrett8, bie fonft uon ©djüberfdjen Seljngüter 
£immigl)aufen, ©rpentrup unb Sangelanb Betrcffenb," 1801, ©. 12 ff., 
„SBeridjtigung" biefer „Überfldjt" non StergenBadj, 1801, ungebrurfte 
„ÖBerfidjt ber Btäljer oBge»alteten ©treitigfeiten" u. f. »., SßaberBonriföeä 
SntettigenaBiatt bom 2. DftoBer 1802, 5Rr. 40. 



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187 

fahren unb bcr gerid&tltdie ©equefter über bie im $od)ftift 

»ßaberbom gelegenen uon Ütonopfdjen ©fiter burd) ben 53c* 

fdjeib Dom 11. ftuni 1784 aufgehoben unb bem 2Rajor 

Don 35onop bie freie Verwaltung feiner ©fiter wieberöer* 

fdjafft worben. hierbei war baS 93erg*, #ßtten* unb 

£ammerwerf bei «Itenbefen ber Sßitwe ©panier mit ber 

befonberen Äbrebe öerpfftnbet, bafc ftc befugt fein folle, 

für ben gfaß ber nid)t erfolgenben ßaljhmö ber 3wf*n als 

toaljre (Eigentümerin ben Cerfauf beS SBerfeS als eine« 

unftreitigen ffirbjlfldCs unb, faß« bie Äaufgelber nidjt Ijin* 

reidjenb fein foHten, bie $mmiffton in fämtlidje oon 

Donopfdje ©fiter bis ju üjrer üoflftänbigen Sefriebtgung 

ju bewirf en. «Wadjbem fie fobann im $al>re 1790 wegen 

rücfftänbiger 3i«f e « c wen allgemeinen Ärreft auf bie toon 

Donopfdjen ©fiter erwirtt fjatte, fefcte fie entließ nad) lang* 

wierigen SBer^anblungen im Qfaljre i802 ^ en öffentlichen 

Verlauf beS ganjen ffierfeS burd), bei bem es am 17. 

©ejember bem #ofagenten Qfoel $erforb jugefc^Iagen würbe, 

wetdjer öorljer mit Änton Wrid) eine Vereinbarung über 

bie Übertragung beS gansen SßerfeS an biefen getroffen 

Ijatte. ©dt «nfang 1803 befanb fid) baljer Ulrid& 

im SBefifce beiber Serg* unb #fittenwerfe. 

5)aS #odjfttft Sßaberborn Ijatte fdjon am 3. «uguft 
1802 infolge feiner ©äfularifation aufgehört, als felbftän* 
biges ftfirftentum ju cjifiiercn. 



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188 



I. „Copia authentica original ÄmifbritfB, bcrgrocrk ^ittn- 
nnft fyammerroerke ju Altenbecken.* 

„ffiir Dietrich Ludewig bcr elter, Elisabeth Ludewigs, 
Frider: Elbracht, ®ottfd>alf Fricken, SorrteS Abeken, 
alfe weljlanb Joan Ludewigs feeligen nad&gelafjene (grben, 
tt>un Shmbt, unb SBefennen Ijiemit öffentlich SSor uns, unfere 
nadjfommen, unb (Srben au# befjen Constituirte beüoD- 
mächtig, unfere mit @rben Wilhelm Ludewigs ge&efenen 
fürftlidfoen *ßaberbörnifd>en lanbt öogt$ respee nad)gela§enen 
fot>n3, unb ©nfelen Wilhelm, Henrichen, unb Ludewigs, 
bemnadj wir Ijiebeöor im Qfa^r 1642 ben britten tfytü 
unfereä berg, tjütten, IjüttenfiaufceS t>ammerwercls ju Alten- 
becken bem $o$ebelgebof)men, unb geftrengen Hermann 
Berendt Schilder ©rbgefe&en ju Himmighausen, mit ollen 
pertinentien, unb 3ubef)örungen wie bafeelbige unfere 2$or* 
fahren au$ gnäbiger Concession be£ jeitlid&en SMfdjoffS, 
unb lanbsfürften btcfcö ©tiffts Sßaberbom an ftd) gebraut 
Dor bie Summen, woljl unb ju guten gnügen erlegte 3tneg* 
§unbert 9ftf)r, erblich öerfaufft, cedirt, unb Übergelagen 
mit ber 3$erpflid)tung, wenn wir unfere anbere Steile aud) 
abfteljen würben, bafc er barju ber näd&fte feijn foH, unb 
bann bafjelbe antfco unfere gelegen^eit erforbert, bafj tuir 
beren uor un$, unbt unfere mitgewerfen auf untergefdjrie* 
benen Sag unb Qtit gebaute übrige Steile woljl gebauten 
Hermann Berend Schilder mit aller barju gehörigen red)t, 
unb geredjtigfett eine« aufregten, reblidjen, ©teten, SSeften, 
unb immerweljrenben 5?auff$, unb SJerfauffö (£rbli# cedirt, 
berfaufft, transferiret unb übergeladen, tljun ba&elbe audj 
tyiemit, unb in ßrafft biefe$ SSor unb um fünftunbert Sttljlr., 
meldje berfelbe un$ alfo SBaar über würflid) jugejetjlet, 



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189 

gelibert, unb Bejaht fyat, baröon als Salbt ein jcber fcon 

uns feine gebüljrenbe quotam entfangen, unb ju ftd& ge* 

nommen, unferS vorgebauten mitgewerfen anpartf) aber 

als nemblidj ljunbert fünf unb jwanfetg 9?tl)tr. Ijat ber 

Ääuffer bet| fid& behalten, unbt baoon jäljrIic$S benenfelben 

bis ju tyren münbigen ^aljren ober einer if)me 93efd(jet)ener 

ablofe adjjtefialb SKjaler jur pension ju geben öerfprocijen, 

lautfj barüber herausgegebener Obligation, beßwegen wir ban 

t>or uns unb gebadjte unfere mit @rben iljme Herrn. Berendt 

Schilder feine @f)elige fjaußfrauen Margarethen Magdal. 

von Donop iljre Äinber, (Srben unb nad&fommen beßer* 

maßen quitiren, unb loSfagen, unbt auf bie Exception 

non Soluti pretii renuncijren; wir uerjie^en unb begeben 

uns audj nunmehr obberütjrten alliegen JBerg glitten, ^ütten 

#außeS, unb fjammerwerfs fambt allen beßelben juget)örben 

red^t* unb gered&tigfeit, 93eftfeung, nufe« unb geniefung, unb 

aller anfpradje fo wir btstjero baran gehabt ljaben, ober 

ffinfftiglid&en über furfe ober lang baran barju, gereife (?), 

unb ju f)abcn öermeinen mögten, unb fefeen ben Jfäuffer 

unb feine mitbefcijriebene beßen allen in DoHenfommenen 

SBefife, berogeftaltt), baß bie es nun Ijinfüljro rüt)rltd& ein* 

fiaben, beftfeen, gebraud&en, nufeen, unb genießen, unb fonften 

bamit iljreS willens, unb gefatfenS tjanbelen, fd&affen, unb 

fehlten foHen, fönnen, unb mögen, wir befennen aud(j bor 

uns, unbt unfere mttgefcfcriebene, baß wir angelobt, unb 

toerfprod&en tjaben, biefen Äauff, unb SSerfauff beS aßiegen, 

unb ganzen Serge Ijütten, IjüttenljaußeS, unb IjammerwerfS 

wätp, ftebt, beft, unb unterbrochen ju galten, bawieber in 

(Swigfeit nimmer ju reben, ju fyuen, nod(j ju fcfcaffen nod(j 

geftatten gettjan ju werben, wir geloben, unb toerfpredjen 

gleichfalls Ujme bem Ääufferen, unb feinen mitbefd^riebenen 

biefeS SJerfaufften alliegen 93erg Ijütten, t)fittenl)außes unb 

JjammerwerfS gutfje, aufredete, fidlere, unb boHenfommene 

eviction unb waljrfd&afft gegen SWänmglid&en ju leiften unb 



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190 

fonberlidj gegen obgeb. Wilhelm Ludewigs ©rben $?er* 
läuffem anpart feine« £t>eil$ mit aller feiner, unb unfer 
jum ganzen Sergwerf beengen, gered&tigfeit, unb requisiien, 
unb weiter wollen mir ju einiger eviction nidjt uerbunbat 
fegn, unb bantit er ber Äauffer, unb feine mitbefdjrtebene 
wegen obberfit>rten unfern mitgewerfen, unb mit ®rben 
beftomeljr assecurirl, unb öerfidjiert fet)e, fo caviren, unb 
loben wir ljiemit beg SBerpfänbung unferer fyadb, unbt 
gflit>er öeft, unb beftänbig baran ju fetjn, unb aller maafcen 
iu oerfdjaffen, baf$ biefelbe biefen Äauff unb CerFauff in 
aßen feinen punften Glausulen, unb articulen öor genembt 
galten, unb barwieber feinerlei) excepüon, (Ein* ober 3te 
IjelfSreben, al$ ba fege doli mali, non Sic Celebrati Gon- 
tractus, restitutionis in integrum, nullitatis, appellationis, 
Laesionis qualiscunque, unb anbere ©inrebe, wie biefelbe 
Sftaljmen Ijaben, unb bie tljnen aus geift ober weltlichen 
regten aud) lanbeägebräudjen einigermaaBen Competiren 
fönnten, einwenben, ober gebrauchen, wir wir bann aud) 
fcor unfere eigene Sßerfotyn unfere (Srben, unb nad&fommen, 
foldjer, unb bergletd&en ffiin* unb auSreben, unb fonberlidj 
dieta deeeptionis ultra dimidium justi pretij fambt, unb 
fonberlid), wijjent* unb woljlbebadjtlid&en begeben Ijaben, 
immafcen ebener maafcen ber Ääuffer auf bergletcfcen ex- 
ceptiones laesionis, welche fonften aud> bei) ben Sergwerfen, 
ob dubium fortunae eventum ju rechte fein ftatt^aben 
tonnen, befcer geftalt renuncijret Ijat; aQe$ eljrbaljrlid) ge* 
treulich unb oljne gefeljrben, befcen ju wahren urfunbe 
Ijaben wir uerfäuffern x>bg. biefen Äauffbrtef neben bem 
#. ftäufferen mit eigener Ijanbt untergefd&rieben, unb bem 
wot>l ©ljrwürbigen, unb woljlgeläljrten #ern Henrichen 
Arnoldi pastoren §u Neuenheerse notarium publicum 
in gegenwartt) Joannis Arnoldi, unb Joannis Crull ate 
baju gebetljene gejeugen gebetten, bafj er Dagelbe neben 



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191 

irrten bett 3eugen mit Subscribirt Ijaben, fo gefd&el>en 
Himmighausen anno Domini 1649 fretytag bcn 25ten 
üWonatljS Junij. 

Dieterich Ludewig ber ältere öor m\6), unb aDe 
meine (Srben Subscribirt manu propria, Liborius Abeken 
meine eigene #cmb. Joannes Crull 3U Heerse, Henricus 
Arnoldi Nts et pastor Subs., Elisabeth Ludewigs, Frid. 
Elbracht bor mtdj, unb äße (£lebra#t£ ffirben, Joannes 
Arnold, alfj requirirter Tesüs. tt 



IL jBergmäiuufdjcö (Butadien 

ober ^Beantwortung beren fragen, ob ber #err Don Donop 
bie tfjm juerfannten fünf SKaafc auf feinem ©ifemoerf am 
SRe^berge bei) SUtenbedfen, anifco nocl) berechtigt fetye, felbften 
ju beftimmen, unb wie hfy 85ermeffung berfelben gebraut* 
lid&, bie ©d&nur führen bfirfe, unb ob bie SSermeffung, 
nrie bei) ©ängen ober tüte beg glöfcen gebräud&licl), t>or* 
genommen werben muß? 

Die erfte Sfrage betreffend fo ftefjet jtoar ben JBerg* 
regten nad) bem üttutljer frei), fobalb er feinen 3funb be* 
ftimmt fjat, belj SBermeffung be$ 3felbe$ bie ©dfonur ju 
führen unb ju jeigen, too^in er feine SKaafen gelegt Ijaben 
nriH; ba f\6) aber ber erfte SWutljer be$ nunmeljro bon 
Donopifdjen (£ifentt>erf$ feine im 3fd> rc 1607 gemutete 
fünf SKaafen nid&t f)at sumeffen laffen, ba bod& bem 3Äut^er 
obliegt, ftdb fein gemutete* gelb innerhalb- bier jeljen Sagen 
nadf) entbedtem ftunb betätigen, Dermefjen unb bertod&fteinen 
JU laffen, bfy SSerluft feine« 9?ed(jte$. — etjurcölnifd&e 
JBergorbnung jtoölfter £f)etl britter «rtiful. — «u# bie 
nadjjljerigen Söefifeer bon Donop ber üon ©eiten Ijocfcfürjl* 
lieber #offammer ju berfdfotebenenmalen getanen Auflage 
oljngeadfjtet ben SKutljfd&ein (Goncession) nidfot borgeseiget, 



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19g 

fonbcm immer fortgefahren, am unbermeffenen treibe gifei^ 
flcin ju förbem, fo bafj ber gegenwärtige SJeftfcer nid)t k 
©tanbe fegn wirb, ben erften ftunb jw beftimmen. 

<$S wirb 3»ar öom gegenwärtigen SJeftfcer ber ata 
$onop*@dj|ad)t für ben erften ftimbfdjadjt ausgegeben, am 
welken aber nur erft feit berfdjiebenen Qa^ren ein @ruben- 
bau vorgerichtet, worju öor^ero ein Stollen ^erangetrieba 
worben, unD baburd) ntd^t allein ba8 gelb um ben alten 
®onop*@d)ad)t wafferlo« gemacht, unb bem nacfyljrro baratf 
öorgeridjteten ©rubenbau ©etter gebraut, fonbern berfelbe 
btefe* audj bem Antonius-@d)ad)t gettjan l)aben toiU, uni 
baöor be8 Stoßen SWeuntel bon allen au& bem Antonius 
©djadjjt geförberten (Jrjen forbert. 

hieraus folget nun, bajj mit bem Don S^onopföcn 
©tollen ba$ ffiifcnflctn*fjlöfe eljer fünbig worben, als mit 
bem alten DonopSfdjadjt, ba^ero erftere, wenn nid)i noci 
ein früherer gunb bewiefen werben fann, jum (Srbgcbäube 
angenommen werben muß, wo aisbann dornen im 9»unb 
lod>, ober ba, wo suerft ba$ ftlöfe entblößet worben, mit 
ber ©djnur angehalten, unb ba8 Jelb bem ©ebürge Ijinan 
fcermeffen werben muß. — £ljurcölmfd)e SBergorbmtng 
fünfter Xljeil jweiter Ärtifet. — 

Da nun ber $err Don Donpp feinen feit oielen ^Ja^ren 
geführten ©rubenbau fowoljl mit bem ©tollen als mit 
gelbörtern na# bem Stntoniu8fd>adjt ju getrieben Ijai, wie 
bie verfertigten JRiffe Dom JBerginfpector SBalbfdjmibt im 
3faljre 1764, öom üßarffdjeiber Langen im %(ä)Tt 178Ö 
unb Dom JBergmeifter Jungen im ftaljre 1783 ^tnlfinglid) 
beweifen, unb in biefen ©egenben ben ©ifenftein meiften 
tt)eil8 abgebauet, audjj feine Sefdjwerbe bat)in gegangen, 
bafj ber Antonius-©d>ad)t in feinen SRaafen läge, aud) 
ben neuen üWut^er Änton Ulrid) bafelbft vertrieben, fo er* 
fettet hieraus wol)l tjtnlänglid) genug, baß ber #err von 



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193 

Donop feine SWaafen baljin fd>on längften* beftimmet 
f)at 

3fm 3faHe aber, bafj tl>m bis jefco nodj frety fteljen 
folte, bie ©djnur ju führen, fo würbe er fold^e gewifc fo 
führen, ba§ er bie if)me juerfannte fünf 5Kaafen in ein 
annodj frifdjeS gelb braute, woburd) folgten ber feiger 
1607 geführte ©rubenbau in gar feine Setradjtung fotnmen 
würbe, toelc^ed bod) allen 9ted)ten unb JBtfligfeit nad> nic^t 
geftattet werben tann. 

(5* mürbe baf>ero öorS erjte beftimmet werben muffen: 
ob bem $errn öon 5)onop nad) fo öielen $af)ren baS 
SHecfct be$ erften frinberS nod) jufomme, ba antfco nid)t 
me^r bie JRebe Don einem neu ju oermeffenben Ofelbe, fonbern 
Bon einem feit 1607 fdjon bearbeiteten ift; QtotittnS: ob 
bcr #err üon Donop feine it>m jufommenbe fünf SDlaafen 
nidjt nadjbem feit 1764 getriebenen unb burd> JRiffe be* 
fannten ©rubenbau, nad) bem Antonius-©d}ad}t ju, ba er 
fogar ben jüngeren SWutljer barauS vertrieben l>at, be* 
ftimmen tonne. 

Dritten«: ob nidjt bie ©tottenlinie be$ nod) gang* 
baren <8rbftotten$, ba biefer nad) bem 2. Ärttdel fünften 
Ifjeil £l)urcölnifd}er Sergorbnung wirfltd) jum (Erbgebäube 
geworben, nadjbem juforberft bergunb bafelbften eibltd} 
beftimmet worben, jur #auptoermeffung«linie angenommen 
werben muffe. 

S)a biefe« ber vom ffaiferlidjen 9teid)8*Äammergerid)t 
angemiefene jweljte ÄrtidEel beS fünften £f)eü$ Sl)urcölmf4)er 
SJergorbnung ausbrüdlid) befiehlt. 

3Me jwetyte grage betreffenb: ob bie Sermeffung be$ 
t>on üDonopfdjen ©ifenwerfs am Steljberge bei} Hltenbeäen 
tote bfy ©ängen, ober aber wie bei} gKJfcen übltcfc, öor* 
genommen werben muffe? 

Um biefe 3frage hinlänglich auäeinanber ju fefcen, 
wirb nötf)tg feijn, üorS erfte bie (Jigenfdjaft eine« @angen$, 
LVIII 2. 13 



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1U 

unb jtoetjte bte (Sigenfdjaften eine« OflöfceS ju bemerfeti, 
brittenS ben ^öd^ftnöt^tgen Unterfdjieb, ber beij Sermeffung 
jtoifdien ©ang unb ftlöfc gemadjt toerben mufc, ju jeigcn, 
als bann aber viertens bie ©egenb um Ältenbecfen fotpo^l 
al* ben 9te^ unb anbere angrenjenbe SBerg mineralogifö 
ju betreiben, worauf ftd) bann fünftens leidet etnfe^en 
laffen nrirb, tote bei) bem von Donopfd>en (Eifentoerf am 
9tef>berge bei) fcltenbecfen bie 33ermeffung vorgenommen 
toerben mufc. 

Crften«: (ES finb von jeljer bie ©ebürge in @ang 
unb glö^gebürge eingeleitet morben. 2Kan Ijat ba^cro 
biejenigen ©ebürge, bie auf unferem (Erbboben bie größten 
©ebfirgsfetten ausmalen, au« einerlei ®eftetn*Ärt, als 
©ranit, ©neuß, ©tiefer unb Saxum metlalliferum be* 
flehen, beren Sagen von (Srjfüljrenben oberen (©fingen) 
nad> allen nur möglichen Stiftungen burdfofänttten, unb 
burd>fallen toerben, als ©anggebürge angenommen. 

(SS befte^en batjero bie (Etgenfcfcaften eines ©angeS 
^auptfäc^Iid) barinnen, bafj er in einem einfachen ©ebtrge 
preiset, bie ©ebirgSlagen, fo aus einerlei ©eftein befielen, 
burd)fd(jneibe, unb fein %aütn jum toenigften einen SBtnfel 
von 20 ©rab gegen ben ^orijont ma#t. 

3toei)tenS: 3flöfcgebürge hingegen werben bie jenige 
genannt, fo bie ©anggebirge umgeben, unb gletdjfam ttyren 
3ru{$ ausmalen. Der innere JBau biefer ©ebürge beroetfet 
hinlänglich, bafc fte eine weit fpäterc (Entftel)ung gehabt, 
als bie ©anggebürge, ba fte nur aus Sagen Don ßalfftetn, 
©anbftein, £f)on, SWergetl, ©anb, Seljm, unb bergletdjen bie 
verfdjiebene 2Käd&tigfett tjaben, befteljen, ntd&t feiten mit Ser- 
fleinerung [von ©eegetoädjfen gemenget fmb, unb tljr 
Steigen unb fallen ft<i) aüejctt nad> bem barunter liegenben 
einfad&en ©ebirge richtet. 

Ofinbet pdf) nun jtoifdjen jtoetj fo verfdjtebenen ©eficin* 
lagen eine anbere Sage, ober ©djidjt, bie jtd> feljr merfltcb 



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195 

Don betten anbertt unterfd&eibet, ftd) baüott ablögt, unb 
metaQifd^e Steile enthaltet, fo Reifet tiefe baS glöfc, unb 
ber fflergmann fagt: bie @rje brechen glöfcweiß. 

Unter bie $auptf!ofcgebirge in 3)eutfdf)lanb gehören 
bie flupfer*®d()ieferwerfe in ber ©raffd&aft SßanSfelb, bie 
ju ?ßüttenborf unb ©angelaufen in Jttrring, ju Qfttmenau 
im #ennebergtfdf)en, ju SWidjelSborf in Reffen unb ju 
Rauterberg am $arj, beSgleidfcen bie ©fenftein*3flöfce ju 
#omberg, #ol)enftrd)en, SReuenbau, &tfd)bad(), unb ju SBieber 
in #effen, wie aud) in ber ©egenb öon ©roß* unb filein* 
ranesborf in S^firtng, unb bergleidfoen mtfyc, unb aße 
©teinfol)Ienwerfe. 

35a nun eine« ©angeS gaCfen fid^ meiftenrtjeils einem 
redeten ffiinfel gegen ben $orijont nähert, nidfjt unter 
jwanjig ©rab fetjn barf, in beträdjtltcfce nidjjt ju beftimmenbe 
leufe uon 16 bis 2000 unb mehrere guß nod) mit bem 
größten Vorteil bebauet wirb; fo fann batyero bie 3Thit^ung 
bem Steigen unb fallen nadf) ni$t eingefäränfet werben, 
wot)l aber bem ©treiben ober ber Sänge nad), bie ein 
©ang baS ©cbirge burdO, burd&ftretdjet. 

Um aber audf) f>ter bem SKuttjer ©djranfen ju fefcen, 
weilen ftd) öfters jutrügt, baß in weniger (Entfernung etltdje 
©änge neben einanber ftreidjen, fo ift bem UWutyer na# 
allen JBergorbmutgen ber Sreite na# nicfyt metjr als fteben 
fiadjter, unb jwar bem ©ange jur Kelten 3'/ 2 Sadjter, 
unb jur fiinfen 37 2 Sadjter jugeftanbeu, weld&eS bie SSierung 
tyetßt. — ©ielje (S&urcölnifd&e SBergorbnung fünfter Iljetl 
3ten Ärticfel. — S^fee hingegen traben öfters gar fein 
gaüen unb aud) tein ©treidjen, unb fann foId^eS aud) nie 
tion SBeftänbigfeit fet)n, ba ftd) foldjeS nadd bem barunter 
Itegenben $auptgebirge rietet. SS trftgt ftd) ba^er öfters 
ju, baß ein 3Wfe an einem Drt 1 6 Sad&ter tief lieget, unb 
fein ftaßen gegen Sorben tyat, baß eben biefeS glöfc jwep, 

13* 



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196 

brety unb mehrere ©tunben SBege* oom erften Ort obet 
erften Sßunft ab, ebenfall« gegen Starben in ber nämlichen 
leufe erfdjürft tuirb. ©oute nun bte 3Wutl)ung auf glofcen 
bem Steigen unb gaßen nad), nid>t eingefdjrünfet werben, 
fonbern nur bem Streiken, ober ber Sänge nad), unb 
bie SSierung mie bet) ©ängen toerftattet feljn, fo mürbe ber 
2Wutljer ba* Stecht Ijaben, fein glöfe re^td unb Knfs fo 
mit }U »erfolgen, als bie ©ränjen besjentgen dürften* 
Sanbe« ftdj erftretften, ber tyn mit feiner SJeleljnung be* 
gnSbiget Ifätte. £)a nun biefer nidjt im ©tanbe feijn mürbe, 
ein fo große* gelb ju unierfudjen, unb auf einmal ju be* 
bauen, fo mürbe baburdj nur anbern Sauluftigen ba« Orelb 
öerfperret, öfter* bie beträdjlidtften ©rgpunften unentbedt 
bleiben, unb baburdj beS Sanbe$t>erm ljöd)fte$ #ntereffe 
gefd&mälert merben. 

JBet) ©ängen hingegen ftnbet biefer gaU nityt fiatt, 
benn ba biefe unter einem beträd&tlid&en ©infel in bie 
leufe fefcen (fallen) fo nehmen foldje bem gaßen unb 
Steigen nadj menig gelb ein, unb es fönnen baljero in 
meniger (Entfernung oerfc^iebene Segnungen erteilet merben. 

SSorerme^nter ©rünben falber ift audj in jeber Serg* 
orbnung bie SSermeffung beS gemuteten gelbe« batytn be* 
ftimmt, baß auf einen ©ang bie gunbgrube unb SKaafen 
bem ©treiben ober ber Sänge nad) uevmeffen merben, unb 
bem SKut^er nur eine SMerung ober SBreite Don fieben 
Satter gegeben mirb. — ©ielje CHjurcölnifdje SBergorbnung 
fünften £t>eü 3ten Ärtidel. — SBety glöfcen hingegen, burcfc 
ge^enbs gegiert gelb öermeffen mirb, fo baß jebe guub* 
grübe unb 2RaaS ebm fooiele ©reite als Sänge betomt. — 
Cljurcölnifdje SBergorbnung jmölfter £l)eil 4ter Strticfel. — 
$ierauS mirb ftdj nun ^offentltd) leicht etnfetyen laffen, nne 
l>öd)ft nöt^ig es felje, bei) SSermeffungen ber gunbgrube 
unb SWaafen auf ©ängen unb glöfcen einen Unterfdjteb ju 
madjen. Da nun 



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197 

Vierten«: bie ©egenb Don Sßaberborn au« na$ 
Slltenbecfen ju, au« blaulidj grauem gefristeten Äalfftein 
befielet, inbem [\$ öfter« SBerfteinerungen finben, auf melden 
in ber ©egenb um SReuen* unb ÄltenbedEen, befonber« aber 
am 9?elj* unb ßitylerberg beträdfotlid&e etfenfd&üffige ©anb» 
ftein*2Raaßen Don balb meljr, balb weniger ^fUglett auf» 
gefefcet ftnb, unb auf biefe fid) wieber eine Äalfftein*Sage, 
wortnnen fid) ^äufig falffpartljartige ©ntrodje«, ba« tft : 
Derftetnerte 2ßuf#elen, finben aufgefegt Ijat, ft<$ aud> 
jwifd)en bem erften Äalfftein, unb bem barauf aufgefegten 
eifenfdfjüffigen ©anbftein, an bem 9?ef)berg ein rotf>e« eifen* 
föfifftge« £l>onfager Don 2-4-8 bi« 16 ftuß f)odj finbet, 
barinnen häufiger ®la«fopf unb brauner ffiifenftein brid&t, 
ber mit SJorttjeil barau« gewafd&eu »erben fann, aud) in 
biefem £l)onlager fxö) Diele faltfpatf)artige 6ntrodf)iten, ba« 
ift: tote Dorgebadfjt, Derfteinerte Sftufdjelen finben, unb biefe« 
(Sifenftein füljrenbe £l>onlagcr oft ganj fö^Iig (gleidfo) Hegt, 
unb audfo fein größte« Ratten feine gwangig ©rab erreicht, 
fo toirb ein jeber erfahrner SBergmann nad> feinen er* 
lernten unb allgemein angenommenen Principiis niefct 
anber« fagen tonnen, al« baß ber (Sifenftein auf bem Don 
©onopfd&en ffiifenwerf am SRe^berg oberhalb Slltenbecfen 
ftlofcweife breche. 

ffi« fönnen baljero aud) bie bem $errn Don. Donop 
juerfannte fünf SWaafen bety obgebadfjtem ffitfenwerf am 
9lel)berge, feinc«weg« wie betj ©fingen fiblid), Dermeffen 
werben, fonbern e« muß Ijier nadj Dorberflljrten ©rünben 
bie 85ermeffung, wie bei} ftlöfeen gebräuchlich, unb jwar 
in«befonbere nadfc SBorfd&rtft be« britten Articuli 12. SElfeil« 
(Jfjurcölnifd&er SBergorbnung, bie aud) in bem oon bem 
äßarffdjetber Langen gemalten Abriß auf« genauefte be* 
obadfotet unb befolget worben, Dorgenommen werben. 

Unb alle biefe ©äfce finb ben Sergmännifdjen Prin- 
cipiis fo gemä«, baß idf) fein SBebenfen trage, fonbern Diel» 



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198 

mttyc erbietig bin, folcbe gegen jeben SBergwerfSfüttbigcn 
ju behaupten, weilen td) gewiß bin, baß alle Scrgäintcr 
unb Collegia mir hierunter tyren oöfligen Se^fad ju geben 
nid)t entfielen werben. 

^aberborn ben 9ten 3fimiu* 1784. 

Joan Heinrich Sigismund Langer 
ehemaliger SBergüerwalter ju ©rofc Äflenrobe in Reffen." 



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IV. 

aWiSceHetu 



Die ftmtfk m (Sierstjagen im 17. unb 18. 3at)rt)unötrtt. 



2)ie Ijiftorifcijen 5orfc&ungen ^abcn bargetfcan, bafe tn ben legten 
3a!jr!)unberten tn Söeftfalen ba8 fömftljanbroerf nid&t nur in ben 
grö&eren ©täbten Sftünfter unb gtoberborn, fonbcm aud& in flehten 
Orten, 3. $• tn ßicfctenau, 2)ringenberg, SBarburg u. a. gepflegt, 
unb !)errlic&e§ barin geletftet nmrbe. $)a§ war audj in @ier3$agen 
ber Sau, einem $)orfe mit 1300 ©imooljnern, tat Äretfe S&rtlon 
etwa 1 ©tunbe oon 2ttar8berg gelegen. 3u beiben Seiten ber 
©trage, welche oon SWarSberg naefc Slborf unb Äorbadfr fü$rt unb 
ben Ort burc&fd&neibet, liegen 2 Käufer meldte noefc jefet hn EWunbe 
be3 SBolfeS „oberften unb unterften 33tlb$auerS" genannt werben. 
Erinnerungen an bie 93tlbfjauer Ijaben ftcö im SBolfe nodj me$rfad& 
erhalten, aber nur mit äftübe ift e§ gelungen, einiges Sichere über 
fte gu fammeln. 3m ©ierS&agener Ätrd?enbuc$e, n>eld&e$ erft mit 
ber 3^it naefc bem 30 irrigen ftriege beginnt, rotrb cht Silb^auer 
(statuarius) £einrid& Sßope genannt, ber am 12. S)ec 1719 im 
Sttter oon 75 3af)ren ftarb, alfo 1644 geboren mar. ©eine grau 
Siefe ©ertrub ftramer, bie am 14. Tim 1714 ftarb. 3före ßeirat 
ift im Äirdjenbud)e ntd)t angemerft. 2lm 1. Sanuar 1678 mürbe 
ben Eheleuten ein ©o&n geboren, namens (K&rtftoffel, bem ber Sßaftor 
Äramer in ObersäRarSberg Sßate mar. tiefer Umftanb weift barauf 
!)in, bafj SgapeS grau mit bem Sßaftor ftramer oenoanbt war, ber 
in ObersSJtarSberg bie Trauung ooma^m; im bortigen Ätrd&enbud&e 
fehlen bie Slufseicfcnungen a\i% biefer 3ett SRodfr 2 ©öfrte unb 3 
£ödjter werben im fthcfcenbud&e oon (Stellagen aufgegä&lt. 2ln bem 
£aufe, weldjeS „unterften 93tlbl)auer3" genannt wirb, befagt eine %& 
fd&rift, bafe bleute ^einricfc $ape unb ©ertruS Äramer ba§ £au« 
im Safyxt 1678 erbaut fyabm. (S§ ift ein grofjeö £au3 au3 gadfc 
werf, beffen halfen mit SBehttrauben unb Söehtranfen $übfd& oers 
jiert ftnb. 3n bem oberen ©toefwerf beftnbet ftd& ein grojjer Staunt 
mit breiten genftern, ber offenbar alä 2lrbeit3raum biente. Uneben 
bem £aufe fanb man oor einigen Sauren eine SRenge oon ©tetns 
ftücfen, weldje oon bem betriebe be3 Jöilbljauer&anbwerfS fcerrttyrten 
uvb barauf fc&liefcen liegen, bafc bort bie Sßerfftätte mar; aud& ba§ 



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200 

Heine angebaute $au3 fdjeint baju benufct ju fein. »Oberftcn Stffc 
bauerS" #au3, baS iefeige Stutefdje £au§, ift oiel umgebaut, fo b«§ 
oon bem alten ©ebaube toenig ober gar nichts erbalten ift 3tx bem 
untern $aufe, beffen SBefifcer nocb ie&t $ape beifet, batten ftdb nodi 
oor einigen 3abren oiele 3*t<bnungen befunben, roelcbc jefct iebocb 
fpurloS oerfcbnmnben ftnb. 3n bem £aufe befinbet ftcb nodj ein 
rlerftümmelter, <m$ Steht gebauener 2lmor; bie fieute Welten ba$ 
©üb für ein $eiiigenbilb, aber baS ßorbeerbanb um ba§ ioefige &mrpt, 
bie iafdje, auf toelcber ein ItebenbeS $aar abgebilbet ift, $hibimente 
auf bem ftütfen, bie toobl oon ben abgebaueuen klügeln ober bem 
Äöcber betrübten, laffen auf eine $)arfteHung beS beibnifeben <$otte€ 
8mor fcbltefjen, Semer rübrt oon bem ftünftter eine 3?etbe fogc^ 
namxter £eiltgenbau3cben mit fteliefbilbern ber, bie ftcb teils auf ba§ 
fieiben (Sbrifti, teils auf baS 9lCerbeiiigfte 2ntar§faframcnt bejle^en 
unb fieb im #äu3cben ober oor ber untern glädje befmben: bie 
£eiltgenbau3cben felber aeigen nur geringen exbmucf, befonberä SBehi? 
trouben. (Sin foldjeS ßeiligenbäuScben befinbct ftcb in @ier3bagen 
am |2Bege auf bem fogenannten knappe. 3(13 ehtft ber berübmte 
Silbbauer ftaueb auf einer gabrt nacb feinem (Geburtsorte Slrolfen 
in ©ierSbagen Stufentbalt batte unb fieb aum 3eto>ertreib baS £etit<jen^ 
bäuöcben anfab, erfannte er ben boben SBert beS SBtlbeS in bem? 
felben unb erflärte es in einem ©erlebte an bie ßönigL 25eborbe in 
Berlin für ein ftunfttoerf erften langes ; bfe Sebörbe liefe barm ba3 
£eiltgenbau§cben mit einem eifernen ©tttcr oerfcbliefeen, um ba§ ©üb 
3U erholten. $)affeibe ift ein ecce homo-Jöllb, (SbriftuS ift in aufc 
rechter, föntglttber, gebieterif(ber Haltung bargefteßt, bie $>ornenfrone 
auf bem langgelocften Raupte, bie £änbe gebunben, ben Ü^antel um 
bie ©cbultern geworfen; baS Sintis bat ttmaZ £obe§, <&xf)abcnt$, 
nidjtö ®<bmerjlicbe8; ©briftuS erfebeint als ber Äönig, ber bureb fein 
Seiben ftcb bie ßerrfebaft über bie 2Belt erwirbt unb ood funiglicber 
attajeftät oor fein 93olf antritt SBor bem untern Seile be§ £äu$tbeitS 
ift eine mater dolorosa, beren #era mit einem Sdjtoerte burebbobrt 
ift; bie gigur ift fräftig, bie ©eroanbung berrlidj. Über baS 3abr 
ber (Srricbtung unb ben Äünftler ift am $än3cben nitbtS angegeben; 
in einem üRadjtrage aum Sßfarrbucbe finbet ftcb aber bie 9totia, bafc 
eS ber ©ilbbauer ^einrieb $ape i. 3. 1683 erriebtet bat. (Sin anberes 
^eiligenbduScben befinbet ftcb auf bem Äircbbofe neben ber ÄluSfircbe, 
ettoa x / 2 Stunbe oon ©ierSbagen, toelcbeS auf 23efebl beS 3lbteS oon 
SBrebclar i. 3* 1670 erriebtet nmrbe; eö bat in feinem 3nnei*n eine 
leiber befdjäbigte HDarfteHung ber ©erifünbigung ber ©eburt 3efu; oor 
ber unteren (Seite be§ ^äu§cben§ ftnb 3oacbim unb Slnna bargefteüt, 
aroifeben benen ftdb eine ^ofe befinbet; bie ©etoanbung ber giguren 
ift eine febr funftoolle unb roeiebt oon ber ©eroanbung im ^auöeben 
ab, bie oielleicbt fpdter gemaebt tourben; leiber ftnb bie £öpfe bc^ 
fcbäblgt. Obne 3toeifel würbe SRaucb btefcS bem ©übe auf bem 



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201 

Änoppe gleidj gefd&äfct fcaben, wenn er e$ gefeben tyitie. gür Me 
Sßfarrftrc^c in Sütobfelb (etroa 2 Stunben oon ©iersbagen entfernt) 
verfertigte ^einrieb $apt nadj bem im bortigen Äirdjenbud&e aufbe* 
wahrten Äontracte einen £odjaltar, ber am 29, Oftober 1681 auf 
12 SBagen bort^ht beförbert mürbe* $)er SKtar ift 18 gufe faü unb 
gans aus Stein genauen. 2Cm SCltare ftnb 3 größere £)arftettungen, 
bie untere ift bie XobeSangft (Sbrifti im Oelgarten, mobei befonbevS 
bie fcblafenben jünger fe§r anfd&aulid) bargeftettt finb, barüber ift 
bie tfreuatragung (Sbrtftt unb 8« oberft ber auferftonbene (Srlöfer, mit 
ber Siegesfahne auf ber fd&langenumrounbenen Söeltfugel ftebenb. 3u 
beiben Seiten beS SHtarS fteben bie Figuren St üflargaretba unb 
St Sfgatba. gür ben SHtar empfing ber ftünftler vom gteftor 
2$eobori unb bem ftüfter Dberboff 136 $$lr., geroifc eine geringe 
Summe, fo bafe er in ber am 16» 9too. 1681 auSgeftettten Quittung 
mit SRecfct bemerfen formte, er babe ben SHtar aur (Sfcre ©otteS ge* 
ma^t. $)aS ftetneme S3Ub beS @raengeI8 Stttcbael an ber 2tufeenfeite 
beS (SfcoreS ber ©ierSfcagener Äircbe tragt bie Snfcbrtft 1696 unb 
Dürfte ebenfalls aus ber 2Berfftätte beS ÄünftlerS beroorgegangen fein, 
gBetdje von ben aa^lreic^en $ciligen$äu§d)en @iev3$agenS unb ber 
Umgegenb aus feiner SBerfftätte fceroorgegangen finb, bürfte ferner 
feftauftetten feht 

9M) einer am gufee befinblicben Snfdjrtft (Henricus Pape me 
fecit 1695) oerferttgte $ape aud) baS S)enfmal in ber berrlicben 
$tttola\t\xd)t gu Äorbacb, ber alten £auptftabt beS gürftentumS 
©albedf, für ben $rtnaen ©eorg grtebricfc von 2Balbecf, ber als 
3fteid)Sfelbmarfd?aU in ben Kriegen gegen bie granaofen unb Surfen 
ju (gnbe beS 17 3>abvbunbertS ftd^ auSgeaeidjnet unb audj an ber 
Befreiung SBienS (1683) teil genommen Ijatte; unter i$m mürbe bie 
ßräflic&e ßinie SBalbedP in ben ftürftenftonb erhoben; er ftarb 1692, 
SDaS $)enfmal, gana ouS Stein genauen, fußt nabeau bie gonae 
iftorbfeite beS ©fjoreS aus, in beffen ©ruft ber Surft rubt, unb ift 
unftreitig eines ber bebeutenbften ©rabbenfmäler, bie ftd& in ftireben 
befmberu %w W es nacb 3ci*nungen beS StlberfcbmiebeS (Sjau 
in SHengeringbaufen bei Slrolfen.für 2000 2#lr. gemalt unb §atte 
im „Äloftcr* in Äorbacb feine SBerfftätte für jene 3elt aufgefc&lagen. 
Unten in ber aRitte befinbet ftcb auf einem Sarfopbage baS ©üb beS 
entfd&lafenen Surften, 4 Solbaten in ber ÄriegStrad&t Jener 3eit um- 
geben i$n, gletcbfam um i$n au benmdjen; pi beiben Seiten ftnb ie 
3 getmmbene, mit SBeintrauben oeraierte Säulen mit forintbt{djen 
kapitalem; a»if*en ben Säulen ftebt ein türftfäer Solbat Über 
ben 6 Säulen befinbet fidj ein &r#ttrao unb auf bemfelben ift in 
ber aWitte ber flegreiebe gürft au $ferbe mit aerbrod&enen äöaffem 
ftüdfen au feinen gfifcen bargeftettt S^ &&** Seiten fteben je 3 
Säulen, bie fieb nac^ obenbin verjüngen unb bann in große, mächtige 
Kapitale wie ausgebreitete Saumfronen auslaufen; amifdjen ben Säulen 



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202 

beftnben ftdj 4 Sftguren mit entfpred&enben ©bmbilbcnt, um be 
Sugenben be$ entfdjlafenen Surften baraufteilen, ©laube, ©eredbägfezi 
Älugbeit unb Hoffnung. Stile Figuren ftnb m 8eben§gro&e. £c 
obere Seil be3 2>enfmal3 ift mit oielfacbem Scbmucfe gefrönt, fo m. 
einem (Sngel, ber in bie Sßofaunc ftö&t, bem 3*k$wt bcr Sfofcrftebm^, 
$)a3 2)enfmal mad&t bureb ben SReicbtum ber cbarafterpoHen gigara 
unb ben b<ninomfcben Aufbau be3 ganaen einen erbebenben ©nbnaf 
unb ift bie #auptfeben3u>ürbigfeit in ber Äirdje, 1 ) 

3n ber Stabtfircbe au ©Übungen bcfmbet ftcb ba3 ©rabmal bä 
©rafen 3fofia3 oon 2BaIbecf, welcbeS groar nic^t bureb eine 3nfc&rift, 
aber burd) bie ä$nli$feit in ber Sluffaffung unb 3>ur<£fü$nmg mit 
bem ©rabmale in (Sorbacb fief) beutlicb als $ape§ SBerf barftetlt in* 
audj als foldjeS beftimmt beaeidjnet roirb. *) 3ofia§ fämpfte anfangt ta 
3)ienfte bc3 großen (Sburfürften gegen bie Sßolen, barauf hn 2Menfh 
beö beutfeben ftetcbeS gegen bie Surfen unb führte 1668 beutjefte 
ßanbeSfnecbte nacb ber 3nfel ftanbta, um biefe 3nfel ber gtenetiauer 
gegen bie Surfen au oerteibigem 1669 würbe er in einer Sdjtaft 
auf ber 3>nfel Äanbta tötltcb oenounbet; dnt ©ranatenfugel jer- 
febmetterte ibm ben Dberfcbenfel; an ber SBunbe ftarb er balb itatfc 
ber* S)ie fieiebe nmrbe oon ben äriegSfnecbten mit £ülfe ber 8e= 
netianer nacb Söilbungen gebraebt unb in ber 6tabtfircbe beigefegt 
$a§ ©rabmal befinbet fi<b an ber SRorbfeite bcS (SboreS, ift ctuw 
30 gu& boeb unb reiebt bi§ $ix £ecfe be3 ©bove§; ibm gegenüber 
an ber ©übfeite befinbet fieb baö ©rabmal beö Surften äarl 3tugufi 
Sriebricb, roelcbeS feinem ganaen ©Hie nacb ntebt oon $ape berrübrt 
$)a§ lebenSgro&e 33tlb be8 tapfem ©rafen liegt in Uniform auf bem 
©arfopbage, ben Säbel in ber einen unb ben Äommanboftab in ber 
anbem #anb; neben bem 23tlbe liegen SSaffenftücfe, bunter ibm an 
ber 2Banb befinbet ftcb eine ^eliefbarfteUung einer &blad)t auf 
Äanbia, in welcber ber ©raf perfönlicb a« sterbe mit bem türfifeben 
gübrer fämpft, toäbrenb bie Sruppen au 3u6 gegeneinanber fampfen; 
bie ftreitenben Gebaren ftnb reebt lebenbig bureb ettoa 1 gu& große 
Figuren bargefteßt Über biefem SBitbc ift ber Sob al§ ein ©erippe 
abgebilbet, mit einer ©tunbenubr in ber einen unb mit Pfeilen in 
ber anbern #anb, baneben 2lbbilbungen oon Sßerfonen, bie vom Sobe 
getroffen ©erben. 3u beiben (Seiten beS Surften fteben 2 <5otbaten 
in CebenSgrö&e, meiere ibn beroacben; nacb einer Überlieferung foll 
ber Äünftler bie ©olbaten bargefteQt fyabtn, toelcbe ben oermunbeten 
dürften pflegten unb fpäter feinen ßeiebnam nacb SBalbecf brachten; 
au beiben Seiten ber Solbaten fteben, bureb genmnbene mit Engeln 



1 ) ©entbe, ©cfc^. Äoibacb«, 1879. ®. 11, Äur^e, ©efeb- SBalbecft. 
1850 6. 380. 

2 ) tfurfce, ©efeb. 2Bttlbecf^ 1850. 6. 378. unb Beiträge aar ©efc^. 
SBalbccfä unb ^raiouW. 1864. 6. 574. 



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203 



unb fioubwerf oeraierte ©aulen getrennt, jn>et türfifebe ©olbaten. 
Über biefer ©ruppe ift ein ©eftmfe, über roeldjem in ber SRitte bie 
Stuferftebung bargefteHt ift; ein (Sngel ruft bureb ben 6cball ber 
Sßofaune bie fcoten auS ben ©räbern ^eroor* i$u beiben ©eiten 
biefeö 93ilbeS fteben ie atoei roetblicbe giguren in fiebenSgrö&e, roelcbe 
XDO^l bie fcugenben beS entfd&lafenen gelben barfteüen foHen; bie eine 
trägt eine £aube in ber £anb (©ittenreinbett, Einfalt), bie anbere 
$at ein Ärudfij in ber #anb (ebriftlicber ©laube), bie britte umfdjlingt 
mit einem Sinn bie ©aule (fcftcö SBertrauen), bie oierte fiebt in einen 
(Spiegel (ernfte ©elbftprüfung, Sluferftebung oon ben £oten, SSorficbt.) 
3u oberft am $)enfmale befinbet ftcb baS roalbedfifcbe SBappen, oon 
jroei fiöroen gehalten. £)er ©arfopbag ift auS fdjroaraem äflarmor, 
bie Säulen auS rotem; bie Figuren unb bie ©efimfe finb auS benu 
felben Steine rote baS tforbacber S)enfmaL 2lucb biefeS $)enfmal 
in Stiftungen madjt einen roürbigen, emften (Stnbrucf ; nacb ber 3m 
fd&rtft nmrbe es oon ber ©emablin t. 3. 1674 gefefct, nacb anbem 
SRacbrtcbten oon ben SSenettanern. 2)ie SBabrbeit rotrb roobl in ber 
3JHtte liegen unb barin befteben, bafc bie SBenetianer, für beren 33e* 
ftfc ber £elb gefämpft batte, ben äJtermor lieferten, roäbrenb bie @e* 
mablin bie £erftettung beS S)enfmalS beforgte* Sßape bef am für feine 
Arbeit 1900 2&Ir. 

3)ie Äunfttbatigfett £etnricbS tyavt nmrbe fortgefefct oon feinem 
@obne, bem bereits genannten unb im Ätrcbenbucbe als 23ilbf)auer 
(statuarius) beaetdjneten (Sbriftoffel tycapt, ber ben 1* Ran. 1678 
geboren mürbe unb aroeimal oerbetratet war, auerft mit 3fobanna 
Glifabetb Äocb f 1729 unb bann mit äflaria Äatbarina pimann 
aus SWarSberg; lefctere ftarb im SUtoi, ber SBilbbauer am 14. 3uni 
1735. 33on ©briftoffel %w rübrt in ber ©terSbagener Äirc^e ber 
tfocbaltar ber, ber bie 3nfcbrift trögt: ©briftoffel %wpt 1733* $>er 
&ltar ift ein giügelaltar, fo breit unb $od) wie baS ©bor ber Ätrcbe; 
in ber Dritte ift ber Sluferftanbene bargejftcHt, ber mit ßenbentueb unb 
©cbultermantel bebeeft fiegretcb auS bem ©rabe beroorgebt; reebts 
unb linfs oom 9luferftanbenen befinben ftcb 2 (Sngel, roäbrenb bie 
SQBöcbter am ©rabe erfebreeft aufroadjetu 3« beiben ©eiten biefer 
£auptgruppe befinbet ftcb }e ein ©äulenpaar mit forintifeben Äapis 
tälen ; ber untere $etl ber ©äulen ift oeraiert, 2 mit fiöroenföpfen, 
ber obere f aneHtert ; auf iebem ©äulenpaare befinbet ftcb ein Relief; 
bilb f eins fteflt bie ^Berfünbigung ber ©eburt 3efu, baö anbere bie 
©eburt bar* Über biefem untern Seile beS $imtteipügel§ ift ein 
•2lnbttrao unb über bemfelben in ber äRttte 2Waria mit bem Ceicbname 
ibre§ ©obneS, linfs bie #• 2lnna, auf bem Ihtfen 2lrme bie Butter 
©otteS tragenb, auf bem regten baS ^efulinb (bie üttutter ift größer 
bargefteOt als ba§ Äinb), re<bts ber % Söernbarb als 2lbt mit einem 
2ht<be in ber ^anb, auf meinem ftcb «in ^unb befinbet ©ana oben 
in ber Mitte ift bie SWutter ©otteS bargeftellt, auf bem IDionbe 



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204 

ftebenb unb auf bem Ihtfcn Sinne baS 3efufhtb tragenb, bem fte mit 
ber regten #anb einen Apfel reicht. Stuf ben Abbuchungen ber 
einseinen Abteilungen beftnben ftcb Siguren, bie roobl bie 4 üoa& 
geliften barftetten follen. Auf ben AUarflügeln beftnben ft# i* 3 
©ruppenbtlber, bie auf bem linfen oon oben na<b unten barfteOes. 
SSerurteilung 3efu, %aü unter bem icreuge, @rri<btung be§ ÄteugeS, 
auf bem redjten: gortfübrung, ©etfjelung unb Annagelung 3efn. 
$)a3 £abernafel ift toobl fpater in abmeidjenben Sonnen angefertigt, 
bie benen ber Äangel gleiten. 3u beiben Seiten beS Xabcrnattli 
fteben 2 ©ruftbilber, ber bornengefrönte #eilanb unb bie fcfcnteraenfc 
vottt äRutter, «RetftS unb ItnfS oom Altar beftnben fiefc 2 2$ite 
bogen, bureb bie man hinter ben Altar gebt; über bem einen fie$t 
ba8 SBiQ) ber % Agatha, über bem anbem ba§ be8 bL SKntS mit 
bem fiötoen. S)er gange Altar ift aus £olg gefdmifct unb Ieiber fi 
rourmfttebig, bafe er toobl balb gufammenftürgen nrirb. 

2öa8 ben Äunfhoert ber 2Berfe angebt, fo übertreffen bie äBerfe 
#ehiric$§ tyavt bei weitem bie fehteS ©obneS (S^riftoffeL SMe $err 
Hefte ©emanbung unb bie gange lebenSooHe 3^icbnung ber Agaren 
laffen $>. Sßape ald einen beroorragenben ftünftler erfemten, nrie amb 
ba3 oben angeführte Urteil ftaucbS beftätigt Offenbar bat fttfc $. 
$ape nacb ber gried&ifcben Anttfe gebilbet, bie er als iHnb feiner 
3eit ft<b gum Sttufter naftm; namentlicb erinnern feine fjiguren fe$r 
an eine im SSatifan aufbetoabrte ApoHoftatue be§ grieebifdjen 2*Hb: 
bauerä ©fopaS (4 3febrb. o. (Sbr.) unb geigen im gangen mefcr fbo* 
lid&e, förperlidje ©dtfnbeit als ibealen, geiftigen AuSbrucf, ftnb aber 
übrigen^ mürbeooU unb gültig gebalten unb befonberS aud? frei oon 
jenen totberlicben iRacftbeiten, bie ftcb an ben SBerfen ber SRenaiffante 
fo oft oorfinben. ©elbfioerftänblid) fann bem Äünftler fein S^onmnf 
barauS gemacht werben, ba& er ftcb im ©eifte feiner 3*** an bie 
beibniföe Äunft anlebnte unb iftre ^formen gur $arffceßung cbrifHfc&cr 
3been oerroanbte, ba feine ihmftriebtung ben gangen SRcidjtum ber 
religiöfen 3been ooHftänbtg auSbrüdfen fann unb feine principiell im* 
berechtigt ift, fo lange fie niebt gegen ben ©eift be3 (Sbriftentum$ 
oerftö&t $>te SBerfe (SbriftoffelS qkapt fteben in begug auf bie @e 
roanbung, ben ©eficbtSauSbrucf unb bie gange 3ri<bnung ber gtguren 
benen feines Katers weit nacb, geigen aber eine genrfffe frifdje, te 
benbige Auffaffung. ©er bofc Äunfhoert oon £. VßaptZ ©djöpfungen 
tourbe aueb oon feinen 3*itgenoffen anerfannt, benn roenn fem 9tuf 
niebt fo meitbht gebrungen märe, fo mürbe fieber bie fürftlidje Ohne 
oon 2Balbecf iftn, einen fatbolifeben Äünftler aus bem fonft unbekannten 
©ierSbag^n ni4t mit ber Verfertigung oon 2>enfmälern für bie be? 
rübmteften Männer ibreS ©efcblecbte« ht ber ^offirebe ibrer ^ain>t= 
ftabt unb in ber ©tabtfirdje oon 2Bilbungen beauftragt beben. 3n 
©ieröbaflcn mar bie gamllie oftne 3">«fd Wt angefeben, ba ft«b 
fonft bie (Srinnevung niebt fo lange fortgepflangt b^tte, 5)aS Ährdbat 



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205 

hud) nennt bie ftünftler honestus et virtuosus (ongefeljen unb 

tugenbljaft), Selbe ftünftler waren glaubenstreue ftatyolifen* #. 

Sßape liefe ft* bei @rri*tung ber 9(Rariantf*en Kongregation ht ©ierS* 

Sagen l & 1693 am 15 Sluguft, betn Sage 2Rariä Himmelfahrt, 

mit ber ganjen Mamille, gfrau, <5tynen unb $ö*tern In btefelbe auf^ 

nehmen unb fte§t oon allen juex-ft, Sie SUtotter ©otteS öereljrte er 

überhaupt feljr, benn na* einer ÜRotij im fttr*enbu*e fd&enftc er 

i 3, 1673 au ber filbemen Krone auf ber 2Jhittergotte$sv5tatue mit 

bem 3>efufinbe 90 $$lr v eine für bie bamalige 3^it fe$r $obe <3umme, 

befam er bo* für ben ganzen #o*altar in SRabfelb nur 136 2$lr, 

2lu* baS t>on t$m berrüfcrenbe, ht ber gamilie pietätDott aufbewahrte 

33u*: <&eraitien beS % SgnattuS, Slntroerpen. 1689. lä&t auf bm 

treufat$olif*en ©eift ber gamtlie fc^Ucftciu $ie 2#ättgfeit ber beiben 

ftünftler umfaßte me&r als ein IjalbeS 3a$rbunbert unb mar gerolfc 

au* eine re*t fruchtbare, ba im fttr*enbu*e ©efcllen ermahnt roerben, 

k SB. Dan be 2Ba$l aus Trabant unb 33igge. Über bie SluSbilbung 

beS ftünftlerS £. gtope wirb berietet, er fei ein ©*üler 2$eobor 

©röntngerS ht Sßaberborn geroefen. 1 ) $>er berüljmtefte ftünftler 

btefeS SRamenS mar ht Sßaberborn #einri* ©röninger, ber baS 

3)en!mal für gürftbif*of 2$eobor auf bem <S$ore beS S)ome8 unb 

mehrere anbere mit feinem Atomen beaet*nete im Sßürttng verfertigte 

unb 1631 ftarb. ©lieber biefer ftamilie roaren and) in SWünfter 

tfcätig unb lieferten ftunftroerfe na* Sßaberborn; ftc pflegten au* 

Sesteljungen au ben SRieberlanben. -) $)te 2htroefet*eit beS ©efeEen 

oan be SBaljl, ber ft* lange in ©ierSljagen auffielt unb beffen ftinbe 

#. tyapt tyatt mar, unb baS im #aufe aufbewahrte, in Slntmerpen 

1689 gebruefte 93u* ber geiftii*en Übungen beS &L 3gnattuS laffen 

vermuten, au* $ape §abe au ben SRieberlanben SBeatefcungen gehabt, 

roo bamalS bur* Gubens neues, fünftlerif*e$ fieben hervorgerufen 

mar; freili* fmb SßapeS SBerfe von ben SRubenföen fe&r t>erf*ieben. 

3u ben giguren aus ©tein bebienten fi* bie ftünftler beS fogenannten 

äRefclftetneS, ber auf bem 9tfennebuf*e bei ©ierSfcagen aur 3ett naffen 

SBettcrS gebro*en, febr bilbfam ift, fi* aber an ber fiuft balb t>er* 

gärtet; teils au* bebienten fte ft* beS fogenannten SllabafterS, ber 

auf bem äRartenberg bei Slborf gebro*en roirb. 5öei ber langen 

£$ätigfeit ber ftünftler bürfte eS aufeer ben bereits aufgeaaljlten 

SBerfen no* man*e anbere geben, bie fi* bur* SRottaen in ben 

ftir*enbü*ern ober bur* 3fnf*riften als bie irrigen feftftcHen lafferu 

SJtögen bcü^er biefe 3*Hen *><*3U bienen, um baS 3ntereffe an ben 



l ) fturfee, S3ef*r. von 2öalbe<f. 1859. ©. 381. Beiträge aur ©ef*. 
©albetfö. 1864. &. 574. 

■) ^orb^off, SEBcftb. 3tf*r. 1884. S. 135. »onner 3a^rb. 1895 
S. 312. 8Ri*ter, bie 3efuitenfir*e in gJaberbont. 1892. ®. 36. 



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206 

djriftlid&en Äunftfdjöpfungen ber Vergangenheit m unfern Neonat p 
tocefen unb ju erhalten unb bie oiefleiebt nod) trgenbwo oorftnbüta 
SRacbricbten über, bie ©ierSbagener ihmftfdnile *u fammeln! 1 } 



Der feiige 4)ehtrid}, Stifter kB Domitrikancr- 
kloßers in £öhu 

<£in Bettrag 3ur (Dröensgefdjtdjte Kfyeinlanis 
unö ZDeftfalens. 

33on Pfarrer Dr. theol. ©♦ Äleinermann. 
(flöht, ©tauff. 35 #f.) 

©trundf giebt in feiner Westphalia saneta pia beata (L 
192—197) ein CebenSbilb beS 2)omtnifaner§ $ehtrid& ca& äBorfc 
berg, Äleinermann weift in ber obigen httereffanten @d>rtft naber 
nadj, bafc er bem abeligen @ef$Ie$te ber £errn oon 3Wübl$aufen aar* 
bem gleichnamigen Orte im SBalbecffcfcen in ber Umgegenb orm 
2flar3bcrg entftammte unb ber erfte beutfd&e 3)ominifaner mar. <£r 
mar bureb Sugcnb unb ©elebrfamfett ausgezeichnet, begleitete £5mg 
fiubnrig oon granfretdj auf beffen ßreu&uge als SRatgebcr unb Sßexäfl 
Dater, fyattt Jöestebungen ju Äaifer Sfriebiia) IL unb cvu>arb fl($ bk 
größten SBerbienfte um bie Ausbreitung feines DrbenS. <§x rourbe 
um 1200 geboren, batte fe$r tugenbbafte ©Itern unb $ei<$nete fitb 
oon ftinbbeit an burd) gfrömmigfeit unb rafefce SluffaffungSgabe an£; 
fpater roibmete er fidj bem geiftlidjen 6tanbe unb begab ftd? na* 
Sports, um ben ©tubien obsultegen. ©ort traf er feinen 8anb3maim 
3orbanu§ oon Sßabberg auS bem ©efdjlecbt ber #erm oon $abber& 
einer SBurg an ber #oppefe in ber Umgegenb oon aWarSberg, unb 
trat mit biefem am Afd&ermittroocb 1220 in ben ©omhtifanerorben 
ein. 3m 3»a^re 1224 mürbe er aum $riefter gemeint unb nac$ Äoln 
gefanbt, um bort ben Orben auszubreiten* 3n jener S^it leitete We 
(Srjbiöaefe ber bL Engelbert, jener fromme unb geregte äftamt, ber 
roegen ber entfdjtebenen Verteidigung ber fir^lit^en SRedjte oon feinem 
eigenen Steffen griebrtcb oon 3fenburg hn £obltoege oon ©emelSberg 
1225 ermorbet tourbe; an ibm batten bie DrbenSleute einen mächtigen 



l ) ©oüte Semanb SRad)ridjten über bie beiben flünftler finben, fo ift 
er im 3ntereffe cineT Sufammenftelhmg berfelben gebeten, jte bem (feijm- 
na(ialo6erlei)rer Dr. ttublmann in ißabetborn gütigft übermitteln $u 
poHen. 



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2tff 



»efd&üfcer* 3m 3obre 1234 ftarb ^einrieb, wie er gelebt ^atte, 
etne§ öottfcligcn £obe§ inmitten feiner SBrfiber, bie er fierbenb aum 
tugenbbaften ßeben ermahnte. Unter #einrtd)S oortrefflieber ßettung 
mürbe ba§ S)ominifanerflofter in Äöln eine £od)burg be§ DrbenS 
in 2)eutfcblanb* 3)er #err ©erfoffer befd&rcibt getreu nacb ben 
Duellen ba§ erbauliebe fieben unb (Sterben be3 erften beutfdjen 
©ominifanerS; ba§ intereff ante ©djriftcben mirb baber oon allen 
Sreunben ber toeftfältfcben ©efdjtcbte als ein ^Beitrag sur beimatlicben 
©efebiebte mit greuben begrüßt werben* 3fn bem ©djrtftcben mirb 
aueb noeb nebenbei eraäblt oon #einrtcb3 greunbe unb ßanbSmann, 
3orbanu§ oon Sßabberg, ber fpäter ©enerai be§ 3)omtnifanerorben3 
mürbe* ©ie Angaben über feine £erfunft bei ©trunef I. 175 ftnb 
unriebtig. 2luf bem Äapitel ber beutfeben $omintfaner im 2Rai 1899 
tourbe betroffen, bie Erlaubnis aur SBereljrung be§ 1)1. ^einrieb 
naebaufuebem 

iUtttoast«. 



Über ben <5tanbpunft ber 3rminful äußert ftcb baS neue große 
ffierf: fceutfebe SUtertumSfuube. $on 2Wüttenboff. 58erlin. 
1900, IV, 23b* S. 522. 

„ßarf ber ©roße nabm im 3abre 772 bie (SreSburg ober 
riebtiger btn (SreSberg unb jevftörte ba8 Heiligtum, bie ©aule unb 
ben % SBalb. <&o ersähen alle (Sbrontften unb fpäter Dietmar oon 
2Herfeburg, ja noeb hn 12. Sabrb- mußte man ju (£oroet oon 3rmm 
auf ber (SreSburg; bureb feine £opograpben toie (Sloftermeier ober 
©ieferä (Slbbanblung in ber 3eitfcbrtft für oaterlänb* ©efeb* 8, 280. 
ein Sluffafc, bem eö beffer getoefen, er toare nie geboren) barf man 
fidj alfo an ber ^bentität be$ ßofalS irre macben loffen unb ibnen 
aufolge ben (SreSberg unb bie Srminful 6 ©tunben auSetnanber 
rücfen. SSeibe aufammen ftnb ein unb baffelbe Heiligtum, mo ftcb 
aber fdjon auf bem $erge au ÄorlSaeit ein castrum, eine Shtrg, ge? 
bübet bcitte. 3ft nun ber (SreSberg ein mons Martis unb Er ber 
©Ott %\n unter einem anbem tarnen, fo muß bie 3rminful auf 
benfelben ©ott beaogen werben» 2Btbufinb überfefet £trmin gerotß 
riebtig bureb äflarS unb außer in brei aroeifeüjaften ©teilen tft überall 
barunter ber £tu au oerfteben." 

3n biefer 3eitf(brift (1899* 6. 35 fgb.) mürbe naebgemiefen, 
baß natb ber fonftanten bis in ba§ 16* 3>abrb. unbeftrtttenen Über? 
lieferung <5re§burg unb 3rminful auf bemfelben 8erge oon Ober? 
27tor3berg ftcb befanben, bie (SreSburg auf bem fübraefilid&en unb bie 



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208 

Srminful auf bem norböftlid&en £eüe, fo bafe bie Ghredfatrg oot km 
Reuigen #atne ber 3rminful lag unb ben <5<blüffel *u i$r bclbcte. 
©rft feit bem 16» 3afcrl), würbe bte Slnfic&t aufgeteilt, We 3nraa(Bl 
babe in ber 9*ä$e be$ 2hillerborn3 bei »Itenbefen ober auf ber 3tog 
bei Driburg geftanberu 9la$ ©teferS mar bie 3rmhr}ul ein ata 
Jöaumftamm oon bem templum Tanfanae, meldte« ©ernuntito iE 
fianbe ber SRarfen im 3a$re 14 n. (Sfcr. jerftörte. äloftcrmeier, em 
lippifäer ©efd)ic&t3f(&reiber be3 legten 3abr$., oerlegt bie 3nnbtjnl 
in baS lipptfdje ßanb* 



Die Dekattie JMeöebad}. 

3n feiner „Jctrc$li<toolitif<ben cStatffiif" SBefrfalenS febreifer 
ftampjcbulte ®. 186: „Decanus natus ber äftebebacber Stefanie bot 
ber tropft (fpater $rtor) oon ©linbfelb. Offenbar bangt ber (Snoerfe 
biefer SBürbe mit bem be3 ^atronat« über bie 2Rebebac$er ^irdt* 
jufammen (1220), ber biefelbe alfo bamalS nod& armer. n>ar.* S)iefc 
$)arfteUung ifi nldjt richtig. Unfer $)efanat ffcanb fett alten 3aren 
unb bt3 gegen <5nbe be« 17. 3at)rb. aur freien Serfügnng bcS Äolner 
(Srjbtfc&ofg, b. b. roeber mahlten bie Pfarrer ibren Demanten (wie 
j. 33. bei ber Slttenborner Qefanie) nod) mar ba$ $efanat erbfidj 
mit einem ftrcblfoben 3nfritut oerbunben (roie a- Ä ber SMefcbeber 
vStiftSbedjant, geborener 3)e<bant ber Stefanie SWef^ebe mar), fonbern 
ber (5rjbtfc&of batte in jebem Solle baS freie (SrnennungSrecbt £er 
Pfarrei äRebebadj mar baffelbe niemals armes, biefelbe gab, aB ber 
bebeutenbfte Ort ber Stefanie, blofc ben üRamen b*r„ SBegen feiner 
aufopferungSootten fcbätigfett für bie (Srbaltung ber fatboßf<ben St= 
ligion in ben benachbarten r>efftfc6en unb roalberfifeben ©ebteten nxrr 
ba3 Älofter ©Ihrbfelb um 1630 oom 6r}Hf($of gferbinanb dnfboeitai 
mit ber ftübrung be§ $efanat3 betraut raorben, unb beffen SN^ 
folger 2War. ^einrieb ooUaog hn 3a$re 1682 auf Slnfucben ber ©lirfc 
felber Äreuaberren bie bouembe, jeboeb mit einem geroiffen ©orbejoü 
oerfebene Union, fo ba& oon ba an ber Sßrior in ©Ifaibfelb al$ 
decanus natus unfereä 33cairfeö gelten farm. S)a8 SUüpxt ergibt 
bie folgenbe Urfunbe. *) 

Maximilianus Henricus .... Cum pro parte . • prioris 
et conventualium ordinis s. crucis Monasterii Glindfeldensis ex- 



l ) 9tocr) einer beglaubigten ttbfdjrift im SProtofollbudj brt öeneroJ' 
«Jifariat« in Wnrtberg Sa^rgang 1796. »eiL 43. 



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309 

positum fiierit, qualiter primum quidem jussu fei. record . . . 
Ferdinandi decessoris Nostri cura animarum in locis Düding- 
hausen, Eppe et Deifeld . . . pro conservando istic locorum 
Gatholicae religionis exercitio, parochis ab eadem Catholica fide 
deficientibus, deinde vero decanatus districtus Medebacensis pri- 
oribus antetacti Monasterii a 50 et pluribus annis committi 
dcbuerit iidemque . . . adeo feliciter . . . decanatum admini- 
straverint, ut persecutiones Waldecensium et Hassorum fortiter 
sustinentes rerum ac vitae suarum periculum subire quam 
haereticorum voluntati ecclesias sibi commendatas cedere ma- 
luerint sicque Gatholicae fidei Ulis in partibus conservandae 
toto studio se impenderent, quem zelum continuare desiderantes 
tantoque facilius . . . id se facturos confident, si ejusmodi de- 
canatus antedicto conventui Glindfeldensi administrandus per- 
petuo commendetur. Quare Nobis supplieari fecerunt, qua- 
tenus eundem decanatum Prioratui Glindfeldensi perpetuis fu- 
turis teraporibus commendare dignaremur. Nos igitur . . . 
dictum decanatum, cujus omnimoda dispositio ad Nos indubi- 
tato spectare dignoscitur, cum omnibus juribus . . . saepetacto 
Prioratui ita commendandum seu uniendum et annectendum 
duximus . . . ut, si tempore vacationis persona in Priorem 
canonice electa infra trimestre Nobis . . . praesentata ad re- 
gendum et administrandum officium ac munus decanale idonea 
reperta fuerit ... de eodem decanatu illiusque administratione 
provideri isque vicissim quoad idem officium ordinariae Nostrae 
Jurisdiction! subjectus esse debeat. 
Coloniae prima Martii 1682. 
S)ie grage (am nod& einmal mieber ht ftlufe Bei bem legten 
Sßrior Oenpfn (au* Söremen bei SBerl), ber 1796 nad& bem £obe 
(ehic^ Vorgangers fiefartlj gerodelt voav. 3U3 baä OenerakVifartat 
in KmSbei'g beim (Svabifd&of SRac granj wegen beä 3)efanat3 am 
fragte, reffrtbirte blefer (2flergent$eim 17. Sq. 1796), ba& ba3 Sie*, 
ben ßanbbedjanten für ÜWebebad) au ernennen, unaroeifet^aft bem <$ra* 
blfd^of jufte^e, unb ba& bie früher auSgefprod&ene Union nur bann 
ftatt&aben fönne, roenn ber üßrior, roie in ber UnionSurfunbe oorbe* 
galten fet, bie erforberltcfcen @igenfd)aften beftfce, $>a bieg nun aber 
bei bem neuen gtaor ber Sali fei, ftelje nichts im 2Bege, benfelben 
alö 2)efan au betätigen, Slucfc foll biefe (Sntfc&eibung ber Starte 
geiftltd&feit, „mefcfce roiber biefe Vereinigung be§ SßriorotS mit bem 
$efanai einige txfyblifyt ©inroenbungen bti Und vorgebracht fort," 
mitgeteilt werben. 



LVUI. 2. 14 



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210 



Die tt)at)l Des legten Äurfurflett uiü) 
(IrjMftyofB tiou Mit. 

SSor 100 dorren mar eS, als bte beutfd)e fleid)3; unb £ir*at 
oerfaffung rn allen Sugcn fragte unb balb barauf roufßd) ^ufamm«^ 
purste, 3Jtttten In biefe bemegte 3«* ftcl ber tob be$ £ölnifd)en 
fturfürften unb (Sr|btfd)ofg «Was Srana, ber augleid) ^ürftbtfd^of Don 
fünfter unb #o*metfter be§ beutft&en Orben§ geroefen roar. 2>a$ 
Äölner $)omfapttel rodelte jum legten äWale na* alter 9Beifc einen 
neuen (5rabifd)of (1801), ber aber feht Slmt ntd)t antrat (gm 
n&fcre Storftellung bicfcS ©egenftanbeS bürfte oieHeidjt ^ur Ipmbert; 
{adrigen Erinnerung angebracht fein. 

SRaj Srana, ber am 3. Oft. 1794 feine fteftbena Storni ©er* 
laffen unb feitbem meift in <5übbeutfd)lanb gelebt ftatte, ftarb in ffiien, 
3Rttternad)t3 com 26. auf ben 27. 3uni 1801, an einem &äfla& 
Puffe. ffia$rfd)einll* In ber $ora$nung feine« tobe« — er Ott 
fdjon lange an JJettfudjt, aulefct au* an €d)laffud}t — fy&tt er tag 
oorljer fein teftament *) aufgefegt, ba§ mit benSBorten fd)lie§t: „So 
gefd)e$en in ber ßanbfommenbe be§ 2)eutfd)cn DrbenS, ©allen Oeprdd), 
als Unferem bermaligen 2Bo$mmg8aufenti)alt, SBten ben 24. 3unf 
1801." 3" bcmfelben fommen neben 2 beutf*en DrbenS&etren als 
3eugen oor bie fölntfc&en $)omfapitulare, ftrana Surft ju $o$enlo$c 
$)omfd)olafttfu3, Ealtaffar Sreiberr oon OfyUu* unb bie ©ffinfterfd)en: 
SWattbtaS oon Äettler unb (S^riftop^ ©raf oon Äeffelftabt 3>lefc 
liegen bur* Eilboten bie tobeSanaetge na<b fünfter unb Arnsberg 
gelangen. 3fn Arnsberg, ber SRegierungSbauptftabt be« föinifd^n 
ffieftfalenö, ceftbierte nämli* baS Äölner $>omfapttel, ba* bei ber 
fransöftfc&en 3noafion 1794 ebenfo wie ber Jhirfürft ben 9*$eht per* 
laffen frttte unb na* Arnsberg geflüchtet mar. i>ier$in mar aud) 
baS Erjbifd). ©enerafoifariat für ben redjtSrbemifdjen tfttt ber Gx& 
btöcefe oerlegt, mä^renb für ben linf§r!jefnifä)en £$cil ber T>ttfymt 
Dr. Wlaxz in flöln blefeS 2lmt oermaltete. 

2Nit bem tobe oon 2Ray gratta ging bie roeltlid)e Regierung 
oon felbft auf ba3 Somfapitel über, in beffen tarnen bie bisherigen 
Beworben meiter fungirten. @S nennt ft*: „Sßralaien unb Äapituiare 
beS bermal regierenben Äapitel« be« Ijoijen 2)onu unb (SraftiftS &ohu* 
2Ba3 bie getftiidje SSermaltung betraf, fo maren bie $ottmad)ten ber 



l ) Da« tefiament ift au lefen in ber 6djrift: SWajr grana . . . oon 
ffr. oon 6ctba unb Öanbenäberg, Nürnberg 1803, in einer Beilage. Qr 
liegt begraben in ber fjabeburgtföen Familiengruft bei ben &ajra&inm! 
in Söien, feine trbtfa)e £ülle foH 477 Jßfunb gewogen Robert. 



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211 

beiben Gsxfi. ®ene?olotfariate erlofd&en. J)a$ 2>omf apttel rodelte ben 
fanontfd&en Sefttmmungeu gemä§ fofort am 3. Hug. ht Arnsberg 
einen Äapitularotf ar : Hermann 3<>fa>b oon Äafparö, einen ber 8 
Sßrtefterberrn bcS Äapitelö. £)em ©enannten oblag alfo oon ba an 
mit ben beftimmten Sefcbranftmgen bte Stenoaltung ber (Srabtöcefe 
£dln, trnb ivoax, ba biefelbe ht biefent Hugenbltcfe noeb niebt aer« 
frücfelt war, ber ßigbiöcefe in u)rem ganaen bi«berigen Umfang, iinfö 
unb re<bt8 be3 föb*ine$. @r nennt fieb gemöbnlitb: Vicarius ge- 
neralis Gapituli in spiritualibus ober füraer ®eneraloifar, feltener 
begegnet ber fcttel Äapttularoifar, 3>aS lefetcre SBort febeint bem 
bamaligen <5pra<bgebraucb niebt gelaufig gemefeu gn fein, unb ebenfo 
wenig fommt ber begriff bed Äapitularoifarö, wie ibn baö gemeine 
dttö)t auffteUt, gur oollen ©eltung* Die Äölner J)om$errn nennen 
ftdb wabrenb ber ©ebtSoafana legitimi administratores archidioecesis 
unb üben gumeilen bifeböfliebe SRecbte au& l ) Sie befragten ben oon 
tynen gemablten ©ifar nfobt fo gana. als unobbongigen 2Jtonbatar, 
fonbem mebr als SBeamten be8 (Sraffltö ober be8 2)omfapttel8, 2)a* 
(er laffen fie bemfelben, nwbreub er für geroöbnlicb freie £anb ht 
feiner ©pbäre bat, boeb bei befonberen ®elegenbeiten aueb in spiri- 
tualibus Reifungen unb SBefeble aufommen, bie er auSaufübren bot 1 ) 
9tocb am fetben Sage, am 3. Buguft, erlieg oon ÄafparS ein 
6<bretben an ben oben genannten $)edjant SWary ht Adln, worin er 
ti)m feine 2Ba$l als vic« general. capituli onacigt unb ben Auftrag 
gibt t ut quasi Administrator Vicariatus officii funetiones ex altero 
Rhenilittore prosequeretur*. JBon etner gortfefeung be$ früheren 
Amte« ol* ©eneralotfor im eigentlicben ©hüte tonnte sede vacante 
fetne «Rebe fein, oon ÄafporS will bamtt fagen, bog er ben $>ccbanten 



*) 3)a« 2>omfapitel verleibt 8. Sunt 1802 bie Pfarrei ©reoenfkin 
.cnius collatio ad archiepisc. Coloniensem seu ad Nos tamquam 
legitimos dioecesis pro tempore administratores specitare dignos- 
citur,* bem X^ob. Spulte, bilber ötfar in (Satte; H bifpenflrt einen 
flogen oon bem «efudje be« Oribifä. Seminar« (10. Sftai 1802), tB 
nimmt bie 2)emiffton M bt$b<rigen CErabiftb. ßornmiffarf für bie »eft- 
fäliftben grauenflöfter Weefen an unb ernennt an feine ©teile für Storni- 
Bccf ben Slbt Sifdjer, für SBenmngbaufen ben Ötaebedjanten ntnbt* in 
9Hef<bebe (29. 8ug. 1802) u. f. m. 

•) „3lu* gnäb. SBefebl bei regierenben 3)omfapitel* ,, wirb bie appro- 
batio pro cura einem ©eiftlitben öom Äop.-fcifar entooaen (6. 3Bai 
1802). <Der Äop..»itar b«tte Sebenten, eine rötmfcbe 3>tfpen«, bte ad 
officialem archiep. Colon, gerietet mar, au ejefutiren unb Iptte ft<b 
bieferbalb an bie Nuntiatur gewenbet, ba* Äapitel befahl ibm indilatam 
eiecutionem. — $a* ftopitel regulirt bie (Sompetena bei Cfftafalatt unb 
be* ®en.-$ifariat« begüalt^ ber «uffld)t über ba« ttrdjlidie Serntogen 
unb fdjicft feine ^Chttfcbetbung jur 9la%xity unb 9taä)a(btung M bem 
Äap.«öifar an (2. ÜÄära 1802) u. f. »• 

14* 



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21g 

SRorg m feinem ®e$ülfen in »ufiübung ber 9fcgte eines &aprtufo 
oifor« auf bem Hnfen Styeiraifcr befttmme „quem ego, Reifet cd in 
bttn unkn anaufübrenben ©erigt an ben ^app, substituere debui*. 
Hm folgenben £age, ben 4. Äugufl, benagrigtigte ber Aap^Biffr 
bie 3 tegt&g. S)eganten in ©tegburg, S)cufc unb Düffdborf über bk 
neue Sage ber Dinge unb rotes fte an, ftg in ben einfglagigen 
Sachen ju roenben „ad Vicariatum Arnsbergae, ubi pro tempore 
residemus*. (Sbenbenfetten gibt er in einem $rfaft oont 6« Äaf- 
bie ©offmogt, für bie 3ett ber ©ebtSoofonj bie Approbationen ber 
irrten unterfte$enben ÄuratgetfKigen §u estenbhen „ita t&men, ut 
Uli qui prima vice pro cura principali seu subsidiaria sunt ex« 
aminandi, hujati (Arnsberg) examini se sistere debeant". 

3u ben nägften Sogen ejpebirte bann oon ÄafparS einen am 
5. ftuguft gebrueften (grfafc be* $omf apttelS an bie göfifigen dem 
be* ganien regt*rbefntfgcn (Gebiete«, worin bie amtOge gjftttfretfung 
oon bem £obe be* (SrjWfgof* gemacht utib bie Änorbramg getroffen 
würbe: 

a. nag ber bi*bertgen Sitte 6 ffiogen btnburg Borgens, 
äRtttag* unb OTenb* su l&utem 

b. an bem nagften freien Sage nag Abfingen be* £obtat? 
offfyhtm* bie solemnes exequias cum commendatione pro dfto 
archiepiscopo ju polten. 

c bie Sßriefter toben al* orationes imperatae #i beten bie 
oratio pro deftmeto unb de spiritu saneto für bie 9fcuwa(l, bo* 
Soff foH ermobnt werben, für beibe 3me<fe fteifeig au beten, gur 
Arnsberg (SCbtetftrge ©ebtng$aufen) orbnete ein QxUfc be« Jfepitel* 
oom 8. 8ug., ber oon ber Äanjel oerlefen würbe, bie Srauerfeier 
auf ben 26. 2lug. an. „$abet erflehten 3ene, bie £anbtag& ober 
$)tfaftertakUntformen tragen, in foganer Uniform mit fgmarjen 
©ehrfletbem unb Strümpfen, fobann glor um ben Armen unb $ut 
3fene aber, welche feine Uniform tragen, oon ben Staiben, Beamten, 
©ürgermetftern unb ftäbtifgen Deputaten entweber in fcfaoarjcn 
Äleibern ober in fgwarsen SWäntein u. f. w." 1 ) 

©gon oovfcer, am 13. Äug. namlig, baiie o. Äafpar* feine 
2Ba$l al* ftapitularoifar nag ftom berietet. (Sr fiettte ntgletg ,imb 
iwar nomine et speciali coramissione capituli Metropofitani* bo* 
©efug an ben $apft, gm bie befonbeven gafultäten „a sede apostolica 
archiepiscopis Coioniensibus olim concedi solitas* gu oerleÜ)en, 
„cum in difncillimis hisce ac deplorandis rerum adjunetis animaram 
ad Interim mihi creditarum, quarum pars non exigua ex laero 



*) 9tag bem „Protocollnm aive diarium approbationum . . . 
aliommque actorum et gestorum in Vicariatu Generali Arnsbergae 
1801. 3m ©eftye ber Giengen Serem«bibliotbef, bie früheren unb fpoiert» 
^rgänge finb fcigengum be* (Srjb. ©en.*8ilariat« Adln. 



I 



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213 

Rhenilittore sub dominio Gallorum gemit, saluti satis providere 
non posse mihi videarV <§x btittt borat aad) um bie SBoftma^t 
„easdem facultates communicandi ei, quem ex laeva Rheni 
ripa ob Gallorum ibidem praesentiam aliasque ob causas sub- 
sumiere debui." (Bemetnt ftnb bie fogen. Quirojuennalfafultäteit, 
bie in ber 2$oi feit etwa 150 3fa$ren ben (Srabifdjßfen erteilt waren, 
unb bie noefc 1784 SRaj Srrana felbft erbeten fyattt, wä&rcnb er fte 
fpiter grunbfäfeltdj ntebt me$r anerfamtte unb in allen gäHen aus 
«rabtfcböflic&er BoHmac&t ju btfpenflren fugte. 2)ie Sitte oon 
Äafpar3* bebeutet infofem einen wichtigen Umfc&wung in ber Bettung 
bei fciöcefe: ba£ Serlaffen ber 3febrontantft&en Sftcbtung unb engeren 
«nfd&tufc an ben 8pofft>ßfcben Stuft. 

2>ie erbetenen gafultaten würben in fRom am 6. ©cpt. auöge* 
fertigt unb gelangten am SO. ©ept l ) in bie £änbe bed Äopitular* 
oifarS nag Arnsberg. Sie ftnb in jwei gebrutften Formularen cax& 
gepellt. $a£ eine tragt bie banbfcbrtftttc&e ©emerfung: »pro locis 
imperii ad illam (Coloniensem) dioecesim speetantibus", baä 
onbere: „pro locis tantum illius dioecesis dominio Austriaco sub- 
jeetis". ($3 entfpradj baö ber bisherigen SßragiS. 2>emt bie <$x& 
btfdjöfe oon Äotn unb Srier Ratten neben bem gewöbnlid&en Formular 
feit etwa 1712 für bie in Ü)rem $töcefangebiete tiegenben öftreicbifd&en 
Stntbeile eine, übrigens unbebeutenbe Erweiterung ü)rer Safuliäten 
be*ügU4 ber (^ebinberniffe erhalten.*) 2Bä$renb bort bie gafultät 
erteilt tft: „dispensandi in III et IV gradu simplici et mixto 
tantum cum pauperibus, in contrahendis, in contractis vero*, 
Reifet e3 (ier: „sed etiam cum nobilibus et divitibus in con- 
trahendis, in contractis vero etc.* Pierson unb oon ein paar 
anbern Äleinigfeiten abgefeben, ftnb beibe Formulare gWdjlautenb. 
$ie SBoflmacbt a«v ©ubftitution war mit ben Sorten gegeben: 
„communicandi has facultates vel in totum, vel in parte 
. . . sacerdotibus idoneis ... et praesertim tempore sui 
obitus, ut sede vacante sit, qui suppleret, donec sedes Apo- 
stolica certior facta sit, quod quam primum fieri debebit per Dele- 
gaten aut unura ex eis, alio modo provideat". $on ber £t\t 
an bewegte ftd) ba§ 2)ifpenfation3mefen für bie (Srjbiocefe Äöln wieber 
in ben rechtmäßigen ©eleifen. 2)er Äapttularotfar maibte oon feinen 
Ouhuntennalfafultäten ©ebraud), unb in weitergeljenben gällcn würbe 
bie 2lpoftoltfcbe $ifpenfation, gewöbnlidj bureb ben SRuntiuS betfa 
®euga, erteilt, bie bann nadj Arnsberg aur ©jefution überwiefen 
würbe. 



') 9tt$ bem oben angef. $rotofoflbud& bed @en.»$if. Stnrtberg, 1801, 
alfo nidjt am 6. S)e$. ausgefertigt, lote in puffere „gorföungett auf bem 
©ebiet be* franj. unb rbefoifäen £tr$enredjtr @. 821 m Iefen ift 

•) $acca, 2)enfwürbig!eiten, Sfogöb. 1832 <g, 50, 51. 



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au 

So moren bie Serb&ltniffe eiiifl wellen leiblidj georbnet. S)fe 
meltlk&e iRegterung lag oerfaffimg«mö&tg fn bat $5nbett beö 2)0» 
fapitelS, bie getftll<&e gffcgterung führte ber mit befonberen päpftiiffeen 
SoHmatbten au«geftattete ftapitulanrtfar fn Arnsberg, ber für te§ 
linWrbehtif<&e ®ebiet fehlen Subftttuten fn ft5ln aufgefüllt fette» 
Aber ber ©lief tn bie 3ufunft mar fe$r trübe. 2>ie hgnrffAen ei» 
getretenen poltttfa^en 3uftänbe brofcten mit bem Untergang ber gesfb 
liefen Staaten unb liegen auf meltlidjem unb geiftUdjem 0ebtete ei» 
Cermhrrung befürchten, beren <£nbe iuk& nia)t abaufeben mar. €• 
Arn mar namlta) bura) ben ßuneoifler grieben (9. gebr. 1801) ba* 
ganie Itnfe SRbetnufer mm 9fcel<b3megen an Sfranfreid) abgetreten unb 
babei befttmmt, bafc bie meltlidjen gürffrn, melcbe Wer l$r Xerrttorium 
verlieren mürben, burd) Säfulartfatton von geifttuften Gebieten asf 
ber anbem Wetnfeite entfebäbtgt merben follten. ffielaje gefftfkfte 
Staaten §um Opfer fallen follten, bx mek&em Umfange unb mtter 
melden Oebingungen bie Säfulartfatton ftattaufinben babe, mar ium& 
nic&t benimmt, bie <$ntfa)etbung herüber oblag ber ju biefem 
3metf oerfammelten 9Wa)«tag8beputation au ftegenSburg. 

$>a« ftölner $)omfapttel mar, ebenfo roie baS iRünfterfc&e, mm 
Anfang an entf$loffen, trofc ber ungünftigen Sage eine Sfcuma$l ©or* 
aune^men unb glaubte babunfc nia)t nur feine $flhbt au erfüllen, 
fonbem oudj burdj bie BuSmabl eine« geeigneten ftanMbatcn baS 
beffce SNittel au finben, um ben gortbeftanb beö fturftaateS, fomeü 
alfi mogUd), au fiebern, 81m 8. tfog. 1801 freiten bie m Arnsberg 
onmefenben SDtttglteber eine »oroerfammlung ab, in ber befcfcloffen 
mürbe, am 7. Cttober aur SBabl au febreiten. SHefer ©efölufj motte 
an bie E&üren ber Bbtetftrcbe 2Bebbtgbaufen (Arnsberg), bie bomols 
bie Ä5lner ftatbebrale vertreten mufte, angeheftet, unb ber $onu 
funbtfu« ©olltg fertigte bie (Station aur 2Ba$i für bie obmefenben 
ftapttulare au«. Sofort erbob bie preußtföe Regierung (ginfprua). *) 
$er ®ebeimratb o. $obm, früher preußifeber ©efanbter am fürs 
fölnifc^cn $ofe, richtete am 15. Slug. oon $ornburg au« an Schreiben 
an bat ftölner ftapitel unb ein gleicftlautenbeS nacb fünfter, *) marin 
ausgeführt mirb: SRacb bem Strtüel 7 be« fiuneoiHer ^rieben« ftebe 
feft, bafj bie bura) Abtretung beS linfen SRbelnuferS betroffenen melk 
ltd&en Surften eine ©ntfcbabtgung erbalten, meldfce bureb Säfularifatton 
bemirft merben foUe. »eoor biefe Angelegenheit bura) ben 9tet<b$tag 
abgemicfelt fei, ergäbe fi$ bie natürliche gfolge, bog in ben aur 3eit 



*) $ie foloenben Sfcrbanbiungen nag ber ©djrift: „OffuieUe «ftm- 
frücft über bie Söabl eine« neuen @t)urfürftfn im Äug. unb Sept. 1801* 
o. O. 1801; bie betreffenben ©tücfe finb im Sejrt mit i^rer 9tr. angegeben. 

•) aber fünfter (anbdt na^er (Sx^axb: 3)ie betben legten TOün- 
fterfa)en gürftemoal|le« im Äügem. 9rä)i9 von Sebebnr 1884, 



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215 

oofont werbenben Qsx& unb #o<$fftften btc !Weuwa$len fufpcnbtrt 
blieben« 3nbem ber Äönig oon Preußen baS Kapitel fetner £uü> 
oerftefcere, erwarte er oon bemfelben bie fefte 3ufage, böfc es ft<& ber 
2Ba$l enthalten wolle. 5ür Sßreufjen unb bie anbern mitbeteiligten 
Staaten war es fclbftoerftänbllc^ angenehmer unb billiger, wenn fte 
ntdjt in bie Sage famen, bie Surften ber ifcnen aufadenben geiftllcfcen 
©ebtete bepoffebiren unb unterhalten au muffen. 3Me 3)omfapttel 
hingegen waren ni#t geneigt, ber Vernichtung ber getftltcfcen Staaten 
unb Ü)rer ©elbftoernicfctung SBorfpamt $i letften. $>aS SWfinfterfc&e 
Äapitel antwortete fdion am 17. 2luguft ablebnenb, ebenfo baS Äölner 
ht einem ©d&retben beS $omfonbifuS S9ottig oom 22. Slug., worin 
eS Reifet, baS Kapitel babe auf @runb feines SBablrecfctS unb gemdfj 
ben fanontfeben ©afeungen bie SBabl bereits anberaumt, bie SRÜ* 
fapttulare eingelaben unb ©r. Sßapftl. #eillgfett unb ber Äatferl. 
äWajeftät bem alten tferfommen gemäfe bie beabfid&tigie 2Ba$l bereits 
mitgeteilt, eS erwarte oon „ber weltgepriefenen ©erecbtigfettSllebe 11 
©r. Sütojeftät beS äönigS oon $reufeen, bafe er ber gefefemäjjtgen 
2Ba$l fein £inbernifc bereite (9fr. 3). 

3n berfelben föicbtung war Sßreufjen als Vertreter oon Stur* 
branbenburg unb SJtogbebuvg auf bem SKeidjStag ju SRegenSburg 
tbatig unb roufete bie franaöftfebe Regierung in feinem ©tnne au be* 
ehxfluffen. 2tm 30. Sluguft übergab ber franaöftfäe 93eooHmacbtigte 
Sacber in SRegenSburg eine unterm 24. 2lug. auSgefteHte SRote beS 
EWlnifterS Xafleqranb, bie gana ben preußtfdjen ©tanbpunft einnahm. l ) 
3n ber ©ifcung beS folgenben SageS (31. 2tug.) gab Sßreufcen bie 
©rflarung ab: w ©e. Äönigl äflajeftat forbere bie ZRitftänbe beS 
SftricbeS auf au fonftiontren, bog bei (Srleblgung getftlid&er ©teilen 
einftmeilen feine Ifteuwabl vorgenommen werben bürfe, wenn bieS 
gleid&wobl geföäbe, würbe ©e. 3Jtojeftät bie ftattgefunbene 2Babl als 
gültig nitbt anerfennen" (9fr. 5). kapern trat bem preufjifcben gfo 
trag bei (9fr. 7), w&brenb Äöln unb fünfter i$re ^rotefiatton ein* 
reiften (9fr. 6). 3n ben Ver^anblungen oom 14. ©eptember er* 
Harten ftd& für ben Antrag: 93aben, £effeifc$armftabt unb SWagbeburg, 
wobei Unteres als $räcebenafaH ben Umftanb oorfüfcrte, bafj 1761— 
63 bie Sßablen au fünfter, £UbeSbelm, gkberborn unb OSnobrücf 
bureb „3nbtbttion" beS £eraogS oon Vrounfdjweig als ©eneralS ber 
©rofebrüatmtjdjen Slrmee auSgefefet feien. Bamberg, bem SBüraburg 
unb Sßoffou ftd& anfcfeloffen, proteftirten unter Berufung auf baS bi* 
ftorifcfce 9tabt (9fr. 8). 



') Vous 6tes aatorisd demander officiellement au nom du 
gouvernement fran$ais et d'aecord avec la däclaration de S. M. 
Prussienne, qu'il soit sursis ä toute nomination aux benefices 
eccl&iastiques en Empire et notamment au titre Electoral de 
Cologne et ä Tey^ch^ de Münster. (9hr. 4.) 



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216 

SDaS 9teto&8ober$aupt billigte ba$ Bertolten ber Wben BctfrtBgiai 
Domfapttel unb fidjerte ibnen, tote berfömmltdb, bie <£rtffetibiing ehtd 
faiferlicfcen ÄommiffarS für ben 2Ba$ltag ju. 3Hünfter fyxttt bereu 
am 9. ©ept in ©egeumart beS ©rafen oon SBeftpbalen als Faifertwfce* 
ftommtffarS bie SReumabl vorgenommen, bie auf ben <5r§&ei?og ftnhm 
SSiftor, ben »ruber be§ flatferS, fiel. *) darauf rttftete ber pwx&fät 
Vertreter o, $o&m •) ($amm 15. ©ept.) eine föarfe Stortc an ba§ 
bortige Domfapttel, bie oon feuern betonte, ba& ©c äWäieftät, ber 
Äönig, bie 2öaW ntd&t anerfenne unb bei eoentuetter Saftkarifafbit 
be3 $oc&ftift8 fünfter jebe ©ntft&ablgung be« SttrftbtfcfcofS a&Ie&nt 
(9for. 9). 2lm fotgenben tage ertlefc berfelbe ein 5$nli#cö groben 
an ba§ Äälner SDomfapttel in Arnsberg, beffen SBabtyanblung tuxb 
beoorftanb. <$r forberte ba§fefbe nod&mal§ brtngenb auf, Wt ffitfJT 
gemäfc be§ 2Bunf#e3 ©r. äflajeftät au unterlaffen, unb rote* pm 
©c&luffe auf 2Hünfter $in, beffen ©d>idf[al (Sftcbtanerfemnmg ratb 
^id&tentfd&äbtgung be§ ©ernähren) auc& #oln im %aüt ber ftemtem 
ju gewärtigen fcabc (Sftr. 10). darauf antwortete ba$ 2Wünfrerfc&e 
Äapitel am 18. ©ept., baS Äölner am 22. ©ept. o. $>o$m fHBtt 
beiben auf SBefefcl ©r. SWafeftat eine fi5rmli*e $roteflarüm s« (W 111 
26. Sept.), bie anünfter feinerfeitS in einem ©^reiben wmt 30. 
©ept jurü<fwie$ (3to, 11, 12, 14, 15% 

Stuf bem Sfteid&Stag fam bie Angelegenheit roteber oor im i$ürfttfc 
rat$e am 25» Sept., wöbet bie geifttidfren ©taaten: SBormS, fcugfc 
bürg, ©Iwangen, sprüm unb (Sic&ftfibt an SWünfter ft# anft&loffen, 
wabrenb 37togbeburg unb #effen;$)armftabt ben entgegengefe#en 
©tanbpunft oertraten (9ßr. 17), fobann in bem Äurfürftenratbe atn 
28, ©ept., wobei ba§ Kölner $)omfapttel eine würbige unb wefc 
läufige «Rechtfertigung feinet »erfaltenS überrefd&te. 68 fei burtb 
ben prcufjifd&en Antrag fd&meralidj berührt, um fo mtbr, aK ©e. 
fturfürftlid&e $)urd&lauc$t ju $fala (Tonern) fogleid) feinen »eftrftt 



*) £)ie Saljl würbe Tanten« beö Jtapitrl* t>on 8™n$ grtcbrtA S*. 
&. gürfienberg, Äanonifuä an ben ÜDotntträjen ÜWünfter unb SgaberbDrn, 
Kurator ber UntDerfttät, be* #od)w. SRegirrenbnt ®otnhtpitel« vicaritis 
in spiritualibus gen. burdf) ein 3luef ^reiben öom 16. 6ept. ber$CM e 
befannt gemalt, wobei ein Danfgotteebienft für ben 20. ©ept. angeertnrt 
wutbe. 8ur geier be^ Sage* et^ien 2)er ümmi ber 3aL* ©nc 
(Santate, in 3Kufit gefegt oon 2^eob. Seifing. 

s ) ftber o. 3)o^m urtbetlt 6rbarb a. a. O. ©. 107: „$tx 8erfu(§ 
(bie gürftenwabl preu^tf^erfeit« gu oer^inbern) flef^a^ bur^ einen SRaitn, 
über beffen politifd^en S^erbanblungen überhaupt ein eigener Unfiern 3« 
walten f^ien, nnb an beffen btpIomarifrf)en Talenten man baber wobl mit 
eben bem JRedjte gweifeln borf, wie an feiner Ergebenheit für ba« Ä8«. 
$ren|. ^au«, gegen weldje fein 5^enebmen in bem Umfturjfa^r 1806 »»> 
in $olge beöfeiben baö entf^eibenbfte 3eugni§ ablegt." 



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217 



erftfttt $afe* «Ht [Regent, befielt ^mie beut Äurftoot Ä5ln in ebtem 

Beitraum von nte&r als 180 3af)ven 5 Regenten gegeben $abe, beffen 

SBorfabren wm jefcer eine ooraüglid&e ©tüfce ber fatfaOfdjen ©acfce 

unb ber tot$olifd>en ©tftnbe gewefen feien. 3m Stngeftcbt ber ge* 

fammten SReic&Sftänbe, neben benen ber fölnifdje Äurftaat fiets (eine 

Wut pifc&t für baS ©afertanb geleiftet %abt t r/ im Slngefid&t t>on gan* 

gtttopa als Seitgen tyreS SWutbeS unb beutfdjin ©litneS unb enbli* 

ben fommenben Generationen jum ©etfpiel", wirb weiter erflärt, ba$ 

baS ftapliel, „meines au$ immer für bie einzelnen Sttitglieber bie 

golgcn fein werben, ftcfc burd) SRid&tS abgalten Iaffen werbe, feine 

$fli#t fu erfüllen". 3)a8 Kapitel "beruft ft* weiter auf bie *Rei$S* 

fonftitution, ben Äurfürftenüerein, ber ben aWttgUebem gegenfeitigen 

©djufc suftefcre, unb bemerft in Sejug auf ben Suneotüev trieben, 

berfeibe enthalte feine SBefttmmung, welche baS Äapltel oerpfltc^te, 

„pvc ©ernhfctung ber SBerfaffung biefe* fianbeS felbft bie £änbe au 

bieten unb feinerfetts eine ©er&nberung uoraubereiten, bie bie (Son* 

ftitutton, bie fot$oltf<fc Religion unb bie $r guget^anen (Stdnbe mit 

in ben Bbgrunb litfyen wirb, unb bei weiter ber erfte Schritt — 

9U^tooQ)ie^ung ber SBaijl — mroerfennbar aum Untergang beS Äur* 

fiaateS fü$rt." 2lm (Sd&luffe feiner längeren 2tu§fü$rung gibt baS 

Äapitd ber Hoffnung föaum, bafj weber ®e. SRajeftät ber ßänig von 

spreujjen, nod) bie anbern ©tänbe bem Antrag auf (Sufpenfion ber 

2Ba$l eine weitere ftolge geben werben, unb bieS um foweniger „je 

gewiffer biefer Antrag bei längerer ©erjßgerung beS griebenSwerfeS 

bie SBtrfung, baß ber grftftte Zfril ber beutfäen äireften, ntdjt o$ne 

ben entfc&tebenften dlad)fytil für bie fatljolifcbe Religion t>erwalfet 

bleiben fönne, hervorbringe unb babureft für biefe ein weit aerrütteterer 

3uftanb, als es bie gegenwärtige Sage ber Angelegenheiten nur immer 

erwarten lagt, werben müßte (9h:. 18). fturbranbenburg „repro* 

teftirt felerllc&ft ad priora" unb Äurpfala gab na* ©djlufj beS 

SßrotofoHS eine (grftärung ab, worin es ftd& ebenfalls gegen bie 

ftölner Bemerftmgen oerwa^rt. Am 28. ©ept war wieber Surften* 

rat$, worin 2Hünfter föarf proteftirt; greifingen, ftegenSburg, ©erd&teS; 

gaben, gulba weifen ben Antrag auf ©ufptnfton ber SBaljlen db f 

wä$renb HRagbeburg feine früheren (grflärungen wtebetijolt. S)aS 

2Rünfterfd>c Äapitel erftört (9ft. 19): GS glaube mit gereifter 

Sumfidjt ben fämmtli^en [Reic&Sftänben bie Beantwortung ber fjrage 

anbeimfteOen au Wunen, ob: 

„e$e ber von 6r. Äoitigl. 30tojeftät t»n $reu&en in ifcrer reietyk 
jtänbiföen (gtgenfd&aft gemachte Antrag auf ©ufpenfton ber 2Ba$len 
in $erfßmmlld)er, DerfaffungSmäfciger gorm bei bem 9tet#3tag in 
#erat$ung gepellt worben — e$e gefammte ©tänbe barüber and) nur 
$re Meinung au augem im 6tanbe waren — e$e barüber bie 33e- 
tat^ung geenbet — e$e bie reic^Sober^auptli^e ©uif^liefeing barüber 
erfolgt rft — ob vor allem bem bie reid^SIonftittttiimSm&giaer Vrt 



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218 

tuuft 9fB4t unb @ODiffen oottpgette ffia^( oon einem eingeba 
©tonbe b*S SReUfce« als rticfy gültig . . . angefeilt roerben &«.* 

©n 9fci(&*tag«bef(Wu6 über bat preufetfc&en Sfatrag fam n* 
ju Stanbe. Da« Miner ftapitei fcftritt, toie früher befttnanx mc, 
am 7. Oftober 1801 §ur ffio^L 9m £age oorfcer mar ber ftttferikbe 
ffia$lfommiffar, ®raf o. Schlief, in Arnsberg angeformnen m* 
feierlich empfangen, ber tn bem fog. 8anb9berger $of ferne SBofrmag 
itafyn. 2Bablbere$ttgt roaren bamal« 22 ftrpitulare. $on bieget 
wirb ehtcr, ber Surft 3ofep$ von ^o^enlo^3Baü>enbur^^3 grtenft e t B k 
als absens beaett&net, f ) b. $. er beteiligte fi# nkfct an ber Saft 
meber perfönli* no* bttrefc einen Vertreter. Die tarnen ber 
ttebrigen finb fotgenbe: 

1« äfteinrab, ®raf oon ÄöntgSeggJÄulenborf, decanus caphuH 

2. (Sbrtftton, ®raf oon £5nig«egg#tot&enfelS, «Subbtofon. 

3. ftroni, gfürft oon ^benlobe^^tngSfürft, S^olafiün*. 
*♦ 3ofepi (Srbtrudtfefi oon StikSBuraadj, diaconus senior. 

5. (Srnft, ®raf oon ÄönigSeggsSfcotbenfelS, diaconus junior. 

6. Stomas, (Srbtrud&fefc oon 3^2Bitri<H$> Thesaurarius major. 

7. <£$rifrian, Surft oon #obeiuabes#artenftein. 

8. 2)amion 3friebrt<&, ®raf oon ber fiepen. 

9. SBtI&clm, Surft oon ©olnuSalm, archiepiscopus Pra- 
gensis. 

10. griebri* «lesonber, Surft oon Oettingen^flerfiein. 

11. SJtas, @raf oon ft3ntg8eggs9tot$enf?&- 

12. ©igiSmnnb (Sbriftopb, <$rbtn$fe6 m 3eü unb Xraudjburg, 
episcopus Ghiemensis. 

13. KioofhiS, @raf oon £dnig«eggr«ulenborf. 

14. (£lemen3 äJtoria oon Werte, suffraganeus. 

15. Srana Äarl oon $UIe*$eim. 

16. ®abriel oon S**nfc 

17. fERag 3ofep$ oon ®epr. 

18. Saltaffar oon SJtyliuS. 

19. $riebri$ oon aRplhi«. 

20. $eter 3ofepb oon <Slau8prud>, officialis. 

21. Hermann 3ofep$ oon ÄafparS, vicarius generalis capituli. 
SSon biefen 21 äBäblern roaren übrigens nur aefct perfönlicfe an? 

roefenb, rodbrenb bie anbem einem 9Wttfapttular bie SBoKmad)* m 
Abgabe ifcrer Stimmen ertbeilt Ratten, $ßerfJtalid& araoefenb roaren 
aui bem obigen JBerjetcfottffe: 9bc. 1, ber |uglei4 ootirte für 9*r. 3, 



*) 3ugletd) SDomberr in Strasburg unb Srellau unb für lettera 
Ort 1795 juut (Soabjutor erwählt. Sei ber fölnifd&en (£oabfutoroa$I oon 
1780 »ar er ber preufeifdje (Begentanbibat bei öfter, bringen SRar Stäh$ 
getoefrn. Seil auf preufcif($er Seite fteljenb betbeüjgte er ftd) trid)t an 
ber fBaty in Arnsberg, bie gegen SBiüen ber prtufc. Regierung ftatrfaab. 



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219 

8, 9, 10, 11, fobomt 9bc. 2, bcr augktcfr oottrt für SThr. 5 unb 12 r 
weiter 9ft* 6, bcr oottrt für SRr- 4, weiter 9for. 7, 13, 16, 20, 21, 
ber filtere mit bcr äSoHmac&t für SRr. 14, 15, 17, 18, 19* Sfot* 
Spaltung eines £od&amtc8 in bcr 2tbteifir<&c 2Bebtng$aufcn (Arnsberg) 
traten bic SBabler sufammen in aula capitulari in ©egenwort bc$ 
S)omfonbtfu8 ©ofllg, bcS Notars Seinen unb aroeier fpeaiefl requirirter 
3eu0cn: bcr beiben £ofaffefforen 3o$. 2BtI$elm SBunfcfc, ÄanontfuS 
hi @t. ©eoerht au Äöln, unb (Engelbert Siggeleben, ÄanontfuS In 
Sonn« $)ie ©enannten begaben fi# fobann nulla mora interposita 
in domum capitularem in praefata abbatia electam. $ier mürben 
bic %ottma$ttn pro absentibus votandi ocrlefen unb geprüft, bann 
ftftnmte man ba§ Veni sanete Spiritus an unb crrodblte au ©fru* 
tatoren bic in bcr obigen fiifte mit 9h\ 1, 2, 16 oeraefc&netcn $er* 
fönlic&fetteiu 1 ) 

3)a3 nun folgenbe ©frutinhim mar bafl) beenbet. ®lei<$ hn 
erften 2Ba$lgange fielen fämmtlic&e Stimmen auf ben (Sra&eraog 
Snton SSiftor, „ex serenissima et regia prosapia et legitimo 
matrimonio proereatum, prima clericali tonsura insignitum et 
super defectu aetatis apostolice dispensatum, moribus et scientia 
praecellentem ac in spiritualibus et temporalibus circumspectum*. 
änton SBiftor mar am 31. Slug. 1779 geboren unb beburfte baber ber 
StttcrSbtfpcnS. £)iefe unb anberc, befonberS megen ber $oppelwabl 
für äftünfter unb Äöln not^toenbigen 3>tfpenfcn battc gtfuS VII. am 
16. 2Iuguft bur* ein breve eligibilitatis erteilt äRit Sftüdficbt auf 
bic Serbienfte bcS @rabaufed um bie tanjoiiföe Religion, in bcr 
Hoffnung, bafe bic guten ßigenfebaften bcS ^ßrinjen fein SUtcr erfefcen, 
fowte bewogen burd) bic bicSbeaüglicben bitten be8 ÄotfcrS unb bc8 
$rhtaen concebirt olfo ber $opft ,ut ad duas in Germania eccle- 
sias cathedrales seu metropolitanas vacantes .... quamvis 
dumtaxat 22 annos sis natus, neque sacris ordinibus initiatus, 
neque adeo in clerum adscitusnec de gremio capituli illarum 
ecclesiarum . . . eligi tarnen ab Ulis, ad quos legitime pertinet, 
in episcopum vel archiepiscopum et pastorem utriusque ecclesiae, 
sed alterius quidem in administratorem tantum libere ac va- 
lide possis".*) 

3n ©orauSftc&t feiner SBabl &atte Slnton SSiftor bur<$ ein 
treiben, SBlcn 14. September, ben oben genannten $ombe$anten 
äRctnrab, ©rafen oon ÄöntgSegg, au feinem Sßrofurotor befteflt »uf 
®runb beffen erfförte nun bcr $ombe$ant bic annähme ber 2Ba§l 
fettend feine« SUtonbanten ober, um bic Sorte bc8 gfrototoBS au ge* 
braueben: „quod nee ambitiöse consentiret in electionem faetam 



? 



$rototoQbu4 be« ©..». o. 1801. 
fc&enbafelbft 



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880 

nee eandem süperbe recusaret atque Divinae dispositiom ae 
Dominorum de capitulo Coloniensis ecclesiae voluutati contra 
riari nolens in electionem faetara consentiret*. (St befgoK 
barauf Ramend beß 3Geuermä$lten bie $erf$mmlt<$e S^OapttsIatte 
unb würbe in feierlichem äuge auf baS <$fy>x ber 9tbteif!r$e geffi^cL 
£ier fcatte tnamtföen ber fatfcrlicfce Äomrntffor mit grofcem (Pcftige 
ft<$ etngefunben, ber bie fatferßd&e Seftöttgung auSfpracfc. 3d# uer- 
fünbete ber 3)omfapitular wrn $ran^ bem in ber ftirtfre oiuuefc ubcu 
Söffe baö 3Ba$lergebntfi, ber 2Tbt $iföer fttmmte ba3 Te Deum ob 
unb batnit fötofj bie ganje aBaftbanblung, l ) Der faiferfkfce &ra= 
mtffar nntrbe in feierlichem 3uge in fein ©tanbquartier jimkfgdeitet 
unb eine SDeputatton ber fianbftanbe fatmnt ben Beamten unb bem 
©tabtratfc (ragten iftm unb bem Domfapttel Qre #ulbigung bat. 
63 folgten grofje mettlid&e 8feftli*feiten. $>e« Stbenb« mar bte «Stobt 
ifluminirt, befonberö ita$m ftd) He Sflumtnation bei bem gkmmen 
auf bem SHarßplafe gWitjenb au$. lieber un§ä$ligen öatnptoiö, bie 
fjlitt angebracht waren, fd)»ebte ber Äurbut, barunter waren folg&bt 
3fnfd)rifttn ht (£Ijronoftid&en $u tefen: 

1. Ulustrissimo capitulo ecclesiae Coloniensis honor isque 
perpetuus a quovis patriae cive. 

2. En patria! luctus tuus versus tibi nunc erit in gau- 
dium. 

3. Dicke posteris vestris: Arnsbergae in WestphaKa electus 
est prineeps eiector archidux Austriae, Antonius Victor. 

4. Cesset luctus, Antonius Victor, Serenissimus Austriae 
prineeps, prineeps eiector est. Sit tibi Westpbalia pater!*) 

9m filgenben £age gab ba§ fcomfapiiel einen großen StoÖ auf 
bem 9tot$$aufe für bie Honoratioren. 3ür bie SlmSbcrger Borger 
mürbe an einem folgenben Sage ein Satt auf bem 9fan>$cut3, bem 
bad $o$e $omfapttel betjumoljnen geruhte, oeranftoltct, unb auf bem 
©rücfcnplafce mutbe eine befonbere ^eftlt^feit oon ben 8anbftfnben 
gegeben**) SWan famt im „Bmctfel fein, ob biefe raufcfcnben geffc 
Hdjfetten bem (5mft ber Settoerbälhtiffe entfpra^en, unb man wirb 
aud) beobachten, bafc btefetben überall bem neuen fotrfürftai xab 
ßanbefl&errn gelten, toa^renb baS geiftlid>e Oberhaupt aurücftrttt, wk 
Ja aud) bie geifHic&en Äurfürften felbft fk& in erper Ciitie als Surften 
unb tthft als «tfößfe fügten. 

Z)ie am 7, Oftober ftattgefunbene 9Ba$l mürbe burd) efn ge= 
brucfteS Jomiulav (Arnsberg 10. Ottober) oom $omfapiteI bem 
Banbe mitgefl&eßt, ba8 augWcl einen 3)anfgotte5bienft anorbnete, ber 



») BrotofoHbuc* u. 1801. 

•) «benbafelbft 

*) £ufer, <£$romf o. Kmdberg @, 85, 



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in ber Hbtel 2Bebtagb«ufen am 13. Ott., in best auswärtigen Atrien 
an einem beliebigen Sage gehalten werben follte. 

@o batte Äöln wieber einen red&tmäfetg getollten Äurffirfien 
unb Crabifcbof, äRan wünfcbte bier fowie in SDtönfter, bafc berfelbe 
balb {leb gdg« unb bie Regierung antrete, unb bie Äapttel trugen 
ifcm biefe Jffiünfcbe oor unb matten etnbrtnglicbe Sorftellungen. Slber 
Vlrtton Siftor gab fortwabrenb auSwettbenbe Antworten* <5r tbat 
feinen ©ebritt, um bie papftlicbe Konfirmation ju erlangen, er tarn 
niebt perfänltcb in bie ibm jugebad&ten ßänber, fonbem blieb in (einer 
öftrekbifeben #etmatb unb lebnte iebe Beteiligung an ber Regierung 
ab. 8lm 14. Januar 1802 erliefe bad Äälner $omfapitel eine 
ÜBittbeilung an „bie fämmtlicben 2)tfafterien, ßanbefcOertcbifc, Offr 
atalatfc unb SBifariatfc fowie fonfüge ©teilen", worin eö bet&t: ©e. 
äurf. StorcbL 8nton $iftor, @rjberjog . . . baben uns flhtgfibtn 
gnabigfi reffrtblrt, ma$ aRagen oerftbiebene Umftänbe ^B^ftbenfelben 
niebt oerfiatteten, bie fianbeSregierung noeb jur 3elt anautretten, unb 
bobero Und milbeft beauftraget, bis auf weitere (Srflarung bie 3tes 
gierung gleicbfam wie sede impedita no<b fortjufübren. l ) $tefe 
„©ergebenen Umftänbe" laffen ftcb auf einen jurüdffübren, ben ber 
SWfinfterfcbe £)omberr o. Äettler oon 2öien mü nad) äRünfter fd&rieb: 
„3<b baUe mieb übergeugt, bafe £öcbftbiefelben (»nton »iftor) niebt 
ebenber fytxtu (Uebernabme ber Regierung) flcb entfcbliefeen werbe, 
bid bae ©nrfcbabigungägefcbaft beenbigt unb bog ^oebfrift feiner ferner* 
weitigen Politiken Stfftena oällig gefiebert tfx." ftöln fowie fünfter 
unb bie übrigen geiftlicben Staaten oorloren balb barauf ibre polttifcfce 
Stffiena* #a<b bem födcbSbepuiationSbö^tfcblufe würben bie am 
regten 9rbein liegenben fölntfdjen Ämter &m grSfeten 2$eil an SRaffau* 
Ufingen überwiefen, Heinere Steile tarnen an 9Bieb4)runfel, oon ben 
weftfälifeben ©ebleten fam ba3 SSeft 9fafltng$aufen an ben $erjog 
oon Sirenberg unb ba3 ^erjogtbum Söeftfalen an ^effem^armftÄt. 
©ebon am 8. ©ept. 1802 rütfte ba§ befftfebe SRilttar in »rnSberg, 
ben SuflucbtSort be§ tblnifcben $)omfapitel3 unb ber fctöcefanoer* 
waltung, ein, unb am 6. Oftober publtjtrte ber ^efflfd^e ßanbgraf 
ßubwig ein förmlicbeä SeftfecrgreifungSpatent. 

$er fölnifebe Äurftaat war alfo bureb bie ©äfulartfation oer* 
niebtet. &t§tn wir und audj fura nacb ben ©<bi(ffalen ber ffira* 
btöcef e um. £)urcb bie pappliebe Bulle Qui Christi Domini yices 
oom 29. 9too. 1801, beren Slugfübrung fretllcb noeb einige Seit 
gebrauste, würben bie linfärbeinifeben, iefct frairgöftfcr) geworbenen 
@ebiete ber (Svabidcefe au bem neu gegrünbeten Sidtbum Soeben ge* 



l ) 9tadj> bem ^rotofoflbmb M ®.»$ü. «nrtBerg oon 1802. <£ine 
abnlidbe Grftörung |atte Union SStttor föon am 19. Oft. 1801 an bat 
5Nünfterfd)e Äapitel gelangen laffen, (oergl. örtarb a. a. O. €. 118. 
129 f 132). 



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fd&lagen, ber $>om oon Äöln war eine ^farrfhrd&e beS gts^urt 
ftacfcn geworben. Stuf bem redjten, beutfcfc gebliebenen 9 t$eüuij e i 
hingegen blieb bie ®rjbiöcefe ju oollem <Re$t fortbewegen xmb f$bi 
ht ftc$: ba« ©ebtet ber Jefetgen 9tyehtprootna oon tförögSrohiter HS 
SBefel (Söefel mürbe 1808 an «a$en überwtefen), ba3 «eft 9tedEBnr 
Raufen (erhielt 1805 einen eigenen Offtatal), bie weftffilifcfre 2Warf usb 
ba« $erjogn)um SBeftfalen. »er erabif$öfli*e <5tu# blieb unbefeft 
unb ber äapltularotfar oon ftafparö führte bie Skrroaltung ber <Exp 
btöaefe weiter. <5r füllte bolb bie 9^&^e ber neuen 8onbe3$errn, bte 
überall in bie Ätrdje ^hteinjuregieren geneigt waren, nräfreitb bk 
mefften t$ren gegen bie fäfularifirte ätrc&e übernommenen &erpfli# 
fangen fcfclecfct na<$famen. <5r ^ielt in Arnsberg bis 1804 an£ unb 
verlegte bann feinen ©i| nac& $eufc, wo er in bem £initrgebänbe 
be8 fleincn Oafttjofe« „Sunt grünen Saum" bie ßeitung ber &xp 
btöcefe fortfeite big au feinem $obe, 15. Äug. 1822. „<££ wer ete 
äufcerfi glücftt$e tJügung, bofc bie Verwaltung ber $töcefe einem fo 
treuen unb tätigen Spanne aufiel, als e$ oon ÄafparS mar. ®ei»i| 
bie SReiften hätten na# fo unerfeftligen SSertuften, na* ber Sex* 
ntd&tung alles weltlichen ©lanae«, ber 3erfh;euung ber &otttfapttul«re, 
bei ber (Srfööpfung aller 2RitteI ßuft unb Siebe oerloren. SBer 
Äafpar« blieb unerfc&ütterlicfc. <Sr beforgte bie ®ef#fifte, niefct eben 
mit einem freroorragenben DrgantfattonStalent, aber mit bem au4- 
bauemben Reifte unb bem ruhigen $fli$tgefü$f, bie 9W*t« ermübet 
unb au« ber Sfaffung bringt 11 1 ) Seht fcnbenfen oerbient iura ber 
ÄMner biöcefe ht 6$ren gehalten $u werben unb namentlich an$ 
feiten« be« meftfaltfc&en altfölntfd&en Sttöcefangebiete«, ht beffen SWitte 
er 3 3a£re fchtburcfc ferne 9teflben| $atte, unb ba« au* fpäter nm$, 
ba er ht $eufc weilte, 18 3a$re $tnbur$ au ^m al« feinem geiffc 
liefen Obern emporfdfraute. 



Über bie äu«ftellung be« herein« bringt $err ©omfapttular 
©c&nütgen in Äöln, ein auoerläfftger Äunfttemter, ht feiner von 
trefflichen *3eitf*rift für c&riftlid&e ftunft\ 12. 3o$rg. 6. 158 r ehten 
eingefcenben Slrtifel, beffen Äemttni« gewifc manchem SWitgliebe er- 
wünfd&t ift. JDerfelbe lautet: 

S)ie &ltertümer:2lu$ftellung in Sßaberborn, oon ber Abteilung 
Sßaberborn be« »erein« für @ef$i$te unb SOtertumSfunbe SBeftfalen« 
aur Sfeier tyre« 75 irrigen Seftefcen« oeronftcOtet für bie Seit rom 



l ) $üffer a. a. D. ®. 829 unb 380. 



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223 

27« 3mti bi* 9. 3uli o. 3-, ftot in bem engeren Äreife, für ben fie fte* 
ftimntt war, reicftltefte Änerfenmmg gefunben, unb fott aueft <m biefer 
©teile ber eftrenootlen (SrwSftnung nieftt ermangeln« 

®on bem ©erebiSpräfibeiiten Pfarrer Dr. SDtaten« unterfffifct, 
$aben oorneftmlicft Saurat Siennann unb OÖerleftrer Dr. theol. 
äufttmaim ba£ tnüftfame 3ufammenfueften unb «ftolen ber @egen$ 
ftänbe aus bem feftarf umgrenaten SerehtSgebiete, bie ÄuffteOung unb 
Äaialogifirung berfclben fteft angelegen fein laffen, unb ber (Sefeftiefc 
ßeftfeit, mit ber 2We3 in wenigen tagen für wenige Xage beforgt tft, 
gebüftrt oolteS fiob. $>ie große, oon ben beiben 8äng8feiten oortrcffli* 
beleuchtete (Spmnaftalaula oermoeftte bie beltöuftg 2000 ©egenftönbe, 
bie jumetfi in großen, eigen« bafür angefertigten Stttrinen unterge 
braeftt waren, fmim pi faffen, unb ber Umftanb, baß bie ffiänbe gan) 
httaft gelaffen werben mußten, erfeftwerte noeft bie Bufftcttung, tm 
mentltcft ber @emfilbe unb $aramente. 3flacfte ©iaSfaften, an ben 
beiben langen genfierreiften aufgeteilt, mürben freilieft Me Ueberfieftfc 
tteftfeit ber aaftlreicften deinen Objcfte noeft erftSftt, ftofte, fcftmale @lafe 
fiftrftnfc in ber SWitte ba* ©tubium ber größeren noeft erleichtert 
$aben, unb gewiß mag mancher @egenftanb, ben nur übermäßige 
Sfcüefflcftt gegen ben bereitwilligen Seßfeer jugelaffen ftatte, ben (ün? 
bmcf gemacht ftaben, fiteftt unb Suft ben oottbereeftttgten Staftbarn pi 
s er fp erre n , bie, *u (gntwicfelungSreiften sufammengeftellt, at* feftr leftr* 
reiche ftulturbilber fieft bemäftrt (oben würben. ©efton bie eftronotogifefte 
Drbramg ber einzelnen Gruppen tft ein oortreffltcfteS areft&otogifcfteS 
Silbungdmittel; fommt bie gerabe für totale XuSftettungen fo wütige 
unb topograpfttfefte SerüdfUfttigung fctnju, fo tft ber Sortfteil um fo 
größer unb nachhaltiger. 

3n »ejug auf Seit unb SWaterial ftatte mit ffieeftt feine eigent* 
Hefte Sefcftrfinfung ftattgefunben, fo baß fowoftl Me frflftgefcfttcfttftfte 
Pultur wie bie Äwtft ber tefeten 3aftrftunberte oertreten war, aneft 
®la$, Zfton unb $oraellan, Seicftnungen unb S)rucfe nieftt auSge 
fcftloffen waren. ®aß trofebem baS fflttttelalter unb bie »reftlicfte 
Äunft ben Scftmerpunft bilbeten, oerfieftt fieft in Mefem oon ber eftrifts 
tieften Äuttur fo reieft gefegneten SJe^rft etgentlieft oon fetbffc gaft 
notft meftr als anberöwo, ftatte ftier bie Jttrefte bis fat bie $ertobe 
befi ©arodte ba$ ftunfifcftaffai nieftt nur befterrfeftt, fonbern wiä) mit 
einem eigenartigen Stempel oerfeften. 

$>a$ gilt junaeftfi oon ben ftrcftlieften SRetattgeratften, bem eigene 
tieften @tatQpunft ber ÄuSffcllung. 3fünf XragaltSre, barunter ber 
berüftmte be3 $aberbomer SDomcö mit feinen jaftlreieften oollenbeten 
Xeeftnifen, wie ber bureft ba3 f eltene «uöfeftneibeoerf öftren merfwürMge im 
Oefi^e ber Sfranstöfaner, illufWerten oortreffUeft ba8 ©olbfcftmiebe^ 
gewerf ber romanifeften 3eit, bie au^ bureft eine größere Xn^l oon 
gut ftiitftrten unb fauber audgefüftrten, namentlicft in ftnt|ificen, 
£eutfttent unb ftaiuftf&ffern beßeftenben ©ußftücfen oertreten war. 



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Am fömäcbften tornmt boomt ber ®rubenfcbmela jur Settung, ob^t 
fefrcn von bem flehten ©drehte aus dlarbolj unb fernem nocb Beb 
iterett ©eitenftücf, melcbe mit bem ematUirten Äreuj auf gtatogeS 
binmeifeiL Hu* feinen {Jfabrifen wirb tat X1IL 3abrbunbert bie jfasi 
ft$r nacb fBeßfalen nocb geförbert fein bürg ben Umftanb, bafc |fcr 
bad (Small über robe Anfänge triebt btaauSgebie^en mar, obiuobl ba* 
länger in Ucbung gebliebene SRtello von tüchtigem können JSax&ab 
abfegte, fo namentlich auf ben älteren, bi« in ben ©cblufc *fe XliL 
SJabrb. furücfreicbenben Jfcelcben, bie fieb, bei brei Shtfcenb an 3aft 
ju einer ebenfo mannigfaltigen mie lebrreieben, bi« in bei XV1IL 
3abr(» oorragenben Gruppe Dereinigten. $)ie eoangettf$en Atrien 
au ßtppftobt Ratten bie älteften <&cmplare geliefert, bie 3t iRifote 
fhrebe fn &6%ttx ein fpätgotbifebe«, beffen ©nibenf tbmel&fc|aft als gan* 
oereinjelte SRacbblütbe erftbehtt, ptgleicb al* eine Art oen öorliuftr 
für bie beiben prächtigen ©olbematlfelcbe ber ©pätrenaifjance. — Itocb 
an muftergültigen aWonftranjen fehlte ed triebt, bie erft mit bem Ste 
ghme be« XV. 3a§r$. ^Suftger begegnen, unb in ©eftfatat bnreb 
cbarattertfttfcbe gfufebebanblung (grofier $)urcbmefTer unb refcbe Üfie: 
berung mit 8üt*bucbtungen an ben Sht|iebßeEen) unb eigenartigen, 
an ben Sßrofanbau anlebnenben tlufbau fic^ audset^nen. SRcfceit 
gute (Ziborien »unb ^priben, 8*eltquienoflenforien unb Mimt äbn&$cr 
öebanbluug ergänzten biefe druppe unb lieferten im Sunbe mit 
öortragefreuaen, öelgefäfeeu, gRontetagroffett, StfcbofSftäben, namast? 
lieb aber mit getriebenen ©tanbfiguren foftbare Seiträge ysx mefb 
fälifeben Oolbftbmtebefunfi bei fpäteren »Httclalter«, benen im allen 
bie beimtfeften (Solbfebmtebe fn oiel oberem SRa&e ibre &ufmer& 
famfett jumenben follten. $ajj es fytx gerabe auf Wefem (gebiete au 
barwrragenben ßeiftungen aueb bte in bie fpäte 9tenaiffance nidji 
fehlte, bemetfen bie Arbeiten <Jifen$ut3, bem baö fpätgotbiföe Skr* 
tragefreu* wn Harburg offenbar ald Sorbilb gebient bat, unb auf 
ben jmei ©tanWveuae mie boS ©cfcüfcenßeinob von SBorburg mo# 
mit Ket&t §urüctgtfü&rt werben, 

Stoben bem SRetaUgerätb erfdfrten bie mttteWtertW&e $fofttt tat 
einer ftattltd&en ftetbe guter ^oljfiguren, bie oom <5nbe beS XIL bö 
jur amtte be« XVI. 3obrb* ein ^emlicb DoflftönblgeS dntwicfiunij& 
bilb boten, bie ©gentbümUdjfetten ber wcftfolifcben ©cbule« tat $*** 
ftrengen Haltung, fnappen Haltung, runblkben Äopfbebanbiung bcui&b 
genug oerratfcnb. S)ie beiben intereffanteften betfelben: eine fpäfe 
romanifebe fiftenbe unb eine ftebenbe frübgotbifebe äRabonna, batttn 
offenbar no4 in ber iüngften Seit eine Erneuerung ber Jßofyfcemir 
erfabren, ber man eö mit ©cbmerj anfa^, baft ü>r eine oerbäitnh> 
mäfcig gut erhaltene alte öemalung ju ©runbe lag, ©efonbere tfef? 
merffamfett oerbiente bie fpätgotbifebe S)oppelmabonna unter grofeem 
»albaebin caa ber eoangeiifcften Äircbc px ßanbau (»albeef), etat für 
ben £riumpbbogm beftfanmteß, btatf* roirfungöpoOe« S^ilb, vakt es \b 



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225 



SBeftfolen gur äeft bev ©päigotblf befonberS beliebt war, $>em bt 
feiner Slrd&itcftur morfcb geworbenen Apparat märe baS $roülnglals 
mufeum als SRettungSftation gu münfeben, wie aud) bem ftarf ©er« 
lefeten großen Sbonrelief aus ber 2Berfftätte beS 3obofuS SSreblS, 
beffen intereffante arbeiten gumetft in ben beiben 2ttufeen ättünfterS 
vereinigt fmb, Sluffallenb fpärlicb erfebien bie 3abl ber Wlbbtl, felbft 
ber ftüUbretter, für welcbe bod) SBeftfalen in ber fpätgotbtfd&en $e* 
riobe ein fo ergiebiges SßrobuftionSgebtet war, unb befc^ränfte ftcb faft 
auf baS $ult aus ©tlft Äappel unb bie etwas berbe, wegen tbrer 
©emalung beadjtenSwertbe Äangel aus Sfalfenbagen. 9ttcbt minber 
befrembenb war ber Mangel an älteren (Slfenbehtfiguren wie an 
etfengefebmiebeten Sirbetten, t>on benen faft nur bie leiber neu bemalte 
ßiebterfrone von Pappel bevoorgeboben au werben oerbient 2>te ©läfer 
gehörten auSfcbltefelicb ben legten ^abrbunberten an, bie ©laSgemälbe 
aber oormiegenb ber fpätromanifdjen unb frübgotbifeben Sßertobe. $>ie 
Tafelmalerei, bie befanntlicb in ©oeft bie frü&efien ©lütten getrieben 
$at in unmittelbarem Slnfcbtuffe an bgganttntfcbe #orbtlber, bot nlcbtS 
aus biefer SJrübgett, für bie aber einige äflintaturen »orgügliebe ©ei? 
träge lieferten; hingegen einige fpätgotbifebe (Srgeugnlffe, barunter 
einen Älappaltar, beffen äWtttelbllb bem EWetfter beS SWartenlebcnS 
oermanbt febien, fowte eine 9Jtobonna im ©tile beS tont 9ttng. 

2ln legtet ©teile, aber mit befonberer Slnerfennung, feien »er* 
febtebene ©tidereien unb Sßaramente erwähnt, gunäcfcft ein Keine« 
Äiffen (©oefter $omfcbab) aus bem beginn beS XIII. 3a$r$-, welche« 
im ^lattfticb auf ©etbe ausgeführt, auf ber einen ©eite inmitten 
einer ebel gegetebneten töanfenborte baS mit ber begüglicben 3nfcbrtft 
oerfebene Agnus Dei geigt, auf ber anberen einen mit #ülfe von 
gwei ©reifen gum Fimmel fabrenben Äönig mit ber Ueberfcbrtft 
Alexander Rex, alfo bie im Sllejanberlieb beS Sßfaffen ßampreebt redjt 
t>erberrltcbte, oielmebr perftflirte Himmelfahrt beS ftönigS Sllejanber, 
ber mir fonft nur an fpätromanifdjen ©teinreltefS begegnet ift, m\U 
bin eine arcbäologtfcbe 9tterfmürbigfett erften langes, daneben foH 
guerft baS Fragment einer boc^got^ifcften ßeinenftfeferei (Sßrtoatbeftfc) 
notirt werben, welcbe gur ©pecieS ber reidjftgurirten Kltar? unb 
^ultbecfen gebort, oon ber baS bifd&öflid&e ÜJhtfcum in SWünfter eine 
gang ungemöbnlicb große ©ammlung bewabrt. 2ludj baS gwette, au§ 
fo gut gegeiebneten wie auSgefübrten ©tabreften gufammengefefete 
Riffen unb eine ibreS bunten ©ammetbrofats roie auSgegelcbneten 
©tabmerfeS wegen fanjorragenbe Äafel finb (Stgentbum beS ©oefter 
Domes, erftereS ein&eimifcbeS SBerf, lefetere roobl burgunbifeben Urs 
fprungS, betbe muftergiltig für ©tieferinnen, bei benen man niebt ges 
rabe feiten ber teebnifeben ftertigfeit begegnet, leiber faft nie bem 
ebenfo notbmenbigen »erftänbntfe für bie 3etcbnung, S3ei ben übrigen 
llturgifcben ©eroänbern waren bie urfprünglicben ©toffe gum Xbdl 

LVIII. 2. 15 



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226 

burdj moberne crfefct, unb mefcrfadj Ratten aud& fonftfge fteftaurationcs, 
bic bei ben Sticferelen mit größter Sorgfalt ge$anb$abt merben 
muffen, perunftaltenb gerohft. $lu3 einem gana beftieften Äafelriutei 
oon 1493, alfo nod& in bei* alten gotbifeben ftorm, mar, unter Seg= 
faß ber Vorbereite, ein (Sbormantel ^ergeftellt roorben, ber f oft fte 
mifcfc nrirfte, Von älteren gemufterten ©etbengeroeben mar rddfS 
eingeliefert roorben, obgleich biefelben um bie Vlütfaeit ber ©oefter 
iWalfcbule gerabe in SBeftfalen Derbreitet gemefen fem muffen. 

$ie Veranftaltung einer folgen SluSfteOung ift ein mutantes, 
mit mancherlei Verbrteßlicfcfetten oerbunbeneS SBerf, unb benjenigen, 
bie e$ trofcbem unternehmen, gebührt baljer roärmfter 2)anf. SDaS 
3ntercffe für bie alten Ijeimifdjen ftunftoerfe unb beren Erhaltung 
roirb baburd) im weiteren Greife geroeeft unb geförbert, baS Stubhim 
unb bie ftbbilbung, enblicfc bie Veröffentlichung berfelben roefentB* 
erleichtert. Vebauerlicb ift es mir, roenn bie HuSjWlungSbauer fo 
fnapp gegriffen »erben muß, bog bie ©aefaerftänbigen niebt reefct bie 
3eit pnben, <m$ ber fo fdjneö Dorübergefcenben Einrichtung bauemben 
9luöen gu sieben. ^öicUcid>t Ijätte e§ ftdj empfohlen, burdj eine Heine 
Äommiffton folgenbe Prüfungen anftellen |U laffen: 1. SBorhi be* 
fteben oorne$mlic$ bie cfcarafteriftifdjen (5igent$ümltc$feiten ber mcfc 
fältfc^en Äunft, namentlich beS ©olbfdjmiebegeroerfeS unb ber $f& 
fytuerei, bie $ter für biefe Unterfucfcung Stnreicfcenbe StnbaltSpunfte 
boten? (58 mürbe, rote icfc benfe, ni$t aHaufd&roer gemefen fem, bkr 
bie ßaupttypen berauSaufudjen unb aufammcnauftellen. 2. 2BaS farai 
für bie (Sv&altung mancher gefäbrbeter Äunftrocrfe gefcbe$en, bamtt 
fte forooljt oor Entführung gefdjüfct, als aueb oor roetterem Verfalle 
beroa&rt, bearo, oon entfteüenben Beaten kfatt unb * n forrefter 
SBeife roieber&ergeftellt roerben? 3ebe SReftauration, bie nidbt mit 
Schonung oorgenommen roirb, nimmt bem alten ©cgenftanb ein 
großes <Stücf feineö 2Bertlje3, unb nur ju tatyxtid) ftnb bie 85er; 
roüftungen, benen alte ftoftbarfeiten noefc immer jum Opfer fallen 
bureb unuerftänbtge Vefcanblung. Ifteue Vergolbungen, bie entroeber 
ganj überflüffig ftnb ober auf einaelne Steile, a- 8. ba§ innere ber 
Äelc&fuppa, au befdjränfen roären, entwerten, aumal roenn fte brutal 
vorgenommen roerben, foftbareS ättetattgeräty; neue Vemalungen 
nehmen ben Figuren, benen biefeö alte ©croanb roenigftenS junt 
3$ell erhalten geblieben ift, einen roefentllcfcen Veftanbtyeil t$rer $e~- 
beutung, bie bur$ befcutfame (Srgänaung nod& au retten märe; gute, 
etroaS befeft geroorbene £afelgemälbe verfallen leicht ben rofcn Rauben 
ungefd&lcfter „Äunfhnaler", benen feine Aufgabe au &<>* erfcfcetnt, 
unb berufsmäßige ©tieferinnen tragen fein Vebenfen, bie auSge? 
fc&ltffencn Sßart^icen au ergänaen, eine in ber SRegel fe$r umftfinfc 
lld&e ^roaebur, bie e^er einem $egräbniffe als einer Rettung 
pleigt 



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227 

gür eine £eerfdjou au$ ht biefem ©inne empfehlen ftdj foldje 
2luSftellungen, bie befjmegen nidjt auf 2BarnungStafeln oeratd&ten 
fönten; benn es ift bie böcfcfte 3eit, bafj bie in unfere Sage ftnetn* 
geretteten Äunftbenfmäler nicfct »eiteren Serwüfhmgen unb (SnU 
ftellungen anheimfallen, burdj bie ©#ulb berer, benen fte onoer? 
traut finb. 



Sie 5d)orne in flaberborn. 

3)a8 am SRatlftauSptafte in ^aberborn liegenbe £au8 Sfar. 3 vor 
feit mehreren 3a$r$unberten unb bis in bie 2. $alfte beS abgelaufenen 
3a$r$unbcrtS bie glrijdjoerf auffalle ber Dereinigten SletfdK* unb 
trug wie auefc in anbem ©tobten SBefifalenS ben tarnen „©i&arne". 
$iefe$ £au3 ift mm $errn Sud&binbermetfter Sßommer gefauft, mit 
feinem baranfto&enben £aufe Bereinigt unb im Saufe btefeS 3a&reS 
umgebaut worben. Sei biefem Umbau $aben ft$ einige bea($ten& 
wertfce <5tgent$ümlid>feiten gefunben, meldte ber Bufoeic&nung wert$ 
ftnb. 

3unäcbft fanb ftdj unter biefem ©djarnegebäube fein gewölbter 
Äetter, wä&renb baS anftofeenbe Sßommerföe #auS 9lx. 5 fowie baß 
anfto&enbe ßilientfalfdje £auS (©Silbern 9for. 2) geräumige, gewölbte 
alte Äetter fydbtru Sin ©teile eines gewölbten ÄeßerS befanb fi# 
bagegen unter ber ©djarne ein oben offener gemauerter feHerartiger 
SRaum, ber aber mit SlbfaUftoffen, namentlich Anoden, gana gefüllt 
war, SRac&bem blefer SRaum bis 3ur fciefe ber ©o&fe ber benaefc 
harten Äefler auSgeraum* war, geigte \id>, bafc bie ber ©trage jus 
geteerte sffianb beffelben, auf welker and) bie aufge&enbe äöanbmauer 
ber ©djarne fte^t, in SrucWtehten, aber nfcfct mit tfalfmörtel, fonbem 
mit fiebmmörtel gemauert war. 

Slufeerbem jeigte ftd), als ber SBanböerpufc ber an ber ©trafje 
liegenben (Öebäubewanb ber ©cfcarne entfernt würbe, baß biefe SBanb 
aus vermauerten SKunbbogen beftanb, welche fieft na$ ©üben bun$ 
baS fßommerfcbe #auS bis jur äötter&agen5@cfe fortfefcten, na$ 
Sorben aber mit einem abgebrochenen Sogen oor ber jefet auS gatfc 
werf beftefcenben SBanb beS ßilient&alfc&en #aufeS in folget SBelfe 
enblgten, bafj man erfefcen fomtte, ba6 ehemals auc^ bter biefe Sogen 
ft$ fortgefefct, oieUei^t bis sunt ©Silbern fid) ausgebest (laben. 

ffiS ift fternadfr nid^t gweifeUjaft, bafj biefe Sogen einem foge* 
nannten Saubengange, wie er in altbeutfefeen ©tobten häufiger oor* 
tommt, angehört fyabtn. Urfunblicfc ift allerbingS oon einem Smübtn? 

15* 



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J28 

bauwerfe fn $oberborn nttbts befaimt. SCu<b mufe biefe Sanbe f*w 
oor febr langer 3ett umgebaut beatcblicb oerönbert fein, ba tenc 
Ueberlieferungen baoon mebr erhalten ftnb. 

3)aS fiebmmdrtelfunbament unter ber alten Spante tft oteOeufr 
in ftlgcnber 2Betfc *u erfuhren. Huf bem $lafce ber alten ®d»nK 
wirb oor SluSfübrung beS ßaubenmauermerfeS ein teilte« &>l$axxfc 
gebänbe geftanben tyibcn, für weldjeS in fidjmmörtel ca&gtfMftit 
Sunbamente ausreisten. 3U§ nacb längerer 3& ba« gaubernnauer: 
werf ausgeführt werben fottte, b«t man oteHetcbt feine (Srhatenmg 
mebr oon bem ^mmflrteUftutibamentmauermerf gebebt ober b** 
baffelbe für ftarf genug gebalten, baS aufgebenbc 9ftauern>erf bei 
ßauben^^ogen *u tragen. ©lücflicber ffietfe bat biefe« fefclerbafte 
gunbament bod) niebt nur bie anfänglicb barauf gebauten 2aiibem 
Sogen getragen, fonbem aueb noeb, naebbem biefe Sogen fpater nrieber 
oermauert waren, bie ganje ffianb. ßefttere tft ca. 1,40 m ftarf in* 
3,20 m bo*. 8u<b bie Sogen baben biefe ©tärfc. 3bre 3n*fo* 
Pfeiler böten ca. 1 m breite. Die liebte Sogenbäb* tft ca. 2,50 dl 
tJünf SogemÄnlagen $aben fid> im EWauermerfe ber ©cbarne unfc 
be« $ommerfcben $aufe« naebmeifen laffen, ju meldten jeboeb no<i 
awei Sogen binpfommen, meldte im (Scfmauerwerte be« $ommerfc|en 
$aufe« im Äötterbagen febon früber befaimt geworben. 



lieber Bltmmtfytitytn uttH ijousmorkem 

$u* bem Sortrage be« SergwerfSbtrector« a. 2). Süller« über: 
„Serfudje ber Deutung ber ©teinmeftaeieben unb $au«marfen unb 
über <5tetnmefcaei(bcn unb $ouSmarfen in JJoberborn unb Umgegenb* 
wirb folgenbeS im SfoSauge mitgetbeilt, ba ber ganae Vortrag, ber 
bunb ca. 600 $t\<brmnQtn erläutert würbe, wegen Raummangels v&dfi 
oeröffentlicbt werben fonnte. 

3unäd)fi würbe in bem Sortrage bie umfangreiche 8itenttnr über 
©teinmefeaeidjen unb #auSmarfen, mekbe b^uptfScblicb erfl 1820 be* 
ginnt, eingebenb befpro(ben unb beurtbetlt. 3Wan fab längere Seft 
bie ©teinmetjarfeben jum Heil als Serfefcaeicben unb Sbrecbramg* 
marfen an, jum Xbetl aueb als 9tacbbilbungen oon iftunen, jxnn QeH 
aueb als ©ebeimfebrift; es würben bie ©rünbe angegeben, wtSfyaSb 
biefe Sluffaffungen ni(bt richtig fein Wimen. 

(Srft baS ©tubium mebrerer alten Saubüttenorbramgen, na* 
mentiieb ber oon Morgan, Safel ?c, bat befttmmte Knbalt«punfte 
geliefert, in ben ©tetnmefcaeicben SunbeSaeicben, oueb Sbrtnaekben, 
Ur$ebermarfen unb fiegittmationen für befttmmte Sßerfonen erferaien 



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ju lernen* 9todj ben £orgauer unb SBafcler £üttenorbnungen wäre 
jebem in bei* ftunft auSgebilbeten ©tetnmefcgefellen ein &t\ti)tn in bet 
#rt von feiner Baubütte oerlteben, bog er ntd&t fclbft mebr baffelbe 
aufgeben, fonbem ft(b beffelben fietä bebienen foöte, baffelbe cm feinen 
arbeiten anbringen mufjte, wo er aitdj auf feinen 2Banberfcbaften 
mit arbeiten befd&äfttgt fein motfte. 

$te uon ^Profeffor 9*aib<* in feinen ©tobten über ©tetnmcfjaettbett 
auSgefprocbene Meinung, bafj bie Baubütten beS SWittelalterS burdj 
Ueberlieferung uon älteren Baubütten fünftlerifcbe ober fpmboltfd&e 
©ebeimniffe gehabt unb forgfdltig bewabtt bätten, würbe au wtbet? 
legen gefugt, oucb bie Gegenmeinungen oon anbeut ftunftbtftorifetn 
ald ©d&naafe, Dtte, 21. föeicbenSperger unb namentlich uon Älemm 
(„SBürtenbergtfcbe Baumetfter" 2c.) miigetbeilt. 5ür bie Stbatfacbe, baft 
nacbmeiSltcb wirflttfe ©teinmefcadeben oor bem (Snbe beS 11. 3abr* 
bunbertö ntdjt oorfommen (oeretnaelt oorfommenbe äbnltd&e altere 
3ei(ben mürben befonberS erflärt), gegen (5nbe be3 12. 3abrbunbert3 
aber ibr ©ebraueb febon eine allgemeine Verbreitung über $>eutfcblanb, 
Deftreicb, (Snglanb, gfranfretd) unb Spanien erlangt f)attt t mürbe ht 
Uebereinftimmung mit ftlemm unb 3anner bie (Srflarung barin ge* 
funben, ba6 bie Baubetriebe im Saufe be3 12. 3abrbunbertS eine 
Umgeftaltung erfubren, bafs namentlich ber 3. ©tanb oon ber alten 
4>örtgfett frei mürbe, im Baugewerf bie erawungene gfrobnorbeit aufs 
borte, Maurer, ©tetnmefce unb 3immerleutc neben £aufleuten, Gebern 
je. als freie ©enoffenfebaften auftraten, meldte jur Hebung beS <Ste 
wertes unb jur ©id&erung ibrer Sntereffen fieb au ©enoffenfebaften 
oerbanben, bei welcben nacb Bebürfntfe etnaelne befonbere ®ebräudbe 
(bei ben ©tehtmefeen in ben Baubüten ber ©ebraueb ber 3ddb«0 
eingefübrt mürben. (58 mürbe ermäbnt, ba& ungeaebtet lange 3*Ü 
in ben Baubütten ein reges fieben geberrfdjt babe, fogar weitere 
innere Organifationen bureb Berbänbe, melcbe 4 £auptbütten (©traft 
bürg, SBien, Bern (3ürtcb) unb (5öln) angegliebert waren unb 
fämmtltcb unter ber oberften £auptbütte Strasburg ftanben, $u 
©tanbe gefommen waren, ein ftücfgang in ber S^ätigfeti ber Bau* 
bütten mieber antrat mit bem aUmäbligen Slufbören ber 2lu3fübrungen 
grofeer gotbifeber Bauwerfe, mit bem Einbringen ber 3taltenifcben 
SRenaiffance unb mit mandjen näber angegebenen culturellen (5nfc 
micflungen, melcbe bem abgefdjloffenen facbgenoffenfd&aftltcben ßeben 
niebt mebr fßrberlicb waren. $>er SReicbötag oom 12. Sluguft 1671 
bat febon aus ©rünben ber ©taatSoermaltung bie ©trafcburgcr füttern 
oberbobeit befehigt. $)a§ anbringen ber ©tetnmefcaeicben bat mit 
bem allmäbltgen Verfalle ber Bütten aueb atlmäbltg aufgebort, etwa 
1738. 9tocb biefer 3ett würbe nur noeb in gana oereinaelten Sollen 
eine ©teinmefemarfe angebrad&t. 3fn ben Baubütten bitten bie ©e* 
feilen bie Anleitung erbalten, nacb geometrifeben ©cbemaö au coi* 
ftmtren („auf bem fümemften unb geregten ©teinmefcgrunb", wie 



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250 



e* bomolft beaetd&net nmrbe). 2113 fotcfec fernen biefeS „®nmbe$* 
mürben 3. ©. für bie ©otftf erwähnt bic „fcviangulatur*, bic 
„Ouabratur", bet „$refpa6", ber „$ierpa6\ ba$ „6e<b$blatt" 2c 
©on ber auö ben $au$ütten bevoorgegangenen Literatur mürben er; 
mäfcnt: SWetfter ftovtcaerS Sdjrtft „Ueber bie 3?ialen^erecbrigkit*, 
aWeifter ßad&erS ©<brtft „2Bte SBaumerfe na* SWaa&gerecbrtgfeit auf* 
mfüiren fmb\ 

Sßortragenber erläuterte an 3etdjramgen bie oon 9&a*&* aufge? 
fteütc $9pot$efa bafj eebte ©tetnmefeaeteben ftetS Sbeilc ehteS oect 
metrifeben <£onftructionfc®<bema$ finb« 3ebe öaubütte baite naä 
btefer Slnfidjt fflaiba* befonbere geometrtfebe äJhifter (foge n amtfe 
©drtfiffelflguren) angenommen, an% meieren fle bie <&tetmne$aetdbcn 
ibrer SWttglieber entnommen bätte. 3eber ©tehtmefc bättc bureb fein 
3et<ben nadjmeifen fönuen, bafe er einer beftimmten Saubütte am 
gehört babe, 3Mcfc 3eid)en Ratten in ben ehtjelnen Venoben ber 
berrfdjenben öauftple jebedmal einen befonbem ßfytrafter unb ©er* 
faiebene ©röfee gehabt, h ©• aur Seit be« 9tomantf<ben 5tyl§ bei 
$rofanbauten WS 30 cm, bei Äirdjenbauten meift 10—15 cm, in 
ber UebergangSacit no* W« 3—10 cm, in ber Slütbeaett ber 
©otfcif 5— 6 cm, bi ber 3ett ber ©patgotbtf 4—6 cm, in ber 
ffienaiffanceiett 7—10 cm unb in ber 3opfjett 10—12 cm @r5&e. 
3n ber 3tÜ ber ©pätgotbtf märe bie $uSfü$rung febon mebr meu 
nierirt geworben, fo bafe bie ßhtten ber Bcidjen mobl feulenartige 
Aufläufe sagten, in ber SRenaiffance; unb 3<>Pf8*tt jeige ftd) aueb in 
ben 3^(ben Won ber (Sinn für ba$ ©c&nflrfelmefcn, größere (£ouu 
plichrtbeit unb audgebebntere äftitanmenbung oon gefrümmten Sinten. 
9tfäa tft bureb auSgebebnte grap&ifdje Unterfucbungen babtn gefommen, 
14 geometrtfd&e ©eneralftflüffel auSjumitteln, in melcbe 9000 oon 
tym unterfudjte &**$** ^inctnpoffen unb, rote er meint, audft alle oor- 
fommenben eckten ©tetnmefeaetdjen fyneinpaffen fotteru ©ortragenber 
erläuterte biefeS näber an oorgelegten 3*tdmungen unb bemerftc, bafe 
gmav bie 9fyü>af(ben $ypotbefen noeb nfebt allerfeits angenommen, 
bafe aber oon 3Webreren (j. 93. Älemrn) benfetben eine grofce ©e= 
beutung beigelegt fei; audj er meine, bafj m benfelben oiel 9ticbttge§ 
enthalten fet SRan fomme unroillfürltd) bei bem Slnbltcfe ber mefften 
3eicben, namentli(b megen ber unfammetrtfeben (Stellung man*« 
ßinien unb roetl ein ©raottationSpunft im 3*iä)tn felbfi niebt au be* 
merfen, barouf, anaunefrnen, bafj bie Sddpn nur £betle eine« fprn^ 
metrifd&en EilbeS (einer ©djlüffelftgur) feien. ®ne SBiebevbolung ber 
(Sinpaffung einer großen ftnjaJ)l, Jebocb genau mafeftäblicb, aufge^ 
nommener ©teinmefejeicben fönne erft mebr Cicbt in biefe ©a<fte 
bringen, fei aber fe$r f(bmierig au8 bem ©runbe, mett man nur oon 
wenigen gefammelten 3^*cn mafiftäbiie^e Slu^meffungen erbauen 
tonne, ba bie 3eicben pcb gröfetentbeilS an febmierig enTi(bbaren 
Saut^eilen, a- ©♦ oben an Raulen, am SWaftmerfe ^o^er ftenfter, an 



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231 

©ewölberippen, ©cblußftehten 2C . uorfinben unb man meiftenS bei her 
Slufnabttte pon £a$m auf (gfiaairungen nacb Stugemnaßfcbäöungen 
angewtefen fei 

2Ba8 bie üon üim uorgelegten 420 3*fd)en, meiftenS au§ Habers 
born unb Umgegenb unb bem ßtppefcben £anbe ^ervü^vcnb (bic <m$ 
bem ßtppefcben fianbc ftnb ibm burd) gütige 29Mttbeilung beö £errn 
$rof. Dr. 2öeertb in $)etmolb jur Verfügung gefteHt), anlangt, fo 
tft nur ber befonberS bemerfte fleinere Sfjeil maßftäbltcb aufgenommen. 
Einige wenige biefer 3t\ä)tn (biefetben würben befonberS bejeidjnet) 
laffen ben 3weiftf auffommen, ob e§ edjte ©teinmeöjeic^en unb nid&t 
au§ bev 2caint auSgelaffener ®ef eilen entfprungene Söilber („grafitti* 
ber Italiener) ftnb, 

2tn Stomanifcben 33aureften in unb bei ^aberbom fyat SSor? 
tragenber bt3^cr feine Stxtyn, au$ ber UebergangSperiobe einige 
roenige, an Söaureften ber grübgotbif unb Spätgotbif fe&r oicle, an 
Stouwerfen ber SRenaiffance wieber eine geringere 3ofyl aufgenommen. 
(Sine größere Slnjabl biefer gefammelten 3^<ben entfpreeben SDtottoen 
au§ ben SRaibafcben Sdjlüffelfiguren ber Quabratur, eine geringere 
3<ü)l aueb attotioen ber Sdjlüffelfiguren ber £riangulatur, eine nod& ge* 
ringere Safyl ben ättottoen ber ©cblüffelfigurcn be§ Sterpaffeä unb 
3)retpaffc§. Unter biefen 3*täj*n ftnb bret, bie bie (STjaraftere ber 
äfletfteraeldjen baben, ba fte auf Scbilbplatten angebracht finb. SBabrs 
fcbeinlicb ^at SJkberborn eine befonbere SBaubütte gebabt, ba ^tcr in 
frübern 3abrbunberten auf lange 3eit eine große 2(naabl Stetnmefce 
befebäftigt gemefen ftnb, unb ba im ©täbtifeben Urfunbenbucbe in einer 
Urfunbe uon 1700 auSbrücflicb Statuten ber bieftgen Steinmefee 
erwäbnt werben. 

3)a auf einige ber fytfätn 3c\fyn bie dtföaiüt föegel fieb niebt 
anwenben läßt unb namentlicb auf bemfelben Sautbeile ätityn ber* 
felben Slrt SBerfcbiebenbeiten in ber ®röße unb in (SinaeE&eiten ber 
gorm itiQtn, ffilt ^ortragenber e$ für möglieb, baß einige biefer 
3«cben oon niebt $ix 93aubütte gebörigen ©efeHen, bie niebt im ©c= 
fffee ber richtigen ©cblüffelfiguren waren, ober uon ©efeüen, bie au8 
uns jefct unbefannten ©rünben fieb au Seiten n!4)t nacb ben ©eblüffek 
ftguren riebten wollten, angefertigt finb. ®a§ fo bcuifige SBotfommen 
beftimmter, ben 6teinme6a«cben fd&v äbnlicbev 3t\$äikwtn auf Vbau- 
tbeilen öltefter Reiten (a. 33. oon 3lio$ nacb ©ebliemann), auf ate 
grieebifeben 2Rünaen, auf altrömifcbein ©efebirr (nacb 9ttotbe8 unb 
üJcuHer), in ben 9fomens2üpbabeten, in ben ftamilienmarfen unb 
SBappen unb in ftünftleraeicben unb Siegeln fann faum bem 3«fdH 
augefebrieben werben. 2Ba§ fyxttt bie Urbeber foleber 2flarfen, welchen 
boeb eine ungeheuer große 3<*b* uon Sddjttt^ombmationen a uv 2fo3' 
wabl ftanb, ueranlaffen fönnen, bei biefer 2lu§wabl gerabe gewiffen 
Zyptn ben aBorjug au geben, wenn man niebt annimmt, baß fte in 
bie Silber eine Jöebeutung bineinlegten, bie niebt lebiglid) ^3eaiebungen 
jur sperfon, namentlich tax SBefd^äftigung ber gfcrfon f^ttt? 2)erfelbe 



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232 

(Sit eS für nidjt auSgefdjloffen, baf$ für mottle btefer 3et$m eise 
fombolifebe Sebeutung ba gewefen tft, oon bev unferc 3«* n ^ § m ^r 
wd&. — $te SBaubütten Ratten oieödcbt mit Vorliebe jolcbe 3ci4cn? 
tnpen oermenbet, für melcbe bte ermahnten geometrifeben Verleitungen 
mägiieb unb »eichen audj ©ombolif unb alter ©ebraueb eine $e* 
beutung beilegten« 

3Son ben im Sßaberborner unb ßippefeben fianbc gesammelte* 
£auSmarfen mürben etroa 100 (Stylen vorgelegt (ber gröfete $$etl 
ber filppefeben ßauSmatfen tft mieberum burdj gütige üRittbeilung be§ 
$errn ^rof. Dr. 2Beertb erhalten). 

iRebner berichtete (ShtigeS aus ber Literatur über bic $au& 
marfett. Dr. Sßbilippi bejeiebne fte als bürgerliche unb bäuerliche 
Sappen, bie oon ben ftamtlien erblich geführt unb au ollen 3roexfen 
oermenbet mürben, au benen audj abelige Jamilicn ü)re SBappen ge^ 
brauebten. #omder, 3lwolf, Sfrieblänber u. a. nehmen an, bafc biefe 
tfauSmarfcn eine boppdte SRatur bätten. (Sntroeber fden fte gan? 
btngltdj, Hebten bem ©runbftücfe, bei bem fie angebraebt feien, an, 
unb »ererbten ftcb mobl mdftenS mit biefem fort ober fie maren burefc 
au8 perfönltdj, fo ba§ in berfdben $amilie bie oerfebiebenen 3Rtt- 
glieber oerfdjiebene Warfen führten* SRad) Dr. grieblänber foH aber 
naebgemiefen fdn, bafj aueb oerfebtebene SWitglieber berfelben 3ramiüe 
mobl im ©anaen benfelben EJtorfetttppuS, feboeb mit flehten 3Ü»m 
berungen geführt b^ben. tiefer ledere ©ebroueb mürbe übereilt? 
fttmmen mit dnem unlieben ©ebrouebe ber ©tdmne&e, auf meteben 
Älemm (*2Bürtenbergtfd&e Saumeifter") febon btngemiefen unb ben 
er ben tJamiltenippuS ber ©teinmefcadc&en genannt bat. 

$>ie febon um 1250 unb früber oidfadj angemenbeten $ax& 
marfen, melcbe aueb mobl bei Unterfcbriften unb «Siegeln gebraucht 
mürben (was in Äbbilbungen erläutert mürbe), bitten dnen fcfcr 
großen SJerbreitungSbeahk Sie ftnb oufaufinben ht ben Säubern an 
ber IRorb* unb Oftfee, in 3Slanb, (Snglanb, ©canbhtaoien, in gang 
©eutfcblanb unb ber ©djmeia, überhaupt bti allen SSölfern germantfdben 
Ramend bis ienfeitS ber 2Upetu (SS konnten fogar auger anbem 
äbbtlbungen foleber ßauSmarfen aus 3Slanb unb aus Sdagna, bem 
uralten, ifoltrt liegenben $orfe mit germanifeber ©tammbcoölfenmg 
in spiemont, oorgelegt merben. 

<5S würbe als ber &ufftärung noeb bebürftig beadebnet, bog 
befonbere Xnpen fomobl oon ©tetnmefeadeben als oon $auSmarfen 
unter großen Serfcbiebenbdten ber 3t\ttn ber ^erfteflung unb an oon 
dnanber entfernten Orten oorfommen, M ben ©tehtmefcadeben a* & 
bie 3eicben ber fogenonnten Wolfsangel, beS SRerfurftabS, beS $afens 
freuaeS, beS Äräbenfu&eS ac, bti ben $au3marfen a« ®. bie 3*t<ben 
beS fogenannten ©efteßS, ber 2tngel unb beS ©tunbenglafeS ac, 
welche ledern felbft in ben SUpengegenben wie ht ^Slanb nacbjifc 
wdfen finbt 



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233 

SBon ben spaberborner £au§marfen nmrbc nodj erwähnt, ba§ 
frühere al3 pom 3abre 1449 unb fpäterc ai8 t>om 3a$re 1775 bis 
jefct nidjt gefunben mären* Hu* bei ben Sßaberborner £au§marfen 
$at Stebner, übereinftimmenb mit anberroeitigen Beobachtungen, fefk 
gepeilt, ba& im 17. 3abv$. t namentUdj aber im 18. 3abrjj. bie 
ftehtmeöaeidjenarttgcn ÜJlotioc in benfetben fettenev »erben, bagegen 
nadj unb na* mebr naturaltftifdje unb auf befthnmte Sßerfonen be* 
aügtidje OHottoe Stufnobme finben, oietteidjt be§$alb, roeil f*on bie 
ermähnten fombolifdjen S3ejie^ungen aömd^lig in öergeffenbeit ger 
fommen roaren, vielleicht aber <md), roetl bie bflblid&en Sbtäfü^rungen 
aHmä$Üg mm ber $erdnbred)enben £opfc unb SBarocfyelt beeinflußt 
würben, 

$er SRebner fagte am Qd&luffe fehteS Vortrages : „$te btfc 
fcerigen $erfud)e $ur Deutung ber ©teinmefcacieben, ber $<mfr unb 
£ofmarfen baben nod) 2Rand)e3 unflar gelaffetu @3 flnb nod) 
»eitere (Btubten nötbig, um größere Älarbeit $x erreichen. 2JWge 
biefer Vortrag einen 93auftein baju geliefert baben!" 



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V. 

i&tfionxt bc8 SBerein* 

für 

©efd)id)te unb 2Utertum3funbe 
SBcftfalcn«. 

(Abteilung $aberborn.) 



Den Corftanb büben bie Herten: 

Pfarrer Dr. Werten«, SKreftor, in tftrdjbordjen. 

©anquier Span den, ÄonferMtor hrt SWufeum«, 

Oberpofifefretär €>tolte, Änljtoar, 

8anbgeri$ttrat oon Letten, 

Staurat SHermann, 

Oberlehrer Dr. Äuljlmann, ©ibliotyefar, 

tforrettor Steinmauer, JRenbant, 



> in $aberbora~ 



$err Oberlehrer {Richter trat jum größten JBebauern 
aller au« bem SBorftanbe au«, um fid) ganj ber Collenbung 
feine« ffierfe«: „©efdjidjte ber ©tabt <ßaberborn", ju 
nribmen; ber S3orftanb fprad> ifyn für bie eifrige Unter* 
ftfifcung be« Verein« ben toärmftcn T)anf au«. Die ©teil* 
Vertretung be« Direftor« unb bie ©djriftfüljrung be« Ber» 
ein« würben bem Unterzeichneten übertragen. 

©eit Veröffentlichung be« vorjährigen SBeridjte« verlor 
ber Verein burdj ben Stob ba« ältefte STOitglicb, #errn 
(Styrenbomljerrn, SRegierung«rat a. 3). unb $ropft St roll 
ju Ärn«berg, ber über 48 ftaljrc & em ©ereine angehörte 



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235 

unb ftet* große« ^ntereffe für tyn fcegte. Der »crcin 
wirb bem SJerftorbenen ein cl>renbe$ unb btmfbareS An* 
benfen bema^ren. 

«ufjerbem ftarben folgenbe SWitgliebcr : 

^roffffor SBenfeler | 
^rofejfor flüfter \ in $aberborn. 

*rofeffor Dr. Ottcn | 
fcmbgeridjterat ©riefen in $lnt*berg. 
Oberlehrer GUpune in 2öarbuvg. 
Sanbbedjant unb Pfarrer ©öbbe in Unna. 
Pfarrer £illebranb in üKebebadj. 
©utöbeftyer Safpert in Itfalbfjaufen. 
Sreiberr d. 2Boiff<*IHettcrnid) in SBeTjrben. 
ßnplan Jßottljaft in Brilon, 
©ifar flotte in ^ötfenförbe. 
SRentner Sfta&e in s Jtfebeim. 
<&anität$rat Dr. SRarx in (fcrttritte. 

R. I. P. 

3ur Abteilung SWfinfter trat über: 
§err Oberlehrer gimberg in Zeigte. 
öftren Austritt erflärten bie.#erren: 

Skumeifter § eil weg | 
SRedjmtngdrat £ucf l in ^aberbarn. 
Oberleder jtottftoff | 
tfalfbrennereibefifcer SBelfe in görbe. 
#ud)bru(fereibejtfcer »irfenmaier in Driburg. 
©erid)töfefretär Corner in görbe. 
©utebefifcer »rill in &ircf)&eijcf)ebe. 
Amtmann 3)ierfmann in $roläljogen. 
©nmnaftafleljrer %ord in Sittenborn. 
Sttinifterialrat greuflberg in Berlin. 
Slmtegeridjtdrat $. <D. Äellerboff in Harburg, 
öanbmeffer Äermefl in Olpe. 
Öefjrer 80 fce in Slmelunren. 
©uttfbeftfcer Neubaues in (Smling&aufen. 
Oberleutnant öon ©^»einift in $omt. 
©eridjt*.$tffeffor Söinter in Olpe. 



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236 



► in itaberborn. 



Die fo entftonbenen Surfen ttmrben in erfreulicher 
©eife ausgefüllt burc^ ben eintritt Don folgenben 60 4)erren: 

Xaplan »enbler 

3teftor «rac&t 

5)omüifor (Sorbe« 

[Redjtlamoalt ßöwenfteiu 

$raft «rjt Dr. Wann 

(Regierunga-Äffeffor Dr. SWeuer 

$üb$auer SRünbelein 

grrtyerr o. Hagel. Sttiingen 

^rofeffor Dr. $oggel 

Oberlehrer Dr. Skiffe 

(£if enba&nbauinf peftor © d) l ü t e r 

Pfarrer ®djneiber»irt$ 

Ärdjiteft ©irrenberg 

»ifäöfl. Äaplan @ tr u dm a n n 

@$ulrat 6tuMbreier 

Kaufmann 3ofej>$ Söegener 

©utdbefifrer «iber$ in ©obel&eim' 

Pfarrer Änljolt in <Dringenberg. 

Oberlehrer Dr. Ären« in W.-©labbad). 

Pfarrer Don Biföopincf in (Samen. 

tropft »er 9 mann in SRinben. 

Pfarrer »öbbiefer in ©tetnfaufen. 

fßropft ©rieben in SWagbeburg. 

Pfarrer 33rudf in §un«bnrg. 

Pfarrer 6 rufe in SBuberidj. 

£rei*rtnftto* Dr. <£« leben in SBernburg. 

(Religiondleljrer ©afcmann in Arnsberg. 

Oberlehrer ©oef e in Ättenborn. 

IHfar ©ret>e in SRanrobe. 

Stafjtfantoalt ©untrer in Umtberg. 

8freligton*le$rer §eng*b ad) in $agen. 

Pfarrer Dr. £o<$ftein in ßöertberg. 

Sanbbedjani unb Pfarrer £oncamp in 3>etmolb. 

Pfarrer Sacobi in galfenfagen. 

Pfarrer £eut$ in aRönmng&anfen. 

Pfarrer ßrüper in SDünfäebe. 

ftmbbe^ant unb Pfarrer 8apne in 2>orIar. 



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3 37 

Hmtögerid&tlrat 8einemann in Qefefe. 
ßapfon 8 ipp olb in ©ittebabeffen. 
Pfarrer 9K ei er in SBretferfelb. 
Pfarrer $atrjef in SReuaftcnberg. 
Sfteftor platte in ßrwitte. 
Äuit*geridjt$rat $rebee! in SWinben. 
ÄmtSridjter 8tempe in Söarburg. 
Pfarrer ©aljlmen in SBelctfe. 
Ämtäridjter 6 ante in Jürftenberg. 
ffieftor @d)ulte in ßippftabt. 
$lrd)io«3lfpirant 6d)ul( in $amm. 
Pfarrer €>iebering in SRIjobe. 
Sfteftor ©pieler in Gelfentirdjen. 
tropft ©tetn&off in Soeft. 
Seminarleljrer ©tepljanblome in $üren. 
Pfarrer ©trat mann in €>$erfebc 
Dberftaböarjt a. 2). Dr. (Stur, in fcöjrter. 
Pfarrer Sodann $ebbe in Grilborn. 
Pfarrer Sof ep$ X ebbe in <5au*en$arM- 
Sfcedjttanwalt nnb 9totar Semming in $ratel. 
Silar S^ielmann in öippling. 
©eneralfafficrer öifariu« in ÜReföebe. 
53etriebd<$ef Dr. SBBurm in Olnabrncf. 

«m 15. SDejember 1900 betrug bic ©efamtja^l 
ber SWitglieber (einfdjl. (Kljrenmitglieber) 405.*) 

3fm Saufe be$ ©tnter« würben folgenbe SS or träge 
gehalten : 

1. Am 15. $lot>. 1899 #err JBaurat SBiermann: 
Wflcfblicf auf bie «ltertum«au«fteHung unb SBeridjt über 
bie Ausgrabungen in Dolberg- 

2. Hm 6. 1)ej. $err 2anbgerid)t«rat Don Letten: 
Ättenborn« SBebeutung als ©tabt ber beutfdjen $anfa. 



*) 3Me auswärtigen 2Bereinö*9Ritglieber wollen etwaige 8breff en«Ser- 
anberun^en beut 33erein$»9ftenbanten balbmögltdjft mitteilen unb ben 
}ät>rlid)f n Beitrag (6 ÜHf.) bi« gum 1. 3uli einfenben; He M ba* 
tyn tttyt eingegangenen Jöeitrftge »erben tar$ y*ß»9ta$itt|i«e er^tm. 



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838 

3. «m 10. Sanitär 1900 #err Oberlehrer Dr. 
Sinneborn: Die weftf. 93enebittinerinnen<£löfter im 15. 
3<il)rl)unbert. 

4. «m 31. Januar #err Oberlehrer Dr. Xentf !>off: 
»iföof fltyetar *on $aberborn (f 1009). 

5. 8m 14. gebr. #err JBergwertSbireftor a. D. 
SSülterS: Über bie SJerfudfce ber Deutung ber ©temmefr 
jridjen unb $auSmarten unb über fold)e ©teinmefejeicben 
unb $auSmarten in $aberborn unb Umgegenb. 

3für baS SÄufeum würben burd) £auf$ mit bem Det* 
molber SÄufeum cinjelne neue SWÜnjen gewonnen. Die SBi= 
bliotljet würbe nadj aWaßftab ber befdjeibenen HRittcl bunfc 
Anlauf oerooflftänbigt. An ©efdjenfen erhielt ber Cerein 
üon $errn Domfapitular #e litt) ig beffen ffierte: „Der 
Dom in SRorbljaufen" unb „©efcfcidjte beS ÄreujftiftcS in 
SRorbfymfen"; t>on $errn Äaplan SSrügge in SWefdjebe 4 
©finbe unferer 3eitfd)rift; *>on ben (Erben ^ermann 
©djaaffljaufenS beffen ©erf : „JfmljropologifdjeStubien". 
Die ©tabt $aberborn §at bem ©ereine auf 4 Qatyrt eine 
j8l>rfid)e Unterftüfeung t>on 250 2)tt. jugefidiert; für ben 
©etrag beS lefcten ^faljreS mürbe ber in ber „®rube M bei 
Ausgrabungen gefunbene golbene Jöcdjer getauft, ber ffigen* 
tum ber ©tabt bleibt unb im SWufeum beS herein« auf» 
bewahrt wirb ; ebenfo oon ber ©tabt gefdjentte Sucher unb 
bei ftäbtifdjen Ausgrabungen gefunbene STOünjen. 

Das Ärdjio würbe oon bem #errn Oberpoftfetretör 
©tolte fo weit georbnet, baß eine Senufeung ber Vtten 
unb (EobtceS ftattftnben tann; biefelben tonnen jebod) na$ 
ben barüber getroffenen ©eftimmungen nur im Slrd>h> ein* 
gefeljen ober für Auswärtige an SBejjövben, bie einen feuer* 
feften ©djrant beftfcen, jur (Sinftc^t oerfanbt werben. Die, 
weld&e im Ärd&to ©adjen einfe^en wollen, ftnb gebeten, ftd) mit 
bem $ernt Dberpoftfetretär ©tolte über bie 3eit ber 



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239 

SBenufcung ju toerftänbigen. Die SBibliotljef ift Donnerstag*, 
mit Ausnahme ber f^efttage unb ber ©ijmnafialferien, t>on 
3-4 U&r geöffnet. 

Am 11. Ottober üeranftaltete ber SBerein unter jal>l* 
reifer Beteiligung einen Ausflug ju ben Hünengräbern 
auf bem #al>nenberg jmifd&en Srenfen unb SBüren. Auf 
ben SBerfdjanjungen, meiere im ganjen mol)lerl>alten unb 
nad> ifyrer 33efd>affenl>eit fäcfcftfdjen UrfprungeS finb, Ijatte 
§err Saurat Siermann im Sttamen ber Altertums* 
fommiffton Ausgrabungen gemacht unb fytelt auf ©runb 
beren einen Vortrag über feine (Krgebniffe an Ort unb 
©teile. SläljereS barüber mirb berietet werben in ben 
„SDWtteilungen ber ÄltertumStommiffion für ffieftfalen 11 . 
(SWünfter. «fdjenborff.) 9iad) 3}eftd)tigung ber ©d&anjen 
fanb eine gemütliche 3ufammenfunft ber ffcilneljmer im 
tflub ju Suren ftatt. 

Da im oorlefcten Qaljre ba« 75. ©tiftungSfeft unfereS 
SBereinS feierlich begangen mürbe, unb in biefem Qfaljre 
me^rfa^e SJeranlaffungen jum {Reifen vorlagen, fo mürbe 
Don ber SSeranftaltung einer ©euerafoerfammlung »bftanb 
genommen. 

Hüen greunben unb ®önnern beS SBereinS fpridjt ber 
SJorftanb für bie ftörberung feiner ©eftrebungen aud) an 
biefer ©teile feinen märmften Dant au« unb bittet alle 
SKitgtieber, aud) ferner bem SJerein ein marmeS ftntereffe 
ju mibmen, ba nod) mannigfache Kufgaben, j. 8. Cr* 
forfdjung oon Arminen, Unterfudjung alter ©djanjen unb 
©räber u. f. m., ju ooDfü^ren finb. 



eine Überfielt über bie (Einnahmen unb Ausgaben 
beS Vereins ergiebt folgenber 



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240 



ans in Rrdjnuiig für las 05rfd)äfteial)r 1899/1900. 





A. $imt*$me. 


<M 


rf \ °* 1* 


1. 


Seftanb au6 üoriger SRedjnung . . . 
3ufdjufc Don ber Sßroüinjtal •Verwaltung 


847 


31 | 


2. 


1000 




i 


3. 


3ufdju§ von ber Stabt Sßaberborn 


300 




, 


4. 


Beiträge ber SRitgiieber 

B. Jht*ga0e. 


2439 


25 


4586 56 














I. Beitf^rift. 










1. 


3)ru(f unb Serfenbung ber 3eitfdmft, 






| 




©injieljen ber Seitröge . . . 


1075 


20 




2. 


Honorar für bie Beiträge $ur 3ettfdjrifl 


t 122 








8. 


©onftige 2)ru(ffadjen 


18 


35 






4. 


Botengänge, ©djreibfcilfe unb fjradjt 
IL Serfammluugen. 


34 




1249 


55 










1. 


2>cforation be* SRatljaudfaald bei bei 
©eneral-Berfammlung . . . 


20 








2. 


8n$etgen 


11 


55 


31 


55 




III. mbüotW, «r*t» unb 9Wnfenm 








1. 


•Drutf be« lrdHü(tIien«Ber$eidjmffe$ 


568 


50 






2. 


Honorar für Bearbeitung be« 3rd)i< 

oaIien«Berjeicf)mffeö .... 
(Jtnbinben ber »rdnoalien *, ®<^reib< 


200 








8. 












materialien u. f. w 


444 


89 






4. 


tlrfunben»2lbfd)riften unb Büdjer . 


332 


75 






5. 


Änf Raffungen für baä SWufeum . 


600 


85 






6. 


$erftd)erung ber (Sammlungen . . 


15 


60 






7. 


#eijung unb Reinigung ber 3immer 


116 


64 






8. 


ÜtenftUen, Reparaturen unb gradjt 
IV. «erwaltuttgStoftcu. 


113 


64 


2392 


87 










1. 


8ln ben Bereinäbirettor bejm. beffe» 
©teßoertreter 


120 








2. 


©onftige Auflagen 

V. fciftorifdjc Äommtffton. 


31 


29 


151 


29 












Beitrag für 1900 (einföl. ?orto) . 


200 


30 


200 


30 








4025 


56 




Beftanb ber Äaffe am 1. Oltober 190C 


1 561 









<ßaberborn, ben 15. Dcjcmbcr 1900. 

Oberlehrer Dr. fl. fiuljlmann, 

$. 3- ©efretär. 



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anhält 

beS adjtunbfünfjtflftcft SanbeS. 

I. Xbtfteiluitg. Ccfu 

3ur ©efd)id)te £erforbe; im 30 jährigen Ärieae. (üWtt einem $Iane 
ber ©tabt mm 1638.) SBon So^anncö Ärefefdjmar, £annooer. 1 

@täbtifd)e* unb länblid&e* Sautoefen in »Itweftfalcn. 33on 
3. 33. «Rorb^off 30 

SBortgtnd unb 5Korgenforn in bei ©tobt Ötppftabt. Sin Beitrag aur 
6tatiftit ber SBeoölferung unb beä ©runbbeftyed in einer »eftfäliföen 
etabt am 8lu$gang brt Mittelalter^. 93 on Dr. Hlfreb Oöermann 88 

3»ei unbefannte Seröffentlidjungen münfterifdjer #umaniften. 33on 
Dr. 81. 33ömer 145 

<Die Sranjofen im SWünfterlanbe 1806—1813. SSon Dr. jur. 
Sotfjar ©djütfing ......... 153 

2)er ehemalige greifdjarenfüljrer m 8üfcow in SWünfter unb fein ärete, 
1817—1830. „ 8on Oberlehrer Dr. 3urbonfen .... 186 

HRiöceHen : 1. Über bie ara Drusi bei ^altern an ber Sippe. SBon 
Sanbgeridjtörat Popper« in SDtünfter. 2. 3n>ei ©ermaniidje Urnen« 
friebfjöfe bei ^altern. 33on Dr. 81. Gonrabä in Woltern. 3. über 
bie Urnenfunbe in ber SBauerfdjaft £emben bei Bocholt. 93on 
Dr. (Sonrabä in ©orten. 4. S)ie Sßuten non #orftmar. SJon Dr. 
S)öbmann, SBurgfteinfurt. 5. Sluö bem ©rutljerrenregtfter be« 
Saljreä 1533. Won Dr. fcunöfene. 6. Hrbeittfofm in fünfter im 
16. 3af)rt)unbert. 2*on Dr. £une*en$. 7. &ltefte »ebeutung ber 
weftfälifdjen Drtönameu (Sapellenberg, ftappenberg, Äapenberg, 
Pappel. 2*on $rof. Dr. SöormftaU. 8. 5)er IjelfamS bag in 
fünfter. S3on Dr. £unöfenö. 9. Über baß £obe*jaljr be$ 2)om- 
betonten Öranfo oon 2Bettringen unb be$ SBifdjofe* Hermann II. 
oon fünfter. 33on Dr. <Döfmtann, Surgfteinfurt . .218 

Siebe, gehalten bti ber geier be$ 75. ©tiftungefefteS, am 13. 5)eg. 
1900. S8on «Prof. Dr. Pieper 246 

Gljronü M »ereine). («btljeilung fünfter.) .... 277 

9RitgIieber.»eraeidjm&. («btffeilung ÜHünfter.) . . . .293 

IL 2Ibt$eUung. 

©erolb unb bie ©erolbäfapeUe in $aberborn. #ier$u eine 3«djnung. 

S3on ©nmnaftaloberleljrer Dr. 33. ßutylmann .... 8 
Unterfud^ungen über baö Urfunbenwefen ber 33tfd)öfe x>on üftinben im 

XIII. 3at)tf)unbert, 1206—1293. 33on Dr. phil. gr. 2öe(fen . 23 
©efi)id)te beef 3Bergbaue$ bei SUtcnbefen. ©in Beitrag Aur ®efd)idjte 

ber ttHrtfdjaftlidjen 35erljältniffe im ehemaligen ^o^ftift tytberborn. 

33on Dr. fitan^ 3Mermann, ©erid)t6**Referenbar in ^ßaberborn. . 145 
SRiöceflen: 1. 2)ie äiinft in ©iere^agen im 17. unb 18. Saljrfmnberte. 199 

2. 5)er feiige £einrid), (Stifter beö SDominifanertlofterö in Äöln. 

(Sin ©eitrag gur Orbenögefdjidjte 9tf>einlanb«i unb SBeftfalen«. 

SBon Dr. £ut)lmann. 3. Ober ben ©tanbpunrt ber 3rminful. 

33on Dr. fluljltnann. 4. 2Me 2)efanie SRebebad). SSon £önn(f. 

5. 5)ie 2Baljl beö I^ten ^urfürften unb örgbifd^ofö oon Äöln. 

S5on Honnef. 6. Über bie Sluefteflung be,0 Sereind. 7. 2He 

©(ftarne in Sßaberbom. 35on 33üÜer«f. 8. Über ©teinmefcieidjen 

unb ^auemarten. 95 on SSüOcrö 199 

e^ronit be«J »ereine", («btfjeilung ^aberbom.) . . . .234 



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