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S e i t f dj r i f t
für oateriäiibifd&e
®efd)td)tc mtb $Utertljnmg!tttt*e.
herausgegeben
öon bcm
SSerein für ©efd&id&te unb SttterttjumSfunbe
3Beftfaten3,
burdj
beffen $)irectoren
Pfarrer Dr. <L 3Rertcn$ unb ^rofeffor Dr. «♦ pcjier
in Sßaberborn in SWünfter.
©iebenunbffinfjigfier ©anb.
(SRit gwfi 8idjtbrucfbübern.)
2Rünfter, 1899.
SDrucf unb SBerlag ber Sftegenäberg'fdfjen SBudjljanblung.
($. Sieifpng.)
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HARVARD COLLEGE LIBRARY
APR 8-1906
H0HEN20LLERN COLLECTION
GIFT OF A. C. COOLIDGE
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Grftc Slbt^ttiuug
Ijerauagegeben
t)om Director bcr SWttnfter'fdjen Ableitung
$rofeffor Dr. 31. tyitptx.
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ihn
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€tn Bettrag
jur
©efdjidjte ber alttueftfäHfdjen Malerei
in ber jweiten jplfte ks 15. Ja^rtjunkrts.
&on
f tnfettttttö-
Die tüeftfä(tfd>e üWalerei nimmt im Anfange ityreä
Auftretend *) b. f). mäfjrenb ber erften Slüteperiobe, tue[d)e
jnrifdKn bie 3faf)re 1380 unb 1430 fällt, einen burdjau«
analogen SnüüicKungögang, wie iljre Äölnifdje ©cfyroefter*
fünft. ?(ud) bejüglid) iljrer Seiftungen üermag fie in
Äonrab üon ©oeft 2 ) einen ben boriigen SKeiftern ööflig
ebenbürtigen SRfoalen aufjuroeifen. ffienn aud) it)re färben*
*) 3d? redjne nid)t jene brei oerei igelten ©oefter 2(ntepenbien auö
bem <5nbe betf 12. S^rl)., welche bie SMufeeii gu 93erlin unb ÜRfmftcr
aufbemabren ; ogl. Sübenfirdjen w SDie mittelalterliche tfunft in ©oeft"
SBomt 1875. — fceeremann uon 8unbtDt)cf „<Die ältefte Tafelmalerei
SBefrfalenä/ SRünfter 1882 (fn'er aud) 2lbbilbungen ber brei SBerfe). —
ßübfe „<£ie mittelalterliche Äunft in SSeftfaien". Seip^ig 1853 6. 334.
— Sanitföe! „@efd)id)te ber beutfcf)en Malerei", »crlui 1890 ©. 161 f.
*) Siorbfjoff „2)ie ©oefter Malerei unter SReifter Äonrab" Sonner
Saljrbüdjer 67 (1879) 6. 100 ff. unb 68 (1880) ©. 65 ff. — Stuf ein
SCnfudEjen («om 10. ©efl. 1897) bed ßberbürgermeifterö öon $ortmunb,
im bortigen gerabe ber SReftauration unterworfenen SRatljaufe einige ent»
beefte SBanbgemälbe $u begutachten, (onnte Sßrof. 3ßorbl)off biefelben be«
ftimmt ber ©oefter ©ctjule unb jtoar ber Seit beä Stteiftera $onrab, bod)
Tttc^t biefem, fonbern einem anbern 9)?aler, etwa bem gleichzeitigen w 3o»
^ann" auftreiben. &ie SRefte ftetten bar: (Sfjriftuä in rotem SDtontel,
LVII. 1. 1
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2
gebung prunfüoKer unb tyefler, ifjre gormenjeidfjnung
weniger Dorne^m unb bie Darftettung infolge ber me§r
§iftorifd)en 23orwttrfe bramatifcfyer unb lebenbiger er*
fdjeint, 1 ) fo beruht bodfj ifjre ganje 3)enf* unb 2fafd(jauung8*
weife auf bemfelben religiöfen güfyien unb ©mpfinben,
wetdfjes audfj bie bortigen Äünftler jene mtyftifdfjen unb
faft förperlofen ©dfjeiugebitbe barfteKen läßt, bte wie feine
anbern in fo treffenber ffieife ba8 religiöfe ^beal beS aus*
gefyenben ÜWittelalterS »erfordert Ijaben. 2 ) Diefer Sßaratte*
liSmuS fdjwinbet um bie SWitte be8 15. ftalfrl)., wo üon
ben ÜWiebertanbeu fjer bie neuerfunbene Dlfarbented&nif
üjren ®injug f)ält unb in beiben ihinftreüieren einen neuen
2htffd)wung ber SKaterei fjeröorruft. Sßäfyrenb nun bie
$BInifd>e ©dfjule rüdEf)aItfoS bem nieberlänbif^-realiftif^en
©efdfjmacfe Ijulbigt, lägt bie weftfälifd&e ©d&ute jwei beut*
Iidf) erfennbare 9?idf)tungen unterfd&eiben: ©ine ibealiftifd&e,
welche tro<| ber Übernahme ber neuen Xtfynit ben allge*
wohnten ©runbfäfeen beg ibealifterenben ©tt)IeS treu bleibt
unb eine realiftifcfye, welche äugleidf) mit ber ®rrungenfd)aft
ber ted&nifd&en Vorteile audf) bem niebertftnbifd&en töeatis*
mu$ SRed&nung trägt. „üDie eine biefer ©tt)Iwetfen ift t>on
anjiefyenber SKilbe, öerfättt aber oft in$ ©d&wäd&lid&e, bie
anbere ift energifd&er, fcfylägt jebod) meift in unruhige,
blauer Sunifa unb golbener ©traljlenfronc auf einem Sljrone ftfoenb unb
in ben #änben ein @prutf)banb fjaltenb mit ben SBorten: „iuste iudicate
filii hominum*; ferner 9ftaria in blauem 9Wantel auf rotem, mit gol«
benen ©terndjeu betupften $intergrunbe unb So^anneö ben Säufer in
Ijärenem ©eroanbe; ugl. „2)enf|*d)rijt über bie $Iu8fdjmü(fung unb 2lu8-
ftattung bed wieber^ergefteüten föatfyaufed §u 2)ortmunb." 2)ortmunb 1899
©. 7 f., (f)ier audj eine Slbbilbung ber Gtjriftuäfigur).
l ) SRorb^off a. a. O. 67 ©. 117 f.
*) @o toöflig gleid) wie gtrmcnid)«9ttdjarfc „SBilljelm t)on #erle unb
^ermann Sönnrid) üon Söefel" 8eitftf)rift für d&rtftl. Stnnft 8 (1895)
@. 245 bie fölnifdjen unb roeftfälifdjen SBilbwerfc fein lägt, fiitb biefetben
benn bod^ nidjt. (Sie laffen fldj fetyr n>of)l auöeinanber galten. 9Wan
mufj allerbtngö etwa« fdjärfer jufe^en.
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»crgerrte Stetoegungen unb in fiäfcüdje ©efid&tSjüge über. l )
tytit Ijat, nue Sttorb^off nadjgennefen, 2 ) tyren ©ife in ©oeft
unb berforgt bie SWacfcbargebiete an ber Sippe, ben Oft
unb ©renjfaum beS 3ÄünfterIanbeS unb bie ©egenben
füblid) unb öftfid) ber $aar 8 ) mit ben ©rjeugniffen tyrer
«unft, biefe blüljt in 3Äfinfter unb befäränft ftd) faft aus*
f^Iieglic^ auf ben engen Sejirf beS 9RfinfterlanbeS. SBiS*
l)cr war man allgemein ber «nfidjt, bie toeftfälifdjen
aRetfler fy&tttn ftd) toorberljanb nur mit ben ted&nifdjen
Sorteilen ber neuen Srpnbung begnügt unb Ratten nad)
ftnc öor bem einfeitigen ftbealiSmuS getyulbigt, um fid) erft
am gnbe beS $aljrt)unberts ber realiftifdjen ©ttylroeife an*
jufdjliefjen. ffloä) Sübfe 4 ) fteDt bie (gnüuicflung ber weft«
fallen SWalerei biefer *ßeriobe fo bar, als ob bie ffierfe
rcalifttfdjen ßljarafterS erft bann entftanben feien, nad&bem
ber ^bealiSmuS abgennrtfdjaftet $abe. ®ur$ SttorbljoffS
Dnterfucfyungen ift aber jtteifelloS ewiefen, bafc beibe
Sichtungen neben einanber ^erliefen, unb bag bereits in
SRfinfter feit bem Qaljre 1446 ber reaiiftiföe ©efdjmacf
tofd) ^o^ann ffoerbecfe bie eifrigfte Pflege fanb." „Diefer
Äünftler, Reifet es bort, 6 ) rücfte mit feiner minbeftenS feit
1446 an^ebenben Äunfttj)ätigteit SBeftfalen in bie SJorber*
l ) Sdjetbler ff 93er$eidjni0 ber ©emälbe unb plaftifdjen SBilbwerfe tut
Stofemn beä äunftoerein* ju fünfter 1882\ Söeftbeutfdje 3ettfd)rift für
©efe^id^tc unb tfunft II 1883 6. 301.
') »orb$off ©rubten gur alttteftfäliföen ÜWalerei II SafjrB. b. Vereine
fw Bltertumdfreunbe tut SRfjrinlanbe Jg>eft 87.
8 ) Stppborg, öieöborn, ©ünningfiaufen unb ^ergebrof ftnb bie $aupt-
fwbftötten. — <Die ©ortmunber Schule foinmt erft feit 1500 in SBetrad^t.
*Benn aud) bie Anfänge f$on um 1450 wurzeln mögen, fo Ijaben ßdj
&«$ feine nennenswerten $roben erhalten; ogl. IWorbljoff ©tubien II a.
«■ 0. 6. 127. — ©djeibler 3eitfd)rift für bübenbe äunft 1882/83
& 59 ff. — 1470 wirfte irgenbwie ein SKaler „ÜReifter £$eobor öon
SJortaurab* in Soeft. »gl. SHbenfirdien a. a. D. ©. 22.
4 ) o. a. £>. 6. 337 ff.
8 ) ©tubien II a. a. D. @. 136.
1*
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4
reilje jener £anbfd>aften, meiere bem ffanbrifdjen ©efdjmade
iljren SCribut entrichteten. 11
ffiäljrenb fomit bie #auj>tftabt beS Sanbe« weniger
enß^erjtg ben Änfdfjauungen beS ^eitgeifteS ju folgen fudfjte,
war man in ©oejt afferbing* fonfer&atto genug, nidjt fo«
fort mit bem altgewohnten ftbealiämuS ju bredjen unb ber
neuen SWobe ju ^ulbigen. ®(}e l)ier bie ibealen ®eftalten
für immer Don ber JBitbflädje Derfdfowanben, gelang e$ bem
alten ©ttjte nod) einmal, feinen ganjen Qanbtx ju entfalten,
unb, banf ber einffafereidfjen ?ßerfönlidjfeit beS fogenannten
SKeifterS Don Siesborn, eine jweite JBlüte ju erreichen, bie
jwar bie erfte an jeitlidjer Dauer nid>t übertreffen, jeben*
faff$ aber an 3formenfd)önl)eit unb Qfctrbenpradjt ben {Rang
ftreitig madjte. Än^ebenb mit ben im Anfange unferes
QaljrljunbertS fo arg mifjljanbelten BtMtn beS fog. ÜÄei*
fters öon Siesborn, 1 ) in benen fid) bie ibealiftifdje Auf*
faffung ju einer {Reinheit unb ©djön^eit ergebt, wie wir
es äljnlid) nur in Italien in ben Sßerfen be$ beatifterten
ÜÄöndjeS aus Qfiefole fe^en, erreicht biefe {Richtung i^ren
#ö!jepunft in bem fcoraüglidjften ©emälbe weftfälifdjer
Äunft beS 15. ftaljrl). überhaupt, in bem großen «Itarbilbe
ber ^ityenfirdje ju ©oeft.
I.
$« ^Reiftet ber <£iwbotütt ^affton.
§ 1. 3Ufftellmuj bes ttametts.
Der ibealtfierenben ©tijlridjtung gehören nun aud) bie*
jenigen JBilbwerfe an, mit benen wir uns in folgenbem ju*
näd&ft beschäftigen wollen, ©ie ftammen jwar nidjt äffe
*) SBei «uföebung be« tflofterS im Saljre 1803 nmrbe hat SHtarwerf
au0 ber Ätrdje entfernt unb in Heine Seile fterfdjnitten. $te wi^tigften
famen in hat 9totional-üftufeum au Sonbon (Raufen berfelBen im $ro«
&fa$ial-2Jtofeum $u fünfter); anbere finb in ber Sammlung be$ §emt
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ttm bei $anb eine« einzigen SWeiper«, bilben aber inner«
tyüb ber ©oeper ©djule eine burd) ftyüpifdje Übereinpim*
mungen fo eng oertoanbte unb gefd^Ioffene ®ruppe, bafc
ttir iljre ©ntpeljung jttjetfeDo* in ein unb berfelben SBerf*
patt fuefcen muffen, fieiber oerfagt ber gänjlidje ÜÄangel
an jebtoeber urfunblidjen SRotij einen Äuffdjlufj über bie
^krfönlidjfeit irgenb eine« ber Äünpler, fobafj toir Dor«
läufig nur im ©tanbe pnb, eine fttjlipifdje (Eljarafteripe*
rung ber einjelnen SBerfe ju geben. $anad) fdjeint ber
SReiper be« fiippborger Ältartoerfe*, »eldjeS üor furjem
in baS $rot)injiaI*ÜWufeum ju ÜWttnper getommen ip, ber
Ijer&orragenbpe Vertreter innerhalb ber SBertpätte getoefen
gu fem. ©eine #anb erfennt man mit oöttiger JBepimmt*
Ijeit auefc in bem Qflügelaltare ber Äirdje ju ©ttnningljaufen
(umoett Stppborg) unb in bem frönen bereit« genannten
Sltarbübe ber #ö&enftrd)e ju ©oep. Da biefe brei
©djöpfungen an @rö§e unb ©d)önl>eit bie übrigen Silber
ber ©ruppe bebeutenb übertreffen, fo galten toir un« für
berechtigt, bie SBerfpätte nad) tyrem Autor unb ben
Äünpter felbft nad» feiner c§arafteripifd)pen Arbeit gu
benennen. JBi$ atfo ein glttdlidjer 3funb tttoa in
Ärdjtoen ben hrirflicfcen SRamen be$ 2Reiper$ an« Sidjt
förbern wirb, mag er toorberljanb bie JBejeidjnung „ÜÄeifter
bcT Sippborger *ßafpon" führen.
§ 2. «IjarakterifHk fernes 5t^ls.
Da man &erfd)iebentiid) bie SBerfe be« ÄünftlerS mit
bem fog. SWeifter Don fiie«born in SJerbinbung gebraut
Sftttergutlbeftyer* 8öb auf Äalbenljof Bei $amm unb im ^hoüinjid-
SRnfenm gu SWünfrer. (Äbbilbungen biefer @tü(fe in ben 33au» unb
ätraflbenfmälern SBeftfalenS, herausgegeben Don 8uborff, tfreifl ©cefum.)
Aber ben SWeifter felbfl ögl. bie oon ftorbfjoff (Seitfärip für @efdjid&te
unb «tterrumatunbe SSkftfalen* 1866 6. 214) angeführte SHteratur unb
Samrföet a. a. O. @. 239 f.
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6
Ijat, 1 ) fo t>aben nur sunädjft feine ©tettung gu biefem
^ödjft eigenartigen unb ballig üereinjelt bafte^enben SKaler
ber ©oefter ©cfyule ju berücfftd)tigen.
Qn ber Zfyat Ijaben beibe üWciftcr jufolge iljrer
gemeinfamen #erfunft jiemlid) öiel öertoanbteS, unb
namentlich erinnern einige Figuren auf ber Sippborger
Üafel burdj bie ibeale ©c^öntjeit tyrer Äöpfe unnrillfürlid)
an bie Heblidfjen ©eftdjter ber jugenblidjen ^eiligen auf
ben in Snglanb befmblidjen ©tüdfen beS SieSbornerS.
Aber bennod) ift bei näherer SJergleid&ung bie formen*
gebung biefeS ÄttnftlerS eine anbere. Qfene eigenartig
manbelförmige JBitbung be$ Äuge«, bie faft gttingenb an
©ieneftfd)e SSorbilber gemannt, unb bie ioot)l ftanitfdjef
(a. a. D. ©. 240) ju ber fjfrage oeranlaßl fyaben mag, ob
ber SKeifter je über bie Alpen gefommen fei, finbet ftd) bei
unferm ftfittftler nidjt. (Sr bilbet baS Äuge runber unb
oljne jene feine $eid)nung be$ obem Sibeä unb ber SBrauen.
Stud) ift bie Silbung be$ SKunbeS, ber SWafe unb ber O^ren
bei bem SieSborner SKeifter bebeutenb fdjöner unb ber
SWatur entfpredjenber, als bei bem unfrigen, too bereits
jener l>o!je Stnfafc be« OljreS unb jene bogenförmige JBilbung
be$ 2Wunbe8 erfäeint, toaS mir fpäter in fo d)arafterifti*
fd)er ©eife bei feinem mutmaßlichen ©djüler, bem früher
fälfdjlid) „ftarenu«" genannten STOeifter be$ ^Berliner
«ItarS (JY§ 1222) antreffen, (gnblid) ift aud) bie jfom«
pofttionäroeife unfereS SünftlerS eine üorgefdjrittenere. @r
toenbet bereit« auf ben Jafeln ju ©oeft unb ju Sippborg
bie fog. Spifobcnmalerei an, inbem er eine SRei^e Der*
fdjiebener, $ronologifd) aufeinanberfolgenber #anblungen
ot>ne jebtoebe Trennung in ein unb biefelbe Sanbfcfcaft
fteflt. Qft bemnadfo tint ftbentificierung beiber ÜÄeifter nidfot
*) @djcibler finbet bie Safel <w3 Stypborg fo gut, bafj flc uon bem
8ie$borner felbft fein fönnte, ogl. beffen Sfcecenfton a. a. O. 6. 302.
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tt>ol)l möglich, fo bleibt es immerhin nid^t au«gefdjloffen,
baß fte als SBürger ein unb berfelben ©tabt in näherer
Sejieljung ju einonber geftanben Ijaben; benn ber Sied*
bomet ÜWeiper gehört, tüte i$ Ijier normal* nadj Sttorb*
ljoff S Älarlegung betonen hrifl, ebenfalls ber ©oefter ©d&ule
an. 1 ) ^ebenfalls ift unfer Äünftler ein ebenfo getreuer
Interpret berfelben ©tt|l* unb Stnfdjauungätoeife, tute ber
SieSborner 3Weifter, unb ftef)t, h>a$ ©d)ön^eit ber gorm
unb ©c^dn^eit be$ «usbrudte anbetrifft, Don allen Ijeimafc
liefen Äunftfollegen biefetn Äünftler am nädjften.
(Em ^aupt&orjug feiner ©djöpfungen befielt in ber
einfachen unb gemeierten SBiebergabe aller ©eftt^le unb
Stnpfinbungen. jKiemal« ift ber ÄuSbrudt be« ©efldjt«
öerlefccnb, ober bie ®ebärbenfpradje übermäßig heftig.
3mmer geben ftd) bie Figuren ruljig, ungejroungen, leiben*
fdjaftslos unb o^ne Affektiertheit in if)ren JBetoegungen.
Dementfprerfienb gelingen aud) bie weniger bramatifdj,
mef>r tyrifd) angelegten ©cenen um Diele« beffer, als bie
bewegteren Vorgänge. Unb bodj &erfud)t er ftd) in ben
lefeteren grabe mit befonberer SSorliebe. Die gormenge*
bung feiner Figuren grfinbet ftcfc allerbingS auf ein ftd)t«
bare« ©tubium ber Statur, unb namentlich ftnb bie ftityfe
ber SWänner in burdjauS djarafteriftifdjer unb lebenS&oQer
SBeife aufgefaßt. $ennodj läßt bie ÜÄobeDierung ber
übrigen narften Seite in jeber JBejietjung ju toünfdjen
übrig, ©ie ift fdjroad) unb beeinträchtigt burefc einen affeS
umgebenben, fdjroarjen Äontur. (Ebenfo mangelhaft ift
aud> bie ÄenntniS ber Anatomie unb ber Proportion.
SHeiflenS finb bie «wie unb Seine im SBertjältniS jum
x ) Obwohl ber Reiftet bereit« »on 92orb^off (©tubien II a. a. C.)
bentltd) att ©oefhr nadjgewiefen ift, futbet f!d& bie alte 33eaet($mmg
^TOciftfr von Stoborn" neuerbingd wieber bei SBormftaK, ffieftfäliföe
3eitfdjrift 55 6. 85 ff. — Sgl. au$ Sinnenbom ebenbafelbft 56 I <§. 33
9&ote 4 unb ©. 35.
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8
Äörper Diel ju fdjmal unb ju lang. Die« gilt tyauptfädjlid)
Don bcn giguren bcr beiben ©dfjädjer, bcrcn (gjtremitäten
unb Äörper t»ödig Derjeidjnet ftnb. Sllle« übrige bagegen
Derbient uneingefdjränftc« Sob. An erfter ©teile bie Äöpfe.
Diejenigen ber SWänner ftnb trefflich gejeicfcnet, Dotier
&tbtn unb SBatyrljeit, biejenigen ber grauen unb jugenb*
tidjen ©eftalten gart unb oon anmutDotler ©djönljeit. ©etbft
bei ben ?ßl)t|ffognomien ber ©bergen unb #*nfer«fned)te
treten nodf) feine l)äßlidjen ©Übungen auf. JBefonber« in*
tereffieren aber eine Änjaljl auftoärt«bli<fenber ©eftc^ter
burdfj tyre fttljne, wo^Igelungene SSerfürjung. Die Sangen
ftnb etjer fdjmal, wie runb, bie Sttafe tttotö lang unb ba«
Äinn meift Hein unb jierlidj. Die SWunbroinfel Ijaben —
freiließ nur bei SWännerföpfen — gumeilen eine ftarfe Sttei*
gung nad> unten. Da« ftnfarnat ift blüljenb, frifd), mit
garten Sidjtern, ba« $aar tt>eicf) unb forgfältig, bie $ftnbe
gut unb richtig, bie gfiße bagegen burcfyroeg ju groß unb
ju plump. Die ©eroanbung geigt mo^l §ie unb ba fd)on
eefige unb aud) fc&arf gebrochene galten, Ijat aber im all*
gemeinen nod) breite, große glädjen. ©ie ift für bie $er*
fönen be« $eiligentreife« unb it>rer Angehörigen bie antue,
für bie übrigen ba« SDiobetoftüm ber ßeit. ©° tragen bie
SWänner teil« ben mehrfarbigen, lurjen ©ammet* ober
STuc^rod, teil« ben langen, peljDerbrämten unb um ben
fieib gegürteten JBrotatmantel, bie grauen ba« lauge
©c&leppfletb, ba« enge SKieber unb ben Iofen SWantel. gür
ein feinere« (gmpfinben be« Äünftler« fpridjt bie nur
fd)road)e Änbeutung be« $eiligenfd)eine« burd) feine ©olb*
ftra^Ien unb bie im SSer^ältni« jur übrigen ©oefter ©djule
nur fdjroad>e unb fparfame SSerwenbung Don roirflidfoen
STOetatlfarben für Lüftungen, ©(^werter, #elme, ©d)ilbe
unb bgl. Diefe Dinge ftnb größtenteils in natürlichen
garben unb mit großer ©efd)icflid)feit in ber Sftadjbilbung
be« aWetaflglanje« wiebergegeben. 9u«ge}eid^net ift bie
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Äanbfäaft mit tyren präd&tigen, forfifam ausgeführten
Ärdjitefturen, ben fpiegelnben ©ewäffern unb ben weiten,
hügeligen, in blauen Ionen fdjimmernben fernen. *"**
gejeidjnet ift aud) ba« Kolorit, ba« fatt unb leudjtenb,
bo$ in allen Seilen tjarmonifdj wirft. Cnblid) ift audj
nod) auf ba« eigenartige, eingejmnjte SWufter im ©olb*
grunbe ber fiuft aufmerffam ju machen, ffi« befielt aus
einem breimal gezwungenen JBanbe mit brei ©trafen»
büffeln unb fcfceint fpecififdj ©oeftifd) ju fein. 1 ) ffiir
ftnben e« bereit« auf ben beiben tafeln JJonrab« ber Ijl.
Ottilia unb Dorothea im *ßroöinjial*9Rufeum ju SWünfter.
S3on $ier au$ läfct e« ftd» burd) bie SBerfe unferer ©nippe
bis auf biejenigen be« fallen ftarenu« oerfolgen. $a
e« finbet ftd) audj nod) auf bem au« ber ßirdje ju Stmel«*
büren in ba« SWufeum ju 3Äünfter gelangten Stltarwerfe,
beffen üWittelftfltf ftorbljoff bem ÜWeifter ^foljann Äoerbedte
aud STOünfter uinbiciert, wäljrenb er bie JJlügel einem
©d^üler be« Sie«borner 2Retfter« auftreibt. 2 ) «u« biefer
Cljarafteriftif unb ben gunborten ber ©emälbe ergiebt fid)
ot>ne weitere«, bafj unfer Äünftler feine Setyrjeit in ©oeft
burdjgemadjt unb bort aud) feine fpätere SC^ättgfcit ge«
funben l)at. Sr wirb etwa in ben jwanjiger Qfaljren &**
15. $al)rl). geboren fein unb bem ©tt|le ber erhaltenen
©emälbe nad) §u urteilen feine $auptfd>affen«jeit jwifdjen
1450 unb 1470 gehabt §aben.
§ 3. Die eujettpttMgttt Werke.
a. 2>ie »Uartafel an« fiippborg-
Die «Itartafel au« Sippborg, 3 ) weld&e fid), wie fdjon
gefagt, feit furjem im *ßromn}ial*3Kufeum ju ÜWünfter be*
l ) Stuf au&erweftfälifd)eit Silbern Ija&e tdj ba3 9Ku[ter Bi^er nod^
mdjt gefunden.
•) ©tubien II o. a. D. 6. 185.
*) Gine fäledjtc SIbbilbung bti Suborff a. a. 0. @. 60,
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finbet, ftetjt fcon ben brci eigenljänbigen ©dfjöpfungen bes
2Reifter3 ber Qtit nad) in bcr SDiitte. ©ie tjat bisher nod)
feine JBefd&reibung gefunben, fonbevn tft nur erft &on
SWorbljoff 1 ) unb baraufttn Don ©$eibler 2 ) unb ^anitfdjedE 8 )
ertoäfynt Sorben. JBefteljenb au« einer bidEen, 1,75 m
tjoljen unb ebenfobreiten ffitd)enl)oljtafel, bie mit freibe*
grunbierter Seimt>anb fiberjogen ift, enthält fie in ber
ÄompofttionSmanier ber ffipifobenmalerei bie ipauptfeenen
au& ber SetbenSgefäidjte be$ iperrn. $n ber SWitte ber
lafel ergebt fidf), alles überragend baS Jfreug beS @rlöfer$.
ftljm jur ©eiten Rängen an ettoaS fleineren Äreugen bie
fdjmerjüerjerrten ©eftalten ber beiben ©d)äd)er, Don benen
ber ®ute ben SBlidE jum ipimmel rietet, roäljrenb iljn ber
SBöfe jur ffirbe fenft. etjriftu* ift Don fdjmalem, fdjmäd)*
tigern Äörperbau, aber Don eblem SluSbrucf be$ ©eftdjts.
©eine fdjmalen ipfiften umgiebt ein toeifjeS, fpärlid&e«
Senbentudf). Unten am guße be$ SfreujeS Iniet mit auf*
gelöften paaren bie flagenb auftoürtsblicfenbe ÜWarta*5Kag*
balena unb umHammert in DerjroeifhmgSöoflem ©d&merje
ben SfreujeSftamm. Qxoifätn ben ffreujen f|äit auf reid)*
gejäumten Sßferben eine gtänjenbe SReiterfd&ar. $n iljrer
SWitte fie^t man IinfS ben greifen, etjrtottrbigen SonginuS,
recf)t$ ben bunfelbärtigen, belehrten Hauptmann. Seibe
präfentieren ft(% in ben präd)tigften SBrofatgctoänbern.
Der eine jeigt mit ber Sinfen auf feine erblinbeten Äugen
unb tydlt in ber Metten bie Sanje, toeld&e ein jugenblid&er
Begleiter jum ©tid&e in bie ©eite be8 iperrn füljrt. $er
anbere tüctft mit ber SRedfjten auf ben fförper be$ ©efreu*
jigten unb fprid&t ju feinem Sftad&bar getoeubet bie ©orte:
vere filius dei erat iste. (©prudjbanb.) Qtod ber {Reiter
l ) 3eitfc^rtft für ©efd)icf)te unb »ItertumSfunbe Söeftfalend 1866
6. 214.
*) a. a. D. ©. 302.
8 ) a. a. D. 6. 241.
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tragen lange ©fangen mit Keinen gfafjnen auf benen bie
abseilen bet römifd&en Segion, auf ber einen ein ©for*
pion, 1 ) auf ber anbcm bie Sudrftaben SPQR (senatus
populusque romanus) gemalt finb. ftm SBorbergrunbe
ber lafet unterpfct ber fc^ötte ßieblingsjttnger bie o§n*
mächtig jufammenbred&enbe SWaria, beren Arme fteif unb
leblos am Körper herunterlangen/ »ä^renb brei Kagcnbe
grauen fid) um bie beiben gruppieren. SinfS fic^t man
aus bem ©tabttffore, beffen SRiföe im oberen ©todwerfe
eine grau in grau gemalte unb gel>arnifd)te SHtterfigur
mit trauembem ®efid)t$au$brucfe birgt, ben $ug ber
©bergen mit bem freujtragenben EljriftuS §er&orfommen.
5Der #eilanb toiff unter ber brüdenben ÄreujeSlaft ju*
fammenbred)en; aber einer ber Anette reißt i^n mit einem
©eile toieber empor, ein anberer bebro^t i^n aufmunternb
mit einer Äeule. $inter bem #errn folgen bie Magenben
Angehörigen, benen ein löftlid) gejeid)neter ©djerge mit
beiben #5nben ein SKaul reißt. 2 ) 8ted)ts crlöft EljriftuS in
feurigrotem SWantel, bie Siegesfahne in ber Sinlen, bie
Patriarchen bes alten £eftamenteS au« ber ftammenben
33or^öHe. Äbam ein prächtiger ©reis mit langem ©über*
Ijaar unb Stort, reicht ü>m mit e§rfurd)t30oHer ©ebärbe
beibe #änbe entgegen. $m #intergrunbe ber lafel er*
l ) 5)a* SMib M ©forptonS erföeint be$ öftern auf mittelalterlid&en
Äreuaigungäbübern unb imat immer — fotoeit idj e$ verfolgen fonntc —
auf Emblemen ber römtfdjen €>olbaten. — ©emper, toeldjer e$ auf Ären-
§tgung$bilbern etneä annonnmen SRcifterd ber Sßuftertfjaler ©djule fanb,
legte baraufljm biefetn Äünftler ben Tanten „SWetfier mit bem ©forpion"
bei; vgl. beffen „Söanbgemälbe unb Malereien be$ 53rirener Äreu^ong^
3mtfbru<f 1887. — 3anitfd)ef a. a. D. ©. 305.
f ) SDiefe gtgur muß trabitionell gettefen fein. 2Bir feljen fic Bei
Äonrob Don ©oeft (Safel gu Söarenborf), bei Äoerbetfe ($afel au«
Eangenfcorft) unb nodj im 16. Saljrlj. (33ilb im ^rouingial-^ufeum ju
Sfänfter, oljne Äatalognummer; e$ ftettt bie tfreujfdjleppung bar unb tft
oenoanbt ben 2>ünwegge).
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Midi man in Heineren Figuren bie $)arftettung beS „noü
me tangere." föeidje fianbfdjaft mit #ügeln unb ©een
unb einer toielgetürmten ©tabt bilbet ben $intergrunb, unb
über bem ©anjen fdjmebt bie golbne £uft, meldte in ber
toorbefdjriebenen SBeife gemujlert ift.
«uf bem ßaumjeugfnopfe eine« *ßferbeS befmbet ftd)
ein gezwungene* S5anb mit ben SBudjftaben VS unb W,
auf jwei anbem baS geid&en A. $)urd) lefctereS bewogen
fdjreibt SRorbljoff in ber angeführten geitfdjrift bie Xafef
bem SKeifter be« ÄltarwerfeS in ?Ht*2ünen ju. ®r fagt
nämlid) bert (©. 214.) nad) fcorljeriger @rwäf|nung be$
SieSborner ffierfeS: „©oflte in«befonbere bie SEafcI ju
Ält'Sünen eine fcerwanbte $erfunft l)aben, bann ftnbet eine
fold&e aud) ftatt bei bem — öon *ßaftor Dibon bafetbft
neuentbeeften — größeren *ßaffton$bilbe ju fiippborg, ba
baS STOonogramm be« teueren, weites jweimal auf Qaum*
jeugfnöpfen tjorfömmt mit bem ^auptjeidjen be$ SBilbeS ju
ait-Sünen übereinftimmt. 11 Qnbeffen ge^t e$ mir mit
biefem Qtiibtti, tote ©djeibler mit bem ju ?tlt*2ünen. %$
fann basfelbe feineäfalls für eine ÜÄeifterfignatur erflären.
Der Umftonb, bafc berartige 3eidjen be$ öftem auf mittel
alterlidf>en Silbern erfdjeinen, unb gerabe bie S3ud)ftaben
A unb S *) auf bem SHtarwerf e in ber Äirdfoe ju ©$erm*
bed 2 ) bei SBefel fogar jufammen mit bem Silbe beS
©forpionä auf ber ftatjne eine« römifdjen ©olbaten am
gebraut finb, lägt mid> weit e§er vermuten, baß wir e$
$ier gleidjfatts mit Stbjeic&en ber römifc&en Segion ju
t^un fjaben, jumal bie ©teilen, wo fie ftd> befmben, fd)Wer*
lid) t)on bem Äünftler jur Anbringung feine« STOonogrammeS
l ) 2>ie $u<$ftaben A unb S fwben ftd) 3. 93. bei 3*rael wn
SRefenen. golge aud bem Beben Gforifti 55 »latt B. VI. 290, 229.
Stogler aRonogrammiften I. 11, 22.
*) ^otogtaptye bed Söerfe* bei 81. @d&mifc in tfoln.
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unb bann gleid) jtoeimal getoäljlt fein bfirften. «ufcerbem
befinben fid) ja auf bem britten Änopfe, aud) nod) aufge*
malte SBudtftaben 1 ) unb jubem $at ba« 3etd)en in Süncn
hinter bem A nod) ein S.
b. Set SOtat in bet Äirdje 31t Sfinnuigljaitfett.
35ie jtüeite ©d)öpfung, meldte n?ir üon ber $anb
unfereS SWeifter« nadjtoeifen fönnen, ift ber ftlflgelaltar in
ber Äirdje ju ©ünning^auf en. 2 ) Seiber ift berfelbe faft
Doüftänbig fibermatt unb üerborben. SWur nod) wenige
Slefte ber SWittettafel l>aben i^ren urfprttnglid&en Styarafter
betpa^rt. $)iefe aber jeigen in ipaltung unb Äuffaffung
3 U 9 um 3 U Ö & ie # ani > bt& SWeifterS.
35a« breiteilige SBerf, tt)eld)es aus einem 1,22 m
Ijofjen unb 2,08 m breiten SKittelftfid unb jtoei betoeglidjen,
*) SSöIIig tDiUrurlidje unb rein beforarfoe SBudjftabenreiljen fommen
namerttlidlj auf @en>anbfäumen oor, ugl. WorbtjofJ Sftecenfion ber tfunft-
bentmäler beö ©rofeljeraogtumG Bauen oon $. flrauä; Sfcepertorium für
ÄunftiDiffeitf^oft 12. ©. 192. — 3ufo!ge einer berartigen 53ud)ftabenrö$e
auf bem Stocffaume einer Sigur, Ijat man ein 93ilb im üftufeum ju
SRünfter auf ben tarnen 9t. ©uemmeigr getauft (ogl. fiübfe a. a. Ö.
6. 351, — Sanitföe! a. a. O. 6. 241, — ©d&eibler a. a. 0. ©. 301).
Ob man mit biefer 93e$eidmung baä Widrige getroffen, fteljt nod) feljr
ba|in; beim nad) bem erften 93ud)ftaben befinbet ßdj {ein 3*idjen, toeldjed
auf eine Slbfurgung M SBornamenfl fdjliefjen tiefte, unb hinter bem legten
folgt nodj ein $ud)ftabe, oon bem aHerbingä nur bie SlnfangSftridje gu
fe^en ftnb, »eil Ijier grabe ber ®anm umbiegt. SBie bie ftnltftifdjc 38er*
gletdmng ergiebt, pnbet fidj im $farrljaufe $u ©enbenljorft ein ^weites
«Bert biefe* eigenartigen ftünftterft. <£& ftellt ebenfalls bie Anbetung beS
Äinbed bar unb geigt biefelben Figuren unb bie gleite braunrote mit
6d)HngpfIanaen bewarf ene 8rd)iteftur. (C£ine fcbbilbung bei fcuborff
a. a. O.)
f ) Hbbilbung bei Öuborff a. a. £).; ogl. Sübfc a. a. 0. ©. 349, —
Samtfdjef a. a. O. S. 241, — Sd&eibler a. a. D. S. 302, — äatalog
ber «ueftellung be« SfltertumSoerrinS in fünfter 1879 9Rr. 1463.
— $^otograp^ie beä 2Berfrt bei @d)öninglj in üttünfter.
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je 1,22 m flogen unb 95 cm breiten gifigeln befteljt, Der*
gegemoärtigt ttueberum ©cenen aus ber SeibenSgefdjidjte
beS #errn, unb jtoar ftnb auf ber ÜÄitteltafel in fünf
gelbern in ber SKitte bie Äreujigung, linfS bie ©eifcelung
unb Äreujtragung, redjts bie ©rablegung, unb EljriftuS
als ©ärtner, auf ben glügeln linfS baS ©ebet am Ölberge,
red>ts bie «uferftelfung jur Darfteüung gebraut. Als
SennungSglieber ber einzelnen gelber bienen fingerbreite,
aufgemalte ©olbftreifen. Diefe alte Änorbnung, meldte in
SSerbinbung mit einer einfacheren, weniger ftgurenreidjen
Äompofttion einen ruhigeren unb nod) ibealeren ©inbruef
Ijeroorruft, läßt barauf fc&liefcen, bafc ber Altar trofc ber
bereits in blauer garbe erfc&einenben Suft, bem Sippborger
Silbe ber Qtit nad* öoranfteljt. Qnbeffen if* e * *"$* un *
wal}rfd>einlid), baß aud) bie §eute eigentümlich mobern aus*
feljenbe Suft ehemals golben toar.
Die #auptfcene ber Äreujigung ift bebeutenb einfacher,
mie ju Sippborg. ®S fehlen foiooljl bie ©d)äd)er, als aud)
bie große flteitergruppe. 83ir $aben nur ben ÄrucifijuS,
ju feinen göfjen bie fnieenbe unb ben ÄreujeSftamm um*
flammernbe ÜÄagbalena, lin!s eine tlagenbe grau, bie ohn-
mächtige SWaria unb ben fie unterftfifcenben ^fo^anneS,
rechts ben belehrten unb jum ffreuje ^inaufroeifenben
Hauptmann unb jtoei Begleiter. S^rifti Seidjnam ift
völlig ibentifefc mit bem auf ber £afel ju Sippborg. Der
ÄuSbrucf feines ©eftdjteS, bie Haltung beS Körpers unb
ÄopfeS, bie 3eM)nung ber #änbe unb gßfee unb bie gorm
unb galtengebung beS Senbentud&eS ift genau fo wie bort,
«udj bie Art unb SBeife, toie bie jufammenbredjcnbe SWutter
Arme unb ipänbe §ält, tüte ber fyfilfeleiftenbe jünger iljren
SWantel unter bie redete Äd^fel^ö^le emporrafft, ober ber
belehrte Hauptmann jum ^eilanb ^inaufmeift, »errät leinen
toefentltdjen Unterfcfyieb fcon ber bortigen. Am auffaflenbften
ift jebod) bie Übereinftimmung in ber ©cene ber ffreuj*
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fd&reVJHing. 9Kd)t aKein fyat §ier bcr freujtragenbe £I)rifhi«
biefelbe Haltung be8 ÄörperS unb Jfopfeä, bicfclbc ©tellung
ber ^>änbe unb gfiße unb bicfclbc ftaltengebung feines
graublauen ®en>anbe$; 2lud) STOaria unb QoljanneS, fottrie
bcr buntgeflcibete ©c&erge, roeldjer bcn $)cüanb an einem
©eile fortreißt, ergeben fid) als öMig ibentifd) mit bcn
entfaredjenben Figuren ber Sippborger SEafel. ffinblid)
jeigt aud) bie Darfteffung beS „noli me tangere" biefclben
gtguren unb biefelbe Hnorbnung n?ic bort. SKeljr nod>
als bic üßitteltafel §aben bic Sflügel burd) bic Übermalung
gelitten, namentlich ber rechte mit ber ©cene ber Stufer*
fief)ung. gfcrtftuS entfteigt ijier in rotem SWantel bem
fdjräg in'S JBilb hinein gefteDten ©arfopljage, ben bie brei
fölafenben ©achter in ^odenber ©tellung umlagern, Auf
bem linten ftlüget interefficren Dornefymlid) bie Jföpfe bcr
brei fdjlafenben jünger unb ber etwa« mobernifierte
CljriftuStypuS. $er lanbfd&aftlidje Seil ber Safein ift
überall grof? unb ftimmungSüoll angelegt, bodj fyat aud) er
burd) bie Übermalung einen anbern, fcorgefdjritteneren
Eljarafter erhalten.
Die Slu&enfeiten ber ^lÜQtl jeigen Ijeute ein paar
fürdjterlid) rolje 2ßad)tt)erfe aus ber SBarofjeit, linfs SWaria
mit bem Äinbe auf bem ipalbmonb, redjts ben t)l. 23ituS
unb ben 1)1. ättidjael. Auf bem erneuerten SRatjmen ftetjt
bie SaJjreSjaijl 1661.
c. 2)a« Sltarbilb ber ^ötjettfirdjc jtt Socft.
3Bie bereit« Bemerft bilbet bie Jlltartafel in ber #öljen*
Krc^e ju ©oeft, toeldje gleich ben üorigen eine ©arftellung
ber $affion enthält, bcn # ipö^epunft ber ibealen SKalerei
beö 15. ^rlj. 1 ) @S ift überhaupt baS glänjenbfte, reid^ftc
l ) Sübfe o. a. O. 6. 357. — Sanitfdje! a. a. D. ©. 241. —
Sd)riMcr a. a. SO. ©. 302.
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unb farbenpräd&tigfte SBerf, toeldjeS bic mittelalterliche
Äunft in Sßeftfalen l>er&orgebradfjt Ijat. ©njelne ©eioänber
finb fo reidf> mit perlen, ©olb unb ©belgeftein befefct, baß
man unttrißtfirfidj an bie SRalereien ber San <£t)f$ erinnert
hrirb unb beim Äünftler minbeftenS eine Kenntnis jener
äßeiftermerte toorauäfefcen möchte. ÄßeS ift bis in bie
fleinften Sinjetyeiten fein unb forgfam ausgeführt. 9ttd)t$
ift toernad&läffigt. Säume unb Ärdjitefturen, #ügel unb
©ewäffer, Lüftungen unb #elme, ©dfjmerter unb Sanjen,
foftbare ©eioänber unb bie 9Äenfd)en felbft, alles bereift
ben eifrigften gleiß uub bie f)öd)fte Sorgfalt beS 2ßeifterS.
Dabei ift baS ffolorit Don einer Seudjtfraft unb liefe, tüte
es felbft bie fpätern SReneffancemeifter SßeftfalenS, trofc
tyrer Slntoenbung beS §tübur\M&, faum wieber erreicht
§aben. SBenngletdf) ber Jfünftler bei ber ffi^arafterifierung
ber $erfonen nadfo beftmöglidtfter SWaturtreue geftrebt unb
aud) in ber galtengebung burcfygeljenbs fdjon jiemltd)
fdjarfe Srü^e beliebt $at, fo fdjmebt bodf) über bem
©angen ein fo ibealer #aud&, baß felbft bei ben ©bergen
unb #enferSfned()ten feine ^äßlid&en unb uneblen ©eftalten
auffommen.
©ttjliftifd) fteljt baS SBerf ben beiben vorigen fo nalje,
baß man unbebenflid) beren 9Reifter aud) für ben ©cfcöpfer
biefeS prächtigeren ©tttcfeS galten muß. Süßer ben Äopf*
typen, weldje in gform unb SluSbrucf bie größte 33eroanbt*
fdjaft geigen, jmingt namentlich bie ©eftalt beS freu}*
tragenben (EljrifiuS ju biefer Annahme. Die Stellung ber
#änbe unb 3ffiße, 1<* fogar bie galtenmotfoe feiner grau*
blauen ©eroanbung ftnb in ben brei ©tücfen fo öötlig
übereinftimmenb, baß toofyl feine« tum it)nen unabhängig
üon ben beiben anbern entftanben fein fann. Daju fommt,
baß ftdj bei ber Äreujtragung audf) roieber ber burd) feine
©tellung unb fein boppelfarbeneS Äoftfim fo auffallenbe,
(SJjnflum emporreißenbe ©dfcerge befinbet unb in ber ©cene
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her Sorljöffe bic Figuren oon Äbam unb (Eba fajt mit
benjenigen auf bem Sippborger Silbe ibentifd) ftnb. %uä)
bie epifobenartige Äompofition, bie «ßeidfjnung ber tßferbe*
topfe, bie SUbung ber Sanbfctyaft, bie golbene Suft mit
bem eingepunjten äßufter, bie Sorliebe für aufwärts*
blidenbe Äöpfe, 3Ketaürüftungen unb ©äffen atterart, fo*
wie bie nur bef$eibene Änbeutung ber $ei(igenfd)eine burd>
feine @olbftral>len, wie fid) bie« alle« aud> auf bem Sipp*
b orger Silbe ftnbet, läfct faum einen fttotifcl an ber
gleidjen Äutorfctyaft ber SBerfe auffommen. SRur ift —
tote gefagt — $ier alles glänjenber, prunfenber unb in
ber Ausführung aud) ooffenbeter unb nötiger, wie bort,
©elbjt ber ftufyalt ber Darstellung bedtt ftd) faft mit bem
auf ber Sippborger !Eafel. 2Bir §aben in ber 3Witte beS
SilbeS bie Äreujigung mit ber glänjenben SReiterfdjar, am
gfufce beS SreujeS ©Ijrifti bie flagenbe SWagbalena, ttorne
bie ©nippe ber grauen unb fto^anneS mit ber ohnmächtigen
2Haria, banebrn bie um ben SRodE beS $errn Iofenben
ÄriegSfnedjte, ÜnfS bie Shreujtragung, barüber bas t>on
Sereljrenben umgebene Äntlifc S^rifti im ©d&weifctudfje ber
Seronifa, red)ts bie (Srlöfung ber armen ©eelen au« bem
Fegefeuer unb barüber bie ©rablegung. Sei ber Äteuj*
fdtfeppung ftetjt man bie beiben bis auf's $emb enttteibeten
©<fcädf>er, mit ©triefen an einanber gebunben, bem QüQt
öoranfd&reiten. Sei ber Äreujigung werben ifyre ©eelen,
bie iljrem SKunbe in Äinbergeftalt entfahren, Don einem
<£ngel refpeftiöe Teufel in (Empfang genommen, «n ben
(Jnben ber tfreusesbaßen Rängen bie 2Karierinftrumente,
unb an bem ©tabttfyore bepnbet ft$, wie auf bem Silbe
aus Sippborg, eine SWifd&e unb barinuen bie gigur beS
9RofeS mit ben ©efefceStafeln. Darunter lieft man bie
Sud&ftaben SPQR. Sorjügltd) fdjön ift ber tfopf beS
e^riftuS im ©djweifctudje ber Seronifa unb ebenfo &oHe
Sewunberung tterbienen aud) bie Jföpfe beS blinben, ei>r*
LVII. 1. 2
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wflrbigen Songinu« unb be$ belehrten Hauptmann«. Sitte«
in allem bilbet ba« SEBerf eine ?ßerle ber mittelalterlichen
Sbxnft in SEBeftfalen.
§ 4. Die «Sdjulroerke.
a. $er Stttat in Sttt - fiünc«.
Den eigenl)änbigen ©cfyöpfungen be« ÜWeifter« reiben
fidfj nun ein paar Silber an, bie burd) i^ren fttjliftifcfyen
E^aratter offenfunbig iljre $erfunft au« ber SBerfftatt
unfer« aWeifter« »erraten. 3 u " ä ^P 9^ M c $ & on & cm
Ältarwerfe in ber e&angelifdjen Äirctye ju ÄlUßünen. ©ein
©d&öpfer Derfügt über eine minber begabte #anb. 85a«
berfelben mangelt, ift Dor allem jener Ijolje ©djönljeit«ftnn,
ben wir bort fo bewunberten. Die giguren finb weniger
richtig proportioniert, Ijaben fdjmale, fd)lanfe Körper unb
bide, wenig fdjöne, aber gut mobeüierte ftöpfe. 3<l}re
^Bewegung ift edtig unb unbeholfen, bie SWobelHerung ber
nadten SCeile fdjwad* unb unplaftifdf) unb ber 21u«brud ber
©efidfjter bebeutenb flauer. $(u$ Ijat ba« Kolorit bereit«
eine ftarfe Hinneigung jum Sunten. Dahingegen ift bie
geiftige Äuffaffung be« DargefteHten, bie Änorbnung ber
einjelnen ©cenen, bie 3Baf)l ber £tjpen, ba« SKufter im
©olbgrunbe ber fiuft, furj bie ganje ÜWalweife burdjau«
bie für unfere SBerfftätte djarafteriftifdje.
©Ijemal« bilbeten bie £afeln ein bewegliche« 3flfigel*
werf, Ijeute finb fie au«einanbergetrennt unb in einen brei*
teiligen, gotifd&cn $oljbau eingelaffen, beffen 3Wittelfelb eine
minberwertige Jfopie ber ©rablegung nad) Caravaggio 1 )
(nidjt Pietä nad> Caracci, wie SBeder fagt) einnimmt, ©ie
l ) (53 ift bie äopie be$ Befannten SReiflerwerfea in ber Stotifanifdfjen
©aflerie 3U fftom ; »gl. bie SRabierung oon ßrauöfopf in „bie ftunftfdjctye
Statten«* $erau«gege&en unb Befd&rie&en oon (5. oon fcüfcow, (Stuttgart
1884 <5. 452.
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19
enthalten ©cenen aus ber *ßaffton unb aus her ÄinbljeitS*
gefaxte beS $>errn.
Ctnc ffonfole, öon 78 cm $öl>e unb 54 cm ©rette,
weldje früher ben Altar gefd>müdt l>aben foO, bepnbet ftd>
$eutc im $rotrin3ial*2Bufeum ju 2Wfinfter (JU 90). ©ie
jeigt auf weinrotem 5EeWid)mufier bie $1. Seronifa mit
einem lebensgroßen (ElpriftuSfopfe. Seiber lagt bie gänjlid>e
Übermalung biefeS ©tfldeS §eute faum nod) eine Seurtei*
lung gu. $od> muß bie urfprfinglidje SWalerei eine fe$r
bebeutenbe gewefen fein. 1 )
Der «Itar wirb jum erftenüRale Don Ä. Seder*)
erwähnt unb folgenbermaßen djarafteriftert: „Der SKeifter
l>at auffaQenbe Serwanbtfdjaft mit bem SieSborner f$on
bei flüchtiger «nfd&auung. #m «uSbrude unb ©d)önjfeit
ber <El>araftere jieljt er unter üjm. Dennoch ift er ein aus*
gejeid>neter Äfinftler. SefonberS ift ber GtyrtftuSfopf fcon
ungewöhnlicher ©roßartigfeit unb liefe. Det Umftanb,
baß bie DarfteOung unb Serfünbigung Äopieen beS ßieS*
bomer 2WeifterS ftnb, läßt vermuten, baß bie anbern ©tfide
beS fiteSbornerS genau fo gewefen ftnb, wie bie Silber l>ier.
«nföeinenb finb biefelben um 1470—1490 gemalt. 11 ©djon
©djeibler 8 ) l)at barauf aufmertfam gemacht, baß bie
Silber feine Äopieen beS SieSborner ffierfes finb. ©ie
ftnb aber auefc feine freien S3$ieberf)olungen berfelben, wie
Sfibfe 4 ) ftd> ausbrfidt. ©elbft bie Don Seder als ffopieen
angeführten ©cenen ber ©arfteflung im lempel unb ber
s ) $err $rof. SRorbfjoff fpradj mir gegenüber bie Uermutung auä,
bofj bie Äonfole wo$I eljer alö £anbtud)roIle, benn alt ©tü^e beö Slltar«
gebient |abe. Diefe Etmtaljme würbe in ber tyat eine feine ©etfeljung
jn bem bargeftettten ©egenftanbe abgeben. — diu ©djema ber Änorbnung
ber einzelnen Scenen ftnbet fld| bei Suborff a. a. D. tfrei* <Dortmunb
&mb.
*) Äunftblatt 1843 (9for. 90).
») a. a. O. 6. 302.
*) a. o. O. 6. 348.
9*
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20
SBerfünbigung Reiben nur gewiffe 3fige mit ben entfpredjen*
ben Vorgängen auf bem £ie$borner SBerfe gemein. Slud)
ift bie Datierung be$ SBerfeS fcon JBedEer etwas ju fpät
angebt, ©ie wirb bem ©tyle ber SRalerei entfpredienb
nid)t weit &on ber be$ SieSborner 2Berfe$ alfo um 1465 bi$
1470 anjufefcen fein.
Die früheren ?lufjenfetten ber fttög^' Kfet auf ber
SRficffeite be« Ältarbaueö angebracht unb batjer feljr fd)led)t
JU beftd)tigen, finb &on einer anbern Jüngern $anb.
SBenn id> nietyt irre ift e$ biejenige, welche bie Außen*
flügel beS «melsbürener «ItarS gemalt fyat SWorbfpff
will in ben lefctern bereite eine Änfnfipfung an bie Hrt
beS ©ert tton Son erfennen. 1 ) Die beiben groj$gebadjten
unb würbig ernften Sfiguren ber ©otteömutter unb be$
£äufer$, weldje auf ber einen SEafel ju fifinen, gleid&wie
p SfmelSbüren öor einem grünen SEeppidjöorljange unb
unter treffliefj gemalten SBalbactyinen fteljen, nehmen ftd& faft
wie DerHeinerte Äopieen ber bortigen au$. Die anbere
£afel jeigt ben fy. ©eorg al$ Drad&entöter in filberner
{Rüftung unb im #intergrunbe bie 1)1. ÄgneS Inieenb mit
einer Ärone auf bem Äopfe. Die wettgebeljnte fianbfdjaft,
welche bie Sriguren umfdjliefct, fünbet bereit« einen leifen
Anflug öon Stimmung an unb beutet barauf fjin, bafj ber
SWeifter fdfjon eingeljenbere ©tubien nad) ber Sttatur be«
trieben fyat.
b. Sie Safel ber Sammlung toon 3ur=2ttüf>len
in SWüttfier.
Äud) bie Doppeltafel ber Sammlung be$ #errn 3Htt»
meifterö tton ,3ur*2Küf)len in SWünfter gehört ^ier^in. ©ie
») 6tubien II a. a. £>. ®. 135. — Über ben 2Reifter ©ert »an 2on
Dgl. 9torb$off in ber 3«tfdf)rift für bilbenbe Äunft 1881 @. 297 ff. unb
Stt^rb. be$ »erein* für SlitertumSfreunbe im Styetnlanbe 1886 @. 122 ff.
— ©djeiMer a. a. D. ®. 302.
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21
ftcljt in ftyliftifdjer $inftdf)t bcm vorigen fflcrfc am nädfjjien.
9Gad) «uSfage be« SBefifcerS foü ftc au$ bcm Älofter Don
fiiesborn ftammcn. ffix ^n^alt öergegentoärttgt in mehreren
?lbteilungen bic ßegenbe öon bcr nmnberbaren Äuffinbung
be$ JJreujeS burclj bic Äaiferin $elena. 3 u f°lfl e ty rcr
$erfunft nmrbe ftc früher Don einigen Äunftautoren (Äuglet
Sübfe) für eine Qfugenbarbctt be$ fiieSborner SWeifterS ge-
fallen, ©ie f)at aber, nrie aud) jefct allgemein angenommen
roirb, mit biefem JJünftler nid)t$ ju t^un. ffla^rf^cinK^
geborte fic ju einem ber ttier Altäre, toeld&e feit Aufhebung
be* ÄlofterS uerf^oHen ftnb. «1$ Arbeit be« Sicöbomer
2Reifter$ — loenn audfj als ^ugenbtoerf — müßte ftc bodfj
»enigftenS einen ffeim üon jener eigenartigen gormenjeufc*
nung unb ftormenfäönljett offenbaren. Aber üon aUebem
ift nidjts ju feljen. Die giguren finb fteif unb eefig in
tyren SBemegungen unb toenig glttdlidf) im »uSbrud. Da*
bei mad&t audfj bie SKalerei feineSfoegS ben ©inbrud einer
anfängerarbeit, fonbern jeigt Mar unb beutlidfj bie $anb*
fd^rift eines fdjon fertigen MnftlerS, ber fidfj bereit« ein
eigenes gformenibeal gefd&affen Ijat. Der fttyliftifdfje (H)a-
rafter aber unb baS SKufter im ©olbgrunbe ber Suft fenn*
jric^nen bie £afel als ein *ßrobucft unferer ©ertftätte. x )
e. Die innern gflügelbüber beS StttarS aud XmelSbürett.
©eiteren finb nodfj ju nennen bie Beiben innern
ftlügelbilber beS Altar« au« ber Äird&e ju «melsbfiren 2 )
l ) %ad) Beder (Äunftblatt 1843 Hr. 89) folleu in ber ehemaligen
Sammlung Krüger in SRinben bie fefct Ieiber &erfdjoü*enen glügel beS
93übe4 gemefen fein, ©ie enthielten ba« SKartnrium ber tljc&aifdjen Öegion
unb bie Äirdjen&ater.
*) 8üWe a. o. £>. <§. 364. — @d&eibler a. o. D. ©. 302. — Horb-
$off @tubien II tt. a. D. 6. 135.
3Ud ein Äbtommling unferer Söerfftätte erweift fldj «*<$ ba« Bilder
nur erft Don 5ß. dienten in ben ßunfibenfmalern ber ^einprouinj
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22
jefet im $roüinjial*2Kufetmi ju 2Wünfter (J\ß 82 unb 83).
©ie tragen jtuar innerhalb bcr ibcalcn ©ttjlridjtung ein
böllig eigenartige« ©epräge, »erraten aber burd) ben ge*
(tfrei* SReeö 6. 109) erwäfjnte ©üb in ber flirdje St. SHaria in ber
©djnurgaffe $u tföln. $<J ftcDt in grofoügiger ßanbfdjaft unb golbener
8uft in ber ÜHitte ben ©ffrcujigtfn bar, beffen aud ben SBunbmalcn
rtnnenbeä 33Iut üon $wet langgenwnbeten Engeln in golbenen Äeld)en
aufgefangen wirb. fRtd)t$ unb Itntö Rängen bie ©d)ädjer. 8lm gufje bcö
Äreu$e$ (Sljrifti fniet bieämal nid^t 9Raria«3RagbaIena, fonbern ein ftig»
matifierter 5ftönd) in grauer tfutte ($1. gran$itfcueO, ber ba£ auö ben
gufcwunben fliefeenbe ©lut mit einem Steldje auffängt. 3m Söorbergrunbe
linf* ftnb So^anneö unb bie grauen um bie aufammengebrodjene Butter
befd)äftigt. £Red)t$ fteftt eine ©nippe norneljmer SWfinner. 3n ber Sftitte
ber Safel fniet bie fleine gigur beä 2Raler$ unb neben iljr liegen ein
$obtenfdjäbeI unb eine Palette mit Sßinfeln. 3m «frintergrunbe fie^t man
in Heineren gigureu bie $lnnagelung an$ Ären^, bie 3)ornentrönung unb
bie um ben töoef ftreitenben ©ölbner. ©ämmtlid)e giguren ftnb grofte,
trefflidje (£rfd)einungen, befonberö bie Slücfenfigur be$ gang im SSorber-
grunbe red^td fteljenben üflanneä in blaurotem, prächtig Drapiertem SWantel
unb £ermelinfragen. 3)ie ©efidjter ber Scanner ftnb burdjauä inbim'bueH
unb portraitartig, bie ber grauen mit Ijoljer ©tirn, Meinem üttunb unb
etwa* langer 9iafe. 2lu*e Ijaben eine ftarl bunlte Partie unter ben äugen
unb ein auffaUenb bletdjeö Snfarnat mit nur gan$ garten, graublauen
©Ratten. 2)er fcuäbrucf ber öeibtragenben ift fanft, milbe unb olme jeg»
lidjeä Sßatyoö; baä (Sänge überhaupt rufjig unb abfid)t$lo$. 3ebenfaH*
gehört baä S3ilb ju ben wenigen ©tütfen biefer toorgerücften 3«t, in benen
noefc ein leifer, tbealer £on nadjljau*t. <Der SReifter beö 33ilbe$, ber fld)
Ijier in afägraugelbem SRöndjöljabite mit $infel unb Sßalette abfonterfeit
ijat, ift und bereite burd) jwet anbere SBerfe in ber JUItanö unb SRifolai-
firdje $u ßorbadj befannt. di ift berfelbe, welcher ftdj aud) bort att an*
betenber grangiöfaner-Dbfemant in bem nämlichen tfoftüme mit Sßinfel
unb Palette bargeftettt ljat. SRorbljoff Ijat i^m in ber £üfeowfd)en ßunftdjronif
1891/92 % g. III 370 f. unb 394 f. einen längeren «uffafc gewibtnet
SDte Äorbad)fdjen Silber tragen bie 3*!jreö3aljlen 1518 unb 1527. Um
biefe 3*it mufj aud) baä Kölner 33ilb feinem ©töle nad) an$ufefeeu fein.
3>a ber ßljriftutförper faft ibentifdj mit bem auf ber Stafel in ber £öljen-
firdje gu ©oeft ift, fo liegt bie Vermutung na^e, t>a% ber SWeifter auö
unferer SOBerfftätte ^eroorgegangen ift. Oßljotograpljie beö 2Ber!e« bti
% ©d§mi^ in ^öln.)
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23
mufterten ©olbgrunb unb bie Änorbnung ber fcerföiebenen
gjafftoitffcenen ü>re QuQ^bxiQhxt ju unferer ©ruppe. (Sin*
mal finb fic abhängig fcon bem Altar ju ©finmngljaufen,
inbem ftd) bei ber ©cene ber ©eißelung bie giguren be«
Mutbefprifcten <£l>riftu$ unb be$ fdjlagenben ©bergen nrie
Sopieen ber bortigen anlajfen, jum anbern &on bem ©er*
liner Ältare beS fallen :ftarenu$, inbem bie Sfaorbnung
ber ©cenen, namentlich bie be$ jüngften ®eri<fcte$ unb ber
Himmelfahrt, fcoMommen mit ber ber bort befmbli$en
übereinftimmt. Der SWeifter ift ein ifödjji unbebeutenbeä,
§anbtt>erf$mäf$ige$ Talent. ®r bilbet feine Figuren lang,
f$mal, mit Dieredigen, bicfen köpfen, glojenben Äugen
unb 1)0$ gefdjnmngenen JBrauen. Seiber finb bie tafeln
fammt bem SWittelftücf fiberau* ftarf beföäbigt.
II.
3>et griffet £o0aittt von $otfL
§ 1. JJerfoü unb fiilbun^gang bes MnfüttB.
8u* ber im vorigen Seile gefdjilberten SEBerf ftätte gel>t
nun aud> berjenige SReifter ijertjor, melier lange 3*ü unter
bem fallen SRamen „ftarenu« 11 eine nidjt unbebeutenbe
SRofle in ber funfMjiftorifdjen Sitteratur gefpielt Ijat. Damal«
umr er nur betannt burd> eine einzige ©djöpfung, ben
großen ÄreujigungSaltar be$ SBerliner 3Kufeum8 (J\f§ 1222),
Ipute (äffen ftd> nod) brei weitere, umfangreiche ffierfe
feiner $anb mit völliger ©ic^er^eit nadjtoeifen. <E$ finb
bie$ ber große gliigelaltar in ber $ßfarrfirdje ju ©djöp*
pingen, ba$ bisher nodj wenig befannte, l>eute im nörbli^en
Ouerfdjiffe bes Kölner Dornet aufgefteOte Ältarroerf au«
ber Äirdje ju falbem am SRieberr^ein 1 ) unb jene bereit«
') ^otogrop^ic Bei «. Cdjmifr in ftoln.
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24
üon SWorbi>off bcm SKeifter jugefdjriebene SCafcI mit fünf
^eiligen au$ ber «Itfyaufer Kapelle bei Sftorbnmlbe, jc|t
im ^roöittjia^aRufcum ju SDiünfter. 1 )
Die ©tijlfritif biefer Sßerfe ergiebt eine $öd)ft interef*
fante, eigenartige Jfünftlerinbtoibualität, bie im Äampfe
jtoifdjen 3ft e °ft* mu S un & Wealiömu« ju feiner öon beiben
{Richtungen eine beftimmte Stellung einnimmt, fonbem auf
bemfelben Silbe balb ber einen, balb ber anbern ffieife
bie tteitge^enbften (Eonceffionen maefet. J)a ber ÄünjHer
jubem feine erfie Sefyrjeit in ©oeft, feine fpäteren $al)re
aber Ijödjft ttja^rfd^cinlid^ in SKünfter jugebradjt Ijat, fo
tt)irb er ber eigentliche Vermittler jhnfdjen tbealifttfdjer
unb realiftifdjer, jnrifdjen ©oefter unb 2Rünfterifd)er Äunft*
weife, fieiber fefjlt un$ audf) bieSmal jebeö birefte Ur*
funbenmaterial, fobafc mir bei ber 3ft<*ge nad) ber ?ßerfon
unb bem JBilbungSgange be« #finftter$ lebiglid) lieber auf
bie SBerfe felbft angenriefen finb.
Saßt fd)on bie $erfunft beS ^Berliner ÄltarS, ber
nadj SBaagenS JBerid>t au« einer ber Äirdjen öon ©oeft
ftammt 2 ) auf Sejteljungen be$ SWeifterS ju biefer ©tabt
fliegen, fo fpri$t in no$ entfdjeibenberem 3Kaj$e ber
fhjliftifdje g^arafter feiner 3Mn>eife bafttr. Die ibealen
©eftalten ber grauen unb jugenblidjen ^eiligen, bie lieb*
liefen JSöpfdjen ber ©ngel, tt>el$e an bie jarten ©d&öpfungen
be$ ßieSborner ÜWeifterS erinnern, baS Äolorit mit feiner
Hinneigung jum SBunten, bie öielfa^e SSertoenbung Don
*) Stbbttbung in 3eÜfd)rift für djriftl. ffunft 1891 @. 74.
•) 9ftorbljoff$ Serfudj ben ^Berliner KItar Don 3Rarienfelb Ijerguleiten
unb tfjn afö benjenigen $u 6e$eidjnen, melden baS tflofter unter feinem
Slbte ©attenfomp an ben großen (Sljurfürften oerfaufte (ögl. 8fcq>ert. f.
Jhmft». V 1882 S. 305 unb 3eitfdjrift für preu&ifdje ©efäidjte unb
fcanbeSfunbe 1881 XVIII 6. 576) ift oon Sd&eiMer (a. a. D. 6. 303)
jurürfgewiefen unb öon üjm felbft (Stubien II a. o. O.) aufgegeben.
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25
golbcncm Qxtxat, 1 ) futj bie gern je £ed)nif ber ©emälbe
öerrftt jweifeQo« ben in ber ©oefter ©d)ule gebilbeten
Äfinftler. Dabei giebt bie Äuffaffung unb 2)el>anblung
ber ©efammtfompofition, welche berjenigen ber Üafeln an»
Sippborg unb ber ©oefter $öljenfir<&e entlehnt ju fein
jc^eint, ferner baS befannte SWufter im ©olbgrunbe ber
fiuft, fotoie bie auffattenben £ljpen getoiffer Sfiguren, »eld>e
auSgefprodjeneS (Eigentum ber im vorigen Seile gefächerten
ffierffiätte jtnb, — id> öern>eife nur auf ben burdj feine
©teDung unb fein boppelfarbeneS Äoftüm fo fetyr mar*
fanten ©bergen in ben ©cenen beS S3erl>ör$ unb ber
Äreujtragung — bereite« 3 eu fl n ^ öon & cm Unterricht
unb bem $ertoorget)en be$ &ünft(er£ gerabe aus biefer
Strfftötte. Überhaupt bürfen nur alle ibealen (Elemente,
benen nur in feinen Silbern nod> fo reid>lid> begegnen, ge*
troft auf Seljrtrabitionen biefer ©djule jurüdfü^ren. %a
bas Silb in ber #öt>enfirdje ju ©oeft, toeld)e$ mie ein
tooflfommeneS Prototyp ber ©djöpfungen unfer« SWetfter«
erfdjeint, jeigt beutlid) genug, baß wir in feinem Autor
ben Se^rmeifter ber ibealen gformenanfdjauung beS unfrigen
ju fud>en Ijaben.
2Bo aber bejog ber SWeifter bie Kenntnis ber rea*
Iiftifd)en ©tylroeife? ffiir muffen unbebingt eine Steife in
bie SWeberlanbe annehmen. Äbgefe^en fcon ber großen
!Rad)barfd)aft SBeftfalenS unb ber Sttieberlanbe unb ben
mannigfachen Sejie^ungen, 2 ) welche beiber Jhmftretnere
miteinanber öerfnüpften, machen namentlich bie tnelfadjen
Änflänge an ©irf ®out$ biefe Annahme jur ©enriffteit.
*) Über bie ©oefter SWaltedjnif, namentltdj über bie Skljanblung bed
©olbgrunbeS mit Ornamenten unb vertieftem Sintenwert »gl. 9iorbl)off
„2He ©oefter SKalerei unter SReifter tfonrab" a. o. D. @. 114 f.
*) Horbfcoff ©tubien II a. o. O. ©. 137 unb bie Don i$m (3a!jrb.
M Serein* für SOtertumäfreunbe im SK&einianbe LIII 45 unb LXV1II
120 ff.) angeführten bielBeaüaUdjen ©Triften.
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Der ©)riftu$fopf mit bem fträ^nig gefd&eitelten Qaax, bem
länglichen ©eficJjte, bem fpärlidjen ©arte unb ben fdjarf
oorfpringenben ©adenfnot^en, 1 ) bie toeuig frönen, aber
d^arafteriftifc^en Figuren, bie fteifen ectigen SBetoegungen,
bie toloriftifäen 83erfudje Derfd)iebener JBeleudjtung unb
bie ÄuSgeftaltung ber Interieurs 2 ) erinnern fo auffaflenb
an bie «rt unb SGBcifc biefe« #oflänberS, baß ein Aufenthalt
in beffen Atelier entfcljieben öorauägefefet werben mufj. 8 )
$n bie $eimat jurücfgefeljrt, tjat bann ber SKeifter nid)t
mefyr in ©oeft, fonbern in ber $auptftabt be$ SanbeS
feinen SBoljnftfc unb feine SEBerfftätte aufgefd&lagen. $ier
lonnte er für feine neue SWalroeife am elften SBerftänbniS
ftnben, benn l)ier war ber SBoben für bie ?ßflan$ungen
realtftifdjer Jhmft feit 1446 burefc 3fol)ann $o*tbecfe ge*
ebnet. Wud> muß e« auffallen, wie überrafdjenb tnel ge*
meinfd)aftlid>e QÜQt in ben Seiftungen beiber Äünftler ju
pnben finb. Diefelben finb fo jaljlreidj, bafc tclj fogar eine
3eitlang glauben tonnte, bie ganje ©nippe t)on SBilbtoerfen
fönne nur öon einem einjigen SWeifter l>errüi>ren, ber aller«
bingä fpäter eine SBanblung burdfjgemac^t Ijabe. SWan be*
traute j. 93. JfoerbecfeS SEafcI ber Serfpottung (Sljrifti im
') »gl. namentlich ben <5$riftu$topf auf bem 2)irf »outöfäen $iibe
ber (Sammlung £t)tem in ©an 9fcemo „Gtjriftuä im £öuf« ©imon**.
Stbbilbung im ßlafftfdjen 23ilberfd)afee herausgegeben tum 5. t>. Sftebcr unb
81b. S3aneröborfer Er. 1453.
*) »gl. „2)ie Seier be« $affa$fefteö" oon 2)irf SBoutt in ber ©aflerie
ber Königlichen SWufeen gu Berlin 9lr. 539. Slbgebilbet im Älafflfd&en
93ilberfdjafce 9er. 1339. £icr ift ber Söanbfamin genau berfelbc wie bei
ber ©erfünbigung auf bem ©djöppinger tlufeenflügel.
*) 9J?an $at audj öerfdjiebentlidj an bie SReinlingfdje 2lrt feiner
Äompofition erinnert (©djnaafe, Sübfe), $ai aber nidjt beamtet, bafe biefe
Lanier fdjon oor Beinling, wenn aud) nicr)t fo au*gefprocf)en, auftritt,
unb bafj bie ftcr>cr batierten ©tücfe btefed SDceifterö erft mit bem 3a$re
1475 Beginnen (»gl. (Sdjeibler „2)ie ljer&orragenbfien annonnmen SReifter
unb SBerfe ber Äölner SWalerfdjule oon 1460—1500", S3onn 1880 ©. 13 f.)
einer 3*it, wo unfer Äünfllcr ftdfjer wieber in ber £eimat weilte.
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$romnjial*2»ufeum ju SKünfter (Jß 30). 3»it bem
^Berliner Ältare unfereS SWeijterS fcerbinbet ftc nid)t aßein
bie bereit« Don 9iorbl}off bejeugte Übereinftimmung jweier
ftart jfibifd> ausgeprägter ?ßi}t}ftognomien eines ©bergen
l>ier unb eines ©öfters in ber 8uferftel>ungSfcene bort,
fonbern aud) bie völlig gleite SBilbung beS gufjbobenbelags,
ber in feinen garten Orarbcntönen &on weife, blaferofa, blau
unb oltogrün jweimal auf ben berliner «Itarflügeln, fo*
wol>l in ber 83erfünbigungSfcene, wie audj bei ber £erab*
fünft beS $(. ©eifteS wieberfel)rt. 5ftodj überjeugenber jinb
bie Sejieljungen ber ffoerbedefdjen SCafel ju ber gleiten
©cene auf bem Äölner Ältare. Äbgefe^en fcon ber jientlid)
ö$nlid>en Änorbnung bejüglid) ber ©teinbanf, auf melier
ber gefeffelte #eilanb ftfet unb ben abermals ttieberfeljrenben
gleidjgemufterten JJfufjbobenfliefen, ift bie SfjriftuSfigur fogar
bis auf ben ettoaS ibealem ÄuSbrud beS ©eftdjteS, tjter
torie bort ibentifdj. Die göltenmotiDe feiner graublauen
©ewanbung madjen grabeju ben Sinbrud einer gegenfei'
tigen ?ßaufe. Sfuf jttjci anbern tafeln ftoerbedeS, ben
beiben, je^t im ^roüinjial^aRufeum ju ÜWünfter befmblid)en
©tfiden mit *ßaffionSfcenen aus bcm ^farr^aufe ju Sangen*
$orft, befunbet x>ox allem bie ©cene ber tfreujabnaljme bie
engfte SSerwanbtfdjaft mit ber gleichen DarfteHung auf bem
ffölner Ältare. ©obann ift ber auferfteljenbe (JtyriftuS mit
bem feitwärts geneigten Äopfe unb bem nadj Iinfs Ijm
flattemben $aare in Haltung beS ÄörperS unb ©tellung
ber Arme unb Seine genau fo, wie ber auf bem ^Berliner
Ältarflfigel. Äud> bie lang auSgeftrecften unb fjodenben
Satter, weld&e in berfelben ©cene oor unb Ijinter bem
©teinfarge fälafen, entfored)en ftd) in tyren uerfdjiebenen
Äörper*£agen unb Stellungen $ter, wie bort, ©benfo ift
auä) ber Keine, blaugefletbete $age, welker bei ber $änbe*
luafäung beS Wlatu* plfreid) jur $anb ge§t, eine bei
unferm üKeifier befannte unb beliebte ftigur. (Snblidj jeigt
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aud) ein britte« ffierf Äoerbecfe«, ba« SRittelftttcf be*
Ämel«bfirener Ältare«, jene für unfern 3Wetfter fo überau«
djarafteriftifdje* mifjoerftanbene Änwenbung ber (Bpifoben*
compofttion, auf weldje idj l^ernad) bei Sljarafterifterung
feiner ©ttyfweife eingeben werbe.
$ann fomit fein Qtotifel an einem 3 u f amtttcn ^ an 9
ber SBerfe beiber Äünftter befteljen, fo fragt e« ftd) nur,
wer oon iljnen ber gebenbe unb wer ber empfangenbe SEeil
gewefen ift. SWad) SWorb^offö' Unterfud&ungen fann nur
ftoerbeefe ber Seljrer gewefen fein, benn er bemerft au««
brücflid) *), ba& ba« ©eftdjtsprofif be« fdjlafenben ©achter«
auf bem ^Berliner «Itarflügel eine Äopie be« ©bergen au«
Äoerbede« lafel ber SSerfpottung fei, unb bafc ba« 83er*
^ältntö fein umgefeljrte« fein fönne, ba ber ^Berliner Altar,
unter bem SBorwalten unb gortwirfen be« 3beali«mu« in
©oeft, bodj wofyt fpätcr entftanben fei, al« Äoerbecfe«
©erf. hierbei ift fretlid) ftiflfdjweigenb bie 83orau«fefcung
gemalt, bafj ber berliner Altar in ©oeft entftanben unb
fein ©djöpfer bafelbft anfäffig gewefen fei. Da Äoerberfe
bereit« feit 1446 in ben Urfunben ermähnt wirb, unb aud)
feine fflerfe, mit ausnähme be« Altar« au« Ämel«büren,
in ber Xfyat einen etwa« älteren Sljarafter an ftd) tragen,
fo glaube audj idj, baß ba« Don Sßorbtjoff bejeid&nete 35er*
l}ältni« ba« richtige ift, jumal bie gugbefleibung auf $oer»
beefe« SBerfen nur erft au« £ud) ober 3fifjbe*ügen beftefyt
unb nod> metyt jene eigenartigen ©teljenfdjutye jeitigt, wie
wir fie bei unferm SWeifter fe^en. Dagegen bin idj be*
jttgtid* ber Ort«frage anberer STOeinung. ®rabe bie ange*
führten Sejieljungen ju Äoerberfe, erforbern unbebingt ein
nähere« Qn^ammmUUn beiber Äünftler unb mannen e«
weit waljrfdjeinlidjer, baß ber SWeifter eljer in SKünfter,
benn in ©oeft feinen SBoljnfife gehabt Ifat. hierfür fpridjt
l ) ©tubien II a. a. £>. ©. 135.
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audj no<$ folgenber entfd^eibenbe Umftanb. An einem
Pfeiler beS Domes ju SKünfter beftnbet ft$ bidjt neben
ber SBilbfäule beS $1. 61)riftotf)oroS ein SReft Don ffianb*
maierei, ber in fyalblebenSgroften friguren bie JBefetyrung
gjauli auf bem ©ege nadf) DamaSfuS bavfteflt. ©tglltftifd)
jeigt bie Sßalerei eine fo enge S3ertoanbtfdf)aft mit ber
Darstellung gleiten ©egenftanbeS auf bem Sfufjenfliigel beS
berliner ÄltareS, bafc tt)of)l trofc ber Äntiquafdjrift auf bem
©prudjbanbe, laum ein 3 tüe if c ^ an ber gleiten Äutorfcfyaft
beiber ffierfe entfielen fann. Die Äopfttypen ©ott4BaterS,
Des erfdjretften SßauluS unb feines Segleiters mit ben fyin*
untergebenen 2Wunbtt>infeln, tragen alle $araftertftifd)en
SKerfmale unfereS 3KeifterS au fid), unb baS naturaliftifc&e
2»otit) beS rücfroärtsflatternben Mantels finbet fidf) $ter
ttrie bort. Auf jeben Qfall l>at man aber mit ben SRalereien
im Dome einen Ijeimifctjen Äünftler unb feinen fremben
betraut jumal Sßünfter eine blityenbe 3Walerfd&ule befaß
unb auf's glficflidjfte mit ©oeft rtoalifterte. ! ) Sttun nnffen
mir aus alten &irdjenred)nungen beS bortigen Staatsarchivs,
ba§ in ben ^a^ren 1485 unb 1486 ein Sßaler „$ol)ann"
©eiber für ffianbmalereien im alten, jefct abgebrochenen
Dome empfing 2 ) unb aus einer Urfunbe ebenbaf elbft, 8 )
ba§ im $al)re 1487 20. ^uni ein SWaler „ftoljann aus
©oeft 11 jmei §äufer in ber ElemenSftra&e ju SMnfter, mo^in
er »erheiratet mar, uerfaufte. SWorb^off, welker uns bie
beiben 9lad>rid)ten mitteilt, 4 ) möchte nun ben erften SWamen
') Jfiknbmalerei ift überall. Die SBemalung einer SBilbfäulc beö
13. 3äW). in ÜRetelen nadjgewiefen r>on Storbljoff bei Songinuä, güljrer
bnrd) ba$ SRünfterlanb 1896 II 6. 128.
*) Über bie bort unter ber $ünd)e aufgebetften Malereien ogl. ©ei*«
berg in ber weftfälifäen 3eitfc^rift 38 I 32.
*) allgemeine Urfunbenfammlung 9Rr. 397 be* ©taatgardjiö* gu
SRnnfier.
*) Stubfen II a, a. D. 6. 125 u. 136.
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30
für 3foljann Äoerbetfe in Sfnfprud) nehmen, weil bic blogc
Angabe be$ SBornamenS nur auf bic befannte *ßerfönlidj*
feit biefe« 2ßeifter$ bejogen werben fönne. ftvix ben
jroeiten SWamen weiß er nod) feinen Anwalt, um 3WaIereien
ju ©oeft unb ju Sßünfter auf iljn anjuwenben, ober eine
Serbinbung jn>ifd)en iljm unb ÄoerbedEe fjerjuftetten. SBaS
leitete Sebingungen anbetrifft, fo glaube id), baß tpofjl
fein SKeifter biefelben glfuflidjer erfüllen fann, aU tbtn
ber unfrige. $ä) trage baljer feinerlei SBebenfen iljn unb
$ol>ann tton ©oeft al$ ein unb biefelbe Jfünftlerperfönlidj*
feit ju bejeidjnen. aber aud) bie erftere SWadjrictyt möchte
id) lieber auf ^oljann öon @ oe ft & enn au f 3°§ ann $oer*
beefe bejogen nnffen. SWimmt man an, baß ßoerbede im
3fa^re 1446, too tyn bie Urfunben jum erften SKale als
ÜWeifter nennen, zttva 20 ^aljre jätjlte, fo muß er bie
Malereien im alten Dome, loeldje jroifdjen 1485 unb 1486
beglichen würben, toenigftenS at$ fed)jigjäf)riger SWann, alfo
immerhin in einem Älter ausgeführt fyaben, wo man ber*
artig unbequeme unb anftrengenbe Arbeiten lieber einer
jüngeren ffiraft überläßt. 1 ) ftotyamt öon ©oeft aber muß
l ) ftorb^off btmtxtt felbft (@tubien II a. o. D. 6. 126), bafj in ben
3aljren 1488/89, wo in ben 8ted)nungen beä alten 3)ome$ nunmehr ein
SReifter Martin erfd&eint, alfo nur 2 3aljre fpäter, ßoerbetfe woljl fdjon
ben Sßinfcl ljabe ruljen Iaffen. Sntereffant ift übrigens, baß oon ben
unter ber Zündet aufgeberften Silbern SRartinä etneä gleichfalls bie 9Be»
fe^rung Sßauli barfteflte. 3$ tann fjier nur ber Wage 92orb^offd bei*
pflichten, bafc man nidjtä baoon in djarafteriftifdjer Sßaufe gerettet (at.
2Bie wertoott ptte grabe biefed ®tü(f für uufere 33ergleidmng fein tonnen!
— Sugletdj mögen Iner nodj einige unoeröffentlid)te Zotigen eine ©teile
finben. Über 3o!j. tfoerbeefe bewahrt bae" ©taataardjio in fünfter eine
SRorij, bie ft$ <wf ber Sftücffeite eine« SBüd^leinö 00m 3<rf)te 1465, ge-
(^rieben Don einem Sftöndje Sodann oon Sielen im Softer SWarienfelb,
finbet. SDanadf) erhält ber Drbenöbruber oon guten öeuten 43 rfteinifdje
©ulben, um ein ©laöfenfter im Sßeftgiebel fjerfteHen $u Iaffen. 2)er 8lbt
fagt tytti, er foHe baö ©elb aufgeben unb warten, bit ftd) bie Summe
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31
in bicfem fdjnrierigen .ßmeige & cr SWalerei fd&on früher be*
»anbert unb berühmt getoefen fein, benn fonft toürbe man
üjm fidjer mdjt bie Walereien im neuen Dome anvertraut
$aben.
gaffen toix alfo baS ©efagte nod) einmal jufammen,
fo ergiebt ftd) au$ bem frühem, fabelhaften ftarenuä nun*
meljr ein urfunblid) bejeugter 2Weifter Qfo^ann Don ©oeft,
bet aud) aller 5Bal)rfd}einlid)feit nadj in ©oeft um 1440
burdj mübtljatige ©oben nodj oergröfcert $abe. «Diefelbett muffen aber
n>ofjl audgeblieben fein, beim weiterhin trägt ifjm ber 8lbt auf, bad ©elb
an Surf)- ^oerbede aud 2Rünfter $u geben in S3egablung für bie öon it)m
gefertigten Safeln auf bem oberften Ultare. 3)a bie 8Beit)e biefed Altäre«
erft im Safcre 1457 ftattfanb (ogl. «Rorb^off ©tubien II a. a. £>. ©. 131
unb 133), fo ift bie 5Rotia offenbar in fnäterer 8«t auf bie leere SRüdfeite
bed $üd)letnd nachgetragen worben. SebenfaHd erfahren wir aud t^r v bafj
Sotj. Äoerbetfe ber ÜHaler bed SRarienfelber «f>odjaItard geniefen ift. —
©obanu teilte mir £err Sßrof. 9lorbt)off nodj mit, bafj M bem Serfauf
bed Äoerbetfefdjen §aufed im Safjre 1491 Saurentiud Söntte, be Sfleler,
(offenbar ein Sdjüler be« TOcifter«) Sförgfdjaft Ieiftet. £audbrief bei
9Hemaun am ©egedenbe. — gerner nacr) einer Urfunbe: „§inrif TOober«
fonne, ©rete feine grau, ÜRefter ©ermann tforbetfe unb ©ertrub feine
grau, S3ürge $u SWünfter, oerfaufen bem Äerftien ßerfering, tfanonifud
oon 6t. Martin, einen Sftentenbrief. 1531. 5. 7. — Waä) ben Skdj-
nungen bed alten 2)omed erhält 1514 — 15 Sofyann Sönletfen pro pictura
parietis in medio eccJesiae ... IV marcas V solidos unb 1516 — 17
ein magister Hinricus SBeloenfdjneber pro ligneis imaginibus octo
apostolorum substnictura organi stantibus V marcas. gerner malt
um 1536 ein äilian pictor ein 2BanbgemdIbe im ÄapiteHjaufe uon 8ub«
geri. fflad) bem ßubgeri»$farrbudje. — 9ladt) ^rabbeö Sludfagen befanben
ftd) im 2)ome noer) folgenbe Malereien: 2In ber Orgel, gifdjblafenmufter
nnb Duaberfteinbeforation oor 1448, $ufolge eine« babei angebrachten
SBappend ber gamilie SWorienn; in ben ©etoölbegtoidem bed »eftlidjeu
Ouerfdjiffed 33Iumenmebatttond, infdjriftlidj aud ben Sauren 1628—30
ebenba bie giguren continentia, temperantia unb amicitia, — in ben
©eitenfdjiffen : Silber aud bem SHarienleben (nörblidt)) unb aud bem
geben bed 1)1. ?aulud (füblidt)) oon #adpar Storp 1650. (Sin $ietridj
©torp nrirfte um 1630, ogl. SRorbljoff in $rüferd Hrdjto für firdjlidje •
Äunft 1886, 3a$rg. 10 S. 22.
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geboren fein toirb. ^ebenfalls l>at er Ijier feinen erften
Unterrtdjt empfangen, ift bann auf ffianberfdjaft gegangen,
ljat in ben SWieberlanben ba$ Atelier be$ Dirf SBouW be*
fuc^t unb fyat ftdj, in bie #eimat jurüdgefe^rt, in SMnfter
niebergelaffen, fco er JBejie^ungen ju Äoerbecfe pflegte unb
gleich biefem bie realiftifd)*meberlänbifd)e Strömung leitete,
gerner bürfen toir annehmen, bafj er ein tool)lf)abenber
ÜÄann toar, ba er jtoei Käufer in ber (ElemenSftrafje fein
eigen nannte, unb bafj er öieOeidjt nod) bis in ba$ fol*
genbe ftaljrljunbert hinein feine X^ätigfeit ausübte.
§ 2. CtjarakterifKIt ber Ütalroetfe.
Obtoolfl man im allgemeinen bei ben norbifdjen
Äünftlern be$ 15. ftaljr^unberts ötm einer Äompofttion in
unferm ©inne nidjt reben fann, ba fie toeber eine finn*
reiche Äu«nufcung be$ gegebenen SRaumeS, nodj eine n>ol)t
burdjbadjte Änorbnung unb #er&orl)ebung ber #auptge*
ftalten fennen, fonbern tyxt Figuren in natoer SBeife neben
unb Ipntereinanber [teilen, fo mufj id) bodj mit einigen
SBorten auf bie abfonberlid&e ÄompofttionSmanter unfere*
ÄünftlerS eingeben. Sieben jener althergebrachten SBeife,
bie Xafet burdj aufgemalte Streifen unb ©änber in öer*
fdjiebene SBilbfelber einjuteilen unb fo für jebe #anblung
einen befonbem SRaum ju fdjaffen, bebient ftd) unfer ÜWeifter
aud) ber bereit« meljrfad) genannten bamals allgemein be*
liebten (Epifobenfompofttion. SBä^renb jebod) bie nieber*
länbifdjen ÜWeifter, namentlich £>an$ SWemling unb Dirf
33out$, fottrie bie ^etmifdjen Jhtnftfodegen il>re öerfd&iebenen,
d&ronologifcfc auf einanberfolgenben #anblungen burdj bie
lanbfd>aftti$e Änorbnung, Gruppierung unb öor allem
burefc bie perfpefttoifdjc SBerffirjung ber giguren ftreng
fcon einanber ju Reiben unb fo tlar unb überftdjtlid) ju
geftalten toiffen, verfällt unfer Äünftler in einen boppelten
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8?d)Ier. (Einmal fonbcrt er feine figurenreidjen ©rudert
niefct genügenb burdj bie Sanbfdjaft, fobaß bte eingelnen
©cenen in einanbet überlaufen unb ein wirres, unüber*
ftdjtlid&eS ©ewül>l bilben, gum anbem unterläßt er e$,
biejenigen Cpifoben, meldte im frintergrunbe ber rid&tig
perfpeftfoifd|> gejeidjneten Sanbfd&aft öor ftd& gelten, tUn*
fall* nadj ben ©efefcen ber *ßerfpettioe gu toerffirgen. $ier*
burdj entfielt ein auffaOenbeS SRißöer^ältni* gwifd&en Sanb*
fd&aft unb fjiguren. *) JBeibe Äompofttion«weifen finben ftd&
nebeneinanber auf bem berliner Wtare, wo ba« Sßittel*
flücf bie Iefctbefdjriebene, bie beiben innem fjlügelbilber bie
alte, ibeale SWanier geigen.
Següglid) be$ ÄuSbrudte unb ber ^Bewegung barf man
woljl fagen: baS Sollen bes JJünftler« ijl größer als fein
ftönnen. ©o gerne er möglid)jt lebenbige unb bramatifd^e
Äftionen fdjilbern will, fo wenig oermag er bie äußerji
übertriebenen «ttitfiben feiner Qfiguren ^^r unb glaub*
$aft gu gepalten, ober iljre heftigen ©eftifulationen burd>
ein entfpred&enbeS SDWenenfpiel aud) nur Ijinrreidjenb
pfodjologifd) gu erflären. £rofc ber großen Änftrengung,
weld>e bie giguven mad)en, um lebhaft gu erfdjeinen, bleibt
iljre Bewegung bennoefc „feltfam fjaftig" (Jhtgler) fteif,
eefig unb unbeholfen. ftmmerljin barf man einigen ©cenen
wie g. 8. ber Jtreugfdjleppung auf bem ^Berliner ober
©<$öppinger Ältare eine gewiffe füljne SBirfung nid)t ab*
fprec&en. SBo ber STOeifter bagegen in ben befd&eibenen
©rengen feine« Talente* bleibt unb ru^ig bafteljenbe, ah
tionSlofe ftiguren giebt, fann er guweilen üon trefflicher
»irfung fein. (Einige feiner ÜWännergeftalten ftnb prächtige,
ftattlidje (Erfd&einungen, Dotier ©ürbe unb ©elbftbewußtfein.
3$ t>erweife nur auf bie brei oorberen giguren beim
©djöppinger ecce homo ober auf bie fcfyöne ©eftalt be$
*) SBgi. bie TOitteltafel bei flltar* au« Hmellbüren.
LVU. 1. 3
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gweiten ©eifert Bei ber Anbetung ber 1)1. brei Könige auf
bem linfen Oflügel be$ ^Berliner Altar*, «udf> in ©cenen
wie ber Orablegung unb SBewetnung ß^rifti, wo er ben
ÄuSbrudf be$ ©d)merje$ fanft unb o^ne ffiftafe wiebergtebt,
weiß er gu feffeln unb ftu rühren. §auptfädf)lidf| aber ift
feierliche 9lui>e unb fromme Anbaut ba3 Oebiet, auf bem
er ftd) l>eimifdfj fitylt. £)at)er gelingen tym audf) ©cenen
wie bie SBerfünbigung ober bie Anbetung be$ neugeborenen
ÄinbeS am beften. ©eine SKabonnen unb ftrauen finb
anmutige, liebenswürbige (Erfd&einungen, benen aüerbingS
nod) t)iele* feljlt, um fie als fdjön ju bejetd&nen. Dicfe«
*ßräbtfate$ bürfen ftd) l)ödjften$ bie Reinen fiinberengel
rühmen, welche wirfltd) nod^ etwa« t)on bem fo öiel ge*
priefenen fiiebreij unb ber fügen #olbfeligfeit ber Sngel
be$ SieSborner 9ÄeifterS an ftd) tragen. Überhaupt ift
ba« ©djönfyeitsibeal beS 3Wetfter3 fein feljr t)ol)eS. Qftm
ift eS weit met)r um bie d&arafteriftifdje Äuffaffung eine«
ÜÄttnnerfopfeS, benn um bie ibeale ©eftaltung eines fdjönen
©eftdfjteS ju tt)un. ©d&recft er bod) felbft bor ber Dar*
ftellung üößig tjäjjlidjer, fogar budfltd&er unb öerfritypelter
2flenfd)en nidjt jurüdf.
Offenbar ijat ber ÜRcifter eifrige ©tubien nad) bem
3WobeH gemacht unb i)at audj bie Anatomie be$
ÄörperS im allgemeinen ridjttg oerftanben. 35ennodt) ift
bie ffiiebergabe ber nadten Seile burd&auS mangelhaft unb
unforrecft. An fdf)mäd)tigen, bürren Körpern ftfeen lange,
magere Arme unb fcfymale, bünne Seine. SSöBig öerfe^lt
finb in ben ÄreujigungSfcencn jebeämal bie beiben ©d)äd()er,
bie ftd) in unglaublid&en Sßinbungen bem SBefd&auer prä*
fentieren. ftljre Arme unb JBeine gleiten ©tödfen, bie
man an toerfcfyiebenen ©teilen ge!nidtt unb gebrochen $at.
©er Seib wirb unterhalb ber SBruft ftarf eingefd)nürt, fo*
bafj biefe unb bie Ruften breit unb unfd&ön hervortreten.
(Etwas me^r ©orgfalt berwenbet ber SWeifter auf bie JBil*
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bittig be$ ßljrtfhtSförperS. #ier f ommen bie Proportionen
toenigften« annäl>ernb ber ffiirflid&feit gleich, wenn aud> bte
Cjtremitäten im 3Ser£ältni$ jur SWatur immer nodf> gar ju
fletfd)lo£ unb gebrechlich erfd&einen. ©elbftoerftönblidb mad)t
ftdj biefe mangelhafte ÄörperfenntniS bei langgewanbeten
ober mit antifer Xra$t befleibeten Figuren weniger ftörenb
bemcrfbar.
SBte fdfjon gefagt, oerwenbet ber ÜKeifter ein $aupt<
augenmert auf bie lebenswahre Durd&bilbung ber Sföpfe.
Demtoci) lommt er audf) §ier nid&t über ein gctütff es fonfcentio*
neOed ©d&ema hinaus. Den ©efid&tern haftet immer etwa*
tty>ifdjeS an, unb bie JBilbung ber ©ingelteile ift faft überall
biefelbe. QfnS Äuge faDenb ift bor allem ber nad& ben
Oljren ju breit auSlabenbe ©djäbel mit bem Ijoljen «nfafc
beS DljreS, bejfen Dberranb faft bis jur SWitte ber im
ganzen fd&on jtemlidj ^o^en ©tirn reicht. %t)ptfd) {inb
ferner bie fdjmalen, gtanj* unb Ieblofen Äugen, bie ftarf
twrtretenben S5a<fenfnod)en, ber Reine gwifdjenteil jwifd&en
SRafe unb STOunb unb bie bei SWännerföpfen $äuftg in über*
mäßiger ffieife Ijinuntergejogenen ÜWunbwinlel, meiere ben
©eftdjtern einen mürrtfd&en unb toerbriefclidjen ÄuSbrudt
»erleiden. Die grauen f>aben einen Keinen SWunb unb
jutn ßetd&en ber Anmut unb STOilbe bie SWunbwinfel gerne
etwas Ijod) gebogen. Die SWafe ift meift inbtoibuell gebilbet;
bod) liebt ber ÜÄeifler, wie faft äße bamaligen Äfinftler,
gur Cljarafterifterung ber ©bergen unb SBüttel gern über*
trieben jübifdje gönnen. Da« Qaax ift gunädjft in breiter
Sßaffe untermalt, unb bann ftnb bie einjelnen £>ärd)en unb
Skfeter mit feinen Sßinfelftrtdfjen aufgefegt. ÜWaria STOag*
balena unb bie Jungfrau SWaria Ijaben ftets baS auf bie
©futtern fallenbe, rotblonbe, wellig burcfygefämmte #aar.
Der JBart ber SWämter ift um ben 9Äunb ljerum meift
fpärltc^. <£r enbet in eine ober in jwei ©pifcen, bie ju*
»eilen geflochten werben.
3*
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36
Die §änbe ftnb oft lebhaft geftifulierenb, lang utib
fdjmal, bie 3füf$e unförmig, grofj unb plump. SBeiben fel>lt
bic genauere Kenntnis be$ innem ÄnodjenbaueS unb jebe
Angabe eines ®elenfe8. 8n ben #änben pnbet ftd> nic^t
feiten ber Daumen mit einer Ieifen ©djtoingung nadb
äugen abgefpreijt.
Die SWobeHierung ber nadtten fceile ift, mit Ausnahme
ber üBännerföpfe, bie jumeift fe^r etnge^enb mobeHiert
ftnb, bur$au£ flad) unb fdjattenloS, unb ber alles umge*
benbe fdjttmrje Äontur beeinträ<$tigt bie plafttfdje fflJirfung
nod& mefjr.
Die *ßerfonen bes #eiligenfretfe$ lleibet ber ÜKeifter
in antite ©etoanbung, bie übrigen nadj ber ©itte ber Qtit
in baS SWobefoftüm ber SBenbe be$ 15 $a^rf)unbert$.
SBefonbere SSorliebe befunbet er für brolatene, feibene,
fammete unb pelj&erbrämte Oetoänber. Die ÜWänner
tragen enganliegenbe, trifotartige JBeinfleiber unb gegürtete,
mehrfarbige tööcle. fiefctere ftnb manchmal fo furj, bafc fie
faum bie Ruften bebedten, ober bis an bie Jfrtie reid&en,
manchmal fo lang, ba§ fie faft ben SBoben berühren. Salb
l>aben fte lange unb enge, balb furge unb toeite, balb auf*
gefdjlifcte unb §erabl>ängenbe #rmel. SWid>t minber man*
nigfad) ftnb bie dornten ber Jfopfbebedung. Sieben runben
unb flauen, l)of)en unb fpifcen #üten, fommen Jfapujen
unb SWüfcen, farbige unb umgefrempte Qfilje fcor. Die
grufcbefleibung befte^t in fpifcen ©djnabelfdjut)en, einfachen,
tucfyenen Überzügen unb in eigenartigen, bereits ermähnten
©telgenfdjuljen.
Der gug ber galten ift flott unb tooljlDerftanben. <£r
folgt überall ber SBefoegung beS Körpers. #ie unb ba
bilben bie galten tt>ol>l nod> breite unb ruhige gitteren; gu«
meift ftnb fte aber nad> realiftifdjer SBeife eefig unb fd&arf*
fantig gebrochen, ©elbft rö^renartige galten ftnb nid)t
feiten. Der #eitigenfdjein ift immer aus ®olb, meift
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fdjeiben ober ftral>Ienförmig. ffio er gegen ben (Solbgrunb
her fiuft ju flehen fommt, wirb er gerne einpunftiert unb
mit Flamen unb anberweitigem Qkxat öerfeljen. ^nnerljalb
be$ SHIbeS erhält er oft eine bufe, tellerförmige ©9p$*
unterläge, ^uwetlen wirb er wie au& Saune gonj fortge*
laffen. *) Äu$ wirtlid&em ®oIbe ober ©über befielen aud&
bie Lüftungen, $ettne, ©djwerter unb Sanjenfpifcen ber
SReiter unb Anette, fowie fe$r oft ber SGumjeugfd&mucf
ber Sßferbe. üDiefe felbft ftnb fteif unb $öljern. tSfyaxat*
terifttfc^ für fie ift bie ftcrotg^c SBeugung be$ SWacfen«
unb ba3 immerwieberfel^renbe ÜWotfo be£ l>odjgejogenen
redeten ober linfen SJorberbeineS. SBeffer unb natürlicher
gebärben ft$ bie #unbe unb anberweitigen Xiere, mit
benen ber SWciftcx juweilen feine ©Über ju ftaffieren
beliebt.
Die Sanbfdjaft fpielt bei ifjm eine große Stoße unb
tft audj feine fd&ledjtefte ©eite burdjau* nidjt. SWur ift fte
ntdjt gleigmä&ig genug burdjgebilbet. ©ewöl)nlidj ift ber
Corber* unb SWtttelgrunb ju wenig ausgeführt unb flfidjtig.
Die braunen, formlofen #figel, welche §ier bie Sanbfdjaft
burdjjteljen, gleiten e^er einer Steige öon SWaulwurfSliügeln,
benn einer natürlichen Anlage, unb bie Säume unb ©trauter
finb fo rol> unb fd&ematifdj at* fjätte fte ein Anfänger ge*
malt. HuffaHenb gut ift ftet$ bie gerne, ©ie ift buftig
unb jart, babei bodj) flott unb ftc^cr ausgeführt. SSicIgc*
türmte ©täbte, baumbelaubte #öf>en unb wieberfpiegelnbe
©ewäffer bilben Ijier in wedjfelnber Ofotge ein fdjöneS, an*
mutiges fianbfd&aftsbilb. SBefonbere ©orgfalt toerwenbet
ber SKeifter auf 39aulid)feiten unb arcfyitefturen unb auf
l ) 5)a*felbe Jtnbet ftd) a»dj bei bem Kölner SReifter ber 8ttöer3berger
ftoffton, mit bem ber unfrtge überhaupt oiel oerwanbieS ijat. 9tod>
gdjeibler ($ie (jeruorragenbften amtonnmen SReifier unb SBilbwerfe ber
Äolner ÜÄaTerfd^uIe t>on 1460—1500, «Bonn 1880 ®. 17) foH ber ftölner
ebenfalls ein ©djüler be$ 2>irf 33o«t§ gewefen fein.
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38
bic ÄuSgeftaltung öon ^nnenräumen. #ier ijt alle« fauber
unb betattttert öon ben fpätgotifd&en fallen, ©urgen unb
Käufern bis Ijerab gu ben fleinjten ©egenftänben, weld&e
ba$ SWeublement ber 3immer unb gu ben bunten gffiefen,
weldje ben ©elag ber ^ufcböben bilben. Die Suft ift —
wenn nidjt golben — unten tuetgltd^ unb nad) oben gu
tief blau, ©ei ber ©efeljrung *ßauli auf bem Äufjenflfigel
be$ ©erliner ÄltarS ift fogar ©ewitterjHmmung unb bei
ber ®efangennat)tne Efjrifti SRad^t unb gadelbeleuditung
nid^t ol>ne ©efdjicf &erfud)t.
STOit ben ©efefcen ber $erfpefttoe weift ber ÜÄetfter,
folange e$ fic$ um Sanbfd&aft unb Qfnnenräume Ijanbelt,
befriebigenb umgugel>en, wenn er aud), was faft alle
Äünftler jener Qtit tfjun, ben «ugenpunft ftet« gu fyoä) an*
nimmt. Daft er aber Figuren unb 2anbfd)aft in fein
l>armonifci}e$ ©erljältniS gu bringen öermag, Ijabe idf) fdjon
bei ßtjarafterifierung feiner ÄompofttionSweife bemerft.
Da« Äolorit ift Ijlell, fräftig unb leudjtenb, jeboc^ mit
einer Annäherung gum ©unten, ot)ne beSljalb bt$tyarmonifdf>
gu fein. 2Wand)tnal fyat freiließ baS Slot gar gu grelle
weifte ober gelbe Sidjter. Das ©elb ift in feinen ©djatten
rot unb orange, baS SBeift blau, grau ober öiolett. Die
Derfd&iebenen Jone beS ©rfin finb faftig unb leud&tenb
mit gelblid&en Sintern, ebenfo bie galjlreid)en Nuancen beS
SRot. Das ©lau fjat bagegen oft einen ©tid> in'* ©rüne.
©ntfpredjenb ber feueren ober bunfleren Sarnation ber
©efidjter, geigt ber £eint ber grauen einen gart grau*
blauen ober öioletten ©Ratten, ber ber Sßänner einen
bunfelen, bräunlid^* roten. Die SBangen jinb leidet gerötet,
bie Sippen wenig frifdj), unb bie Sidjter auf SWafe, ©tirn
unb Äinn in weißer gfarbe aufgefegt unb bann vertrieben.
Die Sßalweife ift burd>gängig in Ölfarbe, ber Auf*
trag feft unb gäf), an einigen ©teilen jebodf) fo bünn, baft
bie ©orgeidjnung unb Untermalung burdjjfdjimmert. #äuftß
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39
ftnb Safurfarben, namentlidj ein frappartigeS SRot Der-
»enbet. 3BaS enblid) bic Ausführung betrifft fo ift bie*
felbe ntc^t immer gleichmäßig. Sieben fein unb forgfam
ausgeführten ©cenen, finben ftd) mitunter foldje öon faft
fftjjenljaft ro^er Ausarbeitung.
§ 3. Werke bes Mtiftm.
a. 5)et Sütar Ut Serlra.
SDicfcr burd) Sßaffa&ant 1 ) auf ben Üflamen „^arenuS"
getaufte unb in ber Sitteratur befannt geworbene Altar, 2 )
ift ein grofceS breiteifigeS ffiert, beffen SKittelftüd (1,91 m
J>odj unb 3,42 m breit) ftd) ^eute nod) im ^Berliner SKufeum
befinbet (M 1222), mäljrenb bie ftlügel (je 1,91 m l>odj
unb 1,59 m breit.) feit 1880 leifjroeife bem *ßroöinjial*
üftufeum 8 U SÄünfter überlaffen finb, mo fie bie Äatalog*
nmnmern 99 unb 100 führen. Selber Ijat ftd) bis jefct
nod> nidjts SeftimmteS über feine #erfunft ermitteln laffen.
©ir muffen alfo oorläupg mit ber Sttad>ridjt SBaagenS t>or*
lieb nehmen, nad) tt>eld)er ber Altar aus einer ber $ird)en
Don ©oeft flammt unb eine ©injelertterbung beS ^Berliner
SKufeumS öor bem Qfa^re 1830 ift. ©eit burd> SJoIt*
mannS Unterfudjung 3 ) ber ni<$ts weniger als toeftfältfd)
Hingenbe Sttame „QfarenuS" in baS SReid) ber fjabcl Der*
Briefen ift, geljt ber Äliar fytutt unter ber allgemeinen ©e*
jetetymmg „©oefter ©d>ule ,J , an beren ©teile nunmehr bie
genauere „Qfo^ann üon ©oeft" ftu fefcen ift.
Die 9Ritteltafel beS öftern befdjrieben (©d>naafe,
2übfe, #anitfdjef) fteßt in epifobenartiger Äompofttton bie
x ) ihinftretfe burd) Belgien unb (Snglanb @. 141 unb 402 unb
«unftMatt 1833 3lx. 13.
*) 2Bir finben ben Manien In kuglet, Söaagen, ©edfer, SJörfter,
©djnaafe unb öübfe.
8 ) Stepert. für ffunftw. II ©. 422.
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ffreujigung mit ben fle begleitenben SRebenumftänben bar.
3fn bcr «norbnung bcr ©ruppen nidjt fonberlid) oerfdjieben
oon bcm SBilbc in ber ©oefter #ö$enfirdje, Icibct fte jeboc$
an ben für unfern ÜÄetfter als djarafteriftifdj bejeid&neten
Ofeljlern, ber mangelhaften {Raumbtepofttion, ber fdjledjten
©onberung unb perfpefttoifd)en SJerfürjung ber ©ruppen,
an ber Überfülle ber Qfiguren u»* an a ^i u buntem ffolorit.
3fn ber SWitte ber £afel ergebt ftd) jttrifdjen ben Äreujen
ber ftarf tjerjerrten ©<$ädjer, beren ©eelen in Ätnberge*
ftalt oon einem (Engel refp. fceufel geholt werben, ba$
Äreuj be$ CrlöferS, beffen ©tamm bie fnienbe SDtagbalena
mit beiben Armen umflammert $ä(t. Sinte gruppiert ftd>
eine JReiterfäar um ben blinben SongtnuS, ber, öon einem
ÄriegSfnedjte unterftüftt, bie Sanje in bie <Sätc be« #errn
fliegt, redjt* eine anbere um ben belehrten Hauptmann.
2flel>r naä) Dorne befmbet ftd) eine ©ruppe toon Quben,
bie einen ftfcenben unb ein ©prud&banb fd>reibenben @e*
noffen umfte^en. 1 ) ©anj im JBorbergrunbe $o<fen bie
©ftlbner unb geraten beim ffiürfelfpiel um ben Stodt beS
$errn in einen STOefferftreit. fiinte fie^t man bie grauen
unb Spanne* um bie ohnmächtige SWutter befdjäftigt.
©anj lint$ fommt &l>riftu$, ba$ Äreuj tragenb, nebft bem
©efolge au« bem ©tabtt^ore. hinter il>m breiten, SRaria,
3foj>anne$ unb Seronita mit bem ©djweifjtudje. (£ttoa&
jurüi fpielt bie ©efangeuna^me ffi^rifti burdj ftuba* unb
feine {Rotte, ©anj redjtS erlöft SfjrtftuS bie Patriarchen
au« ber flammenben SJor^öOe unb weiter jurüd wirb er
Don ben toeinenben Angehörigen ju ©rabe beftattet.
SBfltyrenb biefe lafel einen burdjauS unruhigen unb
wenig befriebigenben (Sinbrud unterlägt, geben ftd) bie
3fnnenfeiten ber Oflügel einfacher, weniger geräufd)öoH unb
') 3)ie ©nippe erf^eint au$ auf bem 33ilbe Jlpnra&d oon ©oefi in
SEfarcnborf.
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angenehmer für bie {Betrachtung. Qebe @cene beanftmic&t
$ier einen {Raum für ft<$, begnügt ftd) mit einer geringeren
gigurcnja^I unb jeigt ein minber bunte«, ungleich Ijarmo«
mfdjereS Äolorit. ;$eber l^lügel enthält öier ©cenen au$
ber @efd>id&te bes $errn, unb jtoar ber Knie Vorgänge
aus ber ftinbljeit$gefc&id>te, ber redete Creigniffe naä)
feinem Jobe.
üDie erfte ©arpettung auf bem linten 8flügel, loelc^e bie
Sertünbigung jeigt ge$t in einer @tube bor fld&, bereu
»oben fd)5n unb ffluberlidj mit bunten gliefen au*geftattet
ijt unb beren rechte #älfte faft ganj Don einem großen
%tttt mit roten JHffen unb »orangen eingenommen wirb.
9ted)t£ im Corbergrunbe tniet SWaria in bemutooQer unb
ergebener Haltung bor einem gotifdjen Setpulte. Sin
golbener 9Wmbu$ mit einpunftiertem JRamen umgiebt t^r
anmuftolles Äöpfd&en, oon bem bie blonben #aare in
meinen ©eilen auf ben blauen Sßantel unb ba$ blaßrote
Untertleib herabfliegen. 33on linf« naljt ftdj il>r ber lieb*
Kdje #tmmel$bote m meinem Äleibe unb rofenrotem
STOantel, beffen breite Sorbe ein prächtiger Samuel Don
aufgemalten *ßropl>etenftatuen giert. Qn ber Sinfen Ijält
er ein ©cepter, woran ein ©prud&banb mit ben ©orten:
ave gratia plena „dominus tecum". SJome am SBoben
fteljt ein JWapf mit allerlei ©eblfim, unb im $intergrunbe
ein ©d&ränfd>en mit einem fupfernen JBafäbeden. S)urd>
ba* Oberlicht eine« genfters flutet ein golbener £td&tftral>l
in ba$ 3immer, unb in bemfelben fd&foebt bie Staube be£
$1. ©eifieS unb ber tleine Cl)rifhi$fnabe mit bem ffreuje.
Der SBorgang im gfoeiten Ofelbe, ber in tocitcr Sanb*
fdjaft Dor einem halbverfallenen ©puppen fpielt, ljat bie
Anbetung be« neugeborenen ftinbe* jum ©egenftanbe.
SKaria fniet ^ier mit über ber JBruft gefreujten Armen
betenb vor bem flehten 6l>rifta$tinbe, baS Don einer
©trafclenglorie umgeben naefenb am ©oben liegt. Sieben
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üjr fttiet gleichfalls anbetenb ber $1. 3°f c P§ in rotem
SDiantel, blauer Äapuje unb mit einer brennenben &erje
in ber SRedjten. ?ludj fedjs fleine Äinberengel Ijaben ftd)
ju gleichem £ljun $ermebergelaffen unb fnien jefct ju brei
unb brei gruppiert öor unb hinter bem ftefuSfnaben.
3»ei öon ü>nen muffen ftd) otjne gflfigel bereifen.
$n ber folgenben ©cene, ber Anbetung ber tyt. brei
Könige, fifct ÜWaria öor einem ©taue, ber jur #älfte burd>
einen großen, roten SJor^ang gefdjloffen ift, unb in beffen
inneren man Qofep^, fottrie baS SÖdjSletn unb Sfelein
einträchtig bei einanber finbet. J ) 2)iaria l)ält auf üjrem
©djojje baS jiemlicfc anmutig betoegte Äinb. Als STOuttcr
trägt ftc nidjt meljr bie lofen, auf bie ©djultern tjerab*
faüenben £>aare, fonbern baS um ben Äopf gettmnbene,
foeifce, nieberlänbifd)e Said), ©er erfte ber brei Äöntge,
ein alter, toeifjbärtiger 9flann in rotgolbenem Srofatmantel
fniet Dor bem Ambe unb miH if)tn jum 3eid)en bn #ul*
bigung unb 33eret)rung baS Armeen füffen. §inter üjm
fte^t ber jtoeite, eine tjofje, prächtige 9Kännergeftalt in pelj*
verbrämtem, fettem SKantel unb golbener ffrone auf bem
Raupte. Sänge«, bunfleS #aar unb ein in gtoei ffinben
gefCcx^tener SBart umrahmen fein gebräuntes, pbfdjeS ©e*
ftcfct, au« bem jroei «ugen nrie felbftgefäüig ben SJefdfcauer
anblicfen. ,8um ®efd)enfe bringt er ein fd&öneS, golbeneS
^runfgefäg. Der ©ritte enblidj, als föepräfentant ber
blü^enben ^fugenb in eng anfdjtiefjenben, roten Seinfleibern,
langen, fpifcen ©djnabelfdjuljen unb furjem, bunfelgrünem'
©ammetfoamS, fäljrt mit ber JRedjten wie gtriitfjenb an feine
ffiopfbebedung, um meldte ftcl> eine golbene Ärone legt, unb
reidfjt bem SBeifpiele ber Äoßegen folgenb, bem JHnbe
gleichfalls einen golbenen <ßrac$tpofat bar.
l ) ÖBcr bie ©cbeutung bcr Siere t>%\. %. ©d&ula „Segenbe oom
8ebcn ber $1. Sungfrau Sföaria 1878" unb »orbtrg „tBiMiotlje! ber neu*
teftamentlidjen topokwtyn" I 268.
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«I* Umrahmung ber inerten <5cene biefe* Sflügel^
dffnct ftc^ änt $of>e, gotifdjje #afle in JBoffen*t>erjiertem
2uborbogen. Die ©ettölbefappen betfetten ftnb Don
glfi^enb roter Qfarbe unb oerbanfen ifcre Seud&tfrafi bem
ttatftonbe, ba§ fte juerft in toirfli^em ®olbe untermalt
unb bann mit roter Safurfarbe übergangen ttmrben. Die
©cene Dergegentoärtigt bie Darfteßung be* JKnbe* im
Semmel. Qfn ber SKitte ber $afle jte$t ber «Itar, beffen
golbene SRfictoanb, in brei Zeile geteilt, bie fdjnmrj auf«
gematten Ofiguren beS 2Rofe$ mit ben ©efefceWafefa unb
jmeicr ^eiligen enthält. l ) Son linf* naljt äßaria mit bem
Ambe, toel$e* jurfidtoeidjenb bie Strm^en na$ ber SWutter
aitfftredt, ate tooDc e£ nic^t in bie $flnbe be* <ßriejier*
gegeben fein. (Ein leife* Äfi^eln umfpielt ba$er bie gflge
Karten«. 3#r junä^ft fteljt eine grau in reifem $ro*
Fatfleibe grünem SRantel unb toeifjem ftopftudje. ijjfn ber
#anb trägt fte ein Äörbd&en mit Qtf ertauben. 8 ) Dann
folgen Sofepl) unb nodj anbere *ßerfonen. Bon redjt« naljt
bem fUtar ber #ol>elmefter, ein alter, graub&rtiger Wann,
in reifem, golbburdfrtoirftem Ornat. $n ben fcorgeftredtten
$änben l)ält er ein toeiße* Sud), um barinnen ba£ Äinb
ju empfangen, ©ein befolge befielt au« 5 <ßerfonen ben
benen namentlich eine ÜWännerftgur in gtttojenber JHeikung
auffaßt.
Bon ben »ier Darftellungen be« red&ten trüget*
jeigt bie erfte ben auferfteljenben (Eljriftu*, »ie er, bie
Siegesfahne in ber ^anb, in feurigrotem SWantel bem
fteinemen ©arfopl>age entfteigt. Drei fd&lafenbe ©achter
') £He grigur be* SRofe* auf ber Sftucfoanb be$ Opfertifäe« finbet
fid) and) auf ben Silbern gu 8ünen unb au* £ergebrof (SRufeum &u
fünfter *r. 123—129).
*) SKefe gigur erfefteint audf) auf ben Silbern gu 8ünen, ^ergebro!
unb %it8bom.
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lagern fcor unb hinter bem ©rabe, unb au« ber gerne
naiven bie brei SDiarien mit tyren ©albenbüdjfen ber ©tätte.
Qfn ben beiben folgenben ©cenen feljen wir einmal
ben Ärei« ber jünger unb SKaria am Serge £abor öer*
fammelt unb bem t)immelfal)renben ßljriftu« nadjfd&auen,
Don bem nur nod> bie Seine unb ein ©tuet feine« roten
2Bantel« ftdjtbar ftnb, gum anbern in einer gotifdjen ^>affc
ftfcen unb unter heftigen ©eftitufattonen ber #erabfunft
be« $1. ©eifte« entgegenfjarren.
Die lefcte ©cene üerbilbltdjt bie Darftettung be«
jüngjten ©erid)t«. ffljir feljen <St)riftu$ al« SBeltenridjter
auf einem boppelten Sftegenbogen thronen unb über ©eredjte
unb Ungerechte fein Urteil fällen. SJon feinem Raupte
gelten linf« gwei JBlumen, red^tö gwei ©djwerter au«. (SU
roa« tiefer, wie er, fnien linf« ÜWaria, redjt« ber läufer
mit bittenb erhobenen #änben. # n ber Suft fielet man
öier mächtig befd>wingte ffingel, weldje bie ?ßofaunen be«
©eridjt« blafen unb bie loten au« ben ©räbern erweifen.
Diefe entfteigen linf« unten in gtemlid) realiftifdjer ffieife
bem JBoben, unb werben, foweit fie burdj ben SRid&terfprud)
be« $errn gu #öflenqualen oerurteilt ftnb, auf ber regten
©eite Don gwei frauenhaften Teufeln in ben Sftadjen eine«
Ungeheuer« gefto&en. ©ang oben in ber linfen ffiefe be«
SBilbfelbe« fyat ber SWeifter nod) einen £eil be« ©olbgrunbe«
au«gefpart unb Ijter in einer tiefblauen SBolfenumra^mung
bie ©emeinbe ber ©eligen gu einer ©ruppe vereint bar*
gejteHt. *) 3fn iljrer ÜRitte fteljt $etru« mit bem #tmmel«<
fdjlfiffel unb retdjt einem ber ©eligen bie #anb.
Die Äufcenfeiten ber Flügel geigen eine ungleid) rohere,
ja faft ljanbwerf«mä&ige Ausführung, welche guweilen wie
txnt bloße Untermalung erfd>eint. Dafür treten aber bie
J ) Sgl. btefelbe Slnorbnung auf bem §lügel M Slinelöbürener
«Itarö.
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$arafterifKfd)en SWerfmale be« ÜÄetfier« um fo beutlid&er
ju Jage. SWirgenbtoo mad)t ftd) 5. 9. bie unfdjöne Sil*
bung bct Äöpfe mit iljren $od>fteljenben Dljren, ben flehten,
fömalen Äugen unb bem furjen Sttrifc&enteil }ttrifd|>en
SRafe unb SWunb, ntrgenbmo bie gelentlofen #änbe unb
3füße unb bie fd>ttmd>e Sßobeflierung be« Städten fo un*
angenehm unb ftörenb bemerfbar, ttrie l|ier.
$a« #inunterjie$en ber SWunbnnntel ift $ier in einer
Seife geljanbljabt, baß ber SWunb grabeju bie ftorm eine«
fmfetfen« annimmt, unb bie ©eftd&ter aOe fo trift unb
grämlidj breinfdjauen, al« moflten flc tyrer Irübfal im
nftdjfien SRoment burdj einen 2$ränenftrom fiuft machen.
Son einer SRunbung be« körperlichen ift faum nod> bie
»ebe. «tle« ift flad) unb fieljt au«, nrie aufgeflebt. Die
meiften Figuren fielen ba, ttrie #oljflöfce, bie toeber Zeil*
nafpne nod) Cmpfinbung äußern, Qftre Arme unb Seine
bewegen ftdj, al« gingen fte in ©garnieren. 0m fd&limmften
öernadjläf jtgt erföeint bie Sanbfdjaft. ©ie ift — abgefeljen
oon ber gerne unb ben Ärdjitefturen — grabeju formlos
unb fpngefdjmiert. Stabu tjat audj bie glfldlid>e Änorbnung
ber ftmtenfeiten toieber ber realiftifdjen ber SÄitteltafel
meinen muffen.
©egenftanb ber Darfteilung bilbet ba« ÜÄartyrium
ber Styoflel 5ßetru« unb *ßaulu«. Qm $intergrunbe ber
erften £afel fel>en nrir red>t« bie jmei (befangenen Don
mehreren ©bergen jum Iribunal geführt, lint« ben Äaifer
mit Ärone unb ©cepter auf feinem 23>rone ftfcen unb Ober
bie «poftelfflrften ba« 2:obe«urteil fällen. Qm Sorber*
grunbe ift bie ©jefution an *ßetru« im Seifein be« Äatfer«
unb feine« ©efolge« öottjogen. SBir fe^en ben ^eiligen
mit bem Äopfe nad) unten in langem, blaßrotem an ben
grüßen jugefdjnürtem bleibe am Äreuje Rängen. Sieben
iljm fielen jttjet (Engel in totifon Äleibern, öon benen
ber eine ein Sud), ber anbere einen ftranj Don Stofen
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em^orptt. ®ang im SJorbergrunbe tummeln ftd> jwet
f>ünb#en.
Auf bet anbern £afel fteljt mon gunädtft bic #in*
rid&tung <ßauli. (Eben f>at ber genfer fein fdjaurtgeS ®e*
fd&äft beenbet unb fteeft rinn rutjig unb gelaffen fein ©djwert
in bie ©cfceibe. 3$m jur Seite jte^t redjt« eine ®ruM>e
teilnatymlofer QvifäautT, linfs ber ffaifer mit feinem ®e*
folge. Der Seidjnam be$ (Enthaupteten liegt in langem,
Wauem ftleibe, ba$ no<$ einen Seil bes #alfe$ unb ber
©d&ultern frei lägt, am ©oben. Um ben abgehauenen,
feitwärtd gerollten Äopf entfpringen brei Quellen, unb
neben jeber lieft man bie JBudjftaben IhS. (3(efu$.) Qfm
#intergrunbe ift bie Sefetjrung beS Äpoftels auf bem ©ege
nad) DamaStu« bargefteHt. 9ted^tö erblitft man bie türm*
reiche ©tabt, in ber befonber« ein gewaltiger JRunbbau
mit ljol>er Jhtppel aupttt. SinfS fommt jwifdjen ben
braunen $ügeln ber Sanbfdjaft eine JReiterfdjar mit Sogen
unb Sangen baljergejogen. An Ujrer ©pifce reitet ©aulu*
auf einem grüngejäumten ?ßferbe. ffirfd&redt beugt er fid)
weit über ben {Rüden be$ Siered gurüdt unb Ijält bie Sinte,
wie geblenbet, über bie Äugen. #od) oben in ber Suft
aber erföeint ®ott SSater in ffiolfen unb SBlifcen unb Ijält
in ben erhobenen #änben ein ©prudjbanb mit ben ©orten:
„Säule, Säule, quid me persequeris."
b. $er SKtar in SdjöWingeit.
Der ©djöpfcinger SHtar wirb meine« JBiffen« gum erften
SÄale burdj <S. SBeder in bie funftljiftorifdje Sitteratur ein*
geführt. Qfm ©djornfdjen Äunftbtatt Dorn Qfa^re 1843,
JV$ 89 erwähnt er ifjn al« ein grofceö ffierf mit Oflügeln
in ber Art be$ 2ßetfter$ ftarenuS, °§ nt föod) bie 3ufaw
menge^örigfeit mit bem ^Berliner Jtttare beftimmt au$iu*
fprec&en. S)ie$ gefd)iel>t erft burd) ©d)eibler in ber fdjon
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me^rfad) citiertcn Wecenfton. $ier fjeifct e$ na$ toorfjeriger
Cnoä^nuttg be$ ^Berliner 8ltar$: „Dem genannten Altar*
tperfe mufj ein« t>on gleichem Umfange, ba$ ju ©diö^ingen,
angehören. 11 ©djeiblerS «nfidjt tuirb geteilt Don 3fanit*
föcf *) unb bem ^Berliner Kataloge. Die altem Äunftau*
toren fdjeinen ba$ SBerf überhaupt nidjt ju fennen; toenig*
fien£ ertoäljnen fte e$ nid&t. Grft Sübfe bringt e* mieber
in feinem SBudje über mittelalterliche Jfunft in ffieftfalen
(©. 364). ffir fefet es aber irriger ffieife bereit« in ba*
16. 3al>rf)unbert unb ermähnt e8 erft nad& SBefored&ung ber
©ebrüber Düntoegge im «nfdjlug an ben «Itar au«
HmelSbüren, beffen gleichfalls ju fpäte Datierung fdfcon
©djeibler 2 ) rügt. SWorbljoff, ber in feinen ©tubien 8 ) gele*
gentltd^ ebenfalls auf ben Sfttar ju fpred&en fommt, ftimmt
©djeiblerS «nftd&t uid&t bei, fonbern $ält ba« ©erf für
eine ©djöpfung ber Dortmunber ©df>ule. ftnbeffen lägt
bie toHfommen inhaltliche, roie ftt)liftifd&e Übereinftimmung
mit bem berliner »Itare burdOauä feinen 3 rDei f e ^ an ber
gleiten Hutorfd&aft ber beiben ©erfe ju.
Der Altar befielt gleich bem vorigen aus einem feft*
fteljenben 2Rittelftfid t>on 2,95 m »reite unb 1,79 m fttyt
unb jtoei betoeglidfjen, innen unb außen bemalten f^tfigeln,
bie je 1,35 m breit unb 1,79 m l)od) finb. ©ei ge*
fd&loffenen klügeln fet>en nrir linfs bie SSerfünbigung, red)t«
bie Anbetung beS Äinbe« burdf) 3ttaria, ftofepl) unb fecb*
Sngel.
Die erfte ©cene ber SJerfünbigung gef)t, gleidj wie
auf bem SBerliner Slltare, in einer forgfältig auSgeftatteten
©tube öor fidf>. ©dfjöne, bunte gfliefe bedten ben SBoben,
fräftige, fid&tbare #oljbalfen tragen bie Dede, unb bie ge*
l ) o. a. O. 6. 242.
*) o. a. £>. S. 302.
■) o. o. D. 6. 131.
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öffneten ßoben ber Jenftcr 1 ) im $intergrunbe bieten bem
©liefe eine $übf$e Sanbfäaft, über beren baumbetoad&fenen
$ügeln ein »ollenlofer $immel blaut, «n ber regten
SBanb ergebt fi<$ ein Ijoljer Jfamin unb fjinter tym fte^t
wieber eine Hnrid&t mit einem blinfenben, fupfernen ©af<$*
gefdjirr.
©tatt bei großen JBetteä, Ijaben mir bieämal eine
lange, mit gotiföem Sitxat gefdjmücfte ©anf, über beren
SRü<fentef)ne unb ©ifc ein große«, rofenrote* Zuä) in melen
Wöljrenfalten herabfällt. £ifd> unb ©tuljt bilben ba*
weitere SDteubtement ber ©tube. (Eben ift ber f$5ne
$immet*bote auf mächtigen ©Zwingen ber Jungfrau ge*
na$t. 92oc^ uer^arrt er in fjalbfnienber ©teCung t>or iljr.
(Sin lange«, toetfje* ©eroanb t)on bidem ©toff unb ein
foflbarer, perlenbefefcter SBrofatmantet füllen feine ©lieber
ein. Dunfelbtonbe* ©elod umrahmt ba* liebliche Äöpfdjen,
unD bie Sinfe $ält ba$ ©cepter mit bem ©prudjbanbe:
„ave gratia, plena dominus tecum.* SRaria fiftt bieämal
auf einem ©djemet \>ox ber San! unb Ijält auf iljrjem
©djofje ba* ©ebetbudb, in bem fie ebtn gelefen Ijat. Qfefet
fdjlägt fie in bemütiger SBefdjeiben^eit bie Äugen nieber
unb legt {um 3cic^en innerfter (Ergebenheit bie {Redete an
bie ©ruft, ffiotblonbe* $aar fliegt Don tyrem Raupte in
meinen ffleCen auf bie fdjmalen ©futtern §erab unb
bilbet im Verein mit bem blauen Sßantel unb bem blaß*
roten Äleibe einen reijenben garbenaccorb. ffiä^renb auf
bem Jifdje ba* ©ijmbol ber unbeflecftcn (Empfängnis, bie
Safe mit ben »eigen ßilien fielet, fällt burd) ba* genfter
l ) Sie enthalten Berti» ÄteujftäBe. ©. $ault (2)ie Heneffance-
bauten Bremen* im 3ufammen^ange mit ber SRcneffance in Sfcorbtoeft-
beutfdjlanb, ^eipgig 1890 S. 43) fd&eint anaunefcmen, bajj ber tfreutfiab
erft mit ber SReneffance öon ben 9tfeberlanben |er nadj Äorbtoeftbeutfdjlanb
gefontnten fei.
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oStnftet 3ffögef.
(«u&enfeite.)
>
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im $intergrunbe red)t£ ein golbener Sidjtftraljl auf baS
Qaupt SßarienS.
Äud) bie jtoeite ©cene bcr Anbetung be$ JHnbeS ift
ber auf bem ^Berliner Ältare faft gleid). ©ie fpielt, äljn*
K<$, »ie bort, Dor einem bürftig aufgeführten ©puppen,
bejfen SJorberfeite burd> eine große, jurüdgefd&lagene, rote
Draperie gebübet tuirb. Meiere Sanbfdjaft mit natürlichem
frimmel füflt ben ^intergrunb. ffiieber liegt ba$ nadte
<H>riftu$finb Don einer ©traljlenglorte umgeben am Stoben,
unb nrieber fniet bie anbetenbe 2Kutter in ftiHer Änbad)t
Dor bem Neugeborenen. Aber bieSmal ift bie Änorbnung
ber übrigen griguren eine etroaö anbere. SBäljrenb ftofepl)
in braunem $Ugerfleibe unb tiefrotem 2Kantel el)rfurd)t$*
Doli hinter SKaria fteljt, Ijaben Don ben prädjtig getleibeten
Äinberengeln bteSmal erft breie ben.JBoben erreicht, inbe$
bie anbem brei nod) in ber fiuft fdjtoeben unb bort iljr
gloria in excelsis deo fingen. £)d)£tein unb Sfelein, bie
neugierig iljre Äöpfe aus bem ©puppen IjerDorftrecfen,
fd)Kef?en ben ffrete.
Seibe ©cenen atmen eine ttmnberbar feierlidje 9?ulje
unb ©timmung, beren SBirhing nod) burd> bie Ämoenbung
be$ natürlichen |)immel$, burd) bie einfache #anblung, bie
feine SfaSfüljrung unb ba£ fd)Hd>te, ijarmonifdje Kolorit
bebeutenb gehoben nnrb.
Öffnet man bie Slügel, fo entrollt ftd) unfern Süden
baS ganje ©d&aufpiel ber £eiben$gefd)id)te be$ #errn.
©ömmtlidje ©cenen be$ 3)rama$, Don ber Gefangennahme
(Hjrifti bi$ jur f>erabfunft be$ $1. ©etfteS, laufen §ier in
ununterbrochener fjolge mit allen Sinjetyeiten unb mit
einem großen Stufnmnbe Don 3figuren über SWittelftüdE unb
Oflügel fjinroeg. S)a3 ©anje bilbet fo ein einjigeS, gufam*
menl)ängenbe3 ©emälbe, ba£ aber an ©ttyfloftgfeit unb
Sertoorren^eit baS SKtttelftüdf be$ ^Berliner HItarS ioomöglid)
nod) übertrifft, ^Dagegen ift baS flolorit nid)t ganj fo
LVII. 1. 4
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50
bunt, tote bort. ffi$ orbnet ftdj meljr einem wotyltljuenbcn
©efammtton unter, ©tatt be$ natürlichen #immel* ijaben
wir f|ier wieber ben in befannter ffieife gemufterten ©olb*
grunb ber ßuft unb ftatt ber auf ben Sfufeenfeiten fo an*
geneijm berttfjrenben {Ru^e bie tyeftigfte ©ewegung unb ba$
wilbefte Durdjetnanber.
Die ©efdjidtfe Ijebt an auf bem Iinten grlfigel mit
ber ©efangennaljme be$ #erro im ©arten ©etljfemaue.
©ie auf bem {Berliner Slltare, bilbet bie ©cene ein bttftereä
SRad|tftü<i mit gacfelbeleudbtung, wo SfjriftuS unter bem
Anbringen ber £äfd)er ben Jhifc be* ©erräters empfängt,
©orne tniet $etru£ unb §olt mit bem ©djwert aus, um
bem am ©oben Iiegenben 2Äald)uS baS Dljr abiitijautn.
Dann folgen bie ©cenen ber ©erfpottung unb ©eifcelung,
beibe in einer fonberbar, teil« aus romanifd&en, teil« au«
fpätgotifdjen (dementen jufammengefefcten #aUe, beren
©timfeite burd) ein Don einem Sötten gehaltene* Stoppen
mit bem Ijeralbifdjen Doppelabler gefdjmücft ift. ©ei ber
©ei&elung fte^t (EfiriftuS, an eine ©äule ber Soggia ge*
bunben, wie ein ©üb beS QjammerS ba. 3ttit wahrer ©e*
geifterung fdjlagen bie ro§ unb f|äf}lid) gebilbeten ©bergen
ben blut fiberfprifcten, nacften Äörper, wäfjrenb ber £ol>e*
priefter unb einige ©egleiter im $intergrunbe ber $aQe
erbarmungslos ber graufen SWarter jufd^auen. hieran
reiljt fid) linfs im ©orbergrunbe ber SCafel ba« ecce homo.
Auf einer SCreppe beS SßalafteS fteljt flatus unb jeigt
bem untenfteljenben ©olfe ben gefejfelten unb mit einer
Dornenfrone gefdjmüdten $errn. #ier intereffieren &or*
nefjmlid) einige gut d>arafterifierte $erfonen &on trefflicher
Haltung unb groger Drapierung. Dann folgt nod) bie
$ttnbewafd)ung beS Pilatus, bei ber jwei jugenblid&e, blau»
gefleibete $ageu mit ffiajferfanne unb $anbtud) fjelfenb
iljre Dienfte t>errid)ten unb fdtfiefclid) bie SBegfü^rung beS
#errn, weldje ben Übergang jur SWitteltafel bewerffteffigt.
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51
4>ier ift alles genau fo, wie mir es audj auf bem SSerliner
Silbe gefeiten.
^un&djfi Ijaben mir ganj linfs ben 3ug ber Äreuj«
fdjleppung, ber in milbem ©etümmel aus bem ©tabttljore
Iproorfornrnt. SSorauf reitet ein $erolb unb bläft in eine
Ürompete, an ber eine Heine ftafym mit einem ©forpion
befeftigt ift. 3$m folgt eine 9?eiterfd)ar unb ein Raufen
»oltS. $n beffen SKitte ftef)t man bie beiben bis auf 7 «
5>emb entfleibeten ©Radier 1 ) unb einen ©bergen mit
einer langen Seiter. ÜDann fommt StyriftuS mit bem Äreuje,
ben jwei Anette emporreifeen unb ein Dritter mit einer
Seilte bebroljt. 2 ) hinter tym fliegen ftofoanned unb bie
grauen ben Quq. 3 n einer 9ftfd)e be$ ©tabttljoreS ge*
ma^rt man, mie auf bem fiippborger Silbe, eine gel>arnifd)te
SRitterftgur unb ju beren fjügen, mie auf bem Jöerliner
SUtare, ba£ ffiappen mit bem boppelföpftgen Slbler unb bie
SJudjftabeu SPQR. Slud) eine Srücte mit barunterfliefjenbem
SBaffer unb jmei Sinberfiguren auf berfelben ift genau fo,
ttrie in SBerlin. Qfn ber #auptfcene, ber Äreujtgung, Ijaben
mir mieber (S^riftum unb bie beiben ©d)äd)er an Ijofjcn
Äreujen, unb jmar ben erfteren mit jiemlid) eblem 9u£*
bruef bes ©eftd)t$, bie leftteren al$ maljre ßerrbilber, unter
ben Äreujen bie blinfenbe SReiterfdjar, in ityrer üWitte ben
blinben fionginuä mit ber Sanje, ©teptyaton mit bem
(Effigfdjmamm unb ben belehrten Hauptmann mit bem
©prudjbanbe: vere filius dei erat iste, am JfreujeSftamm
bie Hagenbe SWagbalena, Borne ^ofjanneS, bie grauen unb
bie ohnmächtige 3Haria unb ganj im 33orbergrunbe bie um
ben 5Rod mßrfelnben ©ölbner. Siner berfelben fefct eben
eine (^lafc^e an ben 2Jiunb, um fid) für ba$ gleid) folgenbe
®ef$äft ju ftärfen. SWeben itjnen ftefjen mieber ein paar
2 ) SBte auf bem 5MIbe ber £öljenfird)c gu ©oeft.
f ) 2Bie auf bem Silbe £u ©ümrotgljaufen.
4*
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ausgezeichnete ©ewanbfiguren. 3Jon »eiteren ©cenen ent*
f)ält bie Sßittettafel nod) red^t^ im |>tntergrunbe bie ©rab*
legung, wo Sfjrifti Seidfonam unter bem Älagen unb ©einen
ber Angehörigen öon Qofep^ öon «rimatljta unb SWifobe*
mu& jur legten SRutje gebettet wirb, unb red)t8 im SBorber*
grunbe bie 93orf)ölIe, wo Ef>riftu$ bie Pforten berfelben
fprengt unb bie Patriarchen be$ alten SCeftamenteS au«
bem gfegefeuer erlöft. Oben auf ber burgartig gebauten
$öHe treiben frauenhafte SeufetSgeftatten iljr ©piel.
Der redete ftlügel jeigt als erftcö @reigni$ ben Huf*
erftanbenen mit bem roten 9D?anteI unb ber ©iegeSfatjne.
@in weifcgefleibeter @ngel fdjiebt ben £)edfel be8 ©arfo*
pf>ag$ bei (Seite; Dorne brennt ein |>otjfeuer; um baSfelbe
Ijerum lagern bie fdjlafenben 3Bäd)ter unb öon red)t$ natyn
bie brei Sßarien bem ©rabe. @twa3 weiter jurüdE im
SWittelgrunbe ber SJTafet erfd&eint Efjriftuö ber am JBoben
fnieenben Sßagbalena als ©ärtner. @r trägt einen bunflen
3fil5f|ut auf bem JJopfe unb einen ©paten in ber SRedjten.
3ttit ber Sinfen beutet er, wie abweifenb, gegen ba$ bie
#änbe na<$ it)m auSftredfenbe SBeib. Noli me tangere
fd&eint fein SKunb ju fpredjen. Dann folgt nodf) bie ©cene
ber Himmelfahrt unb als Söcfd^Iuß be$ ©anjen bie $erab*
fünft be$ \)l ©eifteS. SBeibe Vorgänge atmen benfelben
©eift, wie bie auf bem Serliner Slltarflügel. ^n & cr er f* cn
©cene fjaben wir wieber bie ©efeüfcfcaft ber jünger unb
JKaria am Serge £abor üerfammelt, wo fie bem ffimmel*
fafjrenben (£f>riftu$, beffen vestigia 1 ) wieber bem Serge
l ) Pilger fanben fic 1519 up den berch von Oliveti dar man
noch suth, dat dar en schon tempel gestanden hefft, dar noch en
cleyn cappel in steit dar unse leyve here tho hymmel foer und men
suth dar wahrhafftig dey voetstappen van synen gebenedieden
rechteren (?) voite in enen harden steyn getreden dar 4 bernende
lampen boven hanget. Sßilgerfafjrt nod) bem (1. Banbe Don 1519 mit*
geteilt oon Dr. £oogetoeg in Söeftf. 3citfd)r. 47 I 208.
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53
aufgemalt ftnb, mit lebhaften ©ebürben beS (Erftounen*
nadjbltcfen, in bcr anbcm finbcn mir fic in bcr gotifd&en
#alle, mo fic bas SBunber ber «uSgießung beS \)l ©eiftes
erwarten, ber fid) in ©eftalt einer metßen £aube öon ber
$d$e ber £alle auf fte Ijerabläßt.
e. $er 9itax ans falbem.
Wte ein britteS ffierf unfereS SWeifterS ergiebt bie
Bergleidjenbe ©tt)lfritif jenen großen glfigelaltar mit
$af jtonSfcenen, welker toor einigen Qfa^ren aus ber Äird&e
ju $>albern nad& Äöln fcerfauft, bort öortrefflidj reftauriert
unb im nörbltdjen Querarme beS Dornet aufgefteüt mürbe.
@r befielt gleich ben vorigen aus brei Seilen unb
mißt aufgeflammt in ber £öf)e 1,42 m unb in ber JBreite
4,80 m mooon allein auf baS SKittelftücf 2,40 m falten.
Der Umftanb, baß ber ganje «Itar, 3Kittelftü<f unb fttügel,
nod) nad) ber tbealen SBeife angeorbnet unb in öerfd)iebene
Silbfelber eingeteilt ift, baß femer bie Äußenfeiten ber
2flfigel faft nod) feine ©pur eines einbringenben {Realismus
auftoeifen, ja fogar bie ©cenen beS linfen SflügelS nod|
auf einem altertümlichen, fdjmarjen £>intergrunbe mit
golbenen ©ternen gemalt finb, läßt barauf fdjtteßen, baß
bie ©ntfteljungSjeit beS ffierfeS ber ber beiben anbern t>or*
aufgebt. Hud) ift bie ganje SWalmeife nod) etmaS ängft*
lidjer, forgfamer, betaiHierter, unb es laufen bie SWufter
bcr SBrofatftoffe jumeiten nod) unbefümmert über bie Statten
bcr ®emanbung Ijinmeg. Stbgefefjen aber t>on biefen meljr
äußerlichen ©ifferenjen, gef)t im übrigen bie ftt)liftifdje
Seroanbtfdjaft namenttid) mit bem ©djöppinger ?tltare
fogar fomeit, baß md)t aBein einjetne fföpfe, fonbern fetbft
ganje 5tfl"rcn bis in bie fteinften (Details f)ier, toie bort,
tbentifdj finb. 2Wan öergleidje barauftjin bei beiben Stltären
ben (EJfriftuS am Äreuje, 6§riftus in ber SBortyJtle, ben
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5 4
?ßagen, bcr Bei ber $änbett>afdf)ung beS flatus, SGBaffcr
aus einer $anne gießt, ben ©djergen, ber Sfjriftum jum
25erf)ör füfjrt, ober bie iföpfe ber beiben ©d&ädjer, beS
3of>anneS, beS belehrten Hauptmann« etc. $n jebem SEetle
madtjt fid) bie |>anb unferS 2)?eifterS bemerfbar, unb über*
all ftoßen nrir auf SReminiScenjen aus ben »origen SBerfen.
Hud) ber ©olbgrunb I)at toieber baS befannte 2)?ufter.
©ingeteilt ift bie SDHtteltafel in fünf Seile, tooüon ein
großes, quabratifdjeS ÜJKttelfelb, Don ber #öl)e beS ÄltarS,
bie Äreujigung mit ber SReiterfdjar, SWaria Sßagbalcna,
3?ol)anneS unb ber ©ruppe ber grauen enthält, je jtoet
Heinere gelber jur «Seite linfs bie $änberoafdf)ung beS
Pilatus unb bie Äreujtragung, redjts bie $reujabnaf)me
unb bie Höllenfahrt jeigen. 3)er linfe glügel enthält in
irier Abteilungen baS ©ebet am Ölberge, bie ©efangen*
nannte, bie ©etfcelung unb SBerfpottung, ber rechte in eben*
fomelen gelbern bie ©rablegung, Sluferftetjung, bie brei
ÜWarien am ©rabe unb EfjrtftuS als ©ärtner. ©ämmtlid&e
©cenen geigen bie üon ben vorigen Silbern t)er befannte
Sluffaffung unb bebürfen batjer feiner 33efdjretbung.
3Me Äufjenfeiten ber glügel tragen ein nodf) ttötlig
ibealeS ©epräge. SBenn man biefe fdfjmalen, überfdtjlanfen
giguren, namentlich bie toeiblidjen in ifjrer einfachen
Haltung otjne Diel SBemegung unb SluSbrucf auf bem alter*
tümlidjen ©runbe 1 ) baftefjen ober ftfeen ftef)t, fo glaubt
*) 2)er fcfiwargc ©runb mit ben golbenen Sternen giebt mir ©e«
leaenfjeit, auf brei onbere roeftfälifdje ©emälbe cinjugeljen, bie in gleicher
SBeife auf fdjnjar^em, refp. rotem ©runbe mit golbenen Sternen gemalt
finb. (£ö finb bieä bie beiben tafeln mit Slpoftelfiguren auö bem Softer
SBinnenberg bti 5Barenborf (9lr. 79 unb 80 beö 5ftufeumö gu üftünfter)
ogl. 8üMc a. a. O. ©. 345, bie £afel mit Stfaria unb fedjö «^eiligen
(9tr. 102 ebenbafelbft) unb bie SUtarprebeHa im nörblidjen 6eitenfd)iffe
ber Biefenfirdje gu Soeft (ogl. «Worbljoff flrei* ©arenborf <s. 80). „3BaS
baö $aar mit Keinen, faft unfcf)önen Slpoftelgeftalten anlangt, fagt 9lorb*
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55
man im elften SWoment einen anberen SKeifter t>or fid) ju
$abcn. ffirft bie Setradfjtung ber ©tnjel^etten lefjrt un$,
baß toir e$ mit SDlalereien unfern 2Weifter$ ju tljun §aben.
Der linfe Sflügel toergegentpärtigt t»ier ©cenen au« ber
©efd>id)te $ol)anne8 be$ Käufers. $n ^ cr cr f* cn f c ^ cn
xoix ben üöttig nacften (Etjriftuä bt£ an bie Jhtie im SBaffer
eine« 5Bad|e$ fielen, roäljrenb ein ffingel ju fetner redeten
$off (<Stubten II a. a. D. @. 129), fo gieljt fi$ bauon gu bem fog.
3aranu$«3lltare, bem anfe!jnlid)en Silbe bei Äunftöereinä *Rr. 102 uom
Sa^re 1468, fogar gu bem weit Jüngeren $rad)tn>erfe be$ tfappenberger
Wriftert, ba* gu Älarljolg gefunben unb gu SDortmunb gemalt ift (ogl.
Sdjribler a. a. O. 303) ein gemein f am er gaben: genriffe m'erecfige ©e-
ftdjteformate mit rungeliger Augenlage ober frruppigem SBort. /J 9J?it unferm
SRerfter teilen bie SBinnenberger ©tücfe aufjerbem bie gleite SRufterung ber
gufebobenfliefen unb ben mürrifdjen 3ug um ben SJhmb. dagegen er-
innert ber &opf be$ Hpoftetö 3afobu$ auffaüenb an ben ^riftuöfopf auf
Jtoerfafe* tafeln au$ Sangenljorft. 93on einem SBerfc Äoerbetfed in
IRarienfelb wirb übrigen^ berietet, bog bort Ubereinftimmung ber @e»
ftdjter bei 6ljriftu$ unD Sö^bu« aU SBrübem ftattqefunben Ijabe (t>gl.
Borbljoff etubien II a. a. D. 6. 132). 2)ie Safel Wr. 102 be3 SWu-
fenmd gu fünfter ift von einem tüchtigen, fdjarfbeoba^tenben Äünftler,
ber bereit« farbig gu mobeüieren öerfudjt. 2)aö Söeifje in ben Augen
geigt bereite leife Abtönungen mit blauer unb roter garbe, bie Sippen be-
fommen fdfjon ©langltdjter unb bie £aare ifjre natürlichen garben unb
©Wattierungen. 3a, ber abgefd)lagene tfopf be$ (1. $ionnffud ift bereite
fo reüliftifd), bafj bad Sntamat bie bleibe garbe M £obe3 geigt, bie
Sippen eine bläuliche Färbung erhalten unb bie Söangen gar bie (Jinbrücfe
»iebergeben, »el^e bie ginger be« SrägerS in bem weisen gleite öer«
urfadjen. — 5>ie AltarprebeUa in ©oeft wirb uon Öübfe (a. a. O. <S. 339)
in bie gweite ^älfte beö 14. %q$x\). oon 9torbf)off (©oefter Malerei unter
Weifter äomrab a. a. O. 6. 124 f.) in bie gweite £älfte beä 15. Saljrlj.
gefefet. 3$ fteHe fie an ben Anfang be$ 15. Saljrlj., ttwa um 1430.
<£d ift eine rolje, Ijanbtuerfämäfjige Arbeit eine« ööHig unbebeutenben
©ejeflen. 2)ie Köpfe finb alle nadj einer ©d&ablone gemalt. AUe Ijaben
biefelbe 3«djnung ber Augen, biefelben aufbringlidjen Stirnfalten unb
biefelben ftnlifierten Korfengie^erlocfen. 2)ie galten ber ©ewanbung, beren
garbe nur gwifdjen einem fd^mu^igen 9ftofa unb Oliogrün wed^felt, ähneln
fd^lagenb an farolingiföe ^Buchmalereien.
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©eite bas ausgesogene ©enmnb §ält, unb ber auf bem
anbern Ufer fnieenbe QofjanneS bie feierliche laufe Doli*
jief)t. Über if>ren Äöpfen erfd>eint ©ott JBater unb ent«
fenbet ben Ijl. ©eift in ©eftalt einer Staube.
Qu ber jtüeiten ©cene fte^t Cannes auf einer Sanjel
unb prebigt bem ju feinen früfeen fifcenben unb gefpannt
julförenben SBolfe JBufce. #erobeS mit Jbrone unb ©cepter
unb langem $urpurmantel fteljt mit einigen Segleitern
Bor tym unb wenbet unnriHig ben Äopf jur ©eite.
J)ie britte ©cene toerbilblidjt einen SWoment bireft
uad) ber ©ntyauptung. ©alome §ält ben $opf beS $in*
geridjteten auf einer ©djüffel, neben if)r fteljt ber überaus
gro§ gebtlbete genfer mit bem ©d&toerte, unb beibe be*
trauten naetybenflid) bas abgeflogene #aupt beS am
SBoben liegenben SEäuferS.
S)ie öierte ©cene geigt uns ben £önig mit feiner
SBuljte unb jtoei ©enoffen hinter einer reid) gebeeften £afel
ftften. 25on Iin!s tritt ©alome in'S 3i mmer > um bie
©Rüffel mit bem Raupte beS Eingerichteten auf ben £ifdj
ju fteßen.
Die tner Sfelber beS rechten Sflügels enthalten ©cenen
aus ber ©efdjidjte eines 1)1. JBifdfoof*. gunftdjft f c § cn w * r '
roie ber ^eilige auf einem ©effel fifeenb üon brei 33ifd)öfen
jur gleiten SBfirbe gefrönt nrirb, inbem it^m einer berfelben
eine 33ifd)ofSmüfee auf's $aupt fefct; fobann, toie er in ber
Äirdje feine erfte Sßeffe lieft, nrie er ferner am 93oben fnieenb
burd) fein ©ebet einen £oten in'S Seben jurücfruft unb,
roie er enblid), auf bem ©terbebette liegend bie t)I. ©afra*
mente empfängt. 1 )
') ^otograpljie beS SBcrfcö bei *. (Sentit in tföln. ©ine %bbi\<
bung be$ SRittclftücfS bei Giemen „2)ie ßunftbenfmäler ber flftyctnpromna"
tfret* fRtti ®. 63.
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d. $ie £afct ans ftorbwalbe.
Das lefcte größere ffierf, welches wir vorläufig Don
ber $anb unferS SfünftlerS nacfcweifen fönnen, ift jene
fdjöne 1,55 ra Ijolje unb 1,65 m breite SCafcl mit ber Dar*
pellung beS tyL SRtfolauS unb ber mer Äirdjenüäter, welche
fRorbljoff bereit« als Qfugenbarbeit beS SKeifterS, ober als
©erf feines Sehers bejeidjnet Ijat. 1 )
Die fcafet würbe im Qa^re 1882 als STntepenbium
eines ÄltarS in ber ^auSfapette beS ®ute$ ÄltljauS bei
Storbwalbe (unweit SWünfter) unb jwar bei zufälliger ©nk
fernung einer toorgefefcten iEafel aus ber JBarodEjeit wieber
aufgefunben. Durdt) ©dfjenfung beS dürften toon ©entkeim*
©teinfurt fam fie in baS sßromnjtal*2Wufeum ju 9J?ünfter.
$t)re Spaltung ift bie bentbar befte, unb felbft ber alte,
profilierte $oljratymen f)at feine urfprünglictye Färbung nod&
bewahrt.
Qfn etwas metjr als falber SebenSgröfce fteHt bie iEafel
auf mattem, bieSmal aber ungemuftertem ©olbgrunbe bie
fünf ©eftalten nebeneinanber toor. ^n ber aKitte fteljt ber
Ijl. SflitoIauS, lin!s ber t)l. $ieront)muS unb ber 1)1. (Sregor,
rechts Don tym ber §1. ÄmbrofiuS unb ber 1)1. SluguftinuS.
Die Haltung unb Stellung ber Figuren ift nidjt befonberS
abwectyfelnb, unb ebenfowenig vermögen ityre fföpfe burdf)
bemerlenSwerten SBecfyfel beS SluSbrucfS ju feffeln; bagegen
intereffteren bie glänjenben ®ewänber mit tyrer prächtigen
2Wufterung, baS reiche forgfam ausgeführte Söeiwerf unb
baS fdjöne, burdjauS tjarmonifdbe Sfolorit.
Die Sttmben geigen in glänjenben SBudjftaben bie
SRamen ber ^eiligen, unb ber SBoben, auf bem bie 3^9"*™
fielen, ift bid^t mit @rün, fleinem ©eblfim unb etngelnen
l ) ©tobten II a. a. O. 6. 128,
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großen ©artenblumen, tote ©djmertltlie, Srtarjtß unb
Äquileia bewarfen. 1 )
@$ fann feinem Qtottftl unterliegen, baß wir e$ mit
einer ©djöpfung unferS 9Reifter$ ju tljun Ijaben. AI*
foldje fennjeidjnet fte oor allem bie SBilbung ber Äityfe mit
ben djaratteriftifd) gezeichneten Dljren, ber §art blaßrote
Seint mit ben graublauen ©Ratten, wie i^n ber SKeiftcr
oornetymtid) bei ben ©eftdjtern ber grauen beliebt, unb bie
9Kufter jweier ®ewänber, meldte mit benen auf bem
berliner unb ©djöpjnnger «Itare übereinftimmen. ©o
tommt baS fd&öne Defftn auf bem $tut>iate be« Ijl. SWifolau*
fowotyl beim ^Berliner «Itare auf bem SWantel eine« ber
fnieenben @ngeld)en in ber ©cene ber Anbetung be$ Äinbe*,
als aud) beim ©d)ö)tyinger «Itare auf bem SWantel be$
ffingels in ber ©cene ber SSertünbigung jur SJerwenbung.
ferner feljrt ba$ SKufter auf ber Äafel be* Ijl. HmbroftuS
beim ^Berliner Silbe auf ber $)e<fe be$ Opferaltar« in ber
©cene ber Darfteflung im Stempel wieber.
Die SCafel gehört, wie SWorb^off richtig bemerft, ber
ftrüljjeit be$ SKeifter* an. Sie ift nodj oöllig ibeal unb
Oißftünbig in ©oefter ffieife aufgefaßt, ©elbft bie galten*
gebung geigt nodj feine fdjarfe unb ecfige JBredjung. Hm
nädjften fielen bie giguren ben SWalereien auf bem Äugen*
flügel beS Kölner «ItarS mit ber ©efdjidjte beS Sifdjof«.
Die bortigen £t)pen ftnb genau biefelben, wie Ijier. JBaljr«
fdjeinlidj ftnb bie beiben SBerfe für} nadj einanber ttxoa
um 1460—70 entftanben.
©d)on Sfretyerr oon $eereman 2 ) madjt barauf auf*
merffam, baß bie SCafel it>rer urforfinglicfcen SBeftimmung
s ) (Sine aljnlid) fdjone unb naturgetreue 9&adjbübung oon SBIumen
aeigt bie $afel tfoerbeefe* mit bem ©efreuaigten $ttrifd&ett Btoria unb
Soljannea, jefct in ber 2)ompropftei in ©oeft (cljemal« im bortigen
Äranfen^aufe).
■) £eereman oon 3«^bttttf giebt eine au3fü|rltdje ©efdjreibung bei
SBerfe* in ber 3eitförift für djriftt. Äunft 1891 6. 74 ff.
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59
nad> wotjt fdjwerK<$ aU 8ntej>enbium jene* Altar* in ber
atiljaufer Äapefle gebient {>abe, unb er fpridjt bieSbejüglid)
eine Vermutung auf, meiere id) ^ier be^alb wiebertyolen
min, weil fte, wenn richtig, ein weitere« Dofument für
meine «nnaljme, ba§ ber SWeifter in SKÜnfter feinen ffio^n*
fife gehabt $abe, bilbcn würbe. „8n ber SRorbfeite be8
X)otne3 ju Sßünjter, jagt er, befanb fid) eine juerft bem
(I. SubgeruS, feit bem 12. Qa^r^unbert aber bereit« bem
ty. Stttfolauä, bem Patrone ber Äaufleute unb be$ $anbel£,
geweifte Äapefle mit einem Ältare biefe* ^eiligen. $)a
bas Out Altbau«, in beffen JfapeUe ba$ SBilb wieber ent^
beeft würbe, 6i* jur ©äfularifation fid) im SBeftfce be«
©omfapitels befanb, fo ift bie Annahme nalje gelegt, ba$
ba$ Silb biefen SKitolau&Sttar ber Jfapette gejiert fyat
unb beim Abbruche berfelben, ober aud) fd>on früher na$
8lil>au$ gelangte."
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II.
Stetrtd) öott (Men, bcr Sater
^rtfto^j Scrtt^arbg.
$on
£anbgerid)t$ratf) $. ^flfenfierg (f).
4— 3ääö— *
SMetridj üon ©alen ju SBifping unb SRomberg, erbge*
feffener §err ju Sufeen in fifolanb, muß um 1570 geboren
fein, ©ein 33ater, ! ) ebenfalls Dietrich mit SBornamen, mar
ein tapferer ÄrtegSmann be$ Deutfdjen DrbenS in SManb
unb bort toegen feiner Saaten unb Dienfte als gelbmar^
fdjaö mit ©ütern \)o\)tx unb niebriger $errlidjfeit belohnt
morben, toeldje mehrere SKeilen in Umfang Ratten unb mit
bem merum et mixtum imperium primlegirt toaren. 2 )
*) 2)iefer fjatte nadj einem im 9todjlaffe beö oerftorbenen Ärctä*
gertd)t$ratl>0 Jicfer beftnblidjen (Stammbaum neun ©eftfinufter, nämltdj
£einrid) (oerf). mit GHara gribag), Slrnolb, Söeffel, Sodann, ^etronella,
Sifa unb 5Uara (Tonnen im Älofter ßentrup bei §amm), 2)oroi|ee
(öerf). mit ^etnrid^ o. Slfcfyeberg $u ©ottenborp) unb SHargaretlje.
Slrnolb unb Sotjann fielen im Äampfe mit ben SRuffen in Siolanb. 3^t
gcntcinfdjaftlidjer 33ater war 2)ietridj ö. ©. (gu 33ellmgljaufen unb $etbe*
müfjlen, oerlj. mit üttarg. ü. SBoIenfpit), bed lefetern 33ater JRotger o. ©.
(1469—1503), beffen Steter £>ietridj, beffen Später 2öilljelm, beffen
Putrid) fcernljarb (um 1400), beffen S3ater S)tetridj ö. ©.
*) 3)ie abiigen Süngltnge unferö öanbeö gogen oft in ben Dften,
roenn bie SDeurfdjorbenerttter in Sßreufeen $u einem tfreu^ug aufriefen.
S3icle biefer, bem Orben felbft nidjt angeljörigen bitter würben ooui §od)*
meifter mit erobertem ©runbbeftfc botirt. #ierauö erflärt ftdj bie Sljat«
fad)e, bafe oiele Sßefifälif^e Slbelöfamilien Ijier unb in Siolanb oberßur-
lanb ©runbbefifc Ijaben.
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61
©eine STOutter toor eine SBulff Don ftttdjteln. 1 ) (Er
ttmrbe nadf) feinen eigenen Angaben (in ben fpäter ju
ermäljnenben ©treitfcljriften) am $ofe be$ iperjogS 3of)ann
ton :$ülid), W^e unb Sterg 2 ) als (Sbelfnabe erjogen unb
beimtädjfl als ©efanbter in ba$ fpanifdje Säger Dor 93onn
gefdjicft. ©päter biente er beim $eere ber ^eiligen £iga
in granfreicl} unter einem ©eigneur be ©affompierre.
Äu$ ftnmfreid) jurttcfgele^rt tourbe er Don ber Sftfinfter*
fdjen Stitterfcljaft aU Steiterfü^rer im ©reinigen Quartier
(SBolbed, ©tromberg unb ©affenberg) angeftellt. «I« fein
SJater in £iDlanb ftarb, Derabfd&iebete er ft$ t)on l>ter unb
ffieli fidj eine 3*it lang in fitolanb auf, too er Dom $er*
joge Don Jhirlanb Dielfad) auf fürftlid^c ^odfcjeiten mitge*
nommen ttmrbe. S)er Äönig Don *ßolen betätigte ©alenS
@üter unb *ßrfoilegien auf offenem SReidjStage unb ernannte
iljn ju feinem SRottmagifter (SRottmeifter). S)ann fam er
auf ©unfd) feiner Sttutter toieber in'S ©ttft Sßünfter,
fefcte ftdf) mit ben ©einigen über bie ©fiter auSeinanber
unb ^eirat^ete tt>al>rfd}einli<& im ftatyre 1605 $atl>arina
Don £oerbe. 81$ SBeftfcer be« alten ftamilienguts $au8
SBiftnng bei föinterobe nmrbe er ju ben Sanbtagen beg
©tift* Üßünfter berufen, »m 12. Dctober 1606 würbe
üjm fein ©ofjn Stjriftoplj SBernl>arb, ber nachmalige Sifd&of
Don SWünfter, geboren. 8 ) ftm folgenben 3 a *> re geriet!) er
mit bem tljm benachbarten (Erbmarfdjaü ©erwarb Don
aßorrien toegen ber ftagb in einen unljeilDoflen ©treit,
! ) ©ic broc^tf ifprem 2Ranne ba3 £au3 33ifptng $u.
*) 3)erfelbe war 1574—1585 »ifdjof oon fünfter, reftgnirte bann
unb übernahm bie Regierung bei £er$ogtlmin$.
•) 9tad) betn in Änm. 1 ermahnten Stammbaum f>at (Sljriftopl)
Skrn^arb trier ©efäwifter gehabt, £einri($ (t>erlj. mit Stmta o. S)rofte«
Siföering, fpäter mit (Slifabetf) o. b fteä), #atljarina (oerf). mit ttrnolb
*. ©gilbet gu 2)re<f&urg, Shrofte $u SReuen&au*), ßlara 8nna ((Stift*-
franlein in Delingfjanfen) unb £eb»ig Sfödmtoib, Stebtiffin ju 53orgljorft.
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68
über beffen ©erlauf Alpen 1 ) QfolgenbeS berietet: „SKorrien
l>atte bem ©alen einen Qfagb^unb abgenommen. JBeibe
begegneten ji<J) lüä^renb beS fianbtageS ju SMnfter anf
bem $)omf)ofe; es fam erft ju ©orten, baranf jum $)egen
unb SWorrien ttmrb erftod>en. ©alen fteflte fi$ Don felbft
öor ©erid&t nnb toarb nadfj einem langen unb fcfcarfen
Sßrojeffe mit allen (gtjren loSgefprodfjen. ftn ber 3rolge
erfäien er tuieber auf ben fianbtagen; toarb wie öor^in
ju melen unb roidfjtigen ffiommiffionen unb ©efanbtfd&aften
gebraust unb ftarb als ©reis auf feinem ©ute Sufcen in
Jhirlanb."
(Sine ä^nltc^e DarfteHung gibt Sorfety/ 2 ) eine etroaS
abroeidbenbe 3fol>ann ö <>n ©erSroort. 3 ) ÄuS ben Slften beS
aKünfterfd^en ©tabtardfjfos, 4 ) beren Angaben burd) bie beS
Diepgen Staatsarchiv 6 ) ergängt »erben, ergibt fidt) folgen«
ber ©adjDertyalt. —
ßtmfdben Dietridfj öon ©alen unb bem Srbmarfd&aH
©erwarb STOorrien ju Sftorbfirdfjen 6 ) fam es am 15. fte*
bruar 1607 ju einem heftigen ©treit wegen ber $agb,
inbem SKorrien im SBoHering^olt in ber Dfterbauerf^aft
! ) 2üpen, Beben unb Saaten (Sljriftopl) SBernljarbS oon ©alen,
©eutfdje Huägabe, fünfter 1790, 6. 1.
*) 3tt. ©efdjidjtfquetten III. 6. 336.
8 ) 2Beftpf)äl. «Dl. Stammbu* ©. 459.
4 ) 3totljöprotof. unb Ärim. $rotof. 1607, acta XVII 9fr. 59 unb
V. e. 4.
B ) «belüften I attünfter, 75.
e ) S)er (Jrbmarft^aU SWorrien, welker jünger mar als $tetrid) öon
©alen, ftammte auö bem alten ö. ÜWorrienfdjen ober ÜKorrianfdjen ©e»
fdjledjte, toeldjea feinen ttrfprung auf einen ber ffl. brei Äönige jurürf-
leitete unb beöljalb audj im Wappen einen @tern unb über bem £elm
einen üflofjren führte. 6djon minbeften« feit 1453 befleibeten bie ©tamm*
fjemt bie Söürbe eined (Srbmarfdjattä, meiner IBorftanb ber Stttterfdjaft
war. ©erlj. ü. üRorrien war oerljeiratljet mit 2tbolpf>a oon Äetteler.
(Sr unb ©alenä nannten ftd) Settern, benn audj ÜWorrienS Butter ober
©rofjmutter war eine SBulff oon güd&teln.
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63
&retfe£ Sübingfjaufen ben ©alenfdjen Jägern t>icr ffiinb*
fjunbe, jwei Qftgbftride unb ein iftägerljorn mit ©eroalt
»cgne^men lieg.
Son ©alen* ©eite würbe behauptet, e$ fei biefeS auf
©ölendem ©runb unb SBoben gefdfceljen, feinem Wiener
fei babei ein ßod^ in ben Äopf gefd>lagen, einem anbern
bie 93üd)fe auf bie ©ruft gefegt unb ffirfc^iegen angebrofyt.
Die wiberredjtlid) gepfänbeten ©egenftänbe feien ftatt nadfj
bem juftftnbigen «mt^aufe ju JBolbecf nad) bem ben
3Worrien$ gehörigen $aufe 3)at>en$berg gebraut, wo bie
SWorrien'fd&en Diener auf bem weggenommenen iporn ge*
blafen, gefdjrieen unb gejaucht Ratten, als wenn fie etn>a£
befonberS ausgerichtet Ratten. $)ie SStrtbfyimbc feien in
einen itljurm unb bann in einen #unbetaften Don SBrettern
flefperrt, worauf fdjimpflidje iftnfdjriften für ©alen gefefct
feien. Obgleich bie SBerne'fcfyen Beamten auf Änweifung
be$ dürften bie ffiinbljunbe breimal Don SKorrien abge*
forbert Ijätten, fei biefer bem SBefetjle nidjt nad&gefommen.
(35ie 3nf^rift war übrigen* fo gefätyrlicfy nidjt, fie
lautete nad) fpäteren ,3eugenau$fagen: „ffiär' e$ befonnen,
es war' nit begonnen.")
WS etwa Dier S3o$en fpttter SBifdjof Srnft Don SJaiern
mit feiner $off>a(tung nad) bem Stift SWfinfter jog, unb
ftd| nodj auf bem $aufe SBerrieS an ber Sippe auffielt,
waren unter Dielen anbern fcbltgen aud^ ©alen unb 2Ror<
rien jur JBegrfijjung bortljin getommen. Site fie fi$ bort
trafen, gerieten fie wegen ber <ßfänbung fc^arf aneinanber.
©alen forberte Don 3Korrien feine ffiinb^uube juriief, for*
berte üjn Dor bie Sauft unb oor'3 Papier unb befdjtmpfte
il>n, als er jutn 3 toe ^ am Pf ™fy folgen wollte, öffentlich,
htbem er broljte, iljn auf* äßaul ju fdjlagen.
©alen erhielt bie $unbe nidjt jurüd unb behauptete
fpäter, SWorrien Ijabe geäußert, er wolle an ©alen, ber
ü>n ju ffierrieS fo braDirt Ijabe, feine 5ReDand&e ober fein
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64
ßeben l)aben, auä) fei 2ftorrien, obgleidf) in bem ange*
[teilten $rojeffe für fliegt ertannt fei, baß er bie $unbe
ju reftituiren tjabe, biefem Urteil nidjt nadjgetommen,
fonbem (|abe bie armen unnofelen SBiefter (unfdjulbigen
3:t>terc) Derfommen unb üerf)ungern laffen.
»m 17. ftuli beffelben Qfaljre« (1607) tarn fcietridj
t)on ©alen na$ 9Künfter, too er auf feinem unb fetner
SKutter ^>ofc auf ber ipunbeftegge (£lemen«ftraße) abftieg.
Um 11 Uf)r befugte er in ^Begleitung feine« ©djmager«
©l)riftopf) öon ipoerbe feinen SJruber, ben ©omljerrn $ein*
ridfj Don ©alen. Diefer Iub fie, ba er eine eigene $a\x$'
Haltung nidfjt fyatte, ju feinem Xifd&tjerrn, bem Dffijial auf
ber ©tegelfammer, ju £ifdje, too fic bis 6 Ut)r mit einigen
anbern Sßerfonen jedjenb jufammen blieben; 1 ) julefct ließ
ber Dfftjial au« feinem Äeffer mefirmal« ein große« ©lad
mit altem Ijerrlidfjen SGBein frifefy gapfen, tueld^ed umging.
$einri$ Don ©alen ging bann Dorau«, um in feinem
neben ber fürftlidjen Jfanjlei liegenbeu $ofe für feine
©äfte no$ einen Srunt Sßaberbornifdjen SBiere« ju be-
fallen, fcietrid} Don ©alen folgte ityrn balb barauf. (8r
traf ungefähr bei feine« SBruber« Pforte mit bem Dom
fürftlidjen f>ofe fommenben ffirbmarfc^aH Don SWorrien ju*
fammen unb geriet^ mit if>m in ein S)egengefe$t, in tt>eld)em
äßorrien töbtlidj oernwnbet mürbe. Ueber ben Vorgang 2 )
gelten bie fcarfteflungen ber Parteien fon>ot)l, nue aud^ ber
3eugen au«einanber.
SJon ©eiten ber ftamilie gyforrien nmrbe behauptet
baß ©alen au« 8ta$e einen Dorfäfclid&en, prämebitirten
UKorb begangen tjabe, inbem er ben Srbmarfdjall, ber
nadj feiner auf ber Slegibiiftraße belegenen ©o^nung Ijabe
gelten tooflen, Dom ©teinpflafter in ben Äotf) gebrängt unb
') ^einrid^ öon ©alen Ijatte feinen SRamenStag.
f ) 5)erfelbe muf) etwa Beim {ewigen Sßoftgebäube ffcattgefmtben Ijaben.
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üjm bann mit einem meredfigen Seitengewehr einen ©ticl>
in'ö fytri gegeben f|abe. SBon ©alenS ©eite würbe ba*
gegen behauptet, er fei Don STOorrten angegriffen unb l>abe
ftdj in ber SRotf)Wel>r befunben.
Die SRadjridjt Don bem SJorfaffe muß ftdf) gewaltig
fc&nett in STOünfter verbreitet f>aben. ©d&on um 7 Ul>r
Hbenbs trat ber jufammenberufene 8latl) unter SBorfifc be$
SürgermetfterS $ol)ann $erbing jufammen. <S$ würbe
berietet, fo eben, um 6 W)x, tjabe e$ fidf) ereignet, bafe
Dietrid) von ©alen üor feine« SBruberS $of ben t>on ber
tusfdjufcfifcung fommenben (Erbmarfctyatt Don STOorrien
toaljrgenommen, benfelben junädjft mit ©cfylagung etlicher
Änippd>en$ ober ©cfcneflen getrufcet unb bann mit gesurftem
blo&em ©eweljr auf offenem Domtyof unb freier ©trage
erftotfcen l>abe. Die 2^at fei mutwillig unb in erbarm*
lid)er Seife gefcfceljen. Wi ein Diener au« bem #ofe be$
DompropfteS jum SWarft l>abe ge^en wollen, um ben $ar<
Her ju Ijolen, l)abe #einrid(} Don ©alen benfelben batoon
abgehalten, üermutljlid) um ju Derljinbern, ba§ über bie
fyat ftlage erhoben würbe. Der SrbmarfdjaH fei, als er
m bie Dompropftei gebraut worben, gleidf) geftorben.
Der Mail) ließ hierauf fofort SBefe^I ergeben, bag alle
Pforten ber ©tabt gefperrt unb audj bie «Umgänge be$
DomljofS befefct werben follten, bamit ber Später nid>t
enllomme. Der ©etretär ipottanbt würbe an ben Dom*
betonten abgefertigt, um tyn ju erfud&en, Dietridf» t>on
©alen bem fftatty ausliefern unb $einrid(» öon ©alen
in Serwa^rung ju nehmen, weil lefcterer in weltlichem
$abit bem gangen Vorfalle beigewohnt, ben Später nid^t
berfjinbert, fonbern if)tn SBorfd&ub geleiftet, längere Qzit
jum «ergernig ber jjinjugefaufenen abiigen unb bitrger*
Kd)en Sßerfonen am Orte be$ Delift* fpagieren gegangen
unb mit allerlei üppigen ©eberben glei^fam über bie Stljat
jubtlirt f>abe. |)odanbt berichtete balb barauf, bajj ber
LVII. 1. 5
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66
©ombedjant ben Antrag ben t>erfammelten JJapitularen
mitgeteilt unb t>erfprod>en l>abe, bafe alle« nadj ®ebül>r
gefdjeljen fotte, toenn ber Später nodj nid)t entminen fei.
©leid) barauf nmrbe bem SRatl>e berietet, bafj Dietrich
öon ©alen au$ ©eroatii Pforte, e§e biefelbe gefdjloffen
toorben, entfommen fei unb #obft {Renfing unb ber ©tob«
träger ©trief tym SBorfdjub geleiftet Ratten, inbem fic einen
ffiagen befteHt unb il>n l>ineingefd>oben Ratten. <£$ mürben
hierauf mehrere 3 cu 8 en ö& er & en Borfaff vernommen.
JBernbt ©trij betunbete, er Ijabe gefeiten, bafe ©alen
gegen SRorrien toieber^olt ©Anetten unb Änippd&en* ge*
fölagen, fagenb „ba$ ift für bid>", unb ba£ bann beibe
mit blojjem @ewel>r an einanber geraden feien, ©er ju*
erft gefälagen ober geflogen, nriffe er nidjt. Ate ber
Diener au$ ber S)ompropftei na$ bem SBartt §abe geljen
»ollen, Ijabe $einrid) t>on ©alen e$ nid>t leiben motten
unb Ijabe ü>n jurficfgeljalten mit ben SBorten: „SBo ttnttft
bu ©djelm Ijin?"
(Sin anberer SBfirger, ©ert flereferind, fagte auä,
2)tetrid> t>on ©alen fei fo tUn aus ber Pforte gegangen,
ein SBagen fei i^m gefolgt, in melden $obft {Renfing i^n
l>ineingefd)oben §abe. ßijentiat ©djlungratoe befunbete,
Dietrich Don ©alen Ijabe il>n auf ber $unbeftegge ange*
rufen unb iljm gefagt, er motte mit itftn in feinen,
©d&lungraoen*, ©arten gelten unb einen Sarbier Ijolen
laffen. ©alen Ijabe fid> feltfam geberbet unb fei öfter«
geftraucfyelt. (Er l>abe faum reben tonnen, l>abe einen
©tidj in ber ©eite gejeigt, audj bie $anb in bie $ofe
geftedt unb blutig roieber IjerauSgejogen. außerhalb be*
£ljore$ Ijabe ©alen gerufen: „$ier bin i$ frei, idj roollte,
baß i$ ben äßarfdjatt heraus fy&ttt, i$ wollte mi# befen*
biren." 35ann feien {Renfing unb ©trief unb balb barauf
ein Äutfdjroagen getommen, in melden fiefc ©alen gefegt
unb fdjarf nadj ber ©eift ju gefahren fei. ©alen tjabe
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67
einen furjen fdjroarjen Sßantel umgehabt. SBernbt tum
Iljin betätigte, baß fltenftng unb ©trief (Stolen in ben
Sagen geholfen Ratten.
3>er SRatl) befd)Iofj barauf, Qobft Wcnfing, weil er bei
ber Z\)at jugegen getoefen unb fic nid)t fcerljmbert unb
»eil er bem Später SBorfdjub geleiftet fyabt, ju Derljaften.
3»ei Wiener 2Rorrien$ jeigten an, bafc beffen 33ermanbte,
bie ©ebrüber t>. 33el>fen, ben Später verfolgen laffen
tooflten, unb bäten, i^nen auf ü>re floften jtoei {Rotten
©olbaten mitjugeben, welker Sitte ber Watt) „in Änfeljung
ber erfdjredlidjen tyat unb be$ großen scandali" tnU
fprad). Hud> würben mehrere ftäbtiföe Wiener auögefc^tcft,
um bem Später nadjjuforfdjen.
Am folgenben borgen mürbe ber injttrifc&en Behaftete
Sürger ftobft SRenfing öernommen, toeldjer grolgenbeä au&*
fagte: Als (Solen an bem SftarfdjaQ toorübergefommen,
fyxbt er tyn mit jiürlid&em (jornigem) ©eftdjt angefe^en
unb mit ettoaä au« (Eifer unb fcrunfentjeit ftammelnber
Stimme gefagt: „Du folt tf)un, n>a$ Dir mein gnftbtger
ftürft unb $err befohlen l>at, ober Du unb idj tommen
barum gufammen." äßorrien Ijabe entgegnet, „was mangelt
Dir uf mid}? M Darauf fjabe (Sälen bie 3^ ne überein»
anber gebiffen, gegen SRorrien ©djneflen unb Äntypd)enS
gefdtfagen unb mit glühen unb trofcigen Droljroorten an
feine ffieljr gegriffen unb gefagt „Da$ ift für SDic^".
üRorrien Ijabe nrieber ©djneflen unb Änippdjen gefdjlagen
unb gefagt „Das ift audj für Di$, nm$ nrittu mir bann?"
Der babei fteljenbe #err Don SRünfter l>abe ben SWarfdjafl
an ben arm gegriffen unb mit ben Sorten „Äomm, ber
©ecf ift bujjne" J ) fortgejogen. 9lad) 4 bis 5 ©dritten
Ijabe SÄorrien ftd) loSgeriffen unb fei auf ©alen juge*
gangen. «1$ ©alen bann nad> feiner ©äffe gegriffen,
l ) buljne, oofl, betrankt!,
5*
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68
Ijobe er, SRenftng, if)n megjuäietyen gefudjt, Ijabe aber t>on
©alen unter ben SEBorten „fiajj miö) los, idj bürftc fonft
x\\6)t meljr unter ein fliegenb fjätjnlcin fommen 1 ' an ben
#al« gefdjlagen, fobaft er ju SJoben geftttrjt fei. ©J)e er
ljabe nneber auffielen fönnen, feien ©alen unb SKorrien
aneinanber geraden, Ratten ftd) beiberfeit« mit ben SBaffen
um ben £eib gefdjlagen, fobafc biefelben frumm geworben,
bann Ratten fie aufeinanber lo«geftod>en. Wadj bem Un*
glücf ljabe $einri$ Don ©alen ju bem 9Warfd)att Satein
gerebet, vorauf ber ÜÄarfdjaff gefagt Ijabe, er Ijätte genug.
$einrid) üon ©alen fjabe bann feinem ©ruber 3)ietrid)
feinen, Wenftng«, SWantel umgeworfen, ttjn weggefdjoben
unb gefagt er foffe ftcfy baöon mad&en. @r, SRenftng, fei
bann nadj ©ert>atii<£t)or gegangen, um feinen SWantel
nrieber ju befommen. 35ort tyabt er ©alen getroffen unb
fei balb barauf ein ffiagen gefommen, ben ber ©tabträger
©trief im Auftrage ipeinridj« t>on ©alen geholt l>ätte.
{Renfing refognoSjirte Die am Tatorte öorgefunbene oter*
fantige, oben an ber Älinge üergolbete SEBaffe ©alen«.
SSorauSfdjidenb bemerfe idj, bafc ftobft föenftng rner
ffiodjen fpäter gegen Urfe^be au& ber ipaft entlaffen, aber
auf ein falbes $af|r ber ©tabt toermiefen mürbe, weil er
ben £obtfdjlag ni$t t>ert)inbert' unb bem Später burdj
Vergebung be$ ÜKantelS unb Sefteflung ber Äutfcfye SBor*
fdjub geleiftet Ijabe.
Obgleich ba$ Domfapitel bereit« burd? einen Wotar
unter 3ujicl)ung öon 3 cu 9 cn un & t™** ÄrjteS bie JBefidj*
tigung be$ Körper« tjatte öorne^men laffen, erbnete ber
9tatl> bodj feinerfeit« audj biefelbe an.
35a ber Mieter Seifting infolge be$ alten ©treite«
be$ dürften mit ber ©tabt über bie ©eridjtsbarfeit fidj
weigerte, bie Skfidjtigung Dorjune^men, fo lange er nid)t
Auftrag baju Don ber ^Regierung Ijabe, fo befahl ber 9?atl>
ben 9Hd)tf)erren $acob ©toüe unb £ij. Slod unter
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69
^ujieljung be8 ©crtd^töfd^rctbcr« SEimmerfdjeibt, bcr SBor*
föere ^ermann ipölfdjer sen. unb jun. unb bcr bcflcibctcn
Sottmeifter, bie in be$ 35ompropfte$ $of gebraute £eid)e
Iraft be8 meri et mixti imperii unb l>abenber Äriminat*
jurisbtftton unb alten $erfommen$ W beftd^ttgen. 3)ie*
felben berichteten bann balb barauf, bie inspectio fei ge*
fd>ef)en, ber ©tief) fei in bie SBruft, red>t nadj bem #erjen
gegangen unb unzweifelhaft eine Sobnmnbe.
©cgen bie Dom dlatty auf bem Dom^ofe borge*
nommene SBeftdjtigung be« Körper« unb baburefc gefd^e^ene
Serlefcung ber (Domimmunität er^ob ba$ 3)omfaJ)itel feter*-
U<$ *ßroteft, inbem e$ bemerfte, e$ fei biefeS feit SWenfdjen*
gebenfen bie erfte SBefid&tigung, bie Dom SRat^e auf bem
$>om Ijofe gefcfyeljen fei. 1 )
$n ber fpäteren Unterfucfcung berichtete ipeinridj t>on
©alen über ben 33orfaH: ©äiprenb er na$ feinem $ofe
gegangen fei, um *ßaberbornifd) S3ier ju beftetten, fei fein
93ruber bem ffirbmarfdjaß 9ftorrien begegnet, fie feien an*
einanber geraden, tjfttten jur ©efyr gegriffen unb fei ba$
Unglücf erfolgt. Der ÜÄarfdjatt l>abe im Vorbeigehen, auf
') 3n bem Sßrotefte ertoätjnt baä $omfajriteI autl), uor einigen Sauren
fei beä {ewigen 2)omrufterö öon Sürftenberg Sftögb öo« einem Jungen $u
$obe gebämpfet, morauf ba$ SDomfapitel burdj feine 2)iener bie 33eßdj«
tigung fjabe oornefjmen unb ben homieidam im ®ogerid>t 33afenfelb am
geroöljnlicfcen Sttctyeplafc, genannt im Zettel (toaljrfdjeinlid) SRuppenberg)
burd) ben ©ografen fjabc iuftifijircn unb tynrid&ten lajjen. 3n einer
Entgegnung fagt ber ffiatlj, oor 200 unb me^r Sa^en (e$ ift offenbar
ber befannte, in ben W. ©efdfjfdjWquenen I. ©. 164 erjagte Vorfall, ber
^eroiann d. 9WerfeIb unb Hermann öon 5)rofte betraf, gemeint) Ijätten
3»ei oon Slbel fürfefelidE) in ber @tabt ©inen entleibt; fie feien Dom
Rati) eingebogen unb, all fie auö bem ©efängnifc gebrochen, burdj bie
9latl)0biener auf* ber fürftlia)en (Siegelfammer geljolt, folgenbä auf bem
5Rarft Eingerichtet, an bem Orte, wo nodjj jefct in porpetuum signum
et recordationera alle 9iad)t eine latente Ijange, barin be$ Slbenbd nodj
auf feurigen Jag $u 2Binter$eit Äerjen ober Sinter gefegt unb bie gange
Stodjt brtuuenb gelaffen würben. (6tabtardjio. V. e. 4.)
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70
feine SBruji jeigenb, gefagt: „SBetter, baS f>abe \6) baüon
befommen," worauf er ganj erfdfjrecft gefagt tyabe: rf «d>,
Setter, ba$ tl>ut mir ^erjltc^ leib." SMetrid) fei gang be*
fdfcenft unb alfo trunfen gewefen, ba$ er faum grabe ljabe
gelten tonnen, bagegen fei ber 2Warfd)att ganj nttdjtem
gewefen. SWan ^ätte gar nidjt üermutfien fönnen, baß fie
f)ier in SWünfter auf bem gemeinten 3)oml>ofe aneinanber
geraden würben, ba fie fdjon öfter« auf ben fianbtagen
unb bei fonftigen ©elegen^eiten jufammen gewefen feien,
ol>ne bafe e$ ju einem t^ätlid&en ßufammenftofc gefommen.
Sftun fei berfelbe aber fo plöfclid) unb fdjnett erfolgt, bajj
SRiemanb ftd> otjrte £eben$gefaljr jwifdfjen bie blanlen
©äffen ber ©treitenben l>abe wagen fönnen. (£r §abe
biefeä um fo weniger gefonnt, als er feine ©äffe bei ftd>
gehabt unb er ftd) wegen feine« geiftlidjen ©taubes unb
ber Immunität & c * SßlafceS aud) nidjt ben Änfdöcin t)ätte
geben bürfen, al$ wenn er bem einen ober anbern SE^eil
SBeiftanb leifte.
Dietrich t)on ©alen war, wie üorf)in gefagt, au$ ber
©tabt entfommen, elje ber SBefe^I be$ 8latf|S, bie 21jore
ju fließen, ausgeführt war. Außerhalb ber ©tabtpforten
traf er mit bem fcompropft SWagel, bem 9D?arfd)afl SScIen
unb bem $ofric!>ter *ßlettenberg jufammen, ju benen er
fagte: „9Weine Ferren, ber 2Karfd)att 9Worrien unb id>
finb ba jufammen gewefen, ba« (auf feine SJerwunbung in
ber ©eite jcigenb) tjabe id) baüon belommen, tva& ber
2Warfd)att betommen, weiß idj nid)t; fyx hättet es wot)l
Bereuten fönnen." *) @r fuljr bann fdjleunigft nad> $au$
SBifping, bradj aber fdjon jwei ©tunben öor £ag mit einer
Jhitfdje unb jwei reiftgen Dienern ju <ßferbe wieber auf,
angeblich um ftd) in Drenfteinfurt üon einem SBarbier Der*
*) (5r meinte bamtt, ba§ bie Regierung fdjärfer gegen SRorrien fjabe
öorgeljen fotten, aU biefer bie SRcftitution ber §unbe oerweigerte.
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71
binben ju laffen. ftnjwifdfjen $atte ber töatlj mehrere
ftöbtifd&e Diener uttb ©olbaten au«gefanbt mit bem Auf*
trage, ©alen al« einen Don Abel mit guter SBefdf)eibenl>eit
im ©ebiete be« ©tift«, wo fie il>n beträten, anju*
galten, ©ie polten il>n turj Dor Drenfteinfurt ein. Der
ffiad&ttneifier (Sljrifiopt) Don iperforb fagte gu il>m, er fei
fein ©efangener. ©alen fragte, wie er baju tomme, einen
Dom Abel auf freier ©trage gefangen ju nehmen, worauf
ber ©ad&tmeifter antwortete, er Ijabe SBefe^l Dom Statte
ju ÜWünfter. Siner Don ©alen« reiftgen Dienern fragte,
ob fte ©alen nid>t für 1000 fcljaler bienen wollten, bog
fte Ujn fahren liegen. Der ffiadjtmeifter antwortete, wenn
fie ftd) nic&t Derpacften, würbe er geuer auf fie geben,
worauf fie fid) wegmachten. Qu bem ^injutommenben
ftäbttfd&en reitenben Diener, Dietridj SJorberg, welker itjm
„guten STOorgen" bot, fagte ©alen, toa* er tl>un folle, wo
fte mit tym l>in wollten, fie träten ju Diel baran. Cr
würbe bann nadj Drenfteinfurt in be« SBürgermeifter« Äodt
$au« gebraut unb Don ben ©olbaten bewacht. 8Bie Die*
trt<$ Sorberg fpäter au«fagte, fyattt ©alen an ber linfen
©eite burdf)'« ©etdfje einen ©tid), audj Derfäiebene ©tidfje
burd) ba£ ffiam«; feine fcrme waren bi« an bie ©dfjulter
gefd&woflen. «I« er im ®ttt burdj ben ©unbarjt unb
©arbier Derbunben war, würbe er be« SWorrien'fäen
Dieners jpermann ipoltermann anftc&tig unb fragte üpt:
„^ermann, wie tft e« mit bem 3Warfd)aH, beinern ^errn? 11
Diefer antwortete: „Da« ift, wie ber liebe ©Ott will, ber*
felbe ift gettern im $errn entf Olafen." ©alen fcfylug bie
#änbe jufammen unb fdfjrie: lf ?ld> ©Ott, mein arme« ffieib
unb Äinber, 1)&ttt er'« mir bod& getrau" unb weinte fo
^eftig, bajj bie fialen im SBett nag würben.
Äd)t Zage lang würbe ©alen in Drenfteinfurt be*
wadjt, wä^renb welker Qtit gformaliin bejüglid^ ber
®eri$t$barfeit in Orbnung gebracht würben. Dann würbe
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72
er burdfj bie ftäbttfd>en ©olbaten nadfj ffiolbed unb balb
barauf burd) fttrftlid&e ©olbaten ober Diener nad) öeüer*
gern in'« ©efängniß gebraut. Unter bie ftäbtifdjen Diener
unb ©olbaten, meldje ©alen gefangen genommen Ratten,
würbe üon ber JJfamilie 2Korrien eine {Belohnung oon 300
S^alern t>ertJ)eilt. SWorrienS Seufce mürbe am 26. (Juli
mit ©eneljmigung be$ DomfajutelS unter ©lodengeläut
im Dom auf ber Worbfeite üor ©. ©tepf)amiS4lltar be*
graben.
©päter (21. ftebruar 1609) fdjrieben ©alen* »er*
roanbte an ba£ Domfapitel, rr fie Ritten vernommen, bafc
bie ffiittiüe STOorrienS üorfjabe, auf beffen ©rabftetn im
Dom beutfdje ober anbere Cerfe, barin Dietrich t>on ©alen
nicfyt gum Seften angezogen ober gebaut merbe, fefcen ober
einbauen (offen; ba$ fei unguläfftg unb für ©alen unb
feine SHnber injuria*; fie bäten, e$ nid>t gu geftatten." l )
Der ©rbmarfdjaß STOorrien hinterließ eine ffiittroe,
«bolp^a geb. Äettclcr unb jtoei Heine ©öl>ne. ©ie erl>ob
g?gen ben gu 93et>ergern in ipaft ftfcenben Dietrich &on
©alen fdjon unter'm 28. ^uli 1607 «nflage toegen
SKorbeS, meiere folgenben SBortlaut Ijatte.
„JBaSmafjen mein gottfaliger lieber (R)ejunfer, ber
ebel unb e^renfeft ©erwarb 2ftorrien gu SKorbfircljen, biefe$
©tifts (Erbmarfd&alf unb SKittyerr gum Daüenäberg am
Dingftag ben 17. $uli in £anbfdjaft$fad>en, nid^t roeit Don
ber ffirftlid)en ifanglei auf @. ©jrro. u. fi. Immunität
unb feinem genjotjnlid&en fflege burd) Diebridjen Don ©alen
mit $oen unb £rofce angefertigt audj aüerjemmerligji
erftodjen, baffelb ift leiber ©ott geflagt unb aOer Sielt
funbig, bafj e$ ^emanben weiter gu entbeden ober gu
flagen fiberflfiffig. ©leid^iüo^l bietueil bie STOorttljat t>on
x ) 9todj ßorfei^ (Sljromf foll SMföof ©ernljatb Don ©alen fpötet
ben ^eic^enftein uuigefeljrt Ijaben.
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73
tocgen ber $erfonen, $lafc unb 3eit fd&redöidjer unb jem*
merltdber, fan id) au« l>ogftbetrfibten, tjerjfd&merjlidjen
©emüt meine ^ogftgenotigte ffieljHag in ®. Crw. ©dfcoeß
auSjufdjfitten nidjt umbgeljen, ungeachtet alle« benfelben
too nid)t allen, bennodf) ben mehren Stljeil mel>r als wol
benmfit tft.
fi$eld>ergeftalt nun mein gottfaliger <H>ejunter mit
fcieberidjen von ©alen üerfdfceibene $rojeffe unb Errungen
führen muffen, fo nodfc fdjweben, tft unnötig, f|irl>in anju*
beuten, ban fold)3 ju lang fallen würbe unb wiewol ftd)
babei meiniger nidfjt gebüret Ijätte, alfo mit geburenben
redjtlidjen ffiegen, aud) orbentlidben Sudtrag begnügen ju
(äffen, fo t)at bo<% ©alen einen nnberredf)tlidf>en ©ifer ju
faffen angefangen unb, nadfcbem er mit verbotener, unge*
bürlidjer S^aetlid^leit me^r als mit föedjte feine ©adjen
auSjumac&en vertrautet, alfo von ben ©adfoen ju beS
toolfaligen (Erbmarfdftalfen *ßerfon gefallen unb wie er
btefelb beleibigen mochte, gefudfct, audfc nidfjt allein meijr*
malen am 16. SMartü jungfttjin, als unfer gnebigfter $err
ftd) mit ber #ofl>aitung in bieS ©tift ju begeben im Änjug
9cwefen, auf bem ßippftroem beiwefenS vieler in unb aus*
lanbifdjer abelidjer unb unablidjer fianbfaffen mit ?(us*
fturfcung ber attervertleinerligften ©d&anbtvorter fo billig
für allen e^rlic^en D^ren verfd&wiegen pleiben, fein lang
prcmebhirtS fturfefcen in'« 2Berf ju rieten unberftanben,
fonbern auä) enblid} unb julefct folgen ^od^ftftvafbaren
3furfafc an furbemelten SEage unb *ßlafc mit bergleidjen
®raufamfeit volbradjt, ba§ bittig alle eljrliebenbe $erfcen
barob ftd) entfefcen unb mir unb meinen nun leiber vater*
lofcn minberjarigen iKnbern, fo belegen unb baburdfo ju
SBittiben unb Seifen gemad&t, nidjts als baS atterfleglidfjfte
Sittergefd^rei unb betjarlid&S ©el>e in ben f>immel ju
fdjreien überig gelaffen, weld&eS bennodfc ©Ott allme^tigen
wnb ber tyeilfamen ^uftij für bieSmatjl anljeim geben
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74
unb umb ®ebulb unb fitnberunge bcr ©d&merfcen fe^nltd^
fcufjc.
©eil ober bie« nid^t ein fdjlidjter Jotfd&lag, fonbern
eine für lange Qtit f|ero promebitirte furfefcltclje üftori,
inmafcen genug gu beweifen, bafc er für unb für ftd& feiner
voriger Jljätligfeit bei Ruberen berü^met unb ferner ba§
er an ben gottfaligen (£rbmarfd)alfen biefe Zfyat toerridjten
wollte, wiewot)! er baüon abgemattet, ftdfj öffentlich unb
§al$ftarrtg Derncfymen laffen, weld&e audj (jierumb au* brei
Urfad&en befto graufamer unb ergerlid&er ift, eine«tl)etl$,
bafj fie an meinem gottfaligen (Sfjejunferen als biefeS
©tifts (Srbmarfdjalfen, anberntljetls, bafj fie auf einen
geweideten *ßlafc unb brittentyeils, bafj fie in ber Qtit ge*
fdjeficn, als mein gottfeliger ftunfljerr wegen Sanbfdjaftö*
fadften atHjie gewefen unb barumb feine« SeibS unb ©fiter
Ijalber, befto mefjr and) gegen rec^tlic^e Ärrejten, ge*
fdfjweigen fofdjer fdjrecflicfcen 5EJ)ätligfetten frei unb gefidjert
fein foflen, gefd^e^en unb &ottbrad>t, alfo wirb mir unb
meines gottfeligen (Efjejunferen, SlutSfreunben unb 33er*
wanbten furneljmlidb (Ew. @rw. unb fi. aber aud) beiläufig
wegen iljreS prop^anirteu geweiften SßlafceS, fo burdf) an*
geregte fentlid)e ©raufamfeit mit unfdfjulbigem SBlute be*
fubelt, berleid&en Unmenfdf)licl)fett in (Siferen angelegen fein
muffen, ingeftalt td) unb bie 2Weine baS Unfcrige babet
mit 3 u f e fi un 9 e SHut* unb ®ut$ in feinen 3?ergefj ftetlen
werben.
©an aber babei glaubwürbig berietet bafc biefer
©alen für efctidjer ^eit tjinber bem £f>or in ber 5Eljumb*
firmen eine ®ebed)tniffe fefccn unb ftd(j mit großen SEituIn
barbei betreiben laffen, 1 ) fo idj bannodf) U)m mdfjt mifc
2>ie ©cbfnftafcl fjatte SDietridj oon ©alen im Saftre 1603 an-
bringen laffen. ©ie befinbet fldj ön ber öftlidjen SRauer M alten Gfyoxi
gegenüber ber Kapelle, in welker fidj jur 3eit ÄdjtermannS $reu$abna!jme
befinbet. 5)ie Snfd^rift lautet: ,Nob. et equost ordinis Theodoricus
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gurmete, n>en er ft<$ benett getnefj öerljalten, bietoeil aber
er burd) ober^ette barbarifdje auf ben gemeinten Sßlafc be*
gangene Soweit ftd^ ungejtoetfelt berfelben Immunität
nnb Privilegien aflerbingS felbft de facto entfefct unb be*
raubet Ijat, werben 6. (£. vernünftig ertneffen, wie übel
bic (g^rentituln ju biefer fd>entlid>en SWort unb SBlut*
ftur^unge ftdj reimen woßen unb jufatntnen correfponbiren
formen, ©ofl berowegen in (£. grofcgunftig ®utad)ten
IjenngefteHt Ijaben, ob biefelben nidjt fotdjen Sftatnen unb
<£f>rentitutn öon bannen abraffen ober mir öergunftigeu
a Galen in Bisp. et Romb. Dns in Lautzen, ad ecclesiae ornamentum
poni curavit anno 1603.* tteber bfr ©ebenftafel befinben ftdj brei
graucnbilbuiffe unb bie Wappen ber gamilien oon ©alen unb 2öulff
oon güdjteln. 5)ie bret grauenbilbntffe, Sybilla Persica, Sybilla Europa
unb Sybilla Tiburtina tragen fämmtlid) bie Sa^rc^a^l 1604, alfo bad
folgenbe Saljr, nadjbem bie ©ebenftafel gefefct mar. 3n ber aweitfolgeuben
9lifd)e befinben fldj ebenfalls brei ©nbtllenbilber Sybilla Cbimica, Samia
unb Cumana, alle mit ber Sa^re^^a^I 1602. SBappenbilber befinben ftd)
bei ifpteu nid)t @old)e unb gtoar bie ber Familien Zotd unb Slfcbetf
befiubeii ftä) aber in ber porigen 9Hfd)e über beut jebenfafl* fpäter f)inge«
fe|ten Beidjtftuljl. 2) ort ljaben fid> aud> früher bie Iefcterwäljnten brei
Silber befunben wie auö einer 3eidjnung unb «£>anbfcr)rift beö oorigen
Saljrfjunbertö, roeldje bem Diepgen ^rottinjialöerein für 2öiffenfd)aft nnb
Knnft gehört, Ijeroorgeljt 2öie mag e$ nun fommen, bafj bie bei ber
©alenfdjen ©ebenftafel befinbltdjen ® »bitten bilber ein fpätereä 3af)r tragen,
al* bie ©ebenftafel felbft? ©teljt cd überhaupt feft, bafj JDietrid) uon
©alen bie ©nbiflenbilber geftiftet Ijat? 3$ fa&c troft öieler 9tadjfragen
nirgenbö barüber Sludfunft erhalten fönnen.
©djon Äerffenbrocf Ray. 5 erwähnt ©ubittenbilber, welche früher im
2)om gewefen: »Per cireuitum chori Sybillarum vaticinia cum earum
iroaginibus admiranda arte per certa intervalla a se invicem fuere
disposita.« 2)ie 3aljl ift nidjt angegeben. (5$ fotten 9 ©tatuen gewefen
fein, bie von ben Söiebertäufern gerftört fein fotten. 35ie jefet nodj cor»
^anbenen ©über fotten oor 20—30 Satyrn auf Ijöljere Slnorbnung an
einigen ©teilen übermalt fein; ob e«J eine Berechtigung gibt, faft 300*
jäfjrige Äunftwerfe in foldjer 2Beife ju oeränbern, will id) bem Urtljeil
beT Äunfroerftänbtgen ü&erlaffen.
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tooHen bafj idfj baruntcr in einen befonberen ©tein feine
ifcige fd>entlid>e Xfyat eingeljauen t)infefcen tnodjte, mit
bemutiger flef>elid>er 93itt, biefelben fiel) hierüber grofc
gunftiglid) ertleren unb beren eine« mir nnberfaljren laffen
tootten."
©egen biefen Antrag ber ffiitttoe SWorrien auf 95c«
feitigung ber ©ebenftafel legte bie gefammte ftamilte ©alen
sßroteft ein.
$einrtd) üon ©alen ttmrbe fdjon burdj Urteil Dom
22. Dctober 1607 freigeforodjen. Später ttmrbe er nod)
jum $robft üon ©. 2Waurifc gemäht. 1 )
©egen 'Dietrich üon ©alen aber jog ftdjj bie Unter*
fucfyung nod) uiclc $at)re f}in. 2 )
SBon ber 3Worrienfd)en ©eite (tmrbe na^juweifen ge*
fudjt, ba$ ®alen einen öorfäfctidjen unb lange öor^er
überlegten £obtfdjlag begangen. Qn ben ©trcitfdjriften
werben jur ßfjarafterifirung ber *ßerfönlid)feit ©ateno eine
SWenge fünfte au« feinem frühem Seben ^erangejogen.
©o tpirb behauptet, fdjon in Stolanb fjabe ©alen mit
öielen Seuten in Qant unb ttneinigfeit gelebt, fid) gerauft,
gebalgt unb gefdjlagen. &l$ er in'« ©tift jurücfgefefjrt fei,
*) (Sine öon üjm im 3afjre 1613 gefttftete <Btatnt M fyL üttau«
ritiuä, Sßrafeften ber $ljebaifd)en Segion, befinbet ftdj im 2)om gegenüber
ber Ufcr.
*) 3>ie t>on (Sorfet) (W. @efdjtd&t$qu. III. <§. 336) gegebene 92oti*,
bafe 2)ierrid) u. ©. im ©efängniffe einen (Sofm, ben fpätern $Mfd)of
(5f)riftopI) Vernarb, gezeugt Ijabe, ift wafjrfdjemltd) auö bem 1679 ge«
brueften ljoflänbifdjen *hxd)e „Leven, Bedryf en Doot van Christoph
Bernard van Galen" (21. 33. D. 749) entnommen. 3n einem bort mit-
geteilten SBrtcfe ljeifjt ed: en het eyndlyck soo verre gebracht, dat
syne Vrouw by hem wierd geatmitteert, synde doe deesen Bernard
van Galen geconeipieert. 2)iefe 9tod)rtdjt ift unrichtig, ba GIjrtftoMf)
Vernarb oon ©alen am 11. Dctober 1606, alfo fäon oorljer geboren
war. Stuf feiner ©rabinfdjrift in ber britten ©alenfd)en tfapefle Reifet e*
„natus in Castro Bispinck. IV. id. octo. M.D.C.VI."
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ty&t man allgemein gejagt, bafc er bort (Sitten um'£ ßeben
gebraut.
Hud> im ©tift SWünfter Ijabe ©alen mit fielen Maty
barn in ©trett unb ?ßrojeffen gelebt, fo mit bem Qunfer
öon Äercferincf, ben er in ©egenwart be« SlrdjibiafonS mit
bem JDoldje bebroljt unb Ijinterliftig mit bem Änie gegen
ben Unterleib geflogen. Stuf §au& Sifping Ijabe er auf
einen Sßotar, ber Ujm in Äercferincfs Auftrage eine 3 U *
ftcQung Ijabe machen wollen, t)om ©all aus gesoffen,
fobafj 8)lei unb SRägel in ben ©red geftoben feien, ©benfo
Ijabe er Äercferincfs Anwalt ben Stjentiaten #einrid) Sit«
fett (foäter ©^nbicu« ber ? ©tabt ÜBttnfter) mit bem fcobe
bebroljt unb Ijabe berfelbe ftdj taum retten fönnen.
gferner fei um 1597, als ©alen t>on ber töitterfdjaft
{tun 8leiterfiUjrer befteUt war, bei SRamSborf auf bem fog.
£crfelbe ein gctoiffcr ffiobberfumb ljuiterrücfs erhoffen.
3)amalS fei nur ®alen unb ein gewtffer Senbecfe in ber
Slftlje gewefen unb fei allgemeines ©erebe gewefen, baß
©alen felbjl ober Senbecfe auf bcffen Änreijen ben ©Jobber»
fumb erhoffen Ijabe, Senbecfe, ber flüchtig geworben, fei
bann im Quartier öffentlich unter £rompetenfdjafl für
einen ©djelmen unb unehrlichen ÜKann aufgerufen, ©alen
Ijabe aber fpäter mit biefem auSgeblafenen ©Reimen in
3freunbfdjaft gelebt unb üjm jur ftfadjt nadj Siölanb, wo
©alen ©üter beftfce, geholfen, ©te barüber fpäter als
3eugen vernommenen ^obft töenftng unb Qo^ann SRotfofc,
welche bei bem SSorfaQe jugegen waren, geben barüber
folgenbe ©arfteflung : ©alen, welcher um 1597 bei ben jur
©efenjion beS SaterlanbeS beftellten SReutem war, tum*
melte in ber ©egenb öon WamSborf fein $ferb unb ritt
ein Ärängleht. $as ärgerte Ärnolb von ffiobberfum,
welker aud) öom «bei war, aber nid)t fo gute *ßferbe
tyütt, ba er glaubte, es gefdjefje tym jum Jrofc. ®r ritt
auf ©alen ju, jucfte fein ©ewe^r aus unb l>aute auf
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78
©alen ein, toeldjer aud& Don Seber jog unb bem SBobber'
fum fein ©etoeljr üor ber Qfauft in ©tfide fdjlug. ©ob*
berfum jog feinen Äarabtner unb fdjofj auf ©alen, bod>
toerfagte ber ©djjufc. Sljrtftian SBobberfum tooüte feinem
©ruber Reifen unb tooOte audfj auf ©alen loäbrttden. Als
#ehtricJ) Senbede, ©alen« greunb, baS fa$, fdjofc er ben
ffifjriftian SBobberfum toom <ßferbe herunter unb fluttete
bann. Senbede mürbe als fceferteur ju #orftmar jnrifcljen
ben üßttfylen unb bem $elbe mit ber SErompete eingeforbert
unb getyeifd&et. 81$ er nidjt erfdjien unb SWiemanb fiel)
jur SJertljeibigung melbete, jerbradfc ber SRittmetfter unb
Äommtffar Orttrftenberg ben <&tab unb liefe Senbeden für
einen ©djelm auäblafen. ©alen unb Senbede gelten ftd^
fpäter in Sttünfter auf/ too fte im #aufe be« SBeinf>änbler«
Sßeter SSartoid oft jufammen jed&ten 1 ) Senbede begab ftdj
bann nad) Sfolanb, tooljin il>m ©alen ein JjalbeS $aljr
fpäter folgte.
Die SBitttoe SWorrienS behauptete in ben Streit*
fünften audfc, am Sage nacJ) bem JBegräbniffe üjre*
STOanneS l>abe fte ftdfj nad) SWorbttrdfjen in iljr Trauer*
gemadfj begeben wollen. 81$ fte burdfj Hfdjeberg gefommen,
Ijabe ©alen« Butter ftdj in einem offenen SBirtlj$ljaufe in
prächtiger Äleibung unb mit toielem ©eftnbe in bie #au$*
tljttr gefießt unb bribe $änbe in bie ©eite ftemmenb foldfje
©eberben gemalt, ba% fiel) jeber ffifjrliebenbe baran ge*
ärgert Ijabe; bann Ijabe fte ©d&almeien blafen, bem ©e<
finbe eine Sonne Äeit geben unb ba$felbe jttgeHo$ jauchen
unb fd^toärmen Iaffen. Ueber biefe SSortoürfe ergeben aber
bie 3eugenau£fagen nidjt$.
8nberfeit$ mirb in ben öon ©alen« ©eite ^errfiljrenben
©treitfd)riften au$äuffiljren gefugt, e$ fei gar nid)t anju*
') Sßeter SBarnricfd SBeljaufung war ber fog. ©rael, ber jefcige t>. 93öfc«
lagerfdje £of neben ber SRmoriten*, Jefct proteftantifd&en £in$e.
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79
nehmen, bafc ©alen toorgeljabt Ijabe, in einer fo feften unb
tto^toertoaJjrten ©tabt ben 2ßarf<$aH anjugreifen. (Einer
folgen @efal>r mürbe er ftd) nidjt auägefefct l>aben, ba er
fyt überall auf Stegen unb Äämpen in ber SWadjbarfdjaft
^abe treffen tonnen. ©alen l)abe juerft öon SKorrien
einen ©tid) in bie ©eite unb einen $ieb über ben Jfopf
befommen unb fei fo nid)t unbebeutenb öemmnbet, worauf
tx ftdj nur gewehrt Ijabe. S)er (£rbmarfd>aD SKorrien
oirb als eine rudjlofe Sßerfon bargefteUt.
CS wirb behauptet, STOorrien l>abe mit allen Sßadjbaren
3an! unb ©treit gehabt; er l)abe ©eftnbe unb dauern ju
fölagen gepflegt, in ©aöenäberg ©olbaten gehalten, »oeldje
alö 2Rtffetyäter unb Sßörber verrufen getoefen, unb tyabe
burdj biefe Untaten »errieten laffen. (Er Ijabe mit feiner
grau feiten in trieben gelebt unb fie öfter« gefdtfagen,
feine ©djmefter mit blofcem ©ewe^r verfolgt unb mit feinem
©eftnbe ben Domherrn $einrid) toon ©alen überfallen unb
üetttunbet unb fei SRorrien wegen SBerttmnbung einer
geiftli$en Sßerfon ipso jure canonico ejcommunijirt ge*
toefen. Qn ber SWadjt, elje SWorrien toon SWorbltrdjen jum
Sanbtage in SÄünficr gereift fei, feien tym mehrere fititye
unb ©djroeine plöfclid) geftorben; barüber fei er feljr er*
fdjroden getoefen unb Ijabe gefagt, bafc er bie %lad)t ge*
träumt Ijabe, auf bem ffiege nad> SWünfter fei ber ffiagen
umgeftfirjt unb er tobt liegen geblieben. <$£ fei lanbes*
tunbig, bafj SWorrien feinem STOüfler befohlen l>abe ben
fieuten, meldte große Säcte Äorn jum STOa^Ien brächten,
nur Heine SBeutel mit ÜBeljl bafür jurüdjugeben. (Einmal
^abe ber 2ßüHer jum (Effen geljen wollen unb bie 2^ür
ber Sßü^Ie öerfdjloffen. 8fe er eine ©trede gegangen,
\fi\Xt er es plöfelt$ hinter fidj rauften unb mahlen gehört,
bog ba« Ofeuer au& ben üßüljlfteinen geftoben. Als er
nad; ber STOü^Ie jurüdgegangen, tjabe ftdj bort ein frember
SRüfter befunben, welker auf bie Qfrage, n>a$ er ba madje,
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80
geantwortet Ijabe: „3$ maljle ben Armen JBrob, 3)ir ben
£ob unb bem SKarfd&afffen bie Ijettifdje üfto^". Darauf
fei ber SKiitter in einigen STagen oerftorben, tt>a$ eine
ffiarnung ©otte« geioefen fei. <S$ ge^e au<$ allgemein
baS ©erebe, baß SKorrien nadjj feinem lobe aU ©eift
ober ©efpenft bem ©efinbe unb ben ©djäfern im ftzlbt
erfd^ienen fei. (Einige 3eugen befunbeten, ba§ fie foldje
©efeijidjten „flogmärig" ! ) gehört Ratten.
Die Unterfudjung würbe gegen Dietrid) öon ©alen
auf Antrag ber ©itttoe SWorrien unb ifjrer SJertoanbten
burd) ben ©ografen ©raSmuä Setljmate ju SBeöergern ge*
fttf>rt. Crft im $aljre 1613 fanben infolge «norbnung
eine« Urteil« ber Unioerfiiät ftngolftabt umfangreiche
3eugenöerne^mungen 2 ) ftatt unb erft 1619 fanb ber <ßro*
jeß feinen vorläufigen Hbfdjluß burdf} ein öom fjür ftcit
bem ©ogeridjte. ju JBeaergern jur Sßublifation angefertigte«
Urteil öom 15. ftuli 1619, toeldje« baljtn ging, bafc
*) gerüdjtweife.
') SBie umftänblid) baraalö bie Sertjore ber 3eugen waren, geljt
barauä $eroor, bo§ ©alen* Anmalt jebem 3cugen an 40 ©eneralfragen
»orlegte, oon benen einige §ier ?lafc pnben mögen:
OB bem 3eugen oon ber SlnHägerin jemals irgenb eine 2Bo!jltljat
erwiefen fei,
ob er ber fatf). Jtirdje anhänge unb ben Sßapft ^auluö aU 9fatd)*
folger @. Sßetri anerfenne,
ob er btefeS 3^r gebeichtet unb commumflirt Ijabe, wo unb bei
weldjem ?riefter,
ob er ein CSIjebredjer, $urer, ©otteSläfterer, Sumerer, Schwärmer
ober SJoHfäufer fei unb ftd) jemals mit foldjen ßaftern beflecft Ijabe, ober
ob einer feiner ÜKttjeugen in bem Kufe ftefo
ob er M ber (EibeSleifrung nüchtern gewefen, jefct nüchtern fei ober
gegeffen unb getrunfen Ijabe,
ob er jemals einen ftnbern gefdjolten Ijabe ober gegolten fei,
ob nidjt Vernarb Xljier, ber $aftor £U Stfdjeberg, ein offener Con-
cubinariu8 fei, ein unhöfliches SRaul Ijabe unb für einen badjanttfdjen
Scurror (tßoffenreifjer) gehalten werbe.
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gebauter Seflagter toon ber angeftellten peinlid&en
Älagc ju abfolüiren unb ber $aft ju erlebtgen,
ferner bie gertdjtUdjen Soften ju ttyeifen, alfo
ba§ jebe gartet baüott bie $älfte ju bejahen,
ber SJetlagtc aber bie Äoften feiner Hfcung felbft
ju tragen fdjulbtg fei, bie übrigen Soften ju
compenfiren. 1 )
SDietridfc öon ®alen mürbe bann au£ bem ©efäng*
ntffe entlaffen. ffir jog am Sage ber UrttjeilSöerfiinbigung
nad) #au$ Sifping, toobei er aud) buref) STOiinfter tarn.
$)ie (Erbitterung jtoifd&en ben Parteien SKorrien unb
®alen toax immer nod> eine fo grofce, ba§ fflifdjof gferbinanb
ben SKorrienS unb ©alenS, ba bie ©emulier nod) ab*
alienirt unb ba$ nachbarliche ,3ufammemüo!)nen ber Parteien
aflerfjanb Ungelegensten toerurfadjen fönne, bei 10,000
©olbgulbcn Strafe verbot, tttoa& i£t)ütltd)e$ gegen einanber
üorjunetjmen, fonbern fic foüten fidf) mit gebührlichem
üicdjte contenttren laffen.
Unter'm 21. «uguft 1619 fdjrieb SDtetridfj öon ®alen
an ben 9tat\) ju SWünfter: Sftadjbem er burdfj ba$ Urteil
öom 15. Qfuli ab ordinaria et extraordinaria poena
gänjlidj abfofrirt unb ber unjtemlidö langen §aft entlebigt
*) <5ine Segrfmbung ift bem Urteil nid)t beigefügt, fobafj fid) nid^t
erfennen läfct, weäfjalb Die Steifpre^ung erfolgt, fnäbefonbere ob Sftotljweljr
angenommen ift. 2lnberfeitä lägt pdf) aber audf) nidjt erfefjen, weäfjalb
©alen bie £älfte fämmtli^er Soften unb feine Unterfjaltungöfofien für
bie 12 jährige Unterfudjungöljaft auferlegt ftnb. Bange ©efängnifcftrafen
waren bamalö nidjt in ©ebrauef), fobafj audfj md)t, wie jefct, eine An-
rechnung ber UnterfudEjungäljaft auf biefelbe auSgefprodjen werben fonute.
Sebenfaflä wirb man aber bie 12 jätjrige #aft alö eine ^inreierjenbe ©üt)ne
für bie $l)at angefeljen tjaben. 3Me in bem in ber Slnmerf. 2 6. 76
bezeichneten Ijoflänbifcfyen 99udfje 6. 310 gegebene yiotiy. „En alschon
syn Vader ten laetsten wierd vry verklaerd, soo heeft hy nochtans
niet uyt de Gevancknis willen gaen, voor dat al de kosten van syn
tegenpartbyen waren voldaen" ift unrichtig.
LVII. 1. 6
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fei, fjabe er angenommen, baß er alle SBege unb ©tragen
frei gebrauten tonne unb fei er felbigen Jage« burcfc
STOttnfter nad> #au$ SBifping gejogen. Qf)m werbe berietet,
baß ber Watlj wegen btefeS £)ur(l>juge$ unmutig fei, Der«
mutend), weil tljm eine Hbfdfjrtft be$ Urteil« nicfct juge*
fteHt fei. (Er l>abe geglaubt, ba£ Urteil fei notortfö ge*
wefcn, überfenbe aber eine «bfdjrift beffelben mit ber Sitte,
es ifjm nid)t übel ju öerbenten unb iljm in Sßünfter, wo
er ein eigen $au$ unb $of l>abe, freien Sin* unb Huäjug
md&t ju verweigern.
$er Wa$, welker ba* töedfjt jur (Erteilung beS
freien ©eleit« in SKünjter für ftdfj in «nforudj naljm,
Ijatte gegenüber ber SBeftimmung be$ Stap. 32 ber Sßolijet*
orbnung Siebenten, es ju erteilen. Diefe lautete:
„fficr einigen £obtfcf)lag in biefer ©tabt tfjut, berf eibig
foU mit bem ©djwert, fo er betreten, geftrafet werben, ba
er aber entwiche unb nidjt angetroffen würbe, fo foü er in
biefer ©tabt nimmer wieber geftattet werben, ©o aber
$emanb Sttotljwcljr, wie rec^t unb genugfam bartljun unb
beweifen tonnte, beffen fofl er nad) befdjeljcnen ©ewetä unb
JBefinbung, wie red&t unb billig, ju genießen traben."
Äud) bie ©ittwe ÜÄorrien proteftirte gegen bie #u*
laffung ©alenS, ba er nadj bem Urteil nur ab ordinaria
poena abfoloirt fei. $)a er aber bie fid) auf etlid&e
fcaufenb fcljaler belaufenben «fcungStoften unb bie #älfte
ber ©eridjtfctoften tragen muffe unb er jwölf $aljre in
Unterfud>ung$$aft gefeffen, fo Ijätte ein foldje« Urteil
nidjt ergeben tonnen, wenn er für unfd&ulbig befunben
unb Sftotljweljr für üorltegenb erachtet worben wäre.
UebrtgcnS fyabt fie gegen biefe« nichtige Urteil Hweflatton
nacft ©peier eingelegt.
SWaci> einer wteberljolten SSorfteHung ©alen«, worin
er fidj barauf berief, baß gegen baS Urteil tcine Hppel*
lation juläfftg fei, befdjloß ber SRatlj am 25. Dctober 1619,
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ba§ ©alcn ber ffitn* unb ÄuSjug untoerljinbert fein fofle,
ba% er jtd^ jeboß ber ßrbmarfßalfin, bereit ©ol)n, Diener,
©efmbe unb Sfböofaten gegenüber geleitliß ju behalten
Ijabe, bafc ber 9taß ftß übrigen« oorbeljalte, anber« ju ent*
{Reiben, wenn bie üon ber ©ittwe ÜBorrien aufgebraßten
$rojeffe anber« auffielen.
©egen biefe Cntfßeibung be$ SRatlj* legte bie ffitttwe
EÄorrien ^Jrotcft ein unb beantragte, ©alen ba« ßm er*
teilte ©eleit wieber ju entjieljen. ©alen entgegnete ba*
rauf in einem „©runbfürjlißen ©egenbertßt öom
3 3funi 1620 auf ber ffiittiben SWorrien eingefßobene unb
bixmlgtrte SRequifttion«* unb ?ßroteftation$fßrift ,l unb führte
barin golgenbe« au«:
6r Ijabe au& ber ßm gugefertiggten Äbfßrtft erfef>en,
ba{$ bie ffiittib 2Worrien$ unb ßre fßmißaften Patronen
unb Anfang gleiß bem ungeftümen SWeer nimmer rutyen
fflnnen fonbern immer ßoß unb Unflaß auswerfen unb
tein @ßeu tragen, feine *ßerfon unb anbre Scute anju*
greifen unb ju verunglimpfen, ffir wolle ftß in ber burß
ben dürften entfßtebenen unb abgeurteilten ffrimtnalfaße
nißt auf öergebliße ffießfelfßrtften einlaffen, muffe aber
baß jur noßwenbigen (Ehrenrettung unb möglißer $uri*
rung folßer etterfßwürigen unb immer aufbreßenben
Ärantyeit feine« ©egenßeil« ein furjen Serißt einfßtcfen.
Durß ba« com ffiljurfürften eingefßidtte unb am 93e*
»crgernfßen ©erißt publijirte ©nburßeil fei ßm leine
Deportation ober {Relegation auferlegt, fonbem er pure
»on ber Auflage abfolöirt unb erlebigt. Dem
jungen SKorrien f>abe ber ftürft bei 10000 ©olbgulben
auferlegt, fiß am Meßte contentiren ju laffen. SRaß folßer
Äbfolutton unb SRelajation (dicant, blaterant, garriant et
effutiant adversarii eorumque cavillosi patroni quidquid
velint,) muffe e« babei oerbleiben. Die ©ßrift ber STOor*
rien beute an, al« wenn anberäwo al$ in SKünfter bei
6*
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SBctucifung ber $Wott)tuel)r ungleiche ©etegenfyeiten unter*
laufen fönnten, rooburd) ber %nx% feine SRättje, Urtl)cil«*
faffer unb 83eüergernfd)en ©ericfytsperfonen angejipft unb
bisljonorirt mürben. JBenn aud) bie berühmte ©tabt
SWünfter Qebem gute ^fuftij nnberfaljren laffe, fo würbe
and) anberäroo gleidfc gute Qufttj abmtniftrirt. ©otdje
fd)änblid)e ©djmadroögel, bie faft Siiemanb bei feinen @t)ren
öerbletben laffen, foßten fid) in $erj unb ©urgel fdjämen.
3)aS 95eoergernfd)e ©erid&t fei Dom ©egent^eil felbft er*
tt>ät)lt unb approbirt. @3 fei unroaf>r, ba§ er ftatt ber
f>od)üerbienten SetbeSftrafe in etliche taufenb SC^alcr Äbjug«*
unb anbre Soften aerbammt fei, metmeljr fei er pure ab*
folüirt burdfc ba$ Urteil unb toon fcfytuerer Verfolgung
feiner blutgierigen gfeinbe nadj 12 jährigem ©efängnift er»
löft, and) in ber ©tabt 3tttinfter unb im Dom, roo fein
©ot)n &fyriftopt) Vernarb ad canonicatum et maioris et
cathedralis Ecclesiae abmittirt, fei er bei ber @infd)tt)örung
jugegen getoefen. ÜDafe nun immer in ben ©djmöljfdjriften
baffelbe ©etoäfd) ttriebert)olt werbe, ba$ erinnere an ©alo*
mono ©prüd&toort „sicut canis, qui revertitur ad vomi-
tum suum, sie impudens, qui iterat stultitiam suam.
Der unjuläfftg ejtraljirte ©peierfcfye ^ßrojefc feien nmrm*
ftidjige, untjerfdfjämte, blaffe, nidjtsroürbige, canrittöfe, ben
©eridjtSorbnungen unb ben ©ebräudjen beS ©tiftö unb
ber ©tabt nriberftreitenbe nugae Oßoffen). Wind) wenn
«ppeKation juläfftg fei, muffe bod) md) «rt. 94—99 #. ©. O.
ba$ ergangene Urteil befolgt werben. Mad) Mrt 12 baf.
fei aber feine Appellation juläfftg, ebenfo nad) ber Kammer*
geridjtSorbnung II £it. 28. ®a£ freifpredjenbe Urteil
be$ dürften gelte um fo mef)r, ba ber ftürft ba$ jus
gladii, fisci et regaliorum fjabe unb ber SBibertfjeü oft*
mala felbft gebeten fjabe, bie Äften bem Surften pro
diffinitiva einjufdjtcfen. ©d)änblid& fei es, baß fold^e Seute
ftd) md)t entfärbten, einen fo vortrefflichen dürften beim
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£ammergerid}t burd) offenbare Sügen ju entroürbigen.
O tempora o mores horum subditorum!
Der fjürft ijabe and) ben tüiebcrtjoltcn Antrag auf
^ncarjeration abgelehnt, ©r bitte if)in baS ®eleit, ba£
i^tn ttad) 9ted()t$bele{)rung burd) unparteiliche ®elet)rte be*
mtHigi fei, nidfjt ju enftietjen unb ber SBitttoe 9WorrienS
unb i^ren läfterlidjen ©djriftbidfjtern alle fernere ©d&mäljung
ex officio poenaliter ju verbieten.
hiergegen erfdjien lieber t)on ber Sßittwe SWorrien
eine „beftänbige Ablehnung beS ®egenberid)t$" unb bagegen
üon ©alcn eine „notfjmenbtge (Ehrenrettung" in 60 Jolio*
feiten.
«m 24. Wl&n 1623 traf ber föatl) eine bem JRed&tS*
gutadjten einer juriftifdjen gafultät entfpredjenbe (Entfdjei*
bung, tooburd) ®alen baS ©eleit oorläufig entjogen mürbe.
£)ie (Entfd&etbung, tooburd} ©alen ba$ Oeleit vorläufig
entjogen mürbe/ lautet:
„©ofern ®alen bie angegebene Sßottftueljr nad) $n*
Ijalt ber $ol.*Drbmmg beffer bann bisher befdjefjen,
ober inm toenigften, baß baS am 15. $ult 1619 publi«
jirte abfolutorifd&e Urteil wegen ber red^tmägigen er*
nriefenen unb gefd)ef>enen Sftott)tt>el>r ergangen, bar*
tfjun unb bemeifen mürbe, barauf fott ergeben unb
gefdjefjen, maS SRedjten$ ift; tnmittels aber fott ber
am 25. Dctober 1619 eöentualiter erlaubte unbeljtn»
berte 8u$* unb ffiinjug fufpenbirt fein.
3ur JBegrünbung ift angeführt, baß bie <ßol.*£)rbnung
bie Semeifung ber Sftolljmeljr erforbere unb aus bem Ur*
tljeil nidjt Ijerborgelje, ob SRotljmeljr öorgelegen Ijabe;
beS^alb fei ber Watt) befugt, baß ©eleu fo lange ju Der*
fagen, bi* ber SBemeiS erbracht unb ber $ol.*Drbnung
üollfommen genügt fei.
©alen$ bagegen eingelegte Appellation erachtete ber
«at§ für unjuläfcig. (Er erfdjten bann am 27. ÜBärj
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perfönltdf) in bcr 9?atl)«t)erfammlung, erbot ftd&, feine Vttexx
jum Sflad&weife ber Sflotyweljr toorjulegen, worauf ber SRatl)
erflärte, er fei beffen gewärtig unb »erbe bann neu ent*
f (Reiben.
©inige Sage fpäter beflagte fid) bie JBtttwe ÜÄorrien
beim töatfje, weil ©alen trog be« 93efd)eibe« öom 24. SWärj
in üßünfter öffentlich auf bem ÜWarft unb 5)omf}of, ja am
felben Ort, wo bie £l)at gefdjeljen, unb aud) im £>om, wo
ber ffirbmarfd>aH begraben liege, gar ärgerlidf) unb trofcig
bor allen Äugen ju üjrem unb iljrer greunbfdjaft l)öd&ften
©d&merj Ijerumgefdjwebet unb geprangt Ijabe. ©ie bat
ba« Urteil ju ejefutiren unb ben Jobtfd&läger au«ju*
weifen.
$)er SRatl) befdjloß barauf trofc öerfdjiebener sßrotefte
©alen«, bag e« bei ber (gntfdjeibung bewenbe unb ©alen
ermahnt werben foHe, jtd& berfetben ju SBert)ütung fernerer
Ungelegenljett ju conformiren. ©egen biefe Serfügung
legte ©alen wieberum ?ßroteft ein, weil fte einfeitig öom
SBürgermeifter $einricf) SBotdjorft, ©ijnbicu« ffiitfelb unb
anbern, ber aWorrien'fcfyen Partei jugettyanen $Ratfy«t)erren
in'« ffierf gefegt fei unb nid&t au«gefüt)rt werben bürfe,
weil er Appellation eingelegt t)abe. @r broljte, wenn it)m
ba« freie ©eleit befperrt würbe, fid& wegen allen ©d^aben«
unb SRadjtljeil« an ber ©tabt SWünfter unb bem 3latl) ju
erholen.
ffi« fd&etnt, baß ©alen fiel) bann bodj au« ber ©tabt
entfernt, feine Hften aber mdjt, wie er in 2tu«ftd)t gefteHt
Ijatte, vorgelegt, fonbern fid) bann auf längere Qät nad?
Siolanb begeben Ijat. <£r »erlangte, nadjbem er wieber
nad) $au« SHfping jurürfgefe^rt war, im 3Äai unb bann
unterm 2. ftuni 1630 wieber freie« ©eleit. Sediere«
©djretben lautet:
rr 3)a auf mein unb be« Äönig« öon Sßolen ©^reiben
wegen meine« freien ©eleit« fein SBefdtjeib gefommen unb
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tdj toetmerfe, baß auf betreiben bcr gfrau 9Warfd&afl meljr
auf beren ?ßrtoatyaffton als auf Äöniglidje unb fürftltc^e
5ßotentaten unb unferS gürften abfolutorifdjes Urteil
gefeljen wirb, öon bem nad) bcr ffammergeridjtSorbnung
unb nadj gemeinem ©ebraudje in ÜDeutfdjlanb feine Äppel*
Iation juläßig ift, mir aber an allen Orten ber ffielt
gfreiljeit unb ©id>erl)eit gewährt werben muß, fo »erlange
id) ©rtlärung, ob mir als *ßolnifd&en Diener, fürftlid) 5hu>
länbifdjen 3ktl> unb Sanbmarfd&att ber (Ein* unb ÄuSjug
burdf) ÜWünfter ju gebührlicher SBerrtdjtung meiner mir
ÄQerfyöd&ft aufgetragenen unb meiner eigenen ©efdjäfte ge*
gdnnt ttrirb."
©er Wati) ließ barüber junädjft bie fflittme ÜBorrien
tljreS QntereffeS tjalber t)ören. ©ie roibertyrad), inbem fie
ausführte baß nun fdjon einige $al)re ©alen baS ©elett
üerfagt fei unb tyre gegen bie ju geringe ejtraorbinäre
©träfe beS abfolutorifcfcen Urteils eingelegte Stypettation
beim Äaiferlidjen S?ammergerid)t nod) md)t jum SfuStrag
getommen fei.
Der Statt) befäloß aber bod) am 26. ftum 1630,
er motte auf bie Sßaßäettel beS ÄönigS t>on $olen unb beS
4>erjogS öon Sfolanb t)in für btefeS 2Äal, jebod) oljne
*ßräjubij für ben früfjern SBefdfjeib unb bie Sßolijeiorbnung
bcr ©tabt baS freie ©eleit, auf eine« 2WonatS gfrtft
in biefe ©tabt einjutetjren unb ein* unb auSjuretfen, er*
tijeilt Ijaben, jebod) bergefteflt baß ©alen ftdj gegen man*
ntgltd) geleitli<$ »erhalte. —
©ann Dietrich toon ©alen geftorben tft, Ijabe idj trofc
tnelfad&er 9iad)fragen nid)t ermitteln fönnen. Die &orf}an*
benen 9tad)ricl|ten j. 85. öon SCfiding unb $fiftng, berufen
toofjl alle auf ber üWotij Hlpens, baß er als ©reis auf
fetner 95urg Sufcen in Siolanb geftorben fei.
SÄadf) einer mir jugegangenen freunbltd>en SKitt^eilung
fotl er noä) im $ai)re 1649 an einer ©efanbtfdtiaft beS
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3fürfibtfd&of$ gferbinanb « a ^ btm #aag Xf)dl genommen
l>aben. 1)amalS müßte er alfo fdjon an 80 ftatyre alt ge*
mefen fein. #üfmg fd&reibt, er fei in Sfolanb nod> für
ffiieber^erftettung unb (Spaltung ber fatt)otifd)en Religion
foroeit biefed feit ber ©ntfrembung beS £)rben$lanbe$ Don
ber fatfjolifdjen ffirdje möglich mar, na<$ Gräften ttyätig
getuefen. —
@S wirb erjagt 1 ) Dietrich üon ®alen f>abe jmei Del*
gemälbe, bie Äuferoedtung be$ Sajaruö barftefleub, jur
©ityne anfertigen laffen muffen, baS eine foD in ber Äirdje
ju SBeöergern, ba* anbre im Dom ju SWÜnfter aufgehängt
fein.
3fm ©ome ju aßünfter beftnbet ftd> ein SBilb, bie
Äufermedtung be$ Sajaru« öorftellenb, n?eld)e$ jefct an ber
SWorbfette beS Stores aufgehängt ift. üDiefe« rüt)rt aber
auerfannter SWafcen üon Subger tom 8Hng Ijer unb ift in*
fd&riftlid) fdjon 1546 gemalt.
(Ein in ber Äirdje ju JBeüergern bcfitiblid^ed alte«
Delgemälbe Ijat folgenben ^nfjatt. $n einer fflalbgegenb
öor einem ®rabmal, beffen ©tein entfernt ift, fte^t SljriftuS,
umgeben üon einer föeilje Sßerfonen in beutfd>er £rad)t. ©er
ftd) au$ bem ®rabe erf>ebenbe Sajaru«, ein iiemlic^
junger üßann mit Schnurrbart (melleidjt SWorrien t>or*
fteflenb,) »irb geftüfct uon einem älteren SRanne öon ritter*
liefen SluSfeljen mit SBoflbart (n?ol)l üDietridj t>on ©alen).
Unter ben umfteljenben <ßerfonen befinben fiel) jtoei Jfinber
(2)?orrien hinterließ jtoei Heine ©öljne). £inf$ unten im
SSorbergrunbe liegt ein ^agbfyunb, im ^intergrunbe ift eine
SBurg (meQetcijt bie öon JBeoergern). Ueber bem Silbe ift
ein IDreied aufgefegt mit jtoei Sßappen, redjtä ba$ üflorrien*
fd>e, aber mit jtoei ©ternen unb unten ein breiblättrige«
») 3. 8. in bem in Str. 232 be« 2Rünft. «ujdgert b. 3. 1897 ent-
haltenen Slrtifel über Seöergern.
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89
Äleeblatt; linfö ba« SBappen enthält einen gefdtfoffenen
£elm mit gwet aufregt fteljenben klügeln unb nad) unten
Ijin mit weiterem geberfdjmud. $)ie Sappen finb mit
einem ©prudjbanb umgeben mit bem Spruche „®ott fte
uns armen ©ünberS gnebig". S)ie Angabe in einem
«3erfd)en be« ÜDomtapitular« ©djrietoer, x ) baß ba« JBilb
öon ^ermann tom SRing (geb. 1521, geft. 1600) gemalt
fei, fann nid>t rtdjtig fein, toenn e$, toie bie Irabition
fagt unb urie e$ nad) feinem Qnljalte feljr tüofjl möglid)
erfd>eint, &on ©tetridj öon ©alen jur ©ityne geftiftet ift.
') Seoergern, bie SMöaefangrenje. Bingen 1846.
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III.
Heber bie ^rtftfteücrt^e Xfjnttgfett be$
StomimfanetS $eintidj oou £etfotb*
$on
^rioatbocent Dr. §fr. JHeftamp.
»t^pfe «* to x i » ! •
Der ©ominifaner $einrid) oon #erforb t)at unter
ffieftfalenS frucfctbarften ©cfcriftfteüern im 3Wittelalter,
unter ben bebeutenbften ßfyroniften Deutfdjfanb« toäfyrenb
be« 14. 3af)rf)unbert8 l ) feinen *ßlafc. Da$ ffierf, bad fein
8nfef)en unter ben $iftorifern Ijauptfädjlid) begrünbet l>at,
eine bid jum 8. 3<al>re ßarls IV. (1355) reicfcenbe ffielt*
djronif mit bem Eitel „De rebus et temporibus memora-
bilioribus", ift öon Äug. *ßottt)aft mit groger Sorgfalt
herausgegeben morben, 2 ) unb hierbei Ijat biefer öerbiente
©ele^rte aud) au$ bem fieben #einrid)8 unb über feine
©djriften mit $ülfe ber fpärlidjen, grojjentljeild fdjon öon
J ) 2>gl. C. fiorenj, 2)eutfdjlanb$ ©efd^töquefle« im SHittelalter II»
$erltn 1887 6. 74: „gür unfere (Epoche ftnb e$ bie SDominifaner, bie
in SBeftfalen ^aitptfäd)Iicf) bie fjtftorifdje öitteratur bereichert Ijaben. $)a*
2öerf £etnrid)$ oon §eroorb nimmt nad) feinem Umfang unb nad) bem
Sntereffe, ba$ bie 6d)idffale beffelben $u erregen geeignet finb, in ber
Ijiftorifdjen ßitteratur bed XIV. Saljrljunbertd überhaupt eine ber erfien
Stellen ein."
*) Aug. Potthast, Liber de rebus memorabilioribus sive Chro-
nicon Henrici de Hervordia, Goltingae 1859.
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91
$ac. QuStif unb Qac. ©djarb 1 ) gefammelten 5Wad|*
rieten menigftenS bic $auptbaten fi<^cr gefteflt.
ipenricus bc $erüorbia ift ju iperforb, nidjt, ttrie 8n*
bere irrtljümlid) angenommen Ratten, ju ©rfurt, öor bem
gnbe be$ 13. QaljrljunbertS geboren, ©d&on frfif)jeitig
trat er in ben Dominifanerconöent jutn \)l *ßaulu« in
ÜRinben ein, too er ben größten Sfyeil feine« fiebenS juge*
bracht ju ljaben fdjeint. ©ine ,3eitlang ( u ™ 1328) »eilte
er in bem Ätofter ju ©oeft. SDaS Qa^r 1340 führte Ujn
na$ Stalten: in üflailanb nafym er, roof)l als Definitor
ber fädjfifdjen DrbenSprotnnj, an bem ©eneralcapitel feine«
DrbenS a^eil. ^n Ijoljem Älter ftarb er am 9. Dctober
1370 im ipaüfe ber Sßrebigtbrüber in SDiinben unb ttmrbe
in ber SHrdje t>or bem E^oreingange begraben, ffieldjed
Änfefyen er genoß, bejeidjnet am SBeften bie Üfyatfadje, baß
tym fteben Qa^re fpätcr auf JBefeljl ÄarlS IV. eine nod)
ehrenvollere ©rabftäite, nämlid) oor bem $od)altare „penes
candelabrum stanneum" berettet ttmrbe. 35er ffaifer
felbft, vier 33ifd)öfe, m*f)rere dürften, ©rafen unb eble
Ferren waren bei ber Seifefcung jugegen.
Die fd^rtftftcllcrtfd^c S^ätigfeit £einrid|d üon
f>erforb ift mit ber Sbfaffung ber SBeltdjronif, bie er felbft
ntd)t otyne ©tolj ein „opus ingens quatuor magnis volu-
minibus digestum" (ftef)e unten ©. 93 f.) nennt, nidjt er*
fäöpft. ©ine erfjebltdje Qafyl anberer üffierfe be« t>erfd)ie»
benften ftnljalts ift au» feiner fjeber gcfloffen. ©ebrudtt
ift Neroon aflerbingS nod) nid)t$, nid)t einmal in #anb*
Wriften finb biefe ©erfe mit Ausnahme ber Catena
aurea entium nadjgemiefen morben. Aber mir befifeen ein
öon £einrid) felbft aufgehellte* SJerjeidjniß feiner bebeu*
tenberen arbeiten in bem Sßrologe ju ber Catena aurea.
*) Jac. Quetif et Jac. Echard, Scriptores ordinis Praedica-
tormn I. Paris. 1719 6. 665 f.
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92
$)er Dominifauer Antonius ©enenftS, nad) feiner
$eimat Sufitanud genannt fyat biefe Sifte jum erften
ÜRate aud einer #anbfd)rift ber Catena aurea, bie ber
Älofterbibliotfjef ber Dommifaner ju Neapel gehörte, üer»
öffentlidjt. 1 ) ©eitbem fdjcint feiner t>on benen, bie bie
©Triften unfereä SlutorS aufgäben, bie #anbfd)rift t>on
Neapel ober eine anbere cingefe^en ju fyaben: alle berufen
ftd) auf SufitanuS ober gar auf eine tertiäre Queue.
Slud) *ßottt)aft gibt bie Sifte nidjt nad) Sufitanud,
fonbern Ijauptfädjlid) nad) 5ßoff cotn mieber, ber, o^ne
SufitanuS iu nennen, feine üRittfyeilungen über #einrid)
t>on #erforb mit einigen nHflfttrlidjen Snberungen abge*
brueft Ijat. 2 )
Da nun aud) Sufitanu« felbft augenfdjeintid) nidjt
genau ben ffiortlaut be« 2Jerjeid)uiffe$ au« feiner #anb*
fdjrift mitgeteilt f)at, fo wirb e$ öon ^ntereffe fein, au$
einer biöljer unbeachtet gebliebenen $anbfd)rift ber Catena
aurea ben £ejt beS SBerjeidjniffeS ober beffer nod) be$
ganjen Prologe« fennen ju lernen. §err Sßofeffor Dr.
$. fjinfe fyattt bie ©fite, mid) auf bie beiben Codices
lalini 3025 unb 4310 ber Satifanifäen JBibtiotljef, bie
nad) bem Ijanbfdjriftlidjen Kataloge bie Catena aurea be8
#einrid) öon Jperforb enthalten, aufmerffam ju madjen
unb ju einer Unterfudjung berfelben aufjuforbern.
S)ie nähere Prüfung ergab, bafc bie beiben Sobice«,
öon einer unb berfelben £anb be« 15. ftaljrljunberts ge*
fc&rieben, in if)rem gormat, Rapier unb ©inbanb gang
conform, jufammen bie jet)n Sfidjer ber Catena aurea
enthalten, unb jtoar ber Sobej 4310 (256 81. 0,298 x 0,206,
') Antonius Senensis Lusitanus, Bibliotheca ordinis Fra-
truin Praedicatorum. Paris. 1585 6. 103 f.
*) Ant. Posseyinus, Apparatus sacri ad scriptores veteris et
novi testameati tomus II. Coloniae Agripp. 1608 ©. 697.
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93
in jroei Äolummen gefdjrieben) in bcr pars VII, ansa V,
quaestio 41 mitten in einem ©afce aufhört unb ber Sobej
3025 (215 S5I.) an berfelben ©teile im ©afee ben £ejt
»iebex aufnimmt unb ben ganzen SReft bid jum ©djtujj
ber pars X bietet. Setber fehlte mir bie Qtxt, ba$ ganje,
fe^r unbeutlid) getriebene ©er! genau burdjjuprüfen.
iRur t)on ber Sinleitung fyabe id) genaue Abdrift genommen,
weil fte über ben Sßlan be$ ©erfed einige HuSfunft gibt
unb bie oben ermähnte fiifte ber ©Triften ipeinridjS ent»
§ält. f£fir bie nochmalige Kollation meiner Sfbfdjrift mit
bem 6obe? fpredje id) £errn Sßrofeffor Dr. ©. 2WerfIe
in ©ürjburg aud) an biefer ©teile meinen toärmften
Dan! aus.
Catena aurea encium vel problematum series Hinrici de
Hervordia ordinis praedicalorum domus Myndensis. 1 )
Iubeor etate edaci decursa viribus iam minutis in
roeipsum recolligi et quasi latitabundus in conclavi
devocionis solum librum 2 ) anime lectitare diligentius et
in eo ferventius exerceri, ut Veyanius ludis gladiatoriis
feliciter exaetis arma fessus ad postem et ymaginem
Herculis dei fortitudinis optulit et exinde ad agellum
suum excolendum abditus vixit et privatus, seeundum
Horatium in epistula prima. 8 ) Sed cogor adhuc retro-
spiciens ad pauperes et fame veritatis affectos quasi
ferragine doctrinuneularum quarundam utiliter curiosa-
rum pabulandum antiquo ludo et labore succingi, qua-
tinus tandem attingam finem ardentius anhelatum.
Unde cum iam auxilio divine bonitatis opus meum
ingens de rebus et temporibus memorabilioribus ab
*) 3n bcr §anbfdjrift Ijat baä SBcrf feinen $üel; jebodj gibt ber
öerfaffer felBft weiter unten biefen £itel an.
») Cod.: libri. — 8 ) Horat. epist. I, 1, 4.
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94
origine mundi usque ad octavum annum imperatoris
Karoli quarti, qui et Wenzeslaus dictus est, in sex
etatibus seculi et quatuor magnis voluminibus utrim-
que digestum fideliter exegerim, aliquot eciam titulatus 1 )
alios pro modulo meo — metiri enim se quemque suo
modulo decet — , puta de conceptione virgiuis gloriose
qualiter concepta fuit in originali peccato, de ornatu
clerici, de diis gentium, de proverbiis theutonice, de
invectis in hybridam metrice, de expositione constitu-
tionis super cathedram, de metris singulis et metrorum
pedibus, de p[ri]ncipiis 2 ) oratorum quorundam et poe-
tarum oracionibus, et cetera puerilia, alia curiosius
iuvenibus ordinaverim, nunc ultimo quaedam de quo-
libet ente more problematum studiosius et exacte
colligam et in unum librum compingam secundum veram
et realem encium coherentiam et consequentiam, primo
ponens quaestiones et eisdem statim subinferens certas
certorum doctorum in certis locis ut in pluribus respon-
siones et compilacionem ipsam cathenam encium auream
vel problematum seriem Hinrici de Hervordia ordinis
praedicatorum domus Myndensis nominavi, dividens
ipsam in decem partes generales quas eciam asteriscis 8 )
distinxi per ansas aliquot ipsam cathenam continuantes
et producentes scilicet et quasi per partes suas sibi
invicem unam uni consequentes coherere facientes.
Igitur opus istud exorsus concathenacionem encium et
consequentiam quasi sui materiam in principio cuius-
libet libri premittam. Et post quaestiones cum suis
responsionibus subiungentur.
Die ©djriften $einri$* Don $erforb, bte er felbft
für eroät)nen$tt>ertf) f)ält, fmb alfo folgcnbc:
l ) 2)ic ßcfung ift unftdjer. — *) öefung fragttdj, otefletd)t p[ro]-
verbiis obtr pueritiis? — ■) öcfung uufid^er.
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95 __
1 . Liber de rebus et temporibus memorabilioribus.
©r bleibt ftd^ in ber Angabe bc8 SitelS nidjt gleid). Die
in ber Gatena aurea ftd) finbenben ©itate au$ btefer
©Ipronif tragen ba$ fiemma Ex libro de rebus memora-
bilioribus ober Ex libro rerum memorabiliorum. Am
Sdjluf} ber ©Ijronif felbft Reifet e$ gtoeimal Liber de tem-
poribus memorabilioribus (ed Potthast ©. 290), unb
biefe »ejeidjnung Ijält ^ottijaft (©. IX f.) für ben ge*
nuinen Sitel, obtool)! er merftoürbiger ffieife auf bem Sitel*
blatte ber ©bition Liber de rebus memorabilioribus
fdjreibt.
2. De coneeptione virginis gloriosae, qualiter con-
cepta fuit in originali peccato. SufitanuS gibt bte£
<l a. D. folgenbermafcen nneber: „(scripsit) Tract. de
Concept beatae Virginis, eam in peccato originali con-
ceptam probando." 3)ie fpäteren Tutoren ließen bie
©orte eam bis probando fort. Daburd) ttmrb ber Qfrrtljum
öcranlafet, e$ fei eine Hbtyanblung jur SJertljeibigung ber
unbefteclten ©mpfängmfc üBariaS, unb ©afimir Du bin
fprad) ben Sractat in ftolQt beffen bem $einrid) üon #er*
forb, ber als fcomimfaner ju ben ©egnern ber unbefteclten
(Empfängnis 9Haria$ ju rennen fei, ab unb öinbicirte ifyn,
oljne weitere ©rünbe bafür ju tyaben, bem OWinoriten
^oljann öon ©rfurt. 1 ) ©ie ungerechtfertigt bie$ ift, jeigt
flar ber Prolog ber Catena aurea. ©inige Fragmente
be$ JractateS ftnb in bem je^nten Steile ber Catena ent*
galten, unb, tüte Quätif unb ©djarb auf ©runb eigener
©inftd)t in biefen £f)etl be8 SBerfed* fcerfidjern, mad)t
$ftnrid) öon $erforb aud) bort au$ feiner ®egnerfdjaft
gegen bie Se^re öon ber unbefteclten ©mpfängmft üRariaS
fein ftfyl
l ) C. Oudin, Commentarius de scriptoribus ecclesiasticis III.
Lipsiae 1722 6. 973.
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96
3. De ornatu clerici.
4. De diis gentium. *ßott!jaft öernuiiljet (©. VIII
not. 8), bafj bicfe Äbljanblung bei ber »bfaffung bcr
ffi^ronif entftanben ift; bernt #einrid) fünbigt fdjon in bcr
SSorrcbc (©. 3) an, bog er aud) öon bcr „ydolatria (!)
seu deorum falsorum quin pocius demoniorum eultura
sordida sacrisque eorumdem et ludis et veneratione"
fjanbeln toerbe. Aber aud) in ber Catena aurea toibmet
er nidjt meniger aU 84 quaestiones in ber erften ansa beS
erften Steile« bem Ifyetna „De diis gentium et de qui-
buslibet qui nuneupative dii etc." (931. 6 ©p. 1 —
931. 16 ep. 2).
5. De proverbiis theutonice. Sei fiufitanuS unb
allen Änberen fetjlt biefe ©djrift, toenigftenS an biefer
©teile be$ a3erjeid)mffeS. ÜRögltd^ermeife bebeutet aber baS
jtüifdjen n. 8 unb 9 eingefd)obene De proverbiis eben
biefelbe Äbljanblung.
6. De invectis in hybridam metrice, ein Sßoem,
beffen Qnfyalt rootjl faum nod) ju beftintmen fein ttrirb.
fiufitan u$ la$: „De invectivis in Hebridam metricum",
toa& iljm alle Späteren roörtticfy nad)gefd)rieben Ijaben.
7. De expositione constitutionis super cathedram.
SufttanuS läßt ba$ bunfle „constitutionis" fort: „Alium
(seil, traetatum) exponendo illud, super Cathedram".
*ßoffeöinu$ umf treibt bieg fo: In illa verba Evangelii,
Super Cathedram Moysis", toorauf er einen neuen bei
SufitanuS feljlenben Jitet „Sermones plures" (ftelje
unten ©. 99) folgen lägt. Sßottfyaft jie^t beibeä iufammen
unb f treibt: „In illa verba evangelii 'super cathedram
Moysis' sermones plures". Sftod) anberS faßt $. *•
3fabriciu$ ben Xitel: „Expositio in illud Matth. XXIII.
Super Cathedram Mosis". 1 ) $n ber Jfjat fann e$ ftd)
x ) J. A. Fabricius, Bibliotbeca latina mediae et infimae
aetatis III. Florentiae 1858 ©. 206 ©p. 2.
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r
97
tDofjl um eine Auslegung t?on OWattl). 23,2 : „Super cathe-
drara Moysis sederunt scribae et pharisaei" geljanbelt
f>aben. Ober fjat unfer Autor öiefleidjt eine ©onftitution
mit bem ^nitium „Super cathedram" commentht?
8. De metris et metrorum pedibus.
9. De prineipiis oratorum quorundam et poßtarum
orationibus. ©tatt prineipiis fann öietteidjt proverbiis
ober audj pueritiis gelefen werben. 2ufitanu8 bietet:
„Alium (seil, traetatum) de proverbiis. Alium de prin-
cipio oratorum et poetarum"; ftatt orationibus fyat er
orationes unb jiefjt bieS ju bem nädjften SCitcI. Ob biefe
Varianten aus feinem Sobej ftammen ober auf einer (£on*
iectur berufen, ift ungewiß. 9Wit tym ftimmen alle anberen
Seridjterftatter überein.
10. Et cetera puerilia, alia curiosius iuvenibus
ordinavi. hiermit wirb £einridj oon $erforb mehrere
unbebeutenbe, etwa für ben ©dfjulgebraud) beftimmte
©griffen bejeicfynet Ijaben. SufitanuS fagt (ögl. n. 9):
„Orationes etiam pro iuvenibus ordinavit", £)u£tif unb
Cd^arb: „Orationes pro iuniorum instruetione et exer-
citatione".
11. Catena aurea entium vel problematum series.
hierüber fogleid) einige nähere üWittfyeilungen.
Äußer biefen ffierfen, öon benen ber SSerfaffer fetbft
un« auttyenttfdje SWadjridjt gibt, fofl $einrid) öon Jperforb
no<$ ftolgenbeS getrieben Ijaben:
1. 3f. 2. SBuenemann fyat, wie *ßottf|aft au« beffen
©cfyrift De bibliothecis Mindensibus antiquis et novis
(Mindae 1719) Nr. 16 mitteilt, in ber SBibliotljef be*
SBenebictinerftofterS SS. Mauritii et Siraeonis ju üWinben
baS SWanufcrtyt eine« ^>einrtc^ t>on $erforb jugefdjriebenen
Sermo de S. Joanne Baptista ex dictis, doctrinis, ora-
tionibus sanetorum et doctorum plurimorum gefe^en
LVII. 1. 7
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98
unb gelefen. Hn bcr (Sd&tljeit bicfcr *ßrebigt toirb nid)t ju
jtoeifeln fein, ftür bic @d}tljeit fpridjt außer bem ftunb*
orte aud) ber Umftanb, bafc ber Sermo ebenfo nrie bie
anberen un$ befannten Arbeiten ipeinridjS eine Sompita*
tion nmr.
2. Sine Summa de casibus conscientiae t>on unferem
Autor ermähnt juerft 3ol)anne$2:ritl)emiuS, |ebod^ nid)t
in feinem 1494 erschienenen Gatalogus scriptorum eccle-
siasticorum, roorin er nur bie Sljronif (opus historiarum
de factis memorabilibus lib. I) „et quaedam alia" auf*
füfirt, 1 ) fonbem in bem 1495 jum erften 2Me, bann
1509 in erweiterter ®eftalt gebrueften Catalogus illustrium
virorum . . Germaniam exornantium, roo bie Sftotij lautet:
„Opus insigne historiarum de memorabilibus factis
lib. I. Summa quoque notabilis de casibus conscientiae
lib. I. Sermones multi, et alii diversi traetatus". 2 ) 2Wit
äf)nlid)en SBorten fe^rt bie Sfladjridjt Don biefer morat*
tfyeologifdjen ©d)rift aud) in ben Annales Hirsaugienses
be« £ritf)enuu8 n ) tuieber. *ßoffeoinu$ fyat fie aufge*
nommen unb in bem oben mitgeteilten SSerjcic^niß j*t>ifd)en
5Wr. 3 unb 4 untergebracht. $d) glaube aber, Jritfjemiu«
nid)t Unredjt ju tljun, toenn id) feine SWadjrtcfyt für unju»
oerläffig fjalte. £einrid) Don $erforb mürbe biefe ©djrift
in bem Prolog jur Catena aurea, bie bie tefcte Arbeit
feine« Seben« bitben foüte unb roof)t aud) gebilbet f)at, 4 )
nidjt übergangen fjaben. ©obann ift es minbeften« feljr
l ) Joh. Trithemii Opera historica, ed. M. Freher, I. Franco-
furti 1601 S. 324.
») «. a. .0. S. 145 f.
8 ) Joh. Tri th e mii Tomus II. Annalium Hirsaugiensium. S. Galli
1690 6. 217.
*) SBentgfteuö meint Jßottfjafi (6. IX). $riuri$ öon £erforb fei
uor ber Veröffentlichung feiner (Satene geftorben, unb ber (SanonicuG
£. £erd)ofiuö $u SJHnben tybt fie 1374 ebirt.
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99
auffällig, ba§ £ritl)emiu$ in bcm erften feiner eben
aufgeführten SBJerfe nidjt £einrid) öon $erforb, fonbern
ben unmittelbar folgenben fto^anneS öon Srfurt aU ben
SJerfaffer einer „Summa de casibus lib. I. a bejeidjnet, in
bem jroeiten (unb britten) SBerfe aber bei #emrid) öon
|>erforb „Summa quoque notabilis de casibus conscien-
tiae auditoribus confessionum non inutilis lib. II (!)"
notirt. <£$ l)at ben Anfleht, bafj SrittyemiuS au« Un*
ad)tfamfeit bie SWadjricfyten jufammengemorfen §at.
3. $n & en Annales Hirsaugienses a. a. £)., bem
jüngften feiner oben cittrten ffierfe, öermef)rt 5tritI>emiuS
bie Sifte ber ©Triften $einridf)$ nod) burefc bie SBemerfung:
»In libros sententiarum lectiones composuit libris IV. u
Äud) hierfür fe^It jebeS »eitere .ßeugnifj, namentlid) in
bem Prologe jur Catena aurea.
4. ffinblid) \)at £ritf|emiud in bem Catalogus
illustrium virorum a. a. £). beigefügt: „Sermones multi",
eine tiage Sftotij, bie er bei melen ©djriftftellern feines
Äataloge« auf bloße 33ermutf)ung fjin mad)t. SSon tfjm
fyat *ßoffeöinu$ fie übernommen unb „Sermones plures"
in bie au& ber Catena aurea ftammenbe Sifte jnnfcfyen
Sir. 7 unb 8 eingefdfjoben (ögl. oben ju Sßr. 7).
©enben mir un$ jefct flu ber Catena aurea entium,
bem großen encl)ftopäbifd)en SBerfe #einrid)$ öon $erforb,
baS in ben Codices Vaticani lat. 4310 unb 3025 enthalten
ift. (Einige Heine üKitt^eilungen barüber toerben öiefleic^t
nidjt unertoünfdjt fein.
Um junädjft üon ber Anlage be$ ffierfeS eine concre*
tere SSorfteffung ju geben, Iaffe id) ben Anfang be« erften
Il)eile3, ber fi$ im Vatic. 4310 SBI. 1 ®p. 1 oljne be*
fonbere 8fuffdf)rift an ba$ SSormort auffliegt, fotoie bie
furje Inhaltsangabe be^ übrigen neun Steile l)ier folgen:
[E]nciam aurea cathena vel coherentia seu conse-
quentia quam Homerus primitus intuitus absconditam
7 *
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100
eam produxit in lucem, sie aeeipiatur. Encium aliud
divinum, aliud mathematicum, aliud reale vel naturali
superpositum. Divinum ens aliud creator, quod est
deus gloriosus et sublimis, de quo primo dicetur, et
iuxta hoc de diis gentium et de quibuslibet, qui dii
nuneupantur, dicetur. Aliud est creatum. ut intelligen-
tia et angelus tarn bonus quam malus qui est demon
et sathanas, de quo 2°, et de fantasmatibus et iuxta
hoc de numinibus demonibus ineubis suceubis nanis
arpiis lamigis pnigis larvis furiis et emeneidis portentis
quoque et aliis monstris ex nocte monstri progenitis, l )
licet et ceteris talibus quae capitibus debilibus fre-
quentius et sanis eciam interdum, licet rarius, apparere
consueverunt.
Habet igitur hec prima pars duas ansas cathenam
hanc producentes et ad ansas partium sequentium con-
tinuantes quarum prima de deo et diis dicetur. Entis
consideracio duplex, quia vel consideratur ens inquan-
tum ens vel consideratur ut hoc ens. Primo modo
ens est illud, in quo coneeptiones omnes resiliu[n]t in-
tellectus, ut dicit Avicenna primo metaphysice, et be-
atus Thomas de veritate quaestione prima dicit quod
primo intellectus coneipit, quod quasi notissimum est
ens, et omnes aliae coneeptiones intellectus aeeipiuntur
ex additione ad ens. Sed enti non potest addi aliqua
natura extranea per modum quo differens additur.
Quaestio 2 ) prima. Cur et quomodo deus dicitur
a nobis esse cognoseibilis.
2. Cur dixit Themistius in libro quem seripsit ad
Balentem imperatorem: deus est tenebrae in anima
post omnem lucem relictae?
*) fiefung unftdjer — *) 2)ie weiteren eingaben Berufen nur auf
meinen flüchtigen, md)t reöibirten SRotijen aues ben betben £anbfd)riften.
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101
3. Cur dixit idem ibidem : deus est qui sola igno-
rantia mente cognoscitur?
4. Cur et quo[modo] a nobis deus est noscibilis?
<£$ folgen nod) 1 15 quaestiones in btefer erften „ansa".
%t\ berfelben ffieife fdjicft ber SScrfaffer bei jeher
„ansa" ein SJeraeidjnifc ber aufjutoerfenben 3 ra 9 en / beren
Qafy oft über Ijunbert unb über jmetyunbert beträgt, fcor«
au$. 3)ie Antworten fcfeöpft er au« ben t>erfd)iebenften
Autoren: neben Äriftotcleä, £oraj, Dötb, SJirgil unb
anberen ©d^riftflcflcrn beS Altertum* benufct er bie SSätcr,
inSbefonbere ÄuguftinuS, £ieront|mu8, Öftbor, 33oetf)iu$,
unb bie ©djolaftifer, worunter Albertus SKagnu« unb
Stomas öon »quin feine ^auptqueüen finb. Am ©djluffe
ber Eitate gibt er jebeSmal ben g^nbort an -
531. 25 ©p. 2: Secundus über vel seeunda pars
cathene auree encium vel problematum ineipit hie et
est de ente naturali.
351. 60 ©p. 2: Tercia pars cathene auree vel pro-
blematum quae de celis et eorum partibus et aeeiden-
tibus.
531. 87 v ©p. 1 : Quarta pars cathene auree vel
problematum de quibusdam coneeptionibus ad elementa
et elementaria et corpora speetantibus. $)ier Ijanbelt bie
fünfte „ansa" oon ber ©rbe, ityrer ©rößc, ®eftalt, SRu^e unb
iljren feilen: Äfien, Slfrifa, (Suropa, üon Sergen, ©tobten
u. f. n>. Darunter lautet qu. 76: Cur Westfalia quae-
dam pars Saxonie?, qu. 77: Cur Westfali singularem
castitatis zelum habere dieuntur?
831. 133 ©p. 1: Quinta pars cathene auree de
vaporibus, exalacionibus, aäris et aquae impressioni-
bus etc.
531. 175 ©p. 2: Ineipit sextus liber vel sexta pars
cathene auree et est de mineralibus omnibus et lapi-
dibus et metallis et mediis.
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81. 202 v ©p. 1: Incipit septimus über vel sep-
tima pars cathene auree vel problematum de vegetabi-
libus et plantis etc.
Vatic. 3025 551. 1 ©p. 1 : Incipit octava pars cathene
auree vel problematum de brutis animalibus.
331. 106 ö. ©p. 1 : Nona pars cathene auree encium
seu problematum series (!) Hinrici de Hervordia de
anima et eius potentiis actibus passionibus et habitibus.
831. 154 t>. ©p. 1 : Decima pars vel decimus liber
cathene auree encium de homine secundum se et de
omnibus eius condicionibus.
Die lefete „ansa a t)anbelt in 33 fragen „De hominis
corrumpi, reformari et glorificari", unb fo fcfyrt bcr
SJcrfaffcr ju feinem 3luSgang$puncte, ju ®ott, bem Urheber
aller 3)inge, jurücf. Dabuvd) ift bie „golbene Jlette", toie
er am ©bluffe öofl lebhafter Sefriebigung öerfünbigt, l ) in
fid) öoflenbet unb gcfd^Ioffen: „et circulatio cathene nostre
compleatur quasi a Deo ineipiens et per encia vel per
creaturas quaslibet, puta intelligentias, angelos, celos
et elementa, usque ad infimum simplicium, quod est
terra, descendens, consequenter et coherenter et ordinate
protraeta, et ab illo regyrando per transmutationes,
impressiones, commixtiones et commixta omnia, puta
mineralia, vegetabilia, animalia, hominem et eius beati-
ficationem, percurrat ad et in ipsam, qui est A et ß,
prineipium et finis, prineipium unde fluunt, finis in
quo quieseunt omnia, et sie ipsa cathena nostra circu-
lariter sibi reconiuneta finitur et renuntiatur ut dicti
finis prineipio creatura creatori Deo qui est fons et
clausula omnium que sunt et fuerunt queque post ea
*) SDicfcn ©d^Iug Ijabett Ouetif unb ß$arb a. a. D. <§. 665 b au8
bem codex Parisiensis lat. 5792, ber nur bie pars IX. et X. bcr
Catena aurea enthält, abgebrutft
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103^
futura sunt seculorum seculis. Benedictus in omnia
seculorum secula. Amen.
SMe Catena aurea $einrid)$ üon #erforb ift alfo
nid)t eine ßatene getuötynlicfyer Srt, b. i. eine öon einem
etnljeitlidjen ©efidjtspunfte au« angelegte Sammlung t>on
Auszügen aus fremben ©Triften, beren einjelne SBeftanb*
tljeile vermöge ber ®leid)artigfeit be$ Il)ema8, roorauf fie
ftd) bejieljen, roie bie ©lieber einer ®tüt äufammenfjängen, *)
fonbern eine Htttt, bie aud) nrieber in ftd) jurficfläuft, beren
ifuSgangS* unb Snbpunft jufammenfatfen. Der üftame
Catena aurea entium ift augenfdjeinlid) betn litel Catena
aurea nadjgebilbet, ben bie Continua expositio super
quatuor evangelia be$ ^eiligen Sljoma« t?on Sfquin, be$
berühmten DrbenSgenoffen unfere« ÄutorS, nadjtueislid)
fdjon im 3af)re 1321 2 ) trug.
Daß biefe grofce ffinctjflopäbie feinen felbftftänbigen
nnffenfdjaftlidjen SBertJj $at, liegt auf ber $anb. Der
SSetfaffer felbft bejeidjnet fein JBud) richtig als eine Som*
Dilation. Ob es aber au$ älteren jefct üerfdjoüenen ©erfen
Fragmente aufbewahrt fjat unb es fid) be$l)alb lohnen fann,
ftd> bainit näfyer ju beschäftigen, mage td) nad) bem flüd)*
tigen ©tnblid, ben id) in feinen ftntjalt tfyun fonnte, toeber
ju verneinen nod) ju bejahen.
') S3gl. 81. (Styrfjarb in $. Jtrutnbadjfrö ©efdjidjte ber bn$an»
timfäen ßtttcratur. 2. Stufl. Sflündjen 1897 S. 206.
•) Sgl. Ouätif unb @tf)arb a. a. O. S. 329 b; % ÜKauäbadj,
drittel über £f)oma$ öon Slqutn im ätrdjenlerifon. 2. Kuß. XI 6p. 1632.
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IV.
SBeWälifdje ©eichte 51t SWatng im XV.
«üb XVI. 3a^*unbcrt 1442-1591.
Mitteilung tion
«rdjfoar J. U). (£. Äoty-SBieSbaben.
-8e@«W<^B»<§a«»6**e*-
Äl$ td) öor Äurjcm begann, bie ©elel)rtengefd)id)te
ber ©tabt SWatnj im XV. unb XVI. ftafyrfyunbert rcbacttoncO
abjufdjliefcen, ergab fid^ eine nid)t unbebeutenbe Änjaljl
folget ©eleljrten, bie ffieftfalen t^re £eimat nannten.
SEBaS td) im Saufe langer ftaljre über biefe SBeftfalen ge*
fammelt au« 3)rudtfd)riften foroie Ärdfjioalien, folgt naty
fte^enb. fieiber toar ba& OWaterial bei ber Sficfenfyaftigfeit
ber Ouellen nid)t immer ergiebig genug, um mandje ^xaqt
ju löfen. Unter ben Sefprodjenen ftnb gcrabe feine ®eifter
erften töangä, aber immerhin ©oldje, bie ifjrer $eimat
ffieftfalen ffi^re matten nnb ein $eröorjiet|en au& ber
33ergeffenljeit üerbienen. ©0 groß bie (Entfernung jroifdjen
©eftfalen unb 2Wainj, fo reid) ftnb bod) bie SBejie^ungen
üon bort nadf) 3Rainj getoefen. ©er ffieg führte über
ßöln, im XV. unb XVI. Qa^r^unbcrt bie SRtoalin t>on
SKainj in geiftiger 33ejie!jung. SKaudfje ffieftfalen Ratten
ju Söln ftubirt unb fanben tljren SBeg nad) SDiainj, roo
fte ifjr Seben lang Rängen blieben unb ftarben. Hud) bie
blü^enben Drutfereien eine« ^o^ann unb Quo ©djoeffer
fomie granj Sehern mögen mandjen 3Kann als ©orrector
angejogen ^aben. $ud) 3)rudtbefteflungen erfolgten für
ÜKaütj au$ ffieftfalen. #o!jamt ©djoeffer brudfte 1516 ein
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breviarium ecclesiae Osnaburgensis unb -»ein breviarium
ecclesiae Mindensis auf Sefteflung. J ) Offenbat lag bief cd
baran, toeil SBeftfalen mit @inffil)rung bed SBucfybrutfS
jurücf war unb nur ju üBünfter feit 1485 eine Druderei
befaß. 2 ) 83on ben nad) 9D?ainj auSgeroanberten Sßeftfalen,
bei |>olttnann, SJolmar unb ftftng tyanbelte es ftd) fogar
um ganje ftamilien, bie ityren SBeg nad) SKainj nahmen,
gehörten bie SWeiften ber rfjeologtfcfyen ffiiffenfdjaft, Änberc
ber Sßt)ilofopl)ie unb bem SRed&t an, fte öerrieten hierin
tyren religiöfen ©tanbpunft eines ©ebiete«, bem bie De-
formation itoax fcfyabete, bie ®egenreformation aber ben
alten ©tanb ttrieber fdjuf. Dag ein Seit biefer SBeftfalen
burd) ^Berufung au$ SKainj in feine bortige Sßirffamfeit
gelangte unb nidjt bem ©anbertrieb Änberer folgte, bürfen
toir üorausfefcen. —
1. ^ermann unb »ntofo ©troljttt 1442—1485.
SBeibe ftammten au« *ßaberborn unb fdjeinen fritye
nad) SKainj gefommen ju fein. »m 2. SWärj 1442
ernannte ^°^ ann Sfertuer, ©ecretär be$ Äurfürften S^eo*
berief Don 3J?«inj, au 93ertretern ben SWagifter fflertolb
©lottern, #etylmann S3ari$ge, (Sonrab ßoei, SKainjer
J)ommcare, ^einrid^ fJidCing unb ipermann ©trotyut in
©aefcen erfter Sitten gegen ba$ ©t. ffllbanftift bei 9J?ainj. 8 )
©tubien Ijalber roanbten fid) beibe SBrüber nad) Srfurt,
wo ^ermann auf Dftern 1458, Strnolb 1461 eingefd)rieben
nmrben. 4 ) SSon ©rfurt tuanbte ftd) Slrnolb nad) Göln unb
2 ) ftotl), 9?ud)bru(ferfamilie @rf)oeffcr @. 35—36.
*) 91orbf)off, 3)enfa>ürbigfeiten auä bem Stfünfierifdjen §umani$mu$
mit einer Anlage über baä frühere $re§- unb 33üdjerwefen 2Beftfalen$.
1874. @. 73 f. 134. — föetdtöarb, Beiträge jur Sncunabelfunbe. 1895.
6. 297.
«) Würdtwein, subs. dipl. II. ©. 49—52.
*) SBeiffenborn, Erfurter Wattittl I, S. 269, 287.
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106
liefe ftd) im «uguft 1463 als d. Arn. Stroehoyt Pader-
bornensis can. s. Stefani Mag. art. i. et s. 29 bort ein*
f treiben 1 ) unb jog 1472 nad) SBologna, iüo er einge*
trieben roarb 2 ) unb 1474 bis 1475 bie Stolle eines *ßro*
curatorS ber beutfcfyen Station fpiefte. 8 ) 3 U Bologna bürfte
er aud) ben litel als 1)octor ber $)ecrete erlangt tjaben.
SBeibe waren ©tiftsljerrn von ©t. ©tefan ju SWainj.
«rnolb ftarb am 20. ^uli 1483, ^ermann im ^aljr 1485.
SBeibe liegen im Jtreujgang ber ©tiftsfircfye öon ©t. ©teftm
beerbigt. ^re $nf Triften lauten: Anno domini 1483
20. Julii obiit egregius d. Arnoldus Strohut decretorum
doctor unb: Anno domini 1485 obiit d. Hermannus
Strohut canonicus huius ecclesiae. 4 ) ©ie ließen ein in
©tein gehauenes nod) öorfyanbeneS Srucifiy im 5?reujgang
öon ©t. ©tefan errieten, ©er Liber vitae üon ©t. ©tefan
ermähnt beS «rnolb mit ber Qaf)l 1484. 5 )
2. gSigantml fiontefe 1443—1480.
ffonitfe ober Äönicfe ftammte aus *ßaberborn. @r
ftubirte ju Erfurt unb roarb ju Dftern 1443 als Wigandus
Konicke de Paderborne in bie ©tammrotle eingetragen,
wobei er 12 alte ©rofdjen bejahte. 6 ) ©r roarb 1459
Sttadtfolger beS S^riacuS Secfftein, SantorS beS ©t. 23ictor*
ftifts bei üRainj, aud) ju unbeftimmter 3eit ®et)eimfdjreiber
beS Äurfürften «bolf IL oon 3Wainj. ^m ^re 1467
überlieferte er JBifdjof Steint an ben ®rafen Jpeinrid) oon
ffiirtemberg unb fd)lid)tete 1469 bie ©treitig!eiten jtoifdjen
>) Kölner SRatrifel I, ©. 533.
") Acta nat. Germ. Bon. ed. gricblänber. @. 217.
8 ) (Sbenba @. 219.
4 ) Würdtwein, dioec II. <S. 22. 2Bagner, getftl. ©tiftc. ffiljeinljeffen
553. 3aiS f »eiträge <5. 41. $a* Wappen ift ein £ut (©troljfjut).
*; 2Rf. ber ÜRainger ©tabtbtbl. Duarto <Perg.
e ) 2öei{jcnborn, Erfurter SRatrttel I, ©. 195.
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bem SfticotauS ©tubenraud) unb Ulricl) ©teben ©tift$l)errn
öon ©t. ^ßljiltyp ju S^- 1 ) ©eine ßantorftetle taufdjte er
1469 gegen bie ßüfterei beS ©tiftS ©t. SStctor au«, »m
6. Januar 1471 fdjrieb Äurfürft «bolf IL öon Sttaina an
bas ©t. SBartfjofomaeuSftift ju Ofrantfurt a. 3Ä. megen ber
erften Sitten ju ©unften beS SBiganb ffontdfen feines @e*
IjeimfdjreiberS unb erfudjte um ein Eanonitat unb eine
$frünbe im ©tift für benfelben, menn foldje erlebigt
würben. 2 ) ©päter warb Äonidfe Decan biefeS ©tift«,
er fjatte mithin 1471 ein ©ammif at erhalten. Slud) mar
er ©tiftsljerr be« fiiebfrauenftifts ju ben ©taffein ju
SKainj. ©r ftarb, nadjbem er als Doctor ber töedjte bie
9led)tSprofeffur ju SKainj als beren erfter ftntjaber feit
1477 beffeibet, am lag ber 1). SfgneS ben 21; Januar 1480
ju 9J?ain}. 3 ) ©ein SWad^f olger in ber *ßrofeffur warb
2JlattljaeuS <£bermein 1480. 4 )
3. SljeobcricuS WfcwwS 1500—1512.
UlfeniuS mar ein Briefe öon ©eburt, mirfte 1500 in
Deöenter als Sorrector bei ^acob öon fflreba, mo er in
bie Ausgabe des Baptist Mantuanus Carmeliterordens
opus de mundi calamitatibus Deventer um 1500 ein
®ebid)t ad Petrum Bonomum episcopum Tergestinum
einrücfte, baS *ßeter SonomuS ermiberte. ö ) SSon Dementer
!am er nad) SRainj, marb al« artiura unb medicinae
Doctor fomie gefrönter Dieter Seibarjt beS Jhirfürften
unb am 27. attärj 1502 *ßrofeffor ber SKebisin ju SWainj.
] ) Joanois, rerum Magunt. II, ©. 639.
■) ÜKainj. Untertrieben: Georgius Pfeffer prothonotarius. Würdt-
wein, subs. dipl. III, @. 10—12.
•) Joannis a. a. D. II, ®. 639.
4 ) Enodt, hist. universitatis Mogunt. S. 52.
5 ) Hain, repert. n. 2378. Sftetdjljarb, Beiträge jur Sncunabelhmbe
6. 148.
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Trithemius unb Bartholomaeus Coloniensis rühmen it)n
als gelehrten unb erfahrenen STOann. 1 ) 1511 legte er fein
Amt nteber, 2 ) 1512 marb fein SRadjf olger in ber *ßro*
feffur ^otjann (Sfeler au« SKainj. Sann UlfeniuS ftarb,
ift unbefannt, er foö 1563 geftorben fein unb aud) eine
©d)rift über üWcbtjin herausgegeben l>aben, toa& nidjt xm-
bürgt ift.
4. 3foijami Sljctoeni 1502—1510.
S^eöern ftammte aus "^ßaberborn, ftubirte ju Eöln
SRed&tSroiffenfdjaft, marb $)octor beiber {Rechte unb erhielt
1502 bie ^rofeffur bes gciftli^en SRedjtS unb bic ^Sfrünbc
am ©t. SBictorftift bei 2J?ainj. s ) 1505 tuar er SSicebecan
ber ^uriftenfacultät ju 9Wainj, 1506 ©iegel* unb Sßttou
legienbematyrer. 4 ) Am 6. Dctober 1508 würbe üom 2)om*
fdjolafter Äbolf SRau (oon Jpoljfyaufen) ju SWainj in bie
(Japitelftube beS 2)omeS eine ©ifeung beS clerus primarius
unb seeundarius anberaumt, ber ©ecunbarcleruS ließ burdf)
33oHmad)t feines ehemaligen ©predjerS beS DecanS öon
©t. $eter (als os cleri seeundarii) burdf) $ot)ann feuern
beiber 9ted)te Doctor unb Dccan t)on ©t. 33ictor eröffnen,
nad) bem Ableben beS ffurfürften ftacob üon 3Kainj fei
Uriet gewählt tuorben, es fjanblc ftd) nun um bie üblidje
©penbe für ben ©rroötjlten unb bie SBeftimmung ber Über*
bringer. $eber 33icar fott baju 6 albus geben unb bie
SJecane benfelben biefeS befannt machen. 6 ) am 13. Sfto*
öember würben als ©penbe eine O^m neuen unb alten
©eins in ftfafdjen unb ein Sttalter SBeijen in SBrotform
genehmigt. 6 ) 1l\iä) in ber ©ubftbiumfrage 1509 fpielte
2 ) Knodt, bist. S. 62.
•) ©eüeru* Ottf. — *, (Sbcnba. — «) (Sbcnba.
5 ) SßrotocoHe beä ©cctutbarcleru* $u aWain^. §). ber SRainaer
@emiuarbibl. folio. ®. 3—6. — 6 ) ©benba 6. 7—8.
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feuern als Slbgeorbneter feines ©tiftS an ben DomcleruS
eine Motte 1 ) in ber ©ifeung Dom 26. Januar 1509 unb
empfahl als ©predjer in ©adjen beS EteruS öor bem $ur*
fürften ben Sern^arb ©djuffutlj 3)ecan üon ©t. *ßeter,
ben ^otyann Äug ©cf)oIafter Dom Siebfrauenftift ju ben
©taffein unb ben QgnatiuS 3ßcn|er ©d&otafter Don ©t.
Sodann foroie ben ^foJjannS £§u6 Santor oon ©t. ©tefan,
inbem er auf bie iljm jugefatlene ©at)l tterjidjtete. 2 ) Die
©enannten wirften mit Äbolf JRau Dombecan, Ulrich
©d)ud)ung unb Otto oon Sangen Domcanonifer als 9lb*
georbnete in ©adjen beS SletuS am 27. Januar 1509
t>or bem Äurfttrften unb ©iegler in ber SWartinSburg
batyn, ba& fie baS ©ubftbium ablehnten. 3 ) Zfymxn legte
1510 feine *ßrofeffur nebft feinem Sanonicat an ©t. JBictor
nieber. 4 )
5. WarfanS ^oltmanu 1510— 1525. >)
$oItmann mar ju SlljauS in Söeftfalen als SBaterS*
bruber beS fpäter folgenben SBilfyelm ^oltmann geboren,
jtubirte bie fünfte ju Köln, 6 ) wo er auä) bie SWagifter*
mürbe erworben fjaben bürfte. (£r würbe $rofeffor ber
?l)ilofopl)ie unb 3fnl)aber ber ©tiftsljerrnftelle Don ©t. So-
dann ju üWainj als SWadjfoIger beS $rofeffor Monasterii,
als berfelbe üWainjer S33ett|bifdjof würbe. Äturfürft Uriel
bon üKainj betätigte itjn in biefen Stellungen am 23. De*
jember 1510. 7 ) $oltmann war aber bereits früher in bem
l ) Ober ben ©treit oerfäiebene Slctenftüdfe ebenba ©. 3—9.
*) ©e*eru$ ÜHf. — 8 ) (Sbenba. — 4 ) (Sbenba.
6 ) ©Ieid)fafle ouö 2H>auö gebürtig war ber graterljerr So^anned
£oltmann, ber am 1. S^ember 1540 aU Metfor beö Älofterö Mefinf
ftert (^Imann, üRünfteriföe Öieber je. 1896, 6. XXXIX). — Über
ben tropft fticolairt fcoltmann in Überwaffer 311 fünfter (1516—29)
»gl biefe 3eitf*rift, 8b. 51 ( 1, 6. 121.
•) ©eoeruö ÜJif.
7 ) ÄnoDt ©. 65.
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110
(Eolleg ©djenfenberg ttjätig. ffurj toor 1508 tvax ba$
Sotteg jum l}l. IfjomaS üon Äquin ju 3Rainj in eine SBurfe
im $aufe ©djenfenberg umgenjanbelt werben. $n biefem
SoKeg t)errfd)te bie Se^re Stomas üon Äquin fcor. *Die
Oberleitung befafjen bie DrbenSgenoffen be$ Äquinaten bie
«Dominifaner als Vertreter ber ©djolaftif ju 3Kainj. 3)ie
Erwerbung be« #aufe8 ©djenfenberg überftieg bie 2Wittel
ber Surfe. Sttad) einem lateinifdjen SWotariatSinftrument
in ber ÜJiainjer ©tabtbüdjerei Dorn 10. Januar 1510 Der*
fdjrieben bie venerabilis et honorabiles viri magistri
Johannes Lapicide, Nicolaus Ahuss ($oltmann) et Nico-
laus Gerbelin Phorcensis 1 ) artium magistri et actu
regentes burse Schenckenberg de via saneti Thome
Aquinatis für ba$ üon Peter de Vierssen artium et
medicinarum doctor, (SeorgiuS SBe^eim fiijentiat ber
S^eotogie Eanonicuä unb £t)ilmaun ©elbadj artium ma-
gister unb SSicar beS £iebfrauenftift$ ju SKainj geliehene
Sapital ba& #au$ jum ©djenfenberg, ba$ fie für 330
©olbgulben Don £oe ftoftentyoffer getauft unb 200 ®ulben
anbejatjlt Ratten, für fid} unb it)re Sttadjfolger gegen
6 ©ulben ßinfen öom #unbert. 2 ) Der genannte SRicoIauS
l ) Über ©erbeliuö (f 1560) ogl. Schmidt, bist, liter. de 1' Alsace I,
©. XVII 2lnut. 11. 2)erfelbe gibt an, ©erbeliuö ^abc gu Sftaina bie
©rammatif M 9?ra|fkanu$ gelehrt, ogl. I. ©. 144—145. Böcking,
opera Hutteni II, ©uppl. ©. 378—379. SlUg. b. 93iogr. VIII unb IX
Wbolf ^3üd^le, ber £umanift Wkolaut ©erbel au$ Sßfor^eim. ©urlad),
^Programm bed Sßrognmnaftuma (1886) Ijanbeht über ©erbeliuö.
8 ) Sfot 29. ÜHar$ 1509 erflärten SWetfter Sodann Goci oon ©peier
©tiftäljerr oon ©t. Victor, SReifter Sfjilmann ©nlba$ 93icar ber %itb»
frauenfirdje $u ben ©taffein $u URain$ unb bie TOciftcr ber SRealiftenburfc
flu 9Haing, bajj ße beut Öoe ©oftenljofer $u granffurt a. 9J?., ©riftöljerrn
oon Siebfrauen gu 5flain$ unb ©t. Sllban ju Söorutö fedjö ©olbgulben
fdjulben unb baö §auä ©djenfenberg bem 9tinböfu§ gegenüber oerpfänbeten.
©djaa&, Eudjbrudferf. II. ©. 327. $)aä Kapital ruljte beumadj fdjon
länger auf beut £aufe, benn bie 3tnfen waren bie gleiten.
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©erbet ift bcr #umanift unb ©trafcburger #irdjenred)t$*
leerer btcfcö SRamenS. 1 ) Die Käufer verpflichteten fidj,
ba£ $au3 ju bewohnen, ©ie l)aben ba$ 9?ed)t, ttnwürbige
au$ bem #aufe ju entfernen. Äönnen fte ben 3in8 Don
ben 23ett>ol>nem ber Surfe nidjt herausbringen, fo Der*
fpredjen fie, it)n felbft ju übernehmen. Ireuen^änber
würben ber genannte Q-o^anneö Monasterii Sijentiat be$
geiftltdjen SRedjtS, ©tiftstjerr öon ©t. Qfo^ann, 9Hd)arb
ftribroalt ©tiftäfjerr toon ©t. $eter, aWagifter ^acob «Ijeia
SWamjer ©omfjerr, bie nötigenfalls jur Erfüllung ber
$flid)ten ber Ääufer Ijerangejogen werben !önnten. Siegt
eine berechtigte ttrfadje üor, fo fönnen bie Ääufer nad)
Grfüüung tyrer 93erpflid)tungen ben ©ertrag auf SBieber*
fauf Hinbigen, wenn nidjt ©tubierenbe baS #au$ bewohnen
unb fie itjre SRegentfdjaft aufregt erhalten fönnen. Um
ber SRÜdgabe be$ #aufe$ üorjubeugen, beftimmten 93er*
fäufer unb ffäufer, baß jeber neu eintretenbe Surfift für
Mc baulid&e Erhaltung be$ §aufe$ jwei SllbuS, jeber
SaccalariuS 4 HlbuS unb jeber SWagifter 6 Albus ent*
richte. Da« ®elb, weld&eS au& bem fteljlen t> cr ©tubierenben
burd> bie Sectoren eingebt unb nad) ©rmeffen ber Sefctern
als ©träfe feftgefefct wirb, fällt audj an ben S3au beS
^aufe«. 9fm 1. ober 2. 9J?ai jeben $at)reS übergeben
foldjeS bie {Regenten ben wer ©enioren beS $aufeS, bie
Sftedjnung ablegen, wofür fie einen SllbuS ^Jeber befommen.
©inb fünftig Regenten aufjunefjmen ober ju wählen, fo
fyxben bie Darleiher bafür feftgefefct, bafc nur geteerte,
fleißige, in ©itten reife Seute twn anftänbigem ©anbei
genommen werben, ffeiner barf otjne 3 u ^ mmun 9 ^ cr
Darleiher bie SRegentfdjaft ftdj aneignen ober einen »nbern
an feine ©teile bringen. SWad) bem STob ber Darleiher
l ) Dr. £ctben$eimer im Gorrefp. SBI. ber 2öefib. 3eitf. XV (1896)
6. 184—186 über btefe @acf)e.
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treten $rior ober fiector ober beibe ber SWainjer ©omini*
faner an i^re ©teile; finbet ftd) ein anftänbiger {Regent
ju SKainj nidjt, fo fofl man benfelben ju Köln t>olcn.
Äße Stegenten befcfyloffen, ber Surfe jtuei ©olbgulben ju
üermadjen, wofür jäljrlid) bei ben Dominifanern ein ©e«
bädjtnifj für alle ©ofylt^äter gehalten wirb. Daüon
erhalten biefe einen falben ®ulben jätjrlidj. *) 1512 be*
ffeibete #oItmann ba« SSicebecanat ber ptyüofopjjifdjen
gacultät unb befanb fid) im gleiten % a 1)x bei Erhebung
be$ WotfS (grifft im ©efolge be$ Jhtrfürften Uriel öon
SWainj ju £rier. 2 ) «m 29. SWooember 1524 bat $oIt*
mann um ©rlaubnifc, feine ©tift8t)errnftette nebft ber *ßro*
feffur aufjufagen. Gr führte aud) ben bloßen SWamen
SWicolauS Ätjaufen öon feinem (Geburtsort »t)au3 unb
fommt 1521 mit Qfoljann ©berbad) (Stumpf), ©ud)ariu$
©djlaun, Qfo^ann ©feler Doctoren als SfticolauS Knäufen
in ©adjen ber SWainjer #od)fd)uIe toor. 8 ) $ottmann ftarb
1525, nad&bem 1524 SfticolauS 3?obe aus ßamberg fein
Eanonitat nebft ^ofeffur erhalten fjatte 4 )
6. ©erwarb ^oltmanu 1515—1569.
#o!tmann mar ber 93ruberfot)n beS SfticolauS fyolt*
mann unb ber ©ruber beS Sßitljelm ^oltmann. 5 ) @r
ftammte aud SttjauS in ffieftfalen, ftubirte in ber bursa
montana ju Söln unter bem #umaniften 3Äattf)ia$
ÄremeruS aus 8djen 1515 unb tuarb magister artium.
1520 mürbe er SStcar beS 6t. 35ictorftiftS bei 2Wainj 6 )
*) 9fuffd)rift ber Urfunbe: Instrumentum venditionis gymnasii
Scbenckenberg, quomodo M. Elogius Jostenhove dieta domus (!)
regentibus 330 flor. auri vendidit.
•) ©eoeruö 2Rf.
a ) tfttobt 6. 26. — 4 ) ©benba S. 66.
6 ) ©eoeruö 9flf. — e ) ßbenba.
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unb al$ artium magister 1553 ^Srofeffor im
©djenfenberg, bcffcn SRegenS er 1567 unb 1569 toarb. 1 )
Sann ©erwarb #oltmann ftarb, ift unbefannt.
7. «HlHeli» £oltmamt 1516—1570.
Äudj biefer ftammte au$ ÄljauS unb ftubirtc feit 1516
ju Söln in ber bursa montana, nmrbe artium magister
unb gelangte burdj feinen Dntet SWicolauS nad) 9Wainj,
»o er als 5Wad)folger be3 S^eoberid) Jfauf 1559 *ßrofeffor
ber Sßf)ilofopl)ie nmrbe. 2 ) Äudj er nmr SSicar öon ©t.
8ictor bei 2Kainj. <£r würbe 1560 unb 1561 föector ber
§od)fd)ule. Unter ifjm üermadjte Qofjann $<*mm ®ecan
be* 5Domftift$ ju ftranffurt a. 3». 100 ©ulben ber Uni*
toerfttät für eine (Stiftung. 3 ) #oltmann war 1569 SMce«
becan ber pt)i(ofopt)ifdjen Ofacultät unb ftarb am 12. Qfuni
1570*) begraben in feinem ©tift mit ber ^nförift: Anno
domini septuaginta super millesimum die II. Junii in
domino abdormivit venerabilis dominus Wilhelmus
Ahaus ex Westphalia vicarius huius aedis neenon
Ordinarius Maguntinensis. C. A. R. I. P. ö )
8. ©erwarb 3?fmg ber Ältere 1533—1558.
3futg ober Qfingiud ftammte au$ 3Äünfter in ©eft*
falen. @r mürbe als artium magister ©tift$f)err be$
Srantfurter £iebfrauenftift$ unb jugteid) $rofeffor in ber
«rtiftenfacultät ju 3Wainj im %a\)x 1533 als Maö) folger
be8 abban!enben $of)ann 8tid)arbu8. S)iefe Stellung be*
tteibete er bis 1547. $n biefem 3at)r marb er $rofeffor
x ) 5htobt 6. 72 unb @eueru$ 3ttf.
*) ©eoeru« 9Hf.
•) Jhtobt S. 32.
4 ) Änobt ©. 32 nad) bem ©ttfttnccrolog. @eoerud TOf.
5 ) Helwig, epitaphia ecclesiae 8. Victoris Mog.
LVII. 1. 8
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114
in bcr tljeologifd&en gacultät ju Sßainj unb 3<nf|a&er bt*
GanontcatS öon ©t. ^ofyann bafelbft. SDiefeS «mt t)atte
er bid 1551 innc. 1 ) 3 U unbefannter 3eit M* er aud)
©tiftstyerr tum 6t. $eter ju SWainj geworben. SWebftbem
fungirte er at$ SWainjer *ßrtoitegienberoat)rer unb 5ßom*
öicar. Ate im Januar 1548 ber bisherige ÜDecan Don
©t. ^oljann ju ÜRatnj 2Weld)tor SBaSmutJj ftarb, nmrbe
3fmg Decan be« ^foljannftiftS. 2 ) Äturj üor 1547 bei Sin*
tritt in bie tljeologifdje fjacultät mag er ©octor ber Xfjeo*
logie gemorben fein. —
Als nad) feiner SBa^l jum Shirffirften üon SKainj
©ebaftian üon #eufenftamm burdj ben 83ernt)arb ©djoü
auf feine 'Domf^olafterei am 23. Sftotoembcr 1548 Der*
}id)tete unb ber antuefenbe ©ecretär unb Sftotar bed 'Dom*
capitelä ^oljann ©egen genannt SufanuS biefeS verbriefte,
toaren 3°*> ann 3>ftng unb Sonrab Xcftoriö ©ommeare
^ierju als 3 eu 9 cn berufen morben. 8 )
SWit bem üMn^er $omfd)olafter Äbam Jfüdjenmeifter
toax ftfntg in einen gelehrten ©treit geraten. ftfing ließ
hypomnemata in primam censuram Adami Kuchen-
meisteri. Moguntiae, Ofranj Sehern, 1544 erfdjeinen, 4 )
Äbam Äfid&enmeifter antwortete mit einer ®egenfdjrtft
elenchus etc. SKainj 1544. 3ftng gab 1547 bei 3 Ö0
©djoeffer ju 3Rainj fjerauS: Quaestiones futuris catho-
licae ecclesiae ministeris oppido tarn utiles. 6 ) Xt$
Decan uon ©t. $ot)ann wohnte er in Vertretung be« Äur*
*) Änobt 6. 67.
«) Würdtwein, subs. dipl. I, @. 172, uo jcbodj 1538 ftatt
1548 fte^t.
8 ) SftcucreS 3)ompraefen3budj folio. 5Kf. bcr SDf?atnjcr ©emmarbtbl.
ogl. Gudenus, codex IV, @. 669, galf, SWaingcr <Dombibl. ©. 85
«htm. 1.
4 ) Gesner, bibl. ed. Simler 1583 6. 280.
6 ) »otlj, ©udjbrucferfamiHe (Sdjoeffer 6. 215.
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115 -
ffirften ©ebafiian öon ÜWainj mit bcm betannten ffieif>*
bifdjof üßidjael $elbing bcr SKainjer ©eneralftjnobe im
3a!)r 1549 bei. 1 ) Stuf fein Decanat öcrjic^tetc er 1551
unb behielt nur bie ©tiftsljerrnfteüe an @t. ^oljann unb
im ©t. $eter$ftift bei. 3 ) ^fing ftarb am 10. SKärs 1558,
begraben im Jhreujgang bes 3Wainjer Dome« mit biefer
»rift:
Desertis terris Isingius astra Gerhardus
Est natus patrii gloria magna soli.
Hie iacet corpus, sed eunetas per oras
Fama viri semper nescia mortis erit.
Nomen inextinetum facit sapientia, laudem
Auxit, cum variis addidisse loqui.
Sed maius perperere decus pietasque fldesque
Et summus priscae relligionis amor.
Venerabilis et eximius d. Gerhardus Ising ss. theol.
doctor, divorum Petri et Johannis canonicus, huius
aedis vicarius, vir doctrina et morum pietate insignis
obdormivit in domino anno salutis humanae 1558.
Martii 18. R. I. P.»)
3fing$ ÜWadtfoIger im Sanonicat twn ©t. *ßeter tuarb
burd) beS Shirffirften Daniel SBeftätigung ®eorg ?trtopaeu$
Doctor ber Ideologie, Dompfarrer unb Santor be$ heilig*
freujftifts bei 3Kainj foroie $rofeffor ber Ideologie ju
SWainj. 4 ) ftftng gehörte ju ben tijeologifdj tyerttorragenb*
J ) Soannifl III, 6. 318. ferner, ber <Dom gu 2Rain$ II, S. 410.
■) ©eneru* 2Rf. VM im Safcr 15^3 Vfalagraf Dttljetnridj SBü^cr
aus ber SWainger ©ombüdjeret für ben Tübinger $rofeffor Dr. SHidjael
6d)üfc genannt Sortted begehrte, mar bad SDomcopitel nid^t abgeneigt unb
befteüte aU Slbgeorbnete j)ier$u ben 2)oetor 3ftng, Valentin 2)ljur unb
8o(f ©Treiber. galf, *Wainger Somftibl. ©. 85.
8 ) Gudenus, codex II, 6. 832; III, ©. 838. tfnobt 6. 28.
Salf, Sftatnger ©ombtbl. ©. 85 3lnm. 1. Über 3fing ogl. SBibmann,
eine SRainaer treffe ©. 77. 3oannid I, ©. 852 § X.
4 ) Änobt ©. 51.
8*
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ften Sßännern am ^>ofc beS Äurfürften ©ebajtian toon
SWainj unb jäfylte ju ben entfdjiebenften Anhängern ber
©egenreformation.
9. ßontab Sobt (Wecrofm*) 1542—1549.
SWecrofiuS gracciftrt aus Xobt ftammtc au« SWünfter
i. ffieftf., ftubirtc ju Eöln S^eologie unb trat bort in bcn
^ßrebigerorben ein. Er nmrbe fiector ber Geologie ju
SWainj 1542, *) befam aber bei bent bamals Ijerrfdjenben
SWangel an ©eiftlidjen öon Sotjann SKoronuS episcopus
Muticensis unb päpftlidjen Segaten für Ober* unb SKieber*
beutfdjtanb bie (Srlaubnifc, eine ©tifst^errnftefle an ©t.
$eter ju SWainj, bie burd) ben lob be£ bisherigen Qfn*
IjaberS *ßeter ftlafdjwcüer erlebigt, anjunefjmen unb bie
Damit öerbunbene Sßrofeffur ber Ideologie anjutreten. 3 )
SKecroftuä ging 1545 mit 3Kid)ael #etbing auf baS Irienter
Sonett als Äbgeorbneter be8 aßainjer Äurfürften Sltbredjt, 8 )
er wohnte aud) 1548 mit bem Äurfürften ©ebaftian Don
SWainj bem 8ug$burger SReid)«tag bei. SftecroftuS nmrbe
1546 Domprebiger ju granffurt a. 2W. 4 ) «13 JJjeobalb
£l>amer auf einer Steife nadj bem Sftieberrljein ju (Eöln
für bie fatfjolifdje ©adje gewonnen am 10. ftejember 1549
jweiter *ßrebiger am Sfranffurter ©omftift geworben unb
alabalb mit bem *ßrebiger #artmann Seijer in ©treit
geriet, bat SWecrofwS um Entfernung be$ f|änbclfüd)ttgen
©djwärmerS beim üKainjer Äurfürften, wobei i^n ber
©tiftabecan SatomuS unterftfifcte. S^amer warb öor 1557
*) ©eaenrt 9Kf.
«) flnobt 6. 48.
•) aWdjael <&etotng, 9lecroflu$ unb 2$eoberidj tfauf 3)octor ber
Sfcdjte famen am 18. 9M 1545 gu Äom an. Semer, ber £>om gu
SRatna II, 6. 371-372.
4 ) eeoeru* 3Kf.
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— — — — —^—^— — — — — — •
fatfpltfd) unb ^ofprcbigcr ju SKinben. 1 ) 1548 mar
SlecrofiuS SRegen« bcr Surfe ©djenfenberg ju SlWainj, be*
Hcibctc augleid) bic ^rofeffur, nmrbe 1549 SRector, fagte
aber bic ©ürbe 1549 auf. 2 ) auf bcr SKatnjcr ®eneral*
fonobe 1549 ttrirften SWecroftuS unb *ßeter «bei, ÜDoctoren
bcr Sljeologie, als ©adjüerftänbige in SReligionSfadjen
jtoeifettjafter Art unb gehörten gettHfferma&en ju einem
®elel>rtenau$fd)ufc. s ) Seim ©djlufc ber (Seneralftynobe am
24. STOai 1549 lafen ber Sftotar SSalenttn SDörrfje unb
?f)ilipp atfer (Sgricola) magister ber freien fünfte ab*
toedjfelnb laut bic Statuten ber ©pnobe öor. 4 ) ©eitere
2eben$fd)idfale be« Sftecroftu« finb nid)t be!annt.
10. ewriamtf »omelut« 1546—1561.
33omeliu« ober SSoemel war au« ©tapert in 3frie«lanb
gebürtig. @r lehrte juerft ju ©rfurt *ßt)ilofopt)ie unb fam
um 1546 burdj ^Berufung nad) 3Kainj at« ^rofeffor. 5 )
3fn einer eingäbe be* Kolleg« ©djenfenberg ju 3Wainj an
ben Unii>erfität«rector ^tjiliW Don ©djroalbadj fommt
Someliu« 1546 üor. 6 ) Äurfürft ©ebaftian $atte auf
Anraten be« ?ßrofeffor« $acob Surio unb beffen Anhänger
ba« (Eotteg ©djenfenberg aufgeben unb in ein *ßaebagog
mit Internat bei ben einzelnen Settern nad) bem 33orbilb
öon ficipjig unb #eibelberg ummanbeln »ollen. S)iefe
fcbfidjt fanb bei ben ftrenger geftnnten *ßrofefforen als
ftreunben be« bi«t)erigen Qnternat« feinen Entlang. #u
befagter (Singabc tjeigt e«, man fydbt unlängft ben (Styprian
SJomeliu« artium magister berufen, SJorlefungen unb
J ) $lrdjiö f. granffurtt ©cfä. u. flunft. V (1853) @. 49-57.
f ) ftnobt 6. 48.
») Soonnil III, ©. 313. SBenter, bcr HWainjer <Dom II, S. 410.
«) Scannt* III, 6. 314. SBerncr II, 6. 410.
8 ) ©coeru« 2Rf.
•) Itoobt 6. 20 f.
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Unterricht im (Sofleg ©djenfenberg ju galten. ©erfelbe
fei angefommen unb Ijalte JBorlefungen. 1 ) Der *ßlan
fdjtug fetjl, Gurio nafjtn entrüftet feinen Äbfdjieb ald $ro«
fcffor unb tuanbte fid) nad) $eibelberg. 2 ) 93omeliu$ toarb
am 14. Ofebruar 1547 fiscalis generalis et specialis ju
SRainj, gab biefe Stellung jebod) 1548 hiebet auf unb
nmrbe am 13. Januar 1550 advocatus s. Moguntinae
sedis. ffir erhielt im ^afjr 1547 üon bem JKainjer 5ßom*
cantor $l)ilipp öon ©todtyeim als Äämmerer beS toeltlidjen
©erid)ts ju SWainj 10 ©ulben als Vergütung für nidjt
erhaltene $oftleibung. *)
«m 11. Januar 1554 erfolgte beS 93omeliuS ffir»
nennung jum ^ofgeridjtsprocurator ju 3Katnj an ©teile
beS SßrofefforS unb SßrocuratorS $eter $aubenreif$er. 4 )
«m 18. «uguft 1548 erflärte Cornelius, toon $eter «belt
ÜDoctor ber Geologie unb SRector gu SWainj als ©efjalt
für baS Sommerhalbjahr ad)t Qoad)imStf)aler erhalten ju
l)aben. 6 ) S3omeliuS lieg 1547 bei 3&o ©djoeffer ju SKainj
einen liber sylvarum brudten. ©aüon toar eine erfte Auf*
läge 1540 ju Srfurt erfdjienen. 6 ) ^ebenfalls waren biefeS
@ebid)te. Äufjerbem fdjrieb er: Odea ad deum opt. max.
pro tranquillando Ghristiani orbis statu, unb einen liber
miscellaneorum (©tra&burg 1544), Epigramme unb gab
ju Dortmunb eine introduetio arithemetices IjerauS. 7 )
Die UntoerfttätSbibtiott)ef ju ÜKünd^en beftftt einen Sanb
oljne Jitel unb ©ignatur a, morin in einem als Sinleitung
toorangeljenbeu ©ebidjt ber S3erfaffer GijprianuS S3omeliuS
l ) tfnobt @. 25. (SeoeruS «D?f.
*) ©eoeru« 2Rf. — •) fcbenba.
4 ) fotobt ©. 58. ©coeruö 2Hf.
5 ) ßnobt @. 27.
6 ) Sftotlj, 93ud)bru<ferfamiHe €djoeffer 6. 214. ©oebefc, ©runbrifc.
II Slufl. II. S. 96.
7 ) Gesner-Simler, bibl. univers. ed. 1583. ©. 180,
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q Btaptxt $eigt. Die ©eitenfiberfdjriften lauten: Historia
martyrum Angliae. Die (Einleitung ift untertrieben:
Edicta nostra domo ad Maguntiam sita. Anno dominicae
incarnationis 1550 mense Julio. 1 )
SJomeliu« war artium magister unb legum doctor.
Cr lebte no# 1561. «m 3. 2Rai 1561 erflärtc ©erwarb
Qftng ber jüngere, al« {Regen« be« Sofleg« ©djenfenberg
jefyt ©olbgulben für (£rrid)tung eine« gemeinfdjaftlidjen
£ifd)S üon bem JRector ßljprian 93omeliu« erhalten ju
Ifaben. 2 ) fflann SJomeliu« ftarb, ift unbefannt. ffiin Sau-
rentiu« SBomeltu« ©tapert sßfynjfm« warb am 19. «uguft
1565 ju #eibelberg eingef djrieben 8 ) unb ein 3<of)ann 3Äau*
ritms SBomeliu« dictus ©tapert Eanonicu« unb ?ßraebenbar
im ©tift ©t. ©erman unb 5D?orij ju ©peier ftarb 1611,
feine Sßfrünbe erhielt in biefem ^atjr burd) erfte Sitte
ÜWarcu« ©itnoni«. 4 ) SWöglidjerweife gehörten JBeibe ber
3familie be« (Etjprian SBomeliu« an.
11. $aul fBolmax 1550—1556.
SBoImar war ju ffiarburg geboren, warb SWainjer
§ofrid)ter al« Doctor ber SRedjte 1550 unb betteibete bie
^rofeffur ber Weckte gu STOaing, feit 1554 ba« Amt eine«
Cicerector« unb sßrurilegienbewaljrer«. 5 ) 1556 würbe er
al« Sftadjfotger be« ftofjann Unfel au« Jfaifer«wert {Rector
ber ÜRainjer #od)fd)ule. 6 ) ©eitere £eben«fd)ictfale unb
ba« 2:obe«jal)r S3otmar« finb nidjt befannt.
l ) fRitteihtna. and ÜRündjen.
f ) Änobt 6. 72, »gl. untm.
») Soepfe, §etbelberger Etotrifel II, S. 37.
4 ) Wärdtwein, subs. dipl. V, 6. 130. 9todj König, bibl. vetus
et nova. flltborf. 1678 war GSnprian Stomelütf 1515 geboren unb ftarb
1578 nadj ©weert 6. 201 f.
8 ) ©eoeru* 2Rf.
•) tfnobt 6. 30.
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12. ®er$arbn$ Sfing bcr jüngere 1554—1564.
Sftng mar ber SBruberfoljn ©erwarb ^ftng« beS älteren
unb flammte au« SWünftcr i. 30. ßum Unterfdjieb Reifet
er ©erwarb $fing ber jüngere. @r ftubirte gu Köln unb
üttainj unb tuarb magister artium unb ber *ßl)ilofopl)te,
toeldje f^äc^cr er aud) in ber Surfe ©djenfenberg al$
sßrofcffor ju üftainj lehrte. 1 ) ©r mürbe 1554 SRegenS be8
©djenfenbergcoßegS unb empfing als ©oldjer am 3. 3Wai
1561 Don bem SRector St)prian Cornelius als Defonom ber
Surfe 10 ©ulben für ©rridjtung eines gemeinfdjaftlidjen
SifdjeS. 2 ) ftftng jcidjnete ftd) burd) Äenntniß be$ Satei*
nifdjen, ®ried)ifd)en unb ipebräifdjen vorteilhaft au«. @r
mar 93icar Don St. ©tefan unb ftarb an ber $eft ju
üttainj am 17. Sftoüember 1564, 3 ) begraben mit feinem
altern am 13. S)ejember 4 ) gleiten QafyreS ebenfalls an
ber *ßeft geftorbenen ©ruber ftoljann, S3icar ju ©t. ©tefan
ju üttainj in ber ©tiftsftrdje mit ber Don bem am
29. SWoöember 1578 geftorbenen britten ©ruber $afd)aftuS
3fing Domtncar ju Sftainj gefegten ^nfdjrift: Anno
recuperatae salutis 1564 miserabili admodum toto
passim orbe grassante plaga duobus germanis huius
S. Stephani vicariis honorabilibus videlicet dominis
Gerhardo et Joanni cognomento Isingiis e Westfalia
oriundis hinc ad veram vitam quasi aemulis, illi quidem
seniori plebanum in Bretzenheim 5 ) agenti, sed 17. No-
vembris ex alteri iuniori artium liberalium et philo-
sophiae magistro, trium praeterea linguarum egregia
eruditione praedito XIII autem Decembris utriusque
*) ßnobt @. 73. Seöeruä SKf.
*) (Sbenba 6. 72.
*) Söagner, geiftl. Stifte, SUjetnljeffett 6. 536 $at 18. *Rot>. 1564
unb «ernlj. ftatt ©er&arb.
4 ) (Sbenba aU XobeStag 11. 3)ejcmber.
6 ) 2)orf bei HKainj.
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121
sane honestae vitae ampliorisque exspectationis laude
ei praesenti miseria migrantibus, tertius adhuc superstes
eorundem frater germanus Paschasius Ising (f 1578
29. Nov.) maioris Moguntinae vicarius fraterna motus
pietate hocce posteritati monumentum relinquendum in
defunctorum commendationem posuit. Quorum animae
in divina ac perpetua pace requiescant. Amen. 1 )
13. dotjamt aWoerinfl 1557—1572.
SWoering mar ju JDSnabrücI geboren, ftubirte ju Köln
5ßl)iIofopt)ie unb bie SRecfcte 2 ) unb roarb am 29. Dctober
1557 :$nljaber ber $frfinbe öon ©t. SSictor unb ^rofeffor
ber *ßt)ilofopt)ie. Qn feinem 8tofteÜung$becret Reifet er
artium liberalium magister sacrarumque legum bacca-
laureus mox doctorali diademate insigniendus, vitae et
raorum integritate, nedum ex honestissimis aliorum
testimoniis, verum etiam eruditione ipsius nuper in
publico subsequenter etiam in privato examinibus
liquido prospectis etc. 3 ) fiurfürft $>aniel ernannte iljn
am 26. April 1560 jum *ßrotonotar ober iudex generalis
unb fanbte tyn 1569 mit bem Seonarb Slbt öon ©t. Qacob
bei SWainj nad) gulba, bem neueriüäfylten VLbt SBilljelm
fffauer öon S33ara baS fatjjolifdie ®lauben$befenntnifc ah
iuneljmen. 4 ) 1570 nmr er in ©treitfad)en mit ben ©rafen
t)on ©toIberg*SS3ernigerobe wegen SRedjten beS Qacobäberger
ÄlofterS ju SBetlbad) metjrfad) tljätig. 5 ) 2ftoering war
anfangs 1569 öon feinem Sanonifat unb ber *ßrofeffur
jurfidgetreten, nad&bem er 1568 SBicerector ber Unberfität
unb 1567 Decan ber ^uriftenfacultät geroefen. 6 ) ©ein
») Änobt 6. 73.
8 ) ©eoeruö TOf.
8 ) Änobt ©. 57. *) <5bettba 6. 57-58.
*) ©eoerad nadj bieten M Sacoböberger 9r$ta0.
•) Safelftfi Wf.
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122
9tod)fo[ger in Sanonifat unb ?ßrofeffur warb am 9. Stprit
1569 $ol>ann Äuljorn bcr jüngere. 1 )
SMoering ftarb am 2. Jtyril 1572, begraben in ber
ffird&e be* ©t. Qo^annftift« ju üttainj mit ber ftnfd&rift:
Piis et sanetis manibus Joannis Moering I. U.
doctoris Moguntinae urbis protonotarii ac professoris
eximii, d. Victoris canonici neenon sanetae crucis scho-
lastici ultimae voluntatis executores posuere.
Occidit, heu! nimium fatis ereptus acerbis
Moeringius Mogoni nomen honosque soli.
Occidit, aetheras colit, unde recesserat, arces.
Nee lieuit fixum transiliisse diem.
Hinc pia posteritas indigno funere raptum
Luget, et in parvo condidit ossa solo.
Coudidit ossa solo, sed vivit fama; iacere
Vix parvo dotes hoc potuere solo.
Obiit 1572. IL Aprilis. 2 )
14. $etnrid> Soltnav 1570—1597.
SBolmar war ju ©arburg geboren. (Sr würbe 1570
unter Jhirfttrft Daniel Don üßainj ipofrat unb ju Der«
fdjtcbenen ®efd)äften toeroenbet. 1571 wohnte er ber ffia^l
be« ?ßrobfte8 Don Qflbenftatt bei unb mit Quliu« (g^ter Don
üWeSpelbrunn fonrie Ärnolb Don J8ud)l)o[j ÜÄainjer $)om*
^errn befugte er ba$ ©t. ^o^annftift ju Hmoeneburg, ben
Gleru« bafelbft burd) biefe SBifttatton ju einem beffern
Seben anregenb. 1572 würbe er burd) S3orfd)lag be8
Äurffirften Daniel ÜDecan unb jugleid) ©tift8l)err üon ©t.
<ßeter ju SWainj als ÜRacfcfolger beS $l)ilipp Hgricola
©ttftSbecanS. $riefter würbe er erft 1585. (Er lehrte
Sibelejegefe ju 2ftainj als ^rofeffor unb befleibete 1586
l ) iTnobt 6. 58.
*) Helwig, epitaphia 3Äf. Änobt @. 58.
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123
als tropft ju ftrifclar, Decan Don ©t. $eter unb ©ttft*
fjerr Don ©t. 33ictor unb bes fitebfrauenftifts ju bcn
Staffeln bic SRectormfirbe. l ) (Er ftarb am 25. ©eptembet
1597, begraben im SMebfrauenftift ju SWatnj. ffir mar
audj Qnljaber be« Altar« üftaria SWagbalena im fllofter
©t. Äat^arin unb ©t. SRicolau« unb Hlban an ©t. 9Wco*
lau« fomie lefcter $ropft be* ftrifclarer Siebfrauenftift*.*)
ÄI3 ©tiftsbecan Don ©t. $eter ju SWainj folgte tym 1597
(Sfjriftian Ägricola. 8 )
15. 3fotjamt gfnebndj SraDefotamt 1578 — 1591.
Iratoelmann mar ju SWünfter i. 83. geboren, ftubirte
ju SBologna, mo er Doctor ber ?ßl)ilofopl)ie unb üftebijin
würbe, ©päter erhielt er bie ©tellung aU fieibarjt am
lurfürftlidjen ipof ju üttainj unb nmrbe ?ßrofeffor ber
SKebijin. 4 ) ©eit bem 24. ©eptember ) 1578 befleibete
er bie JBürbe eine« üßamjer UniDerfttätSrectorS. 6 ) 81$
am 1. October 1579 nad) alter ®emol)nl)eit bie Vertreter
ber mebijinifdjen gacultät in« Sarmetiterflofter ju SWainj
berufen würben, baufte IraDelmann nad) gehaltener SWeffe
als SRector ab unb SalentinuS ©pief$ Doctor ber $l)ilo*
foppte unb meltlidjer SRid&ter ju SKainj warb einftimmig
ju beffen Sftadjfolger erroätjlt. 7 ) Iraöelmann mar Der*
heiratet, mar aber finberloS. ©r mürbe ber 333ot)ltljäter
ber Pfarrei Don ©t. Quintin ju üttainj, mo er mit 30
») flnobt 6. 79.
■) 3oamti$ II, @. 500.
8 ) Gbenba ©. 500. <De* $einrid) »olmar fleff« ^teg Sfcembert
Bohnar Soljn beä Gonrab 93olmar ouö Harburg, er lag in Dbcnmünfter
begraben, geftorben 2. 9Kai 1583; ögl. ©eoerud, parochiae, ber bie $rab«
infd>rift mitteilte.
♦) ©eücra* 2Rf.
6 ) VIII. kal. Octobris.
•) Knodt, hist. ©. 75. - ') Gbenba @. 76,
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124
©ulben fein ©eelgerebe unb eine golbene Äette fcon
4 ©olbgulben ffiert ftiftete, 1 ) aud) ein ©laSgemälbe mit
feinem SBappen in ben Sljor fertigen ließ. 2 ) Cr ftar&
am 9. 2ftärj 1591, begraben ju @t. Quintin mit ber
Qnfdjrift: D. O. M. Memoriae clarissimi viri d. Joannis
Friderici Travelmanni medicinae doctoris praestantis-
simi, qui pariter bonae spei adolescentes studiorum
causa, quam egenos et pauperes haeredes habere
voluit, voluntatis extremae vindices pp. vita funetus
est VII idus Martii anno doraini M.DXCI. Vive memor,
mortis vermibus etc. Vana fuge et solum quaere
placere deo. 8 ) ÜDie üttainjer Untoerfität unb bie ©tabt*
armen öon SKainj erbten fein beträchtliches SSermögen;
an Iratoelmann erinnerte nod) lange bie Sra&elmann'fdje
Stiftung im üttainjer ©tjmnaftum ober Surfe ©djenfen*
berg. 4 ) @in ©otfribuS £raüelman de Monasterio imma*
trifulirt ju Srfurt ju Dftern 1443 gehörte möglid&ertoeife
Jratoelmann« gamilie an. 5 )
l ) Sevenis, parochiae Moguntinae @. 34—35.
») (Seoeru« 2Rf.
8 ) Änobt e. 75.
4 ) ©eoeru* 2Rf.
5 ) 2Bei{jenbont, Erfurter SRatrifel I, @. 194.
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9ltn aufgefunbene SBafflrorgett
SBeftfalen^.
(Hebp einer Sfijje.)
»on
$«f. Dr. J>arpe,
©nmnaftalbrreftor in (Sotffelb.
•I-^**^*
Qn SJerfolg meiner üWitteilungen über „alte ©all*
bürgen unb Urnenfriebpfe in ffieftfalen" im
53. Stonbe biefer ^eitfdjrift l ) ^aben Ältertumsfreunbe ein*
jelnen ber bort bezeichneten Örtlid&feiten befonbere Auf*
merffamfeit jugeroanbt. grüneren SBaffenfunben in ber
fogen. 9Bergelful)le „auf ber JBurg" ju Dberaben, lintd
&on ber Äunftftra&e, bie Don Sünen nad) Samen fü^rt,
reifte ftdj im $uli 1896 bie Äufftnbung einer geljenfelten
Urne ebenba an, bie leiber jerbrad), beren #enfel aber
$err $rebiger Sßrein in 2Wetl)ler aufgehoben §at. (£in
große« Urnenfelb tourbe am 29. ftuni 1896 in ber
SBauerfdjaft #eerbe Äird)fpiel (Slarljolj Don Altertum«*
freunben au« ffiarenborf entbeeft. C« liegt eine ©tunbe
toon Slar^olj an ber alten lecflenburger Sanbftrafce, füb*
Iid> üon ber alten ffiölanburg, unb nimmt einen {Raum
toon mehreren SKorgen ein, toeld)er burdj einen breiten
unb Ijoljen ©all in jtoei Seile geteilt ift; ber eine gleicht
l ) Sgl Srinfmann: Über Surganlagen bei 3ei&, $rogr. be* ©qmtt.
in 3«ty 1896.
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126
einer großen ftodjen Düne, ber anbere ift bebaut. SWacty
ber SWenge gebrannter ©teilte ju fdjliefjeu, befanb ftd) bort
einft ein UrnemDfenj neben 33ronje*©$la<fen fanben ftd)
aud> SRefte Don JBronje Sßfeilfpifcen. 23ieHeidjt finb in jener
©egenb, beren auf Seile jweier Äirdjfpiele (ßlarljolj unb
#erjebrof) auägebeljnter Sftame beerbe b. t. §eer*#aibe
auf einen alten §eere$*?ßlafc beutet, welchem aud) ber bor*
tige SWeiertjof Verlage ($ecrlagt)e) feinen Tanten ent«
lehnte, nod) weitere gunbe ju erwarten; id) erinnere Ijier
an bie „ffiallburg", jefet (#of) Sßotlberg, ebeuba im ffirdj*
fpiel iperjebrof (®f$. Querljorn), bie td) in meinem oben
genannten Äuffafce anführte.
Auf eine alte 93olf«burg, wie bie genannte, weifet ber
Sftame beS $ofe$ „tor JBorg" in ber alten Sauerfdjaft
#etoelb (#eibfelb) JHrdjfpiel Stilen Ijin; 1 ) ebenfo ber
Sßame be$ ftaufes Sorg im Sircfyfpiel SRinferobe fowie be«
^ofed unb ber SBauerfdjaft ffialgarben bei Sillerbecf,
ferner ber SWame ber Dörfer Sippborg 2 ) unb Sorg*
Ijorft, be8gleid)en be$ #ofe$ Sorg, jefct ©orgmann, im
Äircfcfpiel ffiaberSlol). 8 ) «udj M ba$ #auS jwifdjen
benSadjen" ju Settingljaufen ffr. ©oeft, weld&eS Wbt
#etnri(I> öon SieSborn aU eine alte Surg Derfaufte,
baö bann 1772 burd) einen Neubau erfefct würbe, 4 ) ift
|)ier ju erwähnen, ©enn im Äird^fpiel 5D?itte Sauerfdjaft
Oftmilte ein #of tor Sorg, jefct Sorgmann, erwähnt
Wirb, 6 ) fo wirb audj bort eine SRingburg ftd) nadj weifen
laffen. —
Wlte SBerg&eften ber 33olf$t>erteibigung bilbeten bie
$ünenburg unb bie Surg auf bem Nürnberg bei 8rn$»
l ) Darpe, Cod. trad. Westfal. V. 6. 72.
■) 3)o« nafje gelegene 3)orf ©erflfeib, urforimglidj £eret>elbe, £er-
öelbe, alfo £eerfelb, erweifet ftd) mit bem gleidmamtgen £aufe £erfelb
im Äirdtfpiel Öieäborn aU ein Saget" ober $djlad)tfeib.
«) o. D. 6. 351. - *) a. O. 6. 354. - Ä ) a. O. S. 117.
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r
1S7
Berg, 1 ) ferner ber JBurgberg bei fietljmatc, beffen SRorb*
ofteefe nod) gut erhaltene $ünenringe aufroeifet. Die Dörfer
Sorglol) bei SKeDe unb Sorg^olj bei ffiarburg fowie bie
Stabt ©orgfyoljljaufen Ärei* $alle ftnb in ober bei folgen
Sergpeften ermadjfen; ber Xctttobittger Söalb bilbete, na$
feinem Kamen ju urteilen, entweber im ganjen mit feinen
burdj Dornen unb ©erbaue gebeerten $öl>en unb
©d>lud)ten, wie bem Dörenberg bei ftburg unb ber
D>örenf$lu$t, 2 ) eine gemaltige SBoltSburg ober barg eine
rieftge S3ertetbigung8burg in feinem SEBalbcdbidid^t.
Unweit SBlanfenftein er^ob ftd) einft auf einer
$öl>e füblid) öon ber SRuljr eine ffiaflburg, beren SWamen
bie Jlurbejeidbnung „alte SBurg" nodj erhält; bie nad>*
mala bort angefiebelten (Eblen grünbeten ftd) wol>l im
SC^ale gegenüber auf neuerbauter ©teinburg (caminata)
ein neues #eim, nadj meinem ftc fc. fiemnabe gießen. —
Am SEBege, ber toon SBurgfteinfurt nad) (EmSbetten füfyrt,
liegt jur unten fyanb, bem Äötter SBotyle gegenüber, eine
alte SRingburg. — ©d&ulje ©ellberg bei Darup ift
aud> wal>rfd)einlid) eine auf alter 93 a( (bürg ertragene
©teblung. — ©ttblid) öon ber Äunftftrafce, meiere #atoij:*
be<f mit ©illerbecf üerbinbet, liegt ein fleinereS ring*
förmiges Srbwerf mit fegeiförmiger (Srfyöljung in ber
Sßitte, „be SBorg" genannt, an beren Abgängen, wie auef)
fonft an ben Sßaüburgen, feltene *ßflanjen warfen. s )
3iemlidj gut erhaltene {Refte einer bis baljin ganj
unbefannten altgermanifdjen SRtngburg entbeefte id) am
11. Quni 1896 unweit ber SBurg ©trünfebe in ber
SJaufauer SWarf bei £erne, etwa 8 üttinuten linfs öon
ber Äunftftrafce, bie Don JBocfcum über #erne naä) SRed*
*) geaujr, ©efö. »rnSbergS @. 4.
■) Sgl. $ötent$e bei 9Brod)terbe<f, altnb. Sljurneae, $bornetl)e
b. i. ©orn^eibe. 6. btefe 3tfe$r. 9b. 53, I. 128.
») gongünt« (SBefiljoff), güljrer burtf bie »aumbergf, II. 6. 89.
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128
ling^aufcn füljrt. ©ie liegt in „SafmannS Söufd^" bort,
weisen man uon ber gleich Ijinter ©trünfebe üon ber
ihmftftra&e auSlaufenben „©eibeftrafee" fjer erreicht, üttir
ging bic tfladjridjt ju, bort befänben ftd) SBefeftigungen,
toeldje baS meift frembe, jugejogene bortige 25olf Äofaden»
©djanje nenne. ©ie ftaunte idj, als id) an Ort unb
©teile unter jungen (Eichen einer t>erfdjoüenen alten ©all«
bürg gegenüber ftanb!
JDie 33ergmannS*©ol)nungen an bem nörblid) üom
©älbdjen ^infü^renben ^elbwege unb ber ringsum be*
triebene Sanbbau tjaben Don ben brei fonjentrifdjen
SRingwätten mit toorlicgenben ©räben, aus benen bie
©allburg beftanb, ben äu&erften größtenteils befeitigt
unb üernrifdjt ober eingeebnet; an jene #äufer ftogenbe
Seile beS ©alles ftnb nod) ju erfennen. S3on ben JReften
beS ÄufeenroalleS gelangt man über ebenen Sobcn an ben
öor bem jtoeiten (mittleren) ©alle liegenben ©raben,
melier nod) jefct jeljn ©dritte in ber ©reite mißt unb
faft ganj erhalten ift. Der 3Wittelmatt hinter jenem
©raben ergebt ftd) nod) jefct, nadjbem bie SRegengüffe t>on
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129
mmbeften« 1200 ftaljren tyn Dertoafdjen fjaben, in #öf|e
Don 6—7 3ru§ unb Ijat eine ©reite Don 20 ©djritten.
^enfeit« be« nun folgenben innerften ®raben«, beffen liefe
nodj ffiajfer füllt, ergebt ftdj ber innerfte SRingtoalJ nod)
jefct ju 12—14 guß #ölje. inmitten biefe« SRinge«, beffen
$>urd)tneffer faft 60 ©dritte mißt, beftnbet ftd) für ben
SBafferbebarf ber ©erteibiger ober ©ergung Don ©djäfcen
eine Vertiefung. Qljre ©afferfpeifung erhielten bie ®räben
ber SRingburg öon einem au« ben ffiiefen unb Sümpfen
fübroeftlici) t>om Schlöffe ©trtinfebe fyertoorfommenben
©ad>e, toelctyer, um ben griebtiof be« ©d^Ioffeö ftd) toin*
benb, nac$ SRorboften l)in ber ffimfdjer jueilt. @in breiter
©raben, toeldjer t>or fieben ftafyren jum Seile jugeroorfen
tft, öerbanb ben ©ac$ („be SBecfe") mit ben ®räbcn ber
SBaDburg. 5Durdj ©tauung be« ©adje« tourbe neben Fül-
lung ber ®räben bie Überfdjmemmung ber Umgegenb,
befonber« nadj ber im Offen öerlaufenben ©traße l)in,
tt>eld)e ba« (Smfdjerbrud) burd^fdjneibet, erreicht. Ob ber
©oben ber JRingburg ©äffen unb fonftige ®eräte birgt,
wäre bei Umgeftaltung be« ©oben« ju ermitteln.
Sine äf)nlic$e {Ring bürg, bie jebod) trfimmerfjafter
un« überfommen ift, entbeefte id) bei &oe«felb auf
©orgmann&ipofe in ber ©auerfd&aft ®aupel, jnrifdjen
<£oe«felb unb ©arlar. Diefe ©urg liegt fyart an bem
£oe«felber ©tabtljagen, ber bort in ber Sttäfye au« brei
mächtigen SBätten befteljt, benen jmei niebrigere, je einer
nad) außen unb innen, vorgelagert finb. 1 ) $)a« ©org*
mannte SBofjnljau« ift in bem innerften SBadringe ber
alten ©olf«burg erbaut; um ben anftoßenben Keinen
®artenraum ju gewinnen, fyatte, wie bie ftrau ©orgmann
nod? ju berieten mußte, ein Seil be« innerften ®raben«
*) Sgl. bie flarte be« ©tabtljageitÄ in 3>arpe, (SoeGfelber Urf.-
811$ I, ttnljang, wo aud) bie SBurgftätte bejei^net ift.
LVII. 1. 9
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130
bcr SBurg jugeworfen werben muffen; fo fyat überhaupt
ben Qtotdm bcr SBcfieblurtg bie alte Hnlage, jumal jur
iperftellung üon Sin* unb &u«faljrt*SBegen, meljrfad)
Weidjen muffen; bod) ift ein erheblicher Jeil ber großen
©alle unb ©räben bi« Ijeute erhalten, trofcbem ber ffioeS*
felber ©tabtljagen bie Surg anfdjneibet.
@« fei ^ier bemerft, baß meine Vermutung betreff«
ber turmartigen ©peid)er auf ben #auptl}öfen *) meljr unb
mefyr ftdj beftätigt. Diefe JBurgfpeidjer, beren ftd> — be*
jeid)nenb für bie alte Surgftätte — aud) einer auf bem
genannten J8orgmann«*#ofe ftnbet, ber au« Quabern er*
baut unb außer mit fefter, nägelbefd)lagener (Sidjentljttr
nur mit ©d&tej$fd)arten.Dffnungen öerfe^en ift, bienten im
Kriegsfälle fpäterljin, wie einft ber ^nnenring & cr Sfii"Ö*
bürg, jur SBergung foftbarer ipabe. ©ie waren ba^er mit
eifternenartigen ©ruben im Innern Derfeljen, wie eine
foletye aud) ber JBorgmannfdje JBurgfpeidjer nodj enthält.
Unb nid)t bloß ©agen über bort in ber liefe geborgene
ffoftbarfeiten erhielten ftdj, wie auf bem Sorgmannfdjen
#ofe, fonbern man fanb beren audi), wie man j. SB. 1854
auf ©djulje £emming«*#ofe im Äird&fpiel SBiflerbed beim
Stöbrudje eine« folgen ©peidjer« in jwei irbenen löpfen
84 ©olb* unb 420 ©ilbermünjen au« bem 12. ^afjr*
ljunbert \)ob — ein Söeleg für ba« Älter biefer SBurg«
fpeidier. 2 )
©egenüber ber „SBorg" auf bem je^igen Sorgmann«*
ipofe liegt am anberen Ufer ber Serfel eine nod) jefct in
tyrer urfprünglid)en Anlage jiemlicf) erfennbare SRingburg,
l ) Sb. 58 biefer 3tför. 6. 123*.
9 ) Stuf ©(^ulgc £illert$ $ofe am £ün$berge bei GoeSfelb enthält
ber turmartige, über ber (Sidjentfjür mit einer ®d)ief)fcr)arte öerfebene
Speicher, aufjer S3oben»S3erfte(fen, im ©iebel ein lefcteä, nur burdj $ru<f
auf ein 93rett gu öffnenbeG 2)a^nerfte(f.
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131
»eldje für bie ©aupeler Sauern auf bem linfen JBerfel*
ufer ebenfo btc ^ufludjt«* unb 2$erteibigung$*©tätte bxV
bete, »ie bie ermähnte „Sorg" auf bem regten Ufer.
SBudjenmalb bebeeft I)eute bie Surgftätte; öon ben brei
©urgringen, bereit ©räben üon einem Keinen Stocke ge»
fpeifet würben, ift ber äu&erfte burd) Sinebnung meift
befeitigt; burd) bie beiben Qnnengräben ift nod) Ijeute ber
tn biefer Surg gelegene unb nur burd) SBrüden jugäng*
liebe £of beS ©djuljen ©aupel gebedtt. Äucf) Ijier ergebt
ft<& ein turmartiger, mooSberoacfcfener alter ©peidjer,
5$nlid) bem auf Sorgmann« #ofe. Qn bem «cferfelbe,
»eldje« ftd) t)or bem ipofe ©aupel nadf) ber Sertel ju gen
ffoeSfelb au$bel)nt, fanben ftd) bei bem ljöl)er liegenben,
bort neu errichteten ffötter^aufe eine $Rett)e t>on größeren
fd)ltd)ten Urnen, t>on benen eine neben Hf$enreften nod)
ein jtemlid) erhaltene« 83ronje*ÜJ?effcr barg; anfdjeinenb
entftammten biefelben bem germanifdjen grü^mittelalter
unb jroar bem tyeibnifdjen gamilien^rteb^ofe be« ©d)uljen
©aupel.
ffieftlid) öon SoeSfelb liegt innerhalb be« alten ©tabt*
$agen«, toeldjer ba« ffieidjbilb ber ©tabt einft umjog,
unmett ber urfprünglid)en, jefct nur in {Heften nod) ju
uerfolgenben Sanbftra&e nad) ©todfum, toeldje nörblid) Dom
vormaligen ©teclingljofe (jefct üttarienburg) nad) #°f 33er*
ntng unb bem ©toefumer JBalbe ju läuft, ba« #au«
fioburg, too bis oor furjem bie t>. ©rae« angefeffen
»aren. ffl3aljrfcl)einlid) Ratten biefe um bie SWitte be«
16. $al)rl)unberts bie „Coburg" bort auf bem ©albbeftfce,
welken fte oom 2anbe«ffirften ju fielen trugen, erbaut; 1 )
vor 1550 beftanb biefe« abelige ©ut nadjroeislid) niefct;
audj ber ©til be« älteren leile« be« Saue« toeifet auf
jene £eit I)in. ffi« ftanb an beffen *ßlafce ein alter, fdjon
*) Söfelanb, ©efdj. ber ©tabt Goeöfelb, 6. 242 f.
9*
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132
1181 l ) ertönter ©djuljenljof SRarfotbeSnrif, bcr foäter
SRartelStüif, bann 2ftarfüerbingl)of l)iefc unb 1410 im
Seljenbeftfce bcr ö. Äemnabe, bann bcr ö. ©d&onebed,
rocttcr^in bcr &. SSalfc (bt$ etnm 1550) ftd) bcfanb. STOtt
bcm 1898 erfolgten SBefifctoed&fel fmb bic t>on einem flehten
SBac&e gefoeifeten alten SRinggräben, beren üormal« brei
(ber äufjerfte, in JRcften ertenntlidje, in weiterem Sogen)
bie fflurg beeften, umgestaltet; öon ben beiben bis 1898
in if>rer alten Äreisform noefc üerfolgbaren ^nnengräben
blieb nur ein jum leite toerfd&obener unb erbreiierter,
fdjon &ormal3 bem SSiered genäherter ^auptgraben. 3fn
ber nod) jefct an JBud&entoalbung gelernten fio (b. i. 85alb>
bürg f>aben wir bie alte ©olfsburg ber jefct üerfdfjoüenen
SBauerfc&aft aflarfofoeSmif 2 ) t>or uns, beren #ol jungen unb
#öfe mit bem «ufblü^en ber ©tabt ffioesfeib ftd) listeten
unb fd)tt>anben.
Sftadfj mir Dorliegenben genauen SBefdjreibungen unb
^eidjnungen, toeldje auf ©runb mülrfamer DrtSunter*
fudjungen Sanbnrirtfdjaftsleljrer 5). #tn$fen in JBelen unb
©eminarletyrer 81. #artmann in ftulba geliefert l>aben,
finb bie „olle Sorg" bei©emen unb bie ?ßrattenborg
bei 95elen ju ben germanifdjen SBaflburgen nidjt ju
jäljlen, tooljl aber bie am flettbadj bei SBorgfdjeiper,
öftlid) Dom toeifeen 23enn, im Greife SoeSfelb gelegene
Srbburg, welche nadf) einem öormals bort too^nenben (Sin*
fiebler $ol>anneS ben tarnen ftanSborg füljrt, fonue
jtoetfetfoS bie Ijödjft intereffante, jtoci aneinanberftofcenbe
{Hinge umfaffenbe SHingburg in rf $auS Sufd)" unweit
ber 8la tueftlid) Don JBorfen. 8tuSffil)rli(l)eS über biefe unb
anbere öon jenen Ferren unterfudjte (Srbroerfe ber Äreife
*) Mefert, 3R. U. 6. II 6. 244.
*) 3)er Sftame, aus bem Sogelnamen ÜRarfoIe (b. i. $aljer) unb
38if (= vicus, (Dorf) gebilbet, weifet ebenfalls auf einen 2BaIbbe$trf $in.
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133
(SoeSfelb unb SBorfcn foD im nädrften Stonbe biefer QtxU
fdjrift mitgeteilt werben.
SRadjfdjrift: SRadjbem obiger Wrtifel gebrudt toax,
geljt mir bad erfte #eft ber ri Mitteilungen ber Altertums*
fommiffion für SBejtfalen" ju, toorin eine banf enterte
Überfielt über bie ffiaflburgen SBeftfalen« Don Dr. 8t. SBorm*
ftaH geboten wirb. 1 )
l ) $en bortigen ßitteratur«!Rad)weifen ift gujufügen @. 21 (©umannÄ
Sorg, meiere richtiger „fcrbburg bei ^erringen" ljte§e) — 8tfdjr. b.
8.-8. LIII. (1895) 6. 132 ff., 6. 26 (2Balbenburg) — a. O. 6. 127.
Einige ber a. o. D. Don mir aufgeführten Burgen unb Sager flnb uner-
wähnt geblieben, wie bie SBurg Ui Oberaben (©. 129), bie Surg gu
©ibberg (©. 130), 3Borgmann$ £of Afp. SBalftebbe (@. 125), ber 33urg-
ring beiüRebebadf) (©. 127), ber £eerljagen bei «Rorbenau (©. 129) u. a.;
beägl. ber oon ßonginuä (fjüljrer burd) bie 23aumberge) aufgewiefene unb
neben anberen (5rbburgen ber näheren Umgebung Goeäfelbä oon mir
(fjeftfdjrift gur geier be$ 700 jährigen 93eftef)enä ber (Stabt GoeSfelb, 1897)
genannte (Erbring unweit §afteljaufen, welker wafjrfdjeinlid) mit ber bor-
tigen SJefjmgcridjtSftätte in berfelben SBe^ie^ung fteljt, wie nadj ber 3«$-
mxng oon «£>in3fen unb «£>artmann bie S3urg (Sngeirabing füböftlidj oon
Sorten mit bem bortigen greiftuljtylafce.
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VI.
SRiScelleiL
3nr (ßefd)id)te ber 3uben in Jtött|ler.
Sott Dr. ^unafen«.
Subcn in fünfter liegen fid) urfunolid) in ber 3eit oon 1337—1585
nid^t nadjweifen. l ) $ad bjeßge Stabtardjio beftfct nun au* bem SRo(§-
lajfc SRicfertö bie Driginalurfunbe be«J Sifdjofd - Subwig oon ÜWünfter,
»orin fr Sürgermeifter, ©djöffen unb 8tat ber 6tobt (Soeäfelb am
23. Sunt 1343 erfüll, feine fdjujljörige 3übin »ela altf tyre 2Rit.
Bürgerin für einige 3ett aufzunehmen. 3Dte bezügliche ©teile lautet:
„. . . requirimus et rogamus, quatenus Belam Judeam nostram
Monasterien8em in vestram conburgensem nostri intuitu reeipiatis
burscapium conferentes eidem tempore, quo nostris litteris fruitur
et eo tempore, quo sub nostra protectione residet . . .« *) $ufjer
biefer Urfunbe bewafjrt ba$ ©tabtardjio nod) infdjriftlidje 8eugnif[e, bie
auä bem 14. 3a$rf)unberte Ijerrüfjren.
3n feiner ©efdjidjte ber SQBiebertäufer bemerft tferffenbroief, bag
$enfmater oon ber Snnagoge unb ben Käufern, bie infolge einer 3uben»
Verfolgung gerftört waren, $um 9teubrüctentf)ore gebraut worben feien,
»o man fie $u feiner 3eit nodj tjabe feljen fönnen. Sei ber genannten
Pforte »urben 1818 „unter abgebrochenen Baumaterialien" mehrere
l ) Sgl. Satjimann, 3ur ©efdjidjte ber Subcn im SWünfterlanbe,
3eitfdjrift für Äulturgefdjidjte, Sb. 2, fceft 5 u. 6 (©eimar 1895) ©. 383
unb ©ierfe, 2)ie ©efdjidjte ber Suben in Söeftfalen (Naumburg a. 6.
1878) @. 20 ff.
*) ©tabtardjio XV. 2 ». 2>a* Siegel ift leiber faft gang oernidjtet
5Rad) ber Angabe Sßtefert* war e$, einen 3ofl im SDurdjmeffer grofc, in
gelbem SBadjfe auf bem SRücfen ber Urfunbe aufgebrücft. (5ö ftettte einen
fifcenben Sif<f)of oor, ber bie 9tfd)te jutn Segnen erhoben Ijat, wäfjrenb
bie Sinte ben Sifdjofdftab Ijält Unten war ba$ ©efdjledjfewappen be6
Sifdjof* Subwig angebracht.
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135
8ei<4enftrine gefunben, beren ^ebräifd^e 3nfdjriften ber Sanbrabbiner
Abraham ©utro un$ im iEBortlaute erhalten Hat. ©te Ijeifjen nadj feiner
Übertragung alfo:
1) $ier ift ber würbige ©reid «braljam %atob @oljn begraben,
«eldjer im 2)onner0tage ben 17. ©abbat 98 (1338) geftorben ift, möqe
er mit ben übrigen grommen Balb auferfteljen. Amen.
2) £ter ift ber @reiö Äffur Urt Sern) begraben, welker &dbbat ben
11. ©ir 95 (1335) geftorben ift, möge er bei ben übrigen Srommen
im Sßarabiefe ruljen.
8) £ier ift bie würbige grau, Sodjter be$ üflefdjulem, begraben,
weldje am ©abbat im 3<tl)re 106 (1346) geftorben ift, möge fte bei ben
frommen im tßarabiefe ruljen.
5Juf bem Brudjftütfe eine« vierten Seidjenfteineä mar bie 3<ri)l 73
(1313) lesbar. 9todj einer Prüfung be* Ijebräiföen £erte$, bie £err
Sßrofeffor Seil gütigft öorgenommen bat, ift an ber 3uoerläffigfeit ber
Sa^Ienangaben nidjt ju 3»eifeln. 3Me Srage, ob ein Stein bem ^Rabbiner
überlaffen »erben fömte, bie übrigen aber ber urfprünglidjen ©eftimmung
gemäfj aW JDenfmöler auf bem jübifdjen £ird)ljofe nieberjulegen feien,
wirrbe oon ber Äömglidjen Regierung unter bem 3. September 1818 oer*
neinenb befdn'eben. ©ie beftimmte, fämtlidje ©teilte am !Weubrü<fentljore
«ndd^ft bei ber ©teile, wo fle biäljer eingemauert gewefen, fld^tbar wieber
einzumauern". l ) Über ba$ fpätere ©djicffal ber <DenfmäIer war nidjti
©idjereö §u erfahren.
(Sine bisher unbefannte ttrfunbe be« »ifdjof« ^otljo vom 2. ttpril
1380, gleidjfalld au* bem 9toä)laffe liefert«, gibt eine wertooHe förgän»
jung ber Sfoafüfjrungen ©auerd in biefer 8*itfcJ)rift über bad Subemriertel
auf bem SMäpingljofe. *) <£$ Reifet in berfelben: , . . . notum faeimus
tenore presencium universis et publice protestamur, quod propter
grata servieia per Beruh ardum Steveninch, nostrum dilectum con-
siliarium, nobis impensa et imposterum impendenda comisimus et
assignavimus eidem Bernhardo ac presentibus comittimus et assig-
namus dorn um dietam Judenscharne, sitam infra emunitatem synagoge
civitatis nostre Monasteriensis, una cum eadem synagoga et universis
earum actineneiis, que ad nos et ecclesiam nostram speetare dinos-
euntur, ad custddiendum, tenendum et haben dum ac suis usibus
applicandum, quousque nos aut nostri successores cum eisdem domo
l ) «fte betr. bie Ijieftge Subenfdjaft 1812—1829 im ©tabtardtfüe.
f ) 3eitfdjr. für öaterl. ©efa). u. WtertnmeL 93b. 32 (3Künfter 1874)
6. 193 f.
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136
et synagoga mediante consilio nostrorum fidelium aliud duxerimus
faciendum. Eo tarnen condicto, quod nee nos nee quisquam nostro
nomine iam dietas doroum et synagogam aut quiequam de ipsarum
actinencii8 in alieuius alterius manus debeamus aut debeat con-
vertere, nisi prius predicto Bernhardo aut suis herediMfe quin-
quaginta sex marce denariorum Monasteriensium usualium et dati-
yorum per ipsum pro evidenti u tili täte ecclesie nostre predicte
exposite, in quibus sibi titulo iusti debiti obligamur, restitute
sint integraliter. Ultra illas triginta sex marcas predictorum dena-
riorum, pro quibus predieta domus et synagoga Everhardo Schotel-
man presbytero per precessorem nostrum seeundum tenorem literarum
desuper traditarum fuit quibusdam transactis temporibus assignata.
Dolo et frande exclusis in premissis . . .■ l ) $lu« ber Urfunbe ergibt ftd) p
bafj bie Suben in fünfter balb naä) 1350 mä)t meljr gebulbet morben
ßnb. SDtc Überweifung ber 3H&«tfd)arne, ber ©nnagoge unb alle« beffen,
wa« ba^u gehörte, an SBernljarb ©tet^nind)*) beweift, bog bte Don
ßerffenbroief behauptete 3etftörung im Subemriertel nidjt öor 1380 ftottge
f unben Ijaben fann. 8 ) SDaefelbe möchte gelten für ben ifraeltttfdjen ßirdjljof,
ber aufcerljalb ber ®tabt lag.
l ) ©rabtar<$it> XV 2 b . Da« faft ganj abgefallene Siegel beftanb
nadj einer 93emerfung liefert« Ijalb au« rotem, Ijalb au« grünem ©adjfe.
*) 3m 14. Saljrljunberte befleibeten wieberljolt SWitglieber ber Somtltc
©teüenindj ba« Slmt eine« ©ürgermeifter« ber @tabt SWünfter. Soljann
unb <£>eittrid) ©tenenind) würben 1358 r>on 98ifä)of Hbolf mit «terrae
spacium iuxta balneum Judaeorum" Beleftnt; *Btfd)of glorenj wieber-
Ijolte bie ^Beleljnung 1366 für Sernb ©tenenind). (Sauer a. a. D.
®. 194.) Sefcterer ift »oljl in ber Urfunbe Sßotljo« gemeint, unb ntc^t
SBernljarb ©teüenindj iunior, ber in SRotiflen gidfer« 1383 al« ^Bürger»
meifter aufgeführt ift. Hudj ©djotelman gehörte gu ben ©rbmännern.
(Sin (Soerljarb ©djotelman wirb erwähnt in ber Urfunbe feine« Sater«
^ermann nom 3aljre 1346 bei liefert, SRünfterfd&e Urfunbenfammlung,
8b. 4 S. 289 f.
•) Sgl. SBaljlmann a. a. O. 6. 384, ber bem &erfudje ©ierfe«,
ba« 3<rip 1400 al« 3eityunft ber Subennertreibung nad)$uweifen, ent-
gegentritt.
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137
dm angebitd) nertjetraieter JStetnfurier ßurgkaplan.
«ei liefert, SWünftcrfc^c ttrfunbenfammlung V. 9Bb. (Codex diplo-
maticus Steinfordiensis I. Abteilung) p. 344 ftnbet fid) unter 3tx. 7 ber
von bem gret^errn oon fRatt oon tPögelefamp angefertigten tlufyuge au*
Origtnalurfunben ber 6cf)IoßfapelIe $u (Steinfurt folgenbed SRegeft:
„7. §erman ©trief, Änape, oerföreibt bem ^errn Öubbert
„Bronljofe, Kapellan be$ «f)aufeö ©teinforb, unb
„beffen «£au*frau*) eine jätjrUdje Sfcente Don 3 @c§il-
„lingen auf Wartini, au* bem 2öüu*er6 & in ber
„SBauerfö. £oMcf tfirdjfpiel* 6teinforb. 1408. "
*) b. i. (Soneubine. [Slnmerrung flttefertä.]
HW idj nun in biefem ©ommer bie Urfunben ber ©teinfurter
©djloßfapeUe in bem mir burdj bie ®nabe 6r. 3)urd)laudjt beä gürften
in SBentljeim • ©teinfurt geöffneten gürfilid) 93entt)eimifdjen $lrcf)iöe,
burdjfat), war idj natürlich einigermaßen gefpannt barauf, biefen
fonberbaren SBurgfapIan rennen ju lernen, ber unter ben ICugen feiner
£errfd)aft oertjeiratet war unb beffen unfanoniföeö öerljältnte ju einer
grau felbft ritterbürtigen Sßerfonen ber Sßadjbarfdjaft fo wenig anftößig
mar, baß biefe fein SBebenfen trugen, mit feiner rechtmäßigen ©attin —
beim bad bebeutet (echte) husyrouwe — SKedjMgeföäfte abjufcpeßen.
IBeld&e 6d)Iüffe in SBejug auf ben ftrtlidjen Suftanb bed ßleruä unb ber
fcaien ©teinfurtä im SBeginn M 15. Safjrljunbertä Keßen fid) mit Seid)»
tigfeit barauö ableiten! G£ine mala fides bei ber fcbfaffung M SRegeft*
war oollfommen auägefd)! offen, benn ber grtjr. oon SRaet war nidjt nur
ein fleißiger unb tüchtiger 2trd)ioar, fonbern aud) ein fefjr frommer
Äatljolif gewefen, wie ber iljm gewibmete SRefrolog im ©teinfurter
Wochenblatt oon 1832 ljinreid)enb beweift Wenn ber fatr)oltfcr)e Pfarrer
fRtefert in feiner Ämncrfung bie „£auefrau" bed Kaplan« aW „(5on-
cubtne" djarafterifiert, fo ift baö eine befdjönigenbe 2lbfd)wädfc)ung unb
beffert an ber €>adje felbft md)tö. 9lun ergab meine Sefung ber fdfc)etnbar
fo berf anglichen Urfunbe folgenbeö Sfcefultat:
Ich Herman Strick knape enkenne vor my ynd yor myne rechten
einen ynd betughe openbar myt dessen breue dat ich hern Lubberte
Vrohove cappellaen vp den hus to Stenuorde ynd zinen hant-
ghetruwen of holtere desses breues myt sinen willen gheuen zal
jarlüc gulte ynd renthe alze dre schillinghe geldes in paymente
alze to Munster in der Stad ghenghe ynd gheue is jarlix to betalene
yp zunte Hertens dach camendo in den wynthere alzo langhe dat ze
Dyderiche Stricke mynen brodere afghemanet hebben dat houet-
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138
gud ynd scaden de dar vp gheet. (<Den SRcft ber ttrfunbe laffc id)
al« Ijier unerljebU<$ beifette.) Datum anno Domini M.°CCCC V1II° in
Grastino Epiphanie Domini.
2)a« etwa« befd&äbigte ©iegel be« HufifteHer« $eigt in grünem 2Ba$«
bret ©leöen.
@tatt ber w £ttu«frau Ä bed Burgfaplan« bei oon SRaet refp. feiner
„ßoneubine" bei liefert erf feinen olfo in ber Driginalurtunbe gang
Ijannlofe „hantghetruwen", b. Ij. Seftament^oQftrecfer be« ©djlo&geift«
litten, beffen tefat fo lange infolge eine« öertjängmCöollen &feffljler« mit
einem SRatel behaftet mar. $er gatt maljnt jur S3orftd)t bei ber ©e-
nufcung alterer Urfunbenbüdjer.
Dr. 5>ö(maim, Dberleljrer, 93urgfteinfurt
Das Äobesjtt^r fcimamt f emmenew.
©on Dr. £uoöfen«.
S)ie @d)i<ffale Remmener« nadj feiner SBerbrfingung au« ber ßamberti»
pfarre ftnb unbefannt. 9htr bie 3«t feine« $obe« fjat £amelmann ange«
geben: „Mortuus est iam urbe capta et reeepta, cum redire cogitasset
ad S. Lamberti pastoratum.* ') ßr ttmr anfdjeinenb für biefe SDlittci«
Iung ber einzige ©ewäljrtmann. *) (Sine ©eftätigung berfelben bietet
eine Aufzeichnung auf ber 3nnenfeüe be« (Sinbanbe« eine« SRegifter«, ba«
bem Slr^iöe ber Ijiefigen tfirdje $um gl. Sambertu« angehört. <Sie rüljrt
Ijer Don bem SJerfaffer biefe« „Registrum pensionum primo bortorum et
agrorum cum suis vicinis atque certorum reddituum ecclesie
divi Lamberti maiori cura .... quam antea compilatum et con-
scriptum anno millesimo quingentesimo quinquagesimo seeundo,*
bem Pfarrer Sodann Segeber. Die fragliche ©teile Ijeifjt: „Omnibus
*) Eamelmanni Opera genealogico - historica, Lemgoviae 1711,
6. 196.
*) ©gl. Sfcajjmann, 33iograpt)ifd)e unb Kterarifd)e üRadjridjten oon
SJcunftertfdjen ©dmlmännera au« bem 15. unb 16. Sa^unbert beim
3a$re«beriite ber S&ealföule gu fünfter (1862) 6. 11; SBömer, 3)er
münfterifdje 2)omfdjulreftor Simann flemner, 53b. 53 biefer 3dfärift
(fünfter 1895) @. 242 f.
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1 39
ruribus, litteris et sigillis ad ecclesiam sancti Lambert! spectantibua
per impiissimam anabaptistarum «ectam anno XV C XXXIIII. ac per
negligentiam maiorum meorum in tarn tumultuariis negotiis deper-
ditis post captam urbem anno XV C XXXV. m Oriente piiesimo viro,
domino et magistro Timanno pastore, antequam ad novam percep-
tionem fructuum ecclesie perveniret novumque registrum conacri-
beret « <Die oorfteljenbe SBemerfung, auf bic £err Pfarrer
33infljoff mid) aufmerffam machte, ift im Saljre 1552 gefdjrieben
»orten.
3n brat genannten Ärdjiüe befinbet fldj audj eine Urfunbe bei
v Tymannn8 kemmener pastor parrochialis ecclesie divi Lamberti"
oom 28. gebruar 1528, ein fixerer 93ewei*, bajj er bereit* oor 1530
Pfarrer an ber £ambertifird)e mar.
Darfelber 5tolgeböt)ren im 17. 3at)rl)unkrt.
^Mitgeteilt oon Dr. 8. ©djmifc.
<Da« flrd)io M £aufe$ 2)iepenbro(f M 93od)olt enthält u. a. eine 2(n-
gafjl Elften, bie fldj auf bie fattj. ftirdje unb $aftorat in Sterfelb bejieljen.
SEBie fte borten ifjren 2Pea gefnnben, ift nid)t gang fieser: öermutlidj finb
fle aber mit anberen Sitten beö nörblicf) Don 2)arfelb gelegenen £aufe*
Stodtl buref) <£rBfd)aft an bie frrif). gamilie »on ©raeä auf SMepenbrodf
gefommen. *)
93efonber$ bemerfendwert erfdjetnt mir ein 2)oppelbIatt mit einer
eingegraben 3ufammenftcü*ung einerfeitd ber GHnhmfte unb ©eredjtfame,
anbrerfeita ber SBeTpflidjtungen u. f. w. be* SDarfelber Sßfarrerä, bie „pro
informatione posterorum" ber Pfarrer Sofjanneä Renting (aud) Sernindf)
fdjreibt er ftdf)) im 3- 1668 angefertigt Ijat.
&tit feinem ICmtäantritte im 3- 1644 — er folgte einem Pfarrer
Ximmerljauä — liefj SPeming ed fid) angelegen fein, bie Sfcedjtetitel ber
äirdje unb Sßaftorat ju fammeln unb eine genaue Überfielt über beren
Sermögenä- unb SBeftfcoerljältmffe ju gewinnen. 8« biefem Smtdt ftellte
er fowoljl alle nodj oor^anbenen älteren 9tod)ricJ)ten gufammen, wie aud)
führte er genaue 9tod)weifungen über boi, waä wofcrenb feiner 3eit an bie
l ) Sergl. bie bemnäd)fi erfdfjeinenben w 3«oratare ber nid&tftaatl.
Ärdfjioe M Äreife* ©orten" unter §au« SDiepenbrod.
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140
Stirbt fam. 1 ) SBefonbert ba* crftere machte feine geringe ®d)wierigfett,
wie er felbft flogt: „<Dte Utensilia ecclesiae fein bei ben Jtreigdjeitten
gang distrahiret unb öerfoinen, ba§ Archivium öerfioert, alfo ba& mdjtf
bar in gefunben unb fein auglj bie ©loffer bar öon abalieniret . . .
<Da§ sigillum ecclesiae ift mttt ben Registris unb anbern (welche ofjne
Sweifel wie aljn anbern orttera oor bi&en gewefen) notwenbigen nadjriaV
tungl), alfc nemblid) »** fundator, welche benefactoren etc, gang Der*
fönten . . /
Die .Utensilia ecclesiae Darveldensis*, bie er 1644 oorfanb, ftnb
bann au<$ unbebeutenb unb oljne größeren äöert, ein paar tafeln, Silben,
ttntepenbfen u. f. w. 3)ad ©über- unb ©olbgeföirr ber ßirdje mar
1633 wegen be* fceffenfriegeä nad) bem £«ufe Stotfel geflüchtet worben,
öon l)ier 1640 nad) fünfter gebraut, wo e« fnäter gum größeren Seil
in bie SJcunje wanberte, wäljrenb nur Heinere ©tücfe an bie ßiräje gu«
rueffamen.
Sluf bie <Srgän$ung ber ffird&enutenftlien, Sßaramente, gähnen u. f. w.
war ber Pfarrer feljr bebaut: er fü^rt barüber unten ber föubrtt »Uten-
silia aquisita* genau Sud). 3m 3* 1663 würbe ber Slnfauf eine*
neuen Hltar* befd&loffen; für feinen 93au erhielt ber TOeifter SCIbert lloer-
fam» Don Dfterwicf 38 Ätljlr.; feine 59emalung burdj flrnolb S3ogeH be»
ftaljlte ber £err flum SRocfel Stephan SSaltfe. 3)erfelbe SWeifter bemalte
im 3- 1667 aud} ben §od>altat gegen ein Honorar oon 25 Sltljlr nebft
Srinfgelb für feinen ©efellen. —
SDa« anfangt erwähnte Sc^riftfruef nun enthalt junädjft eine ,Speci-
ficatio redituum ad pastoratum ecclesiae Darveldensis speetantium . . .
de anno 1668", worunter bie Sßaftoratölänbereien unb bie @in!ünfte an
Naturalien, befonberfl an üftefcforn, fowie bie SRufcungdberedjttgungen in
ber 3ftar! u. f. w. aufgellt werben. Dann fommen bie „Reditus
peeuniarii*. 3)a« widjtigfte aber ift ber folgenbe wörtlich wiebergegebene
Sflbfdjnitt über bie (Sinnaljmen bei $farrer6 aud feiner rein feelforgerifdjen
Xljätigfeit, worau* wir bie §ölje ber ©tolgebüljren fennen lernen.")
Jura stolae huiue temporis, materiali pretio cerevisiae attaxata ad
conservandam omni aevo quantitatis identitatem.
Pro copulatione sponsi et sponsae, iuneto missae sacrificio, eine
halbe tonne biers; dieser zeit ein reichsthaler. Erbleute des ker-
') hierüber eine Art ftotigbud) in 4° erhalten, woraus bie folgenben
Angaben entnommen.
*) 2öie bie ©tolgebüljren, urfnrünglidj nur freiwillige Oblationen
ber (gläubigen, aHmätiltdj infolge ©ewoljnljeit unb unter ©anftion ber
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141
speis geben darneben praebendam, das ist einen schincken, 2 wite
brode und 2 kanne biers . . . und auf den nuptiis comparirt der
pastor samt seinen custode una die ad minus idque gratis. — Von
einen breutigam oder braut, so ausserhalb des kerspels copulirt wirt,
nimbt der pastor eadem pro raus iura redditis dimissorialibus.
Pro baptismo infantis, so auff einer erbstedde gebohren ist,
gebührt dem pastori praebenda, sicut supradictum est de copulatione;
item pro benedictione salis eine kanne biers ; item pro petitione
precum, quae mox ante baptismum fieri solet, eine kanne biers.
gibt auch jeder patrinus pro offereto auffm altar ad minus eine
kanne biers; facit 4 kanne biers, dieser zeit 4 stuver. Et in talibus
conviviis comparet pastor, si cupit, gratis.
Pro baptismo infantis eines kötters, brincksitzers oder dörffers
gebührt dem pastori ein gase eier, das ist 12 oder 16 eier, 2 witt-
bröde, 2 kanne biers in sua essentia et pro benedictione salis,
precibus et offereto patrinorum, ut supra dictum est, 4 kanne biers.
Pro baptismo infantis ex illegitimo thoro, si divites sint parentes
aurum et argentum; si tenuis conditionis, pretium legitimi duplica-
tum; si pauperes, pro discretione.
Pro introductione puerperae 4 kanne biers, non computatis ad
hoc obulis conducentium mulierem.
Pro provisione infirmi ordinarie 4 kanne biers; wan aber der
kranke auff einen erb sitlet zu Hopinck oder sonsten weit Tom
dorff abgelegen, pflegen sie 6 kanne biers zu geben, quod tarnen ad
homines tenuis conditionis non est extendendum, ne parochum
tempestive advocare formident et infirmus migrationis periculum
subeat; imo pro eodem salario solet etiam talibus extrema unctio
impendi, ne ad eam expetendam difßciles reddi videantur.
Pro sepultura simplici defuncti adulti pretium von 12 kanne
biers; si addatur missa runebris, 24 kanne; si quoque addatur concio
funebris, 36 kanne biers, dieser zeit drei reichsordt. Die erbleut
aber geben auch praebendam dabei, sicut supradictum est pro copu-
latione. In exequiis defünctorum aliquo prandio cohonestatis, vulgo
auf den begancknüssen, comparet etiam pastor gratis.
Pro sepultura infantis aut pueri minorennis, ad cuius sepulchrum
pastor loqui assolet abbreviatum verbum aedificationis, 12 amphoras
cerevisiae.
(mlli^en ©efefcgebung gu feftfte^enbett Stbßabcn, auf bie ber Pfarrer
fein gute* Steigt fcatte, fidj umwanbelten, barübtT orientiert bae* Atrien •
letfton non ffieltet u. IBefee, 35b. 11* ©. 842 ff.
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142
Jura confessionalis et offeretum altaris tarn in Paschate et
Natali quam per totum anni circulum minime taxata cuiuslibet
discretioni et voluntati relinquuntur, unde et antiquitus votivae appel-
labantur, scilicet pro cuiuslibet voto data et moderata, ne ob
gravaminis praetextum a confessione et commuuione quodammodo
deterreri fideles viderentur.
In natali Domini pro decantato evangelio „Liber generationis*
wie auch in festo purificationis pro cereorum benedictione wirt dem
pastori ein wachsliecht von einem oder anderhalb vierteil pundes
ungefehr zugelagt.
In Paschate et natali Domini, si quid de vino ablutionis super-
fuerit, competit pastori uua amphora pro se suisque, quos tunc habet,
hospitibus.
Entlich gehört auch ad iura stolae die multerfreiheit am hause
Darveld, das nemlich einem zeitlichen pastori all zu seiner eigen
küche und hausshaltung nötiges körn daselbst frei und ohne multer
pflegt gemahlen zu werden; angesehen sothane freiheit vormaln pro
iuribus stolae, welche wegen incorporirung der vier erben G rot hoff,
Aelman, Elinck und Niehaus, wie auch der Kämpinck kotten gäntzlich
aufgehoben und expirirt sein, dem zeitlichen pastori solle zuerkant
sein. Unde semper advigilandum pastori pro tempore, ne propter
successivam vicissitudinem vel ancillarum suarum et molitoris vel
domini castellani et ipsiusmet pastoris hoc ius incaute sopiatur,
sed in perpetua praxi conservetur ideoque et hie annotatu dignum
est visum. [Vm SRanbe: Non creditur haec praxi s esse contra consci-
entiam, nisi aliter videatur, praesertim si absque lite et scandalo
caute introduci posset]
Jura sugestus.
Pro concione funebri pretium von 12 kanne biere, ut etiam
supra est dictum.
Post anniversarias preces cuiuslibet defuneti aetate adulti
1 scheffel weitzen.
Pro facta triplici proclamatione contrahentium ein par hüner.
Dum publicas petit preces pro decumbente vel defuneto nondum
humato, 1 kanne biers.
Pro publicatis ex ambone citationum brevibus a judice destinatis
2 kanne biers.
Pro publicatione cuiuslibet negotii privati 2 kanne biers.
Söeiter »erben audj nodj bie „Onera pastoratus" aufgellt, oon
benen nur bie betben legten Ijier mitget^etlt feien, weil fte für bie ©tttem
gefönte intereffant ftnb.
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143
,Auf Martini abend gibt der pastor den klockenleutern 3 oder
4 kanne biers in sua essentia, damit sie leuten, bis die ganss ge-
braten ist.
Auf Philippi und Jacobi, sofern morgens frühe dem pastori . . .
eine meybusche an der pastorei aufgerichtet wirt, gibt er ihnen
non debiti, sed honoris causa pretium von 12 kanne biers vel quan-
tnm pro discretione visum fuerit.*
2>en Sdjlufj ber 3ufammenfteQung enblid^ machen bic „Onera con-
scientiae*, beren 3»e<f borin befteljt, bie nadjfolgenben Pfarrer anzuleiten,
nrie fte für bie Haltung beö $ßaftorattoermogen$ forgen foHen. 53 or
aufm muffe ber zeitige Jßaftor barauf lldjt Ijaben, mit ber Äüfter feinen
3):enft oerfe^e. 5?ei Grlebigung ber ßüfterftefle muffe ein fold)er fein
9tadjfolger »erben, ber ex arte und nicht uss gewohnheit singen könne,
damit er nicht seiner Unwissenheit halber genötiget werde, die ein-
zige mes8 „Benedicta sit saneta Trinitas" dorch den gantzen sommer
usque ad nauseam zu repetiren, mit einem wort zu sagen, der seinen
cantum cboralem ex arte dermassen verstehe, das er alles, was ihme
Torgelagt mag werden, alsobalt ex tempore singen möge. SBenn fonft
niemanb gu finben fei, fo foDc man lieber ben beften cantorem ex
camera maioris ecclesiae Monasteriensis ba3U nehmen, oll bie Stelle
»an einen hümpler und stümpler zu prostituiren, der bei den gesängen
utstrauchlen und ein ungeheur geschrei in der kirchen oder sönsten
anrichten würde, warmit bei der gemeinen versamblung mehr ein
gelägt und spot als eine andagt erweckt könte werden.*
(Eine franjoftfd^e flefdjreitonuj ber Stobt Jtünfler
aus ber Jett be« /riebetwcotujrefle«, 1645.
$on $lrd)toafftftent Dr. Dt) ermann.
Sei ber £urdjfic$t ber im %rd)U> M $üi$nmrtigen HRinifteriumä flu
$ari* ruljenben Sttten aur ©efd)td)te beä SBeftfälifdjen ^rieben* fanb id)
eine furje 93efd)reibung ber ©tobt ÜWünfter, bie trofc mancher SBeru^rungl«
pnnfte mit ber öon 9ft. 3oty in feiner »Voyage fait a Münster en 1646
et 1647" (<S. 78 ff.) gegebenen, l ) bod) immerhin fo üiel felbftanbtgen
') 3)iefelbe ift u. a. audj oerwertet in bem fürjHd) in 3Rünficr
herausgegebenen ©ebentbudj „2)er Söcftfälifdje griebe", auf ba$ idj jum
öerflänbmä ber t)tcr mitgeteilten SBefdjreibung auäbrüdHidj ljinweifen
raöd)te.
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144
©ert beftyt, ba§ iljre HRitteilung in biefer 3eitfd^rift nid)t ungerecht-
fertigt erfdjeint. Der SBerfaffer berfelben, ein £err b'Gräcalopier, Sßrebiger
beä frari3öftfd^en Sßrincipalgefanbten, beö £er$og$ tum Öongueoifle, $at
wobl furg nad) ber Slnhinft feine* £errn (1645) ben Huftrag erfjalten,
einige furge 9toti$en über 8age, ©röfje, ßeben unb 93erl)ältniffe ber ©tobt
nad) Sßarid gu fenben, in ber ein frangöfifäer Sßring oon ©eblüt unb
nod) gwei anbere frangöfiferje ©efanbte norauefld^tltd^ auf längere 3ett
ftd) aufhalten würben. iBad er nun, oielfad) gufammenljang*loä unb in
gang furgen ©5$en, mitteilt, begießt fidj teil* auf bie ©tobt fünfter unb
bie SBerljältniffe unb Suftänbe in berfelben, teil* auf ben griebenöcongrefc,
auf t>it tlrt ber SBerljaublungen, bie bort ju Sage hetenben ©egen«
fa(e u. f. w.
Unö intereffiert natürlich in erfter öinie, wa$ er oon ber ©tabt fagt.
<5r rüljmt gunädjft iljre ©röfje unb ©djönljeit; mit Orleans mochte er fte
barin uergleidjen. SDann aber beflagt er ftdj über bie fd)ledjten Quartiere,
bie miferabelen ©etränfe, bie teueren Bebendmittel unb ben infolge ber
maffemoeife aufrretenben ©d)»eine oorljanbenen ©djmufc unb ©eftanf;
nidjt gulefct aud) über ben anbauemben Siegen, ber bort ljerrfdje. $ht
ben 93ewoljnern ift iljm oor allem iljr unerfättlidjeä $rinfbebürfni$ auf«
gefallen: „9Wan trinft Ijier ofm Unterlaß," fagt er, unb „2Ber am beften
trinft, ift ljier ber braudjbarfte unb eljremoertefte SWann." 2)en grauen
oermag er ©auberfeit nid)t nad)gurüf)men; ben ©runb, ben er bafür
anführt, ift freilidj woljl triebt ftid)ljaltig. *)
3(jn al$ (Slerifer intereffieren natürlich gang befonberS bie firdjlidjen
öerljältniffe in fünfter. 3)ie 3aljl unb ©rö&e ber tfirdjen fällt iljin
auf, er Derbreitet fidj über bie (Jintünfte beä Sifdjofä unb ber $ombemt,
er uergeid)net bie religiöfen Drben, bie in ber ©tobt Sfcieberlaffungen
Ijaben, er bemerft Unterfdjiebe gnnfdjen ber beutfdjen unb ber frangöfifdjen
8rt ber geiftüdjen $rad)t, beä ©otteebienftcä u. f. w.
Sllled in allem ein nid)t unintereffantel SBeifpiel bafür, rote ein oor-
neljuter frangöftfd)er ©eiftlidjer auf ©runb oberflächlicher ffenntniä unfere
tteftfäliföe $ifd>oftfftabt beurteilt tyt.
Description de Ja ville de Münster en Westphalie, lieu de rAssem-
blee generale pour la paix, L'an 1645 au mois d'Aoust par le Sieur
l'Escalopier, Aumosnier, predicateur et orateur de son Altesse le duc
de Longue ville.
La ville de Münster est belle et grande comme Orleans; c'est
nn ärSchä qui appartient ä l'archeveque de Cologne, qui a aussy
l ) SBenn er mitteilt, bag bie grauen ber ©tobt anftatt ber ©djofj»
^ünbdjen fidj ©djofj fd) weinten gelten, fo liegt ba mot)l eine 8er-
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145
cehii de Liege et au t res. La bulle d'AlUmagne permettant d'avoir
plusieurs levechez, Münster luy vaut cinquante raille francs de rente.
11 j a vingt quatre chanoines, qui ont chacun douze mille Livres
de rente. Ils ne sont n'y prestres, ny moynes, ny maries, ils por-
tent des bonnets de nuict de velours noir an Heu de bonnets carre's.
Ils sont grand nombre de Cbapelains et Chantres, qui crient tant
qu'ils peuvent en chantant tres mal; ils ont de fort bonnes orgues,
grand nombre d'eglises assez belle«, mais basses a cause des lents,
toutes couvertes de plomb. Au Heu d'enfants de Cboeur, dont Ton
ne se sert point icy, ce sont des vieillards tous blancs, qui fönt les
mesmes choses, que fönt les enfants de choeur cbez nous. Tous
ont de grands cheveux et des collets a rotonde par dessus leurs
ornements. — 11 ya toutes sortes de Religieux, Cordeliers, Jacobins,
Recolets, Capucins, Jesuites, — grand College — , et des religieuses
de toutes sortes. Les religieux vont confesser dans la grande eglise
et paroisses.
Toutes les marcbandises y sont plus cheres au double, et l'autre
ne fait que la demie de Paris. L'on boit icy saus cesse, mais de
tres mauvais vin blanc (jamais de eieret) et tout souffre"; autrement
il ne seroit pas de garde, de bonne biere et tres mauvaise cave\
qu'il faut faire bouiller pour en boire. Le fleuve, qui passe icy,
se nomme Aa. II pleut presque toujoure. Les logis sont fort mal
bastis. L'on n'a ny tapisserie, ny meubles que de bois; Ton couche
dans des coffres sans rideaux, ny tour de lit. Qui boit le mieux
est le plus habile et honneste homme.
Monseigneur de Longuerille ne voit point les autres ambassadeurs
estrangers parce qu'ils ne veuleut pas luy donner le nom d' Altesse,
mais d'Excellence seulement, comme ä eux, bien qu'il soit prince,
et plus qu'eux (ceux de Tempire et d'Espagne ne le veuleut point
du tous) ces pointilles de noms et l'ordre ont desia tenu cinq mois
saus rien advancer pour la paix.
L'on ne se trouve jamais ensemble avec les Estrangers. II ne
se fait point d'assemblees. 11 y a deux Mediateurs et Entremeteurs,
seavoir le nonce du pape et Tambassadeur de Venise, qui yont de
part et d'autre conferer et porter les volontes des uns et des autres
pour y respondre.
Les Suedois et les Francois ont fait presenter leurs propositions
tofdjölimg mit einer 5lrt öon ©pifcljunben öor, bie fo gefroren waren,
fca& pe eine entfernte ätynltdjfett mit gerfeln beßfcen motten.
LVII. 1. 10
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146
pour ce qui regarde l'Allemagne, mais les autres sont et seront bien
longtemps ä y respondre.
Les Holandois ne sont pas encore arrives icy. Ils disent que
la guerre ou la paix pour eux est tout im.
II n'y a encore personne pour l'Eleeteur de Treves; on empescbe
qu'il ny vienne Iuy mesme. L'on dit qu'il a bien des memoires
contre le procede de 1'empereur.
Les autres ambassadeurs, n'y de 1'empereur, n'y de l'Espagne,
en paroissent non plus icy en comparaison des autres qu'une estoile
en plein midi. Ils en ont bien mal au coeur, et parlent tout bas.
L'Espagnol fait semblant de ne pas se soucier de la paix, mais si
nos adyantages continuent, il sera bien contraint de la demander ä
ce que disent ses amis.
Osnabruc est une belle ville distante d'une bonne journee d'icy
ou sont les ambassadeurs Suedois et autres protestants. La ville
appartient aux Suedois qu'ils ont prise.
II n'ya a Münster que les ambassadeurs catholiques.
Ont peut encore adjouster que cette ville est en plusieurs
endroits infectee de fanges et ordures, qu'y causent les pourceaux,
qui y sont a peu pres aussi frequents et com m uns que les chiens
dans Paris. Et pour tesmoigner la delicatesse et particuliere pro-
pre te des dames de ce pays c'est qu'elles semblent prendre un sou-
verain plaisir et passetemps a porter sur leurs bras ou caresser dans
leur girous des petits cochons de lait en guise de petita bischons
et barbet.
Paris, Archives du ministere des affaires etrangeres.
AUemagne, Gorrespondence,
Vol. 48, Fol. 92-93.
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K^roni! be8 Vereins
für
©efd)itif)te unb 3lltertjum^funbe
SBeftfaicng.
(Ableitung 3Wfinfter.)
Der 93orftanb be$ 33erein$ beftanb nad) ben in ber
©eneratoerfammlung am 22. Dcjcmber 1898 öorgenom*
menen 3Bal>len au$ ben #erren:
?rofcffor Dr. $ieper, <Dirtttor.
Sßrofeffor Dr. ©pannagel, ©efretär.
^romngialconfcroator SBaurat Suborff, \ ßonfeiuatoren bc$
$rofeffor Dr. Softem I ÜKufeum«.
ärI- ©ibliotlftfar «ßrofeffor Dr. Saljlmann, »ibliotfjefar.
ftgl. ©taat*ard)foar 2lrd)h>Tat Dr. tßfjüippi, $lrd)toar.
DbfTlfutnont a. 2). uon ©piefcfn, 9ftün$n>art.
Zentner $tlmu$, ^enbant.
Der bisherige Direftor *ßrofeffor Dr. ginfe falj fid)
veranlagt fein Amt nieberjulegen, roeit er Dftern 1899
einem {Rufe nad) ftreiburg i/33r. folgte. $urd) SBefdjtufc
t)om 9. aKärj 1899 mürbe er jum (Stjrenmitglieb beS
33ereinS ernannt. «m 19. 2ßär5 fanb ju feinen (Eljren
ein «bfcfyiebSeffen ftatt, auf bem iljm fein SWac^foIger im
©orftanb ba$ fünftlerifd) aufgeführte StjrenmitgliebSbiplom
mit ben roärmften ©orten be$ DanfcS unb ber ?lnerfennung
für feine um ben SJerein erworbenen, jal}lreid)cn unb un*
öergefjlidjen 93erbienfte überreizte. Die tyerjlidjften 2Bfinfd>e
be$ Serein« begleiten iljn in feinen neuen ffiirfungSfreiS
fem t>on ber tjeimatlid)en roten ffirbe, bie in itjrn einen ber
beften JJenner unb (Erforfdjer iljrer ©efd)id)te Reiben fat).
infolge feiner (Ernennung jum Äöniglidjen Staats*
minifter unb ÜRinifter ber geiftlidjen, Unterrichts* unb
10*
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148
STOebijinalangelegenljeiten fdjteb bcr bi«fjerige Dberpräftbent
bcr ?ßrot>inj SBcftfalcn (Sjceflens Dr. ©tubt im ©eptem*
bcr 1899 au« bcm Amt als Eurator be« 93erein« au«. Qn
itjm t>erlor ber SBerein einen ©önner unb ©efdjfifcer, ber
feine SBeftrebungen nid)t nur amtlich ftetd moljlmollenb unb
freigiebig unterftfifcte, fonbern iljnen auä) ein lebhafte« per*
föntidje« ftntereffe entgegenbrachte, ©o etyrenöofl ber An*
lag feine« ©Reiben« mar, fo fd&merjtidj mürbe baffelbe
gleid) mie in ben meiteften Greifen ber $roöinj, inSbefon*
bere ber ©tabt SWfinfter, fo audj öon un« empfunben.
Der herein glaubte feinem tiefempfunbenen Danf nidjt
beffer Äu«brucf geben ju fönnen al« burd) bie (Ernennung
feine« langjährigen Surator« jum ffitjrenmitglieb. Da«
t>on Äünftler^anb gefertigte, burd) bie alten ©täbteanftdjten
t>on SWünfter unb *ßaberborn eingerahmte ffiljrenmitglieb«*
biplom mürbe ©einer (Ej:cettenj am 3. Dftober perfönlid)
burd> ben Direftor unb ben ©efretär ber Abteilung
SKünfter gleidjjeitig aud) im tarnen ber Abteilung $aber*
born überreizt. Der £err SKinifter fnüpfte an feine
DanfeSmorte bie erfreuliche SBerftd)erung, bem SBerein unb
feinen Arbeiten aud) fernerhin fein motymoUenbe« ^ntereffe
jumenben ju motten.
Der neue Dberpräftbent ©taat«minifter greifen: t>on
ber SRedte bon ber #orft, ber perfönlid) um bie Über»
nannte be« $erein«curatorium« erfud)t mürbe, tyat biefe«
Unit gerne unb unter guftdjerung feine« SBo^lmoflen«
Übernommen.
Äl« neue Sßitglieber mürben in bem 3^itraum Dom
1. Dejember 1898 bi« $um 1. Dejember 1899 in ben herein
aufgenommen 36 Ferren unb jmar t>ier anfäfftge 20:
Satt mann, Dr. phil., Volontär an bcr 5tgL Sßaulinifd&cn
33ibItot§ef.
oon SBIanfenburg, Dberft unb ftommanbeur be« Snfanteric
Regiment« #eroartij oon Stttenfrib, jefct ©eneralmajor
unb Oberquartiermeifttr im örofjtn ©cnerolftab, Berlin.
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149
5)al)l$0ff Sern$., «aufmann.
grarwic! 2B., S3ürgermeifter.
gib I er, Dr. jur., Ämttgeric^Wrat
güd)tenbuf$, ftebafteur.
©allu«, SRajor u. Hbteihmgafommanbeur im gelb-Äri-ffigt. 22.
£irfdj, Dr. phU., «gl. S3ibIiot^far.
Dütt £ufen, Dr. med., praftifdjer 813t
ßaacfmann, ßifenbaljnbetriebaf efretär.
SR elfter, Hlon«, Dr. phil., tlniöerfitätfprofeffor.
SRüller, «BBolf, Dr. phil., Hffiftent am pl)öftfalifd&en Snftitut.
SRumpro, $lmt$gerid)tdrat.
Düermann, Dr. phil., Slrdjtoaffiftent.
SRöfllein, Zentner, je$t in 6t. Souit ü. S. A.
©djröer, Oberlehrer.
©c^ulfc, Sflajor g. 3).
©tapp er, Dr. theol., bifdjöfltcfjer «aplan.
Z 1) m f e n , ßanbgcridjtäpiäftbent.
ÄuStuärtige 17:
©trotfötter, Oberlehrer, Arnsberg.
33 rocf Raufen, Stmtdgerid&törat, Steine.
güfjrer, Dr., ©nmnafklbireftor, Steine.
Sacffon, 2Billjelm, gabrifant, Steine.
«ettelljatf, ©einriß, gabrifant, Steine.
«ümperä, (5., gabrifant, SRfjeine.
«ümperfl, ©ermann, gabrifant, Steine.
«ümperä, £f)eobor, gabrifant, Steine.
8 ojmann, Sßrofejfor, SMjeine.
9Wönd)emeier, Dr., Onmnapatte^rer, Steine.
9Hemann, (5lem., Dr. med., praft. Slrgt, Styeine.
Oft ermann, fcpottyefer, Sfcbeine.
Ooer^ned 3., gabrifant, Steine.
6t räter, IBilljelm, gabrifant, 3tyetne.
Sertilt, «aplan, Steine.
Söinb&oft, SR-, gabrifant, Steine.
Reimen tag, SDiajor in ber 8. ©enbarmeriebrigabe, ©ig-
maringen.
Dtcfcm Qutvad)$ fteljt ein SScrlufl öon 36 üWitglie*
bern gegenüber, unb jtuar Rieben au$ burd) ffirflärtmg
üjreö Austritt« 28 #erren:
4>orftmann f SBernljarb, «aufmann, fünfter,
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150
9Mb e, Suftiarat, fünfter.
föotljfud)«, Dr., ©e$. 8&eg.« u. $roti.*Sdjulrat, 9Rünfter.
@djlun, gerbinanb, Kaufmann, fünfter.
(Söerfe, Dr. med., praft. $lrjt, Sodjum.
SBlanfenburg, Sßrofeffor, 93urgfteinfurt.
SR ot mann, 20., Srabritbep^cr, ^urgfteinfurt.
Sdjüfc, $rofeffor, fcurgftetnfurt.
oon ber gorft, 93ictor, ^tftorienmaler, 3)üffelborf.
§effe, Amtmann, §orftmar.
©eefmann, Sbeobor, ©uWbeftyer, ßübingljaufen.
©öder, SB., Kaufmann, Cübingljaufen.
Ingbert, 21., Äaufmann, Sübtngljaufen.
(Sntrup, fluguft, Kaufmann, Sübtngljaufen.
$ante, «£., Kaufmann, 8übingt)aufen.
©etberfc, Slmtögeridjtärat, 8übtng!jaufen.
Söfftbrocf, öc^rcr, fiübtngfjaufen.
öon SBelo», Dr., Untoerfttätäprofeffor, üftarburg i. #.
Seitmann, gorftaffeffor, Dipe.
äreujer, ©., SKcar, Dftenfclbe.
Seitmann, (£., gabrifant, Sßforjljeim.
©rotemetjer, Dr., ^rofeffor, SRiefenbecf.
Slme^off, fiefjrer, SBarenborf.
SÖörfer, £etnrid), gabrtfant, SBarenborf.
SBödfer, SRorifc, Sabrifant, Söarcnborf.
3Meberidj, SBürgermetfter, SBarcnborf.
Äauffe, tfretefefretär, Söarenborf.
Seiler, ßetjrcr, 2öarenborf.
®urd) ben £ob verlor ber 93erein bie §erren:
Sunde, $eter, Dr. Uniüerfttäteprofeffor, fünfter.
£üffer, (Sbuarb, Serlagebud)f)änbier, fünfter.
Dffenberg, £ehiridj, &mbgerid)törat, ÜJhmfter.
6 djlemmer, Cberleutnant unb Ägl. SRentmetfter a. 3X, SKünfter.
Voggemann, Pfarrer, Sllbad^ten.
Älein, Sngemeur, 93odjum.
©otfäfelb, 9J?ajor a. 2). unb Sürgermetfter, SDülmen.
©ierp, Pfarrer, Senne.
Die aWitglieberjaljl beträgt bemnadd gegenwärtig 458,
öon benen 222 Jjieftge, 236 auStoäritge ftnb.
©einen uerftorbenen SDJitgliebern mirb ber SSerein ein
el)rcnbe$ »nbenfen bewahren, .ßroei oon iljncn l^aben tym
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151
befonberS nalje geftanben. <ßrofeffor Dr. gfunde Ijat ftdj
um bcn glänjcnbcn Verlauf ber Ausfüllung im Qaljre 1879
(jeröorragenbe SScrbtcnftc ermorben unb befleibete bon 1880
bi« 1892 im Vorftanb ba« Umt beö (JonferbatorS be«
3Rufeum6 ber Altertümer. Der au$ rüftiger. ©Raffen«*
fraft naä) nur lurjer Äranf^eit baljingeraffte £anbgertd)t8*
rat Offenberg ijatte ftd) in ben legten 3<aljren f c i nc *
SebenS mit großem (Eifer ber äßfinfterfd&en Sofal* unb
lerritorialforfdjung jugemanbt unb babei ftetö enge gfülj*
Iung mit bem Verein gehalten, beffen ©ebenen er nacfc
Gräften ju förbern fud&te. Cr toax einer ber regelmäßig*
ftcn SBefudjer feiner ©jungen unb Ijat tym manche« neue
Sßitglieb jugefü^rt. Von feinen Arbeiten erföienen in ber
äeitfdjrift: „3)er 3Äünfterf$e Sßünämeifter $eter Äöplin",
Vb. 54, ©. 140—171, „Da« #alöbanb fiambert« oon
Der", 83b. 55, ©. 136—193, „SMetricfc t>on ©ölen, ber
Vater Cljrtftopt) Vernarb«", Vb. 57, ©. 60—89. Qnm
1. SBanbe ber „Quellen unb gorf jungen jut ©efdjicfcte ber
©tabt STOünfter i. SB." fteuerte er ben «uffafc über ba*
„Sib unb #ulbigungöbud) ber ©tabt aWünfter" bei. Äußer*
bem veröffentlichte er eine SRetye oon ^Beiträgen jur ®e*
fdjid&te ber ©tabt ÜKünfter, grüßte feiner ©tubien im
Diepgen ©tabtardjto, unter bem SEitel: „Silber unb ©fijjen
au« STOünfter« Vergangenheit" (SWünfter, «fdjenborff, 1898,
160 ©.).
3fm 2Bmterl)albjal)re fanben 7 jal)lrei<ä& befugte Serritt**
ftytttgeti ^tatt, in benen folgenbe Vorträge gehalten mürben:
Am 22. ©eptember 1898: «rcfctorat Dr. Sßljilippi
über alte 3Äfinfterfd>e ©tabtpläne.
Hm 10. SWotjember 1898: $rof. Dr. Sßieper über
ficben unb treiben in 3Äünfter fcätjrenb be$ foeftfälifdjen
ftriebenöcongreffeö.
«m 1. Dejember 1898: $rof. Dr. ftofte« über toeft*
fälifdje Ortsnamen att Quelle für bie ältefte ©efd&ictyte
be* Sanbe*.
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Um 22. Dejember 1898: SanbgeridjtSrat Dffenberg
über Dtetricfc twn ©alen, ben Sater be« JBiföofS (Jljriftopl)
Sern&arb.
Hm 19. Januar 1899: Dr. Sotljar ©djfiding über
bie I>o$fürftli4) aWünfterfc^cn STruppen jur 3cit be* fieben*
jährigen Ärtege*.
Am 9. gebruar 1899: Dberbtbüotljefar Dr. Detmer
über bie ©Triften Hermanns t>on SterffenbrocI.
«m 9. üWärj 1899: $rof. Winflafe über ben Ur*
fprung ber eigenartigen Anlage beS Domes ju fünfter.
Das 3"! & cr biesj8f)rigen SBattbertcrfammfimg war
{Rheine, wof)in am 5. 9fa>oember 1899, Dorn Ijerrltd&ften
©etter begünftigt, unter ftarfer ©eteilung von ÜRttgliebern
au« SKünfter, JBurgfteinfurt unb Goesfetb ein Ausflug
unternommen würbe. Die Aufnahme in Steine war eine
toortrefflidje, wofür allen beteiligten $erren, ht erfler fiinie
$errn ®t)mnafialbireftor Dr. ftü^rer aud) an biefer ©teile
nochmals ber befte Dan! auSgefprodjen werben fofl. 9?adj*
bem bie reidjen Äunftfdjäfce beS #errn Pfarrers $iefc
unter ber üebenSroürbigen fjfityrung iljreS JBeftfcerS beftd)*
tigt worben waren, unternahm man einen ©pajiergang
nad> bem na^e gelegenen früheren Jfreujtyerrenflofter S3ent^
läge, jefet ©djloß ber dürften oon 8H)eina*©olbe(I, beffen
Äapefle einige bemerfenswerte ©fulpturen enthält. Um
572 ^r f an ^ c * ne Stofammlung im großen &aaU beS
„»ereinS" ftatt, an ber ftdj eine ftattlidje Änja^l Don
Damen unb #erren aus Rheine beteiligten. #ter begrüßte
junädjft #err Direftor Dr. ftüljrer bie ©äfte mit ©orten
tyerjlidjen ffiiflfommenS. ©obann l>telt #err Oberlehrer
Dr. ^urbonfen aus HRünfter einen Vortrag über ben
gfrrifäaarenffiljrer oon Süfcow unb feinen ßreis in ÜWfinfter
t>on 1817 bis 1830, worin er ein feffelnbeS JBilb Don ben
bamaligen 3rifterl)ältmffen unb ten ^erfonen, mit benen
£üfcow in ©erü^rung fam, entrollte. Darauf fprad) ber
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153
SereinSbireftor ben antoefenben JRljeinenfern bcn Dan! für
bie freunblid^e Aufnahme au& unb uerfnüpfte bamit einen
furjen ÜberblidE über bie ©efd&idfcte itjrer ©tabt fomte über
bie Siele un & Aufgaben be« ÄltertumäöeretnS. SRadjbem
#err *grofeffor ffiormftall nodfo ber ©amen gebort/ fam
aDmäf)Iid() bie Hbfd&iebSftunbe l>eran, tt>eld&e bem angeregten
JBeifammenfein Ieiber ju frfif) ein ffinbe machte.
♦ *
3Me Sumnilmtge« be« SSeretn« erfuhren eine tnert^oüc
Bereicherung burdf) eine grofje SWÜnjfammlung, bie ber
öerftorbene $Regierung«rat #elltt>eg bem SSerein öermadjt
f>at. Die ©eneratoerfammlung com 9. Sfawember 1899
nal>m ba« 93ermäd>tnis unter bem Äu«brudf roärmfter 2fo*
ertennung für ben (jod^erjtgen ©eber unb lebhaften
©anfe« für feinen ffeftamentSöotlftrecfer ^)errn Sanbge*
rid)t«Tat $ellmeg in SWeunueb an. #err SanbeSrat
Jfatjfer, ber bie Sammlung georbnet unb nad) SWfinfter
übergeführt tyat, bcrid&tete, baß fie fämtlidje meftfälifd&en
unb rljetnifdfjen SWünjen au« bem ©eftfe be« SSerftorbenen
umfaßt, ©ie befteljt au« 14 ©olb^ 397 ©über*, 782
Äupfermünjen unb ctma 70 Denfmünjen unb aWebaiflen,
fron benen ttxoa l /& ber größeren unb */* & cr Heineren
©tüde in ber ÜWünjfammlung be« 83erein« bi«fyer fehlten.
SBefonber« tJofljät)lig ftnb in tf)r bie ®ebi«öacanjtf)aler ber
fcerfcljiebenen toeftfälifdjen Diöcefen vertreten.
SSon ben ttriffcnfdiaftlidjcn 83er9ffettt(id}nngen be« 85er*
ein« erfdjien im Saufe be« ©erid&tjaljre« ber 56. S3anb ber
3eitfdf>rift CSaljrgang 1898). SDie ©c&lufelieferung be«
SUgelroerf« ift im üßanufeript fertig gefteflt unb toirb
ju Beginn be« nädjften :$af)re« im DrudE erfdjeinen. ®ie
Leitung ber übrigen Arbeiten ift befanntlid) ben mit bem
herein organifd), ftnanjiefl unb perfönlid) eng öerbunbenen
Reiben nriffenfd)aftlid)en Äommiffionen für SBeftfalen über*
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154
tragen »orben, über beren Sljätigfeit folgenbeS ju be*
rieten ift.
Die ijiftorifdje ftomtniffion (jielt am 24. 2Wärj 1899
in SWflnfter iljre :$al)reSfifcung unter Beteiligung faft
fämtlidjer 3Äitglteber ob. Als neue STOitglieber würben in
fie berufen: sßrfoatbojent Dr. 2. ©djmife unb Ärdfcfoar
Dr. ßrumbljolfc aus SWÜnfter fowie gfreiljerr Don SBenbt*
®et>elingl)aufen. $n ben SSorftanb würben gewählt: Ar*
d&torat Dr. $l)ilippi als «orfifeenber, $rofeffor Dr. $ie*
per unb Pfarrer Dr. TOertenS*&ird)borcben als ftettoer«
tretenbe SJorfifeenbe, Sßrofeffor Dr. ©pannagel als ©etre*
tär unb SRentner #elmuS als {Renbant.
Der ©tanb ber öon tfjr unternommenen Arbeiten war
bei Äbfcfyluß biefeS SBeridfteS folgenber:
1. Der nod& fef)lenbe 1. JBanb ber tum Dr. D et m er
beforgten J?erffenbroid(}*HuSgabc wirb nod) cor Ablauf beS
^aljreS 1899 im Sudjfyanbel erf feinen.
2. Die ®efd)id)te ber fflofterreformen in ©eft*
falen wirb uon Dr. theol. et phil. fiinneborn weiter be*
arbeitet; es läßt fid) jebodj nod) nidjt überfein, wann fie
ju (Enbe geführt werben fann.
3. Dr. 3Waj: 3<*nfen in ©agan Ijat bie Ausgabe beS
SJoSmobromium oon ®obelinuS «ßerfona fo weit ge*
förbert, baß mit bem Drucf begonnen werben fonnte.
4. Dr. #rumb$ol$ ift eifrig mit ben SSorarbetten
für bie gfortfefcung beS ffieftf älifdjen UrfunbenbudjS
(Abteilung 3Äünfter 1301—1325) befääftigt, l»at jaljtreidje
SRegeften unb Äbfdjriften fertiggestellt unD arbeitet ju* Seit
bie einfdjlägtgen Drucfwerfe burd).
Dr. ftlgen Ijat mit bem Drud beS 7. SBanbeS (S£bl<
nifdjeS SBeftfalen) begonnen unb wirb iljn im Saufe beS
nädfcften QfaljreS fortfefcen.
5. Die Arbeiten beS Dr. 2. ©$mifc an ben STOün*
fterf 4>en SanbtagSaften, beren erfter JBanb (mit ber
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_ _ 155
ginleitung auf 700—800 $)rucf feiten gefd^ä^t) jiemlid)
weit geförbert ift, fjaben toegen bev SBefdjäftigung beS SBc*
arbetters mit ber Qntoentartfation ber Heineren 8lrcfyfoe
ffieftfalenS einftmeilen jurficfgefteflt derben muffen.
6. Dr. So m er Ijat bie ßettelaufnatyme fß* &<*$ ®c*
neralregifter ber ßeitfdjrift uoflenbet unb mit ber
Ütebaction begonnen. ®ie ^Bearbeitung mirb jmei ftarte
Sttnbe umfaffen.
7. Dr. Darpe fteflt baS ffirfdjeinen beS 5. SBanbeS
beS Codex traditionum Westfalicarum für $a*
nuar 1900 in HuSfid)t.
8. Die 3 nücr U a nf a tion ber nidjtftaatltd&en
8rc$it>e SBeftfalenS ift energifdj in Angriff genommen
toorben. Dr. ©d)mife Ijat junädtft ben Kreis 8t)auS in*
öentariftrt; baS Ergebnis feiner Arbeit Hegt feit furjem
gebrurft öor : „Veröffentlichungen ber ^iftorifdjen Kommif*
fion ber sßroüinj SBeftfalen. ftn&entare & cr nicfttftaatlidjen
fcrdjtoe ber ^roöinj ©eftf alen. SBanb I : SRegierungSbejirf
SWünfter, #eft I: Kreis SlljauS." SHfinfter i. SB. Verlag
ber «fdjenborfffcfcen »ud^anbtung. 1899. VIII, 56 ©.
2Rf. 1,50, für SWitglieber beS «ItertumSüereinS 2Wf. 0,75.
$>ie Qnoentarifation bes KreifeS Sorten ift naefy ben
Vorarbeiten Don *ßrofeffor Dr. ftinfe t, on D r . ©djmifc
ebenfalls fertig gefteüt unb befinbet fid) unter ber treffe,
biejenige beS fireifeS ©teinfurt uatyiu Don iljm uoflenbet.
Dr. ffiesfamp in 35orften bearbeitet ben Kreis SRecfling*
Raufen unb tjofft, baS SWanufcript in ben nädjften Serien
brutffertig tyerjufteflen. $ur ftörberung unb Übermadjung
beS Unternehmens tourbe in ber QatjreSfifcung ber #ifto*
rifdjen Kommiffiou eine ftnuentarifationSfommiffion gewählt,
befteljenb aus ben iperren «rdjitnat Dr. Sßljilippi, $rof.
Dr. $ieper, ®et). SRegicrungSrat ^Jrof. Dr. SHieljueS,
$rinj «Ifreb ju ©alm*©alm unb t)on Spießen.
9. 35er $iftori}cfyen Kommiffton lag ein Antrag öor,
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bie 5£ljubi<$umfd)en ©runbfarten für SBeftfalcn ^crftcHen
ju laffen. ÄuS einem eingetyenben SSortrag be$ §errn
fllegierungörat JBöbecIer ergab ftd), ba& für btc $rotring
ca. 13 ©runbf arten erforberlid) finb, beren ?ßrei$ ftd& auf
runb 300 9»arf pro SBIatt belaufen ttrirb. ©8 nmrbe
wegen bei* ©djnrierigfetten, fcetdje ba$ ©injel^ofgebiet ffieft*
falenS btefer £artograpl>ie entgegenfteflt, betroffen, gunäd^ft
eine ©runbfarte als $robe bearbeiten ju Iaffen. Diefelbe
ift fertig gefteflt unb bie 2Beiterfüf)rung ber Arbeit in
Ausfielt genommen.
10. Die ^Bearbeitung ber toeftfälifd&en ©tabtredfjte
Ijat ?lrd)foaffiftent Dr. Duermann unter ßeitung öon Dr.
$l)ilippi begonnen unb jtoar junädrft mit ben märftfdjen
©täbten.
Äußer biefen Arbeiten unterftüfcte bie #iftorifd)e Jhmt*
miffion burdf) einen ©elbbeitrag bie Verausgabe beS ®e*
benfbudjS an ben ffieftfältfcfyen ^rieben, baS anläfjlidd feine«
t>or 250 ftaljren erfolgten «bfdjluffes im ftaljre 1898 er*
fd&ien: „Der SBeftfältfdje ftriebe." (Sin ©ebenfbud)
jur 250 jährigen SBieberfcljr beS 5£ageS feine« «bfd)luffe$
am 24. Dftober 1648, unter SWitmirfung ber $rofefforen
Dr. H. <ßteper, Dr. ©. ©pannagel unb ©pmnaftalober*
leerer ft. SRunge herausgegeben oon 8lrd)torat Dr. 3%
sßljiltppi. 5Künfter 1898, föegen«bergf$e SBu^anblung
(8. auffing) 3Wf. 10. ftnljalt: Die Sebeutung beS ffieft*
fülifdjen ^rieben« für bie beutfäe ©efdjid&te (©pannagel);
Die OrriebenSüerträge na$ ben im $. Jf. Qaufr, ipof* unb
Eentra(ard)h) in SBien oorliegenben Originalen; Die ©täbte
beS ^rieben« SWünfter unb DSnabrücf unb il>re griebenS*
fäle ($ljilippi); fieben unb treiben am grieben^congreß
(Sßieper unb SHunge); ßunftgefd&id)tlid)ea öom QfriebenScon*
grefc Oßieper unb *ßl)ilippi). Da* ganje mit jaljlreidjen
Silbern, Anfielen, ©tabtplftnen, ftacfimile« u. f. tv. jur
©efd)id)te be« JriebenScongreffeS.
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Die JUtertttmSfaitraiffum Ijat bie bon tyr in Angriff
genommenen arbeiten im 3faf>re 1899 eifrig geförbert.
8on i^ren „aWitteUungen", meiere bie Srgebniffe ber
Ausgrabungen unter SBeigabe ber nötigen Äbbtlbungen unb
<ßläne geben Jollen, ijt öor f urgent ba0-l. $eft erfdjienen,
bem baS jioeite bemnädjft folgen foll. Das 1. #eft („3»it*
teilungen ber 8IttrtumS.£ommiffion für ©eftfalen" #eft I.
SKünfter i. ©. «fdjenborfffdje ©ud^anblung, 1899, VIII,
124 ®., 4 «bbilbungen, 9 Jafeln, 3Ät. 8 (für SWitglieber
beS BereinS 3Äf. 4) ift ein ©ammelbanb mit folgenben
Seiträgen:
1. Überfiel über bie Dor* unb frfil)gefd)id)tlid)en
SBaflburgen, Säger unb ©^anjen in ©eflfalen, Sippe*Det»
molb unb ©albed. SJon Dr. «. ©ormftatl.
2. Unterfudjungen ber SBurgen bei ©rofee SBerrfljof
auf ben „^üneufnäppen" bei Dolberg, ber „SumannSburg"
in 5Rüntt)e bei #amm, beS SKontebergS unb beS {Römer*
fafteDS auf bem ©t. «nnenberge bei ^altern Don Dr. S.
©d)udjl)arbt, mit einem offenen ©riefe über baS „SBaruS*
Iager im #abt$t$n>albe" öon $ ro f- Dr * 3°ft c *'
3. Die SWad)grabungen am alten ßreujttjor ju
STOünfter i. 85. unb beren ffirgebniffc. SJon ÜKaj ®eiS*
Berg.
4. Über einige präl)iftorifdje ftunbe aus ber Umge*
genb Don JBorfen, inSbefonberc über bTei Urnenfriebljöfe
in biefer ®egenb. S5on Dr. ©. (EonrabS.
5. Die SBaÜburg bei ©etlingfyaufen. JBon $.
©iermann.
(Sin befonbereS gfntereffe in »«fettn Äreifen bürften
bie Ausgrabungen an ber Sippe finben, über bie Dr. ©djud)*
Ijarbt im jnmten «uffafc berietet Ijat. (ES Rubelte fidj
hierbei um bie grage, ob baS (Srbtoer! bei Dolberg unb
bie fg. „ShunannSburg" römifdjen ober mittelalterlid)*ger*
maniföen UrfprungS finb fowie toeiter um bie genauere
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örforfdjung beS jtoeifeHoS altrömifd&en ßaftefls auf bcm
©t. Stoltenberg bei ^altern. Die SWadjgrabungen ergaben,
bog bie 23umann$burg fieser eine mittelalterliche Anlage
ift unb baß ba« „Säger" bei Dolberg {ebenfalls im ÜRtttel*
alter öornet)mlid) berooljnt toar. Die im Df tober 1899
burd& Dr. {Ritterling au« SBieSbaben fortgelegten Unter*
fudjungen, über bie im 2. #eft ber 93eröffentlid)ungen ber
SlltertumScommiffton ausführlicher berietet merben mirb,
jerftörten aber audj ben legten 9?eft ber SRöglicfyfeit, baß
baS Dolberger SBerf auf römifdje ©runblage jurücf jufü^ren
ift. Dem tuiberfpradjen bie Profile feiner Unuoeljrung;
aud) Ijaben fid) feincrlei gunbftücfe rönufdjer $>erfunft er*
geben, ffiS ift üielme^r gelungen, in bem rücfroärtigen
Seile brei SDJo^ngruben aufjubeden, in benen djarafteriftifdd
farolingifdje ©gerben unb ©eräte jatjlreidd oorgefunben
tourben. Der große SSorraum barg feinerlei ©puren
früheren Anbau«, er fyat üielmetjr offenbar als $ofraum
gebient, roof)l auefy ipürben für baS SSte^ u. f. w. enthalten
unb ift nidjt burd) befeftigte ffljore, fonbern in primitioer
Seife, fjödjft roafjrfcfyeinlict) nur burd) Slftüerljaue, nidjt
einmal burefy tjöljerne Torflügel gefdjloffen roorben.
Die im Df tober unb Sftooember 1899 auf bem ©t.
Sinnenberge bei ipaltern öon Dr. ©d)ud)t)arbt fortgeführten
Sftadjgrabungen Ratten ben (Srfolg, baß ber ©rabenjug beS
ÄafteHS faft in feiner gangen fiinie feftgefteflt rourbe. Diefe
Sinie ift im ganjen breiedig mit jmei ftarf abgeftumpften
(Sden unb fetymiegt fid) genau ber #öljenbilbung beS #ügelS
an. Die Nachgrabungen an ber SBefeler ßtjauffee jroifdjen
bem ©t. Sinnenberg unb ber ®ta\>t ipaltern ergaben an
mehreren ©teilen reiche ftunbe römifdjer Shilturüberrefte
— STOünjen, ©efäßfdjerben in terra sigillata unb ©las,
gibein, ©lodert u. f. to. oon Sronce, einen gefdjnittenen
©iegelftein, fltefte Don jmet pila unb anbere ©ifengegen*
ftänbe — , bie, fomeit üjre Datirung überhaupt möglich ift,
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fftmtlid) auf bie Äuguftetfdje fttit Ijimoetfen. CS tft
Hoffnung aorljanben, bafc bic Ausgrabungen an biefer ©teile
im nädjfien i^aljre fortgefeftt werben. Dann wirb tooljl
fejigejteflt »erben fönnen, ob mir es t)ier mit einer bttr*
gerlidjen Änfiebelung cor bem Äaftefl ober mit einem um«
fangrei$en Säger ju t$un Ijaben, ju bem bie Sefefügung
auf bem Ännenberg nur als fefter ©tüfepunft gehörte.
©$on je^t tft aber bie SSermutung toenigftenS ntd^t aus*
gefdjloffen, bafc es ftd) bei ^altern um nidjts geringered
als um baS fo fe^nffidjtig gefügte unb bisher an fo Dielen
fünften ber Sippe beioeiSloS angenommene alte «lifo
fymbelt.
Äud> im JBeridjtSjaljr gewährten an 3nfdjiijTett für bie
miffenfdjaftlid&en arbeiten beS SSerein« bie sßrotnnj ffieft*
falen SRI. 5000, barunter SRI. 3500 als orbentlidjen,
ÜKf. 1500 als aufcerorbentlidjen SBeitrag, bie ©tabt
SWflnfter 3Jtf. 500 unb ber #err ©berpräftbent 2WI. 150,
tooffir tynen aud) an biefer ©teile ber e^rerbietigfte DanI
auSgefprocfcen nnrb.
ÜRfinfter, 1. fcejember 1899.
$rof. Dr. 5pannagel,
©efretär.
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Bmette Sttyeiluitg
Ijerauflgegeben
Dom Dircctor bcr $aberborner «btyetfung
Dr. (L. Mttttus.
LV1I. 1
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Sobelin ^erfun.
(1358-1425.)
Sein ttffrn unö tOtrken als Jtoberborner Reformator
ju Anfang bea 15. 3aljrl)ttnDert0.
23on
Hermann JUiefe.
1. (Einleitung.
@S toar eine trübe, traurige 3eit um ben Ausgang
beS 14. unb btn Anfang beS 15. $aljrf)unberts, in tt>eld|e
baS geben (Sobelin ?ßerfonS fällt. SWan barf tooljl fagen,
in ber ganjen ©cfd^td^tc ©eftfalenS unb ber Diöcefe ?ßaber*
Born ftnben tutr !aum einen Äbfd&nitt, toeld&er fdjlimmere
3uftänbe auftoeift, als biefer. Die brei Oeißeln ber
2J?enfd)f)eit: ?ßeft, junger unb Krieg, vereinigten fid) ju
einer gudjtrute; nod) ärgere SWifjftänbe aber fdjuf bie Auf*
löfung aller ftaatlidjen unb firdjlidjen SJerljältniffe, SSerfatt
ber ©itten, SJerrotjung ber ©emfiter, SWiebergang ber
Silbung, Korruption öon oben, S5erma^rIofung öon unten,
bunfle ©Ratten, wenig £id)tblicfe.
©eit ber 2»itte beS 14. 3al>rl)unbertS trat bie $eft
öfters öer^eerenb auf; bie *ßeftfeud)e Don 1350 tourbe nod)
S^rje^nte fpäter oom SSolfe baS „große ©terben" ge*
nannt unb Dom Qfa^re 1400 berietet SMetrtd) oon (Engels*
fjetym, 1 ) baß eine foldje Hungersnot im Sßaberborner Sanbe
*) Liber dissencionum, Ijeraudgegeb. o. ©tolte, p. 30.
1*
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unb bcm Sippifdien gewütet Ijabe, baß SBrot faft gar nid^t
ju faufen war unb man ftrüdjte unb (Erjeugniffe beS gelbes
unb SBalbeS aß, bie man fonft toerfdjmäljte; ja arme £anb*
Ieute griffen fogar ju 9tiube, bie ofjne %tit gefönt mürbe,
unb nahmen mit SSie^futter öorlieb, um i^ren junger ju
füllen- 2Bie es mit ber öffentlichen ©idjerljeü auSfaf), wirb
genugfam angebeutet, wenn man baS SBort gauftre^t l>ört,
unb ben ©tanb beS ÄaifertumeS bejeidjnet bie ^Benennung
XBengel ber ftaule. Die ?ßaberborner 3fürftbifd|öfe Ratten,
wie ityre SWadjbarn, afle ipänbe öott ju tfyun, um bie innere
Drbnung ben unbotmäßigen 2Wäd|ten, modjten fte abiiger
ober bürgerlicher Art fein, gegenüber aufredet ju erhalten,
unb wenn wir finben, baS fie meljr als ShriegSleute wie als
Äir^enfürften erf^einen, fo ift baS minbeftenS ebenfofetjr
ben wirren 3«itumftänben juaufdjreiben wie ber friegerifdjen
ÜWeigung ber ©öljne beS #o$abelS, bem bie SBifdjofSftüfyle
bamals tl)atfäd)lid) öorbetjalten waren. Der unheilvollen
$eit ber SRcfibcnj ber ?ßctyfte in ?foignon folgte bie nod)
unf)eilSöolIere beS großen ©djiSma unb ber $ärefte beS
QoljanneS JpuS mit ben ^ufitenfriegen. Der (Sebanfe
einer wahren Äird&enreformation mit ^cft^alten am alten
Dogma unb ber überlieferten £>ierard)ie burd^brang baS
ganje Jljun unb ©Raffen ber wenigen Reformatoren,
welken wir in jener Qcit begegnen, vor allem ber 1)1. $a*
tljarina Don ©iena, bie wie ein tjelleS Sidjt in baS Dunfel
ber bamaligen guftitnbe fjtneinftraljlt.
Qu ben Reformatoren in biefem ©inne bürfen wir
für baS SBiStum *ßaberborn in erfter £inie ©obelin
Sßerfon (latiniftert „©obelinuS *ßerfona", ber Ion liegt
auf bem o) redjnen, unb fein äBirfen in biefer Richtung
foü uns im SWad&ftetyenben fcorwiegenb befd&äftigen. ©obelin
Sßerfon Ijat uns befanntlid) jwei ©Triften ^interlaffen:
eine SBeltgefd)id)te unter bem SWamen „Cosmodromium",
bie in fed)S „Zeitalter" abgeteilt bis 1418 geljt, unb eine
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SebenSbefdjreibung beS 1)1. 9fteinolfu$, bc$ SegrünberS
be$ Äanoniffenftiftes SBöbbefen. SBcibc SBerfe tyaben nur
für bie Kenntnis unb Beurteilung ber ®efd)id)te ber 3eit
©obelinS eigentlichen SBert, unb bafür jum leile niefct
geringen. Die SWadjricfjten über ©obelinS Seben unb
SBirfen finb fpärlidj; jum größten Seile muffen tmr fie au«
feinen üorertoäljnten ©Triften unb gelegentlichen SWotijen
einiger anberen ©djriftftefler äufammenfudjen. Hud) bie
Siteratur über ü)n ift nidjt reichhaltig. Äußer in Der*
fdjiebenen ßeitfäriften unb SBerfen gerftreuten SWotijen unb
gelegentlichen SBemerfungen beftfcen wir über iljn jmei
^Monographien, bie erfte, grunblegenbe, in unferer QtxU
fdjrift, SBanb VI (1843) ©. 1—36 Don ©. %. SRofen*
Itanj unter bem £itel: „®obelinu$ *ßerfona, ein biogra*
^ifd^er SJerfud) 11 , bie gleite in einer Seidiger Differtation
t)on Dr. ©bmunb «Ifreb JBatjer au« Srfurt toom ^aljre
1874 (fieipjig, $)rucf t)on Sllejanber (Sibelmann, Untoer*
fttät&Sucfybrucferei), unter bem Xitel: „©obelinuS Sßerfona,
ein Beitrag jur Shritif ber ®efdfjid)t$forfd)ung be$ 14* unb
15. ^a^unbert«". SRofenfranj' Arbeit ift für ben ©tanb
ber bamaligen ftorfcfjung eine Ijödjft anerfennenäroerte
Seiftung ; bie ©djrift Don SBaljer ift üerbienftlidf) toegen ber
feigen ©ammlung be$ bis ba^in öorljanbenen jerftreuten
Materials ; neue ©eftdjtspunfte eröffnet fte inbeS faum,
unb namentlidf) bebeutet fie jjinftdjtlidf) ber ©ürbigung ber
?erfönlid)feit unb SEljätigfeit $erfon$ feinen eigentlidjen
Sortfdjritt, jumal ber jtüeite £eil, ber hierüber ^anbeln
follte, bisher nid)t erfd)ienen ift.
3Bie (Sobelin im „Cosmodromium" felbft angiebt, ift
« im ftatyre 1358 geboren. Söo feine SBiege ftanb, t>er*
fdjtoeigt er, aber bei allen, bie fidf) mit (Sobelin Sßerfon
beschäftigt ijaben, l>errfd)t fein 3 wc ^f cl bfttüber, bafj er
öu8 einer $aberborner, unb jtoar einer nidjt unan*
flefe^cnen gamilie flammte, bie unter anbern aucl> ber
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©tabt einen SJürgermeifter gegeben l>at. QfebenfattS aber
gehört er feinem ganjen SBirfen nadf) ber ©tabt *ßaberborn
an, bie baS toofle SRedjt fyat, iljm einen l>ert)orragenben
<ßtafc einjuräumen, wenn ftc ftd) tyrer bebeutenben üJWmter
au« ber SBorjeit erinnert.
©eine erfte ©Übung bürfte (Sobelin an ber $1 öfter*
fdjule &on Äbbing^of genoffen tyaben. (Jr befd^Iog ftd)
bem geiftlidjen ©taube ju wibmen unb begab fidfj in
ben a^tjtger $al)ren b*S 14. 3<al)tf)unberts nad& 91 om, wo
er neben ber Geologie baS fanonifdfje Stecht ftubierte unb
bie ©efdjidjtswiffenfdjaft nid&t aus bem Äuge lieg, ©ein
römifdjer Aufenthalt fällt in bie #eit beS bereit« erwähnten
großen ©d&iSma, baS erft burdlj baS flonftanjer Äonjit
beenbet würbe, ©eit 1378 fafj auf bem ©tuljle Sßetri
Urban VI., ein SKann üon großer ©trenge gegen ftdlj felbft,
ber es ftd) angelegen fein lieg, gegen bie in ber Stixäjt
wttyrenb beS (SfitS t)on Sfoignon eingeriffenen aWtgbräuc^e,
gegen ©imonie, SujuS, Sajljeit ber ©itten u. f. w. einju*
fd&reiten. ®egen tl>n würbe jebodf) t)on ber aüignonenftfdjen
Partei Äarbinal ?ßeter Don Suna als ®egenpaj)ft aufge*
ftellt, ber ftd& ÄlemenS VII. nannte, unb bamit baS fafi
40 3af}re wityrenbe unfelige ©djiSma angebahnt. HlSbalb
gerieten bie beiben Sßäpfte in einen ffrieg, ber namentlich
&on granfreid^ gefrört würbe unb für Urban wedbfefoofle
©c^idtfale in unb außerhalb {Roms jur golge Ijatte.
Sobelin ftanb bamats ben ©reigniffen fefjr nalje, inbem er
©eljeimfefretär Urban VI. war, ben er auf feinen
Sorten begleitete, um mit U)tn wenig gfreube, aber tuet
Scib ju teilen. UrbanS ffiefen wirb üon allen mafcgebenben
®efdjtdjtsfdjreibern als §erb, berb unb babei f)odE)mütt)ig
$ingefteHt; #efete nennt il>n gerabeju rfidCftc^tSloS unb
fagt, er Ijabe ftdj mit jebermann aerfeinbet. ffis tann
feltfam erfdljeinen, bafc Sobelin es in ber Sßä^e biefes
3ÄanneS ausfielt, ja ba% er für beffen fpröben (E^araftet
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unuctfennbarc unb gerabeju toeitgeljenbe ©^mpatljic Ijegte.
©a nur fpätcr nocf) äljnlidje (Srfdjetnungcn finbcn »erben,
fann man tt>of|I nur annehmen, bafc bic ©runbjüge beiber
Sfjaraftere tljnlictyfetten aufmeifen, mit anbern ©orten,
bafj baS Starre, #erbe, SRüdfictytalofe fidj aud) in ®obe*
lin$ Sftatur gefunben l)at. 33ei biefer Annahme tmrb un«
mandje #anbtung8tpcife (Sobelin* erftärlid), für tt>etd>e
ttrir einen anbern ©djtüffel nidjt leicht finben würben.
3m $at>re 1386, 28 Sfafjre alt, erhielt ©obetin in
8?om bie ^rtefterioei^e unb feljrte atsbalb nadj Sßaber*
born jurüd. Unter bem 24. Januar 1389 tourbe er
bortfelbft jum SReftor ber !Dreifattigfeit8fapeUe am
S)ome ernannt, ju ber eine nal>e beim jefeigen Sanb*
geridjtägebäube gelegene Jfurie gehörte. JJapeHe unb
SBoljnfyMS Heg er mit einem Äoftenaufroanbe Don über
80 ©olbgulben reftauriren, eine für bamals nidjt unbe*
beutenbe ausgäbe. 1 )
II. (Sobelin JJerfon als 3d)nf\flt\ltr.
SWactybem wir baSjenige, roa$ über ben SMlbungSgang
unb bie jüngeren SebenSjatyre ©obelinS befannt ift, furj
berührt ^aben, toollen mir etma« üorgreifen unb ben 33ti(f
auf ©obelin *ßerfon aU ©djriftftetter rieten; e$ tuirb bie«
jum SSerftänbniffe ber »eiteren £l)ätigfeit be$ ÜWanne«
md)t unwef entließ beitragen.
(ES fann nid)t in 8brebe gefteHt werben, ba§ Sßerfon
berfefjiebene ©genfdjaften julommen, bie für ben ©efd>td>t*
') Cosmodr. VI r 82. 2>te ©retfaltigfeitdfapefle ift «Ott Dften Ijer
gefefjcn bic zweite im nörblidjen (Seitcnfätffe be$ SDomcd. 3)afl ben
ftiebergang ber ßunft beutlid) öerratenbe fpätgotifd)e genfier mit bem
plumpen gifdjMafen-üftufier im üfta&iüerf bürfte roofjt einen JRcft ber
©obcltnfdjen JReftauration barfteüen.
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8
fdjreiber, bcr über ben einfachen (Hjroniften IjinauSragen
mill, uon ©ebeutung ftnb. .ßunädtft möge feine umfaffeube
fflilbung genannt »erben. 1 ) (Er tritt uns in tl>eologifd>er
#infid)t weniger als Dogmatifer entgegen, wie als Äirdjen*
gefd^id^tler unb Jfenner beS ÄirdjenredjteS; feine bebeuten*
ben ©tubten auf Diefem Gebiete, toerbunben mit einer
pljüofopl>ifd)en ©djulung nad) bamaligem ©efdjmade treten
in feinem „Cosmodroraium a überall ju SCage. Auf bem
£itelblatte ber erften «uSgabe biefeS SBerfeS, bie Sßeibom
1599 in grantfurt erfdjeinen lieg, wirb er „Dotter" ge*
nannt; welkes Dottorat SKeibom meint, finben wir nidjt
angegeben; aud) ©obelin felbft fdjweigt barüber, er würbe
es aber wal)rfd)etnlidj wenigftenS toermertt §aben, wenn
er fid) ben Doftor^ut wirflid) erworben fy&ttt, ba er
über feinen römifdjen Aufenthalt, entgegen feiner foäteren
$l)ätigfeit, toerfdjiebene Sfcotijen im „Cosmodromium" ein»
fließen läßt. Ob me^r ffiert barauf ju legen ift, baß aud>
©obelinS ftortfefeer ÄlödCener (ju Anfang beS 16. ftljrl).)
il>n auf bem SCitel „Doftor" nennt (bgl. Steffen, ©efdj. b.
SBSt. ?ßaberb. II, 152), bleibe baljingefteUt. «uf foraefc*
liebem ©ebiete war er für feine #eit f c $ r bewanbert.
©einem Aufenthalte in Italien t)erban!t er bie ÄenntniS
ber italienifc&en ©pradje, bie er nad) feiner eigenen «n*
gäbe 2 ) fließenb foradj; auefc im ©riedjifdjen §atte er
Äenntniffe, bie er fid> an ber Äbbingl)of*©d)ule nidjt
erworben §aben bürfte, fonbern in Valien, wo bie flafft*
fdjen ©tubien eben wieber auflebten, ©eine JBelefen^eit
war bebeutenb; außer Dielen flafftfdjen unb nad^flaffif^en
pl)ilofo))l)ifd)en unb ^tftortfe^eu ©djriftftellern fannte er
einen großen £eil ber mittelalterlichen ^iftorifer. ©ein
fiatein ift Ijerb unb ecüg, unb wenn „ber ©til ber 3Renf$
ift", paßte es ju feinem <£t>arafter, wie wir i^n uns bor*
l ) 9Wfat« ögl Bager 1. c. 19 ff. — *) Cosm. VI, 82 f
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9
pellen muffen, burdjau« nW&t übel. Jnbeffen ftidjt fein
Stil, ttm$ Uorreftljeit betrifft, von bem feiner meijlen
lateinfcfcreibenben beutfdjen ßeitgenoffen vorteilhaft ab.
Sine fdjarfe ^Beobachtungsgabe tann man (Sobelin mit
©runb nidjt abfprec&en; wenn er babei fid) uielfac^ als
abcrgläubifcfc erweift unb von allerlei 2$orjeic&en, ©put
unb ©unbergefc&idjten berietet, fo mar er barin ein ffinb
fetner ßeit, er teilte in biefer JBejieljung bie ©d>wäd>e vieler
größeren SIÄämter vor iljm unb naä) tym. ©enn man
aber ben ganjen @jmf u. f. w. au« feinen jeitgenöffifdjen
Senaten herausnimmt, fo leibet bie SBerftänblic&feit feiner
Schlußfolgerungen in feiner SEBeife; be^alb fann biefer
Umftanb gegen ben ©efc&tdjtsfcfcreiber ©obelin *ßerfon
rooljl nid)t fonberlidj geltenb gemalt werben, ©in gewiffe«
2Waß uon Seic&tgläubigfeit muß man tym jebod) jum SJor*
wurf machen ; namentlich über bie ßuftänbe am päpftlic&en
#ofe unter SBonifaj IX. §at er offenbar feinen @ewäl>r8*
tnännern mel>r ©lauben beigemeffen, afe fte verbienten.
3ftm ift als $iftorifer nur in bemjenigen unbebingt ju
glauben, was er felbft au« (Erfahrung mitteilt; in feinem
ganjen ©djriftftellertum Ijat er aber, bavon bfirfen wir
überjeugt fein, bie fubjeftive SBa^r^aftigfeit niemal« ver*
lefet. SDaß feine SWatur jur tjiftorifdjen Äritil in etwa
oeranlagt war, beutet bie £§atfad)e an, baß er in einer
©djrift ben SJerfud) madjte, bie Segenben von ber £1. Sa*
Marina unb ben 1 1 OOO Jungfrauen in baS ©ebiet ber
3Wärdf)en ju verWeifen. S)a biefe ©djrift verloren ging,
ift es nic&t möglich, über feine JBegrünbung biefer liefen
ein Urteil ju fäßen, aber foviel ift fidjer, baß er eine
wiffenfäaftlicfcfritifdje Arbeit liefern wollte, ni$t etwa ein
$amj>ljlet ober einen Angriff auf bie firdjlicfce ^eiligen*
Verehrung. Überhaupt war ©obelin firdjlid) ftreng lorreft,
er wußte aber bie Sßerfon von ber ©adje ju trennen. Oft
föleubert er ben fdjwerften Säbel gegen bie ?ßerfon bes
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einen ober anbern $al>ftes, aber bie päpfttidie ©ewatt aud)
nur entfernt anjugreifen, fällt i^m niemals ein.
SJom ©efd)id)t8fc&reiber verlangen wir einen ernften,
gefefcten, fittenftrengen S^arafter. Diefer ift o^ne Qtottftl
(Sobelin* Anteil gewefen. ©ein SebenSernft leuchtet aus
feinem „Cosmodromium" überall tyer∨ feine ©itten*
ftrenge $aben aud) feine ärgften gfetnbe unb Sßeiber niefct
ju bemäfeln gewagt, unb biefer Umftanb ift für feine ©e*
urteilung al« Reformator auf bem ©ebiete be« ttrd)lid)en
£eben$, worauf wir nunmehr fommen muffen, oon Ijer&or*
ftedjenber SBebeutung. Über baS ?ßriüatleben (Sobelin*
finb wir nid)t unterrichtet, aber baS muffen wir uns fagen:
er gehört ju ben Scannern, über beren intimfien SebenS*
umftänbe man gerne rec&t otel in (Erfahrung bringen
möchte, inbem man übergeugt ift, bafj baS ©Üb feiner
Saaten baburef) nidjt getrübt, fonbem nur oerflärt werben
tonnte.
III. (Sobelin flerfbn unter dem (Elektos Wilhelm von fienj
ato Jlfarrer der iRarkktntye in Paderborn uro der Auftreaa-
ktnf)e ju tttortnnj.
Huf bem Sßaberborner ©ifdjofsftuljle fag toon 1394
bi* 1399 ^foljann, ®raf Don #otya, ein ftreitbarer unb
energifefcer SBifcfcof, ber ftd) leiber na$ #ilbc8ljeim toerfefeen
liefe. Dem ptyftlidjen ©tuljle würbe fein ben tanonifdjen
SJorf Triften entfpredjenber ^Bewerber borgef plagen; barauf
ernannte Sßapft SBonifaj IX. einen Domherrn ©ertranb
oon «rbaffani öon SRabenna jum 33ifd)of. SWadj aflem,
wa$ wir bon il>m wiffen, war er tein un würbiger SWamt;
bie Änerfennung als DrbinariuS ber Diöcefe würbe il>m
oom Domfapitel nic&t verweigert, aber ba il>m feine ©ejjr*
traft jur Verfügung ftanb, tonnte er ftd) bie Hnerfennung
als weltlicher Surft titelt erzwingen, SllSbalb tetftete er
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Serjidjt unb fefjrte nadlj Italien jurüdf. Mad) bicfcm
^ntermejjo, wie man es woljl nennen barf, ttmrbe jum
SBifd^ofc gemäht unb Dom Zapfte beftätigt ©ilt>elm t)on
93erg, ein jüngerer Sruber beS 33ifd)of£ {Rupert, ber 1394
bei ber ^Belagerung ber SBurg *ßabberg ber <ßeft erlegen
war. ©illjelm war erft 20 ^aljre alt, al$ ifjn bie ffialjl
traf, bie wefentlicfy bem Umftanbe ju banfen war, baß er
beh Äaifer SRupredfot Don ber Sßfalj jum Dljeim t>atte.
Damit foü inbeä nid)t angebeutet fein, baß bie 83al>l auf
einen Unwürbigen gefallen war, im ©egenteil, ber ftüng*
Iing entwicfelte eine bewunberungSroürbige £f)atfraft unb
war öon bem reblidjfien Streben naety «bfteflung ber 2Wiß*
ftänbe befeelt, eine fittenreine Sftatur unb öon einem für fein
Älter feltenen ffirnfte. ©o lautet ba$ Urteil ber meiften
jettgenöfftfd&en Quellen; mit weniger günftig ift jebod& ba$
beS 3)omfd)olafter3 Dietrich Don (8ngelSf)el)m in feinem
„Liber dissencionum" p. 31. Da biefer, wie er felbft
erjagt, eine 3 ei tf an 9 ber Äanjler be$ ffiityelm &on SBerg
war, muß er il>n näfyer gefannt ijaben. Dietrich fagt öon
ber fpäteren SRcgierungäjeit ffitlljelmS oon JBerg, bie #err*
fd&erwürbe Ijabe üjn in einen anberen attenfd&en üerwanbelt,
ber ein ttjrannifdjeS Regiment geführt, öon ben ©einigen
übermäßige Abgaben gefordert, il)r 33iel) für feine Äüdfje
fonftäjiert, feine Prälaten unb bie ©eneftjiaten feiner Äirctye
mit SBorliebe ab* unb anbere nadf) ©iüfür an ifjre ©teDe
gefegt Ijabe. „®o Ijat er ben in Sfjrifto efirwürbigen SSatcr
ipeinrid), Hbt oom \ji. $etru8 unb SßauluS ju Sßaberborn
(b. f). Äbbinglpf), einen trefflidfjen 2Äann (virum elegantem)
ju entfernen begonnen unb, foweit an iljm war, oon ber ?töt*
würbe entfernt, inbem er fie bem eljrw. Sßilljelm Don $)ri*
bürg, jefct Slbt in $elmarSl)aufen, ju übertragen fudfjte, fo*
triel an itjm war." SEBir ijaben biefen Vorwurf beS Dietridf)
öon ©ngel^e^m befonberä ljerüorgel)oben, um ju jeigen,
baß beffen Urteil mit großer SBorfidjt aufgenommen werben
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muß. ®erabe baS 93orgel)en gegen ben Vbt &on Slbbingljof
unb bie 3 u Pnbe im Älofter ift, wie fpäter bargelegt
werben fott, SSilljelm üon 33erg unb ®obelin $erfon, ber
SBilljelmS rechte #anb war, jur größten ©Ijre anzurechnen.
STOan wirb beSljalb wol)l berechtigt fein, 1)ietrictys waljr*
fäeinlidj oon Erfahrungen perfönlic&er Art ntd)t unbeein*
flußteS Urteil mit einigen Säuberungen aufjuneljmen, wobei
nicfyt abgeftritten werben foll, baß SBil^elm üon JBerg eine
ftarre, Ijerbe SRatur gewefcn fein bürfte. Dafür fpridjt
fdjon bte fcljatfüdje, baß (Sobelin fW} öei iljm wo$l füllte
unb baß er biefem baS weitge^enbfte Vertrauen fdjenfte.
£urd} welken Umftanb ®obelin bem ©leftuS auffiel,
fo baß biefer iljn feine« befonberen SBertrauenS würbigte,
wirb ntd^t fiberliefert, aber es fdjeint bieS alsbalb nacfc beffen
{Regierungsantritte gewefen ju fein, unb ebenfalls bürfte
ber (SleftuS i^m in ber erften Qtit feiner {Regierung bie
Sßfarrftelle an ber 2Rarffircfce ju $aberborn über*
tragen ^aben, wenngleich ftd} ber genaue ^eityunft nicfyt
ftcfcer feftfieOen läßt. 1 )
3fn biefem lefeteren Amte (nzbtn bem er unzweifelhaft
baS ©ombeneficium beibehielt, wie ftdj aus ber 1405
3. ÜRärj ausgepeilten Urfunbe SBilljelmS üon SBerg über
bie Verteilung ber fog. „Dbebienjen" am Dome nad) Älter«*
ftufe ber Äapitulare ergiebt, togl. ©djaten Ann. Päd. ed.
Neuhus. IL p. 482) tarn er mit bem {Rate ber ©tabt *ßaber*
born wegen befffn Übergriffe in baS firdjtidje ®ebiet in
flonflift. SBoljl in löbltdjer abfielt, nämlidj um bem über*
mäßigen fiujuS gu fteuern, Ijatte ber {Rat fdjon 1380 eine
83erorbnung erlaffen, baß jebermann, welker megr als ein
(feierliches) ©eelenamt für einen SJerftorbenen abgalten
*) 2Iuf einem um 1820 gemalten DIbilbe ber 2Harrtird&e im SBcfi^c
bei 9Marftirdf)pfarrerö Prälaten Sfculanb wirb ©obeltn ^erfon alö erfier
bem tarnen nod) befannter Pfarrer ber 2Rarttircf)e unter bem %a\)rt 1397
angegeben. SBorauf fid) bie Angabe ftüfct, ift nid&t befanut
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laffe, bafüv an bcn Wat eine SKarf ©über afe abgäbe ju
jaulen l>abe. l ) SSiSljer war e$ nämlich (Sitte gewefen, bei
Seerbigungen Sßoljtyabenber brei ©eelenämter cetebrieren
ju laffen. SSon einem *ßroteft ber geiftlidjen SBef)örbe
gegen biefe Änorbnung ift nidjtS befannt, übrigen« fiel fie
waljrfd&eintidj in bie ©ebiäüafanj jwifcfcen bent lobe be$
gürftbifd&ofs #einrid> III. unb ber ©aijl ©imon IL,
©rafen Don ©ternberg. 35on ben Pfarrern ber ©tabt be»
jeugt ©obelin, bag feiner gewagt l>abe, ftd) bagegen auf*
guleljnen, fcergifjt aber aud) nidjt ju bewerfen, bafj ber
SJerantaffer be$ SBefdjtujfeS tum allen öeradjtet in Sirmut
geftorben fei.
©er $aberborner SRat ging aber in feiner ©inmifdjung
in firdjlidje Angelegenheiten nod) weiter, inbem er unter
bent 15. ©ept. 1405 anorbnete, ba& bie ©eelenämter ftets
am ©onntag ftattfinben foflten. Die« (£bift würbe burdj
bie ©tabtbiener #au$ für $au$ befannt gemalt, ba bie
Pfarrer ber ©tabt fid) fämtlid) weigerten, e$ in ber
5Hrd)e ju promulgieren. @8 liegt auf ber #anb, bafc
biefe Änorbnung ben firdjliefjen SBeftimmungen entfdjieben
juwiber lief. SrftenS ift e$ verboten, an ©onntagen
„fdjwarj ju lefen", jweitenä fyat am ©onntag ber Pfarrer
bie attefcintention für bie ©emeinbe ju machen, fo ba§ er
eine fold>e für einen SSerftorbenen nidjt annehmen fann.
68 ift ein fefjöneS 3 cu 9 n ^ & c $ unerfdjrodenen 2Wute$
unfereS ©obelin, baß er ftdj gegen biefe Oftafjnaijme be$
9?ate$ gur SBe^r fefete, „getrieben Don beut @ifer für ba«
#au8 ©otteS unb oon bem ©treben frommer SBefferung
geleitet", wie er felbft fagt. 2 ) 8Jon ber Äanjel ber (befannt»
lidj auf bem jefcigen Äettenplafce gelegenen, 1787 wegen
angeblicher SBaufäHigfeit abgebrochenen) SHrctye er^ob er
') Cosm. VI, 70. SBager a. a. D. 43 ff.
*) 8für ba# Sotgenbe Cosm. VI, 70.
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gegen bie 3Äaßregel Sßiberfprudf) unb betonte: erftenS fei
biefelbe gegen bie ftreiljeit ber Ätrdfje, jweitenS fei fie
bem fanonifefcen 9ted)te juwiber.
(SS blieb nidjt au$, baß ©obelin wegen biefeä Frei-
mutes in 3Wißl>efligfeiten geriet unb oerbüdfjtigt würbe.
2Wan befcfculbigte iljn, wie er fagt, be« £>od)mute£ unb ber
#abfucfct, ©igenfdjaften, bie, foweit ftd) fein Gljarafterbilb
mit ben üor^anbenen #tttf$mitteln t)crfteHen lägt, i^nt fremb
gewefen fein bürften. 3Äan &erfud&te gegen iljn, oon mV
d>er ©eite, fagt er nidjt btreft, wie gegen einen ÜWajeftätS*
berbredjer üorjugefyen, mancher glaubte, er fei feine« SebenS
nidjt fid&cr, aber trofcbem, fo betont er, fei er, auf feine
ftirtenpfltd&t unb bie SBaljrljeit geftttfet, nidjt jurüdfgewidfjen.
Daß er an ben anbern Pfarrern eine ©tttfee gefunben ober
ein bifdljöflic&eS Singreifen erfolgt fei, fagt (Sobelin nid)t,
fyätte es aber nicfyt unerwähnt gelaffen, wenn es ber 3faD ge*
wefen wäre. Der 9tat blieb l>artnädtig, ©obelin war otyne
SRüdHjalt; mit beweglid&en ©orten f Gilbert er felbft, wie er mit
fid) ju State gegangen fei, was er tljun fotte, unb nad) langer
Überlegung entfd&loß er fid> jum SBerjidfjt auf bie ©teile,
um, wie er jur SBegrfinbung f>erüorl)ebt, „feine ©djafe
nid^t ju SBölfen werben ju laffen". @S fdfjeint barin an*
gebeutet ju fein, baß bie ©emeinbemitglieber in biefer
©ad(je großenteils nid)t hinter tyrem Pfarrer ftanben.
üßit ber ßeit, fügt ©obelin Ui, Ijabe bie |>ifce ber ©e*
müter unb bie S3erfe^rt^eit ber ©Uten unb ©ebräudje ftdf)
burdf) Abolition geänbert; ber ©rlaß war aber, als ©obelin
fein Cosmodromium fd&rieb, alfo etwa gegen 1418, nodf)
in ihraft. Dem «nfd&ein nadf) ift er überhaupt nidjt for*
mcll aufgehoben, aber fdfjließlicfc burdf) SRid&tbead&tung außer
©ebraudf) gefefet.
SBann ©obelin auf bie $farrftelle üerjtc^tet Ijat, ift
nidfct beftimmt anjugeben; JRofenfranj fagt, es fei bereit«
1405 gefeiert; jebod(j ift baS nidfjt wa(>rfdf)einlic&, ba ber
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(grlafc fcC&ft crft Dom 15. (September jene« x ö ^ t e« baticrt
unb aus (StobelinS SBorten beutlidj fjer&or^t, baß er
lange Ijin unb Ijer überlegt fjat, beüor er fidj urüdjog.
Dtefer SluSgang beS ©treiteS entjog i)belin bie
©unft beS SleftuS md)t; triefleidjt Derlic^ bieft tytn jur
©ntfdjäbigung bie *ßfarrftelle an ber 33urgft*eUe ju
©arburg, mit ber er 1409 in einer fürftbifijjftidjen
Urfunbe betraut erfd)eütt. *) SBann er biefe ©tcUuft über*
nommen §at, ift nictyt ermittelt, ttenn aber SBatyertmju*
nehmen fdjeint, 2 ) bafe es fid) hierbei um bie Übertragung
eines einfachen SBeneftciumS geljanbelt fyabe, fo ift baSein
Irrtum. Die große ?lnbreaSftrd)e auf bem SBarburgr
SBurgberge, Don ber jefct nur nod) bie 8xt)\>ta („Äluft')
übrig ift, tjatte nad) Subroig $agemannS ©djrift „Der
ffiarburger SBurgberg", SBarburg 1893, ©. 27 ff., einen
Pfarrer unb trier SJifare, unb ju ü)r gehörte eine anfe^n*
lid&e *ßfarrgemeinbe. Die ©nfünfte ber $ird)e floffen aus
bem 3ef)nten & e * na Ül e te* m Defenberge belegenen, jefct
&erfd)ttmnbenen Dorfes ©il^eim. Unbebeutenb fönnen fte
ni($t gewefen fein, ba gu Anfang beS 17. fta^rljunbert
ftürftbiföof Dtetridj &on ftürftenberg mit ber #älfte biefe«
#eijntenS, tüie $agemann mitteilt, bie Sßfarrftefle Stufen*
brocf botieren fonnte. (Sine ©inefure nrirb bies Amt
baljer tuotyl fd>toerItc& getoefen fein, ttenn fi<^ audj ber
birette JBetoeiS nicfct führen lägt, bag (Sobelin in ffiarburg
wo^aft gewefen ift. #n ber genannten Urfunbe toirb
biefer gugleidj als Ä aplan beS ffileftuS bejeicfcnet, bie
cinjige ffirwä^nung biefer feiner Stellung, toeldje bisher
betannt ift. SBeibe 3hnter fc&einen miteinanber fdjtoer Der*
einbar ju fein, ba bie ©teDung beS bifc§öflid)en ffaplanS
bejfen Slnioefen^eit in ber SWälje beS ©leftuS erforberte,
toemt es fid) mcfct lebiglidj um einen litel ^anbelte. @S
') SBd ©traten, Ann. Päd. II, 496. - *) a. a. D. S. 46.
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ftefjt nichts » SBege, anjunefjmen, bajj (Sobelin Sßerfon
etwa fett JÖ6 tljatfädjlid) als Pfarrer in SBarburg fun*
giert ^at, *t &>ir über eine anbertoeitige geiftlictye fcljätig*
teit fiber^n bis 1409 nidjt ba$ ©eringfte erfahren.
$agemart* SWeinung (a. a. £). ©. 27) (Sobelin fei tvaljr*
fdjeinlic? int 3 a D rc 1409 $nl>aber ber SBarburger $frünbe
gctüorfrn, ift ttt<^t gut faltbar, öielme^r bürfte er fie nur
bis irbaS genannte ftafjr beibehalten tjaben, ba er bann
jumOfficial ernannt mürbe. Auf biefe SBeife erlebigt
ftd&aud) Saaten« Stoetfel, 1 ) ber e$ auffällig ftnbet, bafc
®(öelin in anbern urfunblidben Denfmälem („in aliis
liferarum monumentis") Dfficial genannt werbe. $)a$
fcfetere Amt folgte eben jettlid) beut Sßarburger $farramte
im Qfa^re 1409 ober 1410.
IV. Gobelin* weitere reformatorif4je fltyittgkeit in Pader-
born und ßitööeken bis jnm AbMngbofftreite; (Ernennung
jnm •fftrial.
Der gleftu« SSilfjelm öon JBerg tjatte nadj ber S3öb-
befer (Jljronif be« 3ol>anne$ $robu$ (Ijanbfdjriftltcfc auf
ber SBtbl. beS @d)loffe$ ffirpernburg) angeregt bur$ feinen
#off aplan SBernarb SßluS, befdtfoffen, ba« im ttefften SScr*
falle befmblidje Äanoniffenftift SBöbbefen einer neuen
SBeftimmung entgegenjufü^ren, unb jttmr e$ ben »uguftiner*
Sfjorljerren ju übergeben, tueldbe SßluS auf einer Steife im
Älofter ftrenätnegen (im jefeigen Greife Singen) l>atte fennen
unb adjten lernen. Die Ausführung biefe« SBorl)aben$ fiel
©obelin Sßerfon ju, beffen Energie benn aud> bie nid)t ge*
ringen ©djnrierigfetten übettoanb, bie fid) babei in ben
ffieg fteHten.
£aS Dorn Diafon STOeinolf nmljrfdjetnlidj um 836 ge<
grünbete roeltlidje Damenftift SBöbbefen war nad) längerer
') Ann. Päd. II, 496.
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17
3eit bcr SBlfite aus inncrn unb äugern ©rttnben förmlich
jur 9tuine geworben. Den öernidjtenben ©djlag erhielt
es, als 1370 in einer 3fel>be jwifdjen Slrnolb bon SBrenfen
unb SEBennemar oon Sfürftenberg )u ©aterlappe, ber erftere
mit feinen SKannen in SBöbbefenS Sttauern ^ffa^* f u $ te
unb bort Don SEBennemar belagert würbe. Die tyreS $eimS
beraubten ©tiftsbamen befdjwerten fid) beim bifd^öfXid^en
©tu^Ie, weldjer SEBennemar ju einer Ijoljen ©ntfdjäbigungS*
fumme verurteilte, bie inbeS auf bem Transporte oon ben
Ferren t)on SBrenfen abgefangen unb ntc^t herausgegeben
mürbe, ©ettbem blieb ber SSerbanb ber ©tiftsbamen jtoar
formeQ befielen, aber bie (Smfünfte reichten nic&t aus, baS
©ttft mieberjjerjuftellen ober aud) nur ben SWitgliebern einen
anftftnbigen Unterhalt ju gewähren. Der auf ber fdjon
ermähnten @d)lofjbibliotl>ef ju ©r^ernburg im aWanuffrtyt
befinbltdje erfte SBanb beS JBöbbefer JfoptarS enthält eine
5fteü|e oon Urfunben ber beiben legten Äbtifjtnnen ©o^ia
ton Suren, ber jtoeiten biefeS SflamenS, unb SBalburgtS
oom «Salbe (früher $riorin, feit 1390 äbtifftn), aber fte
betreffen faft ausnahmslos Serfefcungen oon ©runbftüdten,
bte jum großen Seile foäter nidjt nrieber an baS ©tift
!amen. SRur bie Stbtifpn wohnte ju Anfang beS 15. 3fa^r*
fyinberts nod) in einer #tttte im ©tifte, bie übrigen J?ano*
ntffen Ratten anberStoo Unterfunft gefugt.
3fm ftaljre 1408 erhielt ©obelin oon ffiilljelm bon
JBcrg ben Auftrag, bie ©tiftsbamen jum S5erjid)te ju be*
wegen, unb es gelang Ujm, fte am 1. ©eptember biefeS
^afjreS jur Unterfdjrift ber barauf bejüglidjen Urfunbe ju
fceranlaffen. J ) Äußer ber bereits genannten Sbtiffin waren
nod) oor^anben bie Äanoniffen Abele üon $eerfe, Äbetyeib
©djultefen, Äunigunbe Don SBelmebe, Sunigunbe SebbingeS
unb ©Kfabetl) bon #eerfe; SReftor ber JHrdje ju Söbbefen
l ) Äopiar $lx. 375.
LVII. 2.
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18
war Qfoljanne* SReftidf, ?ßlebanu« Oßfarrer) bcr na§e bei
Söbbefen gelegenen uralten ©t. 9ftartin«*Ätrc&e auf bem
flerfberge, bie jum ©tifte gehörte, ^ermann Stytewegge.
©iefer SBerjtdjt fdjeint aber nachträglich ju S^ipifl^^"
geführt ju $aben, wenigftenS beruhigten fid) bie beteiligten
nidjt babei unb fie würbe ba^er oon ©leftuS in einem oon
(Sobelin berfafcten ©djretben 1 ) 1409 auf ftreitag nadj
Kantate nad) SReutjauö gelaben, um ftdj bort wegen ber
©treitfadje auSeinanberjufefcen. $of). JRefticf begeugt, ba§
er oom SleftuS biefen Auftrag erhalten unb i^n noefc am
felben läge in §eerfe (wo er ffuratu« war) ben bort be*
finblidjen ©tiftsbamen Abele bon |>eerfe unb ©lifabetl) Don
$eerfe gegenüber ausgeführt fyabt. 3 um Mtgefefeten
Termin erfdjten niemanb, wofjl {ReftidC ausgenommen, unb
fo verfielen fie, nadj bem SEBortlaute be« SWanbatä ju ur<
teilen, inSgefamt ber ©ffommuntfation. £)b alle ©djweftern
ftdj unterworfen l>aben, wiffen wir nidjt; oon ber Äbtiffm
liegt im ffopiar eine Urfunbe oon 1412 oor, in ber fie unö
als einfädle JPauoniffe in $eerfe entgegentritt. Über ben
SßlebanuS 8tytewegge Dorn Äerfberg Ijat ftdj ©eitere« eben*
fall« nidjt ermitteln laffen; JReftid finben wir bagegen be*
reit* 1409 als ©eltyrtefter in SJöbbefen unb ffaplan beS
erjten bortigen *ßrtorS. 2 )
Über ben troftlofen ^uftanb beS ©tifteS »öbbefen bei
feiner Umwanblung giebt uns ©obelin einen JBeridjt, 8 ) auf
bem aHe fpäteren Darfteffungen tyauptfäcfclid) ju fufjen
fdjeinen. ftnbeS fyat man ®runb ju ber Annahme, bafj
©obelin, ber trofe beS SßiberftanbeS eine« Seiles beS *ßaber*
borner JJapitelS unb namentlich beS Abel* (ber eine SJer*
forgungSanftalt für feine SEödjter ocrlor unb öielfacfc JBe*
ftfcungen beS ©tifteS herausgeben mufcte) bie Umwanblung
burc&fefete, bie färben etwa« biet aufgetragen tyat. Die
*) Cosm. VI, 90. - «) Sopiax «Rr. 529. — 8 ) Cosm. VI, 90.
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t9
JBouKdjfeiten waren nadj feiner Angabe tjotn Srbboben
üerfdjwunben, bie Äirdje war fo verfallen, bafj flc in il>rem
©d)mufe unb Unrat me^r einer §bf)U wilber 5Eiere al$
einem göttlichen 3*™*™ bienenben ®ebäube Äfinlidj fal>.
Huf ben Altären ber Stabilen wucherte ©ejtrfiw wie in
einem JBrudje, bie Äbtifftn wohnte in einer Stouemljfitte
(„tugurio rusticano"). Die nod) übrigen ©tifttbamen
nennt er vagae et pravae vitae mulieres : „umtyerfäweifenbe
(iebertidje grauenSperfonen."
SBaS nun bie JNoftertirdje betrifft, fo erfahren wir
au* verriebenen Quellen, bafc 1406 ber flKettu« auf An*
bringen be$ Domlajritete ben Sßlan fafcte, bie Reliquien
be$ $1. SWtinolf au« biefer in ben Dom nadj *ßaberborn
bringen ju laffen, was fl)m inbeä burd& bie Äfft ber benadj*
boxten 83auernweiber vereitelt würbe, JBeim #erannaljen
ber Deputation, bie Don 40 Weitem begleitet war, polten
btefe Sßciber ben SReliquienfc&ein au& betn ^odjattar be$
Stores unb toerftedten iljn in einem an ben ©fibturm ber
ftird>e angebauten Stade. Die Deputation mußte fidj nx\*
t>errid)teter ©a$e gurfidbegeben, bie Reliquien würben,
wie ein im SBeftfce be* Direftord be« *ßaberborner Älter*
tumSüereinS Dr. SÄertenS befinblidjeS 2Äanuftrtyt be«
befannten «uguftiner* ftobotuä STOattenllobt (um 1680)
nadj „SWbbeter $anbf d>riften M berietet, gunäd^ft nadj ber
SBeweteburg gebraut unb oon bort fpätcr in bie Äirdjen*
rutne jurfldgeffifjrt
Die grauen tonnten alfo in bie &trd>e einbringen,
ob mit ober oljne ©djlfiffel, wirb mdjt gefagt; ebenfo ift
nid)t Aar, in weiter SBeife fte fi$ be« ©greine« be*
mädjtigten. Sfber immerhin Ijatte man bie {Reliquien bisher
bort gelaffen unb tonnte audj foäter baju übergeben, fte
borten jurüdjubringen. ÜRan tann alfo fdjwer annehmen,
bafc flc allen Unbilben ber SBitterung auägefefet waren, an*
fdjeinenb war wenigjtens ba* Qtyor no$ in leiblichem 3u*
2*
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20
ftanbe. &I8 bie Äuguftiner eintrafen, ridjteten fte juerft
nid&t bie S?lofterfird&c ein, fonbern bic ebenfalls ruinent)afte
Äird&e auf bem $erf berge; bafür aber giebt ber Umftanb
Jjmretcijenbe CErflärung, ba§ bie JHofterfirdfje nadf) bem
ernannten SBcrid^te 3Rattenflobt« unter bem %t\t er bitte
ftanb, alfo bort lein ©otteSbienft gehalten merbcn burfte.
Da« ftnterbift ermähnt aud) ber ßeitgenoffe (Sobelin« ftol).
*ßrobu« in feiner bereit« namhaft gemalten Sljrontf
5BI. IV. 2. Übrigen« geljt audf) au« ber Art unb Sßeife,
mie bie Äuguftincr fiel) bei iljrer Wnfunft bie ©ebäube nufe»
bar mad&ten, Ijeröor, ba§ ba& Gljor ber Äird&e nod& öer*
menbbar mar.
Ob (Sobelin« Hu«brudf „vagae et pravae vitae
mulieres a im fd)ärfften XBortftnne ju nehmen ift, bürfte
fraglich erfd&einen. ^unädjft W & ic Äbtifftn Sßalburgi«
Dom ffialbe bie ganje 3eit in ber ärmlid&en #tttte gemofjnt
unb treue SBadjt am #eiltgtume gehalten; fpäter jog fte
ftdf> al« einfache ©ttft«bame nad| $eerfe aurfidf, mo aud}
smet iljrer ©enofftnnen Unterfunft fanben. $n #eerfe mar
aber mar bie Qufy ftrenge, „pravae vitae mulieres"
Ratten bort feinen ©inlafc erhalten. 85on ben übrigen
öicr ©ttft«bamen erfahren mir freiließ nid)t«, aber man
foCTtc meinen, menu iljnen (Ehrenrührige« nadjjumetfen ge*
mefen märe, tjätte itjr Änfprudf) auf Sßenfton fdf)merltd|)
SBerficfftdjttgung gefunben. Hu<J} fü^rt ©obelin nid&t bie
geringften ©iujcl^eiten an, bie er ben ©d^meftern jum 3Sor»
murf machen möchte. 2Bir §aben fcfyon bemerft, bag Sobelin
feinem Stjarafter entfpredjenb §erbe in feinem Urteil ge*
mefen fein bürfte; f)ter fommt ^inju, bafj iljm baran lag,
unter aßen Umftäuben bie JJanoniffen gu entfernen, ba er
f\ä), unb gmetfello« mit {Red&t, fagte, bag nadf) Sage ber
Dinge an eine neue SBIüte be« ©tifte« nid)t ju benfen mar,
hingegen aber Don ben Huguftinern eine fegen«reid)e 2^)ätig*
feit für eine gefunbe Deformation ermartet merben burfte.
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21
Die ÄugufHner in SBöbbefen Ratten anfangs mit ntd&t ge*
ringen ©djmtertgfeiten ju fämpfen, balb aber entfaltete baö
neue $t loftcr eine erfreulidje SBlfite unb mürbe lange ein #ort
ftrd)lidjen ßebenS unb fir^lid^er 3 uc §t-
(5$ muj; Ijier no<^ furj bie befanntlid) umftrittene
grage befprod&en werben, ob unb feit mann ©obelin *ßerfon
Official ber Sßaberborner Äurie, alfo nad) bamaligem
©ortfinne im allgemeinen ba$ gemefen fei, ma« jefct mit
©eueralöifar bejeidjnet mirb. $n bamaliger 3eit mar es
nidjt feiten, ba§ in berfelben Diöcefe meljr als ein Official
mit befonberö umgrenjten ÄmtSbefugniffen tljätig mar; es
mürbe ba^er ntd&t bireft gegen baS Dfftcialat ©obeltnö
fpred>en, menn gleichzeitig mit iljm ein anberer als folget
bejeid^net mürbe. $)a$ ift audj jur Qdt *> cr ©irren
jttrifd>en ©tlljelm öon SBerg unb bem Domfapitel furj öor
ber Kbbanfung beS (EleftuS t^atfäd^Iid^ auf furje 3eit ber
2ratt gemefen, aber babei Ijanbelte es ftd> um einen au$*
brüdflid) al$ Official „in pontificalibus" bejeidjneten
©eifilid&en. gür ©obelin« Dfftcialat aber ftnb foöiele
^eugniffe öorl)anben, ba& SBeffen« ,3meifel 3 ) <&* unhaltbar
ju betrauten finb. 3unäd&ft nennen bie fämtlid&ett Drudte
twn ©obelin SßerfonS ©Triften iljn auf ben Titelblättern
übereinftimmenb Official, fobann unterjeid&net er ftdj in
einer in ©iganb« Hrd&to III, 2 ©. 188 abgebrühten f)tn*
fidtflidj tyrer Scheit unDerbäd^tigen Urfunbe über baS
Officium in ffitteln öem December 1410 felbft als „officialis
curiae Paderbornensis". ©ritten« pnbet ftd) in ber auf
ber ©d}lofjbibliort)ef in ffirpernburg tyanbfdjriftlid) aufbe*
ma^rten 2Wbbefer S^roni! be8 ^ermann #ofepl) JBrüftfen,
©aceflan in JBfiren, öom Qfa^re 1739 baS SBerjeidjniS
ber Sßrofeffen be$ ÄlofterS JBöbbeten öon feiner SBeftebe*
Iung burdf) bie «uguftiner an, meldjeS augenfd^einlid^ auf
l ) ©cfe$. b. ». ?ob. I, 290, Hmtt. 2,
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22
autljentifdfjen Äufaetd&nungen beruht unb bort ift ©. 135
beS SWffpt. eingetragen: „Gobelinus Persoen, quondam
officialis Paderb. Decanus Bilveld. resignatis präbendis
hie professus moritur 1425". a ) (#ier erfahren mar ju*
gleich nidfot nur baS bisher jtoetfetyafte $obe$jal)r ©obelinS
fonbern aud) bie httereffante SEljatfad^e, baß er nod& in beit
lefcten 2eben$jat)ren Sßrofeß abgelegt tyat unb al« Äugu*
fttnermönd) geftorben ift.)
SBann ift Sßerfon Df final geworben? Qn ^ cr ^ r *
funbe über bie SReftgnation ber SBöbbefer legten tbtifftn
t)om 1. ©ept. 1408 erfd&eint nod» „Gerhardus Officialis"
al$ 3euge; 2 ) in ber Urfunbe Dom 10. UM 1409, in melier
bie ©Efornmunifation über bie „f>al$ftarrtgen" ©tiftsbamen
auSgefprocijeu toirb, treffen hrir ebenfalls „Gerhardus
Schuddecromen" als Official, unb Sßerfon erfctyeint barin
als „Dominus Gobelinus" auf beffen SRequifition bie
beugen gelaben fein. 8 ) SBeffen Ijat fomit ganj SRedjt, menn
er fagt, baß SBöbbefer Urfunben üon 1409 öor ben Un*
ru^en toegen ÄbbingtyofeS ©erwarb ©d&ubbecromen als Offi*
cial aufführen, unb (Sobelin muß in ber 3eit na $ ^ em
10. 2ßai 1409 unb öor bem S)ecember 1410 Official ge*
toorben fein. SBatyer meint, au« bem Umftanbe, baß
Sobelin 1409 bei ber Umuanblung beS SflofterS JBöbbefeu
bie SfonaefftonSurfunbe an ben «uguftiner*$rior abgefaßt
t)abe, auf eine amtlid&e Stellung beS SBerfafferS fd<eßen
ju muffen, eine Änftdjt, bie faum faltbar erfd&eint.
V. (Sobelin* Krformwrfudje im Älofler aMtm^of.
Äurj nad^bem ber *ßlan ber JReorganifation SBöbbefenS
in« fflert gefefct mürbe, faßte SBiQelm öon Serg ben @nt*
l ) %iblioti)didd)tn 95. — •) ßopiar 9lr. 375. — 8 ) Äopiar
3fa. 527,
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23
fdjlujj, bcn in bcr JBenebtftinerabtet Äbbingf)of etngeriffenen
SWt&fiänben ju fteuern. <E« unterliegt wotyl faum einem
3weifel, ba& ©obelin Sßerfon aud> hierbei ba« treibenbe
(Element war; n>ic er audj wttJjrenb be« ganjen Verlaufe«
ber Angelegenheit im SBorbergrunbe fteljt. Da un$ bcr
genaue ^eityunft ber (Ernennung Sobelin« jum Dfficial
nid&t betannt tft, lägt ftdj nid>t fagen, ob er fdfron ju «n*
fang ber Äbbingfjofer {Reformöerfucfce mit biefer XBürbe
befleibet mar; aber ba er im Gosmodromium ftetö &on
bem „Dfpcial 11 ftmdfjt, womit er ftdfr nur felber meinen
tann, barf man mit aller 2Batyrfdf)einlid|)feit annehmen, ba&
feine (Ernennung mit bem beginn be« Sftbtngtyofftreite«
jeitlicfc jtemlidf) aufammenfäHt.
Den äufceren Stnlag jum (Eingreifen gaben bem
(Eleftu«, bejw. Sobelin $erfon, ©treitigfeiten jwifd&en bem
Slbte unb bem Sßrior wegen ber Verteilung ber (Einfünfte
be« Älofter«, wobei ber Sßrior au« bem Älofter fjatte
weisen muffen, ber ftdf) nun flagenb an bie bifcfcöflid&e
JBe^örbe wanbte. Die grage ber (Einfünfte l>atte in Ab*
bing^of fd&on oielfadf) ju ßwiftigfeiten geführt. Äurj nad&
ber SRitte be« 14. Qaljr^unbert« unter bem Äbte Qo^anueö
«tylwer (1357—1362) war im Älofter unter aWi&ad&tnng
ber Orben«regel befdjloffen worben, bie (Einfünfte fo ju
teilen, bafc ber Vbt ein Drittel, ber *ßrior unb bie übrigen
Älofter*3;nfaffen bie beiben anbem Drittel erhalten fottten.
Dtefe Änorbnung war ju einer Quelle ftänbigen ©treite«
geworben unb führte jur Sodterung ber gefamten Älofter*
judjt. Sobelin« Abfielt ging augeufd&emltdf) bafjin, junäd^ft
biefem SJÄifcbraud&e ju fteuem unb bann jugleidf) bie übrigen
SWigftänbe abjuflellen, weld&e ftdf) in ben legten ^faljrjeljnten
eingeniftet Ratten. Sobelin ffiljrt un« biefe im Cosmo-
dromium einjeln öor unb erwähnt befonber« bie 33ernad()*
läffigung ber geiftlid&en Übungen. Da« Älofter war fetyr
retdj geworben, e« befafc runb 200 größere unb Heinere
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24
J£)öfc unb ©üter. Söenn baöon audj manche in ftolge bcr
Verheerungen burdj bie ftänbigen fjc^ben unb Kriege ntd)t
Diel ober garntdjts einbrachten, maren bie CEinfünfte bod)
fo gro§, bafj bev &bt einen ffirftlicfyen #auSljalt führen
fonnte, maS aQerbtngS nid&t f)inberte, bafj er ben *ßä$tern
oft genug mit feinem ©efolge jur Saft lag. aftit ber
Üppigfeit uertrug ftd^ bie ftrenge JDrbenSregel feljr fd)led)t
unb fo lann man (Sobelin gern glauben, bafj ber geift*
lid>e Sifer feljr ju münfdfjen übrig lieg.
Äu&erbem ermähnt Sobelin ©d)äben in ftttltdjer 33e*
jiefyung. @r f)ebt t^erüor, ba& eine ftrauenSperfon, über
beren Qualität er fidf) ntd>t näljer auflägt, innerhalb ber
JHoftermauern motzte, maS nadj ber JDrbenSregel, meldje
Älaufur öorfd>reibt, burdfjauS unjuläfftg mar. Sftadf) allem,
maS mir aus ber ®efd()id)te Slbbtng^ofS miffen, bürfte
biefer aWtgftanb jtemltd) jungen Datums gemefen fein.
%xn ftaljre 1362 mürbe jum 2Lbt gemäht Äonrab oon
Ätlenfyufen, ein burd&auS mürbtger, ernfter 2Wann, über
ben aud) ntdjt bas ©eringfte ^)crabfefeenbc befannt ift.
SBte un3 fein fpäterer Üflad&f olger 23runo OfabrittuS 1 ) aus
ben 9(bbingt)ofer Ärd^ioen berietet, bellagte er tief bie
©emalttfyaten, meldte gegen bie SMöfter uerübt mürben;
grabrtttuS fd^reibt il>m angeborene SBetS^eit ju, unb üon
feinem ©ifer für bas §auS ©otteS legt bie Xfyatfad&e
3eugniS ab, baß unter üjm nid)t meniger als fieben Altäre
in ber alte^rmürbigen Älofterfirdje fonfefriert mürben. 3ludj
mürbe mä^renb feiner {Regierung bas ntm $ofpij meftlid)
oom Slofter cingemeüjt.
@r regierte bas Softer bis 1407; nad) if)tn fam
#etnrid) III., in beffen 3 e ^ bzv S^ift mit bcm Cleftu«
*) „De vitis Abbatum Monas terii, quod Paderbornae Sanctorum
Petri et Pauli vulgo Abdinchhof nuneupatur 8 ; SRanuffript im Sefifce
M SUtcrtumö9ereinö ju SPaberborn.
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ffitnjeltn *on 33erg fällt, brutto ftabritiuS l)ütet ftd&, ein
©ort bes ßobes über biefen feinen 33orgänger in ber Äbt*
mürbe nteberjufdjreiben, mäljrenb SfBil^cIm wn SBerg Don
iljm bie Änerfennung erhält, baß er 14 ftaljre lang bem
2K$tume „mdjt otjne SRuIjm" oorgeftanben l)abe.
Die eigentlichen ©dfjäben, abgefefjen öon ber ©üter>
teilung, bürfen mir alfo, fomeit uns bie Quellen HuSfunft
geben, mot)l als nidjt gerabe alt unb als mefentlid) mit
ber *ßerfon beS ÄbteS #einrtd} III. fcerfnüpft anfel)en,
moffir au$ ber Umftanb fprid&t, baß XBityelm oon 33erg,
bejro. ©obelin $erfon, ftd^ erft 1409 jum ©ingreifen üer*
anlagt fal).
gür bie ®efd)idf)te beS BbbtngljofftreiteS finb wir
fojufagen auSfdjließlidi) auf ©obelinS Darftetlung im
Gosmodromium angemiefen; aud) ©dfjaten, Ann. Päd. II,
497 ff., ift iljm in feiner Ausführung öoDftänbig gefolgt.
SBenn mir and) bei Sobelin baS befte Streben nadj
Dbjefttoität annehmen, fo bürfen mir uns nid&t üerlje^len,
baß er uodf) met)r mic bei ber 93öbbefer ^rage als Partei
fdjretbt unb feine Neigung jur ©d&marjfeljerei mit in
Sered^nung gejogen merben muß.
3m Oftober 1409 fagte ber @leftuS eine SJifttation
bes ÄlofterS an unb erfd)ten mit ®efolge, in meinem fidf)
©obelin *ßerfon, fomie audf) ber neue *ßrior Don SJöbbefeu,
3ol). 2Bael, befanben, jur feftgefefeten Qtit. Der Äbt
fyatte ftd> öuf biefen Sefud^ in feiner SBeife uorbereitet; er
Ijatte nid&t bloß ben größten STcil beS 6tabtfleruS hinter
ftd>, fonbern aud) bie SBttrgermeifter unb ben 8?at ber
©tabt nebft fielen Sßatriciern. SBeibe SBfirgermetfter, ber
©iabtrat unb angefeljene Sfirger maren, als ber Surft*
bifd&of eintraf, im ffapitelfaale nebft bem Wbt unb ben
SWöndjen, bie größtenteils auf ber ©eite beS ÄbteS ge*
ftanben ju Ijaben fd&einen, uerfammelt. Der SleftuS for*
berte bie nidf)t jum Älofter gefyörenben Änmefenben auf,
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26
ficfc ju entfernen, erhielt ober jur Antwort, man »erbe
ftd) nur nadj ben ©eifungen be$ Äbte« rieten. Die
SHfttation mürbe batnit oereitelt, SMtyelm toon SBerg jog
ftd> mit feiner Umgebung jurücf unb beringte fofort über
ben %bt unb bie miberfpenftigen 2Bönd>e bie (Ejfommum*
tation unb jugleid) über bie ©tabt unb bie Orte, in benen
fi$ ber Stbt ober bie ejfommuntjierten 2Rönd>e aufhalten
foflten, ba* Qnterbifi. ©er Sßaberborner ÄleruS beamtete
bie fanomföe ÜWafcregel; fteben ÜWonate lang fjörte in ber
©tabt ber öffentliche ®otte3bienft auf. S)iefe ÜWafcregel
traf ba* Älofter ferner unb ber 8bt legte burd> Cermitt*
lung bes $)omfapitel$, meiere« offenbar mit bem (EleftuS
unb (Sobelin, feiner rechten #anb, auf gefpanntem Qfufce
ftanb, Berufung an ben päpjtltdjen ©tuljl ein. Sei biefer
Gelegenheit mürbe bie 3frage jum Auftrag gebraut, meldjer
t)on ben beiben $äpften toom Jfapitel anertannt merben
foDte: ber oben ermähnte «lejanber V. ober *ßeter oon
Suna, ber ©egenpapft. ÜÄan entfcfcteb ftd) für ben erfteren,
an tyn ging alfo bie JBefd&merbe. SWcfct oljne (Erfolg:
Wejanber V. §ob 1410 lurj oor feinem lobe baS $nter*
bift auf, morauf bie gotte$bienfHtdjen Qfunftionen oom
©tabtfleruS mieber aufgenommen mürben. Gobelin be*
Rauptet, bie Aufhebung fei burd> JBeftedjung beim $apfte
erfd)ltd>eu morben, ein meitere* 3 cu 9 n ^ bafür ift nidjt
borf>anben.
©et ber allgemeinen Stimmung in ber ©tabt, mo
man mafjrfdjeinlid) aud& fürdjtete, bajj «bbing^of ben
ftrengen ttuguftinern überliefert merben foOte, tann man
leidet beuten, ba| 8Bül)elm uon SBerg feine Stellung burefc
bad ©orgeljen gegen ba$ Älojter nid)t befferte, jumal man
e* ü>m mit töedjt verargte, bajj er nodj} immer jögerte,
ft$ bie ftrdjlidjen {Beiden erteilen ju laffen; ber flarfte
JBemei* bafür ift, bafc er bie SBürgerfäaf* bei feinem
Dtjeiro, bem Äaifer {Ruprecht, megen ©iberfpenftigfeit Der*
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27
ftagte, n>elc&e$ SJerfaljren infolge be$ nod> im ftaljre 1410
erfolgenbeu £obe$ beS lefcteren nic&t jum ÄuStrag ge*
langte.
Sei ber ?ßapftmaljl würbe Äarbinal SBaltfjafar Don
Eoffa auf ben rihntfdjen ©tuljl erhoben, ber ben SWamen
gotyann XXIII. annahm. ÜDer ©leftus fanbte feinen Offi*
cial ©obeltn Sßerfon jur Krönung beS neuen SßapfteS nad)
Mom, ber furj na# beffen am 10. UM 1410 erfolgten
^nttjronifation bei Ujm eine «ubienj fyattt unb i^m ein
felbjtoerfagte* latetnifdjeä @ebid>t ju (gfjren ber #eim*
fud>ung SRartä überreifen burfte, üon bem ©obelin nur
bie $nfang$tt>orte: „Tecum prineipium" mitteilt. 1 ) Ski
ben fonftigen groben, bie nur Don feinen poetifdjeu
Stiftungen au$ feinen ©Triften überliefert erhalten Ijaben,
bürfte bie fiitteraturgefdjidjte biefen ©djaben leidet tragen
tonnen. @S ift nid)t umoa$rf4feinlid), bafc bei biefem %\u
laffe bem SJertreter beS Sßaberborner f^ürftbtfd^ofd öon
©eiten beS SßapfteS eine «uSjeidjnung »erliefen morben
ift, unb toenn Sdjaten 2 ) fagt, baß er ©obelin Sßerfon „in
aliis literarum documentis a als Procurator Camerae
Äpostolicae benannt gefunben Ijabe, fo tann man leidjt
ju ber Annahme fommen, bafe bie Ernennung bamals
erfolgt ift. ©obelin felbft erioä^nt bat>on nid>ts, aber ba
er feine (Ernennung jjum Official nid)t einmal mitteilt
fann man biefe ÄuSlaffung nidjt gerabe uertuunberlid)
finben. 1)er Slang eines Procurator Camerae Äpostolicae
ftanb jubetn im beften ©inHang ju feiner gefamten ©tel*
Iung im ^Saberbomer 33iStum. Die Camera Apostolica
Ijatte in erfter Sinie mit ben päpftlidjen ^inanjen ju tljun,
au&erbem mar fie föidjteriu in CernmltungSfadjeh unb in
») Cosro. VI, 90. — *) Ann. Päd. II, 496. SMefe «emerfung
fann ftd) föwerlidj barauf fcegieljeit, bafj ©obtlin Cosm. VI, 78 erwähnt,
bafe er 1385 »de familia Camerae Äpostolicae" gnoefen fei.
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28
(Streitigfeiten bcr Äurialen. Somit wohnte jenem föange,
wenn er audf) nur als £itel üerliet)en war, ber ©runb*
cfyarafter einer rid&terlid)en SSoßmad^t inne, unb für ben
Offtctal, ben SSorfte^er be« geiftltdjen ®erid|)teS, war eine
fold^e ÄuSäeidjnung {ebenfalls eine angemeffene.
Xrofc bcS erften mißlungenen SScrfud^cö, in Stbbtngtjof
eine SReform burdfouffiliren, ließ ber ffileftuS nid&t öom
83erfudf)e ab, bie Älofterjud^t wieberljerjuftellen. (Er Der*
langte breierlei: 1) Unterlaffung ber ftmoniftifcijen Auf*
nannte üon DrbeuSbrttbern, 2) Entfernung ber bereite er»
wäljnten 3frauenSperfon aus bem Sereid&e ber Stlofter*
mauern, 3) ©ieberaufnaljme ber geiftlidjen Übungen in ber
alten ftorm. *) 9tod& ju Sebjeiten feine« DljetmS, bes #ai*
ferd 9?upredf)t, Ijatte er ftd^ an biefen um ^ufenbung eine«
auswärtigen SBenebtf tinerS jur fflieber^erfteüung ber Älofter*
jud)t gewenbet, unb auf beffen SJeranlaffurtg erfd&ien aud)
ein greifer *ßater aus einem Jflofter ber 1)iöcefe Ctdjftätt,
welker 60 Xage lang beim Dfftciaf, alfo (Sobelin Sßerfon,
©oljnung natym. Aber äße JBemü^ungen biefeS 3Rönd&eS
waren öergebenS; niemanb au« bem Jflofter ober t>om
Dom* unb ©tabtfleruS fttmmerte ftdf) um i§u, audf) bie
3)roljung beS ©leftuS mit (Einferferung ber wiberfpenfttgen
DrbenSleute Ijatte feinen (Erfolg unb jur S3erwirflidjung
ber Drohung wagte SSMlljelm öon 33erg augenfd&emlid)
nid&t ju fdfjreiten. 35er frembe Wönä) mußte unöer*
ridf) teter Dinge abjieljeu; mittlerweile aber entlub fidf) nad)
®obelinS eigener Darfteflung ber gange ®rolI ber 2lbbing*
fjofer gegen ben Offtctal, ben man, unb woljl nid&t mit
Unrecht, für ben Urheber aller Unannefjmlicijfeiten §ielt.
(Er würbe öffentlich befd^impft, man mad&te nadj feiner
Angabe fogar ben SJerfudfj, fyn ju vergiften, unb gwar
foC am 17. ÜÄärj 1411 ein üflönd) öon «bbingljof, ber
! ) 5ür ba* golgenbe Cosm. VI, 92.
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29
mit mehreren Älerifern unb Saien ©obelin in feiner
SJoljuung befud&t Ijatte, ifjm ein rötliche« ©tftpuloer in bie
©peifen gettjan fjaben, wa$ aber nodf) red&tjeitig betnerft
worben fei. üWit wie Dielen trügerifdjen Angaben bie
2Röndje unb iljre ©önner iljr treiben cntfd&ulbigten, unb
wie oft fi* bei ü>ren föänfen ertappt worben feien, will
Sobelin nidjt fd&ilbern, nidjt wegen ber SBfirbe ber $er*
fönlidjfeiten, fonbern wegen ber SEBürbc beS Orte«.
$)aft S33ilf)elm Don SBerg mit bem $lane umging, ben
Äbt Jpetnridj abjufefcen unb einem nicfyt nä^er befannten
JBil^elm öon Driburg biefe 8Bürbe ju übertragen, be*
jeugt, wie fd&on öorljer ermähnt, ©ietridi) Don <£ngel$*
jjeljm. *) Diefer ffiityelm bürfte inbeS eine nid&t unwürbige
*ßerfönlidf)feit gewefen fein, ba er um bie 3eit, als Dietridf)
üon ©ngel«l)el)m fd&rieb (ca. 1440) nadf) beffen SWttteilung
ju ber abtmürbe gelangt war, unb jwar in ^elmar^aufen.
$ätte biefer ©d&riftfteCer, ber ifjn fd<d&t als „reverendus
dominus" bejeid&net, gegen ityn etwa« 9iad|teilige$ toor<
bringen fönnen, würbe er ntd)t öerfef)lt Ijaben, es an ber
betreffenben ©teile ju tljun. 3Wit biefer fflarftellung ift
audf) bie SSermutung föofenfran}' 2 ) abgetan, bafc XBil^elm
üon ^Driburg ütoa ber Don ©obelin nidjt mit Kamen ge*
nannte Dfftcial fein fönne.
©treft fyattt ber ©IeftuS, ober nötiger ©obelin $erfon,
in Äbbing^of nid&ts erretdfjt, aber immerhin bürfte baS
SSorge^en bod> einen nid)t unbebeutenben moralifd&en erfolg
erjielt Ijaben, infoweit, baß bie oorljanbenen ©df)äben nid&t
erljeblidf) weiter fragen. SWan barf ba« wot)l barauS
f fließen, bafc im %df)xt 1418 bei ber in ffonftanj be*
fd&loffenen ©enerafoifttation ber 83enebtfttner*S?löfter ber
SKainjer Äird^enproöinj es *wei $ifttatoren aus Elugnty
o^ne SBiberftanb gelang, fowofyl bie ©emeinfamfeit ber
') Hb. diss. p. 31. - «) a. a. D. @. 16.
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30
©fiter ttriebcrf)crjufteHen als hie Strenge ber alten DrbenS*
reget wiebereinäuf filmen. *)
VI. Verlegung ftee »fltcialatö Rad) fitelefelft. (Sobelin als
Stator Us tiietnms Paderborn ttttb alß Demant ju fltele-
feli. Seine legten fcage.
Sftadj ben ©treitigfeiten wn 1411 mar baS SBcrljältniS
beS (EleftuS ju ber ©firgerfd&aft, bem Kapitel unb bem
Wbel immer unleiblictyer geworben, ©il^elm Don 93erg
würbe burd) beftflnbige gfeljben öotljtänbig in Änfprudj ge*
nommen, er fam nid^t baju, ftd) bie SBei^en erteilen ju
laffen, ber felbftbewufcte Oeift regte fid) in ber SBfirger*
fdjaft meljr unb meljr, babei würbe ber (SleftuS, wenn
©tetrid) oon (Engelsljetjm ju glauben ift, 2 ) immer l>errifd>er,
fo lata e* fd^Cteglid^ jum offenen UrtegSjuftanbe jwifd&en
gürftbifdiof unb ©firgerfd>aft, bei bem baS &apitel auf
bie @eite ber (Segnet SßtlljelmS trat. ©S ift Ijier nid|t
ber Sßlafc, biefe SBerwicftungen im ffiinjelnen barjulegen,
jumal (Sobelin $erfon tynen ferngeftanben ^aben bürfte.
©owoljl mit 9?fi<fftd)t auf bie ©idjerfjeit feiner $erfon,
weldje er öon öerfdjtebenen ©eiten bebroljt glaubte, als
ber ftreiljeit ber SRedjtfpredfoung beS geiftlidjen ®erid)tes
falber wußte er ben (EleftuS ju öeranlaffen, furj nad> bem
«bbingtyofftrette ba* Dfftcialat nad) SBielefelb ju *>er=
legen, wo atfo aud> ©obelin fortan feinen SBof)nftfc naljm.
Das ffapitcl l>atte injwifdjen feine Stellung ju 9Bil*
f)elm oon S9erg fo öerfdjärft, baß es an bie 2Baf)l eines
anbern SBifdjofS ober ÄbminiftratorS backte, woju eine 93e*
redjtigung an ftd) ntdjt beftritten werben fonnte, ba bie
grijt, weldje bem (EleftuS jum empfange ber ffiei^en ge*
') SRäljere« Bei ©re&e, ©efdj. t>. §ibbing^of ©. 96.
«) lib. diss. p. 31.
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31
[teilt mar, iljr ffinbe erreicht fjatte. Xrofc aller ©egner*
fdjaft blieb aber ffiilljelm Don ®erg ftegreic^ unb et mar
nafp baran, ber unbeftrtttene Gebieter ju werben, al* Srj*
btfdjof ftrtebrid) Don Äöln 1414 bie otogen fc^Iog. (g*
fam jur 3)oppeftoat|l; ber eine Xeil beö ßapttel« entflieh
ftd> für unfern ffleftu*, ber anbere für Dietrid) Don 9Rör$.
SJeibe rüfteten, um baS erjbistum fidj mit ©ewalt ber
SBaffen ju fidjern; als aber 8BiI^dm Don SBerg in ben
Srieg 30g unb einen Dfßcial in pontiftealibus (ber Dom
Dfftcial in ber fturisbiftion wo^I ju unterfdjeiben ift),
einen ©enerafoifar unb einen weltlidjen ©emmlter be$
©dtfoffeS SKeuljau* ernannte, ertannte baS flapitel biefe
Ernennungen nidjt an, fonbern befteßte anbere unb ent*
banb SBafallen unb Untertanen Don ber <ßflid)t ber £reue.
$apji fto^ann XXIIL, ber Dom Äonftanjer Äonjil püd&tete,
empfing in gfreiburg im JBretSgau bie ©efanbten beS
SapittU unb übergab auf beffen Jfofudjen bie SMöcefe
Sßaberborn bem Dichid) Don 3J?örö, ben er als (Erjbifdjof
Don Äöln anerfannte, jur Stbmuiijkation. Da» n>ar im
Suguft 1414, ba aber Qo^ann XXIIL fdjon im Sttai Dom
Äonjil für abgefefct ertlärt mar, lägt ftd) über bte fano*
ntföe ©filtigfeit biefer Sfaorbnungen ftreiten, ftnbe* $at
biefe gfrage in ftolge ber Creigniffe feine fad&ttdje ©ebeu*
tung gehabt; e$ fam nämlidj ju einem frieblidjen SJergleidje
jttrifdjen ben beiben gürften. SBiUjehn Don JBerg Der*
jid^tete auf ba« JBtätum Sßaberborn ju ©unjten Dietrichs
oon 2ßörS unb erhielt beffen SWdjte 9 betreib, Softer
be« ©rafen Don SIecflenburg, jur ©emaf)ltn. Die §od)jeit
mürbe im gebruar 1415 ju Arnsberg mit großem ©lanje
gefeiert; SBityefot Don S5erg jog ftdj bann auf feine ©fiter
im 9taDen$bergtfd)en jurücf, too er nadi) wenigen Qfaljren
unter £tnterlaffung eine» ©ofyte* ftarb. (Er ttrie feine
©emaljlin ftnb in ber SReuftäbter (SÄarien*) Äirdje ju
Sielefelb begraben*
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ffiityrenb biefer SBorgttnge haltete ©obelin in SBiele*
fclb feine« Amte«, uon ben Ereigniffen nidfjt bireft berührt,
unb baß ber neue Hbmmiftrator i^n feine« ganjen 33er*
trauen« würbigte, lägt ftd) au« ben bürftigen SWad&ridjten,
bie un« ju ©ebote fteljen, unbebingt fd<eßen. Da« DffU
cialat blieb in SBielefelb; e« wirb jwar nid)t au«brttdflid)
erwähnt, baß ©obelin Don Dietridfc Don ÜWör« in ber ®tel*
lung al« Dfftcial beftätigt fei, aber audj ba« ©egenteil
wirb nic^t überliefert, fo baß wir woljl mit aller SBaljr*
fdjeinlid&fett annehmen bürfen, ba% er ba« Amt audf)
weiterhin t>erfel>en Ijabe, (Sin Qtityn befonberer SBert*
fdf)äfcung ift e« ferner, baß ber Äbmiuiftrator U)n jum
Demanten be« ÄoKegiatftifte« an ber SWeuftäbter ffirdje
ju ©ielefelb ernannte, unb ein JBewei« Ijoljen Vertrauen«,
baß tl>m Don bemfelben Sfbmtniftrator unter bem 11. fte*
bruar 1416 ber Stuftrag würbe, al« bifd&öflid&er SSifi*
tator bie flirren judjt in ber Diöcefe Sßaberborn ijerju*
fteflen. ©er reformatortfdje ©eift, welker tyn Don Qfugenb
an befeette, fjatte alfo aud& im Älter bei ©obelin nid^t
nadjgelaffen, unb fid^erli^ war e« für ben ernften unb
raftlofen üftann bie fd&önfte ffrönung feine« £eben«werfe«,
baß er ©elegenljeit Ijatte, für bie fird&lidje Drbnung, ber
er fein ganje« Seben geweift, im ganjen 58i«tum tljätig
fein unb ben 9?eft feiner Gräfte opfern ju fönnen. SBel*
d&en Erfolg (Sobelin hierbei f)atte, erjagen un« teine
Überlieferungen, aber baß er tljat, toa» an iljm war, bafür
bürgt un« feine ganje 5ßerf8nlid^feit. Die friegerifdfjen
Seitläufe, welche folgten, waren einem folgen ©treben
feljr ungttnftig, fo baß wofyl faum baran ju jweifeln ift,
baß (Sobelin *ßerfon manche Hoffnung junidjte werben
fa$. E« fam f)inju, baß ber «u«gang be« Äonjtl« Don
Äonftanj nidjt feinen Erwartungen entfpradf), inbem e«
jwar bem päpftlidjen ©d)i«ma ein Enbe machte, aber bie
innere Erneuerung ber JHrd&e ntdjt in bem Umfange l>er«
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ffcnte, wie (Sobelin e« gewünfd&t unb erwartet fjatte.
liefern 9Ktfjmute giebt er am ©bluffe feine« Cosmo-
dromium f Warfen ÄuSbrudf unb legte bann am 1. Qfuni
1418 bie fjeber al« Sljronift fetner Qtit nieber.
DB bie SJürbe be« alter« ober ein anberer ©runb i§n
bewogen fytt, ift nid&t überliefert, aber balb nad$er ber*
giftete er auf feine #mter, öerfügte tm Januar 1421
lefctwtflig über feine unbebeutenbe Jpabe unb jog ftd> in bie
©d&öpfung jurüdf, weldfje iljm in feinem ganjen £agewerfe
allein jur JBefriebigung gelungen war: in baS Stuguftiner*
flofter Sab beten. Die ©ruber nahmen ben mttben @ret$
mit offenen Armen auf, ber nur nod^ ben 85unfd> Ijatte,
feine legten Qa^re im ^rieben be« Älofter« ju verleben
unb ftd^ auf ein feiige« (Jnbe öorjubereiten. Sil« eine
t£rud)t feiner legten £l)ätigfeit bortfelbft iji wol)l bie furje
Sebendbefd&reibung be« 1)1. SKeinolfuS anjufeljen, bie wir
öon iljm beftfcen. SBaS (Sobelin t$at, wollte er ganj tljun,
unb fo begnügte er ftd) nid>t bamit, al« Seltprießer im
Älofter Verberge ju fmben, fonbem legte audi) *ßrofefc ab,
naljm baö DrbenSgewanb be« 1)1. ftuguftinuS. 81« ein*
fad>er 2Röndj ift er bann 1425 geftorben unb f)at in
SBöbbeten feine ©rabftätte gefunben.
SBenn aud& ber §ügel, ber ftdj eljebem über (Sobelin
*ßerfon« ©rabe wölbte, Iängft öerfd^wunben ift, fo wirb
bod) ber SWame biefe« eigenartigen 2Ranne« nimmer au«
ber ©efdfjid&te ber ©tabt unb be« $Bt«tum« ^aberbom
gejtrid&en, fonbern er wirb mit @§ren, unb jwar unter
ben erften, genannt werben muffen, ©eljr fdjön unb
wafjr finb bie ©orte, mit benen {Rofenfranj ©obelin
d>araftertfiert, unb bie audE) wir als ©djluß liierter fefcen
woßen:
„©eine (Srf Meinung gleist bem ©d)immer eine« Der*
einjelten ©terne« an bem trüben ftimmel SBeftfalen«.
LVII. 2. 3
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34
Die gelehrten flenntniffe, bie er befaß, gehörten bamate
ju ben feiten jien Ausnahmen, unb toaö btc {Reinheit
feiner ©efinnung, bie ©ebiegenljeit feiner ®runb*
fäfce, fein ebleS Streben unb bie {Richtung feiner
Xljättgfeit angebt, fo fann it)m fcfyroerlidj ein anberer
Don ben ^eitgenoffen feines 23aterlanbe$ an bie ©eite
gefteßt »erben. 11
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IL
<£rcaburg unb ^rminful.
Dr. 3*ero$atb <*ut0fmatttt,
Obetle&rer am ©qmnaflum ju Sßaberborn.
>>»~ tt H ■ U ■ (
ftm 8. ftaljrljunberte bcr djriftlidjen Qtxtxt6)r\ux\Q
tooffrxtai t>on bcr G3be bis faft jum Steine unb t>on bcr
<£ber unb betn Springer ©albe bis jur SRorbfee bic
©adjfen, tpeldje in t»tcr ©tämme jcrficlcn, bic ffieftfalen
im ffieften, bic Gingern an bcr SBefer, bic Dftfalen in
JBraunfdjtoeig unb bcm öftlidöcn $anno&er, bic Sttorbalbinger
ober Slorbltubc (Sftorbleute) auf bcnt redjten Ufer bcr untern
®lbe bis jur ffiiber. Die ©adjfen, ein ttrilbeS, räuberifdje«
93olf, matten oft raubenb, plünbernb, morbenb unb fengenb
ßinfatte in ba« ©ebiet ber ftranfen, bie auf bem Hnfcn
Styeinufer ein SReidj gegrünbet Ratten. Die ftranfenffirften
jogen ba^cr oft gegen bie ©adrfen ju Selbe, trieben fie in
ifjre ©renjen jurüdt unb legten tynen nad) fiegreicfyetn
Äantpfe eine Abgabe auf, fo ttrieberljolt $ipin (741—768),
bcr t)on tynen einen Jribut Don 300 $ferben forberte. 1 )
Ob fie benfelbcn audj *ßtyin« ©itynen Jfarl unb Jfarltnann
entrichteten, ift ungetoifj. Qu biefen {Räubereien unb ©renj*
ftreitigfeiten famen nod) politifdje unb religiöfe ©egenfäfce.
>) ©. U. $. I. Sfofiefte 83— 85, 92, 93, 105, 115, 116, 118,
119, 122, 124, 125, 127, 128, 129, 134. Supplement n. 15, 18, 36,
38, 42, 43, 45, 47.
3*
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36
Die ©ad)fen lebten ofjne Jfönige nad) einer bemofratifd)en
SJerfaffung, welche auf ber Dberl)errfdjaft ber SBoßSge*
meinben beruhte, unb gelten jä^e an iljrem &on ben 95ätern
ererbten $eibentume feft. Die ^raufen Ratten Könige unb
waren neubefeljrte, eifrige Gtyriften. Auf iljren SRaubjügen
jerftörten bie ©adjfen aße djrtftlicfyen JHrdjen unb morbeten
bie sßriefter; fo berietet S3onifatiu8 bem *ßapfte Stefan
i. 3f. 754, bafj U)tn über 30 £ird)cn jerftört feien. 1 ) Um
ba« Qfa^r 694 unterwarfen ftd) bie ©ad)fen tyre weftlid)en
SWadjbarn, bie JBrufterer an ber SRuf)r unb Sippe, Der*
trieben beren Äpoftel, ben 1)1. ©uitbert, unb unterwarfen
ftd) ba$ Sanb, in bem fte baS ffifjriftentum öoBftänbig au&*
rotteten. 3 ) Sfud) in QfrieSlanb vernieteten fte teilweife ba«
Dom Ijl. SBittibrorb ausgebreitete ffi&rijtentum unb bebro^ten
beff en JBeftanb. 8 ) (Sbenfo Ratten pe Springen ju erobern
gefugt unb ftd) mit ben geinben ber fränfifdjen dürften
toerbunben, j. JB. mit Dbito Don Sägern unb ©ripo, einem
aufrü^erifc^en SJerwanbten ber fränftfdjen Qfürften, fo bajj
©ad&fen ber ©ammelpunft aller Unjufriebenen war. 4 )
©d)on früher, um bie ÜWitte beS 5. Qfa^r^., Ratten ©ad)fen,
Don ben JBriten gegen bie giften unb ©!oten ju $ülfe
gerufen, naä) beren SBeftegung bie SBaffen gegen bie JBriten
felbft gewanbt, fte beftegt, il)r Sanb erobert unb ba«
ffifjrifientum ausgerottet. 5 ) Die ©adjfen waren alfo für
ben ftortbeftanb ber ftaatlid&en unb fird)lid)en Orbnung
bei ben granfen überaus gefährliche $Wad)barn; baljer war
ber Ärieg gegen fte im ftntereffe bcS JBeftanbeS unb ber
*) Monumenta Germaniae historica. Epistolae Carolini aevi. III.
395 ep. 108.
») 2ö. U. 8. I. SL 100—102.
«) Vita Lebuini. M. G. S. IL 361, 364.
*) Vita Bonifatii. M. G. S. II. 344. M. G. Ep. Carol. aevi III.
296 ep. 48. Ann. Laur. mai. M. G. S. I. 134, 136.
•) SB. U. 33. I. «. 76. @uw>I. n. 10.
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©tdEjerfjeit bcr fränftfdjen SKonardjie eine polttifc^e SWot*
toenbigf eit unb Dom ©tanbpunfte beS SJölferred&teS wie ber
dpifMtdjen Sittenlehre erlaubt. ÜberbieS mar Äarl ber
fatlj. Ätrdje aufrichtig ergeben unb fal> mit ftaatSmännifdbem
Slitfc in Ujr ein mächtiges 2Hütel jur ©ittigung unb 83er*
ebelung ber SJötfer; tfpe Ausbreitung toax ü>m batyx
^erjenSfad&e. ferner verlebte Äarl feine Qfugenbjeit unter
bem Cinfluffe beS $1. JBonifatiuS, ber mit feinem SJater
feljr befreunbet war unb biefen feinen ru^m&oHen ©o§n
nennt. 1 ) JBonifatiuS Ijatte aber immer bie ©efe^rung ber
©adrfen im Äuge gehabt unb bereit« 737 ein SRunbfd&reiben
erlaffen, in »eifern er aße Ängelfadjfen aufforberte, für
bie SBele^rung ber ftamm&ermanbten Ältfad&fen in S)eutfd>*
lanb ju bttm, bie bis baljin allen 33efef)rungSt>erfud)en ftdf)
nriberfefct fyattm. 2 ) Äudf) bie Sßäpfte, mit benen *ßipin unb
Sari gute SBejieljungen pflegten, Ratten fdfjon lange bie
©efeljrung ber ©ad&fen erftrebt. ©regor IL (715—731)
richtete i. $. 722 ©dfjretben an bie ©adfcfen unb mahnte
fie jur fflele^rung. 8 ) ©a aufjerbem bie ftranfen nur burd)
bie 93efel>rung ber ©ad&fen auf föutye unb ^rieben mit
iljnen hoffen unb bie ©laubenSboten nur mit SebenSgefaljr
ju ben ©ad&fen ge^en fonnten, fo lag es nafje, ba§ JTarl
bei bem Kriege gegen bie ©adjfen auä) bie Ausrottung
beS #eibcntumS unb bie Ausbreitung beS (£l>riftentumS in
i^rem Sanbe erftrebte.
Als ffarl nadf) bem £obe feines SBruberS ffarlmann
(t 771) «Keintjerrfcljer beS fränftfdjen SReidjeS geworben
toar unb jur ©urdjfüljrung feiner Sßläne freie #anb be*
fommen §atte, befc^log er, ben Jfrieg gegen bie ©acljfen
aufjune^men. £)a bie flriege feiner Vorgänger einen
») M. G. Ep. Carol. aevi III. 394 ep. 107.
•) M. G. Ep. Carol. aevi III. 294, 295 ep. 46, 47.
*) M. G. Ep. Carol. ae^i III. 267 ep. 18., 269 ep. 21.
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bauernben ^rieben mit bcn ©adtfen nid^t herbeigeführt
Ratten unb lefctere eine beftänbige ©efafjr für baS fränfifdje
$tteid> waren, fo war ber ©adjfenfrieg eine tym Don feinen
Vorgängern l)interlaffene Aufgabe, bie er alsbalb ju ooß*
führen ^atte. Auf ber SReidjS&erfammlung im SKai 772
ju ffiormS befd)lofc Äarl mit allgemeiner 3uftimmung be$
fränfifd)en «bei«, ben Ärieg gegen bie ©ad)fen fofort ju
beginnen, find) mit ben ©eiftltcfyen §atte ftdj Jfarl in$
gin&ernelfmen gefefct; eine Änja^I Sßrtefter unb äbte be*
gleitete baß #eer, teil« um bie ©celforge bei ben ©olbaten
ju üben, wie e$ bei ben ftranfen ©itte war unb bem
frommen ©inne $arl$ entfpradj, teil« um an ber Sefe^rung
ber ©adjfen ju arbeiten. 3 U & en @eiftlic^en gehörte in
erfter Steige ber «bt ©turmi Don gulba, beS Ijl. S3onifatiuS
wfirbiger ©d)üler, ber bei Sari Ijod) in 6l>ren ftanb unb
ba$ ganje 9JMfftonSwefen leiten fottte. 1 ) Aar! rüdtte mit
feinem #eere in baS ©ebiet ber ©ad)fen ein, fo erjagten
bie Ännalen, eroberte bie (EreSburg, jerftörte bie ^rminfut
unb brang bis jur SBUefer &or, wo er mit ben ©adjfen
^rieben fdjlofe. Sei biefem S3erid)te ergeben ftd} bie fragen:
©o lagen (SreSburg unb 3frminful? ffiaS war bie 3rmin*
ful? Diefe fragen Ijaben feit me^r aU 300 ftaljren ba$
$ntereffe ber ©efd)id)tSforfd)er erregt unb oiele ©Triften
veranlagt, fogar eine in franjöfifd)er ©pradje. 2 ) Äud) auf
ber ©eneraloerfammlung be« ©efammtoereinS ber beutfdjen
©efdjidjts* unb SlltertumS&ereine ju SDetmolb i. $. 1875
würben jene fragen gefteüt. 8 ) Um bei bem Sefer bie
Siebe jur #eimatsfunbe unb baS ^ntcreffe an gefd)id)tlid)en
») Vita beati Sturmii. M. G. S. II. 376—377.
*) Remarques sur le dieu Irmensul adore chez les anciens Saions,
par M. Labbe Vertot. I/histoire de l'academie des inscriptions et
belles lettres. Paris 1723. III. 186.
8 ) tforrefoonbengblatt bei ©efamtoeremä ber beutfdjen ©efdjtdjtäöer-
cine. 1876. 9tr. 1. @. 3,
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©tubien wie an bct Vergangenheit unfereS SBolfeS ju
bleibenbem ©ewinn für ©eift unb $erj ju weden unb ju
beleben, fott im folgenben bie fiöfung jener fragen mit
Senufcung ber neueften Quettenforfdjungen Derfucfct werben.
1. Uta lag Me «reaburg?
3)er SWame ber SBurg wirb in ben alten Ännalen fe^r
oerfd&ieben gefd)rieben, nämtid) (EreSburg, $ere$burg, ffire«*
burd), (SriBburg, ©respurg, #ere$burc, <Ere$puruc, «eres*
bürg, #ereburg, Äre$burl)t; fogar biefelben Ännalen
treiben ben SWamen Derfdjteben, fo l>aben bie Annales
Laurissenses minores ad a. 772 Veredburg unb ad a. 774
$ere$burg unb bie A. Mosellani ad a. 775 <5toere$burg
unb ad a. 785 $ere£burg. ©ityrenb man über bie 93e*
beutung beS jwetten leite be« ©orte« einig ift, ge^en bie
Änftdjten über ben bunflen erften Seil weit auseinanber.
ffitganb, 1 ) ©arpe 2 ) u. a. fel>en in ber SBurg eine $eeres*
bürg; benn f)eer Reifet im $ltl>od&beutfdjen heri, im Angel*
fäd^ftfc^en here, unb bie alten ©ad&fen legten auf geetg*
neten Sergen wallbewel>rte Surgen an als ©ammefylafc be«
$eere« teil« jutn Angriff teil« jur SJerteibigung. (Sobelin
^ßerfon, 8 ) einer ber größten weftfätifcfyen ©efd&icfctf Treiber,
(t nm 1420 im JHofter SBoebefen bei Sßaberborn,) leitet ben
tarnen oon (Styre ab, weil ber S3erg eine &ie!befud>te ©tfttte
ber <Jl)re, ber SJere^rung ber ©öttcr (mons venerationis)
gewefen fei; bann aud) meint er, ber SWame fomme &on
ber gried)ifd)en ©öttin $era l)er, weld)e bie Saufen Der*
ehrten, bie ber Sage nad) öon ben ©rieben abftammten.
JBetbe ffirflärungen finb Derfel)tt, ba bie alten Hnnalen nid^t
') *n$iu für ©efdjid&te unb «Itertljumafunbe SBcfirtalen*. I. 36.
■) 3«tfdjrift für öatcrlänbifd&e ©efdjidjte unb 8Utcrtum«funbc SSÖcft-
falen*. 1895. I. 6. 122.
*) Cosmodromium VI. 38.
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SSerg, fonbern 93urg fd&reiben, unb bie alten ©ad)fen loo^r
fd&merlid) bie gried(jifdf)e £era t>erel)rten. ©infelmann
leitet ben SWamen ab Don ljet)r, b. i. §od(), ergaben, f>errlid();
aber fo fe^r bie Ableitung audf) jur @efd()id()te unb Sage
ber 93urg pafyt, fo toeift bodf) ba« 33erbtnbung«*f auf jroei
©ubftanttoe Ijin. 1 ) ©rimm (SDtytljoIogie 2. «. I, 182),
3eu§ (Die Deutfdjen unb bie SRad&barftämme ©. 23) unb
Wrnolb (Deutfd&e Utgeit 3. «. ©. 418) führen ben Mamtn
auf ben ÄriegSgott ber alten ©ermanen jurfief, ber bei
einzelnen ©tämmen (Er, (Sri, (Eor, (Ear, bei anbern 3iu
fyief} unb beut griedjifdjen Are« entfprid&t. SWadfj beut ÄriegS*
gotte finb aflerbingS Orte benannt, j. SB. bie SBurg Don
HugSburg l)iejj in alter ,3eit 3* e ^ ur 8- *& cr & cr 5W<Mtte
(Er, (Ert ift bei ben ©ad&fen nidjt nadjtoeiäbar, fte nannten
ben ÄriegSgott ©ajnot, bei ben Stämmen im ©üboften
hingegen Ijtef} er (Er. 3)a^er ift in JBaijern unb Defterreidf)
für ben 3. Sßod&entag nod) §eute (Ertag, in anbern ©e*
genben Dienstag (3ie8tag) gebräuchlich. SBenn biefe Sfb*
leitung ridfjttg ift, müßte ber Sttame borfädfjftfd&en UrforungS
fein, alfo au« jener Qtxt tyerrüljrcn, in roeld&er bie germani-
fd&en ©tämme entfored&enb iljrer frtegerifdjen Steigung ben
ÄriegSgott <Er allgemein l>odfj ober gar allein öereljrten; bie
35eret)rung ber anbern ©ötter enttmcfelte pdf) erft fpäter.
Sebebur (Die örufterer ©. 130, 212), ©eiberfc (Sanbe**
unb SRedjtSgefdjid&te be$ ^erjogtum« ffieftfalen I. ©. 30),
©imroef (2Kl)tfjoIogie 2. «. I. 297) unb Äleinforgen (Äird&en*
gefd&icljte ©eftfalenS I. 149) leiten ben SWamen öon ben
alten 6l>eruSfern §er, meiere Don bem ©otte fytxu (Eljeru)
benannt finb unb öor ben ©acfyfen an ber Diemel unb
ffiefer hinten; ber SBofal (E hrirb nämlid^ balb mit, balb
o^ne Äftriration ((£, EIj) gefd&rieben. 8ludf) au« bem
EeltifdEjen Ijat man ben Sftamen (EreSburg hergeleitet, fo
*) Notitia historica-politica yeteris Saxo-Westphaliae. 1657. p. 372.
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SWonc (Eeltifdje gorfdjungen ©. 5, 74); aras ober eres
l>etj3t im <£eltifd>en ©otjnung, §au&. ÜDic Selten, ein §od)*
begabtes SMtur&olf, betoofynten üor ben ©ermancn ©eutfd)*
Ianb, mürben aber t>on biefen befiegt unb nad& ©eften
oerbrängt. <£s mögen nun mand)e Drtsbejeidjmmgen t>on
ben Selten beibehalten fein, ob aber bie ätynlidffeit be$
erftcn JBeftanbteilS be« ©orteS (JreSburg mit einem celtifdjen
©orte allein fc^on genügt, um bei biefem in feinem gleiten
Sefianbteüe ed)t beutfd&en ©orte einen ccltifd^en Urforung
anjune^men, bürfte bod) jioeifetyaft fein. Die ©d&reib*
weife ÄereSäurg fann aud) auf angelfäd)ftfd)em Sinfluffe
berufen; ütclc ©laubenSboten famen ja au« Sfngelfa<$fen,
unb baS altfädjfifcfye £ra Reifet angelfädjfifd) är unb bebeutet
Jpüfe, ©djufc, ©nabe, <£ljre, toaS ju bem ©orte SBurg tooffi
pafet *) Die foätere im 12. Qaljrl}. in Sf oröei übliche ©djreib*
»eife Ärisburg fommt üon bem griecfytfdjcn $rieg$gotte Are«
Ijer, bem ber beutfd&e Äriegögott ffir audj fpradjlid) öertoanbt
ift, mie «rnolb (Urjeit ©. 417) ^er&orljebt.
©ie faft allgemein angenommen wirb, lag bie SreS*
bürg an ber ©tätte be$ heutigen £)6er*9JtorSberg; nur
»ereinjelt würbe fte an bie ©efer, bie Sippe, bie ffimmer,
bie Wu^r, ober gar nadj S^üringen verlegt, 2 ) unb Iippifdje
*) Äluge, ßtnmologifdjeä 2Börterbudj, gu „tetyt". 2)ie Annales
Nordhumbrani (M. G. S. 13, 155) fdjeiben „SreSburfjt".
*) Serb. o. Sürftenberg, Monumenta Paderbornensia, ad Eresburg
n. 2., üfleibom, Rerum Gerinanicarum. 1688. III. p. 6, Öebebur, Äri»
tifdje ©eleudjtung einiger fünfte in ben gelbjügen Saxti b. ©. @. 6
teilen abweid^enbe Slnfldjten mit, »erlegen aber felber bie <5re3burg onf
Cber*ÜRargberg. SBenn ©tangefol, SReftor ber Uniöerjität ßöln, (Annales
circuli. 2)eutfd). flöht 1640. öorr. LXVIII, C1I) fagt, bie 3rmenful
|abe auf ber ^ermionöburg &u ©relberg nun ©tat»93erge geftanben, fo
uerfteljt er unter ^ermionlburg bie alte £ere$burg. ^amelmann (Opera
genealogico-historica (Öemgo 1711) 6. 66, 67, 77) nimmt aujjer 9Wer$»
berg ober ©tabtberge nodj ein SWefeberg ober Srelberg a./b. SRuljr im
ÄMnifdjen ©auerlanbe an, wo bie Srmtnful geftanben tyaben foQ. $aö
ift aber (Söeräberg, weldjeö erft im 13. Saljrlj. gegrünbet würbe. S>ie
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©efd&id>tf Treiber, ©afferbadj, *) <ßiberit 2 ) u. a. fel>en in ifjr
bie Hermanns* ober Ärminiu$burg bei ©lieber. @8 lägt
ftd> aber mit ©ettnfjljeit nadjtoeifen, bafc bie (£re$burg an
ber ©tätte be$ heutigen £)ber*2ttar$berg an ber Diemel
lag. SWad) bem 33erid)te ber Ännalen rfiefte Äarl i. $. 772
Don ffiorm« auf bie (JreSburg lo« unb Don bort an bic
©efer, i. #. 775 öon $ftwn über ©tgtburg (©tyburg an
ber SRuljr) unb (SreSburg nad) ber SBefer, i. $. 784 feierte
ftarl baS SBeifjnadjtSfeft im Säger bei ©fibrioburg (©lieber)
unb rüdte bann jur SBefer oor, fe^rte aber bort toegen ber
Überfdjemmung um unb legte baS $eer auf ber (JreSburg
in bie Winterquartiere, ffi$ lag alfo bie (EreSburg auf
bem Iinfen Ufer ber ffiefer. 8 ) ftm 3- 826 fdjenfte Subttrig
ber fromme mit feinem ©ol>ne, bem ffaifer Sot^ar, bie
uon feinem SBater, bem $aifer $arl, bereit« früher erbaute
Äapette (JHrd>e) in (EreSburg mit allem 3ubet)ör bem
Softer Äor&ei, unb fein ©o§n, Jfönig Subwig, betätigte
bie ©d&enfung i. 3. 853; baS JHofter auf Dber4Kar«berg
gehörte bis jur Aufhebung i. #. 1803 nad) ßoroei. $m
3. 900 betätigte flönig Subioig ba* JHnb bem Älofter
ÄorDet äße Privilegien, Derlielj iljm mit bem SMarft* unb
aKünjre^te aud) baS SRedjt, im ©ebiete ber SJiKa (b. i
ffieiler) #orl)ufen unb ber Abtei (EreSburg Don ben Jfauf*
leuten 30II ju ergeben; £orf)ufen liegt aber nadj ber Ur*
funbe unter ber Abtei (infra ipsam abbatiam) unb ift ba$
heutige SWieber*3War3berg. 4 ) Der SRönd) ffiibufinb von
abweidjenben önfidjten entftanben burdj bie SBerfdjiebenljeit ber 6d)reibweife
unb ber SPeaeidjnung beö Drteä; fo meint Äranfc (Sax. II. 9), e$ tonnte audj
Werfeburg a. b. ©aale gewefen fein, weldjeä gar nidjt auf bem ©djauplafce
ber ©adjfenfriege liegt.
*) Dissertatio de statua illustri Harminii (Lemgo 1698).
*) Chronicon Lippiacum p. 205.
8 ) A. Laurissens. maior., Einhardi, Tiliani, Fuld., Regionis Chron.
*) Böhmer-Mühlbacher, Reg. Imp. I. 294, 721—722. ©eiberfc,
Urrunbenbu$ I. n. 2., n. 4. Söilman«, tfaiferurhmben SBefifalcn*
U 9. n, 29. n. 57.
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Äonjci erjagt, Üljanfmar, Äaifer Ottos ftalbbruber, l>abe
i. 3. 938 Sabilifi (Sclccfc bei fit^pftabt) unb bann #eres*
bürg erobert unb Don bort aus {Räubereien getrieben; als
Äaifer Otto mit einem $eere gegen if)n gejogen, fei er
bort in bie Don $apft fieo in. ju ffi^ren beS Ijt. $etruS
geweifte JJird)e geflogen unb Ijier am Ältare mit einem
burd) bas genfter gefdjleuberten ©peere getötet. Das paßt
nur auf Ober*2WarSberg, beffen Äirdje bem $1. $etruS ge*
nnbmet unb oon £eo 799 eingeweiht ift. 1 ) Qfm $. 962
oerliel) Äaifer Otto „ber bei ber (SreSburg liegenben 93ifla
iporljufen" (adiacens est urbi, que dicitur eresburg) bie
©tabtred)te ber Throtmannici (Dortmunber). 2 ) Qm #.
1104 beurfunbet ber ©raf ffirpo oon *ßabberg, ber jwifcfyen
$oppefe unb Dieme! gelegenen ©tammburg ber JWitter
gleiten SWamenS, er l>abe bie ©tabt ^or^ufen in S5ranb
fteefen wollen, unb als bie JBürger in i^rer Ängft aus ber
Äirdje beS glorreichen SWarttjrerS SKagnuS ein Struciftj
polten unb tym mit bemfelben entgegentraten, Ijabe er mit
bem Schwerte wutentbrannt nadj bem Ärucifife genauen,
fei aber oon (Sott burd) ©teifwerben ber #anb gejüd&tigt
unb grünbe &ur ©üljnung beS 3freoelS bas Älofter 3fted)<
torf (bamals mit Senebiftinern öon «bbingljof beoölfert
unb jefct fianbarmenfjaus für Sßalbecf; bie alte romanifdje
Äirdje ftefjt no#). ^m $. 1176 überwies ber $ropft
äonrab oon Äoroet bem ©t. SßeterSflofter auf bem (Eres*
berd) bie ©t. 9WagnuS*SHrd)e in #orljufen, bie nad) ber
(SinweiljungSurfunbe i. $. 1043 eingeweiht würbe unb
„bei bem SßeterSffofter auf bem JBerge (Eresburg" liegt
(adiacet). 8 ) Die 33ejeid>nung in beiben Urfunben paßt
J ) Rerum Gestarum Saxonicarum Iib. II. c. 11. 3«tfd)rift für
©. u *. SB. 1898. II. 6. 108.
») @eibert f IL 93. I. n. 11. SBtlmanö, tf. U. 303. II. n. 85. SB.
U. ». ». 589. Suppl. n. 447.
s ) Selber*, U. 8. L n. 37. n. 70. SB. U. $. I. SR. 1316 II. St. 2015.
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nur auf bie jefctgen ©täbte Unter* unb Dber*üRarSberg,
beren SHrdjen jene Patrone ^aben. Die Äor&eier Ännalen,
bie nad> il>ren ©d>riftjeic$en im 12. #aljrlj. gef ^rieben
würben, berieten j. !$. 1145, bafj bie ®re«burg jum
crftenmal burd) Äarl ben ©rofcen, jum jweitenmal burdj
grriebrtd) ben ©treitbaren Don Arnsberg, jum brittenmal
burdj SSolfwin öon ©cfcwalenberg i. 3. 1145 o^ne ©iffen
unb SBiUen be« Äbte« #einrtd) üon Äoruei jerftört fei, ber
ftd> mit Solfwin gegen bie rebeflifdjen SBürger bon GEreS«
bürg unb üjren JBunbeSgenoffen #einric$ öon Arnsberg
üerbünbet Ijatte. *) Der berühmte «bt SBtbalb Don ßoröei
bemerft i. $. 1149 in einem ©riefe an einen 2Hönd) ©alter
im Älojter auf (SrSbord), bafc man t>on bem bortigen ffird)*
l)ofe bie im I^ale gelegene ©tabt #orenljufen feljen fönne. 2 )
3)aS fann ft$ nur auf bie beiben jefcigen ©table Ober«
unb 9Weber*üRarSberg bejie^en, ba anbere ju $ort>ei ge*
porige Orte nie fo genannt würben. Qfm 13. 3fa§rl). trat
eine anbere ©ejetdjnung ber beiben Orte ein. ©egen 1220
jogen wegen ber Dielen gelben unb ber bamit toerbunbenen
Unftdjerl>eit Diele SBürger famt tyren Jfonfuln uon #orl>ufen
fort, ftebelten ftdj auf bem fttbweftlidjen Seile beS #ereS*
berge« an unb befeftigten üjn. 3 ) ffieil man nad) ©obelin
$erfon (Cosmod. VI. 38) ©tabt „tljo bem <5re$berge M fagte,
fo bilbete ftd) burdj 3ufammenjiel)ung ^ aß ® ort SÄeröberg;
nad) ©eiberfc (2. u. JW. ®. I. ©. 183) entftanb es au« „©tabt
up'm ©reSberge", wie bie ©tabt urfunblid) bejeid)net wirb,
ftm SSolfe fagte man 9Wer$berg unb SJierSbord}. Der £l>ro*
nift $emrid^ Don #erforb (14. %af)xf).) f treibt 2Wer*berg, 4 )
l ) M. G. S. III. p.8
*) Jaffe, Bib. Rer. Germ. I. p. 44—45, ep. 173 p. 294.
*) 20. U. 8. IV. n. 168.
4 ) Hcnrici Herford. Chronicon. Edidit Potthast. p. 24: Karolus
Eresburgh cepit, quod nunc Mersberch dicitur. W. Rolewink, de
Westpbalorum moribus üb. 11. c. 3. faßt: cepit Arisburgum, vul-
gariter Mersborch dictum, i. e. castrum Martis.
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ber flartpufer ©erner SRolettnnf (16. ftaljrl).) 9»er«bord>.
Durd) 3ufanitnensie^un9 tjaben fid) mandje SWamen gebübet,
fo ©riburg au« „ju bcr 3burg M , SWafpe au« ff to bem
Äfepe", g-elbrom an» „gelb to Drome 4 ' 1 ) u. a. 3temlid>
gleichzeitig entßanb aud) ber SRame 3War«berg, tote SBiganb
(Ärd&fo für ©efd). I. ©. 37) fagt, „burdj bie ©d&ulmei«*
Ijeit ber SRönctyc 11 , bie, auf ber Slbpammung ber ©adjfen
Don ben ©rieben fufcenb, ben germantfdjen Ärieg«gott Cr
bem fcre«, htm £rieg«gotte ber ©rieben, gleiteten, baljer
«risburg fd&rieben unb mit mons Martis (2Bar«berg) über*
festen. Dem bereit« angeführten Jöeridjte ber fforüeter An*
na(en über bie gerftörung ber (fredburg (1145) ift Don ber*
felben Qanb hinzugefügt, (Ere«burg fei bie unrichtige Sejeidj*
nung für 8ri«burg, ba ber Sflame Dom &rieg«gotte Are«
Ijertomme, beffen 93ilb ftdj aud) in ber ©tabtmauer beftnbe.
Hud) in neuefter Qtit §at Ärnolb (Urjeü ©. 417) tyertrorge*
lpben, bafc alle ftammDermanbten SBölfer einen eigenen ffrieg«*
gott Ijaben, unb bafc ber „£rieg«gott ber ©ermanen fid) mit
bem ber ©riechen befonber« na^e berührt". Die SBejrid&nung
Mons Martis (2ßar«berg) mürbe in ben Äor&eier Urtunben
gebrändjlid) unb nadj unb nadj allgemein angenommen. Übri*
gen« galten ©rtmm (3Jtytl>oIogie ©. 182) unb ©imroef (SJty*
t^ologie @. 297) bie Verleitung be« ©orte« 3ttar«berg fomofjl
toon „bem (8re«berg M burd) ,3ufammenjiet)ung <d* auc ^ üon
bem lat. Mons Martis fpradjltd) für ftattljaft. Sttacfc ber
Sage unterfdjieb man Ober* unb $ttieber*9Bar«berg; lefctere«
^ie§ aud) feit ber «nfteblung auf btn\ (£re«berge bie fttU
ftabt ü»ar«berg unb wirb bi« jur ©egentoart nod) Dielfad)
nur bie alte ©tabt genannt, ©er SWame #orfjufen blieb
bei bem immer me^r fid) enitoricfelnben SBürger* unb @e*
meinbefinn auf ba« bort anfttfftge bereit« im iDKttelalter
au«geftorbene 9HttergefdjIed)t befdjränft, beffen ehemalige
') ^ö^ennasm, Sofeluttterfudpnigm @. 46.
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©ofrtftätte nod) jefct „SJurg" genannt wirb. $m 15. 3aljr&.
werben urfunblicfc „beibe ©täbte jum Serge" genannt, bafjer
würbe für beibe auäf bie SBejeidjnung ©tabtberge üblidj. *)
9iad> ben SSerfügungen ber ftaatlid&en ©eljörben ift feit
(Eröffnung ber (Etfenbaljn (1872) lieber» ober Dber*3MarS<
berg bie im SSerfe^r allein juläfftge SJejeidjnung.
3fm #. 772 bei bem Seginne ber ©ac^fenfriege wirb
bie (EreSburg jum erftenmal in ber ©efdtfcfcte erwähnt;
wie lange fie fd>on Dörfer beftanb, wirb niefct auSbrüdflici)
berietet; es würbe aber fd>on bemerft, bafj fie nad& tyrem
tarnen bereite ald eine alte SBurg ber ©jeruSfer angefe^n
wirb, bie öor ben Saufen bort anfäffig waren. ©rimm
(SJtyt&ologie ®. 185) pft Saufen unb (EfjeruSfer „für
ein gleichnamige*, ja ibentifd>e3 SBolt", Seo (SBorlefungen
über beutfdje ©efd&. ©. 228) fielet in ben ©adjfen ein
anbereS SJolf, welche« nad& feiner SBaffe, einem langen
STOeffer, sahs, benannt würbe, wie bereit« ©ibufinb (Rer.
Gest. Sax. I. 7) angiebt. 3eufc ('Die ©eutfdjen ©. 150,
380) unb ©eiberfc (£. u. M. @. I. 70) galten bie ©ad&fen
für eine Serbinbung mehrerer SBöHer, bie naefc ben einge*
brungenen (Eroberern au« bem SRorben benannt würben.
3HüHen&of (Deutfäe «ltertum*funbe (1898) IV. ©. 120)
fagt: „Die Ältfadtfcn umf äffen SRefte Don allen brei Stämmen
($ermionen, ftftäoonen unb ftngä&onen), baS beruht auf
ber uielfadjen SWifdjung, bie ftd> auf biefem ©oben oofl*
jogen l>at, unb auf ber Übertragung be8 ©ad&fennamenS."
Die (EreSburg l>at, wie aud& bereit« ber Poeta Saxo Ijer*
üor^ebt, Don SWatur eine bei ber frühem Äriegfü^rung
äufcerft günftige Sage; benn ber über 500 gufj §ol>e Serg
fällt nad) brei ©eiten §in fe§r fd)roff ab, fo bajj bie SBurg
l|ier uneinnehmbar war, an einer fd&malen ©teile im ©. SB.
') ©iganb, «rd&fo für ©efd). SBeftf. I. 38. Gafaari, @efdj. aon
»icbcT-9Kar«ber9 ®. 21 ff. gtföer, bie <£rc*burg <S. 28, 43.
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ffängt er mit bem embem ©ebirge burdfj eine (Knfenfung
jufammen uttb war l)ier leidet bei htm Abfalle be« 33erge«
burdj SJerfdjanjungen ju befeftigen. genter lag bie <£re$*
bürg im S^ale ber 3)iemel, too jtoei alte #auptoerfeljr3
fhraßen fid) freujten, bie Dom 9tyeine unb ber SRut>r burdfc
ba« ©iemelt^al gur ©efer unb bie Don granffurt a. 2ß.
burdj bie ©etterau unb einen Steil be£ Sa^nt^aleö unb
bann über bie ffiber unb J)iemel burdj bie $)örenfdf)lud)t
in baS ©erretljal nadf) ber XBefer (fpätcr Dom SSoHe triel*
fadj granlfurter ©trage genannt). 1 ) SBermutltd) benufcten
bie SRömer bereit« bie bei ©resburg Dorbetfityrenbe Straße;
benn es ftnb auf ber (Jresburg römtfd&e aftflnjen gefunben
morben, eine mit bem SBilbmffe be« Jftrifer« #abrian
(117—138) unb eine mit bem SBilbniffe be« fiteimu*
(311— 323). 2 ) «u# Äarl rücfte nad&ioeisbar meiftenS auf
ber ©traße in ©ad&fen ein, toeldje bie (EreSburg berührte.
S)aS alle« läßt fd&Iießen, baß ffiresburg fd&on lange \>ox
ben ©adfjfenfriegen ein ^erDorragenber *ßunft toax, wenn
audf> bie SBeöötterung bort uieüeic^t geroed&felt §at. Sftadf) 5ta*
citu« (Ann. lib. 1. 57) ttmrbe ber GljeruSferfürft ©egeft i. $.
15 n. Sl)r. bei einem inneren Kriege Don feinem ©df)tt>ieger*
folgte Armin belagert, aber öon bem l>erbei gerufenen
rdmifdfjen gelb^errn ©ermanifu« befreit, wobei £ljuSnelba,
Armin« ©emaljlin, in bie ©efangcnfd^aft ber {Römer fiel.
(Entfored&enb ber Stiftung, welche ©ermanifu« bei bem
l ) ©eiberfc, 6trafjen M ^ergogtumS SBefifalen. 3eitfd)rift für ©. u.
SC. SB. 5. SBb. ©. 92. ^ö^ermann, Sofalunterfudjungen ©. 16.
*) ©iganb, Hrdjiö für ©. u. «. 2B. I. 32. (Safran, ©efdj. t>on
flieber*3Rar$berg 6. 3. <Dte 5Wüngen würben ber numi«matifdjen ©efeH»
fdjaft in Berlin öorgelegt unb tonten in bie Sftünjfanunlung öon ©eiberfc.
2He SKün^e mit fcabrian* ©ilbniffe würbe gefunben, aW man einen
©raben ber alten Söafferfettung aufwarf, ein auffattenbe« Eufamntentreffen,
ba unter £abrian in <Deurfd&lanb Söafferleitungen, g. 39. in ber Giffl,
gebaut würben.
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ÄriegSjuge na$m, unb entfyrecljenb ber Sage ber SBurg unb
ber ©o$nftfee ber Statten, SMarfen unb £ljeru$fer nehmen
fiebebur (fianb unb SBott ber SBrufterer ©. 212), ©etberfc
(2. u. SR. ©. I. 30), SWorbljoff (#otj* unb ©teinbau
©eftfalenS ©. 110 unb 146) u. a. an, bie ®re$burg fei
jene SBurg getoefen, in ber ©egeft belagert nmrbe.
Hl* Äarl 772 in ©adtfen einrüdtie, eroberte er bie
<£re*bnrg bei bem erften ©türme (Chron. Reginonis $at
primo unpetu unb Poeta Saxo valido cum robore) nadf}
einem blutigen ffampfe. $ie ©ad&fen toaren tüchtige
ftrieger unb terftanben tyre ©äffen, bie langen 3Keffer,
gut ju gebrauten, fo ba% tyx gfelbjeid&en, ein Sötte mit
einem barüber ftfegenben fcbler, öon je^er im Äampfe ein
©egenftanb be« ©Freden« »ar. SWadj ber (Eroberung ber
(EreSburg jevftörte ftarl bie Qfrminful, mel^e öon ben
Ännaliften nur in ben Scripten ju biefem Qfa^re ernannt
toirb. JBejügli^ berfelben ergeben ft$ bie fragen: ©ad
n>ar bie ^frminful unb ffio ftanb fie? Diefe fragen finb
rein gef$i<$tlt<$er SWatur unb ba^er in erfter £inie nad(>
gefd>td&tlid&en ßeugniffen #* entfdjjeiben.
2. mos mar Me 3rmtirful?
Über bie religtöfen #uftänbe ber alten ®ermanen
erhalten mir bie itlteften SBitteilungen burefc (Jäfar (de
bello Gall. VI. 21) unb befonberS bürdet bie ©ermania
be« fcacitu« (Stap. 9—10). 3nrifd)en ber Qtit be« £acituS
unb ben ©adtfenfriegen liegen aHerbingS 6—700 Qaljre,
aber mand&eä, toa& Xacitu* über bie alten (Sermanen be*
rietet, beftanb nod> im 8. ^a^unberte bei ben ©adfjfen
fort unb Ijat ftd) teitoeife in ffieftfalen bis in bie (Stegen*
nmrt erhalten. Die Seftrafung ber (Hjebred&erin erjä^tt
larituS itynlicfc ttrie ber $1. Sonifatiu« (f 755); nad&
fcacttu* (Hop. 19) mürbe fie Dom SKanne aus bem £aufe
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49
verflogen unb unter ©eifcelljieben bur$ baö Dorf getrieben;
nad> einem ©riefe be£ l>l. SBonifatiuS an ben angelfäd&fifd&en
Äönig Sfetljelbalb trieben ©eiber au« (Eifer für bie Äeufcfc
l>eit bie <H>ebredjerin im ®aut unter ©eifcefyieben untrer,
bis fie tot nieberfanf. Daö geben auf gefonberten @e*
Ijöften finbet in einzelnen (Segenben ©eftfalenS no<$ jefct
fo jtatt, wie etnft ju ben Reiten £acitu$. <E3 ift ba$er
mc&t zweifelhaft, bafe ber römifd&e ©efd>tdjtfc$retber feine
9eri$te, na$ benen er fein l)errlid)e$ ffierf jum fiobe ber
Germanen öerfafjte, au& bem ©ebiete jwifdjen SR^ein unb
ffiefer erhielt, wo fpfiter bie ©ad&fen anf Affig waren; bort
Ratten aud) größtenteils bie blutigen Äämpfe jwifdjen
Stömern unb ©ermanen im erflen Qa^r^unberte ber c&rift*
liefen $ettrec(ttung ftattgefunben. Qn feinem Senate
über bie {Religion ber ©ermanen erjfl^tt lacitu« (Stap. 9),
baß fie es ber ©5tter für unwürbig gelten, fie in Üempel
einjufdjtteßen ober burefc Silber abjubilben, unb tynen
$aine weihten, ©eftttfct hierauf ift melfad) bie Änftdjt
Vertreten, bie alten ©ermanen Ratten überhaupt gar feine
lempel unb Silber gehabt, fonbern iljre ©ötter nur in ber
freien 5Ratur Dereljrt. ^nbe« ift ber SBeridjt be$ itacttuS
nid>t ftreng allgemein ju nehmen; er Ijatte wol>l bie $err*
lid&en lempel ber ©rieben unb SRömer im Sinne unb
liel), wie ©öflinger (£eibentum unb ftubentum ©. 563)
fagt, „feinen p$itofopl)ifdj*ftoifd&en ©ebanten ben ©er«
manen". ZacxtM war nämlid) gleich melen ©ebilbeten
feiner Qtit ein ©toifer unb fat) im materialiftifd&'pant^etfti*
fd&en ©inne in ber gangen ÜWatur eine Offenbarung beS
einen göttlichen ffiefen«; barauf weift audfj ber lefcte 7eil
be$ ©afce$ Ijtn: deorumque nominibus appellant secre-
tum illud, quod sola reverentia vident. ©obann berichtet
lacituS (Stap. 40), bafc bie am Dcean wo^nenben ©tämme
auf einer Qfnfel eine ©öttin 9tertJ>uS (bei ben nörblidjen
Stammen war e* ein ©Ott, Warnen« SRiörtyr) &erel>rten,
LVIL 2. 4
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50
weldje in einem mit Xüdfjern bebedften unb Don Äüljen
gejogenen ffiagen im Sanbe umljergefaljren, in ben Stempel
jurüdtgebradfot unb im ©ee gebobet mürbe. 3)a$ fefet bod)
ein 33ilb DorauS, wenngleid) templum jeber gottgeioetyte
Ort Ijeifit unb aud) $ain bejeidjnen fann. SBeld&eä jene
ftnfel getoefen ijl, läßt ftd) nid&t beftimmt fagen; {Rügen
l)at man in neuerer Qtit ganj fahren laffen unb nimmt
bie 3>nfel 3fef)marn in ber Oftfcc an. ferner erjagt
£acituS (Ann. I, 50 sq.), baß ber römifdje 3felbt)err
©ermanifuS i. ^>. 14- n. <£t). einen ÄriegSjug gegen bie
SWarfen unternahm, fte be« SWadjtS bei einem gefte über*
raffte unb aDe$ im Umfreife jerftörte, befonberä aud) ben
Dielbefudjten Xempel ber ©ötttn Xanfana (profana simul
et sacra et celeberrimum illis gentibus templum, quod
Tanfanae vocabant, solo aequantur). ©rtmm (9Bt>tlj«
©. 74), ©imrod (SDtytt). ©. 525) unb «rnolb (Urjeit
©. 428) Derftetjen ben StuSbrud Tempel Don einem @e*
bäube, mä^renb anbere fidl) barunter nur einen $am benfen.
©ieferä *) verlegt ben §ain in ben Dsning unb meint, ein
nad& beffett ^erftörung übrig gebliebener Saum fei fpäter
als ftrminful Dereljrt ioorben. ©eiberfc 2 ) mad&t bagegen
geltenb, bafc bei ber grünblidfjen ßerftörung beS #aine$
weber ein SBaum baDon übrig geblieben, nod() aud) naä)
700 $at)ren Don einem anbern SJolfe al$ heilig Deretjrt
roorben fein fönne, unb fudfjt ben £>ain in ber ©egenb
Don Soeft, im alten §erjogtum SBeftfalen; Sßöfer Derlegt
üjn in ba$ alte £od&ftift SWünfter (ftredfenljorft). 3 ) SBo
aber aud& immer biefe t>eibnif$en Heiligtümer geftanben
Ijaben, jebenfaßs ftanben fie in bem Don ben @ad>fen be*
wohnten ©ebiete unb bereifen, baf$ man geftttfct auf
itacituä ben ©ermanen nid)t mit ©ettrißljeit alle Xentyel
') Seitfdjrift für ©. u. M. 20. ©b. 8. S. 261 ff.
•) 8attbe0- unb fled)t«gefd[}. ffieftf. I. 29 u. 187.
») D$na*ru(ffdje Gef$. I. 151.
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r
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unb ©öfcenbilber abfpredjen fann. Dt>ne Zweifel befaßen
bie ©adjfen Ztmptl unb ©öfeenbilber fd)on oor bem be-
ginne ber ©ad&fenfriege. $apft ©regor II. (715—731)
Tebct in ben ©enbfdfcreiben, bic er im $. 722 bem
$1. Sonifatiu« bei feiner ©enbung nad) S)eutf^lanb jur
tlnterfiüfcung feiner SWiffion mitgab, öon ben ©öfcen*
bilbem, welche bie ©ermanen oereljrten, unb maljnt fie
bringend it)r #eil in CljriftuS, uidjt in ben ©Bfeenbilbern
ju fudjen, meiere fie anbeteten unb bie au« ©olb, ©über,
6rj, ©tein ober anberem ©toffe gemalt feien (adorantes
idola manu facta, aurea, argentea, aerea, lapidea vel
de quaeunque materia facta). 1 ) ©regor IL, ein weifer,
umftdjtiger SWann, ber bem ÜWiffton«wefen große Auf*
merffamfeit fdjenfte, war burd) bie ©laubensboten, bie bti
ben Deutfd&en in lebenbiger SBerbinbung mit bem päpft*
liefen ©tuljle tljätig waren, über bie beutfdjen 93erljältniffe
gewiß gut unterrichtet. $n bem ©riefe, in welkem 33oni*
fatiu«, ber ttyoftel ber $>eutfd)en, ben «bt «Ibljer in ®ng*
lanb aufforbert, für bie Sefeljrung ber ©eutfdfjen ju beten,
l>eißt e«, baß fie bem ©öfcenbienfte ergeben feien. 2 ) Qnx
3eit ber 93efel)rung ber ©adfjfen, in ber legten §älfte be«
8. 3?al>rf>unberts, würbe auf ©tjnoben für bie *ßriefter ein
»erjeidjni« ber Ijeibnifdjen ©ebräud&e aufgeftettt, bie im
SJolfe nodfc fortbeftanben unb befämpft werben follten;
barin ijl bie Webe de casulis, i. e. de fanis, toon ben
^ütten, bie an» §o(j unb feigen um i> a * SM gemalt
waren (©rimrn, ÜWtjtf). ©. 74, 76), de simulacro de
consparsa farina, üon bem ©öfcenbtfbe au« geweiftem
üHefyle, de simulacris de pannis factis, Don ben au«
ßeuglappen gemachten ©öfcenbtlbern, de simulacro, quod
per campos portant, Don bem ©öfcenbübe, baß fie burdf)
») M. G. E. III. 266 ep. 17, 2«9, ep. 21.
») M. G. E. III. 288 ep. 38.
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bie gelber tragen. 1 ) Der fjl. ©türmt, erfter Äbt Don
Srulba unb Setter be$ 2Wiffton$wefenS bei ben ©adfjfen
(772—779), forberte biefe auf, bie ©öfcenbilber ju Der*
laffen, bte Tempel tyrer ©ötter ju jerftören, bie §aine
auSjurotten (ut idola et simulacra derelinquerent,
deorum suorum templa destruerent, lucos sueeiderent).
©o erjät)lt ©turmiä ©cfcfiler ©igü in beffen fiebens*
befdfjreibung nad() bem glaubwttrbigen SBeridjte Don Äugen«
unb Dfjrenjeugen. 2 ) fflie SBeba ber Sljrwttrbtge, einer
ber bebeutenbften ©d&riftftetter ber Ängelfad&fen, in feiner
fitrd&engefdjid&te, einem ber beften ©efdfjid&tswerfe be$
SKittelaiterS, berietet (2, 13), Ijatten aud^ bie Wngelfad&fen,
bie mit ben Ältfadjfen besfelben ©tammeä waren, ©öfeen*
bilber, unb ebenfo bie ben ©a$fen benachbarten ©tämme,
fo bie Ü^üringer, wie au$ einem SBriefe be« SßapfteS
©regor IL IjerDorgeJjt, 8 ) unb bie ^riefen, wie an» ber
ffiirffamfeit itjreS HpoftelS, be« Ijt. SBitttbrorb, ju erfeljen
ift. 4 ) Sei ben nörblid& Don ben ©adfcfen wotjnenben
©tämmen werben Silbfäulen ber ©ötter unbeftritten nadfj
bem fflerid&te ÄbamS Don SBremen angenommen. 5 ) SWad)
allem bem ift e$ nidjt ju bejweifeln, baß bie ©er*
manen bereits in früher Qtit Stempel unb ©ötterbilber
gehabt unb biefe im Saufe ber Qtit mit juneljmenber
l ) ®er indiculus superstitionum et paganiarum, für bte ÄemttniG
ber religiöfen 3uftänbe unfern SBorfaljren feljr widrig, würbe üon bem
Sßaberborner 5ürftbifd>ofe gerbinanb ü. §ürftenberg in ber oatifamfdKn
SMbliorfyef entbeeft unb öon tym in ben Monumenta Paderb. guerft
herausgegeben, bann üon oieleu anbern, fo oon SMnterim unb «£>cfcle in
iljren @d)riften, in ben SMograpljicn beö (I. 83onifatiu8, julefct t>on &aupt,
au$ gleidjaettigen Sänften erläutert im Programm ber ftäbt. ftealfdj. ju
Seidig 1892.
«) M. G. S. II. 376. Söattenbadj, ©efä.-OueHen (1893) I. 6. 232.
») M. G. E. III. 275 ep. 25.
4 ) M. G. S. II. 339. M. G. E. III. 395 ep. 109.
ß ) M. G. S. VII. 379.
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Äunftfertigfcit immer jafjlreicfjer unb funftöoller gemalt
Jjaben. ! )
£u ben toon ben ©adjfen üereljrtcn ©öfcenbilbern ge*
l)ört audj bic ftrminful 2 ) S)ie fogenannten Änualen Sin*
IjarbS (Annales qui dieuntur Einhardi), bic fulbaifdfjcn
unb bic faljburgifdjen Ännalcn (A. Juravenses) nennen
fie ein idolum, was bei djriftlidjen ©dfjriftftettern burd&wcg
©öfeenbilb Ijeifct. J)ie 9?etd)£*, bic fiorfeljer, bic Otto«
beuemer unb bic Dueblinburger Ännalen, wie baS Chro-
nicon Reginonis unb ba$ Chron. Moissiacense nennen
bie $rtninful ein fanum, wo« einen bem religiöfen Suite
gemeinten Ort, aber nad) bamaligein ©pradfjgebraudt) aud)
eine aus #olj unb feigen um baS ©öfeenbilb gemad&te
feüttt bejeidjnen fann, bie fleinen £orfd>er Ännalen nennen
jie ein fanum et lucum famosum; lucus bejetcfjnet nadf)
9HiMenl)of (Deutfd&e «ItertumSfunbe (1898) IV. 1. ©. 221)
einen SBalb ofyne Unter^olj. Die Annales Petaviani reben
Don einem Orte (locus), ber ©rmenful genannt hmrbe.
Die A. Lauresh. unb bie A. Regni Francorum berieten
nodf>, ba§ bort ©djäfcc Don ®o!b unb ©Über ftcfy befanben.
ffienn wir biefe 5Wadf)rtdf)ten mit einanber öereinigen, ergiebt
ftdf>, bafj bie ftrminful ein ®öfeenbilb mar, nad) weld&ent
aud) ber umgebenbe §ain ober Ort benannt würbe. „Die
$aine," fagt Döüinger, „waren bie beliebteften ShiftuS*
ftätten ber ©ermanen. #ier befanben fid) SBofjnungcn
ber *ßriefter unb Altäre; Ijjier würben ÜHationatyeiligtümer,
gelbjeid^cn, Opfergeräte aufbewahrt." 8 ) ffiiganb wiß jwar
l ) ©rimm, 3Jtytl>. (1844) ©. 69, 74, 76, 94, 108. ©tmroef,
WT)tf). (1864) 6. 528, 530.
•) 2)er 9tome wirb ßrmeiiful, #ertnenful ^^rminfuul, StminfuI,
(Srmenfeul, DrmenfuI getrieben; bie juoerläfflgften Quellen, befonberö
SRubolf Don Julba, bie A. q. d. Einhardi, Poeta Saxo, A. Fuld.,
Quedlinb., Weissenb., Lamberti fd^reiben Srminful; btefe ©c^retbtoeife
ift baffer öoqugie^n.
8 ) £ribentum unb Subentum @. 566.
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54
bie (Ejiftenj bcr ftrmtnful nid>t beftreiten, meint aber, ba$
©ort bejeidjne ursprünglich unb t)auptfä$lid> einen Set»
fammlungSplafe, auf meinem ein alter tarier Saum ftanb,
bei bem bie alten ©ermanert tyre SJerfammlungen abhielten
unb ben ©Ott ©rmin Bereiten; 1 ) itynlid) fte^t ©djudftarbt
in #rminful „eine ftrminSlytye, einen QrminSberg, auf
bem bie ®ott^ett unfidjtbar thront." 2 ) 5Da* ©ort fod
nämlid) Don ©ofjle, ©d)tt>eße, plattbeutfcf) ©üfl, fjerfommen
unb etwa« „Änjteigenbe*, Äufge^te*" bejeicfynen. 8ber
biefe* ©ort Reifet alri)od>beutfd) swelli, angelfädjfifd) syll,
altnorbifd) ebenfo unb liegt batpr bem jmetten Seftanbtcile
be* ©orte* Qfrminful nid)t }u ©runbe. Da einzelne
«nnalen (A. Lauresh. unb Chron. Moiss.) ein hoppelte* u
fjaben, fo mar ba* u lang, unb bat>er bebeutet sul ©äule,
alt^odfbeutfd) sül, angelfäd>fif$ syl, altnorbtfd) sula. 8 )
(Sobelin <J$erfon fd>reibt aud) ^frmenfeul. Wenn fobann
ffitganb bewerft, bafc bie alten ©ermannt einen erhabenen
SRaturfinn Ratten unb baljer woljl feinen roljen $lofc auf«
richteten unb jum ©egenjtanbe tyrer SSere^rung matten,
fo ift barauf ju bemerfen, bag bei allen SBölfern bie
älteften ftbole fel>r rolj toaren; felbft bie ©riedjen Der*
ehrten in ber älteften Qtxt in ®eftalt eines 93rette$, eine«
$fal)le$ ober eine* Älofce* it)re ©ötter unb [teilten fte erft
in fpäterer #eit mit größter flunft bar. 4 ) Äud) bei ben
©ermanen war bie ältefte ®ötteroeret)rung feljr einfach;
Ujre Heiligtümer toaren Säume, ©äulen, Quellen unb
Reifen, bie fte in ©albern unb Rainen bereiten. ö ) Sei
ben ©adjfen erhielt ftd) infolge iljrer Äbgefd)loffenl)ett Don
>) «rdjiü für ®efdj. u. fl 20. I. 35.
8 ) Seilage jur «ttg. 3eitung. 1898. 81 78. ©. 3—4.
«) Äluge, (fctnmol SBörterb. $u „®äulc", „©djweUV.
4 ) 2)öümger, £etbentum unb 3ubentum 6. 58, 216, 563.
8 ) ©rimm, SRntlj. ®. 60—69 unb 613. ©tmroef, ÜRntfc. 6. 506.
©aupe, Indic. superstit. ad. VL, VII.
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55
ben anbern ©tämmen bie ältefte einfache ®ötter&ereljrung
f ef>r lange. Überbie* nennt ber Poeta Saxo, nad) puffet *)
ber 2Rönd) Ägiu«, ber im 9. ^a^unbett in Äor&ei lebte
(t 876) unb alfo nad) Qtit unb .Ort feines fieben« über
bie ^rmmful unterrichtet tt>ar, biefe ein simulacrum, alfo
ein ©öfcenbilb.
Gens eadem coluit simulacrum, quod vocitabant
Irminsul, cuius similis factura columnae,
Non operis parvi fuerat pariterque decoris. 2 )
9loä) genauer berietet über bie ftrminful ber 2Rönd>
Shtbolf, ber 865 ftarb unb bem JHofter ftulba angehörte,
beffen erfter Äbt ©türmt gerabe in ber ®egenb ber
Qrminful an ber ©pifce be« 2Wiffion3tt>efen$ ftanb unb bei
bem #eere tvax, loeldjeS fie jerftörte. ferner Ratten
3fulba$ SWönc^e ftd) an ber SBefeljrung ber ©actyfen eifrig
beteiligt unb audj ber l>eibnifd)en 3 C ^ no $ immer große«
Qntereffe entgegengebracht, würbe bod) in ftulba ba$ §tlbe*
branbslieb aufgejeidjnet unb und erhalten. Dura) feine
2eben$t)erl>ältniffe toax alfo SRubolf über bie ftrminful gut
unterrichtet unb befaß aud) nad) SBattenbad) (©. Q. I.
239) gefd)id)tlic$en ©inn, fo baß fein Zeugnis glaubroürbig
ift. Sßadjbem er öon ber SJereljruug ber SBäume unb
Quellen erjäfylt fyat, fagt er: Truncum ligni quoque non
parvae magnitudinis in altum erectum sub divo cole-
bant, patria lingua eum Irminsul appellantes, quod
latine dicitur universalis columna quasi suslinens
omnia. 8 ) Truncus ligni l)eißt $olj* ober SBaumftamm;
bie ftrminful mar alfo ein jtemlid) großer SBaumftamm
ober eine ^oljfäule; in altum erectum giebt an, baß fie
nidjt ein Saum, fonbern ein burety 3Äenfd>enl>anb empor*
l ) Äowcier ©tubien 6. 21 ff.
•) M- G. S. I. 228.
*) M. G. S. IL 676.
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56
gerichteter mädjtiger JBaumftamm ober eine #oljfäule mar;
sub divo beweift, baf$ fte in ber freien üttatur ftanb, alfo
md)t in einem überbauten Staunte, ©enau fo betreibt
bie ftrminful ber SBremer 3)omIjerr Äbam im 11. $a\)x\).,
ber bie ältere @efd(>id>te teils nac& ben öorljanbenen Quellen
teils nad) ber Überlieferung erjät)lt unb in Ijofycm Änfeljn
fteljt. 1 ) S)a bie ©adjfen einen gefällten Saum fdjwerlid>
unbearbeitet lieber emporrichteten unb SRubolf nidjt trun-
cum arboris, fonbern truncura ligni fagt, fo lägt fid)
wot)l annehmen, bafc fie it|m eine gewiffe fünftlid&e ©eftalt
gegeben Ijaben. Ob aber ber JBaumftamm ju einer form*
lidjen JBilbfäule nad) Art ber Iljorfäulen beS Sorben«
umgearbeitet würbe, wie bie Säuberung be« Poeta Saxo
nalje legt unb $üffer 2 ) annimmt, ober ob er nur bie Der»
feinerte ©eftalt einer ©äule befommen t)at, ob femer bie
©äule oben in ein fflilb auslief, wie bie #ermesfüulen ber
©rieben, ober aber ein fflilb trug, ob fie bemalt, befleibet
ober mit ©olb unb ©Über gejiert war, lägt ftd) nidjt mit
SBeftimmt^eit fagen. 8 ) Die fpäteren S^a^ric^ten hierüber
ftnb unju&erläffig ober ©ebilbe ber Did&tung. 9laä) #einri$
Don $erforb (Chron. ed. Potthast p. 6) ftanben auf ber
©äule brei Silber, 2ÄarS, #erfuleS unb Slpollo, unb nad)
SBerner SRolewinf (De Westph. mor. lib. IL c. 3) mer @öt*
terbilber, ÜWarS, SWerfur, £erfule3 unb Apollo; nac% #amel*
mann (Opera geneal. p. 65) ftanben bie Dier <3tatmn um
ba& Sager $erum. SBie SBinlelmann (Notitia hist. p. 371)
u. a. wiffen wollen, fteßte bie SBilbfäule einen ©Ott als
Ärieger im SBaffenfcljmwf bar unb ftanb in einem $err*
>) M. G. S. VII. 286, 45. SBattenbad), ©efd&id&tSqueHen II. § 11.
*) Äoroeier ©tubitn @. 111. «. 3.
•) 8ö^er (Äampf um $aberborn @. 1) benft fid) bie 3nmnfitl an
ber ©tätte be3 $aberöorner 2)omcö aU „eine fdjlidjte ^oljfäule, Ijodj«
ragenb bü in bie jieljenben Söolfen hinein, umfloffen oon ben füllen
©dauern M Uroalbe*".
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57
Iidjen £empel; bic ffiaffenrfiftung wirb genau betrieben,
©tangefol (Annales circuli. Deutfd). ft&ln. 1640. SBorr.
LXIX. GL) Ijat fogar eine Stbbilbung.
Die SBebeutung be$ ©orte« ftrminful giebt SRubolf
richtig an; benn irmin ift nähere SBeftimmung ju bem
®runbworte sul (©äule), giebt tym im begriff be* Äff*
gemeinen, be$ $öd)ften unb ©tärfften unb liegt Dielen
3ufammenfefcungen ju ©runbe, j. JB. ftrmbert, ber fet)r
©länjenbe, :$rmgart, bie mächtige SBefd&fifcerin, ftrmenfrib,
ftrtmngott, ber fjödjfte, allgemeine ©Ott, trminman, erster
ÄuSbrucf für 9ttenfdf); in ©nglanb Ijiefc eine ber großen
alten Straften ftrminjtrafce; im flngelfäctyfiföen (Beowulf)
ift irmin gleich eormen, j. 33. eormen-ric, ba$ (Erbreidf);
auf angelfädjftfd&en (Einfluß weift batjer bie ©df>reibn>eife
beS Chron. Reginonis (Ormensul) t)in; audf) in Drtä*
bejetdjnungen pnbet fid) ba$ ©ort, j. 95. im $Übe3t)eim*
fdjen #rmenfeul, plattbeutfd) Ärmenfeul ober Ärmenfüfle, l )
ftrmgarteid&en im Greife ©iegen. Qm Mittelalter tommt
bas ©ort ftrmenful meljrfad) bor unb btbtutzt Sßtyramibe,
©äule, Sßoftament, auf bem ein 83üb ftefjt, unb audf) SBilb-
faule. 2 ) @* $at ben Segriff be$ (Emporragen* unb
£ragenS aud& fpäter nodf). Die Qfrminful war alfo bie
bas ganje ffieltaff tragenbe unb ftüfcenbe ©äule, bie öon
einem $aine unb tneffeidjt aud) oon einer nad> oben
offenen §fitte umgeben mar. ©o liegt ber Qfrminful bie*
felbe $bee i u ®runbe, bie aud& in ber älteren unb ber
jungem ©bba enthalten ift, meiere beibe im 13. %a1)x\).
auf ber ftnfel ftslanb aufgejeid&net finb unb Don benen
lefctere eine ©arfteffung ber germanifd&en ©ötterleljre,
erftere #elbenlieber enthält, bie teiltoeife fdfjon im 9. ftdjrff-
x ) SBiganb, 2lrd)to für ©. u. «. 20. I. @. 35. ®tf>u<ftöarbt, Bei-
lage aur Hllg. 3«it. 1898. 9t. 78. ©. 4. SWeibom, Irminsul Sax. c. 8.
f ) ©rimm, SDtytlj. @. 104, 3n ber Äatferdjromf (12. Saljrlj.)
Ijeifjt eÄ: üf einir yrmensule stuont ein abgot ungehiure.
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58
uerfafct würben. Um bicfc Qtit nämlid) waren bic SRor*
mannen nad> ftslanb auSgewanbert unb Ratten bort auf
ber uon allem 33erfet)re abgesoffenen ^nfel tyre religiöfen
Slnfdjauungen bewahrt, bie nachweisbar mit benen bev
anbem ©ermanen im wefentlid>en überetnftimmen. %n
ber ©bba wirb baS SBeltaH unter bem SBilbe eine« ffielt*
bäumet ber Cfdje Yggdrasil, aufgefaßt, bie tyre 3weige
über baS SBeltatt ausbreitet unb mit iljrer ©pifce bis an
ben Fimmel reicht. Die Angabe SRubolfS über bie
ftrminful wirb Datier aud) &on angefeuerten ©eletyrten als
richtig angenommen, fo bon ©rimm (ÜJtytl). ©. 106, 326),
DöDinger (#eibentum unb ftubentum S. 566), Qtnfr (Die
®eutfd>en unb bie SRadjbarftämme ©. 45), ©iefebrecfct
(®efd&. ber beutf^en flaiferjeit. 5. 9. I. 111) u. a.
Da bie alten ©ermanen bie SWaturfräfte vergötterten
unb ftd) bie Qfirmirifwl als bie baS SBeltatt tragenbe ©äule
badjten, fo verehrten fic in iljr eine bie gefamte Statur
tragenbe unb burctybringenbe Äraft, ofyne gerabe an einen
beftimmten ©Ott ju beuten. Äud) nad) ©rimmS Anficht
(üJtytlj. ©. 107) „Hegt es ni$t in bem ÄuSbrude, bafc fic
einem einjelnen ©otte geroibmet war", ffiin ©ott ftrmin
wirb in ber älteften 3 C ^ nirgenbwo genannt. 6äfar unb
JacituS benennen bie germanifetyen ©öttcr mit ben JWamen
ber römifäen, benen fte bur$ SDtytlje, Darfteflung unb
33ereljrung glichen. $n ber 8bfd)WörungSformel, weldje
bei ber itaufe im 8. ^a\)xf). gebraust unb gerabe mit
SRüdftdjt auf bie ©ad)fen abgefaßt würbe, entfagte ber
läufling bem ffioban, Ü^onar unb ©ajnot; unter Iefcterem
ift ber ©d&wertgott, ber ©ott Des Krieges, ju öerfteljen,
ber bei ben füböftlidjen ©ermanen ©r, bei ben ©$waben
unb (Statten 3iu, bei ben norbifdjen ©tämmen Zyx ^ieß. l )
l ) SWüHen^off unb @$erer, 3>enfmäler beutfe^er $oefie unb $rofa
?. 444.
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59
ffiäre Qrmtn ein 9JationoIgott ber alten ©adffen gewefen,
wie ÜRöfer, 1 ) SJertot 2 ) u. a. annehmen, fo würbe er bei
ber Ijofjen 3?eve^rung, bte ber iljm gewibmeten ©forte ju
teil nmrbe, in ben SBeridjten ber 3eitgenoffen too§l aud>
al* foldjer genannt toorben fein. Da nun ein Sott ftrmin
nid)t nachweisbar ift, fo ift j. 33. Don (Sobelin *ßerfon
(Cosmodrom. VI. 38) unter Qrmin SEBoban Derftanben
worben, ber im 2ateimfd>en SKerfur, im ©riectyifdjen #erme*
lKt&t unb ber l>öd)fte ©ott ber ©ermanen, alfo ber Prolin*
goit toax. ®em $erme* würben ©äulen erratet, unb
ber Warnt i^rminful, namentlid> bic ©djreibweife (Ernten*
unb ^ermenful, erinnert woljl an $txmt&, aber, bie blofce
£l>nltd)feit ben tarnen« unb ber SBereljrung tann jene An*
nannte no$ nid)t als ridjtig beweifen, fo lange bejtimmte
3eugmffe fehlen, ©eil ©t. $etruS in ben »olfsfagen
Dielfad) an bie ©teile beS 2$onar trat, weil an ben bem
Zffonax geweiften ©tStten häufig <J$etersKrd>en erbaut
mürben, j. SB. an ber ©tfttte ber 2t)onar«eid>e bei ©eis*
mar, unb weil an ber Stätte ber ftrmtnful in Ober*3RarS*
berg eine $eterstird>e fteljt, fo nimmt ©imrod (»tyllj. 288)
an, ba£ Xfpnar aud) als ftrmin ueretyrt würbe unb tym
bie Qfrminful gewibmet gewefen fei. Aber bie ©laubenS«
boten weihten bie erften ßird&en &ielfad> bem ty. SßetruS, um
baburd) ben ©ebanfen auSjubrücfen, bafj bie Don itynen
ausgebreitete JJirdje mit i^rem Ober^aupte, bem $apfte
als bem 5Wad>folger beS fyl. SßetruS, in fefter SJerbinbung
flehen folle; bie Äircfcen in Dber*2RarSberg war bie erfte
unter Äarl bem ©rofcen in ©adjfen gegrünbete Rtrd&e unb
jieljt auf einem Reifen, <J$etruS aber ift ber 3felS, auf bem
bie ganje ßirdje gebaut ift. ®iefe ©ebanten waren für
bie SBibmung ber Äird&e ju (Eljren beS \)l <J$etruS wo^l
») Dtota&rwffd&e ©efdj. I. 201.
•) Remarques sur le dieu Irmensul. Paris. 1723.
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met)r maßgebenb al$ ber bcfonbcrc ß^arafter ber bort Der*
ehrten ©otfyett. Äu$ biefent ©runbe baute Äarl aud) in
bcn 83if$of$jtäbten Dsnabrücl, Sremen, SWinben unb (glje*
$ilbe«fjeim ?ßeterStird)en. Unter ftrmin ift aud) wotyi
Qrmtn ober $ermin, einer ber brei ©öljne beä SKannuS,
Derftanben toorben, nad) benen bie brei großen ©tämme
ber 3)eutfd)en, bie ftngäDonen, ftftäDonen unb $ermtoneu,
ftd) nannten; er fott fpäter als (Sott Dereljrt fein. 1 )
Weinecle, 2 ) Äletnf orgen, 8 ) Suben, 4 ) <ßerfe 5 ) u. a. neunten
an, baß bie ^rminful ju Cfjren Armin«, be$ Dielgeprie*
fenen JBcfreicrd ber ©ermanen Dom 9?ömerjoc$e, unweit
be« Orte« ber SaruSfdjlactyt errietet fei. ffiintelmann
giebt nod> an, baß bie Qrminful einen tfrieger barftellte
unb fpäter für ein ©öfcenbilb gehalten unb göttlich Dereljrt
fei. 6 ) JacituS berietet root>l, baß «rmin nod) lange in
ben fiiebern feine« SSolfeS befungen würbe, aber Don einem
Denfmale fagt er nidjts, eben fo wenig wie anbere alte
®efd)id>tfd>reiber. Der Sßame Armin, unridjtig mit $er<-
mann, wiebergegebeu, tjat ja freilief) woljl einige SÖjnlidjfeit
mit ftrmin, unb gewiß Ijat Armin als £ljeru$terfürft tn
ber ©egenb beS ©tanbbilbeS ber ftrminful gelebt, aber baS
beweift nod> nidjt jene JBeljauptung, bie bem beftimmten
glaubwürbigen ^eugniffe Wubolf* Don gulba gegenüber*
85on einer ftrminful berietet noc$ SBibutinb, ein im
10. 3fat>rl). lebenber SWönd^ Don ÄorDei, in feiner ©efdjidjte
") Sötganb, $rd)to I. 30. ®rimm, SDtytl). 325. (gdjudftarbt, SBei-
läge jur Sing. 3eit. 1878. 9t. 78. 6. 3.
*) 9Roten guin Poeta Saxo.
•) ©eftf. Ätrdjengefe$. I. 149.
4 ) 3)eurfe$e ©efö- IV. 282.
») M. G. S. I. 151 «. 51.
e ) Notitia historica politica yeteris Saxo-Westphaliae. 1657. p. 371.
7 ) S)ie Sluffttffuug ber Srminful *U „ieberinamtf (Säule* (Ärtmfc,
Saz. II. 9 u. a.) wiberforidjt ber 33ebeutung be8 Starte* „innin".
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fit
ber ©ad? fett (Rerum gestarum Saxonicarum Hb. I. 12).
9tad)bem er erji1t)It f)at, ttrie bie ©adjfen na$ SBeftegung
bcr lothringer (um 530) il>re ©tabt ©c&eibinflen an bcr
Unftrut eroberten, bemerft er: Mane autem facto ad
orientalem portam ponunt aquilam, aramque victoriae
construentes, seeundum errorem paternum sacra sua
propria veneratione venerati sunt; nomine Martern,
effigie columpnarum iraitantes Herculem, loco Solem,
quem Graeci Apollinem appellant. Ex hoc apparet
aestimationem illorum utcumque probabilem, qui Saxo-
nes originem duxisse putant de Graecis, quia Hirmin
vel Hermis graece Mars dicitur; quo vocabulo ad lau-
dem vel ad vituperationem usque hodie etiam ignorantes
utimur. 1 ) 3)iefe ©orte geben an, bafc bie ©adfjfen eine
ara victoriae (ara bejeidjnet jebe (Erdung Don ffirbe,
©tein, #olj, batyer Altar, S)enfftein, Cljrenfäule) nad)
Sonnenaufgang Jjin errichteten, um baburdfc tyre ©ötter
ju toereljren, tuetö>e bem Kamen nadf) 3ttar$, bem Silbe
nad} $erfuleS, bem Orte ber Äufftcttung nadf) bie ©onne
toaren; bei tfjnen ^iefc 2RarS ^irmin. 2 ) 6$ ijt möglidj,
bafj biefer Seil beS fäd&ftfdjen SBolfäftammeS in jener Qtit
ben ftrmin für ein perfönlid&e« SBefen fjielt; benn bie
tyeibmfdjen 85ö(fer Ratten in JBejug auf 3aljl unb Gtyarafter
ber ©ötter nidf)t immer biefelben SBorfteHungen; fie Der*
mehrten bie Qafy ber ©ötter unb tuedjfelten bie Änfid&ten
über iljre ©ef$affenl)eit. ©eftüfet auf biefen 33erid)t jagt
l ) U. G. S. III. 423; ©djulauägabe üon 2öaifc. 3. V. @. 12.
*) $erfc I. c. bejieljt bie Sorte auf bie Skreljrung, mehrerer ©ötter,
örimm (SWntlj. ©. 327) auf bie »ereljrung, eine« ©ottd, ber bem
dornen nad) 9Rar$, bem Silbe nad) £erhtle$, bem Orte nadj bie €>onne,
ben ©adjfen aber Finnin war. tiefer SBerid^t be$ Söibufinb gab xooffi
bie Seranlaffung, bafi £einrid) oon #erforb, SBerner SRolewinf u. a. fidj
auf ber Srminful mehrere ©öfcenbilber badeten unb Srmin für 9Kar*
gelten.
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62
©rimm bejttgltdf) bcr frühem ftaljrljunberte (SÖtytl). ©. 328):
„Die ©a<$fen fd&einen in ^rmin e * ncn friegerifefc bärge*
[teilten SBoban &eret)rt ju Ijaben." SSiel watjrföeinlidber
aber giebt ber gan|e JBericfyt ffiibufinbs nur feine per*
fönlid&e, twtteid&t burd& fpätere ©agen beeinflußte Auf*
faffung, bie an bie £!jatfad)e antnityft, baß bie ©adjfen
jum Danfe unb jur (Erinnerung an ben ©ieg eine mächtige
tyotyt ©äule, alfo ein ftrmtnfäule, errichteten. SBibufinb
rennet es nämltdf) als ©ad>fe feinem Solle jum Stumme
an, baß es öon bem nadj ÄlejanberS lobe jerfprengten
©riedfenljeere abftammte, unb ba^er braute er im ©eifte
feiner Qtxt bie beutfdjen ©ötter gern mit ben griedjifdfjen
in SBerbinbung. Dabei ift es wot)l gefugt unb »on JBibu*
finb nur fo aufgefaßt, baß bie ©ad&fen burcl) eine ©äule
jugleicfc brei ©ötter toereljren wollten, natürlich juerft ben
JtriegSgott, ba es ja eine ©iegeSfäule war. Die germa*
nifdfoen ©ötter bur$ bie griedjifdjen ju bejeicfcnen ift bei
ber 3$erfd)iebent)eit ber SJorfteKungen über bie ©ötter feljr
fc&wer. £acituS bejeic^net ffioban, ben t)öc$ften ©ott ber
©ermanen, mit ÜWerfur, ber bod) nur ein untergeorbneter
©ott war, unb ben I^onar mit #ertuleS, ber nur ein
$albgott war, unb ben ÄriegSgott mit 2ttarS. Die d^rift*
liefen ©laubensboten geben ben Sljonar mit ^uppiter
wieber. ffiibuünb nennt ben ÄriegSgott ber alten ©ermanen
$irmin, bem gu ffiljren bie ©äule wegen be$ ©iegeS ja
errietet fein mußte, eine fflejeid^nung, bie fonft in jener
3eit gar nid&t öorlommt. Diefer ffriegSgott t)eißt uad^
SBibufinbS ÜWeinung wegen ber Stynlidtfeit beS SßorteS im
©riedf>ifdjen $ermeS, was gar md)t ber gaß ift; benn ber
gried&ifdje ÄriegSgott Ijeißt ÄreS, unb £ermes entftmdjt
bem römifd&en ÜWerfur unb ift ber ©ott beS #anbels unb
»erfeljrS. ©ibufinb lebte im 10. 3faf>rlj., alfo ungefähr
200 ftaljre naefj ber erfolgreidjen Ausbreitung be$ (Sänften*
tumS; bie nähere Äunbe uon ben alten germanifd>en
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f>3
©flttern war bereit« erlofd&en, ba bie Drben«Ieute im 3fn*
tereffe ber DoOftänbigen Ausrottung be« alten ©ötter*
glauben« ni$t gern meljr baDon rebeten unb, burd> ba«
©tubium ber lateinifc&en unb.gried&ifd&en Jflafftfer angeregt
me|r mit ben ©öttern ber ©rieben unb Kömer betannt
mürben. 'Da« geljt audfc au« ffiibuftnb« ©orten IjerDor:
quo vocapulo usque hodie etiam ignorantes utimur,
mag ba« nun mit *ßerfc auf 2War« ober mit ©rimm
(üJtytl). 327) auf Qfrmin bejogen werben; jebenfafl« liegt
l)ier eine SBermed&felung be« gried&ifdjen $erme« mit bem
lateinifdjen 2Bar« Dor. Später ^ielt man in JtorDei richtig
ben »re« für 2Rar« unb $erme« für STOerfur. 1 ) SBaljr*
fdjeinlid) lannte ffiibufinb bie SBebeutung be« SBorte« ftrmin
nidfjt meljr ganj fidler unb badete fid) barunter ben ©Ott,
bem ju ffi^ren bie ©äule l)auptfäd)lidf) errietet fei, alfo
ben £rieg«gott. SHubolf Don Ofatba Panb ber Ijeibnifdjen
$eit noc& näljer unb ttmr al« SWöndfj be« um bie Aus-
breitung be« S^riftentum« in ben älteften Reiten Ijod) Der*
bienten Älofter« gulba hierüber beffer unterrichtet. (Er
berietet aber nid^t« Don einem ©otte ^rmin, ebenforoenig
nrie ba« 33crjeid)ni« ber abergläubifd&en ©ebräudje unb
unb bie «bfd)toörung«formel. 3)aju tommt nod), bag
biefer ganje fiegreiefce Äampf ber ©ad&fen gegen bie 2^ü*
ringer, burdj bie Sage Dielfad) au«gefd()müdtt, überhaupt
unftd&er ift unb erft 4 ftaljrljunberte fpäter Don ffiibutinb
erjagt nnrb. 2 )
Äu« toelcfcer 33eranlaffung unb toann bie Don JJarl
jerfiörte ^rminful errietet ift, barüber fehlen un« nähere
SWad()rid>ten, Dieüeid^t nad) ffleftegung eine« feinblidfoen
SBolfe«, ber Glatten ober SBrufterer. 3Wan l)at fte fogar
ju ben (Selten in 33ejiet)ung gebraut, bie Dor ben ©ermanen
') M. G. S. III. 8. ad. a. 1145.
») 393. U. ». I. 9t 81. 6uppl. n. 14. «bei, 3ctyrb. M fr. SKetdje«
6. 105. «. 4.
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64
unfere @egenben betonten unb über mehrere fenfred>t
aufgerichtete (Steine einen längeren Ijortjontal legten, um
auf biefem tyre jafjlreidjen blutigen Opfer, cm$ 3Äenfd)en*
Opfer, ben (Stöttern barjubringen. ©old>e Ijolje freijtetyenbe
(Säulen gießen bei ben Selten hirmen (hir, Ijeljr, men,
Stein), aufteilen oud) #irmenful, ©tein ber ©onne. 1 )
Aber bie Qfrminful tuor fein (Stein, fonbem Don #olj unb
wirb in ben Ännalen als ein Heiligtum ber ©ad>fen be«
jcidjnet; bie fiegreid>en germanifefcen ©tämme ^aben aber
fU&er nid)t ©öfter Don ben unterbrüdtten unb Derbrfingten
Selten angenommen, ba bie Ijeibniföen Wolter i$re ©ötter
mit ftd) eng Derbunben bauten, unb bie Seftegung beS
Solted aui) eine SBefiegung feiner ©öfter toar.
3. Wo fluni Me 3nntafitl?
Die ältejle, beftänbige unb bi$ in bie neuefte #eit am
meiften vertretene Anficht ift bie, bajj bie Qrminful an ber
©tätte be* heutigen Dber*3RarSberg ftanb. Die Ober*
ftödje be* SBergrfidtenS fjat einen folgen Umfang, ba% bie
Umgebung ber alten JBefeftigungdlinie V2 ©tunbe erfor*
bert, unb befielt au« jtoei burd> eine tleine Ctnfenfung
öon einanber getrennten JBergen. Die ©reSburg jlanb auf
bem fübtoefHidjen, wo nod> jefet eine Örtlidjfeit im 3rlur*
bud>e JBurg genannt nrirb, bie Qrminful aber auf bem
norböjtlid)en JBerge. Dort befmbet fid) ein ettoa 8 Stteter
l>ol)er, an ber Dftfeite fenfredjt abfattenber ftelfen, auf
tt>eld>em bie ©tift*tird>e erbaut ift, unb bor bem Sljore
berfelben, ganj auf bem öfllidjen ©nbe be* gelfcnö, fte^t
eine 9Wuttergotte**©tatue; Ijier Ijat „nadj ber alten ton*
*) Obermüller, <Deutfd).£eItifdje$, ©efö.«©eoör. aBörterbud) ja
„3rmenfäule\ eantu-ge^r, «ttg. öefö. I. 228. gifdjer, «retfburg
<5. 198. 3n granfreidj, »0 bie Gelten fldj langer aufhielten, fcaben fld)
Diele fold&e Dpferfteine erhalten.
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65
flauten £rabition bcr ©egenb" bic ftrminful geftanben. 1 )
3)ie ©ntfernung biefe$ fünfte« Don bcr ©tättc bcr alten
(JreS&urg beträgt tttoa 1 5Hlom. (Sreäburg unb ftrm*
inful ftnb batyer jtoci toerfdjiebene fünfte auf bemfelben
Sergrficfen. 3)ie älteften «nnalen reben nur Don (Sre$*
bürg, nidjt Don (SreSberg. @rft foäter, al$ bie Qrminful
jerftört unb ber Drt naefj üjr nid)t mef)r benannt ttmrbe,
als an üjrer <&t'&ttt ifircfje unb fflofter gegrünbet toaren,
»urbe ber ganje JBerg balb ©reöburg, balb (SreSberg ge*
nannt, fo in Urfunben, bei ^cinric^ &on#erforb (14.3fa$r$.)
unb ©obelin $erfon (15. ^aljrlj.). ©« dta ©re$burg
mar nid)t eine SBurg nad) Art ber SBurgen beS Sttittelal*
terS mit Ijotyen SWauern unb ragenben fcürmen, fonbern
beftanb nad) ber SBefefligungSart ber alten @ad)fen, ttrie
toix fie aus ben nod) erhaltenen SBefeftigungen an ber @el«
lingljäufer üKityle bei *ßaberborn, bei 3ttefcf}ebe u. a. fennen,
nur au$ mehreren SEBätten, unb toax eine SBaDburg, bei beren
^erfteHung man bie geeignete Sage befi SBergeS gefä|iclt
benufct Ijatte. Der ©all auf bem norböftlidjen Serge um*
gab bie ftrminful mit ityrem £aine. ©etyen wir nun, ttrie
ju biefer Erabition fiel) bie «nnalen Behalten, bie gröfr
tenteils in SHöftern Don ßeitgenoffen aufgejeid)net ttmrben,
mit roenigen ©orten bie widjtigen ©reigniffe be$ Qa^re«
angeben unb fo bie fefte ©runDlage unferer älteren ©e*
fäi$te bilben. 2 )
Die A. St. Amandi, nad) bem JHofter ©t. Ämanb,
unb bie A. Laubacenses , nad) bem Älofter ßaubad) be*
nannt, fagen ad a. 772: Karolus rex bellum habuit
contra Saxones in Heresburgo (A. Laub.; in Eresburch. 8 )
Dtefe «nnalen, bie ju ben älteften gehören, erjagen alfo
l ) $ifäer, «tföburg ©. 34.
•) SBattenbadj, @efd)idjt3quetten. 1893. T. 138.
«) M. G. S. I. 12, 13.
LVII. 2. 5
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66
nur öon einem Jtriege auf ber SreSburg; bort ereigneten
fld> alfo bie £auptbegebcnljeiten jene« ftaljre«. Änbere
alte Ännalen berieten ju biefem ftaljre nur bie ßerftörung
ber Qfrminful: bie A. Laureshamenses , *) in bem Softer
£orfd> an ber JBergftrafce , unb bie A. Moselani, 2 ) in#lö*
ftern an ber SKofel aufgefunben, fagen: Fuit rexCarolus
ho8tiliter in Saxonia et destruxit fanum eorum, quod
vocatur Irminsul(A. Lauresh.: quod vocabaturlrminsul);
bie A. Juvavenses minores, 8 ) in ©aljburg aufgefunben:
Carolus idolum Saxonorum combussit, quod dicebant
Irminsul: ba$ Chronicon Moissiacense, 4 ) nad) bem SHofter
ättoiffaf in granfreidj benannt : Carolus hostiliter ingres-
BU8 est in Saxonia et destruxit fanum eorum, quodvo-
cabatur Hirminsuul. Daß biefe Iefcteren Ännalen ju ben
folgenben Sauren na # & e * 3 cr f törun 3 & er ^rntitiful Don
kämpfen auf ber <8re8burg berieten, aber ju bem ftaljre
772 [nur bie 3erftörung ber ^rminful oljne ertoftljnung
ber ©resburg erjagen , foäfjrenb bie erften «nnafen nur
ben Ärieg auf ber ©redburg ju 772 melben, fpridjt bei
ber lurjen DarftellungStoeife ber Sinnalenbafür, bafcßreS*
bürg unb ^rminful btd^t neben einanber ftanben, fo baß
bie Sroberung ber SreSburg unb bie ßerftörung berftrm*
inful mit einanber eng toerbunben toaren unb ald eine
Jhriegätljat erf dienen. Änbere, meiftenS jüngere unb aus
ben älteren fdjöpfenbe «nnalen Derbinben jene beiben £Ijat*
fadjen mit einanber, wie bie A. Petaviani (fo benannt,
weil ftd) bie $anbfd)rift im JBeftfee be$ gelehrten SHjeolo*
gen Sßeta&iuS befanb): Domnus rex Karolus perrexit in
Saxoniam et conquisivit Erisburgo et pervenit ad locum,
qui dicitur Ermensul; 6 ) bie A. Laurissenses minores, 6 )
im $lofter Sorfdj öerfafct: Karolus in Saxonia castrum
*) I. 30. ») XIII. 496. 8 ) I. 88. <) I. 295. ß ) I. 16.
•) I. 117.
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67
Aeresburg expugnat, fanum et lucum eorum famosum
Irminsul subvertit; bie A. St. Emmerammi l ) au$ iRe*
gendbutg ftommenb: Carolus in Saxonia conquesivit
Eresburc et Irminsul; A. Fuldenses 2 ): Carolus Saxo-
niam bello aggrcssus Eresburgum castrum cepit et ido-
lum Saxonum, quod vocabatur Irminsul, destruit; ba£
Chronicon beS Äbteä {Regino p ): Primo impetu castrum He-
resburgh cepit et ad Ormensul usque pervenit et ipsum
fanum destruxit et aurum et argentum, quod ibi rep-
perit, abstulit; bie A. Quedlinburgenses, Weissenburg.,
Lamberti fagen: Heresburg expugnat et fanum eorum,
quod vocatur Irminsul, destruxit. 4 ) Htte tiefe Hnnalen
öerbinben bie (Eroberung ber (EreSburg unb bie $erftörung
ber QrminfuI eng mit einanber, otyne ein tum, deinde,
inde ober ein anbereS ©ort ju gebrauten, wie e$ bei ber
Darfteflung räumlich Don einanber getrennter £anblungen
gefd)iet)t. S)ie Ännalen reben aud> nur Don ber (Eroberung
ber (Ereäburg unb ber3erftörungber:$rmmful; nirgenbtoo
ift öon einem jfampfe bei ber ^frminful bie {Rebe. SBenn
aber bie ^frminful an einem anbern, Don ber (EreSburg
tueiter entfernten Orte, etttm auf ber Äarlföanje ober auf
ber 3fburg geftanben Ijätte, fo märe es fid&er an biefem
befeftigten Orte ju einem blutigen Kampfe gefomtnen;
benn bie ©ad&fen tnaren nad> ber (Eroberung ber (Ereäburg
fcine$h>eg$ oottftänbig niebergefdjmettert unb Ratten gen>i§
Ujr große« #eiligtl)um ntd^t oljne Stampf ben JJranfen jur
3erftörung fiberlaffen; fie fämpften melmeljr nodjmal* gegen
Äarl nacfj ben A. Northumbrani an berffiefer unb brad)*
ten üjm empfinblidje SScrlufte bei, fo bafc er nid)t weiter
öorbrang unb fjricbcn fdjlofc. ) Die ganje 5DarftelIung$*
meife ber «nnalen toeift alfo fe^r beutlid) barauf $in, bajj
*) I. 92. ») I. 348. s ) I. 557. 4 ) III. 37. 5 ) M. G. S. XIII.
154. $fiffer, Äonmer Stubicn @. 111. SC 4. 113. *. 2.
5*
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68
bie Qfrminful bidfjt neben ber (JreSburg ober bod) im SBe*
reiche iljrer JBefeftigung lag, fo bafc mit ber ffircäburg aud>
ber $ain ber ftrminful erobert unb otyne neuen Äampf
jerftört würbe.
Äudfüljrlidjer berieten g. $. 772 jüngere «nnalcn,
weldje liauptfädjlid) bie ®efcl)id)te beS farolingifdjen SReidjeS
barftellen, baljer Aunales Regni, nacfj bem Älofter Sorfd),
wo bie ältefte ^anbfcfjrift gefunben würbe, audf) A. Lau-
rissenses maiores genannt Werben unb mehrere Serfaffer
tyaben, fo ©infyarb bis 820 unb ben (Srjfaplan $ilbutn
bi$ 829. ^ $ier Ijeigt eS: Inde perrexit et Eresburgum
ca8trum cepit, ad Ermensul usque pervenit et ipsum
fanum destruxit et aurum vel argentum, quod ibi rep-
perit, abstulit. Et fuit siccitas magna, ita ut aqua
deficeret in supradicto loco, ubi Ermensul stabat. £)a$
per?enire usque brüdtt nicfjt notwenbig eine größere @nt*
fernung ber ftrminful Don ber SreSburg au«, wie bie*
jenigen annehmen, weldje bie ftrminful fcon ber ©resburg
weiter weg legen, fonbem nur baS Äommen bis ju einem
beftimmten fünfte. $n bem ÄuSbrucI Hegt nur, baö
ffireäburg unb Qfrminful jtt>ei toerfdjicbene fünfte ftnb;
über beren Entfernung öon einanber geben bie ©orte feine
SluSfunft. Der «uSbrud entf pridjt aber ganj ben örtlichen
SJerljättniffen ; benn bie ©reäburg lag auf bem niebrigen
fübweftlidjen Jeile, bie ftrminful bagegen auf bem Ijöljertt
norböftlidjen Seile beS 93ergrfi<fen$, melier nacfj brei
Seiten fdjroff abfällt unb entfprecfjenb ber 23efeftigung$art
ber ©adjfen aud) nod) burcf> SBäfle befeftigt war, fo bafc
man ben ©türm Sfarlö tyier am teidfjteften abfdjlagen fonnte.
Die SrcSburg, auf bem fübweftlid^en Seile be« Sergrüdten«
gelegen, wo biefer mit bem anbern ©ebirgSjuge jufammen*
*) £<mbau8ga&e ber Annales Regni oon %r. Äurgc. #amtoöcr.
J895. Praefatio. fcüffcr, tfororier ©tobten @. 5. M. G. S. I. 150.
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69
fjcingt, lag alfo öor bem §aine bcr ftrminful, bedtte bett
©ingang jum £aine unb bilbete gleicfjfam ben ©djlüffel
äu if>m, fo ba§ ein §eer nur burd) Eroberung bcr Eres*
bürg bis jur Qfrminful vorbringen fonnte. $arl ftiefc auf
fernem attarfdje bon ©üben auerft auf bie EreSburg, er*
flürnite biefe unb bafyntt ftd) fo ben ffieg jum §aine ber
3rminful, fo baf$ ber «nnalift ganj entft>red)enb fagt:
Äarl eroberte bie EreSburg unb gelangte bid jur ^rminful,
inbem er nämlidf) nadfj Eroberung ber EreSburg auf bem
Sergrüden weiter bis jur i^rminful fcorbrang. Übrigen«
n?ar es ja and), t)on ©orrnS, bem «uSgangSpunfte beS
3ugeS geregnet, eine größere Entfernung. Diejenigen,
weldje ftdf) bie ftrminful Don ber EreSburg entfernt gelegen
benfen, muffen in bem supradictus beS folgenben ©afceS
eine unnüfce Beifügung feljn; benn wenn ber ©ebanfe ber
fein foflte: bort, wo bie ftrminful ftanb, war bie ffiaffer*
not, fo war baS supradictus überflüffig; es wäre bann
aud) über ben Ort ber ftrminful gar nichts SeftimmteS
angegeben. 35em gwedte beS Ämtaliften, ber bod) aufy
über bie örtliche Sage naä) Sfrttften berieten will, unb
bem ftntyalte beS jutefet toortyergeljenben ©afcteileS, welcher
fcon ber ftrminful Ijanbelt, entfpricfjt es tnelmetyr, bem
supradictus eine beftimmte 93ejiel;ung jü ber öorljergenann*
ten EreSburg ju geben, fo baß ber Ännatift burd) baS
supradictus bie iftrmmful in bieSWIje ber EreSburg Der*
legt Ijaben will. ©aS wirb beftätigt burdj) ben Don XBi*
ganb («rdjiü I. ©. 33) gegebenen SBortlaut beS 83erid)teS,
in welkem burdf) ein angehängtes que beibe ©abteile eng
öerbunben finb, Eresburgum castrum cepit pervenitque
usque ad Ermensul. 8ud(j finbet ftd^ feininde, Wiej. 93.
ad a. 780: ad Eresburgum pervenit et inde ad locum,
ubi Lippia cousurgit.
Die A. Regüi würben gegen bie SWitte beS 9* Qfa^r^.
überarbeitet, was man früher bem Einljarb jufdjrieb, batyer
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70
gießen biefe überarbeiteten Ännalen A. Einhardi; burci)
neuere Qforfdjungen gilt bie Äutorfdjaft (JinljarbS als be*
feitigt, batyer Reißen fte jefet A. qui dieuntur Einhardi.
$üffer toeift näljer ben Sforöeier 3»öncf> ©erolb als »er*
f äff er nad>, einen ffiblen au« bem na^en ©obelljeim, ber
lange (Srjbiafon am $ofe SubttrigS bed frommen war,
847 in ba$ Äloftcr flor&ei eintrat unb bort 876 ftarb. 1 )
©iefe Ännalen berieten: Karlus congregato apud Wor-
maciam generali conventu Saxoniam bello aggredi sta-
tuit eamque sine mora ingressns ferro et igni euneta
depopulatus Eresburgum castrum cepit, idolum, quod
Irminsul a Saxonibus vocabatur, evertit. In cuius de-
strnetione cum in eodem loco per triduum moraretur,
contigit, ut propter continuam coeli serenitatem exsic-
catis Omnibus illius loci rivis ac fontibus aqua ad hiben-
dum inveniri non posset. 2 ) SBei ber Umarbeitung ber 8n*
nalen öerbeff erte ©erolb ben lateinifd&en «uäbrucl, bereid&erte
ben $nl)alt unb gab namentlich genauere Drtöbeftimmun*
gen. 3)a$ pervenit usque ber <5inl)arbfdf)en St. fe^It in
biefen Ännalen; bie (Eroberung ber(5re$burg unb bieder*
ftörung ber ftrminful erfdfjeinen als mit einanber üerbun*
ben, unb ba* um fo mel>r, als ineinjelnen alten Codices
ba* idolum bur$ ein angehängte« que mit bem Dörfer?
ge^enben eng üerbunben ift. Derfelbe Safe mit bem an*
gehängten que finbet fid^ aud) in ben Annales astronomi,
eine« ©eiftlid&en am §ofe ßubtoigS beS frommen, ber roe*
gen einiger JBemertungen jur ©temlunbe ber Äftronom
genannt unb für ©erolb gehalten ttrirb. 8 ) %n bem fol*
l ) £anbaudgale ber ffcraalen non %x. Äurje. fcamtoöer 1895.
Praefatio. £üffer, ßorüeier ©tubien @. 1—16. äötimoit«, Äoifer-
urhmben SBeftf. I. 67—68. äööattenbadj, ©efdjid&ttqueUen. 1894. II.
506 ju I. 200.
«) M. G. S. I. 151.
») BaUmbad), ©efdjic^ueHeu. II. ©. 506 ^adjttag an <§. 200.
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71
genben ©afce fann bie örtlidje 93eftimmung in eodem loco
bcn ©inn tyaben, bafc #arl nidjt weiter rfiäte, fonbern
an einem unb bemfelben Orte blieb; allein e$ ift bod^
felbftoerftänblid), bafc Jfarl wät^renb ber 3 cr f* öruT1 9 & e *
§aine3 nid)t aucfj weiter Dorrüdte; bann wäre ferner burd)
biefeS fiberflfifftge „in eodem loco" in 93ejug auf bie
örtliche Sage ber ftrminful gar feine nähere Angabe ge*
madjt, fonbem biefe unbeftintmt gelaffen. SWun Ijat aber
©erolb in ben Hnnalen gerabe genauere 93eftimmungen
Ui Orten ber #eimat gegeben, fo j. 93. bei Mimda Ijin*
jugefügt super Wisuram; ba er in ber Diemelgegenb ju
#aufe war unb ben Ort ber Qfrminful ftdjer genau tannte,
fo madjt er aud) Ijicr genauere Angaben; nur er rebet
Don ben fontes et rivi illius loci, Don einem mons, qui
erat castris contiguus, unb fagt ftatt in quodam tor-
rente beftimmter in coneavo cuiusdam torrentis. 6$ ift
aber nid)t annehmbar, baß ©erotb bie örtlichen 93ert)ält*
niffe ber Qfrminfut genauer angiebt unb gar nidjt nätyer
anbeutet/ wo fie ftanb. 3)a$ in eodom loco bejiefyt ftd>
batyer auf bie bereit« Dorl>ingenannte SreSburg unb fefct
in beren SWälje bie i^rminful, wie überhaupt idem bei ben
in ben 5Hofterfd>ulen gelefenen Älafftfern unb in ben An*
nalen (j. 93. ganj ä^nlid) A. q. d. E. ad a. 799 eodem
in loco, an bem Dorljingenannten Orte) fid) fe^r oft auf
Dörfer OenannteS bejieljt. §ätte bie Qfrminfut anberdwo
geftanben, fo würbe e$ ©erolb bei ber Oenauigfeit feiner
Ortsangaben angebeutet $aben, wie er j. 93. ad a. 780
fagt: Saxoniam profectus est transiensque per castrum
Eresburgum ad fontem Lippiae venit. 3)a$felbe gilt
Dom poeta Saxo.
«IS Äarl brei £age jur 3 er T törun 9 & e * $<wne* &w
Ofrminful Derweitte, würbe ba« §eer Don einer ©affernot
gequält, weil bie 93äd)e unb Quellen jene« Orte« audge*
trodtnet waren, ©araus Ijat man gefolgert, bie Qfrminful
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72
fönne nidfct neben ber ©reSburg geftanben Ijaben, bo ja
am 3fufje be« Serge« bie ©iemel üorbeiffiefce. ©o befte*
d>enb biefer ©egengrunb auf ben erften Slidt erfd&eint, fo
Ietdjt läfct er ftd) burd) nähere Setrad&tung ber Örttidjleit
wiberlegen. Jfarl rüdte im ©ommer 772 tum ffiorm«
unb ftranffurt l>er burdfc bie SBetterau unb bann über bie
(Jber üon ©üben Ijer in ©ad)fen ein. Äarl« £eer bewegte
fidb alfo t)on #orbad& $er auf ber #od>ebene ber jefcigen
Ortfd&aften ©ier«l>agen, Sontoften unb Seitmar gegen bie
<$re*burg; biefe $o<J)ebene ift wol)l 1 3tteile lang unb
1 ©tunbe breit. 3Me Sädje unb Quellen auf ber §oty
ebene unb an i$ren Abgängen ebenfo bie fedj« Quellen, bie
fid^ jefet auf bem Sergrttdten ber ©reSburg befinben, brei
in ber (Knfenfung be« Serge« jwifdjen be« (£re«burg unb
bem ©tanbpuntte ber ftrminful, bie anbem brei bid>t unter
bem ©tanbpunfte ber Sfrminful, »erfiegen bei antyaltenber
Dürre größtenteils ganj unb bie wenigen anbem geben
fo wenig ffiaffer, baß e« bei weitem für 2Renfd)en unb
Siel) nid&t ausreißt, wa« fi$ bis in bie neuefte Qcit in
Reißen ©ommern ereignete unb aud) wol)l 772 ber 3fatt
war, ba biefe Quellen Ijodfj am Serge liegen, ber inSejug
auf bie Sewafbung bamal« wie ^eute wefentlidj) berfelbe
war. 3)er ©ebirg^jug, ber jene $od(jebene im Sorben
begrenjt unb üon ber Qt&ttt ber ^rminful bi« jum ?ßte*
ftenberge eine ©tunbe läng« ber SMemel ftdf) ljtnsicf)t, fällt
na<$ ber Diemel l>in fdjroff ab unb war bamal« ftdjerbe*
walbet. ©ege Don berftrminful in ba« SMemeltyal Ijatten
bie ©ad&fen fd&on im ^fntcreffe ber ©id&erljeit ityrer Se*
feftigung nidjt gemalt, «n ber Srtorbfeite ift bei ber
Steilheit be« Serge« ein biretter SBeg überhaupt nidfjt
möglid^; an ber ffieft* unb Oftfeite gab e« bi« in unfer
#al)rf>unbert nur jwei fdjmale, fdfjwer ju paffterenbe SBege,
bie erft in neuerer $ett ju bequemen, fahrbaren ©tragen
umgebaut flnb. 3)ie Diemel war alfo nur fdfjwer unb
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73
auf großen Umwegen ju erteilen, unb f omit fjerrfd&te auf
bem über 500 ftuß Ijol>en ©erge nadfj bem Spradfjgebraud&e
beS gewöljnlid&en ßebenS, bem audj) hierin bte Ännalijten
folgen, eine SBaffernot, wie jie bie SBewoljner Don Ober*
SWaräberg in feigen ©ommern oft erlebten, obwohl and)
Dor Anlegung ber ©afferleitung in ber neueften Qtit bte
Quellen fünftlid) aufgefangen würben, wa$ 772 gewiß
triebt ber 3faD war. 8ud& ber nodj) jefct fte^enbe alte SBaf*
fertunn, in welkem burdj) eine Sorridbtung baS ©äff er
aus bem Iljale auf ben JBcrg getrieben würbe, beweift ben
oftern ©afiermangel auf Dber*3)?arSberg. <$$ mag baüon
abgefeljen werben, baß bie A. q. d. E. Don bem SWangel
an aqua ad bibendum reben, eine bei Qflußwaffer Wo§l
ni$t gebräud&lid&e WebenSart, unb ba% nad) foätern 5Wad&*
rieten bie Diemel üerunreinigt ober vergiftet war; fie
flog aber bamals nidfjt wie jefct in einem fttnftlid) etnge*
bämmten JBette burd) mü^eöoH angelegte unb unterhaltene
SBiefen baljin, fonbern bei bem bamaligen 3 u f* an ^ c unfere«
SaterlanbeS, in vegeflofem Saufe, Sümpfe unb SKoräpe bil>
benb, balb burdfc Säume unb Sufdfcwerf, balb burd) §ol)e
Ufer eingeengt, wie bie ©puren tljreS alten SJetteS nod^ jefct
beweif en; ©iemelwaffer war baljer jum Xranle audj) fd)wer
ju benufcen. Unter biefen Umftänben mußte für bie ftranfen,
bie bod) bie jefcigen SBewoljner Don Dber*3Wardberg an Qafyl
totit übertrafen, größtenteils beritten waren unb audfj Diele
fiaftticre bei jidfj Ratten, oben auf bem Serge trofc ber im
£t)ale fcorbeifließenben burdfc bie 3)ürre fel)r geminberten
Diemel eine empftnblidje ffiaffemot entfielen, wie mir audf)
ein Äaöalferie^Offijier auf ©runb feiner Erfahrungen in
SManöaern unb Äriegen betätigte.
SRadj) bem Sertdfjte ber Ännaliften würbe bie ©affer*
not baburdf) gehoben, baß plöfclidj) jur 3JHttag«aeit allen
unbefannt ein ©ießbadfj in feinem tief ausgehöhlten Sßtttt
in ber SRälje be$ Säger* IjerDorbradf), fo baß ba$ ganje
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74
$eer feinen Dürft ftitten tonnte, einSBetoeiS, baf$ba$$eer,
nadO unferm DWa&ftabe freilid), nidfjt grofc toar. Die A.
R. Fr. fagen: Dum voluit ibi duos aut tres praedictus
gloriosuß rex stare dies fanum ipsum ad perdestruendum
et aquam non haberent, tunc subito divin a largiente
gratia media die euneto exercitu quiescente ip quodam
torrente omnibus bominibus ignorantibus aquae effusae
sunt largissimae, ita ut eunetus exercitus sufficienter
haberet. Oerolb (A. q. d. E.) fagt: Sed ne diutius siti
confectuß laboraret exercitus, divinitus factum creditur,
ut quadam die, cum iuxta morem tempore meridiano
euneti quiescerent, iuxta montem, qui castris erat con-
tiguus, tanta vis aquae in coneavo cuiusdam torrentis
eruperit, ut euneto exercitui sufficeret, Die älteften
«nnalen nriffen t>on biefem mittag« nmnberbar Ijer&orbre*
d&enben Oueffe nidfjts, fo bie A. St. Amandi, Laub.,
Petav., Lauresh., Juvar., St. Emmer., Mosell., Quedl.
Weissenb., Lamberti; bie A. Lauriss. min., toeldje in
bem 764 geftifteten unb öon ben Karolingern fe§r be*
günftigten Älofter 2orfcfc ju bem auSbrüdtlid&en Qtotdt,
baS ffarolingifdje $errfdf>erl)au8 ju öertyerrlidjen, (806 —
814) öerfafct nmrben, erjagen bie Gegebenheit, oerfefcen
flc aber unridfjtig in baö ftaljr 773 j 1 ) bie A. Fuld. unb
bie öorf)in mitgeteilten A. R. Fr., meldte beibe Cinfjarb
jugefd^rieben werben, erjätilen ben Vorgang faft mit ben*
felben ©orten; üon ffiin^arb aber triff en nur, baf$
er audj fonft nod> Itjatfacfcen fo barfteflt, als ob fie
auf einer befonberen ftügung ®otM jum Scfjufce beS
tarolingifd&en $aufe$ beruhten, j. 99. bie Äaiferfrönung. 2 )
Die Gljrontf be$ ßtofter* SKoiffat unb bie be$ «bted 9te*
») 2Battenbad), ©efötdjWqueHen I. 204. II. 506-7.
f ) ftettberg, 5t ©. S>. I. 430. 3eitfd&rift für ©. u. B. 2B. 1898.
6. 136 ff.
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75
ghto öon Sßrüm unb gmtj befonberS bic Ännalen beS oon
Karl gegrünbeten KlofterS Letten fjaben ben Seridjt üon
ber plöfcltd) f>eröorbred)enben Quelle. 1 ) $n ben Klöftern,
bie öon ben Karolingern gegrfinbet ober begünftigt ttmr*
ben, ftufcte man gern bie §errfd)aft ber Karolinger als
eine öon ©Ott angeorbnete unb befriste fjinjuftetlen unb
nal>m ba^er leichtgläubig befonbere, tounberbare Fügungen
®otte$ jum ©d&ufce berfelben an, wie audf) $tyin unb
Karl iljre #errfd£|aft gern auf ben SBiHen ©otteS jurücf*
führten, *) SBeit bie Quellen bei ben alten ©ermanen als
befonberS ben ®öttern geweift galten, fo mußte bie Oljn*
madjt ber Ijeibnifdjen ©ötter unb bie fiegreid>e ®ewalt beS
3rranfenfönigS befto Ilarer f^eröortreten , wenn fclbft bie
fiedjen Quellen ju fprubeln anfingen, um Karte #eer bei
ber 3erftörung 5^ ©ityenbilbeS ju erfrifd&en. 3)arum
lam es aud^ ben fränfifd^en ffirjäf)lern nidfjt fo fe$r auf
bie ©röße ber SEBaffemot, als trielmeljr barauf an, baß
ein Quell ^eröorbrad) unb baS burftenbe #eer erquiefte.
®erolb war jwar als Koröeier STOöndj) ein großer 33er*
etjrer ber Karolinger, beurteilt aber bie ©ad)e als ©adf)fe
bodj fd(>on objefttoer unb läßt bas plöfelidfje, wunberbare
$eröorbred)en beS Quells auf bem ®laubtn ber 3eitge*
noffen berufen, inbem er ^injufügt: divinitus factum
creditur. ferner umwob fd>on früljjeitig bie bidjtenbe
©age baS ercigniSDoHe fieben beS großen Karl, inbem
jie Eljatfad&en balb erbid&tete, balb weiter auSfd)mücfte.
Stadt) fpätern Sttadjridjten floß bie reidjtidje Quelle fo lange,
bis ber £ain jerftört war; fo erjagten bie Don SBiganb
(«rdfjto für @efd). SBeftf. L 6. 33) angeführte Vita Caroli
M., SB. Wolewint (De Westph. moribus lib. IL c. 3)
u. a. ©agen über Karl ben ®roßen ftnb aud& jefct nodj
») m. G. s. XIIL 28.
•) SBaifc, 3). 2*. ©. III 231.
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76
im 2ßimbe bcr SBetoofyter Dber*3Jtor«berg« unb bcr Um*
gegenb lebenbig, fo aud) bie Sage, bog jur 3 eit jened
Ofelbjuge« eine große ffiaffernot geroefen unb burd) baß
©Darren üonßarl« *ßferbe au« bem Stoben ein reidjlid)
fyrubelnber Quell hervorgerufen fei, ber jefct nod) allge*
mein £ömg«brunnen Reifet unb bereit« 1431 al« Jföntyng«*
bede urfunblid) erwähnt wirb. 1 ) AI« Äarl auf bie ©re«*
bürg lo«ftürmte, foff er an ber Statte be« #önig«brun*
nen« bei bem ©ebanfen an bie fefte Sage ber 95urg ge*
fagt Ijaben: „@f>er ttrirb mein ?ßferb Ijier einen DueH l>er*
Dorf Darren, al« bafc id) jene JBurg einnehme." Da be»
gann ba« ?ßferb ju f Darren, unb fofort bradj unter fei*
nen $ufen ber Duell Ijertoor. JBereit« 3ferb. t). dürften*
berg ertlärt bie ganje ffirjäljiung von bem Duell mcljr
für ein@ebilbe ber©age al« einegef^id^tlid^e^atfa^e; 2 )
fpredjen bod> aud) für bie Annahme eine« ffiunber« im
ftrengen ©inne be« ©orte« feine triftigen ®rünbe. 3)ie
«nnaliften eingelner Älöfter, bann nad| tynen @in§arb unb
©erolb nahmen entfpredjenb itjrer Stellung jum farolin«
giften $aufe biefe« fagen^afte ffireigni« in bie Stnnalen
mit auf. ©inljarb, ber um 770 geboren nmrbe unb crft
nadj Äarl« lobe unb mehrere Decennien nacfc bem <$r*
eigniffe bie «nnalen tooKenbete, fagt nur, ber Duell fei
in quodam torrente tyerborgefommen, wä^renb ©erolb
aud) Ijier toieber genauere £)rt«bejeid)nungen giebt, unb
jttmr paffen biefe genau auf ben ffönig«brunnen bei Ober*
2ßar«berg. (Er fagt nämlid) in concavo (Poeta Saxo:
per concava) cuiusdam torrentis, in ber §öljtung eine«
©iefcbad&e«; ber £önig«brunnen , ber nad> ber ÜDiemel l)in
abfließt, $at ein tiefe« au«gef!offene« 83ett, roetdje« uon
größerer ©affermenge in früherer Qtit jeugt, al« bie
l ) 9hr. 216 ber Sttaröberger Urfunbcn im ?ßroömjiaferdjfo ju SRünfter.
*) Mon. Paderb. ad. Eresburg.
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77
@egenb an bicfcr ©teile nod) nid^t abge^oljt toar. ferner
fagt ©erolb, iuxta montem, qui castris erat contiguus,
alfo an bcr ©eite eine« SBcrgeS neben bem Sager. ffio
baS Säger ÄarlS lag, ift nidjt genau angegeben, berPoeta
Saxo fagt nur, in castris iuxta positis, alfo enttoeber
auf bcr 4?oä>ebene fübioeftlid) Don ber ©reSburg, um üon
bort au& ben ©türm auf bie ©reSburg ju unternehmen,
ober in ber ©reSburg f eiber, bie bei bem erften Angriffe
erftürmt ttmrbe unb burd) tyre fefte Sage neben bem $aine
bcr ^rminful ftd) fe^r jum Sager eignete. Der Königs*
brunnen liegt an ber 5W. 35$.*©eite beS jefeigen ffalöarien*
berge« in bem OebirgSjuge, ber ftd) öon ber alten ©res*
bürg läng« ber SMemel l)injiet)t unb jene $ocfcebene an
bcr SWorbfeite a6fcx)Itegt: er ttmr alfo in jebem OraKe iuxta
montem, qui castris erat contiguus. £)a ©erolb auS
©obel^eim im 35iemeltf)ale gebürtig ttmr unb in Äortjei
als SKönd) lebte, fo roar er geroijj mit ben Ortstjer^ält^
niffen unb Überlieferungen beS ju Äor&ei gehörigen Älo*
jterS auf bem ffireSberge befannt, unb batyer ift es eine
begrünbete SSermutung, bafc er Ui ber Umarbeitung ber
Ännalen, etioa 60—70 ftaijre nad) ber ^erftörung & cr
^rminful, jene ©age öon ber plöfelid) ^eröorfprubclnben
Guette beS ÄönigSbrunnenS fannte unb in biefer 3fo*m
in fein SBerf aufnahm. 9laä) ber ©rjäljlung alter glaub*
roürbtger Seute trodnet ber ffönigsbrunnen nie ganj aus,
obgleid) ber Safoarienberg jefet gan; abgeljoljt ift. ©S
ift bafjer looljl glaublid), baß biefe Quelle, n>eld)e an bem
Serge nad) ber Diemel l)in liegt, bei bem ©ucfjen nad)
©offer in bem ©ididjt beS SSalbeS plöfelid) entbedt, to&fy
renb ber brei £age, bie auf bie ßerftörung ber ftrminful
öertoanbt ttmrben, bem #eere jur ©tiHung beS DurfteS
biente unb fo bie SSeranlaffung ju ber ©age ttmrbe, fie
fei plöfclid) tyertjorgefommen unb jjabe gefloffen, fo lange
bas #eer jur 3 er Ptung beS Raines bort »eilte.
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Cid tfarer unb beftimmter als bie Ännalen in iljrer
furjen gorm läuten bie SWad&ridf)ten ber folgenben fetten
über ben ©tanbüunft ber ftrminful auf ber (SreSburg.
Dietmar Don Sßerfeburg fagt in feiner Gljromf bei ber
(Erjäljlung Don bem Kampfe Otto« b. ©r. mit feinem
£albbruber Sljanfmar: Hunc rex in Eresburck obsedit
• . . Sed exercitus capto urbe ingressus iuvenem pre-
fatum usque in ecclesiam saneti Petri, ubi prius ab
antiquis Irminsul colebatur, bello defatigatum depulit.
Xfyttmax, f 1018 al$ SBtföof üon STOerfeburg, gehörte
einem ber üorneljmften fäd>ftfd(jen ©ef^led^ter an, toarmit
Jfaifer $)einrid^ IL befreunbet unb oft am $ofe be$ fiai*
fer$, ber ftd> aud& üiel im $aberborner fianbe auffielt.
S)a S^ietmar ferner feine SWadjrid)ten mit gleiß unb 33er*
ftttnbni* fammelte unb fi$ am $ofe über üteleS gut un*
terrid&ten fonnte, fo beftfct fein ©erid&t, an ber©tätte ber
Qfrminful fte^e auf ber <$re$burg bie *ßeter$ftrd)e, eine
$o§e ©laubtottrbigfeit. l ) Die Äorüeier SRadjridjten ge§en
ebenfalls üon Anfang anbeftimmtbaljin, baß bie QrminfuI
auf bem (BreSburger JBerge ftanb. Das Chronicon Cor-
beiense , beffen SWad&ridjten nad> bem (E&aralter ber ©dfcrift
öom 9. — 12. $aljrl>. üon 3eitgenoffen öufgejeidjnet nmr*
ben, berieten jum ^aljre 826 bie ©d&enlung ber <Ere$*
bürg an Äorüei burdfc Äaifer 2ubtt>ig unb fügen bann
^injn: Haec est Aresburg, quam Karolus obsidionis
fraude coepit atque destrueto idolo Irmin devastavit. 2 )
Da« Ulofter fiorüei nmrbe an ber SBefer mitten im ®e*
biete ber Äämpfe ÄarlS mit ben ©ad&fen balb nadfj beren
SBeenbigung gegrünbet, bort traten otyte 3 tt,e *f e ^ au( &
mandfce ©ö^ne beS ßanbeS ein, beren Angehörige gegen
*) M. G. S. III. 744. ©attenbttdE), ©efd&id&ttquellen I. 356.
f ) ©ebefinb, flöten gw einigen ®efdji$t*f<$reibern. 1823. I. [378.
Söiganb, «rd)io für ©. u. «. SB. I. 81.
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73
ffarl gefäntpft unb bic baljer tvo^I über ben ©tanbpunft
ber 3**™nful unterridjtet toaren. 35ie Jforüeier Überlie*
ferung, bic and) bem Scripte beS (£l)romften ©einriß Don
fterforb (Chron. ed. Potthaßt p. 24) ju ©runbe liegt,
fpridjt ftd) aber fonftant unb beftimtnt baljin au«, bie
^rminful tjabe auf ber (SreSburg geftanben, unb baS t)Qt
eine grofje JBetoeiSlraft für biefe unfere 8nftd>t. ©obelin
$erfon, „bis auf gerb. ö. ftürftenberg unjtoeifetyaft *ßa*
berbomS größter @efd)id>tf Treiber 'S 1 ) erjagt im An«
föluf? an bie Ännalen : Karolas Eresburg cepit et idolum
Irmenseul destruxit et deinde ad flumen Weserae acce-
dens reeipit obsides, unb fagt bann, Qfrmin fei ber grie*
djtfdje 4?e*meS, ber Iateinifd)e SÄerfur unb ber beutföe
©oban; toeü biefe« ©öfcenbüb an bem genannten Orte
l>od) öere^rt fei, fo fei ber 23erg, ber urfprfinglid) §ttxt&
betg geheißen, (EreSberg (mons venerationis) genannt
toorben; toeil aber bie alten ©adjfen ben ifriegSgott fe^r
beretyrten, fo fei unridjtig ftrmin für SWarS unb (JreSberg
mit Mons Martis überfefet morben. 2 ) Diefe Darfteilung
©obelinS, ber umf angreife gefdjidjtlidje Äenntniffe befafc
unb {ebenfalls in baS SBerftänbniS ber alten Ännalen tief
eingebrungen toar, beftätigt nid)t nur bie obige «uff äff ung
ber »nnalen, fonbern bejeugt aud) bie beftimmte Überlie*
ferung beS ^aberborner #o$ftifte$ bejüglid) beS ©tanb*
imnfteS ber Qrminfut. SBitte, fflenebiftiner in bem jur
3eit Sfarts b. ©r. geftifteten Softer SieSborn bei fiipp*
ftabt, giebt in feiner um 1517 toerfafjten Historia occi-
dent. Saxoniae seu Westphaliae Hb. IL ebenfalls SWarS*
berg als ©tanbort ber Qfrmmful an. ©pätere ©eleljrte
berufen ftd) für iljre Änfic&t, ba% bie Qfrminful auf ber
(Eresburg geftanben, nod) auf ©erfe, bie uns verloren ge*
*) @djeffer«3Botdjorft, Annales Patherbrunnenses @. 44.
f ) Cosmodromium VI. 38.
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80
gangen finb imb über bcrcn Älter unb ©laubmürbigfett
mir teilmeife gar nid)t urteilen fönnen, fo fterb. toonftür*
ftenberg auf eine Vita Caroli Magni, SWeibom auf bie
alte ©adjfend&ronif.
SWeljr als 700 $a\)xt mürbe bie (Ereäburg überein*
ftimmenb als ©tanbpunft ber ftrminful angegeben; erft
gegen @nbe be$ 16. #at>rf>. mürbe ba$ beftritten. £ljeo*
bortd) nämlid), Seibarjt be8 3rürftbifdjof8 §einrid) IV.
Don ?ßaberborn (1577—85), beobachtete ben fogenannten
JButlerborn bei Hltenbefen, ber abmedjfclnb, o^ne eine be*
ftimmte ßeit innezuhalten, floß unb bann mieber Derftcgte
unb je nad) ber SBefdjaffcnlfeü ber ffiitterung balb mel>r
batb meniger Sßaffer gab. Itjeoboridj teilte feine SBeobad)*
tung bem Keiner Stteinede in ©teinljeim mit, melier in
ben ÜWoten jum Poeta Saxo bie Änftdjt vertrat, jener
plöfclidj l>ert>orfprubelnbe Quell, &on bem bie Hnnalen
reben, fei ber SBuHerborn gemefen, unb feit jener $eit
mirb mit Keinede bie $rminful in bie 9TOl>e be8 SBufler*
bornS in ben DSning toerlefct. ÜWadj ©iefers ftanb ftc auf
ber $burg bei Driburg. 1 ) Die $burg mirb jum erften*
mal nur nebenbei urfunblid) ermähnt im $aljre 1120 in
einer ©d&enfungSurhmbe be8 £lofter8$etmmarb8f>aufen. 2 )
@tma 10 $al>re fpäter mürbe auf bem JBerge ein ^ung*
frauenflofter gegrünbet, ju bem bie Stbtiffm Seatrij oon
$eerfe ben ?ßlafc unb bie ffiinfünfte ber Sind)* auf bem
Serge fdjenfte. 3Me $burg mar alfo im Sefifee be$ $lo*
fterS $>eerfe, mirb aber Dörfer meber in ben Urfunben beS
JHofterS nod) in benen ber bifdjöflidjen JHrdje Don Sßaber*
born ermähnt, fflegen ber Unmirtlidjfett be$ DrteS mürbe
baS Älofter bereit« 1142 nadj ©eljrben »erlegt, mußte aber
für bie Äird&e auf ber $burg forgen, bie bem I>. ?ßetru3
*) (Sinfüljrung beö ®&riftentumö in Söcftfalcn 6. 18. 3eitfdjrift
für ©. u. «. 20. 1878. ©. 150, 159.
•) 2B. U. 53. I. *R. 1336.
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81
gemeüjt mar. 1 ) $)a$ alles, meint ©ieferS, betoeife, bag
bic $burg bei ifyrer abgefonberten Sage eine befonbere 33e*
beutung gehabt fyabt, unb biefe fei eben bie, bafc bort bie
^rminful geftanben §aU. allein SßeterSftrd&en nmrben
fd>on frttljjeitig an mehreren Orten gebaut, fo auf ber
Sre$6urg, in §ot)enft)burg, in SSrilon u. a. m., loegen
ber fielen 3fe^}ben fiebelte man fidf) ferner gern auf 58er*
gen an, unb bafj bie Älöfter bie neugebaute Äird&e auf
bem Serge ju erhalten fugten, ift begreiflich , ofyne bafj
bie Sirdje gerabe eine befonbere Sebeutung fjatte. ferner
ftflfet ftd) OieferS auf (Sobelin $erfon, ber berietet, Staxl
Ijabe 776 bie Qburg erobert unb fie 799 auf Sitten be8
$apfte$ 2eo III. ber Sßaberborner Äirdje gefd&enft. 2 ) «Dein
abgefef>en baöon, baj$ ber SBcrid^t (Sobelin SßerfonS, ber
ettoa 600 ftaljre nadj ben ©reigniffen lebte, ofyne Dörfer*
getyenbe Quellen feine fixere ©laubroürbigfeit beanforud&en
fann unb audf) in ben Reg. Imperii tton 5Boeljmer*2ßflf)I*
badjer ntd^t angenommen wirb, giebt biefe ©djenfung nidjt,
wie ®iefer$ fagt, „bie üoDe Überjeugung, bafj bie $rmen*
faule nur auf ber ftburg geftanben fjaben fann." Die
©djenfung beS Ortes fann audj au$ anbern ®rünben
ftattgefunben fyaben, ot)tte bafc bie ^rminful bort ftanb;
Sobelin Sßerfon felbft verlegt fie nic^t bortfjin. ferner
fagen bie A. q. d. E., ber tounberbare Quell fei t)ert>or*
gefomnten iuxta montem, qui castris erat contiguus,
unb nad) bem Poeta Saxo toar ber ©ießbadf) bem Sager
fe^r natye (proximus), roaS bod) nidjt auf bie ftburg pftftt,
bie eine ftarfe ©tunbe Dom SuHerborn entfernt ift. 8 )
©eil e8 fd)tt>er ift, in ber Sftälje beS SBuHerbomS einen
beftimmten $unft als ©tanbort ber ^rminfut anjugeben,
») 2B. U. »7 II. fR. 1566, 1592, 1629, 1630, 1638. U. 219, 268.
— *) Cosmodromium VI. 38. — 8 ) ©egen ©ieferö unb für GrreSburg
ald ben ©tanbpunft ber Srminful erflärt ftd) aud) fc^r befttutmt Sßlaten,
Urfprung ber «Rolanbdfäulett. 3al>re$bertd)t b. #ifctljumfd)en ©i&mnaflum*.
3)reöben. 1899. <5. 21—25.
LVIL 2. 6
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82
fo verlegen fte mehrere ©elefjrte in ben DSning (ffigge*
gebirge), üerjidjten aber auf bie Angabe eine« befttmmten
fünfte«, fo $er* (M. G. S. I. 151. «. 51), «bei (ftränf.
fta^rbttdjer I. 106), ©eiberfc (S. u. 9t. ®. SB. I. 183) uttb
oon Sebebur (JJritifdje JBeleudjtung einiger fünfte in ben
Ofelbjfigen &arl« ©.11). Sefcterer fefct fie in einem anbern
ffierle (Sanb unb Soll ber JBrufterer ©. 131) auf bie
<Ere«burg unb ebenfo ©eiberfc (SJiganb, «rdjfo IL 266);
beibe liegen ftd) burd) ben JBulIerborn ju einer änberung
i$rer Änftdjt beftimmen. ftji aber ber SuBcrborn wirflid>
ein fefter «nljaltspunft, um ba« vermeintliche ffiunber oon
ber plöfclid) ijeroorfpringenben Quelle natürlich gu erflären
unb bie ftrminful in bie 9iäf>e be$ JBuüerbornS ju Der*
legen? S)er JBeridjt trägt ein fo fagenljafteS ®ewanb, bag
es ftd) fdjwer fagen lägt, was baran SBaljreS tft. ©obann
ift e$ audj gar nid)t meljr feftjufteHen, wie es ftd) jur
3eit JJarlä be$ ®roßen mit bem JBuöerborn Derzeit; benn
er unterlag im Saufe ber $eit ber SBeränberung unb fließt
fd&on lange oljne Unterbrechung unb oljne ©etöfc. gerner
tann es abwedjfelnb fliegenbe unb oerftegenbe Quellen audj
anberswo gegeben tjaben, ba bie Urfadjen, «nfammlung
üon Sßaffcr in #ol)lräumen ber ffirbe, SBerfanbung unb
SBieberöffnung ber ffiaffergänge u. a., ftd) an manchen
Orten bilben fönnen. ffienn flberbieS ber JBuIIerborn ba*
mal« eine fo regelmäßig fliejjenbe unb öerfiegenbe Quelle
gewefen wäre, fo märe baS bod) fidjer an ber Statte ber
Ijodjoerelpten ftrminful aud) weiter betannt geworben, }u*
mal ber Däning nid)t unbewohnt war. Äud) wibmeten
bie JBenebiftiner ben SBaffemrI>ältnijfen ber ©egenb ifyre
Äufmerffamfeit, unb ®erolb, ber nadj bem Vorgänge
anberer Ännalen bie ffirjä^lung t>on bem QueH bei ber
Umarbeitung ber ffiin^arbfc^en Ännalen aufnahm unb burd)
fein „divinitus factum creditur" ba$ plöfcltdje $erüor*
brechen beäfelben als etwa« SBunberbareS auf ben Q&laubtn
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83
bcr 3*ügenoffen jurüdtfülfrt, unb ebenfo bcr poeta Saxo
würben bod) woljl öon biefem regelmäßig I>erüorfommenben
unb öerfiegenben Quell ÄenntniS erhalten unb barübcr be*
richtet l>aben, ba fic burdfj $>erfunft unb Aufenthalt mit
ber ®egenb wof>l vertraut waren unb ben Quell fo genau
bejetd&neten, bajj bie Annahme nalje liegt fte ^aben ben«
felben gefannt. ftljre ©orte „in coneavo (per coneava)
cuiusdam torrentis" paffen aud) nid&t auf ben JBuflerborn,
ba bei biefem Don einem ausgehöhlten JBette nid)t bie
JRebe fein fann, wie jebem bie Seftdjtigung jeigt. Qubtm
flitzt ber JBuöerbom in bie etwa 5 SWinuten entfernte,
nur wenig tiefer liegenbe unb leid&t ju erreidjenbe Sefe,
bie au£ bem gang naljen, nie öerjtegenben 9topful>le tommt
unb nad) bem ®eröfle i(>re$ JBetteS in alter 3eit ein
wafferreidjer S9ad& war; feit 3Wenfd)engebenfen ift bie SBefe
nie auägetrodtnet, bei ber frühem reifem JBewalbung unb
ber Sage i$rer Quelle im Xtyale in alter $eit gewig erft
red>t nid&t, unb ba^er fonnte Don einer ffiaffernot in ber
92fiü^e beS JButlerbornS feine SRebe fein, gnblidfc gelten bie
Vertreter ber obigen Änfidjt baoon au«, baf* Äarl burd)
ben DSning jur ffiefer jog. «Hein bie «nnalen geben
über ben 2Beg JJarte feine SluSfunft. 5Dic #eere bewegten
fid> in jener 3eit mriftenS in ben glu&tljälern; ber alte
SBeg öon ber (EreSburg jur ffiefer lag auf bem linfen
Ufer ber 3Memel, wie il>n aud& $ölgermann auf feiner
fiarte (fiofalunterfudjungen) jeid&net. liefen ffieg fdfjlug
Äarl in bem troefnen ©ommer woljl um fo e^er ein, als
er fid) fd&on wegen ber fiaftticre in ber 9WI>e eine« fjluffc«
$ielt. Stoß er fiel) oon ber £)iemel norbwärts in ben
D$ning wanbte unb auf einem Umwege burd(j ba« fd&wer
paffterbare ®ebirge jur Sßefer jog, wirb wegen beS SBuBer*
bornS angenommen, ift aber nid)t bewiefen. Au« allem bem
bfirfte woljl l>ert)orgel)en, ba§ ber Sußerborn feine fixere
©tttfce bietet, um in feine 9Wlje bie ftrminful ju legen.
6*
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84
Änbere gelten batjon aus, baß bcr ÄuSbrucf in bcn
SReidfjSannalen „ad Ermensul usque pervenit" notmenbig
eine größere (Entfernung angebe, fo ba§ bie ftrminful nid&t
neben ber SreSburg auf bemfelben SBerge gelegen fyabzxt
fönne, eine Äuffaffung, beten Unridjtigfeit bereite früher
gejeigt mürbe unb aud& aus ben gang älptlidjen bereit*
mitgeteilten ffiorten Dietmars erbeut. SBiganb, ber in
feiner ©efd). 5?oruei$ (I. 70) bie ftrminful auf ben ©reo*
berg üerlegt, meift im Slrctyto (I. 34) auf @rlingl)aufen,
ein ju Dber*2War$berg gehöriges, etma 1 ©tunbe ent*
fernteS (Dorf, als ben ©tanbpunft ber ^rminful Ijin, roeil
baS SBort an ©ring, ftrmtn erinnere; aber fold&e §er*
Ieitungen öon SWamen finb, nrie SBiganb felbft bei einer
anbem ©elegenljett fagt, fefyr gesagt unb meift ein ©piel
ber ^antafie; fiberbieS mirb ©rlingljaufen erft i. $. 1201
urfunblid) als ffirbelingt)ufen ermähnt. SWad) Jöeffen (®efd>.
SßaberbomS 6. 40) mirb audfj ftürftenberg, unb naclj £fir<f
(Ann. ad a. 772) audf) 2Kabfelb („SßarSfelb") als ©tanb*
punft ber Qfrminful angenommen, in alter $t\t gar nid)t
genannte Orte bei SßarSberg, für bie ftd) feine ®rünbe
anführen laffen. $n jüngfter Qtit tjat Dr. SWertenS in
einem Vortrage bie $rminful auf bie Äarlfdfjanje toerfefet,
bie etma 4 ©tunben üon bem JSutterborn entfernt jttnfdjen
ffiillebabeffen unb SHeinenberg liegt. Diefelbe ift uadfj
ipöljermann (Sofalunterfudfjungcn ©. 95) eine altgerma*
nifdfje SBerfd&anjung aus ben Kriegen ber Mömer unb mirb
urfunbltd) nie ermähnt, ebenfo menig eine Sfirdje, bie an ber
©tätte beS einft tyod&oereljrten ©öfcenbilbes errietet märe.
Sippifdje ©efdjid&tfdjreiber, j. 58. SBafferbadfj, *) $iberit
(Chron. p. 205) u. a. verlegen bie $rminful auf bie §er*
mannS* ober £erlingSburg bei ©cfyieber, Don ber Änftdjt
auSgefyenb, biefe 23urg rütjre Don ^ermann, bem SBefreier
l ) Dissertatio de statua illustri Harminii. Lemgo. 1698.
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85
DeutfdjjIanbS oom Slömerjodbe, Ijer, bem ju ffiljren bort
eine ©äule errietet worben fei. (Es ift aber nad&gewiefen,
ba% i. 3. 1187 bort »ort einem ®rafen ^ermann öon
©djwalenberg eine SBurg erbaut unb nad) beffen SWamen
benannt würbe. 1 ) Siadfj Jpötjertnann (£ofalunterfudt)ungen
©. 98) ftnb bie bortigen SBefeftigungen nidjt germanifd&en,
fonbern fäd&fifdjen Urfprung« au« ber Qtit oon 775—785,
alfo nadfj ber gerftörung ber ^rminful. 3franj t>. Sötjer,
ein au« Sßaberborn gebürtiger ipiftorifer, behauptet, bie
^rminful fjabe an ber ©tätte be« $ome8 in Sßaberborn
geftanben, weil $arl an biefer ©tätte bie erfte &irdf>e im
©adjfenlanbe erbaut §abe. 2 ) Sßaberborn wirb jebodf) erft
777, alfo 5 $al>re nad& ber 3*rftörung ber ftrminful, juerft
in ber ©efdfjidjte ernannt; in biefem $aljre fcidft $ ar l b° r *
einen 9ieid)£tag unb baute bort eine ffirdjc ju Stjren be$
<5rlöfer«, beren SBau wir ntdjt, wie man erwarten follte,
burclj eintyeimifdfje Quellen, etwa ®erolb, fonbern ent*
femtere Quellen (A. Petav., Sangal, Sti Maximini) er*
fahren. 85or ber üird&e in 5ßaberborn waren bereit«
anbere SHrdjen erbaut; in feiner ber alten Quellen ftnbet
fid) eine Änbeutung, bie Qrminful l>abe in Sßaberborn ge*
ftanben; ba« Ijat juerft Sötjer im 19. ftatjrl). behauptet.
Dbgleid) e« feit 300 ftatjren nidjt an S5erfud)en gefehlt
fyat, einen anbern ©tanbpunft ber J3fmtinful nadjjuweifen,
fo hielten bod) bie bebeutenbften ©efd)id()tfdf)reiber unferer
engern #eimat, fo SMeibom (Irminsula Saxonica, 1612),
öon Steinen (ffieftyt). ®ef$. IV. 1136), Äleinforgen
(fiird&en*©efd(). SBeftpl). I. lf>6) unb namentlich ber ftfirft*
bifdjof gerb, Don gftirftenberg 8 ) unb ber ftefuit ©d)aten, 4 )
benen e$ ftdfjer an SSerftänbni« unb getreuer Stenufcung
J ) Söebefinb, 3Goten. I. 399. Sebebur, ßritifdje 8deud)tunc| ©. 9.
■) $er Äampf um ^aberbont ©. 1—2.
*) Mon, Paderb. ad Eresburg. 4 ) Ann. ad a. 772.
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bcr Quellen nidjt gefehlt fyat, entfd)teben an ber aften An*
ftdjt feft unb öerteibigten fte. Äud) nod) in ber neueften
3eit jjaben namhafte $iftorifer fid) für bie ©reSburg als
ben ©tanbort ber ftrminful beftintmt auögefprodjen, fo
unter anbem <Sc^cffer*S3oic^orft (3Witteilungen b. önftit.
für öfter, ©efdfc. 4. @rg.4Bb. ©. 80), #fiffer (Vomier
©tubien ©.111. 8. 3), ffieiß in feiner auf tiefen Quellen*
ftubien beru^enben ffieltgefdj. 3 «. IV. ©. 80; legerer
bejetdjnet bie ©reäburg als ba« Heiligtum unb bie SitabeQe
ber ©adjfen. 1 )
SWid)t nur bie Ännalen unb bie beftftnbige Überlieferung,
fonbern aud) nod) anbere ©rünbe fpred&en baffir, bau auf
bcr (SreSburg bie $rminful geftanben Ijat. ©d>on $apft
Seo I. (440—461) Ijebt in feinen Sieben mit begeifterten
©orten l>eröor, baß SßetruS unb *ßaulu$ gerabe nad) Stom
gingen, um bort ben wahren Qbott ju üerfünbigen, wo
früher ber #auptftfc be« $>eibentum8 gewefen war. 9$aJ)ft
©regor I. (590—604), ber ©laubenSbotcn nad) (Snglanb
fanbte unb burdj eine JReüje Don ©riefen ju tyren mttfye*
ooüen Arbeiten ermunterte, gab i^nen bie SBetfung, gerabe
an ben ©tätten ber Ijeibntfdjen ©ötterüerefjrung bie c^rift*
lidjen JJirdjen ju erbauen, unb begrünbete fie bamit, baß
bie 2Renfdjen infolge it>rer ©cwofjnljeit borten leidjter unb
eifriger fämen als anberäwoljin, unb baß man ba«, wa$
bem SBolfe lieb unb wert fei, mit bem Stjriftcntum in 3?er*
binbung bringen muffe. 2 ) Diefe SBeifung befolgten aud)
bie angclfädjfifdjen ©laubenSbotcn, welche au* ifyrer $eimat
nad) bem alten ©tammlanbe eilten, um bort ba« ©oange*
lium ju oerfünben. SJon rücffidjtslofer ©djroffoeit weit
entfernt, bauttn fie mit fluger JBeredjnung bie erften Äirdjen
*) äBBaifc (2). ». ©. III. 128) faßt oljne nähere Angabe: Sfrmiuful
Bei (Sredbura..
*) ©regorö »riefe IX. 71 Bei Beda Hist. eccl. Ang. I. 30.
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an ben Stätten ber ^eibnifdjen ©öttertoereljrung unb
matten baburd) jugleicfc bic geheime gortbauer be$ Reiben*
tum« unmöglich. @o baute aud) SonifatiuS aus ber
©onnereidje an ber ©tätte ü>rer 83erel>rung eine Äapefle.
©türmt, be« JBonifatiuS getreuer jünger, befolgte mit
feinen ^rieftern bei ber üßifftonierung Saufen* gettrif*
baSfelbe 33erfal>ren unb erbaute bie erften Äirdfjen an ben
©tatten ber I>eibnifd)en ©ötteroerelfrung. Da^er fagt ber
Poeta Saxo (V. 669) Quot nunc ecclesiae fulgent, ubi
fana colebant antiqui. WS Staxl ben t>on iljm ljod) Der*
ehrten Hbt ©turmi an bie ©pifce be« üßiftonötoefenS in
©adtfen [teilte, wie* er iljm bie (EreSburg als ©ofytftfc an.
©ie Vita beati Sturmii, bie t>on feinem ©djfiler unb
»erlaubten (Eigil in ber Seit oon 792—800 öerfafjt
nmrbe unb als treu unb juüerläfftg gilt, entwirft ein an*
fd)aulid)e$ 93ilb fetner apoftolifdjen £f)ätigfeit. l ) SBon ber
(EreSburg jog ©turmi aus, fudfjte unter Dielen üßü^en
unb ©efa^ren bie JBemofjner bes Sanbes auf, prebigte tynen
rajtloS baS (Evangelium unb forberte fic mit ^eiligem (Eifer
auf, ben ©öfcenbienft ju oerlaffen unb ben wahren ©Ott
ju verehren. Die (EreSburg mar bie ffioljn* unb 3ufIud)tS*
ftStte ©türmte unb fetner ©enoffen bei il>rem apoftolifd&en
©irfen, roeldjcS mit (Erfolg gefrönt war; benn triele
©ad)fen liegen ftdj taufen. SBefonberS brang ©turmi aud)
barauf, bie tjeibnifdjen ©öfcenbtlber ju jerftören unb djrift*
lidje Äirdjen ju bauen, ©er Aufenthalt unb bie S^ütig*
feit ©turmi« unb feiner ©enoffen, bie religiöfen SBebürf*
nijfe ber fränfifdjen JBefafcung, bie 9tflcfftd)ten auf bie
SReubefetjrten, bie burdj) bie mürbige geier bes ©otteSbienfteS
im ©lauben geftärft werben mußten unb auf ber (EreSburg
i^ren belebenben ÜKittetyunft Ratten, brauten es mit ftd),
bafc i. $. 772 mit Seginn ber aRiffton^t^ätigfett auf ber
*) M. G. S. II. 376-77.
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88
<£re8burg aud) eine ßirdfje erbaut nmrbe, bie, wie über*
fyaupt bie JHrd&en in jener 3eit, nur ein ctnfad&er #oIjbau
war. 2lu$brü(flidf) berieten bie Jlnnalen (A. Lauresh.)
afferbingS erft jum ftafyre 785 öon einem Äird&enbau, ber
jur Qtit längerer Änwefenljeit SaxU auf ber ffireSburg
mit größerer ?ßrad)t errietet würbe, nadjbem bei bem all»
gemeinen Slufftanbe 783 alle Äirdjen jerftört waren. 2>aj3
e$ aber bis 785 auf ber SreSburg feine Äirdfje gab, ift
nid)t anjuneljmen. Die ännalen geben ja nidf)t alle ©in*
jeltjeitcn an unb bie 33erf)ältniffe matten fd)on früher ben
SHrd)enbau notwenbig; überbies berieten bie A. R., baß bic
©ad&fen 776 bie Sßauern unb SBerfe ber Manien auf ber
ffireSburg jerftörten; ju ben SäJerfen (opera) gehörte audfc
woJ>l eine Äirdje; beun bie 93cfeftigung$wcrfe jerftörten fte
in iljrem eigenen $niereffe nid)t. ©turmi unb feine ®e*
noffen gehörten bem Senebiftiner*Drben an unb führten
ein gemeinfd&afttidfjeS 2tbtn, weldjeS aud) nadt) ©turmis
5Eobe fortgefefet mürbe. Stuf biefe SSeife entftanb auf ber
(Sresburg ein Softer, nad) ber Überlieferung ba8 erfte im
©adjfenlanbe, urfunblid^ aber erft erwähnt i. $. 826; l )
bie ßeit ber ®rünbung ift nidfjt genau angegeben. S)ie
Älöfter waren bamals ^ßflaujftätten djriftltdjer Äultur unb
SJitbung für i^re Umgebung, ©o würbe bie (SreSburg
ein Ausgangs* unb ©tüfcpunft be$ SJjriftentumS im Diemel*
lanbe. Äarl fjielt fid) oft auf ber ©reSburg auf, fo im
SBinter unb grüljjafyr 785; borten ließ er bamals ©e*
ma^Iin unb SHnber fommen unb feierte mit iljnen ba«
Dfterfeft, 2 ) üon bort fanbte er ben 1)1. SBitlc^ab nadj
SBremen jur ©rünbung eines 33iStumS aus, 3 ) bort ernannte
*) Catal. abbatum Corb. Jaffe, Bibl. I. 66. ©ilmanS, tf . U. 20. I.
135. M. G. S. XIII. 275.
*) SB. U. 93. I. Ä. 179.
Ä ) £üffer, Äoroeicr ©tubien ©. 131.
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89
er ben f)I. ©Ujo jum erften SBifd^ofe t>on Danabrüd, 1 ) Don
bort aus üeranftaltete er in bicfcnt ftaljre JfriegSjflge in
faft alle (Gebiete @ad)fenS (A. q. d. E.), bort mußten bic
©adjfen bic Abgaben als 3eidjen ^ ret Unterwerfung ent*
rieten. 2 ) Die Äirdje auf ber ©reäburg ftattete ffarl mit
©fitern au«, unb als er i. $. 799 in Sßaberbom öom
$apfte 2eo III. aufgefud)t nmrbe> führte er tiefen aud)
auf bie (EreSburg, mo er bie burd) ben Äufftanb ber
©adjfert 793 jerftörte unb ttrieber aufgebaute Äirdje ein-
»ei^te. 3 ) fiubroig ber fromme föenfte i. Qf. 826 bie
ßirdje auf ber ©resburg bem Älofter Äomi, unb fiubnng
ber Deutfdje betätigte biefe ©d)enfung, auSbrücflid) in ber
©djenlungsurfunbe ljert>ort)ebenb, baß ber SJater, refp. ber
©roß&ater biefe Äirdje juerft erbaut unb mit ßeljnten aus-
geftattet t>abe. 4 ) Die ljol>e JBebeutung ber (EreSburg für
bie erfte Ausbreitung beS StyriftentumS unb bie befonbere
8uSjeid)nung ber bort juerft eibauten Sirene muß eine
Urfadje gehabt tjaben, unb biefe ift eben bei bcn bamaligen
Ser^ältniffen bie gemefen, baß bort ein fyoti) Bereites f>eib*
nifdjeS Heiligtum, bie Qrminful, ftanb, an beren ©teile bie
fördje erbaut nmrbe.
Die l>eibnifdjen SBölfer bauten ftd> mit iljren ©öttern
auf« engfte oerbunben unb fa^en es als eine ^eilige Sßflidjt
l ) §üffer, Äorocter ©tubien ©. 189 ff.
*) 20. U. $. I. 9t. 176. $a äarl fafi "/, 3o^r auf ber Gftre*-
bürg mit feiner gamilie weilte, wäljrenb feine ©olbaten in ber Umgegenb
untergebracht waren, fo uwfc auf ber <$re$burg ein entfpredjenbeä ©ebäube
gewefeit fein; M. G. Leges IL pars II. 1. wirb ein tfönig^of (curtis)
genannt. 3)iefer lag woljl an ber ®tattt ber alten (Sreäburg auf bem
fübweftlidjen Seile beö «Bergeä, welker urfunblid) 1361 unb 1385 Äon-
nuneberg unb tfonmtgeäborg genannt wirb (Sttarefberger Urtunben *Wr. 127
unb 166 im *ßromnaial.$lrd)to ju fünfter). 2öilman$, St. U. 2ö. I. 27.
VLui) fefct ift bie glurbe^ei^nung „auf ber 33urg" nod) übltdj.
») Widuk. Hb. II. c 11. 3eitfdjrift für ©. u. 81. 20. 1898. ©. 108-
4 ) ^riberfc, Utfunben&udj I. n, 2. Söilmanö, it. U. 2B. I, n. 9 u. 29,
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90
au, Silber unb Stttäre ber ®ötter bis auf« äufjerfte ju
toerteibigen. Die alten {Römer jogen in ben Stieg mit bem
JRufc: pro aris et focis, für Hltar unb $>erb, b. \). für
bie ® ötter unb bie 3familie; SEljemiftofleS machte bei bem
JBaue ber 3feftung$mauern 2ttt)en$ geltenb, er l>abe bie
©ötter fd&üfcen wollen. Stynlidfj bauten aud) bie alten
©adfjfen. ©ogleidj nad) ber fiegreidfjen ©d&tadfjt bei ©djet*
bingen a. b. Unftrut errichteten ftc i^rem JfrieSgotte ju
@l>ren eine ©äule jum 3eid&cn ber JBefiegung unb Unter*
jodjung ber £t)üringer, unb ©n^arb erjagt Don tynett,
bafe fie Äraft unb Antrieb jum Äampfe gegen bie ftranfen
aus tyrer Sieligion fdfjöpf ten. 1 ) 3)ie gerftörung ber ftrmin*
ful erfd&ien ben ©adfjfen als eine SBernid&tung iljrer 9?elU
gion unb ftaatlidjen Qfreiljeit unb erfüllte ftc mit £a{$ unb
(Srbitterung gegen bie frranfen. Als ba^er Äarl 773—774
in Italien war, empörten fidj bie ©actyfen, eroberten bie
6re8burg lieber, üerjagten bie d&riftlidjen Sßricfter unb
fielen plünbernb in Reffen ein, wo fie oofl ©ut unb ffladj*
fud&t bie d&riftlidjen Äirdfjen gerftörten unb bie JJirdfje in
3*rifclar jum ?ßferbeftafle mif$braud)ten. 2 ) Die ©reSburg
war in ber erften Qtit beS ©adjfenfriegeS berjenige Sßunlt,
um ben ftranfen unb Saufen in blutigen kämpfen ftritten.
$m $. 775 unterwarf J?arl bie ©ad>fen üon neuem unb
eroberte bie ©reSburg wieber. $m $. 776 empörten fidj
bie ©adfjfen abermal«, eroberten bie SreSburg jurüdE unb
jerftörten bie SDtauern unb SBerfe ber ^raufen, aber rafdj
eilte SJarl mit feinem $eerc fyerbei, entriß ifyncn bie ®re&
bürg unb befefcte fie, jum brittenmal in t>ier Qaljrcn. 3 )
SSJeStyalb war e£ ber ©adjfen erftcö 83eftreben, bie @re&
bürg wieber ju befommen? ©eSljalb würbe Don bort au«
ber SRadjejug jur 3^tftörung ber benachbarten Äirdfjen unter*
») Vita Caroli M. c. 7. — *) Vita Wigberti c. 22. — ») A. R.
Fr. u. A. q. d. E.
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91
nommcn ? SBeSljalb fud)te St arl bicfcn Ort burd) eine ftarf c
Sefafcung in feiner ©emalt &u Ratten? ©oljl nidjt allein
bt$f)alb, meil bie (EreSburg ein fo fefter Sßunft mar, fon-
bem audj, weil bort ber ©adjfen größte« Heiligtum, bie
3frminful, unb fomit ber $auptfife be« ©öfcenbienfteä
unb ber «uägangSpunft ber nationalen (Erhebung gegen bie
3franten mar.
$)ie ftrminful ift ba« einjige $eüigtljum ber alten
©adjfen, beffen SHame uns erhalten ift; es mar batyer ol>ne
3roeifel Ijod) unb t>iel oeret)rt, namentlich <uid> burd) bie
1)arbringung Don foftbaren Opfern. Die Ännalen reben
oon ©olb unb ©Über, meldjeS bei ber Qrminful gefunben
nmrbe, ! ) mögen es nun Ctyfergeräte ober Ctyfergaben
jober Kriegsbeute gemefen fein. Sei ben öielen Äriegen
unter ben beutfdjen ©tämmen ftanb bie QrminfuI fidler
an einem gefdjüfcten Orte, unb ein foldfoer mar ganj be*
fonberS, mie bereits gefagt, ber SBergrüden oon Dber=2RarS*
berg, beffen nörblidjer Seil, bie ©tätte ber ftrminful, nad)
brei Seiten Ijtn fdjroff bis sunt £)iemeltljatc abfaßt, mätjrenb
auf bem fübmeftlidjen Seile, mo baS Plateau nur burd) eine
(ginfenfung mit bem anbern ©ebirgSjuge jufammenljängt,
bie (SreSburg fdjfifcenb öor ber $rminful lag; ßrcSburg
unb 3?rminfut waren entfprectyenb ber SefeftigungSart ber
©adjfen mit ©allen längs beS SBergranbeS umgeben, mo*
burd> bie SBortcüc ber natürlichen Sage nodj tiermeljrt
mürben. Die ©adjfen Ratten ferner bie gfibfette tyres @e*
biete« burd) brei, in ben Kriegen oft genannte größere SBe*
feftigungen gefiebert, bie burd) mehrere fleinere in unferm
3?at)rt)unbert in ben 2ßälbern mieberaufgefunbene ©all*
') A. R. Fr. Chronic Regin. (Spätere 9ftadjrid)ten, g. 33. bei
Stangefol (A. circuli. S3or. p. LXXI), ba§ fld^ aud) auf ber (Snburg
(©igiburg) eine Srmtnful unb in anbern Tempeln Hbbilber befunben
Ijaben, ftnb unglaubwürbtg.
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92
bürgen unter einanber oerbunben waren: 1 ) im JDften an
ber ffiefer toax es ber SBrunSberg, im ffieften an ber JRu^r
bie ©tjburg unb in ber äßitte an ber Diemel in betyerr«
fdjenber Sage bie (SreSburg; fie bübete bie #aupt* unb
gentralfefte Der alten Saufen unb mar befonber« geeignet,
bie ftrminful ju beden. Die Dberflädje be« Serge«, beffen
Umgebung n>ol>l V2 ©tunbe erfordert, ift groß genug, um
ber ftrminful einen ipain ju geben unb einem ipeere ju
friegeriföen Operationen mie aud> im ^rieben jur Äb^al*
tung oon ®erid)t unb SBottSöevfammlungen ju bienen, aber
au$ nid)t ju groß, fo baß fte bie SSerteibigung erfdjioerte.
Der SBerg fteigt über 500 guj$ ljodj au« bem Diemelt&ale
empor unb liegt nadj allen ©eiten ljin frei, fo bafj er
ringsumher eine Ijerrlidje Ausfielt gewährt unb ftunbemoeit
in ber Umgegenb fidjtbar ift. Die ©adjfen, bie wie alle
©ermanen bie SWaturfräfte vergötterten unb ein feine« @e*
füt)l für bie ©djöntyeit ber SWatur Ratten, fonnten in biefem
©ebietsteile loo^l feine ©tätte finben, bie jum ©tanbpunfte
für bie Ijolje, alle« tragenbe ©üule fid) met>r eignete als
jener ©erg.
@$on früfoettig entftanb am ftufte ber (SreSburg eine
Änfieblung, $orol)ufen genannt, bas jefcige $Wieber*3WarS*
berg, in welkem $anbcl unb Skrfeljr ftdj balb ju tyoljer
JBlüte enttoidelten. 2 ) fiubnrig baS £inb gab bem JHofter
Äorüei i. $. 900 bas 3Warlt*, üKünj= unb 3oflred)t in ber
33ifla, b. i. SBetler $>orotyufen unb auf ffireSburg, für
#anbel unb SSerfe^r brei wichtige SRedjte. 8 ) 3fn bem
*) Seiberfe, 8. u. ». ©. 28. I. 181.
*) giföer, ßreöburg 6. 44, leitet nodj Wlont, ßeltifdje 5orfdj. 6. 22,
89, ben Flamen be<< Drteö üon bem celtifdjen hör, horo, har, 33ad) Ijcr
entfpredbenb feiner fcage an ber SWunbung be$ ®linbbad)ed in bie $iemrl;
nad) ©iganb (^Ird^to I. 34) unb <5ajpori (@efö. üon Meber-SRarSberg
©.21) begegnet ber 9tome einen ^eiligen Ort.
») 2Büman*, 5t U. 98. I. 265. 6eiberfc, U. $. I. 5.
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Jftmtyfe jwifdien Äaifer Otto b. ®r. unb feinem $>albbruber
Jljanfmar i. $. 938 war bie @re«burg ber SDMttetyunft
tum 22>anfmar« friegerifd)en Unternehmungen, ein SBciüci«
für bie tyty SBebeutung be« Orte«, ber burcfyweg urbs
genannt wirb unb mit SWauern umgeben war. 1 ) Äaifer
Otto b. @r. verlief i. 3. 962 ben (Einwohnern ber Sifla
#orot(ufen bie ©tabtredjte ber Dortmunber (Throtmannici),
e« ift eines ber älteften Seifpiele foldjer Privilegien, unb
$orof)ufen bie ältefte ©tabt im alten $erjogtum ffieftfalen. 3 )
$n $>orol)ufen mürben bie ®augeridjte abgehalten, unb
fpäter würbe e« ©ift einer f^retgraffc^aft unb eine« 8rd)i*
biafonat«; e« war alfo „eine ^auptanftebelung ber ®e«
genb". 3 ) 2)a« älofter auf ber @re«burg, weld&e« 826 bem
neugegrfinbeten, von ben JTaifern begfinftigten unb ra)dj
emporblütyenben Softer Äorvei einverleibt würbe, fonnte
au« ftd) einen fo lebhaften $>anbel unb SSerfe^r in ber
©egenb nid)t hervorrufen. Die Urfadjen muffen bereit«
vorder beftanben Ijaben, unb ba« lucift wieber barauf f)in,
bafj e« bort ein t(od)Veret)rte« Heiligtum, bie $rnunful, gab,
bei melier nad) germanifdjer ©itte bie 93olf«verfamm*
lungen unb ®eridjte gehalten würben; an ber <&t'düz be«
tjeibnifdjen ®öfeenbilbe« würben fiirdje unb Softer erbaut
gemäfc ber wotjlbegrünbeten ©itte, bie erften ®otte«tjäufer
bort ju bauen, wo ba« SSolf au^ religiöfen unb gefett*
fd&aftlidjen ®rünben äufammenjufommen gewohnt war, unb
fo fam e«, baß am ftufte & e * Gte«burg in $>oro^ufen
fd)on frülj ^anbel unb SSerfc^r ftd) lebhaft entwickelten.
Über Sllter unb Sebeutung 2ßar«berg« fpridjt ftd) ber um
bie ®efd)ictyte unferer §eimat f)odj verbiente ©eiberfe alfo
aM: „2)?ar«berg, biefer buref) ben SBefifc ber Qvminfäule
l ) Widuk., Rer. gest. Sax. II. 11.
*) ©eiberfc, U. 33. I. 13; & u. *R. <8>. III. 162. Söiloiairt, ff. U.
So. II. 81. 2B. U. 93. I. SR. 589. *bb. <§. 89. (guppl. n. 447.
a ) ©tganb, Slrdjiö I. 32, 88. 2öilmatKl, tf. U. SB. I. 270,
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94
fdjon bei ben alten ©adjfen fo berühmte *ßuuft, an ben
ftd) bie erjten Anfänge aller weftfälifdfjen @efd()id)tc fnfipfen,
würbe e* nodj meljr burdfc 3 cr f törun 8 l cnc * Sbots unb
burd) bie ftefte CreSburg, welche Jfarl ber ©ro&e in 3rolge
berfelben bort anlegte, ffir ftiftete aud) eine SJenebiftiner*
Sßropftci bafelbft, meldte fein ©oljn Subwig ber ftromme
ber JHrd>e ju Äortoet fdfjenfte. ©eitbem biente ffireSburg
ben beutfdjen Königen nodj lange als 3fefte unb als
<ßalatium." *)
4. Öereljnutg ber 3rmtitfnl.
SBeil bie ftrminful ein ©öfcenbitb war, fo würbe U>r
audfj eine göttliche 8Jere^rung ju teil. $)ie ©rieben unb
9?ömer gelten bie Jöilbcr md)t, wie wir im £l>riftentum
bie Silber ©otteS unb ber ^eiligen, für Symbole unb
©rinnerungSjeid&en ber ©ötter, fonbern badeten fidj bie
©ötter aufs engfte mit ben Silbern üerbunben; fobalb biefe
jenen gemeint waren, wohnten fte in tljnen unb waren mit
i^nen gleidfjfam eins, ©o 3. SB. würbe ©tifyo aus Ätljen
oerbannt, weil er behauptet l>atte, bie ©tatue ber Athene
oon *ßl)ibiaS fei feine ©öttin. 2 ) fflie bie §od)gebilbeten
©rieben unb {Römer beteten aud) bie ©ermanen ©öfeem
büber an, wie aus ben SBerid)ten ber 3«tgenoffen Ijer&or*
gel>t. «ngilbert, 3freunb unb ©affengefäijrte ffarls beS
©rofeen unb fpäter Slbt t>on ©t. SRidfjarb, rebet üon SEter*
opfern an ben Altären unb ber fniefäffigen SBereljrung ber
©ötter, b. I). ber ©öfeenbilber. 8 ) «Ifuin, JtarlS ^reunb
unb Hbt oon SEourS, fprid)t t>on bem ShiltuS ber ftbolo*
Iatrie (©öfcenbienft), unb $apft ©regor IL maljnt bie
©ad&fen, bie aus 2Retafl verfertigten ©öfcenbilber nidjt
l ) SKKganb, «rdjiü II. 266.
") Diog. Laert 2, 116. SDöllinger, £dbenhmt unb Subentum 217,
681 ff. — *) M. G. Poet. Lat M. A. I. p. 380.
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95
anjubeten. 1 ) SJonifatiuS forbert jum ©ebetc auf für bic
bem ©öfcenbienft ergebenen ©ermanen (pro Germanicis
gentibus idolorum eulturae deditis). 2 ) ffiiHel/ab, erfter
Sifdjof von Sremen, prebtgte ben 'Saufen, es fei Xl)or*
Ijcit, von tauben unb jtummen Silbern #ülfe unb Xroft
ju hoffen.*) «ud> ©rimm (ÜJtytlf. 91, 613) forid)t ftd)
ba^in aus, baß Säume Don ben ©ermanen angebetet unb
göttlid) verehrt mürben, ffiir tonnen und freiließ nur
ferner benfen, wie üßenfdjen vor Silbern niebertnien, um
fte anjubeten, aber unfer Renten ift eben burd) ba$
E^riftentum gerebelt unb verfeinert, bie Reiben bagegen
Ratten bie ÄenntniS be$ wahren ©otteä verloren, ftanben
unter ber #errfd)aft ftnnlidjer fiuft unb fonnten ftd) jur
Qbee eines anteiligen, rein geiftigen, fibermeltlidjen ©otteS
nidjt meljr ergeben. Da nun bie fidjtbare SWatur mit ber
großen Qfülle U>rer geheimnisvoll, aber jmedmä&ig mirfen*
ben ffräfte unb ber bejaubernben ©djönfyeit tyrer ©ebilbe
bic ©inne umftriefte, fo bauten fidj bie Reiben bie ganje
SRatur als belebt unb faf>en im Drange beS #erjen$, ein
leeres ©efen anjuerfennen unb ju verehren, in ben
Gräften unb ©ebilben ber SWatur göttliche ffiefen. ©o
mürbe audj bie ftrminful als ein göttliches ©efen ver*
e^rt; tyre Serefyrung mar eine ljolje unb meitverbreitete;
benn bie alten ©ermanen verehrten bie ©ötter gern auf
Sergen, Qfelfen unb an Queüen, bie ftrminful aber ftanb
auf bem Reifen eine« ^o^en, meitl)iu fidjtbaren Serggipfels,
unb in iljrer SWäl>e befanben ftc^ mehrere Quellen; Quellen
unb Reifen galten als ben ©Ottern ganj befonberS fettig,
ja mürben f eiber für göttliche SBefen gehalten. 4 ) Die 33er*
e^rung ber ©ötter gefdjalj burd) Opfer von Slumen,
l ) M. G. E. IV. 157. III. 269 ep. 21. — «) M. G. E. III. 288
ep. 38. — 8 ) M. G. S. II. 380. — 4 ) Indiculus superstitionum et
.paganiarum n. 6, 7. Rudolf. Fuld. M. G. S. II. 676,
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96
Kräutern, Steten, ja fogar uon 3Renfd)en. Sacitu* erjagt
(Ann. I. 61), baß tue ©ermatten nad) ber ©d)tad>t im
leutoburger ffialbe bie Dfftjiere ben ®öttern opferten unb
bie ©djftbel an bie SBaumftämme hefteten (truncis arborum
antefixa ora), unb ba§ fte üjtem ^öd^ften ©otte, bem
ffioban, 2Äenfd)en, ben anbem ©öttern liere opferten
(Germania c. 9). Äud) jur gett JJarl* be* ©roßen
mürben »on ben Saufen nod) ÜWenfdjenopfer bargebradjt;
toarb bod) i. $. 782 ein ftrenge* SSerbot berfelben ertaffen,
unb *ßapft ©regor befahl bem $t. SBonifatiu«, ben Verlauf
toon ©flauen an Reiben jutn $m& ber Opfer at* ein
grobe« ©erbrechen ftreng ju verbieten unb nrie ben STOorb
ju beftrafen; too^I teilweife au« benfelben ©rünben oer»
bieten bie ÄonjUien ben SSerfauf toon ©Haben an Reiben. *)
£)a Wubolf uon gulba bie ftrminful einen truncus nennt,
fo faßt il>re SSere^rung unter ben Stoumfultu«, über ben
mir au* ben $rebigten be£ ®lauben*boten *ßirmin, bed
(Stifter* toon bem Ijodjberfiljmten Älofter 8teid>enau, er«
fahren, ba§ man grüßte unb ©ein über ba3 Heiligtum
ausgoß, Siebter üor bemfelben anjünbete unb fünftlidje
SWadjbtlbungen franter ©lieber an bemfelben aufhängte,
um Rettung ju erflehen. 2 ) (Erinnerungen an bie 25er*
e^rung ber ftrminful l>aben ft$ lange, teil* bi* in bie
©egemoart erhalten. $ie Ärljpta unter ber ©tiftäftrdje,
meldte nad) iljren Sauformen bem Anfange be£ 13. $af)r<
ljunbert* angehört, aber auf bem gunbamente einer altern
SHrdje an ber ©tätte ber Qfrminful erbaut ttmrbe, nennt
ba$ Soll nod) jefct #eibentempel unb ergäbt, bafj auf bem
Wtarfteine berfelben bie Reiben 9Wenfd)en geopfert Ijätten.
3fm Äloftcr JJor&ei l>atte ftd) bie fliadjrid)t erhalten, ba§
l ) SBBaifc, <D. #. ©. III. 131. 2Ö. U. ». & 180. Snppl. n. 77.
M. O. E. III. 280, ep. 28 u. p. 812.
•) Dicta Pirmini c. 22.
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bie $riefter ber ftrminful für jene ©egenb bie Winter
ernannten unb bafj ber ältefte unb jfingfte Winter ber
^rminful jtoei Siebter opferten. 1 ) £ür<f erjäljlt in feinen
Ännalen, beren SWanuffript ftd} in ber S^eobor. SHbliotljef
ju sßaberborn befinbet, j. Qf. 772 eine JBegeben^eit, bie er
bem SftifolauS Jfauftnu« entnahm, ber pdf) feinerfeit« auf
eine alte fädjftfdje Sfjronif beruft. @inem bänifdjen Qfürften
mürben jtoei ffinber geraubt, eine Xodjter &on ben ©adjfen
unb ein ©o!jn üon Seeräubern; mit bem britten ©ol>ne
machte ftd) ber Sater auf, um bie geraubten JKnber ju
fudjen; nad) mannigfadjen (Srlebntffen trafen ftdf) bie ffinber
auf ber ©reäburg unb foflten bort bem ©öfcenbilbe ge*
opfert »erben, ttmrben aber burdj Jfarl ben ©rofcen, ber
um biefe Qtit bie ©reäburg eroberte, befreit unb belehrten
ftd) sunt Sljrtftentum. 2 ) Slnbere (Srjäljlungen, bafj baS
©öfcenbilb üon ben *ßrieftern auf bas ©djladjtfelb getragen
ober Don ben Kriegern mit *ßferben umritten würbe, um
baburdj ©d)ufc im Kampfe ju erflehen, entfpredjen jtoar
ben religiöfen Übungen ber ©ermanen, finb aber bejüglid)
ber ftrminfui nidjt beftimmt beglaubigt; ein Jfern &on
SBa^r^eit mag aber immerhin in biefen ffirjäfclungen ent-
halten fein. 3 )
5. 3erftöntng ier 3rminful. Äi$ta|j.
Äarl öerttjeilte brei SCage an ber Stätte ber Qfrminful,
um fte famt bem §aine unb ben jugeljörigen ©ebäubeit
») Lotzner, Chronica Corb. II. c. 325, 339. ^eterfen, gorfd). gur
fceutfö. Ocfö. VI. 322. Mlmarrt, ß. U. 2B. I. 269.
») 8u3fül)rlid) ergabt bei Neffen, ®«fd&. ^aberbont« @. 42; Saun,
5)ie Stminfdule, brei (graa^Iungen; €>ta|l, SGßeftf. ©agen u. ©efdf)idf)teit.
^eitemeijer üermanbte bie ßrjäblmtg ju feinem (Sloboalb. 2)rama in
brei »ftett.
A ) Meibom, Irminsula Saxonica (Rer. Germ. III. c. 4).
LVII. 2. 7
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98
üoffenbs ju jerftören. Da ffarls §eer nadj unfern Sc*
griffen nidjt groß toar unb ber $a\n ber ^rminful immer*
fyin eine jiemlidje Ausbeutung tjatte, fo ift es erflärlid),
baß $arl brei £age mit beffen gerftörung f)inbrad)te.
SWad) fyätern unbegrünbeten ©rjäfylungen nmrbe bie 3fr*
minful auf bem 3 u 9 e tiacfc & e * SBefer mitgefeiert unb
bort »ergraben, um fie ber abgöttifdjen 33ere^rung ber
@ad)fen ju cntjieljen, fpäter aber bei ber ©rünbung Jfor*
üeis nrieber aufgefunben unb auf SBefe^I ßubtoigS bes Qfrom*
men ober DttoS bes ©rogen nad) §tlbeSt)eim gebraut,
too fie im Dome t>or bem Sljore aufgeteilt mürbe. Diefc
^rminful ju $ilbeSljeim beftel)t, toie aud) mehrere ©äulen
im sßürting beS *ßaberborner Dornet, aus Sfalfftnter aus
ber römifdjen SBafferleitung in ber Sifel, ift ein ©erf
fpäterer 3^it unb tuirb erft im 16. ^af)t\). genannt. 1 ) Die
^rminful auf ber (gresburg war üon $olj unb nmrbe
ganj jerftört. SBeil fie ein l)od)t)eref)rteS ©öfcenbilb war,
fo legte Äarl großes ©etoidjt barauf, fte grünblid) 5U jer*
ftöreu, um fo ben t)eibnifdjen ©öfcenbienft auSjurotten. Da*
l>er rüdtte Sari bireft auf bie ©reSburg los, in beren S3e*
reiche bie ftrminful f tan &/ un & öermanbte brei Jage auf
bie $erftörung beS Heiligtums. Die A. Mettenses (M.
G. S. XIII 28) fagen: ut ex toto destruere posset unb
bie A. R. F. : ad perdestruendum fanum. Da bie 33er*
mdjtung ber ©ötterbilber als eine 23ernid)tung üon SRelt*
gion unb 3freil)eit erfdjien, fo galt bie 3 e *ft ö tung ber ftr*
minful in ben 2lugen ber ©adjfcn als eine 33ernid)tung
i^rer Politiken unb religiöfen Qfreifyeit burdfc bie ftegreicfcen,
*) Meibom, Irm. Sax. c 7, 8. Söiganb, ©efdj. florttei* @. 70.
ärafc, $er 2)om ju £ilbeöljeim ©. 91 ff. SBertram, 3)ic 33tfd&öfc öon
Jpilbeäljeim @. 12. SBefdjaffenljeit unb £erfunft beö ©teineö würben
burd) 9foalt)fe feftgefteüt. ßranfc (Sax. 2. 9), £araelmann (Opera geneal.
hist. @>. 66) u. a. geben foaar bie Snfärift an ber wtebergefunbenen
S3ilbfäule an.
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99
djrifllidjen granfen unb mar bic midjtigfte Xt)at be$ ganjen
JelbjugeS, fo bafe üon einjelnen Ännalcn audj nur fte an*
gegeben ttrirb. *) £tefe Xtyat, mie SBaifc ($>. S5. ©. 1883.
III. 127, 128) fagt, „brüdt bem ganjen Kriege feinen
(Hjarafter, ben ©cgenfafc be$ alten $eibentum$ unb beS
borbringenben djriftlidjen SBefenntuiffeS, beftimmt genug
auf unb bejeid)net bic Xenbenj, meldte ßart verfolgte."
5)tefe lenbenj mar, bie ©adjfen jum Sljriftentume gu be*
lehren unb jur «nerfennung ber fränfifdjen Dberljoljeit 5U
jtoüigen. ÜDarum fing $art aud) ben Ärieg an, fobalb er
baju freie §anb fjatte, ot)ne ba§ bie ©ad&fen gerabe bamals
baju eine befonbere 33eranlaffung gegeben Ratten, barum
nai)m er *ßriefter mit, bie ben ©adjfen ba$ ©ort ®otte$
öerfünbigen fottten, unb lieg fic bei bem fflbfdjluffe be$
ftriebenS üerfpredjen, bie frönfifdje Dberf)ot)eit anjuerfennen
unb bie *ßrebigt beS £t)riftentum£ nidjt ju t)inbern; für
bie Erfüllung beS SBerfpredjenS mußten fie 12 ©eifeln
fteöen. 2 ) Die tyeibnifdje Religion ber Saufen Ijatte ftdj
als unfähig ermiefen, fie ju Derebeln unb ju tterbeffern, ba
fte feit $afyrf)unberten auf berfelben ©tufe ber SRofyeit unb
2BiIbf)eit fteljen blieben. 3)a3 Gljriftentum trägt alle 2RitteI
ju einer fföljern, geiftigen ©ntmidclung in fid); e$ ift im
ftanbe, ben 3Wenfd)en ju fittigen unb ju üerebeln, iljm baS
2tbtn auf (Srben ^u verfügen unb bie Pforten einer gtüdt*
s ) Chronic. Moiss., A. Lauresh. A. Juvav., A. Mosell. 9todj
SReibom (Inn. Sax. c. 9, 10), 8öf)er (töampf uin Sßaberborn ©. 2) u. a.
würbe in $aberborn, £übeöfjeim unb £alberftabt im 16. Saljrb. am
©onntag Laetare §ur Erinnerung an bie 3erftörung ber Srminful ein
Spiel aufgeführt, wobei man auf bem 2)omplafce einen SBalfen wnh auf
biefem ein 93ilb aufftellte, weldjeä Ijerabgeworfen würbe.
*) A. R. F., A. q. d. E. ad a. 772. Einhardi Vita Caroli M.
c. 7. Eigilis vita beati Sturmii c. 22. Poeta Saxo. M. G. S. I 228.
2lbel, Sa^rb. b. fr. *R. I. ©. 107. «ttad) £üffer (£oro. ©tub. ©.Ul-
lis) war ber erfte 3ng waljrfdjeinlidj fein Eroberung^- unb SKifßonfyug,
fonberu begweäte Die SBeftrafung.
2*
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100
feiigen ©migfeit ju öffnen. SBegeifterung für bic aaterlfln*
bifdjen ©öttcr unb $a§ gegen ba& ©l)riftentum trieben bie
©adjfen an, öfter« raubenb, oermüftenb unb morbenb in bie
benachbarten d^rifttid^en ©ebiete einjufallen unb mit fana*
tifdjer SBut bie djriftlidjen Sirenen ju jerftören. ©o lange
bie Ijcibnifdje SReligion bei ben ©adjfen fortbeftanb, mar
an ^rieben mit iljnen nidjt ju benfen. Daljer jerftörte
Jfarl bie ^rminful unb geigte baburd), bafj er bie Ijetbnifd&e
Religion t>erni$ten motte, braute aber aud& *ßriefter mit,
meldte ben ©adjfen bie fro^c 33otfd)aft be$ #eile$ Der*
fünben unb burd) bie Segnungen be$ ÄreujeS bie SBunben
feilen foflten, bie er mit bem ©djmerte iljnen fd&lug. Die
erfolgreidje SSerfünbigung beS Gl/riftentumS unb fein gort*
beftanb mar aber bei ben ©ad)fen infolge i^rer Anfang*
lid&feit an ba$ $eibeutum unb iljreS £affe$ gegen baS
ß^riftentum unmöglich, fo lange jie ftaatlidf) unabhängig
üon ben ftranfen maren; aud& maren fie bei iljrer SBilbljeit
unb Uneinigfeit für ein felbftänbigeS ©taatsmefen nodj nid&t
reif, ©elbft föoleminf, ber begeifterte fiobrebner ber alten
©adfjfen, fagt, baS S33ol)l ber benachbarten ©öfter fjabe ent*
meber bie Sernid^tung ber alten ©ad&fen ober i^re 8Je*
fetyrung verlangt. 1 ) Deshalb mar Jfarl im eigenen ftnte*
reffe ber ©adjfen unb jur ©idjerung bes OfriebenS beftrebt,
fte jum S^riftentume 5U befe^ren unb bem fränftfdjen
©taate einju&erleiben. SBeibeS mar bei ber bamaligen engen
SSerbinbung beS ftaatlidjen unb religiöfen SebenS notmenbig,
baS eine oljne ba& anbere nid)t ju erreichen. Die ©adjfen*
friege nahmen baljer unter $arl einen ganj anberen S^a*
rafter an; mäljrenb ÄarlS SBorfafyren ben ©ad&fen iljre
©elbftänbigfeit liegen unb fte nur ju jmingen fugten, ba%
fie ruljig innerhalb ifjrer ®renjen blieben unb 5ur ®id)e*
rung beS ^rtebenä Tribut jaulten, mar Äarl barauf be*
*) De Westphalorum mor. lib. II. c. 3.
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101
badjt, fte gleid&jeitig bem fränfifd&en ©taate unb bcr fattjo*
fifäen Äirdje einzufügen. Die ©ad&fen tterteibigten i^rc
Jjolüifd&e unb religiöfe Ofreiljeit mit feltener §artnä<figfeit
em &oOe£ 2Wenfd)enalter f)inburd&, aber aud) &art verfolgte
feinen *ßlan mit jä^er Sudbauer unb Energie unb fpradf)
tipx immer flarer unb befttmmter au$. 81« er 774 ben
Sßapft ifpabrian I. in 8?om befugte, ber ttrie feine SSorgänger
bie Sefeljrung ber ©adtfen eifrig erftrebte, machte er, ot^ne
Zweifel öom Zapfte in feinem ©treben ermutigt, ba$ ®e*
lübbe, im Sanbe ber ©adjfen bem f)I. $ßetru$ ein SBiStum
ju grünben. 1 ) An bie ©pifce bc$ üRiffionSmefen* in
Saufen fteflte er ben Äbt ©turmi unb teilte nad) beffen
lobe (779) baS Sanb in mehrere SMftrifte, bie er vorläufig
benachbarten ©ifd&öfen unb Äbten übertrug unb fpäter ju
Siötümern er^ob. SBenn Äarl bei ben ©ad&fen ben ©öfcen*
bienft unb anbere l)eibnifd&e ©ebräud&e, j. 85. ÜÄenfd&enopfer,
bie SSerbrennung t>on #ejen, mit ©eroalt ausrottete, fo roar
ba£ nidf)t ju tabeln; benn jene f)eibnifd)en ©ebräud^e roaren
unvernünftig unb ber geiftigen ©ntroidtelung beS SBolfe«
Ijinberlidj. ffibenfo mar es ju billigen, roenn Jfarl bie freie
ißrebigt be$ (Jl/riftentumS ju erjroingen fud&te, bie niemanb
ju f)inbern berechtigt ift unb bie audfo jefct nod) dfjriftliclje
dürften in fernen fiänbem erftreben. ffienn Äarl aber
bnx6) ©efefc ben mit bem £obe beftrafte, ber £>eibe bleiben
unb nid^t getauft roerben rooflte, fo roar bas ju weit ge*
gangen. 2 ) @$ ift atlerbingS babei ju berüdEfidbtigen, baß
man unter benen, roeldje bie laufe aerroeigerten, meiftenS
mit 8ted)t ftd) foldje backte, welche im geheimen ^einbe
beS SljriftentumS roaren unb auf ben ©turj ber fränfifd&en
#errfd)aft fannen; aud^ blieben bie, roeld&e fotöje« rotrflid&
l ) £üffer, Vomier ©tubien @. 114.
f ) ©aifc, 3). 8. ©. III. 131. SB. U. 33. I. 9t 180 ad a. 785.
©uppl. n. 77, 85.
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102
getljan, unbeftraft, fobalb fte ftd) reumütig einem *ßriefter
peilten, ^ebenfalls mar e« aber toerfefyrt, ben Smpfang
ber laufe mit ©träfe erjttringen ju motlen; benn bie er*
jnmngene laufe ift ungültig für ben (Smpfänger unb ein
©afrileg für ben Äu«fpenber. Die *ßriefter, meiere im
9Wiffion«tt>cfen tljätig toaren, ftammteu au« ber ©djule be£
tyL SBonifatiu« unb waren hierüber wotyl unterrid&tet. ferner
betont ber gelehrte Äbt Stlfuin oon £our«, Sari« intimer
ftreunb, ber auf ba« geiftige Seben in feinem SReidje fo
großen ©influfj ausübte, in einem ©djreiben an Sari oom
^aljre 796, baf$ bie laufe nidjt« nüfce, wenn nidjt bie ©eele
Dörfer ben fatljolifd&en ©Iauben angenommen Ijabe; benn
nad) ben SBorten Sfjrifti feien bie ©ritmdjfenen erft ju be*
lehren unb bann ju taufen; aud) empfiehlt er, bei ber 93e*
!et)rung ber Ungläubigen bie ©runbfäfce ju beachten, welche
ber ljl. ffluguftin in feinem SBudje über ben Unterricht ber
Unmünbigen (de catechizandis rudibus) aufftelle, unb nur
ben, ber im ©Iauben gefräftigt fei, ju taufen. 1 ) Den
©djafcmeifter Sari«, SKegenfrieb, bittet «Ifuin, bodf) in
biefem ©inne auf Sari einjuwirfen, unb ben (Srjbifd&of
Arno tton ©aljburg ma^nt er, bei ben 9ieubefet)rten bod)
ja für einen grünblidjen Unterricht &or ber laufe ju forgen;
bie ©adjfen Ratten fo oft bie £aufgnabe verloren, toeil fie
niemals ba« fjunbament be« ©Iauben« im #erjen gehabt
Ratten, unb nad) Stuguftinu« fomme ber ©laube au« bem
freien SBiHen, nidjt au« QtoariQ; al« ein vernünftige«
SBefen fei ber SNenfd) vorder ju belehren, bamit er mit
#ülfe ber göttlichen ©nabe bie SBaljrijeit be« ©Iauben«
erfenne unb annehme. 2 ) ffi« würbe ba^er bei ber S3e*
feljrung ber ©adjfen Don ben *ßrieftern im allgemeinen
genug ber nötige @eft$t«punft feftgeljalten, baß jum
l ) M. G. E. IV. 158 ep. 110.
•) M. G. E. IV. 159 ep. 111. 164 ep. 113.
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103
©lauben unb jum Smpfange ber ©aframente ber freie
©iOe nötig ift, wie e$ bie Ätrdje ftetä gelehrt unb geübt
ijat. *) gwangSmajjregeln jur Annahme beS djriftlidjen
©lauben« wiberfpredjen bem ©eifte bes Sf)riftentumS,
welches eine ftegenbe Jfraft in ftdj felber trägt unb burd)
biefe, o^ne QtoaxiQ, Bei ben ljodjgebilbeten ©rieben unb
9tömern ftd) fdjneö ausbreitete, gerner entfprad) an unb
für ftd) bem ©eifte be$ EfjriftentumS auc$ nid)t bie #ärte,
toeldje Äarl, burd) ben öfteren £reubrud(j ber ©adjfen unb
ben plöfclidjen Überfall feiner Gruppen gereist, im SBcr^
laufe beS langen blutigen Kampfes anwanbte, ben wir
tiicfct o^ne aufrichtige £eilnal)me für unfere toerblenbeten
Sorfa^ren »erfolgen fönnen. @S ging aber bamals, wie
e$ oft im ßeben gef)t, bajj baS ©Ute bei ber SSerblenbung
beS menfd)lid)en #erjen8 nidjt oljne ftrenge SNafjregeln ju
erreichen ift. Sei ber feinbfeligen ©teflung ber ©adjfen
gegen baS ©l/riftentum unb bei iljrer SHlbungSftufe war
ber lange ifampf nötig, um iljnen eine Ijöljcre geiftige
©ntwidEeluug unb Anteil an ben unermefjlidjen Segnungen
beä Gljrijtentuma ju ermöglichen unb fo aCe beutfdjen
©tämme in bemfelben ftaatlidjen unb firdjlidjen SBerbanbe
ju einigen. 2 ) Darin fal> $arl eine SebenSfrage für fein
SReid^ unb bie Hauptaufgabe feiner {Regierung, bie er mit
aller Äraft feinet #erjen$ anftrebte, fowie aud) SSomfattuS,
ber Äpoftel ber Deutfdjen, ber bie traurigen folgen ber
Uneinigfeit au« ber ©efdjid&te feine« eigenen SBaterlanbeS
fannte, bie (Einigung ber beutfdjen ©tämme in berfelben
Strebe, freilief) ofpte ©ewalt, planmäßig unb beljarrlid) bis
ju feinem Xobe angeftrebt Ijatte. 311$ bie ©ad^fen aber
cnblid) jum ©tyriftentume belehrt waren, würben Ju bie
l ) aRöfjler, jfird^cngefd^. IT. 93
f ) 2Kö$ler, tfirdf)engefdf). IL 121. SBaifc, 3). $. ©. III. 138.
©icffbrcdjt, SDcutfd^c £aifer$eit. 5 K. I. 110.
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104
glüfjenbjten Anhänger beafetben unb Ijaben feine oerebelnben
unb befeligenben Seiten lebenbiger unb frudjtbrtngenber in
ftdj aufgenommen, afe irgenb ein anberer ber beutfdjen
©tämme. Da$ fäd)fifd)e flaiferl/auS mar ein butd) unb
burd) c^riftltd^eö $au$, wie taum ein anbereä, unb bie
beiben erften #errfd)er btefe« #aufe$, #einridj I. (919—936)
unb Otto b. ©r. (936—973) ftnb es getoefen, meldte nad)
ber Äuflöfung beS tarolingifd&en {Reiche« bie beulen
Stämme im jefcigen Deutfdjlanb einigten unb im #erjen
(Europas ein ftarte« Weidj grünbeten, toeldjeS ade feine
geinbe niebertoarf, ben Dänen, ©laben unb Ungarn bie
reidjen Segnungen beS Gtyriftentum* braute unb allen
SBölfern in (Europa jum $eile ben SSorrang betam unb
jaljrljunbertelang behauptete.
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III.
©efdjtdjte ber BtaU SBclcrfc.
S3on
Ivan) 3of. Pilomann.
— > ■ b ■■■■ : i i < —
„IUe terrarum mihi praeter omnes angulus ridet."
Horat. Epod.
Die auf fteiler §öf)e, untocit beS ©tnfluffe« be$ nie
gefrierenben SEBeftcrbadjeS in bic 2ßöf)ne, in lieblicher Um*
gebung gelegene ©tabt Seledte l>at ijjren SWamen Don ben
uralten SBabeanlagen, bie im SWö^net^ale unterhalb ber
©tabt am 3fuf$e be$ SfülbenbergeS liegen (1064 Badelecca
unb Batelecca. 1072 Badeliko, um 1124 Badelich,
Badiliche unb Badeliche.
«Bityrenb bie benachbarten ©täbte SRtttljen unb ffiar*
ftein fdjon feit ^rje^nten eine ®efd)id)te ber ©tabt auf*
jutoeifen tjaben unb aud) bie ©efdjidjte ber Deutfd)*Dr'
ben$ritter*(Eommenbe 2ßülf|eim a. b. SWöljne beljanbelt tjt,
ejiftirt eine eigentliche @efd)td)te ber ©tabt Söelede nod)
nidjt. Die üon bem bamaligen Sßropft JBoedteler Don
Scledte gefammelten unb im ftaljre 1866 erfdjienenen „ge*
fdjid&tlidjen 9Wittf)eilungen über bie <Btait SBeledEe", be*
l/anbeln Dornefymlid) bie ®efd)id)te ber Pfarrei. Unb bod)
ift es eine ruljmreidje, taufenbjäljrige ©efdjidjte, auf meiere
ba& alte SSabelife jurüdCblicfen tann.
fflaä) faft allgemeiner Annahme fteljt ber fcon feiner
SKineralquclIe benannte Ort JBeledE e mit jener SBurg fflabe*
lefe in 3ufammenl)ang, tvo Ottos beS ©rojjen #albbru«
ber iC^anfmar im SSerein mit bem aufrityrerifdjen $er5og
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106
(Sberljarb üon granfcn im ^uni 938 ben jüngeren SJruber
be$ StaiferS, #einridj, gefangen natjm unb nad) ber@reS*
bürg, bem jefcigen 9War$berg an ber Dtemel fortführte.
Der um 980 lebenbe ÜWönd^ SBibufinb oon Gomg 1 )
berietet nämlid), bafj #erjog #einridj, fflruber DttoS beS
©rofcen, &on Xljanfmar in bem praesidio Badiliki gefangen
genommen morben fei. ÜDiefen unb ben fibereinftimmenben
33erid)t ber 9iamen #rotfuit ober ^rosroitlje 2 ) in iljrem
?ßanegt)ricu$ auf Otto I. bejie^t ©eiberfe 8 ) auf ba$ bei
Selefe befinbli^e Sab unb ein bafelbft gemefeneS ©djtoß
— praesidium — inbem er $Babe*2e<fe toon ber fpäteren
auf ber eräbifdjöflidjen curia #arfamp erbauten ©tabt 33e*
ledCe unterfd&eibet.
Sinen nachweisbaren 3 u f ammcn ^ an Ö m & & cm fpäte*
ren SBelede l)at biefe alte 3familienburg Sabelefe ber fiu*
bolfinger nidjt, bie nad) ber Qtxt ber fäd)ftfd)en Äaiferin
aScrfatt geriet^. Die ©tabt ttmrbe oielme^r erft im Qfa^re
1296 oon bem fianbmarfdjaH Qfo^ann &on Sßlettenberg
unter ber Regierung be$ (£r}bifc^ofed ©iegfrieb üon SBe*
fterburg gegrünbet.
©idjere Angaben über 33ele<fe finben mir erft, als
berlj. «nno, <£rjbifd)of oon ßöln (1056— 1075), im^aljre
1072 bie SBenebictiner* Abtei ©raffdjaft bei ©^matten*
berg grünbete unb berfelben jur Dotation u. a. einen ©runb*
*) Wittichindi Annales in Meibom script. rer. germ. T. 1.
pag. 644.
*) Hrotsuithae Carmen de gestis Oddonis imperatoris in Meibom
1. c. p. 714. 5)affelbe ergabt bie Chronica S. Panthaleonis unb ber
Annalista Saxo. &u0 bem gelben gebiete $rorfuitt jum greife Dttoö I.
erficht man. bafe bie baüialigen rei^enben Anlogen ber Umgegenb öon
SBeletfe bie beutfd&en ffaifer £einridj ben ginfler unb Dtto ben ©ro&cn fo
anzogen, ba& fte flrf) l)icr gern oon ben 9Bef djwerben i^reö muffeligen
JRegimentä Ijäufig erholten.
8 ) 3n Söiganb* 2ln$it>, II. 6. 259.
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107
äin«, «äc^ntlöfc, bon 6 librae ju ScIedCc unb bcn Qtfynttn ba*
fclbft übergab. £)a« .ßeljntgut in JBcIcd c f ommt fdjon unter
ben ©ütern bor, bic ber (£rjbtfd)of tmft. 1064 bem gleidj*
fall« öon il>m geftifteten Älofter ©iegburg suwanbte,
nadj ber ©rfinbung @raffd>aft« wie« er e« ber Slä^e tue*
gen biefem al« Dotation ju. Salb nadjljer taufte ba«
Älofter ©raffdjaft bon einem gewiffen ^flen ein innerhalb
be« eräbifdjöflidjen #auptljofe« ju SBelede gelegene« «Hob
nebft ben baju gehörigen ©emetnbenufcungen. *) $n ber
um ba« 3aljr 1124 bon ffirjbifdjof fjricbricft I. für ba«
Älofter ©raffdjaft ausgefeilten $eftätigung«urfunbe fagt
ber (grjbifdjof: „ftn biefem ffleftreben ljaben wir, al« wir
ba« bon Srjbiföof «nno, feligen ÄnbenfenS, geftiftete
Softer ©rafföaft bifttierten , gewiffe bon unfern 33e*
fifcungen jum @ebraud> ber Srüber an bie vorgenannte
Sttrdje gegeben, inbem wir äfften, mit bem ©ttfter jene«
Orte« felbft, einen Anteil im £anbe ber Sebenbigen ju
*) 6$<m bic Verwaltung biefer ©üter mit SRüljlett k. erforbertc bie
Änrocfenljcit eine* ©raffdjaftcr tfloftcrbruber* in SBclccfc. Unzweifelhaft
erri<f)teten bic ©raffd^aftcr 53enebictiner Ijicr balb ein gotte«btenftIid^e«
©ebäube unb Ijiefj ber nadj ?BeTccfc beputirte oberfte ©ciftlid^e Jßropft.
2öir finben einen folgen Sßropft ju Scletfe bereit* 1270 erwähnt. Ur-
hntbe bei ©eiberfc 93b. II. @. 675). (5* wirb in biefer Urfunbe befrimmt,
bafj ber Wbt btefen 5ßropft felbft ernenne, bog er (ber tropft) aber bie
(Sinrunftc feine* JOffictumö felbft $u genießen Ijabe, wä&renb bie SNöfter«
cinfünfte fo geseilt würben, bog ber #bt ein drittel unb ber <5om>ent
gwei ^Drittel erhielten. 3)ie ©emeinbe SBcIccfe gehört Don SCltcr« $er gu
ber bem Sttofier ©roffd^aft öon §lnno überwiefenen Pfarrei Ältcn*!Rübett.
1180 würbe (nad) Angabe be* tropfte* »öcfcler in feiner ©djrift:
,,©cfdn'd)tlid)e Mitteilungen über bie etabt ©elede. 2Refcljebe 1866,
jebo$ o^ne Anführung bed SEofumcntf* für feine Angabe,) Seledfe bun§
ben örgbifd^of €iegfrteb ju einer eigenen Pfarrei erhoben, welker
ber öon ©raffdfjaft ernannte Sßropft ald Pfarrer üorftanb. (Sin anberer
©eiftlirfjer an* Älofter ©raffd&aft fungirte al* Gaplan. »ei ber Slufoe-
bung beö ßlofter* (SRära 1804) behielt ber tropft ben größten Xljeil
be$ alten Stiftung «guted au «Belecfe aU ^farrge^alt.
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106
erholten, ©eil ba^cr innerhalb ber ©renje unf erer Äurie 85a*
beltd) ein gemiffer, Warnen« fttlen, fein «Hob an©id>bert,
ben «bt be« vorgenannten Ätofter* vertauft ljatte, fo $a*
ben ttrir baffelbe «Hob bem ^eiligen SHejanber betätigt,
inbem fett ber 5Krd)e Ijtnjufügten, tva« überhaupt au*
unferem $Red)t ber vorgenannte fttten in ber ®emeinfd(jaft
aW ber SWufrungen (utaminum) gehabt I>at, foeldje bie
unter unferer #errfd>aft fiebenben ju genießen Ijaben." 1 )
$n JBelecfe waren mehrere geinten an bie SRitglieber
ber familia saneti Petri von ©oeft verlernt, 3. ©. bi*
1064 an ^ermann unb Ärnolb, fideles nostri, b. L beS
(grjbifdfjof« «nno. 2 )
Da« Älofter ©raffd&aft erhielt gleid(j bei feiner ©tif*
tung einen in ©elbabgabe vertvanbelten geinten von ad)t
Sßfunb unb einen anberen SWaturaljel/nten ju SBeledfc, meldte
beibe 1124 beftötigt nmrben. 8 ) fcücfmg 4 ) vermutet in
ftflen« Stttob einen ehemaligen #auptl)of 3ffen bei JBelede,
au« bem ba« Sßfarr* unb ffirdjengut ju SBeledEe Ijervorge*
gangen fei, roftfpenb ber erjbtfcPflidje #auptljof bafelbft
ben Warnen $arfam}) geführt Ijabe.
ffirjbifd(jof Slnno Der ^eilige ftarb am 4. December
1075. ©ein Seib ruljt feit ber Aufhebung ber 3lbtei6ieg*
bürg in ber bortigen Sßfarrftrd&e unb j»ar in jenem näm*
liefert f oftbaren ©arfopljage, welker bei feiner im ftcfyxt
1183 erfolgten #eiligfored(jung gefertigt toax unb wovon
fid> bie Äbbübungen in jtoei Oelgemftlben in ber ifird^e
ju ©elecfe vorfmben. Hn feinem lobeStage , bem 4. $ec,
ivirb jä^rtic^ in ber ^ropfteiürdje au SBeletfe an bem ben
l ) @etbcrfc, Urt-8. I. @. 65.
») Sacomblet, U.-8. I. 6. 131.
s ) @eibcrfc, U.-53. I. <S. 83 u. 66.
*) Bbtei ©rafföaft in ben ©lottern tfix nähern ftmtbe SQBeftfalen«
Sa^rg. 1876, ®. 5 u. 88.
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109
#rifigen Änno unb 83enebictu$ gewtbmeten ©eitenaltare
unb ebenfo aud) am 21. SKärj, an bcm ©ebädjtmfjtage
beS ff. OrbenSftifterS JBenebtct, fcftlic^cr ©otteSbienft ge*
galten.
SttS tfaifer ftriebrid) I. Sarbaroffa (1152—1190)
im 3?af)re 1178 üon feinem vierten gelbjuge nad) Italien
jurüdgefe^rt war, faradj er über feinen mädjtigften Sa*
fallen unb 9teid()$ffirften #einrid& benSömen bie Steid}$ad&t
aus, metl biefer feine SeljnSpfltdfjt öerlefct ljatte unb auf
wieberljolte SBorlabung nid)t erfd&ienen war. Srtadj bem
©turje $einrtd)g be$ Söwen (Dec. 1181) erhielt üon
beffen beiben #er}ogt()fimern baS eine, Sägern, ber
^faljgraf Otto VI. bon SBitteldbad) (beffen 9?ad&fommen
nod) ljeute in SBa^ern regieren), ba$ anbere, ©adjfen,
würbe in jwei ^>auptt^eile jerlegt, ben weftlidjen fcljeil
erhielt als #erjogtl>um SBeftfalen ber ffirjbifdjof Don
Äöln, WüPP *>on#einSberg (1167—1191), ben öftlidjen
als $erjogtljum ©adjfen ©raf SBem^arb Don Änfjatt (ber
jüngfte ©ofjn «Ibredjt beS Sären). #emrid) ber ßöwe be*
f>ieli nur feine (Erbgüter ©raunfd&weig unb Lüneburg.
©o fam baS #er#ogtl)um ffieftfalen, ju bem aud)
SeledEe gehörte, im ^a^re 1181 in ben ffleftfc ber @rj*
bifd&öfe t>on Jföln, beren firdfclidjer fturisbiction es bereit«
feit Qfafjrtyunberten unterworfen war. Der am 7. Sftoöem*
ber 1225 auf bem ffiege toon ©oeft nad) ©djwelm, wo
er eine Äirdje weüjen wollte, in ber SWä^e üon ©e&els*
berg erfd)lagene (£rjbifd)of (Engelbert ber ^eilige (1216
—1225) faufte baS ©ut SBelfd&enbedf bei JBeledfe an unb
fäenfte es 1222 feiner 9lid)te, ber ©räfin SB. be tfeffel,
g^efrau beS ©betyerrn SBert^olb üon Suren. 1 )
l ) 2)o« ©ut 2Beifätttbc(f, weld&e« in ber ©oefter 8e$be 1445 von
ber ©oeftern gum größten £ljeil jerftört würbe, liegt unweit ber alten
3Riueral-S3abe*£lueu*e. <Die Ruinen waren nod) btö gum Saljre 1862 $u
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110
fflStc bereit« erwähnt, fällt bie ©rrid&tung ber ©tabt
JBeledfe in ba$ $at)r 1296, nadjbem, wie wir gefeljen,
bie SSefte SBelcdCe fdfjon mehrere ^a^r^unbert beftanben unb
ber ffirjbifcfyof Änno 1072 eine tropftet gegrttnbet fyattc.
Die (Srridjtung erfolgte unter gleiten Umftänben unb ju
berfelben Qcit wie bie ber benachbarten Orte ffiSarftein,
unb Dfteröelbe(©allenfyarbt) unter bem ©rjbifrfjofe ©teg*
frieb II. ®raf öon SBefterburg (1275—1297). Dicfer
energifdje 3tfkjt war fcor allem barauf bebadjt, bte^erjog*
lid)e ÜRadf)t in ©eftfalcn auSjubreiten. SBo^I wiffenb,
bog biefeS junäd&ft burdf? Kräftigung ber einjelnen bür*
gerlidjen ©emeinwefen ju bewirf en tvax, weil biefe itjm
bie bereiteften SWittel jur SWieberljaltung ber ©rofcen beS
SanbeS gewährten, wenbete er auf jene feine uorjüglid^fte
©orge. ©o betätigte er ber ©tabt SBrilon alle *ßrim*
legten / ebenfo ber ©tabt Ättenborn unb grünbete burd)
feinen ÜRarfdjaff Qofjann öon ^ßlettenberg auger ffiarftein
unb (5aflent)arbt im ftatjre 1296 audf) bie ©tabt Selecfe
mit 60 #au$ftätten.
Die ©rünbung erfolgte, wie bie Urfunbe (©eiberfc,
Urf.*S3. II. ©. 617 unb 577) befagt, auf folgenbe Sfrt:
„Der ©rgbifdiof befaß bei SBeledfe einen wüftliegenben
$auptf|of, #arfampe, mit 5Wei ba^u gehörigen SKanfen
(ÜWebenf|öfen). Diefe Surie überwies er bem Orte SBeledte
(JHtenbeledEe , wie bie ©teile im £l)ale nodf? jefet genannt
wirb), ©r machte bafelbft eine ©tabt; unb in berfelben
©tabt ttjetlte er ab unb beftimmte 60 £au$ftätten, unb
legte jeber 13 üKorgen Ädter* unb SBalblanb ju." @r
öerliel) ber ©tabt bie ftretyeii unb ba$ SRed&t ber ©tabt
SRttben unb öerorbnete, baß jeber ©in jie()enbe , ber als
feljen, ati ber 33eflfcer, grfjr. ©lernend öon Ü^agel - 2)oonucf $u SBornljoIa
bei Söarenborf fle abbred&en unb ein nod) aicmlid) gut erhaltenes 55or»
gebäube sur äöofnumg umbauen unb öergrö&ern lieg.
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111
33ürger Aufnahme fänbe, frei, unb feinem SKenfdjen bienft*
pflidjtig fein foflte, gleid) ben ©urgent anberer erjbifd)öf*
liefen ©täbte. DiefeS ^ßrimleg, bafj nämlid? bie aufnähme
in bie ©tabt jeben $)ienftyflid)tigen ober (£ingef)örigen —
nid)t erft nad)$al)r unb Jag — fonbern fof ort unb un*
bebingt frei mad&te, glaubt ber (Srjbifdjof rechtfertigen ju
muffen, inbem er fjinjuffigt: cum adhuc novella sit plan-
tatio, ba$ nrifl fagen: bamit ber neuen Sßflanjung red)t
balb eine größere Qafjl öon ffiinrooljnern jugefü^rt toer*
ben mödjte.
Die SJerlei^ung ber SRedjte ber ©tabt Sftfiben an bie
neue ©tabt erfolgte burdf) ben ffirjbifdjof ©iegfrieb öon
ffiefterburg in einer Urfunbe öon 1296. ©oeft. 17 a. Kai.
Jan. (16. $)ej.). De« JRübener SRed)te$ bebiente fid) and)
bie ©tabt SBeledCe forttüäfjrenb, inbem fie nad) vorliegen*
ben SBerfjanblungen nod) am @nbe beS 16. $af)rf>unbert3
t)on itjrem ©erid)te ben ÄppellationSjug an ben ©tabtratl)
ju SRüben, als „ju $oüebe" als i^re^aupt* unb2Jhttter*
ftabt juliefj. 3Jon bem ber ©tabt, eben vermöge iljrer
SRübener Privilegien, juftetjenben Sftedjte ber eigenen Stnfyx
Ijat fte toenig ©ebraud) gemalt. 3JHt SfuSnatjme einiger
sßolijefoerfügungen über ftelbfctiaben u. bgl., h>eld)e ftd)
im ftäbtifdjen ßopialbuc^e aufgezeichnet finben, fjatte fie
feine eigene SRedjtSnormen, fonbern folgte immer benen mm
SRüben. *)
©o trat am @nbe beS brennten 3fal)rf)unbert3 bie
©tabt JBefedEe in bie ©efdHdjte. 3m Anfange be$ vier»
je^nten $al)rf)unbert3, im ^fa^re 1307, f troffen ber (Erj*
bifdjof #einrid) IL üon SBirneburg (1303—1332), ber 2lbt
öon ©raffdjaft unb ber ^Jropft öon SBeledte eine Ueberein*
fünft, roonad) bie in ber SWälje lebenben (Sinh>ol)ner auf
ben Sßropfteiberg jietjen unb ben Ort, bem ©tabtrectjte
Seiberfc in 2Biganb3 2Ird)iü II. @. 260.
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112
öctHc^cn toaren, wegen beS bamals tyerrfdjenben fjauft*
rechts mit 9Jiauern umgeben burflen.
Sei ber ftreitigen Äönigswaljt gttrifd&en ben beutfdjen
Königen fjriebrid) Don Defterreidj unb Subnrig Don SBatjern
am 19. Ort. 1314 begünftigte in erfter Sftetye ©rjbifdjof
$einrid) IL Don SBirneburg mit aller Äraft bie Sßaljl fjrrie*
brid)S Don Defterreid) unb frönte benfelben ju ÜBonn,
wäljrenb Subwig Don SBapern Don bem ©rjbifdjofe *ßeter
Don SWainj in Slawen gefrönt tourbe. $)er ©egenfönig
fiubmig Don Sägern faßte bafjer einen folgen $afj gegen ben
ßölner (Erjbifd&of , baß er wöljrenb beS ffriegeS mit feinem
©egner, bie ©rafen Don Arnsberg, ÜRarf, Sippe unb an*
bere weftfälifdje ©roße antrieb, bie fiänber beS Kölner
(BrjbifdjofS jn bebrängen unb auszurauben. SflS bei ben
ftarfen 5£ruppenmaffen , bie Subwig ber JBatjer gegen ben
ffirjbifdjof aufgeboten tjatte, lefcterer unb fein SKarfcfjatl
in SBeftfalen, ©raf Don Simeburg, ein JBruber beS (Srj*
bifdjofS, in ber größten JBebrftngniß waren, ba Ijielt bie
©tabt JBelecfe treu ju i^rem SanbeSljerrn (im JBerein mit
Äüben, (Jallenljarbt, ©erl, ©efeefe :c). Die fämmtlic^en
Surgmänner beS nachmaligen #erjogtt)umS SBeftfalen,
auSfdjließlid) ber ©raffdjaft Arnsberg, fdjloffen im 3faJjre
1325 einen gemeinfamen JBurgf rieben, ein JBünbniß jur
gegenfeitigen SBertljeibigung, unb am 23. ftebruar beS fol*
genben QaljreS fdjloffen bie SBurgmänner mit bem @rj*
bifdjof #einrid) II. unb feinem gelbmarfdjatl, fottrie ber
©tabt SDortmunb einen fianbfrieben. $)urd) biefeS SBfinb*
ntß gelang es bem Srjbifd&of, baS broljenbe Ungeraitter
abjulenfen unb für bie ©id)erf|eit beS SanbeS ju forgen,
bis fein Sttadjfolger ©rjbifdjof ffialram ©raf Don ftfilid)
(1332—1349) alle ^wiftigfeiten glttdfli* beilegte.
Unter bem ©rjbifdjof (5uno Don ftalfenftein (1367—
1370) fam bie wid)tigfte ©Werbung an bie töeitje, tüdefte
baS ffirjftift Äöln in ffieftfalen madjen fonnte, bie 6r*
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Werbung ber@raffd)aft «rnSberg (1369). $te toeft«
fäli^en Seftfcungen be$ ©rjftift« Äöln mürben baburcfc ju
bcm Territorium abgerunbet, meiere* als #erjogtl)um ©eft*
falen bis jum Anfange biefe$ 3at)rl>unbert$ beftanben J>at.
grjbifdjof fjrtcbrtc^ III. von ©aa werben (1370—1414)
benurfte von ffaifer Äarl IV. einen allgemeinen fianbfrie»
ben, burd) ben in ber bamaligen Qtit be$ 3fauftred)t$
inäbefonbere bie Sanbleute unb Weifenben gefdjfifct tver*
ben fottten.
Salb bereiteten ftd) aber jene ^ttriftigfeiten in ffieft*
falen vor, bie itjren ÄuSbrud) in ber ©oefter fje^be
fanben. üWit ben im Qa^re 1398 in einer $anb vereinig*
ten Sänbern Eleve unb SWarf Ratten bie Äölner Äurffir*
fien forth>ä$renb Sernnclelungen, unb ebenfo beftanben
{Reibungen gnrifdjen ben Kölner SanbeSljerrn unb ber nad>
einer genriffen Unabljängigfeit ftrebenben ©tabt ©oeft,
ber älteften lölnifdjen SBefifcung in ffieftfalen unb ttridjtig*
ften ©tabt beS £erjogtl)um$.
Die Vermittlungen mit ©oeft beginnen mit bem $al>re
1437, luo bie ©tobte unb SRitterfdjaft ffieftfalenS unter
©oeft'S Seitung jufammentraten , um gegen eine vom (Erj*
bifäof Diebrid) II. ®raf von üWör$ (1414-1463) au**
getriebene allgemeine flopffteuer (Sinforud) ju ergeben
unb ftd) jugleid) alle Weckte nub Privilegien gegenfeitig
ju verbürgen. SRitterfdjaft unb ©täbte be$ ^erjot^um«
fdjloffen einen JBunb unb erflärten, groar bie SRed)te be$
$apfte$, beS ÄaiferS unb Äurfürften achten, aber aud)
ttjre eigenen SRedjte mit aller üWad^t fdjüfcen ju wollen.
Unter ben 17 ©täbten, melier biefer „erften grblanb**
Vereinigung" beitraten, befanb ftd) aud) 33 elecfe imS3erein
mit SRflben, ©arftein, ffiatten^arbt, ffierl, Sßeljeim :c.
SDer Äurfürft befttttigte hotljgebrungen ben SSerbünbeten
im folgenben ftatyre (1438) iljre {Redete unb ftretyeiten.
3Me ©oefter aber gingen in ijjren ftorberungen nod) tvei*
LVII. 2. 8
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114
tcr. Der Srjbifdjof mußte in einer befonberen Urfunbe
ben ©oeftern afle unb jebe 9ted)te unb gretyeiten ftdjern;
aber es gelang ifjm, burd) Vermittlung be$ DomcapitelS,
welche« im Qfa^re 1438 Mbgeorbnete nad) ffieftfaten ent*
fanbte, ben S3unb aufjulöfen. SRüben war bie erfte ©tabt,
bie ftd& 1439 öon bem SJünbniffe mit ©oeft loäfagte l )
unb feinem SBeifpiele folgten balb SBelcde unb alle Übrigen
©iäbte. 6o bewahrte JöelcdCe wie ljunbert ^aljre öor^er
im Äriege jwifdjen ben beutfdjen ßönigen ftriebrid) öon
Oefterreid? unb Subwig oon Sägern audj jefct feinem 2an*
besternt bie Ireue, wofür e3 wä^renb ber 5 ^a^re lang
bauernben (1444—1449) ©oefter fteljbe ja^Uofe ÄriegS*
brangfale ju erbulben fyatte.
Die ©oefter fagten ftdj üom ©rjftift tfölu öffentlich
los unb erforen ben #erjog Äbolpt) uon Sleoe ju tyrem
fianbe^errn (1444), ber mit Äöln Wngft auf gefpannten
guße ftanb. Unb numnetjr begann jene große Sfeljbe, bie
unfägtidjeä Unzeit über ffieftfalen gebrad&t Ijat. 3)a$
burd) bie unftd)eren 3 u Pänbe fd&on tjerrfdjenbe (Slenb würbe
jefct in ffieftfalen auf« §öd)fte gefteigert. Die ©oefter
3fel)be befte^t au« einer unterbrochenen Steige oon empö*
renben ©ewalttljätigf eiten , welche bie friegfüljrenben *ßar*
teien, befonber« gegen weijrlofe Angehörige ber ©egen*
Partei, bie als ^Privatleute am Kriege unbeteiligt waren,
wedjielfeitig begingen. @3 würben nidjt nur bie befeftig*
ten Käufer ber einjelnen Qunfer, fonbern aud) bie 83e*
ftfcungen ber weljrlofen Sanbleute, bie einjelnen #öfe, ja
ganje Dörfer unb ©täbte auägeplünbert , uerbrannt unb
fo grünblid) gerftört, baß Ijeute noefy in Urfunben bie Sfta*
men uon Dvtfdjaften fteljen, beren ©tättenidjt meljr auf*
juftnben ift. Die wedjfelfeitigen ©ebiete würben üielfad) in
SBüfteneten uerwanbelt. Unb biefe Sricgäbrangfale mußten
») Eenber, @efdf)id}te ber ©tobt Stuben @. 403.
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115 _
nidjt nur bic ©egenben Don ©oeft, nid)t nur bcr ganje
§effroeg t>on ffierl bis Sippftabt, fonbcrn nörblid^ aud>
bic ©raffdjaften ^rmont, Sippe unb SRaüenSberg, bann
bic nä^ften Orte flibltc^ bcr f)aar unb öftlid) fclbft baS
^Sobcrbovn'fc^e Sanb big über ba$ ©enbfetb tjinau« cm*
pfinben, wo feitbem mit einer SWenge öon Dörfern, fogar
bic ©tabt 93(anfenrobe unweit üflarSberg fpurloä Derfd)wun*
ben ift.
Die SBeleder waren mit benen Don SRüben unb ffiar«
jtein bie entfdjiebenften ©egner ber ©oefter unb fün*
bigten biefen am Jage ber Slpoftelffirften *ßetru$ unb fyau*
lu$ 1444 ben firieg an. SBalb barauf 50g ein getutffer
3fofyanne$ ^refefen, ein fü^ner SReiterSmann , mit feiner
SReiterfdjaar unb jal)lretcf)em fjußüolf aus ben ©täbten
Sclede, SRüben, SBarftein unb $irfd)berg gegen bie ©oe*
ftcr. Da« Dorf 5Weuen»®eferfe bei ©oeft mürbe Don bief er
ÄriegSfdjaar angejünbet unb bie ©cgenb üerwüftet, aber
bie ©oefter bradjen Ijeröor unb fähigen bie ganje ©djaar
in bic ftfadjt, wobei 4 ÜRann getöbtet, 43, barunter ftre*
fefen fclbft, gefangen genommen unb 48 *ßferbe öon ben
©oeftem erbeutet würben.
Die Parteien Ratten fid) gegenfeitig burd) SBünbniffc
öerftdrft. «m treueften E>ielt Sippftabt ju ©oeft; wieber*
Ijolt sogen in ben $af)ren 1444, 1445 unb 1446 bie ©oe*
ftcr unb Sippftäbier in bie ©cgenb öon Seledc unb SRü*
ben raubenb, plünbernb unb fengenb. 1445 erftürmten
unb jerftörten bie ©oefter ba$ meljrfad) ermähnte ©djlofj
SBelfdjenbedE unb unternahmen einen SRaubjug gegen S3c*
IccEe, SBarftein, Saflcnljarbt unb SRüben. 3fm 3fat)re 1447,
im grüljjaljr, würbe bie ©tobt Sallenljarbt Don ben
©oeftern unb Sippftäbtern eingenommen unb jerftört unb
barauf erfolgte bie ^lünberung unb ^erftörung be8 be*
nadjbarten ©djloffeS Störtlingljaufcn. Der ©rjbifäof
war ftets unglücllid) Dor bcr ©tabt ©oeft, gegen bie er
8*
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116
nid&tS ausrichten tonnte; obgleich bie ganje ®egenb t>er*
müftet mürbe, ©r roaxb immer meljr Sruppen. ©ein
£eer belief fid) 1447 mit geworbenen ©ad)fen unb 855^
men auf 80,000 SWann, trofcbem gelang es ü>m nidf)t,
Sippftabt, bie burd) SRatur unb geftungSroerfe gefdjüfcte
SBunbeSgenoffin ©oeft'S, ju erobern.
ffinbe ftuni 1447 jog er mit 15000 2Wann toor©oejt,
meldjeS fcon bem ©ofjne beS neuen 2anbeSt)errn , bem jun*
gen $erjog Qfoljann öon Sleöe öerttjeibigt mürbe. Km
19. ^uli war ber #auptfturm auf bie ©tabt toon brei
Seiten, ber aber fcon ben ^Belagerten abgefdjlagen mürbe
unb mit einer üoflftänbtgen Sftieberlage beS tölnifdjen §ee*
res enbete.
Der (£rjbifd)of toerjmeifelte am ©rfolge unb entließ
feine Struppen, aber bie 3fef)be mar bamit nod) nidjt be*
enbet unb befonberS für unfer SBelecfe famen nod) fernere
läge ber SWott) unb beS ©Freden«, aber aud) berölanj*
punft feiner ru^müolten ®efd)id)te.
®egen JBeledte Ratten bie ©oefter einen ganj befonbe*
ren #a§, unb fo faßten ftc im folgenben ^atjre (1448)
am Dienstag nad) Exaudi (Dienstag t>or Sßfingften) ben
(Entfd)lu§, bie ©tabt ©eledfe mit ©türm ju erobern.
Die S^ronif berietet über biefe ^Begebenheit folgen«
beS: Sdfcon längft §atte bie bamals mädjtige ©tabt ©oeft
eS barauf abgefetyen, bie ju jener 3 e ^ ebenfalls mie ©oeft
befeftigte ©tabt SBeledEe ju erobern unb ju jerftören. $n
ber SWadjt üon Dienstag auf SWittrood) nad) Exaudi (2Witt«
rood) oor Sßftngften) im Qa^re beS #errn 1448 festen fie
itjren böfen Sßlan ins SBerf. Qfn frü^efter SWorgenftunbe
rttdt ten fte in groger ©d&aar Ijeran , in itjrem Uebermuttye
^nenb: „Das Sftabenneft ba oben foll uns ein mifltom*
meneS ftrütrftücf fein." Die toad&tljabenben Jtjürmer ge*
maljrten jebod) ben Ijeranjie^enben geinb jeitig genug, um
bie SBemofyner alarmieren ju tonnen, ©djnell maren nid&t
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bloß bie ÜRänner, fonbern audj bie grauen jur SScrt^et*
bigung iljrer ©tabt auf ben SWauern. Äaum Ratten bie
SJelagerer bie ©turmleitern angebt, at« ein #agel Don
©feinen auf fie Ijernieberfaufte. (Sin 2^etl fluttete tynen
glüljenben ©anb in bie Äugen; bie grauen goffen fiebern
be« Oel unb ©äff er, fomie feigen SBrei auf fie tyerab.
3fn biefem Äampfe wirb für ewige Reiten ru^mgenannt
ber bamalige ©ürgermeifter Don SBelecfe, fflilfen mit Stta«
men. Oben auf ber SKauer fteljenb, entriß er einem ber
JJfeinbe bie 3fat>ne, mürbe aber im felben SKoment Don
einem Pfeile burdjboljrt, unb fturjte , bie 3faJ>ne in ber
§anb Ijaltenb, rüdfling« bie SKauer l)inab. ©d)on moflten
bie SJelecfer angeftdjt« biefe« unb im §inblicfe ber lieber*
jaljl be« geinbe« Der jagen, al« einer ber Sftat«$erren auf
ben genialen ©nfatt fam, fdjneH alle SBienenftöde gerbet»
jutragen. Diefe mürben nun unter ben Qfeinb gemorfen
unb ftelje ba, biefe« Heine JBienenDolt bemalte ftc^ mäd)*
tig im ©efedjt unb richtete fo große Verheerungen unter
ben ^Belagerern an, baß felbe jum Äbjuge genötigt mur*
ben. Sil« nun ben ©oeftern ba« Dermeintlidje grüf>ftficf,
meiere« fie fo leicht f>injunel}men gebauten, fo arg Der*
faljen mar, unb fte entläufst mit ©d)anbe abgießen muß*
ten, riefen fie ergrimmt: „Die« SHabenneft, ein maljre«
leufetelod). 11 SBi« l)cute Ijeißt nod) ber norböftlidje ©tabt-
tljeil, ba, mo fid) e^ebem bie ©tabtmauer tynjog, „Qm
5Eeufel«locl) M . Sud Sftadje über ben mißlungenen turnen
fwnbftreid) jerftörten bie $orben nunmetjr ba« unmeitber
©tabt Iiegenbe, bem grei^errn Don 5Ragel*$)ornidE juge*
f)örige ©dfcloß SBelfdjenbedE, unb fteeften felbe« in JBranb;
fte fdjleppten aud) al« einjige erbeutete SCropfyie bie außer-
halb be« Orte« unten im Xtydt fte^enbe Solgelftange mit
ftd) unb trugen fie in i^r ©t. *ßatrofli*5Mnfter, mo felbe
nod> bi« jum ftaljre 1815 aufbewahrt mürbe, al« ein
felbft Dom geinbe Bereiter ruhmreicher <3euge bt& toadt*
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ren ©täbtdjen« JBelecfe. S(ber aud) in Sclcctc würbe bie
bcn ©oeftern entriffene %cif)tit, wenn aud) arg t)om ,3 a ^ n
bcr ,3«* Derlcfct, al« ein wahres ©iegespanier annäfyernb
350 Qfafjre im 9?atl)f>aufe aufbewahrt, bis an ber SJigilie
be« $. Dfterfefte«, bcn 12. «pril, 1805 eine fteuerSbrunfl,
weldje, bis auf bic Äirdje unb circa 20 Käufer in bcr
jefcigen Ältftabt, bie ganje ©tabt jerftörte, aud) leiber
btefc £ropljäe mit öerbrannte. *) $n S3clecfc aber fyat ftd)
ba« ©prüdjwort erhalten: „SSabelide ftürc ©oift (SBetecfe
ftcuertc ©oeft), toa$ Reißen will , bafj e« aud) bem ©d>w8«
d>eren mit (Energie möglich ift, ben ©tarieren ju über*
wältigen.
Sott freubigen $)anfe$ gegen ©oft für bie ^Befreiung
au« biefer großen JBebrängnifc matten bie JBeleder eine
©tiftung für ewige Qtitm, inbem fic gelobten, afljäljrlid)
ben fta^reStag biefc« ©reigniffc« fird)lidj ju feiern. 3früf)
ÜRorgenS an biefem £age weden ©alutfdjüffe bie 93ewol>*
ner ber ©tabt au« bem ©djtafe. SBalb barauf ertönt
feierliche« ©lodengeläute jum #od)amte. SBor bemfelben
ift unter Äbfingung ber Allerg. Sitanei sßrojeffton um bic
Äirdje. Jhtri öor bem SBicbereintritt berfclben in bie Jtird>e
öerläfjt bcr amticrenbc Sßriefter bic *ßrojeffion unb tritt
Ijart an bie #ird)e tjeran, bort an jene ©teile, wo Sfir*
germeiper Sßilfen, ber $elb toon 93elede, fein ®rab ge*
funben fyat unb fjält f|ier eine bcr fteier entfpredjenbe Sßrebigt*
SRad) bem $ocfyamte wirb bann nod) ein ©ebet für bcn
gelben ©iß en , ber f o mut^ig fein Sebcn für feine ©tabt
geopfert, fohrie für alle, bie an jenem Kampfe t^eilgenom*
men, gef proben.
«m ©onntag Dörfer wirb biefer ©ebäd&tnißtag nadj
bcr sßrebigt in bcr ßirdje in alter hergebrachter SBeife mit
l ) £>urdj biffen 93ranb wwrbcn 57 33urgfrl)äuf«r fammt 8fcatl)f)au$
ringeäfd^ert.
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119
folgcnben ©orten befannt gemalt: „Um fünftigen 2Witt*
»004 ift ber fogen. ©turmtag, ober ba« jäljrlid&e Danffeft
für bie im $al)re 1448 gefd)efjene glüdElidje Befreiung ber
©tabt SBelecfe toon ben übermütigen ©oeftern' 1 . 1 )
Die ©oefter 3fel)be ift mit allen i^ren ©reuein üon
einem Äugenjeugen, ^Bartholomäus toon ber Safe, befd&rie*
ben roorben, ber in jener Qtit ©tabtfefretär in ©oeft mar.
1>ie ®efd}id)te ift in ©eiberfc Quellen ber toeftf. ®efd)id)te
93b. IL ©. 254 u. flg. abgebrueft, reicht aber nur üon
1444—1447, fo baß bie ^Belagerung unb SBefturmung S5e^
lecfe'S burd) bie ©oefter (1448) nidjt mefyr barin enthalten
ift. Die Darfteflung ift nid)t o^ne Parteinahme für bie
©oefter gefdjrieben.
2Wit bem ffinbe beS 15. unb JBeginn beS 16. 3faf)r*
^unbertö begann für baS ^erjogtfjum SBeftfalen ber
Uebergang ju ruhigen unb geftdjerten 3 u f tänben nac *)
ben gefefclofen Qtittn & c * ^auftre^t«. Die territo*
riale gntroicfelung ift abgefdjloffen, ba« #erjogt§um ift
nidjt metjr ber Äampfplafc lanbgieriger dürften, fein S3e*
ftanb, ber einen ftlädjenraum oon etroa 55 Quabratmei*
len (2093,75 qkm.) mit annä^ernb 15,000 (8intt)o^nern
umfaßte, bleibt bie folgenben ftaljrljunberte Ijinburd) un*
aeränbert. Die Qtittn ber ftdjbe unb 35ef>me finb üörbei.
Da* 2anb befommt eine geregelte SBerioaltung, eine 33er*
faffung. Da* ^erjogttjum f)attz nidjt me^r öon ben
3fe$bcn ber eigenen ©täbte unb $unfer, fonrie ber benad)*
barten dürften ju leiben, fonbern mürbe nur öon ben
großen friegerifdjen SSerioicIIungen beö 3?eid)3 unb beren
folgen Ijeimgefudjt.
Sei ^Beginn ber ^Regierung beö @rjbifd)of8 SRupredjtS
Don ber $falj (1463—1480) traten bie baS Sanb toertre*
*) 2)er SBetetfer ©turmtag im Safre 1448. Som $farr-*Propft
Staxl Soetffcr in %tUdt in ber 3fitfdf)rift für Mtertänbifdje ©efd&i$te
unb 8ntert!mm#funbc. iReue go!a,e. ©ed^ter Banb SRünfier, Stalaa,
*<m griebr. 8tegen3&erö 1865.
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120
tenben ©tänbe, b. i. bcr «bei unb bic ©table jufammen
unb fd^Ioffcn 1463 mit bem neuen ©rjbifdjof, auf ©runb
ber früheren SBereinbarungen, eine umfaffenbe SrblanbS*
Bereinigung, meiere bie ©runblagen ber fpäteren Sanbe«*
Derfaffung enthielt. ©« mürbe bie (£ouftitution«urfunbe
be« £erjogtf)um3 unterftegelt, woburd) erft lefctere« gefefclid)
ein polittfd^e^ ©anje würbe. Die Bereinigung würbe be*
[tätigt unb 1590, fomie nod) 1784 erneuert.
Die Seitung ber SRegierungSgefdjäfte im §erjogtl)um
lag in ber #anb eine« ©tattljalter«, ber in ber erften $eit
ben SCitel 3»arfd)all führte unb foäter Sanbbroft f)ie&.
©ifc ber furfürftlicfyen Regierung war Arnsberg, bie
weftfölifdje SReftbenj ber Kölner ©rjbifd&öfe unb ßurfürften.
Die Sanbftänbe be« ^erjogtfjum« beftanben au« smei ©täu-
ben (Äurien): 1. bem ©tanbc ber SRitierfdjaft, 2. bem ber
©täbte. Die ftäbtifäe ffurie beftanb au« folgenben ©täb*
ten; 1) Srilon, welches nad) bem Sfu«f Reiben ©oeft'S au«
bem #erjogtl)um bie erfte ©teile einnahm unb ben 33orfifc
fyattt, 2) »Hitzen, 3) ©efefe, 4) ©erl, 5) »ttenborn,
6) Arnsberg, 7) SWenben, 8) Olpe, 9) 2»ar«berg, 10)
S3olfmar«f>eim, 11) SWebebad), 12) SBarftein, 13) Sauen*
$arbt, 14) SelecEe, 15) Drainagen, 16) *»el)eim, 17)
Battenberg, 18) ©djmattcnberg, 19) ffiinterberg, 20)
(Jt>er«berg, 21) »Henborf, 22) ©retoenftein, 23) §irfd)*
berg, 24) 33afoe, 25) ftrebeburg, ferner au« ben ftret*
Reiten: 26) Sttefdjebe, 27) ©unbern, 28) Ruften, 29)
ftreieno^l, 30) «ffeln, 31) »öbefelb, 32) #ac$en, 33)
ßangfdjeib, 34) $agen.
SKit ber ©ntbedung be« ©eeweg« um ba« Aap ber
guten Hoffnung (1486), be« birecten ©eeweg« nad) $n*
bien, unb ber ©ntbedung Ämerifa« (1492), woburdj bie
neuere Qtit eingeleitet würbe, begann aber and) ber SS er*
fall ber weftfälifäen Sanbftäbte. Durd) bie ffintbedung
biefer ©eel)anbel«wege im ©rofcen mußten auä) neue Sanb*
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121
$anbel$wege eingetragen »erben, fcon benen jene ©tftbte,
weil eine* größeren 3fluffe$ entbelprenb, weit entfernt la-
gen. 3 n ben üorljercjeljenben Reiten fetten aud) bie Hei-
neren ©täbte Anteil an ben SSort^eilen unb bem ©ot)f*
ftanbe, bejfen ftd} bie größeren §anfeftäbte, namentlich
©oeft, erfreuten. An bem großen £anfebunbe waren über
90 beutfefce, nicberlänbifd)e unb rufftfd^e ©täbte birect be«
tljeiligt; SSorort war Sübecf, bort waren aud) ©oefter
#äufer eingerichtet, ©oeft war eine unmittelbare,
ftimmfäf)ige$anfeftabt unb Mutzen ein il)m jugewanb*
ter Ort.
Die jugewanbten Orte ftanben wieber an ber ©pifce
Don no$ Heineren Orten unb in einem ätjnlidjen 23er*
Ifältniffe ju tiefen , wie fie felbft ju ben unmittelbaren
#anfeftäbten. ©ie vermittelten bie SSerbinbung biefer
$anfeorte britten Stange« mit benen beS erften in einer
ganj ät)nlid)en SBeife. Qn einem folgen 33erf)ältniffe im
§anfebunbe ftanben SRilben unb SBelecfe, weld) lefc*
tereä aU mittelbare $anfeftabt britten SRanged unter JRü*
ben ftanb, ebenfo wie ©arfteiu unb Sallen^arbt. 9?eben
Stuben waren bafjer aud) in §inftd)t auf ©ewerbe unb
#anbel SBelede unb ffiarftein in fjofyer Sliit^e. Hud) bä«
3unftwefen grünbete unb erhielt bamals in biefen Orten
einen wofytyabenben felbftftänbigen Sürgerftanb. Da biefe
Orte atte burdj ©oeft bie großen a3orttjeile bed |)anfe*
bunbeä genoffen, fo verfielen mit bem ©infen unb Auf*
Ijören beäfelben jugleid) mit ©oeft aud) biefe ©täbte felbft.
SfeJ>nlid)e ©d)idfale trafen 33rilon, ba« im SWittelalter eine
jefct faum glaubliche ©röße unb Stütze erreicht tjatte.
SBie ber tyanfeatifdje 33unb bie Unterlage war, auf
weldjer ber frühere ffiofjlftanb ber weftfälifdjen Sanbftäbte
beruhte, fo ftef)t ba$ SSerblü^en berfelben mit bem ©infen
ber $anfe in genauer unjertrennlidjer SSerbinbung. Äann
man fomit als bie $aupturfad)e beä SWebergangS biefer
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122
©täbte bcn Serfall be$ §anfebunbe3 bejeid)nen, fo !amcn
nod) maud&e anbere ®rünbe tyinju, meiere biefen SRieber*
gang, ber bei Milben fdjon fc^r *frül> begann unb am
größten mar, beförberten. l ) «m @nbe beö brctßigjä^ri*
gen Kriege« (1618-1648) erbliden mir bie ©täbte ol>n*
mächtig, verarmt unb bebeutungSlo«, ein JBÜb beS ftam*
mer$, mie ed Deutfdjlanb überhaupt bot. ®rft mit bem
ffinbe be« öorigen unb bem Anfange biefeS $al)rl)unbert$
reifte unter S)rud unb Berber ©ntfagung in unfevem 33a*
terlanbe ein neuer ßuftanb tjeran.
Unter ffirjbifdjof ®raf ©alentin Don ^fenburg (1567
— 1577) mürbe im Qfatjre 1575 ber Neubau be« «rnS*
berger ©djloffeS begonnen. 3 um ©djlofebau mußten bie
Untertanen bie nötigen $anb * unb ©pannbienfte leiften.
Stauer mürben junädjft fämmtlid&e im Often unb Sorben
gelegene ©täbte unb Sfemter beS ^erjogt^umö JBeftfalen
erfudjt, bie in ben Steinbrüchen bei ÄltcruSRütljen gemon*
neuen ©anbfteine nad) Arnsberg ju fahren. Stud) erboten
ftd) tjierju bie ©täbte SRütljcn, SBeledtc, SaHenljarbt, 8Bar*
ftein, $irfd)berg ufm. (Die ju ben ©teinfuljrcn prange*
jogenen ©täbte mürben aber aflmäl)lid) beö 3fal)ren$ über bie
fcfylecfjten 2Bege burd) ben 9trn$berger SBalb mübc. SSiele
gu^rleute Ratten i^re Sßferbe öoßftänbig abgetrieben, einige
Ratten fte oerloren, alle Ratten mancherlei ©djaben erlitten,
aud? befürd^tete man in bcn *ßrhnlegien unb Sfreifjeiten für
bie ,3 u f un f* gefdjmälert ju merben. De$fjalb mürben biefe
©täbte beim Sanbbroften in Arnsberg unb beim Jhirfür*
*) ©eiberfe erörtert biefen ©täbtefatt in einem Sluffafc über ben
SBerfatt ber weftfälifdjen ©täbte, inöbefonbere ber ©tabt föütljen in 2Bie«
gaub* Ärdf)it> I. S3b. 4. 6. 82 flg. unb in einem älteren im $ortmun*
ber attagajin für ©eftfalen Saljrg. 1797 2. £eft, ©. 97 mit bei Ueber-
fdjrift: „SBofjer tarn e«, bafi jur 3eit be« fymfeatifdjen 9?unbe« in ben
Slrferft&bten be* £ell»ege$ ajtonufacturen bluteten'?*
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123
ftctt fclbft borftetlig, hm« jur ftolge Ijatte, ba§ man bie
©teine öon bcm alten abgebrochenen ©d)Ioffe uermanbte
unb aufjerbem mehrere Stücke tjtntcr bcm ©djlofjberge auf«
tljat. *) erjbifcfyof ©alentin tjat ben JBau ntc^t mcljr bot*
[enbet , beffen großartige Anlage erft unter ©ebljarb £rud>*
fefc, bem SWad&f olger ©alentin«, im ©ommer 1578, ü>re
SoDenbung fanb.
©egen @nbe be« 16. Qfaljrljunbert burdjjog lieber*
§oIt bie $efi (Europa unb t>erf<$onte aud) ba« #erjogt§um
©eftfalen nidjt. ©ie ^errfc^tc in ben weftfälifäen ©täb*
ten unb Drtfdjaften , namentlich in ben ©tobten Arnsberg,
fflüben, SBelede, ffiarftein unb ©erl in ben ^aljren 1567,
1568 unb toor allem 1578 unb 1580, h>o fte in ffierl
berartig tüüt^ete, ba« 2200 3ttenfd)en tyr jum Opfer
fielen.
2Wit bem @nbe be« 16. ftaljrljunbert« begannen in
ffieftfalen bie fog. Irudjfefcifdjen Unruhen. Jturfürft
©ebljarb t>on Jtöln (1576-1583) war jur Salüinifc^en
Eonfeffton übergetreten unb t>atte bie ©räfin Slgne« Don
STOanSfetb getjeiratljet. ©ein ©treben ging baljin, feine
fiänber ebenfafl« ju reformiren, um in ©eftfc feine« Stur*
fürftentfyim« ju bleiben, ffir unternahm bafjer bie SRefor*
mation nad) ©almn'« ©runbfäfcen, njoburdj er nidjt nur
mit ben fat^olifcften, fonbem aud) mit aüen lutyerifdjen
9iad>barn jerfiel. «m SRljein fanb £rud)fe& menig SBeifaH,
jumal ba er 1583 Dom *ßapft ©regor XIII ejcommumcirt
tourbe, ßaifer SRubotyt) II ba« (£r jbi«tljum Äöln f ür öaeant
ertlärte unb $rinj (Srnft üon Sägern 1583 üom Dom*
capitel jum ffirjbifdjof erwählt lourbe. 2 )
©erwarb 5£rud)fe§ fefcte nun feine Hoffnung auf ba«
>) geanr. ©efäidjte 8rn*berg* <§. 205.
*) ©eb$arb Srucfcfefj Ijatte Bei ber 33Baljl $um ^bifdjof im 3al>re
1577 mit einer Stimme Majorität über (Etnft Don ©anern, feinen nun-
mehrigen 9toc$folger gefugt.
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$erjogt$um ffieftfalen, wol)in er fi$ nunmehr wanbte unb
weldjeS er burd) feine SWadjinationen tief erfc^üttertc. ®3
war i§m unb feinen Anhängern in ffieftfalen gelungen,
ftd) unter ben Sanbftänben (ber SRitterfdjaft unb bem
©tanbe ber ©Wbte) fo mel Anfang ju öerfd&affen, baß er
fdjon 1583 mit feinen erften 8fteformation3*©eftrebungen
offen fyerüortrat. ©$ war ju bem Qwdt auf ben 10.
üWärj 1583 ein großer Sanbtag nad) Arnsberg auSgefdjrie*
ben, auf welchem Irudjfeß felbft erfdjien. Dort aber ging
e$ feljr unruhig unb unorbentlid) f)er, inbem ftc^ gleich
jwei Parteien abfonberten. Die 7 ©täbte JBrilon, ©efete,
SKarSberg, SKebebad), SBinterberg, Battenberg, SSolfmarfen
unb feljr Diele ber 9Htterfd)aft waren fdjon großen I^eilö
für bie Irudjfeßifdjen Steuerungen unb bie ffialmnifd>e
fie^re gewonnen. Diefe verlangten freie SReligionSübung
ber ÄugSburger Eonfeffton, Trennung ber ffirblaubsoereini*
gungoon 1463, Slbfonberung oom Domcapitel, ben SR^ei«
nifdjen ©tänben unb ben SBeftfälifdjcn JRät^en. Diefe
nämlid) nebft ben Sanbbroften unb ben anberen weftfäli*
fdjen ©tobten, unter beuen aud) SBelecle, Arnsberg, Wü*
ben, ffierl, Sßefjeim, 33alüe, ©rebenftein, ÄUenborf ufw.
fid^ befanben, gelten feft am alten ©lauben unb an ber
einmal befdjworenen Sanbesuereinigung. Die fianbeSbepu*
tirten gingen balb in Arnsberg in größtem $aber au«»
einanber, ofjne etwas anberS geförbert ju tjaben, als baß
bie Anhänger beS £rud)feß nad) feinem ©inne einen Sanb*
tagSabfdjieb verfaßten (15. 9Rärj), an bem bie treuen
©tänbe feinen £f>eil Ratten unb ber otjne bie Unterfdjrift
beS Sanbbroften unb ber 9Wtt)e oeröffei)tlid)t würbe.
ftefet fudjte Irudjfeß feinen Qrvtd m ^ bewaffneter
§anb ju erreichen, ftn SBerl unb örilon tjatte bie neue
fie^re bie erften Anhänger gefunben, £rud)feß befugte ju*
näd)ft Arnsberg unb SRütljen unb begab ftd) oon ba nad)
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125
grmitte unb SSJcrl 1 ), um fid) feine« Anfanges ju Der»
jtdjern.
SGBie ia§ djurfölnifdje SBeftfalen fo mar aud) ba$
9?ljeinlanb ber ©cfcauplafc fortmäljrenber Sfclbftfige, SRaub*
jüge, Sßlünberungen , Verheerungen , ©ranbfdjafcungen unb
blutiger ©efed&te. 2 ) Dort eroberte #erjog g^rbinanb öon
Sägern, ein ©ruber be« ßrjbifdjof«, am 28. 3fan. 1584
Sonn , ipo Äarl Irudjfefj , ein SBruber toon ®ebljarb Irud)*
feg, (Somntanbant mar unb nat>m biefen gefangen. ffirj*
bifdjof ©ruft unb fein ©ruber gelten am 5. gebruar einen
glänjenben Cinjug in JBonn unb nunmehr begann aud) in
ffieftfalcn ein Umfd&mung in ber Stimmung ber ©tänbe.
®ebt)arb £rud)fe§ berief einen fianbtag nad) SRfitljen (28.
ftebruar), aber bie Vertretung ber ©täbte tyielt ftd) fern.
3)ie ©adje be« £rud)fef$ ging öerloren, fein Sßlan, au*
©cftfalen ein reformirte« gfürftentljuni ftd) jubilben, fd)et«
terte; baS fianb blieb vereint mit bem ©rjftift Äöln unb
ber alten {Religion getreu. ®ebljarb fammelte bie legten
feiner ©etreuen unb begab ftdj nad) #oHanb, um fein
$erjott)um nie mieber ju fefyen. SWadj einem toergeblid&en
Kampfe in #ottanb najjm er mit feiner ®emal)lin Ägne$
feine 3 u fl uc &t nad) J)elft jum Sßrinjen öon Dranien.
©päter lebte er in ©trafjburg , mo er am 21. SKai
1601 ftarb.
3njnnfd)en t>atte ftd) ©rjbifdjof ffirnft im 2ßai 1584
üon Sonn nad) bem $erjogtl)um SBeftfalen begeben, um
ftd) bort öon bem gleid&fatts jum ©rjftift St'öln gehören*
ben 9Sefte SReälingljaufen ^ulbigen ju laffen. Hm fagen*
J ) 3n Söerl erhielt £rud)fe{j bie SRadjridjt »™ ber am 23. UM in
Äöln einftimmtg erfolgten Söaljt bed «^er^ogä örnft üon Sägern $um
<gTibif(^0f.
*) 2)er „ßölnifdje Ärteg" ift ausführlich gcfd&ilbert in £enne$ : 2)er
Äcroipf um ba§ (Srjfiift $öln.
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retten SBirfenbaum in bcr SRät>e toon SBcrl würbe er mit
we&enbcn SBannern empfangen. Darauf erfolgte berfeier*
lid)e ffiinjug in bic ©tobt SBert, öon wo fid) ber neue
Äurfürft über SRe&eim nafy Arnsberg begab.
#ier naljm er bie feierliche #ulbtgung ber ©labt unb
©raffd)aft entgegen unb begab ft$ bann über aßefdjcbe,
(EoerSbcrg, SBrtlon nad) ©efefe, wo am 20. ftunt großer
Sanbiag abgehalten würbe, auf bem bie ©tänbe be$ üan*
beS bem neuen Jhirfürften iljre ffirgebenljeit bejeugten.
S5on bort jog Jfurfürft ffirnft über {Ruthen, wo er bic
$ulbtgung ber ©tabt entgegennahm, nad) Arnsberg juriuf
unb üon ba wteber jum {R^etn. $Rad)bem am 8. Januar
1590 in Mützen ein Sanbtag ftatlgefunben, ben ber Äur*
fttrft befugte, würbe am 6. ftult beSfelben Qa^rcö bic
früher gefdjloffene ffirblanbäöereinigung *) jwifd&en bem
Äurfürften ffirnft, bem Domcapitel unb ben Sanbftänben
erneuert. $n biefer ftorm würbe biefelbe öon atten fpä*
teren Jhtrfttrften betätigt. Die fat&oltfdje Religion würbe
at$ fcerfaffungSmüfjig fanetionirt.
©ieben ftaljre (üon 1583 bis 1590) Ijatte ber ffampf
um ba« ffirjftift gebauert unb in feinem ©efolge wieber*
polten fid) bie JRaubjüge ber SRteberlänber nad) ffieftfalen nod)
lange ftafire. ©o würbe gegen @nbe 1595 bie ©egenb Don
SRüt^en, SBelecfe unbSrwitte burd) tyoflänbifdje Freibeuter au«*
geplünbert unb in ben lefcten ftafyren beS fedföel)nten, fo*
wie in ben erften be$ ftebjetjnten $a£rf|unbert8 , Raufte in
bem fdjwer fyeimgefuc&ten £eraogtt)um wieber bie $eft.
3u allem Unglüd ftanb biefe unb bie folgenbe 3eit
unter bem Qtitycn bt& gräßlichen #ejenglauben£. Der
Aufgang be$ 16. unb ber Anfang beS 17. QatyrljunbertS
büben tyer bie fcfylimmfte Sßeriobe, genau jufammenfaflenb
*) Sm Sa^rc 1463 bei SBegfon bcr «Regierung (Srjbtfd&of* SRupredjt
wn ber $falj (1463-1480).
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mit bcm lobeSfampfe unfere* SBotte«, bcr im brcigigjä^
rigen Äriege feinen «bfätufc fanb. ©rauenljafte Ziffern
fmb uns übermittelt. %ud) in JBetecfe unb Stützen unb
namentlich in ©efefe, 1 ) tyerrf d)te ber ^ejemoaljn. ©eiberfc
fityrt un* in feinen Urfunben jur weftfälifd&en ©efdjidjte
(»anb III) üiele gäüe an.
flurfürft ßrnft toon ßöfa ftarb am 17. gebr. 1612
auf bem ©djloffe ju Arnsberg unb baS ©rjbistyum fföfo
ging fofort auf feinen Steffen unb bisherigen fioabjutor
gferbinanb, ben ©oljn x be* bagerifd&en #erjogS ©ttyelm
unb ©ruber bes großen Jhtrfürften SKajimilian öon Sägern
über (1612—1650). Der neue tfurffirft naljm balb nad> fei*
ner ^ntljronifation üon bem #erjogtl>um ffieftfalen feterlid)
Sefifc. Unter feiner {Regierung entbrannte unb tobte ber
f<^recCIici>fte aller Kriege, ber breifcigjäljrtge Ärieg
(1618—1648), ber unfäglid&eS @lenb über $>eutfd)lanb
unb nidjt jum toenigften aud) über ffieftfalen gebraut l>at.
3roar l)aben unfere fauerlänbifdjen ©ebirge uns immer
Dor bem Unglücf eine« großen ÄriegSfd&auplafceS in un-
mittelbarer Sftäfje bewahrt, aber bennod) §at baS £erjog-
tljum unb namentlid) SRüben mit ben benachbarten ©täbten
unter ber ©eifjel btefeS fd)redtid)ften aller Äriege ferner
gelitten. Ü)aS nod) in ben ©eroo^nem SBeftfalenS lebenbe
Änbenfen an ben ©djtoebenfrieg , toie er im SBolfSmunbe
Ijetfct, jeugt Don beffen allgemein verbreiteten ©d)recfniffen,
Don benen aud) ©elede nid)t üerfctyont blieb. ßatjlreidje
Sruppenburdjjüge gogen ffirpreffuugen, rolje üWißljanblun*
gen, (Erljöt>ung ber öffentlichen Abgaben unb häufige, felbft
in ber tiefften SWadjt eintretenbe ffiinquartirungen nad) ftdj.
Dod) n>ät)renb anbere ©täDte, wie ©oeft, ©erl, fflarftein
unb namentlich Stuben Eroberungen , .ßerftörungen unb
*) $ie ©tabt ©efefe Reifet nod) ^eutgntage im öolfämuube „^eyen-
©efefe."
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«ßtünberungen preisgegeben waren, ift 83e(edCe bodfj Dom
©df)limmften fcerfdjont geblieben.
$ie ©tabt {Rüben Ijat ber furchtbare Ärieg für immer
oon it>rem ehemaligen $nfef)en, Ujrer SBot>tyabenf|eit unb
ÜRad&t heruntergebracht, fjfür JBeletfe mar baljer audf) bie
SRälje üon {Rüben feljr gefäljrltd), toeld&e« faft n>äl>renb beS
gangen Verlaufs be$ ÄriegeS ein fteter ©ammelplafc für
fteinbe unb ftreunbe mar, bie faft „auf gleite SBetfe
Rauften."
$a3 $erjogtljum ffieftfalen iff toäljrenb be$ Krieges
befonberS ju brei SWalen oon feinblid&en Gruppen Ijeim*
gefudjt toorben, juerft burd> ben proteftantifd&en #erjog
Sljriftian oon JBraunfd&ioeig, geroitynlid) ber „tolle Sljriftian"
genannt, ben Äbminiftrator be$ fäculariftrten ©tifteS $ah
berftabt (1621—1623), fobann nad) ber ©djlad&t beifiüfeen
(1632) burclj bie ©djtoebeu unb bie mit tiefen oerbünbe*
ttn Reffen, unb enblt<$ burdf) ben fd&toebifdjen ©enerat
ffirangel (1646).
SRadfj bem (SinfaHe be$ #erjogS Styriftian oon SBraun«
fd&ioeig fcfyicfte Äaifer gferbinanb IL eine große Armee
unter bem ©eneralroad&tmeifter dürften Don 8nt>olt nad)
SEBeftfalen, bem Stützen jum Hauptquartier angetoiefen
nmrbe unb borten Ratten auclj bie anberen ©tobte beS
$erjogtl)um$ ÄriegScontributionen ju Hefern. Ü)iefe ©djufc*
truppen toaren in ber Zf)at für ba$ £anb eine maljre
?ßlage, beffen JBemo^ner gänglid) an ben SBettelftab ge*
bracht unb von #auS unb £of vertrieben mürben. Qm
December rüdEten bie {Reiterregimenter be$ JDberften fiin-
belot> unb be 3four3 in'S Herjogtljum SBeftfaten ein, jtoölf
Sompagnien mit runb 2100 *ßferben. Ueber 10 SBod&en
lag bie «rmee be« ftürften Don «nl>olt — über 15,000
üWann ftuß* unb SReitertruppen — in {Ruthen jum 85er*
berben unb ©djaben ber ©tabt unb berSBürger, bieburd)
fortroäljrenbe (Jontribution, {Raub unb Sßlünberung Ijeim*
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129
gefudjt ttmrben. $er tapfere faiferlidje Dberft SMebridj
Ottmar Don (Erwitte eroberte in bcmfelben iftaljre mit
$filfe Stütljener ©firger ba$ Don ben JBraunfdjweigern be*
fefcte ©efeefe, worauf Sljriftian berSCoüe mit feinen £rup*
pen raubenb unb plttnbernb Dor SRfitljen ersten, mehrere
Scfcarmflfcel lieferte unb ba« jwiföen Stützen unb ©elecfe
liegenbe $orf aiten*föfitljen , fowie bie benachbarten Dör*
fer äKenjel, JBerge :c. Derbrannte. Da* üjm entriffene
©efeefe würbe Don bem tollen (Sfjriftian belagert, aber Don
bem genannten tapfern Oberft Don (Ernritte ruljuiDoH Der»
tyeibigt.
(Einige nodj erhaltene (Einquartirungaltften au« jenen
ftatyren geben nodj jeftt Jhmbe baDon, wie bie ©täbte be$
$erjogtf|um$, namentlich {Ruinen, unter ber (EtnquartirungS*
Iajl ju leiben Ratten, befonberS burd) bie Weitem, für
toeldje ba$ #eu Don ben ©täbten in ben benachbarten
Dörfern aufgefauft werben mußte. Qu ben ©djrecfniffen
be$ flriege* gefeilte ftd) bie Sßeft, welche im ftaljre 1625
5. 58. in Wfitijen in furchtbarer SGBcifc ijaufte. Qfn ben
folgenben ftaljren würben bie ferneren (Einquartirungen,
Durdjmärfdje unb Kontributionen fortgefefet. (Ein befonber*
partes Qfa^r war für JBelecfe 1631, in welkem Sanbgraf
©ityelm Don Reffen nad) (Eroberung ber ©tabt unb be$
Stifte« $aberborn baS ^erjogt^um SEBeftfalen raubenb unb
plünbemb burdjjog. 3unäd)ft würbe üWarSberg unb JBrilon
tjeimgefuctyt, unb Don ba jog ber Ijeffifdje Mittmeifter (Eber*
ftein mit feinen Seuten unb ber Hauptmann SBeit*JBorgeln
am 8. SWod. nad) Slüt^en. S3on biefen Gruppen würbe
ben ©täbten »elecfe, Willen, SBarftein, Catten^arbt unb
$irfd)berg fdjwere Eontributionen auferlegt unb Diel ge-
raubt unb geplünbert.
$m Qfa^re 1646 fiel ber fdjwebifdje ®eneral ffarl
©uJtaD SBrangel mit einer großen Armee in SBeftfalen ein
unb eroberte bie ©täbte #öjter unb ^aberborn. S5on bort
LVU. 2. 9
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130
rücften bic ©djmeben fengenb, raubenb unb plünbernb in
baS #erjogttyum, junöd&ft gegen SKarSberg, meines nid}t
aflein erobert, fonbern aud) auSgeplünbert unb etngeäföert
mürbe. GEbenfo mürben bie ©tobte JBrilon, {Ruthen, JBelecfe,
©arftein unb #irfd)berg, mte nicfyt weniger bie {Jret^eitcn
unb ®erid)te Don ben ©djmeben „ausgeraubt unb gepliln-
bert Diele SWenfdjen in ttjrannifdjer SOBcifc erhoffen ober
gefänglich mitgefdjleppt." ÄUe ©reuet, mefdje burd) bie
SWieberlänber, bie ©panier, bie #aiferlid)en, bie Siga unb
bie Unionijlen begangen waren, mürben überboten burdj
bie ©djmeben, beren Sttame burdj ben greulichen ©djmeben*
trunf, eine ebenfo qualDofle als efeltjafte SKarter, im
traurigften ©inne bei uns Deremigt morben ift.
•Die ©djmeben Rauften berart, baß nidjt allein bie
ganje ©egenb Don JBelecfe, SEBarftein unb Stützen, fonbern
and) bie benachbarten JBejirfe in unfäglid&er ^urc^t unb
©Freden ftanben, jumal faiferttdje Iruppen nur in meit
entfernten ©egenben ftanben unb #ttlfe ntdjt leiften fonnten.
©anj befonberS fdjrecflidf) mürbe bie JBelecfe benadj*
barte ©tabt SBarftein Ijeimgefucfct. Sfm 12. 2ßai 1646,
alfo gegen Snbe beS entfefclidjen Krieges, als in SKünfter
unb OSnabrüd fd)on bie ^riebenSunter^anblungen be*
gönnen Ratten, mürbe SBarftein Don ben ©djmeben geplün*
bert unb jerftört. Die meljrlofen JBfirger flüdjteteu in bie
nod) fteljenbe (alte) Sßfarrfirdje, aber aud) jum ^eiligen
Orte brang ber ©reuel ber SBermüftung, in ber Äird&e
mürbe ein furchtbares JBlutbab angerichtet unb als bie
JBürger in ben Zifnxm flüchteten, fefctc fid) baS grauftge
SWorben bort fort. Der JBürgermeifter, bis oben in ben
23)urm Derfolgt, rettete fein Seben burd) einen Ijödtft ge*
fityrlid)en Sprung in bie unten am Xfyuxm fteljenben
JBäume. AIS im folgenben Qa^re ber Sßaberborner ©eil)*
bifdjof JBemarb Qfrtd im Auftrage beS Äölner Stux*
fürften gerbinanb (ber jugleid^ JBifdjof Don ^Jaberbom
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131
war) im ©auerlanbe bic entweihten SHrd&en unb Altäre
wieber einweihte, lagen bie untern ©efdjoffe be$ Sturmes
nodf) t)oB Setzen unb bie größeren ®lodten geigten nodf>
bie ©puren öon bem 931ute ber ermorbeten SBürger.
3m 3<aljre 1647 fonnte am 5. SKai in Stützen wieber
an 628 (Steiften bie tyl. Firmung ausgefeilt Werben, was
feit fetyr langer Qzit niefct Ijatte gefd&el>en fönnen. 1 ) (SS
war bamit ber bereits erwähnte Sßaberborner ffieiljbtfdjof
unb ©eneraloiear gridt beauftragt ber aud) unjäf)lige,
burd) ©olbatenfreöel entweihte Äird&en, Altäre unb ffird)*
Ijöfe wieber Weiljen mußte, ©o weihte er am 11. 2Rai
ben flir^of in SBelede wieber ein, nacfybem er am 6. üßai
in aiten*$Rütljen 4 Altäre, am 7. üWai in ber Tonnen»
fird&e ju Mützen gwei Altäre, am 8. ben #auptaltar in
ßatten^arbt, am 10. jwei Altäre in ©arftein unb bie ganj
entweihte SKrd&e bafelbft eingeweiht, fowie bie brei großen
©locfen, an benen nod& baS JBlut ermorbeter SBürger flebte,
öon Steuern benebicirt unb 388 *ßerfonen gefirmt ijatte. 2 )
3m ^aijre 1648 fam enblid) ber SBeftfälifdfje triebe
ju ©tanbe, ber ju üßünfter jwifd&en bem Äaifer unb
gfranfreidj unb ju OSnabrücf jwifdjen ©Sweben unb
ben Sßroteftanten einerfeits, bem ffaifer unb ben Äatljoltfen
anbererfeits unterfjanbelt unb enblid) am 24. October ge*
nannten ftaljreS unterjeidjnet würbe.
Um bie 3Witte beS öorigen ftafjrfjunbertS brauften bie
fd&warjen ffietterwolfen beS fiebenjäfyrigen Krieges
unter fdjwerer ©ntlabung über Deutfdjlanb baljin unb
trafen in erfdjütternben ©dalägen aud} ©eftfalen unb
bie angrenj'enben ©ebiete. Ueber bie ^Begebenheiten
wäljrenb beS fiebenjä^rigen Krieges in SOBeftfalen unb
l ) SBenber. ©eföidjte ber ©tobt föüben. 6. 410.
*) hierüber gab Söeiljbifcfyof Vernarb grief im Saljre 1651 ein eigenes
Diarium per Ducatum Westphaliae Ijerauö. (Paderb. typis S. Hubert).
9*
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ben angrenjenben £anbe«tljeilen befifcen nur ba« lagebud)
eine« Slugenjeugen, Warnen« ^üppc, ber au« bem JRljein*
gau ftammte unb al« SSicar urtb #au«caplan in ©eftrid)
bei ©erl gelebt Ijat. 1 ) $a« 3Wonufcript ift Don bem
SBefifcer, bem ßrbfäljer ju SEBerl unb SWeuwerf #erm
Don *ßapen ju ffieftrid), bem SRector Ü)enefe in SEBerl jur
JBenufcung fibergeben unb Don biefem 1859 Deröffentlid)t
toorben. 2 ) $)iefe Äufjeidinungen fefeen un« in ben ©tanb,
bie SBegeben&eiten be« ftebenjäljrigen Kriege«, infofern fie
fid) auf SBeftfalen be'jie^en, bi« in bie fleinften Detail« ju
verfolgen. Äufterbem ergäbt un« ben Hinflug biefe« Kriege«
auf ffiarftein unb Umgegenb ba« Jagebuc^ eine« ©eift*
liefen au« bem filofter ©raffdjaft mit Tanten SKartinu«,
ber auf bem ^efjntljofe * n ©arftein fid) auffielt. 8 ) Die
^Begebenheiten j. Q. be« ftebenjäfyrigen Kriege« im Amte
SBalDe f Gilbert ein «uffafe be« ©taat«antoalt« @. Pag*
mann. 4 )
Ueber bie allgemeine Sage, toorin aud) SBelecfe
eine bebeutenbe JRoHe fpielte — ba ba« SKö^net^al bie
*) 2)a3 Sagebudj füljrt ben £itel: Diarium unb furje 5Bergei$nif|
beffen, fo ftd) wäfprenb bem Äriege feit Slo. 1757 im djurcölmfcrjen §er-
gogttjume SDÖcftfolcn, tljeilö auä) in benodjborten ©egenben augetragen bis
tn'ä 3<t1jr 1763. SBerfoIglid) aufgegeidbnet öon Joe Laurentio Huppe
parochialis ecclesiae Ridrachiensis in Rbingavia Vicario et Sacellano
domestico in Westrich prope Werlas. — 2)iefeö Xagebud) enthält 440
goliofetten mit tljeite gefdjriebenen tljeilö gebrutften anlogen. 2)er Skr-
fajfer beöfelben ftarb 1766 am 10. Slpril in 2Befrrid>, nadjbem er guoor
fein $iarium bem 93efifcer beä obeligen £aufe$ nermaerjt Ijatte.
*) SBegebenljnten wabrenb beä ftebenjäljrigen 5trieged in Söeftfalen
unb ben ongrengenben fianbeätljeilett nad) bem Xagebudj eineö Slugengeugen,
3ugleid) nad) anberen autt)entifd>en Duellen bearbeitet von 3» S)enefe,
Stator in 9Berl.
8 ) <Diefe« fcagebudj ift im 2Befentlidjen in Senber: ©efdtfdjte ber
€tobt Söorftein. 6. 143 ff. obgebrudft.
*) ©rlebniffe gur 3cit beö pebenjäijrigen $riegeö im Slmte Salne
in ben ©lottern jur narren ßunbe SBeftfalen* 1867. <5. 51 ff.
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133
natürliche #eerftrafje mar — entnehmen wir bcr julefct
erwähnten ©d&ilberung fjolgcnbe«:
„Die friegerifäen SBorfällc ereigneten fid& aflerbing«
meljr an ben ©renjen rings um ba$ #erjogt$um tytwn;
allein beffen SKitleibenfc^aft mar bod) eine feljr erfjeblidje.
Da« ©ebirgSlanb be$ $erjogtf|um$ fdjtebt ftd& trennenb
jmtfdjen bie größeren Ebenen, auf benen ber jtrieg jmifdien
ben franjöfifd>en $eeren unb ber fogen. alliierten Armee
unter #erjog Sferbinanb oon JBraunfdjmeig geführt mürbe.
Die granjofen brangen bed^alb gemöljnlidf) mit jmei
trmeen üor; bie eine fudjte Dom {Rheine l>er burdf) Jhir*
Reffen jur XBcfcr unb nadf) fjannoöer öorjubringen, mityrenb
bie anbere uon Dfiffelborf ober SBefel burdfj ba$ Sippege*
biet hinauf nad) Sßaberborn, fomte burd) ba$ üWfinftertanb
naä) $annooer brängte. Da« SKünjler* unb Sßaberbörner*
lanb auf ber einen ©ehe unb ba$ $effenlanb auf ber
anberen ©eite mußten beSljalb aud) bie Winterquartiere
entmeber für bie franjöftfdjen SCruppen ober für bie alliierte
Armee abgeben. ÄDein wenn ber flampf Don Reffen jur
Sippeebene ober umgefefjrt pdf) tyerfibermarf, fo ging ber
3ug ber Armeen läng« ber ©renjen be$ #erjogtljumS.
Die S^äler ber Diemel unb ber üWöljnc maren bie natür*
liefen #eerftrafcen. S3on ber Dtemel ging es entmeber bei
©tabtberge über bie ffiafferfdjetbe nadf) öffentljo, um burd)
ba$ ©intfelb nadf) <ßaberborn ^inabjuftetgen, ober über bie
Sriloner ffiafferfdjeibe in'« SKöljnettyar, mm mo man über
bie $aar bei Wütfytn nad) Sippftabt unb ©oejt gelangte.
Da^er bie öielfadjen @efed)te bei ben ©tabtberger Raffen,
unb ba^er ba$ befeftigte Sager, meldjeS $erjog gerbinanb
foft beftänbig auf ber $ölje Don Mützen befefct ^ieft. Die
Diemel unb SKöljne mürben aber aud) Saft« für bie
fcrmeeüerpftegung. 3 n bem erfteren Iljale finben mir
©arburg ate beftänbigen aWagajmort, in bem Sßöljne*
fyal Äörbedte, SWtttyeim, SBcledte, unb an ber anberen
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134
Seite be$ SßöljnegebirgeS Werl, «nrödjte, Sippftabt. Die
ßtoangSlieferungen au)§ bem ^erjogtljum gefdjaljen ju biefen
ÜRagajinen."
Sttadjbem bie ftranjofen 1758 Söcftfalcn tüchtig auSge«
fogen Rotten, jogen ftc nad) bem Styetn jurüd. Die 311*
Kitten normen Winterquartier unb jroar tarn ber ffirbprinj
Don Reffen mit feinen Gruppen nad) SfrnSberg, SBrilon,
5Rütf)en, SBelecfe unb SBarftein, too er ben 3ef)ntt)of bejog,
ben P. 2Rartinu$ räumen mußte, ber bei bem SSicar {Rotier*
mann SBo^nung natym. Die Reffen blieben bis ©t. 3ofepf>
(19. SRärj 1759) in ben Winterquartieren. Qn ©rilon
Ratten fte ein 2J?agajiti errietet unb bortfjin gefdjaljen bie
3toang$lieferungen. ©o tyatte ber Sßropft Don SBelecfe
Don 50 (Steffel {Roggen ba$ 9Wel)l, unb ebenfo Diel ber
3el>ntl>of in SBarftein, Älofter ®raff<$aft 2400 Kationen
#afer borten ju liefern. $m $ecembcr 1758 quartirten
fid^ bie Reffen unter bem Dbertoadjtmeifter Don Ankaufen
in Arnsberg ein, tüä^renb bie fünf ©d)toabronen *ßrin5
$olftein unb bie fünf ©djnmbronen Don gindenftein, fonrie
bie preuf$ifd)en Dragoner unter bem gemeinfd)aftlid)en
Sommanbo be« bringen ®eorg Don #olftein ba$ SRöljne*
tfjal unb ben #aarftrang, namentlich bie Orte SBelede,
SMtyeim unb flörbede bejogen. Der Sßrinj Don #olftein
ljatte fein Quartier in SKül^eim a. b. üttityne unb ber
©eneral Don fJindEcnftctn ba$ feinige in Äörbede, looijtn
aud) auf ®runb einer Dom ^ßrinjen Don #olftem Deran*
Tagten ©eneralfourageDifatiou bie 3n>ang$lieferungen ju
Ieiften waren.
ffinbe 1759 maf gierten #annoDerfd)e ^Regimenter, bie
in ber ®egenb Don ©erl gelegen, über bie §aax nad)
Stützen, toeld)e$ Don franjöftfd&en Gruppen befefct toar unb
nahmen trofc Ijartnäcfiger ®egentt>etyr ©eiten$ ber SBefafeung,
©tabt unb ©d)log mit ftürmenber #anb. Die franjöftfc^e
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135
JBefafcung, toeldje meiftentljeil« au« ©d&toeijern beftanb,
nmrbe ju 5trieg«gefangenen gemadjt. 1 )
3ftn Januar 1760 bejog #erjog fterbtnanb Don JBraun«
fd^tueig SBinterquartire in bcr ©egenb Don *ßaberborn, ba«
aOierte SBangenljeimifäe (£orp« im fölnifdjen $erjogtljum
auf bem $aarjkang unb an bcr töufjr, too in Arnsberg
©eneral Don Dretoe« lag. Der #erjog Don #olftein quartirtc
feine (Dragoner nrieber in SBarftetn, fowie im üWö^nct^al,
in SSelecfe, üWfilljeim, flörbeefe bi« herunter nad) SJelcdCc,
ein, loo fie aud) im ffiinter Dörfer gelegen Ratten. P. 2ßar*
tinu«, ber nrieber auf bem 3eljntl)ofe in JBarftein ftd) auf*
l)ielt, fdjilbert in feinem bereit« meljrfad) erwähnten Sage*
budje ba« Ungemad) ber ffiinquartirungen. <£« würben iljm
Don ben Officteren mteberljolt auf bem ^eljntljofe bie bem
Älofter ©raffäaft getyörenben grüßte mit «rreft belegt,
unb er erjäljlt in fyomerifdjer ©reite feine ffiege, bie er
Don ©arftein junädtft ju bem *ßaftor Don 2fltenrütl)en,
bem gleichfalls au« bem Älofter ©raffäaft ftammenben
*) 2>enecfe. ©. 52. <Der SGßertft biefe« 1859 oeröffentlidjten Sage,
budiel tft für bie weftfälifdje Serritorialgefdjidjte 3. 3. be$ flebenjälirigen
ÄriegeS um (0 größer, aU bie Dörfer erfd)ienenen 6täbte»@efdjid)ten
mattet widrige (Srrtgntffc aud biefer 3eit gar nid^t erwähnen. ©0 tft
3. 23. r>on btefer QHnnaljme SRütljenö burd) bie (jannooerfdjen ^Regimenter
<£nbe 1759 in ber 1848 erföienenen ©efdjidjte ber ©tobt 9tött)en oon
SBenber gar feine SRorij genommen, obwohl bamald nodj feine ooHe
90 3ö^te feit jenem (Sreignifj öerfloffen waren, mithin bie ©rofjeltern
ber bamaligen ©eneration e$ nodj miterlebt Ratten. S?enber bemerft
nur, bag und über bie oerpngnifcooflen Seiten beä peben jährigen Krieges
bie auf Wütyen bezüglichen 9tod)rid)ten abgeben. 2Bie fdmell bte 5J?enfdjen
ba$ Ungemad) vergangener Seiten oergeffen, betont aud) gteaur in
feiner ©efdjidjte Stmebergd mit bem .frinwetä barauf, bafj „bie
grofjeu 8eiben, welche ber flebenjäljrige Ärieg über baä ©auerlanb nid)t
weniger nie über bie ganje weftfälifd)e Übtnt gebraut Ijat, Ijeutjutage
auä ber Erinnerung be$ SBolfeö faft gefdjwunben finb. 92ur wenige
Smjel^eiten, wie bie 3erftörung beä Slrnäberger ©d^loffcd ftnb nodj
befannt."
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SBenebictinerpater Sßrälat griebericua Äreilmann gemad&t
Ijat, um fidf) mit biefem ju beraten unb bann nad) ber
©tabt »Mitten ju bem Dberftwacfytmeifter töeibnife, bem
ber «ßeljntljof jur ©ubfiftenj fiberwiefen war, um bic Auf*
Ijebung be$ ÄrrefteS ju erttrirfen.
Die gingefeffenen ber #erjogtf)umS SBeftfalen, tuelc^e
Ijerbeifdjaffen fottten, was fie nidjt Ratten, mürben fyaxt
gebrüdtt, inSbefonbere auf Ijödjft empfinblid&e ©eife burej
bie tljnen aufgebürbeten mannigfachen unb oft faum ja
befd&affenben Eontributionen. Dljne Unterfdjieb würben
©tifte unb Älöfter, fowie bie 5Ritterfd)aft unb fonftige
Pflichtige ©tänbe ju ben auSgefdjriebenen Kontributionen
^erangejogen. 6ine allgemeine flopffteuer fottte bann baS
nod> fjc^tenbe beefen, als audf) biefe nod) nid)t genügte,
würbe eine fogen. 9?aud)fd)afcung (eine ©teuer auf bie
©d&ornftehte) ausgetrieben. J)od& alle biefe ©teuern
wollten nod) immer nid&t ausreißen, weshalb bann julefct
nod) eine allgemeine 33ief|fd}afeung unb eine Äopffdjafcung
erfolgte). $n bem toon 2)enefe veröffentlichten ^üppe'fd&en
£agebud)e finb im «nljange Seitagen abgebrueft, welche
ber SJerfaffer be$ Jagebud&eS in £)riginalabbrü<fen ge*
fammelt fjat unb bie eine Ueberftdjt über biefe ©djafcungen
gewähren. Danadj t>atte im $at)xt 1760 üon ben ©tänben
be$ $erjogtl>um* SBeftfalen ber geiftli^e ©tanb 57000 £ljlr.
(barunter bie «btei ®raffd)aft 8000, bie Deutfdjorben«*
Eommenbe üttütyeim 6000 SEljlr.), ber abelige ©tanb
48 300 X\)h. ju jaljlen, ber Pflichtige ©tanb 44 270 St^lr.
(barunter ©tabt SJelecfe 600 £t)lr. 2C.) unter bem Eitel
(Sjtraorbinarie ba* ©aljcoflegium in SBerl 6000, bie
ftubenfdjaft 8000 unb ba& Ober unb Sftieberbergamt unb
fämmtlid)e gactoreien 12 000, jufammen 26 000 ty/lx.
unb fcfyliefeltd) bie SSermögenbften auf bem platten Sanbe,
fo nid)t Dom «bei, 6000 £!)lr. Die ©efammtfumme,
welche baS #erjogtl)um SBeftfalen für baS $a\)x 1760 auf*
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137
jubringen fjatte, betrug 2 355 570 Z\)lx. $m %of)xt 1761
fyatte bie toeltlid&e ©eiftlid&feit be8 $erjogtt)um$ (SommiS*
fariat be$ ©auerlanbeS unb ßommiffariat beS $aar»
biflricte«) 15 928 2:t)lr. aufzubringen, bic Orbcn«gciftIid^*
feit 57 000 Zfyx., fomit ber gefammte ßleruS im §erjog«
tfjuin 72 928 St^lr. S)ie fgl. franjöfif^e unb bie grofr
britannifd& ollürte Armee, fobnnn bie fgl. preuftifd&en
Sxuppen tjaben bem $erjogtl)um SBeftfalen roäljrenb be$
fiebenjäljrigen Kriege« (öon 1757—1763) überhaupt ge*
foftet an Naturalien unb Kontributionen fünfüWillionen
neunf)unbertfünf*£aufenb fünff)unbert unb jtuei
I^aler.
SBenn man biefe Summe bebenft unb baju berüdk
fic&tigt, ba« einige Qafyrjefynte fpäter bie Sttapoleonifd&en
unb bie 3freiljeit*friege mit iljren Opfern an ®ut unb JBlut
fanten, bann ift e« erflärlidj, nrie nod) gegen bie SKitte
biefe« ^fafyrljunbert« in ben ©täbten roie auf bem platten
fianbe unferer #eimat irielfad) redjt traurige mtrtf)fcljaftlidf)e
SSer^ältniffe Ijerrfdfoten.
Die Kriegführung toax öor 100 Qaljren nod) für bie
betroffenen ©egenben um fo brücfenber, al« mit \\)x enb*
lofe, oft jiel* unb jtoetflofe Äreuj* unb Ouerjüge ber
Gruppen öerbunben toaren. ©o feljen toir audf) im Kriege
ber afliirten mit ber franjöfifd&en Armee ein forttoäf|ren*
be« $in* unb $erjief)en ber beiberfeitigen Gruppen, bann
öon ber Sippeebene, toeldje gemöfynlid) ba« Hauptquartier
enttteber für bie franjöftfd&en Gruppen ober für bie afliirte
Armee abgab, jum SRfyein ober nad) Reffen unb umgefeljrt.
SWad) Reffen bilbet ba« 2Böt)ne* unb ba« SMemeMfyal bie
natürliche |>eere«ftraf$e unb belegten ftd) bie £ruppenjüge
Don ©oeft über bie fyaax in'« 2Köl)netl)al, bann über
SSelecfe, 3lfitljen unb bie SBritoner ©afferfdjeibe in'«
§oppefe* unb S)iemel*2$a[. (£« ift gerabeju ermübenb, in
bem ^üppe'fdfren £agebud&e biefe forttoäljrenben Kreuj* unb
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Quetjfige bcr beiberfeitigen Armeen 3fat>r für %a1)x ju
»erfolgen.
Ü)od) enblidj nat>te ber fo lange Ijeifcerfeljnte Sag, ber
bie ®eij$el be£ ßriegeS enbigen unb bie rotyen ffriegS*
floaten aus ffieftfalen entfernen foüte. Die {Belagerung
ber ©tabt Gaffel mar ber lefete «et ber geinbfeligfeiten
jmtfd&en ben ÄHiirten unb ftranjofen. «m 15. SRo&ember
1762 würbe in ftolge ber grieben«» S3crt>anblungen ein
ffiaffenftitlftanb jmifdjen ben Äüürten uub ftranjofen ab*
gefdjloffen unb baljer bie Gruppen in bie ©interquartire
gelegt. «m 25. ftebruar 1763 erfolgte ber 3rrieben$fd)lu&
auf bem fäd)fifdjen ^agbfdjloffe $ubertu$burg, melier
bem 7 jährigen Kriege ein ffinbe machte unb am 17. ÜWärj
»erliegen bie legten fremben Gruppen unfer fianb. Die
ganje Jroftloftgfeit ber burd> ben Jhieg gefdjaffenen Sage
trat jefet fo rcdjt ju läge. „«He SanbeSfaffen erfd)öpft,
ba$ $erjogtljum in bie fdjmerfte ©d&ulbenlaft geftfirjt, bie
ju beefen nirgenbs eine SfuSftcfyt ftd) öffnete — ba« *ßrioat*
vermögen abforbiert, ja fogar fonft begüterte unb mol)l*
Ijabenbe Qtontilien im mörtlid&en ©inne an ben SBettelftab
gebraut, — ba$ mar ba$ jammervolle SBilb, meldjeS ber
{Regierung unfereS fo fdjmer bebrängten $erjogtl>um8 vor
bie Äugen trat, als fie auf ÜWittel famt, ©elb tyerbeiju*
fd&affen, um vor unb nad) bie enorme ©djulbenlaft abju«
tragen. Wlatyt bie Aufbringung ber ginfen f$ on c * nc
aufjerorbentlicfye aßtitje, eine mie viel größere mußte bann
bie Abtragung ber ©Bulben felbft öerurfadjen!" *)
Äurfürft Siemens «uguft (1723—1761), mftljrenb
beffen fonft fo fegenSreicfcen {Regierung bie ©cfcrecfniffe be$
fiebenjäljrigen ÄriegeS hereingebrochen maren, mar am
6. ftebruar 1761 geftorben, i^m folgte Äurfürft 3Rafi*
milian fjricbri^ (1761 — 1784), unb biefem ber lefcte
Jhirfürft ÜRajimilian ftranj (1784-1801).
l ) 3)enefe. ©. 161.
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Die ©retgniffe in ftranfretd) feit bem Ausbruche ber
ßrofjen franjöfifdjen {Reoolutton gelten, tote überhaupt ganj
1>eutfd)tanb, fo ganj befonbcr$ bie ©emoljner be$ £erjog*
tt)um$ in groger ©pannung, mürbe bod> burefc jene« große
Ijtftorifdje (Sreigniß ber Untergang be$ (Erjftift* Äöln unb
fotnit be« $erjogtljum$ eingeleitet, 8m 27. 3fuli 1801
flarb ber lefete fölnifdje Äurfürft unb $erjog Don SBeftfoten
SWafimilian granj, ein geborener Srjljerjog Don Defterrei<$
auf ©djloß #efeenborf unweit SBien. Unfere Sanbftänbe
wählten aflerbingS in Arnsberg (7. Dct. 1801) einen SRadj*
folger, unb jroar ben örj^erjog An ton SJictor Don
Defterreid), aber biefer fam nid^t metyr 5ur {Regierung.
Durd) ben SüneDtfler ^rieben Dom 9. fjcbr. 1801 gmifd^en
bem beutfdjen Weiche unb ber franjöftfdjen JRepubttt,
würbe ba« Iinfe JR^einufer an 3franfreid) abgetreten unb
ba« ffirjftift Äöln aufgelöft. $>a$ furfötnifdje $erjogtljum
©epfalen (bamalS 3744 qkm mit 130000 <£intt>ol)nern),
ba« jur #auptftabt Arnsberg tyatte unb in bie Dier Ouar*
tiere JBrüon, *Rütf)en, ©iljlein unb SBerl jerftel, würbe bem
fianbgrafen Don ^effen^Darrnftabt als (Sntfdjäbigüng
für feine linfsrfjeinifcfyen SBeftfcungen jugetoiefen.
9Witten in biefen großen ftaatlic^en ffianblungen unb
Umtoäljungen nmrbe SBeledte Don einem fd)toeren JBranb*
unglttcf f|eimgefud)t. Arn 13. April (am ÄarfamStage)
1805 brad) in bem ^gelegenen ©täbtd)en eine 5 euer«*
brunft aus, toeld&er 57 ©ürger^äufer fammt {Rathaus
jum Opfer fielen. Der obere ©tabtt^eil brannte bis auf
ein #auS ab, nur bie Äirdje unb jtoanjig unterhalb ber*
felben fte^enben ^äufer blieben in ber fogen. SUtftabt Don
bem Der^eerenben SBranbe Derfdjont. ©eil bie ja^lreid^en
abgebrannten 3familien !ein Unterfommen pnben formten,
mußte felbft bie flirre in Sfnfprud) genommen merben.
ÜRit bem {Ratljljaufe ift Ieiber auä) Diel Sßaterial über bie
©efdjtdjte ber ©tabt ©elede }u ®runbe gegangen; audf)
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140
bic als foftbareS Änbenfen auf bem SRot^aufc aufbewahrte
3faf)ne, meldje bei ber Belagerung ber ©tabt in ber ©oefter
3fef)be im ftaljre 1448 burd) bie ©oefter biefen Don bem
SSürgermeifter SBilfen entriffen war, mürbe oernidjtet.
Bei ber «uflöfung be« (EraftiftS JTöln fam Belecfe mit
bem gangen $erjogtf)um ©eftfalen burdj ben 9teid)$*!DejM'
tation$*$auptfd)lufc am 25. Februar 1803, moburd) ber
burd) ben ^rieben oon fiüneöitle feftgefefcte ^uftanb fanc*
tionirt mürbe, unter ba$ lanbgräflidje (fpäter groffterjog*
lidje) $au« $effen«5)armftabt. ffieftfalenS ©intljeilung in
fcier Quartieren blieb beftefyen. Arnsberg mürbe mieber
$auptftabt unb ©ifc ber Regierung. Die Berljältniffe beS
äbels, beS Sauern* unb BürgerftanbeS erlitten große 93er*
änberungen, bie Unt^eilbarfeit unb Unöeräufcerltdtfeit ber
Bauerngüter mürbe aufgehoben, bie fiaubgemeinbeu mürben
unter Staatsbeamte, bie neu ernannte ©djultfyeißen — ge*
fteßt, unb aud) bie ©täbte unb grei^eiten erlitten große
Beränberungen. ffiaS fte eigentlich ju ©tobten gemalt
Ijatte, bie ©elbftoermaltung unter gemähten üKagiftraten
unb bie eigene ©eridjtsbarfeit, fomie ber auSfdjliefclidje
©emerbebetrieb, mürbe aufgehoben. Äu bie ©pifee ber
ftäbtifdjen Bermaltung traten groffterjoglidje Beamte, bie
©djultfyeißen, meldje baS unterfte ©lieb beS BermaltungS*
Organismus (Äemter, Regierung, üKiuifterium) bilbeten.
?HIer «Sunftjmang unb olle ßunftmonopole mürben aufge*
fyoben unb jebem Untertan geftattet, überall im Sanbe
baS ©emerbe ju betreiben, morauf er ein patent gelöft,
um feine fertigen Arbeiten unb ffiaaren überallhin abju*
fefcen.
SWadjbem baS |)eraogtl)um SBeftfalen an |)effen*Darm*
ftabt gefallen mar, traten Derfdjiebene Beränberungen in
ben bisherigen QuriSbictionSöerljältniffen ein. Unter
furfölnifcfyer Regierung mar baS $erjogtt)um eingeteilt in
18 ©eridjte ober Äemter. Qu biefen gehörte aud) baS
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141
furffirftlidje ©eridjt SBetede. «n bcr ©pifce eine« Amte«
ober ©erid&te« ftanb ein Ämtsbrofte, ber aU SBerroattung«*
Beamter ungefähr bie ©tellung einnahm, bie jefct ein Sanb*
ratl> t>at, unter bem aber aud) jugleid) bie ®erid)t«barfeit
ftanb. Die ®erid)t«barfeit ber Sanbbroften unb ftiibtifdjen
9lät^c ttmrbe nunmehr aufgehoben unb ba« Ofjkialat ju
©erl Ijörte auf. Da« Ober*«j>pellation«gerid)t ju
Darmftabt würbe für ffieftfalen bie oberfte unb t)öd)fte
©cric^t^ftclle. 35a« Organifation«*(8bict Dom 12. October
1803 beftimmte für ba« $erjogtl>um SBeftfalen ein Sanbe«*
^ufttj-Soüegium unter bem SWamen $of geriet in ©ießen,
roeldjeS aud) bie Oberaufftd)t«bef)örbe ber Untergeridjte
toar. 3)ie Sintfyeilung be« |>erjogtl)um« in 4 Quartiere
blieb, nrie bereits früher erwähnt, beftefyen. ©eridjt unb
©tabt Selecfe gehörten jum Quartier Stützen, meines
10 ©ertöte ober «emter, 6 ©täbte mit 31 577 Sinwotiner
umfaßte, außer ©eridtf unb ©tabt SBelede bie ©eridjte
Allagen, ©tabt (Sallenljarbt, Äörbecfe, ffirwitte, ©eridjt unb
©tabt ©efeefe, ©tabt #irfd>berg, $oöeftabt, 2KetIrid),
OefHngljaufen, ©eridjt unb ©tabt SRütljen unb ©tabt
ffiarftetn.
Die ®erid)t«barfeit blieb Anfang«, wie unter $öln,
eine hoppelte: bie lanbe«t)errlid)e unb bie ftäbtifdje in ber
©tabt unb ben juge^örigen Dörfern unb #öfen. SWadjbem
aber im ftaljre 1806 ber Sanbgraf nad) bem SBei tritt ju
bem fogenannten 8?f)einbunbe üoDe ©ouuerainität unter bem
Xitel eine« ©roßtjerjog« Don Reffen erlangt tjatte, fd&loß
bie lange *ßeriobe ber früheren SBerfaffung be« $erjog*
tl)um« ffieftfalen ah. Der ©roffterjog fefcte am 22.
©eptember 1807 bie ?fmt«broften unb if)re «mt«uerwalter
außer ffiirffamfeit, unb Ijob bie (flcinen) ©eridjte wie aud)
bie ©tabtgerid)te auf. Hu« ben Dielen Heineren ©eridjten
tourben 18 größere ftuftijämter gebilbet, an beffen ©pifce
ein SRidjter unter bem 5Wamen Quftijamtmann ftanb.
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öelede gehörte mit ffiarjlein jum ^fufttjamt üßüfljeim,
welches aber feinen ©ifc in S5elede fyatte. ßugleid) würbe
eine neue (Einteilung beS £anbe$ in Äemter angeorbnet,
ba bie früheren HmtSbeairfe tfjeils ju groß, tljeils ju Mein
waren. 35ie SBeränberungen traten nad) unb nad) bis jum
ftaljre 1811 ein.
Com ftafjre 1810 unb 1811 an würben ben ©täbten
unb ©emetnben beS £anbe$ Staatsbeamte öorgefefct,
bie man mit einem aufgefrifdjten uralten SWamen ©djult*
Reißen nannte. S)ie ttemter mürben in ©c^ult^eigenbejirfe
eingeteilt. 35er ©d)ultl)ei& war bie erfte StegierungSbe*
l)örbe in bcr ©emeinbe, ber Quftijamtmann (augleid) and)
sßoliaeibeamter, bie ©teile ber fpäteren Sanbrätlje ein*
nefymenb), unter bem bie ©djutttyeifeen ftanben, war bie
aweite 3"f* an ä> bk Regierung bie britte, ba« 9Winifterium
enblid) bie trierte. ©o würben bie 6täbte ifjrer #aljri}Mu
berte alten ©elbftönbigfeit, ber ©elbftocrwaltung unter ge*
wählten ÜKagiftraten unb ber eigenen ©eridjtsbarfeit beraubt.
(Einen Meinen (Erfafc für bie alte ©elbftänbigfcit gewährte
es, bafc feit 29. ftebruar 1812 ben ©d&ultljeifcen eine
©emeinbe&ertretung burd) 2 6id 3 frei gewählte ©emeinbe*
35eputirte gegenüber gefteHt würbe, an beren 3 u f*i ntntun 9
bie ©djulrtieifjeti gebunben waren. 1 ) ©ie Riegen gewöhn*
ücfc ©emeinberätlje.
$urc$ ben metjrfad) erwähnten 3?eid)$s3)ejmtation8*
$>auptfd^Iug üon 1803 würben bie fämmtlidjen ©tifter
unb Sflöfter beS SanbeS fäculariftrt, unb aud) ba« Don bem
(Srabifdjof Änno bem ^eiligen 1072 gegrünbete JBenebic*
tinerflofter ©raffdjaft bei ©djmaflenberg, mit bem
flirre unb *ßropftei JBelecfe öerbunben waren, bie einen
wichtigen S^eil ber Älofterbotation bilbeten, würbe bem
l ) (Sommer (§ofgertdjt0abt>ocat in SlntSberg): „fßon beutfdjer Skr»
faffung." 6. 81.
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143
neuen SanbeSljerrn beS #erjogtl>umS ©eftfalen. bem fianb*
grafen Don $effen*Darmftabt, mit allen beweglichen unb
unbeweglichen ©ßtern jugeforodjen. $iernad) würbe baS*
felbe im ÜRärj 1804 aufgehoben, «m 21. ÜRärj Derlie&en
bie DrbenSbrfiber bie il>nen fo treuer geworbene flöfterlic&e
$etmat. CS waren iljrer 29 unb 2 Sßooijen. Der lefcte
Äbt, ©bmunb Kuflige (geboren in (Srwitte), weldjer am
17. Dctober beS QfaljreS 1786 gewägt war, naljm feine
©oljnung auf bem natje bei Selecfe gelegenen unb jur
Abtei ©raffäaft gehörigen 3^nt^ofe in ffiarftein, ber tym
jur lebenslänglichen ffio^nung gegen 60 ftlorin 3fal>re$*
mtetlje eingeräumt würbe. 3Rit bem Äbte duftige pflegten
jtdj bie jerftreuten DrbenSbrüber, Don benen bie meiften
^farrfieflen angenommen Ratten, Don 3 C ^ S u && au f & cr
<ßropftei in 33ele<fe, als ber einjigen .{Jufludjt, M* tynen
Don allen Dom 1)1. (Stifter Hnno §errßl>renben ©ßtern übrig*
geblieben war, ju Derfammeln, bis einer nad) bem anbern
aus bem fieben abberufen würbe. Hbt Shiftige ftarb am
21. Qfuni 1816 unb würbe auf feinen ©unfd) in ber an
ber Äird)e in SBelecfe befinblidjen ©ruft am 25. ftuni be*
graben, im ftatjre 1834 aber unter bie neu erbaute ©atri*
ftei jugleid) mit ber Seiche beS am 3. Qfuni 1830 oerftor*
benen tropfte« SBeba SBeljr fibertragen. Sud bem 9?ad)*
laffe be* ÄbteS Stuftige fielen an bie fltrdje in SBelecfe bie
fämmtlidjen, bem Äbte bei ber Aufhebung belaffenen *ßon*
tiftcal«Drnate unb fofibaren ©ertljfadjen. Der lefcte Don
ben @raffd)after JBenebictiner»2Rönd)en, SBenebictuS {Ratte,
jtarb am 17. Dctober 1853 als Pfarrer unb bifäöfl.
Sanbbedjant in Staröcfcte, nadjbem er Don 1811—1838 als
Pfarrer in Sangenftrage unb bann in Anröste gewirft
Ijatte.
Die Älofterfird&e in ©rafföaft würbe nicbergeriffen,
ba bie ©emeinbe bie Uebernafyne ablehnte, weil fie bie
Stoßen ber Unterhaltung freute. Die große Orgel fam
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144
nad) gfranfenberg in Reffen, bic ©tatuen ber 12 Äpoftel
nad) ffiinterberg, bic ffanjcl unb 4 JBcid)tftüf)le nadj Arn«*
berg, jroei 33eid)tftfif)le nad) ©efefe, ber ^odjaltar nad>
ättenborn, bic ©citenaltäre unb ©l>orftfifyle nad) fcerfcfjie*
benen Äirdjen ber Sftadjbarfdjaft, bic ffommunionbanf nadj
SBeledc, bic brei ßljorgloden na$ ©ilbad), bic flcinftc
ber S^jurmgloden naefj SBcIcde, bic beiben größeren
würben beim «bbredjen befd&äbigt unb aU altes äßetaff
öerlouft. l )
Dafj bic mit ber Abtei ©raffd&aft jufammenl)ängenbe
^ropftei Selede im ©türme ber ©äcularifation( 1802— 1804)
ber Aufhebung entging, ift aDcin bem flugetr unb entfdjlof*
fenen Auftreten tyreä *ßropfte$ ftlorentiuä *ßape unb feine«
SWadjfolgerS, be« tropfte« JBeba SBc^r, ju öerbanfen. @r*
ftcrer proteftirte nämlid) perfönlid), unb auö) fdjriftlid)
burd) feinen SBetter, ben ®elj. töatf) $ape in ffiarftein, ber
jugleid) ber ©tynbicuS unb 2et)en8rid)ter ber Slbtei ©raf*
fdjaft war, gegen bie Aufhebung ber *ßropftei, weil bic
Sßfrfinbe eine *ßfarr**ßropftei fei unb bie ©äcularifationS*
Eommiffion bie SBeweife nidjt beibringen fonnte, wa$ jum
eigentlichen *ßropfteigute, unb wa$ jum *ßfarreinfommen
gehörte. JJIorentiu« fyapt, ber juerft $aftor ber ©raf*
f Softer ülofter^farrei SBelmebe toax, würbe am 21. Dct.
1794 burd) ben tßrälaten ©bmunbuä SRuftige, ben lefeten
äbt ju ©raffdjaft, jum *ßropft &on JBelede ernannt unb
üon il)m felbft eingeführt. 3)er auSgejeidjnete ©eelforger
fyat ein fetjr riUjmltdjeS Änbenfen in ber ©emeinbe SBcIede
l>interlaffen. 35urd} feine ©ppofttion ift, wie fd&on gefagt,
bic $ropftei*$frünbe JBelccfc bei ber allgemeinen ©äculari*
l ) Ueber bic @efdjid)te beS ßlofterö ©rafföaft fjaben ©eiber^ in
feiner ,,©efd)id)te ber 2)nnaften", 93 ö (Her in ber 3ettfdjrtft für öater-
länbifdje ©efdjidjte unb Sdtert^umöfunbe Saljrgang 1856 unb Surfing
in ben Blättern $ur näheren Äunbe Söeftfalcnö 1876, I. #eft, eingeljenbere
SRtttfieUungen »eröffentüd)t.
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fatton öor ber Aufhebung bewahrt worben. $m Anfange
5)ecember 1802 war nämlid) ber mit ber Aufhebung einiget
im #erjogtljum ffieftfalen beftnblic^en ©tifter unb Älöfter
oon ber $effen*!J)armftäbtifd)en Regierung bevollmächtigte
DoffammeT'SRatf) Jfltypftein in Selecfe erfcfjienen unb fyatte
bem tropft *ßape bie Aufhebung ber Sßropftei angefünbigt,
gugteid) aber in ÄuSftdjt geftettt, wenn bie ?ßflid)t baju
nadjgewiefen würbe, aus ben {Renten ber Sßropftei öorab
baS (Sinfommen für ben tünftigen Pfarrer unb ffiaplan
regeln ju wollen, tropft ftlorentiuS %apt erflärte aber
bem Äufl)ebung$*(Eommiffar JHippftein, bafc alles bort SBc*
fmblidje sßfarr-sßropftei, unb er nichts anbereS, als eigent«
ltd>er Pfarrer fei, wie benn auefj bie vorgelegten pfarrlicfcen
Sauf*, ßopulationS* unb ©terbebüd&er jwar öom *ßfarr*
Gaplan geführt, aber immer oon tym unb feinen SSorgän*
gern als ?ßfarr**ßropft unterjeidjnet unb beglaubigt feien.
9lur nad) jahrelangen, oon ber ©äcularifationS* (Sommif*
fion in Darmftabt über bie tropftet SBelede geführten @r*
örterungen unb Unterfudjungen würbe enblicfc von beren
Aufhebung «bftanb genommen unb biefelbe wegen bes öor«
gefunbenen *ßfarrft)ftemS unbehelligt gelaffen. 1 )
©leid) nad) bem am 23. December 1802 erfolgten
lobe bes SßropfteS Sßape in ©elecfe würbe ber ffionöentual«
6aj>itular Seba JBeljr bes JflofterS Oraffdjaft ju beffen
SWacfcfolger gewählt unb Dom «bt ©bmunbuS SRuftige felbft
eingeführt. Derfelbe würbe fpäter jum SMfdjöflidjen &om*
miffariuS bes $aar*3)iftricteS unb ©tynobal*(£jaminator
bes #er}ogtf)umS SBeftfalen oon ber geiftlidjen ©berbefyörbe
ernannt, ßr ftarb am 3. ^uli 1830 unb würbe in ber
für bie sßröpjte beftimmten, im £t)urm an ber JJirdje 1 )
l ) Stfefler: ©efötdpdje SRadjridjten über bie ©tabt Meierte unb
bortige tropftet. @. 15.
*) 2>ie alte, in Äreugeeform gebaut geroefene itirdje ju 8ele<fe, weldje
1280 natf) ber Abtrennung SBeleäe'd öon ber ebenfalls jum älofter ©raf-
LVIL 1. 10
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angebrachten ©ruft beigefefct. «n ber SBeerbigung nahmen
nod) 7 DrbenSbrfiber aus bem ehemaligen JHofter @raf*
fd&aft unb tnele SBeltgeiftlid&e J^etl. ftm October 1834
ttmrbe bie Setdje be$ tropfte« JBeba Seljr jugleid) mit ber
be$ lefcten HbM töuftige in ein befonbereä unter ber neuen
©acriftei angebrachte« ®rab überführt, an bem ein Denk
ftein fagt: „Der feiigen «uferfteljung Ijarret $ier ber $o$«
fofirbige #err SBeba S8el|r, ^farrpropft in S5elede unb
SBifdjöflidjer (SommiffariuS im |>erjogt^um ffieftfalen . .
®eboren 1755, warb er 1776 SBenebictiner ju ©rafföaft
unb Dom legten l)ier neben tym rufyenben Slbt ©bmunb
»luftige 1803 jur ^ropftei »elede beförbert. ffim, bem
guten $irten, frommen DrbenSmann unb biefer JHrctye
SBoljltljäter, fte^t biefeS 35enfmal, bie geliebte ©emeinbe
erinnernb, feiner nie im d)riftlid)en ®tbttc ju öergeffen."
SWad^ feinem lobe ttmrbe ba$ geiftlid&e Sommiffariat
be$ $aarbiftricte$ aufgelöft unb ba$ gan^e S3i$tf)um
sßaberborn in fcecanate unb insbefonbere ber alte #aar*
biftrict in bie 3 ©ecanate Stützen, SBerl unb ®efefe ein*
geseilt. Wad) bem Stöbe be$ tropfte« JBeba JBeljr er*
nannte bie £anbe$regierung auf ®runb beS öon \i)x als
©eftfcer unb $Recfjt$nad)folger ber Abtei ®raffd)aft irrig
in Slnfprucfc genommenen JBefefcungSredjtS ben Pfarrer
Gtoerfyarb Eigener in Senne jum SWacfjfolger, melier früher
als sßoftulant im Älofter ®raffdjaft gelebt, aber nad) be*
fd^aft geljörenben SRutterfirdje in Sltenrütfjen burdj fcrjbifcljof ©iegfrieb
üon ßöln $ur befonberen Sßfarrftrdje erhoben war, würbe 1746 wegen
33aufättigfett abgebrod&en. @te enthielt auger bem in Sfjor fieljenben
.frodjaltare nodj öier auf ben tarnen ber \fo. Sttaria, 8enebtct, 3lnno unb
©djolaftica geweifte ©ettenaltäre, unb unter teueren einen aU befonberen
$farraltar. 2)a in ber neuen Äirdje nur gwei ©eitenaltäre errietet
würben, fo würbe einer baoon auf ben Tanten ber f). ÜKaria unb €>d)o«
laftica, ber anbere auf ben M f). SInno unb SBenebict geweift. SMe
&trc$e ift bem lj. Sßancrarm* geweift.
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enbigten tl)eologifd&en ©tubien wegen anfyrftenber Str'dnt*
Kdjfeit wieber ausgetreten war. 9llS biefer am 26, ÜWärj
1850 geftorben war, ernannte 93ifdf)of granj 5)repperin
$aberborn, melier toon 1809 bis 1812 als SMcar
B. Mariae V. in 93ele<fe gewirft unb als foldjer, wie aud&
als fpäterer Pfarrer im benad&barten ÜWül^eim (bis 1824)
alle 93er{)ältniffe unb Wcdjte ber tropftet genau fennen
gelernt ^attc, bur# Eottation^Urfunbe öom 3. Styril 1850
ben feit 1823 bort wirfenben erften ©äcular*(£aplan Sari
93 o et I er (geb. 31. SKftrj 1800 in 8ȟtf)en) jum $farr*
sßropft in 93ele<fe. (Derfelbe würbe als foldjer am 16. «pril
1850 öom 5)edjanten ffafpar $robe in Stützen, bem
fpäteren 99ifd£)ofe öon Sßaberborn, in fein Sfmt eingeführt.
93oefler war ber erfte SBcItprtcfter ^ßropft in 93ele<fe. 3)urd)
eine unter bem 5. ?tyrtl 1852 jwifdjen 93ifdjof 3franj
2>repper unb ber sßreufjtfdfjen ©taatSregierung abgefälof*
fenen unb firdjlid) genehmigten Vereinbarung ift bie 93er«
leUjung ber *ßfarr**ßropftet 93ele<fe enbgültig an ben
93ifd)öflidjen ©tul)l übergegangen. *ßropft 95oefler ftarb
am 15. «uguft 1868. ©ein SWadjf olger war ftofjanneS
2rranj ©teinfyoff, welker im ÜRärj 1869 ernannt würbe,
unb oon $um 1869 bis ju feinem 2obe am 2. Styril 1876
als Pfarrer in 93etccfc wirfte. ftn f^olge beS Kultur*
fampfes blieb bie ©teile in ben folgenben 10 ftaljren un*
befefct, bis am 8. SHotoember 1886 Pfarrer (Ebuarb ©engen
jum Pfarrer in SBcIccfc ernannt würbe, ber nad) 11 jähriger
9Birf famfett am 15. ftuni 1897 ftarb. ©ein Sfladjf olger
würbe ber Pfarrer öon 2ttabfelb, ©il^elm ©aljlmen,
ber am 17. Januar 1898 eingeführt würbe.
Um ben 3ufammenl)ang nidjt ju jerreifjen, tjaben wir
bie 5)arfteHung ber ©efdjidjte ber Pfarre SBcIccfc feit ber
©äcularifation ber 99enebictiner*9tbtei ©raffdjaft nidjt unter*
brodjen, es erübrigt nunmehr nod) bie ffintwicfelung ber
©tabt SBcIccfc im Saufe biefeS ^aljrljunberts barjulegen.
10*
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148
«m 13. SWotoember 1808 war in SBcIccfc ba3 tropftet*
2Bol)n§au$ bis auf bic mafftöen üflauerwerfe unb bic
Äetlergewölbe abgebrannt. $er 3)omainenfi$cuS, welcher
nidjt aBein ^n^aber ber «btet ©raffdjaft unb beren ©fiter,
fonbern aud) SBeftfcer ber ber tropftet entjogenen, einen
$ßtxti) oon mtnbeftenS 15 000 £1)1. repräfentirenben SWü^Ien
war, verweigerte bie Äoften jur SBieberljerfteHung beS
SBaueä, weshalb bie ©tabt* unb $farrgemetnbe einen Sßrocefc
gegen ben ftiScuä anftrengte. $n 3rolge eine« unterm
18. 3Äära 1829 erlaffenen Urteil« beS Dbertribunalge*
rid)t$ ju SBerlin würbe ber 35omainenft$cu$ Derurttjeüt,
bie t)on ber ©tabt angelegten Sau* unb Stcparaturfoften
an bie ©tabtfaffe jurücfju jaulen, $n bem 1851 neu an*
gebrauten ©teinbogen ber (£ingangStf)ür beS 1810 wieber
IjergefteHten *ßropfteigebäube$ ift biefe Saupflidjt be$ gte*
cud an beiben (Seilen bes sßropftet*S33appena mit folgenben
©orten eingeljauen: Post flammas restitutum 1810 sub
R. D. Praeposito curato Beda Behr 0. S. B. ex Graf-
schaft. — Finita lite tandem 1851 completum sab R. D.
Carolo Boekler Praeposito curato in Beleke. Ex fundo
1804 Supressae Abbatiae Grafschaft Structum.
$m ÜDecember 1813 bei bem 3uge bcr 33erbfinbeten
gegen granfreidj, lag in Selede unb SBarftein jaljlreicfye
©inquartirung, ebenfo im 5D?ai unb ^uni 1814, bei ber
9tücffef)r au$ ftranfveid). Unbefdjreiblidj war ber $ubel,
als Anfang« April ftdf) bie Äunbe verbreitete, bafj bie
SSerbünbeten am 31. ÜKai in *ßaris eingebogen feien.
33er Songrefc ju ffiien (1. S»ou. 1814 bis 8. ftuni
1815) fd&lug ba$ $erjogtt)um SBeftfalen jur Ärone Preußen
unb Der Sanbgraf toon #effen*3)armftabt trat e$ burefj
Vertrag Dom 19. ftuni 1815 an sßreufjen ab. ©djon am
15. ftuli fottte ba$ #erjogtf)um übergeben werben, aber
bie Abtretung würbe erft burdj einen am 30. ftuni 1816
ju Bfranffurt unter jetdjneten ©taatSü ertrag öofljogen.
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149
SWunmc^r begann für unfere im Saufe ber Qfa^un*
berte üielfad) fo ferner Don ben ©cfcredtniffen unb 35rang*
falen beS Krieges fyeimgefudjte Qtimat bic ßeit, in ber fte
ftd) ber Segnungen beS griebenS erfreuen fonnte.
3)aS «mt JBelecfe enthielt na# ber (Einrichtung öon
1807 bie bisherigen brei ©eridjte Allagen, SSeledfe unb
fiörbedfe, bie ©täbte ©eledfe, SBarftein unb $trfd)berg, bie
coneurrente ©eridjtsbarfett im $atrimonialgerid)t üKettri^.
©o blieb bie (Einteilung bis jum ffinbe ber Ijeffifcfcen
^eit. ÜWit bem Uebergange an Preußen fam SBelecfe jum
SRegierungSbejirfe unb Äretfe Arnsberg. SBaS bie !$uftifr
Einrichtungen betrifft, fo blieben biefelben im ehemaligen
#erjogtt)um SDSeftfalcn im Allgemeinen befielen. 3)aS
fiebere ©eridjt l)te§ ftuftijamt, baS t)ötyere $of geriet.
SefctereS bilbete bie jroeite ^nftanj für bie ©eridjte im
ehemaligen #erjogtl)um unb ber ©raffd&aft Sßittgenftein.
$er £itel #ofgerid)t würbe am 31. «uguft 1835 in
DberlanbeSgeridjt toerroanbelt. ÜDaS $uftijamt SBelede t)atte
nad) ber im ^afjre 1809 erfolgten Aufhebung ber Deutfd)*
DrbenScommenbe 2ttült)eim a. b. 2)?öfyne feinen ©ifc ba*
felbft, tt»o baS ©(Jjlofe 1810 Don bem SanbeSfyerrn jum
©eridjtslocalc unb jur SBofjnung ber bei bem ©erid&te an*
geftetlten SBeamtcn überroiefen mürbe, bis 1839 neue
©eridjtsbejirfe eingerichtet mürben. SWit bem 1. $an. 1839
traten nämlid) an bie ©teile beS ftuftijamteS £anb* unb
©tabtgeri<f)te. S)iefe (Sinridjtung blieb bis jum 3. $an.
1849, tt)o im SRegierungSbejirf Arnsberg jmet ?typeüationS*
geri<f)tst)öfe — in £amm unb Arnsberg — eingeführt
unb bief en lederen fünf Preisgerichte : Arnsberg, Sippftabt,
93rilon, Olpe unb (Siegen untergeorbnet mürben. SJeledfe
fam jum SBejirfe bes ßreiSgeridjtS Stypftabt, ber aus ben
@erid)ts*&ommiffionen ju (Srmitte, ©efede, SBarftetn unb
2 ©ericfjtS*Sommifftonen ju SRüt^en beftanb. ©eit ber
Umgeftaltung ber ®erid)ts*33erfaffung burdf) baS WeidfjS*
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juftijgefefc öom 27. Qan. 1877 (eingeführt am 1. ©ct.
1879) gehört SBelecfe jutn Amtsgericht Sßarftem unb fianb*
geriet Arnsberg.
33alb nadt) bem Ue6ergange an Preußen unb itoax in
ben ftaljren 1823—1826 würbe bie Sljauffee üKefdjebe*
2Barftein*$8eledfe*Stypftabt gebaut unb eröffnet, weldje einen
£f)eil ber fdjon ttjeilweife jur fyefftfd&en 3ett angelegten
Shmftftrafje (Eoblen^üWinben bilbet. Salb nad& bem SBau
biefer ©trage würbe im SBeftertfyale bie erfte $nbuftrie in
Seledfe — bie Sinntyofffdje Ofabrif angelegt, welche feit
1860 bie Ableitung Söelccfc ber SBeftfälifdjen Union (feit
(Snbe Februar 1898 ^önij) in §amm bilbet. 35ie
«rbeiterjafyl ber Abteilung beträgt gegenwärtig unge*
fäijr 200.
ffibenfo bilbete fidj balb nad) bem Uebergang an
sßreufcen ein SSeatrfSftraßenöerbanb bes £erjogt§umS Seft*
falen, um als größerer leiftungSfä^iger 23erbanb bie weft*
fältfd&en Steile beS JRegterungSbejirfS Arnsberg mit fünft*
mäßig ausgebauten ©tragen ju öerfef)en. S3on biefem
©traßenöerbanb würbe in ben ftaljren t)on 1849 bis 1853
bie üßöljneftraße (öon SBrilon über SRütljen, SSeledfe,
SWieberbergfjeim, Drüggelte nad& SWefjeim) in ber Sänge
öon 56 km gebaut. S3eledfe jaljlte ju ber auf 3370 Wjtr.
öeranfdjlagten ©tredfe 9lütt)en*93elecfe einen Beitrag fcon
1506 £i)lr.
Slm 1. Sfloöember 1883 würbe bie £tpJ)ftabt*2Bar*
ft einer ©ecunbärbaljn eröffnet unb Selede (gifenbafjn*
ftation unb Dom 1. ©ecember 1899 ab fogar foldje fcon
jwei S3a^nftreden. SWad&bem ber SBeftfältfdjen SanbeS*
<Sifenbatyn*©efenfd}aft burdf) Sllletfyöcljfte GoncefftonS*
Urfunbe toom 26. 3)ec. 1896 bie ©ene^migung jum S5au
einer SWebenba^n ©oeft*93eledfe;93rilon erteilt worben,
würbe am 18. Sftai 1897, SftacljmittagS 4 Uf)r, ber erfte
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151
©patenftid) auf ber ©tredfe 33elede*33rilon unterhalb
bet ©tabt Mützen ausgeführt.
3fm Qfa^rc 1889 würbe eine SBafferlettung ange*
legt, meiere für ben oberen ©tabttljeil ein wahres SBebfirf*
mf$ toax. Die ffiaffcrleitung wirb au« einer Quelle im
SBalbe gefpetft unb §at tiorjügtidjeä ffiaffer.
«m 1. December 1898 würbe bie Slljeilftrecfe JBeledfe*
föütljen* ©tabt SBriton ber ©ifenba^nlinie ©oeft*33elecfe*
©rilon eröffnet unb SBeledfe ift nunmehr ÄreujungSpunft
jmeier (gifenbafytlimen. Die (Eröffnung ber ©treefe SBelede*
©oejt fteljt unmittelbar beüor. Ueber bie alten $eerwege,
wo t)or 1900 $al>ren fetyon bie römifd^en Imperatoren
iljre Segionen führten, wo jaljtlofe ©paaren in ben
älteften beutfcfyen SBölferwanberungen unb in ben {Römer»
friegen l)in unb Ijerjogen, wo ÄfarlS be$ ®ro|en $eerbann
unb 2Bittefinb$ tapfere ©paaren ftd) begegneten, wo in
bem unruhigen langen SKittelalter unb in ben Jfriegen ber
neueren biä jum Seginn ber neueften $t\t fo manche
Ofelbljerren il>re Gruppen geführt, wo in ben Sagen ber
£anfe auf Ijeute uns unpaffirbar erfd&einenben ffiegen bie
ÄaufmannSgüter beförbert würben, ba jagt jefct ba$ Dampf*
roj3, unb faufen bie 3üge ber ffiifenbafynen. SBo wir jefet
in angenehmer SJequemlidjfeit mit ©inbeSeile bal)infaf)ren,
wo ber *ßftff ber Socomotioe wiber^aDt unb ba$ Staffeln
ber (Sifenbatynjüge, ba mußte no$ öor 1<>0 Qa^ren ber
fein öierräberigeS gfufjrwerf ober feinen jweiräberigen
Sarren begleitenbe Ofuljrmann, im langen blauen Mittel unb
ber 3fal)nuatmS s $feife m {t bem ©trangfanafter im 2Wunbe,
in ben ausgefahrenen SSicinalwegen burd) beftänbiges
ÄnaKen mit ber *ßeitfd)e feine ©egenwart funb geben,
bamit ein anberer, ber toom entgegengefefcten @nbe t)er ben
SBeg pafftren wollte, ft$ ntd^t gegen it)n feftfufyr.
@rft mit ber Umgeftaltung aller focialen SSer^ältniffe
im Anfange beS 19. #al)rf)unbert$ würben Sanbftrafcen
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152
unb ©ege einem befferen, ben Änforberungen einer neueren
3eit entforeefcenben 3 u P an ^ e entgegengefahrt, bi$ bann
unfere Sage and) für baS tbtjllifdje üftöljnet^al bie Sera be$
Dampfe* einleiteten.
Die gegenwärtige Sinwofjnerja^l JBelecfe'S, weldje im
Anfang btefe$ $at)rf)unbert$ nur 600 betrug, beläuft ftdj
gegenwärtig auf 1200. $äufer finb 200 oorljanben.
*
SBir finb auf ber langen Sßanberung, in welker nur
bie faft 1000 jährige ©eföid)te be8 alteljrwürbtgen JBelecfe,
baS SSabelifum ber fäc&ftfäen Äatfer, »erfolgt, bis ju
unferen Sagen angelangt. Die Ältftabt SJelede, f)od) oben
auf fteilem SBerge gelegen, wo bie beutfdjen JTaifer aus
bem $aufe ©adjfen, #einrid) ber fintier unb Otto ber
©ro&e, ftdj Ijäuftg öon ben SJefdjwerben i§reS muffeligen
{Regiments ^erljoltcn, wo bie ©oefter ftd) uor 450 ftaljren
bei tfyrer vergeblichen ^Belagerung unb SBeftürmung beS
©täbtdjenS eine fd&were SHieberlage polten, fte^t auf eine
neue ßett, bie fid) unten im 2^al entwicfelt.
2Äöge biefe bem uralten JBabelifum eine gltidf* unb
fegenbringenbe fein!
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IV.
mmiä auf bie fiittfuttbfieBsigiä^rige
©efdjtdjte unb Xptigfcit be$ JöereroS,*)
Sott
Dberleljrer am ©nmnaßum $u Jßaberborn.
-*-^P*e^-l-
fcte geier be$ gütigen fjcftcö würbe eine im&oll*
fommene fein, tpoflten mir e$ unterlagen, auf bie ©efd)id)te
unb SC^ätigfcit unfereä SJereinö einen prttfenben Slücfblicf
ju toerfen, auf ®runb beS ©efd)etyenen unb ©eleifteten
un$ ein Urteil barüber ju bilben, mit melden Aufgaben
unb ÄuSficfcten berfelbe in bas fommenbe Qa^r^unbert
fjinfibertritt. Hud) verlangt es bie *ßf[ic$t ber ©anfbar*
feit, baf$ mir in uns ba8 ®ebödjtni$ an bie SWänner toaty
rufen, toeldje ben SJerein gegrünbet, il)n 75 ftaljre fyinburcfc
erhalten unb an ber CSrretdjung feiner Qkk in fjeröorra*
genber SGBcifc mitgearbeitet tyaben.
Die Anfänge unfereS SBereinS liegen in jener Qtit,
in ber man nad) ber fyelbenmütigen (Srfyebung bed beutfcfjen
Softes gegen bie brüdenbe, fd)mad)t)otIe 3frembf)errf($aft,
*) fR cbe, gegolten in ber jur geter beö 75{äljrigen 39efte!jen8 be«
herein* am 27. Sunt 1899 311 $aberborn ueranftalteten ©eneratoerfatnm*
lung. — Quellen: 3)a£ 8eben be$ SRünfterä greiljerrn 00m ©rein oon
@. £. $crfc. «rd)to für @efd)id)te unb $Utertr)um$!unbe 2Befrpljaien3,
tjerauägegeben Don Dr. $aul SBiganb. 3«tfcr)rift für üaterlänbtföe
©efdjfdfjte unb Stltert^umöfunbe, ljerauSgeg eben öon beut herein für
©eföidjte unb $Utertl)um$funbe SBeftfalen« burdj beften <Director«t.
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154
in ber 3freube über ben JBeftfc eine« freien, in ffi^re unb
Jftraft ttrieber auferftaubenen SBaterlanbeS ftd) mit neuer
Siebe ber ffirforfcfjung ber SSorjeit jutoanbte. Unter ben
üßännern, welche bamals, geleitet oon bem ©ebanfen
„Sanctus amor patriae dat animum a , ben gefdjidjtlidjeu
©tnn uon neuem belebt unb baS gefd)i$tlid)e ©tubium
nad)t)altig geförbert ^aben, fei §ier nur einer genannt:
Der greiljerr #einri$ griebrid) ffarl üom unb jum
©tein. ©iefelbeu (Etgenfdjaften, meldte tyn ju einem ber
erften Staatsmänner unfereS ^afyrfyunberts, jum SReorga*
nifator *ßreußenS matten, offenbarte er aud) auf bem
©ebiete ber @ef$ic$tSnHffenfd)aft: einen Haren SBIicf für
baS, toaS not fyat, fonne bie 3fät|igfeit, bie jur (Srreidjung
beS als ridjtig erfannten Qidtä erforberlidjen 2Waßnal>men
ju treffen, ©djou 1816, furj nadjbem er ftd) oom öffent*
Hd&en Sebcn jurfiefgejogen, plante er eine fritifefce §erau$*
gäbe ber ttwfytigften Oueflenfdjriftfteller beS 2ttittelalterS,
unb ba baS ffiollen unb baS Vollbringen beS ©uten bei
if)tn fel>r nai)c jufammen lagen, fo trat er jur Ausführung
feines ©ebanfenS unwjüglidj in Verbinbung mit l|er&ör*
ragenben ©eleljrten unb einflußreichen Staatsbeamten. Cr
würbe ber leitenbe ©eift unb bie treibenbe ^raft ber „@e*
fellfdjaft für ältere beutfdje ©efdndjtsfunbe 1 ', ber
JBegrünber ber Monumenta Germaniae historica, jenes
{RtefenmerfeS, bem in 9tücfft$t auf äußeren Umfang unb
innere Vollenbung fein SSolf etwas ©rößereS jur ©eite
ftetlen tann.
Demfelben ©eifte gemetnnüfcigen, ibealen ©trebenS,
ber ©tein ju feinen großen Saaten unb Unternehmungen
trieb, öerbanfen iljr ©afein audj bie bamals gegrünDeten
engeren ©efcfcic&tsoereine.
Qu Ifyttringen ging man 1820 mit ber SJilbung
eines berartigen Vereins öoran. SWaffau folgte im $af)re
barauf. «ud) in ©eftfalen regte es fic§. JBereitS 1820
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155
erHegen Äuguft r>. $ajtl)aufen unb Sßaul SBiganb
einen Aufruf jur ©rünbung einet ©efeflfdjafi für wefifä-
lifdje ©efd(>id)te unb Slltertum«funbe. 96er ber ©oben
fear §ier nod> nidf)t genügenb öorbereitet. ©elbft at« gegen
Snbe be« ^aljre« 1822 ba« preufcifdfe Unterrid)t«minifterium
mit ber Stnorbnung eine« SWufeum« üaterlänbifcfcer Älter*
tünter in SWünfter bie Slufforberung jur SHlbung eine«
tjiftorifdjen 23erein« für ffiefifalen öerbanb, ber feinen
SWittelpunft in SKünfter §aben unb fid> t?on §ier au« über
bie ganje Sßroöinj öerjroeigen follte, fanben fi$ in ÜKünfter
bie üRänner nidjt, meiere ben 5Wut unb bie Äraft befeffen
Ratten, jenen 2Bunfd> in bie SBirflidjteit ju übertragen.
Da gab Sßaberborn ein gute« SBeityiel. $ier lebte
ein üttann, ben feine ©teDung unb fein flönnen jum
©ammeln ber ®efd)id)t«freunbe wie feinen jweiten be«
folgten. Da« mar ber ©omfapitular Qgnaj £ljeobor
Siboriu« SWe^er. ®etrieben einerfeit« burd) fein grofje«
ftntereffe für bie ®efd)id)te, anberfeit« burcij ben üerma^r*
loften «ßuftanb ber burd) bie ©äfularifation in ba« ©igen*
tum be« £reuf$ifd(>en ©taate« übergegangenen ftiftifdjen
unb flßfterlidjen ?(rd)iüc, J)atte er fdfjon 1816 bem Ober*
präftbenten ö. 23 in de eine S)entfd)rift überreizt mit SJor*
fdjlägen über bie Aufbewahrung unb bie {Repertorifterung
be« sßaberborner Urlunbenmaterial«. ©iefelbe fanb eine
beifällige Aufnahme, unb ÜKetjer erhielt freien Zutritt ju
fänttlicfyen <ßaberborner Ärd)toen, ja fogar bie CSrlaubni«,
bie Urfunben in feiner ?ßrtöatwoJ)nung ju bearbeiten unb
ju benufcen. t). 33inde, ein ebenfo trielfeitiger unb weit
fdjauenber wie praftifc^cr 2ftann, griff bie in jener 5)enf*
Wrift abgeführten ®ebanfen mit großem (Eifer auf unb
erweiterte biefelben bafyin, nidjt nur im Sßaberborner Sanbe,
fonbern in ganj Sßeftfalen fottten bie Slrdjiualien gefammelt
unb bann in ber $romnjiaIt)auptftabt SWünfter ju einem
einjigen *ßroüinjialard)it) vereinigt werben. ÜKeijer foüte
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ndd& SWfinfiet überftebetn utib $ier bie Seitung beS Ärd)fo*
wefenS bcr $rot)inj übernehmen. $n feiner 33efdjeibenl)eit
unb feinet Slntfdnglidtfeit an bie SSaterftabt lehnte biefer ben
djrenüoflen JRuf ab; inbem er aber ben ©berpräftbenten
überzeugte, baß es fid^ nid)t empfehle, fämtltdje Slrd>toe
ungeorbnet nad) SMnfter ju fdjaffen, erreichte er foöiel,
bafj Sßaberborn 1822 ju einem £auptbepot ber jerftreuten
Slrdjtoalien befttmmt unb er felbft an bie ©pifce beSfelben
geftettt ttmrbe. Huf biefe SBeife verblieben bie meijten
Ärd&toe beS ehemaligen QfürftbiStumS in Sßaberborn unb
fonnten §ier bequem repertoriftert unb ausgebeutet werben.
(Srft nad) bem SCobc SWetjerS ift baS f)ieftge Ärd^iö aufge*
§oben unb mit bem ©taatSardjto in SWünfter Dereinigt.
©iefer unfer ÜKetyer ift ber üBater beS 33ereinS für
@efd>id)te unb ÄltertumSfunbe ffieftfatenS, beS brittälteften
©efdjidjtSöeretnS in Deutf erlaub. „@anj unabhängig üon
ben leeren Ort« ausgegangenen 33orfd)lägen, watyrfdjein*
li$ aud) ofyne jhmbe üon tfynen ju fjaben", gewann er
1823 für fein SBorfyaben mehrere für bie ©efdjidjtc be*
geifterte ÜKänner unb entwarf jufammen mit bem iljm
befreunbeten Äriminalbireftor Dr. ©eljrfen bie (Statuten
beS ju bilbenben 33ereinS. Sttacfybem baS Dberpräftbium
ber *ßrot)inä unb bie {Regierung ju 3ttinben unter 2IuS*
brttefen ber Hnertennung bie ©rünbung beSfelben genelj*
migt Ratten, öerfammelten ftd) am 19. $ult 1824 bei
SWeijer in feinem ©artenfjaufe folgenbe jwölf Ferren: $ro*
feffor öeffen aus *ßaberborn, gftei^err ö. SBrenfen üon
(Erpernburg, ©ompropft unb ©eneralttifar Dammer S aus
Sßaberborn, Sfriminalbtreftor Dr. ©eljrfen aus Sßaberborn,
Domänenrat SD? an tel aus Sßaberborn, Sßräfibent to. ©d)le$*
tenbal aus Sßaberborn, gfreifyerr ü. ©d&orlemer aus
#eringljaufen, SanbgeridjtSaffeffor ©panden aus SSüren,
©efyeimer SRat unb $rttfibent t). ©pilder aus Srolfen,
$ofgertd)tSaböofat Dr. Sommer aus Äir^unbem, $u*
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ftijrat SJarnljagen au« Ärolfen, Sanbgerid&tSaffeffor
SBiganb an» £öfter. günf anbere Ratten bie STeitnaljme
an bcr SBerfammlung jugefagt, waren jebodj burd) uner*
# wartete $inberniffe am (Srfdjeinen &erJ)iubert. 3)a8
waren: Oberpräftbent ö. SJincfe, Äammerrat Dr. ftänefe
ju ffor&ei, SRegierungSrat $oppe ju SWinben, Amtmann
*pt|Uippi ju ©tabtberge, Quftijamtmann ©eiberfc ju
9tütl>en.
Die SBerfammlung fonftituierte ftdj in aQer gorm at$
@efd)id)t$toerein unb wählte jum ©ireftor ben ©omfapi*
tular SKetyer. Damit war ber $eim gelegt, ber, öom
©eifte ber SBaterlanbSliebe unb ber ©iffenfdjaft befruchtet
unb gepflegt, fid) in 75 $af)ren ju einem ftattli^en JBaume
entwidelt l)at.
Die ©tifter beS 33erein$ repräfentierten jwar eine
Heine 3at)l, aber eine großt ©umme öon SBijfen unb gutem
SBoßen, unb wir behaupten !aum ju triel, wenn wir fagen,
baf$ nid)t aflju oft ein öt)nlid>er herein unter gleidj gün*
ftigen 33erf)ältniffen in« Seben getreten ift. üttetyr at$ einer
ber Stifter Ijat burd) wertvolle Arbeiten bie fjeimifdje @e*
fdjidjtsforfdjung wefentlid) geförbert; neben 5IWet)er finb
ju , nennen SBeffen, ©etjrfen, t). ©püder, SBiganb unb
©eiberfc.
©ine Sfraft erften JRangeS war ber £anbgerid)t$affeffor
SBiganb, ein SKann üon unermübli^er ÄrbeitSfraft unb
©djaffenSfreube, ber ftd) burd> feine grünblidjen, umfajfen*
ben ftorfdjungen in ganj fjerüorragenbem aWa{$e ben Sin*
fprud) auf unfere Danfbartett erworben Ijöt. ©leid) auf
ber erften SJerfammlung legte er ein ®utad)ten öor über
bie Verausgabe eine« frittfdjen Urfunbenoerjeid&niffeS unb
einer Urfunbenfammlung. (Er war es and), ber bie JRebat*
tion ber periobifdjen ,3eitfd)rift beS jungen Vereins über*
naf)m, be$ „Ärd)it)$ für ©efdji^te unb Altertums*
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funbe S3eftpl>alen3 a tooöon baS crftc #eft 1825 au
§amm erfdjten.
tilaä) btefem Vorgehen *ßaberbornS formte bie *ßroirin*
jialfyauptftabt fügltd^ ntdjt länger gögern. Sluf Anregung
be$ ÄonftftorialrateS S?oljlrauf3) unb be$ ©tymnafial*
leerer« ©öfelanb traten am 21. September 1825 im
©ifcung$faale ber £öniglid)en {Regierung fieben #erren jur
©rünbung eine« ©cfd^ic^töücrcinö jufammen. (Sinftimmig er«
Härte man, „bafc berfelbe fidf) leb igt i$ als eine ©df>roe*
ftergefellfdjaft ber ju Sßaberborn geftifteten betrauten
unb baS öon ffiiganb herausgegebene 3trdjto ebenfalls jutn
Organ feiner öffentlichen üKitteilungen unb bie SBeförbe*
rung biefe$ nüfclidjen Unternehmens ju feiner angelegent*
liefen *ßfltd(>t madjjen tooDe". gerner na^m man bie ©ta*
tuten be$ *ßaberborner SSerein« mit einigen Slbänberungen
an unb gab freubig feine ^uftimmung ju bem 93orfd)lage
ÜRetyerS, bie beiben ©djroefterüereine motten ein gemein*
fd)aftlid)e$ Kuratorium errieten unb ben Dberpräft*
beuten um bie Übernahme beSfelben erfudjen. Unter bem
21. Dejember 1825 erflärte ftd) t). üBinde jur Übernahme
ber tym angetragenen ffiürbe unb SBürbe „mit Vergnügen"
bereit.
^ren Äbfd&lufj fanb bie äußere Organifation in ben
beiben Abteilungen gemeinfamen Statuten tjom
20. Sfto&ember 1826, toeldje am 7. Januar beS folgenben
QafyreS bie fönigltd)e SBeftätigung erhielten.
SBie fe^r ber herein ftd) ber ©unft ber Regierung
erfreute, erteilt aud) barau$, baß beS Königs ©nabe tfjm
jur Unterftüfcung ber Ittterarifd&en Unternehmungen alsbalb
200 $Et)lr. unb bie gleite ©umme für bie folgenben bret
Qfa^re übermie«, aufjerbem bie *ßortofreil)eit unter getmjfen
JBefdjränfungen juftdjerte.
©eine Hauptaufgabe erblicfte berfelbe, abgefefyen öon
ber Verbreitung beS ^ntereffeä für bie engere üater*
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159
tänbifdje ©efdjtd&te, üon Anfang an in ber (Sammlung
unb 33eröffentlid)ung ber weftfälifdjen Urfunbcn.
3n ber ©ifcung öom 18. September 1826 würbe bie un*
öerjüglidje Inangriffnahme biefeS ffierteS befd)loffen unb
eine StebaftionStommtffion gemäht, beftetyenb au& bem
Stomfapitular SWetyer, bem sßräftbenten t>. ©pücfer unb
bem Äffeffor ffiiganb. SDer SJeretn in SKünfter foflte er*
fudjt werben, bem Unternehmen beijutreten unb einige feiner
aWitglieber für bie aWitarbeit an ber Verausgabe be$ Ur*
funbenbucfyeS ju gewinnen. QnbeS man töufdjte ftd) über
bie ©djroierigfeiten. 6rft 1828 nmrbe ein öon ben beiben
SMreftoren unb bem Jfurator unterjeid>neter *ßlan toeröffent*
lid)t, unb bann »ergingen nod) üoDe 18 Qaljre, bis ber
erfte SBanb beS 2Beftfälifd>en Urfunbenbudje« ba« ßtd)t ber
ffielt erblicfte.
Die Sfbteilung tßaberborn entwicfelte ftd) unter
ÜRetjerS ßettung ftetig, wenn and) Iangfam. 1827 jäljlte
fie 34 wirflicfye SWitglieber, ferner 39 forrefponbie*
tenbe unb ffifjrenmttglieber; öon lederen feien l)ier er*
toätynt bie ®ebrüber ®rimm in Jfaffel, ®et)eimer Ärdjforat
$ofer in SBerlin, ber SBifdjof öon Sßaberborn greifen:
t). Sebebur, Ärd&toar Sßerfc in £annoöer, ber ffirjbifc&of
öon Äöln ®raf &. ©piegel, $rofeffor {Raff in Äopen^agen.
3u wahren %tfttn geftalteten ftc$ bie anfangs f)albjä$rli$,
tyäter jäljrlidb im 9Kat ober ftuni abgehaltenen 85 er famm*
lungen. (Erwarb, ber foätere Direftor ber Abteilung
SWünfter, ber biefelben regelmäßig befugte, entwirft t?on
tynen folgenbe antyeimetnbe ©djilberung: „S)er ganje !£ag
toutbe ben SBeremSangelegenljeiten gewtbmet. S)e$ SKorgenS
Jtoifdj'en neun unb jefjn Utyr fanben ft<$ bie Slnwefenben, bie
toemgftenä jur &ölfte nid)t in Sßaberbom wohnten, fonbern
aus ber gerne fyerbeigefommen waren, auf SWetjerS altertüm*
liefern ©artenfaale jufammen, e$ würben wiffenfd&aftlidje
Vorträge gehalten, t)iftorifd)e unb Iitterarifdje SWerfwürbig-
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feiten aorgegeigt unb beletjrenbe ©efarädje baran gefnüpft.
ißadj etwa gwei ©tunben mürben gur (grljolung einige
(Erfrifdjungen gereift, mit melden 9Ket)er auf feine attei*
nigen Äoften bie Änwefenben al« feine ©äfte bewirtete,
unb e« erfolgte eine $aufe, aufgefüllt burd) freunbfd&aft*
lidje, fettere, aber aud) ber ©iffenfd&aft, al« bem erften
«SwedCe be« SBeifammenfein«, nidjt frembe ©efpräd^e. ©ar
barüber etwa eine ©tunbe angenehm öerftrid)en, fo fefcte
man ftd) wieber, um in ben wiffenfdjaftlid&en SSortrftgen
unb fonftigen ernfteren SBerfyanblungen fortgufafjren. ffiaren
enblid), gegen brei ober mer Ufjr, biefe ©cfdjäfte beenbet,
fo öerfügte ft<^ bie gange ©efetlfd)aft in bie ©tabt, um in
einem befreunbeten ©aftf>aufe bei einer gemetnfd)aftli$en
üßaljlgeit ben genußreich verlebten Sag gu befd)ließen.
Diefe Drganifation ber SJerfammlungen, in benen ÜÄeper,
wie burd) feine gebiegenen wiffenfdjaftlid&en SKitteilungen,
fo burd) feine alle« belebenbe £eiterfeit ftd) l>eroortf)at,
Ijat gewiß nidjt wenig gu bem innigeren «gufammenleben
unb wahren ©emeingeifte, woburd^ bie $aberbomer herein«*
Abteilung ftd) oon jetjer au«geid>nete, beigetragen".
©a« waren fürwahr ibtytttfdje SBerljttftniffe, unb wer
ba« hinter ber SSincfefd^en ©linbenanftalt inmitten präch-
tiger SBttume anmutig gelegene, gut erhaltene @artenl>au«
feine« SBefud^e« würbigt, tann no<^ Ijeute einen §auä) jene«
©eifte« fpüren, ber bamal« auf ben SSerfammfungen be«
S3erein« lebenbig war.
ffi« mag im fcorau« bemertt werben, baß bie $er*
fammlungen na$ bem 1843 erfolgten 5Cobe 2Ket)er« aller*
bing« nid^t metyr in jenem ©artenfjaufe, aber bi« 1855
ausfdjließlidf) in Sßaberborn unb im wefentlid&en nadj bem
3ufd)mtt abgehalten finb, welken ber JBegrünber iljnen
gegeben.
(Ein weniger erfreuliche« SBilb bot in ben erften Qfa^ren
iljre« fflefteljen« bie Abteilung fünfter au« Mangel
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161
an Qfntcrcffe unb geeigneten Äräften. %a, als fte trier
Saljre naefy ttjrer ©rünbung tyren SMreftor unb ben rülj*
rigen ©öfelanb toerlor, fteßte fie i^re £f>ätigfeit üottftänbig
ein, unb Die S3erfu$e, jte ju neuem Seben ju erroeefen, er*
totefett jtd> als fo erfolgtos, bafc ber Äurator nur burd)
bie förmlid>e Äuflöfung ber bortigen Abteilung unb bie
Äongentrierung beS ganjen SBereinS in Sßaberborn
glaubte bie Drbnung nrieberfjerftetten ju fönnen. XBoljl
wenige mögen biefeS 2JH&gef$i<f aufrichtiger bebauert
Ijaben als ©tein, ber ein SKitglieb ber Abteilung SDZünfter
mar. ©eine lebhafte Jeilna^me an ben JBeftrebungen beS
83ereinS befunbete er nod& bei feiner lefcten Ämoefentyeit in
$aberborn, mo er fid> mit 2Ket)er eingeljenb über bie 83or*
arbeiten jum S33eftfälifd>en Urfunbenbudje unterhielt unb
balb einer ©ifcung beijumoljnen fcerfprad), um bie einzelnen
SWitglieber fennen ju lernen, »n ber Ausführung biefeS
Borf)abenS Ijinberte ifjn ber !Eob; als er am 29. ftuni
1831 auf Äappenberg ftarb, Ratten fi$ tn 2Äünfter bie
SSer^ältniffe nod) nid>t jum SBejfern getoanbt.
ÜDie XBiebertyerfteflung ber Hbteilung üWünfter gelang
erfi 1834 unb fear jum großen Seil baS SSerbienft 9Ket)erS,
ber, frei Don fleinltdjer SRtoalität unb nur öon facfclidjen
Stücfftdjten geleitet, alles tljat, um ben nriberftrebenben
Hrdjtoar ®rf)arb jur Übernahme beS 3)irettoratS ber
®d)toejterabteilung ju belegen.
Qfn ebenbemfelben iftaljre 1834 fiebelte ©iganb öon
^öfter als ©eridjtsbireftor nad) ffiefclar über, 2Jon Ijier
aus veröffentlichte er nod> ben 7. Söanb beS 8rd)iüS für
®efd)id)te unb ÄltertfjumSfunbe ©eftpljalenS, trat aber bann
toegen ber aus ber meiten Entfernung feines neuen ©oljn*
orteS entftmngenben Unjuträglidtfeiten öon ber SRebaftton
jurfirf. XBer jenes 8rd>to genauer tennt, toixb mir ju-
fttmmen, toenn id> fage, bafj es befonberS für bie Sßaber*
borner ©efdjidjte eine reidje gunbgrube tyiftorifcfyen SßiffenS
LVII. 2. 11
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ift, ein fd>öne« ©enfmal üon SBiganb« 3trbeit«!rafi unb
gefd)icl)tlid)em ©inn. Stteben bcn jaljlretdjen gebiegenen
Seiträgen fxnben ftdf) aUerbing« aud) foldje, meiere bie
SKängel be« Slnfängertum« nid)t verleugnen. Aber für bic
Mängel werben wir üoQauf entf^äbigt burd) bie föeidjljal»
tigfeit be« ©ebotenen, bie ©elbftloftgfeit unb SBefd&eiben«
tyeit ber SBerfaffer, welche überaus angenehm abftic&t gegen
ba« bünfefyafte ©ebaren fo mancher mobernen ^iflortfer.
©er JBerein beburfte olfo eine« neuen Organ«. Die
öon bem tfjatträftigen 3)ireftor (Erljarb geleitete Abteilung
SKünfter faßte in ber #auptöerfammlung Dom 24. 2ttai 1836
ben S3efdjlu{$, e« foöe unter ber gemeinfamen SRebaf iion
ber beiben SMreftionen ju Sßaberborn unb ju aWfinfter eine
neue SJereinSjeitfdjrift gegrünbet unb jebem wirffidjen üfttt*
gliebe ein (Sjemplar gegen (Erdung be« jäf)rlid)en Sei*
trage« überlaffen werben. Sereit« am 26. STOai erflärte
bie Abteilung Sßaberborn if)re ßuftimmung. 3M e f* ttmge*
ftaltung be« 35erein«organ« war oljne Zweifel * n me$r*
fadjer #infid)t ein gfortförttt. 1838 erfäien ber erfte
SBanb ber „^eitfdjrift für öatertänbifd&e ©efdndjte
unb aitert^umöfunbe 11 . SSon berfelben liegen jefct
56 ftattlid>e SBänbe öor, weldje rfil)mlid) 3 cu fl n ^ «biegen
Don bem regen wiffenf<$aftlid)en ©eift, ber Den SSerein in
ben legten 60 Qaljren befeelt Ijat.
SKeijer erlebte bie Verausgabe ber fünf erften SBänbe;
er ftarb am 18. ©eptember 1843, unb ber SSerein wirb,
fo lange er beftefjt, feine« ©tifter« unb erften SMrettor«
ftet« mit banfbarer Stnerfennung gebenfen.
Sei ber 9BaJ)I feine« SWad&folger« bereinigten fidj alle
Stimmen auf feinen greunb ben JJriminalbireftor
Dr. ©eljrfen. ütta&gebenb bei biefer 2Bal)l war offenbar
uid>t ba«, wa« man Don iJ)m al« Direftor »erlangte unb
hoffte, fonbern ba« ©efü^l ber 5ßietät gegen ben 72 jährigen,
um bie 6rforfd)ung ber Sßaberborner ©efdjidfcte t)od> t?er*
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bienten ©reis, ©eljrlen Ijat öer§ältni$mttßig wenig,
namentlich feine «rbeit öon größerem Umfange, ber Offene
lidjfeit übergeben; aber feine außerorbentlid) reichhaltigen
Sammlungen, welche burdj ben jefetgen SBereinSbireftor
#errn Pfarrer Dr. SKertenS jum größten Seil in ben
JBefifc beS SBereinS gebraut fmb, bereifen, baß jene Sprung
eine wofytoerbiente war. Qu feiner (Entladung würben i^m
brei Ferren beigegeben: $uftijfommiffar JRofenfranj als
©efretär, Oberlehrer 5Eopt)off als JBibliot^efar unb ©ijm*
naftaOeljrer SBranb al$ SRenbant. SDiefe Teilung ber
©efdjäfte bewährte ftd» fo, baß bie Abteilung fünfter
1851 nad) bem 5Cobe tyreS 2)ireftorS ffirtjarb ebenfalls ju
berfelben überging, (E8 war ©eljrfen ju feiner greube öer*
gönnt jufammen mit ©rljarb ben 6. unb 7. SBanb ber
Cereinöjeitfd^rift ju üeröffentlid)en, am 30. STOai 1844 ber
3al)re$üerfammlung ju präftbieren unb unmittelbar barauf
am 11. Sunt fein fünfjigjfttjrigeS Dienft Jubiläum ju feiern.
S)er erwähnten QafyreS&erfammlung wohnte außer (Erwarb
aud) ber Dberpräfibent &. 83 in de bei. (8$ mag fyier er*
wätynt werben, baß ö. SB in de, bem befanntlid) gerabe bie
©tabt *ßaberborn jum ©anfe verpflichtet ifi, nad) bem
$eugni$ (grtyarba ju ber Sßaberborner Abteilung eine befon*
bere Hinneigung jeigte unb nie nad) Sßaberborn fam, oljne
in 2Wet)er$ £au$ einjutreten unb ftc& mit i^m über Ärdjto«
unb S$erein$angelegcnl)eiten ju befpredjen. 9Kit ©eljrfen
war er feit ben üföarburger ©tubentenjaljren burd) bie
SBanbe perfönltdjer 3freunbfd>aft öerbunben. Seiber öerlor
ber SSereih fdjon im Dejember 1844 feinen l)od)tterbienten
Äurator, ber „inmitten feiner öielfettigen unb fdjwierigen
Arbeiten immer nodj föulje unb Qtxt su gewinnen wußte,
um ben 33erein3angelegenljeitcn feine Hufmerffamfeit ju
wibmen, bie SSerfammlungen burd> feine ©egenwart ju
beleben unb ftd) mit feinen Arbeiten in vertrauter fflefannt*
fdjaft ju erhalten". S)a« %a\)x 1844 braute nodj einen
11*
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gleiten fdf>merglid)en SBerluft. 8m 11. Dftober aerfdjieb
nämlidf) Sammer^ ber al« Dompropft unb ©enerafoifar
gtoangtg Qaljre Dörfer ben Verein mitbegrfinbete, gu feinen
eifrigften Sttitgliebern gäljlte, audj al« JBifd&of trofc feiner
80 ftaljre bie Verfammlungen öon 1842 unb 1843 nid&t
öerfäumte. Überhaupt f)at ber Verein — ba« möchte idfc
bei biefer Gelegenheit ljeröorl)eben — feit feinem Seltenen
gerabe an ber ©eiftlidjfeit be« Sanbe« einen ftarfen
SRüdHjalt gehabt. Qn«befonbere *f* CT * on a ^ cn $aber*
borner Vifd&öfen burd) i^ren (Eintritt geehrt unb gugleid)
In feiner ©tettung befeftigt Sorben.
©ehrten folgte feinem Srreunbe *• VindCe bereit« na<I>
einem Vierteljahr (9Kärg 1845) im £obe nadj.
Sflad(> tym jtanb gel>n $ai>re (1845—1855) an ber ©pifce
be« Verein« ber ftuftigrat SRofenlrang. Unter Diefem
©ireftor blieben bie alten ^formen beftetyen, aber ber ©eiji
Snberte ftd) attmätylid) unb mußte fid) änbern, al« nadj
bem «u«fdf)eiben berjenigen, meldte ben Verein in« Seben
gerufen unb in ben urfprüngltcfcen Vafynen erhalten Ratten,
eine neue ©eneration mit neuen Änftd^ten unb fielen auf
ben Sßlan trat. SRofenlrang felbft $at für bie 3eitfdf>rift
eine ftattlid&e SRetlje t)on gefd&id&tlid&en Darftellungen Der*
fafct, meiere man öon ben Arbeiten eine« 9Ket)er, SBiganb
unb ©ehrten auf ben erften Vlidf unterfdjeiben fann. @«
finb nadf) feiner eigenen Vegeidjnung teil« Biographien,
teil« „Ijiftorifdje Äuffäfce", bei benen in«gefamt nid)t bie
nüdjterr.e ^Bearbeitung be« QueHenmaterial«, fonbern bie
©eftaltung be« ©toffe« gu toofytobgerunbeten Silbern bie
#auptfadje bilbet. ©eine 3)arftetlung«toeife toirfte in ge*
toiffer ©eife erfrtfd&enb unb belebenb, aber „bie freie
SRid&tung feine« ©eifte« unb bie rfidfyaltlofe Darlegung
feiner Anflehten in SBort unb ©d&rift tyat iljm mannen
Vorttmrf gugegogen unb titele öon iljm abgetoenbet".
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165
<5r ftarb im Februar 1855; bic ^aljl ber ÜKttglieber
belicf ftdfc am @nbe biefeS QfaljreS auf 110.
Seöor id> bic ©cfd^ic^tc unferer Abteilung weiter ver-
folge, mu§ iö) mit einigen SBorten eine« SKanneS gebenfen,
ber iljr jwar nid)t als ÜKitglieb angehörte, aber trofcbem
feljr nafyt ftanb. ftd) meine ben Direftor ber mfinfterfd(jen
Abteilung (Erwarb, ©fyrenbe SDenfmäler feinet gleite«
unb feiner Opferwilligfeit für bie ©a$e be$ Vereins finb
neben feinen in ber «3eitfd(jrift veröffentlichten grünblicfcen
Hbljanblungen unb gehaltvollen Sieben bie beiben Stäube
Regesta historiae Westfaliae, in benen er enblicfy ffirnft
madjte mit ber 3$erwirflidf>ung beS feit bem 93eftef)en beS
25erein8 viel erörterten SßlaneS ber Verausgabe eine« ffieft*
fälifcJjen Urfunbenbud&eS. Seine auf bie #ebung ber Hb*
teilung ÜBünfter jielenben SBeftrebungen würben allerbingS
uid&t belohnt; benn bei feinem STobe 1851 jaulte biefelbe
nur 49 ÜÄitglieber, 24 weniger als bie ©djwefterabteilung.
tiefer Sßi&erfotg barf felbftverftänblid) nid)t ben SKa|ftab
abgeben für bie ©ertfdiäfcung beS üttanneS. 3tlS ein be*
fonbereS SJerbienft red&nen wir es ©rfjarb an, ba{$ er auf
bie Pflege freunbfd&aftlidfjer fflejie^ungen ju ber Abteilung
$aberborn ©ewid^t legte wie teiner von feinen Sftadfcfolgern.
^m 3»ärj 1855 wählte unfere Abteilung ju i^rem
Direftor ben ©tjmnafiatteljrer Dr. (SieferS, unb biefer Ijat
über fünfunbjwanjig Qfa^re ben ifjm anvertrauten Soften be*
Reibet. Obgleidf) bie Äürje ber $eit, welche jwifd^en §eute
unb feinem STobc liegt, mir eine gewiffe ,3urüdH)altung jur
$flidjt madjt, mufc xd) bod) beS SJerftänbniffeS falber feine
Sebeutung als ®efd&id(»tSforfdf)er unb als 93ereinSbireftor
toenigftenS in ben ^au^tjügen fennjeidjnen. Gin flüchtiger
SHtcf in baS ajerjei^ni« feiner felbftänbigen ©Triften, fo*
wie feiner ^Beiträge für bie geitf$rift lägt erlernten, bafc
er bie Qtit, wel(^e er feinen ^Berufsarbeiten abjugewinnen
Verftanb, nicf)t in ttntfyätigfeit verbrämt, fonbern ju viel*
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fettigen ©tubien Dertoanbt Ijat. Qtoax ift mancfyeö öon bem,
toaS er öeröffentltd)t, letzte ffiare, aber ttadj Huafd&eibung
be3 üßinberwertigen bleibt bod> be$ ©ebiegenen, auf ernfter
©eifieäarbeit SBeruljenben genug jurücf, um iljm unter ben
Sßaberborner §iftorifem auf immer einen ehrenvollen
Sßfofc ju ftdjern. SWamentlid) im Urfunbentoefen unb auf
bem ©ebiete ber Äunft befafj er ausgebreitete, junt Seil
fiberrafd&enbe Äenntniffe. $>af$ er in ttriffenfd>aftlid>en
Streitfragen ein nidjt ju unterfdjäfcenber ©egner toax,
Ijat me^r als einer fcfymerätid) erfahren, am fc&merjlidjften
ber ©taatSardjtoar unb ©eljeime Slrd^iorat Dr. ©ilman«,
ben er burdj feine überlegene Jftitif unb feinen f^onungS*
lofen ©arfaSmuS fogar jum SBerjidjt auf bie ©eiterbear*
beitung beS ffieftfälifd&en UrfunbenbudjeS nötigte.
$n ber Seitung be$ Vereins betoies er unöerfennbar
ein getmffeS organifatorifd)e$ Talent. ftnSbefonbere burdj
bie SBeranftaltung berffianberüerfammlungen an ©teile
ber bis bal)in ausfdjlie&lidj in *ßaberborn abgehaltenen
QafjreSöerfammtungen fteigerte er ba$ Qntereffe für ben
SJerein berart, bafj biefer am 24. Äuguft 1869, nad)bem er
trierjefyn Qfaljre an feiner ©pifce geftanben, bie bamalö eben*
falls feljr rührige, 228 3ttitglteber jä^enbe Abteilung 2ttünfter
um meljr als 70 üWitglieber überholt fjatte. (Einige biefer
SBanberöerfammlungen nahmen einen ttmljrljaft glänjenben
©erlauf. 1865 beteiligten ftd) in Srafel an bem geftma^I
145 *ßerfonen, unb traten bem herein 65 neue aKitglieber
bei; 1869 betrug in #öjter bie Qaty ber geftteilnefjmer 150.
3fn aftünfter f)at man biefe (Einrichtung feit einigen Qa^ren
mit großem (Erfolge nac&gealjmt.
(ES Ijat ju aßen 3 c ^ en Scanner gegeben, meiere baS,
ttmS fie in bejferen $aljren müftfam aufgebaut, fpäter
felbft ju ©runbe rieten Ralfen. Qaiu gehört aud) ©ieferS.
3fn fämtlid&en fflänben ber 3eitfd)rift öon 1870—1879
finbet man feinen einjigen SBerid)t über bie £t)ätigfeit ber
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*($aberborner Abteilung, feinen einjigen 93eridf>t über eine
SSerfammlung. %m 2ttai 1880 Deranftaltete ©iefer« anläfr
Hd| ber geier feinet fünfunbjwanjigjäljrigen Jubiläum« als
SJereinSbireftor eine Heine SJerfammlung in Srafel, wo iljm
unfer jefciger ©ireftor £err Pfarrer Dr. ÜRertenS als Äoab*
jutor cum iure succedendi jur (Seite gepellt würbe. Unb
was war 1880 au« beut SSerein geworben ? (Sr §atte 100
SKitglieber weniger als je^n Qfatyre früher, 100 2ßit*
glieber weniger als gleichseitig SKünfler. ©ie fotten wir
biefen SSerfatt erftären? (Etwa aus ben aUerbingS nieijt
gfinftigen 3citüer^ältuiffen? 35afc biefe nid&t allein bie ©djulb
trugen, jeigt ein SBlidf auf bie Abteilung ÜKfinfter, welche
1879 mel^r ÜWitglieber jaulte als fteben Qfaljre früher unb mit
großem ©lanje baS fjeft feierte, welkes üon SRed&tS wegen
$aberborn fy&ttt feiern muffen: baS fünf jigjä^rige Jubiläum
beS SSereinS. Ober war ber ©ireftor feiner Stellung nid&t
meljr geworfen? <£r würbe fretlid) fcfyon 1874 im Älter
öon nur 57 Qaljren penftoniert; baß er aber aud(j nad) ber
Sßenfionierung ftd& im 33oflbcjtfc feiner geiftigen Äräfte bs*
fanb, erfteljt man leidet aus ber litterarifdjen S^ätigfeit,
bie er bamats entfaltete, aus ber 3fel)be mit SBilmanS unb
ber Übernahme ber ^Bearbeitung beS ffieftfälifd&en Urfun*
benbudjeS. S)er $auptgrunb jenes traurigen SWebergangeS
fann Ijier nur angebeutet werben: ber lag in bem Sßefen
beS ©ireftorS. ©ieferS war nid^t immer burd&brungen
oon bem ©efitfjl ber t»oQen 33erantwortlidf)teit für baS,
was er tljat ober unterließ er ftettte md)t feiten feine
^erfon über bie ©adje; l>errifd(j unb eigenmäd&tig Don
Sßatur, bulbete er in ber Seitung beS SSereinS feinen fremben
(Einfluß neben fid) unb bürbete jidfj infolgebeffen eine Saft
auf, bie feine Schultern nidfct ju tragen öermod)ten.
@d)on 1862 war er, ber SDireftor, juglet^ ber ©efretär
unb ber Sibliot^efar beS 83ereinS. 1858 Ijatte ber Ar eis*
gerißtSrat ©pandEen an ©teile beS alten SBranb bie
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iRenbantur übernommen, ©djliefclidj aerbrängte er aud)
biefen Don feinem Soften unb war nunmehr alle«, Direftor,
©efretttr, SHbliotyefar, Ärdjfoar unb SRenbant, in einer
$erfon. (Sin 2Ketyer fonnte feiner Qtit bie laufenben 83er«
ein$gefd)äfte atterbingS mit 2eid>tigfeit allein erlebigen;
wenn jebod) ein ©ieferS unter ööttig Deränberten ©erhält*
niffen basfelbe Derfudjte, fo fonnte biefer SSerfud) nur ba^in
führen, wol)in er geführt tyat: in« SJerberben.
Unter ben im Qfatyre 1873 auf einer ©enerafoer*
fammlung ber Abteilung SKünfter proflamierten ©ta*
tuten befinbet ftd^ ein sßaragraplj, melier beftimmt, bafc
bie ÜKitglieber beS SJorftanbeS Don einer ausbrüdlid) ju
biefem SBe^ufe anberaumten ©eneralöerfammlung auf
brei $al)re gen>ä^It werben. S)iefer üftobuS ift in unferer
Abteilung unbefannt; fyättt er bamals aud> Ijier beftanben,
fo wäre öietteidjt mancher Schaben Der^ütet worben. 1 )
@iefer$ ftarb im SWoöember 1880, unb bie Seitung
be$ SSereinS übernahm ber 2Wann, ben wir ju unferer
aufrichtigen greube nodj fyeute an feiner Spifce fefyen, unfer
attoerefjrter SJirettor #err Pfarrer Dr. SWertenfi. ©eine
Sefdjeibenljeit ift ju befannt, als bafc id) mi<$ herleiten
ließe, burd) eine ausführliche Darlegung feiner SBerbienfte
xi)ti ju »erleben. (Einige SBemerfungen mufj er mir jebod)
geftatten. Unorbnung in ber 33ibliotl>ef unb ben übrigen
Sammlungen, Unorbnung im SRedjnungSWefen, ©djulbennot,
Unmut ber treu gebliebenen 2Witglteber — ba$ alles war
') 5luö Sßietät gegen meinen früheren Seljrer mödjte idj bie 33emer*
fung madjen, bafj ©teferä in feiner (Stellung aU SBereinäbirector bad
ttriffenfdjaftltdje £eben in einem großen $(jeüe Seftfalenä in me&rfad)er
Sfjieljung fiarf geforberr, unb bo§ er namentlich aU Leiter be$ früheren
ÜDiöcefan-tfunfioereinö eine ebenfo umfaffenbe wie erfolgreiche ^^artgtett
entfaltet fyat. 3)iefe unb anbere SBerbienfte gleiten manc^eö anü, waö
befonbere Serfjältniffe unb aud) hit Ungunft ber 3ett »erfdjulbet $aben.
&er SSereinäbirector.
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eine nid)t fc^r aerlodenbe (grbfd&aft unb Ijätte einen SKann
Dort weniger QbealiSmu« unb Dpferftnn moljl jurüdfd&reden
fönnen. SDhitig §at er inbeS bas @rbe angetreten unb baburd)
ben SJeretn, beffen gortbeftetyen gefäljrbet toax, gerettet.
Unterftflfct öon bem ÄreiSgeridjtSrai ©panden, fotoie
bem neuen föenbanten, fytxxn SBanfterSpancfen, unter*
jog er ftdj ber muffeligen Arbeit, über ben JBefift unb bie
33erpflid)tungen be$ S3ereinS JHarljeit gu gewinnen, unb
nad> fünf Qaljren t)atte er bie ©enugtljuung, bie ftnanjieHen
©djnrierigfeiten burc§ gutoenbungen ^ cr $romnjiallanb*
ftänbe, nicfct minber burd) ba$ anerfennenätoerte Entgegen*
fommen ber firmen ©d)öningl)*?ßaberborn unb JRegenSberg*
2Rünfter beinahe gehoben ju feljen. $nbem ct c ^ ncn neucn
SJorftanb fdjuf, bie in üWfinfter bereit« feit 1862 ttblid&en
SBinterDorträge einführte unb tmeberum SBanberöer*
f am mlungen tyiett, braute er frifd)e$ Seben in ben 85er*
ein, gab feinen ÜJHtgliebern toieber 2Wut unb ÄrbeitSfreu*
bigfeit. 2Bat)rIi<i), mit fflefriebigung fann er l)inbli<fen
auf ba$, maS unter ü)m unb großenteils burdj ityn
geleiftet toorben ift. $n ber Steige ber toäf)renb feine«
Dir ef torateS öeranftalteten ©eneralöerfammlungen,
bie ber SRegel nad) mit einer HuSftellung üerbunben
waren, ift bie heutige bie jttölfte. Die Qatji ber gehaltenen
Vorträge bejiffert fidf) auf meljr al$ 140. Die üon
SWertenS unb bem jeweiligen Direftor ber ©d>mefterabtei*
lung SWfinfter rebigierte SBereinSjeitfd&rift nimmt unter ben
jaf)lretd)en ätjnlidjen Sßublifationen eine angefeljene ©tellung
ein. 1894 erfd)ten bie ©dflußabteifung beS ftarfen, bie
^aberborner Urfunben bis jum ftaljre 1300 umfaffenben
4. SanbeS be$ 5Beftfältfd)en Urfunbenbud&e$, an
beffen Bearbeitung fid) auefy *ßaberborner £>iftortfer, nämlid)
außer ©ieferS unb SKertenS ber #rei$gerid)t$rat
©fanden unb ber ©raf Q. ö. äffe bürg, beteiligt Ijaben.
Der SKitglieberbeftanb, welker 1880 auf 185 Ijerunter*
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gefunlen war, beträgt jefct ba$ Doppelte. Die Sammlungen
ftnb ttad) SWaßgabe ber verfügbaren STOtttel unau«gefefct
burd) Slnfauf unb crfrculic^crtoctfc aud) burd) ©djenfungen
Derme^rt korben. Da« SWufeum tft bei feinem befrei*
benen Umfange redjt reichhaltig unb burd) #errn JBanfter
©p an den muftergültig eingerichtet. Sin befonbereS ®e*
wid)t legte unfer Direftor üon Anfang an auf bie fadjge*
mäße Erweiterung ber SBtbliotlje!, welche juerft burd) ben
toerftorbenen Sßrofeffor #ülfenbed, bann in jüngfter 3eit
burdj fterrn Dberpoftfefretär ©tolte mit großer Sorgfalt
fatalogtftert würbe. $n biefem Qfa^re fd^enft #err ©tolte
bem herein gewiffermagen als ängebütbe ju feinem SMegen*
fefte eine weitere, ebenfo öerbienjt» ate mü^eDoBe Arbeit,
nämltd) ba« $erjetd)ni£ ber Strcfctoalten, welche« bie 93c*
nufcung unfereS Slrd)to3 wefentlidj erleichtern wirb.
#infid)tltd) ber ©teDung be$ JBereinS nadj äugen fei
nod) bemerft, bag er, wie er 1872 ftd) bem ffieftfälifdjen
Sßrotnnjtalüeretn für ffiiffenfdjaft unb ffunji angeglie*
bert f)at, fo aud) in ber 1896 burd) bie 3<mtiattoe be«
$rof. ftintt, be« bamaligen Direftor« ber Abteilung
üßünfter, in« Seben gerufenen #iftorifd)en* unb Älter*
tum«tommtffton üertreten iji. Ob unb inwieweit freiließ
bie ffiirffamleit biefer beiben ßommtfftonen für ben herein
al$ folgen fegen«reidj iji, fann erft bie 3*rtunft lehren.
©eit 1890 Ijat ber ^roüinjiallanbtag ber «btei*
lung ^aberborn jäl)rltd) eine Unterftttfcung t)on 1000 2ßarf
jugewanbt. Darin liegt eine eljrenbe Änerlennung unfere«
©treben«, unb wir bürfen woljl bie 3 uöer Wt §egen, bag
bem herein, folange er fid) felbfi treu bleibt, jene Unter*
ftüfcung nid)t entjogen werben wirb.
Da«felbe ®efttl)l be« Dante« unb be« Vertrauen«
§egen wir gegenüber ber©tabt*ßaberborn. 1889 über*
lieg bie ©tabt bem herein jur Unterbringung ber SBiblio*
tl)et unb be« Ärd)to« brei Ääume im fog. 8rd)togebäube,
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171
unb fünf Safyxt ft>äter bereitete fie fämtlidjen Sammlungen,
aud) bem SWufeum, in iljrem ftattlidjen Statfjaufe ein
mürbigeä $etm, fo ipfirbig, rote es ein jtpeiter bem unfrigen
gleicher JBerein faum beftfcen mag.
Sßaberborn ift in feiner äußeren ffinttoicfelung hinter
mehreren ©täbten beS ©adjfenlanbes, mit benen es eljebem
ungefähr auf gleicher (Stufe ftanb, weit jurttdfgeblteben.
Sebod) als Pflegerin ber leeren ®üter beS SebenS, als
JBifdjofSftfc, als ßentratyunlt fö* bh JBermittelung nuffen*
f$aftlid)er JBilbung unb für ttriffenfd&aftlid&e JBeftrebungen
nimmt bie alte *ßaberftobt nod> immer einen hervorragen*
ben ?ßlafc ein. S)a§ fie aber biefen *ßlafc einnimmt, baju
Ijat ntdjt an lefcter ©teile ber 8ltertumSt>erein beigetragen.
2)aljer barf td) mit vollem föedjt bie Unterftfifcung biefeS
SJeretnS feiten« ber ©tabt als eine tüotyfoerbiente unb
moljlangebradjte bejeidjnen unb alle biejenigen, melden bie
©)re SßaberbornS am #erjen liegt, aufforbern, ben JBerein
aud) toetterfjin nad> Äräften ju förbern.
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V.
SSUJelm ©icgfrtcb Slboif Spanten. 1 )
©ine ßebcnSftijäC.
Sott
tttlljelm Hinter,
Dberleljrtr am ©gmttaftum gu SPaberoorn.
« i o g y cH K » a » i »
ffiäfjrenb ber Iefeten ftaljre marb mir bei meinen ge*
fd)id)tlid)en Oforfdjungen bie ftreube ju teil, genauer (Sin«
ftdjt ju gewinnen in ba£ ©Raffen unb SBirfen eine« SDtan*
neS, ben id) wegen feiner SSerbienfte um bie §etmat*
lidje @5e f d^td^te unb unfecen SSerein je länger befto
työljer fdjäfcen lernte. $$ meine ben 1886 toerftorbenen
ÄreiSgerid&tSrat a. 3). ©fanden. $u feinen Sebjeiten
§at e$ if)m an Anerkennung nidfjt gefehlt: bie SBiffenfdjaft
e^rte iljn burd) bie SBerletyung be« (EljrenboItorbtplomS,
ber SBerein burdf) bie (Ernennung jum ©Ejrenmttgliebe.
©eit feinem £obe finb breijefjn Qa^re vergangen,
unb nod) Ijat niemanb fcon benen, meld&e i^m im Seben
nüljer ftanben, bie ©igenart feiner ?ßerfönlid)!cit, foroie
feine SBebeutung für ben SBerein unb bie ©efdfjidjtsfunbe
in einem Stefrologe barjulegen unternommen. SBenn idf)
atfo einer löblichen ©itte folgenb bem £oten einige ©e*
benfblätter nribme, fo entrichte id> ni$t allein ben Sxibut
meiner eigenen #od()fd)äfcung unb Itantbarfeit, fonbern
trage audjjugleidj im SWamen beS SBereinS enbli^ eine
alte @f)renfd)ulb ab. ßtoar $<** *$ i^n nid)t per*
*) 6ie$e fein Sßorträt an ber ©pifce ber bieajäljrigen Sritfdjrift!
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fönlid) f cnncn gelernt, inbe« id& Ijoffe , einerfeit« burd§ ba«
©tubium feiner $u6Itfattonen unb feine« Stadfclaffe«, an«
berfeii« burd> münblid&e ©rfunbtgungen biefen üKangel nad)
SWöglic^fett au«gegltd)en ju §aben.
©ifljelm ©iegfrieb Äbolf ©panefen entflammte einer
im Sßaberborner Sanbe Qlteingefeffenen ftamilit, au« tt>el*
d>er im 17. unb 18. Qfaljrljunbert mehrere üßitglieber al«
richterliche SBeamte tljätig ttmren, anbere fid) bemDrben«*
flonbe toibmeten. Cr erblidfte ba« 2id)t ber SGBctt am
9. Dejember 1803 in bem freunblidjen, an gefd)td)tltd)en
Vorgängen unb (Erinnerungen reiben ©täbtdfjen SBüren,
»o fein SBater, $gnaj ©pandfen, bie ©teile eine« ©tabt*
unb 2anbgerid)t«affeffor« befleibete. Obgleich er eine nid&t
gerabe robufte Sßatur befaß, fyat er bod) md)t nur feinen
älteren ©ruber, fonbern aud) fcier Don feinen fünf junge*
ren ®efd)ttrifiem überlebt, ©ein SSater ift 1856 im Ijo^en
Älter öon 86 Qfö^ren geftorben.
5>ie 83ermögen«t>erl)ältntffe be« Äffeffor« Qfgnaj ©pan*
den maren bgrart, bafc er trofc feine« mäßigen Dienftein*
fommen« feinen brei älteften ©öljnen ba« ©tubium ber
Siebte ermöglichen fonnte. — Sßa^bem unfer SBityelm im
§erbjl 1819, alfo nod) nidjt fed)je§n ftaljre alt, ba« $a*
berborner ©tymnaftum abfolüiert §atte, ging er im
fcprtl 1820 nadtj ©öttingen. #ier Ijörte er neben ben
juriftifd)en Kollegien aud) SJorlefungen über ben beutfdjen
©til unb M jeid)nete ftd) bei ben bamit uerbunbenen praf*
tifd&en Übungen Dorjfiglid) au«", gerner trieb er *ßolttif,
©Eperimentalp^fif, mittlere unb neuere ©efd)i<$te, ©eo*
grapljie, (Ethnographie unb ©tatiftil. Die Don ben *ßro*
fefforen iljm au«geftellten Seugniffe rühmen ofyte Au«*
na^me feinen gfleiß unb feine Slufmerffamfett. 3 ur Qforfc
fefcung feiner ©tubien begab er ftdfj nad) einem #al)re nad)
SJonn, im ÜWai 1823 nad& ©tefjen.
3fm Oftober be« lefctgenannten ftatjre« beftanb er bie
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8u«fultator Prüfung mit bem^räbifate „öorjügltcfc gut".
$a« *ßrotofoU erflärt, baß er „bie itym vorgelegten fjra*
gen mit einer fcltenen ©etoanbttjeit unb ©rünblidjfeit be*
antwortete, jugleidj aud) eine üorjüglid&e Seurteilung«*
gäbe unb fc^r gute Äenntni« ber Iateinifdjen ©pradje
geigte, fo baß er eine gang Dorjüglid&e Qualififation jur
SBiflfatjrung feine« ©efudje« um 3 u ^ a ff un 9 a & ÄuSfuIta»
tor nadjgettuefcn t>at". Sftad) jmeijä^riger Sefdjäftigung
am £anb* unb ©tabtgeridjt feiner #eimat nmrbe er im
Dftober 1825 jum SReferenbar ernannt.
Sftadjbem er ju Anfang be« 3?al>re« 1827 jtoei SWonate
al« „$ülf«*3nquirent" bei bem Qfnquifitoriat ju#erforb
gearbeitet, bann fi<$ vergeben« um bie 3lffefforftelIe bei bem
Sanb* unb ©tabtgerid&t in ©arburg beworben, mürbe er im
SWooember 1827 auf ein $a§r gegen eine Sergütung Don 400
V)lx. al« §ülf«rid)ter nad) Softer gefdjitft; erfdjiebmm
Ijier mit bem amtlichen 3eugni« „eine« auf folibe {RedjtS*
unb @efd)äft«fenntni« gegrünbeten rüljmlidjen gleite« unb
moraltfdjen Setragen«", Starauf arbeitete er nrieber am
©eridjt in Suren, bi« er im $)ejember 1829 ein Äom*
mifforium in SBarburg erhielt; au« Suren entließ man
ü>n mit bem „Sebauern, in ber *ßerfon be« #errn Ober*
IanbeS* ©eridjt« »SReferenbarü ©panden einen ausgezeichnet
tüdjtigen Quriften unb fleißigen, prafttfdjcn Arbeiter ent*
beeren ju muffen". Sftad) einem weiteren furjen $om»
mifforium in Sielefclb erlangte er jum 1. 2ßärj 1831
bie lange gemünfdjte Aufteilung al« Sffeffor am Sanb*
unb ©tabtgertdjt ju SBarburg mit einem 3;al)re«gel)alt
Don 500 S^lr.
©o folgte benn auf ba« SBanberleben enblid) eine
3eit ber SRulje. $n bem neuen 2Birfung«frcife blieb er
7 '/2 3 a § re - 1835 grünbete er einen eigenen $au«ftanb,
inbem er fidf) Dermalste mit feiner Eouftne Slugufte, ber
Eodjter be« 3rieben«ric^ter« ©il^elm Stnton ©panden.
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Unmittelbar nad) feiner feften Aufteilung, im üKai 1831,
trat er bem öon feinem JBatcr 1824 mitbegrünbeten ! )
93erein für ©efdjidjte unb «Itertumöfunbe SBeft*
falenS bei; baS Diplom ift unterjeidjnet öon bem „33or*
fifeenben" be$ SereinS, bem JDberpräftbcnten ö. SSincfe,
unb bem SDomfapitular SWetyer, bem SDireftor ber Abtei*
Iung *ßaberborn.
©ein lebhaftes SerftänbmS für bie Aufgaben unb
SBeftrebungen be$ 35erein$ f)atte er bereite einige Qa^re
früher belunbet. 1828 toeröffentltd)te er nämlid) in ,, ©i*
gartbs Ärd&ito", bem bamaligen 33eretn$organ, bie älteften,
bis baljin ungebrudten M Privilegien unb Statuten
ber ©labt Suren". 2 ) SDiefer Huffafe ift für iljn djaraf*
terijtifdj: bie <£rforfd)ung redjtlidjer SBerfjältniffe
aus urfunblidjen Quellen blieb eine SieblingSbefdjäf'
tigung feines ganjen SebenS. 9Wd)t minber bejeicfynenb
erfdjeint es freiließ, bafc er Dolle 26 #al)re Dcrgcljcn liefe,
bt$ er abermals mit einem Seitrag tyeroortrat. Ü)iefer
jmeite Seitrag, meldjen er 1854 in ber „3eitfd)rift für
üaterlänbifdje ©efdjtdjte unb ÄltertumSfunbe", bem neuen
SereinSorgan, jum 8bbru<! braute, ift betitelt „Qnx
©efd)td)te ber ©djüfcengefellfdjaften 11 . 3 )
©er ©panden nidjt genauer fennt, möchte biefe lange
<ßaufe öielletd&t befrembenb finben unb ben ©runb in ber
Serminberung feines ftntereffeö für bie ©efdjidjte fudjen.
l ) SSergl. oben 6. 156. — 3u ber ©rünbungggefdjidjte fei nodjträg«
Hdj nodj ffolgenbed bemerft. fcoffmann oon goüer «leben (Wein
&ben, 33b. 1. <S. 221) erjagt, eT Ijabe im «pril 1820 in Sßaberborn
©eljrfen, in S3öfenborf Sluguft öon £artljaufen bcfudjt. „3n Wörter
teerte i<§ M $aul SBiganb ein. 2Bir fpradjen m'el über einen gefdjidjt«
Iidjen herein SBefifalenä, ben er inö öeben rufen muffe, ©päter teilte
id) tfrai meinen Entwurf mit".
*) Söiganbö 8rd)io III». ©. 29 ff.
*) Söeftf. 3*itf$r. 53b. 15. ©. 306 ff.
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Da§ jebodf) eine fotd^e Annahme DoUftttnbig unjutreffenb
fein würbe, jeigt ein SBtidf in feine fianbfdfjrtftlid&en
(Sammlungen, wetdfoe ein anfdjauttdje« ©üb Don feiner
ÄrbeitSluft unb ©djaffenöfreube geben, weldje beweifen,
bafj er unabläfftg bemüht war, feine gefd&idjtlidjen Sentit*
niffe ju üerttefen, feinen ©efidjtsfret« ju erweitern, ftd&
namentlich über bie alte SCopograpljie, fowte über bie
ehemaligen ©runbbefifc* unb @erid)t$üerl)ältniffe
be$ gffirftbiStumS 5ßaberborn Älar^eit ju fcerfd&affen. ©ie
au« gelegentlichen Cermerfen §erüorge!jt, forfdjte er be*
reit« 1830 nad& bem ©üterbefifc ber Älöfter JBöbef en unb
S)al^eim. Ofrütj ejcerpierte er femer jwei #anbfd)riften,
„welche au« ber ©ibliotljef ber Stbtei Stbbing^of ber
*ßaftor ©üer« in ffieftyeim befifct". 2ßit ganj befonberer
SBorliebe betrieb er ba« ©tubium ber ©efdjidjte feiner
SSater ftabt Suren unb be« efjebem bort anf äffigen Abel«*
gefätecljte«. ffiäfjrenb bte ©djriftjttge ber „SRcgcftcn jur
@efd)id()te ber (Sbelljerren t). Suren" bie jitternbe
$anb be« ©reife« verraten, gehört ba« forgfältige „SRe*
pertorium be« SBürener ©tabtard&it>«" unjweifel*
§aft ju feinen ®rftling«leiftungen. @benba«felbe gilt öon
bem „SRepertortum über ba« Urlunbenbud) ber
Äanonie ©al^eim" unb bem „SRepertorium über
ba« Urfunbenbud) be« Älofter« XBormeln". SDa«
finb fämtltdf) muftergültige, mit ebenfomel Urteil al« geit»
aufwanb ^ergeftettte Arbeiten; überall finben wir bie gleite
©auberfeit unb $ierli$fcit ber ©djrift, bie gleite Älar*
Ijeit unb ©ewanbt^ett im 8u«brudf, bie gleite #errfd)aft
über ben ©toff, bie gleite Siebe jur ©ad&e; aCe« ift be*
ftimmt unb abgefdjloffen wie ba« befte üKanuftript, wel*
d)e« eben in bie ©ruderet gegeben wirb. SBertüolI ftnb
audj bie SR eg ift er, wetdfje ben ©ebraud^ jener SRepertorten
nid&t unwefentlid) erleichtern. Sie fefjr ©panclen gerabe
biefe Art arbeiten liebte, geljt barau« §er&or, bafj ernodf)
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177
m feinen fpäteren Qaljren ein ausführliches „Sßerfonen-,
Ort«* unb ©adjregifter überbaSju (Erpernburg
aufbewahrte ttrfunbenbudj beS ÄlofterS ©abelen"
mit großer Sorgfalt aufgearbeitet Ijat. Die „SWateri*
alien jur ®efd)td)te ber ©tabt ffiarburg" oer*
banten {ebenfalls feinem bortigen Aufenthalte ifjren Urfprung.
3fn ben ©pandfenfdjen Sammlungen ift ein« ber in»
tereffanteften ©tücfe ein Eollectaneen'SBud§, toeldieS,
Don iljm in feinen jugenblidjen 3af)ren begonnen unb nodf)
im ljof)en Älter ergänjt, Bufjeidjnungen enthält aus bem
langen Zeitraum Don mef)r als fünfjig ftaljren. ßs giebt
fcuSfunft über alle möglichen Dinge unter Angabe ber
Quellen; ben Äern bilbet baS 33erjeid)mS f amtlicher in
Urtunben, #anbfd)riften unb Drudhoerfen ernannten Ort»
fdjaften beS ?ßaberbomer fianbeS. (Es giebt 3 CU 8*
nis üon bem unermübltdjen ©iffenSeifer, ber SSielfeitigfeit
unb SBelefenfjeit, bem prattifdfjen, orbnungSliebenben ©inne
feines SSerfafferS. Die erfte ©eite trägt als SWotto einen
ÄuSfprud) oon ©oet^e:
„ £riebft bu bod(j balb bieS , balb baS !
SSar es ernftltdj, war es Spafc?
Dag id) rebtidf) midfo befliffen,
©aS aud& werbe, ®ott mag's nriffen. "
Dann meint er mit Dtrib: „Et pius est patriae
facta referre labor" unb öerftd&ert mit ÄufoniuS: „Nee
laudem affecto, veniam peto". «IS ©reis aber citiert
er mit p^ilofo^ifc^er Ütulje baS Dictum:
„ffiiner adfjt'S,
Der anbre üerlad&t'S,
Der britte betrad&t'S,
Was malt'S?" 1 )
*) ©pawfen Hebte cö , ©runbfäfce praftifdjer Sebenäwetäljeit unb
gefjaltoofle 9tuefpriid)e bebeutenber ÜRänner nid^t nur anfeuaetc^nen, fon-
bem au$ bei geeigneter Gelegenheit im ©efpräd)e $u oerwerten.
LVII. 2, 12
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SWad> tiefen tum £eil aorgreifenben Ausführungen
lönnen wir leidjt bteftrage beantworten, warum ©pandten
au« bem wo^lgefttflten ©d&afce feine« SBiffen« fo ©enige«
unb biefcö SBenige üerl>ältm«mäfjig foät ber Öffentltdtfeit
mitgeteilt l>at. ©r trieb nämltd) feine 2iebling«ftubien
nid&t fo fe§r jum Qtütd ber SBeröffentlidjung, al« ju fei«
ner eigenen 3freube unb Sele^rung. $ierau« erttärt ftdj
aud) bie SWannigfaltigfeit feiner arbeiten, erllärt ftdfj wei«
ter^in bie Sljatfadje, bafe er ebenfo luic ©ehrten, bent er
in biefem fünfte burd&au« gleidjt, lein SBert Don gröfce*
rem Umfange in Angriff genommen ober jum Äbfdtfujj
gebraut \)aU
Äe^ren wir nun jur Betrachtung feine« äußeren 2e*
ben«gange« jurttdf! $m Buguft 1838 würbe er jumfianb*
unb ©tabtgerid)t«rat ernannt. SDie SBerfefcung nadf> ©alj*
lotten lehnte er ab, erflärte ftdf) aber bereit jur Über«
nannte ber burd) bie <ßenfionierung feine« Sater« erlebig«
ten, mit einem ©eljatt oon 700 Xfylx. Derbunbenen erften
ÄffefforfteDe beim £anb* unb ©tabtgertdjt juJBüren. SWur
ungern gab er feine bisherige ©teflung auf. fflbenfo um
gern verloren ifjn i^rerfeit« bie SBarburger, bie tljn nidjt
allein wegen feiner ridjtertid&en (Jigenfdjaften fdjäfcten, fon*
bem aud) wegen ber guten 3)ienfte, welche er ber ©tabt
Ieiftete al« SWitglieb be« ©tabt&erorbneten*ffoUe*
gium«. ö^re Semül>ungen, iljn ber ©tabt ju erhalten,
waren erfolglo«. 1)er ftufttjminifter, an welken pe ftd)
wanbten, fpracfy jwar feine ©efriebigung barüber au«,
ba& ©panefen „ftd) burd) fein Sffiirfen ba« Vertrauen unb
bie Artung ber ©eridjt«eingefeffenen ju SBarburg erwor*
ben unb ftdtj um ba« 2Bol)l ber ©tabt uerbient gemalt
l)abe", erflärte mbe«, „bie befonberen SSer^ältniffe, in
betten ftd^ ba« fianb* unb ©tabtgerid)t ju Suren befinbe,
unb bie guten ffiigenf djaften ©pandfen«" matten beffen
SBerfefcung im Qfntereffe be« S)ienfte« erforberlidf). S)ie
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XBarburger SBürgerfdjaft banfte bem ©d&eibenben burdjbte
Verteilung be« 6f)renbürgerred)te«.
©o ftebelte benn ©pancfen 1838 nadj feiner ®eburt«*
pabt über, wo er ad^tje^n ftaljre bleiben föllte. $m De«
jember 1840 oerlor er nad) nur fünfjähriger <Jf|e feine
erpe grau; bie beiben Äinber au« biefer ßl>e waren be*
reit« brei Qfaljre öor^cr in SBarburg geftorben. 1844 Der*
mahlte er pd> jum jmeitenmal, unb jwar mit Ämalia
SKat), ber Softer be« Sieutenant« ftoljanne« ftarl ffiil*
Ijelm SWalj. Diefe SSerbinbung würbe mit fieben Üinbern
gefegnet.
Da« Seben in bem Pillen Sanbftäbtdjen mar eintönig,
aber für ©panefen bei feiner Denftmg«art unb Jöebürfni«*
loftgfett nidjt unangenehm. Äl« SRidjter erwarb er ftd)
al«balb bie #od>ad)tung ber ganzen Se&ölterung. Sein
leutfelige« unb l>erablaffenbe« SBefen, feine fteieflhilje unb
Sefonnenljeit, feine überlegene ffiinftdjt, fein aübetannter
®ered>tigfeit«pnn fcerfd&afften i^m in allen Greifen ein un*
begrenjte« Vertrauen, unb felbp ber oon SWatur mifj*
trauifd>e Sauer entfd&ieb fic^ in jweifetyaften ftäflen nic&t
feiten baljtn: „^>ei Ijet et fagt, un fau bltoV. Qfn fol-
gern aWafce fonnte ba«£anboolf aflerbing« einem 9ßamte
vertrauen, ber freimütig genug mar, einem über ben un*
günpigen Hudgang feiner $rojeffe pdj betlagenben ftret»
$errn in« ©epdjt ju fagen: „Da« SRedjt tennt feinen Un-
tertrieb, ob ffibelmann ober Sagelöljner". — Die SBüra«
ner ehrten \\)i\ 1843 burd) bie ©aljl jum ©tabtoer*
orbneten.
Unter biefen SSer^ältniffen tjatte er um fo weniger
@runb, vorläufig eine änberung feine« ffiof)npfce« }u
wünfd>en. 1844 bot man tfym eine 3Hd)terpetle in *ßeter««
l>agen an, 1845 be«gtei$en in Sttie^eim, bod) er blieb
in SBüren.
(£tnen wenig erfreulichen Huftrag braute tym ba«
12*
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tolle 3aljr 1848. SDer ftrei« Stiren mahlte i$n nämltdj
mit großer ©timmenmeljrtyett jum Slbgeorbneten für bie
preußifd&e Sflattonal&erfammlung in Serlin, unb obtüoljl
er baS Auftreten in ber Öffentlic&feü im allgemeinen nid&t
liebte, ließ er ftd& bodf) jur Annahme ber SBatjt belegen.
Daß freiließ gar manche feiner ffiäljter fiel) in ityren Cr*
Wartungen arg entläufst fe^en unb i^m menig Dan! nriffen
mürben, barüber tuar er ftd) burcfyauS Mar. Unb fo ge*
fdfcalj es. Denn er ftanb jroar grunbfäfcltdj auf bem SBo*
ben be$ gemäßigt* liberalen Programms, empfanb aber
gegen bie Übergriffe unb überfpannten Qforberungen ber
liberalen einen folgen ©iberttriflen, baß er bei tmdjttgen
Äbftimmungen ftctd mit ber SRedjten ging. SBte fe^r feine
Haltung öiele fcerfttmmt Ijatte, würbe iljm burdfc eine SKiß*
trauend «Äbreffe unb baju eine« frönen ÄbenbS burdj eine
in berartigen ft&ütn beliebte Ooation unjweibeutig na^e
gelegt. 1 )
3um 1. April 1850 erhielt ©panden feine ©rnen*
nung jum ÄreiSrtdjter unb ben £itel „ ÄreiSgeridfctSrat 41 .
I)ie Skrfefcung nadf) 9Metberg lehnte er ab. Sunt *• 3 a *
nuar 1857 berief man tljn mit einem ®ef)alt öon 900 2^1r.
an ba$ Jfreiögeridjt ju *ßaberborn.
SWit melden gefd)id)ttid)en Arbeiten er ftd& roäljrenb
be« Aufenthaltes in SBttren befd&äftigt fyat, fonnte fd^ott
angebeutet werben. Stußerbem »erfaßte er bamal« bie
roertooffe Hbfjanblung über „bie eingegangenen Hn*
fiebelungen im ©tntfelbe, im angrenjenben S)ie«
melt^ale unb in ben #errf dfjaften SBüren unb
*) 3118 bie Ungufriebenen bte $afcemnuftf in Scene festen r war ber
©efeterte gerabe abwefenb. 5)a madjte ftatt feiner bie refolute grau
£anb- unb (gtabtgeridjtflrat bie £onneur8. Dbgteia) aufd Ijödrfte ent-
ruftet, flünbete ße fdjnell gwei ßerjen an, trat mit benfelben an ba«
offene genfter unb bebautte fidj in Ijöfiidjeu SBorten für bie (£l)re, bie
man iljrem abwefenben SKanne artige.
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181
ffietoelsburg". &ucf> ber jfingft quo feinem Sßadjlajj
öeröff entließ te Äuffafc über „ba3 SM oft er ber Siftcr*
jienfer * SWonnen ju ^olt^aufen bei SBüren" 1 )
mag ber $auptfad()e nad) in jener Qtit getrieben fein,
ftreubtg begrüßte er bie 1847 unb 1851 öon 6rt)arb Ijer*
ausgegebenen jmei SBänbe Regesta historiae Westfaliae;
ftd)erlid> Ijat fein tüeftfältfd&er @ef3}idf)t$forfdf)er biefelben
getmffenljafter burd&gearbeitet unb grünblidjer ausgebeutet
als gerabe er.
Sleue Anregung ernmd&S i^m aus ber SJerfefcung nad)
Sßaberborn, bem ©ifce De« »ttertumSüereinS, beffenfiet*
tung feit $al>resfrift in ben $änben beS rührigen ®\)tn*
naftalletyrerS ©ieferS lag. fficnngleid) ein erheblicher 3(1*
terSuuterfc&ieb, nod) mef)r aber bie SBerfdjiebenljeü beS
Cl>araIterS unb ber gefamten fiebenSauffaffung beibe 2Wän*
ner trennte, tnityftc bodj baS gleid) tuarme ftntereffe für
bie heimatliche @efdfjid)te freunblictye Sejie^ungen jtmfdjen
tynen. D^ne ßroeifel mar bei biefem SJerljältniS ber 33er«
einsbireftor ber gettmmenbe £eil; wenn es i^m aber ge*
lang, bie 3fttt)igfeiten unb Sfenntniffe ©pandfenS meljr als
bisher für ben SSerein nufcbar ju mad&en, fo entftanb
barauS audf) für ©pandfcn ein nidjt ju unterfdjäfcenber
Vorteil, namentlid) ber SJorteil neuer geiftiger Anregung
unb neuer Serbinbungen. SEßir geljen faum feljl mit ber
Annahme, baß ©teferS es war, ber if)n 1858 jur Über*
nafjme ber SRenbantur unb jur regeren üßitarbeit an
ber 3eitfd)rift beS 33eretnS beroog. 1858 öeröffent*
lichte ©panefen intereffante „3fu$jüge aus ber ©j)ro*
nit beS SruberS öon flöln'V 2 ) beffen Sefanntf^aft
et offenbar feinen ©tubien über Wobeien üerbanfte. Drei
$al)re fpäter erbradjte er in ber 35ereinSjeitfd)rift ben 95e*
l ) ffifftf. 3«tf*r. S3b. 56 \ €. 1 ff.
■) SBcftf. ScitWr. SBb. 19. 6. 187 ff.
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tt>et$, bafc ba8 felbft Don SEBiganb nic^t richtig beurteilte
„Ütegifter ©arad&oS ein Iittcr arif d^er SBetrug be$
©efdjtdjtfd&retberSftolj. Ortiebr. Jallc 11 fei, unb wieg
jugleidf) nadj , au$ tueldjcn SBeftanbteiten ber Sfälfdfjer btefeS
SWadjroerf, ba$ bic ®elef)rten fo lange irre geführt, ju*
f ammengefügt fjabe. 1 ) @* ifi ein fd&arf finniger, abfeilte*
feenber, in ©ejug auf bie üßetljobe ber 33ett)eiSfiHjrmig
unb bie SBeljerrfdjung beS ©toffeS vortrefflicher Sluffafc,
beffen ftdj ein *ßrofeffor ber ®efd)id)te fürroaljr nidjt ptte
ju fcljämen brausen. #ier jeigte er jum erftenmal feine
ausgebreitete CiuellenfenntniS unb feine SBertrautfjctt mit
ber mittelalterlichen Topographie. SDie 3 e üfä) r ift öom
ftaljre 1873 enthält au« feiner %tbtx jtt>ei Heinere S3ei*
träge: „3ur ©efd&id&te ber SSögte beS ©tifts ©e*
fefe" unb „Sin ?ßrojejj über ben ©enbljafer au&
bem ^aljre 1439". 2 )
Qm SftoDember 1873 feierte er in Dotier förderlicher
unb geiftiger Srrifdje ba$ fünfjigjäljrige Dienftjubiläum.
©eit 1863 im Sejife be$ föoten «blerorbenS 4. klaffe, er*
f)ielt er bei biefem «nlafc Den SRoten Äblerorben 3. klaffe
mit ber ©djleife.
S)ie Saft ber ftebjig $a1)Tt brüctte ben Jubilar ntdjt
attju ferner. @r befafc nodj immer eine außergetoötynlidie
©pannfraft, ein ftaunenStoerteS ©ebäd^tniö, eine unoertoüft*
lidje «rbeitöluft; auf bem ©ebiete ber ©efd&idjte §at er in
feinen fünfjeljn legten SebcnSjaljren minbeftenä ebenfo Diel
geteiftet als in feinem beften SWanneSalter. Stegen Anteil
naljm er Dor allem an bem SBeftfälifdjen Urfunben*
budje; baö bemeifen einerfeits feine Ijanbfdjriftltdjen SBemef*
fungen, anberfeits bie topograpljifcfyen Sftadjroeife, tuelcfce er
für bie 2. §älfte be3 4. 95anbe« biefeS QueüemoerfeS geliefert
») Söcftf. 3ettför. 93b. 21. @. 1 ff.
«) SBeftf. 3ettfdjr. 33b. 31 ». 6. 162 ff. 174 ff.
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Ijat. *) ÜWit lebhaftem ftntereffe lieft man in feinem Sßadjtag
feine *ßolemtf gegen ©ilmanS toegen ber fog. Ab*
bingljof er ftälfd&ungen. @r jeigt ftdfj öon bem 35erfaljren
be$ ©etjeimen Ärd&toratS fo toenig erbaut, baß er in feiner
SBtberlegung t)ie unb ba, feiner ©emo^n^eit ganj entgegen,
bie SRulje verliert unb fogar bitter nrirb. ©o äußert er
fidj einmal: „#err ©tlmanS fd^cint in feinen &u3ft>rüd&en
md)t fe§r ffrupulös ju fein unb mandjmaf audfj über bie
Folgerungen au« feinen ©äfcen leidet ^inmegjuge^en".
Unb an einer anberen ©teile meint er: „(£S fdjeint übri*
genS faft, als ob ber ©efjeime «rd&torat feine „(£rftn*
bungen" felbft nid)t red&t geglaubt fydbt".
SDaS ftnb freilid) nur leife Änflänge an jene Ärittf,
bie ber SSereinöbireftor (SieferS in ben „SBemerfungen jum
©eftfältfd&en Urfunbenbud&e" 2 ) unb in ber ©d&rift „3ur
(Ehrenrettung be3 Qefuiten SWifotauS ©diäten" mit ber
ganjen i$m eigenen rücfftd)t£lofen Derbheit an SBilmanS
geübt Ijat. SBefanntlid) mürbe in bem litterarifd)en gelb*
juge, roeldjer mit ber uoflftänbtgen SHieberlage be$ (Seljei*
men 8rd)U)rat$ enbete, ber Singreifer roirffam unterftttfet
burd) ©fanden, unb gerabe biefer Umftanb läßt bie liefe
be$ Unmuts ernennen, meldten lefcterer über bie oon ©il*
man$ fo leichtfertig in bie ©elt gefd&leuberten 93erbäd(j*
tigungen empfanb. Denn ©fanden befaß nichts weniger
als eine ÄampfeSnatur unb foürbe unter anberen Umftän*
ben feine SWitroirfung in einem folgen Qmdt aller 3Baf)r*
fäeinlid&feit nad& üerfagt ljaben. Übrigens ftnb bie 3Wit*
teilungen, roeldje er (SieferS jur Verfügung fteüte, rein
fadjlid) unb frei öon jegltd&er Qfnoeftiue; an ber &orm,
l ) 3n bem Vorwort $um 4. Banbe Ijat ber Herausgeber, Ißrof. Dr.
Sinfe, €>pancfeit$ SBerbtenfte um bie Ermittelung beä $opograpIjtf(f)en
gebüljrenb anerfannt.
») 2Beftf. 3eit[d^r. Sb. 37 ». 6. 166 ff. 23b. 38». ©. 103 ff.
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in roeldje bie Angriffe getleibet mürben, Ijatte er feinen
Seil. !)
Überhaupt tvax bie $olemif ein ©ebiet, baS er f>iM&ft
ungern betrat, SttlerbingS Ijat er ben ®efd)id)tfd)reiber
galfe als einen litterarifdjen Setrüger gebranbmarft, aber
ettoaS SljnlidjeS finbet man unter feinen ?ßubltfationen
nid)t jum jtpeitenmal. 8u$ in feinem SWac^Iaß begegnet
man polemifierenben (Erörterungen äufjerft feiten; toenn er
aber bie SWeinungen anbercr befämpft, fyat er ftets bie
©ad)e, nidjt bie *ßerfon im Äuge, ©o polemiftert er in
einer Äb^anblung über „bie Ärcfytbiafouate ber ©iö*
cefe *ßaberborn" gegen Söttger, ber in feinen 3ror<
fdjungen über bie ©eograptjie be$ Mittelalter^ t?on ber
Hnfidjt ausgebt , ba§ bie f ircfylidje (Einteilung eine« Sanbe«
urfprünglid) mit ber polttifdjen übereinftimme. ©em*
gegenüber gelangt ©panefen jum folgenben (Ergebnis: „(ES
ift unjmeifelljaft, bafe bei ber urfunblid) überlieferten (Ein*
teilung ber *ßaberborner Ärcfyibtafonate bie ©augrenjen
nidjt immer bzatyttt ftnb. (ES !ann a\xä) baS ^ufammen*
tüirlen ber 8r$tbta!one mit ben (Saugrafen, vorauf ftd)
Söttger l)inftdjtlid) ber Übereinftimmung ber ©au* unb
ÄrdjibiafonatSgrenjen ftüfct, in biefer Sejie^ung nur fo
lange Sebeutung gehabt jjabeu, als ber ßomttat in ben
©auen nidjt jerftücfelt tuar, unb eine foldje gerftücfclung
war in mehreren *ßaberborner ©auen urfunblid) fdjon im
10. 3fal(r^unbert eingetreten 11 .
l ) Söenn giufe in beut Vorwort gum 4. 33anbe be* 2Bcftfälifd)en
Urhmbenoud)e0 , fo gut e$ gefjen mag, fid) beä ton ©ieferl tief gebemü«
tigten JBitmanä annimmt unb beffen unbeftreitbare SSerbienftc fjcr&orfjebt,
fo efjrt tljn baö alt? 9ftenfdj unb £iftorifer. Sluf ber anberen Seite fann
jebod) md)t geleugnet werben, bag bie Abfertigung eine woljtoerbiente
»ar, unb bajj ©ieferä ber wefrfälifdjen ©eföidjteforfdjuug bomit einen
2)ienft erwiefen (jat. äujjer ©pantfen bürfte aud) ber öerftorbene ®raf
o. Slfjeburg, brm ©iefer* befonber« nafje ftanb, bamalä fein ©djerflein
beigetragen (jaben, »enngleidj fein SRame nidjt genannt ift.
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3)tefe «uSetnanberfefeung benmft nebenbei, bafc ©pandfen
nid)t nur in ben altoertrauten Quellen unau«gefefct meiier
formte , fonbern audj) bie neuere Ijiftorifdje Sttteratur in
ben ÄreiS feiner SBetrad&tung jog.
SBie feljr mag ben mit jugenblid&er Segeifterung für
bie Aufhellung ber gefd&idjtlidjen SBcrgangcn^eit tätigen
©reid ber fortfäreitenbe 83erfafl beS HltertumSöerein« ge*
fdjmer jt Ijaben! Ober toax if)tn üieHeicfct ber 3«f*önb beS»
felben fremb, fein ©djjidtfal gleichgültig? 2Bal)rli<$ nidjt!
SJielme^r ijing er mit ganjer ©eele an bem SBerein, toel*
djem er bereit« ein falbes Qaljrljunbert als STOitglieb an*
gehörte unb jtoei Qa^rje^nte als Stenbant biente. SBie fein
jweiter burd&fd&aute er audf) ben n>af)ren ©runb beS be*
ftänbigen SiücfgangeS, erfannte inSbefonbere, bafc bie not*
menbige JBorbebingung für bie ©efunbung ber SBedjfel im
Direftorate fei.
Der SSereinSbireftor ©ieferS ftarb im SWoüember 1880.
©er lonnte unb tooflte fein SWad&f olger »erben? (ginige
SWonate »or feinem 5Eobe Ijatte man fyxn auf berSrafeler
93erfammlung einen Jfoabjutor mit bem SRed&te ber 9lacf|*
folge gegeben in ber Sßerfon beS jefcigen 93ereinSbtreftor3
©errn Pfarrer Dr. STOertenS. ffiar biefer aber fcfyon ba*
mal« bebenflid), baS toenig öerlocfenbe Slmt ju überne^
men, fo nrndtfen nunmehr, als er öon jenem „{Redete"
©ebraud) machen unb baS t>crt)etgene (Jrbe ttrirflid) antre*
ten foflte, feine 3 n,e if c I * n c & cn bemfelben 3Raf$e, als er
bie ©djitnerigfciten ber ßage Don lag ju lag fi<$ Raufen
faf). 1 ) !Wiemanb §at in jener fritifdjen Qtit bem
SSerein unb feinem neuen Direftor luert&ollere
©ienfte geleiftet als ©pandten. 3Äit überjeugenben
«Sorten unb burdfj bie SWadfjt ber Autorität braute ber
fiebenunbftebjtgjäf)rige @reis alle Siebenten jum ©feigen,
l ) SergL oben @. 168.
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gebulbtg arbeitete er jufammen mit $errn Dr. ÜJlerten«
ffiodjen baran, bie ftnanjieOen 83erpflid)tungen unb biet*
fad^ toerbunfelten (EigentumSDerljältmffe be« 93eretn3 auf*
juflfiren.
Auf ber am 15. September 1881 ju Sßaberborn ab*
gehaltenen ©eneralüerfammlung ernannte man iljninbant*
barer Sfaerfennung beffen , toa& er für ben ffierein unb
bie ffiiffenfdjaft getljan, jum C^renmitgliebe.
SEBaS feine bienftli^e Stellung betrifft, fo würbe er
anläfjlid) ber neuen 3fuf%Organifation jum 1. Dftober
1879 jur DiSpofttion geftefft; brei 3fal)re fP^^r, alfo im
Älter toon beinahe 79 Qfaljren, trat er in ben toofyfoerbien*
ten fl?uf)eftanb.
Die DoOftänbige STOufce fam junädjft ber ^eitfdjrift
ju gute. 1882 »eröffentli^te er einen ÄuSjug „au«
bem SWanuffripte beS ©omfdjolafterS t>. (Sngel«»
Ijetym" *) unb ben belehr enben, lange vorbereiteten Äuffafe
„3ur®efd)id)te be3®aue$©oratfelb unb ber®o»
unb Qfreigeridjte im ißaberborner Sanbe 44 . 2 ) Den
©djlufc feiner ^Beiträge bilbet bie nidjt minber gebiegene
2fbl>anblung „Qux ©efdjtdjte ber ®erid)t3Derfaffung
in ber #errfd>aft SBüren unb jur ©efdjidjte ber
ffibelljerren t>. SBüren". 8 ) Die lefcte gebrudte Ar«
beit Don tym ift alfo inljaltltdj ber erjten oerwanbt; jeü*
lidj liegen beibe 57 Qfaljre auäeinanber.
ftür bie ^Beurteilung ber SSerbienfte ©pandenS um
bie heimatliche ®efd)td}t3forfdjung ift bie SBefdjäftigung mit
feinen $ublifationen mistig, aber bei weitem nid>t aus*
l ) SBßeflf. 3eüför. $b. 40 ". @. 188 ff. 5>a* loUftänbige Wann-
ffript wirb ton ©tolte in ben (Srgättjungö^cftcn ber ©eftf. 3«tfd)rift
»troff entlidjt.
«) SBeftf. 3dtf«r. 8b. 40«. ©. 1 ff.
') ffieftf. 3eitf*r. 33b. 43«. @. 1 ff.
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retdjenb. (ES ttmrbe fd^on bemerft, baß unb foarum nur
ein Seil t>on bem, tt>aS er gef djrieben, bem Drudt über*
geben roorben ift; au<$ ftnb bereits mehrere Sitel Don be*
beutfamen noef) ungebrueften Arbeiten namhaft gemalt.
Unter ben (enteren nehmen einen befonber* IjerDorragenben
<ßlafc ein bie Unterfudjungen über bie 8tedjt8Der-
Ijältniffe ber ©tabt Sßaberborn. Qeber Äenner ber
©tabtgefd&idjjte im allgemeinen unb ber Sßaberborner ®e*
fd)td)te im befonbern tt?ci§ , toeld) grofce ©dGtoierigfeiten ber
Seljanblung aller f)ier in SBetradjt fommeuben fragen im
Sßege ftefyen, toie toünfd&enSroert, um nidjt ju fagen not»
toenbig e$ ift, bafj an H)rer ^Beantwortung nicf)t nur redjts»
funbtge #iftorifer ftd& beteiligen, fonbern audjj gefdfjid&ta*
funbige fünften. 35afc ©panefen einer ber beften Stenner
unfer heimatlichen ©efcf)id)te war, Ijat bie bisherige Dar*
ftethmg jur Oenüge bargetf)an. (Jr ttmr iebod) meljr al$
ba$. @r ttmr in feinem Urteil öorfid&tig, ftreng objeftiö,
unbeeinflußt Don feinem religiöfen unb politifd&en ©tanb*
»mnft, ein greunb bes 8?ed)te$ unb ber SBaljrf)eit, ein
fteinb ber £üge unb ®efdjid)t$fälfd()ung. Unb wenn wir
fernerhin berücf {tätigen, bafj er immer unb überall auf
bie juüerläffigften Quellen, bie Urfunben, 1 ) jurücfging,
bafc er enblid) jene Unterfud&ungen erft bann anftellte,
nad^bem er Qafyrjeljnte t)inburcf) benSBHdt für gefd)icf)tlid()e
Vorgänge unb 3 u f*änbe gefdjürft Ijatte, bann bebarf e$
gewiß feinet weiteren ©orte«, um ben ffiert feiner 9te*
l ) (5r operierte überhaupt faft nur mit urtunblidjem Duellen»
tnaterial. Slbgefeljen Don allen für ir)n »tätigen gebrutften Urfunben«
fammhmgen (Äinblmger, o. Spilcftr, ©traten, @etberfc, Söiganbfl 2Ir-
d)io, SBeftf. Urfunbenbudj, Slffeburg. Urfunbenbudj k.) ijat er benufct bie
^anbfcr)riftlic^en Sammlungen oon Qetjrfen, baö 2lrdjio ber £ljeob. 93ibl.
($. 33. Notae critic. oon Strunck , Libri Variorum), ba$ 8rd)io be$
Ältcrtum$Deretn3 , bie ©tabtardjioe oon Sßaberborn, Söarburg, Suren,
SMngenberg , ba$ $lrdjio ber Jrei^erm o. Srenten in (Srpernburg k.
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fultate in baS redete 2i<$t ju rüdfen. ^n meiner ,,©e»
föidjte ber ©tabt Sßaberborn" ruljt, wie td) gern aner*
tenne, bie DarfteHung beS mittelalterlichen ©eridjts» unb
©erfaffuugswefen« faft auSfältefjltdj auf jenen SBorarbei*
ten. Äufcerbem möchte i# bemerfen, bafc bie ©panefen*
f<$en Untersuchungen über bie ©tabt Sßaberborn öon mir
erft teilweife ausgebeutet »erben fonnten, unb bafe ber
weitaus größte leil ber Bewertung nod) Ijarrt.
ffiem e$ vergönnt tft, biefen litterarif#en 9lad>lafj
genauer fennen ju lernen, ber fööpft au« bemfelben rei*
djen ©enufc unb ©cwtnn. 2Ran t>at feine ^ede greube
an ber peinlichen DrbnungSttebe, welche aud) bie fpäteften
Aufarbeitungen fcon ben meiften Sammlungen ä^nltc^er
Art äußerft vorteilhaft unterfd&eibet. ©<$mutfloS unb fdjlidjt
in ber ftoxtn, feffelt ber SSerfaffer ftctö oon neuem burd)
bie Älar^eit unb bie ffialjrljcit feiner ©ebanfen.
Da« Silb, baS wir aon bem $iftortfer ©pandfen ju
entwerfen üerfudjen, würbe inbeä eine« djarafteriftifdjen
unb fdjönen 3ugeS entbehren, wollten wir öerfdjweigen,
ba§ er manche anbere ©efdjidjtsforfd&er mit feltener Sie*
benSwürbigfeit unb ©elbftlofigfeit unterftüfcte. Qu fc^r
großem Danfe öerpflidjtete er fidj namentlich ben CereinS*
bireftor ©ieferS. «Ber aud) außerhalb ber engen ©ren*
jen beS <ßaberborner SanbeS ^atte fein SWame einen guten
tflang unb war feine $filfe gefdjäfct. 60 ftuben wir, um
beS ffieftfälifd&en ttrfunbenbudjeS ni$t ju gebenfen,
Seiträge oon it)m in ber „@efcf)id)te beS Starben*
gaueS" Don Qfreil). t>. $ammerftein*Sojten, in ber lf ®e*
fcfcidjte beS ©efd&ledjteS t>. Gelaufen 11 öon@raf
D. Degnljaufen, in ber Sla^weifung ber „Ortsnamen
ber Traditiones Corbeienses " üon Dürre, *) in ber „©e*
fdjicf)te berSeme" oonStnbner. SBiemel oon feinem gei=
>) SBeflf 3«tför. $b. 41 ■. ®. 1 ff. Bb. 42«. ©. 1 ff.
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fKgen (Eigentum aufcerbem in frcmbcn ffierfen fiedEt, ent*
jiefct ftd) Icibcr unferer ftenntm«.
Die «fabemie in SÄünfler verlief) tym im gfebruar
1882 ba« Diplom eine« (Sfpenboftor* ber ^ilofop^ie.
$a* war gewifc eine Äu«jetd&nung , weldje nur wenigen
©tetblid&en ju teil wirb. Aber alles prüfenb unb öer*
gleid&enb meinen wir, bafc bie Sttabemte Dornef)mlid) ftd^
fclbjl eljrte, inbem fie ©fanden erfannte unb anerfannte
att ben Sßann, ber er wirfttdfj war, al« „virum historia
Guestfaliae perscrutanda et explicanda conspieuum".
$er ©efeierte überlebte biefe (Ehrung etwa« über trier
$a$re; am 15. $uK 1886 macjjte ein fanfter lob feinem
arbeit«* unb öerbienftoollen ßeben ein (Snbe.
SDWt ©panefen fäieb ein 9Wann au« ber ffielt, ber
nid^t nur al« Qfurift unb $tftortfer in weiten Greifen
ein wofyföegrünbete« Änfe^en genoß, fonbern au<$ al«
SKenfd) unb SBürger bei allen, bie 83erjlänbni« befaßen
für bie (Eigenart feiner Denf» unb ©effil)l«weife, in l)ö<$*
fter Ächtung ftanb. (Sin ©egner aller ejtremen Anfielen
unb JBejtrebungen, ein greunb be« ^rieben« unb ber gol*
benen SRitte, ein erflärter getnb be« Unredjt« unb ber
$eud&elet, in feinem Urteil felbftönbtg unb unabhängig
öon ber SKeinung ber SWenge, geleitet lebigltd) Don fac^*
liefen ©rünben unb Wficffid&ten, baju feinem ganjen ffiefen
nad) bef Reiben unb jurüdtyaltenb, Ijat er freiließ im offene
liefen ßeben eine tyer&orragenbe , füljrenbe SRoHe nid&t ge*
fpielt. Unb barauf fonnte feiner leidster fcerjicljten al« er,
ber frei war oon allen ©elüften be« Strebertum«, frei fcon
bem #afd)en nad> SBeifaD unb ©$re. ©enn man iljm an*
berfeit« ein SSertrauen«amt übertrug, fo verwaltete er e«
pflidjtgetreu nad& feinem beften SBiffen unb ©ewtffen, in
ber fRegel aud^ jur 3ufvieben^eit berer, welche i^n ju
bemfelben berufen Ratten. (Einfach unb anfpru$«lo« wie
fein äußere« «uftreten war feine ganje 2eben«f>altung;
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190
bis ju {einem Cnbe bettrie$ er pdf) als einen würbigen Skr«
treter ber guten alten beutfäen ©itte. Sttacty ©eftfalenart
öerfdjloffen gegen 3ubringlicf)e, abmeifenb gegen Slnmajjenbe,
liebte er im SSerfe^r mit gefinnungSgleid&en greunben bie
bele^renbe Unterhaltung unb ben Ijarmlofen ©d&erj. SKidjt
leidet öerlor er jene Mu^e ber ©eele, jene burdfc ernfte
©elbftjudjt errungene #errfd)aft über ft<$ felbft, roeldje
ü)n audj beS SebenS ficib mit Raffung unb ffiürbe er»
tragen lieg.
3fd& ftetye am (Jnbe meiner Ausführungen, ©outen
biefelben bie ©effiljle ber 93eref>rung unb ©anfbarteit ge*
gen ©pancfen, meiere midi felbft erfüllen, aud& in ben
Sefern biefer ©ebentblätter erfceden, fo n?äre mein Qtoed
vollauf erreicht, meine STOülje aufs fdfjönfte belohnt.
3?er)eid)itt$
ber im litterarifdf>en !Wad)lafj beS Ärei$gcrid)t3rat$
Dr. SBilljelm ©panefen bcftnblid&en ungebrudEten
«rbeiten. *)
I. Sluffäfce unb Sammlungen.
1. Äegeften $ur ©efdjidjte ber (Sbelljerren o. 93üren.
2. (SoUectaneen jur ©efdjidjte ber ©tabt 33üren.
8. Urfunbenaufyüge bie ©efdjidjte beä $aberborner ganbed betreffend
2 33änbe.
4. (Soflectaneen-Budj, inäbefonbere bie in Urfunbcn, «£anbfdjriften unb
SDrudfroerfen Dortommenben Ortfdjaften M Sßaberborner Sanbeä be-
treffenb.
5. (SoHectaneen $ur ©efdjidjte ber Stäbte ffiarburg, öippfpringe, $e-
(felafjeiin, fcügbe, SBünnenberg, SDringenberg, tBeoerungen, 6aIjfotten.
6. 2)tc eingegangenen Slnfiebelungen im ©mrfelbe, im angrengenben 2)ie-
meltljale unb in ben §errfdjaften 93üreu unb Söeweldburg.
») <Der gefamte 9lad^Iag ift im SBefty be* £errn 33anfier $arf
Spanien.
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191
7. 3>er (Somitoi ber ©rafen ö. (föerftein an bcr 3HemeI, Sttifte, 9Ret$e
nnb £>fe.
8. <Der (Somitat be« SRct^cr u. ©ertljere (de Insula) über Sütifeffen,
SWeingoteffen, £emmenljufen u. f. w. im 12. SttWunbcrt.
9. Über bie 93eftyungen M ©tift« Söbeten.
10. Über btn ©üterbejty ber «btei (Sorüen.
H. M ir „ be« tfloftera galfenfjagen.
12. Gollectaneen gur @efd)id)te M Äloftert SSBiUebabeffen.
13. „ „ „ „ Stifte £erfe.
14. „ „ „ „ Älofter« 8bbing$of.
15. Ober ben ©üterbefty M Älofier* «bbing$of-
16. 3)te in ber 2)otation$urfunbe unb in ben ©üteröerjeidjniffen M
93tt*borf$-@tift$ oorfommenben Ortfdjaften.
17. Drtdbeaeidmungen im Söeftfälifdjen Urtunbenbudje.
18. 5tritif be* »uffafce« »on 333Uman« ,,2)ie tlrtuubenfälföungen bei
älofier* abbing^of".
19. 2)ie Ärdjfbiafonate ber 5>tocefe $aberborn.
20. fcpIjoriGmen über Sreigeridjte unb ©ogerfdjte.
21. SRegeften jur ®efd)id)te ber grefgeric$te.
22. ©emerfungen gu ben ttrfunben, »eldje jtdj auf bie ©ertöte in $a-
berborn begießen.
23. 5>ie @djinm>ögte be* fcodjftifta ^aberborn.
24. 2)al ©efdjledjt ber ©rafen ö. $aberbam.
25. 2)ad ©efd)lec$t ü. 6d)ilber.
26. 3)tc kröpfte unb Spanten be« 2)om!apttela $u $aberborn.
27. 2)ie tropfte im »u0borf-©ttft.
28. 3)ie ©eri^te im £od&ftift $aberbom am <5nbe betf Saljre* 1802.
29. 3)ic Stabtgrafen unb ba* ©rafengeridjt gu Sßaberborn.
30. 3)ie tlnterridjter ber Stabt ^aberborn.
31. Sürgermeifter unb Statmänner gu $aberborn.
II. Hepertorien unb Hegtjter.
1. 9Repertorium über baä Slrdjiü ber 6tabt 55üren mit 9tegtfter.
2. Sftepertorium über bal ttrfunbenbudj ber tfanonie ©alljeim mit SRegifter.
3. SRepertorium über ba3 tlrfunbenbudj M ttlofterd JBormeln mit
9tegifter.
4. Ort*-, Sßerfonen« unb ©adjregifter gu bem in (Srpernburg aufbe-
narrten Urfunbenbudj M StifW Wobeien.
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VI.
SJUScelletu
Joijamtes töraf wx fio^ol^fletmrg f.
2Cm 18. Buguft 1898 ftarb plöfclic^ in golgc eine« SdjlagaitfaHeS
gu ©obelljeim ber burdj feine Iiterarifd^e S^ätig!eit weit über bie
©rengen feiner £etmatprootng befannte ©raf So^anneö oon $od)olfe*
Hffeburg.
Ch: entflammte einem alten, burd) ©efdjidjte unb Sage berühmten
Hbel*gefd)ted)te. Sfatdj bem Serlufte ber «ffeburg, bie im 3a$re 1258
oon ben £ergögen oon 93raunfd)weig in SBcfty genommen würbe, pebelte
ein ©pröjjling be* ©efdjledjt* nadj Söeftfalen in ba* Stift Sßaberbortt
über, wo er auf ber #innenburg bei örafel eine gweite £eimat ber
Samilie begrünbete. 3m oorigen 3o^r§unbert war biefer Sefty in ben
$änben M greiljerrn ^ermann Söerner oon ber Uffeburg, bem feine
©attin nur $ödjter gefdjenft Ijatte, oon benen bie eine, Xljerefe, an ben
greüjerrn SJeobor 2Berner oon SBodjoty oer$eirat$et war. Auf bereu
@ofm, wie ber mütterliche ©rojjoater ^ermann SÖBerner gereiften, gingen
nun burdj gamüienoertrag unb teftamentarifdje 93efthnmung bie Äffe-
burgifdjen ©üter über. (5r fügte 9lamen unb äöappen ber Bffeburg
bem oäterltdjen Ijingu unb würbe fpäter, unterm 16. 3uli 1808, all
©raf oon 9?odjolfc-8lffeburg in ben ©rafenftanb erhoben. 3n fetner
Sugenb Ijatte er nodj bem alten $omftfft«9Rünfterifdjen 2)om!apitel al*
weltliche« 3Ritglieb angehört. 3m 3a$re 1810 Dermalste er ft<$ mit
8frangi«fa greiin oon #art$aufen auö bem $aufe SBöfenborf, bie oorljer
©tifttbame im abeligen frriweltlidjen 2)amenftifte gredenljorfi gewefen
war unb am 12. $eg. 1879 im 87. 8eben«ja!jre geftorben ift. $er
jüngfte ©o^n biefer <£$e war oon adjt Äinbera ber oorerwäljnte ©raf
3o$anne$, geboren am 31. Äuguft 1833 auf ber $mnenburg.
2)ie erfte Äuöbilbung würbe bem ©rafen SoljanneÄ im elterlichen
£anfe oon £au*leljrern gu Sljeil. SWit breigefcn Sauren begog er bie
SWjeimfdje SRitterafabemie gu Bebburg, bie er nad) beftanbener SRaturität**
prüfung im $erbfte 1852 wieber oerliefj. 3m 9Wai 1853 ging er nadj
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193
Ungarn, wo et Beim 6. Äüraffler-Sfregiment ©raf SBalmoben eintrat. 3m
Anfang bei folgenben Sa^red gum Unterlieutenant beförbert, oerliefc er
ben 3)ienft im SKärg 1856, ging aber angefleht* bei italienifdjen ßriegel
fm grüljfaljr 1859 gum aweiten 9Rale nadfj Oefterreidj. Qitr ftettte er
fld& wieber feinem früheren Sftegimente, bal bamall unter bem SBefe^le
beö Surften Sllfrcb 2Binbifdjgräfc in Pipern bei 2Bien flanb, unb naljm
mit bem SRegimente an bem 3uge burcij bie tfarpartjen unb nad) ©aliaien
Sfyil, feljrte jebod) nad) erfolgtem grieben im ^erbfte bei genannten
Saljre* wieber in bie $eimat jurücf.
Unterm 4. Suli 1862 würbe er oom Äaifer Jrana 3ofejrf) jum
t unb f. Jtätmnerer ernannt, im folgenben Sa^re audj in bie 3a&l ber
(5|renritter bei fouoeränen SWalteferorbenl aufgenommen.
Slm 28. Wai 1872 öermäljlte er ftd) au fünfter mit gerbtnanbine
grTtiin Don gärftenberg aul bem £aufe SBorbed; Äinber finb biefem
(£ljebunbe nidjt erwadjfen. Skrfdjiebene Steifen nadjj Defterreid&, gran!-
rtid), (Snglanb unb Stauen abgeregnet, nalmt er »on nun an Bil a u
feinem $obe feinen ftänbigen Söoljnfty a n @obel|eim im Äreife Wörter.
2JMt nie raftenbem Sleifce wibmete er fld& jefct ben ©tubien feiner
§ad&wiffenfd)aften, inlbefonbere ben fjiftorifdjen. 2)ie ©efdr)idt)te feiner
gamilie ftanb im Sorbergrunbe ober öielmeljr SHittelpunfte feiner
gorfdjungen. IPct ber SBebeutung, welche biefe in ber ©efd^id^te bei
SRittelalterl gehabt Ijat, unb bei ber ©rimblidjtett, mit ber er feine
@tubien betrieb, ftnb biefe feine Arbeiten nidjt blofj ben weftfalifd&en
©eföledjtern, fonbern audj weiteren Greifen a« wefentlidfjem Sßufcen
geworben.
SDal (Srgebnifj feiner gorfd&ungen legte er nieber im Slffeburger
Urfunbenbudje. 9tod) wohlerwogenem, mit Scannern xoit 3uliul
%iätt unb ßbuarb SBinfelmann beratenem $lane angelegt, grünblidj
oorbereitet unb mit unerinüblidfjem gleifj aulgefübrt, t)at biefel SBerf in
allen Sadjtretfen oerbiente Slnertennung gefunben. 3)er erfte S3anb ersten
im Saljre 1876 unb beljanbelt bie 3Ht oon 984—1300; ber aweite,
1887 Beraulgegeben, umfaßt bal 9a^unbert oon 1800 hi^ 1400. $er
britte %tyi\, ber bie Urfunben oon 1400 bil 1500 unb 9lad)träge aul
früherer 3«t enthalten foflte, war brudfertig unb fdjon bti aum 10. 33ogen
abgefegt, all er biefer feiner Sebenlaufgabe unerwartet entriffen würbe.
Sieben biefen arbeiten a«t 3familiengefd)id)te wibmete er feine S^ätig«
leit in aulgebeJmter Söeife bem ©eftfältfdjen Urfunbenbudje, beffen
oierter Sljeil (93iötljum $aberborn 1201—1300) eine wefentlidje Vereiterung
gerabe burd) ben SSerftorbenen erhalten Ijat. ©eine einzugreifen 53e-
aie^ungen ermöglichten el, manche! Slrdjjio au öffnen, bal fonft oerfdfjloffen
geblieben wäre.
LVII. 2. 13
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2Bie er bienftbereit unb $ülfreid) war Bei allen wiffenfdjaftlidjeit
SBeftrebungen, fo unterließ er namentlich nidjt, bie oerwanbten gatnilien
Bei feinen gorfd&ungen in ben oerfdn'ebenften Slrdjioen mit^uBeritcffid^tigen.
$ein Söeftfälifdjen ©efdjidjt** unb 2Utertf)um«oereine gu $aber-
born, weldjer ifm $u feinen d^renmitgliebern gä^Ite, mar er ein treuer
ÜRitarbeiter.
2He auägebeljnten IofaIgefd)idjtlid)en ttnterfudjungen feine« $eimat-
geBietel Ijat er in feinen „Beiträgen $ur ©efdjid&te ber Ort»
fdjaften unb @ifce be* (Soröener 8anbe«", bie im 54. 9anbe
ber SBeftfäl. 3ettfdjrift erfdjienen, nidjt lange oor feinem fcobe niebergelegt
3n ber „3eitfdjrift für djriftltdje £unft" förieb er im Sa^rgang 1888
über „SReifter önton Cifen^ut unb feinen Sftadjfolger Dtto
Wltitx" unb im 3ö^tgang 1895 üBerba* „SrüljgotljifdjeSeftiona-
rium in ber @t. Scifolaifirdje ftu Wörter". £ud) ben «&iftor.-poI.
^Blättern Ijat er mehrere ^Beiträge geliefert. (5rwäfmen3wert!) ift Befonberä
fein GBarafterbilb „2)er (5a to auf ber ^innenburg" (99b. 110.
@. 204—210), worin er bem 1892 Ijodjbetagt auö bem fleben geriebenen
©rafen $iebridj ©uffo oon 99odjolfc-2lffeburg, einer eljrenfeften, marfigen
weftfälifdjen ßbelmannlgeftalt oon origineQftem ©epräge, ein flehte«, aber
fdjöneö 2)enfmal wibmete. Unter bem $feubonnm SBernarb CEflid oeröffent«
lichte er 1885 bie ©d&rift „*u« (Snglanb. Hp$oriftifdje ®fi3$en
über 8anb unb $eute\
<£r gebaute eine Arbeit über Dbilie Don Srürftenberg gu publicirtn
unb Ijatte fd&on bamit Begonnen, ober fie blieb unooüenbet. fcudj plante
er, wie er in ber SJorrebe jum Slffeburger Urfunbenbud&e mittfteilt, ben
l)icr gefammelten (Stoff ju einer ausführlichen ©efdjtdjte aufyugeftaltcn.
$lber biefe, fowie fo mandfje wiffenfd&aftlidje Sßläne, (tnb mit bem 33er-
ftorbenen gu ©rabe getragen. H&er unoergeffen Bleibt bet allen, bie iljn
rannten, baö ©üb feiner Dorn ernten unb liebenöwürbigen Sßerfönlfdjfeit,
fowie ba8 51nbenfen an fein raftlofefl @djaffcn für bie (Srforfdjnng ber
SSBeftfäiifdjen ©efäid&te.
5luf ber «pinnenburg, bem ©djloffe feiner Sätet, umraufdjt oon
ben weftfalifd^en ©id&en, würbe er, ber treue SBeftfale, im grofcen Trauer»
gefolge am 22. Muguft 1898 in ber gamiliengruft $ur ewigen töuty
gebettet. l )
tfirdjbordjen bti ißaberborn.
Pfarrer Dr. $Berfen*.
x ) 53ergl. ben «ftefrolog oon JHnfe in ber Söeftf. 3eitftfn\ 53b. 56 x .
©. 131 ff.
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CDberpräftbent Dr. j^einnd) v. ^djenbod) f.
9m 8. 3»H 1899 ftarb in Sßotebam ein Gtjrenmitglieb unferel
Serein«, ber Äöniglidfje Dberpräfibent ©taatäminifter Dr. $einri$
».Sld&enbad). <5r war geboren am 23. 9too. 1829 in ©aarbrütfen al*
©ofjn eine« SBergbeainten, be« 3Red)nung«rat« 3« •£>• SW. Ädjenbadj. ©eine
gamilie ftammte au« ber Umgebung öon ©iegen; beöljalb betrachtete
fidj Äcfcenbadj fein 8eben!ang al« ©iegerlänber unb $ing mit ollen
gafem an feiner $eimat. fflad) ooHenbetem ©tubiuui ber 9te$teu>iffen»
fdjaft trat er 1851 al« Äu«tultator beim ärei«gerid)te in ©legen ein
unb jeit^nete ftd) oom Beginne feiner Saufbafa an bur<$ feine $üdjtigfett
in Änwenbung ber Äed)t«normeu auf ba« praftifc^e Beben bermafcen au«,
ba£ er, nodj nicr)t 80 Sa^re alt, al6 Suftitiar an ba« Dberbergamt in
Bonn berufen würbe. 2)ort habilitierte er fid) guglcicf) al« SDocent bei
ber ttnioerfität unb erhielt alebalb eine au&erorbentlidfje $rofeffur für
beutfdje« JRedjt. 2)abei war er audj Iitterarifct) t^ätig; befonber« feine ©dfjrtft
aber bie £auberg«genoffenfd)aften be« ©iegerlanbe« erregte
fofort in »eiteren Greifen Slufmerffamfeit. 5)em lebhaften Anteile, melden
er an ber Neuregelung be« preufcifdfjen £npotl)efenred)te« nafcm, unb
feinen fortgefefcten ©tubien über bie montanredjtlidjen 93er$ältniffe bürfte
e« jn nerbanfen fein, bafj er 1866 al« oortragenber SRat in bie öerg-
Abteilung be« $anbel«minifterinm« berufen »urbe. Äurj barauf betraute
i{jn ber SBafclfrei« ©iegen«2öittgenftein mit einem SRanbate für ba« 8b*
georbneten&au«, bem er al« SWitglieb ber fretfonferoatioen graftion 21
Safcre, bi« gu ben Söa^len oon 1898, angehörte. $er tRtifytanfltr
Surft o. 93i«marif (bamall „SBunbedfanjler ©raf o. ^«maref") würbe
auf ben jungen Parlamentarier aufmerffam unb berief tyn in ba« Sunbe«-
fanjleramt, wo er H>n mit ber Aufarbeitung unb Vertretung eine«
$aftpfli$tgefefeeä beauftragte. SRadfc bem Kriege trat Sldjenbad) in ben
preufjifdjen ©taatdbienft gurücf unb würbe 1872 ttnterftaat«ferretär im
£ultu«niinifterium unter Dr. galt 3)ort war er an ber Aufarbeitung
ber Krdjenpolitifdjen ©efefce beteiligt, jebodj tonnte i|m biefe t§eoretif<$e
$efd)äftigung ntct>t red&t gufagen, unb fdjon ein 3a^r fpäter lieg er flcf)
in gleicher Gigenfdjaft in ba« £anbel«mimfterium »erfefcen, wo fid) iljm
jur SCnwenbung feiner ftenntniffe unb Sbeen auf bie Sßrari« ein weiterer
Kaum bot. Bereite nadj einem falben 3a$re trat er an bie ©pifee biefe«
SRinifhrium« unb oerwaltete e« 5 3ab,re lang. 811« 1878 bie öerftaat*
lidfjung ber (EifenbaJjnen unb eine Steorganifation be« 6taat«imnifterium«
burd& ©Raffung eine« Bicepräfibenten erfolgen foUte, fdjteb er unter
Belaffung bei Stange« unb ZittU eine« ©taaWminifter« mit feinen
Kollegen Gampfytufen unb ©raf grife ju ©ulenburg au« bem Kabinett
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196
unb übernahm bie Einrichtung unb Seihing ber neugebilbeten $roöin^
Söeftpreufjen. (5in 3a^r fpäter würbe tljra mit bem Dberpräfibium ber
Sßrootng öranbeuburg ein oergröfjerter SBirtungährete übertragen, in bem
er bi6 gu feinem £obe in treutfter $fltdjterfüHung t&ätig mar.
S)afj Adjenbadj an fjöcrjfter ©teile baö Ijeroorragenbfte Vertrauen
genofj, beweifen nid)t blofe bie gatyreidjen tym gu Seile geworbenen
DrbenSbeforattonen unb ber iljm oon Äaifer griebner) bti beffen £f)ron«
befteigung oerlieljene Abelätitel, fonbern gang befonbetf bie 2$atfadje,
bafc i$m im Söinter 1882/83 öon flaifer SBilljelm I. ber efcrenoolle Auftrag
würbe, feinen Gnfet, ben jefcigen tfaifer SBilljelm IL, mit ben oerfdjiebenen
3weigen ber nreufjifdjen (Sioiltoerwaltung befannt gu matten, eine Jljätigreit,
weldje Äaifer SBßilbelm I. unter bem 28. SRärg 1883 bur$ ein au&erft
IjulbooU geljaltenefl Schreiben auf ba$ Sebfaftefte anertannte.
G* ift $ier nid)t ber Ort, Adjenbadj aU ^olitifer gu f Silbern; ffir
und fommt bie $erfönlicr)feit, unb gwar bie M ©efdjidjtdfreunbefl Adjenbad)
in 33etrad)t; inbeffen lägt ftd) bei einem 2ttanne, wie er tf war, bie
93eruf$tyätigfeit audj bann nidjt oon bem Übrigen abtrennen, wenn, wie
eS Ijier ber gafl ift, ein 8eben«bilb auf »ottftänbigleit unb Allfeitigfett
feinen Anfprudj madjen will.
3u feinein gangen SBefen fallen brei <£igenfdjaften befonberä ini
Auge: bie gelbftanbigfeit feines (SljaraftcrS, fein raftlofer Arbeit*»
brang unb fein Sinn für prafttf erje Arbeit. 3n allen Ämtern, ht
benen er tfjärtg war, r>iclt er ein ber ©elbftänbigfeit auf feinem Arbeits-
gebiete mit Energie feft, er füllte fein Amt auä, aber aud) er gang allein;
e$ war iljm verleibet, fobalb er in ber 33egie$ung «frinberniffe fanb.
tiefer ©runbfafc trieb tyn audj, für freiheitliche Snftitutionen aller Art
einzutreten unb namentlid) bie prooingiale unb fommunale ©elbftoer»
waltung lebhaft gu förbern unb auägeftalten gu Reifen. (£r (arte bie
SBebeutung eines träftigen Sürgertum« »oH erfaßt unb war rebHdj beffcrebt,
bie in biefem oerborgenen Strafte gu freubiger Mitarbeit gum SBoljle ber
©efamtfjeit ljeranwgie|en. Watt wirb nidjt fer>I geben, wenn man eine
bebeutenbe Srtebfeber für biefeö ©treben in bem Umftanbe fudjt, bafe er
oon Sugenb auf fief) mit ber ©efdjidjte feine* $eiutatlanbe$ ernft befafjt,
fie liebgewonnen Ijat unb in ben ©eift ber öergangenbeit, bie iljm bie
SBebeutfamfett eineä freien, ftarfen Sürgerftanbetf öor Augen führte, fo
etngebrungen ift, bog er tfm mit ©lücf für bie ©egenwart nufcbar gu
machen oerftanb.
SRid^t jebem ift el gegeben, feinen Beruf auf ba£ öoHfommenfte
auögufüUen unb babei bie 3eit für fo auägebebnte fdjriftftcllerifdje Xbatig-
feit unb l^iftorifdjc ©tobten gu finben, wie wir el bei Adjenbadj febetu
Sftur ber raftlofe Sleijj, weldjer bie oon ber SRatur verliehenen Shräfte auf
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197
bo* &u£erfxe au«nufcte, madjt e« erflärlidj, bafj Sldjenbad) ein über bie
?flic$taufgaben feine« $lmte« binau«get)enber Beamter unb tabti ein
(frforfdjer bcr Ijeimiföen ©efd)idjte fein fonntc, ber unoerbroffen ben
fpröbeit ©toff friftallifierte ober iljn ftd) in Sltomen gufammen fucrjte.
ftodj bid in ^it legten Sage feine« $eben« fafj er bie in bie ftadjt bei
feinen ©tubien, unb wenn in früheren Jaljren bie 3«t feine« Urlaube«
gefommen mar, pflegte er in fein geliebte! Siegerlanb gu eilen, um
bort in bürgerlicher Stille feinen t)iftorifd)en Stubien obzuliegen, an bief f
ober jene ©dr)rift, umweht Don Ijeimifdjer 8uft, bie lefote geile gu legen
unb fid) neue« Sftaterial für weitere Sorfcrjungen mütjfam gufammengu»
fudjen. SBrim beginne feine« gorfdjungö werte« janb er faum Vorarbeiten,
nur ungeorbnete«, lü<fenf>afte« Material oor; bant feiner Sljätigfeit
tonn ftd) jefct ba« Siegerlanb rühmen, eine S)arftedung feiner Ver-
gangenheit gu beftfccn, wie wenige Vegirfe unfere« engeren Vaterlanbe«.
&a biefe $ljättgfeit ber gefamten weftfältfdjen ©efdjidjtdforfdjung
gn gute foinmt unb fpegiett ba« ©ebiet unfer« Verein« auf ba«
$äd)fte berührt, fo war e« eine oerbiente Slnerfennung, ba§ ber
Sorftanb be« Verein« für ©efd)icrjte unb Slltertuinöfunbe 2öeftfalen«
W)enbac$ im 3af)re 1897 in bie SReifje feiner <5t)rentnitglieber aufnahm,
wie aud) bie Stabt Siegen it)m irjre 2)anfbarfeit bezeugte, inbem fie
üjn gum (Sljrenbürger ernannte.
&cf)enbad)0 Söefen war in allem auf praftifdje Slrbeit gerietet; al«
Surift fefcte er fein 3iel baljin, bie Slnwenbung ber gcfe^Hc^cn SBeftim-
mungen auf ba« prafriferje Beben flargulegen, wie feine gange fdjrift-
ffceüerifdje Xljättgffit auf biefem Gebiete beweift, Sßamcntlidj ift ba«
Vergredjt oon ft)m wefentlidj geförbert unb geflärt worben, unb wie iljn
ber ©tanb feine« Steter« unb bie Snbufrrie feiner £eimat hierauf l}im
wiefen, fo werben fle tt)n aud) angeregt Ijaben, bie gefdjid&tlidjen <Scr)ä^e
be« ©iegerlanbe« au« bem Staube ber Vibliotljefen unb ben liefen ber
Urdjioe ijeroorgugielien unb au«gugraben, um fte in georbneter JDarfteflung
gunädtft feinen 8anb«leuten gu bieten unb bie prafHfdje gorferjung au<$
bei anberen anzuregen. Sein t)iftorifcr)e« «f>öuptwer! ift bie öon 1882 bi«
1886 erfdjienene „©efdjidjte ber Stabt Siegen", gu ber er im Saufe
ber 3eit nod) wefentlidje SRadjträge unb (Ergänzungen lieferte.
$luf bem ©ebiete ber 9ledjt«funbe war er nid)t minber probufrto.
Seine beiben erften Schriften erfdjienen 1859 unb waren eine Arbeit über
bie „SRecr)t«giltigfeit ber 2)iftrfft«oerIeil}ungen in Sßreufeen" unb ba« um-
fangreiche 2Ber! „93ergpoligeioorfd)riften be« rfjeinifdjen «ftauptbergbiftrift«
nebft ben Veftimmungen über beren (£rlafj unb «&anbf)abung", bie $ld)enbadj
föftemattfd) gufammengefteHt t)erau«gab unb erläuterte. 1863 erfdjien bie
bereit« erwähnte Arbeit über „bie £auberg«genoffenf4aften be« Sieger-
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198
8onbe«" r 1865 feine „SBemerfungen über bie Entwürfe eine« $npoti)efen-
gefefce« unb einer «fcupotljerenorbnung für $reu§en*, 1869 feine umfaffcnbe
JDarfrellung be« fran$öftfdjen 93ergredjt« unb beffen gortbilbung burd) bat
preufjifdje allgemeine 9?erggefefc. Stodj eine @efd)idjte ber cleöe«raärttfdjen
©erggefefcgebung unb fBerqoerwaltung bi« jum 3ö^re 1815 $at er oer«
faßt. Qtin grofj angelegte« 2ßerf über „ba« gemeine beutfdje ©ergredjt
unter 3Berütfftd)tigung ber 23erggefefce Tonern«, ©adjfen«, Defterreidj«
unb anberer Sänber" tft unoollenbet geblieben; nur ber erfte Seil liegt öor.
3Rit £efnridj o. 9ldjenbadj tft ein Ijeroorragenber SJerwalrunßäbe-
amter, ein lieben«würbtger (Sfjarafter, ein tüchtiger 3urift, ein fleißiger
©efdji<$t«forfd)er unb 5)arfteHer au« bem 8eben gefdjieben, bem ein
banfbare« Slnbenren, befonber« in ben Greifen ber ©efdf)idjt«freunbe,
gefidjert ift
£. Jtlefc.
Mltfit ttodjridjten über bie mittelalterliche Mhsfdjule
in tlarliniefilieittfdilattb. 1 )
93on Sanbgeridjtöratf) oon Letten &u $aberborn.
iRodj weniger Sßadjrtdjten al« über bie alte $olf«f$uIe für jhmbett
finben fld& über bie gefonberte 9Häb<$enfd)ule be« Mittelalter«. 3n SDeutfö-
lanb fällt aflerbing« ba« SJorfommeu oon Wäbdjenfdjulen jufaramen mit
ben erften Minderungen oon ©djulen überhaupt. 2)enn im 9. unb 10.
Saljrljunbert erfdjemt in Sßorbbeutfdjlanb gugleict) mit ber SJermetjrung
ber SJenebictinerflöfter eine erljeblidje 2ln$af)l oon in Dörfern ober Sitten
geftifteten ©önobien ober SDamenftiftern. Sie waren urfprünglid) ntd^t fo
feljr &ur (Slaufur mit ©elübbe oerpfli^tete Srauenflöfter, al« oielmeljr
8erforgung«ftätten für Jungfrauen unb SBittwen be« fjöfjeren Slbel«.
©leid^eittg bilbeten fte aber aud) bie erften djrfftlidjen (Srjieljungöftätten
für ba« weibliche ©efcr)led)t in 3)eutfdjlanb.
3u biefen Älöftern gehörte in erfter SRtity in €>ad)fen bie oorneljme,
gefürftete Slbtei ju £crforb, fd)on 792 oom örafen Saltger geftiftet unb
820 oon tfaifer Öubwig bem grommen erneuert. £fer war 2flatl)ilbe, bie
©rofemuttcr ber Königin Sftatbübe, Slbtifftu unb unter Slnbern §atlwmob,
bie $od)ter be« ^erjog« fiubolf, geb. 840, ber oorneljinfte 3ögUng. £a»
l ) gortfefcung. «ergl. 2öeftf. 8eitfd&r. 8b. 56». 6. 153 ff.
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199
ifcitmob lernte, wie i^r SBiograplj unb oätcrlidier gTeunb, her (Soroener
SRöndj Slgiuä, berietet, Ijur mit fiuft bie erfteu 33udjftaben, wom an«
bete nur mit ©djlägen gegwunflen würben, gern oon felbft. HRit 12 Sau-
ren fam fi* in baä ßlofter ©anberefjeim , bad t$r Sater 845 gefttftet
^atte, unb würbe bafelbft erfte Slbtifftn. §lud) $ier bewied fie bcnfelben
(Eifer unb jwang bie !Rac^läfftgen $u grö&ereui gletfj im fernen. l ) 2)a{}
aud? in ber golge in ©anberöfjeim <8ä)ule, Unterridjt unb Söiffenfdjaft
gebieten, bezeugen auäreidjenb bie grofcen gefdjidjtlidjen unb bidjteri-
fd)en arbeiten, bie Ijier unter ber Klofterfrau S&oflwitlja gur (Sntftefjung
tarnen. 3« tyrer ©rofcmutter, ber oben erwähnten Slbtifftn Sflatljilbe $u
fcerforb, fam fpäter bann ali fleine (Spulerin ü^at^tlbe f bte Sodjter be«
Gkafen -fcljeoborid), gegen 890 geboren, um bort bie öectionen ju lernen,
nnb machte, roit und bezeugt ift, gute gortfdjritte im ©tubium ber
Söiffenfdjaften, mit in ben weiblichen .£>anbarbeiten. 5Bon Ijicr erfor fie
909 ber 33jät)rige <2adjfenl)eTaog £einrid), ber ginfler, jur ©emaljlin.
©päter aU ©ittwe ftiftete fie nadj bem SBorbilbe £erforb$ felbft oier an-
fefpilidje grauenflöfter, nämlid) Dueblinburg, $ölbe bei ©öttingen, ßnger
bei «frerforb unb SRorbljaufen , baä iljr SBtttlmm war. Sludj in bfefen
Älöftern fehlte felbfroerftänblid) bie Schule md)t, unb auö tfjnen oerbreitete
ftd) über baS ganjc €ad)fenlanb jene fjöljere 33ilbung, bte au« Ijeiligen
Quellen ftrömenb ^ugleidt) geiftige Söei^e gibt. $enn wie !D7atr)ilbe ^ier
gewirrt wiffen wollte, jeigte fie, bie ©rünberin, an iljrem eigenen 33ei*
fpiele. 3" t^ter Vita (cap. 23) Ijeifjt e3 oon SRorbfjaufen , woljin fie
Itoti Sft^re oor tljrem $obe ging, um Widjburgi* , ifjre frühere langjäh-
rige erfte Kammerfrau, ju befugen, bie fur$ oorljer bort Slbtiffin gewor-
ben mar:
<„@obalb fle angefommen war, lieg fie biefe (3ftidt)burgiä) oor fid) rufen
unb fragte fie weitläufig über bie ifjr anoertraute Kongregation auö. 2)ann
betrat fie felbft bad Älofter. (Sorgfaltig unterfudjte bie ^eilige Srau, ob
in febem 6tücfe gut 3ud)t geübt unb wirtfam Unterridjt erteilt würbe.
2)emt feit fte bad Softer gegrünbet fjatte, war eö iljre ©ewoljnljeit, bie
Schule felbft &u befugen, um $u fet)en, wa$ jebe einzelne Schülerin
treibe, weil e$ i^r grögted Vergnügen war, bie Sortfd^ritte ber ^crjülerin-
nen waljTjuneljmen unb gu oerfolgen." *)
2öie fefjr biefe Königin bie Untcrweifung ffjreö #ofgefinbe$ fcr)äfete
unb pflegte, geljt aud) barauö Ijeroor, bafj fie auc§ ber 2)ienerfd)aft ttn-
J ) Agius in Vit. Hathumotae. MG. SS. IV. 167.
•) Vita Mathildis. MG. SS. IV. 299 ff. SBergl. aud) §. @*onlau,
©efd)t<$tt. Zotigen über SJolföWulen & 20 ff.
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200
terridjt erteilte unb befonberS an bett gefttagen, an toeld^en fie feine
£anbarbeit verrichtete , aus ber \). <Scr>rift etwaä oorlaä ober SCnbere bsr«
au$ oorlefen lieg. *)
Ungeiäljr um biefelbe 3eit, im 10. unb 11. Saljrlj., toax ba$ ©tift §u
®ffeu eine ber angefeljenften Sfteidjäabteien , benn 9Kitglieber beö fidjft»
fcr)en tfaiferljaufeö walteten audj in tt)r be$ Sluitcd ber &btifftn unb über«
matten bie (Srgiefyung jüngerer ^rin^efftnnen. ©o »eilte ÜRtttjilbe,
ffaifer Cttod IL Softer, bei ibrer Sante, ber Slbtiffin oon <£ffen, unb
würbe Iner erlogen, hü fie ber $fal$giaf QZföo f)eimfü&rte. *) ©päter
nadj ber Umwanblung M tflofterä in ein fieiroeltlicfjeö 3)amenftift würbe
eö grabeju aU beffen Aufgabe bqeidjnet, ber (Srgie^ung oorneljmer jun-
ger 2>amen gu bienen , bie bann oielfad) wieber austraten, um gu fjei-
ratzen. 3 )
#ierau« leuchtet ein, bafj bie weibliche Silbung innerhalb ber tjöd)*
ften unb ber ritterlichen Jbreife im frühen SJcittelalter begehrt unb oer*
breitet war. 3a, ber SBilbungäbrang ber grauen tritt in jener 3eitperiobe,
wie ber ber ©eiftlidjen in einem SWafje fjeroor, bafj jene wie öiefe a\&
bie £auptträger unb görberer oon ©Übung unb ©eftttung erfcrjeinen.
3)ic ©runblage unb ben ßetn biefer grauen • ßrjie^ung bilbete abgefeljen
öon ber Anleitung ju Ijöfifdj feiner Sitte ber religiöfe Unterricht. 5)ie grauen
mufjten nicrjt weniger aU ber ©eiftltdje mit bem $falter oertraut fein.
2)er ißfalter war if)r fteter Begleiter unb ein wefentlidjeö ©tücf tyreci ©e«
rabeö. SDemjufolge fpridjt audj ber ©adjfenfpiegel ben Södjtern eine*
£aufeö alle ^ücrjer, bie jum ©otteöbtenft gehören unb oon grauen gu lefen
gepflegt werben, ald 5JcutteTerbe gu. Slber mancher grauenoerftanb fd&wang
fiel) bbtyr, unb war eä gumal in ottenifdfjer 3eit ©itte, audj ßinrjenoäter unb
Älaffifer gu lefen unb felbtt 93üdjer $u oerfaffen. S)ie 3aljl ber gelehrten
grauen bamalä ift bebeutenb, unb man fteljt fie meiftenä in 9connentlö»
ftern. £ier lebte «£>a$ed)a oon Hueblinburg , welche ben l). ßljrtftoplj
feierte, r)ier bie 93erfafferin beä Sebenä ber f). SJcatljtlbe, bier bießenjrerin
£f)ietmarö oon ÜRerfeburg, rjier ©mnilbe, bie *Ricl}te ber Königin SJcatljilbe,
r)ier Slbetyeib, Cttoö III. ©djwefter, weldje bie JQueblinburger SInnalen
fdjrieb, tjier enblidj bie berüljmtefte oon 8lHcn, SRoöwitlja oon ©anberfl»
Ijetm. ©anberöljeim war bie oorgüglid^fte ©rotte gelehrter grauenbilbung,
oon ©erberga, ber SRtdtjtc Dttoä, bagu gefct)affen. 2lud) beren Sßacrjfol-
l ) Widukind, Reg. Saxonum III. 75. MG. SS. III. 466.
•) Beiträge jur ©efd)id)te oon ©tabt unb ©tift (5ffen 16. §eft.
©cfdt)icr)tc beö (offener ©nmnaftumd oon Dr. (Sonrab SRibbecf.
8 ) Chronicon Episc. Hildesiens: Script. Brunswic. II. 785.
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_ 201
gerat ©opfjie fdjäfcte bie Schule, unb man feftrieb »Ott iljr, fte Ijabe fpät
unb frülj gelernt unb eben fo gut bad Sanbredjt , wie bie Älofterregel »er«
ftanben. l ) ©anberef)eim enbltcr) mar cd aud> , baö emften unb anregen*
ben geiftltd&en 93erfef)r mit ben SRöndjen be« naljen dornend pflegte,
nie ba6 garte, geiftoode SSerljältnifj bee (Soroeoer Slgiud gur Slbtiffin
§atl>innob bezeugt.*)
(So war (Shmdjtung unb Gelegenheit für grauenbilbung in ben
äloftern Ijinreidjenb ooTgefe^en unb Don autoritativer Seite Sorgfalt
barauf oenoanbt. Söaren biefe (Eönobien bodj alle gu gleichem 3»e(f
unb naä) gleichem ÜKufter gegrünbet. 3n ben ©tiftungSurtunben be8
ftlofterd £erbecfe an ber 3Ruf)r unb Ueberwaffer in SWünfteT Ijeifjt e$, bafj
bie ©rünbung pro nobilibus virginibus et puellis, alfo audj für nod>
nid)t enoadtfene Jungfrauen, gefdjelje. 3n Srecfenljorft unb Sheben wur«
ben bie jüngeren (jungeron) Sunfern auöbrütflidj ©colfjunfern unb sco-
lares genannt. 8 ) Äudj in £erftrb unb 33öbefen unterfdjieb man im
14. Saljrlj. dominae extra scolas, b. I). au0 bem ©dmlunterridjt bereits
entlaffene ©tiftebamen, unb anbeTe. 4 ) ©o lebte bie fromme Königin 9Ra-
i^ilbe in £erforb nid)t aU gur 3aW ber ©djweftern gehörig , fonbem,
tot 4 itpr 93iograpl) auöbrüdltd) bemerft, um in Südfjern unb nüfclid>en
£anb arbeiten unterliefen gu »erben.
©enau nie in ben Stiftern unb ßlöftem ber Männer mahlte man in
ben (Sönobien für ben %md ber ©djule eine altere, burdj bewährte ße^r»
gäbe autfgegeidmete Jungfrau au6, meldte man aU magistra ober scbolastica
befteflte unb weldjer man bie Slufftdjt unb bie Leitung ber ftlofterfdjulc
übertrug. 2)ie Urfunben erwähnen bei öieien Älöftern biefe (Siuridjtung,
unb gehörte biefe Stelle fogar gu ben Sßrälaturen. <£« werben g. 93. aU
€d)olafterin aufgeführt beim Älofter guffenitf bti $)üren 9HatIjiIbi$ a ),
beim ©aipurgiS-ÄIofter in OTefcr)cbc 1177 SWec^tilbi« *), für @d>ilbefdje
1200 Slbelljeib. 8 ) 3n ber gefürfteten Slbtei gu Sffen wirb ba* 8(mt ber
©djolafterin im Sa^re 1054 fdjon gum erftenmale erwähnt 9 ). Äudj gum
*) @rupp, Sulturgefdjtdjte be$ SHittelalterS.
*) ßoroener ©tubien oon $rof. Dr. #üffer, ©. 17—21.
*) Cod. tradit. Westf. I. SBeftf. 3eitf$r. S3b. 48 l . 6. 159.
4 ) Cod. tradit. Westf. IV.
*) Vita Mathildis reg. C. 2. MG. SS. X. 576.
6 ) Dialog, distinet. I. cap. 42.
7 ) ©etberfc, ttrf..$3u<$ I. 72.
8 ) SGBeftf. Urt..93ud& II. 592.
9 ) tfinbltnger, ©efd&idjte ber £örigfeit. Uxt. SRr. 41,
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202
3a^re 1278 wirb un« ©opljia al« ©djolafterin überliefert. 1 ) 2fa«brücf'
U<$ bezeugt ift ober ba« SBeftefan ber ©tiftöföule für SWäbdjen in (Sffen
unb tl) r3ufammenl)ang mit ber ©djolafterin für ba« 3a$t 1382.*) 3n bem
alten öorneljmen ©tift £eerfc finb un« fogar bie tarnen mehrerer ©<$ul*
»orftefterinnen überliefert, namlid) 1185 »ertrabi« 3 ), 1239 Söiltrubi« 4 ),
1250 8lbeil)ctbi« 6 ), 1261—71 3utta ö ). $a{j ober audj in ben unbe-
beutenberen (Sönobien bie ©dmle befannt war, erfleht man au« ber Sljro-
nif oon (5on>eg $u bem 3afjrc 1147, u>o ber 8lbt £einric§ am 14. %t*
bruar bie Älöfterdjen Jlemnabc unb SMfdjbecf reöibirte. Sitte, fjeifjt e*,
unterwarfen fldj bi« auf eine Junge öeljrerin. *) $l!fo audj im 12. unb
13. 3a^. fanb fid) geeignete! öefjrperfonal für grauenbilbung. Söir
»eifen in biefer $e$ieljung nodj auf ba« Siftergtenferinnen«ÄIofter @ot-
teöt^al ju SBrenfljaufen bei Wörter ljut, wo eine Älofterfrau gloriana er«
wäljnt wirb, bie fertig Satein gefprodjen. 3fr banft im 3^re 1290 ber
Äbt £etnridj »on (5on>en für i&re ©djrift über ben Soljn ber SBittme
»on 9toim, bie fie üjm gugeftedt Ijatte. „3$ fjabe", fogt er i§r, „fle
»ieber unb wieber gelefen unb fte xtid^t au« beu ©ebanfen gelaffen, weil
fie fromm unb gelehrt abgefaßt ift unb fo öiel Serftanbeflfdjarfe nerräty, ba&
1$ mir fo etwa« !aum oon einem gelehrten Sekret ber Geologie Der-
fprodjen fjabe". $er tfbt ermahnt bie Plofterfrau fobann in ber 2)e«
mutlj ju bleiben. 8 )
3)afl übrigen« bie ©djuleinridjtungcn in ben grauenflöftern m<$t
bloft auf ben üRadjwud)« be« Jtlofter« gerietet b. Ij. scholae internae
waren, fonbern augleidj eine schola externa enthielten, gefjt für ba«
14. 3a$rlj., wa« ba« ©tift £erforb betrifft, au« ber 9tod)ridjt Ijeroor,
bog man §ier aud) auswärtige, frembe Caienjunfern (domicillae in sae-
culari habitu dementes) Ijatte unb jwtfdjen 3»nfern, „be ute fln" unb „be
In'r ljeime fin", unterfdjieb. 9 ) £ierau« ergiebt fld), ba& bie ßlofterfdjule
audj für bürgerliche Greife, für bie Umwohner be« ©riftc« fruchtbar ge«
mad)t würbe. 3a, au« ber Analogie mit ben 2Rännerflöftern läfct fl$
l ) ©eftf. Urf..33ud) V. 713.
•) fflibbe* a. a. D. S. 9. - 8 ) Safdbft ni. add. 69.
4 ) 2)afclbft IV. 291. — 8 ) $afelbft IV. 418 u. 429.
6 ) Stofelbft VI. 871 u. 1353.
7 ) £. ©djonlau, @efd)id)ti. SRotigen über 2*olf*fdjulen. MG. SS.
III. 15.
•) SBeftf. Urf..93udj IV. 2062. Dr. 81. ftodj, <Da« Älofter fBrenf-
Raufen in ber 2öeftf. 3ettför. 99b. 36*. 6. 103.
•) ©ergl. g. Sterpe, ©inhinft«-, Seim«- unb ^eberegifter ber Abtei
$erforb, 6. 149.
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203
atrneljmett, ba§ biefe Mufjenfdjule eine gewöhnliche Einrichtung in ben
dönobien mar unb meiftenö beffer bcfudjt war alä bie innere ©dmle.
€o ift ed bcnn gor nidjt feiten, bafj grauenflöfter öon alteröljer nidjt
blofe für bie 2ftäbdjenfdjulen bee Älofterortt, fonbem für bie ©djulen
bafclbft überhaupt, wie 3. 33. in £eerfe, auffommen mujjten unb barüber
bie Äuffidjt unb 8eitung Ratten.
3m 13. unb 14. 3aft^- erhielten bie Srauenflöfter in iljrem Stre-
ben für bie ©djule eine wefentltd)e Unterftü^ung burd) bie in 5)eutfd)-
lonb ßd) oerbreitenben fog. 93egljinen. ©eftiftet im 12. 3aWJ- burd) ben
Süttidjer Sßriefter Lambert te SBegue, lebten btefe weiblichen ©enoffenf Sof-
ten nad> flöfterlidjer ©itte, oljne jebodj burdj eine fefte Drbenäregel ge»
bunben ju fein, in fog. $egl)inenl)öfen. ®ie befd)äftigten fidj mit ©er»
!en ber leiblichen unb geiftigen IBorm^ergigfeit , alfo ntdjt blofi mit ber
Krankenpflege, fonbern audj mit Sugenbunterridjt unb $war fowoljl burdj
Unterweifung in ben gewöhnlichen ßeljrgegenftänben, al$ audj in weibli»
d>en £anbarbeiten. *) £ie fanben beaf)alb rafdj Verbreitung in ben be*
beutenbem Orten unb £auptftabten unfere« Canbeä, aber audj in minber
bcbeutcnben, wie Sittenborn, GSoeöfelb, Brilon, 9)farebcrg.*) 3m Sittenborn
g. 93. lag ber 33egf)inenljof im norböftlidjeu (Stabtniertel auf bem %xitb*
Ijof unb war eine ©djenfung beö (Sölner 33ürgerl Slbolf öon Sfteoele,
welker gu btefem 3»ecf mittelft SeftamentS 00m 20. Slpril 1317 fein
£au$ $u Sittenborn unb feine bortigen ©arten bcftimmte. 2)ie 93efdjäftt-
gung biefer geiftlidjen 3ungfern beftanb, xoit bereits ^eroorgeljoben , nidjt
blofj in Äranfenpflegc, fonbem wie bie fog. JJnrterljerm bei ber mann*
liefen 3«Ö enD i waren fie bei ber weiblichen bemüht, nüfcltdje Äenntniffe
unb gertigfeit $u lehren. (Sie betrieben bafyer ooraüglidj baö Wäljen,
Spinnen unb ©eben unb gaben Ijierin, fo wie im Cefen unb €>djreiben,
ber weiblichen 3ugenb fdjulmäjjige Unterweif ung. SRicolauö oon Sßibra
weife fo^ar uon fdjöngeifttgen Erfurter 23cgf)inen beä 13. Jaljrlj. gu er*
jaulen , bie gern mit polaren oerfeljrten , um in ber Xidjtfunft gu pro*
fitiren.»)
810 bie ftäbtifdjen öffentlichen @djulen auffamen, würben bie gefon»
betten 2ftäbdjenfdjulen ju einem bringenben SBebürfnig. S)odj blieben bie
*) Seiberfc, Öanbeö- unb 3Re<$t«gefd)i<$te M £eraogfljuni« ©tftfo-
len III. 6. 497.
*) 93ergl. »runabenb , ©efd)id)te ber ©tabt Sittenborn, ©öfelanb,
©efäidjte oon ßotffelb. Seiberfr, Urf.«33ud& I. 6. 358, 393, 567. II.
6. 11.
*) ©iefje ©efdjtdjttqueHen ber Sßroüina Saufen I. 93.
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204
üRäbdjenfdjulen au$ fernerhin otelfadj Unternehmungen nur prioater Statur.
Soldat ^rioatmäbdjenfdjulen fommcn j. S K in SRaiity fdjon 1300, in ©peier
1862, in granffurt a. 9fl. 1364 oor. 3u @ouba in £otIanb beftanben
gegen ßnbe bei 15. 3^r§. brei weibliche fie^ranftalten bei öerfdjtebenen
£ird)en unb tflöftern, in welchen grauen im ©Iauben, Saterunfer, befon>
beri aber audj int öefen unterrichteten. 1 ) ©ine ftäbtifdje ÜRäbdjenfdjule
bagegen befanb ftd) in 83enlo wäljrenb ber SRitte bei 15. 3a f>rfj. $er Un-
terridjt war Ijier für bie beiben ©efajledjter getrennt unb ber für bie 5JMb*
c^enfdjule beftimmte SRaum ali TObdienfdjule (maghden schole) begetd)'
net.*) 2)ie 6tabt liefe nömlidj 1457 ein neuei ©djutyaui errieten, bai
biefe Trennung ber ©efdjledjter berücfRdjtigte. Sludj in Chnmeridj be-
ftanb um bie ÜKitte bei 15. Saljrlj. tim oon weiblichen ^erfonen gegrün-
bete SWäbdjenfdfjule , bie fdjon althergebracht war. (Sin ©freit barüber
führte am 4. Sttai 1445 gu ber Uebweinfunft gwifdjen bem bortigen
©rifticapitel unb SWagiftrat baljin: bie ©tabt ^atte eine ober jwei ober
je nad) 93ebürfnif| nodj meljr grauen (rectrices) für bie Unterweif ung
ber 9Käbd)en anjuftetten, nad)bem fie fold)e guoor bem 3)edjant unb (Sapitel
präfentirt ljatte. 3 ) 2)ie Seherinnen foü*ten gehalten fein, bem ©djulmei«
fter ber ©tabt alle 3a§re einen alten ©rofdjen ober einen fölmfdjen 2Bei§-
pfennig ali Abgabe ju entrichten. 8udj foHten fie fidj oerpfltd&ten, einem
Bürger, ber feine Jödjter in bie grojje ©dmle f Riefen wollte, fein £in-
bernijj $u bereiten. 4 ) @i war alfo biefe ©djule eine $rioatfdjule, weldje
neben ben befteljenben öffentlichen ©djulen fidj gebilbet fcatte. (Sine an-
geblich oon (Sarbinal Sfäcolaui (Suei ini Öeben gerufene weibliche (5r-
jieljungianftalt in Xanten enblidf) jäfjlte im Safjre 1497 : 84 Schülerinnen.
Sin iljrer ©pifoe ftanb Slbalgunbii oon fcorftmar, bie bei ben ©rübern
oom gemeinfamen öeben, ben fog. graterfcerren, Unterricht empfangen Ijatte
unb in ber <5rftiefmng ber weiblichen 3ugenb nadj beren SRatfjfdjlägen fidj
richtete.*)
5luf biefe wenigen Sßadjridjten über Sftäbdjenfdjulen hUiht man an*
gewiefen, bii nad) bem 30 fahrigen ßrieg mit anerfenneniwertljem (Sifer
in Btatt unb Öanb getrennte Sftäbdjenfdjulen meift unter weltlichen Äe^re*
l ) SergL griebridj ttetteiljeim, 2)ie Spulen bei ^ergogt^um« @el-
bem ®. 84-86.
*) ©ergl. bie ©tabtredjnungen oon $enlo pro anno 1457.
*) *Rettei$eim a. a. O. ©. 399.
4 ) Berichtigungen in ber ©efdjtdjte ber $äbagogi( oon 9fc. Sfttfj«
manm Blätter für bie ©dmiprarii. 3af)rg. 1896. «Rr. 3.
•) öergL 3anffen, 2>eutfd)e ©efdjidjte 93b. I. @. 22.
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205
rinnen eingerichtet würben. ') Aber audj grauen orben nahmen P<$ balb
nadj ber Deformation ber befonbern SMlbung unb (Sr^ie^unjj beö fjeran»
»adrfenben weiblichen ©efdjledjtd an. 3m 16. 3a^. grünbete nämlidj
bie ^eilige Slngela Geriet bie etjrwürbige ftrauengenoffenfdjaft, welche fl$
nad) beT lj. ttrfula benannte nnb juerft in Statten unb granfreidj, feit
bem 30 jährigen Ärieg aber audj in S)eutfdjlanb fidj ausbreitete unbga^i*
reiche 9tieberlaffungen mit ©djulanftalten grünbete. $iefe unb mehrere
anbere toeiblic^e Drben Ijaben fetibem üielfadj neben ben barauf aljie-
Ienben ©tnridjhmgen »on ©emeinbe unb Staat an bem <2hr$ieijung$werfe
ber weiblichen 3ug«tb * n $eutfdjlanb mitgearbeitet unb ftdj grofje 33er«
bienfte barum erworben.
SWitget^cilt öon (Sari ©panefen.
I. THEODORI JSIPON.
$>ie Äupfermüngen ber ©tabt $aberborn, welche bie 3a^c8ga^l
1605 tragen, $aben im SReöera bie Umfdjrift THEODORI JSlPON,
tljeill in »oller Schrift, tljeila in abgefüllter Sonn. SBeingartner
(3)ie ^upfermünaen SBeftfalen« 6. 232) beutet biefeö „©eföenf" mit
SRedjt ald bie ber (Stabt Dom SBifdjof Sljeobor ö. gürftenberg im Safyre
1605 erteilte CSrlaubnifj, ßupfermün$en ju fdjlagen; er bemerft jebodj:
»in meinem Umfange, erhellet nid)t".
2He $ier folgenben , bisher ungebrueften 6d)riftftü<fe geben $lu*funft
über bie SBebeutung biefed SflünaprimlegS. <Die Stabt erhielt burdj baö-
Wbe im Sa^e 1605 ba« Sfcedjt, innerhalb ber nädrftfolgenben fiebert
3al)re im ©anjen fiebert £aufenb $ljaler in Kupfermünzen prägen ju laffen,
toeldje nur in ber Stobt $aberbora „gangbar unb gültig" fein foulen.
2)ie IBitte ber @tabt, ba* Umlaufögebiet weiter, r ,ba muglidj burdj«
ganfce Stift", auggubelmen, liefe ber gürfibifdjof uttberücfflcr)tigt, befdjränfte
bielmeljr auf Slnfudjen bc$ S)omfapitel$ bie SJerpflidjtung jur Slnnaljme
biefer Äupfermüngen auf bie „weltlichen" (Sinwoljner ber Stabt.
Grinc ©umme öon 7000 5$alem in fupferner ®djeibemün$e inner-
halb ber fleinen Stabt in ben Serfeljr ju bringen , oljne biefen $u über*
l ) 6ief)e befonbetf bejüglic^ beö WeberftiftS fünfter bie ®efd)ic$te
ber fall). Pfarreien im ©er^ogt^um Olbenburg bon Sari SBiUo^.
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206
fatttgen, erforberte 3«t. 66 finbct ftd^ benn audj nod) in ber Stabt«
redmung be* Safjrtf 1020, alfo adjt 3af)r* nadj Ablauf beö $riöileg«,
eine erljebUdje Qcinnafjme ouö ber „Äupferredjnung" öerjetdmet.
5)er Neubau beä föatljljaufel gab ©elegenljeit , ßunfermünaen in
Umlauf gu fefeen. 3ur 93eftreitung ber 93au!often benufote bie Stabt
1615: 330 Sfjaler „fupferne VI «Pfennigftutf , au« ber Giften nor unb
nad) entnommen", 1617: 260 lljaler beagleidjen unb 145 Z^aUx in
XU $fennigftücfen.
S)ie ftäbtifdje Verwaltung 30g au« bem $rioi(egtum ttid^t unerheb-
lichen ©ewinn. Unter ber SRubrif „Jhipferredjnung erobert" finb inben
§tabtredjnungen Dom 3aljre
1610: 231 £$lr. 12 ©r. 10 $f.
1612: 926 „ 3 „ 8 „
1620: 1093 f , 14 „ 3 „
in (Einnahme gefteQt; ba jebocr) in golge ber auf bie weltlichen (Jinwol)-
ner ber 6tabt befdjrdnften Slnnaljmepflicrjt nur ein geringer Heil ber
düngen nadj auäwärtd abgef djoben fein wirb, fo ftammte ber ©ewinn
$auptfäd)Iidj au« ben Safdjen ber eigenen IBürger.
Sine öoflftänbige &bred)nung über bie 9Hün$foften unb ben erhielten
©ewinn finbet ftdt) im @tabtardjü>e nidjt.
1605, September 29. Neuhaus.
Bischof Theodor von Paderborn erlaubt der Stadt Paderborn die
Prägang von Kupfermünzen bis znm Betrage von 7000 Thalern.
Von gottes gnaden wir Dietherich, bisschoff des stiffts Pader-
born etc. thuen kundt und bezeugen vor unss und unsere nachkom-
men, das wir den ersamen, hocbgelerten , unsern lieben getreuwen
schultheiss, burger meistern, rhatt und gemeinheitt unser statt Pa-
derborn zu desto bessern gedeien, nutz, frommen und wolfartt ge-
meiner statt und burgerschafft gnediglich concedirt, bewilligt und
nachgeben haben , concediren , bewilligen und nachgeben auch hiemitt
krafft dieses, das sie in negstvolgenden sieben 1 ) jharen von kupffer
stücke von zweyen Schillinge, einem Schilling, einem halben Schil-
ling, drilinge und geringerer müntz die summe zu sieben l ) thausendt
thalern schlahen lassen mögen. Jedoch soll solch kupffergelt nitt in
hohen und grossen, sonder geringen summen aussgeben werden,
') im Text ursprünglich „sechs"; dieses Wort ist durchge-
strichen und darüber „sieben" geschrieben.
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207
auch nitt weiter, alss alda in unser statt, gangbar und gültig sein.
Nach ablauf aber angeregter sieben jariger 1 ) zeitt soll diese unsere
gnedige concession abe und erloschen sein. Dessen in urkundt ha-
ben wir diesen unsern bewilligungs brieff mitt eigner handt under-
schrieben und geben auf unserm schlos Newhaus auff S. Michaelis
archangeli tag anno sechszehen hundertt und fünff.
Munster, Kgl. St. A., Paderborner Hofkammer Rep. IV.
Nr. 530 ft *. Concept auf Papier ohne Unterschrift und Siegel.
1606, October 18.
Die Stadt Paderborn dankt dem Bischof Theodor für die Erlaub-
nis« zur Ausprägung von Kupfermünzen nnd verehrt ihm Probe-
münzen in Gold, Silber nnd Knpfer; sie bittet sodann, die Pflicht
der Annahme derselben nieht auf die Stadt Paderborn nnd anf
geringe Beträge beschränken, sondern anf das ganze Stift aneh
bei Leistung grösserer Zahlungen ausdehnen zn wollen.
Hochwurdiger fursth, Euren f. g. sein unsere underthenige, gehor-
same und gantz willige dienste jeder zeitt bevor. Gnediger fursth und
her. Demnach e. f. g. auss gnediger, vetterlicher zuneigungh disser
irer unvermugener haubtstadt Paderborn etzlicbe kupfern muntz zu
dempfungh und erledigungh irer obliggender grosser bescbwerden
fertigen zu lassen in gnaden concedirt und nachgeben, davor e. f.g.
wir pillich noch mahl ss underthenige dancksagungh thuen, und dan
nunmehr sothan muntz werckh so weitt gefertigt und eingerichtett,
dass darauff dreierley muntz, alss Schillinge, sechs pfenninge und
Pfenninge geschraubett und gemacht werden können, als thune. f.g.
wir so t haner muntz dreierley Sorten, in goldt, silber und kupfer,
hiebei underthenig praesentiren und überreichen, mit undertheniger,
hochfleissiger bitt, nicht allein sothane geringe praesentation in
gnaden uffzunehmen, sondern auch auss fürstlicher auctoritet zu
mehrer erspriesslicher beforderungh diesses werks ihre gnedige jon-
cession, und dass vermuge derselben sothane kupfern muntz in
schwerem geldt (:da muglich durchs gantz e stifft:) aussgeben und auf-
gehoben werden muge, durch ein offenes edict und proclama publi-
ciren und anschlahen zu lassen, und unser gnediger fürst und her
zu sein und pleiben.
Wie zu e. f. g. wir unss dessen und aller gnediger erschei-
nungh underthenig getrosten, und wollens umb dieselb (:die der al-
uiechtiger in hohem, fürstlichem, friedtfertigem , glucksaligem regi-
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208
ment unss mit gnaden lange zeit zu gebieten wohlfertigh erfristen
müsse:) unss mit schuldigem geborsamb und diensten in aller und er-
thenigkeitt hinwidder zu verdienen und zu verschulden understehen
und befleissigen. Datum am 18. octobris anno 1606.
E. 1 g. underthenige , gehorsame
schuldheiss,
burgermeister und rhatt
zu Paderborn.
Adresse: Dem hochwürdigen fursten und hern, hern Diethe-
richen, bischoven dess stiffts Paderborn, unserm gnedigen fursten
und heim.
Ebendaher, Original auf Papier mit deutlicher Spur de»
briefschliessenden Siegels.
1606, October 18. Neuhaus.
Edikt des Bischofs Theodor von Paderborn, dass alle weltliehen
Eingesessenen der Stadt Paderborn die von derselben geprägten
Kupfermünzen innerhalb der Stadt in Zahlung nehmen and
geben sollen.
Demnach von gottes gnaden wir Dietherich bischoff des stifies
Paderborn etc. den ersamen, hochgelehrten, unsern lieben getrewen
schultheissen , bürgern) eis tern, rhatt und gantzer gemeinheit unser
Stadt Paderborn gnediglich concedirt und nachgeben, das sie zu ge-
meiner Stadt und burgerschafft nutz und besten eine sichere summe
kupffern muntz fertigen und machen lassen mögen, als wollen wir
allen und jedem gedachter unser Stadt Paderborn ingesessenen hie-
mit in gnaden ernstlich mandirt, auferleget und bevohlen haben bei
Vermeidung unser undablessiger, ernst und schwerer ungnade sel-
bige kupffern muntz innerhalb dero stadtt ohnweigerlich zu empfahn
und wider ausszugeben.
Urkundtlich unsers undenauf gesetzten fürstlich secretsigels.
Datum auff unserm schlos Newhaus den 18. octobris anno 1606.
Ebendaher. Concept auf Papier, ohne Siegel.
Ohne Datum.
Weill ein ehrwürdig thumb-capitel angehalten, in mitgetheiltem
patente dero kupffern muntz noch ein wortt, nemlich „weltlichen"
ingesessenen beizusetzen, als ist man der zuruckschickung gewertig,
oder das man alda solch wortt selbst dabei setze.
Ebendaher. Concept auf einem Streifen Papier.
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209
II. ©aljfotten als ÜWüngftättc.
3»et 6f3ber unbefanute SRünjen, weldje für bie ©efdjtdjte $aberborol
Bon $ebeutang flnb, befinben fid) in ber ©ammlung bei SRfingforfdjert
?. Sofcp^ ber biefelbenin ber Seitfärift für ?Rumi«mattf 8b. 21.
6. 281 — 87 einer intereffanten SBefpredjung unterjieljt.
3He erfte ift ein «fralbbenar bei $aberborner SBiföofl Otto an* ber
SRvn^ftätte ©al Rotten nnb wirb a. a. D. wie folgt betrieben: At.
t OTTO — EP1SCO. <£in ftyenber »ifd&of, ber in ben erhobenen
$änben redjtl ein Statt), linfl ben etnwärtl geteerten $irtenftab fcält. —
Rv. SOLTCOTEN. CIV(ITA ober 1TS). 3m gelbe finb brei Stürme
nnb gnrifdjen iljnen gwei ftreugfafjnen über einem boppelten ©pifebogen*
portal 16,5 mm. 0,45 gr.
(El ift biefel bie einige btl jefct ebirte aRünje, weldje bal ©or^an-
benfein einer HRüngftätte in ©alafotten nadj weift, ©eftüfct auf ben
Snljalt ber Urtunben oom 12. Stoiber 1294 unb Dom 14. gebruar 1295,
in »eldjen ft($ Cfrabifdjof ©iegfrieb Don Adln unb 93ifa)oj Otto oon
$aberborn über bie bieder gemeinfamen Orte ©efefe unb ©aI$totten in
beT SBeife Dergleichen, ba§ ber erstgenannte gang an tföln, ber $weite,
Sal^totteii, gang an ißaberborn fällt, »erlegt $. Sofepb mit SRedfct bie
?räge$eit für biefen $albbenar in bie 3<*&re 1295 bi* fpäteftenl 1307
(tobeoja^r Cttol).
3n berfelben 5lbljanblung wirb ein $enar erwähnt, ber all 3Rün$-
ort $aberborn (PADREB III CI VITAS) unb \>tn 9camen EN(GE)L
= BERTV ofme $itel um bal Silb eine! ©eiftlidjen tragt <Der Cerfaffer
föreibt benfelben bem Äölner erjbifd&of Engelbert 11. (1261—1274) jk.
Jiuei Urkunden ?nr (Sefdjidjte non fiebettau an ber
Dietnel in kr flromnj ^tf[en-Haf[au.
«DMtgetyeilt oon gr. X. ©grober, Pfarrer in SRafcungen.
©tobt unb 5?urg öiebenau bilbeten meiere Sö^unberte einen fßf
ftanbt^eil bei £od)ftiftl Sßaberborn. Srft burdj ben Vertrag oom 5.
Sanuar 1597 gwtfäen SBifdjof SHerria) 0. gurftenberg unb bem 8anb-
grafen 2Rorifo oon Reffen tarnen Älofter unb ©tobt «frelmardljaufcn, Storg
ärufenburg, $errfcr)aft ©d)önenberg, S9urg Srenbelburg, SJurg unb ©tobt
Siebenau unb einige anbere Orte in SRieber^effen mit bem SRein^arblwalbe
an Reffen. 1 ) ®ai 2lbelögefd)led)t 0. $apen^eim, weldjel oom aulgegau»
*) Anna] Paderborn. III. ad annum.
LVII. 2. 14
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210
gelten fttr$borf $apen$eim Bei SBarburg ben tarnen trägt, bttrfte gegen
Anfang M 14. Sa^unbert^ fldj in Siebenau nicbergelaffen unb bte
bortige 8urg erbaut fcaben.* Sfcitter #erbolb o. $apen^etm »ar feit 1304
auf ber S3urg Siebenau anfäfflg. ©eine ©öfcne Surdjarb, tropft am
93u$borf £u tßaberborn, unb «frerbolb, fourie fein Sdjnnegerfolm SBerneT
u. SBefterburg »erleiden 1347 ber neuen Slnfieblung ©tabtredjte. ')
1347. Februar 18. Burchard (v. Papenheim), Propst am Bns-
dorf zu Paderborn, Knappe Werner v. Westerbarg and Knappe
Herbold v. Papenheim, Bruder des genannten Propstes, verleihen
den Einwohnern ihrer Stadt Llebenan gewisse Freiheiten und
Rechte.
In nomine Domini Amen. Nos Borchardus, prepositus ecclesie
Petri et Andree apostolorum in Paderborne, Weruherus de Wester-
borg famulus et Herboldus, frater dicti prepositi, famulus de Papen-
heym, recognoseimus in hiis scriptis, quod bominibus quibuseunque
ad opidum nostrum Levenowe confluentibus et inhabitantibus ibidem
cuicunqne ratione condicionis servilis aut alio iure, aliquo senricio
seu obsequio qualicunque astrictis et posteris eomm libertatem tra-
dimus et concedimus in dicto opido perpetuo residendi et manendi
ibidem sine omni exaetione, vexaetione aut peticione servicii cuius-
eunque, que eidem ab ipsis possent competere quoquomodo. Attamen
qui nobis iure proprietatis pertinent in dicto opido, nobis servient
ita bene sicut extra. Item quieunque ad dictum opidum confluxerint
et ibidem se reeeperint super debitis aut excessibus quibuseunque
primitu8 contractis coram nobis aut . . iudice nostro ibidem non
debent aliqualiter conveniri, sed super nobis convenientur et a iudice
punientur iuxta debitam iuris form am et suorum excessuum quali-
tatem, nostris tarnen iuribus a prefati opidi incolis per omnia nobis
salvis. Item omnes prefatum opidum inhabitantes ac . . heredes
ipsorum. de quolibet iugere novalium nobis et nostris heredibus
annis singulis tres denarios graves solvent perpetuo nomine pen-
sionis. Item si in opido predicto alter alterum ferro quoeunque, quod
wlgariter .egghewapen" dicitur, wlneravit, dummodo non moriatnr
wineratus, pro delicto huiusmodi reus dabit unum talentum levium
denariorum, de quo nobis dimidietas et altera dimidietas opidanis
proyeniet ad communes usus opidi. Item si ubilibet quibuseunque
alter alterum leserit eciam ad sanguinis effusionem, dummodo ferro
l ) ffluboif o. $utt!ar.(£lberberg, ©tammbud) ber SatWflföen
»itterföaft
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211
preacuto id non faciat, pro huiusmodi delicto ipse lesor quinque
solidos Jevium denarioruio dabit in emendam, de quibus nobis pars
tercia et . . iudici tercia et tercia pars proveniet opidanis . . Judex
autem in dicto opido pro tempore sepe existens recipiet emeudam
aliorum excessuum nummorum. Preterea si in opido predicto ali-
quis sine liberis discesserit, de parofarnalibus et aliis, que wlgo
dicuDtur „her weide*, nulla beredibus ipsius aliunde premortui com-
petet actio, sed de aliis reliquiis et patrimoniis, quod si infra spa-
cium temporis, quod wlgo B annus et dies* appellatur, nullus in iure
pecierit, medietas exuviarum seu reliquiaruin et patrimonii predicti
dabitnr ad usus ecclesie in dicto opido instaurate et alia dimidietas
dabitur opidanis sepius memoratis. In quorum omnium testimonium
et memoriam nostra sigilla presentibus sunt appensa. Datum anno
Domini M C°C C Ü XL septimo, dominica die qua cantatur Invocavit.
Orig. auf Pergament, die drei Siegel fehlen.
1396. März 12. Bischof Johannes (v. Hoya) von Paderborn
bestätigt mit Zustimmung des Kapitels der Stadt Liebenan, welche
mit der Burg an das Hochstift gekommen ist, nach der durch die
Burgmänner, Bürgermeister nnd Rath geleisteten Huldigung ihre
bisherigen Freiheiten nnd Rechte.
Wy Joban van Godes genaden bisscop to Paderborn mit willen
unde Yulbord domprovestes, domdekens unde capittels unser kercken
vorgenant bekennet, wente de slott borcb unde stat to de Levenowe
an uns unde uuse nakomelinge unde kercken gekomen sint, unde de
bore hm an, borghermeistere, radlude unde borgere gemenliken van des
slotes wegene eyne erflike ewige huldinge gedan hebbet, dat wy de
sulven by all erem olden rechten, vryheit unde wonheit laten solen
unde willet, also se de wynt an dusse tid gehaet hebbet, unde en der
nerne mede krenken an argelist, unde gevet en des to kunscap
dussen breff besegelt mit unsem unde unses capittels ingesegel, des
wy domprovest, domdeken unde capittel bekennet, unde hebbet des
ok to kunscap unse ingesegel na ingesegel unses beren vorgenant
an dussen breff gehangen. Datum anno Domini MCCCXC sexto,
ipso die beati Gregorii pape.
Orig. auf Pergament, beide Siegel fehlen. Beide Urkunden be-
finden sich z. Z. im Besitze des Küsters F. Wtwer in Neuenbelcen.
14*
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212
CtattDicklung ber ßaplanet ju fleduUljeÜB
(Äteis ttariwrg).
etljeilt öon %. £ ©grober, Pfarrer in Haftungen.
3n ber flirdjje ju $Pe<fellf)eim gab el uadjj bem Statuö ber alten
SDidcefe Sßaberbom, aufgenommen unter bem Sifdjofe 2)tctrid) Kbolf
greifjerm »on ber SRecf in ben Jahren 1656—1658, *) außer bem £od&-
altar mit ber Jßfarrpfrünbe nod) fieben anbcre Ultäre, nämlidj:
1. in sacristia sine titulo et reditibus;
2. ante cborum s. Kiliani, ab episcopo Theodoro Adolpho recon-
ciliatum 1656. 3. Julii;
3. 83. trium Regum;
4. 8. Leyini;
5. 8. Annae;
6. 8. Nicolai sine reditibus;
7. sine titulo et reditibus.
ad 3. $er tlltar gu ßljren ber Ijl. SDrrifönfge würbe gegen ünbe
bei 14. 3a()r()uubertd burd) ben bitter ©erwarb ©piegel $u SßetfelHetm
gegrünbet unb mit einem tircrjlidjen SBtnefijtum aulgeftattet. ©iföof
Soljannel (I., ©raf Don £ona) Don $aberbom erflärt burdj nad&folgenbe
ttrfunbe oom 30. ftooember 1398, Bitter ©erwarb Spiegel $abe in ber
SPfarrftrdjje gu Jßecfellljetm einen neuen Altar jur (£ljre ©orte«, ber beil.
Sungfrau SWaria, ber 1)1. 2)reironige unb ber \fl. Katharina erntetet unb
mit brei £ufen im Selbe oon 3*orgentreidf> 3U SBord&trou 4 ) unb mit
einem ©arten oor $eäel0fjeim aulgeftattet. S)ie SBefefcung bei fBenefigi*
uml fott bem ©tiftcr unb feinen Sdadfjfommen jufteljen, bie Snöeftitur
bem $lrdf>ibiafon (SDomfantor). Leiter be&anbelt bie Urfunbe bie gottel-
btenftlidjen S3erpflia)tungen unb foldje bem Pfarrer gegenüber, bem ber
SBenefaiat jäljrlidjj auf SRidfjaeli 6 Spillinge Söarburger SCBd^rung jaulen
muffe. Sieben bem ©ifdjofe flegeln jum Seiten bei (Sinoerftänbniffel
ber S)omfantor Sljemmo oon £örbe all 8trd)tbia!on unb $einriäj Worte*
Hng, Pfarrer gu ^ecfellfjeim.
Johannes Dei gratia Paderbornensis episcopus universis et sin-
gulis, ad quos praesentes litterae pervenerint, salutem in Domino. Ut
l ) 5Kffr. im Ärdjiö bei $HtertIjuinH>ereml $u $oberborn.
*) 3Bor<f)trop (wüft) foU nadj ber SBeftf, 3citfdr)r. SBb. 39*. @. 165
äwifdjen JBorgentreidfj, Rittergut ©infelburg unb ßörbefe gelegen fjabeu,
wo eine gelbmarl „^Bordiwiefen" baran erinnern mag.
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213
divinus cultus augeatur et animarum salus copiosius procuretur, te-
nore praesentium duximus concedendum, quod dilectus nobis Gerhar-
dus Spegel miles altare novum in ecclesia parochiali Pekelsen nostrae
Paderbornensis dyecoeseos in honorem omnipotentis Dei et beatae
Mariae Virginia gloriosae ac trium Magorum necnon beatae Catha-
rinae virginis bonis et reditibus infra scriptis, videlicet tribus man-
sis agrorum in campis opidi Borgentrike, dictis to Borchtrop situatis,
ac uno horto extra portam dicti opidi Pekelsen cum omnibus suis
iuribus et pertinentiis ubilibet constitutis dotare, erigere et fundare
valeat. Cuius praesentatio, ordinatio seu dispositio ad ipsum, quam
diu vixerit, et post eius mortem ad suos baeredes perpetue debeat
pertinere, institutione tarnen ipsius rectoris apud loci archidiaconum
pro tempore remanente, cuiusque rector vel eius locum tenens alter-
nis diebus, legitimo cessante impedimento, missas post offertorium
ultiraae missae et non alias, nisi de consensu plebani id fiat, habeat
celebrare et plebanum in summis festis et in omnibus festis beatae
Mariae virginis et apostolorum cantando et in exequiis funerum
missas, si opus fuerit celebrando adiuvare. Oblationes omnes et
singulas super altare ipsum praenominatum quocumque tempore de-
latas plebano Tel eius locum tenenti totas et integras, de legatis
autem et testamentis, a quibuscumque et in quibuscumque sibi
assignatis, traditis et legatis, medietatem porrigere teneatur. Obla-
tiones vero in die dedicationis altaris et anniversario eiusdem, nec-
non votivas quotidianas rector ipsius pro tempore solus integras
retinebit, exhibiturus etiam in singulis ipsi plebano et eius locum
tenenti reverentiam et honorem, et si insultatio Tel dissensio eidem
plebano mota vel iniuria irrogata fuerit a quocumque, rector ipsius
plebanum quoad ius suum promoveat et defendat. Permutare insu-
per dictum altare sine consensu plebani non valeat. Annum gratiae
seu defuncti in dicto altari iuxta ecclesiae et dyecoeseos nostrae
consuetudinem habiturus, hoc salvo, quod praesentatio seu collatio
dicti altaris nulli alteri, quam actu sacerdoti vel volenti et valenti
infra annum post collationem sibi factam proximum in sacerdotem
promoveri. Quae collatio et praesentatio etiam infra mensem pro-
ximum post vacationem fieri debebit Volumus etiam, ut rector
altaris pro tempore existens vel eius locum tenens plebano vel eius
vices gerenti promittere habeat omnes et singulos articulos supra
scriptos inviolabiliter observare et sex solidos denarios Wartbergenses
singulis annis in festo sancti Michaelis ipsius nomine annuae pen-
sionis debeat ministrare. Quo quidem altari, sicut praefertur, dotato,
erecto et fundato ex nunc ipsum sicut ex tunc aucthoritate ordina-
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214
ria teaore praesentium in Dei nomine confirmamus, accedente ad
praemi8sa omnia honorabilis viri Themmonis de Hoerde, ecclesiae
nostrae Paderbornensis canonici et cantoris ac archidiaconi ecclesiae
parochialis in Pekelsen memoratae necnon discreti viri Henrici Not-
teling plebani moderni ibidem pleno consensu et spontanea voluntate.
In quonim testimonium sigillum nostrum praesentibua duiimus
appendendum et nos Themmo de Hoerde cantor ecclesiae Paderbor-
nensis, archidiaconu8 ecclesiae in Pekelsen ac Henricus plebanus ibi-
dem praemissis omnibus coniunctim et divisim pro nobis et succes-
8oribus no8tris consensimus et consentimus in bis scriptis, in ipso-
rura testimonium sigilla nostra praesentibus appendendo. Datum
anno Domini M°CCC XC VIII° in festo beati Andreae apostoli. 1 )
Everbardus Key 8 er de Homberch presbyter, beneficiatus (alta-
rista) in ecclesia parochiali in Pekelsen, um 1416 Sftitglteb be$ Äa-
lanb* apud s. Petrum extra muros Wartberch, bürfte <xU Snljaber biefe*
IBenefiatumä &u betrachten fein. *) CefctereS galt überhaupt aU einfahrt
(simplex), unb Hegen bte 3«^öber bäufig burd) anbere $ricfter bie öcr-
pfttdjtungen erfüllen. 3m 17. 3aWunbert betrugen bte jäljrlidjen Sin-
fünfte beiläufig 152 (1657) bte 158 (1673) Steffel Joggen unb fcafer,
meldte oon Colonen $u tyt&tUtyim, 99orgentretd), Sdjmecfljaufen unb
(Jifjen gehoben würben, unb bie nad) einer 3wfantmenftcllung aller getft-
licfcen Stellen im $odrftift $aberborn aue bem Sa^re 1784 ju 103 3$lr.
angefefct flnb.*)
S)ie SJfamUie oon Spiegel gu ißecfclöbetm naftm im 16. Sa^unbert
in iljren »erfdjtebenen Sinien bie proteftantifdje Beljre an unb glaubte
bamit ein 9Ked)t auf ben SBeflfc ber ©intünfte t^rer $e<felölj*ittter 93ene»
fluten au ljaben, um fle bann für bie Ijöljere fluebilbung i^rer Söfme unb
beren Reifen ju »erwenben. ©rft bem energifdjen tBemüljen bcä fpätent
Sßaberborner Söeiljbtfdjofd unb ©eneralüifarä 3of)anne$ Sßelcfing gelang
eä, ba* Scnefijialoermögen für bte Äatfjoltfen gu retten. 4 )
Um 1650 befafj SRaban »Ott ber Sippe au« bem £aufe Stnfebecf,
2)omljerr au £tlbe*ljetm, ba* öenefoium. Hm 10. Sluguft 1659 oer-
giftete er auf baffelbe, unb mürbe bann oon fRahan Hilmar Spiegel oon
Sßecfeldljeim au Sdjmettyaufen 1660 fein Sd&ttefterfofm ßtboriuä griebridj,
s ) SRadj alten «bföriften im $farrar$i» au Sßetfel^eim.
■) &alanb*bud) im *Reuftdbter Sßfarrardjfo au Harburg.
*) $ed)aneiard)tü au Wörter.
4 ) »ergieße ältere Sitten über $e<fel*$eim in ber SRcgiftratur M
$ij$öfli$en ©eneralöifariatd a u ^aberbow.
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215
£cn$ £mnamt3 Soljn Don $anftrin, bcr jüngft Fatfjolifdj geworben »ar
nnb bamald gu SBüraburg im abeltgen ftonoifte ftubirte, präfentirt. %hx
iijn bemühte ftd) ber Äurfürft 3o^ann Sßfn'lipp (Don ©d&önbom) Don
SRainj unb 5Mfd)of Don 2Büraburg burdj ©djretben Dom 27. Sluguft 1660
beim Sßaberfcorner SBifdjof 2)tetridj Hbolf um bie Ghrtljeüung ber Kollation
be$ Stotefijiumd. 3m 3a!jre 1679 oeraidjtete er barauf, nadjbem er oorljer
in $e<fel4f)eim burdjj ben Sßaftor 3o^ann @d)eiffer$ in (Jifjen bie 8er-
pflicijtungfn Ijatte erfüllen laffcn. 3)ann folgen nadjraeiälid)
3o^onne« .f>arijaufen, SBeneftaiat unb ^rimiffar, 1685 + 80. 2>e-
gember 1725 in 5ßecfel^eim.
Sofjanneä Qeinridj Äppelbaum, Sßrimiffar, f 8. SRooember 1741.
gerbinanb ÜKattlH'a*, Sßriimffar 1742—1762.
So^anneö grana ©afen au« Sßetfelöljetm, Sßrimiffar, 1462 t 5. $e-
aember 1802.
griebridj §elle, Sßrimiffar, 1802 f 2. 3ult 1811.
ad 4. 5>er Slltar au (Sljren ber (I. ÜRarrnrer BeDin 1 ) unb ©eorg
oerbanft feine ©rünbung unb 2)otirung ben Knappen unb SBrübern ©er-
warb unb ©eorg Spiegel au ^ecfcl^cim unb bem Sßriefter £erbolb bieten
gu SBeöerungen. S)urd) folgenbe ttrfunbe Dom 1. Sttai 1488 betunben
©mannte, H% fte einen neuen Slltor in ber Sßfarrfirdfje au Sßetfefeljeiin
aur @^rt ©orte«, ber $1. 3ungfrou Waria unb ber 1)1. 2Rartnrer Seotn
unb ©eorg mit folgenben (Gütern, mit einem #ofe auf bem Grmmerfer
§aa,en s ) im Selbe au Sorgentreidj, mit 2 rljrin. ©ulben Sa^TCörentc au«
$öfen im gelbe au ©obenauf en 8 ) unb mit einigem 9Befty im gelbe au
$eoerungen, bie ©piegel'fdjen ©üter geljeifjen, botirt Ijaben unb baburd&
bie ©egrünbung ctnce Hrd<djen SBeneftaiumä wünfdjen. 2)ie SBefefcung
foQ bei ben 93rübern ©erwarb unb ©eorg Spiegel unb iljren 9tod)fommen
*) 2)er (1. 8eoinu$ ober 8ioinu$, SBifd^of unb üttartnrer, Patron
Don ©ent in Belgien, f 12- ftooember 650 ober 659.
*) ©mmerfe, Slmbriü, (Smerife (rauft) lag a»ifd)en 3?orgentreid& unb
Süljne. S5om Sturme ber (Jmmerfer Kirdje ftcl)t no<§ ber unterfte 3$eil
unb a*tgt beutlidj, bafe er früher ein got^ifdtjed ©eraölbe r)atte. $luf ber
alten Karte bed ©tötfjuma $aberborn Don 3o$annet ©iga« (Stöfe) au£
8ügbe (Paderborneusis episcopatus descriptio nova Joanne Gtgante
Ludense D. med. et raath. auth.) au8 bem anfange be$ 17. Sa^r^un»
bertä wirb dnibrid nodj angegeben.
8 ) Sabenljufen (rauft) lag in ber füböftlid&en glur Don $ßecfel0$efm
araifdjen ber (Sifeer* unb 2Barburgerftrafje, rao ed no$ im „5Bo$nl)aufer
Selbe" $ei$t.
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216
bleiben, bie 3n*ftiiur Beim Ärdjtbtafon. <Daim tfl im ©riefe bte Siebe
90tt ben Krd&Ut$en Cerpfltditimgen M 99eneft$iaten. 3)er Pfarrer em»
pfängt üom jeweiligen 3n|aber jäfjrlidj auf SKidjaeli 6 Spillinge ffiar-
butaer SBätyrung. 2)te Stifter befteadn mit bem bamaligen Pfarrer tum
$ecfel4|eim 5riebri<$ Bobefer 1 ) bie Urfunbe.
Nos Gerhardus et Georgius Spiegele fratres arm igen necnon
Herboldus Aleken presbyter, commorans in Bewerungen, publice
profitemur et recognoscimus, quod altare novum in ecclesia parochi-
ali Peckelsheim Paderbornensis dioecesis in honorem omnipotentis
Dei et beatae Mariae virginis gloriosae et beatorum Levini et Ge-
orgii martyrum bonis et reditibus nostris infra scriptis, ridelicet una
Curia in campis Borgentrike, sitis up dem Emmerke hagen nuncu-
patis, cum omnibus suis iuribus et pertinentiis ac cum duobus
florenis renensibus annuae pensionis, unum de curia mei Georgii
praedicti sitis in campis Badenhusen, quam pro nunc colit Henrich
Beckers, et alium florenum de curia mei Gerbardi praedicti cum
eodem campo Badenhusen, quam pro nunc colit Else Ewerken, et
cum aliquibus bonis in campis Bewerungen, de Spiegel gut nuncu-
patis, ubilibet constitutis et cum literis desuper confectis et sigillatis
ac omnium eorum iure fundavimus et dotavimus perpetuo beneficio
ecclesiastico inibi erigendo, intitulando et authorisando. Guius
praesentatio, ordinatio seu dispositio ad nos fratres Gerhard um et
Georgium praedictos, quam diu nos vel aliquot nostrum vixerint, et
post mortem nostram ad haeredes nostros perpetuo debeat pertinere,
institutione tarnen rectoris ipsius apud loci arcbidiaconum pro tem-
pore remanente, cuiusque rector vel eius locum tenens alternis diebus,
legitimo cessante impedimento, misRas post offertorium ultimae
missae et non alias nisi de plebani consensu id fiat, habeat celebrare
et plebanum in summis festis et in omnibus festis beatae Mariae
semper virginis et apostolorum cantanto et in ezequiis funernm
missas, si opus fuerit, celebrando adiuvare. Oblationes omnes et
singulas super altare ipsum praenominatum quocumque tempore
delatas plebano vel eius locum tenenti dabit totas et integras,
ezceptis oblationibus in diebus dedicationum annalibus, de quibus et
de omnibus legatis et testamentis a quibuscumque vel in quibuscum-
que sibi assignatis, traditis et legatis medietatem porrigere teneatur,
et non de votivis, quas solus obtineat, exhibiturus etiam in singulis
*) 3« einer £arbefjaufer Urfunbe au0 bem 3- 1*36 ^etfjt er Frede-
rich Boirdeken, to Peckelsen kerchere. SQBeftf. 3eirf$r. 93b. 41 *. @. 188.
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217
ipei plebano et eins locum tenenti reverentiam et honorem, boc
tarnen salro, quod praedictus Herboldus presbyter primus rector
huius novi altaris dictum altare regere et aptare valeat et ille f ad
quem dictum altare ex sua dumtaxat permutatione pervenerit in casu,
quo ipsum dictum altare permutare contigerit, intuitu donationis et
fundationis huiusmodi per ipsum factae a supra dictis obsequiis
et contractibus sint liberi et exempti, ita tarnen, quod in omni
septimana duas missas post offertorium summae missae per se
vel per alium in eodem altari babeat, et si insultatio aut dissensio
eidem plebano mota vel iniuria irrogata fuerit a quocumque, rector
ipsius aut locum tenens plebanum quoad ius suum promoveat et
defendat. Permutare insuper dictum altare sine consensu plebani
petito non valoat, et eius rector et sui successores perpetuo in
dicio beneficio residentiam faciant personalem. Si vero in dicto
beneficio personaliter non resideant, et tunc reditus beneficii rector
ecclesiae in Peckelsbeim ac provisores praedictae ecclesiae inter
se dividant, sicque media pars redituum ad structuram ecclesiae in
Peckelsbeim cedat et alia medietas plebano, et tunc plebanus de
sua medietate de obsequiis et missis beneficio provideat, donec
rector dicti altaris residentiam faciat personalem. Annum gratiae
seu defuncti in dicto altari rector ipsius iuxta ecclesiae et dioecesis
Paderburnensis consuetudinem babeat, boc in praemissis salvo, quod
praesentatio seu collatio dicti altaris nulli alteri, quam actu sacer-
doti Tel volenti et valenti infra annum proximum post collationem
sibi factam in sacerdotem proraoveri, quae collatio et praesentatio
etiam infra mensera proximum post vacationem factam fieri debet.
Rector autem dicti altaris pro tempore existens vel eius locum teuens
plebano vel eius locum gerenti promittere babeat, omnes et singulos
articulos suprascriptos inviolabiliter observare et sex solidos denari-
orum Wartbergensium singulis annis in festo sancti Michaelis ipsius
nomine annuae pensionis debeat ministrare. Adiecto autem quod,
si reditus huiusmodi imposterum reemi contigerit, et pretium reemp-
tionis huiusmodi per rectorem dicti beneficii cum scitu et consilio
coJlatorum praedictorum tunc existentium in alios reditus consi-
milcs aut meliores fideliter exponi debeat et converti.
Nos Gerhardus et Georgius fratres de Spiegele ac Herboldus
Aleken presbyter fundatores et dotatores praedicti, accedente ad
praemissa pleno consensu et voluntate honorabilis viri domini Fri-
derici Bodeker plebani dictae ecclesiae in Peckelsheim, quod prae-
dicti altaris fundatio et dotatio ac novi inibi beneficii ecclesiastici
errectio et intitulatio aliaque omnia et singula praenarrata authori-
218
sentur et confirmentur, operam dabimus efficacem et efficiemus, et in
horum omnium et singulorum testimmium sigilla nostra praesentibus
literis apposuimus. Et ego Fridericus Bodeker plebanus recognosco,
me praemissis omnibus et singulis pro me et successoribus meis
consensisse plenarie et in huius Signum et robur sigillum meum post
sigilla dictorum fundatonim similiter his literis appendi. Datum
anno Domini millesimo quadringentesimo trigesimo octavo, in festo
Philippi et Jacobi apostolorum. *)
S3oIb tmd) Ausfertigung biefer Urfunbe fugten bie ©ttfter M $ene-
fiflium« beim Stofeler Äongtl bie fird)lid)e ©eneljmigung nadj. 8efctere$
beauftragte burd) folgenbeä ©djreiben Dom 29. 9flai 1439 ben 2)om-
behauten (£etnrid) Don Qartbaufen) $u Ißaberborn, bie beabfidjtigte
©tifrung ^inftcf>tltc^ iljrer btnmdjenben Slueftattung unb ber SBerpflid)*
tungen $u unterfudjen unb, fofern er Slfleö in Orbnung fänbe, bie Gh>
ricf)tung be« ©enefijium« aufyufüljren.
Sacrosancta generalis Synodus Basiüensis, in spiritu saneto
legitime congregata, universalem ecclesiam representans, dilecto
ecclesie filio decano ecclesie Paderburnensis salutem et omnipotentis
Dei benedictionem. Piis supplicum votis, Ulis preeipue, que pro
divini eultus augmento sincera fidelium devotio coneeperit ad effec-
tum perduci optatum satagimus eaque favoribus prosequimur opor-
tuniß. Exhibita siquidera nobis nuper pro parte dilectorum ecclesie
filiorum Gerhardi et Georgii Spiegele fratrum armigerorum laicorum
ac Herboldi Aleken presbiteri Paderburnensis dyoecesis petitio con-
tinebat, quod cum nuper ipsi zelo devotionis accensi, de sua ac
parentum neenon benefactorura suorum salute recogitantes ac terrena
in coelestia et transitoria in eterna felici commercio commutare
cupientes quoddam altare in honore omnipotentis Dei, glorioseque
eius genitricis semper yirginis Marie sub vocabulo saneto rum Levini
et Georgii martyrum in ecclesia parochiali in Peckelsen dicte dioe-
cesis construetum competentia sufficienti pro uno presbytero Uli in
divinis perpetuo famulaturo, rectoris parochialis ecclesie predicte
accedente consensu assignata erigere, dotare et fundare decrevissent,
ac sub certis modo et forma dotassent ipsique ob eultus divini inibi
inchoati ac eorum pii propositi feliciorem successura et continuationem
idem altare in titulum perpetui beneficii erigi, cum certis oneribus
supportabilibus presbytero pro tempore inibi divina celebraturo in
titulum perpetui beneficii sub certis licitis conditionibus imponendis
a ) Stlte Abfdjrift unter ben ßoplaneiaften im !ßfarrar$tD gu
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219
in dotatione ipsa lacius expressis conceptis et appositis assignari
necnon ius patronatus et presentandi quotiens teropus vacationis
eiusdem altaris occurrerit, eis, suisque heredibus perpetuo reservari,
institutione apud loci archidiaconura reuianente, totis precordiis salu-
briter exoptantes, quare pro parte eorundera Herboldi presbyteri,
Gerhard i et Georgii fratrum armigerorum nobis fuit humiliter sup-
plicatum, ut votivo eorum desiderio pro proroissis oportune adim-
plendis succurrere dignaremur. Nos igitur huiusmodi supplicationi-
bus inclinati, Discretioni tue per hec scripta committimus et manda-
mus, quatenus vocatis omnibus et singulis, qui fuerint evocaudi
super p remis sis omnibus et singulis et eorum circumstantiis universis
authoritate nostra te diligenter informes et si per informationem
eandem dotem pro presbyteri inibi perpetuo instituendi competentia
suffici entern dictique altaris supportandis oneribus rationabiliter assig-
natam ac alia prenarrata ita esse inveneris, tarnen ipsis sine cuius-
cunque preiuditio, altare predictum ulterius fundandi ac fundationem
et in dotationem easdem iuxta ordinationem per fundatores ipsos
conceptam si tibi videbitur, perficiendi licentiam authoritate nostra
largiaris, ipsumque altare in titulum perpetui beneficii erigas dota-
tionem, fundationem et erectionem premisso modo factas approbando
et nichilominus ius patronatus et presentandi personam idoneam ad
altare predictum pro hac prima vice et quotiens illud pro tempore
vacare contigerit, Herboldo presbytero, Gerhardo et Georgio fratribus
armigeris fundatoribus predictis eorumque heredibus eadem authori-
tate nostra reserves, aliaque facias, que in premissis conspexeris
opportuna, iure tarnen parochialis ecclesie predicte et cuiuslibet
alterius in omnibus semper salvo. Datum Basilie Uli Kai. Junii
anno a nativitate Domini millesimo quadringentesimo tricesimo
nono. *)
3m 17. 3afjrl)unbert beftanben bie (Sinfünftc in 16 Bio 18 (Kalter
Äorngefäfle im SBorgentreidjer gelbe, roelrfje 1784 311 einem Söertye oon
76 Zlflx. beregnet flnb.
Um ba0 Saljr 1656 war griebridj öon Weljaufen, 2)omf)err gu
^ilbeöfjeun, Snfjaber bed ^enepjiumcf, unb 1660 wirb Sfleranber SBineö«
flerw$, Sßaftor in gölfen, genannt. iftaä) bem Status ecclesiae Peckels-
heimensis 00m 2. *Roüember 1673 befag Sfjeobor GruH auö üReuenljeerfe,
Äaplan in liefen, baä Senefijtum, unb biefer ift mefleidjt gleicf)bebeutenb mit
*) Söergl. ßonialbwdj ber Jura Patronatus über Pastoratus unb
Beneficia be$ ^od&fttfte ißaberborn t>om Safjre 1656 fol. 374 in ber
S&egiftratur be$ 5Mfä)öf!id)en ©eneralmfariatä $u Sßaberborn.
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■ in > iib 1 wmL 1
220
3of«p!) Dietri<$ Äruu*, welker in ben $e<fel$ljeimer Sfften 1700, 1712
unb 1719 oorfommt 2)ann folgen:
Soljanne* Sofepl) 6dmttemua (6d)ütten) au* Sßaberborn 1725
t 16/17. Slpril 1753.
tbam SöaHbener, 6olm be$ $e<fel*f)eimer 93ürgermetfter« 8w«g
SBallbeoer, 93enefigtat unb Sprimijfar f 24. SRärg 1761.
Sofymned fceinridj $iafj f 16 - $egember 1781.
3ofcp| ©4eiffer* au* gölfen 1809—1812, bann bte 1820 erfter
Kaplan in $e(fel*f)rim, fpäter $aftor in Söiflebabeffen.
ad 5. SRadj bem €tatu$ ber alten 3)iöcefe Sßaberborn war ba0 gum
6t Ännenaltare geljörenbe SBenefigium mit ber Sßfarrpfrünbe bereinigt
3)te 6t Slnnenfapelle mit bem Elitäre befanb ftdj fäon lange 3cit in
einem oerfaHenen 3uftanbe. SRadj einer 93emerfung au« bem 3af)re 1644
iefa& bamal* ©eorg ©orten, Sßaftor ber fteuftabt Harburg (1633—1666).
ba* 93cneftgium.
Hnbreaö Sljeobor 6iebel, 1763—1770 fürftbif*öfli<$er SRentmeifter
be* £)beramt* 2)ringenberg, ') lieg gebaute Kapelle früher, ale ex
nod) öanboogt mar, wieber in ftanbfefcen unb mit einem neuen
Altar öerfe|en, wofür ilmt unb feiner grau Dom &rd)ibiaton am
8. Oftober 1747 bad 9?egräbnifj barin gugeftanben würbe. 23ei biefem
Stttare machte bie Söittwe (Sljarlotte Siebel geb. £atteifen fpäter eine
firdrjltc^e Stiftung ober ßommenbe, roeldje burd) 3Mftf)of Söilfjelm Slnton
gretljerrn oon ber Slffeburg am 12. 3uli 1774 bie ^Beftätigung erhielt
3n ber Urfunbe erflärt Charlotte Giebel geb. #atteifen, be« oerftorb.
ÜRentmeifter* Sfjeobor €iebel nadjgelaffene SBtttib, fte wolle in ber
6t ttnnenfapeUe gu Sßecfeleiljetm mit einem Kapital oon 400 3Üf)lr., bie
bti ber 6tabt ^ccfel^eim fielen, eine befonbere flommenbe ftiften, bie mit
bem fcenefigium gu ben tyL 3)reifönigen oereinigt fein foll, unb bog ber
Seneftgiat ober !Reftor in gebauter Kapelle alle 3)ienftage gur ßljre ©orte«,
gu (Jljren ber (I. SWutter Slnna unb ber gangen Söerwanbtfdjaft 3*fu
(Sljtifit für if)re lebenben unb oerftorbenen Angehörigen ba$ §1. 3ftefjopfer
gu oerrid)ten ijabe. SotyanneS grätig (Säten, Snljaber beä 33enefigium*
gu ben Ijl. 2)reifönigen, erflärt fi$ tauiit einoerftanben. 3)er 93ifdjof
genehmigt bie £rridjtung ber Äommenbe in ber 6t ^Innenfapelle in ber
$farrfird)e gu $ecfel$ljeim unb bie Sereinigung mit gebautem SBenefigium
gu ben $1. Dreifönigen bergeftalt, bag gwar baö Jus Patronatus über
biefeä SÖenefigium ben oon 6piegel gu Sorltngljaufen, 6df)wecffjaufen unb
Reimern oerbleiben, bie ftommenbe aber bem geitigen öenefxgiaten gu ben
fj(. 2>reifönigen gu £f>eil werben foll.
l ) äöcftf. 3ettf($r. 33b. 32». 6. 115.
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221
3« 17. Safrljunbert waren bie Strato ber 93enefigien meidend
auswärtige ©eiftlid)e, unb Ijatten Sßafior unb Sßfarrgemeinbe oon iljnen in
ber €>eelforge unb in ber Spaltung ber Äatecfyefe auf ben gilialen
©djioecrljaufen unb SBiflegaffcn burdjaua feine Unterftüfcung. Um fjterljin
eine SBefferung Ijerbeigufüljren, tarn bti ber Stirbt gu ißecfelör)eim ein
Primissariat ober eine grüljmefeftiftung gu ftanbe, weldje Dom ©ürger-
meifter unb Sfcatlj ber ©tabt im (Sinoerneljmen mit bem $aftor »ergeben
unb <ra£ ber Äämmereifaffe unterhalten würbe. 5)ie ©tobt tytdtUtyim
galjlte jälJTluf) für bie Bbfjaltung ©er grüljmeffe anfange 15 £ljlr. 3)agu
fam n od) eine ©tiftung beä Sßaberborner 2)omfantor$ f ©eniorä unb
Krdjibtafonä oon $e<felefjeim -JöilljeUn Srang oon 3MttingI>off gen. ©djell
im Betrage oon 104 fcljlr., beren 3infen bie ©tabt mit 5 Sljir. 4 ©d>ill.
gu galten fjatte. 3)er Senefigiat gu ben 1)1. $>reifönigen 3of>anned §ar«
$auf*n verwaltete feit 1702 biefe* »mt. Som 3. Dftober 1754 HB 1761
(t um Dftern) wirb Wbam Söaübener Snljaber betf 93enefigium* ss.
mart. Levini et Georgii genannt. Am 30. 2)egember 1762 würbe bie
n^alhtng ber grüljmeffe bem ©enefigiaten gum $1. 3)reifönige»ÄItare
Soljanneö grang ©afen auB ^ecfelflljeim, beö frühem ©ürgerä unb £Rat^ö-
^erm So^anned Sobofuä ©afen ©olm, mit Suftimmung be$ $aftor0
griebridj ©eorg £aljne übertragen. Grr oerpflidjtete fld), an allen ©onn-
unb S««ttagen für bie SöotjIfa$rt ber ©tabt unb ©emeinljeit ißecfeläljeim
ba$ $1. SRejjoofer afc grütjgottcäbienft bargubringen unb uadj bemfelben
baö §1. (Soangelium nebft bem ©ebet für bad allgemeine Anliegen ber
Qt)rifienf)eit abliefen, wogegen tfjm atljäfjrlid) nad) ÜJHdjaeii butd) ben
ftäbtiföen Ääimnerer 20 SRtljlr. 4 (Schillinge gegast »erben foHten. Bei
bem Übereinkommen gwifd)en ber ©tabt unb bem 33enefigiaten griebridj
$elle oom 22. 2)egember 1806 würbe ©eiten* ber ©tabt bie jäljrltcfje
Vergütung auf 40 fftt^lr. unb eine £olggeredjtfame fefigefefct. ©d)on feit
längerer 3«Ü gaf)lt bie Äird)enfaffe biefen betrag.
53ifcr)of grang (Sgon grrifjerr oon gürftenberg bilbete au* ben beiben
einfachen SBenefigien ss. Lerini et Georgii mm. unb ss. trium regum,
ber ©t. $(nnen«&ommenbe unb ben (Sinfünften für ftbljaltung ber grülj»
meffe bnrd) Urfunbe oom 18. Sttärg 1812 bie jefcige Sßfarrfaplanei, toeil
bie grofce unb galjlreidje Pfarre Sßecfele^eim neben einem Pfarrer nodj
eined Äaolanö bebürfe, ber bafelbft woimenb, immer in ber ©eelforge
Äutfljülfe letfte, um fo meljr, ba nad) erfolgter Slufljebung aller Älöfter
bei bringenben gäQen feine £ülfe meljr befdjafft werben fönne. 2)ie
£errn oon ©m'egel gu Sßecfeldljetin in ©d)wecfljaufen, SBorlingljaufen
unb Reimern Ratten aU Patrone ber SPenefigien i^re Einwilligung
gegeben, weil ifmen für ^it neue Kaplan ei bie frühem (Rechte gugefia^ert
würben. 2)aä bifa)8flia^e ©eneral-SJifariat (Jammert) fe^te fpäter bura)
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in
Serfügung Dom 15. Januar 1826 im einzelnen bic Verpflichtungen M
Kaplan* gu SßecfeWljeim nadjfteljenb feft:
1) 2)er febeämalipe Kaplan 311 $ecfel$ljeim Ijat an allen ©onn- unb
gciertagen abwedftfelnb mit bem Pfarrer ben £auptgotte«bienft f befteljenb
in einem £ocf)amte mit einer angemeffenen ^rcbigt, $u galten.
2) 2)erfelbe Ijat an ben ©onn» unb geiertagen, wo er $ur Abhaltung
be* ^auptgottcöbtctifteö nidjt Derbunben ift, pflidjtmä&ig ben grüljgotte*
bienft 3U beforgen, unb mit bemfelben einen fatedjetifdjen Unterricht ober eine
ljomtletifäe Slnrebe, bie ber 8affung$fraft unb ben religiöfen unb fittlic^en
Sebürfmffen ber anwefenben Sßarod)ianen angemeffen ift, gu uerbinben.
8) <£r fjat in ben fec^d Monaten Dom 15. Ottober bt* jum 15. ttpril
an ben @onn- unb geiertagen abwedjfelnb mit bem Pfarrer bie
nad&mittäglid&en Äirdjenanbadjten, wogu mir aber feineäwegd bie
tfirdjenfatedjefen rechnen, abgalten, an allen Sonntagen ber übrigen
fed^d SRonate aber in ben gilialDörfern ©dfjwecffjaufen unb SöiHegaffen,
wenn bafelbft Kapellen erbauet ober fonft angemeffene Örter auefinbig
gemadjt werben foHten, be$ 9todjmittagd abwedjfelnb ßatedfjefe ju galten.
4) (Sr fjat unter ber Oberaufftdjt beö Pfarrer« bie ©Ovulen ju
fJdfjwecftjaufen unb gu SBillegaffen $u beaufßcJjtigen, bie erfte wöd)entlidj
unb bie $weite alle 14 Xage wenigften* $u befugen unb barin fatedje-
ttfd^en Unterricht gu erteilen.
5) (£r (jat bie Fronten ber Silialbörfer abwed&felnb mit bem $aftor
ober bei beffen Verljinberung allein gegen bie gewöhnlichen ©ebüt)ren $u
oerfeljen unb ilmen bie Ijl. ©oframente gu reiben.
Patron ber tfaplanei ift nunmehr ber Sretljerr Don ©piegel ju SßetfelS-
fjeim in Reimern, weil bie anbern Linien $u SctywecFfjaufen unb SBorling-
Raufen erlofdjen ftnb.
<Die Jährlichen ÄorngefäHe ber ßaplanei, befteljenb in 155 l /« Steffel
[Roggen unb 155 V, Sdjeffel Safer auä ben gelbmarfen Borgentreid* unb
SPecfelöfjeim uub Don ben beiben alten 9?enefi$ien Ijerrüljrenb, ftnb in ben
Sauren 1879 biö 1881 burdj Vermittlung ber königlichen Äentenbanf
gu fünfter ober burdj &apttal$al}lung $ur Slblöfung gefommen.
SSeil bei ber ©rünbuno ber Äaplanet feine 2Bofmung oorfjanben war,
pachtete am 6. $>egember 1822 bie €tabt $e<fel«fjeim für ben Kaplan ein
£au$. 2)aun würbe am 7. gebruar 1825 ein paffenbeä Slnwefen für
400 £ljlr. angefauft. 3u biefer ftauffumme gab bie Stabt 300 £&lr.
$er, uub bie feljlenben 100 Sljlr. fteuerte bie 93ifdjöflid)e S3et)örbe in
Sßaberbom bei. 2Hö biefeö $auü fpäter nidjt me^r geeignet fc^ien, übergab
bie @tabt mit Urfunbe Dom 27. 3uli 1891 ein neue« für ben Kaplan
jur Venufcung unb übernahm bie baulidje Unterhaltung beffelben, behielt
ßcf> jebocb bat Sigentfjum baran oor.
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223
Dr. ^riebrtd) ttHltjelm Mam «Sertürner, ber ftnftetker
bes ÜIorpt)iuui6, ein Botju kB JMerborner fanies.
3)er Umftanb, ba& bei ber Ijiefigen ©tabtoerwaltung oon auömartö
ßrfunbigiingen eingebogen mürben über ben (S&eutifer (Sertürner, ben
berühmten ßntbecfer beö 5ttorpljwmö, ber in Sßaberborn nidjt nur feine
(Sntbecfung gemacht fjaben, fonbern audfj geboren fein foßte, Ijat mir
$eranlaffung geboten, 9ßacf)forfd)uugen anjufteflen.
2>cn Sluögangöpuntt für biefelben bilbetcn einige Angaben in betn
2Berte „(5infüljrung in baö ©tubium ber Süfaloibe" oon Dr. Scilio
©uarefdji, Sßrofeffor ber Hernie in Xurin, beutfdP) oon Dr. §erm.
Äunj-ÄTaufe, 2>ocent in Saufanne, (»erlin, ©ärtnerö ©erlag. 1896.
I. ©>. 2 — 6.) „93on toiffenfd)aftIid)en Arbeiten Sertürner^ finb in erfter
Sinie 311 erwähnen feine (Sntbecfung beö 9ftorpljmö, ber SHefonfäure unb
3h)romefonfäure, foroie beö Sßfjoöpljorätljerö''. 2lud) an ber Gntbecfung
ber Äetfjnl * ©djtoefelfäure war er beteiligt. G£r entbecfte ferner baö
(Sljtnoibin. — Sertürner begann f<f)on 1803 in ^aberborn bie Unterfud&ung
beö £)piumö unb erfannte 1805 bie alfalifd^e *Ratur beö Darauf in
friftaflinifcfcer gorm ljergefteflten 5ttorpl}iumö. (©telje Xromöborffö
Sountal ber ^arma^ie. 3aljrg. 1805. ©. 47 unb 941, ebenfo 3afjrg.
1811. S. 201. Seraeliud, &l)rbud(j ber Hernie 5. Slufl. «Bb. 5. ©. 23
unb SBb. 4. ©. 267.) 9]arf) Angabe oon ©erjeliuö bat jtoar ©eguin bie«
felbe ©ntberfung gletdjaeitig gemalt, Sertürner jebodj bie ©igenfd^aften
beö Worpljinö burcij fpatere arbeiten genau fcftgefteOt. 1820—22 fd&rieb
Sertürner baö Söert „©nftem ber c^emif^en §P6^füf", aufjerbem oerfrfriebene
Äbljanblungen im Slrc^io für Warmagie. 33b. XXV. 6. 1071.
1831 erhielt Sertürner 00m Institut de France ben *Wontnon»$ßreiö
oon 2000 Jranfen, „weil er ben alfaliföen (Sfjarafter beö SWovpfn'nö
erfannt Ijabe". 93on ber Unioerfltät ©öttingen befam er ben 2)octortttel
für feine toiffenfdjaftlicffen SSerbienfte burd) bie (Sntbedfung beö 3RorpI)tnö,
alfo für bie (Sntbecfung beö erften SUialotbö.
S)te Söidjttgfeit biefer ßntbecfung ift in ber gadfjlitteratur ftetö ancr»
!annt unb felbft oon auölänbifdjen ©eleljrten, nie ©an ßuffa! unb Guoier,
Ijeroorgeljoben toorben. 3)ie SJerbienfte ©ertürnerö treten um fo metjr fjeroor,
wenn man beben ft, baß hit Gljemie erft wenige Safjrgeljnte oorljer burdfj
Sßrieftlen'ö unb ©dfjeele'ö ©ntbecfung beö ©auerftoffö 1774, burdfc Gaoen-
bifö'ö (Sntbecfung beö Söafferftoffö 1766 unb beö ©ticfftoffö 1784, burd)
©djeele'ö (£ntbe(fung beö (Sljlorö 1774, 8aooifter'ö (Sntbedfung unb $tft*
fteQung ber (Jigenf haften beö ßofclenftoffö 1781 k. eine neue miffen*
fd&aftlidje ©runblage erhalten Ijatte unb burdjj (Sinfüljrung neuer Vrbeitö*
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224
metljoben in jener 3«t nodf) fortwäfjrenb unb in rafdjem Sempo ju neuen
SKefultaten tam\ audj fommt in SBetracftt, bafj Sertürnet, aU er feine
©ntbecfungäarbeiten begann, erft eben baö 20. ßebenöjaljr erreicht Ijatte.
3n ber öitteratur finbet man nun bie Angabe, ba§ Dr. phil. §rie-
bric§ SBUljelm &bam Sertürner ju Sßaberborn am 19. 3uli 1783 geboren
ift. 2)iefe Slngabe fyabe iclj auf trjre 9^id>ttgfcit geprüft burdfj ©infldjt-
nannte in bie Äird&enbüd&er ber Diepgen oier Sßfarren, weldfje bamal*
beftanben. $>aö ©rgebnifj war, bag in feinem #ird)enbud)e ber ftatne
Sertürner oortommt. ©ine (Sinfidjtnafjme in bie $ürgerroü*e, fowie in
(£inwo!jner«33er*etdjmffe aud jener 3eit etgab gleichfalls ein negatioe*
Sftefultat. 2)urd) 3ufa0 erfutjr td) jebodj, ba& in ber $erfon beä ljter
woljnenben #errn Agenten SRubarttj nodj ein Serwanbter Sertürner* oor-
|anben fei 2)urdj bie gütigen SRittfjeilungen beä £errn 9tubartlj bin idj
in bie Sage gefegt, folgenbe 9cadjricf)ten iiber Sertürner $u geben.
2)er Sater M ttbemiferä Sertürner wanberte au$ fcfterreid), wo er
bei ber 5ftilitairoerwaltung aU Ingenieur befd&äftigt aar, aber ben tarnen
Serbinier führte, nadf) SReuljauä bei Sßaberborn a\\t unb würbe ftier oom
bamaligen Sürftbifäofe oon Sßaberborn längere Seit ald 3*tgenieur unb
8anbmeffer befd)äftigt.
2öäl)renb biefer 3eit ift ber Sdjreibname ftetö Sertürner gewefen.
3)ae* 3öolml)au$ in SReuljauö war baö ©ebäube, in welkem jefct bal
ßranfenfjaud ift. SDiefer Sertürner war uerljeiratfjet mit SHaria Sbttefta
tiÜmann unb unterlieg bei feinem 1799 erfolgten £obe 4 Söfjne unb
1 (?) Softer.
8efetere oerljeiratfjete ftd) mit bem Stifttamtmann Watbia« ©eefert
in ©efefe. S)ie einzig? $od)ter aüi biefer ©be, Sljerefia $e<fer*, war
oerfjciratljet mit bem 5)irector Dr. Äbolplj Sdmpmann, ®el). Sanität*-
rat!) (geft. 1894) in ©efefe. (Sine Softer biefeö @elj. Sanitäterati)*
Sd)upmann ift bie in Sßaberbora nod) Irbenbe grau 2lgent $Rubart&,
ein Sotm ber in ©efefe nod) lebenbe $5ireetor Dr. Jaoer Scfrjupmann.
SJon ben oier Söfjnen beä Sater« Sertürner würbe griebrid) Wiltjelm
Slbam 2lpotf)efer, machte feine Bereit in einer 8lpotljeFe Sßaberbornä
(waljrf djeinlidj in ber Slpotljefe beä bamaligen £ofapot[}efer6 ©ramer, ber
jefcigen SBöttridj'fdjen Slpot^efe am 5Harft 9tr. 6) burd) unb blieb nod)
längere 3eit in biefrr Slpotfjefe nad) feiner Cebr^eit. Sludj hti ben nod)
lebenben gamilienangetjörigen bauert bie Überlieferung fort, bafj griebr.
2Bill). 3lbam Sertürner in biefer Slpottjefe feine bebeutfame Grntbecfung
gemacht Ijabe.
1811 oeraog ber Gtljemifer Sertürner nad) ©tnbeef (1ßroöin$ £anno-
»er), wo er eine Slpotfjefe felbftänbig übernahm. 2)iefe Hpotyefe über«
lief) er nad) einiger 3eit an feinen Schwager ©olöborf unb oer^og na$
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225
Hameln, wo er wieber eine Slpotljefe erwarb. Er mar oerljeiratljet mit
einem begüterten gräuletn oon töettbcrg, ber legten iljreö Stamuteä. tluä
bicfer Efje gingen tyxvox 6 ßinber: Earl, Henriette, öeopolbe, 3ba, ßouffe
unb Victor.
2>er (fcfjemtfer Dr. phil. griebr. Söüfj. Slbam (Sertürner ift am
21. 5*bruar 1841 in «Hameln geftorben.
25ie üon ben gamilienangetjörigen erhaltenen TOttljeilungen über ben
©eburtfort €>ertürner$ veranlagten micf), in 9ieut)au3 bie ßird&enbüdjer
eingufeljen, wobei id) gefunben fyabe, ba|j Snebridj 2Bilr)eIut $lbam ©er«
tumer in biefelben wirtlid) eingetragen, nnb fein ©eburtötag ber 19. 3«ni
1783 ift.
3Rögen biefe Siufeeidjuungcn bagu bienen, bie litterarifctyen Angaben
über Sertürner auf @runb bicfer Ermittelungen $u berichtigen unb ju
»eroollftänbigen, baä SSerbienft biefeö ©eleljrten aber aufoufrifcf)en unb
für ^aberborn auf$ fteue festzulegen, ba& bort 1803—1805 mit bem
2Rorpf)in ba« erfte Älfaloib entbecft ift.
7ä(T<rr*, 2*ergwerWbirector a. $.
Die ti)a|[ert)crt)altni(T^ um unb to JJöberbont.
3m 56. 99anbe ber Sereinflgeitfdjrift würbe Don mir eine Slbljanb*
hing „Über geognoftifd&e unb t)ubrognoftifdfje Sfcrfjältniffe ber Drtölage
*ßaberborn unb Umgegenb" oeröffentlidjt, in weldjer idj unter Slnberm
ausführte, bafc ber flüftige Dberpläner Sftergel in ber Ijötjern Serrainlage
füblidj unb öfHicfj ber @tabt bi$ in'$ Eggegebirge hinein ntd^t nur hit
9lieberfd)Iäge oon Siegen unb @djneeabgangcn, fonbern felbft mehrere
5Bäcf)e, $. 33. bie SBefe, Etter unb (Sauer, aufnimmt, unb ba& biefeS
SBaffer in ber ^aberbomer Ebene in ber ©eftalt 3at)lreidjer mächtiger
Quellen wieber jum S3orfcr)cin fommt. 3um 93eweife würbe inäbefonbere
auf bie im 3uni 1897 oorgenommenen Färbungen bed Ell er »SB äff er 3
bei 2)af)l unb auf bie al3 Solgeerfdjeinungen baoon beobachteten gär«
bungen ber SßaberqueHen Ijingewiefen.
2>a im vorigen .frerbfte auf JBeranlaffung ber &onigI. Regierung
nodj neue garbungöuerfuc^e M ber 9?efe bei *Reuenbefen unb in biefem
3at)re bei ber 6 au er bei ©runbftetnljeim unb bei 8i$tenau ftattgefunben
fyiben unb namentlich bie SRefultate ber lefctern für bie Sfädjtigfeit ber
aufgehellten SBefjaujrtung al$ weitered SBeweiömaterial bienen !önnen,
mögen biefe SRefultate lu'er oer^eic^net werben.
LVII. 2. 15
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226
$ie gärbung be$ SBaffert ber 8efe, weldje mty bei bem £orfe
SReuenbefen im 53oben oerfdjwinbet, mit Uraninfali ergab infofern tein
Sftefultat, aU bti ben Quellen ber Sßaberborner (5bene feine ©rünfärbung
be$ 2öüfferä beobachtet mürbe. 3ur gärbung fallen ungefähr 2 tfilogr.
garbftoff oerwenbet fein, eine Sftenge, bie »oljl $u gering geroefen fein
wirb. 2)a« 93efe»2Baffer oermifdjt fid) in bem ©paltennefc M Ober«
pläner SWergelä mit ber barin fliefjenben aujjerorbentlid) graben SBaffer»
menge, welche waljrföeinlidj eine $u grofje Verbannung M gefärbten
2öaffrr$ herbeigeführt Ijat. @an$ au3gefd)loffen ift tooljl audj nicr)t bie
Sfööglidjfeit, baft fdjwädjere JärbungSerfdjeinungen, wenn fie in ber 9tad&t
eintraten, auf bem Don $aberborn bti Sippfpringe fldt> auSbdjnenben
QueHenguge überfein finb. Sebenfaüö würbe ein neuer JBerfudj mit
größeren öorfidjttmafjregeln Ijicr wünfd&enSwertij fein.
$>ie ©ewäffer ber in ®runbftein^eim fidj in bem SBoben ooflftänbig
oerlierenben @auer würben bort am 10. Sanuar 1899 9todjmittag«
2% U$r mit Uraninfali gefärbt 9to$ 42 ©runben geigten fidj al«
golgeerfdjeinungen bie ®ewäffer ber ^überquellen „auf ben fielen", beim
Ämtigertdjte unb ©d)lüdjtljüufe, überhaupt ber am Söetteften nadj Sorben
unb Dften liegenben ^überquellen 3 ©tunben Ijinburdj in grüner gär«
bung, wäljrenb bie ©ewäffer ber -©afferleitungdquellen, be$ Stotljobrunnen*,
ber »armem $aberquellen, überhaupt aller anbern ^überquellen ungefärbt
blieben.
«m 15. 3uni 1899 würbe 9todjmittüg$ 4 1 /, Uljr bad SBaffer ber
Sauer, weldjeä bti 8td)tenütt in einem 6d)»aldjlodje ber 9Bad)rimte fid)
üerliert, gleid&fallö mit Uraninfali gefärbt. 2U$ golgeerfc^einungen geigten
fidj bie ©emäffer ber Quellen, weldje au$ beim oorljerbefdjriebenen 8er*
fudje gärbung gezeigt Ratten, wieberum gefärbt, wäljrenb wieber bie @e-
wäffer ber anbern Duellen ungefärbt blieben. 2>ie golgeerfdjeinung trat
biefe« 5Kül föon nadj 30—33 ©tunben ein.
Raffer*, SBergwerfäbirector a. 2).
Ritters „töefdMte ber ÄtaM Jtoberborn".
3)ie äußere unb innere (5ntwicflung$gefd)id)te ber gröfjeru ©täbte
unfereä £eimatljlanbe$ Sßeftfalen ift im Saufe unfereS Saljrljuubertt be-
jüglid) iljrer Unterlagen in beinerfenöwertber Sflöcifc geförbert unb geflärt
worben. Überall fanben fidj wiffenfdjajtHdj gebilbete, emfte SRänner,
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227
nomentltdj in bett befieljenben Ijtftorifdjen Vereinen, meldte iljr Söirfen
nitb grorfdjen in ocrbtcnftDoKfter SQöcifc ber ©pegtal- unb £ofal-@efd[)ic§te
iljreä .freiinartjorted wibmeten. 5Radj bem (£rfd&einen oon 33effen'3 @e«
fd)t<$te be$ SSiStlwmS SPaberborn waren e$ Ijier inöbefonbere Dr. 3of.
<5fj. ü. ©ehrten (f 1845) unb Dr. äßill). ©iegfrieb Slbolf ©panefen
(t 1886), welche ed gu einem £aupttljeil tljrer ßebenäaufgabe motten,
über bie S&orgeit Sßaberbornl unb be$ Sßaberborner 8anbe$ na$ allen
8ebcn$be$iel)ungen unb &eben$äufjerungen grünblidje Hebungen unb geft*
fteHungen gu machen, inbem fte fowoljl felbft auf biefem ©ebiete unermüb-
Kdj unb mit ungewohntem (Erfolge tljätig waren, aU audfj mele 8nbere
buxd) ifyx ermunternbeä SBetfpiel gu gleichem 2$un anregten unb begei-
ferten. Srofcbem &at ßdE) weber in ben übrigen ©tobten Söeftfalen«
nod) audj in Sßaberborn M fefct bie geeignete Äraft gefunben, alle biefe
wiffenfd&aftlidjen gorfd&ungen unb arbeiten gu fammeln, gu fixten unb
gu einer ben SBebürfniffen unb Slnforberungen unferer Seit entfpred)enben
©tabtöefdjidjte gu oerwertfjen. @o blieb e$ audf) in Sßaberborn bti ber
lang hergebrachten Älage, baß fo üiel <§tolb in bem ©oben oerbienft-
ooKer ©pegialforfd&ung nodj ungemüngt »erborgen liege, weil man fidj bei
ber ©röfce unb ©djjwierigfeit be$ gerftreuten üftateriala baoor freute, an
eine baä culturgefdjidfjtlidje üttoment genügenb beadjtenbe, wiffmfdjjaftlid&e
©efdjidjtfdfjreibung Ijerangugeljen. 2>tefer entfa^eibenbe ©abritt ift nun
»on 9Hd)ter getljan, unb gwar mit gangem Erfolge. 3)enn »or und
liegt ber erfte S3anb feiner ©efdjidjte unferer alten Ißaberftabt bi$ gum
Sluftgang beä 16. Sa^unbertö.
2)ie Arbeit baut fid£> auf ßljronif unb Urfunben auf, giel)t aUeö erreia>
bare, gebrudfteunb ungebruefte Quellenmaterial Ijeran unb ift nod)
befonberä wertvoll burdf) ben Slnljang ©pandfenö, ber bie wid&tigften,
gum weitaus größten Sljeil biä jefct nodjj ntdjt ebirten, auf bte @efrf)ic^te
ber ©>tabt fid& begteljenben Urfunben unb Statuten oeröff entließt. So
bewährt fidt) bad SBerf in ber gangen Anlage aU ein ben wiffenfd&aftlidjen
Unforberungen ber Gegenwart entfpred&enbeö.
2)ie 2)arftellung ift fad)lid), fdjUdjt unb nüchtern, lieft fid> aber
fliejjenb unb Ieidjt. 2)er SJerfaffer ^at offenbar mit bem Sftaume fargen
muffen; trofcbem wirb er nia^t flüggen Ijaft unb trodfen. hierbei fommt
it)m fein fixerer 33ltcf für ba$ wirflidj SBebeutenbe unb 2öef entließe fe|r
gu ^ülfe. ©eine weife ©elbftbefd&ränfung geigt fit^, wenn man fieb,t, wie
furg er bie übrigen 93ifdf)öfe be^anbelt, ben ^1. ÜReinwerf aber in feinem
erfpric^nd^en unb oiclfeirigen Sßirfen einge^enber be^anbelt. 2)a$ SQBerf
legt eben ben größten 2öert§ barauf, nid^t blo§ eine ^tftorif(§«topograpl)ifcl)e
3Befa^reibung gu geben, fonbern gu einer genetifa^en, baö eultur,
gefa)ia^tlic^e Moment möglic^ft erfa^öpfenben ©efd)id)t$auffaffung
15*
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228
äu führen. $a* leuchtet au8 ben Kapiteln Ijeroor, meldte fiel) über bte
Anfänge unb bie bauliche Snhöicfelung ber ©tobt oerbreiten, unb au3 bem
großen Abfd&nitte, ber ba$ ftäbtifdje geben unb SEBefen betjanbelt 3«
gong befonberem SBerbtenfte gereift c8 ober bem SBerfe, ba| eä bie redjt-
lfdje Stellung ber @tabt ju tfjren 33ifd)öfen, indbefonbere bie ©eric§t8«
barfett auf flirren ©runblagen flargefteHt $at — ein ©egenftanb,
bcffcn in SBeffen'S ©efdfc)ic§te bei ©iöt^umö $aberborn faum Srwä^nung
gef $ieljt, unb ber in Soljer'8 ©efct)tcr)tc befl ÄampfeS um Sßaberborn
eine vielfach unrichtige 33eljanblung gefunben Ijat.
So objecto, »iffenfäaftlidj unb fnapp ber $ert gehalten ift, fo
überfüefjenb reidj ift in ben trefflichen gu¬en ber 2Raterialfd&afc für
$aberborn0 ßofal« unb ©pegialgefcffid&te auögeftartet. Söer immer nur
jemalä ftc§ über Sßaberborn ober Sßaberborner Serfjältniffe (jat ljören laffen,
r)icr finben wir iljn angeführt, inäbefonbere audj bie fleißigen ©ammler
unb gorfdjer Dberpoftfefretair ©tolte unb 93ergwerf«oirector Füller«.
5)aM ift fKQed übcrftcr>titcr> unb Aar georbnet $u einer erfdjöpfenben
Öitteratur für att bie m'elen*unb oerfdjiebenen ©erbältniffe.
3dj tonn biefe furge Überfielt über ben reiben Snljalt M 8u$e*
nur mit bem SBunfdje fliegen, ba§ bie oerbienten öerfaffer efl |id& ange-
legen fein tajfen, in nid)t $u langer Seit ben 2lbfc§lu§ ber ©efdf)idjte ber
Stobt SPaberborn iu einem ^weiten 93anbe fertigstellen. Qaburdt)
»erben fie ftdj ben ooHen 2)an! bcö ©efcfjidjt*« unb 3Utertf)um0'$erem3
Don Söeftfalen, bie gange Anerkennung ber Stabt Sßaberborn unb weiter
Greife barüber §inau8 fiebern.
90« Petteu, £anbgerid)Wrat$.
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VII.
(Jljronif bei herein«
für
©efdjtdjte unb Sütertmngfunbe
2Beftfalen&
(Abteilung «ßaberbornO
©urd) bie (Ernennung ©einer (Sjceöenj be« Ober«
präftbenten bcr *ßrotrinj ffieftfalen $errn Dr. ©t übt jum
2Hhrifter ber geiftlidjen*, Unterricht«* unb 3Rcbijmal*Änge*
Iegenj>eiten verlor ber Serein feinen $od}üerbienten flura*
tor, bem and) bie Abteilung ?ßaberborn megen feine«
»ieberl>olt betätigten #ntereffe$ unb ffioljlmotlenS ju tiefem
ÜDanfe verpflichtet iß. Sei Gelegenheit ber ju ffijjren beS
$errn ©taatSminiflerä am 3. Oftober öon feiten ber
*ßrot>inj ueranftalteten fjeter na^m $od)berfelbe eine t>on
beiben Abteilungen überreizte ©anfabreffe freunblidtft ent*
gegen unb üerforadj, bie Seftrebungen be« 83erein$ aud)
fernerhin förbern ju »ollen. 5Der SSerein fyat bie (Eljre,
Seine ©fceflenj fortan ju feinen (Eljrenmitgliebern ju
jaulen.
©o fe$r nrir ben SJerluft beflagen, fo aufrichtig freuen
toir un$, in bem jefeigen Oberpräfibenten ber Sßrofcinj
einen neuen Äurator gefunben ju l)aben, ju bem mir baS
Vertrauen Ijegen, er merbe bem SJerein basfelbe fein, maä
fein Stmttoorgänger iljm gemefen ift. 8m 30. Oftober
gemährte ©eine ßEceflenj £err ©taatSminifter ftxttytxx
Don ber Werfe ben beiben Dtreftoren eine Stubienj unb
Cttlärte ftd> jur Übernahme beS fluratorimn* gern bereit.
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230
Der SSorftanb fyat im vergangenen 3al)re mehrere
SBeränberungen erfahren. §err Sanquier ©panefen, feit
1880 SRenbant be$ »ereinS, feit ü»ai 1896 augteid) ©teil*
Vertreter bes DireftorS, fat) fid) im Dejember 1898 burd>
©efunbl)eit$rü<Jficf)ten jur Sttieberlegung jener beiben ämter
genötigt, behielt jebod) bie «ufftd&t über ba« SKufeum, in«*
befonbere bie ÜÄünjen. ©leidjjeitig trat ber abermals jum
SanbtagSabgeorbneten gewählte $err SanbgeridjtSrat Don
Detten öon ber im $>erbft 1891 übernommenen ftü^rimg
ber ©efretariatSgefd)äfte jurücf, »eil bie orbnungSmäfjtge
ffia^rne^mung berfelben wegen feiner jätjrlidj lieber*
fetyrenben längeren «bmefen^eit Dom ©ifce bea SBereinS
mit allju großen ©d)Wierigfeiten öerbunben war.
SWit ber SRenbantur würbe ber in ben SJorftanb be*
rufene $err Storreftor Steinmauer betraut; ba8 ©efre*
tariat nebft ber ©tetlöertretung beS DireftorS übertrug
man bem Unterjcidjneten.
©omit bilben ben SBorftanb hux Qtit folgenbe Ferren:
Pfarrer Dr. üttertenä, 2)treftor, in JUrdjbordjen.
SBanqutfr Spantfen, #onfen>ator be$ ÜWufeumfl,
Dberpoftfefretär ©tolte, Hr<f)h>ar,
Öanbgerid&ttrat öoh Setten,
SBaurat 39iermann, )- in Sßaberboro.
©qmnaflal'Dberleljrer Dr. Ä u t) I in a n n , SKbliotfjefar,
ßorrtftor ©teinljaucr, anbaut,
@nmnafiaI'Dbcrle^rcr 9U<f)ter, ©cfretär,
$)urd) ben lob würben ber weftfälifdjen ®efdf)idjt3*
forfdjung jwei ÜWänner entriffen, weldje ber SSerein mit
©tolj ju feinen S^renmitgliebern jät)lte: Oberpräfibent
Dr. b. 8d)enbad) ju SßotSbam unb (geheimer Regierung«*
rat f^rci^err ö. SRetternidf) ju $öjter. Die Sebeu*
tung beS erfteren ift in biefem SBanbe unferer 3eitfd)rift
bargelegt; eine Söürbigung ber 23erbienfte beS lederen
wirb ber näd&ftfolgenbe SBanb bringen.
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23t
tfafjerbem finb feit ber SBeröffentlid)ung be$ tooriüljrigen
Serielles geftorben bic nrirflidjen SKitglieber:
Pfarrer $artfdf)er in Slltotgefefe.
gabrifant (5. 23 rill in »ilftein.
Kaufmann 3* Angeld in Sßaberborn.
Sßropft (5öcrd in @ocft
greifjerr o. $öo el ju £aud fcerbeif a. b. Senne.
Sanbamdjtärat a. 2). § uff er in Sßaberborn.
Äreiäfdjulinfpeftor Dr. 8aure<! in Wörter.
Pfarrer SRener in (Satte,
^renamtmann (Beulte ju fcimmelpf orten.
Bauunternehmer £. $obt in Sßaberborn.
Pfarrer unb Sanbbedjant Grippe in 93igge.
$)er SScrein tutrb ben Heimgegangenen ein treue«
Änbenfen Bettatyren.
Qux Abteilung SRünfter traten über:
Kaufmann 20. »renfen, 2)elbrürf.
Oberlehrer Dr. ©orgeä, SEBarburg.
Dberleljrer £ölfdjer, Sittenborn.
Qf^ren Hustritt erflärten bie Ferren :
ßonbttor ©aftretd) in Dlpe.
Sfcedjtäanwalt tfellerljoff in Wörter.
Pfarrer @tauf)berg in £emmerbe.
Kaufmann 30. ferner in $aberbom.
ßreiäfdjulinfpeftor ©djulrat Dr. Söinter in Sßaberbom.
Die fo entftanbenen Süden würben jebodj in erfreu*
lieber JBeife aufgefüllt. 3unäd)ft ^ attc & er S3crctn bie
<£(jre, ben f)od)tt)ürbigften $errn SBifdjof üon Sßaberborn,
Dr. Hubertus ©imar, als SWitglieb aufjune^men.
ferner traten bemfelben folgenbe 33 §erren bei:
Slltrogge, Seljrer, Stltenbefen.
Muffen berg, Kaufmann, Sßaberborn.
SBelfe, ßalfbrennereibeftfcer, görbe.
Bergmann, Sßfarrer, ©öoel^of.
Böger, @d)riftfteller, Sßaberborn.
Born er, ©erid)töfefretär, Sorbe.
Brill, fcugo, gabrtfant, Bilftein.
p. 5)rofte«#ül8f)off, §etnrtd), gfreifjerr, £amborn.
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232
Gngelljarbt, SImtgridfjter, ©erben (Staljr).
goref, ©nmnaftalleljrer, $fttenborn.
Dr. gunfe, JRepetettt am 2eo«#onoift, $aberborn.
£einefamp, 5)omfapitular unb Siegen« am ißriefterfeminar,
Sßaberborn.
£efjmann, Zentner, SRenben.
£illenfamp, 8anbgeri<f)t«rat, ^aberborn.
künftiger, Slgent, Sßaberborn.
£üttemann, ^Pfarrer, SBüren.
Lüfter, $rofeffor, $aberborn.
Dr. Sinneborn, SRepeteut, Sßaberborn. (8on ber 9tbt
fünfter.)
flaarmann, «Reftor, SWefäebe.
Dr. SßeterS, ^rofeffor, $abcrborn.
$ lag mann, gabrifant, görbe.
$ütt, Ufjrma$er, ©üterälol).
Dr. @djadjtebe(f, gabrifbireftor, görbe.
@d)5fer$, Sßroturator, Sßaberborn.
©dfjeibner, 3fted)t$amoalt unb ?Rotar, Stetnljetm.
@djmitt, Kaufmann, Sorbe.
6egin, Pfarrer, ßiffen.
Sommer, £., Kaufmann, Sßaberborn.
©panfe, Pfarrer, Sufe.
fetter, SBetrieböfüb,rer, görbe.
Jöonberbecf, (Sifenbaljn«33etrieb$«3ngemeur, Sßaberborn.
2öeftpl)alen, JRentner, Sßaberborn.
SBnrm, Sßräfeä am bifdjöfl. Änabenfeminar, ^aberborn.
Am 1. SWorjembcr 1899 betrug bic ©cfamtja^I ber
2ßitglieber 376.
Qfm Saufe beS SBmterS ttmrben 7 größere 85 or träge
gehalten:
1. 2(m 26. Dftober 1898: ©gmitaftalbireftor Dr. genfer 5>er
Serlauf bed Dreißigjährigen $riegeÄ im Sßaberbomer £anbe unb
ber 2öeftfälifd)e griebe.
2. 5(m 9. Stooember 1898: Pfarrer Dr. SRertenä: <Die tfarl**
f^an^e bei SBtttebabeffen uub ber ©tanbort ber Snninful.
3. 8m 23. SRooember 1898: ©nmnafMet)rer Dr. Sencfljoff :
33aburab, ber gweite SMjdjof oon Sßaberborn.
4. Slm 14. S)ejember 1898: Sanbgerid&tdrat oon 2)etten: 3)a$
$oßdf*)utoefen Söeftfalen* im Mittelalter,
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233
5. Ära 8. gebruar 1899: SergtterWbtreftor a. 2). »üller«:
9nte profane 33auwerfe in Sßaberborn unb bie Bebauung beä
€5tabtgebiete3 in alter 3eii
6. Um 22. gebruar 1899: ^rofeffor Dr. tfleffner: 3>er Äon«
öertit unb $iftorifer Äafpar Ulenberg au$ fiippftabt.
7. 8(m 15. 3J?ära 1899: SBaurat Biermann: 8Mtygefd&i<$tJi<$e
Crrbwerfe in Söeftfalen.
(Sine anerkennenswerte {Rütyrigleit enttoiclelten audj im
legten Vereins jaljre bic VereinSmitglieber im Äreife Olpe.
üDicfdbcn ücranftaltctcn 4 ftarfbefudjte Verfammlungen, in
melden folgenbe Vorträge gehalten ttmrben:
1. Slm 11. 2>egemoer 1898 tn SUtenljunbem: (Sljefrebactenr Slbel«
and Sßaberborn : -Die 33etne in iljrer gefd)id)tltc§en (Sntnritfelung
unb iljre grciftü^Ic in ber ^errf^aft 5Mlftcin»grebeburg unb
ber ©rafföaft £unbem.
2. Km 15. Sanuar 1899 in ©reoenbrwf : gabrtfant $ütten$ein
au$ ©reoenBrüif: S3orgefd)i<I)tlidE)e bauten im Greife Olpe.
3. 3fat 26. gebruar 1899 in £1pe: Dberle^rer £ölfdjer au*
tlttenborn: $ie ©efd)id)te be$ Äreife* Dlpe.
4. Slm 5. Hpril 1899 in Sittenborn : 8anbgerid)tarat oon Letten
aue Sßaberborn: 2)ie SBebeutung $lttenborn$ al$ ©tabt ber
beutfdjen £anfa.
Das au§ergeh)öt)nli<l) rege $ntereffc, toelcfyeS man im
Greife Olpe ben Veftrebungen beS Vereins entgegenbringt,
ift nid^t nur ein erfreulicher SBctücid für beffen innere
SebenSfraft, fonbern jeigt aud&, toeldje ©rfolge in einem
verhältnismäßig fleinen ©ebiete crjielt Serben fönnen, toenu
opferwillige Sftänner für bie ©eefung unb Verbreitung beS
VerftänbniffeS tljätig finb. Durd) bie Vilbung öljnlitfier
Serbänbe mürbe auclj in anberen Äreifen bie Hebung beS
3=ntereffeS für bie ©efd&idjte ber engeren $eüuat ofjne
gtoeifel mefentlidö erleichtert werben.
Qm 3;uni unb ftuli beging ber Verein bie fttitv
feine* füufunbfiebäigjä^rigen Veftef)enS; ber Ver*
lauf berfelben ift unten in einem befonberen Veridjte bar*
geftettt.
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234
Die auf Anregung be« SBorftanbe« im öorigen ftaljre
begonnenen Arbeiten jur (Spaltung ber $ am elften unb
ber #ajter ©arte mürben ju Cnbe geführt, unb fo
ftnb banl bem ffintgegenfommen ber ftäbtifdjjen SBeljörben
bie beiben bebeutenbften Überrefie ber Sßaberborner Sanb*
meljr öor weiterem Serfall vorläufig gefiebert; bie ftoften
beHefen ftd) auf beinahe 1500 üttarl.
ttnfere Sammlungen mürben burdfj berfd&tebene ©e*
fd&enle unb nadj attafcgabe ber öorljanbenen, leiber nod>
feljr befd&etbenen üttittel aud) burdfj Änfauf t>erme$rt.
«n ©efdjenfen ftnb ju öerjeidjnen: Die 3 e üfärif*
„Die Dentmafyflege 44 t>om preufcifd&en Äultu«minifte*
rium; 1 SKörfer t>on ÜKeffing mit ber 3?al>re«ja§l 1632
Dom #errn ®ut«beftfcer ütterten« in üttarienlolj; 1 Ur»
funbe au« ber 3eit gerbhtanb« t>. ftürjtenberg (1667)
t>om #errn Orgelbauer ßggert in *ßaberborn; 1 ©tein*
Jammer (gefunben 1899 bei bem Qbutt Sartre Bei *ßabet*
born) Dom §errn Kaufmann Uli n er in ?ßaberbom; 4 Heine
©teingeräte (gefunben 1899 bei Upforunge) Dom $errn
Se^rer ©erladj in ttpforunge; 1 SRüngmage au« bem
Anfang biefe« 3fa§rl>unbert« (unter ffialjrung be« (Eigen*
tum«red)te« für bie ©tabt Sßaberborn) Dom $errn JBttrger*
meifter Sßlafjmann in *ßaberborn; „Äorüeier ©tubien"
öon bem SJerfaffer $errn ^rofeffor Dr. #üffer in 9»ün-
d>en; „(Sefd&id&te ber SBtncfefdjen JBIinbenanftalt in Sßaber»
born" oon bem SSerfaffer $errn Domfapitular Dr. ©oter;
Äufna^me^DipIom in bie Sßaberborner Soge ff 3um ft" 11 *
menben ©d&mert" au« bem 3fa^re 1805 Dom $errn
Zentner JRaöe in Sßie^eim; „3ur Srrage nad) bem Ur*
forung ber 9tolanb«fäulen" Don bem SBcrfaffcr $errn
Oberlehrer *ßlaten in Dre«ben; ^otograp^ifd^e Äbbil«
bung ber #ird)e in ©ibbing^aufen bom bortigen Pfarrer
$errn Summer; 3tyotograpt)if<$e Äbbilbungen au« Altem
bergen oom bortigen Sßfarrer $>errn ffiteberljolb. ferner
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235
ttmrben bcm SBerein berföiebene bei bem Sau ber (Etfen*
ba1)T\ *ßaberborn*JBfiren gefunbene ©egenftänbe ge*
fdjenft, fotme 25rud)ftü(Ie öon einer römifd)en ©affer*
tettung bei Sfodjen. SWftljereS über biefe intereffanten
@efd>enfe tmrb ber nädjfte SBanb ber 9Seretn$äetrfd&rift
mitteilen.
#err SBürgermeijier Sßlafcmann in Sßaberborn über*
nne$ unter ffiatyrung be$ Eigentumsrechtes für bie ©tabt
^Saberbom bem SSerein jur Aufbewahrung unb SBenufcung
folgenbe 33üd)er bjtt. Sammlungen:
©frörer, ©efdftfdjte beä 18. 3a$rf). 3 »be. o. Süfcow, Äunft unb
Äunftgewerbe auf ber SDBiener 2Beltan«fteü*ung 1873. ©ef<f)i<f)t$quellen
bc« &i$tum3 ÜRünfter. $b. 4. öubboef, «Die öorgefd)td)tiidje Seit.
2 SBbe in 1 38b. Qu fing, Äautpf um bie fatt)ol. Religion im ©iätum
Sftünfter. ©igljart, ©efd^id^te ber btlbenben Äünfte im Äönigreidjj
»arjem 2 93be. Öubbocf, ©ntfteljung ber Gtoilifation. ©d&wteter«, 3)ie
3Bauern|öfe beS öftl. Seile« beö Ar. ßübing^aufen. SBeiffel, Sauge«
fcijidjte ber Äirdje beö 1)1. SSiftor $u Xanten. SBaljlmann, SBeftfalifc^er
Sagenfrang. Äorbljoff, 3)a« SBeftfalenlanb. Sßauluä, 2)ie ©iftergienfer«
$H>tei Sftaulbronn. Mercati, Michael., Metallotheca. $aulu8, SDie
(Sifterjienfer-^btei SBebenljaufen. ®rnftau$'m SBeertl), 9ftofaifboben
gu 6t. ©ereon $u &öln. ©d(jein$, Äunftfääfee ber SJtönfterfirdje $u
Slawen. Äl ein, ftirdjl. flnnft. (Sartonö für ©laSmofaif unb Tafelma-
lerei. 1.— 3. 8olge. 23 $pijotograpl)ien au£ ben Jtirdfjen in Öübetf.
(Srnfk aud'm Söeertfj, 2)a$ ©iegeäfreuj ber bnjantinifdjen tfaifer.
91 ü n n i n g , Höeftfälifdj-ÜRünfterldnbifc^c £eibengräber. 2; t b u $ , Söeitybi«
fdjöfe öon fünfter. San bau, S)ie Territorien in 93e$ug auf tljre S3il«
bung unb ir)re (Jnhmcfelung. 39artljolb, ©oeft, bie ©tabt ber ungern.
2BUman*'$pijtlippi, 2>ie Äaiferurfunben ber ^roüing Söeftfalen. 2 SBbe.
fcifenbaljnatla« t»on 1849. föeifepafj non 1855.
Die Slnfäufe famen in erfter fiinie ber Sibliottyef
ju gute.
3für ba$ üttufeum würben außer t Keinen SCru^e
unb 1 ©teinfrug (gefunben 1898 bei ftggenljaufen) ertoor*
ben: öon bem SWufeum gu ffiieSbaben 33 römifdje £t)on*
gefäfce, welche aus ©rabfunben oon beiben ©eiten beS
2Wittetrf>ein$ ftammen, nämli^ 7 ©raburnen, 10 #enfel-
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236
frfige, 6 JBed&er, 5 Sampen, 5 SWtyfd&en; bic Unten finb
meift in JBingerbrficf gefunben, bic Ährfige metft in einem
großen (Sräberfelbe bei S33ie«baben; famtlid^e ©egenftönbe
gehören bem 1. bis 3. 3fat)tf>unbert n. C&r. an.
Sei ber im Oftober 1899 ftattgefunbenen »erfteige»
rung ber $egerfd)en unb ftfenbetffd&en aftfinjfammlung
taufte ber SBerein 81 meflfälifd^e SKünjen, barunter feljr
feltene Sßaberborner Denare.
ÜDie Sttünjfammlung be$ 33erein$ enthalt nunmehr folgenbc
aRün^en: 521 be$ ehemaligen gürftbfehtmö #aberborn (450 btfd&öflid&e, 30
bomfajutularifdje, 41 fxäbtifdje); 1 £albbenar ber Ferren ö. 93ürtn;
205 ©tü<! beä ehemaligen gürftb iöt umö fünfter (98 btfd&öflid)e, 40
bomfajritnlarifdje, 67 ftäbttfdje); 61 beö ehemaligen Jütfibidtumö Dana*
brücf (38 bifd)ofiid)e, 3 boutfanirularifdje, 20 ftäbttfd&e); 21 ber 6tabt
Siebenbrucf; 77 ber STbtet Vorbei; 78 oon Sippe; 36 öon SBalberf;
15 bon 6iift uub (Stabt £erforb; 5 ber ©raffdjaft 9toben$berg; 6 ber
©raffdjaft SRietberg; 2 ber <Stabt SRietbergj 9 ber ©rafen b. Secflenburg
unb Sfttjeba; 4 öon ©tift unb @rabt 9flinben; 38 be$ $erftogtum6 SBeft«
falen; 37 bcö flonigretd)* SBeftfalen; 2 ber ©raffdjaft Wart; 27 ber
(Btabt Jpamm; 27 ber <5tabi ©oeft; 15 ber 6tabt2)ortmunb; 184 $oty<
Pfennige (gefunben bti IReuenbefen); 63 münfterjdje $)enare (gefunben eben*
bafelbft). 3u biefen 1429 ©tücf weftfälifdjer ÜKünjen fommen no$ etwa
900 (Stücf öerfd&iebener öänber.
S3ci biefer Gelegenheit mag betont werben, bafc bie
Erweiterung beS 2ftufeumS ju ben wid)tigften Hufgaben
beS 9?ereinS gehört. Diefe Aufgabe erfdjeint um fo brin*
genber, weil e$ Ijier an berartigen Sammlungen überhaupt
fe^It unb feine WuSfid)t öortjanben ift, baß in abfeJjbarer
3eit bem Mangel Don anberer (Seite abgeholfen werben
wirb, ©elbftüerftänblidj fann niemanb baran benfen, ein
SRufeum im großen ©til ju fäaffen, aber ebenfowenig
fann man fid? ber einfielt tjcrfc^lic^ctt, bafj für eine ©tabt,
welche eine fo reidje ®efd&i$te unb aud) tyeute nod) eine
fold)e öebeutung l>at wie Sßaberborn, ber jefcige 3 u f tan ^
ein nid)t befriebigenber ift. S)er S3orftanb wirb baljer baS
2Wufeum fortgefefct ju ergangen fu$en, bamit e$ nad> bem
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237
SKuficr ber ÜWünjfammlung unb bcr Sammlung alter
$anbfd)rif ten unb Qrude na# möglich ft Dielen 9H$*
tungen ©elegenljeit jur {Belehrung biete.
©in l>o<$erfreulid)er gortfdjritt ift in ber Orbnung be$
HrdjtbS gemalt. SWadj jahrelangen Vorarbeiten förberte
ber Berein*ar$toar, #err Dberpoftfefretär ©tolte, bas
Cerjeid&ni* ber Hr<$toalien enblid) fo weit, bafc ber erjte
£eü, bie Cobiced unb Sttten umfaffenb, gebrucft werben
fonnte; biefen werben bie 93erein$mitglteber jufammen mit
bem bie^rigen SBanbe ber Settfärift erhalten. Der
3 weite Zeil, ba$ SRepertorium ber ttrfunben, fotl im
folgenben 3fa$re erfdjeinen.
infolge be$ Drude« biefer Don oielen fo lange mit
©eljnfud>t erwarteten SSerjei^niffe tritt atterbing« in ber
SSeröffentlidjung be$ Liber dissencionum be$ Sßaber«
bomer £)omf(i>olafier$ £)ietri$ t>. ffingel«ljei>m, wofcon
bereit« 4 Lieferungen öorliegen, ein Heiner ©tiflftanb ein,
$err ©tolte gebenft, ben SReft be$ üttanuftripteS in jWei
wetteren Lieferungen jufammenjufaffen unb je eine bem
59. unb bem 60. SBanbe ber S^tfärif* <A* ©rgänjung**
§eft beijufügen.
Die feit 1890 bem Cerein Don feiten ber Sßroirinj
gewährte jäljrlicfce SJeiljfilfe Don 1000 üttarl würbe audj
im vergangenen (Jaljre bewilligt, Änbere Unterftüfcungen,
weld>e berfelbe empfing, ftnb in bem angefd&loffenen SBerid&t
über bie 3fwbil5um«feier &erjeid>net.
3nbem ber Corjlanb ben greunben unb ©önnern be$
Bereinä für bie Qförberung ber 83eretn$beftrebungen ben
wSrmften Danf au£fprtd)t, giebt er jugletdj bem ffiunfcfce
«u*bru<f, bafc ba$ werlt^ätige Qfntercffc für ben Cerein in
allen »reifen ber SBetoöllerung ftetig juneljmen möge.
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238
JlttSjttg
am in fttdjnnng für Us totfäafts\a\)x 1898/99*
1.
2.
3.
4.
5.
1.
2.
3.
SBcftanb au$ öoriger 9fced)nnng . .
3ufau6 öon bcr Sproüinaial-SBeroaltung
Beiträge ber 3JHtglieber
Stnfcn
Sfcrfauf öon (34) ißrotofollen ber @en.«
S3crf. be$ (Sefamtoeretnfl . . .
B. jMt*ga0e.
I. Pr bie ßeitf^rift.
2)ru<! unb «erfenbung ber 3citfd^rtft
Honorar
2)rucffa$en unb grttdjt
II. Serfammluugen unb Vorträge.
Endigen unb S^rucffadjen ....
SRetfefoften ^u einem Vortrage . . .
$lu*lagen für bie ©eneratoerfammlung
III. 8i*tfoi$el, *r4i» uub äfctfettiit.
2l6fdjrift einer £ftnbfdjrift ....
ȟdjer
©inbinben, ©dbreibmaterialien u. f. ».
£euung unb Steinigung ber 3tmraer
Berfidjerung ber @ammlunaen . .
Unfdbaffungen für ba* SJhtfeum . .
graajt unb Reparaturen
IV. Btmaltnuaßtofttu.
8ln ben Berehrtbireftor 63». beffen 6teH-
nertreter für Auflagen ....
SorföufJ'Sinfen
V. $ifkrff$e ftomtstiffUm.
Beitrag für 1899
2>ie (£innaljme betrug
S)ie »umgäbe betrug
Beftanb ber ßaffe am 1. Dftober 1899
3
1000
2217
1
11
1079
18
37
50
9
95
84
75
24
55
82
10
30
319
70
104
54
88
50
13
173
45
9
52
120
10
14
200
3234
2386
847
ff
64
15
50
90
19
88
31
3234
1126
191
738
130
200
2386
ff
19
63
40
71
14
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Die Jtm bes ffiufunbftebjigiä^rtgen jßeftctjettö
bes Vereins, oeronftoüet ju JJaberbom
im Juni uttb Jttli 1899.
SEBenn an SJcrcin auf fünfunbftebjig ftaljre ununter*
broctyener geiftiger Arbeit jurüdblicfen fann, tyat er tootyt
©ronb, ber 33ergangenl)eit mit einem geiüiffen ©totj ju ge*
benfen, ft<$ ber gegenwärtigen fiebenäfraft ju freuen, neue
SJegeifterung ju fd&öpfen für bie fiöfung ber Aufgaben, bie
feiner nod& Darren. Daljer l>ielt ber SSorftanb eine möglidtft
glänjenbe geier beS fünfunbfiebjigjäljrigen Jubiläums am
©ifce be$ 5Berein$ für geboten, unb ba$ um fo mel>r, toeil
bie Abteilung *ßaberborn ba« ftaljr 1879, too man baS fjeft
bcS fünfzigjährigen 33eftet)en$ Ijätte feiern muffen, fang* unb
flaugloS l>atte vorübergehen laffen. Daß ber (äebanfe baS
SRidjtige traf, f)at ber ffirfolg bettriefen: Die ©eneralber*
fammlung unb bie ÄuSfteHung nahmen einen SJerlauf,
an toeldjen alle fttftttilnfymtx ftets mit Sefriebigung ju*
rüdtbenfen roerben. Die ©eneralberfammlung fanb am
27. 3funi ftatt, bie «usftellung bauerte toom 27. Qfuni bis
jum 9. Qfuli.
Die ©eneralberfammlung.
Diefelbe tpurbe amSJorabenbe eingeleitet burdj eine
gefeQige Bereinigung in bem großen, feftlidj gefd&müdten
©aale be$33firgerbereins, in ebenbemfelben {Räume, ber
an fo mandjem ffiinterabenb bie SJereinSmitglieber ju ern*
fter Arbeit unb fröljlid&er Unterhaltung bereinigt Ijat.
Äußer einer größeren ßatyl fctefiger Ferren toaren audfc
bereit« mehrere auswärtige SKitglieber amoefenb, inSbefon*
bem liebe SSereinSgenoffen ans bem ©auerlanbe; freubig
begrüßt tourbe bor allem unfer berbiente« (gljrenmitglieb
$err SftegierungSpräftbent a. D. b. Sßilgrim, ben roeber
bie längere Weife nod& bie Saft ber Qa^re $urü<Jgefd&recft
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tjatte, bet (Binlabung jur Xtilnafymt an bem ftefte ffolge
ju Ieiften. «n ©teile be« burdjj ©efunbljett«rficffid)ten
leibet fern gehaltenen a3erein$btreftorS bewtflfommnete ber
llnterjei<$nete bie SJerfammelten unb fennjeidjnete in furjen
£ügen bie JBebeutung ber bie3jäl>rigen ©enerafoetfammlung.
Die frolje Stimmung würbe nidjt wenig gehoben burc$ ba*
SSerlefen ber l>erjlidjen ©riefe, meldte mehrere am ffirfd>ei*
nen öerljinberte ©jrenmitgtieber an ben Verein gerietet
Ratten. Dberpräftbent Dr. t>. «djenba<$ wfinföte bem
ftefte „ben fdjönfien unb wfirbigjien Verlauf 'jum Wuljme
be$ auSgejetdjneten Vereine*, weldjer nun felbft ein Älter*
tum geworben ijt M . ©er Ijätte geahnt, bafj ber üortreff*
lidje üttann und fo jäl> burd) ben erbarmungSlofen Stob
entriffen werben foHte! #err Dberpräftbent a. 5). x*. #age*
meifter führte aus, ba§ e$ tym $erjen$bebürfni$ fei,
„bem Verein an biefem benlwürbigen Äbfdjnttte feiner
reiben unb gefegneten ©irffamfeit feine freubige Zeitnahme
ju bejeugen unb bem ffiunfdje Stu$bru<! ju leiten, berfelbe
möge, wie bisher, fo aud) in 3ufunft f ein unb bleiben eine
Seudjte ber gefd&idjtltd&en Srorfdjung unb eine *ßflegeftätte
ber Siebe jutn engeren unb jum weiteren Vatertanbe".
©arme ©orte ber leilna^me unb ber Änerfennung ft>en*
bete ferner $err $ßroinnjtal*©($ulrat Dr. $>ed)elmann,
ber an bie Qaljre erinnerte, wo er in *ßaberbom „jur
görberung be$ Vereine* au<$ feinen beföeibenen Seil tyabt
beitragen lönnen 44 .
©er reiche 3flaggenfd>mu<f, ben man am folgenben
borgen in ben Straften erblidte, befunbete bie ©tjmjm*
$ien ber Vürgerfdjaft für ben herein unb itpen ©unfö,
ben auswärtigen greunben ber weftfältföen ©efäidjte
unb ÄltertumSfunbe einen gaftltcfcen (Smpfang ju bieten.
Um 9V 3 ttyr würbe bie ©eneratoerfammlung in bem
ftattlid&en, t>on ber ftäbtiföen Verwaltung bereitwillig jur
Verfügung gepellten 9tat$au*faale eröffnet. $ert»ür<
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241
germeifler *ß laß mann entbot il>r ben ©rüg ber ©tabt
*ßaberborn mit bem 3Bunfd)e, bic geicr möge rottrbig üer*
laufen unb baju beitragen, ein feftcrcö SBanb um alle Seile
©eftfalenS ju Illingen. Der Skreinöbirettor, #err
Pfarrer Dr. üßertenS, erftattete SBeridjt über bie 23>ätig*
feit bed SSereinS feit ber lefeten, 1897 in Olpe abgehaltenen
©eneralüerfammlung, fonne über ben Umfang ber ffiiblio*
tt>ef, beS «rd^iod unb be£ ÜRufeumS, gebaute ber feit
1897 geftorbenen SWitglieber unb banfte ben geiftlid)en unb
weltlichen SBetjörben für baS bem SSerein aud) bei biefem
Anlaß bewiefene 2Bot)hüollen. Dann folgten brei größere
Vorträge. $err Oberlehrer Dr. &ut)lmann entwarf auf
©runb ber freiließ bürftigen £}ueüennad)rid)ten ein SBilb
t>on ber Sßerfönlicfcfeit ©erolbä, eine« ©djwager« 5?arl8
be$ ©roßen, unb fud)te ben SRadjweiS ju führen, baß
jenes JBauwerf, weldjeä jefct eine Sürt SJortjalle ju ber an
ber Sflorbfeite bes Dome« gelegenen SJarttjolomäuSfapefle
bilbet, ein Überreft ber &on ©erolb erbauten SKarienfapefle
fei. Sfrtxx ©tjmnafialbireftor Dr. $enfe Gilberte bie
JBerbienfte be£ gfirftbtfdjofs Dietrid) o. ftürftenberg auf
bem ©ebiete beS l)öt)eren UnterridjtSiuefenS. Der beiben
{Rebnern gefpenbete lebhafte ffleifaD war ein SBemeiS für
ba£ große ftntereffe, mit welkem man if)ren Ausführungen
gefolgt war. Die Vorträge fcfytoß ber Unterzeichnete mit
ber in biefem JBanbe jum SbbrudC gebrauten Darfteüung ber
fttnfunbfiebjigjäljrigen @ef$id)te unb 5Et)ätigfeit beS 93ereinS.
SRacfcbem jum ©djluß ber SBereinSbireftor ben {Rebnern
gebanft, fucfyte ber größte Seil ber fteftteilnef)mer &*n
©aftt>of fiöffelmann auf, um ftd) beim grütjfdjoppen
öon ber überftanbenen geiftigen Änftrengung ju erholen
unb neue Sfräfte ju fammeln für bie 35eftd)tigung ber
ÄuSftellung, weld&e gegen 1 Uljr öom §errn fflaurat
83 i er mann als bem ÄuSftetlungSfommiffar mit einer län*
geren Änfpracfye eröffnet würbe.
LVII. 2. 16
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Den ©lanjpunft beS XageS bilbete ba« große ^cft*
m a \) l auf bem SRartjauSfaal. Den Jrmffprudj auf ben
5?aifer brad&te ber l)od)rofirbigfte $err Stfdjof Dr. $>uber*
tu« ©imar au$, tnbem er, Ijinroeifenb auf bie SBebeutung
be« SSereinö für bie ^Belebung be$ öaierlänbifäen ©inneS,
Staifer ffittyelm II. feierte als ben erhabenen dürften, bem
nidjt nur wegen feine« ungewöhnlichen ftntereffe« für bie
©efd)id)tarotjfenfd)aft, fonbern nidjt minber wegen fetner
erfolgreichen SBemü^ungen um bie (Spaltung beä für ben
ftortfdjritt ber gefdjidjtlid)en 3ft*f$ung unentbehrlichen
griebenS alle Orreunbe ber @efd)id)te jum tiefften Danfe
Verpflichtet finb. Der SSereinSbireftor erinnerte an bie
Dielen auSgejeidjneten 2Mfd)öfe, meldte ben ©tut>l beS $eil.
$atl)umar gegiert Ijaben, unb toibmete ein mit allgemeiner
SBegeifterurig aufgenommene« ^>oc^ bem ben Altertumswert
ein nad) beften Prüften unterftüfcenben jefeigen Iräger be$
Sßaberborner fflifcfcofsftabes. Darauf gebaute $err ©efyet*
mer SRegierungSrat ^cnfef d^ ber @f)renmitglieber beS 93er*
ein«, üon benen jroei, $err 9legierungSpräftbent a. D.
D. Sßilgrtm unb $>err Öfonomierat ©unft, in ber ÜÄitte
ber lifdjgenoffenfcfcaft meilten. «tebalb ertyob ftdj $>err
&. *ßilgrim, präfentierte in ljumoröoßer 9tebe ftd) felber
als ein ©tücf roeftfälifdjen «ItertumS, banfte jugleid) im
SRamen beS #errn ©unft für bie beiben erttuefene (Sprung
unb forberte bie ©efetlfd)aft auf ju einem fräftigen #od>
auf baS fernere 2Ba$fen unb ©ebenen beS SBereinS. Der
Unterjeicfcnete toanbte ftd) an bie Vertreter ber ©^toefter*
abteilung STOfinfter, inSbefonbere an iljren jeitigen Direftor,
#errn ^rofeffor Dr. Pieper, wie* t)in auf bie Stonbe,
welche bie beiben Abteilungen ÜBünjter unb Sßaberborn
öerbinben, unb fpradj ben bringenben JBunfd) aus, beibe
Abteilungen möchten burd) gemeinfd)aftlid)eS Arbeiten unb
burd) bie Pflege freunblidjer JBejietyungen ftets ben ^nten*
ttonen ber ©rünber beS CereinS geregt ju »erben fudjen.
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243
#err *ßrofeffor Dr. *ßteper ermiberte auf« l)erjK<$fte unb
verbreitete fid> einget>enb über bie 83ered>tigung unb bie
Aufgaben ber engeren ©efdjidjtSöereine. SWad>bem bann
#err Sürgcrmeifter Sßlaßmann ber 8u$fteflung$fommif«
fion unb ben HuSfteflern im SWamen be« SSerein* beu wofyt'
t>erbienten Dan! bargebrad&t, lieg $err ©tjmnaftalbireftor
Dr. $enfe in jfinbenben ©orten bie ©tabt Sßaberborn,
bie Äaiferftabt ffieftfalenS, t)od)(eben. ©roßen Seifall ern*
tttc jum 6$luß $err gabrifant $üttenl>etn mit
feinem £oaft auf ben $errn ©eljeimen SRegierungSrat
Sfenfcfdj. — Daß man audj in ber gerne be$ 3fefte$ gebaute,
beroiefen bie freunbli$en SBegrfißungStelegramme, meiere
einliefen Dom $errn $rooinjiaI*©c^ulrat Dr. #edjelmann,
fomte ben $erreu Sanbräten ©e^eimer 9tegierung$rat
Dr. freberatl) unb %xtu&btTQ. — $üd>e unb Äetter,
bie lafclmuftf unb bie in tyübfdjer JRenaijfance aufgeführte
£ifd)farte, ein ütteifterftftcfd&en bes $errn $. $ommer,
fanben allgemeine Jtnerfennung. Die ©timmung mar fe^r
animiert, unb bie Trennung fiel ben meiften fo fdjwer,
baß Don ber geplanten JBefidjttgung ber älteften JBauwerfe
«ßaberborn* unter ber gityrung ber #erren Saurat ©ül*
benpfennig unb SergwertSbireftor a. D. SSiUlerS Ab*
ftanb genommen werben mußte.
Den genußreid&en lag befdjloß ein flonjert in ben
oberen {Räumen be$ SBfirgeröereinS, wo Damen unb
Ferren in großer Qaljl fid) auf mehrere ©tunben ju
jwanglofer Unterhaltung Dereinigten. £>err ©ijmnaftalbi*
reftor Dr. #enfe überragte bie SBerfammlung burd) ein
lebenbe« SBilb: flaifer ffarl ber ©roße ift mit feinen beiben
*ßalabtnen Äolanb unb ©cro tyerüorgefommen au« bem
^nnern be« DefenbergeS, wirft einen {Rttctblitf auf bie
bebeutfamften (Sporen in ber @efd&id)te ber ©tabt *ßaber*
bom unb wünfdjt biefer, fowie bem ÄltertumSüerein eine
weitere gebeiljltdje (Sntwicfelung. Unter ben Siebern,
16*
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244
toeldje unter ber öirtuofen Seitung be$ $errn JBürger«
meijterS Sßlafjmanrt jutn Vortrag gelangten, war aud) ein
finniges, Dom $errn Sfjefrebacteur Abel« jur 25ert)err*
Hebung be$ %tftt& gebidjteteS rf 2Bittelalter*£ieb".
An ber ®eneralöerfammlung beteiligten fid) folgenbc
33erein8mitglteber:
Äbelä, (Sljefrebaeteur, Sßaberborn
Ältftäbt, SDomfapitular unb JDompfarrer, Sßaberborn.
Sluffenberg, Kaufmann, ißaberborn.
©alfenljol, ^rofeffor, Sßaberborn.
SBenfeler, Sßrofeffor, Sßaberborn.
93 t ermann, Skurat, Sßaberborn.
»öger, ©djrifrfteller, Sßaberborn.
Brenfen, Kaufmann, Sötebenbrücf.
Dr. ©rieben, tßrofeffor, Slrnäberg.
93rügge, Kaplan, §oud 8aer bei 2ftef<f)ebe.
3)ane, ^ifenba^n- SBau« unb betrieb d«3nfpeftor, Sßaberbbrn.
3)egenfjarb, Pfarrer unb 8anbbed)ant, 2Barburg.
3)enneraarf, SBanfbtreftor, Sßaberborn.
3)ettmer, Pfarrer, Seöerungen.
3)önefe, Oberlehrer, Sßaberborn.
2)üfc»3ofun, 53ürgermeifier, Olpe.
Dr. (£n<f, ^rofeffor, *Paberborn.
(Sngelfjarbt, Slmtäridjter, Serben.
(£öer3, Suftt^tat, SDBarburg.
Särber, ©efretär be$ ©eneralöorft. beö 93omfatiu$-SSertin«,
$aberbom.
gl e ige, Pfarrer, ^ettingljaufen.
öon ber gorft, SBürgermetfter, Driburg.
Dr. greifen, Sßrofeffor, Sßaberborn.
greuöberg, @d)ulrat, 33üren.
Dr. Bunte, Repetent, Sßaberborn.
©emtnefe, Pfarrer, öemgo.
Dr. ©orge«, Oberlehrer, Harburg,
©ülbenpjennig, 93aurat, ^aberborn.
©unft, Dfonomierat, «frembfen.
«fragemann, Pfarrer, Harburg.
£afen, Kaplan, Söitten.
£artog, Pfarrer, Wörter.
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245
§ell»eg, Saumeifter, Sßaberborn.
£ellwtg, Qomfapitular, Sßaberborn.
Dr. £enfe, ©nmnafialbtreftor, Jßaberborn.
Dr. £efter. ^rofcffor, ^aberborn.
£oefen, Zentner, Sßaberborn.
$ offmann, TOalnr, 2Berl.
Gomertng, Oberlehrer, Sßaberborn.
£ütten$etn, gabrifant, ©reöenbrücf .
3 afp er t, ©utöbcflfecr, SBalbljaufen.
Senfcfdj, Öanbrat, ©eljeuner Regierung «rat, Sßaberborn.
Werften«, Ober«2tmtmann, 2)aUjetm.
Ä leine, Sabrifbcfl^eT, 8iingelftem.
$o%, Slpotljefer, SUtenljunbcm.
Äönnefe, Oberlehrer, Sßaberborn.
Dr. flu $1 mann, Oberlehrer, Sßaberborn.
Sarenj, ©ürgermrifter, SBeoerungen.
ßtmberg, Sfteftor, Driburg.
%ippt, 5t, Kaufmann, ^aberbom.
80 er, ©anfbtreftor, Sßaberborn.
ßuborff, ^ßrouinjial'Äonferoator, 33aurat, SRünfter.
SWarforbing, 3uftiarat. Sßaberborn.
Dr. ÜRarr, ©amtättrat, ßrwitte.
Dr. «Werten«, Pfarrer, ßtrd&bord&en.
SKue$, Kaplan, ßügbe.
SR u Her, SRepetent unb 3)omd^or«S)ire!tor, Sßaberborn.
3Künbelein, 2lrtf)tteft, Sßaberborn.
Dr. Otto, ^rofeffor, Sßaberborn.
Sßaberftetn, Zentner, $aberborn.
fßapt, 33erlag8butf)ljänbler, Sßaberborn.
Dr. Pieper, ^rofeffor, fünfter.
ö. ^ilgrim, SRegterungäpräßbent a. $., SBirflid^er ©eljeimer
Oberregferungflrat, SWinben.
SJMafjinann, SBürgermeifter, 5ßaberborn.
platte, SKfar, SBöcfenförbe.
föei3mann, Sftealfdjulbireftor, Sßaberborn.
Stifter, Oberlehrer, Sßaberborn.
SRulanb, Pfarrer, Sßäpftltdjer £au$pralat, Sßaberbora.
Dr. €>d)neiber, $)ompropft, Sßäpftlidjer £au*prälat, ißaberboro.
©djnifc, 2)omfapitular unb ©eiftlttfjer fflat, Sßaberborn.
®d)önbecf, Kaufmann, Sßaberborn.
©djraber, Pfarrer, fftafcungen.
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246
©djröber, ©emfnarbirettor, Sßaberborn.
Dr. ©djupmann, ©anitatdrat, ©efete.
©egin, Pfarrer, (5tffen.
Dr. ©imar, 93ifd)öflid)e ©neben, Sßaberborn.
©tcfnljatter, tforreftor, Sßaberborn.
©te in mann, (Sifenbafjn-, ©au- unb $etrfeb««3nfoettor,
Sßaberborn.
Dr. Sentfljoff, ©nmnafMeljrer, Sßaberborn.
Senge, Bauunternehmer, Sßaberborn.
Silin, (Sffenbaljnbireftor, Sßaberborn.
Ullner, Kaufmann, Sßaberborn.
3) uller«, $3ergwerf*btreftor a. 3)., Sßaberborn.
Dr. SBeertlj, Sßrofeffor, 3)etmoIb.
Söeljrmann, ftreiöbaumeifter, Sßaberborn.
be SB eibige, Staatsanwalt, $aberbom.
Söcrnfce, Pfarrer, SBormcln.
SBeftpljalen, Zentner, Sßaberbom.
SB e wer, Äüfter, Sßeuenbefen.
Dr. SBiebmann, Sßrofeffor, Sßaberborn.
SB i ein er 3, Kaufmann, Sßaberborn.
SB ig g er, £)omfapitular unb ©enerabifar, Sßabcrborn.
SBintelmann, 8anbgerid>t$rat, Sßaberborn.
Dr. SBofer, 2)omfam'tular unb ©eiftlidr)cr SRat, Sßaberboru.
Äußer ben genannten SBereinSmitgliebern beehrten au$
anbere #erren, l)ieftge unb auswärtige, bie ©enerafoerfamm*
Iung mit üjrem SBefudje, fo baß bie ©efamtjal)! ber
SEeilne^mer weit über 100 betrug. SKandje, wie ©eine
CfceKenä $err Dr. ©tubt, Dberpräftbent öon SBeftfalen unb
Äurator beS SJereinS, #err ©etjeimer DberregierungSrat
Dt) er weg, Sanbe^auptmann öon 3Beftfalen, bie Ferren
ÄegierungSpräftbenten öon SKinben unb öon Arnsberg,
#err *ßrotrinjial*©d)ulrat Dr. #ed)elmann, bie #erren
Sanbräte ©eljeüner JRegierungSrat Dr. fteberat^SBrilon
unb ^reuSberg^DIpe, ferner einige SBorftanbSmitglieber
ber Abteilung SWünfter Ratten fdjriftlid) iljr SBebauern aus*
gebrücft, aus jwingenben ©rfinben meift bienftlidjer SWatur
ftd) bie SCeilna^me öerfagen ju muffen.
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247
Die «uSftellung.
Der ©ebante, mit ber ©eneralöerfammlung eine &u$*
fteHung üon ältertumägegenftäuben unb älteren Äunfter*
jeugniffen ju üerbinben, nmrbe im 23orftanbe fdjon früt)*
jeitig erörtert, Jtieß jebod) lange auf ernfte JBebenfen.
SBebenflidj fd)ien neben ber #öf)e ber crforbcrlic^cn ©elb*
mittel üor allem ber üttangel an geeigneten, ber fdjnrie*
rigen Aufgabe geiuadjfenen ffräften. ÄnberfeitS üerfannte
man nidjt ben ©ert ber ju erhoff enben geiftigen Anregung;
in« ©eroid&t fiel audj bie ©wägung, baß bei ben bisherigen
SBanber&erfammlungen felbft Heineren ©täbten be$ SScrcin^
gebiete ba$ gleiche Unternehmen jur gufriebentyeit gelungen
war; l)inju fam nod) ber 25ergleid) mit ber Abteilung
SWünfter, welche bereit« nueberljolt, julefct im Qaljre 1879,
mit beftem Srfolg eine größere ÄuSftellung in$ SEBcrf ge*
fefct Ijatte. Diefc föücfftdjten gaben ben SfuSfdjlag unb
führten im Dejember 1898 ju bem Sefcfyluß, bie «uöftcl*
Iung foüe ftattfinben unb in erfter Äinte ba$ ehemalige
<pod>ftift Sßaberborn umfaffen, weiterhin aud) baS übrige
33ereinägebiet nadt) Maßgabe ber verfügbaren 3Rittel. Die
Ausführung übernahm eine au& brei SBorftanbämitgliebern
beftefyenbe Sfommiffton: §err Saurat 58 i er mann als 33or<
ftfcenber, ber 33ereinSbireftor unb $err Oberlehrer
Dr. $ul)lmann.
©rfreulidjetrceife braute man bem *ßlane Diel ©ol)I*
wollen entgegen, ©eine ©EceHenj $err DberpräftDent Dr.
©tubt (teilte burdj bie SBermittelung beS #errn ©tymna*
ftalbireftorS Dr. ipenfe bie fcfyöne Aula beS Äönigl.
©tymnaftumS jur 33erfügung, bieSßroüinj gewährte einen
Sufäufj öon 500 üKarf, bie ftäbtifdjen Kollegien bewilligten
einen ©arantiefonbs von 1000 üKarf.
Die Slommiffion entfaltete eine lebhaftere S^ätigfeit
feit ber SKitte beS SWonatS «pril. ©ie bilbete junädjft
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248
ein DrtSfomitee, bem außer ben übrigen 2?orftanb$mü»
gliebern folgenbe Sperren angehörten: ßljefrebacteur Abels,
fcomfapitular «Itftäbt, Sßrofeffor Dr. greifen, Saurat
©ülbenpfennig, ©tymnafialbireftor Dr. $enfe, Sanbrat
©etjeimer SRegierungSrat 3fenfcfd), 9tegierung$bauffit)rer
Sebfd)bor, {Rentner SßaDerftein, SBürgermeifter Sßlaß*
mann, SRealfdjulbireftor SReiämann, Dompropft Sßrälat
Dr. ©djneiber, ©auinfpeftor ©t ein mann, SBergtuertS*
bireftor a. D. 93filler$. — DiefeS engere Äomitee würbe
ju einem größeren HuaftellungSfornitee erweitert burdj
ben Seitritt folgenber iperren: *ßropft S3ergmann*üRinben,
Kaufmann $ugo SrenlemSBiebenbrücf, Sßrofeffor Dr.
33rieben*?frn$berg, Kaplan 93rügge*Saer, Sanbbed)ant
$)egenl)arb*©arburg, fflürgermeifter Düfc^ftofun*
Olpe, Sanbrat @et)eimer {Regierungsrat Dr. fteberatl)*
SBrilon, Pfarrer 3fleige*#etlingl)aufen, ©eminarbireftor
©Zutrat 3freuSberg*33üren, Sanbrat 3freu$berg*Dlpe,
fjrci^crr D. §aj:tljaufen*9lbbenburg, Sanbrat ffoerfer*
$öjter, ©tjmnaftalbtreftor Dr. Sftiggemeljer'SBrtlon,
*ßf arrbedjant SR o $ e II * $öjcter, Sanbrat ö. © a & i g n 9 * SJttren,
SBürgermeifter ©d)mifc*2Biebenbrficf, Sßfarrer ©Araber*
Haftungen, Sßrofeffor Dr. © djröber *üRinben, ©anitätörat
Direttor Dr. ©d)upmann*@efefe, ^rofeffor Dr. SBeert^-
Detmolb.
Die JBilbung ber beiben Komitees ertoieS fid> als feljr
vorteilhaft: fie untersten mit {Rat unb £l)at bie £om*
miffion unb gaben biefer einen {Rücfljalt nad) außen \)\n.
Der ßommiffton nmrbe i^re Arbeit ferner tt>efcntltd^ er*
leichtert burd) ba$ ©ntgegenfommen ber geiftltdjen unb ber
tocltltd^cn Seljörben. Das ©eneralüifariat in Sßaber*
born unb ber $err {RegierungSpräfibent üon SWinben
empfahlen amtlich bie HuSfteflung auf« toärmfte, unb bie
Äönigl. (Sifenba^noertüaltung gemährte für bieSBeförbe*
rung bes ÄuSfiellungSguteS eine ertjeblidje ^Preisermäßigung.
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249
(Jin gang fjertwrragenbe« 33erbienft erroarb ftdi) $err
JBfirgermeifter Sßlaßmann baburd), baß er eine Steige
(jieftger ^Bürger jur 3 c ^ nun S ßtögerer unb geringerer
©elbbeiträge betrog unb baburd) baä finangietfe SRiftfo für
ben herein bebeutenb öerminberte. «n ber #eidjnung be«
teiltgten ftd> folgenbe sperren bjto. girmen: Hf tien*93rau*
er et, ©tabtrat$ibben, JRedjtSanroaltßoerfen, SBrauerei*
üDireftor ©riefe, SBaurat ©ülbenpfennig, Kaufmann
§crjljeim, {Rentner §einrid) #effe, ©utäbeftfcer #er«
mann #effe, ©tabtrat K. #tllemel)er, ©einljänbler
Sti xd) m el) er, §otelbeftfcer Seng e li n g, #oteIbefifcer 3f. S8-
Söffelmann, $uftijrat SKarforbing, Wentner Sßaber*
ftetn, 25erIagSbudjf)änbler $ape, ©firgermeifter Sßlaß*
mann, S5anfgefd)äft föanfotjoff unb ©panclen, {Real»
fdjulbireftor {R eis mann, «rjt Dr. Stör ig, S3erlag8*
bud^anblung ©djöningf), Kaufmann 33. ©tabler, Kauf-
mann Ullner, S3erein3*S3rauerei, Kaufmann ft. 3f.
©erner.
$ur letzteren Orientierung ber Qfremben wä^renb ber
Aufteilung bearbeitete #err ©ijmnaftalbireftor Dr. $enfe
einen „3fül)rer burd) Sßaberborn". 3)a$ anfpredjenbe
SBüdjlein Ijat Diel »nerfennung gefunben unb ift in 4000
(Exemplaren an bie SBefudjer ber HuSftellung unentgeltlich
verteilt morben.
Dant ben SBemüljungen ber Äommiffton nmd&S bie
SWenge ber ÄuSftetlungSgegenftänbe balb berart an, baß
bie Aula allein bei »eitern nidjt tjinreidjte unb bie anftößen«
ben SRäume ju ipülfe genommen »erben mußten, ©er
nur einen flüchtigen ffllid in ben nad) ben Hmoeifungen
be3 $errn SBaurat SHermann jufammengefteöten Kata*
log nrirft, ift öon ber SRetd^altigfeit überrafdjt. Daß
audj manche« SWinbermertige einen Sßlafc erhielt, fonnte
freiließ unter ben obnmltenben S3erf)ttftniffen faum be*
fremben, $at inbeS ba8 Urteil ber meiften SBefudjer nic^t
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250
adgu ungfinftig beeinflußt. 3fcbcnfaO« öerbient bic frcunb*
lid>e «ufna^mc, weld&e bem Aufruf ber tfommtffton bei
fird&Itd>en unb politifdjen ©emeinben, bei ©eiftlidjen unb
Säten, bei «beugen unb ©urgent, bei Korporationen unb
$rtoaten gu teil geworben tft, alle* Sob. SWur in wenigen
tJSDen geigte ftd) »iber Crmarten ein SKangel an 8er*
ftänbnis unb ©emeinftnn, in einigen anberen lehnte man
bie Überlaffuug ber gcwünfdjten ©adjen ab unter #inwet*
auf glimme, bei ätjnlidjen «nläffen früher gemalte ®r*
fatjrungen. 3fm gangen beteiligten ft$ 250 «uSfteller;
bic Qaty ber «uSftellungSnummern belief ftdj, abge*
feljen Don ben im SBefi^e beS 33erein$ befinbli^en ©egen*
ftänben, auf 1400, woüon aüerbing« nur 1000 wegen ber
flfirge ber 3eit fatalogiftert werben fonnten. 1 )
3Me ©idjerljettSmaßregeln entforad&en bem
großen Sffierte ber ©egenftänbe. SMcfe würben nid)t nur
mit 1 aKiOion SKarf uerftdbert, fonbern au$ Don Anfang bis
ju (Enbe, SCag unb 5Wad)t üon ^oligeibeamten unb ÜKit*
gliebern ber freiwilligen fteuerweljr bewacht, JBäljrenb
ber ©tunben, in welken baS ^ublifum Zutritt ^atte,
führten ununterbrochen fedjS ©tubierenbe ber bifdjö fliegen
p^ilofop^ifd^^t^eologif^en fieljranftalt abwcdrfelnb
bie «uffid&t, unb war außerbem ein SWitglieb beS SluSftel*
lungSfomiteeä ftets gur ©teile.
83on nal) unb fern war ber Sefud) ein folcfyer, baß
bie urfprünglid^ auf ad)t Jage bemeffene ftrift fid) als gu
furg erwies unb üom fiönigl. *ßrot>tngial*©cI)u (tolle*
gium eine Verlängerung um fünf SEage (bis gum 9. Quli)
erbeten werben mußte. ftm gangen würbe bie MuSfteOung
öon etwa 5500 ^erfonen befugt, «ud) ber <ßroöingial«
J ) 33erid)te über bie Hu^fteUung finben fid) in 91r. 295, 302, 303,
305, 309 M Scftfäl. »olfoblarteS. SBergl. audj bic »efpredjung »on
©djnütgen in ber Beitfdjrift für d>riftlid)e Äunft. Safcrg- 1899 ©.107.
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251
Äu«fd>uß beehrte flc mit feinem $Befu$e, unb ber $err
ßanbe$f)auptmann Döerweg Ijatte bei biefer (Gelegenheit
bie ©fite, bem SSerein Sßljotograpljien Don allen bur$ ben
^roüinäial^onfertjator, $errn Saurat ßuborff, aufge*
nommenen ÄuSftettungSgegenftänben jUjuftdjem.
Der rege Sefud) war nad> meljr als einer {Richtung
erfreutid). Qfjm fyattt ber SJerein es ju aerbanfen, baß
er auf bie Unterftttfcung ber JBürger Ü6er bie bereit« ein»
gejagten ©elbbeiträge hinaus unb auf ben Don feiten ber
©tabt bewilligten ©arantiefonbs öerji$ten fonnte, ja fogar
nod> einen tleinen Überfluß erjielte.
8rür baS ©efamturteil über ben ffiert ber «uSftetfung
fann ber gfinftige finanzielle 5(bfd)luß aflein felbftoerftänbli$
nid&t ben üßaßftab bilben. ©er jebod) &iöig benft unb
bie großen gu bewältigenben <3$wierigfeiten fennt unb
würbigt, wirb ni$t leugnen, baß bie HuSjtellung audj in
anberer Sejteljung eine beachtenswerte Seiftung reprä*
fentierte, unb baß ber SSerein mit Sefriebigung auf biefelbe
jurütfblicfen barf. ^ebenfalls t)at bie ©tabt Sßaberborn
eine audj nur annäljernb äljnlidje SJcranftaltung in iljren
SWauern früher nidjt gefeljen, unb {ebenfalls werben no$
mandje 3fat>re öergefjen, bis es gelingt, eine gleidje ober
gar Dotftommnere juftanbe ju bringen.
Da« gute ©elingen ift jum weitaus größten Zeil baS
SJerbienft ber beiben ^erren JBaurat Sie r mann unb
Oberlehrer Dr. $ul)lmann. ©ie legerer in burdjauS
felbftlofer ffieife wochenlang münblid) unb fdjriftlidj uner*
mfiblid) tljätig gewefen ift, um baS ftntereffe weiterer
Äreife ju weefen unb wad> ju galten, fo l)at erfterer als
ber tedjnifdje fieiter beS Unternehmen« ftd) namentlich ben
mit ber Äuffteöung unb ber töücffenbung t?erbunbenen
anftrengenben Arbeiten mit größter Sereitwifligfeit unter«
jogen.
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252
Äffen, foel^e ju i> c m fdjönen gefte ba8 Of^rtgc beige*
fteuert Ijaben, fei audj an biefer ©teile Ijerjltdtft gebanft!
SWe^reren Ferren Ijat ber SBorftanb in befonbercr
ffieife, nämlid) burdj bie »erlei^ung ber <E$remnitgKeb-
fdjaft, ben 3)anf be$ SJereinS au«gebrficft. £u C^remmt*
gliebern würben ernannt folgenbe sperren:
Dr. #ubertu« ©tmar, 33ifdjöflid)e ©naben, SBiföof
Don ^aberborn; ©etjeimer Dber*SRegierung«rat Döerioeg,
fianbeÄ&aupimann öon ffieftfalen; ©eljeimer SRegierungSrat
Qfenfcfd), Sanbrat be$ ÄretfeS ^aberborn; ©^mnaftalr
bireftor ?ßrofeffor Dr. #enfe, fcireftor be$ tfönigl. ®$m*
nafium snjeoborianum ; Sß lag mann, ©ürgermeifter ber
©tabt ^aberborn.
ffiir fdjliefcen unfern JBertd&t mit bem ffiunfdje, baß
ber herein bereinft bei ber geier feine« $unbertjäJ>rigen
Jubiläum* eine boppelt fo große «nja$I SKitglteber jagten
möge als Ijeute.
^aberborn, 1. SWo&ember 1899.
Oberlehrer Ritter,
©efretär be$ 93erein$.
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ber 2Tiitgfieber beS SBereinS
für
©efd)td)te unb 2Utertum3fmtbe
SBeftfalenS
(Abteilung Sßaberborn)
nad? bem ©tanbe Dom 1. Sßooember 1899. *)
^Suratot: ©taatSminifter gfretyerr Don bcr Üiecfe,
Dbcrpräfibcnt bcr sßrooinj ffieftfalen, (Efceflenj,
SWünftcr i. SB.
I. «Ijrenmitgltrötr-
^©unft, granj, ©utsbeftfcer, Öfonomierat, #cmbfen bei ©ra*
fei, Ar. Röster,
v ±-t>on£agemeifter, Dberpräfibent tu 2)., (Sjcettena, @ut £lau&
-" borf, ftr, gfranjburg. '•>"*: '
\ £ed)elmann, Slbolf, Dr. phil., ^ftoohtatalfd&ulrat, 2Rünftert2B.
5^©enfe, Sofep^, Dr. phil., Sßrofeffot, ©gtnnaftat^treftor,
Sßaberborn.
^3enfcf$/ 2öalt§ev, ßanbrat, @e&* 9*egietuitg34Rat, gSaberborn,
^Düerroeg, Sluguft, Sanbe^auptmann, ©efceimer Dberregie*
tung3*9tot, äHüwftet L 2B.
y-TUon Sßilgrim, SRegierung&gkäfibent a« $>♦, 2Btvflf($cr ©e*
^ Reimer DberregterungSsSRat, 2Rhtberu
-^ Sßlafjmann, Otto, Söürgermetfter, Sßaberbom
lO^eimar, £ubevtu§, Dr. theol., SBifd^öfCic^e ©naben, 93ifd&of
oon Sßaberborn, erroä<er (SrjbiWof pon Äöfn, gteberborn,
K ©tubt, tfonrab, Dr. phil., ©taatSminifter unb ÜJttntftev ber
/ getftltdjen, Unterri(frt& unb SHebtainal s Stngelegen^eiten,
(^ceUenj, Berlin*
*) 2)ie Vereins mita,lieber werben fjöfltdtft erfudjt, etwaige Unrichtig*
feiten in biefem 93eraetd)m$ bem SRenbanten beä SJeretnd, $. Stein-
mauer in $aberborn (2Billjelmftra{je 27), mitteilen gn wollen.
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354
II. tiJtrhlid^c iNitglirttr.
1. $n *ßaberborn.
Abels, £ermamt, ©fref^ebacteur,
JUtftäbt, gferbinanb, $)omfapitular unb $>ompfarrer,
Bluffen berg, Staxl, Kaufmann.
15 »altenfcol, Simon, Sßvofeffor.
+- ©enfeler, Xbcobor, ^rofeffor,
50 lernt ann, %vani, SBaurat
»öger, Warb, ©c&rtftfteUer.
oon unb au ©renfen, Äarl, 3?reu)err, Sßremtersßteutes
nant a. 5).
20 Brüll, ßubrotg, Äaufmantu
(Sramer, ftavl, Kaufmann*
$)ane, 3#eobor, (Sifenba&n* Bau* unb Betriebs s^nfpeftor.
$)ennemarf, Slnton, Stenfbireftor,
oon Letten, ©eorg, ßanbgertc&tSrat
25 $)önefe, granj, Oberlehrer*
<5ncf, Sluguft, Dr. phil., g&rofeffor,
(5ngel8, 2Bil&elm, (Sifenba^nfefretär.
<5 ff er, 3ofepb, SButfbänbler,
(Soerfen, $aul, fted&teanroalt unb tftoiar,
30 gärber, gerbinanb, ©efretäv be3 ®enerals93orftanbe8 be3
SonifatiuS Vereins.
greifen, 3ofep&, Dr. theol. et jur. utr., gftofeffor be« Ate
cfyenredjtä,
griefe, SBUbelm, Dr. phil., Obererer, '-■•*•, V " J
iJunfe, Sßaul, Dr. theol., Repetent am ßeo^onotft
©ocfel, SlugufiinuS, Dr. theol., SBetybiföof unb fcombedjant.
35 ©riefe, 3?rtö, Brauerei «»ireftor.
©ülbenpfennig, Slrnolb, SBaurat, $>töcefans93aumeifter*
$artmann, 2lnbrea3, Äaufmantu
£einefamp, gtteftarb, 2)omfapitular unb Heßens be§ gfriefter*
feminarS.
£ ei fing, 2luguft, Äaufmamu
40 £eiftng, Äarl, Kaufmann*
£ellroeg, grani, öaumeifter.
$ellroig, 93enu)arb, SDoinfapttular.
£effe, £einrid), Zentner«
Hefter, 3ofep&, Dr. phil., gkofeffor.
45 #illemeoer, Äonrab, otabtrat
£illenfamp, gerbmanb, fianbgeridjtSrat,
£oefen, Hubert, Zentner,
£omertng, 3ofep§, Oberlehrer*
£ö»ncf, granj Sinton, Pfarrer <u 2).
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255
50 £ükener, EWas, Dr. jur., (Staatsanwalt,
frirft, SRubolf, ^eÄnunß^vat.
künftiger, Slnton, 2Cßent,
äleffner, Slnton Sßnas, Dr. theoL, sprofeffor ber Äkdjen*
gefdjid&te,
Äßnnefe, 3?rtebrtdj, Oberlehrer,
55 Äottfcoff, SBU&elm, Obererer*
K^ Äraft, 30naa, äaufmann,^ > ; ^2 pOA A
*•• Äu&lmann, 93ern&arb, Dr. theol., Oberleder,
* JJ^äüfter, Äarl, ^rofeffor,
^i^ßtnncborn, Soljanneä, Dr. phil. et theo]., ®9imtaftane$rer
unb Repetent am ßeosÄonotft,
60 Sippe, Äarl, Kaufmann,
ßippe, SRehüjarb, Kaufmann*
fioefjer, £eimid>, [Rentner,
fioer, Serbinanb. SBanfbtreftor. , | , ; % , [/ , j&* % '
SNacco, ^olf, ^anbßeridjts^räfibent, ' ) ) * J "
65 SWarforbinß, 3ofepl), 3uftHrat, JötätumSsSpnbthiS.
2Hofer, Sfaßuft, 8kk^ W> • w
SWülier, Hermann , Repetent am* ßeo^onoift unb Stomcfcor*
$>ireftor,
3Mnbeletn, gfranj, 2frdjiteft.
Sßacfe, 3?rana, tropft an ber ®auftrd>e, Sanbbec&ant, spfipffe
lieber £au§prälat,
70^ Otten, SHopS, Dr. theol., gkofeffor ber 2tpofoflettf, ^ :' f ' ^
Otto, griebri* 2BU$elm, Dr. phil., ^rofeffor, Obertefc
rer a. 3),
^aberftein, (Smit, Zentner,
ißapt, albert , 93erlaö§budjl)änbler.
Meters, Norbert, Dr. theol., Sßrofcffor ber altteftamentlidjen
(Sjcßefe.
75 Sommer, SBern^arb, SBudjbinber.
$ort, Hermann, Oberlehrer,
Sßrebeef, £einridj, SDtoler,
Oueltnß, $i)eobor, (Seminar* aDhifftfefaw«
ftanfoljoff, 3Wolau§, 23anfter,
80 fteiSmann, £einrtd>, $Realfd)uls$)h*ftor,
fticfcter, 2Bü$elm, Obetfcfc*** -— „^^
ftulanb, £einrtd), Pfarrer ber äflarttirc&e, gföpftUdjer $au&
prälat,
©djaferS, 3o$anne§, gftofurator,
©cfcleutfer, 3?rana Slnton, ßanbeSbauinfpeftor,
85 ©djmtbt, 3obann, ghrofurift,
©djnetber, 2BU$elm, Dr. theol., $>ompropft, gJrofcffor
ber aflorattfjeofoßie, Sßäpftlidjer £au3prälat.
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256
©cfcnift, 3ofep&, <fcomfapitular unb ®etftik$er 9tet
©c&önbecf, Sßaul, Kaufmann,
©d)öning§, gerbtnanb, $erlag§buc$banbler.
90 ©djöningfc, 3ofcp^ $erlag§bucfc&änbler,
©gröber, 3obanne3, <Seminars2)ireftor,
©cfcuncf, (Sgon, Oberlehrer.
©ommer, ^einrieb, Kaufmann. •
f 6pancfen, Äarl, SBanfter, 1 * ,; ff»
95 6tabler, Sernbarb, Äaufmarau
©tabler, Otto, Kaufmann.
Steinmauer, fiubrotg, Äorreftor,
©tetnmann, Slnton, ©fenbabm %a& unb $etrtebfr3nfpeftor.
©tolte, SBevnbarb, Ober*g*oftfefretär*
100 SencTfjoff, Gilbert, Dr. phil., spvofcffor, Oberlehrer a. J).
£encfboff> tJ^ana, Dr. phil., <3tymnafialle$rer.
Xenge, Äafpar, SSauuntemebmer.
XUlr), Äarl, <5tf enbabn ;$>treftor-
Ultner, SRuboIf f äaufmamu
105 Eigener, Engelbert 3ofepb Slnton , Dr. phil. et theol., $ro*
feffor ber ^itofop^ie«
SBonberbecf, Slnton, (Stfenbabns Betriebs Ingenieur,
SBüIlcrö, StnbreaS, $ergn>erf8s$)treftor a. 3).
SBebrmann, Äarl, ÄreiSbaumetfter,
be Selbige, Urban, fte$t3ami>att
110 SBeftpbalen, Stbolf, Zentner*
3Biebmann, Sllfreb, Dr. phil., Sßrofeffor.
3B temer 3, ^einrieb , Kaufmann.
SBigger, #emrid), $omfapttular unb ©enerafoifar, $rotos
notariuS 2lpoftolicu3.
SBinfelmann, (S&rifiian, fianbgericbtSrat*
115 SBofer, grana ffiiQelm, Dr. IheoL, SDomfapHular unb ©eift-
lieber fRat
SQBurm, Slbolf, gJräfcS am bifc&öflicben Änaben^eminar.
2. «uStoärtige üftitglieber.
Slllarb, 3ofepb, Oberlehrer, Arnsberg.
Slltrogge, ^ann, fieljrer, 2lltenbefen.
2lmecfe, Srang, Pfarrer, (Stteln, £r. 23üren*
120 Sluffenberg, Sofepb, Pfarrer, «renfen, ftr. SBüren.
SBalfenljol, SBUftelm, Dr. theol., Pfarrer, Steint,
93aloe, 3luguft, SlmtSricbter, fiebert
©arfbolt, 2lnton, Dr. phil., ^rofeffor, ffiarburg,
SöecTer, ßorenj, Pfarrer, (SüterSlob.
125 23elfe, 3?rana $nton, ftalfbrenneretbefffcer, fförbe, Ar* Olpe*
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257
© er en3, Sfofepb jr., Kaufmann, ©ilfteht, Ar. Olpe.
©ergentbal, äBilbelm, ©ewerfe, £au3 Kupferhammer bei
SBarftetn.
©ergmann, Karl 3ofepb, Pfarrer, Oftingbaufen, Kr. ©oeft
©ergmann, KlemcnS 3ofepb, Sßfarrer, £öoelbof, Ar. tyce
berborn.
130 ©eijer, ftriebrtcb, Pfarrer, ©raubauerfd&aft , Kr. ©elfenfhrcben.
SBianc^t, grana, ©pmnaftallebrer , 2lad&en.
©teberbeef, Sßbilipp, Dr. med., pr. Slrat, lieber s9Jtor8berg.
39 in bei, Karl, sprofeffor, ©d&alfe.
©irfenmeper, 2Bilbelm, 2>rucferei6efifcer , Driburg.
135 ©öbmer, SBilbelm, Dr. phil, Sßrofeffor, 2Barburg.
©onael, Slnton, gabrifant, Olpe.
©orner, $rf|, ©eridjtSfefretär, Sorbe, Kr. Olpe.
©ranb, ^einrieb, Kreiäfc&ulinjpeftor, ©üren.
©rebemann, ßorena, Pfarrer, Erfurt.
140 ©renfen, £ugo, Kaufmann, SQBiebenbrücf.
oon unb au ©renfen, üJtojr, Sfreiberr, SBeroer, Kr. $a*
berborn.
©rieben, Hubert, Dr. phil., Sßrofeffor, Arnsberg.
©rill, 2L, Sabrifant, ©tlftein, Kr. Olpe.
©rill, £ugo, ftabrifant, ©ilftein, Kr. Olpe.
145 ©rill, 3ofepb, gfabrifant, Kircboeifd&ebe, Kr. Olpe.
©rill, Karl, ©utsbefifter, Kircbüeifdjebe, Kr. Olpe.
©riefen, (Srnfi, ßanbgeridjtärat , Strnäberg.
. ©roefe, OSroalb, £otelbeftfcer , Olpe.
©rügge, Sfranj SBilbelm, Kaplan, £au3 ßaer bei 3Hefdjebe.
150 ©rüning, ft., Slmtmann, ©aSbacb, Kr. Olpe.
©rufjf ern, Gbriftopb, Dr. phü., ©pmnaftal^ireftor, Slttenbonu
©ud&bolfc' ©ucbbanblung ((Srnft Ummen), £ötfer.
©üffe, Konrab, Pfarrer, ©orgentreieb , Kr. SBarburg.
©utterbrobt, SBilbelm, «Pfarrer, Offenborf, Kr. SGBarburg.
155 Gallenberg, £., ©utsbefifcer, £ubroig§bafen am ©obenfee.
von unb sunt ßanftein, ©ruft, Sreiberr, Dr. phil.,
Öfonomierat, ©erlin.
«f- (Sapune, ^einrieb, Oberlehrer, SBarburg.f' r '/t ';*" •
Gramer, Kafpar ©eorg, Pfarrer, fiippftabt.
oon $)alroigf au ßid)tenfel3, greiberr, Hauptmann unb
(Sompagniesßbef, Slrolfen.
160 Gaffel, ©eorg, gabrtfant, 2lHagen, Kr. Arnsberg.
fcecfer, ^einrieb, ©ifar, 2Biemeringbaufen, Kr. ©rilon.
$egenbarb, @buarb, Pfarrer unb fianbbeebant, SBarburg.
$>ettmer, 2tnton, Oberförfter, gürftenberg, Kr. ©üren.
$ettmer, 3ofepb, Pfarrer, ©eoerungen, Kr. £<feter.
165 SMecfmann, Amtmann, $)rol§bagen, Kr. Olpe.
LVII. 2. 17
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258
Dornfeiffer, 3o$anne§, ^Pfarrer, <£3lo$e, ftr. SRefc&cbe.
2>reeS, ^einrieb, Kaufmann, Driburg.
* $>rep3, ftonrab, Pfarrer unb ßanbbed&ant, 9tteben»ettigent,
ftr* tfatttngen. i»qv^
oon fcrofte ju ßül^boff, ftarl, Sfcetyerr, £amborn bei
spaberborn.
170 von $rofte au £ül3$off, ^einrieb, gfret$err, tfamborn
bei Sßaberborn.
$üfc*3ofun, ftarl, »ürgermetfter, Olpe*
©llebrecbt, gerbinanb, ßebrer, Driburg*
©ngelbarbt, ftarl, Hmt$rid&ter, ©erben (9fa$r).
<5rme3, £ehtrU$, Sßfarrer, ©toefum, ftr. Arnsberg.
175 (SoerS, $., ^uftis™*, Harburg.
3fecfe, Slnton, Pfarrer, <5rfeln, ftr. #8£ter.
geberatb, £., Dr. jur., ßanbrat, @e$efoner4Regferung3rat,
Brilon.
oon gifenne, ßambert, 2trdjiteft, ©elfenfirdjen.
3flecbtbetm, 3ultu3, fttufmarm, »rafel, ftr. £&£ter.
180 gleiße, ftlemenö Sluguft, «Pfarrer, £elltngbaufen, ftr. fitppftabk
Floren, &nton, ftaplan, körnig, ftr. ®ortmunb.
goref, Hermann, ®ijmnaflalle$rer, Slttenborn.
t>on ber gorft, ftarl, ȟrgertneifter, Driburg.
görfter, Stuguft, Obererer, »rilon.
185 greuSberg, Engelbert, ©eminar^ireftor, ©cfalrat, »Urem
greuSberg, 3friebrt($, ßanbrat, Olpe.
y \ r Z _.L* ^-greuSberg, 3ofep$, amntfterialrat, »erlitt.
V t)on gürflenberg, grana (ggon, ®raf, dscetteitj, ßerbrtns
gen, ftr. Arnsberg, f Im ^- *
oon Surfte nberg, ßeopolb, greifet? , ftörtltagfymfen bei
SBarftetn.
190 ©emutefe, 2(nton, Pfarrer, ßemgo.
©erlacb, (Sbuarb, ©utsbefifcer, ©aafl&aufen, ftr. Olpe.
©erlacb, föubolf, ©utöbefffcer, Olpe.
©ocfel, grife, Slpotljefer, Slltenbunbem , ftr. Olpe.
*>* ©5bbe, grana, Sßfarrer unb ßanbbedjant, Unna.-* r „ '
195 ©obres, ^obanneS, SlmtSgericbtSrat, Stortmunb.
©öppner, Sluguft, (Seminar* Oberlehrer, Sfcütben.
©rüe, ßeopolb, Pfarrer, »org^olj, ftr. SQBarburg.
#agemann, ßubroig, Pfarrer, SBarburg.
^äbling oon ßansenauer, £etnrid&, Pfarrer, »tgge.
200 £afe, gfcter, Oberlehrer, Sittenborn.
£afen, ©tlbelm, ftaplan, bitten.
^anyleben, ftafpar, »ifar, ©elfenftrc&en.
£artog, 3obanne§, Jßfarrer, £öjter.
oon £afefelb, ftafpar, Amtsrichter, $amm.
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259
205 oo n $«$t$«ufen, Blej, 3?retberr, 3$icn$mtfen betSteinbeim.
oon tfajtbaufen, Äarl, Sfreiberr, 2tbbenbur0 bei SBeHerfen,
Ar» Röster,
feiner, grans Xaoer, Dr. jur. can. et theol., ^rofcffor
beä £ir($enrecbt3, gföpftlicber £au§prälat, greiburg t 8.
$clbtnann, ^ufluft, Pfarrer, 2Rid)d&adj bei Harburg
a. b. fiaJJiu
£cllbafe, grana, Pfarrer, Sltienborn.
210 £eff e, £ubert, $>ireftor ber rbeintfdMoeftf. äupferwerfe, Olpe.
£*ffe* 3ofepbr $)ircrtor bcrrbciraf^^mcftf.Äupfcnocrfc, Olpe
£cfjmann, 6mU, Zentner, 2Henben.
•*> £tllebranb, Sßctcr 3?rana, Pfarrer, 2Hebeba(b. - '■ -
i Pilomann, Sran* 3ofcpb, föebacteur, Arnsberg. + W/\ n (ro
215 £ off mann, 3<>bann, analer, 2BcrL /
£ogrebe, 3obann ßeinrUb, Sßfarrer unb ßanbbed&ant, <&vds
trop bei 2Barftehu
£oIigreoe, 2B., S3aurat, $Bgter.
£üffer, Weimar, föegterungSs unb gorftrat a. $)., 93onn.
£üffer, ©eorg, Dr. phil., gftofeffor, 2Ründ&en.
220 $unbi, 3ofepb jr., ©werfe, Olpe.
£üfer, Söaltbafar, Dr. phil., ©9mnaftak2>ireftor, SBarburg.
£üttemann, 3obann 2lbolf, Pfarrer, ©üren.
£üttenbetn, 2Bilbelm, gfabrifant, ©reoenbrücf, Ar. Olpe.
3acobi, $ehtridj, «Pfarrer, 2Barftein.
+ 225 3aSpert, ftriebrfcb, @ut§befi|er, SBalbbaufen bei äflüOjeim
a. b. SJtöbne.
3mbäufer f ©uftao, ©erbereibeftfeer, Olpe.
3unfer, Hubert, föeferenbar, Olpe.
3«nfer, 3ofepb, Äaufmann, Olpe.
Äellerboff, Äarl, XnttSgerMfySrat, 2öarburg.
230 Äemper, (Sbuarb, gabrifant, Olpe.
ÄermeS, Äarl, ßanbmeffer, Olpe.
Äerften3, <£., ObersSlmtmann, SDalbeim, Ar. $üren.
«illtan, (Sbrffttan, Pfarrer, ßangenfhrafce, ftr. ßippfiabt.
JHpSbagen, 3ofepb; Pfarrer, £oinfbaufen, Ar. ßlppftabi.
235 Äleine, 333., gabrifbeftfcer, ftingelftein bei SBüren.
oon Äleinforgen, 9tmt3ri$ter, ßübbeefe.
Äluge, Äarl Söilbelm, Dr. med., ÄreiSpfaftfuS, £ö£ter.
Äodj, #U80, 2lpotbefer, Slltenbunbem, Ar. Olpe.
. Äoerfer, Ä., ßanbrat, £Ö£ter.
240 Äöbler, granj, Pfarrer, SBeftbeim, Ar. »üren.
Äöbnborn, granj, Pfarrer, fiie^tenau, Ar. SBüren.
Äorf, 2lbolf, Oberlehrer, SBarburg.
Äreilmann, 2lbolf, Slmtöricbter, iBodjum.
Ärefeler, ftrana, Pfarrer, $)all)aufen, Ar. £bjter.
17*
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260
* 245 Äroll, <5$rtfttan, spropft unb fianbbed&ant, ©Jrenbomfapitular,
HrnäbergJ* ZO/\c> ! h ~*
Äropp, Sluguft, ßeltfer an bcr böseren ©tabtfäule, 2Barftehu
Äuljaupt, 2L, ftenbant, 2)rtngenberg, Ar. SGBarburg.
Äüblmann, fterbinanb, Pfarrer unb ßanbbecbant, (S&rem
bomf apttular , SBerl, Ar. 2öiebenbrü(f.
ßarenj, SBÜbelm, ©ürgertndfter, SBeoerungen, Ar. ^öjtcr.
250 con fiebebursSBid&eln, Äarl, greiljerr, SBitta Sannenbof bd
fitnbau am SBobenfee.
fiej, 3?., 3uftU*at, ßatnm.
fiimberg, gerbtnanb, SReftor, Driburg.
fioebr, ffarl, Sfabrtfbeftfcer, SReggen, är. Olpe.
ßoljmann, Sllbert, 3uftiarat, ^Brilon.
255 fiofce, 3?ranj, ßeljrer, Slmelunsen, Jb:. £5jter.
ßofce, Äarl, fiefcrer, äRerlSbeim bd ßimtnigbaufen, £r.#ö£ter.
ßümmer, g^binanb, Pfarrer, ©ibbingbaufen bü ©üretu
fiünnemann, ßeopolb, Dr. med., pr. Slrjt, Driburg.
3Raa3, 3?ranj, Pfarrer, ©elfcnftrcbcn.
260 con 2Rallin<!robt, SIRdrailf, ßanbrai, SRefäebe.
-h ^5IXi Serbinanb, Dr. med., pr. Strjt, ©anitatSrat, (Srnrttte. y *
Mary, 3ofepb, Oberlehrer, 93o#um. /
SRattenflott, 3?r., Remter Lieutenant a. 3)., SMdefelb.
SRcngerfen, g., Obergeometer, ©d&öneberg bd Berlin.
265 2Rerten§, Äonrab, Dr. phil., Pfarrer, Äird&borcben, ftr*
spaberborn.
SRertenSmeijer, SBenebiftuS, Sßfarrer, ©djroelm.
^ oon 2Bolf^2Retternidj, Wipp, ftreiberr., ÄgI. Äammer=
lerr, 2Bebrben, Ar. jpöjter. f •+ " c . i 1 ." -:
2Refcler, 3ofepb S)anid, Pfarrer, (SbroarbSüiHe, 30., SRorb=
Sfaterifa.
SRittrop, (Sbrifttan, Pfarrer, (grrottte.
270 SRorfelb, 3obann Hermann, Pfarrer, SBerge, Ar. ßippfiabt.
SRormann, Slnton, Sttlbljauer, ©tebenbrücf.
3Rüller, «., gfabrifbeftfcer, $ilftdn, £r. Olpe.
SRüller, Äarl, Pfarrer, SBüljne, Ar. Harburg.
2Rue§, fömo, Äaplan, ßügbe, Ar. £öyter.
275 SRaarmann, Sriebridj, SReftor, SRefdjebe.
SReubauS, 21., ©utsbefifcer, ©mltngbaufen bei £tr#$unbem,
#r. Olpe.
iRtggemeper, Jljeobor, Dr. phil., sprof eff or , ©pmnaftafc
SMreftor, ©rilon.
SRorrenberg, 93., gabrifant, 93tlftdn, Ar. Olpe.
SRottebobm, £$., Seminar s$ireftor unb Pfarrer, ©oeft.
280 Oefe, SBilljelm, ßefcrer, tfü&lfen, #r. Harburg.
Oft errate, ®m[t, Dr. jur., ObenegierungSsJtot, <5c$le§mig.
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261
tyapt, Otto, fteferenbor, Stören.
uon spappenbetm, ftxdtyxx, 9ttttmetfter a* 2)., ^Harburg
a. b. ßabn.
$eble, $., ^Bauunternehmer, ßtppftabt.
285 $entrup, Spannes, ftentmetfta, 2Bei&enfel3.
Sßfeper, %xitM$, Oberlanbmeffer, (SoeSfelb.
Sßteper, Xbeobor, Äaufmann, dtilttyn.
spia&mann, Slnton, Sfabrtfani, görbe, ftr. Olpe,
platte, ftriebriib, SBtfar, SBödfenförbe, Ar* fitppftabt. y* - ^ \y^
290 plumpe, Stbeobor, Sfabrif *$>treftor , ©reoenbrücf, Ar* Ctpe.
^ottbaft, grans, Dr. phil., ^rofeffor, SBarenborf.
^ ^ottbaft, ftrtebrhb, Äaplan, »rlton. { ^ <,.- ; ; > ■< »> o
$ütt, 2ltö9§, U&rmacber, ©üierSlob*
Sßüttmann, 2faton, Pfarrer, ^erfelSbeim, Ar. Harburg*
295 Qu entin, Stlbert, fianbmeffer, 3ttünfter l 20.
Quid, grife, 93u(bbänbler, SBtorburg.
91 a mm rat 5, $r., Ingenieur, 2Bilmer3borf bti Berlin.
+ föaoe, ßbmunb, Zentner, SRiebetm, Jb:. #ö£ter. [ 3l. ( u\- «.w )
SRetnefe, 33ernbarb, Obererer, SBarburg.
300 Deuter, Hubert, Kaufmann, Olpe.
siebter, 3ofepb, Pfarrer unb ßanbbedjant, 9Reuen$eerfe, ftr.
SBarburg.
ffiielänber, $oftmetfter, ©tetnbetat.
föinfcb, ^einrieb, Sfabrifant, 2Btebenbvücf.
ftinfdjetb, ^einrieb, aRüblenbeftfcer unb 2tmt3*»ei0eorbneter,
Stiftete, ffr. Olpe*
305 9t oft eil, Äarl 3ofepb, $farrbecbant, £ö#er.
Dtobbe, Otto, fiebrer, #tmmfgbaufen, Ar. £Ö£ter.
9* öper, grana, Dr. med., pr. Strjt, SBarburg.
9t ö per, SJrtebrtcö, Pfarrer unb fianbbedjant, aflenben.
föuegenberg, (Sbuarb, gfabrifant, Olpe»
310 Btuegenberg, granj, ©tabtrentmetfter , Olpe.
SRuegenberg, 3ran$ 3Eaoer, Sucbbrurferetbefifcev unb 9te
bacteur, Olpe.
SRuegenberg, £ugo, Ingenieur unb ®en>erfe, Olpe.
Stuegenberg, 3uftu§, ©tfenbabn^au^ unb 8eti1ebS«3nfpefc
tor, «telefelb.
Saget, Äarl Sluguft, Pfarrer, aWartenmünfter, Ar. .$5ster.
315 ©au er, ^einrieb, Pfarrer, gelben, Ar. Olpe.
oon ©aüignp, Äarl, fianbrat, Suren.
©djadjt, Sluguft, Dr. phil., Sßrofeffor, ßemgo.
©cbadjtcbecf, gerbinanb, Dr. phil., gabrif*$)treftor, ftörbe,
Ar. Olpe.
©(baitau, Äonrab, ÄretSfd&utinfpeftor , ©djulrat, Srtlon.
320 ©d&etbner, 2Bas, Staatsanwalt unb SRotar, ©trirt&etm.
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262
@d&el$affe, fterbhtanb, Äapfon, ©etmtag^fen, ifr. J^flabt.
©d&mibt, Otto, ßanbgertc&t3r«t, »erlitt
©c&mibt, mtytlm, Obererer, ^Brilon.
oon ©cfcmiflngsÄerffenbrodt, 3Eaoev, ®r«f, SBrtnte, ftr*
£aHe i. SB.
325 ©#müt, 2Bil$elm, Kaufmann, gfabe, ftr. Olpe.
©djmtttbiel, Sluguft, Äanonifctg, ©efefc.
©cfcmifc, #ugo, Sipo tiefer, Driburg.
©cfcmtfc, Otto, 2lmtmatm, SBarftein.
/ ©cfcmifc, $., SBürgermeifter , ÜBiebcnbrüd.
330 oon ©d&orlemer, ftriebridfr, fjftei^err, Ägl. ftammer&err,
Ot>er$agen bei ßippftabt.
©Araber, grana Xooer, geartet, Labungen, Ar. ffiarburg*
©d&roeber, Sßtülelm, Dr. phiL, $rofeffor, SJHnbett.
Spulte, Sluguft, (g&ren^ Ämtmann, fcrüggclte, Ar. ©oefL
©#ulte, #einric&, Pfarrer, Älme.
335 ©cfculfc, gfevbhtanb, Mtiarat, £amm.
©d&untf, <$rnft, 3tmt3gerid)t3rat, gflrbe, Ar. Olpe.
©cfcupmann, £aoer, Dr. med., Dircftor bcö Sattbarmen?
unb Äranfenljaufe«, ©anitätärat, (Sefefe.
©d)ürmann, feindet), ©eric^tö^ffeffor, Arnsberg.
©#n>arae, gerbmanb, Pfarrer, 9Witben.
340 ©d&toarae, 2Bt$elm, SlmtSgericfrtSrat, SRüt^en.
oon ©djtoetntfc, 3o$anne$, Oberleutnant im ©ufarens&egis
ment ftönig SBiftelm L, Sonn.
©cgin, Äafpar £einric&, Pfarrer, (Stffen, Ar. SBarburg.
Simon, fiubtotg, Pfarrer unb ßanbbetfcani, ©tenbaL
©ömer, $eter, SBifar, ©überitf, Ar. ©oeft.
345 ©panfe, Slnton, $farrer, SBufe, Ar. gkberbom.
©panfe, 3obatmeS, 8tnftalt3*@eelf orger, #erforb.
©tetn, #. SR., $ud&bru<fcretbeft&er, «rnSberg.
©teiner, (Srbarb, gfabrif*S>treftor, £erfte bei Driburg.
oon © t o cf $ a u f e n , ftittergutdbeftfter, ©todtyaufen bei SRefdjebe.
350 ©tratmann, £$eobor, Pfarrer unb ßanbbec&ant, #orn, Ar.
ßlppftabt.
©tutenberg, »nton, 9fteligton8le$rer an ber $3$. fcöd&ters
fc&ule, 2lrn3berg.
£igge§, Äafpar £$eobor, Pfarrer, Olpe.
fetter, ßubnrig, Setrieb$fül|rer, görbe, Ar. Olpe.
SBiebena, 3lbolf, Ober^SBergrot, @ber3n>albc
355 Sßocrmanef, 3. £♦* SRentmeifter , 8renfen, Ar. Suren.
SSollmar, 2BUbelm, Pfarrer, SUlenborf, Ar. Arnsberg.
2Beertb, Otto, Dr. phiL, ^rofeffor, 2)etmolb.
SBegener, Äarl, SRentmeifier, ©djnettenberg bei Ättenborn.
2Bernfcc, 23Jil$elm »nton, Pfarrer, SBormefo, Ar« SBarburg.
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263
360 SBerra, ftlcmenö Sfoßuft, Sßrofcffor, attcnbonu
SEBeftermeger, Sfoion Sernljarb, Pfarrer, ^aarbrürf, Ar.
#öjter*t ^- (Hl
oon SBcf*p$oUn, ÄlemenS, @raf, $mt« fiacr bei SWefcfcbe.
SBetper, 9* 3*, ftfiffer, 9fcucnbefen,
2Biebet$oib, 9rtebri$, Pfarrer, SUtenbergen, Ar» $öjter.
365 Wiener ©tabtfaffe, SBten,
2Btefemann, gfranj Sfoton, aJtortne^Dberpfarrer, ftiel.
SBietmann, 2fabrea3, ^Pfarrer, 9fott$aufen, Ar» (Sffeiu
Stile, Sfriebridj, Pfarrer unb Canbbec^mü, (£$renbomfapiiular,
»rafel, ftr. Röster,
SWtaä, SR, Pfarrer, SHefttm, Ar« göltet.
370 2Blnier, gfrtebrüfc, ©cri*8^ffcffor f Olpe,
2Blttfop, spetcr, »taler, ßtppffcabt
pott SBrebe, 3ofep$, gret^err, SBtflebabeffen, ftr, SBarbura.
Sßofer, 3franj, Dr. med., pr, »rat, (Srfurt.
SSBolff, $ehtri#, $otelbeftfcer, Driburg,
375 Sßurm, tfermmtn 3ofep$, Dr. phil., Pfarrer, ^auSberge,
$orta Seftpfcoltca,
Seppenfelb, Slbolf, Dr. med., pr. »rat, Olpe
~A, ^^L'^J-'/^oa .i
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Inhalt
beS ficbcnunbfünfjigflcn 89anbe$.
I. abt^cilung. €cite
Gtin Beitrag gur ©efdjid&te ber dtoeftfälifdben Malerei in ber
^weiten §äljte bei 15. 3a$rlmnbertl. Bon gerbinanb Äoc^ . 1
<Dietridj Don ©alen, ber Sater Gljriftoplj 93ernl)arbl. $on 8anb-
aerifylraty £. Offenberg (t) 60
lieber bie fdjriftftetterifdje 2^dtiofett bei S)ominifanerl £einridj oon
$erforb. 33on ^rioatboceut Dr. gr. SHefamo .... 90
©eftfäliföe ©eleljrte *u Maina im XV. unb XVI. Sabrljunbert
1442—1591. Mitteilung oon «rdjioar 5. SB. (5. Sftotb.ffiielbaben. 104
Heu aufaefunbene SBaUburgen Söeftfalenl. (Bcbft einer ©ri^e.)
»on $rof. Dr. 2>arpe, ©nmnaflaibireftor in (Soelfelo . . 125
Milcellen: 1. 3ur ©efäidjte ber 3uben in fünfter. 33on Dr.
£unlfenl. 2. Gnn angeblidj verheirateter ©teinfurter ©urgfaolan.
93on Dr. 2)ö$mann, Oberlehrer, Surgfteinfurt. 3. 2)ad £obe**
jaljr Simann Äemmenerl. 93on Dr. $ugtfend. 4. SDarfelber
©tolgebüf)ren im 17. 3a$rljunbert. Mitgeteilt oon Dr. 8. ©djmijj.
5. ©ine frana.öfifdje 33ef$reibuna ber ©tabt Münfter aul ber 3ett
bei grfebenlcongreffel, 1645. $on «rd)ioaffiftent Dr. Ooermann. 134
<£$ronit bei Sereinl. (Slbtyeilung fünfter.) . . . . 147
II. »btOeiluttg.
©obelin $erfon. (1458—1425.) ©ein SBefen unb ©trfen all
Sßaberborner Reformator au Anfang bei 15. 3a$rijunbertl. $on
Hermann fcbell 3
(Srelburg unb SnninfuL 83on Dr. SBernljarb Äuljlmann, Oberlehrer
am ©mnnafium ju Sßaberbont 35
©efäid&te ber ©tobt »eletfc 33on grana 3of. fcillmann . . 105
S^ücfblicf auf bie fünfuubfiebjigjä^rige @efd)id)te unb S^ätigfeit bei
SBereinl. 2hm Söü^elm Stifter, Oberlehrer am ©nmnafium gu
$aberborn 153
SBiifjelm ©iegfrieb «bolf ©oamfen. (Sine Sebenlffi^e. $on
SBilljelm Otttfcter, Oberlehrer am ©nmnafium au Sßaberborn . 172
MtlceUen: 1. Sofcannel ©raf oon 8od)olfe.$lf[eöurg f. fßon
Pfarrer Dr. SWertenl. 2. Oberpräfibent Dr. fceinrtdj o. «djenbadj f-
öon £. «bell. 3. SUtefte SRadjridjten über bie mittelalterliche
Solflfdjule in Worbweftbeutf djlanb. S3on 8anbaerid)törat oon Letten
au Sßaberborn. 4. Mün$gefd)td)tlid)el. Mitgetbeilt oon (Sari
©pantfen. 5. 3»ei Urfunben *ur @efdn'd)te oon 8iebenau an ber
fciemei in ber $rooiiu $effen-9iaffau. Mitgeteilt oon gr. X.
©djraber, Pfarrer in vcafcungen. 6. Chitoicnung ber ßaplanei
au $ecfellljeim (5heil SBarburg). Mitgeteilt oon g. X. ©djrabcr,
Pfarrer in Haftungen. 7. Dr. griebri<§ SBilljelm ttbam ©er-
türner, ber ©ntbetfer bei Morpljtuml, ein ©olm bti Sßaberborner
Sanbel. 2*on fBuUtxi, ©ergwertibirector a. 2). 8. <Die Baffer-
oer^ältniffe um unb in $aberbom. S3on 33üHerl, Sergmertlbi*
rector a. i). 9. SHid^terl w ©ef^ic|te ber ©tobt Sßaberborn". »on
Sanbgeric^tlratb oon fetten 192
(S^ronit bei SJereinl. (Abteilung $aberbom.) .... 229
Ser^ei^nil ber Mitglieber ber Abteilung ^aberbom .253
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3ei*H tif t
für tjaterianbtfdje
herausgegeben
öon bem
herein für ©efd)id)te unb Äliertljum«tunbe
ffieftfatenS,
bnrdj
beffen fctrectoren
Pfarrer Dr. <L 2»crteu$ unb $rofeffor Dr. SC. $ic)>er
in Sßabcrborn in fünfter.
«djtunbfünfjigfter SBanb.
3Rünfter, 19 00.
2>rud unb 83 tri 09 btr 9tegtn*6trg'fdjen Sudjljanblung.
(». SWfrmg.)
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(grfte 96tl)ei(irag
tjom ©irector bet 9Wfinftet'fdjen «btljeüung
«ßrofeffor Dr. 31. pltyn.
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I.
gut ©efdjiefjte #etfotb$ im 30jäljttgett
(IXlxt einem plane 6er Stabt pon J638.)
^opamte* <£te|f<9tiiat (#annoüer).
«*-*og *oTTo> ao-t«»
A. Hie 3d)n^errfd)ofl Her ^erjagt wn firannftyroetg-
£ nneburg über bie Ätabt ^erforb.
®0 ift befannt, baß bic ©infüljrung ber {Reformation
bie ©tabt #erforb in fdjmere 3 ernj ürfniffc mit ber Äbtifftn
be« ©tifte« bradjte, meiere fd)ließlidj batyin führten, baß
bie äbtiffin 1547 i^rc SRedjte bem £erjoge ©il^elm öon
Qülid) cebierte; unb baß ber SReid)$fiSfal am SReidjSfammer*
geriete in ©peijer bestjalb Jflage erljob wegen ©<$mäle*
rung ber {Redete bed {Reiches unb ber ©tabt $>erforb, meiere
bisher als freie SReid)ftabt gegolten, als folcfye in ber SReidjS*
matrifel aufgeführt, mit {Reidtfteuern belegt unb ju ben
{Reichstagen eingraben morben mar; unb baß fdjließlid)
am 10. April 1631 ^ baS Urteil nadj 83 jährigem $ro*
jeffe ju ©unften ber ©tabt ausgefallen unb bie ©tabt
£erforb als unmittelbare SReidjftabt anerfannt morben mar.
^namifdjen Ratten ftd) aber bie Reiten fo aeränbert,
— es mar ber große Ärieg über baS beutfdje SBaterlanb
Ijereingebrodjen — baß ein fo Meines ©emeinmefen allein
nidjt me^r fällig mar in bem SBiberftreite ber großen
l ) 92euen ©tili, na$ bem alle $aten angegeben finb.
LVIII. 1. I
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2
9J?äd)te feine ©elbftänbigfeit ju behaupten, Äu« bett ©djufc«
Ferren be$ ©tifte* marcn i^rc fteinbe geworben unb bie
(Erben be* #aufe$ ^ülid), bie Äurfürften von SBranbenburg
unb bie *ßfaljgrafen von SHeuburg, verfolgten tyre vermeint*
lid&en Hnredjte um fo erbitterter, al$ fie fid(j felbft unter
einanber bie ffirbfdjaft ftreitig matten. Äl$ bann nod> ber
Äriegfd&auptafc felbjt in bie nieberbeutfdjen ®ebiete über*
tragen mürbe unb frembe ÜHädjte fid) einmifdbten, Ijiett eö bie
©tabt bodj für geraten fid) bem ©dfjufce eine« ftarfen dürften
anjuvertrauen, von bem fie ©id)erl)eit für tyren ©lauben
unb tyre potitifdjen f^rci^citen erwarten ju fönnen vermeinte.
Da über biefe ffipifobe ber ©tabtgefd)id>te, fo viel mir be*
!annt ift, bie bisherigen Darfteüungen nid&ts enthalten,
möchte id) in btn folgenben QdUn furj bie ©ntftetyung unb
ben Verlauf biefer ©d)ufct)errfd(jaft beS #erjog$ @<org von
JBraunfdfjmeig-Süneburg unb feiner SWadjfolger nad> ben
Alten bes Ägl. ©taatSard&iv« in Hannover 1 ) barlegen.
JBon Seginn be$ jülid&fd&en (Erbfolgefriegeä an Ijaiie
bie ©tabt burd) bie Änforberungen ber ftreitenben Parteien
ju leiben: balb verlangten bie SBranbenburger, balb bie
SWeuburger ©umarme von Xruppen, um ftd) ben ©eftfc
biefe« mertvoflen ©tüde$ ber ftreitigen ffirbfdjaft ju ftdjern;
fd^Iteglic^ trugen bie mit ben ©paniern verbünbeten SWcu*
burger ben ©ieg bavon unb im $erbfte beS Qaljreä 1623
jogen 800 SRann al« fflefafcung ein 2 ); am J. Quni
1625 folgten iljnen 600 tiQpfd&er ©olbaten, unter beren
©djufce man aud) f)ier ba$ 9lcftitution«ebift burd&ffiljren
ju fönnen glaubte. Dem allem machte ba« 9teid)3*
fammergeridjtSurteil ein ffinbe, bie Äommiffare mußten
unverrid^teter ©adje abjie^en unb aud} Zity nafyn feine
©arnifon lieber fort, inbem er ftd) mit einer mäßigen
ftontribution begnügte. Die ©tabt mar nun auf ftd) felbft
a ) Äalenb. 24. tferfort. 2.
*) Cergl. »oft, »f. $w*..$latter IV. 1. 6. 122.
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gepellt unb toerfudjte mit einer Sfrt SWeutralitätSpolitif tyre
©elbftänbigfcit ju ttmljren, fie felbft ttmrb feine Gruppen
ju eigener ©arnifon unb ben Hnforberungen ber ©eneräle
beiber Parteien, üjre Gruppen einjune^men, trat fie mit
ber ^Berufung auf tyre Dom {Reiche anerfannte Unmittelbar«
feit entgegen unb bequemte fid) lieber jur .Satzung c^eb«
lieber ©ummen; fo fanb fie j. SB. $appenljeim im «uguft
1632 mit 8000 Vtti). ab. «ud> geriet man lieber in SJiffe*
renjen mit ber Sbtiffin unb fdjlug unterhalb ber ©tabt eine
SJrücfe über bie ©erra, nur um bie burd>marfd)ierenben
Xrupptn nidjt burd) bie ©tabt felbft laffen ju muffen.
SRad) bem lobe ©uftaD Slbolf* tt>ar bem gelbmarföatt
ankaufen unb bem £erjoge ©eorg Don Lüneburg bie
Aufgabe jugefaflen, ben nieberfödjfifcljen unb toeftfäüfdien
»reis Dom fteinbe ju fäubern. 1 ) «m 4. 3Bärj 1633
erfdjienen fte Dor #erforb unb jtoangen bie ©tabt jur
Aufnahme i^rer Armeen; ©eorg blieb einige läge in
ber ©tabt unb befefcte Don l)ierau$ SBielefelb, ßemgo unb
Sübbedfe. Äl$ bann bie nieberfäd^fif^e Armee fid) mit ben
Reffen ju ber monatelangen ^Belagerung Don Hameln 2 )
Dereinigte unb bie faiferltdjen ©ntfafctruppen unter dRerobe
l>eranrütften, toudjS bie Unfic^er^eit ber ©tabt, bie an fid>
burdj bie faifertidje JBefafcung beö nahegelegenen SKinben
ftets beunruhigt ttmrbe, berartig, baß ber STOagiftrat mit
bem ©ebanfen umging bem #erjoge ©eorg bie ©d^u^err*
fdjaft über bie ©tabt auftragen; „ber gemeine ÜHann 11
aber toar bagegen unb fo unterblieb eö bamals. ftür bie
8Baf)l bed $erjogS ©eorg fpradjen Derfdjiebene ©rünbe.
£erforb gehörte ju ben wenigen eDangelifdjen ©tänben be$
l ) ©attler, $obo oon ankaufen ©. 353.
*) $ameln, beffen Belagerung üJJitte Wärt 1633 begonnen Ijatte,
fapftulierte erft am 14. 3uli, nadjbem ba* fatferlidje £eer bei fcefflfdj
Olbenborf gefdjlagen warben war.
i*
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toeftfälifd&en Kreife«, für btc eine fo flarfc ©tüfce, wie bte
$erjöge öon SBraunfd)weig*2üneburg, fe$r wertöoll fein
wußte, jumal für ben gatt, baß ber fatfjolifdje $falj*
graf bodf) nodfo als ©ieger au« bem Kampfe um bie
jülid)fd>e ffirbfd&aft Ijeröorgeljen foQte; öon tym wie Don
bem Sranbenburger jjatte bie ©tabt nur eine (Sinförünfnng
tyrer gretyeiten ju erwarten. Daju war befannt, baß bie
roelfifc^en $erjöge bie weftfälifdjen 33i$tümer ate i$re
Domäne betrachteten unb itjr (gebiet bur$ bie (Erwerbung
ber Stifter SDMnben unb OSnabrüd ju erweitern gebauten,
ebenfo öon ffioröety, beffen ©d&ufcljerrfdfoaft ja öon altertet
in iljrem #aufe erblich tvax. (Sin foldjer mächtiger SRad&*
bar mußte natürlich jefct baS größte Qntereffe &aben, bie
eben neuerworbene greiljeit ber ©tabt ju erhalten, Da*
mal« aber ließ man wie gefagt ben ©ebanfen wieber fallen;
ja au$ #erjog ©eorg öerjicfytete auf bie ©arnifon unb
begnügte ftd) ebenfalls mit einer Kontribution.
Die Sage ber Dinge ttnberte ftd) aber, ate bie
föwebifd&e üKadjt bei SRörblingen (6. ©ept. 1635) ju.
fammenbrad) unb #erjog ©eorg fid& öon ben ©djweben
jurüdtjog, ben $rager ^rieben annahm (10. «ug. 1635)
unb ba$ ben Kaiferlidjen injwiföen (13. 9loö. 1634)
abgenommene SWinben an bie ©djweben öerlor (6. fDlai
1636). Hud) bie ©tabt #erforb war bem Sßrager
grieben beigetreten unb Ijatte, ba ftc öon ben ©d&weben,
tyren nunmehrigen fteinben, eine Überrumpelung befürdfc«
Mt, ben #erjog im Quli 1635 um Überlaffung einer
Kompanie jur ©arnifon gebeten; ©eorg Ijatte bem gern
gewillfahrt unb Den Hauptmann £ime bei ber ffieibe mit
einer Kompanie feine« ßeibregimente« }• g. Ijingefdjicft
Öftren Unterhalt übernahm bie ©tabt an ©teile ber im
Sßrager trieben öon ben ©täuben geforberten jäljrlidjen
Kontribution öon 120 Wömermonaten, beren ©etrag bamit
übrigen« wefentlid) überfd&ritten würbe.
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Der Seitritt ber ©tabt jum <ßrager gfrteben braute
Ujr aber wenig SBorteile, ba er fic nidjt einmal t)or Ujren
ftreunben, ben Äaiferlidjen ju fdjüfcen Dermodjte. Unb bie
©Sweben, meiere SDHnben unb OSnabrüdt inne Ratten,
nufcten natürlich il>r günftige Sage jefct nad) Gräften au*.
Da bie $erforber fid) weniger Dom Äcferbau als Dom
$anbel ernährten, waren fie metyr ober weniger auf bm
guten ffiiflen üjrer geinbe angewtefen, meldte bie äßefer,
tyre #auptl)anbelftraj$e, Befcfet gelten. Denn bie #erfor*
ber JBürger, welche mit üjren ffiaren SWinben paffieren
mußten, waren für fie ftets günftige *ßfanbobjefte, woburd>
fie bie geängftete ©tabt gefügig madjen fonnten. Qtt ber
Aufnahme ber fatenbergifdjen Kompanie fatjen fie einen
Vtt Don geinbfdiaft, ber bireft gegen fie gerietet war.
Ate im gebruar 1636 baS faif erliefe #eer unter
©elecn Bio SBicIcfclb gefommen war, rüdten bie ©Sweben
unter SeSlie tym entgegen Dor £erforb jum großen ©djaben
ber gelbmarf, bie gänjlicfy Derwüftet würbe, ©eibe Parteien
verlangten ffintlaffung ber Kompanie beS $erjogd ®eorg
unb Aufnahme tyrer Gruppen; aber ben gefcfcidtten JBer^anb*
lungen ftnton gürftenau* mit bem (Generalmajor Don
Seilen unb Seölie gelang e«, beibe Seile jur «nerfennung
tyrer SReutratität ju bewegen: Seilen bulbete fogar bie
Hnwefenljeit ber falenbergifdjen ©arnifon weiter (Vertrag
Dom 16. Qfuni), wäf>renb bie ©djweben auf if>rer «b*
fü^rung beftanben («ertrag Dom 14. Qfuni 1636).
$erjog ©eorg aber entfdjutbigte fid) bamit, ba§ er erft
barfiber ben Üurfürften Don ©adjfen befragen muffe, bem
bie Ausführung be« ^rager ^rieben« in SWorbbeutfdjlanb
aufgetragen war, unb unter beffen Äommanbo feine SEruppen
ftouben. Die ffoften für biefe fremben ©äfte waren un<
geheuer: Dom gfebruar bi* April Ijatte bie ®tabt ben Äat*
fertigen 1O0O0O $t »rot, Diele Sonnen SBier unb 5000
JRtlj. baar geliefert, im SWai für bie «nerfennung be?
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Neutralität nod) »eitere 2000 ffltlj; 1 ) ben ©djweben thzn*
foüiel JBrot, 200 Tonnen SBier unb 8000 £1). haar, femer
mußte fie iljnen eine monatliche Kontribution t>on 1000
{Rtl>. 2 ) augefteljen; ben in ber gelbmarf angerichteten
©djaben beregnete fie auf 20000 WttM)
$>iefe fo teuer ertaufte Neutralität follte aber ber
©tabt niefct triel nttfcen. 3)enn al$ im Anfang September
1636 gfelbmarfdjall @raf ©oft mit ben faiferlidjen Zxuppen
Don neuem fjeranrüdtte, um bie ©d&weben t)on ber SBefer
}u bertreiben, erneuerten ftd) bie gorberungen ebenfo tote
bie ©ro^ungen ber ©dj weben mit SReprcff alien. ©ogleid)
wenbete fid) bie bebrängte ©tabt an ben $erjog ©eorg
unb bat um feine Vermittlung, aber ©öfc war nicfyt fo leidet
abjufmben wie Seilen. 2Rit ©ewalt quartierte er eine
Heine ©djar feiner {Reiter unb SJragoner in bem ©tifte
auf bem JBerge ein; bann »erlangte er Quartier für ein
{Regiment, ba* ber Oberft OI)r werben foüte, unb ließ ftdj
burdj feine ©erufung ber ©tabt auf bie Annahme be$
griebenS, iljre {ReidjSunmittelbarfeit unb bie eben ertaufte
Neutralität irre mad>en; er war äußerft erbittert über bie
#artnäcfigfeit ber SBürgerfc&aft unb verlangte fdjließlid)
unter fdjarfen ©ro^ungen Aufnahme für fid) felbft unb
feinen ©eneralftab unb Quartier für 500 STOuSfetiere.
Da$ mar ba* ©djlimmfte, was bie ©tabt erwartet ^atte,
lieber wollte fie ein falbes {Regiment aufnehmen, als bie
Offaiere beS @tabe$, batu waren fie in großer ©orge,
baß ber #erjog ©eorg fid) bod) beftimmen Iaffen tonnte,
feine Kompanie abjufüfjren. Die« mußte um jjeben #rei$
*) @upplif ber ©tabt an £era. ©eorg dd. 28. Oct. 1636. »cü. A.
8 ) 9töfe, ebb. 8. 130; eine 93eftätigung biefer %na.abtn Ijabe tdj in
ben $annot>. Sitten nid&t fxnben fönnen; bod) ift bie Sftidjtiflfeit ber An-
gabe feljr waljrfdjeinlidj; benn bie ©Sweben beftanben barauf, bafc bie
©tobt ifcnen minbeften* ebenfo&iel fontribuire, mit bem Qfeinbe.
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uerljtnbert werben, fic beftfirmten ben #ergog feine Zvupptn
in ber ©tabt gu laffen unb fic um ©otteS tpitlcn »or ber
ligifttfdjen (Sinquartierung burety feine SBermittelung gu
fdjüfcen; aud) erboten fte ftd), wenn bie Kompanie bod>
abgeführt werben müßte, felbft eine üon 200 2Wann gu
werben unb gu unterhalten unb baneben nod) bie 120
Wömermonate gu erlegen; audj waren fte Bereit ben Hau
fertigen 3000 SRtf>. gu gatjlen. Unb als legtet ftülfSmittel
befdjloffen fte ©efanbte nad) JpilbeSfjeim gu fdjiden unb
bem ftergoge bie ©d}ufcf)errfd)aft über bie ©tabt angubieten.
ÜDer SljnbifuS Dr. JBern^arb ftürftenau unb fein SSetter
Änton gürftenau, bie itjrer bebrängten SSaterftabt in biefen
ferneren Qtxttn f$ on fo mandjen guten Dienft erliefen
Ratten, vertraten and) in biefem 3fatte bie ©tabt.
83om 8. bis gum 21. SRoüember 1636 tocrtjanbelten
fte in $UbeSl)eun mit ben f)ergoglid)cn SRäten. 1 ) $n
beweglichen SBorten legten fte bie bebrängte £age itjrer
$eimat bar, in bie fte burd) bie unerbittliche $ärte
beS ©rafen ©öfc gebraut feien unb in ber es für fte nur
nod) einen Ausweg gäbe, baß ber $crgog felbft baS
Sßroteftorat über bie ©tabt übernähme; uor aücm baten
fte, fte Dor ber faiferlidjen ©arnifon gu fdjüfcen: fonft
würben fte „öogelfrei" fein, ©ie beteuerten, baß fte bem
flaifer ergeben bleiben unb feft bei bem einmal ange*
nommenen Sßrager ^rieben üertjarren wollten, unb als
JBewetS für ifyre Ireue berichteten fte, baß fte im grfityjaljre
bicfeS Qa^reS, als fte einen Angriff SeSlteS auf bie ©tabt
ernftlidj befürchten mußten, mit ber faiferlidjen ©arnifon
in Sielefelb bereits ein ^eidjen für ben ©uccurS üerabrebet
gehabt Ratten unb bereit gewefen wären, bie faiferlidje
l ) Jprotofotte bb. 9too. 8. 10. unb 15. — Memorial ber ©erforber
bb. SRoo. 9. — iljr ©orfdjlag be* protectorii bb. ftoo. 11. — Sfefolution
bed ^erjogö bb. 9tou. 21.
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Armee ju tyrem ©d&ufte einjuneljmen. Die State toerfannten
bie Vorteile biefeä anerbieten« nid)t: bie günftige mtlttä*
rtfe^e unb lommer jieöe Sage in äufcerft fruchtbarer ©egenb l ),
bie politifd&en SSorteile u. a. m., unb waren barüber einig,
baf? bie ©tabt gefd&fiftt werben muffe, namentlich jeftt gegen
©oft; bod> fanb man ben augenblicf liefen 3eitjMnft nid)t
gfinftig wegen ber polittfdjen Sage: man wollte aüe$ üer*
meiben, was einen SBerbadfct gegen ben $erjog erweden
tonnte, als wenn er e£ nid)t aufrichtig mit feinem Über«
tritte jur faiferlic^en Partei meine. Deshalb wollte man
ben ©d&uft — ber ein (Srbfdfjuft fein muffe — öorläufig
in suspenso laffen, bagegen bei ©oft jeftt intercebieren.
Die #erforber ©efanbten waren bamit jufrieben unb
reiften auf ffiunfd) ber iKäte einen tenor protectorii ein
be8 QfntyalteS, baß bie faiferlidje ©uperiorität, bie {Redjte
beS #aufeS Qülid) unb ber Sbtiffin, fowie tyre ftäbtifcfcen
Privilegien, befonberS bie MeidjSunmittelbarfeit baburef)
ntd)t gefd&mälert werben fofften; ber Jperjog follte itynen
bie Änrebe „be$ $eil. röm. SReidjS unmittelbare unb unfere
©d&uftftabt Jperforb" gönnen, auclj foKte ftd) bie ©dfjuft*
Ijerrfdjaft junäc^ft nur auf ben $erjog perfönlid) erftreefen,
ber fie beim Sßrager Rieben unb aßen fpäteren Verträgen
erhalten, ityren #anbel förbern unb ifynen bann betftetycn
würbe, wenn man fte in ityren SRedjten unb in ifjrem
©lauben fränfen wollte. Dafür foflte ber $erjog ben
ititel „©djuftfjerr" erhalten unb bie ©tabt i^m al$ 8te*
fognition jäljrlicf) jwifd&en Dfteru unb Sßfingften ein hono-
rarium öon V/ 2 Qfuber guten föfjeinweinS uad) Hameln
ju liefern uerpflidjtet fein, gttr bie SBertjanblungen mit
©oft erflärten fie nodjmal, bafc fte bei bem ifym getanen
SBorfcljlage, wonadf) bie ©tabt felbft 200 SKann werben,
l ) „efl wäre aud& bem umliegenben &mbe aW communi granario
Diel baren gelegen".
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baneben bie 120 SRömermonate fontribuieren unb bcn
Kaiferlidjen 3000 2$. geben motte, aU bem #ufjerften
Beharren müßten, woju fie ftd> üerfteljen fönnten.
Der #erjog erflärte tynen barauf, baß er bie ©djufe-
$errfd)aft anjune^men bereit fei unter bent S3orbef)alte ber
föedjte be$ Kaifer* unb Dritter, bie Kapitulation aber foüe
nod> üerfdjoben werben; bagegen mürbe er jefct fogleid)
eine ©efanbtfdjaft an ben 3felbmarfd)aH ©öfc fenben.
Die #erforber reiften mit biefem 3)efd)eibe wieber
nad) #aufe unb ber geheime unb Kammerrat üon SWan^
belslof) übernahm bie Sermittelung bei bem ©rafen ©öfc.
Diefe Ijatte (Erfolg 1 ), ber ©raf üerji^tete auf bie ®ar*
ntfon, forberte aber eine „große Summe", aud) fofften bie
(jcrjoglidien Gruppen abgeführt werben, unb bie ©tabt
eine eigene Kompanie werben.
Über bie Kapitulation mit bem #erjoge ©eorg Der*
tyanbelte man nod) l)in unb fyer, bie $erforber fähigen
eine Dauer öon 30—50 $al>ren ober ©eorg unb jwei
feiner 5flad)f olger toor, erboten ftd) aud) gu 2 guber SBein;
fdjlteßlid) einigte man ftd> auf 3 Qfuber unb auf bcn
SBorfdjlag: ©eorg unb 2 Deäcenbenten ; ba« übrige
Derblieb, wie e$ in $Ube$I)eim erbeten war. Am
4. April 1637 fteKten bie ^erf orber tyren SReuerS 2 ) au*,
lieferten aud) ttjren erften ©d>ufcwein, wätyrenb bie Aus-
fertigung beä • ©d)ufcbrtefe3 ftd) nod) etwas üerjögerte 8 ).
Äud) mit ber 8bfüt)rung ber Kompanie beeilte man fid)
nidjt, am 11. ®tpt fenbete ber #erjog auf SKatynung
ber ©tabt feinem #auptmanne üme bei ber ffietben eine
erneute Drbre mit ber Kompanie nad) jg>ameln jii mar*
l ) §erforb an $. Georg bb. 1636 £q. 20.
■) Or. ©t. *. $ann. jtal. ©r. 81. fcerforb no. 1.
*) am 17. 3uni 1637 inatytt bie ©tabt barum. 2)en Sdjufc-
Wef f. in mi h
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fd>teren. 5Danad> toaxb bie ©tabt felbft 200 SRann, beren
ffommanbant ber Hauptmann (Jljriftian fieopolb nmrbe,
ebenfalls ein Ofpjtcr be$ #erjog$ ©eorg. ©o Ijatte btc
©tabt JRulje.
Der t>orftd>tige unb rührige SWagiftrat beruhigte ftcfc
aber Ieine$iueg$ babet. Hm 18. ftuni fenbete er einen
JBoten nadj SSMen, um twm Äaifer felbft eine ©atoaguarbia
ju erhalten; junüdjft ging ber JBote nad> Drcöbcn unb
erhielt bort üom Äurfürften eine nrirlfame 3fntcrjcffton #
gufolge beren ber Jfaifer ben $erforbern il>ren ©unf<$
erfüllte unb il>nen am 8. Äug. eine ©alüaguarbia
audftedte jugleid) mit einer Drbte an ben ©rafen
ffialjl, bie ©tabt babei ju fdjüften. Unglfi(flid>ertt>eife
aber erlranfte ber 93ote auf ber SRfidfreife, unb e^e bie
©tabt in ben ©efifc bcö wertvollen Dofumenteö gelangte,
war ber ©türm Don neuem losgebrochen.
IWac^bem bie ©tabt fafl ein $al)r lang siemlidje
Wu^e genoffen fyattt, erf dienen am 1. Slot). [1637 bie
©djweben unter bem ©eneralleutnant JHng toor ben
Sporen, ließen ftd> aber in ©üte jum Hbjuge bewegen,
al« ftc erfuhren, baß bie talenbergifdje ©efafcung abgejogen
unb bie ©tabt mit eigenen Gruppen befefct war. Salb
barauf erfdjien aber bie faiferlic^e Armee auf bem Serge
wieber unter ©raf ©oft, ber nod> boH be« bitterften ©roll«
gegen bie ©tabt war, bie il>m im lefcten #erbfte mit ©r*
folg ffiiberftanb geleistet §atte, unb »erlangte bie (Einnahme
feiner Gruppen al« ©arnifon. @oglei$ wenbete fid) bie
©tabt otn i^ren ©djufcfyerren, ber and) feinen ©eneral*
sßroDiantmeifter $fafob Ärnb Sßape unb ben Äriegärat
Otto Otto als Vermittler fanbte; aud) an Jhirfadjfen
fd&rieb man unb bat um Qfnterjeffion. aber ©öfc ließ fteft
auf leine ©eife uon feinen Oforberungen abbringen, unb
als fid> bie ©tabt auf bie laiferlicfce ©aloaguarbia berief
(bie jwar nod) ntc^t in ifjren $ünben mar, beren man
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aber burdj ©^reiben öerfid>ert war), erwiberte er: man
foHc fie vorlegen. 3tu$ bie Ialenbergifd>en Kommiffare
&ermod>ten ba* Unheil troft aller JBemfiljungen nieftt ganj
abjuwenben, fo baß ftd) fdjließlid) bie ©tabt unter itjrer
»ermittelung ju bem »ejeffe üom 26. SRot>. 1637
öerfte^en mußte, bem jufolge bie ©tabt eine fatferltdje
Kompanie tum 200 STOann al$ ©arnifon auf 3 ÜÄonate
aufnehmen unb verpflegen foHtc. Die falenbergifd&en
Kommiffare Ratten fic^ tyrer fdjuftbefofjlenen ©tabt auf«
lebljaftefte angenommen, namentlich Ijatte Sßape einen folgen
(Eifer entwiclelt, baß ft$ @ ra f ® ö 6 fpätcr über tljn be*
föwerte, al$ ftünbe er im Dienfte ber ©tabt. Vorläufig
brauten fie cd nod> ba§m, baß ©oft mit ber «bfenbung
ber Kompanie ju märten öerfprad), bis bie #erforber
©ütcr, welche in SJlinben lagerten, oon bort weggebracht
werben lönnten. JTud) würbe ein *ßaffu$ in ben JRejeß
aufgenommen, baß wenn ftd) ein #auptf!rupel jwifdjen
©oft unb ber ©tabt ereignen foüte, biefer burd> 83ermitte*
Iung be$ #erjog$ ©eorg bem Kaifer jur (Sntfdjeibung
vorgelegt werben foüte.
Am 27. iRoo. fanbte bie ©tabt tyre (Einwilligung
bem ©rafen ©oft nadj JBrafe ju — am 29. tarn ber
9ote au« ©ien jurücl mit ber faiferltdjen ©aloaguarbia.
©ogletd) Riefte man ba$ Dofumcut an ben ©rafen ©oft,
ber aber ruljig erflärte, e$ fei tym baburd) nid)t benommen
eine ©amifon in bie ©tabt ju legen. Die ©tabt war
aber anberer Meinung unb ertlärte, baß t)ier ein „§aupt*
ffrupel M vorliege unb bem entfpred>enb bie genannte
Klaufel in Kraft ju treten f>abe; unb als ©oft bereit« am
1. De), bie Kompanie fanbte, weigerte ftd) bie ©tabt
fie aufzunehmen, ba bie Don bem ©rafen öerfprodjene grift
nod) nid)t abgelaufen fei. Um tym aber entgegen ju*
fommen, erbot fte fid) Kommiß unb ©ertri« für bie tynen
jugebac^te Kompanie in ©elb abjutragen, aud) tyre eigene
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Kompanie bon 200 auf 800 Wann ju bringen unb gu ben
bereit« gelieferten 82100 ft ©rot nod> »eitere 12000 ft ju
liefern. Da« alle* berichteten fic bem #erjoge ©eorg unb
baten um feine SSermittelung. *)
©raf ©5ft fd&äumte öor ffiut über biefen ©d>hnpf,
fdjalt fle SetrOger, bie il>n mit #ülfe <ßape* Ijmtergangen
bätten, unb warf bem #erjoge ®eorg mit heftigen ©orten
bor, baß feine Qfntetpofttion an allem fd>ulb fei, bafj er
fid} nidjt $erforb* ju ©unften be$ Jfaiferd gegen SRtnben
bebienen lönne. 2 ) S)em #erjoge fam biefe Angelegenheit
äufjerft ungelegen; er Ijatte fic^ burd> fein jweibeutige*
©erhalten beim Äaifer wieber fel>r Derbftdjtig gemalt unb
faft fd)ien e$, als ob ©raf ©oft entfd>loffen fei mit ber
angebro^ten (Ejelution (Srnft ju machen; ftatt ft<$ feiner
©dfuftftabt weiter anjuneljmen, ermahnte er fie beötjalb e*
bei bem SRejeffe Dom 26. Sttoto. bewenben ju laffen.
S)te ©tabt füllte ft$ aber im »eftfte ber taiferlid^en
©altoaguarbia fidler unb lehnte ba$ ab: in Wenigen lagen
würbe tf)te Kompanie 300 SRann ftarl fein, erwiberte fie,
unb bie Sürger wären bereit ftdj mit üjnen gegen ben
Sfeinb ju t»erteibigen. 3)ie Ser^anblungen mit ©oft jogen
ftc^ weiter §in, bis ber ©raf, nad>bem audj eine furf8d>*
ftfcfce ftnterseffton*) eingetroffen war, nachgab unb am
19. $an. 1638 bie Hnerbtetungen ber #erforber an»
nafyn: bie ©tabt erlegt 3000 Wtl>. unb fontribuiert
fünftig ftatt ber 240 JRömermonate monatlid) 480 fl.
(= 320 8ttf>.)/ wogegen ber ©raf auf bie ©arnifon Der*
jidjtet. ©o war audj biefe ©efaf)r unter erneuten fd>weren
Opfern abgewenbet: im ©anjen beregneten bie ©erf orber
bie ffoften, welche fie in ben beiben Qfaljren 1636/37 an
bie ßaiferltcfcen erlegt Ratten, auf 23900 $Rtl>.
l ) £erforb an $. ©eorg. bb. JDefl. 4.
') ®öft an $. ©torg bb. $q. 5.
») bb. 1687. ©q. 26.
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IS
Damit ttaren aber bie Setben ber armen ©tabt no$
m$t erfdjöpft; benn fobalb ©5fc im Dctober 1637 öor
#erforb erfd)tenen mar, beljanbelte aud> bie minbiföe
©arnifon bie #erforber ©ärger unb Staren nrieber feinb*
li<$ unb jttmng bie ©tabt fic^ ju einer Kontribution
ju „accomobieren M , bie fi<% im SKai 1638 bereit« auf über
lOOOO 9ttf>. belief; unb ba« alle« trofc be« 1636 mit Seilte
getroffenen Sergleidje«, baß bie ©tabt ben ©d>roeben nidjt
me^r ju tontribuieren brause, toxt ben flaiferlicfcen. Da«
t>ert)inberte audj nid>t, baß bie ©d&toeben im 9frül)jat)re
öon ©aljuflen au« bie ftelbmarf lieber einmal grfinblid)
toertottfteten.
(Sin neuer fernerer ©djlag traf einen Steil ber JBür*
gerfd&aft, al« bei ber Überrumpelung t>on Sßaberborn burd)
bie Reffen am 30. «pril 1638 eine große äRenge loert*
voller &aufmann«maren verloren gingen; man gab ben
©djaben auf 12000 8M). an, nadj einer fpäteren SBered)*
nung toaren e« fogar 20000 Wtlj. 1 )
Da« ©djlimmfte aber nriberfuljr ber ©tabt, al« in ber
SRadjt be« 4./5. Hug. 1638 ein großer Seil ber ©tabt
burd) eine 8feuer«brunft in Äfd>e gelegt würbe. Am 6. »ug.
berichteten fte ba« Unglfid i^rem ©c&ufctyerren: „baß un«
leiber, (Sott erbarm e$, bie geftrige Waty ein überau« große
ofytnatürlidje unb um>erbinbltd>e 3feuer«brunft jugeftoßen,
barein leiber bie SSorne^mfte biefer ©tabt SBürger umb ba«
irrige lommen unb beinahe ber Ijalbe Seil #äußer nebenft
jioeen Stürmen unb JJird&en in bie Äfdje gelegt fein, baß
ftd)« alfo nun mel>r nidjt anber« al« jum ©arau« mit biefer
©tabt, bafern fte ber ÄOmügenbe ©ott beim übrigen nidjt
erhalten unb barju feinen reichen ©egen nid)t üerleitjen
ttrirb, anfe^en laffet." Diefe* fd>redtlid>e Unglüdt braute
l ) e. »dl. 2.
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bic ©tabt an ben JRanb be$ 83erberbeuS, ba namentlich
bie woljlliabenben Äauftcutc bc$ Wabewid) fafl alle tyre
SBorräte unb #abe üerloren. Der ©djabe würbe fpfiter
auf über 150000 SRtl). beregnet. 1 ) Um bte ©röfce be$
Unglücfa anfdjaulid) ju machen, legten fie einen Sßlan ber
©tabt bei, auf bem bie burd) bcn SSranb jerftörten Quar*
iiere gelcnnjei^net waren 2 ); jugleid) baten fie um ftnter*
jeffion beim JJaifer, bamit fie toon weiteren Dur<$märfd)en
unb Kontributionen üerfd&ont würben, unb gingen it>n an
eine Jfoüefte gu geftatten. Der #erjog willfahrte tynen
gern unb am 13. «uguft pellte er bem Äaifer bie un*
glücttidje Sage ber ©tabt in einem ©djreiben üor. Diefer
erteilte fogleid) ben erbetenen ©djuftbrtef (bb. 1638
©ept. 20.) unb gab bem ©rafen ftafefelb SBefeljl, #erforb
ju fronen. Die ©tabt war fo erfööpft, baß fie ben $erjog
ücrfdfciebcne 2WaI um bie (Jrlaubniä bat, t^rc ©amifon
abführen ju bfirfen, ba bie 93ürger nid)t meljr im ©tanbe
wären ben Unterhalt für fie *u befdjaffen. Der #erjog
riet itjnen bringeub bat»on ab, ba bann iljre Neutra-
lität nidjt met>r refpettiert werben würbe, empfahl ifynen
aber, bie Kompanie auf 100 ober 80 9Hann su rebujieren.
?[ud) baten fte um ftnter jeffion bei ben ©d&weben 8 ),
bamit tyre Kontribution, bie bi$l>er monatlid) 400 SRtl). 4 )
betragen tyattt, auf 300 SRtl). ermäßigt würbe.
l ) 8. 93dl. 2.
*) 6. ben Sßlan ati £afel 1; meljr über ben $ranb weiter unten.
8 ) 1639 üttai 16.
*) <Dte 3Rad)rid)ten über bit regelmäßige Kontribution an bie €>$»eben
laffen fid) nirfjt Bereinigen. SRöfc (f. o.) giebt an, baß ftdj bie ©tabt
1636 ju einer monatlichen Kontribution oon 1000 Sfttl). fjätte oerfteljen
muffen; bem mürbe ungefähr entfpredjen, wenn bie ©tabt fid) betlagt,
baß fte oom Dct 1637. bis 3Kai 1638 über 10000 8dt|. ( alfo 2000 3W).
meljr (jätte erlegen muffen. £ier werben nur 400 Stt|. angegeben. 2)a«
mir oorliegenbe SWaterial reicht nic$t au*, biefen 2öiberfpru$ aufjutlären.
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«bcr ftatt beffen ergaben fid> neue @df>ttriertgteiten,
feitbem ber $erjog ©eorg foteber jur fdfjttjebtfd&cn Partei
jurüdgetreten tvax (1640) unb baburdfc mit feinet ©d&ufc*
ftabt, toetdje nadf) tüte t>or bem Sßrager grieben anfing, in
Politiken ©egenfafc geriet. Die ©djroeben matten ftd>
baS ju Sßufce, ersten bie Kontribution auf 600 2$,
monatlich (gebr. 1640) unb forberten ftarfe Lieferungen
für baS SWagajin in SWinben. (Sine #erforber ©efaubt»
fc^aft nadj ©todtyolm mar o|ne (Erfolg unb aud& bie Sitte
an iljren ©<&u&l)erren um Qfnterjeffton bei bem (generale
SBaner fc&lug ©eorg ab. ©o t>erfagte nid&t nur bie ©d&ufc*
§crrfdjaft, fonbern bradjte ber ©taDt aud) nodfr Seriegen«
Reiten; benn ba bie beiben Offiziere ber ^erf orber Äom*
pante fic^ nad> wie Dor „fürftlid) braunfd>n>eigif<f)* lüne»
burgifdf}" nannten, aud) ber #erjog bie Weubefefcung biefer
©teßen für ftd) beanfprudjte, fürdjtete bie ©tabt ni$t o^ne
©runb, bag man ttjre ffit)rltd)feit unb iljren guten ©Wen
auf bem SBoben be$ ?ßrager ^rieben* bleiben ju motten in
3»eifel jie^en würbe. Äurs entfdjloffen, entließ baf>er ber
tötagiftrat nad) bem lobe be$ #erjog$ ©eorg 1 ) im ©ept.
1641 ben Hauptmann.
S)a mit be8 #erjog$ lobe bie sßolitif ber braun«
f$tt)eig*lüneburgifd)en #erjbge ttrieber in bie früheren
Sahnen ber Neutralität einlenlte, fud)te bie ©tabt bem
Sertrage gemäß bei bem älteften ©of)ne unb Nachfolger
©eorg«, bem #erjoge Ctyriftian Subtoig, um (Erneuerung
be$ <ßrotettorate£ nad). Da« ttmrbe and) gewährt unb ju*
fammen mit einer ©afoaguarbta ber ©tabt am 21. Ja-
nuar 1642 jugefenbet. 93 ort einer praftifdjen ffletljäti*
gung biefer ©d)u$>errfd)aft aber erfahren mir ni$W meljr;
ber fcorltegenbe SBriefroec&fet bre^t ftd) nur nod) um bie
*) 1641 «tprit 12.
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(Ermäßigung be$ ©c&ufcweine« auf 2 gfuber 1 ), bann atl
1V 2 Sfuber, unb fölie&lid) (1647) war bcr ^erjog au
mit 1 Ofuber jufrieben.
Snad&bem 1648 #erjog Gtjrtftian Subwig Da* dürfte«
tum flalenberg feinem jüngeren ©ruber ©eorg 83ül>ehi
abgetreten Ijatte, fteflte ftd> niemanb üon $erforb ein bc
©djufcöerljältni* ju erneuern; man befdjlofc be^afb
§annoüer bie ©tabt gu mahnen: lieg aber fd)lief$li<$ be
83rief 2 ) unbeftellt Hegen; nac&bem fidj Äurbranbenburg bi
Stabt bemächtigt §atte, wäre baä $roteftorat ein leet
Xitel gewefen, ber DieÖeic^t nur ju Unanneljmlidjteit«
mit bem Äurfürften geführt Ijätte — ba üerjic&tete ma
lieber auf ba$ guber guten 8tyeinwein$.
B. Der gro|e tfranft von 1638.
2Ba$ nun ben SBranb felbft anbelangt, ber bic ©ei
anlaffung jur (Einfenbung be$ *ßlane$ gewefen ift,
befagen barüber bie Quellen folgenbeß. Am Äben!
be« 4. Äuguft 1638 brad) in ^ermann« jum W)ab
Steuer in ber SWeuftabt geuer an*, ba« ftd> bei ^eftigei
ffiinbe raf(^ üerbreitete. Die Urfadje ift nie ermitte!
morben. $n ber SWeuftabt mürben bie fiübber*, grüf^errei
unb ^amelingftrafee baüon betroffen, barunter etliche ablt
Jg>öfe, wie bie ber Ouern^ein unb ©cfcloen gen. ©eljle
mit iljnen ging tncl (Eigentum auswärtiger SbeQeute
©runbe, weldje it)re ©fiter in bie ©tabt geflüchtet ^atti
©or aßem aber würbe aud) ber Qofjanniäfirdjturm w
freuer erfaßt, an beffen ©pifce ber ffiinb ein <StM bre
nenben ©pecte gefdjleubert l)aben foö. Die ffi^ronit 3 ) e
l ) Äonjept be« ®<$ufcbriefei unb Drig..8ta>er* bb. 1$43 <&<&. 17
*ergl. 53ctl. 1. <Sd&lu{j.
•) Drig. bb. 1651 Oct 4.
•) JBeti. 8.
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F
!!
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17
ääfjlt, bafc ber ©d^rctf tue 2ßenge gelähmt fjabe, audj
Ratten einige fieitern gefehlt fonft ^tttte bie Äirdje woljl
gerettet »erben fönnen. Über ben Umfang ber ^tftörung
biefer Äirdje weidjen bie Quellen toon einanber ab: ein
SWotariatSinftrument üon 1643 1 ) giebt an, bafc fie bis auf
bie ©ewölbe niebergebrannt fei, bie S^ronif bagegen be*
rietet, baß nur ber £urm verloren ging. SBie ber ©tabt*
plan jeigt, ift lefctereä richtig. Der £urm ber ftd) burd)
feine #öf)e auSgejeidjnet fjatte, würbe erft 1669 wieber
aufgebaut. $tud) ba$ JHifterljauS ging in flammen auf.
SWad) einer notariellen aufnähme im Qfa^re 1643 1 ) belief
ftd) ber ©djaben in ber SWeuftabt allein auf 37450 SRtl).
@$ wirb übrigen« erwähnt, ba§ e$ ber aufopfernben
2^ätigfeit öon ©olbaten ber ©arnifon ju oerbanfen war,
baß ba£ geuer nidjt nod) weiter in ber SReuftabt unb nad)
ber Slbtei unb greiljeit t)in ftd) ausbeute 2 ), ba$ gfrater*
unb ©ufterljaus blieben öerfdjont.
Die Slltftabt würbe wenig üon bem 3feuer betroffen.
@3 brannte, wie bie S^ronif berietet „umb bie Hltftäbter
&ird)c an 3f®n. SBeinfeHer, item abteilten Sorwerf";
bie Äarte beftätigt baS unb jeigt beutlid) ben SBeg, ben
ba$ fteuer toon ber Sßeuftabt nad) bem SRabewidj naf)tn.
SBte tjodj ftd) l)ier ber ©djaben belief, wiffen wir leiber
nidjt, ba baS SWotariatSinftrument, weldjeS hierüber abfon*
berlid) aufgenommen worben ift, nid)t erhalten ift.
^ule^t erreichte ba« geuer ben 9tabewid>, ben es in
6 ©tunben faft ganj unb gar in Slfdje legte. 8 ) S3or
allem brannte aud) Ijier bie Sirene bis auf bie ©ewölbe
») «Bell. 2.
•) @t.»2l. SRünfter. (Stegetier L. A. lb fto. 6. I. 63.
8 ) $la$ (Dr. ©tord^ö) Chronica ober furjgefafjte SRadjrtdjten uon
ber ©tabt fcerforb. (6. Slufl. «Btelefelb 1748) @. 62. follen 20 Käufer
uerfdjont geblieben fein, tote eine fdjttarge Sofel mit golbenen ©udjftaben
in bei SRabettidjer &ird)e angegeben Ijabe.
LVin. 1. 2
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triebet, baju ba$ 3)eid)tl)or mit ben ?ßferbe* unb ffiadjt*
Käufern, unb ber Ringer mit bem JEurm, tuo ber ©d>arf*
ticktet wohnte. 93on abliefen $öfen werben nur bie ber
QuernlfehnS unb $ettler$ ernannt/ um fo gärtet ttmrben
aber bie Ijier jaljlreicf) toofynenben tüoJjlfjabenben ^anbete*
leute unb ffrämer betroffen; bte einjelnen SÄamen jä^lt
ba$ in ber Seil. 2 abgebnufte ?ßrotofoH auf, baS ben
©efammtfc&aben im Slabefotdf) allein auf ca. 124000 SRtlj.
angiebt.
Auf bem ©tabtylane ftnb bie eingeäfdjerten Quartiere
rot gemalt unb man erhält baburd) ein lebenbigeS JBtlb
Don ber ©röße be$ Unglücte, fo bafc man n>ot)l nad&füljlen
fann, toenn ber ©^ronift furj unb troden Ijutjufügt: „unb
ift ein übergroß Qfammer unb Clenb in ber ©tabt $erfor*
ben bie Stacht über gefeljen unb gehört roorben." Äfieö in
allem foHen über 300 #äufer, „an gfeuerftätten, anbere
©ebftube ntc&t mitgerechnet", eingeäfdjert toorben fein. Stafc
bie ©tabt bei ben fd>re<Ilid)en ÄriegSjeiten md>t in ber
Sage toar ben ©djaben lieber gut ju machen, ift felbftoer*
ftänbltd), aber nod) tyunbert 3?aljre fpäter berietet Dr. ©tord>
in feiner genannten JBefd&reibung ber ©tabt, ba§ innerhalb
ber {Ringmauern nod> Diele JBranbftätten, weitläufige ^>öfc
unb ©arten, ja ein Äamp fei. Die ©tabt toar burdf} ben
flrieg entoölfert, im September 1636 giebt ber SWagiftrat
gelegentlid) einmal bie Qafjl ber SJürger auf ungefähr 850
an 1 ); unb nrie fd&toer ftd& bie 33ett>otynerfd>aft Don ben
folgen ber SSertottftungen erholen fonnte, leljrt red&t ein*
bringlic^ ein SSergleid) ber Angabe Dr. ©tord>$ (1748)
unb be$ »firgermeifterS Sttöfe (1843) 2 ) über bie $af)l ber
S5So$nf>äufer: «Itftabt 362 : 363, Sßeuftabt 319 : 320,
SRabenridj 126 : 126, über bie ftreiljeit mad&t Dr. ©tordj
*) fcerforb an b. £«$. ©corg 1636 Cct. 8. »eil. V.
f ) Söcftf. ^rooinaiolblätter in. 1. @. 122.
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feine Angabe, nad> Wöfe $atte ftc 44 Käufer. Qfn ben
100 3faljren war alfo üöQtger ©tillftanb.
üMit Stecht wenbet man neuerbingS ben alten ©tabt*
planen größere Slufmerffamfeit ju, ate früher. Set ber
raptben (Entwicklung in biefem 3faljrl>unberte fhtb bie
©täbte größeren SJeränberungen unterworfen, ate fte e*
bisher in bem Saufe ber legten Qfa^unberte gewefen finb,
fo baß bie ©tabtylüne an ©ert ate 3 eu 9 en ^ er Stetgan*
gen^eit gewonnen $aben. Sei $erforb ift e8 nun mit bem
no$ öor^anbenem SWateriale ganj befonberS arg beftellt,
ba ber äXtefte bte jefct befannte ©tabtylan bie im ftaijre 1827
*on 3fre$tag (unter Leitung be$ ffatafter»©eometer$ Craufe I
unb be$ ©eometer* ffiraufe II) aufgenommene Äataftertarte
im aHaßftabe 1 : 1250 ift. Um fo erfreulicher war e$,
baß ber Sufafl einen ©tabtplan öon 1638 gu Sage braute,
beffen getreue 83ert>ielfältigung bie ©tabtoerwaltung benn
aud) bereitwillig^ burd) einen erheblichen 3 u f# u 6 J u i>en
Äojten ermöglichte. 1 )
5Der $lan ift auf bem oben geföilberten SBege in ba3
#anno&erfd)e Ärd)io gelangt. Da er auf SJermeffung be*
ruljt — er giebt ja fogar ba« SKaß an — unb e$ au$ge*
fd>loffen ift, baß bie ©tabt in üjrer bamaligen erbärmlid&en
Sage bie SWittel für eine Sßeutoermeffung übrig gehabt $ätte,
fo muß man annehmen, baß ber Sßlan auf ©runblage
t>orf)anbener älterer Aufnahme gejeidjnet ober bie flopie
eine« älteren $lane$ ift, auf bem bie burd) ben JBranb
l ) 3$r gebührt für biefc opferwillige SBetyätigung bcö SntereffeS an
ber ®efd)id)tt ifjrer Stoterfiabt wärmfier ©auf. 34) barf babei itidr>t un-
erwähnt Iaffen, baf) $err Ärdjiobtreftor Dr. ^ilippt in fünfter unb $err
©ipnnaflalbireftor $rof. Dr. Sßinbel in £erforb burdj iljre freunblidje
Sermittelung bie Angelegenheit in bie SBege geleitet Ijaben unb ba{j mir
£err SCrdjforatl) Dr. 31gen in fünfter burd) SBefdjaffung urfunblidjen
SWaterial« wie immer bereitttuttigft geholfen Ijat: ifjnen aßen wieberljole
i$ meinen öerbtnöli$ften 3)anf für iljre freunbli^e Unterftüfcwtg.
2*
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gerftörten ©tabttljeile befonberä gefenngeidjnet morben finb.
JRöfe berietet, 1 ) bafj 1529 bie ©tabtbefeftigungen umgebaut
unb ben neu eingeführten JJfeuerwaffen angepaßt worben
feien; e$ feien SBäDe angelegt worben, btc man mit JBa*
fteien unb »onbelen toerfeljen §ätte. 1626 Jjielt ber 9tat
biefe Anlagen für veraltet unb befdjlofc tyre (Erneuerung
ber mobernen £rieg$wiffenfd)aft entfprecfyenb. Qu bem
3wecfe liefe er Dorn 16. bis 21. (September 1626 bie
Ijierju nötigen $läne oon bem Ingenieur Antonius
SBofe entwerfen. 2 ) (Es liegt nun fefjr nalje einen Qu*
fammenljang unferä Sßlaneö mit biefen SSermeffungen
anguneljmen. Die« wirb unterftfifct, burd) &erfd)iebene
ffiggentyafte Sleiftifteingeidjnungen, mit benen neu gu er«
ridjtenbe SBefeftigungSwerfe in unferm Sßlane angebeutet
finb, wie g. 8. toor bem ©tein* unb {Renntljore; fo mag
ber Sßlan einmal gur Demonftration gebient tyaben ober
fonft üon bem auäfüijrenben Ingenieure benufct Sorben
fein. Äud) ift eins ber neuen 3feftung$werfe bereit« aus«
geführt, ba8 „neue föonbel" gwifdjen bem ©tein* unb
S)eid)tf)ore; wätyrenb man bie Saftionen bisher immer in
runber gorm angelegt fyattt, ttrie fcfyon ber Sttamc „JRonbel"
befagt, fam im 17. Qfa^unberte bie fpifce unb edige
ftorm auf.
®er Sßlan giebt gwar einen SWafjftab an, ift aber,
wie felbft ein flüchtiger Süd geigt, teineSWegS fo genau
gegeidjnet, wie mir ba$ jefct gewöhnt finb. ©in S3er*
gleich mit ber erwähnten Äatafterfarte Don 1827 Ieljrt, bafe
ber SWafeftab ungefähr 1 ; 3500 bi* 1 : 3700 beträgt;
genauer lägt e8 fi<$ nid>t feftfteDen. Sei fo Meinem SD?afr
ftabe ift natürlich nid)t gu toerwunbern, bafc bie £)etaip3
weggeblieben finb; ba$ ift um fo meljr gu bebauern, ba
*) SBeftfäi. «ProöiiiäiaI.S3Iattcr IV. 1. <g. 120. -
*) tht>. @. 123.
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21
j. 8. bic «ngabcn ber ©renjen bet fjrci^ett unb be«
SßfiljlengeridjteS öon aufeerorbentUdjem SBerte ffir uns fein
würben, ©ie tjaben ja ju enblofen (Streitigkeiten jwifd)en
©tabt unb ©tift Änlafc gegeben unb in fpäteren Dofu*
menten würbe bie ©renje genau angegeben; fte aber tyeute
feftjuftetten ift mit ©djwierigfeiten toerfnltyft, erften* weil
Diele baulidje SSeränberungen in ber ©tabt felbft ftattge*
funben §aben, unb bann weil bie in ben Qfnftrumenten
burd) üjre SBeftfeer bejeidjneten Käufer melfad) faum mefjr
feftjuftellen fein werben. ftd) $abe barauf aerjidjten muffen
bem weiter nadjjugeljen, weil mir bie Jjierju nötige fiofal*
fenntnis abgebt unb mir baä ©tubium be$ lotaIgef$id)t*
liefen üWaterialeS, befonberä foweit e$ im ftäbtifdjen Ar*
d)toe beruht, nid)t mögltd) war.
teitage 1.
©djnfcbrief beS $eraogS @eorg tum $rattttfd}*eig*£ftitebitrg
ffir $erforb.
äona. ÄaL »r« 24. £erf. 2, — Drig.4Re»cr3 Äat. S)e3. 31.
£erforb. no. 1.
1637 EWa. 25. (2lpr. 4).
SB. ©. ©. 2Btr ©eorg, £eraog pp. t$un funb unb beferaten
Sentit . ., bofc wir uf untertänig htftänbtgeS 2ln$alten ber eJjr*
baren . . SBurgermeifter unb Sftatä ber fatferlid&en freien 9*ei*ftabt
#en>orbt in 2lnfe!jung bero gegen un§ erroiefener untertänigen SMenfte
unb au* fonften oerfpürten getreuen Slffectton als iefciger regierenber
ßanbeSfürft be3 SürftentumbS #raunf*roeig <Salenbergf*en Seite
na* bem (Sjempel unfer $o*löbii*en $Borfa$ren unb anberer (Sfax*
Surften unb ©tänbe be§ Seit röm. *Rei*8 obenoffl&nte fotf. freie
fteidjftabt mit aßen üjren 3uge$örigen unb berfelben ganaen S)iftrtct
ht unfern gndbigen ©*ufc, SBefdjirmung unb protection mit gutem
2Btffen, SBttten unb S3orbeba*t uf; unb angenommen, t$un baö
au* unb nehmen fie uf unb an au unfern ©*ufcperroanbten
Ijiemii unb in traft btefeS unferS offenen <5*ufcbriefe$, bergeftolt
vmb alfo, bafe oorä erfte ber r. faif, am., unferm ottergnäbigffen
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fytxxn, als o$naweifeltd&er ofrimittelboren $o$en Dbrtgfett biefcr freien
9tdd&ftobt, wie aud& bem &etL rönu 9^ctd> unb bann ben #eraogcn
3u @ulid&, als ©rafen au SRaoenSperg, unb anbern etwa fonft 3m
terefftrten an bero i&nen a«Menben refpectioe faiferlidjen ©uperio;
rtt&t, ©erecfctfame unb anbern juribus unb öefugnuffen biefe bei
uns Don vorgebauter ©tobt untertänig gefugte, oon und aber als
einem gürften beS 9teid&3 oermuge beS im Stetd&e üblichen ©ebraußs
oor uns unb unfere an)e$en ndd&ftfolgenbe successores am Surften*
tumb (Solenberg, in balfttgenber ßtnte, gnebig acceptirte ^Protection
unb ©d&ufcgered&tigfeit o&ne einigen ©traben, SRacbteil, g*räiubi$
unb ©d&mälerung gemeinet unb angefe^en fein fott; geftalt mir bann
Ijiemtt auSbrücflidj contefttret, bebhtget unb unS oerwa$ret fcaben
wollen, baß folc^e unfere Einwilligung aus feiner anbern Intention
befd&e$en, als baß bie gute ©tobt bei biefen äußerft gefährlichen
.Seiten 3. (f. 2Rt oorljödtftgebac&t unb bem $eiL ftetdje au unter*
tyäntgflen <£$ren unb Sftufcen in erträglichem ©tanbe behalten unb
conferoiret werben mötfcte. SBie bamt aud& oorS anbere (2) fctcburd)
me$rerwä$nter ©tabt an ifcren $abenben sprioilegten, 8frei$etten unb
©eredjtigfeiten, <md> aller anbern t$r gebityrenben 3mmunitat f wie
fte fiefc berfetben bis bato im unb außerhalb ber ©tabt in ifjrer 58ot=
mäßtgfeit unb fonften gebrauchet, unb in Ijerfömmlid&er DbfenHmfc
genoffen, fonberltdf) aber an bero oljntnttteibaren ©tanbe nichts enfc
aogen, fonbern fold&eS oHeS baburdfc oielmeljr conferoiret unb oon
uns au bem ©nbe me$rbefagte ©tabt oor eine freie, ofytmtttelbare
9^eid>ftabt gehalten unb alfo tttultret, bod& baneben unfere fdju&oer;
wanbte Stobt genennet, baneben aber biefe oon uns bewilligte ©d&ufc*
geredjtigfeti, wie obgemelt, nod) w S& nurten auf uns unb unfere
im tJürftentumb (Salenberg näd&ftfolgenbe au>e$en successores oer*
ftanben, aud& oljne fernere Bergleidjung nid&t weiter, nod& uf anbere
unfere SRad&fommen ejtenbtret werben foH* Staunt nun oorS britte
(3) oorbefagte ©tabt unb bero gemeine »ürgerfdjaft unb 2lnge$örige
btefeS oon uns i$nen augefagten ©d&ufceS wftfßcfj yi genießen fcaben
mugen, fo ©erfpred&en wir l$nen oor uns unb obgefagte unfere
attitbefdjriebene $temit fürftlidj, baß wir ifrten fowo$l bei iefcigen
fcödfrftbetrübten, befd&werltd&en ßeuften, als <m$ fonffcn allen gnebigen
SBitten unb muglid&e ßanbbietung wieberfafcren laffen, tnfonberljcit
aber bafctn fe$en wollen, baß fte wiber ben fteligion? unb $rofam
frieben, <ax$ anbere §eüfame fteidrfafcungen unb löbliche ©emoljn$etten,
an tyren gSrtotlegten, fted&ten unb ©ered&tigfeiten nid&t beeinträchtiget
nod& <m$ fonffcn wiber ben $ragifd&en griebenfd&luß unb baruf ins*
fünftige etwa wetterS erfolgenbe compaetata unb Bereinigungen unb
wiber bie SBidigfett oor anbern ©täuben ntc&t befd&weret unb gras
»tret werben fotten; fonbern wir wollen üjnen auf befd&eljene settige
(Srforberung in folgen unb anbern bergleid&en gätten fooiel an uns
tft alle tnuglid^e £ülfe unb Slfftpenfc, }eboc^ auf tyren Soften, in
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23
©noben letften unb ermeifen. (Mieten vm% aud& oor§ oierte (4)
barüber in ©nabcn nid&t allein t§r bcr ©tabt unb bero ange$5rtgen
^Bürgern ofjngeljhtbert ju geftatten, bafc fte in unfern angefcörigen
unb nod) fünftigen aufattenben gürftentumben unb fianben i$rer guten
Gelegenheit nad) Rubelen unb commeretren mugen, fonbem aud&
Ujre £rafficii unb (Sommercien in anbem btnad)baxttn Canben unb
£errfdjaften nad& SBermugen au beförbern, unb enblid) tynen olle
©nobe unb £fiife barin jebeämal au ermeifen, rofö biefe oon un3
gnäbig angenommene ©djuögeredjttgfeit mit ftd& bringen unb erfor*
bern möchte.
hiergegen unb au Seaeigung i^rer untertänigen Devotion unb
$)anfbarfeit %at ermffl&nte ©tabt oerfprod&en unb augefagt, und unb
unfere SDWtbcfd&ricbcnc nid&t allein oor t$re gnäbige ©djufc$erren au
galten, au e$ren unb au erfennen, fonbem oud) und unb t$nen au
fd&uibiger SRecognftion unb untertäniger 2)anfneljmigfett bero üjnen
ermiefenen ©mibe Jä$riiil)3 uf ben $)htgftag oor ascensionis domini
brei guber guten rfceinifdjen 2Bein§ auf ifcren Äoften in unfere
©tobt Hameln liefern, verehren unb bamit auf erwähnte Seit btefeS
iefttlaufenben 1637. 3al)r3 ben Anfang madjen, fie aud& in attem
anbem gegen un3 unb unfere Sttitbefd&rtebene alfo beaeigen motten,
mie e§ getreuen ©d&ufcoermanbten rü&mlid&, aud& tynen unb i^ren
üRad&fommen oor unö unb unfern 2ttttbenamtten oerantmortlid) fein
wirb.
3u Urfunb unb p magrer fteter, unoerbrüd&Üdjer Gattung
Ijaben mir biefen unfern ©d&ufebricf mit eigen £anben unterfd&rieben
unb unfer fürftlid) grofe Snftegel baran mtffentlid& Rängen laffen,
fie bie ©tobt £eroorb aud& uns bagegen üjren KeoerS, meinem biefer
unfer 33rief ehmerleibet, geraufter geftettet; fo gef d&e$en im 3<x$r
na# ®&rifti unferS (SrtöferS unb ©eligmadjerS ©eburt 1637, ben
25. 2ttonat3tag gßartii.
1645. SDea. 7 (17).
$er ©d&ufcbrief beS £era. ©&riftian ßubmig tft bem be§ £era.
©eorg, mut. mut., gleich *), al§ Cognition werben aber nur aroei
guber SRIjeinmem geforbert: „baruf mir e§ in Stnfe^ung üjres ers
littenen großen 33ranbfd)aben3 unb ber jefcigen befd)meriid&en teufte
<m$ gn. Slffection fötmen laffen."
! ) Ortg.-ffleoerd ebb.
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24
Beilage 2.
Instramentmn ftber bie gemeiner ©Übt $erforbt ttttm e^lü^c ftaljr
fjero nadjeinanber nttübertt>inbttd)e ©raub* nnb anbete Stöben in«
nnb attferlfalb ber ©tobt ber öürgerfdjaft angefto&eu, fidj ab 198210
Sfyaler bctragcttb.
Drig. — St.«. £amt. ftal. 24. £erforb. 2.
1643. 3ult 18./28, tferforb. ! )
3m 9tanen ber $eil. ^reifaltigfelt. Äunb unb gu nriffen fei
$iemtt, baß im 3a$re 1643 SMnftagS mar ber 18. Julii veteris,
laben #err £erman Sürftenau unb £err 2>ietridj (Soroep, raedicinae
doctor, beebe Bürgermeister, fobamt £err Bernljarbt (Siefe, Stents
meifter ber ©tabt £erforb, mid) 3U enbtS benenten Notarium ju
fid& uf baS Sitten ©tätter ftat&ouS berufen iaffen; rote nun td& ba^
felbften erfdjienen, $at £err £erman gürftenau, als roortljaltenber
Bürgermeister mir au »erfteljen geben, rote baß gemeiner ©tabt
SRoturft erforberte nid&t allein über bie ht anno 1638 uf 3facobi
Slbenb (3uli 25) bei großem SBhtbfturmb, unb folglid) in anno 1640
uf trium regum (,3an. 6) jum anbem unb im Aprili felbigen 1640.
3a$rS aum drittenmal in biefem unfemt lieben Baterlanbe entftans
bene unroieberbringltd&e geuerSbrunft (meiere letber ben ftern ber
Bürgerfdjaft getroffen) unb babei etngeäfcfcerte Käufer unb roüfte
Stätte ben Slugenfdjem etnjuneljmen, fonbem aud& bie (SigentumbSs
Ferren berfelben uf iljr ©eroiffen au befragen, roa§ fte babei an
tyren 2Bo$n§aufern, ©Neunen, 3tntmem, Äorn, BieljeljauS unb
Ätften unb Äaften, ©erötjdjaften, Bette unb Bettegeroanb unb an*
berm Borrat verloren, unb roaS biefelbe alfo uf i$r ©eroiffen bepo*
niren mürben, foldjeS fleißig protocottieren unb über fold&eS alles
ein ober me$r inftrumentirte Äunbfd&aften, umb felbige ge^örenben
Orts gu gebrauten ausfertigen, über ba§ bie Ieiber mit etngeäfd&erte
anfe$nli#e ©pifcen unb beebe Äirdjen, als <5t. 3o§anniS unb
@t. SfacobS, neben beme an ber ©tabttljoren unb Beftunge erlittenen
©d&aben gleicher geftalt ber geber befehlen möchte; roenigerS nid&t,
baß <mä) bie Bürger, benen für bem großen Branbfd&aben in anno
1635 uf ber SBefer il)r ©üter an ßeinroanb im geuer ofcnoerfdjuk
beter SBeife oon beut ftriegSoolfe angejünbet unb oerbrannt, enblid)
roie bie ©tabt Sßaberborn in amto 1638 uf Sßljilippi Sacobt ober
äWeptag -ftadjt erftiegen unb oon ben tfefferroölfern auSgeplünbert,
iljreS ©d&abenS f)albtx unb roie ^od^ ftdf) berfelbe betrüge, befragen
unb fold&eS gleicher geftalt ben inftrumentirten fömbfd&aften inferiren
müd&te; ju meinem (Snb er, #err Bürgermeifter, mid? auf mein
tragenbeS offenbares 2lmt nadjft (Srlaffung meiner $Pflid&te unb <5ibe,
*) ber Slnfang unter $ür$ung ber gormalten.
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25
quoad hunc actum, womit iefe gemeiner ©tobt t>er^aft, requlrlrct
feaben wollte.
2Bie iuin iefe fotfeane ^cqwifttion meinem 9fa>tariate8lmbte niefet
suwiber, fonbern oielmefer einliefe au fein befunben, fo feabe miefe barju
willig anerboten; berobefeuf miefe bann mit benen feirau berufenen
beeben ©eaeugen, als Stierten Zeterten unb $timityn SMebroefen
(meiere gleicher geftalt neben mir tferer bürgerliefeen $flid&te unb
©ben, footel biefe &efragunge unb (Stnnefemung be§ SlugenfefeeinS
betreffen tfeuet, ertaffen) folgenben tagS, 3Rittwoefeen§, nembliefe ben
19* Julii veteris an ben Ort, nembliefe in ber SReuftabt, wofelbften
leiber ba§ Unglücf einen Slnfang genommen, erfeoben, unb erftliefe
£erman aum SRfeaben unb folgtiefe alle anbern bürgere uf ifer ®e=
wiffen befraget, wa§ fte für ©<feaben feirunter erlitten; ber bann
auSgefagt, bafe ifeme an breien grofeen unb breien fleinen Bi^^em,
barein befunbenem Äom unb 33raugerätfefeaft, fo alles in Sftaucfe auf*
gangen, tnefer als taufenb 2$aler ©efeabe jugefäget worben; granj
©tormer fefeäfcte feinen ©efeaben uf taufenb Jfealer; 3oft ßöfeningf
an ©efeeunen unb ftorn 400 23jaler; 3ofean SütorcuS 800 £fealer;
£enricu§ 2*geber 700 £fe.; $erenb uf ber £oeoe 300 £fe.; SBittib
OuernfeeimbS £of 800 2$.; ßubeefe fihtbeman 400 £fe.; Jürgen
gteftrup 300 2$.; SofearateS $erentfeal 500 2$.; Daniel Äorbmacfeer
200 2$.; f. £tnriefe Slatn beebe Käufer 800 2$.; tftnriefe Vollmer
50 2$. an feinem ßtntergebäu, oon barab baS g^uer leiber in ben
2$urmb ©t. SofeamtiSfirefeen geflogen unb ftefe oben an bie ©ptfce
gefefcet, welefee anfefenliefee ©ptfce bann riefet allein mit allen ©toeTen,
fonbern auefe bie Ätrefee biß auf bie bloßen ©ewölber gar eingeafefeert,
welefeer ©efeabe bamt mit 10000 2$. niefet wteber eingeritfetet werben
mag; URettfeeuS ©tute an feinem ©ebäu unb Äorn 1000 2$.;
(Safpar ftrüger an feinem #aufe, ©efeeunen unb SGBinterfom 1500 2fe. ;
$)aotb Ärubup an feinem #aufe, ©efeeunen unb Äom 1300 £fe.;
3ofean SRottman an feinem £au3, ©efeeuern unb Äorn 1500 2$.;
3a3per ©efelipfttf 400 2$.; SBerenbt 2)irfman 1200 2$,; Jungfer
Sinnen oon ©efeloen genannt ©efelen £of mit barju gefeörenben
3immern 2000 2$., ofene was frembbe (SbeHeute barin oerwaferliefe
gefeabt; baS (SüfterfeauS mit beS (SüfterS ©erätfefeaft 500 2$.;
#emrid& ßetbtman £of mit benen barju gefeörigen ©ebäuben 2500 2$.;
ber Jungfrauen oon Ouernfeetmb £of an ben ©eböuen ©efeaben ge*
litten uf 200 2$.; Reiben £au8 600 2;fe.; f. Soft ©toefbeiefeS @r*
ben $au3 mit aßen barju gefeörigen ©ebäuben unb barin oorfean*
benem anfefenliefeem Vorrat 2500 2$. ; 2)octor £enricu§ ©tarefe feht
$<m$ unb jjimmer 2000 2$.; äBtttib weit. £errn ftenimeifter Änu
weis an $an8, ©efeeunen, Äom unb anberm oerloren 3000 Xfe.
SJorgefdferiebene Käufer fein alle in ber SReuftabt in breien ©trafen,
als ßflbbers, Srofeerrn? unb ^amelingSftraßen in bie Slfcfee fommen.
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26
SfolgcnbeS tag«, nwr bcr 20. SRonatStag Julii, $abe mid) mtt
»orgebad&ten ©eaeugen na&er bcr 9toben>id& erfüget unb bafclbft in
2fogenfdjeht unb babet eingenommener Ihmbfd&aft befunben bcr Bürger
erlittenen ©d&aben, mafeen fic bcnfclben angeben; unb erftlidfr bic
SBittibe ipiatfuejjefd&e an tyren ©ebäuen 1500 $$.; £crman ©djmade*
pepfer an feiner 2Bo$mmg 60 2$.; 3o$ann ©ommer an feinen ©c?
bauen, Äom unb anbemt SBorrat 2000 2$.; £erman ftartelmepcr
an feinen ©ebäuen, föramwaren unb ftorn 2000 2$.; f. 3o$an
©tormerS 2üdjterl>au3 700 2$. ; 3o$an fteutter an feinen ijimmern,
äorn unb Vorrat tat £aufe 2000 2$. verloren; f. 3ofym tebbt*
meper an Zimmern unb SBorrat 1500 2$.; 5Jranfc Cö&ningS ättutter
an allem verloren 1200 2$.; #err Slnton gürftenau an feinen oer*
fdtfebenen anfeljnlidjen ©ebäuen, englifdjen 2üd)e, £orn unb anberm
Vorrat oerloren 5000 2$.; Gorbt dürften 1400 2$.; Slbrian ftiiu
telcn 1600 2$.; 3o^an Srafee 1000 2$.; Soft SBogelman 600 2$.;
Soljan $Bo6 an feinen ©ebäuen unb Dielen ÄaufmanSroaren perloren
3500 2J.; tfeinri* im 2Btncfet 800 2$.; ©ert ÄramerS antecessor
©üman 700 2$.; SBicfbolb £arbeman 2000 2$.; ©orbt SRieftrate
an feinen breien ©ebäuben verloren 1500 2$.; £etnridj geurborn
2000 2$.; bie ftaberok&er Äird&e neben ber Äüftcreri leiber neben ber
anfefcentlidjen ©pifce bis uf bie blogen ©eroölber gana abgebrannt,
melier ©d&abe nidjt mit 10000 2$. erfefcet roerben fatm; baS bas
nädtft gelegenes ©tabtt$or, baS $)etd&tljor genannt, neben bem $Pferfe
unb 2öad)t$aufe unb anberer aur SSeftc geljörenbe ©ebäu eingeäfdjert,
roclt&er «Schabe bann mit 3000 2$. nidfrt nriebev emaurtd&ten, mafcen
ban felbigeS roegen ber ©tobt obliegenben SBcfd&rocr unb Dfytoermus
gen^eit annodfj uf heutigen £ag nit roieber in bäulid) 2Befen gebracht
werben fann; 3o!>an ßommer 600 2$.; £etnrid& Sßunge, ein Gramer,
1500 2$.; (SaSper ©grober 700 2$.; f. (Sorbt geurbomS SBittib
600 2$.; f. tfeinrict ©tetnmeperS ®rben 2000 2$.; f. £ermen <§bb&
meperS ©iben 1800 2$. ; f. Sod&im äBfotbroefö beebe Käufer 800 2$.;
(Sorb £olbtgräoe 1500 2$.; tfehtrid) ©ülbener 1000 2$.; So^anneS
Sßröbfi, ein ftramer unb £anbel$man 3000 2$.; 3o$an oon Duern;
Seimb 200 2$.; ©fcriftopf geurborn 1000 2$.; 23neS £0$ 900 2$.;
2B. SBoHmerfd&e 600 2$.; $aoib ßöfoung 900 2$.; ftolef 2Bifcraan
500. 2$.; %of)an 2:imcn 600 2$.; geraten Sßortman an ©ebäuen,
2Bollcn unb anberm Vorrat 2000 2$.; Gorbt Äupferfd&miebt
400 2$.; Hermen ©raoe 200 2$.; ©tattuS 2Bortman 500 2$.;
Jasper ^öoener 400 £&.; granft SBrunmg 150 2$.; 2^eop^el
^olbtgräoe 1000 2$.; beS ©c^arfri^terS 2Bo^nung unb bar$u ge^o-
renber 3»cnö^ «ttb 2:^urmb jur ©tabtoefte gehörig: biefer ©djabe
tonn nic^t mit 1500 2$. nrieber eingerichtet »erben; %of)an ©c$eper£
beebe Käufer 600 2^.; £ehttf<$ ^urrelbrincf 600 2^.; gJctcr 9foipe
100 2$.; fflönnel 700 2*.; ber fcufcbtdfer 300 2^.; 2Btttib Äöftcr^
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27
fd&e 200 2fr; ©tetnpförtner 300 2fr; (Srnfi ©cnrum 600 2fr;
<Puloerma<fer 200 2fr; SaSpcr »öcfer 200 2fr.
golgenbs tag3, mar ber 21, Julii, bin weiter be3 morgend
mit vorgebauten beeben ©eaeugen auSgangen, um bie ©<&aben in
Bugenfdjeht au nehmen unb ber Bürger 2foöfage, fo fie auf i$r ©es
totffen getfym, ju protocoßhm $)erobe$uf barnt ein folgenbe§ ufc
genomen unb erftli<$ f. Soft SBöcferS 2Bittiben befragt, gab tyren
©d&aben an uf 150 2fr; (Sorbt SBöWer 250 2$.; öerenbt »ubbe
400 2$.; 3<>$an ffiid&ter 400 2fr; Soft «rhttfman 100 2$.; 3<>*
f>an ftae 450 2$.; Sofan ftemmert 500 2fr; £einrid& £owt!>o
2500 2fr; ©erenbt ©gröber 800 2$.; Sofrm 2Btbtbro<f ber jünger
300 2fr; £etnrid& Äeue 350 2fr; fiulef tfurrelbrindf 900 2fr;
<£orbt Äreufceberg 700 2$.; (SaSpar tfaefman 800 2%.; ßlebrad&t
9tof#enbufd& 900 2fr; £einrt* ©raffarenbt 1000 2fr; ßulef ftltn*
genberg 3000 2fr; ßübedfe SButff 700 25,; $einrid& formen 400 2fr;
303. Äofterftfe 600 2fr; (Sorbt tfurrctbrtncf 900 2fr; SB. f. fiubolf
3feurbom3 1800 2fr; Jürgen Ärubup 700 2$.; 2oratie3 Jörhufc
mannS beebe Käufer 800 2fr; 3o§an »arenljolfc 2000 2*.; Soft
Seaman 300 2$.; 2ämtie3 Äorbing 1500 2fr; 3o$an ©grober
800 2$.; $erman 2*ebben (Srben 900 2fr; <5lau3 SörenedP 800 2fr
fiueefe »eerman 800 2fr; SBiUem atteger 150 2fr; (Sorbt 2>ete*
bing 300 2fr; <£orbt ©iefmon 300 2*.; ©ert fterateefer 300 2fr
Simon 93abe 1000 2fr; 3o^on ©erbenevS beebe £äufer 800 2fr
Sofrm Utföoff 300 2fr; Soft tfeefman 150 2$.; SB. $ungefd&e
500 2$. ; JtetttorS #of mit bem fleinen #aufe unb Dielen jammern
wirb angefdjlagen ad 3000 2fr, o$nc roa§ frembben abelidjen $ers
fönen, fo ifcen Vorrat oenDafcrlidj barin gehabt, oerbronnen;
f. Äupferfd&mibtö (Srben 100 2fr; f. Sofcan ftruroel« brei flehte
Käufer 300 2$.; f. tferman Plattfußes brei fleine Käufer 300 2fr;
£erman (gbbemeper 300 2fr; 3o$an 9fonbertng$aufen 300 2fr;
3>reifc SWeiercorbt 1500 2*.; Sofom £effe 300 2fr; Gggert Me
200 2$.; ftriebrt* 9töcfclman 100 2fr; tfefnrtdj »uermeger 400 2fr;
©eoefotten £of wirb angefangen ad 500 2fr; Sbfrm 2lf$ler 400 2fr;
Soft ©rot&ufj 200 2fr; f. tfermen (Sngelfing 600 2fr; £einridj
engelfing 400 2fr; £einri# ftöttger 400 2fr; f. Engelbert mtttb
bergeS (Srben 1000 2fr; Gorbt Äupferfdjmiebt 200 2fr; ©ert Beer*
man 1000 2fr; f. tferrn ßemridj gfeuftcfenä (Sxbtn 1000 2fr; 3o$an
to ©Osten 200 2fr ; f. 3org 3*nfcen &<m& 800 2fr ; Wl 2Ri*eI
2:ieß 2000 2fr; 3o^an ÜWötter 400 2fr; 3o$an »uf* 400 2fr
3acob 95are4oI| 900 2fr; 3o$an (Sri* »er*man 2500 2^.
Surfen ©ottman 200 2$.; ^elrni* Bernau 700 2$.; 3onaS 2War:
cu$ 300 2$.; 3o^an »artf^aufen 600 2fr
$>iefer @*abe ift uf ber dlobtmiä) an ber ganjen @tehtftra§en,
£öber^, @*euem unb anbern fleinen (Straften gef*e^en, unb ift bie
ganae Mobemi* aufter^ott weniger Käufer, leiber leiber gana einge^
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äfd&ert roorben ; unb mirb bcr uf bet 3rret$ett bei bicfcm Unglücf crs
tittcncr ©djabe nit eingerechnet, meld&en 3. tfod&m. unb @n. burd&
ein abfonberlidfj «Snftrument *) aufaeid&nen laffen, bcr bann aud? mit
oielen taufcnb 2$. ntd&t mieber au erfeftetu
33on barab mir un§ nadtjer bcr 9Künd&eftra&e erhoben, maretn
befunben, bafj in anno 1640 uf trium regura cht 8ranb oon gotte
lofen 93uben angelagt, welker ©d&abc bann burdj ©otteS gnabtge
£ülfe balb gerettet, alfo bafj nur brei SBürgerljänfer barin aufgangen,
weicher ©d&abe bann fiefc etman uf 1500 2$. betragen müd&te*
SßeiterS fcaben mir uns nad&er ber 93ädferftra&e erhoben, mo*
felbft leiber sunt drittenmal in anno 1640 im Aprili ein fteuer,
fo burdfr oorgebrad&tc oerameifelte Shiben angelagt (bie bann &ertta?
d&er audfr t§ren moDloerbienten £o$n beSmegen befommen), auSfonts
men, marin fünf oorneljmer 93ürger Käufer unb beren 3immer audj
aufgangen, unb berietet ber eint gorltö SRorfcel bafe er bei bem
33ranbe über 2000 2$, wert oerloren ; ber anber Slbolf Sarremepcr
fd&äfcet feinen ©djaben ad 1500 £§.; ©onrobt £arfc 1000 23m
Slrenbt 2$urn 800 2&; £einrtc$ ©iefe 500 2$,
SßeiterS fytbe id& ber 3fa>tartu8 mid& unterm 23. Julii mit vox*
beschriebenen ©ejeugen au benen bürgern, meldjen in anno 1635
ber grofce Sranbfd&obe uf ber 2Befer, marein fte UjreS ßhmemanbeS
quett morben, jugeftofeen, oerfüget, biefelbe gleid&ermetfe uf iljr ©c*
miffen befraget, bie bann bei magren SBorten auSgefaget, mie folget
(Srftlid) 3o^an £immerman angeben 4000 £$.; 2:otmie§ S)etering
2400 2$.; ßulef aur aflü^en 1000 2$-, Jürgen ©d&lipftebt 1300 2&;
Gilbert «Rottmon 1000 2&; ffiamer ^öppelman 2000 2$.; granfc
Sarttyaufen 300 2$.; £ermcm ättüller 200 2$.; 2*t>e6 SBelbman
300 2$.; 2fc ©tocfbeid&fc&e 1000 2&
SBeiter fjaben mir (Srfunbigung angelagt unb in ber !Mad&fragc
bei ben trafiquirenben $erforbifd&en ^Bürgern, als 2Banbfdjneibcrn,
Kräutern unb Dörfern befunben, bafe ibnen in anno 1638, mie bie
©tabt gtoberborn uf $$Uippi<Jafobi $la$t oon ben Reffen Golfern
erftiegen unb auSgeplünbert, fte inSgefampt, mie fte fold&eS uf t$r
©emiffen mo§l beponieren fönnten, über a^anaigtaufenb 2$, ©d&aben
gelitten.
Summa summarum be§ ganaen erlittenen ©d)aben§ betraget
ficö ad Ijunbert neunaig ad&t taufenb ameüjunbert unb a$en 2#aler. • . .
©o befinben fid) oud) bie etngeäfd&erte ^auöftatten, ©Ott fei eä ge
flagt, aud& gröfjten teils müfte unb o$ngebauet. . . .
Sig. Notarii.
^erman ©d^maefepepfer, Sftotar*
s ) eö fonnte ntd^t ermittelt werben.
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29
Beilage 3.
8er$eid}ttn£ cfcltdjer fonberbarer ocbeitftnürbtger 3uffttte, fo ftdj ttt
biefent Secnfo nnb jtoar fieber 1609 in nnb mit ber ©tobt $erforb
begeben nnb angetragen.
StsIL fünfter Mss. VII. 3326 a.
„Ao. 1638, adjt Sage oor ©. .^acobttag ift cht groß 2Better
entftanben, unb ber £ljurmb an ©. 3>afob$firdjcn uf ber SKaberoid)
burd) ehien erfdjrecflidjen 2)onnerfd)lag an feinem Söebecf unb ©djieber^
fteinen rings Ijerumb gefdjelet unb febr befd)äbigt, gleic&moljl alfo, bag
o§ne greurönot abgangen unb feine (Sntjünbung barauf erfolgt.
Sfn felbigen 1638. Safyxt, am £ag ©♦ Safobi (Quli 25.), gegen
Stbenb aroifd&en adjt unb neun Uljren, rft eine große geuerSbrunft in
ber ©tabt £erforben entftanben unb baS jeuer in £erman jum Styabtn
©Neunen auSf ommen, unb gmar uffr Sfteuenftabt oiele oerfdjiebene £äus
fer, al§ an unb umb ben üfteuenftäbter $ird$of, in ber £amelingftraße
unb fonberlidj ber SReuftäbter Ätrdjen ju ©. ,3o§anni§ feljr fd)ön erbaute
©ptfcen, moran fidj ein ftücf brennenb ©peef gefefct, fo feljr rooljl märe
ju löfdjen geroefen, man nur ber ©d&recf, fo bei abenbaeitigen geuerS-
brunft in ben ßeuten, fonberlidj audj ba mie vorgeben efctidje fieitern
aus bem 2$urmb genommen gemefen, es nidjt oerljinbert, gang eins
geäfd&ert, bie barin bangenbe brei fd&öne ©locfen ganj oerfdjmolaen,
93on ba baS geur ftd) meiter ausgebreitet unb auf ber SUtftabt umb
bie SOtftäbter Äird&e, an 3. f. ®ru Sßeinfetter, item abteilten
33ormerf unb enblidj aud) ber Jftaberoicfc erreicht, ba es benn fcljr
graufamb geljaufet, alfo baß bie juoor oon bem SBetter abgebetfte
©. SafobSfirdje an tyrem überblieben ^oljbebecf, and) fonften m
roenbig gleich bero uffr SIReuenftabt, gufambt ber ganaen SRaberoidj
außerhalb menig Käufer leiber in fed)S ©tunben ganj in bie Slfdje
gelegt nnb ein überaus groß Jammer unb (Slenb in ber ©tobt £erfors
ben bie *Rad)t über gefeljn unb gebort morben. ©ott motte fte fortan
für foldjer großen ©träfe gnäbig bemaljren, unfere bergen rüljren,
baß mirS erfennen unb ^erjlic^e 2htße tfjun mögen. ÜRan (jat nie^
tnalS erfahren fönnen, mober biefe große erfd&recfltdje Sfrunft ent*
ftanben ober oerurfadjet, fonft fein über bie 300 Käufer an geuer*
ftätten barin, anbere gebäube ntdjt mitgerechnet, eingeäfdjert morben,"
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II.
©tabtifdjeS nnb lättblt^c« Saumefen
in SKtwcftfalcn.
3. 9. Stortyoff-
SBiQ man ba$ glorreiche Jhinftleben be$ 9ßtttelalterS
unb ber JRenaiffance in ©eutfdjlanb beurteilen, beren
©d>öpfungen richtig toerfleljen, beren $errli<$feiten audj
mit bem (Semüte erfaffen, ba mufj bie moberne SBrifle ber
ffunftanfäauung fattem StefHjetifdje 1 ) Sfntoeifungen, Icljr«
Ijafte «tabemien, tfjeorettfdje Spulen, 2 ) Saupläne, eine
©onberung ber JMhtfte, ober gar brei (^ö^ere) Äünfte
gegenüber geroerblidjen, eine Scheibe jttufäien Äfinftlern
unb $anbtoerfern gab eä enttoeber gar nid>t ober bod) in
anberer Buffajfung unb Uebung wie tyuit.
*) „2>ie fpetulartoe Äeftyettt, bie üo^ugÄwcifc gepflegt nrirb, tft für
bie SÖilbenben unb Sauenben faft ebenfo unfruchtbar, wie für bie 93e-
fdjauenben fdfjäblid). (£8 fetyt biefer Heftljetif an fonfretem 33erftänbnifj
beö ©d)önen . . / (£in $Did)ter unb ßunftfenner bei ©. ©emper, JDer
Stil, (1860) I. S. XIX. 3m 18. Sa^unbert erft arbeitete fid& bei
un$ ber mmben$afte begriff „Äunft" $erau$. S3gi. ©rtmnT* ffiörter-
bud) V, 2681.
•) The art schools of the Middle Ages were such in the truest
sense. Nothing akin to modern academic methods existed in these
schools. They were strictly schools of practice, where the novice
learned his art by taking part ... Ch. H. Moore, Development
<fe Charakter of gothic Architecture 1890 p. 282.
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31
aSoücnbö trifft biefc fieljre ju Jjinfidjtlidj bcr mannig*
faltigen Jhmftfd&öpfungen, bic n?ic perlen ben JRuljmeä*
franj jieren, ben fid) baä einft fo auägebefinte SBeftfalcn*
lanb in bcr (£ulturgefd)id)te errungen fyat $n ber ©olb*
unb ffiifenfd&miebe, in ber ©d&nifcerei Don f)oIj unb ©tein,
in ber SWalerei gleidjnrie in ber SBaufunft Ijat e$ Sßerfe
gejeitigt, bie fid) cnüoeber ben frü^eften ober bod> ben
fdjönften üon Deutfd^Ianb einreiben; bcö^atb maren toeft*
fälifdje (Erjeugniffe ober JJünftler aud) öielfacfy jenfeitä
ber fianbeögrenjen gefugt unb geehrt. ®a$ Styriftentum
traf in SBeftfalen als SJermäd&tniffe beS $eibentumS motyl
eine ^ierfdjnifceret unb SÄalerei, ©olb* ©ifenfd&miebe unb
SBronjegufj, ©laäfabrifation, SBeberei unb ©tiderei 1 ) u. Ä.,
— aber 2tfle$ nodf) fo urforünglidf), toenn nid^t in ber
jEedfonif fo bodj in ber gform, bafc es burdfoauä ber 93er*
ebelung beburfte. ipöd&ftenS genügte ber #oIjbau mit
feinen 3i ert)c K unb ftarben »eitern Änfprüdjen.
83a« bie fyöljern Äünfte, SBilbnerei unb SWalerei, anbe*
langt, mußte ebenfo auf grünem SRafen angefangen werben,
nrie im ©teinbau. ffiar aud) eine gennffe 9Wauerted)nif
bem #eibentume nicfyt fremb, 2 ) ber eine ober anbere
ÜRauermann toieber ju bertoenben, — ein ©teinbau, ber
aud& nur befdjeibenen Änfprüdjen jufagte, toar oollftänbig
ntVL ins Seben ju rufen.
®a$ ift nad) ben ^eugniffen ber alten SBaubenfmäler
unb ©Triften gefdfjeljen, unb jtoar in fo funbamentaler
Anlage unb flarer ©ntmicfelung, baß ber l)ieftge Äunftbau
ber fjril^icit, toa$ bie JluSgeftaltung ber SBerfe unb
namentlich toaä baä SBefteUen ber Sauleute betrifft, einen
iy yW. 2öa<!ernagel, Giemen ©«^riften (1972) I, 38 ff. Horb*
Ijoff im (Sorrefpotibena-SBtatt für Stntljropologtc, (Senologie unb Urge-
nte 1890 6. 105 ff.
*) SR. in ben Bonner 3aljrlmd)ern bei öereinö non SntertljumS-
freunben im atyeinlanbe (1899) $. 104, 129 f.
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32
©piegel abgeben fann für bie parallele Hrd&iteftur anberer
fianbfd&aften. Qutxft festen bie ©rofjflöfier, 1 ) namens
lid) Coröei 2 ) (unb Sffen), 8 ) bann nadj ber ffienbe be£
ftatyrtaufenb* bie Domftifter, öorab *ßaberborn 4 ) (unter
Sifdjof 2Weinwerf 1009-1036) «He« baran, um Ujren
Äirdfcen unb ÄapeHen, *ßortifen, Äreujgängen, unb tote bie
oft weitläufigen Sauten afle gießen, eine <£inridf>tung unb
Ausstattung ju geben, bie ebenfo ben fird&lid&en Sebürf*
niffen, ben liturgtfdjen .ßwedfen, wie ben gorberungen ber
©d&önl>eit entfpradj — Äffe« weit Ijinweg über ba«, was
ba$ f)eibentum befafj ober toermod&te. ©ie befdjafften,
äf)nltd) wie fpäter bie £aien*33auf)erren, bie SBaumittel
unb SWaterialien, fie beftimmten bie ©ruppierung ber ©e*
fammtanlage, bie ©eftalt, 9Kaaf$e unb Sierarten ber
Steile, unb wa« anfangs gerabe eine Jpauptforge war,
fie wußten bie fähigen unb brauchbaren Gräfte gu gewinnen.
Siegen fidf> bie Jjeimifdjen ffiertleute al$ Arbeiter,
Steinbrecher ober gar als SKaurer anpeilen, fo waren
bodf> mit ben üornetymern ffirdfjengeftalten 5 ) unb ©dOmudE*
mittein bie etgentltd&en Äünftler ber Sonftruction unb
©teintyauerei noc% langest, fall« fidj nid&t gerabe SBanber*
l ) Sereinaelt forgte audj auf bem £anbe (£erafelb) ein fränfifdjer
©eiftltdjer gletc^ für ben Ätrdjenbau (opere polito). @. §erolb, 3>te
taufenbjaljrige ©eföid&te beö ©eutemwefenö fcergfelb 1886 @. 46, 65.
•) ©gl. SR., ©oroct unb bie weftfälif^-fö^flfd^e gruljardjitefrur im
föepertorium für tfunfttoiffenfdjaft (1883) IX 147 ff., 196 ff., XII 372 ff.
8 ) ©. ^umann in ben »onner 3aJ)rbüdjern £. 82, 75 ff., £. 93,
89 ff.; berf. ber Söeftbau beö fünfter« au (Sffen 1890 mit Safein unb
Figuren.
4 ) ©gl. 5R. in ben Sonner 3a^rbü(^ern £. 89, 168 ff.
8 ) 33orab SBaflHfa unb Zentralbau. ©. fceljio unb @. ö. «eftolb,
$ie firdjlity »aufunft be* Slbenblanbe« 1892 I, 179. Sluf 2BeftfaTen
fommen im 11. Saljrljunbert aud) auffaHenb oiele ©puren bqjantimfdjer
Jhmfteinflüffe. ®. <Dobbert in ben ©öttingtfdjen gelehrte ^ngeigen
1890 S. 881 f.
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33
meifter metbeten, aus ben alten Jfunftlänbern (ftranfen) 1 )
©aflien, 2 ) Stalten unb gumal au« ber fiombarbei 8 ) gu
übernehmen ; burd) biefc galt es, fomo^I bie tjöfjeren SBau*
an^Qabtn gu bewältigen, als, morauf es roefentlidfo anfam,
bie fyeimifdjen ffräfte gu untermetfen unb gu faulen. —
Damit legten ftd) bte feften gunbamente gu einer Hrdji*
teftur, bie gu fdjlidjter Uebung tyie unb ba aufs fianb 4 )
unb gu funfhreidjem ^Betriebe in bie ©täbte fortnmdjerte.
©o entftanben ben (Stiftern burd^fd^uittlid^ fdjon
impofante ©ebäube unb oereingelt aud) Meinen *ßläfcen, 5 )
l ) Stuf granfen (öulba) geljt wof)l alö ältefte«? 33aubenfmal be$
Conbeö gnrütf: bie erfte tfirdje unb bie Ärnpta $u OTefrfjebc, weil in
9J?auern unb ©ewölbcn folibe, aber an ©imfen unb ©teinljauerei arm
ober bürftig, nur tljeilweife mit ßalf, fonft wie bie bortige 9Burg blog mit
&I)m gemauert. % Ärnpta unb (Stiftdfirdje gu 9ftefd)ebe in ben Bonner
3a^rbü4crn (1892) £. 93, 103 ff., £. 104, 129.
•) Mox etiam accedere jussi, quos e Galliis accersiverat fabri,
murarii et ceraentarii . . . gu @djilbefdje 939. H. Erhard, Reg.
Hist. Westfaliae I p. 125. Graeci operarii (Slmalfitaner?) 1017
für btn S3au ber SBart^olomäifapene nadj Sßaberborn berufen. Vita b.
Meinwerci c. 48.
*) % 3)ie Sombarbifdjen 93au- unb ßaufleute in flltbeutfdjlanb in
ber SlUgemetnen 3eitung 1891 29/10. Ecüage.ftr. 253. ®. Jumaitn
in ben Bonner 3aljrbüdjern 93, 106 Be^üßlidr) beä großartigen 2öeftcr)oreö
gu ©ffen.
4 ) £5nblid)er SBaufunft entfprangen öielleidjt fc$on bie fleiuen ©teilt«
firdjletn beä alten 3<tf)rtaufenb$ gu Sllmc, 93ocfelolj unb ba$ Ijödjft inert«
würbige SBaubenfmal gu «£>öoel im #r. öübing^aufen. (Sä Ijatte gwar
fdjon runbbogige genfter, aber biefe waren [er)r Hein unb r)oc^ angebracht,
bal Material fein gcrfTetnertc aber rolje ©tücfe au$ Ortögruben, ber
SRaum fdjlidjtweg mit 93alfen unb Brettern Belegt, oljne 3iwben. $)er
Söefttlwrm war fpäter angefefct, ber ßl)or urfprünglidj gewiß gerabe,
fjödjftenö mereefig oorgelcgt wie ber fpätgotf)ifd)e (5f)or oom 3ö^e 1527.
SRorbljoff, §olg» unb <§teiubau SBeftfalenö in feiner eulturgefdjid)tlidjen
unb foftematifdjen (Sntwicfelung 1873 mit tafeln @. 78, 350, 403, 97,
ogl. baf. <5. 406 bie alte flapellc 31t ^offenborf bei ^altern.
6 ) So offenbar ©obetyeün oon (5or*ei ax\$ mit bem fpätantifen
Kapital, bat g. 3. auf ben ftirdjljofämauern (!) lag. 0. ?lff eburg in ber
LVIII. 1. 3
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34
bie iljnen irgenbttrie näfjer öerbunben toaren, funftreidje
©teinfirdfoen. Qfn biefer lehrreichen 8$erfud)$jeit marb btc
SBafUifenform am erften 3)ome ju Sßaberborn fd^on mit
ffrgpta, l ) an ber ©tiftsfircfye ju Sffen (c. 873) mit einem
SJreuje, ebenfo bie SRotunbe ju Sßaberborn 2 ) (unb ffiffen)
nad) bem ftaljre 1000 auögebübet, unb trofcbem fidj ba«
<Stüiftifd>e nod) tyalb in ben übernommenen SWuftern ber
?tntife, fyalb in ben formen beö f)eimifd)en §oljbaueS
bewegte, »ererbten ftd) bod) fdjon au$ jenen üerfdjiebene
©imSbilbungen mie bie attifdje 33afe, au8 biefen ©Ke*
berungen 8 ) mie ba$ SBfirfelcapitäl unb gettnffe ©runb*
formen tute ber gerabe <£{>orfd)lu& auf bie 3ufanft. 4 ) $ a
inbeß bie ©teinarcfyiteftur im Setriebe toie in ber Auf*
nannte immer nod) örtltd), alfo ntd^t national, auftrat,
lägt ftd> fdjmerlid) fdjon, aud) bei ben frönen ©tift$n>erfen,
oon einer ©ttlfunft, etyer oon einer (frfil))romamfd)en
Saufunft reben. 6 )
(Söeftfäl.) Settfdjr. für ©efdr)id&tc unb SUtertljumefunbe 54 I, 196. Ueber
ba« Hlter ber Ätrdje H. SH). §olf d^er in ber ©eftfäl. 3ettfdjr. 89 II, 131.
! ) ... in Patherbrunna . . . beati Petri apostoli vicarius . . .
in crypta ibidem noviter construeta quoddam altare consecrans
adorandas in ea protomartyris Stephani reliquias . . . collocavit.
Vita b. Meinwerci c. 1. H. Erhard, 1. c. I Nr. 227. 9t. in ben
SBonner 3<rf)rbüd)em 89, 165.
•) «1« bebeutenbftc bie Sudborfffrdje 9JMnmerf$, »eil ber l). ©rab«
fird^e $u 3«nifalem öeräljnli(§t. Vita Meinwerci c. 120, 122. $a8 £reu$
oermutet aud) im dorüeicr ©tiftungSbau nadj beut HWufter üon (Sorbie
£. ©raf im Stepertor. f. ßunfhüiffenfdjaft XV, 108.
8 ) 93gl. ®.$uinonn, Ueber bie (Jntfteljung ber ©ürfelcapttäle unb
ben (£influ§ beö $ol$baue$ auf bk Sluäbilbung conftruetioer unb orna-
mentaler ©inael^eiten in ben Sonner Sö&rbüdjern (1889) $. 88, 173 ff.
*) tt. a. D. <&. 100 ff.
B ) Sgl. Ä. @d)naafe, ©ef<f)icf)te ber btlbenben flünfie A" IV, 339.
8. (Springer in ber 3eitförift für bübenbe Äunft VIII, 174.
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Stäbtifdjes Baiusefen.
@S war gegen @nbe beS 11. $af|rt)unbert$, als ftd)
audj bie großen Sanbfd&aften in Territorien jerfefeten unb
bie alten ©tanbe8öert)ättniffe umbilbeten, 1 ) ba fyattt bie
Saufdjule üon Soröei mit üjren feinen formen big in ben
fernen Sorben, jene Don Sßaberborn 2 ) mit fd)tid)teren aber
fyanblidjeren Stiftungen bis an ben 9 f Heberrf}ein ;t ) manche
Sßrobe beS SauaermögenS geliefert, ba& S3oH bafür ge*
toonnen unb an tycimifdjen ©reiften fo Diele jünger aufr
unb burdjgebilbet, baß bie nun auflommenben ©tftbte,
inbefj ba& fianbljanbiocrf befdjeibenere SBege fyielt, bie
©rrungenfdjaften ber ©tifter 4 ) unb üjre §anbtoer!er bie
SBauübung ber fremben 2fleifter aufnehmen fonnten.
©ie ftnb, bie einen früher bie anbern fpäter, aufge*
fommen neben einem ©rojjflofter, ©ifdjofsfifce ober einem
anbern ©tifte, neben einer $ofburg ober auf einem IanbeS*
f)errlid)en Sßlafce als bie JBrennpunfte be$ SBerfeljrS unb
*) £. ©Araber, 3)ie alten 2)t)nafteuftämme anrifdjen Seine, 2Befer
unb SMemel 1832 I, 76, 87, 161. ©. 2öaifc, $eutfdje Söerfafftmgöge*
föidjte A« V, 462 ff., ogl. ©. 403. ©tüuein SBiganb'* Slrdjio III, 127 ff.
*) (Schliefet fid) bie großartige Äreugabnalmie ber ©rterofteine c. 1115
(*gl. 8. Äifa in ben Bonner Safjrbüdfjern 94, 73 ff.) nod) an bie alte
Sßaberborner ober oerbunben -burdj bit wotjl motioirten ©cufyturen $u
©rwitte /2fbbübung bei £. g. 9Kaa$inann, ßgfternftein i. 20. 1846)
an bie aufblüfjenbe 6oefter Äunft?
8 ) 91. 3)ie SBaugenealogie ber 21bbingt)offd)en ßrnpta ju Jßaberborn
in ben SBonner Saljrbüdfjern 93, 94 ff.
4 ) 5)ie flöfterlidj«clcricale SBauübung festen t)ier woljl faum irgenbwie
bie SPrätnonftratenfer (ogl. Urf. oon 1248 in ben £iftor.'$PoIitifdjen 93lät*
tem 87, 96), et)er bie Giftercienfer (©djnaafe a. £). V, 321. 9t. in
ben JEuitft- u. ©efdj.'2)eufmälern ber Sßr. SBeftfalen II, 141 f.), fidler
einzelne Sßerfonen, wie namentlich ber SBeltgeiftlidje 93ertljolb oon 33erg
gu Sratel (g. 8. &o$ in ber SBeftföI. 3eitfdt)rift 24, 257), in neuerer
3eit namentlich S3ettelmöndt)e fort. 5R. in ber weftbeutfdt). 3eitfd)rift für
@efdt)id)te unb tfunft VIII, 220 ff.
3*
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bcr ©etoerbe, bcr Arbeit unb beS SBerbienftcS, als bie
ÜWagnete tton Änfieblern aus bcr §ttät)e unb feilte. 3 e
me^r fid) bie (Statten befcötfertcn, überkamen ifjre Sanb*
nrirtlje, ityre Äaufleute unb $anbtuerfer, waren fie nun
altanfäffig ober jugetuanbert, mc^r ©id)etf|eit für iljre
<ßcrfon, met)r fyrei^ett für iljre §autt)ierung unb iljren
SBaarenabfafe, unb fcfyliefilicfy bie SRedfyte einer ©tabt. ©o
nmrben and) itjre 93au^anbU)erfer freie SBürger unb bie
Don irrten getragene ffunft eine ftäbtifdhbürgerlidje. *)
©ie tyabeu biefelbe bann audj — unb jnmr als iljre
$aupttr&gcr — ausgeübt uodj Diele $al)rljunberte beS
2WittetalterS t)inburd) bis tief in bie SJJeujcit. £>ie ftäbtifdjen
SWeifter uoflfütjrten balb ganje Sauwerfe auf eigene Sfauft,
motten biefe and) anfangs an Stedjnif unb gorm ben
früfjern SBerfen auswärtiger SBauIeute nodf) ftdjttidj nadf)*
ftct)en. 2 ) Die [enteren jogen ab ober blieben nur für
l ) ©. u. 9ftaurer, ©efd^tc^tc bcr ©täbteöerfaffung in Steutfdjlanb
1869 I, 408 II, 481; über baö 12. SaWunbert a!S Slbf^Tufe ber etabte-
öerfaffung bof. II, 323 ff. 356. o. 33 c low, in ben ©öttingiföen gc*
Icr)rtcn «geigen 1892 6. 420.
■) Sin @t. Wlaria im (Sapitol $u $öln erfd^ten fd)on bem fdjarf«
finnigen 5*auforftr)cr 5- u. Huaft in ben SBonner Saljrbüdjcrn (1847)
X, 202 baö altere SWaucrwerf fcf)ön unb regelmäßig, \>a& fpätere Ijanb-
werfömä&ig. 3)er $ircf)tf)urm beä 1072 angelegten fllofterd ©raffdjaft
jeigt ein fräftig imb flar auSgebilbeteS Su&gcftwfc bagegen einen fo nadj-
läffigen 2lufbau, ald toenn ungefdjitfte £änbe baran fertige abgelöft
Ratten. 3n fünfter batiren bie <St. 2ftaurifctljürme mit Öifenen,
©imfen, arcabenartigen Senftem unb mit atrifdjen SPafen oljne föcfblatt
mö ber 3eit oon 1064—1084, unb bie 8ubgeriftrdje bafelbft, tueldje im
Sleufjern biö auf bie $reu$giebel fanm eine s 2lufjenbelebung tyat, ift wo^I
ljunbert Safjre jünger. S3gl. 91. in ber 2öeftbeutfdjen 3eitfdjrift für
öefd)td)te unb Äunfi 1888, ©. 324. £ierf>er gar)(eu $u fünfter ber
Unterbau beei 8amberritf)urmeö unb bie tfaugmauern beö Sftatljtyaufetf
(ugl. £. ©eieberg in ber Söeftfal. 3eitfdjrift 20, 346; 32, 20), gu
@oeft ba* alte Sßalatium (ft. in ben Bonner 3«I)rbüd)crn 67, 108) unb
bie primitiue SBaftlifa 311 9Wcimng.cn, ju Cöuabrücf bie ÜRorbfront beö
öfilidfjen ©omfrcujeö.
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furje Qtxt nod) bem einen ober anbern SBauplafce. *) Der
©teinbau faßte um 1100 immer wetteren unb gebcil)ltd)ern
3ru& im 33olfe uub im £anbwer!e, fo baß er bie Äirdjeu
unb JHüfter faft allgemein, barauf bie SBurgen, bie SRatl)*
Käufer unb mel;r unb me^r and) bie Söürgcr^äufcr ber
©täbte eroberte.
aKit ben 3fremben Jdjwinben bie antifen SWufter unb
SBilbungen, mit bem $oljbau feine formen, fofern ftdj
beibe nidjt bereits eingebürgert Ratten, mit ber verbreiterten,
nolfdtf)ümIid^en Uebung ba& SBedjfeln eben bewährter
formen jwifcfyen ben oerfdjiebenen, aud) auswärtigen SBau*
plagen. Sie ftöbtifdjen 93aulcute, fd)lid)te £anbwerfer,
waren ftd) gewifj ifyrer @d)Wäd)en wie üjreS 2Wut^eö bc*
wüßt, wenn fie uon Meinen SBerfen ju größern, oon ber
einfachen ättauerei, worin fie ju ipaufe waren, balb unb
früher, als auswärts gefdjalj, jur SBölbung 2 ) uub, inbem
fie ben örtlichen ©tein mit einem bübfamen wenn audj
entlegenen SWateriale üertaufdjten, oon ben jerfleiuerten ober
bewerften ©lüden jur Ouaberbilbung, Don ben fdjlidjten
Oformgliebern ju reichern ©imfen unb Ornamenten empor*
*) 93on ben 39aumeiftern (5ricu3 (©nricuö?) ju (Sappenberg (1122
3$. 31 gen in ber SQöcftfäl. 3eitfdjr. 46 I, 173, 187) nnb fcerenfribuö
(etwa eine ©eneration fpäter) gu Soeft füfyrt feiner einen eutfcf)ieben
rocftfälifd&en, ber erftere in ber Nebenform gar einen bauten, ber im
11. 3a W. unter ben €tctnmefcen ber öombarbei (Springer a. O. VII, 9)
oorfommt, hit fid) häufiger im ©teinc oerenrigten. gür bie 3cit nnb
Umgebung flehen an Secfmit ober ^formen als aufcerorbenrlidje Sr*
Meinungen bae Jtirdjlein gu Sbenfen, ber GJjor au Qrifd^becf unb bie
mvd)t ju 2Barienl)orft (bei £afe, üflittelolt. Saubenfm. 9Keberfarf)fenö I,
140 29 $af. 7. 9t. in SBonner Saljrbb. 90, 88) unb im ©oefter Waw
gebiete bie SBorljalle beö ©oefter 3)omeö, bit Kapelle ju Srüggelte unb
namentlich bie <&d)lofjtapefle $u $f)eba (9i. in ber ungemeinen 3ntung
1891 29/10 «Beilage*. 253 <5. 4) Ijeroor.
*) „dagegen fdjeint ee, bafj bie 2öölbung Ijier (in SBeftfalen) frülje
aufgefommen", (ödjnaafe a. £). IV, 395.
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fliegen, ©o Ijaben fie junädrft an Äirdjen, ofjne scitge*
mäße unb örtlidje Steuerungen im ©runb* wie im Slufriffe
ju freuen, ben romanifdjen ©til im £anbfd)aft$d)arafter
entwidelt unb in ben bebeutenbem ©tobten aud) t»oöftitn*
bige SBaufdjuten begrfinbet. ©ie blieben bann aud} bei*
natye bie einjigen Äünftler ber ®otljif unb ber SRenaiffance,
biß bie ©daläge unb SWacfywetyen ba& großen JhtegeS überaß,
unb ba8 {Regiment be8 fjürftbifd^ofö ®alen aud) j u
üßünfter bie werf* unb funftt^ätige SJorjcit fnidte ober
abbrad*. Unb ba längft bie red)t mit bem neuern Stieg«»
wefen eingebrungenen Saupläne 1 ) Don 3eid>nern, feiten
mefyr öon ben alten JBau* unb anbern $anbwertern felbft
ausgingen, faljen ftd) biefe me^r unb meljr auf ba« Hui*
führen befdjränft. fte weiter bann mit ber SBarodjeit *ßlan
unb Ausführung auSeinanber fielen, um fo jä^er ging e8,
jumal ba bem großen Jfriege auf bem Sanbe wie in ben
©täbten betrübte Qtittn folgten, mit bem alten ruljmbe*
bedten SBaul)anbwerfe jur SWeige. Die Verantwortung unb
nad) Umftänben bie (Sfjre einer SBauleiftung !am fortab bem
3eidjner, nid)t mefjr ber JBauftabt ober bem „üReifter"
ju ©ute. Das SBort „©teinmeft (©teinljauer)" geriet^,
fofern es einen Saumeifter ober JBilbljauer bebeutete,
aßmäftlig in 93ergeffenljeit, unb barüber gewann wieber
ber SKaurer.
l ) Sögl. g. ©djmibt in ben ÜWtttljetl. ber Ä. Ä. Gentral'ßommiffion
(1867) XII, 6 ff. „Ausgearbeitete $lane mit betaillirten 3Raa&angabeu
famtte man (früher) nidjt. 8 g. (Sarftanjen, Ulrid) oon (Snpugen
1893 @. 33, 30. ». ttlliftn in ben ©renkten 1875 IV, 181, 187.
3u 83remen, wo 1601 ein Sngenieur ati 3*id)ner oorfommt, wirb „baö
auftreten ber 2lrdjitetten . . . burd) ben öerunglücften ^örfenbau gefemt-
äcidjnet", 3- 3o<fe im SBremifdjen 3al)rbudj (1888) XIV, 143, 156,
©. «Pauli baf. XVI, 56; beaüglid) 2Beftfalen$ *gl. 31. in ben Äunft* n.
©ef<f).«$)enhncilern II, 153, 67, berf. in ber ©eftbeutfd). 3citfcfjr. VIII,
200, berf. in Sßrüferö «rdjto für firdjl. Äunft X, 35 f.
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©ewig tljeilten bic ©täbte mit bcm fianbe für bic
gangbaren Arbeiten unb Anlagen üerfdjiebene SBaufjanb*
werfer; bod) unter ben fteinern tjaben EoeSfetb, SBicIcfcIb
unb fiemgo eine ljeruorragenbe SJauübung aufjuweifen,
unb bic altern unb gt'oßen ©täbte brauten e$, meiftens
gelernt an einen frühem ffunftbetrieb Don ©tiftern, ju
förmlichen 93aufd)ulen: ^öjter, 1 ) $erforb — 2flinben,
DSnabrücf, SDiünfter — ©oeft unb Dortmunb, irietleid)t
aud) (Sffen, bie einen, wie ju erwarten, eljer ober frud)t*
barer als bie anbern. Sttur Sßaberborn, ba8 bod) in ftif=
tifdjer 3^it waljre 5£riumpf}e gefeiert, regt fid) nennenä*
wertt) erft, foweit bislang erhellt, wieber in ber SWeujeit.' 2 )
Sei ben übrigen treffen metjr ober weniger vereint bie
ütterfmale einer SBaufdjule ju: ein länger wäljrenber 33e*
ftanb oon Sauleuten, 3 ) eine oorab bem nüdjften Umfreife
befeuerte SBauübung unb Äunft, unb britten« ein befon*
bereS ^ormengepräge. 4 ) ÜDaS lefctere liegt jebocfc bisher
allein oon ben ftunftftätten ©oeft, 9Äünfter, (DSnabrüdE),
£erforb unb wieberum nur für gewiffe Sßerioben ober
') hieben bcm JUofter erwudjä bit alte (940) civitas @on>ei unb
neben beiben bie 6tabt Wörter. . . . homines, qui ad prefatum coe-
nobium et ad civitatem circa illud debent construetam confugere et
in ea operari. Urf. öon c 940 in 3öilman$ u. Sßljilipprö ftaifer«
Urtunben II 5Rr. 66. SR. im ftepertor. für ßunftw. XI, 153.
*) 33gl. ». in ber 3eirfdjrift für btlbenbc Äunfi 1881 6. 297 unb
im Journal des beaux arts 1881 9lr. 17. SDemtocJ) gelangten bie
3ttauerleute unb ©teinmefcen erft 1706 ju Privilegien. ©taatö<2lrd)iü
fünfter, *ßaberborner ©eljeim. dlatf) 86.
*) 2)ie @oe8f eiber unb einige 9ftünfteri[d)e ftnb fdjon angeführt öon
». in ber SBeftbeutfdjen 3eitfdjrift 1892 ©. 180 f. unb in ber SGßeftfäl.
3eitfär. 56 I, 125 ff.
4 ) 2)amad) ergeben ftd) m'eHeidjt in beftimmten gotbifdjen ©tiljierben,
bie oon £ippftabt biö ®üter$lolj auftauten, Sln^eic^en einer befdjräuften
©auübung für Gippftabt, t>a$ botf) ben bilbfamen grünen Qflergelfanbftein
nid^t weiter ^attc, alä ©oeft.
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40
Saugruppen befttnimt fcor. $offentlid) läßt e$ fid) uodj
weiter Hären — ob anij besüglid) ber Keinem Stoufdjulcn,
baS ftet)t ber $ututtft anleint; benn e$ würben in ber
SRenaiffance bie alten Saureüiere burdj allcr^anb ©iuflfiffe
uon außen mefjr ober weniger berührt unb \va$ bie Sit*
werfe beS SDftttelalterS anbelangt, finb fdjon efjebem unb
befonberS Iefet^in gar iriele l)iugefunfen, unb bodj enthalten
bie Denfmäter faft aHein bie MutjaltSpunfte jur SJeant*
wortung ber wichtigen RraQt.
$öie fd)on angebeutet betrat ber SBaumeifter ben Sau*
plafc nidjt wie ein „SJünftler", fonbern wie ein $aub*
Werfer, fein StuSgang war unb ber Sern feiner Arbeit
blieb ba« üttauern, unb baneben ^anb^abte er je nad) ben
Aufträgen ober 3eiten wot)l noct> aU Zimmermann ba$
Seil, als ©teinmefe ben 3Äeißet.
Der $of jbau wid) jwar immer metjr bem ©teiubau,
er behauptete inbeß nodj öielfact) bie 2Bof}nungen ber
ÜDienft* unb fiefyensteute, bie ftofjen 33firgerl)äufer, bie
meiften Sanbfapeflen unb ooflftänbig bie ©auernljäufer;
gerabe auf bem fiaube unb in ben Sanbftäbtd&en befjarrte
er fo feft bei feinem oft urttjümlidjen gormenfcfyafee, baß
er jenem f}öd)ften$ in ber SWeujeit baS eine ober anbere
Profil x ) entließen Ijat. Xief in« gange Sauwefen einge*
wurjelt, mit ber ©djnifcerei unb *ßolt)ct>romie eine ftreube
beS SJolfeS, behielt er nod) bebeutenben Anteil an ben
fteiuernen SSurgen, an SRitter* unb 93ürgert)äufent bis auf
uttfere Qtit; namentlich räumte tym bie SRenaiffancc nod)
größere ober Heinere SBanbpartien an ben ©djlöffcru ein,
S. 93. an ben Käufern 9Sorl)elm, ShücfljauS bei Mfoerg;
firdjen, SHifeling (1612) bei «ppetyülfcn, Solbecf (üormals)
unb SBiSbedE bei Dülmen.
l ) W. in äBeftermamt* Sttuftrirtcn aNoitatetyeften 1895, 3)iat-$eft
©. 238, 243 f.
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41
$m Sirdjenbau fpielten SBalfen* unb ©parrenrocr!
langefjin eine bebeutcube unb ba$ erftere jugleid) eine
fdjmucfüofle SMe 1 ) unb aud) nad) ber Ginfüljruug ber
©cttjölbe hielten fidf) beibe in Dielen toenngleid) fleinern
©otteSljttufern jufammen; ju 3B3eflbergen ftnb gar bie
Sangmauern t^eiltvetfe in gadjtoerf aufgebt unb it)re
Dftttjeile mit ben f [einen, tjot)cn ^cnftern fetyr alt; 2 ) bie
©fluiden be£ SBefttfjurmeS tteifen mit ben quer jur
SKaucr gefteßten Kämpfern, bie attifdjen SBafen, tooüon
ber obere SBulft fdjnmd), Der untere ftarf unb fugeiförmig
anfdjtüillt, unb baran bie Meinen faft aufredeten Scffnöfl*
d)en auf eine 93aujeit, bie nod) in« 11. Qa^unbert ljin*
abreißen fann. üWan follte bod) meinen, ba{$ bei folgen
©ebäuben minbeftenS für baS ben SJfauern eingefdjaltete
3fad)h)erf nidjt eigen« ber Zimmermann beftellt fei, fonbern
baß es bie ©adje be8 ©teinbaumeifterS tuar. 3 )
Der carpentarius, ber baS 3immern, 4 ) Söagenmadjen
unb bie (®rob*) Schreinerei betrieb, fpäter aud) bem ©tein-
l ) SBeifpiclc im SRepertorium für Äitnfttoiffcnfd^nft XI, 162, ogl. and)
^. 8e5felbt, 3)ie ^oläbawtunft 1880 ®. 103.
*) (Sbenfo bie aufjen ber SGorbfeitc eingelaffenen Sculpturen nad)
^DarfteUung unb Slrbeit.
8 ) 3" getroffen ÜRauera fanben ftc$ «frolaftücfe unb gewifj nidjt blojj
Sinterbalfen (ogl. D. »Piper, «urgenfunbe 1895 6. 167, 171) »erbaut
unb in §aflenfirdjen griffen woljl gar einzelne ^ol^riegel in bie (5on-
ftruetion. (So ging unb 3»ar, wie Sedjnifer fidj äußerten, um bie freien
©tu Jen im »ÜÖiberftaube gegen bie (breiten) flftirtelgewölbe $u beftärfen,
in ber 8iebfvauen!ird)e gu fünfter (h\6 1859) ljod) oben ein blofj be»
Ijauener ^ol^rtegcl einmal in ber Öängäridjtung beä ©aue* oon ©äulc 31t
Säule, fobaun in ber duerrid^tung Don jeber @äulc gur Slufjemnancr,
gerabe wie bie Sifenftangen einiger (Scfylofjfjallen. $lufjerbeut waren öou
alterö I)er monumentale ©ebäube mit Sßfäfjlen ju funbamentiren (pilotiren)
33eifoiele in Bonner 3aljrbüd)er 90, 98 u. in £>*nabr. aflittfjeilL II, 21.
4 ) 9Radj einer Urfunbe öon 1384 M $. u. @. ©ubenborf , Beiträge
hux ©efd&idjte M Sanbe* Dflnabrütf 1840 ©. 140.
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42
mefcen (Beruft* unb fieljrbogen errichtete, 1 ) galt früher
fd)Ied&tl)in für einen Saumeifter 2 ) (aud& in ©tein) 3 ), genug
tveil langeljm faft alle, unb tuäljrenb beS ©teinbaucS uod)
Diele ©ebftube ober SBautljeile feiner (jarrten. SBie ber
timmer 4 ) ober bie timmeringhe no<& Ijäufig genug einen
©teinbau bejeid^net, fann biefer, fofern e« eine fd&lidjte
unb fonft freie Hrbeit war, nodf) lange ebeufo auf einen
Zimmermann wie auf einen anbern JBaumeifter jurücf*
geljen; im ©anjen griffen bocfc überall ®en>erbe, bie
namentlich im üWateriale einanber nalje ftanben, me^r ober
weniger in einanber über.
«IS ficfe einft JBifdjof aKeimoert ju ^aberborn für
feine großen SBauunterneljmungen nad) ©ertleutcn umfalj,
erfd^ien üor it>m, roo e« bem Dombaue galt, ein unbe*
tauuter üßann ) unb erbot feine Dienfte als SBaurer
l ) 6t Ueiffel, 93aua,efd)id)te bcr tftrdje beö Ijl. Sictor $u Xanten
1883 <S. 134.
*) 6. 33 runner, Äunftßcnoffcn bcr ifloftergefle 1863 I, 60.
8 ) Helfridus caementarius sive carpentarius c. 995 in (Sambran.
— Dietmar (11. 3al)rl).) mit Sefeleel üerglidjen aU magister latho-
morum et carpentareorum bei €>nringer a. D. VII, 36.
4 ) do men de kerektymer wygede (1517 $u ®üteröIol). Sß. (Eid'
Ijoff in ber Söeftfäl. 3eitfdr)rift 47 II, 95); tymmer unde bowe ber
flatljarinentfrdje ju Dänabrütf bei #. Seit mann in ben £>$nabr. üftit-
tfjeil. XIV, 218, 145, 146 9L
6 ) . . . quidam vir incognitus . . ., quem episcopo, quam sciret
servitii artem, percontante: et caeraentarium et carpentarium
se profitetur. Et mox ab episcopo clavum tunc fortuitu Hgnis com-
pingendis necessarium facere jubetur. Quo celeri velocitate . . . facto
decenter et convenienter, cooperaturus operantibus apponitur, artis-
que suae scientia probatus et approbatus omni experientia ab
episcopo omni operi praeponitur. Quo non multo post mortuo, ad-
venam suum episcopus digno sepulturae commendavit officio, fieri
maudans ei in crypta . . . monumentum, ponens ad caput eius
trullam ejus et malleum. Vita Meinworci c. 17. — SDennod)
fal)en ftd) fjifr bie flüuftlet mit ben £ofe$bienern jufammengeworfen.
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43
unb 3t m merman; ^ cr jg^ ^ ^j c g i^ n e i ncn $oljnagel,
bcr gerate jur äkrbinbung bev JBalfen erforberlidj tvax,
anfertigen, unb nadjbem er ftdj biefev Sßrobe fd^neQ unb
gefdjicft entlebigt Ijatte, würbe er ben Sauleuten eingereiht,
unb ba er fonft feine Sfunft Ijintänglid) betätigte, tourbe er
fogar Seher bes ganjen Dombaue« unb jnmr ju foldjer
ßufrieben^eit bes SBaufjerrn, baß biefer iljm nad) feinem
lobe ein ©rabmal in ber flrtjpta bereitete unb mit Äefle
unb Jammer fcfymücfte.
Unb nrie im ©eleife §erfömmlid)er SBedjfelfeitigfeit
treffen fpäter in ©täbten, wo man es junädtft auf gen>öt)n*
lidje Sauarbeit abfaty, 3immerleutc unb SWaurer (©tein*
fyauer) aud) in berfelben ®ilbe ättfammen, fo ju Eorbad)
(1443) *) unb öermutlid) ju Dorften (1466). #ier Ratten
ein 3^ mn,crmatln un & c * n SWcwermeifter unter Äufftdjt
be$ SRatt)e$ Don innen unb außen bie ©tabt ju umgeben
und beseyen endrechtliche 2 ) unsser porten, toren, broch-
frede, muren, Straten, wege, welle, gravene und staidtz
bruggen, up dat dat myt der minnesten kost gebettert
werde. Den $auptbeftanbtf)eil biefer ©übe matten aber
gewiß nad) altem ÄuSbrucfe die an holte pleget to
arbeyden. 3 )
(Meinwercus) areas autem versus oeeidentem ex utraque parte
Patherae contiguas diversis curiae servitoribus et artifieibus
. . . deputavit. Vita Meinwerci c. 33.
l ) 3m fdbenSa^re audj $u Äöln. &@nnen, ©efdjtd&te ber ©tabt
£öln 1869 III, 990.
*) (Sin gjeid&eö 3ufammemmrfen Beiber 1681 befjufö iöenrtfjeiluna,
eines &ird)tf)urmeö $u (5oe8feIb. Songtnnö, Öüfjrer burdj baö TOinfter*
lonb 1896 ©. 162.
3 ) @. ©trotfötter, <Da$ ehemalige ©ilberocfen ber @tabt <Dorften
1895 (?) 6. 118, 60 W. 3. 3« ßrafan vereinte 1512 eine Fraternität
carpentarii, muratores, lapieidae. Urf. in ben Sftittljeil. ber $. $ f
<5entral»(Som. IV, 77.
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Dafe bcr SWauermeifter nidjt überall, wenn es be&or*
jugten Anlagen galt, in ben ©teinmefeen aufgegangen loar,
legten audj bie ©Triften, $n Cremen, wo ber Sacfftein
baS #auptmaterial mar, gebot ber üttaurer, aücrbings
unter Seitung uon 9tatl)$l)erren, über ben ganjen 93au, l )
beftimmte (t405) in ben ©ruben bie ©teine für (Sin*
faffungen unb fjeinglieber, meißelte aud) mit einem Stinft*
genojfen nad) SJorlagen Profile unb üRaaßmerfe 2 ) unb gab
ben etwa fyinjugejogenen ©teinmefcen bafür bie SWaafje,
bod) feine SKufter unb ©injelljeiten an. S(m ©djlofjbaue
ju galteuberg im Sippifdjen 3 ) werben 1460 neben Arbeitern
unb ©teinbredjern nur SKaucrleute, 4 ) alfo leine ©teim
mefccn, angetroffen, unb jene oerbanben gegenfeit« ju
Xanten, wo fte ben SBaufyerren bamit einen ©efallen
erweifen fonnten, ben 5Tuff* unb 3iegelbau mit bem §au=
peinbau. $ier bejogen fogar bie SDiaurer am Äirdjenbau
öon 1368 bi$ in« 16. $at)rl)uubert Ijityere £öt)ne, als
bie ©teinmefeeu unb tjier eröffnete aud& ber talentvolle
©isbert mm Äranenburg 1406-1438 mit 9Jiauerarbeiten
feine Äünftlerba^n. 5 ) Der große ©dtfoßbaumcifter Üaurenj
l ) «Pauli a. a. O. XVI, 53, 55 ff.
*) 2). SR. (5I)m(f u. $. %. (Sdjumadjer im bremifd)eu Safrbudje
(1865) II, 415, 365, 392, 413, 414, 420, 424, 428.
3 ) 91* ber SPifdjof Otto tum fünfter um 1398 royt synen bever-
hoede bafnjj uub ben arbeiten am 3?et>era,erner @;rf)Ioffe ^ufa^ r würbe
oon iljm ber murinester Hane mit ben Söorten ai'ßcfpornt: Hane,
mester! kreye my dynen gesellen wal tho, dat myek dat werck reide
werde. @cfdj..Duenen M $ie$um<l fünfter I, 163.
4 ) Öippiföe SKegeften III 9tr. 2235. 9Rit timmern, rauren unb
anberm SBerf machte fid) nod) Gheert Holle (f 1545) im Älofter Weftnf
in fünfter oerbient (fünfter. ©cfdj.-Quett. II, 438 f., 441). 1587
befferte Jacob de murmester ben £ljurm ber Subgerifirdje $u fünfter
nadj if)rem alten Sßfarrbudje.
6 ) @t. »ciffel, ©elbwertl) unb Slrbett^u im Mittelalter 1884
S. 154 f., 44.
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Dan SBradjum, über ben mir unter Sßiebenbrfidf nod) 9Wit*
tfjeituugen magert, fließ balb üßaurer, balb JBaumeifter,
balb ©teinmefc, obgleich feine ©dfjöpfungen gerabe burd)
ba$ Steimtjert fjeruorftedjen.
Der üßaurer, bem ftd) unter ben rein bürgerlichen
Arbeiten gor balb audj atlevljanb fd&nrierige Aufgaben, als
SMlerroölbungen 1 ) unb 3fortificationen, aufbrängten, griff
unter Umftänben aud) jum ÜWeigel; 2 ) baß er in romanifcfyer
3eit ber eigentliche Saufdjityfer mar, bereifen un& bie
3}ejeid)nungen ber altern SBauleute; barunter überwiegen
bie ber SWauerleute unb carpentarii entfdjieben jene,
meiere ben ©teinrnefcen djarafteriftren, 3 ) gerabe roie bamals
nod) bie 2ftauertt)erfe ba$ an ben üfteifcel gefnüpfte Stein*
tuerf. £>ie IJcingltcbcr ftnb tocfentlid) auf ba« ^nuere
befdjränlt, fogar Ouaberbauten nod) feiten, ©er gu
*) 5)cren in Sßaberborn nodj mefyr ati 70 in Sonnenform woljl 500
So^rc unb barüber alt natf)guweifen. 2B. Sftidjter, ©cfd^td^te ber <Stabt
$aberborn 1899 6. 185.
*) Unb mit welken SBerfyeugen unb ÜJHtteln Ijat man xooffi bie
fdjweren Sinblinge nidjt nur in ben nörblidjen ©anbftridjen, fonbern aud)
mitten im Öanbe (»gl. $. £artmann in ben TOttfjeil. bee Ijiftor.
Sereinö $u Ddnabrwf IX, 281, 331, XI, 293 f.; SR., ^ol^- u. (steinbau
<S. 428) gefprengt unb bearbeitet, um fie alö gütt« ober gunbamentfturfe
»erbauen gu fönnen! 2)ao gunbament beö romanifdjen, bann beö gotljifdjen
Sljurmed 31t «freeffen matten o^ne jeglidjen SJerbanb lange ©tücfe, bie
wie ein „oollftänbiger ©teinwaU" fenfredjt neben einanber oben jebodj
ftrebenartig etwad enger gefteKt waren. „Wlan wunberte fid) allgemein,
wie man e$ gewagt Ijabe, auf foldjer ©runblage ein foldjeä ©ebäube auf»
3ufüf)ren." (^reiben bee Pfarrer* 2)?elgerö oon 1867 25/9. 2öie im
SRorblanbe bie tleinen unb großen ginblingc, bie lederen gefpalten, mit
aflerljanb ©djutt jum feften SKauerwer! unb wieberum otjne Äalf $um
untiefen gunbament oerbraudjt finb, erwähnt (£. 8. 9liemann, 2)aä
Dlbenburg. SHünfterlanb I, 64.
8 ) S3on bem erft im 12. Safjrlmnberte öerlantet. Ä. Springer,
$ie tfünftlermöndje im Mittelalter a. £>. VII, 36 ff.
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aWinbcn bcn alten Domfpeid&er ] ) unb ju QRÜnfter um
1200 bic Untergefd&offe ber Domt^iivmc ausmauerte, f)at
fidler auefc bie 9tunbbogenfdf)lüffe in ©tein auögeljauen, bic
bort bie Sanfter, t)ier bie Keinen üßauerfd)lifce bebetfen.
Unb toarum foll benu ber Üflünftertfdje 2Keifter ntd&t aud)
bie fdjlid&ten ©imfe unb SRtypen gebilbet fyaben, tueld&e
bem Innern ber Stürme eignen; unb oon üjnen bis ju
ben fonftigen SBaujierben toax bodf) fein fernerer Schritt.
Da« ©teinroer! erntet tooljl mal f$on in romanifd&er tüie
in ber UebergangS*3 e ü ausbrüdlicfc Sob. 2 )
9(1$ bann JBautedfjnif unb ©djönfyeitsftreben immer
»eitere gtügelfd&läge matten, ba roaren bodf) geroifc Die
STOauerleute biejenigen, roeldjc erft leife, bann immer beut*
lieber neben bem Wunbbogen ben ©pifcbogen anllingen
ließen, unb ebenfo mit bem ©teinroerf immer erflärter in
ben gotl>ifd)en ©til einlenften, ber barin ja feinen ©tolj
fudjte. Das betoeifen uns bod& bie Sauten beS fogen.
UebergangSftüeS, bereu SRippenprofile toofjl am felben JBaue
erft nadf) unb nad> Dom SRunbftabe in ben SBirnftab über*
finden, inbefj fidf) bie Ornamente j. 33. an Kapitalen unb
©djlufcfteinen tt)eils nod) ben alten ttjeils fcfyon ben neuen
formen fügen. Stud) tuenn auf ber §öt)e ber ©otfjif
nid)t gerabe perlen ber Ärdjiteftur, wie bie 2ftarientird)e
ju £erforb, bie SilianStirdje ju ßorbadf), bie fiamberti*
fird>e unb ber Siebfrauentljurm ju äßünfter auf ben *ßlan
tarnen, fo genügte immer nocl) für bie üßauern, ©etoölbe,
fogar für bie ©treben ber jugerid&tete ober fdjlidjt betoerfte
JBructjftein unb blieb bem ©teintoer! nur ein uerljältnifc
mttfcig Heiner Sntljetf, bie ffiinfaffungen, ©imfe, Kapitale
unb geinglieber Dom portale bis jum ©dtfuftfteine. Ober
mit anbern SBorten ber 2Wauermeifter öerftanb fi<& öon
') %-, «&oIg. u. (Steinbau ©. 423.
2 ) Sgl. ©d&naafe o. D. V, 239, 248 f.
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alterSljer auf s ©teimnefcen unb ber ©teinmefc verlernte
baS aWaucrn nidfjt.
ffurjum eine langroäljrenbe ftolgejeit fennt bic glüd*
lidjfte unb frud)tbarfte SBedrfelroirfung ättnfdjen bcn Stein*
mefcen unb HÄaurern, um be« fyötyxn ©teinbaueö ju
Pflegen. JBeibe bcftanbcn ju 2ßfinfter, tuenigften« fpäter
in bcr ©übe, eine Se^rjeit 1 ) öon fed)S Sauren, 2 ) un ^
naefcbetn fie bann als ©efeflen (finedjtc) fafeungsmäfcig
jn>ei $at)re 3 ) bic Sßanberfdjule 4 ) burdjgemadjt unb bei
befonberer £üd)tigfeit, wie neuftfjin nod) bie ©erber, nricfc*
tige ®efd>äft$gef)eimniffe Don üKeiftern ober ÜKeifter!ne<fcten
erfahren, lonnten fie, oljne ein 2J?eifterftücf ö ) abjulegen,
auf gut ©Iücf i^r $anbroerf felbftänbig anfangen, ©tein*
mefc ober ÜÄaurer fud&te ben tarnen feine« ehrbaren #anb*
l ) Slulwärt* her ©teinntefe 4—6 Saljre. ©. $auli a. O. XVI,
37, 76. SUliljn a. £). IV, 151. %. Sufdjin d. ©bengreutlj in ben
3Rittljeil. b. C. C. 1894 @. 171, 227.
§ ) 3)ie Literatur ber ©teinmefcaeidjen beurteilt eingeljenb Sßiper
o. O. ©. 173, SUliljtt a. O. IV, 18 f.; einige weftfäl. ©teinmefeei^en
M g. grxeblönber in ber Söeftfäl. 8eitfdfjrift 30, 249.
8 ) *ßauli a. D. XVI, 77.
4 ) 2)a$ Söanbern, roeld^ed un$ bie erften SBauleute jugefüijrt, betrieben
fdjon in Äarolingifd&er 3«t bie fllofiertunftler (©djnaafe o. O. HI,
630 f.) bann als iljre Ijof)« ©tf)ule bie ©efetten mit bem 13. Saljrlmnberte
(ü. Sftaurer a. D. II, 451) ganj rege, im ©pätmittclaltcr jeboc^ weit
fäwädjer (33eiffel a. £). ©. 73). (5$ war bortfn'n, wo überhaupt ein
Sanfjanbwerf otjne (Silbe beftanb, ftetö frei unb öerijeifeenb, feitbem unb
wo ©üben auffamen, Ratten bie oielen SBeftfalen, bie ofme fie ifjre fieljre
genoffen, gewifj oft ©djwierig feiten genug, Arbeit ju pnben; felbft inner-
halb ber ©ilbenfläbte fonnten, wie ein alter SBauineifier erjäljlte, bie
üttünfterfdjen unb {ebenfalls audj bie 9JHnbenfd)en „©teinljauer'' aufwärts
erft auf 3ulafj bei einem ©teinmefeen rennen, wenn Urnen Don ber
£eimail)8bcl)örbe bezeugt war, bafc iljre ©temljauerei audj t>U ©tein«
mefcerei umfaßte.
5 ) 3n SBeftfalen woljl in ber beffero 3«t md)t oorgefdjrieben, in
Bremen feit 1646 Sßauli a. D. XVI, 41.
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n>ert$ ju betören, inbem er oljne Ärglift gegen feine
®efd)äft$genoffen gute unb je nad) bem auftrage and*
fdjöne Arbeit madjte unb gerabe als „SDMftcr 11 ') bic
fietyrlinge unb ©efellcn ju £aufc, in ber ©rube unb auf
bem Saupiafee in $ud)t unb Untertoeifuug ju einem
leiftungSfäljigen SWadjnmcfyS 2 ) Ijeranjog, o^ne bic (Seiegen*
Reiten be$ Vergnügen« unb ber ©rljoluug Ijintan ju
fefcen.
Die SBauljanbioerfer unterfdjieben fid& aud) in
ber SebenSart 3 ) nidjt Don anbern ^panbroerfem, bie SBau^
gilben nidjt üon anbern JpanbtuerfSgilbcn, bie üßeifter
öon ben ©efcHcn nidjt im Eifere faum in ber Arbeit, unb
bis auf bie SWebengefäfle nur mäfcig im So^ne. am
@d)lo|bau ju §oüeftabt befam feit 1564 ber 2Keifterfned)t
an lageloljn 5 sbr unb jroei Ouart SBierö (ä 3 Pfennige),
ber 2J?eifter (»radjum) 7 sbr (k 10 $fg.) unb als %al)T*
gelb 8 Tonnen 93ier (ä 1 SRtfjlr., 37 2 sbr), 20 («eine)
©djcffel Joggen (ä */ 2 9ttf)lr.), 4 fette ©fruchte (h
11 £f)aler) unb 1566 ju einem HWantel 4 @Uen £ud>
l ) Serbien! e$ Üftilleib ober öädjeln, wenn fogar gorfdjer oon einer
(tljeorettfd)en) 33aufd)ule reben nnb mit einer folgen nod) nid;t jufrieben
bem Xitel magister bie ©ebentung einfö afabemifdjen ©rabeä nnb fofern
ilm bie Bauleute führten, jene eineä grabuirten 3lrd)iteften (!) beimeffen.
»gl. bie Abfertigung uon ©djnaafe a. O. V, 123. Cber weif} eö ber
&mbbaumeifter fcafaf beffer in ßrbtam'ö 3eitfdjrift f. SBauwefen 1895
©. 185 ff.V
*) 3)ie „©emeinfamfeit ganzer fünfilerifäen Generationen ift aber,
wenigftenö für bie 2(rd)iteftur, eftoaö fef)r oiel ©röfcereö nnb S-djöncre*,
aU bie Genialität eineö uereiu$elteu . . . Äünftlerö". „£>ie ftarfe 93e*
tonung fünftlerifdjer ©elbft an bigfeit nnb wolliger Originalität ift
nur bie fjolge falfdjer. nnprafttfdjer Xfyeorien" ©djnaafc a. £). V, 412.
8 ) Sludj nidjt in ber Äleibung. »gl. 3. Sanffen, ©efd)idjte beö
beutfdjen S3olfeö A fl I, 198, nnb baö öermutlidje ^aumeifterbilb oom
Sa^re 1208 gu SWagbeburg bei £. Otte, ^unftardjäologie M beutfd)en
SWittelalterd A fi II, 495/ 510.
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(ä 20 sbr) unb 4 <£Hen Butter (ä 4 sbr).*) Unb WaS
feine Stellung gegen anbete §anbwerfer betrifft, fo Ijatte
er ju Jpöfter, wo bod) ber „©teinwerte" etwas galt, 1380
biefelbe fiöfjnung, benfelben 1 sc. wie ber ©teinbeder,
gimniertnamt unb ©tabtfnedjt. 2 ) Der $irdjener6auer galt
mit feiner iJunft unb <ßerfon nid)t metyr unb nidjt weniger,
aU anbere #anbwerter. 3 ) Unb feitbem ju fünfter bie
©übe uerfd&iebene Baugewerbe umfd)lang, ragt barin
nidjt ba$ eine gegen baS anbere, wol)l aber ber eine
SWeifter gegen ben anbern fjerDor — nämlidf) burd) feine
Seiftungen. Die ©teinf)auer*©ilbe vereinte (anfangs mit ben
Sßergamentbereitern 4 ) alle #anbwer!er beS SWeifjelS unb ber
JMe, bie S5ertreter beS ijöljern wie bes niebrigen 9Rauer* 5 )
l ) £erolb tt. D. @. 26. 3n ber Sftegenäburger SBauljütte erhielt
SÄeifter GL Slorifcer au^cr ben für jebed ©cfd^äft bebungenen £rinfgelbern
täglidj 10V 8 dn, (mtf)t Dtcl uteijr [aU ber ©arbier 9 dn) ber ©efeHe
8 dn, ber Snnmenneifter 7 dn inib ber @djifferbe(fer 10 dn. SUliljn
a. O. IV, 88 ff., 90. lieber tfleibungöftüde ati Sofjn unb bie greife ber
9tol>rung3mittel »gl. Seif fei, ©elbwertl> @. 146, 141, über ben ©elb-
wertlj 8. SRieffen in ber ©cftfal. Settfdjr. 44 I, 172 ff.
•) $. Söiganb, SDenfwürbige ^Beitrage für ©efdjidjte unb 9Rcdt)tö*
altertpmer 1858 6. 132. 3n fünfter pflegte fidj bie ©tein^auergilbe
oft auf beut ÜDomplafee §u öerfammeln.
B ) „2)ie &rd)iteften waren eben fdjlidjte au8 betn £anbwerfe Ijettor«
gegangene 3fteifter ... @ie »erfuhren |war freier, ati bie frühem geift»
Iicr)en SBaumeifter, fie famen nidjt au£ ber ftlofterfdjule, mären nidjt Don
ben Srabitionen ber Slntife beljerrfdjt . . . aber fte waren (Jmjririfer, bie
nic^t luftigen Sljeorien folgten, fonbem üon ber erlernten 8orm ausgingen,
biefe nur gu wbeffern fudjten unb fldj baljer mit langfamen ©dritten
oon ifjr entfernten." @djnaafe a. O. V, 22. 2)ie Ijöljere Stellung ber
Äünftler in Stalien war in SDeutfdjlanb etwaö SBerwunberlidjeä. ©n ring er
a. D. VII, 46.
4 ) 3)ie öorfjer (1481) nod) eine eigene ©übe auSmadjten. 3L ßrumb-
Ijolfc, bewerbe Sflünfterd in $ubl. ber *ßr- <5taat3««rdjtoe (1898) 70, 7*.
5 ) $auli a. D. XVI, 74 § 8. @ie nannte fieft 1662 „©tein- unb
SMlbljawer audj Öfterer ober 9Wauenneifter-$lmt" ©taatö-$lrdjib ÜRünfter.
fünfter. 8anbe3»2lr. 388, 77.
LVIII. 1. 4
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unb JBauwefenS, unb mit bcn ©teinmefeen audj bic Silb*
ferner.
SDaS SReidj beS 9KauermannS ift, tüte fadfjlidf), fo
örtlidf) größer, als baS beS ©teinmefcen; es erftredte ftdfj,
foweit irgenb ÜKaterial ju fjaben, üom 8tott)aar*©ebirge bis
ju ben frieftfd&en ©renjffimpfen, über bie SReüiere guter
unb fdfjledjter Saufteine, ber garten ftinblinge (Äiefel* unb
SRafeneifenjtein) unb ber «Siegeln; unb ob auä) biefe
gerabe, als baS ©teinwerf ftdj met>r berfeinerte, immer
met>r, aber ot>ne fünftlerifdfje HuSbilbung üerbaut würben,
fo ba& als Qxtx ber $auftein ju #ülfe fommen mußte, 1 )
naljm bodf) baS bewerfen beffelben Ijöd&ftenS in einem
®ilbebereidE)e ber ©teinmefe üorweg. ©d&on längft fällt
f)ier an ber ßunftard&iteftur ber ®ott)if ein ftrenger, nüdfj*
temer 3ug namentlich im Heusern, 2 ) unb an jener ber
{Renaiffance Ijäufig baS üerpufcte 8 ) SBrudj* unb SBadfftein*
©emäuer auf — als wäre baS ein aud& im ©teinwerf nid&t
gang ju löfd&enbeS ffirbmal beS ÜKaurerS.
Das ©ebiet beS ©teinmefeen ift Heiner unb ebler.
Da er feine ßunft im Üttorb* unb ©überlanbe meiftenS
nur anbringen fonnte, wenn, was fd&on ber ffiege falber
t)öd)ft befdjwerlidj, entweber fein fertiges ©teinwerf ober
bodfj ein bilbfameS STOaterial bat)in überführt würbe 4 ), fo
befd&ränfte es ftd& burdfjfdjnittlid) auf bie gefegnete SanbeS*
mitte üon ber ffiefer bis faft an ben SRljem. ©ort, wo
x ) 20. 8üb!e, SBHttelalterl. tfunft in «öeftfalen 1852 6. 282, 300.
») Sgl. Öübfe a. D. 6. 301.
3 ) ©. $auli, 8fcnatffancebauten SBremenö 1890 <5. 17, 28, 46,
48 u. f. w.
4 ) @o flnb offenbar oon ber £aar bie fdjönen ©teinljauereien an
bie grofje gotljifdje ßirdje $u Sittenborn oerbradjt, unb iljnen gegenüber
bie Sftauertfjetle fo ungelenf unb maffto ausgeführt, als wäre ber $au
wie aud örtlid&en Steinen fo audj oon örtlichen SWeiftern geutad&t. 9R.
bei 3- «runabenb, Sfttenborn 1878 6. 18.
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fruchtbare ftluren, bie beften ©teingruben, too Softer,
©täbte unb SBurgen in bunter ftolge mit einanber
n>e$felten, ba tootjnten aud) xcijt bie ^ermöglichen Sau-
Herren unb ba mar borjug«toeife ber ©d&auplafe feine«
©Raffen«.
©onne ein allgemeiner SBedjfefoerfeljr jttnfc&en ÜKaueret
unb ©teintjauerei, haltete ttneber ein engerer unter ben
fieuten be« 2Weif$el«; toenn fdjon ber gemeine ©tein^auer
einen Seidjenftein jierlidjer al« eine SErittplatte bet>anbelte,
unb bie XBerfleute gemiffer ®ruben, wie nta fpäter fefyen,
allmä{>lid) itjre #änbe an SBaubetail« ober gange Sauten
legten, fo fpielte ber funftreid&e ©teinmefe unter Um*
ftänben 1 ) in bie Arbeit be« SWaurer« unb, jumal toenn
ein geeignete« ÜÄaterial baju reijte, in bie becorattoe
Ärd&iteftur, er fon>ot)I wie ber becoratiöe ©teintoert, ba«
lägt ftcf} üereinjelt ben Silbern an ©ebäuben unb ©afra*
mentarien anfeljen, lieber in ba« ©eljege be« SBilbfjauer«, 2 )
obwohl biefer beibe mit feiner fietyrgeit um ein ftatjr
übertroffen tjatte. 8 ) Der SJilb^auer bagegen fdfotoeifte
wieber ab einerfeit« auf bauliche ©tein^auerei 4 ) unb SBilb*
l ) dem stonwerchten, de den stein howet eder myt ruem steine
muret. (@ d)t Her u. Öübben, 3Wittelnieberbeutfdje3 Sßörterbudj s, v.)
S)er ftäbtifd&e stenwerte Hermen van Verden ju ^onnoöcr . . . muret
unde arbeydet, ad an. 1440 bei 5ERit^off @. 423. Sogar föäter (1459)
fonnte nadj ber ^uttenorbnung ber ©efette, ber bei einem SRaurer gebient r
gur IBrüberfd&oft jugelaffen »erben, öufdjin ö. (Sbengreutlj a. O.
1894 S. 170, 171.
•) @o 3. #. aii% 1469 ber 2ßefifale <£rtjart tfüng (tfönig) am
2)ome gu Sern. 3JMtI)off a. O. <5. 198.
•) SBenigftenä in ber üftünfterifdjen ©übe. 91. im SSonner tljeologi«
fdjen Siterarurblarte 1876 @. 591. Sgl. «Pauli a. D. XVI, 16.
4 ) 1580 Hans beldensnider vor den speersteen to hauven mit
den uthstek boven der raed kamer 311 fünfter. @tabt»Hr. Lämmern«
flftedjnungen ad an.
4*
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jier, 1 ) anberfeits auf bic $>oIjbilbnerei 2 ) unb bcrcn Sßofy*
djromie.
ffiie t>on fclbft miftt man im Oebiete ber SBerfjteine
bic eblen Sauarbeiten bem ©teimnefeen, anberStoo mit
ben gett>öl>nlid)en bem SKaurer ju. $)te 9Solf$tfimIid)feit
unb ba« ^neinanbergreifen ber fünfte, bie tangroätprenbe
®eltung einer ©tilart, bie grfinblidje ÄuSbitbung unb
gleite Stellung ber öerfd&iebenen SBauljanbtüerfer ermög*
listen ober förberten gar ein Ijarmonifdje* .ßufammen*
ttrirfen ber lederen an ein unb bemfelben ffierfe unb
erflttren überhaupt ben nmnberfamen ffiinllang ber großen
unb Meinen Äfinfte einer ^Jeriobe. Dennod) fonnte es bei
ber SWatur ber Aufgaben unb örtlichen aWaterialien nid&t
ausbleiben, bafj fid) bie Sauarbeiten beS ©ptttmittelalterS,
roenn aud) nur mit ben entgegengefefeten ©pifeen, t)äufig
in fold>e feilten, roelc^e üorjugSroeife be$ STOeißelö, Sirfeld
unb ffiinfelmaafceS, 8 ) unb in foldje, toeldje öorjugStoeife
be$ Jammer« unb ber Jfeße 4 ) beburften; b. f). bort Ijatte
ber ©teinmefe, t)ier ber ÜKaurer bie alleinige ober bodj bie
83or*ipanb, ot>ne bafc man üon erheblichen ©treitigfeiten
! ) 8u fünfter laut ©übenbefdjluj} öon 1602 burfte er oljne Gin-
fpradje be« 9ttauermeiftcrd ober ©teinmefcen ©übljauereien an einem Saue
annehmen.
*) @o albert öon @oeft oon ber »£>oläfdjnifceret $u gwei (Epitaphien
1575 ju Lüneburg, 1579 JU SBarbowief. 3JHtfjoff a. D. 6. 7, 9. —
©egenfettä Ratten gu fünfter laut ©ilbeprotofoll oon 1620 bie bamalä
jum Xfjeile fd)on öerftorbenen SBÜbfjauer SReldjior ßrubbe, £an$ 93o<fljolt,
Albert tljom £ülfe, £an$ Cafe, £anö Äroeö unb ©erwarb ©röninger
unterfdjieblidje Arbeit, Siguren unb i&iftorien in £ol$ auögefdjnitten,
namentlich ber lefctere an glügeln oon Altären im 2)ome, im graterljaufe
unb 31t ©ebberben. Sgl. über bie Äünftlerfamilie ©röntnger 91. in ben
»onner Saljrbüdjeni 96, 312.
s ) Söettcrc Söerfjeuge benennt 2R. Hlliljtt in ben ©renaboten 1875
IV, 145, 183.
4 ) Sgl. oben S. 42 «Rr. 5,
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^örtj 1 ) ober e$ mufcte, loie einft in ber ftiftifdjen SBauttjatig*
feit, toaS bei bem allgemeinen Äunftoerftänbniffe fc^r root)t
angängig, ber Sauljerr (*ßrobiforen, SBurgljerr ober ©tabt*
ratt)) bei ben Aufträgen jjebem SWciftcr jugleid> feine Stoßen
genau borfdjreiben. ©o gefd^a^ es toot)I burdjgängig bei
ben JBurgenbauten unb faft jtet$ bei ben Sauten ber ©tabt
Bremen 2 ) — jene orbnete unb leitete ber JBurgtjerr, biefe
9tatt)$mitglieber.
Die gemeinfamen Hrbeitäjiele unb SBerfgetjeimniffe
bienten met>rort$ ben öerfd&iebenen Sauleuten als ein
©oben, um fic§ in corporatiöen SSerbänben jufammen
ju tljuen, 8 ) fo fdjon frül) im beutfdjen ©üben unb nod)
fpät in ben fäc§ftfc§en ßanben. 4 ) Kenn aber bort bereit«
im 14. 3fal)tf)Uttberte bie ©teinmefeen barnad) trachteten,
ftd) öon ben SKaurern ju löfen 5 ) unb gleidjfam iljr ©tein*
wer! üon jebem Anfange befreit ju abeln, fo begegnet uns
l ) 2Bie ju ©öttmgen, wo ßdjj ^r SKcwrer $an* Sftutenftein 1420/28,
ber bort audj ben Dbertljeil be$ Sfmrmed ber @t. Sacobifirdje baute,
über beö SRatljä SWaurer, ÜReifter £enr. ©teinworten befd&werte, weil er
Ujn oon feinem 2öerfe $u oerbrängen traute. 9tä!jered bti 2B. SWitljoff
a. D. @. 279.
*) <£$mcf u. <§d(jumadfjer a. D. II, 412 ff., 419, 423, 427, 430.
«Pauli a. O. XVI, 57. Ueber bie SauljerreK ber SRünfterifdjen Söieber-
täufer »gl. SBefifal. 3«tfdjr. XVI, 359, XVII, 245.
*) 5)ie ©übe beaeidjnet aunäd&ft bie ©enoffenfdfjaft; bann ba$ fttfy
ber aRitgiiebfdjaft. 9Mfcfd[j in ben SRonatäfdjriften ber berliner Slfabemie
ber SBiffenfdjaften 1880 @. 388, baf. 1879 S. 15. 2)a5 ©ort 8«nft
bringt Ijier erft nad& bem weftfäl. grieben ein. S. 9Wlippi, 3)ie
älteften Dflnabrücfer ©ilbeurfunben 1890 @. IIL
4 ) 33gl. 8. ©toef, Serfaffung be« @efcUenwefen6 ber beutfd&en $anb-
werter 1844 <E>. 58 f. über ben üflaurer- unb @teinmefcen«93erein.
5 ) 9t. in ber SRecenfton oon g. Sanner'6 Sauljütten be$ beutfd&en
TOittelaitcrö 1876, im Bonner Geolog, Siteraturbjatte 1876 6. 571 f.
»iltljn a. ß. IV, 143,
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öon einer foldjen ©onberung in ffieftfalen faum ein 9fa*
jeidjen.
Qu iperforb 1 ) toerben jtoar na<% einer 8tufjei<$nung
vau herwede der ghener, de inninghe oder hantwerk
hebbet, bie bem ffinbe beS 14. ftljbts. angehört, bie Stein*
mttitn gefonbert genannt: De Stenwerten de ghevet . . .
hemere unde kellen unde bicken unde alle ere yseren,
dar men den sten mede howen unde setten unde
breken plecht 2 ) — allein biefe Sttadjridjt läfct ben cor*
poratiücn SJerbanb nodj fraglich unb ba$ um fo meljr, als
üon St eilen bie Webe unb bie Drbnung ber SBremer Stein«
^auergilbe bort 1595 nidjt gebräud&lid) 8 ) war. t
Änfdjeinenb 4 ) 1443 fdjließen ju Eorbad) JBöttdjer,
©teinmefeen, ßimmerleute un & ©eigener einen engeren
SJunb; 6 ) ba bort jebod) ttriebertjolt für monumentale unb
ornamentale ffierfe auswärtige JBauIeute unb ©teinmefcen
^erangejogen fmb, 6 ) befaßte baS JBereidj ber ©tein^auerei
*) 6onft namentlich eine toeit^in berühmte ^etmflatte ber ©olb»
fdjmiebe. S)er ©efanbte be« 2)eutfdf)orben$ liefe fld) »ät)renb brt Safeler
GonciU (1431—1449) nidfjt weniger aU für 300 Ungarifdje ©ulben 8tnger-
ringe gu fyrforb i. 2B. anfertigen, um fyrren beö (Soncitö bamit ein
$refent gu matten. ©. S5oigt im SRaumerä «&iftor. Safd&enbucije
(1833) IV, 93.
*) 3« SBiganb« «rdu'o für ©efd&idjte u. illtertlmntffunbe II, 7,
41, 43.
») $auli a. D. XVI, 49.
4 ) 3)o« fdfjon um 1200 tljätige 93auamt ju (Soroei war eljer flöfter«
Itdj-abmimftrartoer aU gewerbltdfjcr Statur. $L im SRepertor. für ßunft«
tmffenfdjaft XII, 308.
6 ) 8. (Surfce, ©efcljtd&te u. ©efd&reibung be$ Sürftentljuuiö 28albecf
1850 6. 293, 441, 368. »gl. baju ad an. 1386 8. (Surfce unb
n. SRr)cind, tfüian$firdfje ju (Sorbadfj 1843 @. 39.
6 ) 9t. in ber 3eirfcljrift für bilbenbe tfunft, tfunftcfjronif 1891/92.
«Reue golge III, 22, 23, in ber ©eftfäl. 8eitfdjr. 56 I, 126 ff.
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tüolfi nur niebrige Arbeiten unb ÜKauerei gerabe ttrie ju
SDorften. *)
Äunftreidje Söaucorporattonen fommen bei uns erft
fpttt unb mit ©idjertjeit nur in jmei ©täbten, 3Winben
unb Slttfinfter, üor; ba$ Amt ber buwelude ju ©oeft
(1446), 2 ) bie ©Übe ber „JBcwleute" ju ffierl (fdjon 1382), 8 )
ju föecflingtjaufen, 4 ) roo aud) lein altjeitlidjer SBaumeifter
ermittelt ift, ju SBodjolt 6 ) unb genufc ebenfo bie ©emeinbe
buwelude ju *ßaberbom 6 ) begriff bie Äclcrölcutc. 7 )
Unb obmotjl bie ftäbtifdjen Oemerbe im Allgemeinen einem
(Silbenüerbcmbe burdjaus nidjt ft>ät juneigten, 8 ) ift es bod^
bergeblidje ÜKülje, unter ben tuefifälifdjeu ßorporationen
ber großen unb altern ©täbte mit ©W&ertjeit nod) öor bem
Sudgange be* ÜRittelalterä audj bie SBau^anbmerfer nadj*
juipeifen. 9 ) ©oroeit treffen wir ju #öjter, 10 ) (^Jaberborn, 11 )
l ) Oben 6. 43.
•) (Sljronifen ber beutfdjen ©tobte XXI, 104.
*) 3- ®. öon (Steinen, 2öeftpplifc§e ©efd&idjte 4 II, 1197, 2).
Weiler, ©efdn'djte ber ©tobt Söerl 1891 6. 74, 187.
*) %$. fcfdj in ber 3«ttfdjr. für Ort«- u. £eimatfunbe im 93eft
merfling^aufen 1891 I, 48.
•) g. Steigert, beitrage 3. ©efdjitye ber 6tabt SBod&oit 1891,
e. 730.
•) 5. ^Wippi, 3ur aScrfaffungögef^td&tc ber wefrfaltfd^cit S3ifd|of*.
ftabte 1894 @. 80 9tr. 224.
7 ) . . . eyn ytlich buman, de ene ganze ploch hevet. Urf. öon
1426 in 2ötganbä $lrd)iö II, 420. — $)er buwmester war oft ber
Äirdjpfleger ober gerabeju ber aßerhneifter.
8 ) @. 0. SBelow in ©onrob'ö 3<rfjrbudj f. SRational-Defonomie
unb ©tatiftif 1892 in, 60, 65, berf. in ber £iftor. 3ettf$rift 58, 228.
•) 8gl. 0. Maurer a. £). II, 484.
10 ) Söiganb o. O. 126, 135 ff.
») SRidjter 0. D. 6. 159. Oben @. 39 % 2.
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©oeft, 1 ) Dorimimb, 2 ) ÜJMnben, 8 ) OSnabrüct, 4 ) SWünfter,
@ffen, 6 ) bic Icbcnöfä^igftcn (Silben ober Äemter unb reg*
fame ober gar bebeutenbe SJauleute, bod) bie Iefcteren
nirgenbroo in einem gewerblichen SSerbanbe.
(£8 Ijaben alfo bie grofjen 9Jaut>anbtt>erfer unb ©teitv
fünftler SBeftfalenS im ganjen 2Wittelalter unb mit geringer
Ausnahme audj in ber Wenaiffance it)re ljerrlid)en Stau*
fd)öpfungen öoHbradjt otjne ben ©djufe ober ben 3n>ang
uon ©orporationen. ©ie gehörten üielmefyr roie alle nidjt*
jünftigen SJürger ju ©oeft, Dortmunb u. f. tv. unb jebeu*
falls überaß ju ber ftäbtifd&en ©emeinljeit (Jöeljr),
unb biefe ©teDung Ijat, tvxt iljre Seiftungen barttjuen,
itjrem Serufe öoHauf entfprod&en. 'Die ©emeinljeit um*
fafcte nämlidj bie nidjt t)erbunbenen unb jumal bie meiften
ÄunfMSetoerbe, 6 ) unb behauptete, trofebem fie t)om ©tabt*
rattje abging, 7 ) fteßentoeife eine gettriffe SJebeutung neben
l ) d. Maurer o. O. II, 347, 360, 638. 8. ©e<f , 99efd)mbung
ber ©tabt ©oeft 1825 ©. 123. $a$ ©ofument oon 1732 in ©etberfc'
Urf..8udj gur ©efdj. be$ ^erjoö^umö 2Beftfalen III, 499.
*) S3gl. 5» 5**nöborff, SDorrmunber ©tatuten u. Urteile in ben
fcanfeftyn ©efdjidjtt.Ouellen 1882 III, @. LH, CXXXIII, CIU.
•) 2ö. © gröber, Gijrontf M Siötljumö u. ber ©tabt TOnben
1886 ©. 207, 292, 328, 421, 434, 506, 583, 632, 641 unb betf ©otu-
ment oon 1405 bei grenöborff a. D. III, 241.
4 ) Slltcr unb %dffl bei 3. 5- fiobtmann, Acta Osnabrugensia II,
375, DSnabr. aRitt^eilungen VII, 85.
5 ) 5- $&• 5«nfe, ©ef$i$te M gürftentyumg u. ber $lbtei (Sffen
1848 ®. 157. SDic Statuten bei 93üfdjer in ^Beiträgen jur ©efdj. oon
©tabt u. ©tift £ffen (1884) VIII, 3 ff. ju SBielefeib nehmen unter ben
1691 eina,eridjteten 2temtern bie ©teinljauer ben 12. *ßlafc ein. 3B. grtefe,
©cfdt>. ber ©tabt Etelefelb 1887 ©. 235, 243.
6 ) ö. Maurer a. O. II, 629, 632 f., 634; bodj führen ben tarnen
©emeinljeit ju öippftabt 1455 bie gefammte SBürgerfdjaft, gu ©oeft 1259
audj bie oereinten ©üben. Urfunben in Söiganb'S 8Crdjto IV, 10, 61;
»gl. tfrumbljolfc a. D. ©. 15* ff.
7 ) o. Maurer a. D. II, 429.
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ben ©üben. 1 ) Dafc ftdf) audf) oljne Slmtsfafeungen ober,
menn biefe üortyanben aber ungleich maren, in ben Der*
fd)iebenen ©tobten bennodj gemiffe t)anbmerflid&e herein*
barungen unb ©etuotjntjeiten in Stfjug auf £et>rjal>re unb
anbere gefd^äftlid^e Steigen auSbilbeten, erforberte fd&on
baS ffianbern ber ©efetlen 2 ) unb ba$ gemeinfame 83er*
ftänbntß ber ©teinmefejeidjen. 1)a$ ftäbtifd&e Saumefen
mar alfo überall fo gut wie ööflig frei; e$ verlangte lein
3ufammenmoljnen ber Sauleute, e$ erlaubte namentlich
ein ipin* unb ipergetjen ber ÜÄeifter innerhalb unb, fofern
bort feine Slmtafd&ranfe im ffiege ftanb, audf) außerhalb
be$ fianbeS, 8 ) aud) mar bie Aufnahme Iänblid^er Sau*
Ieute bort, mo ©üben borfamen, leidet, 4 ) ober bodfc fo
lange fte fehlten, meil öon i^r fteüenmeife bie S3ürger-
büd&cr Dermelben, nid&t fdjmer, es genoß alfo beinahe einer
ftretfjeü mie baä ©emerbe in ben Dörfern 5 ) ober tuelmetyr
auf bem platten ßanbe.
©ofern bann ©üben ber SBauIeute auftauten, jöljlten
fie ju i^ren SKitgticbern nid&t etma, mie bie Sauptten,
l ) @o gu £)$nabrücf unb üftinben ogl. ©tüöe in ben ©$nabr.
SRittljeihmgen VIII, 3. ©gröber a. D. ©. 328, 380, 583. 3n ein«
gelnen ©täbten wie gu Driburg matten bie £anbwerfer gufauimen eine
Snnung (^anfe) auö : Voerdmer de der hantwerken hanze winnet . . .
de twene (pennync) scolen der hanze noten wesen. Urf. beö 33ifdjof$
33nlbuin uou *ßaberborn öon 1345 in Sötganb'ö 2trd)h> II, 362.
Öerer'3 SftitteUjodjbeutfdj. SBörterbudj A 8 fennt s. ▼. hanse nur bie
tfaufmannSgilbe. 93gl. <S. 56 SR. 6.
») »gl. «Pauli a. D. XVI, 49 f.
8 ) „2)ie Sftedntunqen lehren nun aber, wie bie SBaumeiftcr unb
Arbeiter ber Sictoröfirdje (gu Xanten) balb com Unterbeut, balb öom
Dberrljetn famen, wie fie auö ben SRieberlanben unb auö SBeftfalcn fid)
anboten. 2)ieö geigt, wie wenig abgefdjloffen bie fogen. SProtringialfdjuIen
waren unb ein wie Iebenbtger 93erfeljr unter iljnen fjerrfdjte," 6t. 33eif}el,
Saugefdjtdjte ber ßircfc beö l>. Victor gu Xanten 1883 6. 194.
4 ) *. Maurer a. D. II, 751 f., 753.
5 ) *. SWaurer a. O. II, 395.
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58
blofc bic Äünftter, fonbern ju SKünfter unb genug au$
ju aWinbcn mit ÄuSfdjluß ber Qxmtntxkutt ade #anb*
tt>erfer, tpelc^e an ben ©teinarbeiten nähern £t)eil Ratten,
bic gewöhnlichen STOaurer unb Steinmauer fo gut wie bie
eigentlichen ©tetnmefcen. x )
3u ÜKinben modjte ber 33erein fdjon längft befielen,
als 1595 2 ) feine SJerbinbung mit gleichartigen (Silben
anberer ©täbte in einer SJremer Urfunbe beftätigt warb.
Irofebem ju STOfinfter bie ©Üben um 1400 ftetig an
SWitgliebcrn unb 2Wad)t ttmdjfen, 8 ) muß bod) jene ber
SWaurer, ©tein* unb JBtlbtjauer (SKefcler) erft fpät ins Sehen
getreten fein, ©idjer ejiftirt fie 1525. 4 ) Die erfte 9?oüe,
unb biefe betrifft ©efeOeu unb fieljrlinge, läßt ftd> nidjt
Dorm ftaljre 1531 nodjtoeifen. Die „©teinfywcr" erfuhren
mit ben übrigen ©üben in ber SBiebertäuferei bie
tieffte Demütigung, bann jebocfc burd) bie SBeid&eit be«
ftürftbifdjof* ftranj Don SBalbecl 1553 eine ©ieberbe*
') Änberäwo waren bie (gewöfjnlidjjen) Steinmauer ungern unter ben
£teintnefcen flefeljen. (51). 8. @ tt eglife, ßirdje ber Ij. Äunigunbe gu
Siodfjlifc 1829 <§. 25. 3u SKegenSburg ftanben 1459 bie Steinmauer u.
•bredjer, welche in ben SBrüdjen für bie SBauljütte arbeiteten, aufeerijalb
berfelben. «lltljn a. £). IV, 90.
*) 1737 wollten l)ier Slbeltge unb Sreie tfjre üflauer- unb 3immer-
leute, weil bie bürgerliche Arbeit orbinär au 3 fiel, au6 beliebigen Drten
beftetten unb ba$ Sßrimleg ber Ijeimifdjen „3tnunerleute" auf bie Sebürf«
niffe ber Sürgerfdjaft befd^ränfen. <§taat$«Är. Ä. Ä. be« <DomcaptteU
SHinben SRr. 320 a. 3u Bremen ftellte ber Stotfj, weil über bem 3unft-
zwange fteljenb, aud(j nid^tgünftige 8eute an. Sorte a. O. XIV, 170.
8 ) ©gl- 3. Raufen in ben Sßublicationen ber ßgl. Sßreujjifcfjen
6taat$arc$h>e (1890) 42, 90 ff. CHnmal mufjte fidfj bie gefammte ©eift«
Hdjfeit gegen Eingriffe in tljre Sfted&te fettend beö Slatfy, ber magistri
gildarum et gildae ipsae Bereinigen, liefert'« Ur!.*2hi$ I 9tr. 120,
Sgl. III, 327.
4 ) Jtrnmfigolj a. O. 70, 6. 7* 12». Ueber bie Stellung ber
3immerleute baf. ©. 5,
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59
Übung, 1 ) bic tfjnen ein Stnfoorn gu aufjerorbentlidjer
Jhmftentfaltung nmrbe. Die Drbnung bcr SBremer ©tein*
Ijauer mar 1595 in SBeftfalen nur gu ÜÄünftcr unb ttrie
gefagt auc§ ju 9ftinben „gebräud)^ 11 , 2 ) tueitertjin gu JHWn
unb in bcn norbbeutfd&en ©täbten (Sremen), Hamburg,
©tabe, fittneburg, $annoüer, SJraunfd&roeig, SRoftodf unb
JBiSmar. Dort bcftanbcn alfo gleidjartige Äemter unb
©afcungen unb innerhalb berfelben ein freies unb getoifj
au<% lebhaftes #in* unb ^ertvanbern ber ©cfcücn. 3 )
Daöon, bafc ftd) bic SBauIeute auf irgenb einem %au*
plafce gu einer 33aut)ütte gufammen getljan, finbet fidj
in ffieftfalen feine ©pur. 4 ) Da« einmal, nämlid) 1393,
bei ber Äattjarinenfirdje ju Oänabrficf ertüeiöli^e „ SBifl)u$",
meldte« barauf Anbeuten fönnte, enthielt SWid)t$, tva& einer
SBaucorporation entfpräd&e, e$ enthielt nur bie ipauen
unb ßarften ber SBerfleute unb SEobtengräber. 5 ) S33o
feine Sautjütten nmren, ba fud^t man aud) vergebend
Regierungen gu ben SBautjfitten be£ Leitern 93ater*
*) zur underhaldunge fridens und einigkeit. SHicfert^ Urf.«
(Sammlung I, 350. flrumbfjoifc a. O. @. 70* f. $ie ©übe reprä.
fentirte 1554 Johan beldensnieder. fünfter. ©efdj.'&uetten III, 3. —
1553 überlauten audj bie Äannegie&er eine Drbnung. 9*., ßunft- u.
®ef$..2)enfmäler b. *Pr. SBeftfalcn II, 37.
») «Pauli a. O. XVI, 87 SRr. 7.
3 ) «ßauli a. £>. XVI, 49 f. SRr. 7; bie norbifd&en ©täbte ent*
nahmen ben nähern Slnlafj gur SBaueinfgung rooljl bem gemeinfamen
3tegelmateriöle (2UIif)n a. £). IV, 145), roeldje« mit ber 3eit audj
immer weiter in bie £aufteinregtonen brang.
4 ) Unb bennodj bn %. Sanner, £>te 33aul>ütten befl beutfdjen SWittei.
alter« 1876 ©. 9 bie SBeljauptung : „3»ar Ijat e« beim %a\xi ... ber
©teinftrdjen gu £)«nabrücf, gulba, Sladjen, SPaberborn, 5ftefc, £our«.
Drlean« u. f. w. bereit« im 6.-9. 3<ri)rfjunbert (oorübergeljenbe) 93au-
corporationen gegeben."
») $. Seit man in ben Dönabrücfer Mitteilungen XIV, 145,
146 9tr. J.
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60
lanbeS, tteld&e fo üiel ©taub aufwirbeln. ÜKit J?öln ge*
fd)toetge mit ©trafjburg, 1 ) nwüon bodf) ba$ eine ober
anbere als SBorort anjufpredfjcn märe, Jjatte SBeftfalen
SWid&tä meljr gemein, als mit jeber anbern SBauftätte im
©üben.
kleinere JKäMe
mürben fcljon ttriebertjolt ermähnt, fofern fie audfc JBauIeute
ober gar Sauämter befafjen. 2 ) Die Aufgaben maren inbefc
burdjfdjnittltdf) bürgerliche unb länbttdje, ©teinbred&en, JBe*
^auen üon SJebarfSartifeln unb allerlei ®ebäu.
SSon JBaufcljuIen fann feine {Rebe fein, l)öd>ften$ jeit=
meife tum funftreid&en Sauleuten, fei es, bajj biefe anber*
märts gehörig auSgebilbet, fei e$, ba% fie t)on außen ju«
gebogen maren.
Qu SBedfum faß im 14. ^aljrtjunbcrte ber mo^äbige
Rotgerus lapieida, im folgenben neben ben carpenlarii
Hildebrandus unb Johannes Bustel ein Johannes lapi-
eida 8 ) unb 1602 fertigte Cordt stenbicker 2WüljIenfteine. 4 )
83on ®efecfe ftammte {ebenfalls ber meitberü^mte
SWeifter Johan, ber als „grember" ju SBremeu am 8tatl)*
Ijaufe 1405/6 bie fcfcönften 33ilb* unb ©teintjauercien aus*
führte. 6 ) Die iperfunft ergibt ftdfc rooljl barauS, bajj ein
l ) Srofcbem Ijat man Söeftfalen biefer fernen ©tabt mit ber geber
äuorgamfirt, fo (51*. 8. ©ticglife, ©efäidjte ber ©aufunft 1837 ©. 611,
bamadj 3- 2BoceI in ben 2Rtttl)eil. d. C. C. 1861 VI f 108 unb Slilt^n
a. D. <S. IV, 145 üermutungöroeife ben Dftbereidj ber Kölner glitte bt$ gu
ben ©ebirgen ber obem (£mä unb ber mittlem 2öefer üorgefdjoben. Uebcr
(Srfurt unb @adjfen ogl. (£. ©urlitt im SRepertorium für ßunftwiffen»
fdjaft (1892) XV, 333.
«) Oben 6. 43 f., 54 f.
•) ÜKemorienbudj beö 3)ecanotöftiftö im @taat3«2lrdj. Ms. I 90 A u. B,
wo bie (ödjriftdjaraftere bie 2)atirung begrünben.
*) 6taat$«2lrd). 9ted)nungeu ©offringe 9h. 47.
5 ) Sür ledere jumal Sßfoften, *Dtoa|jwerfe unb GSinfaffungen fdmüt
er bie SßrofUe in £ol$ oor.
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61
Johan van Gesecke für tt)n einmal bert £ot>n Ijob unb in
ü>rer ©emeinfdjaft nocl} ein ©teinmefe Westvale arbeitete.
Sieben bem ©oljne $aul begleiteten Ujn bie (Sefctten
Johan unb Kurd. 1 ) 1446 madjten bie ©oefter unter ben
©efecter fieuten audj einen Michael stenwerte jum ®e*
fangenen. 2 )
Qu SBod&olt nmrbe 1438 Goderd Rodeheynen jum
ftftbtifc^cn ÜKauermeifter beftellt, 8 ) unb 1475 nrieber ein
ÜWauermeifter Hinrik Bever genannt; 4 ) 1593 uerpfänbete
man ber SBittme beS ©tabtäimmermeifterä Georg Tegeter
ein ^au« unb 1620 5/6 überwies man feinem fpätern
Sftadjfolger Johan van Delft, bem {ebenfalls Anteil am
3?att$au$baue 6 ) beijumeffen, eine ffio^nung aud) nad) bem
SEobe be$ jeitigen ftntjabers eine *ßförtnerftette. 1645
baute bort bei einer ©tabtbefeftigung Mathias Walkering
bie 2J?üt)Ien nrieber auf unb Heß fein ©uttjaben jäl)rlic§
mit 60 2^lr. öerjinfen. 6 )
®uten ©teingruben natje blühte in Unna bie beco*
rattoe Hrd&iteftur. (Sin großer tt>ol)I gleich mit einem
2^ürmc^en umfaßter 2)?arftbrunnen nmrbe, als fdjönc*
SBerf tooljl bas erfte beS SanbeS, 1440 öon 3Weifter
Johan Brabender errietet, 1669 öom Iljroler SDieifter
Mathias mit neuen Quabern üerbeffert, aber 1720 üon
Hans Michael Moser burd) einen neuen erfefet. HI8
l ) e^mrf it. 6cftu$mM" «• O. II, 294, 413 f., 362, 364 f.,
293 ff. 1425 tyettte aU architectus ber ©efeefer carpentarius ®obfn'eb
üKütter an ber obem flirre in Stützen gu fd^affen. ©etberfc' Quellen
ber weftfäl. ©efdjidjte I, 233.
*) ©fjronifen beurfdjer ©table XI, 134.
») @tabt.«rd>. Urf. 112.
*) ©taatö-SC. fünfter, 2anbe3-2t. «ct. 240, 6.
5 ) Söofür 1618 24/6 fdjon Selb aufgenommen war. 6tabt«2lrdf>.
Urff. 506 a— c, 509, 511, 512.
6 ) ©tabt-Sl. Urtf. 470 a, 519, 569. 9todj bortißen SHten empfing
1618 $eter öon 9tö\n für das heusken zu metzeln einen f leinen ^Betrag.
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biefer 1740 unter einem fjroftc fiarf gelitten, erfolgte 1753
burd) 2Weifter Nüsperling ein SWeubau, bann trneber irn
©efdjmacf e beS flafftfd&en 3°Pf Cj & c * n Umbau l ) unb neuftljin
beffen totale SBefeittgung. ©anj befonbern 9tuljm erntete
ber im Dollen ©Raffen abberufene (f 1451) stenmetz
Rotcher Grumelkut:
. . . stenhawen kont er meysterlich
Bekent von allermenniglich
In Unna der stat, da er sass,
Eyn frommer man verromet was . . .
SSon feinen brei ©öljnen mürbe Johan steinwert, geboren
1448, als «rjt unb Sänger bem §ofe be$ #erjog« öon
Cleüe gewonnen unb befonberS befannt als Dieter. 2 )
SSon Dorften, mo STOaurer unb 9ftefclcr öorfamen,
erfd&eint 1449/57 ein (Steinmauer Heinrich beim %aut ber
#orneburg, 8 ) 1520 ein ftäbtifd&er murmester Johan neben
Bernd timmerman 4 ) unb {ebenfalls toaren t)ier nmnberubc
2Baurer unb ©teinmefeen (latomi) Wngft anfäfftg, als
foldje auf ^ö^ere Stnortmung 1653 ju einer Arbeit nad)
Sonn befteüt würben. 6 )
(Sin Johan Don #örbe (Huerden) erweiterte 1485,
1487/89 bie SRicolai*tfird&e ju Salcar. 6 )
3u ©d) meint nennt uns ein Stctenftficf beS Arztes
©enge aus bem ftaljre 1488 einen SBaumeifter Peter
Becker unb ein fpätgotljifd&er ©teinleudjter ber alten JHrdje
*) ftäijered in^orbloff« ßunft- u. ©eföidjt«.<£>enfmäler I, 112.
•) SRäijere* unb bie ßttcratur baf. I, 107, 113; ber bort <§. 105 guni
3. 1502 angeführte (Erbauer ber SWarienfapeUe fcnbreaä ftutrf war i^r
Patron.
•) @taat«-«rdj. «ct. SftedHmöljaufen I 9tr. 3.
*) ©trotfötter a. D. 6. 118.
•) SR. ?i(f in ben nieberrljein. Hnnalen 24, 324.
•) $ß. Giemen, ßunftbenfmäler ber SUjeinprom'na I, 475. §an« o. £.
1490 am fünfter au £erforb. Chronica b. Stobt $. 1748 @. 20.
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einen mester Hinrich van den Berge . . . to Schwerte
(dat em God genedich sei).
2BaS ©djüttorf betrifft, wo man bie ©ilbe^äufer
©ruben leidet erretten fonnte, fo fallen in bie ftaJjre
1506/26 äJer^anbtungen beä #ird)enüorftanbej& ju Dlben*
bürg mit ÜWctfter Arent Potker $u ©d&fittorf über Siefe*
rungen üon gehauenen unb ungetjauenen ©raufteinen. x )
33 on t)ier fjatte fidj 1522 ein Willem stenmesseler nadj
DftfrieSlanb begeben. 2 )
ffiiebenbrüdf, bas in ber 3frfif)gott)if unb jwar
mittelft ber freunblid&en ß^örc ber Sßfarrfirdje 8 ) Sau*
füljlung mit feiner #auptftabt DSnabrücf, bann trieOeidtjt
mit ber üermutlidjen SBauübung ju fiippftabt 4 ) tyatte, tljat
es in ber SRenaiffance mit feinen ipoljbauten 5 ) ben fdjönften
bes SanbeS gletdf} unb rühmte fid} eine« ober jweier 33au*
meifter erften {Ranges. Qu bem üußerft retd& üerjierten
©djlo&bau ju #oöeftabt 6 ) fdfjaarten ftd) 1563/72 um ben
bawmester Laurenz van Brachum 18—27 ©efeHen ttjeilS
roeftfälifdje tljeils auswärtige, unter biefen einer üon SBefel,
einer Don Olbengaal. Laurenz werfte audf), wie wir
erfahren, am ©dfjloffe ©eift ju Delbe unb 1575 erteilt
er SRatttfdjläge bejüglicf) beS SBrücfenbaueS ju Arnsberg. 7 )
©ein Sftame beutet auf eine #erfunft aus ben SWieberlanben,
') Acten beö ©ro&ljeraoglid&en 8Crdjiu3 gu Dlbenburg. Grau-Grawe-
steyne = graue ©anbfteine. SRitfjoff a. £). @. 446.
") 9L in ben Bonner Saljrbüd&ern 90, 102.
8 ) 2*gl. 8übfe a. D. 6. 193 £af. IX.
*) »gl. oben 6. 39 9Rr. 4.
5 ) Sgl. 5R. $<% u. ©teinbem 6. 51.
•) Sgl bie Slu^üge ber Sfted&mingen bei fcerolb a. O. 6. 26.
9tod) Sßault, 9fcenaiffancebauten 33remen$ @. 43 bie erfte reife ©djöpfung
ber Wenoiffonce im Sorben.
T ) 9Ud öaurenj oon 93ranfel Ui $. geaur be öaeroir, ©e«
fdjtefjte Stmöberg« 1895 S. 204.
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64
bo$ lägt ftdj audj bort bafür bislang leine nätjere Sk<
ftätigung erbringen.
S5ietleid)t tootjnte fdjon er, fic^cr fein ©ol)n unb Jhmft*
erbe Hans (van Brackel) ju ffiiebenbrfidt. ©iefer unter*
natjm 1583 ju 6ocft S5au unb SBölbung eine« JRonbefS
am ©ranttoege, rote iJjm „auf bem Rapier contrcfait" toax,
mufjte jebod) megen läffiger Arbeit einem anbern SKetfter
meinen. 9fo$ ben, einmal aud) öon ber ©tabt SBieben*
brüdf unterftfifcten 3$erl)anblungen, ] ) bie ©oefter £unbfd>aft
lieber ju erlangen, geljt tyerüor, baß er Diel „33otf" jur
$anb unb jtvei ©d)lof$bauten abgelehnt t>atte. Die
©cpffer #oüeftabt unb ©eift 2 ) ftnb Laurenz SBerfe unb
ba ttjnen an $auftemfd)muc! bie benachbarten ^äufcr
Jfraffenftein, 8 ) «ffen, Ooertjagen 4 ) (bereit« 1619) 5 ) mit
SRedjt ju Dergleichen finb, fo banfen biefe füglid) bem SBater
ober ©otjne iljre ffintfteljung; biefem gebührt üielleidjt
aud) bie innere ipodjgaflerie (1612) am ©d)Ioffe töljeba.
Auf Hans begießt ftd) eine ?trd)itmotiä ß ) üon 1601, auf
Sauren j b. 3f. eine ^auö^nfd^rift 7 ) auf bem Älingelbrtnf,
auf it)n al$ stenhover eine SBucfcSftotiä 8 ) öon 1648.
Leonhard Hügel öon SBarberg, toie au$ ftolgenbem
Ijer&orgcljt, roaljrfdjeinlidj ans SB ar bürg, arbeitete Diel für
') ©tabt.Hrc$iö ©oeft IX, 53, SIcten II, 8.
*) Sßnrmeljr in STbbübung erhalten.
3 ) $Rad» einer münblidjen Angabe in ben 40er %a\)vtn öon einem
Stoumeifter ouö üftinben aller ©teinfjauereten entfleibet unb in eine
empire-@eftalt oerwanbelt.
4 ) Sgl. 3ft. in ben Bonner 3<tf)rbüdjern 93, 242.
5 ) Angeblich, aber nnjutreffenb audj ©djlofc ©eiftem a. b. Wart.
') SDarnadj befafjen §anö u. Sfcotger oan SBradmutb je ein fyaut in
bem Sangenbrügger #ofe. TOtt^eilung be« §errn ©ber-@tab$arate$
Dr. JDruffel.
7 ) fcaurenj oan 8radjmn, (£lfe ©djürman 1615 me fieri fecer(unt).
OKütljetlung beö £crrn $ugo S3renfen bafelbft \>on 1897 31/5.
s ) 3m Über conjugatorum et defunetorum 1646/56 fol. 66.
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65
ben Sanbgrafen ju (Eaffel unb, 1568 nad& ®öttingcn be*
rufen errid&tete et §ier einen großen ©teinbrunnen auf
bem JTOarfte, „feine ©ebäube" fotoie ©etodlbe über ben
Sporen unb über bem HuSfluffe ber Seine. 1 )
Kleine befd&äftigte 1569 einen SWeifter Herman (als
äRauermetfter) an ben 3feftung*tt>erfen ber ©tabt, unb 1571
arbeitet bort an SRonbelen Dirick de walmester. 2 ) ©e*
l|3rte ber erftere bem Drte an, fo famen bie SBallmeifter
bamals mel>rfadf) au« ben Sftieberlanben.
SSon XBerl, wo 1319 unb 1326 ein Gerhardus car-
pentarius eine angefeljene Stellung einnahm, 3 ) begann
SWctftcr Hobein 1597 ben ©c^Io&bau auf bem ©d&neCen*
berge 4 ) unb 1603 fleflte er Don Äflenborf au» ba$ $ofpital
ju SBafoe lieber ijer. 5 )
Der gräflich SBalbedffäe SWauermeifter Hans Deger
au« Stoben 6 ) uoHfü^rte gu Sßaberborn unter bem JBifdjofe
toon ber {Redt (1650—1661) toaljrfd&einlicl) nadf) planen
9JHt$off a. D. @. 160.
*) gr. 3>arpe in ber weftfäl. 3eitfd&rift 38, 121 ff.; (frbarbeiter
fanben ftetö gu fl&uen an ben ©räben unb SBatten ber SBurgen unb
€>tabte, an fleinen ©analen, atterljanb Öanbweljren unb Seiten, nament-
lich an &ifd)teidjen unb an bem foätern „®raften"'9tefce ber ©djlöffer.
*) ©eiberfc' Urfunbeubudj gur ©efdjid&te be« Serjogtlmm« Söefl-
falen* 9er. 575, 1113.
*) fr 3. Vieler, 8eben u. äöirfen ©afoarö u. gürftenberg 1873
6. 180, 181.
B ) Ä. £oenncf in ben flattern $ur nähern äunbe Söejrfaten*
XI, 102. SBBerler „3immerleute" fennt audj geaur a. £>. 6. 442.
*) Maurer, bie au8brücfltc§ audj} ba* SBacfofenmadjen befargten, gab
e$ im SBalbccffdjen überall; ba e£ mannen an @cf<f)icflic^feit gebradj,
mußten fle feit 1817 beim öanbbaumeifter ein (Dramen beftetjen. gär
$0$ere Sauaufgaben erfdjienen auswärtige Ärafte (»gl. ohtn ©. 54), fo
no$ 1593 au Qoxbaty ber wfilfdje aWauermeifter Peter Robustello de
Corradin öon ©roffot. <Der Ä 3iutme^neifter ,, be« Styobener 6djtofj»
baue* 1650/53 war ein $oUänber. Surfte a. £). @. 441, 635.
LVIII. 1. 5
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66
eines ©fibbeutfd&en, Damian Nidecker, aUerljanb Umge*
ftaltungen 1 ) am Dome unb trat 1661 an bic (Erneuerung
be« ©d&toffe« ju Arnsberg.*)
Die länblidje Sauübung unb »Kunjl
ffitr muffen f)ier bie Sauleute ber großem Stfibte
auger Ädjt laffen, um einmal nä^er auf baS länblid&e SBau*
»efen einjugeljen, beffen SSertreter bie 33auerfd>aften unb
Dörfer be« platten SanbeS beiüo^nten.
Da« $eibentum »ererbte feine ©teingeräte bod) jum
Steile auf unfere 3eit, unb feine Sßflafterungen, ©tetn*
fefcungen, bie SWauern ber Surgen tfyeilS ofyte tljeils mit
fieljm ober Äalf unb anbere Arbeiten 8 ) festen aud& fd&on
tt>ertfäf)ige $änbe toorauS, bie baS SWaterial ju bereiten
unb in urtljümlid)er Art ju Demenben unb ju fügen Der*
modjten. ©erabe fo tt>ie §eute, vermutet man nid>t oljne
©runb, ttmrben in einer (EmSgegenb ftiefelfteine unb fie^m
fdjon in Urjeiten an Käufern öerbaut. 4 ) Unb als bann
im (Sfjriftentume bie monumentale ftunftardjtteftur ©ad&e
ber ©tifter unb ©täbte nmrbe, ging i^r baS fd&lid&te
$anbtoerf beS SanbeS ftets jur ©ette, fei es, bog feine
operarii, toie im Anfange offenbar, Hjr tyre Dienfte tiefen,
ober baß es an iljr eine Widjtfd&nur fanb, feine Arbeit
ju toerbeffern ober gar ju toerebetn; benn neben ben
©täbten blieb t§m nod& ein fe§r toeiteS HrbeitSfelb, unb im
©über« unb SWorblanbe, too ber ftäbttfd&e ©teinmefc feine
l ) H. -in ben ©onner 3a$rbüd&ern 89, 187. @urfce'0 ©eitrige
gur ©efd&id&te bei gfirftentyum* S&albetf II, 256.
•) ©eiberfc in ben ©Iättern *ur nähern Äunbe SBeftfalen« 1862.
®. 57 ff. 8*aur a. D. @. 394.
■) 9*. 3ur (Sljronologie ber weftfäl. attegalttljgraber in ben Bonner
3a$rbüd&ern 104, 127 ff.
') (Sonrabt in ben D«nabru<fcr TOtti&etlungen XIX, 176.
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tfunft an einem ungefügigen 33rud)fteine. ober an garten
fjinblingen fd&eitern fat), erftreefte e8 ftdj für beffere Sei*
ftungen tootyl Bio in bie gefd&Ioffenen Drtfdfoaften. l )
Unb toie auf bem Sanbe bie SBaufünftler, beren nur
gteid) gebenfen, waren aud) bie JBauljanbtoerfer flteinftebler
(Äöttcr) einer 33auerfd)aft ober einer Äirdtftätte, i^rer
focialen Sage nadj mofyl meiften« nafye üerioanbt ben
Äünftlern, toeldje urfprüngltd) an ben ©tiftspläfcen fafjen; 2 )
ftc l>aben iljr #anbtt>erf toof)l überall neben einer Heinen
SBirtljfdjaft 3 ) betrieben unb jtoar, wenn ftc iljre gutsljerr*
liefen unb fonftigen Seiftungen abgetan, möglidjft frei 4 )
einmal toaä beffen innere ©ntmidelung Don roljer ju
befferer ober gar feinerer Arbeit, fobann toa$ ben XBett«
betoerb betrifft. Denn fyat tynen urforüngHd) bie Jhmft*
Übung ber (Stifter efyer Aufträge jugetoanbt als #inberniffe
bereitet, fo fanben fte tyr Ärbeitöfelb nad) bem »uffommen
ber ©täbte anfangs nur um ben SBereid) ber lefcteren
gefd&mälert, unb bajs ftc fpäter nod) ben großen ©ptel*
räum jttufd&en benfelben ju bebeutenber S^ätigfeit au$*
nufcten, bemeift — unb ttueberum erft mit bem Ausgange
bes äWittelatterS - baS »orge^en ber ftäbtifd&en fünfte
im 2ipj>ifd)en 6 ) unb DSnabrüdifdjen 6 ) gegen gemiffe ©e*
werbe unb namentlid) au<$ gegen ben $anbel auf bem
*) Sänbltd^e @teinbre<J)er im gronbienfte bei 12. 3al>rljunbert6 Bei
91. Äinblinger, SWünfter. Beiträge II, 314 ff. 33gl. über berlei S3au«
fronen TOünft. ©ef^.-JQuellen III, 4, »., Qolfr u. ©teinbau 6. 856,
Cacoinblet'ö Slrdjiü für bie ©efäidjte be$ «Rieberrljeinä I, 314 ff.
*) ö. 33 e low in ber 3eitfd)r. für «Social- u. ^irtfäaftögefäifye V,
134, 139.
a ) ö. «elow baf. V, 158.
4 ) Unb Ijtcr offenbar weniger gehemmt aU o. üttaurer a. €)•
II, 487 annimmt, ogl. baf. II, 395.
*) ad ann. 1470, 1508, 1541 in ben Öippifd&en Sftegeften III, 2389,
IV, 2946, 3220.
«) ad an. 1499 f. bei WWW, ©Ubeurhmben 5Rr. 63, 64.
5*
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Sanbe. 1508 erhellt inbeg an» ber «eufjerung be$ Sippt*
fd&en SanbeSljerrn, er toiffe Don feinem $anbto>erfe an
©teilen, n>o es ben ©täbten fd&aben fönne, beutlid) genug,
bafc aufcer bem Sereid&e berfelben ber fianbljanbtoerfer ftd>
um bte fünfte nid&t ju fümmem Brauste. 1 )
XBenn biefe babei im Dänabrfidifd&en bte Dörfer unb
auSbrüdttid) bte dauerhaften gegen bie ©täbte unb
ffiigbolbe gänjlid) jurfieffefcen, fo l>aben fte $anbel unb
Äleingetoerbe im Äuge gehabt. Da* JBautoefen mar, tote
nur Ijier fdjon ttneberl)olt auSgefprod&en l)aben, 2 ) mög*
lidjft frei unb gerabe fo leiftungdfätjig, toit ba$ ber
Äleinftäbte unb SBigbolbe. Die [enteren Ratten gewö^nlicft
nur eine, fomeit nad&toeisbar, ben eigenen Sebfirfniffen
angemeffene Sautljätigfeit, bie fid> unter ttmfiänben genrig
aud> toie iljre anbern ©ererbe bis in unfere 3eit & ettl
fianbe jutoanbte, unb bie ©täbte überhaupt fonnten ftd>
bod> erft feit bem ©pätmittelalter unb nur fleinentyeil«
auf SBaugilben ftfifcten; 8 ) ber gunfottang t^at alfo ben
fianb^anbtoertern nur geringen Hbbrud>. 5tljatfäd>lidj
fyabtn btefe, ttrie mir fogleidfc feigen, im ftunftbaue äJjniidje
Seiftungen aufautoeifen, nrie bie Äleinftäbte, toenn biefen
einmal ein tfid&tiger SJReifter erftanb. Die fd&lid&ten Um*
mo^ner genriffer ®ruben fonnten, jumal fte Wnbltdjen
JBeftfceS toaren, bie ©tetne nad) Selieben »erarbeiten unb
»erbauen, unb auf ben Saumbergen l>aben fte gleid&fam
unter ben Äugen ber SWünfterifdjen ©teinfyauergitbe eljer
SSort^eile Don biefer afe SBeläftigung erfahren.
6$ gab auf bem fianbe (Stein* unb ÜWauer arbeit
genug; 4 ) e* toaren $eerb*, Xenne* unb anbere platten,
SMljlenfteine, £röge unb ©cfägc ju behauen, Winnen,
*) »gl. Ärumbijolfc a. O. ®. 126*
«) Dben 6. 50, 56 f., 67.
8 ) Oben ®. 55 ff., »gl. @. 43, 53.
4 ) Sgl. oben 6. 35, 39, 40.
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Brunnen, auf bcr $aax ©ifternen einjufaffen, mand&en
SBrfidEen Säger ober ©etoölbe §u geben, ber fteerb 1 ) unb
ÄeCer mit SKauern ju toerfeljen, getoiffe $otjbauten mit
Steinen ju funbamentiren, bie Ijeute nod) oft in ber liefe
jum SBorfd&eine fommen, Sacföfen IjerjufteHen, ba unb
bort audj bie SHxäf* unb JBauernljöfe mit dauern ju um«
wehren, 2Ml>len, 2 ) JBurgftätte unb mand&e SanbfapeCe
ganj ober tljetfoeife in Steinen ju errieten u. f. tv.
3febenfatt& geljen aud> bie ©tabtmauern t»ielfad^ unb in
ben Sftorbftridjen bie meiften ftillofen ©teinfpeidfjer 3 ) ber
$öfe unb Äirdjljöfe grö&tentyeite auf Wnblid&e $anbtoerfer
jurfidE. Unb für berlei Anlagen f)iefj es, ganj abgefeiert
toon ben Regeln, ©teine befd&affen unb Juristen unb im
Korben bie ftinblinge fpalten ober irgenbttrie braud&bar ju
geftalten.
Die Wnbltd&e JBaußbung erftrebte bei ben fd)lid&ten
Aufgaben burd&fd&nittlid) nur fefte unb bauer^afte Arbeit
unb, toenn fte ftd& bann mal an eine Ijöljere (Eonftruction
unb Drnamenttt Ijerannmgte, fo fiel bas meiften« fo mifc
öerftänbltdfc ober fo ungefdjidtt aus, bafj man bem betreff
fenben XBerfe bie „nid&tjfinfttge" (Sntfteljung anfielt. (Eine
foldje öerrät nodfc Ijeute mit toielem SKörtel unb rof) be*
arbeiteten ©teinen mand)' alte« ©emäuer unb ©ebäu,
jumal JBrfidfen unb, too aud& nid&t immer bie £$ore, bo$
burd&gel)enbs bie alten Sföauern unb Stürme ber JBurgen; 4 )
unb n>enn fefcon an ber Ättenborner Äirdje ber ungefd&Iad&te
Anteil be$ SWaurerä gegen bie eblen 3 u 9 a 6cn be« ©tein*
1 ) Neffen Sfcütfwanb nod) oor^ugöweifc „bie Stauet" genannt wirb.
2 ) Seifpiele bei £). $reufj, SDie baultdjen Slltert^ümer befl 8tppifd&en
8anbed A* 1881 @. 133, 69; über bie fcörter-SBrütfe SBiganb'ö «rdj. III, 70.
3 ) SJqI. ©. £artmann in ben Dönabrütf. 3tftttl)etfonö. IX, 329 f.
tf. Sranbi unb g. <Sdjulfce baf. XVI, 303, 310 f. £af. 7.
4 ) 1634 arbeiteten an ber 6djlo{}fefte gu Arnsberg 3tf. öalt^afar
maurmahn unb Stf. Sacob. ©taat$-2lrdj. 2Rf. VII, 111.
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mefeett gar untjarmomfd) abftid&t, 1 ) fo erfdjeinen bct 3^or*
tljurm ber SBurg ©tromberg, fogar einjelne JHrd>en jwar
als {Berte einer etnljettlidjen fflauübung, bicfe aber als
eine folc^e, ber beffer bie Stabilität als bie (Heganj ge-
raten ift. Qu ©tromberg nämlich jeigt ber 23>urm auger
wenig groben ©tmfen ftnfcbogige Durchgänge, fattelbad)*
förmige ffiölbung unb über einem Torbogen auSgelaben
einen geraben ©pifcbogen — alfo JBauan§eid)en, faunt
©tild&araftere, bie auf baS 13. $af)rljunbert weifen. Die
ÄapeUe ju {Rabber bei fiintorf, ein SSieretf gerabe ge<
fdjloffen unb gerabe eingebe* enthält an alten genftem
nod) eins, einen langen öieredigen, an ben (Sehen iebod>
abgef prägten ©djlifc; bie anbem ftnb fpäter erweitert unb
oben in einen ©tid>* ober ©pifcbogen ausgearbeitet. Die
nodj) unoerttnberte S^üre Ijat innerhalb eines Äu&en*
rafjmenS nod) einen fd>weren 9hmbbogenfd)luJ3. Das
SWaterial ift ßintorfer (Eifenbrudjftein. Der $farrfid>e ju
©raffdjaft eignen $ofygonfd)lu&, ©tid&bogenfenfter, «u&en*
ftreben, in ben ffreujgewölben fpifcbogtge auf ffianbjnlafter
gefefcte ©urten, in ßier unb ©Iieberung fo unbefKmmte
(Ef)araftere, 2 ) baß fte bem erften ® liefe beinahe ebenfo
einer mittelalterlichen wie einer fpätem SBaujeit, bie \a
an ßirdjen meljrorts gotyifdje formen wieber aufnahm, 3 )
angeljörig erfdjeint.
Dagegen ift totefleidbt nod) anjie^enber in eultur* als
funftljifiorifdjer Sejieljung, worauf ber SBerfaffer feit 1892
») Oben 6. 50 8t 4.
*) (Sitten abfonberlidjen, frembartigen (5inbru<f motten au$ bie
gotyifäen SöölBungen ber ©aterlänbifd&cn tfirdjen @trü<flingen unb
Sir.mtflolj unb, wenn i$ mid& red^t erinnere, ber gotljifd&e 2^etl ber Jtfrdje
$u Gapetten bei Cloppenburg.
a ) &öf. 3. £offmann, 2)eutf^orben0rittcr-(5omtnenbe SWü^eim.
fünfter. ^augnrat.2)iffeTtation. (Sobten* 1895 6. 39 ff.
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fdjon ttneberfplt aufmcrffam gemalt, 1 ) bic eigenartige
Iljatfadje, baß ftd> in SBeftfalen an brei ©teilen ba« länb*
lidje SBauroefen au« ben rollen unb ftilfd&toad&en formen
mef)r als uorübergefienb ju Seiftungen heraufgearbeitet f>at,
bie in Conftruction unb Ornament mit ber ftäbtifc&en
©tilfunft wetteiferten, — ein SBcmci«, nrie tief toormal«
bie Äunft in« SSolf eingenmrjelt war.
An einer unb fef)r leiftung$fäl)igen ©teile jaulten ju
ben Auftraggebern aud> Säuern; bie Äünftler waren ber
Steige nad) faft alle fd&lidjte Sanbleute 2 ) unb was fte
fdjufen, begegnete gewig audj bem SJerftänbniffe unb ©e-
nuffe tyrer 9?ad)barn bis in bie fleinften Käufer hinein.
Die ©teilen ober toielmeljr bie Steiriere biefer länb*
lidjen JBaufunft waren bie ©teingruben ju ©Überaus bei
93entl)eim, bann bie jerftteuten ©teinlager bei ^aüifbed
unb enblid) gerabe bie fteinarnte SWieberung ber ©mfd)er.
Da« ©Raffen bort befannte ftd) in ber SBlütlje offen jur
jeitigen ©tilweife, ja biefe öerquidt ftd) ju ©überaus
fdjon in romanifdjer Qüt mit Qrormen, bie im Sßroftle
ober Ornamente no$ an bie ^oljted^nif fnfipfen.
»J ©eftbeutfäe 3«tfdjrift 1892 6. 180, SBeftermann'ö SHuftrirte
SHonateljefte 1895 9Rai-$eft 6. 244, Äunft- u. ©efdj.-<Denfmäler b. $r.
Söcftf. I, 54, Songinu« o. O. II 6. XXX. £. £aafe finbet in ber
3ritfd)r. für bilb. tfunft; tfunftgemerbeblatt 1900 9L 8?. XI, 79 f. in
ber bäuerlichen «^oljhmft ber SBierlanbe 1) feine eigentlichen Serufö«
tünftler (*), 2) fein Äunfrwerf, ba« fldj felbft 8»<cf tfc 3) (örtlid&e)
©onberftiie.
■) (5$ trifft alfo meift für anbere Öanbfdjaften ju bie Semerfung bei
Aub. Boemus, Gentium mores, leges et ritus. Ed. Antr. 1571 p. 330:
Gens (ba3 Canboolf) artifices enim secum habitantes nirilos aut paueos
habet. Sgl. aurf) bie Sludfütjrung bei &. 8ampred)t, 2öirtr)fcf)af töleben
im Mittelalter 1886 I, 588, wonadj ber Maurer bü inö 14. 3ai)rt)unbert
faft immer lapieida nid)t cementarius Ijeifje, jener nur für monumentale
Sauten in Setracfjt fomme, baö eigentlich lctnbltd)e Saugewerbe auf bie
3immerei ju befdjrcmfen fei.
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UeberaC finb flcinc Anfange gu vermuten, ©tetn*
bredjen* unb Sewerfen, ober länbltd>e Shifcanlagen, bann
gelehrige SSerbinbungen mit auswärtigen SBaufünftlern unb
©teimnefcen unb enblid) mit einer Ijöljern ÄuSbübung unb
©tübeljerrfdjung aud) weitere Äbfafcgebtete. Der gortje^ritt
gum $ö$ern war iWiemanben »erwehrt, l ) toofy ber Äbfafc
innerhalb eine« ©ilbenbereid)S 2 ) Ijeilel.
Die beiben ©ruben Ratten auf ber ©renjfeite SBefU
falenS um fo me^r XBertl) unb 3uft>rud>, als jenfeit« am
JRljeine, in ben Wieber« unb SWorblanben faft nurmeljr
ber rolje ginbling 8 ) toorf am. 4 )
(5ilöe^anß
ifl eine Filiale ber Ältyfarre ©d&üttorf gerabe wie bas
angrengenbe SBentljeim 5 ) eine fold&e uon ©Überaus. Der
©ilbe^äufer ober Sentljeimer ©tetn, im äufeerften ffieftauS*
laufe beS Dsning gelagert, eignet fid) ju jeglid&em 35er*
brause, ber grau(rötlid>e) toon 33entf)eim ju glur*,
üßitylen*, ©runbfteinen unb XBafferbeljältern, ber gelb*
(weiglid&e) Don ©überaus ju allen 8rd)itefturen unb SBtlb*
fd&nifcereien. 6 ) (Er fanb, wie wir unten nod) weiter
erfahren, in ben fteinlofen SKorbftrid&en weithin Hbfafc,
jumal als Saumaterial bis SBremen, Slmfterbam (©d)lofj),
*) »erlepfdj, (Storni ber Maurer u. ©teinmefcen (VIII) ®. 148.
*) Ueber foldje ©rettjftrcitigfeitcn ögl. Ärumbljolfc a.D. @. 130*.
8 ) Uebcr bie ©ranitgefdjiebe ju SBUbeö^aufcn ögl. ®. SB. 51. Dlben-
bürg u. ©rcoeru« in ben 2öeftp$. $ßroöin$iaIblättern 1, II, 77.
4 ) (gegenüber auf bem Oftfaume SBeftfalenö lagerten bte Ijerrlidjen
93aufteine öon Dbernfirdjen. lieber iljren «Betrieb 1842 ©. San bau,
»efdjreibung öon Reffen 1842 ©. 354, über üjre »efdjaffen^eit 8. ö.
Saffaulr, <Die Baufteine beö Kölner 2>ome* 1882 @. 61 ff.
5 ) Sibui a. D. ®. 910, 911.
6 ) SBebbigen'ö Eeue3 Söefrp^älif^e« gflagaain 1789 I, 107 ff.
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SRotterbam (SJörfe), 1 ) roäljrenb bie fdjtoeren ©ramtfinb*
Knge 2 ) bcn #afen* unb monumentalen anlagen 3 ) ju @ute
foramen.
lieber ben Anfang form&oflerer Arbeiten belehren uns
mehrere Sauffteine, bie ftd> ganj rabial t?on ©überaus
au$ jum SRieberr^ein, 4 ) nad) $oflanb, in« nörblid&e
unb mittlere SBeftfalen verbreitet Ijaben. 5 ) (Sin u>e<^feIt)oQ
geftalteter meift mit Sötten gefdjmfidter ©tänber trägt tin
grofceä, runbed JBeden, bie« umjie^en ©eiltoinbungen,
{Ranfengettrinbe ober Ärcaben in flauer faft proftflofer
Arbeit. SBie ber ®efamttt>pu« an ben {RomaniSmuS be$
12. :$af)rl)unberts, erinnert bie flad&e Arbeit unb nament*
lid) ba« ©eilmufter an bie fefcon ermähnte $oljted&nif ; bei
anbern Cjemplaren belunben ftarle Shmbglieber unb bei-
gefügte grafcen ober f<$Udjte$ JBilbtuert fd&on tuefentlic^e
«nfd)lüffe an bie Ijöfjere ©tein^auerei. S3ieHeid)t jäftft
^ier^er nod) ber verjüngte (ftänberlofe) ßtylinber gu ffial*
trop. Die runbbogigen Ärcaben finb mit ben 3füttfiguren
jtoar bem @an$en n>of)l angepaßt, aber im (Jinjelnen fteif
unb im felben Straftet beljanbelt mie baS Doppelfeil,
meiere* ben Dberranb umfd&lingt.
3fm 13. Qfaljrljunberte gebieten ber ©rube nod) be*
fonbere SJergünftigungen, 6 ) feineStoeg* aber tyren ffiert*
l ) 93t« in bie öfterrcidjifdjen SRiebcrlonbc. 9leued 28eftpljäl. SRagagin
I, 107 ff. @. 8. SMepenbrod, ®efdjtc$te be« «mte* SWcppen 1838
6. 483.
*) Belege bei 9torb§off, ©eftfalen-8anb 1890 @. 21.
8 ) 3n bem £anbei8öertrage $ttufdjeu üflünfter unb Dftfriedlanb öom
So^re 1669 würben namentlich bie öuaberfteine aW Äuöfu^rarttfel über
©mben ^eröorgeljoben. SDiepenbrocf a. £). @. 483.
4 ) $. ©lernen, tfunftbenfmäler ber Sttjeinpromna I, 579.
6 ) 9*orbI)off, Äunft- u. @ef^.-2)enfmä(cr I, 54, 56, berf. in ben
Bonner 3aljrbüc§ern 53, 48, 79, Otte a. O. A 4 6. 215, befonber«
A* I, 309.
6 ) J. H. Jung, Historia comitatus Benthemiensis 1773 p. 119 f.,
264, m <m$ Weitere« über baö Sllter unb bem Slbfa^ebiet,
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teuten bie ÄuSjeidjnung einer ©übe 1 ) ober bamit bem
Orte ber Warnt an. Diefer rüfjrt öielmeljr beutlidfr öon
ben ®ilbel)äufern, bie fid) tyier überall bie fflauerfdbaften
errietet Ijaben, 2 ) jumal ba gewerbliche (Silben bem Sanbe
überhaupt fremb maren. 8 )
©tanb nun aud) ber ©rubenbetrieb ber ganjen ©raf«
fd^aft SBentljeim unb namentlich ber ©tabt ©djüttorf, too
mir fdjon ©teinmefcen trafen, ju, fo blieb bod) bie $aupu
ausbeute eine örtliche unb bafjer länblidje. ffienn fd&on
©d>üttorf, Dom 3fled!en Sentljeim ganj ju fd&roeigen, in
ber SBauübung gemifc nur menig Ijer&ortritt unb iljr als
©tabt (1295) 4 ) bie ©ilbeljäufer ©tein^auerei Wngft ooran*
geljt, fo begegnen und au$ attmäl)lid) beftimmter, als
bort bie Saumeifter Don ©überaus. Unb läufig genug
motten biefe, gerabe mie bie ©teine, in ber gerne für
SSentljeimer burdjgef)en.
Dem ©ilbe^äufer SBirfungSfreife überhaupt gehören
mo^I ber eine ober anbere Don jenen SWeiftem an, bie
tyrer $erfunft nad& unbefannt in ben untern GlmSgegenben
nad&juroeifen ftnb, fo ein üWcifter Dorpe, ber 1452 an ber
JHrd&e ju 83ed&ta baute, 5 ) ein Everd Kake, getuöljntid)
Everd genannt, ber 1493 ju SWeppen nadj bortigen Acten
uon ben flird&rätljen SBerfdjreibungen erhielt — uermutlic^
ber SJaumeifter bes bort 1461 begonnenen unb 1470 fort*
l ) mit bei SibuS a. D. 6. 910 unb g. 9Uet ö. 93öget«.
lamp , $rot>mjiaI'@efd)idjte ber merfwürbigen ©raffdjaft SBentljefm 1805,
ba bod) bie att 3eugin angerufene Urfunbe oon 1375 einer gegenteiligen
Deutung entforidjt.
•) »gl. «Rorbljoff, $au$, £of, ÜJlarf u. Oemeinbe iRorbwefifalen*
1889 <5. 27.
8 ) ö. Maurer a. G. II, 487.
4 ) 3. & ÜWüller, @efdjtrf)te ber ©raffd^oft ©entkeim 1879 ©. 90, 92.
5 ) <S. 8. SMemann, 2>a<J Olbenb. SKünfterlanb I, 151.
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gefefcten 1 ) JHrdjcnbaueS. Die frühere Äircfce ju ©ögel
aus bem 3al)re 1*82 ift gemaket vo(n) Mester Wacher
unb 1512 war eS, da Borchart Sickma(n) begu(n)de
mi, nämtid) ben flird)tl)urm ju fflodelol}. 2 )
ffienn jenem Gerhard Bentheim (Benthym), ber 1500
mit einem Johan Speckhuys tum SBillerbed „SWünfter 11 *
b. f). 93aumberger*©teine nadj Xanten abfefcte, ber Sttame,
tute nidjt jtoeifelfyaft fein fann, uom $eimat8orte anfing,
fo mag bie ©ilbel>äufer SBaare am {Rheine für JBaum*
berger burd&gegangen*) unb be^ügtiä) berfelben eine Ort«*
öcrtoedjfelung in ben ©Triften üorgelommen fein. 4 ) 1620
mürbe öon Wessel Stoltenkampf Don JBenttyeim ein groger
©d)teifftein im SBaubereidje ber SBfinfterifdjen Steinmauer
gefefct unb öon biefen jufolge tyrer Sudler „arreftirt".
Unb nun folgen flartoeg bie ©ilbe^äufer SBaumeifter:
(1732) Arnold Wilhelm Schrader et filius eius Joan
Schrader ex Gildehausen aedifieaverunt 5 ) laut $nfd)rift
bie (#anen*)Sird)e ju $opften; SSater ober ©ofjn ©Araber,
>) <Diepenbro(f a.D. ©.269, 5J?tt$off, Äunftbenfmäler unb
Slltertljümcr im £annot>erfd)en VI, 92.
f ) 33eibe Bei SMepenbrocf a. D. 6. 270, 262. <Do<§ aud) Bau-
leute öon fünfter wirften in ben niebrigen ©egenben, fo 1600 9ft. Johan
Kelliger steen- und werckmeister unb Bernd thom Hülse am ®tebel
unb an ©teinjierben be3 9Ratl)fjaufed (nad) bortißen Steten) gu 9fteppen,
beffen Ausbau 1604 »ieber aufgenommen »urbe. SDtepenbrocf a. O.
©. 274.
3 ) an. 1500. Item . . . emit a Jo. Speckhuys et Ger. Benthym
quingentos pedes moenstersteen bei $. (£. ©polten, $lu$$üo,e auö ben
93attred&mmgen ber @t. SBtctoröfird^c au Xanten 1852 6. 66, 67.
*) Ueber bie @teinfjänbler unb Saumeifter (öon) ©entkeim gu ^Bremen,
befonberö über 8über, beffen ©rofeöater SRentmeiftcr in SRljeba toar, im
16. u. 17. Saljrlmnberta »gl. gotfe a. O. XIV, 131 ff., Gljmcf unb
6cf)umad)fr baf. II, 434 ff.. 438 f., 442, $auü, SRenaiffancebauten
@. 56 f.
5 ) 9tod& amtlidjen Sielen.
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«rüttelt ju ©ilbc^aud mürbe 1744 nad) Singen berufen,
um Über ben Sudbau ber alten ober neuen refortmrten
Ätrdje 83orfd>lüge §u machen. *) (Die äReifter Johan Bauer
unb Henrich Werninck au« ©überaus erbauten unter
genau toorgefdjriebenen Sebingungen 1743/46 bie 3fcfuiten*
Krdje ju SKeppen, woju bie giegelfteine Don DftfrieSlanb,
ba* $olj üon (Emben tarn. 3 )
Die tfaum- (rter Steuer-) berge 8 )
toaren einft ein SEummefylafc öon ©rubenarbettero, ©tritt*
mefcen unb JBauleuten 4 ) öon nalj unb fem, benn fie
lieferten ein ebenfo fdjönfarbigeS, als für alle SBau* unb
JBilbjtoede geeignete« SWaterial ben Sauleuten in ber
*) ». «. ©olbfdjmibt, «efdjid&te ber ©raffd&aft Singen 1850
6. 831.
f ) SMepenbrotf a. O. 6. 528.
8 ) Stößer ©aumberg ober ©teoerberg. ©taatö«Ärdj. tfeefling^aufeu
AA I, 9fr. 3.
4 ) 211« ^auptfäd^Ii^e unb reidje Quelle Reffen ljier bie ©ilbebüdjcr
ber Steinmauer $u ÜRünfter, bie jefct leiber fourlo« öerfdjwunben ftnb.
(tfruinb^olfc a. D. @. 430.) 3er) tonnte fie jebodj langft bei ein«
fdjtägigen fjorfdjungen benufcen, »eil tdj barau« um 1870, aU fie nod)
im SBerwaljr bcö ©tabtbaumeifterä Südljauä lagen, oorab bie SDTctfter-
namen unb ntandje gewerblidje SGadjridjten bi$ in bie Stegierungfyeit be*
SMfdjofö ©alen gebogen Ijatte.
1. 3)a$ grofje ©übebudj Vi Sol. in 6d)toein$leber begonnen 1595
22^/4. unter ben ©übemeiftern Hans Lake Clberman unb Henrich thom
Hülse, fowie ben ©djeffem Johan Haselhon unb Johan Kelliger,
retdjenb bii 1799 mit ben ©afcungen unb mit ben ^ßrotoIoDen über Auf«
nahmen, Ser^anblungen, Sßroceffe u. f. w.
2. $a* fleine ©ilbebudj mit Eintragen au« ben Sauren 1592—1650.
3. 2)a« 8e§rling«bu($, ein Keiner ftarfer 8 ° Sanb, oon ben @$effem
geführt »on 1592—1736 über SRobiüen ber ©übe, Slufnaljmen (Bürgen)
ber fceljrlinge unb (feit 1603) über bie SRerf (seilen) bei ber ©ntlaffung.
3Me Eintragungen oon 1738—1742 waren geftri$en unb übernommen in
einen ftarfen 4° $anb, beffen 32 befd&riebene Blätter mit bem 3- 1805
falojjen.
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77
gferne unb jumal ben SWeiftern Don SÄfinfter unb SoeS*
felb. (Sine reiche SKaljrungSquette mürben fte ben Auf*
unb «moo^nero ringSljer, ju fflillerbed, Sttottuln, ^atrifbecf,
©teinfurt, $orftmar unb Darfelb. Die SBeftfcer brauten
bie ©teine in ben $anbel, baS SBred&en unb jumeift aud)
baS ^Bearbeiten Ratten bie Meinen Seute.
SaubetailS unb SBilbroerfe in SBaumberger Steinen
IjergefteCt reiben in« 11. ftaljrljunbert f)inab; bod) ba fte
fidj fo frfilj $u SRflnfter, fogar an ber Wuljr 1 ) öorfinben,
nnrb ber Iunftretd)e (Grubenbetrieb tum auswärtigen ©tetn*
mefcen begonnen fein. 2 ) ffio§l mögen bie Hn* unb Um*
tooljner, fei es auf SefteCung, fei es auf eigene gauft
fdjon balb baS JBredjen, baS $erfteHen Don ©teingeräten unb
©efäßen, bann gar baS Seroerfen t>on Stouftfiden beforgt
Ijaben, toaljrfdjeinlid) flauten fte erft mit bem 13. $aljr*
ljunberte, als ba« ©teimoerf unb baS beffere SKaterial
immer $öl)er in ber ©d>äfcung unb KMtoaijl flieg, o^ne
bie §erfömmlid&en Arbeiten aufzugeben, ben auswärtigen
Sauleuten an Ort unb ©teile ben feinem *ßroftlfd)nitt ab
unb gingen enblidj Don ber ©teinfjauerei immer weiter jur
Ijöljern ©teinmefcerei, Don ber fdtfid)ten jur eblern SBau*
Übung über. 2Rit bem 15. Qfa^r^unberte ragen offenbar
als iljre ffierle unb jtoar blofc rings um bie Saumberge
auf ben großen ^Bauernhöfen immer häufiger bie ftilfdjönen,
ttotjl gar nod& mit Kaminen unb 83ottofd>eiben auSge*
ftatteten ©teinfpetd&er 8 ) ijer&or unb fd>on balb fd)eint es,
l ) ®o au ©erben. SB. ©ff mann, Ä.-O. Sauten gu «Derben
1899 I, 88. 9lod^ 1449/57 $aute 5W. Nolden, murmester »on ©erben,
für ben neuen 2$urm ber £orneburg Boeffengater au* ©aumberger
Steinen. @taat«.$t. 8te<flingljaufen «. «. I, 9for. 3.
*) Ueber bie Sager, bie $eföaffen$eit be« WlatttiaU unb bie älteften
SBerfe ogt. 9torb$off, $olg. u. Steinbau @. 434 ff., Songinu« II,
@. XXIX f.
■) ©o erhalten ober fdjon befeitigt auf ben £öfen 8i$ping u. Sßr5ö*
fting ju fRorbwalbe (9t„ £.- u. ©tbau S. 21 $af. II), ©rwing gu &er,
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78
nmr ba« ©teimoerl fo fcft auSgebilbet, bafc es bis jum
(Enbe be$ breigigja^rtgen Jhriege* 1 ) geblüht $at.
9?ad> ben Sfld&ern ber SK&nfterifd&en ©teinljauer unb
anbern Duellen, toar e«, toie im ftäbtifd&en Setriebe, ge*
tragen Don Sföeiftern, ©efeflen unb gedrungen, jungen
t>on ben fflaumbergen traten f)äufig bei ben üßünfterifd&en
aWeiftem in bie Seljre unb babei galten JBaumberger
SKeifter unb ©efetten als uottgfilttge fflürgen. Unb anber*
feit« gematteten, tute ein QfaH uon 1617 beutltd) bart^ut,
bie ©teinljauer ju SWfinfter fieljrlingen uon ben JBaum*
bergen bie Aufnahme in tyre ©übe. Sftod) me^r. Diefe
\)at Don ben Saumbergen tooljl Don altertet lieber unb
tuieber tyren Ijauptfädftidjen Sftad>mud>S bejogen. Denn
t>on Qtit ju 3 e ^ führen U>re SWitglieber SWamen, loeldje
nod) Ijeute $au$ftätten ober &ntt>ol)nern ber Saumberge
eigen ober bod) an jenen nad>n>ei$bar ftnb: fo SBljSman,
Sofort, Sontan, fiammer«, JBüdfer, SSoInter ju SHHerbedt,
SWientibt, SWieborg, ffroeä, 3 um ®9 C « ä u SWottuln, ferner
Seifferbind, SWienborg, Sord&erS, (Sfftnd ju §atrijbe<f.
galten mir jefct ttmfdjau in ben beteiligten ©e*
meinben, fo fomntt junädtft SB Hierbei unb jtuar nod>
SBolping ju ©Göppingen, (£öping gu <Darfelb), 8o<fljott (1567), Sofc,
Tonnen mit Sljorljau« (1695), ©ebed, Sangeujjorft, «fromoet (wieber mit
£l)0r$au0), SBifptng («Beübung bei SB. ©ffmann in ber beutfdjen
Stauaeitung 1888 9hr. 32) gu SBiDerbecf, ttoetter an flottuln unb Biet
ju fclbadjten. Dftwartö foUen nod) einige au« 3iegeln unb ©errfteinen
au Kltenberge, «fro^enljolte, Sfcorel unb 9Henberge fielen.
l ) Sit unfer Saljrljunbert brongen nur mefjr buntle Corftettungen
oon bem oonndigen betriebe, wie bafj bie Steinmauer oou fünfter,
namentltdj (ber jüngfte) ©röninger 1681—1729 (»gl. 91., 8. 3§ob. 96,
312), auf ben Sergen mit tyren ©efeDen iRiebertaffungen geljabt gärten unb
fpäter, alö au fünfter baö @d)Iofj (1767) gebaut worben, feien oon ben
Surren, welche fertige Steine baju abholen foHtcn, unb ebenfo auö ben
S3rüc^en, wo biefe öorgelegen, Signale mit bem «fronte gegeben, ©^reiben
be« £errn 2B. <Darup d. d. 1876 5./7.
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79
als SBeid&bilb in JBctrac^t, ba tym ©tabtredjte erft 1568
ober 1570 beeidigt ftnb. >) 1475 §at $ier ber SWauer*
meifter Hinrik Bever am ffirftttd&en $aufe ober an ber
WltyU gearbeitet, 2 ) 1495 lieferte Johan Speckhuys „ÜWön*
fter"*@teine nadj lauten unjtoeifelljaft Don ^ter aus, benn
jene, toeld&e bie fiieferungen ba^in fortfefcen, führen fdjlidjt*
toeg ben Sftamen (Don) Siflerbedf: fo ein Johan öon
1506—1519, ber jüngere Johan bis 1534, enblid) ein
Gerhard btS 1550 8 ) — ber ältere ttne ber jüngere Johan
herein jelt als „magister". 4 ) SQBcfcI ttmr einige SWale toie
ber ©tapefylafc ber ©aare, fo ber Aufenthalt ber fiiefe-
ranten, für Gerhard 1543 unb 1550 öietteid&t bereits ber
©oljnfifc. ö )
Unter ber gelieferten SBaare Befanben ftd> 1532 unb
1546 aud) fertige Kippen unb fertige gfenfterfteine (cum
preparatione, aptare, preparare) — beibe alfo an ber
©rube bearbeitet.
1563/73 begab ftd& mit bem ©ra&e*2Weifter Hans ein
Tonies Don ©Werbet! unter bie ©tetnmefcen beS ©djloffeS
*) $. ©rotfmann, ©efdjid&tlid&e Mitteilungen über bie ©tobt
Sillcrbe* 1883 6. 80, 82.
f ) ©taat$.$lrdj. fünfter. 8anbet*t(. 240, 6.
8 ) <Die Belege Ui ©polten a. O. ©. 60, 67, 71 ff., 75 ff., 86,
82, 84, 90. Öeifjel a. D. @. 201 ff., 216 ff.
4 ) 1510, 1511, 1531 M ©polten a. O. 6. 73, 82.
•) 2Ran fann Ijier nidjt mit 93cigcl a. D. ©. 216 tgl. 6. 202
einen ftfinbtgen SEÖoljnfty nehmen ; benn bie 9tedmung3angabe in Wesalia,
bie ba unb bort öorfommt, bejie^t fid) beutlid) (»gl. @. 208 9lr. 2) auf
ben Ort ber Ablieferung gerabe mit 1546 bei bem Mag. Petrus de
Colonia in Wesalia (bei ©polten ©.88, 89); ber Bürger einer ©tabt
wirb bodj fonft in ben Äedmungen flar»eg oppidanus (gu (Salcar 1551,
1553 M ©djolten ©. 92, 94) gefdjrieben unb ttoüenb* lagt bie (Sin-
füljrung be* älteren Johan öon SHUerbeif 1506 (bei ©polten ©. 71)
mit: Item emit magister . . . a quodam Jo(anne) de Bilrebeeck
munstersteen . . . eljer auf einen bem ©Treiber fremben 9Hann, ati auf
einen ÜRadfjbarn fd&liefcen.
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80
SU ^oDeftabt, 1 ) 1622 übernahm Dietrich Nieborg, ©tcin*
$auer auf ben Saumbergen, contractu^ bie Äeftauration
be* JBitterbeder ßubgeribrumten*,*) 1638 oblag ju $aufe
fernem #anbmerfe ber Steinmauer Herman Kelliger, jeben*
faß« ein HnDertoanbter ber gleichnamigen ftunftgenoffen ju
STOÜnfter. «I* ^ier 1616 Johan Kelliger einen Joban
tho Rink in bie fie^re naljm, erf$ien ein Herman Mes-
sinck au* SKflerbecI aU SBÜrge. Sßod) 1655 erging Don
Siflerbed au* eine Anfrage an ben ftürften, ob für ben
Stau bed sacellum s. Ludgeri, Amt* $orfbaar, nidjt
SR. Jacob aufm Saumberge pro directione operis
anjupeKen. 8 )
SRottuln entfanbte mit bem unfernen Dülmen 1529
®ef eilen jum Äirdjenbau nad) gtodjum 4 ) unb Don ^>at>if *
bed verbürgten fic^ 1603 unb 1606 in STOünfter ber
(Steinmauer Berent Loman unb Hinrich Arninck, nun
©tetnljauerfnecljt oorbem Se^rling auf ben Sanmbergen,
jebe* 2Wal für einen ©tetnl>auerlel>rltng, ba* lefcte 2WaI,
als Jost Aschendorf ju SRünfter ben jungen Berat
Mensinck aufnahm. 1617 gematteten bie ftäbtif^en ©tem*
mefeen ftemanben, ber auf ben Saumbergen gelernt $atte,
in SWünper als ftne$t einjutreten, 1619 forbern fte. Don
Johan Jeiler gen. Nyborg eine ©ü$ne, weil Don tym
Steine, meiere er tyren Hmt&genoffen Derfauft, mit beren
5Ker!03 cic ^ cn ) Derfeljen unb anber$tool>in Derüufcert roaren.
©$on ein #al>r Dörfer mar bem Jeiler «etjnltdje« paffirt
mit ©tetngut, ba« man Don ÜÄeifler Johan Schurauper
angelouft $atte. 1638 ftguriren Don bort nrieber in ben
©Übcbüdjern ein Johan Arninck unb Albert Alpertinck,
offenbar auä) ©tein^auer, al* SBÜrgen.
*) $erolb a. O. 6. 26.
») *. anfing, 2>er $ei% 8«bger 1878 6. 170.
•) 6tööt«.SlrdJ. SJtönfhr. Sanbe*-«. 240, 3.
4 ) 8fr. ©ar*e, ©ef#$te ber ©tobt $o<§um 1891 II, ISO.
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81
Qu Surgfteinfurt erlebte Herman Steenmesler
1347 bie ©rtyebung feine« SBoljnorteS ju einer ©tabt. 1 )
8ud» üon ©arfelb trat 1612 ein Hans Otterbein ju
üttfinfter als Steinmauer in bie fieljre unb ber gegen 1600
mit feinem Qt\ö)tn ju #orftmar in ben *ßfarrtt|urm ein-
getriebene Gerät Hemelinck (me fecit) ift um fo meljr
für einen ortsanfäffigen SKeifter anjufeljen, als $orftmar
bis in unfer Qaljrljunbert „aorjfiglid&e SKaurer" befaß,
weldje auf 5-6 SWeilen im Umfreife gefugt würben. 2 )
ffür bie {Reftauration ber bortigen $offird)e matten 1624
bie SKauer* unb .ßiromermeifter Diethrich Ebbekinck unb
Johan Gyse einen Ueberfölag. 8 )
SBtetteidjt Ijängt e$ audj irgenbnue mit bem Saum*
berger ©teinbetrieb jufammen, wenn bann unb wann aud)
in entfernteren Drtf haften ©teinmefcen auftauchten; fo
werft 1421/23 unter ben ©teinme&en ju Xanten ein 9Ji.
Wilhelm Metlen, {ebenfalls au« ber gleichnamigen ©e*
meinbe, fobann 1493/1500 ein Bernard, Johan unb Leo-
nard öon Sorten.*)
J ) liefert a. ß. V, 179. 3- 3- SRerlo, SRadjridjten öon bem
8eben Äolnifdjer Äunftler 1850 6. 435 nennt 31t ben Sauren 1368 unb
1392 einen ©teinmefcen Johan von Steinfurde.
■) fcarne in ber 2öeftfäi. 3eitfd)r. 41 I, 130.
8 ) 8onginu$ a. O. II, 197.
4 ) »eifcel a. O. S. 137, 194. 1662 7./10. fteflte ba$ ©rein-,
©ilbfjauer- unb ÜWe^ler«8lmt gu Sföünfter bem Surften oor, e$ bodj mit
ben neuen 9Wonat$fteuern ju öerföonen. 3Me SBauljerren tauften bie
Materialien felbft unb He§en fit brausen auf bem 93aumberge „gang
gtreibe behauen 11 . 2)ie SWeifter Ratten faft nur £agelofm; Srembe, ©ol-
baten unb Shttömmlinge Rotten ftdj $uin Äalfruljren unb SWauern bti
©eiftlidjen unb 2Beltlid)en in bie Stabt emgefdjlidjen. 3m ©djreineramte,
fo bod) in lauter «£>oI$arbeit beftefje, feien üerfdnebene aufgenommen, bie
bie ©teimjauer« nnb 2MIbljauer'2lrbeit nid^t gelernt fjätten, unb ben ($u»
ftänbigen) SRetftern Arbeit unb 83erbienft abfdjnitten. ©taat$-$lrd).
Sanbe$.«rdj. 388, 77.
LVIII. 1. 6
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82
#n bcr <Emfd)er*©egenb, bcr c$ an einem ÜRatertal
gebraefc, ba« jur ©teinljaueret anfoornte, unb ebenfo an
©täbten, bie über Stoufttnftler aerfttgten, ertote« jtd> bo«
$öl>ere Sautoefen gemig fo als ein SBebflrfmfj, tote ba«
einfache; ben Sauleuten, toeldje in jenem gehörig befc&äf*
tigt unb gefdjult toareft, lag e$ nalje, fid> auätoärt« toeiter
auSjubüben, um unter Umftftnben ju $aufe funftgerecfcte
Aufträge ju übernehmen unb DöOig ju bewältigen. ©d>on
1370 bepnbet ficj) Ludwich Don JBorbecI unter ben @e*
feiten, bie jum Dombaue nad> lanten ftrömen. *) 1449/57
fertigte H. Steenwech au« Äird^etten mit bem opper-
knecht Bernd von (Eitel einen 3tegelofen bei ber neu auf*
juffiljrenben $orneburg. 2 ) SBon JBuer Ralfen bt« 1536
bie ©efellen Johan, Thoenys unb Gerth am ©etoölbebau
ju SBodjum 3 ) unb gerabe tyr SWetfter nmr ein üttufter
ISnblidfer JBaufunft, Bernt Pothast, 4 ) ein ©ol)n, toaljrfdjem*
ttd> ein Äötter, ber ©emetnbe Herten. (Sr fölug, alle
Vorbereitungen unb 3 ur &fhM0 en mitgerechnet, in ben
3fal>ren 1529—1536 mit mehreren ©efetten au« SJeftfalen
unb Qffilid) in ber Äirdje ju JBocfcum bie ©etoölbe unb
jtuar nad) bem SKufter ber £amberti*Äirdje ju SWflnfter.
1534 DoKfü^rte er noefc Aufträge ju JBuer. 6 )
') »eifcel a. O. @. 109.
■) ©toatl-«. 9tetflingljaufett A. A. I, 3.
•) SDarpe, ©efd). b. @tabt Bodjum II, 131.
4 ) „9Kunrer\ fcarpe, a. D. II, 129 ff.
*) Hufcerljalb 2BeftfaIenl, bodj Ijart an ber SRärtiföen ©renje $u
öangenberg, mag fldj eine ä^nlidje Sauübung eingebürgt Ijaben. 1536
öereinbarte üfteifter Loze ju Sangenberg für ben IBodjumer Äird&enbau bie
Lieferung tum jjenfterftäben (3)arpc a. D. II, 131 ff.) unb beutlid) war
ber Iefcte IBaumeifter am Xantener 3)ome unb ber SReftaurator (1496) beö
£ird)tf)urme$ $u (Salcar Johan Langenberg (1492—1522) (SSeifcel a. D.
©. 191 f 207 r 213) ein Sanblrtann.
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8S
Hud) im Dften mag ba« Saumefen beS SanbeS ober
bcr Dörfer 1 ) ort$* unb jeittoeife einen bemerfenStoertljen
Sluffdjttmng genommen §aben. (Einen fdjlagenben Seleg
bafür gibt bie SBaugefdjidjte ber ©tiftsfiretye ju <£ort>ei
ober öielme^r tyrer SOöefttljürme. Dort Ijat 1589, nad)bem
ber «bt öon JBocfcotfc at« „guter Saumann" bie Älofter*
gebäube aufgebeffert, in altertümlichen formen:
Hans Roringen van Godelheim 2 )
Die Thürm gebawt . . . wol und fein,
Von Frislar meister Curdt Macke
Die Thürm geziert mit gude Dacke. 8 )
Um in ben Äfünftlern unb STOeiftern ba$ SJautjermögen
be$ fianbeä ju beurteilen, bebarf es, außer ben ein*
$cimifd)en aud) jene in Hnfdjlag ju bringen, meiere Don
l)ter, oft ju ru^mtoürbigem ©Raffen, auswärtige Sau*
pläfce, nrie anberfeit$ bie fremben, welche Ijiefige aufgefud)t
jjaben. Die ®Iftt^ejeit be$ SKittelalterS fennt ber erfteren
nod) manche, ber lederen nur wenige; biefe erf djeinen
jumeift unb immer häufiger in ber neueren Qzit. SJiele
{Bauleute finb bloß mit bem üftamen, §öd)ften$ nod) mit
einem SJerfe ober Datum, nid)t nac§ bem SBoljnorte ober
bem $eimat(anbe betannt.
Die meiften entjie^en fid) unferer fiunbe; fie nadj*
jutoetfen, gebricfyt e$ audj $ier ber (Sefdjidjte überhaupt
l ) 9tfdjt 311 überfein ift, bag au$ bem 0$nabrü(ftfd)en Orte 2)iffen
1648 ber SWauermeifter Johan Brinckmann am $tmt$ljaufe 311 ©affenberg,
wirfte. ©taatl.«. «boffammer 4 II, 69.
*) Joh. Letzner, Chronica u. histor. Beschreibung des . . .
freien Stiffts Corbei 1604 fol. 62 a, 74 a. Sgl. 9R. im Sftyertor. für
«Hilft». XI, 61.
9 ) Unb fjier ftnbe aud ber TOtte be* ganbeö unb gar fpäter 3eit
nodj $pia|j,ber SBaumeifter ber Äirdje $u $etttngljaufen (1780), nadj
bortfgen Sicten Mathias Rögger (Rocher) auö SBaberdlolj.
6*
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84
an SWitteln, ober bic Hu«6eute ber »ettfd&tdjttgen Duellen,
fogar ber oft lofyncnben {Rechnungen liegt nod> oieIort$,
unb bie ber ©tetnmefcjetdjen nod) gänjlufc im Argen.
3»f*$; *gl 8. 38, 44 f., 53, 60 f 64.
S)en SWaurern ftanben unjroetfelljaft aud) im üWittel«
alter bie untertrbifdjen ®änge an 33auernl)äufern, *) ©tif*
tern 2 ), in ben ©urg* 8 ) unb ©tabttueljren ju, bi$ bie betben
(enteren unter ben öerftärften (©d)ufj)toaffen*) aOmO^Ii^
compticirtere, auf DertUdjfeit unb ©elegenljett berechnete
^anformen verlangten, ©äljrenb einft ba$ Hnorbnen
unb Seiten ber OfeftungSbauten Don ben SBurgljerren
(Croften) 6 ) ober ber ©tabtobrigleit ausging, beburften
nun bie neuen Plattformen, bamit fie bi« in alle (Sinjel*
Reiten treffenb gelegt unb ausgeführt würben, einer SSor*
bilbung in 3ei(§nung ober SWobett, 6 ) unb ju iljrer Hn*
fertigung [teilte fic^ ein neuer ©tanb oon Sauleuten, bie
l ) u. f ) »etfotele bei «ranbt a. D. XVI, 303, $af. 7, $. ftart-
mann unb £). 20 ebbt gen, Daö 33udj oom ©adjfenljeraog ©itteftitb
1883 ©. 72.
s ) 93el 8. ö. Öebebur, ©efdj. ber 9?urg u. Seftung ©parenberg
1842 S. 27, 67 ff. 93gl. »., £ola- n. ©teinbaw 6. 292; fpätere ju
(Slemenämertlj auf bem «gmutmling.
4 ) £ter nermertt gegen (Snbe be« 14. 3aljrljunbertd, (2Runfter. fcefö.»
£ueflen 1, 159, Gl. «. 93e§ne0, Beiträge *. ©efö. u. «erfaffung be*
. . . SRieberftiftl SWünfter 1830 6. 191), 8omben etft um 1450.
tf. 6djeller, »ü^erfunbe ber eafpfd^-nteberbeutfc^. ®nrac$e 1826 6. 73.
6 ) ». a. O. 6. 334 f. unb ntele urfunbltdje Belege.
6 ) Sogar ber Bürger §. ©reibet!, feinet fcanbwerfÄ ein ©djreiner,
ljat, wie er felbft (fünfter, ©efc^. OufÜen II, 199) erjagt, um ben 8n-
fdjlag auf bie ©tabt fünfter mit Umfidjt oorjubereiten, contrafetet
alle die yestnis und alle die ertbueser und porten umb die siat her,
und heft auck contrafetet die gantze stat, und heft auck eine
glicknis gegraven in die erde na der stat Monster, dair sie
gewunnen wurt
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85
Ingenieure (©djanjtneifter). x ) SBenn man betrautet,
mit fidj bie Ofortiftcation ber ©tobt SKfinfter tüäljrenb
unb gerabe &or bem ©ionSreidje geftaltete unb nrie bte
baran beteiligten Äräfte, ©cfyanjmeifter fogar JBergleute,
tt>oI)l au$ öerfdjiebenen Säubern ftammten, 2 ) fo muß baran
baä neue ©emetoefen fdjon an mandjen ?lufjen»ffierfen
betätigt »orben fein, jumal an SRonbelen. 3#m fügte
fid} bann 3. SB. unter Johan Edeler, ber in Italien in
bie ÄriegSbaufunft etngetoeüjt »ar, 8 ) um 1554 bie 83urg
©parenberg, 4 ) unb im breifjig jährigen Kriege ttmrbe bie
Neuerung, nue man fte namentlich in ber ©efdjid&te
üon Si^ftabt 6 ) verfolgen fann, immer großartiger unb
roirtfamer; furjum mit ber neuern 3 C ** bemädjtigten
ft<j& bie ßriegsbaumeifter 6 ) unb unter iljnen ttrieber au«*
*) 93gf- «&enfe'$ gtembwörterbudj 8. v. 3ngenieur = ©djanaenfjerr
unb über feine 8«djnung 3<bler'$ Unioerfal'fcertfon s. ▼. Sngenieur.
9 ) Sgl. <£. t>. ©Naumburg in ber weftfäl. 3eitfd>r. XVI, 160 f.
aber bie ©djangineifter Hänscke van der langen Strassen unb Beim
fonrie über bie Äonbele bie glugfärift baf. XXXIII, 8 f., 11 ff., ©rei-
be <f 0. C. II, 203, über onbere Bauleute bie 3Biebertäufcr«Drbnung in
ber genannten 3eitfdjr. XVII, 245.
*) In montis cacumine Sporenbergio arx munitissima a Johanne
Edelerio, architecto Italo, jussu Wilhelmi . . . comitis Marcani et
Ravensburgii anno 1554 construeta est. Teschenmacher, Annales
Cliviae . . . Marcae Westphalicae ... Ed. Francofurti et Lipsiae
1721 p. 465. ©gl. 9t. in ber 3eüfdjr. für bilbenbe tfunft X, 86 f.
4 ) ßbenfo fdjon 9teineberg bei Öübbecfe. 9t., £ofy* u. ©tefnbau
©. 267 ff.
5 ) 2öo 1623 unter ben Kriegern aufy Italiener unb Ballonen an
ben ©fangen unb ©räben arbeiten. 3t (Sljalnbäuö, öippftabt 1876
©. 164 ff., 211. Söurf fbain in <&rbfam'* 3eitfär. für SÖauwefen VI, 18.
a ) 3n einzelnen £eerljaufen erfdjeinen fle beinahe fo unentbehrlich,
mit bie Offeriere, fo 1626 ju 3Jtebeba$, 1646 ju Obermariberg, ©ei-
berfc' Duetten I, 421, 140.
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66
toärtige 1 ) mit tfjren planen immer nachhaltiger be* $orti*
ftcationä* unb Surgtoefen*, unb, inbem fte Don ba ttrieber
weiter auf bie ©djföffer unb ©cfcönljeitäbauten überhaupt,
fogar auf bie Äirdjen Übergriffen, bahnten ober bewerten
fie, ttrie anbertoärt*, 2 ) fo audj $ter überall ben «rdji leiten
bie SBege, fo bafc fid) toieber^olt am <ßlanmadjen betyci*
Iigte, toer nur geber unb ©tift fdjtoingen fonnte, nament*
Kdj aud) Settelmöndje unb ©tubenten, feiten meljr Sau*
fjanbtoerfer alten ©djlage*, unb biefen oerbarben melport*
nodj auswärtige STOauerleute ba« ®efd)8ft. 8 )
üttaurer, Arbeiter unb fpäter aud) Sergleute berührten
ober toedjfelten ftdj ab, toenn eä $iefj, auf ben Sergfeften
bie tiefen gefebrunnen ju teufen — fo fiaunenÄtoert^e
ffierfe, „toie eä bie Surgen felbp jemals waren." 4 ) ©er
ju Sentfjeim foQ na$ ber ©age Don befangenen in feine
unabfe^bare SCicfc gefprengt fein, ju Arnsberg fanf bie
©ot)le burefc ben ©teinnaden bis auf ben ©piegel ber
9tul)r ^inab. Sine ftfytlidje Stiftung &ottffi$rten ju ©erl,
als ftd) i>ter 1563 ©ügtoäffer mit ben ©aljabern Der*
tmfät Ratten, bem unjtoetfetyaft bie (Erbarbeiter mit einem
getoöljnlidjen liefbau nidjt me^r ju fteuem öermodjten,
1566 ber Sergmeißer Leonhard Löner unb ber ©teiger
Benedictus; biefer arbeitete, ben OueKenftod ju unter«
fudjen, „felb fünfte 14 mit $ac!en, Sielen unb Sre$eifen
burdj Steine unb Reifen 35' in ben «bgrunb; ba erft
lieg ftd> burdj einen Canal ba« gemeine Stoff er fonbem 5 )
») 9Re$rfad)e 3ftod)»eife bei fco ff wann a. O. 6. 20 f., 25, 28 f.,
42, 45, 48, 54 unb Bonginu* II, 164 ff.
') 9. 8nr<f$arbt, in Staate'* ©efdjtdjte ber Saufunft (1867)
IV, 179.
») ». in ber SBeftbentfdjen 3eitför. VIII, 220 ff.
*) (Einige ftnb angeführt öon 91., ^olj- u. ©teinbau @. 305.
5 ) £. Sranbii, tfiftorie *« ©tabt SSBerl (1673) in ©eiber* 1
OueHen I, 76 ff.
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87
unb ableiten. Die Bergleute tarnen, tote tootyl aud) i^re
SBerufägenoffen, bie nrir fdjon an ber ÜÄünfterifd&en ftorti*
fication beteiligt faljen, tootyl nod) au« ÜÄetatt*, *) trieHeid)t
audj föon au« Äojjlemoerfen; benn aud) bei tiefen öer*
brängte mit bem 16. Qa^unberte 2 ) ber funftgerecfcte Jöerg*
bau ba£ länbltcfce ©raben.
*) Unb a»ar au* djurfölnifdjen. Sgl. über biefc C. Chr. Voigt
von Klspe, De Westphaliae antiquae delineatione 1694 baf. Ol, 141.
— 2>enno4 fottten 1577, aW ber »ifdjof So&an Söilljelm öon fünfter
jnr SJerbefferuna. bcd (Sinfommend auf Sergbau fann, ber ©ergmeiftcr
Heuscher aul ©djneeberg unb ber ©olbfdjmieb Henrich Wessels gu (Kraben
mit ber Unterfudjung bed £od)ftifta betraut werben. ®taatö-2l. fünfter.
8.-«. 44 Hr. 3.
*) SB. ©reöel, Ueberfldjt ber ©efdjidjte bei Sanbfceife« (Sffen
1883 @. 43. 89I. Vieler, S)a« [Ru^al 1871 6. 188 f., ©eiberfc
in ben »lottern *ur nähern Äunbe SBeftfalend 1864 Sfor. 2.
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in.
SBortsinS itnb SRotgeufotn in ber
©tobt Siwftabt.
(Ein Settrag
5ur Statiftif 6er 23et>ölferung unb 6es ©runöbeftfces in
einer tpeftfältfcfjcn Statt am Ausgang 6es XlTtttelalters.
©ort
Dr. Jlffreb ^petmattn.
3C ■!■ 3C
$m fürftlidjen 2anbeSard)it> ju ©etmolb l ) l>at ftd)
eine Snjaljl öon SRegifteru über bie ben ©tabtf)errn 2 )
juftefyenben abgaben beS üftorgenfornS unb be$ ffiortjinfeä
in ber <?tabt Öippftabt erhalten, bie wegen beS ftatiftifcften
üftaterials, ba$ fie jur fieuntni« be8 ßuftanbe* ber ba*
mausen ©tabtbeüölferung bieten, einer näheren Setrad)*
tung unb Bearbeitung tt>ot)l roert erfcfteinen. ©ie hefteten
au« 2 S33ortäin«*93erjeid)niffen uon 1501 unb 1537 unb
4 ÜHorgenfornregiftern üon 1391, 1400, 1501 unb 1537.
Qnbem idj im folgenben üerfucfte, bicfc 35crjci^niffc
im obigen ©inne ju bearbeiten unb für bie ©efd>i$te ber
©tabt ju üertoerten, bringe i$ bie beiben nrid&tigften oon
itjnen, baS SDJorgenfornregifter üon 1391 unb ba$ ©ort*
jinSüerjeicftmS öon 1501, glcicftjeitig fyier jum Äbbrucf,
um fo eine unmittelbare Stnfcftauung üon Anlage unb
») Rep. XXXVI E @tft I flr. 2.
*) 2)ic ©tobt Öippftabt, 1876 oott ben ßbelberm gm Sippe an
(5let>e«*Warf oerpfänbet, befanb ftd) feit 1445 all fogen. ©amtftabt in
gemeinfornem 93efifc beiber Ferren.
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89
3;nlja!t ber JRegifter ju geben uttb jugletc^j eine SontroKe
ber au$ ifjnen gewonnenen ffirgcbntffc ju ermöglichen.
3Metteid)t aud), bafj ein anberer ftc noc§ &u Qtotdtn au«*
jubeuten toermag, bie td) als auger^alb meine« SBegeS
Iiegenb l)ier mcfct verfolgen möchte.
I.
SSorgenßowregtffft von 1392.
(SBemerhmg : 5)ie gefperrt gebrueften Kamen br$eid)nen 2lngeljörige
ber Sippftäbter tRatägefdjtedjter. — 3n ber Tabelle ift m. = mudde,
s. = schepel (Steffel), sp. = spint, b. = beker. $ad Serljältniä ber
SRafee ift folgenbel: 1 mudde = 2 schepel = 8 spint = 32 beker.) 1 )
Dyt ys dat morghen koren thor Lippe, vervelt der
herschap to sunte Peter ad Cathedram, als an my
Lambert Haken, amptman tor Lippe ghebracht und
bescliriven wort, als do men schreff M°GCG° nona-
gesimo seeundo, exaltacionis sanete crucis.
Primo Zyvert Crede
Item Everd Lancghe
Item Fobbele van Buren
Item Velbert Synne-
man, borghurmester
e
Item her Mertin Menre-
kinck
Item Conradns Menrekinck
Item fratre8 Augustini
Siligo.
Triticum.
Ordeum.
1 m.
—
2V, s.
—
—
2 m.
4 m.
1 m.
3 s.
1 s. 1 sp.
iy, s.
1 m.
—
1 m.
—
—
1 m.
—
2 m.
—
') 3)q* SRegifter ift in 2 dremptoren öorljanben, beibe auf Perga-
ment in (lein 4° gefdjrieben unb gufammenge^eftet.
*) $Rad) einer Sfofoeidjnung be$ 17. 3afjr§. über Sippftdbter 9fta§e
im @taat«ard}iü fünfter, ÜRfc. VII. 1302 B. gol. 1, unb nad) 3. (5.
Helfenbredjer, «llgem. Safdjenbud) ber 9Rün$«, 9Wa&- u. ©enudjtafunbe,
11. «ufl. 1815, unter Stppftobt.
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90
Item Albert Zwarte, bor-
ghermester
Item Hinric van der Reke
Item her Dyderic Den-
seke
Item Hinric Hamerbecke
Item Evert Ozelman
Item de Hoyesche
Item Bernd van dem Eet-
berghe
Item Johanß vrowe van
Gheseke
Item Uerman8 vrowe firo-
sekinck
Item Arnoldus Enghel-
bertinc
Item Boldewin
Item Hanenghec
Item Hans Levekindinc
Item Labbert de Gotte
Item de Spitael
Item Herman de Scheper
Item Hyncke Benverdinck
Item de Snarmeker
Item Mathias by dem
Hilghen
Item Johan Schellewolt
Item Ghert Lakensnider
de joncghe
Item de olde Schelwol-
desche
Item de Borcghreve-
sche
Item Mathias van Boken-
vorde
Item Bernd Pankoke
Siligo.
Triticnm.
Ordeam.
6 m.
9 m. lV,s.
8 m.
8 8.
1 m.
1 m.
3V, m.
27, m.
4 m.
and 3 b.
and 3 b.
and 3 b.
1% 8.
Vi 8.
8 8.
1 8.
1 8.
1 8.
3 8.
8 8.
6 m.
3 8.
—
3 8.
1 8.
1 8.
1 s.
3 m.
3 8.
3 m.
3 8.
3 8.
8 m.
1 m.
1 m.
—
—
—
3 8.
—
—
3 8.
1 m.
1 m.
1 m. 2 8p.
—
—
Vi m.
non dedit
8V, m.
1 8.
8 m.
—
—
3 m.
—
1 8.
—
2 m.
.
_
1 8.
1 8.
1 8.
2 m.
2 m.
2% m.
1 m.
1 m.
1 m.
1 8.
1 8.
1 s. minus
3 b.
V. 8.
—
V, s.
3 8.
3 8.
2 m.
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9i
Item Nolliken Snelle
Item Godeken vrowe van
Dedinchnsen
Item de Wolsche
Item Johan Lokebeker
Item Conrat de Hecker
e
Item Gunderic
Item de Hofmonich
Item Evert by dem Hil-
ghen
€
Item Hynse Dudeldey
Item Helmech Groes
Item Hincke Arendinck
Item Yolmert de Smyt
Item Gherwen Deghenherd
Item de Dekesche
Item Berend Hachme-
ster
Item de Wilharsche van
Mistere •)
e •
Item firnn van Hunschede
o
Item de Rademansche
Item de Plackemekersche
lern Henne Bettekinc, de
€
Fennen van Honlo hevet
Item Everd Hnneldinc
Item Hinric Bermandinc
van Lefer Dicmans lande
Siligo.
Triticnm.
Ordeum.
2 m.|
(lS.?)*)
2 m. Vt s.
__.'
__.
4V t m.
1 8.
2 m.
V.B.
1% 8.
2V t 8,
1 8.
—
—
1 m.
—
—
• 4V, m -
4V,m.
9 m.
1 m.
1 s.
3 8.
1 m.
—
—
8 m. f )
—
—
3 Hühner
1 8.
1 8.
1 m.
1 m.
1% 8.
1 m.
1 8.
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1 8.
4% m.
3 m. mi-
nus V, 8.
10 m.
3 s.
3 8.
3 m.
5 m. V t sp.
3 8. 1 8p.
4V, m.
1% sp.
1 m.
—
—
1 m.
—
—
1 m.
—
1 m.
—
—
3 s.
—
—
2 m.
1 8.
1 8.
3 8.
l ) ff* grifft: 2 mudde siliginis, V, schepel et 2 mudde ordei,
1 schepel.
*) Bufa|: de Nollike Reyginc nnde Frikesche to voren hadden
ghegheven.
•) »etfc^riebeii für .Munstere« (?).
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92
Item Troneke zal ock
gheven van dem zelven
Lande
Item Gobele Hilbordinc
Item fratres Witgherinc
van der olden Scholle-
woldeschen wegen
Item Albert van Esbeke
Item Albert van Esbeke
van des Köpers weghene
van zyner moder we-
ghene
Item Volbert Zinneman
by sunte Nycolans
Item domos infirmorum
e
Item Albert Mylinchns
Item Lnbbert de Herre
Item de stat van der Lippe,
de borgherme8tere unde
e
rat
Item Lnbbert Deghener-
dinc
Item de Brecscbovesche
Item (Jorges Machgorze-
sinc
Item Hiligheman
Item Conrat np dem Pade
Item Arnollike de Snar-
meker
Item heer Deghenert de
Lore
Item Johan Hamerbeke
Siligo.
Triticnm.
Ordenm. |
1 s.
1 8.
non dedii.
—
—
1 &
«Vi 8«
2V, s.
1 sp.
1 m.
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—
5*/, m.
2 m. 1 sp.
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IV, sp.
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—
—
1 8.
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1 8. 1 8p.
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1 m.
—
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3 s. 1 sp.
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1 8.
2 m.
V, s.
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IV, 8.
8 s.
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8 8.
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93
Item Evert Snellen kin-
dere
Item Volmert Tratos
Item Melius de becker
Item Ghert Küken.
Item here Joban Synne-
man
Item here Joban Sinne-
man yan des Hessen
kindere wcghen
Item Herman de Sasse de
Bodeker
Item Herman Hoppe
Item Loman
Item Hans Clawesinc
Item Oldeboff
Item Ludike Eempe
Item Demelle Engelbertinc
Item Joban de Clusener
Item de Vresche
Item Berborn
Item Hencke tbom Bose-
velde
Item Hermannns Dode-
lyn
Pater saus
8iligo.
Triticam.
Ordeum.
3 m.
4% m.
6 m. und
i
minus
minus
3Vt m. mi-
8 b.
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1 8.
1 8.
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des gheft
1 m. Hen-
neken yan
Aucbt
und 1 m.
gheft
Menke
Eeteler.
3 s.
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3 8.
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1% 8.
1 m.
1 8. 1 8p.
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IV. s.
1 8.
1 8.
1 m.
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—
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1 m.
—
1 m.
1 m.
—
=»
2 m.
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3 s. V,sp.
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1 m.
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1 m.
5 8.
3 m.
2 m.
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4 m. Vi s-
6% m.
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92
Item Troneke zal ock
gheven van dem zelven
Lande
Item Gobele Uilbordinc
Item fratres Witgherinc
van der olden Scholle-
woldeschen wegen
Item Albert van Esbeke
Item Albert van Esbeke
van des Ropers weghene
van zyner moder we-
ghene
Item Volbert Zinneman
by snnte Nycolans
Item domus infirmorum
Item Albert Mylincbns
Item Lnbbert de Herre
Item de stat van der Lippe,
de borgbermestere nnde
e
rat
Item Lnbbert Degbener-
dinc
Item de Brecschovesche
Item Gorges Machgorze-
sinc
Item Hiligbeman
e
Item Conrat np dem Pade
Item Arnollike de Snar-
meker
Item heer Deghenert de
Lore
Item Johan Hamerbeke
Siligo.
Triticum.
Ordenm.
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3 8.
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93
Item Evert Snellen kin-
dere
Item Volmert Tratus
Item Melius de becker
Item Ghert Küken.
Item here Joban Synne-
man
Item here Joban Sinne-
man yan des Hessen
kindere weghen
Item Hennan de Sasse de
Bodeker
Item Herman Hoppe
Item Loman
Item Hans Clawesinc
Item Oldehoff
Item Ludike Kempe
Item Demelle Engelbertinc
Item Johan de Clusener
Item de Vresche
Item Berborn
Item Hencke tbom Rose-
veide
Item Hermannns Dode-
lyn
Pater suus
| Siligo.
Triticum.
Ordeum.
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4% m.
6 m. und
i
minus
minus
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3 b.
3 b.
nus 3 b.
1 8.
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1 m. Hen-
neken yan
Ancht
und 1 m.
gheft
Menke
Eeteler.
8 8.
1 m.
8 8.
1 s. 1 sp.
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1 m.
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IV» 8.
IV. s.
1 s.
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1 m.
3 8.
3 8.
3 8.
—
—
1 8.
1 m.
—
1 m.
1 m.
—
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2 m.
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2 m. 1 s.
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1 m.
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1 m.
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5 8.
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2 m.
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Vf % m.
4 m. Vi s.
6% m.
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d4
Item Kneel Evert Krolle-
man gift 1 )
Item de Gormansche
Item Drutike Gormaninck
Item Labbert Salteskint
Item Bolles
Item Sander de Vaghet
Item dat Junferen closter
Item Glenneman, de de
Beckersche hevet
Item de Levekindesche
e
Item Johan Huppe
Item Bante hevet zyn lant
upghezeghet, dar he iar-
likes af gaf 7% mudde
korns vor inyner tyd,
des ghift Gherwin De-
ghener 3 schepel van
V/ t morghen landes in
deme godes garden nnde
doden hovet, 4 mudde
e
4 iar van Banten lande,
und 1 mudde ordei by-
zunder.
Item Henneke by der Er-
den
Siligo.
Triticum.
Ordeum.
3 s.
1 m.
4«/ 9 m.
4% m.
Dnsses
giftVol-
bertbor-
gherme-
ster 2 s.
1 8, minus
1 a,
1 m. mi-
1 sp.
nus 1 sp.
1 s.
—
1 8. 1 8p.
1 m.
1 m.
3 8.
3Vt m.
—
—
1 8.
V, 8.
1 8.
1 hl
1 HL
1 DL
V. m.
1 m % s.
Vi m.
1% 8.
IV, s.
2 m.
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2 m.
2 m.
3 8.
2 m.
2 m. ls.
1 8.
4 m. 1 s.*)
3 m.
—
—
zynt vor-
lorn.
') 2>ie 3 legten ©orte fte&en auf Stafur.
f ) 3)te fpejtfierte Angabe ber äornrente
{weiten ©jrtmplar bei SKegiftert entnommen.
5umraa 7 V, m) ift bent
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05
In aller wys, als vorgescreven ys, dyt morghen
körn heft an my Lamberten Haken ghebracht unde
gheschreven gheven Hinrich de goghreve, de dat vor-
warde by der amptlude tyden, de vor my ghewesen
hebben.
©ie ber ©rttnber Sippfiabt*, ber (Ebelljerr Sernljarb
jur Sippe, 1 ) ben erfien Änfteblern unb SBewoljnern in ber
©tobt ©ortfiätten jum $äuferbau gab, fo überlieg er
ifyten au<$ üon feinem (Eigengute oor ber ©tabt eine
Änjal)! üon Siedern jur ©ewinnung ber nötigen 3felb>
fruchte. 'Die grunbljerrlidje Abgabe, bie üon biefen ju (Stb*
jinSletye verliehenen (Srunbftflden bem ©tabt^errn gejault
würbe, $ieß SWorgenforn, weil fie je Dorn SWorgen SanbeS
unb urfprfinglid) in natura entrichtet würbe. 2 ) Ueber Art
unb Keife tyrer (Erhebung wiffen wir au« älterer #eit
nic^tö. 3)a$ Wegifter *>on 1391 fagt aucl) lebiglid), bafc
baS SSerjeidjm« am 14. ©eptember 1392 üon bem @o*
grafen $einrici), ber es in S3erwal)rung $atte, bem fjerr*
f<&aftlid)en (bamals cleüifd)en) Amtmann Sambert #afe
übergeben worben fei. £>b ber ©ograf ba$ SRegifter nun
aud) aüjät)rltd) aufouftellen Ijatte, ober ob gar bie Sin«
jieljung ber grüßte in feiner $anb gelegen fyat, bleibt
zweifelhaft. ftft es ber ftafl gewefen, fo fann er biefe*
Amt offenbar nur in feiner (£tgenfd)aft als Mieter in
ber Sippftabter gelbmart üerfefjen tjaben. Qu ffinbe be$
l ) $ie ©rünbung erfolgte um 1170. $trgl. @djeffer.33otd>orft,
$err ©ernfyirb gur Sippe, in tiefet 3eitf^rtft $anb 29, 6. 126.
•) ©ir |oben und biefe Banbleilje in Sippftabt äfjnli$ gu benfen,
wie Pf un* 3. 8. aul Dlnabtucf überliefert ift. 3)ort fagt ber $ifd)of:
,agros — distribuimus inter plures hoc videlicet modo, ut quilibet
de uno jugere, quod vulgo morgen dicitur — tres modios siliginis
et tres ordei per dimidiam mensuram perooWat" (flippt, Cönabr.
ttrf..93ue$ II, Wt. 438, 6. 845.
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96
16. $al)rt)imbert3 waren jur (Erhebung be$ SWorgenforn*
befonbere (Einnehmer beftettt. l )
Die $öt|e ber Abgabe betrug in Alterer Qtit unb no$
1392 2 ) l STOubbe Äorn t>on jebem SRorgen. 1501 unb
1537 jebod) trifft biefer ©nl)eit$fafc nur noefc für ungefähr
bie #älfte be$ morgenfornpflidjtigen SanbeS ju. Ä ) Sei ber
anbeten Hälfte ftnben mir meift ein wenig ntefjr, feltener
etwa« weniger alö 1 ÜBubbe auf ben SRorgen geregnet.
Sßie fdjon bemerft, ift bie Abgabe o^ne .ßwetfel ur *
fprünglid), unb waljrfdjeinlid) audfr no<$ 1392 in natura
bejaht worben. Später — unb jwar fdfron 1501 t)öd)ft*
waljrfdfreinlid), 1537 ftdjer — würbe fic in ®elb entrichtet. 4 )
ftn lefcterem Qa^re galt ber ffieijen 12 schill., ber Woggen
unb bie ©erfte 10 schill. ba* ÜBubbe. 5 ) Ob wir jebod>
barin ben bamaligen SKarftprei« ju erbliclen $aben, ift
zweifelhaft. Denn ju (Snbe be$ fta^rljunberts betlagten
ftd) bie Sanbed^errn barüber, baß bei ber Umrechnung ber
Abgabe nid)t ber jeweilige SWarftprei« beS ©etreibe*, fon*
bern ein feftfteljenber, üerfyältni&mägig niebriger ©afc ju
©runbe gelegt würbe, (Sie forberten unb erhielten ba^er
aud) 1599 6 ) al$ einmalige ffintfdjäbigung für ben t^nen
barauä erwachsenen Ausfall 1200 Stljaler, liegen aber bann
merfwürbiger SBBeife für bie .ßufunft bodj wieber bie alten
*) 9ia$ bem atmfcfjeu 6tabt unb Sonbc^erni 1599 geföloffenen
SRecefi. 8ippftabt r ©tabtardjiö, A. 246.
*) Sergl. am ©d^Iuff bed 9^egtflcr«J : ,8 schepel t>on 1% morgben«;
bemadj tum 1 9ttorgen 2 €djeffel = 1 mudde.
•) 3)a3 SRegtfter oon 1400 ift in ben ganaen fofgenben Hnflfüljrungeu
ntdjt berü<fftd)ttgt, bo rt nuf geringe Abweisungen oon bem öon 1392
8«gt.
4 ) 1537 (jeifjt ti: „Dut vorgeschriebene morgenkom wird jerlichs
mit gel de betzalt van den bürgeren, wie sie salchs in althem
gebrauch haben."
5 ) fcbenba.
6 ) 3fo &em föon ennölmten Sfcecefj.
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97
©äfce gelten, bie mit ben oben erwähnten üon 1537 genau
fibereinftimmen.
3für bie ^atylung tonten nur ©eijen, SRoggen unb
©erfte in 8etra$i. #afer wirb erft in ben töegiftern üon
1501 unb 1537, unb bo aud> nur je einmal, ermähnt.
<E$ wäre jebod) üerfeljrt, ju glauben, baß und bie Wegifter
mit i^ren genau fpejifijiertcn Angaben ben ©tanb ber in
bem betreffenben ^af)re t^atfäd^Iic^ angebauten gfelbfrfidjte
jeigen. 1 ) ©ie pellen Dielmet)r nur feft, wie ljo$ bie Ab*
gäbe war, bie ber ftnljaber beS Pflichtigen ©runbftttdä ju
jaulen tjatte, fei e$ in natura, fei e$ fpäter in ©elb.
©enn ber 3* n * toar Ntoöf* ä u e * ner * r * öon ©teuer gc*
worben, bie Don ©runb unb JBoben bejaljlt würbe, gleid)*
Diel wo« unb wie uiel barauf wud)$, unb bie genaue
©pejiftjierung ber ftrfidjte bebeutet lebiglid) eine SScr*
fdjiebenljeit ber ju jaljlenben ©umme. ©er fein SWorgen*
fom nur in Woggen ober ©erfte ju entrichten brauste,
jaulte bamit weniger Dom SRorgen als ber, welcher ben
ftctö fjöljer im greife fteljenben ©eigen liefern mußte.
SBeibe leite Ratten baljer ein ^fntereffe baran, baß biefe
©pejifijierung, bie ben tt)ätlid)en SJerljältnijfen md>t ent*
fprad) unb, wenn je, fo nur in ben älteften Reiten wirflid)
entfprodjen tjatte, in ber gfiftion erhalten blieb, bie 2anbe$*
Ferren, bamit nid)t widtürtid) weijenpflid)tige$ Sanb in
roggen* ober gerftenpflidjtigeS üerwanbelt würbe, bie 2typ*
ftabter SBflrger, baß nid)t *u ©unften ber SanbeSljerren
baS Umgefe^rte gefd)al). Qn ber 5Eijat ift ba£ ©erljältnis
ber brei 3frud)tarten in ber «uffteßung innerhalb IV2 3 a *> r *
tiunbert jiemlid) conftant geblieben. 2 ) ©aß ber $afer
*) $ie Seute wären bann ja gezwungen gewefen, jaijrauG jahrein
Äornfrit^te auf ben jutfpflidjtigen Sletfern 3U bauen, roaö ftd) natürlich
oon {eiber verbot, unb in beut SBradjjafjre Ijätte bie Abgabe bann über«
Ipupt fortfallen muffen.
f ) Sergl. unten ©. 98.
Lvin. i. 7
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98
feinen ffifngang fanb, lag an feinem geringeren ©ert; bie
Sanbeflljerren Ratten ba^er fein ^nteteffe baran, i!>n gu*
julaffen.
Die ©efamtfumme ber SWorgenfornrente ift feit bem
<8nbe be$ 14, ftaljrljunbert« fletig jurücf gegangen. 1392
Betrug fte runb 458 SWubbe, üon benen 150 auf Woggen,
99 auf ffieijen unb 209 auf ©erfte entfielen. 1501 war
tfe auf 327 SDhibbe (Joggen 111, SBeijen 58, ©erfte 158),
1537 auf 299 2»ubbe (SRoggen 109, ©eigen 58, ©erftc
132) gefunfen. Diefer JRüdgang fann, ba bie Abgabe Dom
SRorgen ftd) in berfelben $öt)e gehalten Ijat, ja eljer nod)
geftiegen ift, 1 ) nur auf einer SBerminberung ber Qafy ber
morgenfornpflidjtigen Äedfer berufen. S5$eld)e Urfadjcn
jebod) biefer Serminberung ju ©runbe lagen, wiffen wir
nid)t. SBiefleidjt ift ein Seil ber ©runbftüde in bie #änbc
ber in ber ©tabt woljnenben, aber bort nid)t oerbürgerten
«bligen gefontmen, bie ja Dom SWorgenfornjinS wie auefc
toom ffiortgelb befreit waren. 2 ) 35er große Wücfgang t>on
c. 25% in 100 fta^ren würbe fi$ freilt$ baburd) allein
nidjt erflären laffen.
Die morgenfornpftidjtigen Ätferjtüde, beren glttdjen*
raunt 1392 runb 458 Sttorgen, 1501 nur nod) 327, 1537
299 SWorgen 8 ) betrug, waren bemnad) nur ein Heiner
STeil ber c. 5800 SMorgen*) umfaffenben gelbmarf bet
©tabt. Die #auptmaffe be$ Sanbe« lag, wie au« Angaben
ber {Regifter oon 1501 unb 1537 ljerüorgel)t, int ©üben
ber ©tabt, in ber Umgebung be$ am ©rwitter $fabe
gelegenen ©iedjenljaufeS. Dod) jogen ftdj bie Äeder, wal>r*
fdjeinlid) ftd) bidjt an ber ©tabt Ijaltenb, aud) nad> SBeften
») »ergl. oben ©. 96.
*) Sergl. unten bte Sluöfü^rungen jum 2öort3tn$regifler.
•) 9todj ber ©eredjnunfl, bafe t>on jebem SWorgen 1 SRubbe entrichtet
würbe. $ergl. oben <§. 96.
4 ) 3fou$ ö. 2>onop, 93eföretb. ber &w>{fäen 8anbe (1790) @. 197.
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99
mtb Djhn bi« jur ©oefter* unb. &ur Etufepforte Ijin. ftn
ben nörblidjen Seil bcr Qfelbmarf reiften fte nid)t hinein,
ba bort bic SBolbemet) 1 ) unb ba« SBrud) lagen, beibe ein
©efd)enf ber Ferren jur Sippe an bie ©tabtgemeinbe. £«
fc^eint atfo, ba§ bie ©tabt urfprünglid) ganj Don lippifdjem
(Eigengut umgeben gewefen ift. 2 )
Sine nod> größere Abnahme, al« bie ©umme ber
äRorgenfornrente, geigt bie Qafyl ber Qin^p^liäjtXQtn,
wenigften« im 15. ftatyrljunbert, wütjrenb fte im 16. wieber
ein wenig ftfeg. 1392 pnben wir 122 ßaljlenbe, 1501
nur nod) 52, 1537 wieber 63. Der ftarfe SRücfgang, ben
wir Ijier innerhalb eine« ftaljrfyunbert« bemerfen, fann
burd) bie oben feftgefteHte SSerminberung be« jin«pflid)tigen
fianbe« allein nid>t erflärt werben, benn biefe beträgt nur
c. 25%, Ä ) jener aber c. 60%. Die #aupturfad)c ift Diel*
meljr bie 3 u f ammen ^ a ^ un S & c * ©runbbeftfee« in ben
$4nben ©eniger. Die JJrage, wer benn biefe SBenigen
gewefen ftnb, bie allmät)lid) ben größten Seil bc« Stder*
fonbe« an ftd> brauten, füljrt und ju einer näheren S3e*
tradjtung ber in ben SRegiftern aufgeführten ^aljlung«*
Pflichtigen.
Drei $auptgruppen laffen ftd) ba unterf Reiben:
©täbtifdie 5Be!>örben unb «nftalten, geiftlidje ftnftitute unb
Sßrfoatperfonen. Son ben erfteren werben bie burd) SBfirger*
meifter unb {Rat vertretene ©tabt felbft, fobann ba« ©pital
unb ba« ©tedjenljau« erwähnt, üon ben ©eiftlidjen ba«
gfrauenftift, ba« Äuguftinerflofter, bie Seginen unb bie
©rofce 2ßarienfird)e. Da« finb uerfdiwinbenb wenige, unb
aud) bie SRente, bie fie aufbringen (1392 jufammen
l ) ©emrinmeibe.
*) 3)aö ftimtnt öortrefflidj mit ber Angabe be6 ©runber« im älteften
Sippftäbter Sßrfoileg, bog er bie ©tobt »in bonis proprietate miebi
eedeatibui* gegrunbet l>obe. (ÜB. U.-». II, 6. 237.)
») »ergl. oben @. 98.
7*
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100
c. 7 2Rubbe, 1501 nur 2V 2 Wlubbt, 1537 4V f SKubbe)
ift, felbft retatto genommen, feljr gering. S)ie #auptmaffe
ber ßafylenben befielt au« *ßrtoatperfonen, unb faft bie
ganje {Rente wirb üon tynen aufgebraßt.
Seiber geben und bie SRegifter über ©tanb, ©ewerbe
ober JBeruf ber einjelnen Sßerfonen nur feljr fpärlidjen
Äuffdjlufc. (Sine JRetye Don intereffanten 5 ra 8 cn mu B
batyer ungelöft bleiben, j. SB. bie, inwieweit unb mit weißem
Sßrocentfafc bie ^anbmerfer an bem ©runbbefift üor ber
©tabt beteiligt gewefen finb unb ob itjr Anteil baran im
Saufe beS 15. ftatjrljunberts geftiegen ober gefunfen ift.
ftflr eine anbere Älaffe ber Sippftäbter Sürger, für
bie regierenben JRatSgefdjledjter, fann bagegen biefe Ofrage
beantwortet werben, atlerbing« nidjt auf ©runb unferer
SRegifter allein, fonbern mit #ülfe ber au« Sippftäbter
Urfunben gewonnenen JRatSltften, bie uns bie SRamen ber
ratsfätjigen JJamilien überliefern. x ) ©teilen wir mit biefen
#ülf3mitteln ba$ SBerljttltniS ber Angehörigen ber SRatS*
gefriedeter ju ber ©efamtjaljt ber jinSpflißtigen *ßrtoat*
perfonen für jebed ber brei SRegifter feft, fo ergiebt ft<$
folgenbe Tabelle:
1392.
117 *ßrtoatperfonen jagten 451 2Wubbc.
Darunter 25 Angehörige ber SRatS*
gefaßter „ 190 „
i
J ) <£iefe föatöliften werben bemnadjft in $anb I ber „2öeftfältfd&at
<Stabtred)te unb S&edjtealtertümer" ($ublif. ber £iftor. ßommiffton für
SBeftfalen) oon mir veröffentlicht werben. $luf bie bort gegebene Ein-
leitung, bie eine Ueberftcrjt über bie (Sntwitflung ber Sippftäbter ©tabt-
öerfaffung enthalten wirb, möchte iä) fjier barutn auäbrücflidj aufmerffam
machen, weil fte aud) für hU öorliegenbe Arbeit nodj Sewettimaterial
bringt, bad idj wegen Raummangeln lu'er nid>t nod) einmal geben
fornite.
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101
1501.
50 $rfoatyerfonen jaljlen 327 2ßubbe.
darunter 29 Angehörige ber WatS*
gefriedeter „ 244
1537,
59 $rfoatyerfonen : jaulen 295 2ßubbe.
darunter 33 Angehörige ber SRatä*
gefriedeter „ 195
«u$ biefer Äuffteffung ergiebt ftdj jtoeierlei: @rften$
fytt bie Qaty ber ju ben SRatSfamilien ©eifrigen unter
ben jinSpflidjtigen ?ßrtoatperfonen im Saufe Don c. V/ 2
Qa^r^unbert ftd) ftetig t>ermeljrt, unb jtoar trofc ber 6e*
beutenben SSerminberung, bie bte ©efamtjatjt ber Qin$*
Pflichtigen in biefetn ßeitraum «tfatjren §at; unb jweitenä
ift bie ©umme ber öon innert aufgebraßten SRente im
15. Qaljrfyunbert geroadtfen (trofcbem aud) Ijier bie ©efamt*
fumme gefunfen ift), im 16. bagegen &erf)ältniSmäf$ig ftarf
jurücf gegangen. 1392 matten bie Angehörigen ber 9?at&
gefriedeter nur toenig mef)r als 7ö> 1501 bagegen c. 4 /7,
1537 immerhin nod) 3 /ö ßßer Qofyhnbtn au$. 1392 ent*
richteten ftc tttoa& metjr als 4 /i0/ 1501 Dolle 8 / 4 unb 1537
etroa % ber ©efamtabg.abe.
©ir lüiffen, baß feit foäteftenS 1341 1 ) in SiWftabt
bie 9tat3n>af)l in ber Keife erfolgte, ba§ ber alte SRat ben
neuen !or. @S ift flar, baf$ bei biefer SBa^lorbnung bie
$errfd)aft über bie ©tabt in bie #änbe einer Meinen
8njaf)I Don gamilien fallen mußte, bie ifyre Angehörigen
gegenfeitig immer roieber toäljlten. 3Me SlatSliften laffen
ba8 in ber £l>at aufs beutlic^fte erfennen. SBie ferner
l ) Sßriotleg ©imonä gur Sippe betr. Regelung Der 9tot$toa^}l in
Stppftabt öon 1341, Ui Götter, SUte sRad)rtd)ten öon Öippftabt, 6. 331
(tÜHftig aud) in ber obenerwähnten Sßublifation).
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10t
bcr Drud bcr #errfdjaft biefer Oligarchie, bic alle anberen
Sürger, befonber* bie ^anbtoerterjünfte, tom ©labt»
regiment fafl üöflig au$f4>lofj, auf ber ©tobt laftete, lägt
bie Me&olution ton 1531 erfennen, bie, toemtflleicfc religiöfe
SWottoe natürlich ftarf mithielten, im tt>efentlid)en bod)
eine politifdje, ton ben unteren Älaffen gegen bie Wats*
gefriedeter gerüstete ©etuegung getoefen ift. 1 ) S)a§ dbtt
audj feciale unb nrirtfdjaftlufce ®rünbe babei mitmirften,
ttrirb taum ju bejtoeifeln fein. S)enn unfere SRegifter be*
weifen fdjlagenb — unb jwar bie unten nod> näljer ju
befpred&enben ©ortjinätoerjeidjniffe in gleichem SBafce 2 ) —
bafc bie Familien, bie bie politifd&e 3Wad)t in ber ©tobt
befafcen, jugleidj aud) bie reidjften gemefen finb, unb bafc
fie auf« eifrigftc unb mit <£rfolg befhrebt roaren, bie ffeinen
Seftfcer auSjufaufen unb möglid>ft toiel ©runb unb 33obtn
in itjren #änben ju Dereinigen.
Senn aud} ba£ ergeben unfere Gegiftet, baß ber
9teid)tum ber fitppftabter 8lat$gefd)ledjter im toefentltd>en
auf ©runbbefifc in unb außerhalb ber Stabt beruht ju
Ijaben fdjeint unb baß fie größere Ädemrirtfdjaft betrieben
jjaben. ftm ftaljrc 1501 finb Don ben gefamten ©Neunen
in ber ©tabt ni#t weniger als 75% in ben #änben biefer
ftamilien getoefen. 8 ) Da« toeift bod) tt>ot)l barauf f)in,
baß fie iljre Sänbereien in ber {Regel au<$ felbft berohrt*
fdjafteten. 4 ) ftnitrietueit bem gegenüber ber #anbel ate
Queue be« ffirtoerb« unb beS SReidjtumS für bie Sippftabter
*) SSergl. ßfjalnbaeu*, 8ippfiabt ( @.;i02-121. Meine Buffafiung
ber Bewegung weitet allerbtngä oon ber bort oorgetragenen ab.
*) SBergl. unten bie tfaafüljrungen gum SSBortgtnöregifter.
•) ©benba.
4 ) 2)ajj bie« ber gaU war, lägt fidjfaudj urfunblid) Belegen. Bernd
de Düstere, ftatdmann unb fpäter wieberljoit 93ürgermeifter, fpridjt 1442
t>on einem grdgeren ©tue! SUferlanb uor bef@tabt (8SRorgen) »dat ick
nu tor tyd under myner ploich hebbe" {gippfiabt, <£». ftir$cnar$tt).
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103
JRatSgefdjledjter nod) in SBetradjt tarn, wiffen wir nidjt.
3fm 13. unb 14. $af)rf)unbert Ijat er fidler eine 8Me
gefpielt. *) ©8 fdjetnt jebod), bafc bie #anbelstl)ätigf eit ber
©tabt feit bem 15. Qfa^r^unbert ftetig jjurüdgegangen ift.
S)a$ ©d)idfal ©oeft$, ein fdjneDeS ©infen üon früherer
f>öl>e, Ijat aud* bie SCodjterftabt Stypftabt ereilt.
©e^r intereffant wäre, wenn ftd) nadjweifen ließe, ba§
ber uerljältntemäfcig bebeutenbe Sftücfgang im Anteil an
bem ©runbbeftfc, ben wir bei ben SRatSgefdjled&tern im
3fal>re 1537 im 33ergteid> ju 1501 feftftellen fonnten, burd)
bie töeöolution Don 1531 mitbewirft worben wäre. 2)a
bamals ganj neue ÜRämter auffamen unb in ben Mat
gewählt würben 2 ) unb bie ©tabt jubem üon 1534—35
eine Art üon ^Belagerung, {ebenfalls eine Stbfperrung ber
SebenSmitteljufuljr über ftdE> ergeben laffen mußte, 8 ) fo ift
ein berartiger Sinflufj nidjt unwaljrfd)etnlid). SSon bau«
ernber ©irfung ift bie ^Bewegung {ebenfalls nidjt gewefen.
$war Hieben trofe ber SReaftton üon 1535 4 ) bie neuen
gamilien im 5Hat; aber fie üerfdjmoljen balb mit ben
alten ju einer neuen Oligarchie ber politifd) unb Wirt*
fdjaftlid) ©tärfften, über beren äJetternwirtfdjaft unb über
beren 9lu8beuteft)ftem ein 93erid)t ber fitypftabter JBfirger*
fdjaft üon 1620 eine beweglid&e unb anfdjeinenb wot)l*
Begrünbete Jtlage füljrt. ö )
J ) 3)ie ©tabt war non 1253— c. 1295 SHitglieb M junt ©djufce beS
£anbelä gegrünbeten weftfälifdjen ©täbtebunbeS unb gehörte feit ber SJfitte
be$ 13. 3<tljrf)unbert$ oudj gur £anfe. Sftodf) 1396 finben wir gwet
Stotöljerren unb ehemalige 93ürgermeifter alö 2*orfteljer ber ©übe ber
„koplude van der scheren" ju Sinpftabt (SWünfter, ©taatSardjiö : 33en»
ningljaufen Kr. 292).
*) Stegl. bie 3fait$liften.
s ) Sergl. Gljalnbaeuä a. a. 0.
*) 2)ie ©tabt ergab fid) ben ÖanbeSljerrn auf ©nabe unb Ungnabe
unb »erlor einen Seil iljrer 3&e$te. 2)te bemofratifdjen Elemente würben
gurücfgebrängt. $ergl. (Stjalnbaenfl a. a. D.
5 ) S)etmolb, Brdjfo, Rep. XXXVI. ©eftion D. II. 7 a.
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104
n.
IßoztiintxtQxfkex von 1501.
(Semetfung: 3Hc gcfperrt gebrucften tarnen bqetdjnen Angehörige
ber Sippftabttr 9fcat0gefdjle<fjter. — Ortdbeget^nungen unb (Strajennamcn,
geiftlidfje 3nftitute, öffentliche Änftalten, «franbtoerfer unb anbete ifjnm
<Stanb ober 93eruf nadj aufgeführte $erfonen flnb burdj cutffoeu 3)rucf
fjenjorgefjo&en.)
Anno domini dusent viffhundert und eyn is dit
Register gemaket upt wortgellt bynnen der Lippe der
herren van Gleve und van der Lippe intersunt(?). ! )
ünsir leven fruwen hoff.
Märten Borchgreve van synem huse
Hinrick Herre van sinem huse
De Borchgrevesche van orem huse
Johan Sivert de Zedelir
Ludeke Borchgreve, anders Wehbel Slunynck van
orem huse
Luderwoilt vam huse, dar itzunt ynne wonnet
Hinrick Wihhe und höret Lienart Düsteren
kindern
Volbert Tilinck vam huse dar by
Johan Kaie van sinem huse
Berat Dusters hus, dat de Herren van Bödeken*)
itzunt hebbet
Des pastors van Helinckhusin hus, dar itzunt ynne
wonnet Goswin Tillit
Des postoirs van Helinckhusin hus, dar itzunt ynne
wonnet Herman Gremmelt, belegen in dem pade
De pastor van Horste van synem huse
Wb-
8
6
2
2
7
*) 2)a$ lefcte Söort ift nicfjt leferlid).
•) 2)a3 * beutet an, bafc bte betreffenbe Zumute im Begtfter felbft
nidjt in Pfennigen, fonbern in Seringen ( l / 4 $) angegeben ift
s ) ©emeint ftnb bie etiftaljerm be$ Älofter* »öbbefen,
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105
Albert Dusters hus by der molen,
van der schüren
Volbert Tilinck van sinem hnse
van der schüren dar by
Cort Sparenmeckir van synem hnse
Berat vamme Dale van synem hnse
Gherwin Holscher van synem hnse
Herman Wemeke van synem hnse
Herman Kremer
De Blancke
Johan Nopells hus, dat Wilhelm van Odinghen was
Her Johan Brnns hns
Johan Nopell vamme hnse by heren Johan Brnns
hose
Johan Busenbart van sinem hnse am orde dar by
e
Hinrich Noppell van sinem hnse
Hinrick Niggemans hns am oirde
Hinrick Niggeman van der helfifte der Claweschen
hnse achter sinem hnse
Martin Eannengeter van der anderen helfifte der
Claweschen hnse
Herman Hoitmeckers hns
Herman Wantscherers hns
Johan Maes vam huse, is in twe gedeilt, dar itzunt
ynne wonnet Johan Kleinsmet nnde Drewes
Mestmaker
Item Büsinbartvan sinem hnse, dat CortBrinck-
man plag to hebbinde
Johan Koppersmedt van sinem hnse
Johan vamm Dale
Beleke Kommens
Johan Brilemans hns thegen den brodern 1 )
de pastor tho Reede vam hnse
Gobbell vamm Dale
Gobbell Betberges Hns
*%•
1%*
2%»
!%•
2%
6
6
8
2
3
4
2
IV
«V
1
V
1
1%
1%
2
1
6
11
4
2
6
') trüber M SfoflnfKnertloftcrt.
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106
>) »ruber bei tfogufHnerflofteT«.
Wl-
her Hermann Stoters hus 5V«
der Afonmfo 1 ) hus achter dem kloister 6
der Monmke hus by her Stoters hos 2
der Monmke hos by Hinrich Krutzekampe 2
Hinrioh Krutzekampes hus 4
her Steffen Hamelbecke 4
Gobbel Betberges hoff dar thegen over 4
mestir Jürgen de Meier 4
Gherwin im Boggen 6
Johann Schele 4
Hinrick Plattenase "" 8 1 /,
mestir Johan Taschenmecker 1
Hinrick Plattenase 8V«
Hinrich Mumpelers hos, dar itsunt ymie wonnet de
Bomhodersche %*
des postors hos Tan Helinckhusrin, dar itsont ynne
wonnet Lokus 1
Walter $tade$knecht$ hus, des sick de Monmyke under-
windet 2
Pawell Bampellmans hus thegen Boldewins hus 4
Beelmans hus 2*/ 4 *
Her Johan Klusener 2 l / 4 *
Boldewin van sinem wonnehuse 8
Item Boldewin vam orthuse by siner schüren, dat
Menniken Clawes was 2
de Luttike Lubbert 3
metter Tonniges Kleinsmet van synen veer ghedemen 4
her Johan Wineken hus 8
Johan Peicks hus 3
Johan ßaveke 2
Johan Geringes hus thegen Saneken (1) 2
Johan Gronen hus 3
Gherwin Nolte 2
Johan Gottydt syn hus 3
Johan Beddelaken 3
Jacob Wineken vam huse he ynne wonnet
(1 $fg. tentloze) 9
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ICK7
*fo.
Johan Wibbekinges hat,
5
■8711 schare thegen des onlden Brilemans
scharen
3
Brilemans las,
3
de Torbenante schare
2
dat Hospitaill
7
Johan Bopestert
5
der Sefrrodir 1 ) hos dar by
2
Harüeff Klockinger van synem hose na nthwisinge
bodkes register
5
Dat wynktu, *) genant prosBenstede.
16
Item Y*n der herenn hu* •)
26
Johan Brilemans hos achter dem wynhose
8
Neringes hos th*g«n 4em wyifttise
4
Nolte Bntanwech van sinem hase
»'A
Cort van Borste
4
Johan Wibbekinck van synem wonnehose
2
Johan Wannenbergs hos
1
Pawel Sparenmeckirs hos
V,*
Johan Bampellman
4
Albert Onster van synem hose mit der scharen
7
de E2o6kengetirsche van orem hose
4
Henaannus Bodekir van sinem hose
6
Johann van Collen
IV,
Volbert Konekinck vam hose
1
de Tescheske or has
%•
Krashairs has, dar he inne wonnet
• %•
Peter Dameken has
16
Borgermestir Mengen has, dar Drewes Gentrupp
iane wonnet, onde dat hos dar beneven, de
Baltesche ynne wonnet, tosan^de
5V.
— onde de erfftaill höret dem lfrtttken Lübberde
Johan Broickhagen
4
de Ozelmaische
8
l ) €dj*rfba>©ilbefym«.
•) S)ie ftäbttföe SBetaftabe; her Sciname ift beaekfjnettb.
•) Sal Bafyml (beren = toatymt*).
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108
Han8ken stade*knechte$ hus, dar itzunt Lokus ynne
wonnet
Boldewin, van Claes Thegelers hos
unde yan sinem hove
Sunte Jacobs hoff.
*f*
5%
8
1%
Johan Hundmpps hos
8
Unsir leven frawen hus, dar Borat Veringh ynne
wonnt
4
Herman Hflffers hos
1
Hinrick Wagendrivers hos, dat dem Klusenerhoirde
1
Johan Krancken hus
2
Ilse Noltinck
2%
Poppellmans hus . , , ,.
iv 4 *
Tonniges Koppersmedt
1
Johan Betberges schüre
4
Johan Baschen hus
4
Kruszhairs hoff , .
4
Johann Drosten hos
«Vt
Hinrick Fulhaoer
«y»
De oulde Levekingesche
3
Symon Levekinck
iv.*
Johann Koppirsmedt
•/<*
Walter Einsehen hos
*/4*
Johan Brügman
IV.*
Helmig Muntirs hus .
2
Herman Schepirs hus
•/«•
Item noch Herman Schepirs hus, dar by
1
Godeke Bedekir van sinem huse
4
Jacob Sneckir
«%
Johann Wibbe
4
Ghert Wibben hus
2 1 /,*
Drewes Trumpeners hus
3
Tonniges Sassen hus
5
yan der infore
IV,*
van Durbomes stede
2
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lud
Labbert Henneman van synem hose
Labbert Henneman van dem niggen hose dar
achtir
Labbert Henneman van dem orthuse thegen synem
hose
van Peter Heckers hose
her Ghert Henneman van sinem hose, dpr he inne
wonnet
onde vap Binckhuses hose
onde van Anreppen stede, de her Ghert
undirhefft
Johan Betberg van synem hose
onde van Valwikes stede
Albert Dnstifs hos, dar Johan Wagendryver inne
wonnet
Albert Dastirs hos, dar de Brinckmansche inne
wonnet
Johan Linsberges hos
Knlehovedes stede, de Johan Koppersmedt hefft
Herman Koppersmedes hos
Tigges Slipraden van Slassin stede thegen Hermann
Koppersmedes hos
Märten Borchgreven ghedeme
Johan Kostirs hos
Gherwin Walners hos
Goissman Wisen hos ton Rotten, dar wonnet itzunt
inne Aostberg
De Wechterigge
Johan Pelgrimen hos
Gobbell Mestmeckirs hos
Sackeshoff, hebbt de Monmke 1 )
Bembert van Vernen hoff van mestir Berndes wegen
onde van Hermans stede van Lo
De Snecker vam hove, de Drewes Tymmermans
was
Wilhelm Beckers has
6V,
4
6
4
4
3
5
2
3
7
6
2
2V,
3
5
4
4
2
IV,
6
3
4
8
8
4%
') 8ugnftfitenn5tt<$e.
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110
*fe.
Jacob Sneckirs hoff I%*
Johans Schelkens hoff, de Pleaszkene plag to wessen^
npper konninghstrate am ende belegen
Menneken Wigelhr stede, de nu Amt Tudorp helft [ 11
Arnt Tudorp van Pleskens hove 1
Arnt Tudorp van Drewes des Ereszen hus 5
unde van den hoven achtir dem hose 8
Johan Betberges hus, dat Menghe gepandt
hefft, nnd hefft in vortyden des Lakensniders
geweszin 13
Johan Betberg van Widenhovedes stede 4
unde van Muddenberges stede 3 f / ft
unde van Anreppen stede 3
unde van dren steden; gehetin des Sneüin
stede l%*
Item Menge Densekittck van synem huse 10V t
Dirick Lamberdes 6
Johan Hentzincks hus 2 1 /,*
De Schovekesche 2%
Engelbert Herre van sinem huse 6
unde van TJsselmans stede 3
unde van Mutkenberges stede, 5
dat is de infoir, de Engelbert Herre hefft.
Hinrick Nolten hus, dar Gerke Schomecker plag
inne tho wonnende 3
Johanns Schelken hus, dar plag inne to wonnende
Johan Godekinck 5
unde syn schüre 3
Item Mengen Densekinges schüre 1
Johan Kustes hus 5
Nicolaus Thegelirs hus, dat nu Nolken Smedt hefft 3 1 /,
Her Johan Hoppen hus 10
Nolken Smedt van sinem huse, dar inne wonnet
itzunt Peter Paschen, uppir konttingesttrate 7%
Item Schelken van Vastavendes huse dar by 2
Item Schelken van Metten Wormes huse 2%
und van Johan Brokers huse 2%
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111
Tonniges Ledighen hns, dar he sine stallinge
heflt, linde helft in vortiden Bolten gebort
Tonniges Ledigen hos, dar he inne wonnet
unde Tan der Selligeschen hose
Kolken Smedes hos, dar he inne wonnet
Werner Beckirs hos
Berat Reipwinders hns
Herman Ledighen hos
Johan Körten hos
Cort Frischen hos
Hinrick Hngen hos, dat itannt des Ledighen is
und van dem lohuse 1 )
Johann van der Kecke
Hinrick van der Becke
Herman Dykman van synem hnse
nnd achter synem hnse van Fenhenneken
huse
Johan Bairbecken hos
Berat Bredenoll van synem hnse np snnte Jacobs
kerckhove
Berat Bredenoll van dren steden achter sinem
hnse belegen
Jörgen Werner van sinem hnse
Krollmann van synem hnse
Johan Tentellente van synem hnse by snnte Jacob
Peter Paischen van eyner stede by Tentellenten
de Kosterigge
Tonniges Helliges van synem hnse
nnd van des Langen hns dar by
nnd van eynem hove belegen by Berat
Bredenolls hnse
nnd van blickhodes hnse, belegen by Her-
man Deppen
Johan Meiliges hos
nnd van Berat Krollemans hove
Johan Nottikens hns
1
2%*
1
2
2
2
%♦
3
2
4
2V,
4
6
4
9
16
4
15
3V,
2%*
4
4
8
7
4
13
4
2
8
2V
') fcoljau*, gnm Aufbewahren ber 3«m Serben nötigen 8o$e.
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112
de Ouldehoff, höret Bernde Bredenoll, und Johan
Koke wonnet dar inne, gifft
Hille Hornemanningh van orim hose
Geissman Bogge van synem hose und hove, Stoven-
roick plag hebben
Herman Deppen off Rasche van synem hnse
Bartolt 8mede8 hns, dat Vastavendes plag tho
wesinde
Bartolt Smed and Jörgen Körte sin sonne van orim
hnse 8amptlichen
Johan Pagenhovet Tan sinem hose by Körten
und wn Kluncken hove achter sinem hose
Hinrick Holscher van synem hnse
Bartolt Bedekers hos
Herman Bleigs ghame
Heyneman Tideman
Johan Undirhorst
de Wechterigge
*fe.
24
4
20
4
2V t »
IV.*
5
2 V,*
1
IV. •
Stinte Nicolaua hoff.
_¥fe.
Bembert Koppirsmedes hos 2
Hinrick de God van sinem hnse 3
nnd van Molinbrokes hnse 6
Johan Tentellenten hus, dat der Wonneschen plag
to wesin
Des Kemmeners Äoff, de dem schelen Goissman plag
tho wesin 4
Der Holscherschen hns 4
Des Fronen hoff, den itzunt borgermetter Menge
nndirhefft
Item Hans Molner ton Kottin, van Bedelkenhnse by
Hartmans hnse 3
nnd van der anderen stede 4
nnd van der derden stede 2
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113
Johan Hartman van synem huse, dar he inne
wonnet
und van der stede dar beneven
Albertus Blancken hus, dar itzunt Leiffert Tentellente
ynne wonnet
Thomas Sidenbudells hus
Hinrick Tentellenten hus
Herman Pankoken hus
e
Ilsen Flogeis hus
Johan Hozen hus
Krumfingers hoff, den nu Suptuth helft
Item der Byven hus mestir Steffens wonhafftig tho
Collen, gifft -
van Merschmans stede
van Otton Schaden stede
Item mestir Steffen van Johan Eleckeners stede
und van der anderen stede aldirneigst emme
dyt gifft uth Junffer Hsche Glenemans, de
up des Klockeners stede wonnet
Item Nolken Bleig van synem huse
Anne Hessinck van orim huse
Evert Hessen hus
Johan Bükellmeig vam huse, dat Northoff plag to
hebbende
Johan Bükellmeig van Johanns stede mit dem gelde
(dubitatur)
Gerdrut uppim Brincke van orim huse
e
Item dat Süstirhus van twen steden, dar or hus
uppe steyt
e
unde van Gremmeldes stede, dar ore kercke
uppe steyt
item van Peter Bikelbeckers stede
item van Wennicken stede
item van dem hove aldernegst Dirik van
den Ghiren
van des schrivers huse aldirneigst dem
orthuse by Wulves huse
4V,
3%
2
2
8
3
5%
4
2
2
8
2
!%•
2V,*
4
8
4
2%*
8
4
4
2Vi
6
4
LVIII. 1.
8
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114
Item van der Eortewennekeschen stede up dem
orde
e
Item van des Kükens stede
Item van der Salherseschen stede
Item van der Eostirschen stede
Item van Humperdes stede
Item van Winteringh stede
Item van Dirick van Erwitte stede
Item van des Boden stede
Summa dnsses vorgescreven wortgeldes van den
süsteren alle iare 4 Schill. 5% ^
Johan Plumpen stede, dat gifft Dirick Slam nth
Johann Worstekens hoff, den na de Schomecldr helft,
wonhafftig by Hennemanne
Item der stistirs twe stede dar or hos uppe steyt;
is getekint
Peter Rikelbecken stede, hebbt de sflsters; is ge-
tekint
Item de grae monmck l ) van sinem huse
und van Borchardes stede
Bonemans hoffstede by dem graven
Winekeu Bozen hoflfetede, den Synneman plag to
hebbinde
Item Tünneman van eyner hoffstede belegen achter
Wineken Bösen hove
e
Molinbrokes hos, dar na ynne wonnet Smull, 1 ) dat
höret Gerwin Fulhaaer
Item Johan Oirt van sinem hose
und vam hose dar by, dat Vastavendes plag
to wesinde
Item Wemeken stede, hebt de süstirs; is getekint
Item de stede dar by, hebbet de süstirs ; is getekint
e
Grete Esbeckinck van orim huse
«••
1
2
2
1
4
7
6
*'/■•
l ) 2)ie ©rauen Wlbnty »Ott 6oeft Ratten ein Sermfatrfym* in 8ipp-
ftabt, ba* mit einem ©ruber befefct »ar.
*) aBa^r^ein«^ ein 3«be.
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115
Johan Halffpapen hus wonhafftig tho Udinchuszin,
dar itzunt ynne wonnet Kerlsbloit
Tigges Bodinck van synem huse, dat des Muntirs
plag to wesen
Hinrick Dykmans hus
Hinrick Seghirs hus
Herman Henzinges hus, dat Hinricus des kostirs
itzunt is
Her Johan Synnemans hus, dar itzunt ynne won-
net Eukellmeig
Johan Tentellenten hus dar thegen over, dar Johann
Humpert itzunt ynne wonnet
und 1 $i tentloze
Tonniges Knuve van synem huse
Stotterenhanses sonnes hus, dar itzunt ynne wonnet
Johann Lücken
Her Ghert Hennemans hus, dar itzunt inne wonnet
Johann Schutte de Redikir 1 )
e
De Stotterenhansesche van orim huse
Wilhelm Wortmans stede, de nu Peter Widen-
brugge hefft thegen synem huse over
Lambert Wemeken stede dar by, de ouch Peter
Widenbrügge hefft
und noch eyn stede dar by, ouch Peter
Widenbrügge hefft
Hinrick Widenbrügge van synem huse und hove,
dat Hugen was
Pankoken stede, de nu Johan Langeneick gekoifft
hefft
(dubitatur)
Ludeken Plasses schüre
und syn hus
und dat luttike hus dar beneven
Hinrick Vastavendes hus thegen Plasse
De luttike Beleke, de Hans Langen hefft van den
Kotten
*/,
1
1%«
1V 4 *
l 8 / 4 *
2%
4
3
5
3
2%
4
4
2
5
8V,
6
2%
2
i) as Sftobmadjer, Söagncr.
Digitized by
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116
Her Johan Kaien hus dar by
Her Johan Kaien ghedeme dar by, der 1b veir,
ghevet
Herman im Holte van synem huse
Johann Geysselen hus, dat Jagenduvels was
Her Johan Kaie van des Sprengers stede
Borgennester Hinrick Kaie van twen woirden
Item van der Dunckerschen hos
Item van Johanne Pokes hos, dar he itzont ynne
wonnet
Item Hinrick Kaie van Pleszkens stede
und vam hose up botefures pade
und van Tidemans stede
und van Herman Leistikens hose
Johan Pelsers hos thegen borgermester Kaien
Der Botefurschen hns
Item de ghedeme, de Beddelakens des oUgeskger* l )
weren und hoirden tho dem hove dar by, höret
nu hern Johanne Kaien
Herman Beddelakens hoff, höret itzunt Johanne
Linsberg
Johann Linsberg van sinem huse
Buschintholtes hus, dat itzunt borgermester Menge
hefft
Hinrick Telkorns hus
Johan Manses hus, dar he ynne wonnet
und vam huse dar thegen over, dat des
roden Hermans was
Hinrick Hasche dar by van sinem huse
Hinrick Lucken hus
Bernt Tymmormans hus, dat Kustes was
Ludeken van Gresten hus, dat itzunt Pawell
Rampellman hefft
Hinrick Kaie, borgermester, vam huse dar thegen
over, dat Leistikens was, is getekint
3%
3V,
2%
3
7
7
4
5V,
4
*V.
8
4
2%
4
4
2%
3V,
3
4V,
SV,
1%*
') Delfd&iäger.
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117
Item der Winekeechen stede
and de stede dar by (1 $ tho tentloze)
ligget beneven äussern vorgescreven hose
Item Peter Schepirs hus, dat wandags Heyneman
Baschen was und is dat orthus uppim pade
Item metter Herman Tymmermans hus, dat mestir
Berndes was
Item Albert Beckestirden stede, de itzunt her
Tonniges Brodirman heflft
Johann Forsch (Forsth?) van sinem huse
Johan Vastavent und Johan Vastavent yan orim
huse, dar se inne wonnet tosammede
De pastor tho Bennynckhussin, her Cort, yan sinem
huse dar thegen over
Her Godherdes hus, dat Bukelmeig plag to hebbinde
Des Schottin hus yan Bokenhus, dar itzunt inne
wonnet Hinrick Hermans
Cort Watermans hus
Des Keghelirs hus
Herman Telings hus
Figgen Blanckinges stede
Des Foigdes hus, dar Johan Nolkinck itzunt inne
wonnet
Des Heselers hus, gifft nicht
Herman Loves hus, gifft
e
Johann Arndes hus uppim orde
Johan Geissmans achter hus
Gertrud Hartmannings hus, dat dem schulten tho
Waltrupp wesen plag
Des Slassen hus, dar sin fruwe noch inne wonnet
Johan Supetuth yan sinem huse
Petir Berhorns hus by sunt Nicolaus markte, dat
Corde dem Wonne was
Der Esbecken hus, dar itzunt Geissman Duster
inne wonnet
Hinrick achter dem Graven yan sinem huse
Lubbert Drepper achter dem graven by dem Notte-
bome
dat hus höret Nolken Beirman tho Ekelenborn
»fr-
SV.
4
4
4V.
4
8V.
21 V t
5%
3
l'A*
4
2V,
27.
4
2V,
6
12
3
1
10
3
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118
«fr
Johan Lokus van sinem huse by der Soistporten,
dat der oulden Hukesdykeschen plag to wesen
Godhart Heiweg, de richter, van synem huse
Johan Kappinberges hus
Johan Wagendrivers hus
De stede achter Johanne Wagendriver, höret her
Corde dem pastoren to Benninghusin
Item her Johann Portener, de Klusener upper klns
thegen dem vorbenannten hove van synem huse
Item Ewert Vlascampes hus thegen Hukesdike over
Item Wulves hus uppim oirde thegen dem sustirhuse
dat höret nu der Boden maigit
Item Hans Lamberdes de scheper van sinem huse
dar thegen over
van des Backes hove achter sinem huse
Item Jacob Pothoves hus beneven Hans Lamberdes
hus
Item Johan Erushair van sinem hove, dar Langen-
berg plag ynne to wonnende
Item Körte Wemicken stede, is den süstern togete-
kint
Item des Küken stede, den süstern togetekint
Item der Salhorsteschen stede, den süstern
Item Humperdes hus, den süstern togetekint
Johan Wintir van sinem huse
De Botefursche van eyner stode by dem graven, de
Husemanne dem Ruygenbeckir was
Item noch de sulve fruwe eyne stede by dem graven,
de Metten Winteringh plag to wesen
Tonnigos Sidinges hus, dat Hollikens was
Figge Wintirs van orim huse, dat der Tronneke-
schen was
Haseken Winterings hus, dar itzunt ynne wonnet
e
Johann Hozewinckell
e
Godeken van Lipperode hus
Gherken Schaden doichter hus, dar de luttike Wil-
helm itzunt ynne wonnet
2
7
2
1
2V f
i«/ 4 *
4
2
2
4
4
Vi*
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119
Des Boden hoff thegen dussin yorgescreven hose
over, yan HolRkens stede
und yan Krumfotes stede
Labbert Onldehoves hus, dat des groten Cordes
Hinrick yan Widenbrngge uppim oirde yan sinem
huse
Peter yan Widenbrflgge orthus upper kortetutrate
Stedemans hus, höret nu Steffen Kaien
Item Micheels to oulden Yeesschen twe ghedeme
thegen der kortinstrate
Her Johann Synneman yan der stede, de Bune-
man plag to hebbinde uppir kortenstrate belegen
uth berichtinge des oulden muntirs
Peter yan Widenbrügge dwers hus uppir korHn-
Btrate by Synnemans stede
Herman Koheirde yan sinem huse uppir Kortinstrate,
dat plag Kroses schüre to wesen
Steffen Kaiin hus, dar he inne wonnet
Item de stede dar by, höret ouk Steffen Kaien,
gifft
Johann des gogreven hus, belegen uppim oirde by
des Blancken hus
und yan der stede dar by
Johan Stromborg yan sinem huse
und yan der stede dar achter, de des herren
was
Petir Widenbrugge yan sinem huse he ynne
wonnet
und yan den twen ghedemen by emme, de
der Wesselerschen hoirden
Bartolt Blancken hus
und yam huse, dat Heckeman plag hebben,
dar beneven
Hinrick Sachteleyent yan synem huse, dar he
inne wonnet
und yan luttiken huse dar beneven, dat
Bocks plag to wesin
und yam derden huse, dat Krumfotes was
6
2
8
8%
3
2%
2%
5
1%
1
5
2%
8V,
iv. •
2
3
1
2
4
4
4
4
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118
Wfr
Johan Lokus van sinem huse by der Soistportcn,
dat der oulden Hukesdykeschen plag to wesen 2
Godhart Heiweg, de richter, van synem huse 7
Johan Eappinberges hos 2
Johan Wagendrivers hus 1
De stede achter Johanne Wagendriver, höret her
Corde dem pastoren to Benninghnsin 2V,
Item her Johann Portener, de Klutener upper klus
thegen dem vorbenannten hove van synem hnse 1%*
Item Ewert Vlascampes hus thegen Hukesdike over 3 1 /,
Item Wulves hus uppim oirde thegen dem sustirhuse 4
dat höret nu der Boden maigit
Item Hans Lamberdes de scheper van sinem huse
dar thegen over 2
van des Buckes hove achter sinem huse 2
Item Jacob Pothoves hus beneven Hans Lamberdes
hus 4
Item Johan Krushair van sinem hove, dar Langen-
berg plag ynne to wonnende 4
Item Körte Wemicken stede, is den süstern togete-
kint
Item des Küken stede, den süstern togetekint
Item der Salhorsteschen stede, den süstern
Item Humperdes hus, den süstern togetekint
Johan Wintir van sinem huse 4
De Botefarsche van eyner stode by dem graven, de
Husemanne dem Rugyenbeckir was 3
Item noch de sulve fruwe eyne stede by dem graven,
de Metten Winteringh plag to wesen
Tonniges Sidinges hus, dat Hollikens was 4
Figge Wintirs van orim huse, dat der Tronneke-
schen was 4
Haseken Winterings hus, dar itzunt ynne wonnet
e
Johann Hozewinckell 4
e
Godeken van Lipperode hus 2
Gherken Schaden doichter hus, dar de luttike Wil-
helm itzunt ynne wonnet
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119
Des Boden hoff thegen dussin vorgescreven hose
over, van Hollikens stede
und van Krumfotes stede
Lubbert Ouldehoves hus, dat des groten Cordes
Hinrick van Widenbrngge uppim oirde van sinem
huse
Peter van Wide nbr flgge orthus npper kortenstrate
Stedemans hos, höret nn Steffen Ealen
Item Micheels to onlden Teesschen twe ghedeme
thegen der kortinstrate
Her Johann Synneman van der stede, de Bune-
man plag to hebbinde nppir kortenstrate belegen
uth berichtinge des onlden mnntirs
Peter van Widenbrügge dwers hus nppir kortin-
strate by Synneman8 stede
Herman Koheirde van sinem hose nppir Kortinstrate,
dat plag Kroses schüre to wesen
Steffen Kaiin hus, dar he inne wonnet
Item de stede dar by, höret onk Steffen Ealen,
grifft
Johann des gogreven hns, belegen uppim oirde by
des Blancken hus
und van der stede dar by
Johan Stromborg van sinem huse
und van der stede dar achter, de des herren
was
Petir Widenbrngge van sinem huse he ynne
wonnet
und van den twen ghedemen by emme, de
der Wesselerschen hoirden
Bartolt Blancken hus
und vam huse, dat Heckeman plag hebben,
dar beneven
Hinrick Sachtelevent van synem huse, dar he
inne wonnet
und van luttiken huse dar beneven, dat
Bocks plag to wesin
und vam derden huse, dat Krumfotes was
6
2
8
8V,
3
2%
2%
5
IV,
1
5
27.
8V,
IV. ♦
3
2
3
1
2
4
4
4
4
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120
#fo.
Tonniges SwepperyB van sinem huse
Deppe Gherdinckboffs hos
Johann Rode, gogreve, vam huse, dar plag ynne to
wonnende Ludeke van dem Hamme, und is nu
sin wonninge
Johan van Wartbergs hos
Wineken Bozen hus
Der Worstekeschen hus
Herman Baden hus
Cort Hennemans hus uppün pade
Gobbell Swertveghirs hus
Herbort Welpes hus
Dirick Bureicks hus
Cort des Grevers hus, dar twigget Hündorp und
Eothe tho Beckem umme
is itzunt woiste
Johann van Attenderne game, de nu Gerwins des
wülners is
Item de andere game, de nu Johan Schröders is
vor der Lipperoder porten
Ludeken Hennemans hus thegen Bureick
Klossen des friggreven hus
Johan Brilemans stede, de Gorges Nottiken plag to
hebben
Johann van der Lippe syn hus
Drewes Dedinckhus van sinem huse
Hinrick Volmarus van sinem huse
Ghert Fleischhouvirs hus
Gertrud Arndings hus
Hinrick Suremans hus
Des Krusen stede, de des grotin Nolten was, by
Suremans huse
Der Risebiterschen stede, de nu der momike 1 ) is
Hinrick Schelken stede thegen Swepperiis over
Herman Synnemans schüre
4
4
6
2
4
4
3
2
3%
8%
IV4*
IV
3
8
2V.
IV. *
5V 4
2
2
1
1
3
2 l A*
4
4
!) Äuguftinermön^e.
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121
Leiffhart Schröder Tan sinem huse
und van der stede by sinem hose, de de
Hermans tor Woirt was
Gort Tassche van synem huse
und van dem dwershnse
und vam lütken hose dar beneven by Lü-
deken hose vam Hamme
Johann Boden hus thegen Taschen hus over, dar
itzunt ynne wonnet syn sonne
Johan Bnnghe van sinem huse
und van der schüren dar by
Ludeken hus vam Hamme, dat itzunt des Weidigen
to Smerlike is
Heyneman Brodermans hus
Berat Wibben hus
Johan Avenstrodes hus, hefft itzunt Hinrick Reip-
winder
Hinrick Beipwinder vamme orthuse, dar he inne
wonnet
und van der kameren dar achter
Hinrick Beipwinder vam huse dar by, dat Liös-
berges was
Hinrick Lakinsnider van sinem huse
Item Gerwin Bekeman van synem huse he inne
wonnet
und van dem huse dar by, dat Brüggemans
was
Johan de Hase van sinem huse
Lubbert Ouldehoff van sinem huse
Peter Kock van sinem huse
Cort Kaie van siner schüren by Peter Kocke
Gort Kaie van sinem huse, dar he inne wonnet
Gort Kaie van dem huse dar beneven, dat Jagethorns
plag to wesen
Herman Jagethorns van sinem huse, dat Hinrick
Marckgreven was
Johan Stenszken van sinem huse
Oherwin Bekeman de Junge van sinem huse
$fo.
2%
2
2%
2V.
3
2
1
2
2%*
V.«
l%*
5y 4 *
3
2
8
«Vi*
4
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122
Mester Ludeke Kock van sinem huse dar by
Johan de Keyser van synem huse
Peter Mandag van sinem hose
Johan Schröders hus by Peter Mandage
Herman Bekeman de schroder upp dem oirde
Oloifltirhoff.
Gobbell Betberg van synem hose thegen unsir leven
fruwen kercken
Her Hinrick Düsteren hus, dat nu her Frederick
Düsteren, des pravesten brodir, hefft
und van dem lüttiken huse dar by
Berat Semmen hus, dar inne wonnet Cort Ouldehoff
Eynwolt Slunckraven Tan sinem huse
Johan Mackenberges sonne uppim orde an der halle
Petir van Wetter van synem huse
und yan des Steynwarten stede, is nu in eyn
gebuwet
Item noch eyn husstede in dit sulve erve gebuwet,
dat der Trippenmeckirschen was
Des praveste* hus van Cappell 1 ) by der Macken-
bergeschen hus, dar nu Johan Primeklocke inne
wonnet
Ghert Husherrn hus, dar nu Hartike inne wonnet
Mestir Johann Kleinsmedes hns dar thegen over
Ghert Mittorpps hus, dat Johan Sorpes was
Dirick Sinns hus, dat der Plümpesken was und itzunt
Labbert Beckeman inne wonnet
Der Mertinschen hus, dat Tunnemans was
Symon de Schröder van sinem huse
Johann van Hörne hus, dat der Trebbesken was
(in essensche, maket Uli ^ myn eyns veringe)
Tonniges Kappelman hus
8
2%
4
2
1%»
*fo.
9
4
2
2
4
10
5
12
«V.
12
2
5
4
2%
4
3%
l ) S)cr tropft M bid>t bei «iptfiabt gelegenen ©tiffte« Stoppd.
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123
Albert Eannengheter van synem hose
Wilhelm van Nymwegen van synem huse
Tonniges Brileman vam hnse in der halle, dar itzunt
Johan Holscher inne wonnet
Ohert Mittorp van synem hose uppim halUnoirde
thegen Dirick Sinne
Dirick Sinn van sinem hnse onck uppim orde dar
thegen over
Claes Tunneman van synem hnse
State van sinem huse
e •
Dirick Sinns hus, dat Frens Eonekinck was
Hinrick Sliprnde van sinem huse
Johan Groteman van sinem huse
Her Tonniges Brodirmans hus, dar Styne fiampel-
mans inne wonnet
Berat Freszen stede by sinem huse, dar de Erei-
genbergersche plag to wonnende
Berat Fresen hus, dar he inne wonnet
und syn schüre dar beneven
Johan Nottiken de schrodir van sinem huse
Ghert Duster van der woisten stede dar by, de
Nottikens was
Ghert Düsteren schüre by Nottikens hus
Johann Eoten hus tho Beckem wonhaftig thegen
Nottikens huse belegen van dren woirden
Der Tymmermanschen hus, dat Stuten was
Herman Wibben hus des bodekers 1 )
Hinrick Fresche van sinem huse
Tonniges Schuremans hus uppim pade
Dat Fleischhus *)
gifft de rait uth
Ghert Bopestertes hus
Johan Wagendriver, de nu de Holscherschen helft,
van sinem huse by dem Fleischhuse
*fe.
1
8%
5
4
IV, *
4
4
%•
4
3
10
1
2
1
9
8
1%
l ) Söttd&er.
*) (Sntoeber baö £au$, wo bte SRefcger ba$ Sletfd) oerfauften, ober
ba* ©übcfyraS bcr 3Re|gcr.
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124
W*.
Pawel Barn p elin an Tan synem hose 4
und de schare dar achtir 2
Ghert Geylinck de kecker ran sinem hnse 2
Dirick Sinns hos, dat Plattenasen was 5
Johan Hn gen hus, dat nn mester Evert Smullinck
de bartscherer und Albert Kannengetir tosa-
mende hebbt, nnd is gedeillt 8
Des Krusen hus, dat dem Veiregden was 4
e
Der Hocker hus, dat ouck dem Vereiden was 2
Drewes Boltin hus, dar he inne wonnet 2
Beleke Schelekens hos, dar thegen over 5 f / t
Evert Thegeler Tan sinem huse 8
Evert Lomans hos 1%
Herman 8ynnemans hus, dat nu Johan Wibbe-
kinck hefffc 6V t
Brun van Elisen hus, dat des Snellen was 2%
Des Snellin schüre, de itzunt Herman Snellen höret,
dar beneven 2V t
Amt Tudorps hus, dat Blakogelln was, dar he
inne wonnet 1
und syn schüre dar beneven 4
Michells tho oulden Teeschen hus, dat Schoff plag
to hebbinde 2 1 /«
Johan Schoiff van sinem huse, dar he inne wonnet 2V,
Herman Bemensniders hus, dat dem Wochten was
uncL is itzunt ummevaUin 3
Peter Stenlincks hus, dat Peter des 8tade$knechten
was 4
Borgermester Hoynckhusin hus V/ %
Volbert Kellebeens sonnes hus thegen Gerwin Becke-
man over l 8 / 4 *
Her Johann Hoipmans hus by Johan Vorlone */ 4 *
Johann Voirloen van sinem huse, dat Pressen was 2
Her Sondages hus im pade 4
Gerwin Beckeman van sinem huse uppim pade 4
Der Düsteren hus, de ghedeme, dar dat gast-
lm is 14
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125
Der Hobergs hoflfetidde, dar de ghedeme uppe
stunden
Item noch Hoberg Tan her Winekens stede dar by
Item Hinricks van Cappell husstede achter den gast
ghedemen
und dat hus dar by
Der Herren hus van Leisbom 1 )
Herman Emsen des hoiffmede» hus
Jacob Pothoves hos uppir weyden
De Wechterigge vor der Soistporten
Der Mackenborgeschen hofi^ de her Jacob Valschen
was
Des richtirs hoff Godhart Heiweges thegen sinem
huse oyer
Der Junfferen*) hus, dat her Johann Synszekens was
Der Hoberge hus und hoff
Her Johan Kaien hus, dat tho Sunte Katherinen
Altare höret in der kloistirkercken
Johannes Felser van Demeken hus
Johannes P eiser vam huse dar beneven, dar he
inne wonnet
Item noch van synem huse thegen emme ovef, dat
Drude yan Aspe plag to hebbinde
Item de schüre up de austsyd beneven synem huse
Hinrick yan Cappell uppim oirde, dat saugen Engel-
berdes was
Item sin schüre dar beneven
Peter Smedt Tan sinem huse dar by
Dirick Nopell yan synem huse dar beneven
Johan Potghetir vam Hamme van synem huse, dat
Blockes was
Item van dem huse, dar he ynne wonnet, dat Sibels
was
Steffen Beckers hus, plag Arnt Tudorps wesen
Johann Boneman yan synem huse
«h-
11
4
4
3
12
6
12
4
3%
2%
2%
4
4
8%
1%
1
l ) Sie aWönd&e bcr Wtrf 8ie«born.
•) <Dte ©djwepcrn M ©ttftcrnfywfe«.
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124
W*
Pawel Barn pel man van synem hose 4
und de schare dar achtir 2
Ghert Geylinck de kecker yan sinem hnse 2
Dirick Sinns hos, dat Plattenasen was 5
Johan Hugen hus, dat nu mester Evert Smullinck
de barUcherer und Albert Eannengetir tosa-
mende hebbt, and is gedeillt 8
Des Krasen hus, dat dem Veiregden was 4
Der Hocker hus, dat onck dem Vereiden was 2
Drewes Boltin hus, dar he inne wonnet 2
Beleke Schelekens hus, dar thegen over 5 J /i
Evert Thegeler yan sinem huse 8
Evert Lomans hus \%
Herman 8ynnemans hus, dat nu Johan Wibbe-
kinck hefffc 6V t
Brun yan Ensen hus, dat des Snellen was 2 1 /,
Des Snellin schüre, de itzunt Herman Snellen höret,
dar beneven 2V t
Amt Tudorps hus, dat Blakogelln was, dar he
inne wonnet 1
und syn schüre dar beneven 4
Michells tho oulden Teeschen hus, dat Schoff plag
to hebbinde 2V,
Johan Schoiff yan sinem huse, dar he inne wonnet 2V,
Herman Bemensniders hus, dat dem Wochten was
uncL iß itzunt ummevaUin 3
Peter Stenlincks hus, dat Peter des stadeeknechten
was 4
e
Borgermester Hoynckhusin hus 7%
Volbert Kellebeens sonnes hus thegen Gerwin Becke-
man over 1%*
Her Johann Hoipmans hus by Johan Vorlone */ 4 *
Johann Voirloen van sinem huse, dat Pressen was 2
Her Sondages hus im pade 4
Gerwin Beckeman van sinem huse uppim pade 4
Der Düsteren hus, de ghedeme, dar dat gast-
\m i8 14
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125
Der Hobergs hoflfetidde, dar de ghedeme uppe
stunden
Item noch Hoberg van her Winekens stede dar by
Item Hinricks van Cappell husstede achter den gast
ghedemen
und dat hus dar by
Der Herren hus van Leisborn 1 )
Herman Krasen des hoiffsmedes hus
Jacob Pothoves hus nppir weyden
De Wechterigge vor der Soutporten
Der Mackenborgeschen hoff^ de her Jacob Valschen
was
Des richtirs hoff Godhart Heiweges thegen sinem
huse over
Der Junfferen*) hus, dat her Johann Synszekens was
Der Hoberge hus und hoff
Her Johan Kaien hus, dat tho Sunte Kath erinen
Altare höret in der kloistirkercken
Johannes P eiser van Demeken hus
Johannes P eiser Tarn huse dar beneven, dar he
inne wonnet
Item noch van synem huse thegen emme ovef, dat
Drude van Aspe plag to hebbinde
Item de schüre up de austsyd beneven synem huse
Hinrick van Cappell uppim oirde, dat saugen Engel-
berdes was
Item sin schüre dar beneven
Peter Smedt van sinem huse dar by
Dirick Nopell van synem huse dar beneven
Johan Potghetir vam Hamme van synem huse, dat
Blockes was
Item van dem huse, dar he ynne wonnet, dat Sibels
was
Steffen Beckers hus, plag Amt Tudorps wesen
Johann Boneman van synem huse
Vfo«
6
1
V
11
4
4
3
12
6
12
4
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27,
*%
4
4
3V,
1%
1
') 2)ie aWdnd&e ber Wtrf Sitfboro.
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126
Johan Bu8inbardes hns, dat Stedemans was, dar
ynne wonnet Balve
Item Johann Pot und Hinrick van Olipe tosamede
e
van orin hosen plag enn hns wesin und hoirde
Tuen Hovells
Item Gorges Avenstrodes hos by Potte
Johann Geyssell van sinem hnse uppim oirde
Plasses hns, dat nn Bernt Witte hefft
Her Menne Tan Horste van sinem hose dar beneven,
dat Krevetes was
Lehnart Beckeman van sinem hnse dar thegen over
Peter van Voinckhnsin hns
Hinrick Marckgreven hns, dat Walters was
e
Gertrud, saugen Johann Beckers doichter, van orim
e
hnse thegen Tonniges Bodekers hns over
Tonniges Bodekers hns, dar he inne wonnet
Johan Wnlner van sinem hnse
Tonniges Westerman hns
Dirick Linsberges hns
De Jnrgensche van orim hnse dar beneven
Johann Potgetirs hns vam Hamme, dat Quastes was
Item van Tiff hnsen thegen Beynharde van Verne
over, boret de Junfferen dat wortgellt
Bembert van Verne van synem hnse
Borgermester Jacob Bosze van sinem hnse
De Schole
De Kosterigge
und VI veringe van unsir leven fruwen
kercken tho tenüoze
Mettir Johann Goltsmedt van sinem huse
her Herman Frone van sinem huse, dat des Soltirs
was
Johann Basche, barttcherer
Peter Beerhorns hus, dar he ynne wonnet
und van dem luttiken huse
unde noch van eynem luttiken huse, by eyn-
ander belegen
1
4
1
3
1
4
2%
4
IV
2V,
IV
1%
2
8
11
2
2
Vi*
2V,
1%'
4
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1*7
*fc.
Tonniges Kleinsmedes hos
is nu Johan Kleinsmedt
Johan Düsteren hus
und van twen lüttiken hosen by dem graveu
und noch Tan eynem lyttiken huse by dem
graven, dar Runkell inne wonnede
Mester Johan Kleinsmedt van sinem hose, dat Her-
man Synnemans was
Item noch van dem huse dar by, dat ouck Herman
Synnemans was
Johan Tigges van sinem hnse, dat Haken was
Tonniges Kappellman van sinem hnse he inne
wonnet, dat Hinrickes van der Eecke was
Tonniges Block van sinem hnse, dat Gobbell Sinns
was
Her Johann Synnemans hus, dat des Beckelers
was
und de schüre dar by
Evert Armborsterer vam huse, dat Symon Gruters
was
Hinrick de Vedder van sinem huse
e
De Sprengersche van orim huse
Pawell Sparenmeckirs hus
dar wonnet itzunt Dirick syn broder inne
Johan van Hörne van sinem huse
und van der schüren dar achter
Des richtirs Godeken Helweghes hus dar by
und vam lüttiken huse dar beneven
Herman Niggehoff van sinem huse
Her Steffen Hamelbecken hus, dat Johan Herbordes
was
Herman Weghener van sinem huse
Dirick Marckgreve van sinem huse
e
De Neringesche van orim huse
Dirick Sinszeke van sinem huse
Hinrick Beepwinders hus
Ghert Voerloen uppim orde syn hus
und van der schüren dar achter
2V,
18V,
2
!%•
IV« *
V
4
6
1
8
V«
1
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2
4
6
2%
2V,
1
IV«'
IV« •
IV,
IV,
IV*
1%
1
1
* 1
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128
Johanns des »chrivers hus, dat Hebbenichtes was
Jaspar Breckensells hos
and syn schare dar thegen over
Herman Swemans hos, dat Hoipmans was
Herman Schröder tho Baden van synem hose, dat
hern Stoters was
Gerwin Hoseman van sinem hose
Her Ghert Pelser van sinem hase
and van dem andern hose dar by
Hinrick Armborsterers hos
De Wechteriqge vor der Cappeü porten
Herman Heghius hos
Des praveste* hus van Cappeü achter dem graven
Hinrick Baden hos, dat nn Gort Stuten is
Der Herren hus van sunte Marienfelde l )
— Eipiicit —
$fo.
IV, •
7.
2
2%»
!%•
1
2
2
8V,
5
Den Änfieblern unb ben ffitnroanberern, bte ft$ in
SiWftabt nieberliefjen, mürben Dom ©tabtyerrn ©runb<
ftü(Xe (areae, Worde) jum $ftuferbau unb jur Anlage &on
$öfen unb ©arten in ber gorm bet ffirbjinsleüie überlaffcn.
Der 3in3, ber Don btefen #au8» ober $offtätten bejaht
mürbe, Ijieß baljer SBortjm* ober ffiortgelb. ffir haftete
alö {ReaUaji an ©runb unb JBoben, gleichgültig ob bcrfclbc
bebaut ober unbebaut fear, ob er ju ©trtfd&aftSjtnecfen
benufct mürbe ober roüft tag. 3 ) Der Orö&e ber area
») <Die 3Rond&e be« Älofter« »arfenfelb.
•) SBetm e« im Sfcegifter Ijrijjt, bafj ber 3in* fcon beut unb beut
£aufe (@$eune k.) &u entrichten fei, fo ift ba* nur eine Stgeng bed 93a>
faffert, ber eine möglidjft beftimmte unb babet bodj bequeme ©qetdjnung
für bte einzelnen ©runbftütfe Ijaben wollte. <5r ^at babei natürlich genau
gewußt, bafj ber Sind nidjt an ben ©ebäuben, fonbern am ©runb unb
©oben haftete. 8ergl. bie richtige gaffung oben 6. 113. »Item dat
Süstirhus Tan twen steden, dar oer hus uppe steyt, unde van
Gremmeldfes stede, dar ore kereke uppe steyt. 11 — Ghert Duster be«
jaljlt 3inl öon einer „woisten stede*; f. oben ©. 128.
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129
entforad) aud) bte #öt)e bes ^infeS. 1 ^ S^wng^ftidittg,
jum wemgften galjlungSöerantroortltd), fdjeint bcr Seftfcer,
nictyt bcr Üßieter ober $äd>ter be8 ©runbftüdte getoefen
jw fein. 2 )
Die (gr^ebung beS 3infe$ Ijat nad) einem SBertdjt be$
üppigen ÄmtmannS ju fiippftabt Don 1642 früher in ben
#änben beS Üüfter* ber ©tiftsfird&e gelegen. 3 ) ®a{$ biefe
Angabe ridjttg ift, brauet man barum no$ ntd&t anju*
nehmen. Denn ber Amtmann berietet nur na<$ münb*
li$er £rabition, unb als er fd&rieb, nmrbe fd&on feit langem
fein SBortgelb meljr erhoben. 4 ) Der ,8tnS *ft * m Saufe
be$ 16. QaljrtmnbertS eingegangen, üermutltdj, »eil er ju
toenig einbrad>te unb rooljl faum bie ©rljebungSfoften beefte.
Die ©efamteinnaljme an ©ortgelb betrug 1501 nur 5 Xfylx.
11 ©c&ffl. 2 $, 1537 5 £$lr. 25 ©*tH. 3y 9 4. SDaS
finb feljr geringe ©ummen, unb ba an eine (Erljöljung ber
Abgabe ntd)t ju benten mar, fo mürbe itjr SJerfdjnrinben
au» bem obenerwähnten ©runbe feljr root)I ju erflären fein.
SWur jroet SRegifter finb uns über ben SBortjtnS ju
Stypftabt erhalten, ba« eine öon 1501, ba« anbere oon 1537.
*) Ob bie (Stätten urfprüngliä) gleidj grofj gewefen finb, b. lj. ob
man unter area einen beftimmten gläd&enraum nerftanben Ijat unb bem«
nadj ein fcmjjeitfyinäfafc für bie Stätte beftanben Ijat, nriffen »ir nidjt.
3m Anfang beS 16. Sa&rlj., wo^in bie und erhaltenen SRegifter gehören,
finben mir bereit« bie gröfjte 8erfdjiebenljeit im Slnfafc ber 3in«fmnme;
fte fdjtoanft amifdjen V 4 unb 24 $.
') SJergl. oben ®. 109: Lubbert Henneman van dem orthuse
thegen synem huse und van Peter Heckers buse. Her Gbert Henne-
man van sinem huse, dar he inne wonnet, unde van Ilinchuses
huse etc.
3 ) 25er 93erid)t ift Ieiber nidjt meljr im Original, fonbern nur nodj
in einem STu^ug be$ 18. Saljrljunberta uorljanben (2)etmoIb, fcanbe«»
ard&iü, Rep. XXXVI, 6. 584.
4 ) SDer Sendet foUtc gerabe baju bienen, ben gelbbebürftigen ÖanbeS-
Ijerrn bie ffiiebereinfüljrung beö 3infe« gu empfehlen.
LVffl. 1, 9
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130 •
3#rer Anlage na<$ ftnb ftc fc^r Derfd&ieben. 3)a$ Don
1537 enthält nidjtö tpcitcr alö bie tarnen ber ßaljlungS'
Pflichtigen nnb ben Setrag ber Don ttjnen )u entrid&tenben
©elbfumme. S)a« Stegifter oon 1501 fttljrt bagegen bie
3al)lungSpflid)tigen nadj ben 4 $ofen (©tabtoierteln, bie
jugleitb *ßfarrbejtrfe toareu) auf, in bie Sippftabt fett
alter« jerftel, 1 ) unb beren tarnen uns l>ter jum erften
2Rale entgegentreten. 2 ) SBor allem aber begnügt eö ftc^
nur feiten (tnSgefamt in 43 ftäflen) mit ber Wogen An*
gäbe be$ SiamenS ber ßaljlungöpflidjtigen; in ben toeitauS
meiften pilen (594 unter 637) nrirb aud* ba* Orunbftücf
ober ©ebäube genau bejeidjnet, öon bem ber 3m* ju ent*
rieten ift. 8 )
©erabe in biefen Angaben über bie ©ebäube unb
©runbftücfe in ber ©tabt liegt aber für uns ber fyaupt*
wert be$ Stegifter«. ftnbem *™ r f* e * n folgenben tabel«
larifd) jufammenfteHen, gewinnen toir ein SKaterial, ba*
fid> nad) ben üerfdjiebenften 9?idjtungen Ijin für eine 3f*fa
fteöung beS bamaligen ßuftanbeö ber ©tabt unb iljrer
öeoölferung trefflich oermerten läßt.
l ) <&ie werben fdjon im älteften ©tabtredjt (§ 10) auö bem Anfang
beö 13. Safcrl). erwä&nt. öergl. Erhard, Cod. dipl. Westfalie 9fr. 541,
6. 237.
a ) 2)ie erften biöfjer befannten (£rwäljnungen ber Sßamen ber £ofen
ftammen wie ber 2. Qälfte beä 17. 3«^^unbert«.
•) 2)cr SBerfaffer be$ SRegiftert Ijat fogar, wie fl<§ beutlid) erfennen
lägt, innerhalb ber einzelnen #ofen bti ber öufeäljlung eine Beftimmte
föeitynfolge beobachtet; er ge^t frrajjenweife t>or, Ieiber oime bie ©trajjen
regelmäßig $u nennen.
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131
1.
Die jinsppidjttgctt ftntnbßudte ^cbäube).
Ueberftdft über öie »ortjinspflicfjttgen (Sebäuöe un6
©runöjtücfe in ber Stabt Cippftaöt.
I. lt. I. fttanenljof.
75 Käufer jaulen 24 schul. 4V 2 4
4 ©$eunen „ — „ 7 8 /4 „
2 #öfe , — ,, 7 „
4 ©abemen 1 ) „ — „ 4 „
24 nur burd) ben SWomen be«
.ßaljlunaspfltd&tigen bejeid)»
nete ©runbftücf e (©ebäube) „ 8 „ ll 8 /* „
130 ©ebäube unb ©runbftücfe jaulen 34 Schill. 11 4
II. Satfl&Ujof.
80 Raufet Säulen 25 schill. 8 1 /* ^
3 ©Neunen „ — „ 8 „
13 $öfe. ........ 8 „ 3 8 / 4 „
17 ©tetten „ 6 „ 1»/« ..
2 ©abemen „ — „ 4 „
15 nur bur$ ben «Honten be«
3tn«pflit^tigen bezeichnete
©runbftficfe (©ebäube) . . „ 3 „ 5V 2 n
130 ©ebäube unb ©runbftücte jaulen 44 schill. 7 4
III. »icofonlljof-
158 Käufer ja^en 46 schill. 47 2 4
4 ©Neunen „ 1 „ V* «
10 $öfe , 3 „ 4 „
3 fcofftetten , — „ 11 „
47 ©tetten „ 12 „ 10 „
') SJftfauf*b»bra.
9*
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132
2 SBorbe Sa§Ien — s<*fll- 7 ^
8 ©abemen „ 1 „ 1 „
2 nur burdfc bcn SWamen be$
3in5pfttc^ttgen begetd&nete
©runbftücfe (©ebäube) . „ — ff 3 1 /* „
234 ©ebäube unb ©rurtbftücfe jagten 66 schill. 5V4 <%
IV. Äfoftcrfjof.
139 Käufer ga^Ien 36 schul. 10 y 4 ^
11 ©Neunen „ 1 „ 10 l / 2 „
3 $dfe f 2 „ 6
1 ©offlette „ — n 6
2 $ausftetien „ — „ 3 1 /*
3 ©teiten „ 1 „ 5
3 ©orbe „ — „ 10
2 nur burd) ben Kamen be«
3inäJ>flid>tigen bejeid&nete
©runbftürfe (©ebäube) . „ — „ IIV2
M
M
164 ©ebäube unb ©runbftücfe jaulen 45 schill. 2 3 /4 $
Die toter #ofen jufammen:
452 #äufer jagten 133 schill. 3*/ 2 $
22 ©Neunen „ 4 „ 2V 2 M
28 4>5fe ....... r , 14 „ 8«/4 *
4 ftofftetten „ 1 H 5 „
2 $au$ftetten „ — „ 37 2 »
67 ©tetten , 20 „ 4V 2 »
5 ffiorbe „ 1 „ 5 „
14 ®abemen „ 1 rl 9 „
43 nur burdfc ben Kamen bes
.ßinSpflid&tigen bejeid&nete
©runbftücfe (©ebäube) . rr 13 „ 8y 4 *
637 ©ebäube unb ©runbftücfe jaulen 191 schill. 2 4
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133
£)te Tabellen ergeben junäc^ft, bafc bie Jpofcn üon
fc^r aerfdjiebener ®röfce unb öon ebenfo öerfdjiebener JBe*
bauung«bid>tigfeit gemefen finb.
Den größten Umfang, fowof>l fjinftdjtlid? ber 3aljl ber
©ebftube unb ©runbftficfe wie aud) ber ^ö^e ber Qin&*
fumme jeigt ber 2ßicoIaU>UQf (fo genannt nad? ber SWicolai*
fird&e), ber ben ©fibweften ber ©tabt einnahm. 1 ) SDann
folgen ber Älofter^of, nadfr bem fjraucnftift benannt (batjer
foäter melfadfc audf) „©tiftsljof") im Sflorboften, ber wenig
Heinere, naä) ber Sfacobifird&e benannte ftacobifjof im
©üboften ber ©tobt/ unb enblidj ber ftrauen&of, ber feinen
92amen Don ber ©rogen ÜKarienftrd&e ober äRarftfirc&e
(ba^er audf) „SWarft^of") füljrt unb bie innere ©tabt
bitbete.
Qu einer ganj anberen ^Reihenfolge ber $ofen gelangt
man inbeS, wenn man fte nad) ber SBebauungSbid&tigfett
einteilt» 2>a$ 93erf>ältmS ber unbebauten ju ben bebauten
©runbftücfen 2 ) ftettt fid&:
im grauenljof wie 1 : 20 3 )
„ fllofter^of „ 1 : 17
„ $acobtyof „ 1 : 5 1 /*
„ Stticolaüjof „ 1 : 3V 2
in ber ©efamtftabt „1:7
*) 5)o bie Äirdjen olle nodj Ijeute oorljanben finb, Iäfjt fidj bie Soge
ber £ofen »enigften« im großen unb gongen beftimmen.
*) Sei ber ©eredjnung würben olö bebaute ©ruubftütfe betrautet:
Käufer, ©Rennen, £öfe, ^aulftetten unb ©abemen, alle übrigen olö
unbebaute.
*) fBei biefer SBeredjnung ift angenommen »orben, bafe nadj bem
33erf)ältni0 oon 7:1, ba$ ftdj groifrf)en ben bebauten unb unbebauten
©nmbfrücfen in ber ganzen ©tabt ergiebt, von ben 24 nidjt näljer be-
zeichneten ©runbftücfen beä Srauenljofö 1/7 unbebaut gewefen ftnb. SDie
©aljrfdjeinlicijfeit fpric^t freilief) bafür, bag eö ftcf> and) bei biefem 1/7
um ©ebäube |anbelt 3tt biefem galle würbe fid) im grauen^of über*
Ipupt (ein unbebaute* ©runbftüd ftnben.
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134
Der Unterfdjieb in ber SBebauungSbidjtigfeit jungen
ben beiben erflgenannten unb ben beiben legten $ofen ift
alfo ein red)t erheblicher. Die ffirfdjeinung, ber wir ja
nod) Ijeute bei ben meiften ©labten, befonberS bei großen,
begegnen, bog nämlid) bie innere ©tabt trofc iljre* ge-
ringeren Umfang« am bidjteften bebaut ifl, fönnen nrir
aui) bei bem mittelalterlichen ßippftabt beobachten. Der
Orrauenljof, ber ben Äern ber ©tabt bilhet, f>at ben Heinften
Umfang, aber bie größte ©ebauungSbidjtigfeit oon aßen
$ofen, unb umgefeljrt ift ber SWicolatyof, ber größte Don
allen, am bfinnften bebaut gewefen. $ier werben alfo bie
meiften ®ärten, $ofräume unb anbere ju wfrtfc&aftlidjen
3wecfen aller Art benufcten $läfce gelegen l>aben.
fieiber ift es nidjt möglich, aud) bie ©renjen ber
$ofen mit #ülfe unfereS Stegifterä ju beftimmen, ba nur
fel>r feiten bie ©tragen angegeben ftnb, in benen bie auf*
geführten $äufer unb ©runbftficfe gelegen Ijaben. 1 )
©a« nun bie ©ebäube betrifft, fo finben fid) bie
meiften ©Neunen (50%) im £tofterl>of. Die größte 3<d)l
uon ftöfen, b. t). alfo größeren JBeftfcungen, beftfct ber
Qfacobi^of (faft 50%). SBir werben fpäter fe$en, bafj
gerabe Ijier bie SRatägefdjledjter ganj befonberd ftart an*
fäfftg gewefen finb.
Am meiften intereffieren uns natürlich bie #äufer,
bie ja mit gang öerfd)winbenben Ausnahmen (9totl>au$,
©einljauS, ©d)ule, #ofpital) S5BoIjnl>äufer gewefen ftnb.
ftljre 3a^r beträgt mit ©infäluß ber 28 $öfe, bie ja
natürlich au# SBoljnljäufer befaßen, unb ber 2 $au«ftetten
junädjft 482. Daju muffen aber nod> c. 6 /7 (alfo 35) öon
ben 43 im Wegifter nidjt nftljer bejeidjneten ©runbftfitfen
l ) Söir erfahren nur, bafe bie Äömgftttt&e im SftcobHjof, bie ©oefter*
pforte unb bie tfurgeftrage im Sßtcülailjof unb bie ©appelpforte im Älofler«
l)ofe lagen, unb baß legerer bis an bie ©rofje 2Rartenfirdje Ijeran reifte.
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135
(©cbäubcn) f)ix\iu geregnet werben. 1 ) Die ©efamtjaljl
ber im iRcgtftcr aufgeführten Käufer beträgt bemnad) 517.
ffi« entfteljt fofort bie ftrage, ob ba« nun aud) bie
©efamtjaljl aller Käufer in ber ©tobt gewefen ift, unb
im Hnfd)Iuß baran bie weitere ^rage, ob unfer {Regifter
benn überhaupt fämtlicfye in Stppftabt oorljanbene ©ebäube
unb ©tunbftücfe aufführt.
Auf beibe fragen ift junädtft mit Sftein ju antworten,
ftm SRegifter fmb natürlich nur biejenigen ©runbftüdte
unb ©ebäube enthalten, bie ©ortjinS entrichteten, niefct
aui) biejenigen, bie tttoa als freies ©igen ober aber burd)
befonbere *ßrtoilegierung ber Sanbe^errn öon ber Abgabe
befreit waren, freies ©igen Ijat e$ — um baS gleid> ju
fagen — in Sippftabt nid)t gegeben. $n ben feljr jal)l*
reid) erhaltenen fiippftabter Urfunben, bie öon Verläufen
unb Verpachtungen öon Käufern unb ©runbftüden be*
rieten, ift au$ nid)t ein einjiges 3Äal baoon bie Siebe.
Sffiofyer follte audj ÄHobialgut fyerftammen? SGBir wiffen,
baß bie ganje ©tabt auf ©igengut ber £errn oon ber
Sippe gegrünbet war, 2 ) unb felbft wenn bieg weniger
fidjer überliefert wäre, fo würben wir bod> fdjon au$ bem
fteljlen jcbcö gegenteiligen 3eugniffe$ unb au« ber abfolut
regelmäßigen Anlage ber ©tabt 8 ) f fließen bürfen, baß
bort Dor tyrer ©rünbung nidjt fdjon eine Änfieblung
beftanben f)at, beren JBewo^ner ba$ Sanb als freie« ©igen
') SRadj bem SScrljältniä oon 7 : 1, baö fidj gmifd^en ben Bebauten
unb unbebauten ©runbftücfen für bie ganje ©tabt ergiebt. 33ergl. oben
©. 133.
*) 3)er ©rünber Eernljarb fagt felbft im erften ©tabtprioileg, bafe
er Sippftabt ,in bonis proprietate michi cedentibus* gegrünbet Ijobe.
Erhard, Cod. dipl. Westf. «Rr. 541, ©. 237.
*) ÜRan beachte bie ganj regelmäßig oerlaufenben ©trafjcnaüge auf
bem Sßlan ber ©tabt bei 9tterian wie audj nod) auf bem heutigen ©tabt«
plan, ©ie geljen urt^roetfel^aft auf bie erfte Anlage ber ©tabt $urücf.
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136
Befugen. (SS ftnb baljer urfprünglid) alle ©runbftfufe in
fitppftabt bem ©tabtyerrn mortjinöpflic^tiö gemefen. ©elbft
baS WatljauS mußte, nrie mir fetjen, bie abgäbe jaulen.
Dagegen gab es aHerbingS ©runbbeftfc in Sippßabt,
ber burcfc bie fianbesljerrn felbft öon SBortjinS befreit mar.
5>aju gehörten bie ©ebäube unb ©runbftfldte ber in ber
©tabt nidjt verbürgten ÜÄinifterialen lxnb «biigen, ber
lanbeSljerrlidjen Beamten unb entließ größtenteils aud? ber
Äirdjen unb Älöfter ber ©tabt. @S ift natürlich unm5g«
lidj, bie Qafyl ber biefen *ßerfonen ober Qnftituten ge*
porigen ©runbftficfe mit ©id>erljeit ju beftimmen. 3ffir
iljre § auf er bagegen bürfte eine wenigftenS annäljernb
richtige ©Haftung nidjt unmöglich fein.
5Die Qafyl ber unberbttrgerten 9Wimftertalen unb
Äbltgen in ber ©tabt ift nie feljr groß geroefen. 1 ) ^ebe
berartige Familie Ijatte gcmö^nlic^ nur einen #of in ber
©tabt, in bem fie einen Steil beS ftaljreS jubradjte.
ffienn man ba^er bie Qaty ber freien abligeu Käufer auf
10 anfefet, nrirb baS nietyt }u f)od) gegriffen fein, ffiaS
bie ^Beamten betrifft, fo maren nur bie beiben Amtleute
ber £anbe$l>errn öon ber Abgabe befreit. 2 ) 3für fie fämen
alfo nur 2 #äufer in {Rechnung. Aber auä) ber ©runb*
befife ber JHrdjen unb Älöfter in ber ©tabt ift um 1501
meniger umfangreich gemefen, als man anjuneljmen geneigt
ift. Ö n Srtrad&t fommen oon ben jflöftern lebtglid) baS
grauenftift unb baS «uguftinerllofter. 8 ) %m «refcto beS
©ttfteS l>at ftd) nun ein genaues unb, ttrie auSbrütflidj
bemerft wirb, öoflftänbigeS SBerjeicfcniS ber ©tiftSgüter toon
l ) 3d) «n»6 Met auf meine Ausführungen in ber bemnädrft erfdjet-
nenben ^ubltfation über Stypftabt (oergl. audj oben ©. 100 Sinnt. 1)
oerweifen.
*) 3>er »idjter, ber $u % Ianbe$ljerrlid)er, $u l /i ftäbtifdjer Beamter
war, wirb aU ga^Iungdpflid^ttg aufgeführt. 93ergl. oben ©. 127.
a ) $a« ©üfterntjau« war ja, wie au* bem Sfccgifter $eroorge$t, mit
feinem fämtli$en ©runbbefty wortjinfyflid)ttg.
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137
1478 erhalten. 1 ) Daöfclbe fü^rt ätoar eine gvoge «nja^l
öon Renten auf fitypftabtet $äufer»i, aber niefci ein einjige^
#au« in ber ©tabt als (Rgentum be* ©ttfte* auf,*) 1)««*
gleiten finben mir unter bent fe&r reiben ttrlunbcnfifrafc
bes Huguftiwrffaftera jmar audj nrieber $a$lreid)e Stent*
briefe auf Käufern flu Sippjfcabt, aber für ba£ gange
15- Ofa^r^unbert nur eine einjige ttrtunbe (1438) 8 ), bie
öom Äauf eine« gangen #aufe$ berid»i*t. 3>a«felbe gut
oon ben Ärdjtoen ber Sippftafeter Äirdjen, 4 ) mobei mx
natürlich bie SBo^n^äufcr ber an btefen Sirenen «mtterenben
©etftfidjen 6 ) befonber* in Sled&nuug jieften muffen. 9hi£
alle bent bürfen mir ben ©d)lufj jiefjen, bafj bie 3^ ber
Käufer ju fiippftabt, bie 1501 im Seftfe ttm Äi*d)en unb
Älöftern waren, ni<$t fe$r groß gemefen tft> unb e* wirb
alfo aud) §ier f^mcrli* ju l>od) gegriffen fein, menn man
ftc auf etma 15 einfdfäfct.
töedjnet man nun bte> aUerbmjj* lebigltdj auf ®dj8frung
beruljenbe, Qafy (c. 27) ber ejempten Käufer ju ben auf
©runb unfereö ffleflifter* feftgefteflten (517) Jjinjtt, fo er*
giebt fid), bafc Sippftabt im ^aljre 1501 ungefähr
540 — 550 ^ftiifer gehabt $at.
Sägt ftcfc nun auf ©ruwb biefer ©äuferjaifl bie $ö$e
ber ©eöölferung beregnen? — $• ^aftrom maefrt mit
9te(|t auf bie ©djwierigfeiten einer folgen ©erecfrmmg
aufnterffam. 6 ) <£r fagt gerabeju: 7 ) „3Äan mufc e* über*
l ) 9lr. 211 (fünfter, ©taat*ard)ito).
f ) ®rft 1497 erwarb ba* ©ttft ein »ortainöfreteä «£>au* be* Der-
ftorbenen Slbligen 3)ietrid) Bon (Srattte burd) Rauf (®ttft$ard)to %r- 236).
8 ) fünfter, ©taataard)to: Sippftabt, Sluguftiner 9hr. 42.
4 ) 33ergl. bie Urfunben be6 ©efamt-Äirdjen-Slrdjiirt gu Bippftabt
•) 1349 johlte man beren 8 einfdf)He|jli<$ ber SBifare unb (Saplöne
(Drg.-Hrfunbe t>on 1349 3»H 15 im Sippftabter ©tabtard&fo B. IV. 57).
•) 3n feinem fdjarfftnnigen öudje: „3)ie $o\Uy$l beutfdjer ©labte
3u (Snbe beS Mittelalter* unb ju »egtnn ber fteujeit" ®. 56 ff.
*) ©. 61.
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138
fyaupt aufgeben nadj irgenb einer gtffer ju fm&en, welche
man al« bie mittelalterliche Äopfjaljl eine« ffiofjnfymfcS
bejeidjnert fönntc. ffiic Diel 8etoo$ner hn $)urd)fd)nitt
auf ein $au« ju rennen finb, baß ift eine Qfrage, bie
Oberhaupt niefct allgemein, fonbern nur für einen bt<
pimmten Ort §u beftimmter Seit gefteüt werben barf. 14
©teilen mir biefe 3?rage für ba« Sipppabt Don 1501,
fo fd^eint mir, ba§ jwar nid)t eine nadj aöen Stiftungen
ljin gefiederte, too^t aber bod) eine aimäljemb richtige
tfottoort brirauf gegeben »erben fann. Die SWittel baju
bittet j. SC. Qafltott) felbft. $n aßen ©tftbten, au« benen
er übet ba« »er^aftni« ber $ftufer< jur »olf«§al)l im
15. Qfa^unbert beruhtet, 1 ) §at fld> auf je 1 $au« eine
8en>ol)nerfd>aft Don 6—7 Jföpfen ergeben, gfür biefe ®e*
red>nung tommt natürlich febr Diel barauf an, ob jebe
Familie ein $au« für ft$ betoo^nt, ober e« nod> mit
einer Wetye Don STOietem teilt. Qfn ben ©täbten, bie
daftrom anführt, l>at tfd> nun ein Dert)ättni£mä§ig l>ol>er
ißrocentfafc Don SWietern nadjtoeifen laffen, befonber« im
inneren ©täbtteil. gfttr Stppftabt aber bürfte ba« faum
anjune^men fein. Qxoax bemeift föon unfer SRegifter, bafc
e« <mdj bort SWieter gegeben fyat,*) aber biefe SDtieter
wohnen nid>t mit bem $au«beftfcer ober mit anberen
ÜJWetern jufammen, fonbern finb mit nur 2 «u«nal>men 3 )
(unter 52) alleinige ©etöofyter ber Don i^nen gemieteten
#äufer. Die gange in bie ©reite geljenbe, auf Kaum*
Derfdjtoenbung Ijimuetfenbe Anlage Sippftabt«, fein Dor*
toiegeuber ß^arafter al« Slcferftabt, bie burdjroeg niebrigen,
l ) S. 61 u. 62. Hu* bem Anfang bed 16. fuljrt er feine »ei.
fpiele an.
f ) <£* werben 52 aufgeführt, 10 im %xa\xtn\)oi, 14 im 3acoBtyof #
20 im Nicolai' unb 8 im Älofierjjof.
*) Evert Smullinck ber 3Bartfd)erer unb Albert Kannengetir 6e*
wohnen gemeinfam ein £au$. 3)e*glridjen Joban Pot nnb Hinrick
▼on Olipe.
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139
nid)t fc&mal in b*r $51>e gezogenen $o!jl>aufe*,*) bod
alle« roeift barauf l|in, baß ba* $ufämm*nwot)nen meljtmr
#au*l>altuitgen in einem $aufe fjier ftd^er bie ftuftnafpne
unb nidjt bie Wegel gewefen ift.
Der «nfafc von 6—7 &öpfen für ba« $au« ift bem*
neufc für Sippftabt tttd^t anwenbbat, Vielmehr börfen mir
nur foldje ©täbte, bie itynltdje S3erl)ältniffe aufweifett,
jum öergleidj Veranließen, 8ud) t)ier bietet 3faftröw ein
JBeifptel. $n ben Corftäbten ©reSben«, wo nachweisbar
jeber ftaixfyalt fdn #aus Ijatti, tarnen 1454 auf jebcS
#auS 5,1 flöpfe. 2 ) SWan barf wol)l wagen, biefe 3aT|[
aud> für baS SSippftabt von 1 1501 als ungefftljr juttefferib
atijufe^cn, unb jwar um fo meljr, als in ber 2. $fltfte
bes 18. Qaljrtymbefts, aus weichet 3^ -M« erften ' -ftatiftt-
fdjen SRadjridjten ftammen, baS Behältnis jwifdjen $>üufer-
.unb Semoßnersa^I in fiippftabt genau biefelbe $urd>*
fdjnittsjiffer auf weift. Sttadj SRöffer,*) bem wir biefe SRad&*
rieten verbauten, Befafe bie ©tabt im $at)re 1756 indge«
famt 542 #8ufer. Die faft bis auf bie lefete £iffer fid)
erftredenbe Uebereinftünmung biefer Qcfyl mit ber aus
unferm Wegiper gewonnenen (c 540—550) wirft faft öer*
Müffenb. Der Unterföieb tft freiließ, ba| 1501 bie $«ufer
faft alle bewoljnt waren, 4 ) wäßrenb 1756 üierjig baöon
l ) 9tod) im 18. Saljrb. gab e* in Stppftabt faft nur £ol$aufer,
nur gan& wenige maffiöe ©ebäube. JBergl. SRöDer, Site 9la$rid)ien tton
8ippftabt f 6. 347.
*) *. a. £>. 6. 61.
•) 8. o. D. &. 346 ff. TOöfler war >etnal* wieberijolt bürget'
meifteT in Sippftabt unb ba^et wof)l in ber Sage, , j\ut>erlaf flge 9la$rid)ten
ju geben.
4 ) 9tor 3 Raufet waren nadj beut gegiftet unbewohnt, (Ein* (Cort
de Greyere hus im SHcolailjof) 'wirb aU wüft, ein jweitt* (Herman
Remensniders hus im Älofterljof) aU eingeftürgt begeidjnet unb oon
einem brüten (Toniges Ledighen hus im Sacobijjof) b^fet el, bag e*
aU Stauung benufct würbe.
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leer ftontxn ober aubtm aU ©Dfjmtttgtyüeden Steiften.
%n tat 502 nrirKtd) fcmolpilen $aufe*n betrug nun 1756
hie gtavDfpiergofcl 2576 ©eelen. 1 ) 5>a« mcu&t auf ba*
$au* etwa* me$r al« 5 St'öpft, entforiifrt alfo burdjau*
bem in ben «orfWbten »on $re*ben für 1454 feßgeflettten
ntib für bo# Sippftabt *on 1501 angenommenen »er*
|«tm*.*)
Segen mir bie« ju ©rwtbe, fo (al bte ©tabt £ipp*
ftübt im fta$r* 1501 bei c. 540—550 bewohnten
Rufern eine <fcitHöo$tt*rsa$l ppn c. 2700— 2800
©relen gehabt, eine 3a#' W*# oerglidjcn mit ben oer*
IjÄftnidmäftig nitbrigeti 8c&ölferunB*jiffern ber bamaligen
Biojjen betttfefren ©tJtbtE (Nürnberg 20000, ©trafeburg
14000) bie ©tabt feinrttoejj* . als Kein wnb unbebeutenb
erföetaen läßt. 8 )
1' * ■
') Stifter o. 4, £). 6. 34».
!) 5)«^ »ein gleite« jöer$ältui# baraalMid^t nur in 8ippftabt, fonbern
in allen ©tobten be« größeren ®ebiet$ ob waltete, $u bem Sippftabt
gehört Jjat, erfahren wir ebenfalls burdj ÜWöIIer. Ch ftellt bie Käufer«
mtb bie (5inro(^nfTja|l ber 24 € tobte ber «raffdfraft 9Rarf für ba* 5a$r
1387 anfanunett unb ertyHt alr&^lufcrgebiti* fir ftmtttiftt ©tabte |tt*
fammeu 7063 Raufet unb 87 519 (Simööfcter, alfo etwa 5 Äöpfe auf
Jebrt £auä (a. a. £).,©. 350). 9Wan fann baraud »otyl ben fixeren
©d)lu& 'jieljen, bafe in allen biefen ©tobten mm einer jaljlreidjen SRiet*-
beDölterung in bem Sinne, bafj mehrere gamilten in einem $aufe
»ahnten, ni$t bie 9cebe gewefen fein tonn, imb man tonnte faft nerfudjt
fein, ben Änfafe mm ungefähr 5 Äöpfen anf bad £an$ tl* baft Normal-
Der&älrniä a»ifdjen Käufer* unb SolWjaljl in allen ben ©tobten ber
beutfdjen Vergangenheit angufe^en, in benen Jtd) feine ja^lreit^e 3Wiet$-
BebBlferung im obigen Sinne Beftnbet.
•) 2>amit jerfaUen bie p$antaftiföen Beregnungen, bie WdÄer
(a. a. £). ©. 347 u. 349) angeftedt Ijat unb auf Qrunb beren er bte
«fräuferjaljl öippftabttf im 15. Sa^unbert auf 1213, bie (Hmoo^nerja^l
auf 7355 f^t.
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14H
■•' : 8. ■
5Dte jutspflultfhjeii Jetföttttr (Jnftftote it).
Die ©efamtjaljl ber 3^ n *PfK^9 en * n unferem 8tc*
gifter faträgt 406* Darunter befinben ftc^ 389 ^erfanen, 1 )
13 öffentliche JBeljörben unb «nftalten unb 4 geiftlidje
Sfnjtitute.
fieiber ftnb bie angaben beS ^erjeidjnijfs* übet bie
*J5erfonen ber 3< n ^f^4ttgen nic^t berart, bafrfMitywMS
irgenb toeldje ffirgebniffe jur Äenntni« ber ©lieberung
ber Seöötferung genutzten ließen; ©tanb uttb SBcruf ber
ga^lenben ftnb nur {dp jfefttn mit DerjeM&net. 2 ) SSon
größerem ^pttereffe ift tiux, &ä& fid) awd) $ttr, mie fdfcon
beim SRorgenfornregifte*, mit #üife ber jRatSliften feft*
ftellen Ififct, mie oiele Don ben . $erf onen unferefl JBwjeidj*
mffe« ben regierenben . fflattgef $te$tern angehören* unb
bag.koir bamit bie frwfl* beantworten Idnneifc, nueföett
Sfateil ba* jiäbttfdje $atrijiat an bem ©runbbeftfe inner«
l>alb ber ©labt gehabt Ijat. Die folgende labeQe etftiebt
biefen Anteil:
I. grautnljof.
23 Angehörige ber SRatSgefälec&ter beftfcen; (
23 Käufer . jagten — schiU. 93*/4 $
4 ©djeunen ...... „ — „ 62/4 »
2 $öfe ....... m „ — „ 7 „
7 nur bürd) ben Staunen ber ' " :<
3in«pfltd)tigen bejeWfcnete
©runbftfitfe (©ebttube) . . ,„ ~t „49 fl
36 ©runbftütfe unb ©ebäube jaulen 12 schul, fl ^
l ) 2)auon flnb 30 Stauen.
*) ©<m #anb»ertent wetten ernannt: 1 &ri}uf)tta$er, 1 Äabmadjer,
1 Ot\\m%tt, 1 »Mfaer, 1 9Httdj«T, 1 «fmfWfmieb, 2 »Me», 2 «art-
föerer uub 3 €$ntfber. 9Citc| ein SKaler fciti> aufgeführt.
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142
IL 3a»ftiW
25 «Hälfet ber 9fei*gej$le$ter bergen :
32 $äufer ... ... . johlen 12 schill. — ^
1 ©*eune. ......„ — „ 1
7 $«fe ....... . „ 4 „ 67, „
14 ©tetten . . . ; . . . . „ 4 „ — „
5 nut burdj ben tarnen ber
SittfpfHdjHßen bejeid&nete
©runbftüde (©ebflube) ; . „ ■ 1 „ 8 „
59 ©runbftttde unb QJebäubf sagten 22 schill. 3% 4
ilk ItialaiW.
38 gngelßrige ber «tattgeföledjtcr befreit:
42 fcöufer sa^Ien 15 schill. 1 4
3 ©fttttnen ...... „ — „ 9»/ 4 „
2 $>öfe . „ - M 7 „
11 ©tetten ; „ 3 „ ll»/ s „
7 ©abeinen „ ~- „ 6
n
65 ©rurtbftficfe unb ©ebäube jaljlett 20 schill. 10 8 /4 ^
IV. ftlofterW»
25 Angehörige bev WatSgefötedjter beftfcer:
34 Raufet . . . . . . . jaulen 12 schill. 7y 2 ^
8 ©Neunen . „ 1 „5 n
2 ©tetten ....... „ — „7 „
44 ©ninbftütfe unb ©ebäuSe jaulen 14 schill. Vj % ^
3fn*gefaroi!
84 x ) Angehörige ber 3tat*gefd)led)ter befiften:
122 $Äufer . . .... . jaulen 47 schul. 4% 4
16 ©Neunen rr 2 „ 9 „
l ) 3>«f) btefe 3aty nid&t gletd) ber Summe ber als in ben 4 $ofm
begütert aufgeführten Hatlangtljörtgen ift, liegt baran, baf* eine Retye
biefer $erfonen in mehreren ^ofen guglfti$ ©runbftüde fcefa$.
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143
11 $öfe . . jaulen 5 schul. 8 V 2 $
27 ©retten . M 8 „ 6% M
7 ©abemen H — w 6 „
13 nur burdj ben Warnen ber
3inöpflic^tigcn bejeu&nete
©runbjtücfe (©ebäube) , . „5 „ 9 .*
196 ©runbftficfe unb ©ebäube jo^cn 70 Schill. 7% 4
S3ergleid)en mir biefe Tabelle mit ber oben (®. 132) ge*
gebenen ©efamtjufammenftettung, fo ergibt fidj folgetibeS:
Die Angehörigen ber SRatSgefdjledjter, bie inSgefammt nur
22% ber 3al>lungSpflid)tigen ausmalen, befifcen 30% ber
#äufer, ettoa 40% ber ®tetten, 50% ber ©abemen,
40% ber #öfe unb 75% ber <5d>eunen, bie im Wegifter
aufgeführt »erben* SWod) gflnftiger für bie ftattfamitten
fteflt fid) ba* ©erl)ältni$, wenn man bie ju jatyknbe
(Summe betrautet: Die 22% ber ju ben 0iat*f anritten
©eifrigen jaulen c. 44% be« gefamten $m\td, ober mit
onberen »Sorten, fte befiften — ba ja bie $ö$e beÄ gitife*
ber ©röfce beS «real« entfprid)t — 44% fee* gefamten
toortjhtspflidjtigen ©runb unb 83oben$ in ber ©tabt.
Da« SSortjin^erjeid^nig beftfitigt alfo öollfomtnen
bie Beobachtungen über bie fociale unb tpirtfd)aftlid)e
Stellung ber fitppftabter 8tat*gefc&le($ter, bie ttrir fefcon
im «nfdjlufe an ba« SWorgenfornregiftet madjen fonttten.
Da« Sippftabter *ßatrijiat befaf* im $a$re 1501 ntdjt nur
aufcertjalb, fonbern aud) innerhalb ber ©tabt einen un&er*
Ijältni&mäfjig großen Anteil am ©runbbefifc. l )
l ) tlud) bie Annahme, ba§ biefc ftamilien in gräfcerem 8Ra{?ftabe
8anbwtrtfd)aft betrieben Ijaben, pnbet i$re ©eftätigung. 75 % ta ©Neunen
fefcen wir in tljren $änben; nnb $war fonn e$ ftdj $ier nur nm frei'
fteljenbe, alfo größere ©Neunen $anbeln, ni$t etwa nm foldje, bie fidt>
mit bem ©olmgebäubc unter ein unb bemfelben 3)a^ befanben, wie ef ja
in ber Äegel ber Sali war.
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144
(Kn gatij anbete* ©üb erhält man au* bem SBort*
jinSregtfier Don 1537, $eigte W * ba$ 3Worgenfornoer*
jeid>ni* biefe« ^aljre«, bafc ber Anteil ber 9tat*gefd>led)ter
an bem ©runbbeftfc üor ber ©tobt gegen 1501 erl>eblidj
jurfief gegangen war, 1 ) fo ift biefer SRttrfgang, tvit bie
folgenb« «uffteüung jeigt, beim ©runbbeftfc in ber ©tabt
ein nodi otel gr&fcerer:
Angehörige ber 8tat$famüien:
1501: 84 $erfonen .... jaulen 2 ) 70 schill. 7% 4
1537: 56 „ . . . . „ 42 „ 6 M
©er »ttdflang bettet alfo bei ben grunbbefifrenben
$erfpnen 33%/ bei ber ©umme be* ^infe* 40%. 6*
Mein* banad) bodj, baf* bie reiigtöfrpolitifcben, im mefent«
liäum gegen bie fcerrf$eitben Klaffen gerichteten ©irren
rxm 1631—35») bem 8teW)tum ber 9tat0gef$led)ter einen
ftarten ©tefc mfefct Ijaben.
$m übrigen meidet ba* fltegifter ma* bie ©efamt*
fumme be* 3infe* # bie Qfüfi. ber jin*pfli(&tigen geiftlidjen
Sfuftitttte unb öffentlichen «nftalten, bie #ölje öon beren
abgäbe jc. betrifft, nut ganj unerljeblid) t>on bem Don
1501 ab- $)af* e* feiner ganzen Anlage nadj nid)t bie
intereffanten (grgebniffe liefern tonnte, mie mir fte in ben
obigen Ausführungen bem anbem entnommen traben, ift
fd&ou bargeUgi worben, 4 )
*) 6. oben ®. 101 irob 103.
f ) 3He ©efamtaiirtfumme ift ungefähr bie gleite: 1501 5 Styr.
11 Schill. 2 ^; 1587 5 Styr. 25 Schill. 8 1 /« ^.
») 8ergl. oben 6. 103.
*) 8ev*L oiett <5. 130.
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IV.
3u>ei uubefannte ^etöffetttlt^ungen
münftertfdjer $ttmamfitett»
Sott
Dr. X jßömer.
» +-<*
Die beiben bislang nid&t befannten (Erjeugniffe be«
münfterifc^en £umani$mu«, über meiere im folgenben be*
richtet werben foll, ftnb in bemfelben Qfa^re au« berfelben
Drudterei hervorgegangen. ©otool}! fcimann Äemner«
poetifd&er SBerfud) über ba« fcljema, bafc ber lob ntd&t ju
fürchten fei, als audj ^fo^anne« gering« Aufgabe be«
terenjiauifdjen *ßl)ormio ijdben 1515 bie treffe Dietridfc
£jtt>toel« ju ÜBünfter üerlaffen.
I
Auf Zentner« Did&tung $at $err Ärdjtobireftor *ßrof.
Dt. ^^ilippi midfo aufmerffam ju matten bie ©fite ge-
habt, ©ie ift erholten in einem totxtüolUn ©ammelbanbe
ber 8fttrftlid) ju ©alm ©alm'fd&en JBibRot^ef in Hnljolt,
bereu SJefifcer mir in freunblid&fler ffieife bie (Erlaubni«
jur Veröffentlichung be« Serie« erteilt t)at.
Mortem non esse timeda || Garmine Goriambico et
Gliconi || co Timäni Gameneri Guernesis || H Johannis
Peringij Burricensis ad || Studiosum adolescentem
Tetrastichon || (2 Diftid&en). || Darunter ^oljfdjnitt: SWaria
unb Wnna mit bem Ofefufinbe. II W- * a: ^1^* Versus
intercenticij || (1 Diftiddon). || ITExcusum Monasterij West-
phalie || In officina Theodorici Tzwyuel || de Monte-
gaudio. || . 1515. || Darunter fcjmtoet« SBud&brudEerjeid&en:
Sin SSappenfdjilb mit einer tnerbtätterigen SRofe, aber
LVIII. 1. 10
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146
nodj olpte bie fpäter angebrachten ©udjftaben X. $. \\ 2H.
4b: #oljfd)mtt: 93ilb eine* Witter« unb be« lobe«. Da«
Totengerippe fcfynringt in ber linfen $anb 2 ffnodjen, mit
ber redeten Ijat e« mit einem Speere jum ©tofce gegen ben
Witter au«geljolt, ber jebo^ mit einem breiten ©djroerte
ben Angriff abwehrt. Com ffinbe be« Speere* jum $elm«
bufefce be« Wttter« jieljt ftd) ein breite« Stonb mit ber
«uffärift „a o amen«. || 4. SBII. Sign. «ij*«üj, gotl>ifd)e
SC^pen 4°.
Qn bem ÜJiaria* unb Hnna*S8Ube fei bemerft, bafc
ÜCjtt)it)eI ba«felbe Don Sauren; Sornemamt in fünfter
übernommen ju Ijaben fdjeint, ber e« u. a. auclj auf ben
Titelblättern öon ffemner« ©Triften „De pace et aurea
aetate nostri saeculi" unb „In detestationem dirae
famis" üermenbet l>at. — Da« 33ilb be« Witter« unb Eobe«
ift mir an anberer ©teile bt«lang nod) nid)t begegnet,
©ätyrenb auf ben älteren £otentanjbilbern ber *5£ob in
mannigfaltigen SJartationen mit feinen Opfern ben Weigen
tanjt ober fte getoattfam mit ftdj fortreißt, »ä^renb fpäter
|)otbcin ber jüngere ben lob einen gepanjerten Witter
mit ber Sänge burd&boljren lägt, fteljt Ijter ber Witter
o^ne fernere Wüftung, nur mit bem ©djtoerte bewaffnet
bem ©egner mannhaft gegenüber. $# öermute, baß baS
©ilb eigen« für Äemner« ©erfreu angefertigt ift benn
mie bie Did^tung baran erinnert baß ber STOenfd) nur für
lurje 3eit ber $errfdjaft be« £obe« oerfällt, um bann
nadf) glänjenber Huferfteljung geleitet Don ben Chören ber
feiigen ©elfter ju ewiger Wufye in bie §immlifd)en ©efübe
einjugel>en, fo betoeift audj ber Witter auf bem #oljfd)mtte
in feiner mutigen SBerteibigung, baß ber Xob für üjn nicfctt
t$urd>tbare« l)at.
Ueber ben SSerfaffer be« ©ebidjte«, ben erften
langjährigen Wettor ber münfterföen ©omfdjule no$
iljrer Weformierung unter Wubolf t>on Sangen jjabe i$ im
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147
53. Sanbe bicfcr gettfärift ausführlich geljanbelt. 2)cr —
man fann tt)of)t fagen — unseligen Sitte ber #umamften,
burd) eine «njafyl eigener ©ebidjte Qtuqni^ abjulegen öon
bem ©tubium ber Sllten unb ber auf biefc ffieife erreichten
SBeljerrfdjung ber lateinifdjen ©pradje unb 3Ser$!unft, biefer
eiteten ©itte, auf tt>eld)e bie faft unttberfeljbare üflenge öon
mutant gebred)felten lateinifdjen SSerfen au« jener Qtit
juriief jufiüjren ift, unter benen ftd) nur fo wenige Doetifdje
©olbförnlein ftnben, fyat aud) Jfemner feinen Strtbut ge*
jollt. SMsljer hmren folgenbe 5 größere ©cbidjte Don üjm
befannt, bie beiben erften allerbtngä nur bem Sflamen nad) :
1. Carmen in detestationem erroris humani,
2. In detestationem dirae famis,
3. De pace et aurea aetate nostri saeculi,
4. De fugienda desidia,
5. In detestationem horridi Martis.
3f^nen fdjtiefct fid) als fedjfteS unfer ©ebidjt an, ba«
md)t um feine« poetifdjen ©ehalte« willen, fonbern megen
feiner Seltenheit unb au« litterar*f)tftorifd)em ^ntoeffe mit«
famt gering« ©eleitoerfen unter Änwenbung ber uns ge*
läufigen JDrtograDljie unb Qnterpunftion l>ier wHftänbig
mitgeteilt werben fofl.
Johaniüs Peringii Buriooensls ad studiosum adoles-
centem tetrastichon.
Quisquis aves fatum, fati quoque ferrea iura
Temnere securus semper et esse necis,
Pellege (quod cernis) ferventi pectore Carmen,
Authori grates sedulus atque refer!
Mortem non esse timendam carmine coriambioo et
glyoonioo Timanni Cameneri Guernensis.
Quid fles quidve times non tibi conscia
Mens mortem subitam? Membra quid haec colis
In tantum? Trepidas dum, tuus en timor
Contorquet mea viscera.
10*
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148
Laeta assis! Strepat haud regna per omnia
Sub caelo neque mors imperat omnibus;
Maior perpetuos nam retinens dies
Pars rerum refugit necem.
Ignis, terra, fretum regna tenent necis
Atque aer, coitu quattuor ac suo
Res, quas istaferunt materia ex rudi,
Mortem perpetuo timent.
At res ipse sator tendere non sinit,
Ignem quae superant, in chaos horridum,
Longe quas alio semine protulit,
Caelo hinc frons eadem manet.
Sub luna tarnen haud imperium necis
Res cunctae subeunt. Mens hominum tenet
Menüs namque dei semina perpetim,
Haud nam simpliciter perit.
Sed sub mole cubans illecebras cupis,
Quae te praecipitant, lumina ne tua
Tendant ad patriam nescia simplici
Aeterno bono frui.
Sic primus periit conditus a deo,
Qui factus miser est, poma ubi sustulit
Gustus praesidians noxia. Quot, Tide,
Hie curas tulit impius!
Te fecit dominam conditor omnhim,
Sed servire cupis visceribus meis,
Quae tristem insaniem tabificam quoque
Carnem pervenient simul.
Dispersos revoca per mea corpora
Sensusl Ipsa potes pellere crimina
Et calcare iugo quaeque perhorrida,
Quae dotes maculant tuas.
Vita haec hippodromus, vita palatium,
In quo cuique suus iura tenet locus;
Sunt qui se referunt in patrios Lares,
Sunt et quos Erebus vorat.
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149
Certandum hie) Veniunt euneta simul bona
Cum Martis studio, corpore dum vacas,
Nam campos alacris sidereos petes,
Factore ut liceat frui.
Hinc cur degeneras corpus et hoc araas
Tantum, ut non videas prineipium tuum?
Cur optas lutea degere tarn domo?
Caelestis tibi vis inest
Mox res corporeas, delicias quoque
Mundi linque seris! Sunt tibi caelicae
Sedes, effigiem namque dei geris,
Vultum perspieuum quoque.
Dulce est, ad veterum tendere nam chorum
Confratrum celebri et cernere tarn viros
Insignes patria eunetaque saecula
Uno conspicere in loco.
Certum est, in cineres corpora vertier;
Aeternus tarnen haud ille aderit sopor,
Nostrae namque animae membra iterum sua
Assument nitidissima.
Verum in morte dolor non nisi erit timor,
(Quae somni semita est, haec eadem est necis);
Hinc desit timor hie! Alta quies erit
Fatum sensibus ac sopor.
Mortem terrificam qui facit, inscius
Rerum est. Tristia dum vincere pectora
Languor namque potens ineipit, in suis
Totus sensus hebet locis.
Virtus vieta iacet, corporis atria
Perdurus sine vi subruit et dolor;
Velox de fragili corpore mors venit,
Menüs quae timidae fuga est.
In fato videas signa moventia
Si fortes animos magnaque corpora,
Tristis signa facit talia non dolor,
Sed turbans animos metus.
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150
Quid poenas igitur supplicium et times?
Nam culpae fueris conscia si tibi
Durae, nata dei, corde dole tuo!
Crimen namque luit dolor.
Caelestes animae te sociam vocant,
Clamat summus apex, regna poli quoque;
Exspectatt superum te nitidus cborus,
Optant pacifici et Lares.
Campis Elyseis nectareos lacus
Dulcem ac ambrosiam perpetuo bibes;
Sic vives superis in nitido polo,
Sic aeterna tibi quies!
mens, ergo libens tende pedem, mea,
Post mortem ad superos regnaque caelica,
Aeternum in gremium patris et in sinum
Ibis namque alacris tuil
Caelestes resonant laetitiam in tuam
Cantus, mota ferunt astra melos tibi,
Divi serta parant et capiti tuo;
Caelum hinc frontem hilari pete!
Verona intercenticü
Cur fugis auctorem caeli et clarissima regna,
Quae nive non albent imbre nee ipsa madent?
Die „Versus intercenticü* betoeifen, baß aud) biefe
Dichtung ÄemnerS jum ®efange beftimmt fear in gleicher
SBeife ttrie bic SBerfe „De pace et aurea aetate nostri sae-
culi a , bic ber Dieter bei näcfytlidjem Ofacfelf^eine gefungen
rotffen tooßte, unb tote ba$ ©ebidjt „In detestationem
horridi Martis«, auf beffen lefctem blatte ftd^ fogar bie
SKelobie beS Siebe« jugeffigt fmbet. ffienn gering am
©cfcluffe feiner ©elettoerfe ben fiefer jum Dante an ben
ffierfaffer aufforbert, fo fönnen mir biefen Danf nid)t oljne
bie fflemerfung abftatten, bafc wir an feijr Dielen ©teilen
weniger fteife unb ungelenfe JBerfe getoünfe^t Ratten.
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151
n.
S)ie *ßljormio»auSgabe öon Qfoljanne* gering, bem
1508 an SDhirmeUiii*' ©teile getretenen ßonreltor ÄemnerS
an ber Domfdjule, t)at bie $öniglid)e *ßaulinifd)e 8tbKo*
tl>et ju aWünftet uor einiger 3eit antiquarifd) ermorben:
Publij Terentij Afri poetae || coraici Gomedia lepi-
dissi || roa quae Phormio in || scribitur. || Joannis Peringij
Buriccesis ad || Studiosum pueru dimetrum || (14 8erfe).
|| 81. 28 a: 1l Excusum Monasterij in officina Theo ||
dorici Tzwyuel de Montegaudio. An || no incarnationis
nostri salua || toris. M. D. xv. 28 811., ©ign. Äiij*Ggüp
gotijtfcfce Stypen 4°.
gering« ®elettgebid)t lautet:
Hanc peUegas comoediam
(Cui nomen exstat Phormio)
Sitiens stili politiem
Latüque sermonis puer!
Haec est polita, florida,
Dives bonae frugis; nihil
Offenditur in hac sordidum,
Nil barbarum, nihil rüde,
Nil devium, nil horridum.
Tricas et apinas linquito,
Si capiat Atticus lepos
Te, puer, et eloquentia,
Hanc pellegis comoediam,
Cui nomen exstat Phormio!
SßeringS Vorliebe für bie Äomöbien be$ Vereng, bie
er einmal „dulcia scripta" nennt unb roieberljolt wegen
be$ feffelnben QfnfyalteS unb ber eleganten ©pracfye al« eine
auggejeidjnete ©djülerleftfire empfiehlt, ijabe id> in meinem
Huffafee „Der toeftfäUfc$*nieberrI)eintfd)e $umamft ftofyanneä
gering" (ffieftfälifäe ©efd>id)t$blätter. 8b. 1 (1895), 6.
6—10, 17-24) fdjon ermähnt. An $ermgfd>en Ausgaben
terenjianifdjer ©lüde fannte man bereit« bie Adelphi, bie
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152
Andria unb bcn Hautontimorumenos. ©ie marcn fSrnt*
Ud» in ben 3fal>ren 1515 — 17 tum £jtotoel gebrudt. Äud)
ber Eunuch unb bie Hecyra »aren um biefelbe 3 e ^ ©^ne
Nennung be* Herausgeber« ebenbafelbft erfdjienen. ©ie
no$ au$ftel>enbe 7. Äomöbie Hegt nun alfo aud» in einem
tjtt)tt>crfdben !Drude bor. Dag gering in feinem ©clctt-
gebiete Ceranlaffung nimmt, au«brücfli<$ IjerDorjuljebeit,
bafc ba« ©tüd nid)t« «nftößige* enthalte, glaube i$ al*
einen Setoei* baffir anfeilen ju tonnen, bog es audj in
STOünfter nid^t an fieuten gefehlt fyat, bie 3^ter unb Sßorbto
fdjrieen über bie entfittlidjenbe fieftfire ^eibnifdjer $oeten
in ber ©djule. SWurmelliuS, ber übrigen« audj eine
Weidjling unbefannt gebliebene Ausgabe be£ Phormio bei
Henricus Novesiensis in ff öln f|at erfdjeinen Iaffen (©jem*
plar in ber «gl. $aut. JBiMiotljef ju STOfinfter), plante ja
eine eigene ©djrift über bie grage, ob SEerenj ben ©djülern
üorjulegen fei ober nidjt, ju beren SBeantmortung er leibcr
nidjt gefommen ift, bie er aber fidjer in beja^enbem ©inne
ausgeführt Ijaben mürbe.
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$te granaofm im SWünftetlanbc
1806—1813.
Dr. juris fstljar 3d>üduiig.
Da* Saljr 1806 faf) SRünfter unter preufcifd&er $err*
fd^aft, bic allerbing« erft DerpltniSmäfng turje 3 cit beftonb,
nämlid) feit bem «inmarfdij SlfidjerS im «ugujl 1802.
Damals hmrbe ber ©elbftänbtgteit be« alten ftürftbistum«
ein jäljeS ©nbe bereitet, aber bie preu&ifdje {Regierung
flnberte in ber inneren 93ertoaltung be« SRfinfterlanbe«
»enig im 33ergleidj ju ben bebeutenben unb genmltfamen
ümttäljungen, meiere bie franjöfifdje Qtit bringen foütc.
x (8* toar an einem £ag* 3Äitte «uguft 1806, al* eine
{Berliner Stafette bie SWad»rid>t *>on ber SRobilmadjung
gegen granfreidj nad> SRfinfter braute unb bort alle (Stoil*
unb üttilitärbe^örben in fieberhafte Xljättgleit Derfefcte. Sin
SBcfc^l au« ©erlitt miberrief ben anbeten. SJöDig jttecflo«
hmrben Gruppen nadj Dülmen unb SBurgfteinfurt gefanbt.
üDad Sßilitärfommanbo $atte einige Qeit lang bie Abfielt,
fünfter in t>erteibigung«fäl|igen guftanb ju fefcen, legte
am 5Reutl>or eine SBatterie an unb fdjlug an fielen ©teilen
Säume, fo t>or ädern jmifc^en ägtbü unb fiubgerit^or. <E«
nmrbe Diel ejerjiert, man fang bie alten &rieg«lieber au«
bem fiebenjttijrigen Äriege, ben nod) manche Offiziere erlebt
Ratten, meDeic^t aud& ber Oberft be$ {Regiment« DonftDernoi«,
ber praljlenb im ©einkaufe erflärte, fein {Regiment neunte
e« mit brei franjöftfdjen auf. —
Irofc aller biefer Ärieg«« unb ©iegeäfreubigfeit be$
preufctfdjen SRilitttr« fam aber fd&on nad> wenig SBod^en
bie SRacfjricfit, SBefel fei uon ben granjofen genommen. Die
3R&nfterif$e ©arnifon erhielt nun ben JBefe^l, bur$ ba*
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154
Sßaberbörnfdje nadj ©öttingen ju marfdjteren, ba« Slüdjer
jum ©ammelplafc Derfdfjiebener Regimenter beftünmt Ijatte.
(Eine« SWorgen« waren alle preugifc^en Truppenteile Der*
fdjwunben unb man erjagte ftdj, bie in ber 3ftöl>e «uf»
gebrochenen Ratten nod) fdjnell bte Heute ©rücfe abgebrochen,
welche Dom ©d&loßgarten jum 8bfdjnitt«tl|or fflljrt. darüber
würbe Diel gelacht. ÜÄinber Dergnügt mar man aber bei
ber Äunbe, bafj ber ©ilbcrfdjafc au« bem Dom mitgenommen
fei. ©ergeben« waren bie SSorfteffungen ber geiftlidien 35c*
Ijörbe gewefen, man f>abc wertDotte ©adjen bei ffrieg«wirren
nod) jebe« SWal burd) Sergraben Dor bem Qfeinbe gerettet.
93erfd)iebene floftbarfeiten würben auf 8?egierung«befel)t
nad| 3Äagbeburg gebraut ber ftärf jien preufjifdjen gfejhmg,
bie befanntlidf) Don iljrem Sommanbanten bann fofort ben
3franjofen übergeben würbe.
3fn SWÜnfter §örte man lange nidjt« Don ben (Er«
eigniffen bei ber Armee. STOitte Dftober l)iefi e«, bte
3franjofen feien in einer großen ©djladft gefdjlagen worben.
Dem Dberpräftbenten SBincfe unb aDen altpreu&tfd&en SBe*
amten erfaßten bie« fo glaublich, baß fte bie ©iege«nacl)ridj>t
fofort öffentlich belannt mad&en ließen, $atte bodj nodj
bie lefcte SBeröffentlidjung aM bem preufiifdjen Hauptquartier
ju (Erfurt Dom 9. Oftober 1806 mit ben ©orten gefdjtoffen
„ber glücflid&fte (Erfolg wirb unfere Unternehmung frönen. 41
Der (Erfolg blieb au« bei %tna unb «uerftäbt.
(Eine ftolge ber SWieberlage be« prcußifdjen $eere« war
bie SBeftfeergreifung be« TOünfterlanbe« burd) bie Gruppen
Napoleon«.
«m 22. Dftober 1806 fa$ man bie (Einwohner
fünfter« in gellen Raufen jum tgibüt^ore ftrömen. (Eine
fdjwacfye (E«fabron tyoflänbifdjer Dragoner ritt Don 2£efel
§er in bie ©tabt ein mit langen blauen ©djofjröcfen, ©ta^I»
Reimen unb Woßfd&weifen.
Um nädjjten SCage folgte eine $albbrigabe ber be*
rühmten SEruppen be« «aiferreidj«, franjöftfdje« gufjDolf
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155
in blauen üniformröden, »eigen SeinÜeibem unb Xföafo*.
Dann famen grüne Cljaffeur* ä cheral mit niebrigen
JBärenmüfcen. ©ie mürben nietet unfreunblidb begrüßt biefe
franjöfifd)en Sruppeh. SWan ijatte bie Sßreußen nidjt ge»
liebt, fd^on be$$alb, weil fie ba* alte $ürftbi«tum über
ben Raufen geworfen Ratten unb weil fte Sßroteftanten
waren. Die« abeT waren ßatlplilen, jebodj foffte SRfinfter
balb inne werben, baß bie Religion bei ber franjöftfdben
Infanterie leine große töofle fptelte.
Die erfte golge ber franjöjtfdjen (Sin* unb 3>urd>»
mflrfdje war, wie überall fo aud> in SKfinfter bie ftlucfct
ber (Emigranten. $ier gab e$ beren, wie in allen roeft*
beutfäen e^emal« geiftlicfcen Territorien ljunberte, befonberS
Clerifer, bie nun tyren ©tab weiter fefeen mußten, um
nidjt für iljre «uswanberung in ber ^ärtepen ©eife be*
ftraft ju werben.
aKfinper würbe franjöfifd). SDer fcraum Don ber ©ieber*
^erfieUung ber $errfd)aft be$ ©omlapitel* ging nidjt in
(Erfüllung.
(Sin franjöftfdjer ©iDiftom&general Ramend Soifon mit
bem fcitel ©ouDemeur ber fiSnber ÜRfinjter, DSnabrfitf
unb SedElenburg ließ alle preußischen Sappen unb $oljeit$*
jeidjen entfernen unb erflärte, ba8 ^ürftentum SWünfter
fei bem £8nig Don *ßreufjen abgenommen.
Die alten ^Beamten blieben junttdfft in iljren Stellungen.
<E« gefdjalj bie« auf ben au$brücßid>en ©unfd) be* Äönig*
Don $ollanb, beffen Gruppen juerft SRünjter befefct Ratten,
bann aber au$ mit bem ©itten feine« JRadjfolger« be$
@enetal$ Soifon.
Slur erhielt bie einmal* preußifdje Kegierungdbe^örbe
ben Xitel SlbmirnftrationÄoHeg beS erften QpuDernement*
ber eroberten fiänber.
äWan barf e* ben preußifdjen JBeamten, an beren
©pifce ber wegen feine« *ßatrtoti$tmtä unb feiner ©e*
red)tigfeit beliebte ehemalige ^räftbent SSincfc jtanb, nidjt
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156
übel nehmen, baß fte in ben franjöftfdfren ©ienfl übertraten.
# ©ie tfyattn e$ juttdc^fl au£ bem ®runbe, weil iljr bi&
ipriger $errf<|er, ber JWnig Don <ßreu$en, berattige 2&nber*
öerlufle erlitten Ijatte, bag er feine ehemaligen ©taaWbiener
nu^t meljr oerwenben tonnte, bann aber aud), weil fte ben
einmal* preufcifd&en fianben weiter nüfeen unb beren (Ein*
wolpter nad> 9Wögli$feit fronen unb f$ü$en wollten.
SDa« gelang tynen natürlich nid>t fo, wie fte e« be»
abflc&tigten. ©el|r balb tarn e* ju {Reibungen jwiföen
ben neuen franjöftföen unb ben alten preufjifdjen Beamten.
(Sine toon bem fo toerbienftootten Sßräftbenten SSimle bei einer
JRemonftration Eingeworfene Äußerung „fonft würbe i<$
meinem Amte nidjt weiter oorfte^en Bnnen" würbe fofort
aufgegriffen, al$ Dienftentfagung gebeutet unb Sindte feiner
©tette enthoben.
Der #erbft 1806 bradjte anbauernb fdjwftre (Bin*
quartierungdlaften. <E$ gab Zage, an benen bie SDWhtfleraner
14000 ©olbaten unterbringen unb verpflegen mußten,
granjofen, $oHänber, ©panier, Italiener unb SRljembunb**
tcupptn wedelten alt (Einquartierung in SRünfter ab.
(Einmal würbe aud) ein ttorp* gefangener $reußen Ijiertjtn
gebraut. Äl« feljr bef$werlid) würbe empfunben, baß bie
(Einquartierung gewöfinlid) nur wenige ©tunben oor tyrem
(Erfd&einen angefagt wnrbe. ©eije aber bemjenigen, an
beffen Verpflegung bie (Einquartierten etwa* au$jufefcen
Ratten, ein ©traflommanbo gab Ujm längere geit ©e*
legen^eit, bie ©aftlidtfeit feinet $aufe« in ba* redete Sicfct
ju fefcen. ©ie Äljeirtbunbatruppen, bie ©eutföen alfo, waren
bie gefürdjtetften, bie granjofen bie tyJflid&ften (Säfte, «n
lefcteren Ijotte man nur il>re Sorliebe für ba* weiblidje
®efdjle<$t audjufefcen. «tferbing* folgten fte hierin bem
SJeifpiel iljrer ©orgefefcten.
Äl* ber öeneral Soifon einmal am äKauri^^or in
ber X^ür eine« je|t bort nod) befleijenben Saben* itoti
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157
äßäbd&en ftdpn faf), bie wegen Ujrer p&fdjen ©efidjtSjfige
fein SäJotylgefaflen erregten, manbte er fid> fofort mit einem
öefeljl ju feinem «bjutanten unb furje Qtit barauf erfdjien
in bem ernannten $>aufe eine Patrouille, Derljaftete bie
SKäbdjen unb braute ftc auf baS ©<fyfo&, wo fiotfon 85Bol>*
nung genommen fcatte.
Der Amtsnachfolger beS ©enerals Warnend Duffaiflant
jwang jur (Sntrfiftung ber münftrifdjen Oefeflfc^aft eine
©tiftsbame aus 9Wetelen, feine SWaitreffe ju »erben.
Sei ben Dielen Xru{tyenbur$$ügen {teilte ftdj balb bie
Unmöglidjfeit IjerauS, bie alten SRedjte einjelner in Sejug
auf Befreiung Don 83orfpaun unb (Einquartierung metter
ju beachten.
abelige #öfe, ffommenben, ^unft^äufer, Sßaftorate unb
83firgert)äufcr mürben gleichmäßig mit (Einquartierung be*
legt. SRur baS Gramer «mtfjauS blieb als Safllofal frei.
Unter bem ©djufce ber Zxupp enburcfcafige ooQjog ft<$
nun bie SSefifcergreifung. ÄfleS, was $ier gefcfeal), ade
SDfoßregeln franjöfifdjer SBeljörben gingen Dornel>mftd> Don
jwei ©efidjtspunften aus, ber JBefcfcaffung Don @elb unb
ber Don ©olbaten. Die testete fod bei ber festeren ©cfcil*
berung ber ffonffription auSfü^rli^er erörtert werben. Die
erftere ergiebt fic^ als SeitmotiD aller franjflfifc&en Skr«
maltung fdjon baraus, bafc fioifon alle öffentlichen Waffen
bes SRünfterlanbeS befdjlagnafynen lieg. Qxx biefen gehörten
aber nad) Hnftdjt ber Qfranjofen au$ bie ber ßörperfdJKiften,
Stiftungen unb Vereine. SRur burefc bie wunberbare ©e*
rebfamfeit unb ©tanbtjaftigfeit beS Dombecfcanten trafen
(Spiegel entging baS Vermögen beS ©tubienfonbs ber ©e*
fdtfagnaljme. Die (Stiftungen Ratten tyre teilweife großen
SBermögenSmaffen feft angelegt unb beStyalb DerljältniSmäfjig
wenig JBaarbeftänbe. Aber bie ^ran^ofen, benen bie (Ein*
fünfte aus ben eroberten Sänbern immer wichtiger waren»
als bie Verwaltung berfelben, fanben trofcbem SJHttel unb
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158
©ege, bie Stiftungen, cbenfo wie aubere ©ermögen*fubielte
ju erleichtern.
ÜRan fdjrieb eine öffentliche Kniete au$, unb att
ßeidjnungen barawf nur fe^r fpärlidj einliefen, erWftrte
man biefelbe als 3wang«anleil>e. 3febe Stiftung mugte
Vermögen barin anlegen, ffier über 50 2^aler Qmfommen
aus steuerfreien ©rünben ober au$Mnbifd)cn Kapitalien
fyattt, jaulte 15°/o feine« (EintommenS als erzwungene*
Darlehen jur Anleihe, ©tttbte, ©iegbolbe unb Ätr<$ft>iele
Ratten einen breimonatlidjen Setrag tiper ©Haftung bei*
jufteuern. :$ene .3wangSanletJ>e toax aber nur bie (Sin«
leitung unb SBorlüuferin fernerer unb brfidenber Sontri*
butiouen. Dabei mar ba$ baare (Selb feljr rar. Ratten
bod> nod) bie Preußen für) Dor tyrem Äbjuge eine Untnaffe
*ßapiergelb ausgegeben, fogenanute £reforfd)eine, bie man
in SWfinjter ebenfo ungern in QafylunQ naljm, wie bie
franjöftfdjen «fftgnaten, weil erftere in *ßreufcen felbft nur
einen Kurswert Don 30% t^rcö Nennwert« Ratten. 9lur
wer Don ber preu&ifdjen Regierung bamal$ billig Domänen
taufen wollte, fudjte Ireforföeine, bie fte jum 9tennmert
nehmen mußte.
Die neue {Regierung be$ STOflnfterlanbe« war bi$ über
ben fcilfiter ^rieben l>htau« bie faiferiieft franjöftfd&e. $m
Wanten JWapoleonS, Äaifer* ber Qfranjofen, Äönig* Don
Italien, ^roteftor be$ SRljetnbunbe* Doflgog ein ^fntenbant
ftrifton mit Dielen Sommiffaren bie JBefifcergreifung aller
bi*§er bem ÄanbeSljerrn ober ben Sanbjtänben gehöriger
propriätäs territoriales et allodiales. Die (Eigentum**
Der^ältniffe waren in bem fo fange geiftlid) unb lanbjtänbifö
regierten #odjftift SWünfter überaus Derwidelt. Aber bie
3franjofen lüften fpielenb bie fdjwterigften juriftifäen fragen.
Dafür nämlid), ob etwa« lanbe*t)errtid) ober ^rioateigentum
(Jewefen war, gab e$ nur eine 9Hd)tfd>nur ba* ©ebürfni*
be$ faiferlidjen @taat*fä<fel$.
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Xrofebem ba$ (Eigentum be« Sanbe« fowofcl, wie ber
cinjelnen in ber fd&werften SGBeifc gefdjäbigt würbe, verlangte
man bod), ba§ bie neuen SBttrger be$ JJaiferreidje« iljrer
3ugel>örigfeit jur „grande nation" bei @elegenl>eit einer
4)ulbigung freubigcn JluSbrudt geben foüte. Der 1. Des.
1806 fat) biefe« ©djaufptel. SSom Matern« jutn SReuplafc
fe^tc ftd) ein großer 8f*ftjug in ^Bewegung. Voran ba$
alte Domfapitel, bie Witterfäaft in iljren roten Sanbftanb««
uniformen, ba$ JlbminiftrationSfoßegtum, faft alle« nod)
bie alten preufjifdjen Beamten, bie £anbe«bel)örben unb bie
Äbgeorbneten ber ©täbte. ©anj fünfter ^atte feftlid) ge*
flaggt unb au« mannen genftern weljte bie fcrifolore. $m
großen ©aale be£ ©dtfoffe« war ein £t)ronf)immel auf«
Qtbaut, unter bem ber ®ouoerneur Soifon bie $mlbigung
unb ©ibeäleiftung entgegennahm. Die (Erb* unb §ofbeamten
beö alten ftürftentum« fpielten babei eine 9toQe. 2Wan t>at
biefe £l>atfad)e, wie aud) bie Dielen Ännäljerung$t>erfu<$€
ber münfterifdjen 8tttterfd>aft an bie franjöfifd^en ®ewalt'
l>dber einer gerben Äritif unterzogen, oljne babei ju berfid«
ftdjtigen, baß bie Qfranjofenfreunblidjfett ber töitterfdjaft,
gahj abgefe^en uon ber Danfbarfeit für bie Überwinbung
unb Vertreibung ber Sßreujjen, ben weifen Qtvtd Ijatte, ft<$
in biefer allgemeinen Sfretyeit, Oleidjljeit unb iBrßberlic&feit,
bie bie ^ranjofen au« il)rer 8te&olution«jeit überall tyn
mitbrachten, wenigfien« einen Seil ber alten Privilegien ju
fidlem unb ju erhalten. Da« gelang au$, benn als bie
ffonffription«t>erorbnungen l>erau$famen, war ber Sanbabel
befreit.
Übrigen« war ja aud) bie fraternitee, 6galite unb
liberte be« ftaljre« 1806 niefct mel>r fo, bafc ba$ Auftreten
ber granjofen niefct fdjon tyre monarcfcifdje Regierung ijätte
ertennen laffen. ©ie waren feine Qafobiener unb ©and«
ftilotten mel)r, bie £ruppen be« erften Äaiferreidj« pflanzten
feine ^rei^eittbSume me^r auf ben SWarftpläfcen ber er«
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oberten ®Wbte, wie wenige 3fal>re Dotier am 9tyeiu. Die
gfranjofen Don 1806 erliegen Verorbnungen pour le maintien
du bon ordre et la tranquillitöe publique. Die Äe*
Solution war uorüber.
Einige ©ewol^nfpiten aui jener #ett 9 Ö & man *&**
ni$t auf, fo bic ©Übung Don JBürgergarben in jeber neu
eroberten ©tabt. @d>on ba* JBeftfcergreifungtyatettt Dom
14. Wouember 1806 orbnet eine fott&e für SNünfter an.
Sfoir bie aber 60 3a$r alten ȟrger, bie Beamten, Donu
fapitulare unb 9tttterfd)aft£mttglieber waren oon ber %&*
nannte befreit. Wie übrigen STOünfteraner mußten ftd> einem
ber Bataillone ßubgeri, Überwaffer, Qübefdb, ägibi ober
SOtartini aufstiegen. Diefe ©ataiflone Ratten jahrelang
ben ©ad>ibienft in ber ©tabt. Anfang« tfyat man bie* mit
Vergnügen. «flmätflid) erfdtfen aber ber jRationalmadjt*
Menft, — 70 SWann an ber £auptwad>e unb ben ©tobt-
t|oren — ben Sürgergarbiften brüttenb unb WfKg. Übrigen«
würben tynen nad> unb n«d> audj bie meiften Seamten
eingereiht Die Regierung lieg fidj fdjlieglidj erweichen
unb gewährte bie (Jrlaubni*, ft$ im Sürgergarbenbienft
wttreten ju laffen, aflerbtngd gegen ^e Seitr&ge an bie
Gadjttaffe. Äugerbem mugte nod> ber Vertreter bejaht
werben unb fo würbe bie ffia^me^mung be* SBadjtbtenftcä
ein (SrwerfoftWeig für geringere Seute.
ffioljl &u unterfäefben oon biefer Sttational- ober
JBürgergarbe SRünftert iß bie ebenfalls im ^aljre 1806
gebttbete fogenannte (Elitegarbe. 3$re SÄitglieber gehörten
nur bem «bei ober ben oorneljmen Sßatrijierfamilien an.
Sommanbeur war ein ©raf Sßlettenberg oon 9iorbtfrd)en.
flWau trug graue Uniform unb bei feierlichen Gelegenheiten
jur «ßatabe weige, mit orangefarbenen Xufföt&gen unb
ftragen, baju $flte mit ljoijen gebern. Da* (Sorp* pata*
bierte befonber* bei Sßrojeffionen, wo e* ju beiben ©etten
be* ©anftifftmum ©jKilier bilbete. Qfm übrigen war e*
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eine (Jljrengarbe t>or allem für ben ©eneraf Äoifon, bet
ftets öor bem <Sd^Ioffc ein paar ©arbiften al* ©ad)e ^attc
unb feine ©arbe aud) auf einem #1*0* burdj bie ©raffdjaft
9Watf mitnahm.
©er nicf)t ju biefen beiben 33erbänben, ber Nationale
garbe ober ber (Efpengarbe gehörte, burfte überhaupt teine
©äffen tragen ober beftyen, e$ fei benn, bafc er eine $agb-
gered&tigfeit §atte ober üjm ein ffiaffenfcfcein &on ber JBe*
$örbe erteilt mar. ©amtliche ©eweljre, $iftolen unb ®äbtl
mußten beim ©tabtfommanbanten abgeliefert werben. 8u<$
ben Degen foDten nur foldie Sßerfonen behalten, tpeld^e
benfel&en ju tragen burd) «mtspflid&t ba$ Stecht Ratten.
Den Degen trugen ju ffirftlid) münfterifcfcer && au 6* r
bem Abel, bie SWitglieber beä fogenannten SRatljSftanbe*,
bie doctores juris, unberechtigter ffieife irielfadj audj bie
©tubenten unb fogar bie $anbroert£burfd)en. Qu preufcifc&er
3eit gehörte ber Degen jur Dienfhmiform be$ Sßrdjtbenten,
ber Direftoren, 3Wte, «ffefforen unb Weferenbare ber
Ärtcgö* unb Domänenfammer. Die Uniform würbe aber
nid)t, wie Ijeute au$fd)lief$li# am ©eburtätage be« Sanbe*
l>errn ober bti beffen Änwefenljeit angelegt, fonbern jtet*
getragen. $a bie alten preu§ifd>en Seamten, bie in fran«
}öfifd>e Dienjte getreten waren, trugen iljre früheren Uni*
formen fogar ju franjöfifdjer Qtit weiter, nur bafc Ujnen
bie ßnbpfe mit bem preu&ifdjen V&appm unterfagt mürben,
wie benn preugifd^e «bler überaß, too fie fid) befanben, ab»
genommen merben fönten.
Die allgemeine (Entwaffnung ber ©nwoljner §atte
übrigen* nidjt ben ©runb, ba§ man im SKünftrifdjen irgenb
weisen ffiiberftanb gegen bie neue $errf$aft befürchtete.
Son einem folgen erfahren wir aM bem ütttinfterlanbe
nidjts, au* ber SWad)barfd>aft ftugerft wenig, ©egen (Enbe
be$ ^faljres 1806 wirb über SBauernrottierungen in ber
©raffdjaft Singen unb einige SBonate fpäter über einen
LVIII. 1. 11
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«ufftanb in ÄimSlol) im D«nabrü<!fd&en berichtet, ^ebe**
mal bejahten bie Bauern ba$ Sauten ber ©turmglocfe unb
einige gflintenfd&üffe auf ©enbarmen — mel>r gefd>al> nid&t
— mit ber Verboppelung ber iljnen auferlegten Sontri«
bution.
Die (Entwaffnung war Dielme&r eine ?ßolijeimafjregel,
meldte bie franjöftfd^e {Regierung überall anjuwenben pflegte.
Die VerwaltungSgrunbfäfce ber festeren waren überhaupt
Don ben btd^er in ben beutfdjen Territorien getannten unb
geübten wefentlicfc Derfd&ieben.
3fm alten 5ß^Pentum 9Rünfter war Verwaltung unb
3fufKj nid&t ftreng gefd&ieben. ©tne SKenge Don Veljörben
mit Derfd&iebenen SWamen fyattt betaiüirte Vefugniffe, bie
aber Dielfad) Don ben Privilegien unb ©onberred&ten ein*
jelner Sßerfonen unb ©tänbe burdjfreujt unb befdjränft
würben, fttoifätn länblidjer unb ftäbtifdjer Verwaltung
unb Qfuftij waren burdjgreifenbe Unterfd&iebe. (8$ gab
allerbing* eine Art $olijei, ausgeübt burdE) bie ?lmt$Dögte,
welchen bie fogenannten amtmannica oblagen, bie Unab*
tytngigleit ber Dielen, mit eigener Verwaltung unb ®eridjts<
barteit auägeftatteten Oüter war jebocfy fo bebeutenb, bafe
ein allgemeine« jur (Geltung bringen beS ©taataintereffeS
auSgefd&loffen war. Die ftranjofen führten Ijier einen ge*
waltigen Umfd&wung gerbet, ©ie Ratten in ber SReDolution
bie ©runbredjte ber SWenfdjen publistert, ben Slbel abge»
fcfcafft unb bie ©leidjfteHung aller Vfirger Derfünbet. ffix
©taatägebanfe war ein moberner. ©ie faljen im eigene
be^örigen Götter eine« SRitterfdjaftSmitgliebeS ben citoyen
be« frangöftfdjen JJaiferreidjS. Unb wenn bie «uSwüdjfe
ber Sgalite audj gefd&wunben waren, wenn man audE) ein«
gefeljen Ijatte, bafc ein SRegiren unb Verwalten o^ne Qu*
jie^ung be$ begüterten unb gebilbeten £eil$ ber VeDöl*
ferung unmöglich ift, fo laffen bodj alle franjöftfdjen
SRegterungS* unb Verwaltungsafte erfennen, bafc jener
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163
©taa»gebanfe ju ®runbe liegt. <So braute benn biefe
Verwaltung trofc iijrer Senbenj, ©elb au« bem Sanbe ju
gießen, eine SDlenge neue« unb gute«, wenn aud> bie Ab*
ftd)t Sintünfte ju föaffen nur ju oielfadb burd)leud)tete.
(83 mar neu, bafc ©tatiftiten aufgeteilt würben Don
ber SBeDöllerung, ben ®runbftüden, ben Käufern, bem
Vieljjtanbe, bem ©ermögen be* einjelnen, ber ©emeinben,
unb ber öffentlichen Äaffen. Der ^auptjwedt war atterbingS,
bamit Unterlagen ju Raffen für Kontributionen, Anleihen,
Äemontierungen, Viel>fteuern, ffirbfcfcaftfteuern, .ßeljnten*
fteuern, ©runbfteuern, Dienfteinlommenfteuern, ©ewerbe*
fteuern, geuerftättenfteuern unb Dor allem für Aushebungen.
SWotwenbig waren bie Aufhellungen aber aud), um über*
fjaupt in moberner ffieife regiren unb Derwalten ju tonnen.
Dem Pfarrer waren biefe Tabellen beren ÄuffteKung i&m
fooiel SWü^e unb Arbeit machte eben fo unbequem wie bem
münjterlänbifdjen Säuern, ber bisher wenn er feine &tr#*
ft>ielfd)afcung an ben SKejeptor abgeführt $atte Don Beworben
unb ftaatlid&en Abgaben ööflig Derfd&ont geblieben war unb
fic^ nur mit prfoatredjtlidjen Abgaben tyerumgefdjlagen
Ijatte. Daß legerer Don bem mobernen ©taatSgebanfen
aud) nidjt eine entfernte VorfteHung befaß, iji nieftt Der*
wunberlidj. Wlan mufj e$ aber ben granjofen laffen, bafc
fie bie ©taatsbfirgeribee in ü>rer Verwaltung fonfequent
jur ©eltung brauten. Die Überleitung ber preujjifcfeen
Verwaltung in eine franjöfifc^e war burdjau« nidjt etnfacfy.
ttn bie alten Veljörben mußten Don ben Ortöbe^örben
junäd&ft bie Dorthin erwähnten 3<nDentarfen unb Verjeid)*
niffe eingeliefert werben, bamit bie neuen franjöfifdjen Ve*
amten über bie Verl|ältniffe beS eroberten Sanbeä einen
Überblicf gewinnen tonnten. Die neue Veljörbe Dertörperte
fic^ nad) bureaufratifdjen franjöftfdjen ©runbfäfcen in ber
*ßerfon bes ©ouDerneur«. Cr panb über bem «bmini*
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fhrattotrttollegium. (Er befeitigte aud) tue #errfd)aft ber
©tänbc.
<E* tft mtereffant, bafj bie alten münftrifdjen Sanbftänbe
in ber erften Qtxt ber franjöftfd^en #errfd)aft verfdjtebentlidj
verfugt $aben, einen Anteil an ber Verwaltung ju befommen.
Qu (Eingang würbe ermähnt, bafj bie erften Anorbnungen
für bie neue #errfdjaft ber Äönig von $oQanb traf,
Napoleon* ©ruber, ber fid) gefdjmeidjelt f)aben fofl, bafc
ba$ SRünflerlanb feinem Stönigreid) einverleibt werben
würbe. Aud biefem ©ebanfen {ebenfalls ging eine *ßro*
flamation be$ ÄönigS hervor, beren #auptfafc lautete:
Les anciens 6tats du pays de Munster sont retablis,
conformäment ä l'ancienne loi du pays.
5Die münfterifd&e SHtterfd&aft unb bie Abgeorbneten
ber ©täbte mürben barauf fofort burefy ben <Erbmarfd>afl
einberufen, ©ie waren aber nur einmal ttjättg, nämlicfc
bei ber ffiatyl von Qeputirten wegen Aufbringung ber von
ber {Regierung bem Sanbe auferlegten Kontribution t>on
2 1 /« SKißionen granfs. ^m übrigen waren alle An*
ftrengungen ber alten Sanbftänbe, irgenb welchen Anteil
an ber Verwaltung ju erhalten, vergeblid). (Es fyalf tynen
nid>t$, bafj fte bauernb, tttoa jwei Qfa^re lang in äRünfter
verfammelt blieben. Da« AbmüuftrattonSfoCegium ver*
lehrte nid)t mit tynen unb ignorierte fie. Vergeben« waren
auti) bie (Entfenbungen von Deputierten ber Sanbftänbe
nad> SßariS unb fpAter nad) Düffelborf. SKur bei ber
(EibeSteiftung unb $ulbigung Ijatte man fie brauchen tonnen,
©päter wollte man nichts von i^nen wiffen, unb ate fie
ftd> im Ofaljre 1808 als Vertreter bes SanbeS an bie
üßinifter be$ Innern unb ber ginanjen wanbten, erhielt
ba$ AbminiftrationÄtolIegium ju Sföünfter einen groben
Verweis wie es biefe Anmaßung Ijabe bulben fönnen, ba§
bie ©täube beS alten gürftentum« nod) weiter jufammen
träten. JDiefelben feien fofort aufjulöfen.
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Dies gefdjalj benn aud) burdfc Verfügungen an baS
Domfapttel, bie Sfttttcrfd^aft unb baS ftäbtifd&e SorJmS.
©o würbe ein ©tüdf üon ber alten SSerfaffung nad&
bem anbem ju ©rabe getragen.
33ert)ältni$mä{$tg gering war anfangt ber franjöftfd>e
(Jtnflufj auf bie ftuftij&erwaltung beS eroberten SanbeS.
Die alten ©erid&te beftanben junäd&ft weiter fort, was fd&on
im SBeftfcergreifungSpatent üom 14. Siooember 1806 aus*
brüdElict) garantiert mar. $n ber freiwilligen ©eric£)tö*
barleit befonberS gelten bie SWotare unb Unterridjter triel*
fadf) wätyrenb ber ganjen franjöftfdjen 3eit an iljrem bis*
J)erigen SSerfa^ren feft. SHIerbmgS erließen bie granjofen
fdjon balb ein ©efefc über baS SWotariatSwefen. Aber fte
Ratten babei weniger eine Sefferung besfelben im Äuge, als
tnetmeljr bie <JmfüJ)rung beS ©tempetyapierS, beffen 93er«
wenbung ber ©taatsfaffe neue (Einnahmen Derfdjaffte.
SBie icbcö bem franjöftfdjen ßaifermd&e angeglieberte
©ebiet, würbe and) baS üWünfterlanb mit bem Code Na-
poleon beglüdtt. SBefonbereS Auffegen fdjeint Ijier baS
franjöftfdje Verfahren in ©traffadjen erregt ju Ijaben, baS
bamals fd&on bie ©runbfäfce ber üttünblid&feit unb Offene
ltdjfeit Ijatte. ÜWan entfette fidf) barüber, wie aus einer
Hufeetdjjnung eine« ÜWünfterifdf>en fünften 1 ) erbeut, ber
ftdj feljr freimütig folgenbermafcen auSfprtd&t: „Der ärger*
„lidjfte ©peftafel war baS fogenannte Äffiffen ober Kriminal*
„geriet, weld&eS alle Vierteljahr gehalten würbe. Das
„gefdjalj auf bem oormaljligen $offaale, fomifd^e SBelt*
„üeränberung, einem Ort, wo man fonft SBäOe unb öor*
„neunte ©aftmafyle fyielt. (Sin 331utridf)ter fam allemal aus
„Strasburg baju liierter, aud& mußten öiele SBeamte üom
„ßanbe baju als SBetfifcer erfd&einen. ffienn bie gräßliche
*) ^oföcrid^töoffcffor Dr. jur. (Sf)rifto|>lj Bernarb ©djütfwg, Brut«
arofcöater bei öerfaffer*.
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„Scene eröffnet mürbe, mar ber obengenannte Slutri^tcr
„auf eine tljeatralifdfe Art in einen ganj blutroten ÜRantel
„gefüllt, fo aud) ber $rotureur.
„«Her männKd&e unb meiblid&e *ßöbel mar ate 3^
„flauer ju biefem eblen fcrauerfjnel gelaffen unb fanb fiel)
„natürlich, ba ber SBormanb be« #affe« ber SSerbredjen
„toerftedter Soweit fo feljr fd>metd)elt, Ijäuftg ein. ©er
„atme 83erbred>er, er mochte nun nac^^er fdjulbig befunben
„»erben ober nid&t, mürbe mit ©enbarmen eine große
„©tredte ber ©tabt Ijinburd) burd> bie fumfenbe mirbelnbe
„ÜRenge ber Neugierigen unb be« gemeinen ?ßöbel« nadj
„ biefem ©djauftnel gebracht, mo il>n aller Äugen jur ©eile
„erwarteten, konnte nun motjl auf ben fjall, ber ftd> bodj
„jumeileu ereignete, ba§ einer unfd&ulbig befunben unb
„nad$er fretgefprod>en mürbe, etma« graufamere«, etma«
„unbilligere« ba fein, ate biefe öffentliche STOifjljanblung. —
„Dann mürbe ber ÄngeHagte t)on bem *ßrofureurfi«!al
„brat) tyaranguiert, jumeilen audj tüchtig au«gejanft. 5Da*
„bei an ©enefa« „Res est sacra miser tt gar nidjt gebaut.
„9hm mürben audj alle jum JBemeife oorgelabenen £eugen
„3ff entließ toerljört. S)a famen bie fdjamlofeften, nieber*
„träd&tigften, unjüd&tigften £l>atfad)en, bie ärgfien SRftnfe
„unb Sonetten öffentlich mit all i^reu glänjenben £)etail«
„toor, furj e« mar eine öffentliche «fabemie oon allen
„möglichen Saftern belehrt ju merben, eine ©djule um bie
„©itten be« S3offe« unb ben fi^arafter berfelben gänjlidj
„ju oerberben.
„Um ba« Urteil be« Hfjtffengeridjt« ju faffen, mürbe
„eine Änja^I teil« unmiffenber, teil« bod) burdjgeljenb« ber
„9ted)te unfunbiger 3Renfd)en — benn, menn einmal ein
„JRed)t«geUl)rter barunter mar, fo mar ba« bod) nur ein
„feltener QufaU — gemäht ober t>ielmel>r berufen, bie man
„3furi« ober ®efd>morene nannte.
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„Qiefe mußten nad& ben iljnen vorgetragenen beugen*
„oerljören ober fonfttgen Äftenftüdten urteilen unb befinitfo
„entf Reiben, ob ba$ SBerbred&en genugfam bewtefen war.
„Seute, bic oft nur §anbwerfer, fetyr oft gar Säuern
u waren, mußten bieä entfd&etbenbe Urteil fällen, ba bod&
»tflcnugfam befannt ift, baß bie SKaterie öon ben SBeweifen
„aud& für ben gefdjidtteften unb erfahrenden föedjtägeteljrten
„faft bie fd&werfte ift, unb bemnad) brauchte man Ijier in
„SrimmalfäQen, wo £eib, Seben, ©l)re unb HtteS auf bem
„©piele ftanb, fold&e {Ritter. Auf ben SfaSforudf) biefer
„unjuöerläffigen Urteiler würbe nun wörttidfc nad) bem ®e*
„fefc bie ©träfe beftimmt. Der gum lobe üerurteilte würbe
„üor ber Eanglei auf bem Domljofe guiDiotiniert — fonber*
„barer SBedjfe( ber Qtxttn, auf bem ©omljofe, wo e$ öor*
„mal« eine Qtit gab, baß ber ©ombed&ant einem fürftlidfr
„münfterifd&en ©olbaten nid&t geftatten wollte, mit aufge*
„pftonjtem ©eweljr üorüberjuge^en." —
Die @infüJ)rung be$ Code erfolgte erft toerijältniä*
mäßig fpät, bennoefy fam fie ben einl)eimifd&en 8tid&tern,
bie ba£ ©efefcbucfy faum je in $änben gehabt Ratten über«
rafd&enb. S)aju war im SWünfterlanbe bie frangöfif<^e
©prad&e außer beim «bei unb Sßatrijiat wenig befannt.
«ber aud& bie beSljalb oon ber Regierung herausgegebenen
beutfd&en Überfefcungen fdjeinen bie alten münftrifd>en @o*
grefen nodf) wenig in ben ©eift ber franjöftfd&en ©efefc*
gebung eingeführt ju Ijaben, fonft Ijätte es nid&t ber Dielen
minifterieUen ©rläuterungcn beburft, au« benen Ijer&or*
gef)t, baß bamals ein gewiffer ©tiflftanb in ber SRedjtSpflege
eingetreten war, weil bie töidjter bie neuen gefefclid&en 93c*
ftimmungen nodjj nid&t fannten ober nod) nid&t beljerrfd&ten.
©d&wierig fielen bie neuen Formalitäten beS franjöftfd&en
^rogeßüerfa^ren«, bie Seftimmungen über bie guftänbigfeit
beS ®erid&t$, bie ftdjj plöfclidf) nidjt meljr nadfc bem ©tanbe
ber Sßrojefftrenben, fonbern nadf) ber fytyt be$ ©treitob*
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jefte* richtete. So gehörten t>or bie grtieben$gerid>te nur
»edjttftreitigfeiteu, beren ©egenftanb ben ©ert oon 40
ZtyaUxn nid>t fiberftieg. 35a* OberaWelIation$gerid)t war
in IDÜffcIborf.
£)iefe* 9K$tberfi<fft$ttgen be* ©tanbeö ber *ßrojeß*
Parteien entfprad) j[ener fdjon erwähnten Hnfdjauung ber
Qfranjofen, bag oDe Staatsbürger gleich feien, ©ie *er*
warfen grunbfäfettdj bie ©tanbeäunterfd&iebe, fugten aber
aud) in üjrem OfreiljeitS' unb ©leid&ljettsfmn unb ü>rer
SSorliebe für ben ftnbtoibualtSmu« alle Korporationen unb
genoffenfdjaftfidjen Drganifationen ju beseitigen, 8uti) bie
religtöfen blieben nic^t oerfdjont. "Da« tnünjtrifdje 3>ora*
tapitel fottte in ein franjöftfd>e$ Äanoniferftift umgeßaltet
werben. Der Demant grretyerr t>on Drofte SBifd&ering wie«
öergeblid) auf bie alte SSerfaffung l)in, bie fo üiel ^faljr*
fymberte überbauert Ijatte. $n fünfter würben femer
bie (Silben unb Ämter, alfo bie alten fünfte, bie aflerbtngS
nur nod> eine Sdjattenejiftenj führten aufgelöft. Sticht
triefe foOten ju ben ftäbtifd^en SBürben wählen, fonbem
alle mfinftriföen SBfirger, beren jeber ju biefem Qmdt
eine charte civique, Sürgerfarte audgeftedt erhielt.
ffiin »eiterer Schritt ber franjöftföen SBerwattung war
bie (Smanjipation ber Quben. Sie Ratten bisher im
2Bünfterlanbe etwa burdj 20 gfamtlien oertreten eine feft*
gefdjloffene Organifation gebilbet. fteber gfamitte war eine
ber Stäbte be« gürftbistum* als ©ofytort angewiefen, an
bem fte Sdjufc genof$. SWur STOünfier war baöon aufge-
nommen, inbem l)ier feit 1392 bem Qaljre ber großen
3fubent>ertreibung feine 3<uben meljr gewohnt Ratten. ÜÄit
bem «Jegfafl ber 3fubent>ergleibung unb ber »erfünbung
grunbfäfelidjer ©Iei^fteOung aller Staatsbürger be* fran-
jöftfd>en Äaiferreid&S ftanb ber ^ulaffung ™ n Qfuben in
fünfter tljeorettfd) nid>t$ meljr im SBege. aber erft na*
langen «er^anblungen unb Dielen Sinwenbungen beS
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tnünfterifd&en 2Wagiftrat3 fefete ein $ube SBmbmüDcr aus
SBarenborf im $aljre 1810 bei ber franjöftfdjen ^Regierung
burd), baß er in SKünfter ffio^nung nehmen burfte. —
Die Aufhebung ber ©tänbe fprad) toor allem bie
laif erlieft franaöfifc^c 33erorbnung öom 31. 2Wärj 1809 au$,
bie ber ffiinfüfjrung beS Code vorausging. SHad) bem bis
bat)üt in (Geltung gewefenen preu&ifdjen fianbredjte (§§ 30,
31 II 1) waren 6^en jwifd&en abeligen unb $erfonen aus
bem SBauern* ober geringeren SBürgerftanbe verboten.
Die genannte franjöfifdje SSerorbnung fritifiert bicö
mit ben SBorten: „Sine foldje gefefelidje SSerorbnung ift ben
„liberalen ®runbfäfcen juwieber, beren Erhebung uns fo
„fc^r am §erjen liegt unb greift ju feljr in bie greifyeit
„beS 2Wenfd)en ein, bie bei feiner £>anblung weniger be*
„fc^ränft werben barf, als bei berjenigen, wo ber größte
„®ebraud? berfelben oorauSgefefct wirb. ÜberbieS Ijaben
„wir erachtet, ba% baS preujgifdje Sanbredjt ba, wo es ju
„biefem Qrotd bie tiicbre Sfirgerfcfyaft bejeidjnen wollte ftdj
„in einem offenbaren SBiberfprud) fowo^l mit ber Statur
„ber ©adje befinbe, als mit bem ©inne unferer gefeilteren
„Änorbnungen, nad) welken ber SWilitörbienft eine ©t)ren*
„ba^n ift, woju alle Staatsbürger einen gleiten SBeruf
„tjaben. 2Bir Ijaben baljcr in einem ©efefebudj, woüon ein
„£eit unferer Untertanen flur 3eit regiert wirb, eine 33er*
„orbnung nidjt länger befielen laffen fömten, bie eine #er*
„abwürbigung einer jatjlreid&en unb intereffanten 93olfS*
„Haffe enthält, beren f^Ieig bie gelber befteKt, bie ffierf*
„ftätten beS #anbwerferS unb ÄünftlerS belebt unb batyer
„unferem lanbeS&ätcrlidjen #erjen üorjüglid) teuer ift. Aller
„Unterfdjieb jwtfdjen bem Sauernftanbe, einem Ijöfyeren unb
„nieberen Sürgerftanbe ift Don nun an abgefeftafft. Die
„Serorbnung beS preufeifdjen £anbred|t$, weldjeS heiraten
„ber SWänner aus bem Hbelftanbe mit ftrauenjimmern au$
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„bem Säuern* ober geringerem Sürgerftanbe verbietet, ift
„aufgehoben."
SSöHtgc fojiale ©teid&fteffung mit bem Sürgerftanbe
erfuhr ber Sauernftanb burd) bie Aufhebung affer per*
fortließen Äbljängtgfett üom ©utsfyerrn. Co wirb fo x>\d
gerühmt, ba§ bie preußifc^e ©efefcgebung ju Anfang beS
19. 3<al)rl)unberts bie ßeibetgenfdjaft ber Säuern aufge*
Ijoben l)abe. $n Preußen war baS afferbtngS eine eyjep*
tioneffe Serorbnung, in ben öon granfreid) eroberten ©e*
bieten aber eine ber erften SWagregeln. ÄuS bem faifer*
ließen Säger ju Saffabolib ging im ftaljre 1808 baS
napoleonifd&e Defret Ijeroor, meld^ed für baS eroberte
aKünfterlanb bie Seibeigenfd&aft, gleid>tltig weldjer Art
abfd&affte. Da« Jtolonat mürbe aufgehoben. Die Colonen
fofften bie ©runbftütfe mit allem Qubefyöx als fcoffeS unb
unbefdjränfteS Eigentum befifcen, aufgenommen baS bau*
unb Ijodjftämmige §olj. O^ne ©ntfdjäbigung abgefdjafft
würben alle au* ber perfönlidjen Untertyänigfeit beS Colonen
für ben ©utsljerrn ^erüorge^enben SRedjte, fo ber ©eftnbe*
Dienftjwang, baS SRedjt ber greifaffung, baS Stecht auf
Öfrof)nben unb perfönlidje Dienftleiftungen. Die anberen
au* bem Jtolonat felbft entfpringenben {Rechte würben für
ablösbar erflärt, ebenfo fofften alle bem ©utsljerrn fonft
etwa jufteljenben Stiftungen unb abgaben burdfc Jfatrital*
jaljlung ablösbar fein. Das bau- unb Ijod&ftämmige $olj
behielten bie Colonen ganj, foweit es bisher jum Jtolonat
gehört Ijatte unb ftd) auf beffen Sänbereien befanb. ©o*
weit lefctereS nid&t ber 3faH war, aber eine üftitbenufeung
bisher ftattgefunben ßatte, fofften ©uts^err unb ftoton bie
^oljbeftänbe teilen.
©S bebarf feiner Ausführung, bafj biefe Seftimmungen
geeignet waren, auf bem fianbe bie eütfdjneibenbften SBer*
änberungen unb Umwälzungen ^erbeijufü^ren. Stelen alten
Qfamilien na^m biefe «blöfung, bie ja in äljnlid&er ffieife
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fpäter üon ?ßreufjen burd&gefüljrt tourbe, üjren toertüoflften,
ja oft ben unmittelbar beim #aufe liegenben ©runbbeftfc.
2Wan fudjte fid^ ju tjelfen, inbem man an bem ÄuSbrutf
„Äolonat 11 tyerumbeutelte. Die (Jrbpad&t toax in § 19 aus*
trücfltd) in bie Soldaten be$ ©efefceS für bie Sauern
eingefdjloffen. aber e$ gab aud) ©rbpad&t auf brei fieiber,
ad tres generationes, bei ber ftdj nid)t ergab, ob fie unter
ba$ ©efefc fiel unb ablösbar mar. Damals wie fpäter
nodfc nahmen mand&mai im Qfntereffe ü)rer #erren über*
eifrige ütentmeifter mit ben Säuern bie jumeilen nod) er*
Ijaltenen merftoürbigen ffier^anblungen auf, in benen fid)
ber ffietyrfefter aU „conduetor" unter jeid&nete !
^ebenfalls erfolgte junäd&ft eine IjeiHofe Sermirrung,
au« ber fidj nod) $aljrjel)nte lang eine Unjaljl üon Sßro*
jeffen entnritfelte. Daju tarn, bafj feljr tnele Sauern bei
ber SWad|rid)t, ityre Sigen^örigfeit fei aufgehoben, an i^rem
Äolonat fönne freie« ©igentum ermorben merben, üjre
fämtttdjen ©enrinnbriefe unb auf ba$ Jtolonat ftd& bejie«
Ijenben Rapiere oerbrannten, aus gurdjt, e$ motten lieber
anbere Qtittn lommen. Diefe gügettofigfeit jeigte ftd)
audj anbertoeitig. Der Jtoton begann jefct IjodjftämmigeS
§oIj ju fdfjlagen, ma£ er o^ne ©rlaubnis be$ ©utsf)errn
feit ftafyrfyunberten nid&t me^r geburft l)atte.
Die fetyr gut organifierte franjöftfdbe fjorftoermaltung
fudjte hierauf ©influfc ju erlangen, ©taatlid&e gorftauffidjt
über ben SBalb öon <ßrtoaten auäjuüben mar md)t o^ne
weiteres juläffig, beftome^r beaufftdftigte man bie ©enofjen*
fdjafts* unb ©emeinbemalbungen.
©d)on bie granjofen begannen übrigen« ben ©emeinbe*
beftfe ju teilen. ÜWandje SKarfenteilungen ftnb in fran*
jöftfdjer 3*it begonnen unb bann nad)träglid(j in preufjifdjer
burd)gefüJ)rt toorben.
Der ©runbbefifc be$ SanbabelS befanb fid) jum £eil
im SeljnSöerbanb. Die eigenartige SertrauenS* unb ©djufc*
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ftellung, bie ein fold>er jmifdjen bem Safallen unb betn
Sanbc^crrn üeranla&te, miberfprad) bcm $rinjip ber
©leid^eit ber Staatsbürger.
Irofc be* (Einffoffe*, ben bie iveftfälifc^e töttterfdjaft
bei ber franjöftfdjen ^Regierung Ijatte, trofc ber 2(u*na!jme-
fteQung, ber fte ftd) bei aller £galite immer nod) erfreute, ge«
lang e* tyr nidjt, bie Aufhebung be* 2el)n*foftem* ju üer*
tyinbern. Durdj Defret üom 11. Januar 1809 mürben
aDe Seljne, fomoljl bie t>om £anbe*ljerrn, mie bie t>on
*ßriüatleljn*l)errn abhängigen abgefdjafft unb für freie*
(Eigentum ber SBafaDen erllärt. SWit aufgehoben würbe
bie (Erbfolge nati) Seljnred&t unb bie allgemeine (Erbfolge*
orbnung eingeführt, eine für ben größeren ©runbbefifc, ber
bis baljin tnelfad) nadj ben {Regeln be* Qütptynfätn
Seljnrec&tS vererbt mar, tief einfd&neibenbe 9Rafjregel. Da*
franjöftfdje ©efefc blieb aflerbing* tn*befonbere, ma* bie
(Erbfolgeorbnung anging, Drganifation*gefefc. (Eine praf*
ttfdje Änmenbung mirb faum nad&jumeifen fein. Der alte
SRedjtSfafc „de ölste lief, de mann vört wief, de ölste op
der straoten" blieb aud) in franjöftfdjer 3eit * n Geltung.
"Die preufcifd&e ©efefcgebung erlieg beSfjalb ber münjtrifdjen
{Ritterfäaft im Qfa^re 1837 bie (Errichtung Don 3ribei*
lommiffen. (E* ift ftreitig, ob bie Serfaffung bie* *ßri*
toileg befeitigt tyat. —
Die ermähnten, fojial überau* mistigen Aufhebungen
be* Jtolonat* unb be* Seljen*f9ftem* fallen fdjon in eine
3eit, in ber ÜKünfter nid&t meljr unmittelbar unter fraiu
jöftfdjer #errfdjaft ftanb, fonbern bem ©roffterjogtum
SBcrg angehörte, gür bie SBermaltung mar bie* aßerbtng*
Don geringer SBebeutung, aud) baß ba* gürftentum STOünftcr
im 3fal)re 1808 nod) öerfdjiebentlid) feinen #errn medjfelte.
SRad&bem e* ©eine äRajeftät, ber Äaifer ber Oftranjofen,
Äönig öon Italien unb *ßrotettor be* Styeinbunbe* in ber
«bftdjt, feiner ©#mefter Caroline ljulbreidje* unb nüfeli$e*
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gu erweifen, fobann aucfy gur ÄnerfenntniS bcr Dienft»
leiftungen ©einer Jtaiferlidf) ßöniglid&en #of>ett beS @roß*
fyergogS *>on SBerg unb (Sleöe, 3foad&tm (3Äurat), gebauter
fföniglidjen #o^eit ju öoHem (Eigentum unb ©ouöeränität
&erliel)en, trat es ftoadbim SKurat ober Qoadjtm Napoleon,
wie er ftd& nannte, am 15. QfuK 1808 mit aQen feinen
{Redeten in Deutfd&lanb bem ßatfer Sßapoleon lieber ab
unb jog es öor, ffiönig beiber ©ijilien ju werben. 3rür
baS 2anb felbft war biefe Abtretung ebenfo bebeutungSloS,
wie bie fpäter an ben ^ringen Subwig Napoleon. SBar
biefer ntut ©rojftergog bod) ein ©ofyt beS JfönigS oon
#oQanb, ein SReffe Napoleon« unb bagu mtnberjäljrig. Sticht
©fiffelborf, fonbern SßariS war bie eigentlid&e #auptftabt,
was infofern SSorjüge Ijatte, als bie Ginljettlidtfeit ber
Verwaltung gewahrt würbe unb baS eroberte Sanb bem
großen frangöftfd)en ©taatsförper angegliebert blieb.
SJie man in SWfinfter felbft über folgen {Regierung^
werfet backte, lägt ftd> nid&t beffer wieber geben als burd)
bie ©orte eine« 2WünfteranerS bamaligev 3eit: 1 )
„3uerft war SWapoleon felbft unfer $err, bann gab
„er uns einen gewiffen ftoadjim, ber in feiner ftugenb
„Äfidjenjunge gewefen war unb ben feine Sftapoleonifdje
„SWajeftät jum ©rofftergog, fowie Formate feine ftoljann
„*>on Se^benfdje üRajeftät iljren greunb ÄntyperboHing gum
„©djarfrid&ter erhoben l>atte. Stadler er^ob er biefe
„Qfoad&imfd&e Äfid)enbur($laud)t gum Äönig üon SWeapet
„unb gab unfer 2anb einem Meinen Stangen *>on gwei
„#aljren. Dann tljat er am 1. Januar 1811 biefen
„Sßidfoto wieber weg unb bereinigte uns mit granfreid}. 11
^olttifd) widriger, als biefer fortwäljrenbe SRegierungS*
werfet war {ebenfalls bie fdjon balb nad) ber Stefifcergreifung
J ) Slul ben Äufeetdjmmgen M @. 165 erwähnten SJerwanbtcn be*
#erfafier$.
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erfolgenbe Einteilung unb ©rganifation be« SJanbe« nad)
franjöfifd&em 5u§e.
Da« neugefäaffene ©roffterjogtum SBerg jcrfiel in
vier Departement«: allein, ©ieg, SRuljr unb <£m«, ba«
STOttnfterlanb mar Ijauptfädjlid) bei bem legten beteiligt bie
Departement« in Ärronbiffement«, von benen für ba«
3Äünfterlanb SWfinfter unb Soe«felb in SBetradft famen.
Die Slrronbiffement« würben in Äantone, leitete in ÜÄuni»
jtpalitäten unb ©emeinben jerlegt.
Die Departement«grenjen finb nidjt immer biefelben
geblieben, ma« wegen ber franjöfifdjen ©efefcgebung jumeilen
nodj Ijeute wichtig ift. (E« mürben nämlich bie Sejtrfc
ffierne, Sfibingljaufen, SBedEum, Ölbe unb W)tba, bie an*
fang« jum <Jm«bepartement gehört Ratten, fpätcr bem Stülp
bepartement einverleibt.
$m ^aljre 1809 umfaßte ba« «rronbtffement 3»ünfter
bie Jfantone STOfinfter, SKaurifc, ©reven, Zeigte, Sengerig
ffiarenborf unb ©affenberg, bagegen beftanb @oe«felb aus
ben Äantonen £oe«felb, 33itlerbe<f, #orftmar, Ddjtrup,
Steine unb ©entkeim.
3fn ben Kommunen Ratten ben SWairepoften burd>*
geljenb« bie angefe^enften ©ngefeffenen inne. (5« mar
fein leiste« Amt; benn e« mar minbeften« bie Aufgabe
unferer heutigen Ämtmänner ju bewältigen. Äße« mar
neu, befonber« bie franjöftfdjen S3ermaltung«grunbfäfce.
jErofcbem verlangte man vom SWaire bie größte ©enauigteit
unb ©djnelligfeit. Der Unterpräfeft befahl, unb melje bem
STOaire, beffen Tabellen ober Ginnaljmeberedjnungen md>t
fofort eingingen. SBie fdjncll ber beljörblidje @efdjäft«gang
mar, fieljt man nod> au« ben SSermerfen. „©efeljen ben
22. «uguft 1810 STOorgen« 2 ttyr" f treibt ein STOaire,
„gefeljen ben 22. Huguft SWorgen« 5 UJjr 11 ein anberer
2Waire auf bemfelben (Erlaß tyre« Sßrttfeften. —
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175
Die Bertoaltung war, tote ermähnt, burdjau« Bureau*
fratifd). einer regierte unb oerfügte. Dod) jog man nad>
franjöftfd&er ©emo^n^ett bie Sogenannten Sftotabeln al«
Berater be« ÄoQegium ju. <J« gab Beigeorbnete ber SBairie
unb ber 2Wuniaipalit8t, 3Wuniäipatität«räte. Den granjofen
ift nod> f>eute eigentümlich, baß biefe Beigeorbneten nid>t
burd> ffia^l, fonbern burd) bel)örblid&e Betätigung tyr Hmt
erlangen.
3für ben brieflichen Berfelp be« STOaire« mit bem $tä*
feften war ein beftimmter ©tyl oorgefdjrieben. Qebe«
©djreiben enbete mit ben ©orten: „id> $abe bie ©>re, ©ie
ju grüßen."
2Wan $at bie franjöfifdjen Beamten befonber« in ber
faäteren preußifdjen 3 c ü t>iclfa<^ ber größten ©erbrechen
befd>ulbigt, iljnen Betrügereien, Urfunbenfälfdjungen, Untere
fdtfagungen unb ©rpreffungen oorgeioorfen. «Qerbing« finb
öornelpnlid) au« bem £önigret$ ffieftfalen eine Sftenge
Säue befannt, in benen berartige Änfdjulbigungen begrünbet
erfdjeinen. Aber e« tommt bort Ijinju, baß fterome burd>
feine lflberlid)c £eben«füljrung unb bie StbenteurergefeQfdjaft,
bie er in« Sanb braute unb aufteilte, auf feine Beamten«
fdjaft Ijöc^ft nachteilig einttrirfte. Befonber« üerfdjrieen
»egen unlauterer ®efinnung waren anfd&einenb bie SBairie«
fefretäre. ffienigften« befestigen ftd> bie Flugblätter ba*
maliger Qtit in langen Abführungen mit iljren Srpreffungen
unb tyrer Bejtedtfidtfeit. Qm eljemal« mfinfterifd)en Seile
be« ©roßljerjogtum« Berg tag bie ©adje anber«. Soifon,
(Eanuel, o. 3Jtyliu« unb Duffaiflant, bie Ijödjften Beamten
f>ier waren amtlid) einwandfreie Seute, wenn aud) ba£
^rtoatleben be« einen ober anberen ben SKfinfteranern mdjt
befonber«. jufagte. Da« Berjeid&m« ber SBatre« be«
üWttnfterlanbe« weift nur einljeimifdie Sttamen auf, teilweife au«
ben beften münfterlänbifdjen Familien, unb e« ift oöHig aus*
geföloffen, baß biefe SKaire« ben Äreaturen be« Äönig«
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^erome irgenbwie gleidjgefteflt werben fönncn. 3)af$ aus
bcm Sanbe möglicfyft mel ©elb gejogen werben fottte, tonnte
Wiemanb oerljinbern. Uitb ob manche Sommi ffarc bei ber
SBerwaltung nid)t nur bie {Regierung, fonbern audj neben*
bei fid) bereichert l)aben, lägt ftd) nad) fo langer Qtit fdjroer
feftftcHen.
Der SBcrgcffen^eit entriffen ju »erben toerbienen bie
Saaten einjelner, wie be£ üWonfieurS $)ejoanni8 eine«
93etter3 beS $räfeften (Januel. S3on biefem würbe ber
waefere Sommiffair terfd)iebentlid) beauftragt, geeignete
*ßerfönlid)feiten für frei geworbene ©teQen unb Ämter ju
ermitteln. $)cjoanni$ bot fofort bie Stmter, aud) *ßrofeffuren
ber münftrifdjen Unioerfität für (Selb an. Als einmal btc
©teüe eine« ftäbttfdjen Steuereinnehmers in SWünfter öa*
fant geworben war, l)atte DejoamtiS mehrere ^Bewerber ju
ftd) auf baS ©djlojj beftcHt unb fte in öerfdjiebene Sitnmer
führen laffen. 6r ging bann üon einem jum anbern, lte§
ftdj fagen, was jeber geben wollte unb bebauerte, bafc iljm
fd&werlidj willfahrt werben fönne, weil im 3immer neben*
an Don einem anberen fcfyon me^r geboten worben fei.
@ben fo wenig jum ©egen bes SanbeS tljätig war
ein anberer Jfommiffar, ben man mit ber Prüfung ber
*ßenftonSanfprüd)e beauftragt l)atte.
STrofebem bie penftonsberedjtigten ehemals münfterifdjen
unb preußifdjen Seamten i^re Hnfprüdje, bie fid) teilweife
nod) auf Seftimmungen bcS SReidiSbeputattonSljauptfd&luffeS
grünbeten, fofort bei ber neuen Regierung angemelbet
Ratten, brauste ber faiferlidje Sfommiffar ganje brei Qa^re,
angeblid) um junädjft ben ©efamtbetrag ber ßßenfionen aus*
jumitteln. SBäfjrenb biefer ganjen ^eit, \ n ^ cr bit ^ Cs
gierung Äloftergüter unb ©tiftungSüermögen befcfylagnal)mte
unb einbog, öffentliche Waffen btxaubtt unb ^wangSanleiljen
ausfd&rieb, erhielten jene *ßenftonSbered)tigten nidjtS als
t)öflid&e SJerftdjerungen, bafj ein ©erfahren jur (Ermittelung
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177
tyrer Änfprüd&e eingeleitet fei. ©päter fanben bann audj
einige 3al)lungen ftatt, aber ganj unregelmäßig unb fo,
baß wenn fid) ber ^Berechtigte nad) einmaliger SBetannt*
madjung, nidjt innerhalb einer ffiodje tnelbete, er feine«
Änfprudje« für fcerluftig erHärt würbe, „ba bie ©eiber be«
Sßenfton«fonb« fd&on lieber nad) *ßari« jurüclgefanbt werben
feien." —
SBeffer arbeitete ber franjöftfdje 93erwaltung«apparat
in anberer 33ejiel)ung, bie mefjr mit bem JTrieg«wefen unb
ben Steuern jufammen^ing- Da« Sfoiljtanb«regifter mürbe
öon ben granjofen fdjon balb nad) ber SBefifcergreifung
eingeführt, Don ber preußifdjen Verwaltung lieber befeitigt
unb bann in ben 70 er Qaljren be« 19ten $aljrl)unbert«,
alfo etwa ftebjig $al>re fpäter wieber in« Seben gerufen.
Die ftranjofeu brausten ba« ©tanbe«amt«regifter oor
allem um bie wehrfähigen jungen fieute feftjufteflen. fflar
boefc bie Aushebung eine $aupttt)ätigfeit ber franjöftfctyen
Verwaltung. ©d)on im $aljre 1807 fdjrieb Napoleon an
feinen ©djwager ÜDturat, er foüe eine Armee galten, fowol)l
um bie Qfugenb be« Sanbe« ju befd&äftigen, al« audj ber
SBfirbe be« Staate« falber. Salb barauf würbe ba« ber*
gifefce (Sontingent auf 7200 fpäter auf etwa 9000 STOann
feftgefefct. Dann tarnen bie großen Aushebungen für bie
gelbjüge in Spanien unb Sftußlanb. ©« ift ftaunen«wert,
mit welker Umjtdjt unb Energie, aber aud) wie rü<ffid)t«*
lo« unb erbarmung«Io« in erobertem Sanbe au« wieber«
fpänftigem unb bem SWilitärbienft abgeneigten Sanbüolfe,
alfo unter itn fdjwierigften Verl)ältniffen in fürjefier ßeit
große Sruppenmaffen jufammengebrad)t würben. SBer bie
franjöftfdje Eonffription in tyrer mttleiblofen $ärte lennen
gelernt, öerfteljt jene ÜKütter, bie ftdj im Qa^re 1814 in
©fibfranfreidj al« ber befiegte unb gefangene Jtatfer nad)
dlba gebraut würbe, auf Napoleon« ffiagen ftürjten mit
ben ©orten „5Tiger, gieb un« unfere Äinber wieber l"
LVIII. 1- 12
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178
ÄonffrtytionSpftidjtig im ©roffterjogtum JBerg mar
jcbcr Wlann Don 20 bis jum 25 fiebenSjaljr, aufgenommen
bcr SanbtagSfäl>ige «bei, bie ©ötyte bet ©taats*, 8er*
mattungS*, ObergeridjtS unb $ofrftte, ber geiftlid>e ©tanb,
bie SBeamten unb ©djulleljrer. ^Befreiung erlangen fonnte
ber einjige ©olpt einer gftnjtid) unbemittelten ffiitme ober
eines über 70 Qaljre alten unbemittelten 83aterS, ein $attS*
IjaltungSoorftanb ober Familienoberhaupt aber nur bann,
memt es jur Hufred&terljaltung ber ©irtfdjaft brtngenb
notmenbtg mar unb bie Verheiratung t>or bem 1. Oftober
1806 ftattgefunben fjatte. Über alle ConffriptionSJjflidjtiQen
»urben Siften aufgefteOt unb jmar boppelt, nämlid) nadj
bem ©eburts* unb bem Aufenthaltsorte, ©er innerhalb
10 Sagen nid)t reftamierte, mar bienftpflic^ttg unb Ijjatte
leinen Änfprud) auf Befreiung meljr, es fei benn, baß er
jum #eerbienft ööflig untauglich befunben mürbe. Unter
ben geftettungspftidjtigen fanb eine fioofung ftatt. Dabei
mürbe baS oom Ärronbiffement ju fteHenbe (Kontingent auO*
gelooft. Da« maren bie Äefruten, bie fid) bis jum läge
ber SKufterung unb beS ÄbmarfdjeS beftänbig in i$rer $eu
mat bereit ju galten Ratten.
(SS iß nid>t öermunberlicfc, baß ftd& bie aßünf*erlänbif$e
JBeöötterung biefem SDWIitärbienft nad) Gräften ju entjiejjen
fudjte. Da« einjige gefefcltd) juläfftge SWittel mar aber
ebenfo fd&mierig, mie foftfpielig, nämltd) bie Stellung eine*
fogenannten ftemplaffanten. SDerfelbe mußte ^fnlänber be*
©roßljerjogtumS, fünf 8fuß groß, bienfttauglid) unb felbjt
freigelooft fein, ©oldje fieute maren taum ju finben in
Reiten, in benen jäljrlid) 1500 SWann ausgehoben mürben.
5Daju foftetc bie Seja^lung eine* föemplaffanten 1000
analer iftljrltd), auger bem, maS nodj &on ber äDWHtarbe*
Ijörbe für bie gulaffung ber ©telfoertretung geforbert mürbe.
5DaS fdjKmmße aber mar, baß ber geloojte töetrut jmet
Qaljre lang für bie Sntmei<^ung feines »emplaffanten
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179
Ijaftete. Unb Defertion mar etmaS fc^r atttägtid&eS bei ber
grofftergogltd) bergigen Armee. ©3 fam beSljalb nid)t
feiten öor, baß jemanb, ber für bie fd&öne Uniform ber
grof$ergoglidf)en SancierS ober beS bergifd&en ÄrtillerieforpS
nid&ts übrig l>atte nad) einanber gmei Wemplaffanten ftettte,
um bann enbtidj, nadjbem beibe entminen waren, felbft
nodf) eintreten gu muffen, ©o tjatte ber aWitüfter ü. dürften*
berg für einen fefjr begabten jungen 3Water, ben ©oljn be$
©tabtridjters gu Dülmen gmeimat bas ©elb für bie ©tett»
Vertretung bejaht, ffleibe SRemplaffanten befertierten. Der
junge 3Mer mußte ftd) im grü^r 1811 felbft fteflen
unb mar feitbem üerfdjotten, ein« ber üielen taufenb Opfer
ber „großen Armee" im rufftfdjen getbjuge.
Da« gemöffnlidje mar, baß man ftd> um bie Stellung
beä SRemptajfanten überhaupt nid>t bemühte, fonbern nad)
Äräften unftdjtbar madjte unb, menn man in feiner 85er*
borgen^eit aufgefpürt unb eingeteilt mürbe, fofort be*
fertirte.
Ungefähr 40 *($rogent ber ConffriptionSpflidfjtigen tarnen
überhaupt nidjt gur Sofung. ©ie führten auf abgelegenen
$öfen unb Motten beS SWfinfterlanbeS üielfadj auf #eu*
böben ein fe^r gurfidfgegogenes Dafein, maS oft fd&ergl)aft
gefd&ilbert ift. Den Scuten felber mar burdjauS nid)t
tädberlid) gu 2Rute. ©ie mürben gunädfjft mehrmals öffentlich
burd) bie Leitungen toorgelaben. $m #eimats» unb im
legten Aufenthaltsort mürbe bie 83orlabung öffentlich an«
gefdfjlagen. SBar bann nad) biefem ßeitpunft eine grift
üon gmölf SBodjen toerftridjen, o^ne baß ber ©eftellungS*
pfltd&tige ober ein SRemplaffant beSfelben erfdfjienen mar,
fo mürbe ein SßrotofoH barüber aufgenommen unter Sei*
fflgung ber SSeröffentlidjungSbefdjeinigungen, 3eitungen jc.
Das mar bann baS SWaterial für ein geridjtlidjeS SSerfa^ren
gegen ben Ausgebliebenen, ben fogenannten Wefraftär.
©d&on als Deferteur mürbe bagegen bejtraft, mer gmar bei
12*
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_ 180
bcr fioofung erfd&ienen, aber toor ber (geftellung jur ÜRu=
fterung entwichen war. ©elbftrafen würben in jebem gall
Derl)ängt, baneben nid)t feiten bie ©träfe ber öffentlichen
Arbeit. Dabei Ijatte man nodj „baS Jhigeltragen," bie
alte ©träfe ber franjöfifäen ©aleerenfträflmge.
3Me ©elbjtrafe für bie Cerlefeung ber ©eljrpfttdjt be*
trug 500 Ifjlr., unb jwar mußte biefe Summe burd) bie
($toilbel)örbe fofort beigetrieben werben, fobalb ein öffent*
Iidje« »Iatt bie $erfon al* flüchtig bejeidjnet Ijatte. C*
Ijatte in $>ölje ber genannten Summe eine fflefdjlagnafyne
beS Vermögen« ftattjufinben. ffienn lefctereS aber nid>t
tyinreidjte, beSjemgen, toa$ ber ftlüc&tige tfinftig burd) <&xb*
re<f)t ju erhoffen f)atte!
3Rit anbem ffiorten, fobalb ber ber ©onffciptton ab*
geneigte #au3fo^n öerfdjwunben mar, befdjlagnaljmte unb
üerfaufte man bie ©ad>en ber ©Itern beäfelben, bis txn
(Erlös üon 500 Iljafern erjielt mar.
hafteten bod) bie ©Item nad) Art. 9 beS ©efefce« wm
5. «uguft 1807 fubfibiär für bie ©elbftrafe be* entwichenen
©oljneä, wenn fie nidjt nadjweifen fonnten, alle in tyrer
3Rad)t befinbtidjen üWittel angewenbet ju Ijaben, um beffen
Cntwei^en ju öerljinbern, ober wenn fte nidjt bartyuen
tonnten, bajj es nid)t üon tljnen abginge, bie Würffe^r be«*
felben ju bewirten.
1)ie ©Item waren eifrig beftrebt, biefen 9?ad>wei$ ju
führen üor allem buref) 3eitimg£inferate. $>* x Änjeigen*
teil ber ßeitungen ift in ben #al)ren 1809 unb 1810 an*
gefüllt mit Äufforberungeu, in benen SSftter tyre ©öljne
bitten, fdjleunigft ju tljrer öeftimmung jurü(fjufel)ren(!),
tyrer *ßflid)t als ©olbat ©enüge ju leijten, ber ©ttmme
be« ©ewiffenä ®t\)'öx ju geben, üor allem aber bie ©Item,
bie mit ©jefution belegt ftnb au« ber Verlegenheit ju be<
freien unb burd) bie {Rücfte^r bem gänjlidjen {Ruin ber
gamilie üorjubeugen. Qfeber reblicfce SWitbürger unb
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181
SlWenfd&enfreunb, bem ber Aufenthalt be« ®ntwi$enen be>
fannt ift, wirb erfud&t, bcnfclbcn an feine *ßfltc&t )u er*
innern unb jur 5ftüdtfel)r ju bewegen ober bem SBater SWadfc
rid)t ju geben. —
©er ÄuSbrutf be£ Unwillen*, ber burdj olle biefe 9n*
jeigen ljinburd> ge$t, bfirfte trofcbem ntdjt ernft gemeint
fein. (Jene Ratten öielmeljr ben einjigen ßwetf, ben SSater
be* ®ntwi$enen t)on ber (Ejefution ju befreien. Severe
mürbe ftrenge unb häufig geübt unb bie ötelerf Schlag*
naljmungen bilbeten balb eine $aupteinna!)inequelle für ben
Staat, ©el)r oft, befonberS bei großer Armut ber 3fa*
milie be$ (Entwichenen trat aud) an bie ©teile ber ©traf*
gelbja^lung gefängliche (Einjieljung ber (Eltern be« Deserteur«
ober Wefrattär*.
#ierju war bie JBeljörbe jebeSmal berechtigt, wenn bie
(Eltern bem ©oljne bei ber (Entweihung beljfilflid) gewefen
waren. Da« na^m man aber tnelfadj oljne weitered an,
unb in mannen Äantonen be$ Srronbiffement« STOünfter
bilbete ftd) bie *ßraji$ fjerau*, fobatb ber GonffriptionS*
Pflichtige nid)t auf jupnben war, oljne weitere* beffen SSater
in ba* näd&ftgelegene (Gefängnis ju fperren. 9Wd>t feiten
!am bann ber ©oljn, ber oft nur auf bem näd&jten #eu«
boben »erftedtt war unb fteHte ftdf), ober bie fjamilic braute
bie ®elbftrafe &on 500 Talent auf um tyren (Ernährer
jurficfjuerljatten. Qn ÜWfinfter würbe Ijauptfäd&lid) ber
JBubbenturm als ©efängni* für bie SJäter ÄonffriptionS-
Pflichtiger benufct.
<Eä Derfte^t fidf> &on felbft, ba§ allen ©eljörben jur
Sßfttd&t gemacht war, auf (Entwid&ene ju faljnben, jebe Ort**
obrigteit \)attt inäbefonbere alle Ofremben anhalten, bie ftdf>
burdf) fonftriptionöpftic^tiged Älter oerbäc&tig matten.
Der freiwiQig jurüdfteljrenbe SRefraftär blieb in ber Kegel
ftraflo«, ben feftgenommenen fdfofifcte oft ein &on 3eit i u
£eit erlaffcner ©eneralparbon, fo berjenige, ben Napoleon
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am £age fetner Serm&^hmg, am 25. SKärg 1810 Der»
fügte.
ÄuS ben ausgehoben JfonffriptionSpflid&tigen, bie fid)
gemetbet Ratten unb beten man tyabljaft gemorben mar,
mürben fogenannte S)epot3 gebilbet. Qn jebem S)epot $atte
ber einjelne eine SWummer, nad) ber ftd) feine (Einberufung
richtete, ffiar biefe erfolgt, fo Ijatte er ftd> fofort jum 8b-
marfd) nad) Düffelborf ju ließen, jum Äbmarfdf) jur grande
armeg, toon ber e$ fetten eine 9tücffe$r in bte #etmat gab.
SSerlufttiften mürben ben Angehörigen ber ©olbaten nWfrt
betannt gegeben.
$afj übrigen« ein fo jufammengebrad)te$ Sfrttt tont
#elbentl|aten verrichtete, bebarf fetner Ausführung. Den
gfranjofen mar bie 2Rinbermertig!eit biefer Gruppen audjj
ntd)t unbetannt. ÜWan oerfud&te Ijtn unb triebet in ber
SBeoötterung ber eroberten *ßro&injen einen triegeriföen
©eift ju ermeden burd> ^eitungSarttfet, bie ftdj mit ben
SBotjügen bet allgemeinen ©eljrpfüdjt befd&äfttgten unb
bie Äonftription populär ju machen fugten. Qfene %h\fr
ffifcrungen mären ttberjeugenb gemefen, menn es ftd> ntdjt
lebigtid) barum geljanbelt tyätte, Kanonenfutter für na-
poleonifdje (SroberungSfriege ju fdjaffen.
9loä} »erjagter mie bie Äonffriptton mar bie franjöftfcfre
ftanbelspolitit.
©d»on burd> (Srtag Dom 21. SWo&ember 1806 fyttte
Napoleon aud) für baS aKünfterlanb ben Iransport eng*
tifdjer obet aus englifdjen #äfen Ijerrttljrenber ©aaten auf
baS fhrengfte verboten. Äße im fflejitt bet franjöftfcfcen
SWad)t befinbtidjen engtifdjen ©aaten unb gabritate foßten
verbrannt merben. Äße Karren, ©agen unb ©<$iffe, bie
in ©tabt unb fianb burd) ffiege», Qoü< ober *ßolijetbeamte
angetroffen mürben, mußten angehalten unb auf engtiföe
ffiaaren unterfudjt merben. ganb man biefe ober au$ nur
fol$e, bie auf englifd&e Meinung tterfanbt maren, fo mürben
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fle befdjlagnaljttit unb auf bcm ftrameramrtjauS verlauft
ber (Erlös aber als ©trafgelb vom „receveur" eingesogen*
Damit aber ntdjt genug, burd)fidberten DouanierS
unb Commissaires ä pied ben flaufleuten unb ©irten bie
Äeller unb äßagajine, um nad) ffiaaren engliföen ttr*
forungS ju fudf>en. SKan nannte biefe flommiffare in
SWttnfter bie Äeöerratten. Qu üjrem (Bureau mußte jebeS
$&<!d)en getragen »erben, baS man vereiden moöte.
(Sbenfo läftig, wie biefe Verfolgung von ©aaren
englifdjen UrfprungS in golge ber Continentalfoerre, mar
ben SWünjtetWnbern baS 5EabatSmonopol, burdj baS «n<
bau, gabrifation unb (Einfuhr von SCabat verboten unb
fein Verlauf auSfdjließlid) bem ©ouvewement vorbehalten
mar. Napoleon foH, mie manche behaupten, felbft einge*
ftanben Ijabe, er Ijabe nid&ts gegen ben ©df)leid)ijanbel, aus
bem fiel) burdj) ^o^e 3°ö^onücnttonöftrafcTi fo viele (Ein*
nahmen ergäben. ©el>r balb blühte im ÜWfinfterlanbe benn
aud) ber Schmuggel. Der faiferlicl} franjöftfdje 9taud>*
tabat mar ju ftinlenb unb ju ungenießbar, als baß man
nid)t alle« baran gefefct Ijätte, ft$ engltfäen ju verfd&affen.
Äudf> mar man an Xljee, Qixdtx unb Kaffee gemannt unb
jeber einjelne empfanb es als fernere JBeläftigung, baß er
biefe ©enußmittel entbehren foHte unb naljm es ber $o*
lijri Übel, baß ftc ftd& mel>r mit ber (Ermittelung englifdjer
ffiaare, als ber von Straftaten befaßte.
fiefetere anlangenb mar baS $auptaugenmert ber
*ßolijeiorgane auf politifdje Vergeben gerietet, «genten
ber geheimen *ßolijei jogen in mancherlei Verfletbungen,
vor allem als $aufierer untrer unb übermalten bie JBe*
völterung. §\n unb miebcr fanben oljne Angabe von
©rünben Verhaftungen ftatt, fo ber Äbtifftn beS ÄlofterS
Ägibii unb mehrerer mfinfterifd&er ©eiftlidjen, bie mod>en*
lang im Subbenturm gefangen gehalten mürben, ©er eine
Leitung tjiett, bie nidfjt aus ftranfreidf) fam, mar als
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184
„conspirateur" toerbädftig. ©oute bod> jeber bic ein»
tyeimifd&en unb franjöftfd&en «ßeitungen * e f cn > M* tc *n€
Politiken 5Wad)rid)ten bringen burften, auger ben Don ber
Dbrigleit üeröffentltdjten SBuHetin* über bie immer fteg*
retdjen ©d)lad)ten ber großen Armee.
3fflr iljre Saaten Ijatte man im SWünfterlanbe wenig
$ntereffe. 9Kan wußte, baß alle nid&t franjöfifdjen Gruppen,
alfo aud) bie großfierjoglid) bergiföen unb föniglid> »ep*
fälif<f)en lebigltd) al$ Kanonenfutter bienten unb oon allen
(Erfolgen wenig ju erhoffen Ratten.
Da« franjöfifd&e SKilitär war aber erft redjt nidjt
populär, feitbem man bie Unfittlidifeit unb mangetnbe
töeligiöfttät biefer fieute erfannt ^atte.
©el)r angeben waren nur bie franjöftfd&en ©enbarmen.
Qfjr ©ert für bie ©idjertyeit auf bem fianbe würbe rttdt*
ftc^töloö anerfannt. ©amtliche mfinfterifdjen SBertdjte aus
bamaliger ,3eit äußern ftd) lobenb über fie.
Sieben ber oorafiglidjen ©tc&erfjeitäpoltjei ber $xan*
jofen barf iljre nidjt minber Ijeroorragenbe ®efunbl>eit$--
poltjei md)t unerwähnt bleiben, ©ie fpelten barauf, baß
überall bie &trd)I)öfe möglidjft nad) außerhalb oerlegt würben.
An oerfdjiebenen Orten würbe baS oon i^nen angefhebt
unb burdjgefefct. ©ie erließen SBeftimmungen über ©d>ufc*
impfung. Äud^ bie Steinigung unb Canalifierung bes
»affuffe« in SWfir.fter würbe oon ber franjöftfäen SBer*
waltung energifd) in Angriff genommen, gfir bie We*
gulierung ber ffimS unb Sippe würben weitläufige unb ein«
geljenbe SSorarbeiten gemad&t.
Auf glußläufe unb ffiege oerwanbte bie franjöftfd^e
Verwaltung überhaupt fäon ber Truppenbewegungen falber
große Sorgfalt. (Sine ber wid&tigften ber in franjöftfd>er
Seit angelegten VerfeljrSftraßen ift bie Ctyauffe äJifinjier
ffiefel.
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3luf i$r rüdten im #erbft 1813 bie granjofen nrieber
ab. 2Wan mar fie grünblid) leib getoorben in üBünfter.
Da« gwangStoeife Qfnuntinicrctt jur freier franjöfifdjer
(Siege, bie$>anfgotte*bienfte mitiäModcngeWut für ©cfctacfcten,
in benen bie Öftrerer gefdjlagen nmren, hörten auf. $reugen
^atte fid) erhoben unb bie SB5Iterfd^IadE»t bei Seipjig feftte
ber #errfd&aft SiapoteonS in ©eutf d>lanb ein ßiel.
Qn SWünfter ntertte man im Qa^re 1813 aunädjft
toenig oon biefen friegerifdben (Ereigniffen, nur bajj gegen
(Enbe Dttober fe$r triet flüchtige granjofen burdtfamen unb
im Anfang be$ SWo&ember* große Abteilungen Don allen
Waffengattungen burdjeinanber. «m 4. SWooember sogen
bie franjdftfäen ©eamten ab, #al3 über Äopf unb mit
ßurücflaffung eine« 5Eeil$ iljrer $abe, benn am Äbenb be*
5. SRobember* 1813 rücfte ein Detacfcement ber rufftfc&en
Jtoantgarbe, ettoa 100 Äofafen ftarf, burcfc ba$ STOaurifc«
t$or in fünfter ein.
Da« mar ba* (Enbe ber franjöftfdjen $errfd>aft im
SKttnfterlanbe.
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VI.
$et ehemalige gteift^atettfiHtet t>. Satyrn»
in fünfter ttnb fein Sttti»,
1817—1830.
Sott
Oberlehrer Dr. Inxbonftu.
ffis ift ein merfrofirbiger ttmftanb, baß brei ber ttolfe*
tütnlid^ften preußiföen #eerfüljrer be$ 19. 3faijr$unbert*
längere Qtxt ju SRttnfter in ©arnifon geftanben unb ge*
tuiff ermaßen $ier ftd» abgelöft $aben. Qfm «uguft 1802
naljm SBlücfcer bie ©tabt SKünfter mit bem öftli^en Seile
be* Stifte« für bie Ärone Preußen in »eftfc unb Derblieb
al* »efe$l«!jaber bafelbft bi* ju bem ttnglfi*8jal>re 1806;
nid&t lange nadj ©ieber^erfteOung ber yreußtfd)en #err*
fd&aft, 1817, erfdjien bann ber gffiljrer ber „ttnlben, »er«
toegenen 3fagb, M Sflfcoto, um breijeljn lange Qfaljre in ber
$auptftabt ber neuen sßro&inj ein frteblid&es ffommanbo
ju führen; öon 1834 bi* 1839 enblidfr »eilte al* fcfoifton**
general in ben SRauern ber alten JBifd&ofäftabt ber na$<
malige „alte ffirangel." ffiflfjrenb nun SBlüd>er unb
©rangel tyäterfcin eine größere gefd&idjtlidje {Rolle gefpielt
Ijaben, tritt als Ärieg*ljerr Sttfcoro entfd)ieben in ben #inter*
grunb; bafür umgiebt aber bie $erfönlid)teit be$ ttertuegenen
greif Bärenführer* t>on anno 1813 ein SWmbu* be* 5Ro*
mantifd>en, ja ein gettriffer poetifdjer §aud), ber feinem
SWamen bei $eer unb SSol! einen fteigenben ©lanj toerlteljen
$at. Qfeme^r jebod) biefer ©lang über Sifcoto* SDjaten in
bem großen ftretyeitsjalfre fid) breitet, befto me$r ift fem
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fpätere«, faß ganj in fKünfter ftd> abttricfelnbe* Seben ba*
Don Derbuntelt feorben; in büjtere ©djatten Derftnft ber
fdjimmernbe lag. ©eljen nrir, tute biefe ©Ratten fid)
neigen. De* 3ufammenljange* loegen mögen bie nötigsten
Daten über Sttfcoto« SBorleben aunftdfjt eine ©teile finben.
fiubmig Äbolf ©ilfcelm greifen Don Süfcoft, geboren
am 18. SWai 1782 ju »erlin, trat 1795 als Runter bei
ben <3tarbe*@renabieren ein unb mürbe 1805 als Seutnant
ju bem Äüraffier»5Regiment Sßr. 7 in JCangermünbe Derfefct.
«u* ber SRieberlage oon «uerftäbt rettete ftdj fiüfcom nadj
Colberg, fd^Iog fld) l)ier an ©cfciH an unb trug auf einem
©treifjuge bei Slaugarb im gebruar 1807 feine erfte fernere
Certtmnbung baDon. Ttit bem Orben pour le märite ge*
fämücft unb als SÄajor auf feinen SBunfd) Derabfdjiebet,
trat er 1809, obgleich nodj am Ärüdftocfe geljenb, in baS
©djitlfäe Corps ein. $n bem @efed)te bei !£obenborf,
5. STOai, eine Ättafe auf ein feinblidje* Sieretf reitenb,
mürbe er jebocf> abermals ferner Dermunbet, moburdj feiner
£eilnaljme an bem unglü<flid>en £uge ein (Enbe gefegt mar.
1811 in bie Armee nrieber aufgenommen, erhielt Sttfcom
beim HuSbruc&e ber gfretyritötriege unterm 18. gebruar
1813 bie fömgltdjc (Erlaubnis jur (Errichtung eines grei*
forp*. «m 27. aWärj 30g baS in SBreÄau raf* gebilbete
ÄorpS Don Wogau am lobten aus nad) Setyjtg, 1400
2Wann ju gfufc, 340 ju *ßferDe, unb Don l>ier aus jtretfte
Süfcom burd) ©ad>fen unb bie Ältmart; er ttmrbe jebod> mit
feiner ÄaDaßerie in ben Äbenbftunben bes 17. 3funi beim
fcorfe flifcen trofc beS ©affenftitlftanbeS Don granjofen
unb SBÜrtembergern unter bem ®eneral SWormann über«
fallen, feine ©djar auSeinanbergefprengt, er felbft Dermunbet.
SWa$ bem ffiteberbeginn bcs Jfrieges marb baS über 3000
SWann ftarte $toxp& ber SWorbarmee unb jmar ber $eereS*
abteilung be« ©eneral« ©aHmoben jugeteilt, beftanb aber
felbftänbig mehrere ©efecfcte, fo bei ©abebufdj am
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26. Suguft, tvo btlanntlid) Sfifcoto* Sbpitant St^cobor
flottier fiel, fonrie an ber ©öljrbe, 16. September, too
fittfcoto felbft ferner oernmnbet nmrbe. ©iebergenefen
rücfte er im £>ejcmber mit jtoei ®d>toabronen an ben 9tyein
unb ging mit nad) 3ftantreid>, too aber eine im @efe$te
mit infurgiertenSJauern, am 16.2Äärj 1814, in ben Srbennen
erhaltene neue 93ertounbung feine Xeilnafpne am Jelbjuge
beenbete. SIS bei ber SWeuformation beS #eere$ au$ ber
Qfnfanterie be* ÄorpS ber ©tamm be$ 25. 3fnfanterie«JRe*
giment«, 1 ) au* ber ffaoaflerie ber be$ 6. Ulanen*tftegiment**)
gebübet roarb, hmrbe OberfHeutnant t>. Sflfcoio ftommanbeur
be£ lefcteren. 1815 befehligte er bann eine SJrtgabe, fodjt
am 15. Qfuni bei ©offelieS, am 16. bei gleuru* unb Sigfflj
unb geriet am Sbenb be$ leiteten ©d&lad&ttageS föroer«
oernmnbet unb unter feinem erföoffenen $ferbe liegenb in
franjöftfdje ®efangenfcftaft. Sber ber gfriebe gab üjm balb
bie tJfreilptt lieber. Kalbern Sttfcoto fein {Regiment in
bie $eimat geführt Ijatte, fam er mit bemfelben nad)
ftönig*berg i. *ßr. in ©arnifon, warb unterm 3. Oftober
1815 8 ) jum Oberften beförbert unb erhielt na$ oorfiber*
geljenbem Sufentyalte in $ofen unterm 8. äßarj 1817 baä
ftommanbo ber 13. £aoaflerie«SBrigabe 4 ) ju 2Rttnfter in
ffieftfalen. — fiüfcoto xoax in ffieftfalen lein ftrember. 2Kit
bem maderen Sßrftfibenten Don SSimfe, 6 ) ber iljn &eranlafjt
Ijatte, jur Vorbereitung eine« SBoKSaufftanbe* ftd> i$m jut
Serfügung ju fteHen, (toal>rfdjetnli(& im ©eptember 1808
ju ©erlin) mar er am 28. Ottober 1808 in JBufd) bei
l ) 8gl- @ta»ifcfo, ©efd&id&t* De« 25. 3uf..9teg., Äobleti^ 1857.
•) »ergl. f&ofyt, ©efdjidjte be* 6. Ulaneu-Keg., »erltn. 1865.
•) Hm 17. 3uli »ar Sü$ow$ Skier geftorben.
4 ) SHefelbc umfafjte baä 4. flüraffier»8ffeg. unb ba« li.^ufarot-Sfceg.
5 ) 2>ie erffc ©efaimtfdjaft mit ö. SMncfe madjte 8ü$ow im 2>qember
1807 au Snpto» a. b. &ega.
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189
$agen, einem Oute be« $errn oon ©tyberg, jtoed« näherer
©efyredjung jufammengetroffen, ebenfo (Enbe Stto&ember
be«felben $al)re« in 9Rarf, einem unfern &on SEedlenburg
gelegenen fflefifctume be« $errn toon ©rüter. 1 ) ©neifenau
Ijatte 1811 für ben gall be« £rieg«au«brucfce« iljn jur
Erregung unb Seitung eine« S3olf«aufftanbe« in ben »or*
mal« preufcifdfcen leilen t)on ffieftfalen (unb Dftfrie«lanb)
bemgemäß beftgniert. *) Dann tarnen btc 3rreil>eit«friege.
83on bem Äronprinjen üon ©d&roeben unterm 21. Dejember
1813 auö $olftein nad) granfreid^ btrigtert, lag fiüfcoro
mit feinen beiben ttlanen*(E«fabron« am 6. Januar 1814
in SWünfter, wo t>or iljm, im SWoöember 1813, fdjon ©filoto
eingesogen toax, am 7. in $amm, am 8. in Äamen, am
9. in #agen, am 12. in ©d>toelm, Ä ) überall benmnbert
bur$ ben Wu^m feine« Flamen«. SWadj bem 3frteben«f$luffe
lag ba« ßorj)« in Quartieren gerftreut bei «nljolt, SBocfcolt unb
SRee«, al« auf einem Stoße im ©d&loffe be« dürften Salm
ju «nljolt, am 19. 3Rärj 1815, Sfifcoto bie SRadjridjt Don
SRapoleon« Wücfteljr au& (Elba erreichte: eine ©cene, meldte
^agnrifc bramatifd) betreibt. 4 ) — ©enau jtoei Qfaljre foüter
alfo erfd&ten ber gefeierte gfreifcfyarenfüljrer, bamal« nod>
nid)t 35 Qafjre alt, als fflrigabefommanbeur roieber auf
toejtfälifdjer @rbe, in SWfinfter. Unter ben Dffijieren feine«
greiforp«, roelcfye«, nebenbei gefagt, bi« <Snbe 1813 aud)
8 ©efonbe*£eutnant« fonrie einen öataiflottfd&irurgu« au«
ffieftfalen jaulte, 5 ) Ijatte ftd> <*l« SRittmeifter unb ftityrer
ber 1. Ulanen»(E«tabron ber ©raf Quliu« Don ©alen be*
funben; im ©efec&te an ber ©öljrbe, 16. ©eptember 1813,
l ) ö. 3agu>ifc, ®efdfj. M Süfcowfdjen Sreiforp«, Knl. VII, <S. 297.
«) ßbenb. 299.
•) <£benb. 219; *gl. 2Rarf$routenfarte, *nl.
4 ) 6. 257.
*) Gbenb. 3lnl. I.
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eine Httafe auf ein feinbtid>eS Äarree reitenb, tvax berfelbe
tot auf bem *ßlafce geblieben. 1 ) Die ffamerabfdjaft mit
bem ©efaflenen braute Süfcoto oermutlid) in ein freunbli$e£
Berljftltni* ju ber grftflid&en gamilie in SKfinfter, unb er
bejog bei feiner Änfunft ben Heinen ©alenfd&en #of auf
ber grauenftraße 9tr. 231 (jefct SWr. 30). ©eine #exfön*
licfcteit trat in SWfinfter al*balb Ijeroor. Bon groger 2eb*
fcaftigfeit be* ©eifte«, bie ftdj felbft bi* jur Seibenfd>aftlic&feit
)u fteigern Dermodjte, barg Sflfcoto in feinem ffiefen eine
Xreu^erjigteit unb Sieberfeit, bie i$m allgemeine ©tjm*
patzte toerföaffte. ©eine äußere <Srf$einung tvax eine un*
gemein anjietyenbe. (Sr xoax oon unterfefcter ©eftalt, mit
bidfjtem blonben $aar unb Monbem ©djnurbart, unb bie
großen unb lebhaften blauen Äugen gaben feinem Ausfegen
etwa* CertrauenertoecIenbeS. 2 ) Safyxtity ffiunben, bie rote
Qtyrenmale feinen Äörper bebe<ften, aber audf> in ber ©e*
toegung tjinberten, Ratten ben jungen Dfpjier ju einem
e^rtoürbigen QfnoaKben gemacht: bei «uerftäbt (14. Oft
1806) Ijatte er einen ©d>uß burefc bie #anb erhalten, beim
Überfalle oon ©targarb (15. gebr. 1807) burdfr baö linle
ftußgelenf, bei fcobenborf (5. 3Rai 1809) in bie «ruft, an
ber ®ö$rbe £16- ©ept. 1813) burd> ben Dberfd&enW, ht
ben »rbennen (16. JKArj 1814) burdf> bie linfe #anb; bei
Signty enblidj (16. Qfuni 1815) eine «ttafe reitenb, toar er
mit bem $ferbe geftfirjt unb ijatte eine fernere Quetfdjung
ber Knien Äniefdjeibe baoongetragen, an ber er jeitleben*
fcinfte. „ffienn er ging," fdjreibt ein Seitgenoffe, 8 ) „fo
war er burd) feine jafjlreidjen ffiunbcn tyalb ftnoattbe, ftieg
er ju $ferbe, fo beburfte er ihrethalben einiger #ilfe, aber
faß er einmal im ©attel, fo toax er ba« SWufter eine«
Gbenb. 168; Biogrartifdje« KnL VII, 290.
•) «enb. 300.
^ $rinri<$ $rö$Ie in ber $ü>grap$ie 3a$n*.
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191
ftufarenoffiater«, ein {Ritter oljne gfurdjt unb Stabel."
$al)lreid)e Ijolje in« unb auSlänbifcfce Orben bebedten bie
©ruft be$ tapferen unb gefeierten SWanneS, beffen jeitge*
f#tc$ttid>e $erf3nlid)teit mit ber edfct folbatiföen ftigur
unb bem entfd&toffenen ©tide für ©ürger wie SWilitär in
SKÜnfter natürlich eine l)odj)uttereffante mar.
9Wd&t minber anjieljenb mar in ifjrer ©eife bie ffir*
Meinung feiner ©emaljlin (Elifa geb. ©räfin Don Hljlefelbt.
Clifa Daöibia üBargaretlje ©rftftn Don Äljfefelbt'ßaurwtg 1 )
war geboren ju ©djlofe fcrantjör auf Sangelanb am 17.
SWo&ember 1790. 8Ü* einjige* Äinb iljrer (Eltern genoß
fie eine forgfame SluSbilbung, entbehrte aber bei ber 23er<
fdjwenbungsfucfct bes SSater* unb ben gertuflrfniffen in
i^rer gamilie einer beglfidten Äinb^eit unb Qugenb. (Ein
ftart romantifdjer Qnq fennjeic&nete tyr ffiefen; fle war
tton einer leibenföaftlidjen ©egeiflerungSfäljigfeit unb liegte
t)or aflem eine glüljenbe Neigung jur Sßoefte, bie freiließ
mcljr in finniger (Jntyfänglid&feit unb Eingebung ftdj Äußerte
als in fritifd&er ©djärfe beS Urteil«. S5on tyrer au«
#olftein gebürtigen ÜWutter (fiuife ffi^arlotte geb. Don $e*
bemann) in gut beutfdjer Oeftnnung ergogen, warb (Hifa
Don ber Seit ber (Emiebrigung ©eutfdfjlanbs burd) Napoleon
mftd&tig ergriffen. Da machte fte bei einem ©abeaufenttyatte
in SWennborf bie ©etanntfdfjaft be$ bamate fedfjsunbjwanjig*
jährigen SRittmeiflerÄ »bolf Don Süfcow, in welkem flc bie
gtü^enbe ©egeifterung für bie ©ad&e beS ©aterlanbe* wieber«
fanb, bie fie felbft erfüllte, unb fo würbe fte, md>t oljne
l ) Über bie merfumrbige grau beftyen wir ein fd|afcbare$, atterbing*
mit »orftd&t ju benufcenbe* Seben3büb au« ber geber ber 3Gic|te 8arn-
$agen* Don <£nfe, ßubmitta flffing (©räfut GHfa Don Sflfjlefelbt, eine Bio-
graphie. SRadj Briefen öon 3mmermann, 9R5ü*er unb Henriette $aaI$o».
Berlin, 3fr. Wunder, 1857), weidet ber ©räftn jugleid) auf bafl innigfte
befreunbet war. Sgl. baju ®. $u fßutlifc in ber Httg. beutfd&en 33io-
grap^ie, Bb. I. ®. 160 f.
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große ©djwierigleiten oon feiten tyre* Bater*, im ÜWflrj
1810 feine ©attin. OTidjt lange, ba famen bie greüjeii*«
friege. Hn Süfcow* (Entfd^Iuffe jur ©Übung eine* 3rrei*
forp* ebenfo tote an bctn Quft anbelommen be*fetben fcatte
bie begeiferte JJrau einen entfäiebenen Anteil. $n einer
ärmlichen SMerfdjenfe ju JBre*lau empfing unb warb (Elifa
an fiüfcow* Statt bie freiwilligen, unb ber mutige ßauber
itjrer uom ©lanje feurigfter Begeiferung _ umfloffenen $er*
fönlicfcfeit erljob jene SEage ü>re* geben* ju einer wunber»
famen Dichtung. S^eobor flörner blicJte mit jugenbli$er
Verehrung ju ber tyattrftftigen grau empor, ber eble Sfriefen
flaute in Hjr ba* Urbilb weiblichen «bei*, unb Qmmermann
ber in ben fiflfcowern bie „^oefte be* $eere* M feierte, 1 )
^at in feinen „(Epigonen" bem fcelbenmfltigen ©irten ffilifa*
eht pr&$tige* JDentmal gefegt. 3 ) ©ie blieb auf ben 3&8* n
in ber 9VM)t ber tämpfenben ©$ar, pflegte im gelbe iljren
an ber ®öf>rbe ferner oerwunbeten ©ema^l unb burdjlebte
teilnefcmenb bie fpannenben ©edjfet ber f$i(ffal*retdKn
Sage. 9ta$bem ber große Sölferfrtcg beenbet, ließ au$
bie Spanntraft be* ©eibe* nad), unb bie in außerorbent*
lieber Qtit bie ©renjen iljre* Berufe* Übertritten, trat
nun jurüdt in bie fttfle SBelt ü>re* finberlofen $aufe* unb
frieblidjer ©efeßigfeit ®o ersten fie an ber ©eite iljre*
©ema^l* im $uli 1817 in 2ttünfter.
(Ein Porträt au* jener 3eit, weldje* Submtfla «ffing
reprobujiert, jeigt bie bamal* 26 jährige Freifrau al* eine
oorne^me unb elegante, auffallenb gefleibete <&rf$einung,
beren Profil an Annette Don Drofte erinnert. Auf ber
l^oljen, oon einem reiben Socfenfranje umrahmten ©tim
lag etwa* Berfd>wiegene*, unb um ben üttunb fpielte ein
*) «gl. feine begeifterte Säuberung (ei o. SagiDifr, 6. 19.
*) ©ie erföeint in bem Spontane unter bem Hamen Soljairaa mtb
al« Geliebte griefen« (ber i&r eng befreunbet mar).
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m
entfäloffener gug. @leid)tt>ofjl lägt bic garte ©eftalt ber
trftumerifd) blidenben SRorblanbatodjter nic^t bie betoegte
unb gletdrfam gefd&id&tlidje Wolle erfennen, toett&e fie anno
13 gefpielt fjatte. Sin auf bem ©iegeäfetbe Don ffiatcvloo
aufgegriffener groger ©unb oon feltener ©c^ön^ctt, ben bie
Sft&oroer — auger gioei ©töfern unb $anbfd&uljen Sfca*
poleonS — ber ©attin i&reS gfityrerS jutn ©eföente ge*
mad&t, tt)ar au$ in üBflnfter il>r fteter, treuer {Begleiter.
SBerfefcen toir uns nun in Sfi&ott* mflnfterfdje 3 e ^/
fo mag bewerft toerben, bag bie erfl toenfge Qaljre unter
preugifäer #errfdbaft fteljenbe ©tabt bamal«, 1818, einfd&l.
ber awilitärbet)51ferung nur 15150, se$n ftafyre fpäter
18560 (Sintoo^ner fyattt; bie ©arnifon jätylte 1828 im
gangen 2440 Wann. 1 ) Salb nad) £ü|ow* Hnfunft weilte,
t)om 20. bis 24. «uguft 1817,ber tfronprinj g-rfebridj ©ityelm
in SWfinfter, fobann, oom 13. bi$ 15. ©ept. be3f. Qaforea, ber
Äönig ftriebridj SBilljelm III, in beffen Segleitung ttrieberum
ber Äronprtnj mar, unb ÜWitte ftuni 1819 Sprinj ©illjelm,
ber nachmalige ftaifer. *lud) oom iO. bis 12. Quli 1821
befudjte ber fiönig roteberum bie ©tobt. 2 )
An ber ©pifc: beS 7. Slnneeforps ftanb bamal« ein
in ber fiiteratur ber napoleonifdjen Stiege trief genannter 8 )
SKann. Qfo^ann Äbolf gfretyerr öon Stljielmann (geb. ju
Bresben 27. April 1765) war, nad)bem er als fädjftfdjer
©eneral ben ftrfbjug SWapoleonS nad> SRuglanb 1812 mit*
gemad&t, 1813 aber als ftommanbant oon SEorgau üergebltdj
oerfud&t $atte, feine Dffljiere für bie @ad)e ber SBerbfinbeten
l ) Ba$lmann, 2)er S&egternnßlbeairf SJtönfter, 1898, <S. 83, 88.
1890 aöf)ite bie ©arnifon 8327 3Kann.
•) ©afclmann, ©. 34.
•) Sgl ben giemlid) auSfüljrHdjen Sebenflabrifc fotoie bie Sfteratur
über ©eneral $$ielmann (oon §. d. $eterfborff) in ber Ältgem. beutfdjen
Eiogr. »b. XXX VII, 1894, 6. 755—58. Edelmann, S. 118.
LVIII. 1. 13
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}u gewinnen, im April 1815 als ©eneraDeutnant in preufctfdje
©ienfte getreten unb Ijatte mit bem britten KrmeetorpS
entfc&eibenb bei ©aore gefodjten. 1816 warb er in SRünßer
tomntanbierenber ©eneral. Seit bem getbjugc nad) {Rufc*
lanb träntelnb, babei Don ausgeprägter Qnbiöibualttat, l>atte
S^ielmann wenig ©ertel>r, unb Sfifcow felbjt ift bem in
jurücfljaltenben formen fidj bewegenben Wann, ber übrigens
eine reiche fd)önwiffenfd>aftlid>e SMlbung befaßt in JWÜnftcr
nic&t näljer getreten. Um fo näf>er aber feinem DünftonS*
fommanbeur Don Sud.
$anS Styilipp Kuguft Don Sud, 1 ) ber militärtföe
Crjieljer beS Äronprinjen ^riebric^ ©tl^clrn (geb. 1775
ju 2Rfindjeberg, geft. 1859 )u $otSbam), erfreute ftd> beS
l>fld)ften UnfeljenS in ber tönigltdjen Familie unb ber
bantbaren SSere^rung beS nachmaligen ftdnigS, ber fidj
felbft als feinen £elemadj ju bejeic&nen pflegte. ©$on
im gfelbjuge Don 1815 Ijatte er als Dberft unter ©eneral
Don Edelmann gefönten unb bie 11. SBrigabc befehligt;
bei ßigntj ftanb er jugletdfo mit Don Sfifcow im gfeuer ber
©djladjt. Q;n fünfter fanben fte ftd) wieber. Sud mar
bereits jum ©eneral aufgeftiegen unb ftanb Diele Qfaljre
f)inburd>, bis 1834, an ber ©pifce ber 13. ©iDifton; wie
bie Sßerfönlidtfeit beS populären ßflfcow, fo trug aud) er
burd> bie SWadjt feiner SRobleffe wefentltdd baju bei, bem
preußifdjen ©taatswefen ©ijmpatljieen in ber neugewonnenen
$roDinj ju erobern. JBeibe SKänner ftonben, obgleich Cor*
gefegter unb Untergebener, in einem fjerjlid&en ©er^ältniffe,
unb bie SebenSaufäeid&nungen beS ®enerals Don Sud 2 ) ge*
währen uns Don jenen gemeinfamen mfinfterfdjen Zagen
ein burc&auS freunblic&eS JBilb.
*) Sebenabaten in ber ttttgem. beutfd&en $iogr., S3b. XIX, 1884,
6. 355.
*) Auf @runb Jener Slufeetdjnungen ifi ba$ intereffanie 8eben«bÜb
entfianben, weldjeä Generalmajor oon kxofäh im $reu|tfdjen 3a$rbu$e,
^erauögegeben oon Shmfel, 3a$rg. 1863, über Sud entwirft
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©efentlid> in ben Wammen biefe* Silbe« gehört ein
2ßann, ber, obgleich ganj im bürgerlichen Seben fte^enb,
bod> in ben fpljen militärifc^en Streifen fünfter« mit
Vorliebe Dertetjrte unb in befonber« natje Sejie^ung
ju Süfcoto trat. 5Da* ift ber befannte unb Derbiente
©djulmann 3friebridj ffoljlraufd), bamafe ffonfl-
ftorialrat unb Seiter be« leeren Unterrid)t«»efen$ ber
^Srouinj ©eftfalen. (geboren am 15. SRo&ember 1780
}u £anbolf$f>aufen bei ©öttingen afe ©oljn eine« ?ßrebiger*
Kaufes, Ijatte Äoljlraufd) nad& einer jiemlidj betoegten 3fugenb,
oljne überhaupt eine Prüfung abgelegt ju Ijaben, no$ in
ben legten Sagen bergif^*franjöftfc^er #errfdjaft tint
Stellung als fieljrer an bem Stjceum in Süffeiborf ge»
funben, in ber er au$ nad) 1813 noc^ oerblieb. 2)urdj
ben SRinifter t>on ©d)u<fmann in ben fjöfjeren JBerroaltungS*
bienft Ijerübergejogen, tarn er 1818 als ©djulrat in ba*
ßonftftorium ju 2Wfinfter, in toeldje« jtoei Qfatyre bor i^m
audb Doerberg berufen mar. Äotylraufd), ber afe jtoeiunb»
ac&tjigjälpriger @rei$ feine £eben$erinnerungen x ) fc&rieb —
er ftarb erft am 30. Januar 1867 afe ©eneralbireftor ber
©djulen be« bormaligen Äönigreidj« #annober 2 ) — erföeint
in biefer Äufjeidjnung, beiläufig gejagt einer ber beften
ttutobiograpfcieen neuerer Qtit, afe ein burc&au« ebler,
oornetymer (Jljarafter, afe edjter Patriot unb afe Wann
oon Harem Urteil unb »armem #erjen, oott JBegeifterung
für alled ©ute unb ©rofce, ba£ auf feinem auffteigenben
SebenSroege if)m oor bie Äugen getreten. Skmertenätoert
toax feine, tote er felbft fid^ auSbrücft, „oon Qfugenb auf
genährte unD burd) bie Sßeriobe ber greiljeitäfriege fo $0$
gehobene Steigung für militftrifdje SWftnner unb Sreigniffe. 148 )
s ) (Erinnerungen aul meinem Beben, 4>annoner 1868 » »t* Bilbnil»
f ) Sehte ©erfe bei 3to&mann, »ünfkerianMf^e 6$riftfteller, II,
6. 124.
s ) (Erinnerungen 6. 206.
13*
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©o tarn e* betin, ba$ ber geiftooDe flÄann befonber* ju
bem tommanbierenben öeneral, bem ®eneralftab«dKf
Dberjt Don ©oljogen, beffen SWadjfolger Dberft ©etafm*fy
u. a. in eine nähere SBerbinbung trat, meldje Don einer
aOm0$entli$en jmariglofen ^ufammentunft in einem um
genannten ßofale ber ©tabt unterhalten unb geförbert
toutbe. «n berfelben beteiligte jtd> aud) ber feit 1815 in
Sftfinfter mlrfenbe, befannte unb jobiale Oberprttftbent t>on
Bincfe (f 1844), beffen ©efanntfc&aft Süfcom jefct er*
neuerte.
3m #al>re 1820 trat ein ©edjfel in ber gfü^rung be*
«rmeeforp« ein, inbem (unterm 3. fcprü) gretyerr Don
JEtyelmann an bie <&p\1jt be* 8. «rmeetorp* nad) Jtoblertj
berufen mürbe, 1 ) unb an feine ©teile ber (eiterige §tom*
manbant Don ÜRagbeburg, $>emrid> fflil&elm Don #orn, 2 )
trat. $orn mar Don ben gfreiljettstriegen Ijer, in benen
er ftd) namentlich beim Olbübergange Don {Bartenburg au$*
geseidjnet Ijatte, 8 ) einer ber Doltttümlic^ften ©enerale ber
preu&ifdjen Armee. 4 ) Sei ben ©olbaten führte ber bamalö
no$ ni$t fedjjigjäljrige SKann (geb. 1762) ben gemütlichen
^Beinamen be* „alten #errn. M ffiie in SKagbeburg, fo
errang ft$ $orn au$ in SWünfter eine fo allgemeine 5Be*
') ©eftorben bafelbfi am 10. Ott. 1824.
») Sgl. über i|n 9loser »efroiog VII, 729, ÄBgem. betttfdfre »iogr.
XID, 140.
*) $Ü6 feine 8rigabe nad) bem ©iege oor gort befüierte, nafcm biefer
bie $opfbebe(fung ab unb »erharrte wäfjrenb be$ ©orbeimarfdjeä entblößten
Raupte«; 2>roöfen, Dorf, 8b. 4, Pap. 2.
4 ) 2Bie ber ©eneral in ©Iü^er« SBeife e* nerftanb, bie £erjen feiner
wcftfäHfäen Gruppen ju gewinnen, baoon ergäjlt £*&l*jiuf<| (©. 208).
„Söenn bie Sanbae^r," berichtet er, „ii)xt oierwö^igen Übungen beeubet
^otte unb entlaffen würbe, bann ritt $orn nor bie grront unb rief ben
Sanbwefhrm&nnern fein 8ebewo|l gu mit ben Porten: 9hm geljt nadj
£aufe, IiÄe Beute, unb grüßet mir eure grauen unb Äinbcr! Unb ein
taufenbftimmigee £urralj antwortete ifyn."
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197
liebtljett, ba§ ftrau öon ßfifcoto fd&erjweife t>on einer Sieb«
fibaft ber iWännerwtlt ju i^tn rebete. 1 )
STCadj allem fd^eint Sfifcow* SSerijftltni« ju bem einfach
geraben 2Wann, beffen ffiefen bem femigen burdfauS cnt*
ft>rad&, burd&meg ein angenehme* getoefen ju fein. — JBe*
fonber« freunblidj aber ftanb er ju bem genannten SJon*
flftortalratc Äoljlraufdd. S)iefer, ein feiner JBeobadjter &on
«ßerfonen unb (Dingen, fanb fo in ßfifcow, wie er felbft
fagt, einen „Siebermann im redjten Sinne be$ ©otted, ,lf )
einen „offenen, männtidjen (Eljarafter," „jutrauUd), wenn
er einmal fein »ertrauen gefdjenft fyrtte, 418 ) unb ber felber
macfere, öertrauenärofirbige 2Wann genojj ba8 tn>fle 93er*
trauen be« wacferen Dfftjier*. Oft unb gern erjagte iljm
Sflfcow in freunblidjen ©tunben Don feinen (Srlebniffen in
ber großen ftriegSjeit, beren (Seiftet ftd>tlid) nod) feine
ganje ©eele erfüllten. Die Erinnerung tum fto§lraufdj
haftete fpatertjtn namentlich an beffen lebhafter ©dfifbetwtg
oon ber großen fcreußifäen ffiaöaflerie«Httate auf bie fran«
jBftfdjen Farben am 9benbe oon Signt), wo betatnttftdj
SJfifcow ftürjte unb, fdjwer ttemmnbet unb gefangen, sor
Napoleon geführt mürbe. 4 ) ©ie bei folgen ffirjäljlwigen
be* alten »eiterfüljrers Kuge geblifet Ijaben maq L SWe
fjetfct e* bodj bei @d>iDer?
l ) Äjflug, 6. 217. — «ergl. ben »armen 9kfroIog im »Seftfal
3Rer!ur," 9tr. 177 pom 5. 9*oü. 1829, baju bie S)antfagung ber EBttwe,
geb. Don SBIanfenftein, ebenb.
») Siogr. 6. 208.
*) Gbenb. 212.
*) 8U0 Sftapoletm iljn unter ben (Befangenen auf bem äird&ljaff mm
Signa erblidte, rief er triumpljierenb auö: w Ah, voici le chef des bri-
gands!" 2)odj befjanbelte er iljn mit Hd&tung unb Kefj bnrd) einen $er»
beigerufenen #rjt feine Äniewunbe forgfältig öerbinben. — auf bem
SäuäpoTte nad) $nri$ erlangte £üfeo» but$ bie na<$ ber ®d)fadjt bei
SBateripo oorbringenben preu^ifd^en Sappen feine 8frd|eit »ieber.
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198
„ffiofcfouf, Äomeraben, auf« $ferb, auf« <ßferb,
$n« 3rclb, in bie ftreiljeit gcjogen!
3fm Jelbc ba ift ber Wann nodj n>a« toert,
Da tüirb ba« #erj nod) getoogen,
Da tritt fein anberer für tyn ein,
Auf ftd) f eiber fteljt er ba ganj allein!"
JRun aber mar e« anber«, unb bie ®eban!en be«
©aUenjteinfdjen Äüraffier« gitterten audj in ber ©eele be«
tfcatenluftigen Sßanne«.
„Denn ber Sßenfd) toerfümmert im griebe,
SDlü&ige 8?ul> ifl ba« ©rab be« ÜÄutlj« . . ."
©e$r treffenb djarafterifiert Äoljlraufdj fiüfcotü« ftd&tlid)
l>ert>ortretenbe Unjufriebenljeit mit bem ruhigen, ttyatenlofen
fieben in 2ßünjter. „Die ganje SWatur Süfcow«, 1 ' fagt er, 1 )
„fcar nidjt für ben grieben«bienft gemalt. ®r geftanb
mir, baf* er am Iiebften ©olbat getoefen fei, al« er nur
eine ©c&nmbron gu befehligen Ijatte. Da fyxbe er ba« per«
fdnltdje ffioljl jebe« feiner ©olbaten im Äuge gehabt; e«
waren bie 2Renfd&en, bie fein ftntereffe in ttnfprudd ge*
nommen. (Einigermaßen fei bie« au$ nod) ber ftatt ge*
ttefen, al« er ein {Regiment gehabt f>abe, bod) fei bie Qaty
fd>on )u groß getoefen, um re$t menfdjlid) auf ben einseinen
eimoirfen ju tonnen, ©eit er aber Srigabefommanbeur
fei, Ijabe er Ijauptfädjtid) mit {Rapporten unb JBefdjeiben
auf bem Rapiere ju tljun, 2 ) unb ba« befriebige iljn nidjt.
3fm Jfriege, mit feinem JJreiforp«, fei c« eine anbere ©ad>e
gemefen; obgleich aud> ba bie größere Qa\)l ben einjelnen
metp au« ben Äugen gerüdt Ijabe, fo l>abe bod) ber Drang
ber Sreigniffe unb bie Kufforberung jur Xtyat ben Seift
in fteter Spannung erhalten." Äud& SubmiDa Äffing be*
l ) »togr. @. 209.
■) Sgl. aufy feine ©efatmhnadjungen im 3Jtönfterf<$en SntelKgeity«
blatte, 3afrg. 1817 ff. r betr. $ferbet>ertöufe x.
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rüljrt triefen $unft. fiüfcow, bezeugt fte, 1 ) bem nadf> bem
bewegten #rieg$leben ber teere ftriebenSbienft gar nid&t be*
l>agte, fucfcte ftd) burcfc feine fieibenfdjaft für ?ßferbe in
feiner freien ^eit mögtidjft ju jerftreuen; er f d&affte ftd&
beren triele an, bie ber ©egenftanb feiner ftänbigcn JBeob*
adf)tung unb Pflege waren. $n militanten Streifen fei,
ljet§t e* »eher, bie Unterhaltung über ?ßferbe fym ber
Iiebfte ®eft>räd)8ftoff gewefen. 3JMt feiner ©attin, bie eine
au3gejeid>nete Leiterin war, pflegte er oft unb gern weite
©pajierritte ju unternehmen, 2 ) bie feinen ©eift ablenften
unb feine Sfteröen fpannten. Qu weld) abenteuerlichem
Sßlane feine 3rrieben«unluft tyn fpäterljin trieb, werben wir
no$ feljen.
©eine ©attin felbft füllte p* in 3Bünfter anfänglich
feljr fremb, benn bie t>erl)ältni3mä{jig Meine ©tabt mit i^ren
engen SSer^Sltniffen fagte iljr wenig ju. Der eigentliche
©runb tyre£ Unbehagen* aber lag, wie e3 unfere Quellen
offen auSfpredjcn, tiefer: ifjrem feinen, tyoc&gebilbeten unb
nad) Anregung oerlangenben ©eifte fehlte es im Serielle
mit bem geiftig fc&lidjten unb intereffelofcn ©atten je
länger je me^r an Sefriebigung. $n ben begeifterten
Jhriegöja^ren, wo tyr ganje$ SBefen in werftfcätiger Siebe
jum SSaterlanbe ftd) erfd&öpfte, war e« iljr gewijfermaßen
nidjt möglich gewefen, an ftd) felbft, an iljr perfönlid&e«
@efd)idt gu benlen: nun aber, in ber geiftigen ©nfeljr ber
münfterfd^en 3fal>re, trat ber Äbftanb jwifdjen Ujr unb
fiüfcow immer fd&ärfer tyerüor. ,,^ rc ©eiterfeit," bertd&tet
fiubmilla Äffing, 3 ) „oerwanbelte fi$ in we$mütigettf<8äi$t;
jie fudfjte, wie e« i^re «rt war, (Erfafc in ber 'tfattt"tutb
bei ü>ren ©intern, aber il>r $erj feinte fid^ üergeblid& nad&
einem ©lüde, ba$ fte einft geträumt unb iaf tyr nid)t be*
fdfjieben ju fein fdjien." Die Sefd^äftigUtt^en; mit rein
') 6. 58. - ») Cfcnb. - ») @. 8^ ,,..,.;„ .,., „,, Mt);i: , :ll: >
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aoo
militArifdjen Dingen, bie ben SRann jerfhreuten, tomtte
bie grau nid>t teilen; tyren ®enufe an ber frönen Siteratur
teilte toieberum er ni$t in bem ®robe unb mit bera gri-
ffigen ©erftänbni«, welche* in fo ljo$em üttafee üjr eigen
toaxt fo brfldt Äotflraufdj *) ficfc <wi$, ber aber jugleid> an«
beutet baß bie Äinberlofigfett ber ©je ba* ticffke Übel
berfelben gewefen fei. "Die fd>öngeijHgen Steigungen ber
$rau t)on gflfco» fotoie ber Sauber ^ rer anmutigen ©e«
fefligfeit fammelten in bem SJfifcowfdjcn #aufe übrigen*
feljr balb einen intimen, jmanglofen ftrei*. „<E$ beftanben, 14
|ef§t e« barü&er in bem ©riefe einer gfreunbin (Hifa*,*)
„Sbenbcirtel bei i$r, an benen fte und biel, roenn t$ nidjt
fagen mifl faft immer Zeil nehmen Heg. ©8 mürbe barm
uorgtlefen, aud) mit verteilten Wollen, toie namentlich
„laffo," ju bem fte aud) und meiere juteilte. Dabei waren
Henriette «ßaatyoto, bann eine würbige alte geiftreidje Dame,
grau Don Äad&en, ber alte ftonftftorialrat SWöfler, jtoei
Offiziere, Äeutnant #offmann unb Leutnant JRöljrbanfc,
unb no$ einige anbere, 8 ) nrie überhaupt biefer Cirfel tein
ftreng abgefdjloffener mar, unb fiüfcoro fomie no<& mehrere
ganj heterogene (Elemente 2^ee mit babei tränten, roorauf
fle in abgefonberter Unterhaltung auf abgerufen *ßlftfcen
ben Äbenb auf itpe SBeife »erlebten, ©ie (grau t>on
flü&oro) tiwr bie Seele ber Meinen SSerfammlung, unb townn
ttrir un# ft>ät ton tyr trennten, unb bei Sternenhimmel
unb SOTonbenföein ber Neine ©djwarm ^eimjog, fo toar
e* immer nad? in Segeifterung unb im SftadjfyxU ber frönen
Stauben, bie ttrir bei itjr jugebrad&t. Dad mar eine liebe,
unotrge£li4e äeit! 11 ffieldjen iiterarifdjen Wefoeft t^xau
*) ©. 211. .
f ) S3ci «fftnp,, 6. 67.
*) Unter biefen anberen Befanben flcf) ber äonftftorialrat £o$lraufd>
nnb grau, eine grau Ubde oon SC mit tyrem ©arten fowie ein fjranleiii
©ityelmine Don ©. (Galen?),
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301
Don ßüfcom übrigen« in SRünfter befaß/ befunbet ein totnifd|er
JBorfaD. «I« nftmlid) im SRftrj 1819 ber beruhigte flofcebue
Don beut ©tubeuten ©anb in SWann^etm ermorbet mar,
erfäjitn eine* lagt« ein ganger $ug *w>n SRünfteranern
im ßüfcomföen #aufe, .um ber gefeierten grau, bie an
aßen Diätem ein fo lebhafte« Qntereffe Ijatte, ü>re XtiU
nannte au« fttlaft biefe* öreigniffe* auöjubräden. $ie
bieberen JDemonftranten Ratten jlofcebue eben für einen
großert ©i#ter gehalten.
Ä>en erften *ßlafc unter ben ©ajtfreunben be£ #aufes
behauptete Don Anfang an ein 2Rann, ber feiten unb feit*
fam jugleidj, e$ Derbient, an biefer ©teile eine nähere <8r*
hrftynung ju finben. ü)a« mar ber aud> in gürftenbergS
fieben eingreifenbe ßonftftortaltat Änton XBilljelm ÜRöfler.
(geboten am 24. Kuguft 1762 )u Stppftabt, Ijatte er feätpenb
ber $remb|errfd)aft SWünftet »erlaffen, all flonflftorialrat
in Ä8nig*berg, fobantt als $rofeffor in SUrealau gemirft
unb mar nad> ber fflieber^erfteKung ber preußifdfren #err*
föafi in feine frühere ©teDung nacfc fünfter aurüdtgefe&rt.
gr mar ber O^rim be* befannten ^riebric^ ^rummad^r.
SWöfler mar ein geiftootter, Don Diclfeitigen ibealen ftn*
tereffen erfüllter SWann. QNn eifriger Anhänger ber San*
tifdjen Sßfcilofoptyie, ein großer JBereljrer be« tlafftfd&en
Wtertuml, befaß er jugletd) reiche Äenntniffe auf bem ®e*
biete ber beutföen Siteratur unb ging mit ßeb^aftigteit
in alle neuen (Erfdfceinungen berfelben ein. Sud) förift*
fNHerifö mar er mclfadj t^fitig. 1 ) ©efeüfd&aftlid) mar er
ein ungemein anregenbe* Clement, babei Don einer eblen
#erjen*bilbung unb Iei$t fUfc auftyuenber <£ntj>fwbung.
Äo$Irauf$ unb Äubmiöa Äfftog miffen ni(^t ©orte genug
SU finben, um ben ebten SWann gu feiern. SSon befonbertm
«Bette aber iß bie (tyaratttriftif,. bie ber „SBeftfälifdje
*) ©o*b fei Sajjdum*, 9<U}ri#<» jc, SRnttftor 1866, «. 216.
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SRerfur" 1846 t>on iljm entwarf: „Bon Cljarafter," Ijetßt e*
Ijier, „mar SDWtter ein echter beutfcfcer Sßann, unb wie ge*
biegen audj fein ®eift, fo mar bo$ au$ fein ©emflt nic^t
minber tief unb gart. (Seine Äußere ffirfdjeinung mar
fiattlidj, freunblid) unb eljrwfirbig. Seine $ol>e, gewölbte
©tirn oerriet fofort ben Genfer, feine Sippen umfdjwebten
Anmut unb ^eitertet t; feine gange *ßerfönli(fcfeit war liebend
wfirbig unb Ijerggewimtenb unb gewährte ben Cinbrucf eine«
im Dienfte ber ftbeen ergrauten 8e$rer$. ßeigte er fdjon
ein rein menfdjfidje« Stadtteilen unb eine au» beut $erjen
tommenbe 3freunblid)!eit gegen jebermann, fo mar üt£be*
fonbere feine 3freunbfd>aft it)m felbft ein ©eelenbcbürfm*
— Ijingebenb unb treu unb für ©eift unb (Semfit gleich
genußreid). Die ®efellfd)aft, welche er angenehm ju unter*
galten unb ju beleben wußte, liebte unb fu$te er, befonber*
foldje erlefene Jtreife, wo ber ®eijt ben Borjifc füljrt, unb
war in tynen gerne gefeljen bis in feine legten Sage."
Und) feltfam nannten wir i$n &or$in: baffir jwet Setfriete.
WS er einmal bei einem 3reftmat)Ie einen begeiferten Xoaft
auSbrac&te, beugte er fieb in feiner Seb^aftigfeit etwa« ju
weit jurücf, oerlor baS ®leidjgewid)t unb fiel mttfamt bem
hinter tym ftefcenben Stuhle platt gu ©oben; STOöfler jebod>
ließ fidj in feiner feurigen {Rebe am ©oben liegenb ntdji
weiter ftören unb etft als er feinen Vortrag beenbet Ijatte,
richtete er fid) lieber auf. $n ber (Einfamfett feine« $aufe*
vertiefte er ftd) meift fo fe&r in feine ©tubien unb ®e*
banfen, baß er auf feine Umgebung wenig achtete. So
trieben ftd) in ber großen, wfiften ffioljnung beS alten WlanntS
auf ber SReubrfldenjtraße Watten, groß wie junge Slawen,
in {Rubeln untrer, unb als feine oortrefflid&e ftreunbin
S^riftiane (Engels bei i$m eintrat, fa$ fie abenbs brei, Dier
jugleid> in (Gegenwart ber 2ßflgbe auf ben £tf$ fpringen
unb ben £alg &on ben Seudjtern freffen. SR60er aber
füllte flc^ mty babei. Der «benbcirfel in ßü$ows $aufe
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203
war feine größte gfreube, unb wir »erben nod) fe$en, mit
weld> fdjwärmerifdjer SSere^rung er ber jungen, feinen
#errin beäfelben jugetf>an war. ©eine eigene 3frau blieb
ben 3ufammentimften bei fiftfcow fern; Ijoc&begabt unb ge*
bilbet, litt fie an periobtfdjer ©eifteSöerwirrung. ftn ifcrer
©teile na&m 3Bdüer« ©obn «rnolb Sßil&elm, 1 ) (geb. 1791),
ber feit 1817 Srigabeprebiger in SWünfter war, an ben
gemeinfdjaftlidjen »benben teil: wie ber Sater ein retd)*
gebilbeter SÄann. $n ber golge fanb ber Sefecirfel, an
weldjem, wie gefagt, fififcow felbft einen meljr pajffoen 8n*
teil fcatte, abwedrfelnb aud) im #aufe Don Äo^lraufd^ ftatt, 2 )
beffen ©attin wie ftrau t>on ßfifcow eine Dänin war.
(Sine* läge«, im SRooembcr 1819, melbete ftd> jum
Dienftantritte auf ber JBrigabe ein junger, al$ ttubtteur eben
nad) Sßünfter berufener Quftijbeamter au£ SKagbeburg.
©ein SWame war Qmmermann. fiüfcow aber a^nte ntd)t,
weld> tiefen unb üerijängniSüoDen (Einfluß auf fein $au$
ber bamals erft 23 jährige junge SWann balb gewinnen
follte. — flarl fieberest ^mmermann, ber fp&tere unfterbltdje
Dichter unfereS „DbeTljof, 11 war geboren am 24. April
1796 als ©olpt eines $rieg£* unb Domänenrates in 3Wag*
beburg. Der reidjbegabte 3#ngling pubierte in #aDe, als
be« ÄönigS Aufruf „An mein 33olf" audj if>n ju ben ©äffen
rief. (St warb in ba$ erfte 3fttger*Detad>ement bes £etb'
Infanterieregimente^ eingereiht, burdfc ein heftige« Merken*
fieber aber fo lange bem gelbe ferngehalten, baß er erft
1815 bei 2ign$ unb ©aterloo ben Donner ber ©d&ladjt
gehört Ijat. Seim griebenSfdjlufc als Dfftjier entlaffen,
teerte er ju feinen ©tubien nad> #aDe jurfid unb abfol*
<) ©eft 1864 ol« Vfonet in Sübbetfe, &. SB. 3flin*en. Seine
fe$r aaWreid&en a.efd)id)tlid)en, litungifdjei! jc ©Triften iei ffia&mann,
@. 217 f.
») Siogr. 219.
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204
bierte 1818 fein erfte* Jurtftif<!)e* (gramen m #atberftabt.
9tod>Dem er att «u*fuItator in ©rofrDfäerfleben unb
SRagbeburg gearbeitet, beftanb er im 3»ai 1819 bie ^Wjere
Prüfung unb überfdjritt nunmehr in SWünfter ben 2eben**
»eg ßfifcoto«. S>er Inlaß tyrer näheren ©efanntfdjaft
fear ein gefdjäftlidjer. ©ei ben Dertofrrten SBermögenSDer*
Ijältniffen Don Süfcoto* ©djttriegewtter, bem ©rafen $riebrhfj
Don Stylefelbt auf SEranf jör, erhielt feine fjrau toeber ifyc
mfitterli$eS (Erbteil, nod) au$ bie ü>r Don jenem juge*
fidjerten JBejüge, unb in biefen wibrigen SJerfKiltniffen, bie
fidj bereits jahrelang ijinfc&lewten, beburfte man bei SM*
ftanbe« eines Wedftsfunbigen, looau ber junge »ubtteur dot*
iüglid) geeignet fdjien. ®o betrat er Sßfrom* $au*. 5>a$
geföalj 1820. SUfcoto verlegte bamal* feine ffioljmntg au«
bem Reinen ©alenfdjen $ofe in ba$ fog. ©ittigfc&e $au*,
ein ehemalige« fflofter, welkes jefct jur $)ienfhool>nung für
t!)tt eingerichtet toar. $>ie SWauern be« altertfimltdjen ©e*
bäube* »aren nod) mit Statuen Don ^eiligen unb anberer
Cdjnifcarbeit trauert. SEBett unb feierlidi lagen bie Qftnen*
rttume bar, unb bie §o|en Stifter, jrfe mfldjtigen fjlfiget*
teuren gaben bem ©angen etwa« attertümlidj (Srnftes. Aber
$rau Don Sftfcoto befaß in Ipljem 9Wa§e bie ben grauen
eigentümliche ©abe, mit ©nn unb ©efdjmac! bie 3immer
ja fd&mütfen unb freunbKdj )u geftalten. 9Wan glaubte,
berietet fiubmiDa fcffing, 1 ) in eine fd>»ne ©dt ju ge«
langen, in ber ein guter ©eniu« toaltete, toemt man tyre
©Öffnung betrat, ©ort lebte flc unter Blumen, SJÜpen,
SBüdjem unb Silbern, umgeben Don üjren JBSgdn unb
#unben, unter benen $eftor, ber ^nblhtg Dtm ©aterfoo,
bie Hauptfigur war. Km ©djreibttfdje ober am ®tid*
rahmen, auä) Diel lefenb, oerbradjte fte bort ifpe JEage,
»eWfre burdj eine Urlaubsreife, bie ßü|o» 1820 mit ü>r
») ©. 77.
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»06
an bie romantifd&en Ufer be* JRbein* madjte, unterbrochen
mürben. (Sitten ju ber ffiobnung gel)&renben (Satten be*
forgte 3ftau oon Süfcom felbft tute eine Partnerin; eine
fcfeatttge ffieinlaube Dereinigte oft ben 3fteunbe*trei£, ber
ba* Äiltowf^e <S$epaar umgab. 50a etfcijien Smmetmamu
9* ift l>iet nic&t ber Ort, um auf bie 9egie$ungen
be* fcidjter* ju bem Äüfcomfcben $aufe ober, fageu mit
beffet, fein fteunbfc&aftltc&e* VertyUtni* ju ber jjrtau öon
Sfifrom unb beren (Jinflufe auf i|n n&^et etnjugeben; mir
oermeifen bieferljalb auf bie Smmcrmann-ßiletatut, in»*
befonbete bie ©Stiften oon SKiilUr oon ff bnigftminter,
„ffatl 3fmmettttann unb fein ffrei*" (Srjtttyungen eine«
tbeinifäen (Eljroniften, Sb. I. fieipjig 1860), fomie 6ttau|,
„ftarl ftmmermann, fein geben unb feine Serie, gufammen*
gefteflt au* Jagebücfcern unb ©riefen an feine $ami(ie,"
herausgegeben oon ©uftao ju $utiifc, 2 »be., «erlin 1870,
SWur einige* möge genügen.
Da* frifdje, ttttftige unb juglei^ geiftooHe ffiefen be*
23 irrigen SRanne* prägte fi$ in feiner äußeren «r-
f$einung, obgleich biefelbe md)t eigentlich f$9n ju nennen
mar, vorteilhaft au*. Sin poetiföet ®<fcmelj oerBärte
feine flttge, unb au* ben buntlen Äugen fprfiljten Äuft unb
geben, ©ein bi$terif$e* fcalent, mit meft&etn ftugleift bie
©abe eine* bö#ft au*brud*ooOen beflamatorifc&en Vor«
trage* oerbunben mar, gemährten tljm balb in ber Eüfcomfcfcen
©efellfdjaft einen au*gejeic&neten Jßlafc. ©er feine, oor*
neunte (Seift ber grau o. ßftfcom, tyr milber «ruft, tyre
finnenbe ©cfrmermut unb fanfte ftunigfeit bie gange $o<
Ijeit üjre* ©efen*, mortn bie greunbe be* #aufe* fte mit
iaffo* Seonore oerglid&en, übten nun auf ben empfänglichen
ftmmermann gleich oon Anfang an einen beraufdjenben
(Einbrucf, mäljrenb feine eigene QfnbtotbualitÄt, fein (Snrtju*
fta*mu* für äße* ©djtfne unb ©rofce in jhinp unb Site*
ratur eine befonbere «njiel>ung*fraft auf jene Äußerten. ©q
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Googk
m
bilbete fic^ eine ©gmpatljie ber «Seelen, toeld&e je länger
je fjerjlidjer mürbe, otyne bod) äußerlich bie ©renjen be«
Unfdjicflidjen ju [treffen. „gfür un«," bejeugt Äotylraufdj, 1 )
„bie wir in foft ununterbrochenem Umgange mit bera
Sflfcowfdjen #aufe lebten, blieb bte Äufmerffamfeit, bte
^mmermann ber grau t>on Süfcow unb biefe tym fd>enfte,
nidjt »erborgen, allein beibe« Ijielt flc^ in folgen ©c&ranfen
be« Änjtanbe* unb ber ©itte, bag mir jroar ben ganzen
ßuflanb ber übrigen« fo ad)tung«merten SRenfdjen be*
bauerten, allein gar feinen Anlag finben Tonnten, weber
roarnenb bajroififcen gu treten nod) und au« bem Umgänge
jurfidjujieljen. fiüfcom bejubelte feine ©ernannt mit ber
größten Ächtung, unb fie nrieberum toergag nie bie Stellung
ber ©atttn, bie fie rfid ftdbt«üoQ gegen tljn roa^rna^m, unb
ebenfo beobachtete Qfmmermann ben befdjeibenften »nftanb
in bem gcfeüigen 3 u f aw,men f e * n / f° *> a B c * n Änftofe in
biefer JBejieljung niemal« Ijeroortrat." Qn Qfmmermann
erwarte jefct mächtig bie Suft jum bidjterifd)en ©Raffen,
um fo mel>r, al« fein Amt tym fe^r Diel SRuge lieg, 2 ) unb
in rafc^er golge entftanben u. a. ba« - „{Requiem," bie
£rauerfpiele„Da«£l)alöon{Roncet>al," „$etrardj," „<Ebtt>in,"
ba« fiuftfoiel „Die *ßrinjen öon ©t>rafu«," „©ebicfcte mit
üßufifbeilagen" unb öor allem ber {Roman „Die Rapier»
fenfter eine« (Eremiten," worin bie ©eelenjuftänbe eine«
feurigen jungen #erjen« mit groger ffia^eit gefdjilbert
finb. 3 ) ©obann bietete er ba« Irauerfpiel „Äönig <ßeri*
anber unb fein #au«," 4 ) ba« Suftfpiel „Da« Äuge ber
Siebe" unb enbli^ bie feine unb geiftoofle SRooelle „Der
') @. 211.
') ÄfPng, ®- 207 ; Eingabe Smmermann«.
•) «De etfd&ienen $amm unb 5Wünfter 1822.
4 ) «Iberfelb 1823.
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207
neu ^gmalion." 1 ) dx felbft war nidjt weniger al$ ber
ftreunbesfreis erftaunt Aber biefe plöfelic^e *ßrobuftion$fraft,
bie wie eine neue Offenbarung Über üjn gefommen war,
unb tn jarten tyrifdjen (Ergfiffen feierte er biejentge, welche
burcfc itpe Anregung alT biefen 9?eid)tum in if>m gewectt
Ijatte. Datyin gehören bie frönen Serfe-.
„SRidjt immer füllen
Die föwebenben #oren
Den Sedier ber grreube
2Rit frifcfcem ©ein!
Dann gel)' jum JBorn
©er Ijeü'gen (Erinnerung
Unb trinfe bir Wut
3für (jeuf unb morgen! 14
Die £üfeowf$en ©efeflfdjaftSabenbe nahmen burd)
3fmmermann einen nod) lebhafteren Äuffdjwung ate ju∨
©ft la* er bort mit feiner fräftigen, wo^uenben ©timme
au£ ©oetfce, ftleift, ©Ijafefpeare unb Salberon ober au$
au$ ben eigenen Dichtungen t>or unb feffelte alle burd) feinen
geift* unb feelenDoflen SSortrag. ©o üerfloffen einige Qcfyxt
Ijinburd) bie gefettigen ©tunben, unb ba$ 93erljängni$ fdjlang
wityrenbbeffen immer fejter feine JBanbe um baS gaftlidje
$au3. 3f mmer ^ c f cr ' öm & cr ®<*ttm 2fifcow$ in bem
geiftigen SBerfeljr mit bem begabten Dieter ber Kbftanb ju
iffrem ©emalfl jum SJewufetfein, unb bie ftataftrop^e natyte.
Qfnjwifc^en machte ßüfcow im $erbfte 1821 mit iljr eine
Keife na$ öerlin, wo er alte gfreunbe unb öefannte in
SWenge wieberfal). Da« folgenbe 3fat)r bradjte bem nod)
nid>t ( 40jä^rigen SWanne feine (Ernennung jum ©eneral*
major (burd> patent t>om 30. 3Wärj), worauf wir im
©ommer 1823 tyn wieber in Segleitung feiner ©attin auf
einer ttrlaubdtour nad> Bremen finben, wo Untere tyre
') $amm 1824.
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©rjieljerin SWarianne *P§ilippi 6egrüfcte. $m Januar 1824
würbe enblidj $mmermann al« Jhiminalridjter in feine
|>eimat«ftabt SKagbeburg uerfefct. S3on bem ©eneral fc^ieb
er in gutem ffihwernetymen unb er lieg bemfelben noeb öan
SKagbeburg au« „für alle erwiefene ©ewogenfjeit" banfen.
Die ©elbangelegenljeiten feiner @emal)lin foütc er, wie ab*
gemalt mar, audj Don STOagbeburg aus weiter verfolgen.
8u« feiner Äorrefponbenj erfeljen wir gelegentlid), bafe
fiüfcow bem bamal« in fünfter gaftierenben au«gejeidjneten
©djaufpieler *ßautmann, ben Qmmermann ljod>fd)äfcte, eine
(Ehrung erwie«. 1 ) $>a§ ftmmermann ungern fdjieb, liegt
nadj bem ©efagten auf ber $anb, aber aud> bie ©tabt
SWünfter felbft l>atte e« tl>m angetan, wenigften« förieb er
nadj feiner Änfunft in SWagbeburg: „wenn alle, bie t>on
SKünfter fommen, jene ©tabt fo loben, wie id), fo wirb
batb ba« Vorurteil gegen biefelbe fcfcwinben." *) grau von
Süfcow empfanb ben SBerluft feiner geiftig anregenben ®e*
feQfd^aft fe^r fdjmerjlid), unb beibe traten in eine briefliche
JBerbinbung fd)öngeiftig äjtyetifdjer Art. (Sine« läge« aber,
SWitte Huguft bcsfelben ^a^jre«, oerlieg au$ fie unter
Qmmermann« SRitwiffen fünfter unb ba« $au« U>re«
©atten, um nidjt wieberjufetyren. Submiöa Äffing, bie
greunbin ber grau öon Süfcow, ftellt bie SMnge in tyrer ffieife
bar; wir aber geben ftotyfraufd) ba« ©ort: „alle ©d&ulb ber
Trennung beiber ©atten, 11 fagter, 8 ) „wirb (bei ber Hf fing) auf
fififcow geworfen, ja eine ebelmütige Aufopferung uon iljrer
©eite Ijerausgefunben, um Süfcow bie 9Wögtid>teit ju Der*
fdjaffen, einer Neigung ju einer fofetten reiben grau ju
folgen. 3)a bie (gntfemung ber grau bon ßfifcow au«
SWünfter in ben «uguft 1824, alfo in bie SWitte meine«
Seben« in SKünfter faßt fo mü&te jene« 93er$ältni« unter
meinen Äugen ftattgefunben ^aben. %äf fann aber ber*
») Hfftoß, 207. - ') Slfflng, 209. - ») 6. 213.
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209
fufcern, baß ni$t bie geringste ©pur beffen ju meiner ober
meiner fjrrau Äenntni* getommen ift."
Sri bem Wufe unb ber Stellung be« ©eneraW mu§
ber goß in 3ttfinjter große« Auffegen erregt l>aben. gür
i§n felbft toax er ein harter ©djlag, aber er betrug fid>
nobel. SSar Süfcom groß aU ©olbat gemefen an ber ©pi^e
feiner ftrcifcfyarcn, fo toax er jefct nid>t minber groß al*
einfamer SWenfd) in einem öereinfamten $aufe. Unter bem
©olbaieurode regte fld> mit 3Rad)t ein tinblid) innigere*
müt, unb bie ©riefe, meldje er trofc aflem fortan, bi$ ju
feinem lobe, an bie geliebte, ungetreue ftrau fanbte, t>er»
mag in tyrer ganzen Qaxt\)t\t unb bem «bei tyre* £one$
niemanb olpte {Rührung ju Iefen. ©leid) im erften (Briefe,
ben er tyr nadj Dreöben nadjfanbte (am 26. Kuguft), Gilbert
er, tote $ettor ber #au*$unb glew&fam trauemb mit ber
®d>nauje tyn angejtofjen, als ^abe er feine $errin ton
tym geforbert, mie bie Seute bie ©artenmege t)interm #aufe
fauber gefegt, unb er roiffe bod> nid)t, für men, roie er in
ber befreunbeien abiigen Familie in Soburg, wo gerabe
®^ö|enfeft gefeiert worben, f o fjerjlid) aufgenommen feorben
unb er bod> nur mit 2Wüt>e feine innere ©ewegung ju be*
meiftem t>ermod>t. ©o föreibt nur ein üRenfd) oon tiefem
®em$it. (Enbe «uguft traf für ßü^oto ein Urlaub nadj
Äopenljagen ein, tootyin er no^ in ben SBermögenftm*
gelegeneren feiner Qfrau eine fc^mierige Steife unternahm.
Dann finben »ir tyn auf einer ®ieuftreife * unter $f erben,
Äflraffieren unb ^ufaren;" *) rr nur feiten, 41 fd>reibt er,
„föleidje i# fort, unb Spänen muffen meinem jerriffenen
$erjen in biefem Hugenblide Suft madjen." — „Slu* 3RH*
leib gegen mi$: fei glücflic^!" SWßnfter war fiüfeoro Der*
leibet; „eine SBeränberung be£ Aufenthalte* tofinfdje t$ mir
fe&r unb benle fte ju erhalten." $tynlid> briUft er ft$
l ) «ffltig, 91.
LVIU. 1. 14
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210
fpäter au$. 3njwifd>en erfolgte bie ?ßublifation be$ ge»
ridjtltdjen ©d>eibung$erfenntniffe$, ba$ öon beiben Seilen
im (Einoerjtänbniffe erjielt war, am 22. April 1825. Die
geriebene grau folgte nun tyrem greunbe ftmmermann
nad) SDtogbeburg, unb atö biefer Anfang 1827 aU fianb*
geridjttrat na$ Düffelborf Derfefct mürbe, fiebelte fie im
«uguft beSfelben ^afjre* aud) borten über. 3fon ju $et*
raten §at fie ftd> aber geweigert, ©anj merfwürbig ift e$, mit
melier gerabeju föwärmerifdjen ©ereljrung ber alte SRöHer
ßüfcow* einziger grau allem ©ed>fel juin Irofce ergeben
blieb. Sßfodjologifd) ift ba* intereffant. Äubmitta Äfftng
teilt jalflreidje ©riefe üttöfferd an fie mit, öon ber 3eit
tyreS ©eggange« au$ üRünfter bi* !urj t>or feinem lobe.
Äffe biefe ©riefe atmen eine fdjier ttberfd)wenglid)e ©en*
timentalität unb erinnern bamit an bie wunberfamen ©djftfer»
jeiten be$ 17. ftaljrljunbert*; babei war ber Schreiber ein
bejahrter Wann unb t>atte Iängft erwadtfene ffinfel. Die
fdjöngeifiige grau mufe, wo« aud) bie ©riefe QfmmermannS,
ber Henriette Sßaaljow u. a. bezeugen, eine merlwürbige
2Rad>t über i^re Äreife befeffen ljaben. $n biefem ©anne
ift aud) SKöfler bi£ ju feinem lobe — jwanjig Qa^re
nadj grau öon Äüfcow« Äbfc&ieb — verblieben; no<$ fein
lefcter, mit 82 Qa^ren getriebener ©rief, öom 28. Sluguft
1844, 1 ) betunbet eine ©lut fdjwärmerifdjer Zuneigung unb
©ereljrung für bie „liebe, $olbe <5lifa. M Der alte Ober*
tonftßoriatrat ftarb in fünfter am 16. 3ttai 1846.
fteljren wir jefct ju Süfcow jurücf. Der ©eneral lebte
oon jener Qtit an ftiQ unb jurücfgejogen in fünfter fort
Der literarifdje ffirfel war jerf äffen. „STOein unb ber
SKeinigen Umgang mit Ujm," berietet Äoljlraufd), „mar
natürlich ein weniger lebhafter geworben, unb überhaupt
bilbete ftd> für und ein foldjer Ärei« öoff gehobener gei*
l ) »fjhtg, @. 296, «r. 27.
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211
ftiger ©enfiffe niemals wieber. " Süfcow tannte nur noeß
feinen JBeruf, unb „beS ©ienfteS ewig gleidjgejteflte ttyr"
ging lag für lag im felben Safte für tyn weiter. Qtnmer
einfamer würbe es um ben einfamen üRann, ber oon feinen
(Erinnerungen lebte, ©eine ©etreuen oom 3freiforj)S lagen
üjtn feljr am #erjen; einmal ^ören wir Don SBerftimmung
wegen üprer mangelnben Sprung. SBon ben 82 Offneren,
meiere ba« ÄorpS bis ju feiner «uflöfung inSgefamt ge*
Ijabt fyattt, gingen, folange er in SRünfter lebte, niefct
weniger als 21 waefere jtameraben mit £obe ab, 1 )
unter tynen fein intimfter greunb unb ffiaffengeftt^rte
©uflat) öon JBornftäbt, ber als Äommanbant Don Jrier
fd>on am 21. 2Rär} 1820 baljinftarb. 2 ) ©eljr l)art traf
Äfifcow baS «bieben feiner beiben ©ruber «uguft unb
©ityelm; jener ftarb, 46 ftaljre alt, am 28. Dejember
1826 als OberregierungSrat in SßotSbam, unb fdjon am
15. ftebruar beS nädjften ftaljreS folgte tym, crfl 31 jährig,
ber jüngfte ©ruber SßiH)elm, ber blutjung unter «bolf im
SfreitorpS gebient ^atte unb bamals als föittmetfter (beim
{weiten ©arbe4Janbwel)rfat>aflerie'SRegt.) in SBerlin ftanb,
unerwartet in baS ®rab. 8 ) (Sine «blenfung feiner ge-
brühten ©timmung wäre für Süfcow in jener Qtxt bie
«ufjeidjnung feiner (Erinnerungen gewefen, beren ÜÄangel
wir lebhaft bebauern. «ber ßüfcow war fein Wann ber
Ofeber. Dagegen oeranlafcte er bamals feinen vertrauten
Jteunb «bolf @d)lüffer, berjeit SRittmeifter im großen
®eneralftab, ber als einer ber erften ^freiwilligen bei ber
Infanterie beS $reiforp$ oom 15. SKärj 1814 an SüfcowS
«bjutant gewefen, jur «bfaffung einer ®efd)id)te beS ÄorpS,
weldje als erfte 1826 in JBerlin (bei üKittler) erfdjien;*)
') Sgl. bie 9tadin>cife Bei o. Süßwifr, Hnl. VII.
») fcoenb. ©. 286. — ») @benb. @. 300.
4 ) ^gl. »• Saßwife, ©orw. III. u. «nl. 7, 6. 309. ©dpffer »at
geboren 1793 au Stalin nnb ftarb aU ©eneral'&utnant 1863 au
14*
^-»,
Googk
an
leiber entbehrt bie ©arftcffung be« ßufammenfange« mit
bcn größeren fibeigniffen be« Äriege«. — ®<$lflffer »ar
e« übrigen« aud), ben Sttfroto enbli<$ in ein bei feiner
ma$fenben SSereinfamung Derftänblufce« <&e$eimni« jog;
ber ©eneral §atte ftcb entfd&loffen, bie SBitoe feine« $m
befonber« teuren ©ruber« SBttyelm, »ugufte geb. oon
Uebel, 1 ) ju heiraten, unb im Sfrü^ja^re 1828 führte er fte
al« öattin, mitfamt ©illjelm« fcodjter <Htfabet$, na<$
SRfinfter in fein oeröbete« #au«. ©cblftffer raadjte ber
©efdjiebenen na<$ fcttffelborf bie erfte STOitteilung ba&on,*)
bie nun balb mit Genehmigung be« &8nig« Don Stönemart
tyren alten Familiennamen al« ©täfln Don W)lefelbt lieber
annahm. Sfifcoto« j»eite ©ema^lin, bie geborene tum
Hebel, »urbe, »a« er leibet balb einfe^en mujjte, ba«
Übel feine« $aufe«, unb föon am 25. «pril 1829 Ragte
er feiner gefdjiebenen frrau, mit ber er nad> mie t>or in
freunbfdjaftlicber SBerbinbung blieb, fein große« Äeib. „^dj
bin unau«fpred>licfc unglücflüfc," fdjrieb er üft. „ÜRit
»ed>t fannft bu fagen, i$ tyltte mtdj felber unglücflidj gc*
ma$t; fo richtig bie« audj ift, fo tottrbeft bu mi$ ent*
fäulbigen, »enn bu Don allen $er$ältniffen unterrichtet
mftreft. <E« gelje mir, ttrie e« toofle: nur ben SEroft beiner
freunbfdjaftlidjen 5£eilna|me, ben lag mir, fonft ge$e td)
unter!" *) 5Da« Serlangen, Don iljr „SEroft unb fieben ju
erhalten," mürbe fo mächtig in Süfcoto, bafc er ftcfc ttto
fölofc, fte in Qüffetborf felbft aufjufudjen. Unb fo tarn
©ieW($enftein M £atte. — (Sine ©efd&W&te bei Srettorp* förieb aa$
ein anbetet ehemaliger Angehöriger beffel&en, Sßrof. Solj. (Jifelen (geb. 1785
)n 9tot$en&urg an ber ©aale, gefi. 1865 $u £aHe i. SB.); 2. «ufL
$aKe a. 6. 1841.
') ©e*. 80. 3uni 1803, mit 3öil$elm o. ßüfco© Krmätyt am
5. Suli 1821.
*) »ffl»8, «• 127. - ») «fling, 6. 129.
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213
es, <Jr nafyn Don ?ßaberbom, mo fein 11. $ufaren*88egt.
log, bie ©c&nellpoft unb traf am 16. ober 17. ÜRai in
tyretn fianb^aufe ju 3)erenborf ein. SWit tiefer SJewegung
fa$en fid> bie beiben toieber. SJiifcoto tonnte ftd) laum
faffeu unb oertraute ber Anteilnahme ber freunblid) iljm
jurebenben grau aW ben Äummer unb ad' bal Seib, mal
tyn bebrütte. 1 ) SBeld&e ©aiten bur$ bas ©ieberfeljn in
feinem #erjen angeftimmt, fdjricb er tyr nadj feiner 8Wi*
fe$r au« SWttnfter unterm 31. 3ßai; ber abgehärtete Äriegl*
mann oergofi S^rftnen bei ©ebentenl vergangener Sage. 2 )
<9erabe ein Ijalbel $a\)x fpäter, am 31. Ottober, an feinem
68. ©eburtitage, raffte ben »äderen Äommanbierenben
oon #om, unter bem Sfifcoto neun $a^re gebient, ber
falte £ob Ijhupeg; am «benbe bei 3. JRooember beftatteten
fte bei gfadelfdbein auf bem Übermafferfir^of üor bem
SReutljore ben alten, treuen ©eneral. 8 ) JBefannttid) bedtt
nodfc Ijeute ein impofantel Sötoenbenfmal, oon ber Pietät
bei VII. «rmeetorpl geftiftet, feine lefete ©tätte. «n £ornl
©teile trat im Stooember ber audfc fdjriftjieflerifd) betannte
©enerat grljr. oon SRüffUng. — ßüfco* aber litt el ntd&t
me^r in fünfter, ©ein frreunb Äojflraufcfe berietet un»
nun oon einem mertmürbigen $Iane bei ru&elofeu Sßannel.
gern im Often führte bamall bal tleine #eöenenoott einen
Äampf ber ffierjioeiflung um feine greiljeit gegen ben über«
legenen $albmonb, unb bie ©liefe bei Qtitalttx», baö f*ü
ben SBöltertriegen gegen Napoleon für 3fretyeitlWmpfe fo
empfänglich war, verfolgte mit Qntereffe unb ©^mpat^ie
bal beifpießofe fingen, in toeldjel feit 1827 au$ bie £a*
nonen SRufjlanbl unb ber ffieftmad)te Ijineinbröljnten.
*) SCfftng, 6. 131. — ») (Sbenb.
8 ) Sgl. ben »eridjt über bie 8eeTbtguit(|fi-Seterli^Wtw im „SBeft-
fälifd^en Werftir* 3Hr. 177 »om 5. Bo». 182», Wl. - «Xe 8eü$e«.
parabe lommanbierte ber ©encralmajor $offmaim.
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814
©djaren Don gfreiwifligen au« allen Zeilen (Europas t&mpften
in ben griedjifcfeen Weisen. Hud) Don ben ehemaligen Dffi*
jieren be£ fiüfcowföen ftreüorp* war einer, bet Modere
Äbolf Don ©ittrnar au$ ber 3Rart, ber Don Anfang bis
(Enbe jenem Äorpa angehört l>atte unb in ber <&ef$i$te
beweiben oft ermähnt wirb, — er mar julefct gforfhnetfter
in SRagbeburg — in ben Dienft ber gried>ifd>en @a$e
getreten. Sei ber berühmten Certeibigung Don 3Reffolong$i
in »farnanien Ijatte ber tapfere üttann 1826 als 3J?ajor
feinen lob gefunben. 1 ) Sag fiüfcow be* alten ftrieg*ge<
ffl^rten JBeifpiel im ©inne? ftaft will e$ und fo f feinen,
©eine perfönlid>en Cerljältniffe waren nidjt geeignet, bie
alte 3frieben*unlujt ju Ijeben, unb e$ ging tym jefct, nrie
bem bieberen 8Ba$tmeifter in Seffing* „ÜJWnna Don Sarn*
tyelm, 11 ber au* Cerbrufc über ben langen 3f rieben gen
Dften jieljen min in ben fröljlidjen ftampf unter $rinj
#eraHiu$, „um ein paar &elbjüge wiber ben dürfen ju
machen; 41 „®ott fei $)anf, ,J wettert ber alte $aubegen,
,M% bo$ no$ irgenbwo in ber Seit Ärieg ift! M3 ) Da«
war Süfcowa nadj fyaten brflngenbe Statur. Aber fdjon
war ber Äampf am (Bnbe, unb bie 2Räd>te erfa^en ben
Sßrinjen Seopolb Don ©ad>fen*Äoburg für bie ßrone be*
befreiten Sanbe«. 9iun tarn Süfcow, berietet Äo^Irauf^ 1 )
„ju einem Cntföluffe, ben er mir im Vertrauen mitteilte
unb Don welkem id> jefct, nad) 39 ^afpen, woljl reben gu
bürfen glaube." <£r wanbte fid) Don SRünfter au* an ben
tßrinjen unb bot tym, fall« er bie ftrone annähme, ferne
Dienfte an mit bem SBorfdjIage, ein 3freiforp$ ju werben,
mit welkem er feine junge $errfd)aft in ®ried)enlanb
ftüfcen unb Orbnung im fianbe ju fc&affen Reifen wolle.
>) ». Sag»**, «nl. VH, 6. 288.
•) I. «ufo., 12. Hiiftr.
•) ©. 218.
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215
Da* war ber ®etfi tum anno 13. <ßrinj Seopolb, ber
*ott biefem Anerbieten in ber Öffentlichen feinen ®ebrau<$
gemalt — in ber einschlägigen Literatur ift nirgenb*
baöon bie SRebe — lehnte aber unterm 21. STOoi 1830 bie
im $rinjty angenommene jhrone wieber ab, um fcfcon im
ftum be£ folgenben ftaljre« bie fidjererc ffrone be* neuen
Äönigreic&e* Belgien ftdj aufs $aupt ju fefcen. fiüftom«
griedjifdjer $Ian jerramt fo im ©anbe. — ^njwifd&en war
bie 3fuli*5Reöolution in 3frantreid> gewefen, unb auä) in
Deutfölanb begann e$ ju gieren. Qn biefen militärifdj
ernften geityunft fällt enbltd) Süfcows SBerfefcung »on
SRünfter, bie er felbft in ben legten ftaljren fo lebhaft ge*
wünföt $atte. Unterm 30. SWärj 1830 würbe er ivcm
Äommanbeur ber 6. ftaoaflerie*Srigabe in Üorgau be*
ftimmt unb am 16. April verliefe ber ©eneral bie ©tabt,
in weldjer er öoffe 16 ftaljre gelebt unb, tote er felbft no$
tag« juDor an bie ©räfm öon 2tt>lefelbt fdfcrieb, „ba$ ©lud!
feines gebend eingebüßt tjatte." i) . (Er (at SKünfter nidfct
wiebergefe^en. ©eldbe* Anfeuert er jurficHiejj, mag au*
ber Segeifterung tyeroorgeljen, mit ber j. SB. auf einem
jungmünfterfdjen fcurnerfejte ju $anborf im ©ommer
(21. 3funi) 1829 neben bem «nbenfen fflltt<j&er* fein Warne
gefeiert worben. 2 )
üKit Sfifcows 8bfd)icb Don ©eftfalen flehen mir am
©bluffe unferer ©arftellung; für iljn felbft aber war affju
frülj ber Äbenb feines SebenS bereit* gefommen. 3fm
9frül)jal}re 1833 würbe ber ©eneral ganj unerwartet jur
$i$J>ofttion geftellt, wft^renb an feiner ©teile ber Sßrinj
Älbredjt t)on *ßreußen jur ftüljrung ber 6. JBrigabe auSerfe^en
war. (5ineÄabinettdorbreöom30.SD?arjoerfefttei^neinfiweiKg
©. 124.
J ) nfftog, 132.
*) 3*itför. für weftf. ®ef$. unb aitertumtfunbe, 39b. 56, 1898,
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816
ju ben Offneren toon ber Armee. Cr bejog eine ©oljmmg
im Tiergarten, beim $ofjäger, mo er ein einzelne* ßimmer
inne Ijatte. ©eine jmeite grau aber lebte in 5Dre*bett
ßüfcom mar Ifodjgrabtg öerjiimmt, unb bie ®emüt«be-
megungen nagten an feinem SebenStern. „STOetne felfcn*
fefte ©efunbljeit, 41 fdjrieb er am 1. SRoö. 1834, H tjt er*
füttert, unb id> bin oft frant. M Cr plante für ba* 3frü$*
ja&r eine <Srf)olung*retfe an ben 8W)ein unb Ijoffte bann
alle* t)on einer Überftebelung nad) Drüben. 8m 18. 9tot>.
förieb er an bie ©räfin Wjlefelbt ben legten flagenben
©rief: am SRorgen be« 6. £>ej. fanb il>n fein Diener tot
im Sette. (Sin ©djlagffofc I>atte bem ötelbemegten geben
be* erft 52 jährigen SWannefi ein jäljefi Snbe bereitet ©a*
JBebauern über feinen lob war allgemein unb aufrichtig,
nidjt jum menigften in SRünfter. w 8ud> Jjter, 11 fc^rteb ber
alte STOöQer an bie Düffelborfer frreunbin, 1 ) „ift »läge
erfdjoüen, unb eö jeigt fi<$ überall SEeünaljme." »eftattet
mürbe ßfifcom auf bem fog. alten Dffijier$frtebljofc in ber
»ofent$alerftra§e, unb ein ©tetn mit einfacher ^fnfdyvift
berft bad pruntlofe ®rab beS einfügen gfü&rer* ber „milben,
aermegenen Qagb. M gfrieblo* mar er geftorben. Die an
feinem Xotenlager f)&ttt fein follen, meilte als ^mmermann*
Ofreunbin in tyrem Sanb^aufe ju Derenborf unter Diestern,
fcfceaterfreunben unb SBüdjern. 3fm $erbfte 1838 befugte
fic, auf einer Weife nad> $oIjtein, nod> einmal SRünfter
unb ben alten HßöIIer, morauf fte im folgenben 3fa$re oon
#mmermamt ftd> trennte unb na$ JBerlin überfiebelte.
#ier natjm am 20. SWttrj 1855 ein einfamer lob au$ fte
Ijinmeg. ftmmermann felbft, ber in gemtjfem ©inne ber
iDämon fiüfcom« in feinen münfterföen lagen gemefen,
ereilte ein frühere« ®efd)i(f; am 25. «ugujt 1840, jmei
Sage, nad)bem er fein neugeborenes £öd>ter<$en auf ben
>) «fftog, 268, *fc. 10.
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217
armen gehalten — er Ijatte fid) toermäljlt mit ber Cnfcliti
be* Äanjler* SRiemetjer in #afle — madjte ein Sungen«
fdjlag bem fieben be* 44 jährigen ©idjtera ein jäljeä <£nbe.
«ugufte Don Hebel, Süfcow* üble jmeite ®attin, ift ftmrlo*
vergangen unb öerftorben. — Da« Anbeuten an ben lang«
jährigen Aufenthalt bes einfügen &retfdjarenffil)rer« felbft
aber ift in STOünfter Wngft öerflungen unb ttergeffen.
SWadjtragen muffen mir nod), bafj ba£ 1. Styeinifdje
3nfanterie*JRgt. 5ßr. 25 in JRaftatt, welche*, wie fdjon ge-
tagt, aus ber Infanterie feine« gfretforp* hervorgegangen,
unb bem bur$ Äabinetttorbre Dom 27. Januar 1889 jum
bauernben ©ebüd>tnis bie Benennung Regiment Don Süfeoto
Derlieljen »orben, 1 ) neben jaf)lreid)en Äufjeidjnungen unb
SRadjlafjpajneren alter Süfcoroer bie Orben fonrie Degen
unb ffrüdftodt be£ Ceretmgten in treuer tßietät be&afjrt.
ffiir aber fliegen unfere ©Kjje über ben fd>i<!fal*
reiben üttann, ber erft im ©rabe JRu^e gefunben, mit bem
Urteile Don Sßoten: 2 ) „Süfcow war eine einfache ©olbateu*
natur, jwar ofjne tytyere militärifdje gtt^igfeiten unb or*
ganifatorifdKä Talent — aber tapfer unb treu; 11 unb al£
tapferer unb getreuer <S& art be* beutf djen Stoße* in fernerer,
brangerfüllter Qtit wirb ber 3rü§rer ber nrilben, üertoegenen
$agb immerbar weiferleben im Anbeuten feiner Nation.
*) ttuft Wefem SUkffe fdjrieb ein Kngcfefriget be* Regiment«, 9Raj*
8fr, ». 3*Q»ife, bie öfter cttierte ©eföufcte be* Sreitorp*, »erlitt 1892.
*) «Agent. bcntf«c Wogr. £b. XIX, 1884, ®. 722.
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VIL
SRiScellett.
Ober bit ara Drusi bei kaltem att ber ftppe.
Sott Sanbgerid&ttrttt Stopp tri in SDHtnfrer.
1. (Sine an Drusi befanb fid) bei ber romift&en 8tm>efeftnng 9Clifo
nnb würbe im Sa^re 16 n. <Sb,r. oon feinblt$ett 3>eutfdjen jerfiört, fofort
aber oon •ermanicuÄ wieberfcergeftettt, ber mit 6 Legionen bort eine
grofje Seier oeranftaltete, wie £acttu$ Ann. 2, 7 berietet: ,tamulum
tarnen nuper Yarianis legionibus structum et veterem aram Druto
sitam disjecerant. restituit aram, honorique patris princeps ipse cum
legionibus decucarrit. tümulum iterare haud visum." Sie beweifet,
ba§ bie gfeftung tUifo (castellum Lupiae flumini appositum) Jene« ein*
jtge ber h">*"*** nuna, weldjeä laut ber 9Relbung M 2)io @affln6,
Qonara« 10. 37 bie <Deutf$en nic^t in i|re «fränbe bringen tonnten, weil
fte bat belagern (tiq'hoq*iZv) nidjt oerftanben, gewefen tft, unb nidjt an
ber oberen Sippe gelegen Ijaben rann, »eil bei fo weiter Entfernung com
Styein bie geftung nidjt in ben Rauben ber Römer bi* 16* n. <5$r. (atte
bleiben tonnen, SBenn aber Ältfo, nrie man Jefct enbii$ ju glauben ge-
neigter wirb, an ber untern Sippe, am (ünfluf) ber Steoer (gemäfc ber
Reibung be« $io Raffln« 54, 33, ba§ im Saljre 11 o. (Sbjr. $rufu*
ben Seinben eine Seftung auf bie SRafe baute bort, wo bie Sippe unb ber
föifon jt$ mit einanber Bereinigen), alfo bei bem iefcigen ^altern gelegen
$aben foH, fo mufj man oorab annehmen, bog ber oon £acitu£ in obiger
Stelle ermähnte tumulus ein anberer gewefen ift r al« ber oon ©ermanieue
im Saljre 15 n. 6^r. laut ber ©rgä^lung be« Sacituä Amt. 1, 62 anf
bem $aru*f$lad)tfelbe errichtete. 3)iefe Annahme $abe id) S. 27 ff., 55
meiner oor 7 Sauren erfdjienenen Wbfjanblung „2)a$ Sdjicffal ber rö-
mifäen Sippefeftung nad) ber 3toru*fd)lad)t'' (SRünfter i. SB. Äfäenborfffdje
öudföanblung 1893) auafüljrltdj gu begrünben gefudjt in gutem ©lauben,
meine Öberfefeung: „„einen"" oor Äurgem ben Sarianiföen Segionen er«
richteten £uaer fei neu. 9hm ftabe i$ oor wenigen Sagen gefunben, bafc
fäon oor 38 Sauren Sßrofeffor 8. 3)eberic$ (alfo ein gaaunann!) 6. 35
feiner Schrift „Äritif ber JQueHenbertd&te über bie ttorianifdje Bieberlage*
(fytberborn, 1868) gefagt $at, H fei anjune^men: „bafj Wefer tumulus
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219
ttrfdjieben ift oon brat auf beut ©djjladjtfelbe oon ©ermanicul eit i d j ttle n
tumulus, unb bog fdjon früher furj na<$ ber $arianif4en 9tfeberlage §u
Klifo ein gleicher tumulus, etwa oom ißrimipilar feabtciul errietet
worben ift. Äürglid) (nuper), oor ungefähr 6 Saljren Ijatte <&abiriu!
bem Slnbenfrn bei Sarul einen tumulus gewibmet; ber SHtar bei 2>rufttl
war fdjon dt, nad) bem $obe bei gelben im Saljre 9 o. <S$r. in ber
grefiung gebaut, bie er felbft gegrünbet fcatte. . . . 2>er tumulus ju 9Uffo
»ar nur ein IDenhnal gu (Sfcren ber Gefallenen." 34 glaube, ftatt „in
ber geftang" fefcen gn muffen „bei ber geftung," unb bie oier fdjneibigen
Sorte tumulum iterare haud visum nod) beffer erflört gu Robert, all e!
oon 2)eberi4 ©. 36 feiner ©4rift geföeljett. — SMefer Qad)mann $at
aud) laut ©. 25 berfelben ©djrift bereit! bie ©teile in Serital Sinn. 1,
61: prima Vari castra n. f. w. fo oerftanben, wie fie nod) meiner
Sfaffaffung (bie td) bem ©ermanifulforfdjer Änofe balb nadj feiner dnt«
betfung bei Sarullager! im £abid)tlwalbe 1896 brieflicr) mitgeteilt ljabe,)
oerftanben »erben mufj. ©ermanicul, mit feinem #eere ad Ultimos
Bructerorum haud proeul Teutoburgieusi saltu getommen, Ijat bal
lefcte SRüdfjugllager, ba! ttntergangllager bei Storni aufgefunben, bal, wie
man fe^en tonnte, wegen bei änbrangl ber geinbe nid)t fertig geworben
mar; prima castra Reifet: bal Sager in feinem Seginn; ob man semiruta
mit Ijalb aufgerafft ober mit Ijalbflcrftört überfefct, ift gleichgültig; bie
Sorte: consedisse (fi(§ feftgefefct Ratten) unb medio campi (glädje in
©egteljung gu ben umgebenben ©räben unb SBäKen) fielen nic$t entgegen;
oon mehreren Sägern Ijat Sacitul in fo unoermittelter Seife offenbar nia^t
fpred)en wollen unb er tonnte ben ©enitfo (prima castrorum) ntd)t an«
wenben, wäljrenb er, wenn ba! Sager castrum Ijiege, oielleidjt prima
castri gefogt Ijaben würbe. SDeberidj fagt: .prima Ijei&t fo ötel all pro-
xima unb dein fteljt im ©egenfafc jum latus ambitus; el ift bal Sager
bei brüten Kampftage!, bal SJeraweiflungllager; bie ftömer, bie aul bem
©ebirge ftcfc ni^t Ijeraulaufdfjlagen oermodfjten, errichteten in ber ©er«
jwetflung ein umfangreiche! Sager, aber nad) Ijarrnäctigfter Gegenwehr
far)en fle bie ©ermanen oon allen Seiten in bal Sager einbringen." 34
mödjte prima fowo^l wie dein in jeitlit^er öebeutung auff offen. — 34
frage, warum $aben bie übrigen §a4»nänner o$ne ©pur oon SBebenten
bie ©teilen tumulum tarnen unb prima Vari castra fo überfefct, wie
©. 28, 7 meiner öb^anblung angegeben? —
$u! ber meljr öftlidjcn Sage bei »arulf 4la4tfelbel ifx nic^tl gegen
bie ÄnjW&t, bafj «lifo mit ber ara unb bem tumulus bei bem (Sinfluffe
ber ©teoer in bie Sippe gelegen Ijabe, $u entnehmen; für biefe Sage fpri4*
fe$r bie (Srga^lung bei SHo (Saffful 56, 22 ßonaral 10, 87) oon bem
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MO
«Cttünufte mit ben ©eibern trab fthtbern; über Me ric&tige Sefeort tiefer
6teBc ijt au oeegL meine «bbanblung ©. 21, 52. —
2. 3cttc an Drasi bei Wtfa rann ber honorariua tumnlus gemefeu
fein, ben, wie ©uetouiul üb. V berietet, ba* $eer best fcruful errietet
|at. ber bonorarius tumulua, «circa quam daineapa stato die quotanuia
milea dacurreret, Galliarumqua edtitatas publice •upplicarent; s —
bomi würbe törfo bur<$ bie aDji^rii^ oeranftalteten geierüdjretten nae$
eine befonbere ©i*rigWt (faft na$ ort eine« ©attfafcrtlortel) gehabt
laben; — bie (Jrgebuiffe ber in neuefier Seit Borgenommenen folgt*»
bangen bei Rattern, namentlich ber $ofen am früheren Sippe» (Steuer*)
ttfer, bie aerf^iebenen 6$ufe»e|ranlagra (bie »o|l nidjt unmittelbar jn
ber, — jebeafatt* hn t|ale, otetteidjt an ber Stelle ber feigen Stobt
gelegenen, nidjt mittel* Anbringend ber oon Celle in« ermahnten unerme$U$en
9Rettfä)enmett(jen, fanbern nnr burdj ffawenbnng oon Sdagernngetoerf»
ftengen etnuetmbor gevefenen — $efhrag «lifo gehört toben werben),
bie grafee Stenge feiner Skaten, bereu Sterben imtermtföt mit rdmifäe*
©äffen nnb Zungen flaü> oorfuiben nnb bie »o|l nur oon ÄtttfUnten
auf bem ©affermege terangebradjt »erben (§n ogl. Xadtui 2, 62 a. 9.),
mürben bann um fo me|r bie Sage bei otelgefiu$ten «lifo bei ber
"Jtünbnng ber Steoer in bie Sippe barr|un. —
3. Sagegen tft jene ara Drasi nadj ber Anfielt bei ©enerall *• Beit^
borr|fn ju fegen, wo bie merfwürbigen Dolmenfteine in ber 9tat)e oon
Reiben (Jcreil ©orfen) fidj befutben, bie unter bem Warnen Senfelfreine
berannt ftnb, — borten na$ ». Qeitb au$ bie Stelle, wo hn 3*bre
10 nad) <5b,r. laut 2tto «affiulfdjen ©erfdjtl (56, 25) ber ftmeimal über
ben R|etn gegangene (nadj ©uetonfäer Reibung ber ®efa|r ber Ch>
morbung burdj einen ftrafte m aulgefefct gewefene) Ciberinl ben tiebnrt**
tag bei Äaiferl Äuguftul burefc eine limodQonia (olfo ein ©ettrenuen $u
$ferbe ober gu ©agen) gefeiert |ai 3)ie bie ©reingruppe nmgebenbe
SJhtlbe oon etwa 500 m ©reite unb 1000 m Sänge fott ber terrtul ge*
wefen fein, breiter, aber ebenfo lang wie ber befarmte (girtnlreft bei
SBooiBae an ber Tia Appia. JDen Ort an$ biefer geicr an bie ara Drasi
bei «lifo §u legen, würbe gewagt fein, ©enn bie o. S3eitr)fd^en 8er*
mutungen |tnfidjtfidj ber Umgegenb oon Sorten au$ motyi gn weit ge|en
($. ogL m. Äb|. S. 49), fo bürfte bod^ bie Anficht, bafe bie pontes
longi, bie ©Uina hn Sa^re 15 n. €$r. gu überföreiten |atte (Sadtitl
fhra. 1, 6t), in ber 9U|e oon Äeren, olfo ntyt fe§r weit oon Rattern,
flc| befnnben (oben, &u billigen, aber für bie 9rage na<r) ber Sage Ältfal
unbeac|tlia) fein, »eil beffen 9Hc§ter»i|nttng in ber (ftga'tjlttng oon bem
8nge unb ber »ebfouauil bei Sacitta P^ baburc^, ba| bie gtfrung flein
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881
fear nub weber $ülfe fenben, nodj cht $eer aufnehmen fonnie, würbe er»
Hären laffen. —
3$ föHefte hieran nodj bie ©emerfung, ba| fc^r wüxföentwert eine
ibilbeftnung ber von her ttltertnmtbmnriffion für ©efrfalen mit Unter»
ftöfeung bei ftr$äol*gif$en Snftitutt unternommenen gorfdjungen auf bte
Qegenb &on ©orten in ber Stiftung nadj lauten fein bürfte, bt bet
limes a Tiberio coeptos ($acitu§ Ann. 1, 50) no$ »itber gu entbeden
fein, für ba* Serft&nbuift ber Senate beft fcacitu* aber au* ben Sauren
14 bi« 16 na$ «&r. »tätiger, al* bie fragen nad) ber fcrtlidjfeit ber
©aru$f<$lac§t unb ber Sage Älifo« bie frage fein ntfd&te na$ bem ba»
maligen SBo&norte ber SRarfen.
Jwet (btxmamfät Untenfriebljife bei IJaltent.
8on Dr. H. Conrabi in foltern.
Dbfd&on augenblicflid) in ^altera bie Äufbedfong einer frü$römif<$en
SRiebcrlaffung bat £auptinteref[e in Slnfprud) nimmt unb bie Dielen unb
mannigfaltigen fjunbe unfer ÜRufeum füllen, ift bodj »on bem 8ltert|um**
verein in «fraltern bie (5rforf$ung germanifdjer ©puren nic§t oerna$läffigt
warben, fobaß ba* 9Rufeum audj an germamfdjeu Sunben einen reiben
3uwat(0 erhalten $ai <£t würben nämlid) im Saufe bei 3a(rcl 2 grieb-
r>§fe awfgefunben unb burdj ©eremlmitglieber aufgebet, oon benen be-
fonbetf ber eine interejfant unb von befonberer BHdjtigfett ift, »eil man
au* ber Art ber 3$onware unb ber beigaben mit jiemli$er ©tdjer&ett
bie Seit feiner ©euufrung beftimmen tonn.
SHefer erfte grteb^of liegt ca % ©tunbe öftlid) oon fcaltern »or ber
©auerföaft SBeftrup unb würbe com $ergogl. Krenbergföen Sorfier $errn
©pierermann bei Anlage einer neuen Jtiefertultur an bie Deffentlid&feit
gebraut.
An bem ©ege liegt in einer oben ^atbepargelle eine lange oon SBeften
nac$ Often ft<$ tjinftretfenbe ©anbwe^e. Huf biefer ©anbbüne liegen
tyeiW unregelmäßig t$eü« auf ftuppen ber 3>üne im Äretfe georbnete
«fmgel, wel$e tfceilweife faum ftu fefcen finb. 3)ie nodj erhaltenen finb
fe$r niebrig, wo* fä au* ber ©efc^ffentjeit be* ©oben« erflärt 2>ie
lotfere hochgelegene ©anbbüne war gu wenig feft, um bem SBinbe £ro$
bieten gu tonnen; fo finb infolge ber ©anboerwetjnng bie beutli$eu
©puren ber ©rabljügel oerwiföi Aber and) no<$ einen anbeten nadj-
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tftefligen (Jinffofj faben bie Sanboerweftuttgen geljabt, nämitcft ben, bag
bie becfenbe Crrbfcftuftt (o »eit abgetragen ift, ba§ bie Unten gang safte
unter ber (Jrboberfläcfte gefommen finb'; bafter finb fle bunft bie Berufung
bcr $aibe bei Äultioierung, Äbtragen ber £aibe u. f. w. faft alle gerftört
£Bad bie Art ber «eftattung anbelangt, fo ift 8ei(ftenbranb nocft geübt, wie
icft an einer gtemlitft woftlerftalteuen Urne beutücft fefrfxellen fottnte, ba
neben beigefügten Seigaben biefelbe mit Anoden nnb ttföenreften grfüflt
mar. 3» ben übrigen $ügeln tarnen gange Urnen nicftt gn Sage. Reiften«
fanben ficft änocftenfteerbe oor, in benen Beigaben unb Sftränentöpfcften
ftanben unb bie oon gerbrocftenen größeren Sterben bebetft waren. (5d
warben ungefähr 12 ©räber aufgebest, einige aber finb ungeöffnet ge«
blieben, um fpäter eine Nachprüfung gu ermöglichen.
8Bad nun bie Art ber Urnen unb ber gefunbencn Sterben anbelangt,
fo meieren btefelben oon ben fonft ftier gefunbenen ab. Äffe Urnen finb
auf ber 2>ret)fcfteibe gefertigt unb geigen oft retftt feftöne Bergierungen welche
bureft (Stnbrüäen oon Qofgftäbcften ftergeftettt finb. Äucft ber Branb ift
ein »iel feinerer gewefen, bafter ftaben bie ©gerben grojje geftigfett 2Btr
ftaben ed beftimmt mit Urnen frantifeften Urfprunged gu tftun. Äuffalfenb
mar ed mir, bag in ben Jtnocftenfteerben öfter Sterben oerfefttebener Gattung
gufammenlagen, »ad gu ber Annahme führen fönnte, ba& bie Gkfä&e «i^t
gur Aufnahme ber »ranbrefre gebient ftaben, fonbern beim $otenfdjmaufj
gebrmidjt unb bann zertrümmert bem SBegräbnifc augefügt finb.
3»ei Profile fiel)« ftierneben. 3He Beigeffifje finb germanifdjen
Urfprungd. 3i«nli(ft rot) mit ber £anb geformt, geigen fie
aueft geringe geftigteit (Eine geigt freidförmige Jßunftoergierung.
An Beigaben würben triefe ©roncerefte gefunben. SDie
meiften waren gerftört. @ut erhalten ift befonberd ein
grofjed ©tütf, anfeftrinenb ein Qentel etned großen ©e«
fa§c* im ©ewtcftt oon 150 ©r., femer gwei S^naHen
(ftbbilb. 2) oon benen bie eine einen eifernen $>orn unb
auf ber UnterfeiteCefen gum befefrigen oon Seber ftat
unb eine Scftnalfengunge (Hbbilb. 3) erwäftnendwertb.
3» einem$ügel würbe ein eiferner Sting mit ein-
geprägter Statte gefunben. Äucft würben oiele ge-
ftftmolgene ©rüde ©fad gefunben.
Und bem gangen Befunbe tann man ben ©tftfufj
gießen, ba| ber grtebftof benufct ift ald Seicftenbranb nocft
audgeübt wnrbe, feboeft fefton fränrifefte ßultur bid ftierftin
gebrungen war. <£d wirb affo eine (Spocfte furg oor ober
gu 3riten Äarfd bed ©rofjen anguneftmen fein.
Sie gunbe finb bem £alterner ÜRufeum einoerfeibt
iraiujuiuuc
Vi
I
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223
S)er gweite grtebfcof liegt jwifd&en $altern unb Mimen unmittelbar
oor bem Hnfdfjluffe ber r^rfnffc^weftfälifdjen €tanbwerte Ijart an ber
(Jifenbaljn. 8luf ber fanft anfteigenben Qtibt ergeben fidj ä»ei große
33erbrennung0|ugel, um unb gwifdjen welken bie fleinen Hügelgräber ber
9Reljrgaljl nadfj gu 3 Keinen georbnet Hegen. Sieben btefen 3 Steigen fte^en
nodj einige $ügel unregelmäßig umljer. £>ie tlngaljl beträgt etwa 25 — 30.
Sin mehreren Vormittagen matten flc3r> eine große Änga^l Serrinl«
mitglieber an bie Arbeit unb ed gelang 14 wo^lerljaltene Urnen flu tybtn.
3n mehreren bügeln waren #nodjen$eerbe oljne Urnen. 3n 5 Urnen
ftanben Xljränent5üfd)en unb außerbem in einer Urne ber SReft eine*
JBroneemefferä. 2)a bie gönnen ber Urnen, betten oon meinem ©ruber in
ben SJMtfteilungen ber ÄltertljumSfommtffton (I) betriebenen gleiten, $abe
i$ oon einer bilblidjen 3)arfreKung abgefeljen. f)ie meiften fcaben bau«
cr)t0e Sonn, gwet ftnb niebriger, fdjalenförmtg. 9tor eine Urne war »er«
giert unb mit $enMn oerfeljen. ©on ben 5$ränentöpfd)en waren gwei
mit bübfd&en ©tridjen oergiert. Seiber fonnte ber Sfcft be* 8rrieb$ofe«, ba
ein greunb oon llltertljümern, au$ ^Dülmen, ber auf ber €>ud>e nadj
SBroncen, womit er ©anbei treibt, bie Urnen ru<ffid)t6lo0 gerftörte, nid)t
öom Serein geborgen werben.
fReben bem 3uwadj3 für baS HRufeum, war für ben herein biefe
Slufbetfung bei Sriebfcofe« aud) infofern oon großem 9tufcen, aU ben 3Rit»
gliebern gum erften 9Rale bie orbnunglmäßige Slufbetfung gegeigt werben
fonnte, woburdjj fowoljl bie Siebe gur Kltert^umdpflege gewebt, alö aud)
bie Garantie geboten ift, baß Iti fpäteren gunben non ben beteiligten
für ridjtige ©e&anblung geforgt werben wirb.
Hebet bie Kntettfmtbe in ber Itotterfdjafi IJembett
bei flodjolt.
S5on Dr. (Sonrab« Sorten.
3m Sinter 1899/1900 waren in ber etwa 4 Kilometer nörblidj) oon
©odfjolt gelegenen ©auerfd&aft «fremben <$rbarbeiter beim Starren einer
Änfcö^e in einer feuchten Stieberung gum Swecfc einer SBiefenanlage auf
Urnen geftoßen. Auf ^Betreiben beö £errn gabrüanten Subolf SJiföer
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224
&tt $o$olt, ber Ro) an<$ fernerhin her ©adje in bmtrenlwertyefrer Seife
annahm, war eine amtliche Anzeige über ben fjfunb trftattft unb ber Hiter«
tumlforamtfflim eine entfpre$enbe Aufteilung jugegangen.
Auf <5rfuäjen bei Sorftyenben biefer ftommiffion Ijabe id) bie grunb-
fteOe meljrmall befugt unb foigenben öefunb wrgeidmet
3n feuctjter fteibe, fcolje $eibe genannt, wofjl wegen ber $5(enlaa<
entgegen ber norbl. baran grenjenben 9lieberung Biegerbing Seen, auf ben
^ar^ellen 3- 1/392 unb 1/893 bei ®runbbu$el SBoc^olt ber Gigent^mer
33em$aul unb ü. SRu^lert fanb fi$ ein »on Oft nad) 2Beft frretcfcenber
niedriger £öljen$ug, oon etwa 200 m Sänge unb 50 m Brette, auf bejfen
oftL Hulläufer tin runblictyer $ügei oon etwa 6 m £)urd)meffer unb 2
m Qbty oortymben mar, weiter bur$ Grabungen ober Verwesungen
feine regelmäßige gorm oerloren fcatte, feiner ganzen SBefajaffentjeit nad)
aber all Cerbrennunglpgel angefproäjen »erben tonnte.
©onft waren (5rber$ö|ungen, wel$e auf eine präbiftorifcije $egräbmfe*
ftätte Ratten föließeu laffen tonnen, nirgenbwo oorfyrobeu, nu>gli$ermeife
bel^alb nicfct, weil ba! Terrain, wie aul ben noa) ftcfctbareu Baum*
ftümpfen fyroorge^t, früher mit $o$walb beftanben war nnb baburd) bie
(Erboberfläcfce manäje ©eränberung erleiben mußte. $tuä} üppige Sege-
tation auf ber <$rboberflä$e fenngei$nete bjer nicfct, wie fo oft, ben ©tanb
ber Urnen.
9cur bie Sage Ijätte auf ben Drt all locus sacer Anbeuten tonnen.
Son ben Sanbleuten würbe bie tinljölje ber §erenbülten genannt unb
würben allerlei ge^eimnißooHe £erengefdjtd)ten mit berfelben in Serbinbung
gebraut unb nodj oon einem unl begleitenben Arbeiter mit glaubwürbiger
SRiene jum SBeften gegeben.
©d&on oor Sauren waren bti Anlage einel ©rabenl quer über ben
$öl)endug oerbrannte Anoden an mehreren ©teilen jum Sorfc&ein ge-
tommen, boä) war ber Angelegenheit feine öebeutung beigelegt worben.
Sefct bei Abtragung ber gangen ttnfplje tonnte eine $otalüberftä)t
über bie gefammte Urnenfelbanlage gewonnen werben. Leiber waren bie meiften
Unten burc$ ben $od)walb gerftfirt, gnm guten S^eil war au$ bie Saljrel-
geit ©t$nlb baran, baß nur oerljältnißmaßtg wenige Urnen unb gwar
14 ©tücf relatio gut erhalten werben tonnten. 3)ie gunbe ftnb in bie
©ammlung bei Stltertljumloereinl in fünfter überführt worben.
SDte Serljältmffe, wie fte Ijier gu Sage traten, ähneln ben auf
Urnenfrieb^öfen gewöljnliäj in ljieftgen unb oerwanbten ©egenben ge«
funbenen. Stnffadenb war bie oerfcältnfßmäßig große Saljl ber^ierter
Urnen.
fcaä) oberflächlicher ©d&äfrung fanben fiä) etwa 50 Seftattunglfteffen
in jiemlia) regelmäßigen Xbftänben oon 10—15 m, tyetll all einfache
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225
Änodjenfaufenolme Urne, fljett« mit Urnenfefcung mit ober o|ne ©eigefdße
3n einer Urne flanben gwei SBeigefa&e.
3)ie Urnen, oon oerfdjtebener gorm unb ©röfje, finb auft freier $anb
geformt, fämmtlidj aufjergewölmli<$ bitfwanbig, oon gutem SBranbe.
3)ie oergierten Urnen geigten bie gewöljnKd&en fßuitft- unb €>tria>
Verzierungen in oerfd&iebener Änorbnung.
UngewMmlid) mar bie öergierung eine« Seigefafce«.
(Sine grofce Urne (orte gwei feitltdfje £enM.
beigaben würben trofc forgfaltiger $urd&forfd[jung
in feiner Urne gefunben, bodj fonb £err 9Rubolf Bfifdjer
in einem oon ben Arbeitern Herausgeworfenen ftnodjenjjaufen einen bünnen
Singerring oon ©ronce, weWjer an ber offenen ©rite mit 2 ftnöpfdpn
befefct war. 8eiber war berfelbe fo gerbredjlid), ba£ er balb in Heinere
©rüde gerfiel. 3)ie urfprünglid)e gorm fonnte vorder oon mir nod) genau
feftgefteflt werben. $iefe bat neben ber Umenform mid& gur Annahme
verleitet, bafe bie ©egräbnifjftätte ber La Tine Veriobe angehöre.
<£« ift nodf) gu erwähnen, bafj une" oon ben Arbeitern ein ©tritt-
Jammer au$ gcucrftein mit frönen ©d&lifffläd&en, ben biefelben auf
bemfelben Serrain gefunben, übergeben würbe. 3$ fonnte nid&t feftfteüen,
bog berfelbe irgenb eine ©egiefmng gur ©egräbnijjanlage §abe unb fcalte
baljer biefen gfunb für einen gufäfligen; werben bodj audj in tyefiger
©egenb oereingelt auf $öfjenlagen @tein§ämmer gefunben.
Die ^uten wn IJorfautr.
8on Oberlehrer Dr. 2) ö^ mann, Storgfteinfurk
CHn anfmerf famer 8efer, ber gewohnt ift, fld) bei einem Sorte etwa*
gu benfen, bürfte oieHeid&t beim offen ber Ueberfd&rift ftufcia. werben unb
an einen 2>rucffe^Ier benfen. 9ttd(jt gu oerwunbern wäre tt, wenn in ilpn
ber ©erbaut aufftiege, e« fofle i$m bie Öeftürt einer omit^ologifd^^fto-
rifd&en Unterfudjung über eine in $orftmar fd&wungfjaft betriebene ©e*
fföge(gu$t mit einer ©pegialit&t in ber mit ffttty beliebten ©attung
Meleagris gallopavo gugemutbet werben. 8on einet folgen Befürchtung
ooQfommen frei bleiben ober gewig biejentgen öefer biefer 3eitfd$rift,
weldp fä ber vortrefflichen Arbeit oon ©arpe, 2)ie ©efd&id&te fcorft-
mar«, feiner (£bel^erren unb ©urgmannen (Stfdjr. ©b. 40.3a$rg.
LVIII 1. 15
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226
1882, @, 81—186, befonber* ©. 88) erinnern ober welche an ber £tnb
bei au«gejeid)neten güljrer* burd) ba* SRünfterlanb oon Songinu*
(Dr. ©eftyoff), 33b. II. 1896, <5. 114. auf iljren froren ffianberfafcrten burd}
ba* an Wmbfajaftltdjen Zeigen fo reiche ©ebiet ber ©aumberge au* na*
bem Ijübfdj gelegenen unb ton beut 3auber einer melandjolifdjen 9to*
mantif umfioffenen @täbtdjen «porftmar getommen ftnb. SHefe vijfen
e$ beffer, benn fie Ipben e* ja föwatg auf toetg gebrutft griffen, bafe bie
alten öbefljerren oon £orftmar, beren ©efdjledjt bU 1269 tyer f^rrfäte,
ben Beinamen ber $nten ober $uiten oon fcorftmar geführt Ijabtu.
<§djon mancher wirb fld) ben Äopf Darüber $erbrod)en (aben, watf
biefer fonberbare Beiname woljl &u bebeuten f>abe unb wie bie ßblen
oon £orftmar £u biefer unoerftäubltd)en unb feineiweg* ^übfd^ fltngenben
Benennung gefomuten fein mögen. Hflem bie* war unb blieb ein eitle*
$emü1)en, unb fämmtlidje ©djriftfteller, bie fld) mit $orftmart ©efdtfdjte
befaßt |aben r begnügten fidj baffer wofclweielidj, biefen tarnen al$ eine
überlieferte unb jwrifettof* $batfad)e $u be^aubeln uub auf {eben Serfttd)
einer 8öfung be* 9tät$feB &u oergid^ten. 9*ur ber Sreiljerr oon Statt oon
SBögeUfamp Ijat in feinem um 1810 niebergefdjriebenen, aber ungebnuft
gebliebenen 9Serfud)e einer btploma tif$en ©efdjidjte ber bona*
ftif^en @ra ffc^aft Steinfurt baä ©agnife einer ftamenbeutung unter«
nommen unb bie Sßuten erflärt al$ Potentaten, SWädjtige oon
£orftmar, eine Gftumologte, beren &ü(ml)eit j[ebe weitere Erörterung
überflüfflg madjt.
3)en $uten gegenüber bleibt bie SCnwenbung aller etumologifdjen
fünfte $offnung0lo6, unb wir tlmn gut, wenn wir jur Äufflärung ber
€>a$e einen anberen, fixerem fBeg einklagen, fnbem wir ba# S*or«
tommen biefe« Warnen« rücfwärt* bi& gu feiner erften Erwähnung Der-
folgen.
3>a begegnen und bie $uten bei öonginu« 1896, bei 2)arpe 1882
an ben bezeichneten ©teilen; bei Äu mann , &irä)fpiete bei $tetum* fünfter
(9Wfc. bei Satertum«oerein«) um 1820; bei oon föaet um 1810; bei oon
Steinen im britten neuen Anfange $u £obbelmg$ 93efd)reibung bei ganzen
Stift« fünfter 1742; bei SMtljmar in ben Boten au £efdf)enmaä)er§
Annales Cliviae p. 265 ed. II. 1721; bei ©erwarb Ärnolb Stump,
Methodica et aecurata totias Westphaliae descriptio (2Ranufrript int
Sürftl. SBentljeimifdjen Hrdjto.) 1670, p. 119. 3)ie gemeinjame JQuette
für aüe biflfcer genannten Autoren ift ©tangefolö Söerf, weiä)e* 1654
unter bem Xitel Annales Circuli Westphalici unb 1656 all Opus Chro-
nologicum et historicum Circuli Westphalici erfd)ienen ift. $ter f)eifji
H in ber Sorrebe $um ^weiten »udje Aap. 8. 9h. 11 folgenberma|en:
Castrum {lorstmariense cum oppido montis clivio ineumbens sedes
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- 227
oliro fuit inaignium Heroum qui appellati fuere bie$utenoon$orfft*
mar. (Ebenfo fd^reibt Sodann oon ©eerfdfrwort ober ©frflwortt
(1574—1640) in feinem 1624 oerfa&teu, aber erfl 1742 oon Jobann 2>ieberi<$
oon Steinen al* Äub,ang gn $obbeling0 Beitreibung Deröffentlidjtra SBeft-
ob,älifdj Äeelidjen Stammbud&e: Castrum Horstmariense cum oppido
sedes olim fuit insignium Heroum, qui fuere appellati bie Sßntten
oon jporftmar. 2)ie Softer Xann^ oon 33er*m«rbt, Vtargaretije,
mar nadj o. Steinen in feinem öorberidjte gu Qobbeling* SBeföretbnttg
oermäljlt mit einem Qerrn oon $öoel auä ber 3>ortmunber 8inie bkfe*
©efdjled&te*. JBlelleidjt infolge biefer Samflienoerbinbung \pt SBeteworbt
bal no$ fjeute ungebrudte, um 1609 ooüenbete Speculum Westualiae
veteris bet $tinxid) oon £öoel tennen gelernt, nnb btefe* Söerttft etf,
meldje* oon $er$worbt unb befonber« oon Stangefol an niefen Stellen,
aber feiten otme Segler audgefdjrieben worben ift unb weldp* aud) ben oben
citierten Safc enthalt l ) mit ber jwar Heinen, aber für unfere Srage ent«
f$eibenben 'übweidfmng, bafj ^)ööd ftatt $uten öuten oon £orfrmar
getrieben fjat.
S)a* alfo mar ber $uten tfern, ein 2)ru(ffebler ober richtiger ein
Sdjreib« ober öefefebler flüchtiger unb mit ben fiofolon^ältniffen gängttd)
unbefannter tfompilatoren ! §rinri(ij oon §öoel, ber auö (£pe bei ©routw
ftammte unb meift in Steinfurt lebte, muftte felbfberftänbli^ in bem naben
«frorftmar genau 93efd)eib wiffen unb bie bort aufbewahrten (Erinnerungen
an ^orftmarö größten Soljn, ben Gblen ©ern^arb oon $orftmnr
(f 1227), ben baä 8olf no$ (eute ben Guten oon £orfimar
nennt, tennen (£$ ift ganj unmöglidj, baft ein ortorunbiger ÜÄann bie
flnnlofe unb im Solfe gättglid^ unbetennte ©eaeidmung ber <£betyerren oon
$orflmar al* $uten gebraust baben foUte, unb ba* ift aud) bet ©nmb,
meäljalb ber au* £eet, nicr)t weit oon £orftinar, ftammenbe gelehrte 3efuit
9titoIau6 Saaten, ber SJerfaffer ber Annales Paderbornenses, (lebte
1608—76), in feinem au«fül)rlid&en geriete über *ern$arb oon «fcorft*
mar*) bie oon bem iljm wofclbefannten Stangefol in bie ©elt gefegten
$uten mit Stillfcijweigen überging. <5r wufcte e$ eben beffer, ba er in
$orftmar befannt war, unb lieg [idj nitftt, wie ade anbem nad) Stange«
fol lebenben weftfälifd&en ©eföicfctfd&reiber, burdj einen Schreibfehler
irre führen.
fcöoel« Duelle für feine 92acr)ricr)teit über £orftmar war neben ort«
lieber Ueberlieferung baä 1475 getriebene ©er! De laude veteris Sa-
l ) 9Wf«. 108 ber ©ibliotbet be« SBeftfäliföen «lterrl)um*üeretn* gu
SRünfhr, 6. 90.
«) Ann. Paderb. Hb. X. p. 716.
15*
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228 •
xoniae nunc Weatphaliae dictae bei oul Soer Bei $orfrmar flammenden
Jtottänftr* »erner Roleoincf (1425—1502). 8uä) $amelmann, ber
1562 feine Bna)er De familiis emortuis 1 ) nerfaftte, benufete ben Sblenhuf,
ermahnt aber bei ber &efprea)nng ber Crblen tan $erfrmar weber bic $ufeat
nee) bie titoten. ftefarintf bemertt über $orfimar u. a. folgeubel: Hoc
Urnen sdo, quod est qnaedam fama de nobili quodam Tiro dicto yhI-
gariter be gnbe »an £orftraar. 2Hefe $eaei$mtng 8ern|arbl neu
$erfbn*r all be gnbe nan $orftmar Feijrt audj uneber in ben um
1500 gefdjriebenen 8*ffifceu gnr Wüufterifdfen ©if^offdjnmit *)
SHe 6to)e oer^ilt fty bemnadj falgenbermafjen : £ern^arb, ber ge-
feierte $eib oon Oorfrmar, Iptt bei bem öoife oon £orftmar bat 5M-
nauen ber ©ute gehabt $eoel Ijat juerft ben Beinamen biefer einzelnen
fßerfon anf bai gange 9efä)(ea)t übertragen nnb mi|nerftänbttd| non ben
©nten oon $orftmar gefpro$en. $erftoorbt unb Stengefel (aben
eine eietteidjt etoa* unbentlidj« Ebförift oon Qdoell 8pecaliim bemrfct,
fie> nerfefen unb bie fluten in i&nten nermanbelt 2>ie $an)rtföiiib
trifft ben oberfiää)Ito}en StangefoL ©ei ©erltoorbt ift gn bern<!fi$tigeit,
bafj ber 8ulgabe non n. ©teinenl (1742) eine foate unb fehlerhafte,
»ietteiäjt bnrd) Stangefoll »er! föon beeinflußte «bförtft oon 1685 *n
(Brnnbe lag.
2)afj bie fßuten »on Qorfrmar nunmehr fäon 250 Saljre lang in
gebnufteu unb ungebrndEten SBerfeii meftfnlifdjer £iftoriter ifcr Umnefen
getrieben Ijaben, %$i meitrr niä)t gefa)abft, benn biel <£tjengnife eine«
Sefefe$lerl blieb »eiteren Streifen gang nnbefanut 6eit bem Gfrföeinen
bei mit 9ieä)t $0ä)gef$tyten {JüljTtrt oon gonginu* beße$t abcT bie
•efafa baft biefel ^rebuft einrl lädjertifyn ^»erftirabniffel auutct!t$
im Seife flu) feffcfefct ®k* an oer$istbern, fft ber %u*& biefer Stilen.
*) Opera genealogico-hiitorica de Westpbalia et Sazonia inferiori.
femgo 1711, 6. 686.
*) Bulgabe oon $ro&, ®. 198.
') 3Rünft. ©efd).-£)uellen L 118.
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Mg
3Us bem totufytmnTtißtx bes 3ttljrM 1533«
8on Dr. £nn*fenl.
(SorneKu* $at in feiner ©eföidjte be* Sftunfteriföen Kufruftr* aal
beut SRegifter ber Qrutyerren t>ou 1533 nur eingebe* müget^eüt, bal flä)
auf Stotymann unb 8ening begießt 3)o$ oerbienen no$ anbete Angaben
be*felbeu ber CErttctynung.
1. UeBer 3ofcftint $elfmann, im 2>tenfte Stunftcrl alt jßvtftttatot
am 9W$*t*mmergeri$te (Dergl äerffeuBcod}, «umtobe naa Seiaar,
@. 283), (dftt et: „Stern Betaelt bodor $dfman t* 6pnr, xufeu 91*
curatori, oor fto Jarlir falarum 10 gilben gulben, ben gulben gereimt to
28 •., i* 46 dj. 8 8. $a* SKegifler be* 3«B«* 1537 gibt bie 9lati|:
3>tdor $elfman, be bir Beuoren ber ftat SRiirfteT gebdnt ftabbe, 22
gulben.
2. Son Sodann Don ftaelfelb, ber am 8. luguft 1532 *tft ber Wtmrn»
fdjaft be* ©eifte* «ünfler in ben &dd>*frieg |inan*gog (»gl Gurmliu*,
a. a. O. I. ©. 108), urfrb berietet: Stern betaelt Subger SRummen »o? fWfdJ,
bat mefter «erat be fort oan rat gegadt, bo men So^an Dan JRai*fett ben
rftmefter up Hernie* Goe«felb* ipe* to gafte gefat, bo $e na ben Satten
riben wölbe, i* 2 m. 9 t.
3. 5n Betreff ber Höften, weldje bie $u Seigre gefangenen Ferren
Sodann oon öftren, Hermann bon SRengerfen unb 3o§atm SRertfell oer*
urfa^ten (&erffenbrod>'$ermer, 6. 344 ff.), erhalten »fr folgettbe Jtnnbe:
Stern betaelt Satyer 2Bantf$ereT, bat funfer Sofan fax t|o ftoureu mit
em in finer befrriifrnge ordert fyrt, na talplt flner obergegeven cebefen,
ein ^onbert 18 golben gulben, 11 s. 2 ^, ben gulbcn geretrnt to 28 •., fadt
276 m 3 8 2 ^. Stern Betaelt Äopperftefetm, bat geraten »engerfen in
finer Befrdcftnge mit em bertert fytf, ein Bonbert 18 golben gulbcn, ben
gulben gerefent to 28 «., fadt tofamen 263 m 8 *. Äopperfrefemt rft
jebenfall* biefelbe ^erföulio^feit mit bem 3Beim)änbler Stephan Hupper»
f^leger. (ÄerffenBro<$-2)etmer, <§. 520, 584). Stern Betaelt ber 6mut«
Bufefdjen, bat Sofcan SWerAtt fanfcder iu finer Befrricfiuge mit er berfcrt
Bat, na oermoge finer (antfäjdft 25 gulben, ben gulben to 28 s., i* 58 m,
4 8. $ie $ferbe ber befangenen waren Bd $ernbe ^&fer untergeBra$t.
Stern Betadt $ernbe tiefer, bat em rejtebe an be 29 golt gulben, bat be
perbe ber gefangen in finen Imfe bertert (eben, t* 46 m.
4. $er »irr$ $der ftdefe, ber auf ber 6alaftnr&e ein «aftau* er*
öffnet (arte (ÄerffenBro^f)etmer, ©. 348), uerbieuie in berfdBeu JJdi
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230
bebeutenbe Summen. Stern Behielt $eter Sfrefenn vor 7 tunnc toit, bc $e
boctor Sön* in ber 2Barnborpcfd)en fyic« gefönt fyit, na infcolt einer
onergeoenen cebelen t« 18 m 2 8. 3tem Betaelt Sßcter Srefen up ftn fcrjalt,
bat men em fd^ulbig i«, ein fpnbert golben gulben, ben gulben to 28 s.
facit to märten 233 m 4 s. Stein nod) bemfofoen $eter up ftn fd)ult be-
taelt, an enen frlfen ftocfc gefortet, i« 288 m. 6 8.
5. lieber 8u«gaben, bie ben €>mtbifu« »on ber fBtecf betreffen, er-
fahren mir nod&fteljenbe« : Stern betaelt boctor Söufenn, bat em bei tit be*
olben raib« (nor bem 3. HRärj 1533) gelaoet »ad »an bem Derbrage tnfdjtn
nnfen gnebigen |em unb ber [tat fünfter, anbrepen be reltgion, 13
^onbert golben gulben, ben gulben gerefent to 28 8. i« 233 m. 4 s. Stent
betaelt Sefyut fflotermunbe bem fnngen (Jcafienbrod)-2)etmer, €>. 279,)
»or betr, bat Ije boctor SBncf in ber ffiarenborpefd)« $ufe upgebrtgen
tyit, na nermeibunge einer onergegeoenen cebelen, t« 24 m. 4 s. 6 ^.
Stern betaelt Qermen ®art$u« 8 ftocfe, bat boctor SBocf in ber 2Bani*
borpefdjen ^ufe an brobe oertert, i« 13 m. 6 s. Stern betaelt Serttbe
Stoentorpe (ÄerfJeubrodV2)etmer, @. 519, 584, 649) oor fleifd), bat
boctor 2Bncf in ber ©arnborpenfdjen $ue« ^abbe Ijalen loten, i« 19 m.
3 s. Stern betaelt ^ermann« ©riborp (£erffenbrod)-2)etmer, <§. 558), bat
\t boctor ©ntoi in ber SBoruborpefdjen $ufc upgebregen nnb DorJad)t
(abbe, i« 14 in., 6. s., 7 ^. Stern betaelt mefter £lnricf SBoirancn bem
fmebc (£erffenbrod>2)etincr, ©. 460), bot fc boctor SBnfen, bo l>e mit
ber 3Barnborpefd)en »ad, oor to befloen unb ein pert to plaeftern, t« 1 m.
2 s. 6 ^. 2)ie Käufer ber <s>mutlmfefd)cn unb Söorenborpefdjen lagen
im Äird)fpiele @i Somberti.
6. S)er Sertrog gnufd)en bem gürfrbifd)ofe unb ber @tabt nom 12.
Sebtuar 1533 ift oon S^eoborif 3^wnoeI gebrucft worben. Stern gegeoen
mefter SDiricf $$wnoell oan ben nerbroge to brucfen tufdjen unfen g. ^
unb ber fiat Wunfter, 2 m. 4 s.
7. <Der Sfcrljanblungen mit ben fleinen €>täbten ift me^rfad) gebadet
Stern betaelt bat $cr Rennen Xnübecre, unfe borgermefter mit ttlirfen rabe*
frunben unb boctor SBucfen nerboen Ijcbe bc« bonberbag« na Oculi (20.
SWär$), bo fe gerebben »cren tor SBoirbt unb be« faterbag« bar naift tyom
Ouwnbbclben, bar man be fleinen ftebbe to böge oerfd)reoen. 3« tfamen
18 m. 5 8. 5 ^. Stern betaelt, bat men be* binrtebag« na Subüate
(6. 9Rai) in ber infort unfc« gnebigen Ijeren oerbaen Ijeft, bo menn itlidje
nan ben fleinen ftebben be« anenb« upt grutlm« to gafte b>bbe, oor foft
nnb »in na infjolt ber ooergegeoen cebelen, i« 12 m. 4 8. 9 ^. Stern
nod) betaelt bat men be« anberen böge«, ol« men oan bem Saerbronte
»ebber getommen, nerbaen Ijeft, bo men be fleinen ftebbe to gafte (jobbe,
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231
tot toft, Beer, »in unb anbert na itt^olt ber ooergegeoen cebelen, iö 43
m. 4 ^. (©gl. «orneliu« a. a. O. II 6. 177 f., @. 187 f.) ©on
Äerffenbrod) (a. a. O. ©. 397) »trb bie 3ufantmenfunft $u Duobbelben
(öftHdj oon @ubmüijle, unweit ber <£m0) nid^t erwähnt
ärbeitslol)» in MnnfUt im 16. 3ttyfy«iitaL
$on Dr. $unlfent.
3n btefnr 3eitfdjrift (39b. 44 6. 181 f.) $at 8. Hieffra bie „Drbnung
unb ©at^e ber Slrbeibfcleute" mitgeteilt, wie ftc unter bem 24. SHär^
1591 für HRünfter feftgefefct worben ift. Angaben aufl ber erften £älfte
beä 16. 3<ritf)Uttbertg tagen il)m nicr)t oor. ©in SRemorialbudf) beä ©tobt*
ar$toe6, bat »on bem ©tabtfefretair 3 rön 8 0on 2Berue angefertigt würbe
unb 5Befd)iüffe be« Sftatljeö, fowie ©erljanblungen auö ben 3«Ijren 1536—1543
enthält, bringt mehrere ©eftimmungen über 8ö^ne. Km 3. 3uK 1536
liefen SBürgermeifier unb SRat^ mit 3uftimmung beä Statthalter« folgenbeä
burc§ bie ©otenmeifter oerfünbigen:
3)e»ile beglidjd unorbnunge unb midfeHige beföwerunge bi ben ba$*
lonern, arbeibern, werfluiben unb berf eitrigen belonunge aflentljatoen ge-
fnoert, Ijebben wi borgermeifter unb rait ber [tat fünfter berljaloen na*
befdjreoen orbnunge beflotten unb to gemeinen beften Ijte mit beoofleu, na
buffem tofomenb fonbage anfenflid) to ljotben be« to wiber anridjtunge
gemeiner policei, barmit niemant booen geliehnetigljeit befwert unb ooer*
nommen »erbe bi oermibunge geborlidjer ftraffe.
3tem ben murmeftern, fteinbicfem, timmerluben, ftratenmeferfl, ljute-
becfern, Ijoitfegern, fcoefnibern 2 s.
3tem ben fornmeber* 18 ^
Stern ben ftroifnibern 18 „
3tem ben nadjtwedjtern 9 „
3)en brefd&ern, greoern, binberfcfyen unb anberen gemeinen badjloncm
unb werfluiben to ber foft 1 8.
gür 1537 würbe nadjftel)enbe$ angeorbnet:
Stent ben timmerluiben, munueiftern, fteinbicfern, ftratenmeferö,
Ijutebecfern, Ijoltfegern oor badjlotn to ber toft . 1 s.
<Den brefäern 7 ^
©troifnibern 9 m
SDen nadjtwedjtern, greoern unb fu* anberen gemeinen »erfluiben
unb ba$lonet* to ber foft 6 4^
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$ot m ein ieber |tr tnne föetfen unb geborliä) f)olben fottbe na
gdfgen^eit nnb oeronberunge ber Ht, all infunbert na tortunge unb
iengeninge ber böge wintert unb fommert. #m 17. Wai 1638 erging
eine neue orbenunge »an belomtnge ber arbeitlueben unb bad)loener#.
Stent ben timmerlueben, murmeftern, fteinbi(!ern unb beäern,
ftratenmefcrt, |oltfegern, tyoefmbern vor baä)lom to ber (oft 14 ^
3)en .tornmeberi 1 s
3)en ftrocfnibern 10 4
3>en binberföen 7 m
5)en na$twe$ter*, grencr* unb fünft anbern gemeinen badjloenerf 8 9
$er 18. ©entember 1588 braute wieber eine Äenberung.
Xo furberunge gemeines rooHftantft willen fcieuttt burgermeifter unb
rait nadtfolgenbe orbnunge oan belonunge ber arbritÄluebe oerorbeut unb
ernfttidjer raeinunge einem ibern to geljorfame beooHen Ijebben, bi Der«
mibunge geborltdjer ftraife, bei fl$ «« iber wette to rieten.
3)en timmerlueben, murmeftern, ftctnbicfcrn, fcuiGbecfern, [traten-
ntetert unb $oltfegern oor badjlotn to ber Foft . 1 s
2>en ftroifnibern 10 ^
5>en brefä>ern, nad)tweä)tern unb anbern gemeinen werflueben unb
ba$lonern 8 ^
Unter bem 28. Änril 1589 würbe hinzugefügt:
3)en fatfnibern 14 „
tfa 11. SRar* 1540 fa( ber Staty fi$ genötigt „ut bewegenbat
oirfa$en unb na erfurberunge tytger gelegen^ett bem gemeinen beften to
gnbc" tnbere Seftintmungen gu erlaffen.
Stern ben murluiben unb fieinfytuwern 14 ^
Stern ben timmerlueben, ftratenmefrrt, fcueäbecfern unb ^oltfegero 13 „
Stern ben (alfroern 1 8
Stern ben (eufnibern 15 ^
Stern ben ftroefnibert 1 3
Stent ben fornmeber* 13 ^
Stern ben nadjtwedjtcrn im fommer 6 „
Stern ben benberföen, greoerf unb gemeinen ba$loner* . 8 m
Unter Strafe oon 3 SRart würbe am 18 Suli 1541 feftgefefct:
$en murluebeu 15 ^
$en timmerlnben 14 ,
$en feger« 14 „
5>fe 8ö$ne gingen in ben folgenben 3^rge^nten jwar in bie $öfo
bodj nic^t in bem SRafre, wie H bie Qert^euerung ber Sebentmittel unb
hie Gntwertyung M (Reibe« er$eifä)t Ratten. SHe £agelö$uer gnuta! waren
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833
mit iljrer Sage nid^t aufrieben, «m 17. 3Wi 1564 lieft ber 9tafy ben
„allgemeinen mebber« unb arbrittiuben bi ernftlid)er ftrafe" anfünben, flc
müftten fldj »mit bed raitö fate unb orbnung benoggen laten unb fl<$ buten
in arbeit unb bienft geinetoeg* begeben, unb \o foll* «ber« btfunben,
bat aWbann ungefcorfame, al* fe fi$ buten in bienft begeoen, bkfer ftabt
mit wif unb finber oerwifet »erben füllen/ Äe^nlidje Sfta^mmgen mieber-
$olen (H in ber fpätcren Seit. •
2>al diatfypxotohU oon 1574 weift unter bem 16. 3uli folgenbe
$ar* auf:
SRurman 18 ^
Äalfrör 15 „
Simmermann . 17 „
«fcoteföniber 18 „
lieberen 15 „
Stratuerl, betfer* 15 „
©troefönibern : . 13 „
2)en gemeinen arbeittleut unb binbert 10 „
3n bem 3a$re 1586, wo bie greife für ba* betreibe fl# wieber er»
^eblic^ fhigerten, würbe am 28. 3ult oerfügt:
2)en mnerluben 20 ^
S)em faörör . 19 „
S)em thnmeruiann • • . . • 18 n
3>em ^euwföitiber 20 „
S)en mebert 18 „
3>at fegenfänibern 18 „
3)en frroefd&nibern 18 „
3>en ^eulberfern 18 „
SDen gemeinen arbeittluben 12 „
SHe Tabelle ftimmt überein mit ben Setyen oom 24. TOfirj 1591,
bie 9Heffen mitteilte. SHefe würben am 21. 3uni 1591 abermal« ge-
nehmigt, ffe galten im ganzen audj für ben SBinter. üDetm ba$ SRat^d-
protoM oon 1591 enthält unter bem 11. Oftober ben ©efdjfafj:
33on allen go^eiligen be$ up <St. Sßetri ben arbeibem ju ber foft
a« JA«:
<Den brefd&er* au ber fofl 12 ^
Stern frauwen fo berfdfjen, fleffen 12 „
5)refd&er« oon 4 uljr be« 6.
Unbere arbeiber, timmerleube, muerleube, fagenfdjntbern ic. k. fotten
uadj ber fommer orbnung belofjuuug fi$ galten unb oon 6 uljr be$ $u
6 ufpr au arbeiben verpflichtet fein. 3um #ergleid}e möge bie Orbnung
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234
btenen, bie faft 25 3aljre nadfter, am 31. 9Rai 1613, eingeführt
tonrbe.
gu her Cofl oljne toft
JDen mauenneiftem 3 s 6 s
<Den mauerfned)ten 2 „ 3 ^
3>en falfrityrern 2 „ 8 , 5 „
3)en gimmermeiftern .*.... 3 „ 6 „
$en aiinnterfnedjten 2 „ 3 „ 5 „
2)en fagefd&netbern 2 „ 4„84
S)en fommebem 2 „ 4 m 8 m
2)en graäfdmibern 3 „ 6 „
$en gemeinen ftrofänibern, fo mit ber Keinen
laben fdjnetben . . . 22 „ 4 „ 8 m
3)en ffrofdjneibern, fo mit ber grofjen laben
fdfjneiben 2 „ 8 „ 5 „
2)en Ijaudbecfern 2,8,, 4,9,
$en ftrafcenmad&eren 22 „ 4 „ 8 w
3>en brefdjern bi* Wickelt« ... 20 „
nad& SRidfjaeli« . . . 18 „ 4 „ 6 „
2)en fornbinberfäen 20 „ 4 „ 3 „
Älleä obgefefcte« auf bie fornmergeit, nemlid) oon ©regorii an bil gu
bem Jerbftfcnb infd)liefeltd(j flu oerftetjen. 6o niel aber bie taglöner
ober arbettSleute belangt, fo gu nrintergetten beim Iied^t ober fernen nidjt Doli
arbeiten unb bie gewölmlid&e fommerftunben nit galten fönnen, betten
follc nadj aboenant be$ inen gu georbneten Ion* unb ber ermangelnbett
ftunben (aU ben mauer« unb gimmerfnedjten, bietoeü inen be6 fommertag*
für ge$en ftunben arbeit oljne foft 5 fdfjtflinge angelegt, für }ebe erman»
gelnbe ftunbe 6 Pfennige unb fo oortan einem {eben nac$ getrage ferne*
lotjnö) abgegogen »erben. 3)en gemeinen arbetWleuten aU fcägnern, mtfx-
labern, gräbern, tyoltljaueren, item ben frauenäleuten, fo graben, weiben,
in flad)« arbeiten, nmfd&en unb bergleid&en arbeit tyun, gu ber foft gu
fommergeiten 18 ^, oljne foft gu fommergeiten 4 s. 3 ^, gu wintergeiten
4 8. Unb folle In'nfurter fomol berjenig, fo biefe orbnung in nehmen ober
forbern, ai£ audj im ausgeben überfd^reiten würbe, jebcömalö mit fünf
märten gur ftraf und bem rate unnad&läfßg oerfaUen fein. 9la$ bem au$
in oor jaren gefpüret worben, bafj etliche arbeitdleute gu ber arnbgett,
»an man irer arbeit am beften bebürftig, ftdj au&erljalb ber ftatt ire*
meljreä gefugten oortetlöfjalben begeben, bamit bann beme na$ notturft
oorgebauet »erbe, fo ift einä erb. rat« befetöj unb meinung, bog alle unb
jebe taglöljner unb arbeiWleute, welche allfjte in biefer ftatt mit »eib unb
finbern ober aud) allein gu wohnen unb bleiben bebaut, ben bürgern unb
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235
einwo^neru aE^ie oor anberen auf bereit etforbem unb begeren ju bienft
fteljen unb ftd) biefer orbnung gcmäfj üertjalten. ©unften aber, ba oer-
merfet würbe, ba§ fte fldj bei ber arnbjeit, ba man trer am wentgften
entraten (an, auä ber ftatt begeben, ben bürgern unb einwotjnern arbeit
unb irc SDienft oerfagen unb oifleidjt aufjer^alb ber ftatt fceimlidj ober
öffentlich arbeit annehmen würben, auf ben fall gewerttg fein, bafe tt}nen
beneben obgefefcter geltftraf weib unb finber nachgejagt, fie aud) in it)rer
wiberfunft in biefe ftatt rinjufefjren ober atttjie ju wolmen, nit oerftattet
werben foßen, beffen ein feber tjiemit öffentlich oerwarnet wirb.
JUtefte 6ekutuug ber me^falif^en Ortsnamen
dapellenberg, fiappenberg, lapenberg, lappel.
£>er Ortsname Kapelle, meljrfai$ im 9fct)einlanbe unb in ©üb-
beutfdjlanb, an $l<tyen, wo niemals eine Äirdje ober ein ftirdjlein ge-
ftanben tjat, mu& auffallen, ©djon Sßrof. Sßaulufl modjt für ©übbeutfdjlanb
barauf aufmertfam, bafj fltf) biefer SRame metjrfad) Ijeute nodj für früher
befeftigte fünfte an ben alten £eerftra&en fmbe. (£ine weitere (fcrflärung
gibt er nidjt; eine foldje unb gwar $unäcf)fi für bie oben genannten roeft»
fälifdfcjen Ortsnamen möge Ijier $lafc finben.
3)er erftere 9lame, Jtape Ilenberg, für eine $öf)e im ©üben ber
Sippe jjwifdjen 2)orften unb bem -jtaufe ÜRalenburg ftnbet fid) bort an
bem Saufe ber fdjon in SRömergeit oort)anbenen $eerftrafce. (£ülfenbecf, (Safteil
Sllifo. 6. 180). 2)er aweite Harne, Sappen berg, auf beffen bomi-
nirenber «£>öt}e, fdjon im 9. SaWfJunbert Dft * ®wfenfdJIo§, fpäter bie
S&orbertiner-Slbtei fid) ertjob ift metjrfad), felbft oon ben alten 2Ron$en
erflärt worben oon gapen (ntjb. gaffen), alö locus, mons speculandi, ba
er eine weite Umfielt geftatte. 2)er britte SRame, Äapenberg, ftnbetftd)
bei Doentjaufen nat)e ber SBefer für ein tjotjeö Sßlerteau gegenüber bem
<£>etligenberge, auf bem im grücjmittelalter Soroener Sftöndje bie ®t.
9Ridjael$firdje erbauten.
5Radj meiner Sluffaffung finb bie brei Serge benannt worben nad> ber
bort ftattgetjabten Lagerung beä granfenljeere« unter Äarl bem
©rofjen wätjrenb ber ©adjfenfriege ; gleicfjerweife au$ beim ©tift Äappel
an ber ©lenne gegen bie Saufen im 3)raingau.
3n ben fränfifdjen Heerlagern Jjiefj ba« Äaiferjelt mit einem ge*
weitjten IRaum für bie Bergung. ber für tjeilig getjalten £eerfat)ne Äapella.
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836
<Dte fräntifdje fceerfafyie, glei^enb bem Sabarum (ConfMntin'ft, beftanb tml
bem an $o$er ©tange befefHgten Qemanbe, ber tfana, &appft< £••
nella bei Ijetlige* SRartin »on Softt^ ba* nebft anbent Stotaute*
betfelben ©eiligen in ©efty ber ©erouingtfdjen, bann ber Äaroltagifäe*
granfcnfönige gelangt war unb oon tynen bei ifpen Kriegen nnb €>$la$tea
aU fd)üfeenbe# unb Sieg öerfjctbwibtÄ Heiligtum oorangetragen unb nt$e
bem &önig*ftelte bet $eerlagrri in einem geweiften Staum uerwaljrt würbe
Der ga^nenträfer, ga^nen^nter f)iefe Äoptllaau«, bamt *u<$ bar geweüjte
JRaum nad) bem $ei(ig$um äaneHa, unb ber fMafe wo bie ftdtfnrie
geftanben, gab in ber (Erinnerung bem Berge, ber ©bene, wo bal Säger
gefäjlagen war, eine ^eiligenbe ©ebeutung, einen neuen Barnen. 5)te
fpätere »eitere Gntwitfelung be0 Flamen« unb Begriff* tfapette, &apellaira*,
ift Wd)t ju gefialten, würbe ^ier aber gu weit führen. 3)ie queHeuge-
mäfce SBegrünbung meine« *Ra$weife* laffe i$ nadjfte&enb in einem £u#-
guge and Du Cange folgen. 9htr will td) no$ onfügen, bafj gegenüber
bem «fceiligenberge bei Oaeuljaufen im Äretfe £öjrter, wo|I ftyer einer
uralten, fäjon fad^ftfd^en £eUigtuM*ft&tte, ber Äapenberg mit $lateau
fl<$ ergebt, nad) unferer Darlegung ber gagerplafe eine« fräatifdjen £etrr4
unter Äori bem Großen. 2Beira bal ber Sali, fkutb bann *a$ bem
Ouetteuberidjt über ÄarU b. ©r. erften gelbgug im Sa^re 772 bie be-
rühmte Srminful bei Otenfcaufen?
S)a« befannte SBafferwnnber am SRittage in ber 3)urfie«noty be*
franfifä)en $eere6 fanb ftatt in coneavo forrentU, juxte montem, qai
castris erat contiguus (Gerold.) 5)em concatum enrfprid)t mm ben
bortigen ineinanber flteftenben $ää)en ber uralte feurige Rame: bie Qrowe,
bem forrens ber Soll erb adj. An b?n Jtapenberg grenzen ber $eiligenberg
unb ber (Jfdjenberg. öergl iRebegelb: bie Pfarrei Duentaufen, unb
©raf «ffeburg: Ortfdjaften im Gorneuer 8anbe. 8efrf$r. für ©efaV unb
Wertytmtfttitbe »eftfalen«. »b. 54, 1896.
8u0 Du Gange, Glossarium I. 859, ed. Iungius, Frankofurti
1710; ed. Henschel, Paris 1842, II, 120.
Capa St Martini, qua salicet St. Martinus corpus et caput
tegebat, olim apud Francorum reges tanto in pretio babita, ut inter
praeeipuas Sanctorum reliquias asservaretur et in bellis prae-
ferretur.
Monachus Sangallensis üb. I de vita Caroli Magni: »de pau-
peribus supradictis quendam Optimum dietatorem et scriptorem
in capellam suam asumpsit. quo nomine Francorum reges propter
capam S. Martini, quam secum ob sui tuitionem et hostium oppreasi-
onem jugiter ad bella portabunt, Sancta sub appellare solebant."
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837
Walafridus Strabo de rebus ecclesiasticis cap. 81; „Dicti sunt
primitus Capellani a capa S. Martini, quam Francorum reges ob
adjutorium victoriae in proeliis solebant secum habere."
Honorins in sermone de St. Martino: „Hains capa Francorum
Regibus ad bella euntibus pro signo anteferebatn r, et per
eam hostibus victis victoria potiebatur: unde et cnstodes illius
capae usque bodie Capellani appellantur. Idero in „Gemma animae"
c. 128: «Capellani a capa S. Martini appellati, qnaro secum Fran-
corum reges in proeliis semper habebant, et eam deferentes Capellanos
dicebant*
Non solum igitur capam S. Martini in palatio sed et in ora-
toriis castrentibus, quae ^*T«^o^j^aJ Uxlrjoiu* Ecclesiae porta-
tiles dicuntur, (Nicephoras Call ist. lib. 7. cap. 46) asservabant, atque
adeo in proeliis deferebant Capellani. Ubi Sozomenos lib. 1. cap. 8
de Constantino M. ,xo* attyrtp tl<; Innkfjaluv tluaa/thrjY mQ4o*Qtv %
jpüta -rot<; noXkuiou; fa*or{)dx*i>ofr. m Ex bis etiam perspicuum fit,
Graecos aevi recentioris Capae nomine appellasse sacras reliquias,
quas in expeditionibus bellicis et in ipsis proeliis, deferre solebant
(Mauritius lib. 7. Strateg.)
$rof. Dr. &*mß*&
Der „lelfums ba<j" tu MinfUx.
Son Dr. £un6fenG.
3n Dffenberg« ®djriftd)en gilbet unb ©fl^en au* Wutfttti 8er-
gangenljeit" (SRünfrer 1898), Kcft man 6. 136 folgenbee": „3n tterföte-
benen äämmereire($nungen Reifet e$: „Up Ijetlfamftag, aU man ben |eren
unb beineren na olbem gebrufe be Reiten »ittbröber utgebeelet, betalt an
botter, mett unb »ittbrob (1590 3. SB. 13 M. 7 s. 6 ^)," femer in
fammtUcfceu ©rutredjnungen „ben megeben up be legge (Seimoanbuieber*
läge) io fceten «eggen." <Die fceten »eggen, au$ noejj Jefct im Dfat-
brüdffd&en unb SMeiefelbfdjen „^ebenrig* - genannt, waren ein beliebte«
©ebä<f, »eldje* meiften« $u gaftnadjt norgefefct »urbe. $eilfamftag
»ar aber aemmtyltdi ber 3Bet$nad>te , abenb." 3)iefe Anflogt M ner-
ftorbenen emflgen Sorf^er« iß irrig. 9Cuf bie richtige SÖebeutung be*
Sorten fü$rt unö bie Äämmerei^e^nung be« Saljre« 1541/42. ©ie
berietet für ben Anfang be* 3a$re* 1542: „%ttm up maenbag neeft nien
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jaert böge, alt up ben regten fteoclifen bag ben (eifern in ber färioerie
ge(o(ben, ben men nme funberlinge gebrecfe in begin buffe* folgen jetti
up ben regten bog nid)t (eft (olben founen, i& oan borgeueftern unb
ben ampt(ereu »ort anbern (eren unb frunben oerbaen facit 6 M. 7 s. 3 ^.*
2>aa SRec^nunggfalp erftrecfte fiä) „oon lern ]aer anfangenbe up funbtg
na circumcisionis Domini anno 41° bed webberap funbog nae triam
regum anno 42 °". 3nm Beginne bei 3of>re* 1541 ift bemertt: 3*an
olö men np bonrebag nae conyersiwdfr Pauli ben Reifem in oer fdprtoerie
gefcolben (eft nae olber gewonte nnb barup to gafte ge(at ben official, ben
Härter ©effeltncf unb (5Ioit( i$ oan borgermeftern, temenern nnb ben
oan ampten oerbaen, facit 6 M, 8 s. M äfon fanb ftd) 1541 alfo toegen
ber ir gebrecfen < ' fe(r fpät aufammen, erft am 28. 3anuar, 1542 bagegen
an bem renjten, beftimmten Sage, am Montage nadj bem gefte, feaft 1542
auf einen Sonntag fiel. Unoerfennbar ift e* eine oom Sfcate oeranfialtete
SReujaljräfeier, bie mit bem 28 orte „belfern" begei$net würbe. $Ce(nli<(
bebeutete im SRittelfcodjbeutfdjen „(eilfen" aitdj jum neuen 3a(re feinen ©lud-
nmnfd) barbringen. (&& fommen in ben Rechnungen bie tlulbriufe vor:
(eifern (olben, (elfam (olben, (elfamdbag, (elfamä bag, (eilfambag, (eil*
fame bog, (eüfambftag, (eilfambtf tag. 3m $ergamentbud)e ift bie ffttbt
oom „(elfam bag unb anber bitumpft be« rabeö." 2)a§ an ben 3Bei(nac(t*-
abenb nidjt gebaut »erben barf, ergibt fidj au£ Äämmerei-SRedjnungen
be« 17. 3a(r(unbert«. ©ort erfdjeint 3. B. 1632 neben bem Aufgabe»
Soften für ben „(eilfamb*t(ag" ein anberer für ben „mitwintertabent,*
alfo für 8Bei(nac(ten, wo na$ altem Gebrauche auf ber 5Rattfammer bie
Ferren Bürgermeifter u. f. w. an ©etränt unb SBeifjbrob fldr> erquuften.
„£ete Seggen" würben in fünfter nidjt nur am „(elfamä bage" ge*
geben. 3)ie SWägbe auf bem ©rut(aufe unb bei ber Segge empfingen fle
laut ben SRedjnungen be* ©rutamted gu gaftnadjt. SDaöfelbe war bei ben
Sßfrünbnern beö 9ttagbaleneu-£ofpitaW ber §att. 2>a$ fötäjenbua) oon
1650/51 oer3(ic(net gu „(eifce wegt % $funb Butter."
Weber kß Sobesja^r lies Dombedjauten franko Hon
Wettrwgen wtb bes fiifd^of« ^ermann II. tum Minfbx.
Bon Oberlehrer Dr. 2)ö(mann, Burgfteinfurt.
$ibu8 (at in fetner ©rünbung*gef((idjte ber Stifter, $farrt1«(eu,
Älöfter unb Äapetten im Bereite beä alten Bi$t(umä TOünfter 6. 838
ff. Wnmerhing 1677 eine 3ufammenfteUung ber urfunblidjen SRaäjridjten
über ben (ßblen {Jranfo oon SBettringcn, ben ©rünber beä flloffcerä Sangen*
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239
fcorft im Äreife ©teinfurt, gegeben ljauptfck<$lid) $u bem 3we<fe, bat Kit'
benfen biefe* 3Wanne« oon einem SKafel &u reinigen, ber oon (frfarb in
feinen Regesta hist. Weati 9*r. 2379 l ) bur<$ eine irrtyümlidfje Auf-
legung einer ardjioalifäen 9Goti$ in gutem ©laubcn bem tarnen granfo*
angelangt war. Unb birfe Wertung ift Sibuä aud) oollfommen gelungen.
3)ie folgenben 93emerfungcn füllen nur ba&u bienen, bie Angaben oon
£ibud in einem fünfte ju berichtigen unb eben baburd) jugleidj bie alte
Streitfrage betreffenb ba* Sobedfafr be« $ifd&of« ^ermann II. oon fünfter
tfcrer Sdfung näljer &u führen.
Sranfo ftammte auä bem @efd)led)te ber (Sbetyerren oon SBettriitgen.
<£r mar feit 1155 2)omljerr gu fünfter, würbe 1170 $icebominu0 unb
1193 Stombedjant SU* Sicebominuä mar er Verwalter ber bifdjöflidjen
$afelgütcr unb genofj im ljö$ften SRafce bie ©unft unb baä Vertrauen
be$ SBifc^ofd Hermann II., eine* geborenen (ürafen oon &a(eneu*enbogen,
wo^l be$ bebeutenbften 9todjfolger$ beö b- öubgerud wäfjrenb beö ganzen
SKtttelalter*. 3wifäen beiben Scannern mufj, wie bie Urhinben geigen,
eine auf gegenfeitiger ttdjtung unb ooHtommener Uebercinftimmung ber ©e-
finnung wie ber Neigungen beru&enbe innige grreunbföaft obgewaltet $aben.
9tod)bem feine S3rüber fiuberlo* geftorben waren, erbte Sranfo 1178
bie fämmtlidjen (Büter feiner Altern unb oerwanbte biefen reiben
^BePt aläbalb gröjjtentljetld jur ©rünbung bed 3ungfraucntloftert Sangen-
^orft. ') UU 2)ouibea>nt erfdjeint granfo julefct 1196; fein 9ladr>f olger
$einrid) tommt in biefer Stellung $uerft 1201 urfunblid) oor. $arau$
fliegt %ibul mit fRtfy ben Schlug, bog granfo oon 1201 auf feine
Jßfrünbe oerjidjtet unb feine legten 8eben$jaljre in flöfterlid^er 8urucfge-
$ogenljeit befäloffen Ijabe. 2)afc bied bereite 1197 gefdjeljen ift, beweift
eine Urfunbe ©ifdjof £ennann$, worin oon ber (Erwerbung eine* 3el)nten*
gu gunften be* Älofterä fiangenljorft burd) Franco Monasteriensis quon-
dam decanus bie SRebe ift.") $a nun SKfdjof Hermann 1203 in einer
feiner legten Urhinben Serorbnungen gur Sicherung ber tflofterjudjt in
Sangentjorft erlieg unb babei Ijeroorljob, baß bie« auf Sitten „unfere* ge-
liebten ©cdjanten %ranto feiigen ttnbenfenä (dilectus noster bone
recordationis Franco decanus) gefdjclje;*) ba ferner SMfdjof «^ermann«
£ob nad) allgemeiner Slnnaljuie fdjon am 9. 3uni 1203 erfolgte 8 ) nnb
*) »gl. liefert, SWünft. Urt Sammlung IV. 133.
*) ©rfjarb, Cod. dipl. 396. — *) Cbenba 565.
*) SBilman*, SBeftf. ttrf.-93udj III. 17.
•) fcibu*, 6. 840; ©ilman*, a. a. O. III. 22; Sicfer, Sinnt. 5 gu
ben 3Wünft. ©efa^.-Duellen I. 28; £ed)elinann, Quaestiones aliquot de
hist. Monas teriensi tempore Herraanni II. episcopi. 2)iff. fünfter
1860 p. 31.
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240
btt enblidj bte fogleic^ &u Befpred)ettbe, bem Änbenfen Sfranfo* gewibmete
Snfärift eine« Stein« in ber Öongenfjorfter tftrdje mit ber Sa$re#§a$I
1203 Beginnt, l ) fo ift na$ $ibu* „ba* £infdjeiben granto« nur $ödtf*nt#
wenige SRonate bor bem brf 8if<$of* erfolgt, (b. f>. alfo im »mHI, b€ in
ber 2>töjefc Vtünfter bornale* bat 5o^r mit Dftern begann) unb fetterem
ift nur eben no$ 3eit geblieben, gronfo« legten SBiflen $ur Ausführung
&u Bringen."
©o üBeqeugenb audj biefe Sdjlnfjfolgerung Hingt, fo wenig frid>-
faltig ift fie in 2öirtttd>feit. 3unä<$ft erflärt ber 8tfd>of felbft in ber
angebogenen Urhmbe, bog er feine $erorbnnngen für öangenljorft frloffe
„ipsius (seil. FranconU) et aliorum bone discretionis virorum pre-
eibufl et consilio" unb gibt bann aU SRotio für fein Eingreifen in bic Älofter-
angelegensten a* feine bem ©rünber von Sangen^orft jugewanbte ©unft
unb Siebe (fayorem et dilectionem prefati fundatoris.) (£6 ift gvxrr
nidjt gang unmöglich, biefe Äuflbrütfe auf ben Bereite oerftorbenen gfranfb
ju berieten, aber fie paffen jebenfalU oiel beffer auf ben no^ lebenbeit
fjreunb bei 93tfd^ofö unb erweden $ebrntot gegen eine wörtliche Äuffaffung
ber SBqridptung granfoe aU eine* Oerftorbenen burä) ben oben erwähnten
Sufafc bone recordationis &u feinem Kamen.
3n biefem 3weifel werben wir beftärft burdj eine nähere $rüfintg
ber fogenannten ©rabfdjrift grantod in ber Äirdje ju fcangcnljorft. SHefe*
burdj eine ÄBfdjrift Äinblingert *) unterhaltene Epitaphium lapidis
Langenhorsten sis lautet f olgenbermafcen :
Anno Domini m. cc. III.
Nobilis bic Franco signato militat anno,
Gorpore non segni capit inde stipendia regni,
Ecclesie Christi viscera praebet et isti
Gredita distribuit, unde beatus erit.
5)er Sinn biefer S3erfe unb ba« in ilmen überall — mit Ausnahme
M legten guturd — angewanbte Jemnui ber ©egenwart Bewetfen (jin-
länglid), bafc in biefer 3nfd)rift gar nidjt oon einem ©ewefenen unb
oerftorbenen, fonbern oon einem nodj Sorljanbeneu unb SeBenben
bie Webe ift, mit anbern Söorten, bajj bie Snfdjrift gar feine ©rabfdjrift,
l ) ffiilman«, 2B. U. 93. III. 17. $lmn. $gl. unten.
*) Äinblinger« £anbfdjriften im Ägl. 6taat*ard)fo $u fünfter, 9Rfc.
IL 12. @. 80. — Söilman«, ffi. U. ©. III. 17. «nm. — 3>er Stein,
ber biefe Snfdjrift trug, ift in ßangenljorft nidjt ntefjr oorfyraben. ©djon
1864 IjaBen 2>omfanitular SiBu« unb ©eminaroberleljrer Öinnemann, wie
mir festerer mitteilte, »ergeBlidj banadj gefugt
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241
fonbern eine (Sljrentafel für ben unermüblid) an beut 8u«ban feine« fflerfe«
Nötigen Stifter oon fiangenljerft ift. ©anj unbenfbar erfdjeint e«, bag
grranfo, ber bod) freiwillig feiner früheren Soften Stellung entfagt |atte,
fld^ felbft tiefen Bobfprud) in ©rein eingemeißelt Ijaben ober bog er Mit
bem äonoent be« Älofier« eine folcr>e £ulbigung angenommen Ijaben foQte.
fBoffi nur ber $ifd>of Hermann burfte e« vagen, bem ^reunbe ein foldje«
8ob 3U fnenben.
<Dag bem fo ift unb granfo nodj na^ bem Sa^re 1203 unter ben
Bebenben geweilt Ijat, ergibt ft$ unwfberleglid& au« einer bt«$er überfeinen,
»om Saljre 1205 batierten ttrfunbe be« Bangenljorfier $(r$io«, bie oon
liefert 1 ) oollftänbig, Don fiilmanl*) aber nur ale föegeft oberffä*$lic$
wfebergegeben ift 2)ana<f> erfdjfen im Saljre 1205 granfo »erfönlidj auf
beT ©nnobe oor bem SBtföof Otto I., ^ermann« Sfcadjfolger, unb erbat
unb erhielt unter großen ßobfprüdjen bie Seftätigung ber 1203 öom $9tfdjof
^ermann für Songen^orft erlaffenen Serorbnungen. ©ifdjof Otto erflärte
^ier: Cum nos . . . sollempni presideremus sinodo, processit in me-
dium Franco dei seryus ecclesie nostre quondam decanus et
bona recordacione dignus; berfelbe Ijabe bie oon 53if$of $ermann
besegelte Urfunbe vorgelegt, worauf er felbft ($ifä>f Otto) mit 9Wuffl<$t
auf bie oon granfo ber SRünfterfdjen Stfrdje fo oft geleifteten treuen SMenfte
(fidelitate prefati F(ranconis) pre oculis habita, que circa ecclesiam
Monasteriensem tarn sepe fuit probata) alle $ur görbernng be« ftfofter«
Sangenljorft oon feinem Vorgänger getroffenen SRagregeln beftfttigt unb in
einigen fünften no$ erweitert Ijabe. Slu« tiefer Urfunbe gefjt femer ljeroor,
bag gfranfo ftd) unter bem tarnen eine« proyisor bie Bettung M Älofter«
bi« an fein ßeben«enbe oorbeljalten Ijattc. 8 )
3n ba«felbe 3aljr 1205 gehört au$ $ö$ft wa^rföeinlidj bie oon
$ifd)of Otto I. pro reyerentia domini Franconis fundatorta ecclesie
Langenhorst bewilligte $eftötigung ber Weckte, Privilegien unb $eftyungen
be« Älofter« Sangen^orft. $iefe Urfunbe enthält feine 3«tangabe unb iß
oon liefert 4 ) unb ©Um an« 6 ) irrig in ba« 3afrr 1213 gefefct, weil
fl<$ auf ber Stücffeite be« Original« bie ©emerfung oorfanb : Confirmatio
priyilegiorum cenobii in Langenhorst per dominum Ottonem epis-
copum Monast., qui fuit anno Domini 1218. Der öerfaffer biefer
Jlotii Ijat bamit nur Jagen wollen, bag nadj feiner Äenntnig 2Mf<f>of Otto
im Sa^re 1213 regiert unb geurfunbet Ijabe; er Ijat biefe Äenntnig au«
») 3Künft. Urf..@ammlung IV. 181. - *) S&eftf. Urf.-»u$ III. 32.
8 ) liefert, a. a. O. 6. 183. - 4 ) «. a. O. IV. 186.
*) 20. U. ©. III. 72.
LVin. 1. 16
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242
bei bei liefert unb SEBilmanS unmittelbar barauf folgenben, oom
Saljre 1213 borirten Urfunbe 1 ) b«l Sangcnljorfter «rd)io* gefäöpft 5«
btefer $ulefct ernannten Urtunbc oon 1213 ift oon granfo feine [Rebe mdyr,
unb mir tonnen beefjalb annehmen, bafj er gwifdjen 1205 unb 1213, bei
feinem fafcen Älter wa$rfd)einlid) balb nad) 1205, geftorben ift. KU
Üobeetag ergibt fid) aue bem Necrologium Borchorstense *) ber 7. €*&!,
ju meinem $age Franco nobilis, ber mit unferm 2)ombcd)anten ibentifdj
fein bürftc, genannt wirb.
(gd ftebt bemnadj feft, bog granfo 1197 fein Amt al* 2)ombc4«nt
niebergelegt, fid) in bafl Älofter Cangenljorft ^urürfge^ogen Ijat unb bort
erft nad> bem 3af>rc 1205 geftorben ift. 3>te mit Sejug auf tyn 1203
unb 1205 gebrauchten Sluäbrücfe dei senrus unb bone recordationis be*
weifen, bafj er SRöndj würbe unb bamit al6 bürgerlich tot galt, lieber
biefe Knföauung oerglcidje man bie folgenbe ©teile auö bem gel^enbudp
ber Äbtiffin fiiutgarb oon £crforb (1324—60), wo H in Kntmtpfuug
an bie ©eleljnung ber @Iifabet( Ungbenabe nadj bem 8erjid>t üpzt
©d)weftcr Qeilwigitf Reifet: Nota quod Elysabeth pro tanto dedit her-
wadium, quia Heylewigis soror, quo resignavit, reputabatur pro
mortua quo ad seculum, eo quod intendebat sola manerc
tamquam baghina. *)
®enau gerabefo wie bei Sjfranfo lie^t bie ©adje hti feinem greunbe
unb ©efinnungägenoffen, bem 5Hfc$of ^ermann IL SHefer war feit bem
Hu«brud)e be* S^ronftreite swifdjen ^bflipp oon ©djwabcn unb Ctto IV.
(1198—1208) nad) anfänglichem ©djwanfen im Sab« 1200 auf bie
©fite be« Seifen getreten unb $atte fogar ba« ßanjleramt bei Otto IV.
übernommen, über fdjon 1201 tyttt er biefe SBürbe niebergrlegt unb
eine neutrale Haltung eingenommen, weil feine Hoffnung auf einen rafdjtn
©leg £)ttö$ unb bamit auf bie SGBieberljerftellung befl ^rieben« im ffttity
nidjt in Erfüllung ging. 4 ) 2)er greueloolle 93ürgerfrteg, ber bamal*
$eutf$lanb oerwüftete unb ber gar fein ($nbe gu nehmen fdjien, mujj bem
SBifdjof befonber« feit bem Ucbcrtritt be* (5qbifd)ofö Slbolf oon $dln,
feine* TOetropolitan«, jur ftauftfdjen gartet ben gebauten an einen ftücf*
tritt aui ben Söibcrwärtigfeiten beö öffentlichen 8eben« unb an eine gluckt
in bie frieblid)e ©ttllc be* unter feiner ÜRitwtrfung gegrünbeten ftlofter*
*) liefert, IV. 187. SBilman«, III. 73.
*) Dem Jtgl. ©taattardjio $u fünfter anoertraut oon bem dürften
$u ©alra-^orftmar; üWfc. VII. 1322.
8 ) Darpe, Cod. Trad. Westf. IV. 179 f.
*) 8gl. «fred&elmann, a. a. £)., @. 26—31.
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243
SRorienfelb no^e gelegt Ijaben. aRitbeftimmenb bürfte auf beti Cntfölufe
M 93iföof$ and) ba* ©eifpiel feine* greunbe* granfo eingewirft ijaben,
ber in unabläfftger fcljätigfeit für fein ftlofter ©lucf unb «efriebigung
gefugt unb gefunben Ijatte.
2>afj »iföof ©ermann ftdj in bad Gifterdenferfloftrr SWarienfelb
gttrücfgeaogen tyt, unterliegt woju* feinem 3»etfel. *) öbenfo ftefct feft,
bafc er oor beut ©odjaltar im <£$or ber SWarienfelber Äird&e feine lefcte
Stoifceftätte gefunben f)at s ) €>etne jefct nur nodj teilweife leebore ©rab-
förift lautete nad) Späten •) f olgenbermaften :
Nobilis hie Praesul a Sede sua iacet ezul
Propter te, Christo, pro te sua qui dedit et se.
Hie primum templi lapidem iacieus iacet isti
Subiectus lapidi, templi lapis ipse superni
Viyus et electus sit sacris aedibus aptus
Et sibi iungat eum lapis, utraque qui facit unum.
8luf bem ©rabftein war bie Sigur ©ermann« in «ollem bifc^öfücrjem
Drnot bargeftettt, unb tiefer ttmftanb veranlagte ©djaten, bie $ebauptung ber
ÜRarienfeiber SHöndje, bafc Hermann nad) feinem Seijidjt auf bie bifd)6flid)e
Söürbe bei ilmen aU SWönd) eingetreten fei unb baä 9Wönd)$gewanb angelegt
$abt, gu bezweifeln, gumal ba fein ®efd)id)tfd)reiber etwa« barüber beridjte.
Sebenfall* ergibt fidj au* ber erften 3eüc ber 3nfcr)rift bie Sljatfadje, ba&
Sifdjof ©ermann ebenfo wie früher Sranfo oon SBettringen fein ljof)eö Amt
niebergelegt Ijat. SDafc er *D?önd) geworben ift, beweift bie zweite 3«Ie, benn
er %at um (Sljrifti willen nidjt nur fein irbifdEjeö <8>ut geopfert, wie ee aud)
ber in ßangenljorfter 3nfd)rift inbetreff granfdö Ijeifjt: isti (seil, ecclesie ober
Christo) credita distribuit, fonbem er f)at fldj aud) felbft für (Sljriftu«
ba^ingegeben (se dedit), gerabe wie %rardo, oon bem gerühmt wirb:
Ecclesie Christi viscera praebet. 3)iefe lefcterrn $lu6brü<re fönnen nicr)td
anbere« bebeuten, aU bafj beibe Männer ber Söelt abgeftorben, b. f). Vlonty
geworben finb. TOtt bem Äugenblicf, wo ©ermann üftönd) würbe, war
ber SMfdjef ©ermann für bie SBelt (quoad saeculum) tot, unb e$ fonnte
bem 33ifd)ofe botjer bie obige ©rabförift gefegt werben, bie fpöter bem
einfachen Älofterbrubcr ©ermann nid)t ineljr geziemt fcätte. SBBenn
man bie auffällige Uebereinftimmung ber SRarienfelber unb ber Sangen-
fcorfter Snfdjrift in ^ejug auf ben Anfang (Nobilis hie Praesul —
l ) ©e^elmann, @. 81. — f ) SRünft. ©efö.-JQnellett I. 28. 112.
8 ) Ann. Paderborn, ed. II. Hb. IX. 656. unb banad) bei o. Steinen,
britter neuer Anfang gu ©obbeling, 6. 317. «bbilbung bei 3Rorb$off,
itonfibenfmäler M äreifed SBBarenborf, @. 144,
16*
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844
Nobilis hfe Franco), auf bie gönn unb ben Oebanfengaitg (ttufopfmtna
bor (Bürer unb ber eigenen $*rfon um (Sljrifti willen; Hoffnung auf einen
^0|n im $immel) berucffld^Hgt, fo füfyft man ftdj gn ber Sennutynng
gebrängt, baft 5Mfdjof Hermann bei feinem legten $efud)e in gangenfeorft
im 3a$re 1208 feinem jjreunbe granfo £u (J&ren bie Snfdjrift auf bem
8angenfy>rfter Stein oerfajjt Ijar, bann, bem Seifpiele granto* folgen*,
nadj bem »erjidjt auf feine bifööfücfce ©ürbe al* 9Wön$ in hai Starten-
felber Äloftet eingetreten ift unb bei feinem bürgerten $obe fld> felnfx
eine ©rabfcr)rtft in ttnleljnung an bie ßangenljorfter öerfe gebietet fpU
9Wü biefer Annahme ffceljt bur$au* ntdjt im SBiberfprudj bie Angabe
ber Annales S. Pantaleonis, >) bag $if$of Hermann 1203 geftorben fei; nur
uiufe gerbet an ^ermann« bürgerlichen $ob gebaut »erben. Gtenfo wenig
fpridjt bagegen bie Dom $anft Snnocenj III. in feinem Schreiben oom
28. SWai 1204 betreffenb bie awiefpältige raünfterif<$e 8ifdjof«wa&l ge-
brauste Sknbnng: Qnum bone memorie Monasteriensis episcopus
in commissae sibi administrationis officio dies suos foliciter con-
snmmasset *) ; benn ber ttutibrutf bone memorie bebeutet genau balfelbe
wie bie 1208 bem nodj lebenben, aber SRöndj geworbenen granfo bei-
gelegte $ejei$nung bone recordstionis.
2öegen biefe« päpftlidjen ©djretbcn* mag woljl fpäter 2tbt Klbert
non Stabe ^ermanne" $ob in batf 3afjr 1204 gefegt Ijaben. (£« ift
f onberbar, bafe . nfd)t einmal be^ügHd) be* $obe«tage$ ^ermann« bie Me-
trologien übereinftimmen; benn bie Sotenbüdjer oon SWarienfelb unb lieber-
waffer geben ben 8. 3»ni, bagegen bie oon Siedborn unb oon ber £)on>
tirdje $u fünfter ben 9. 3uni an. 8 ) Söfire ^ermann aU SBifdjof ge-
ftorben, fo bürftc fdjwerlio} eine foldje Unfldjerfceit in ber Datierung feinee*
$obe«tage« eingetreten fein.
9ta$ attebem wirb man ber Angabe JUeinforge«, 4 ) ber 1208 aU
ba« Xobeejaljr ©ermann« bejeidmet, einen fcofjen ©rab oon SBafcrfö**» -
lidjfett betmeffen bürfen unb bem S)ombe<$anten SBernfjarbo.SRallindfrot
beiftimmen, welker ßd) 1640 in feinem SBerfe De Archicancellariis
Sacri Romani Imperii 6 ) über bie oorliegenbe groge folgenbermajjen aufjert:
Annum obitus Godefr. S. Pantal. 1203 designat; Albertus Stadensis
») Mon. Germ. SS. XVII. @. 811.
*) ©tlman«, ©. U. SB. III. 25.
*) SRünft. $efö.-Ouetten I. 28. «nra. 5; 848.
4 ) itfrdjengefätd&te II, <§. 104. 3n ber $anbfd)rift be* Staattarä)ioee %
fünfter VII, 215, ©. 2070, ex annalibus Monasteriensibus et an-
tiquis documentis. — •) ©. 85.
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245
Abbas sequentem: sed forte Uli de morte civil! intelligendi
sunt. Ingressus enim est resignato Episcopatu caenobium Cisterciense
Campi S. Mariae (Marienfelt) Monast. dioecesis, cuius tempore suo
a Widikindo adrocato de Rhede fundati magnus benefactor fait Klein-
sorgius, cui in nostratibus historicis plurimum fido, ad annum 1208
mortem eius refert.
SDtcfe Angaben flnb afterbtngft öon £ed)flmann in feinen 1860
erfdjienenen Quaesüonas aliquot de HUt. Monast. 1 ) für lädjerlfd) unb
unglauowürbig erflärt worben, inbeffen bürfte fid) biefefl Ijarte Urtljeil
Gegenüber bem Wadjweifc einer weitgeljenben Analogie in ben Beftrebungen
unb 8eoen$fdjio?falen granfoö oon Settringen unb feine* »afjfoerwanbten
bifd^öfltd^cn Sfreunbed Hermann woljl faum aufredet erhalten laffen.
*) 6. 31.
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vni.
SRebe, galten bei ber geter be§
75. ©tiftiwgSfefteS
am 13. 3>ecew6et 1900.
^rofcffor Dr. jHejer, j. fcireftor.
> ■ u m» ( i ;
Stele Vereine, unter iljnen audj ©efdjidjt«* unb Älter*
ti>um«t>ereine motten ben Ablauf eine« $al)rljunbert« fett
intern JBefteljen ntd^t abwarten, um bie ©ieberfeljr beö
@rünbung«tage« fejtlidj ju begeben, fonbern jieljen eine
Vierteljaljrijunbertfcier t>or, um in eine nähere Vergangen*
§eit jurüdtjublidten unb ftd) ju erinnern, wa« barin für
bie Aufgaben be« Verein« geleistet mürbe, feftjufteHen, nm«
ju tyrer weiteren görberung bie ©egenwart gu unter*
nehmen §at, um fälieglid) bei bem feierlichen Änlajfe bie
Äreife be« ftnterejfe« für bie ßiele be« Verein« ju
erweitern. 2Äan wirb foldje JJfefte nidjt tabeln wollen,
felbji nid&t in einer Qtit, wo ein« ba« anbere brängt, ba
wirflidj erftreben«wertlje« mit iljnen üerbunben wirb.
SRadjbem im öorigen #aljre ber ©d)Wefteroerein $abcr*
born feinen 75. ©tiftung«tag gehabt unb gefeiert Ijat, tft
mit biefem ftaljre bie Wetye an unfere Abteilung ge*
fommen, beren ©runbftein am 21. ©eptember 1825 in
üßfinfter gelegt würbe unb baburd) mir al« bem jeittgen
©treftor berfelben bie Aufgabe geworben, 3$nen in Äürje
in« ©ebfl^tnifc }u rufen bie Sntßeljung unfere« Verein«
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247
unb feine (Entwtdtlung öon tleinen Anfängen bis ju bet
SBlfitfie unb Ausbeutung in ber ©egenwart, ju jeigen,
mas er in biefer ßeit auf feinem ©ebiete erftrebt unb
geleiftet I)at. 3Me in bem fteuer bes JfampfeS gegen bie
3rrembljeTrfd)aft erglühte Siebe jutn SBaterlanbe, bie wieber*
gefüllte unb errungene Stürbe besfelben Ratten aud) SBc*
geifterung für bie (Erinnerungen unb Qentmäler ber SBor*
jeit in weitere Streife getragen unb ben ©inn für Dater*
länbifäe @efd)id)te wieberbelebt. SWan erfannte aber aud)
ba8 SBebürfnig, bie @efd)id)te neu aud ben retnften Quellen
ju erforfdjen, unb besljalb biefe Duellen felbft genauer ju
fennen unb au« bem üDunfel, worin fie jum Iljeil nod)
verborgen lagen, fyeruorjujtetyen. ©o war ber SBoben vor-
bereitet jur ©onftituirung ber ©efettfdjaft für 3)eutf<$tanb*
ältere ©efäid&tsfunbe, bie am 20. Januar 1819 ju ftranf*
fürt erfolgte. 3#r Stifter, gfreiljerr &on Stein, auf weft*
fälifd&em SBoben ^eimifd) geworben, Ijatte bei ben 83or*
bereitungen junädjft Ijter unter üWitwirfung be« Dom*
bedjanten ©raf t>on ©piegel unb be$ ©rafen t>on £anb$*
berg t^atlräftige JBetljülfe buref) beträchtliche ©elbjuföüffe
gefunben. l ) 3für bie «u8füf>rung be« <ßlane« betrieb er
bie JBübung engerer Vereine unter ©elefyrten besfelben
2anbftrid)S, welche ftd) ju gemeinfamer ^Bearbeitung ber
@efd)td)tsquellen je eine« beftimmten ßeitabfänitteS Der*
binben, bie Aufgabe gemeinfam in« Äuge faffen, erfd&öpfenbe
SSergeid^niffe ber Quellen entwerfen fottten. 2 ) ©leidjjettig,
aber woljl unabhängig baöon, feimten öljnlidje ©ebanfen
in bem öftlid)en Steile imferer #eimatljpromnj unb ge*
ftalteten ftd) ju bem $fan ber ©efeßfdjaft für ©efd)i$te
unb «ItertljumSfunbe ffieftfalenS bon Januar 1820, worin
*) Hrdjib ber ©efettfd&aft für altere beutfd)e ©efd)id)tahmbe I.
»gl. $erfc, Seben Stein* V, 308.
■) $erfc a. o. O. ®. 492.
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848
bie Urheber, «ßaul ©iganb, «ffeffor beim fiortb« unb ©tobt«
geriet ju $öjter unb 3uguft Don $a£tl>aufen erflftren,
baß üor :$al)rc*frift ftd) mehrere gfreunbe in ffieftfalen
vereinten unb einen <ßlan entwarfen, wonadj fte eine bieft
^rooinj umfaffenbe ©efellfdjaft grttnben unb nad> (SnU
betfung aller etwa nod} verborgenen unb unbeachteten ©t>
fd)id)t$quetlen gemeinfam forden wollten. Die Ausführung
fei vertagt warben mit SRü<fft<$t auf bie Conftituirung ber
©efeüföaft für Deutf*lanb* ältere ©efd&ic&trtunbc, ber
SSerein trete aber nunmehr in* Seben. „Denn ba» 3itl
biefer ©efellföaft wirb am jwetfmÄfctgften erreicht, tuemt
fufc ©pectalgefellfc&aften für einzelne *ßromnjen bübeu,
Verborgene« wirb leityer aufgefuefrt, — meljrfeüige* 3<n*
tereffe für bie ®ad)e angeregt werben. Dabei wirb ber
Bearbeitung unb Crgrünbung ber @pecialgefät<$te etnjelner
Sanbe unb ©täbte ein regfame« gelb eröffnet unb auf bie
mufc bo$ bie allgemeine gebaut werben. 14 1 ) Der Verein ift
jwar in Sumerer gorm bamald nod) nidjt ju ©tanbe
getommen. 3 } ftnawtfdjen, elje ba* gefcfralj, trug bie An*
regung anber«wo iljre 3früdj>te in ©Rieften, Springen,
Sßajfau. «ber lange tonnten fte aud) in ffieftfalen, biefer
an geföicfctlitfcen (Erinnerungen fo reiben unb für bie
@efammtgefd)i<t)te be8 JBaterlanbe* fo wichtigen tßroomj
nidjt ausbleiben. Da ber Änftofj gegeben war, mu&te nur
ber geeignete STOann erfdjeinen, ber tyattrftftig bie ftnitiatiöe
ergriff.
*) «r$i* für Sltere beutföe ©efdjidjtahtnbe II ®. 137—147. 3)ra
$l«n begleiteten bie £ereu*geber M ftnfjitri mit bem SBunfd^e : Wöge
biefer aufliü|enbe Oerein talentvoller würbiger Dinner bie au*gebrfitetfte
£§etlnaljine unb SBeförberung unb im übrigen beutfd)en Stotetlanbc roirf*
fame 92a^folge ftnben!
•) «Biganb, Hn$fo für ©eföidjte unb HItert$um$funbe Sefifalen« I
(1826) «orrebe.
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249
$n ber $robirt#anKMptftabt, too^in <£nbe 1822 mit
bem $Iane ber ©rrid&tung eine« 2Rufeum$ bie Äufforberung
be$ Unterrid)t«mim|terium« erging, einen l)iftorifd)en herein
für «Bejtfalen mit bem STOittelpunft in SKünfter ju er*
ridjten, wagte Äehter bie ©adfre in bie $anb ju nehmen. 1 )
Da tljat in «ßaberborn ber um bie gefd)i<t)tlid)e Sergangem
ljeit ©eftfalenS, tyre Urfunben unb Dentmäler längft eifrig
bemühte Domherr HRetfer ben erften ©djritt. Stadlern er
ftd& ber tätigen ÜÄitwirfung g(eid>gefmnter greunbe oer*
fiebert unb bie ®runblagen be$ feinem ©eifte toötfc^webenben
ffieretnä im ©titten vorbereitet tyatte, würbe üon iljm am
19. 3uli 1824 bie erfte confütuirenbe »erfammlung oer*
anftaltet.
{Beil tßaberborn jebo^ ju weit aufcerljalb bes Wlittth
punlte* ber *ßrot>inj liegt, um ftd) jum (Sentralfifc eine«
ganj ffieftfalen umfafftnben SJereinfi bequem ju eignen,
folgte jenem erften ©dritte balb bie Anregung, eine ttfpt'
lic^e JBerbmbung in STOünfier ju eröffnen. 5Durd) bie S9e-
müljungen be« (Eonftftorialraty* ffotylraufä unb bes ©tjm*
naftaHeljrer* ©oefelanb feit bem grüt^r 1825 tarn fie
am 21. September ju ©tanbe, jebod) mit ber audbrütf-
K$en SBeftimmung, baß bie beiben nun befte^enben ©efcü-
f$aften ftdj nur als Zweige etneö ®anjen betrauten
foflten. ©o bilbete fuft ber herein für ©efd)i*te unb
8ltertljum«funbe ffieftfalcnS in ben beiben Abteilungen
ju fünfter unb Sßaberborn, lefctere unter ber Divettion
be« Domherrn SRetyer, jene unter ber be« Conftftorialratl)*
jfo^lraufd) mit bem gemeinsamen Curatorium be* au$
für bie wiffenfdjaftlidje Äultur feine« 8Sermaltung*bejtrte«
eifrig beforgten ©berpräftbenten ber $rot>inj grretyerrn
Don »inefe. $n biefer ©eftalt erhielt ber SSerein nic&t
») 3gti. 2$wb. Siboriu« üi^er, ein BUgrapWge* Sfettfaal öon
Dr. £. IL «rftarb. Seitf^rift V. 881.
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250
nur bic föniglidje JBeftätigung urtb bie Genehmigung feiner
am 20. SNoDember 1826 beföloffenen Statuten, fonbern
aud) eine anfetytlidje SBetyfilfe (200 analer unb jflljrlid)
biefelbe Summe junäd)ft für brei ftafjre) jur ftörberung
ber t)on iljm begonnenen wiffenfd&aftlidjen Unternehmungen.
Unter biefen ftanb bie ^Bearbeitung eine« öottftftnbigen
ffieflfälifd&en Urfunbenbud&e« obenan, eine Arbeit, beren
SSoüenbung man freiließ bei tyrem ^Beginnen fid^ leichter
unb nä^er badete, al* fte ftety in ber (Erfahrung gegeigt
Ijat, beren Qfbee unb aSertoirfli^ung aber eben be«^alb ben
»erein aud) feit feiner ©rfinbung aorjugsweife befd&ftfttgt
§at. Daneben ging t>on Anfang an ba« ftntereffe auf bie
Sammlungen, ju benen bie äßitglieber Sudler, Urfunben,
STOünjen, £unftfa$en unb fonftige WteTtljümer beipeuerten.
3ftre Qafjl war jwar anfangt gering, in *ßaberborn t8,
in flÄünjter 10, unb mehrte ftd) nur langfam, bort auf 34,
Ijier auf 22 im Qfa^re 1328, aber grofc mar ba$ roiffen*
fdjaftlid&e Streben unb ber (Eifer, ben ^werfen be$ ©erern*
nad) STOafjgabe be« Äönnen* gu bienen. Unb bo$ trat
nadf) 4 Qa^ren in ber üßünfterfdjen Abteilung eine
©todtung ein, herbeigeführt uornefymlid) burd) ben SBeg*
gang ber beiben üWänner, bie gufammen mit bem bei feiner
©ifcung fejjlenben ©urator bie Seben«tl)ättgfeit be$ CeretnS
fymptfttdjlidb angeregt unb mirffam erhalten Ratten: be«
SMrettorS Jfoljlraufdl) unb beS rührigen ©efretär$ ©oefe»
lanb. (E$ folgten 5 ftatyre be« ©Plummer«, in benen
feine ©erfammlungen ftattfanben unb bie gemeinfdjaftlid)
begonnenen Arbeiten liegen blieflen. Aber neben bem
äußeren Umftanbe fjatte too^I ein tieferer ©runb mitge*
tDtrlt, bafc bie ganje Stiftung nodfj nidft fo fefte ©urjeht
Ijatte, um fdjon einen folgen SBerluft überfielen ju fönnen.
Die {Richtung ber beutfd&en ©efdfjid&tsforfdjung unb
*f$reibuug, bie nad) bem (Ermaßen be« nationalen
©inne« mit jener ftarfen JBegeifterung aufgenommen mürbe,
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251
ging bo$ junädjft meljr auf baS ©roße, HOgemeine. Das
ganje Deutfdtfanb fott es fein, war baS fiofungswort ber
^eit. Die ©eföidjte beS gefammteit ©aterlanbeS mollte
man erforfdjen, Deutfdtfanbs Stellung in ber tlntoerfal*
gefd)id>te, bie großen politifdjen 3 u f ammen ^ n fi e ^ b ' c ®* r *
faffungSfragen unb Äämpfe, welche (Europa belegten. Der
Staftoß ber {Romantif, überaß auf baS SoltSleben in feiner
f)iftorifd)en (Eigenheit intim einjugeljen, wtrfte nad^alttg
mel>r auf bie funftljijiorifdjen, literarifd&en, fprad&wiffen*
fd>aftlu!f|en ©ebtete, als auf bie ©efdjtd)tSwiffenfd)ajt im
engern ©inne. 1 ) %uö) in SBttnffer Wnnen mir bie ®e«
oba$tung machen, baß baS Qfntereffe für bie allgemeine
@ef4)t<&te größer war, als für bie Vergangenheit ber
engem §eimatf>. ©erabe in jenen $a$ren beS ©tiÄßanbeS
trat 1832 ber l>ijtoriföe »erein mit 21 SWitgliebern iris
Seben, ber wie <ßrofeffor ©rattert in bem t>ott iljm enfc
worfenen ©rfinbungsprogramm ausführt, eine Sereinigung
oon ÜÄSnnern fein foflte, bie wal>rl>afte Siebe ju bin
t)iftorif4>en ©tubien Ijegen, ju gegenfettiger $e(ef)rung u«b
Anregung. Dabei tritt jene lenbenj auf ba* allgemeine Mar
Ijeroor. ÄüeS, fo tyeißt es weiter, was jid) fowo^l auf bie
innere als Äußere ©efdjid)te irgenb eines SolfeS ober
SanbeS begießt, foH auf gleite Steife wifltommen fein,
um ber @efal>r ju entgegen, bur<& JBeföränfung auf einen
fleinen {Kaum bie umfaffenbe unb grünblitf)* Slusftd&t auf
baS ©anje ju verlieren unb in eine föäblk&e (Sinfeitigteit
ju geraden.
Die ntut ©rfinbung mit i§rer untoerf eilen Anlage
barg nun fein $inbtrniß für baS ffiieberetfteljen ber
auf baS ©pejiefle geri^teten alteren Stiftung. Der
fcrc&toar Dr. (Erwarb, t>on Anfang an ÜBitglieb beS §iftori*
fäen »erein unb 1834 f$ori Gräfes beSfelbett, war es* ber
*) So 3Bern$rim üi $ommcrf<$e Sal)rBud&eT I (1900) 6. 18.
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m
auf Anregung beä ffurator* Sind e unb be* ©trettor* bei
$aberborner ©djroefterberein« bcn fdjlummernben £etat£*
funfen mieber anfaßte unb ber Stifter ©rauert braute in
ber erften ©ifcung am 30. STOai 1834, ju ber $rofeffor
fiklter im auftrage bei Oberpr&ßbenten bie no$ t>ar*
Ijanbenen STOitglieber ber üttfinfterfdjen Abteilung cinge*
laben $attt, „um ein (JnfHtut wieber in« JBeben ju rufen,
beffen früher fo erfreuliche ©trtfamteit ju oietfetttgein
JBebauetn fett geraumer 3*** unterbrochen war," bem
Gerte bie to&rmften ®tym)>att)ien entgegen unb regte 8e*
fölüffe an, bie bie £ugebörigfeit J u beiben Vereinen
erbitterten unb bie freunbföaftltdp Serbinbung au*»
brüctten.
5Der neue ©irettor mar fortan 17 tyfyvt lang bie
©eele bei $erem* unb fetner S^ätigleit; tym unb ber
tjfdrberttng feiner Aufgaben mibmete er feine beften Str&fte
unb fd>äftte biefe Arbeit als eine (JrgÄnjung feine« «mte*
am <Pro&injialat$itt, bie t^m um fo me^r jufagte, ate e*
üpn fo oergitont mar, in einem toenn au$ flehten Streife
gleid)ftrebenber ättänner anregenb ju mitten unb bamit ba*
3fbeal feiner Jüngern 3afpe, bie afabemiföe SetyrtyStiateit,
tu beföeibenem Umfangt freiließ ju t>ermirtti$en. 9M#t
bloßer «itÄbrud ber 4>öflid^fctt mar e* barum, memt er
bie jmetie Cerfammlung am 2. Ottober 1834 mit ben
©orten einleitete: 81$ einen ber eipen&oEften unb erfreu«
tieften läge meine* Seben« merbe i$ immer ben heutigen
Xag betrauten, an meinem mir ba« Olücf ju SC^eil wirb,
bie lange unterbrochenen Arbeiten eines $od|a<&tbaren
»erein«, «i* ermS^Iter Direftor be*felben unter ben gfitt*
ftfgften Hoffnungen unb Ijerjlicfcfien ©untren für tünftige*
ntfynoolle* ©ebenen, auf« neue ju eröffnen. tBie er im
(Stnjelnen feine Stellung als S3erefn*bireftor auffaßte unb
meldje Aufgaben er fic^ unb ben STOitgliebem ftellen mollte,
legte er tjat in ben „ftbeen über ben Qmd unb bie ©irf*
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S53
famteit eint« gefdjidjtforfdjenben Berein*. M „$er dtoeel
eine« jeben jur görberung ber <&ef$i$t0funbe, unb in*be*
fonbere ber DaterWnbifcfcen, ftd> bübenben Berein* lägt |U$
in btei @efid)t*tmnften jufammenfaffen. <8r bejieft näm*
lid> allgemeinere Anregung unb (Erhaltung ber £I)eUnal}me
für gefd)i(I)tlfd>e flenntnifc, 2. Sammlung, Aufbewahrung
unb 5Rufcbarmad)ung ber üßaterialien jnr ©cfc^td^Mfor-
föung unb 3. eigene Bearbeitung größerer unb tleinerer
Partien ber @ef$i$te felbft n<ftf> U>ren t>erf$iebenen
»i(^ungen. 41
gür baS öffentliche planmäßige ©efammtmirfen bis
Berem« tomme junädjft ber jweite ©eftc^töpunh in Be*
traefct unb als erfle Aufgabe ein allgemeines $rot>in}ial<
urlunbenbud). ffienn au$ bie etgentlt^e Bearbeitung nur
einigen ffienigen, bie lefcte Ausführung toieüeid&t nur einem
(Sinnigen mit (Srfotg anvertraut »erben bfirfe, fo fei c*
©ad>e aller BereinSmitglieber, jur (Erreichung ber Soll»
ftdnbigteit bur# ^erbeifc^affung beS flRateriate au* ©täbte^
Atrien*, QfamiKenard&toen unb $rioatfammlungen beiju»
tragen. (Jrtyarb toax es mxfc belieben bie $rüd)te feiner
3$atigteit auf biefem Gebiete menigjien« t^eilweife ju
ernten unb 1847 unb 1851 baS urfunblidje Material bis
1200 in ben Regesta historiae Westfaliae (2449 »um»
tnern) mit angelangtem Urfunbeubud)e (592 9himmem)
öorjulegen.
Bon Anfang an ftrebte er au$ na<$ einer eigenen
3eitfdjrift bes Berein«, ©eit ber ©rünbung biente als
Organ baS Dortrefflid&e «r$to für ©efd>id)te unb «Iter»
t^umsfunbe ffieftfalen«, baS aber befonberS nadj ber Ber»
fefeung beS Herausgebers ffiiganb außerhalb ber «ßro&inj
nur unregelmäßig fortgefefct würbe. Bei ben (Erörterungen
über ben ©räbetfunb bei Bedum mürben föon in ber
©ifcung am 5. SRoöember 1835 fllagen laut, bafc es bem
Berein an einem öffentlichen literarifdjen Organ fe|le, um
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864
foldje dntbeclungen balbigft jur allgemeinen ftenntmß ju
bringen unb jugleid) ber Ijödrft ttridjtigen Aufgabe ju
genfigen, einen innigen ©erteljr unter ben in unb auger»
Ijalb ffieftfalen jetftrcuten SWitgliebem forttoä&renb ju
erhalten. 3)aS Stefultat ber Senkungen mar unfere mü
bem ftaljre 1838 anfcebenbe ^a^reSjmblifation: 5>ie 3eit*
fc&rift für fcaterlänbifdje ®efd)i$te unb «ttert$um*hmbe,
herausgegeben von ben Qirettoren ber beiben Abteilungen.
Sticht tninbere Äufmertfamfeit föenfte er ber eigen!»
liefen WtertyumSforfc&ung, ju ber jener Vortrag embrtngltd)
Anregung gab unb Xijeilung ber Arbeit in Sorfcfytag
brache ju befferer ©rforfdjung ber Seföaffenlpit beS
SanbeS, forooljl nad) feiner Oberfläche als nadj ben unter
biefer toa^rfc&einlicfc nod> verborgenen SReften ber Sorjeit,
ber fiebenSart unb beS $auSl>altungSroefenS feiner JBe*
wofyter, ifcrer ©praefce, ©itten, Sagen unb @prfi$*
Wörter.
ÜÄit feiner 3$tttigfeit in bem erften Decennium mar
eng oerbunben baS fflirlen jtoeier STOänner, beS Z)irettotS
ber anberen Abteilung, Domcapitular SWeper (t 1843),
„bem toa* un« in üWünfter SuteS ober Unerfreuliches
begegnete, eben fo fe$r am #erjen lag, als maS bie $aber<
bomer Abteilung unmittelbar berührte/ 4 unb bes Ober«
präftbenten gfretyerrn pon 85inde (f 1844), ber baS ge*
meinfdjaftlid&e <ßräjibium über beibe Abteilungen unter
bem tarnen eines (SuratorS führte unb aud} in ber 3$at
leiftete, toaS biefer 9fome t>erl>iefj, inbem er ben Angelegen*
Ijetten beS Sereins ununterbrochen baS leb^aftefie ftntereffe
nribmete, bie Serfammlungen burd> feine @egentoart bc*
lebte unb mit tfcatfräftiger gttrforge bie Unternehmungen
förberte.
ffiaS bem herein nodj fehlte, mar eine größere 8er*
breitung innerhalb feines ©ebietes. ftm $aljre 1851 beim
lobe ffirljarbs jaulte er erfi 122 üRitglieber, Don benen
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855
bie Heinere $dtfte 49, größtenteils in unb um SRünfier
wo^nenb, unferer Abteilung angehörten. Darnadj $atte
er in ber $rot>inj, toon ber für unfere Abteilung junädjft
ba« SRÜnfterlanb in ©etradjt tarn, erft geringe Aufnahme
gefunben. Unb bod> fjattt ber Verein Aufgaben ju löfen,
bie ein ^Mitarbeiten in aOen Steilen be« SJanbe« bebingten.
Um nur auf ein« Ijinjuwetfen, wie oft tritt und bamal«
bie Älagc entgegen, bafc man von einem wichtigen ftunbe,
öon ©rabftätten, Urnen, SRÜnjen, ©djrtftftücten erft bann
jufäüig Äenntnifc erhielt, al« bie Ofunbftette fd>on triebet
öerwtfdjt unb bie ©tücte jerfdjlagcn unb berfcfeleubert
waren. Die burd) biefe (Erfenntnifc veranlagte tßropaganba
Ijatte fd>on in ben erften $al)ren größeren (Erfolg; 1858
jaulte unfere Abteilung bie bretf ad>e 8Ritglieberja$l 151,
bie ^aberbomer faft bie hoppelte 119. Da« beweift allein
fdjon, ba§ unter bem SWadrfolger (Erwarb*, äanjleiratl)
<£a«par ®ei«berg, bi« 1851 «rd)tt>at am Dberlanb«gerid)t,
1851—1858 Dtrcftor, ber Verein eine rührige unb erfolg»
reiche 2^ätigteit entwictelte. 8ud> bie wiffenfcfcaftlidjen
Veftrebungen fanben weiter eifrige Wege. ©erabe um
ben beginn biefe« jweiten Vtertelja^rljunbert« treten in bie
Äreife münfterfc^er ©efd>ic&t«forfdjung toter junge ©ele^rte
ein, bie bereinft berühmte ÜÄänner in ber ffitffenfdjaft
werben fottten. Der Verein barf jtd) rühmen, ju tyren
(Srftlingen auf bem ©ebiete ber Queflenebition bie <ßa$en*
fcfcaft übernommen ju $aben. Der eine ^untmann, ba*
mal« ißrtoatbocent an ber Ijiefigen $odjfdjule, feit 1854
$rofeffor ber ©ef$id>te in »re«lau, $at für bie gortfefcung
be« Urfunbenbudj« ben *ßlan entworfen burd) feinen in
einer Denfförift begrünbeten unb angenommenen Antrag,
ben urfunblid>en ©toff nad) ben btfdjöfli<f>en ©prengeln
©eftfalen« einjutljeilen unb C«nabrüct bem bortigen
©d>weftert>eretn ju überlaffen.
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866
Qfut. Qficfer eröffnete 1851 bie Sammlung ber „®e*
fd)id)t*queHen be£ »ittfyim* aRünfter 41 mit ben mfinftcr*
föen ttljronifen be* SRittelalter*. 3fm jmeitcn Sanbc gab
1853 Sorneliu* bie „Scripte ber Vugenjeugen über baf
mfinfterifc^e ©iebertäuferrei* 41 Ijerau*. 1853 fam 3fo^.
Qanffen na$ SRünfter, übernahm nad) bem ffieggange
ftuttfmann* bie ©teile eine« »ibltotyclar* unb ©efretftri
be* Verein* unb erhielt 1854 ben Auftrag „im Ijiefigen
tftnigl. $rot>in}talard)h> unter ber Seitung unb Veraitt*
toortlid>feit be* Wrcbfoar« Dr. ©Hman* fuf) tftgltcfc jmet
©tunben mit ben Arbeiten jur »Jortfefcung ber Regesta
historiae Westfaliae ju beschäftigen." 5Da berfelbe no$
im $erbft nad> Sfrantfurt berufen mürbe, trat Dr. $erger
an feine Stelle unb förberte bie Vorarbeiten in brei 3fa§ren
batyn, bat von Dr. ffiilman* fd>on 1859 bie erfte Vb<
Teilung be« III. fflanbe* bie Urfunben be* 8t*$um*
STOünfter 1201 — 1250 herausgegeben werben tonnte.
Oanffen lieferte aber no$ 1857 ben HI. »anb ber ©e*
fd)id)t*queDen, morin bie neueren G^roniten t>on SRocdjcD,
©tebermann unb doxr>tt) üon tl>m oeröffenttiefet mürben.
(Ein $auptereignif? biefed fceecnnium* mar 1854 bie 85er-
fammlung bcö erft im britten Sfatyre fteljenben ©efammt*
berein* ber beutföen ©efd)i$t** unb 9Itert^umdoereme
in SRünfter, auf melier mistige Ser^anblungen au*
bem Gebiete ber ©efäic&te, ber Altertümer unb ftunfc
benhnäler (JHr$enbauten) toornetjmlid) gßeftfalen*, ftatt*
fanben. l )
3fn ben beiben folgenben ftaJjrjefcnten $at ber Verein
oft feine ©pi^e gemedjfelt, jebod» weniger in Qfolge be*
1858 gefaxten ©efcfcluffeS, ben Corftanb nidjt me$r, mit
bfatyer, auf 2eben*jeit, fonbem für brei Qfa^re ju mahlen,
al6 burd> Verfefcung ober fcferoantenbe ©efunb^ett be*
*) Sgl. Gomfyoitbenatatt III 3a$rg. (1855) 6. 1 ff.
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257
jeweiligen ©ireftorS. An bie Stelle beS fdjon länget
ftänfelnben ÄanjleiratljS SaSpar ©eisberg trat 1858
Dr. Semarb $ölfd>er, ber im nädjften $a$re als ©tjm*
ttaftalbtreltor na$ Wedlingljaufen ging, iljn erfe|te bis
1866 ber ©erid&tSaffeffor $einr. ©eisberg, bem ebenfo für
Stoei ©aljtyerioben Dr. »ump folgte. Der 1872 erwählte
Dr. $ed>elman würbe fdjon 1874 nad) ffiarburg als ®t>m*
nafialbtreftor berufen, worauf Wffeffor ©eisberg normal«
bie Seitung beS JBereinS übernahm, bem bann tjon 1877
bis 1880 ber Oberlehrer am Äealg^mnaftum Dr. Sedmann
öorjtanb. SWan wirb woljl fagen bfirfen, bafc biefer ©ecfcfel
ber ©tetigteit in ber innern Orortentwidtlung nid>t erfprteglid)
war, oljne bamit bie SJerbienfte ber Ctnjelnen f$mftlern
ju wollen.
©eiSbergS fieiflungen für aWflnfterfdje ©eföid&te unb
ben WtertljumSüerein Ijat SRorbfcoff in htappen martigen
ßflgen $eroorge$oben. „SRamentlidj war es fein JBemflljen,
auswärtigen SWitgliebern unb gforfc^ern bie wiffenfdjaft«
liefen Sammlungen nufcbar ju machen, etwaige ©egenfäfre
unter ben SWitarbeitern ber beiben 83ereinSabt$eilungen
auSjugleidjen, bie Verausgabe be« weflfälifd>en Urtunben»
bu$eS ju förbern, ben ©d>riftenauStauf<& mit anberen
Qfnftituten gu regeln unb bie Sammlungen an Sücfeern,
$anbfd>riften unb Denhnälern nic&t nur ju erweitern,
fonbern was feiner Qtit eine befonbere ©orge war, tynen
aud) in jeber #infic$t paffenbe Aufhellung ju toerfefraffen."
Unter ©eisberg würbe aud> baS CereinSleben ein regeres
unb jwar befonberS baburd), ba§ im Saufe beS ZBinterS
Don 14 ju 14 Sagen ober 3 ©od>en im ©anjen 6 bis 8
Serfammlungen mit einem größeren wiffenf$aftlid>en Cor*
trage gehalten würben. Unter (Erwarb Ratten gewö$nli<fc
jwei Serfammlungen im fta^re ftattgefunben, auf betten
t>om ©irettor ©eridjt erftattet unb bie weitere X^Stigfeit
beS Sereins erörtert würbe, öfter aud) eine feiner geaalt*
LVIH. 1. 17
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258
öoflen {Reben jutn Sortrage tarn, ftn ben fünfjiger 3a$ren
toerjeidjnen bie 3fa$reSberic$te faft nur <9efd)&ftSt>erfatmn*
hingen. $)a bebeutete baS Direltorium ©eiSbergS einen
mitfliegen gortfefcritt, inbem es i^m gelang, eine Steige
befonberS jüngerer (Belehrten ^cranjujteljen unb ju t>er*
anlaffen, i!>re ^orfc^ungen jur meftfftlifd)en @ef$id)te an
ben 83ereinSabenben ben ftets jaljlretd) erfd>ienenen SDHt*
gliebem Dorjulegen. Sieben ben älteren SDiibbenborf unb
@uiOeaume begegnen uns ba feit 1862 Stüding unb $e$d*
mann, 1863 ©ormftafl, 1865 9fa>rb$off, 1866 Zibu*.
ftnjmtfdjen $atte Dr. Wump bie Sehung übernommen.
Ausgestattet mit einem bebeutenben ffiiffen audj in ber
meftfftlifdjen ©eföidjte, moDon (eine ja^Ireic^en Stecenfionen
im £iterarifd>en $anbmeifer jeugen, mar er eifrig beftrebt,
ben SSerein meiter ju führen. (Damals mürbe fdjon bie
Jtöljaltung oon SBanberoerfammlungen angeregt unb jioar
öon Dr. $ülsfamp, ber feit 1860 12 ftaljre lang als
©etretär mit lebhaftem ^ntereffe tyätig mar. Qtoax fitib
btefe nod> nid>t ju ©tanbe gefommen, aber bie aus betn*
fetten ©ebanfen hervorgegangene gfejtoerfammlung mit
«uSfteBung am 21. September 1869 ermied ftd) a» ein
gutes SRittel, um bie Anteilnahme ber auSmärrigen 9Rit«
glteber an ben 83eretnSangelegenl>eiten ju fceben unb neue
ju geminnen. 83tefoerfpred>enb für ben herein mar bie
ttebernaljme beS ©ireftoriumS burd> $ed>elmann (1872),
ber ftd) als grfinblid&en ejaften Qforfdjer betannt gemacht
unb feit 10 $aljren fomo^l in ben ©ifcungen burd) feine
gehaltvollen Vorträge, als burd) Stljeilnaijme an ben Unter*
nefimungen beS 23er ein«: Ausgrabungen in ber #aSfenau,
l>iftorifd>e ©runbfarten, Urfunbenbud) beffen Aufgaben ge*
förbert Ijatte, als er fd>on 1874 burd) feinen SSeggang von
SWünfter bemfelben entjogen mürbe.
Die (Erfahrungen öon 1869 merben baju beigetragen
tjaben, bafc man 10 Qalpre fpäter «e!>nlid)es, aber in
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259
größerem SWagftabe unternahm, inbem man mit ber 3feier
be* 50 jährigen ©efteljen* eine 8u*flellung toerbanb, bie
Äunftwerfe unb Altertümer au* ganj ©efifalen bereinigen
foQte. Der (Erfolg fibertraf weit bie Erwartungen. (Erfreu«
li$ unb wo^tfyuenb war babei ba* bem Vereine aUerort*
entgegengebrachte ©ertrauen, ba* fidj in ber ^ergäbe au$
ber (oftbarften Äuuftwerte au* £ird>en, <S<fcIöffern unb
©ürgerljäufern betätigte unb ba* lebhafte 3fntereffe, wie
e* fufc bunt) öefudj Don aßen ©eiten tunb gab. iReben
bem wiffenfdjaftlidjen Crgebnifj, eine Ueberrafdjung war
bie (Entbecfung be* ©arburger SDleijier* (Eifenfcott, ging
eine Bermeljrung ber SRitglieber unb ein finanzieller (Ertrag,
ber e* ermöglichte neue Aufgaben in Angriff ju nehmen,
bie alteren raföer ju förbern.
©eit 1880 unb üon ba an 14 fta^re lang führte
Domfajntular libu* bie fieitung. Ofinte, fein Mafy
folger, Ijat in ber ©ebädjtnifcrebe mit liebevollem (Ein»
gefcen gefcfcilbert, wa* £ibu* bem Berein unb biefer
$m bebeutete: wie er in ftfirje bie Seele, ber 3D?ittcI*
puntt beffelben würbe, bie JBerfammlungen bur$ feine
t>on begeiferter Siebe jur #eimat&*gefd)ic&te jeugenben
Vorträge belebte, mit Dpferwifligfeit ben S}erein*interejfen
ftcfc wibmete unb au$ ba« wiffenfdjaftlic&e Arbeiten
üon Steuern tfcatträftig anregte. Da« Urfunbenbud),
t>on bem 1871 ber um ba* weftfälifge Urfunbenwefcn
aufjerorbentlufc »erbiente Ärdjtoratlj ©ilman* ben britten
SJanb öotlenbete unb bann bis 1880 bie Urfunben
be* 8i«tljum* $aberborn 1200—1250 Verausgab, war
nad) feinem föfidttritt in* ©toden geraden, ba (Biefer*,
ber e* übernahm, nodj im felben ^a^re ftarb. Da gelang
e* ©ityelm Dietamp für bie ©eiterffifjrung unb (Ergän*
jung ju gewinnen unb bamit eine Äraft in ben Dienft ber
$eimtfd>en @ef<f>id>t*forfd)ung ju fteflen, bie ©rofce* er*
warten lieg. Die ©ef<$i$t*queQen würben wieber aufge*
17*
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860
nommen unb mit ber öon Diefamp im IV. JBanbe &er»
Bffentfidjten fritif^en Ausgabe bct Vitae s. Ludgeri chtc
lange t>erf$obene ©djulb abgetragen, ein Supplement jum
ttrtunbenbudf) bis 1019 reidjenb, 1885 herausgegeben unb
mit bem (Shrafen ©odjolfc'Äffeburg bie Sammlung ber
tßaberborner Urfunben fortgeführt, als ein frühzeitiger Job
iljn (Jnbc 1885 ju {Rom ber $eimat$ unb ber ©iffenfcfraft
entriß. ginfe oon JBreSlau !>erfibergerufen unb bannt ber
<§)ef$id)t*fotf$ung jurütfgegeben, trat an feine Stelle,
DoDenbete bis 1894 ben ©anb ber $aberborner Urfunben
unb übernahm aud) bie burd^ ©iefamp begonnene ÄuSbeu*
tung beS päpjtli<f>en *r$tos für bie $eimati>lid>e ®efdjid>te,
beten ftrud&t bie $apfiurfunben ffiejtfalenS bis 1304 als
V. ©anb erfeftienen. „Dag bamit bie «ßro&inj SBeftfalen
bei bem ©ettbemerb im neueröffneten Catifamfdjen Ärd>U>
fid) Beinahe guerft t>on allen beutfd^en SanbeSt|etten be*
tljefligte, mar mieberum Stbus ju verbauten. 3fn feinem
Smeiten ÄmtSjaljre mürbe bie ©iegelcommiffion gegrünbet,
unb fo bas prädjttge mejtfttltfd&e ©iegelmerf ermöglicht,
baS in WuSftattung unb Ausführung in ©eutfdrfanb feine«
©leiten fud&t. «ud> bie $ublifation ber fcrabitionSfobtjeS
mürbe unter fljm neu in bie $anb genommen; bie $er»
ausgäbe be* populftrften meftfttlif^en #iftoriferS, Jfcrffen*
bdx$, angeregt, eine neue Sammlung tton Qforföungen
unb Oueflett jur mepffllif^en ®ef(|id)te, Shtftur- unb
£ttetaturgef$id)te begonnen." 8n feinem SÄad&fotger mar
es, meiter ju bauen, bas Hnfeljen, bas ber münfterfd>e
aitert^umS-Cerein in meiteren Streifen gemonnen $atte, ju
erhalten unb ju vermehren, bie Aufgaben beS »erein* $u
förbern - unb auszubeuten, «uf biefem ffiege Hegen bie
beiben SBeranftaltungen, bie baS Anbeuten an baS Diref-
torium ^infe'S (1894—1898) bauemb im »erein erhalten
merben: bie ffianber&erfammlungen unb bie miffenf$aft*
liefen (Eommifftonen. (Srftere §aben überall ba, mo$in ber
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861
»erein feit 1895 in bet fprotnnj ftd> gewanbt $at, gejrigt,
bafc feine Seftrebungen ©^mpatljien Ijabett, bie nur ange*
regt ju »erben brauchen, um wirtfam unb äufjerlid* tyx*
öorjutreten, unb fo weit nod> nid>t geföeljen, fWfr bur$
»eitritt ju äufcern. Da« ©adjfen be« SJerein* t>on 330
3Httgliebern im ^a^re 1894 auf 458 in 1898 mußte aber
auä) ein Antrieb fein gu no$ intenjtoerer Arbeit auf bem
Gebiete ber t)aterWnbifd&en @efcbi$te. Um bie über«
lommenen Aufgaben raföer ju förbem unb neue, bie bie
3*it bringenb forbette, in Angriff )u nehmen würbe be**
fyalb in ber ©enerafoerfammlung öom 9. Januar 1896
ber Anregung ginfe'* fjolge gegeben, bei bem Sereht unb
mit i^m organifcfc, finanjieD unb perfönlic^ üerbunben bie
Ijiftorifdje unb bie ÄtertyumfrGommiffum ju errieten.
(Energtfd) würbe nun bie fjfortfefcung bc« Urtunbenbud)e0,
an bem nod) SDWnben unb ba* tfttnifc^e ©eftfalen festen,
in Singriff genommen unb bie ©eiterftt^rung über 1300
Ijinau* in bie ©ege geleitet. Vorbereitet wirb bie $erau*<
,gabe ber Sanbtagflalten, bie ®efd)id)te ber Älofterreformeu
in ©eftfalen öom 14—17 $a$r&., ba* aOgemein al* no$*
wenbig anerlannte Wegifter unferer inJjaltretdjen £eitfd)rift,
üoDenbet ift eine tritifd&e (Sbithm be* Cosmidromius t>on
Gobelinus Person. Von ber Qfnüentarifation ber ni$t*
ftoatlidjen (ber Äirdjen*, ©tobt», ©emeinbe* unb Abel**)
Ärdjtoe ©eftfalen«, oljne bie eine (Srgftngung unb $9rt*
fefcung be* Urfunbenbud)* umnögtid» ift, erf<$ien ba* erfte
#eft — Äret* «l>au*. ©eldj au*ft<$t*reic$e* gelb ber
81tert$um**(£ommiffion fuf> eröffnete, $aben bie jüngjten
Ausgrabungen bei foltern gezeigt, beren (grgebniffe weit
Ober ©eftfalen* örenjen ^tnau* in U>rer Qebeutung er*
fannt unb gewürbigt finb. %n ben „9RittI)eilungen" $at
bie (Eommifjion ein eigene« Organ, um über bie Aus-
grabungen im (Einzelnen *u berieten unb einfölägige ?$or*
fäjungen au Derbffentluljen. 5Damit finb wir in ber $egen*
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362
wart angelangt, ©er Ältertl)um*verein, vor 75 ftaljren
gegrünbet, $at fidj allein in unferer Abteilung ju einet
großen ©efeflfäaft mit runb 470 ÜKitgliebern ausgemachten,
bie ungefähr jur $älfte ber $rot)in}iaI^auptftabt onge*
pren, gut anbern ^auptfäd)Iic^ über ba* STOÜnfterlanb
jerftreut flnb. §n & cn beiben wtjfenfd>aftlid>en Com«
mifftonen, bie ber Ärdjtvbirettor ^ilt^i mit aufopferung*
vollem Semü^cn leitet, wirb ein au*gebeljnte$ Arbeits
penfum fpftematifd) vorgenommen. 2Hit biefer äußern (Ent*
wieflung unb ben wiffenfdjaftlidjen Seiftungen, auf bie bisher
nfl^er eingegangen ttmrbe, finb aber bie Hufgalren be* 8er*
ein« lange nidjt erfdjftyft. fBa* er im (Einzelnen teiften
fofl unb Witt fyxt Dr. »ump vor 30 ftaljren mit Sorten,
bie geeignet waren, JBegeifterung für bie Qitlt ju ermecten,
jufammengefafjt:
©er herein für ©efdjid&te unb 8rttertl>umSfunbe ©cft.
falen* will bie ©ef$td)te SBeftfalen* erforföen, tljre Quellen
fammeln unb verbffentlidjen, tyre ftenntmfc wetteren Äretfcn
vermitteln; er will, wa$ bie alte fttit in unferm Sanbe,
$interlaffen §at, funb machen, von Sitten unb ©ebrftudjcn,
von ßeben unb treiben, von $anbel unb ©anbei, von
$rad)t unb Straft, von töedjt unb ©eridjt, von ffunft unb
$anbwerf, wie fie in längft vergangenen Reiten auf ber
rotten (Erbe in ©tabt unb ßanb fid) gestalteten, bie oft
faft verfallenen, nur mit SDWtye nodj jufammenjulefenben
3üge ben ftefctlebenben unb ber 8?ad)welt, foweit möglich,
$um vollen Silbe jufammenffigen; er wiO bie SWänner
unfere* Colfeö unb unfereS SanbeS, bie in JHrdje unb
Staat, für Ärieg unb ^rieben, burd) tijattrflftige* Strien
ober reiche« ©iffen, in ber $eimat$ ober fern von $r auf
frember (Erbe, in ben engeren ©renjen weftfSlifdjen ©ebiet*
ober für bie weiteren Greife be« beutfdjen Caterlanbe* unb
ber $rifHid>en JHr$e $ervorragenbe3 im ©uten ober im
©Öfen gewirft Ijaben, in i^rem Seben unb Streben un*
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863
vorführen; et will vor Hflem, »ad al« ©dtfpfung uttb
Dcnfmal alter 3eit und feit bem graueßen Altertum
nod) übrig ift, foweit möglich, erhalten, fammeltt unb bett
9tad)tommen überantworten, fammeln namentlich «De«,
wa« von folgen eljrwürbigen «Itert^ftmern in $olj unb
(Stein, in JBilb unb Schrift, auf Pergament unb Rapier
in vereinzeltem JBeftye für bie Äenntig ber SSorjeit nufelo*
liegt ober bem Untergänge preisgegeben ift, ftunbe wenig»
ften« bewahren Don bem, loa* in feinem SBeftanbe niäjt
erhalten werben fann, unb ba«jenige, wa« in größeren
Sammlungen wofjlgeftd>ert bewahrt wirb, nad> Gelegenheit
unb nadj SRaftgabe feiner ÜRtttel burd> Skföreibung unb
»bbilbung aud> benen betannt mad&en, benen bie Gegen»
ftänbe felbft nur feiten unb mü$fam ober gar nicfct jugäng*
liäi finb.
©o mußte benn junä<f>ft ein wichtiger X^eil ber
S^ätigleit be« Cereme« bie fammelnbe fein, bie für bie
$utunft erwirbt, fidjtct unb orbnet, bamh bie jßacfctommen
in letztem Ueberblitf ba« benufcen unb genießen, wo« im
Saufe ber 3eit nur vereinzelt, wie bie Gelegenheit unb
SDlittel fid> bieten, jufammengetragen werben tann. Die
Qfuitiative jur Sammlung ber Altertümer, ber Jhmftwerfe
unb fonfHger Ueberrefte ber Corjeit ©eftfalen«, geljt auf
ben @taat«fanjler dürften v. $arbenberg jurücf, ber burdf)
Weftript Dom 4. Januar 1820 bie (Errichtung eine«
r$einifdHveflfälifd>en <Provinjialmufeum« ju Sonn verfügte
unb ben $ofratt> Dorow ju bejfen Direftor beftimmte.
«I« biefer im grü^ja^r nad) ©eftfalen fam unb ben
8ieid)tl)um an Kerfen ber SSorjeit gewahr würbe, {teilte
er ben Antrag auf (Errichtung eine« befonbem SRufeum«
vatertönbif$er Altertümer für ©eftfalen. Dem pane,
bem ber Dberpräftbent von SSincfe freubig juftimmte, muffen
nun bod) vorerft bebeutenbe ©d&wierigfeiten fW& entgegen*
gepellt Ijaben; ba« gemeinfd>aftli<f>e SRufeum in Sonn trat
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164
in* Seien, ober f$on im Df tober 1822 mürbe bie SEtetu
nung befdjloffen utib bie ©rfinbung eine« befonbern meft»
fflKfc&en flÄufeumS in SRÜnfter burd> $arbenberg toerfügt
9ta$ bem JEobe be«felben naljm ba* Unterri$t*murifterium
bie Angelegenheit jmar in bie #anb, oljne fie jebo$ |um
fliele ju bringen. Da (am unabhängig Don ben Cer^onb*
hingen ber Se^örben tum bem um bie I>eimatfytt$e @e>
fd)td)te IpcfeDerbienten ©oefelanb, bamaligen Oberlehrer am
münfterfdjen (Stymnafium, eine Anregung, bie jur »er*
ttrirflid)ung be6 $laneft mefenttid) beitrug. 3fn bem
©d&retben bom 23. ü»at 1825 {teilte er beim Ober*
pr&fibettten ben Antrag auf Anlage einer Sammlung Don
Wtert|ßmem unb Äunftfac^en gun&djft jum 8$uf be*
Ijtftortfdjen Unterricht* am Gtymnaftum, bie beatjalb au<&
allgemeiner gebaut mar, aber bo$ auf ba« DaterUlnbif<&e
befonber* ^tnjielte. „Der fortfdjreitenbe Anbau ber Rei-
ben, w fo lauten bie bejfiglic^en Ausführungen, „wirb bie
Äennjeidjen ber ©räber unferer Vorfahren öerm^ten. Um
fo mel>r fottten mir barauf bebaut fein, bie Urnen, ©treu*
ftjte, XBaffen unb ma* ft$ fonft in unb bei ben ©rabern
finbet, &u fatmneln unb aufjubemaljren. $aben bicfe
©egenftflnbe aucb nur einen geringen Äunjtmertlj, fo Der*
meilt bodj ba* ©emüty gerne bei i&rer ^Betrachtung, fo
belehren fie und bod) über bie Giften unb fiebcnSmeife
früherer ßeiten, fo lann bog iljre Sergleidjung mit Wft&
fld&t auf bie ©egenben, morin fte gefunben mürben, |u
Crgebniffen führen, metö>e für bie Sflfung einiger fömte*
riger fragen unferer ttltefien ©efdtfdjte Don groger ffiic$*
tigtett ftnb. Da bie tägliche (Erfahrung le$rt, mie oft
einzelne gefunbene ©egenjiftnbe verloren ge^en, fo fd>emt
e* Wlity nad> Äräften bafcin ju ftreben, aße* SRerfmür*
bige, mos in unferer ©egenb gefunben mirb, in unfern
»efm ju bringen. *u$ bie ©äffen, Pfeile, Stüftungen
bc* SRttteloÜet* unb bergl. bürfen ui$t überfein mtrben. M
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265
<So ift ber ©runb gu unferm SWufeum gelegt worben,
beffen erfte (ginridjtung ©oefefonb felbft übernahm, Wu6
ber ^urmüljlen'fdjen Äuction mürben haftbare ©tücle
erworben. 1827 tarnen au« Sonn bie weftfüliföen ©ad>en
(nur 6 Schimmern) jurttct; ©efdjente unb Ueberweifungen
gingen infolge eine« toon Cinde im ftuli 1825 erlaffenen
Aufruf* ein. ffiaS lag nun näljer, als biefe Anfänge in
83erbinbung ju bringen mit bem im felben Qfaljre auf
Anregung be« Dberpräftbenten unter STOitwirfung ©oefe*
lanbs gegrünbeten ©ereinS, jumal biefer in § 5 ber
Statuten bie <£rrid)tung eine« Daterlänbif^en SRufeum*
in fein Programm fefcte unb iljm unter 3ufi$erung
toon ©eiljfilfe bie ©orge unb »eitere (Sntwicflung ju über
geben.
ÜDa bie 8ntauf«mittel, bie eigenen, wie bie jur JBer»
fügung geftettten, anfänglich nur geringe waren, mußte
auf ben (Erwerb mand) Wertteilen Ghrjeugniffe« weft»
fälifäer Äunft ober Ältertljum$, ba$ im $anbel ober burd)
gfunb auftauchte, toerjic&iet »erben. SBefonber* empfinblid)
unb bem gebeüjlicfcen ©mporlommen na$t$etfig mar unb
blieb ber SRangel eines paffenben, befonbern Aufteilung**
räume« unb bie barau* erfolgenben häufigen, bid tyutt
md>t weniger att 15 maligen ffianberungen be* SRufeum«,
baS be$l>alb audj weniger in ber Oeff entlief eit belannt
würbe. ©rfafc bafür boten in etwa bie Aufteilungen, bie
1836, 1840, 1854, 1869 unb 1879 »eranftaltet, ba*
$ntereffe im $ublifum unb bei ben {Bewarben in fteigenbem
3Ra&e belebten, fobaß bie «nfang* nur Iteinen 3uroen*
bungen aßmäl>li<f> reifere würben, bie finanziellen Unter*
ftü^ungen burd> bie JBe^örben — ©taat, Sßroöina, ©tabt —
ftd) erljöljten unb bei aufjerorbentlid>en Änläffen (Erwer*
bungen in größerem Umfange ermöglichten. JBefonber* ju
erwähnen ftnb bie Vermehrungen burdj ben Änfauf ber
Sßiefert'fc&en ©ammlung 1843, bie reiben ©rftberfunbe
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866
tton JBecfum 1862, t>on ©erne unb ©tromberg 1866, bie
Sammlung ber aufgelöften ffieftfälifd&en ©cfettfc^aft ju
SDWnben 1865, bie gunbe Don ©intergalen 1869, bic toft*
bare Sammlung römifäer Wtertljfimer burd) ©cfcentung
$. 4>5tte T d 1899. Die Pflege beö 3»ufeum« übernahmen
nad) bem lobe ffirfcarb'S, ber bie Leitung be* Bereut* unb
feiner Sammlung allein geführt Ijatte, att Sorftelpr Qber
Sonferoatoren feit 1851 *. öon Sur.SRüljlen, 1853 Uebintf,
1860 #einr. ©eiaberg, 1881—1892 gunäe, 83. $laf*mann
1881—1898, feitbem Qfofte« unb Suborff. 3$rem eifrigen
©emü^en »erbanft mandj wert$*oüe* ©tütf au« meftfftttfdjer
Sorjeit bie bauembe unb gemetnnfifcige (Erhaltung in
unferm SRufeum.
3fit nunmehr abfefcbarer Seit wirb bann audj bas in
75 3fafjren erworbene, baS jefct im <ßroimtjtalmufeum für
SRaturtunbe ju einem, bem größeren, Steile auf engem
{Räume jufammengeljäuft, jum anbem im btfdjöflidjen
äßufeum unb im Äcfler ber Äfabemte aufbewahrt ift, eine
würbige Aufteilung erhalten burd) (Errichtung eine* $ro*
innjtalmufeum* für Jhinft unb Altertum. (Srft bann wirb
e* mögltd) fein, bie begonnene Äatalogijirung ju Doflenben
unb bie reiben ©d)äfce bcö Sßufeum* für bie ttriffenfcfeaft*
lidje ©enufeung unb ben intereffirten SBefucfter fruchtbar
ju machen. 1 )
(Sin befonbere« ©ammelobjett bilbeten t>on Anfang an
bie STOttnjen, wobei baö SBeftreben barauf ging, bie meß«
f&Hfcfeen DoHftänbig, anbere nur, wenn fte innerhalb ber
$roDtnj gefunben unb eine §eröorragenbe gefd&idjtlicfce ©e>
beutung Ratten, wie j. SB. bie römifd>en, gufammen ju
bringen, ©lücflidje (Erwerbungen, bie Olferföe SoHection
*) Heber ben Snljalt ber Sammlung orienrtrt in trefflicher Seife ber
im Kuftrage bed SBereinä oon 9R. ©efoberg herausgegebene furje güljm,
SJtöttfter 1898, 16 6.
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867
1857/ baö reidjc »ermadjtniß ber wefifaiifd&en unb rljei*
nifd^ett ©tücfe au* bet Jg>eHn>egfc^en Sammlung 1898, ber
unermüblidjc ©ammelfletß be* SRfinjWart* ©tDpo (1863
bi$ 1892) $aben ba* 3iel natyeju erretten laffen.
©aSfette gtcl erftvcbt bie »ibliot^cf be* SereinS, bie
junadjft ba* jur ©efc&idjte ffieftfalen* Dorljanbene gebrucfte
SDlaterial, aud> ba* unstetigere unb veraltete in mög*
Kd#er JBottftänbigfeit bejtfcen fott, baneben aber aud) bie
bebeutcnberen Arbeiten t)or allem bie QueHenpublifationen
über bie JRac&barproDinjen bietet unb burd) ben fcaufcfc*
Derfeljr mit ungefähr 10 anberen gcfc^t(^tli^en Vereinen
beren 3eitf<f>riften mit iljren wertvollen Äuffäfcen jur
beulten ißroDinjial' unb Sanbe$gefd>id)te in feltener 9tei$*
$alttgleit aufweift. (Ein Dor jwei 3fafjren Don Dr. V. ©ömer
herausgegebener Äatalog ber Qrucfföriften orientirt über
bie c. 10 000 SBftnbe. £ur JBibliotljef geirrt femer eine
reiche (EoHection ftarten unb <ßläne unb Dor allem eine
unfd)ä$bare Sammlung Don 3Äanuffripten unb Urlunben.
©elbft ba* rarfte ÜDrudtwerl au* älterer 3 eit »W immer
nod) wo$l in einem (Exemplar wieber erreichbar fein. Qn
feinem #anbfd>riftenbeftanbe t|at aber ber SBerein Quellen
}ur weftf8Kfd)en ®efd)id)te Dereinigt unb ben 9tad)fommen
jur SBenufcung hinterlegt, bie, wenn berfelbe fte nidjt bei
ü>rem jufäfligen (Emportaudjen au* bem $unfel ber feit*
Irrigen Aufbewahrung gefaßt Ijätte, fidler jum 5EJ>eil bem
Untergange geweift, jum anbern bauernb ber weftfäfifäen
gorfdjung entjogen worben wären, ©rSßere (Erwerbungen
tonnte bie SBibliotljet au* bem 5Wac$laffe mehrerer ^eimiföer
2forfdf>er machen, eines ffumann, liefert, bie fleißig
mandje* um^erfliegenbe ©tfief gefammelt, Don feltenen unb
jerftreuten Äbfd&riften gemalt Ratten. S)urd(j «nfauf würbe
nod) jüngftyin eine größere $cfyl Urtunben ber $eimatlj
erhalten, «ber aud) $ier, wie bei ben anberen Zweigen
ber Sammlungen erinnert fidj ber JBerein banföar be*
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868
gBo$lmoOen* öon SJe^örben uttb «ßrtooten, STOügKebern mtb
ftidjttnitgliebern, bie burd) 3utoenbungen unb Ödjenhuigen
in nic&t geringem SRage jur SBenneljrung beitrugen. 3"
ben literariföen Unternehmungen be* Serein* jurüdteipenb,
erübrigt e$, na$betn tyr ©erben bargefteDt tourbe, in
(urjer bibliograplpföer Ueberftdjt bie einzelnen Arbeiten
ttorgulegen.
"We jtoei großen Qruppen ber Dueflenpublifattonen
unb ber Darftellungen an» bem ©ebiete ber meftf<f$en
®efd)id)te reprftfentiren in tyrer 9u*be$nung unb na$
tyrem innern ©ertye eine ttnffenföaftKdK Arbeit bie
unferem Vereine eine ber erften ©teilen unter ben pro-
öinjiellen ©efdji<f>i*üereinen fiebert.
Unmittelbar t)or feiner »oHenbung fteljt, fotoett e« ftdj
um bie Seit bi« 1300 fjanbelt: ba* ©eftfältfc&e tlrfunben*
bud), beffen VII. JBanb mit ben Urfunben beä ffltniföen
©eftfalen* Don 1201—1300 in bie treffe gegeben ff».
©er ftnljaft ber anberen SWnbe if* n&l>erfjin folgenber:
I. n. II. SBanb. Ä. u. b. S. Regest» Historiae Westfelicae. Accedit
codex diplomaticufl. Starcbeitet unb $erouggigeben *on $efat.
8ug. (Erwarb, Ägl $itu|tf^an «r$tnrat|. 2 8tnbc 9m
ben älteften gefc$ic$tlid)en ftac&rid&ten bi« gum 3a$re 1200.
SRit Sonogrammen unb Siegelabbübungen. XVIII, 387 unb
268 Seiten in ar. 4°. 1847 u. 1851. Hebft 3fcbejr 103 «.
1861. Wt 21.
III. 8anb. 2)ie Urfunben be* #i«tljum« SNunfter non 1201 bi« 1300.
gearbeitet *on Dr. Wöget Söilman«, Pöittgl. Staat*«r$i»«r
unb $$. Ärd&foraty. X u. 953 Seiten, »ebft Index geo-
graphica« oon Dr. <&. JJfrieblänber (37 Seiten) unb $erfones«
S&egifter oon (5b. Hanber £enben (VIII unb 95 Seiten).
1859-1876. W. 24.
Additamenta ($um I.— III. Stoub), bearbeitet oon Dr. Sfager
SBilmanS, äönigl. Staat*ard)foar unb ©elj. Ärdji»ra$,
nebfl Ortt- unb Jßerfonen'diegtfter non Dr. (Jb. Kanter
£enben, IV unb 187 Seiten. SWit einer £afä Siegel.
Bbttlbunafn. 1877. m. 4.
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TV. Ganb. 3)ie Urftmben M Gttt&um« ^aberborn 00m 3«$« 1201
bi« 1300. Gearbeitet 1201—1250 00m ftdttigl. 6taat*ar<$i*ar
nnb @e§. lr$ii>rat$ Dr. Stoger SBilman* unb 1251—1300
um ^rofeffor £etnr. gtnfe. ftebft #erfonen- unb Ortt-Äegifter,
Siegefoeraeid&nifi ttnb ©loffar wm Dr. $. $ooge»eg, Äöttigl.
«r^foar. IV unb 1452 6eiten. 1877-1894. 3Rt 45,75.
Supplement 1. Sief. bt* 1019 öon SBfl$. SHefawp. 120 ©eiten
mit 4 Safein Urtonben-SCbbabuntjen. 1885. SJW. 6.
V. Ganb. 2He ^apfturfimben »efrfalen* Mi 3. 3- 1878. Gearbeitet
»01t $rof. Dr. $. fcinle, L S^eil Die ^apfturfunben bid
1304. XXXIX unb 410 Seiten. 1888. m. 13 r 50.
VI. Ganb. SHe Brhmben be« Gi«t|um* Wtnben ootn 3a$re 1201 M«
1300. Gearbeitet öon Dr. $. ^oogetoeg, Äörtigl. $ln$foar in
$anno»er. VIII nnb 670 Seiten. 189a SJW. 21,50.
©et ber Verausgabe ber Urftmben waren au$ bie
©tegel ju berüdffid^tigen. einige wenige ber älteften £ett
(17) tjatte (Erljarb mit bem bamals allein möglichen um
toofllommenen lit^ograpljifdjen ©erfahren abgebilbet. 3fn
ben foäteren SBänben mu§te man ft$ mit turgen JBefdjrei*
bungen genügen. Da unternahm ber Seretn fett ©eginn
ber adjtjiger Qfa^re fem ©iegelwerf unb reprobujirte barin
nad) yfyotOQtaptfitn in Sidjtbrud 4065 Siegel. Die glän*
jenbe in tyrer prächtigen «uSftattung für bie Stegendberg*
fd&e fflud^anblung etjrentoolle Sßublifation, bie toon fad)*
wiffenf$aftlid)en Autoritäten als $odjmid)tige fp^ragifttfe^c
Geröffentlid&ung bejeidjnet würbe, ift nidjt blo§ eine Cr*
gänjung jum ürtunbenbud>e unb ein Seitrag jur wefl*
fülifd>en ürfunbenlel)re, fonbem $at aud) für bie (Snttoid*
Iung ber ©p^ragtftif, für genealogtfdje fJOTfc&ungen über
bie berfdjiebenften gamilien ber Sßroöinj unb für bie
@ef$id)te eine« funftgewerblidfcen Zweiges im Mittelalter,
bes ©tempelfdfuittS, ein wertvolle« Material jufammen
getragen.
Xitel, ©lieberung unb 3fn$alt bes SEBcrfc«, ba* fjeuer
toottenbet werben fonnte, jmb, wie folgt:
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270
<Die SBeftfaliföen ©leget bei Mittelalter«. TOit Unterfrüfrmtg ber Sab-
ftanbe ber Sßrooing herausgegeben oom Berein für ®ef$i$te
nnb «Itert&umtfunbe ©eftfalen«. Bter £efte, eutyaltenb 264
8t$tbruc!-$afeln unb 120 Bogen 5>rt in gr. gol. 3Rt. 150,
geb. in 4 fcaibfranabäuben SJtt. 220.
I. $eft 1. Abteilung. <Die 6iegel M XI. nnb XII. Sa^rfcn*
ber* nnb bie Steiterflegel. Bearbeitet oon %. $t)iliupi.
19 ttgtbnuf-Safeln unb 12 Sogen Sert 1882. 9». 20.
I. $eft 2. Abteilung. 3)ie Siegel ber 3>unaften. Bearbeitet von
®. Sumbült. 22 Std&tbrutf-Xafeln unb 18 1 /« Bogen Sept.
1888. 3JM. 20.
II. $eft 1. «bt&etlung. 2>te Siegel ber Bifd&öfe. Bearbeitet hob
©. SutubüU. 24 8iä)tbrucf-£afeln unb 14 Bogen 3*rt
1885. 3Rf. 15.
II. £eft 2. Abteilung. <Die Siegel ber Stdbte, Burgmann*
fäjaften unb TOinifterialttäten. Bearbeitet oon ©. £umbült
85 8id&tbruc!.£afeln unb 20 Bogw £ert. 1887. m 15.
III. $eft. 5>ie Siegel ber geiftlid)en (Korporationen unb ber Stift*-,
Älofter- unb $farrgeiftlidjfeit. Bearbeitet oon $$. Slgen.
41 £id&tbrutf.£afeln unb 80 Bogen fcert. 1889. 5Wt 20.
IV. £eft 1. Slbtljeilung. 3He Siegel oon «bligen, Bürgern nnb
Bauern be« Bifitynmä fünfter unb angrenjenber Gebiete.
Bearbeitet oon %\). Slgen. 41 8ia)tbruc!«£afeln. 1894.
SD«. 20.
IV. £eft 2. $btfjeilung. 3>ie Siegel oon Hbligen, Bürgern unb
Bauern ber Äurfölnifdjen 8anbe$tljeile unb ber @raffä)aft
9flarf. Bearbeitet oon £$. 3&geu. 88 £idjtbnttf.£afeln.
1897. m. 20.
IV. $eft 8. Abteilung. $ie Siegel oon Äbligen, Bürgern unb
Bauern bed Bilt^um« SRinben, £>«nabrü(f unb $aberborn.
Bearbeitet oon £$. Slgen. 44 8ia)tbru£$afeln unb 19
Bogen Sert a« «btfceilung 1/8. 1900. 9Äf. 20.
©djon gleich bamal« uor einem falben i^aljrljunbert,
als na$ langen öorbereitenben Sirbetten bie beiben erften
JBänbe be« Urfunbenbucfce* an« 2i$t traten, unternahm
ber Cerein bie Veröffentlichung einer anberen ©ruppe öon
Quellen, ber «ften, ffiljronifen, JBeridjte unb «ufaeidjnungen,
biograpljifdjen unb anbern DarfteHungen au« beut SRittel«
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271
alter bis in* 16. Qaljrljunbert, Don betten junädjft unter
bem Eitel „Die ©efdjtdjtöqueHen be* JBiStl)umS STOünfter"
in ber 2J>eifftngfd)en JBud>l)anMung 6 JBänbe erfdjtenen
ftnb, nämlid):
I. »anb. 2>ie ÜRünfterifd&en (Sljrontfen be* Mittelalter^, herausgegeben
oon Dr. 3ul. Sicfer. gr. 8. 464 ©fiten. 1851. Tit. 'fa).
II. 8anb. SBeridjte ber Sfogenaeugen über bat 3Wünfterifd&e aöfeber.
täuferreid). herausgegeben oon Dr. (S. 9. (SorneliuS. 586
Seiten. 1853. 9Jtt. 9.
III. 8anb. 2)ie 2Rünfterifdjen <5$ronifen oon Sföd&el, ©teoermann unb
<£orfen. herausgegeben oon Dr. 3o$. 3anf[en, $rofeffor ber
@efdji<$te gu granffurt o. SW. 882 ©eften. 1857. 30M. 6.
IV. S3onb. 2)ie Vitae sancti Liudgeri. herausgegeben oon Dr. ©il§.
2)tefamp. 452 ©etten. 1881. 2flf 8.
V. u. VI. 33anb. Hermanni a Kerssenbroch : Anabaptistici furoris
Monasterium inclitam Westphaliae metropolim evertentis
historica narratio. herausgegeben oon Dr. £. ÜDehner.
464 (Ginl.) unb 997 ©eiten. 1899/1900. SRL 36.
©rgänjen unb toeiterffiljreti foflten biefe* Unternehmen
bie „Quellen unb Unterfudfcungen jur ©efdjidjte ©effc
falen«", tooöon ber I. JBanb : Daniel öon ©oeft, ein toeft*
fäliföer ©atirifer be$ 16. 3<al)rf)unberts, toon $rofeffor
granj Softe* 1888 bei ©djöninglj in $aberbom, XII unb
404 ©eiten,* 8 2Rarf, erföienen ift.
gflr bie (Kultur- unb ffiirt$föaft*gefäid>te be* 2»ittel-
alter*, bie JMofter* unb Drt*gefd)id)te bergen wertvolle*
SWaterial, bie JBeftfc*, ®üter« unb <Rntünfte4Ber8eid>niffe
ber tueftfälifd^en Älöfter unb Stifter, iljre Sagerbfidjer,
$ebe*, Qfytit* unb $äd)teregtfter, Meinungen :c, beren
Verausgabe ber Cerein unter bem fcitel „Codex tradi-
tionum Westfalicarum" in Angriff genommen £at. S3e*
reit* liegen 5 JBänbe öor:
I. Sanb. 2)aS fceberegtfter beS ätofterS grecfenljorft nebfl Stiftung*«
urtunbe, $fritnbeorbnung unb ^ofredjt Gearbeitet oon Dr.
G. griebianbet. 238 ©eiten. 1872. SJH. 6.
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272
IL 8tnb. $tl ätomcapitel an BRunfter. Bearbeitet Bon ftofrffn
Dr. gran* S)arp€. 320 Seiten. 1886. 5KL 8.
III. $*nb. 2>ie fceberegifter be« ÄUftert Uebcroafier irab be* SHftrt
St 9Wattrt$. »earbeitet Don tyrofeffor Dr. granj 3>arje.
829 Seiten. 1888. 9JHL &
W. ©anb. Cinfunfte* nnb Sefytfregifhr ber gürftobtet $erforb, fovte
(eberoOen bei Stift« auf bein $erge Bei £erforb. Bearbeitet
*im 9rof. Dr - Stana ©arpe. 475 Seiten. 1892. 2RL 10.
Y. 9anb. Seraeid&niffe ber Güter, (Jinfünfte unb (Smnafcmen M
legibfifloftert, ber (Sapitel an St Subgerl unb SRartbti, fewir
ber St. @torg««(5omntenbf in SRänfhr, femer ber Älöfter
Binnenberfl, TOarienfelb unb 8te*Born. Bearbeitet ton 9rof.
Dr. gfrana Storpe. 460 Seiten. 1900. 3RL ia
Auf bcm ©ebiete ber gefdjidfctlidjen ©arftetfong §at
ber SBeretn in feiner toon beiben Abteilungen $erau«ge*
gebenen 3eitfd)rift, bie jefct im 58. JBanbe fteljt, wo$I'
bearbeitete Saufleine jum «ufbau ber weftfälifctyen @e*
fc^xc^te gefdjaffen, wertvolle Unterfudjungen feiner SDKt*
glieber barin niebergelegt, für profan* unb ftird)engetöi$te,
«ultur-, ©irtijföaft*, Ort*, Äloftcr* unb «betegefdjufctc,
für ffunft« unb Siteraturgefd&idfcte, bie nad) i&rer ©ebeutung
unb tyrem ftn&alt crft ba* auf jwei ©änbe beregnete
Äegtfter erfdtfiefjen wirb.
$ier mögen nod> jwei ©elegenlfettspublitationen ange»
föfoffen werben, ton benen bie eine „JBeiträge jur Poli-
tiken ftultur* unb Äunftgefd>i<$te ffiejifaien« M , 1893,
9iegen*bergf$e ®ud#anblung, 123 Seiten unb 4 £afeln
(2DW. 1,50), ald &eftfdjrift für bie ©enerafoerfammlung
be* ©efammtoerein* beutfdfcer ©efdjidjt* unb «Itertfymt*
Vereine, bie aber wegen (Sljoleragefaljr nid)t ftattfanb,
geplant war, bie anbere „Ältweftfalen, Soll, £anb,
©renjen" Don ^rofeffor Dr. Storbjjoff, 1898, Wegen*
bergföe ©uc&$anblung, 74 Seiten (STOf. 1,20), ber 53.
©enerafoerfammlung be« ©efammtoerein*, bie unter groß«
artiger JBertjeiligung, ©anf ber umftdjtigen Vorbereitung
ginfe'*, 1898 in ÜBünfter tagte, gewibmet würbe.
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273
©o bttrfen toix, Ijodjtoereljrte S3eretn$genoffen, tiid^t
oljne Sefriebigung, wie auf bie Süßere SBlüfye be* herein«,
fo auf ba«, mad er für öaterlänbtfdje ©efdjidjte tntD
«ItertljumSfunbe geleiftet Ijat, jurücfblirfen. ffiir bleiben
uns aber au$ betrugt, baß ber 3ufunft no$ @roße*
SU leiften vorbehalten ift. SRocfc ift Siele* ju fammeln;
für manche QtoeiQt ber Jorfc^ung, bie bie Vergangenheit
fefcon in« Äuge faßte, Ijat nod) ©ebeutenbe* }u gefd&eljen.
ffiir $aben nod) Aufgaben gu löfen, bie ein SDMtarbeiten,
eine rege Anteilnahme in allen Steilen be* fianbeö be*
bingen.
©aß und biefe ©rfenntntß nidjt Dcrfdtfoffen war,
bewie* bie ©rünbung ber ^iftorifd^en unb ber Wterttyraifr
ftommiffton üor 4 Qa^ren, bie feitbem bie fieitung ber
wiffenfdjaftlidjen Unternehmungen in bie §anb na^m, bie
f$on erwähnten weiter förberte unb neue begann in feen
fdjon angeführten 3<öentarifation*arbeiten, Don benen Äret*
Sorten ber JBoHenbung nal>e ift, unb ben 3Rittt)etfungen
ber 9ltertlpim*'(EommifftQtt, beren gweitefi #eft bie Maliern*
fdjen Ausgrabungen unb fjunbe beljanbeln wirb.
JBi* jefct erfdjienen al* „8er8ffenili$ungen ber $ifto*
tifd>en «ommiffion für ffieftfalen":
Duellen unb gorföungen jnr ©efdjidjte ber Stobt »ftnfter i. 2B.
^erandaegeben öon Qhrofeffor Dr. fceflingljttt*, Stabtar$tt>ar.
I. $anb. XII unb 822 leiten. Stau! unb ©erlag btr
«fd&euborffföen Buc^anblung. 1898. SKt 6,50.
Snbentare ber nic&tftaatlfdjen Ärdjioe ber $rotrina Söeftfalen. 8anb I:
8Regterune*&eair! fünfter, £eft I: Ärei* Styau*. 56 Seiten.
2>af. 1899. m. 1,50.
Cosmidromhis Gobelini Person unb all 9n$ang belfelben tterfeffert
Processus translacionis et reforroacionia montsterii Bude-
cen8is. £eraulgegeben öon Dr. 5J?ar Sonfen. LVII unb 253
Seiten, $af. 1900. 3)W. 8.
3Wttt$ettu«ttat ber Sürtrtljunrt.JUmifflott für «BefUfalen. $eft I. SWit
Äbbübungen, Aorten unb flauen, VII unb 124 Seiten.
$af. 1899. m. 8.
LVIII. 1. 18
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274
SReine $erren! £)ie Sebeutung bcr proöinjiellen ge*
fd)id>tti4)en ©crcine, ba« i^ntereffe, ba« tyre SBeftrebungen
erfeecfen, bcr Äuffdjtuung im Seben berfelben wirb triebt
allein burd) bic 3unaf)me be« gefd>id)tli(&en Sinne« bebtngt
fein, fonbetn aud) im 83erl)ältniffe fielen ju bem 3ufatnmen>
ijange, ben bie Sofalgefdjidjte mit bcr allgemeinen Ijat. 1 )
gfür ben größeren SCljeil unferer Vergangenheit war bcr*
felbe mefentlid) auf ba« Sßolitifc&e einfdjliefclid) bie 95er*
faffung, baneben auf ba« Siterar* unb ffunftyiftortfdje be»
fc^ränft. ©an} neue ©eftd)t«punfte ftnb aber fett einiger
3cit gewonnen worben, meiere bie lofale gorfd&ung aflge*
mein intereffant unb fruchtbar machen unb Diel innigere
Schiebungen jwifdjen i$r unb ber großen ©efd)id)t«totffen«
fc^aft Raffen, als bie politifdjen. ®« ftnb bie ©eftd^t^
punfte ber (Jultur* unb ffitrtf|fd)aft«gefd)id)te, bie in htm
^iftoriföen Setriebe aud) bei und in ben SSorbergrunb
getreten ftnb unb ftd) neben bie alte polttifdje «uffaffung
gefteOt l)aben. ffia« Don biefer au« bebeutung«lo« im
Sieben unb treiben eine« Stamme«, eine« Solfe« erfdjien,
gewinnt bort ©ertlj unb iBeadjtung. ©d)on Dörfer l>atte
bie totale Sprfe&ung au$ bei un« ba« Jhtltur^iftoriföe
berfidftdjtigt unb mandje (Einjeljttge vergangener focialer
unb wtrt$fd)aftlid)er ^uftttnbe feftgeljalten unb gebeutet.
Die unmittelbare Ccrfnüpfung biefer ©eite ber ^orfd^ung
mit ben allgemeinen $ntereffen ber ©efd^ic^t^miffenfe^aft
öerleiljt nun biefem nidjt allein eine Ijöljere SBebeutung,
fonbem eröffnet aud) neue Sahnen unb 3iele, gewährt
weitere *Bürgfd)aft für bie Änbauer frifdjen Seben« in ben
Vereinen unb gibt ben SKitgliebern jugleid) einen mäd)-
tigen «nftoß jur Mitarbeit. 9lid)t jeber ift im ©tanbe
l ) fSfür bal golgoibe f. bie lulfu^rungcn Sbtmtyimi in $ommtrf$e
Stt&tfwdjer I (1900) @. 20 ff.
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375
ein Urfunbenbud) ju publijiren ober eine größere bar*
fteüenbe Arbeit ju öerfaffen, bie Dor bem gorum Ijtftorifd&er
SWetyobe unb Äritif befte^t, t)ier aber breitet ftd) ein Selb
aus, baS Siele bebauen formen. Unb bie $cpib muß an
ben $ffug gelegt werben, elje es }u fpttt ift. Die ßett
fcerwifdjt Don $a\)i ju Qa$r meljr oon ben frühem
Culturjuftänben, ben Steffen alter ©itte, alten SJraudjeS,
alter öinrid&tungen. SS tl>ut ba^er flftle nott), baß mir
fammeln, was mir nod> ftnben, ju beuten, ju ertennen
vermögen, beoor es öerfd&wunben, abgefd&liffen, unoer*
ft8nblid| geworben ift. 5)aju ift aber baS ^farnnten*
wirfen vieler Strafte notl)wenbig, notl)Wenbig barum aud)
eine nod| weitere Ausbreitung beS CereinS in mehreren
feilen feines SejirfeS. Da gibt es Dafen, auf bie baS
Äuge freubig blieft unb bie jaljlreidjen SSereinSgenoffen
begrüßt; baneben aber liegen nod) $aibefläd>en, ober es
ergebt ftd) nur Ijier unb ba ein Saum in weiter (Ebene.
3)aS muß alles nod> culti&irt ober bitter bepflanjt
werben.
2Beine Ferren! 3)aS, was ber Verein für ©efdjidjte
unb ftltertyumSfunbe erftrebt, barf in allen Steilen ber
engern $eimatt) reges ^fntereffe in Änfprud) nehmen, bie
Verbreitung, bie er gewonnen, baS, was er auf feinem
©ebiete geleiftet Ijat, barf Allen, bie i^m angehören, ljol)e
Sefriebigung nid&t allein gewähren, fonbern aud) bie
juöerftdjtlidje Hoffnung, ber Verein werbe auf feiner 8at)n
weiter vorwärts fdjreiten, ejtenfio unb intenftö warfen
unb gebeten. Äud) in bem Ijiftorifdjen (Sinn, ber bem
weftfälifdjen Volfe eigen ift, in ber oft gerühmten 3äljig*
feit, mit weldjer ber ©otyn ber rotten (Erbe feftbält unb
in getreuem Änbenfen pflegt*unb bewahrt, was bie Vorjeit
überliefert Ijat, liegt bie 3uoerfid)t begrünbet, mit ber
unfer JBerein, im Ijeimatljlidjen JBoben feftgewurjelt, ins
18*
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276
jwanjigfte ftafjrfjunbert eintritt. 3J?öge er barin weiter
wadtfen, blühen unb gebeten. SRögcu feine Sßttglieber
eingeben! fein bei fatfetli^en ©orte« unb baburdj an^t*
eifert toerben, bei faiferH$en ffiortel, bal üor wenigen
fttgen m 5tangermttnbe gefprodjen mürbe, all &e. SOTajefHtt
bal biefer ©tobt oon i§m gefdjenfte ©enfmal bei ftatfer*
ffarll IV. übergab: „SÄur im ©tubium ber ©efötdfrtt,
lautete bie Ijcrfje Üfta$nung, in ber Pflege ber Zrabttum
ftörfe fic| bal Setou&tfetn einer Ration. 11
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Eljtoni! bcS Vereins
für
©efdjtcjte nnb 2lltert^umöfunbe
SBeftfaleag.
(«bt$eilun$ SHünfter.)
Der S3orftanb beS JBerein$ Beftanb im $erein*jat)r
1899/1900 au* ben $errem
$rpfeffor Dr. Pieper, <Direftor.
$rofeffor Dr. ©pannagel, ©efretär.
^rooinaialconferoator Staunt Suborff, \ (Sonferoatown M
SProfefiot Dr. Sofie!, I Ehtfeum*.
©ibßotfcetor $rof. Dr. »tfclmann, Sftliotyefar.
tlrdjtobireftor $rofeffor Dr. ^Utppi, gfafetoar.
Oberleutnant a. 2). oon ©pieken, 9Rfi*j»«rt
Zentner #elntu$, SRenbant.
HU neue SWitglieber mürben Dom 1. ©ejember
1899 bi« ebenbaljin 1900 aufgenommen 45 $erten unb
2 Korporationen, unb jtoar $ier anf affige 12:
SUt^off SJjeobor, Kaufmann.
»renneefe Dr. phil., 8rd&ioaffiftent.
5>apper, 53aurat, Ärefooauinfpector.
Süttner gerb., Zentner.
8rljr. oon äercferincf-SBorg, Sfceferenbar.
ä öfter«, 8mt6gerid)t6rat.
ßaurenj, SRegierangGreferenbar.
Hot^ert, ®erid)t«referenbar.
Sdjwtenfcorft, Kaplan.
€>nmann (Jrnft, jr. SRentner.
fcopfcoff, Sanbgeridjttrat.
fBtefd&ebrinf, Dr. med.
Auswärtige 35:
(Stein, Dr. phil., Oberlehrer, »o^olt
oon SRengben, Cbnrlcutiuttt im 3»f.-8fcflt 9tr. 13, fr 8- »f
jtrfcabjutont, Sortmunb.
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278
(Sotlenberg, gabrifoireftor, fcaltern.
(Soweit (&., Äanfmann, Rattern.
(£onrabe\ Dr. med., ^altern,
©tote, Sfcrgtrmeifter, foltern.
$eebfe(b, Dr. med., Maliern.
Rennen ig, £otefbeftyer, fcaltern.
St o tut (L, Äaufmann, ^altern.
Jtoene, Srang fnn., Kaufmann, foltern.
Äolcf gfrcmj, Äaufmann, ^altern.
Äold 9t, Kaufmann, foltern.
SJrfcr. Don Äorff, ÄmtSgeri^ttrat, «fcaltern.
Seemann 0., 2k$mneifter, ^altern.
Stumpf 8., Äanfmann, ^altern,
©d®el <£., Äaufmamt, ^altern.
Sennenfamp, Pfarrer, foltern, (8fppwm*borf.)
% Hl mann <5., Srenneretbeftfcer, Rattern.
Ggon ©raf ton ©efierfcolt ©nfenberg, Rattern, (^t^en.)
Ctto ©raf Don 2Befter|olt ©nfenberg, ^altern, (6gt$at.)
Sßenl Ä., Ätufimmn, Jßaltent.
»ir$ «., «udfrbinber, ^altern.
$ord)inener, Dr. med., Herten.
t>on SDrnfftl, gorftaflejfor, $öneba$ b. t&etra.
§rne, ißfarrbedpttt, £orftmar.
Äemper, Sieftor, fcengeridj.
©ntrup Dr., Pfarrer, SRienberge.
ttietljolb, SBtrt, »amdborf.
Äümpetj* Pari, gabrifbeftyer, Steine.
©d)nlte (5., $rofeffor, Styrine.
Änidenberg, Dr., <Direftor, Zeigte.
Sommer, Äpotfcefer, Selen.
$uperj, Äed&ttamoalt. 2Biebenbrü<f.
Der ©erein für ©efd&td&te, Altertümer unb Sanbe^f unbe
be$ gürftentnnU 6djaumburg*8tppe in $ü<feburg.
Das Seßf&liföf ^rooinaittl'Äir^en.ard^i» in ©oeft
Dagegen ftertor ber Sereitt 3 t üttitglieber unb jtoar
burd) ben Job bie Ferren:
Setfe, Pfarrer, fünfter.
gü<$tenbnfd&, «ebattenr, fünfter.
©l«*ma$er, Zentner, fünfter,
genfer«, Dr. phil., tyofeffor, SRünfter.
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279
SBeibltdj, Pfarrer, Albersloh
Sfr^r. oon 8ebebur-@roUage, 8o$mte.
SHibbedF, Dr. phil., Slrdjioar, Sre«lau.
3anfen, Ißfarrer, <DatteIn.
tebelbrocf, ©Iocfengiefjer, (Slefdjer.
g»$r. ton SBöfelager, £ee&en.
. Sranb, Pfarrer, Stromberg.
«£üfing, 2)edjant, Sarenborf.
$urd) (ErHärung iljre« Austritt« bie $erren:
Partei«, ©erid^tdaffeffor, fünfter.
Secfer, Snrnleljrer, fünfter,
gleit er, Orgelbauer, SRünfter.
20 tfe mann, Wegterungdrat, SRünfter.
SRaber, Pfarrer, 33uer.
©ottfd&alcf, Dr. phil., Oberlehrer, 93urgfteinfurt.
Dffenberg, 5*an!bireftor, 3)armftabi
£egemann, Kaplan, grecfcn§orft.
©djnieber, 3)rogift, ßubtngljaufen.
$ertel, SBaumeifter, SUljrort.
ten ©rinf, Pfarrer, €>elm.
<£oppenrat$, S3eigeorbneter, föarenborf.
£trfdjmann, Oberlehrer, Sarenborf.
Öffenberg, $tmttgeridjtärat, Söarenborf.
Srunfj, Kaufmann, SBBarenborf.
Sdjuntf, ßreidfdjulinfpettor, SBarenborf.
Semme, Sßrofefjor, SBarenborf.
Seitmann, &pot$efer, 2Barenborf.
üttenfinef, Pfarrer, SÖefter^oIt.
Die aJfitgltcbcrja^I belauft fid| bemnadj gegenwärtig auf
470, Don betten 210 l)ieftge, 260 auswärtige fmb.
$a« Sfnbenfen ber üerftorbenen SKitgliebet nmrbe in
ben 33ereinSftfcungen in ber fiblidjen SBeife geehrt. S8e*
fonbere ©orte banfbarer unb ehrenvoller (Erinnerung ttribntete
ber SMreftor bem öerftorbenen ^rofeffor Dr. Senfe rd, ber
mehrere ftaljre Ijinburd) ©efretär unb Stbfiot^efar be«
Cereinä getoefen war.
S)ie große Änjaljl ber neuen üWitglieber au8 $ altern
erftött fid^ burd) bte im Qa^re 1899 bafeibft erfolgte
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280
(Srünbung eine« Ältertumfloerein*. T>a& lebhafte
3ntereffe, meiere« bie römifdjen Ausgrabungen bei ftaltent
mit tyren fteigenben mistigen (Ergebniffen hervorgerufen
$aben, $at in erfter fiinie bie ©rünbung biefeä herein«
veranlagt. (Sr l>at ftd) in erfreulicher ©etfe aufterorbentltd)
fernen }u einer Ijo&en JBlfite entmiefelt unb engen Vnfc&luft
an bie Abteilung STOünfter be* ©eflfaiifdjen Altertum*
verein* gefugt, ©ir $aben biefe jfteugrfinbung freubtg
begrüftt unb verfolgen bie ffintwidlung bes jungen Verein*
mit reget Zeitnahme.
$m ©interfcalbja^re 1899/1900 fanben 6 Sertim*
fUptugett ftatt, in benen folgenbe Vorträge gehalten mürben:
«m 9. November 1899 «r^ivrat Dr. $I)iU)>pi über
bie neuejten Ausgrabungen ber Ältertumtfommiffion bei
©olberg unb ^altern.
«m 23. SRovember 1899 $rofeffor Dr. ^ofte* über
9WatI>ia$ ©ding unb feine ©o#fa$rt$beftrebungen.
«m 14. Dejember 1899 cand. phiL (Seidberg über
bie ftupferfKd>e be« 15. 3faf)rl)unbert£ mit befonberer JBe*
rüdftdjtigung ©eftfaten*.
«m 18. Januar 1900 «eferenbar Dr. Sotfcar
©djüding über bie ftranjofen im SBünfterlanb von
1806—1813.
«m 22. gebruar 1900 JBaumeifter ©avel« über
<H>riftop$oru*bUber.
«m 15. STOärj 1900 $rofefior Dr. $teper über bie
©egfütjrung unb ben Serluft be* üttünfterfdjen unb $aber*
bomer 1)omföafce$ im 3fa$re 1806.
$)a* Qiti be« biefljäljrigen Ausflug* mar $altern,
mifin ftö> am 27. Oftober 1900 trofc be« au&erorbentlid>
ungünstigen ©ettec* etwa 40 SWitglieber be* Verein« be»
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881
gaben, um bie 8u*grabung*fteBcn bei $erg$attern unb auf
bem «nnaberg unter fad>funbiger 3rfl$rung in Äugenföein
ju nehmen.
Ätt ftftejter ber in ber $rot>uts ©eftfalen beftefcenben
toiffenfd&aftik&en Seteine tyxttt ber Cerein bie (Eljre, eine
(Einlabung ju ber am 19. unb 20. SRärj 1900 in ©erlin
begangenen 200jft$rigen Jubelfeier ber ftgl. preu*
giften «fabemie ber ©iffenfd&aften ju erhalten,
©er Direftor unb ber ©efretär leiteten üjr aU Vertreter
be* SBerein* golge unb nahmen an ben $eftti<fyteiten SCetf,
bie, burd) bie persönliche Steilnafyne ©r. ÜWajeftät be*
ftaifer* gehoben, pdf) burd> bie SBerbinbung t)on $öfcenluft
ber ©iffenfdjaft mit ^»fifdjem $runf ju au&erorbentlidfr
glanj* unb einbrurtwollen geftalteten.
©d)riftenau*taufd> mit bem Serein mürbe auf
tyren ««trag folgenben Vereinen bewilligt:
1. Dem firdjengefdju&tfitfen herein für bie ©rafföaft
SWarl in ©oeft.
2. Dem «Itmärfifdjen ÜWufeum« herein in ©tenbal.
3. Dem 9ifigif<&<t>omtnerfd)en @efd)i4t0&eretn in
©reifftöalb.
4. Dem ©eftyreu&ifdjen ©efdjufcttöeretn in Danjig.
5. Dem fjeralbifö'genealogifcfeen herein w be Sflebcr*
Ianbf^e Äceu»" im $aag.
Die Sammlungen be£ SBerein« erfuhren eine anfefyt*
lidje Cermeljrung bur<$ eine fjog^rgige ©tfenfung rö*
mifdjer, am SWieberrljetn gefundener Altertümer,
bie $err ©uttbeftfcer Qfofef ©5tte jn äRflnfter bem herein
im ©ommer 1900 machte, ©ie befielt au« tttoa 200
Zeilen in ®to«, 3$an, ©ronce, (gifen, SWflnjen ic, unter
benen flcfe ©tftÄe Don $erwragenber ©djita$«ii befinben.
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282
$ur (Erdung üjre* ©erte* trägt bei, bafc aOe Stade
jmetfenoS edjt unb einer gunbfteBe entnommen finb, ein
groger SBorjug ber <Sin$ettltd>feit gegenüber anberen äfyx*
liefen (Sammlungen, beren einzelne leite m&ftfam jufammen*
gefteflt oft genug oerföiebenen Reiten unb gfunborten an*
gehören. Da bie Sudgrabungen bei $altem bas ftntertffe
für römifd>e $unbe audj in SWttnfter fel)r toerftärfi traben,
war bie Sd>enfung gerabe jefct befonber* willfommen unb
$errn $$ttt fei aud) an biefer ©teile nochmals ber wärmftt
Danf bafür ausgebrochen. Die ganje Sammlung $at hn
ÜWufeum Aufteilung in einem OlaSfdjranfe gefunben, ben
U)r Spenber ebenfalls geftiftet i)at
ferner würben ben Sammlungen eine größere Änja^l
oon Urnen ttberwtefen, bie oon einem Urnenfrtebljof bei
Sodjolt flammen unb baS 9Wünjfabinett burd) jaljlreicfce
«nfäufe toeröollftänbigt.
Das Är^io bes Sereins, baS neu repertorifiert mirb,
erhielt einen wertvollen 3uwad>S burd) etwa 300 Urtunben
jur ®efd>id)te beS SKünfterlanbe« oom 15. bis 18. $afyc*
^unbert, beren Änfauf burd) einen befonberen 3ufd>uß *>**
ißrotrinjialöereins ermöglicht würbe.
Die Qibliot^e! würbe burd) «ntäufe in ber üblichen
SEBeife oerme^rt unb oerbantt ber ©üte beS §errn Sßrofeffor
Dr. Sonnenburg in SRfinjter ein Wertzolles ®ef$enl,
nämlid) bas SBerf: „Äunftbenlmäler ber 9tl)einj>ro*
öinj, M im Huftrage beS sßroöinjiafoerbanbeS herausgegeben
oon $aul (Kernen, Dfiffelborf 1891 ff., $eft 1—14.
Son ben wiffettfdjaftKrijen Seröffentli^nngen beS 8er*
eind erf dienen im Saufe beS 93erid)tjal)reS:
1. Der 57. ©anb ber 3eitf d&rift (3fal)rgang 1899).
2. Die weftf8lifd)en Siegel beS SÄtttelalterS,
3. Abteilung, $eft 4: Die Siegel toon «bligen, ©urgent
unb Sauern ber JBiStflmer STOinben, DSna&rfld unb ^aber*
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283
bom, bearbeitet Don Dr. fcljeobor 3flgen. 44 JEafeln,
38 unb 35 @. fcejt, fünfter, JRegenSbergfdje $Bud)l)anblung,
SDW. 20. SKtt biefer Steferung ift ba* große Unternehmen
beS toeftfälifd&en ©iegeltoerf* jum «bfdjtufj gebraut.
3. flerffenbrod)* 2Biebertäufergefd)id>te (Her-
manni a Kerssenbroch Anabaptistici furoris Monasterium
inclitam Westphaliae metropolim evertentis historica
narratio) herausgegeben üon Dr. $. Detmer. 8. u. b.
%.: Die ®efd&id>tsquellen be« JBistumS fünfter 9b. 5,
SWünfter, J^eifftngfd&e 33ud)l)anblung, 2 #älften, 462 unb
997 ©., 2JH. 36. 3Ga$bem bie 2. #älfte fäon früher
erfd)ienen unb i^r bie erfte mit ber ausführlichen Einlei-
tung nunmehr gefolgt ift, liegt audj biefe nridjtige $ublt*
fation abgefdjloffen öor.
4. Codex traditionum Westfalicarum 33b. 5,
entljaltenb aScrjctc^ntffc ber ©üter, ffitnfünfte unb einnahmen
be« Sgibii-ÄlofterS, ber Äapitel an ©t. Subgeri unb 2Rarttni,
fotpte ber @t. ©eorg8*Äommenbe in SHünfter, ferner ber
Älöfter SJinnenberg, SWarienfelb unb SteSborn, bearbeitet
öon Dr. $. Darpe. Sßünfter, S^eiffing, VIII, 469 ©.,
mi 10.
* *
Die Ijiftorifdje Äommtffum Ijielt am 31. 2Bai 1900
iljre 3fa£reSftfcung a &- ^ cu in ft c berufen nmrben bie
Ferren Unioerfttätöprofeffor Dr. «log* STOeifter in 2Httnfter
unb @raf S»effeIrobe*8teid)enftein. Der gefdjäftffiljrenbe
ÄuSfdjufc tourbe für ba« nädjfte %a\)X huebergetoitylt.
Der ©tanb ber oon ü)r unternommenen Arbeiten toar
bei Äbfdjluß biefe« SBeridjtS folgenber:
3ftn Drud erfdjien:
Gosmidromius Gobelini Person unb alä An*
Ijang beäfelben CerfafferS Processus translacionis et re-
formacionis monasterii Budecensis. herausgegeben öon
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284
Dr. 9Waj Qanfen. SÄünfier i. ©. 1900. $er5ffettl-
lidjungen btr 4>tfh>rifd&en Äommiffum für ©eftfalen. ©nid
unb Cerlag ber Äfd>enborfffd)en SBud>l>anblung, LVn. unb
254 ©., $rei* 2Rf. 8, für bie 2Ritglieber bed 30tertumÄ-
oerein* 2»f. 4.
©eiter geförbert würben bic Arbeiten ber $erren
ttrd>iöbire!tor Dr. 3 Igen unb Hrdjtoar Dr. £rumbi)olfc
am ©eflfälifc&en Urfunbenbud), be« #errn Oberlehrer
Dr. Sinneborn an ber @efd)idjte ber Älojterreformcn
in ©eftfalen unb be«$errnDr. Sömer am ©eneral*
regifler ber ßeitfdjrift. #err $rfoatbocent Dr. ©djmtfc
Ijat bie Qfnoentarifation ber nid)tftaatlid)en «rtöitje
eifrig fortgeführt, bie Aufnahme ber Äreife <Eoe«felb unb
©teinfurt na&eju beenbet unb ben T>xud ber 3m>entare
be« Äreife« Sorten fortgebt beffen 83oHenbung nur bun$
ben feljr großen Umfang ber gerabe in biefem Äreife oor*
ljanbenen Ärdjfoalien oerjögert worben ift. ©armen ©an!
fdjulbet bie Äommiffton ber ©cncralbirettton ber £gl. preu*
giften @taat$ard>foe, meldte ba£ 3<m>entarifatton3*Unter*
nehmen burd) ^fö&ffc i u unterftüfcen fic^ entf$loffen
ljat. %on ben ©runbfarten ftnb jwei JBHtter (©ort-
munb*3fferloljn unb SWünfter*JBurgfteinfurt) erfdjienen, ein
brüte« (®oeft-«rn*berg) wirb balb folgen. ©er Vertrieb
ber ©runbfarten ift ber Coppenratljfdjen SBud)l>anblung in
aWünfter übertragen worben, wo bie einjelnen SJtätter jum
greife oon 30 Pfennigen ju ljaben ftnb. Sei ber JBear«
beitung ber märfifdjen ©tabtredjte burd) #errn 8r$h>*
afftftenten Dr. Ooermann ftnb junädjfl bie ©täbte 2ipp*
ftabt unb $amm in Angriff genommen worben, beren 8er«
waltungen in banfen«werter ©eife ba$ Unternehmen burd)
©ewä^rung Don ^ufc^üffen ju ben Drucffoflen unterjtüfct
^aben. ©er ©rud be* Sip^ftabtet Äe<|t* wirb nod) hn
Qejember 1900 beginnen unb $amm ftcfc baran anf$tte§en.
Qux ^Bearbeitung ber SRinbener C^roniten Ijat ft$ ber
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285
3HMiotl>efar am JReit&Stag #err Dr. SBlömefe bereit er*
Hart, ber fid) mit biefer ÜRaterie fefcon länger prioatim
beföäftigt i>at.
*
Die «Itertum$fotmttiftfim mahlte in i$rer 3<al>reSftfcung
am 27. $>ejember 1899 üjren Sorftanb wieber unb naljm
#errn $rofeffor Dr. $ oft es als neues 2Witglieb auf. 3$r
$auptintereffe concentrierte fl<& aud) im (Jfa^re 1900 auf
bie Ausgrabungen bei foltern. Die im vorigen Script
ausgeflogene Hoffnung auf 3fortfefcung ber bortigen «uS*
grabungen tft in (Erfüllung gegangen unb jwar &or aDen
(Dingen bur$ bie reufce Pnanjieffe ttnterftüfcung Don Seiten
beS Sfatferfi^en Sfrdjäologtföeu ^nfHtutS in »erlin. ©er
Seiter biefer JBeljörbe $err $rofeffor Dr. Conge l>at biefer
Angelegenheit ein rege* ftntereffe jugewanbt, er ijat bie
Ausgrabungen perfönltd) beftdjrigt unb barüber in einer
©ifcung ber ÄgL preufjifdjen «fabemie ber ©iffenföaften
8Jerid)t erftattet. $ie Ausgrabungen werben aud) im
nädjften Qaljre fortgefefct werben. Über i!jre bisherigen
Qrgebniffe wirb bas bemnftdjft erf^einenbe 2. #eft ber
ÜBitteilungen ber «ltertumS«Äommifflon für ©eftfalen ge*
nauere VuSfunft geben.
(Sbenbafeftft wirb au$ berietet werben über bie 11M*
grabungen in Äf$eberg bei SJurgjhinfurt, bie unter
fieitung beS #errn §ntenbantur* unb Saurat ®d>mebbing
im öerffoffenen Qafyt Vorgenommen würben unb jur 3feft*
fteüung eines $etrenfi$eS an» bem 12. ftaföunbert führten,
fowie Über bas grofce Sager jwifdjen Suren unb
SBrenlcn (Lüneburg), bas oon $errn ©aurat »iermann
in 5ßaberborn unterfudjt unb neu aufgenommen worben tft.
<5d)on biefe fur&e flberfk&t lagt erlernten, ba| bet
herein unb feine beiben Äommifftonen mit befonberer ®e*
nugtyuung auf bie wiffenföaftlidpn Setftungen wtymtb
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be« JBerid)»jal)re« aurfidffdjauen bftrfen. Die (Entfaltung
einer fo jaljlreidje unb fo öerfd)iebene ©ebiete umfaffenben
regen wtffenfd)aftlid)en Ilfätigteit würbe nid>t möglich ge*
wefen fein, wenn ber Verein fid) mdjt, cbenfo wie in ben
Vorjahren, weitgeljenber fmanjiefler Unterftüfcungen ton
Seiten beS #errn Dberprftftbenten, ber <ßromnj, ber ©tabt
Sßünfler, be* $roöinjiafoerein* für ffiiffenfdjaft unb Äunfl
unb ber Abteilung $aberborn be$ Ältertum$t>erein3 311 er*
freuen gehabt fjätte, woju, wie fdjon erwähnt, neuerbmg*
bie ©eneralbireftion ber fig(. preufjifdjen ©taat«ard)foe unb
baS ÄaiferHd) ardjäologtjcfce ^nftitut in fflerlüt, fowte bie
ftäbtifdjen Verwaltungen toxi fiippftabt unb $amm getreten
ftnb. 3$nen allen fei für ifjre ©eifjülfen aud) an biefcr
©teile ber e^rerbietigfte Danf beS Verein* auSgefprod&en*
♦ *
*
«m 21. ©eptember 1900 waren 75 Qfa^re feit ber
(Stiftung ber Abteilung ÜKünfter be« ©eftfältfdfren
©efdjidjt*. unb SUtertum*öerein* vergangen. Der
Verein befdjloft *>on einer größeren 5 ei er biefe« ^ubi«
Iftum* abjufeijen unb nur ein gfeft in fleinerem Äreife ju
öeranftalten, für beffen lermin ber 13. Dejember 1900
gewägt würbe. An biefem läge würbe e* benn aud) an
ber ©tätte ber langjährigen SEBirffamteit be* Verein*, im
»tyeinifdjen #ofe bei Ittdljau* begangen. (Etwa 70 SKit*
glieber nahmen an ü>m Seil. Der fturator be* Verein*
©e. (Ejtceflenj ber $err Dberprflftbent %x\). ü. b. SRede
war ju feinem Vebauern burd) eine anberweitige 8er*
pflidjtung an ber !Eeilnal)me t>erf>inbert, be*gleid)en gelten
bringenbe Ämt*gefd>äfte ben $erra Dberbürgermetjter
ftungeblobt fern. Dagegen fyattt ber Verein bie <f§re,
ben neuen 2anbe*I)auptmann ber *ßrotrinj ffieftfalen #errn
(geheimen Ober töegierung*rat §olle jum erften STOale in
feiner SWitte begrüben ju bürfen. 3Äit befonberer ftreube
würbe audj ber Vorftfcenbe ber Abteilung Sßaberborn, ^>err
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Pfarrer Dr. Wertend begrüfct, ber trofc be* fd)Ied>ten ©etter*
bie Keife ntc^t gefreut tyatte, um ebenfo wie fcfcon beim
50ften nun aud) beim 75ften ©tiftung«feft perfönlidj ju-
flcgen ju fein.
Qax Einleitung ber 3fcicr ljielt ber Qireftor be$ 83er*
ein« $err $rofeffor Dr. <ßieper einen Cortrag über bie
<5ntwü!lung be« SBeretn* in ben oerfloffenen 75 ^faljren.
3)erfelbe ift oorjtefjcnb ©. 246 ff. jum Äbbrutf gebraut.
Wuf ben Vortrag folgte ein ttbenbeffen. ©äfcrenb beweiben
ergriff aunüdrft al» ©tetloertreter be* Äurator« #err Ober*
J>räftbialrat Don «Jiebaljn ba$ ©ort, um ©e. ÜWajeftät
ben Äaifer als ben eifrigen <ßrotector ljiftorifdjer 3forfd)ung
ju feiern, ©obann fpradj ber unterjeufcnete ©elretäy
auf ba* ffio# aller ®önner, greunbe unb ftörberer be«
SJerein« unb teilte mit, baß ber SSerein fein Jubiläum }um
Anlaß genommen fjabe, um ben ©ecretttr be« Äaiferltd)
ard)äologifd)en ^nftitut« in JBerlin $errn ^Srof. Dr. ttottje
jum GljreamitflUeb fowie bie #erren «rdjtobireftor «r#to*
rat Dr. glgen in $fiff elborf, SWuf eum«bireftor Dr. ©djirijfartt
in #annooer unb Dr. med. SotuabS in $altern }u Uv
reftumbterenbett 9Rttg(iebent ju ernennen. #err SanbeS*
Hauptmann $olle feierte ben SSerein unb feine wiffen*
föaftlidjen ©eftrebungen unb lieg feine Webe au*tltngen
in ein $o<$ auf ba* weitere Slüljeti, ffiadjfen unb ®e*
beiden be« herein«. $err «rdjtobireftor <ßrofeffor Dr.
$l)ilippi begrüßte $errn Pfarrer Dr.'STOerten« unb weihte
bem *ßaberborner SBerein fein ©la«, worauf #err Pfarrer
ÜRerten* bie ©rüfee unb ©lüdEwünfäe ber ^aberborner
Abteilung überbrachte, bie gleichzeitig nod) burd) ein £e*
legramm ber gerabe in *ßaberbom ju einer SBerein«ftfcung
»erfammelten SRitglieber übermittelt würben, ©obann ge*
backte $err $rofefför Dr. <pie£er ber „SBeteranen 11 be«
SBerein«, bie feine Seftrebungen unb arbeiten feit langen
fta^ren burd> eifrige leilna^me unb SWitarbeiterf^aft oer*
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£88
folgt (pbcn unb ernannte unter tynen befonber« bie Ferren
yrofeffor Dr. ©ormftatl, $rofeffor Dr. ftorb^off,
Prälat Dr. ^flUfamp unb ftittmeifter öon unb jur
2Rfi$len, bie bis auf $errn $rofeffor Dr. «orb&off afe
perfönlid) jugegen toaren. (StoMid) »atf $err Oefpimrat
$rofeffor Dr. SRie^ue* einen «üctbltct auf bie legten
30 3fö^re unb foeefett ba* öer^ltni* be* ©erein* juib
$ro*inaiatoerein für ©iffenföaft unb Äunft in biefer 3ett
unb fdtfofc mit einem $0$ auf ben Cerein*oorftanb.
9tad> Aufhebung ber SEafel erfolgte bie »otfüfynrag
*on 12 ßicfctbitbern ju bem 14 Zage oortjer gehaltenen
Vortrag be* $errn DberbibKotyetar Dr. ©etmer über
3o$atm oon Seiben mittelft be* im Vefifc be* ^rortiqiaf*
berein« befmblidjen ©ffoptiton«. Sie fteOten jum größten
Zeil <Portrftt« $o§ann« *on Seiben bar unb fanben
ebenfo wie ber fie begteitenbe Iidjtootte unb be(e$renbe
Vortrag be« $errn flWaj @ei«berg lebhaften Seifafi.
(inte Don $errn »aurat ßuborff gebiefctete unb oorjügluft
vorgetragene Üflimit braute audj ben $umor ju feinem
Redjt unb föfofe ben Äbenb wirfung«t>ott ab.
3)a« gelungene Ofeft bürfte aOen Teilnehmern in an*
genefjmer (Erinnerung bleiben. {Wöge e* ein gflnfHge*
Seiten für bie fegen*rei$e ©eiterenttoidlung be« Verein«
im legten Viertel be« erften ftaljrfymbert« feiner 9*
f^idjte fem.
STOfinfler, 15. Dejember 1900.
$rof. Dr. Spatmagel
6efretär.
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Anlage.
Verzeichniss
der mit uns in Schriftenaustausch stehenden
Vereine und Institute.
/
Aachen, Geschichtsverein.
Aachen, Verein für Kunde der Aachener Vorzeit
Amsterdam, Koningligk oudheidknndig Genootechap.
Augsburg, Historischer Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg, Historischer Verein.
Bayreuth, Historischer Verein für Oberfranken.
Basel, Historisehe und antiquarische Gesellschaft.
Bielefeld, Historischer Verein rar die Grafschaft Ravensberg.
Brandenburg a. H., Historischer Verein.
Bremen, Historische Gesellschaft des Künstlervereins.
Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterlandische Cultur.
Breslau, Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens.
Bromberg, Historische Gesellschaft für den Netzedistrict.
Chemnitz, Verein für Chemnitzer Geschichte.
Christiania, Eongelige Norske Universität.
Cd In, Stadtarchiv.
Danzig, Westpreussischer Geschieht« verein.
Dillingen, Historischer Verein für Dillingen und Umgebung.
Donaueschingen, Verein ffir Geschichte und Naturgeschichte der
Baar und der angrenzenden Landestheile.
Dorpat, Gelehrte Satanische Gesellschaft.
Dorsten, Verein für Orts- und Heimathskunde im Veste Keckling-
hausen (Section Dorsten).
Dortmund, Historischer Verein für Dortmund und die Graf-
schaft Mark.
Dresden, Königl. Sächsischer Alterthnmsverein.
Düsseldorf, Düsseldorfer Geschichte verein.
Ein sied ein, Historiseher Verein des Kantons Scbwyz.
E i 8 e n b e r g , Geschichte- u. Altetthumsforschender- Verein zu Eisenberg.
Eisleben, Verein für Geschichte und Alterthümer der Grafschaft
Mausfeld zu Eisleben.
Elberfeld, Bergischer Geschichtsverein.
LVIH. 1. 19
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290
Erfurt, Königliche Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Essen (Ruhr), Historischer Verein für Stadt und Stift Essen.
Frankfurt a^M., Verein für Geschichte und Alterthumskunde.
Gi essen, Oberhessischer Geschichte- Verein.
Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften.
Greifswald, Rügisch-pommerscher Geschichts verein.
Haag, Genealogisch-heraldischer Verein „De Nederlandsche Leenw.*
Halle a./S. Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung* des
vaterlandischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale.
Hamburg, Verein für Hamburgische Geschichte.
Hannover, Historischer Verein für Niedersachsen.
Heidelberg, Histor. philosophischer Verein Universitats- Bibliothek.
Herrn an Stadt, Verein für Siebenbürgische Landeskunde.
Hohenleuben, Vogtländischer alterthumsforschender Verein.
Jena, Verein für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde.
Innsbruck, Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg.
Kahla, Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Kahla und
Roda. (Adr.: Superintendent E. Lobe zu Roda.)
Kaiserslautern, Pfalzisches Gewerbsmuseum.
Karlsruhe, Grossherzogl. General-Landesarchiv.) z. H. des Herrn
„ Badische historische Commission. (Geh. Rath v. Weech.
Kassel, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel, Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte.
, Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte.
Klagen fürt, Geschichtsverein für Kärnten.
K n i n (Oesterreich, Dalmatien)Societas archeologica Croaticae Thiniensis.
Königsberg, Universitätsbibliothek.
Landsbut, Historischer Verein für Niederbayern.
Leiden, Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde.
Leipzig, Fürstlich Jablonowskische Gesellschaft (Adr.: Universitäts-
bibliothek.)
Leisnig, Geschichts- und Alterthums- Verein.
Lemberg, Historischer Verein.
Lübeck, Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde.
„ Verein für Hansische Geschichte.
Lüneburg, Museumsverein für das Fürstenthum Lüneburg.
Luxemburg, Institut Royal Grand-Ducal de Luzembourg, Section
historique.
Luzern, Historischer Verein für die fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz,
Unterwaiden und Zug.
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291
Magdeburg, Verein für Geschichte und Alterthumskunde des Her-
zogtums und Erz8tift8.
Mannheim, Mannheimer Alterthums verein.
Marienwerder, Histor. Verein f. d. Regierungtbez. Marienwerder.
Meissen, Verein für Geschichte der Stadt Meissen.
Meiningen, Hennebergischer alterthumsforschender Verein.
Metz, Gesellschaft für lothringische Geschichte u. Alterthumskunde.
Mit au, Kurlandische Gesellschaft für Literatur und Kunst (Baron
A. von Rahden, Mitau, Bachstrasse 15.)
München, Münchener Alterthums verein.
Münster, Westfälischer Provinzial- Verein für Wissenschaft u. Kunst.
Nürnberg, Germanisches NaÜonal-Museum.
, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Oldenburg, Verein für Alterthumskunde und Landesgeschichte.
Osnabrück, Verein für Geschichte und Landeskunde (Historischer
Verein.)
Petersburg, Commission Imperiale Archeologique.
Plauen i. V., Alterthumsverein zu Plauen.
Posen, Historische Gesellschaft für die Provinz Posen.
Prag, Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Regensburg, Historischer Verein von Oberpfalz und Regensburg.
Riga, Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostsee-
provinzen Russlands.
Rostock, Verein für Rostocks Alterthümer.
Schmalkalden, Verein für Hennebergische Geschichte und Landes-
kunde.
Schwerin, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde.
s Soest, Kirchengeschichtlicher- Verein für die Grafschaft Mark.
Stendal, Altm&rkischer Museumsverein.
Stettin, Gesellschaft für Pommersche Geschichte u. Alterthumskunde.
(Adr.: Dr. Wehrmann, Stettin, Elisabethstrasse 3.)
Stockholm, Kongl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Academien.
„ Nordiska Museet (Dr. Hazelius).
Stuttgart, Württembergischer Alterthumsverein. (Adr.: Königl.
offentl. Bibliothek.)
Strassburg i. E., Vogesenklub. (Adr.: Kaiserl. Universit&ts- und
Landesbibliothek.)
Thorn in Westpr., Kopernicus- Verein.
Trier, Gesellschaft für nützliche Forschungen. (Adr.: Sekretär
Dr. Hettner.)
19*
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Utrecht, Historische Genootschap.
Washington, Smithsonian Institution.
Werden, Historischer Verein für das Gebiet des ehemaligen Stifts
Werden.
Wernigerode, Harirerein für Geschichte und Alterthumakunde.
Wien, Akademischer Verein deutscher Historiker.
Wien, K. k. Oesterreich. Museum für Kunst und Industrie.
Wiesbaden, Verein für Nassauische Alterthumskunde und Ge-
schichtsforschung.
' Witten a. d. Ruhr, Verein für Orts- und Heimathskunde in der
Grabehaft Mark.
Wolfenbüttel, Orts verein für Geschichte und Alterthumskunde.
Worms, AHerthumeverein der Stadt Worms.
Würzburg, Historiseher Verein für Unterfranken u. Aschaffenburg.
Zwickau, Alterthumsverein für Zwickau und Umgegend.
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(«btciluitg IWünftct.)
Surator:
©taatömimfter 3frei!jerr Don bcr Mcdtc öon ber#orft,ßj:ceiIettj,
Dberpräftbent bcr ^rornnj SBcftfaletu
öfljrenmitflHeber:
$rofef[or Dr. Don (Sorneliu*, 9Ründ>en, 1855.
SßTofefjor Dr. giufe, greiburg i. 93., 1899.
Staatäminifter ffiirfl. ©elj. Slot Dr. Stubt, (Srxefleng, 9Rimfter bcr gciftL
ttnterri<$t$« unb SRebiainal» Angelegenheiten, Berlin, 1899,
$rofeffor Dr. ßonje, ©cneralferretar be$ Jtoiferl 8r<$äologif<$cn Snftitutö,
»erlin, 1900.
(Eorrefponbierenbe SKitglieber:
Dr. med. (5onrab$, Sorftyenber be3 3»eigöerein3 in Rattern (1900).
«r<$i*rat Dr. SIgen, tfönigl. Slrdjfobireltor in ©üffelborf (1900).
Dr. <&$u$ljarbt, SRufeumäbireftor in £annoöer (1900).
$iefige 2JHtglieber:
Ältyoff, Sljeobor, Kaufmann.
Kpffelftäbt, 3a^narat.
Slföer, Sßräfibent bcr ©etteral»<Somm.
8a$lmann, Dr. $rof., Ägl Sibli-
otljefar.
93atyer, Suwelicr.
Stäumer, Dr., Krgt.
SBecfmann, Dr., Ärjt.
33ibUotfjef, (gl. paultnijc^e.
Sierbaum, Dr. (£., Pfarrer.
Sierbaum, Dr. %., 6anität£rat.
33infl)off, Ä., Strafanftalttyfarrrr.
öoebefer, fflegierunggrat.
Mobiler, Dr., «Ifreb, Sufttarat.
Sollmann, Slug., Kaufmann.
Sömer, Dr. 8., SBibliotljefar.
ISöfe, Dberrentmcißer a. 3).
Srenfen, Zentner.
»rennede, Dr., Sfa&iöaffiftent
Srocfea, 8., $ir. be$ Collegium
Borromaeum.
Srüggeraarat, Dr.,.Är$t
»rümmer, Dr., 3J?ebi|.-9lot.
Srüning, g. SB., Kaufmann.
Srmtn, 3- Ä., Suwelier.
SBuerftebbe, ©nmnafkneljrer.
Sulmann, %x., Sßrofeffor.
(Sapito, Su^nbler.
<5oe«feIb, 9., Zentner.
(Soppenratij, SReferenbar.
(Sortner, 3)om»2H(ar unb ßector.
2)aljnjoff, 25., Kaufmann.
Stopper, äreilbauinfpeftor u. Saurat
3)ettmer, £., Bauunternehmer.
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294
$ttmer, Dr. £.,Kgl. £)ber-3Hbl{otyetar.
SHafmann, (Sari, Dber.^oftafflffcnt.
3)tefamp, g., Dr. theol., $rioatbocent
SHngelftab, $ermann, Dr. theol.
©ifd&of o. fünfter, ©ifööfl. ©naben.
$rofte-£ül*$off, greifen oon, ©e$.
9fcg. Äat$.
2)öring, Sern., ©nmn.-DberWjrer.
S>ntffel r Dr. r Oberftab* unb
Sfcegimenttarjt.
(5gen, Dr. Älfon*, ©umn.-£)berle$rer.
(fiping, SWaj, Kaufmann.
ChrtI, £an«, »udftänbler.
(ftpagne, 8itIjograp$.
gaijle, «. 3-, Budföänbler.
ganotef, f&., ȟrgrrmeifter.
gtbler, Dr., Ämttgerfd&ttrat.
gren, Dr. Sofeplj, ©umn.-3)irector,
©c^ 3teg. SRot
griffe, 3o^. r Kaufmann,
grubag, »., »ilbfauer.
oon ©den, fclemenev ©raf .
oon ©alen, gerb., ©raf, Grbtanunerer.
oo« ©alen, 9ttar, ©raf, fcomtopttular,
©ei$bif*of.
©aHu«, ÜWafor u. StttriL-Kommanbeur
im gelb «rt 9lgt. SRr. 22.
©ettberg, 5War, ®tub. b. Äunftgcfd^.
oon ©ef$er, 8ftegterung«präfibent.
©örinq, Dr., 3nfrigrat unb Notar.
©raffelber, Dr. 3of:, Sfcgt.
©roll, SBülj., ©omoifar.
£agemann, Dr. ©.,• ttmo.-ißrof.
oon £artmann, Dr. gelir, ©eiftl. diät
£aoirbe<Jf-£artmann, gr.. Kaufmann,
oon £eeremann, Dr.* (£1. greitjerr,
9fcgierung*rat a. $.
ftcibrmann. 8., ^rooinjial-öauinfp.
fceimbürger, Hier, Zentner,
^eitmann, g. f SRegierungflrat a. 2).
$eOracty, Staranwalt
$elmu$, 3of., Zentner.
Qenfeler, SRob., Kaufmann,
^erbermann, (Sari, Kaufmann.
£erfelb, 3o$r 2)om»errmetffcer.
£erolb, Dr., ©nmnaflalle^rcr.
$ertd, Pilger, &eg.-$attmrffter.
$irf<$, Dr., Kgl. Stbliotljefar.
$oHe, ©c^. DberregierungSrat, Saiibe*-
Hauptmann b. $roo. SBeftfol«.
fcontljumb, KgL ftaurat
^orfimann, #erra., ©tabtrat
£ötte, 3of., ©utebejtyer.
fcüffer, 21nt, »erlag«-S3u^änbIer.
£üffer, Engelbert, SRentner.
$üffer, gr., 2*erlag«-8u(6!jättblrr.
£üffer, m%, Zentner.
$ugenrotlj, Sern., Pfarrer.
$ül«, $., S)oratap. u. 2)omprebiger.
£ul*!amp, Dr. gr., $räfe*, %$rn\at
$ttinperbtn<jf t gran&, SRentmrffrer.
Qümtemeirr, ©eneralagent
oon $ufen, Dr., prüft, ttqt.
£uu#en«, Dr. 8., ^tofefior.
Sber, Dr., $rofeffor.
Softe«, Dr., Unioerfttättprofeffor.
Suttner, gerb., Rentner.
Kaempfe, Äentner.
Kajüter, Dr. glor., Ärgt
Käufer, 3of., Sanbtfrat.
oon Kettder«$arfotten, grriljerr.
oon Kerferin(f-$3org, Engelbert, gm«
$err, SReferenbar.
Kleimann, 8bolf, (Stabtrat.
Knafe, SSern., $ianof.-gabrifant
Knaup, Dr. phil*, Zentner.
Koenen, 2$eob., Cberreoifor.
^otpp, Dr., ttmoerfttfittprofeffor.
Koppcrnagel, 3of* r Sintmermrifter.
Roppztt, Sanbgerid&ttrat
Köfter«, ttmt*gerid)ttrat.
Kreuzer, Sern., SDirettor.
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295
&ruger, 3of. r Äaufmomt.
Sbrumbljoty, Dr., Ärdfjioar.
&u!>!, tlpot$efer,
Äu^f, ©erid>ttaM<*-
^Äu$lmann, ißtfL, tfüfter.
£aacfmamt, ©fenbaljnDetriebSfefretät.
t>.8anb«lerg, grljr.£.,2anbe$bir.a. 2).
mm SanMberg-©teinfurt, 3* Sni^err,
Banbrat a. 2).
£auf, Hubert, Kaufmann.
Sauren^, 9fcegierung$refercnbat.
ßengeling, ©elj. Sautat.
8oeu«, ^rofeffor.
Suborff, Sßroo. (Sonferoator u. Saurat.
Sueoer, Sfteg.« unb Saurat.
SWauäbad), Dr., Untoerfttätdprofeffot.
SHein^otb, Dr. O., ^rofeffor.
SRetfter, Dr., Unioerfltättprofeffor.
SWercfena, ©tabt&autat.
9flerfd>, ©erlj., $*ofefior.
oon 9Heroelbt, ©raf %., (£rbmatfd)att.
Nibbelet, $tog., Äreiabaumeifter.
IRolitor, Dr., &%l StM.'fcirector.
SRofetfer, »ug., Sitbljauer.
SJtoer, Sernarb, Kaplan,
ton gur SRüljien, <£., SRittmetfter a. 2).
SWütter, Dr. (Jb., Oberftaböargt a. 2).
aRüHer, ÄgI. fcanbmeffer.
SRuntpro, $foit$gmd&Mrat.
bon 9tageWDoorni<f, Srei$err 61cm.
^cteler, Dr. Sem., Sifar.
mt)üti, Dr. S. r ©elj. ERfß. Hat,
Unioerfltätöptofeffor.
Don $oel, 3)omfap. u. ©eneraI«3Hcar.
9torbl)off, Dr. S., UntoerfttätSprof.
*orb$off, g. »., »rdtfteft.
9bttarp, £erm., 9lotar.
OMucö, 3of., $of-3uweIier.
Obermann, Dr., Ärdjfoafftftent.
formet, Dr. 2R., 3)ompropft
Pfeffer uon ©alomon, 9fleg.4Rat.
fötUppi, Dr * Är^iorat, «r$fobir.
Unioerfltä'tSprofejfor.
Pieper, Dr. SL, Uniö..$rofef[or.
Palmann, Oberlehrer, Seftor.
Jßommer, 9Regterung$-9tot.
Don SRaeäfelb, (Jngelb., Stentner.
föeid&au, Oberregterungarat.
»ineflafe, $rofeffor.
&o&, ty. t 3)irect be* granaiato«-
$ofpttall.
9fäj>ing, $erm., SDomfajwtular.
Sflump, SRegierungfl- unb Saurat.
Dan be ©anbt, Weg.» u. ©efj. Saurat.
©algmann, Dr. %., Ärjt u. 3a$nar$t
©d)mebbing, ttbolf., Sanbeärat.
©djmebbing, 8f., 2örin$änbler.
©d&mebbing, $., Sntenb.« u. Saurat.
©d)mifc, S. r Zentner,
©d&mifc, 8., Dr. phil., ^rioatboceni
©dmtifc, $eter, <Dfoifton3pfarrer.
©cfcneiber, 3- $•, £auptrebafteur.
©djjöflmg, Dr. grang, ©anitätörat
©d&öninglj, £eiitr., Serl-Sud^änbler.
©djröber, $roö.*geuer»@oä.-9tenbant.
©$röer, Oberlehrer,
©tfjütfing, Dr. Öotljar, dieferenbar.
©c^ulte, öanbgertäjtärat
®$uifr, aRajor. $. 2).
©d^ulg, Dr - &, © e &- *««.•«. ©d&ulrot.
©djumad&er, gr., ©eminar-Oberl.
©djürmann, &gl. Äentin., 9ftedfjn.»fRat
©d&mara, Sern., fcrdjjtteft
©<$weling, Oberft a. 2).
©dpoering, Dr. 3«l., Sßrtaatbocent.
©d)»ienl)orft £einr., Äaplan.
©eütng, 3gnag, Sudjljänbler.
©imon, (£., 5taufmann.
©onnenburg, Dr., UnfoerfUättprofeff or.
©pannagel, Dr., UnioerfttätÄprofeffor.
o. ©pieffen, 3R. f Oberlt. a. 2).
©pital, ©en.«Sicariat6-(5alcuIator.
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296
€toppeT,Dr.,6<mb b. (oberen 8e$ramt4.
Stemfer, Serner, Jtanfmamt.
©rtenen, Qtfpar, Sfceftaurattur.
Straeter, Hb., Zentner.
6trtet$olt, Sfabolf, «ebacteur.
Snmamt (un., Graft, Zentner,
fcebbe, ©nmn.-Oberleforer.
to(e, $., Red&tfantoalt
SWfftagr ©erwarb, ftodftänbler.
S^eiffing, ®igi«munj, ©udftdnbler.
£$omfen, Battbgeri^ttpr&flbettt, ©e(.
Dber-Suftiarat.
£op$off, Sanbgerid&ttrat.
Söffe, «b., «patirhr.
fcümler, Äotaftcrrontrolcur a. 2).
ttppentomp, Dr. ©efe. Steg. Stot.
oon ©iebafcn, Oberprdflbialrat.
Bormann, Änt, Juwelier.
©rebe, 3of., ©nt0befr|er.
«kigner, ©tabttat.
SBalbecf, IL, ftaufmarat.
©alter, Dberregieriingärat
©ebbige, Dr. 8., ©e$. Steg. SUt
SBeing&rtner, Kmt6gerid)ttatt.
©enfing, S^eobor, Xrdptetr.
oon SefityoDat, Qimfifbrialpfififccsi
a. 3).
HBienttn, 95., $farrtr.
ffiippo, &, Snioelier.
ffiieföebrinf Dr., pratt «rjt
ffiittrampf, Sem., Äoufmatra.
©ormflatt, Dr. 3of., $rofeftor.
o. ©rebe, gretyerr, ©e$. Steg. SUt,
Sanbrat *. 2).
ffiulff, ©., «potfjekr.
3nrbonfen, Dr., ©Dmn.-Oberie^Ter.
ÄuÄtbärtige SKitflliebcr.
Wfert, Reinritt), Pfarrer, Strebe bei Sodptt
tötefrofae, Beßrer, «krrenborf. '
ttulife, «ratlgerid&ttrat, Stecflfogfyuifen.
Äoerbiecf, Oberlehrer, öäbingfymfen.
©arttyanfen, ©nmnaftal-Dberfefyrer, ©urgfremfurt.
ö. $arbeleben, Oberleutnant, ©d&werin i. 9».
©artmann, Dr., ©qmnafianeifrer, IDüffelborf.
©aufe, 3of., ©umnaftal-Dberleljrer, Snowraglaio.
©ergraann, Beßrer, SBarenborf.
©erläge, Dr., <Dompiopft, ftöbt.
ü. ©lanfenbnrg, Generalmajor, Oberquartiermeifter im großen ©tneralftab,
Berlin,
©lumberg, 9te$t*an»alt unb Stotar, SBarenborf.
©ölte, Äönigl. Stentraeifter, Ibbenbüren,
©oppe, ttag., 8egation«»6erretfir, ÄonftantinopeL
©ordjmener, Dr., prtft. 9Crgt, $erten.
©orfen, Äcrei«, oertreten bur$ bew Sanbrat ©e^ermrat ©ud&olfc.
©rtofyra«, ©., gfabrtfant, SBBarenborf.
©rinftau«, 8kferenbar, <£öln a. Sty.
©roef^attfen, 9(mtlgeri$tirat, Styetne.
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SBrolinfel, Stirer, SBorenborf.
SBroelmonn, $rofef[or, g u r gB c in turt
Sroering, Dr., Dbcrtefotr, 8o$oIt
©rungert, Subuig, ®i)mnafial-DberIe$rtf f (Eoetftlb.
»rüning, 8nt., ©utlbeftyrr, grecfenfcorft
Staut*, Georg, Pfarrer, @$dppiugen.
3Bud&, Kaplan, SRorel.
Bwfeburg, «crcin für ®ef$id&te, Wtertümer trab &mbtJtunbe bei gurften-
tum! 6<§auraburg-8ippe.
»üföer, Dr., 2anbgeri$ttyräfiiettt, £ffcn.
SBufömann, Dr., ißrofeffor, äBtienbotf.
»ufd&mann, Saumeifter, Setter a. b. Shifc
GaHenberg, gabritbireftor, Qaltern.
<£o$en, <$., Kaufmann, ^altern.
Gonrab«, Dr., pratt. Ärjt, Sorten,
oon <£roo„ $ergog, Durd>lau<§t, Dülmen.
Daafc, grlebr., £aubftumnienlel)rer, $eter«j>agen.
Daljl$off, £einr., ^farrbe^aut, Kilen.
Darpe, Dr., fyrofeffor, ©qmnaftalbirtctor, SoeJfelb.
Degener, 3*fv Pfarrer, Ifc^eBerg.
Degener, «., Spiritual brt @alefUn€riittRU*4tbftert in Sangbfrg (^oftft.
Ämpfing in Qaqern.)
Denfcarbt, Äubolf, Spröderer, ffifatag.
Dieferjoff, Dr., Hr$t, SBarenborf.
Döljmami, Dr., <8hjmnafial'£)berle$rer, Surgftcinfurt.
Döring, $ermamt, Itaplan, Duisburg.
o. Doetincfcem be Sfanbe, Dr. jur., ganbrat, 31felb, Regi. 4>übe*fcim.
Dreier, ©ö,mnaflal-Cberle$rer, aBurgfieinfurt
Driefen, Seopolb, gabritont, StaftoÜ.
Drofte au *Kf<$ering, ©raf (Srbbrofte, Darfdb.
Drofte au ©fföering, SRar, ©taf, »tföering bei SüUngljauföi.
Drofte au Siföerutß» gmierr, 3»., £ilbei&dm.
oon Druffel, 8ug., «ttterguttbeftyer ** SBeftergen.
oon Druffel, gorftoffefior, $iaeba$ bei Bebra.
(gffmann, Unio.-$rofeffor f greiburg u b. 6$»eifr
Gicfel, Srnft, ^onreftor, IBuer t. ffi.
Crntrup, Dr., Pfarrer, 9Henberge*
fcfo), %eob., $ofrferretar, fteäiitgtaufett.
<£fd&maim, Dr., Sßrofefior, ©urgfieinfurt
<5fter(aa9r ®taf» &orbfird&eit.
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garoicf, £., ©uttbeftyer, Sübingfcaufen.
gtour be Sacrofc ©$imt.»DberIe§rer, Vrntberg.
ö. gicfer, Dr. Suliu«, UnfoerfUattprof. u. £ofrtt, 3mt«bru(f.
gordf, <8tymnaPalober!f$rer, gBarenbtrf.
greefe, Dr - 3-. *W«» Meppen.
gretmutl), «Ib., gSergwerttbireftor, »o$um.
grrje, Sßfarrbed&ant, ^orftmar.
giifaer, Dr., ©ijmnaflafbitertoT, Äfrint.
guifting, ©ej. Dber-ginanarat, Berlin.
gunfe, Dr. Äug., Seminarbtreltw, tBarotborf.
»on gürftenberg-Sorbetf, greifen, $uge*poet I. Äettwig.
öon ©alen, ©raf, Äugufi, Igl. Bonbrat, $riim.
©anfe, Dr., ©tjmnafialbireftor, SBarenborf.
©anfo, «ecfcttanwalt, Surgfteinfitrt.
©lofe, Dr., $rofef[or, Sübingfcaufen.
©rewl, SBilfc., «potyeler, 3)üffelb0tf.
©rimraelt, gerbinanb, Pfarrer, $eef.
©rolfelb, Dr. $eter, ©qmnaflalbirectwr a. 2>. ( »tjeine.
©rote, $ürgermeifter, #altfm.
fceebfelb, Dr., praft «rgt, foltern.
£einrid>l, 9H<$arb, SRatetborn bei (Etee.
£efling$au*, Dr. O., $rofef[or, ©qmnaflalbtreftor, Sktttenf^eib.
fcelmentag, SWajor, 8. ©enbarmeriebrigabe, Sigmtrfagen.
Renting, 8ubwig, Kaplan, Sieäborn.
§ennewig, $., $ote!befty*r, ©altern.
£entridj, 2Bi^eIm, Pfarrer, 80er bei EWmfter.
§erfelb, granj, Äaplan, fBoirfnm bei Straften.
£etlage, Dr., Äeferenbar, ^amm.
£üff, Dr., ©t)mn.-Oberleijrer, ©rettenbroi$.
^ocfenbecf, SHoqd, Pfarrer, Segben.
fcocfenbetf, Dr., ^rofeffor, Htniberg.
ftofmann, 9Kd^arb, Pfarrer in JRoret.
^onenjogt, Ämttridjter, ©nrgfieinfnrt
$oogeweg, Dr. $erm. r £gt flrd)toär, «ßaimotter.
£üfomann, 3., Pfarrer, Smtmngfomfen bei Ddbe.
£üttmamt, Dr., praft Ärgt, Zeigte.
£nnbertmarf, Dr., ©qmn.-Dberleljrer, (Soetfelb.
^npera, ©., IRe<$ttan»alt, ©iebenbrntf.
«fcüflng, 2fog., Pfarrer, @ef<$er.
Sadffon, 2MI$., gabrifant, 9H>rine.
Sanfcn, St, Kaufmann, ßubingfymfen.
3ülfenbe<f, Ißfaner, £>renfieinfnrt
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299
Äanonenberg, csnd. phil., Sreben.
KeHeroefffl, Pfarrer, Stinferobe.
Mempen, ©nmnaflal-SBibliotlje!.
Äeinper, Sieftor, 8engerid&.
o. Ker(ferin(f-33org, gr&r., ßanbrat a. 2)., Sorg bei »infcrobe.
Äettelfjacf, £einr., gabritant, Steine.
*. Kettler, £auptm. im ©<$Ief. gffIb.art.Sle9. 9tr. 6, «ceJfoii.
Kle^bolbt, grifc, gabrifant, Söarenborf.
Äloftermann, $rofeffor, ©urgfteinfurt
Shricfenberg, Dr., <Direftor, Zeigte.
ÄoM, granj, Kaufmann, ^altera.
Äoltf, 8t, Kaufmann, ©altern.
Koene, (L, Kaufmann, foltern.
Koene, granj jun., Kaufmann, foltern.
König, ämt0geri<$Wrat, Hfdjertleben.
Kreitfmann, Karl, Kaplan, Ofterwirf.
Äorff, greifen oon, Ämtlgerio^ttrat, «Woltern.
Krimpljow, Slnton, Kaplan, 9teuentird)en bei Steine.
Krimp$oöe, (Safp., Pfarrer, SBefJum,
Kumper«, Slug., (Sommer^ienrat, gabritant, Styeine.
Kümperö, (£., gabritant, Styetne.
Kümpere, £erm., gabritant, SMjeine.
Kümperl, Karl, gabritteftyer, Steine.
Kümper*, Sljeob. gabritant, fflljeine.
tum 8anb«berg, ®raf, 5War, Dr., »eleu.
Seljbrint, Sürgermeifter, Dülmen.
Seemann, D., SBaljnmeifter, ^altern.
8eoe, Pfarrer, Söfenfell.
Siefen, Dr. Sern., @mnn.-8tdigion«I. u. @<mmct*4Regen«, Crmmeridj.
8iunemarat, Hut, Seminar-Oberlehrer, SBarenborf.
Soljmann, Vrofeffor, Steine.
8oren$, SDe<$ant u. Pfarrer, $orften.
Sucoi, Jßrofeffor, Steine.
Suborff, $&., gabritant, SBarenborf.
Summen, Informator, Ch&te&u de V Ermitage psr Peruwelt, Hainaut,
Belgien.
Süttefen, 8., Semtnorleljrer, 2Barenborf.
»allimfrobt, ©., Dr. jur., Köln.
SBetnert, Giemen«, Kaplan, Sreben.
»einer«, granj, SSicar, $aoirbe(f.
SRettage, Pfarrer, SRarienfeib.
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300
oott SHengben, Oberleutnant, Beftirttabfutant, <Dtrtausb.
oon SRerDdbt, Graf gTty, gretfen^orfl.
9Rera, «uguft, Hefter, Herten i SB.
»ener, Subwtg, 3kftor, 6t SRartinlfHft bei ttjipdtulfen.
SRe^er, Dr., Ärtyttafftfhnt, äobkn*.
SWöHcn^off, Ober»eroaltung*grri<$t*r*t, Berlin.
SBöncfcemei«, Dr., Oberlehrer, Steine.
TOüHer, Dr. 383olf, greiburg in »oben.
fteutyutl, Itretobaumeifter, SBarenborf.
9ftat$affer, Oberlehrer, SBarenborf.
9ieufce, SRegterunglrat, granffurt a. b. Ober,
SWemann, (51cm., Dr., praft. Ärgt, Steine.
9Kon$off, Sfcctor, ©arenborf.
Oberftabt, &, gabrifant, fikrrenborf.
Oberftobt, fftob., gabrifant, a&arenborf.
Offenberg, $., Äaplan, ©tabtloljn.
o. Oer, gretyerr, Äbolf, ©gelborg bei fcegben.
ö. Oer grfcr., Oberftleutnant g. *>., u. Rkjirtefomrnanbeiir, (Sortfelb.
Drt|, ^rofeffor, »urgfteinfurt
Oftermann, Hpotyefer, Styeine.
Otto, Äug., ®eminarle$rer, £tldjenba<ij.
Oter|ue*, %, »uralter, Steine.
Oöerfajnn, Dr., ©anitättrat, Äreityfafifji*, SBattnborf.
$tefenbro(f, 8fcein$olb, tlpotijefer, (Sföweiler.
Pieper, Dr., nraft. Ärjt, Sübing^tnfen.
$tefc, Pfarrer, Rheine.
$lemo, Sanbrat, ^urgfieinfurt.
$omnen, ftettor, Sübing^aufen.
$röbfüng, Unton, $tafed urf Qau0 $tH b. ©efd&er.
o. Bamberg, greiljerr, SRajor unb ©ataittontfommattbeur, ^aberborn.
ffiaty, <&$., gabrifant, Sajfenberg.
8fowe, 8., Kaplan, Stafum.
SRttHingfymfen, Ärei«, oertreten burd) ben danbrat ®taf 9Ren*lbt
«eigen, ÄreiSgertd&ttrat a. 3)., So^olt
8ienfbtg, Dr., dUtyianwalt, fflefel.
öon fernen, gr&r., Sfcittergutlbejtyeri ©tlfingljege b. fünfter.
Stifter, ÄreiSbauinföeftor, Äönigflberg, Sfceumarf.
SKdelt, »anfwrfianb, @od&.
Wnf, Dr., «rjt, f&arenborf.
ato^Imaxm, fftdtov t »odjolt.
»olimf, grty, »urgfteinfurt.
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301
ttöllein, Rentner, ©t Soui« SR. U. 6. «.
8fcoi$ert, ©erid&ttreferenbor, ©oeft
8totltf»$*i Pfarrer, Surgfieinfurt.
S&otman, ßonnnerjicmat, Surgftrinfurt.
S&otiuan, 30. jiuu, Ätnfwann, BnfgfteHtfnrt.
Stoi5!amj>, Pfarrer, Oä)tnq>.
Sfatmpf, 8., Ranfniann, ^altern.
@alm-€alm r gürftlid&e Sibltotfo!, *tt|*IL
©alm.@alm, «Ifreb, $rin$ an, Styebe St ». «tiatfto*
©a»eW, »aufü^rer, 9tortiuln,
©d&äfer, Dr. f pratt Ärjt, Sibinglaiifen.
©d§mein!, fcermann, Steftor &U SRari* 8tnba$of bu Stoßen«
©<$mtbt, ©tabtbaurat, $albcrflabt
©d&tnitbiel, ©teuerinfoefttr, ©arenborf.
©d&mifr, 33ern., gabrifant, SBarenborf.
oon ©djorlemer, gretljerr, $u ®onber6$an* bei Ä^anl.
©djregel, 6., Kaufmann, foltern.
©dfcrieüer, <Dom!apttular, OtotabrM.
©d&roeter, Dr., ©mnnaffelbtreftor, »urgfleurfittt
©d&ulte, Dr. Hfoij«, ttoiö.^frofeffüt, Swtfan.
©d&ulte, Äarl, ^rofeffor, Steine.
©4ulae.8eltnq>, Dr., ©9irat.«0berk|ro, Verlin.
©djwatfr, Sern., (in girma ©tftr. ©<|»arfr), SBefodleftyer, »*$oIt
©<$»ar$, 4*» Dr., J«tft. Ärjt, Sfötaen.
©<$»ietert, ^fanböfymt, gre&ttfarfr
©enben, Oberftieutnant u.Äonitnanbe«c b. Selb «rt Reg. 9h. 66, gaftett.
©ennentamp, Pfarrer, Stypramlborf.
©oefi, herein für ©efätcijtt oon ©oefi trab ber Btrbe.
©oeft, SÖeftf. ^rooinaialfir^eias^b (Pfarrer Sotjert).
Sommer, Hpot^erer, Selen.
©pri(fuiaun*&erferincf, SNsrgernteififcfE, Kleine.
©pnbe, Oberregierungfrat, Slrnlberg.
©tabtfdjnlte, Sof., ©eridjttreferenbar, kaltem.
6teigleiter, SRattyta«, Pfarrer, «Bettringen.
Stein, Dr., Oberlehrer, Sodtyk
©trater, Pari, Pfarrer, (EmGbetten.
©träter, SBil^elm, gabrttant, Rheine.
©trotfötter, £., Oberlehrer, Krndberg.
©nfj, faul, 8ta$ttan»alt, SWtnbüren.
Sappe^orn, Dr., (5§renbom^err f Sanbbe^ant unb Pfarrer, Sreben.
£en§agen, griebr., Kaplan, SReftor, $reben.
Serraje, 33., Äaftfmann, tfreben.
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302
fcertitt, Äoplon, SHjeine.
SiQmann, (£., Srennereibeftyer, $altern.
Zimmermann, Quirl, gabrifant, SMjeine.
fcücfing, Dr., ®i}mn.«S>ire!tor, Heufc.
fcumbült, Dr. ©eorg, Ärd&iö- unb SibHot$ett«8orftanb, $onaueförag«L
fcwnler, Sern., Pfarrer, Settern bei Se<fum.
öon fcwttfel, greifyrr (Kernen« (fun.), Steuern bei Sa^bergen.
Sa$le, g. 3-, ©aftwirt, Ibbenbüren.
Sieföaul, $rofeffor, Surgfteinfurt
Sintfe, Sern., «mttrid&ter, $eter$&agen a. b. SBcfer.
SoQmer, $einr., Kaufmann, 2Kündf)en-©(abbad).
Sorft, 5-, SReftanrateur, Sun i. SB.
SBattenborf, £einr., Kaufmann, Ibbenbüren.
2öei<fen, 8e$rer, Gaftrop.
3Beilbä$er, Dr. jur., Äempen.
SÖeining, 8H$arb, Sifar, $orffc i. 93.
©efcftein, JtgL 8leg. Saumeifter.
SEBelberg, Sern., ©d&ttlje, 2>anq>.
0. SBenbt, gretyerr, ©eüefing&aufcn M 9Refc|fbe.
SEBelfamp, Dr., @ijmn.-Oberle$rer, 2)orften.
®e*möller, ©i*mn.-Oberle$rer, Srilon.
SBeffelintf, 3of., Pfarrer, 8nbing|<rafen.
oon ©efter^olt-ö^fenberg, <5gon, ©raf, @^en.
oon 3öefter&oIt-©i)fenberg, Sgnafc ©raf, Ämt«ri<$ter, 2übing$aufen.
tum 9Befter$olt.®tfenberg, Otto ©raf, aöefrerfcolt i. SB.
öon 3Befrer$olt-©i)fenber0, Otto, ©raf, Smljen.
©egl, Ä. # Kaufmann, foltern.
Söletyolb, SEBirt, 9tom*borf.
SBigger, Dr., @ijmn.-Oberfe$rer, ©arenborf.
SBittebranb, Ämt«geri<$ttrat a. 3)., SBarenborf.
Söfllenborg, gr.. Oberlehrer, Subhtgfyrafen.
SEÖinb^off, SR., gobrifant, Steine.
SEBinfler, W09«, Pfarrer, ©emen.
SBirfe, «., Sudfjbinber, ©altern.
SBormftatt, Dr., Albert, Oberlehrer, ©otfftfb.
8iegner, ^oftfefretär, SBarenborf.
3u|orn, BmMgerufctörat, Söarenborf.
3umnorbe, %, Zentner, SBarenborf.
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Breite *lit1jeUung,
herausgegeben
Dom S)irector bcr Sßaberborner «&tljettung
Dr. <t. Jtertettö.
LVIII. 8.
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©erolb mtb bte ©erolbSfapelle
in Sßaberboru.
(Jjiequ eine 5 e ^ nun S-)
33on
®t)mnafialoberleljrer Dr. $S. ^tt^fmann.
-«Cßa^*'-
©ntfpredjenb bem 3tt)eäe & e $ ÄttertumSöereineS, in
unferer engern Jjpeimat bie (Erinnerungen an bie 23er*
gangenljeit ju erhalten unb ju beleben unb bag Änbenfen
tyeröorragenber ÜRönner t)or ber üoflftänbigen SJergeffenfjeit
ju bemalten, ift biefer Slrtifet einem SWanne getoibmet, ber
einft in *ßaberborn unfern SJorfa^ren feine Siebe unb tJttr*
forge jmuanbte unb bafjer toofjl ein ©ort banfbarer ©r*
innerung öerbient, jumal bie Äunbe öon feinem lobe
(i. $. 799) grobe l)ier in <ßaberborn grofce Trauer unb
JBetrfibniS fjer&orrief. @S ift ber Sßarfgraf ©erolb (Sie*
rolb). 3)ie öltefte (Swft^nung beäfelben in unfern Quellen
finbet ftd) in ber vita Meinverci, meldte ba$ fieben
beS 93ifd)of« SKeinmer! (1009—1036) erjagt, Don
einem üftöndje in bem t)on iljm gegrünbeten ©enebictiner*
Hofter «bbingfjof um bie 2ßitte be8 12. Qaljrljunbert*
(1155—1160), alfo etnm 120 ^af)tt nadj be$ JBifdjofS
gottfeligem £obe, auf ©ruub ber getreuen, fortlebenben
Überlieferung öerfafct würbe unb bafjer in SJejug auf ort*
Iidje Angaben fef)r glaubensmttrbig ift. 1 ) Die vita Mein-
») M. G. S. XI 104 sq. 2Battenfcad), @efe§ie§t«queHeu, II 32.
1*
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verci beridjtet nämlid), bafc 2ßeintoerf neben bem ^aupt*
flofter anftofjenb an bie oon ©erolb, bem SBertoanbten imb
£eerfüf|rer ÄarlS beS (Großen, erbaute 2Karien*£aj)elIe, bte
Sart^olomäu^^apeUe burd) gried>ifdje ©teinmefcen errietet
Ijabe. (Juxta principale quoque monasterium capellam
quandam, capellae in honore stae Mariae perpetuae
virginis a Geroldo, Caroli Magni Imperatoris consan-
guineo et signifero, constructae contiguam per graecos
operarios construxit eamque in honore sti Bartholomaei
apostoli dedicavit.) *) @ine @infd)iebung btefer ©teile f arm
toeber aus innern nod) aus äußern ©rünben angenommen
werben; fte finbet ftd> in ben älteften Codices, bte bem
12. unb 13. ^afyrljunberte angehören unb alfo balb nad>
ber Äbfaffung abgefdjrieben ftnb. ÄuS btefem Sendete
ber Vita Meinverci ergiebt ftd), ba§ ©erolb l)ier in *ßaber*
bom eine ÄapeUe ju ©fyren ber Jungfrau üßaria txbaiti
§al @S fragt fid) junädjft, toer mar biefer ©erolb? 35te
vita M. nennt i^n consanguineus Caroli Magni, alfo einen
SJerroanbten SJarlS beS ©rofcen, fobann signifer, b. ^.
Sannerträger, bann überhaupt ^eerffifjrer im Ähriege. <£s
fommt nun barauf an, biefe wenigen Angaben über bte
sßerfon ©erolbs aus anbern Quellen ju erweitern. SSon
einem ©erolb erjagen uns nod> SWad>rid)ten au« bem Älofter
{Reidjenau im SBobenfee. Dort Derfafcte ber als ©eleljrter
unb als Dieter berühmte 9)?önd) ffialafrib ©trabo im
9. Saijri). bie visio Wettini (®eft$t, toetdjeS SBetttn, 2flönd)
unb Seljrer SEBalafribS, am läge öor feinem Jobe Ijatte),
in melier er üon einem ©rafen ©erolb rebet, ber SBruber
ber ffaiferin $ilbegarb genannt wirb. 2 ) ffiir ttuffen, ba%
$arl ftd) nadjeinanber mehrere JJfrauen aus ben abeligen
Familien feines SReidjeS nafjm, um biefe enger mit ftd> ju
l ) M. G. s. XI. 139.
*) M. G. P. L. II 329.
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5
fcerbinben; fo heiratete er i. 3. 771 nadj bem STobe feiner
erften ©emafjlin §imiltrube bie fdjtoäbifdje ober alemannifd)e
©räftn $übegarb, meiere it>m 3 ©öfjne tmb 3 5£öd(>ter
gebar; ju ben ©öfjnen gehörte audfj ÄarlS SWad)f olger,
Äaifer Subttng ber fromme. 1 ) Die ©Item ©erolbs unb
ber Äatferin #ilbegarb fittb uns unbefannt; nur ber Sftame
ber ÜWutter, ^mma, ttrirb in einer ©dfjenfungSurfunbe für
ba$ SHofter ©t. ©allen genannt, meldte fte al$ 3 cu 9* n
mit befunbet. 2 ) ©3 fragt ftd), ob biefer ©erolb, ©ruber
ber Jfaiferin £ilbegarb unb ©d&toager Sfarl« b. @r., mit
bem ©rbauer ber *ßaberborner SWarienfapefle biefelbe <ßerfon
ift. Der gelehrte JBenebictiner ÜBabitton (Annales 0. S.
Bened. II 273 n. b.) Jjftlt ba& für nidfjt fidler, toeil bie
vita M. ben (Erbauer consanguineus nennt, toeldjeS SDBort
bluts&ertoanbt bebeutet, toäljrenb ber ©erolb ber OTeidjenauer
SWad&ridjten mit 5?arl üerfdjtoägert ift. Aber ba$ ©ort
consanguineus ttrirb nid)t fo fdjarf üon ben mittelalterlichen
©djriftftellern genommen unb fall t|ier überhaupt nur eine
nat>e SSerroanbtfdjaft mit Sari auSbrüdfen. ©obann finbet
ft<$ üon einem SlutS&ertoanbten ffarls, ber ©erolb fjiefj,
nirgenb eine ©pur; alles, toaS wir über ben S^araftcr unb
bie ßebenSumftänbe ©erolbs erfahren, toeift aber barauf
l)in, bafj ber ©erolb ber SReidfjenauer Sftad)rid)ten mit bem
©rbauer ber *ßaberborner ÜBarienfapefle biefelbe <ßerfon ift.
Die visio Wettini (M. G. Poetae Lat. IL 330) erjagt,
baft ©erolb im Kampfe gegen bie ?foaren gefallen unb
bafj fein Seidfjnam üon feinen Dienern nadi) SReidfjenau ge*
bracht unb bort in ber SWarienfapeffe begraben fei. Die
Qnfdtjrift auf bem ©rabe ©erolbs auf SReidjenau, welche
melfadf) SBalafrib ©trabo jugefd&rieben wirb (ffiattcnbadj,
©. Q. I 226) rebet üon bem getreuen ©a<$fen, ber feine
l ) Einhardi Vita Caroli M. c. 18.
*) 2lM.@imfon, gremf. 3af)rbütf)er II. 191. 81. 2. !2öartmann,
Mmben ber SiMei St. ©ollen, I. 102 5Rr. 108.
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©ebeine borten gebraut Ijabe; 1 ) ber Wuäbrucl Saxo fidelis
fott nic^t angeben, baß nur ein ©adjfe ben Setdjnam nadj
SReidjenau gebraut tyabe, roa$ bei ber großen ®ntferauttg
fdjon an unb für fid) unmöglich mar, fonbern nur bte
$erfunft berer bejeid>nen, tuelc^e il>n bort beerbigt fjaben.
SBenn aber getreue ©adjfen bem ©erolb in ben Strieg
gegen bie Jfoaren folgten unb feinen Seidjnam unter melen
SWfiljen au« bem fernen fianbe ber ÄDaren nad) ber $fnfel
{Reidjenau brauten, fo toeift ba$ barauf l)in, baß ©erolb
ju ben ©adjfen in na^e JBejie^ung getreten unb beren
Siebe fidj in Ijoljem 9)?aße ertoorben t>atte. ÜberbteS be=
jeugt aud& ber Monachus Sangallensis (JaffS, Bibl. Rer.
Ger. IV 666) in feinem Seben ÄartS (de Carolo Magno),
baß ©erolb am ©adjfenfriege teilnahm, ferner erbaute
©erolb bie Äapefle in *ßaberborn nad? ber Vita Meinverci
ju <£t)ren ber SWutter ©otteS, war alfo ein eifriger S3er*
e^rer ber ©otteämutter; benfelben Eljarafterjug nehmen
mir aud) an bem ©erolb ber SReidjenauer SWadjridjten maljr,
benn biefe berichten, baß er bort einen Sütar jur @^re ber
©otteSmutter geftiftet ijabe (M. G. Poet. Lat. II. 426.)
unb Ijeben nadjbrücflid) Ijeröor, baß er an einem ber 93er*
etyrung ber ©otteämutter genribmeten Orte feine lefcte JRu^
ftätte gefunben t>abe. @nblid) nennt bie Vita Meinverci
übereinftimmenb mit ben SReid&enauer Sttadjridjten (M. G.
S. V. 101. Herimanni Aug. Chron.) ben ©erolb signifer,
^Bannerträger ober £eerfüt>rer ÄartS. SWadj allem bem
unterliegt es mot)l feinem begrünbeten 3toeifel, baß ber
©erolb ber SReidjenauer SWadjridjten mit bem ©erolb ber
vita Meinverci biefelbe Sßerfon ift, unb baß ber (ürbauer
l ) M. G. Poet. Lat. I. sq. Mole sub hac magni servantur membra
Geroldi, Huius iura loci eunetis qui viribus auxit Pannoniis vera
ecclesiae pro pace peremptns, Oppetiit saevo Septembribus ense
Kalendis Sideribusque animam dedit, artus Saxo fidelis abstulit, buc
retulit dignoque bie clausit.
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ber STOarienfopeUe in Sßaberborn ber ©d&toager Äarfe be*
©rofcen toar, loa* fclbft ber burdfc feine #tjj>erfritif befannte
SBettberg (Ä. @. ©. II 442.) als ft$e* annimmt.
©erolb naljm als £eerffiljrer an bem Äriege Äarls
beS ©rofjen gegen bie (Saufen teil; ber Ärieg begann
i. 3. 772 unb nmrbe oon beiben ©eiten, ben d&rtftlid&en
3franfen unb ben l>eibnifdf)en ©ad&fen, mit größter Er-
bitterung geführt, benn.es Ijanbelte ftdf) für beibe um bie
politifd&e unb religiöfe tJrei^eit. 3<m Verlaufe beS ÄriegeS
fam Äarl öfter nad> Sßaberborn; Ijter baute er 777 bie
erfte Äirdfce, $ier $ielt er mehrere 9teid)Stage ab. (ES unter«
liegt ba$er feinem ßtoeifel, & a fc au 4 ©erolb, ber mit feinen
Scannen Äarl in bem langen blutigen Äriege unterftfifcte,
öfter ijter in Sßaberborn toeilte. gerner naljm ©erolb an
bem Äriege gegen bie Agaren teil, einem ttnlben SSolfS*
flamm im feurigen Öfterreidf), ber oft in baS fränfifd&e
©ebiet einfiel unb mit ben innem geinben fid& aerbanb.
©er Ärieg gegen bie Sfoaren bauerte oon 791—799 unb
toar nadfc (Sinljarb (Vita Garoli M. c. 13) näd)ft bem
©ad&fenfriege ber blutigfte unb ttnd&tigfte öon Äarls Äriegen.
3fm auftrage ÄarlS übernahm ©erolb in ber legten ßett
btefeS ÄriegeS bte Oberleitung unb führte iljn rufjmoott;
er toernid&tete bie 3Äad)t ber Stoaren gänjlidf) unb bereicherte
bie ftranfen mit einer unermefelid&en SBeute. 0m ffinbe
beS ÄrtegeS, am 1. ©eptember b. #. 79 9, erlitt ©erolb
ben lob; als er nämlidf) an feinen Ernten vorbeiritt, um
fie jum Kampfe ju ermutigen, tourbe er getötet; nähere
Sßacijrid&ten über bie Umftänbe feinet £obeS fehlen. £)a
©erolb an bem ©ad&fenfriege tätigen Anteil naljm, unb
ber Ärieg gegen bie Jtoaren allein in feine $anb gelegt
nmrbe, ba ferner bie SReid&Sannalen unb bie fogenannten
Annales Einhardi, bie in furjer Qrorm nur bie ttrid&rtgen,
auf ba* 9?eid) bejfiglid&en Sljatfad&en berieten, betbe ben
lob ©erolb* jum #a$re 799 erjagen, fo gehörte er m*
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ftreitig ju ben bebeutenbften Heerführern ÄarlS be$ ©rofcen,
wie aud) «bel*©unfon (3fr. 3f<rf>rf>- n - i89 ) Ijerüorlje&en.
$odf) nid)t nur an Statte Kriegen, fonbern audj an
ber orbnenben friebltd&en SJerwaltung feines mit aus*
gebeljnten SRetd&eS naljm ©erolb l>eröorragenben Anteil als
Statthalter öon Satern; @tnl>arb (vita Caroli M. c. 13),
bie 9teid)Sannaten unb bie fogenannten ©in$arb$ «nnalen
(ad a. 799.) nennen üjn Baioriae praefectus; bie A.
Quedlingb. (M. G. S. III, 40) clarus marchio Baioriae.
Statte SBeftreben war nämlidf) barauf gerietet, bie 4?err-
fd&aft über alle beutfdjen ©tämme in feiner $anb ju »er»
einen, ©a$ lefete #erjogtum, beffen ©elbftänbigfeit er
jertrümmerte, toat SBaiern, beffen lefeter $erjog, 2^affilo
au* bem $aufe ber Äigtlofinger, naä) wteberljolten 35er*
fud&en, feine ©elbftänbigfeit ju aerteibigen, abgefefet unb
in ein Älofter aerwiefen würbe. ©a$ £erjogtum SJaiero,
feine« angeftammten #errfd)erl)aufe$ gewaltfam beraubt,
erforberte einen milben, befonnenen Sßann, ber bie f)erjen
für bie neue fränfifdje Ütynaftie gewann, unb bei feiner
Sage im ©üboften be$ Steige« audf) einen treuen, ent*
fd&iebenen SRann, ber es gegen bie anbringenben ©lauen
oerteibigte. 3<n ©erolb fanb JJarl ben 3Kann, ber biefe
fd&wierige Aufgabe mit ©efd&icl üoDfü^rte. $)te SReidjS*
annalen (A. R. ad a. 799) unb bie visio Wettini (M. G.
Poet. Lat. II 274) nennen ©erolb mit SRficfftd&t auf feinen
©tanb ©raf, unb feine ©diwefter, bie Sfaiferin §ilbegarb,
wirb ate ©d&wäbin bejeid&net (Einh. vita Caroli c. 18).
©erolb war bemnad) ein alemannifdjer ober fdjwäbtfdjer
©raf. Die «nnalen be$ ÄlofterS fiobe« (H. Lobiens. M.
G. S. XIII. 230) nennen iljn praefectus Alamanniae et
Bavariae, banadf) war er aud) Statthalter öon Älamannieu,
weld&eä weftlid) oon Satern lag unb Don biefem burd) ben
Sedj getrennt war. ©erolb« ©tattljalterfdjaft öon Sfla*
mannien ift aUerbingä burdf) ba$ alleinige .ßeugni* bet A *
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Lob. nur fdjwadfj beglaubigt, entfpridfjt aber bem plan*
mäßigen 2$orget>en 5?art«, ba bie bereinigte SSermaltung
btefer beiben §erjogtümer in ber §anb eine« tüchtigen unb
treuen SRannc« ijjre SSerteibigung gegen bie üorbringenben
©la&en fieberte unb erleichterte. Qu btn Alemannen ge*
hörten aud) bie ©d&waben, bie im £eere ©erolb« unter
fetner Ofü^ung Wtotpften. ®aß bie ©d&waben bei aflen
Kriegen be« JReicfye« in ber erften ©djlad&tretye fämpften,
nrirb, wie audf) ber ©d&mabenftnegel bemerft, auf ©erolb
äurficfgefityrt, ber biefe« 93orredjt ben ©djwaben Dom SJaifer
Sfarl erworben t>at. $)iefe« wirb jebodj me^rfad^ für eine
©age gehalten, ba ber erftere fixere %aü öon bem Siebte
be« 93orfampfe« ber ©<$waben fid) erft au« bem Qfa^re
1075 nadfjweifen läßt; überhaupt fjat bie ©age ©erolb
&erljerrlid)t, wie ©rimm (Deutfd&e ©agen, IL 114) angiebt.
SKit ben ©igenfdjaften eine« tüchtigen £ecrfül)rer«
unb fcortrefflicljen 23erwaltung«beamten Derbanb ©erolb tiefe
SReligiöfttät. Die SReid&enauer ©^ronif nennt i^n pius et
religiosus (M. G. S. V. 101) unb bie ffiürjburger An*
nalen (ad a. 799.) nennen iljn pius signifer Caroli Magni.
$)iefe SReligiöfttät äußerte ftdfj bei ©erolb in ber SBBcife wie
e« in ber fatt). SHrcfye üblidfj ift, beren treuer Anhänger
©erolb war. ©r öereljrte eifrig bie ©otte«mutter, wie bie
bereit« erwähnten Jljatfadien, ber JBau ber SKarienfapeUe
SU Sßaberborn unb bie ©rridjtung eine« SKarienaltar« auf
3?eid&enau, beweifen. 1)a« tfeljre SBilb ber ®otte«mutter,
beren große 93erct)rung mir aud) fonft bei großen $eer*
fityrern finben, j. JB. bei Zxüt), bem ^ringen @ugen, „bem
eblen {Ritter," ©obieSft^u. a., f darnebte ©erolb im raupen
ßriegerleben Dcrebelnb unb tröftenb Dor ber ©eele. ©leidfc
feinem faiferlidfcen £errn, bem großen Äarl, mußte ©erolb
ben üerebelnben (Sinfluß ber cfyriftlid&en {Religion auf ba«
menfd&lid&e £erj wof|l ju fd&äfcen unb fud&te fie bei feinen
üftitmenfdjen ju befeftigen. 2Benn er Ijier in Sßaberborn
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in jener #ett be$ SfantyfeS jwifäen #etbentum unb ©jriften*
tum eine $apeüe baute, fo t>atte er babei fid)er bie «bftdjt,
ba« djriftlidje Seben bei unfern SJorfaljren ju fräfttgen.
«udj bie Ijolje SJebeutung ber fflöfter, bie m jener 3eit
be$ Kampfes jwifdjen $eibentum unb eijriftentum bunfc
bie @rjiel)ung ber $ugenb unb bie Pflege öon fünften
unb SBiffenfdjaften ÄuSgangSpunfte djriftlidjer Kultur vmh
Gtoilifation waren, erfannte ©erolb unb beförberte fie. S)a
er ol>ne Äinber war, 1 ) fo üermad&te er einen großen Seil
feiner ©üter ben Älöftern SRetdjenau unb ©t. ©allen;
Iefcterem gab er burd) eine ©d>enfung$urfunbe gu 9?agoIb
786 feinen SJeftfc an 15 Orten in ber 85aar in ffiürtemberg.
(SBortmann, Urfunbenb. ber Abtei ©t. ©allen I. 101. 9*.
108). Die beiben SJenebictiner JHöfter ©t. ©allen unb
SReidjenau waren befanntlid) $af>rfjunberte l>inburd) ^au^t«
fifce djriftlidjer ©Übung für ba$ fübltdje Deutfdjlanb.
«ufjer feiner JReligiöfttät rühmen SBalafrib ©trabo unb
ber Poeta Saxo an ©erolb nod) bie t>ortreffüd)ften Sigen*
fd&aften, feine JBaljrljeitSliebe, feine ©anftmut, feine (gfyx*
barfeit; 2 ) Äbel*©imfon bemerfen baju in ben fränfifdjen
ftaljrbüdjern (IL 190): „SBir tjaben feinen ©runb, bie 33c*
redjtigung biefeS £obeS anjujweifeln." 3fn 3i«d^enau fianb
©crolb wegen feiner großen ftrömimgfeit ftetß l>od> in
(gljren; ba er bei ber SSerteibigung eine« auf djriftlidjer
©runblage aufgebauten SReidjeS im Kampfe gegen Un*
gläubige getötet würbe, fo würbe er bort wie ein 3ßarttjrer
öerefyrt. ©eine ©rabftätte wirb nod) jefct in ber alten
^errlicften Äirdje öon SKitteljett auf 8leid)enau gejeigt, ime
id) bei einem Sefudje biefer ben|würbigen Sulturftdtte gc*
feljen Ijabe. Durd) bie oortrefflidjeu ©tgenfdjaften feines
©eifteS unb burd) SJerwanbtfdjaft ftanb ©erolb bei Äarl
») M. G. Poet. Lat. II 332.
«) Visio Wettini M. G. P. II 330; M. G. S. I. 256.
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bem ©roftcn in ljot)em Hnfel>en unb war auf bie Seitung
be£ SteidjeS öon grogem Sinfluffe. £)ie Steidjenauer
Efjronif nennt tfjn conciliarius Garoli Magni (M. G. S. V.
101.)/ Ratgeber ÄarlS; btc JReid&Sannalen unb btc f. g.
©intyarbs «nnalen, meiere nur bie für baS SReidf) wtd&tigen
^Begebenheiten mitteilen, erjagen ©erolbS Job (ad a. 799)
unb l>e&en ben fcfymerjlid&en ffiinbrucf ber 5£obe$nad)rid)t
auf Äarl Ijerüor. tiefer Ijteit ftd) i. $. 799 längere 3eit
in ?ßaberborn auf unb empfing f)ier btc Äunbe üon bem
Sobe beS iljm fo naljefteljenben #eerffiljrerS. Der Abt
Sllfuin, ÄarlS intimfter greunb unb SRatgeber, tröftet in
einem längeren, uns nod) erhaltenen ©riefe mit er^cbenben
©orten ben Jfaifer über ben 93crluft ©erolbs, unb in einem
JBriefe an ben (Srjbifdjof Arno öon ©aljburg brütft er
feine gurdjt üor ®efa^rcn au«, bie burdj ©erolbs Job an
ben ©renjen beS Meines entfteljen fönnten. (Jaflfe, Bibl.
Rer. Ger. VI ep. 124 et 125 p. 501.) Sttad) allem bem
war ©erolb einer ber ebelften unb bebeutenbften ÜWänner
aus bem Äreife ber nädjften Umgebung unferS erften
beutfdjen $aiferS unb ftanb als ^eerfityrer unb ®taat$*
mann biefem bei ber ©inigung unb (Sljrtftianifterung ber
beutfdjen ©tämme ratenb unb Ijelfenb jur ©eite.
35aS ftnb bie wenigen jerftreut ft$ finbenben SWad}*
rieten über bie *ßerfönlid)feit ©erolbs. @S finb nun bie
fragen ju crlebigen, wann unb wo er bie Kapelle in
sßaberborn gebaut l>at. Unfer öerbienftöofler ©efdjidjt*
fdjretber ©d&aten (Ann. I. 22. Hist. Westph. lib. IX.)
berietet ben Sau ber Äapefle jum ftatyre 795, otyne ge*
nauer feine Quelle anjugeben. gür biefe Qtxt fpredjen
benn aud) gewichtige ©rünbe. 792 unb 793 Ijatten fiel)
bie Saufen gegen bie oerljafcte fränfifdje #errfd)aft t>on
neuem empört unb i. $. 794 iljre ©treitfräfte auf bem
jttrifdjen ?ßaberborn unb ber (SreSburg gelegenen ©entfelbe
berfammelt. 35a rüdfte ber gewaltige ftranfenfönig, erjürnt
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12
über ben öftem WbfaH bes Sollet mit jwei großen $eereu
üon SBeften unb ©üben auf bie ©ad&fen loS; erfd&recft er*
gaben ftd) biefe o^ne Äampf unb gelobten oon neuem Irene.
SJon ba an fanb feine allgemeine bebeutenbe (Srljebung ber
Sadjfen meljr ftatt, bie ffraft beS 93olfe$ war gebrochen,
unb e$ f)errfd)te eine gewiffe SRulje im Sanbe, fo ba§ bie
gett nadj 794 bem fflaue eines ®otte$ljaufe$ fc^r günftig
war, jumal jur (Spaltung ber SRulje ftd&er einjelne ©treu*
Mfte ber ftranfen jettweilig im Sanbe blieben; ju biefen
gehörte audf) woljl ©erolb, ber fid) um biefe Qtxt in *ßaber*
born auffielt unb bort ben %au ber SWarienfapefle t>er*
anftaltete. #m ftal>re 794 ru^te audf) ber Ärieg gegen
bie «üaren; i. #. 795 würbe er mit ÜWadjt wieber auf*
genommen, ©erolb ^anbelte bei bem Saue ber SfapeHe
ganj im ©inne feine« faiferlidjen ©djwagerS, beffen 8e=
ftrebungen ftctö auf »uSbrettung unb ©efeftigung be$
ßl)riftentum$ gerietet waren. Äarl l)atte bie erfte SHrdje
in *ßaberborn bereits im ft. 777 ju @f)ren beS ©rlöfer*
erbaut, baljer ©afoatorfircfye genannt. 1 ) ffiie wir au§
£acitu$ (de Germ. c. 16) wiffen, fiebelten fid) bie alten
©ermanen gern in ber SWä^e Don Quellen an unb Der*
ehrten biefe als tyeilig. An ben Quellen ber Sßaber fyatttn
fid) baljer fidjer fdf)on frfiljjeitig ©adjfen angefiebelt, unb
ba man, um ben tjeibmfdjen Aberglauben an bie #eiligfeit
ber Quellen ju Derbrängen, Äirdjen gern in ber Sftälje üon
^eiligen Quellen erbaute unb aus biefen baS Jaufwaffer
naljm, fo ift e« erflärlid}, ba§ Äarl früljjettig f)ier in
*ßaberborn eine Äirdfje erbaute. SlucI) foll ber Effenberg
auf welkem ber 1)om liegt, nad) einem bort befinblid&en
@idf)enl)aine benannt fein; in ©idfjentjainen t>erel)rten bte
alten ©ermanen gern i^re ®ötter, unb baljer erbaute man
bort gern d&riftltdje Äirdjen, um bie IjeibnifcJje ©ötterDer*
») A. Petav., Sangal., St. Maximini M. G. S. 1, 16, 63; 13, 21.
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eljrung ausrotten. Die t>on £arl erbaute Äirdje mürbe
bei ben mieberJjolten Slufftänben ber ©ad)fen jerftört unb
bann ttrieber aufgebaut. Die Translatio sti Liborii, meldje
nod) im 9. ftatyrtyunberte Don einem Sßriefter be« Sßaber*
borner ©prengel« (nad) #üffer Ägiu« in Äoröei) öerfaßt
nmrbe unb bat)er in biefen lofalen SWac^ric^ten öoHcn ©lauben
fcerbient, erjäfylt, baß im ftaljre 799 eine ntm SHrcfye in
Sßaberborn erbaut fei, unb baß ber Sßapft Seo III. bei ber
©inmeiljung eines Altar« in biefer $trd)e gebetet l>abe, fie
möge nid^t ttrieber t>on ben ©adjfen jerftört »erben, ttrie e«
fcfyon einigemale (aliquoties) gefdjeljen fei. Die frühem
$trd)en maren alfo bis jum $. 799 bereit« einigemale
jerftört; nadj ber vita Meinverci meiste ber ?ßopft ben
Stltar in ber Ärljpta biefer 799 erbauten Jftrdje ein; fie
befaß alfo eine Ärtjpta, unb nac$ ben A. Lauresh. ad a.
799 (M. G. S. I. 38) mar fte Don bemunberungsmürbtger
©röße. Diefe ßirdje mürbe i. $. 1000 burd* S5ranb jer*
ftört unb bann ttrieber aufgebaut. Da alle biefe SWadjridjten
ton ber ^erftörung unb bem Aufbau berfelben moljl teil*
meife au« $olj erbauten Äird&en reben, fo behielt man
fte« benfelben Pafe bei; es ift ba$ alfo bie ©tätte, an
melier jefct ber Dom liegt. Die vita Meinverci fagt nun,
SKeinmerf Jjabe bie SartljolomäuSfapefle an bie ©erolb«*
fapetle neben bem Jjjauptflofter txhaut ffieil bie Dom*
geiftlidjen an ber bifdjöfltdjen Äirdje früher ein gemein*
fd&aftlidje« Seben führten, fo nannte man i^re ffio^nung
auä) Softer, Ijier in Sßaberborn £auptf!ofter (monasterium
principale) im ©egenfafce ju ben Älöftern ber Drben.
Diefe« Älofter lag an ber SWorbfeite be« Dome«, roo jefct
ba« Äörnermagajin liegt, gerner erfe^en mir aus einem
in ber gettfetyrift i898 mitgeteilten ©ertrage, melden
SBifdjof Sernljarb 1336 mit bem Domf ajritel über Sau*
pläfee fdjloß unb in meinem bie Sßläfce genau angegeben
merben, mie aud) nod) au« Urfunben ber QafyTt 1371, 1374,
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1451, bie ftdfj im ©taatSard&foe in fünfter befmbeit, ba|
bie Sartiplomäutfapette an bcr SÄorbfette be$ Domes lag.
*u* ber ttrfunbe be« 3a$re* 1336 erljeUt nodj, bafc bie
JBartfjoIomäuäfapelle innerhalb be« ©ebiete* einet Äurie
lag, alfo lein Anbau beS 2)omeS fein fann. Qm 15. 3a^r^,
berietet ©obeKn $erfon (Gosmod. VI 52.), $aberborn*
größter $iftortfer im SWittelalter, ber ^ter in ^aberbotn
an Ort unb ©teile lebte, SRetnwerf l>abe bie öerlaffene
©erolbafapeüe neben bem Dome (prope maiorem ecclesiam)
umgeftoltet unb ju (Eljren beS \). Sfyoftete 83artIpIom&ud
eingewebt üRit btefen urfunbKdjen Sfcad&ridjten auö bem
9#ittelalter ftimmt bie beftänbige tßaberbower Überlieferung
überein, baß bie gtartyolomftuftfapene mit ber unmittelbar
baborliegenben ©erolbSfapeDe nod) gegenwärtig auf bem
Qfenberge an ber 92orbfeite be* 2)ome$ liegt. Srfi in
neuerer Seit ift baS Dafein ber ©erolbafapefle für bie
©egenwart geläugnet worben. fiöbte fagt in feinem SBerfe,
bie Äunft in ffieftfalen ®. 59, bie ©erolbsfapefle fei gar
md)t meljr borljanben unb bereis ©erolbafapeüe angefe^ene
Stou fei ein Sorbau au$ einer Diel fpätern Qtit, unb bc
grünbet ba$ bannt, baß jener Sau t>on Sorben nad> ©üben
gerietet unb überhaupt eine« fürftltdjen ©rünberS un*
würbig fei. «Hein e$ ift burdjau* lein unoeränberlidjcs
©efeft, Ätrdjen bon ffieften nad) Often ju bauen, unb be»
fonber« nidjt ffa^etten; man na$m babei audj bielfa<$
fltücffidjt auf bie Sage, namentlich auf benachbarte Stauten;
fobann würbe ber JBau im QfetnbeSlanbe erbaut, wo man
nad) ben gemachten Erfahrungen mit ber gewaltfames
3erftörung be* Staue* rennen unb meljr auf fjfeftigteit att
auf $ra$t bebaut fein mußte. Diele SKauern unb fiemerne*
Sonnengewölbe waren ba^er bei jenen ,3eitt>erl)ältmffen
jwecfentfpred&enb. Sei bem $ol>en Änfetyn, weites Sflbfc
in ber ftunflgefd&td&te genießt, ift e* begreiflich, baß Diele
Äunftytftorifer bie 3tarti>olomäu*fal>ene wegen iljrer föönen
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^formen al« ein tjerrlic^e« Sßerf rühmen, bon ber bor*
liegenben ©erolbsfapelle aber ganj fdjtoeigen, fo Äugler,
©d&nafe u. a., nur Dttt im §anbbudf) ber Shmftardjäologie,
1854. ©. 99 fagt, bie 35orljafle tt>erbe für einen farolingifdjen
Sau gehalten, ferner Ijat aud) SRorbljoff, (ber $o!j* unb
©teinbau SBeftfalenö, 2. VufK. ©. 346.) geftüfct auf ©Demant,
ber in feiner Ausgabe ber vita Meinverci Neuhusii 1681
p. 214 fagt: At vicinum sanetae Dei Genitricis sacellum
Geroldi vetustate collapsum est, fid) baf)in ausgebrochen,
bie ©erolbSfapeUe ejiftiere ntd^t meljr. Diefem SBeridjte
DüerljamS, eint» SenebictinerS in ©erben a. b. SRuljr,
fteljt aber gegenüber ber Seridjt ur.ferS großen ?ßaberborner
©efdjtdjtfdjreiberS ©diäten, ber um biefelbe Qtit l)ier in
Sßaberborn lebte, unb bie ©erolbSfapeUe mit eigenen Äugen
fal). ©obann ttriffen nur aus anberen Skripten, bafc bie
JBartljolomäuS* unb ©erolbsfapefle bamals in feljr fläg*
liebem guftanbe waren unb namentlich baS 5)ad) verfallen
ttmr. *) Der Seridjt DöertyamS fann batyer nur ben ©inn
Ijaben, baß bie ©erolbsfapefle rooljl öerfaflen, aber nidjt
jufammengefaKen fei. Der um biefelbe Qtit Ijier Iebenbe
Qfefuit Züxd f 1669 fagt aud) in feinen $aberborner Hn*
nalen (ad a. 799)beftimmt: Geroldus iuxta S. Bartholomaei
aedem sacellum construxerat quod omni vetustate
collapsum superest. ©djaten (A. Paderb. I. 22) berietet:
Um bie ©erolbstapetle ju öertjerrlidjen, l>abe SKfdjof 9Wein*
werf bie SJartljolomäuSfapette unmittelbar an biefelbe ge*
baut unb beibe unter einem Stocke öerbunben; bie ©erolbs*
faj>elle, ein langes ©entölbe, Hege ber Sänge nad) am ©ingange
ber {Bartholomäus! apefle. 2 ) ©djaten toax ein gemiffenljafter
*) 2lrc$to be$ herein* @ob. 169. ©^reiben ber 3*fuiten an ben
Sfirftbtfdjof unb ba$ Äajutel au« ben Sauren 1645, 1654, 1672.
9 ) Aedicula Geroldina inhaeret aedi Bartholomaei ex adyerso ad
ingressum protensa. Meinvercus episeopus, ut Geroldinam aediculam
illustraret, alteram hanc Uli Graeco opere adjeeit unoque strueturae
tecto utramque complems est. Antiquissimum monumentum est.
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Arbeiter, ber bie iljm fcorliegenben, un$ tcilioeife verlorenen
Quellen treu benufcte. 3Me Angriffe, meiere aon bent
Ärdjtorat SBilmanS auf ©djatenS ©laubtoürbigfeit gemalt
ttmrben, finb feiner geit öon ®iefer$ unb bem ©rafen
«ffeburg glänjenb toiberlegt. Der ©d&atenfäe SJerid&t
ftfifct ftd) bai>er fieser auf iljm uorliegenbe 5Rad)ri<J)ten unb
muß al$ glaubtoürbig betrautet toerben, jumal er ber £>aupt'
fad>e nadj mit ber älteren vita Meinverci übereinftimmt
unb ben 33eridf)t ©obeltn $ßerfon$ ergänjt. ffiic ©diäten
l>aben benn aud) oljne Ausnahme alle ©efd)idf)tfdt)reiber
unferer engeren £eimat an bem Jjfortbeftanbe ber ©erolb»
fd&en ftapede unb iljrer Sage t>or ber SBartljolomäuSfapelle
feftgeljalten, fo SBeffen (®efd&. ^aberb. I. 55), ©ehrten
(»rdjfo für @efd(). ffieftf. I. 113), ftr. öou JBrenfen («rdjio
für ©efd). ffieftf. I. 50), »ranb (®efd). $aberborn$. 1846
©. 17) unb befonberS ©ieferS; iljnen ftimmt ber burd)
bie fäarfe ffritil ber Quellen befannte SRettberg (£. @.
D. IL 442) bei. ttnfere Ijeimatlidjen ©efdjicfctfdjreiber
beflagen mit berebten ©orten bte SBernadjläffigung be$
33aue$ unb fetyen in iljm bie einzigen etywürbigen 33au-
refte im gangen ?ßaberborner Sanbe au« ber Qtit Äarls
be$ ©rofeen. SWit befonberer ©dfcärfe fyat ©teferS (Drei
merfwürbige ÄapeUen SBeftf. ©. 6.) ben ©erolbfdjen
Styarafter ber ffapeUe gegen Sübfe oerteibigt, inbem er au«
bem 33ertd)te ber Vita Meinverci Ijer&orljebt, contiguus, Don
contingere gebilbet, Ijeifce berüljrenb, bei ©ebäuben in ein«
anber gefjenb, unb bie ©erolbsfapelle muffe an Der SEBcft=
feite ber SBart^oIomäuöfa^eHe gelegen unb ben (gingang }u
biefer gebilbet l>aben, ba biefe an ben brei anbern Seiten
abgefdjloffen unb o^ne ©ingang fei. SBoIjl Ijeifjt contiguus
bei ©ebäuben audf) benachbart, aber bei ber angegebenen
SBefdjaffenljeit ber 33artljolomäu$fapefle ift bie ©ieferfd&e
Äuffaffung öon ineinanbergeljenb too^l berechtigt. SBie mir
fd&cint, laffen ftdj noci) folgenbe ©rünbe für bie SRid&tigfett
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17
ber befiänbtgen Überlieferung bejüglid) ber ©erolbsfapeüe
beibringen. Da ©dfjaten 1672 ftarb, fo fann ber SBorbau
im 16. unb 17. Qafyxf)., in ber 3eit *> cr SRenaiffance nid)t
errietet fein, bmn ba$ mürbe ©djaten bei ber ©rünb*
ttd&feit, mit ber er arbeitete, fid)er gewußt tjaben. Qn & cr
3eit ber ©otif oom 13—15 Saljrl). fann ber JBau aber
aud) niefct errietet fein, benn bie ©otif brüdte allen ityren
fflauten einen fo beftimmten Q$araftev auf, unb jene Qtxt
ljatte einen fo entwtdelten Äunftfinn, baß fie ein fo un*
geglteberteS JBauwerf nid&t errichtete. Unb ans ber £eit
hxti oor ber ®otif, au« ber lefeten #älfte beS 12. Qfa^.,
liegt ber 33eridf)t ber Vita Meinverci bejfiglid) ber S3ar*
tljolomäuS' unb ©erolbsfapefle oor. ©leidjjetttg mit ber
jierlidjen JBarttyolomäuSfapelle \)at man biefen ju ü)r ganj
unb gar nidjt paffenben SSorbau fidler audf) nidf)t gebaut.
Die Anficht oon einem ©orbau ftößt ba^er auf bie größten
©djwierigfeiten bejttglid) ber ,3eit ber $}aut&, über beffen
(Srridjtung fidf) nirgenbwo eine «nbeutung finbet. SBäre
ferner ber SSau Dor bie SBart^olomäuöfapefle gebaut, fo
ljätte man fogleidf) einen (gingang t>on ©eften, oon ber
©trage Ijer, gebaut; ber jefcige ift fpäter gebrochen. Die
Art ber ^erftellung biefeS (SringangeS au« ber ©erolbs*
fapette in bie JBartljolomäuSfapene, ber (Einbau in ba$
©ewölbe, jeigt, baß bie @erolb$faj)elle bie ältere ift. (©ief)e
bie \3ei4nung.) ©obann l)at bie ©erolbsfapefle etwa 5 3fuß
biefe ®runbmauern unb ein feljr fefteS einfädle« Sonnen*
gewölbe unb ift i>alb fo fyoti) wie bie SBartljolomäuSfapefle,
beren SKauern nur 3 guß bief finb. Qu, meinem Qmdz
follte man einen folgen SSorbau oon 28 ftuß Sänge unb
ttxoa 9 Jjfuß Äteite toor einem fo jierlidjen ©äulenbau wie
bie SBart^olomäuSfapefle errietet l>aben? ffieldjer JBifd&of
unb welches Stapittl würbe wo^l einem foldtjen ungeglieberten
93au oor bem l)öd)ft jierlid&en breifcfyiffigen #allenbau JU*
geftimmt tyaben? ÜberbieS l>at bie ©erolbsfapelle in Sejug
LVIII. 2. 2
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18
auf Anlage unb Ausführung be£ aBauertoerfe« $fynti$teü
mit jenen Sauten, meiere au& bem 8. unb 9. Qa^. f)tx<
rühren, j. 83. mit ber Ärijpta unter ber fttrdje auf bem
<ßeter$berge bei Ofulba 1 ) unb ber (EmmeranSfrijpta in
8?egen«burg 2 ) au« bem 8. iftaljrl)., mit ben Ärzten ber
3Äid)ael3fapefle in gulba, ben ©entflben unter ber *Pfarr«
firdje in 3Ref$ebe unb ber JTr^pta unter ber Subgeriftrcfce
in ©erben au« bem 9. 3fat>r(j.; |e* ftnb biefe, feite, un*
geglteberte ©runbmauem mit einfachen Tonnengewölben
mie jjier bei ber ©erolbÄiapefle, bie ältefte unb erfte gönn
ber ©emölbe. s ) ferner brachte man bei ben ftirdjenbauteit
im 11. Qaffxf). gern e * ncn Vorbau an, auf beffen ödten
ftdj bei größern JHrd&en ;. 93. bei Der Äbbing^offirc^e in
«ßaberborn, bie Iljfirme erhoben, Sflbte i. b. a. ©erfe
erjäfjlt, bafc man in bem naljen Äoroet einen altem öau
al« S3orl>afle jur neuen Äircfce benufete, unb nadf) £>o$rae
(©efdf). ber beutfdf). »auf. fflerlin 1887 <S. 22) unb nac$
Dtte (#anb6ud) ber Äunftard&äologie 1868. ©. 294) Ijaben
bie Kapitale ber Sartljolomäuöfapelle SÜjnltd&fett mit benen
in Aorüei/ fo baß ben Sauleuten ber ©att^olomäuSfapelle
Äoroet al$ SÄufter oorfätoebte. Da« roeift aud) lieber
barauf tyn, baß man mie in fforöei fo audj Ijier in <ßaber*
born einen altern »au, nftmltd) bie ©erolbÄtapelle, jum
83orbau für bie SBartyolomäuSfapelle machte. SReben ber
JBartJjolomäuStapette unb bem Dome Ijatte bie ©erolb$*
') Dtte, ©ff*, b. romamföen Saufunft in 3)eutfölanb. ©. 58.
*) ffiömiföe jQuartal.<5<$rift. 1895.
') Sei Gelegenheit ber Sfodfteüung t % 1899 oeranta&te i$ ben in
weiten Greifen aU Äunffcfenner befannten 2)omrajntuIar €><$nütgen au*
Äöln fH bie beiben JtapeHen an^ufe^en; nadj einge&enber Sefi<$tiguiig
fpra<$ audj er fidj baljin au*, ba§ ber oorbere Sau nad) feinen Sau*
formen ber tarolingifdjen 3«it angehöre unb mit ber anliegenben jüngeren,
nadj iljren Sauformen ber erften £älfte be* 11. 3<*!)rf). angeljörigen Äa-
pelle bur<$ bie in ba« ©ewölbe eingebrochene $$ür oeriunben fei.
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i 19
fapefle feinen Qmd meljr; abbrechen tljat man fic wegen
iljre« SUter« unb iljre« Urfprunge« nid)t gerne; al« ein
langes fdjmale« Tonnengewölbe &on Sorben nac$ ©üben
geftredt, eignete fie fid) oortrefflid) ju einer äJorfyafle für
bie t>on Sßeften nad) Dften gelegene tfapefle; iljre Senufcung
ju biefem Qtvedt lag bat>er feljr natye. SBie bie ©erolb«*
fapeUe urfprünglid) bei i^rem SBaut unb fpäter bei bem
Umbau befdjaffen war, ob ba«, wa« jefct nod) erhalten ift,
Dielleidjt nur ein Seil ber @erolb«fapeHe ift unb ob biefe
üteDetdjt an ein anbereS ©ebäube anqthant war, läjjt
fid) nidjt mefjr ausmachen. SWad) ©obelin Sßerfon (Gosmod.
VI. 52) war bie ©erolbsfapefle bereit« ju SWeinwerf«
3eiten in einem üerfaßenen ^uftanbe unb würbe öon biefem
bei bem Anbau ber Jöartyolomäuöfapelle wiebertyergefteHt. l )
ffiie bie SSerbinbung ber beiben Äapellen im einjelnen Ijer*
geftellt würbe, ift nid)t mefyr ftdjer ju erfe^en, ba aud) bie
SBartljolomäuSfapetle an ber JBeftfeite SSeränberungen unter*
lag unb ber $wifd)enraum nachträglich aufgefüllt würbe.
3febenfafl$ würbe in bie SKitte ber Oftfeite ber ©erolbS*
fapefle, bie ifyren ©ingang an ber SWorbfeite Ijatte, eine
£l)üre gebrochen, um in bie 93artl)olomäu$fapeIle ju ge-
langen. Hl« im 13. 3at)rf). bie gürftbifdjöfe iljre {Reftbenj
nad) yitufyanZ »erlegten, würbe bie SBarttyolomäuSfapefle
wenig benufct unb i. $. 1604 unter bem gürftbtfdbofe
Ütycobor beu Qcfuiten überwtefen, welche, wie ©ehrten
(«rd)it> für @efd>. SB. I. 114) fdjön fagt, „e$ für jwecl*
mäßig gelten, wenigften« einmal im ftaljre ber Qfugenb
ba« unter iljren ©djufc geftellte Heiligtum ju öffnen, um
Ujre reinen ©eelen aud) jum SWadjbenfen über ba« Altertum
l ) Cosm. VI. 52. Meinvercus quandam capellam prope maiorem
ecclesiam Paderbornensem, quondam per Geroldum consanguineum
et signiferum Karoli Magni per Graecos operarios construciam in honore
B. M. desolatam reformavit et eam in honore S. Bartholomaei
consecravit.
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empfängltd) ju machen. M ffiie wir au« ©treiben ber
ftefutten an ben $ürftbifd)of unb ba« Äapttel fef>en, mar
unmittelbar an bic SRorbfcitc ber @erolb*tapeffe cm $au*
gebaut meld&e« ber ©eiljbtfdjof unb ©eneraftritar fßelfmg
(1620—1642) betonte, „ber bebeutenbjte unter ben ©ety
bifdjöfen be« ^o^ftifte«"; fpäter bewohnte e* ber Dom*
fynbtfu*. 1 ) *ud) über ber ©erolbstapette unb bor ber
SJartJjolomäuSfapefle maren 3tmmer unb an ber ©fibfeite
ber ©erolbsfapette ein $au$ gebaut unb mit ber Bar*
UjolomäuStapeüe unter ein Dad) gebraut, ©eil ber <Rn*
gang an ber SRorbfeite Derfd&loffen ober erfdfjmert mar, fo
mürbe nun an ber ffiejtfette quer burd) bie ©erolbSfapcOe
ber nod) jefct benufcte (Eingang gebrochen, beffen Seiten in
ber ®erolb«fapefle vermauert mürben. 9tod& Aufhebung
be$ 3efuttenorben£ fielen {Bartholomäus* unb ©erolb*
fapefle an ben btfdjöfltdjen ©tuljl jurüd, ber fte ben §urü*
gebliebenen ^efuiten famt ben unter bemfelben 3)a$e be»
ftnfolid^en Räumen überlieg. 91$ balb barauf ba« König«
retd) ffieftfalen unter $terontjmu$ errietet mürbe, befam
bie ©enbarmerte bie SBoljnräume über unb neben ber
©erotbsfapefle angemiefen; bie Äapeffe f eiber mürbe t>on
ben ©enbarmen jum ©tafle für tyre $ferbe benufct, audj
ein fpred&enber SBemeiS Der franjöftf#en ^ming^errföaft!^
HU bie preufjtfdje {Regierung nad) bem ©iener trieben
ba$ $o$ftift in JBeftfc nafyn, mürben bie beiben Kapellen nebft
ben anliegenben ffioljnungen als frühere« SBeftfctum ber
Qefuiten bon ber {Regierung als ju bem au& bem ©er*
mögen ber ftefutten gebtlbeten ©tubtenfonb* gehörig in
Seftfc genommen. Die ©erolbÄfapefle unb bie anftofcenbcn
ffio^nräume mürben 1818 an ben SKetftbtetenben, ©djfoffer
l ) «rc$U> M tntettumtoerein«. (Sob. 169. Cfrett, bie 2B&ei$Kf<$cfe
$abetforn«. ®. 75, 102.
*) Kredit) be« TOertumtoetein*. Acta 40. Hctett M fcomtopütl*
über bie QerolbfttopeUe. «n$fo für ©efdj. 8Befa>$. 1825. 6. 54, 114.
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Äird&meier, berfauft, bon bem ftc balb barauf an ben
SdjieferbedEer Sangen übergingen; bie SRäume ber ©erolbs*
fopeDe ju beiben ©eiten be8 (Eingangs würben als Äüdje
unb Äefler benufct unb mit genfiern berfeljen; im nörblid&en
Seile würbe ba$ ©ewölbe eingeriffen unb am füblid&en
ba$ alte fünfter ju einem (Eingange erweitert; bie Stor*
tljolomäuäfapette würbe bon ben ©$ieferbe<fern benufct
unb biente jur Aufbewahrung ber ©eräte ber Qfeuerweljr;
ber ©oben ring« fjerum würbe faft bis ju ben Oftnft*™
aufgefdjüttet. Da* Domfapttel machte (1818) ein ©efud)
an bie Regierung ju SKtnben, bie JBarttyoIomäuSfapeHe bem
religiösen Qxotdt jurfid jugeben. Der um unfere heimatliche
©efdjidjte fo Ijodj berbtente ßriminalbtrector ©etyrfcn ber*
wanbte fid) i. Q. 1823 6ei ber Regierung in SKinben um
(Erhaltung be* e^rwürbigen Dentmal«. Qm ftaljre 1825
bewilligte enbltd) ftönig ftriebrid) SBityelm III. 300 £l>lr.
jur flteftauration ber fflartijolomäuätapette. Der für Äunft
unb ©efdjidjte fo febr begeifterte ffronprinj unb nachmalige
Äönig grtebrid) SBityelm IV., ber $aberborn wtebertyolt
befugte, verweilte 1833 t>ter 3 läge unb befalj pdf) mit
ftd^tbarem Qntereffe bie beiben eljrwfirbigen SBaubenhnäler.
Die für bie heimatliche ©efdjtd&te unb ftunft überaus
tätigen ©gmnaftafleljrer ©iefer* unb SBranb bemühten ftc^
feljr für bie (Spaltung ber beiben benfwürbigen Äapetten,
erfterer bei bem Domfajntel, lefcterer bei ber {Regierung in
SWinben. Der Dombedjant unb Jfajritularbifar JBoctamp
bat 1856 bie ßönigl. Regierung um Überlaffung ber fflar*
tl)olomäu*fapeÜe. $m folgenben Qfaljre würbe biefer Sitte
unter ber Sebingung entforod&en, bafc baS Domfapitel für
bie (Erhaltung ber ßapette forge; i. #. 1883 gab flaifcr
©il^elm I. feine .gufKmmung, ba§ bie ßapefle im ©runb*
bud&e auf baS DomtajHtel übertragen würbe. Damit bie
SartyotomäuSfapefle ungeftört jum ©otteSbienfte berwanbt
würbe, fo mietete junäd&ft ba* Domfapitel bie ©erolbSfapeDe
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22
unb bie neben unb über iljr errichteten ©ebäube uon bem
Unternehmer SBeberungen in Setmatlje, in beffen SBcflft fie
übergegangen waren, unb faufte fie 1884 mit ftaailid>eT
®enel)migung für 10,500 3tt. 5Dic ffioljnräume »urben
anfangt vermietet unb 1896 jur ootten ftreileflung ber
®erolb«fa|>efle abgebrodjen; bicfc ttmrbe bann burd) ein
einfad&e« $ultba$ mit ber 8}art$olomäu*tat>efle Derbunbcn,
bie ber taufmänniföen Kongregation jur «bljaliung bed
®otte$bienfte* eingeräumt toorben ift.
©o f)at bie ©erolbsfapeüe, öon meld^er jefct nur no<$
ein geringer SCeil befielt, im Saufe oon 11 3fa(jrl)unberten
mannigfache ©efdjicfe erfahren unb ift nad& ben Scripten
unb ber Änftdjt unferer heimatlichen ©efdjtcfctfdjretber in
unferem fianbe ba$ ältefte d^rtftltd^c fflautoerf, tum einem
ber <ßalabine unfere* erften beutfd&en JJaiferS au« Siebe
ju unfern SSorfa^ren errietet, um itynen bie Segnungen
be$ ffii>riftentum$ jujmoenben. ©erolb« «nbenfen ift ba^er
aud& in $aberborn ftets (jodjgetjalten tuorben. 9Böge ba£
Ijod&roürbtge ©omfapitel bie nötigen SWittel ftnben, um biefe
ältefte ©tätte djrtftlidjer ©otte*öereljrung im «ßaberbornet
fianbe, bie je|t öbe unb öerlaffen bafte^t, nadf) bem SSorbübc
be$ lunftpmtigen SBifd^ofd ÜWehwert nrieber in einen mfir
bigen «Suftanb ju öerfefcen unb ju einem entfpredjenben
Vorbau ber fflartljolomäuäfapeüe ju machen, bie eine
ma^re ^Jerle früljromanifd&er SBaufunft ift! 9tad) 2Rit*
teilungen beS $. SßfarrerS in 8iei$enau ift ©erolb* ©rab
jüngft geöffnet toorben; ba$ barin befmbfidjc ©telett mifjt
2,10 m. (7 bab. Qfufe); als V&apptn befinbet fid& auf bem
©enftnal ein Söroe unb ein ftagbljorn. (Sine SSere^rung
©erolbs finbet feit Aufhebung be* Älofter* (1803) bort
nidf)t meljr ftatt.
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n.
Untetfud)ungen über ba& Utfunbetttoefen
ber SBtfc^öfe Don Stuben
im XIIL 3afyrf}un&ert
(1206—1293).
8on
Dr. phil. Jx. ttetke«.
*>«»-* a*€3)ft -i~"+
ghtfettmtö. 1 )
©eitbem öon ©idel unb feine SDWtotbeiter begonnen
l)aben, burd) Unterfud&ungen ber ßaifer* unb #önig$*Ur*
funben auf bem SBege ber ©d&riftterflleidjung neben Auf*
fdjlüffen über <£d)tyeit ober Une^t^eit aud) fold>e über bie
*) Metft nur mit bem Spanien bcr S3crfaffer citiert jtnb folgenbe
Sudler: 33refelau, £anbbud& ber Urfunbenle$re; 93b. I. Seidig 1889.
o. 33ud>w;alb, 33ifäof3« unb gürftenurhmben; SRoftocf 1882. Eubel,
Hierarchia catholica; Münfter 1897. gtefer, 23eiträge$ur Urfunben«
leljre; 2 8be. 3nn*bru<f 1877/78. ©rote, Stammtafeln; Seidig 1877.
©rotefenb, Scitredmung beö beutfdjen Mittelalter« k.; 2 »be. ^annooer
1891/98. ©rotefenb, $afd>enbud) ber 3eitre<$nung; ^amtooer unb
Seidig 1898. #einemann, Beiträge gur 2)tylomatif ber älteren 3Bi»
fe$ofe oon £Ube*Ijeim (1130—1246); SWarburg 1895. fcinfd&tu«,
Äir^enredjt ber äatljolifea unb ^roteftanten; Berlin 1879 ff. o. ^Aben-
berg, Galenberger Urfunbenbud&j tlbtlj. I, III, V— IX, £annoöer 1855/58.
ö. §obenberg, £oner Urfunbenbu<$ ; Hbtlj. I— VIII, £annoöer 1855/56.
D. ^obenberg, Urfunbenbu^ be3 älofter* Marienrobe (Bbtlj. IV bed
Gal. XL 8., $eft IV be« XL ». beS Ijtftonföen herein« für 9Keberfae$fen)
^annooer 1859. $ooge»eg, 2)ie Urfunben be* ©iÄtljum« Minben
(SBeftfäl. U. ». VI) Stünfter 1898. Meinarbu*, Urfunbenbu($ be* ©tifte«
unb ber Stabt Hameln; $annot>er 1887. äe$r, Urfunbcnbudj befi $o$ftift*
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24
Äanjlet unb tljre Beamten ju erhalten, Ijat eine ! leine Bn
jaljl öon 3forfd>ern biefe SRettjobe aud) auf bem ©ebiete
ber $rit>a!«Urfunben jur Änwenbung ju bringen »erfud)t
Unb nidjt oljne (Erfolg. 3freilid> liegt uns in ben sßrtbat*
Urfunben ein bei weitem nidjt fo baS Qfntereffe Aller toafy
rufenbes Sßaterial oor, wie bei ben ans ber faiferlidjen
ober föniglidjen Äanjlei ftammenben Urfunben, bo$ fyü
aud) bie Unterfudjung einer jeitlidj unb örtlid^ eingefcfjränften
©ruppe oon *ßrtoat*Urfunben tljre Berechtigung, wie bteS
Äeljr in treffenben ©orten auSgefprodjen Ijat: „^itbem (bie
SMplomatif) bie (Entfieljung einer jeben einjetnen Urfunbe
bis in tyre erften Anfänge jurüifoerfolgt, ermittelt fie eine
güfle öon Detail, baS im ©injelnen trielfad) wertlos ober
bod) feljr unbebeutenb, in ber (Sefamtljeit aber bod> niefct
oljne SBert unb JBebeutung ift." 1 ) Unb fo mögen au$ bie
Gxgebniffe ber oorliegenben Arbeit früher ober fpätcr unter
einer berufenen Äraft als ein ©auftein beim umfaffenben
JBau ber „ße^re ber beutfdjen sßrioafcUrfunbe 11 85cr=
wenbung finben. —
Stteine Hauptaufgabe war bie palaeograpl>tfd)e Unter=
fud&ung über bie etwaige fanjleimäfjige ^erfteflung ber
Urfunben. DeSfjalb ift baS XIII. $al)rl)unbert gewählt
worben in 4>inftd)t auf bie bereit« große Änjaljl ber in
feinem SSerlauf ausgepeilten unb uns überlieferten Urfunben.
SBiS jum 3fal)re 1206 Ciegen nur oereingelte Originalen«
fertigungen oor. Der lob JBtfdjof SBolquinS (12y3) bilbet
infofern einen paffenben Slbfdjlufc, als balb barauf (j. X.
fdjon unter feinem (EpiScopat) bie uniforme ©djrei&art ber
SRerfeburg; Seil I, £afle 1899. Änlpping, Beiträge gnr JDipIomoti!
ber Kölner (£rabtfd)öfe be* XII. Sdjrljunbertö; 2>iff- *onn f 1889. $offe,
$te 8f^re oon ben Sßriöaturfunben ; 8etpjig. 1887. 3He2ßeftfältjd)en
(Siegel be$ Mittelalter^ ; 2. £eft. herausgegeben oon Sumbült;
fünfter 1885.
') £e$r, (Einleitung p. LIV.
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25
Urfunbenfdjretber immer meljr bcn ©ieg über einen inbu
Dtbuellen ©d)retbbuctu8 bdbonträgt.
Daö Sßaterial lag bereite im tuefentlid&en geflutet tor in
ben „Urtunben be$ SBiStfjumS SRinben Dom Qfaljre 1201—
1300/' bearbeitet üon Dr. #oogetpeg, SJanb VI be* tueft*
fälifiert UrtunbenbudjeS, ÜKttnfter 1898. *) „SWad&trftge unb
Söertdjtigungen" ju biefem ffierte gebe id) im 3lnf)ang.
Die JDriginalurfunben fjabe id) mit bereittoitligft er*
teilter (Erlaubnis benufcen bürfen in ben ©taatSardjtoen ju
SKfinfter, £>annot>er, Düffelborf unb SKarburg, im ©tabt*
ardjto ju $annoüer, im Domard)to ju DSnabrttd, im
ftlofterardjfo Soccum unb im ©tift$ard)to Dbernfirdjen.
(Schriftliche HuSfunft erteilten gütigft baS föeidjSardjto ju
Äopenljagen unb ba« ©tabtard>to ju ®o$lar.
Den «rd)to*a$orftänben unb ^Beamten, bie mid) }. SC.
in nid&t unbebeutenbem SWafje in meiner Arbeit unterftüfcten,
fprecfce id) meinen aufnötigen Dan! anä, befouberS $errn
«rdjtobirector «rdjtorat Dr. SßljtliWi in STOünfter, burd)
beffen gütige Vermittlung mir bie Sßöglidjfeit gegeben war,
einen Seil ber Urtunben au« bem bortigen Staatsarchiv
im „©eminar für Ijtftorifdje #ttlf$ttriffenfd)aften ,l ju SBar*
bürg unter Äufftdjt meine« toereljrten fieljrerö, be$ #errn
*ßrof. Dr. SBranbi benufcen ju bürfen.
I. % dt.
Die bifdjöfHdjen Urknnien nni tljre (Empfänger.
§ 1. Seftanb unb Überlieferung.
$>le Urfunben, bie tum äRhtbener 33if($of en jtrrtfd&en ben Sauren
1206 unb 1293 auägefteüt unb un§ überliefert ftnb, belaufen ftdj
auf 492* darunter befmben fid& 3 Salbungen* *) äton ben übrig*
bleibenben 489 ftnb 341 als Dvigtnak2lu3fertigungen, 148 nur als
l ) citiert: £g.
■) ocrgl. Slrtljang.
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26
Gopten, mdft bed 16« 3a$r$imbert3 ermatten, Huf Me etnjefaen
Sifdtffe oertetten fte P* folgenbermafcen:
$einri$ (1206—1209) 3 Ortg. 1 6op. im (Sana« 3
ftomttb (1209—1236) 63 „ 30 M „ n 93
ffiiifctat (1236-1242) 13 „ 3 „ „ »16
3o&arat (1242—1253) 56 „ 18 „ „ »74
SBtbeftnb (1253-1261) 40 „ 14 „ „ „ 54
Äono (1261-1266) 23 „ 10 „ „ »33
Otto (1266-1275) 37 „ 29 „ „ „66
©olqutn (1275-1293) 105 „ 43 „ „ „ 148
(«olqutn electus 1266) 1 „ „ 1
$htdutreten nod& einige $SIIe me$rfadjer Ausfertigung 'einer
Urfunbe, fo unter 33tfc^of Äonrab unb 33ifc^of 3o$aim je atoetmal,
unter Otto einmal unb unter SBolqutn elfmaL Sfo&erbem liegt eine
Urfunbe be8 legten ©ifd&of« (£g. 1096) ht 3 Syempforen oor, f*
bafe mir e3 im ®ait|en mit 359 Urfdjriften )u t$un (oben.
m$t benufct mürben jur Arbeit bie Gopten £g. 57, 141, 347,
486, 539, 544, 623, 834, 844, 893, 896, 908, 911, 913, 983a,
1005, 1027, 1036, 1038a, 1150, 1198 (im Oonaen 21), unb bie
Originale 84, 217 a, 374, 398, 540, 883, 907, 973, 1032, 1041,
1155, 1222, 1231, 1279, 1438 b, 1439, ferner bie hn $ri»ofc
befifc be3 äfretyerm oon bev $orft in $ottmtnfeI befinbttc^en £g- 196,
261, 292, 388, 602, 1277, 1373, 1379, 1405,?beren Unterfud&ung
mir nid&t geftottet mürbe, unb foboimtfg. 1030 a, 1039, 1276 unb
650, oon benen mir oud& ber £egt nid&t aur Verfügung ftonb (im
@an*en 29). £3 fmb bemnad) im ©anaen 330 Originale unb 123
Urfunben^bfd&rtften oerroertet morben.
gfacftmUia SWinbener Urfunben ftnben fid& in Breuer, ®efd&te<$t3s
£tftorte ber Ferren oon SRündtöaufen (©öttingen 1740), oon £g.
310, 322, 391, 394, 424, 446, 452 unb oon $0» 832 in
SDteinarbuS, U. 8. oon Hameln.
Über ben jefclgen 8fofbema$rung8ort ber Originale giebt folgenbe
Zab&t SluSfunft:
ÄgL ®taat3ard&io au fünfter 127,
„ „ „ ^onnooer 114,
„ „ „ Harburg 3,
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27
Äßl. ©taotäardjto au SDüffelborf
2,
JRricbSardjto ju ftopetu)agen
1,
Sotnatdrfo „ DSnabrücf
1,
„ „ SWevfeburg
2,
Älofterardjto „ fioccum
64,
©ttftSart&fo „ Dbemfird&en
14,
$ouarinfel, qSvtoatbeftfc
9,
©tabtarcbjo ju $annooer
3,
„ „ Hameln
1.
„ „ ©oSlar
2,
@eb>lmeS ©taai§«r<$to ju Serlin
1,
ÄgL ©taatäardbfo au SRagbeburg
3,
gürjW. Strato ju $ehnolb
1,
„ „ „ Sücfcburg
1,
SRaiSardjto ju ©tenbal
1,
Äoptteläordbto au Dlmüfc
1,
Slofterarcbio SBienljmifen
1,
5lf*becf
1,
©ttftSardjt» fiemgo
1,
a3atlfaiu=2Ir*io au 9tom
1,
§ 2« $te (Smpfänger.
$)ie Empfänger bev bifdjoflid&en Urfunben finb in crftcr ßinie
bfe geiftli tyri 3nftitute innerhalb ber ättinbener $)iöcefe; über bie
Verteilung bcr tm 2M§tum gebliebenen Urfunben mag folgenbe gib
fammenftettung orientieren:
Selben, (Sotroent 1,
„ Slrd&tbtaconat 1,
29arfing$aufen, KL Orb, ©t. Äug. 4,
33ifd>opperobe, KL. Orb. Gift 1 (fett 1230 in «Rinteln),
»urlage, KL Orb, St SBen* 3,
ftifd&bed, ÄL Orb. ©t. öeiu 1,
Hameln, £ofpltal a, b. SBeferbrüdfe 1,
©tift ®t. «onifacii 6,
£amuH>er, #ofpital ©t. Spiritus 3,
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28
$e$len, Ätrt&e 2,
$ofefoe, ftrcutfapcHe 2,
$ol|$aufen, Äird&c 1,
8a$be, £t Orb. St S)om. 19,
ßeocrn, ÄL Orb. <£tft 55,
fioccum, ÄL Orb. Gift 61,
ßübbecfc, Ätrd&e 1,
äWaricnfee, ÄL Orb. ©tft 16,
aWarlcmpcrbcr, Orb. ©ift «L 6,
3Htobcn, bte @eiftÖ*cn bev fctöccfc 2,
n h n n ©tobt 1,
„ 3)omgI5cfner 1,
„ $)omf$oiafter 1,
„ ©frorbiftfof 1,
„ d£rbtamtnereramt 1,
„ ©omfapttel 34,
„ ^ofpttal 1,
„ ©tift 6t 3lo&<mn 6,
w „ ©t SWarla 3,
„ ©t SRarttn 19,
„ „ ®t SDtoria 21,
3Köacnbecf, ÄL Orb- ©t »en. 6,
SGemtborf, ÄL Orb. ©t »en. 23,
Obernflrc&en, ftt Orb. ©t »en. 15,
Sttttteln, Ätrd&c 1,
„ XL Orb. ©fr 3,
©d&hma, JH. Orb. ©t Sen. 17,
»orn^agcn, ÄL Orb. Gift 1 (feit 1215 In 2Raricnfec),
SBalörobe, fttrd&e 1,
„ ftt Orb. ©t »en. 10,
SBennigfen, ftt Orb. ©t Bug. 17,
2Btebenfa&l, fttrd&c 1,
SQBunflorf, JK. Orb. ©t »en. 9; hn ®anaen 379 Urfunben.
9tod> bcr $iocefe $Ube8I)eim fmb 20, na* bcr Grabtöcefe Stbln
5, ebcnfooicl nad^ bcr 3)töccfe £alberftabt, otcr nacfc äRünßer unb
bvei Urfunben na* gtaberborn beftimmt gcwefcn; auf anberc Jttöcefcn
seriellen fi$ 12 Urfunben.
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29
%t ehtjelnc gterfonen ftnb 40 Urfunben gertd&tet, barunter eine
an ben gtopft. 17 Urfunben finb für ©tobte beftimmt, baoon 13 an
bte ©tobt SRtnben.
SBct ben oter Urfunben £g. 53, 489, 564, 1039 fann oon
einem (Empfänger ni^t gcfprocfcen werben, 1 )
IL feit
Das Suf ere 6er Urfunben.
ftityttel I.
Sdjriftyröuenienj.
Die Sd&rtftprooeniena, bte hn folgenben für bie erhaltenen Ort*
ginale nacfcgemiefen werben foK, teilt bie Urfunben in brei ©nippen:
1. Urfunben, bie bürg bie «uSfteOer&anb fcrgefkOt ftnb;
2. Urfunben, beren Anfertigung burcfc ßmpfanger&anb gefielen
ift, mö>
3. Urfunben, beren £erftefler mit ©id&er&eit weber mit bem
SluSftetter, notf mit bem Empfänger au inbentiftjieren ift, alfo: Ur*
funben unbefthnmbarer ^anb.*)
*) £g. 53: »ertrag gwiföen ben SHfd&öfen oon SRünfter, Dfaabrütf,
9DHnben unb Jßaberbom wegen SBeljanblung <5icommumderter. $g. 489:
Vertrag ber 93ifd&öfe oon SRinbeu unb Oönabrüd über ba* ©dfjlofj bei
SKari. £g. 564: S3ifd>of Sodann ftiftct feine SRemorie im 25om. £g. 1039:
SWebrere 9if$ofe, barunter Otto oon 5Rinben, befd&wören faiferlidje*
$rioiIeg für ben Sßapft
•) «fteinemann fa&t auf ©eite 43 feiner Slrbeit biejenigen Urfunben,
„bte bei ber grapbifd&en Unterfudfjung in feiner ber oorljer befproc§enen
©nippen, weber oon (Empfänger* nodfj oon SiuflfteHerbanb, untergebracht
werben formen" unter bem Flamen „Urfunben unbefannter t£anb" flu-
fammen. 33refclau wie* föou oor «freinemann in beu „gorfd&ungen $ur
beutfdfjeu ©ef^i^te 1 ' 33b. XXVI p. 51 Hnm. 2 biefe SBejeid&nung, bie
befonberä oon Sud&walb in ber Einleitung gu feinen „©iföofl- unb
gürftenurfunben" bebanbelt, aU jioeibeutig gurücf, „ba fte an ftdfj
unflar lägt, ob eine £anbfdjrift oon unferm beutigen biplttnatifd^en ober
oom forenfifd&en ©tanbpunft ber KudfteÜung^eit aU befannt ober al0
unbefannt bejeid&net »erben foH." 3m lederen SaHe würbe „befannte
$ant>" footel bebeuten, wie gur „Äudftettungfyeit allgemein anerfannt".
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80
§ 1. 8tfdj9fttdje Sdjmierijfiiibe.
Die erfien SKerfmale für bic Sßunbierung ber Ur=
funben burd) bifdjöflidje ©djreiber finben fid) unter SHfdjof
tfonrab (1209—1236). Die Urfunben #g. 63 für ÄL
SWarienfee (2 ©f.), 72 unb 149 ftti «1. fioecum, 87 für
©t. üHartin*3Rinben, 91 für AI. SWariennjerber, 100, 102
(®j. A.), 103 unb 114 für Sil SRennborf, 138 für Dom*
öicar JBertram uon D«nabrfi<l, 142 für Domtapitel üRinben
unb 150 für AI. ©d)inna finb oon bemfelben ©djreiber
munbiert tuorben. (Sr erfdjeint in ben 3eugenreil)en öon
$g. 72, 87, 91, 100 unb 114 als Adam istius pagine
scriptor, in $g. 102 (<Ef «) unb 103 an oorlefcter ©teile
als Adam scriptor üor einem Saien. (S$ tann feinem
ßfceifel unterliegen, baf$ biefer Adam scriptor refp. Adam
istius pagine scriptor ibentifd) ift mit bem ©djreiber ber
oben genannten Urfunben, bie biefelbe ©djrift aufmeifen,
jumal fein SWame in feiner Urfunbe genannt mirb, bie
nidjt biefelbe ©djrift wie bie in ben erwähn! en Originalen
Dorfommenbe geigt. 1 ) 8ud) einige ntd)t bifdjöflidje Ur*
3d) fjabe mtd) beÄljalb für ben terminus technicus „unbeftimmbar" ent«
föieben, bei bem bie öon SJrefclau in betr. .unbefaunt" couftatierie 3mei«
beutigfeit nic^t .eintreten fann, unb ber angeben foU, bafj üon unfenn
heutigen (btylomatifdjen) (Stanbpunfte auä bie ©Treiber ber betr.
Urfunben weber ber Empfänger-, not§ ber ÄudfteHerbonb mit @td>er*
Ijett angetrieben werben fönnen, weil ifyre 6d>rift gan$ allein fteljt. unb
weil infolgebeffen ein Sfcefultat wegen SRangelä an 93ergleid)$matcrial
ntc^t ju erreichen ift
*) 3$ tann mid) nur öoflftänbig 23re&lau anfliegen, nadj beffen
Aufißt ein in einer Urfunbe erwähnter scriptor audj wirfHd) ber Bein-
fdjreiber ber betr. Urfunbe ift (cfr. p. 449 Kote 2, unb fpecieu* für ben
SWinbener ©Treiber Äbam p. 456 5Rote 3), — im ©egenfafc $u giefer,
ber unter scriptor gumeift ben (Eoncim'enten, nur auftnaljmäweife ben
SReinfd&reiber berftcljt (II § 203). o. Stodjwalb geljt nodj einen (Sdjritt
weiter, inbetn er hit Sbentität bed in einer Urfunbe genannten scriptor
mit bem SReinfdjreiber ooWommen ablehnt, trofcbem er auf p. 398 eine
ftudnaljme oon biefer üon ifjm öertretenen Siegel anführt. 8udj) Sßoffe fte^t
in bem scribere immer baä Entwerfen, niemal« baä BRunbieren einer Urfunbe.
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31
funben Ijat er munbiert, nämltd) bie ber ffirmentrub Don
©ee für Äl. SWarienfee Don ca 1215; 1 ) bic be$ ©rafen
SBurdjarb Don Dlbenburg für AI. SWennborf, 2 ) unter beren
3eugen ber ©treibet ebenfall« als Adam scriptor auf'
geführt wirb; unb bie beS ©rafen Äonrab Don fiauenrobe
Don ca 1225 für Sil ßoccum. 8 )
Die ©d>rift Don «baut ift eine letd&te, l)fibfd) Derjierte
biplomatifdje SKinuSfel, bie burdj iljre djarafterifttfd>en
formen leicht Don ben ©Triften anberer ©Treiber ju
unterfdjeiben ift. ©ie Ijat große 8tynlid)feit mit ber in
#g. 61 Dorltegenben, fo baß i$ geneigt bin anguneljmen,
ber unbefannte unb fonft nidjt wieber tyerDortretenbe
©Treiber Don $g. 61 fei ber Seljrer SlbamS gewefen. 4 )
Die Don biefem erften bifdjöflidjen ©d&retber gefdjrie*
benen Urfunben bringen burcfc bie Ijäuftg Dorfommenbe
Änwenbung oerlängerter 83ud)ftaben in ber erften Qtxlt,
befonberS in ber QfnDocation, unb burd) bie Dielen jierlicfcen,
großen SJudjftaben ben (Etnbrucf be« geierlidjen IjerDor.
Äudj baS meift große govmat, bie faft immer mit JBlei
ober fönte Dorgejogenen geilen, bie bis auf jwet 8u$*
nahmen forgfam angegebene Datierung, alle« biefeä läßt
erfennen, baß ber ©djreiber beftrebt war, eine fanjlei*
mäßige ©leidjljeit unb bamit eine gewiffe ©djönljeit ju er*
Sielen, bie nod) ert)öf}t wirb burd) ben mannigfaltigen
Öformenreidjtum ber einjelnen SJudjftaben.
«bamö Stljättgfeit erftreclt fidfo Don 1215 ©ept. 19
bis 1225. Über feine fonftige Stellung ergiebt fid) folgenbeS.
») Gal. U. $. V. 8.
•) £oi)er U. 33. VI, 12.
•) fcal. U. ». III, 50.
*) Huf einen ttieHeidit Dorltegenben CHnflufj feiten« be3 ®djriftwefen$
ber faiferlid&en ober öäpftlid)en tfanjlei $offe id) in einer foäteren Arbeit
3urü(ffonimen 311 tonnen.
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32
3fn $g. 72 fdjliefct bic 3*ugenreilje Adam istius pagine
scriptor totumque Mindensis ecclesie capitulum. S)icfe
©teflung beS ©djreiberS üor capitulum lönnte bie Set*
mutung auffommen laffen, ba§ unfer Äbam ju bcn ÜKinbener
Domherren gehört Ijabe. Die* märe bann gletdwettig ein
JBeleg für bie JBetjauptung üon SJud)watbS, baß scriptor
einen befonberen Slang im Äapitel bejeidjne. 1 ) Qittyn
mir aber in ©etradft, baß Äbam in ben übrigen Urfunben,
in benen er ermähnt wirb, jwifd)en ober nadj Saien fie^t,
baß er femer in £>g. 87 auSbrücflidj unter laici genannt
wirb, unb baß enbltd) in ber ßeit, n)0 ev auftritt, ein
Domherr Hbam in ber faft tjottftänbig jufaramenfteflbaren
fiijte ber Domherren nid>t nachweisbar ift, fo tft im §oI>en
©rabe waljrfc&etntid), baß er als 2aie anjufpredjen ift.
©eine Stellung in £g. 72 üor totumque etc. bleibt
auffadenb genug, tonn jebo$ auf ein 33erfet)en berufen.
2. (Sin ©Treiber, ber jum erften 2Bal wie Äbam baS
bifdjöfücfce ©djreibwefen in fefte formen braute, tnu&te
leicht Sinflug auf weitere ßreife gewinnen. (Ein ©cfcfiler
öon il)m, ber unter feinem bireften (Einfluß geftanben Ijat,
ift ber 9teinfd)rei6er ber Urfunben $g. 250 unb 256,
beibe aus bem Qafyxt 1232. SWur fetjr wenige inbimbueHe
Abweisungen fdjeiben feine ©djrift Don ber feines SeljrerS.
3. Qtitlii) etwad früher, aber md)t audj ein ©djüler
ÄbamS, .wirlte ein britter bifd&öflidjer ©djreiber, beffen
SWame unbetannt ift. Qftm üerbanfen #g. 198 für JM.
SJarftngljaufen unb #g. 218 für Sil Dbernfirdjen (beibe
um 1229/30) i^re ®ntftef>ung. 5Die ©d)rift ift in berfetben
jiertid&en SSetfe ausgeführt, wie bei ber burd) ©mpfängerljanb
Ijergefteflten Sßarienfee Urfunben ($g. 66a ac, cfr. p. 39).
4. Qux felben Qtit ungefähr begegnen wir einem werten
Angehörigen ber bifdföflidjen ©djreibftube, beffen SC^ätig!eit
') p. 155.
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33
unter JBifd&of Jtonrab nadjgettriefen ift au« ber ©d&rift*
gleic&ljeit folflcnbcr 9 Urlunbcn: #g. 178, 179, 182, 191,
192, 193 unb 231 für SU. Settern, $g. 216 für Stl
©ennigfen unb #g. 219 für ©t. 2Kort5*$übeSi)etm. ©eit
ber Huäfteflung ber legten Urlunbe (um 1230) üerfdjnrinbet
er auf fieben 3faljre au« ber JÖffentlidjfett, munbiert aber
in ben Sauren 1238 bis 1240 unter bem Sifdjof SBityetm
nod) weitere üier Urlunben: #g. 315 unb 323 für Sil
Sehern, $g. 320 für ©t. 2ßartin*2Kinben unb #g. 314
für Äl. SKarienfee.
5)er ©Treiber biefer bretje^n Urfunben, beren 8uS*
fteflung jttrifäen 1228 «prü 22 unb 1240 fällt, nennt ftd)
nur einmal aU fold&cr in #g. 182: Conradus scriptor
clericus; er toirb gtüeifeHoS ibentifö fein mit bem in #9,
193 genannten Conradus clericus. 1 ) ©eine ©djrift ift
eine Heine fdjmudlofe 3ßhm*!el; eine foidje grfinblid&e
©d&reibfdjufoorbübung »ie fein SSorgänger «bam ijat er
augenfcfcetnlidj nid)t burd&gemadjt. SKit Conradus de
Merla in $g. 270 ^at unfer Conradus scriptor nidjfcB
gemein.
fterftettung burd) btfdjöfttdje JBeamte ijat ferner ftatt*
flefunben bei ben ©ruppen:
5. $g. 340 für JH. SKarienfee (1240) unb #g. 349
für ©raf $einrtd) öon ©a^n (1241 Oct. 16), unb
6. #g. 373 für JH. SWarienfee (1242 Sttm>. 26) unb
$g. 426 für JH. fiebern (1244 JDec 22).
fflnx bie Annahme einer gemeinfamen ©d>ule für beibe
©djreiber erflärt bie große Styntidtfeit beiber ©nippen.
Qfft eine fotdje ©djute aber am btfdjöflidjen $ofe in SMtnben
felbft ju fud&en, fo füljrt bie JSUbung Dieler Sucfcftaben —
x ) Über feine fonfttgen Öebenöumftänbe ift nidf>t« befamtt; bie ÜRög-
Bd^feit liegt aber nalje, bog er ibentifdj ift mit bem im $g. 398 (1243
Suli 96 ©raf Otto Don 9tooen«berg für ©t. 3Korio»9JMnben) gewannten
Conraaus, ber unter capellani nostri aufgellt »irb.
LVI1I. 2. 3
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34
nidjt nur im Ductus, fonbern oudj in einjelnen 2Re*
malen — auf «bam jurüd. «n bic getn^eit ber ©<$rctfu
fünft SlbamS reicht freiließ bic ©d)rift biefer Hrfunben
nidjt f)eran, jumal bei i^nen immer eine breitere 3r«ber
öertoenbet ift, als bei ben burdj Äbam l>ergejtellten Urfunbcn.
7. Äuöfteflerljanb weifen fobamt auf bie Urfunbcn $g.
380 unb 438 für @t. 2flori5*2)Knben, #g. 399 für «L
SWennborf unb $g. 488 für ©t. 3»artin*3Rinben. Da
ftdj eine fe$r äljnttdje, faft biefelbc ©d)rift bei #g. 324
(©t. 2flartin*2)Mnben für @t. 2flaria*2Ragbalena in 4)ilbe*
§eim) ftnbet, barf gemifc bie Vermutung ausgebrochen
werben, bafc ber ©djreiber ber juerft genannten öier Ur*
funben im Sftartinftift burefc ben ©djreiber Don $9- 324
bie ©djretbfunjt erlernt Ijat. Über feinen dornen ober
feine ©tettung ift nidjtS ju ermitteln.
8. Defto genauer fennen mir einen anbem Angehörigen
beS ÜKartiniftifteS, ber in ben Qfaljren 1242 («ug. 24) bis
1259 («ug. 23) nidjt Imeniger als 38 Urfunben für bie
SHfäöfe 3fof)ann unb ©ibefinb munbiert Ijat. 3fn a^fitig*
feit unb ©influft übertrifft er in ijoljem SKage feine SBor*
ganger. SSon if)m rühren Ijer:
für «1. Seöern $g. 376, 385, 411, 412, 413, 425,
452, 512, 535, 569;
SU. Soccum #g. 416, 417, 577;
SKartenfee, #g. 372, 615, 703;
©d>mna, #g. 424, 425, 614;
Dbernfirdjen, #g. 420, 654;
SKarientüerber, #g. 446, 521;
SBunftorf, #g. 551;
SRennborf, §g. 563, 720;
ffiennigfen, #g. 633, 693;
SBarfmgljaufen, #g. 683;
„ SßatSrobe, #g. 688;
®t. aWorii*a»inben, #g. 549, 560 ffij. A., 590;
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35
Dom SWinben, #g. 564;
5Domfapttet, $g. 690;
#ofpttal ©t. ©pirituS ju $annoöer, #g. 692;
©raf ton ©Naumburg, #g. 410 j 1 )
{Ritter ^erbert Don 3RanbelSloi>, #g. 702.
Äufjerbem Ijat bcrfclbc ©Treiber bie nid)t bifd)öftid)en
Urfunben munbiert $9. 635 (1255 $ec. 22, ©raf Subolf
öon #aüermunb für Sil ßoecum), $9. 651 (1257, Sil
Siennborf ffir Sil Seüern) unb btc Urfunbc ber ©ebrüber
öon So^c für Sil SSennigfen t>on 1265 «pril 25.2)
3fn feiner biefer Urfunben toirb aflerbingS ber ©djreiber
als fold^er mit SRomen unb JBeruf genannt, unb bod) fönnen
mir Üjn erraten. SWur ber canonicus saneti Martini et
plebanus de Dilingen, Subolf, fann ber Weinfd&reiber ber
Urfunben fein.
3um erften Ttal begegnet er uns unter ben oben*
genannten Urfunben in ber äeugenreilje Don $g. 385
(1243 ÜWärj 3) als Ludolfus plebanus de Dilinge unb
erföeint unter biefem Stitel bis jum 7. 3fan. 1246 ($g. 452).
SSon biefem .ßeitpunfte an ru^t feine ©$reibertl)ätigfeit
bis 1249 ©ept. 25 (#g. 512); er wirb erft nrieber genannt
in #g. 521 (1250 gebr. 14) unb jtoar Ludolfus nota-
rius, saneti Martini canonicus. 8lS Stotar erfdjeint er
aufcerbem in #g. 551 (1251 2Kai 11) unb in #g. 693
(1258 SKärj 29). «IS canonicus beS 3RartinftifteS wirb
er 1258 5Dec. 14 (#g. 703) jum legten 2ßal erwähnt.
3toif$enburd) fü^rt er ben SEitel rector ecclesie in Dilingen
1250 3>ec. 14 ($g. 535) unb 1252 äßai 23 ($g. 569).
Stlö Ludolfus de Dilinge ot)ne eine SBemerfung über feinen
©taub wirb er #g. 549 (1251 gebr. 15), #g. 560 (1252
3fc:i. 10) unb #g. 577 (1252 $ec. 21), nur mit ber 33e*
>) Sfodj ber ©d^rtftbefunb alfo Bcweifl bie ßdjtyeü biefer angezweifelten
nrbutbi; cfr. «froogewega &nmertung 311 9h. 410.
») (Sal U. ©. VII, 48
3*
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36
jeidjnung canonicus sancti Martini #g. 654 (1256 Quni 29)
aufgeführt. 1 )
3fn Gopten bifdjöflid&er Urfunbcn nrirb fiubolf brri*
mal genannt: in #g. 390 (1243 Qfuni 12) al* Ludolphus
scriptor, in $g. 528 (1250 2ßai 24) afe Ludolfus ca-
pellanus episcopi et canonicus sancti Martini uttb in
#g. 579 (1252 iDcc. 24) al« Ludolfus plebanus de
Dilingen. 3 )
8udj in tlrfunben, bte aflerbmgs ebenfalls au& bet
bifdjöfttdjen ©d&reibftube aber öon anberer $anb flammen,
begegnet er unb jttar $g. 426 (1244 $ec. 22) cd» Lu-
dolfus plebanus de Diligen, $g. 648 (1256 «prtl 1) als
magister Ludolfus de Dilinge unb $g. 669 (1257 SKai
29) ate Ludolfus de Dilingen notarius.
SEBtc au& ber ©djrift ju erfennen, mar er aud> nidjt
beteiligt bei ber föemfdjrift ber (melmetyr öon ber (Empfänger*
Ijanb ^ergefteüten) btfdjöfltd&en Urlunben $g. 523 (1250
2Kärj 13 für Stl Soccum), tt>o er als Ludolfus rector
ecclesie in Dilingen, unb #g. 616 (1254 Qfuli 3 für
l ) (Soenfo in ber au$ oon iljm fhrmmenben Urhmbe bc8 ©reifen
öubolf Don £aHemmnb für JH. fcoecum (1255 SRoo. 15; £g. 635).
•) Seiber mtr in fpäterer 8bf<§rift oorijanben ftnb audj folgertbe
Urftmben, worin er all 3euge erfdjeint, oljne bafl e* möglich ift, bat
Stadjwei« ju fuhren, bafc fte au$ oon iljm munbiert finb:
£g. 352, bte Grafen oon Dlbenburg für Bffdjof iBHUjelm, 1241;
Ludolfus scriptor
£g. 875, eBenfo in Urf. bed ©rafen flonrab oon SBölpe für Siföof
2öül)elm, 1242.
9hr. 597, ©raf £einridj oon Olbenburg für Sifd^of SBtbefinb, 1253
£>ct 6; Ludolfus sancti Martini ecclesie Mindenäs
canonicus.
fftt. 704 (Slnmerfung), Magister Ludolfus de Dilinge ift mit
Btfdjof SBibeünb 3tuge hd einem ©erlauf bed trafen von
SBölpe an be* SBiföof* ©ruber, ©ntf $eum$ *on $090,
1258 2>ec 81.
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37
<3t. 2Rorij*3Rinben), »o er unter clerici als Ladolfüs
scriptor de Diligen erföetnt. ©ei ber legten Urfunbe ift
bie SJejeidfjnung scriptor offenbar ju einem ftänbtgen S3e*
flanbteil feine« SCitete geworben; biefer einjelfte^enbe 3fafl
f ann ober bie in «nmerfung 1 p. 30 vertretene Änftdjt t>on ber
normalen »ebeutung beS SBorte* scriptor nid&t als falfdfc
ettoeifen.
Die ^roöenienj öon #g. 855 (1266), Urfunbe bes
ertoä^Iten SBolquin, 1 ) in beren 3eugenfd(>rift audfj Ludolfus
plebanus de Diligen fteljt, ift unbefannt.
SubolfS ©d&rift ift eine gletdfjmäfjtge, jierlidje aber
bod& fd&mudlofe, flott getriebene Eurfto*3ftinuSfeI, bie er*
flärlid&er ffieife bei Urfunben au« ber erften Sßeriobe feiner
©d&reibertl>ätigfeit ben ffiinbrud einer größeren Steifheit Ijer*
öorruft, als bei fträter entftanbenen, bei beren $erftettung bem
©Treiber eine ntd&t geringe practtfd&e (Erfahrung jur ©eite
ftanb. Die Meinen Sud&ftaben fiberfd&reiten feiten bie #öt)e uon
2 mm, nur t — faft ausnahmslos Don c gut ju unter«
fd&eiben — überragt bie anbern in ßigaturen ttrie et unb
et. SBorgejogene ßinien ftnben fid& nidfjt, trofcbem ift bie
©d&riftlinie meift gerabe ausgefallen. Der dfjaracteriftifd&fte
»ud&ftabe in ßubolfs ©d&rift ift g. «IS «bffirjungSftridf)
ttrirb ber einfache ©tridj bertoenbet; i-©trtc&e »erben faft
burdfjgeljenbs gefefet, aud& in gälten, »o i ntdfjt etioa mit
m, n ober u jufammentrifft, alfo nid&t nur, um i Don
biefen öudfjflaben erftd&tüclj ju trennen.
Die äufjere gorm unb ÄuSftattung ber Urfunben ift
mannigfaltig; in biefer SJejteljung ift Subolf feinem SSor*
ganger Äbam nid&t gefolgt. $m Allgemeinen ift bie ©d&rift
fc^r fteil; nid)t aflju feiten finb fogar bie gälle, too fte
jiarf nadfo Knfs geneigt ift. Die Datierung ift bis auf
wenige Ausnahmen mit 3fal>r unb 5Eag gegeben.
l ) ÄJer biefe Urfunbe *$. au$ Ättmertong 2 p. 55,
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38
©tc &erljaitm$maßtg große «ttja^I ber toon Subolf ffa
JH. 2et>ern munbterten Urfunbcn erflärt Dtelletc&t ber Um»
ftanb, ba& ber *ßatronat ber JHrdje ju SMelingen, ßubolf*
$farrort, fett 1231 bem JH. 2et>ern gehörte, ffiegen ferner
©ad)* unb Drt$fentni$ wirb er gerabe für bie für biefe*
JHofter ausgepeilten Urfunben herangezogen fein.
9. ®leid)jeittg mit Cubolf mirfte in ben Qa^ren 1248
unb 1249 am bifdjöflidjen $ofe ein anberer ©djretber, ber
bie betben Urfunben $g. 492 für JH. Soccum unb $g.
511 für ba« Domfapitel in einer toerjierten, fe^r letzten
2Rinu$felfct)rift munbiert tyat.
10. Die ber ©cfcrift na<$ aDeinfte^enbe Urfunbe $g.
660 (1256 Dec. 5, «uSföl)nung beS »ifdjof* mit ber ©tabt
SBinben) ift ^roeifefloä auf SSeranlaffung be$ HuSfteHer«,
beS SBifdjofS ffiibefinb, gefdjriebeu unb jtoar &on einem
SKitgliebe be$ 3)omfajntel$. 3)ie gleiche ©djrift Ijabe i<$
nämlid) gefunben in einem SBerjeidjm* ber SDlinbener
©ifdjöfe, ba* auf bie legten SBlätter eine« früher bem
SWinbener Domfojritel getyJrenben unb burd) 2ßitglieber Don
tljm gefdjriebenen SftecrologS eingetragen ift 1 ). S)ie Auf*
jei<$nungen beS erften ©Treiber« beginnen mit bem erften
SBtfdjof (Jrtembert unb fdjließen mit ffitbeftnb, fobag f!e
nodj ju beS lefcteren Sebjeiten gefdjrteben fein muffen.
S5on feinem Sftadjfolger Jhmo an fdjreibt eine jtoette #anb.
11. (Ein Stoifdjenraum toon der Qfctljren trennt bie
gleichfalls ber «uSfteüerljanb jujutoeifenben Urfunben §g.
608, 1254 3»ärj 19, für ©t. 3Haria*2Btnben, unb $g.
695, 1258 Qfuni 18, JBeftimmungen über «Imofen in ber
©tabt aßinbeu entfjaltenb.
12. (Einen Heineren 3 eitraum umf äffen bie öier Ut*
funben ber folgenben ©nippe:
*) Sefct im fgl. ©t-«. au £atmot>er, <5op. XII, 50,
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39
#g. 592 (1253 8ug. 1) für JH. Soccum, $g. 624
(1255 aßärj 17) für JH. ©finita, #g. 625 (1255 2»ärj
18) für JH. 2ttarienfee unb #g. 652 (1256 ftuni 11) für
$ofpital ©t. (Spiritus ju #annoöer.
13. Sei bicfcn legten beiben ©ruppen fann aud) nid^t
bie geringfte aWuttnafcung über bie Sßerfon bes ©Treiber«
ausgebrochen »erben. StnberS bei ber folgenben, bie ftd)
jufammenfefct au* $g. 620 (1254 Sfloö. 26) für «I.
üftartenfee, #g. 628 (1255 Qfuli 5) für «I. ©d&htna unb
#g. 669 (1257 2ttai 29) für JH. Seöem. ffiv ©Treiber
ift ber in $g. 628 auftretenbe Arnoldus de Schinna,
canonicus ecclesie nostre (seil, maioris) huius cedule
scriptor, ber aud) unter ben $eugen & cr beiben anbem
Urlunben als $)oml>err crfd&cint 1 ). ©eine ©djrift l)at
manche 9Ö)nIid)feit mit ber Subolfs, ift aber forgfamer unb
beutlidjer als biefe gefdjrieben.
14. 35er legte ©Treiber, ber unter SBifd&of SBibelinb
gearbeitet unb #g. 636 (1255 SÄoü. 29) für JH. SBaterobe
unb #g. 648 (1256 «prtl 1) für JH. ©d&inna IjergefteHt
l>at, bleibt torieber unbenannt.
15. Unter JBifdjof Gono umrben juerft bie Urfunben
$g. 787 (1263 Oct. 7) für JH. 2»artentoerber unb #g.
813 (1265 ftan. 10) für JH. Setoern burd) einen bifdjöflidjen
©Treiber Ijergefteöt.
*) <&r tritt aum erften 3ftal fceröor alö canonicus Mindensis (seil,
maioris ecclesie) 1252 @cpt 11 (£g. 514), in melier Stellung er
nodj 1272 3Hai 10 (£g. 1003) genannt wirb. Seit 1256 Sfyril 1
(£g. 648) fu^rt er aujjerbem ben Sitel magister, feit 1262 Dct 4
(£g. 776) au$ ben eine* archidiaconus in Ahlden. Sllö folc^er ift
er 1179 2Rära 7 ($g. 1152) jum legten SWoI nagurittor. Baut £g. 628
fd^enft er 1255 Suli 2 feine @üter in Slnemolter (Bei (Sdjinna) bem
Jtl. ©djinna. 3vif$cn 1253 unb 1257 überbringt er im auftrage be3
SKföof« öon Sfoagni Reliquien an ben SWinbener S)om (#a.. 605).
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40
16. aSerttntfelt finb bie »er^aitmffe bei ber folgenben
größeren ©nippe: $>g. 809 unb 810 (1264), §g. 968
(1270 3fuli 31) unb £g. 1182 <£j. A. (1280 2»ai 19)
für ©tabt ÜRinben, #g. 832 (1265 Dct. 9) für St. So*
nifaj$ameln, #g. 935 (1269 8ug. 9) unb #g. 1000
(1272 «prit 20) für Ät fieüem unb #g. 997 C1272
April 14) für JH. ©d)inna. «De biefe Urfunben jeigen
biefelbe ©djrift, ftammen oon bemfelben Äuäftetter unb
tonnen bedtyalb aud) nur auf feine SJeranlaffung getrieben
fein. iWurt ftnbet ftd) biefelbe ©djrift aber aud) bei einer
föeilje t)on Urfunben für ©t. 9Rartin*3Rmben, nümlicfc bei
#g. 950 (1270 ©ept. 2), $g. 1158 (1279 $uni 16) unb
#g. 1164 (1279 «ug. 17) oom »iföof/ bei #g. 986
(1271 Qfuni 10) unb £g. 1129 ®j. B. (1278 ^ult 28)
toom Domfapitel, bei $g. 1074 (1276 Dec. 18) vom
©rafen §einrid) öon §oija unb enbli<$ bei $>g. 1163
(1279 «ug. 17) t>on ben ©ebrübern öon SJarbeleben au$*
gefteHt. S)ie legten Urfunben gehören alfo o$ne 3metfel
ber (Smpfängerljanb an. ©& liegt bemnaety bie 3$atfa$e
öor, baß ber Angehörige eine« ©tifte* 1 ) fowoljl in beffen
Auftrage fdjrieb, als aud) Dorn SMfcfcof jur föeinfdjrift öon
Urfunben öerwenbet würbe, bie für öerfdjiebene ©mpfämjer
beftimmt waren, ©efyen wir ben legten Umftanb als bie
#auptfad)e an, fo jinb wir wof|l berechtigt ben ©Treiber
aU einen bifd)öflid)en in Änfprud) ju nehmen. Die ©cfcrift
jeigt große Hccurateffe; fie ift eine feljr flare, nur mit
wenigen ©d>nörfeln oerfe^ene biplomatifcfye 2Rinu«fel.
17. SSon einem anbem bifdjöflicljen ©Treiber fmb
gefd&rieben: $g. 824 (1265 ^uni 22), $g. 905 (1268
^uli 31), #g. 932 (1269 ^uli 1), $9- 964 (1270 Qfuni
28) unb $g. 994 (1272 2ßärj 8), biefe fünf für »I.
fialjbe, #g. 903 (1268 Quli 4) für ©t. 2Kartin*9™nben
*) ücrgl. aud) Seite 42.
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41
unb $g. 1025 (1274 Qan. 19), 2 ffijemplare für 81
ÜHartenrobe. ftn ber ©djrift biefer Urfunben erfd&eint
jum erften 2BaI ein für bic fpfttere Qtit djaracteriftifd)
tnerbenbeä 3WcrfmaI: ba$ HuSjietjen bcr SBudtftaben mit
Unterlängen föarf nad> linfs, ober fogar baS Änfefcen eines
$afen$ &on ltnf$ an ben untern Ausläufer.
18. 8u« einer anbern Hnaaljl öon Urfunben ijl ju
erfe^en, bafj ein ©djreiber für ein beftintmteS Älofter
ntunbtert, fpätcr aber nur als btfd)öflid)er ©Treiber nad>*
juroeifen ift. 3)ie Urlunben für 81 SBennigfen nämlidj
$g. 894 (1268 gebr. 10), #g. 904 (1268 3fuli 15), $g.
929 (1269 «pril 6) unb £g. 930 (1269 Styrit 13) §aben
biefelbe ©d&rift toie #g. 945 (1269) unb 959 (1270 ^uni
15) für «1. Settern, £g. 958 (1270 2Rai 31) für @e*
brüber ßnigge unb $g. 998 (1272 April 15) für «1.
äWartemoerber. Qd) glaube alö i^ren ©Treiber ben unter
sacerdotes in ber ßeugenretye öon f>8- 929 ermähnten
Segebodo capellanus in Wenigessen annehmen ju bürfen,
ber Dieöeidjt feiner guten ©djrift wegen jum (gintritt in
bie bifdjöflidje ©djreibftube veranlagt würbe.
19. Die oben erwähnte, bem SBartinSftifte entftammenbe
©djrift ift üorbilblid) gemefen für ben ©Treiber ber Ur*
funben £g. 1088 (1277 2ttärj 23) für ©t. äRartin, £g.
1147 (1279 gebr. 5) für 81 fioecum, #g. 1192 (1280
ca Dct. 29) für ©t. 2ßori}, £g. 1210 (1281 ^an. 28)
für 81 SKöHenbecI, $g. 1235 (1282 $an. 20) für 81
Dbernfird&en, $g. 1229 (Ej. B. (1281 S»od. 21) unb #g.
1238 (1282 gebr. 27) ©j. A. für 81 3Karienfee. find)
#g. 1193 (1280 Dct. 29), ©raf ©erwarb üon ©Naumburg
für ©t. 2Borij, l>at biefelbe ©djrift. Qtyr ©Treiber ift
ber in #g. 1192 auftretenbe Sifridus scriptor, genannt
unter maioris et saneti Martini ecclesiarum canonici, ber
aud> in ber nur in ffiopie erhaltenen bifctyöflidjen Urfunbe
$g. 1123 ate Syfridus notarius noster öorlommt. ©eine
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©$rift tft überreif an ©djnörfeln; bie Ober« unb Unter»
längen, befonber« aber bie SfbfürjungSftri^e, ftnb in ber
»erfd)iebenften ©eife eerjiert. «n Klarheit bat biefe ©djrift
ben anbern gegenüber fe^r werteren.
20. SRod) einmal erfdjeint bie auffaQenbe £ljatfad>e,
baß ein Angehöriger eines Älofterfi fowoljl für biefe«, ab
audj im Auftrage be£ SKfdjof« munbiert. Die Urfunben
$g. 1131 (1278 Sept. 10) unb $g. 1215 (1281 2»ai 12)
für ftt ffiunftorf unb §g. 1133 (1278 Dct. 9) für @raf
©piegelberg (betrifft aber ba* SU. ©unftorf unb jtoat $g.
1131) ftnb unter ber gleiten $anb entftanben, »te $9-
1125 (1278 Qfuni 23) für SO. üRöDenbetf, $g. 1182
(1280 2Rai 19) <5j. B. für ©tabt SKinben, $g. 1216
(1281 Sunt 5) für JH. «Itenberg unb $g. 1257 (1282
3fult 19) für JH. SWartenrobe. ©te ©djrift ifi eine sier«
lidje SKinuSfel.
Den ©djlufj ber Urfunben ber «uSftetterbanb bilben
einige Heine ©ruppen »on je jmei, Ijödjften« je oier Urfunben,
beren §erfteßung gruppenmetfe auf einen ©Treiber ju»
rücfgeljt:
21. $g. 1130 (1278 Qu« 30) 2 (Jr. für @t. 3»artm
unb #g. 1172 (1279) für JH. SHeunborf.
22. #g. 1229 (1281 SWoo. 21) ®r. B. unb $g. 1238
(1282 gebr. 27) Cr. B. für Stl SWarienfee, $g. 1290
(1284 gebr. 12) für $ofpital @t. ©piritu« ju $annotter,
unb $g. 1324 (1285 3>ec. 7) für JH. ©djinna.
23. #g. 1365 (1287 «ug. 18) für ©ebrüber öon
üttanbelslob unb #g. 1388 (1288 ÜRai 14) für Stl fioccum.
24. $g. 1357 (1287 Hpril 20) für Stl fioccum unb
§g. 1431 (1290 ÜÄarj 2) für fitopolb »on üJcanbeI*lo$.
25. $g. 1479 (1292 2Rai 10) für ©t. Sonifa*
Hameln unb $g. 1488 (1292 $ec. 1) für SU ©ennigfen.
(Eine einjigartige Stellung nimmt §g. 1035 ein: ber
©ifdjof Otto erteilt ben SBefudjern be« Stl ©ennigfen Vblaf.
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S)tc Urfunbe ift battert au« Styon toon 1274 1 ). SSom
gleichen ©Treiber unb für baffclbc Älofter ift audj Ijer*
geftettt eine Urfunbe (mit einem bis auf wenige ©orte
mit #g. 1035 übereinftimmenben ftnfcalt) be* JBifdjofS
3foljann öon *ßrag (1274), freiließ au& üfta^on battcrt 2 ).
Da bei beiben Urfunben italienifdjeS Sßergament unb eine
im Ijöcfyjten ÜWafje an bie päpftlidje ©d&rift jener ßeit cr *
tnnernbe SBinudfel SBerwenbung gefunben ijat, fo barf
trießeidjt bie Vermutung ausgebrochen werben, baß beibe
Urfunben trofc ber Derfd&iebenen ÄuSfteQungSorte gteid)»
jeitig unb jwar Don einem Angehörigen ber pityftlidljen
Äanjlei $ergefteKt ftnb.
©ir faffen ba$ SrgebniS unferer bisherigen Unter*
fudjung jufammen: (SS Ijat am 2Rinbencr SBifdjofgtpfe
fd&reibfunbige *ßerfonen — geiftlid)e unb weltliche — ge*
geben, benen es oblag, bifdjöflidje Urfunben ju munbieren.
3fm ganjen Ijabeu wir 25 me^r ober weniger toon einanber
abhängige ©Treiber für ben 3 c ^ raurn öon 87 Q^ren
nadjweifen fönnen. Qu entfdjeiben, inwieweit biefe audj
nur jeitweilig ein burdj eine SSerfaffung unb Wangunter*
fdjiebe feftgebilbetes EoDegium gebilbet Ijaben, ift bei bem
SWangel fonftiger Quellen nid)t möglid); bie Sjiftenj einer
georbneten bifcfyöflidjen Äanjlei wirb aud) ni$t gefiebert
burd) bie auffaßenbe Sfjatfacfce, baß öielfad) mehrere ©Treiber
gleichseitig neben bem Dome^men ^auptfd^reiber t^ätig
gewefen finb. S)aß aber wenigftenS in wichtigen Ratten
bie Hnweifung jur Urfunben^erftettung burd& einen fcor*
monieren SBeamten erfolgte, wä^renb bie Anfertigung einem
©Treiber fiberlaffen blieb, baS leljrt bie unter IV. Aap. 2.
befprodjene Urfunbe, beren ftacjlmite biefer Arbeit bei*
gegeben ift.
*) Über nähere Datierung üergl. „Wadjtragc k."
*) ö. $obcnbcrg, Gal. U. 33. VII, 62. Srofcbem im Original
Macnn ftelji, ba$ nur Ma^on, nörblidj öon 8non fein fann, gießt $oben-
betg ala «uöftettungöort „Wlatom" an.
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§ 2. SnttfSttgetljSitbe.
I. #aben toir im 33orf)ergeljenben bcn 93etoet$ ber ÄuS*
fteflerljanb barin gefunben, ba& Urfunben beffelben 8u*
fteKerS, aber für Derfäiebene Empfänger bic gleite ©djtift
jeigten, fo fteflen nrir für ba$ Qfolgenbe al* Seitfafc auf:
Urfunbcn mit gleidjer ©djrift, für benfelben gmpf8ngcr,
Don einem ober mehreren ?tu8fteDern, ftnb bem (Empfanget
jujufäreiben. Unterfud^en n?ir junadjft, ob fid) feflfietten
lägt, bafc ber @df)retbbuctu3 eine« fflofler* trabitioneU fort*
gebauert fyat, b. §. ob Don tflofterfd&ulen gefproc^en
toerben fann.
1. 2Btr beginnen mit bem älteflen ©tift innerhalb ber
©tabt a»inben felbft, bem SKartinSftift. $ter lagt ft$
außer bem auf ©eite 40 ernannten ©Treiber nur noc$
einmal eine eigene ©tift$l|anb (Wla. I) nadjmeifen bei
<pg. 1399 (1288 ©ept. 23), #g. 1401 (1288 Dct. 13)
unb #g. 1474 (1292 ÜWarj 5). fcrofc mancher inbiüibueller
«btoeieijungen fann eine shjnlid&feit mit ber fdjon früher
genannten aWartinSljanb conftatiert »erben.
2. Siel reidjer ift ba* im SWorijftift Ijergefielfte
Urfunbenmaterial. S)er erfte flöfterlidje ©djreiber — furj
mit ÜWor. I jbejeidjnet — Ijat $g. 290a gefdjrieben. STrofc*
bem er nod) eine redf)t altertümliche SKinurtel gebraucht,
ift er SJorbilb gewefen für ben jtoeiten JHofterfdjreiber —
üflor. II — , bem mir #g. 524 (1250 «tyril 2) »erbanfen.
Diefer ift tt)aljrfc!)einlid) ber Setter ber flöfterlidjen Schreib*
fdjule getoefen unb fjat baburd) ®tnftu§ auf mehrere
fpätere ©Treiber gewonnen. S)er ©<$üler, ber iljm jeitlt^
am näd&ften fteljt — SWor. III — l»at #g. 561 (1252
3fan. 10?), $g. 560 (1252 %an. 10) unb $g. 665 (1257
SÄärj 25) munbiert, freilidj nid)t mit ber ©td}erl)eit unb
(Sjactfjeit feined £et>rer$.
SBebeutenb näf>er ift bem SSorbübe beS SeljrerS ge*
lommen beffen jioeiter ©djfiler, SWor. IV, Don bem Ijer«
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rühren #g. 616 (1254 Qfuli 3), $g. 618 (1254 ©ept. 1),
#g. 642 unb 643 (1256 gebr. 6), £g. 645 (1256 gebr. 28)
unb $g. 687 (1258 gebr. 8), ade unter betn SHamen be«
SBtfdjofS ©ibefinb ausgepellt, ferner bie Urfunben $g. 518
(1249) tjon ffiibefinb, Sogt Dom Serge, #g. 532 (1250
Dct. 6) unb #g. 631 (1255 ftutt 18) öon Suboif, ffiblem
txm «ml>eim, $g. 565 (1252 Styril 12) öon ben iftats*
leuten Don Rinteln unb enblid) $g. 626 (1255 Jtyrtf 23)
t>on ®raf Äonrab t>on SBöfye. Sljaracteriftifd) ift bie fteile
©d>reibung ber JBudjftaben $, f, I, b unb b, unb ein eigen*
artiger 9tnfafc an ben großen SBu<$ftaben SB unb U.
Unter bem (Einfluß öon SRor. III $at ftdj gebübet
ber ©Treiber 3Bor. V, bem toir bie bifd^öftid^cn Urfunben
$g. 895 (1268 gebr. 11) unb $g. 900 (1268 2ßära 22)
unb bie be« Subolf, ®blen Don «rnljeim $g. 899 (1268
aWftrj 22) äufpredjen fönnen.
5Die lefcte au« bem SHorijftift ftammenbe ©ruppe, bie
au« $g. 1228 (1281 Sttot). 1) unb #g. 1249 (1282 Styril
13) beftel>t, jeigt eine ©djrift, bie man auf ben erften
S51i(f für biefelbe nrie bei fSJla. I ju galten geneigt ift.
SKur gang geringe Hbioetc&ungen lajfen erfennen, bafj mir
e$ mit sn>ei Rauben ju tljun tyaben, beren SBeftfcer aber
fragio« in ein unb berfelben ©d)ule toorgebilbet fein muffen.
3. Stud) baä erft im XIII. Qfaljrljunbert gegrünbete
Softer ßa^be l>at eigene ©Treiber beschäftigt. @d er«
geben fid) na<$ bet <3djriftgleid)l)eit folgenbe Meine ©nippen:
I. ^g. 812 (1265 Qfan. 1) unb $g. 822 (1265 ^uni 14);
II. ^ |1096 <Ey. B. unb C. (1277 ^uni 11) unb
$g. 1253 (1282 3funi 8);
III. $g. 1326(1285 D«c.24)unb#g. 1419 (12893fuli4);
IV. £g. 1459 (1291 2»ai 25) unb bie Urfunben
be$ ffibelöogt« ©erwarb öom Serge »on 1290 $uni
21 1 ) unb öon 1291 2ttai 23 ($g. 1458), ber ©rafen
l ) er&äljni in o. ^obenBcrg, dal. tt. SB. UI, 474 Unmcrhmj.
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©erwarb unb Otto Don #o$a Don 129t 2Wai 31 ($g. 1460),
bie beS $ropfteö unb be* (EonDente* ju SHennborf Don 1291
©ept. 29 ($g. 1467).
$aben bie Urtunbcn ber ®xupptn I unb II unter
ftd) nidjt bie geringfte ©dbrtftätfnlictyfett, fo ift eine foldje
befto mel>r in bie Hugen faHenb bei III unb IV. Die ju
IV ge^örenben Urlunben ftnb SßracfctauSgaben mit Diel Der*
toenbeten unb rei$ Derjierten 3Kaju$felbud)fta&en.
4. Sebeutenb früher al$ bei ben eben be^anbelten
Älöftern finbet fic^ bie Älofterljanb in Seoern, nömltd)
juerft bei $g. 166 unb 167, beibe au« bem 3fa$re 1227 1 ).
5Dic ©djrift ift fel>r gro| unb bid, hti $g. 166 wirb jie
gegen ffinbe immer fdjtoerf&Oiger toegen ber june^menbcn
{Rauheit beS Pergament«.
Sßtel feiner ift bie ©d&rift ber beiben Urlauben $$.
171 2 ) unb $g. 251 (1232 ^uni 11). Ob ber unter ben
beugen ber lefeteren genannte Liborius sacerdos ber
©djreiber ber Urfunbe ift?
SDafe aud) Urfunbe $g. 201 (ca 1229), in welcher ber
SBifd^of ben $apjt crfud^t, bem Älofter bie ffiiflcrcicnfcr*
orbenSregel ju beftätigen, im Älofter felbft entftanben i%
betreift bie biefelbe ©djrift jeigenbe, Urfunbe, $g. 202,
in ber SBifd&of ©(ottfäatf) Don Wafceburg bie gleite Sitte
auSftmdjt.
(Erft ungefähr 15 #al)re foäter fmben toir einen neuen
Äiofterfdjreiber; es ift bie« ber 9teinfd>reiber Don $>g. 389,
beffen unbefannter ©ctyfller einige Qa^re barauf ebenfaltt
für ba$ JUofter munbierte unb jtoar bie Urfunben $g.
505 unb 506 (beibe Don 1249 2ttä^ 25) Don 8ifd|of
3fo^ann, unb #g. 484 (1248), Don Sßropft ffierner Don ©t
SKartin unb SJurggraf ffonrab Don ©tromberg audgeßeflt.
! ) Über genauere Dotierung 09L „9la4trdge k."
*) e&enfo.
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SRad) ungefähr »eiteren 20 ftaljren fd&reibt ein J?Iofter>
angeljöriger #g. 920 unb 921, beibe oljne $af)T, aber »o^l
in« 3fa§r 1268 ge^örenb.
S)ann folgt eine 3*ü *on 15 ^faljren, bis wteber ein
SeDernfdjer ©Treiber nachweisbar ift, unter beffen #anb
£g. 1278 (1283 ju Qfunt 10), $g. 1289 <£f. B. (1284
3fan. 17), $g. 1349 (1286) entftanben ftnb. ÜRit biefer
©cfcrift feljr nalje Dernmnbt ift bie Don #g. 1289 ©j. A.
unb $g. 1427 (1289).
5. IDaS Älofter SWennborf l>at bie Urfunben juerjl
^ergefteöt in ben #al>ren 1208 unb 1211, wie bie Urfunben
#g. 34 unb #g. 35 jeigen, Don benen bie erfte Dom S3tfd>of
$einri$, bie gleite Don beffen SWa$f olger Äonrab ftammt.
Die #nDocation ift bei beiben Urfunben in verlängerter
©d&rift ausgeführt. Qntereffant ift bie Ornamentit an
ben Oberlängen ber JBudjftaben. @anj fämudloS bagegen
finb bie eine anbere ©ruft)« bilbenben $g. 310 (1238
Ofebr. 9) unb $g. 322 (1239 2ßai 26).
$n einer t)übf$en, beutlid&en JBüd&erminuSfel erfd&einen
bie glei^änbigen #g. 186 (1228), $g. 355 (1241), $g.
382 (1243 $an. 5), #g. 394 unb 395 (beibe 1243 «ug. 24).
ffiine äljnlidje ©djrift ift bie ber Urfunbe ber ©ebrüber
Äonrab unb Dietrid) ©pole Don 1245 für baS SRadjbar*
Ilofter ©djinna 1 ).
Qu einer größeren ©nippe fdtfiefcen ftd) jufammen
#g. 1302 (1284 «ug. 18), #g. 1325 2 ©femplare (1285
5Dec. 15), #g. 1374 (1287) unb $g. 1410 (1289 gebr. 2),
ÜRit iljrer ©djrift ftimmt ganj überein bie Don $g. 1413
(1289 «pril 5) Don JBifdjof SJolquin für «l. JBurlage.
Huä) f)ier bürfte ber %aü vorliegen, bafj ein flöfterltdjer
©Treiber gelegentlich Dom SBifdjof gut SWunbierung für
*) Dr. hn fgl. ©t.»Ä. au £aimot>er.
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ein anbereS Älofter in Sfaforud) genommen ifl, — weift*
fdjeinltd) weil gerabe er am lei$teften jur Verfügung ftanb.
6. Sei ben Urfunben für Dbernfirdjen ijt mit
jmeimal #erfteDung im ftlofter nadjjmoeifen:
I. bei #g. 89 (ca 1220), 94 (1220-21) unb 257
(1232) unb
IL bti $g. 321 (1239, Dor 2»ai 29) unb 368 (1242).
(Die Iefcte ©ruppe Derbient beSfyxlb befonbere ©cadjtunjj,
weil baS äußere ber beiben Urfunben gang genau über»
einftünmt: toageredjte unb am Anfang unb ©djlufj ber
Seilen je jtoei fenfredjte Simen, genau gleiche §ö$e ber
JBudjftaben, 33ermenbung berfelben 2ßaiuSfelbu($ftaben; au$
baS Formular ftimmt bis auf feljr geringe, nur einjelne
©orte betreffenbe «broeidjungen überein. ©er Qntydt ifl
ebenfalls berfelbe: in beiben Urfunben übertragt ber Sif<fy>f
bem Älofter einen geinten.
7. «fofeer ber auf ©eite 41 befprodjenen ©ruppe $ai
baS Älofter SBennigfen burd) eigene ©djreiber folgende
in Heine Abteilungen jerfaüenbe Urfunben Ijerfteöen Iaffen:
I. $g. 270 (1234 3»ai 30), eine bifd)öflid)e Urfunbe,
unb bie Urfunben beS ©rafen ©ottfd&alf Don «Pyrmont
(ca 1236), beS ©rafen Subolf Don ^aüermunb (ca 1238)
unb beS SBogteS SBibefinb Dom Serge (eine aus bem 3<a$re
1241, bie anbere unbatiert). *)
EL $g. 298 (1236 3»ai 30), Urfunbe beS ©ifäop
Äonrab unb feiner brei (Eoabjutoren, unb bie beS ©rafen
<L Don ^tyrmont aus bem ftaljre 1236 2 ).
HI. $g. 391 (1243 3funi 26) unb $g. 440 (1245
3funi 12).
IV. $g. 1437 (1290 «pr. 23), #g. 1464 (129t
$uni 19) unb $g. 1477 (1292 «pr. 23), biefe brei Dom
') ßal. U. <B. VII, 7. 8. 15. 16.
«) a. a. O. 10.
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SJiföof 33olquin, unb außerbem bic folgcnbcn fünf Ur*
funbcn: a) be$ $. Don $>erberg, Don 1292 «tyril 27 1 );
b) bcr ©rafen Äbolf unb Sllbert Don ©d&nmlenberg, Don
1292 2Rai 28 ($g. 1481); c) be$ ©rafen 3foljann Don
Stoben, Don 1293 gebr. 22 2 ); d) bcr ©ebrfiber «Jilbranb unb
JBcrtoIb Don Weben, Don 1293 $uni 19 8 ); unb enblid)
c) be$ Stfd&ofS ©onrab Don SRinben, $g. 1521 (1294
(Sept. 3).
$)ie ©djrift ber ©ruppe I ift bie eine« ©djfilers Don
Äbam; fie lieber ift Dorbilblid) getoefen für bie ©Treiber
ber anbern Abteilungen. Unter ben 3 cu fl cn öon $9- 27 °
erfdjeint Gonradus capellanus noster de Merla qui
scripsit hoc Privilegium, alfo ein bifdjöflidjer JBeamter,
ber fpäter augenfdjeinlid) in ben Dienft be$ iHofterä über*
getreten ift.
8. $)a$ befannte Siftercienferflofter Soccum $at nid^t
toeniger als 29 Don feinen jefct erhaltenen Originalen be$
XIII. Stabil). ^ergefteDt. S)ie beiben älteften, bie Don ifjnen
jufammen gehören, fmb $g. 40 unb 220.
(Sinem jtoeiten JHofterfdjreiber fallen ju bie bifd&öflid&en
Urfunben #g. 427 (1244), 478 2 <£j. (1247), 487 (1248
SRärs 27), 523 (1250 2Kärj 13), 527 (1250 «pril 9) unb
541 (1250), femer 20 Urfunben Don Derfdjiebenen «tos*
fteöern 4 ). $g. 427, 478 unb jeljn Don ben anbern Hr*
funben 5 ) Ijaben eine feierltd&e Datierung: ^ßapjfc, Äaifer*,
$önigd*, SMfäofS* unb »bt$jal|re fommen, einjeln ober in
SSerbinbung mit Angabe ber Station, ffipacte unb Eon*
l ) 0. a. D. 83.
•) a. a. D. 87.
») a. a. 0. 88.
4 ) ©0 flnb bie$ bei ö. £obenberg, Gal. U. 99. III bie Hummern
90, 92, 95, 96, 99, 100), 101, 102, 106, 108, 11?, 114, 125,
131, 133, 143, 144, 149, 154, 156.
8 ) nämlidj bie in ber oor ergefjenben Slnmerhmg gefoerrt gebrueften.
LVIII. 2. 4
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furrenten in iljnen üor. Äud) bic ©djrift f|at öorjug§=
toeife bei biefen Urfunbcn burd) ©djnörfel unb fonjttge
©erjierungen eine geroiffe fycicrlid^fcit erhalten.
35afe aud) $g. 621 (1254) au« bem Äloftcr flammt,
geljt tyerüor auö ber ©c&riftgleidjljett mit ber unter $g.
715 ertoäljnten Urfunbe be$ SBifd^ofö $ot)ann t>on #itbe&
fjeim &om 3. Quli 1259.
QtixvaS befonbereS fier&orjubringen, beftrebt ftdj ber
Weinfdjreiber toon #g. 759, 760 unb 761 (üon 1261),
#g. 807 unb 808 (öon 1264 5Ro». 21) unb £g. 843
(1266, öor ^ebr. 22), unb toon ber glei^änbigen Urfunbe
be« DomfapitelS #g. 865 (1269 wv «ug. 15). Die 9Scr*
jierungen erinnern an bie, bie bei ben ©nippen IQ unb
IV im Älofter Saljbe SSerwenbung fanben.
©rofce äfynlid&fett mit ber ©d&rift ber legten grofcen
SWennborfgruppe — audj ber $eit nadf) nafje liegenb —
«eigen $g. 1109 (1277), 1110(1277), 1120 (1278 2R5rj
11), 1148 (1279 gebr. 5), 1187 (1280 ^uni 29), 1223
(1281 ©ept. 9), 1244) (1282 SKärj 4), 1245 (1282 2»ära 25),
1246 (1282 üKai 25), 1299 (1284 «ug. 5), bie unter
<pg. 1299 in ber Hnmerfung ermähnte Urfunbe öon 1284
aber ot)ne Tagesangabe, 1417 (1289 ^um 11) unb 1491
(1292). JDtjne ^toeifet f)at ber SWennborfer ©Treiber bie
gleite SSorbilbung genoffen, nrie fein Soccumer Sollege,
ob in fioecum ober in Sttennborf ober DieHeic^t an einem \
britten £)rte, ift niefct ju entfd&eiben.
^ufammen gehören ferner $g. 1356 (1287 3Härs 21)
unb 1376 (1287), beren SJorbilb ftd) mcftt nadjmeifen Iftßt.
«ud) bie herein jelt fte^enbe bifdljöflid&e Urfunbe §g. 1459
ift im Älofter gefdjrieben (1291 üttai 25), ba mir biefelbe
©cfjrift finben bei Urfunben, bie &on uerfd&iebenen 8lu$jteQern J
für ba« ftlofter gegeben jinb: jnjei Urfunben be$ ©betoogt* *
©erljarb toom JBerge oon 1290 ftuni 21 *) unb Don 1291
l ) o. £oben&erß, SaL U.-S3. III SRr. 474 tbtm.
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3Wai 23 ($g. 1458), je eine Urfunbe ber ©rafen ©erwarb
unb Dtto Don £o^a Don 1291 üttai 31 ($g. 1460) unb
be* ÄlofterS Wennborf Don 1291 ©ept. 29 (#g. 1467).
IL #abcn nrir bei ben bis jefct befprodjenen klaftern
immer mehrere, mel>r ober weniger unter einanber Der*
nmnbte ©nippen feftfteHen fönnen, fo Hegen aus anbern
Älöftern in bem ganjen Zeitraum nur Dereinjelte SBeroeife
Dor, bafj fic ftd) mit ber f)erfteDung ber für jie befttmmten,
in ben meiften ftäHeu Don tynen felbft getoünfdjten Ur*
funben befaßt tyaben.
9. ©o Ijat j. S3. ba$ Sifterctenfernonnenflofter
3Wartenfee, na$ bem überlieferten 2Raterial ju urteilen,
nur einmal einen eigenen ©Treiber befd)äftigt. ©eine
Xljätigfett ift Dereroigt in einer Urfunbe Don ca 1213—15
(4)9- 52) für ftl. SSorn^agen, 1 ) in einer jtoeiten Don 1216 2 )
unb in einer brüten oljne QaljreSangabe ($g. 190) 8 ). S5on
bemfelben ©Treiber ftammt femer bie Urfunbe ber ©räfin
Äunegunbe Don SBölpc unb itjreä ©offnes Äonrab (ca
1221— 32) 4 ) unb bie beS $ropfteS unb ber tbttffm Don
aWaricnfce (1223 gebr. 2) 5 ). Die fein unb }iertid> avrt*
geführte Schrift verleugnet uid^t eine getoiffe Sf|nlid)feit
mit ber StbamS.
10. 8ud) JBarftng^aufen fyat nur bie Urfunben
#g. 56 (1213—16) unb £g. 148 (1225) Dom eigenen
©Treiber munbieren laffen. S)ie ©d)riftgleid$eit ift un*
Derfenubar, trofcbem bie Urfunben mehrere ftaljre aui
einanber liegen. S)ie ©djrift ift eine fdjtoerfällige, alter*
tfimlidje 2ßinuSfel.
11.3fm©t.S3onifaj*@tiftju$ameInfinbentftanben
$g. 1214 (1281 2Kärj 25) unb #g. 1353 (1287 gebr. 15.)
l ) 93<m ^icr mürbe ba8 Älofter 1215 (Sept. 19 nad) Sftarienfee üerlegt.
f ) abgebrueft in ben „Stodjrrägen k," fefjlt bei £oogeweg.
8 ) üergL „9todjträge\
4 ) 6al. U. 8. V, 22.
5 ) a. a. O. 12.
4*
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12. ftür ffiunftorf ijl bic S^ätigfcit eine« fBjtet*
liefen ©Treibers beutltd) ju erfennen an ben Urfunben
$g. 1359 (1287 üKai 3) unb £g. 1471 (1292 3<m. 26).
Die gleite feierliche ©djrift ftnbet ftdj Bei fünf Don bei
SCbttffin ju Sßunftorf ausgepellten Urfunben au« ben ^afyren
1288— 93 1 ).
III. ffiir fommen ju Urfunben, beren Empfänger
aufcerfjalb ber Diöcefe »o^nen. Da ftd> bie ©djrift Dim
#g. 92 (1220—21, 8ifd)of ffionrab genehmigt einen 35er<
fauf be« 2Rartin«ftifte«'ÜWinben an bie Domfirdje ju
$ilbe«ljeim) nur nod) bei #g. 93, ber 25erfauf«urfunbc
feiten« be« 2Karttn«ftifte« felbft, fmbet, eine «Ijnlidjfett
jttnfctyen ü>r unb einer ÜRinbener ©djrift — fei es eine*
©Treiber« be« Sifcfcof«, fei e« be« 3Hartin«flifte« — m<ft
Dorliegt, fo finb beibe Urfunben einer $ilbe«l>etmer £anb
jujufpredjen. Dag bie beiben für bie SBefudjer be« Äreuj-
ftifte« ju $ilbe«f)eim au«gefteflten, Don berfelben #anb ge*
fd&riebenen Ablaßerteilungen #g. 1364 (1287 3fuli 31)
unb 1397 (1288 ©ept. 13) md>t in 3»inben, fonbem ttrie
bie« gerabe bei $nbulgenjbriefen ju gefeiten pflegte, Dom
(Empfänger fjergefteHt fmb, bebarf feiner weitem JBegrünbung,
ebenfo toenig, bafe bie gleidjljänbtgen $g. 775 (1262 ©ept
28) unb 776 (1262 Oct. 4) au« bem intereffierten Älofter
ju (Sfc^erbe flammen.
Ablaßbriefe für frembe JWöfter unb Äirdjen liegen fonfl
no<$ Dor: für Domfirdje äßerfeburg Don 1274 Wlai 27 2 );
für ftl. ©t. Ulrid)^aberborn Don 1278 $uli 7 ($g. 1127);
für üttinoritenfird)e*©oeft Don 1285 (£g. 1327) unb Don
1292 «tyril 14 (#g. 1476); für ©t. ©obel>arb« ©rab im
Dom ju $ilbe«$eim Don 1288 ^uli 25 (#g. 1392); für
') Gal. U. 33. IX, 36, 37 38, 44, 46.
f ) fefjlt Bei ^oogeweg; ehr. „9laä)tta$t tt.'
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53
bic ©t. sßeterSftrdje ju 3franfenberg in ®o$lar Don 1290
Sfunt 4 (#g. 1441).
SBejüglid) bcr Äblafjgetoäljrung an bic $)omfird)e ju
SKcrfcburg ftcttt Äetjr im gen. U. S. ausbrüdtidj feft, baß fte
öon bemfelben ©Treiber gefdjrieben ift, bcr bic Don anberen
S3tfd&öfcn für benfelben (Empfänger ausgepeilten ftnbulgenj«
Briefe munbiertc. 1 ) Obtool)! e$ für bic anbern Urfunbcn
an bem nötigen 33ergleidj$material fehlte, um fte mit
poftttoer ©idjerljett bem Empfänger jujufpredjen, glaube
id& bodj, bafc audj t)ier $erftellimg burd) bie i^ntereffenten
angenommen toerben barf, jumal bie Dorfommenben ©djrift*
arten feiner SWinbener entfpred)en. 2 )
Die lefcte Urfunbe JBifdjof SSolquin* #g. 1494 Don
1293 gebr. 25, für #erjog Otto Don SBraunfdjtoeig*2üne*
bürg, entftammt ber jjieräoglidjen Äanjlei.
§ 3. ttnbeftirambare $anb.
ÜDie Änjat)l berjenigen Urfunben, über beren SßroDemenj
ein beftimmteS Urteil nid)t abgegeben werben fann wegen
mangelnben tjanbfdjriftlidjen 33ergleid)SmaterialS, ift nidjt
gering. @S finb im ©anjen 60 Urfunben, über bie ein
furje* SBerjeidjniS, nadj SBifdjöfen unb (Empfängern georbnet,
folgen möge.
SSiföof £einric&: ObernRr^en £g. 33*).
fioecutn $& 37,
l ) Ober ift bcr 9teinfd)rei&er aud) biefer in 8öon audgefieQten Ur-
funben ber auf @eite 43 öermufl&ete pöpftlierjc tfanaleiangeljörige?
*) 2)affelbe wirb ber 3aH fein bei ben nidjt unterfudjten 3nbulgen$«
Briefen £ß. 84, 374, 883, 907, 973, 1032, 1041, 1155, 1231, 1276,
1279, 1438 a, 1439.
*) Unter ben Beugen wirb genannt ein Johannes de Dietriche scho-
laris episcopi, an vierter Stelle, nadj einem sacerdos unb oor für fccr)ö mi-
lites. ©ß ift nid^t ber geringfte SlnljalWpunft für bie Slnnaljme Dorljanben, bafc
biefer Sodann bei ber Bbfaffung ober bei ber SJhinbierung ber Urfunbe tljäiig
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54
SMföof Äonrab: Äanonifer gu Hameln £g* 58.
©t 2ttarttn £g. 59.
Metmborf £g. 61, 73, 103 <&. B.
Dbernftnfccn £g. 64 a, 218 ermähnt
Ägibrifl. SRünftcr £g. 83 1 )-
Stift tferforb £g. 90.
2)omfapitel £iibc3$crm $g. 121.
attarienfee £g. 243.
ßeoern $g. 228, 272.
SBil^eltn: ßeoern $g. 313.
@t. SRorta^ttbeSbcrm £g. 360.
3ofcann: ßeoern £g. 397.
ßoecum £g. 474.
ä&ertrag mit öifcbof Engelbert oon DSncibriW
£g. 489«).
@t. aJtortht $g. 513.
äBunftorf £g. 552.
äBtbefinb: ßocaroi $g. 588.
SWorlenfec £g. 691.
©raf $ctartd& oon $oua 3 ) £g. 704.
Stabt aRtabcn £g. 710.
aJtortenwcrber £g. 743.
©tfc&of ©erwarb oon 2Rünfter £g. 755.
Äono: ©tobt SBunftorf £g. 762.
©cfchraa £g. 780.
Bürger £etnri($ (Sprung $g. 794.
gewefen ift. ttu* ber ©ejeidjnung scholaris allein tarnt barauf auf feinen
8aH gefdjloffen »erben. Scolares — bie guttcilen aflerbinge audj alt
Notare tljätig finb (o. 23ud)walb p. 343: Datum per manus Hinrici
Scolaris nostri, 1296, in Urtunbe M £er$oge £einrid) IL oon 5Dcctf-
Ienburg) — Rnb nad) oon SWuloerftebt« C£rflarung (cfr. a. a. O. p. 362)
jüngere ©eiftUdje, bie einem Ijöljeren ankeifen, aber an ftdr> mit bem
Urtunbcn« unb £an$Iet»efen nidjta gu tyun ^aben.
x ) Unter ben 3eugen u. a. Hermannus sacerdos saneti Egidii.
£)b in SRünfter getrieben (baö gormular oon bem in SJiinben gt»
bräudjlidjen fefcr oerföteben) unb oon ^ermann jur S3efiegelung nadj
SRtnben gebraut? 3)a$ Siegel auf {eben Sali erft na$ ber 6djrift angehängt
*) 8Meid)t in D*nabrü<f getrieben?
*) ©raf £einrid& ift ber »ruber bei Sifdjof* SBibefinb.
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55
33ifd)of Äono: ©tabt äfltnben £g. 795.
©t. ÜWorta £g. 814.
Jünger tfeinridj o. üftienburg £g. 831 ').
(Slect SB ol quin: ßeoern £g. 855 «).
33ifd>of Otto: ßoccum £g. 886.
ßeoern £g. 922.
©ebrüber o. 3erfen £g. 934.
©djmna £g. 944.
©ö&ne bc§ gfricbrt* o. Raffel ©ö* 1031.
^olquin: ßa&be £g. 1096 <&. ä; 1143, 1179 2 <&.
oon berfelben £anb, ebenfo 1343, 1254.
Äirc&e in Rinteln £g. 1100.
ßoccum £g. 1149.
©tift tferforb ©g. 1204.
©t. 3o$anm9Hinben £g. 1256.
$omrapttel £g. 1280, 1412.
ßeoern £g. 1490 2 <&. (biefetbe £anb).
©ebrüber oon SHjlben £g. 1314.
©d&hma £g. 1352, 1151 2 <&. tum sroei
©Treibern.
SBemtigfcn #g. 1400.
gkopft con S3urlagc #g. 1408.
©tobt amnben £g. 1469.
Pfarrer in £d&ten £g. 1430.
©t ©imcon unb Suba^oglar £g. 1081 8 ).
J ) <£$ ift bie$ bic auf ber anliegenben $afel abgebilbete Urfunbc.
*) 2)ie einzige Urfunbc be$ ©lecten SBolqutn. ©r ftammte au$ ber
gamilie be$ ©rafen öon ©djwalenberg, war §übe8ljeimer 2)omIjerr unb
tropft $u ©o$Iar, unb würbe nad) bem am 22. gebr. 1266 erfolgten
£ob S?tfd)ot flono$ gum SSifd^of gerodelt (auf jeben gall öor 1266 9iot>. 25,
cfr. £g. 854), reponierte (aber erft 1267, cfr. §g. 865), worauf ber $aöft
am 18. 2lug. 1267 ben 2)ominüaner Otto au$ ©tenbal $um 93tfd^of
ernannte. 8on 1273 an war 2*olquin SDompropft in §tlbeäl)eim (cfr.
£g. 769, 5lnmer!ung). 3m 3)ec. 1275 würbe er $um jwetten 2ftal $um
SBtfdjof öon SJHnben gewählt unb erlangte nunmehr audj bte SBeftätigung.
8 ) Stuögeftettt öon S5ifdt)of £tto öon £ilbe0f)eim unb Solqutn öon
üflinben. Ob bte Urfunbe jemals SBoIquinö ©tegel getragen fytt, ift nad) einer
freunblidjen üJtttteilung beö ©tabtard)iöarä ju ©oälar ?rof. «fröljdjer fragltd).
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Äojntel IL
Der Sfyxttbftoft ttnfc htfttn fletymMnng;
grapse einleiten.
©ämtlidje Urfunben unferS 3eitraum$ f* 11 ** au f
Pergament gefdjrieben. ©eine ^Bearbeitung ift öerfd&ieben*
artig; jutoeilen ift es roeid^ unb glatt, manchmal fo raul)
unb l>art, bafe es erftd)tlidj baS ©djreiben erfdjroert Ijat
©eljr bfinneS Pergament finbet ftdj bei $g. 551, feljr IjarteS,
faft leberartiges, bei $g. 45. QftalienifdjeS Pergament — mit
toeidjer, feljr glatter ftnnenfeite unb gelber, nur tuenig be*
arbeiteter «ußenfeite — ift bei #g. 1035 (für ffl. ©ennigfen)
unb 1412 (für baS fcomfapitel) benufet. «udj #g. 1332a 1 )
fdjeint auf auSlänbifdjem Pergament getrieben ju fein.
3)ie ©rögcnöcr^ältniffc ber Sßergamentpcfe ftnb feljr
öerfdjieben, fogar in ber bifdjöflidjen ©djreibftube unter
»bam unb Subolf Dielen ©djtoanfungen unterworfen. ®a«
gebräuchliche gformat ift baS redjtecfige. Die Sänge übet;
nriegt meift ber ©reite, toenn aud) nid)t häufig in fo auffaüenbem
SBerljältniS ttrie 26,5 ju 4,9 cm bei $g. 243; bod^ au*
baS umgefetyrte fommt Dor, fo bei #g. 934: 20,2 cm
l>od), 9 cm breit. #g. 45 jeigt baS gformat j ]
Stein quabratifdje Urfunben fotnmen nidjt m>r;
nalje baran reiben $g. 63 ©j. A (26,5—24 cm),
#g. 1408 (21,1—21,8 cm), #g. 810 (9,7-10 cm), #g.
843 (31,2—32 cm). S)aS fleinfte ©tüd ift #g. 231 mit
4,7 cm #öf)e unb 10,6 cm Sänge.
Auf bie sßlica, ben Umbug jum beffexen #alt be$
angehängten Siegels, nrirb nur toenig ©orgfalt öertoenbet;
bei #g. 425 bebeeft fte nur 2 / 8 ber Sänge, bei #g. 642
nur bie 3Witte ber Urfunbe. SWegel ift bie galtung naä)
') öetgl. „^ad^trdge k.
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innen; auSnatjmStoeife ift flc bei #g. 290a nad> äugen,
b. t). rfidtoärts ausgeführt.
Siniirung ift nur feiten anjutreffen. £eils tft fic Ijer*
geftellt burdj einen nidjt färbenben ©riffel (#g. 66 a, 397,
642, 643), teil« burd) Slei (£g. 91, 114, 251, 256 u. a),
Derein jelt burdj Jftötel (#g. 1130), am tjäufigften burdj
SCinte (£g. 37, 39, 94, 102 ©f. A, 321 u. a.). ÜWeift
finb nur »agered)te Sinien öorgejogen, bodj audj fenfred)te
3U SBeginn ober ju ffinbe ber 3 c ö e " o& er beibe jufammen
fommen öor (#g. 228, 349, 478, 812, 821, 824, 932,
1179, 1210). $n #g. 321 unb 368 (für unb in Obern*
firmen munbiert) finben fidj fogar je jtoei Sinien am An*
fang unb am ©d)lu§ ber QtiUn. ®te 3farbe ber linte ift
meljr ober minber braun.
Über SWadjtragungen, bie burdj feuere ober bunflere
£inte auffallen, als bie in ber Urfunbe gebrauchte, nrirb
fpäter )u Ijanbeln fein. UnauSgeffittte Süden jum SWad)*
tragen öon Terminen ober SRamen beftimmt, finben ftdj
in #g. 191, 380.
SSerlftngerte ©djrift begegnet uns öfter« in ber erften
^eile unb umfaßt meift bie ftnöocation, fo bei #g. 33,
34, 45, 52, 63 (2 @j:.), 83 unb met)rfad). SiStoeilen
ftet)t außer ber ftnooeation nodj ber litel unb bie 3 n *
fertption in ber verlängerten ©d)rift ber erften 3eile (j. ®.
$g. 102 (£f. A., 186, 395), ja fogar nodj ein SCeil ber
Promulgation (#g. 103). Sei #g. 121 ift nur baS In
ber i^nüoeatton, bti #g. 149 nur baS Conradus ber
^ntitulation (Qnoocation fet)lt) burd) littere oblonge aus*
geführt. Qnm legten 3M finbet ftdj biefe ©djriftart in
#g. 624 (1255 2»ai 17).
3*©trid)e treten juerft auf bei #g. 270 (1234 STOai 30),
JrennungSftridje (am (Enbe einer 3 e ^ e ) & c * $8- *38 (1245
3Wai 19). #ier f djliefjt bie britte Qtilt mit Mau — » bk
fjrortfefcung — ricii fteljt nidjt in ber folgenben, vierten
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1
3eile, fonbern über ber ©ilbe Mau, jnrifdjen ü>r unb bet
jtoeiten QtxU. ®^ c ÄMür^ungSftridje finb in &erfd>iebenett
Arten üertreten; audj bie einjelnen ©Treiber brausen
meift nid)t confequent eine beftimmte gorm.
ÜDa§ bie SWamen nur burdj «nfangSbudjftaben gegeben
»erben, finbet fid) häufig in ber ^eugenreilje, j. 93. £9- 298,
780; aber aud) ber SRame be8 Äu$ftefler$ wirb mel)rfad) burd)
berartige «bfürjung auSgcbrücft, fo in #g. 34, 90, 292,
855 u. a. Sei Sopien ift biefc ^Beobachtung natürlich no<$
häufiger ju machen.
$n ber lefcten Steige oon #g. 894, bie ftatjreSangabe
unb bie läge ent^altenb, finb bie einjelnen Qcä)litxd)tn unb
©orte burd) ^ifdjenräume getrennt, ebenfo in #g. 831.
Sei #g. 660 treffen mir auf ber innern ©eitc be$
UmbugS als geberproben Don ber $anb be8 Urfunben*
fdjreiberS bie ©üben an, am, an berfelben ©teile bei ipg.
1256 dum, ab. JDb g-rtwpnräe ober ob geidjen be$
©djreiberS ift nidjt ju entfd^eiben bei $g. 1314, mo auf
ber SRüdCfeite, auf berfelben ©teile, too auf ber SBorberfeite
ber SWame be$ ÄuSftellerS (SBolquin) fteljt, ein £j. ge*
fdjrieben ift.
©leidjjeitige Jfanjlei* ober Megiftraturöermerfe Ijabe
id) nidjt gefunben. ÄUe ©orfalnotijen finb jüngeren 5Da*
tumS. ftntereffant ift eine foldje bei ber fefjr jerftörten
unb jefct aufgeflebtcn Urfunbe $g. 944, auf bereu Sftud*
feite eine £anb ungefähr beS auSlaufenben XV. ^alp*
t)unbert$ gefdjrieben t)at: Noli me aperire sepe, quod
gravissime langueo.
Kapitel III.
Die ftedjmk 5er Besegelung.
Stuf baS ©iegel als 93eglaubigung$mittel toerbe id)
unten näfjer cinjuge^en Ijaben; \)kx ift, um mit SBrefjlau
ju reben, „ju beljanbcln bie tedjnifdje ©eite . . ., bie 33e=
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f d)affent)ett . . . bcr (Siegel unb baS ©erfahren bei ber
SBefiegclung." 1 )
£>a$ SKaterial ber (Siegel ift 3Bad)$, beffen Jarbe
(Bio auf brei 3(u$naf}men 2 ), too rot gefärbte« üertoeubet ift,
$g. 905, 932, 994) in größerem ober geringerem 3Wa§e
fdjmufcig toeifc ift. «uffaflenb ift ba« JBifdjofSftegel an
$g. 922 (1268 für JH. Settern): bie (Siegelfdjfiffel ift öon
toeifcem, bie S^pu^Iatte öon rotem ©adj$ s ). SDurdj ba$
geftbrüden beS 333ad>fe$ auf bem (Siegelftempel entfte^en
auf ber 9fffidffette ber (Siegel fjäuftg ftingereinbrütfe, bie
t). SBudjtoalb (p. 259) ofjne ©runb mit Recognitio per
pollicem bejeidjnet 4 ).
Das ©iegetbilb befinbet fidj immer nur auf ber 2$orber*
feite, ©ine nähere SBefdjreibung ber Sßinbener SBif^ofS*
fiegel ift unnötig, ba bie« unter ^Beifügung guter Sidjt*
brudabbilbungen gefdjetjen ift burd) £umbült in „SBeft*
fälifdjen Siegeln :c. Maty it)m (cfr. a. a. D. p. 8 ff.) finb
folgenbe bifdjöflidje (Siegel öorljanben:
öon SBifdjof #einrid) 1 Stempel, abgebilbet £af. 54, 1
„ ffonrab 1 „ „ rr 54, 2
„ «Bityelm 1 „ ff „ 54, 6
»» n Qfo^ann 2 r , 6 ), nur einer abg. „ 54, 3
l ) 33refclau p. 922.
•) 2>iefe brei Urtunben für AI. Saf)be; §g. 905 feterlidje 33efifc.
beftätigung.
») cfr. aud) baö SBcrf öon Suntbült, 6. 9.
4 ) Sumeilen nur ein ©inbrutf ($. 33. an #g. 710), ineift brei ©in«
brütfe (3. 33. §g. 595); aud) mefjr (Sinbrütfe !ommcn öor, fo 3. 33. öier
an §g. 997 (Urfunbc be$ 33ifd)of$ Otto), fed)ä an bem (Siegel be$ ©rafeu
Dtto öon «fcona, Urfunbe öon 1291 Slug. 10 für 81 8occum (erwähnt
(Sal. U. 33. III, 486 fCmnerhtttg). <Die 93e$auptung ö. 93ud&walbö, bei
ber SBeftegelung fei ber ?ftamc bed breieinigen ©orteä angerufen töorben,
unb barauf belögen ftd^ bie brei Ginbrücfe, ift fcfyon gmücfgennefen öon
Srefclau p. 934 «Rote 1 unb oon $offe p. 159.
8 ) £a$ ©Iectenfiegel ift nidjt abgebilbet.
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Don JBifd&of ffiibefinb 1 ©tempel, obgebilbet SCaf. 54, 5;
„ „ Jfono 1 „ „ Eaf. 53, 1;
Otto 2 „ „ £af. 53, 2u.3;
„ „ SSolqutn 3 Stempel, abgeb. laf. 52, 7 unb
8 1 ) unb 54, 4.
Die JBejeidjnung be$ ©iegels in ben Urfunbe«
lautet burdjtoeg sigillum; in jtoei gäflen nrirb ber Hu*
brudt bulla gebraust: in #g. 33 unb 404. 3fnt erften
Ofalle ift burd) baö erhaltene ©adjSftegel bejeugt, baf$ bulla
fonomjm mit sigillum ift. Die Urfunbe #g. 404 ift nur
in Äbfdjrift überliefert, unb eine pofttfoe (gntfdjeibung übet
bie SBebeutung Don bulla nid)t möglich, aber toaljrfdjeinlici
wirb aud) l)ier an eine Sleibufle nid^t ju benfen fein.
(Eingebrüclte ©iegel giebt e8 in unferem Qcitxaum
nidjt met)r; es werben o^ne Ausnahme #ängeftegel oer*
toenbet. Sßad) ber Art tyrer JBefeftigung teilen fie ftdj w
angehängte unb ab^ängenbe ©iegel 2 ). Die erfterenfomuten
bei ©eitern am tjäufigften öor. Sei iljnen nrirb bie $er<
binbung mit ber Ur!unbe Ijergefteflt burd) lofe Pergament»
ftreifen ober burdj ftäben, bie burd) ©djnitte ober 2öd)et
am untern JRanbe ber Urfunbe tjinburdjgejogen werben, unb
jroar, toenn nur ein ©iegel üorfjanben ift, immer in ber
ÜWitte*). Um ein ©inreifjen beS Pergament« ju üermeiben,
ift faft immer ber untere JRanb ber Urfunbe umgebogen
Oßlica). Die Sßergamentfiegelftreifen jeigen jutoeilen ©puren,
au« benen Ijeroorgeljt, baf$ fie oon ber Urfunbe abgefdjnitten
trmrben, an toeldjer fie befeftigt finb, fo j. 85. bei #g. 1088,
M SDiefc beiben finb Äbbilbungen oon ßlectenflegeln. §ter fei auf'
merffam gemalt auf eine Semerfung ßeljrt im ÜRerfeburger U. ©., dfo»
leitung p. LXXI, bafc auf ben btfd)öflidjen (Slettenftegeln ntd&t, nm
93re&lau (p. 968) u. a., audj Sumbült, angeben, ber Gftttt in fte^enbtr
Stellung, fonbern immer ber «^eilige ber betr. Äird)e abgebilbet fei.
") Ober bie Terminologie t>gl. aud)* ©rotefenb, Über ©pljragifttf
(«Breslau 1875) p. 15.
*) $*i £g. 1^16 ift \>a& Siegel auäna!)m$toeife unmittelbar an ber
(Ijeralbifd)) redeten Seite angebracht.
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61
wo bic crftc 3eile beS UrfunbentejteS gefdjrieben war, aU
ber ©djreiber einen ©djreibfetjler entbedfte (statuito ftatt
statuit) unb ben oberen {Ranb ber Urfunbe abtrennte, ber
fpäter bei ber SBeftegelung nodjmals in jwei Streifen ge*
fdjnitten jur SBefeftigung ber Siegel beö SBifdjof* unb beS
Gapitete biente. Sei #g. 1215 ift bie ©reite ber Streifen
mit linte toorgejeidjnet; eine weitere ßiniatur finbet ftd>
J}ier nidjt. "Den für anbere Urfunbengru^en bielfadj feft*
gefteüten ©ebraudj, bafe auf ben ©iegelftreifen ber SRame be8
SBeftfcerS be$ baran tjängenben ©iegel« getrieben wirb, l)abe
id) nidjt gefunben; bie jweimalige SSBieberljolung beS SRamenS
Widekindus bei #g. 636 ift auf Spielerei jurfid jufütjren.
Sieben ben *ßergamentftreifen werben Don '$g. 186
an (1228) aud> 3fäbcn oerwenbet, lofe ober gebre^t ober
geflochten, einfarbig ober bunt; ju ifynen ift folgenbed 2Wa*
terial gebraust worben:
I. ©eibenfäben: rot: #g. 416, 660, 703, 743, 821,
822, 824, 905, 1359, 1413;
weife: #g. 1025;
rofcgrün: #g. 388, 389, 691, 1479;
rot*ge!b: #g. 228, 374, 755, 762, 787,
998, 1030a, 1120, 1257, 1290;
grün*weife*rot: #g. 186, 1325.
IL $anpben: weife: #g. 417, 541, 759, 760, 761,
807, 812, 822, 964, 1035, 1096,
1187, 1204, 1253, 1254, 1289 ffif. A,
1299, 1299 erwähnt, 1326, 1343,
1374, 1410.
rot: #g. 505, 506, 512, 521, 994;
rot*weife: £g. 1349, 1427, 1490ffif. A.
btau*weife: $g. 427, 446, 478 <Ej. B,
843, 932, 1373, 1405.
btau*weife*rot: $g. 478 @f. A, 1278,
1289 ffif. B, 1490 ffif. B.
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62
ÜDic ablj&ngenben ©iegel finb an einem <ßerga=
mentftreifen befeftigt, ber am unteren SRanbe Don ber Ur*
funbe fo abgefdjnitten ift, bafc er an ber Unfen ©eite nodj
burd) eine furje 5Bafi$ mit ber Urfunbe toerbunben ifr
Sfud| jwei unb metjr ©iegel (brei bei #g. 695) fönnen in
biefer ffieife befeftigt werben. Um ein Abreißen be$ (Streifens
t>on ber Urfunbe ju üermeiben, wirb er fyäuftg öon Dorn nad)
t)intcn burd) einen ©nfdjnitt geftedt (fo bet $g. 1100,
1109, 1327, 1408 :c; bei §g. 1356, 1357, baffelbe »er*
fahren bei jwei Siegeln).
SWeben bem JBifdjofSfiegel ftnbct ftd) fetjr oft ba« bt$
5)omfajntel8, oljne baß biefe« als ÜWttauSftefler genannt
Wirb 1 ). Äudj ba$ Siegel beS Urfunbenempfänger* wirb
bisweilen angehängt, fo bei #g. 59, 63, 186, 446, 690,
691, 720, 1033, 1096, 1210 2C.
3)er £inwei$ auf ba8 ober bie bie Urfunbe befräf*
tigenben ©iegel ift jumeift in ber Eorroboration enthalten.
3Wel)rfad) finbet ftd^ audj bie Änfänbigung öon jwet ober
metjr ©iegeln, wätjrenb tfjatfäd)lidj nur ein« an ber Ur*
funbe tyängt. ©o werben in #g. 1181 unb 1280 je jwei,
in $g. 1467 fogar brei ©iegel angetünbigt, obwohl in
allen biefen gäDen bie Urfunben nur mit je einem ©iegel
beftegelt finb, aud) feine ffiinfdjnitte barauf l)inweifen, bafc
bie ©iegel feitfjer üerloren wären. ?lud) ba$ umgefeljrte
SSer^ältni« treffen wir: nur ein ©iegel ift angefünbigt, es ftnb
aber mehrere t>ort>anben: je jwei bei §g. 45, 150 unb 1379 2 ),
l ) Äapitelfiegel neben bem bifdjöflidjen finbet fic^ an 116 Urhmben;
fonftige geiftlidje unb weltltdje (Korporationen unb Sßerfonen jlegcln 28
mal mit, bei 19 oon biefen 28 Urfunben ift »nebenan baö flapitelftcgel
mitangebradjt.
*) 3n ber Gorroboratio oon £g. 1379 (£)r.) freist sigilli nostri
capituli; trofcbem bie Urfunbe oom SBifdjof au^gefteHt ift, wirb beffeu
Siegel nidfjt erwähnt; ober ift metteidjt anufdjen nostri unb capituli
ein et ausgefallen, jumal fowoljl bifd^öfLtd^ed ati bomfapitularifdje* Siegel
por^anben ift?
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63
brei bei £g. 831. 3*^ ©icgcl ftnb angefünbigt bei
Jpg. 813, aber brei üorljanbcn; cbenfoüiel angefünbigt bei
4?g. 63, @f. A biefe Urfunbe f)at aber üier, (Sj. B fogar
6 Siegel 1 ), Shin ©iegel ift erwähnt in ber Gorroboration
uon #g. 92, 191, 219; trofcbem ftnb aud) biefe Urfunben
mit je einem ©iegel befiegelt. 3Weift wirb woljl Sftad)*
läfftgfcit als ©runb beS Sftid&tübereinftimmenS beS £Ijat*
füdjlid&en mit bem Stngefünbigteu anjufefjen fein.
®anj attein ftefjt ber %att, ba§ an einer Urfunbe
SBifd&of ÄonrabS öon 1234 2M 10 (#g. 270) baS ©iegel
feines SRad&folgerS SBilfjelm I)ängt. auf bieS eigenartige
SBorfomniS werbe td^ am ©djlufc ber Slrbeit jurüctfommen.
©inb an einer Urfunbe jwei ©iegel befeftigt, fo ift
faft ausnahmslos baS fjeralbifd) redjtS ftfcenbc bem Mang
nadj baS üorne^mere. Sffienn brei ©iegel toorfjanben ftnb,
wirb biefe ©tettung l)äuftg beibehalten, l)äufig wirb bann
aber audfj baS Dorne^mere ©iegel an bie jweitc ©teile,
alfo in bie ÜWitte jwifdjen ben beiben anbern gefegt. SSon
einer feften ©ewoljnljcit fann aber nidjt bie SRebe fein.
55oHfommen wiflfürlid) ift bei #g. 63 unb 256 öerfa^ren :
9tn ber erftgenannten Urfunbe ftnb bie ©iegel in folgenber
Reihenfolge (üon ^eralbifd^ red&ts nadfj linfs gejault) be*
feftigt: Äi. SWarienfee (empfangenbeS filofter), 33if$of, bann
jwei ©iegel oerloren, ©omfapitel unb julefct ®raf Sernljarb
Don SEBölpe; bei £g. 256 finben fid) nad) ber Wetye bie
©iegel ber ©tabt SWinben, beS SKartinSftifteS, beS ©om*
fapitels, beS Sifdjofs, beS SWarienftifteS unb beS Cannes*
ftifteS; man fönnte fjödjftenS annehmen, bftfc bie öorne^mften
©iegel in bie ÜWitte genommen würben.
*) brei ©iegel ftnb aitQefünbigt, t>ier oorljanben bei £g. 1254.
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64
in. %dt.
Die inneren ZTCerfmale 6er Urfunfren.
flautet I.
lirkmtöenarten traft UrktraftenttUr.
Die gebräudjlidjfte 33ejetd>mmg ber Urfunbe tft
scriptum; weniger oft erlernt pagina, nodj feltencr littera,
unb littere. Sftur öereinjelt fommen öor cartula ($g.
755, 776, 780, 787, 809, 810, 831, 1221, 1400, 1419),
Privilegium (#g. 37, 51, 167, 404, 900, 1451), instru-
mentum (#g. 292, 313, 704, 767, 1254), carta (#g. 86,
90, 166, 397), cedula (£g. 628, 1228, 1454, 1477, 1488;
scedula #g. 68), scriptura (#g. 36, 182, 244, 1326),
documentum ($g. 73), chirographum ($g. 107) unb
membrana in Urf. beS 5)omfojritel$ #g. 429. An ju«
fammengefefcten SBejeidinungen finben ftd) pagina testi-
monialis ($g. 427), scriptum testimoniale (£g. 186,
mit bem erläuternben 3ufafc memoria tenax $g. 72),
scripti Privilegium ($g. 814), presentis scripti pagina
(£g. 103), scripture testimonium ($g. 1471), scripture
solidamentum ($g. 244), scripture vivacitas (£>g. 1325),
scripturarum Privilegium (#g. 900), scripturarum apices
(#g. 895, 1314), litterarum indicium (#g. 198, mit ftu*
fafc vi vax $g. 218), scripturarum autoritas ($g. 564,
577), littere patentes (#g. 561, 808), scriptura et pri-
vilegia (#g. 675, 762), scriptura publica ($g. 1231),
scripta autentica (j. 35. £g. 411), scripta publica et
autentica (#g. 1095, 1151), sigillate apices (#g. 40).
Sßle biefe 83ejeid)nungen »erben im gleiten @inne
gebraudjt; aud> wenn in #g. 107 (nur in «bfdjrift tw*
Iiegenb) bie Urfunbe chirographum genannt wirb, fo iß
wol>l faum an eine fterburfunbe ju benfen, ebenfo wenig
bei scripta autentica an bte SBejieljung auf ein Xtanftfumt
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65
Güte mit bem aerfdjiebenen ^fnljalt correfponbierenbe ÄuS*
ftattung ift nid)t nadjfoeisbar; fo fittb wichtige 9te<$t&
gefc^üfte in fdjmudlofen, unnric&tige bagegen in fovgfälrig
unb feierlich auSgeftatteten ©djriftftücfen nicbcrgclcgt. 3Weift
jjaben bie burdj bie (Empfänger munbierten Urfunben ein
feierlicheres Süßere, als bie jenigen, bie itjre #erfteHung einem
bifd)öflidjen ©Treiber aerbanfen.
SBei ffletradjtung be$ 9ted)t$inf)alte$ ber Urfunben
fxnben mir am jal)lreid)ften ©djenfungen unb Übertragungen
be$ SifdjofS an ba$ Domfapitel, bie Älöfter ober fonftige
geiftlidje Korporationen, $m übrigen ift natürlich ber
Snljalt äufcerft mannigfaltig: ^Betätigungen beS SBefifceS
ober ber SRedjtSgefc&äfte, bie oon Älöftern ober bergl. mit
britten ^erfoneu eingegangen finb, Ablaßerteilungen, ©treit-
fdjlidjtungen , Verfügungen in Diöcef anaugelegent)eiten ,
ffialjrnetymung ber QuriSbiction in ber ©tabt SWinben unb
anberes.
«in SEranSfumt pnbet fi# äuerft in #g. 625 (1255
ÜKärj 18), moburd) JBifdjof JBibefinb bie ©tiftungSurfunbc
feine« ©rofjoaterS für ftl. üWarienfee beftätigt; fobanu in
£g. 693 (1258 3Wärj 29). morin berfelbe 93ifd)of eine
unbatierte Urfunbe beS ©rafeu ©ottfdjalf oon Sßtyrmont
jur allgemeinen Äenntni$nat>me publiciert.
•Die Urfunbenfpracfye ift burdjtoeg bie lateinifdje.
•Die meijten Urfunben finb fubjeetio abgefaßt; nur
einige wenige finb in gorm Don ^ßrotocoüen auSgeftellt
unb jmar als $rotecolle über Verträge, j. 93. £g. 489
mit ©ifdjof oon JDSnabrficf, $g. 739 mit ©tabt SKinben,
4>g. 832 mit ©raf öon (Sberftein, $g. 954 mit ©raf t>on
SBöfye-
©er eigentliche 9ied)tSinljalt einer jeben Urfunbe ift
roofjl ju unterfdjeiben öon ben tyn einleitenben unb be*
fd)lie§enben gormein. Qum SRedjtSinljalt felbft — bem
Äontegt — gehört nur baSjenige, roaS ftdj auf baS in ber
i LVIII. 2. 5
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66
1
6ctr. Urfunbe beljanbelte 9?ed)t«gef*äft bejietjt 1 ), e* tpttb
immer inbtoibuell gefaßt fein; bie gormein — ba$ $ro*
toeofl — finb aflgentein gehalten, oljne 9tfi<fft*t auf ben
fpeciellen $Re*t8falI ; fie finb anmenbbar bei ttrfunben, in
benen bie t>erf*iebenften 9?e*t$gef*8fte beljanbelt »erben.
Das $rotocoH jerfäflt in baS ©ingangS* unb in ba*
©djlufjprotocoll. Qu bem erjieren, bem eigentlichen <ßro«
tocoH, rennen wir ^nüoeation, ftntitulation unb Qfnfcription;
ju bem lefcteren, bem ffifdjatocoü, bie beugen un ^ W*
Datierung, in ganj feltenen fällen au* bie Sfypreeation.
gür ben Eontejt bleiben fofgli* Ärenga, Promulgation,
sftarratio unb Difoofitio, (Eorroboration mit SßoenformeL
9?i*t immer finb alle genannten £eile in einer Ur<
funbe vertreten, meift fet)lt bie eine ober bie anbere gönnet
Äu* bie Stellung ber gormein unter einanber entfprity
ni*t immer ber tbm gegebenen Reihenfolge. Die größte
Unregelmäßigfeit in biefer #infi*t finbet ft* im ffifdjatocofl.
Die 3 cu 8 cn 9 e ^ e " voraus, bann folgt ßorroboration unb
Datierung in #g. 137, 148, 166, 228, 390, 391, 428,
895, 933, 950, 958, 1031 unb 1201; bie Datierung wirb
jttrif*en Eorrpboration unb 3 eu 9 cn eingefdjoben bei #g.
182, 1131, 1210, jttnf*en beugen unb (Jorroboration in
£g. 541, 759, 760, 761; au* bei #g. 807, nur folgen
l)ier no* na* ber (Eorroboration bie sßontiftcatsjaljre. 3 n
#g. 1294 ftefjt bie Sorroboration na* ber Datierung, bit
3eugen fehlen. 3^^*^« Datierung unb 3 cu 9 en c ^ n 9 e '
f*oben ift bie Eorroboratton bei #g. 100. Qn #9- 33
ift bie SReiljenfolge ber gormein: Gorroboration, QeuQtn,
Sßoenformel, Datierung. 8tbroei*ungen t)on gewohnter
golge anberer gormein werbe i* bei ben eütjelnen gormein
anführen, ju bereu 33efpre*ung i* jefct übergebe.
') 5)a8 33aumgartenberger Sormenrndj nennt ben Sontejrt tenor
specialis; cfr. SBre&lau p. 4L
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67
ft<H>tie! II.
Die etnjelnen ^ormeln.
§ 1. 3nt)ocati(j.
3)ie ftnaocation ift eine Anrufung ©ottes, unb als
fold)e bie borneljmfte Don ben jur #eroorl)ebung urfunb*
Iidjer Äufjeic&nungen gewählten formen, ffiine mono*
grammatifd>e 3<n&ocation — ™ 5° rm & c * EljrtSmonS —
finbet ftd) ht unferen Urfunbcn nid)t, audj bic öerbale $n*
tooeation aerfänrinbet mel>r unb meljr, je meiter mir in«
XIII. ftaljrlj. fotnmen. Unter SBifäof #einrid) finb nod)
aße Urfunben mit ber ^nooeation öerfe^en unb jtoar in
ber (in ber föniglidjen Äanjlei fdjon feit Subroig b.
©eutfdjen gebräud)lidjen) ^orm: In nomine sanete et
individue trinitatis, unter Äonrab finbet fie ftd) 27 mal,
unter feinem SWadjfolger nur einmal (#g. 327). SBeiter
ift fte angetoenbet bei #g. 373, 376, 382, 395, 416, 418 »),
420, 426, 579, 624, 654, 688, 698, 739, 743, 764, 780,
8821), 1035, 1096 1 ), 11300 unb gulefct bei #g. 1248
(1282 «pril 8). ©tatt trinitatis finbet ftd) in #g. 389
(Dr.) unitatis. ©ine anbere, aber nur einmal (in
#g. 1179) auftretenbe gorm ber Anrufung ber Dreieinigfeit
ift: In nomine patris et filii et spiritus saneti. Amen,
SBei #g. 489, 1359, 1430 unb 1494 finbet ftd) nur: In nomine
Domini. Amen 2 ), ©erabe bie Qnöocation toirb oft in öer*
Iängerter ©d)rift gegeben; barüber ift fdjon oben gef proben.
§ 2. 3ntttulatio.
$n biefer gormel ttrirb ber SWame unb Sitel bes
»uSfteflerS gegeben, meift aud) angegeben, bafj er burd)
®oite« ®nabe ift, toa* er ift.
3n ber größeren Änjal)! ber Urfunben ift ber SBifdjof
allein ber «udfteüer; bisweilen fmb aber aud) baS ©omlapitel
') mit amen nadj trinitatis.
f ) in «$0» 489 ammen gef^rieben.
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68
ober einjelne aRitgtieber beffelben mit bem Stfcfcof att
Aussteller Don Urfunbcn be$ Derfd)iebenartigften ^n^altc^
genannt. 3 um er P en 2M ift birt ber galt unter Sifdjof
Äonrab, ca 1220, (#g. 90), too H. eiusdem ecclesie pre-
positus unb 1236 3ttärj 15 (#g. 292), too H. prepositus, G.
decanus totumque capitulum Mindensis ecclesie mttauf-
geführt werben. 2Weiften$ roerben Dom Eapitel nur pre-
positus unb decanus namentlich aufgeführt 1 ), feiten ber
Decan allein (#g. 903, 999, 1034, 1045, 1179, 1253
unb unter Sifdjof SBibefinb, ba lefcterer jugleid) £>om£ropft
mar j. 85. #g. 590, 592, 608, 691, 695, 697, 755) ober
in ©emeinfdjaft mit bem scholasticus (#g. 824). 3fn
$g. 398 tritt auger Dompropft unb Dombccan nod) ber
tropft be$ 9Wartinftifte$ auf, ber, wie ba« folgenbe ca-
pitulum jetgt, aud) Domherr mar. ©anj Dereinjelt finben
fuJ) in #g. 700 jmanjig, in $g. 1165 21 Domherren
einjeln genannt. SWur capitulum, oljne Namensnennung
einaelner üRitglieber berfelben, fteljt in #g. 606, 762, 764,
1374 3 ), 1417.
S5afj ber SMfdjof aud) mit anberen *ßerfonen, als mit
ben SKitgliebern be$ S)omfapitel$ Urfunben aufteilt, finbet
ftd) beifpieläiueife bei Sfonrab $g. 84 (mit Sifdjof ©ieg*
frieb Don $>ilbe^eim unb SBifdjof ffiilljelm Don ^aoelberg);
bei $ol>ann §Q- 412 (mit ber ©räftn ©op$ie Don SRaDenS*
berg); bei ©ibeünb #g. 616 unb 683 (mit bem Sogt
ffiibelinb Don SWinben; bei Dtto #g. 900 (mit #iOemar,
SSogt Don ©Naumburg) unb 1045 (Dtto unb baä 3)om=
») j. 8. £g. 297, 349, 355, 365, 427, 552, 575, 768, 780, 787,
794, 1025, 1096, 1116, 1118, 1164, 1176, 1222, 1235, 1326, 1343,
1356, 1379, 1488, 1490.
*) in ben IRegefien öon £oogen>eg ift meljrfadj ni$t ftreng auletn*
anber gehalten, ob ber 93ifdjof allein ober in ©emeinfdjaft mit bem 2)om-
fapitel bie Urfunbe auflgefteflt Ijat. Über bie einzelnen %äüt biefer 8rt
cfr. „9tod)träge."
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69
fojritel mit bem $ecan unb Äajntel ju Hameln); bei
»otquin #g. 1081 (mit ©ifc^of Otto Don $ilbe*l>eim),
1494 (mit $erjog Otto Don 33raunfd)tPeig*Süneburg) unb
1439 (mit bem ©rjbifäof JRubolf Don ©aljburg, ben Si*
fc^öfcn SSoIrob Don #alberftabt, ©tegfrieb Don $ilbe$l>eim
unb S^riftian Don ©amlanb).
S)ie lefete ttrfunbe fflifäof Äonrab* (#g. 298) fülprt
neben ü)n aud) B. W. et E. eius coadiutores auf.
93or ben Kamen be* Sifdjof* wirb manchmal ein
*ßerfonafyronomen gefegt, fo ego bei #g. 52, 66, 83, 126
(äße Don Sifdjof Äonrab), nos unter Sifäof Otto bei #g.
921 unb 1033, unter »ifäof SSolquin bei $g. 1166, 1364,
1397, 1442, 1463 unb 1494. »ei ber legten Urlunbe
tann e$ jtoeifelijaft fem, ob nos ftdfo nur auf ben fflifdjof
ober aud) auf ben ebenfall* al$ ÄuäfteHer genannten
#etjog Otto Don 93raunfd)tt>eig*£üneburg bejieljt. SMfdjof
Otto erfdjeint al$ frater Otto regelmäßig bi$ auf bie
Ausnahmen #g. 882, 883, 886, 952, 1038b, 1041, too
nur Otto ftetjt. SSon biefen ift 1038b fi<$er, toaijrfdjeinKd)
ftnb aud) #g. 883, 952 unb 1041 («btafjbriefe für au«*
»artige JHöfter) Dom (Empfänger getrieben; auffällig ift
bie ÄuSlaffung Don frater bei £g. 882, ba biefe Urlunbe
für ba« Qomtapitet beftimmt ift, Don bem bod) eigentlich
anjuneljmen märe, baf? es mit bem ®ebraud)e be$ S9ifd)of$
Ijätte Dertraut fein muffen.
3)er Sßame be$ $8ifd>of$ ttrirb nur al$ SJomame ge*
geben, ba bie Setfügung beS 3familien*$ßamen$ unfanomfdj
ift. Die ©djreibtoeife ber Tanten (natürlich fann nur bie
in ben Originalen angetoenbete mafegebenb fein) weift
manche SSerf^ieben^eiten auf 1 ). Sieben Conradus pnbet
*) Über bie Sitte au* in Originalen ($. ©. $g. 34, 84, 220, 292
u. a.) bie Warnen nur bur$ bie $lnfang*budjftaben anjubeuten, ift fdjon
pben gefprodjen.
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ftd) #g. 167 Cunradus; neben Willelmus ($g. 310, 390,
322, 323), Wilhelmus (#g. 340, 341, 368) unb Willehelmus
(£g. 313, 315, 321) (#g. 315, 320, 323, 341 jinb Don beut»
fetben Äanaleifäret&er!) »et SBiföof ©ibeltnb flnbcn fi<$ bic
formen Wedekindus unb Widekindus glctc^oft. Unter
Sif$of SJolqutn fi&ernriegt bie <5$reibart Volquinus, neben*
Ijer laufen bie a&toeidmngen Volcquinus 1 ), Volcwinus
(#g. 1081, 1095, 1100, 1222, 1392), Vulcwinus ($g.
1441), Wolquinus (#g. 1405), Wolcquinus ($g. 1349,
1476) unb Wolcwinus ($g. 1439). Die fRamen ber anberen
SBifd^öfe fmb teinen Änberungen unterworfen; $emrid) nennt
fld) in ben beiben erhaltenen Originalen Heinricas.
Der litel be* fflifdjof $ lautet burd)tt>eg episcopus. ©teilt
ein SBtfdjof in ber 3ett *>or ber Seftätigung Urtunben au«, fo
nennt er jtdj electus 2 ). guttjeileu toirb nod) befonber« an*
gegeben, bafj ber Electus fdjon bie Konfirmation erlangt
fyat, inbem er mit electus et confirmatus bejeidjnet wirb 9 ).
Der Xitel minister humilis jtnbet ftdj in 2 Urtunben
<£onrab$, $g. 40 unb 107 *). JJortgelaffen ift ber £ttel
in bem Original (unbejt $anb) $g. 934: frater Otto etc.
©ibefinb, ber augleid) Dompropjt ift, nennt ftdj alfi foft&cr
episcopus et auetoritate superioris eiusdem ecclesie
prepositus. ($g. 621, 700) 6 ).
») $g. 1125, 1229, 1238, 1256, 1277, 1438 a, 1488.
*) Öfter bie Stauer ber ©Iectenjeit ber einzelnen SHföofe cfr. .Stotioriuig*.
") a- ®. *9- 374, 602, 759, 760, 761, 1095, 1096, 1109, K.; W
£g. 775, 776 unb 1088 wirb confirmatus auflgelafjen.
*) »gl „9Ra<$träge w unter Hr. 40.
*) Äudj SBtfdjof Otto ift gleichzeitig $ompropft gewefen, nennt p<$
aber im Sitel ntdjt fo. $g. 905 (1268 Suli 31): ecclesiam . . aueto-
ritate vobis tarn pontificatus quam prepositure, com gnbernemos
utrumque, . . . confirmamus. £g. 965|(1270 3foli 24): ... nos,
qui per dispensationem concessam nobis a sede apostolica de
gracia speciali prepositnram ecclesie supradicte com episcopato
tenemns, . . . 3n £g. 356 (1270 ttpril 23) wirb ein SJompropfi 3)iebri<f)
genannt.
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SJolquin ffiljrt in $g. 1408, toorin er im Sftamen be$
SßapfteS ben tropft öon fflurlage beauftragt, für Aufhebung
ber über Älofter fie&ern ausgekrochenen (gjrcommunication
%u forgen, ben ©pecialtitel episcopus Domini pape
delegatus.
SWeben episcopus fte^t bie DrtSbejeidjnung, häufiger
mit bem alleinfte^enben Äbjectiü Mindensis (ober Myn-
densis) als mit Mindensis ecclesie gegeben. Sancte Min-
densis ecclesie treffen wir in £g. 40, 103, 107.
Hl$ 2)et>otion$formel wirb faft ausnahmslos dei gratia
gebraucht. Sie fej)lt überhaupt in #g. 37, 52, 73, 83,
102 (gjr. B., 126 unb 1096. SDem ©ebraudfc ber föniglidjen
Äanjlei entlehnt ift divina favente dementia in £g. 107.
Miseratione divina erfcfyeint oereinjelt in $g. 60 unb 167,
beibeS Urfunben ßonrabs, unb in #g. 933 oon Dtto, and)
in $g. 883, ebenfalls Don Dtto, noety mit einem 3 ü f a fe
miseratione divina et sedis apostolica Providentia epis-
copus. Dtto toenbet fonft regelmäßig (bis auf #g. 882, 886,
895, 1038b, too dei gratia ftet)t) permissione divina an *).
§ 3. 3nftxi9tio.
An bie Qfntitulatio fdjliefjt fttfy unmittelbar bie ftn*
feriptto an, bie Jlbreffe unb ben ©rufe entljaltenb. ©ie ift
in ben meiften Urlunben oor^anben unb bilbet mit ber
Qfntitulatio einen eliptifd^en ©afc 2 ). SSon ber SRegel, bag
bie Qfttfcrt^tio gleidj auf bie Qntitulatio folgt, weisen ab
bie Urfunben $g. 84, 374, 692, 755, 764, 767, 782, 1032,
1109, bei benen ber £itel beS HuSfteflerS jtoifd^en Äbreffe
unb ©rufe gef djoben ift.
l ) (Sbenfo häufig divina permissione; promissione in £g. 1034
tooljl ©djreibfeljler be$ 2lbfdjreiber$.
f ) Über SBerbütbung ber treffe mit ber Sßromulgatio cfr. unter
biefer $ormel.
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Die eigentliche Äbreffe ijt teil* allgemeiner, teil* fp*
cietler 9frt. Urfunben, bie eine fpecieDc Äbreffe traget,
finben ftd) tneljrfad) *)• 3 tü ^^ en Reiben Arten fielen Äbreffett
oon Urfunben, bie fi^ an eine ©ruppe öon <ßerfoicn
föenben, o^ne fte aber namentlich aufjujäljlen, j. 93. an aOe
(grjMfäöfe nnb SBifc^öfe (#g. 692, 1109), an fämtßcfce
©eiftlid)e beS ©prengcls (#g. 54, 1330), an bie gesoffen unb
Sonfutn ber <Stübte be$ ffiistum* ($g. 1457). ©peciette unb
allgemeine Slbreffe vereinigt fmb in $g. 83 (Universis hanc
paginam inspecturis et ecclesie saneti Egidii in Monasterio),
$g. 562 (Dilectis . . . 'preposito ... et capitulo ac
universis, ad quos . . .), $g» 557 (Dilecto . . . conventui
in Walsrothe universisque, ad quos . . .)
Unter ben Äbreffen allgemeiner Sttatur laffen ftd) mer
©ruppen bilben, bie burd) folgenbe Oformcln d)araftertftert
werben:
1. omnibus, 2. omnibus hoc scriptum visuris,
3. omnibus fidelibus, 4. omnibus Christi fidelibus.
Ski ben ©ruppen 3 unb 4 tpirb biStoeilen nod) presens
scriptum visuris ober bergl. ^injugefefct.
ftu ©ruppe 1 gehören $g. 760, 921 unb 1210 2 ), ju
2 §g. 51, 56, 127, 190. fflebeutenb umfangreicher if% bie
brüte, am l)äuftgften bie üierte ©ruppe.
©tatt omnibus fmbet fid) gleid) t^äuftg universis,
eunetis nur in Jpg. 1314; fcltener (in ©ruppe 3) uni-
versitati fidelium (j. 33. $g. 56). Christi fidelibus iß
burd) in Christo fidelibus in £>g. 1476, burefy in Christo
credentibus in £>g. 952 erfefct.
3. 33. §g. 84, 90, 125, 201, 219, 360, 399, 608, 755, 775, 776,
812, 905, 932, 964, 968, ic. £einemann belegt Urfunben mit fpecielfer
Slbreffe in nid)t glücfltdjer Söeije mit bem dornen „Briefe" (p. 8).
*) 2)ie SIbförjUHg omnibus etc. in £g. 934 (Cr.) wirb rooljl ouf
6djreiberträgf)eit berufen.
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$8ufig folgt nad> omnibus ober ben glctd^Bcbcutcnbctt
WuSbrficfen presentibus et futuris, ober futuris et mo-
dernis (j. SB. 73), feiten burd) tam-quam toerbunben.
SReben hoc (hanc, has, presens, presentes) scriptum
(paginam, litteras) visuris (inspecturis, feltener intu-
entibus 1 ) ober inspicientibus 2 ), videntibus (1376), audi-
turis (198, 933), visuris seu (vel etiam) audituris (1254,
1400), inspecturis vel audituris (1419), audituris seu
intuentibus (1096) finbet fid) huius scripti (pagine,
littere) inspectoribus, ganj öereinjelt presens scriptum
inspectoribus (373).
SH$tt>eiten umfaßt bie Äbreffe einen JRcIattüfaft, }. SB. :
Universis, ad quos presens scriptum pervenerit, feltener
ad quorum notitiam — pervenerit (784, 1131, 1216),
quibus presens scriptum 8 ) exhibitum fuerit (692, 782,
1153, 1330, 1457, 1473), qui presens scriptum per-
spexerint (51), quos presentes litteras videre contigerit
(1327).
3ttit ber abreffe üerbunben ift bie ®rufeformel, bte nur
in $g. 933 fe^It. Der einfache ©rufe salutem finbet fid)
nur #g. 190, mit bem 3 u f a 6 sempiternam £g. 1221, mit
eternam $g. 272, mit perpetuam #g. 277. SWeift tt>irb nod)
ber SWame ©otteS fyinjugeffigt, am tjäuftgften in ber ftovm
in Domino, feltener in Domino Jesu Christo 4 ) (|)g. 652,
780, 801, 1035, 1192). ©injeln fteijen in Domino Christo
($g. 922), in Dominorum Domino dei filio Jesu Christo
(1279), unb in vero salutari Christo Jesu (292).
Hnbere Hu$brü(fe, bie auf ben $errn ftd) bejiefjen.
aber feinen tarnen nidjt enthalten, ftnb in vero salu-
*) a- »• $8« 389, 652, 821, 1280, 1314, ac.
*) ft. 231, 261, 272, 297, 321, 368.
*) 3n §9- 801 hec littere mit entfpredjenber Serbalfonftruftion.
4 ) in Christo $%. 231, 298, 322, 349, 355, 365, 416, 1141, 1143;
in Christo Jesu §g. 210, 215, 228, 256, 373, 527.
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tari 1 ), in omnium salutari*), in omni salutari ($g. 1046,
1088), in omnium salvatore 8 ), in vero salvatore (935,
1000), in auctore salutis 4 ), in deo salutari nostro ($g.
60), in eo, qui est omnium vera salus 6 ) unb in eo, qui
salvat universis (759, 761.)
salutem ift üerbunben mit et sinceram in Domino
caritatem*), et cognoscere veritatem ($g. 1399) 7 ), et
omnis boni plenitudinem $g. 895, 1133), cum sincere
caritatis affectu (#g. 219), et dilectionis affectum ($g.
115), ac sincere dilectionis affectum ($g. 812), utriusque
vite ($g. 321, 368, 388, 389, 394). Statt salutem toivb
ben Äbreffaten geroünfdjt sinceram (veram in $g. 243)
in Domino caritatem in $g. 1109, 1392, presentis vite
et future successoribus abundare 107.
3fn Urlunbcn mit fpccicßcr Äbreffe „ftnben wir metft
eine ftormel, weldje bie (Ergebenheit be$ ©rieffdjreiber« jum
«uSbrucf bringt" 8 ), fo in $g. 201 (on ben $opft): cum
debita obedientia et reverentia pedum oscula beatorum,
in $g. 755: cum devoto ac voluntario obsequio per-
petuam in Domino caritatem, ftljnlidj in $g. 84: devotas
orationes in Christo cum fraterne dilectionis affectu,
unb in $g. 692 : cum orationibus et obsequiis frateraam
in Domino caritatem.
3n 29 Urfunben.
f ) 3n 13 Urfunben.
•) £g. 882, 950, 978, 1031, 1059, 1116, 1158, 1176.
*) £g. 478, 606, 620, 625, 686, 691, 809, 888, 907, 1148, 1187,
1279, 1476, 1479, 1491.
») £g. 944, 997, 1038 b, 1131, 1327; oljne vera £g. 59, 127,
131, 166, 167, 186, 250, 374, 397, 428, 607, 648.
•) £g. 399, 794, 892, 998, 999, 1034, 1353.
7 ) cognoscere veritatem oljne salutem bei $g. 1156 unb 1253;
bei Unterer Urfunben no$ ^injugefe^t subscriptornm.
•) $einemann p. 100.
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©er ffiunfd), ba§ ber $nf)alt ber Urfunbc audj fpäteren
Qtitxn benm^rt bleiben möge, fommt jum Äuabrucf in
$g. 1165: omnibus . . . presentem Constitutionen! perpetue
memorie commendare, 1469: salutem et confirmationem
infra scriptam perpetuo valituram; ober ber ffiunfä,
bafc bie ßefer ben SRe$t$ml>alt tennert lernen (notitiam rei
geste 1154, 1260, 1430) 1 ), ober immer barmt benfen
(raemoriam sempiternam 1025), ober ba$ SRedjte erlennen
mdgen (per spiritum intellectus reeta sapere $g. 45).
Die au* ber pätftlidjen Äanjlei ftammenbe eliptifdje
Ceretoigung$formel in perpetuum finbet fid^ allein*) unb
aud& in ber Cerbinbung salutem in perpetuum 8 ). ($g.
642, 1182).
9m ©djluf; ber Qnfcriptio in $g. 54 finbet pd) eine
nochmalige Änrebe: . . . salutem. Dilecti in Christo 4 ).
§ 4. ärenga.
Sei biefer gortnel ^ertfe^t ber größte Steidjtum an
ben t>erfd)iebeuften gaffungen; fie fe^It aber bei ben meiften
Urfunfcen unfereS 3eitraume$. Da« 3afylen>$3erf>ättm« ber
Urfunben mit unb offne «rengen ijt ungefähr toie 3:8.
Qm ©rofjen läßt jtd) bem Qfn^alte nad) eine leilung
burd) führen in jroei ©ruppen tton Ärengcn; in ber erften
wirb bie Sftüfclidjfeit ber urfunblid)en Überlieferung, in ber
jroeiten bie Sßpidjt be$ Äu$fiefler$ tyerüorgeljoben. (£3 mag
geftattet fein, einige Strengen ju beforedjen.
») 3« 1289 salutem et rei geste noticiam.
s ) $0- 66, 83, 149, 340, 474, 488, 511, 513, 621, 695, 697, 760,
814, 921, 1210.
•) salutem usque in perpetuum $g. 1212.
4 ) 2He eigentlich «breffe rietet fld) an bie famtHdjen ©eiftitd&en be*
eprettgell, cfr. p. 72.
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3ftt bcr erften ©nippe wirb gefagt, bafc es ©itte 1 ),
niifclid), nottpenbig, ober öerftänbtg fei [necessarium, necesse,
saluberrime, perutile, dignum et perutile, necessarium
et utile est, videtur et est (391, 564), dignum (iustum)
est et rationi consentaneum (1405), expedit (1229),
oportet], bie 9ted)t$§anblungen res gesta, gestorum series
(1254), res rationabiliter facta et legitime; metjt burd)
SRelatiobefafc gegeben j. JB.: ea que fiunt (geruntur) in
tempore (temporaliter) ober bergleidjen], bie ber Über«
liejjfrung rofirbig ftnb [j. 35. actus qui eterna etiam digni
essent memoria 126, ea que memoriter retinenda sunt
391, ea que stabili perhennitate inconvulsa persistere
debent 198, ea que perpetua stabilitate sunt perman-
sura 218], einer Urlunbe anjuüertrauen [conferre, mandare,
commendare, in scripta (in scripto 1182) reponere 1151]
ober burd) eine Urtunbe ju befräftigen ober ju üerenngen
(roborare, firmare, confirmare, stabilire, fulciare (j. 33.
900), eternare, perhennare, munire).
5Bi$toeüen wirb ewäljnt, bafc bie Überlieferung fiatt«
finben fofl nidjt nur burd) fd)riftlid)c Jlufjeidjnung, fonbem
aud) burd) ^eugen, 8- ®- • • • et voce testium (100,
814), ... et testibus (40, 813, 1405, 1490), ... et
inscriptione testium (1116), vel scriptis vel viva voce
testium (162), ea que geruntur scripturarum
solent et testium nominibus perhennari (882). <£$ Werben
ferner — immer in SJerbinbung mit „©c^rift" — bie
beugen ermähnt: testimonium testium (607), munimen
testium (620), adminiculum testium (36, 349, 355),
lingua testium (541, 1123, 1231), nomina testium (636,
*) consuevit. consueverunt, solent, bteweücn audj mit ©ubjtct:
consuevit humana industria (§9. 1239); constitutio discreta con-
stituit ($g. 373, 382); venerabilium fratrum decrevit autoritas
(£g. 1107); venerabilium fratrum privilegiorum saneivit autoritas
(£g. 228); hominum Providentia consuevit ($g. 425).
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691, 698). SErofcbem in foldjer XBeife in bcr «renga bic
3eugen angefttnbigt werben, fehlen fte tJ)atfäd)lid) in $g.
813 (Original), #g. 40 (ebenfall* Original, Datierung
fel>lt audj) unb in £g. 1116 (nur ffiopic).
©djrift unb (Siegel als SBeurlunbungdmittel werben
genannt 1164 (scriptis et sigillorum appensionibus) unb
in 997 (biefelbe gaffung, nur impressionibus); Schrift,
©iegel unb 3 cu fl cn * n ^65 (scriptis commendare et si-
gillorum ac testium munimine roborare) unb in 1145
(Ne ea . '. . . . evanescant, scripta solent sigillis et
testibus perennari).
ÄI$ ®runb ber SBeurtunbung burd) ©djrtft ober
3cugen wirb angegeben bie 83ergefclid)leit (oblivio, calum-
niosa oblivio, labilis memoria, memoria fragilis et caduca
1151), bie Unbeftänbigfeit (dubie homkium mentes 895),
ba$ furje Seben ber 3Jlenfdjen (brevis vita, breves dies
hominura 813) ober bie glttdjtigleit ber 3eit (ä- ö- evi
prolixitas 592).
3)er Qtotd ift, bem SBergeffen (meift ne labantur cum
tempore) ober bem Äuffommen eines ©treiteS (ne lites
ex lilibus oriantur 1143; ne prestetur litis occasio
successori) öorjubeugen, baS ©ebädjtnis ju unterftüfcen
(in prorogationem conservande memorie 1025); ut earum
(seil, litterarum) testimonio mediante quod humana
non valet retinere memoria perducatur 965, 966; im-
becillitati memorie humane scriptuarum beneficio sub-
venire 783), bie (Epigonen öon bem SRedjtSgefdjäf t in ÄenntniS
ju fefcen (ad posterorum notitiam 198, 218), ein SBeroeiS*
mittel ju l)aben (ut, si . . . . contra rem .... consurgat
invidia, rei veritatem expressam litterarum eloquia
protestentur 761) 1 ).
l ) ÄljnHdj in §g. 261 : tum et ceteri fideles huiusmodi exemplo
exitentur, tarn etiam ne rite ordinata malignantium aatutia successu
temporis perverfcantur.
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3fn her $to>ettcn ©rupfe Don Vrengen toirb befonbecf
bem SBiföof wegen feine« Amte« (pontiflealem decet
sollicitudinem, ex pastorali officio $g. 52, officii nostri
debitum exequimur, cum 418) bic Verpflichtung juetfamtt,
für bic ü>m unterftel>enben Strien unb JHdjier 1 ) (ecclesie
sub nostro regimine constitute 66) ju forgen (sabjeetis
providere 1238; earum (seil, ecclesiarum) indemnitati
propensius providere 148, incrementis prospicere), ftc
in iljren 8ted)ten ju fdfüfccn (in suo iure conservare 66),
bor ungerechten Angriffen ju bemalen (contra varios
ineursus premunire 60) *). ferner tyxt ber SBifdjof einem
jeben fliegt ttnberfaljren ju laffen 8 ), bur$ fein ©eifpeü
anbere 2ßenfd>en ju guten SBertcn anzuregen (ut ad opera
caritatis populus Christianus propensius incitetur 1100),
geregte Sitten ju* erfüllen (j. $8. iustis petentium desi-
deriis nos facile prebere decet assensum et vota 59).
Sud) bie befannte päpftltc^e Formel Quoniam, ut ait
apostolus, omnes stabimus ante tribunal Christi etc
im «nfdtfufe an {Rom. XIV. 10 unb 2. Cor. V. 10 finbet
fi« uie$rfac$, j. JB. §g. 417, 973, 374, 512, 652, 1127;
überhaupt fofl man bei ber Äürje be* menf$lid>en £ebett*,
l ) cum omnibas ecclesiarum utilitatibus intendere debeamos,
maxime tarnen eins ecclesie coram gerere debemus et volum«,
que nobis . . . exstitit gratiosa ($g. 1192 für 6t. HRorifr-SWintat).
*) $Ule$ biefed jufauimengcfofjt in $ß. 654: cum circa ecclesias
nostro regimini commissas tarn temporalem quam spiritualem
curam gerere nos oporteat et etiam, ut in temporalibus crescant,
nos deceat intendere, necesse est, ut eis quibus specialiter de
nostris bonis aliquid impertimur, ita studeamus preeavere, ut
ipsis in posterum nullus contrarietatis vel dubietatis possit
scrupulus suboriri.
a ) cum teneamur unieuique jus suum tribuere ac neminem
in contractibus nobiscum bona fide initis quomodolibet defraudare,
ideirco actiones nostras scripture testimonio duximus provide
conferendas ($g. 1471).
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um nxijt t>om lobe überragt gu »erben, forgen ad sa-
lutis remedium (886), bann toirb man fpäter cum Domino
eternaliter regnare (824).
S)a* Stecht be* SBiföofS, bei 9led>t*gefd>äften ber
geiftlidjen Korporationen feine 3uftimmung ju geben, toirb
ertuäfjnt in #g. 821: ea, que . . . transferuntur, consensu
pontificum ratifleanda sunt, in $g. 964 (. . . conveniens
esse videtur, ut pontifex facilem impartiatur assensum),
itynlid) in #g. 905.
3faft ironifdj Hingt bie «renga in ber Urfunbe $g.
932/ in ber ber J8ifd>of bem Älofter Sa^be einen au*
Saienljänben getauften #of übergiebt 1 ).
3)ie iKe^rja^I ber Strengen ift mel)rfa$ ju gebrauten
unb au$ tturflidj gebraust morben. ©peciett für bie
Urfunbe gefdjaffen, beren Contejt fie einleiten, jtnb äugen*
fd>einU$ bie Ärengen ber Urfunben $g. 166, 1096 unb
1110 2 ). Diefelben geljen bann fad^Itd^ fdjon in bie
SWarratio über.
*) ecclesiastice nichil aut modicam utilitati deperiro videtur,
si quando res immobilis a laico possessa piis locis et personis
deo servientibus de consensu ipsius laici propter deum simpliciter
applicatur.
*) £ß- 166: multa sunt gravamina, que etiam a filiis suis in
presentiarum saneta patitur ecclesia, inter que frequentes advo-
catorum exaetiones homines ecclesiarum in tantum solent attenuare,
ut censum suum domesticum non valeant persolvere. Inde est,
quod huic malo oecurere et ecclesiis quibus possumus econtra
duximus subvenire. £fl« 1096: cum omnis YencUtor emptorie
possessionis sive rei cuiuslibet precayere merito teneatur, ut
emptio rata permaneat et emptor [securus existat, huiusmodi se-
curitatem personis claustralibus maxime feminis simplieibus ex-
hiberi et prestari. $0* H10: pastoris negligentie non immerito
asscribitur quiequid in ovibus suis paterfamilias minus utiiitatis
potent invenire.
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80
n
Auf bie SBerfämefjung ber Ärenga mit ber $ta>mul*
gation, bie fid) J)in unb triebet finbet, werbe i$ im folgenben
ju fpredjen tommen.
§ 5. JJromulgatiö.
SWadjbem in ber Ärenga ber ®runb angegeben ift,
weshalb ein JRedjtSgefääft ju beurfunben ift, ttrirb in ber
fßromulgatto bie Veröffentlichung be$ ttrtunbeninljabe*
vorbereitet 1 ). Die Änfnityfung ber *ßromulgatio an bie
oorl)erget)enbe Hrenga gefdjieljt burd) Hinc est quod, sane,
proinde, eopropter, cuius rei gratia (761) ober burd)
©örter äljnlic&en ^n^alted; nur feiten (j. 85.: $g. 182,
1238) ift fte ofyne SSerbinbung mit bem Sor^erge^enben
gelaffen. $n #g. 372 finbet ftd) igitur olfi »weite* «Sort
ber tßromulgatio, oljne ba§ eine Ärenga oor^erge^t. £u»
weilen geljt bie Hnfnüpfung fo weit, ba§ beibe $ormeht
ju einem ©afc öerfdjmoljen ftnb, tüte in $g. 34, 61, 127,
131, 257, 321, 368, 615. 767, 842, 1095*).
Die 3rormen, bie am aflgemeinften jur Änwenbung
lommen, finb notum esse cupimus universis, ad notitiarn
pervenire cupimus, barauf folgt ber eigentliche ßontejt,
meift mit quod eingeleitet, nur in #g. 625 tyabe id> ben
acc. c. inf. gefunben: nos vidisse. ftfir universis tritt
omnibus 3 ), cunctis, für cupimus facimus unb &()nlid)e0
ein. Dfyne SBerbum finben wir ad cunctorum noticiam,
ad certitudinem presentium et memoriam futurorum
1124, ad futurorum cautelam 1195. Seltener wirb ber
ßonjuctio üerwenbet: sciant universi, noverint tarn posteri
*) SDic ^romulgatio feljlt frei ungefähr \ ber Urtunben.
*) ad piam pacem et concordiam nunc et in evum conser-
yandam universitati Christi fidelium tarn futurorum quam mo-
dernorum volumus esse notum, quod . . . £g. 102.
s ) 3n £g. 739: omnibus ortodoxis.
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81
quam presentes, cognoscat universitas, oberunperfönlidj:
cunctis liqueat (73), universitati pateat singulorum 695,
notum sit omnibus. SBct fubjectiüer gaffung wedjfeln ab
presentibus profitemur, publice protestamur, mit 3 u f a fc
tenore presentium (822, 782, 787.)
©eridjtet ift bie *ßromulgatio ebenfo wie bic ^Jnfcrtptio
)um größten Seil an bie gefamte üWenfd^eit; weift bie
^nfcrtytion Sftamen auf — alfo bei Urfunben mit fpecieffer
Äbreffe — fo ift öielfadj aud) bie Promulgation fpccicO
gehalten: Noveritis 775, noverit dilectio vestra (1133,
1457), universitati vestre significamus 360; beibeä üer*
einigt scire vos desideramus et omnes huius pagine
inspecturos 125. aber aud) oljne ©peciakÄbreffe finbet
ftd> bie Änrebe in ber jweiten *ßerfon ?ßlurali$, j. SB.
noveritis 794, 1430, notum vobis faeimus 487; scire
vos volumus 524, 218 (cfr. SRadtfräge) unb ferner bei #g.
91, 114, 142, 250, 965, 967, 1099, 1158.
SSon ber allgemeinen Siegel über bie Stellung ber
<ßromulgatio, nad) ber Ärenga unb oor ber SWarratio, weisen
ab $g. 389, wo fie jwifdjen 5Warratio unb Difpofitio ftelft,
unb $g. 914, wo fie in ber gorm et hoc presentibus
protestamur ben SBefdjlufc be$ ©ontejteS bilbet unb gleid)«
jeitig bie Sorroboration erfegt. Äuffafleub ift aud) $g.
327: Die $romulgatio füljrt als felbftftnbiger Safe ben
ßontejt ein: notum esse cupimus .... quod nos . . ;
auf ben @d)lu§ ber 5Di3pofttio folgt bie Sorroboration unb
bann wirb mit noverint universi nod) ein 3 u f a fc i ur
fcispofttio angefügt, an beffen ©d&lufc erft bie 3 cu 8 en 9 e *
nannt werben.
§ 6. Die ttarratio unb Difjwfttuh
3>ie SWarratio ift bie (Erjäljlung ber Vorgänge, bie
ftd) üor bem Slbfd^Iug beS in ber Urlunbe befunbeten SRed)t$*
gefdjäfteä abgespielt tjaben; bie Qifpofitio ift bie Formulierung
LVIII. 2. 6
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82
be* betr. «fteS ober 9ted)t*gef djäfte* f elbft. Deshalb ift
ber ftnljalt ber SWarratio unb 3)i$pofttio in ben einzelnen
Urfunben üerfdjiebcn, ba in jeber Urfunbe etwa« befonberes
unter eigenartigen unb fonft nidjt wieber üorfommenben
S3ert)ältniffen ju befunben ift. Die Raffung ber fftarratio
unb 3)i£pofttio unterfteljt bemnad) immer ber mbtütbuetten
Eigenart be« £erfteller3 bes UrhmbentejteS.
Die Karratio, bie S3orgefd)id)te ber Urfunbe, tonn
fehlen; ift fic Dorljanben, fo ift ftc ijäufig mit ber £)ifaofitio
oerbunben in ber SBeife, bafc bie SWarratio ben SSorber*,
bie ©ifpofttio ben SKadjtrag bübet. (a. 83. 40, 59, 1046 u.
f. to.) SWeljrfad) $at bie Siarratio große Stljnlidjfeit mit
einer Hrenga, bie nidjt DoHfommen auägebilbet ift (j. 8.
801, 1469 unb 1471; ügl. aud) Sttote 2, @. 79). ©erben
in ber Diäpofitio auger ber $auptentfd)eibung no$ mehrere
SBeftimmungen getroffen, fo werben biefe man$mal als
felbftänbige Säfte angefügt, bie eingeleitet werben burefc
ÄuSbrücfe wie adiectura est etiam (958), adieimus etiam
(1033), preterea ober bergl. 35af$ bie ©ifoojttio nad) ber
Eorroboratio wieber aufgenommen unb fortgefeftt wirb,
finben wir in #g. 218, 327, 445 unb 1326.
§ 7. Äanrttu.
$n biefer Formel wirb berjenige mit ©trafen bebro^t,
ber fid) gegen bie Urfunbenöerffigung Derge^en follte. 2>a«
SBorfommen einer folgen ©trafanbroljung ift feiten; ift ftc
überhaupt öorljanben, fo wirb fte meift ber (Eorroboratio
eingefügt. SSerbunben mit ber SMfoofitio finbet ftd? bie
©anetio in #g. 216 unb 270 x ); fie bilbet ben ©djlufc ber
DifpoFttio in $g. 60 2 ).
l ) 3n betben Urfunben überemftimmenb: . . . deeimam donavimus
. . . statuentes et sab anathemete firmantes, ne. . .
*) . . . donationem confirmamus omnesque invasores eiusdem
thelonei nunc et in futurum eicommunicatos denunciamus.
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83
3ur S3ertt>enbung fommt nur bic poena spiritualis
unb jmar in mannigfachen formen: anathema, anathema
Maranatha ($g. 78, 121), ira omnipotentis dei, ira et
odium dei omnipotentis et beate Marie virginis et
sanctorum apostolorum Petri et Pauli, Johannis 1 ) evan-
geliste et omnium sanctorum (§g. 66), omnipotentis
dei et beati Petri et Romane sedisoffensio et nostra
excommunicatio (§g. 33), indignatio omnipotentis dei
et gloriose matris et virginis Marie (1392), indignatio
omnipotentis dei, beatorum Petri et Gorgonii (801).
(Sjcommunication wirb ocr^ängt Dom 93ifd)of nadj $g. 505
aud) beatorum apostolorum Petri et Pauli auctoritate 2 )
ober nad) §g. 149 uctoritate sedis Romane, qua fun-
gimur.
(Sine jeitlidj begrenjte Sßoen nrirb angebro^t in §g.
167: qui . . . presumpserit, excommunicationi subiaceat
et a beneficio depositus abscedat); nod) beftimmter in
$g. 56 (. . . ut, si quisquam . .. pervaserit, anathema
sit, donec resipiscat), unb in $g. 218 (. • . usque ad
condignam emendationem).
2)ie JBeftimmung bagegen, bafc bie Verfluchung für
immer ©ültigfeit behalten foD, ift enthalten in §g. 60
(excommunicatio nunc et in futurum), §g. 66(excommuni-
cationis a nobis vinculo insolubiliter innodatus iram et
odium Dei .... nunc et in futuro seculo incurrat),
$g. 73 (perpetuo sit anathema), $g. 78 (sit anathema
maranatha et deleatur nomen eius de libro vite), $g.
195 (iram omnipotentis Dei se noverit incursurum et
cum Dathan et Abiron in eterna damnatione porcionem
accepturum.
3fn #g. 73, in ber bie ^oenformel am ©djfufc ber
ganjen Urhinbe jkl)t, fefyliefjt fte mit Amen.
l ) 3n Urfunbe für boö So^anncöftijt ju SRinbtn.
*) kfalid) in fcg. 126 unb 427.
6*
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84
$ie ©trafen erftreefen ftd) — gegebenen Jatl* —
auf 2ttenfdjen jeben ©tanbeS, wie es in f>g. 1399 gefagt
wirb : si quis . . . tarn clericus quam laicus euiuseunque
dignitatis vel eminencie . . . presumpserit, anathema siL
Äußer in ben angeführten Urfunben fommt bie ©anetio
nod) toor in $g. 37, 45, 149, 381, 399, 524, 759, 933,
1195, 1324, 1325, 1352.
§ 8. Corroboratio.
$n ber Sorroboratio tuirb auf bie Jotnt ber 99e-
fräftigung ber Urfunben tyingenriefen, eine ftonnel, bie ettoa
nur bei Vio ber Urfunben feljlt. ©ie fte^t geipöl>nlid> ur>
mittelbar naefy ber Difpofttio, Dor ben 3 cu 9 cn un *> *> cr
Datierung. Über Ausnahmen öon biefer {Regel ift fd>on
oben gefprocfyen roorben. ^>auptfäd^Iid^ finb in ber Sorro*
boratio jtt>ei ©ebanfen formelhaft eingefleibet: in cuius
rei notitiam (teslimonium) unb ut hoc 1 ) ratum et in-
convulsum permaneat.
Hl« urfunblidje JBefräftigung wirb erroäljnt:
1. Da« ©iegel beö Äu^ftcDcrö (j. JB. sigilli nostri
munimine protestamur in §g. 228, äfynlid) in $g. 171 x.);
2. baS ©iegel be$ ÄuSfteHerS unb eine« ober mehrerer
üttitftegler;
3. ©djrift unb ©iegel (j. 83. presens scriptum . . .
sigilli nostri munimine roborandum duximus; auetoritate
presentis pagine et sigilli nostri impressione confir-
mamus; presenti notare pagina et nostri sigilli
appensione roborare;
2 ) Slnftatt hoc (hec) finben fid) aud) beftiramtere 8u*brücfe g. 33.
venditio, donatio, collatio, permiitatio, unb jwar nid^t nur forme!«
Ijaft, fonbern tljatfädjlid) mit bem rec^tlidicn Snfjalt ber Urfunben über-
einftimmenb.
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85
4. bic ©cfyrift allein (g. JB. litterarum nostrarum
munimine 92; . . . presens scriptum . . . ecclesie de-
dimus in huius rei evidens testimonium et muninem 1213);
5. ©tegel unb 3 cu 9 cn ($9- 68: ... cedulam . . .
sigilli nostri fecimus impressione roborari et testium
annotatione muniri; £>g. 654: . . . scriptum sigilli nostri
munimine et testium .... denominatione fecimus
communiri;
6. ©d)rift, ©icgcl unb 3 eu 9 cn (§9- 89 : . . . paginam
conscribi fecimus et sigilli nostri impressione necnon
impositione testium . . . ipsam roboravimus; §g. 967 :
. . . presens scriptum fieri fecimus et tarn subscriptione
testium quam nostri sigilli munimine roborari. $g. 416:
paginam conscribi et sigillo nostro et capituli nostri et
testium, qui presentes aderant impositione fecimus
roborari;
7. Sann 1 ), ©djrtft unb ©tegel (§g. 185: .. . pium
. . . donum . . . banno nostro confirmamus et haue
paginam . . . sigilli nostri testimonio roboramus) 2 );
8. SBonn unb ©icgel ($g. 78: . . . omnia bona . . .
clavibus celi, banni nostri authoritate et sigilli nostri
impressione firmamus et in virtute Spiritus saneti
roboramus);
*) ßönigd-SBann fittbet ftd) in #g. 244 (©djenfung Don gmet
Käufern an Äl. SRaricnfelb) : bic 33efiegelung burd) S3ifd^of unb gwei
TOitglicbcr gebt oorauä, bann folgt: insuper ne quid cautele deesset,
supradictus Bruno prudenter actionem suam regio banno stabil iri
providit in loco . . . snb iurisdictione comitis.
*) £g. 257: ut autem . . . observetur, sab banno sacratissi-
monim apostolorum Christi, Petri et Pauli et totius ecclesie
apostolice ac nostro firmissime saneimus et in omnia secula ratum
permanere decerminus. Amen. Et ut hoc verius credatur '. . . et
teneatur, presentem paginam . . . sigilli nostri impressione ac
testium inscriptione iussimus insigniri.
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86
9. Änat^cma in $g. 142: . . . prescripta . . . sub
anathematis vinculo districte mandantes servanda; $g.
131 : ut . . . hoc ratum permaneat, . . . prohibemus
sub anathematis interminatione ; $g. 187 unb 195: . . .
paginam sigilli nostri munimine duximus roborandam
statuentes et sub anathematis vinculo firmantes.
«m ^äufigftcn ifi bic JBefrüftigung burd) ©djrift unb
©icgcl. Daneben pnben fid) bie anbem 95efräfttgung#*
arten fo regellos abroed>felnb, bafj ttrir aud> Ijter ju bem
©djluffe fontmen muffen : bie {Rebetoenbungen finb formell
^aft gebraust. Äeinedfatts fönnen ttrir Unterfdjiebe naefc
toeifen in bem rechtlichen ffiert ber einjelnen ©efräftigung*
arten.
$ier fei audj folgenbeS ermähnt obwohl es mit ber
Corroboratio an ftd) nichts ju t\)un Ijat. $n ber Urfunbc
#g. 218 befunbet ber SHfdjof, bafj $einrid) ö. 2o bem St
Dbernfirdjen einen Qtfynttn jur Stiftung eine« Ännfoerfar*
übertragen f)at, ba$ öon *ßrieftern au« beftimmten ^Dörfern
gefeiert werben fofl. Am ©djlufc Ijeifjt e$: Volumus
etiam, quod ^quilibet sacerdotum predictorum anni-
versarium prefati H. in libro sue ecclesie faciat con-
scribi, ne forte suo successori in oblivionem deveniat
ftntereffant ift bie S3orau8fcfcung, bie in biefen ©orten
ausgebrochen wirb, ba§ normal jebe JHrcfye ein tfirdjem
buä) (bod> mo^l ein JTalenbarium) Ijaben muß, in benen
Verpflichtungen ju SKeffelefen unb bergt, aufgezeichnet
werben.
§ 9. trugen.
Obwohl man im X. ^a^r^unbert begonnen l>atte, aud)
2Kfd>ofS* unb gflrftenurfunben ju befiegeln, bringt ba$
(Siegel als eigentliche« SBeglaubigungSmtttel boefc erft im
XIII %<ü)rf). burdj; bem entfpric&t e«, baf$ aud> in unferen
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87
Urfunben nodj bic 3 cu 8 cn angeführt werben. Urfprünglidf)
Reiben fie bcn 3^ c */ ^ ur 4 ^ re ciblid&c StuSfage baS in
bet Urfunbc enthaltene JRedjtSgefdjäft ju bejeugen, b. \).
erforberlidjenfafls bcr Äufeeicljnung bic JBeweiSfraft ju
geben. Äßmäljlid} wirb itjre Hufeäljlung ju einer reinen
2formfad>e; üjre Nennung fc^eint nidfjt mel)r unbebingt nötig
gewefen ju fein, ba ftc nur feiten in ber Sorroboratio
erwähnt »erben.
©ie fehlen in 193 Urfunben; bei einigen Urfunben,
bie nur in Sopie oorliegen (j. JB.. 176, 516 u. a.), mag
bteS burdj bie ©djulb beS WbfcfyreiberS gefommen fein.
3fn ber Ärenga wirb auf iljre Anführung vorbereitet
bei $g. 40 (. . . ut testibus aut sigillatis apieibus ful-
ciantur), 813 (ut que geruntur . . . scriptis et testibus
eteraentur) unb $g. 1116 (scripti memoria et inscriptione
testium eternare), unb auffattenber SBBcifc fehlen bie
3eugen bei biefen Urfunben.
9»eift werben bie 3 eu 8 c n w c ' ncm befonberen ©afc
genannt, ber eingeleitet wirb burd) huius rei testes sunt
ober äl)nlic&e ©enbungen; feiten finb ftc mit ber Datierung
ju einem ©afe &crfd>moljen (j. SB. #g. 73, 162, 671,
1123 u. a.). 3$re Anführung in fubjeettoer Staffung
finbet fiel) in unferer Sßeriobe nid^t me^r, ebenfo wenig
eigen^änbige Unterfdfjrift. Der ÄuSbruc! subscriptione
testium in ber (Eorroboratio uon 967 ift formelhaft aus
bem altrömifd^en Urfunbenwefen übernommen.
813 bie gange JBeweiSfraft ber Urfunbe nodj in bem
3eugniS ber anwefenben unb genannten *ßerfonen beruhte,
würben natürlidj nur foldje ÜKänner als 3 cu 9 cn üetwenbet,
bie aus üjrem ehrenwerten (Eljaracter für bie JRicIjtigfeit
tyrer ÄuSfagen ®ewäljr boten. Das begeidjnet idonei testes
in ber Corroboratio Don $>g. 126, ober fide digni g. 5B.
in $g. 1123, 1131, 1143, 1212, 1226 u. a., ober honesti
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88
viri in $g. 192 unb 261, ober enblidf) viri providi et
honesti in $g. 767, honorabiles viri §g. 1212.
Staren nid>t jufäffig *ßerfonen an ber $anb, bie al£
3eugen auftreten fonnten, fo mürben fold>e befonberS
herangeholt, roie au« $g. 804 fyeroorgel)t (. . . et pre-
sentibus, qui ad hoc requirendi erant, . . .). wofjl faum
eine Erinnerung an bie alte Art be$ ffttierenö ber 3*ugen.
£ie 3^1 ^ er tyü Tanten genannten 3 eu 9 en toe^fcü
feljr; bie niebrigfte Qcüjl tft ätoci; in §g. 1254 finben ftd)
45, in #g. 698 66 unb in #g. 783 fogar 83. öftrem
©tanbe nadf) ftnb fie ©eiftltdje ober fiaien jeben JBeruf $. ! ) Der
Sleruä l)at in ber {Regel ben Sortritt oor ben tueltKdjen
?ßerfonen; bod) fielen ber SSogt üon ÜRinbcn in £g. 687,
nobiles j. ©. #g. 642 unb 832, milites j. SB. in #g. 648
uor STOitgliebem be$ $omfapitelS. Unter ben geiftltcfcen
3eugen fjerrfdjt nur in fotoett eine gettriffc SRangorbnung,
als bie Domherren ben übrigen ©eiftlidjen norangefyen. $m
Domfajntel felbft fteljen ^Jropft unb Decan ooran; in 2Je*
jug auf ben {Rang ber anberen ffiürbentröger be$ Äapitels
tyerrfdjt bie größte ffiifffür. ffis ift aber anjunetjmen, bafe
bie {Reihenfolge in ben meiften ftällen auf Stlter, auf lange
ober für je 3u0C$5rig!eit jum Domfapitel, auf ttmjlänben alfo,
bie Ijeute nid&t mel>r nad>jutt>eifen ftnb, beruht. S3on ben
übrigen l)ol>en ©eifllidjen geljt ber *ßropft oon ©t. SKartin
faft regelmäßig bem oon ©t. ftoljann öorauö. ©etftlM&e
öon Jflöftern ober ©tiftern, bie Urfunben empfangen, fielen
meljrfadj an ber ©pifce ber gattjen 3 cu 9 cnr *Ü) c ' X- ®- * n
#g. 37, 66 a, 290a; in $g. 271 fogar oor bem Dompropft.
Dag aber bo$ auf eine gennffe, burefy ben ©tanb
bebingte {Reihenfolge gehalten ift, fönnen wir au& f>g.
1254 f djliefjen; l)ier enbet bie 3*ugeureilje mit jieben cives
Mindenses, ttrirb aber nod) einmal fortgefefct burdj jtüei
l ) 3« $g. 642 werben fogar j»et servi genannt.
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SRitter, bic gletdtfam jur ßntfdjulbigung baS Attribut honesti
erhalten, unb nad) beren Äufjäljlung gefagt wirb: licet
casu sint ultimo nominati.
35cn 93efdjluf$ ber 3eugenaufääf|lung M& et weiften«
et alii quam plures (aud) bei ben großen 3eugenliften
öon 698 unb 783), ober baSfelbe befagenbe auöbrücfe 1 ).
$n $q. 64a wirb ein ®runb angeführt, weSljalb in ber
namentlidjen 3lufjäl)lung nid)t fortgefahren wirb: et alii
quam plures, quos enumerare longum est.
Sei einer ,3cf|ntenübertragung an AI. SWennborf ($g.
45) werben 3 3 cu 9 en namentlich et tota parochia de
Nenthorpe angeführt. @ine wirflidje 3eugenfdjaft &**
ganjen Äirdjfpieleö ift fclbftuerftänblid) nidjt anjune^men;
ber ?lu8brucf ift formelhaft.
Da§ bie genannten 3 cu 9 cn an $ * n & cr £$ at at,s
wefenb gewefen finb, wirb befonberS t)erüorgef|oben in
£g. 89, 126, 192, 320, 321, 368, 416 u. a. 2)iefc
Angaben über bie Änwefenljeit ber 3 cu 9 cn Ktonen und in
mannen %'äUtn »uffdjluji geben über bie ftrage, ob wir
es mit §anblung£* ober SBeurfunbungSjeugen ju tljun
Ijaben. 35a biefe ftragc aufs engfte mii ber weiteren 3r™ge
jufammenf)ängt, ob wir in ber Datierung Datierung nad)
ber #anblung ober nad) ber SBeurfunbung ju fucfyen f)dbtn,
werbe id) beibe jufammen im Mbfctynitt „§anblung unb
Seurfunbung" befpredjen.
Qn #g. 1179 ©f. B. ift oergeffen worben, bie ange*
fünbigten 3eugen nachtragen.
Äeine 3 eu 9 cn > woljl aber Sürgen finben fid) in $g.
192 unb 1401. 3 n ber lefeten Urfunbc werben fte ä^rtlid^
wie bie beugen, eingeführt burd) nomina fideiussorum sunt
hec . . ., unb bann folgt nod) eine (Srflärung iljrerfeits in
fubjeettoer fjaffung : nosque fideiussores memorati omnia
') 8- 3B- $8« 478: et ceteri canonici universi.
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90
premissa nos recognoscimus promisisse. $jn $frq. 192
werben fie nid>t gerabe a(* fideiussores bejeicfcnet: pro-
miserunt etiam . . . milites sub fide militari in manus
.... militum .... nostrorum, quod . . . . B . . .
contractum corroborare studebit.
§ 10. Datierung.
T)k Datierung — itjrer Stellung nadj meijt bte Ie|te
gformel in ben Urtunben — ift in Sejug auf bie Urtunben*
tritit öietteid}t ber mic^ttgfte ©eftanbtetl. ©ie feljlt be£$aß>
aud) nur bei wenigen Urtunben, läufiger ju Anfang als
gegen ba£ ffinbe be3 XIII. %cfyxf). Äu$nal>m$weife finbet
fie fidj bei #g. 72 an ber ©ptfee ber Urfunbe, nodj dox
ber Qfntitulatio, in $g. 1474 nad) ber $romu(gatio an
ber ©ptfce ber Sßarratio, fonft immer am ©djlufc.
Eingeleitet wirb fie bei weitem am Ijäufigften burifc
datum (bei 241 Urtunben), feltener burd> acta sunt (93
Urt.) ober actum (bei 28 Urtunben) *). Datum überwiegt
feit 1236, öom $ontiflcat SBifäof ©ityelm* an. »er*
eingelt finben ftd) al* einleitenbe Formeln: Datum et actum
(37 Urtunben), actum et datum (10 Urtunben), data
($g. 349, 1476); facta est confirmatio (#g. 1399, 1469);
facta est hec resignatio ($g. 1463); facta est hec rati-
habitio, confirmatio et innovatio $g. 1359. Getrennte
Datierung begegnet in #g. 186, 365 unb 930.
Die QaljreSangabetnber Datierung erfolgt nad) ber
aWenfdjwerbung be$ $errn. Qf^re urft>rfinglid>e SBejeidjnung
ift anno incarnationis dominice ($g. 38), anno gratie
(in 25 Urtunben), anno ab incarnatione Domini ($g. 61,
137, 138, 355, 395, 698), anno incarnati verbi ($g. 83),
anno incarnationis Domini (6 mal), anno incarnationis
l ) 3. & mit bem 3uf<tfe publice.
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91
Dei in $g. 216; erft Don 1230 ($g. 215) an treffen wir
anno Domini, toeldjeS Don ber üflitte ber 40 er ^aljre an
auSfdjliefjlid) gebraust wirb.
Die SageSbejeidjnung feljlt, wenn baS ftafyx gegeben
tft, nur feiten; in ber älteren geit erfolgt fie regelmäßig
nad) römifd)er SBeife 1 ); oon §g. 292 an (aus bem 5TobeS*
jal>re — 1236 — ©tfdjof JJonrabS) ftnbet fid) bie Angabe
nadj bem fird)lid>en g-eftfalenber, bie fpätcr bie erftere
Datierungsform aoflftänbig uerbrängt. SBeibe 3formen ju*
fammen finb gegeben in
#g. 292 (1236) (XVII Kai. Ap. sabbato Sitientes) 2 ),
§g. 349 (1241) (XVII Kai. Nov. in die Galli),
$g. 372 (1242) (IX Kai. Sept. in die Bartholomei
apostoli),
#g. 417 (1244) (V Kai. Jul. et in crasüno Johannis
et Pauli),
$g. 665 (1257) (in annunciatione domine nostre,
VIII Kai. Ap.),
$g. 1120 (1278) (V Id. Mart., feria VI ante do-
minicam Reminiscere),
£g. 1289 (1284) (XVIKal. Febr. in die Marcelli pape) 3 ),
£g. 1300 erwähnt (1284) (in die Gypriani mart., VI
Id. Aug.).
Angabe ber ©odjentage finbet fid) feit $g. 551 (aus
bem ^aljre 1251) häufiger, im ©anjen bei 27 Urtunben
burdj feria mit einer Drbinaljat)! gegeben, burdj sabbato
bei #g. 744, 955, 1034, 1124, 1290, 1325, burdj do-
minica (post Pentecostes) #g. 1463. Die unbeftimmtere
Angabe in septimana (Quasimodogeniti) treffen wir in
#g. 413 4 ); bie Angabe nur beS SKonatS in $g. 297, 313,
323, 397, 489 (j. 83. in mense Aprilis u. a.).
*) 3n $g. 428 (Gopte): kal. vel Idibus.
*) 9tt$tiger Id. Mart.
8 ) Stid&tigcr XVII kal. febr.
*) cfr. ljicrufcer aud) „9tadjträge."
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92
Über ben in ber Diöcefe Sßinben gültigen JaljreS*
anfang ift folgenbeS feftjufteflen. 9?ad) ben Ausführungen
ffitlmanS in feinen „Hbbitamenta jum 2Beftf.*U. 2*., M ©.
86 foH in SWinben ber DfterjaljreSanfang in ©ebraudj ge^
wefen fein, ©ilmans ftüfct feinen SBemeiS auf bie Angaben
in #g. 768 unb 813. Da bie erfte Urfunbe aber nur
in fpäterer Äbfdjrift erhalten ift fann bie toirflid) auf
ben Jahresanfang ju Oftern ^inbeutenbe Datierung auf
einen ©djreibfefjter berufen. (Jinen oofltommen fixeren
SBetvetS giebt biefe Urfunbe roenigftenS ntdjt.
#g. 813 (Urfunbe EonoS) l>at bie Datierung 1265
Jan. 16, bie mit 1266 3an. 16 nriebergegeben tt>erben
mufc, wenn DfterjafyrcSanfang angenommen nrirb; in ibr
nrirb eine 9teftgnation feitenS beS Stifters Wiscelus Wulf
befunbet, bie gefd)el)en ift in consecratione ecclesie
Monasteriensis, bei ber ber Sifdjof Sono jugegen toax.
SJilmanS bejiefjt biefe Angabe über bie „SBeilje ber JHrdje
ju üttünfter" auf bie enbgültige ©inmei^ung beS Doms ju
SKünfter am 30. ©ept. 1265 *). Jft biefeS richtig, bann
fann natürlich #g. 813 erft nad) 1265 ®ept. 30 auSgefteOt
fein, ffiie aber aus einer anberen Urfunbe, §g. 831,
Ijeröorgefyt, mar 83ifd)of Gono am 30. ©epi. 1265 in
UBinben. Deshalb fann bie oben ermähnte Consecratio in
äWünper nk&t auf bie befinittoe ©inmei^ung beS ganjen
Domes, fonbern nur auf bie ffietlje eines Jettes beS Domes
©ejug Ijaben, bie üor 1265 Jan. 16. fällt.
Äbtoeidjenb öon ffiümanS vertritt $oogeroeg auf ©eite
VI— VII ber (Sinlettung feines Urfunbenbud^eS bie Änfidjt,
bafc ttrir es in SKinben mit bem Jahresanfang ju 3Beil)<
nagten ju tfyun l>aben; er fütjrt 4 ©eifpiele für feine 3}e*
Ijauptung an 2 ). Dfyne fürs erfte auf bie ftrage einjugeljen,
*) cfr. $t6u* in „3ettfd)rift f. roefrf. ®efö." XXIV p. 337.
*) 2)ie SBejeidjnung „Äölner Datierung" auf p. VI. für ben Öfter»
Jahresanfang ift ntdjt richtig, ba audf) in tföln faft burd&ge$enb$ ber
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93
ob nrirftid) am 25. ©ej. bcr $aljre«tt>edjfel gefeiert ift,
madje id) nod) auf folgenbe Sfüfle aufmevffam, au« benen
mit ©icfyerljeit ju fcfyliejjen tft, ba§ in ber Xfyat unmöglich
ber $aljre«anfang ju Oftern in ®ebraud) geroefen fein
tann.
§q. 292, Urtunbe Sifdjof Äonrab« unb be« 2)om*
fapitel« für «I. Seoern, trägt ba« Datum 1236 SWärj 15.
SBtrb ber Dfterftil für ben Jahresanfang angenommen,
fo müßte ba« Datum in 1237 SKärj 15 aufgelöft werben;
SBifdbof Äonrab ftirbt aber fefcon 1236 Juni 26.
$g. 505, Uifunbe SBifd^of JoljannS (AI. fiebern nrirb
nad) ©öerlot) üerlegt) oon 1249 2Wärj 25, loürbe nad)
©«man« Annahme in« Jaljr 1250 fallen; na* $g. 512
ift bie Verlegung aber 1249 ©ept. 29 fdjon öolljogen.
Äu* bie oben angeführten Datierungen na* bem alt*
römifd)en Äalenber unb gleidjjeitig mit Angabe bc« ffiodjcn*
tage« geben einen fixeren Seroei« gegen ben ©ebraud) be«
Dfterftil«. Jn #g. 292 ftimmt; Sabbato sitientes ar«
15. ÜWärj nur, tuenn bie im Datum gegebene Ja^rc«jat)I
1236 beibehalten unb md)t in 1237 geänbert ttrirb; 1237
fiel biefer ©onnabenb auf ben 4. April. SWad) $g. 1120
fotl ber 3?reitag t>or Sonntag 9?emini«cere auf ben 11.
SKärj fallen; bie« ftimmt bei bem in ber Urfunbe ge*
nannten Jat)re 1278; im folgenben Jaljre 1279 mürbe
biefer Freitag fcfyon auf ben 24. ftebruar fallen.
@« ergebt fid) nun bie meitere ftrage, ob ber 25.
Dezember, roie ftoogeroeg null, ober melleidjt ber 1. Januar
ben Jaljre«anfang bilbete. 93ei biefer frrage ftüfcen tt>ir
Sdjreäanfang, gu 2Bet^na*ten geljerrfdjt Ijat; ngl. Stripping, Seiträge #c.
p. 24 ff. 2)amad) fint> aud) bie Angaben ©rotefenb* im „fcafdjenbud) je."
auf p. 11 ju berichtigen, au$ betten Ijcroorgefjt, bafj in Äöln md)t oor
1310 ber 3a^re«!anfang am 25. 5)egember gefeiert ift. cfr. femer ,,9cadj»
träge" au £g. 320.
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94
un$ auf bie Srgebniffe beS erjlen JeitS unfcrcr Unterfudjung
über bic *ßontiftcat8jaj)re SBifdjof ftoljannS (oergl. p. 97). 2>ar*
au3 erfeljen wir, bafc baS erfte ^Jontificatöja^r btefe$ 33ifdjof£
läuft üon (1242 Dec. 29/ 1243 Qan. 8) bt$ (1243 £>ec
29/1244 3cm. 8). Sttun finbet ft$ in #g. 537 bic Da-
tierung: Actum . . . anno Domini MCGL, pontificatus
anno nono. SWadj bem eben ©efagten tyaben nur ba£
neunte ^ontificatsjaljr ju jäljlen t>on (1250 Dec. 29/1251
$an. 8) bis (1251 $ec. 29/1252 $an. 8). ©efeen nur
einljeitlidje Datierung ooraus, bann tommen für ba$ neunte
sßontiftcat«jal)r nur nodj bie brei legten Jage be$ $al>reS
1250 in JBetradjt; toir gewinnen ben boppelten ©d)lufj,
bafj bie Urtunbe an einem biefer 5Tage auögefteflt ift, unb
bafc ber ^a^re^anfang nidjt toor bem 29. December be*
rennet toorben fein fann, fonft würbe ba$ 9. SßontiftcatS*
jal>r bem $a\)Xt 1251 entfpredjen. 35a$ ©nbergebniö alfo
ift, bafj ber 1. Januar als Jahresanfang toenigftenS um
bie 5Kitte be8 Ja^r^unbertö im Oebraud) geioefen ift,
jtoeifetyaft aber bleibt, ob biefer JBraud) lange Dauer
gehabt l>at.
S)ie Angabe ber (SpiScopatSjaljre finbet ftd) niefct
Ijäufig. Unter bem JBifäof $ einriß begegnen wir tynen
jloeimal: $g. 33 (1208) anno pontificatus nostri ITI
unb #g, 36 (1209) anno pontificatus nostri IV. Der
£obe$tag biefeS SBifdjofS ift nad) bem SWefrolog fcon 3ifö*
bedE 1 ) ber 20. Juli, bamit übereinftimmenb giebt ber SRe*
ctolog be£ DomfapitelS 3 ) ben 5Tag Philiberti abbatis 3 )
') Stäljmer, Fontes IV p. 428 ; cfr. aud) bie SCmnerfung $u £g. 137.
«) 9RSC. VII 2602 be* fgl. ©t.-«. ju 3Rünfter.
«) 9to$ ©rotefenb, „3citred&nung" II, 2 (4>eiKgem>erjeidjm*) p.
154 unb „Safdjenbudj" p. 56 ift Philiberti abbatis allgemein ber
20. Äuguft; nur Sfcrbun füljrt jutn 20. 3uli nodrotalä einen «^eiligen
gleiten Ramend auf. 3)iefe Angaben ftnb nad) bem oben ©efagten $u
ergänzen. '
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95
an, mit bcm 3ufafc, bafc SHfc&of $einridj bcn bifdjöflid>en
©tul>l innegehabt §at 3 3<al>re, 4 STOonate, 3 ©odjen unb
4 Sage. J)ie ©a$l würbe bemnad} am 26. Februar 1206
ftattgefunben l>aben, §einri<fy8 Vorgänger Dietmar ftarb
aber erft 1206 SWärj 5; es muß alfo in ber SBeredjnung
ber {Regierung $etnrid>3 ein 3fel>ler in ben 9»onaten fteden,
unb bie Angabe berfelben, wie fdjon $>g. tl>ut, auä 4 in 3
geänbert »erben, SReljmen wir btefe Änberung cor, bann
$at alfo bie ©aljl #einrid}$ am 26. 2»ärj 1206 ftattgefunben,
bie S3eit)e, nacb ben (BpiScopatöjaljren in $g. 33 unb 36
beregnet, Dor Äuguft 20. beffelben ftaljreS.
Über bie sßontijtcatsjaljre $ onrab* fagt $oogeweg in
ber Änmerfung ju Sßr. 87, bafc biefer SBifdjof fein erfte«
$ontificatSjai>r Don ftrüljjai>r 1213 bis 3frflljjai>r 1214
jäl>Ie. Diefe Annahme ftflfct ftdj auf bie als richtig an«
genommenen Angaben ber *ßontiftcatSjaljre in $g. 228 unb
261 unb auf bie falf$ fiberlieferte, aber Don #oogeweg
rectificierte Angabe in 5Rr. 250. #g. 228 $at ba* Datum
1231 3Äai 19, pontificatus nostri anno XIX; #g. 261
1233 April 14 pontificatus nostri anno XXI unb $g.
250 1232 2Ȋrj 23 pontificatus nostri anno XXII, recti*
feiert in XIX i).
SSerfudjen wir ju beftimmteren ©djlüffen ju fommen
auf ©runb Don Urfunben, bie älter ftnb, alfo bem Cpodjen*
tag felbft nä^er liegen, als bie Don $oogeweg benufcten,
unb bie be^alb benfelben, wenn md)t nodj einen größeren
ttnfprud) auf ©laubwfirbigfeit unb Stidjtigfett tyrer An*
gaben machen fönnen, als jene. 9ftd)t gu Dereinen nämlicb
mit #oogeweg« Annahme, bafe bie Confecration in« Jrfify»
jal>r 1213 fällt, ftnb bie Angaben Don £g. 63 unb 131.
*) lud) £g. 270 formte meflfidjt nodj olö $eleg angeführt »erben,
»emt bie bort gum 2)atum 1234 9Rat 30 gemachte ttngabe pontificatus
nostri anno XVII aU Schreibfehler für XXII erftärt würbe.
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SRöd) $>fl. 63 umfaßt ba« jroeite *ßontificat$jaljr bm
19. Sept. 1215 »), nad) £g. 131 ba$ }tt>ölfte bcn 21. Sept.
1224 2 ): für ba$ erfte $ontificat$jaf)r finben wir alfo bie
©renjen 21. ©ept. 1213 (nad) $g. 131) unb 19. @^t.
1214 (nad) $g. 63. Die SEBeilje fann bemnad) nur am 20.
ober am 21. ©ept. 1213 ftattgefunben tyaben. «u# f&mmtltty
anbere Urtunben (mit Ausnahme natürlidj t)on ben ge-
nannten #g. 228 unb 261; bie redimierte Angabe *>on
§g. 250 fällt ganj au«) geftatten, fotueit fie überhaupt
?ßonttftcat$jal)re 8 ) angeben, ben ©eptemberanfang für bcn
richtigeren ju galten 4 ).
ßlection$jaf)re Jfonrab* erfreuten nur einmal unb jtoar
in $g. 45 öon 1211 (electionis nostre anno III). @me
SBeftimmung be« ®podjentage$ nicfyt möglid>.
Qtvti ©pod^en Ijaben nrir audj bei ©ifdjof ©il^elm
ju unterf Reiben. Die eine jätjlt nad) ber SBaljl, bie nad>
®rote (Stammtafeln) auf ben 11. $uli, nad) (Jubel
(Hierarchia) in ben üflonat ^fuli 1236 fiel. Damit ftitnmt
bie Angabe Don pontificatus nostri anno seeundo in £g.
310 »on 1238 gebr. 2.
Die ©pod&e nad) ber ffietye finbet fid) in #g. 313,
315, 322, 323, 341. Die «ngaben in biefen Urfunben
*) «&Ö- 63: 1215 (September 18 pontificatus nostri anno II, Dr.
im !gl. ©t.^l. gu fünfter.
*) £g. 181: 1224 6ept. 21 p. n. anno XII.
3 ) <Dafc hit Angaben in fcg. 137 unb 256 »oWommen falfö fiitb,
liegt auf ber §anb.
*) 2)eögleid;en eine Urfunbe beä ©t. S3onifa^«©tifteö $u Hameln
(9)ieinarbuö, U. 33. jc. ?Rr. 13) mit bem 3)atum: actum anno do-
rn inice incarnationis MCCXV sub papa Innocentio III, ponti-
ficatus eius anno XVIII, regno Romano in cismate inter reges
Ottonem et Frithericum posito, sub Mindensi episcopo Conrado,
pontificatus sui anno tertio, indictione prima . . <Da bie Sßonttftcat*-
jöljre 3nnocen$ be«l dritten oon 1198 gebruar 22 ab jäljlen, fallt biefe
Urfunbe awifcjjen 3?ebr. 22 unb 2)e^ember 31 1215. 3)ie Snbiction tft
f alfc^ ; fie müfjte III Ijetfjen.
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laffen bie 8Beil)e in bcr ^eit jmtfc^cn 1237 Dcj. unb 1238
®cg. ju, oljne ©elegenljeit ju geben, ben 5Tag, ober bod)
roenigftenS ben 3»onat nftfcer ju beftimmen.
(Sine genauere unb intereffante Seredjnung läßt ftdj
bei ffiifljelmS SWadtfolger Qo^ann t>on SDtep^olj aufteilen.
3)ie lefcte Urfunbe ;$ol)ann$, in ber er als electus et con-
flrmatus begeidjnet toirb, trägt baS Datum 1242 S)ej. 29,
bic erfte mit bem £itel episcopus bie Angabe 1243 $an.
8 J ). Die ßonfecration fann alfo nur in bie Qtit ätüifdjen
beiben Zeitangaben fallen. Da« erfte *ßontificatSjaf)r läuft
bemnad) t>on (1242 Dec. 29/ 1243 ^an. 8) Bid (1242 Dec.
29/1244 $an. 8). 83erüdEj1d)tigen wir nun aud) bie oben
geführte Unterfudjung über ben Jahresanfang unb bie
gleichfalls bort gegebene Datierung t>on $g. 537, fo fönnen
mir al« ben lermin ber JBeftätigung, ben wir nur nadj
ben Angaben beS SEitelS al* ättnfdjen ben 29. Dej. 1242
unb bem 8. Jan. 1243 liegenb gefunben Ijaben, einen ber
Sage 29.— 31. Dej. 1242 ermeifen. hiermit ftimmen überein
bie Angaben fämmtlidjer Urfunben, foroeit fte bie SßontificatS*
jaljre angeben 2 ). SWur bie Angabe im @j. A. üon §g. 478
(anno gratie 1247 . . . pontificatus nostri anno III;
otjne JageSbatum) fdjeint üerberbt ju fein; rectificieren mir
aber III in IV (unb bie Üftöglidtfeit, baß ber SReinfdjreiber
*) 2)a& Sodann fdjon in bcr Urfunbe Äönig Äonrab3 IV oon 1242
3uli 13 (£g. 370) episcopus genannt wirb, fommt für unfere Unter-
fudmng nid^t in 9Betraä;t. — £g. giebt im SRcgeft biefer Urfunbe ben
tarnen M TOnbener 93tfdjof$ mit Söilfjelm wieber; cfr. „9tod)träge."
») $g. 388, 389, 404, 427, 537, 541. — Sie Angabe in 9lr. 32
uon d. $obenberg, SBalärober U. 8.: Acta sunt hec anno domini
MCCXLII sede Romana vacante, pontificatus venerabilis patris
nostri Johannis Mindensis ecclesie electi et confirmati anno primo
ift leiber $u einer näheren Datierung ber SBaljl nidjt gn gebrauten, ba
bie öalanj in Btom ben langen 3eirranm üom $obe (Sölefttnä IV (1241
9ioo. 10) bü aur Jffialjl 3mnocena IV (1243 3uni 25) umfa&t.
LVIII. 2. 7
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III ftatt IV gclcfcn tyat, roie e$ üielleidjt im Äoncejrt ftanb,
ift bod> fe^r groß; aud) lägt ber Umftanb, ba§ bie Ur
tunbe nod> öerberbte ffipacten* unb Soncurrentenangaben
madjt, biefe Annahme tueniger ttntlffirlid) erfdjeinen), fo
füljrt aud) biefe Angabe auf bic lefcten brei läge beS
^aljreS 1247 1).
SWad) ber 83ejeid>nung im £itel beS JBifdjofS SBibef inb
in ben Urfunbcn #g. 597 (electus 1253 Dct. 6) unb $>g.
606 (episcopus 1254 ÜWärg 1) ift bic 83eil)e jttrifdjen biefen
beiben Terminen erfolgt, ©eil er umfaßt nad) $9- 636
ba« 2. ^ontificatsjaljr ben 29. SWoo. 1255; ber frü^efte
Termin für ben JBeginn be$ erften ^ontipcatäjaljreS ift alfo
ber 30. SRoü. 1253; bie ©renjen für ben ^eitabfdjnitt, m
bem bie ©eüje ftattgefunben Ijaben muß, fönnen bedfpalb
enger gejogen »erben, nämlidi 1253 SWoo. 30 unb 1254
9Wärj 1. hiermit ftimmt überein bie Hngabe in #g. 698;
bie in $g. 65 * mußte brei ftatt Dier *ßontiftcat$jaljre
jaulen.
$Bifd>of Sono wirb nodj 1263 ftuni 18 electus et
confirmatus genannt, am 7. JDctober beffelben ^atyrcS jum
erften SWal episcopus; bie SßontiftcatSjaljre in §g. 807
unb 808 betätigen biefe«. ©ei §g. 759 bi* 761 (au«
bem Qa^re 1261) finbet ftd) electionis et confirmationis
nostre anno I; (£ono ift 1261 Dct. 17 gewählt.
©ein Sia^f olger Otto ift Dom <ßapfte eingefefct roorben,
bemnad) wirb er oon Anfang an als episcopus bejeidjnet.
l ) 2)ie üoUftänbige Dotierung üon <5r. A. lautet: 1247, Snbttrüm
III, (Epacte I, (Soncurrente VII. 3>tcfe Sa^redfem^et^en geljörtn
fäu.tlid) 3um 3al)re 1246, mifytt 3afcr au* in (Sr. B. ftr^t. 2)ie Ur-
funbe ntufc aber auö inneren ©rünben 1247 auögefteUt fein, ba bie in
$g. 478 aU gefdjeljen erwähnte Sfceflgnation feitenö eincö Hermann Don
Ärnljeim in einer anbetn Urfunbe ((Sal U. 8. III 9fr. 114) oom Safyre
1247 (mit baju paffenber Snbtctton« unb (Soncurrentenangaben; aU (5pod)e
ift XX (©djrribfe^Ier für XII?) gegeben) beurfunbet wirb.
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99
©eine (Ernennung gefd>a^> am 18. »ug. 1267 1 ); nad>
biefem ©pod&entag werben feine gpiscopatsjaljre in §g. 933
unb 952 gejault, ©ein £obeStag n>irb Don ©am«, ©rote
u. a. auf ©runb beS fdjon erwähnten SRefrologS Don 3fifd>*
bedf auf ben 17. SWooember üerlegt 2 ). SWun finbet ftd) aber
in einem SWefrolog beS SWinbener DomfajntelS, jefct im
ff gl. ©t.*8. ju ipannooer 8 ) bie SWotij; Ponciani pape anno
Domini MGCLXXV dominus frater Otho. SRad) ©rotefenb 4 )
wirb an einigen Orten am 19. SRoDember Pontianus papa
gefeiert, ©otootjl nad> biefem bomfapitularifd>en SWefrolog
als audj nadj einem folgen beS 3WartinSftifteS ö ) fällt
Pontianus nad) Elisabeth unb t>or Golumbian, ift alfo in
SWinben am 20. SRooember gefeiert toorben; biefer lag ift
audj als JobeStag beS SBifdjofS anjune^men.
Unter ©olquin nrirb nur einmal eine ^eitbeftimmung
nad) $al)ren ber Konfirmation gemacht: §g. 1080 (oljne
ftaljreSangabe) confirmationis nostre anno primo. ®r
toirb electus et confirmatus genannt in ben Urfunben $g.
1088 (1277 SKärj 23) unb 1096 (1277 ^uni tl) 6 ); als
episcopus erfdjeint er jum erften ÜWal in §g. 1099 (1277
$ul. 26) unb in §g. 1100 (1277 Quli 27). SSolquinS
Orbination nrirb beSljalb jttrifdjen 3?uni 11. unb Qfuli 26
1277 ftattgefunben ljaben; allerbingS wirb er nod) in #g.
1107 (1277 SWoü. 1) als electus bejeidjnet, bod) beruht bie
Überlieferung biefer Urfunbe auf einem feljr „mangelhaften
unb nrie es fdjeint, lücfenljaften Drudt ©^li^aberS" 7 ),
fobafc in biefem gall bie Jitelangabe als oerberbt angefe^en
») £g. 879.
*) 3. 33. ©rote, Stammtafeln p. 503.
8 ) &op. XII, 50.
4 ) Seitredjnung I, p. 157; nad) bem oben ©efagten 311 ergangen.
5 ) ffgl. @t.-SC. fünfter.
■) tfodj in £g. 1109; über beren Datierung »gl. jebodj „9toc$träge."
T ) ^oogeweg in Slnmerfung ju 9tr. 1107,
7*
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100
werben muß, falls wir ber Überlieferung be£ Xtatum*
©lauben fdjenfen.
Die Qfnbiction pnbet ftd> in«gefammt in 27 ttrfunben
beregnet. Äud> ber ©Treiber öon $g. 243 $at bie Sb*
ftd)t gehabt fte anzugeben, benn bte Urtunbe fcbliegt: Acta
. . . anno . . . MCCXXXI, indictione. Die Qaty ffat erft
f eftgefteüt werben muffen ; fpäter aber ift iljre 9ta$tragtmg
üergeffen.
am ^äuftgften wirb bie Qnbictton angegeben unter
JBifdjof flonrab (18 mal); nadj feinem lobe (1236) tritt
fie nur öereinjelt auf.
Wichtig finb bie Angaben in 21 gäflen; oon ben fc<fc#
fallen Angaben ftnb bie in #g. 63, 100, 251, 478 eine
(Einheit ju niebrig gegriffen 1 ); im Original $g. 138 i^
VII ftatt XII getrieben, in #g. 277 ((Sot>te) vm ftatt
VII; beibe angaben bürften auf Serfe^en, in bem einen
ftatt beS WeinfdjreibenS, in bem anberen be$ Sopiftai
jurfldjufflljren fein.
gur Söfung ber $rage, wann Die Qnbtction gett>e<$feß
fyat, ob am 25. Dej. ober an einem ber anberen bekannten
(Epodjentage für iljre SRed>nung, trägt nur eine Urfunbe bei
§g. 191 Dorn 24. (Sept. 1229 l)at bie jwette ^nbiction;
wäre bebamfdje ^nbiction im @ebraud> gewefen, fo tnfifte
bie britte ftnbiction genannt fein, ba gerabe am 24. ©cpt
ber ©ed>fel ber bebanifd>en Qnbiction ftattpnbet. Darauf
fönnen wir folgen, bafe aud) in ÜRinben bie im XIII. Qafyxfy.
überhaupt in Deutf^lanb jumetfi in Änwenbung gebraute
indictio Romana geljerrfdjt ljat.
Eoncurrenten treffen wir in $g. 83, 166, 167 unb
478, unb mit Ausnahme ber legten Urtunbe richtig be*
rennet.
l ) SDiefelbe auffoüenbe ^Beobachtung madjt für bie btfäöflK^en Ur»
funben oon $übe«$rim £etnem<mn p. 127—128.
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101
E pacta prima in $g. 478 <gf. A. jum $aljre 1247
ift ebenfalls falfd); fte würbe ftimmen für 1246.
3)ie golbeneßaljl treffen wir nur einmal, (aber richtig
beregnet) al£ decemnovaleyeli (anno) XV in #g. 45
jum i^aljre 1211.
<ßapjt* unb $aiferjal)re werben feljr feiten jur Da*
tierung tterwanbt; beibe jufantmen pnben ftdj in $g. 166
unb 167 gleidjlautenb (anno Gregorii pape primo et im-
peratoris Friderici anno VII) jum ftaljre 1227, unb in
£g. 427 jum Qfa^re 1244 presidente sacrosanete Romane
ecclesie summo pontifice Innocentio quarto regnante
Romanorum imperatore Fretherico. Qn £>g. 1041 wirb
ju Qwm 25 1274 bie nähere Angabe gemalt domini Gre-
gorii pape deeimi anno tertio. $n #g. 365, 427, 478
unb 776 wirb bie Ämt$tf)ätigfeit ber ©eiftlidjen genannt,
bie an ber ©pifce ber bie Urfunben empfangenben Älöfter
fteljen, j. 83. $g. 776: Datum . . Hinrico eiusdem loci 1 )
preposito procurante.
SWad) bem fanonifdjen Stecht mußten jäljrlid) ein* ober
jweimal Diöcefanftynoben abgehalten werben, an benen ftd)
bie ©eiftlidjen beS SBiStumS unb bie ÜWinifterialen ber
Äirctye beteiligten. 5)iefe ©erfammlungen Ratten nid)t nur
©erwaltungsfad&en ber Diöcefe ju erlebigen, fonbem it)re
(£ntfd>eibung würbe aud) bei ©treitigfeiten Don ben bei
©elegenljeit ber ©tynobe &or bem SHfdjofe erfdjienenen *ßar*
teien Ijäufig angerufen 2 ).
l ) 9ftämlidj be* Älofter« <5fdjerbe.
•) Über bie SBebeutung ber SDiocefanfnnoben in rechtlicher unb pa-
floraler 93ebeutung fjanbelt audfü^rltct) «£>ifling, SDic wefrfälifdjen 5>töcefan-
jtjnoben bti jur SWtrte be« XIII 3<*M. Singen, 1898. 3« ber «emerfung
^illing« (a. a. O. p. 22), bafj bie Gonftituirung beä bifööflidjen Dfftjialat»
geriete« um bie Witte beö XIII Satjrl). erfolgt fei, fei bie itjatfadje angeführt,
bog im XIII 3<*W)- in SWinben ein bifdjofUd&er Dfficial niemals in feiner
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102
3fn unferer Sßinbener Diöcefe werben nur in triet
Urfunben (S^noben auSbrücflid) erwähnt: #g. 39, 142,
920 unb 1201 J ). $n $g. 39 (Urfunbe be* DomfapitelS)
toirb gang allgemein auf eine unter 83ifd)of ftonrab ftatt*
gefunbene ®eneralftynobe 83ejug genommen. %n 4)ß I* 2
tft bie JRebe oon ber Oeneralfonobe bes 3<al)reS 1242, bie
in cena Domini, alfo am ©rünbonnerftage flattgcfunben
l)at. ©päter fc^eint bie ©tynobe auf ben 2Rittu>od) in bet
C!jartt>od)e Derlegt ju fein, toenigftenS lefen wir in £>g. 920
(1268) ... in synodo generali quod (!) quarta feria
proxima ante Pascha Domini celebrari consuevit j&amit
ftimmt ßberein bie «ngabe in #g. 1201 (1280) . . . feria
quarta ante Pascha in generali Synodo.
(Einige anbete Urfunben, bie ni$t auSbrücflid) an*
geben, bajj bie in Ujnen üerjeidjneten fwnblungen auf
ber Ofterfonobe ftattgefunben baben, laffen biefeä tnbireet
burd) i\)x Datum erfennen. Auf Donnerfiag öor Oftern
fäUt baS Datum Don $g. 690 unb 691 (beibc 21. SWärj
1258) unb $g. 1033 (1274 ÜWärj 29), auf 2ttitttt>od) ba$
flon #g. 80t (1264 April 16, #g. 999 unb 1000 (beibe
1272 Styril 20) unb $g. 1245 (1282 ÜWärj 25).
Sine OrtSbejeidjnung trägt über bie $3lfte ber
Urfunben. 3)od> reicht ba$ SWaterial nid>t au«, um ein
3ftinerar aufjufteflen. 5)ie bei weitem größere fcnjal)l ber
amtlichen Sljättgreit, fonbern nur einmal aU 8euge in ber in ber Hnmerftmg
ju $g. 636 ernannten bifdjöflidjen Urfunbe (1255 9tao. 29) genannt ifL
Hermannus celerarius Buccensis officialis noster.
*) 9lid^t §u entfdjeiben »age id), oh mit cö mit einer <Dtöcefanfnnobe
gu ttjun tjaben, »enn in #g. 1488 (Urf. be$ ©ifdjof« Solquin unb bei
Qomfapitcl* oon 1292 $ec. 1) bie Ortsangabe lautet: Datum Minde
... in capitulo nostro generali — , trofebem «fcifling (a. a. O. p. 22)
capitulum generale ati fmtonnmen 9lu*bru(f mit synodus generalis
anführt.
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103
S3tfd)ofS*llrfunben ift in SKinbcn felbft ausgepellt, «n
näheren 33ejeid)nungen finben ftd) au$ ber ©tabt SKinben:
in domo nostra: $g. 474, 1249, 1399, 1463;
in nostro conventu 1 ): £>g. 228;
in claus tro maioris ecclesie: £>g. 1007;
in domo maioris preposiü: £>g. 677;
in domo fratrum Predicatorum : $g. 994;
in ecclesia sancte Marie; $g. 186;
in domo Wichgravii: §g. 1254;
in nova domo: $g. 438.
#g. 1494 wirb „gegeben" in SBunftorf in ecclesia
forensi unb #g. 988 in conventu memorato b. \). fflofter
3Rarienwerber, für ba$ bie Urfunbe befttmmt ift.
IV. %dl
fjanMung unb Beurfunbung.
SRadj JBrefjlau* flaffifdjer Definition beS SBorte* Ur*
funbe Derfteljen wir barunter „fd)riftlid>e, unter ^Beobachtung
beftimmter, wenn aud) . . . wedjfelnber 3rormen aufge*
jeidjnete Srflärungen, bie beftimmt ftnb, als ,3 eu 9 n iff c ö& cr
Vorgänge rechtlicher Sftatur ju bienen V ®i* t»SSorgänge
rechtlicher SWatur" tonnen einmal jettlid) jurücfliegenbe
#anblungen fein, anberfeits aber erft burd> bie Urfunbe
felbft gefdjaffen werben. $ft ba* ledere ber gaU, §. S.
bei ^Beifügungen, (Srlaffen, fdjriftlidjen SBefe^len unb bgl.,
fo f)aben wir es mit Urfunben ju tl)un, bie ben cartae
beS altrömifdjen Sprachgebrauch« entfpredjen; bei if)nen ift
Don einer Don ber SJeurfunbung getrennten #anblung md)t
ju reben. $)od) ift in unferem Zeiträume bie 3aljl folget
') b. Ij. ©ifcung M 2)omfapttel$, wie au« bem Snljalt ber Urfunbe
erfld^tHd^.
8 ) Breslau, p. 1.
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104
Urfunben fcljr gering 1 ); bic ipauptmaffe entfpridjt ben alt*
römifdjen notitiae, Urfunbcn, in benen eine üollenbete
Zfyatfafy fd>riftlid> fairt wirb. 9iid)t in Setracfct fonintl
hierbei, ob bie #anblung ber fcfcriftlidjen aufeeidjnung
wirflid) vorangegangen ift, ober ob fte bei $erftellunfl ber
Urfunbe erfi beabftdjtigt war.
Die Qfrage, wie ftd) bie in ber Urfunbe enthaltene
Zeitangabe jur §anblung unb JBeurfunbung »erhält, auf
weldje üon beiben, ober ob auf beibe fte ftd) bejieljt, wollen
wir ttorerft unberücfftdjtigt Iaffen; jefct fud>en wir auf ©runb
beS au« ben Urfunben felbft gejogenen ÜRaterialS ben Skg
fennen ju lernen, auf bem bie §anblung unb bie 2Jeur=
funbung t>or ftd) gegangen finb.
Sa^ttel I.
fjanMung.
S5ei bem 3fel)len eine« öffentlichen SWotariat« in Deutfd)*
lanb mußten fidj bie ftniereffenten, um irgenb ein 9ted)t$«
gefd>äft fo beglaubigt ju erhalten, bajj e$ öffentliche Än=
erfennung in Änfprud) nehmen fonnte, an <ßerfonen wenben,
bie burd> iljre fociale (Stellung eine SBfirgfdjaft für bie
9Hd)tigfeit be$ oon i^nen SBejeugten leifteten. Die« war
in erfter Sinie ber Sifdjof. Qvl it)m alfo verfügten fte ftd)
unb gaben vor ifjm eine Äußerung üjre$ 25ort)aben3 ab:
constitutus in presentia nostra 2 ) resignavit, renunciavit,
constitutus coram nobis tradidit, donavit etc. 8 ). Ob
*) C£ine intereffante carta im urfprüngltdjen @inn ift bie auf Seite
119 beljanbelte Urfunbe fcg. 1182 <£r. A.
*) seil, episcopi ; bie« ift audj in ber golgejeit $u ergänzen, ba —
»o nidjtö befonbereö bemerft ift — nur oon bifdtjöflid^en Urfunben ge»
Ijanbelt tüirb.
8 ) $• %• #9» 945 . . . quod constitutus coram nobis Heinricns
• . . donationem . . . ratam et gratam habuit et hoc fecit in
presentia nostra publice protestatus.
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105
tuir bei bcm StuSbrucf coram nobis baran ju bcttfctt f)aben,
baß bcr Äu^ftcUcr ber betr. Urfunbe, atfo ber SBifdjof, allein
jugegen getoefen ift, ift triebt beftimmt ju entleiben, toafyx*
fdjeittlid) aber wirb biefer meiftenS uon ©eiftlidjen ober
aud) Saien, bie jufäflig ober befonbers herbeigerufen *) an*
wefenb roaren, umgeben gen>efen fein, tt>ie e$ beifpieläioeife
auSbrficflid) gefagt wirb in $g. 107 in nostra presentia
totiusque nostri capituli, Jpg. 921 coram nobis ....
presentibus capitulo, ministerialibus etburgensibus noslre
civitatis.
SWicfyt gering ift bie Änja^l ber Tlrfunben, in benen
ber 3Mfd)of felbft eine eigene ©djenfung, Übertragung ober
bgl. an einen Gmpfänger befunbet. @r fyat bieS entweber
gettjan au$ eigener (Sntfdjlieftung ex mera liberalitate
nostra ($g. 66 a), weil er ftd) Dön ber Sftfifclidtfeit feine«
93orl)aben$ überjeugt^at: diversis causisutilibusnecessariis
et honestis inspectis (Jpg. 780), meiften* ob anime nostre
remedium (j. SB. £>g. 1181), pro salute anima nostre
(j. 33. #g. 89), ober burd) bie Sitten irgenb weldjer *ße»
tenten bewogen.
?ü$ folcfce fönnen auftreten ber (Smpfänger felbft (. . .
quod prepositus de Wenigessen accedens ad nos hu-
militer postulavit .... Nos igitur . . . pie petitioni
sue liberaliter annuentes, .... contulimus £>g. 298;
. . . cum dilecti . . . prostratis genibus et fusis lacrimis
conquerelando instanter a nobis petiverunt $g. 376,
505), ober Sßerfonen, bie an ber ©ad>e felbft nidjt interefftert
ftnb, j. 93. ba$ ©omfapitel (iuste petitioni canonicorum
annuentes $g. 59; capituli preeibus inclinati £)g. 903).
Sei Dielen föcd)tSgefd)äften bebarf ber SBifdjof ber 3u*
ftimmung be« Domfapitels 2 ). Der fpätere Unterfdjieb
J ) . . . presentibus, qni ad hoc requirendi erant £(J. 804.
f ) cfr. fcinfdjiu*, tftrd)cnred)t 39b. II p. 153 ff.
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106
gwifeften consensus unb consilium capituli wirb noeft nieftt
gemalt; consilium allein wirb niemals befunbet.
Sieben ber 3uftimmung be$ $>omcapitelS wirb meftr*
faeft bie ber üttinifterialen erwäftnt, fo $g. 250, 256, 698,
738, 921, 1145 jc
Die twrftanbene ßuftimmung wirb meifi im Sontert
fclbft genannt (j. JB. . . quod nos de consensu et con-
silio capituli donavimus), feltener in einem befonberen
©afce 1 ) ober in ber ©iegelanfünbigung (cfr. fpäter). O n
einer befonberen bomfapitularifeften Urfunbe wirb nur eht*
mal ($g. 285) bie ßufiimmung be8 Domfapitel« ange*
foroeften ju einer ©eftenfung, bie ber SBifeftof allein fefton
einige läge oorfter (§g. 822) genehmigt ftatte.
JBemerfenSwert ift aueft §g. 1182. 5Son iftr fmb jmei
Ausfertigungen Don berfelben (8uSftefler<) $anb öorftanben.
ftm ffij. A. 2 ) übertragt ber »ifeftof allein einen $Iafc ber
©tabt ÜRinben; im ffij. B. finbet fteft ber $u\a$ quod nos
de consensu et bona voluntate capituli nostri. . . $ur
3eit ber #erftellung oon (£f. A. war au« irgenb einem
®runbc bie nötige bomfapitularifefte ^uftimmung nieftt ju
erlangen ober uergeffen, beäftalb würbe in einer jweiteu
Ausfertigung bie 3uftimmung$befunbung nadjgcftolt. grei-
lieft bot bie Grwäftnung ber gitftitnmung beö 3)omfapitel$
an fteft feine genügenbe ©arantie für bie wirflieft gefefteftenc
guftimmutig. !$n unferem gaHe ift fie aber wirflieft au&<
gefproeften worben (unb nieftt etwa unbefugt im Xejrt er*
wäftnt), ba (Jj. B. in ber Xtyat mit bem ©iegel be« 3)otn*
fapitels öerfeften ift, ba« woftl nieftt ber fjatl fein fönnte,
l ) et hec obligatio facta est de consensu capituli nostri
£g. 1431; hec itaque omnia supradieta de unanimi consilio et
voluntate ac consensu nostri capituli ordinavimus et statuimus
£g. 933; ferner in £g. 52.
f ) «&Ö» beaeidjnet mit <5r. A., wa* idj (5r. B. genannt $abe unb
umgehört.
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107
fall« baS 'Domcapitel mit bcm 3<nt)alt bcr Urfunbc utc^t
einöerftanben getoefen to'&xt.
Dafc es ttorfam, baft bcr bcn SonfenS enthaltene ©afc
otyne ffiiffen, ja gegen ben ffiiflen 1 ) be« $omfaj)itel$ in
bic Urfunbe eingefügt ttmrbe, jeigt un£ bie Urfunbe #g.
39. $n if)r befunbet ba$ Domfapitel, baß e« einer Über*
tragung feiten« be$ tterftorbenen SifctyofS Styetmar an ftl.
Sftennborf nidjt jugeftimmt, unb baß es um Auslieferung
ber betr. ÜbertragungSurfunbe gebeten l)at (fogar auf ber
©eneralftjnobe), um ju ttnffen, si nomina nostra eidem
essent inscripta. 5)a e* bie Urfunbe nidjt tyat vorgelegt
betommen fönnen, ftctlt e$ eine befonbere ßrtlärung (näm*
K3l $g. 39) au«, um feine SWidjtjuftimmung eigen« ju be*
tunben nnb bie privilegia be$ 23ifd)of$ Dietmar für furtiva
gu erflären.
Dag bie ,3uftimmung be$ 'DomfapitelS Dom SBifdjof
als unbebingt nötig angefefyen mürbe, ergiebt ftd) aud) au«
ben Urfunben #g. 527 unb 959, in benen ber Sifdjof au$*
brficflid) bemerft, bafc er bie betr. Übertragung nur unter
ber Sebingung maetyt, bafc bie (Empfänger nodj nachträglich
bie ßuftimmung be$ Domfapitel« erlangen fönnen 2 ).
$äufig würbe ber Söifd^of in Stnfprud) genommen jur
©dfolicfctung oon ©treitigfeiten. ?(ud) in biefen gällen er*
fdfoeinen beibe Parteien öor if>m, es finben unter feiner
fieitung fürjere ober längere 93er$anblungen ftatt (inter
dilectos . . causa coram nobis aliquamdiu ventilata Jpg.
474 3 ), fd)lief$lid) fommt er ju einer gütlichen Beilegung
l ) SBrefetau p. 704.
f ) §g. 527: . . . quod 110s . . . fratribus . . . contulimus
possessionem, si capituli majoris in Minda consensum potuerint
obtinere. £g. 959: . . quod nos . . domum . . ecclesie in Leveren
. . contulimus, si ad hoc consensum nostri capituli ipotuerint
obtinere.
J ) 2)ie ^arteten bringen 9?ett)et*mittel mit, audj öertrauenGtoürbige
3eugen treten auf, g. 93. $g. 185.
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108
beS ©trette« (j. SB. talis inter ipsos . . . compositio
intercessit §g. 739), nidjt oljne Dag es manchmal encrgtfd)cn
3ufprud>8 feiten« ber Änwefenbcn bebarf (nostro consilio
ceterorumque poslulationibus adhortati $g. 107). Sei
<Streitfd)lid)tungen werben aud) bietenigett erwähnt, bie eine
93erföljnung öermittelt §aben: nobis et aliis prüden tibus
mediantibus $g. 86, mediantibus quibusdam canonicis,
ministerialibus ac burgensibus $>g. 739.
Die SBerjidjtleiftungen »erben im Jejt erwähnt tneift
in ber 5^rm in manus nostras resignavit ^nttuetocii
wir t)ier an eine ftjmbolifdje $>anblung ju beulen fjaben,
fönnen wir nid)t entleiben; in §g. 1025 erfahren tvir,
baß bie Äuffaffung ftattgefunben Ijat super beati Petri
scrinium in Minda. SJei einem $au$t>ertauf feiten« tineß
Saien an Sil fieoern nimmt ber JBifdjof felbft im Flamen
bcS fflofter* oom ^)aufe SBefifc, inbem er e$ betritt (4>9-
193): nos . . . cum multis . . . dicte domus possessi-
onem personaliter intravimus nomine cenobii.
ffiaren alle SBerljanblungen erlebigt, fo würbe ba«
(Ergebnis nod> einmal üerfünbigt (§g. 1156): hec in
nostra presentia a predictis . . . ordinata sunt et de
consensu partium publicata . . . $n #g. 804 fdjliefjt bie
^anblung, inbem bie Smpfänger ut moris est, dederunf
sex urnas cerevisie presentibus ad bibendum.
Äo^ttel II.
Koneipierung unb Beglaubigung.
£en JBeginn ber SBeurfunbnng feljen wir in ber Äaifer*
biptomatif in bem 33eurfunbung8befel)l b. f). in bem Huf*
trag be8 9Tu$fteflcr8 an fein ßanjleiperfonal, über bie t>or*
hergegangene ^anblung ein fdjriftlidjeS 3 cu 9 n te öufju*
nehmen. Daß für bie *ßrtoaturfunben eine iUjnlidje Formel,
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109
btc ftdj jumeift in bcr Corroboratio ftnbet J ), ebenfalls ben
UrfunbungSbefel)! auSbrfiden fofl, fdjeint mir unmaljr*
f djeinlid), öielme^r Ijaben mir es aud) Ijier mit einer Qformel
ju tl)un, über beren eigentliche SBebeutung bie ©Treiber
bcr *ßrioaturfunben nidjt me^r im Älaren waren. 5)ie
Urfunben ber Gmpfängerl>anb, bie gefdjrieben ftnb, elje ber
genannte «uSfteller ben Auftrag jur fdjriftlidjen Slufaeid)*
nung gegeben fjaben fonnte, unb bie trofcbem äljnlicfce
^Beübungen in ber Eorroboratio enthalten, ftnb Semeid
genug für bie formelhafte Hnmenbung beS JBeurfunbungS*
befehle«.
Die $erfteHung ber Urlunben mirb in einigen gäflen
fofort in SReinfdjrift erfolgt fein; aber nur einem fetjr ge*
übten unb «rfaljrenen ©tiliften unb SReinfcfcreiber fonnte
eine fold>e Aufgabe anvertraut merben, felbft menn mir
annehmen, baß il>m „Acte 11 für bie Senufeung jur 33er*
fügung ftanben. Dbmo^I fid& oon folgen „Acten", furjen
Äufaeidjnungen über ben ©ang ber $anblung, nid>ts er*
galten %at, fo muffen mir if>re ffiiuftenj öorauSfefcen,
befonberS, menn mir im Äuge behalten, baß oft, mie mir
unten feljen merben, jmifdjen ber $anblung unb ber 33e*
urlunbung ein längerer Zeitraum gelegen ljat.
Äudj menn „acte" öorljanben maren, mirb ber $n*
groffift meift fdjon öorljanbene Urfunben jum SSorbilb ge*
nommen l>aben, fei es nun, bag biefe üjm in Formular*
bfidjern ober in Originalen als fog. „SSorurfunben" oor*
lagen, ©on ftormularbücfcern ift ntd^td überliefert, aber
bod) muß it>r SSor^anbenfein angenommen merben: bafür
forid)t fd>on bie große «nja^l Don Urfunben üerfcfyiebener
$roöenienj mit benfelben gormein. Die SBenufcung ber
*) 3- 93» presens scriptum jussimus conscribi §g. 215; pre-
sentem paginam exinde conscribi fecimus §g. 959 unb 1289;
presentem cartam inde conscribere duximus £g. 397 k.
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110
SSorurfunben bagegen ift au& bcm meljr ober weniger über*
einftimmenben Formular Don Urfunbengruppen berfelben
^roöenienj nadföutoeifen ')• Jflux in ben toenigflen füllen
fonnte bie JBorurfunbe in intern gangen Umfange benuft
werben; man war gejnmngen, nad> &tü* Ort unb %ct*
fönen nötige Änberungen üorjuneljmen. Ob biefe änberungen
für ben JReinföreiber befonber* aufgejeidjnet toarett, ober
ob er fte oljne eine fd>rtftlid)e SRotij üornaljm, fann für
bte einzelne Urlunbe md>t meljr unterfud>t werben.
Sin glficflidjer 3ufafl ^ at uns ^ ne Urtunbe erhalten,
bie einen intereffanten (Sinblicf in bte Arbeit ber ffanjtrien
gewährt. <£$ ift $g. 831. %n biefer au* STOinben t>om
30. ©ept. 1265 batierten Urlunbe überträgt »tfdjof Cono
bie bifd)öflid>e STOünge in ÜRinben unter gewiffen Sebingungcn
bem STOfinjer $einrid) von Nienburg. 3)a$ auf ber bt-
fcfyriebenen Seite rau^e Original ift oben 24,9 cm lang,
an ber Iinfen ©eite (Dom SBefdjauer aufgerechnet) 2i cm
1)0$ 2 ) unb befinbet ftd) im «gl. <5taat*<«rd>to ju 3Wfinfter,
gfirftentum ÜRinben SRr. 39. J)ie ©djrift treffen um
fonft nid>t nrieber; tdj t>abe fte beäljalb oben ju ben Ur
funben ber „unbeftimmbaren §anb" gefegt, obgleich bie
ÜRöglidjfeit fe^r groß ift, baß i^rc (Entfteljung in ber Um-
gebung beS ÄuSfteflerS ju fudjen ift. $n ber Gorrc^
boration ift nur ein ©tegel unb jroar ba$ be* 83tfd)of*
angefttnbigt, bennodj ftnben ftd) brei *ßergamentftreifen, Don
benen bie Siegel aber Ieiber abgefallen ftnb.
*) 3- $• $g. 376 Sorurfunbe $u $g. 505.
f ) 6ie$e bte anliegenbe p§otögrapfcifd)e %a\t\, bie etwa um l / Ä rlehter
aU baä Original ift. «frerrn Sßrofeffor ßotjl in Harburg ber mir im
3utu 1899 gu biefer Aufnahme mit grö&ter £ieben*würbigreit fein«
ptjotograp$ifd)en Apparat jur Serfügung fteflte unb midj in Sflat nnb
Xljat unterftüfcte, fpredje idj aud) an biefer ©teile meinen aufridjrigen
£)anf au«. •
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111
Dtcfe Urfunbe tft bcm barin jum 2Wfinjmeifter Gr*
nannten übergeben worben, unb nadjbem fie iljre ©ültigfeit
verloren Ijatte, entweber ein 3at)r nad) be$ SBifdjofS lobe
(. . hanc . . . collationem . . . usque ad annum post
mortem nostram valituram . . . recognoseimus) ober
beim £obe be« aWfinjmeifterS, falls biefer t>or bem SBifd>of
geftorben ift, ober bei Aufgabe ber Stellung feiten« #einrid)S
lieber in bie bifdjöflidje Äanjlei jurfidtgefommen. Dort
ober im bifd>öflid)en Hrdjio, tft fte aufbewahrt worben, bis
bafc im Qfa^re 1297 bie «nftellung eine« neuen üWfinj*
meifterS nötig würbe. ÜRit ben nötigen ^nberungen Der*
feljen Ejat fte bann als Vorlage ju ber im Original oer*
Ioren gegangenen Urfunbe $g. 1598 oom 24. ftutt 1297
gebient, in ber ber bamalige Sifdjof Subolf ben ^ermann
t)on Sföln jum 33orfteljer ber bifd>öflid>en SWÜnje ernennt.
Äud& einige neue JBebingungen ftnb jwifdjen ben feilen l>in*
jugeffigt. gormal bemerfenswert ftnb §anb unb Haltung bes
SBeamten ber bie Änweifung jur Urfunben^erftellung erteilt;
wir Ijaben fonft leine (Gelegenheit bie Trennung oon Dictator
unb ©Treiber fo beftimmt ju beobachten. SBefonberS aber
Ijeröorjuljeben ftnb bie neue ©iegelanfünbigung unb ein
3uf a fe über bie #eugen am ©djlufj ber ganjen Urfunbe.
ffiäljrenb in ber erften Urfunbe, wie fdjon oben er*
wäljnt, bie ©iegelanfünbigung nur auf ein Siegel l>in*
beutet, tl>atfäd)lid) aber, nad> ben übrig gebliebenen *ßer*
gamentftreifen ju urteilen, bret Siegel öorljanben gewefen
ftnb, finben wir in ben fpäteren Sfladjtrflgen bie Hnfünbtgung
folgenbermafcen Derünbert 1 ): . . . scriptum super hiis
confectum sigilli (sigillorum) nostri (et capituli et
consulum civitatis Mindensis) munimine roboratum.
Testes . . .
*) <Dte übergetriebene neue ©djrift ift in Älammern gefegt.
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112
3ft ba$ erfte ÜWal bie »nfünbigung bcr jumel ange*
tyängten jwei©iegel ttielletd)t aug SWadjläffigtett be« @(fcretber$
unterlagen, fo ift bei ber Shtbcrung baö Serfe^cn nadjge
l)olt worben. $a$ Datum ift bei ber jwciten SSenoenbung
baburd) richtig gegeben, bafj man ju ber 3af>re$ja£I bie
fcljlenben 3*ff ern itnjufflgte.
Die ^eugcn & cr cr ft cn Urfunbe Don 1265 waren na*
tfirlid) 1297 nidjt meljr anjufüf)ren, freiließ finben ftcfc an
iljrer ©teile feine neuen ßeugennamen, rootjl aber ber (am
ffinbe ber ganjen Urfunbe bepnblid>e) Auftrag an ben ©djrribcr:
testes scribantur nomina consulum, o^ne bafj auffaDenber
SBcifc ein SKitglieb beS ©omfapitelä ermähnt wirb.
83on Jfonccpten, b. \). uon ad hoc gefdjaffenen 5Tejt>
entwürfen, ift nid>t8 überliefert, gür fdjwierige gaffe
l)aben wir auf jeben gall bie Anfertigung einer „Älabbe"
arijuneljmen, befonberS, wenn wir in SBetradjt jie^en, tpie
üerfiättniSmäfcig wenige, nadjträglidje ttorrecturen bie uns
oorliegenben Urfd>riften aufweifen.
5Rur in ben feltenften gällen ift allerbingS babei an
felbftftünbige Dictate beS Äoncipiften gu beuten, ba bic
gormein ber <ßrit>aturfunben beä XIII. $al)rl). burd) gor*
mularbfidjer unb 23orurfunben gang affgemein in SWorb
unb ©üb, Oft unb ©eft verbreitet, befannt unb angewenbet
waren. SKanctymal wirb jutreffen, baß ein Sfonciptft mit
SSorliebe unb JBeftänbigfeit biefelben gormein gebraust
Ijat; aber wegen be$ übereinftimmenben gormularä jweier
ober mehrerer Urfunben auf benfelben Äoncipijten ju
fdjliefcen, wäre ganj unjuläfftig; wir finben j. 83. in
Urfunbe #g. 395 (1243 «fug. 24), bie im empfangenben
Softer SWennborf gefdjrieben ift, unb in $g. 579 öon
1252 Dec. 24 für AI. Surtage — nur al« £ran*fumt
erhalten — biefelben gormein, befonberS biefelbe Ärenga,
wie in ben gleidföeitigen §g. 416, 445, 654, bie uon
Subolf munbiert finb. SWicfct einmal ba, wo wir bun$
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113
gleite ©djrift auf benfelben ©djreiber geführt werben,
lägt fiel) eine nennenswerte ®leicf)förmigfeit beS DictatS
erfennen.
Demnacf) fönnen mir audj bie Ofrage, ob für gewöl)nlid(>
berjenige, ber ben £ejt einer Urfunbe feftftellte, ibentifdfc
mit bem Sfteinfcfyreiber ift, nic^t beantworten. Dag in ber
bifcfyöflicfjen ©d&reibftube mehrere SJeamte gleid&jeitig t^ätig
gewefen finb, fjaben wir oben gefe^en; unbefannt aber bleibt,
ob unter iljnen regelmäßig eine gewiffe SKrt Don ©efdjäfts*
Verteilung *ßlafc gegriffen f)at
3wei tlrfunben, #g. 385 von ßubolf unb #g. 1000
von einem unbefannten SDKtglieb ber bifdf>öflid()en Äanjlei
gefdfjrieben, laffen erfennen, bafj, wie au« ber Jfaifer*
biplomatif fdfjon Ijinreidjenb befannt ift, ber SCeft vielfadj
nidjt in einem 3 U 8 C gefd&rieben ift. $n $g. 385 weidet
bie erfte Qtilt, in #g. 1000 bie erfte 3eilc nebft teilen
ber jweiten burdj feuere Stinte von bem übrigen £ejt ab;
bie betr. ©Treiber finb burd) irgenb weld&e ©rfinbe ge*
jwungen worben, tyre £f)ätigfeit ju unterbrechen; auf wie
lange 3eit, ift freiließ nid^t ju fagen.
SBar bie föeinfdjrift fertig gebellt, fo fanb eine SRad(>*
Prüfung ftatt. Dies fönnen wir an Originalen erfennen,
in benen SBortänberungen vorgenommen finb, fei es, bafj
es fid) um (Sinfc^iebfel fjanbelt, fei es, bafj ©orte aus*
rabiert unb anbere an tyre ©teile gefdfjrieben finb. (j. SB.
#g. 166, 192, 218, 290 a, 921, 950). 3uweilen unter*
blieb eine foldfoe SWad&prüfung, verfdjriebene SBorte unb
fonftige geiler blieben fte^en, j. 33. #g. 102 (Ej. B, 810,
824, 2c. Durdfc wen biefe Sßrüfung ftattgefunben Ijat, unb
ob viefleid&t vor bem Sifdjof, aud& bas finb fragen, bie
wir nid&t verfolgen fönnen wegen SWangelS an einfdfjlägigen
Urfunbennottjen. Über bie SWadjträge unb Sorrecturen in
ber Datierung unb ber QtUQtnxtfyt § a & cn ^ir untcn ® c *
legen^eit ju ^anbeln.
LVIII. 2, 8
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114
Die «ufjeidjnung beS lejte« beburfte nod) be« ©iegett,
um Änfprudj) auf öffentliche ©laubwürbigteit machen js
tonnen. Die Äntfinbigung be« Siegel« als Beglaubigung**
mittel erfolgt in ber Corroboration. Der (Empfänger er*
fud)t um bie JBefiegelung, eben um eine Beglaubigung
ju Ijaben; biefe Bitten werben meljrfad) befonberd
erwähnt; j. ». #g. 40, 895, 900, 945, 1240, 1246,
1399 u. a.
SWad) ben Ausführungen JBrefjlauS 1 ) Ijaben wir für
ba* XII. %af)x1). teilruetfe eine eigenljänbige Sefiegelung
burdfc ben ÄuSftefler anjuneljmen. Dag eine foldje eigen*
Ijftnbige SBefiegelung audf> nodfc für ba$ XIII. ^atyrlj. ju*
trifft, glaube id) nid&t ; felbjt wenn Sftebewenbungen begegnen,
wie sigilli nostri munimine roboramus ($g. 1141 unb
häufiger), fo wirb nid>t ber SRad&brudt auf bie barin au**
gefprodfjene Xljätigteit ber erften $erfon ju legen fein,
fonbern bie ffiortc werben baffelbe bebeuten foOen, wie
roborare duximus ober äljnlidfje SluSbrfide.
Slucty foldje SluSbrücfe finb wieberum SBeweiS bafür,
baß für bie *ßrtoaturfunben be* XIIL Qfa^r^. bie meifien
gormein nid)t meljr wörtlid) anzulegen, fonbern als con>
oentioneü gebraust anjufeljen finb.
Dag bie Urtunben erft nad) ber ©d&rift befiegelt
würben, tonnen wir beutlidf) erfennen bei §g. 315, 412,
809, 810, 1031 unb 417, wo bie lefcte ^eile ober Seile
oon it)r unter ber $lica fteljen; bei ben beiben an lefcter
©teile genannten Urtunben ift bie £tnte, öieDeid^t bei Um*
legung ber $lica nod^ nid&t gang trotten, auf ber anberen
©eite beS JBugeS abgefärbt.
aWitbeftegelung burd) anbere ^erfonen, als burd) ben
ÄuSjteller bebeutet im allgemeinen Beglaubigung ber Urtunbe
l ) p. 536; Srifoiele in flota 1.
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115
aud) fetten« ber SKitfiegler, ober toie SBrefjlau 1 ) fagt:
„SDHtbeftegelung burdj anbere madjt ben SBrief deste vester,
ift aber ju feiner ©laubmürbigfeit fein Srforberot*." (Eine
treffenbe ftttuftration ju biefem ©afce bietet #g. 52 (unb
mit benfelben ©orten §q. 66 a) too es nad) ber ©orro*
boration feiten« beS JBifdfjofS §eifjt: Ob majorem eliam
firmitatem et cautelam sigillum capituli nostri in idera
consenüentis feeimus apponi, 3)aS jur ®laubtt>firbigfeit
ba8 bifd)öflid>e ©iegel fdfjon allein genügt, ftnbet fiel) in
$g. 73 mit folgenben ©orten auSgebrfidt: . . . documento,
quod propter episcopale sigillum, quo publicatur, ple-
nissimam habet fidem.
Die Änfünbigung anberer ©iegel gefd)ief)t feiten toie in
bem tbm angeführten SBeifpiel #fl- 52 unb 66 a unb toie
in #g. 380 2 ) unb 1130 3 ) in einem befonberen ©afce,
fonbem meift in ber ©orroboration gleichseitig mit ber
©iegelanfünbigung be$ 81uSftetterS 4 ).
äußerft feiten toirb burd) bie äRitbefiegelung bie $u*
ftimmung ber SWitfiegler ju ber in ber Urfunbe befunbeten
$anblung auSgebrücft. (Einen gaU biefer Art au« unferer
SDWnbener ?ßeriobe citiert JBreglau 5 ). (ES ift bie« bie
l ) p. 541, ftota 4.
■) (öoran$ßel)t ©ieöelontünbigung be$ SBifd&ofd) Huic actioni a .• . .
episcopo conscripte ego Heinricus . . dapifer . , . testimonium
perhibeo ... De consilio vero castellanorum . . . sigillum do-
micellorum meornm huic pagine apponendum dignum daxi ad
memoriam . .
*) . . presens scriptum . . sigilli nostri munimine roboramus.
Prepositus etiam Otto . . et capitulum ecclesie nostre contractum
huiusmodi gratum habentes et ratum ipsum scriptum similiter
appensione sigilli nostri capituli firmaverunt.
*) j. 8. #g. 1031 : . . scriptum . . . nostro et capituli nostri
et civitatis Mindensis sigillis feeimus communiri.
6 ) p. 705, ftota 3; nad& ©atiertr, praft. SDipIomatif p. 106.
8*
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Urfunbe #g. 310, auSgefteßt Dorn 95if$of ffiityelm 1238
3febr. 9., in melier fid) nadf) ber Eorroboration unb Da*
tierung unb öor ben 3eugen & er ® a fc ftnbet: Huic etiam
facto capituli nostri consensum accedere sigilli ipslus
appensio declarat. Qfn §Q. 739 («u«föl)nung beS SBifd&ofS
mit ©tobt iTOinbcn 1260 Dct. 27) lautet bic Eorroboraiion:
Ut autem hec in posterum rata permaneant, preseos
pagina domini episcopi et capituli et civitatis Mindensis
sigillis munita est in robur perpetue firmitatis, quod 1 )
Wernherus decanus et capitulum in hanc formam
compositionis concorditer et voluntarie consenserunt
?lud) f)ier fofl baS ©iegel bic gefdjeljene 3 u fW mi "ung
bcjcugcn. Ungewifc bleibt e$, ob bei ben ©treitfdjlidjtungen,
bei benen bie Siegel partium, inter quas erat discordia
(j. JB. $g. 86) angehängt werben, ebenfaBS burd> bic
2Ritbefiegelung bie 3ujtimmung ber Parteien auSgebrücft
werben foB.
(Einer befonberen Berechtigung jur SWitbefiegelung
fd&eint e$ nidf>t beburft ju f)aben, benn bie fforroborarion
&on $g. 1254 (1282 ftuni 8 ©eneljmigung eine« Verlaufs
burd) bie (Sblen Don |)o(te an AI. £at)be) befagt: Ut
autem hec omnia rata permaneant, nos Volquinus epis-
copus et nos Willehelmus et Adolfus nobiles de Holte
una cum aliis, qui sua sigilla voluerint appendere,
presens instrumentum sigillis nostris duximus robo-
randum, unb wtrflid) pnbet fid) auger ben brei ange»
fünbigten Siegeln nod) ein öierteö, beffen JBefifcer id) aber
nid)t feftfteßen fonnte, ba bie ©iegel biefer, wie aBer in
Dbernfirdjen aufbewahrten Urfunben, forgfam in ©eibe
eingenäht ftnb.
*) S)ie Urfunbe ift nur aU (Sopte erhalten; im älteren 2)ru<f von
Söürbtwein (Subsidia diplomatica XI 9lr. 7) ftefct quia ftatt quod.
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(Einen wichtigen JBeitrag ju bcr Qfrage, ob bic $Be*
ftegelung burd) mehrere ©iegler gleichzeitig ober ju oer*
fdjiebenen Qtittn vorgenommen ift, liefert un$ #fl- 1474.
Am ©djlufj be8 Sontefteö biefer bifdjöflidjen Urfunbe
(@d>ieb$fprud(> jttriföen bem 2ftartin«ftift unb ©erwarb toon
93alge) lefen toir: Qui Gerhardus (de Balge) ... in
testimonium resignationis . . . presens scriptum, quam-
quam nostro 1 ) sigillo roboratum existat, procurabit
sigillo prefati comitis 2 ) eciam communiri. Arbitratum,
ordinatum et preeeptum Minde . . . anno Domini et
quarta feria supradictis 3 ). Der Auftrag, ben ©erljarb
t)on SBalge I)ier übernommen Ijat, nrirb erft am 30. April
ausgeführt, benn e$ Ijeifjt weiter: Et nos Gerhardus comes
predictus in testimonium resignationis . . . pridie Kai.
Maii post arbitrium supradictum anno Domini predicto
. . . coram . . . testibus . . . nostrum sigillum duximus
presentibus apponendum. ©iefer Safe ift tf)atfäd&Itd>
fpäter geförieben als ber öorljergeljenbe Seil ber Urfunbe
unb jttmr Don pridie an bid einfdjließlidb ber ^eugen,
toie beutlicfc au8 ber ©d)rift ju erfeljen ift: biefelbe |)anb,
aber fettere Stinte unb nidjt berfelbe Ductus. SBBic unter
©djriftproüenienj gejeigt ift, fjaben nur es bei biefer Ur*
funbe mit ber ©djrift be8 ©mpfängerS ju tljun.
Die 8lu$i)änbigung ber geschriebenen unb befiegelten
Urfunbe an ben ©mpfänger bübet bie lefcte (Btappt ber
SBeurfunbung. $)af$ eine foldje Übergabe ftattfanb, erfeljen
*ir ebenfalls au8 ber Sorroboration, wo toir auf ?lu$brü<fe
*) seil, episcopi; audj biefer etngefdjobene ®afc ift ein inbirefier
5Bcweiö bafür, bafe ba« bifdjöflidje Siegel allein einer Urfunbe bie nötige
tc<$tiii§e foaft »erlebt.
■) seil. Gerhardi de Hoya.
8 ) 2)ie Datierung fte§t am Anfang ber SRarratio: anno Domini
MCCXCII, quarta feria post dominicam qua cantatur Keminiscere,
1292 März 5.
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118
flößen, nrie scriptum monasterio (ecclesie $g. 1256;
tradidimus ($g. 1324, 1325 :c), contradimus (£g. 56),
damus ober dedimus (fe^r Ijäufig) 1 ), exhibere fecimos
ober curavimus Opg. 63, 88, 142, 277) unb anbere, bie
baäfelbe befagen. SWeift toirb ein Vertreter be« (Empfängers
am bifdjöflidjen $ofe amoefenb geroefen fein, um bie bort
getriebene ober, fall« fie öom (Empfänger munbiert tvax,
bort toenigften* beftegelte Urtunbe in (Smpfang ju nehmen;
nur in $g. 994 fdjeinen bie ©orte scriptum vestre con-
gregationi transmittimus barauf Ijinjutueifen, ba§ bie
Urtunbe, bie in ber bifdjöflictjen ©djreibftube eutftanben
ift, nad) iljrer 3fertigftellung bem Empfänger, tool>l burdj
einen bifd&öflidjen SBoten, überföicft ift.
Der ÄuSbrud Datum, obmoljl unterfdjieblo« gebraucht,
lann bod) in einigen gälten beftimmter als „auägeljänbigt"
fiberfefct merben 2 ), fo in ber Datierung toon $g. 376
(datum Minde anno Domini MCCXLII). Die Urfunbe
ift uom SWotar ßubolf munbiert, ber roaljrfdjeinlid) aud)
eine anbere Datierung, als Ijeute toorljanben, getrieben
Ijat; biefe urfprttnglidf>e Datierung ftimmte nidjt überetn
mit ber tf)atfä$lid)en ÄuStyänbigung unb mürbe beSljalb
auärabiert, vorauf eine anbere §anb als bie SubolfS bie
foeben erwähnte Datierung fdjrieb. Auf jeben gall fann
baS Datum in $g. 376 ftd^ nidjt auf bie JBeurfunbung
begießen, benn es tt)äre bann fein ®runb ju finben, toeS*
tyalb baS einmal ©efd&riebene getilgt toorben ift. Diefelbe
JBejieljung beS Datum« auf bie «u^änbigung wirb üof*
liegen in ber Datierung toon #g. 72 (datum anno in-
carnationis dominice MCCXVII, pontificatus nostri anno
V). fcud) §ier finb bie angeführten ©orte mit anberer
£inte, allerdings &on berfelben $anb, aber wie au« bem
l ) 3- ». *8- 121, 764, 809, 810, 814, 831, 842, 930, 944 ic
«) 9offc, P. 105 ff.
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119
Ductus bcr SBud&ftaben Ijeruorge^t, mit anbcrcr gfeberljaltung
gefdjrieben, wie ber übrige Steil ber Urfunbe. Der ©Treiber
ift Äbam, unb wir tyaben uns ben SBorgang fo ju erflären,
bafc bie Urfunbe — bis auf baS Datum fertig — in ber
bif<$öflid)en ©djreibftube Derblieb/ bis ba§ ein JBe&ofl*
mädjtigter beS (Empfängers bort erföien, um fte in (Empfang
ju nehmen; bann erft würbe bie Datierung nachgetragen.
Auf bie «uS^änbigung begießt fid) ferner datum in $g.
1182. (ES finb jwei Ausfertigungen öorljanben. (Ej. A.
§at bie Datierung: datum Minde anno Domini MCCLXXX
XIV Kai. Junii; bei (Ej. B. fetytt bie «ngabe öon 2Wonat
unb Sag. (Ej. A. ift auerft angefertigt unb jum Qtitytn
ber ft)tnbolifd)en Übertragung beS barin ermähnten $la$es
bem (Empfänger übergeben Sorben: proprietatem . . con-
sulibus . . . conferimus in hiis scriptis. (Ej. B. ift erft
angefertigt, als ft$ ber (Empfänger fd&on im tl)atfäd)lid)en
JBefifc beS *ßlafceS befanb, unb beSljalb werben in B. bie
SBorte in hiis scriptis auSgelaffen, ba fte nad) gefd>el)ener
SBefifcübergabe feinen ©inn meljr Ijaben; gleidfoeitig wirb
in B. aud> SWonat unb Sag fortgelaufen, »eil btx ber HuS*
Ijänbigung bon B. baS alte Datum nidjt meljr ftimmte,
ber ©Treiber fi<$ aber freute, eine jweite Ausgabe ber*
felben Urfunbe mit anberem Datum ju oerfe^en, als baS
erfte Original jeigt.
Daß, wie in biefem Ofalle, bie Übertragung eines
Stentes ober eines ©egenftanbeS an ben (Empfänger burd)
bie Überreizung ber Urfunbe ftjmbolifd) bargefteüt würbe,
ergiebt fid) aud> aus ber Urfunbe $g. 162, in beren (Eon*
tejt 83ifd>of ffonrab fagt: nos ecclesie • . . presentibus
(seil, scriptis) deeimam . . . contulimus.
kommen wir ju ben öom (Empfänger Ijergefteöten
Urfunben, bie fd>on oor ber $anblung munbiert finb. 3fn
tüte fern wir bei biefen bie (Efiftenj öon Soncepten ober
ben ©ebraudj oon gormularbüdjern unb 83orurfunben an*
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120
juneljmen Ijaben, unb ob ba« Dictat burd) benfelben Ste
amten be« (Empfänger« Ijergeftefft ift, tüte baS 3Kuitbum,
alle« baS fmb fragen, bie wir §ier ebenfoweuig mit ©idjer-
Ijeit beantworten fönnen, als bei ben im SSor^crgc^enben
unterfud&ten Urfunben.
Daß e$ Urfunben gegeben Ijat, bie in ber &auptfaty
fertig munbiert gleid&fam als „ JBunfdföettel 11 1 ) bem Äu§»
ftetter jur Beglaubigung, b. 1). jur SBeftegelung uorgelegi
werben, fönnen wir für unferen 3eitraum an & cr «^nb
Don fed)S Urfunben nadjweifen.
5Betrad)ten wir juerft bie Originale #g. 66 a, 257,
290a unb 1253, fo ftnben wir in üjnen am ©djluß tum
berfelben $anb, aber mit anberer £inte (in $g. 66a auc$
nidjt fo forgfaitig, wie ber toorljerfteljenbe £ejt) nachgetragen
bie 3 cu 8 en un &> m{ t ÄuSnaljme öon #g. 290 a, bie 3>a*
tierung. Diefe bejieljt fiel) in $g. 1253 gemeinf am auf
bie ftanblung unb bie JBeurfunbung, in #g. 66 a matjr-
fdjeinlidf), in $g. 257 fidler auf bie #anblung allein. Die
Sftadfjträge ftnb folgenbe:
$g. 66 a: Huius rei testes fuerunt (folgen 8 Tanten)
anno graue MGGXVI.
$g. 257: Testes hi sunt (8 SWamen) et alii quam
plures . . Acta sunt hec anno dominice incarnationis
MCCXXXIL indicüone V.
$g. 290a: Testes huius rei sunt (10 SWamen) et
alii quam plures (Datierung fetjlt).
$g. 1253: (juerft folgt bie ftaljreöangabe, eingeleitet
mit Datum et actum, fobann) VI Idus Junii; emptionis 2 )
testes sunt isti (11 SWamen) et alii quam plures.
») $offe, p. 89.
*) 3n $Hrflt$teit ȟb eine @djenhtng beurfunbet! SBei biefer Ur-
funbe ift bemerfenöwert ein 3ufafc $ur (Jorroboratton : permittimus in-
super post datum litterarum huiusmodi testium poni nomina,
qui contractibus interfaeront.
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121
Die lefcte unb bic beiben crftcn Urfunben finb jtt)eifeIlo$
t)on @mpfängetf)anb getrieben; auä) für §g. 290a glaube
id) biefc in Slnfprud) nehmen ju fönnen.
®ebraud)ten bie ©Treiber ber genannten Urfunben
bie SSorftc^t, Angaben über !3*ugen unb £ag, bie Ujnen
bei ber Anfertigung be$ 2Wunbum$ nod& nidjt befannt fein
f onnten, fortgulaffen, fo finben mir in #g. 389 ben gaH, baß
ber ©djreiber biefer Urfunbe, bie ebenfalls im empfangenben
Älofter entftanben ift, bie Datierung ooreilig in einem Qvlq*
mit bem übrigen £ejt fd&rieb. Offenbar fjat bie SBeftegelung
bann bodfj nidjt an bem Jage ftattfinben fönnen, ben ber
©djreiber angenommen fyattt, unb fo mußte er einen Steil
be$ Datum« burdfj SRabierung tilgen unb an feiner ©teile
neue Angaben fdjreiben. Die SBorte datum Minde anno
dominice incarnationis MCGXLIII, VII Idus ftefjen auf
Stafur, bann folgen nod) Aprilis pontificatus nostri anno
primo, bie nidjt gleid) jeitig mit bem SWadjtrag gef djrieben ftnb.
Unterfudfjen tt)ir ferner baö Original #g. 186; aud)
biefeS ift im Älofter gefärieben tuorben bis einfdjließlicl)
ber Datierung, bie — eingeleitet burd) acta sunt hec —
bie QafjreSangabe giebt. Dann folgt ein SWadjtrag oon
berfelben $anb, aber mit anberer geber unb anberer £inte,
er umfaßt bie SEBorte Testes huius ordinationis sunt
(folgen 12 SWamen) et alii quam plures. Datum in ecclesia
sanete Marie in Minden. Dies Datum ift im ®egenfafc
ju acta auf bie ^Beglaubigung, nämlid) auf bie JBeftegelung
mit bem bifd&öflidjen ©iegel ju bejie^en. Unb nid&t nur
jetgt uns biefer Sftadjtrag, baß jtoifdjen i^m unb ber #er*
fteUung beS ÜJiunbumS eine Qtoifätnitit gelegen f>at, fonbern
aud), roie aus ber Unterfudfjung beö DriginatyergamentS
tyeruorgeljt, baß es erft nad) ber SBefiegelung fjinjugefügt ift.
Daß toir bei ben öorbefprod&enen Urfunben biefelbe
$cmb fotoo^l im. £ej:t als in ben Sftadjträgen finben,
begrünbet unfere fernere SBeljauptung, baß ber ©Treiber
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122
ber betr. Urfunbe bei üjrer CoUjieljung burd) ben ÄuSfieller
amoefenb getoefen ift unb rooljl perfönlid) fein ©djriftfHhf
jur Beglaubigung vorgelegt Ijat.
Qum ©djlujj l)aben wir nod* ju unterfudjen, 06
SBlanquetS befannt gemefen ftnb. ßunädjft c * ne Definition
be« ©orte« 1 ). Waä) ben Ausführungen Don Strfcr 2 ) imfe
öon *ßoffe 3 ) $aben tt)ir unter SBlanquetö enttoeber fcollftänbig
unbefd&riebene ober &om Sluöfteller nur toenig (j. 95. mit
SWonogramm, sßrotocoll ober bgl.) betriebene $ergamciti*
ftüde ju üerfteljen, bie öon bem eigentlichen Urfunbeninljali
nod) nidjts auftoeifen, trofcbem aber fd>on mit bem (Siegel
be« ÄuSftetterS beftegelt finb. ®ie mürben bem ©mpfänger
übergeben, batnit biefer ben münblid& feftgefteüten SRcdjtS
in&alt fd&rctbe. tiefer (Srflärung fd&liefje iä) mic$ an.
greilid^ fönnen mir nidfot nrie $offe 4 ), ein SBlanquet üor*
legen, beffen JBefdjreibung au« irgenb einem ©runbe unter-
blieben ift, roo^l aber öerfdjiebene ©rünbe anführen, bie
e$ ttmljrfd&einlid) machen, bafc einige menige Urtunben vor
ber ©d&rift beftegelt geiuefen finb. ©0 ift §g. 355 t>or
ber ©dfjrift beftegelt getoefen. 3Me Datierung fd&liejjt am
@nbe ber legten ftdjtbaren 3eile • • • domini MCCXL;
legt man bie *ßlica jurüdE, fo wirb unter il>r in ber redjien
(£cle nodfj baö ©ort primo ftd)tbar, beffen ©djrift erfennen
lüfct, bafc ber ©d&reiber mit 5Ml)e bie burd> 6 Siegel*
ftreifen feftge^altene ?ßlica jurüdtjog, mäljrenb er ba« ©ort
fdjrieb. 31n einen SWadfjtrag nur ber Datierung nad> ber
*) ö. »udjwalb fprid^t oielfad^ ($. ». p. 74, 102, 124, 255, 275 k.)
oon ©lanquetS unb be$eidjnet mit biefem Sluöbrucf bie Dom Chnpfängcr
oorweg, alfo t)or ber §anbhmg, ljergefteHten Urtunben, bie nodj nidjt be»
flegelt ftnb. 2)iefe würben fidj betfen mit ben oben bejubelten „SBunffy
jetteln."
•) II p. 191 ff.
8 ) P- 163 ff.
«) fioffe, Zafrl XXVIL
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123
— _. — ________ _____ ^
SBeftegelung ift nicfjt ju benfen, ba alles mit bcrfcI6cn $eber #
berfelben Stinte unb b\8 auf primo aucfi mit berfelben
Sfeberljaltung gcfd&rieben ift. Sei brei anberen Urfunben
£>g. 102 @£. B., 321 unb 1278 fönnen mir mit ©idjcr^cit
nur feftftetlen, bafc bie *ßlica üor ber ©djrift umgelegt ge*
roefen ift. »ei #g. 102 <£j. B. unb 321 gel)t nämltcf) bie
Siniatur, unb jtoar bei ber erften Urfunbe bie lefcte
ttmgered)te, bei ber lefcCen bie jwette am regten JRanbe
ber Urfunbe befmblidje SängSjeile auf bie ?ßlica hinüber.
Sei #g. 1278 fteljt in ber legten 3eile oberhalb ber $lica,
otjne bafj audf) nur bie Unterlängen ber Shidjftaben üom
JBug bebeeft finb, ber ©djlufj ber Datierung, $n ben
öorauSgeljenben feilen finb im 2lnfcf)Iu§ an huius rei
testes sunt elf ^eugen genannt. SluffaHenber SBeife finben
fid} auf ber SRüdtfeite ber Urfunbe Don berfelben $anb unb
in bemfelben Ductus gefdjrieben, wie bie ©d&rift ber Sorber*
feite, normal« elf geugen, eingeführt burd) ceteri testes
unb gefd)Ioffen burdf) et alii quam plures. SCBeldfjer ®runb
ty&ttt ben ©djreiber biefer auffattenben «norbnung ber
3eugen öeranlaffen fönnen, als nur ber, bafj er für bie
genannte 2fufjät)lung ber 3 eu 9 en i au f & cr Sorberfeite feinen
sßlafe fanb, eben weil bie ?ßlica fd)on umgelegt war unb
er biefe nidjt befdjreiben wollte? SieHeidjt umgefe^rt öor*
juge^en, bie Datierung auf ber SRücffeite unb alle 3 eu 9 cn
umgetrennt auf ber Sorberfeite unterjubringen, war bem
©Treiber nid&t möglid), weil ber SRaum wol)l für bie furje
Datierung, nic^t aber für bie nod> ju nennenben beugen
ausreiste.
HuS ber SEljatfadje, baß bie ?ßlica wx ber ©djrift
umgelegt gewefen ift, folgt allerbings noef) nid)t mit ©idjer*
fyett, bafc bie julefet genannten 3 Urfunben auä) wirflidf)
t»or ber ©cfjrift befiegelt finb; bie Umlegung fonnte ber
©Treiber aud) vorgenommen fjaben, um fid) md(jt über
ben jur Serfügung fteljenben Waum ju täufdfjen. Dies
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fyätte er aber aud& burd) anbere SRittel erreichen föntten,
(j. SB. burd) einen mit £inte toorgejogenen ©tridj ober
bgl.); e« fdjeint nur wenig mal>rfd)einlid), bafc ber ©djreiber
bie Unbequemlidjfeit auf ftd) nal)m, beim ©(^reiben We
$anb auf bie umgelegte *ßlica ju legen, menn ifpen bie
ÜJiöglidfjfeit gegeben mar, fte jurüdtjufdilagen. SMefe 3D?öglid^
feit aber fiel fort, menn an bem burety bie *ßlica gezogenen
sßergamentftreifen fd>on ba« ©iegel befeftigt war. 3)e£$alb
glaube idj aud) bei biefen Urfunben eine SBefiegelung voi
ber ©c^rift mit größter ffiatyrfdjeinltdjfeit annehmen ju
fönnen, obwohl ein ganj beftimmter SBemei« nidjt 6etsu<
bringen ift. §g. 321 unb 1278 gehören ber ©mpfättgtr.
fjanb an; bei iljnen ift ber Vorgang leicht ju ertlären; bei
§g. 102 ©f. B., ba« burd) ben Äu«ftefler munbiert \%
fd&einen mir öor einem SRätfel ju fte^en. XBe«l>alb Ijat bie
bifdjöflidje ©d&reibftube JBlanquet« benufct, ba üjr bod? ju
jeber %t\i ba« bifdjöflicfce ©iegel jur Verfügung ftanb?
Ober mar ber SBifdjof unter SKitna^me feine« ©iegelftempete
abmefenb unb maren etma für bie Qtit feiner 8lbmefeu£ett
SBlanquet« angefertigt, beren JBenufcung ber SM«cretton be«
$?an}leid&ef« überlaffen mar? 3)od) bie Söfung be« SRätfctt
liegt näfjer. 2Bir fjaben öon #g. 102 nod) eine steile
Ausfertigung, @j\ A, mit forgfältiger 33üd)erminu«fel in
AI. ÜWennborf getrieben, ©ie meidet &on <Sj. B. ab burefc
ba« fjc^len ber 3eugenrett)e, ber 3)et)otion«formel dei gratia
unb burd) einige anbere, unbebeutenbe 3Seränberungen.
ffiir benfen un« ben Vorgang folgenbermafjen: Da« JW.
SWennborf ift beim 33ifd(jof üorftellig gemorben, bie in §g.
102 beurfunbete ©djenfung an ba« Älofter au«juffil)ren.
Der SHfd&of f^at eingemifligt unb l)at bie im Älojtet I>er*
gefteflte Urfunbe aud) befiegelt. 3 U c * ncr S^citcn erbetenen
Äu«fertigung, beren ©Treiber — Slbam — ba« im Älofter
IjergefteÜte unb fd&on befiegelte Sjemplar al« Vorlage be*
nufcte, ift tym ein SBlanquet anvertraut morben.
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Qm Sfnfd)tuj3 Ijieran moüen mir furj bie tSxaqz er*
örtern, morauS fid) in ben anbcrcn fällen, mo mir Don
einer Urfunbe mehrere (Sjemplare befifcen, beren 33or*
Ijanbenfein erflärt. SWad^ ber im I. Seil gegebenen Auf*
fteflung finb uns Don 17 Urfunben mehrere (Sjremplare
erhalten, Don benen mir §g. 1182 auf p. 119, #g. 102
Joeben beljanbelt fjaben. 25on ben Übrigbleibenben 15 finb
jttölf ebenfo mie $g. 102 jur größeren ©idjerljeit in jmet
(Sjemplaren angefertigt morben unb jmar beibe (Sfemplare
Don «uSfteHerljanb §g. 1025, 1229, 1238; Don empfangen
^anb #g. 478, 1214, 1289, 1325 unb Don unbeftimmbarer
£anb £g. 1151, 1179, 1343, 1490. Sei $g. 560 ift ba«
ältere (Sjemplar Dom (Smpfänger, baS jüngere Dom ftufr
ftcHer auögeftctttj ber Verlauf mirb ätjnltdj mie bei $g.
102 gemefen fein, nur bafj Ijier beim (Sj. B. fein SBIanquet
jur SBermenbung gelangte. Unter #g. 478 tjaben mir in
(Sj. B. eine feierliche, in (Sj:. A. eine einfädle HuSftattung,
bei ber bie 3 cu 8 en un & &* c $oenformel fortgelaffen finb.
Sei #g. 1179 (Sjr. B. fehlen bie 3 eu fl cn ; ** *ft a & cr c * n
JRaum Don mehreren geilen für iljren Sftad&trag gelaffen,
ber fpäterljin bod& unterblieben ift.
(Ein anberer ®runb für bie Ausfertigung in mehreren
(Sjemplaren fonnte barin liegen, ba§ bei 8ledt)tSgefd)äften
irgenb meldjer Art eine jebe ber Parteien, bie gebenbe
fomo^l mie bie empfangenbe, ben SEBunfä fjatte, ein 3eugniS
barüber ju befifcen. Die« ift ber 3fatt bei #g. 1096, Don
ber fity 2 (Sjemplare im »lofterardfjiD ju Soccum, eine«
im alten bifdjöflidjen HrdjiD (jefct unter bem tarnen
ftürftentum üßinben im »gl. <5t. ». ju 2Wünfter) befinben.
Die (Sjemplare in Soccum ftnb burd) ben (Smpfänger, baS
brüte burdf> einen unbeftimmbaren ©Treiber angefertigt.
$l)nlid& ift ber 3fatt bei ben Dom ÄuSfteHer munbierten
Urfunben $g. 63 unb 1130: ein (Sjemplar Derblieb in ber
bifd)öfli<f}en Äanjlei, baS anbere erhielt ber (Smpfänger.
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Kapitel III.
Bestellung Don <3 cu 9 en un & Datierung auf ^anMung
un6 Beurfunfcung.
JBi« in« XIII. Qaljrljunbert Ijat nad) ben «uSfüljrungeTi
oon *ßoffe l ) bie Einleitung ber Datierung in ber ÜWe^rsaljl
mit actum begonnen. $udj in ÜJiinben treffen tptr bis
jum Seginn be« $ontiftcat« JBiföof ffiityelm« C1236)
actum refp. acta häufiger an als datum, weldje« erft nac$
biefem ^aljre, bann aber faft au«fd)liet$lid), in ©ebraueft
fommt. Über ba« jiffernmäfcige SJorfommen ber öerfdjiebenen
@inleitung«formeln ift auf ©eite 90 ba« Nötige gefagt, §ier
wollen wir für} au« unferer Urfunbenmaffe 33elege anführen
für bie allgemein al« richtig anerfannte JBeljauptung, ba%
ftd) im 3weifel«faUe datum auf bie JBeurfunbung, actum
refp. acta auf bie £anblung begießt 2 ).
Daf$ acta sunt hec eine fold&e Stejiel)ung in fid) fdtfiefjt,
fällt ofyne weitere« in bie Äugen, wenn man ben ©djlufc
toon tlrfunben wie #g. 73, 100, 162, 257, 474, 677 lieft,
«ud) actum in #g. 34, 36, 176 Ijat biefelbe »ebeutung.
JBiSweifen wirb bie SBejietiung be« Datum« auf bie #anb*
Iung beftimmter au«gebrücft buvd) eine Einleitung wie
facta est hec resignatio in #g. 1463, äljnlid) in $g. 1359,
1399, 1469.
(Sine Datierung, bie an ifjrcr ©pifce datum trägt,
bejie^t fidj bagegen in ben meiften gäflen auf bie 5Be*
urfunbung 3 ). Dag fic ftd) aud) allein auf ben jweiten
Act ber JBeurfunbung, nämlid) auf bie SBeftegelung bejieljt,
*) p. 103.
f ) cfr. fttirumann, p. 133.
*) cfr. £g. 349, 418, 1474.
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127
ljaben nrir oben 1 ) bei $g. 186 unb 389 gefe^en; nadj bem
in bcr 8hnnerfung 2 ju ©eite 120 au« ber Sorroboration öon
4)g. 1253 angeführten ge^t Ijerttor, ba& bie Beugen in bie Ur*
funbe getrieben derben foßten post datura litterarum:
£)a nun bie 3 eu 9 en na( & ber ©efiegelung getrieben ftnb,
bürfen toir mit 8ted>t post datum auf 3 e ^ " ac ^ ber SBe»
fiegelung bejieljen.
Die SBejieljnng öon datum in ber Datierung öon $g.
72, 376, 1182 auSnafynäroeife auf ben SWoment ber 8uS*
tyünbigung an ben ©mpfänger ift fdjon auf ©ehe 118 er*
örtert roorben.
Die Sftebetoenbungen actum et datum unb datum et
actum merben ftd) gemeinfam auf ^anblung unb JBeur*
funbung bejie^en; {ebenfalls bin id& nid&t in ber Sage, ein
SBeifoiel öorjubringen bafür, bafj fie nur eine üon beiben
berfidEfidjtigen.
Unfere Ausführungen über acta unb datum werben
beftätigt burd) bie atterbingS nur breimal üorfontmenbe
getrennte Datierung. $n §g. 186 lautet biefe Acta sunt
hec anno . . .; testes huius donationis sunt . . .; datum
Minde; in §g. 365: Acta sunt hec anno MCCXLII,
datum Minde, unb in Jpg. 930: Actum Wenninghissen
testibus . . .; datum vero Minde MCCLXIX. (1269
Styril 13). $n allen brei Ratten ftnbet fid& unter datum
eine Ortsangabe, in jmeien bie 3 e ^ tan 3 a ^ c untcr actum.
Die #eugen e * ner tttfunbe toaren nadf) beut älteren m
beutfd)en SRed&t 3eugen & er $cmblung, nic^t ber SJeur*
funbung. Sttodf) für unfere Qtit *f* bk 2We^rja^l ber
3eugen, fotoeit fiel) überhaupt ein SBetoeis erbringen läßt,
$eugen ber §anblung. Unjmeifetyaft fönnen mir biefe«
fließen, wenn i^re Äufjttljlung beginnt testes donationis
(186), compositiouis (1357), emptionis (1253); huic
») p. 121.
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128
collationi intererant qui viderunt et audiverunt (321),
testes qui huic facto aderant (261) unb (U>nlu$. Wu<$
im «nfd&lujj an bic cinleitcnben ©orte ber ^Datierung
werben fie als #anblung«jeugen gefenngeid&net, j. 83. facta
est resignatio presenübus testibus (1463), acta sunt hec
coram testibus (162, äljnlid) 72), acta presenübus (77) etc.
SBeurfunbungSjeugen laffen fid& nur inbirect nadjipetfen.
ffienn laut ber ffiorroboration eine urftmblid&e Sefräftigung
in ber Aufsagung ber $eugen S^fe^en wirb, allein ober
jufammen mit ©d&rift unb ©iegel, bann Ijaben nur bie
genannten 3 cu 9 en au f ^ c Seurfunbung ju bejieljen, tmc
bie« bei #g. 68, 89, 416, 654, 967 ber 3faD ift.
Ungewiß bleibt freiließ ifjre SBejie^ung, wenn fie cht*
geleitet werben burdj Ijäufig gebrauste, aflgemein gehaltene
$u$brtt<fe wie testes sunt ober huius rei testes sunt
unb bergl.
ffiine ©djeibung jwifd&en ,3 cu 9 cn & cr $anblung unb
3eugen ber SBeurfunbung in berfelben Urfunbe gefc^te^t
äugerft feiten. JDffenlunbig ift biellnterfdjeibung öerfdjiebener
^anblungSjeugen in Jpg. 244, wo nadj ber Sorroboration
burd^ ben SBifdjof fortgefahren wirb: Huius rei testes
sunt ... (12 tarnen) ... Ex quibus ... (3 Flamen)
. . . proprietatem prelibatam coram iudicio in G. ad
prefate manum ecclesie suseeperunt anno MCCXXXL
Insuper ne quid cautele deesset supradictus Br. actionem
suam regio banno stabiliri providit in loco . . . mul-
torum astipulante consensu, qui sunt ... (11 Warnen)
. . . et alii quam plures.
©ine äljnlidje ©Reibung finbet ftd) nur nod) in #g.
1474. Die $anblung fdjfiejjt arbitratum .... Minde
presenübus . . . viris . . (4 -Kamen) . . et aliis quam
pluribus. Dann folgt bie »nfünbigung ber ÜWitbefiegelung
ber ©rafen tton $o^a, weldje enbigt ... et coram aliis
testibus infrascriptis videlicet ... (4 -Kamen) ... et
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129
quam pluribus . . . nostrum sigillum duximus presen-
tibus apponendum.
Joffes Sgeljauptung l ), baß nachgetragene beugen M
auf $anblung unb Seurhmbung gemeinfam bejiefjen, fann
td) tntd^ nur j. 5C. anf fliegen. Der 3fall liegt öor bei #g. 66 a,
290 a unb 389, wetyrenb mir es in #g. 186, 257 unb
1253 mit $eugen & cl ' ^anblung ju t^un Ijaben.
Über ben ßeitabftanb jwifdjen ^anblung unb SBeur*
tunbung ift nur wenige« ju fagen. ffiin ßufammenfallen
beiber SRomente fdjeint öorjuliegen in #g. 218; tyier folgt
auf bie Dispofitio bie Sorroboratio unb bie ©trafanbrofyung,
bem ficl> weiter eine neue ffleftimmung jur DtSpofitio an*
fließt; alles ift üou berfelben (»uSfteQerO #anb, mit ber*
felben SEinte gefd&rieben. ffiir Ijaben ben Vorgang fo ju
benfen, baß, wä^renb bie Urlunbe auf ®runb ber ftaupt*
Dertjanblung angefertigt würbe, bie 33erf)anbfung normal«
jur ©rörterung eine« neuen fünftes eröffnet würbe, beren
©rgebnis ber ©Treiber birect an ba« fdjon ©efd>riebene
anfügte.
$m allgemeinen muffen wir fd&on au« practtfd&en
©rünben annehmen, baß jwifd&en #anblung unb ©eurfunbung
ein gewiffer groiföenraum gelegen fyat, fo auf jeben 3faH
bei allen Urfunben, bie auf ®runb ber oorauägegangenen
$anblung bur<$ ben Empfänger angefertigt fmb. 9fa<$
baS geilen öon SWonatS* unb Tagesangaben in üielen
Urfunben (j. SB. #g. 51, 56, 66a, 340 ac.) glaube id> oft
barauf jurücEfü^ren ju fönnen, baß ber ©Treiber unter
ber ftafjreSangabe beibes, bie ^anbfung unb bie SBeur*
funbung, jufammengefaßt fjat, ba er eine getrennte Da*
tierung, für beibe einjeln, nid)t anwenben woQte. greife!»
los ift eine Qtxt öerftridjen jwifd&en #anblung unb 93e*
urfunbung uon $g. 930, wo bie $anblung mit actum in
*) P- 71.
LVIII. 2,
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130
Wenninghissen, bic ffleurtunbung mit datum vero Minde
unb genauer Datierung gegeben wirb. Seitlicher Unm
fd&ieb jttrifdjen #anblung unb ffleftegelung jtnbct fidj an*
bei #g. 1474.
®anj afleinfteljenb ift folgenber $aU: Die Urfunbe
270, ausgepellt t)on SBifd^of SJonrab für SN. SBemrigfa
unb batiert üon 1234 2Rai 30, tyat bie Sorroboration In
huius rei noticiam presentem paginam sigilli nosth
munimine duximus roborandam. 2ßit $ug unb Sedjt
wirb alfo ein Siegel beö SBiföofS Sftmrab ertoartet, in
©irflidjfeit aber Rängen nod) beutltdj ju er!ennenbe Seftc
t)on bem ©iegel be« folgenben 33if$ofS ©üfjflm an
ber Urfunbe. (Segen iljre ©d^cit fprecfcen toeber poISogta«
pljifd&c ©rünbe, nod) fold&e au« bem Formular ober bar
9ted>t$inl)alt. 3$rer ©djrift nadj ift bie Urfunbe im flloftfi
gefd&rieben. Da bie anberen t>on bemfelben ©djreftft
munbierten Urtunben erft jtt)ifd>en 1236 unb 1241 au*
geftellt finb, fo liegt ber ©ebanfe naf>e, bag bie Urfunbe
überhaupt erft unter JBifd&of ffiilljelm (ber fett 1236 <mf
bem btfd&öflid&en ©tu^Ie faß) gefd&rieben unb jurfiefbattert
tüorben ift. ©aljrfd&einlid) l)at bie #anblung m>4> unter
SBifdjof Äonrab in facto ftattgefunben, e« ift barüber föon
ju fiebjeiten ÄonrabS eine Urfunbe aufgenommen toorben,
bie aber verloren ging. SWun trat beim Sflofter ber ffiunfi
Ijertoor, über bie ©anblung ein vollgültige« ^eugni« i n
befifcen, bie Urfunbe ttmrbe angefertigt, inbem man ftcfc nt
bie Qtit ber $anblung jurüdfoerfefcte unb, weil ba$ ©tegel
SfonrabS nidjt me^r oorljanben tuar, aud> toemt oorffanben,
nid>t mef)r benufct roerben burfte, oon ffiityetm befiegelt.
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131
ilnfang I.
«ialf^u.ttrjett.
3luS unfcrm Zeitraum Hegen 3 Urfunben üor, bie als
gälf jungen anjufpredjen finb. @S finb bie«:
1. #g. 1232 (1281); unter bem tarnen beS Sifd&ofS
Sonrab, ber 1209—1236 regierte; baS Siegel ab; af« ^euge
tritt ein Dompropft ©obo auf, ben e$ im ganjen XIII.
$al)i1)unbert ju SKinben nidjt gab. Die ©djrift ber oon
#g. 56 (cd&tc Urfunbe 33if$of ÄonrabS, ca. 1213—1216)
ängftlid) nadjgealjmt. Äud) im 5Cejt Ijat $g. 56 als 93or*
urfunbe ju $g. 1232 (betbe für Stl. Sarftngljaufen) gebient.
2. £g. 1387 (1288 2ßai 3); angebliche Urfunbe
SBifdjof Otto« (ftarb 1275) unb beS SDomfapitelS für baSfelbe
Älofter; bie ©djrift entftammt bem 15. ftaljrljunbert; ba«
©iegel (beS Sifdjof $ — jroei Siegel finb angefünbigt) „in
tteijjem SBad&S mit roter güflung" (£g.)/ bie Umfdjrift
abjidjtfid) jerftört. Der lejt jeigt bie loeitfdjtoeiftge Au«*
brudteroeife, bie faft aße Ofälfdjungen d&arafterifiert.
3. #g. 737 (1260 Sept. 20); Urfunbe SBifäof ffiibefinb*
für bie *ßetrifircl>e *ßaberborn; nur als Kopie unb jtoar
in gaffe« Sollectaneen (SBolfenbüttel; II, p. 349) überliefert,
fdjon burd) tyren ÜberlieferungSort oerbädjtig. ferner
mirb im Eejt als Patron ber SKinbener Äird&e ber Hpoftet
©t. ftacobuS genannt (in ffiirflidjfeit finb <3t. $etruS unb
©t. ©orgoniuS ©cfcu^eilige ber SWinbener SMöcefe).
S*
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jittpong n.
fltyrottolojjtftye Tabelle kr Biföofe.
^einrid).
Urtunben: £g. 33—37.
3Ba$l: 1206 SWSrj 26.
3Be$e: 1206 oor Sfoguft 20.
£ob: 1209 3fult 20.
ftonrab.
Urfunbcn: ft» 40—298.
3Ba#: 1209, na* Suli 20.
2Bei$e: 1213 September 20/21.
Stob: 1236 3um 26.
ttttfelK.
Urtunben: $fl. 310—368.
2Ba#: 1236 3fult
2Bet$e: 1237 Sejember— 1238 fcesember.
Stob: 1242 SRat 12.
Statut.
Urtunben: $g. 372—579.
9Ba$l: 1242, oor »uguft 24.
2öei$e: 1242 fccg. 29/31.
£ob: 1253 Sanuar 13.
©ibeftnb.
Urtunben: fo 588-755.
8Ba$t: 1253, oor SJtära 31.
SBei^e: 1253 «od. 30-1254 SBSra 1.
Stob: 1261 ©cpt. 20.
Urtunben: $0. 759-844.
Saty: 1261 Dctober 10.
SBei^e: 1263, oor Dctober 7.
Stob: 1266 gebr. 22.
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133
Dm.
Urfunben: fo. 882-1046.
SBom gtopft ernannt 1267 Suguft 18.
Stob: 1275 3fa>o. 20,
Solpia.
Urfunbcn: fo 1080-1494.
SBei^e: 1277 3uni ll-3uli 26.
Stob: 1293 äWaf 6.
JUt(tong III.
a«
Qoogewcg, 6ic ttrfun&en 6es Btstfyums 2Tftn&en
J20J— J300; J896.
(»anb VI bcs 2BcftfaItfd&en Urfunbenbud&e§.)
9fc. 18. Original im 8lrd&fo be§ ©ttftä Dbernfird&en.
9fr. 29. Sttefe Urfunbc $abe itf ntdjt tn bcn SBereitf metner Unter*
fudjungen geaogen. 3$ fdjretbe btefelbe nidjt bem 8tfd>of
£ehtrid) — wie £oogeroeg t^ut — , fonbem beffen Sorganger
2$ietmar au, ba iä) auf @runb be3 $ejtoergletd&e§ au ber
Sfoficfct gelangt bin, bafc £& 29 au berfelben Seit wie bie
Urfunbe 9fr. 31 in von $obenbergä (SoL IL SB. HL, alfo
1203 (unb nttft 1206) auSgefteOt ift, unb ba& ber 9tome
be§ SfoSffrHerS oon £g* 29 im (Soptar falf4 ba§ 2lu&
fteHung§ia$r ebenbort aber richtig überliefert ift. $oogen>eg
fprufct eine ba$htge$enbe Vermutung ht ber Slnmerfung au
^g. 29 an$.
9fr. 40. $ie (Sntftefcung biefer Urfunbe nrfrb oon £oogen>eg hn
Slnfälufe an oon Abenberg ©al IL ». III. 9fr. 38 ht
bie 3eit 1209-21 gefegt. $>er Etföof füfrt ht $r ben
auffaUenben Xitel: Dei gratia C. sanete Mindensis
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___ 134
ecclesie minister humilis, bcr äljnlidj nodj einmal ©on
fommt C. sancte Mindensis ecclesie minister humilis
tn einer nur in (Sopte oorfymbenen Urfunbe ebenfalls für
ÄL Coccum, bie oon £oogeroeg (9^r. 107) mit SRecfct $imj<$ei
1221 unb 1236 gefegt wirb. $ur<& bieS fpaterc ttofc
malige 93orfommen ber Sejeidjnung minister humilis fafli
bie 2utna$me, ba& biefe ©eietdjnung bie ausfdrftefcücfrc eine^
(Steten fem mufj, unb bafj btfyatt) auefc £g. 40 m bie
(glecteiuett äonrabS au fetten tft. (Sollte e3 rottflkfc ber
Sott gemefen fein, ba6 £g> 40 oor ftonrobs Otbmatüm
auSgefteflt tft, fo mürbe ber ©Treiber ben nodj niefct b&
ftätigten Sötfdjof electus genannt $aben (roie ba§ bei £g.
45 <m$ mtrfltdj gefdjteft), er mürbe ftdj aber nic^t eines
2lu8bru(fe8 bebient baben, ber aud) für ben orbmierten
SStfc^of gebraust merben tonnte unb beSfcatb |toeü>eutig
mar. 3$ bin ber Überzeugung, bafe minister humilis
ntdjt ben nod) ntdjt orbhtierten Sttfdjof bejeicfcnen foH, unb
fefee bemnad) bie Urfunbe erft nadj ber Seftatigung fömrate
(20V21. ©ept 1213)*
3fo\ 66a* «18 9fr. 66a muf$ eingefefcoben merben:
SBtfdjof ftonrab oon ÜJttnben fd&enft mit 3ufhntmung
be8 $)omfapitel$ bem 81 Sttartenfee ba3 (Sigenium eines
3e$nten in Frilethe, ben ba§ ftlofter für 60 WL oon ben
Oebrübern Reinhardus unb Justacius de Vornholte ge?
fauft bat. 1216.
C. dei gratia Mindensis episcopus universis huius
pagine inpectoribus perpetuam in Domino salutem.
Quoniam ex pastorali officio constringimus curam et
sollicitudinem gerere ecclesiarum diocesis nostre, id-
circo ea que ad incrementum et utilitatem ipsarum
speetant, modis omnibus deo dante promovere stude-
bimus. Sciat igitur et pro certo teneat universitas
Christi fidelium, quod nos una cum consensu tocius
capituli nostri maioris ex mera liberalitate nostra
donavimus congregationi locus sancte Marie proprie-
tatem deeime in Frilethe, quam ipse conventus emit
a fratribus de Vorenholte, domino Reinhardo et domino
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135
Iustacio atque ab eorum heredibus pro sexaginta
marcis. Ne quis vero successorum nostrorum dona-
tionem hanc piam et racionabilem attemptet infrin-
gere, presenti pagina et sigilli nostri impressione
factum nostrum roboravimus, ad maiorem etiam
firmitatem et cautelam sigillum capituli nostri in idem
consentientis fecimus apponi. Huius rei testes
fuerunt: Lefardus maioris ecclesie prepositus, Hein-
ricus decanus, Thidericus cellerarius, Waltherus
de Scowenburg, Widikindus advocatus, Ludingerus
de Reme, Frithericus de Lo, Thidericus de Vol-
merinkhusen. Anno gratie M.CG.XVI.
Dr. tm Ägl 6t.*2f. gu tfoitnooer, ttL SHartenfee 9h. 9 a.
2 bieget an&ängenb, eingenäht. Frilethe ift grille (&r.
2Rtnben). $iefe Urfunbc fe< aud) bei t>. £obenberg,
(SoL VLz%. V. &te 3«ußcn oon berfelben £anb naty
getragen.
9h. 68 a. Unter biefer Shimmer ift einaufäaften:
Octavo Kai. Oct. Engilbertus Colonie in archi-
episcopum consecratus est a ... . archiepiscopo,
astipulantibus . . . Mindense episcopo ....
Köln 1217 Sept. 24.
Chronica regia Colon, ed. Waitz, SS. in usum
scholarum, p. 195.
9h. 86. 3m £gl <StM. au tfoimooer ift oon biefer Uvfunbe
fein Original oor$anben, fonbem nur eine (Sopie beS
XVI. 3a$r&. (2ftc$b be§ Stl SBunftorf 9h. 2). cfr.
au* SRr- 183.
9h. 92/93. 3n £g. 92 befunbet »ifäof Äonrab, bafe baS 3Harttn&
ftift genannte ©üter an bie $)omrtrd)e au ^ttbeä^ehn
oerfouft §at. $g. 93, bie eigentliche aSerfaufSurfunbe
feitcnS be§ 2Jtorttn3ftifte8, mufj beS^atb oor £g. 92
gefegt werben.
9h. 108 a. £ter ift nachtragen:
8if*of fomrab oon 3«inben mit <Sr*Hf4of Engelbert
oon Äöln gegenwärtig bei ber Krönung be3 ÄonigS
£einrid& in 2fo$en. 1222 SWai 8.
Regg. Imp. V, 4 p. 1617 3h. 10894.
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136
S&r. 150. Original hn ÄgL StsSL gu ßonnooer, £oper Drg,
Hrdjfo 2>ef. 13. 1. ©alL r. ©djranf XI GapS. 16 Sit. 18.
3frr. 166/167. Dicfc betben Urfunben, bcnen ctnc Xage& unb 3ft0tutr&
angäbe fe$lt, fmb im U.*», ht bic 3ctt jnrifdjen 3Dfe|
19 unb 9fa>ü. 22 gefefct — 3ft übereinfrhmnenbeS
Saturn lautet: Acta sunt hec anno incamationis
dominice MCCXXVII, indictione XV, coneunrente
IUI, anno Gregorii pape primo et imperatoris
Friderici anno VII et consecrationis nostre anno
quarto deeimo. $>ie (Sonfecratton ©regorS DL ifr
bei* 19. SRärj 1227, bo# ba bie Angabe ber (Soi*
currenten, bie am 21. SRärj roedjfeln, fihr 1227 ftimmt,
fo rft btefer Sag al$ terminus a quo $u nehmen; ber
terminus ad quem ift ber (SSpodjentag Bifdjof &onrab3,
beffen »ierae^nteS spontiftcatsialjr am 20./21. Sept
1227 abläuft $te 3nbktion frtmmt, ift aber m
näherer Datierung nldjt $i oerroenben. $)er 22. 9lov. f
ber (Spcxfcentag ber &atferia$re 3friebrtd>5 IL, tfl auf
jeben Stoß ju fpat gegriffen als terminus ad quem.
$)te genauere Datierung lautet bemna# 2Rära 24—
©ept. 20/21 1227.
9h. 171. $>iefe Urfunbe tragt ba§ Saturn Renenberg XI Kai.
Julii. #oogeroeg ergänjt ba3 fe^lenbe 3a$r mit 1227;
trgenb ein pofttfoer ©runb für biefe (Sombinatton ift
ntdjt erfid&tlicfc, J)ie Urfunbe ift hn ÄL fieoern fcrs
gefteEt oon bemfelbcn ©Treiber, ber au&er ü)r nur
nodj £g. 257 gefd&rteben $at. 93eibe Urfunben betreffen
3e^ntenübertragungen an £L ßeoern. #g. 251 ift
batiert: . . . anno gratie MCCXXXII ... XI Kai.
Julii. 3$ bin ber Überzeugung, bofc bie feblenbe
3a$re8angabe in £g. 171 mit 1232 ergänjt werben
rnufc ; benn e$ märe bodj im fcödjften ©rabe auffallenb,
xotrin aroei Urfunben baöfelbe £age§batum tragen, für
baffelbe ßlofter von ehtem ©Treiber gefdjrieben ftnb
(ber nur bei biefen Urfunben erfdjehtt), aud? in iljrer
ganzen gaffung grofje $$nlid&feä $aben, bafj bie Stufe
fteUung biefer beiben Urfunben gerabe 5 3a$re ca&
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137
ehtanber liegen foKte. #on 3uf8ffigfeiten f ann ^ „^
nidjt gefprodjen werben.
*Rv* 183. SDtefe Urfunbe tft ibenttfifc mit £g. 86, tft alfo 3«
ftreid&en. oon £obenberg§ £)rucf ((Sal. IU©. IX 9fr.
5) beruht auf einer mangelhaften (Sopie, meldte bie
Datierung Acta sunt hec anno gratie MGGXX, VIII
indictione unrichtig mit 1228 toiebergab.
SRr. 190. 3wr näheren Datierung fei folgenbeS bemerft:
©er in biefer Urfunbe al§ ermorbet ermahnte
T(hidericus) Möge tritt aimt legten 2M auf in £g.
91 (Urfunbe SBifd^of ÄonrabS für 81 2Nariemoerber).
©iefe Urfunbe fefct ßoogeroeg mit dltfy „um3 Scfyx"
1220 (im ftegifter fteft als $rucffe$ler 1223 bei
Sflorena oon ©djalfsberg au 9fr. 91 angegeben), ba bie
in üjr atö 3a*0*n auftretenben 5)ompropft £emrtdj erft
oon 1220, ©djolafter ©ottfrieb aber nur biä 1221
in biefen üjren Stellungen nad&toctöbar ftnb. $er
früljefte Termin, bem #g. 190 bemnadj angehören
fönnte, roäre 1221, ber fpätejte SBifdjof ÄonrabS £obe&
ja$r 1236. 3n SKücfftdjt aber auf bie Datierung ber
anbern, mit £g. 190 biefelbe ®d&rfft seigenben Urs
funben iotrb ber (Snbtermtn früher anaune^men fein,
ettoa fd&on 1224, fobag roh- bie Urfunbe batieren
fömtten 1221— ca 1224. tfoogeweg batiert 1228— 38;
lefctereä ift $)rucffe$ler für 1236; 1238 ift ©iföof
äonrab fdjon feit 2 3a!)ren tot; 1228 nimmt £oogetoeg
als frityeften Termin toaljrfdjeinlid) be§$alb an, todl in
einer Söarfingljäufer Urfunbe beö 33ifd)of3 3fo oon
Serben 1228 3Wara 5 (oon tfobenberg, (SaL U^S3. I,
15; 9fogeft £g. 181) ein Tidericus de Wilipa sacerdos
genahnt toirb. $ie Sfoentttät biefeS ©eiftlidjen aber
mit bem in £g. 190 ermahnten T. Möge (oon bem
toeber Ijier nod) in £g. 91 gefagt rotrb, er fei ©eiffc
lieber gemefen!) ift burd) ntdjtS enoiefen, trofe ben 2lu&
fü^rungen oon p. Abenberg in ber Slnmerfung 3«
9fr. 26 ber V. Abteilung be3 (Sal. VLty,
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138
Nr. 196. Original in £oUioinfeL
Nr. 218. $ic Sorte ber Slnmerfung „$aS Stotum (b. M
£ß. 218) ergtebt ftcfc aus ber a. a. D. 92r. 40 p
brueften Urfunbe, in toeldjer £ehtrid) oon fio bem 3t
fc^of ben 3e$nten ju ©unften beS (Stiftes auflagt — *
entfpred&en md^t bem 3n$alt ber angeführten Urfunbe,
laffen ferner ben falfdjen <Sdjlufc ju, bafe biefe Urfunbe
oon £etnrid> oon So auSgeftellt tft $>er ShiSfteOet
ift aber Sifdjof ßonrab oon äftinben felbft, unb beS$di
&atte biefe Urfunbe ober toenigftenS ein Ncgeft oon ftr
2lufna$me im U.-23. ftnben muffen, enoa unter £g.
217 a in folgenber 3onn:
Sötföof ftonrob oon SWinben übertragt ben 3$****
in (Saoorbincge^ufen, ben i$m ^etnrid) oon ßo ic flai tie i t
fcat, bem 81 Dbernfirc$en. 1230.
Dr. im 2lrc$to beS ©tiftS Dbernfhrdjen mit 9*eft be$
btfdtffL (Siegeis an gfcrgamentftreifen. ®ebr. nad) bem
Dr. SBtppermann, IL*. beS (Stifts Dbernnrdjcn, p.
16, Nr. 40.
Nr. 220. S)ie (Sntftefcung btefer Urfunbe fann mit 8efihnm$eit
3ioifd&en bie 3a$re 1223—1227 gelegt werben (tfooaemeg:
um 1230): erft 1223 wirb ber in ber Urfunbe a#
tretenbe Wulverus <Sd)olafter, als ber er Ijter er-
fdjetnt, 1227 aber wirb er gum lefeten 9M enoafcnl
(cfr. ft. 116).
IranSfumt in Urf. #ifd)of »olquinS oon 1291 £>ec 3.,
£g< 1469.
Driginal in ßotttoinfeL
$>aS anftmgenbe Siegel ift nid)t baS beS $tfd)of*
ßonrab, fonbern baS feines Nac&folgerS äBü&efou
$ie 3eugen oon berfelben £anb mit gellerer 2htte
nachgetragen.
Driginal in £olfo>tnfeL
SluSfteHer ber Urfunbe finb: Eiföof tfonrab oon 3ttinben
unb B. W. et E. eius coadiutores.
Nr.
250.
Nr.
261.
Nr.
270.
Nr.
290 a.
Nr.
292.
Nr.
298.
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139
9bc. 315. 2>aS XageSbotum X Kai. Junii fte$t unter beut Um
bug. 2)te Urfunbe tft beS&alb au batteren 1238 2Wat
23 unb ehtaufdtfeben an>lf*cn £g. 312 unb 313.
9ft. 349. Orfginal Ägl. ©t^SL au Düffelborf, 2>omfttft Äötn
9to. 70.
$bc. 363. $>iefe Urfunbe wirb oon £g. gefefct ht bic Seit 1241—
47, weil ber ht tyr unter ben 8foSftetlern oorfommenbe
A, 3)ombedjont ht £alberftebt, oon £oogeweg tbentfc
fteiert wirb mit bem S)ombedjantcn Ärnolb oon ©$ernt;
befe, ber ht £alberftabt »on 1241—47 nachweisbar ift
$aS in $g. 363 tranSfumierte ÜJtonbat beS gtopfteS
£onoriu§ (boc& fraglos beS SDrttten, ber oon 1216 3uli
18 bis 1227 2Rära 18 auf bem ©tu#e gfctrt faß) tft
batiert: Datum Laterani XIII Kai. Aprilis pontificatus
nostri anno nono, olfo anSgeftellt 1225 üttära 20.
$>er in £g. 363 femer ermahnte $farrer »entfärb
oon ßeoern tft u. a. nachweisbar ht £g. 145 unb
167 aus ben 3a$ren 1225 unb 1227, ein $>ec$attt
5Intolb erlernt nad) ©dpnibt, tfalberftäbter U.^. 9b. I.
föon in ben 3a$ren 1218-1228 unb ift nid&t ibetttifö
mit feinem fpatern 9lmt8nad)fofger unb SRamcnSoetter.
3)ie £alberftäbter fefcen als Xermht aar Äfogeoerfymb&mg
feft sextam feriam proximam post festum aposto-
lorum Petri et Pauli, b. $. ben Sfwttaö nad) Sßeter
unb spaul, ber hn 3a$re 1225 auf ben 4. 3uli fiel.
2Rlt ooSen fttfy bettle i# beS&alb $g. 363 batieren
au bürfen 1225 yoiWcn 2Jtöra 20 unb 3uli 4. Sin
3toifd)enraum oon mtnbeftenS 16 3a$ren fonn auf
feinen $att atotfc&en bem papffcltd&en SDtonbot unb feiner
ShtSfüljrung bur# bie £alberftäbter liegen.
ftr. 370. Eon 1242 3uli 13. 3m legten $rud biefer Urfunbe
(Wippt, tfaiferurfunben SBeftfalenS, »b. II 3dr. 277)
wirb ber Stfdjof Joannes venerabilis Mindensis epis-
copus unb ntdjt, wie $oogeweg hn föegeft fagt, 2Btt$elm
genannt 8ifd&of 2Biu)elm ftarb Won 12. 3Wat 1242.
9ir. 372/373. 3n beiben Urfunben wirb 3o$amt no# als electus
beaetdjnet
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140
9h. 385, 3m Or. ftefct datum Reinneberge . . flott Remme-
berge«
9h. 398. Die Urfunbe tft au^ffteEt oon »ifäof 3o$<mn unb
bem DomfojrtteL
9h. 410. 93etbe ©iegel ob.
9h. 413. Die Dotierung lautet im Urtegt: Acta . . . anno
Domini MCGXLIIII in septimana Quasi modo geniti
unb ift aufoulofen: 1244 «prtt 11-16 (mdft Äprü
10— 16 r ba ber betr. Sonntag auf ben 10. Kprtt fällt).
9h. 474. Originär im »rebto be3 8L ßoecum 9h. 116.
9h. 505/506. £g. 506 ift oor $g. 505 ju fefcen, weil in £g. 506
oon ber beabftdjttgten Verlegung bed ÄL ßcoem nadfe
(Soerlo$ gefproefcen wirb, bte erft in £g. 505 oerfügt
totrb.
9h. 520. Diefe Urfunbe beS <£r§biföof3 Äonrab oon Äöln trägt
ba8 Datum „Golonie anno Domini 1250 Non. Febr.*
JreUicb $ot Änipphtg toentgftenS für bte £& oon
927—1224 nadjgetotefen, boft \n Äöln ber 3aftre&
onfong auf ben 9Bei$na$t$tag fällt; {ebodj ift bmtft
bie Unterfudjungen SBilmanS, SBeftfoL IU33. 111
p. 950 r für (Srjbtföof äonrab ber ©ebraueb be§ Oftcr=
iabreä betotefen; beSbalb ift bie« Datum aufgulöfen in
1251 gebr. 5.
9h. 537. Die Urfunbe ift auSgefteUt aroifd&en 29. unb 31.
Dec 1250.
9h. 560. Drudffebler in ber Hnmerfung; eä mufj beifcen: . . .
äfloria unb ©imeon in 2Wtnben (ftatt EHünfier).
9h. 561. Der Anfang be3 9fcgefte$ mufe lauten: Jötfdjof 3<>baim
oon 9ftmben befunbet bie #ürgfc&aft genannter 9ttttcr,
ba& . • .
9h. 579. 3n ber Slmnerfung muft e3 beiden: „Da3 9fefrofog
. . . hn Ägl. ÖU8. p Sttünfter (ftatt ERinben).
9h. 636. $>aä in ber Bnmerfung erwähnte Gop. IX, 260, M
beftnbet ftdj im Ägt ®t.*8. ju £aitnooer.
'Jbc. 638. 3m Original ftebt bie Tagesangabe Processi et MartianL
^>a bieg 3uli 2 ift, ^ätte ba8 ftegeft ber Urfunbe
jtoiföen £g. 627 unb 628 feinen $lafc erhalten muffen.
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141
9bc. 693« $>aS föegcft miß lauten:
»tfdjof 2Bibefhtb oon Slfflttben tranSfumtert eine Ur*
funbc (batiert £attnooer 1258 SDWra 21) beS ©rafen
©ottfd&alf oon spgrmont, in toeldjer ber ©raf ber
2Jttnbener ßirdje bref #ufen tn A übertragt unter ber
Jöebtagung, bafj baS Älofter SBennigfen brei £ufen tn
ftebbere oon ber äRhtbener Ätrcfce empfängt. £er ©ifdjof
befunbet bie Übertragung ber gen« $ufen an baS Älofter.
$)aS £ranSfumt oljne Saturn.
9h. 695« $er Anfang beS ftegefteS mufc lauten:
Sifdjof 2öü>eftnb unb baS ®omfapttel befttatmen mit
3uftimmung ber (Sonfuln ber ©tabt 3Wtnben über ♦ ♦
fRr« 715« Original tat 3lr*to beS ÄL ßoecum, 9h. 202,
9h. 762« 2lu3fteller ber Urfunbe finb: <SrtoäI)lter (Sono oon
äRhtbcn unb baS &omfaptteL 2)aS Or. int ÄgL <5t.*
IL au £aratooer, $>ep. ber ©tobt Söunftorf dh. 1.
(Siegel beS SBifd&ofS unb ber ©rofen oon 2Bunftorf
oon rotsgelben ©eibenföben oerloren.
iftr« 764« 2)aS föegeft muß lauten: <£noä$lter (Sono oon 3ttinben
unb baS Stomfapitel übertragen
9h. 768« $)ie Urfunbe ift auSgeftellt ootn (Slect (Sono ht ©e*
mehtfdjaft mit bem 2)omfapltel; bentuad& ift baS Sfegeft
SU 5nbem« 2)te überlieferte 3a$reSaaI)l 1261 Sfebr« 23
ift unmöglld) rtd&ttg, ba |u ber 3eit nodj »tfäof 2Bibe^
finb lebte; fte toirb burd) be« Hbföretber ber nur ht
(Sopie erhaltenen Urfunbe aus 1262 oerberbt feht
9h. 787« 2)ieS ift bie erfte Urfunbe, ht ber (Sono als w 23ifd>of",
unb ntdjt, tote baS SRegeft angiebt, als „(SrnwUjlter' 1
begännet tohrb«
9tt\ 831« Unmerfung. $te 93ei)auptung, ba6 biefe Urfunbe als
Äoncept für $g. 1598 gebient l)at, ift ntc&t richtig.
£g« 831 ift als ,,®orurfunbe'' gu $g« 1598 benuftt
toorben« Unter „Äoncept' 1 ocrfteljen toir einen für ehten
befümmten 3»«* (natnltdj aur Anfertigung ber Steht*
fdjrift) SergefteOten Setfentarorf«
9h. 883« Original tat »rdjio beS Olmüfcer ftapitelS.
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142
9hr. 903. Die Urfunbe ift oon bem S3if#of Otto unb bem %>om:
fapitcl auSgeftettt morben.
9h. 907. Original im ftatSarcfcfo ju ©tcnbaL
9for. 944, »ei biefcr Urfunbe wirb nur bcr SBifd^of, nid&t aui
bttS Domfapttel als 2lu8fteller genannt
*Rr. 964. Original im Brcfcto be$ «Stiftes Obernfmfcen, roo id>
eS im Sluguft 1899 felbft benufct f>abt. Die £amfc
maffe ber bortigen Urfunben ift #ronologifd> in einer
©ruppe georbnet; bod) bilben einige, ft&einbar erft fpdter
in baS Silvio gefommene Urfunben, ebenfalls c&rora^
logifdj georbnet, eine awette, Heinere, ©ruppe, in ber
unferc Urfunbe mit Sflr. 3 bejetdmet ift. 2>a§ Original
&at im $e£t: Mindere ftatt Mundere, datio ftatt
donatio.
*Rr. 1007. Der SifdjofSname, ber burtf ben 2lnfang§bu<$ftoben
G. gegeben ift, mufj mit (Sono, nidjt mit Äonrob
aufgelöft werben; cfr. #g. 813.
Sfor. 1024. Söürbtwein giebt Subs. dipl. XI p. 64 ju biefer Ur;
funbe ba§ Datum Minde XV Kai. Febr., 18. 3aiu
9h\ 1023;a. Unter biefer SRummer mufe eingefdjoben werben £g. 1049,
weldje Urfunbe oor £g. 1024 unb 1025 auSgeftettt
fein muft. Da§ Original ift im ägl. ©t.s2L au ^omtooer,
ÄL Ettartenrobe, (Siegel beS SluSfteHerS, beS ©rafen
©erwarb oon #olftetn unb ©Naumburg, an grüner
©eibenfdjnur.
Kr. 1035. £oogemeg batiert (9Jtok3unt), wo$l weit bie lefcte Ite
funbe SBtfdjof OttoS, bie aus ßpon batiert ift, ba£
Datum 1274 3uni 25 trägt, ^a aber baS ©eneraU
concil, an bem Otto teilnahm, erft am 17. 3uli mit
ber fedtften ©ifcung geföloffen würbe, ift richtiger (SRai—
3uli) ju batteren. cfr. $ott$aft, Regg. Pont. Rom.,
ju 1274.
9lx. 1038b. £ier mufe ehtgefd&altet werben:
SBifdjof Otto wn SHinben gewahrt Slblafe &u ©unften
ber burdj Unwetter föwer gefd&abtgten Domfir^e $u
SRerfeburg. figon 1274 SJtat 27*
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143
Original 2)om*Ard)iD ju 9Dfrrfeburg 9fr. 91a. @e*
brucft: Äe$r, IL*». beS J&od^ftiftö 9Werfeburg, 9^r- 398.
5Rr. 1039. Original na* fttfc VL&. beS £o*ftiftS 9Herfeburg in
9tom, SBaticantf*eS Ar*to, Arm. I c. V 9fr. 8.
dlx. 1080. Stta* bcm unter „Datierung,, ©efagten oor 1277 Sunt
ll/3uli 26. auSgeftetlt. 3fn ber Anmerfung muß es
fjeifeen: „$ie 3eit ber Söeftättgung SBolquhtS ftefjt ni*t
feft; er nennt ft* 3«crft ht ber Urfunbe oon 1277
3uli 26 (ftatt 3uli 27, cfr. £g. 1099) episcopus,
ebenfo ht ber für Wnteln wm 1277 3ult 27 (ftatt
„von bemfelben Jage", cfr. £g. 1100).
9fr. 1088. £>er AuSftetler roirb (Slect, nidjt 33if*of genannt.
9fr. 1116. AuSfteHer ftnb SBtfd&of «olquin unb baS 2)omfapttel.
9fr. 1118. 3n ber erften 3*tf* W *>or decanus G(erhardus)
auSgeloffen.
9fr. 1148. ©ebrueft oon *. Abenberg, (Sal IUÖ. III 9fr. 380.
9fr. 1164, 1176 unb 1179: AuSfteller ftnb 8if*of SBolqutn unb
baS ©omfopitel.
9fr. 1182. SBetbe Ausfertigungen fmb oom «tfdjof allein auSgefteUt.
9fr. 1214. 3mei Ausfertigungen im Ägl. ©t.^A. su tfantumer.
9fr. 1229. Or. in boppelter Ausfertigung im Ägl. <5tM. ju
£annooer, AI. 9Warienfee 9fr. 85 unb 85 a.
9fr. 1279. Original im fürftl ßtppif*en Ar*io ju SDetmolb.
9fr. 1289. $aS SageSbatum XVI Kalendas Februarii in die
MarcelJi pape ift nt*t eh*ettli*. SMe römif*e £age&
angäbe fällt auf ben 17., roä^renb ber £ag Marcelli
pape ber 16. Januar ift. $)a aber in ber jroeiten
£älfte beS XIII. 3a$rl). bie Datierung na* ^eiligen*
tagen bie rumifdje Derbrängt unb beS&afl> me$r ©tauben
tjerbient, fo wirb ber 16. Januar als AuSfteHungStag
ber Urfunbe anaune$men fein.
9fr. 1299. Au* bie ht ber Anmerfung erwähnte Urfunbe »on
1284 ofrte Tagesangabe ift nur »om 33if*of allein
auSgefteUt.
9fr. 1327. Original hn Ägl. ©t.;A. ju 9Wünfter, atttnortten ht
©oeft 9fr. 15.
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144
9tr. 1332 a. Unter biefer üRuntmer ift natfoutragen:
$ie fird&Ud&en ©enoffenfdjafien bet SMdcefc SKbibeB
fdtfte&en ftd) her Appellation ber firdjiidjen ftorporatfenes
be3 ©raftifteö Äötn an ben $apft gegen ben papftücber
ßegaten an. 1286 SKarj 8.
Drtöinal im @tabt^r*to ju £öln; früher 9tr. 479b
ber ©pmnaftafcSStbliot&ef. Siegel oom spergamentftrttfen
ab. ©ebrucft von (SorbanuS in $anb 38 ber „Ännalen
be3 fctftortföen SBereinö für ben 9Heberr$em", 1882.
9ft. 1374. truSftetter finb: Siföof SSolquin unb ba3 2)omfaptoL
9fr. 1430. Original in Ägi. StsÄ. au £annooer, &L Sorafa;
Hameln.
9k. 1438a. 9toc$ 9k. 1438 ift einzufügen:
SBifc^of SBolquin oon 9fttnben erteilt au ©unflen ber
$omfhrd&e ju SHerfeburg SIMofc. Erfurt 1290 9Wat 31.
Original im $onfc2trd)h> au Stterfeburg 9fr. 122,
©ebrutft Äe$r, U.^93. be$ tfoc&fttftä 9Wcrfe6urg, 9for. 540.
9h. 1490. HuäfteHer ftnb: öif*of «olquin unb baS $>omfaptteL
9h. 1598. cfr. bie Jöertdtftgung au £g. 831, £nmerfung.
9hr. 1632. 9tod& bem im $otum angegebenen £etligentag nidtf
3uli 9 fonbern 9too. 13 ausgepeilt.
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^ fette cartuU^ ^JV^^JMhSl«^
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III.
®efd)td)te be3 ^Bergbaues Bei Sttienbefetu
(Ein Beitrag 5ur öefcfjicfjte 6er urirtfcfjaftlidjen
Derfyältmjfe im ehemaligen Ijodjfrtft pa£>etborm
Hon
Dr. /hra; ßtermami,
©erid&tfrSfceferenbar in $aberbont.
SBätyrenb ba« Ijo^e Älter be« ftegenfdjen ffiifenerjberg*
bauz* im ehemaligen £erjogtum ffieftfalen feinem «ßtoeifel
unterliegt, §aben ftd) über ben in früheren $al)rf)unberten
im $od)fttft *ßaberborn betriebenen JBergbau nur fe^r
tyärlidje SKad)rid)ten erhalten.
SBefannt ifl mSbcfonbere bie Urfunbe JJatfer Äonraba
III. au$ bem ^afyre 1150, in welker bem Äbte ®igbolb
oon (Eoraety ba8 Stecht Bedienen ttmrbe, ju (SreSburg ©olb,
©übet, Äupfer, SBIei, Qinn, überhaupt äße SKetafle ju
graben unb ju verarbeiten. Unter bem 5. Januar 1273
ferner betunben SBürgermeifter unb {Rat ju ÜWarSberg unb
(Sorbadj einen Stergleid) junfäen ben {Rtttern Don (Jsbife
unb bem Älofter Srebelar, worin fid) erftere auf einem
Diftritt flrneälttt) bie aufftefyenben SBäume unb bie JWetalle
unter ber (Erbe &orbef)alten. ! )
ffiä&renb biefe Urfunbe ben JBetrieb von JBergbau in
ber ©egenb be$ jefcigen 2War$berg um bie Qtit itjrev Ab*
l ) Hdjenbad), gem. beutfd). $ergre$t I, ©. 6. 34, 68, ftrnbtt,
3ur ©efd). unb Sljeorie bed Bergregals, 6. 6. 194, 207, 208, ©eiberfr,
Urfunbenbud) $ur Sanbeft» unb Sftedjtögefötdjte bei $cT$ogtum« fiBefifalen.
LVIII. 2. 10
i
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146
faffung fcenigften« ttmljrfdjemlid) machen, lagt fi$ boS
Alter be$ flltenbefener (StfenerjbergbaueS ni<$t biö auf
biefc Qtit jurücffüljren.
Da« ctnjigc 3eugniS, welche« bafür angeführt luorbcn
ift, ba§ fd)on oor bem 17. fta^rljunbert bei «Itenbefen
JBergbau betrieben fei, ift bie Urfunbe, nad) tueld)er 3o$ann
öon SWaläburg im $af)re 1392 unter Änberem „ttt>e betl
be« roaltgf)elbe$ Don ben fmeben to SBefen" an ben 23ifd?of
{Rupert &on *ßaberbom oerfaufte. x ) Allein bei bem fttljltn
irgenb eine« anberen .geugniffe« ' ann ou * i> cm SJorijanben*
fein ber ©d)mieben in Hltenbelen nidjt mit ©id)er^eit auf
einen bort betriebenen JBergbau gefd)loffen werben. SSiel*
mef)r fprid&t ber Umftanb, baß in ber unten mitgeteilten
S3erleil)ungaurfunbe be$ SergroerfS ein früher in biefer
©egenb betriebener Sergbau mit feinem ©orte ernannt
ttrirb, entfdjeibenb bafür, ba§ ba$ Älter beS Ältenbefener
JBergbaue« nidjt über ba$ $af)T 1607 Ijinauäjufü^ren ift.
Dagegen erfdjeint e$ md)tunmaf)rfd)emltd), baß bie@d)mieben
in Ältenbefen in früheren Qaljr^unberten jur Verarbeitung
be$ in bortiger ©egenb ungemein Ijöufig oorfommenben
{Rafeneifenerjea gebient Ijaben, beffen ©eroinnung einen
JBergbau nid)t öorauSfefct. *)
^SRidjterinßuborf, $au« unb Äunftbenfmäler oon 5Seftf., tfrei*
$aberborn, @. 7; ^icrju bie bort angef. SBiganb, Brdjio IV, 6. 97 f
©ieferd, 3ur ©efd). ber Sburg, 6. 29. £ierljer fdjeint aud) eine Ijanb-
fdjriftlidje SRotij, waljrfdjeinlidj ouö bem 3^re 1803, ju gehören,
nadj ber in früheren Sa^r^unberten bie Sdjmieben $u Witenbefen oon ben
93ifd)öfen ben trafen oon Goerftein oerfefct waren, nadj bomtapitularifd}«
Urfunben. Omelin, ^Beiträge $ur ©efä. be* teutfdjen Bergbau*, 1783,
meint, 6. 246, bafj fldj bie 93ergmerfe auf (Jifenftetn bei SUtenbefen unb
SBarburg im $odjftift fytberborn nicr)t bid $um %a\)xt 1189 gurücf«
führen laffen.
f ) 25ie $auptqueu*e für bie folgenbe <Darfteü*ung ftnb bie Äften M
am ehemaligen SReid)ärammergerid)t in SBefclar wegen ber Stagnierte ge«
führten $ro$effe«, welche im &gl. 6taata-«r<§io in ©efclar auf-
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147
3m 3al)re 1607 matten ^ermann #etftermanrt,
SRentmeifter be8 Amtes ©rtngenberg, unb ^o^ann Suberoig,
SScrtüQlter beS ©tifts Jjpeerfe, bem bamals regicrenben Sffirft*
bifdjof öon Sßaberborn, ©ietrtd) toon ftürftenberg, bic Hn*
jeige, ba& ftc hofften, am SBalbe oberhalb ber Dorffdjaft
Stttenbefen an ben „Sfern Jhiljlen" unb auf „©anlt Sfatlja*
rinen SflufräBetbe" ffiifenerj ju ftnben, unb baten jugleid),
fte an jcbem Drt bamit nadj S3ergtt)erf$red)t unb #er*
lotnmen ju belehnen. $)er f^ürftbifd^of entfpradj tljrcr
Sitte, inbem er iljnen unter bem 1. Df tober beSfetben
ftatyres folgenbe 33erletyung$urfunbe ausfertigen lieg:
„SBon ©otteS ©naben 9Bir Diederig 93tf#off beS ©ttfftS
„*ßaberborn Jljuen Äunb unb bejeugen, fintemalen un$,
bewahrt werben. 3fjre 93eaeid)imng ift „Sßreufcen, litteraD, 5Rr. 522/1497".
®ie enthalten einen Rotulus (104 5*1. gol.) unb 9 9Bbe. mit inögefamt
3275 blättern golio. Vol. VII, VIII unb IX finb „Acta priora
40a,b,c* gür bie 3eit oon 1732—38 finb bie Elften bed ^gl. ©taut*.
$trd)io$ in SKünfter befonberd loertooU. 25ie 93e$eid)nung ber bort
oerwaljrten Sitten, weldje fidj auf ben SHtenbef. »Bergbau be^ie^en, ift fol-
genbe: I. ©ireftortum be« ®e&. Slatfy, SRr. 6 lit. D. (21 ©L), EL. ?ab.
Soft Rep. IV, 725 (43 931.), III. $ab. £off. Rep. V, 283 (30 931.),
IV. «ßab. ©off. Rep. IV, 776 (5 331.), V. *ßab. £oft Rep. IV, 1197
(2 531.), VI. gürftl. SReg. ju $ab. wiber ben p. SWafor oon $onop, ba$
ü. £>. 2ütb. Sergio, betr. 1784—1802, Rubr. 93ergwerl!e, p. II, Nr. 1,
Repertorii II, 38 (122 931.). VII. Cberamt 2)ringenberg, Loculus XIII,
Paquet Sab. lit. A. 9lr. 1—23. gerner würben benufct eine im Saljre
1800 in 2öefclar gebruefte „Ubcrftd)t ber an bem Äaiferlidjen ffieidja
tfammergeridjte anhängigen 3lppenationä«<Sad)en 3n ©adjen be$ «£>erm
3Rajor oon SDonop $u £immingl)au|en unb 8t. glüdjting qua Curatoris
Massae 9ftamenö ber oon fconopfdjen Grebitoreu contra ben gattor Stnton
Ulrtc^ unb bafür eintretenbe fürftlid) Sßaberborntfdje £offammer" unb
eine ungebrurfte „ßurge Überftdjt ber bieder obgewaUeten ©treitigfeiten
unb bed mangelhaften 93etriebe0 ber CKfenberg- fürten« unb $ammerwerte
au SUtenbefen im Grbfürftentum *ßaberborn" oom 14. 3uli 1803 (23 931.).
Unter ber im Solgenben angej. „Uberfldjt" wirb bie erftere oerftanben.
10*
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148
„ünfere liebe getreumen SRentmeifter jum $)ringenber<f, unb
„^erftfcfcer SBefelMaber, Herman Heistermann, unb Joannes
„Ludwigs untertänig ju erfennen geben; was geftalt fte
koffern ffirfc an malbe über unfer $orfffd)afft Wltenbefen an
„ben ftfern fluten, unb auf St Catharinen &luf?*n>eibe
„an jeben ortlj, mit ben erjten, jmeiteu, brüten, bitxttn,
„unb fünften maa% ju befommen aer^offten, mit unter*
„traniger $itt, mir wolten gnebiglj gerufen, fte bamtt nad)
„5Berg<f$wer<f SRedjt, unb ^erfommen gnäbiglid) ju belehnen,
„be* mir bemnaefc folgern tyren untertänigen fudjen
„gnäbiglidjen ftatt gegeben, unb t^uen baffelb Ijtemit Ärafft
„btefeö, jebocfc und, unb unferen nad)fommen ben gewöhn«
„Ik&en Qtf)tnbtn, unb SSorfauff Sorbe^altenb, beffen £ur
„Urtunb l>aben SBir unfer förftltcfc Secret unben ufftrüclen
„lagen, ©eben auff unferem ©djloä Neuhaus ben erften
„octobris anno fed)$jel)n #unbert, unb ©teben. L. S. wl )
SEBie weit fid) Ijiernadj ba« öerlie^ene gelb erftreden
foffte, fonnte bei ber Huabrudsrocife biefer Urtunbe jroetfel*
l>aft fein. Unb in ber Xljat beriefen ftd) in bem großen
^ßrojeffe, welker foäter wegen ber fflergroerfe geführt würbe,
*) $a$ Original Ijat fldj nid&t aufftnben laffen. 5)er Her mitgeteilte
$ert ift eine ©tbergabe ber Stbfdjrift, welche ßd) in ben «ften be* Staate
«r^iö« in Söefrlar, vol. IV, fol. 1615 bepnbet; biefelben Slften entgolten,
yoI. VIII, fol. 31—32, bie Äopie einer ^weiten 2lbfd^rift r weldje nad) bem
notariellen SBeglaubtgungSoermerf mit ber bem SRotor öorgelegten „tn
öorigem Saeculo ber grifft nad) gefdjriebenen (Sopen nad) fletfßger l&oüa»
tionierung öon wort $u wort gleidjftimmig befunben" ift. 9tod) biefer
jweiten Sflbfdjrift ift bie oben mitgeteilte angefertigt Son einer biplo*
matffd) treuen SBibcrgabe fann feine Sftebe fein; für biefe, wie für auf
anberen in ben SHten M ehemaligen 3fteid)$fammergertdjt$ beftnbli<$en
Äbfdjriften ift $u beachten, bafj „bie bamaligen SRotarien unb 9Hcr)ttT im
Sefen ber alten Sprache unb Sdjriftaüge wenig bewaubert waren unb bie
fflorte oft wtHfürlid) nadj bem iljnen geläufigeren Sbiom änberten", oergl.
SSiganb, £>enfwürbigfeiten, gefammelt au« bem Slrdjio be$ tReidjSfammer«
geriet« in SDefclar, ©. 85.
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149
Betbe ^arteten auf bcn SBortlaut eben bief er Urfunbe: Die
eine, um ju betoetfen, baß ben erften (Erwerbern ba$ ganje
gelb üon ben „Sfern Äuljten 11 bis an bie „JJluawetbe 41
öerltefjen fei, bte anbern bagegen jum SKad&weife baffir,
bafc gerabe burd) btefe Urfunbe bte erften (Erwerber auf
fünf aWagen an jebem ber beiben genannten Orte beföränft
worben feien.
Die eine Hnftdjt ging f)iernad) bafjin, bafc bie „3ffer*
SJu^te 44 ein öejtrf nörbltdf) Dom SRef)berge, tttoa in ber
©egenb beS „©diwarjen Äreujeä 44 gelegen, fei. Dtefe
Huffaffung fdjeiut tf)atfäd)tid) irrig gewefen ju fein, 3fn
teiner SBefdjreibung ber ©egenb wirb oberhalb Ältenbefen
ein SBejtrf als „ftfer^uljle 11 bejeid)net. Dagegen l)etfct ein
Streifen £anb jwifdjen ben „Sieben ©rünben 44 unb bem
„©interberge 41 unterhalb Ältenbefen auf einem waljr*
fd^etnlid) im 3fafyre Uli angefertigten *ßlane ber ©egenb
um Ältenbefen unb nod^ jefct bte „ffitx*$tuf)U." Die alten
fingen ftnbet man nörbltdfj bis ju bem SBejirf „An ber
$eibe," welker and) ,„3tngerf}äuff" 0t3 n & cn ©ingern u )
genannt tütrb unb weftltdj üon ber Dorffd&aft ©re&enfjagen,
nörblidj Dom „©djwarjen ffreuj 14 liegt, ©übliel) t>om
,,©d)Warjen Äreuj" fdjtiefjt ft$ ber „SBolf«* (SBulwer*)
SBerg" unb an biefen füböftlidlj ber ,,5Rej)* (SloIjnenO SBerg"
an. Die (Etnfenfung füblidf) üon biefen JBergen wirb al£
„(Ebene 14 ((E&enljöbe, (Ewene) bejeid)net, hinüber füljrt ber
alte ga^rweg nad) SWie^eim über Sangelanb, ljinburd(j ber
lunnel ber SBa^n ?lftenbefen*Driburg. ©üblidj ^ieröon
liegen ber „SJöfjler"* unb, ftdf) öftltd) an biefen anfd)lief$enb,
ber „iEröten (Sreuten, £rutten> JBerg" bis nadj SJembüren
§in. Der fttblid) ba&on gelegene „SBoHerbornSberg 44 jer*
fällt in bie befonberen SBejirfe „$üttenf>eibe 44 , „aWitteiberg"
unb „Jjpüttenfop 44 , an bie ftd) int ©üben ttrieberum „Sülfen*
fänadfen," „^iegenftallSgrünbe, 14 „DübelS*$ftaäen, 44 „©adjfen*
born, 44 „Driburger ©runb 11 unb „#o&engrunb 44 bis an bie
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150
Sanbftrafje &on SBufc nad) Driburg anfdjltefcen. ©fibltdj
Don bfcfcr ©tra§e liegen „§afler$grunb," „Outdjicrienberg,"
„Jfrummer CEfel," „SBhfentiainljolj, 14 „#au$l>eibe" unb,
öftlid) &on ©cfyuanet), N 9Rurjo$ M unb „#anbftein, M tvtity
ftd) bi$ an bie „Sflugroeibe" erflrccfen, worauf ftdj nod> im
3atyre 1780 bie ,,©t. flat^arinen £lu8 M (Älaufe, ÄapcHe)
befanb. $)te ©ntfernung &om „©d)tt>arjen JfTeuj" bis
l)ierfyer beträgt jwei gute ©tunben. 35aö ganje ©ebtet
burd)fd)netbet öon Sorben nad) ©üben, ftd) immer auf her
Jjpöfye ^altenb, ber Sggeiueg, welker oberhalb bes £unnefe
ben alten Siie^eimer 2Beg freujt. Äße genannten SJejtrfe
finb mit ja^lretdjen alten fingen bebeeft, im ^atjre 1790
jaulten ber ©teiger ÄnbreaS $artig au& Qba unb ber
JBergmann Daniel $arbmann au& HnbreaSberg allein auf
ber „ffluötoctbc -1 beren über jroeiljunbert. l )
@ine SJermeffung ber in ber Urfunbe verliehenen „fünf
ÜWafcen an jebem Ort" fanb öorerft md)t ftatt. Die 33e*
Helenen begannen — mie mit ©td)erl>eit angenommen
») @t. St. ©efclar, vol. I, fol. 274 ff.: ^eridjt M ^orfhneiftfrt
SDeftp^alen d. d. 33raW, ben 10. gebruar 1780, beftärigt burd) ben 33e*
ri4t be* Ijodjfürftl. »ogten Stenner d. d. Driburg, ben 13. April 1780;
vol. II: Sßrototoll be« SRid&ter* 2Binbl)orft auo 9iiel)eim, d. d. SUtenbefen,
btn 27. SRär$ 1781. 20. ijatte bie ©egenb mit beu älteften SBewofcnern
öon SUtenbefen befud)t; vol. VI, fol. 185: ^ngeige ber oben genannten
Bergleute oom 26. gebruar 1790. 2)er oben erwähnte $lan befinbet fty
vol. VIII, fol. 176—177. £ier wirb au^brüdFlid^ bemertt, bafj bte „3fer«
Jfoiljle" beinahe breioiertel ©tunben oon bfm bamaligen mm SDonopfäen
©c^ac^t auf bem Sfteljberge liege. 2)ie Seaeidjnung „3fer«5frtl)le" finbet
fidj übrigenö fd)on in bem 2lu$gug auö bem fürftl. 9?eubäufifc^en Äora-
fdjreiberei*8agerbud)e oon 1596, wo bie $*eftfeer ber i'änbereien „uf* unb
„an ben Sfern.Äufjlen" aufgeführt finb, abfdjr. vol. VIII, fol. 168 ff.
2)ie 2Weljr$aljl ber genannten tarnen finbet man auf ber Äarte ber Sßrenfe.
8anbe$«ttufnaljme oon 1896 9tr. 2368, wo ber gange üBqitt Dom „©djwar^en
Äreuj" btd jur „ftluöweibe" ald „ßgpegebirge" begeidjnet wirb. $>ie
©efleidmung „3fa>$ul)le" fer)lt. „$n ben Fingern" (©eblaefen) lagern
nodj jefet bebeutenbe ©djlatfenmaffen,
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151
»erben lamt 1 ) — ben Sergbau im SReljberge unb legten
an ber ©teile oberhalb SUtenbefen, wo jefct bie im ftaljre
1837 erbaute (Rfen^ttttc liegt, ein Jjptittenwerf an. %n
welker SQBctfc baS SSBerf betrieben würbe, tnSbefonbere ob
©adjöerftünbige jum Setriebe be$ SergbaueS Ijerangejogen
würben, barüber feljlt jebe 9iad)rid)t. 3febenfafl$ war bie
Ausbeute ber folgenben Qia^re nidjt ganj unbebeutenb, ba
fidj im Qafyvt 1614 Jjpeiftermann unb bie ©öfjne be$ in*
jnrifdjen öerftorbenen Subewig mit ber Sitte an ben Surft*
bifdjof wanbten, einen ©djmiebeljammer auf ber Seile (Sefe)
unterhalb Ältenbcfen anlegen ju bürfen. Hui) biefe Sitte
ttmrbe innert unter bem 4. Degember 1614 gewährt, unb
jwar burd) eine ÄonjcffionSurfunbe folgenben $nl)alt$:
„Son ©otteS ®naben 933ir ©ieberid) Sifdjoff beS ©tiffts
„*ßaberborn £f)un Ijiemit bezeugen, nadjbem wir Ijiebeoor
„unfern SRentmeiftern jum Dringenberg unb Sewerungen
„Sieben getreuen Jjpcrmanßen $eifterman unb ©erlaubt
„fangen SubwigS feiig Serwaltern beS ©tifft« $eerfe
„mit einem eifenbergwerdt an unferem geljölfce bet) ber
„Wonnen Sergf gnäbiglid) belehnet, unb ber Ättmadjtigte
„®ott barju jhnlid) glfidE üerlteljet, bafc barauS gut ©ofc*
„werdt, unb fd>mibt eigen fortgebracht, aud) ferner Der*
„hoffentlich fortjubringen, unb wir oon ermelten unferm
„SRentmetftern, unb ^ofjannen Subwig feel. fofjn untertänig
„angelanget, ^fjnen gnäbigltdj ju concebiren, unb ju er*
„^tatUn, ba§ fie jur beeren fortfefeung folgen eifenwerdtS
„einen fcfymtebeljammer auf unferm wager bie Seile leggen,
„unb anrieten mögten, bag wir bemnadf) umb gemeinen
„Sftufcen aud& i^rer (Erben befter Seförberunge willen,
') hierfür fpridjt ber Umftanb, bafe ber »eliberg $u ben oon ©d^tl«
bergen Seljngütern gehörte, bereit 99efifcer 1625 aU foldjer ba« SBergwerf
für ftdj in Sinfprudj na§m, mäfyrenb bie angrenjenben Söälber furf tbif ^ d flic^
waren.
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152
„folgen untertänigen jucken in gnaben Statt get$atnt,
„Iljuen au$ §iemit bergefialt, baß nemltd) ermefter §tiftn*
„man, audj ©teberid), unb ffiityelm gebrflbern £ub&igd
„folgen Jammer unber unferen «Dorff alteubefen auf unferen
„wa§er bie Seile anrieten, bawen, unb barauff nad> t^ren
„unb üjrer (Erben beften nufcen fdjmieben unb batton ge*
„nießen mögen, audj und unb unfeten nadjfommen batwn
„alle unb jebeS ftafjrS, fo lange folget Jammer in effe
„bleibt, trier Wtljlr. untierfteigerter pfac^t erlegen, unb 6e*
„jaulen, unb fonften ftd) unfer* $otye£ be« orbts oljne
„unfer unb unfer na$fommen befonber erlaubnü*, unb
„erjagte erftattung ganzer bingS enthalten, unb bafcelb
„Derfdjoljnen foßen, unb wollen, ftnma&en fie und hierüber
„il>re befonber e öerpflidjtung geraufter gegeben Ijaben, ofyxt
„gefeljrt. 3 ur Uljrfunb §abe biefe fflegnäbiguug mit unferen
„ljanbjetd)en, unb an^angenben fürftlid)en ^nftegeü be*
„Iräfftiget. geben aufen ©djlofj Sleu^aug b. 4. Xbrs Anno
„1614 Ditherich. L. S." 1 )
Der Jammer würbe an ber ©teile jwifd)en ber jefetgen
Äöniglid)en Oberförfleret SJurbefe unb SUtenbefen, wo vox
bem ©o^nljaufe bie ÜWauerrefte fcon brei ©ebäuben 2 ) beutltd)
ertennbar finb, angelegt unb baS SBerl in ben nädjfleu
3fa^ren a ) mit folgern (Erfolge betrieben, ba§ §orrton in
>) 9tad> ber «bfdjrift 6t. 8. Söefciar, vol. VIII, fol. 32—33.
f ) 2)a3 fpater an biefer ©tefle «nietete 3Bolm&au$ wirb nodj fce*
»oljnt. 5)er abgeleitete ttrm ber 8efe, welker baö £ammerrab, gegenüber
bem 2öo$n&aufe, trieb, oerfdjwinbet an biefer <§tefle im 33obcn. Stuf bem
erwähnten Sßlane ber ©egenb tum St. oom 3aljre 1774 finb bie mer @e*
bdube oergeid^net. $)er Jammer lieigt im ©egenfafce jit bem Jammer
Ui ber $nttt oberhalb 81. ber „alte Jammer." Sdjon 1764 werben g»ei
Jammer beä SBerfe* erwähnt. 92ac^ bem am 1. ©eptember 1774 aujge»
nommenen Snoentar (<St. 51. Söefclar, vol. III, fol. 1126 ff.) btfaub ft$
bamalä an ber @tefle be* jefcigen 2ßofjn$aufe$ ein anbere*, Heinere*.
■) <5ine nofy oorljanbene auf biefem SBerfc bergefteüte OfenpTatte fteflt
im $attptbi(be bie SRuttergotteä auf bem $fjrone flfcenb bar unb jeigt bie
3a$re«gab,l 1622, <5(jrontt Don SHtenbefen.
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153
feinem *ßanegtyrifu* l ) auf ben Ofürftbifd&of 3)ietrid) im
3faljre 1616 Don bem JBerge bei Stttenbefen fpredjen lonnte,
M au$ bem eine große üttenge (magna vis) ffitfen unb (grj
geförbert tuirb." Daß aber biefe Angabe, roeldje für fid)
allein bei bem ßljarafter beS angeführten SBerfeS geringe
JBebeutung fjaben würbe, ben tfjatfädjlicfyen 85erf)ältniffcn
entfprad), bereift ber Umftanb, baß ber bamalige SBejifcer
ber Don ®$tlberfd)en Setyngüter, ju benen ber SBejirf
be« 33ergmerfe$ gehörte, im 3fat)re 1625 gegen bie ©cfoerf*
fdjaft mit bem Änforudje auftrat, er allein fei jum 33e*
triebe be$ ffiifenmerfs berechtigt, ba bie ftörberung bc$
CtfenfteinS in einem ju ben Don ©djilberfdjen Seljngütern
gehörigen SBalbe gefdjelje. Unter bem 16. ÜWär* 1626 er*
forberte ber gfürftbifdjof gerbinanb Don ber Regierung über
bie Angelegenheit JBeridjt. $n tfjrem am 2. April beweiben
^afyreS erftatteten SBeridjte 2 ) ertlärte ftd) bie {Regierung
entfdjieben gegen ben Änforucfc ber ©Silber. Die ©e*
toerten Ratten junädjft beftritten, ba§ i\)X ©ergmerf fid) in
einem Don 6d)Uberfd)en SBalbe befinbe. Allein ganj
abgeben Don biefer %xaQt, mit beren ©ntfdjeibung
man fid) nicfyt Ijabe aufhalten wollen, fei f)ter lebiglid)
entfdjeibenb, ba% ber 2anbe«fürft unjweifel^aft ba$ *iRtd)t
l ) Lib. II, cap. VII. »ieHeidjt infolge M ©infulld Sljriftianä öon
39raun[d)n>eig in baö $od)ftift ^aberborn befdjlofc bie $ab. ^Regierung am
3. Cftober 1622, bie £ütte unb ben Kammer bei Wtenbefen burd) ben
Wentmetfter gum 2>ringenberg „nieberlegen unb abfdjaffen" ju laffen, Dri-
ginal«€>ifcung«protofone ber Sßab. SRegierungtfanglri im 2hrein*»x'lrd)lDi
Slbt. Sßaberborn, cod. 139, fol. 202, ogl. aud) ebenba fol. 143, 214.
©eldje Sftafjnabmen bie golge biefe* 93ef$Iuffe$ geroefen finb, liefe fid)
nid)t ermitteln. — 3n ben im Sereinö-Ärc^iö aufbewabrten Sitten
pnbet fidj in 8b. 20 ein 6d)riftfafr beS 33ifd)ofd Sriebrid) SBüljelm oon
ißaberborn an ben Äaminerridjter in Söefclar, d. d. Sßaberborn, 4. 5Dkj
1784, 9 «Blätter gul.
*) @t. K. SBetfar, vol. VIII, fol. 277-279.
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$abe, ba* SBergregal burd) SBerleiljung ber ^Berechtigung
nad) feinem (Brmeffen auSjuüben; ba&on, ba§ au£ bem 8fc
ftfec be« }u ben Seljngütern gehörigen ©e^Ijcd aud) bad
SRedjt auf tie ©ewinnung ber unterirbifcfcen ©d)ft&e folge,
tonne leine Webe fein. Qurd) baS ffieffrfyt 1 ) d. d. SBorra,
ben 28. a»ttrj 1627 wie« benn aud) ber gfirftbifc&of ben
üon ©djilber erhobenen Änfprud) ab, wobei fid) ber Antrag
[teuer beruhigte. £>od) fdjon im Qfa^re 1642 machte fein
SWadjfolger im SBeftfce ber oon ©djilberfdjen ©üter, ^ermann
SBem^arb oon ©d)itber, einen erneuten ©erfud), baS (Eifen*
wert }u erwerben, unb eö gelang i§m in biefem 3?aljrt,
bie JBefifcer bedfelben jur Übertragung be« britten j£cÜ*
be$ SBerg*, $ütten* unb $ammerwerts an bie oon ©djilberfdp
ftamilie gegen Srftattung ber ©umme oon 200 (2000?)
Xljalern ju bewegen. Sieben 3?at>re fpäter, am 25. 3um
1649, erwarb er bann für ben baar besagten <ßrei£ oon
500 (5000?) SEljalern burd) einen „unwtberruflic&en erb*
taufoertrag" 2 ) baS ganje ffiert erb* unb eigentümlich für
bie oon ©djilberfdje gamilie.
Hn welker ©teile unb in weldjer Seife bie neuen
SBeftfeer ben Sifenftein förberten, lägt ftd) im Sinaelnen
ntdjt meljr ermitteln. %n ben Äften be« ©taat&ardjtitf
in äBefclar ftnbet ftdj jwar ber „Abriß eine« ©totfertf,
welken ber $hinftretd»e «Die. (J^rifKan fceppeminn b. §.
$>roften Don ©d&ilber $u $immigl>aufen an ben SJerg
jwifdjen ßrpentrup unb olbenbefen jum eifenwer! getrieben. 41
Offenbar ift bie« berfelbe ©tollen, Don bem ber tfieid)£*
Ijofrat Don S)onop fpäter behauptete, er t>abe cm bie
>) ebenba, fol. 279-280.
f ) ebb. vol. VII, fol. 18—33 (mitgeteilt in ©eilage I). Son tiefem
Sertrage finben fld) ßopieen öon brei notariell beglaubigten Slbfdjriften bei
ben $ttten, meldte bid auf ben Umftanb übereinfrimmen, bafj $wei berfelbes
aW Äauforei* für ben britten Seil De* 2öerfe* gweitaufenb (ftatt $»«•
ljunbert) unb für baö ganje 3Bert fünftaufenb (ftatt fünftunbert) angeben.
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1500 {RetdjSrtjaler gefoftet. Dagegen ftnbet ftd) feine An*
beutung, in welchem Qfaljrc ber ©tollen angelegt worben ift.
@S tft jebod) unzweifelhaft, baß ber ffletrieb beS SBerg*
tuerfS in ben erften jwei ^a^rje^nten nadfj bem ©rwerbe
burdj bie ©Silber fc^r ertragreich war. Auf bem glitten'
tuevf würben jal>lreidje Öfen gegoffen unb jwar fo t>or*
2ügltd^ / baß Öfen au« biefer Qtit bis gegen baS Snbe
beö neunzehnten $al)rtyunberts in ©ebraud) gewefen ftnb.
©o l)at in $aftebt ein foldjer Ofen au« bem $at)re 1671
nodj bis jum &rfil)jal)r 1900 jum #eijen gebient.
©eit bem Qf a ^ rc l ß 70 würbe jebod) ber SBetrieb beS
SergwerfS gänjltdj t>ernacl)ltiffigt. Unter bem 4. ©eptember
1673 berietet ber SSogt SKemering in Driburg, baß feit
bem ftaljre 1669, in weldjcm nod) 48 fruber ^e^nt^ffirj
eingebracht feien, fein Srg mel>r gebrochen fei. „Sorot
%a\)T 3fft jwar bie Qfer Sfrüttz Qmtymafyl Angefangen,
Aber wieber Ausgegangen, Unbt fein gebtag gehalten, bieß
^aljr Hber ßwolff ©odjen geblafen." @rft im 3<at)re 1684
fonnte bem bamals regierenben gürftbifd^of üon Sßaberborn
.^ermann ffierner berietet werben, baß baS ffiifenbergwerf
bei Ältcnbefen üon bem Droften Otto ©eorg &on ©Silber
wieber „ju gange Unbt jimblicfyen ftanbt gebraut worben 11
fei. Siefleicfyt würbe in biefer 3eit & cr °& cn wwft^nte
©tollen getrieben, allein biefer Serfucfy einer ffiieberin*
betriebfefcung beS SergwerfS fdjeint nid&t gelungen ju fein.
XBenigftenS berichtete ber Sogt (Jtjrifttan 95?e^ring gu $>ri*
bürg am 3. üttürj 1687, „baß an bem Sifen @rfc bieS
iatjr nid&ts gearbeitet; fonbern bie fd&melfc glitte p alten*
bedien fdjon Iängft matt gelegt" fei. S)aS in ben Sergen
reidfflidb üortjanbene ffiaffer fd^eint — nad^ einer Änbeutung
beS 5Reid^St)ofrat^S üon Donop — bamals jeben (gruben*
bau unmöglid) gemad&t ju tyaben. 1 )
l ) 2)«fe {Darfteilung beruht auf ben Elften bed Dberamtä bringen»
berg, Loculus XIII, Paq. Sub. lit. A 9bc. 1—7. Snabefonbere tft tjier
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n.
Sine ffienbung gum Sefferen trat crfl ein, ttadjbem
ber 9?etd)«t>ofrat oon Donop bei Äntretung ber üon
<Sd)itberfd)en ®üter im Qal>re 1715 toon bem bamalS re*
gierenben fjürftbifc^of 3franj Sfrnolb mehrmals oufgeforbert
toorben hmr, baS ©erl toieber ju betreiben.
für bie Sa^re 1656 (9h 1), 1659 (9h. 2), 1660 (9h. 3, 4, 6, 7), 1661
(9h. 5) bie (Sifenfteingewinnung unb ber SBetrieb be* Qüttemoerfe* <nrf-
brütfltdj bezeugt $ier ftnbet fid^ ferner (9h. 10) ba0 Steffript be* gürfr
Bifc^ofd ^ermann ©erner Dom 9. Oftober 1684 „wegen be$ Sehnten
tfübell C£rfce$ unb bedljatber $u beeibigenben Berg 9fteifter«/
Am 2. Äuguft 1660 würben auf bem Oberamt S)ringenberg bau 2>ri-
burger 9J?eifter £enrid)en jwet Später bafür be^a^lt, „bafj er eine 9h»e
offen formen ttnbt $u einem offen eine boben form gu giejjung ber offen
9to<$er altenbefen gemadjet."
3m Saijre 1660 Ijatte fi$ ber gürfibiföof mit bem Seftfcer ber
SBerfe baljin geeinigt, bafj er bai 3^nter^ auf ber Quitt oerfömelgen
bürfe. 3n ber britten 2öo4e, in welcher er nad) biefer Vereinbarung auf
feine 9hd)nung gießen laffen burfte, würben fünf Öfen größerer ©artung,
weldje fämtlid) meljr aW 9 Zentner wogen, unb brei Öfen fleinerer Art
im ©ewidjte oon 5 V, bie 6% Zentnern gegoffen. 3nt ganzen tft in
biefer 2Bod)e „an (Jifen gefallen" 96Vi Zentner 34 $funb. 3n ber nterten
2öodje würben ebenfalls fcfen gegoffen, unb jwar einer ber größeren
©attung im ©ewidjte oon 9 Gentnern 40 Sßfunb, wäljrenb fet^d fleinerr
Ijergeftettt würben, weldje 5 bil 6 1 /, Zentner wogen. 3« biefer 5öoa>
würben im ©an$en 92 % (Jentner 43 $funb ©ujjeifen probujiert. ©djltefcfia)
würben in ber fünften 2Bod)e brei größere Ofen im ©ewidjte oon 9 l / t
btd 10 V 2 Zentnern unb jwei Heinere mit einem ©ewidjte oon 5 7» ßentnent
gegoffen, unb belief fidj bie ^robuftion ber SBodje auf 93 Zentner 37
$funb (Jifen. 9Ran wirb aui biefen eingaben anf eine burdjfönittliöV
wödjentlirf)e ©ufeeifenprobuftion oon 90 bis 100 Zentnern in biefer
^eriobe fdjliefjen bürfen. Sreilid) finbet fldj feine fWitteilung barüber,
wie oiele 2Bod)en im Saljr auf ber £ütte gearbeitet würbe.
@8 arbeiteten in biefer 3«t auf ber £ütte, „wie bräudjli^", mer
Ceute, oon benen ber „$üttenmeifter" wödjentiidj 2 5$Ir., 15 fön.,
9 ^, ber „Aufgeber" 1 £ljlr , 15 fd)H., 9 ^ unb bie beiben fcute, „fo
ba* <£ife Hopfen Unbt wafdjen," je 1 fci&Ir., 10 f$tt., 6 $ erhielten, na<§
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Staxl #emrtd) Äaftmir ÜWortfc &on ©onop ju ©öbbel
mar tatferlidjer WeidjS^ofrat in SBien getnefen mtb Ijatte
ftd), tt>al)rfd)eintid) Dor bcm 20. Januar 1714, mit einer
£od)ter be« 3)roften Otto ©eorg Don ©djtlber Dermalst.
2fa biefem Sage erging nämltd) in ber ©ad&e be* 3)rojten
öon ©djilber um SBeftätigung ber Übergabe aller feiner
Seljn* unb «ttobialgüter an feine £öd)ier .tum ber fürft*
liefen Seljnfammer ju Sßaberborn ber JBefdjeib 1 ) baljüt,
ber Stedjnung be« DBeramt« 3)ringenberg öon Dftern 1659 bi« ba$in
1660. $a« bem Sürftöifdjof gufteljenbe 3eljntera reichte au«, bie §ütten-
Ieute fleben Söodjen unb einen Sag gu befdjäftigen.
£>er im Sert ermahnte Ofen öom 3«l)w 1671 jeigt auf jwei platten,
bie etwa 1 Sfleter $odj unb 80 Zentimeter breit finb, im Relief abgebilbet
3efu« unb bie ©amariterin am Brunnen mit ber 3nfdjrift: „$Jom Srowlein
öon ©amaria". darunter bepnbet fldj ein anbere« 93ilb mit einer nid)t
meljr gu entjiffernben Snfc^rift. SDte brittc, etwa V, 2Reter breite, platte
(teilt bie Saufe 3efu bar mit ber ttmf<$rift: „Sofanne« bofft <S$riftu«."
^Darunter fte^t in altertümlichen 3tffem bie 3a$re*jal)l 1671, unb unter
biefer fielen wieber jwei weiblidje ®eftalten.
2)ie gorm, in welker biefer Ofen gegoffen ift, ftammte fd)on au«
früherer 8eit. <5« Ijat fid) nämlid) ein Ofen au« bem Satjre 1613 er-
halten, ber auf ben (Seitenplatten genau biefelbe 2)arfteHung geigt, wie
ber öon 1671, oergl. „ffiefrf. Solftbl." *om 21. Kuguft 1900, 9tt. 382.
3)ajj biefe beiben Ofen t$atffid)tt$ in «Itenbefen gegoffen finb, ift freilief)
ni$t au«brücflidj bezeugt, jebodj fe$r waljrfdjetnltdfj.
(Sine nod) öorljanbene Dfenplatte mit ber Sa^reöga^l 1699, welche
ba« Urteil ©alomo'« barfteHt unb in einem Stoppen über bem Silbe einen
fpringenben 8öwen geigt, ber in ben flauen ein <§d)wert unb ein $feil«
bünbel $ält, ftammt ebenfall« au« ber ftltenbefener ®iefjeret, (Slu-onif oon
SOtenbeten.
*) 8t. 81. SSefclar, vol. V, fol. 140; ljier pnben fldg aufeerbem, fol.
137, 8e$n.*ReöerfaIe de anno 1548 unb, fol. 138—140, Specificatio
Pertinentiarum feudalium, praes. 26. 3mti 1686.— 3)a§ bie Hlten-
befener SBerfe ni$t ju ben ßeljngütern ber Don £d)ilberfd)en Samilie ge-
hörten, ift unzweifelhaft. 3war ift in bem Sfcefrript be« (Sljurfürften ©lernen«
Huguft, d. d. SBonn, ben 29. jebtuar 1756 an bie ^abeTbornifdje £of-
fammer (@t. Ä. attunfter, $ab. £off. Rep. IV, 776, fol. 5) ber Gljur-
fürft „gar nidjt gemeinet, ju ber etwa öorfenenben alienirung be« (£ifen-
werf« an bie ^ernt £erfcogen ju SBraunfäweig bem öon 2)onop feinen
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bafj „quoad feudalia nid^t nur bie gebetene (Jonfirtnotum
abgeflogen, fonbern aud) biefertroegen ermeljnter £el)n<
lammer quaevis Gompetentia reservirt" ttmrbe. Itofr
bem l>ierna$ bie fieljnfammer bie Übertragung ber ton
©djilberfdjen fie&ngfiter an bie Softer für unftattljaft ^iclt
blieb ber SRetd^ofrat t>on ÜDonop nad) bem im 3fal)re 1716
erfolgten £obe beS S)roften Otto ©eorg öon ©$ilb«r,
melier feine männlichen SRadtfommen Ijinterliejj, im $e«
fifce ber uon ©djüberfcfcen Setjngfiter $immtgl>aufen, ffrpem
hup unb fiangelanb unb beS Don feinem ©d)ttnegert>aier
fyinterlaffenen aUobial'SBermögenS, indbefonbere be* Serg«,
#ütten* unb £>ammerroerfe$ bei Ältenbeten.
«I* er im ^aljre 1715 bie «ufforberung beö fjürfc
bifd&ofs erhielt, ertlärte er ftd) jroar baju bereit, ba$ ©erf
tuieber ju betreiben, bat aber mit Slfitf jW)t auf bie grojjen
Soften, tueld^e ber Setrieb be* JBergroertS erforbere, ber
gfirftbifdjof möge gerufen, „ben ^eljenben fo bero Stents
fammer jum ©ringenberg bat>on gebühret, einige ty<$t f
liebige $al)re ju beljuef folcfyer Äoftba^ren Unternehmung,
}u remittiren, aud) bafc ju bem enbt einiget geljölfc, bcff CT
man ju fentung ber ©djttdjte ober anlegenber ©tolle an
benen ordern, tooljin man aufc bijjcitigem geljölfe fdjroerlid}
$anbe«- unb £eljn*l>errlicrjen (Sonfena ju erteilen"; allein bai 2Betf $
ftetö aU ein OToMaTgut ber non ©dn'lberfdjen gamilie angefefcen w&
be&anbelt worben, unb wirb überbie« biefe ©igenföaft beäfelben in einen»
Sltteft ber Sßaberborner £offammer auebrücflidj bezeugt: w 9ladjbema§tat
ben Ijiefiger r)od^fürftI. (Sammer ber ffL $. 9t ton Xonop gejiemenbt an«
gezeigt ))at, nie baff er $u fixerem (Enbt unb beljuef eine* attestati,
bag fein ben ber 3)orffd)aft 93eten Diepgen $odtftiftt belegener eifen^aunner
fambt bem SBergwerf Ijiefiger Kammer mit feiner Öebnbarfeit anflebe, fon&t»
ein (Srbfrücf fene, benötiget wäre, mit bitte, iljm fotljaneö attestatum
3u erteilen, 2öa$ wirbt hiermit attestiret, ;bafc ben tyeftger t>ocr)fürfti
(Sammer fidj weiter feine Wadjrirfjt befinbet, alfe bag öon geb. Cfyfen&ammff
iä^rltc^d 4 rtylr unb oon bem SBergwert ber 3*fcnbte, welker jefco annatün
ad 30 3$lr. öerctccorbfrt, entrichtet werbe. Uljrfunblidj k. Sßaberbotn
Un 7. 3uni 1726/ 6t 31. fünfter, $ab. £oft Bep. IV, 1197, foL t
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roafc Einbringen fan, benötiget fetjn würbe, burdj bero
$olfc ftörftern burclj haart QaffluxiQ, tw* *°* biefem möge
angewiesen werben, ©näbigft anjubefe^fen." ©eine Sitte
würbe gewährt, tnbem i^m bei* gürftbtfdjof unter bem
18. 3;uni 1715 ntd&t nur eine jweijätyrige fjvci^cit Don
bem ju entridfjtenben 3ef)nten bewilligte, fonbern aud) ben
Mentmctfter unb Dberförfter be* SfmteS Dringenberg an*
wie«, „befagtem üon Donop ju obigem beljuef, baS nötige
budjenljolfc beS enbts an oljnfdjäbtKdjen örtljern, jegen ba^re
Bejahung anjuweifen unb abfolgen $u laßen." 1 ) $m SBe*
ftfce biefer „Äonjeffum" begann nun ber SReidjSljofrat öon
S)onop baS ffierf auf eigene {Rechnung ju betreiben, legte
toerfcljiebene ©o^n« unb $Uttengebttube an unb braute es
in ben nädtften 3?aljren f° Wc ^ ^ a 6 & cr föentmeijter be$
HmteS ÜDringenberg bei Äblegung fetner öfterlidjen {Segnung
im ftaljre 1717 berieten fonnte, ba« ßtfenwert bei «Iten»
belen fei wieber „jutn guten ftanbe gebraut." ftm <Rnjdntii
jtnb wir über bie folgenben Qfa^re nid^t unterrid&tet; in«*
befonbere ift nic^t^barüber überliefert, ob bamalö, wie früher
unb fpäter, befonberS Öfen ben §auptgegenftanb ber $a»
britation bilbeten. S5on einem Äuffdjwung be8 Sifen^anbel«
im $od)fttft Sßaberborn in biefen 3fal>ren fann mit ©idjer*
Ijeit nod) nidjt gerebet werben. Dag aber tljatfädjlid) ein
Erfolg erjielt würbe, ergiebt fid) barauS, bag ber SBeftfcer
be$ ffierfeö jidö bereit ertlärte, ben Don i&m »erlangten
ßeljnten ju bejahen, wenn audf) freilid) über beffen $öl>e
jwtfdjen tym unb ber #offammer ein ewiger ©treit Ijerrfdjte.
Denn wä^renb bie #offammer aud) für btejenigen %afyxt
ben Qttynten verlangte, in welken fein ©fenftein geförbert
würbe, ^ielt Donop unerfd)ütterlid& an bem ®runbfafce feft,
bafe er nur bann ju einer Abgabe Derpflid&tet fei, wenn
baß 2Berf einen (Ertrag abwerfe.
*) <§t. «. ÜHünfter, $ab. $offammer, Rep. IV, 725, fol. 26-27.
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160
<Sd)on tmOfaljre 1717, nad) Ablauf bcr bcibcn „ftta?
^eit«jafyre," [tritt matt barüber, ob bicfc jmetjäljrigc fjrtft
üom (Erlaß be« Defret«, weldje« bicfclbc beftimmte, ober
öom Änblafcn be« $od)ofen«, melier junädjft inftanb gt*
fefct werben mußte, ju rennen fei. 9iad)bem man ft<&
enblid) in lefcterem ©inne geeinigt Ijatte, »erlangte Donop,
bafe tym, nad) 3fn^alt ber „Äonjeffion" fron 1715, §oI|
au« ben fürftlidjen ffialbungen angewiefen werbe. <£xft im
Qa^ve 1724 fam man ba^in fiberein, baß ber Qtfyntt jä$r»
lief) 30 I^aler betragen fottte, unb tljatfädjlid) ift biefe
Summe für bie 3?aljre 1723, 24, 27 unb waljrföeinK*
aud) 1726 bejaljtt Sorben, gewiß ein ©ewei«, baß in biefen
Qatjren bie Sudbeute eine t>erl>ältui«mä{$ig bebeutenbe mar,
ba Donop ftd) §artnädig weigerte, für bie folgenben Qfa^re,
in melden ba« SBergwerf „ftetlj« au« mangel tüchtiger unb
üerftänbiger ©ergleutlje ftille liegen geblieben" fei, ben
3el)nten ju bejahen. öbenfowenig wie bie §oftammer bie
Offenlegung ber erften Äonjeffton«urfunbe feiten« be« Steidj«*
Ijofrat« öon Donop erjwingen fonnte, war fie imftanbe,
in ber ftrage be« .ßefynten ^ rcn ©iflen burdjjuf efeen. ')
*) S)ie jaljlreidfjen ßrlaffe ber Regierung unb £offammer an bie
fürftltdjen Beamten unb ben 9R. £. 9fc. b. SDonop, fowie beffen @egen>
Dorfteüungen unb bie ©ertöte ber ©eamten an bie £offammtr au* ben
Saftren 1717 bt« 1733 finben fldj in «bfdjnft in vol. VII, <§t «.
Söefclar. Urfäriftlidje Quittungen über gejagte 3eftnt-@elber St. «.
fünfter, «ßab. £off. Rep. IV, 725. Sntereffe bieten fie infofern oft f!e
beweifen, bafj ber ©ang ber Serwaltungltfjärigfeit im £odjfttft bama!*
ein feljr langfamer war, wie überbauet bie #offammer begw. Regierung
einem SBerfatyren gegenüber, wie eä 2)onop einfdjlug, ooflftänbig mac^tta*
gewefen gu fein fdjeint. ßljarafteriftifd) in biefer ©e^ieftung ift befonberl
ber 23erid)t be« SftentmeifterS SÖranbt in <Dringenberg com 10. Oftober
1738, monad) Xonop bi« 1732 au*f$l. mit 170 fRtijlx. 3eftntgdb im
SRücfftanbc war. — 8tuä beut SBcrid^t be* gorftmeifter* oon ©eidmar in
Driburg bom 17. Samiar 1722 ift ftercorgufte^en, bafj 2>onop fldj erboten
ftatte, für ba« §$ocf tfo&l&ola 3u 60 SKalter UStHr. oftne bie gorftgebüfcr
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161;
Sin #anbel mit ©ifenftein entwitfclte ftd) md)t. 2Wan
förbcrte benfelben lebiglid} für baS eigene glitten* unb
^ammermerf. SllS im ^afjre 1719 bev SRid^tcr ©gröber
in SWietjctm oou ber ^Regierung ben Auftrag erhielt, über
bie #öl)e be$ Qttynttn SBcrid^t ju erftatten, berichtete er
unter bem 18. ^uni 1719, eine genaue geftftettung btx
SRenge beä im $at)r Dörfer fällig geroefenen ^cljnterjeS
fei nidjt me^r möglich/ ba ber Stergmeifter, ber ba$ SBerg*
wer! birigiert Ijabe, ba8 Sanb uerlaffen unb $err üon
Donop bie Aufbringung be$ ©ifenerjeS aufgegeben fyabe,
nadjbem ein Vorrat an ©ifenftein fyerauSgebradjt uni) jur
©djmeljtyütte gefahren fei, welcher jum SBerfdjmeljen
für jroet ^at)re ausreiße. Die ©rjfu^ren beforgten
bie SJeroofjner ber umliegcnben Drtföaften ©rettenljagen,
ffirpentrup unb fiangelanb.
3m ö°^ rc * 730 rourbe ein neuer SBerfudj jur «uf*
fdjltefcung be8 SBergmerfS, inSbefonbere jur ©afferlöfung,
gemalt. Der SWar!fd)eiber ftoljann 58ernf)arb ©toefer
au« «trop (?lborf?) im SBalbedfctyen trieb im SReljberg nad)
Sangelanb l)in einen ©tollen, weldjer nad) feiner Angabe
auf bem oon iljm am 7. üDejember 1730 angefertigten
©runbriffe 1 ) be« SBergwerfS 167 Satter lang mar. ©leid}*
jeitig würben mehrere neue ©djödjte angelegt, unb fdjäfcte
ber SRcid)«^ofrat oon Donop bie tu biefem unb bem folgenben
ftaljre auf ba« Sergroerf uerwenbeten Soften auf über
2000 Ibuler. Srofcbem mußte er im ^aljre 1735 geftefyen,
baö ffierf fei fo lange getrieben woiben, oljnc baß man
„bie geringfte ergefcltd)feit bauon aufjuweifen, melmcljr
großen ©djaben tjabe."
ju aafjleu. 3m 3al)re 1756 bejahte Mridj 22 unb 27 £t)lr., 1764 Ijatte
man bae <Sd)ocf £ol$ für 11 unb 15 &f)Ir. ( tnäljTenb ce 1780 fogar 35
fylr. toficte, ©t. «. Söefclar, vol. IL
') ®t «. Scfciar, vol. VIII, fol. 106—107.
LVIII. 2. 11
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162
m.
£a* $af)T 1732 braute entließ eine entfdjeibenbe
ffienbuug jum SBefferen.
Qroti fymnotoerfdje SBergtoerftänbige, ber Dberfaftor ber
„Äöniglid) ©rojjbrttannifdjen unb #ergoglid) Sraunfdjmei*
gifd)*£üneburgtfd)en Äommumon" ©eorg Qatob üttofer
unb beffen ©tteffotjn ©eorg ffiaef erjagen an» ©ittelbe
am #arj erboten ftd), baö ganje ©erf ju paßten unb
toöOig wieber inftanb ju fefcen. Hu« ben 33orfd)Iägen
SRoferS ju bem Sßad&tüertrage ergiebt fid), bajj baö JBerg*
wer! bamal* „ jum öötttgen ruinöfen ©tanb gebradjt" war.
©aß bie $ttd)ter trofcbem üon ber Hbbauwürbtgfett be$
(KfenfteinlagerS überzeugt waren, geljt barau* t>en>or, baß
ftc ftd) erboten, für ben Jammer allein jityrlid) 800 £l>aler
Sßad&tgelb ju jaulen. „Sollte aber Tit. #err locator re-
solviren, bie (Etjßenfteim&gruben, oljne baoon gewinfi ju
nehmen, neben bem Ijoljen ofen unb ber §ammert>ütte mit
in *ßad)t ju geben, fo offerieren ftd} conduetores ju bem
bei) lefcterer anwefenljeit gu $immtgl)aufen gebottenen jäljr*
lid)en $ad)tgetbe ad 1500 {Rtytr." gerner foO e« ben
<ßtt$tern freiftel)en, nod) einen Jammer anlegen ju laffen,
wenn ftd) ^eraudjteHen fottte, baß baS Steifen mit einem
Jammer nid)t t»oHftänbtg t>erfd)tniebet werben fönne, unb
fotten itynen bie Äoften vergütet werben. ©cfcließlid) er*
bieten ftd) bie Sßädjter, wenn ifyre ffiorfd^Iägc Annahme
finben f outen, „ein jäfjrl. Sßacfytgelbt öon bem gangen werefe
jjegen intereffe ju atmneiren, eö würbe aber in biefem ffrall
bie praemuneration berer 1500 9ttf)lr. nid^t etyer, als jur
fytlbfcfyeibt auf Martini a. c. unb ber reft auf Oftem 1733
bejahet werben fönnen, inbem ju etablierung be$
werefs unb e^e baßelbe in gehörigen Umgang tombt,
audj ber (EljfentjanbeU unb wag fonften nötljig ein«
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163
gerietet, oljnebem üiele ©elbt crforbert werben
mirbt." 1 )
«m 4. Sprit 1732 tarn ämifcfecn üKofer unb ©acfer*
ljagen einerfeits unb bem 9?eid)3t)ofrat oon üDonop anber*
feits ein ©ertrag 2 ) juftanbe, in tteldjem Unterer ba$ glitten*
toerf an erftere auf fec^d $af)re verpachtete, bagegen auf*
faflenbertueife ben ^Betrieb beS SBerg* unb §ammerroerfe$
fufj fetbft üorbeljiett.
Die Sßüdjter fdjoffen bei Steginn ber Sßactytjeit bem
35erpäd)ter baare 2000 Itjafer &or unb bauten auf eigene
Soften baS ganje £>fittentt>erf mit bem #od)ofen Don ©runb
au« neu auf. Dod) balb jeigte ftd), baß an ein friebtidjeS
S3erf)ältni$ jroifctyen bem SScrpäd^ter unb ben Sßäcfytern nidjt
ju benfen mar. ffirfterer fam gleid) im erften ftaljrc feiner
t>ertrag$mäf}tgen SBerpflicfytung gur Lieferung ber floaten
unb be$ Sifenftemö nid)t nad), unb nun begann ein (Streit
jroifcfyen ben Parteien, meiner biö jum Äbjug ber Sßäd)ter
im 3[a^re 1738 bie fürftlid)e #offammcr unb Regierung
in Sßaberborn befääftigte.
Die Äurjfid&tigfeit, mit melier bie bamaligen 93eftfcer
ber SBerfe jcbe 33erbefferuug berfelben unmöglid) ju mad&en
fugten, ift unbegreiflich flnftatt ben $äd)tern ju über*
>) St. ». fünfter, $ob. ©off. fiep. IV, 725, fol. 7-10.
*) Slbfäriftlid) St. 2t. ffiefclar, vol. VII, fol. 66—74. — Sntereffant
ift bie SBeftimmung bcd Vertrage«! in § 5, ttadj welker ben Sßäd)tern frei«
fteljen fofl, fid) mit ben Arbeitern „fo gutl) al* tlmnliif) wegen tyrer lo^ne
£u Dergleichen, unb foldje tlmen entweber an baarem gelbe, ober audj an
93ictualien, fruchten unb toai bie fonften not^ig Ijaben werben §u begaben.*
5)ie djurfölnifdje 93ergorbnung oom 4. Januar 1669, welche in Art. 16
be$ 12. Seite biefed Srucffnftem mit „würfliger Straff" bebroljte, würbe
erft burd) bie Skrorbnung uom 1. tuguft 1736 im £od>fttft eingeführt.
— 2)ie folgenbe 2)arfteflung beruht im 2Befentli<f)en auf bem in ben Sitten
be* St. 51. fünfter, ©efc. 8Kat& ?lr. 6 litt D, *ßab. £off. Rep. IV,
725, Rep. V, 283 enthaltenen üttatcrial; aufcerbem St. SL Söefclar, ?ol. IL
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164
laffen, ba« ganjc ©er! nacfc iljrem fad>t>erftänbtgen ©rmeffcn
tpicbcr^crguftcllcn unb cinjuridjten, traten fic aüeS 9Röglid)e,
um ifynen bcn Aufenthalt in Ältenbefen unleibltd) ju machen
unb einen Huffdjnmng beS SBergbaueS ju üer^inbern. l )
Da bie ^Säc^ter ben t^nen üertragSmäfcig für bie
$üttt jum SBerfdjmeljen ju liefernben (Eifenftein nidjt er*
gelten, fa§en fte ftdj genötigt, felbft bie ^Berechtigung jur
*) 2lm 23. Dftober 1733 würbe feitenö ber $öd)ter eine „©ewait*
unb ©polienflage* gegen ben Serpädjter angeftrengt, worin leererer be-
fdjulbigt würbe, er Ijabe am 20. Dftober burd) ungefähr 12 5Ramt auf
freier ©trafje bie „C!h)fenftein3l)ofjle 1 ' non ber Äarre ber $ßäd)ter, aU mit
biefer (Sifenftetn gum Ijoljen Dfen gefahren würbe, mit Gewalt „Spoliatfoe
unter weit taufenben 93ebrof)ungen" fortnehmen unb nad) Crpentrup bringen
laffen. Wadjbem unter bem 9. SRooember ein Mandatum Inhibitorium
de non amplius turbando et restituendo ad locom unde unter Sin«
broljung einer ©elbftrafe oon 50 ©olbgulben gegen ben Seflagten erfanst
war, geftanb berfelbe bie ©egnaljme beä SBerggegäfpä ein, behauptete aber,
bagu berechtigt gewefen gu fein, ba nad) bem $ad)toertrage bie Steine
burd) fein guljrwerf gur £ütte Ijätten gefahren werben follenl
Sowohl in biefem 2ftanbat, wie in bem folgenben oom 28. SRat 1734,
in bem ba$ erfte beftdtigt würbe, war bem Seflagten aufgegeben, feine
SBele^nung mit bem SBergwerl burd) Vorlegung ber Äongeffiondirrfunbe
nadjguweifen, welkem ©efeljl Solge gu Ieiften $)onop jebod) nicr)t .für
nötig Jjtelt. — (Sinen anberen Söeweiä für fein SBerftänbniä für bie ^Btd^tig-
feit be* »ergbaueö gab ber SBeflfeer ber 2Berfe im 3atjrc 1738. <$* war t$m
gelungen, auf ben Unterridjter ©panefen in Sfteuenbeten ein „Äommifforium*
auszubringen, nad) bem biefer bad auf ber §ütte oorratige @tfen in tTrreft
nehmen unb beffen SJeräufcerung oerijinbern foltte. 2)iefe Hnorbnung biente
iijm gum SBorwanbe, mit 3ngtefmng be$ 3ftid)tert bie Sergleute ber $ädjter
mit gewaltfamer £anb oon ifjrem Grubenbau gu oerjagen, fle prügeln gu
laffen unb fld) in ben SBeftfc trjre^ 93erggegäf)rä unb iljrer ©ruben gu
fefcen. SRan traut feinen Slugen nid)t, wenn man lieft, bafj er bann,
ftatt ben Gifenftem au* ben in Seftfc genommenen ©ruben gn förbern,
bie Jährten berfelben einreiben, bie Arbeitspläne einbauen,
ben ©d)ad)t oerfaufen unb auf biefe 2Beife ben foftbaren ©rubenbau
üöfltg ruinieren lief}, nur bamit bie $äd)ter nidjt in ber Sage
feien, CHfenftein gu erhalten, fo bafy ber bamalö im beften
©ebläfe ftetjenbe Qodjofen gu iljrem großen €>d)aben aul«
geljen mufjte.
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ftörberung be« @ifenftetn$ bei ber fürftlidjen {Regierung
nad)jufud)en. «m 23. Oftober 1733 baten ftc um bie
(Erteilung eines 2Rutl)fd)eine$, inbem fte begehrten, im
M £reutenberger SBalbtf 11 an ber SWie^eimer ßanbjtrajje
(Stfenftein ju fdfjürfen. SWod) an bemfelben läge mürbe
Upten ber na$gefud)te Sau t>crftattct unb jur ©eftättgung
eine grift oon toier S3od)en angefefet. Qfljre Hoffnung auf
©ewinnung &on (Sifenftein fdjeint jebodj md)t in (Erfüllung
gegangen ju fein, ba fefcon am 8. April 1734 ein neue«
©efudf) toon tynen bei ber {Regierung einging, worin fte
„eine neue ©rube, fo an ber fogenannten #fitt enljeibe
gelegen, mit Srbftoflen, recfyt unb geredjtigleit, auf allerlei
ÜRetaQen unb STOineralien fambt anberen bat>on bepenbtrenben
Juribus" muteten, barüber einen 2Rutl)fd)ein unb jur
JBeftätigung bie SBerftattung einer adjtwödjigen grift er*
baten. Hud) bieämal würbe i^rem ©efuctye Don ber Re-
gierung, weldfje offenbar ba8 au3fd)liej$ltd)e SRedjt ber öon
Donopfcfcen gamilie auf ben SBergbau bei «Itenbefen nidjt
anerfannte, ftattgegeben, jebodf) mit ber üttajjgabe, bafe jur
SBeftättgung nidfjt ad)t, fonbern nur t>icr ©odjen angefefct
würben. Hudf) erhielten fte auf ifjre Sitte einen ©eneral*
fd&urfjettel über ben aitenbeteufdjen #olj* unb Sfelbmarf*
biftritt. Am 15. 2Rai bat SKofer unter Vorlegung be*
julefct erhaltenen SKutfyfdfjeineS um Verlängerung ber S3c*
ftätigungSfrift um jwei SRonate. Allein audf) ba8 ©rgebm«
biefer Verfuge fdfjeint ben ffiünfäen ber Sßädfjter nidfjt
Döüig entsprochen ju l)aben, ba fd&on am 27. September
beäfelben QaljreS oon it)nen um „bie SBele^nung auf bem
neuen ©dfjadjt aufen SRe^berge unb ben baju beljörigen
©tollen mit allen geredjtigteiten gebetten" würbe. Diesmal
erhielten fte ben 93efd)eib, bafc erft nadfj Beibringung eine«
SKutljfcfyeineS femer oerorbnet werben würbe.
£rofc ber großen ©d&wierigfeiten, mit benen bie Sßädjter
ju tämpfen Ratten, na^m ba$ $üttenwerf einen glänjenben
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166
Huffdfjwung. ÜÄan legte ftdj tn erfter Sinie auf bic fjfa«
brifation Don Öfen, unb bie «Itenbefener Öfen fingen an,
im $odjfttft Sßaberborn berühmt gu werben. ftndbefonbere
gaben bie in ben folgenben ftaljren in großer 3fnjal>l nadj
Sßaberborn gebrad&ten, „fonft aber nod) nie gefet>ene ofenS"
Don biefem Huffd&wunge geugnt*. 1 )- ©djon unter bem
27. September 1734 fudjten bie $äd)ter um bic ©ene^
ntigung gur Anlegung eine« neuen ffiifenljammer« auf eigene
Stoßen nad), ba tynen ber Donopfd&e $ammer nidjt jur
SBenufcung überlaffen würbe, trofcbem ber SBeft^cr felbft iljn
ftitt fteljen Heg. ©ie erhielten ben JBefdjeib, bafc fie ju*
näcfcft ben Sßlafc, worauf ber neue Jammer gebaut werben
foflte, benennen unb nadjweifen müßten, baß ben fürftlidjra
gfifdjereien in ber JBefe fein SWadjteil au« ber Anlage 'er*
roadtfen würbe; aud) würbe Don iljnen eine Angabe über
bie jät>rltd) t)ou bem Jammer an bie $offammer gu leiftenbe
Abgabe verlangt.
Qn ben folgenben beiben ftaljren fam e«, woljl infolge
ber immer wieber^olten klagen feiten« be« SSerpädjter«
gegen bie $ttdjter, nidfot gu näheren SSer^anblungen über
ben Jammer. 3? n^fe ef ort b c r c ging ba« ftaljr 1735 bamit,
l)in, baß bie *ßüd)ter ben Sifenftein, wo fte ü>n fanben, in
großer SWenge förberten unb gur fyüttt fahren liefen, ber
Serpädjter aber hiergegen protestierte, ftdj über bie f oftf pieligc
Anlage ber neuen $ütte unb be« neuen §od)ofen« betlagte
unb ein SRanbat nad() bem anberen gegen bie *ß8djter er*
wirfte, weld&e bann nad) näherer Prüfung unb ßautton«*
ftettung wieber aufgehoben würben. $n äfynlid&er Steife
! ) Unter beu garjlreid^en, auf ber jefcigen $ütte nod) Dornen boten,
fefjr forgfaltig gearbeiteten ^oljmobeflen für Cfenplatten fanb fid) ein?
mit ber Saljrefyaljl 1735, welches in So™ «ne«J 2Bappene eine €anbu$r
unb einen SBaumftumpf Darfteüt unb bie Unterfdjrift „©Jäfer" — „^rnraf*
trägt.
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167
mag ba$ 3fal)r 1736, über ba$ Icitic Sßadjridjten tjor*
liegen, öorübergegangen fein. 3»cbcnfand bot ber in tiefen
unb ben folgenben ^aljren öon ben Sßädjtern — ob mit
Stecht ober Unrecht, mag baljm gefteüt bleiben — reidjlidj
geförderte ßifenftein benfelben IjinreidjenbeS SKaterial sur
SBerpttung, fo bafe tyatfad)lidj ber (gifenljanbel für baö
ganje $od)ftift öon großer JBebeutung würbe. 1 ) SWur mit
üKü^c gelang e$ ber #offammer, meldte bie ljol)e SBebeutung
be$ „benen Untertanen l)öd)ft SBortfyeilljafftigen" (Sifen^anbefö
flar erfannte, bie *ßä$ter baoon abgalten, ben $ammer
in ber benachbarten ©raffcfyaft Sippe anjulegen, öon beren
Regierung tynen unter ben günftigften SBebingungen um
entgeltlich ein ©ebtet für bie Anlegung be8 neuen Jammer«
angeboten toorben roar. ©ie nrieä U>nen im ftal^re 17 37
einen *ßla$ an ber SBefe unterhalb be8 ©tapelsbergc*
an unb empfahl in iljrem Seric^t an ben ffiljurfürften
Siemens «uguft öom 29. «uguft 1737 bringenb, im ftn*
tereffe beö gangen £anbe$ bie »nlage be$ neuen Jammer*
ju geflattert. Sftid)t nur bie bem Sßaberborner Domfapitel
jufte^enbe, an bie fürftlidjen 3fifd)ereien angrenjenbe Dbe*
bienj^fytfdöevei Ijatte fid) gegen biefe Anlage öerroaljrt, fonbern
es waren audj bie ©emetnben Alten* unb SWeuenbeten,
lefctere fogar mit einem großen Sfuftoanb Don ©eleljrfamtcit,
bagegen aufgetreten, inbem jte ftdj jur JBegrünbung tyreö
(ISinfprucfySredjtS nidjt nur auf bie 9leid)3poli}eiorbnung öon
1548 beriefen, fonbern aud) eine Steige ©teilen au« bem
Korpus Suris ftuftimanS bafür anführten. 2 ) Die 33er*
*) SDiefc SJebeutung würbe in ttoüeui Sftafje gewürbigt in ber w 93cr-
orbnung megen ber 33ergwerfe" M GJjurfurften Giemen* Huguft öom 1.
Slugufi 1736, beren (£rla§ offenbar ljam>tfädjli($ bur$ bie Slüte brt
SBergbaued Ui Slltenbcfen öeranlajjt »orben ift, Sßaberborner 8anbe$-8er-
orbnungen, HI ©. 45 ff.
8 ) Übrigen« fdjetnt audj hinter biefem <fcinfprud& ber (Einfluß bei
£errn öon $onop $u fu$en gu fein. <Die am 22. Juli 1737 eingegangene
Wage (@t. fl. aRünfter, ©ef). fRafy 9lv. 6 litt. D. fol 12) entölt unten
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1&8
fymbtungen fdjetnen jebod^ ju einem (Ergebnis nidjt geführt
ju l)aben. Unter bem 6. Februar 1738 ttmrbe ein 35efret
publiziert, in rocldjem bem T>omfapitel aufgegeben ttmrbe,
gehörig ju befdjeinigen unb barjutfyun, warum c$ ben neu
angulegenben Jammer ber Obebienjfifcöerei für fd>äbltd*
unb [\6) ju ber bagegen eingelegten *ßroteftation für befugt
eradjte. £)b aber fdjlie&tid) bie ©adje redjtlidj entfdjieben
ober burdj ben gegen ba$ ©nbe be« S a ^ reö erfolgenben
«bgug ber *ßäd>ter nur ttjatfädjlidb erlebigt roorben ift, tyd
fid) nidjt mefjr feftfteflen Ir.ffen.
©o war bie fed)§jüf}rige Sßacfytperiobe ber ©eiuerfen
9J2ofer unb SBacferf)agen eine $eit ununterbrochenen Kampfes
gegen ben SBefifcer ber SBerfe gewefen. £rofcbem war e$
itjnen mit Aufopferung eines ßapitals t>on faft 12000
Iljalern gelungen, bie 95?crfe unb bamit ben (Sifeuljanbel
im $od)ftift ju einer bis batjin gftnjlid) unbefaunten 251ülc
ju btingen. £)af$ fie aber bei ber unroürbigen SJetjanbtung,
welche tynen ju teil mürbe, ben *ßact)t\)ertrag uidjt er-
neuerten, ift nicfyt ju uerwunbern. ')
ben SBermerf: „Spancke coneepit." SDiefer €p. ift wabrfdjeinlid) ber»
felbe, welker fd)on früher (ßt 21. ©efclar, vol. VII) oon $onop mit
©eneralüofiinad)t üerfefjen unb Ijäuftg für iljn aufgetreten war. £a namltdj
ber (Etapeleberg oberhalb ber jefcigen Cbcrförfterei Xiubete liegt, fo wäre btT
neue Jammer feineefafld mit uon bem 2>onoper „alten" Jammer ange-
legt roorben. S&a^Tfc^einlid) ift bat etira 250 ©djritte unterhalb bes
„alten £ammerö" auf bem rcdjten Ufer ber $*ete nodj fefct beurltd) rr»
tennbare guubameut eined @ebäubeö uacfelbe, oon bem in bem 3*eri<$te
ber Ooffamuter an ben ^Ijurfürften Giemen* 2(uguft bie JRebe ift. £ier>
nad) tarn biefer uon ben ^ädjtem begonnene £ammerbau nidjt
über bie gunbameute tjinaue.
l ) 2lm 19. 3)e^ember 1737 würbe auf bem „tjoa>belid)cn £auie"
gu .(pimmigljaufen bem jugenblid>en ^acferljogm „mit bem gla* wein
oorfe(?licf)er roenfe tapfer gugefefcet, mit tai^cn nnb fpringen bi* in t>k
fpfite -ftadjt unterhalten unb er in foldjem faftnad^to -feftin* ' ba$u berleitet,
baf) er einen neuen ^ad)tüerrrag mit bem Verpächter nnter^efdiuete, ber
ben tßädjtern in jeber #in)ld)t fdjäblid) mar. — Jm folgenben Saljre
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169
IV.
^njwifdjen war im Qfa^rc 1733 über baS öon Donopfdje
Vermögen bei ber fürftlidjen {Regierung in *ßabcrborn ein
S?onturS&erfal)ren eröffnet, unb baS erfte Urteil öom 11.
gebruar 1737 ^atte fämtlidje, fomo^I Seljn*, wie Stttobinl*
guter ber öon Donopfdjen Familie mit geridjtlidjem ©e*
quefter belegt, ber erft im Qfa^re 1784 wieber gehoben
würbe.
Der ÄonfurSöerwalter öerpadjtete nad) bem Äbjuge
ber Sßädjter baS SBerf junäd&ft an öerfd&iebene anbere
*ßäd)ter, als welche SBertram, fiinbenberg unb SReiSner
genannt werben, öon benen jebod) nichts als bie Sttamen
überliefert ift. ^ebod) feinen fte baS 93ergwerf toernad)*
läfftgt ju ^aben; benn als ber fotgenbe ^Jäc^tcr Ulrich ben
Sergbau ftjftematifd) ju betreiben begann, waren aflein
jur ffiafferlöfung jäl>rlid) ungefähr 700 2f)aler erforberlid),
trofcbem gerabe ju biefem Qmdt fdjon ein langer ©tollen
nad) Dften ju getrieben worben war, weldjen bic *ßäd)ter
offenbar Ratten üerf allen laffen. 8m 21. üftai 1749 fjatte
ber fürftlid) sßaberbornifd&e Dfftjial üon SBogeliuS als für
baS fionfurSüerfaljren bestellter faif er lieber ffommiffar baS
gauje ©er! an ben ©oftor Ulrich auf jwölf $a\)xt Der*
pachtet. Ulridj, welker offenbar an bem reichlichen 93or*
tjanbenfetn unb ber ©fite beS (EifenfteinS nid)t jweifette,
ging fogleicfy mit großem @ifer ans ffierf unb wußte es
burd) wiebertjolte S3orfteDungen bei ber ffonturSfommiffion
bat)in ju bringen, bafe tym jur Anlegung eines „beftänbigen
unb bauert)aften" ©toflenS bie ©umme öon 5000 Itjalern,
würbe gunac^ft ein, fpäter gwei SWitglteber ber £anb«3JMli$ auf ber glitte
gur SBeroadjung aufgefteQt. — ©djlie&lid) naljm man fogar ben grattor
*D?ofer in Slrreft unb lieg Hm öon brei SKann bemalen. — (5rft im
Sa^re 1786 würbe bie gorberung oon 4500 %%\x., für welche t>ai 93erg-,
#ütten» unb «frammerwerf feit 1737 ben Sßatf)tern oerpfänbet war, an iljre
(Srben bur<$ ben $ä$ter Slatoxp begabt.
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170
fonrie jur ffiieberljerftellung ber jbamal« an bcm ^fitt»
unb #ammermert ftd> finbenbcn ÜRängel 2000 Zfyalex aui
ber SKaffe öorgefdjoffen mürben unter ber JBebingung, ba§
er „ben ©tollen getreulich unb bauertyaft bur$bauen, aud)
folgen nebft ben übrigen ©ebäuben auf feine Soften tu
bauer^aftem ©tanbe erhalten unb alfo bei feinem f unftigen
SIbjuge lieber jurüdtliefern folle unb motte." ^n ben
Sauren 1749 bis 1754 mürbe bann aud) ber ©tollen in
einer Sänge t)on 300 Sattem getrieben unb $ierburd) bal
iöerf berart öerbeffert, ba{$ in ben legten $a§ren 1250
£t)aler jä^rlidjeS $ad>tgelb bejaht mürben, «m 29. Wtti
1751 erhielt Ulrid) auf feine Sitte öon ber ^offammex
einen SWutltfdjein, „an bem fog. § ütt entop einen neuen
©djurf fudjen ju mögen."
SWad) bem im ^aljre 1755 erfolgten lobe beS £)ottor#
Ulrid) trat beffen ©ruber unb (Erbe fiubmtg Ulrich in
ben *ßad>tüertrag ein, melier bann im Qaljre 1762 Don
ber taiferlidjcn Debit* unb abminiftrationSfommiffton in
atten feinen fünften auf meitere jmölf Qa^re bis jum
1. Januar 1774 öerlängert mürbe.
Irofc be$ burd) bie großen SBcrbefferungen ber SGBerfe
erl)eblic& gefteigerten (Ertrage« betreiben — oon 1763 an
mürben an jüljrlid&en ge^ntgelbern 80 Stfcaler gejault —
brangen, mol>l infolge ber mangelhaften SSermaltung bei
$onfur«&erfal)ren« feiten« ber Äommifjton, bie ©laubiger
im 3al>re 1764 auf bie SJeräußerung be« ffiifenmerfe«. 3>er
ffirftlid) SJalbecffäe SJerginfpeftor XBalbf^mibt au« Äborf
mürbe barauf um ©rftattung eine« ©utadjten« über bat
ganje ©er! erfudjt. $n feinem am 1. Qfuli 1764 bem
Wentmeifter ©iebel in Dringenberg al« JJommiffar be« öon
Donopf d>en fcebttmefen« übergebenen Jöeridjte 1 ) entoarf
l ) St. «. SGßefcTar, vol. II, fol. 576, 703-707 ; über ba* Sor*«.
Sefjenbe ebenba, vol. I, fol. 38 ff. unb vol. II, ungebruefte ,£ur$e
Iberftd^t ber bifytx obgewalteten §>trettißteiten" u. f. id.
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171
bicfcr ein feljr gttnftigeS SBilb Don bem bamaligen ©tanbe
ber SBerfe. Sttad) feinem Hnfdjlage fonnten bamals jätyrlid)
minbeftenS 20000 Äarren reinen (SifenfteinS, worin fed)$
SBJalbedfd&e Äornfpint gingen, geförbert werben, toaä metjr
ote 3000 SBergfubern entfpred>e. (Ein ftuber „biefeS guten
unb reichhaltigen 11 (SifenfteinS fdjäfct er auf 2 gl., 1 ) fobafc
ba& „ganje $robuft" 6000 gl. ausmache. „Qfn foldfcer
SWaafje unb mit einer folgen ftörberung, als nämlid)
jäljrlid) 3000 ftuber, würbe bas SBerf ju treiben fein, wenn
man foldjeö öom #ttttenwerf feparierte, weldjeS aber nic^t
woljl anjurat^en; SRaa&en beim Serblafen bc$ (SifenfteinS
ber größte SBorteil J)erauStommt." üWit öölliger ®ewt§l)eit
giebt er bie jäf)rlid>e Sudbeute beS ganzen SBerfeS auf
7000 SC^aler an. 3 ) „ffitfl man nun nad> biefer ausbeute
*) 3« ben Sö^rcn 1720 unb 21 gab 2>onop ben SBert be« Serg-
fuber* (Sifenftein auf 12 ©rofd&en an. Unter bem 12. SRärg 1781 be-
f djeinigte %x. (Sljr. Sftotlje and Ärolfen, ba^ ber (Sifenftein im Sparten-
berge im Saijre 1764 bü 1781 bad SBergfuber gu 16 unb 18 ©rofd&en
oerfauft unb begabt worben fei. 3)er cr^urfölnifdje SBerg- unb Se^ntge*
fäworene ©An ljatte in feinem SBeridjte d. d. Slltenbefen ben 24. 3<wuar
1781 baä Dortige guber gu 22 ÄüBel rein gewaf ebenen ©ifenftein* gu
1 3Rtf)lr. 10 @r. in Sßiftolen au 5 Sfttylr. narf) Äbgug aller Soften an*
gefdjlagen.
s ) 2)ie Unfoften für eine SRctfc öon 30 2öotf)en an ISörber-, Söäfdrjcr-,
8u^ unb 2lrbeit«Jlof)n, ferner an Äoljlljola u. f. w. werben auf 4056
Sljlr. gefdfjäfct; geblafen werben täglid) 3 Äanen föofjetfen ä 16 Sljlr.,
fobafe ber ganae ©errag oon 30 fflodjen 630 tfarren, a« @elbc 10080
£l)tr. ausmachte. (53 bleibt alfo ein Überfäufj M 93erg« unb Qütten*
werfet für ftdj oon 6024 Sljlr. 2)er Reinertrag jebeä ber beiben, a« bem
£üttenwerfe gehörigen Jammer wirb auf 600 3$lr. angegeben, Ijiernad)
alfo ber Reinertrag be« ganaen SSBcrfeö mit Slbaug ber auf 224 3$lr. be-
regneten Soften beö Sebienten auf 7000 $I)lr. geföäfct. — 2)er altefte
in öltenbefen nod) oorljanbene Ofen ift aus bem 3«f)re 1763; aufjerbem
finben ßdj bort au8 ber 3«Ü oor ber ©äfularifation nur nod) a 10 " Öfen,
welche bie SaljreSaaljlen 1792 unb 1800 tragen. (5in gufjeifemeö $reua
mit ßorpu« in ber SRälje ber jefcfgen ^ütte geigt bie 3«!jre$aa*)l 1769
unb bie S3u<$ftafan L. V. (Subwfg Ulri$),
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172
ben «Bert beS ffierfe« felbft abmeffen, fo ftettet man p
gefälliger Überlegung anljeim, baß 2}ergtt>erf$etnffinfte ni*
oon foldjer ©enrißljeit als bie oon liegenben ©ütern ober
Capttalicn finb. . . . $infcroifd)en ba biefeS SBerf föon fc
lange $eit gegangen, befonberö anjefco feljr tvofyl in 8te
brüten fte^cl, ba ber ©tollen burdtfcfylägig unb bem ©er!
fo vorteilhaft, ba ber ©ang feinem ©treiben nadj einem
frifd>en gelbe roofytn bie alten niemalen gefommen, au4
megen Continuirlidjer Söajjernotl) unb SBettermangel fotmnen
tonnen, fo ift afler nur möglicher Änfdjem »orf^anben, ba§
ba« ffiert nod> geraume ftafyren e * ncn gefegneten gort«
gang behalten roerbe." ©d)lie&lid) wirb ber SEBert be*
ganjen ffierfeS auf 60000 Ü^aler angefangen.
SRadjbem bem bamals regierenben gfirftbifd^of SötHjelm
Änton berichtet loorben xoax, ba§ ba£ {Ber! auf Anhalten
ber ©laubiger oerlauft werben muffe, orbnete er in bem
(Erlaß öom 3. September 1764 an bie *ßaberborner 9to
gierung l ) jur SBer^iltung aller ju beforgenben Weiterungen
bie SBermcffung be$ 93ergroerf$ unb bie Offenlegung be$
erften ÄonjefftonäbriefeS an. 5)a Unterer nid)t beigebracht
würbe, fo lieg ber ftürftbifäof am 27. SRoöember 1764
ba« JBergtoerf burd) ben SJerginfpeftor ffialbfdjmibt*) in
©egemoart beS ÄonfurSoerroalterS, ßijentiaten Srlüdjttng,
be$ Ingenieur« unb ehemaligen prcu&ifcfyen JBerginfpeftor*
föubolplji unb einer Deputation ber *ßaberborner $of*
fammer, befteljenb au« bem |>ofrat ÜÄeljer, bem £of«
») Hbfär. St. 9t. SBefclar, vol. VIII, fol. 311—312.
•) Sdjon am 9. Juli 1764 Ijatte ©albfämibt einen ®nmb- tmb
Sßrofilrijj bed Skrgwerfö gu ben Sitten ber §offammer übergeben, St. IL
©efclar, vol. IV, fol. 1643. Über bie ©ermeffung giebt Huötunft ba«
$rototoa be* DberamW 3)ringenberg ooin 23., 27. unb 29. 9tooemfo
1764, ebenba, fol. 1609 ff., ber 33erid)t be$ SBalbfdjmibt, d. d. Hborf
ben 2. Dftober 1783, ebb. foL 1418 unb bie «Pläne betfjelben, fol 1701—
1702, vol. IH, fol. 1144, vol, VIII, fol. 107-108.
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173
fammerrat ©djfirmanu unb bcm ÜWflngbireftor ©djröber,
naä) SSorfc^rift ber djurtölnifdjen SBergorbnung Dom 4.
Januar 1669 bcr Don Donopfdjen ißroteftation ungeljinbert
Dermeffen, wobei 3)onop ba$ gewöhnliche gelb Don einer
Ofunbgrube gu 42 Satter unb gwei STOafeen gu je 28 Satter
gugemeffen unb Derlod&fteint würbe. Die SJermeffung ge*
fdjat) auf bem 8ftef>berge. ©ieftrage, welche fpätcr eine
fo große SRofle fpielte, ob nämlidj ba$ Sergmerf nad) glöfcen
ober nad) (Sängen gu Dermeffen fei, legte ftcfc SBalbfdjmibt
nid)t oor: dt foridjt in feinem SBeridjt nur Don einem
ftreidjenben ©ange unb Dermafe bemgemöfc nur „nad) ber
SSnge unb bem ©treiben be« ©angeS M , wä&renb tfjaU
fädjltd) gar fein ©ang Dortyanben war, ba ber ©fenftein
im SReljberge, wie fpäter $inretdjenb feftgefteflt mürbe, flöfc*
weife brid>t.
Irofc be$ Don ffialbfdjmibt erftatteten günftigen SBe«
rtdjteS tarn es nidjt gu bem Don ben ©laubigem erftrebten
öffentlichen SJerfauf. Ulrich fefcte ben Sergbau mit gutem
(Erfolg fort, unb als am 12. unb 27. Januar 1767 fein
©oljn An ton Ulrid) Don ber $offammer bie Erlaubnis
erhielt, auf bem JJöl>lerberge im «mte ©ringenberg „auf
aDerfjanb (Jrje fdjürfen unb einklagen gu bfirfen," unb
einen neuen <3d>ad)t — ben 8ntoniuS*©d)ad)t — an ber
über bie „(Ebene 11 gwtfdjen bem 8ftet>* unb flitylerberge nadj
Sangelanb ffiljrenben JRicIpmter Sanbftrage anlegte, befahl
ber gfürftbifdjof in ber SRefolution Dom 28. Dftober 1767,
„bafc er mit forberung be$ erfceS in bem iljme Derwifltgten
neuen fd>adjt ber Don #. Don Donop bawieber eingelegter,
an ftdj ol)nert)eblid)er proteftation otjneradjtet fortfahren
möge, unb er Don unferer f>offfammer bagegen
nöttjigenfals Dertreten werben f olle, inbem wir in
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174
unferen SanbtSJjerrlidjen befugnflgen etwa* nad>«
jugeben ggft. nid^t gemeinet finb. Ml ) Die gotge biefer
örflärung war, ba§ bie #oftammer fpäter in ben $ro$e&
um bie JBergwerfe Deroidelt mürbe.
tfiadjbem «nton Ulrich nrieber$olt um bie Steftätigung
unb enbgiltige SSerleiljung beS Don i$m gemäf? ber il>ra
erteilten Äonjeffton angelegten neuen ©djadjteS gebeten
Ijatte, erteilte ber ftürftbifäof unter bem 22. «uguft 1770
nidjt nur bie JBeftätigung, fonbem befahl aud) gleichzeitig,
ba{$ ber neue ©d>ad>t mit bem ü)m angelieferten X)iftrift
gehörig Dermeffen unb Derlodtfteint »erben fotlc Diefe
SSermeffung mürbe an bemfelben läge Don bem djurfölnifdj*
roeftfälifdjen SBergmeifter Seder vorgenommen, unb jmar
berart, baß Ulrid) brei SKafeen ju je 28 Satter, Don ber
Witte be$ 9?unbbaumeS auf bem 9ntoniu£<@d)adyt ange*
fangen nad> ©ttboften I>in, jugemeffen mürben, find) bei
biefer JBermeffung ging man Don ber irrtümlichen Annahme
au8, bag c$ ftd) um bie JBermeffung eine* ©an^eä (jianble.*)
©o entftanb neben bem alten Don £)onopf$en
JBergroerfe, welkes Ulrich aU ^Jäc^ter innehatte,
ein jtoeiteS, ba$ Ulrictyfdje; anftatt eine« förmlichen
Jfonjef fionSbrtefe« mürbe Ulrich ba$ ^rototoll
Dom 22. «uguft 1770 nebft bem Script be* ®erg»
meifter* Seder Don bemfelben läge herausgegeben
unb mitgeteilt.
') «bfdjr. ©t «. ffiefclar, vol. VIII, foL 2, 17.
•) ©t. «. ffiefclar, vol. Vni, fol. 3, 17-20, vol. IV, foL 1415
fg. Um biefc 3eit fdjetnt ein $lan M 8erg»erft Dom Itarginfpeftor
Söalbfömibt, vol. VIII, fol. 107—108, entworfen 3« fein, auf bem ge*
geigt »erben fottte, bag Ulrtc^ burd) bie Anlage bei neuen &d)ad)tt$ fcem
£. 0. $onop ben Gcifenftein „gang oöQtg abfdjneibe". $a& XL all
*Päd)ter be« 2)onopfd)en Söerfe« biefe* auf ber oon Dr. Ulria) errefc&ten
$bty erhielt, ge$t barauö fjeroor, bafj Mi $um 3fal>re 1778 jäljrlia) 80
%\flt. an 3^ntgelbern oon tym bejaht würben, eftenba vol. I.
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115
Änton ülridj fonnte ben ©ergbau in bem neuen ©erg*
toerf e nid>t fogletd) betreiben unb mußte baljer Don geit ju
Qtit um grift bitten, welche er aud> erhielt. Äl8 im Qfa^rc
1773 ber $offammer bie Anzeige erftattet worben war,
baf$ er ben ©etrieb be$ ©ergwerls ganj liegen laffe, wanbte
er ftd) unter bem 28. jftoDember biefeö ftaljre* mit einer
SJorfteDung an biefelbe, worin er l)erDorf)ob, bafc fein ffierf
nidjt nur täglid> Don ben Steigern befahren, fonbern aud)
im beften Staube unterhalten »erbe; nur fei e$ unmöglid),
plöfclid) fo Diele Sergleute aufzutreiben, wie ju bem gleid)*
jeitigen ©etrtebe beiber ©ergwerfe erforberlidj feien. Darauf
würbe i^m jur 3fortfefeung unb ernftlidjen Betreibung feines
©ergwerts eine weitere Urtft Don jwei Sßonaten Derftattet.
Der auö bem neuen ©ergwerfe gewonnene ffiifenftein würbe
bamals auf ber Don Ulrich gepachteten Don 3)onopfc&en
glitte Derfdjmoljen.
Qfnjwifc^en §atte bie tßaberborner {Regierung als bie
Dom SReid)Stammergerid)t ju bem Don Donopfdjen Kontur«
angeorbnete neue ffommiffion im (September 1773 in öffent*
liefen Leitungen baS ganje Don 3)onopfd)e ©erg«, glitten*
unb #ammerwerf jur neuen Verpachtung öffentlich aus*
gefefet unb am 11. SWoDember bem ftaUoT $o\)ann SE^eobor
SRatorp auö Stabtberge, welcher bereit« am 10. Qfuli „ber
©ergorbnung gemäß 24 (4?) ©ergwerfSmaafen auf eifen
Stein aufm Äö^Ierberge an bem Don altenbefen nad)
SWietjeim ge^euben fa^rweg rechter fyanb gemutet 1 ' l)atte,
Dom 1. Januar 1774 auf jwölf Qaljre gegen einen jäJjr*
lid&en ^adjtjtn« Don 600 SÜ&alern Derpadjtet. 1 ) Ulrid)
*) Sßaberbornifdjeö Sntelligenablatt, 9lr. 38 uom 18. September 1773.
2>urdj Gcfftim d. d. Stabtberge bcn 5. Dftober 1775, weldje am 6. SHära
1776 in ißaberborn bie gertdjtl. Seftätigung erhielt, trat ber $äd)ter alle
Siebte au$ bem *ßad)tDertrage an feinen Sobn Sgnafc Slbolf Slatorp
ab. $ie Übergabe beä gangen SBerfed burd) ben Äonfurlöerwalter glüc^-
ting fanb an Ort unb Stelle vom 29. SRoöember bl« 4. $e$ember 1775
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176
toerliefc jebodjba« Donapfdje ffierl erft am 7, ÜRätj 1774
unb Ijfatte — nad) bcr Seljauptung feiner» (Segner — ben
#oc&ofen in ben legten fed)« ^ac^tja^ren burdj „unauf«
$örlid)e$, wiber ben bergüblic^en SJraud) unternommene!
©c&meljen öollenb« ju ©runbe gerietet," fobag bas Bütten»
wert bis jum 1. Januar 1776 unbetrieben liegen bleiben
unb sunädtft wieber in bergmännifdjen ©tanb gefefct »erben
mußte, welche SEBieber^erfteHung ber SRaffe über 6000 Xfyaltx
getoftet l>aben fofl.
VI.
ftn biefer ßeit eine« augenblidflidjen ©HUftanbeS in
ber ©ntwicfelung ber SBerfe trat am 29. üOTärj 1774 von
Donop gegen ben gfaftor Änton Ulrich mit einer förmigen
fflage auf, weldje ftd) gegen ben tum biefem aus eigenem
SRedjt betriebenen SJergbau ridjtete.
Die Behauptungen be« Ätügerä gingen baljüt: Alle
bie jörter, wo bie üon Donopfd&e ftamilie auf ©fenfiein
gebauet, unb bie ans ben öor^anbenen alten fingen unb
falben ertennbar feien, würben bie „ftfenuÄuljlen" ge-
nannt; Ulricb fyabt bie $on jeffton erfdjlid)en; ber Kläger
fei mit bem SRemer, auf bem ber Hntouiu$*@d)a<$t ftelje,
belehnt unb in bem alleinigen ungeftörten SBeftfce ber gor
berung be$ (Sifeuftein* in bem ganjen Hemer oberhalb
Ältenbefen am Kalbe an ben Qffern ftu^len.
ftatt, wobei ein Snoentar aufgenommen würbe. 2)er Damalige gaf)r- irab
gförberfdjadjt, fpäter ber „alte Stonopfdjadjt" genannt, war 28 Satter
rief, „mit eigenem $olg öon Sage M* unten auf $ §üü*ort neu »er^immert
unb mit buchenen Satten unb fielen nertonnet," unb ift berfelbe, öon bem
bie SBermeffungen ber 3n&« 1780 unb 83 iljren Anfang nahmen. — Ab-
fdfcrift btf $ad)töertrage« St X. SBBefclar, vol. 111, foL 1119—1122, ber
(^efflon ebb. fot 1124, ber geriet!. Seftätigung fol. 1125, bet qjrotofoM
ber Übergabe ber 2öerte foL 1126— IUI.
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177
Der SBeflagte berief fid) bemgegenüber auf bie tljm
erteilte Äongeffton jum JBergbau unb behauptete tuäbefonbere,
ba§ baS flägerifd^e SRetiier fid) auf je fünf SKafcen an ben
„Sfern'jhi^ten 11 unb ber „SluStoeibe" befdjränfe, inbem er
auSbrfidlid) beftritt, bafr überhaupt ein Sejirf oberhalb
ältenbefen ff bie 3fcrn*Äu^len" genannt toerbe. 3 )
©äfjrenb bie folgenben Qfa^re mit ben Vorbereitungen
jur Äftenöerfenbung Eingingen, fefcte Ulrid) ben angefangenen
SBergbau mit großem Sifer fort, unb ba er nadj ber 33er»
padjtung beS #üttentoerfeS an SWatorp feine ©elegen^eit
jur SSer^üttung be$ gewonnenen SifenfteinS me^r fyattt,
legte er im ©ommer 1777 ein neues $ttttemoerf mit einem
#od)ofen an, beffen Setrieb fdjon im 9Kai be$ folgenben
Ö<at)re8 begonnen toerben fonnte, unb es entftanb fo
neben bem öon Donopfdjen ^üttenioerfe mit feinen
beiben jammern als jtoeiteS ^üttenmerf ba«
UlricfcfcH 2 )
*) Kläger braute gwet weitläufige ©«tagten ber 3uriftenfafultät ber
Unioerfität Harburg oon 3uni 1774 (@t. 81. SBeftlar, vol. VIII, fol.
111—151) unb bed 33ergftf)öppenftuf)le$ ju greiberg Dom 15. gebruar
1775 (ebb. fol. 240—259) gu ben Elften; beibe ©utadjten fc^liegen pd&,
oljne auf bie etwa möglichen (Sinwänbe bed SBcHagten ein^uge^en, einfach an
bte Sluäfüljrungen beö ftlägerd an. *Rad) langem ©d)riftwedf)fel würben enblid)
am 6. SÄärg 1776 bie »ften inrotuliert unb am 27. Styrtl ^um <&prut§
an ba3 ßgl. ©rofjbritannifäe unb G§ur« aucij fürftl. 9Braunfd)weig«Süne*
burgifdje »ergamt 3*llerfelb gefäieft. 2lm 31. Oftober 1777 famen
fle oon bort jurücf mit ber unerwarteten ßrflärung beö SBergamtl, e« fei
wegen 3lrbeit$überf)äufung nic^t in ber Sage, ein ©utadjten abzugeben!
Snfolgebeffen würben bie SHten am 7. gebruar 1778 an baä ©ergwerf»
unb $ütten*3)ej>artement be« ÄgI. $reufj. ®eneral'Dber«ginang« unb 2)o*
mänen 2)ireftorium gu Berlin gefd&icft, weldjeö biefclben bann bem ägl.
$ßreu§. Dberbergamt beö fouoeranen #er$ogtumö ©dfjleflen unb ber ©raf-
fdtjaft ©lafc au SRcicr)cnftctn aufteilte.
*) SDie (Sriftenj biefeS gweiten §üttenwerfe3, roeldjed fpäter einging unb
beffen Sage fidr) nidfjt meljr mit ©id&erljeit beftimmen läfjt, ift nid&t gu bezweifeln.
Ober ben Sau beöfelben berietet ber SRotar $eine am 22. 2tuguft 1777,
LVIII. 2. 12
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178
SBcibe ffierfe ttmrben in bcr 3rolgejeit mit großem
(Erfolge betrieben, toäljrenb ber SRedjtSftreit um itjren SJe*
ftfc ftd) öon $al)T ju ftaljr tynjog, unb fdjeint Qtrabe baß
lefcie drittel be$ t8. ftaljrbunberts eine Qtit befonberS
ljotjer SHüte ber Ältenbefener ffiifeninbuftrie geroefen 311 fein,
^ebenfalls toaren bie bort gegoffenen Öfen, lueldje immer
ben $auptgegenftanb ber gfabrifation bilbeten, bamaU im
gangen #od>ftift in großer Änjatyl ju pnben. 1 )
11. SWai unb 3. Huguft 1778. 3n einem Sdjreiben be* üKajort aon
Donop an feinen Vertreter in SBefclar, Don ©Uli*, Dom 17. SKÖ13 1780
$eigt e$: „5>a$ <5rgfa$ren oon ber (St. 8ntom«£albe nad) be$ Ulrtdj*
©d^inel^ütte gef)t jefct uiel, Diel ftorfer aU jemalä, fogar bei je^igein
SWonbfdjeüt bid in bie *Rad)t limau." (JoerSmann erwähnt in feiner
1804 erfdjienenen „ÜBerftc^t ber Gifen« unb @taljler$eugung in ben Bänbern
5»ifd)en Saljn unb Sippe," ®. 409 fg., im gürftentum $aberborn gmei
Bütten, nämlia? bie Ulrtd)fd)e gu Slltenbefen unb BatorfS «frütte, V 4 Srunbe
oberhalb Kltenbeten. ÜHit ber lederen ift gweifeHoö bie Donopfdje ge*
meint. Die Angabe, bag febe «£)ütte einen Stabljammer $abe f ertldrt fia)
tt>of)l au« bem öor^anbenfein ber beiben «frömmer, welche $ur Donopfö«
£ütte geborten. Diefelbe irrtümliche Angabe ftnbet ftd) in ber Alten»
befener Drt$d)ronif, @. 10, »0 aber aud) nur Don g»ei £ännnera
bie Siebe ift. Dag audj bie Ulridjfdje §ütte einen Jammer gehabt bat,
ift in ber £$at nid)t waljrfd)emlidj, ba fonft brei Lämmer Dorljanben
getoefen unb {ebenfalls erwähnt waren. $Lud) Sänger fpridjt in feinem
„SfegtrAg" (1789) oon jwo Gifenf)ütten unb jioeen jammern, @. 21. —
tllrid) lieg biefeä SBerf einige %atyt nadj bem (Erwerbe be$ Donoper
Söerfe« im 3aljre 1803 abbrechen, DrtSdjronif, ®. 22. (5$ fdjeint budj.
ftäblidj bem (Srbboben gleid)gemadjt ju fein, ba ftd) feine Spur baoon
auffinben lieg. SKeUridjt Ijat e$ an ber ©teile mcftlid) Dom Söege gur
Durbefe, wo jefct baä (5td)enwälbdjen liegt, geftanben. Dort ftnb groge
Mengen @d)lacfen gefunben worben. SRerfcoürbig ift, bag £err <£>aupt*
leerer Sdjolanb in Wenbefen, welker bie ®üte Ijatte, fidj im Sfatereffe
biefer Arbeit bei ben älteften (Sinmoljnern M Dorfes nadj ber Sage biefer
gweiten £ütte S« erfunbigen, oon niemanbem Sluäfunft barüber erhalten
tonnte.
*) Hud) SRatorp bqaljlU an jäljrlidjen 3e$ntgelbern 80 2)Ir. 3n
ben Sauren 1777—80, 1782—84 be$aljlte er an fcolagelbern an bie ^of*
lammer bie Summe Don inägefamt 11699 £fjlr., 9 ©rofd^cn unb 3V Ä
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179
(gnblidj mürbe am 20. Quni 1778 in ©egentoart bet
Anmalte aller Parteien in *ßaberborn baS Urteil 1 ) be$
SBergamtS ju JReid&enftein bafytn üerfünbet, bajj
1. „Dem OKajor ftranj OKafimilian öon 35onop auf
„äBöbbel unb beffen Qfamilie aus benen bem ^ermann
„#eiftermann unb ftotyann fiubwig in anno 1607
„unb 1614 erteilten Eoncefftonen !ein Stecht juftelje,
„mit StuSfdjIiefcung anberer in bem ganzen 8teöier
„am SBalb über ber fürftlid) *ßaberbornifd)en Dorf*
„fdjaft Sfltenbeden an ben Sfero Äugten, an bem
„®et>ötj bety bem Stoltenberg, unb auf ©anet Äa*
„tljarinenS AUifjroetb'e ben JBergbau au^ffiifenerj allein
„ju betreiben, fonbern biefelben ftd) mit benen barin
„verliehenen fünf Oftaafen an jebem Ort ju begnügen,
„öerbunben, unb roenn fie i^ren SBergbau weiter aus*
„jubreiten gemeinet, besfaßs Don neuem üWut^ung
*Pf., 6t. 8L 2öefclar, toL IV, fol. 1692. Ulrid) erhielt am 14. 3amtar
1785 eine £oty8lnweifung in ber SBufer unb 8fltenbcf. gorft, ebb. fol.
1694. ©emäfe ber ßammerrefolurion ooin 4. gebruar 1798 mürben Sta-
tor? aud ber S3ufer unb Sfteuenbef. gorft 26 &$od &oljlf)olä, baö ®<f)ocf
^ 60 «Walter, baö 3Ralter ju 96 äubiffufj geregnet, 1799 au« ber S3ufer
Sorft 8 @djocf, aufcerbem auö ber Slltenbef. unb 33ufer gorft 40 6rf)ocf
bewilligt, ebb. vol. VI, fol. 327. — 9totorpä Sßadjtoertrag würbe am 2.
Sßooember 1782 auf »eitere 12 3<^re verlängert, ber Sßad&tjtna betrug
feitbem jd^rli<§ 1000 $$Ir. 2)urd> Vertrag oom 16. Slugufi 1786 würbe
üjm bat gange Söerf in „eine beftänbige unb ewige" förbpadjt gegeben
gegen einen jäljrlidjen ßrbbeftanbjine oon 1000 Sljlr., vol. VI, fol.
235—248, Slbfdjr. be* »ertrage«.
*) Slbfd&r. St. «. Söefclar, vol. IX, fol. 52-94, batiert oom 21.
SRära 1778. 8(uf ben *Reitf)3l)ofrat oon <Donop, beffen Xobedja^r fid) nidfjt
ermitteln lieg, war im SBefty ber Äüter beffen altefter 6oljn 2Rorifc
©eorg SMetrid) Sofeplj o. 3). gefolgt. Neffen (Srbe unb SRadjfolger war
fein SBruber grang üflariinilian ö. 2)., welcfjer fürftlid^ SWünfterföer
9flafor war unb G£nbe 1789 ober Anfang 1790 geftorben $u fein fdjeint
8luf biefen folgte im öefifc ber @uter grang 3°f*P!J o. 2)., welker im
©nburteil aU $ßro3efjpartet erf$eint.
12*
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180
„einzulegen, unb barüber bie JBeleljmmg nadjjufudjai
„fäulbig;
2. „bie bem «nton Ulrid» in anno 1767 erteilte Se*
„M&nung ju JBergredjt beftänbig;
3. „ber öon Donop auf eine anberweite SJermeffung
„ber iljm verliehenen fünf SKaafen nadj 33ergred)t an*
„jutragen berechtigt unb
4. „Kenn babelj beS Ulrich« ®djad)t mit ber <Sd)nur
„überreizet wirb, Ulrich bem &on 3)onop folgen ate
„erftem ^inber abjutretten fd)ulbig ju achten,
5. „baSjenige aber, was bereits Don bem Ulxid) über
„bie #ängebanfe gebraut worben, biefem lefctern für
„bie barauf öerwenbete Soften lebtglid) ju über*
„laffen unb
6. „fämtltd&e burdj ben ^ßro^eg öerurfadjte Soften gegen
„einanber aufjutyeben feljen. 11
Sftiemanb war mit biefem ffirfenntniffe jufrieben, am
wenigften ber Kläger; aber aud) bie SBeflagten, Ulrich unb
bie $oftammer, Ratten einen anberen Ausgang ber ©a$e
erwartet, ©ämtlidje Anwälte erhielten baljer bie SEBeifung,
baoon ju appellieren, unb ber Don 3)onopfd)e ÜÄanbatar
Ijatte nad) einer anfänglichen Äbweifung baS ©lud, bei
bem 9tetd)$fammergerid)t in SBefclar unter bem 30. Oftober
1779 ööflige ÄppeflationSprojeffe ju erhalten.
Die ßuftänbe, welche bamals am JRetdjStammergeridjt
l)errfd>ten, finb feit ©oetfjeS ©djilberung in „Did>tung unb
93a^eit M allgemein befannt. äBenn man baju erwägt, bafj
fdjon im Qal)re 1772 bie Qafyl ber unerlebigten Sßrojeffc
16233 betrug, fo fann man fidj nidjt fowo^l über bie lange
35auer beS ^rojcffeö, als vielmehr barüber ttmnbem, bafc es
überhaupt im 3fat>re 1801 ju einem ©nburteil fam. ©S fdjeint
in ber 5H)at, ba§ bit Parteien bief es ©lue! nur bem Umftanbe
toerbanften, bafc ftd) unter i^nen bie fürftlicfce #offammer be*
fanb, für weldje fdjliefclid) ber ftürftbifdfjof fclbft intervenierte.
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181
$>a« ftntereffe, weldje* bic 3)arfteQung biefe* töed&ts*
ftteita bietet, fonjentriert fid) auf bie im Saufe beäfelben
angeotbneten SBermeffungen beS 5)onopfdjen JBergwerfä,
melden man eine Steige t>on ©runbriffen unb gutachtlichen
©eridjten über baSfelbe öerbanft.
$)ie erfte SJermeffung, bei welker e$ fidj fcorjüglicij
barum Rubelte, ob ber ÄntoniuSfd&ad&t bei ber Dom Kläger
begehrten neuen SJermejfung auf fünf Sttafcen oon ber
©d>nur überreicht würbe, fanb am 28. «pril 1780 burdb
btn Don bem d)urbraunfd&weigifd(jen SBergamt ju &lau$tf)al
nadj 8Htenbefen entfenbeten Sttarffdjeiber Sa enge ftatt. 1 )
3Ü3 biefer nad(j Sefa^rung ber ©rube erflärte, ans ben
in bem öon Donopfd&en ©d>ad>t unb Sau wahrgenommenen
Umftänben muffe nadj bergmünnifdjen ©runbfäfcen bie 35er*
tneffung nad& f^Iö^en oorgenommen werben, ba unjweifelljaft
nadf) 3flöfeen gebaut fei, entfdjieb ftd) bieanwefenbeßommiffum
bei bem ffiiberfprudj be$ oon Donopfdjen Vertreters gegen
eine fold&e SJermeffung baljin, bafc ba« JBergwerf fowo^l
gang*, aU ftöfcweife öermeffen werben fotte. Sei ber tiadj
biefer SBeifung vorgenommenen SBermeffung ergab ftdfj, baß
ber 9lntoniu$fd)ad)t in ber öierten üWafce be$ bem STOajor
Don Donop jugemeffenen ©eötertfelbeS lag, worauf Ulridj
„nidjt ben minbeften Änftanb madjte, feinen ©d>adf)t unb
fein gelb bem Don S)onop abzutreten, nur fid) alle SRedf)t$*
juftänbigfeit öorbe^ielt." 2 )
l ) 2>er ©rnnbrifc Beftnbct fidj St. «. »efclar, vol. I, fol. 350,
ba^n geljorfamfieö Pro Memoria be$ 2., d. d. (5lau$t!jai ben 1.
3uni 1780.
8 ) 2)er fdjon im 3a$re 1775 erwähnte, 28 Satter tiefe ©djadjt war
bamate ber görbeTfdjadjt be$ Stonopfdjen 2öerfe3, beffen 9Bau jid) imterljalb
ber erften unb ^weiten Sftafje hii in bie britte ÜHafje erftre(fte. 3)er
Hntoniu3fdjad)t würbe 1780 notf) aU görberftrjadjt beö Ulrterjfdien Söerfe«
brauet. 9tad} feinem Seridjt l)at fidj Öaenge bei ber ©efaljrung beö
©rubenbauefl überzeugt, „bafj ber (Sifenftein auf einem letttgen glofce Bricht,
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182
5)ie jtoette SBermeffung, tueld^e bcr fflrfHtdj naff autffy
»ergmeifter $ung au$ 2Wü&en am 23. unb 24. 5»ai 1783
auf SBcfc^I bcr *ßaberborner {Regierung, toeldjer angtjeigt
worben nmr, baß ber Don ©onopfdje *ßäd)ter Sftatorp außer
ben im «pril 1780 bem 9ßajor Don Donop §ugenieffmfli
fünf SOTafjen ben ©tfenftein förbere, t>ornal)m, ergab, ba$
ber ütjtmfdjen angelegte neue Don Donopfdje ©$ad?t jmoff
Sadfcter außer bem öermeffenen grelbe nad) Dflen ju ge*
rabe im ©infel gegen bie britte ÜKaße angelegt Don Xa%
bi« auf ben (gifenftein 18 Satter tief unb nodj ntdjt burd)
fdjlftgig war. Der Don Donopfdje ©rubenbau befanb fid)
im ©anjen 29 Sachter außer bem 1780 oermeffenen ©e*
öirtfelbe, roeld)e$ ftung als richtig öermeffen anerf annte. *)
beffen 3)a$ ein milber« bie ©of)le aber ein fefter @anbftein ift, unb ber
Ölöfc an einigen Orten beqnalje fladj, an anberen aber Ijödjften« biß 18%
©rab nadj 6übwcften fein gaUen l)at, wie benn audj bie SfäufenS, unb
alle übrigen ftennfteidjen eine« glöfceS genau gu bewerfen ftnb.* <&r§
biefe Sefdjreibung infofern unrichtig mar, als bie ©oljle be* gÄöfceS irieftt
au8 einem feften @anbftein, fonbem auö Äalfftein beftanb, Ijat S. in feinem
33erid)t oora 11. ©eptember 1786 foäter felbft erflärt: „3)er gifenfieüi
ober trielmeljr baö (Sifen-örrj auf bem oon 2)onopifdjen Sergwerfe bricht
Äwtfd)en ©anbflein unb Äaltftein. 2)er Sanbftein ift beffen (jangenbe*
ober $atf), ber ßalfftein aber feine ©oljle, unb ifi in bemfeften ber Sanb>
ftein blafjgelb, ber tfalfftein blafjgrau unb bad Sager M (Sifen^Crrge* rot|
angeleget" . . . „3)cr £auötgrunb, bafj biefefi Kerf ein giöfc ift r befte&et
barin, bafj baä ©tfen-ßrj, weld)e$ in Seiten bricht, mit ben ©efteufSagen
parallel fällt, benn fein ÜDad) befielet auö ©anbftein, feine €>oljle aber
auö ftattftein. (£in ©ang aber mu§ bie Sagen bed ©efteinf burdjfdjneiben.*
§ierju Beriet beö Sacobt oom 11. Slpril 1785 unb ©utad&ten be4
Sanger com 9. 3uni 1784, „Überfielt, • @. 40—46. 3)ie Mitteilung
beä lefcteren in Seilage II ergebt nur Slnfprudj auf ^iftorifdjeö 3n»
tereffe. Sergl. biefe 3eitfdjrift, *Bb. 56 6. 73 ff.
*) <Der m% befinbet fldj @t. 81. Befclar, vol. IU, fol. 1220, bogn
ber SBeridjt d. d. SUtenbefen ben 26. 2ttai 1783. — 3)er „alte SDoiwp.
fdjadjt" war gur 3eit biefer Sermeffung fdjon „feljr baufällig unb nähert*
ftd) täglidj feinem gän$lidjen ©infturj." 3)er 8lntoniu8fd)adjt, welker
14 V 8 Satter tief war, fonnte bei biefer Gelegenheit wegen feiner Sau«
fälligfeit f$on ntd)t me^r befahren werben.
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183
infolge btefes SJefunbeS würbe auf Änfudjen ber $of*
famtner bem äßajor Don Donop am 30. Quni Don ber
sßaberborner Regierung nid^t nur bie ftörberung be$ ffiifen*
ftetnS außer ben fünf STOaßen, fonbern aud) bic ©djmeljung
beS geförberten verboten. Da fid) aber Weber ber 2)e*
ftfcer nodj ber *ßädjter be$ Sergwerte um biefeä 93erbot
tümmerte, ließ bie fürftlicfce SRegierung ben SJergüerwalter
Sang er au$ Äaffel fommen, ftctftc tym ben uon ftung
angefertigten SHß ju unb wie« iljn an, ba$ ©er! ju öer*
riegeln unb ju öerftegeln, fall« er bei ber SBefatyrung finben
würbe, baß außerhalb ber fünf STOaßen gebaut fei. Sänger
begab ftd) am 10. Dejember nadj feiner SJereibigung burd)
ben SReuenbefener SRidjter SßelijäuS mit biefem nad> Alten*
befen, befu^r ba£ ffierf unb verriegelte unb öerftegelte ba8*
felbe mit feinem unb be$ SlidjterS *ßetfdjaft, nad)bem ftcfc
bei ber SBefa^rung l)erau$gefteDt ljatte, baß tljatfädjlid) ber
ftaftor SRatorp aus ben im April 1780 öermeffenen fünf
SlWaßen getreten war, ben im STOai 1783 üorgefunbenen neuen
©d)ad)t mit bem ©tollen burd)fd)lägig gemalt fyattt unb ben
©rubenbau ganj außer ben fünf 9ßaßen führte; baß er ferner
alle jörter, woraus ehemals ©ifenftein geförbert, burd)brodjen
unb nur ben ©tollen offen gelaffen tjatte unb enbltd) aKen
außer ben fünf SDfaßen gewonnenen ffiifenftein unter ben „alten
©onopf^ac^t 11 laufen unb au« biefem t>erau$förbern ließ. l )
Am 23. Januar 1784 orbnete ba$ $RetdjSfammergertd)t
eine neue SSermeffung an, weld>e, nad)bem injwtfc^en im
$uni beSfelben ftaljreS eine Qfnter&entionSanjetge be$ fjürft*
bifdjofs von *ßaberborn mit einem gutad)tltd)en 33erid)t 2 )
beS SBerg&erwalterS Sanger eingegangen war, am 11. April
1785 oon bzm d>urtriertfd)en SBerginfpeftor Qfacobi üor«
genommen würbe. ©iefer erflärte nad) Unterfud^ung be$
*) SÖericfit beö 8angcr in ber „Überpdfjt", @. 38—40.
») Setlage U.
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184
SBergwerf* unb SJergletdjiung ber öon Saenge unb Qung
angefertigten 3tiffe, bafc biefelben meifterltdj gearbeitet Ratten
unb er ftdji läd^erlid^ madjen würbe, wenn er cht offen*
bare« glöftwerf tote einen ®ang öermeffen wollte.
Die barauf in bem Urteil toom 26. «ugufi 1785 öom
Jtammergeridjt angeorbnete uierte SSermeffung würbe enblicfc
am 1. Äuguft 1786 burdj ben 9Rarffdjeiber Saengc in
©egenwart ber faifertidjjen Äommiffton, wetdje am 26. Qvdi
in Driburg eröffnet würbe unb bis jum 5. Äuguft taqtt,
vorgenommen. Die« ijt bie ftommiffton, Don welker Sauger
in bem „JBeijtrag ju einer mineralogifd&en ©efdjtdjte ber
$od)ftifter $aberborn unb^ilbeStyeim" 1 ) erjagt unb toeldjer
er at« Äommiffar be$ gürftbif^ofö unb ber $offammer
beiwohnte. 8udj bie$mal waren bie ©adjüerftänbigen baruber
einfcerftanben, baß ba8 SBergwerf ein JJIöfcwerf fei. Da*
gegen ergab bie neue SBermeffung, welche übrigen«, wie bie
l ) „in ©riefen an ben §eran$geber berfelben, (ährnft Subwig 3ittt0raf,
Ijod&fürftl. Ijeffifä. ^ergmetfter ber ©raffdjaft ^anau-SRün^enberg," 1789,
<S. 22 fg. — 3Rad) €. III erhielt 8. im Saljre 1783 ben Auftrag, bie
$od)ftifter $ß. unb £. mtneralogtfdj $u bereifen. (Seine ßlage über „biefe
in ber Xljat merhoürbtge ©treitigfeit, bie fdjon fefjr Diele Summen ©elb
gefoftet," war berechtigt. 2)ie flommifflon öon 1786 foftete allein 765
Styr., 5 $f., 1780 erhielt 8aenge 82 Sfjlr., 14 @r., bie Soften ber S3er.
meffung burä) 3acobi 1785 betrugen 138 Sfjlr., 13 ©r., 8V 2 $f. —
2)er 93erid)t ber ffommiffton, erftattet öon ben faiferl. Äommiffarien Dr.
*ß$. 3. Sfafor unb 8t. $$. % <Smertc$, pnbet jld) ©t. 8t. Söefciar, toL
V, fol. 248—374, er enthalt Öaengeö ©utacr)tcn unb ba$ Äommiffton«.
protofoH nebft 15 Anlagen, gol. 375: „©runb. unb *ProfÜ-3Hiffe, aufge-
nommen öon 3. $• Baenge, dlauötljal, ben 11. ©cptember 1786, nadj ber
Sermeffung öom 1. Sluguft 1786." §iernad) würbe ber fog. „alte
2)ottopfdjadjt / ' bamalö nicr)t meljr benufct, ber Sörberfdjadjt war ber tn»
gwifdjen burdjfdjlägtg gemalte „neue 2>onopfd)adjt", beffen £eufc jefct
21 Carter betrug. 3)er 2tntomu$fd)ad)t wirb ald „Herfallen" bqeidjuet
2)er <StoHenbau beö 3)onopfdf)en 2BerfeS enbete nodj, wie 1783, unter bem
„©arten, ben ber «Steiger beö 2lntoniu$fdjadjt$ benufcet," awifdjen bem
(£ggewege unb bem „neuen 2)onopfd}ad)t," wo jefct eine SBiefe liegt
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185
anbeten, nad) (Sängen unb nadft glöfecn vorgenommen
werben mußte, bafj bie ©dfjnur ben SntoniuSfd&ad&t nidfot
überreizte, berfelbe unb ba8 Ulridf>f#e gelb üiel*
meljr außerhalb ber neuen SBermeffung blieb.
9fouJ)bem bie Jfommiffion tljren 33erid&t erftattet Ijatte,
würbe es in bem Urteil Dorn 17. ftuli 1788 bei ber burdf)
ben 2Äarffd(jeiber fiaenge gefdü>ef)enen neuen SBermeffung
nodj jur Qtxt unb bt$ auf weitere (Srfenntniffe in ber §a\tipt*
fad&e bclaff cn ; jeboclj würbe bem Kläger ber iljm im $af)tt
1764 t)on bem 33erginfpeftor SBalbfdjmibt als eine gunb*
grübe jugemeffene Diftrift ju ben Ujm neuerlich nad& ©ängen
jugemeffenen fünf 3Rajjen als ^ubeljör mit eingeregnet,
baljingegen ber SBetrag btefeS SMftriftS an ber vierten unb
fünften SWajje ber neuen SSermeffung mit 42 fiad&tern
abgefürjt.
Sßad&bem bann noc$ unter bem 8. Df tober 1788 ein Dorn
Äläger eingebrachtes $eflarationSgefud& abgefd&lagen unb es
bei bem Qnljalt beS Urteil« Dorn 17. Quli lebiglidfo belaffen
war, Ijörte bie ^ätigfeit beS ©ericijts in biefem töed&ts*
ftreit vorläufig auf, bis enbltd) — nacl) einer Sßaufe toon
über breije^n ^aljren — am 4. Dejember 1801
baS (Snburteil üerfünbet würbe, welches baS Urteil ber
erften Qfnftanj betätigte, »ufjerbem foQ es nad(j bemfelben
bei ben in ben $at)ren 1780 unb 1786 gef dienen SSer=
meffungen unb ben bem Appellanten jugemeffenen 10 üttafcen
lebiglicij fein SBewenben fydbtn unb beStjalb fowoljl als in
Hnfel)ung ber in biefe üttajjen bereit« eingeregneten ftunb*
grübe bei bem Urteil bom 17. ftuli 1788 belaffen werben.
©d&liepd() würbe bem Kläger ausbrücflicl) bie JBefugniS
abgefprod&en, baS SBergwerf anberS, als wie ein glöfc ju
bebauen. x )
2 ) $ie „Überfielt/' »elcf)c 1800 in SBefclar öetfa&t ift, fdjlie&t bie
SDarfiettung Deö $n>3effe$ mit bem 8. Ottober 1788. ®t. «. Söefclar,
vol. VI, enthält au* ben Sauren 1791 bti 1801 weber @d)riftfä$e nodf)
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186
ftteiltdj toar mit btefem ©rfenntmS bcr $rojeg itidji
beenbet @d»on am 26. ftebruar 1802 jeigte bcr 2i*
jenttat öon ©flltdj al$ Vertreter be8 ffläger« „untertljämgfi
an, baß feine $rtnjtpalf#aft gegen ba« Ijöcfcfftiereljrlidjc
Urteil Dorn 4. $>ej. b. ft. e * n * n *> cn föeidjSgefefeen jit
gelaffeneS {Redjtdmittet einjulegen gefonnen fei/' unb in
bet 5Eljat ging am 17. SWärj ein Recessus Introductionis
Revisionis in ©efclar ein. ©n Defret ift aUerbtng*
nid)t meljr ergangen ; bie Eingaben ber Parteien mürben
ju ben Äften genommen, bis mit ber Stuflöfung beö 9?eid?s
fammergertd>t$ bie ©adjie uon felbft aufhörte. 1 )
ftnjttrifdjen toar, nadjbem bie SBittue beS $ofbanfier$
©panier in SKelefelb 2 ) burd) #erfd)ief$ung einer (Summe
üon 21000 fcljalern bie JBefriebigung ber meiften ©laubiger
ber gamilie öon Donop ermögltd) Ijatte, ba$ ÄonfurSüer*
&efrete. 8Hlerbing$ finbet fidj in biefem SBanbe feine georbnete 3ufammen*
Ijeftung ber Blätter, unb feinen bie einzelnen ©türfe fpäter barin oer-
einigt ju fein. $te Urfdjrift be$ ©nburtetlä feljlt in ben Slften. (5tne
2luÄferttgung oljne (£ntfd)eibung$grünbe pnbet jidj fol. 505—506. gfoL
214—535 ftnb Eingänge öon 1802 an r alfo aud einer 3eit r rottet na^
bem <£nburteil liegt.
*) Rotulus, fol. 95—104, jo^lt bie Eingänge oom 14. S)e^cmber
1801 biel gmn 23. 3«ni 1806 auf. 3p bem legten „Bittet Dr. gre$
bren aRonartj," »eldje gewahrt würben. Zloty öor SIBIauf berferben f am
6. Sfoguft, untergetdjnete grang II. bie SlBbanfungSurfunbc, meiere ben
SReidjSnerBanb formell auflöfte unb infonberljeit bie ÜWitglieber ber Wdjfhn
9&etd)lgerid)te Don ifcren Sßfitdjten gegen baä 9&eid)$oberljaiipt eutBanb.
■) St «. SBefclar, vol. VI, fol. 298—300, „tfurje unb aftenntäfcige
Überfielt be$ ä»ifd)en bem £errn DBcrmarfdjatt, nun f. f. £errn Sommer»
Ijerrn öon SWengerfen gu SRe^ber jc. unb ben GfrBen beä §errn 9tet<$£*
$ofrat$ bon 3)onob ju SBöBBel Ben bem .£>od)fürftl. ÖelmBofe ju Sßaber-
Born anhängigen 9fcedjt$ftrett8, bie fonft uon ©djüberfdjen Seljngüter
£immigl)aufen, ©rpentrup unb Sangelanb Betrcffenb," 1801, ©. 12 ff.,
„SBeridjtigung" biefer „Überfldjt" non StergenBadj, 1801, ungebrurfte
„ÖBerfidjt ber Btäljer oBge»alteten ©treitigfeiten" u. f. »., SßaberBonriföeä
SntettigenaBiatt bom 2. DftoBer 1802, 5Rr. 40.
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187
fahren unb bcr gerid&tltdie ©equefter über bie im $od)ftift
»ßaberbom gelegenen uon Ütonopfdjen ©fiter burd) ben 53c*
fdjeib Dom 11. ftuni 1784 aufgehoben unb bem 2Rajor
Don 35onop bie freie Verwaltung feiner ©fiter wieberöer*
fdjafft worben. hierbei war baS 93erg*, #ßtten* unb
£ammerwerf bei «Itenbefen ber Sßitwe ©panier mit ber
befonberen Äbrebe öerpfftnbet, bafc ftc befugt fein folle,
für ben gfaß ber nid)t erfolgenben ßaljhmö ber 3wf*n als
toaljre (Eigentümerin ben Cerfauf beS SBerfeS als eine«
unftreitigen ffirbjlfldCs unb, faß« bie Äaufgelber nidjt Ijin*
reidjenb fein foHten, bie $mmiffton in fämtlidje oon
Donopfdje ©fiter bis ju üjrer üoflftänbigen Sefriebtgung
ju bewirf en. «Wadjbem fie fobann im $al>re 1790 wegen
rücfftänbiger 3i«f e « c wen allgemeinen Ärreft auf bie toon
Donopfdjen ©fiter erwirtt fjatte, fefcte fie entließ nad) lang*
wierigen SBer^anblungen im Qfaljre i802 ^ en öffentlichen
Verlauf beS ganjen ffierfeS burd), bei bem es am 17.
©ejember bem #ofagenten Qfoel $erforb jugefc^Iagen würbe,
wetdjer öorljer mit Änton Wrid) eine Vereinbarung über
bie Übertragung beS gansen SßerfeS an biefen getroffen
Ijatte. ©dt «nfang 1803 befanb fid) baljer Ulrid&
im SBefifce beiber Serg* unb #fittenwerfe.
5)aS #odjfttft Sßaberborn Ijatte fdjon am 3. «uguft
1802 infolge feiner ©äfularifation aufgehört, als felbftän*
biges ftfirftentum ju cjifiiercn.
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I. „Copia authentica original ÄmifbritfB, bcrgrocrk ^ittn-
nnft fyammerroerke ju Altenbecken.*
„ffiir Dietrich Ludewig bcr elter, Elisabeth Ludewigs,
Frider: Elbracht, ®ottfd>alf Fricken, SorrteS Abeken,
alfe weljlanb Joan Ludewigs feeligen nad&gelafjene (grben,
tt>un Shmbt, unb SBefennen Ijiemit öffentlich SSor uns, unfere
nadjfommen, unb (Srben au# befjen Constituirte beüoD-
mächtig, unfere mit @rben Wilhelm Ludewigs ge&efenen
fürftlidfoen *ßaberbörnifd>en lanbt öogt$ respee nad)gela§enen
fot>n3, unb ©nfelen Wilhelm, Henrichen, unb Ludewigs,
bemnadj wir Ijiebeöor im Qfa^r 1642 ben britten tfytü
unfereä berg, tjütten, IjüttenfiaufceS t>ammerwercls ju Alten-
becken bem $o$ebelgebof)men, unb geftrengen Hermann
Berendt Schilder ©rbgefe&en ju Himmighausen, mit ollen
pertinentien, unb 3ubef)örungen wie bafeelbige unfere 2$or*
fahren au$ gnäbiger Concession be£ jeitlid&en SMfdjoffS,
unb lanbsfürften btcfcö ©tiffts Sßaberbom an ftd) gebraut
Dor bie Summen, woljl unb ju guten gnügen erlegte 3tneg*
§unbert 9ftf)r, erblich öerfaufft, cedirt, unb Übergelagen
mit ber 3$erpflid)tung, wenn wir unfere anbere Steile aud)
abfteljen würben, bafc er barju ber näd&fte feijn foH, unb
bann bafjelbe antfco unfere gelegen^eit erforbert, bafj tuir
beren uor un$, unbt unfere mitgewerfen auf untergefdjrie*
benen Sag unb Qtit gebaute übrige Steile woljl gebauten
Hermann Berend Schilder mit aller barju gehörigen red)t,
unb geredjtigfett eine« aufregten, reblidjen, ©teten, SSeften,
unb immerweljrenben 5?auff$, unb SJerfauffö (£rbli# cedirt,
berfaufft, transferiret unb übergeladen, tljun ba&elbe audj
tyiemit, unb in ßrafft biefe$ SSor unb um fünftunbert Sttljlr.,
meldje berfelbe un$ alfo SBaar über würflid) jugejetjlet,
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gelibert, unb Bejaht fyat, baröon als Salbt ein jcber fcon
uns feine gebüljrenbe quotam entfangen, unb ju ftd& ge*
nommen, unferS vorgebauten mitgewerfen anpartf) aber
als nemblidj ljunbert fünf unb jwanfetg 9?tl)tr. Ijat ber
Ääuffer bet| fid& behalten, unbt baoon jäljrIic$S benenfelben
bis ju tyren münbigen ^aljren ober einer if)me 93efd(jet)ener
ablofe adjjtefialb SKjaler jur pension ju geben öerfprocijen,
lautfj barüber herausgegebener Obligation, beßwegen wir ban
t>or uns unb gebadjte unfere mit @rben iljme Herrn. Berendt
Schilder feine @f)elige fjaußfrauen Margarethen Magdal.
von Donop iljre Äinber, (Srben unb nad&fommen beßer*
maßen quitiren, unb loSfagen, unbt auf bie Exception
non Soluti pretii renuncijren; wir uerjie^en unb begeben
uns audj nunmehr obberütjrten alliegen JBerg glitten, ^ütten
#außeS, unb fjammerwerfs fambt allen beßelben juget)örben
red^t* unb gered&tigfeit, 93eftfeung, nufe« unb geniefung, unb
aller anfpradje fo wir btstjero baran gehabt ljaben, ober
ffinfftiglid&en über furfe ober lang baran barju, gereife (?),
unb ju f)abcn öermeinen mögten, unb fefeen ben Jfäuffer
unb feine mitbefcijriebene beßen allen in DoHenfommenen
SBefife, berogeftaltt), baß bie es nun Ijinfüljro rüt)rltd& ein*
fiaben, beftfeen, gebraud&en, nufeen, unb genießen, unb fonften
bamit iljreS willens, unb gefatfenS tjanbelen, fd&affen, unb
fehlten foHen, fönnen, unb mögen, wir befennen aud(j bor
uns, unbt unfere mttgefcfcriebene, baß wir angelobt, unb
toerfprod&en tjaben, biefen Äauff, unb SSerfauff beS aßiegen,
unb ganzen Serge Ijütten, IjüttenljaußeS, unb IjammerwerfS
wätp, ftebt, beft, unb unterbrochen ju galten, bawieber in
(Swigfeit nimmer ju reben, ju fyuen, nod(j ju fcfcaffen nod(j
geftatten gettjan ju werben, wir geloben, unb toerfpredjen
gleichfalls Ujme bem Ääufferen, unb feinen mitbefd^riebenen
biefeS SJerfaufften alliegen 93erg Ijütten, t)fittenl)außes unb
JjammerwerfS gutfje, aufredete, fidlere, unb boHenfommene
eviction unb waljrfd&afft gegen SWänmglid&en ju leiften unb
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fonberlidj gegen obgeb. Wilhelm Ludewigs ©rben $?er*
läuffem anpart feine« £t>eil$ mit aller feiner, unb unfer
jum ganzen Sergwerf beengen, gered&tigfeit, unb requisiien,
unb weiter wollen mir ju einiger eviction nidjt uerbunbat
fegn, unb bantit er ber Äauffer, unb feine mitbefdjrtebene
wegen obberfit>rten unfern mitgewerfen, unb mit ®rben
beftomeljr assecurirl, unb öerfidjiert fet)e, fo caviren, unb
loben wir ljiemit beg SBerpfänbung unferer fyadb, unbt
gflit>er öeft, unb beftänbig baran ju fetjn, unb aller maafcen
iu oerfdjaffen, baf$ biefelbe biefen Äauff unb CerFauff in
aßen feinen punften Glausulen, unb articulen öor genembt
galten, unb barwieber feinerlei) excepüon, (Ein* ober 3te
IjelfSreben, al$ ba fege doli mali, non Sic Celebrati Gon-
tractus, restitutionis in integrum, nullitatis, appellationis,
Laesionis qualiscunque, unb anbere ©inrebe, wie biefelbe
Sftaljmen Ijaben, unb bie tljnen aus geift ober weltlichen
regten aud) lanbeägebräudjen einigermaaBen Competiren
fönnten, einwenben, ober gebrauchen, wir wir bann aud)
fcor unfere eigene Sßerfotyn unfere (Srben, unb nad&fommen,
foldjer, unb bergletd&en ffiin* unb auSreben, unb fonberlidj
dieta deeeptionis ultra dimidium justi pretij fambt, unb
fonberlid), wijjent* unb woljlbebadjtlid&en begeben Ijaben,
immafcen ebener maafcen ber Ääuffer auf bergletcfcen ex-
ceptiones laesionis, welche fonften aud> bei) ben Sergwerfen,
ob dubium fortunae eventum ju rechte fein ftatt^aben
tonnen, befcer geftalt renuncijret Ijat; aQe$ eljrbaljrlid) ge*
treulich unb oljne gefeljrben, befcen ju wahren urfunbe
Ijaben wir uerfäuffern x>bg. biefen Äauffbrtef neben bem
#. ftäufferen mit eigener Ijanbt untergefd&rieben, unb bem
wot>l ©ljrwürbigen, unb woljlgeläljrten #ern Henrichen
Arnoldi pastoren §u Neuenheerse notarium publicum
in gegenwartt) Joannis Arnoldi, unb Joannis Crull ate
baju gebetljene gejeugen gebetten, bafj er Dagelbe neben
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191
irrten bett 3eugen mit Subscribirt Ijaben, fo gefd&el>en
Himmighausen anno Domini 1649 fretytag bcn 25ten
üWonatljS Junij.
Dieterich Ludewig ber ältere öor m\6), unb aDe
meine (Srben Subscribirt manu propria, Liborius Abeken
meine eigene #cmb. Joannes Crull 3U Heerse, Henricus
Arnoldi Nts et pastor Subs., Elisabeth Ludewigs, Frid.
Elbracht bor mtdj, unb äße (£lebra#t£ ffirben, Joannes
Arnold, alfj requirirter Tesüs. tt
IL jBergmäiuufdjcö (Butadien
ober ^Beantwortung beren fragen, ob ber #err Don Donop
bie tfjm juerfannten fünf SKaafc auf feinem ©ifemoerf am
SRe^berge bei) SUtenbedfen, anifco nocl) berechtigt fetye, felbften
ju beftimmen, unb wie hfy 85ermeffung berfelben gebraut*
lid&, bie ©d&nur führen bfirfe, unb ob bie SSermeffung,
nrie bei) ©ängen ober tüte beg glöfcen gebräud&licl), t>or*
genommen werben muß?
Die erfte Sfrage betreffend fo ftefjet jtoar ben JBerg*
regten nad) bem üttutljer frei), fobalb er feinen 3funb be*
ftimmt fjat, belj SBermeffung be$ 3felbe$ bie ©dfonur ju
führen unb ju jeigen, too^in er feine SKaafen gelegt Ijaben
nriH; ba f\6) aber ber erfte SWutljer be$ nunmeljro bon
Donopifdjen (£ifentt>erf$ feine im 3fd> rc 1607 gemutete
fünf SKaafen nid&t f)at sumeffen laffen, ba bod& bem 3Äut^er
obliegt, ftdb fein gemutete* gelb innerhalb- bier jeljen Sagen
nadf) entbedtem ftunb betätigen, Dermefjen unb bertod&fteinen
JU laffen, bfy SSerluft feine« 9?ed(jte$. — etjurcölnifd&e
JBergorbnung jtoölfter £f)etl britter «rtiful. — «u# bie
nadjjljerigen Söefifeer bon Donop ber üon ©eiten Ijocfcfürjl*
lieber #offammer ju berfdfotebenenmalen getanen Auflage
oljngeadfjtet ben SKutljfd&ein (Goncession) nidfot borgeseiget,
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19g
fonbcm immer fortgefahren, am unbermeffenen treibe gifei^
flcin ju förbem, fo bafj ber gegenwärtige SJeftfcer nid)t k
©tanbe fegn wirb, ben erften ftunb jw beftimmen.
<$S wirb 3»ar öom gegenwärtigen SJeftfcer ber ata
$onop*@dj|ad)t für ben erften ftimbfdjadjt ausgegeben, am
welken aber nur erft feit berfdjiebenen Qa^ren ein @ruben-
bau vorgerichtet, worju öor^ero ein Stollen ^erangetrieba
worben, unD baburd) ntd^t allein ba8 gelb um ben alten
®onop*@d)ad)t wafferlo« gemacht, unb bem nacfyljrro baratf
öorgeridjteten ©rubenbau ©etter gebraut, fonbern berfelbe
btefe* audj bem Antonius-@d)ad)t gettjan l)aben toiU, uni
baöor be8 Stoßen SWeuntel bon allen au& bem Antonius
©djadjjt geförberten (Jrjen forbert.
hieraus folget nun, bajj mit bem Don S^onopföcn
©tollen ba$ ffiifcnflctn*fjlöfe eljer fünbig worben, als mit
bem alten DonopSfdjadjt, ba^ero erftere, wenn nid)i noci
ein früherer gunb bewiefen werben fann, jum (Srbgcbäube
angenommen werben muß, wo aisbann dornen im 9»unb
lod>, ober ba, wo suerft ba$ ftlöfe entblößet worben, mit
ber ©djnur angehalten, unb ba8 Jelb bem ©ebürge Ijinan
fcermeffen werben muß. — £ljurcölmfd)e SBergorbmtng
fünfter Xljeil jweiter Ärtifet. —
Da nun ber $err Don Donpp feinen feit oielen ^Ja^ren
geführten ©rubenbau fowoljl mit bem ©tollen als mit
gelbörtern na# bem Stntoniu8fd>adjt ju getrieben Ijai, wie
bie verfertigten JRiffe Dom JBerginfpector SBalbfdjmibt im
3faljre 1764, öom üßarffdjeiber Langen im %(ä)Tt 178Ö
unb Dom JBergmeifter Jungen im ftaljre 1783 ^tnlfinglid)
beweifen, unb in biefen ©egenben ben ©ifenftein meiften
tt)eil8 abgebauet, audjj feine Sefdjwerbe bat)in gegangen,
bafj ber Antonius-©d>ad)t in feinen SRaafen läge, aud)
ben neuen üWut^er Änton Ulrid) bafelbft vertrieben, fo er*
fettet hieraus wol)l tjtnlänglid) genug, baß ber #err von
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193
Donop feine SWaafen baljin fd>on längften* beftimmet
f)at
3fm 3faHe aber, bafj tl>m bis jefco nodj frety fteljen
folte, bie ©djnur ju führen, fo würbe er fold^e gewifc fo
führen, ba§ er bie if)me juerfannte fünf 5Kaafen in ein
annodj frifdjeS gelb braute, woburd) folgten ber feiger
1607 geführte ©rubenbau in gar feine Setradjtung fotnmen
würbe, toelc^ed bod) allen 9ted)ten unb JBtfligfeit nad> nic^t
geftattet werben tann.
(5* mürbe baf>ero öorS erjte beftimmet werben muffen:
ob bem $errn öon 5)onop nad) fo öielen $af)ren baS
SHecfct be$ erften frinberS nod) jufomme, ba antfco nid)t
me^r bie JRebe Don einem neu ju oermeffenben Ofelbe, fonbern
Bon einem feit 1607 fdjon bearbeiteten ift; QtotittnS: ob
bcr #err üon Donop feine it>m jufommenbe fünf SDlaafen
nidjt nadjbem feit 1764 getriebenen unb burd> JRiffe be*
fannten ©rubenbau, nad) bem Antonius-©d}ad}t ju, ba er
fogar ben jüngeren SWutljer barauS vertrieben l>at, be*
ftimmen tonne.
Dritten«: ob nidjt bie ©tottenlinie be$ nod) gang*
baren <8rbftotten$, ba biefer nad) bem 2. Ärttdel fünften
Ifjeil £l)urcölnifd}er Sergorbnung wirfltd) jum (Erbgebäube
geworben, nadjbem juforberft bergunb bafelbften eibltd}
beftimmet worben, jur #auptoermeffung«linie angenommen
werben muffe.
S)a biefe« ber vom ffaiferlidjen 9teid)8*Äammergerid)t
angemiefene jweljte ÄrtidEel beS fünften £f)eü$ Sl)urcölmf4)er
SJergorbnung ausbrüdlid) befiehlt.
3Me jwetyte grage betreffenb: ob bie Sermeffung be$
t>on üDonopfdjen ©ifenwerfs am Steljberge bei} Hltenbeäen
tote bfy ©ängen, ober aber wie bei} gKJfcen übltcfc, öor*
genommen werben muffe?
Um biefe 3frage hinlänglich auäeinanber ju fefcen,
wirb nötf)tg feijn, üorS erfte bie (Jigenfdjaft eine« @angen$,
LVIII 2. 13
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1U
unb jtoetjte bte (Sigenfdjaften eine« OflöfceS ju bemerfeti,
brittenS ben ^öd^ftnöt^tgen Unterfdjieb, ber beij Sermeffung
jtoifdien ©ang unb ftlöfc gemadjt toerben mufc, ju jeigcn,
als bann aber viertens bie ©egenb um Ältenbecfen fotpo^l
al* ben 9te^ unb anbere angrenjenbe SBerg mineralogifö
ju betreiben, worauf ftd) bann fünftens leidet etnfe^en
laffen nrirb, tote bei) bem von Donopfd>en (Eifentoerf am
9tef>berge bei) fcltenbecfen bie 33ermeffung vorgenommen
toerben mufc.
Crften«: (ES finb von jeljer bie ©ebürge in @ang
unb glö^gebürge eingeleitet morben. 2Kan Ijat ba^cro
biejenigen ©ebürge, bie auf unferem (Erbboben bie größten
©ebfirgsfetten ausmalen, au« einerlei ®eftetn*Ärt, als
©ranit, ©neuß, ©tiefer unb Saxum metlalliferum be*
flehen, beren Sagen von (Srjfüljrenben oberen (©fingen)
nad> allen nur möglichen Stiftungen burdfofänttten, unb
burd>fallen toerben, als ©anggebürge angenommen.
(SS befte^en batjero bie (Etgenfcfcaften eines ©angeS
^auptfäc^Iid) barinnen, bafj er in einem einfachen ©ebtrge
preiset, bie ©ebirgSlagen, fo aus einerlei ©eftein befielen,
burd)fd(jneibe, unb fein %aütn jum toenigften einen SBtnfel
von 20 ©rab gegen ben ^orijont ma#t.
3toei)tenS: 3flöfcgebürge hingegen werben bie jenige
genannt, fo bie ©anggebirge umgeben, unb gletdjfam ttyren
3ru{$ ausmalen. Der innere JBau biefer ©ebürge beroetfet
hinlänglich, bafc fte eine weit fpäterc (Entftel)ung gehabt,
als bie ©anggebürge, ba fte nur aus Sagen Don ßalfftetn,
©anbftein, £f)on, SWergetl, ©anb, Seljm, unb bergletdjen bie
verfdjiebene 2Käd&tigfett tjaben, befteljen, ntd&t feiten mit Ser-
fleinerung [von ©eegetoädjfen gemenget fmb, unb tljr
Steigen unb fallen ft<i) aüejctt nad> bem barunter liegenben
einfad&en ©ebirge richtet.
Ofinbet pdf) nun jtoifdjen jtoetj fo verfdjtebenen ©eficin*
lagen eine anbere Sage, ober ©djidjt, bie jtd> feljr merfltcb
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195
Don betten anbertt unterfd&eibet, ftd) baüott ablögt, unb
metaQifd^e Steile enthaltet, fo Reifet tiefe baS glöfc, unb
ber fflergmann fagt: bie @rje brechen glöfcweiß.
Unter bie $auptf!ofcgebirge in 3)eutfdf)lanb gehören
bie flupfer*®d()ieferwerfe in ber ©raffd&aft SßanSfelb, bie
ju ?ßüttenborf unb ©angelaufen in Jttrring, ju Qfttmenau
im #ennebergtfdf)en, ju SWidjelSborf in Reffen unb ju
Rauterberg am $arj, beSgleidfcen bie ©fenftein*3flöfce ju
#omberg, #ol)enftrd)en, SReuenbau, &tfd)bad(), unb ju SBieber
in #effen, wie aud) in ber ©egenb öon ©roß* unb filein*
ranesborf in S^firtng, unb bergleidfoen mtfyc, unb aße
©teinfol)Ienwerfe.
35a nun eine« ©angeS gaCfen fid^ meiftenrtjeils einem
redeten ffiinfel gegen ben $orijont nähert, nidfjt unter
jwanjig ©rab fetjn barf, in beträdjtltcfce nidjjt ju beftimmenbe
leufe uon 16 bis 2000 unb mehrere guß nod) mit bem
größten Vorteil bebauet wirb; fo fann batyero bie 3Thit^ung
bem Steigen unb fallen nadf) ni$t eingefäränfet werben,
wot)l aber bem ©treiben ober ber Sänge nad), bie ein
©ang baS ©cbirge burdO, burd&ftretdjet.
Um aber audf) f>ter bem SKuttjer ©djranfen ju fefcen,
weilen ftd) öfters jutrügt, baß in weniger (Entfernung etltdje
©änge neben einanber ftreidjen, fo ift bem UWutyer na#
allen JBergorbmutgen ber Sreite na# nicfyt metjr als fteben
fiadjter, unb jwar bem ©ange jur Kelten 3'/ 2 Sadjter,
unb jur fiinfen 37 2 Sadjter jugeftanbeu, weld&eS bie SSierung
tyetßt. — ©ielje (S&urcölnifd&e SBergorbnung fünfter Iljetl
3ten Ärticfel. — S^fee hingegen traben öfters gar fein
gaüen unb aud) tein ©treidjen, unb fann foId^eS aud) nie
tion SBeftänbigfeit fet)n, ba ftd) foldjeS nadd bem barunter
Itegenben $auptgebirge rietet. SS trftgt ftd) ba^er öfters
ju, baß ein 3Wfe an einem Drt 1 6 Sad&ter tief lieget, unb
fein ftaßen gegen Sorben tyat, baß eben biefeS glöfc jwep,
13*
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brety unb mehrere ©tunben SBege* oom erften Ort obet
erften Sßunft ab, ebenfall« gegen Starben in ber nämlichen
leufe erfdjürft tuirb. ©oute nun bte 3Wutl)ung auf glofcen
bem Steigen unb gaßen nad), nid>t eingefdjrünfet werben,
fonbern nur bem Streiken, ober ber Sänge nad), unb
bie SSierung mie bet) ©ängen toerftattet feljn, fo mürbe ber
2Wutljer ba* Stecht Ijaben, fein glöfe re^td unb Knfs fo
mit }U »erfolgen, als bie ©ränjen besjentgen dürften*
Sanbe« ftdj erftretften, ber tyn mit feiner SJeleljnung be*
gnSbiget Ifätte. £)a nun biefer nidjt im ©tanbe feijn mürbe,
ein fo große* gelb ju unierfudjen, unb auf einmal ju be*
bauen, fo mürbe baburdj nur anbern Sauluftigen ba« Orelb
öerfperret, öfter* bie beträdjlidtften ©rgpunften unentbedt
bleiben, unb baburdj beS Sanbe$t>erm ljöd)fte$ #ntereffe
gefd&mälert merben.
JBet) ©ängen hingegen ftnbet biefer gaU nityt fiatt,
benn ba biefe unter einem beträd&tlid&en ©infel in bie
leufe fefcen (fallen) fo nehmen foldje bem gaßen unb
Steigen nadj menig gelb ein, unb es fönnen baljero in
meniger (Entfernung oerfc^iebene Segnungen erteilet merben.
SSorerme^nter ©rünben falber ift audj in jeber Serg*
orbnung bie SSermeffung beS gemuteten gelbe« batytn be*
ftimmt, baß auf einen ©ang bie gunbgrube unb SKaafen
bem ©treiben ober ber Sänge nad) uevmeffen merben, unb
bem SKut^er nur eine SMerung ober SBreite Don fieben
Satter gegeben mirb. — ©ielje CHjurcölnifdje SBergorbnung
fünften £t>eü 3ten Ärtidel. — SBety glöfcen hingegen, burcfc
ge^enbs gegiert gelb öermeffen mirb, fo baß jebe guub*
grübe unb 2RaaS ebm fooiele ©reite als Sänge betomt. —
Cljurcölnifdje SBergorbnung jmölfter £l)eil 4ter Strticfel. —
$ierauS mirb ftdj nun ^offentltd) leicht etnfetyen laffen, nne
l>öd)ft nöt^ig es felje, bei) SSermeffungen ber gunbgrube
unb SWaafen auf ©ängen unb glöfcen einen Unterfdjteb ju
madjen. Da nun
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197
Vierten«: bie ©egenb Don Sßaberborn au« na$
Slltenbecfen ju, au« blaulidj grauem gefristeten Äalfftein
befielet, inbem [\$ öfter« SBerfteinerungen finben, auf melden
in ber ©egenb um SReuen* unb ÄltenbedEen, befonber« aber
am 9?elj* unb ßitylerberg beträdfotlid&e etfenfd&üffige ©anb»
ftein*2Raaßen Don balb meljr, balb weniger ^fUglett auf»
gefefcet ftnb, unb auf biefe fid) wieber eine Äalfftein*Sage,
wortnnen fid) ^äufig falffpartljartige ©ntrodje«, ba« tft :
Derftetnerte 2ßuf#elen, finben aufgefegt Ijat, ft<$ aud>
jwifd)en bem erften Äalfftein, unb bem barauf aufgefegten
eifenfdfjüffigen ©anbftein, an bem 9?ef)berg ein rotf>e« eifen*
föfifftge« £l>onfager Don 2-4-8 bi« 16 ftuß f)odj finbet,
barinnen häufiger ®la«fopf unb brauner ffiifenftein brid&t,
ber mit SJorttjeil barau« gewafd&eu »erben fann, aud) in
biefem £l)onlager fxö) Diele faltfpatf)artige 6ntrodf)iten, ba«
ift: tote Dorgebadfjt, Derfteinerte Sftufdjelen finben, unb biefe«
(Sifenftein füljrenbe £l>onlagcr oft ganj fö^Iig (gleidfo) Hegt,
unb audfo fein größte« Ratten feine gwangig ©rab erreicht,
fo toirb ein jeber erfahrner SBergmann nad> feinen er*
lernten unb allgemein angenommenen Principiis niefct
anber« fagen tonnen, al« baß ber (Sifenftein auf bem Don
©onopfd&en ffiifenwerf am SRe^berg oberhalb Slltenbecfen
ftlofcweife breche.
ffi« fönnen baljero aud) bie bem $errn Don. Donop
juerfannte fünf SWaafen bety obgebadfjtem ffitfenwerf am
9lel)berge, feinc«weg« wie betj ©fingen fiblid), Dermeffen
werben, fonbern e« muß Ijier nadj Dorberflljrten ©rünben
bie 85ermeffung, wie bei} ftlöfeen gebräuchlich, unb jwar
in«befonbere nadfc SBorfd&rtft be« britten Articuli 12. SElfeil«
(Jfjurcölnifd&er SBergorbnung, bie aud) in bem oon bem
äßarffdjetber Langen gemalten Abriß auf« genauefte be*
obadfotet unb befolget worben, Dorgenommen werben.
Unb alle biefe ©äfce finb ben Sergmännifdjen Prin-
cipiis fo gemä«, baß idf) fein SBebenfen trage, fonbern Diel»
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198
mttyc erbietig bin, folcbe gegen jeben SBergwerfSfüttbigcn
ju behaupten, weilen td) gewiß bin, baß alle Scrgäintcr
unb Collegia mir hierunter tyren oöfligen Se^fad ju geben
nid)t entfielen werben.
^aberborn ben 9ten 3fimiu* 1784.
Joan Heinrich Sigismund Langer
ehemaliger SBergüerwalter ju ©rofc Äflenrobe in Reffen."
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IV.
aWiSceHetu
Die ftmtfk m (Sierstjagen im 17. unb 18. 3at)rt)unötrtt.
2)ie Ijiftorifcijen 5orfc&ungen ^abcn bargetfcan, bafe tn ben legten
3a!jr!)unberten tn Söeftfalen ba8 fömftljanbroerf nid&t nur in ben
grö&eren ©täbten Sftünfter unb gtoberborn, fonbcm aud& in flehten
Orten, 3. $• tn ßicfctenau, 2)ringenberg, SBarburg u. a. gepflegt,
unb !)errlic&e§ barin geletftet nmrbe. $)a§ war audj in @ier3$agen
ber Sau, einem $)orfe mit 1300 ©imooljnern, tat Äretfe S&rtlon
etwa 1 ©tunbe oon 2ttar8berg gelegen. 3u beiben Seiten ber
©trage, welche oon SWarSberg naefc Slborf unb Äorbadfr fü$rt unb
ben Ort burc&fd&neibet, liegen 2 Käufer meldte noefc jefet hn EWunbe
be3 SBolfeS „oberften unb unterften 33tlb$auerS" genannt werben.
Erinnerungen an bie 93tlbfjauer Ijaben ftcö im SBolfe nodj me$rfad&
erhalten, aber nur mit äftübe ift e§ gelungen, einiges Sichere über
fte gu fammeln. 3m ©ierS&agener Ätrd?enbuc$e, n>eld&e$ erft mit
ber 3^it naefc bem 30 irrigen ftriege beginnt, rotrb cht Silb^auer
(statuarius) £einrid& Sßope genannt, ber am 12. S)ec 1719 im
Sttter oon 75 3af)ren ftarb, alfo 1644 geboren mar. ©eine grau
Siefe ©ertrub ftramer, bie am 14. Tim 1714 ftarb. 3före ßeirat
ift im Äirdjenbud)e ntd)t angemerft. 2lm 1. Sanuar 1678 mürbe
ben Eheleuten ein ©o&n geboren, namens (K&rtftoffel, bem ber Sßaftor
Äramer in ObersäRarSberg Sßate mar. tiefer Umftanb weift barauf
!)in, bafj SgapeS grau mit bem Sßaftor ftramer oenoanbt war, ber
in ObersSJtarSberg bie Trauung ooma^m; im bortigen Ätrd&enbud&e
fehlen bie Slufseicfcnungen a\i% biefer 3ett SRodfr 2 ©öfrte unb 3
£ödjter werben im fthcfcenbud&e oon (Stellagen aufgegä<. 2ln bem
£aufe, weldjeS „unterften 93tlbl)auer3" genannt wirb, befagt eine %&
fd&rift, bafe bleute ^einricfc $ape unb ©ertruS Äramer ba§ £au«
im Safyxt 1678 erbaut fyabm. (S§ ift ein grofjeö £au3 au3 gadfc
werf, beffen halfen mit SBehttrauben unb Söehtranfen $übfd& oers
jiert ftnb. 3n bem oberen ©toefwerf beftnbet ftd& ein grojjer Staunt
mit breiten genftern, ber offenbar alä 2lrbeit3raum biente. Uneben
bem £aufe fanb man oor einigen Sauren eine SRenge oon ©tetns
ftücfen, weldje oon bem betriebe be3 Jöilbljauer&anbwerfS fcerrttyrten
uvb barauf fc&liefcen liegen, bafc bort bie Sßerfftätte mar; aud& ba§
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200
Heine angebaute $au3 fdjeint baju benufct ju fein. »Oberftcn Stffc
bauerS" #au3, baS iefeige Stutefdje £au§, ift oiel umgebaut, fo b«§
oon bem alten ©ebaube toenig ober gar nichts erbalten ift 3tx bem
untern $aufe, beffen SBefifcer nocb ie&t $ape beifet, batten ftdb nodi
oor einigen 3abren oiele 3*t<bnungen befunben, roelcbc jefct iebocb
fpurloS oerfcbnmnben ftnb. 3n bem £aufe befinbet ftcb nodj ein
rlerftümmelter, <m$ Steht gebauener 2lmor; bie fieute Welten ba$
©üb für ein $eiiigenbilb, aber baS ßorbeerbanb um ba§ ioefige &mrpt,
bie iafdje, auf toelcber ein ItebenbeS $aar abgebilbet ift, $hibimente
auf bem ftütfen, bie toobl oon ben abgebaueuen klügeln ober bem
Äöcber betrübten, laffen auf eine $)arfteHung beS beibnifeben <$otte€
8mor fcbltefjen, Semer rübrt oon bem ftünftter eine 3?etbe fogc^
namxter £eiltgenbau3cben mit fteliefbilbern ber, bie ftcb teils auf ba§
fieiben (Sbrifti, teils auf baS 9lCerbeiiigfte 2ntar§faframcnt bejle^en
unb fieb im #äu3cben ober oor ber untern glädje befmben: bie
£eiltgenbau3cben felber aeigen nur geringen exbmucf, befonberä SBehi?
trouben. (Sin foldjeS ßeiligenbäuScben befinbct ftcb in @ier3bagen
am |2Bege auf bem fogenannten knappe. 3(13 ehtft ber berübmte
Silbbauer ftaueb auf einer gabrt nacb feinem (Geburtsorte Slrolfen
in ©ierSbagen Stufentbalt batte unb fieb aum 3eto>ertreib baS £etit<jen^
bäuöcben anfab, erfannte er ben boben SBert beS SBtlbeS in bem?
felben unb erflärte es in einem ©erlebte an bie ßönigL 25eborbe in
Berlin für ein ftunfttoerf erften langes ; bfe Sebörbe liefe barm ba3
£eiltgenbau§cben mit einem eifernen ©tttcr oerfcbliefeen, um ba§ ©üb
3U erholten. $)affeibe ift ein ecce homo-Jöllb, (SbriftuS ift in aufc
rechter, föntglttber, gebieterif(ber Haltung bargefteßt, bie $>ornenfrone
auf bem langgelocften Raupte, bie £änbe gebunben, ben Ü^antel um
bie ©cbultern geworfen; baS Sintis bat ttmaZ £obe§, <&xf)abcnt$,
nidjtö ®<bmerjlicbe8; ©briftuS erfebeint als ber Äönig, ber bureb fein
Seiben ftcb bie ßerrfebaft über bie 2Belt erwirbt unb ood funiglicber
attajeftät oor fein 93olf antritt SBor bem untern Seile be§ £äu$tbeitS
ift eine mater dolorosa, beren #era mit einem Sdjtoerte burebbobrt
ift; bie gigur ift fräftig, bie ©eroanbung berrlidj. Über baS 3abr
ber (Srricbtung unb ben Äünftler ift am $än3cben nitbtS angegeben;
in einem üRadjtrage aum Sßfarrbucbe finbet ftcb aber bie 9totia, bafc
eS ber ©ilbbauer ^einrieb $ape i. 3. 1683 erriebtet bat. (Sin anberes
^eiligenbduScben befinbet ftcb auf bem Äircbbofe neben ber ÄluSfircbe,
ettoa x / 2 Stunbe oon ©ierSbagen, toelcbeS auf 23efebl beS 3lbteS oon
SBrebclar i. 3* 1670 erriebtet nmrbe; eö bat in feinem 3nnei*n eine
leiber befdjäbigte HDarfteHung ber ©erifünbigung ber ©eburt 3efu; oor
ber unteren (Seite be§ ^äu§cben§ ftnb 3oacbim unb Slnna bargefteüt,
aroifeben benen ftdb eine ^ofe befinbet; bie ©etoanbung ber giguren
ift eine febr funftoolle unb roeiebt oon ber ©eroanbung im ^auöeben
ab, bie oielleicbt fpdter gemaebt tourben; leiber ftnb bie £öpfe bc^
fcbäblgt. Obne 3toeifel würbe SRaucb btefcS bem ©übe auf bem
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201
Änoppe gleidj gefd&äfct fcaben, wenn er e$ gefeben tyitie. gür Me
Sßfarrftrc^c in Sütobfelb (etroa 2 Stunben oon ©iersbagen entfernt)
verfertigte ^einrieb $apt nadj bem im bortigen Äirdjenbud&e aufbe*
wahrten Äontracte einen £odjaltar, ber am 29, Oftober 1681 auf
12 SBagen bort^ht beförbert mürbe* $)er SKtar ift 18 gufe faü unb
gans aus Stein genauen. 2Cm SCltare ftnb 3 größere £)arftettungen,
bie untere ift bie XobeSangft (Sbrifti im Oelgarten, mobei befonbevS
bie fcblafenben jünger fe§r anfd&aulid) bargeftettt finb, barüber ift
bie tfreuatragung (Sbrtftt unb 8« oberft ber auferftonbene (Srlöfer, mit
ber Siegesfahne auf ber fd&langenumrounbenen Söeltfugel ftebenb. 3u
beiben Seiten beS SHtarS fteben bie Figuren St üflargaretba unb
St Sfgatba. gür ben SHtar empfing ber ftünftler vom gteftor
2$eobori unb bem ftüfter Dberboff 136 $$lr., geroifc eine geringe
Summe, fo bafe er in ber am 16» 9too. 1681 auSgeftettten Quittung
mit SRecfct bemerfen formte, er babe ben SHtar aur (Sfcre ©otteS ge*
ma^t. $)aS ftetneme S3Ub beS @raengeI8 Stttcbael an ber 2tufeenfeite
beS (SfcoreS ber ©ierSfcagener Äircbe tragt bie Snfcbrtft 1696 unb
Dürfte ebenfalls aus ber 2Berfftätte beS ÄünftlerS beroorgegangen fein,
gBetdje von ben aa^lreic^en $ciligen$äu§d)en @iev3$agenS unb ber
Umgegenb aus feiner SBerfftätte fceroorgegangen finb, bürfte ferner
feftauftetten feht
9M) einer am gufee befinblicben Snfdjrtft (Henricus Pape me
fecit 1695) oerferttgte $ape aud) baS S)enfmal in ber berrlicben
$tttola\t\xd)t gu Äorbacb, ber alten £auptftabt beS gürftentumS
©albedf, für ben $rtnaen ©eorg grtebricfc von 2Balbecf, ber als
3fteid)Sfelbmarfd?aU in ben Kriegen gegen bie granaofen unb Surfen
ju (gnbe beS 17 3>abvbunbertS ftd^ auSgeaeidjnet unb audj an ber
Befreiung SBienS (1683) teil genommen Ijatte; unter i$m mürbe bie
ßräflic&e ßinie SBalbedP in ben ftürftenftonb erhoben; er ftarb 1692,
SDaS $)enfmal, gana ouS Stein genauen, fußt nabeau bie gonae
iftorbfeite beS ©fjoreS aus, in beffen ©ruft ber Surft rubt, unb ift
unftreitig eines ber bebeutenbften ©rabbenfmäler, bie ftd& in ftireben
befmberu %w W es nacb 3ci*nungen beS StlberfcbmiebeS (Sjau
in SHengeringbaufen bei Slrolfen.für 2000 2#lr. gemalt unb §atte
im „Äloftcr* in Äorbacb feine SBerfftätte für jene 3elt aufgefc&lagen.
Unten in ber aRitte befinbet ftcb auf einem Sarfopbage baS ©üb beS
entfd&lafenen Surften, 4 Solbaten in ber ÄriegStrad&t Jener 3eit um-
geben i$n, gletcbfam um i$n au benmdjen; pi beiben Seiten ftnb ie
3 getmmbene, mit SBeintrauben oeraierte Säulen mit forintbt{djen
kapitalem; a»if*en ben Säulen ftebt ein türftfäer Solbat Über
ben 6 Säulen befinbet fidj ein &r#ttrao unb auf bemfelben ift in
ber aWitte ber flegreiebe gürft au $ferbe mit aerbrod&enen äöaffem
ftüdfen au feinen gfifcen bargeftettt S^ &&** Seiten fteben je 3
Säulen, bie fieb nac^ obenbin verjüngen unb bann in große, mächtige
Kapitale wie ausgebreitete Saumfronen auslaufen; amifdjen ben Säulen
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202
beftnben ftdj 4 Sftguren mit entfpred&enben ©bmbilbcnt, um be
Sugenben be$ entfdjlafenen Surften baraufteilen, ©laube, ©eredbägfezi
Älugbeit unb Hoffnung. Stile Figuren ftnb m 8eben§gro&e. £c
obere Seil be3 2>enfmal3 ift mit oielfacbem Scbmucfe gefrönt, fo m.
einem (Sngel, ber in bie Sßofaunc ftö&t, bem 3*k$wt bcr Sfofcrftebm^,
$)a3 2)enfmal mad&t bureb ben SReicbtum ber cbarafterpoHen gigara
unb ben b<ninomfcben Aufbau be3 ganaen einen erbebenben ©nbnaf
unb ift bie #auptfeben3u>ürbigfeit in ber Äirdje, 1 )
3n ber Stabtfircbe au ©Übungen bcfmbet ftcb ba3 ©rabmal bä
©rafen 3fofia3 oon 2BaIbecf, welcbeS groar nic^t bureb eine 3nfc&rift,
aber burd) bie ä$nli$feit in ber Sluffaffung unb 3>ur<£fü$nmg mit
bem ©rabmale in (Sorbacb fief) beutlicb als $ape§ SBerf barftetlt in*
audj als foldjeS beftimmt beaeidjnet roirb. *) 3ofia§ fämpfte anfangt ta
3)ienfte bc3 großen (Sburfürften gegen bie Sßolen, barauf hn 2Menfh
beö beutfeben ftetcbeS gegen bie Surfen unb führte 1668 beutjefte
ßanbeSfnecbte nacb ber 3nfel ftanbta, um biefe 3nfel ber gtenetiauer
gegen bie Surfen au oerteibigem 1669 würbe er in einer Sdjtaft
auf ber 3>nfel Äanbta tötltcb oenounbet; dnt ©ranatenfugel jer-
febmetterte ibm ben Dberfcbenfel; an ber SBunbe ftarb er balb itatfc
ber* S)ie fieiebe nmrbe oon ben äriegSfnecbten mit £ülfe ber 8e=
netianer nacb Söilbungen gebraebt unb in ber 6tabtfircbe beigefegt
$a§ ©rabmal befinbet fi<b an ber SRorbfeite bcS (SboreS, ift ctuw
30 gu& boeb unb reiebt bi§ $ix £ecfe be3 ©bove§; ibm gegenüber
an ber ©übfeite befinbet fieb baö ©rabmal beö Surften äarl 3tugufi
Sriebricb, roelcbeS feinem ganaen ©Hie nacb ntebt oon $ape berrübrt
$)a§ lebenSgro&e 33tlb be8 tapfem ©rafen liegt in Uniform auf bem
©arfopbage, ben Säbel in ber einen unb ben Äommanboftab in ber
anbem #anb; neben bem 23tlbe liegen SSaffenftücfe, bunter ibm an
ber 2Banb befinbet ftcb eine ^eliefbarfteUung einer &blad)t auf
Äanbia, in welcber ber ©raf perfönlicb a« sterbe mit bem türfifeben
gübrer fämpft, toäbrenb bie Sruppen au 3u6 gegeneinanber fampfen;
bie ftreitenben Gebaren ftnb reebt lebenbig bureb ettoa 1 gu& große
Figuren bargefteßt Über biefem SBitbc ift ber Sob al§ ein ©erippe
abgebilbet, mit einer ©tunbenubr in ber einen unb mit Pfeilen in
ber anbern #anb, baneben 2lbbilbungen oon Sßerfonen, bie vom Sobe
getroffen ©erben. 3u beiben (Seiten beS Surften fteben 2 <5otbaten
in CebenSgrö&e, meiere ibn beroacben; nacb einer Überlieferung foll
ber Äünftler bie ©olbaten bargefteQt fyabtn, toelcbe ben oermunbeten
dürften pflegten unb fpäter feinen ßeiebnam nacb SBalbecf brachten;
au beiben Seiten ber Solbaten fteben, bureb genmnbene mit Engeln
1 ) ©entbe, ©cfc^. Äoibacb«, 1879. ®. 11, Äur^e, ©efeb- SBalbecft.
1850 6. 380.
2 ) tfurfce, ©efeb. 2Bttlbecf^ 1850. 6. 378. unb Beiträge aar ©efc^.
SBalbccfä unb ^raiouW. 1864. 6. 574.
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203
unb fioubwerf oeraierte ©aulen getrennt, jn>et türfifebe ©olbaten.
Über biefer ©ruppe ift ein ©eftmfe, über roeldjem in ber SRitte bie
Stuferftebung bargefteHt ift; ein (Sngel ruft bureb ben 6cball ber
Sßofaune bie fcoten auS ben ©räbern ^eroor* i$u beiben ©eiten
biefeö 93ilbeS fteben ie atoei roetblicbe giguren in fiebenSgrö&e, roelcbe
XDO^l bie fcugenben beS entfd&lafenen gelben barfteüen foHen; bie eine
trägt eine £aube in ber £anb (©ittenreinbett, Einfalt), bie anbere
$at ein Ärudfij in ber #anb (ebriftlicber ©laube), bie britte umfdjlingt
mit einem Sinn bie ©aule (fcftcö SBertrauen), bie oierte fiebt in einen
(Spiegel (ernfte ©elbftprüfung, Sluferftebung oon ben £oten, SSorficbt.)
3u oberft am $)enfmale befinbet ftcb baS roalbedfifcbe SBappen, oon
jroei fiöroen gehalten. £)er ©arfopbag ift auS fdjroaraem äflarmor,
bie Säulen auS rotem; bie Figuren unb bie ©efimfe finb auS benu
felben Steine rote baS tforbacber S)enfmaL 2lucb biefeS $)enfmal
in Stiftungen madjt einen roürbigen, emften (Stnbrucf ; nacb ber 3m
fd&rtft nmrbe es oon ber ©emablin t. 3. 1674 gefefct, nacb anbem
SRacbrtcbten oon ben SSenettanern. 2)ie SBabrbeit rotrb roobl in ber
3JHtte liegen unb barin befteben, bafc bie SBenetianer, für beren 33e*
ftfc ber £elb gefämpft batte, ben äJtermor lieferten, roäbrenb bie @e*
mablin bie £erftettung beS S)enfmalS beforgte* Sßape bef am für feine
Arbeit 1900 2&Ir.
3)ie Äunfttbatigfett £etnricbS tyavt nmrbe fortgefefct oon feinem
@obne, bem bereits genannten unb im Ätrcbenbucbe als 23ilbf)auer
(statuarius) beaetdjneten (Sbriftoffel tycapt, ber ben 1* Ran. 1678
geboren mürbe unb aroeimal oerbetratet war, auerft mit 3fobanna
Glifabetb Äocb f 1729 unb bann mit äflaria Äatbarina pimann
aus SWarSberg; lefctere ftarb im SUtoi, ber SBilbbauer am 14. 3uni
1735. 33on ©briftoffel %w rübrt in ber ©terSbagener Äirc^e ber
tfocbaltar ber, ber bie 3nfcbrift trögt: ©briftoffel %wpt 1733* $>er
<ar ift ein giügelaltar, fo breit unb $od) wie baS ©bor ber Ätrcbe;
in ber Dritte ift ber Sluferftanbene bargejftcHt, ber mit ßenbentueb unb
©cbultermantel bebeeft fiegretcb auS bem ©rabe beroorgebt; reebts
unb linfs oom 9luferftanbenen befinben ftcb 2 (Sngel, roäbrenb bie
SQBöcbter am ©rabe erfebreeft aufroadjetu 3« beiben ©eiten biefer
£auptgruppe befinbet ftcb }e ein ©äulenpaar mit forintifeben Äapis
tälen ; ber untere $etl ber ©äulen ift oeraiert, 2 mit fiöroenföpfen,
ber obere f aneHtert ; auf iebem ©äulenpaare befinbet ftcb ein Relief;
bilb f eins fteflt bie ^Berfünbigung ber ©eburt 3efu, baö anbere bie
©eburt bar* Über biefem untern Seile beS $imtteipügel§ ift ein
•2lnbttrao unb über bemfelben in ber äRttte 2Waria mit bem Ceicbname
ibre§ ©obneS, linfs bie #• 2lnna, auf bem Ihtfen 2lrme bie Butter
©otteS tragenb, auf bem regten baS ^efulinb (bie üttutter ift größer
bargefteOt als ba§ Äinb), re<bts ber % Söernbarb als 2lbt mit einem
2ht<be in ber ^anb, auf meinem ftcb «in ^unb befinbet ©ana oben
in ber Mitte ift bie SWutter ©otteS bargeftellt, auf bem IDionbe
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204
ftebenb unb auf bem Ihtfcn Sinne baS 3efufhtb tragenb, bem fte mit
ber regten #anb einen Apfel reicht. Stuf ben Abbuchungen ber
einseinen Abteilungen beftnben ftcb Siguren, bie roobl bie 4 üoa&
geliften barftetten follen. Auf ben AUarflügeln beftnben ft# i* 3
©ruppenbtlber, bie auf bem linfen oon oben na<b unten barfteOes.
SSerurteilung 3efu, %aü unter bem icreuge, @rri<btung be§ ÄteugeS,
auf bem redjten: gortfübrung, ©etfjelung unb Annagelung 3efn.
$)a3 £abernafel ift toobl fpater in abmeidjenben Sonnen angefertigt,
bie benen ber Äangel gleiten. 3u beiben Seiten beS Xabcrnattli
fteben 2 ©ruftbilber, ber bornengefrönte #eilanb unb bie fcfcnteraenfc
vottt äRutter, «RetftS unb ItnfS oom Altar beftnben fiefc 2 2$ite
bogen, bureb bie man hinter ben Altar gebt; über bem einen fie$t
ba8 SBiQ) ber % Agatha, über bem anbem ba§ be8 bL SKntS mit
bem fiötoen. S)er gange Altar ift aus £olg gefdmifct unb Ieiber fi
rourmfttebig, bafe er toobl balb gufammenftürgen nrirb.
2öa8 ben Äunfhoert ber 2Berfe angebt, fo übertreffen bie äBerfe
#ehiric$§ tyavt bei weitem bie fehteS ©obneS (S^riftoffeL SMe $err
Hefte ©emanbung unb bie gange lebenSooHe 3^icbnung ber Agaren
laffen $>. Sßape ald einen beroorragenben ftünftler erfemten, nrie amb
ba3 oben angeführte Urteil ftaucbS beftätigt Offenbar bat fttfc $.
$ape nacb ber gried&ifcben Anttfe gebilbet, bie er als iHnb feiner
3eit ft<b gum Sttufter naftm; namentlicb erinnern feine fjiguren fe$r
an eine im SSatifan aufbetoabrte ApoHoftatue be§ grieebifdjen 2*Hb:
bauerä ©fopaS (4 3febrb. o. (Sbr.) unb geigen im gangen mefcr fbo*
lid&e, förperlidje ©dtfnbeit als ibealen, geiftigen AuSbrucf, ftnb aber
übrigen^ mürbeooU unb gültig gebalten unb befonberS aud? frei oon
jenen totberlicben iRacftbeiten, bie ftcb an ben SBerfen ber SRenaiffante
fo oft oorfinben. ©elbfioerftänblid) fann bem Äünftler fein S^onmnf
barauS gemacht werben, ba& er ftcb im ©eifte feiner 3*** an bie
beibniföe Äunft anlebnte unb iftre ^formen gur $arffceßung cbrifHfc&cr
3been oerroanbte, ba feine ihmftriebtung ben gangen SRcidjtum ber
religiöfen 3been ooHftänbtg auSbrüdfen fann unb feine principiell im*
berechtigt ift, fo lange fie niebt gegen ben ©eift be3 (Sbriftentum$
oerftö&t $>te SBerfe (SbriftoffelS qkapt fteben in begug auf bie @e
roanbung, ben ©eficbtSauSbrucf unb bie gange 3ri<bnung ber gtguren
benen feines Katers weit nacb, geigen aber eine genrfffe frifdje, te
benbige Auffaffung. ©er bofc Äunfhoert oon £. VßaptZ ©djöpfungen
tourbe aueb oon feinen 3*itgenoffen anerfannt, benn roenn fem 9tuf
niebt fo meitbht gebrungen märe, fo mürbe fieber bie fürftlidje Ohne
oon 2Balbecf iftn, einen fatbolifeben Äünftler aus bem fonft unbekannten
©ierSbag^n ni4t mit ber Verfertigung oon 2>enfmälern für bie be?
rübmteften Männer ibreS ©efcblecbte« ht ber ^offirebe ibrer ^ain>t=
ftabt unb in ber ©tabtfirdje oon 2Bilbungen beauftragt beben. 3n
©ieröbaflcn mar bie gamllie oftne 3">«fd Wt angefeben, ba ft«b
fonft bie (Srinnevung niebt fo lange fortgepflangt b^tte, 5)aS Ährdbat
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205
hud) nennt bie ftünftler honestus et virtuosus (ongefeljen unb
tugenbljaft), Selbe ftünftler waren glaubenstreue ftatyolifen* #.
Sßape liefe ft* bei @rri*tung ber 9(Rariantf*en Kongregation ht ©ierS*
Sagen l & 1693 am 15 Sluguft, betn Sage 2Rariä Himmelfahrt,
mit ber ganjen Mamille, gfrau, <5tynen unb $ö*tern In btefelbe auf^
nehmen unb fte§t oon allen juex-ft, Sie SUtotter ©otteS öereljrte er
überhaupt feljr, benn na* einer ÜRotij im fttr*enbu*e fd&enftc er
i 3, 1673 au ber filbemen Krone auf ber 2Jhittergotte$sv5tatue mit
bem 3>efufinbe 90 $$lr v eine für bie bamalige 3^it fe$r $obe <3umme,
befam er bo* für ben ganzen #o*altar in SRabfelb nur 136 2$lr,
2lu* baS t>on t$m berrüfcrenbe, ht ber gamilie pietätDott aufbewahrte
33u*: <&eraitien beS % SgnattuS, Slntroerpen. 1689. lä&t auf bm
treufat$olif*en ©eift ber gamtlie fc^Ucftciu $ie 2#ättgfeit ber beiben
ftünftler umfaßte me&r als ein IjalbeS 3a$rbunbert unb mar gerolfc
au* eine re*t fruchtbare, ba im fttr*enbu*e ©efcllen ermahnt roerben,
k SB. Dan be 2Ba$l aus Trabant unb 33igge. Über bie SluSbilbung
beS ftünftlerS £. gtope wirb berietet, er fei ein ©*üler 2$eobor
©röntngerS ht Sßaberborn geroefen. 1 ) $>er berüljmtefte ftünftler
btefeS SRamenS mar ht Sßaberborn #einri* ©röninger, ber baS
3)en!mal für gürftbif*of 2$eobor auf bem <S$ore beS S)ome8 unb
mehrere anbere mit feinem Atomen beaet*nete im Sßürttng verfertigte
unb 1631 ftarb. ©lieber biefer ftamilie roaren and) in SWünfter
tfcätig unb lieferten ftunftroerfe na* Sßaberborn; ftc pflegten au*
Sesteljungen au ben SRieberlanben. -) $)te 2htroefet*eit beS ©efeEen
oan be SBaljl, ber ft* lange in ©ierSljagen auffielt unb beffen ftinbe
#. tyapt tyatt mar, unb baS im #aufe aufbewahrte, in Slntmerpen
1689 gebruefte 93u* ber geiftii*en Übungen beS &L 3gnattuS laffen
vermuten, au* $ape §abe au ben SRieberlanben SBeatefcungen gehabt,
roo bamalS bur* Gubens neues, fünftlerif*e$ fieben hervorgerufen
mar; freili* fmb SßapeS SBerfe von ben SRubenföen fe&r t>erf*ieben.
3u ben giguren aus ©tein bebienten fi* bie ftünftler beS fogenannten
äRefclftetneS, ber auf bem 9tfennebuf*e bei ©ierSfcagen aur 3ett naffen
SBettcrS gebro*en, febr bilbfam ift, fi* aber an ber fiuft balb t>er*
gärtet; teils au* bebienten fte ft* beS fogenannten SllabafterS, ber
auf bem äRartenberg bei Slborf gebro*en roirb. 5öei ber langen
£$ätigfeit ber ftünftler bürfte eS aufeer ben bereits aufgeaaljlten
SBerfen no* man*e anbere geben, bie fi* bur* SRottaen in ben
ftir*enbü*ern ober bur* 3fnf*riften als bie irrigen feftftcHen lafferu
SJtögen bcü^er biefe 3*Hen *><*3U bienen, um baS 3ntereffe an ben
l ) fturfee, S3ef*r. von 2öalbe<f. 1859. ©. 381. Beiträge aur ©ef*.
©albetfö. 1864. &. 574.
■) ^orb^off, SEBcftb. 3tf*r. 1884. S. 135. »onner 3a^rb. 1895
S. 312. 8Ri*ter, bie 3efuitenfir*e in gJaberbont. 1892. ®. 36.
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206
djriftlid&en Äunftfdjöpfungen ber Vergangenheit m unfern Neonat p
tocefen unb ju erhalten unb bie oiefleiebt nod) trgenbwo oorftnbüta
SRacbricbten über, bie ©ierSbagener ihmftfdnile *u fammeln! 1 }
Der feiige 4)ehtrid}, Stifter kB Domitrikancr-
kloßers in £öhu
<£in Bettrag 3ur (Dröensgefdjtdjte Kfyeinlanis
unö ZDeftfalens.
33on Pfarrer Dr. theol. ©♦ Äleinermann.
(flöht, ©tauff. 35 #f.)
©trundf giebt in feiner Westphalia saneta pia beata (L
192—197) ein CebenSbilb beS 2)omtnifaner§ $ehtrid& ca& äBorfc
berg, Äleinermann weift in ber obigen httereffanten @d>rtft naber
nadj, bafc er bem abeligen @ef$Ie$te ber £errn oon 3Wübl$aufen aar*
bem gleichnamigen Orte im SBalbecffcfcen in ber Umgegenb orm
2flar3bcrg entftammte unb ber erfte beutfd&e 3)ominifaner mar. <£r
mar bureb Sugcnb unb ©elebrfamfett ausgezeichnet, begleitete £5mg
fiubnrig oon granfretdj auf beffen ßreu&uge als SRatgebcr unb Sßexäfl
Dater, fyattt Jöestebungen ju Äaifer Sfriebiia) IL unb cvu>arb fl($ bk
größten SBerbienfte um bie Ausbreitung feines DrbenS. <§x rourbe
um 1200 geboren, batte fe$r tugenbbafte ©Itern unb $ei<$nete fitb
oon ftinbbeit an burd) gfrömmigfeit unb rafefce SluffaffungSgabe an£;
fpater roibmete er fidj bem geiftlidjen 6tanbe unb begab ftd? na*
Sports, um ben ©tubien obsultegen. ©ort traf er feinen 8anb3maim
3orbanu§ oon Sßabberg auS bem ©efdjlecbt ber #erm oon $abber&
einer SBurg an ber #oppefe in ber Umgegenb oon aWarSberg, unb
trat mit biefem am Afd&ermittroocb 1220 in ben ©omhtifanerorben
ein. 3m 3»a^re 1224 mürbe er aum $riefter gemeint unb nac$ Äoln
gefanbt, um bort ben Orben auszubreiten* 3n jener S^it leitete We
(Srjbiöaefe ber bL Engelbert, jener fromme unb geregte äftamt, ber
roegen ber entfdjtebenen Verteidigung ber fir^lit^en SRedjte oon feinem
eigenen Steffen griebrtcb oon 3fenburg hn £obltoege oon ©emelSberg
1225 ermorbet tourbe; an ibm batten bie DrbenSleute einen mächtigen
l ) ©oüte Semanb SRad)ridjten über bie beiben flünftler finben, fo ift
er im 3ntereffe cineT Sufammenftelhmg berfelben gebeten, jte bem (feijm-
na(ialo6erlei)rer Dr. ttublmann in ißabetborn gütigft übermitteln $u
poHen.
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2tff
»efd&üfcer* 3m 3obre 1234 ftarb ^einrieb, wie er gelebt ^atte,
etne§ öottfcligcn £obe§ inmitten feiner SBrfiber, bie er fierbenb aum
tugenbbaften ßeben ermahnte. Unter #einrtd)S oortrefflieber ßettung
mürbe ba§ S)ominifanerflofter in Äöln eine £od)burg be§ DrbenS
in 2)eutfcblanb* 3)er #err ©erfoffer befd&rcibt getreu nacb ben
Duellen ba§ erbauliebe fieben unb (Sterben be3 erften beutfdjen
©ominifanerS; ba§ intereff ante ©djriftcben mirb baber oon allen
Sreunben ber toeftfältfcben ©efdjtcbte als ein ^Beitrag sur beimatlicben
©efebiebte mit greuben begrüßt werben* 3fn bem ©djrtftcben mirb
aueb noeb nebenbei eraäblt oon #einrtcb3 greunbe unb ßanbSmann,
3orbanu§ oon Sßabberg, ber fpäter ©enerai be§ 3)omtnifanerorben3
mürbe* ©ie Angaben über feine £erfunft bei ©trunef I. 175 ftnb
unriebtig. 2luf bem Äapitel ber beutfeben $omintfaner im 2Rai 1899
tourbe betroffen, bie Erlaubnis aur SBereljrung be§ 1)1. ^einrieb
naebaufuebem
iUtttoast«.
Über ben <5tanbpunft ber 3rminful äußert ftcb baS neue große
ffierf: fceutfebe SUtertumSfuube. $on 2Wüttenboff. 58erlin.
1900, IV, 23b* S. 522.
„ßarf ber ©roße nabm im 3abre 772 bie (SreSburg ober
riebtiger btn (SreSberg unb jevftörte ba8 Heiligtum, bie ©aule unb
ben % SBalb. <&o ersähen alle (Sbrontften unb fpäter Dietmar oon
2Herfeburg, ja noeb hn 12. Sabrb- mußte man ju (£oroet oon 3rmm
auf ber (SreSburg; bureb feine £opograpben toie (Sloftermeier ober
©ieferä (Slbbanblung in ber 3eitfcbrtft für oaterlänb* ©efeb* 8, 280.
ein Sluffafc, bem eö beffer getoefen, er toare nie geboren) barf man
fidj alfo an ber ^bentität be$ ßofalS irre macben loffen unb ibnen
aufolge ben (SreSberg unb bie Srminful 6 ©tunben auSetnanber
rücfen. SSeibe aufammen ftnb ein unb baffelbe Heiligtum, mo ftcb
aber fdjon auf bem $erge au ÄorlSaeit ein castrum, eine Shtrg, ge?
bübet bcitte. 3ft nun ber (SreSberg ein mons Martis unb Er ber
©Ott %\n unter einem anbem tarnen, fo muß bie 3rminful auf
benfelben ©ott beaogen werben» 2Btbufinb überfefet £trmin gerotß
riebtig bureb äflarS unb außer in brei aroeifeüjaften ©teilen tft überall
barunter ber £tu au oerfteben."
3n biefer 3eitf(brift (1899* 6. 35 fgb.) mürbe naebgemiefen,
baß natb ber fonftanten bis in ba§ 16* 3>abrb. unbeftrtttenen Über?
lieferung <5re§burg unb 3rminful auf bemfelben 8erge oon Ober?
27tor3berg ftcb befanben, bie (SreSburg auf bem fübraefilid&en unb bie
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208
Srminful auf bem norböftlid&en £eüe, fo bafe bie Ghredfatrg oot km
Reuigen #atne ber 3rminful lag unb ben <5<blüffel *u i$r bclbcte.
©rft feit bem 16» 3afcrl), würbe bte Slnfic&t aufgeteilt, We 3nraa(Bl
babe in ber 9*ä$e be$ 2hillerborn3 bei »Itenbefen ober auf ber 3tog
bei Driburg geftanberu 9la$ ©teferS mar bie 3rmhr}ul ein ata
Jöaumftamm oon bem templum Tanfanae, meldte« ©ernuntito iE
fianbe ber SRarfen im 3a$re 14 n. (Sfcr. jerftörte. äloftcrmeier, em
lippifäer ©efd)ic&t3f(&reiber be3 legten 3abr$., oerlegt bie 3nnbtjnl
in baS lipptfdje ßanb*
Die Dekattie JMeöebad}.
3n feiner „Jctrc$li<toolitif<ben cStatffiif" SBefrfalenS febreifer
ftampjcbulte ®. 186: „Decanus natus ber äftebebacber Stefanie bot
ber tropft (fpater $rtor) oon ©linbfelb. Offenbar bangt ber (Snoerfe
biefer SBürbe mit bem be3 ^atronat« über bie 2Rebebac$er ^irdt*
jufammen (1220), ber biefelbe alfo bamalS nod& armer. n>ar.* S)iefc
$)arfteUung ifi nldjt richtig. Unfer $)efanat ffcanb fett alten 3aren
unb bt3 gegen <5nbe be« 17. 3at)rb. aur freien Serfügnng bcS Äolner
(Srjbtfc&ofg, b. b. roeber mahlten bie Pfarrer ibren Demanten (wie
j. 33. bei ber Slttenborner Qefanie) nod) mar ba$ $efanat erbfidj
mit einem ftrcblfoben 3nfritut oerbunben (roie a- Ä ber SMefcbeber
vStiftSbedjant, geborener 3)e<bant ber Stefanie SWef^ebe mar), fonbern
ber (5rjbtfc&of batte in jebem Solle baS freie (SrnennungSrecbt £er
Pfarrei äRebebadj mar baffelbe niemals armes, biefelbe gab, aB ber
bebeutenbfte Ort ber Stefanie, blofc ben üRamen b*r„ SBegen feiner
aufopferungSootten fcbätigfett für bie (Srbaltung ber fatboßf<ben St=
ligion in ben benachbarten r>efftfc6en unb roalberfifeben ©ebteten nxrr
ba3 Älofter ©Ihrbfelb um 1630 oom 6r}Hf($of gferbinanb dnfboeitai
mit ber ftübrung be§ $efanat3 betraut raorben, unb beffen SN^
folger 2War. ^einrieb ooUaog hn 3a$re 1682 auf Slnfucben ber ©lirfc
felber Äreuaberren bie bouembe, jeboeb mit einem geroiffen ©orbejoü
oerfebene Union, fo ba& oon ba an ber Sßrior in ©Ifaibfelb al$
decanus natus unfereä 33cairfeö gelten farm. S)a8 SUüpxt ergibt
bie folgenbe Urfunbe. *)
Maximilianus Henricus .... Cum pro parte . • prioris
et conventualium ordinis s. crucis Monasterii Glindfeldensis ex-
l ) 9tocr) einer beglaubigten ttbfdjrift im SProtofollbudj brt öeneroJ'
«Jifariat« in Wnrtberg Sa^rgang 1796. »eiL 43.
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309
positum fiierit, qualiter primum quidem jussu fei. record . . .
Ferdinandi decessoris Nostri cura animarum in locis Düding-
hausen, Eppe et Deifeld . . . pro conservando istic locorum
Gatholicae religionis exercitio, parochis ab eadem Catholica fide
deficientibus, deinde vero decanatus districtus Medebacensis pri-
oribus antetacti Monasterii a 50 et pluribus annis committi
dcbuerit iidemque . . . adeo feliciter . . . decanatum admini-
straverint, ut persecutiones Waldecensium et Hassorum fortiter
sustinentes rerum ac vitae suarum periculum subire quam
haereticorum voluntati ecclesias sibi commendatas cedere ma-
luerint sicque Gatholicae fidei Ulis in partibus conservandae
toto studio se impenderent, quem zelum continuare desiderantes
tantoque facilius . . . id se facturos confident, si ejusmodi de-
canatus antedicto conventui Glindfeldensi administrandus per-
petuo commendetur. Quare Nobis supplieari fecerunt, qua-
tenus eundem decanatum Prioratui Glindfeldensi perpetuis fu-
turis teraporibus commendare dignaremur. Nos igitur . . .
dictum decanatum, cujus omnimoda dispositio ad Nos indubi-
tato spectare dignoscitur, cum omnibus juribus . . . saepetacto
Prioratui ita commendandum seu uniendum et annectendum
duximus . . . ut, si tempore vacationis persona in Priorem
canonice electa infra trimestre Nobis . . . praesentata ad re-
gendum et administrandum officium ac munus decanale idonea
reperta fuerit ... de eodem decanatu illiusque administratione
provideri isque vicissim quoad idem officium ordinariae Nostrae
Jurisdiction! subjectus esse debeat.
Coloniae prima Martii 1682.
S)ie grage (am nod& einmal mieber ht ftlufe Bei bem legten
Sßrior Oenpfn (au* Söremen bei SBerl), ber 1796 nad& bem £obe
(ehic^ Vorgangers fiefartlj gerodelt voav. 3U3 baä OenerakVifartat
in KmSbei'g beim (Svabifd&of SRac granj wegen beä 3)efanat3 am
fragte, reffrtbirte blefer (2flergent$eim 17. Sq. 1796), ba& ba3 Sie*,
ben ßanbbedjanten für ÜWebebad) au ernennen, unaroeifet^aft bem <$ra*
blfd^of jufte^e, unb ba& bie früher auSgefprod&ene Union nur bann
ftatt&aben fönne, roenn ber üßrior, roie in ber UnionSurfunbe oorbe*
galten fet, bie erforberltcfcen @igenfd)aften beftfce, $>a bieg nun aber
bei bem neuen gtaor ber Sali fei, ftelje nichts im 2Bege, benfelben
alö 2)efan au betätigen, Slucfc foll biefe (Sntfc&eibung ber Starte
geiftltd&feit, „mefcfce roiber biefe Vereinigung be§ SßriorotS mit bem
$efanai einige txfyblifyt ©inroenbungen bti Und vorgebracht fort,"
mitgeteilt werben.
LVUI. 2. 14
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210
Die tt)at)l Des legten Äurfurflett uiü)
(IrjMftyofB tiou Mit.
SSor 100 dorren mar eS, als bte beutfd)e fleid)3; unb £ir*at
oerfaffung rn allen Sugcn fragte unb balb barauf roufßd) ^ufamm«^
purste, 3Jtttten In biefe bemegte 3«* ftcl ber tob be$ £ölnifd)en
fturfürften unb (Sr|btfd)ofg «Was Srana, ber augleid) ^ürftbtfd^of Don
fünfter unb #o*metfter be§ beutft&en Orben§ geroefen roar. 2>a$
Äölner $)omfapttel rodelte jum legten äWale na* alter 9Beifc einen
neuen (5rabifd)of (1801), ber aber feht Slmt ntd)t antrat (gm
n&fcre Storftellung bicfcS ©egenftanbeS bürfte oieHeidjt ^ur Ipmbert;
{adrigen Erinnerung angebracht fein.
SRaj Srana, ber am 3. Oft. 1794 feine fteftbena Storni ©er*
laffen unb feitbem meift in <5übbeutfd)lanb gelebt ftatte, ftarb in ffiien,
3Rttternad)t3 com 26. auf ben 27. 3uni 1801, an einem &äfla&
Puffe. ffia$rfd)einll* In ber $ora$nung feine« tobe« — er Ott
fdjon lange an JJettfudjt, aulefct au* an €d)laffud}t — fy&tt er tag
oorljer fein teftament *) aufgefegt, ba§ mit benSBorten fd)lie§t: „So
gefd)e$en in ber ßanbfommenbe be§ 2)eutfd)cn DrbenS, ©allen Oeprdd),
als Unferem bermaligen 2Bo$mmg8aufenti)alt, SBten ben 24. 3unf
1801." 3" bcmfelben fommen neben 2 beutf*en DrbenS&etren als
3eugen oor bie fölntfc&en $)omfapitulare, ftrana Surft ju $o$enlo$c
$)omfd)olafttfu3, Ealtaffar Sreiberr oon OfyUu* unb bie ©ffinfterfd)en:
SWattbtaS oon Äettler unb (S^riftop^ ©raf oon Äeffelftabt 3>lefc
liegen bur* Eilboten bie tobeSanaetge na<b fünfter unb Arnsberg
gelangen. 3fn Arnsberg, ber SRegierungSbauptftabt be« föinifd^n
ffieftfalenö, ceftbierte nämli* baS Äölner $>omfapttel, ba* bei ber
fransöftfc&en 3noafion 1794 ebenfo wie ber Jhirfürft ben 9*$eht per*
laffen frttte unb na* Arnsberg geflüchtet mar. i>ier$in mar aud)
baS Erjbifd). ©enerafoifariat für ben redjtSrbemifdjen tfttt ber Gx&
btöcefe oerlegt, mä^renb für ben linf§r!jefnifä)en £$cil ber T>ttfymt
Dr. Wlaxz in flöln blefeS 2lmt oermaltete.
2Nit bem tobe oon 2Ray gratta ging bie roeltlid)e Regierung
oon felbft auf ba3 Somfapitel über, in beffen tarnen bie bisherigen
Beworben meiter fungirten. @S nennt ft*: „Sßralaien unb Äapituiare
beS bermal regierenben Äapitel« be« Ijoijen 2)onu unb (SraftiftS &ohu*
2Ba3 bie getftiidje SSermaltung betraf, fo maren bie $ottmad)ten ber
l ) Da« tefiament ift au lefen in ber 6djrift: SWajr grana . . . oon
ffr. oon 6ctba unb Öanbenäberg, Nürnberg 1803, in einer Beilage. Qr
liegt begraben in ber fjabeburgtföen Familiengruft bei ben &ajra&inm!
in Söien, feine trbtfa)e £ülle foH 477 Jßfunb gewogen Robert.
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211
beiben Gsxfi. ®ene?olotfariate erlofd&en. J)a$ 2>omf apttel rodelte ben
fanontfd&en Sefttmmungeu gemä§ fofort am 3. Hug. ht Arnsberg
einen Äapitularotf ar : Hermann 3<>fa>b oon Äafparö, einen ber 8
Sßrtefterberrn bcS Äapitelö. £)em ©enannten oblag alfo oon ba an
mit ben beftimmten Sefcbranftmgen bte Stenoaltung ber (Srabtöcefe
£dln, trnb ivoax, ba biefelbe ht biefent Hugenbltcfe noeb niebt aer«
frücfelt war, ber ßigbiöcefe in u)rem ganaen bi«berigen Umfang, iinfö
unb re<bt8 be3 föb*ine$. @r nennt fieb gemöbnlitb: Vicarius ge-
neralis Gapituli in spiritualibus ober füraer ®eneraloifar, feltener
begegnet ber fcttel Äapttularoifar, 3>aS lefetcre SBort febeint bem
bamaligen <5pra<bgebraucb niebt gelaufig gemefeu gn fein, unb ebenfo
wenig fommt ber begriff bed Äapitularoifarö, wie ibn baö gemeine
dttö)t auffteUt, gur oollen ©eltung* Die Äölner J)om$errn nennen
ftdb wabrenb ber ©ebtSoafana legitimi administratores archidioecesis
unb üben gumeilen bifeböfliebe SRecbte au& l ) Sie befragten ben oon
tynen gemablten ©ifar nfobt fo gana. als unobbongigen 2Jtonbatar,
fonbem mebr als SBeamten be8 (Sraffltö ober be8 2)omfapttel8, 2)a*
(er laffen fie bemfelben, nwbreub er für geroöbnlicb freie £anb ht
feiner ©pbäre bat, boeb bei befonberen ®elegenbeiten aueb in spiri-
tualibus Reifungen unb SBefeble aufommen, bie er auSaufübren bot 1 )
9tocb am fetben Sage, am 3. Buguft, erlieg oon ÄafparS ein
6<bretben an ben oben genannten $)edjant SWary ht Adln, worin er
ti)m feine 2Ba$l als vic« general. capituli onacigt unb ben Auftrag
gibt t ut quasi Administrator Vicariatus officii funetiones ex altero
Rhenilittore prosequeretur*. JBon etner gortfefeung be$ früheren
Amte« ol* ©eneralotfor im eigentlicben ©hüte tonnte sede vacante
fetne «Rebe fein, oon ÄafporS will bamtt fagen, bog er ben $>ccbanten
*) 3)a« 2>omfapitel verleibt 8. Sunt 1802 bie Pfarrei ©reoenfkin
.cnius collatio ad archiepisc. Coloniensem seu ad Nos tamquam
legitimos dioecesis pro tempore administratores specitare dignos-
citur,* bem X^ob. Spulte, bilber ötfar in (Satte; H bifpenflrt einen
flogen oon bem «efudje be« Oribifä. Seminar« (10. Sftai 1802), tB
nimmt bie 2)emiffton M bt$b<rigen CErabiftb. ßornmiffarf für bie »eft-
fäliftben grauenflöfter Weefen an unb ernennt an feine ©teile für Storni-
Bccf ben Slbt Sifdjer, für SBenmngbaufen ben Ötaebedjanten ntnbt* in
9Hef<bebe (29. 8ug. 1802) u. f. m.
•) „3lu* gnäb. SBefebl bei regierenben 3)omfapitel* ,, wirb bie appro-
batio pro cura einem ©eiftlitben öom Äop.-fcifar entooaen (6. 3Bai
1802). <Der Äop..»itar b«tte Sebenten, eine rötmfcbe 3>tfpen«, bte ad
officialem archiep. Colon, gerietet mar, au ejefutiren unb Iptte ft<b
bieferbalb an bie Nuntiatur gewenbet, ba* Äapitel befahl ibm indilatam
eiecutionem. — $a* ftopitel regulirt bie (Sompetena bei Cfftafalatt unb
be* ®en.-$ifariat« begüalt^ ber «uffld)t über ba« ttrdjlidie Serntogen
unb fdjicft feine ^Chttfcbetbung jur 9la%xity unb 9taä)a(btung M bem
Äap.«öifar an (2. ÜÄära 1802) u. f. »•
14*
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21g
SRorg m feinem ®e$ülfen in »ufiübung ber 9fcgte eines &aprtufo
oifor« auf bem Hnfen Styeiraifcr befttmme „quem ego, Reifet cd in
bttn unkn anaufübrenben ©erigt an ben ^app, substituere debui*.
Hm folgenben £age, ben 4. Äugufl, benagrigtigte ber Aap^Biffr
bie 3 tegt&g. S)eganten in ©tegburg, S)cufc unb Düffdborf über bk
neue Sage ber Dinge unb rotes fte an, ftg in ben einfglagigen
Sachen ju roenben „ad Vicariatum Arnsbergae, ubi pro tempore
residemus*. (Sbenbenfetten gibt er in einem $rfaft oont 6« Äaf-
bie ©offmogt, für bie 3ett ber ©ebtSoofonj bie Approbationen ber
irrten unterfte$enben ÄuratgetfKigen §u estenbhen „ita t&men, ut
Uli qui prima vice pro cura principali seu subsidiaria sunt ex«
aminandi, hujati (Arnsberg) examini se sistere debeant".
3u ben nägften Sogen ejpebirte bann oon ÄafparS einen am
5. ftuguft gebrueften (grfafc be* $omf apttelS an bie göfifigen dem
be* ganien regt*rbefntfgcn (Gebiete«, worin bie amtOge gjftttfretfung
oon bem £obe be* (SrjWfgof* gemacht utib bie Änorbramg getroffen
würbe:
a. nag ber bi*bertgen Sitte 6 ffiogen btnburg Borgens,
äRtttag* unb OTenb* su l&utem
b. an bem nagften freien Sage nag Abfingen be* £obtat?
offfyhtm* bie solemnes exequias cum commendatione pro dfto
archiepiscopo ju polten.
c bie Sßriefter toben al* orationes imperatae #i beten bie
oratio pro deftmeto unb de spiritu saneto für bie 9fcuwa(l, bo*
Soff foH ermobnt werben, für beibe 3me<fe fteifeig au beten, gur
Arnsberg (SCbtetftrge ©ebtng$aufen) orbnete ein QxUfc be« Jfepitel*
oom 8. 8ug., ber oon ber Äanjel oerlefen würbe, bie Srauerfeier
auf ben 26. 2lug. an. „$abet erflehten 3ene, bie £anbtag& ober
$)tfaftertakUntformen tragen, in foganer Uniform mit fgmarjen
©ehrfletbem unb Strümpfen, fobann glor um ben Armen unb $ut
3fene aber, welche feine Uniform tragen, oon ben Staiben, Beamten,
©ürgermetftern unb ftäbtifgen Deputaten entweber in fcfaoarjcn
Äleibern ober in fgwarsen SWäntein u. f. w." 1 )
©gon oovfcer, am 13. Äug. namlig, baiie o. Äafpar* feine
2Ba$l al* ftapitularoifar nag ftom berietet. (Sr fiettte ntgletg ,imb
iwar nomine et speciali coramissione capituli Metropofitani* bo*
©efug an ben $apft, gm bie befonbeven gafultäten „a sede apostolica
archiepiscopis Coioniensibus olim concedi solitas* gu oerleÜ)en,
„cum in difncillimis hisce ac deplorandis rerum adjunetis animaram
ad Interim mihi creditarum, quarum pars non exigua ex laero
*) 9tag bem „Protocollnm aive diarium approbationum . . .
aliommque actorum et gestorum in Vicariatu Generali Arnsbergae
1801. 3m ©eftye ber Giengen Serem«bibliotbef, bie früheren unb fpoiert»
^rgänge finb fcigengum be* (Srjb. ©en.*8ilariat« Adln.
I
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213
Rhenilittore sub dominio Gallorum gemit, saluti satis providere
non posse mihi videarV <§x btittt borat aad) um bie SBoftma^t
„easdem facultates communicandi ei, quem ex laeva Rheni
ripa ob Gallorum ibidem praesentiam aliasque ob causas sub-
sumiere debui." (Bemetnt ftnb bie fogen. Quirojuennalfafultäteit,
bie in ber 2$oi feit etwa 150 3fa$ren ben (Srabifdjßfen erteilt waren,
unb bie noefc 1784 SRaj Srrana felbft erbeten fyattt, wä&rcnb er fte
fpiter grunbfäfeltdj ntebt me$r anerfamtte unb in allen gäHen aus
«rabtfcböflic&er BoHmac&t ju btfpenflren fugte. 2)ie Sitte oon
Äafpar3* bebeutet infofem einen wichtigen Umfc&wung in ber Bettung
bei fciöcefe: ba£ Serlaffen ber 3febrontantft&en Sftcbtung unb engeren
«nfd&tufc an ben 8pofft>ßfcben Stuft.
2>ie erbetenen gafultaten würben in fRom am 6. ©cpt. auöge*
fertigt unb gelangten am SO. ©ept l ) in bie £änbe bed Äopitular*
oifarS nag Arnsberg. Sie ftnb in jwei gebrutften Formularen cax&
gepellt. $a£ eine tragt bie banbfcbrtftttc&e ©emerfung: »pro locis
imperii ad illam (Coloniensem) dioecesim speetantibus", baä
onbere: „pro locis tantum illius dioecesis dominio Austriaco sub-
jeetis". ($3 entfpradj baö ber bisherigen SßragiS. 2>emt bie <$x&
btfdjöfe oon Äotn unb Srier Ratten neben bem gewöbnlid&en Formular
feit etwa 1712 für bie in Ü)rem $töcefangebiete tiegenben öftreicbifd&en
Stntbeile eine, übrigens unbebeutenbe Erweiterung ü)rer Safuliäten
be*ügU4 ber (^ebinberniffe erhalten.*) 2Bä$renb bort bie gafultät
erteilt tft: „dispensandi in III et IV gradu simplici et mixto
tantum cum pauperibus, in contrahendis, in contractis vero*,
Reifet e3 (ier: „sed etiam cum nobilibus et divitibus in con-
trahendis, in contractis vero etc.* Pierson unb oon ein paar
anbern Äleinigfeiten abgefeben, ftnb beibe Formulare gWdjlautenb.
$ie SBoflmacbt a«v ©ubftitution war mit ben Sorten gegeben:
„communicandi has facultates vel in totum, vel in parte
. . . sacerdotibus idoneis ... et praesertim tempore sui
obitus, ut sede vacante sit, qui suppleret, donec sedes Apo-
stolica certior facta sit, quod quam primum fieri debebit per Dele-
gaten aut unura ex eis, alio modo provideat". $on ber £t\t
an bewegte ftd) ba§ 2)ifpenfation3mefen für bie (Srjbiocefe Äöln wieber
in ben rechtmäßigen ©eleifen. 2)er Äapttularotfar maibte oon feinen
Ouhuntennalfafultäten ©ebraud), unb in weitergeljenben gällcn würbe
bie 2lpoftoltfcbe $ifpenfation, gewöbnlidj bureb ben SRuntiuS betfa
®euga, erteilt, bie bann nadj Arnsberg aur ©jefution überwiefen
würbe.
') 9tt$ bem oben angef. $rotofoflbud& bed @en.»$if. Stnrtberg, 1801,
alfo nidjt am 6. S)e$. ausgefertigt, lote in puffere „gorföungett auf bem
©ebiet be* franj. unb rbefoifäen £tr$enredjtr @. 821 m Iefen ift
•) $acca, 2)enfwürbig!eiten, Sfogöb. 1832 <g, 50, 51.
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au
So moren bie Serb<niffe eiiifl wellen leiblidj georbnet. S)fe
meltlk&e iRegterung lag oerfaffimg«mö&tg fn bat $5nbett beö 2)0»
fapitelS, bie getftll<&e gffcgterung führte ber mit befonberen päpftiiffeen
SoHmatbten au«geftattete ftapitulanrtfar fn Arnsberg, ber für te§
linWrbehtif<&e ®ebiet fehlen Subftttuten fn ft5ln aufgefüllt fette»
Aber ber ©lief tn bie 3ufunft mar fe$r trübe. 2>ie hgnrffAen ei»
getretenen poltttfa^en 3uftänbe brofcten mit bem Untergang ber gesfb
liefen Staaten unb liegen auf meltlidjem unb geiftUdjem 0ebtete ei»
Cermhrrung befürchten, beren <£nbe iuk& nia)t abaufeben mar. €•
Arn mar namlta) bura) ben ßuneoifler grieben (9. gebr. 1801) ba*
ganie Itnfe SRbetnufer mm 9fcel<b3megen an Sfranfreid) abgetreten unb
babei befttmmt, bafc bie meltlidjen gürffrn, melcbe Wer l$r Xerrttorium
verlieren mürben, burd) Säfulartfatton von geifttuften Gebieten asf
ber anbem Wetnfeite entfebäbtgt merben follten. ffielaje gefftfkfte
Staaten §um Opfer fallen follten, bx mek&em Umfange unb mtter
melden Oebingungen bie Säfulartfatton ftattaufinben babe, mar ium&
nic&t benimmt, bie <$ntfa)etbung herüber oblag ber ju biefem
3metf oerfammelten 9Wa)«tag8beputation au ftegenSburg.
$>a« ftölner $)omfapttel mar, ebenfo roie baS iRünfterfc&e, mm
Anfang an entf$loffen, trofc ber ungünftigen Sage eine Sfcuma$l ©or*
aune^men unb glaubte babunfc nia)t nur feine $flhbt au erfüllen,
fonbem oudj burdj bie BuSmabl eine« geeigneten ftanMbatcn baS
beffce SNittel au finben, um ben gortbeftanb beö fturftaateS, fomeü
alfi mogUd), au fiebern, 81m 8. tfog. 1801 freiten bie m Arnsberg
onmefenben SDtttglteber eine »oroerfammlung ab, in ber befcfcloffen
mürbe, am 7. Cttober aur SBabl au febreiten. SHefer ©efölufj motte
an bie E&üren ber Bbtetftrcbe 2Bebbtgbaufen (Arnsberg), bie bomols
bie Ä5lner ftatbebrale vertreten mufte, angeheftet, unb ber $onu
funbtfu« ©olltg fertigte bie (Station aur 2Ba$i für bie obmefenben
ftapttulare au«. Sofort erbob bie preußtföe Regierung (ginfprua). *)
$er ®ebeimratb o. $obm, früher preußifeber ©efanbter am fürs
fölnifc^cn $ofe, richtete am 15. Slug. oon $ornburg au« an Schreiben
an bat ftölner ftapitel unb ein gleicftlautenbeS nacb fünfter, *) marin
ausgeführt mirb: SRacb bem Strtüel 7 be« fiuneoiHer ^rieben« ftebe
feft, bafj bie bura) Abtretung beS linfen SRbelnuferS betroffenen melk
ltd&en Surften eine ©ntfcbabtgung erbalten, meldfce bureb Säfularifatton
bemirft merben foUe. »eoor biefe Angelegenheit bura) ben 9tet<b$tag
abgemicfelt fei, ergäbe fi$ bie natürliche gfolge, bog in ben aur 3eit
*) $ie foloenben Sfcrbanbiungen nag ber ©djrift: „OffuieUe «ftm-
frücft über bie Söabl eine« neuen @t)urfürftfn im Äug. unb Sept. 1801*
o. O. 1801; bie betreffenben ©tücfe finb im Sejrt mit i^rer 9tr. angegeben.
•) aber fünfter (anbdt na^er (Sx^axb: 3)ie betben legten TOün-
fterfa)en gürftemoal|le« im Äügem. 9rä)i9 von Sebebnr 1884,
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215
oofont werbenben Qsx& unb #o<$fftften btc !Weuwa$len fufpcnbtrt
blieben« 3nbem ber Äönig oon Preußen baS Kapitel fetner £uü>
oerftefcere, erwarte er oon bemfelben bie fefte 3ufage, böfc es ft<& ber
2Ba$l enthalten wolle. 5ür Sßreufjen unb bie anbern mitbeteiligten
Staaten war es fclbftoerftänbllc^ angenehmer unb billiger, wenn fte
ntdjt in bie Sage famen, bie Surften ber ifcnen aufadenben geiftllcfcen
©ebtete bepoffebiren unb unterhalten au muffen. 3Me 3)omfapttel
hingegen waren ni#t geneigt, ber Vernichtung ber getftltcfcen Staaten
unb Ü)rer ©elbftoernicfctung SBorfpamt $i letften. $>aS SWfinfterfc&e
Äapitel antwortete fdion am 17. 2luguft ablebnenb, ebenfo baS Äölner
ht einem ©d&retben beS $omfonbifuS S9ottig oom 22. Slug., worin
eS Reifet, baS Kapitel babe auf @runb feines SBablrecfctS unb gemdfj
ben fanontfeben ©afeungen bie SBabl bereits anberaumt, bie SRÜ*
fapttulare eingelaben unb ©r. Sßapftl. #eillgfett unb ber Äatferl.
äWajeftät bem alten tferfommen gemäfe bie beabfid&tigie 2Ba$l bereits
mitgeteilt, eS erwarte oon „ber weltgepriefenen ©erecbtigfettSllebe 11
©r. Sütojeftät beS äönigS oon $reufeen, bafe er ber gefefemäjjtgen
2Ba$l fein £inbernifc bereite (9fr. 3).
3n berfelben föicbtung war Sßreufjen als Vertreter oon Stur*
branbenburg unb SJtogbebuvg auf bem SKeidjStag ju SRegenSburg
tbatig unb roufete bie franaöftfebe Regierung in feinem ©tnne au be*
ehxfluffen. 2tm 30. Sluguft übergab ber franaöftfäe 93eooHmacbtigte
Sacber in SRegenSburg eine unterm 24. 2lug. auSgefteHte SRote beS
EWlnifterS Xafleqranb, bie gana ben preußtfdjen ©tanbpunft einnahm. l )
3n ber ©ifcung beS folgenben SageS (31. 2tug.) gab Sßreufcen bie
©rflarung ab: w ©e. Äönigl äflajeftat forbere bie ZRitftänbe beS
SftricbeS auf au fonftiontren, bog bei (Srleblgung getftlid&er ©teilen
einftmeilen feine Ifteuwabl vorgenommen werben bürfe, wenn bieS
gleid&wobl geföäbe, würbe ©e. 3Jtojeftät bie ftattgefunbene 2Babl als
gültig nitbt anerfennen" (9fr. 5). kapern trat bem preufjifcben gfo
trag bei (9fr. 7), w&brenb Äöln unb fünfter i$re ^rotefiatton ein*
reiften (9fr. 6). 3n ben Ver^anblungen oom 14. ©eptember er*
Harten ftd& für ben Antrag: 93aben, £effeifc$armftabt unb SWagbeburg,
wobei Unteres als $räcebenafaH ben Umftanb oorfüfcrte, bafj 1761—
63 bie Sßablen au fünfter, £UbeSbelm, gkberborn unb OSnobrücf
bureb „3nbtbttion" beS £eraogS oon Vrounfdjweig als ©eneralS ber
©rofebrüatmtjdjen Slrmee auSgefefet feien. Bamberg, bem SBüraburg
unb Sßoffou ftd& anfcfeloffen, proteftirten unter Berufung auf baS bi*
ftorifcfce 9tabt (9fr. 8).
') Vous 6tes aatorisd demander officiellement au nom du
gouvernement fran$ais et d'aecord avec la däclaration de S. M.
Prussienne, qu'il soit sursis ä toute nomination aux benefices
eccl&iastiques en Empire et notamment au titre Electoral de
Cologne et ä Tey^ch^ de Münster. (9hr. 4.)
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216
SDaS 9teto&8ober$aupt billigte ba$ Bertolten ber Wben BctfrtBgiai
Domfapttel unb fidjerte ibnen, tote berfömmltdb, bie <£rtffetibiing ehtd
faiferlicfcen ÄommiffarS für ben 2Ba$ltag ju. 3Hünfter fyxttt bereu
am 9. ©ept in ©egeumart beS ©rafen oon SBeftpbalen als Faifertwfce*
ftommtffarS bie SReumabl vorgenommen, bie auf ben <5r§&ei?og ftnhm
SSiftor, ben »ruber be§ flatferS, fiel. *) darauf rttftete ber pwx&fät
Vertreter o, $o&m •) ($amm 15. ©ept.) eine föarfe Stortc an ba§
bortige Domfapttel, bie oon feuern betonte, ba& ©c äWäieftät, ber
Äönig, bie 2öaW ntd&t anerfenne unb bei eoentuetter Saftkarifafbit
be3 $oc&ftift8 fünfter jebe ©ntft&ablgung be« SttrftbtfcfcofS a&Ie&nt
(9for. 9). 2lm fotgenben tage ertlefc berfelbe ein 5$nli#cö groben
an ba§ Äälner SDomfapttel in Arnsberg, beffen SBabtyanblung tuxb
beoorftanb. <$r forberte ba§fefbe nod&mal§ brtngenb auf, Wt ffitfJT
gemäfc be§ 2Bunf#e3 ©r. äflajeftät au unterlaffen, unb rote* pm
©c&luffe auf 2Hünfter $in, beffen ©d>idf[al (Sftcbtanerfemnmg ratb
^id&tentfd&äbtgung be§ ©ernähren) auc& #oln im %aüt ber ftemtem
ju gewärtigen fcabc (Sftr. 10). darauf antwortete ba$ 2Wünfrerfc&e
Äapitel am 18. ©ept., baS Äölner am 22. ©ept. o. $>o$m fHBtt
beiben auf SBefefcl ©r. SWafeftat eine fi5rmli*e $roteflarüm s« (W 111
26. Sept.), bie anünfter feinerfeitS in einem ©^reiben wmt 30.
©ept jurü<fwie$ (3to, 11, 12, 14, 15%
Stuf bem Sfteid&Stag fam bie Angelegenheit roteber oor im i$ürfttfc
rat$e am 25» Sept., wöbet bie geifttidfren ©taaten: SBormS, fcugfc
bürg, ©Iwangen, sprüm unb (Sic&ftfibt an SWünfter ft# anft&loffen,
wabrenb 37togbeburg unb #effen;$)armftabt ben entgegengefe#en
©tanbpunft oertraten (9ßr. 17), fobann in bem Äurfürftenratbe atn
28, ©ept., wobei ba§ Kölner $)omfapttel eine würbige unb wefc
läufige «Rechtfertigung feinet »erfaltenS überrefd&te. 68 fei burtb
ben prcufjifd&en Antrag fd&meralidj berührt, um fo mtbr, aK ©e.
fturfürftlid&e $)urd&lauc$t ju $fala (Tonern) fogleid) feinen »eftrftt
*) £)ie Saljl würbe Tanten« beö Jtapitrl* t>on 8™n$ grtcbrtA S*.
&. gürfienberg, Äanonifuä an ben ÜDotntträjen ÜWünfter unb SgaberbDrn,
Kurator ber UntDerfttät, be* #od)w. SRegirrenbnt ®otnhtpitel« vicaritis
in spiritualibus gen. burdf) ein 3luef ^reiben öom 16. 6ept. ber$CM e
befannt gemalt, wobei ein Danfgotteebienft für ben 20. ©ept. angeertnrt
wutbe. 8ur geier be^ Sage* et^ien 2)er ümmi ber 3aL* ©nc
(Santate, in 3Kufit gefegt oon 2^eob. Seifing.
s ) ftber o. 3)o^m urtbetlt 6rbarb a. a. O. ©. 107: „$tx 8erfu(§
(bie gürftenwabl preu^tf^erfeit« gu oer^inbern) flef^a^ bur^ einen SRaitn,
über beffen politifd^en S^erbanblungen überhaupt ein eigener Unfiern 3«
walten f^ien, nnb an beffen btpIomarifrf)en Talenten man baber wobl mit
eben bem JRedjte gweifeln borf, wie an feiner Ergebenheit für ba« Ä8«.
$ren|. ^au«, gegen weldje fein 5^enebmen in bem Umfturjfa^r 1806 »»>
in $olge beöfeiben baö entf^eibenbfte 3eugni§ ablegt."
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217
erftfttt $afe* «Ht [Regent, befielt ^mie beut Äurftoot Ä5ln in ebtem
Beitraum von nte&r als 180 3af)ven 5 Regenten gegeben $abe, beffen
SBorfabren wm jefcer eine ooraüglid&e ©tüfce ber fatfaOfdjen ©acfce
unb ber tot$olifd>en ©tftnbe gewefen feien. 3m Stngeftcbt ber ge*
fammten SReic&Sftänbe, neben benen ber fölnifdje Äurftaat fiets (eine
Wut pifc&t für baS ©afertanb geleiftet %abt t r/ im Slngefid&t t>on gan*
gtttopa als Seitgen tyreS SWutbeS unb beutfdjin ©litneS unb enbli*
ben fommenben Generationen jum ©etfpiel", wirb weiter erflärt, ba$
baS ftapliel, „meines au$ immer für bie einzelnen Sttitglieber bie
golgcn fein werben, ftcfc burd) SRid&tS abgalten Iaffen werbe, feine
$fli#t fu erfüllen". 3)a8 Kapitel "beruft ft* weiter auf bie *Rei$S*
fonftitution, ben Äurfürftenüerein, ber ben aWttgUebem gegenfeitigen
©djufc suftefcre, unb bemerft in Sejug auf ben Suneotüev trieben,
berfeibe enthalte feine SBefttmmung, welche baS Äapltel oerpfltc^te,
„pvc ©ernhfctung ber SBerfaffung biefe* fianbeS felbft bie £änbe au
bieten unb feinerfetts eine ©er&nberung uoraubereiten, bie bie (Son*
ftitutton, bie fot$oltf<fc Religion unb bie $r guget^anen (Stdnbe mit
in ben Bbgrunb litfyen wirb, unb bei weiter ber erfte Schritt —
9U^tooQ)ie^ung ber SBaijl — mroerfennbar aum Untergang beS Äur*
fiaateS fü$rt." 2lm (Sd&luffe feiner längeren 2tu§fü$rung gibt baS
Äapitd ber Hoffnung föaum, bafj weber ®e. SRajeftät ber ßänig von
spreujjen, nod) bie anbern ©tänbe bem Antrag auf (Sufpenfion ber
2Ba$l eine weitere ftolge geben werben, unb bieS um foweniger „je
gewiffer biefer Antrag bei längerer ©erjßgerung beS griebenSwerfeS
bie SBtrfung, baß ber grftftte Zfril ber beutfäen äireften, ntdjt o$ne
ben entfc&tebenften dlad)fytil für bie fatljolifcbe Religion t>erwalfet
bleiben fönne, hervorbringe unb babureft für biefe ein weit aerrütteterer
3uftanb, als es bie gegenwärtige Sage ber Angelegenheiten nur immer
erwarten lagt, werben müßte (9h:. 18). fturbranbenburg „repro*
teftirt felerllc&ft ad priora" unb Äurpfala gab na* ©djlufj beS
SßrotofoHS eine (grftärung ab, worin es ftd& ebenfalls gegen bie
ftölner Bemerftmgen oerwa^rt. Am 28. ©ept war wieber Surften*
rat$, worin 2Hünfter föarf proteftirt; greifingen, ftegenSburg, ©erd&teS;
gaben, gulba weifen ben Antrag auf ©ufptnfton ber SBaljlen db f
wä$renb HRagbeburg feine früheren (grflärungen wtebetijolt. S)aS
2Rünfterfd>c Äapitel erftört (9ft. 19): GS glaube mit gereifter
Sumfidjt ben fämmtli^en [Reic&Sftänben bie Beantwortung ber fjrage
anbeimfteOen au Wunen, ob:
„e$e ber von 6r. Äoitigl. 30tojeftät t»n $reu&en in ifcrer reietyk
jtänbiföen (gtgenfd&aft gemachte Antrag auf ©ufpenfton ber 2Ba$len
in $erfßmmlld)er, DerfaffungSmäfciger gorm bei bem 9tet#3tag in
#erat$ung gepellt worben — e$e gefammte ©tänbe barüber and) nur
$re Meinung au augem im 6tanbe waren — e$e barüber bie 33e-
tat^ung geenbet — e$e bie reic^Sober^auptli^e ©uif^liefeing barüber
erfolgt rft — ob vor allem bem bie reid^SIonftittttiimSm&giaer Vrt
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218
tuuft 9fB4t unb @ODiffen oottpgette ffia^( oon einem eingeba
©tonbe b*S SReUfce« als rticfy gültig . . . angefeilt roerben &«.*
©n 9fci(&*tag«bef(Wu6 über bat preufetfc&en Sfatrag fam n*
ju Stanbe. Da« Miner ftapitei fcftritt, toie früher befttnanx mc,
am 7. Oftober 1801 §ur ffio^L 9m £age oorfcer mar ber ftttferikbe
ffia$lfommiffar, ®raf o. Schlief, in Arnsberg angeformnen m*
feierlich empfangen, ber tn bem fog. 8anb9berger $of ferne SBofrmag
itafyn. 2Bablbere$ttgt roaren bamal« 22 ftrpitulare. $on bieget
wirb ehtcr, ber Surft 3ofep$ von ^o^enlo^3Baü>enbur^^3 grtenft e t B k
als absens beaett&net, f ) b. $. er beteiligte fi# nkfct an ber Saft
meber perfönli* no* bttrefc einen Vertreter. Die tarnen ber
ttebrigen finb fotgenbe:
1« äfteinrab, ®raf oon ÄöntgSeggJÄulenborf, decanus caphuH
2. (Sbrtftton, ®raf oon £5nig«egg#tot&enfelS, «Subbtofon.
3. ftroni, gfürft oon ^benlobe^^tngSfürft, S^olafiün*.
*♦ 3ofepi (Srbtrudtfefi oon StikSBuraadj, diaconus senior.
5. (Srnft, ®raf oon ÄönigSeggsSfcotbenfelS, diaconus junior.
6. Stomas, (Srbtrud&fefc oon 3^2Bitri<H$> Thesaurarius major.
7. <£$rifrian, Surft oon #obeiuabes#artenftein.
8. 2)amion 3friebrt<&, ®raf oon ber fiepen.
9. SBtI&clm, Surft oon ©olnuSalm, archiepiscopus Pra-
gensis.
10. griebri* «lesonber, Surft oon Oettingen^flerfiein.
11. SJtas, @raf oon ft3ntg8eggs9tot$enf?&-
12. ©igiSmnnb (Sbriftopb, <$rbtn$fe6 m 3eü unb Xraudjburg,
episcopus Ghiemensis.
13. KioofhiS, @raf oon £dnig«eggr«ulenborf.
14. (£lemen3 äJtoria oon Werte, suffraganeus.
15. Srana Äarl oon $UIe*$eim.
16. ®abriel oon S**nfc
17. fERag 3ofep$ oon ®epr.
18. Saltaffar oon SJtyliuS.
19. $riebri$ oon aRplhi«.
20. $eter 3ofepb oon <Slau8prud>, officialis.
21. Hermann 3ofep$ oon ÄafparS, vicarius generalis capituli.
SSon biefen 21 äBäblern roaren übrigens nur aefct perfönlicfe an?
roefenb, rodbrenb bie anbem einem 9Wttfapttular bie SBoKmad)* m
Abgabe ifcrer Stimmen ertbeilt Ratten, $ßerfJtalid& araoefenb roaren
aui bem obigen JBerjetcfottffe: 9bc. 1, ber |uglei4 ootirte für 9*r. 3,
*) 3ugletd) SDomberr in Strasburg unb Srellau unb für lettera
Ort 1795 juut (Soabjutor erwählt. Sei ber fölnifd&en (£oabfutoroa$I oon
1780 »ar er ber preufeifdje (Begentanbibat bei öfter, bringen SRar Stäh$
getoefrn. Seil auf preufcif($er Seite fteljenb betbeüjgte er ftd) trid)t an
ber fBaty in Arnsberg, bie gegen SBiüen ber prtufc. Regierung ftatrfaab.
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219
8, 9, 10, 11, fobomt 9bc. 2, bcr augktcfr oottrt für SThr. 5 unb 12 r
weiter 9ft* 6, bcr oottrt für SRr- 4, weiter 9for. 7, 13, 16, 20, 21,
ber filtere mit bcr äSoHmac&t für SRr. 14, 15, 17, 18, 19* Sfot*
Spaltung eines £od&amtc8 in bcr 2tbteifir<&c 2Bebtng$aufcn (Arnsberg)
traten bic SBabler sufammen in aula capitulari in ©egenwort bc$
S)omfonbtfu8 ©ofllg, bcS Notars Seinen unb aroeier fpeaiefl requirirter
3eu0cn: bcr beiben £ofaffefforen 3o$. 2BtI$elm SBunfcfc, ÄanontfuS
hi @t. ©eoerht au Äöln, unb (Engelbert Siggeleben, ÄanontfuS In
Sonn« $)ie ©enannten begaben fi# fobann nulla mora interposita
in domum capitularem in praefata abbatia electam. $ier mürben
bic %ottma$ttn pro absentibus votandi ocrlefen unb geprüft, bann
ftftnmte man ba§ Veni sanete Spiritus an unb crrodblte au ©fru*
tatoren bic in bcr obigen fiifte mit 9h\ 1, 2, 16 oeraefc&netcn $er*
fönlic&fetteiu 1 )
3)a3 nun folgenbe ©frutinhim mar bafl) beenbet. ®lei<$ hn
erften 2Ba$lgange fielen fämmtlic&e Stimmen auf ben (Sra&eraog
Snton SSiftor, „ex serenissima et regia prosapia et legitimo
matrimonio proereatum, prima clericali tonsura insignitum et
super defectu aetatis apostolice dispensatum, moribus et scientia
praecellentem ac in spiritualibus et temporalibus circumspectum*.
änton SBiftor mar am 31. Slug. 1779 geboren unb beburfte baber ber
StttcrSbtfpcnS. £)iefe unb anberc, befonberS megen ber $oppelwabl
für äftünfter unb Äöln not^toenbigen 3>tfpenfcn battc gtfuS VII. am
16. 2Iuguft bur* ein breve eligibilitatis erteilt äRit Sftüdficbt auf
bic Serbienfte bcS @rabaufed um bie tanjoiiföe Religion, in bcr
Hoffnung, bafe bic guten ßigenfebaften bcS ^ßrinjen fein SUtcr erfefcen,
fowte bewogen burd) bic bicSbeaüglicben bitten be8 ÄotfcrS unb bc8
$rhtaen concebirt olfo ber $opft ,ut ad duas in Germania eccle-
sias cathedrales seu metropolitanas vacantes .... quamvis
dumtaxat 22 annos sis natus, neque sacris ordinibus initiatus,
neque adeo in clerum adscitusnec de gremio capituli illarum
ecclesiarum . . . eligi tarnen ab Ulis, ad quos legitime pertinet,
in episcopum vel archiepiscopum et pastorem utriusque ecclesiae,
sed alterius quidem in administratorem tantum libere ac va-
lide possis".*)
3n ©orauSftc&t feiner SBabl &atte Slnton SSiftor bur<$ ein
treiben, SBlcn 14. September, ben oben genannten $ombe$anten
äRctnrab, ©rafen oon ÄöntgSegg, au feinem Sßrofurotor befteflt »uf
®runb beffen erfförte nun bcr $ombe$ant bic annähme ber 2Ba§l
fettend feine« SUtonbanten ober, um bic Sorte bc8 gfrototoBS au ge*
braueben: „quod nee ambitiöse consentiret in electionem faetam
?
$rototoQbu4 be« ©..». o. 1801.
fc&enbafelbft
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880
nee eandem süperbe recusaret atque Divinae dispositiom ae
Dominorum de capitulo Coloniensis ecclesiae voluutati contra
riari nolens in electionem faetara consentiret*. (St befgoK
barauf Ramend beß 3Geuermä$lten bie $erf$mmlt<$e S^OapttsIatte
unb würbe in feierlichem äuge auf baS <$fy>x ber 9tbteif!r$e geffi^cL
£ier fcatte tnamtföen ber fatfcrlicfce Äomrntffor mit grofcem (Pcftige
ft<$ etngefunben, ber bie fatferßd&e Seftöttgung auSfpracfc. 3d# uer-
fünbete ber 3)omfapitular wrn $ran^ bem in ber ftirtfre oiuuefc ubcu
Söffe baö 3Ba$lergebntfi, ber 2Tbt $iföer fttmmte ba3 Te Deum ob
unb batnit fötofj bie ganje aBaftbanblung, l ) Der faiferfkfce &ra=
mtffar nntrbe in feierlichem 3uge in fein ©tanbquartier jimkfgdeitet
unb eine SDeputatton ber fianbftanbe fatmnt ben Beamten unb bem
©tabtratfc (ragten iftm unb bem Domfapttel Qre #ulbigung bat.
63 folgten grofje mettlid&e 8feftli*feiten. $>e« Stbenb« mar bte «Stobt
ifluminirt, befonberö ita$m ftd) He Sflumtnation bei bem gkmmen
auf bem SHarßplafe gWitjenb au$. lieber un§ä$ligen öatnptoiö, bie
fjlitt angebracht waren, fd)»ebte ber Äurbut, barunter waren folg&bt
3fnfd)rifttn ht (£Ijronoftid&en $u tefen:
1. Ulustrissimo capitulo ecclesiae Coloniensis honor isque
perpetuus a quovis patriae cive.
2. En patria! luctus tuus versus tibi nunc erit in gau-
dium.
3. Dicke posteris vestris: Arnsbergae in WestphaKa electus
est prineeps eiector archidux Austriae, Antonius Victor.
4. Cesset luctus, Antonius Victor, Serenissimus Austriae
prineeps, prineeps eiector est. Sit tibi Westpbalia pater!*)
9m filgenben £age gab ba§ fcomfapiiel einen großen StoÖ auf
bem 9tot$$aufe für bie Honoratioren. 3ür bie SlmSbcrger Borger
mürbe an einem folgenben Sage ein Satt auf bem 9fan>$cut3, bem
bad $o$e $omfapttel betjumoljnen geruhte, oeranftoltct, unb auf bem
©rücfcnplafce mutbe eine befonbere ^eftlt^feit oon ben 8anbftfnben
gegeben**) SWan famt im „Bmctfel fein, ob biefe raufcfcnben geffc
Hdjfetten bem (5mft ber Settoerbälhtiffe entfpra^en, unb man wirb
aud) beobachten, bafc btefetben überall bem neuen fotrfürftai xab
ßanbefl&errn gelten, toa^renb baS geiftlid>e Oberhaupt aurücftrttt, wk
Ja aud) bie geifHic&en Äurfürften felbft fk& in erper Ciitie als Surften
unb tthft als «tfößfe fügten.
Z)ie am 7, Oftober ftattgefunbene 9Ba$l mürbe burd) efn ge=
brucfteS Jomiulav (Arnsberg 10. Ottober) oom $omfapiteI bem
Banbe mitgefl&eßt, ba8 augWcl einen 3)anfgotte5bienft anorbnete, ber
») BrotofoHbuc* u. 1801.
•) «benbafelbft
*) £ufer, <£$romf o. Kmdberg @, 85,
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m
in ber Hbtel 2Bebtagb«ufen am 13. Ott., in best auswärtigen Atrien
an einem beliebigen Sage gehalten werben follte.
@o batte Äöln wieber einen red&tmäfetg getollten Äurffirfien
unb Crabifcbof, äRan wünfcbte bier fowie in SDtönfter, bafc berfelbe
balb {leb gdg« unb bie Regierung antrete, unb bie Äapttel trugen
ifcm biefe Jffiünfcbe oor unb matten etnbrtnglicbe Sorftellungen. Slber
Vlrtton Siftor gab fortwabrenb auSwettbenbe Antworten* <5r tbat
feinen ©ebritt, um bie papftlicbe Konfirmation ju erlangen, er tarn
niebt perfänltcb in bie ibm jugebad&ten ßänber, fonbem blieb in (einer
öftrekbifeben #etmatb unb lebnte iebe Beteiligung an ber Regierung
ab. 8lm 14. Januar 1802 erliefe bad Äälner $omfapitel eine
ÜBittbeilung an „bie fämmtlicben 2)tfafterien, ßanbefcOertcbifc, Offr
atalatfc unb SBifariatfc fowie fonfüge ©teilen", worin eö bet&t: ©e.
äurf. StorcbL 8nton $iftor, @rjberjog . . . baben uns flhtgfibtn
gnabigfi reffrtblrt, ma$ aRagen oerftbiebene Umftänbe ^B^ftbenfelben
niebt oerfiatteten, bie fianbeSregierung noeb jur 3elt anautretten, unb
bobero Und milbeft beauftraget, bis auf weitere (Srflarung bie 3tes
gierung gleicbfam wie sede impedita no<b fortjufübren. l ) $tefe
„©ergebenen Umftänbe" laffen ftcb auf einen jurüdffübren, ben ber
SWfinfterfcbe £)omberr o. Äettler oon 2öien mü nad) äRünfter fd&rieb:
„3<b baUe mieb übergeugt, bafe £öcbftbiefelben (»nton »iftor) niebt
ebenber fytxtu (Uebernabme ber Regierung) flcb entfcbliefeen werbe,
bid bae ©nrfcbabigungägefcbaft beenbigt unb bog ^oebfrift feiner ferner*
weitigen Politiken Stfftena oällig gefiebert tfx." ftöln fowie fünfter
unb bie übrigen geiftlicben Staaten oorloren balb barauf ibre polttifcfce
Stffiena* #a<b bem födcbSbepuiationSbö^tfcblufe würben bie am
regten 9rbein liegenben fölntfdjen Ämter &m grSfeten 2$eil an SRaffau*
Ufingen überwiefen, Heinere Steile tarnen an 9Bieb4)runfel, oon ben
weftfälifeben ©ebleten fam ba3 SSeft 9fafltng$aufen an ben $erjog
oon Sirenberg unb ba3 ^erjogtbum Söeftfalen an ^effem^armftÄt.
©ebon am 8. ©ept. 1802 rütfte ba§ befftfebe SRilttar in »rnSberg,
ben SuflucbtSort be§ tblnifcben $)omfapitel3 unb ber fctöcefanoer*
waltung, ein, unb am 6. Oftober publtjtrte ber ^efflfd^e ßanbgraf
ßubwig ein förmlicbeä SeftfecrgreifungSpatent.
$er fölnifebe Äurftaat war alfo bureb bie ©äfulartfation oer*
niebtet. &t§tn wir und audj fura nacb ben ©<bi(ffalen ber ffira*
btöcef e um. £)urcb bie pappliebe Bulle Qui Christi Domini yices
oom 29. 9too. 1801, beren Slugfübrung fretllcb noeb einige Seit
gebrauste, würben bie linfärbeinifeben, iefct frairgöftfcr) geworbenen
@ebiete ber (Svabidcefe au bem neu gegrünbeten Sidtbum Soeben ge*
l ) 9tadj> bem ^rotofoflbmb M ®.»$ü. «nrtBerg oon 1802. <£ine
abnlidbe Grftörung |atte Union SStttor föon am 19. Oft. 1801 an bat
5Nünfterfd)e Äapitel gelangen laffen, (oergl. örtarb a. a. O. €. 118.
129 f 132).
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fd&lagen, ber $>om oon Äöln war eine ^farrfhrd&e beS gts^urt
ftacfcn geworben. Stuf bem redjten, beutfcfc gebliebenen 9 t$eüuij e i
hingegen blieb bie ®rjbiöcefe ju oollem <Re$t fortbewegen xmb f$bi
ht ftc$: ba« ©ebtet ber Jefetgen 9tyehtprootna oon tförögSrohiter HS
SBefel (Söefel mürbe 1808 an «a$en überwtefen), ba3 «eft 9tedEBnr
Raufen (erhielt 1805 einen eigenen Offtatal), bie weftffilifcfre 2Warf usb
ba« $erjogn)um SBeftfalen. »er erabif$öfli*e <5tu# blieb unbefeft
unb ber äapltularotfar oon ftafparö führte bie Skrroaltung ber <Exp
btöaefe weiter. <5r füllte bolb bie 9^&^e ber neuen 8onbe3$errn, bte
überall in bie Ätrdje ^hteinjuregieren geneigt waren, nräfreitb bk
mefften t$ren gegen bie fäfularifirte ätrc&e übernommenen &erpfli#
fangen fcfclecfct na<$famen. <5r ^ielt in Arnsberg bis 1804 an£ unb
verlegte bann feinen ©i| nac& $eufc, wo er in bem £initrgebänbe
be8 fleincn Oafttjofe« „Sunt grünen Saum" bie ßeitung ber &xp
btöcefe fortfeite big au feinem $obe, 15. Äug. 1822. „<££ wer ete
äufcerfi glücftt$e tJügung, bofc bie Verwaltung ber $töcefe einem fo
treuen unb tätigen Spanne aufiel, als e$ oon ÄafparS mar. ®ei»i|
bie SReiften hätten na# fo unerfeftligen SSertuften, na* ber Sex*
ntd&tung alles weltlichen ©lanae«, ber 3erfh;euung ber &otttfapttul«re,
bei ber (Srfööpfung aller 2RitteI ßuft unb Siebe oerloren. SBer
Äafpar« blieb unerfc&ütterlicfc. <Sr beforgte bie ®ef#fifte, niefct eben
mit einem freroorragenben DrgantfattonStalent, aber mit bem au4-
bauemben Reifte unb bem ruhigen $fli$tgefü$f, bie 9W*t« ermübet
unb au« ber Sfaffung bringt 11 1 ) Seht fcnbenfen oerbient iura ber
ÄMner biöcefe ht 6$ren gehalten $u werben unb namentlich an$
feiten« be« meftfaltfc&en altfölntfd&en Sttöcefangebiete«, ht beffen SWitte
er 3 3a£re fchtburcfc ferne 9teflben| $atte, unb ba« au* fpäter nm$,
ba er ht $eufc weilte, 18 3a$re $tnbur$ au ^m al« feinem geiffc
liefen Obern emporfdfraute.
Über bie äu«ftellung be« herein« bringt $err ©omfapttular
©c&nütgen in Äöln, ein auoerläfftger Äunfttemter, ht feiner von
trefflichen *3eitf*rift für c&riftlid&e ftunft\ 12. 3o$rg. 6. 158 r ehten
eingefcenben Slrtifel, beffen Äemttni« gewifc manchem SWitgliebe er-
wünfd&t ift. JDerfelbe lautet:
S)ie <ertümer:2lu$ftellung in Sßaberborn, oon ber Abteilung
Sßaberborn be« »erein« für @ef$i$te unb SOtertumSfunbe SBeftfalen«
aur Sfeier tyre« 75 irrigen Seftefcen« oeronftcOtet für bie Seit rom
l ) $üffer a. a. D. ®. 829 unb 380.
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223
27« 3mti bi* 9. 3uli o. 3-, ftot in bem engeren Äreife, für ben fie fte*
ftimntt war, reicftltefte Änerfenmmg gefunben, unb fott aueft <m biefer
©teile ber eftrenootlen (SrwSftnung nieftt ermangeln«
®on bem ©erebiSpräfibeiiten Pfarrer Dr. SDtaten« unterfffifct,
$aben oorneftmlicft Saurat Siennann unb OÖerleftrer Dr. theol.
äufttmaim ba£ tnüftfame 3ufammenfueften unb «ftolen ber @egen$
ftänbe aus bem feftarf umgrenaten SerehtSgebiete, bie ÄuffteOung unb
Äaialogifirung berfclben fteft angelegen fein laffen, unb ber (Sefeftiefc
ßeftfeit, mit ber 2We3 in wenigen tagen für wenige Xage beforgt tft,
gebüftrt oolteS fiob. $>ie große, oon ben beiben 8äng8feiten oortrcffli*
beleuchtete (Spmnaftalaula oermoeftte bie beltöuftg 2000 ©egenftönbe,
bie jumetfi in großen, eigen« bafür angefertigten Stttrinen unterge
braeftt waren, fmim pi faffen, unb ber Umftanb, baß bie ffiänbe gan)
httaft gelaffen werben mußten, erfeftwerte noeft bie Bufftcttung, tm
mentltcft ber @emfilbe unb $aramente. 3flacfte ©iaSfaften, an ben
beiben langen genfierreiften aufgeteilt, mürben freilieft Me Ueberfieftfc
tteftfeit ber aaftlreicften deinen Objcfte noeft erftSftt, ftofte, fcftmale @lafe
fiftrftnfc in ber SWitte ba* ©tubium ber größeren noeft erleichtert
$aben, unb gewiß mag mancher @egenftanb, ben nur übermäßige
Sfcüefflcftt gegen ben bereitwilligen Seßfeer jugelaffen ftatte, ben (ün?
bmcf gemacht ftaben, fiteftt unb Suft ben oottbereeftttgten Staftbarn pi
s er fp erre n , bie, *u (gntwicfelungSreiften sufammengeftellt, at* feftr leftr*
reiche ftulturbilber fieft bemäftrt (oben würben. ©efton bie eftronotogifefte
Drbramg ber einzelnen Gruppen tft ein oortreffltcfteS areft&otogifcfteS
Silbungdmittel; fommt bie gerabe für totale XuSftettungen fo wütige
unb topograpfttfefte SerüdfUfttigung fctnju, fo tft ber Sortfteil um fo
größer unb nachhaltiger.
3n »ejug auf Seit unb SWaterial ftatte mit ffieeftt feine eigent*
Hefte Sefcftrfinfung ftattgefunben, fo baß fowoftl Me frflftgefcfttcfttftfte
Pultur wie bie Äwtft ber tefeten 3aftrftunberte oertreten war, aneft
®la$, Zfton unb $oraellan, Seicftnungen unb S)rucfe nieftt auSge
fcftloffen waren. ®aß trofebem baS fflttttelalter unb bie »reftlicfte
Äunft ben Scftmerpunft bilbeten, oerfieftt fieft in Mefem oon ber eftrifts
tieften Äuttur fo reieft gefegneten SJe^rft etgentlieft oon fetbffc gaft
notft meftr als anberöwo, ftatte ftier bie Jttrefte bis fat bie $ertobe
befi ©arodte ba$ ftunfifcftaffai nieftt nur befterrfeftt, fonbern wiä) mit
einem eigenartigen Stempel oerfeften.
$>a$ gilt junaeftfi oon ben ftrcftlieften SRetattgeratften, bem eigene
tieften @tatQpunft ber ÄuSffcllung. 3fünf XragaltSre, barunter ber
berüftmte be3 $aberbomer SDomcö mit feinen jaftlreieften oollenbeten
Xeeftnifen, wie ber bureft ba3 f eltene «uöfeftneibeoerf öftren merfwürMge im
Oefi^e ber Sfranstöfaner, illufWerten oortreffUeft ba8 ©olbfcftmiebe^
gewerf ber romanifeften 3eit, bie au^ bureft eine größere Xn^l oon
gut ftiitftrten unb fauber audgefüftrten, namentlicft in ftnt|ificen,
£eutfttent unb ftaiuftf&ffern beßeftenben ©ußftücfen oertreten war.
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Am fömäcbften tornmt boomt ber ®rubenfcbmela jur Settung, ob^t
fefrcn von bem flehten ©drehte aus dlarbolj unb fernem nocb Beb
iterett ©eitenftücf, melcbe mit bem ematUirten Äreuj auf gtatogeS
binmeifeiL Hu* feinen {Jfabrifen wirb tat X1IL 3abrbunbert bie jfasi
ft$r nacb fBeßfalen nocb geförbert fein bürg ben Umftanb, bafc |fcr
bad (Small über robe Anfänge triebt btaauSgebie^en mar, obiuobl ba*
länger in Ucbung gebliebene SRtello von tüchtigem können JSax&ab
abfegte, fo namentlich auf ben älteren, bi« in ben ©cblufc *fe XliL
SJabrb. furücfreicbenben Jfcelcben, bie fieb, bei brei Shtfcenb an 3aft
ju einer ebenfo mannigfaltigen mie lebrreieben, bi« in bei XV1IL
3abr(» oorragenben Gruppe Dereinigten. $)ie eoangettf$en Atrien
au ßtppftobt Ratten bie älteften <&cmplare geliefert, bie 3t iRifote
fhrebe fn &6%ttx ein fpätgotbifebe«, beffen ©nibenf tbmel&fc|aft als gan*
oereinjelte SRacbblütbe erftbehtt, ptgleicb al* eine Art oen öorliuftr
für bie beiben prächtigen ©olbematlfelcbe ber ©pätrenaifjance. — Itocb
an muftergültigen aWonftranjen fehlte ed triebt, bie erft mit bem Ste
ghme be« XV. 3a§r$. ^Suftger begegnen, unb in ©eftfatat bnreb
cbarattertfttfcbe gfufebebanblung (grofier $)urcbmefTer unb refcbe Üfie:
berung mit 8üt*bucbtungen an ben Sht|iebßeEen) unb eigenartigen,
an ben Sßrofanbau anlebnenben tlufbau fic^ audset^nen. SRcfceit
gute (Ziborien »unb ^priben, 8*eltquienoflenforien unb Mimt äbn&$cr
öebanbluug ergänzten biefe druppe unb lieferten im Sunbe mit
öortragefreuaen, öelgefäfeeu, gRontetagroffett, StfcbofSftäben, namast?
lieb aber mit getriebenen ©tanbfiguren foftbare Seiträge ysx mefb
fälifeben Oolbftbmtebefunfi bei fpäteren »Httclalter«, benen im allen
bie beimtfeften (Solbfebmtebe fn oiel oberem SRa&e ibre &ufmer&
famfett jumenben follten. $ajj es fytx gerabe auf Wefem (gebiete au
barwrragenben ßeiftungen aueb bte in bie fpäte 9tenaiffance nidji
fehlte, bemetfen bie Arbeiten <Jifen$ut3, bem baö fpätgotbiföe Skr*
tragefreu* wn Harburg offenbar ald Sorbilb gebient bat, unb auf
ben jmei ©tanWveuae mie boS ©cfcüfcenßeinob von SBorburg mo#
mit Ket&t §urüctgtfü&rt werben,
Stoben bem SRetaUgerätb erfdfrten bie mttteWtertW&e $fofttt tat
einer ftattltd&en ftetbe guter ^oljfiguren, bie oom <5nbe beS XIL bö
jur amtte be« XVI. 3obrb* ein ^emlicb DoflftönblgeS dntwicfiunij&
bilb boten, bie ©gentbümUdjfetten ber wcftfolifcben ©cbule« tat $***
ftrengen Haltung, fnappen Haltung, runblkben Äopfbebanbiung bcui&b
genug oerratfcnb. S)ie beiben intereffanteften betfelben: eine fpäfe
romanifebe fiftenbe unb eine ftebenbe frübgotbifebe äRabonna, batttn
offenbar no4 in ber iüngften Seit eine Erneuerung ber Jßofyfcemir
erfabren, ber man eö mit ©cbmerj anfa^, baft ü>r eine oerbäitnh>
mäfcig gut erhaltene alte öemalung ju ©runbe lag, ©efonbere tfef?
merffamfett oerbiente bie fpätgotbifebe S)oppelmabonna unter grofeem
»albaebin caa ber eoangeiifcften Äircbc px ßanbau (»albeef), etat für
ben £riumpbbogm beftfanmteß, btatf* roirfungöpoOe« S^ilb, vakt es \b
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225
SBeftfolen gur äeft bev ©päigotblf befonberS beliebt war, $>em bt
feiner Slrd&itcftur morfcb geworbenen Apparat märe baS $roülnglals
mufeum als SRettungSftation gu münfeben, wie aud) bem ftarf ©er«
lefeten großen Sbonrelief aus ber 2Berfftätte beS 3obofuS SSreblS,
beffen intereffante arbeiten gumetft in ben beiben 2ttufeen ättünfterS
vereinigt fmb, Sluffallenb fpärlicb erfebien bie 3abl ber Wlbbtl, felbft
ber ftüUbretter, für welcbe bod) SBeftfalen in ber fpätgotbtfd&en $e*
riobe ein fo ergiebiges SßrobuftionSgebtet war, unb befc^ränfte ftcb faft
auf baS $ult aus ©tlft Äappel unb bie etwas berbe, wegen tbrer
©emalung beadjtenSwertbe Äangel aus Sfalfenbagen. 9ttcbt minber
befrembenb war ber Mangel an älteren (Slfenbehtfiguren wie an
etfengefebmiebeten Sirbetten, t>on benen faft nur bie leiber neu bemalte
ßiebterfrone von Pappel bevoorgeboben au werben oerbient 2>te ©läfer
gehörten auSfcbltefelicb ben legten ^abrbunberten an, bie ©laSgemälbe
aber oormiegenb ber fpätromanifdjen unb frübgotbifeben Sßertobe. $>ie
Tafelmalerei, bie befanntlicb in ©oeft bie frü&efien ©lütten getrieben
$at in unmittelbarem Slnfcbtuffe an bgganttntfcbe #orbtlber, bot nlcbtS
aus biefer SJrübgett, für bie aber einige äflintaturen »orgügliebe ©ei?
träge lieferten; hingegen einige fpätgotbifebe (Srgeugnlffe, barunter
einen Älappaltar, beffen äWtttelbllb bem EWetfter beS SWartenlebcnS
oermanbt febien, fowte eine 9Jtobonna im ©tile beS tont 9ttng.
2ln legtet ©teile, aber mit befonberer Slnerfennung, feien »er*
febtebene ©tidereien unb Sßaramente erwähnt, gunäcfcft ein Keine«
Äiffen (©oefter $omfcbab) aus bem beginn beS XIII. 3a$r$-, welche«
im ^lattfticb auf ©etbe ausgeführt, auf ber einen ©eite inmitten
einer ebel gegetebneten töanfenborte baS mit ber begüglicben 3nfcbrtft
oerfebene Agnus Dei geigt, auf ber anberen einen mit #ülfe von
gwei ©reifen gum Fimmel fabrenben Äönig mit ber Ueberfcbrtft
Alexander Rex, alfo bie im Sllejanberlieb beS Sßfaffen ßampreebt redjt
t>erberrltcbte, oielmebr perftflirte Himmelfahrt beS ftönigS Sllejanber,
ber mir fonft nur an fpätromanifdjen ©teinreltefS begegnet ift, m\U
bin eine arcbäologtfcbe 9tterfmürbigfett erften langes, daneben foH
guerft baS Fragment einer boc^got^ifcften ßeinenftfeferei (Sßrtoatbeftfc)
notirt werben, welcbe gur ©pecieS ber reidjftgurirten Kltar? unb
^ultbecfen gebort, oon ber baS bifd&öflid&e ÜJhtfcum in SWünfter eine
gang ungemöbnlicb große ©ammlung bewabrt. 2ludj baS gwette, au§
fo gut gegeiebneten wie auSgefübrten ©tabreften gufammengefefete
Riffen unb eine ibreS bunten ©ammetbrofats roie auSgegelcbneten
©tabmerfeS wegen fanjorragenbe Äafel finb (Stgentbum beS ©oefter
Domes, erftereS ein&eimifcbeS SBerf, lefetere roobl burgunbifeben Urs
fprungS, betbe muftergiltig für ©tieferinnen, bei benen man niebt ges
rabe feiten ber teebnifeben ftertigfeit begegnet, leiber faft nie bem
ebenfo notbmenbigen »erftänbntfe für bie 3etcbnung, S3ei ben übrigen
llturgifcben ©eroänbern waren bie urfprünglicben ©toffe gum Xbdl
LVIII. 2. 15
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226
burdj moberne crfefct, unb mefcrfadj Ratten aud& fonftfge fteftaurationcs,
bic bei ben Sticferelen mit größter Sorgfalt ge$anb$abt merben
muffen, perunftaltenb gerohft. $lu3 einem gana beftieften Äafelriutei
oon 1493, alfo nod& in bei* alten gotbifeben ftorm, mar, unter Seg=
faß ber Vorbereite, ein (Sbormantel ^ergeftellt roorben, ber f oft fte
mifcfc nrirfte, Von älteren gemufterten ©etbengeroeben mar rddfS
eingeliefert roorben, obgleich biefelben um bie Vlütfaeit ber ©oefter
iWalfcbule gerabe in SBeftfalen Derbreitet gemefen fem muffen.
$ie Veranftaltung einer folgen SluSfteOung ift ein mutantes,
mit mancherlei Verbrteßlicfcfetten oerbunbeneS SBerf, unb benjenigen,
bie e$ trofcbem unternehmen, gebührt baljer roärmfter 2)anf. SDaS
3ntercffe für bie alten Ijeimifdjen ftunftoerfe unb beren Erhaltung
roirb baburd) im weiteren Greife geroeeft unb geförbert, baS Stubhim
unb bie ftbbilbung, enblicfc bie Veröffentlichung berfelben roefentB*
erleichtert. Vebauerlicb ift es mir, roenn bie HuSjWlungSbauer fo
fnapp gegriffen »erben muß, bog bie ©aefaerftänbigen niebt reefct bie
3eit pnben, <m$ ber fo fdjneö Dorübergefcenben Einrichtung bauemben
9luöen gu sieben. ^öicUcid>t Ijätte e§ ftdj empfohlen, burdj eine Heine
Äommiffton folgenbe Prüfungen anftellen |U laffen: 1. SBorhi be*
fteben oorne$mlic$ bie cfcarafteriftifdjen (5igent$ümltc$feiten ber mcfc
fältfc^en Äunft, namentlich beS ©olbfdjmiebegeroerfeS unb ber $f&
fytuerei, bie $ter für biefe Unterfucfcung Stnreicfcenbe StnbaltSpunfte
boten? (58 mürbe, rote icfc benfe, ni$t aHaufd&roer gemefen fem, bkr
bie ßaupttypen berauSaufudjen unb aufammcnauftellen. 2. 2BaS farai
für bie (Sv&altung mancher gefäbrbeter Äunftrocrfe gefcbe$en, bamtt
fte forooljt oor Entführung gefdjüfct, als aueb oor roetterem Verfalle
beroa&rt, bearo, oon entfteüenben Beaten kfatt unb * n forrefter
SBeife roieber&ergeftellt roerben? 3ebe SReftauration, bie nidbt mit
Schonung oorgenommen roirb, nimmt bem alten ©cgenftanb ein
großes <Stücf feineö 2Bertlje3, unb nur ju tatyxtid) ftnb bie 85er;
roüftungen, benen alte ftoftbarfeiten noefc immer jum Opfer fallen
bureb unuerftänbtge Vefcanblung. Ifteue Vergolbungen, bie entroeber
ganj überflüffig ftnb ober auf einaelne Steile, a- 8. ba§ innere ber
Äelc&fuppa, au befdjränfen roären, entwerten, aumal roenn fte brutal
vorgenommen roerben, foftbareS ättetattgeräty; neue Vemalungen
nehmen ben Figuren, benen biefeö alte ©croanb roenigftenS junt
3$ell erhalten geblieben ift, einen roefentllcfcen Veftanbtyeil t$rer $e~-
beutung, bie bur$ befcutfame (Srgänaung nod& au retten märe; gute,
etroaS befeft geroorbene £afelgemälbe verfallen leicht ben rofcn Rauben
ungefd&lcfter „Äunfhnaler", benen feine Aufgabe au &<>* erfcfcetnt,
unb berufsmäßige ©tieferinnen tragen fein Vebenfen, bie auSge?
fc<ffencn Sßart^icen au ergänaen, eine in ber SRegel fe$r umftfinfc
lld&e ^roaebur, bie e^er einem $egräbniffe als einer Rettung
pleigt
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227
gür eine £eerfdjou au$ ht biefem ©inne empfehlen ftdj foldje
2luSftellungen, bie befjmegen nidjt auf 2BarnungStafeln oeratd&ten
fönten; benn es ift bie böcfcfte 3eit, bafj bie in unfere Sage ftnetn*
geretteten Äunftbenfmäler nicfct »eiteren Serwüfhmgen unb (SnU
ftellungen anheimfallen, burdj bie ©#ulb berer, benen fte onoer?
traut finb.
Sie 5d)orne in flaberborn.
3)a8 am SRatlftauSptafte in ^aberborn liegenbe £au8 Sfar. 3 vor
feit mehreren 3a$r$unberten unb bis in bie 2. $alfte beS abgelaufenen
3a$r$unbcrtS bie glrijdjoerf auffalle ber Dereinigten SletfdK* unb
trug wie auefc in anbem ©tobten SBefifalenS ben tarnen „©i&arne".
$iefe$ £au3 ift mm $errn Sud&binbermetfter Sßommer gefauft, mit
feinem baranfto&enben £aufe Bereinigt unb im Saufe btefeS 3a&reS
umgebaut worben. Sei biefem Umbau $aben ft$ einige bea($ten&
wertfce <5tgent$ümlid>feiten gefunben, meldte ber Bufoeic&nung wert$
ftnb.
3unäcbft fanb ftdj unter biefem ©djarnegebäube fein gewölbter
Äetter, wä&renb baS anftofeenbe Sßommerföe #auS 9lx. 5 fowie baß
anfto&enbe ßilientfalfdje £auS (©Silbern 9for. 2) geräumige, gewölbte
alte Äetter fydbtru Sin ©teile eines gewölbten ÄeßerS befanb fi#
bagegen unter ber ©djarne ein oben offener gemauerter feHerartiger
SRaum, ber aber mit SlbfaUftoffen, namentlich Anoden, gana gefüllt
war, SRac&bem blefer SRaum bis 3ur fciefe ber ©o&fe ber benaefc
harten Äefler auSgeraum* war, geigte \id>, bafc bie ber ©trage jus
geteerte sffianb beffelben, auf welker and) bie aufge&enbe äöanbmauer
ber ©djarne fte^t, in SrucWtehten, aber nfcfct mit tfalfmörtel, fonbem
mit fiebmmörtel gemauert war.
Slufeerbem jeigte ftd), als ber SBanböerpufc ber an ber ©trafje
liegenben (Öebäubewanb ber ©cfcarne entfernt würbe, baß biefe SBanb
aus vermauerten SKunbbogen beftanb, welche fieft na$ ©üben bun$
baS fßommerfcbe #auS bis jur äötter&agen5@cfe fortfefcten, na$
Sorben aber mit einem abgebrochenen Sogen oor ber jefet auS gatfc
werf beftefcenben SBanb beS ßilient&alfc&en #aufeS in folget SBelfe
enblgten, bafj man erfefcen fomtte, ba6 ehemals auc^ bter biefe Sogen
ft$ fortgefefct, oieUei^t bis sunt ©Silbern fid) ausgebest (laben.
ffiS ift fternadfr nid^t gweifeUjaft, bafj biefe Sogen einem foge*
nannten Saubengange, wie er in altbeutfefeen ©tobten häufiger oor*
tommt, angehört fyabtn. Urfunblicfc ift allerbingS oon einem Smübtn?
15*
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J28
bauwerfe fn $oberborn nttbts befaimt. SCu<b mufe biefe Sanbe f*w
oor febr langer 3ett umgebaut beatcblicb oerönbert fein, ba tenc
Ueberlieferungen baoon mebr erhalten ftnb.
3)aS fiebmmdrtelfunbament unter ber alten Spante tft oteOeufr
in ftlgcnber 2Betfc *u erfuhren. Huf bem $lafce ber alten ®d»nK
wirb oor SluSfübrung beS ßaubenmauermerfeS ein teilte« &>l$axxfc
gebänbe geftanben tyibcn, für weldjeS in fidjmmörtel ca>fMftit
Sunbamente ausreisten. 3U§ nacb längerer 3& ba« gaubernnauer:
werf ausgeführt werben fottte, b«t man oteHetcbt feine (Srhatenmg
mebr oon bem ^mmflrteUftutibamentmauermerf gebebt ober b**
baffelbe für ftarf genug gebalten, baS aufgebenbc 9ftauern>erf bei
ßauben^^ogen *u tragen. ©lücflicber ffietfe bat biefe« fefclerbafte
gunbament bod) niebt nur bie anfänglicb barauf gebauten 2aiibem
Sogen getragen, fonbem aueb noeb, naebbem biefe Sogen fpater nrieber
oermauert waren, bie ganje ffianb. ßefttere tft ca. 1,40 m ftarf in*
3,20 m bo*. 8u<b bie Sogen baben biefe ©tärfc. 3bre 3n*fo*
Pfeiler böten ca. 1 m breite. Die liebte Sogenbäb* tft ca. 2,50 dl
tJünf SogemÄnlagen $aben fid> im EWauermerfe ber ©cbarne unfc
be« $ommerfcben $aufe« naebmeifen laffen, ju meldten jeboeb no<i
awei Sogen binpfommen, meldte im (Scfmauerwerte be« $ommerfc|en
$aufe« im Äötterbagen febon früber befaimt geworben.
lieber Bltmmtfytitytn uttH ijousmorkem
$u* bem Sortrage be« SergwerfSbtrector« a. 2). Süller« über:
„Serfudje ber Deutung ber ©teinmeftaeieben unb $au«marfen unb
über <5tetnmefcaei(bcn unb $ouSmarfen in JJoberborn unb Umgegenb*
wirb folgenbeS im SfoSauge mitgetbeilt, ba ber ganae Vortrag, ber
bunb ca. 600 $t\<brmnQtn erläutert würbe, wegen Raummangels v&dfi
oeröffentlicbt werben fonnte.
3unäd)fi würbe in bem Sortrage bie umfangreiche 8itenttnr über
©teinmefeaeidjen unb #auSmarfen, mekbe b^uptfScblicb erfl 1820 be*
ginnt, eingebenb befpro(ben unb beurtbetlt. 3Wan fab längere Seft
bie ©teinmetjarfeben jum Heil als Serfefcaeicben unb Sbrecbramg*
marfen an, jum Xbetl aueb als 9tacbbilbungen oon iftunen, jxnn QeH
aueb als ©ebeimfebrift; es würben bie ©rünbe angegeben, wtSfyaSb
biefe Sluffaffungen ni(bt richtig fein Wimen.
(Srft baS ©tubium mebrerer alten Saubüttenorbramgen, na*
mentiieb ber oon Morgan, Safel ?c, bat befttmmte Knbalt«punfte
geliefert, in ben ©tetnmefcaeicben SunbeSaeicben, oueb Sbrtnaekben,
Ur$ebermarfen unb fiegittmationen für befttmmte Sßerfonen erferaien
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ju lernen* 9todj ben £orgauer unb SBafcler £üttenorbnungen wäre
jebem in bei* ftunft auSgebilbeten ©tetnmefcgefellen ein &t\ti)tn in bet
#rt von feiner Baubütte oerlteben, bog er ntd&t fclbft mebr baffelbe
aufgeben, fonbem ft(b beffelben fietä bebienen foöte, baffelbe cm feinen
arbeiten anbringen mufjte, wo er aitdj auf feinen 2Banberfcbaften
mit arbeiten befd&äfttgt fein motfte.
$te uon ^Profeffor 9*aib<* in feinen ©tobten über ©tetnmcfjaettbett
auSgefprocbene Meinung, bafj bie Baubütten beS SWittelalterS burdj
Ueberlieferung uon älteren Baubütten fünftlerifcbe ober fpmboltfd&e
©ebeimniffe gehabt unb forgfdltig bewabtt bätten, würbe au wtbet?
legen gefugt, oucb bie Gegenmeinungen oon anbeut ftunftbtftorifetn
ald ©d&naafe, Dtte, 21. föeicbenSperger unb namentlich uon Älemm
(„SBürtenbergtfcbe Baumetfter" 2c.) miigetbeilt. 5ür bie Stbatfacbe, baft
nacbmeiSltcb wirflttfe ©teinmefcadeben oor bem (Snbe beS 11. 3abr*
bunbertö ntdjt oorfommen (oeretnaelt oorfommenbe äbnltd&e altere
3ei(ben mürben befonberS erflärt), gegen (5nbe be3 12. 3abrbunbert3
aber ibr ©ebraueb febon eine allgemeine Verbreitung über $>eutfcblanb,
Deftreicb, (Snglanb, gfranfretd) unb Spanien erlangt f)attt t mürbe ht
Uebereinftimmung mit ftlemm unb 3anner bie (Srflarung barin ge*
funben, ba6 bie Baubetriebe im Saufe be3 12. 3abrbunbertS eine
Umgeftaltung erfubren, bafs namentlich ber 3. ©tanb oon ber alten
4>örtgfett frei mürbe, im Baugewerf bie erawungene gfrobnorbeit aufs
borte, Maurer, ©tetnmefce unb 3immerleutc neben £aufleuten, Gebern
je. als freie ©enoffenfebaften auftraten, meldte jur Hebung beS <Ste
wertes unb jur ©id&erung ibrer Sntereffen fieb au ©enoffenfebaften
oerbanben, bei welcben nacb Bebürfntfe etnaelne befonbere ®ebräudbe
(bei ben ©tehtmefeen in ben Baubüten ber ©ebraueb ber 3ddb«0
eingefübrt mürben. (58 mürbe ermäbnt, ba& ungeaebtet lange 3*Ü
in ben Baubütten ein reges fieben geberrfdjt babe, fogar weitere
innere Organifationen bureb Berbänbe, melcbe 4 £auptbütten (©traft
bürg, SBien, Bern (3ürtcb) unb (5öln) angegliebert waren unb
fämmtltcb unter ber oberften £auptbütte Strasburg ftanben, $u
©tanbe gefommen waren, ein ftücfgang in ber S^ätigfeti ber Bau*
bütten mieber antrat mit bem aUmäbligen Slufbören ber 2lu3fübrungen
grofeer gotbifeber Bauwerfe, mit bem Einbringen ber 3taltenifcben
SRenaiffance unb mit mandjen näber angegebenen culturellen (5nfc
micflungen, melcbe bem abgefdjloffenen facbgenoffenfd&aftltcben ßeben
niebt mebr fßrberlicb waren. $>er SReicbötag oom 12. Sluguft 1671
bat febon aus ©rünben ber ©taatSoermaltung bie ©trafcburgcr füttern
oberbobeit befehigt. $)a§ anbringen ber ©tetnmefcaeicben bat mit
bem allmäbltgen Verfalle ber Bütten aueb atlmäbltg aufgebort, etwa
1738. 9tocb biefer 3ett würbe nur noeb in gana oereinaelten Sollen
eine ©teinmefemarfe angebrad&t. 3fn ben Baubütten bitten bie ©e*
feilen bie Anleitung erbalten, nacb geometrifeben ©cbemaö au coi*
ftmtren („auf bem fümemften unb geregten ©teinmefcgrunb", wie
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250
e* bomolft beaetd&net nmrbe). 2113 fotcfec fernen biefeS „®nmbe$*
mürben 3. ©. für bie ©otftf erwähnt bic „fcviangulatur*, bic
„Ouabratur", bet „$refpa6", ber „$ierpa6\ ba$ „6e<b$blatt" 2c
©on ber auö ben $au$ütten bevoorgegangenen Literatur mürben er;
mäfcnt: SWetfter ftovtcaerS Sdjrtft „Ueber bie 3?ialen^erecbrigkit*,
aWeifter ßad&erS ©<brtft „2Bte SBaumerfe na* SWaa&gerecbrtgfeit auf*
mfüiren fmb\
Sßortragenber erläuterte an 3etdjramgen bie oon 9&a*&* aufge?
fteütc $9pot$efa bafj eebte ©tetnmefeaeteben ftetS Sbeilc ehteS oect
metrifeben <£onftructionfc®<bema$ finb« 3ebe öaubütte baite naä
btefer Slnfidjt fflaiba* befonbere geometrtfebe äJhifter (foge n amtfe
©drtfiffelflguren) angenommen, an% meieren fle bie <&tetmne$aetdbcn
ibrer SWttglieber entnommen bätte. 3eber ©tehtmefc bättc bureb fein
3et<ben nadjmeifen fönuen, bafe er einer beftimmten Saubütte am
gehört babe, 3Mcfc 3eid)en Ratten in ben ehtjelnen Venoben ber
berrfdjenben öauftple jebedmal einen befonbem ßfytrafter unb ©er*
faiebene ©röfee gehabt, h ©• aur Seit be« 9tomantf<ben 5tyl§ bei
$rofanbauten WS 30 cm, bei Äirdjenbauten meift 10—15 cm, in
ber UebergangSacit no* W« 3—10 cm, in ber Slütbeaett ber
©otfcif 5— 6 cm, bi ber 3ett ber ©patgotbtf 4—6 cm, in ber
ffienaiffanceiett 7—10 cm unb in ber 3opfjett 10—12 cm @r5&e.
3n ber 3tÜ ber ©pätgotbtf märe bie $uSfü$rung febon mebr meu
nierirt geworben, fo bafe bie ßhtten ber Bcidjen mobl feulenartige
Aufläufe sagten, in ber SRenaiffance; unb 3<>Pf8*tt jeige ftd) aueb in
ben 3^(ben Won ber (Sinn für ba$ ©c&nflrfelmefcn, größere (£ouu
plichrtbeit unb audgebebntere äftitanmenbung oon gefrümmten Sinten.
9tfäa tft bureb auSgebebnte grap&ifdje Unterfucbungen babtn gefommen,
14 geometrtfd&e ©eneralftflüffel auSjumitteln, in melcbe 9000 oon
tym unterfudjte &**$** ^inctnpoffen unb, rote er meint, audft alle oor-
fommenben eckten ©tetnmefeaetdjen fyneinpaffen fotteru ©ortragenber
erläuterte biefeS näber an oorgelegten 3*tdmungen unb bemerftc, bafe
gmav bie 9fyü>af(ben $ypotbefen noeb nfebt allerfeits angenommen,
bafe aber oon 3Webreren (j. 93. Älemrn) benfetben eine grofce ©e=
beutung beigelegt fei; audj er meine, bafj m benfelben oiel 9ticbttge§
enthalten fet SRan fomme unroillfürltd) bei bem Slnbltcfe ber mefften
3eicben, namentli(b megen ber unfammetrtfeben (Stellung man*«
ßinien unb roetl ein ©raottationSpunft im 3*iä)tn felbfi niebt au be*
merfen, barouf, anaunefrnen, bafj bie Sddpn nur £betle eine« fprn^
metrifd&en EilbeS (einer ©djlüffelftgur) feien. ®ne SBiebevbolung ber
(Sinpaffung einer großen ftnjaJ)l, Jebocb genau mafeftäblicb, aufge^
nommener ©teinmefejeicben fönne erft mebr Cicbt in biefe ©a<fte
bringen, fei aber fe$r f(bmierig au8 bem ©runbe, mett man nur oon
wenigen gefammelten 3^*cn mafiftäbiie^e Slu^meffungen erbauen
tonne, ba bie 3eicben pcb gröfetentbeilS an febmierig enTi(bbaren
Saut^eilen, a- ©♦ oben an Raulen, am SWaftmerfe ^o^er ftenfter, an
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231
©ewölberippen, ©cblußftehten 2C . uorfinben unb man meiftenS bei her
Slufnabttte pon £a$m auf (gfiaairungen nacb Stugemnaßfcbäöungen
angewtefen fei
2Ba8 bie üon üim uorgelegten 420 3*fd)en, meiftenS au§ Habers
born unb Umgegenb unb bem ßtppefcben £anbe ^ervü^vcnb (bic <m$
bem ßtppefcben fianbc ftnb ibm burd) gütige 29Mttbeilung beö £errn
$rof. Dr. 2öeertb in $)etmolb jur Verfügung gefteHt), anlangt, fo
tft nur ber befonberS bemerfte fleinere Sfjeil maßftäbltcb aufgenommen.
Einige wenige biefer 3t\ä)tn (biefetben würben befonberS bejeidjnet)
laffen ben 3weiftf auffommen, ob e§ edjte ©teinmeöjeic^en unb nid&t
au§ bev 2caint auSgelaffener ®ef eilen entfprungene Söilber („grafitti*
ber Italiener) ftnb,
2tn Stomanifcben 33aureften in unb bei ^aberbom fyat SSor?
tragenber bt3^cr feine Stxtyn, au$ ber UebergangSperiobe einige
roenige, an Söaureften ber grübgotbif unb Spätgotbif fe&r oicle, an
Stouwerfen ber SRenaiffance wieber eine geringere 3ofyl aufgenommen.
(Sine größere Slnjabl biefer gefammelten 3^<ben entfpreeben SDtottoen
au§ ben SRaibafcben Sdjlüffelfiguren ber Quabratur, eine geringere
3<ü)l aueb attotioen ber Sdjlüffelfiguren ber £riangulatur, eine nod& ge*
ringere Safyl ben ättottoen ber ©cblüffelfigurcn be§ Sterpaffeä unb
3)retpaffc§. Unter biefen 3*täj*n ftnb bret, bie bie (STjaraftere ber
äfletfteraeldjen baben, ba fte auf Scbilbplatten angebracht finb. SBabrs
fcbeinlicb ^at SJkberborn eine befonbere SBaubütte gebabt, ba ^tcr in
frübern 3abrbunberten auf lange 3eit eine große 2(naabl Stetnmefce
befebäftigt gemefen ftnb, unb ba im ©täbtifeben Urfunbenbucbe in einer
Urfunbe uon 1700 auSbrücflicb Statuten ber bieftgen Steinmefee
erwäbnt werben.
3)a auf einige ber fytfätn 3c\fyn bie dtföaiüt föegel fieb niebt
anwenben läßt unb namentlicb auf bemfelben Sautbeile ätityn ber*
felben Slrt SBerfcbiebenbeiten in ber ®röße unb in (SinaeE&eiten ber
gorm itiQtn, ffilt ^ortragenber e$ für möglieb, baß einige biefer
3«cben oon niebt $ix 93aubütte gebörigen ©efeHen, bie niebt im ©c=
fffee ber richtigen ©cblüffelfiguren waren, ober uon ©efeüen, bie au8
uns jefct unbefannten ©rünben fieb au Seiten n!4)t nacb ben ©eblüffek
ftguren riebten wollten, angefertigt finb. ®a§ fo bcuifige SBotfommen
beftimmter, ben 6teinme6a«cben fd&v äbnlicbev 3t\$äikwtn auf Vbau-
tbeilen öltefter Reiten (a. 33. oon 3lio$ nacb ©ebliemann), auf ate
grieebifeben 2Rünaen, auf altrömifcbein ©efebirr (nacb 9ttotbe8 unb
üJcuHer), in ben 9fomens2üpbabeten, in ben ftamilienmarfen unb
SBappen unb in ftünftleraeicben unb Siegeln fann faum bem 3«fdH
augefebrieben werben. 2Ba§ fyxttt bie Urbeber foleber 2flarfen, welchen
boeb eine ungeheuer große 3<*b* uon Sddjttt^ombmationen a uv 2fo3'
wabl ftanb, ueranlaffen fönnen, bei biefer 2lu§wabl gerabe gewiffen
Zyptn ben aBorjug au geben, wenn man niebt annimmt, baß fte in
bie Silber eine Jöebeutung bineinlegten, bie niebt lebiglid) ^3eaiebungen
jur sperfon, namentlich tax SBefd^äftigung ber gfcrfon f^ttt? 2)erfelbe
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232
(Sit eS für nidjt auSgefdjloffen, baf$ für mottle btefer 3et$m eise
fombolifebe Sebeutung ba gewefen tft, oon bev unferc 3«* n ^ § m ^r
wd&. — $te SBaubütten Ratten oieödcbt mit Vorliebe jolcbe 3ci4cn?
tnpen oermenbet, für melcbe bte ermahnten geometrifeben Verleitungen
mägiieb unb »eichen audj ©ombolif unb alter ©ebraueb eine $e*
beutung beilegten«
3Son ben im Sßaberborner unb ßippefeben fianbc gesammelte*
£auSmarfen mürben etroa 100 (Stylen vorgelegt (ber gröfete $$etl
ber filppefeben ßauSmatfen tft mieberum burdj gütige üRittbeilung be§
$errn ^rof. Dr. 2Beertb erhalten).
iRebner berichtete (ShtigeS aus ber Literatur über bic $au&
marfett. Dr. Sßbilippi bejeiebne fte als bürgerliche unb bäuerliche
Sappen, bie oon ben ftamtlien erblich geführt unb au ollen 3roexfen
oermenbet mürben, au benen audj abelige Jamilicn ü)re SBappen ge^
brauebten. #omder, 3lwolf, Sfrieblänber u. a. nehmen an, bafc biefe
tfauSmarfcn eine boppdte SRatur bätten. (Sntroeber fden fte gan?
btngltdj, Hebten bem ©runbftücfe, bei bem fie angebraebt feien, an,
unb »ererbten ftcb mobl mdftenS mit biefem fort ober fie maren burefc
au8 perfönltdj, fo ba§ in berfdben $amilie bie oerfebiebenen 3Rtt-
glieber oerfdjiebene Warfen führten* SRad) Dr. grieblänber foH aber
naebgemiefen fdn, bafj aueb oerfebtebene SWitglieber berfelben 3ramiüe
mobl im ©anaen benfelben EJtorfetttppuS, feboeb mit flehten 3Ü»m
berungen geführt b^ben. tiefer ledere ©ebroueb mürbe übereilt?
fttmmen mit dnem unlieben ©ebrouebe ber ©tdmne&e, auf meteben
Älemm (*2Bürtenbergtfd&e Saumeifter") febon btngemiefen unb ben
er ben tJamiltenippuS ber ©teinmefcadc&en genannt bat.
$>ie febon um 1250 unb früber oidfadj angemenbeten $ax&
marfen, melcbe aueb mobl bei Unterfcbriften unb «Siegeln gebraucht
mürben (was in Äbbilbungen erläutert mürbe), bitten dnen fcfcr
großen SJerbreitungSbeahk Sie ftnb oufaufinben ht ben Säubern an
ber IRorb* unb Oftfee, in 3Slanb, (Snglanb, ©canbhtaoien, in gang
©eutfcblanb unb ber ©djmeia, überhaupt bti allen SSölfern germantfdben
Ramend bis ienfeitS ber 2Upetu (SS konnten fogar auger anbem
äbbtlbungen foleber ßauSmarfen aus 3Slanb unb aus Sdagna, bem
uralten, ifoltrt liegenben $orfe mit germanifeber ©tammbcoölfenmg
in spiemont, oorgelegt merben.
<5S würbe als ber &ufftärung noeb bebürftig beadebnet, bog
befonbere Xnpen fomobl oon ©tetnmefeadeben als oon $auSmarfen
unter großen Serfcbiebenbdten ber 3t\ttn ber ^erfteflung unb an oon
dnanber entfernten Orten oorfommen, M ben ©tehtmefcadeben a* &
bie 3eicben ber fogenonnten Wolfsangel, beS SRerfurftabS, beS $afens
freuaeS, beS Äräbenfu&eS ac, bti ben $au3marfen a« ®. bie 3*t<ben
beS fogenannten ©efteßS, ber 2tngel unb beS ©tunbenglafeS ac,
welche ledern felbft in ben SUpengegenben wie ht ^Slanb nacbjifc
wdfen finbt
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233
SBon ben spaberborner £au§marfen nmrbc nodj erwähnt, ba§
frühere al3 pom 3abre 1449 unb fpäterc ai8 t>om 3a$re 1775 bis
jefct nidjt gefunben mären* Hu* bei ben Sßaberborner £au§marfen
$at Stebner, übereinftimmenb mit anberroeitigen Beobachtungen, fefk
gepeilt, ba& im 17. 3abv$. t namentUdj aber im 18. 3abrjj. bie
ftehtmeöaeidjenarttgcn ÜJlotioc in benfetben fettenev »erben, bagegen
nadj unb na* mebr naturaltftifdje unb auf befthnmte Sßerfonen be*
aügtidje OHottoe Stufnobme finben, oietteidjt be§$alb, roeil f*on bie
ermähnten fombolifdjen S3ejie^ungen aömd^lig in öergeffenbeit ger
fommen roaren, vielleicht aber <md), roetl bie bflblid&en Sbtäfü^rungen
aHmä$Üg mm ber $erdnbred)enben £opfc unb SBarocfyelt beeinflußt
würben,
$er SRebner fagte am Qd&luffe fehteS Vortrages : „$te btfc
fcerigen $erfud)e $ur Deutung ber ©teinmefcacieben, ber $<mfr unb
£ofmarfen baben nod) 2Rand)e3 unflar gelaffetu @3 flnb nod)
»eitere (Btubten nötbig, um größere Älarbeit $x erreichen. 2JWge
biefer Vortrag einen 93auftein baju geliefert baben!"
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V.
i&tfionxt bc8 SBerein*
für
©efd)id)te unb 2Utertum3funbe
SBcftfalcn«.
(Abteilung $aberborn.)
Den Corftanb büben bie Herten:
Pfarrer Dr. Werten«, SKreftor, in tftrdjbordjen.
©anquier Span den, ÄonferMtor hrt SWufeum«,
Oberpofifefretär €>tolte, Änljtoar,
8anbgeri$ttrat oon Letten,
Staurat SHermann,
Oberlehrer Dr. Äuljlmann, ©ibliotyefar,
tforrettor Steinmauer, JRenbant,
> in $aberbora~
$err Oberlehrer {Richter trat jum größten JBebauern
aller au« bem SBorftanbe au«, um fid) ganj ber Collenbung
feine« ffierfe«: „©efdjidjte ber ©tabt <ßaberborn", ju
nribmen; ber S3orftanb fprad> ifyn für bie eifrige Unter*
ftfifcung be« Verein« ben toärmftcn T)anf au«. Die ©teil*
Vertretung be« Direftor« unb bie ©djriftfüljrung be« Ber»
ein« würben bem Unterzeichneten übertragen.
©eit Veröffentlichung be« vorjährigen SBeridjte« verlor
ber Verein burdj ben Stob ba« ältefte STOitglicb, #errn
(Styrenbomljerrn, SRegierung«rat a. 3). unb $ropft St roll
ju Ärn«berg, ber über 48 ftaljrc & em ©ereine angehörte
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235
unb ftet* große« ^ntereffe für tyn fcegte. Der »crcin
wirb bem SJerftorbenen ein cl>renbe$ unb btmfbareS An*
benfen bema^ren.
«ufjerbem ftarben folgenbe SWitgliebcr :
^roffffor SBenfeler |
^rofejfor flüfter \ in $aberborn.
*rofeffor Dr. Ottcn |
fcmbgeridjterat ©riefen in $lnt*berg.
Oberlehrer GUpune in 2öarbuvg.
Sanbbedjant unb Pfarrer ©öbbe in Unna.
Pfarrer £illebranb in üKebebadj.
©utöbeftyer Safpert in Itfalbfjaufen.
Sreiberr d. 2Boiff<*IHettcrnid) in SBeTjrben.
ßnplan Jßottljaft in Brilon,
©ifar flotte in ^ötfenförbe.
SRentner Sfta&e in s Jtfebeim.
<&anität$rat Dr. SRarx in (fcrttritte.
R. I. P.
3ur Abteilung SWfinfter trat über:
§err Oberlehrer gimberg in Zeigte.
öftren Austritt erflärten bie.#erren:
Skumeifter § eil weg |
SRedjmtngdrat £ucf l in ^aberbarn.
Oberleder jtottftoff |
tfalfbrennereibefifcer SBelfe in görbe.
#ud)bru(fereibejtfcer »irfenmaier in Driburg.
©erid)töfefretär Corner in görbe.
©utebefifcer »rill in &ircf)&eijcf)ebe.
Amtmann 3)ierfmann in $roläljogen.
©nmnaftafleljrer %ord in Sittenborn.
Sttinifterialrat greuflberg in Berlin.
Slmtegeridjtdrat $. <D. Äellerboff in Harburg,
öanbmeffer Äermefl in Olpe.
Öefjrer 80 fce in Slmelunren.
©uttfbeftfcer Neubaues in (Smling&aufen.
Oberleutnant öon ©^»einift in $omt.
©eridjt*.$tffeffor Söinter in Olpe.
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► in itaberborn.
Die fo entftonbenen Surfen ttmrben in erfreulicher
©eife ausgefüllt burc^ ben eintritt Don folgenben 60 4)erren:
Xaplan »enbler
3teftor «rac&t
5)omüifor (Sorbe«
[Redjtlamoalt ßöwenfteiu
$raft «rjt Dr. Wann
(Regierunga-Äffeffor Dr. SWeuer
$üb$auer SRünbelein
grrtyerr o. Hagel. Sttiingen
^rofeffor Dr. $oggel
Oberlehrer Dr. Skiffe
(£if enba&nbauinf peftor © d) l ü t e r
Pfarrer ®djneiber»irt$
Ärdjiteft ©irrenberg
»ifäöfl. Äaplan @ tr u dm a n n
@$ulrat 6tuMbreier
Kaufmann 3ofej>$ Söegener
©utdbefifrer «iber$ in ©obel&eim'
Pfarrer Änljolt in <Dringenberg.
Oberlehrer Dr. Ären« in W.-©labbad).
Pfarrer Don Biföopincf in (Samen.
tropft »er 9 mann in SRinben.
Pfarrer »öbbiefer in ©tetnfaufen.
fßropft ©rieben in SWagbeburg.
Pfarrer 33rudf in §un«bnrg.
Pfarrer 6 rufe in SBuberidj.
£rei*rtnftto* Dr. <£« leben in SBernburg.
(Religiondleljrer ©afcmann in Arnsberg.
Oberlehrer ©oef e in Ättenborn.
IHfar ©ret>e in SRanrobe.
Stafjtfantoalt ©untrer in Umtberg.
8freligton*le$rer §eng*b ad) in $agen.
Pfarrer Dr. £o<$ftein in ßöertberg.
Sanbbedjani unb Pfarrer £oncamp in 3>etmolb.
Pfarrer Sacobi in galfenfagen.
Pfarrer £eut$ in aRönmng&anfen.
Pfarrer ßrüper in SDünfäebe.
ftmbbe^ant unb Pfarrer 8apne in 2>orIar.
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3 37
Hmtögerid&tlrat 8einemann in Qefefe.
ßapfon 8 ipp olb in ©ittebabeffen.
Pfarrer 9K ei er in SBretferfelb.
Pfarrer $atrjef in SReuaftcnberg.
Sfteftor platte in ßrwitte.
Äuit*geridjt$rat $rebee! in SWinben.
ÄmtSridjter 8tempe in Söarburg.
Pfarrer ©aljlmen in SBelctfe.
Ämtäridjter 6 ante in Jürftenberg.
ffieftor @d)ulte in ßippftabt.
$lrd)io«3lfpirant 6d)ul( in $amm.
Pfarrer €>iebering in SRIjobe.
Sfteftor ©pieler in Gelfentirdjen.
tropft ©tetn&off in Soeft.
Seminarleljrer ©tepljanblome in $üren.
Pfarrer ©trat mann in €>$erfebc
Dberftaböarjt a. 2). Dr. (Stur, in fcöjrter.
Pfarrer Sodann $ebbe in Grilborn.
Pfarrer Sof ep$ X ebbe in <5au*en$arM-
Sfcedjttanwalt nnb 9totar Semming in $ratel.
Silar S^ielmann in öippling.
©eneralfafficrer öifariu« in ÜReföebe.
53etriebd<$ef Dr. SBBurm in Olnabrncf.
«m 15. SDejember 1900 betrug bic ©efamtja^l
ber SWitglieber (einfdjl. (Kljrenmitglieber) 405.*)
3fm Saufe be$ ©tnter« würben folgenbe SS or träge
gehalten :
1. Am 15. $lot>. 1899 #err JBaurat SBiermann:
Wflcfblicf auf bie «ltertum«au«fteHung unb SBeridjt über
bie Ausgrabungen in Dolberg-
2. Hm 6. 1)ej. $err 2anbgerid)t«rat Don Letten:
Ättenborn« SBebeutung als ©tabt ber beutfdjen $anfa.
*) 3Me auswärtigen 2Bereinö*9Ritglieber wollen etwaige 8breff en«Ser-
anberun^en beut 33erein$»9ftenbanten balbmögltdjft mitteilen unb ben
}ät>rlid)f n Beitrag (6 ÜHf.) bi« gum 1. 3uli einfenben; He M ba*
tyn tttyt eingegangenen Jöeitrftge »erben tar$ y*ß»9ta$itt|i«e er^tm.
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838
3. «m 10. Sanitär 1900 #err Oberlehrer Dr.
Sinneborn: Die weftf. 93enebittinerinnen<£löfter im 15.
3<il)rl)unbert.
4. «m 31. Januar #err Oberlehrer Dr. Xentf !>off:
»iföof fltyetar *on $aberborn (f 1009).
5. 8m 14. gebr. #err JBergwertSbireftor a. D.
SSülterS: Über bie SJerfudfce ber Deutung ber ©temmefr
jridjen unb $auSmarten unb über fold)e ©teinmefejeicben
unb $auSmarten in $aberborn unb Umgegenb.
3für baS SÄufeum würben burd) £auf$ mit bem Det*
molber SÄufeum cinjelne neue SWÜnjen gewonnen. Die SBi=
bliotljet würbe nadj aWaßftab ber befdjeibenen HRittcl bunfc
Anlauf oerooflftänbigt. An ©efdjenfen erhielt ber Cerein
üon $errn Domfapitular #e litt) ig beffen ffierte: „Der
Dom in SRorbljaufen" unb „©efcfcidjte beS ÄreujftiftcS in
SRorbfymfen"; t>on $errn Äaplan SSrügge in SWefdjebe 4
©finbe unferer 3eitfd)rift; *>on ben (Erben ^ermann
©djaaffljaufenS beffen ©erf : „JfmljropologifdjeStubien".
Die ©tabt $aberborn §at bem ©ereine auf 4 Qatyrt eine
j8l>rfid)e Unterftüfeung t>on 250 2)tt. jugefidiert; für ben
©etrag beS lefcten ^faljreS mürbe ber in ber „®rube M bei
Ausgrabungen gefunbene golbene Jöcdjer getauft, ber ffigen*
tum ber ©tabt bleibt unb im SWufeum beS herein« auf»
bewahrt wirb ; ebenfo oon ber ©tabt gefdjentte Sucher unb
bei ftäbtifdjen Ausgrabungen gefunbene STOünjen.
Das Ärdjio würbe oon bem #errn Oberpoftfetretör
©tolte fo weit georbnet, baß eine Senufeung ber Vtten
unb (EobtceS ftattftnben tann; biefelben tonnen jebod) na$
ben barüber getroffenen ©eftimmungen nur im Slrd>h> ein*
gefeljen ober für Auswärtige an SBejjövben, bie einen feuer*
feften ©djrant beftfcen, jur (Sinftc^t oerfanbt werben. Die,
weld&e im Ärd&to ©adjen einfe^en wollen, ftnb gebeten, ftd) mit
bem $ernt Dberpoftfetretär ©tolte über bie 3eit ber
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239
SBenufcung ju toerftänbigen. Die SBibliotljef ift Donnerstag*,
mit Ausnahme ber f^efttage unb ber ©ijmnafialferien, t>on
3-4 U&r geöffnet.
Am 11. Ottober üeranftaltete ber SBerein unter jal>l*
reifer Beteiligung einen Ausflug ju ben Hünengräbern
auf bem #al>nenberg jmifd&en Srenfen unb SBüren. Auf
ben SBerfdjanjungen, meiere im ganjen mol)lerl>alten unb
nad> ifyrer 33efd>affenl>eit fäcfcftfdjen UrfprungeS finb, Ijatte
§err Saurat Siermann im Sttamen ber Altertums*
fommiffton Ausgrabungen gemacht unb fytelt auf ©runb
beren einen Vortrag über feine (Krgebniffe an Ort unb
©teile. SläljereS barüber mirb berietet werben in ben
„SDWtteilungen ber ÄltertumStommiffion für ffieftfalen 11 .
(SWünfter. «fdjenborff.) 9iad) 3}eftd)tigung ber ©d&anjen
fanb eine gemütliche 3ufammenfunft ber ffcilneljmer im
tflub ju Suren ftatt.
Da im oorlefcten Qaljre ba« 75. ©tiftungSfeft unfereS
SBereinS feierlich begangen mürbe, unb in biefem Qfaljre
me^rfa^e SJeranlaffungen jum {Reifen vorlagen, fo mürbe
Don ber SSeranftaltung einer ©euerafoerfammlung »bftanb
genommen.
Hüen greunben unb ®önnern beS SBereinS fpridjt ber
SJorftanb für bie ftörberung feiner ©eftrebungen aud) an
biefer ©teile feinen märmften Dant au« unb bittet alle
SKitgtieber, aud) ferner bem SJerein ein marmeS ftntereffe
ju mibmen, ba nod) mannigfache Kufgaben, j. 8. Cr*
forfdjung oon Arminen, Unterfudjung alter ©djanjen unb
©räber u. f. m., ju ooDfü^ren finb.
eine Überfielt über bie (Einnahmen unb Ausgaben
beS Vereins ergiebt folgenber
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240
ans in Rrdjnuiig für las 05rfd)äfteial)r 1899/1900.
A. $imt*$me.
<M
rf \ °* 1*
1.
Seftanb au6 üoriger SRedjnung . . .
3ufdjufc Don ber Sßroüinjtal •Verwaltung
847
31 |
2.
1000
i
3.
3ufdju§ von ber Stabt Sßaberborn
300
,
4.
Beiträge ber SRitgiieber
B. Jht*ga0e.
2439
25
4586 56
I. Beitf^rift.
1.
3)ru(f unb Serfenbung ber 3eitfdmft,
|
©injieljen ber Seitröge . . .
1075
20
2.
Honorar für bie Beiträge $ur 3ettfdjrifl
t 122
8.
©onftige 2)ru(ffadjen
18
35
4.
Botengänge, ©djreibfcilfe unb fjradjt
IL Serfammluugen.
34
1249
55
1.
2>cforation be* SRatljaudfaald bei bei
©eneral-Berfammlung . . .
20
2.
8n$etgen
11
55
31
55
III. mbüotW, «r*t» unb 9Wnfenm
1.
•Drutf be« lrdHü(tIien«Ber$eidjmffe$
568
50
2.
Honorar für Bearbeitung be« 3rd)i<
oaIien«Berjeicf)mffeö ....
(Jtnbinben ber »rdnoalien *, ®<^reib<
200
8.
materialien u. f. w
444
89
4.
tlrfunben»2lbfd)riften unb Büdjer .
332
75
5.
Änf Raffungen für baä SWufeum .
600
85
6.
$erftd)erung ber (Sammlungen . .
15
60
7.
#eijung unb Reinigung ber 3immer
116
64
8.
ÜtenftUen, Reparaturen unb gradjt
IV. «erwaltuttgStoftcu.
113
64
2392
87
1.
8ln ben Bereinäbirettor bejm. beffe»
©teßoertreter
120
2.
©onftige Auflagen
V. fciftorifdjc Äommtffton.
31
29
151
29
Beitrag für 1900 (einföl. ?orto) .
200
30
200
30
4025
56
Beftanb ber Äaffe am 1. Oltober 190C
1 561
<ßaberborn, ben 15. Dcjcmbcr 1900.
Oberlehrer Dr. fl. fiuljlmann,
$. 3- ©efretär.
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anhält
beS adjtunbfünfjtflftcft SanbeS.
I. Xbtfteiluitg. Ccfu
3ur ©efd)id)te £erforbe; im 30 jährigen Ärieae. (üWtt einem $Iane
ber ©tabt mm 1638.) SBon So^anncö Ärefefdjmar, £annooer. 1
@täbtifd)e* unb länblid&e* Sautoefen in »Itweftfalcn. 33on
3. 33. «Rorb^off 30
SBortgtnd unb 5Korgenforn in bei ©tobt Ötppftabt. Sin Beitrag aur
6tatiftit ber SBeoölferung unb beä ©runbbeftyed in einer »eftfäliföen
etabt am 8lu$gang brt Mittelalter^. 93 on Dr. Hlfreb Oöermann 88
3»ei unbefannte Seröffentlidjungen münfterifdjer #umaniften. 33on
Dr. 81. 33ömer 145
<Die Sranjofen im SWünfterlanbe 1806—1813. SSon Dr. jur.
Sotfjar ©djütfing ......... 153
2)er ehemalige greifdjarenfüljrer m 8üfcow in SWünfter unb fein ärete,
1817—1830. „ 8on Oberlehrer Dr. 3urbonfen .... 186
HRiöceHen : 1. Über bie ara Drusi bei ^altern an ber Sippe. SBon
Sanbgeridjtörat Popper« in SDtünfter. 2. 3n>ei ©ermaniidje Urnen«
friebfjöfe bei ^altern. 33on Dr. 81. Gonrabä in Woltern. 3. über
bie Urnenfunbe in ber SBauerfdjaft £emben bei Bocholt. 93on
Dr. (Sonrabä in ©orten. 4. S)ie Sßuten non #orftmar. SJon Dr.
S)öbmann, SBurgfteinfurt. 5. Sluö bem ©rutljerrenregtfter be«
Saljreä 1533. Won Dr. fcunöfene. 6. Hrbeittfofm in fünfter im
16. 3af)rt)unbert. 2*on Dr. £une*en$. 7. <efte »ebeutung ber
weftfälifdjen Drtönameu (Sapellenberg, ftappenberg, Äapenberg,
Pappel. 2*on $rof. Dr. SöormftaU. 8. 5)er IjelfamS bag in
fünfter. S3on Dr. £unöfenö. 9. Über baß £obe*jaljr be$ 2)om-
betonten Öranfo oon 2Bettringen unb be$ SBifdjofe* Hermann II.
oon fünfter. 33on Dr. <Döfmtann, Surgfteinfurt . .218
Siebe, gehalten bti ber geier be$ 75. ©tiftungefefteS, am 13. 5)eg.
1900. S8on «Prof. Dr. Pieper 246
Gljronü M »ereine). («btljeilung fünfter.) .... 277
9RitgIieber.»eraeidjm&. («btffeilung ÜHünfter.) . . . .293
IL 2Ibt$eUung.
©erolb unb bie ©erolbäfapeUe in $aberborn. #ier$u eine 3«djnung.
S3on ©nmnaftaloberleljrer Dr. 33. ßutylmann .... 8
Unterfud^ungen über baö Urfunbenwefen ber 33tfd)öfe x>on üftinben im
XIII. 3at)tf)unbert, 1206—1293. 33on Dr. phil. gr. 2öe(fen . 23
©efi)id)te beef 3Bergbaue$ bei SUtcnbefen. ©in Beitrag Aur ®efd)idjte
ber ttHrtfdjaftlidjen 35erljältniffe im ehemaligen ^o^ftift tytberborn.
33on Dr. fitan^ 3Mermann, ©erid)t6**Referenbar in ^ßaberborn. . 145
SRiöceflen: 1. 2)ie äiinft in ©iere^agen im 17. unb 18. Saljrfmnberte. 199
2. 5)er feiige £einrid), (Stifter beö SDominifanertlofterö in Äöln.
(Sin ©eitrag gur Orbenögefdjidjte 9tf>einlanb«i unb SBeftfalen«.
SBon Dr. £ut)lmann. 3. Ober ben ©tanbpunrt ber 3rminful.
33on Dr. fluljltnann. 4. 2Me 2)efanie SRebebad). SSon £önn(f.
5. 5)ie 2Baljl beö I^ten ^urfürften unb örgbifd^ofö oon Äöln.
S5on Honnef. 6. Über bie Sluefteflung be,0 Sereind. 7. 2He
©(ftarne in Sßaberbom. 35on 33üÜer«f. 8. Über ©teinmefcieidjen
unb ^auemarten. 95 on SSüOcrö 199
e^ronit be«J »ereine", («btfjeilung ^aberbom.) . . . .234
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