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Zeitschrift fur
die Geschichte
Oberrheins
*a
IN COMMEMOIUTION OF THE VISIT OF
HIS ROYAL HIGHNESS
PRINCE HENRY OF PRUSSIA
MARCH SIXTH, 1902
ON BEHALF OF HIS MAJESTY
THE GERMAN EMPEROR
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Zeitschrift
fiir die
Geschichte des Oberrheins,
Neue Folge. Band XXI.
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o
Zeitschrift
fur die
Geschichte des Oberrheins
herausgegeben
von der
Badisohen Historisohen Kommission.
Neue Folge. Band XXI.
[Der ganxen Reihe 60. Band.]
Heidelberg.
Carl Winter's Universitatsbuchhandlung.
iqo6.
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€
J2.>v '[-'[- . I- i^r
a./. \f... I'^tf
Harvard College Library
AUG 3 1907
Hohenzollern Collection
Gift of A. C. Coolidge
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In halt.
Seite
Bericht ttber die vierundzwanzigste Plenarsitzung der Badischen Histo-
rischen Kommission vom io/ii. November 1905, erstattet von
dera stellvertretenden Sekretar der Kommission 1
Eine papstliche Steuer far das Bistura Strassburg im Jahre 1 37 1,
von Hans Kaiser 8
Verhandlungen Kdnig Ruprechts von der Pfalz mit Papst Inno-
zenz VII. vom Jahre 1405, von Gustav Sommcrfcldt . . 30
Kleine Funde zum elsflssischen Humanismus, von Joseph Knepper 40
Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 und 1569, von Alcuin
Hollaender 50
Die Biihl - Stollhofener Lin i en im Jahre 1703, von Eugen von
MUller. Mit einem Plane auf 3 Blftttern 99
Der Anted der Stadt Villi n gen und des oberen Schwarzwalds an den
Ereignissen in Wurttemberg zur Zeit der Vertreibung Herzogs
Ulrich 1 5 19— 1522, von Christian Roder 169
Ein Erbschaftsprozess vom Jahre 1304, von Heinrich Maurer . . 199
Vorsichtsmassregeln gegen Pest und ansteckende Krankheiten im alten
Strassburg, von G. Schickele 212
Wimpfelings kirchliche Unterwerfung, von Paul Kalkoff .... 262
Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. Ladenburg und Hagenau,
von Karl Freiherrn von Reitzenstein ... 271, 400, 624
Die Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel. Ein Beitrag zur
Geschichte der pfalz-bayrischen Politik wahrend des ersten
Koalitionskrieges, von Karl Hauck 296
Heinrich Louffenberg von Freiburg und sein Gesundheitsregimem
(1429), von Karl Baas 363
Die Strassburger Rheinfahre im Mittelalter, von Johannes Beinert 390
Beinheim, ein elsassisclier Etappenort im 18. Jahrhundert, von Karl
Engel 421
Die Belagerung von Neubreisach im Jahre 181 5, von Max von
Gulat-Wellenburg 441
Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905, zusammengestellt von
Fritz Frankhauser 463
Die Schenkung der Mark Maursmunster, von E. Hcrr. Mit einer
Tafel Abbildungen . 527
Zur Geschichte der drei Renchbader Griesbach, Petersthal und Anto-
gast unter wurttembergischer Herrschaft, von Rudolf KrauSS 601
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VI
Seite
Elsassische Geschichtsliteratur dcs Jahres 1905, zusammengestellt von
Hans Kaiser 642
Miszellen:
Zur Lebensgeschichte dcs Dominikanerchronisten Johannes
Meyer, von Peter P. Albert 504
J. G. von Herder und die Universitat Heidelberg 1803, mit-
geteilt von Karl Obser 510
Eine ungedruckte Urkunde des Papstes Innocenz III, von
Hermann Baier 689
Zur Lebensgeschichte Dr. Noe Meurers, von Hans
Hausrath 690
"Nekrologe:
Theodor Ludwig f., von Gustav Meinecke 138
Friedrich von Weech j\, von Karl Obser 323
Zeitsch riftenschau 147, 345, 512, 693
Alemannia N.F. VI; VII, 1 und 2. 148, 345, 693. — Annales
de l'Est et du Nord I, 4; II, I. 3. 153, 348, 697. — Basler
Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde V, 1 und 2. 152,
096. — Freiburger Diozesanarchiv N.F. VI. 150. — Freiburger
Miinsterblatter I, 2; II, 1. 694. - Jahrbuch fur Geschichte,
Sprache und Literatur Elsass-Lothringens XXI. 153. — Mann-
heimer Geschichtsbl&tter VI, 11 — 12; VII, 1—9. 151, 345, 512,
695. — Neues Archiv fur die Geschichte der Stadt Heidel-
berg und der rheinischen Pfalz. VIII, 1. 512. — Revue
catholique d' Alsace N.S. XXIV, 9—12; XXV, 1—7. 154,
349, 514, 698. — Revue d' Alsace. N.S. VI, 9—12; VII, 1—8.
*54> 348, 513, 697. - Schau-in's-Land XXXII. 147; XXXIII,
1. 694. — Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und
seiner Umgebung XXXIV. 148. — Strassburger Didzesanblatt.
III. F. II, 6—12; III, 1—7. 155, 348, 513, 697. — Thur-
gauische Beitrage zur vaterlandischen Geschichte XLV. 347.
Literaturnotizen 155, 349, 515, 698
Barbey, Madame Atkyns et la prison du temple 1758—1836.
352. — Bauer, Vom Bodensee. 701. — Beemelmans, Zur Ge-
schichte der vorderftsterreichischen Munzstatte Ensisheim in
Oberelsass. 354. — Besay u. Reinfried, Zur Jubelfeier des
25jahrigen Bestehens des Handel- und Gewerbevereins Biihl.
162. — Beyerle, Ergebnisse einer alamannischen Urbarforschung.
701. — Boegner, Les catechisir.es de Calvin. 526. — Bossert,
Aufenthalt des Humanisten Theodor Reysmann in Tiibingen.
525. — Carlebach, Badische Rechtsgeschichte I. Ausgehendes
Mittelalter und Rezeption des rSmischen Rechts. 702. — Car-
tellieri, "Ober Wesen und Gliederung der Geschichtswissen-
schaft. 159. — Dengel, Politische und kirchliche Tatigkeit
Garampis in Deutschland 1761 — 1763. 700. - Diehl, Martin
Butzers Bedeutung fur das kirchliche Leben in Hessen. 165.
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VII
— Escbcr, Das schweizerische Fussvolk im 15. und im An fang
des 16. Jahrhunderts II. 522. — Fester, Bericht des »Univer-
sitats-Bereisers« Fiiedr. Gedicke an Friedrich Wilhelm II. 1789.
525. — Ficker u. Winckelmann , Handschriftenproben des
16. Jahrhunderts nach Strassburger Originalen. II. 155. —
Flamm, Der wirtschaftliche Niedergang Freiburgs im Breisgau
und die Lage des st&dtischen Grundeigentums im 14. u. 15. Jahr-
hundert. 164. — Geier, Die Durchfuhrung der kirchlichen
Reformen Josephs II. im vorderosterreichischen Breisgau. 356.
— Gerold, Geschichte der Kircbe St. Niklaus in Strassburg. 162.
— Ginsburger, Die Juden in Rufach. 706. — Gotze, Die hoch-
deutschen Drucker der Reformationszeit. 525. — Gutmann,
Die Kunsttdpferei des 18. Jahrh. im Grossh. Baden. 711. —
Habler und Heitz, Hundert Kalender-Inkunabeln. 705. —
Hasenclever, Sleidan-Studien. 351. — Hauber, Stellungnahme
der Orden und Stifter des Bis turns Konstanz im Kampfe Lud-
wigs des Bayern mit der Kurie. 705. — Hauck, Elisabeth,
KSnigin von Bahmen , Kurffcrstin von der Pfalz in ihren
letzten Lebensjahren. 699. — Hilstenbeck, Johann Wilhelm,
K.urforst v. d. Pfalz, vom Ryswicker Frieden bis zum spanischen
Erbfolgekrieg. 159. — Hirsch, Das Bruchsaler Schloss im
XIX. Jahrhundert. 524. — Hunn , Quellenkritische Unter-
suchungen zur Petershauser Chronik. 515. — Jacob, Bismarck
und die Erwerbung Elsass-Lothringens 1870 71. 160. — Janitsch,
Bildnis Sebastian Brants von Albrecht Dfirer. 708. — Kaiser
u. Wiegand , Anleitung zum Ordnen und Beschreiben von
Archiven von S. Muller, J. A. Feith und R Fruin Th. Az.
Fiir deutsche Archive bearbeitet. 158. — Kalkoff, Zur Lebens-
geschichte Albrecht Diirers. 358. — Kartels, Herdern bei Frei-
burg i. Br. 522. — Kelter, Briefwechsel zwischen Matthias
Bernegger u. Johann Freinsheim 1629 u. 1633 — 1636. 168. —
Kisky, Die Domkapitel der geistlichen Kurfiirsten in ihrer
personlichen Zusammensetzung im 14. und 15. Jahrh. 706. —
Knepper, Das Schul- und Unterrichtswesen im Elsass von den
Anfangen bis gegen das Jahr 1530. 359. — Koeniger, Bur-
chard I. von Worms und die deutsche Kirche seiner Zeit (1000
— 1025). 354. — Krollmann, Selbstbiographie Fabians zu Dohna.
698. — Lang, Ettlinger Linien. 700. — Leidinger, Regesta
Dalbergiana. 714. — Marcel, Inventaire des papiers manuscrits
de Robert de Cotte premier architecte du Roi (1656 — 1735) et
de Jules-Robert de Cotte (1683 — *7°7)- 52<>. — Marz, Die
Fayencefabrik zu Mosbach in Baden. 711. — Mulsow, Brom-
bach im Wiesental. 361. — Niese, Zur Geschichte des deut-
schen Soldrittertums in Italien. 354. — v. Oechelhauser, Aus
Anselm Feuerbachs Jugendjahren. 166. — v. Oechelhauser,
Kunst den k miller des Grossh. Baden. IV, 4. 707. — Reper-
torium des Staatsarchivs zu Basel. 156. — Rieder, Der Gottes-
u-eund vom Oberland. 519. — Roth, Die Rechtsverhaltnisse
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vni
Seite
der landesherrlichen Beam ten in der Markgrafechaft Baden-
Durlach im 1 8. Jahrhundert. 523. — Rott, Ott-Heinrich und
die Kunst. 708. — Schaus, Zehn KSnigsurkunden fur Reichs-
burgmannen des hessischen und pfalzischen Gebiets 1 277 — 1323.
159. — Steinacker, Regesta Habsburgica I. 349. — Strickler,
Aus der Zeit des Rastatter ^Congresses. 522. — Stutz, Das
habsburgische Urbar und die Anfange der Landeshoheit. 353.
— Teichmann, Die kirchliche Haltung des Beatus Rhenanus.
167. — Thiele, Zur Cbersiedelung der franzGsischen Gemeinde
Mannheims nach Magdeburg. 706. — Tobler, Aus Karl
Mathys Schweizerzeit. 352. — Vigener, Synodalstatuten des
Erzbischofs Gerlach von Mainz von 1355 unc* !35^- 5*8. —
Vogt, Erzbischof Mathias von Mainz (132 1 — 1328). 516. —
v. Wieser, Grammatica figurata des Mathias Ringmann (Phile-
sius Vogesigena). 525. — Winkler, Die Judengasse und die
Synagoge in Rufach. 706. — Zedler, Verbleib der altesten
Gutenbergtype. 168. — Zeller, Das Heidelberger Schloss. 165.
Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission Nr. 28:
Bench t uber die Ordnung und Verzeichnung der Archive
und Registraturen der Gemeinden, Pfarreien usw. durch die
Pfleger der Badischen Historischen Kommission mi
I. Archivalien aus samtlichen Gemeinden des Amtsbezirks Sins-
heim, verzeichnet von dtm Pfleger Pfarrer Wilhclm Wchn
in Ehrstfdt mi3
II. Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten, Amt
Boxberg, verzeichnet von dem Pfleger Pfarrer Otto Hagmaier
in Neunstetten 0147
III. Archivalien aus samtlichen Gemeinden des Amtsbezirks Wert-
heim, verzeichnet von dem Pfleger Dr. Karl Wagner f lu
Wertheim mm
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IX
Mitarbeiter dieses Bandes der Zeitsclirift.
Albert, Professor Dr. Peter P., Stadtarchivra t Freiburg i. Br.
Baas, Professor Dr. Karl, Augenarzt Karlsruhe.
Baier, Dr. Hermann, Hilfsarbeiter am
Generallandesarchiv Karlsruhe.
Beixert, Dr. Johannes, Lehramtspraktikant Mannheim.
Bern ays, Dr. Jakob, Archivassistent am Stadt-
archiv Strassburg i. E.
Bossert, D. Dr. Gustav, Pfarrer Nabern i. W.
Dieterich, Dr. Julius R., Archivrat Darmstadt.
Ehrler, Dr., Vorstand des Statistischeri Amts Freiburg i. Br.
Engel, Dr. Karl, Oberlehrer am Lyceum Colmar.
Frankhauser, Fritz, Archivassessor Karlsruhe.
Fueter, Dr. Eduard, Privatdozent Zurich.
Geier, Dr. Fritz, Rechtspraktikant Uberlingen.
v. Gulat-Wellenburg, Max, Oberamtmann Karlsruhe.
Hauck, Dr. Karl Miinchen.
Hausrath, Dr. Hans, Professor an d. Tech-
nischen Hochschule Karlsruhe.
Herr, E., Pfarrer Zehnacker i. E.
Hirsch, Dr. Fritz, Bezirksbauinspektor Bruchsal.
Hollaender, Professor Dr. Alcuin Strassburg k E.
Kaiser, Dr. Hans, Archivdirektor Strassburg i. E.
Kalkoff, Professor Dr. Paul, Oberlehrer Breslau.
Knepper, Dr. Joseph, Oberlehrer am bisch6fl.
Gymnasium Bitsch i. L.
Krauss, Dr. Rudolf, Archivrat Stuttgart.
Krieger, Dr. Albert, Geh. Archivrat Karlsruhe.
Maurer, Professor Heinrich Mannheim.
Meixecke, Dr. Gustav, Universitatsprofessor Freiburg i. Br.
v. Muller, Eugen, General d. Artillerie u.
Generaladjutant Sr. K. H. d. Gross-
herzogs Karlsruhe.
Obser, Dr. Karl, Geh. Archivrat. Archivdirektor Karlsruhe,
v. Reitzensteix, Karl Freiherr, Major z. D. Mttnchen.
Rieder, Dr, Karl, Pfarrverweser Scherzingen.
Roder, Professor Dr. Christian Uberlingen.
Schickele, Dr. G., Privatdozent Strassburg i. E.
Schorbach, Dr. Karl, Universitfltsbibliothekar Strassburg i. E.
Sommerfeldt, Dr. Gustav, Oberlehrer Konigsberg i. Pr.
Sopp, Dr. Karl, Hilfsarbeiter der Badischen
Historischen Kommission Karlsruhe.
Stieda, Dr. Wilhelm, Universitcitsprofessor Leipzig.
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Werminghoff, Dr. Albert, Universitatspro-
fessor Greifswald.
Wiegand, Dr. Wiihelm, Universitatsprofessor Strassburg i.
Wille, Dr. Jakob, Geh. Hofrat, Universitats-
professor und Oberbibliothekar Heidelberg.
Redaktion.
Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. Obser.
Universitatsprofessor Dr. Wiegand.
Fur die »Mitteilungew: Archivdirektor Dr. Obser.
Redaktionsausschuss.
Universitatsprofessor a. D. Geh. Hofrat Dr. Dove.
Universitatsprofessor Geh. Hofrat Dr. Marcks.
Archivdirektor Geh. Archivrat Dfe. Obser.
Universitatsprofessor Dr. Wiegand.
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Bericht
iiber die
vierundzwanzigste Plenarsitzung
der
Badischen Historischen Kommission.
Karlsruhe, im November 1905. Die Plenarsitzung der
Badischen Historischen Kommission fand dieses Jahr am
10. und 11. November statt. Anwesend waren die ordent-
lichen Mitglieder: die Professoren Geh. Rat Dr. Schroder,
Geh. Hofrat Dr. Marcks, Dr. Rathgen, Dr. Hampe,
Dr. Gothein aus Heidelberg; die Professoren Geh. Hofrat
Dr. Dove, Hofrat Dr. Finke, sowie Stadtarchivrat Dr.
Albert aus Freiburg; Professor Dr. Stutz aus Bonn;
Archivdirektor Geh. Archivrat Professor Dr. Wiegand
aus Strassburg; Archivrat Dr. Tumbult aus Donau-
eschingen; Geh. Rat Dr. Wagner, Geh. Archivrat Dr.
Obser und Archivrat Dr. Krieger aus Karlsruhe; ferner
die ausserordentlichen Mitglieder Professor Dr. Roder aus
Uberlingen, Professor Maurer und Professor Dr. Walter
aus Mannheim, Universitatsbibliothekar Professor Dr. Pfaff
aus Freiburg i. Br. Die ordentlichen Mitglieder Archiv-
direktor Geh. Rat Dr. von Weech aus Karlsruhe, Geh.
Kirchenrat Professor Dr. Hausrath und Oberbibliothekar
Professor Dr. Wille aus Heidelberg, Professor Dr. Fuchs
aus Freiburg i. Br. und das ausserordentliche Mitglied
Professor Dr. Brunner aus Pforzheim waren am Erscheinen
verhindert.
Als Vertreter der Grossh. Regierung waren zugegen
der Staatsminister und Prasident des Ministeriums der Justiz,
Zcitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. i. I
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2 Bericht
des Kultus und des Unterrichts, Seine Exzellenz Geh. Rat
Dr. Freiherr von Dusch und Geh. Oberregierungsrat
Dr. Bohm.
Geh. Hofrat Professor Dr. von Simson aus Freiburg
hat, infolge seines Ausscheidens aus dem badischen Staats-
dienst und seiner Ubersiedelung nach Berlin, sein Mandat als
ordentliches Mitglied der Kommission zur Verfugung gestellt.
Den Vorsitz fuhrte der Vorstand, Geh. Hofrat Professor
Dr. Dove aus Freiburg i. Br. Den durch Krankheit arn
Erscheinen verhinderten Sekretar Geh. Rat Dr. von Weech
vertrat Geh. Archivrat Dr. Obser.
Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete der Vor-
sitzende dem Andenken des am 16. Oktober d. J. ver-
storbenen ausserordentlichen Mitglieds der Kommission
Professors Dr. Theodor Ludwig aus Strassburg, sowie
des am 9. Januar verstorbenen korrespondierenden Mit-
gliedes Stadtarchivars Dr. Josef Geny aus Schlettstadt,
deren Verdienste um die Wissenschaft er riihmend hervor-
hob, Worte warmer Anerkennung.
Hilfsarbeiter Dr. Wilhelm Luhe ist mitdem 15. Junid. J.
aus dem Dienste der Kommission ausgeschieden.
Seit der letzten Plenarsitzung sind nachstehende
Veroffentlichungen der Kommission im Buchhandel
erschienen :
Badische Neujahrsblatter. N. F. Achtes Blatt.
Die Besitznahme Badens durch die Romer, bearbeitet
von Ernst Fabricius. Heidelberg, C. Winter.
Oberbadisches Geschlechterbuch. II. Band,
7. (Schluss-)Lieferung, bearbeitet von Julius Kindler
von Knobloch. Heidelberg, C. Winter.
Topographisches Worterbuch des Grossherzog-
tums Baden. Zweite Auflage. II. Band, 2. (Schluss-)
Halbband, bearbeitet von Albert Krieger. Heidelberg,
C. Winter.
Regesten der Bischofe von Konstanz. II. Band,
7. (Schluss-)Lieferung, bearbeitet von Karl Rieder. Inns-
bruck, Wagner.
Oberrheinische Stadtrechte. II. Abteilung, Schwa-
bische Rechte, 1. Heft, bearbeitet von Christian Roder.
Heidelberg, C. Winter.
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uber die XXIV. Plenarsitzung. 7
Badische Biographien. V. Teil. 1891 — 1901.
7. — 10. Lieferung. Im Auftrag der Kommission heraus-
gegeben von Friedrich von Weech und Albert Krieger.
Heidelberg, C. Winter.
Zeitschrift fiir die Geschichte des Oberrheins.
N. F. XX nebst den
Mitteilungen der Bad. Hist. Kommission. Nr. 27.
Heidelberg, C. Winter.
Nachstehende Ubersicht zeigt den Stand der ein-
zelnen Unternehmungen der Kommission, uber die
in der Plenarsitzung Bericht erstattet, beraten und
beschlossen wurde.
I. Quellen- und Regestenwerke.
Von den Regesten der BischOfe von Konstanz
ist die 7. Lieferung des II. Bandes mit den von Dr.
K. Rieder bearbeiteten Nachtrcigen, dem Orts- und Per-
sonenregister, sowie dem Sachregister im Laufe desjahres
ausgegeben vvorden. Fiir den III. Band wird ein Arbeits-
plan von ihm im nachsten Jahr vorgelegt werden.
Von den ROmischen Quellen zur Konstanzer
Bistumsgeschichte, mit deren Herausgabe ebenfalls Dr.
K. Rieder betraut ist, befindet sich der erste Band unter
der Presse und wird im Laufe desjahres 1906 erscheinen,
der II. Band wird 1907 folgen. Zum Abschluss der Vor-
arbeiten hat sich K. Rieder im September dieses Jahres
nochmalszu einem langeren Aufenthalte nach Rom begeben.
Der Druck des von Archivassessor Frankhauser
bearbeiteten Registers zum III. Bande der Regesten der
Markgrafen von Baden und Hachberg wird in den
nachsten Wochen beginnen. Die Vorarbeiten fur die
1. Lieferung des IV. Bandes sind von ihm schon erheblich
gefordert. Um eine rasche und gleichm£ssige Fortfuhrung
der Regesten zu ermoglichen, wird Archivrat Dr. Krieger
die Regesten des M. Christof, die den V. Band bilden
sollen, bearbeiten. Zur Sammlung des Materials ist fiir
das nachste Jahr der Besuch einiger Archive in Aussicht
genommen.
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4 Bericht
Die Fortfuhrung der Regesten der Pfaftgrafen
am Rhein wird Dr. jur. Graf von Oberndorff unter
Leitung von Oberbibliothekar Professor Dr. Wille uber-
nehmen; er hat mit den Vorarbeiten fur Band II. bereits
begonnen.
In der Sammlung der Oberrheinischen Stadt-
rechte wird das von Dr. Koehne unter Leitung von Geh.
Rat Professor Dr. Schroder bearbeitete 7. Heft der
frankischen Abteilung, das die Stadte Bruchsal,
Philippsburg (Udenheim), Rotenberg, Obergrombach und
Steinbach umfasst, demnachst ausgegeben werden. Fur
das 8. Heft, welches die Stadtrechte von Neudenau, Oster-
burken, Griinsfeld, Unterowisheim , des Dorfes Dilsberg,
das voriibergehend Stadtrecht besass, und schliesslich das
Stadtrecht des jetzt wurttembergischen Besigheim enthalten
soil, wurde mit der Sammlung des Materials begonnen.
In der unter Leitung von Professor Dr. Stutz stehenden
schwabischen Abteilung ist das von Professor Dr.
Roder bearbeitete Stadtrecht von Villingen als erstes
Heft erschienen. Das zweite Heft mit dem von Dr. jur.
Geyer bearbeiteten Stadtrecht von Uberlingen wird im
Laufe des Jahres 1906 zur Ausgabe gelangen.
Die Bearbeitung des Nachtragsbandes zur Politischen
Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden wird
Geh. Archivrat Dr. Obser voraussichtlich noch vor Jahres-
schluss, unter Zuziehung eines Hilfsarbeiters, in Angriff
nehmen. Zur Erg&nzung und Vervollstandigung des Mate-
rials wird er im nachsten Jahre dem Archive des Aus-
wartigen Amts in Paris einen Besuch abstatten.
An der Herausgabe der Korrespondenz des Fiirst-
abts Martin Gerbert von St. Blasien hat Dr. Liihe
bis zu seinem Austritt aus dem Dienste der Kom mission
unter Leitung von Geh. Rat Dr. von Weech weiter
gearbeitet.
Von den Denkwiirdigkeiten des Markgrafen
Wilhelm von Baden wird der erste, von Geh. Archivrat
Dr. Obser bearbeitete Band, der die Zeit von der Geburt
des Markgrafen (1792) bis zum Tode des Grossherzogs
Karl (Dez. 1818) umfassen wird, im Januar 1906 ausgegeben
werden.
Digitized by VaOOQ IC
iiber die XXIV. Plenarsitzung. c
II. Bearbeitungen.
Von der von Archivrat Dr. Krieger bearbeiteten
2. Auflage des Topographischen WOrterbuchs des
Grossherzogtums Baden ist im abgelaufenen Jahre der
2. (Schluss-)Halbband des II. Bandes erschienen.
Das Manuskript des II. Bandes der Wirtschafts-
geschichte des Schwarzvvaldes und der angren-
zenden Lande wird durch Professor Dr. Gothein im
kommenden Jahre zum Abschluss gebracht werden.
Zur Vervollstandigung des Materials fur die Ge-
schichte der rheinischen Pfalz gedenkt Professor
Dr. Wille im kommenden Jahre das Haus- und Staats-
archiv in Munchen zu besuchen.
Von dem Oberbadischen Geschlechterbuch, be-
arbeitet von Oberstleutnant a. D. Kindler v. Knob loch, ist
die 7. (Schluss-) Lieferung des II. Bandes erschienen; das
Manuskript fur die erste Lieferung des III. Bandes ist
abgeschlossen , das Material fur weitere Lieferungen ge-
sammelt und gesichtet.
Von dem von Geh. Rat Dr. von Weech und
Archivrat Dr. Krieger herausgegebenen V. Bande der
Badischen Biographien ist die 7.— 10. Lieferung im
Buchhandel erschienen. Der Abschluss des Bandes wird
noch im Laufe dieses Jahres erfolgen.
Der Bearbeiter der Geld- und Munzgeschichte der
im Grossherzogtum Baden vereinigten Territorien,
Dr. Cahn in Frankfurt a. M„ hat in diesem Jahre die
Archive in Karlsruhe, Konstanz und Uberlingen durch-
forscht und wird im Laufe des nachsten die Miinzkabinette
in Stuttgart und Munchen besuchen. Die Ausgabe des
ersten, die Bodenseegebiete behandelnden Heftes ist fur
1907 in Aussicht genommen.
Die Sammlung und Zeichnung der Siegel der Badi-
schen Gemeinden wurde fortgesetzt. Der Zeichner,
Fritz Held, hat im abgelaufenen Jahre fur 4 Stadt-
und 30 Landgemeinden bzw. Nebenorte neue Siegel und
Wappen entworfen.
Von der VerOffentlichung der Siegel der Badischen
Stadte befindet sich das dritte Heft, welches die Siegel
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6 Bericht
der in den Kreisen Freiburg, Villingen und Lorrach liegen-
den Stadte bringen wird, in Vorbereitung.
Die Vorarbeiten fur die vom Grossh. Statistischen
Landesamt bearbeiteten Grundkarten des Grossher-
zogtuins Baden nahern sich ihrem Ende.
III. Ordnung und Vcrzeichnung der Archive der
Gemeinden, Pfarreien usw.
Die Pfleger der Kom mission waren auch im ab-
gelaufenen Jahre unter der Leitung der Oberpfleger
Professor Dr. Roder, Stadtarchivrat Dr. Albert, Univer-
sitatsbibliothekar Professor Dr. Pfaff, Archivrat Dr.
Krieger und Professor Dr. Walter tiitig. - Vgl. den
Bericht in den »Mitteilungen der Badischen Historischen
Kommission« Nr. 28, S. mi ff.
IV. Periodische Publikationen.
Von der Zeitschrift fur die Geschichte des
Oberrheins, Neue Folge, ist unter Redaktion von
Geh. Archivrat Dr. Obser und Archivdirektor Geh. Archiv-
rat Professor Dr. Wiegand der XX. Band (der ganzen
Reihe 59. Band) erschienen; dem Bande ist ein systema-
tisches Inhaltsverzeichnis iiber die ersten 20 Bande der
Neuen Folge beigegeben worden. In Verbindung mit der
Zeitschrift wurde Nr. 27 der »Mitteilungen der Badi-
schen Historischen Kommission« ausgegeben.
Am Register zu Band 1—39 der Zeitschrift
fiir die Geschichte des Oberrheins hat Dr. Karl
Sopp weiter gearbeitet.
Das Neujahrsblatt fur 1905 »Die Besitznahme
Badens durch die ROmer«, bearbeitet von Professor
Dr. Ernst Fabricius in Freiburg, ist im Dezember 1904
erschienen. Fiir 1906 hat Dr. Karl Hauck in Miinchen
»Rupprecht, der Kavalier, Pfalzgraf bei Rhein(i6i9
— 1682)« als Neujahrsblatt bearbeitet.
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iiber die XXIV. Plenarsitzung. 7
V. Antrage.
Der im Vorjahre von Geh. Hofrat Professor Dr.
Marcks, Geh. Kirchenrat Professor Dr. Hausrath und
Professor Dr. Hampe eingebrachte Antrag auf Heraus-
gabe des Briefvvechsels der Bruder Ambrosius und
Thomas Blarer war einer Subkommission zur eingehen-
den Beratung uberwiesen worden. Gemass dem Antrage
derselben beschloss die Kommission die Herausgabe des
Briefwechsels bis zum Jahre 1548 einschliesslich in ihr
Arbeitsprogramm aufzunehmen und dem Stadtarchivar zu
St. Gallen, Dr. Traugott Schiess, zu ubertragen.
VI. Wahlcn.
Die Kommission beschloss, Seiner Koniglichen Hoheit
dem Grossherzog zur Allerhochsten Ernennung als ordent-
liches Mitglied den oidentlichen Professor der Geschichte
an der Universitat Freiburg, Geh. Hofrat Professor Dr.
Georg von Below, vorzuschlagen. Die Ernennung er-
folgte mit Allerhochster Staatsministerialentschliessung vom
30. November 1905.
Ausserdem hat die Kommission den Archivassessor
Fritz Frankhauser in Karlsruhe zu ihrem ausserordent-
lichen, sowie den Archivassistenten Dr. Hans Kaiser in
Strassburg zu ihrem korrespondierenden Mitglied erwahlt.
Die Wahlen wurden durch Erlass des Grossh. Ministeriums
der Justiz, des Kultus und Unterrichts vom 6. Dezember
1905 bestatigt.
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Eine papstliche Steuer
fiir das Bistum Strassburg im Jahre 1371.
Von
Hans Kaiser.
Mit Personenverzeichnis.
Wahrend die von L. Dacheux in den Mitteilungen der
Gesellschaft fiir Erhaltung der geschichtlichen Denkm&ler
im Elsass II. Folge 18, S. 433 ff. verOffentlichte und in
ihrer Bedeutung eingehend gewiirdigte Steuerrolle des
Bistums Strassburg aus dem Jahre 1464 als das alteste
Verzeichnis dieser und ahnlicher Art bis vor kurzem
angesehen werden konnte, gab mir die VerOffentlichung
der Abrechnung uber die Ktinig Sigmund im Jahre 1419
aus dem Zehnten des Bistums zugeflossenen Summen
bereits Gelegenheit, diese Vorstellung als irrig darzutun.
Schon damals konnte ich aueh kurz darauf hinweisen l),
dass noch altere Aufzeichnungen vorhanden sind: mit dem
Verzeichnis des Konigszehnten sind zusammengebunden
die Abrechnung iiber die Ertrage einer papstlichen Steuer
aus dem Jahre 137 1 und des Bienniums von 1394. Die
erstere soil im folgenden einer Untersuchung unterzogen
werden, die feststellen mochte, welche Ergebnisse fiir die
Geschichte des Bistums, besonders die kirchliche Einteilung
desselben, aus den Eintragen zu gevvinnen sind.
Das Verzeichnis von 1371 besteht aus 80 nicht nume-
rierten Seiten, deren letzte unbeschrieben ist. Ein die
Bestimmung des Hefts kundgebendes Deckblatt findet sich
nicht; dass aber die erhobenen Summen fur die Kurie
bestimmt waren , geht u. a. aus einer Bemerkung des
l) Mitteilungen der Badischen historischen Kom mission 23, S. 83 f.
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Eine papstliche Steuer fiir das Bistum Strassburg 1 37 1 . g
viertletzten Blattes deutlich hervor: Presens imposicio facta
est accione procuracionis sedis apostolice et imposita fuit
circa diem ascensionis domini anno LXX prime Die Ein-
teilung ist folgende: Stifter, M&nnerkl6ster, FrauenklOster,
Erzpriesteramter. Bei der letzten Kategorie folgen unter
dem Stichwort des betrefFenden Erzpriesteramts zun&chst
samtliche Kirchen des Bistums, dann in besonderen Ab-
schnitten die Kaplaneien und Primissariate, endlich die
Plebanate. Zwischen Kirchen und Kaplaneien sind die
exempten Kloster und die Beneficia noviter registrata ein-
getragen, auf die wir noch zu sprechen kommen.
Wenden wir uns zunachst der kirchlichen Einteilung
des Bistums zu. Die Bezeichnung der einzelnen Erzpriester-
amter war in den Jahren der uns bekannten Steuerver-
zeichnisse folgende:
1419
Schlettstadt
Heiligenstein
Bischofsheim
Bolsenheiin
Molsheim
Mannolsheim
Mackenheim
Rheinau
Uhlweiler
Sufflenheim
St. Laurentius —
Sand I Offenburg
— J Ottersweier
Haslach Lahr
In dem Jahrhunderr, das zwischen der Anlage des
ersten und des dritten Verzeichnisses liegt, sind natiirlich
einzelne geistliche Stellen eingegangen, andere neu dazu-
gekommen, doch kann man im allgemeinen nicht sagenf
dass Umfang und Bestandteile der einzelnen Erzpriester-
amter eine wesentliche Veranderung erfahren hatten. Die
Pfarreien des Erzpriesteramts von St. Laurentius sind in-
zwischen unter die anderen Landkapitel aufgeteilt. die offen-
barallzu umfangreichen Bezirke Waldulm — Fautenbach —
Sand in zwei, Offenburg und Ottersweier »), zerlegt worden.
i37'
Scherweiler
Waif
Rosheim
Geispolsheim
ScharTacbbergheim oder Sulz
Maursmiinster
Jebsheim
Diebolsheim
Pfaffenhofen
Beinheim
St. Laurentius
Waldulm oder Fautenbach
Ettenheim oder Kippenheim
1464
Scherweiler oder Schlettstadt
Blienschweiler
Bruderbeig
Benfeld oder Bohenheim
Molsheim oder Dangolsheim
Zabern oder Betbur
Markolsheim
Rheinau
Ingweiler
Betschdorf
') Eine geographische Scheidung, bei der die n6rdlichen Pfarreien <iem
Erzpriesteramt Ottersweier, die siidlichen 06Fenburg zugeteilt sind.
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JO Kaiser.
Erheblichere Verschiebungen haben eigentlich nur im
Besitzstand der Erzpriesteramter Beinheim - Sufflenheim-
Betschdorf und Pfaffenhofen - Uhlweiler - Ingweiler statt-
gefunden, bei letzterem Bezirk immerhin in nicht unbe-
trachtlicher Zahl »). Fur eine sp&terhin einmal im Zusammen-
hang vorzunehmende Erforschung der kirchlichen Einteilung"
des Bistums bietet also, wie man sieht, die Vergleichung
der genannten Verzeichnisse mancherlei Material2).
Die eingegangenen Summen betragen 1371 fur die
einzelnen Erzpriesteramter:
1. Scherweiler 26 it 10 (i 6 *s
2. Waif 26 it 16 £ 8 *s
3. Rosheim 26 tf — (J — *
4. Geispoisheim 18 it 3 ft 10 *
5. Scharrachbergheim oder Sulz 34 U 3 /? 10 „%
6. Maursmiinster 39 it 18 ft 9 *s
7. Jebsheim 12 /t - f( 4 ^
8. Diebolsheim 15 it 16 /? 8 /.
9. Pfaffenhofen 43 # 8 0 1 1 *s
10. Beinheim 24 /T 6 (i 8 ^
11. St. Laurentius 17 <t n f/ 4 -s
12. Waldulm oder Fautenbach . 28 it 18 p 4 *s
13. Ettenheim oder Kippenheim - 27 iff 5 0 IO *'•
Die Ertragnisse der Kollekte von 1464 sind fur die
an erster bis fiinfter und von siebenter bis achter Stelle
genannten Erzpriesteramter - dem Gesamtverhaltnis ent-
sprechend — doppelt so hoch als die von 1371. Fast um
das Dreifache ungefahr werden die Summen von 1371 ein
Jahrhundert spater ubertroffen in den iiberrheinischen Be-
zirken. Dagegen sind 14O4 die Einnahmen aus den drei
elsassischen Erzpriesteramtern Pfaffenhofen-Ingweiler, Bein-
heim-Betschdorf und Maursmunster-Zabern auf die Halfte
») Vgl. auch unten S. 11. — 2> Eine genaue Vergleichung ergibt, dass
die beiden Verzeichnisse von 137 1 und 1464 — auch hinsichtlich der iiussern
Einteilung — die grosste Ahnlichkeit miteinander aufweisen. Bei ihnen
konnen wir ungefahr sicher sein, dass sie die bestehenden geistlichen Stellen
wirklich aufzahlen, was bei dem Verzeichnis des Konigszehnten keineswegs
immer der Fall ist. Fur die bisher sehr luckenhafte Kenntnis der drei
nordlichen elsassischen Erzpriesteramter bedeuten somit die Angaben des
Verzeichnisses von 1 37 1 einen wirklichen Gewinn, zumal die aus dem
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Eine papstliche Steuer fur das Bistum Strassburg 1 37 1. 11
gesunken, ohne Zweifel eine Folge der schon oben f) fest-
gestellten Veranderungen im Besitzstand der beiden erst-
genannten Bezirke. Da aber der Prozentsatz der bischof-
lichen Erhebung sicherlich ein hoherer gewesen ist als der
papstliche, — viele geistliche Stellen versleuern 1464
genau den dreifachen Betrag — ist dieser starke Riick-
gang gleichwohl hochst auffallend. Genau bestimmt werden
kann der Prozentsatz nicht, wie unten weiter ausgefuhrt
werden wird.
Der individuellen Angaben gibt es bei der Aufzahlung
der geistlichen Stellen nur wenige. Es versteuert der
Kirchherr, der Kaplan, der Pleban etc., die Namen sind
den Empfangern gleichgiiltig. Eine Ausnahme macht allein
die Rubrik >Beneficia noviter registrata«, in der sich genaue
Angaben uber die zeitigen Inhaber der betreffenden Pfrtin-
den finden. Die Uberschrift schliesst natiirlich nicht aus,
dass die genannten Benefizien schon langere Zeit vor der
Erhebung bestanden haben, sondern zeigt nur an, dass
dieselben nunmehr zum ersten Male besteuert sind 2). An-
gesichts der Wichtigkeit, die diesem Teile des Verzeich-
nisses fur die Alsatia Sacra zukommt, werden wir den-
selben anhangsweise zum Abdruck bringen.
Wie gewohnlich sind auch in diesem Falle nicht samt-
liche Summen eingegangen: der Quittungsvermerk hinter
dem verzeichneten Geldbetrag fehlt zu wiederholten Malen.
Der Gesamteingang betrug 399 it 10 fi 4 -a -f- 489*2 Aor.
8 grofi. + 5 it 1 6 * Arg.
Gehen wir der Frage nach, bei welcher Gelegenheit
diese papstliche Abgabe erhoben wurde, welcher Charakter
ihr eigen war, — so zeigt schon die Datierungsangabe
unseres Verzeichnisses, dass an den von Papst Gregor XI.
bald nach seinem Regierungsantritt der Christenheit auf-
erlegten Zehnten nicht gedacht werden kann; auch diirfte
Nachlass Grandidiers veroffentlichten Aufzeichnungen (Mitteilungen der Gesell-
schaft ffir Erhaltung der geschichilichen Denkmiiler im Elsass II. Folge 18,
^ 363 ff.) doch nur cinen sehr unvollkommenen Ersatz des Fehlenden
gewahren konnten.
]) S. 10. — 2) Auch 1464 ist in solchen Fallen bei der betreffenden
Pfrunde stets der Zusatz ^Beneficiurr. novum « gemacht, vgl. Dacheux a. a. O.
s- 434-
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12 Kaiser.
auf die auf dem vorletzten Blatt sich findende Angabe
»Hec sunt exposita ex parte subskiii papali (!) ad colli-
gendum* Gewicht zu legen sein. Es kann also nur eine
der sogenannten freiwilligen Beisteuern gemeint sein,
und um welche es sich handelt, zeigt deutlich die Er-
wahnung des papstlichen Legaten Cabrespinus (Johannes
de Cabrespino, Domherr von Narbonne) und des Bischofs
von Augsburg (Johannes Schadland): eben diese Manner
werden am 12. Juli 1371 mit der Erhebung der Beisteuer
in Bohmen, Polen und Ungarn betraut, die fur die Bischofe
und Abte den dritten Teil ihres Commune Servitium und
fur die iibrigen Inhaber kirchlicher Amter und Pfrunden
das Doppelte der bei der Visitation zu entrichtenden Pro-
curatio betrugi). Als dieser Auftrag zur Kenntnis der
beiden Kollektoren gelangte, war die Sammlung in Sud-
westdeutschland bereits in vollem Gange; ob sie zu einer
Tatigkeit im fernen Osten uberhaupt noch gekommen sind,
ist mindestens fraglich, da gleich darauf in Polen und
Ungarn ein anderer Kollektor, Petrus Stephani, erscheint2).
Dass die Erhebung des Subsidiums im Strassburger
Bistum nach denselben Grundsatzen vor sich gehen sollte,
die fur die Sammlung in Bohmen, Polen und Ungarn vor-
geschrieben waren, bedarf des Beweises nicht. Ob aber
der dritte Teil des Servitiums, das wieder meist ein Drittel
vom Gesamteinkommen betrug, und das Doppelte der im
Jahre 1338 von Benedikt XII. genau bestimmten Pro-
curatio in der Tat eingegangen ist, muss immerhin unent-
schieden bleiben, da Teile dieser Taxe erlassen werden
konnten und in der Tat erlassen worden sind3). Somit
wird man mit untruglicher Gewissheit aus den angegebenen
Summen einen Schluss auf das wirkliche Einkommen der
kirchlichen Wurdentrager nicht ziehen konnen.
Zum Schluss mogen einige kurze Bemerkungen uber
die an der Einsammlung des Subsidiums beteiligten Per-
sonen noch Platz finden. Wie auch anderwarts iiblich
war, scheinen die Kollektoren mit dem eigentlichen Sammel-
l) Kirseh, Die Kollektorien in Deutschland wahrend des XIV. Jahr-
hunderts, S. XLVIII. Cber die Procuratio ebenda S. XX f. und LV. —
*) Ebenda S. XLVIII. — 3) Ebeuda S. LV.
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Eine papstliche Steuer fur das Bistum Strassburg 1371. 13
geschaft sich nicht befasst zu haben, dies besorgten viel-
mehr zwei Strassburger, Johann Eschbach und Johann
Zeinheim1). Die von ihnen vereinnahmten Summen werden
zumeist an Johann Merswin, den bekannten, auch bei
anderen Gelegenheiten mit ihnen arbeitenden Strassburger
Bankier2), abgefuhrt. Am 31. Oktober 1371 — dies ist das
letzte Datum, das in dem Verzeichnis vorkommt — war der
weitaus bedeutendste Teil der Einnahme bei ihm hinter-
legt, in Summa 343 U 10 /? 2 *s -f- 294 flor.
Incipiunt beneficia noviter registrata.
Chorus Argentinensis.
Primo in ecclesia Argentinensi vicarius imperatoris 18 ft.
Item capellanus domini episcopi Volzo 16 p.
Item Conradus de Stocka 8 ($.
Item Johannes Mennelin 4 /? minus 2 *s.
Item Petrus Kremer 8 (j.
Item Heinricus de Kirwilr 7J/2 (i <&.
Item Kuso thuribilarius 10 ft.
Item Hugo Sturm 10 (i.
Item Petrus de Windecke 10 /?.
Item Johannes de Stille 10 /3.
Item Johannes de Arnolczheira 6^4^.
Item Otto de Richenhoven 5 ft minus 4 -a.
Item Hugo camerarius 5^4^.
Item Getzo de Morsraunster 5^4^.
Item Johannes de Boppfingen 4 ft.
Item Dietscho de Novillari 3 /Sf 8 ^.
Item Johannes de Zabern 6 ($ minus 4 **.
Item Erhardus de Augusta 4 (j 8 -A.
Item Johannes Bulin 7 ^.
l) Vgl. Strassburger U.B. VII, Nr. 1254. Ob Johann Eschbach, des
Bischofs Kiichcnmeister, mit dem gleichnamigen Pfriindner an St. Thomas
(Strassb. UB. VII, passim) und Pfarrer in Rheinbischofsheim (Kirsch, Die
papstlichen Annaten in Deutschland wahrend des XIV. Jahrhunderts S. 98)
identisch ist, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Joh. Zeinheim
wird als 6rTentlicher Notar und Chorpfriindner bezeichnet (Strassb. UB. VII,
Nr. 865 und unten S. 14). — 2) Vgl. iiber ihn und seine geschaftlichen
Beziehungen zu weltlichen und geistlichen Herren Ph. Strauch in der Real-
enzyklopadie fiir protestantische Theologie und Kirche3 17, S 206.
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I a Kaiser.
Item dictus Ostertag <\ ft S **,.
Item Johannes de Wihcrsheim 5 ft.
Item Nicolaus Virnkorn ^ ft A <*s.
Item Petrus Kofman 6 ft.
Item Eberhardus de Engen 4 (J 2 ^.
Item Marquardus Springer 5 ft.
Item Nicolaus rector in Richenbach 5/^4 *v
Item Hermannus de Bitsche 2 ^.
Item Johannes Seller 3 ft.
Item Reimboldus Sufte 2l/2 /*.
Item Hugo de Wasselnheim 5 ft 4 -a.
Item Waltherus Aurifaber 7 pf.
Item Nicolaus Panifcx 4 ft.
Item Conradus Dux 4 ft.
Item Petrus de Buggenheim 3 ^.
Item Heinricus Wurmelin 3 ft
Item Nicolaus de Serraersheim 3 ^
Item Ulricus de Urach 5 pf.
Item magister Bernhardus l) 6 ft.
Item Nicolaus de Benefelt 6 pf 8 *s.
Item Johannes Huber 4 pf.
Item Johannes Faber 3 ft.
Item Hugo camerarius domini episcopi 4 ft.
Item Heinricus de Leymen 3 ft 8 «*s.
Item Johannes Walteber 21/2 ft.
Item Guntherus Stoffer 4 ft 2 *s.
Item Ulricus de Sindelfingen 3 ft.
Item Frischo de Pfaftenhoven 6 ft.
Item Anshelmus Billung 4 ft.
Item Ulmannus Storckelin 21'2 ft.
Item Andreas Faber 5 ft.
Item Fridericus Klosener 6 ft.
Item Johannes filius Erbonis militis 7 ft.
Item Johannes Sturme 7 pf.
Item magister Johannes de Hagenoia 5 ft.
Item Gozelinus Sturme 7 pf.
Item Johannes Zeinheim 2 ^4 *s.
Item Heinricus Ryfelden 3^4 *s.
Item Nicolaus Ersthein 3^4 »s.
Item Johannes Smidelin 3^4 -^.
Item Johannes Lampreht 3 p( 4 vs.
Item Guntherus de Hagenoia 7 /*.
Summa 16 ft 10 ft S a.
Item Johannes Hemmerlin 4 ft.
Item Heinricus cappellanus sancte Anne 4 ft.
Item Nicolaus Humbrecht cappellanus sancti Egidii 2 ft.
l) Cbergeschrieben a. m.: Egeno.
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Eine papstliche Steuer fiir das Bistum Strassburg 137 1. j^
Item Bernhardus sancti Mauricii 2 ft 8 a.
Item Johannes cappellanus eiusdem altaris 3 ff 8 *s.
Item Johannes cappellanus altaris sancte Odilie 2 ft 8 *%.
Item Johannes zu dem Storken cappellanus altaris sancte
Katherine 4 ft.
Item Johannes cappellanus in curia dominorum de Kyburg 16 a.
Item Johannes Hocherlze cappellanus eiusdem altaris 4 ft.
Item Wernherus cappellanus eiusdem altaris 2 ft 8 a.
Item cappellanus altaris sancti Egidii 2 ft 8 &
Item Johannes Sigebot cappellanus altaris quondam dicti
Zuner 3^4^.
Item Ottelinus de Uttenheim cappellanus altaris sancti Leon-
hardi 3 ft 4 -a.
Item Hugo VValdeber cappellanus altaris sancti Mathie 3 ft 8 &.
Item cappellanus altaris sancte Agnetis fundati per dictum
GrimoltV) 4 ft.
Item cappellanus altaris sancti Eley 4 ft 8 *s.
Item cappellanus altaris sancti Stephani 2 /i 4 -a.
Item Johannes cappellanus altaris sancte Richardis 5 pT 8 a.
Item cappellanus altaris sancti Johannis Baptiste 2 ft 8 *\.
Item Johannes Mittelhus cappellanus altaris sancti Petri et
Pauli 4 ft.
Item Johannes Kfiffer cappellanus altaris sancti Jacobi 3^4 «s.
Item Johannes Babest cappellanus altaris sancte Katherine 4 ft.
Item Wolfelinus cappellanus altaris sancti Fabiani 2 ft.
Item cappellanus altaris zft der Losunge 2 ft 8 a.
Item Johannes Frilleman cappellanus altaris sancte Kathe-
rine 9 ft.
Item Johannes zftm Trubel cappellanus sancti Oswaldi 2 ft 8 .*%.
Item Johannes cappellanus eiusdem altaris 3 /? 4 «*.
Item Johannes Eckendorf cappellanus cappelle sancti Micha-
helis 2 /?.
Item Roseb6me ....
Item dictus de Berse cappellanus altaris sancti Oswaldi 3 ft 4 <»%.
Item Fridericus in Widensal cappellanus altaris sancti Nicolai
Item Hermannus cappellanus beate Marie virginis 4 /?.
Item Ludowicus Bock cappellanus altaris sancte Marie vir-
ginis 6 ft 8 j>.
Item dictus Spehte capellanus altaris sancte Marie 3^4^.
Item Henricus Alrich 4 ft.
Item dictus Ymmeler cappellanus altaris sancti Petri et
Pauli 4(/8i
Item Hugo cappellanus altaris beate Marie virginis 4 ft.
Item Hermannus cappellanus sancte Marie Magdalene 2^4 a.
l) Hs.: fundalam per dictam Grimin. Zur Sache vgl. Strassburger
UB. VII, Nr. 316.
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16 Kaiser.
Item dictus Atzenheim cappellanus altaris sancti Georgii
4 pf 8 <&.
Item Nicolaus cappellanus altaris sancti Erhardi antiqui
hospitalis 2 p 8 J>.
Item cappellanus cappelle sancti Nicolai in dem Gieften 6 /? 8 *s.
Item Hugo cappellanus sancti Gregorii 4 p.
Item Rudolfus cappellanus monasterii sancte Agnetis 20 j>.
Item cappellanus Petrus eiusdem monasterii 3 p 4 -a.
Item Fritscho cappellanus cappelle sancti Erhardi 3 p.
Item Johannes de Utenheim cappellanus eiusdem cappelle 3 /S.
Item Fridericus Gerter 3 p.
Item Ulricus cappellanus monasterii sancte Katherine 2 p 4 -*.
Item Nicolaus cappellanus altaris sancti Mathei eiusdem
monasterii 4 |3 8 -A,
Item cappellanus altaris sancti Mathei in monasterio sancti
Marci 2 (j 8 ^.
Item Johannes de Sarburg cappellanus monasterii sancti
Marci 3 p.
Item in monasterio sancte Katherine cappellanus altaris
sancti Johannis ewangeliste 1 p.
Item G6tzo cappellanus sancti Luce ewangeliste in mona-
sterio sancti Marci 3 p.
Item dictus Roppenheim cappellanus eiusdem monasterii
3 p 8 *.
Item monasterii sancti Nicolai predictus cappellanus altaris
decern milium martirum 3^4^.
Summa 9 S i 1 p 8 j>.
In ecclesia sancti Thome.
Item Johannes Kuffer ammissarius 2^8^.
Item Heinricus de Rynowe 5 /? 8 <&.
Item dictus Groserbe 3 pf 8 **.
Item Johannes Hilteprant cappellanus altaris sancti Martini
2 p 8 a.
Item Conradus de Hassia 5 p.
Item Johannes de Stille 2 p 8 *&.
Item Johannis Panifex 2 p 8 a.
Item in monasterio sancti Marci cappellanus altaris sancti
Johannis ewangeliste 4 p.
Item cappellanus altaris sancti Mathei in monasterio sancti
Marci 2 p 8 &.
Item dictus de Acher ammissarius 2 p 8 &.
Item Albertus de Rotwilr 5 £ 8 **.
Item Erhardus Maler 2 p 8 >a.
Item magister Petrus Dieraeringen 3 p.
Item Johannes Zurner 4 p.
Item Hartmannus Eschbach 3^6^,.
Item Conradus Ockenfus 4 p.
Item cappellanus altaris sancte Sophie 4^8^..
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Eine p3pstliche Steuer fur das Bistum Strassburg 1371. 17
Item Nicolaus Hunckeler 4 (j.
Item cappellanus altaris sancti Egedii 3^4^,.
Item Heinricus de Wingersheim 3 /?.
Item Hugo de Lutenheim ') 4 j? 4 -A.
Item dictus Epficher 4 /? 4 **.
Item cappellanus altaris sancti Florencii 4 p.
Item Nicolaus cappellanus altaris sancti Nicolai 4 p.
Item capellanus altaris sepulcri domini 4 p.
Item cappellanus hospitalis quondam Phine 2 p 8 j>.
Item Petrus de Orswilr cappellanus dicti hospitalis 2 p 8 **.
Item prebenda quondam dicti Demandach, cappellanus altaris
Petri et Pauli 3 p.
Item cappellanus altaris Luce ewangeliste in monasterio sancti
Marci 2 p 8 a.
Item Gotzo capellanus eiusdem altaris 4 /?.
Item cappellanus cappelle sancte Walpurgis 2 p.
Item Andreas cappellanus altaris Sch6phelin 4 p 4 **.
Item Nicolaus Sternemberg cappellanus monasterii sancte
Elizabeth 2 p 4 **.
Item Johannes Panifex cappellanus eiusdem monasterii . . .
Cappellani ecclesie sancti Nicolai ultra Pruscham.
Item Johannes Bernhart cappellanus sancti Panthelonis
3 £ 4 **•
Item Jacobus cappellanus altaris eiusdem 2 p 8 J>.
Item Nicolaus de Wasselnheim cappellanus sancti Arbogasti
Item dictus de Hagenoia cappellanus altaris sancti Nicolai
2 p 8 a.
Item dictus Bletze capellanus altaris sancti Nicolai 2^4^.
Item dictus Sehselsheim cappellanus altaris sancte Marie 2 £4 **.
Item cappellanus altaris sancte Katherine 3 /? 4 **.
Item Johannes Sutor cappellanus altaris sancti Nicolai 2 p $ &.
Item Rulinus dictus Zisemus cappellanus altaris sancti
Nicolai . . .
Item Lawelinus de Rapoltzwilr cappellanus altaris sancti
Arbogasti 3 /? 4 *a.
Item Petrus cappellanus altaris sancti Pantheolonis 4 p.
Item cappellanus altaris eiusdem 20 *&.
Item Johannes Buhart cappellanus altaris eiusdem 2 p 8 **.
Item cappellanus sancte Barbare hospitalis novi 5 p.
Summa 7 it 9 p 8 **.
In parrochia sancti Petri junioris.
Item Johannes Schultheise*). Schotto 4 p 8 **.
l) Im Worte Korrekturen; ursprdnglich : Lutenbach, dann verbessert in
Lutenheim, darauf diese Verbesserung wieder getilgt. Bestimmt nach Strassb.
UB. VII. — 2) Joh. Schultheise erst getilgt, dann wiederhergestellt.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh N.F. XXI. 1. 2
Digitized by VaOOQ IC
l3 Kaiser.
Item Johannes GroBclaus 2 /£ 4 -a.
Item turibilarius 31 2 /? 2 -A.
Item Johannes Northeira 7 ft.
Item dictus Winrich 7 /?.
Item Johannes Faber 3 /* 8 **.
Item Ulraannus de Godertheim 3^4^.
Item ammissarius ibidem 3 /3 4 a.
Item dictus Closeman 3^2 /*•
Item Franciscus de Hagenoia 4 ft
Item Nicolaus de Wagen 2 /? 4 «&.
Item dictus de Kunheim 2 /} 8 -A.
Item Albertus de Rynowe 3 /? 8 -a.
Item Johannes Westhoven 3 jtf 4 <a.
Item Erhardus zu dem Krebis 3 /^.
Item dictus Swebelin cappellanus beate Marie Magdalene
2 ft 4 -A.
Item dictus G6tzo M61bruge 2 /? 4 ,a.
Item Conradus Schilling 4 ft 8 ,a.
Item Johannes Dalheim 3 p? 8 **.
Item Sigelinus de Offeinburg 4 ^ 8 -a
Item Conradus Sigelin de Ehenheim 2 /*.
Item Cuno de Atzenheim 6 ft 8 j>.
Item dictus Wisgerwer 2 /3.
Item VVilhelmus de Ringendorf 3 /? 8 .A.
Item Johannes de Luterburg cappellanus sancti Jacobi
4 /? 8 ,A.
Item Johannes Fl&nheira cappellanus altaris sancti Petri
3 /* 4 a.
Item Heinricus cappellanus altaris sancti Nicolai 3 ff.
Item Gotzo cappellanus beate Margarete 2 ft.
Item Nicolaus Kneht cappellanus altaris sancti Nicolai 5 ft.
Item dictus Kleinerbe cappellanus altaris sancti Oswaldi
3 P 8 A
Item Johannes Camerer cappellanus in Rottenkirche . . .
Item Dietricus Kamraerer . . .
Item Johannes cappellanus monasterii sancte Clare in honore
omnium sanctorum 4 ji.
Item prebenda fundata per Lapponem in predicto mona-
sterio 5 /? 4 -a.
Item prebenda fundata per dictum Maler in predicto mona-
sterio 5 /? 4 ,a.
Item cappellanus hospicii exilii in foro wini 3^4^.
Item magister Bernhardus cappellanus altaris monasterii
sancte Clare 3 ji.
Cappellani monasterii Penitencium.
Item Johannes Obesser cappellanus altaris sancti Nicolai
apud Penitentes 2 ft 8 a.
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Eine papstliche Steuer fiir das Bistum Strassburg 1371. iq
Item Conradus cappellanus altaris sancti Johannis Bap-
tiste 20 **.
Item Nicolaus cappellanus altaris sancti Nicolai 2 ft 8 &.
Item Johannes Waldeberg cappellanus sancti Johannis Bap-
tiste 2 /3.
Item Johannes Taler cappellanus cappelle sancte crucis
Item Johannes Criegesheim cappellanus eiusdem cappelle
2 ft 8 a.
Cappellani ad omnes sanctos.
Item Sygelinus de Munrenwilr cappellanus omnium sanc-
torum 4 ft.
Item dictus Lampreht 4 ft.
Item Judocus cappellanus omnium sanctorum 4 pf 4 *s.
Item Petrus Roppenheim 4 ft.
Item Johannes de Bischoviswilr 4 ft.
Item Wolfelinus cappellanus dicti de Girbaden 4^4^.
Item Heinricus cappellanus Ulrici dicti Byschof 4 ft 4 *s.
Item Johannes Gerter 4 ft.
Item Heinricus dictus Krebis 3 ft.
Item Weltinus cappellanus de Rechberg 4^4^.
Summa 9 H 10 ft 2 a.
Item parrochia sancti Stephani.
Item Petrus dictus Jouch cappellanus sancti Stephani 5 ft.
Item Heinricus Kalkenstein cappellanus altaris beate Marie
virginis 3 ft.
Item Rudolfus Grummolt cappellanus cappelle sancti Micha-
helis 3 /? 4 **.
Item Johannes cappellanus altaris sancti Johannis Baptiste
2 0 8*.
Item ammissarius 2 ft 4 *s.
Item Nicolaus thuribilarius 2 ft.
Item Johannes de Dubingheim cappellanus altaris aposto-
lorum 5 ft.
Item Johannes Schellemberg cappellanus altaris apostolorum
2 ft 4 a.
Item Petrus de Berstete cappellanus altaris X milium mar-
tirura in monasterio sancti Nicolai 2 ft 8 j>.
Item Nicolaus Mecke cappellanus altaris super arabone
3 £ 4 «*.
Item Burkardus cappellanus Petri et Pauli super ambone
3 /M <*•
Item Conradus Ettendorf cappellanus altaris predict! 3 ft.
Item Nicolaus Mastrich cappellanus sancti Nicolai 2 ft 8 a.
Item Hugo cappellanus sancte crucis 3 ft 4 a.
Item dictus Geburlin cappellanus sancte crucis 3 /? 4 ^,.
Item Ludowicus cappellanus cappelle in Augia 2 ft 8 a.
Item Burkardus cappellanus cappelle predicte 3 ft.
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20 Kaiser.
Item Heinricus cappellanus beati Nicolai 4 /?.
Item V&lkelinus cappellanus X milium virginum 2 (j 8 j>.
Item Lawelinus cappellanus monasterii sancti Johannis 1 6 -a.
Item dictus Peigerlin cappellanus eiusdem monasterii 20 -a.
Summa 3 it 2 a.
Item parrochia sancti Martini.
Item Nicolaus Rebestock cappellanus altaris sancti Florencii
2 /3 8 a.
Item Rftdolfus cappellanus altaris sancti Nicolai 32 a.
Item Wernherus de Haselahe cappellanus sancti Nicolai 3 /?.
Item Johannes Albus cappellanus altaris beate Marie vir-
ginis 2 /3.
Item Franciscus cappellanus sancti Oswaldi 3 (i.
Item Nicolaus Spanner cappellanus Symonis et Jude aposto-
lorum 3 /? 8 a.
Item dictus Kacheler cappellanus Petri et Pauli apostolorum
2/3 8**.
Item Gerlacus cappellanus beate Marie virginis 28 A.
Item cappellanus cappelle sancti Judoci Anshelmus 3 (j.
Item Andreas cappellanus altaris beate Marie virginis 2 p 8 A.
Item Johannes Ingenheira 2 ft 4 A.
Item Eberhardus cappellanus altaris beate Marie virginis
3 § 4 <*•
Item Johannes Zimberman cappellanus cappelle sancti
Johannis 3 /?.
Item Fridericus Kestelin cappellanus altaris beate Marie
virginis 4 /?.
Item Erhardus zu dem Krefle cappellanus altaris sancte
Marie 2 (t 8 a.
Item dictus Bentze 2 |ff 8 a.
Item parrochia sancti Petri senioris.
Item cappellanus altaris beate Marie 20 a.
Item premissarius sancti Petri senioris 2 ft 8 a.
Item parrochia sancte Aurelie.
Item premissarius ecclesie ibidem 2 /? 4 a.
Item Nicolaus cappellanus sancti Galli 20 a.
Item cappellanus sancti Galli inclusorii 15 a.
Item Heinricus cappellanus sancti Michahelis 3 /?.
Item Wernherus procurator domine abbatisse in Esch6\ve,
cappellanus sancti Michahelis 3 (2 4 A.
Item Johannes de Selfie cappellanus sancti Michahelis 3 (j 4 a.
Item Conradus J5uch cappellanus beate Marie in ecclesia
sancte Aurelie 4 £.
Item Berhtoldus cappellanus in Schaftolczheim 3 /? 4 a.
Item Heinricus cappellanus monasterii sancte Margarete 16 a.
Item cappellanus altaris X milium martirum in monasterio
predicto 2 /? 4 a.
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Eine papstliche Steuer fiir das Bistum Strassburg 137 1 . 2 I
Item Johannes Gebelin cappellanus in monasterio Theuto-
nicorum 2 p 8 **.
Item Jacobus cappellanus eiusdem monasterii 3 /? 4 **.
Parrochia sancti Andree.
Item Johannes de Baldeburne cappellanus altaris sancti
Michahelis 2 (j 4 **.
Item Wilhelmus cappellanus altaris sancti Nicolai 3 /? 4 **.
Item Boldo cappellanus beate Marie virginis 3 /? 4 **.
Item Berhtoldus cappellanus beate Marie virginis 3 /? 4 **.
Item cappellanus cappelle sancti Anthonii 4 /¥.
Item Wilhelmus de Criegesheim 16 **.
Item Johannes de Ehenheim cappellanus cappelle in curia
domini de Bitsche 3^4^,.
Item Nicolaus dictus Abbet cappellanus predicte cappelle
6 /? 8 -a.
Item premissarius in Dingesheim 4 /¥.
Item cappellanus in Schaftolczheim 3 £ 4 .a.
Summa 5 U 14 /? 3 **.
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22
Kaiser.
Personenverzeichnis.
Abbct, Nicolaus — capl. cap. in curia
domini de Bitsch 21.
Achern (— er) i. Baden.
dictus de — ammissarius s. Thome
16.
Albus, Johannes — capl. s. Martini 20.
Alrich, Henricus — capl. eccl. A. 15.
Andreas — capl. s. Martini 20.
— capl. s. Thome 17.
Anshelmus — capl. s. Martini 20.
Arnolczheim s. Ernolsheim.
Atzenheim — capl. eccl. A. 16.
Atzenheim = Hohatzenheim, Kt. Hoch-
felden.
Cuno de — preb. s. Petri jun. 18.
Augia s. Ruprechtsau.
Augsburg (Augusta).
Erhardus de — preb. chori eccl. A.
Aurifaber, Waltherus — preb. chori
eccl. A. 14.
Babest, Johannes — capl. eccl. A. 1 5.
Balbronn (Baldeburne), Kt. Wasseln-
heim.
Johannes de — capl. s. Andree
21.
Panifex, Johannes — preb. s Thome 1 6.
capl. mon. s. Elisab. 17.
— Nicolaus — preb. chori eccl. A. 14.
Peigerlin — capl. mon. s. Johannis 20.
Benfeld (— nefelt).
Nicolaus de — preb. chori eccl. A
14.
Bentze — preb. s. Martini 20.
Bernhardus, capl. eccl. A. 15.
— capl. mon. s. Clare 18.
— preb. chori eccl. A. 14.
Bernhart, Johannes — capl. s. Nico-
lai 17.
Berse s. Borsch.
Berstett (— stete), Kt. Truchtersheim.
Petrus de — capl. mon. s. Nico-
lai 19.
Bertholdus — capl. in SchafTols-
heim 20.
— capl. s. Andree 21.
Billung, Anshelmus — preb. chori
eccl. A. 14.
Byschuf s. Mulnheim.
Bischweiler (— schoviswilr) i. Elsass.
Johannes de — preb. omn. sanct. 19.
Bitsch ( — sche) i. Lothr.
dominus de — 21.
— Hermannus de preb. chori
eccl. A. 14.
Bletze — capl. s. Nicolai 17.
Bock, Ludowicus — capl. eccl. A. 1 5.
Boldo — capl. s. Andree 21.
BOrsch (Berse), Kt. Rosheim.
dictus de — capl. eccl. A. 15.
Bopfingen ( — ppf— ), OA. Neresheim.
Johannes de — , preb. chori eccl.
A. 13.
Buggenheim s. Saarunion.
Buhart, Johannes — capl. s. Nicolai 17.
Biilin, Johannes — preb. chori eccl.
A. 13.
Burkardus — capl. cap. in Ruprechtsau
19.
— capl. s. Stephani 19.
Kacheler — capl. s. Martini 20.
Camerer, Kammerer — Dietricus 18.
Johannes — capl. in Rottenkirche 18.
Kestelin, Fridericus — capl. s. Mar-
tini 20.
Kyburg i. d. Schweiz.
domini de — 15.
Kienheim (Kunh— ), Kt Truchters-
heim.
dictus de — preb. s. Petri jun. 18.
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Eine papstliche Steuer fur das Bistum Strassburg 1371.
23
Kirwciler (— wilr), Kt. Buchsweiler.
Heinricus de — preb. chori eccl.
A. 13.
Kleinerbe — capl. s. Petri jun. 18.
Closeman — preb. s. Petri jun. 18.
Klosener, Fridericus — preb. chori
eccl. A. 14.
Kneht, Nicolaus — capl. s. Petri
jun. 18.
K6fman, Petrus — preb. chori eccl.
A. 14.
Conradus — capl. mon. s. Clare 19.
Krebis zu dem, Kre[b]Be zu dem.
Erhardus — capl. s. Martini 20.
preb. s. Petri jun. 18.
— Heinricus — preb. omn. sanct. 19.
Kremer, Petrus — preb. chori eccl.
A. 13.
Criegesheim s. Griesheim.
Criegesheim, Johannes — capl. cap.
s. crucis 19.
Kfiffer, KufFer, Johannes — ammiss.
s. Thome 16. capl. eccl. A. 15.
Kuso — thuribilarius , preb. chori
eccl. A. 13.
Taler, Johannes — capl. cap. s. crucis
19.
Dalheim, Johannes — preb. s. Petri
jun. 18.
Demandach 17.
Diem erin gen, Petrus — preb. s. Thome
16.
Dingsheim ( — gesh — ), Kt. Truchters-
heim.
primissarius 21.
Trubel, Johannes z&m — capl. eccl.
A. 15.
Duppigheim (Dubingh — ), Kt. Geis-
polsheim.
Johannes de — capl. s. Stephani 19.
Dux, Conradus — preb. chori eccL
A. 14.
Eberhardus — capl. s. Martini 20.
Eckendorf, Johannes — capl. eccl. A.
»5-
Egeno — preb. chori eccl. A. 14.
Ehnheim (Ehenh— ), Ober- od. Nieder-
ehnheim, Kt. Oberehnheim.
Johannes de — capl. cap. in curia
domini de Bitsch 21.
Engen i. Baden.
Eberhardus de — , preb. chori.
eccl. A. 14.
Epficher — preb. s. Thome 17.
Ersthein, Nicolaus — preb. chori
eccl. A. 14.
Erbonis, Johannes — preb. chori
eccl. A. 14.
Ernolsheim (Arnolczh — ), Kt. Mols-
heim od. Zabern?
Johannes de — preb. chori eccl.
A. 13.
Eschau (EschSwe), Kt. Geispolsheim.
procur. abbat. s. Wernherus.
Eschbach, Hartmannus — preb. s.
Thome 16.
Ettendorf, Conradus — capl. s.
Stephani 19.
Faber, Andreas — preb. chori eccl. A.
14.
— Johannes — preb. chori eccl. A.
14. preb. s. Petri jun. 18.
Falkenstein , Heinricus — capl. s.
Stephani 19.
Virnkorn, Nicolaus — preb. chori
eccl. A. 14.
Volkelinus — capl. mon. s. Nicolai 20.
Volzo — capl. episcopi, preb. chori
eccl. A. 13.
Franciscus — capl. s. Martini 20.
Frilleman, Johannes — capl. eccl. A.
15.
Fritscho — capl. cap. s. Erhardi 16.
Gebelin, Johannes — capl. mon. Theu-
tonic. 20.
Geburlin — cap. s. Stephani 19.
Gerlacus — capl. s. Martini 20.
Gerter, Fridericus — 16.
- Johannes — preb. omn. sanct. 19.
Geudertheim (God — ), Kt. Brumath.
Ulmannus de — , preb. s. Petri
jun. 18.
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24
Kaiser.
Girbaden s. Miilnheim.
G6dertheim s. Geudertheim.
G6tzo, Gotzo — capl. mon. s. Marci
16. 17.
— capl. s. Petri jun. 18.
Griesheim (Criegesh — ), Kt. Truchttrs-
heim.
Wilhelmus de — preb. s. Andree 21.
Grimolt 15.
s. Grummolt.
Groserbe — preb. s. Thome 16.
GroBclaus, Johannes — preb. s. Petri
jun. 18.
Grummolt, Rudolfus — capl. s.
Stephani 19.
Hagenau ( — noia).
dictus de — , capl. s. Nicolai 17.
Franciscus de — , preb. s. Petri
jun. 18.
Guntherus de — , preb. chori eccl.
A. 14.
Johannes de — , preb. chori eccl. A.
14.
Haslach (— selahe), Kt. Molsheim.
Wernherus de — capl. s. Martini 20.
Hassia
Conradus de — preb. s. Thome 16.
Heinricus — capl. eccl. A. 14.
— capl. mon. s. Margarete 20.
— capl. omn. sanct. 19
— capl. s. Aurelie 20.
— capl. s. Petri jun. 18.
Hemmerlin, Johannes — preb. eccl. A.
14.
Herm annus — capl. eccl. A. 15.
Uilteprant, Johannes — capl. s. Thome
16.
Hochertze, Johannes — capl. eccl. A.
»5-
Hfrber, Johannes — preb. chori eccl.
A. 14.
Hugo — cam era ri us episcopi, preb.
chori eccl. A. 13. 14.
— capl. eccl. A. 15. 16.
— capl. s. Stephani 19.
Humbrecht, Nicolaus — capl. eccl. A.
»4-
Hunckeler, Nicolaus — preb. s. Thome
17-
Jacobus — capl. mon. Theutonic. 21.
— capl. s. Nicolai 17.
Ymmeler — capl. eccl. A. 15
imperatoris vicarius, preb. chori eccl.
A. 13.
Ingenheim, Johannes — preb. s. Mar-
tini 20.
Johannes — capl. eccl. A. 15.
— capl. mon. s. Clare 18.
— capl. s. Stephani 19.
Jftuch, Conradus — capl. s. Aurelie 20.
— Petrus — capl s. Stephani 19.
Judocus — capl. omn. sanct. 19.
Lampreht — preb. omn. sanct. 19.
Lampreht, Johannes — preb. chori
eccl. A. 14.
Lappo 18.
Lauterburg (Lut — ) i. Elsass.
Johannes de — capl. s. Petri jun. 18.
Lawelinus — - capl. mon. s. Johannis 20.
Leimen ( — y — ), Kt. Hiiningen.
Heinricus de — preb. chori eccl. A.
14-
Littenheim (Lutenh — ), Kt. Zabern.
Hugo de — preb. s. Thome 17.
Ludowicus — capl. cap. in Ruprechtsau
19.
Lutenheim s. Littenheim.
Maler 18.
Maler, Erhardus — preb. s. Thome 16.
Mastrich, Nicolaus — capl. s. Stephani
19.
Maursmunster (Morsmunster).
Getzo de — , preb. chori eccl. A. 13.
Mecke, Nicolaus — capl. s. Stephani 1 q.
Mennelin, Johannes — preb. chori
eccl. A. 13.
Mittelhus, Johannes — capl. eccl. A. 15.
M6lbruge, G&tzo — preb. s. Petri
jun. 18.
Morsmunster s. Maursmunster.
Mulnheim-Bischof, Ulricus 19.
Miilnheim-Girbaden 19.
Miilnheim -Rechberg 19.
Miinchweier (Munrenwilr), A. Etten-
heim.
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Eine p&pstliche Steuer fur das Bistum Strassburg 137 1.
25
Sygelinus de — capl. omn. sanct. 19.
Neuweilcr (Novillare), Kt. Lutzelstein.
Dietscho de — preb. chori eccl. A.
U-
Nicolaus — capl. ant. hosp. A. 16.
— cap], mon. s. Katherine 16.
— capl. mon. s. Clare 19.
— capl. s. Galli incl. 20.
— capl. s. Thome 17.
— rector in RJchenbach, preb. chori
eccl. A. I 4.
— thuribilarius s. Stephani 19.
Northeim, Johannes — preb. s. Petri
jun. 18.
Novillare s. Nenweiler.
Obesser, Johannes — capl. mon. s.
Marie Magdalene 18.
Ockeufus, Conrad us — preb. s. Thome
16.
Offenburg ( — einb — ) i. Baden.
Sigelinus de — preb. s. Petr. jun. 18.
Orschweiler (Orswilr), Kt. Schlettstadt.
Petrus de — capl. hosp. quond.
Phine 17.
Ostertag — preb. chori eccl. A. 14.
Petrus — capl. mon. s. Agnetis 16.
— cap. s. Nicolai 17.
Pfaffenhofen (— v — ), Kt. Buchsweiler.
Frischo de — preb. chori eccl. A. 14.
Rappoltsweiler tRapoltzwilr), O.-Els.
Lawelinusde — capl. s. Nicolai 17.
Rebestock, Nicolaus — capl. s. Mar-
tini 20.
Rechberg s. MQlnheim.
Reichen bach (Richenb— ), A. Lahr.
rector s. Nicolaus.
Rekhshofen (Richenhoven) , Kt.
Niederbronn.
Otto de — preb. chori eccl. A. 13.
Rheinau (Rynowe), Kt. Benfeld.
Albertusde — preb. s. Petri jun. 18.
Heinricus de — preb. s. Thome 16.
Rich— s. Reich—.
Ryfelden, Heinricus — preb. chori
eccl. A. 14.
Ringendorf, Kt. Hochfelden.
Wilhelmus de — preb. s. Petri
jun. 18.
Ryn6we s. Rheinau.
Roppenheim — capl. mon. s. Marci 16.
Roppenheim, Petrus — preb. omn.
sanct. 19.
Roseb6me — capl. eccl. A. 15.
Rotweil (Rotwilr), A. Breisach?
Albertus de — preb. s. Thome 16.
Rudolf us — capl. mon. s. Agnetis 16.
— capl. s. Martini 20.
Ruprechtsau (Augia), capella.
capl. s. Burkardus. Ludowicus.
Saarburg (Sarb — ) i. Lothr.
Johannes de — capl. mon. s. Marci
16.
Saarunion (Buggenheim).
Petrus de — preb. chori eccl. A. 14.
SchafTolsheim (Schaftolczh\ Kt. Schil-
tigheim oder Hagenau?
capl. 21.
s. Bertholdus.
Schellemberg , Johannes — capl. s.
Stephani 19.
Schilling, Conradus — preb. s. Petri
jun. 18.
Schotto — preb. s. Petri jun. 17.
Schultheise Johannes — preb. s. Petri
jun. 17.
Sehselsheim — cap. s. Nicolai 17.
Seiler, Johannes — preb. chori eccl. A.
14.
Selz (— IBe) i. Elsass.
Johannes de — capl. s. Aurelie 20.
Sermersheim, Kt. Benfeld.
Nicolaus de — preb. chori eccl. A. 1 4 .
Sigebot, Johannes — capl. eccl. A. 15.
Sigelin, Conradus, de Ehenheim —
preb. s. Petri jun. 18.
Sindelfingen, O.A. Boblingen.
Ulricus de — preb. chori eccl. A 14.
Smidelin, Johannes — preb. chori
eccl. A. 14.
Spanner, Nicolaus — capl. s. Mar-
tini 20.
Spehte — capl. eccl. A. 15.
Springer, Marquardus — preb. chori
eccl. A. 14.
Sternemberg, Nicolaus — cap. mon. s.
Elisab. 17.
Digitized by VaOOQ IC
2b
Kaiser.
Still (—lie), Kt. Molsheim.
Johannes de — preb. chori eccl. A.
13. preb. s. Thome 16.
Stockach (— cka) im Hegau.
Conradus de — preb. chori eccl. A.
13-
Stoffer, Guntherus — preb. chori
eccl. A. 14.
Storckelin, Ulmannus — preb. chori
eccl. A. 14.
Storken, Johanues zu dem — capl.
eccl. A. 15.
Strassburg.
Kirchen, Kl5ster, Spitaler.
s. Agnetis monasterium.
capl. s. Petms. Rudolfus.
Allerheiligen, Omnium sancto-
rum ecclesia.
capl. s. Heinricus. Judocus. Miinch-
weier. Weltinus. Wolfelinus.
prebendarii s. Bischweiler. Krebis.
Gerter. Lampreht. Koppenheim.
s. Andreas, Pfarrkirche.
altare b. Marie virg.
capl. s. Bertholdus. Boldo.
altare s. Michahelis.
capl. s. Balbronn.
altare s. Nicolai.
capl. s. Wilhelmus.
capella s. Anthonii 21.
prebendarii *.. Griesheim.
s. Aurelia, Pfarrkirche.
altare b. Marie virg.
capl. s. J6uch.
altare s. Michahelis.
capl. s. Heinricus. Selz. Wern-
herus.
primissarius 20.
s. Clare monasterium.
altare omnium sanctorum.
capl. s. Johannes,
capl. s. Bernhardus.
prebende 18.
Deutschordenshaus.
capl. s. Gebelin. Jacobus.
Domkapitel.
prebendari chori s. Augsburg.
Aurifaber. Benfeld. Bernhardus.
Billung. Bitsch. Bopfingen.
Bulin. Kirweiler. Klosener. K6f-
man. Kremer. Kuso. Dux. Egeno.
Engen. Ersthein. Erbonis. Er-
nolsheim. Faber. Virnkorn.
Volzo. Hagenau. Huber. Hugo,
imperatoris vicarius. Lampreht.
Leimen. Maursmunster. Menne-
lin. Neuweiler. Nicolaus. Oster-
tag. Panifex. Pfaffenhofen.
Reichshofen. Ryfelden. Saar-
union. Seiler. Sermersheim. Sin-
delfingen. Smidelin. Springer.
Still. Stockach. Stoffer. Storkelin.
Sturm. SuBe. Urach. Walteber.
Wafielnheim. Weyersheim. Win-
deck. Wurmelin. Zabern. Zein-
heim.
s. Elisabeth, monasterium.
capl. s. Panifex. Sternemberg.
s. Galli inclusorium.
capl. 20.
s. Nicolaus.
hospicium in foro vini.
capl. 18.
s. Johannis monasterium.
capl. s. Peigerlin. Lawelinus.
s. Katherine mon,
capl. s. Ulricus.
altare s. Joh. evangel. 16.
altare s. Mathei.
capl. s. Nicolaus.
s. Marci monasterium.
capl. s. Roppenheim, Saarburg.
altare s. Johannis evang. 16.
altare s. Luce 17.
capl. s. G6tzo.
altare s. Mathei 16.
s. Margarete monasterium.
altare 10 000 martirum 20.
capl. s. Heinricus.
s. Marie Magdalene monasterium.
(Penitentes).
altare s. Johannis Baptiste.
capl. s. Conradus. Waldeberg.
Digitized by VaOOQ IC
Eine papstliche Steuer fiir das Bistum Strassburg 137 1.
27
altare s. Nicolai.
capl. s. Nicolaus. Obesser.
Strassburg.
s. Martin, Pfarrkirche.
altare s. Florencii.
capl. s. Rebestock.
altare b. Marie virg.
capl. s. Albus. Andreas. Keste-
lin. KreBe. Eberhardus. Ger-
lacus.
altare s. Nicolai.
capl. s. Haslach. Rudolfus.
altare s. Oswaldi.
capl. s. Franciscus.
altare s. Petri et PaulL
capl. s. Kacheler.
altare s. Symonis et Jude.
capl. s. Spanner,
capella s. Johannis.
capl. s. Zimberman.
capella s. Judoci.
capl. s. Anshelmus.
prebendarii s. Bentze. Ingenheim.
Miinster.
altare s. Agnetis 15.
altare s. Anne.
capl. s. Heinricus.
altare s. Egidii.
capl. 15.
s. Humbrecht.
altare s. Eligii 15.
altare s. Fabiani.
capl. s. Wolfelinus.
altare s. Georgii.
capl. s. Atzenheim.
capella s. Gregorii.
capl. s. Hugo,
altare s. Jacobi.
capl. s. Kuffer.
altare s. Johannis Baptiste 15.
altare s. Katherine.
capl. s. Babest. Frilleman. zu
dem Storken.
altare in curia dominorum de
Kyburg.
capl. s. Hochertze. Johannes.
Wernherus.
altare s. Leonhardi.
capl. s. Uttenheim.
altare zu der Losunge 15.
altare s. Marie virg
capl. s. Bock. Herman nus.
Hugo. Spehte.
altare s. Marie Magdalene.
capl. s. Hermannus.
altare s. Mathie.
capl. s. Waldeber.
altare s. Mauricii.
capl. s. Bernhardus. Johannes,
altare s. Michahelis.
capl. s. Eckendorf.
altare s. Nicolai.
capl. s. Widensolen.
altare s. Odilie.
capl. s. Johannes,
altare s. Oswaldi.
capl. s. B6rsch. Trubel. Johannes,
altare s. Petri et Pauli.
capl. s. Ymmeler. Mittelhus.
altare s. Richardis.
capl. s. Johannes,
altare s. Stephani 15.
altare quondam d. Zuner.
capl. s. Sigebot.
s. Nicolai monasteiium.
altare 10 OOO martirum 16.
capl. s. Berstett. V6lkelinus.
s. Nicolaus, Pfarrkirche.
altare s. Arbogasti.
capl. s. Rappoltsweiler. Was-
selnheim.
altare s ICatherine 17.
altare s. Marie.
cap. s. Sehselsheim.
altare s. Nicolai.
capl. s. Bletze. Hagenau. Sutor.
Zisemus.
altare s. Panthaleonis 17.
capl. s. Bern hart. Buhart. Jaco-
bus. Petrus.
Alt s. Peter, Pfarrkirche.
altare b. Marie 20.
primissarius 20.
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28
Kaiser.
Strassburg.
Jung s. Peter, Stift und Pfarr-
kirche.
altare s. Margarete.
capl. d. G6tzo.
altare s. Marie Magdalene.
capl. s. Swebelin.
altare s. Nicolai.
capl. s. Heinricus. Kneht.
altare s. Oswaldi.
capl. s. Kleinerbe.
altare s. Petri.
capl. s. Flftnheim.
ammissarius 18.
thuribilarius 18.
prebepdarii Atzenheim. Kien
heim. Closeman. Krebis. Dal
heim. Faber. Geudertheim. Groft
claus. Hagenau. M61brflge. Nort
heim. Offenburg. Panifex. Rhei
nau. Ringendorf. Schilling.
Schotto. Schultheise. Sigelin
Wagen. Westhoven. Winrich
Wisgervver.
Rottenkirche ecclesia.
capl. s. Camerer.
s. Stephan, Pfarrkirche.
altare apostolorum.
capl. s. Duppigheim. Schellem
berg,
altare s. crucis.
capl. s. Geburlin. Hugo,
altare s. Joh. Bapt.
capl. s Johannes,
altare b. Marie virg.
capl. s. Falkenstein.
altare s. Nicolai.
capl. s. Heinricus. Mastrich.
altare Petri et Pauli super ambone.
capl. s. Burkardus. Ettendorf.
Mecke.
ammissarius 19.
capella s. Michahelis.
capl. s. Grummolt.
thuribilarius s. Nicolaus.
Spital, Grofies.
altare s. Barbare 17.
altare s. Erhardi ant. hospitalis.
capl. s. Nicolaus.
Spital, Phinenspital.
capl. 17.
s. Orschweiler.
s. Thomas, Stift- und Pfarrkirche.
altare s. Egidii 17.
altare s. Florenui 17.
altare s. Martini.
cap. s. Hilteprant.
altare s. Nicolai.
capl. s. Nicolaus.
altare s. Petri et Pauli 17.
altare Schflphelin.
capl. s. Andreas,
altare sepulcri domini 17.
altare s. Sophie 16.
ammissarius s. Achern, KurTer.
I capella s. Walpurgis 17.
! prebenda s. Demandach.
I prebendarii Diemeringen. Esch-
I bach. Groserbe. Hassia. Huncke-
ler. Littenheim. Maler. Ocken-
fus. Rheinau. Rotweil. Still.
Wingersheim. Zurner.
Kapellen.
capella in curia domini de Bitsch.
capl. s. Abbet. Ehnheim.
capella s. crucis.
cap. s. Criegesheim. Taler.
capella s. Erhardi.
capl. s. Fritscho. Uttenheim.
capella s. Nicolai in dem Giessen
16.
Sturm, Sturme.
— Gftzelinus — preb. chori eccl. A.
14-
— Hugo — preb. chori eccl. A. 13.
— Johannes — preb. chori eccl. A.
14.
SuBe Reinboldus — preb. chori eccl.
A. 14.
Sutor, Johannes — capl. s. Nicolai 17.
Swebelin — cap. s. Petri jun. 18.
Ulricus — capl. mon. s. Katherine 16.
Urach i. Wflrttemb.
Nicolaus de — , preb. chori eccl. A.
14.
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Eine papstliche Steuer fiir das Bistum Strassburg 1371.
29
Uttenheim, Kt. Erstein.
Johannes de — , capl.cap. Erhardi 16.
(Jttelinus de — , capl. eccl. A. 15.
Wagen, Kt. St. Gallen.
Nicolaus de — , preb. s. Petri jun. 18.
Waldeber, Walteber.
Hugo — capl. eccl. A. 15.
Johannes — preb. chori eccl. A. 14.
Waldeberg, Johannes — capl. mon.
s. Clare 19.
Wasselnheim.
Hugo de — , preb. chori eccl. A. 14.
Nicolaus de — , cap. s. Nicolai 17.
Weyersheim(Wiherfh-), Kt. Brumath.
Johannes de — , preb. chori eccl. A.
14.
Weltinus — capl. omn. sanct.
Wernherus — capl. eccl. A. 15.
— procur. abb. in Eschau 20.
capl. s. Aurelie 20.
Westhoven, Johannes — preb. s. Petri
jun. 18.
Widensolen ( — sal), Kt. Andolsheim.
Fridericus in — capl. eccl. A. 15.
"Wihersheim s. Weyersheim.
Wilhelmus — capl. s. Andree 21.
Windeck (—eke), A. Buhl.
Petrus de — preb. chori eccl. A. 13.
Wingersheim, Kt. Hochfelden.
Heinricus de — preb. s. Thome. 17.
Winrich — preb. s. Petri jun. 18.
Wisgerwer — preb. s. Petri jun. 18.
Wolfelinus — capl. eccl. A. 15.
— capl. omn. sanct. 19.
Wurmelin, Heinricus — preb. chori
eccl. A. 14.
Zabern i. Els.
Johannes de — , preb. chori eccl.
A. 13.
Zeinheim, Johannes — preb. chori
eccl. A. 14.
Zimberman , Johannes — capl. s.
Martini 20.
Zisemus, Rftlinus — cap. s. Nicolai
17-
Zftner 15.
Zurner, Johannes — preb. s. Thome
16.
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Verhandlungen Konig Ruprechts von der Pfalz
mit
Papst Innozenz VII. vom Jahre 1405.
Von
Gustav Sommerfeldt.
Recht muhselig waren die Pourparlers gewesen, die
dem Kftnige Ruprecht in mehrj&hrigem Unterhandeln durch
verschiedene Gesandte schliesslich am 1. Oktober 1403 die
Approbation seitens der Kurie gebracht batten. Indem
Bonifaz IX. ein Jahr darauf am 1. Oktober 1404 zu Rom
starb und in dem Kardinal Kosimo de Migliorati aus Sul-
mona am 17. Oktober 1404 ein Mann gewahlt wurde, unter
dem Kauflichkeit und Faulnis in den oberen Kirchenstellen
einen noch hoheren Grad erreichten als unter Bonifaz,
musste es Ruprechts Bemiihen sein, den Einfluss auf die
kirchlichen Angelegenheiten in der Weise, wie er ihn 1403
sich gesichert hatte, unter dem neuen Regime auch weiter
auszuuben. Zu diesem Zweck schickte Ruprecht noch im
Oktober seinen bei mancherlei italienischen Angelegen-
heiten schon erprobten Protonotar und Doktor decretorum
Ulrich von Albeck1) nach Rom. Die alle Einzelheiten
l) Seine Familie stammt aus dem wtirttembergischen, bei Ulm gelegenen
Albeck her. Er besass, als er in Ruprechts Diensten stand, zwei Dom-
herrenstellen zu Speyer und Basel. "Ober UJrichs Taligkeit in der Kanzlei
Ruprechts in der Zeit seit 15. Aug. 1401: Th. Lindner, Das Urkunden-
wesen Karls IV. und seiner Nachfolger, 1346—1437. Stuttgart 1882. S. 32,
vgl. iiber ihn auch das Chronicon episcoporum Verdensium bei G. G. Leibniz,
Scriptores Brunsvicenses Bd. II, Hannover 1 7 10. S. 221, wo aber nur von
Ulrichs Streitigkeiten mit dem Gegenbischof in Verden Heinrich Graf von
Hoya die Rede ist.
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Ruprecht von der Pfalz u. Papst Innozenz VII. i. J. 1405. 31
betreffende Instruktion, die Ruprecht ihm mitgab, liegt
gedruckt vor in ^Deutsche Reichstagsaktenc Bd. V (Gotha
1885), S. 552— 555. Ulrich blieb als standiger Vertreter
bis in das folgende Jahr hinein in Italien und nahm Ver-
anlassung, in wiederholten Briefen an Ruprecht iiber das
gefallige Entgegenkommen zu berichten, das Innozenz VII.
in den von Ulrich zum Vortrag gebrachten Angelegen-
heiten gezeigt hatte.
Als wenig spater, wohl Anfang des Jahres 1405, das,
wie sich nachher herausstellte, unbegrundete Gerucht sich
verbreitete, der Bischof von Verden, Konrad von Soltau
— er hatte ehemals als Professor an der Heidelberger
Hochschule gewirkt — sei gestorben !), schrieb Ruprecht
unterm 7. Marz 1405 an Innozenz und empfahl ihm fur
das Verdener Bistum den Ulrich von Albeck, dessen
Geschicklichkeit und grosse Kenntnisse er nochmals hervor-
hob*). Zugleich kiindigte Ruprecht das demnachstige
Abgehen einer eigentlichen Begrussungsgesandtschaft an
Innozenz VII. an3) und Hess eine Instruktion fur die Beauf-
tragten ausarbeiten *). Die Namen dieser sind aus den
Reichstagsakten nicht ersichtlich, es scheint Matth£us von
Krakau, Theologieprofessor zu Heidelberg und Beichtvater
*) L. Schmitz, Konrad von Soltau. Dissertation. Leipzig 1891.
S. 62, Anm. 6. — 2) Deutsche Reichstagsakten V, S. 680. Nach Konrads
Ableben (11. Jan. 1407) ist Ulrich von Albeck dann wirklich Bischof von
Verden geworden. Cber die wichtigen von ihm auf dem Pisaner Konzil am
15. April 1409 vorgetragenen 24 Artikel — die Reichstagsakten VI, S. 521 ff.
geben nur die daran sich schliessende Etwiderung des Bolognesers Petrus de
Ancarano — handelte ausfiihrlich F. Bliemet zrieder, Ein kanonistischer
Traktat fur das Pisaner Konzil. Graz 1902. S. 71, Anm. 5 und Bliemet z-
rieder, Das Generalkonzil im grossen abendlandischen Schisma. Pader-
born 1904. S. 298. Vorausgegangene Beziehungen Ulrichs zu Herzog Leopold
von Osterreich seit 1402 und Auftrage Ruprechts seit 1403 bei K. Ho fie r,
Ruprecht von der Pfalz genannt Clem, romischer Konig, 1400 — 14 10. Frei-
burg 1 86 1. S. 281, 409 und L. Frey, Verhandlungen mit der Kurie iiber
die Approbation Ruprechts von der Pfalz. Diss. Leipzig 1886. S. 63. Er
wurde 14 17 dann nach Seckau (Steyermark) transferiert, wo er die Kar-
dinalswurde erhielt und 1431 gestorben ist. — s) Deutsche Reichstagsakten,
ebenda. — *) Gedruckt nach J. Janssen, Frankfurts Rcichstagskorrespon-
denz, 1376-1519. Bd. I. Freiburg 1863. S. 767 — 771: Deutsche Reichstags-
akten V, S. 680—683, undatiert.
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32
Sommerfeldt.
Kdnig Ruprechts, an der Spitze gestanden zu haben ').
In einem Bericht, den der Magister und Doktor decretorum
Nikolaus von Battenberg und Magister Konrad von Soest
als Uberbringer eines Rotulus der Universitat Heidelberg
am 28. Mai 1405 von Rom aus an ihre Universitat
erstatteten *), wird erwahnt, dass Gesandte Konig Ruprechts
sich zu dieser Zeit in Viterbo befanden und noch nicht
nach Rom gekommen seien, da sie auf das Eintreffen des
Magisters Matthaus warteten3) (eo, quod magister Matheus
nondum venit, quod totum factum est propter mutationem
domini nostri pape, quam facere intendebat. Sed tracta-
tibus intervenientibus Romani concordati sunt cum papa,
et remansit).
Mit den drei Heidelberger Gesandtschaften aber nicht
genug, bevollmachtigte Ruprecht von eben diesem Orte
aus am 22. November 1405 noch eine neue sich nach
Italien, speziell nach Tuszien und der Lombardei, aufzu-
machen, um dort zu unterhandeln und Vertrage einzu-
gehen, mit wem sie als rechte Prokuratoren es fur
angemessen erachten wiirden. Ware die Vollmachts-
urkunde, die sich im Wortlaut im pfalzischen Kopialbuch
des Generallandesarchivs zu Karlsruhe 115 fol. 302 erhalten
hat, im einzelnen bekannt, so wiirden wir uber die Ab-
sichten Ruprechts genauer, als es jetzt der Fall ist, urteilen
kOnnen. In dem Regest aber, das in Reichstagsakten V,
S. 688 nach Janssen, Reichstagskorrespondenz Bd. I,
S. 780 mitgeteilt ist, sind wir uber die wesentlichsten
*) Matthaus kehrte frtihzeitig nach Deutschland zuriick, er erscheint am
19. Juli 1405 zu Augsburg im Gefolge Ruprechts: Deutsche Reichstags-
akten V, S. 662. Innozenz befand sich, als Matthaus den Auftrag ausrichtete,
noch in Rom, von wo er am 6. August 1405 infolge heftigen Aufruhrs der
Partei der Kolonna nach Viterbo floh. — *) E. Winkelmann, Urkunden-
buch der Universitat Heidelberg Bd. I. Heidelberg 1886. S. 100. Nikolaus
Petri de Battenberg war in der zweiten Halfte des Jahres 1404 Rektor der
Universitat Heidelberg. G. TSpke, Matrikel der Universitat Heidelberg
Bd. I. Heidelberg 1884. S. 93. 8) Mit welchem Grund Sommerlad, Matth.
v. Kr. S. 42 hieraus folgert, dass Matthaus eben damals von den
andern Gesandten getrennt den Auftrag in Rom ausgerichtet habe, ist nicht
ersichtlich. Er kann vielmehr bis Mai durch dringende Geschafte zuruck-
gehalten worden sein.
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Ruprecht von der Pfalz u. Papst Innozenz VII. i. J. 1405. -2
Punkte auf Vermutungen angewiesen l). Die Ungenauigkeit
dieses Regestes ergibt sich schon daraus, dass dort nicht
einmal die Namen der am 22. November Beauftragten
erschtfpfend angegeben sind. Nur Erzbischof Johann von
Riga und Doktor Ulrich von Albeck werden in Reichs-
tagsakten V, S. 688 genannt. — Die Ansprache, die Albeck
aber am 21. Dezember 1405 vor Papst Innozenz — dieser
hatte sich von Viterbo nach Rom zuriickbegeben —
hielt, und die in Bonn, Universitatsbibliothek Kodex 594,
fol. 151a — 153b vorliegt, ergibt, dass als dritter Gesandter
noch Heinrich von Hessen faus Altendort), Magister der
Artistenfakultat zu Heidelberg und Bakkalar der theolo-
gischen Fakultat2) ebenda im Dezember 1405 vor Inno-
zenz VII. erschienen ist.
J) Auch bei W. Moye, Johann von Wallenrod, Erzbischof von Riga
und Bischof von Liittich. Dissertation. Halle 1894. S. 30 — 31 ist daher nur
Unvollkommenes iiber den Gegenstand angegeben. 2) An der Heidelberger
Universitat bekleidete Heinrich, der durch eine Domherrnstelle in Worms
versorgt war, 1400,01 und 141 I das Rektorat. Vorher hatte er als Magister
artium dieselbe Wflrde an der Kolner Universitat in der zweiten Halfte des
Jahres 1392 gehabt (Matrikel der Universitat K6ln, 1389-1559, bearb. von
H. Keussen. Bd. I, Bonn 1892. S. 55). Immatrikuliert war er in Kfiln seit
1389. und zwar als Henricus de Oldendorp baccalareus, Maguntinensis
dioecesis (Keussen, ebenda I, S. 13). Die Notiz lehrt uns, dass er seine
Anfangsstudien ausserhalb absolviert haben muss, und wir erfahren den Ort
seiner Geburt. F. J. von Bianco, Versuch einer Geschichte der ehemaligen
Universitat und der Gymnasien der Stadt K6ln. K6ln 1833. S. 486, vgl.
auch S. 450, 471 u. 484 nennt ihn ubereinstimmend zum 23. Marz 1398
Henricus de Aldendorff alias dictus de Hassya. Unter diesem Oldendorp =
Aldendorflf will Keussen a. a. O. I, Registerband (Bonn 1892) S. 157 (vgl.
S 5) Allendorf bei Rinteln verstanden wissen, anscheinend ohne rechten
Grund. Denn im weitesten Sinne selbst wird man Rinteln nicht mehr zu
Hessen rechnen diirfen, noch weniger bei dem obigen Zusammenhang zur
Mainzer DiSzese zahlen. Es wird daher vielmehr Altendorf bei Wolfhagen
(westlich von Kassel) gemeint sein. Heinrich von Altendorf starb am
12. August 1427 in der Kartause zu Monikhausen bei Arnheim im Geldern-
schen (O Hart wig, Henricus de Hassia, dictus de Langenstein. Marburg
1857. II, S. 2; A. Budinszky, Die Universitat Paris und die Fremden an
derselben im Mittelalter. Berlin 1876. S. 132; Keussen a. a. O. I, S. 13
Anm.). Als Werke Heinrichs werden bei Bellarminus, De scriptoribus
ecclesiasticis und Petr. Sutor, De scriptoribus Cartusianis Liber 2, Cap. 7
genannt: 1. Libri in maghtrum sententiarum, 2. In Genesim, Exodum etc.,
3. Dialogus inter episcopum et presbyterum, 4. Sermones varii, 5. Regulae
ad discernendum peccatum lethale a veniali.
Zeitschr. t. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 1. 3
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34
Sommerfeldt.
Die Rede verdeutlicht in interessanter Weise die in
ihrer Festigkeit schon ziemlich erstarkten Beziehungen des
Konigs zu Innozenz und fuhrt uns die Meinung eines ein-
flussreichen Rechtsgelehrten iiber das Schisma vor.* Wir
finden durchgehends Ubereinstimmungen mit dem, was
deutsche Theologen bei ahnlichen Anlassen so oft vor den
Papsten in nicht minder beredter und nachdrucklicher
Weise geaussert hatten. Die Bonner Handschrift, auf der
der nachstehende Text der Ansprache beruht, gehorte im
17. Jahrhundert dem Jesuitenkolleg zu Koblenz; sie ist ein
Miszellankodex auf Papier, in den ersten Jahrhunderten des
15. Jahrhunderts geschrieben, und bietet in der zweiten
Halfte, wo sie eine fur sich getrennte Blattzahlung auf-
weist, noch verschiedene andere Ansprachen und Abhand-
lungen, die die grosse Kirchenspaltung betrefTen. — Die
von etwas spaterer Hand des 15. Jahrhunderts fol. 151 ff.
am Rande gemachten Zusatze zum Text der Rede sind.
soweit moglich, in diesen von mir eingefugt worden.
»Collacio, quam fecit Ulricus de Albeck coram papa Inno-
centio VII. anno domini 1405 ipsa die Thome martiris, dum
erat missus in ambasiatorem ') regis Romanorum Ruperti 2). —
Sanctissime pater ac metuendissime domine! Devotissimus vester
filius princeps gloriosissimus dominus Rupertus Romanorum rex
semper augustus ad pedes vestre sanctitatis se et sua, quod est
tocius orbis regnum, sincerissima devocione recommendat offerens
se et sua cum pura cordiali obediencia ad singula vestre sancti-
tatis beneplacita atque grata3). Et licet, pater sancte, quociens
cogito loqui coram vestra sanctitate, non immerito mens stupescat,
animus, vox raucescat, lingua4) turbetur atque facies erubescat
propter eiusdem sublimitatem ac excellenciam, tamen dum vestre
sanctitatis benignitatem et clemenciam contemplor, audacie michi
vires reviviscunt, ut eciam, quod incumbit, confidencius valeam
perorare, et hinc capta benivolencia ac humiliter petita licencia.
Et ideo ut de presenti vicem oratoris teneam, assumo verbum,
J) Da Wortverkiirzung , kann auch ambasiatam gclesen werden. —
*) Die Uberschrift von anderer Hand des 15. Jahrhunderts in blasser Tinte.
— s) Bis hierher genaue Anlelinung an den Wortlaut der Rede, die Konrad
von Soltau in Ruprechts Auftrag urn Mitte Februar 1401 vor Papst
Bonifaz IX. hielt; siehe Deutsche Reichstagsakten IV, S. 19 und Schmitz
a. a. O. S. 46 Anm. i. Ohne Datierung ist Soltaus Rede auch in Krakau,
Jagell. Bibl. Kodex 326, fol. 92 b— 93 b anzutreffen. — 4) Kod.: ligwa.
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Ruprecht von der Pfalz u. Papst Innozenz VII. i. J. 140$. 3^
quod scribitur Jeremie 3: Ecce nos venimus ad te, quia tu es
dominus noster. In quibus verbis duo, quantum ad propositum
sufficit, sunt consideranda: prirao in missorum comparicione
destinanter obediencia figuratur, secundo invocantis sollicitudine
prelacionis excellencia demonstratur. Dixi prirao, quod in mis-
sorum comparicione destinanter obediencia figuratur. Ecce enim,
beatissirae pater, ut facta est vox egregiorum ambasiatorum vestre
sanctitatis in auribus regiis, qui inter cetera turn per litteras
vestre sanctitatis turn vive vocis oraculo significaverunt supremum
eius desiderium ac inclinacionem cordialem, quam haberet vestra
sanclitas super lugubri scissura de vinea domini Sabaoth viis,
modis et formis honestis pariter atque iustis exstirpanda, per
quam navicula Petri pene per medium laceratur, exultavit et
letatus est rex gaudio magno, et benedixit domino coram uni-
versa multitudine et ait: benedictus es, domine deus Israhel
patris nostri, ab eterno in eternum, tua est, domine, magnificencia
et potestas et gloria atque victoria et tibi in manu tua virtus et
potencia, in manu tua magnitudo et imperium. Nunc ergo,
deus noster, confitebimur tibi et laudamus nornen tuum inclitum1),
quia prophetam suscitasti de medio fratrum et posuisti verba
tua in ore eius, ut volentibus eum in nomine tuo loquentem
audire eructaverit verbum bonum ac omni suavitate repletum,
quod a corde non est dubium processisse, per quod immaculata
columba non ruga turpis nee macula despectabilis, sancta mater
ecclesia, tua carissima sponsa, reformari valeat. Et oravit illud,
quod scribitur 1. Paralipom. ultimo2): domine deus Abraham et
Jacob et Isaak, custodi banc voluntatem cordis eius et semper
in veneracionem tui mens ista permaneat, ut res tam salubris,
tam pia, tamque sancta peroptatum sorciatur effectum. Et quia,
pater sancte, predict! vestre sanctitatis ambassiatores, prout
habuisse dixerunt in commissis, desideraverunt, quatenus regia
maiestas in predicta materia consulere ac super hoc suos ora-
tores ad pedes vestre sanctitatis dirigere ac destinare dignaretur,
idcirco prelibatus serenissimus princeps fidelissimus sancte matris
ecclesie et vestre sanctitatis zelator attendens, quod obediencia
melior est quam victima, que sola tenet palmam, et per quam
domatur ferocitas animorum, ostenditur mentis humilitas, conpri-
muntur vicia, exhilarantur virtutes, ordo servatur in cunctis, regna
florent, ampliantur urbes, et mencium tranquillitas conservatur,
tamquam obediens et devotus filius reverendissimum in Christo
patrem ac dominum Johannem archiepiscopum Rigensem, vene-
rabilem et peritum magistrum Henricum de Hassia, baccalareum
in sacra pagina, atque me3), nos servulos suos, ad pedes vestre
sanctitatis destinavit, et ecce nos, nos inquam humillimi et
l) f. Chron. 29, 10—13. — *) 1. Chron. 29, 18. — s) Die Namen der
Gesandten und die Worte — atque me am Rande des Kodex von etwas
spaterer Hand nachgetragen.
3*
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3 6 Sommerfeldt.
devotissimi eius servuli, nomine regie maiestatis humiliter rogamus
et petimus, quatenus sanctitas vestra placeat contemplando specu-
lari et speculando contemplari, quantum bonum ex prosecucione
preconcepti desiderii vestre sanctitatis non est dubium resultet,
circa sanctam ecclesiam matrem nostram compati ac compaciendo
tlere infelicem ac flebilem statum et infelix discidium unitatis, in
quo fundamenta morum, non mencium, evertuntur, ecclesia quo-
que mater nostra *), que nos Christo concepit, martirum sanguine
parturivit, in sempiternam vitam peperit et fidei lacte nutrivit et
nutrit. Et indubie credit excellencia regalis, quod ad hoc tam
salutiferum negocium dirigendum moverint animum vestre sancti-
tatis multa mala, que hactenus pullularunt in dei ecclesia, que
proch dolor per multa iam tempora suo in exteriori regimine
quodammodo malignorum diris aculeis pungebatur, torsionibus
variis conquassabatur et, que libera semper extitit, in servitutem
redigebatur, que vitam semper promittebat, fere in mortem duce-
batur, que tympano et psalterio exultabat, horridis cornu et tuba,
quasi deliquerit, deluditur, que insuper pacem procurat, a suis
filiis et germanis et collateralibus affligitur; et quamvis divisionem
non caperet, quantum fuit in nomine, crebras in partes divide-
batur et cruento pugione sectabatur. Deus eciam offendebatur,
res publica ledebatur, proximus ad malum ducebatur, materia
delinquendi tribuebatur, mens utriusque iuris pervertebatur, obe-
diens, qui premio remunerandus fuit, opprimebatur et puniebatur,
inobediens vero, qui pena debebat affici, de sua excogitata
malicia gloriabatur. Notorium fuit enira toti mundo, quod hinc
hereses pullulabant, hinc rebelliones, hinc violencie, hinc intru-
siones a beneficiis, hinc symonie, hinc usure, hinc adulteria,
hinc sacrilegia, hinc homicidia impune a perversis et deura non
timentibus hominibus committebantur2) et infinita animarum pro-
curabantur pericula, que, eciam si mens humana concipere
posset, nimis longum foret per singula explicare, ut eciam illud,
quod olim predictum est, dicere potuisset8). Ecce in pace
amaritudo mea amarissima4), in pace, inquam, que est a paganis
et ab hereticis, sed non profecto a filiis, vox plangentis in tem-
pore isto: filios enutrivi et exaltavi , ipsi autem spreverunt me,
sprevernnt et maculaverunt a turpi vita, a turpi questu, a turpi
commercio, a negocio denique perambulante in tenebris, et iam
restaret5): de medio fieret demonium meridianum ad seducendos,
si qui in Christo residui fuissent adhuc permanentes in simpli-
citate sua, Bernardus in sermone 33. circa finera: Sed quia
ecclesia hoc habet proprium: dum prosequitur, floret, dum
*) Am Rande von derselben spiiteren Hand: contra omnes de ecclesia;
auch zahlreiche andere Nachtriige am Rande von derselben Hand. —
2) Durchstrichen : hinc ledebatur iusiicia. — 8) Oberschrieben ttber possit. —
4) Am Rande: cuius fuit. — 5) Oberschrieben iiber iam superest, ut.
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Ruprecht von der Pfalz u. Papst Innozenz VII. i. J. 1405. 37
opprimitur, crescit, dum contempnitur, proficit, dum leditur,
vincit, dum arguitur, intelligit, tunc stat, cum superari videtur.
Sed per dei graciatn prelibatus vestre sanctitatis filius dominus
noster sperat1) attenta vestre sanctitatis bona voluntate nunc
adesse tempus acceptabile et diem salutis, in quo transactis
raotibus impiorum animorum, qui recencioribus factis solebant
turbulencius excitari, egregie luculenta bonitas apparuerit, yemps-
que transient, quando operari nemo poterat, ymber quoque, qui
sua inundacione operiebat terram, culturas impediebat, et vel
sata necabat vel sen* vetabat, ac nonnullorum ventosa loquacitas,
que sterilitatern magis intulil ecclesie quam fertilitatem. Js namque
ymber excurrerit, abierit et recesserit, et nunc flores appareant
in terra nostra vernalem profecto temperiem adesse signantes
operandi commoditateni , frugura ac fructuum vicinitatem circa
reformacionern navicule sancti Petri, que in altum huius seculi
ita natat, ut pereunte mundo omnes, quos suscepit, illesos con-
serve^ cuius figuram videmus in veteri testamento. Sicut enim
Noe in archa naufragante mundo, quos susceperat, cunctos
incolumes reservabat, ita et Petri ecclesia omnes, quos com-
plectitur, conservat illesos, et sicud adhuc in transacto diluvio
ad archam Noe columba signum pacis detulit, ita in transacto
iudicio Christus ad ecclesiam Petri pacis gaudium defert2), quia
ipse columba et pax est, et ipse promisit: iterum, inquit, videbo
vos, et gaudebit cor vestrum, quam utique dilexit et semetipsum
dedit pro ilia atque suis humeris ferre dignatus est, que eciam
non confunditur dicere: dominus sollicitus est mei, nee se
existimat errare, cum dicit, dominus retribuet pro me.
Dixi secundo, quod in verbis preassumptis invocantis solli-
citudine prelacionis excellencia demonstratur, quia venimus ad
te; ad te, inquam, beatissime pater, qui es Christi vicarius,
sacerdos magnus, summus pontifex, princeps apostolorum, pri-
matu Abel, gubernatu Noe, patriarchatu Abraham, ordine IVIel-
chisedech, dignitate Aaron, auctoritate Moyses, judicatu Samuel,
potestate Petrus, unccione Christus, cui oves omnes tradite sunt
indistincte , ut sitis non modo ovium , sed et pastorum omnium
unus pastor et sponsus ecclesie dei, in qua omnis sacramenti
terminatur auctoritas, que mater et virgo corpore casta, prole
fecunda, sponsa Christi filios deo spiritualiter parit, que parvulos
lacte verborum eius spiritualiter nutrit, que pueros sapienciam
docet, que adolescentes a luxuria atque impudicicia sua sancta
castitate custodit, que iuvenes robore virtutis contra dyabolum
annat, que senes prudenciam docet, que seniori etate provectos
venerabiles facit, per quam invenes et virgines, senes cum iuni-
oribus, etas et utrique sexus laudant nomen domini, qui errantes
filios revocat, mortuos graviter dolet, secum perse verantes inde-
ficienter pascit. Hane sponsam vestram, beatissime pater, matrem
') Durchstrichen : Sperat sublimitas regia. — *) Kod.: deffert.
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18 Sommerfeldt.
nostram instanter exoramus: nolite deserere coctidie vos requi-
rentem, rependite vicera, amate sponsam, tanta est, talis est,
regia prole est, fecunda est; non earn paciamini aut filiorura
raalorum aut pessimorum servorum iniuriis atque insidiis raacerari,
sed agite causam eius, exercete eius amplissimam dignitatem ')»
preconceptam optimam voluntatem realiter effectui ruancipari
dignetur*) vestra sanctitas, quam ex eo credimus mo tarn et
sollerter advertisse, quod alibi scribitur: o quam est illorum
dampnabilis inconstancia, qui bona facere deliberant et effectui
non mancipant, et illud Bemardi super Canticis sermone 75
circa finera, ubi dicit: amice, ad quid venisti? Nisi fallor, ad
solam civitatis custodiam. Quod ut, quantum satis est, procuretur,
opus est viro forti ad propulsandas iniurias, spiritual ad dephen-
dendas insidias, fideli, qui non, que sua sunt, querat. Alioquin
improbe satis preesse affectat, quibus prodesse non curat, et
quorum non zelat salutem, subieccionem nimis ambiciose vendicat
sibi, ut idem in sermone 24. circa medium. Ad huius autem
negocii direccionera et efficaciam prelibatus dominus noster rex
toto posse, ct quantum in eo est, assisteie conatur*) et pro
tanto, ut vestra sanctitas videat eius puram intencionem super
facto preiacentis materie4), non semel sed pluries habuit tractatum
cum fidelibus et viris litteratis, atque in certain viam oculos
racionis direxit, per quam iuxta suum videre facilius esset deve-
nire ad sedacionem istius pestiferi scisraatis, salva tamen semper
vestre sanctitatis deliberacione saniori5), quam ut adimpleret,
votum et desiderium eiusdem nobis iniunxit per modum consilii
vestre sanctitati significare. Ad quod faciendum humiliter nos
orTerimus tempore et loco vestre sanctitati oportunis.
Vos ergo, beatissime pater, prout instancius exhortamur,
disposicionem habilitantem designate, prosecucionem indesinentem
demonstrate, fructum proficientem declarate circa vineam domini
Sabaoth, quam domini plantatam manu, redemptam sanguine,
rigatam verbo, propagatam gracia, fecundatam spiritu non ambi-
gimus. Taliter enim ad perfeccionem rei per ordinem perve-
nietis, ut post bonum desiderium, quod corde quis concipit,
per indesinentem investigacionem proficiat et ad profectum boni
opens usque perducat, et ita presumimus vestre sanctitatis fac-
turam, et ex eo moveri, quod alibi scribitur: videmus, quod ad
finem debemus producere, que prudentum intencio visa est
suscepisse, quia, sicut perfecta laudem generant, sic et vitu-
peracionem, que in mediis conatibus egra deseruntur. Cui con-
cordat canon dicens, quod perfecta videri non possunt, nisi
') Am Rande: Hoc autem indubie fiendum. — 2) dignetur von spaterer
Hand durchstrichen. — 3) Am Rande: et bonum est assisteie ei, qui per se
est inclinatus. — *) Am Rande: misit nos ad obediendum, ut predixi. pocius
quam consulendum, nobisque iniunxit. — l) Am Rande: super isto facto
loqui cum vestra sanctitate, et eidem suum videri significare.
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Ruprecht von der Pfalz u. Papst Innozenz VII. i. J. 1405. 39
perfeccionis opere complearitur, nee sufficit semel vel secundo
operari, quod est bonum, nisi addantur incessanter nova prioribus,
quatenus seminans in benediccionibus de benediccionibus et
metas alioquin iacet, et marcet flos boni open's, atque in brevi
ononis ex eo nitor exterminatur, et vigor, si non aliis superiectis
pietatis actibus continuo reparetur, secundum Bernardum in ser-
rnone 47. post principium: inutiliter enim flos apparet, ubi non
sequitur fructus. Nemo enim habens aratrum in manu et respiciens
retro aptus est regno dei, et non qui incepit, sed qui perseve-
raverit, hie salvus erit. Et eonsiderat vestra sanetitas eciaru,
prout eeiam verisimiliter est, quod vestra sanetitas prudenter
prospexerit, dominus noster rex Romanorum timet et formidat,
quod, sicut per divulgacionem gloriosissimi vestri nominis ac
bone voluntatis tota adherencia vestre sanetitati, ymmo totus
mundus est consolatus sperans indubie unionem in dei ecclesia,
et quod benedietus dominus deus Jsrahel post multa suspiria et
gemitus multos visitaverit plebem suara, atque propter hoc erexerit
cornu salutis in domo David pueri sui, ut sic illud prophetieum
impleatur: populus geneium, qui ambulabat in tenebris, vidit
lucem magnam, et habitantibus in regione umbre mortis lux orta
est eis. Ita a contrario, nisi vestra sanetitas operam daret exe-
cueioni, contrarius posset quodammodo effectus resultare, in
desperaeionem prolabatur, et regnum in se divisum desoletur,
domusque super domum cadat, et nostra saneta Jherusalem in
ruinam, novuraque scisma in dei ecclesia generetur, membraque
corporis abinvicem lacerentur.
Ergo, pater sancte, rogamus tercio vestram sanetitatem instan-
tissime et per viscera misericordie dei nostri, qui nos ex alto,
ut firmiter credimus, visitavit volens omnem nostrum curare lan-
guorem, quatenus non attenta mundana gloria et seculi pompa
ad gloriam et honorem sancte et individue trinitatis, gloriosissime
virginis Marie et tocius celestis curie triumphantis ac ad exal-
tacionem orthodoxe fidei nostre, et sancte matris ecclesie huius-
modi salutari negocio efficaciter intendatis erraticasque oves ad
ovilis unitatem reducatis, ut et nos cum ipsis, et ipse nobiscum
in unitate vite et spiritus ambulemus atque unice colurabe, sancte
matri ecclesie, sic, ut predixi, amanti, sic proficient!, sic consu-
lenti inseparabiliter inhereamus, ut siraul cum ilia et per illarn
deo patri peipetuo coniungi mereamur, quod nobis concedat etc.«
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Kleine Funde zum elsassischen Humanismus.
Von
Joseph Knepper.
Ich bringe in folgendem zunachst ein paar unge-
druckte und meines Wissens bisher noch nicht verwertete
Briefe Wimpfelings. Sie finden sich im Manuskriptbande
Nr. 164a der Strassburger Stadtbibliothek , enthaltend
J. J. Oberlins Notitiae ad Wimphelingium. Zunachst haben
wir da einen Originalbrief von der bekannten, gegen
Schluss fast stets fluchtig werdenden Hand Wimpfelings,
datiert vom 1. Dezember 1508. Der Inhalt des Schreibens
ist fur den gereizten und leidenschaftlichen Kampfer in
Wimpfeling, aber auch fur den nachtraglich nur zu gut
seinen Fehltritt fuhlenden Menschen bezeichnend. Der
Kampf, der sein ganzes Leben vergiftete, gait u. a.
gewissen Monchen, nicht dem Monchtum schlechthin. Und
wie kleinlich und schrullenhaft, wie direkt gehassig und
bissig er hier oft kampft, mag man aus den Belegen
meiner Wimpfelingbiographie ersehen. Der ruhelose, so
viel geplagte, so vielfach auch missverstandene Mann ver-
zehrte sich formlich in diesem Antagonismus, ohne eben
— das Schicksal seines Lebens und Muhens! — etwas
Nennenswertes zu erreichen. Die Franziskaner hatten es
ihm namentlich angetan, und von seinem bekannten Kon-
flikt mit Murner an bis in seine spaten Tage hat er mit
ihnen ungezahlte Fehden ausgefochten. Zwischentrager
mochten dabei ihre Rolle spielen, und haufig genug wurde
manches herbe Wort, von ihm ahnungslos oder in frohlicher
Laune, beim »nachtlichen« Becher oder in intimem Kreise
hingeworfen, von iibereifrigen Freunden oder auch ver- .
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Funde zum elsassischen Humanismus. a i
steckten Feinden in die Presse lanciert, wo es sich dann
in dem jeweiligen Wimpfelingschen Drucke breit machte.
Dass tatsachlich so etwas vorkommen konnte, sehen wir
mit Interesse aus unserm Briefe, dessen ganzer Ton uns
den Schreiber nach seiner typischen Eigenart so nahe
bringt, wie nur weniges, was seine Hand hinterlassen. Er
war — wir wurden sagen — ein braver Kerl trotz alledem.
Der Brief lautet (unter Auflosung der Abkiirzungen):
Hunc Petrum de Aquila1) Lego ad Doraum Sancti Ulrici
prope Barrhe2) Argent, dioces. fratribus S. Francisci obseruan-
tibus quos ab ineunte etate dilexi, non obstantibus uerbis qui-
busdam ineptissimis et stultissimis3) de S. Francisco impressis,
nescio si mea aut leuiusculi sodalicii quondam mei inter noc-
turna poccula culpa et i^nauia aut forte impressorura, in quorum
officina pleraque in meis lucubraciunculis addita immutata et
deprauata sunt. Que ad me attinent quibus optimis et fruga-
lissimis Fratribus stomachus moueri posset: ego per praesentes
reuoco retractarique et dispungi exopto atque ex toto corde
desidero. Deus scit me illorum partes et praecipue sentenciam
de purissimo S. Marie Virginis conceptu semper contra eciam
quoscunque fouisse: eciam contra f. Wygandum coram Illustri
Argent, ecclesie capitulo astitisse. Oro bonos fratres, ut ad d.
deum pro me praeces effundant.
Manu mea propria Ja. Wympheling
de Schletstat christiane Theologie li-
centiates. Anno christi Millesimo quingen-
tesimo octavo Kalen. decembr. .
Die beiden folgenden Briete derselben Sammlung sind
Kopien Wimpfelingscher Schreiben. Sie fuhren uns mitten
hinein in den Kampf, den der zeitlebens unter dem Drucke
materieller Notlage seufzende Humanist fur die Erlangung
einer nur halbwegs ausreichenden Versorgung durch ein
Kirchenamt fubren musste. Das Gluck Hess ihn jedesmal
*) Petrus von Aquila, bedeu'.ender Scotist, verfasste einen Kommentar
in q'iatuor libros sententiarum (erster Druck Speier 1488). — 2) Das Franzis-
kanerkloster St. Ulrich bei Barr bestand bis zur EinfUhrung des Protestan-
tismus. — *) Vielleicht sind seine allerdings h6chst frappierenden Worte
gemeint, die er aus Anlass einer Anderung des Grabdenkmals Friedrichs von
der Pfah niederschrieb (s. meine Wimpfelingbiographie S. 188). Man habe
sich beikommen lassen, den hi. Ambrosius oder den hi. Augustinus fortzu-
nehraen und dafUr »effigies cuiusdam fraticelli, quern Franciscum vocant« an
die Stelle zu setzen, »ut monstro similis sit ilia societas. Hohe, quae con-
ventio, quae comparatio Francisci ad Ambrosium vel Augustinum.<
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42 Knepper.
auch hier schnode im Stiche, ja es duldete sogar, dass in
einer besonders heissen Episode dieses Kampfes der nimmer-
satte papstliche Zeremonienmeister Joh. Burchard Wimpfe-
lings gefahrlicher Konkurrent wurde, vor dem er, der
keine Spur von einem Diplomaten besass, natiirlich das
Feld raumen musste. Das geschah im Jahre 1504. Lange
vorher schon, namlich in den achtziger Jahren des
15. Jahrhunderts, hatte sich Wimpfeling iibrigens durch
seine Prokuratoren in Rom ein paar Exspektanzen sichern
lassen1), und dass er in dieser ganzen Zeit sein Ziel nicht
aus dem Auge liess, zeigen eben unsere Briefe. Tnteressant
aber und neu ist die Tatsache, dass er sein Augenmerk
gerade auf St. Fides in Schlettstadt richtete. Er lebte
damals in Speier und zwar wohl sicher ohne offizielles
Amt; die Dompredigerstelle hatte er zweifelsohne langst
niederlegt. Jahre reicher Tatigkeit auf dem Katheder in
Heidelberg lagen hinter ihm, und an Sorgen und Miihen
hatte es ihm schon dazumal nicht gefehlt. Da mochte in
ihm, der stets mit grosser Liebe an seiner Heimat hing,
der Wunsch aufsteigen, wenn eben mOglich, im Genusse
einer bescheidenen Pfrunde seine Tage in Schlettstadt
zuzubringen. Tatigkeit und Anregung gabs da ja fur ihn
in Hulle und Fulle, und so eine Stellung schien fur ihn
wie geschaffen. Zugleich hatte er dadurch die MOglich-
keit, seiner hochbetagten Mutter und uberhaupt seinen
Verwandten, an denen alien er sehr hing, mit Rat und
Tat zur Seite zu stehen. An seine Schwester Magdalena,
die nicht lange vorher in zweiter Ehe den Backer Hans
Meyer geheiratet hatte, mochte er dabei besonders denken.
Ihr Sohn aus erster Ehe, der spatere bekannte Sekretar
am kaiserlichen Hofe, Jakob Spiegel, war damals ungefahr
sechs Jahre alt.
So verstehen wir die Sehnsucht des Vielgewanderten
nach Ruhe auf heimischer Scholle, wie sie uns aus dem
zweiten Briefe so deutlich entgegentritt. Sein jetziger
Rivale, der den Stubengelehrten wieder mit leichter Muhe
auf die Seite zu schieben wusste, war Johann de Monachis,
der von dem Commendatarpropst Kardinal Olivieri Carafa
') S. uber die ganze Affaire die Belege in meiner W.-B. S. 176.
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Funde zum els&ssischen Humanismus.
43
als Statthalter von St. Fides eingesetzt vvurde. Viel Gemut
und zarte RQcksicht scheint er nicht besessen zu haben,
denn es wurden u. a. gegen ihn bald Klagen erhoben
wegen seines unbarmherzigen Vorgehens gegen Leute, die
ihre Zinsen nicht bezahlen konnten, so dass gar der Magi-
strat sich direkt bei Carafa beschwerte •). Dass der durch
Erfahrungen aus seinem Freundeskreise langst gewitzigte
Wimpfeling unter demselben Datum gleich zwei Bitt-
schreiben loslasst, wird man aus der verzweifelten Lage
seiner Sache verstehen. An Carafa wandte er sich selbst-
verstandlich zunachst direkt, dann aber wurde ein indirekter
Sturmlauf auf ihn unternommen durch Anrufung der Ver-
mittlung eines ihm personlich bekannten und befreundeten
Kanonikers, der bei Carafa lebte. Dass der biedere Pada-
goge in seiner Not gar den Pegasus besteigt, den er nie
recht zu reiten verstanden hat, diirfen wir ihm nicht ver-
ubeln: es gehorte so zum guten Geschmacke damals, und
im vorliegenden Falle konnten ja ein paar Verse, die ein
wenig viel Weihrauch streuten, nicht schaden. Die Hebe
Not guckt aus allem heraus!
i. Jacobi Wimphelingii epistola ms. ad Oliuerium Alba-
nensem episcopum S. S. Eccles. Rom. Cardinalera
Neapolit. (ex libro olim Apriraonast. in quo Sermones
S. Augustini ad Heremitas. a. a.)2).
1489 Kal. Febr.
In Christo patri ac domino domino Oliverio Albanensi
episcopo sacrosanctae Romanae ecclesiae cardinali Neapolitano
vulgariter nuncupato domino colendissimo gratiosissimoque.
Reverendissime metuendissimeque pater. Ignotus ego et
obscurus urgeor obruente me negotio vestram reverendissimam
paternitatem suppliciter inuocare: quam pro maximarum ampli-
tudine virtutum et eximio defensande equitatis feruore mihi iam
demum opem ferre speravi: Ecclesie parrochialis in Sletstat Rectori
(biennio jam pene lapso) de modica mihi capellania ibidem con-
sulere providereque visum fuit: ego forte fortuitu presens tanta
rectoris liberalitate permotus adquieui. verum inuestiture et
possessioni que turn nactus eram minime confidens euestigio
curaui apostolicam quoque provisionem consequi: neque sciens
neque timens quempiam qui se de hac re posthac foret intro-
l) S. Geny, Die Rcichsstadt Schlettstadt . . . 1900, S. 18. — *) An
ciner anderen Stelle heisst es von diesen beiden Briefen: »Excerpsi e libro
olim bibl. Aprimonast. nunc in Bibl. centrali Argent.«
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44 Knepper.
missurus: sicque dum capellaniam ipsam accedente prouisione
possiderem: irrupit post interuallum anni ferme dimidii: Joannes
De Monacis Procurator Domus Sancte iidis atque nullius judicii
auctoritate sed propria quadam pompa et apparatu : assistentibus
sibi nonnullis indulgentiarum questoribus: jus rneura aufferre
palara conatus est: absentera me et inscium eiecit: atque per
insolentiam destituit: Ego harum rerum iraperitus quippe qui
quatuor iam lustra philosophic sacratissimisque litteris operam
dedi: neque ad beneficia litibus adscendi: neque me quempiam
nee a quoquam in jus unquam me tractura aut lacessitum
meraini, coactus taraen pertinacia et importunitate hominis
coram officiali Argentinensi causam hanc versare coepi: Illic
comprobata liquida possessione et evectione mea: necdum
Joannes de Monacis saciatus est nisi maiores raolestias afferat:
litem sese diu mansuram jactans contexere: perceptorum me
fructuum darano et grauissimis expensis que longe denique futura
beneficioli emolimenta transcendere constat: quotidie afrlcit et
onerare non cessat: Cum itaque videam hominem ipsum presidio
vestre maiestatis de qua plurimum jactat magis quam juri suo
confidere et moliri ut causam jugiter suspensam cum graui
jactura rerum mearum in longum differat nihil restare opinatus
sum: quam ut laudatissimam celsitudinem vestram enixe depre-
carer: obsecrarem sedulo et flexo mentis poplite constanter invo-
carera: Nam cum sese Joannes inter familiam V. R. P. asscriptum
et sola se vestre raagnificentissirae dominationis summa auctoritate
tutandum glorietur, volui ego amplissimam vestram P. de his
rebus cerciorem efficere ut non prius torvo et sinistro cuiusvis
suasu flectatur quam merita et acta cause lucidissimamque veri-
tatem cognoscat et discemat: quodsi ordine rei perspecto visum
fuerit me jure prevalere, turn demura integerriraa vestra maiestas
Joanni De monacis uti facilime poterit persuadere velit ut injustam
indignamque litem deserat mihique tranquillitate reddita quas
egre perpessus sum iacturas resarciat: quamquam V. R. P.
pro metuendissima maiestate id egregie posse et pro solita man-
suetudine facile velle certo credo, maiori taraen spe fiduciaque
releuor dum ne a Rme V. Paternitatis familiaribus aut procura-
toribus quosuis iniuriam pati equo animo sustinere consuerit:
Tantum est justicie decus Tanta virtutum claritas Tantus equi-
tatis amor in colendissima maiestate vestra quam moneat et
impellat innocencia mea. Jus quesitum: Nacta possessio: Labor
quoque quem aliquando pro honore Romane ecclesie et sacro-
sancti coetus cardinalium suscepi: Patria denique ex que ego
natus et in qua V. R. P. prepositure pro mentis prefecta est:
Amor postremo illustrem vestram pietatem prouocet quo doctos
quoslibet diligere fertur, non quod ego doctus sed quod doc-
trinis optimis tantisper operam impenderim: pro quacunque vestre
gloriosissime magnificencie in hac re diligencia ego meme non
secus ac mancipium obsequentissimum deditissimumque vestre
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Funde zum elsassischen Humanismus. u
justissime celsitudini semper exhibebo quam deus clementissimus
pro falcienda instituendaque foeliciter ecclesia salvam ac illesam
longa secula conseruare dignetur. Ex inclyta urbe Argent.
Kal. Febr. anni Dei natiuitatis MCCCC octagesimi noni.
Ve Re pis humilimus capeilanus Jacobus VV. Sletstatus diuinarum
litterarum baccalaureus formatus *).
2. Jacobi Wimphelingi epistola ms. ad Antonium de
Petronis Canonicum b. Mariae Virginis rotunde.
(Ex bibliotheca olira Apriraonast. in quo Sermones
S. Augustini ad Hereraitas. a. a. 1489. Kal. Febr.)
Justissimarum legum Doctissimo Domino Anthonio De Petronis
Canonico beate Marie virginis rotunde in palatio Rmi Dni Car.
Neapolitani comoranti Dno preceptori et refugio singulariter
colendo | A. W. Sletst. |
S. d. p. Integritas tua vir prestantissime facit ut non verear:
vel locorum interuallo: uel temporis diuturnitate tuam in me
beneuolenciam esse labefactatam: hoc de inconstanti falsoque
amico timendum: de te autem viro optimo grauissimoque stabilis
amicioia speranda est: quod audaciam quandam indidit mihi, te
ut confidences adhorter inuocem sollicitem : quippe qui et mihi
pro vetere beneuolencia velis: et pro singulari coniunctione cum
Reuerendissimo domino cardinali Neapolitano bene facere possis:
Turbat me et turbauit diu Johannes De Monacis procurator
domus sancte fidis in quadam capellania ecclesie parochialis in
Sletstat: quam antehac possederat Johannes udalrici Archipres-
biter: suapte mihi de ista prouidit rector: ego tamen mox operam
dedi per nuncium proprium ut prouisionem apostolicam nan-
ciscerer: Nactus sum, possedi tranquille: huius rei haud ignarus
Joannes procurator S. fidis scripsit ad urbem: postea et ipse
(credo) ingressus processum quendam asportauit interuenientibus
quibusdam indulgenciarum apostolicarum disseminatoribus se
possessorem capellanie palara predicauit: me eiecit: fructus per-
cipit: depulit subsitutum a me: ne celebraret: minatus eum
citare in urbem: Ego juri meo confisus caepi negocium vertere
coram officiali argentinensi possessionem meam probaui: nee
dum admittor gloriatur ille sex aduc annis litem se suspensurum
sola quadam temeritate non juris presidio ductus: cum itaque
tantilium beneficiolum indignum tantis sit expensis et utrique
nostrum indecorum profundere irustra pecunias: visum est mihi
consultum Rum Dn«m Cardinalem et te quoque implorare ut si
is continuaturus litem in urbem traxerit, Rma dni Cardinalis
Paternitas et tua Prudencia sese de actis cause cerciorem effici
') Er hatte hier alien Grand, diesen Begriff zu urgieren, wie er das
auch in seiner eigenen Lebensskizze (s. meine Wimpfelingbiographie S. 20)
tut. Es konnte ihm ja nur zur Empfehlung gereichen, dass er als baccal.
formatus »omnes actus scholasticos confecit ad licentiam obtinendam«.
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46 JCnepper.
sustineant: Et si minus digne vexatum me judicaueritis: turn
demum Rma Dni Neapolitan! dominacio dignetur adhortari
Joannem sue Rme Pis procuratorem ut me sinat pacifice uti jure
meo: hoc te precor obsercro moneo vir colendissime: per nostram
amiciciam: per meam in te singularera obseruanciam: per inte-
gritatem tuam atque fidem: per spem in te meam. Ex litteris
Rmi Dni Cardinalis clarius rem ipsam cognosces: Tu quoque
Rmo Dno loquere: pro me intercede et me commenda: Bene-
iicium est paruulum immo pene nullum: At ego suscepi ut quan-
doque in patriam veniens non instar laid: sed ut sacerdos
religione indutus cborum petere et diuinis interesse possem et
tandem quoque residuos vite dies: cum parente mea: et sanguine
conjunctissirais foeliciter et placabiliter concludere: Non enim
semper apud exteros vitam agere institui: exilio iam | si extra
natale solum degere exulare est | 24 annos versatus sum. Nulla
mihi pene dies a studio vel philosophic uel diuinarum litterarum
libera fuit: vellem quandoque cupitam patriam repetere si fata
sinerent id ut fiat tu in hac re me plurimum adiuuare potes:
Cudi carmen in laudes Regine caeli1). Id precipuis quibusdam
singulariterque commendatis destinare statui: e quorum coetu
Rmus dnus meus Neapolitanus peculiariter mihi delectus est:
Inter ceteras versus quibus summum pontificem et Rum Dnum
Marcum Patriarcham alloquor hij sequuntur: Ecclesieque basis
Holiueri Neapolitane a Sletstat veniens excipe raunus iners. Tu
doctus pater es. Tu spes gratissima vatum. Defensorque sacre
relligionis ades. Te fontem aonium et doctam coluisse raineruam
Te iura et leges perdidicisse iuuat: Ergo eciara nostras pater o
doctissime musas Et placido vultu carmina nostra legas: Vale
optime vir et jus meum tuere fac redire in pristinam tranquillitatcm
carmen ipsum in laudes regine caeli videbis quandoque et spero
tibi lectu jucundum esse futurum Vale iterura et esto memor mei.
Ex Argent. Kal. Febr. Anno pietatis LXXXIX.
Auf den genannten Originalbrief Wimpfelings folgt
in unserm Bande ein ebensolcher von der Hand des Beatus
Rhenanus. Sovveit ich sehe und erfahre, ist auch dieses
Schreiben noch unbenutzt geblieben. Sein Inhalt ist nicht
ohne Interesse. Wir wissen, dass Beatus Rhenanus in den
Religionswirren jener Tage — der Brief datiert vom
Jahre 1523 — eine unentschiedene Stellung einnahm.
Manches spricht dafur, dass er zur neuen Lehre neigte,
l) War das Wimpfelings grosses Gedicht De triplici candore Mariae
oder eines der vielen kleinen tiber denselben Gegenstand? Eine nahere
Bestimniung ist mir fur den Augenblick nicht moglich.
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Funde zum elsassischen Humanismus. iy
manches aber l&sst uns auch wieder das Gegenteil ver-
muten. Man geht sicher nicht fehl in der Annahme, dass
er zeitlebens Katholik geblieben ist, wenn er auch — eine
Art Erasmischer Natur in diesem Betracht — zeitweise
ein Schwanken und eine Unentschiedcnheit zeigte, die so
manchem echten und rechten Stubengelehrten jener Zeit
eigen war. Rhenan war eben keine Natur, die in solch
schwerer Zeit mit nicht missverstandlicher Geradheit und
Entschiedenheit ihren Weg gewahlt hatte. So beurteilt
er auch im vorliegenden Briefe Zwingli und sein Auf-
treten in einer Art, die uns eigentlich nichts verrat. Das-
selbe gilt von seinen Worten iiber die fromme Zuricher
Biirgerschaft.
Wohl aber zeigt er sich offensichtlich und aufrichtig
emport liber das Volk, das ewig torichte, das aus lauter
Irrwahn und Missverstandnis blind darauf los wute und
in seinem Eifer fur die religiose Neuerung gar keine
Grenze kenne. Man kann diesen Standpunkt bei ihm
psychologisch durchaus verstehen: was er vom Volke, d. h.
von der breiten Masse, sah und horte, musste den fein-
fiihligen Gelehrten verletzen. Die Schandung von Heiligen-
bildern und sonstigen Gegenstanden der Andacht belegt
er deshalb mit nachdrucklichem Tadel und er meint, wie
er h6re, missfalle das auch dem Zwingli, der fur der-
gleichen Dinge keine Verantwortung ubernahme. Hochst
abfallig spricht er sich nun gegen die Volksverhetzer aus,
die dem gewohnlichen Manne durch ihre masslosen
Schimpfereien auf alles Ehrwurdige und Heilige, das jahr-
hundertelang verehrt worden sei, alle Achtung und Scheu
vor dem Geweihten, speziell den Zeremonien, benahmen.
Die Art und Weise, wie solche Volksverderber gerade in
den Wirtshausem ihr Geschaft machen, wird anschaulich
dargestellt. Was wir sonst — z B. iiber die Krankheit
des Papstes, sowie iiber die Huttens und dessen Ende —
erfahren, ist ja nur mehr oder weniger gelegentliche
Bemerkung, aber immerhin nicht ohne Interesse.
S. P. D. Iterum coraraendo tibi causam raeara, quara tamen
puto te iam explicuisse si id modo licuit per occupationes quibus
in negociis dominorum tuorum cottidie distringeris. Nam de
huraanitate tua quae mihi satis perspecta est obsequioque nihil
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48 Knepper.
prorsus dubito. Mitto Paraphrasim in Lucam, ut fuerara polli-
citus. Mitto quoque epistolam Regis Gallorum ad Cardinales
scriptam magna libertate. Similem aiunt etiam ad ipsura Ponti-
ficera cum adhuc viueret datum fuisse l). Obiit is decimo quarto
die Septembris qui dicatus fuit exaltatae Cruci, synanche quara
Latini vocant anginam. Morbus hie collura inuadere solet, sic
ut hominera praefocet. Itaque diebus aliquot per fistulam iramissus
est cibus. Laborauerat paulo ante profluuio ventris ex cervisiae
potu, quam gentili more auidius hauserat dum caloribus aestiui
temporis offensus refrigerium captat. unde debilitas non modica
accidit. Simili ferme morbo quantum ad deglutiendi cibi diffi-
cultatem attinet periit Huttenus in insula lacus Thuregiensis quam
vernacula lingua die UiTnow vocat, Suitensiura ditionis, vigesimo
nono die Augusti. Poenituerat eum iam propemodum et scriptae
et aeditae illius Tragicae Expostulations cum Erasmo. Et erat
eos Zuinglius facile reconciliaturus ut suis nuper ad Erasmum
litteris testatus est. Hie Zuinglius quanquam modeste et pru-
denter (ut aiunt?)2) apud Thuregium concionatur et jam tertium
ut arbitror annum, tamen populus sui similis est stultus et ad
omnem licentiam vergens. Nuper illic quidam in ampullam
vitream quae ante Eucharistiam pendet, cum detraxisset excreauit
et mox reposuit. Alii duo deiectum Christi crucifixi simulachrum
liqueum quod extra portam superiorem oppidi maioris erectum
stabat IMaria et Johanne cinctum securi conciderunt inspicien-
tibus mulierculis quae obiter transibant et ualde eiulantibus.
Haec plurimum Zuinglio displicent ut audio qui negat haec se
autore gesta. Displicent etiam piis ac Euangelii amantibus
ciuibus quorum Thuregii mira copia. Sed non vacant culpa
qui plebem ad contemptum ceremoniarum suapte sponte iam
labascentium et forte nimium (est enim aliquatenus illis populo
opus) sic inducendam putant, ut negent quicquam uspiam sacri
esse, et quicquid ab horainibus quantumcunque Sanctis vel insti-
tutum est vel tanquam per manus receptum id citra iudicium
abolendum asserunt, praesertim animis mortalium in fide et
charitate nondura satis confirmatis. Id quod a laicis passim fit
dum iam parum sobrii, post pocula scilicet, in tabernis raerca-
toriis de re ecclesiastica in melius reformanda, pro suo quisque
adfectu, disputant. Porro non ferent hoc impune qui christi
simulachrum tam licenter tractarunt, ut dixi, et postea exusserunt,
iam enim plus quam mensem agunt in carcere et adhuc aliam
sententiam expectant quae tamen (ut multorum spes est) mitis
erit. Tertius ille, templi concacator, aufugit quem ipsi Lantz-
knechtum fuisse praedicant hoc est nostratem. Haec res in
causa est, ut iterum disputationem instituerint Thuregienses
!) Betrifft die erbitterte Fehde zwischen Franz I. und Hadrian VI.
Ersterer drohte diesem schliesslich das Schicksal Bonifaz' VIII. an. —
') Durch Zusammenkleben der Blatter kaum leserlich.
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Funde zum elsassischec Humanismus.
49
conuocatis episcopis Constantiensi, Basiliensi, Curiensi etiam
Archiepiscopo Mogontino et duodecim Heluetiarum civitatum
presbyteris legatis. Paucos adfuturos coniicio nam episcopi per
literas responderunt praesertim Constantiensis. Ex hinc ciuitatis
nomine nemo missus est. Det deus populo suo pacem. Bene
Vale vir clarissime. Basilea pridie Simonis et Iudae.
Beatus Rhenanus ex animo
An. M. D. XXIII. tuus.
Als eine Art Nachschrift folgt auf der Ruckseite des
Briefes noch das kurze Billet:
Thuregienses miranda moliuntur sublaturi simulachra e
templis et missas abrogaturi. nescio an omnia tu sis probaturus.
Cetera (?) ') sane Eluetii non poterant alia via magis alienari a
negocio Lutherano quam hoc pacto, cui sunt alioqui infestissimi
excepto oppido S. Galli et hiis qui Abbatis cellam incolunt.
Bernae nuper res parum abfuit a tumultu. Det deus populo suo
pacem. Bene Vale vir Clarissime. Postridie omnium Sanctorum.
An. M. D. XXIII. Beat. Rhenanus ex
animo tuus.
Das kleine Briefchen bestarkt ganz den Eindruck des
grosseren Schreibens. Wer der Adressat der beiden Briefe
war, kann natiirlich nur vermutet werden. Nach allem
diirfen wir wohl an Butzer denken.
J) Durch Korrektur entstellt.
Zcitschr. f. Gesch. d. Obcrrh. N.F. XXI. i.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg
1568 und 1569.
Von
Alcuin Hollaender.
Der Feldzug Wilhelms von Oranien im Herbste 1568,
der Beginn des niederlandischen Freiheitskrieges, hat bereits
eine eingehende Behandlung gefunden1); doch endigt die-
selbe mit dem Ubertritt des Prinzen auf franzosisches
Gebiet. Sein Aufenthalt im Elsass, das seine zuchtlosen
Scharen und die gegen sie anruckenden franzosischen
Truppen derart verwusteten, dass damals die Besorgnis
laut wurde, das Land wurde sich davon kaum in fiinfzig
Jahren erholen konnen2), ist bisher noch nicht dargestellt
vvorden. Und doch gab gerade diese triibe Zeit dem
grossen Oranier Gelegenheit, seine hervorragenden Eigen-
schaften, vor allem seine unerschtitterliche Standhaftigkeit
zu betatigen, mit der er trotz aller Misserfolge das grosse
Ziel, das er sich gesteckt hatte, die Befreiung des Vater-
landes von der spanischen Fremdherrschaft zu erreichen
suchte.
Fur die von mir geschilderte Zeit liegt ein iiberaus
reiches gedrucktes Quellen material vor8). Daneben kamen
l) E. Teubner, Der Feldzug Wilhelms von Oranien gegen den Herzog
von Alba im Herbste 1568. Hallesche Abhandlungen z. neueren Geschichte
Heft 28. - *) Eidgen. Abschiede IV, 2, 415. 1569 Febr. 6 und Languetus
ad Camerarium S. 76: »Totus ille pulcherrimus tractus Germaniae a Selestadio
ad Moguntiam est plane direptus et spoliatus et praesertim ea quae pertinent
ad Argentoratensem, Spiiensem et Wormatiensem episcopos et ad comites
qui ea loca inhabitant*. — 8) Ich erw&hne hier u. a die Korrespondenz des
Kardinals von Granvella, die Briefe der Konigin Katharina von Medici, die
State Papers, Prinsterers Archives de la Maison d'Orange-Na^sau, Kluckhohns
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Wilhelm von Oranien und Slrassburg 1568 u. 1569. cj
fur mich an erster Stelle die handschriftlichen Schatze des
hiesigen Stadtarchivs in Betracht. Leider sind aber die
Ratsprotokolle fur unsere Zeit sehr unsorgfaltig gefuhrt
und zeigen so bedauernswerte Lucken, dass ich den Rand-
bemerkungen eines spateren Archivars aus vollem Herzen
beipflichten muss, der einmal ganz verzweifelt ausruft:
•Uberaus gute nachrichtung, pfuy teufeU, ein ander-
mal: >ein ausfurlich relation; wers raten kOnnt, der wer
geschwindt* *). —
Noch ehe die Schreckensherrschaft Albas im August
1567 uber die Niederlande hereinbrach, hatte der damals
34Jahrige Graf Wilhelm von Oranien diese verlassen und
sich nach seinen deutschen Besitzungen begeben. Als Alba
im Dezember seine niederlandischen Guter einzog und seinen
Sohn, den Grafen Philipp von Buren, nach Spanien bringen
liess, beschloss Wilhelm mit Waffengewalt fur sein gutes
Recht einzutreten.
Da in Frankreich am 23. Marz 1568 der Friede von
Longjumeau abgeschlossen war, nahmen die entlassenen
Kriegsleute gem neuen Dienst*). Schon Ende April
begannen die ersten militarischen Operationen. Am 2$. Mai
lieferte ein Bruder Oraniens, der streitbare Graf Ludwig,
den Spaniern unter Aremberg bei Heiligerlee ein sieg-
reiches Gefecht, in dem der spanische Anfuhrer, aber auch
Ludwigs jungerer Bruder, der 2 7jahrige Adolf, den Tod
auf dem Schlachtfelde fanden. Diesen Sieg seiner Gegner
beantvvortete Alba damit, dass er nur wenige Tage spater
die seit dem 9. September des verflossenen Jahres ver-
hafteten Grafen Egmont und Hoorn in Briissel das Schafott
besteigen liess. Darauf setzte sich der spanische Feldherr
selbst Ende Juni mit seinen Truppen gegen die Auf-
standischen in Bewegung, und es gelang ihm, dem Sieger
Briefe des Kurfurstcn Friedrichs des Frommen und Languets epistolae secretae
sowie seine epistolae ad Camerarium. Von Oranien selbst sind nur cinige
wenige Briefe aus jencr Zeit vorhanden (vgl. Gachard, corresp. de Guillaume
ie Taciturne 3, XIV). Unter den Chroniken enthalt die auf der hiesigen
Stadtbibliothek (Nr. 272) aufbewahrte ungedruckte Chronik Oseae Schadaei
wertvolle Angaben.
') Strassb. Stadtarchiv R. u. 21. 1568 Sept. 4 u. Okt. 6. — •) v Bezold,
Briefe des Pfalzgrafen Joh. Casimir 1, 28.
4*
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52 Hollaender.
von Heiligerlee im Norden Frieslands bei Jemmingen am
21. Juli eirte schwere Niederlage beizubringen.
Inzwischen war Wilhelm von Oranien, der in Deutsch-
land weilte, unablassig bemuht gewesen. auf diplomatischem
Wege die Gerechtigkeit seiner Sache zu verfechten, Ver-
bundete zu gewinnen und namentlich die fur die Auf-
stellung einer grossen Kriegsmacht notigen Geldmittel auf-
zubringen1), wobei er aber bei der scheinbaren Aussichts-
losigkeit seiner Unternehmung und dem Kleinmut der
deutschen Fiirsten und Stadte mit den grOssten Schwierig-
keiten zu kampfen hatte.
Nach verschiedenen Berichten 2) weilte Oranien anfangs
Juni in Strassburg, um daselbst Geld aufzunehmen und
mit den Obersten des von dem jungen Pfalzgrafen Johann
Casimir aus Frankreich herausgefuhrten Kriegsvolks zu
unterhandeln. In der Tat gliickte es ihm, die anf&nglichen
Bedenken der Casimirschen Kriegsleute, die uber die
saumige Entrichtung des ihnen vom franzOsischen Feldzuge
noch zustandigen Soldes zu klagen hatten, in betreff seiner
eigenen Zahlungsfahigkeit zu zerstreuen und einen grossen
Teil von ihnen anzuwerben 3).
Weiteres konnen wir leider aus unsern fur diese Zeit
besonders luckenhaften Ratsprotokollen iiber den damaligen
0 Vgl. >La confession du Sgr. de Villers* Corresp. du Cardinal de
Granvelle 3, 6n. — 2) So schreibt Languet am 9. Juni 68 »Putatur Orangius
heri venisse Heidelbergam cum duce Casimiro. Ante aliquot dies profectus
erat Argentoratum, ut ibi militum istorum praefectos convenireU. Ahnlich
Calendar of State Papers 1568 Juni 29. — Noch genauere Angaben finden
wir in der Stedelschen Chronik S. 473 : »Juni 2 ist Herzog Job. Casimir der
Pfalzgraf in der Widerkunft aus Frankreich in Strassburg eingeritten, lag in
Villingers Haus bei Jung St. Peter; und am Samstag (5. Juni) ritt er mit
dem Prinzen von Uranien, der von dem K6nig aus Hispanien vertrieben
worden, wider aus der Stadu. Dagegen bezeichnet die Chronik Buhelers
(nr. 455) den Rappoltsteiner- und Landspergerhof als Quartier des Pfalz-
grafen. Vgl. auch die allerdings etwas verwirrte Angabe der Collect.
Specklins Nr. 2458, der Oranien 1568 mit Joh. Casimir »aus dem Krieg in
Frankreich* nach Strassburg kommen lasst. Ebenso wird in einem an
Bullinger gerichteten Strassburger Brief vom 5. Juni (Koch, Quellen z.
Geschichte Maximilians II. 2, 137) die damalige Anwesenheit Oraniens in
Strassburg ausdriicklich hervorgehoben. — ') Corresp. de Granvelle 3, 275
u. 287, v. Bezold 1, 28 und Soldan, Geschichte des Protestantismus in Frank-
reich 2, 307.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. n
Aufenthalt Oraniens in Strassburg nicht entnehmen, desto
mehr iiber denjenigen Joh. Casimirs, der auch im Zechen
ein getreuer Sohn seines Vaters, des trefflichen Friedrichs
des Frommen gewesen ist, welcher bekanntlich einmal in
seinen Tagebuchern eintrug: »Gestern abermalen voll
gewest, heute das Trinken auf ein Vierteljahr verredet*1).
Am 5. Juni teilt namlich der im Dienste der Stadt auf
diplomatischem Gebiete beschaftigte Dr. Bernhard Botz-
heim*) dem Rate mit: »Sein gnadiger Fiirst und Herzog
Johann Casimir habe ihm aufgetragen, meinen Herrn guten
Tag und gnadigen Gruss zu sagen, und weil Ihre furstliche
Genaden nachten mit den Herren guter Ding und bezecht
gewesen und nit wisse, wie sie ihren Abschied genommen,
so bitt sie, so etwas Ungebuhrliches furgegangen, solches
dem Trunk zuzugeben und bedank sich m. hn. aller
erzeigten Freundschaft, und nachdem sein Herr Vater Ihrer
furstlichen Genaden zwei schone Hirsche geschickt, so
wolle sie dieselben meinen Herren verehrt und gebeten
haben, die miteinander zu essen und ihrer Genaden in
besten eingedenk zu sein*.
Am 30. Juni gab Dr. Jacob Schwarz, der Abgesandte
eines Bruders Oraniens, des Grafen Johann von Nassau, »des
bedachtsamen Diplomaten der werdenden Republik«8), vor
dem Rate folgende Erklarung ab: »Es seien Irer Gnaden
und derselben Brudern Sachen fiirgefallen, in denen sie
eine ansehnliche Summe Gelds vonnoten. Weil aber sein
Herr in sein em Vorrat durch das, was seinem Bruder,
dem Prinzen, begegnet, entblGsst, habe er sich mit den
Edeln von Wilsperg, die iiber solches verfugten, in Ver-
bindung gesetzt und sich auf deren ausdruckliches Ver-
langen zu ihrer Sicherung mit goldenen und silbernen
Pfanden und Kleinoten im Wert von 23000 Gulden hierher-
begeben. Jetzt aber wollten die Wilsperg nichts darauf
*) Treitschke, Histor. Aufsiitze 2, 412. — *) ftber seine PcrsOnlichkeit
vgl. Ficker und Winckelmann, Handschriftenproben des 16. Jahrh. S. 33:
»Auf besonders vertrautem Fusse stand er mit dem Churfiirsten von der
Pfalz, der ihm auch den Ratstitcl verlieh*. Nach der Stedelschen Chronik
wohnte Joh. Casimir Dez. 1576 in Botzheims Haus bei Jung St. Peter. —
s) Treitschke a. a. O. 2, 431. — Nach Ritter, Deutsche Geschichte 1, 369,
verwaltete er das im Reiche liegende Gebiet des Hauses.
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54
Hollaender.
leihen. Daher bate er im Namen seines Herren und dessen
Bruder die Stadt, die Kleinodien als Unterpfand anzu-
nehmen und sich dafur den Wilsperg fur die von ihnen zu
leihende Geldsumme zu verburgen.
Die mit der Berichterstattung fiber die Angelegenheit
beauftragten Herren sprachen sich im Rate dahin aus:
»Wiewohl es der richtigste Weg ware, sich dieser Sachen
g&nzlich zu entschlagen, so sei doch darauf zu sehen, was
das fiir Gefahr, die nicht allein die Fursten und Grafen,
sondern alle Evangelischen der Religion und beide der
Teutschen Libertat und Freiheit betreffen tate. So sei es
nicht unbillig, diesen bedrangten Fursten und Grafen in
dieser &ussersten Not neben christlichen Mitleiden auch
christliche Hilfe zu erzeigen und zu beweisen. Immerhin
schliigen sie einen anderen Weg vor: Man sollte sich mit
den Wilsperg nicht einlassen, falls aber ein anderer Furst
oder Graf, welcher der Stadt annehmlich, sich derselben
verschreiben wollte, diesem 20000 Gulden fiir ein Jahr zu
5 °/0 vorschiessen. Der m6ge dann auch die Cleinodien als
Unterpfand nehmem.
Die darauf vom Rate vorgeschlagenen Personlichkeiten
wie der Herzog von Wurttemberg, der Markgraf von Baden
und der Kurfurst von der Pfalz werden von dem Oranischen
Unterhandler abgelehnt, da man sie ohnehin urn ein An-
lehen anzusprechen gedachte. Trotzdem halt man in
Strassburg namentlich an dem Kurfursten fest, und erst
wenn von diesem oder dem Grafen Ludwig Casimir von
Hohenlohe nichts zu erhalten ware, wollte man in Gottes
Namen dem von Dr. Schwarz in erster Linie gewunschten
Grafen Albrecht von Nassau1) das Geld leihen, »jedoch
gegen niemand vermelt seim.
Da Ende Juli von einer Assekuration des Kurfursten
fur Geld, das ihm von Strassburg aus geschickt werden
soil, die Rede ist2), durfen wir wohl annehmen, dass er
') Es ist jedenfalls der Graf Albrecht von Nassau- Weilburg und Saar-
briicken, ein Schwager Oraniens, der fur sehr reich gait, und dessen Kredit
der letztere daher fur sich in Anspruch nahm (Corresp. de Granvelle 3, 615).
— *) R. 11. 21. 68 Juli 24. — Am 6. Juli 1569 schreibt Pfalzgraf Friedrich
dem Rate der 20000 Gulden halben, die man ihm 1568 geliehen, dieselben
mit gebuhrendem Inteiesse auf Jacobi nachstkunftig wiederum zu erstatten.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. cc
die Mittelsperson gewesen ist, durch die Oranien ein Vor-
schuss gemacht wurde1). Dies geschah aber so heimlich,
dass der stets gut unterrichtete Granvella am 31. Juli wohl
schreiben konnte: »Ohne Geld kann Oranien nicht Krieg
fuhren und solches hat er weder in Strassburg noch in
Frankfurt bekommen1).
Wenn so Strassburg auch nicht offen fur Oranien ein-
zutreten wagte, so erfreute sich dieser doch der Sympathie
von Rat und Btirgerschaft. So forderte die Stadt irn
November das befreundete Basel auf, bei den funf katho-
lischen Orten darauf hinzuwirken , dass dem spanischen
Konige die Anvverbung von Kriegsvolk nicht gestattet
wurde3). Im Oktober wurde den Biirgern untersagt, bei
den Rheingrafen, die fiir den franzosischen Konig Wer-
bungen veranstalteten, Dienst zu nehmen*). Oranien sclbst
sandte, als er im September ins Feld zog, den jungsten
seiner BrQder, den 1550 geborenen Grafen Heinrich, der
1574 auf der Mooker Heide fiir das Vaterland sein Helden-
blut verspritzte, nach Strassburg, um sich hier den Studien
hinzugeben5).
Im Gegensatz zu Strassburg liessen weder der Kur-
furst August von Sachsen noch der Landgraf Wilhelm von
Hessen dem Oranier, obwohl sie ihm durch seine zweite
Frau, die Tochter von Moritz von Sachsen, verwandschaft-
lich nahestanden, eine finanzielle Unterstiitzung zuteil
werden6). Der Hesse verbot sogar seinem Oberst von
*) Doch geht Teubner a. a. O. S. 19 zu weit, wenn er schreibt: »Die
noligsten Geldmittel hatten verschiedene deulsche Fiirsten und Reichsstadte,
vor allem Strassburg aufgebrachU. — *) Corresp. 3, 301. Auch die prote-
stantischen Stadte der Schweiz verweigerten Ende Juni jedes Darlehen (Koch
a. a. O. 2, 137). — ») Koch a. a. O. 2, 134. — 4) R. u. 21. Okt. 18. —
*) Am 27. Sept. 1 568 erhielt Hans von Estaubeck, der Hofmeister der jungen
Grafen Heinrich von Nassau und Philipp von Hanau, die Erlaubnis, mit den
beiden Herren eigene Haushaltung zu ftihren »so lang es meiner herren
gelegenheitc. Heinrich verliess bereits im Februar 1569 die Stadt, um mit
seinen Brudern im Heere des Pfalzgrafen Wolfgang den franzdsischen Feld-
zug mitzumachen. Im September verbreitete sich in Deutschland das falsche
Gertcht, dass er bei Poitiers den Tod gefunden habe (Languet, ep. seer. 1, 117).
— &) v. Bezold !, 48. Mit Recht hat Treitschke auf die verkommene
Generation der damaligen deutschen Fttrsten und auf die »vollendete Nichtig-
keit€ der Albertinischen Politik hingewiesen (Hist. u. polit. Aufsatze 2, 412).
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c5 Hollaender.
Rolshausen bei Oranien Dienst zu nehmen1) und der
Wurttemberger Herzog Christof erklarte im Juli1): Er
habe mit Oranien wohl Mitgefuhl, halte aber Hilfeleistung
fur bedenklich. Er verkenne weder die der christlichen
Religion noch der deutschen Freiheit drohende Gefahr,
dass aber Alba ungereizt weiter um sich greifen werde,
glaube er nicht; nur wenn man sich einmische, werde
man sich in die grosste Gefahr begeben. »Soviel den
Prinzen anlanget, der w&re kein Kriegsmann; er h£tte
sich mit etlichen liederlichen Leuten eingelassen, mit denen
werde es ihm nicht wohlgehen«3).
Allein trotz der schweren Niederlage seines Bruders
Ludwig bei Jemmingen, trotz der Schwierigkeit, die fur
die Anwerbung und Besoldung einer grosseren Kriegs-
macht nOtigen Geldmittel aufzubringen , verlor Oranien
keinen Augenblick den Mut, sondern beschloss im Ver-
trauen auf Gottes Hilfe den Kampf gegen die spanische
Gewaltherrschaft aufzunehmen 4).
Im September sammelte er im Trierschen Gebiet ein
Heer von etwa 30000 Mann mit ansehnlichem Geschutz.
Anfang Oktober gelang es ihm trotz der Nahe Albas die
Maas zu iiberschreiten.
Inzwischen batten wohl unter dem Eindruck des tat-
kraftigen Vorgehens des spanischen Statthalters in den
Niederlanden die franzosischen Machthaber einen neuen
Religionskrieg hervorgerufen. Fuhlte man doch in beiden
Landern, dass fur dieselben Giiter gefochten wurde. Der
Friede von Longjumeau war von keiner der Parteien
gehalten worden. In den Sommermonaten desjahres 1568
herrschte in Frankreich vollstandige Anarchie; fortwahrend
kam es zu ZusammenstOssen und Gewaltt&tigkeiten 6). Um
l) Menzel, Wolfgang von Zweibriicken S. 497. — 2) Kluckhohn
a. a. O. 2, 232/33. — s) Im Gegen satz zu solchen Anscbauungen scbrieb am
17. August der engliscbc Agent Dr. Mundt aus Strassburg: »Es ist klar, dass
aile protestantise ben Fflrsten zusammengehen miissen, wenn sie Glauben,
Land und Herrschaft behaupten wollen, wobei England ibre Hauptstutze
sein sollte« (State Papers S. 523). — */ So heisst es in seinem Briefe vom
31. Juli: »Et suis encoires delibere avecq 1'ayde de Dieu de pousser oultre*.
Prinsterer, archives 3, 277. — &) Vgl. fttr das Folgende die treffliche Ein-
leitung zu den »Lettres de Catberine de Medicis 3, XXII ff. und Soldan
a. a. O. 2, 300 f.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. cy
den unhaltbaren Zustanden ein Ende zu bereiten, beschloss
Katharina von Medici nach dem Beispiele Albas durch
einen Gewaltstreich sich der Haupter der Hugenotten, des
Prinzen Conde und des Admirals Coligny, zu bemach-
tigen. Diese aber waren auf der Hut; es gelang ihnen,
die Hochburg des franzOsischen Protestantism us , La
Rochelle, zu erreichen. Von hier aus versprachen sie
sich mit Oranien gegenseitige Unterstutzung zur Er-
kampfung der Gewissensfreiheit in den Niederlanden und
in Frankreich '). Eine allgemeine Schilderhebung fand in
letzterem Lande statt; von alien Seiten erhielten die huge-
nottischen Fuhrer Zulauf. Zu Ross und zu Wagen, mit
Weib und Kind zogen die bedrohten Glaubensbruder
ihnen zu.
Auch an den Grenzen der Niederlande wurde gerustet,
wo die Herren von Genlis, Bouchavannes, Lannoy und
Morvilliers die Fahne des Aufstandes entfalteten. Diese
zogen mit ungefahr 2000 Mann, darunter viele Reiter,
unter Pliinderung von Kirchen und Klostern Oranien zu,
mit dem sie sich am 22. Oktober vereinigten.
Andere Hugenotten, denen die Moglichkeit fehlte, zu
Conde oder zu Oranien zu gelangen, waren nach Strass-
burg gefluchtet. Unter ihnen befanden sich, wie eine
Chronik meldet, auch »Markgrafen und geborene Herren*2).
So baten am 11. Oktober die Herren von Bethune,
d'Amboise, d'Esternay, de Ragnier und der Marquis von
Renela), ihnen als vertriebenen Christen mit Frauen und
Kindern eine Zeit lang Hospitium zu gewahren und sie
um gebuhrenden Zins in eigener Behausung wohnen zu
lassen, bis sie sich bei bester Gelegenheit zum Prinzen
von Conde begeben konnten, wahrend ihre Familien bis
zum Frieden in Strassburg bleiben eollten.
') Der Vertragsentwurf 1st mitgeteilt bei Prinsterer, Archives 3, 282.
— *) Chronik Schadaei S. 248; ahnlich Biiheler S. 121 22. Am 12. Oktober
schreibt Mundt aus Strassburg: »Many French gentlemen are come hither
who be compelled to fly and leave there houses because they cannot come to
the prince* (State Papers S. 563). — *) Antoine de Clermont, marquis de
Renel, frere uterin du prince de Porcian (Mem. de la Huguerye 3, 116; vgl.
iiber ihn auch v. Bezold a. a. O. 3, 98).
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eg Hollaender.
Alle AnkGmmlinge mussten, urn Herberge, Schutz und
Schirm zu erhalten, feierlich geloben, der Stadt Strassburg
treu und hold zu sein, Schaden zu wehren, Nutzen zu
fordern, alien Ordnungen der Stadt nachzukommen, in
alien Angelegenheiten hier Recht zu geben und zu nehmen,
fur Kaufe und Verkaufe Zoll und Ungelt zu entrichten,
nichts zu praktizieren, was der Stadt zu Schaden gereichen
konnte, auch von Graben und Wallen sich fernzuhalten *).
Zwei Pradikanten, die sich ebenfalls in die Stadt gefluchtet
hatten1), sollten sich der Kirchen- und Schulgeschafte, auch
aller Konventikel enthalten.
Die lutherische Engherzigkeit, die nach dem Tode
Jacob Sturms in dem einst so toleranten Strassburg ihren
Einzug gehalten hatte, tritt in dem ablehnenden Verhalten
des Rats gegeniiber folgender Eingabe der Fliichtigen
zutage: tWeil sie in ihrem Elend auch Trost und Ver-
mahnung bedurfen, der Mensch aber nicht allein am Leib,
sondern auch an der Seelen gespeist werden miisse, so
baten sie, ihnen die Zeit ihrer Habitation alhie einen Platz
anzuweisen, darin sie ihre Vermahnungen, Gebet und
Gesang halten und nicht ohne alle Religion und Gottes-
dienst bleiben mOchten; bitten sonderlich zu erwagen, was
fur Gelegenheit es um einen bedrangten und aus seinem
Vaterlande vertriebenen Menschen habe«3j.
Nur den vornehmen Herren war gestattet, in eigener
') Vgl. der Welschen Register (Str. St. G. u. P. 64). Hier findet sich
ein Verzeichnis »der Fran/osen und anderer auslandischer, so anno 68 von
meinen hn. uf und angenomen mit anzeige, bei welchen burgern und welchen
orten sie sich alhie niedergelassen*. Unter ihnen sind neben den oben
Genannten noch bemerkenswert der Gcneraleinnehmer der Champagne Claude
Pioche, die Herren von Salena, Chastellet, Dully und Hassonville. — *) Es
waren dies Joh. Locketus und Francois de la Chapelle. — •) R. u. 21.
Okt. 9. Ende Dezember erhalt der Rat die Anzeige, dass die Welschen
Konventikel halten. Ein Schuhmacher meldet, als er dem Marquis von Renel
am Sonntag Morgen einen Roller gebracht, sei cr zur Predigt gekommen, da
Garnerius eine Vermahnung getan , sie nachmals mit einander heimlich
gesungen und gebetet. Ein Goldschmied sagt aus: er sei in der Frau von
Malberg Behausung wahrend der Predigt gewesen; traktierten vom Kreuz
und der Verfolgung der Kirche, trosten einander am Gotteswort, reichen aber
keine Sakramente. Darauf beschliesst der Rat: Man soils dabei lassen, aber
darauf acht geben, dass die Sakramente nicht gespendei werden.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. eg
Behausung zu wohnen, alle anderen batten bei sfeilen
Wirtem ihr Quartier zu nehmen1).
Die Kriegsfuhrung Albas war inzwischen eine hin-
haltende gewesen. Vorsichtig wich dieser Meister der
Kriegskunst jedem Zusammenstoss mit dem ihm an Truppen-
zahl uberlegenen Gegner aus, in dessen schlechtbezahltem
Heere, das an dem Notwendigsten Mangel litt, bald
Meutereien ausbrachen. So kam es einmal zwischen den
Franzosen, Wallonen und Deutschen zu einem blutigen
Zusammenstoss, bei dem Oranien, der schlichten wollte,
beinahe selbst urns Leben kam, und etwa 100 Mann,
darunter der Befehlshaber der Artillerie, auf dem Platze
blieben2). Daher sah sich Oranien schliesslich genOtigt,
am 17. November bei St. Quentin die franzosische Grenze
zu iiberschreiten, um auf den Rat des Franzosen Genlis
die Vereinigung mit der hugenottischen Hauptarmee zu
such en, die von Sudwesten her gegen die Loire heran-
riickte, um die Verbindung mit ihm und dem Pfalz-
grafen Wolfgang von Zweibriicken zu bewirken, der am
29. Oktober mit einem Bevollmachtigten Condes einen
Allianzvertrag abgeschlossen hatte und den Hugenotten
ebenfalls ein Hilfsheer zuzufuhren sich anschickte8).
') So audi der Gcneraleinnehmer Pioche trotz seiner Beschwerde, dass
er fur eine Stube und zwei Kammern im »Wilden Mann« wdchentlich zwei
Taler zu bezahlen und dabei 20 Personen taglich auf seine Kosten zu
bekostigen habe. Ein anderer, Wilhelm von Salena, suchte das Verbot des
Rats dadurch zu umgehen, dass er ein eigenes Haus mietete »und einen
armen tropfen, so burger, pro forma zu sich genommen, also meinen herren
ein aug zu veikleben*. Demselben Salena hatte der Rat schon vorher
geboten »neben anderen praktiken des zeitung hin und wider sehreibens*
sich zu enthalten. Am 2. Dezember wurden die Wohnungen aller an-
wesenden Franzosen aufgezeichnet. Die meisten lagen in den Wirts-
hausern zur Blume, zum Dieffenkeller, goldenen Apfel, Tannenfels, Geist
und Wilden Mann; einige wohnten bei der Frau von Malberg. —
*) Teubner S. 25. — 8) Den Inhalt der Kapitulation gibt Schhchtegroll,
Herzog Wolfgang S. 67. In der Urkunde heisst es u. a.: Der Gesandte
Francourt soil sich verwenden, dass die Strassburger Kaufleute Ingolt, Wolf,
Brechter, Wiker und Israel Minkel unter der Btirgschaft Georg Obrechts
dem Herzog 400000 rheinische Gulden vorschiessen. — Am II. Oktober
trug ein Abgesandter des Pfalzgrafen Wolfgang dem Strassburger Rate vor:
»Sein Herr beabsichtige, den bed rang ten Christen in Frankreich zu Hilfe zu
ziehen, bitte fur den Anzug um 20000 Gulden bis Johanni oder Weihnachten
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5o Hollaender.
Diese gefahrdrohende Vereinigung zu hintertreiben.
musste das Hauptaugenmerk der franzOsischen Machthaber
bilden. Wahrend die Armee Condes durch ein Heer unter
dem jungen Herzog von Anjou beobachtet und in Schach
gehalten vvurde, zog man gegen die von Osten her an-
drangenden Feinde in der Umgegend von Paris neue
Streitkrafte zusammen.
So hatte der Marschall Cosse mit 15 Kompanien
Gensdarmes und 2000 Mann Fussvolk gegeniiber Oranien
an der Oise eine Aufnahmestellung genommen, und der
Herzog von Nemours bei Chateau-Thierry andere Truppen
gesammelt, wahrend der Herzog von Aumale in Lothringen
liber eine ansehnliche Streitmacht kommandierte *). Ausser-
dem erwartete man aus Deutschland den Zuzug von
5600 Reitern, unter deren Anfuhrern wir ausser dem
Markgrafen Philibert von Baden, zwei Rheingrafen und
die Grafen Philipp und Albrecht von Dietz, Sohne des
Landgrafen Philipp von Hessen von der Margarete von
Sahla finden. Ende November setzten diese Geschwader
bei Walluf uber den Rhein3).
auf gebuhrendes Interesse und genugsame Versicherung*. Es wurde ihm
geantwortet: Man sei auch durch allerhand Ausgaben beladen, wiirde daher
selbst Geld aufnehmen miissen. »Da man aber Ir. Gnaden, auch der Sache
gewogen, wolle man, wo Ire Gnaden eingesessene Burger zu Burgen oder
goldene oder silberne Pfand geben, Irer f. Gnaden von der Miinze die halbe
Summe auf Weihnachten oder Johanni zu 5% voistrecken*. In der Tat
verburgten sich die Doktoren Gremp, Andernach und Mundt fur den Pfalz-
giafen, der selbst in der Stadt anwesend war, und zwar nicht wie der Miinze
Brauch zusammen, sondern auf ihr Ansuchen mit der Erlaubnis des Rats,
»um die Genade, die man bei dem Fiirsten erlangt, nicht zu vers-cherzene.
jeder fur sich fiir die Summe von 4000 Gulden ^R- u- 21). Von diesen
Verhandlungen scheint Languetus nichts crfahren zu haben; denn er schreibt
(ep. seer. 1, 86): »Bipontinus aliquoties ab Argentoratensibus petiit mutuo
pecuniae summam non ita magnam, paratus ipsis partem ditionis oppignerare,
sed nihil potuit impetrare«.
') Nach englischen Quellen (State Papers 1568 S. 576) bestand dieselbe
aus 18 Kompanien Gensdarmes und 25 Fahnlein Fussvolk, nach Thuan ed.
1626 II, 44 S. 561 aus 3 Kompanien Gensdarmes, 6 Schwadronen leichter
Kavalleric und 10 Fahnlein Fussvolk. — 2) Vgl. Thuan a. a. O., Haberlio,
Neueste Teutschc Reichsgeschichte 7, 496 und Soldan 2, 345. Der
lulherische Markgraf von Baden empfing ebenso wie die Sohne Philipps als
Offiziere des franzosischen Kdnigs am 3. Oktober 1569 auf dem Schlachtfelde
von Montcontour im Kampfe gegen ihre deutschen Landsleute im Heere der
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Wilhelm von Oranien unci Strassburg 1568 11. 1569. 5|
Damals erschien ein Buchlein, in dem ein unbekannter
Skribent seine vvarnende Stimme vernehmen liess und
alle frommen teutschen Kriegsleute ermahnte, in gegen-
wartiger Kriegsriistung sich nicht zu den Papstlichen in
Frankreich zu schlagen oder ihre Religionsverwandten
morderisch zu uberfallen. Die rOmischen Kaiser und
Papste batten in den vorigen Zeiten die Teutschen nicht
anders unter ihr Joch bringen kOnnen, als wenn sie
Uneinigkeit und Blutvergiessen unter ihnen angerichtet
hatten. Sie sollten lieber gegen die Turken ziehen, als
ihre Glaubensgenossen verderben zu helfen, sich selbst
unter einander aufzufressen , ihr eigenes Verderben zu
befOrdern und anderen Volkern ein Schauspiel zu geben.
Diese Schrift scheint doch solchen Eindruck gemacht
zu haben, dass die angegriffenen Herren es fur nOtig
hielten, sich vor der Offentlichkeit zu rechtfertigen. Sie
seien, hiess es in ihrem Ausschreiben, der Augsburger
Konfession zugetan und beabsichtigten gegen ihr Vater-
land nichts zu unternehmen. Ihre Bestallung und Eid
aber verpflichteten sie der Krone Frankreich, die Teutsch-
land zu jeder Zeit geholfen (sic!), gegen ihre rebellischen
Untertanen beizustehen, die unter dem Schein der ver-
worfenen und gottlosen Religion der Calvinischen Sekten
sich unterstanden , dem KOnige die Krone von seinem
Haupte abzunehmen und einem andern aufzusetzen, was
aber der Augsburgischen Konfession ungemass, da Gott
in seinem Wort befohlen , dass man der Obrigkeit , wenn
sie auch ihre Gewalt missbrauchte , Ehre und Gehorsam
erzeigen solle. Sonst sei ja zu besorgen, dass der gemeine
Mann in Teutschland sich gegen hohen und niedern Stands
Personen ahnliches unterfangen mochte1).
Hugenotten die Todeswunde. Hier fielen auch die Obersten der beiden
Fussregimenter des Pfalzgrafen Wolfgang, die Herren von Geroldseck und
Granweil. ^Frankreich hiess damals der Kirchhof des deutschen Adels.
Deutsche »Lansquenets« und >Reitres« kampfen in beiden Lagern der Fran-
zosen, der Landsmann wider den Landsmann, Katholiken und Protestanten
gemeinhin bunt durcheinander* (Treitschke, Historische und politische Auf-
s^tze 2, 412).
l) Vgl. Schadaus, Sleidanus con tin. II 4, 139 und Haberlin a. a. O. 7,
498. Ein ahnliches Gutachten gab damals der Hofprediger des Pfalzgrafen
Wolfgang, Hesshusius, ab (Menzel a. a. O. S. 507). Hatte doch selbst Luther
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0 2 Hollaender.
Wie schon oben erwahnt, hatte im Oktober eine
grossc Anzahl Franzosen , darunter nicht wenige Vor-
nehme, in Strassburg Aufnahme gefunden, die zur Be-
schwerde der Burger in den Gassen bewaffnet einher-
stolzierten und often erklarten, dass sie bei der ersten
besten Gelegenheit Conde zuziehen wiirden. Ende des
Monats kommt ein Schiff voll Franzosen in die Stadt, in
Matzenheim sollten noch 300 Mann liegen, die ihren Oberst
in Strassburg zu finden gedachten. Auch der Amtmann
von Herrenstein weiss vom Durchzuge welscher Haufen
zu berichten, die, da sie keinen Sold erhielten, wenig
zahlten. Der ervvartete Oberst war ein Herr La Coche1).
Derselbe hatte in der Nahe von Grenoble ein aus 7 F&hn-
lein bestehendes Regiment gebildet. Da es ihm unmOglich
schien. sich mit seinen geringen Streitkraften zu Conde
durchzuschlagen , zogen seine Leute in einzelnen Haufen
durch Savoyen, das Gebiet von Genf und die Franche-
Comte2). Nachdem sie durch die Vermittlung Oraniens in
Basel einen Vorschuss erhalten hatten, marschierten sie
rheinabwarts. Zwei Meilen vor Strassburg stiessen ein
Fahnlein Schweizer und eine Schwadron Reiter zu ihnen.
Ebenso schloss sich ihnen eine Anzahl der in der Stadt
sich aufhaltenden franzosischen Edelleute an, und die nun-
mehr 9 Fahnlein starke Truppe riickte uber die Zaberner
einst liber den Untergang Zwinglis triumphiert und war damit unzufrieden,
dass die siegreichen Kantone seinen Anhangern ihre Religion lassen wollten,
die doch nur eine Gotteslasterung sei! (Hausrath, Luthers Leben 2, 330).
Im Gegensatz zu dem hier mit aller SchSrfe betonten lutherischen Stand-
punkt von dem leidenden Gehorsam der Untertanen gegenuber der von Gott
eingesetzten Obrigkeit, wird in den unter dem Eindruck der Greuel der
Bartholomausnacht im Lager der Reformierten entstandenen Flugschriftcn,
so in Hotmans P'ranco-Gallia und in den »Vindiciae contra Tyrannos* (nach
Elkan, Publizistik der Bartholomausnacht, von Duplessis-Mornay verfasst) das
Heil des Volkes als oberstes Gesetz, und der Widerstand der Untertanen
gegen die Obergriffe tyrannischer Herrscher als durchaus berechtigt hin-
gestellt.
*) Pierre de Theys, seigneur d'Hercules dit la Coche (De Ruble Anm.
zu d'Aubigne, hist. univ. 3, 64). *) Das Folgende beruht auf dem aus-
fiihrlichen, hochst anschaulichen und offenbar auf die Mitteilungcn von
Augenzeugen zuriickgehenden Bericht von La Popeliniere, La vraie et entiere
histoire des troubles etc. 6, 182 und desselben Histoire de France 16, 90 f.,
die wohl auch Tiuians Darstellung (II, 44, 561) zu Grunde liegt.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 63
Steige nach Lothringen, wo sie nach Plunderung des
Klosters Hessen in St. Quirin Quartier bezogen *). Von
hier aus machten sie SlreifzQge in das Gebiet des Metzer
Bischofs, wobei sie tiberall Lebensmittel hinwegfuhrten
und verschiedene Schlosser in Brand steckten. Als sich
darauf der in der Umgegend von Toul mit stattlicher
Heeresmacht stehende Herzog von Aumale gegen sie in
Bewegung setzte2), riickten sie von St. Quirin durch das
Tal der weissen Saar in das Breuschtal, wo sie das teils
den Rheingrafen, teils Lothringen gehorende Furstentum
Salm, sowie bischoflich Strassburger Gebiet, wie das Has-
lacher Stift brandschatzten8). Ihren Stutzpunkt batten sie
in Neuburg*), dem heutigen Bourg-Bruche, von dem aus
eine Strasse uber die Steiger Hohe nach Weiler und von
da nach Markirch fiihrt, wohin sie abzuriicken gedachten.
Trotz der in jenen Tagen gefallenen grossen Schnee-
l) Am 8. November erhielt man in Strassburg vom Bischof Erasmus
die Mitteilung: >Das welsche Kriegsvolk, das den Rhein herab und tiber die
Steige gezogen, babe ein zeitlang zu Hessen gelegen, dasselbe Kloster
gepltindert, von dannen auf St. Quirin, da sie gleicher gestalt hausen, gezogen.
Sei zu besorgen, so sie irgend vertrieben wurden, sie mdchten gleichergestalt
hieraussen unterstehen fuxzunehmen. Er hielte daher eine Tagung der
elsassischen Stande fiir n6tig«. Der Rat antwortete darauf: Dass das Volk
zum Teil hier durch, teils voriiber gezogen; wieviel sie seien, wisse man
nicht; sie batten auch der Stadt Dorfer nicht verschont. Weil sie aber
hinuber, glaubte man nicht, dass sie wieder zuriickkehren wurden (R. u. 21).
— 2) Claude de Lorraine, Herzog von Aumale, geb. 1523, war ein jungerer
Bruder des bekannten Verteidigers von Metz, Franz von Guise. Wahrend
der Belagerung dieser Stadt durch Karl V. geriet er in die Gefangenschaft
des wilden Markgrafen Albrecht Alcibiades (vgl. dariiber Jahrb. f. lothr.
Gesch. 7, 95), der ihn auf die Plassenburg bringen Hess, die der Herzog erst
nach Ablauf eines Jahres nach Zahlung einer hohen Ranzion verliess. Aus
dem Gemetzel der Bartholom&usnacht soil er sich bemiiht haben, eine Anzahl
von Hugenotten zu retten. Er fand am 14. MSrz 1573 vor den Maucrn von
La Rochelle den Soldatentod. — 9) »ln diesem 1568 jar zog ein welsch
volk in dis land und namen das Kloster St. Kiiren ein, und musste der
propst im hemd entlaufen, und pliinderten alles. Darnach zogen sie in das
Breuschtal und wollten das Stift Haslach auch plundern. Da rissen die
Stiftsherrn daselbst bei nacht aus« (Chronik Schadaei). — 4) Le due d' Aumale
(Hist, des princes de Conde 2, 47) schreibt hierzu wortlich: »La Coche, ne
pouvant trouver d'issue pour sortir du Dauphine, s'etait decide a gagner
Geneve, esperant pouvoir deboucher par la Franche-Comte . . . . et arriver
jusqu'a Conde. Mais atteint pres de Neufch&tel (sic !) par d'Aumale, qui etait
alle en Lorraine, il venait d'dlre tue«.
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64 Hollaender.
massen, welche die Wege schwer passierbar machten, war
es dem Herzog von Aumale gelungen, mit Hilfe von
Landleuten, die ihn auf den Protestanten unbekannten
Wegen gefuhrt hatten, die Fiihlung mit dem Feinde auf-
recht zu erhalten. Es war am Morgen des 12. November,
wahrend ein dichter Nebel das Tal bedeckte, als 200 seiner
Hakenschiitzen unter de Gohas in den Flecken Neuburg
einzudringen suchten; ihr Angriff wurde zuriickgeschlagen.
An demselben Morgen war der Herr von Hassonville mit
20 Pferden nach Strassburg geritten, urn mit den dort
befindlichen Franzosen Rats zu pflegen , wahrend die
Herren von Clervant1), Chartres und andere sich bereits
auf dem Wege nach Markirch befanden, wohin die Haupt-
macht ihnen folgen sollte. Sie waren noch nicht weit
gekommen, als sie auf einen Bauernhaufen stiessen, der
sich in einem von zwei Bachen durchflossenen Tal
gesammelt und durch gefalltes Holz alle Wege unpassier-
bar gemacht hatte. Ihre Bitte, sie gegen Entrichtung
einer Geldsumme durchzulassen, beantworteten die Bauern
mit Schiissen und Steinwiirfen, so dass den Reitern nichts
iibrig blieb, als nach Neuburg zuriickzukehren. Hier hatte
der Kampf inzwischen von neuem begonnen, da de Gohas
Verst&rkungen herangezogen hatte. Wegen der ungiin-
stigen Terrainverhaltnisse konnte die Reiterei der Huge-
notten nicht zur Verwendung kommen, der Flecken wurde
genommen, und La Coche sah sich genotigt, sich in den
nahen Wald zuriickzuziehen , in dem er nicht allein von
den Aumalischen, sondern auch von den von alien Seiten
herbeigeeilten Landleuten arg bedrangt wurde. Da
beschloss eine Anzahl der hugenottischen Edelleute, unter
ihnen die Herren von Clervant und Chartres, sich mit
blanker WafTe den Weg zu bahnen, der ihnen vorher
verlegt worden war, oder kampfend zu fallen. Mit Hilfe
von 100 Hakenschiitzen gelang es ihnen unter manchen
Verlusten die Markircher Strasse zu gewinnen, wahrend ihre
Gegner die Zahl der gegen La Coche vorgehenden Angreifer
*) Claude Antoine de Vienne, seigneur de Clervant, war schon 1560 in
Strassburg »zu einem inwoner uf und angenommen* (Hollaender, Ein An-
schlag gegen die Unabhangigkeit Strassburgs 1579; vgl. diese Zeitschrift
N.F. XVII 2, 298).
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 65
verstarkten. Hier kam es zu einem erbitterten Hand-
gemenge. Der Kampf, der mit Tagesanbruch begonnen,
dauerte bis zum Abend. Auf beiden Seiten gab es grosse
Verluste. Wahrend (nach La Popeliniere) der Herzog von
Aumale 300 seiner Leute einbiisste, und ebensoviele Bauern
fielen, verloren die Hugenotten fast alle Anfuhrer und den
dritten Teil der Mannschaft1). La Coche selbst geriet nach
tapferer Gegenwehr mit mehreren seiner Offiziere in Ge-
fangenschaft und wurde einige Tage spater in Metz, wohin
er gefuhrt worden war, auf hinterlistige Weise ermordet.
Dieselben Landleute ubrigens, die den Sieg der Aumalischen
entschieden hatten, machten sich kein Gewissen daraus,
auch die von ihren Fahnen abgekommenen Katholiken
zu erschlagen und auszuplundern. Die fluchtigen Huge-
notten irrten auf gut Gliick die ganze Nacht umher,
einige kamen nach Markirch, andere eilten auf Strass-
burg, um die Ungliicksbotschaft hier zu verkunden2).
In die Stadt wurden ausser den vornehmen Fran-
zosen, die zu Pferde kamen, nur Kranke und Verwundete
') In betreff der Verluste schwanken die Berichte. Wahrend nach den
Chroniken von Biiheler und Schadiius 800 Hugenotten gefallen sein sollen,
beziffert der Marquis von Renel (R. u. 21. Nov. 16) ihre Zahl auf 60 bis
70; von den Aumalischen seien 120 uud ebensoviele Bauern getStet. Thuan II,
44, 561, der von La Coche sagt: »circumventus potius quam victus est«,
spricht von 1 20 gefallenen Hugenotten. Naturlich wurde der Erfolg Aumales
von dem franzflsischen Hofe moglichst aufgebauscht, so dass der englische
Gesandte in Paris am 22. Nov. nach London berichtete: »The king has sent
him word that M. d' Aumale has defeated 2500 near Strasbourgc (State Papers
1568 S. 577). — 2) Friese (Neue vaterlandische Geschichte der Stadt Strass-
burg 2, 299), der das Gefecht »auf der Wiese an der Brucke vor Schirmeck*
sich abspielen lasst, schreibt noch: »Auf der Flucht mischten sich auch die
Bauern in diesen Streit, behandelten aber beide Parteien als Feinde und
toteten viele. Die Steintaler Bauern erbeuteten eine Fahne der Hugenotten
und eine schSne polierte Sturmhaube von feinem Stahl. Letztere verkauften
sie in Schlettstadt ftir zwei Krontaler; demnach wurde sie um 80 ausgelflst,
soil aber ihrem wahren Wert nach auf 1000 Kronen geschatzt worden sein*.
Die Chronik Oseae Schadaei Appendix S. 74 berichtet: »Anno 1568 den
12. november wurden etliche 100 Welsche, welche ein Hauptmann dem von
Conde zugut in Strassburg hat angenommen, hinter Mutzig auf einer weiten
Matten, als sie in Frankreich ziehen wollten, von 100 Reitern des K6nigs,
so von Metz kommen, angegriffen und mit Hilfe etlicher Landleute geschlagen,
dan sie mit Kraut und Lot nit genugsam versehen waren. Sonst durft sich
das Spiel umgewandt haben; denn sie wehrten sich tapfer*.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXL 1. c
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66 Hollaender.
aufgenommen, die von vier welschen Chirurgen im Spital
besorgt wurden; den andern, die sich auf den Feldern
gelagert und daselbst Feuer angemacht batten, wurde aus
St. Marx und der »Ellenden Herberge« Brot binausgesendet.
Mit ibrem Fiibrer, dem Marquis von Renel, wurde unter-
bandelt, dass er die Knecbte baldigst uber den Rbein
weisen mdchte; sonst ware zu befurcbten, dass Aumale
von neuem erscbiene, urn sie zu verfolgen und das Land
zu plundern, womit weder den Condescben nocb dem
Landvolk gebolfen ware.
Der Marquis erklarte bierauf: Die Knecbte wtirden ibr
»Ubergewebrt bei einem Kaufmann lassen, nur das Seiten-
gewebr mitnebmen und sicb dann rottenweise auf ver-
scbiedenen Strassen verlaufen. Ausserdem gab er folgende
Scbilderung des Vorfalls: Der Bischof batte mit ibm und
dem Kapitan La Cocbe verhandelt, sie sollten seine und
des Stifts Haslacb Untertanen verscbonen und auf Lune-
ville riicken; er wolle sie mit Proviant versorgen. Damit
batten sie sich abweisen lassen und keinen weitern Scbaden
getan, als dass ungefabr zwei Hauser daselbst verbrannt,
die er aber bezablt; dessen babe er Urkund von dem
Amtmann zu Scbirmeck. Er babe aber von etlicben, die
von den Feinden gefangen und wieder entfloben, gebOrt:
Die Aumaliscben batten geaussert, dass ibr Herr nicht
willens gewesen, berauszuzieben; es babe ihm aber der
Biscbof entboten, dass er kommen solle; die Manner seien
eingescblossen , konnten nirgends entrinnen1); wie denn
auch die W alder »verhauen« gewesen sind, und nicbt weniger
als 5 oder 600 bewaffnete Bauern im Tal versammelt, die
vielleicbt mebr Scbaden getan als der andere Feind.
Der Rat bestimmte, dass wer von den Kranken ins
Spital begebrte, dort aufgenommen, und wer nackend und
barfuss vor den Toren erscbiene, bereingelassen, aber bal-
digst wieder fortgescbickt werden sollte.
Am 24. November erhielt man ein Schreiben des
Biscbofs Erasmus, in dem dieser energisch dagegen
*) Diesel be Beschuldigung wird erhoben in der Chronik Schadaei
Appendix S. 74: *es soil bischof Erasmus dazu geholfen haben, welches ihm
klein lob bracht«.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 67
protestierte, dass er und seine Diener an der Niederlage
der Condeschen Schuld triigen1), worauf ihm geantwortet
wurde, dass seine Untertanen jedenfalls dazu geholfen
hatten, woraus dann nicht allein ihnen, sondern auch den
Nachbarn grosser Schaden entstehen mochte.
Nur wenige Tage darauf, am 27. November, starb der
schon einige Zeit durch Krankheit ans Bett gefesselte
Kirchenfurst, ein Mann von versohnlicher Gesinnung, der
es verstanden hatte, sein Bistum w&hrend der Stiirme der
Reform ationszeit mit sicherer Hand zu verwalten und dabei
mit der Stadt Strassburg stets in gutem Einvernehmen zu
bleiben2).
Inzwischen hatte Oranien sich veranlasst gesehen, seinen
ursprunglichen Plan der Vereinigung mit der hugenottischen
Hauptmacht aufzugeben, weniger aus Besorgnis vor den
schwachen Streitkraften, die ihm der Marschall de Cosse
entgegenstellen konnte3), oder infolge der Versprechungen,
die ihm durch dessen Abgesandten, den Herrn de Favelles,
im Namen des KOnigs gemacht wurden, als durch die in
seinem zuchtlosen Heere, das noch dazu durch einen
andern franzosischen Emissar, den Obersten Kaspar von
l) Vgl. auch Guillimanni commentarius de episcopis Argentinensibus
1608 S. 454, der den ftberfall geschehen lassl: eo ipso tempore, quo Erasmus
lecto fixus, morbo, quo extinctus est, decumbebaU. — «) Thuan II, 44, 528
widmet ihm folgenden Nachruf: »Vir pietate et eruditione praedicandus ; dum
vixit, pads, quam et religiosissime coluit, studiosus, ut qui concordiam
ecclesiae ex Patrum auctoritate, abjectis, quae prava consuetudine irrepserant,
faciendam censebaU. Am 29. Januar 1569 erklarte der Graf Eberhard von
Manderscheidt, der Bruder des neugewahlten Bischofs: Der letztere sei von
seinen Raten berichtet worden, wie Rat und Stadt Strassburg mit seinen
beiden VorgSngern in guter Nachbarschaft gestanden, sich freundlich und
nachbarlich mit einander gehalten und jederzeit die Mittel und Wege fur-
geilommen, dass zwischen ihnen Ruhe und Einigkeit erhalten worden. —
s) Am 18. Januar schrieb Katharina: »Der Prinz hai auf die Nachricht von
unserm Vormarsche einen solchen Schrecken bekommen, dass er sich iiber
die Mosel zuriickgezogen hat (Lettres de Catherine 3, XXXIX). Ahnlich
>autet ein Schreiben Karls IX. vom 20. Januar (La Bibl. nat. a Paris 2,
278), in dem der Kdnig trotzdem dringend die spanische Hilfe erbittet. Hegte
man doch gerade am Pariser Hofe vor Oranien die grOssten Besorgnisse
<Lettres de Cath. 3, 209 und State Papers 1568 Nov. 25: »They have drawn
the victuals into Paris for ten leagues' compass about the town, so as they
seem greatly to fear the Prince of Orange's coming*).
5*
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68 Hollaender.
Schomberg, bearbeitet worden war, ausbrechenden Meute-
reien. Letzterer sprach Oranien gegeniiber sein Erstaunen
aus, dass er ohne Kriegserkl&rung in Frankreich ein-
gebrochen sei. Wenn er aber nach Deutschland ziehen
wollte, wurde man ihm nichts in den Weg legen, sondern
seine Truppen noch dazu bezahlen. Oranien erklarte hierauf:
er handle aus Mitleid mit den franzosischen Reformierten,
denen der KOnig die gegebenen Edikte nicht hielte. In-
zwischen suchte Schomberg Oraniens Offiziere zum Abfall
von ihrem Feldherrn zu bewegen, indem er ihnen das
Gltick der Koniglichen und die ungiinstige Lage der
Rebellen vor Augen fiihrte. Sofort entstanden Meutereien.
Vergeblich suchte Oranien sie zur Vereinigung mit Conde
zu bestimmen. Sie erklarten, gegen Alba und nicht gegen
den franzOsischen KOnig angeworben zu sein, und ver-
langten ihren Sold und Riickkehr in die Heimat. So
musste der Prinz nachgeben, indem er scheinbar auf Schom-
bergs Ideen einging1).
In der Tat zog er von Bar le Due, wo die Verhand-
lungen stattgefunden hatten, iiber Vaucouleurs nach Toul.
Hier verliess er nach Uberschreitung der Mosel am
13. Januar das franzOsische Gebiet, das er am 17. November
betreten hatte und riickte nach Baccarat, wohin sich auch
die in Strassburg befindlichen vornehmen Franzosen
begaben 2).
Die Langsamkeit seines Abzugs erklarte Oranien
spater dem Kurfursten von der Pfalz dam it, dass er wider
seinen Willen seinen deutschen Reitern habe folgen und
mit ihnen auf deutschen Boden iibertreten miissen. Dabei
sei er aber mit dem Abzug und dem Abdanken seiner
Leute mOglichst langsam verfahren, damit Herzog Wolf-
gang seine Musterplatze desto besser habe halten kOnnen,
und des KOnigs und des Herzogs von Aumale Truppen
aufgehalten warden, da sie nicht gewusst, woran sie mit
') Thuan II, 43, 523; Prinsterer 3, 312; Lettres de Catherine 3, XXXIX.
Am ausfiihrlichsten behandelt den Riickzug Oraniens aus Frankreich Languet
ad Camerarium Idib. Febr. 1569. — *) Nach La Popeliniere, Hist, de
France 16, 91 musste Oranien 8 Tage am linken Moselufer verweilen, weil
der Cbergang iiber den infolge Schneefalls stark angeschwollenen Strom
grosse Schwierigkeiten bot.
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Wilhelm von O rani en und Strassburg 1568 u. 1569. 60
ihm waren1). In der Tat beabsichtigten Oranien und der
Pfalzgraf Wolfgang, Aumale in die Mitte zu nehmen und
entweder zur Schlacht oder zur Ubergabe zu zwingen,
worauf man dann Conde zu Hilfe Ziehen wollte*). Freilich
war es damals dem Pfalzer aus Mangel an Geld nicht
moglich, zur Ausfuhrung dieses Planes beizutragen**).
Auf die Klagen Albas, dass der Marschall Cosse zu
langsam gegen Oranien vorgehe*), hatte die KOnigin
Katharina selbst Truppen versammelt und zog mit diesen
in Begleitung des jungen KOnigs und des Hofes iiber
Epernay, Chalons, Joinville, Toul und Nancy nach Metz, wo
sie am 22. Februar anlangte, um hier bis in die erste
Halfte des April zu bleiben. Hier traf sie mit der ver-
witweten Herzogin von Lothringen, der Tochter Christians II.
von Danemark und Nichte Karls V. zusammen, einer Dame,
welche in jener Zeit bei Friedensschltissen und Heirats-
verbindungen gekrOnter Haupter als geschickte Vermitt-
lerin eine geschatzte Rolle spielte6). Diesmal handelte es
sich um die Verheiratung von Katharinas Sohn, Karl IX.,
mit Anna, der altesten Tochter des Kaisers Maximilian II.,
wahrend gleichzeitig der vor wenigen Monaten durch den
Tod ihrer Tochter Elisabeth zum Witwer gewordene
spanische Konig Philipp II. durch die Hand ihrer jiingsten
Tochter Margarethe begliickt werden sollte6). Da aber
x) Kluckhohn 2, 287. — 2) Koch, Quellen z. Gesch. Maximilians II.
2, 141. — 8) Menzel a. a. O. S. 515. — 4) Am 6. Januar 1 569 schrieb der
spanische Gesandte in Paris an Alba: »Les marechaux de Vieilleville,
Damville et de Montmorency se demenent comme des diables pour decider le
roy a faire la paix. Leur but, je n'en doute pas, c'est de s'allier
au prince d'Orange, puis, apres, tomber sur nous dans les Flandres
(Lettres de Catherine 3, XXXVII). — 6) Selbstverstandlich kann es sich
hier nur um diese interessante Frau (vgl. iiber dieselbe Simonsfeld, Mail&nder
Briefe i. Abhandlungen der Konigl. bayr. Akademie t902, 2, 541) und nicht,
vrie Corresp. de Granvelle 3, 514 Anm. angenommen wird, um die Herzogin
Claude von Lothringen, eine Tochter Katharinas, handeln. Auch in den
Lettres de Catherine 3, XXXIX ist von der »duchesse douairiere* die Rede.
— •) Am 18. Oktober 1568 hatte sie die Nachricht von dem Tode Elisabeths
erhalten. Wenige Stunden- darauf erklarte sie ihrem Conseil: »Von Golt
allein erwarte ich Trost. Ich werde mich lediglich der Verteidigung seiner
Sache und der meines Sohnes widmen. Die Hugenotten sollen sich nicht
fiber diese Nachricht freuen. Gleich darauf aber ftigte sie hinzu: »Der Kdnig
von Spanien darf nicht Witwer bleiben; ich habe nur den einen Wunsch,
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70
Hollaender.
Philipp von diesem Plane nicht erbaut war, sondern die
Osterreichische Anna fur sich selbst begehrte, auch Alba
die zugesagten Hilfstruppen nicht schickte, trat damals
zwischen den Kronen Spanien und Frankreich eine Ent-
fremdung ein Jj. Wahrend der franzttsische Gesandte am
Madrider Hofe Ende Februar seine Regierung vor den
Versprechungen Philipps II. und Albas warnt*), heisst es
in einem etwas spateren Brtisseler Briefer »Der franzosische
Hof weilt in Metz; hier tanzt man Ballet. Ich furchte,
dass sie sich untereinander vergleichen, und wir die Ge-
foppten sein werden. Die Konigin Katharina und die
Herzogin von Lothringen sollen die Pfalzgrafen Johann
Casimir und Wolfgang zu sich eingeladen haben; jeden-
falls wird da etwas zusammengebraut. Die Konigin-Mutter
soil librigens schwer erkrankt sein. Das gabe eine schOne
Seele fur das Paradies, wenn man sie dort gebrauchen
konnte*5).
Anfang des Jahres 1569 befand sich Oraniens Heer in
einem geradezu bejammernswerten Zustande. Schon in
Vitry hatte der grosste Teil seiner Infanterie sich ver-
laufen, die Pferde seiner Reiterei die Hufeisen verloren*).
>Oraniens Fussvolkc, schreibt am 27. Januar der Sch wager
Granvellas, Don Fernand de Lannoy, »ist so gut wie auf-
gelost, seine Artillerie geniigt gerade fiir ein altes Stadt-
tor; die Franzosen, die er bei sich hat, taugen wenig, sind
schlecht bewafFnet, kurz: eine zusammengelaufene Canaille.
Sie haben Maas und Mosel iiberschritten und stehen jetzt
ohne Proviant und Geld in grosser Not bei Rambervilliers
und Baccarat. Der Prinz selbst ist krank und nicht ohne
Grund ganz verzweifelt; man hat ihn in einer Sanfte iiber
die Briicke von Charm es tragen sehen. Ein Gliick ware
es fur ihn zu sterben ; denn er stirbt taglich einen hundert-
dass raeine Tochter den Platz ihrer Sch wester einnimmU (Lettres de Cathe-
rine 3, XXXIII u. XXXIX).
l) Baumgarten, Vor der Bartholomausnacht S. 4. — *) »I1 est trop
veritable, que ceste Majeste (Phil. II.) m'avoit promis par plusieurs fois, que
le due d'Albe fairoit merveille de vous secourir de sa person ne et de ses
forces contre le prince d'Orange: ce qui n'a este accomply, ny je croy qu'ils
tiendront rien qu'ils vous promettenU. - s) Corresp. de Granvelle 3, 513*
— *) Corresp. de Granvelle 3, 440.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 71
fachen Tod, wenn er sich so seines Guts und seiner Ehre
beraubt siehU1).
Bereits am 7. Januar hatte man von Strassburg nach
Zabern und Saarburg Stadtdiener ausgesendet, um iiber
Aumales und Oraniens Bewegungen unterrichtet zu sein.
Am 14. meldeten die bischoflichen Rate von Zabern, dass
das Aumalesche Kriegsvolk, das in der Herrschaft Turken-
stein bis Saarburg gelegen, aufbreche und dem Herzoge,
der bei Vic sein Hauptquartier babe, zuziehe. Der Prinz
von Oranien solle das Stadtchen Vaucouleurs geplundert
haben und in der Nahe von Toul liegen, des Vorhabens,
nach Deutschland zu riicken2). Am 21. erfahrt man, dass
von dem Oranischen Haufen 3000 Reiter ins Elsass ziehen
sollten, um hier bezahlt zu werden, am 25., dass Oranien
bei Saarburg stande und demnachst mit dem ganzen Heere
iiber die Steige zu kommen gedachte. Dasselbe melden
am 27. die Amtleute von Herrenstein und Wasselnheim,
und dass bereits die Fouriere fur eine 500 Mann starke
Fahne Reiter und fur ein Fahnlein Fussvolk in letzterem
Orte eingetroffen seien3).
Gerade in jenen Tagen wurde Strassburgs Burger-
schaft durch eine andere Angelegenheit in Aufregung
gehalten.
Am 26. Januar farid die Wahl eines neuen Bischofs
statt4). Bewaffnete Burger bewachten die Stadttore, den
») Conesp. de Granvelle 3, 452. — -) Str. St. AA. 1598. — 3) Die
Chronik Schadaei S. 264 berichtet, dass Oranien am 28. Jannar im Elsass
erschienen und vier Wochen im Lande geblieben sei. Seine Truppen batten
sich von Zabern bis auf eine Meile von Strassburg gelagert. Ober den
Zustand der letzteren heisst es in einem Briefe vom 4. Febr. (Corresp. de
Granvelle 3, 465): »On dit que le prince d'Orange est a Strasbourc, aussi bien
empesche pour donner argent a ses gens. II n'i a plus que I Vm reytcrs et IIIm Fran-
cois et mille chevaux Francois et encore cela mal en ordre. Ses gens de pie
Alemans sont este combatu du t'roid et de faim , que sont tous malade et
ensi tous defets; les uns se meurent, les autres s'en vontt (Corresp. de Gran-
velle 3, 465). -- 4) Fur das Folgende vgl. Schadaus, Sleidan. contin. II 5,
147 (der ubrigens die Wahl irrtumlich auf den 27. ansetzt), die ausfuhrliche
Schilderung in der Chronik Biihelers S. 121 und den Collectaneen Specklins
S. 382, sowie die Protokolle von R. u. 21. — Am 19. Januar iiberreichte
Dr. Joh. Marbach dem Rate eine »vast lange schrift, in der gemeine kirchen-
diener alhie m. hn. der furstehenden wahl eines neuen bischofs halben ihres
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j2 Hollaender.
Bischofshof, den Bruderhof und das Miinster '). Am Vor-
mittag versammelten sich die Domherren und der Rat im
Chor des Gotteshauses, urn einer Predigt des Superinten-
denten Dr. Joh. Marbach uber das Thema: »Was ein
Bischof sei, und wie er sein sollte« zuzuhoren. Er sprach
von dem Ursprung des bischoflichen Standes, von den
Tugenden und Eigenschaften, die der Apostel Paulus von
jedem rechten und christlichen Bischof fordere, und er-
mahnte die Domherren, nicht statt eines getreuen Bischofs
einen Mietling oder Wolf zu wahlen. Dabei erwahnte er
die ungewohnliche jungste Winterkalte, das grosse Ge-
w£sser, den ungestiimen Wind, die schwere Kriegs-
empOrung und andere Wunderzeichen am Himmel und
alien Elementen und sonderlich das Wetter, welches ver-
gangenen Jahres oft ins Miinster geschlagen und den
Chor getrofFen und angeziindet und jetzt neulich erst am
13. Januar zur Winterszeit in unnaturlicher Weise2), wo-
durch Gott zu erkennen gegeben, dass die Axt schon an
den Baum gesetzt, und jedermann sich zur Busse ermahne,
auch sonderlich die Herren des Stifts warne, christlich mit
der Wahl vorzugehen und der Strassburgischen Kirchen
und dem ganzen Bistum einen gottesfurchtigen und recht
evangelischen Bischof zu erwahlen, damit auch die christ-
liche Gemeinde das Tedeum laudamus aus frOhlichem Herzen
singen mOge.
Darauf begaben sich die Domherren in die Capitel-
stube, wahrend der Rat auf dem Chore, das Volk im
Schiff des Miinsters blieb. Grosse HofFnung gewahlt zu
ampts und wess sie sich zu verhalten schuldig, erinnern*. Es wurde ihm
darauf kurz erwidert: »M. hn. hetten ihren schriftlichen furtrag gehort, halten
es nicht anders, denn dass es guter, christlicher meinung von ihnen geschehen.
Es wiirden sich aber m. hn. aller gebuhr verhalten und an dem, was ihnen
zu tun gebuhrt, nichts vers&umen*.
l) Eine tJbersicht fiber alle vom Rat getroffenen Anordnungen finden
wir R. u. 21. Januar 21. — 2) In der Tat enthalten die Collect. Speckl.
S. 382 den Eintrag: »Anno 1569, den 13. januarii ward es fein still
wetter. Indes kompt ein grausamer donderstreich, schlug in die cron und
lief das feuer hinab durch den gang bis hinden ins chor und ward darvor
noch darnach nichts gehort, dann es ganz still war und d rue ken wetter.
Dawil man aber ein bischof waelen sollte, hielten solches etliche nicht fur
ein gut zeichen*.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 7?
werden hatte sich der Dompropst Herzog Reichart, der
Bruder des KurfQrsten von der Pfalz, gemacht, der fast
40 Jahre dem Stift angehort hatte, und auch Pfalzgraf
Wolfgang und der Strassburger Rat scheinen sich fur ihn
bemuht zu haben. Gegen alles Erwarten aber fiel die
Mehrheit der Stimmen nicht auf ihn, sondern auf den
Grafen Johann von Manderscheid. Diese Entscheidung
wurde dem Einfluss des Kaisers zugeschrieben, welcher der
Wahl des Pftlzers entgegengewirkt habe. Gleich nach
Feststellung des Ergebnisses soil Herzog Reichart zornig
die Capitelstube mit den Worten verlassen haben: »Heut
ein PfafF und nimmermehr« J).
Als bald darauf die Oranischen Truppen das Bistum
Strassburg unter dem Vorwande, dass der verstorbene
Bischof im November die Hugenotten dem Herzoge von
Aumale in die Hande geliefert hatte, greulich verwusteten,
wurde es offen ausgesprochen, dass hier ein Racheakt des
Pfalzgrafen Reichart wegen der ihm zuteil gewordenen
Zurucksetzung vorlage2).
Dem neuerwahlten Bischof, der ubrigens das Ver-
sprechen abgab, in seines Vorgangers Fusstapfen zu treten
und das alte nachbarliche Verhaltnis mit der Stadt fort-
zusetzen, wurde auf seine Bitte wegen der unruhigen Zeiten
erlaubt, statt nach Zabern zu gehen, mit Raten und Hof-
gesind zunachst in Strassburg zu bleiben8). Von hier
begab er sich bereits am 1. Februar nach Ettenheim. Erst
am 28. Marz melt er seinen feierlichen Einzug in Zabern*).
') Pfalzgraf Richard geb. 1521, heiratete 30. Aug. 1569 eine Grafin
von Wied, nach deren Tode eine Herzogin von Wirtemberg und nach deren
Abscheiden eine Tochter des Pfalzgrafen Georg Hans. — f) »Praetexunt suae
crudelitati, quod ministri episcopi nuper vita defuncti ante tres menses pro-
diderint Aumalio quosdam Gallos profugos. Sed multi existimant ipsos eo
inductos a Richardo Palatino irritato repulsa, quam nuper passus est in
petitione ejus episcopatus, qucm sibi certe promiserat; sed canonici prae-
tulerunt ei comitem a Manderscheid, quamvis meo judicio rectius fecissent, si
ita turbato rerum statu, et praesertim in illis locis, Richardum elegissent: nam
is auctoritate fa m ilia e potuisset eos defendere et reddere tutos a militum incur-
sionibus, quibus posthac semper erunt obnoxii; sed aiunt imperatorem omnino
prohibuisse ne ipsum eligerenU (Languetus ad Camerarium Idibus Febr. 1569).
— 8) R. u. 21. Jan. 29. — 4) »Die Ursach, dass er sich so lang in Etten-
heim ufgehalten, ist dann den abend zuvor, als er am morgen erwahlt ward,
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74 Hollaender.
Schon auf die erste Nachricht vom Herannahen der
Oranischen Truppen hatte man in Strassburg allerhand
Massregeln zur Verwahrung der Stadt getroffen. Jetzt
sandte man zum Prinzen wegen Schonung des Landes.
Zwischen den vornehmen Hugenotten in der Stadt und
ihren unter Genlis heranruckenden Landsleuten entwickelte
sich ein reger Verkehr. Am 24. Januar verabschiedete
sich vom Rat der Marquis von Renel, der aber seine
Familie in der Stadt zunickliess. Als der Herr von Hasson-
ville, der bereits Mitte Januar Oranien entgegengeritten
war, mit 15 Pferden in Strassburg wieder Einlass finden
will, wird ihm dieser verwehrt, da er beschuldigt wird, an
der Pliinderung verschiedener Kloster beteiligt gewesen
zu sein, und der Rat aus der Stadt »kein Raubhaus*
machen will. Schliesslich wird ihm auf die Verwendung
der Herren Esternay und Clervant doch die Aufnahme
gewahrt, ebenso dem Herrn von Genlis und Oraniens
Feldmarschall Dietrich von SchOnberg. Den beiden letzteren
wird der Wein verehrt, »da an ihnen in jetziger zeit vil
gelegen, und sie vil schaden abwenden kOnnem. Gleich-
zeitig wird ihnen aber ein Verzeichnis der DOrfer der Stadt
iiberreicht, damit sie dieselben verschonen. SchOnberg ritt
von Strassburg nach Bergzabern zum Pfalzgrafen Wolf-
gang, zu dem sich in jenen Tagen auch Oranien mit seinen
Briidern zu einer Besprechung begeben hatte1).
Am 31. Januar kommt eine Anzahl niederlandischer
Grafen in die Stadt, unter ihnen Wilhelm von der Marck,
Peter von Brandenburg und der Herr von Carloo*), denen
der prinz von Uranien mit seinem volk ankommen, der hat sie nit bezalen
konnen, ist uf Zabem zugezogen, aber nit in die stadt gelassen worden. Da
sind sie um den Kochersperg in den dSrfern herum gelegen iiber den armen
leuten bis uf den son tag den 13. februarii, sind irer uf die 10 000 zu ross
und fuss gewesen und doch nit bezahlt worden, dann gedachter prinz selbst
nichts zu bezahlen gehabt; darum hat er sich in die stadt getan. Gott geb
wer sie bezahlu. Chronik Biihelers S. 122.
l) Menzel a. a. O. S. 516. — *) Uber diese vgl. Corresp. de Gran-
velle 3, 611 f.). Der Graf von der Marck, dem spater als Fiihrer der Meer-
geusen die Einnahme von Briel gelang, hatte gelobt, sich nicht eher das
Haar schneiden zu lassen, als bis er den Tod von Egmont und Hoorn
geracht (Teubner a. a. O. S. 68).
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 7 c
ebenfalls »weil man jetzo irer gnaden leben muss«, der
Wein verehrt wird.
Aber obwohl man den fremden Herren auf jede Weise
entgegenkommt, auch ihre Knechte hereinlasst, damit sie
in der Stadt Einkaufe machen und ihre Gaule beschlagen
kOnnen, wird das Unwesen auf dem Lande tagtaglich
schlimmer. Strassburger Burger, die im Oranischen Heere
Dienste genommen, pliindern die Bauern, bringen geraubtes
Vieh herein und Ziehen wieder hinaus, um ihr rauberisches
Handwerk fortzusetzen. Einer, der nicht wieder herein-
gelassen wird, erklart, dass er jetzt in den DOrfern sechs-
mal soviel Schaden tun wolle. Da klagt der Schult-
heiss von Marlenheim: »Die Dorfer ringsum liegen voll
Welscher, die richten grossen Schaden an, und obwohl
man die Salvaguardia angeschlagen, haben sie einen armen
Bauern, der viel Kinder hat, erschossen; in summa es ist
ein jammer zum erbarmen!« In Dossenheim zwingt ein
Wachtmeister den Schultheiss, ihm den Kirchhof aufzu-
schliessen, wo sie ihre Frucht, Wein und »andere armut«
liegen haben. Da beschweren sich die Bewohner von
Zehnacker: »Nicht genug, dass eine Fahne Reiter und ein
Fahnlein Fussvolk bei ihnen gelegen, was sie gekonnt
aufgefressen oder weggeftihrt, kommen jetzo andere in
ihren Ort, laden alles auf, fiihrens hinweg, greifen das vieh
auch an, also dass, wo ihnen nicht geholfen, sie sich nicht
erhalten konnen.t Ahnliche Klagen kommen aus Dett-
weiler, Duttlenheim und anderen Ortschaften. Die Knechte
hausen wie in Feindesland und verfolgen die Bauern bis
Eckbolsheim, ja selbst bis an die Tore des Strassburger
Gutleuthauses.
Weil alle Beschwerden des Rats bei den Obersten,
die offenbar jede Autorit&t Ciber ihr unbezahltes Kriegs-
volk eingebiisst haben, fruchtlos sind, und seine Abge-
sandten von einem zum andern geschickt werden, indem
die Welschen erklaren, die Ubelt&ter seien Deutsche,
denen sie nichts zu sagen hatten, die Deutschen behaupten,
das Unheil k&me von den Welschen, schreitet der Rat
schliesslich ein, besetzt die Tore mit bewaffneten Biirgern,
nimmt drei Fahnlein Fussvolk von je 400 Mann an,
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76
Hollaender.
legt nach Eckbolshcim und ins Gutleuthaus Hakenschtitzen
und lasst von ihnen die Umgegend abstreifen !).
Da trifft am 6. Februar, einem Sonntage, die
Schreckensnachricht ein, dass der franzosische Konig und
der Herzog von Aumale mit Heeresmacht heranzogen, und
fur sie bereits in Blankenburg2), Rambervilliers und Saar-
burg »Kommiss und etlich vil tausend brot zu backen
bestellt worden sei«8).
Daraufhin erklarten die Herren XIII: AVenn der K6nig
seinen Fuss ins Land setzen wurde, ware nicht allein das
Gut, sondern auch Leib und Leben in Gefahr; daher sollte
man die Untertanen verwarnen. Bern und Basel wurde
geschrieben: »Man versahe sich zu ihnen, dass, wenn diese
Stadt Not angienge, man meine Herren mit Hilfe und Rat
nit verlassen wurde, wie meine Herren in gleichem Fall
auch geneigt waren«4). Den in Strassburg anwesenden
Welschen soil nahegelegt werden, sich anderswohin zu
begeben, wo sie sicherer waren.
l) Vgl. R. u. 21 und Specklins collect. S. 382. — *) Blamont. —
s) In der Tat schrieb die KOnigin Katharina am 10. Februar ihrem Gesandten
am englischen Hofe: Oranien und Genlis hatten sich nach Deutschland gerettet
und wtirden von Aumale verfolgt; sie erwarte stiindlich die Nachricht von
der Vernichtung der Feinde. Ausserdem riicke ihr Sohn, der KSnig, mit
einem zweiten Heere heran, so dass den deutschen Ftirsten wohl die Lust
vergehen wiirde, die Rebellen zu unterstutzen (Lettres 3, 225). — *) In dem
Schreiben der Strassburger an Bern, das sich im dortigen Staatsarchiv
(Teutschland : Strassburg 11) befindet, heisst es: Am 26. Januar und den
folgenden Tagen sei der Prinz von Oranien mit seinem Kriegsvolk fiber die
Zaberner Steige gezogen, hat sich in dieses Land in ihre und ihrer Nachbarn
Flecken und Dorfer gelegt, wo die Kriegsleute, da sie etliche Monate nicht
bczahlt worden, ganz jammerlich haushielten. Desgleichen sei der Durchzug
des Herzogs Wolfgang zu erwarten. Ebenso sei der franzfisische KSnig im
Begriff nach Metz zu ziehen und der Herzog von Aumale in dies Land.
Obwohl sie nun mit den beiden letzteren in ungutem nichts zu tun hatten,
seien sie doch des Vorhabens, vermittelst gSttlicher Hilfe auf ihre Stadt gute
Sorge und Achtung zu haben. Sie hatten aber das Vertrauen zu ihnen in
Bern: »Wo uns oder unsere stadt ohne unser verschulden einige not angehn,
etwas beschwerlichs, tatlichs oder feindlichei gegen uns fiirgenommen werden
sollte, ir werdet von wegen der alten, wohlhergebrachten, hoch vertrauten
nachbarschaft, damit wir zu beiden teilen und unsere vorfahren nun lange
unvordenkliche jahr her bestandig einander verwandt und zugetan gewesen,
uns an allem guten, getreuen, nachbarlichen rat, hilf und beistand nicht
verlassen«. Auf dieses Schreiben hat mich Dr. Kaiser aufmerksam gemacht.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 77
Die Stadt selbst wird in volligen Verteidigungszustand
versetzt, die meisten Tore werden geschlossen, Walle und
Wehren ausgebessert, die Burger und Landsknechte, die mit
dem groben Geschutz umzugehen wissen, aufgeschrieben,
ein Verkaufsverbot fur Pulver und Waffen wird erlassen, fur
einen Vorrat von Mehl und Brennholz gesorgt, die Wagen
der Landleute werden aus den engen Strassen auf die Pl&tze
geschafft und an den Aus- und Einfliissen der Gewasser
Ketten und Pfahle angebracht. Auch wird die Stadt in
fiinf Quartiere eingeteilt, damit in Feuer- und Kriegsnoten
alle Wehren, Walle, Bollwerke, Rundelen, Tiirme und
Briicken mit Biirgern versehen sind. Zu Herrn Claus von
Hattstatt wird ein reitender Bote gesandt, er moge sich
aufs eiligste hierherverfugen und als Oberster gebrauchen
lassen. Auf seinen Rat bin soil dann noch weiteres Kriegs-
volk angenommen werden.
Die Vergangenheit dieses erprobten Kriegsmanns, dessen
Stammburg auf der Hone der Vogesen zwischen Sulzbach
im Munstertale und Herlisheim sich erhob, war eine viel
bewegte1). 1536 begegnen wir ihm als Hauptmann unter
dem Grafen Wilhelm von Fiirstenberg in franzosischen,
1539 m sachsischen Diensten; in dem kritischen Mai 1552,
als Heinrich II. in das Elsass eindrang, hatte er den Ober-
befehl in Strassburg. Die hier entlassenen Kriegsknechte
fiihrte er dem Kaiser zu, als dieser gegen Metz zog, und
machte die Belagerung dieser Stadt mit2). In besonderer
Gunst stand er beim Konig Ferdinand, der ihn einen
ageschickten, kriegserfahrenen Hauptmann« nennt. Nach-
dem er sechs Jahre lang als Oberst des deutschen Fuss-
volks der Krone Spanien gedient, und als solcher in der
Schlacht bei St. Quentin mitgek£mpft hatte, nahm er 1568
seinen Wohnsitz in Basel3). Kaum aber Hess Oranien die
Werbetrommel gegen Alba riihren, so stellte der ruhelose
') Literatur iiber Hattstatt habe ich zusammengestellt, ^Strassburg im
franzdsischen Kriege 1552 S. 34*. — 2) Bei dieser Gelegenheit tritt er Offers
hervor (vg). meinen Aufsatz in dem Jahrbuch der Gesellschaft f. lothr.
Geschichte VII, 166 »Archival. Beitrage z. Belagerung von Metz«). — *) Am
19. Marz 1561 bittet er Strassburg, seine natiirlichen Kinder weitere 5 Jahre
in Schirm zu nehmen; auch will er sein Testament bei der Stadt hinter-
legen (R. u. 21).
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78 Hollaender.
Hattstatt ihm ein aus 12 Fahnlein bestehendes Regiment
Fussvolk, das er im Elsass zusammengebracht hatte, zur Ver-
fugung*). Aber nur kurze Zeit fiihrte er sein Kommando;
denn als die Ensisheimer Regierung ihn bei Strafe der
Konfiskation seiner oberelsassischen Lehen zuruckrief,
leistete er dieser Aufforderung Folge2), was ihm von vielen
sehr verdacht wurde8).
Am 7. Februar ersuchte der Prinz von Oranien durch
Vermittlung des Pfalzgrafen Reichart den Rat, ihm mit
24 Pferden die Aufnahme zu gestatten und sein schadhaft
gewordenes Geschutz in der Stadt durch deren Werkleute
ausbessern zu U.ssen. Wahrend ihm die erste Bitte ge-
wahrt wurde , liess man die Geschutze nicht herein , ver-
sprach ihm aber ihre Instandsetzung ausserhalb der Mauern.
Dienstag den 8. Februar ritt Oranien in die Stadt ein, die
ihm am Abend das Furstengeschenk reichen liess.
Inzwischen mehrten sich die aus der Umgegend iiber
Vergewaltigung einlaufenden Beschwerden. Auf »klag-
liche« Briefe aus Dorlisheim4) und von der bischftflichen
Regierung liess der Rat den vornehmen welschen Herren
vorhalten: »Meine Herren hatten bisher mit ihnen Mitleid
gehabt und ihnen viel Gutes erwiesen, weshalb ihre Nation
desto weniger Ursache gehabt, also in dem Lande zu
hausen. Nun erfahre man, dass von dieser Nation draussen
ganz unchristlich, tyrannisch, jammerlich und ubel ge-
handelt werde, und zwar nicht allein im Bistum, sondern
%) Am 28. Juli 1568 beschliesst der Strassburger Rat: »Da der Oberst
Hattstatt, der bisher der Stadt zum besten gedient, einen Zug fOr die Hand
genommen hat, solle man sich nach einer andern Pers6nlichkeit umsehen,
mit der man wahrend seiner Abwesenheit im Fall der Not versehen ware*.
— 8) So Specklin S. 382 im Gegensatz zu Corresp. de Granvelle 3, 336 (H.
le sert contre la deffense que luy a faicte Parchiduc, que luy a a ceste cause
confisque aucuns chateaux et fiefs*). Am 17. August schreibt Dr. Mundt:
»Soldiers who would go to serve Orange be apprehended in the Archduke
Ferdinands and his friends' countries* (State papers S. 523). — *) »Nicolaus
ab Astat, qui in hac infelice Orangii expeditione non respondit spei, quam
de eo plurimi conceperant (Languetus ad Camer. S. 76). — 4) Die Abge-
sandien kSnnen bei dem dort liegenden Wallonenoberst nichts ausrichten.
Auch die Bewohner von Ittenheim klagen: Die Reiter seien abgezogen,
dafttr Landsknechte gekommen, die ubel hausen und drohen, das Dorf zu
verbrennen und »an den himmel zu henken«. R. u. 21. Febr. 8.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1 569. -jg
auch in der Stadt DOrfern. Bistum und Stadt seien
einander zugetan !). Sie sollten daher in beiden Gebieten
die Tyrannei abschaffen, damit meine Herren nicht
gegen sie vornehmen miissten, was ihnen beschvverlich
fallen diirfte. Auch der Prinz von Oranien sollte durch
seinen Rat Dr. Schwarz an die von ihm gemachten Zu-
sicherungen gemahnt werden.
Von Tag zu Tag nimmt die Zahl der in der Stadt
sich aufhaltenden Fremden zu; so sind in der Nacht vom
10. zum 11. Februar dem Ammeister gegen 600 mit
300 Pferden angemeldet. Da bittet der Oberst von Rols-
hausen mit 30 Pferden durch die Stadt passieren zu durfen,
der Graf Albrecht von Nassau um Aufnahme mit 10 reisigen
und 24 Wagenpferden nebst 6 Reisewagen; solche sollten
dann zu Schiff den Rhein hinabgefuhrt werden. Im Spital
liegen 450 Kranke; taglich melden sich neue zur Auf-
nahme. Das welsche Volk des Herrn von Genlis rottet
sich zusammen, der Prinz von Oranien hat seine Obersten
und Hauptleute in die Stadt beschieden, angeblich um
mit ihnen wegen der Abdankung der Knechte Riicksprache
zu nehmen. Zu ihrer Anwerbung ist ein Abgesandter des
Pfalzgrafen Wolfgang, der Freiherr Quirin Gangolf zu
Geroldseck, eingetroffen. Unter diesen Umst£nden, da »von-
noten aufsehens zu habenc, beschloss der Rat, keine
fremden Kriegsleute mehr hereinzulassen und die anwesen-
den Gaste aufzufordern, die Stadt zu verlassen.
Mitten in dieser Unruhe wurde am 1 1 . Februar nach-
mittags dem Rate durch den Hauptmann Hieronymus
Wuest folgendes Schreiben des Herzogs von Aumale tiber-
reicht2): Er habe von seinem Konige den Befehl erhalten,
rebellische Untertanen Sr. Mt. zu verfolgen, wie er bereits
friiher andere angegriffen, die sich in diese Berge zuriick-
gezogen hatten. Um keinen unbegriindeten Argwohn auf-
kommen zu lassen, wenn er sich vielleicht genOtigt sahe,
noch weiter vorzugehen, habe er die Erklarung abzugeben,
') Als mm 4. Februar ein Oberst den Rat auffordert, ihm etliche DOrfer,
die Pfaffen and Mttnchen zustandig, zu benennen, um seine Leute dahin zu
leges, wird ihm die Auskunft verweigert. — *) Str. St. AA. 1855. Das
Schreiben ist am 8. Februar in Rouville bei Rambervilliers ausgestellt.
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go Hollaender.
dass seine Truppen nichts gegen das Reich und dessen
Stande unternehmen wurden, und diese keinen Grund zu
Beschwerden haben sollten, da er strenge Justiz halten
werde. Ubrigens habe sein Konig dem Erzkanzler des
Reichs, dem Kurfursten von Mainz, durch ein besonderes
Ausschreiben seine gute Meinung ofFenbart *). Er erwarte,
dass Strassburg eine so schlechte Sache nicht unterstutzen
wiirde, da der Krieg wegen der Nachbarschaft sonst viele
nachteilige Folgen haben konnte. Cberdies hatten gegen-
uber der Rebellion alle Fiirsten und Stande dieselben
Interessen. Er hege daher zu ihnen das feste Vertrauen,
dass sie gegen alle, die zu gunsten dieser Rebellen gegen
des Konigs Majestat Streitkrafte aufzustellen beabsichtigten,
sofort Massregeln ergreifen wurden, und erwarte in dieser
Beziehung unverzugliche Ant wort.
Noch bedenklicher lautete der mundliche Bescheid des
Hauptmanns Wuest2): »Nachdem der franzOsche Konig
erfahren, dass aufruhrerische Untertanen, die aus seinen
Landen entwichen, unter dem Vorwande, als ob sie der
christlichen Religion wegen vertrieben, sich hier »eingetan
und eingeflickt* und Schutz und Schirm bei einer Stadt
Strassburg erlangt hatten, fordere er diese auf, solche
Rebellen auszuweisen, damit er sich nicht veranlasst sahe,
etwas Beschwerliches gegen die befreundete Stadt vorzu-
nehmen. Auch die Oranischen hatten sich vernehmen
lassen, sie wurden hier Unterkunft finden. Die Welschen,
die hier gewesen, wie Hassonville, Heraucourt u. a. hatten
in Lothringen iibel gehaust und dort mehrere KlOster
geplundert. Jetzt lagen sie an der 111, und die Oranischen
bei ihnen. Auch sollte der Pfalzgraf Wolfgang in der
Nahe Strassburgs Kriegsvolk sammeln, die Welschen und
Oranischen sich dazu schlagen, und die Stadt Strassburg,
die ebenfalls Kriegsvolk angenommen habe, sie bezahlen.
!) Briefe des franzfisischen Konigs und des Herzogs von Aumale an
die zu C6ln versammelten Kreisobersten erwahnt Kurfurst Friedrich am
16. Febr. (Kluckhohn 2, 294); auch ging eine franzosische Gesandtschaft in
dieser Angelegenheit an den Kaiser (Corresp. de Granvelle 3, 489 Anm.) —
2) »Hieronymi Wuesten, des Herzogs von Aumale Hauptmanns, Anzeige uber
seines Herrn Kriegsrustung* Str. St. A A 1855.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 81
Man erkl&rte ihm darauf : Die Stadt habe nichts bezahlt
und gedachte auch nichts zu zahlen; auch hier sei man
damit unzufrieden, dass das fremde Volk im Lande. im
ubrigen sei Strassburg eine Freistadt, die jeden, der sich
friedlich verhielte, sein Geld verzehren liesse. Das Kriegs-
volk habe man lediglich deshalb angenommen, damit die
Fremden in der Stadt nicht zu machtig wurden.
Fur alle Falle aber beschloss der Rat, da Aumale
schon am n&chsten Tage nach Einartzhausen ») kommen
sollte, »was zur Verwahrung der Stadt von noten, Tag
und Nacht furderlichst ins Werk zu richten*. Ausser dem Ant-
wortschreiben an Aumale sollte den benachbarten Fiirsten,
wie dem Kurfursten von der Pfalz2), dem Markgrafen von
Baden und dem Herzog von VVirtemberg, sowie den Stadten
Basel und Bern geschrieben, dem bischoflichen Rat Dr.
Welsinger, den Pfalzgrafen Reichart und Georg Hans,
sowie dem Herrn von Geroldseck mundliche Mitteilung
gemacht und eine besondere Botschaft zum Kreistag nach
Frankfurt gesendet werden. Die Geschutze wurden auf
die Walle gefuhrt und zu den bereits vorhandenen
3 Fahnlein noch 7 weitere aufgestellt, die Schoffen
uber die Sachlage unterrichtet, und die Burger selbst auf
den Zunftstuben ermahnt, in diesen sorglichen Zeiten
treulich zusammen zu halten und sich mit rechtschaffener
Busse zu dem Allmachtigen zu bekennen. Ein jeder hatte
auf .seinen Befehl zu achten, denselben treulich zu erfullen
und der Obrigkeit gehorsam zu sein. Unberufene sollten
nicht auf die Walle laufen, damit die, die dahin beschieden,
nicht gehindert wurden; sie sollten auf das Feuer achten,
') Pfalzgraf Georg Hans legte hier 1570 die Stadt Pfalzburg an, deren
Bewohnern er besondere Freiheiten und Rechte versprach. — '*) Der
K.nrfurst Friedrich hatte schon seit einiger Zeit das Anriicken des fran-
zOsischen Heeres mit Besorgnis beobachtet und setzte sich daher jetzt, zumal
da ihm verschiedene seiner Besitzungen im Westrich gepliindert wurden, mit
den rheinischen MitkurfBrsten, dem Kurfursten August von Sachsen, dem
Landgrafen von Hessen und dem Kaiser wegen kriegerischer Vorkehrungen
in Verbindung, da der franzdsische KSnig zu beabsichtigen scheine, seine
Grenzen auszudehnen und seinen Fuss weiter ins Reich zu setzen. Nament-
lich schlug er vor, 4000 der von Oranien entlassenen Reiter in Dienst zu
nehmen, freilich ohne irgend etwas durchsetzen zu kOnnen (Kluck-
Hohn 2, 289 f.).
Zeuschr. f. Gesch. d. Obcrrh. N.F. XXI 1. 6
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$2 Hollaender.
und ein jeder, wenn etwa ein Aufruhr entstande, auf den
ihm bestimmten Alarmplatz eilen. Gegeniiber den Kriegs-
leuten der neu angeworbenen Fahnlein sollten sie sich
»freundlich und schiedlich« verhalten *).
Endlich wurde den Welschen, weil eine Burgerschaft
»per fas aut non fas« ihretwegen eine Beschwerde habe,
auch der Herzog von Aumale auf sie deute, auf ihren
Herbergen mitgeteilt: Sie hatten sich zu erinnern, dass
man sie auf ihr Ansuchen aus gutherzigem, christlichem
Mitleiden allhie zu wohnen angenommen; das hatte man
gern getan und wollte ihnen auch in Zukunft alien guten
Willen beweisen. Nun standen aber die Sachen gefahrlich,
da der franzdsische Konig mit grosser Heeresmacht ins
Land riickte; was daraus erfolgen mochte, hatten sie selbst
zu erachten. Deshalb glaube der Rat, dass es ihnen
nutzlich sein durfte, sich anderswohin, wo sie sicherer als
hier waren, zu begeben, und zwar sobald als moglich2*.
Auf eine Eingabe der Franzosen, dass sich die Ausweisung
nur auf die Kriegsleute selbst erstrecken mochte, wurde
der Ratsbeschluss dahin erweitert: »Nur Frauen und Kinder,
sowie ganz alte Manner und Kranke seien hier zu lassen,
ebenso seien den sgeborenen Frauen* je ein Hofmeister und
zwei Diener zu gestatten; auch die Kirchendiener durften
bleiben, sie zu trosten. Alle anderen aber hatten bis zum
1 6. Februar die Stadt zu verlassen3).
*) Auf eine Eingabe des bekannten Arztes Michael Toxites, ihm keine
Knechte ins Haus zu legen, da er ausser seiner Studierstube nur noch einen
Raum hatte, in dem seine schwer erkrankte Frau seit $ Wochen darnieder-
lage, wurde b.stimmt: Alle Wittfrauen, junge und alte, reiche und arme,
sollen von der Einquartierung verschont bleiben, ebenso Kindbetterinnen,
Kranke, Regiments- und Ratsherren und die Kanzleipersonen; sonst soil
niemand frei sein. — *-') Ober diese Ausweisung berichtet Biihelers Chronik
S. 122: »Da liess der Rat 14 Februars alien franzSsischen Herren den
Schirm aufkunden, binnen 3 Tagen sollten sie die Stadt verlassen*, und Lan-
guetus (ep. seer. 1, 86): »Argentoratenses jusserunt omnes exteros excedere, tarn
Gallos quam eos, qui ad Bipontinum et ad Orangium pertinent*. Der Rektor
Johann Sturm schoss damals verschiedenen franzosischen Herren Geld vor,
das er sich selbst hatte leihen miissen (Ch. Schmidt, Jean Sturm S. 157 f.).
— -:) Am 1 1 . Marz richteten verschiedene franzosische Herren an den Am-
meister folgenden Brief: Im Begriffe zum Hecre des Herzogs Wolfgang zu
stossen, um mit ihm dem Prinzen Conde und dessen Mitverwandten zuzu-
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 83
Grttssere Schwierigkeiten als mit den Franzosen
machten die Unterhandlungen mit Oranien und dessen
Obersten, Rittmeistern und Hauptleuten, welche sich fort-
zuziehen weigerten f so lange sich der Prinz in der Stadt
noch aufhielte. Deshalb sollte dem letzteren mitgeteilt
werden: Nachdem Ihre furstliche Gnaden in das Land
gekommen, sei diesem grosser Schaden begegnet. Nun
liessen sich seine Befehlsleute horen, dass sie hier bezahlt
werden sollten; dess seien sie vertrdstet. Das ware dem
Rate beschwerlich, da er nichts davon wisse. Deshalb
bitte und begehre man, dass, da der Herzog von Aumale
sich der Stadt nahere, und Gefahr im Verzuge, Ihre f.
Gnaden sobald als moglich Strassburg verlassen mochten.
Weil nun anzunehmen, dass, wenn der Prinz hinauszoge,
seine Befehlsleute ihm folgen wiirden, sollte man sie nicht
mit Gewalt hinaustreiben. Wer aber fortgeritten ware,
sollte nicht mehr hereingelassen werden.
Schon am 15. Februar hatte der Stadtadvokat Dr.
Ludwig Gremp von Freudenstein l) den Auftrag erhalten,
wegen der Abreise des Prinzen mit dessen Rat, Dr. Schwarz,
zu verhandeln, wobei sich aber letzterer dariiber beschwerte,
da sein Herr >ein armer, vertriebener FursU. Daraufhin
liess der Rat alle Beschwerden, die der Stadt aus des
Prinzen Anwesenheit begegnet »aufs glimpflichste« auf-
zeichnen und wies die Herren Abraham Held und Joh.
Schenkbecher an, unter Hinzuziehung des Dr. Gremp2),
da jene erklarten, nicht beredt genug zu sein, das Schrift-
stuck dem Prinzen Donnerstag den 17. nachmittags zu
ziehen, die mit Gefahr ihres Lebens Gottes Sache erhalten wollten, dankten
sie der Stadt dafOr, dass sie ihre Frauen und Kinder in Schutz und Schirm
genommen, »und wollet sie nicht als Fremde, sondern als Schafe der Herde,
die einen Hiiter mit euch erkennen, tractieren und haltenc, und so Gott
ihnen seine Gnade zu teil werden liesse, wie er ihnen bisher soviel Beistand
getan, wollten sie sich dafttr dankbar erweisen (Str. St. A A 1855).
]) »Derselbe war nach dem Tode Jacob Sturms 1553 ohne Zweifel der
befahigtste und einflussreichste Politiker Strassburgsc (Ficker und Winckel-
mann a. a. O. S. 28). — *) Dr. Gremp, bei dem der Rat unter der Hand
hatte anfragen lassen , »ob er nit vermerke, ob der prinz zu verrticken
willensc, machte Schwierigkeiten, sich zu der Sendung gebrauchen zu lassen,
da er lange Zeit Diener des Hauses Nassau gewesen.
6*
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3^ Hollaender.
iibergeben oder ihm miindlich den Inhalt desselben mit-
zuteilen J).
In diesen Tagen war der junge Pfalzgraf Georg Hans
von Veldenz2) mit 45 Pferden in Strassburg eingeritten.
Der Oberst von Hattstatt, der das Kommando iiber das
jetzt aus 10 Fahnlein bestehende stadtische Kriegsvolk
fuhrte, hielt sich fur verpflichtet , den Rat vor den Um-
trieben dieses Fursten zu warnen. Es sei sicher, dass er
mit den abgedankten Oranischen Reitern praktiziere, um
dieselben im Auftrage Aumales in franzosische Bestallung
zu bringen8), wonach er schon fruher getrachtet, was
Kaiser, Reich und der Stadt zu Schaden gereichen durfte.
Er wollte sich gegen seinen Vetter, den Pfalzgrafen Wolf-
gang gebrauchen lassen. Man sollte ihm daher entweder
den Eintritt in die Stadt verwehren oder ihn in derselben
festhalten. Denn £s sei beschwerlich , dass der Konig in
der Stadt seine Leute hatte, die hier praktizierten. Georg
Hans habe schon friiher mit den Reitern gehandelt, aber
zu wenig geboten; jetzt aber st£nde er mit ihnen in voller
Unterhandlung,
Nach allem , was wir iiber des Pfalzgrafen sonstiges
Verhalten wissen*), erscheint der Verdacht Hattstatts durch-
aus begnindet. Der damals erst 26 Jahre alte Furst bezog
schon seit funf Jahren von der Krone Frankreich eine
Pension von jahrlich 4000 livres&). Im Dezember 1567
und Januar 1568 unterhandelte er mit Frankreich wegen
Anwerbung von Kriegsvolk, bald darauf mit Oranien, und
als dieser sein Anerbieten zuriickwies, mit Alba6). Damals
forderte ihn Pfalzgraf Wolfgang auf, >sich nicht wider
unsere wahre Religion, auch etliche Stande des Reichs
J) Am 21. Februar war der Frinz noch in Strassburg (Kervyn de
Lettenhove, Les Huguenots et les Gueux 2, 166). — *) Eine treffliche
Charakteristik dieses »unruhigen und geldgierigen« Fursten gibt v. Bezold,
Das Bundnisrecht der deutschen Reichsfiirsten S. 32. — 8) Nach einer
anderweitigen Mitteilung sollte Georg Hans das Anrittgeld fiir 1500 Pferde,
die dem franzOsischen Konige zugefuhrt werden sollten, erhalten haben (R. u.
21. Febr. 15). — *) Vgl. u. a. Hollaender, Ein Anschlag auf die Unab-
hangigkeit Strassburgs 1579 (diese Zeitschr. N.F. XVII, 2). — *) v. Bezoldr
Briefe des Pfalzgrafen Joh. Casimir 3, 641 Anm. 4. — 6) Prinsterer 3, 172.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 3 c
teutscher Nation, unsers geliebten Vaterlands, dem Papst-
tum zu gutem gebrauchen zu lassenc1).
Der Rat dankte dem Obersten fur seine Mitteilung,
bat ihn aber, sich nicht an die Reiter selbst, sondern an
des Prinzen Obersten und Rittmeister zu wenden, dass sie
sich nicht gegen ihr Vaterland anwerben lassen wollten.
Der Pfalzgraf sollte nicht mehr in die Stadt aufgenommen,
seine hier anwesenden Leute aber aufgefordert werden,
dieselbe zu verlassen. Der Kurfurst Friedrich und der
Pfalzgraf Wolfgang wurden von des Veldenzers Praktiken
unterrichtet.
Auch ein im »Essigkrug« wohnender Graf de Gruyers,
der gut franzdsisch gesinnt, des Konigs Diener und nach-
teiliger Anschlage verdachtig sein sollte, wurde, da die
damals in Strassburg weilende Berner Gesandtschaft aufs
nachdrucklichste vor ihm warnte, aus der Stadt ausge-
wiesen *).
Am 15. erschien der Hauptmann Wuest aufs neue mit
einem Schreiben Aumales vom 14. Februar, in welchem
der Herzog den Empfang der Antwort des Rates bestatigte
und die Stadt in der Erwartung, dass sie ihren Ver-
sprechungen nachkommen wurde, seines Wohlwollens ver-
sicherte3). Der mit dem Hauptmann verwandte SchafFner
des Frauenwerks erhielt den Auftrag, auf ihn acht zu
haben, >dass er nit viel vagiere*. und ihm zu verstehen zu
geben, »dass m. hn. vielleicht nicht gem sahen, dass fremde
leut viel hin und wieder auf den strassen gehen«. Ausser-
dem sollte der SchafFner ihn unter Zuziehung einiger guter
Freunde einladen und dabei auszuhorchen suchen. In dem
Bericht des Schaffners4) heisst es: »Er habe bei Tisch sich
l) Prinsterer 3, 261. — *) Als der Rat erfahrt, dass der Graf der
Aufforderung nicht nachkomme, erhalten zwei Stadtdiener den Auftrag, ihm
mitzuteilen, er solle sein Pferd satteln lassen, aufsteigen und alsbald hinweg-
reiten. Sie haben zu warten, bis es geschieht. — 8) Str. St. A A 1855. »Er
wolle m. hn. im werk zu erkennen geben, was er inen zuvor zugesagt,
nemlich nit allein gegen meine hn , sondern dem heiligen reich, fursten,
stetten und gliedern desselben den guten willen und nachbarschaft, so allezeit
zwischen der krone Frankreich und dem h. reich gewesen, zu continuiren;
versieht sich, man werde dem kOnig nit ursach geben, sich ob mein hn. zu
beschweren oder zu beklagen, sondern das ir. Mt. wol mit inen zufrieden sein
moge*. (R. u. 21. Febr. 16). — *) Str. St. A A 1855.
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86 Hollaendcr.
bemiiht, etwas uber die Aumalischen, die bei St. Johann
lagen, zu erfahren und audi auf die Oranischen die Rede
gebracht, jener aber sich des Schlafens angenommen und,
so man ihm schon einen gebracht, Wasser getrunken, also
dass bei Tisch gar nichts von ihm zu erfahren gewesen*.
Nachher aber habe er erklart, dass Aumale die
rebellischen Welschen und Oraniens Kriegsvolk, das sich
im Strassburger Bistum gelagert, zu trennen oder zu
schlagen begehrte. Auf des Schaffners Hinweis, dass sie
solches ebensogut in Frankreich hatten abmachen kOnnen,
und Kaiser und Reich damit wenig einverstanden sein
wurden, hatte er erwidert: es ginge die Rede, dass der
Kaiser dem Konig seine Tochter vermahlen wolle, und
die Bestrafung der Rebellen mit seiner Genehmigung
erfolge. Das Aumalische Kriegsvolk bestande aus 24 Fahn-
lein, meistens Gascognern und Schutzen, die mit Rauben
viel Schaden taten; so hatten sie dem Pfalzgrafen Georg
Hans etliche Dorfer gepliindert !)» desgleichen Berlingen2)
mit Feuer angesteckt. Auf seine Frage, wie er, Wuest,
solchen Tyrannen und blutdurstigen Hauptern, die sich
wider das Wort des Herrn setzten, dienen konnte, hatte
dieser erklart: er habe hier bei der Stadt keinen Dienst
erlangen konnen, habe nichts anders als Kriegen gelernt,
sei mit Markgraf Albrecht hochloblichen Andenkens und
andern Potentaten in Frankreich gewesen. Aumale habe
ihm die Vertrostung getan, dass er, falls der Konig ein
deutsches Regiment aufrichten wurde, vor andern Haupt-
leuten bedacht vverden sollte. Ubrigens wollte er, weil er
ein Kind und Burger von Strassburg sei, der Stadt in
keinerWeise schaden, was man kiinftig noch erfahren sollte3).
Anfang Februar hatte der neuerwahlte Bischof Johann
von Manderscheid einen Landtag der elsassischen Stande
') Vgl. dariiber audi Kluckhohn 2, 296: »Den Hauptleuten Auinales
soil im Herausziehen lurgehalten worden sein, das sie im Teutschen land
sollen pliindern, wie die Teutschen in Frankreich getan*. — 2) Dorf in der
Grafschaft Liitzelstein. — s) Trotz dieser Versicherung muss Wuest dem
Rate doch sehr verdachtig erschienen sein; denn als der Hauptmann am
24. Februar von neuem nach Strassburg kommt, werden ihm in seiner Her-
berge zwei Stadtdiener zugeordnet, die Tag und Nacht nicht von seiner Seite
weichen sollen, bis er die Stadt wieder verlassen.
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1509. 87
auf den 14. Februar nach Strassburg ausgeschrieben ').
Hier beschloss man, an den Herzog von Aumale und den
franzOsischen Konig Botschaften zu senden mit der Bitte,
von jeder Feindseligkeit gegen das Land Abstand nehmen
zu wollen, »diweil dieser stend und oberkeit meinung nie
gewesen, auch noch nit sei, sich irer kon. Mt. rebellen zu
beladen noch viel weniger inen beistand zu tun«. Herzog
Wolfgang sollte mit Riicksicht darauf, dass Aumale nach
Deutschland herausgezogen , und man des franzosischen
Konigs taglich gewartig sein musse, auch fast kein Pro-
viant mehr im Lande zu haben, ersucht werden, dasselbe
mit Musterplatzen und Durchziigen zu verschonen. Fernet*
wurde der Kreisoberst des oberrheinischen Kreises, Graf
Ernst von Solms, aufgefordert, in gegenwartiger Not ver-
moge der Reichs- und Kreisabschiede sein Amt wahrzu-
nehmen. An den Kaiser endlich richtete man folgendes
Schreiben2): Dass des Prinzen von Oranien Kriegsvolk zu
Ross und Fuss, Deutsche und Welsche, unversehenlich in
dieses Land eingefallen seien und wegen nicht erfolgter
Bezahlung in DOrfern und Flecken dieser Stande Untertanen
sich gelagert und dermassen erbarmlich und jammerlich
gehaust hatten, dass nicht allein aller Proviant hinvveg-
gefuhrt, sondern auch iiber solches den armen Untertanen
das Ihrige gewalttatigerweise genommen worden, und also
solches Unheil von Flecken zu Flecken gegangen sei und
ginge, bis sie alle zu endlichem Verderben gebracht seien.
Dazu hielte Herzog Wolfgang seine Musterplatze im Lande
ab, ebenso fanden fortwahrend Durchzuge seines Kriegs-
volks statt. lnfolge dessen hatte sich der Herzog von
Aumale ebenfalls mit Heeresmacht in dieses Land begeben
und den Pass uber das Gebirge und die Steige bei Zabern
') In der Instruktion der Abgeordneten Strassburgs heisst es: 1. »Durch
was mittel und weg das Uranisch, deutsch und welsch kriegsvolk zu ross
und fuss, so nun bis in die dritte woch mit mercklichem scbaden diss landes
darinnen gelegen, daraus wieder zu bringen. 2. Welchergestalt der durchzug
und musterplatz herzogs Wolfgang abzustellen und kiinftige durchzuge zu
verhindem. 3. Weil der konig von Frankreich und herzog von Aumale mit
kriegsmacht dem lande zuiiicken, wie sich gemeine stande gegeneinander zu
verhalten*. — 2) Str St. AA 1982 befinden sich die Konzepte dieses und
tier iibrigen Schreiben.
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88 Hollaender.
besetzt; der Nachzug des franzosischen Hauptheeres unter
dem KOnige stande bevor, der seine rebellischen Unter-
tanen aufsuchen und zu gebiihrendem Gehorsam bringen
wolle. Sie selbst hatten zu solchem Uberfall keinen An-
lass gegeben, auch ihre Pflichten gegen Kaiser und Reich
stets erfullt. Daher b&ten sie in dieser Not den Kaiser
urn seinen vaterlichen Rat, Hilfe und Rettung, damit
diesem Land und dessen Standen und Obrigkeiten ge-
holfen, und diese vor endlichem Verderben behutet werden
mOgen.
Bei dieser Gelegenheit offenbarte sich die ganze
Schwache und Erbarmlichkeit des Reichs und seiner
Stande »).
Der Pfalzgraf Wolfgang Hess sich durch den lauen
Protest von seinen Massnahmen in keiner Weise abhalten.
Vom Kreisobersten erhielt man am 16. Marz, nachdem das
Kriegsvolk schon l&ngst den elsassischen Boden verlassen
hatte, folgenden Bescheid: »Es sei zu erbarmen, dass das
geliebte vaterland zu nit geringer verkleinerung aller ganz
wol geordneter reichsconstitutionen so jemmerlich ohne
einige erhebliche ursachen in boden verderbt werden sollte*.
Am 14. kamen die Obersten der benachbarten vier
Kreise in Bhigen zusammen, um zu beraten, wie diesen
hochgefahrlichen Dingen zu begegnen. Sie sollten sich
solch kleinen Verzugs nicht beschweren, »dann nit mOglich
ehe und zuvor wir wissen, was andere kreise bei diesem
grossen werk, so nit in eines oder zweier kreise vermogen
beruht, zu tun bedacht sind, unsers gemiits gegen euch zu
resolvieren«2).
Der Kaiser endlich, der damals die Verheiratung seiner
Tochter mit Karl IX. betrieb, und dem ausserdem durch
einen besonderen Abgesandten beruhigende Erklarungen
J) Ich verweise hier auch auf v. Bezold, Das Biindnisrecht der deut-
schen Reichsfiirsten 5. 33: »Wie die hohe und hSchsle Aristokratie so ver-
kauften sich auch der mittlere und niedere Adel und die Untertanen an
fremde Kriegsherren. Das Kriegshandwerk hatte einen goldenen Boden, und
Deutschland wurde seit dem 16. Jahrhundert zum allgemeinen Werbeplatz.
"Oberall draussen waren die militarischen Krafte unserer Nation anzutreffen,
nur f(lr das Reich schienen sie nicht vorhanden zu sein«. — a) Str. St.
AA 1982.
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Wilhelrn von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. 89
gemacht worden waren, hiitete sich wohlweislich , es mit
dem franzosischen Hofe zu verderben und liess des deut-
schen Reiches Boden vom fremden Kriegsvolk heimsuchen
und verwusten. Venibten doch die Franzosen die scheuss-
lichsten Greuel von Unzucht und Totschlag, »senkten vilen
die fuess ans feuer, gelt von inen zu haben«, und raubten
aus einem einzigen Dorfe im Lutzelsteinschen 80 Pferde
und 600 Stuck Vieh1). Ein Adliger aus dem Julicher
I^ande der unter Oranien gedient, wird von den Aumalischen
ausgeplundert, in ein en Schvveinestall gesteckt, ganz aus-
gezogen und nackt fortgeschickt, so dass ihm infolge der
Winterkalte die Zehen erfrieren, und man sie ihm halb
abschneiden muss*). Am 16. Februar meldet der Amt-
mann von Herrenstein, dass die Aumalischen rauben, plun-
dern , das Volk erschiessen und ranzionieren , auch mit
den Weibsleuten unchristlich handeln. Indessen trotz der
beweglichsten Vorstellungen des Kurfursten Friedrich liess
sich der Kaiser nicht einmal zu einer Antwort an diesen
herbei und ordnete erst Ende Marz Kommissarien ab, die
mit den Raten der rheinischen Kurfursten wegen des fran-
zOsischen Einfalls Riicksprache nehmen sollten8).
Wahrend der Kaiser und die Mehrzahl der deutschen
Fursten sich gegeniiber der Verletzung deutschen Gebiets
zu tatkraftigem Einschreiten nicht aufzuraffen vermochten *),
regte es sich machtig im Volke. >In ganz Deutschlandc,
heisst es in einem Brusseler Briefe vom 13. Marz, »herrscht
grosse Erbitterung. Uberall in den Schenken singt man
Lieder uber die Tyrannei der Wallonen und Spanier. Die
Pradikanten regen in ihren Predigten das Volk auf und
l) Kluckhohn 2, 293 f. und Ritter, Deutsche Geschichte 1, 430.
— 2) R. u. 21. Jan. 24. — 8) Damals soil der Kaiser auch, nach einer
Mitteilung des Savoyischen Gesandten in Wien, dem Kfcnige Karl IX.
seine Unzufriedenheit mit dem Verhalten Aumales zu erkennen gegeben und
unter Umstanden ein bewaffnetes Einschreiten in Aussicht gestellt haben.
Auch habe er den Deutschen im franzSsischen Heere befohlen, aus dem-
selben auszuscheiden (Corresp. de Granvelle 3, 489 Anm. — 4) Seiner
Entrustung uber dieses Verhalten der Fursten gibt Languet Ausdruck in den
Worten : >Jam saltern deceret Germanicos principes cogitare de defendenda
Germania, in qua audet Aumalius grassari incendiis, non tarn fiducia suarum
virium, quam incuriae ipsorum, ut nihil durius dicam* (Ad Camer. 6 Jd.
Mart. 69).
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go Hollaender.
warnen es, in spanische Kriegsdienste zu treten. Freilich,
so lange wif Geld haben, wird es uns an Mannschaft nicht
fehlen«I).
Zu der von den elsassischen Standen beschlossenen
Sendung an Aumale und den franzdsischen Konig war
von Strassburg der Junker Georg Schorp bestimmt worden.
Auf dem Wege nach Zabern wurde er, wie der ihn
begleitende Stadtdiener spater meldete, unmittelbar vor
dieser Stadt von etwa sechzig Hakenschiitzen angehalten
und auf welsch angerufen2). Als die Abgesandten weiter
reiten wollten, entrissen ihnen die Welschen, wie sie ver-
nommen, dass sie von Strassburg waren, unter dem Rufe,
»Hugenott, Hugenott«, ihre »Faustlinge« und hielten ihnen
die Rohre gegen den Leib, so dass sie schon geglaubt,
ihr letztes Stundlein sei gekommen. Schliesslich fuhrte
man sie durch die von Aumalischem Kriegsvolk besetzte
Vorstadt3) an das rechte Stadttor von Zabern, wo sie durch
Vermittlung des Bruders des Bischofs und des Hauptmanns
Wuest freigelassen wurden. Wie sie jetzt erfuhren, waren
die Welschen auf die Strassburger so aufgebracht, weil
man ihnen beim Vorbeiziehen bei Wasselnheim von dessen
Mauern aus etliche Knechte und ein Pferd erschossen
hatte*). Der Junker verfiel infolge des Schreckens und der
Aufregung in Krankheit und wurde in einer Sanfte nach
Strassburg gebracht, wo er bald darauf starb5).
*) Corresp. de Granvelle 3, 514. — 8) Ober das Folgende vgl. Str. St.
AA 1855 und 1982, sowie R. u. 21 Febr. 23. — 3) Am 22. Febr. schrieben
die bischdrlichen Rate, sie seien in Zabern von den Anmalischen allenthalben
umgeben und so gut wie belagert. — 4) Die Wasselnheimer freilich leugneten
dies Vorkommnis. Nur seien, als einige Aumalische Reiter vor dem Flecken
gehalten, mehrere Schiisse mit dem Geschiitz abgegeben worden, worauf jene
sich getrennt (Str. St. AA 1855). Der Strassburger Rat erteilte darauf den
Amtleuten von Herrenstein und Wasselnheim die Anweisung, dass sie wohl
schiessen mogen, aber sehen, dass es ohne Schaden abging, damit dem Flecken
nicht etwa ein unwiederbringlicher Nachteil daraus erfolge. In der Tat befanden
sich die Amtleute der beiden Strassburger Schltisser in sehr gefahrdeter
Lage. In beide batten sich die Untertanen aus Furcht vor den Franzosen
hineingefltichtet, so dass bald an Proviant und Wasser Mangel herrschte. In
das Wasselheimer Schloss wurde eine Anzahl Hakenscliiitzen, aus jedem
Fahnlein vier »geschlachte Gesellen«> hinausgelegt. — &) Ende Februar heisst
es in den Protokollen bei Gelegenheit eines Leichenbegangnisscs: »Halten
wie jiingst mit dem Schorpen selig, da m. hn. nur bis an das tor gegangen*.
1
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 u. 1569. gi
Aumale selbst beeilte sich, sobald er Nachricht von
dem argerlichen Vorfall erhalten, dem Strassburger Rat
sein Bedauern auszusprechen. Die Ubeltater sollten ihrer
Strafe nicht entgehen. Strassburgs Gesandte wiirden bei
ihm jederzeit einen guten Etnpfang finden, damit die
Stadt sahe, dass er sein Versprechen zu halten gedachte,
wie er sich auch auf die von ihnen gegebenen Zusicherungen
verliesse.
Ubrigens kam es zu der von dem elsassischen Land-
tag in Aussicht genommenen Gesandtschaft an Aumale
und den Kdnig iiberhaupt nicht, da niemand ausser dem
Bischof, dem Kapitel und der Stadt Bevollmachtigte
schickte, und eine derartige mangelhafte Vertretung, wie
die bischoflichen Rate meinten, >ein schlechtes Ansehen«
gehabt hatte.
Aumale verliess ausserdem bereits am i. Marz Lixheim,
da am 20. Februar Pfalzgraf Wolfgang mit seinem Heere
von Bergzabern aufgebrochen war, und nickte nach Saar-
werden, indem er seine im Elsass liegenden Truppen an
sich heranzog1). Sogleich zeigten sich bei Herrenstein
wieder die Condeschen, die von alien Seiten her Proviant
herbeischleppten, so dass die Klage laut wurde, >dass den
armen leuten nur die haut am leibe bleiben werde*. —
Mitte Februar war der grosste Teil des Oranischen
Kriegsvolks tiber die Grafenstadener- und Rheinbrucke
gezogen. Nur einige Haufen waren noch in der Umgegend
Strassburgs zuriickgeblieben f deren Gewalttatigkeiten der
Rat jetzt energisch entgegentrat. Als Oranische Reiter in
Illkirch ihr Unwesen treiben, zwei ebensolche Fahnlein in
Schiltigheim einbrechen, die Ortschaft plundern und er-
klaren, nicht eher weichen zu wollen, als bis der Prinz sie
bezahlt, befiehlt der Rat sie notigenfalls durch das stadtische
Kriegsvolk herausschlagen zu lassen.
') Nach einer Mitteilung des Pfalzgrafen Wolfgang herrschte z wise hen
den Deutschen und Welschen in dem Aumalischen Kriegsvolk Uneinigkeit
und Meuterei, indem die ersteren sich weigerten, auf deutschem Boden zu
fechten (R. u. 21. Febr. 19). — Kervyn de Lettenhove a. a. O. 2, 182
lasst Wolfgang den Rhein iiberschreiten (sic!), um aui der Pfalz nach
Hagenau zu marschieren. Am 15. Marz befand er sich Ubrigens nicht mehr
hier, sondern bereits in Reichenwcier (Schlichtegroll S. 71).
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92
Hollaender.
In der Stadt selbst kam es jetzt zwischen dem Rat
und dem Obersten Hattstatt zu allerhand Misshelligkeiten.
Bei der Aufrichtung der neuen Fahnlein hatte der letztere,
der mit Oranien noch immer in engen Beziehungen
gestanden zu haben scheint, wohl urn demselben bei der
Entlassung seines Kriegsvolks behilflich zu sein, gegen
den Willen des Rats eine grossere Anzahl seiner Knechte
angeworben *), die zum grossen Leidwesen der Burger
mit ihren »jungen und tross* in den Strassen umher-
stolzierten und allerhand ansteckende Krankheiten, die sie
sich wahrend des anstrengenden Winterfeldzuges zuge-
zogen, in die Hauser brachten2). So beschwerten sich die
Burger >so enge hiittlein und etwa vil gesind und kinder
haben: obgleich die knecht gesund bei inen ingefuert,
fallen sie doch unversehens nider, teils an der Breune,
teils an der roten Ruhr, und wissen sie nicht, wo sie mit
inen hinsollen«3). Entgegen den Anordnungen des Rats
hatte der Oberst verschiedene Oranische Rittmeister in die
Stadt hereingelassen. Den an den Toren die Aufsicht
fuhrenden Ratsherren wurde von den Landsknechten
geradezu der Gehorsam verweigert, da sie ihnen nicht
geschworen hatten. Als dem Obersten Vorstellungen
gemacht wurden, legte er sein Kommando nieder, das
einem Strassburger, Georg von Kippenheim, ubertragen
wurde4). Die angeworbenen Oranischen Knechte wurden
wieder ausgemustert, die Strassburger unter ihnen sollten
als Burger ihren Dienst tun. —
Am 15. Februar waren auf Hattstatts Veranlassung
50 dem Prinzen zugehorige Zentner Pulver samt der
»Arkeley und etlichen Stuck Biichsen , darunter 4 Doppel-
kartaunen« aus Osthausen in die Stadt gefuhrt worden.
l) So wird unter den stadtischen Hauptleuten auch Veit Schoner
genannt, der unter Oranien ein Regiment Fussvolk angefuhrt hatte (R. u. 21.
Febr. 13). — «) R. u. 21. Febr. 16 u. 21. — *) Das Spital ist dermassen
mit Kranken tiberfiillt, dass haufig drei in einem Bett, und neben den Betten
etliche auf dem Boden liegen. Auch das Gesinde im Spital ist meistens
krank (R. u. 21. Febr. 2i). Im Herbste desselben Jahres brach in Strass-
burg eine Seuche aus, die viele Opfer forderte (Hollaender, Hubertus Lan-
guetus in Strassburg, diese Zeitschr. N.F. X, i, 47, und Briefe u. Akten z.
Gesch. des 16. Jahrh. 5, 474). — 4) R. u. 21. Febr. 28 u. Marz 7.
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Wilhelm von Oranien und Stiassburg 1568 u. 1569. gi
damit es dem Feinde nicht in die Hande fiele1). Oranien
erklarte sich bereit, Geschiitz und Munition zu verkaufen,
ijm mit dem Erlos seinen Hauptleuten eine Abschlags-
zahlung zu leisten; den Rest wollte er ihnen in den fol-
genden Jahren in einzelnen Raten jedesmal Ostern ent-
richten*). Nach langeren Verhandlungen wurde ihm das
Pulver, der Zentner zu 12 Gulden, vom Rate abgekauft,
wahrend ihm fur jeden Zentner des Geschutzes 15 Gulden
vorgestreckt wurden; die Losung sollte ihm bis Johanni
vorbehalten bleiben. Die fur das Geschiitz und die Munition
ausgemachte Pfandsumme wurde sp&ter von dem Pfalz-
grafen Johann Casimir, dem Oranien seine Artillerie uber-
lassen hatte, erlegt und anfangs 1570 dessen Abgesandten
zur Fortschaffung vom Rate ubergeben*).
Die Oranien fur sein Geschiitz vorgeschossenen
Gelder reichten indessen bei weitem nicht aus, die For-
') Oraniens Artillerie bestand aus 4 Belagerungsgeschiitzen (Kartaunen),
nebst 6 Falconetten (batards) und einigen kleineren Stticken (Teubner S. 19).
— 2) Nach Thuan II, 43, 523 bezahlte er den Reitern einen dreimonatlichen
Sold; das ttbrige sollten sie im Laufe der nachsten 12 Jahre erhalten. Als
Unterpfand wurden ihnen seine Besitzungen verschrieben. — 3) Bereits am
4. April schrieb Oranien dem Rat aus Jussey, dass Herzog Johann Casimir
sich bereit erklart habe, das Geschfitz, das er, der Prinz, Strassburg pfand-
weise iibergeben habe, wieder auszuldsen. Man sollte daher dem Herzoge
solches Geschiitz samt zugehoriger Munition nebst seiner Verschreibung gegen
Zahlung des Pfandgeldes von 3400 Gulden unweigerlich folgen lassen (R.
u. 21. Juni 18). — 4) Als am 11. Juli 1569 die Leute Joh. Casimiis in
Strassburg das Geschiitz in Empfang nehmen wollen, erklart der Rat, dass
man nicht mit Nachen zur Hinabfertigung so grosser Stiicke versehen sei.
Auch bittet man den Pfalzgrafen, »um allerlei Geschrei, seltsame Reden und
Argwohn zu vermeiden«, noch einige Wochen warten zu wollen, »wiirden
doch in wenigen Tagen etlicher Kur- und Fursten Gesandte in die Stadt
kommen, auch sei des Kaisers Botschaft bereits anwesend* (tiber diese Tagung
vgl. Hollaender, Hub. Languetus in Strassburg S. 44). Dann scheinen neue
Schwierigkeiten entstanden zu sein; denn anfang Februar 1570 ersuchte der
Kurfurst Friedrich Strassburg, 16 Biichsen, gross und klein, die seinem Sohne
Joh. Casimir gehflrig, zollfrei passieren zu lassen, worauf ihm geantwortet
wurde: Dieweil das Geld daftir bezahlt und wieder erlegt, sei kein Bedenkenr
Ir. furstl. Gnaden das Oranische Geschiitz auszuliefern ; doch soil man den
Pfalzgrafen bitten, die unversehens nach Frankreich »verfuerte< Vergleichungs-
schrift dem Rate schleunigst zuzustellen. Bei der EinschirTung der Stiicke
erklarte der Kranmeister, dass sein Kran bis 20 Zentner tragen kdnne; es
waren aber darunter vier Geschutze gegen 48 Zentner schwer.
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94
Hollaender.
derungen der Hauptleute, die sich trotzig weigerten, die
Stadt zu verlassen, zu befriedigen. Deshalb sah sich der
Prinz damals genotigt, auch sein Tafelgeschirr und »Gezelt«
in Strassburg zu verpfanden l .
Da Oranien auch in den nachsten Jahren nicht in der
Lage war, sein Eigentum wieder auszulosen, wurde der
ganze Hausrat 1573 in Strassburg Offentlich verkauft.
Die Chronik Schadaei (Appendix S. 125) enthalt das
kulturhistorisch interessante Inventar:
»Ao. 1573 1. Julii ward uf der Beckenstuben zu Strassburg
vil herrlicher silberner und guldener geschirr, so des printz von
Uranien gewesen, verkauft als:
1. Zwei grosser uberguldter fasser, wurden geschatzt fur
5000 kronen.
2. Sechs par kandten, je ein par grosser, dann das ander,
doch alle gewaltig gross und verguldt.
3. Zwei grosse geschirr, Bieren genant, verguldt.
4. Drey gewaltige plalten verguldt, und zwo, die etwas
klciner dann die andern drey, auch verguldt.
5. Zwo grossse flaschen mit ringen, wurden geacht uf
2400 fl.
6. Ein grosser becher als ein Morselstein, den die von
Medices dem printz geschenkt.
7. Andere zwo grosse flaschen mit ketten.
8. Vier grosse leuchter, die halten gewapnete manner.
9. Zwo grosse giesskannen, wie blumenkruge.
10. Ein guldene kett mit ring, wie eins fuhrmanns kett.
1 1 . Zwolf grosser Doplet, darunder sieben uberauss gross.
12. Ein grosse schal uf ein fuss fast elenhoch. Item ein
andere grosse schal in form eines taufsteins.
1 3. Dreissig zimlich grosse schalen, darunder zwolf mit fussen.
14. Zwen schone blumenkrug.
15. Ein herrlich handvass.
16. Zwo schoner durchsichtiger kannen, so inwendig kristal-
linen waren und mit durchbrochener arbeit uberzogen. Item ein
breit kandtlich nach dem andern proportioniert. Diese geschirr
!) Vgl. Chronik Schadaei S. 264: »Es liheten die hn. von Strassburg
dem Prinzen auch etlich gelt uf sein silbergesehirr und 16 stuck geschdtz,
damit er sein volk ein wenig stillu. Ahnlich La Popeliniere 16, 92: »Enfin
le Prince fut contraint laisser son artillerie et autres siens riches meubles a
ceux de Strasbourg qui luy assisterent d'une somme de deniers qu'il donna
aux colonels* und Thuan II, 43, 523: »Et supellectile omni divendita, ut duces,
si non plene eis satisfaceret, saltern ea liberalitatis ostentatione in praesens
pacatos, in posterum benevolos haberet*.
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Wilhclm von Oranien und Strassburg 1 568 u. 1569. g^
alle waren verguldt, mit erhabener kostlicher arbeit wohl gezieret.
Nun folgen die silbergeschirr unverguldt:
1. Zwen lange kirchleuchter.
2. Ein sehr grosse schal uf eim sehr hohen fuss.
3. Ein kostlich salzfass vornen mit einem kristallinen spiegel.
4. Zwo zimliche kannen und zwo zimliche flaschen.
5. Zwdlf gleichformige schalen.
6. Zwolf leuchter uf tischen zu gebrauch.
7. Drei platten Schusseln.
8. Funf dutzet Deller.
9. VTier halbmassige kannen.
10. Zwey dutzet ldffel.
1 1 . Zwey dutzet gemeine Drinkbecher.
12. Ein hubsch sacramentheuslin. — Diese geschirr waren
etwas schlechter von arbeit, aber doch wegen der grosse kost-
bar, wiewol gegen das guldene und vergulte nicht zu schetzen,
deshalben es auch vom selbigen abgesondert und gleichsam
hinter dem offen hat stehen mussen.
Mehr ist dagewesen viel herlicher schoner tapezerey, von
teuern gezelten, kostlich lotter- und himmelbetten, sowohl guldene
stuck als sammetne und seidene, auch zum teil mit edelgestein
geziert und schone bildnussen. Andere tapezerei ist weiter uf
der Freyburger stub gewesen, zwar gegen dem vorigen nicht zu
vergleichen, doch teuer und lieblich anzusehen, von den kost-
lichsten gemelden darin gewiirkt, als obs darangemalt were,
beydes der uralten grafen und grafinnen von Nassaw und andern
ihres geschlechts, und dieses war sehr viel. Man sagte auch
von ein kostlich demant, so bei den geschirren were, den ver-
kaufte man fur 1 1 000 fl. einem Italiener. Summa es war alles
feil, und wurde doch der wenigste teil alda verkauft«.
Die Lage Oraniens war Ende Februar geradezu eine
verzweifelte. »Der Prinz von Oranienc, heisst es in einetn
Briisseler Briefe vom 27. Februar, »ist noch in Strassburg,
wo er sein Geschutz verpfandet hat; er wird in seineni
Quartier von seinen unbezahlten Hauptleuten taglich be-
droht, so dass er fast von Sinnen ist. Sein Bruder Johann
hat sich in Verkleidung nach Dillenburg gefluchtet, wo
er allerdings sicherer ist, als sein Bruder in Strassburg1).
Ganz ahnlich lauten die Nachrichten des den Nassauer
Brudern treu ergebenen Languet: Oranien ist ganz ver-
!) Corresp. de Granvelle 3, 487. — Am 15. Fcbr. bittet Oranien den
Rat, den kranken Hofmeister seines Bruders Johann, Georg von Ulm, an
dem On, wo er ist, bleiben zu lassen.
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g6 Hollaender.
loren. Nicht allein, dass seine Kriegsleute ihn in Stich
lassen; sie drohen ihm sogar, ihn ermorden und sodann
seine deutschen Besitzungen verwusten zu wollen. Einige
seiner Geschwader sind in des KOnigs Dienst getreten ').
^Oranien«, schreibt Alba am 10. Marz an Philipp II., »ist
ein toter Mann, ohne jeden Einfluss und KrediU2). Geradezu
verachtlich spricht von ihm sein alter Gegner, der Kardinal
Granvella: »Oranien hatte, da er vom Kriegshandwerk
nichts verstande, die Hoffhungen seiner Anhanger arg
getauscht. In der Erinnerung an seine friiheren Be-
ziehungen zu ihm, tate ihm der arme Herr leid, der sein
Lebtag nicht mehr das Haupt wurde hochtragen konnen.
jetzt moge er sich bei denen bedanken, die ihm zu der
deutschen Heirat zugeredet hatten*8).
In der Tat hatte Oranien in jenen Tagen noch den
Schmerz zu uberwinden, dass seine Gattin, die Tochter des
Kurfiirsten Moritz von Sachsen, sein »malum domesticum*.
wie sie in Briisseler Briefen4) genannt wird, die, wie es
sich spater herausstellte, in leichtfertige, niedere Gesell-
schaft geraten war und strafliche Beziehungen zu dem
Vater des Malers Rubens unterhielt 5), sich vollstandig von
ihm abwandte. So soil sie den Brief, durch welchen
Oranien sie zu sich nach Strassburg entbot, um ihm in
den schweren Tagen, die er jetzt durchzumachen hatte, zur
Seite zu stehen, zerrissen, die Stiicke mit Fussen getreten
und ausgerufen haben: am liebsten sahe sie ihn tot vor
sich liegen6).
*) Lauguet ad Camer. 6 Jd. Mart. 1569. Der Prinz hatte sogar ver-
sprechen miissen, im Falle er seinen Verpflichtungen bis zu einem bestimmten
Termine nicht wiirde nachkommen konnen, sich in Frankfurt oder einer
anderen deutschen Stadt als Geisel zu stellen (Prinsterer 3, 338). — 2) Kervyn
de Lettenhove a. a. O. 2, 168. — •) Corresp. de Granv. 3, 498, 526, 529.
— 4) Corresp. de Granv. 3, 408. — 5) Wenzelburger, Geschichte der
Niederlande 2, 293. — f) Corresp. de Granv. 3, 513. — Wie schwer Oranien
unter dieser Entfremdung lilt, geht aus einem Schreiben hervor, dass er
spater im November an sie richtete: Wenn er darauf beslande, dass sie zu
ihm nach Dillenburg kame, so geschahe es, weil er es Gott und del Liebe,
die er zu ihr hatte, schuldig ware, »uf das wan heut oder morgen sich
etwas mocht zudragen, das ich in meinem gewissen mocht zufrieden sein,
das ich Euch des, was Ir vor Gott und der werlt mir verplich seit, vermanet
habe und sunderlich mehr in disser zeit als in einer andre, dweil Ir selbst
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Wilhelm von Oranien und Strassburg 1568 11. 1569. gj
In den letzten Februartagen verliess Oranien in heim-
licher Flucht vor seinen aufstandischen deutschen Ritt-
meistern Strassburg zu Wasser in einer gedeckten Barke1).
Aber seine Gegner batten zu friib frohlockt, wenn sie
geglaubt, dass er an seiner Sacbe verzweifeln wtirde.
Gerade im Ungluck bewies Oranien die Grosse seines
Charakters. Nur wenige Wochen nacb seiner heimlichen
Entfernung aus Strassburg finden wir ibn mit seinen
Brudern Ludwig und Heinrich von Nassau an der Spitze
von 1200 Reitern und 800 Mann Fussvolk, von denen der
grosste Teil aus Franzosen bestand, im Heere des Pfalz-
grafen Wolfgang, dessen Avantgarde er fortan bildet2).
Nach La Noue soil er auf dem Zuge des Pf&lzers die
eigentliche Fiihrung gehabt haben, wenn auch nach dem
plotzlichen Tode Wolfgangs der nominelle Oberbefehl auf
den Grafen Volrad von Mansfeld iiberging.
In jenem Sommer lagen Oranien und seine Briider
auch einige Tage in der Abtei des bekannten sittenlosen
Spotters, des gut koniglich gesinnten Herrn von Brantdme,
der uns folgende anziehende Schilderung von seinem Feinde
entworfen hat3). >Ich sah alle diese Herren bei mir, ohne
dass mir oder meinem Hause der geringste Schaden zu-
gefugt worden ware. In der Kirche wurde nicht ein ein-
ziges Heiligenbild zerschlagen, nicht einmal eine Fenster-
scheibe beschadigt. Mit dem Prinzen selbst, der von grosser
und gefalliger Gestalt ist und sich vorzuglich uber alles
unterhalten konnte, hatte ich in einer Allee meines Gartens
wisst, in was gefahr und elend ich itzunder bin, wo in dan kein grflsserer
trost zu finden ist, dan wan ain man befindt und sicht, das seine hausfraw
beweist, das sie mit gedult ires herren creutz, das Gott im hat zugeschickt,
gern wil mit helfen dragen, sunderlich wan es im darum komt, da er hat
gemaint Gottes ehr zu befordren und seines vaterlands freiheit zu suchen*.
(Prinsterer 3, 330).
l) Vgl. uber seine Flucht die Chronik Schadaei S 264 und die Corresp.
tie Granvelle 3, 526 u. 535. — *) Languet ad Camer. S. 72, Corresp. de
Granvelle 3, 537, Haberlin 8, 12. Unter den franzdsischen Herren werden
genannt: de Morvilliers, Renelf Clervant, Hassonville, Dully, Mouy, die
beiden Biiquemauts, von denen der jtingere das Fussvolk kommandierte,
Esternay, Feuquieres, Autricourt und Lanty. Der Herr von Genlis, ihr
Oberanfuhrer, starb in Bergzabern (SchlichtegrolJ, Herzog Wolfgang S. 70). —
3) Brant6me, CEuvres 2, 175.
Zeitschr. i. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 1. 7
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q8 ;Hollaender.
eine langere Auseinandersetzung. Er sprach sich tiber die
Ursachen des Misslingens seiner Unternehmung aus, die
namentlich aus Mangel an Geld gescheitert ware. Aber
er wiirde auf dem einmal eingeschlagenen Wege nicht
innehalten und »seinen Flug von neuem beginnenc
In der Tat verliess er im September kurz vor der
Schlacht von Moncontour, in der seine Briider durcti
Tapferkeit sich auszeichneten, und die hauptsachlich durch
die Meuterei der deutschen Landsknechte fur die Huge-
notten verloren ging, das Heer, da er seine Anwesenheit
in Deutschland fur notwendig erachtete, durchquerte in
Bauernkleidung, nur von fiinf Getreuen begleitet, ganz
Frankreich und kehrte so unter tausend Gefahren und
Miihseligkeiten in seine Nassauischen Besitzungen zuruck,
um hier eine neue Schilderhebung vorzubereiten *).
l) Vgl. Haberlin 8, 475, Prinsterer 3, 323 und La Popeliniere 19, 128.
Anders Brantdme (2, 185), der ihn von La Rochelle aus zur See nach
Deutschland zunickkehren lasst.
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703.
Von
Eugen von Miiller.
Mit einem Plane.
Fiir den Feldzug 1703 gab Ludwig XIV. dem Marschall
Marquis de Villars den bestimmten Auftrag, sich mit dem
Kurfursten Max Emanuel von Baiern in Schwaben zu
vereinigen. Schon Anfang Februar setzte sich der Mar-
schall in den Besitz des Oberrheins, eroberte die Festung
Kehl und plante von hier aus einen Marsch uber Pforz-
heim nach der Donau, da in der frtihcn Jahreszeit die
Passe des Schwarzwaldes noch nicht gangbar waren.
Nach diesen Riickschlagen benutzte Markgraf Ludwig
Wilhelm von Baden, der Oberbefehlshaber des deutschen
Heeres, eine Operationspause, welche nach dem Falle von
Kehl eintrat, um Truppen aus der Rheinpfalz und den
Winterquartieren am Neckar heranzuziehen und vom
Buhlertal bis Stollhofen eine befestigte Linie anzulegen.
Hinter derselben stellte er sich dem Vormarsche der
Franzosen nach der Donau entgegen.
Diese Biihl-Stollhofener Verschanzungen gehoren zu
den interessantesten »Linien« jener Kriegsperiode, weniger
weil ihnen die damaligen Verhaltnisse eine grosse strate-
gische Wichtigkeit beilegten, als weil ihre ungemein
geschickte Anlage ihnen eine ausserordentliche taktische
Widerstandsfahigkeit verliehen hat.
Ihrer Beschreibung gilt der erste Teil der nachstehen-
den Abhandlung, wahrend der zweite Teil sich mit den
kriegerischen Operationen im Friihjahr 1703 am Oberrhein
und dem vergeblichen AngrifFe der Marschalle Villars und
7*
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IOO von Mtiller.
Tallard auf die eben erbauten Linien, dem ersten und
letzten Versuche, sich ihrer mit sttirmender Hand zu
bemachtigen, befassen wird.
I. Teil. Beschreibung.
Wenn die Beschreibung einer etwa zwanzig Kilometer
langen, befestigten Front in die Einzelheiten der ver-
schiedenen Verteidigungsanlagen eingeht, so entstehen natur-
gemass Langen und Schwierigkeiten. Nun sind allgemeine,
teilweise auch ungenaue Schilderungen der Buhl-Stollhofener
Linien schon mehrfach verOffentlicht worden. Deshalb
kam es hier auf eine moglichst sorgfaltige Feststellung
der Lage und Beschaffenheit der einzelnen Werke an.
Als Grundlage diente dabei ein von dem Major Albert
Elster im Juli 1703 aufgenommener und dem Markgrafen
Friedrich Magnus von Baden-Durlach gewidmeter Riss,
der sich heute im Karlsruher Generallandesarchiv befindet1).
Durch steten Hinweis auf die Beziehungen der fortifika-
torischen Massnahmen zum Gelande suchte ich die Schil-
derung von kaum zu vermeidender Schwerfalligkeit frei
zu halten. Am meisten aber wird der Leser fur seine
Miihe entschadigt werden, wenn er bei einem Gang durch
das »goldene Land* um Buhl meine Angaben prufend mit
seinen eigenen Beobachtungen vergleicht.
Die Biihl-Stollhofener Befestigungslinien zogen sich
von der Stelle, wo heute der Bahnhof Oberthal liegt, nach
den drei Hohen des Klotzberges, welche man als die
vordersten Auslaufer des Hornisgrindemassivs ansehen
kann. Sie krOnten dann einen der Rebhiigel, welche den
eigentlichen Schwarzwaldbergen vorgelagert sind — die
Brombacher Hohe, und erreichten vor Buhl die Rhein-
ebene.
Die Verschanzungen schlossen dieses Stadtchen gegen
Suden und Westen ab und nahmen von hier die kiirzeste
Linie nach dem Dorfe Vimbuch, das zu einem sehr wider-
standsfahigen Stiitzpunkt eingerichtet war. Von Vimbuch
im rechten Winkel nach Westen abbiegend, gewannen
Vgl. die beiliegende Karte, die im folgenden stets heranzuziehen ist.
Digitized by VaOOQ IC
Die BClhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. jqi
die Befestigungen den Lauf des Sulzbachs. In der hier
beginnenden Moorniederung des Rheintals bestanden die
Verteidigungsanlagen nur aus einzelnen Schanzen.
Stollhofen diente als befestigter Stutzpunkt. Es liegt
am ostlichen Rande einer Sanddiine, welche den Rheinlauf
begleitet. Uber diese Sanddiine hinweg fuhrte wieder eine
zusammenhangende Schanzenfront bis an den Rhein und
bildete nach Westen den eigentlichen Abschluss der Biihl-
Stollhofener Linien.
Diese Befestigungen batten nur die Bedeutung einer
Sperre der recbtsrheinischen Talebene.
Der Rbeinlauf abwarts war wobl durcb einzelne
Redouten und Batterien besetzt und etwa zwei Meilen
nordlicher scblossen die Weissenburger Linien, welcbe langs
der Lauter vom Rbein bis in die Vogesen sich ausdehnten,
aucb die linksseitige Talebene ab. Allein diese Befestigungen
standen in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit den
Biibl-Stollhofener Linien, weder was ihre strategiscbe Ten-
denz nocb ihre taktische Widerstandskraft anbelangt. Der
Rheinstrom gewahrte damals einen so starken Flanken-
schutz, dass, als im Jabr 1703 die Weissenburger Linien
und selbst Landau verloren gingen, die Verteidigungs-
fahigkeit der Biibl-Stollhofener Linien und ihr strategisches
Gewicht um nichts gemindert schien.
Noch merkwlirdiger ist in dieser Beziehung die Be-
deutung von Fort Louis. Diese franzosische Festung lag
auf einer Rheininsel unmittelbar hinter der rechten Flanke
der Biibl-Stollhofener Linie. Sie war bis zum Frieden von
Ryswik mit dem rechten Rheinufer durcb eine Brucke
verbunden. Trotzdem hat Fort Louis auf Angriff und
Verteidigung der Biihl-Stollhofener Linie niemals einen
nennenswerten Einfluss ausgeiibt.
Schon aus dieser iibersichtlichen Schilderung ist zu
erkennen, dass die Biihl-Stollhofener Linie in drei unter
sich sehr verschiedene Teile zerfallt:
1. im Gebirge, wo Wall — teilweise mit aufgeschich-
tetem Mauerwerk — Spitzgraben und ausgedehnte
Verhaue als Hindernismittel dienen,
2. auf den Vorhtigeln des Schwarzwaldes , wo ein
sorgfaltig ausgedachtes System von Wallen mit
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102 von Mflller.
pallisadierten Graben, grosser und kleinerFlankierung"
Anwendung findet,
3. in der Ebene, wo man die gunstigen Wasserver-
haltnisse dem Verteidiger dienstbar gemacht hat.
Gehen wir zur Schilderung der einzelnen Abschnitte
uber.
1. Gebirge.
Hier fallt zunachst die eigenartige Gestaltung der
linken Flanke auf. Bei einer fruheren Anlage bildete die
Burg Windeck den Abschluss des linken Fliigels der
Befestigungen. Damit war eine Umgehung der linken
Flanke, trotz der Verhaue, nicht ausgeschlossen, — und
entscheidend, wenn der Angreifer das Biihler Tal gewonnen
hatte. Bei der neuen Anlage verkiirzte der Erbauer seine
Front bis zum Biihlerstein, zog aber im rechten Winkel
eine befestigte Flanke bis Obertbal. Dort ist eine scharf
markierte Talenge, aber auch eine sehr ausgesprochene
Talstufe, oberhalb welcher das Tal steiler und ungang-
barer wird. Tatsachlich zwang diese Massnahme den
Angreifer bei einer Umgehung durchs Gebirge viel
weiter auszuholen, wahrend das Eingreifen der Reserven
des Verteidigers, welche sich ungefahr bei Biihl-
Altschweier, im Mittelpunkt des Bogens, aufstellen konnten,
verkiirzt und erleichtert wurde. Dazu kommt, dass die-
jenigen Truppen des Angreifers, welche auf muhsamem
Weg iiber den Pass am Lochkopf oder bei Neusatz Eck
aus der Rheinebene ins Biihler Tal vorgedrungen waren,
fur ihre Verbindungen mit der Hauptarmee besorgt sein
mussten, um so mehr, als der Markgraf auf den Hohen
des oberen Biihler Tals Landsturm und Truppen unter
dem Grafen Prosper von Furstenberg aufgestellt hatte,
welche den Angreifer, der das Biihler Tal iiberquerenden
Flanke im Riicken bedrohten. Es ist dies ein inter-
essantes Beispiel, wie eine geschickte Beschrankung der
Frontausdehnung die Verhaltnisse vollig um- und alle
Nachteile dem Angreifer zuwendet.
Uber dem heutigen Bahnhof Oberthal lagen zu beiden
Seiten Befestigungen. Auf dem rechten Ufer war dies
nur ein kleiner, aber ziemlich unzuganglicher Posten an
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. iq*
dem felsigen Berghang. Auf der linken Talseite setzten
sich die Befestigungen als eine zusammenhangende Reihe
von Fleschen und Lttnetten bis zum Biihlerstein fort —
zunachst nahezu auf der KammhOhe eines schmalen, steilen
Talriegels; dann bei Rossbuhl, mehr den Abfall des Berges
umfassend.
Auf dem Biihlerstein, nebenbei bemerkt, einem der
schOnsten Aussichtspunkte des nordlichen Schwarzwalds,
lag ein Fort mit zwei Halbbastionen. Der enge Raum
und die Trummerreste lassen vermuten, dass hier vielfach
Mauerwerk verwendet wurde. Trotzdem hake ich dafur,
dass nicht mehr wie 50 — 60 Mann in dieser Schanze unter-
gebracht werden konnten. Ich versuchte die dargestellte
Form nach den Elsterschen Angaben und den vorhandenen
Resten einzuzeichnen ').
Noch kleiner, aber gleichfalls mit Mauerwerk - und
wohl ein Haus oder einen Turm einschliessend - ist das
Fort auf dem »Steinernen Tisch« angelegt gewesen, wahrend
die noch gut erhaltene Stemschanze auf dem vordern
Klotzberg wieder etwas geraumiger und anscheinend ohne
Mauerwerk war.
Den Abschluss der Befestigungen dieser hohen Wald-
berge bildet eine kleine Redoute auf einem nach Hohbaum
hinabstreichenden Vorsprung des Klotzberg es.
Selbstverstandlich war der Wald vor den Befestigungs-
fronten abgeholzt und die gefallten Baume zu Verhauen
beniitzt.
Bei diesen Bergbefestigungen ist bemerkenswert, dass
die Verbindungslinien zwischen den Stutzpunkten nicht
der kiirzesten Linie, also dem Bergstrich, sondern mehr
der horizontalen Kurve folgen, also den Berg gewisser-
massen umkreisen. Dadurch sichert sich der Verteidiger
die fur den Schwacheren doppelt wichtige Beweglichkeit
bei der Verschiebung seiner Krafte in der Front, und der
Angreifer muss entweder steil den Abhang hinaufsturmen,
oder er kommt, wenn er durch die Einmuldung nach der
HOhe gelangen will, in eine von beiden Seiten flankierte
') Der Grossh. Forstmeister Freiherr von Glaubitz liess an dem
-Biihlerstein* eine Inschrift anbringen, welche sich auf die Ereignisse des
Jahres 1703 bezieht.
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104 von Mflller.
und durch den Stiitzpunkt geschlossene Sackgasse. Bei
einem Abgehen der Linien im Gel£nde fallt dies viel deut-
licher in die Augen, als auf dem Plane.
Ein ahnliches Prinzip kam bei dem Anschluss der
Bergbefestigung an die Verschanzung der Brombacher
Htthe zur Anwendung. Der direkte Abschluss des Sattels
zwischen dem Klotzberg und der Brombacher Hohe ware
eine flankierte Kourtine quer iiber den Weg Gucken— Hoh-
baum gewesen -- eine immerhin schwache Front. Nun
musste man bei den ortlichen Verhaltnissen, gedeckter
Annaherung etc. damit rechnen, gerade hier angegriffen
zu werden. Man stellte deshalb, wie man zu sagen pflegt,
das Ding auf den Kopf und Hess den Sattel ganz offen.
Aber man baute, ahnlich wie ich es oben gezeigt habe,
jedoch in kombinierter Weise, eine Sackgasse, eine hohle
Flanke, aus welcher eine zuruckgezogene, wohl auch
maskierte, Batterie die etwa 200 Meter breite Sattelhohe
unter iiberraschendes und wirksames Feuer nehmen konnte.
— Diese Fiihrung der Linie brachte auch eine offensive
Tendenz zum Ausdruck. Sie schuf einen grossen Ausfall-
hof, in welchem die Truppen des Verteidigers sich gedeckt
sammeln konnten, um einem Angriff des Klotzberges oder
der Brombacher Hohe in die Flanke zu stossen. Auch
hier gibt erst der Augenschein im Gelande die voile Er-
kenntnis der bemerkenswerten Anlage.
2. Brombacher Hohe.
Die Befestigung der Brombacher Hohe begann mit
einem starken Bastion, unter welchem der schon erwahnte
Weg Gucken— Hohbaum vorbeifuhrte und endigte mit dem
auf die Kuppe »Sch&nzle« weit vorspringenden Kronwerk,
dem >Fort«. Da das Tal des Rungsbachle im toten
Winkel lag, wurde ein Halbmond bis an den Rand des
Steilabfalles zwischen Einsiedel und Gucken vorgeschoben.
Die in diesem Abschnitt besonders bedrohliche Angriffs-
richtung ging iiber Brombach auf Kappelwindeck. Sie
konnte von dem Halbmond aus und dann auch von der
machtigen linken Flanke des Kronwerks unter Feuer
genommen werden. Dass man mit der Wahrscheinlichkeit
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Die Btihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 105
eines AngrifFs in dieser Richtung rechnete, zeigt der Ab-
schluss des Kronwerkes nach ruckwarts.
Die Verbindung zwischen dem Kronwerk und dem
Stadtchen Biihl wurde durch eine mit Bastion und Liinetten
verstarkte Front hergestellt.
3. Rheinebene.
Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Rheinebene
zwischen Kehl und Rastatt von einer breiten Senke durch-
zogen wird, welche im allgemeinen die Mittellinie zwischen
Gebirge und Rheinstrom einh< und die Talebene in drei
sehr verschiedene Abschnitte teilt. Sie ist von dem
Niederungsgebiet des Rheinlaufs durch eine leichte diinen-
artige Sandwelle getrennt, auf welcher die sogenannte
Rheinstrasse von Strassburg nach Frankfurt ftihrt. Nach
Osten dagegen vermittelt eine glacisartige Hebung des
Gelandes den Ubergang zu den Vorhugeln des Schwarz-
waldes. Naturgemass kann es sich hier immer nur urn
einige Meter handeln. Diese geringen Hohenunterschiede
geniigen, dass auch in der Rheinebene drei sehr ver-
schiedene Methoden der Befestigung in die Erscheinung
treten, bei denen die Ausniitzung des lokalen Wasser-
reichtums eine Hauptrolle spielt.
a. In dem ostlichen Abschnitt der Ebene verzichtete
der Erbauer der Linien nicht auf die Anlage geschlossener
Schanzenfronten. Allein er fullte den Graben derselben
mit dem im Fruhjahr besonders reichlich zustromenden
Wasser und versumpfte die tiefer liegenden Wiesen des
Vorgelandes. Dadurch wurden die wenig hoher liegenden
Ackerwellen, auf welchen eine teilweise Annaherung an
die Linien moglich war, vollig isoliert. Auf grossen Urn-
wegen nur konnte man von der einen Hohenwelle auf die
andere gelangen, so dass Uberraschung und Einheitlich-
keit bei einem Angriif auf diesen Abschnitt der Linie fast
ausgeschlossen waren.
b. In der Senke selbst vertraute der Erbauer auf die
Ungangbarkeit der vorliegenden Moorwalder — Abts-
moor, Grubhurst, hohler Wald etc. — Nur einzelne
geschlossene Werke sperrten die durchfuhrenden Wege,
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I06 von M tiller.
schiitzten die Schleusen und sicherten den Zusammenhang
der Verteidigung.
c. Im Westen dienten die gestauten und versumpften
Bachl&ufe, welche in ihrem Abfluss zum Rhein den Dunen-
zug durchgespult hatten zur Verstarkung der unmittelbar
hinter ihnen angelegten Schanzlinien.
Versuchen wir nun die Darstellung der einzelnen Ab-
schnitte in der Rheinebene.
a. Ostlicher Abschnitt:
von Btihl bis zur Btiicke iiber den Sulzbach.
Man kann Btihl als den linken Fliigelpunkt der Be-
festigungen in der Rheinebene bezeichnen. Das Stadtchen
war offen und nicht besonders verteidigungsf&hig. Nur
von Westen her erschwerten nasse Wiesen die Annaherung.
Vor dem Stadtturm am Sudausgang war eine geraumige
Lunette aufgeworfen. Sie diente zur Sicherung des Ver-
kehrs. Dann umschloss die Schanzenlinie in engem Bogen
die Slid- und Westfront des Stadtchens und erreichte
wenig westlich von dem jetzigen Pfarrhaus den Weg
Buhl— Oberweier (jetzt Bahnhofstrasse). Sie folgte diesem
Weg bis zum Bahnhof, wo ihr eine grosse Lunette vor-
gebaut war und nahm von hier, wie jetzt die Kleinbahn,
die Richtung nach dem Weg Buhl— Vimbuch, vor welchem
sie bis gegen Vimbuch herlief. Zur Verstarkung des
letztern Abschnitts lagen drei Ltinetten und ein Hornwerk
vor der eigentlichen Wallinie.
Am meisten aber wurde seine Widerstandskraft durch
die Ausnutzung der zahlreichen Wasserlaufe in der Rhein-
ebene vermehrt.
Wo die Stadtumwallung von Buhl die Buhlot iiber-
schreitet, war die erste Schleuse angebracht. Diese
Schleuse druckte dasWasser der Buhlot in den Befestigungs-
graben. Zweifellos bezeichnet der von hier ungefahr der
Schulstrasse und dann der Bahnhofstrasse entlang fuhrende
Graben die Lage der frtiheren Schanzenlinie.
Eine zvveite Schleuse, zwischen Buhl und Vimbuch
gelegen, sperrte den Rittgraben.
Das Dorf Vimbuch musste deshalb besonders stark
geschiitzt werden , weil die kurzeste Verbindung zwischen
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 107
den Flugeln der Linie durch Vimbuch fuhrte und weil
das trockene Vorgelande die Annaherung an das Dorf
begiinstigte. Ein Teil von Vimbuch war mit einem
flachen Hornwerk umgeben. Den Kern der Befestigung
bildete die Kirche.
Das Dorf ist durch zwei nicht unbedeutende Bach-
laufe eingeschlossen. Der Sandbach, welcher von Buhl
kommt, fliesst der Ostseite, der Dorfbach, welcher in den
Wiesen bei Oberweier beginnt, der Westseite des Dorfes
entlang. Letztere war die damalige Frontseite. — Der
starkere Wasserlauf, der Sandbach, wurde oberhalb Vim-
buch durch eine grosse Schleuse gesperrt und versumpfte
teilweise die Sandmatten und einen schmalen Gelande-
streifen vor der Front des Dorfes. Ein Sagewerk (Tenaille),
hinter dem Dorfbach liegend, deckte diese Schleuse.
Der Dorfbach "wurde durch eine weit zuriickgezogene,
nOrdlich Vimbuch hefindliche Schleuse gestaut; er fiillte
den Graben der Dorf befestigung und iiberschwemmte den
nordwestlichen Teil Vimbuchs, der damals nur aus wenigen
Hiitten bestand und ausserhalb der Befestigung lag.
Von einer Redoute bei Vimbuch zog sich eine zu-
sammenhangende bastionierte Front auf der H6he des
NeuScker parallel mit der Romerstrasse nach der Sulzbach-
briicke, wo eine Sternschanze ihrem rechten Flugel An-
lehnung hot. Neben der Abwehr gegen ein immerhin
recht erschwertes Vorgehen von Balzhofen her, hatten
diese Schanzen wohl hauptsachlich die Aufgabe, einen
Angriff auf Vimbuch zu flankieren.
An der eben erwahnten Brucke war eine grosse
Schleuse in den Sulzbach gebaut. lhre Stauwirkung war
sehr bedeutend und erstreckte sich bis in das Dorf Balz-
hofen hinein.
Ein gegen Kinzhurst vorgeschobenes Hornwerk sicherte
die Brucke und die Schleuse. Die Flanken des Horn-
werks wurden teils durch eigens angelegte Erdwerke,
teils durch die erwahnte Sternschanze vom rechten Ufer
des Sulzbaches aus bestrichen.
Zu erwahnen ist noch eine bastionierte Redoute, welche
von friiheren Zeiten her westlich von Kinzhurst lag. Sie
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log von M tiller.
war halb verfallen, aber noch als vorgeschobener Be-
obachtungsposten zu verwenden.
b. Senke, von der Sulzbachbriicke bis Stollhofen.
Wir treten nunmehr in das Gebiet der Senke mit den
unpassierbaren Moorwaldern. Hier — zwischen der grossen
Sulzbachbriicke und Stollhofen — beschrankten sich die
Verteidigungsanstalten darauf, dass man das moorige
Gelande vor der Front, sowie die durchfuhrenden Wege
unter Wasser setzte. Dies geschah durch den Bau von
fiinf Schleusen, welche man je nach ihrer Lage in ver-
schiedener Weise geschutzt hatte. Die beiden oberen
Schleusen, gleich nOrdlich der Sulzbachbrucke, waren durch
ofFene Erdwerke gedeckt. Das Tal ist hier sehr schmal,
die gegen liber liegende Hohe ermoglicht eine gedeckte
Annaherung an die beiden Schleusen und ein Weg, der
damals von Kinzhurst nach Weitenung ftihrte, uberschritt
bei der unteren Schleuse den Bachabschnitt. Bekanntlich
ist durch die Rheinkorrektion der Stand des Grundwassers
in der Rheinebene gesunken und ohne Zweifel wird damals
die schmale Einmuldung, durch welche der Sulzbach seinen
vielgewundenen Lauf nimmt, viel weniger passierbargewesen
sein wie heute. Auch hatte man aus dem nahe gelegenen
Vimbuch bei einem Angriff gegen diesen Abschnitt Truppen
bald zur Hand. Immerhin bleiben die geringfugigen
Verschanzungen unterhalb der Sulzbachbrucke bemer-
kenswert.
Die nachste Schleuse lag bei Leiberstung. Die Urn-
gebung dieses Dorfes lasst sich mit einer flachen Insel
vergleichen. Ihr Ackerboden erhebt sich wenig aus dem
Moorland und tritt bei dem Dorfe hart an den Sulzbach
heran. Hier iiberschreitet ein Weg den Bach und das
siidlich gelegene Moor in der Richtung auf Schwarzach.
Diesen Obergang und die Schleuse deckte ein ziemlich
grosses tenailliertes Fiinfeck.
Ungefahr in der Mitte zwischen Leiberstung und
Stollhofen greift ein Vorsprung der Sanddune, welche
die moorige Senke im Westen begrenzt, bis an das rechte
Ufer des Sulzbachs vor. An dieser Stelle lag friiher der
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Die Btihl-Stollbofener Linien im Jahre 1703. 100
Hartinger Hof1). Derselbe war in Form einer Stern-
schanze befestigt und gewahrte auch einer, etwas auf-
warts liegenden Schleuse einen gewissen Schutz. Diese
und die bei Leiberstung liegende Schleuse wurden durch
zwei in den Moorwald vorgeschobene und befestigte Wach-
posten gesichert.
Unterhalb des Hartinger Hofs vereinigen sich der
Abbach, welcher an dem Dorfe Oberbruch vorbeifliesst
und der Sulzbach.
Eine grosse Schleuse bei Stollhofen bildete den Ab-
schluss des Stausystems der den Moorabschnitt durch-
fliessenden B£che. Ihre Anlage gehOrte zu der Befestigung
dieses Stadtchens und war mit einem Sperrdamm nordlich
Stollhofens kombiniert.
Solche Sperrdamme hat der Erbauer der Buhl-Stoll-
hofener Linien mehrfach angewandt und mit dem Schleusen-
system in der Senke in Wechselwirkung gebracht. Urn
das nordlich des Sulzbaches liegende Gelande vor Ver-
sumpfung zu bewahren, welche die Querverbindung hinter
der Linie Vimbuch-Stollhofen unterbrochen hatte, wurden
quer uber die tiefer liegenden Wiesen- und Bruchabschnitte
Schutzdamme aufgeworfen — so ostlich der Sulzbachbriicke,
ferner »die lange Speck* l&ngs des Weges Weitenung —
Leiberstung, die Niederung des G&nsebruchel und des
Bruchwaldes absperrend, durch welchen der ausserordent-
lich wasserreiche Schinlingraben fliesst und schliesslich ein
zwei Kilometer langer Uferdamm auf dem Nordrande des
Sulzbaches zwischen Leiberstung und dem Hartinger Hof.
Es ist unschwer zu erkennen, dass die beiden grossen
Damme rechts und links von Leiberstung noch eine
besondere Bedeutung gewinnen mussten, wenn es dem
Feinde gelang, bei Buhl oder bei Stollhofen die Schanzen-
linien zu forzieren. Wurden nach dem gegliickten Durch-
bruch des Feindes die Staudamme durchstochen, so uber-
fluteten die zuriickgehaltenen Wassermassen den ganzen
l) Der Hartinger Hof diente wahrscheinlich einem Jagdhuter zur
Wohnung und war ein Schalterhaus an dem Wildgatter, welches den grossen
Wildpark der Mark gr a fen von Baden-Baden nach Siiden zwischen Biihl und
Stollhofen abschloss.
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I jo von Mtiller.
ntirdlichen Verlauf der Senke bis zur Oos und erleichterten
dem Feldherrn die weiteren Massnahmen der Verteidigung
oder den Abzug des nicht geschlagenen Flugels.
Stollhofen bildete den westlichen Sttitzpunkt der Linie.
Eine Besichtigung des Stadtchens ist deshalb interessant,
weil in seiner jetzigen Form, einigen Mauerresten und
dem Strassenzug, die Grundlinien der fruheren Befestigung
noch deutlich zu erkennen sind. Deshalb wurde dem
Plane ein Grundriss dieser Festung beigefugt. Die Wider-
standskraft Stollhofens lag iibrigens nicht in seinen Mauern,
sondern darin, dass das Stadtchen rings von leicht zu ver-
sumpfendem Vorlande umgeben war. Eine Annaherung
von Suden durch den hohlen Wald ist noch heute aus-
geschlossen. Die geringsten Schwierigkeiten im Gelande
fand der AngrifF, wenn er auf der Diinenwelle langs der
Rheinstrasse vorging, bis er auch hier an den gestauten
Bachen zum Stehen kam.
c. Diinenwelle bei Stollhofen und Anschluss an den Rhein.
Bei Stollhofen nahm der Sulzbach den betrachtlichen
Abfluss aus dem hohlen Wald, sowie eine Abzweigung
des Schvvarzbaches auf und teilte sich selbst in zwei Arme.
Der nordliche Arm (jetzt Muhlbach genannt) hat
seinen damaligen Lauf beibehalten. Er fliesst, nachdem
er die Sanddune durchquert und das Niederungsgebiet des
Rheines erreicht hat am Fuss der steilabfallenden Sand-
dune entlang in nordlicher Richtung dem Rheine zu.
Auf seinem tiberhohten rechten Ufer war eine zusammen-
hangende Schanzenlinie von unregelmassigen Bastionen
aufgeworfen, welche, dem Hochufer folgend, als eine gegen
den Rhein gerichtete Flanke bis zur Heckenmuhle weiter
gefuhrt war. Fur diese Schanzen bildete der nOrdliche
Arm des Sulzbaches den nassen Graben. Zu seiner
Stauung war am Westrand der Sanddune eine Schleuse
angelegt.
Der sudliche Arm des Sulzbaches (jetzt Griesbach
oder Landhagbach genannt) war gleichfalls auf seinem
rechten Ufer befestigt. Zunachst bei Stollhofen lehnte sich
die Verschanzung der Stadtmuhle an ihn. Dann folgte
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 1 1 1
eine vielgezackte Befestigung seinem Lauf bis zu der Stelle in
der Rheinniederung, wo dieser Arm gleichfalls sich nach
Norden wendet. Die Befestigungenhatten die ungefahre Form
und Bedeutung eines dem Hauptwall vorgelegenen Sage-
werks und die Aufgabe, die erw£hnte Schleuse zu decken.
Auch der Griesbach konnte durch eine Schleuse gestaut
werden, welche an dessen nttrdlicher Wendung errichtet war.
Noch muss einer dritten Schleuse Erw&hnung geschehen.
Sie lag etwas unterhalb des Punktes, wo die beiden Arme
des Sulzbaches sich wieder vereinigen; ihre Sperrung machte
das zwischen Rhein und der rechten Flanke liegende Vor-
land unpassierbar.
Der Hauptarm des Schwarzbaches, welcher von Siiden
kommt und in der Gegenwart diese Richtung behalt.
bog damals in der Hone von Stollhofen nach Westen
ab, direkt dem Rheine zu. Hinter seinem sumpfigen
Flussbett war eine mit Fleschen verstarkte Schanzenfront
bis zum Rhein aufgeworfen, womit der rechte Flugel der
gesamten Buhl-Stollhofener Linie seinen Abschluss fand.
Gerade in diesem westlichen Teil der Linie sind iibrigens
Gelande und Wasserlaufe so ver£ndert, dass sich die Lage
der Befestigungen kaum mehr bestimmen l&sst.
Am Rheine lagen nun noch einige Redouten, Schar-
tacken und, Fort Louis gegenuber, eine Batterie. Diese
Werke gehorten nicht eigentlich zur Buhl-Stollhofener
Linie, sondern sie machten einen Teil der allgemeinen
Rheinsicherung aus, wie sie ziemlich nutzlos von Breisach
bis nach Speier angelegt war.
Das Fort Mutin ist auf dem Elsterschen Plane nicht
angegeben, wohl aber auf andern Darstellungen der Buhl-
Stollhofener Linien aus der gleichen Zeit (1703) Auch
erw&hnt Villars dieses Fort in einem Operationsentwurf
fur den Marsch nach Baiern im Jahre 1703.
Wir sind damit am Ende der Beschreibung der Buhl-
Stollhofener Linie angelangt — sie war eine der beruhm-
testen unter den damals so haufig gebauten Befestigungs-
linien. Funf Jahre lang lag sie im Bereich der hin- und
herwogenden Operationen. Erst nach dem Tode des Mark-
grafen fand der franzosische Feldherr den Weg zu ihrer
Uberwaltigung. Wenn sie einen bestimmenden Einfluss
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112 vonMtiller.
auf die einzelnen kriegerischen Unternehmungen auch
nicht ausiibte, so setzte sie dem Operationsgebiet bis zum
Jahre 1707 doch seine nordliche Grenze.
Wie in seinen frttheren Feldzugen auf dem deutschen
Kriegstheater beniitzte der Markgraf auch die Btihl-Stoll-
hofener Linie zunachst, urn sich einen gesicherten Ver-
sammlungsraum zu schaffen fur seine jedes weitere Jahr
des Krieges langsamer und unvollstandiger ins Feld
nickenden Kontingente.
Nachdem der Markgraf im Fruhjahr 1 703 den AngrifF
der sehr iiberlegenen Franzosen abgeschlagen hatte, hielt
er sich nicht fiir stark genug, um dem abziehenden Gegner
aus den Buhl-Stollhofener Schanzen nachzustossen, und als
Marschall Villars nun seinen kiihnen Marsch durch das
Kinzigtal nach Baiern antrat, versagte auch die »strate-
gische Flankenstellung* der Armee des Markgrafen. Die
franzosischen Operationslinien waren zu weit entfernt, ihr
Rheiniibergang bei Kehl gesichert und eine der deutschen
weit uberlegene Armee deckte die riickwartigen Ver-
bindungen.
Ebensowenig gltickte die Ausniitzung der Biihl-Stoll-
hofener Linie fur eine aktive Kriegfuhrung. Der Versuch
des Markgrafen, durch starke Truppenentsendungen von
Buhl sich dem Marschall Villars in den Engpassen des
Schwarzvvalds vorzulegen, misslang. Gleich erfolglos war
im Jahr 1704 ein gemeinsamer Vorstoss des Markgrafen
mit den hinter der Linie und den in Schwaben stehenden
Truppen gegen die Vereinigung des Marschalls Tallards
(Dreisamtal) mit dem Kurfiirsten Max Emanuel bei
Villingen.
Das ungiinstige Starkeverhaltnis, die Schwierigkeiten
der Wege und der Verpflegung, sowie die Umstandlich-
keit des deutschen Oberbefehls hemmten seine Schritte.
Als dann im Juni 1704 die grosse Konzentration der
alliierten Streitkrafte an der Donau stattfand, deckte Prinz
Eugen von Savoyen hinter der Btihl-Stollhofener Linie
den Anmarsch Marlboroughs »). Allein auch er vermochte
») Prinz Eugen von Savoyen stand mit 28000 Mann hinter den »badischen
Linien* 60000 Franzosen gegenuber.
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 113
nicht den zweiten Marsch Tallards durch den Schwarzwald
(Elztal) zu hindern.
Die Franzosen standen von einem zweiten AngrifF auf
die Biihl-Stollhofener Schanzen ab, aber sie legten die
Marschlinien ihrer Armeen nach Baiern durch die Taler
des siidlichen Schwarzwalds.
Uber diese passive Einwirkung auf die Operationen
ging die Bedeutung der Biihl-Stollhofener Linie nicht
hinaus. Spater, nach der Schlacht bei Hochstadt, zog sich
der Krieg auf das linke Rheinufer und die Rolle der
Schanzenlinie war nahezu ausgespielt.
Bei den Franzosen hatten die befestigten Linien ge-
ringern Kredit 1). Marschall Villars hat die Aufstellung von
Armeen hinter Schanzen scharf verurteilt. Trotzdem musste
er zugeben, dass der Markgraf mit viel weniger und viel
schlechtern Truppen ihm bei Buhl den bequemeren Weg
nach Baiern iiber Pforzheim versperrt habe. Dies bestatigt
der Opera tionsentwurf des Marschalls Tallard2) fiir eine
spatere Periode des Jahres 1703.
Weniger wie die strategische Bedeutung der Biihl-
Stollhofener Linie hat uns bei der vorstehenden Studie die
Linie selbst und ihre Fiihrung durch das Gel&nde inter-
essiert.
Mag man nun die Aufstellung von Truppen hinter
Schanzen fiir eine ruckstandige Kriegfuhrung halten oder
fiir die gebotene Auskunft eines erprobten Generals: wir
bewundern riickhaltlos an Ort und Stelle die ausserordent-
lich geschickte Erkenntnis und Ausniitzung der Hilfsmittel
des Gelandes, den grossen Zug, sowie die sichere Be-
schrankung auf das Notwendige und Zweckm&ssige bei
der Anlage der Werke. Damals waren die Heerfuhrer
ihre eigenen und ausgezeichnete Feldingenieure.
*) Ein interessantes Beispiel fiir zweckdienliche Anwendung von ver-
schanzten Linien gibt der Feldzug Boufflers und Villeroys 1 703 in Flandern.
Auch Marschall Villars stellte 1703 seine Armee monatelang hinter die
Befestigungslinien zwischen Lauingen und Dillingen, als die Kriegsftihrung
in Baiern bald genug auf dem toten Punkte angekommen war. — *) M6moire
Tallards vom 10. Juli 1703 bei Pelet, III. 891.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 1. 8
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M4
von Miiller.
II. Tcil.
Der Angriff auf die Buhl-Stollhofener Linie im Jahre 1703.
Die Erftffhung des Feldzugs am Oberrhein 1703 war
far die deutschen Truppen uberraschend und ungunstig.
Erst Ende November 1702 hatten dieselben ihre Winter-
quartiere bezogen »). Der obere Schvvarzwald, der Breisgau
und das vorderosterreichische Gebiet waren mit kaiser-
lichen Regimentern belegt; schwabische und oberrheinische
Kreistruppen iiberwinterten teils in der obern Markgraf-
schaft, teils zwischen Elz und Murg unter Befehl des Mark-
grafen von Baden- Durlach; niedersachsische und pfalzer
Regimenter lagen in den Quartieren zwischen der Lauter
und der Nahe2). Hier fuhrte Feldmarschall Baron v. Thungen,
Gouverneur von Philippsburg, den Befehl. Der Ober-
kommandierende, Generalleutnant Markgraf Ludwig Wil-
helm von Baden-Baden, hatte sein Hauptquartier in Rastatt.
Schon Mitte Februar wurden die deutschen Truppen
aus ihrer Ruhe aufgescheucht.
Am 1 2. Februar uberschritt eine Armeeabteilung Villars
bei Hiiningen, am 15. eine zvveite bei Neuenburg und am
') An einschlagiger Literatur wurde im folgenden benutzt: v. Noorden,
Europ. Geschichte im achtzehnten Jahrhundert. Erste Abteilung. I. Bd. ; —
Onno Klopp, Der Fall des Hauses Stuart, Bd. 10—12. — Kiiegsgeschichtliche
Abteilung des k. u. k. Kriegsarchivs : Feldziige des Prinzen Eugen von
Savoyen. Der spanisclie Erbfolgekrieg, Bd. V. — Osterreichische militarische
Zeitschrift, J. 1846, Bd. I. Heller: Der Feldzug des Jahres 1703; — Badischer
Militar-Almanach, J. 1 856; — v. ROder, Kriegs- u. Staatsschriflen des Mark-
grafen Ludwig Wilhelm von Baden iiber den spanischen Erbfolgekrieg, Bd. I;
— Theatrum Europaeum, Bd. XVI; — de Vogue, Memoires du Marechal de
Villars, II; — Pelet, Memoires militaires idatifs a la succession d'Espagne sous
Louis XIV, Bd. Ill; — de Boislisle, Memoires de Saint-Simon, Bd. XI, XII;
— de Lamberty, Memoires pour servir a 1'histoire du XVIII siecle, Bd. II; —
Du Mont, Histoire militaire du Prince Eugene de Savoie, du Prince et Due
de Marlborough et du Prince de Nassau-Frise ; — Wolseley, Life of the Duke
of Marlborough. — 8) t)ber die territorial geltend gemachten Schwierigkeiten
bei der Unterbringung der Regimenter schreibt Markgraf Ludwig Wilhelm:
»allein ich habe noch nicht anderst gesehen noch gelernt, als dass man die
Soldaten auf die Erd setzen: und nicht in die Luft unterbringen kann, also
auch dazu die notigen Distrikt sein mussen.* Archiv f. Ostr. Geschichte
Bd. 37. S. 218.
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 1 1 ^
18. Februar der Marschall Marquis de Villars selbst init
dem Rest seiner Truppen und dem Artillerietrain bei Alten-
heim den Rhein. In raschem Vorgehen trieben die Fran-
zosen die zerstreuten deutschen Abteilungen vor sich her
und iiberrumpelten die befestigte Kinziglinie. Kaum gluckte
es den Deutschen, ihre Artillerie zuruck zu bringen.
Die franzosische Armee war nach ihrer Vereinigung
42 Bataillone und 63 Eskadrons stark.
Markgraf Ludwig Wilhelm gab seinen mehr oder
weniger versprengten Regimentern den Befehl, sich hinter
der Buhl-Stollhofener Linie zu sammeln, welche schon im
Jahre 1701 begonnen aber nicht ausgebaut worden war.
Dahin wurden auch die nachsten, auf dem linken Rhein-
ufer, in der Pfalz und in Schwaben verfiigbaren Truppen
herangezogen.
Kurflirst Max Emanuel von Baiern, Frankreichs Ver-
bundeter, befand sich 1703 in einer ungemein schwierigtMi
Lage. Schon mit Beginn des Jahres sollte nach dem
kaiserlichen Kriegsplan ein entscheidender Schlag gegen
ihn eingeleitet werden. Nur baldige Unterstutzung ver-
mochte ihn auf der Seite Frankreichs festzuhalten.
Hatte Marschall Villars noch im Winter den Rhein
uberschritten, so konnte dies nur in der Absicht geschehen
sein, dem Kurfursten die dringend erbetene und von dem
Konig zugesagte Hilfe zu bringen. Die Schwarzwaldpasse
waren in dieser Jahreszeit noch voll Schnee und ungang-
bar. Die einzig benutzbare Marschstrasse nach Schwaben
fuhrte liber Pforzheim. Deren Zugaag sperrten die Buhl-
Stollhofener Linien. Markgraf Ludwig Wilhelm hatte
somit guten Grund anzunehmen, dass die franzosischen
Heeresbewegungen auf einen Angriflf der Buhl-Stollhofener
Linien abhoben. Kundschafternachrichten und aufgefangene
Briefe bestatigten diese Meinung. Marschall Villars war
aber zunachst darauf bedacht, einen Stiitzpunkt auf dem
rechten Rheinufer zu gewinnen. Er begann deshalb am
20. Februar die Belagerung von Kehl und beschriinkte
die Operationen im freien Felde auf die Auspliinderung
des unteren Kinzigtals. Am 12. Marz wurde Kehl genommen.
lndessen hatte dieser kurze Feldzug die Leistungsfahigkeit
der franzosischen Armee so sehr verbraucht, dass Villars
8*
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1 i5 von Mftller.
sich veranlasst sah, die gesamten Truppen Qber den Rhein,
in Erholungsquartiere zwischen Zabern und Strassburg,
zunickzufOhren. Seine Berichte geben von dem Zu-
stand der Armee das trubste Bild und seiner grossen per-
sonlichen Unzufriedenheit Ausdruck. Erst der bestimmte
Befehl des Konigs, welcher auch den Marschall Graf
Tallard an den Rhein beorderte, veranlassten Villars, mit
seiner nunmehr retablierten Armee am 13. April in drei
Kolonnen bei Neuenburg, Kappel und Strassburg auf das
rechte Rheinufer uberzugehen. Seine bei Herbolzheim
vereinigten Krafte beliefen sich nun auf 54 Bataillone,
86 Eskadronen und 70 Geschtitze1).
Villars beschloss nach einer voraufgegangenen Ver-
abredung mit Tallard, zunachst den Markgrafen in den
Buhl-Stollhofener Linien anzugreifen2).
Am 18. April traf die Armee Villars in der Gegend
um Achern, Tallard mit 18 Bataillonen und 23 Eskadronen
in Strassburg ein, im ganzen gegen 50000 Mann.
Sehr ungiinstig lagen die Verhaltnisse bei der Armee
des Markgrafen8). Er musste seine Truppen wegen Mangel
an Fuhrwerk und der notwendigsten Heeresausstattung als
fur den Bewegungskrieg unfahig bezeichnen und sich aus-
schliesslich auf Verteidigungsanstalten beschranken.
!) Herbolzheim war als Vereinigungspunkt gewahlt, um den Feind zu
tauschen — ein von Villars stets angewandles und sorgsam ausgedachtes
Verfahren — er schrieb dariiber an Chamillard (Memoires, Appendice II,
276): »vous savez bien, Monsieur, que, sans le secret, on ne reussit k
rien, surtout dans la guerre*. — *) Villars, Memoires, Appendice II,
270. An Prinz Conty vom 14. April 1703: >. . . . Sagen Sie Ihnen
(meinen Feinden) endlich, dass es das Kliigste ist, wenn man eine feindliche
Armee und einen guten General gegenuber hat, welcher unsere Plane durch-
kreuzen kann, man ihn auf such en muss und ihn zur Schlacht zwingen.
Wenn ich in der gegenwartigen Ausfiihrung dieser Absicht einige Fehler
mac he, so schicken Sie mir die grossen Klugredner hierher. Wir werden
sie vor die Schanzen des Markgrafen von Baden fuhren und uns zu recht-
fertigen suchen. Sie werden in den Batterien leichter zu flberzeugen sein,
als auf den Terrassen von Marly und Versailles. — 8) Heller, Ost. M.
Zeitschr. 1846 I. S. 167. Brief des F.M.L. Graf Leiningen an Prinz Eugen:
^Ich habe die Gnad* Ihro hochfiirstliche Durchlaucht deu Herren General-
leutnant schon langstens zu kennen, aber niemals so constemiert gesehen als
anjetzo, weilen man denselben also abandonieret*. Vgl. Theat. Europ. 1703
S. 40 etc., Antrag des Churrheinischen Kreises.
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 117
Das Kinzigtal und die sudlicheren Schwarzwaldpasse
wurden gesperrt, Villingen erhielt eine kleine Garnison
kaiserlicher Truppen und die Mehrzahl der unter dem
hollandischen Generalleutnant Goor von der Mosel an-
marschierten Truppen (16 Bataillone hollandischer- und
hollandischer Mietstruppen), sowie kaiserliche und pfalzische
Reiterei wurden in einem Lager nOrdlich Lauterburg ver-
einigt und so zur Verwendung auf dem einen oder dem
andern Ufer des Rheines bereit gehalten. tTberall aber
herrschte der Mangel und, selbst in letzter Stunde, eine
verhangnisvolle Lassigkeit, dem Feldherrn die zum Krieg-
fuhren unentbehrlichen Mittel zur Verfugung zu stellen.
Nur an der Biahl-Stollhofener Linie wurde unter den
Augen des Markgrafen mit Eifer gearbeitet. Dahin zog
auch der Markgraf zunachst sieben hollandische Bataillone
aus dem Lager bei Lauterburg. Ihnen folgte spater der Feld-
marschall Thungen mit alien an der Lauter entbehrlichen
Truppen, sobald sich die Absicht des Feindes weiter
geklart hatte. Der Markgraf verfugte nun iiber rund
25000 Mann mit etwa 30 Geschiitzen. Am 16. April ver-
legte er sein Hauptquartier von Rastatt nach Buhl.
Die Verteilung der Truppen hinter der Linie vermochte
ich nicht durchweg festzustellen. Die Kommandobestimmung
der Generale gibt der Markgraf in seinem Bericht vom
26. April wie folgt an.
Den rechten Flugel bei Stollhofen kommandierte Feld-
marschall Thttngen, dem die Feldmarschalleutnants Furst
von Leiningen und Erbprinz von Baden-Durlach unterstellt
waren. Im Zentrum fuhrte Feldzeugmeister Furst von
Hohenzollern und unter ihm bei Vimbuch der Wurzbur-
gische General Fuchs ») den Befehl. Der Abschnitt von
Buhl bis zum Gebirge stand unter Generalleutnant Goor
mit den beiden hollandischen Brigaden Wielkens und Bein-
heim. Die Verteidigung des linken Flugels und der Flanke
war dem Feldmarschalleutnant Baron Johann Ernst von
Bibra mit meist pfalzer Truppen ubertragen. Bei Buhl
scheint eine Reserve von pfalzer und aus den beiden
hollandischen Brigaden ausgeschiedenen Bataillonen ge-
l) Freiherr Fuchs von Bimbach und Dornheim.
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Ijg von M tiller.
standen zu haben. Hinter der Mitte — und zwar aus
Verpflegungsrucksichten etwas weit ab — lagerte die
Hauptmasse der Reiterei unter Feldmarschalleutnant Baron
Zandt, dem Generalfeldwachtmeister Prinz Alexander von
Wiirttemberg und dem kurmainzischen General Baron Carl
Sigmund von Bibra. Feldzeugmeister Graf Prosper von
Fiirstenberg, der sich schon beim Abzug von der Kinzig
ausgezeichnet hatte, hielt die nahen Schwarzwaldpasse
besetzt. Von dort aus belastigte er in sehr wirksamer
Weise die rechte Flanke und den Rucken der franzosischen
Armee1).
Nachdem Villars die deutschen Kavallerieposten zuruck-
gedrangt hatte, unternahm er noch am Nachmittage des
1 8. April von Sasbach aus eine Erkundung der Linien bei
Buhl. Von den Hohen bei Rittersbach iibersieht man
weithin die Stellung des Markgrafen. Auf der ganzen Front
wurde geschanzt, allein hinter derselben waren nur wenige
und kleine Truppenlager zu sehen. Tatsachlich riickten
auch die beiden hollandischen Brigaden erst in der Nacht
vom 1 8./ 19. bei Buhl in die Stellung ein.
Diese Wahrnehmungen erfullten Villars mit voller
Zuversicht2) und er beschloss den sofortigen Angriff, ohne
Tallard abzuwarten. Hatte doch Villars auch die Meldung
erhalten, dass Thtingen sich anschicke, aus dem Lager
nordlich Lauterburg auf das rechte Rheinufer iiberzugehen
und die — falsche — Kundschafternachricht, dass der
kaiserliche Feldmarschall Graf Styrum von der Donau her
im Anmarsch sei.
Seinem Entschluss gemass ging Marschall Villars am
19. April mit der Armee bis hart an die feindliche
Front heran und bezog in den Einmuldungen der Reb-
berge, westlich von Hollebach und um Rittersbach vier
Lager. Ein funftes Lager bei Oberweier sicherte uber
Balzhofen und Moos die Verbindung mit dem anmar-
schierenden Marschall Tallard.
Bei der Burggasse, nur 400 — 500 Schritte von den
feindlichen Schanzen entfernt, liess Villars seine schweren
') Marechal de Villars, M£moires, II. 80. — *) Ebenda, Schreiben
an Chamillard v. 18. April 1703: *bis jetzt gewahre ich nichts, was mich
hindern sollte, alles zu hoffen^.
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 1 iq
Batterien auffahren und das Geschutzfeuer erftffnen. Trotz-
dem der Marschall dem Gegner so nahe und bedrohlich
auf den Leib ruckte, hatte er nicht die Absicht, hier einen
Durchbruch zu versuchen. Es kam ihm nur darauf an,
die Truppen des Feindes und seine Aufmerksamkeit in
der Front zu bannen.
Wahrend seine Batterien die Brombacher Hohe und
die an den Schanzen arbeitenden hollandischen Truppen
unter Feuer nahmen, erklommen 25 franzosische Bataillone
die Passhohe des Neusatzer Kcks, um eine Umgehung des
feindlichen linken Flugels auszufuhren. Diese 25 Bataillone,
fast die gesamte Infanterie das I. Treffens unter General-
leutnant Blainville und den Generalen Chatnarande und
Lee, waren in der letzten Morgenstunde von Ottersweier
auf Bad Hub und Neusatz abgebogen. Ihre Aufgabe
bestand zunachst darin, das Biihlertal und dann tiber
Alschweier das Rheintal zu gewinnen. Die Anlage und
der Yerlauf dieser Unternehmung machen es glaubhaft,
dass Villars von der erst nachtraglich angelegten Flanke
keine Kenntnis hatte. Er gab sich daher der trugenden
Hoffnung bin, durch diese Umgehung leichtes Spiel in der
Front zu bekommen. Fast die Halfte seiner Infanterie
und sein bester Generalleutnant sollten diese weit aus-
holende Entsendung zur Ausfuhrung bringen.
Allein schon der Marsch durch das Hubtal nach der
Passhohe nahm eine ganz ungewohnliche Zeit in Anspruch.
An manchen Stellen scheint der Weg unterbrochen und
versumpft, an andern durch Verhaue gesperrt gewesen zu
sein. Auch war in den letzten Tagen zwei Fuss Schnee
im Gebirge gefallen. Als Blainville am Abend im obern
Biihlertal ankam — neun Stunden habe er gebraucht,
schreibt Villars — sah er vor sich eine machtige Schanzen-
front, vvelche vom Biihlerstein quer zum Tal und iiber
dieses hinweg zog und mit Truppen stark besetzt erschien.
Von einer Umgehung und Uberraschung des Feindes war
keine Rede mehr.
Die Burg Windeck war durch den Markgrafen Ludwig
Wilhelm mit einem vorgeschobenen Posten besetzt gewesen.
Bei der Annaherung der gesamten franzosischen Armee
hatte der hier befehlende Leutnant die Burg geraumt und
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I 20 von Mflller.
sich auf die Hauptstellung zuriickgezogen *). Dadurch kam
wohl die Nachricht vom Marsche der Kolonne Blainville
fruhzeitig ins deutsche Imager. Ubrigens war derselbe auch
vom Biihlerstein aus zu beobachten. So fand Feldmarschall-
leutnant Bibra Zeit genug, sich gegen einen Angriff zu
rusten und mehrere Bataillone von Biihl zu seiner Ver-
starkung nach dem linken Fliigel und der Flanke heran-
zuziehen. Unter andern scheinen hier die Bataillone
Varennes (Preussen), Barbo und Venningen (Pfalzer) von
dem hollandischen Hilfskorps verwendet worden zu sein*).
Blainville war nicht in der Lage, noch am Abend
etwas zu unternehmen. Er blieb die Nacht im Gebirge
und erstattete dem Marschall Meldung von der ver&nderten
Sachlage.
Es kommt der Klarheit der Darstellung zu gut, werih
wir die weiteren Schicksale der franzttsischen Umgehungs-
kolonne im Zusammenhange schildern.
Villars schickte am 20. den ersten Offizier seines Stabes,
General Tressemane mit dem gemessenen Befehl an Blain-
ville, sofort und mit aller Entschiedenheit zum Angriff zu
schreiten. Blainville war indessen durch ein verlustreiches
Feuergefecht in seiner Meinung bestarkt worden, dass die
befestigte Stellung des Feindes mit den ihm zur Verfugung
gestellten Mitteln nicht erobert werden konnte. Es ist
dabei wohl auch die Frage aufgeworfen worden, durch
eine noch weitere Umgehung8) niber eine andere iiber die
letzte hinaussteigende H6he« das Tal von Neuweier und
bei Steinbach die Rheinebene zu gewinnen. Allein Blain-
ville hielt dies fur untunlich und zu gewagt, denn schon
machten sich vom Gebirge her die Ftirstenbergischen Truppen
lastig und bedrohten seinen Riicken und die Verbindung
mit der Hauptarmee im Rheintal. So kehrte Majorgeneral
Tressemane*) mit dem unerfreulichen Bericht zu Villars
zuruck, dass die Umgehung missgliickt sei. — Aber der
*) Theatrum Eur. 1703 S. 44. Die Burg wurde spater wieder von den
Deutschen besetzt. — *) Lamberty, II. 582 — 8) Theat. Europ. 1703. S. 44.
Vgl. auch Prinz Eugen, Bd. V, 312. — 4) M6moires de Saint Simon XI,
267; hier wird der Name de Tressemanes-Chasteuil geschrieben — die oben-
stehende Schreibweise ist den Memoires de Villars entnommen
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 12 \
Marschall war nicht willens von seinem Plane abzu-
lassen, — urn so mehr, als er sich inzwischen von den
grossen Schwierigkeiten eines Angriffs auf die Front der
Linie uberzeugt hatte. In grOsster Eile1) begab er sich
selbst zu Blainville. Es scheinen dort harte Worte2)
gefallen zu sein. Nochmals gingen die franzosischen
Bataillone gegen die Schanzen vor, in welche der »ver-
zagte* Feind nicht einmal gewagt, »seine Geschiitze ein-
zufuhrem. (!) Allein der Angriff kam, ehe er die Linien
erreicht hatte, wieder zum Stehen, und schliesslich musste
sich Villars der Auffassung Blainvilles anschliessen und
den Ruckzug nach dem Rheintal befehlen. Am 21. April
ruckte Blainville wieder bei der Armee ein8).
Blainville war ein General, der fruher und im
Verlaufe dieses Feldzugs Proben von grosser Tatkraft
und Unternehmungslust gab und bei der Katastrophe
von HOchstadt (1704) einen ruhmvollen Soldatentod starb.
Villars bezeichnet seine eigenen Truppen als viel besser
und zahlreicher als die feindlichen, aber die Generale
beschuldigt er der Schlaffheit *). Alles habe er tun, jede
Hohe selbst erkunden miissen. Nur im Soldaten erkenne
er noch den Franzosen. Diese Ausbriiche hilflosen Unmuts
und die uns uberlieferten Tatsachen erklaren indessen nicht
vollstandig den Blainvilleschen Misserfolg, vvenn auch der
erfahrene Soldat darin die Gefahren jeder weiten und
isolierten Entsendung und den haufigen Umschlag der
FlankenstOsse erkennen wird. Ausschliesslich auf Rech-
nung Villars ist aber der Fehler zu setzen, dass er eine
Umgehung untemahm, ohne den Feind in der Front nach-
driicklich anzufassen.
In der Front scheinen sich die Franzosen am 20. April
ruhig verhalten, aber zum Angriff bereit gestellt zu haben,
indem sie den Erfolg Blainvilles abwarteten. Nur das
Artilleriefeuer gegen Buhl und die Brombacher Hohe
') Memoires de Villars II, App. 289. Villars sagt, er habe nur
Vi Stunden dazu gebraucht. — *) Brief Villars an Cham i Hard vom 25. April
"703- Memoires de Villars II, App. 289, ebenda S. 78 u. 80. — s) M6moires
de Villars, II, 80; Prinz Eugen, V, 314; v. R6der, I, 93, 155; Memoires
de St. Simon XI. 268. — «) Memoires de Villars, II, App. 290.
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122 von M tiller.
dauerte mit unverminderter Heftigkeit an. Die an Kaliber
und Zahl bedeutend starkere Artillerie der Franzosen hatte
bald die Uberlegenheit im Geschutzkampf gewonnen.
Nachdem einige deutsche Geschiitze demontiert waren, zog
der Markgraf seine Artillerie zeitweilig zuriick1). »Trotz-
dem hat sich der Feind nit getraut, mit mehrerem Nach-
druck zu attaquiren«2). Nur die Vorwachen drangte er
bis in die Graben der Befestigungen zuriick.
Villars hatte zwei Generale, Marquis de Cheyladet (von
der Kavallerie des rechten Fliigels, II. TrefFen) und den
Brigadier de Heron (von der Kavallerie des linken Fliigels,
I. TrefFen), beauftragt, AngrifFsbatterien zu bauen3). Daruber
verging der 20., 21. und sogar der 22. April. Nach der
Schilderung eines hollandischen Offiziers sollen die Fran-
zosen am 21. April 70 Geschiitze ganz nahe an den Linien
in Position gehabt haben4), denen der Markgraf, wohl auf
der Brombacher Hohe, nur 6 bis 7 — nach den Villarsschen
Angaben nur halb so viel Geschiitze — entgegenstellen
konnte. In einem Schreiben an die Generalstaaten vom
22. April gab der Markgraf diesem Mangel an Kampf-
mitteln einen sehr ernsten Ausdruck:
Im Verlauf dieser Tage scheint die franzOsische Armee
folgende Aufstellung eingenommen zu haben5):
1. Die beiden TrefFen des rechten Kavallerieflugels
und der Rest der Infanterie des I. TrefFens (eine Brigade
zu fiinf Bataillonen) bei Rittersbach «).
2. Fiinf Infanteriebrigaden (ebenfalls je fiinf Bataillone
stark) des I. TrefFens im Buhlertal und nach Ruckkehr
von dort bei Rittersbach.
l) Lamberty II, 581 u. f. — 2) Roder 1, S. 155 u. Prinz Eugen V, 699,
Bericht des Markgrafen. — 8) Pelet III, 935, Villars Ansicht fiber die Aus-
bildung der Offiziere: »je pris la liberte de lui (au roi) dire que les
ofrkiers de cavalerie devaient apprendre aussi l'infanterie etc.* Memoires de
Saint-Simon XI, 266. Cheyladet hatte bis zum Brigadier bei der Infanterie
gedient (Rgt. Noailles & Maine). — 4) Nach dem Elsterschen Plane waren
gegen die Brombacher H6he vier Batterien gebaut: eine zu 8, zwei zu 6
und eine zu 4 Geschiitzen. — b) Vgl. Pelet III. 938. Ordre de bataille.
— 6) Nach dem Elsterschen Plan hat die Kavallerie wahrscheinlich in zwei
Treffen direkt nordlich Rittersbach gelagert, — abziiglich einige Dragoner-
schwadionen, welche mit Blainville marschiert sein mogen.
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 123
3. Die Infanterie des II. Treffens und das I. Treffen
des linken Kavalleriefltigels im Lager bei Oberweier ').
4. Das II. Treffen des linken Kavalleriefltigels unter
Generalleutnant de Rosel1) scheint zur Verbindung mit
Marschall Tallard entsendet worden zu sein. Denn
endlich war auch diese Armeeabteilung im Operations-
bereiche eingetroffen.
Bis zum 20. April hatte sirh Tallard durch den Rhein-
iibergang bei Strassburg aufhalten lassen3). Am 21. April
erreichte er das 15 Kilometer nordlich von Kehl liegende
Freistett; seine Vortruppen tiberschritten die Rench bei
Memprechtshofen. Am 22. April riickte er in ein Lager bei
Lichtenau (10 Kilometer Marsch). Wahrend dieses Marsches
scheint General de Rosel zu ihm gestossen zu sein. Tallard
ging nun mit Rosel, 24 Eskadronen und einem Grenadier-
bataillon seiner Armeeabteilung vorauf, um die feindliche
Stellung zu erkunden. Bei Kloster Schwarzach stiessen
die franzOsischen Eskadrons auf feindliche Kavallerie,
welche sie »bis unter die Musketen der Linie« zuruck-
drangten. Nachdem der Marschall das Angriffsfeld und
die feindliche Stellung aus nachster Nahe in Augenschein
genommen hatte, schickte er merkwiirdigerweise seine
Vortruppen bis in das Lager von Lichtenau zurtick. Fur
seine Person ritt er nach Moos zu einer Besprechung mit
Villars.
Kaum hatten die Franzosen das Geliinde vor der
Schanzenfront geraumt, als Feldmarschall Thiingen das-
selbe wieder in Besitz nahm und seine Reiterei bis an das
feindliche Lager streifen liess4).
Was Tallard in Moos berichtet haben wird, konnte
Villars wenig Zuversicht auf ein wirksames Eingreifen der
') Bei Vimbuch kampften die Regimenter Poitou und Chartres, welche
nach der Ordre de bataille im II. Treffen standen. Vgl. Bad. Militaralmanach
1856. — Markgraf Ludwig Wilhelm erwahnt, dass zahlreiche Kavallerie die
Batterien bei Vimbuch gedeckt habe. Vgl. Prinz Eugen V, 700. — f) de
Rosel wird vom 22. an bei Tallard und dort auch eine grossere Anzahl von
Eskadrons aufgefiihrt, als Tallard mit iiber den Rhein gebracht halte. —
s) Heller, O.M.Z. 1846. I, 177, *und dadurch die Meinung Villars schon
jetzt bestatigt, dass kein Verlass auf ihn sei«. — 4) Heller, O.M.Z. 1846. I,
184. Trotz einem schvveren Anfall von Chiragra fuhrte Thtingen den Ober-
befehl auf dem rechten Fliigel weiter.
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I 2 a von Mttller.
auf der Rheinstrasse anmarschierenden Armeeabteilung
geben. Rechtsdurchden moorigen >Hohlen Waldf, links durch
die sumpfige Niederung des Schwarzbachs eingeengt, blieb
fur den Angriff auf Stollhofen nur ein Entwicklungsraum
von 500 Meter Frontbreite iibrig1), der ausserdem in seiner
ganzen Tiefe keine Deckung bot. War der Angriff bis
an die feindlichen Schanzen vorgedrungen , so fand er
dort an den versumpften Bachlaufen (Sulzbach, Landgraben
oder Landhagbach, Schwarzbach) ein kaum zu iiberwindendes
Hindernis. Trotzdem endigte die Unterredung der beiden
Marschalle mit dem Entschluss, am folgenden Tage entweder
die Linien zu nehmen , oder sich so nahe vor denselben
festzusetzen, dass der Sturm am 24. April auf der ganzen
Front durchgefiihrt werden konnte. Der Markgraf be-
richtet von dieser Unterredung der beiden feindlichen
Generale: »der Ursachen selbigen Tages nichts weiter
passierU. Nur gegen die Brombacher Hohe donnerten
den ganzen Tag die franzttsischen Geschiitze. — Als
iibrigens der Anmarsch Tallards sich fuhlbar machte und
die Truppenverschiebungen nach Oberweier etc. die Mitte
der Befestigungslinie zu bedrohen schienen, liess der Mark-
graf fruh am 22. April die Schleuse bei Sellingen (Nr. 16)
und drei Schleusen zwischen Oberbruch und Buhl (wahr-
scheinlich Nr. 5, 4 u. 3) schliessen. Uberhaupt hatte sich
im deutschen Lager, wo man die Vorgange beim Feind
unter scharfer Beobachtung hielt, die Auffassung verstarkt,
dass nach den vergangenen ereignislosen Tagen ein ent-
scheidender Angriff des Feindes bevorstiinde. Liess auch
sein unsicheres Herumtasten an der deutschen Front einen
bestimmten Schluss auf Ort und Zeit des Angriffs nicht
zu, so gaben doch die Gestaltung des Gelandes und die
Verteilung der franzosischen Streitkrafte Anhaltspunkte
genug, wo man sich besonders vorzusehen hatte.
General Goor warf deshalb in der Nacht vom 22^2^ April
an einer Stelle der Brombacher Hohe, wo er die Front
fur besonders bedroht und schwach hielt »hundert Schritte«
hinter der ersten Linie eine zweite auf2). Es kann dies
*) Prinz Eugen V, 317, hier wird der Ausdruck »Damnu gebraucht. —
2) Lamberty II, 585.
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 125
hinter dem fSchanzelt gewesen sein (h) l) oder — was ich
fur wahrscheinlicher halte — hinter dem Sattel zwischen
Gucken und Hohbaum auf dem vom vorderen Klotzberg
gegen Kappel-Windeck streichenden Abhang (Batterie F).
Der Markgraf selbst begab sich friih morgens am 23.
nach Vimbuch.
Als ob Villars die Musterkarte von Fehlern vervoll-
standigen wollte, deren eine unsichere Heeresleitung sich
schuldig machen kann, berief er auf den Morgen des
2$. April seine Generale zu einem Kriegsrat. Man konnte
dieses, gerade Villars Wesen widersprechende Verfahren
als die mundliche Ausgabe des Angriffsbefehls ansehen,
wenn es Villars in einem Briefe an Chamillard und in
seinen Memoiren nicht als Kriegsrat bezeichnet2) und
wenn die Versammlung in ihrem Verlaufe nicht zu einer
Abstimmung iiber den AngrifF gefuhrt hatte. Villars
musste es erleben, dass die samtlichen Generalleutnants
der Infanterie (5) sich gegen den Angriff aussprachen.
Xur die drei anwesenden Generalleutnants der Kavallerie
- du Bourg8), tder Einzige, der etwas verstand«, Magnac
und Lanion — und die Marechaux de camp (Generalmajore)
stellten sich auf die Seite des Heerfiihrers. Villars bestand
schliesslich auf seiner Absicht anzugreifen. Als aber die
Befehle zum Angriff, schon zum zweitenmal, an die Truppen
ausgegeben waren, machten die Generale neue Schwierig-
keiten, welche wieder Verzftgerungen und Unsicherheit
zur Folge hatten. >So hat man den 23.* — wie der Mark-
graf berichtet — »bis gegen Abend den Feind in con-
tinuirlichen movementen gesehen«, und auch was sp&ter
geschah, best&tigt den Eindruck mangelnder Nachhaltigkeit
l) Vgl. den beigefugten Plan. — *) Memoires de Villars, II, 76 fT.; II,
Append. 289. »Si, apres Kell [Kehl], le roi m'avait honore de quelque
elevation, Ton se seroit dit a soi-mftme: suivons notre genie et les veritables
raisons de guerre; ne soyons pas retenus par des craintes basses: au pis aller
que me feront ces miserables! Je me trouve toujours une dignite qui
etablie ma famille, sur cela on marche. Mais avec une malheureuse petite
fortune a peine commencee, chancelante, ebranlee dans les occasions qui
devraient raffermir on dit: ne faisons rien qu'a la pluralite des voix et
on ne fait rien qui vaille« (Villars a Chamillard 2. mai 1703). — :t) Memoires
de Villars, II, Append. 290.
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126 von M tiller.
bei den Franzosen. Indessen scheint es auf der ganzen
Front noch am Abend des 23. zu vereinzelten Vorstossen
gekommen zu sein.
Tallard setzte sich am gleichen Abend wieder in den
Besitz der Ubergange uber den Schwarzbach, wo er einen
befestigten Posten wegnahm. H inter diesem Abschnitt
stellte er wahrend der Nacht 4000 Mann Infanterie und
2000 Reiter bereit, um am 24. bei Tagesanbruch zum
Angriff des Stollhofener Flugels zu schreiten.
Auch im Hornwerk an der Sulzbachbriicke bei Kinz-
hurst soil der Erbprinz von Baden-Durlach einen heftigen
Angriff zu bestehen gehabt haben1), den ich iibrigens in
keinem Originalbericht erwahnt finde.
Am nachhaltigsten gestaltete sich der abendliche An-
griff auf Vimbuch. Zunachst brachten die Franzosen 20
bis 30 Geschiitze gegen das Dorf ins Feuer, welche sie
durch zahlreiche Kavallerie deckten. Dann gingen einige
Brigaden »mit grossem Geschrei und Stuckschiessem zum
Sturme vor. Der Besitz des Dorfes war aufs ausserste
gefahrdet, um so mehr, als die Besatzung unzureichend
und ohne Artillerie war2). Der Markgraf raumte zunachst
den ausserhalb der Befestigungen liegenden Teil von
Vimbuch, welcher in Flammen aufging, und beschrankte
sich auf die Verteidigung der Walle. Ferner Hess er die
Reiterei absitzen und neben die Infanterie zum Feuer-
gefecht an die Brustwehr treten. So gelang es, die Fran-
zosen von den Schanzen abzuschlagen; allein sie setzten
sich in dem teilweise brennenden Dorfe fest und
begannen bei sinkender Nacht einen neuen Sturmlauf.
In diesem kritischen Augenblick traf das hollandische
Bataillon von Haidenbrecht, welches der Markgraf einige
Stunden vorher von Stollhofen herangerufen hatte »just a
tempo« ein und vereitelte den letzten Angriff. Doch etwa
sechzig Schritte vor den Schanzen hielten die Franzosen
nochmals Stand und begannen sich -- ein ganz modernes
Verfahren — unter dem Schutze der Dunkelheit in einer
*) Heller, Ostr Mil. Zeitschrift 1846 Bd. 1. 184. — *) Nach einem Bericht
Goors an die Generalstaaten vom 25. April stand »ein Bataillon Anspach
oder Janus* in Vimbuch. Ausserdem war auch Reiterei unter dem Fursten
von Hohen^ollern dorthin gezogen worden. Lamberty, a. a. O.
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 127
Frontausdehnung von mehr als 1000 Schritten einzugraben1).
Hier war es wohl auch, wo Villars seine Batterien
»a demie portee de pistolet« vor den deutschen Schanzen
auffahren Hess1).
Ungefahr zur gleichen Stunde scheint auch ein Angriff
gegen den Sattel zwischen der Brombacher Hone und dem
Klotzberg angesetzt worden zu sein. Er hat sich jeden-
falls nicht uber den Nachdruck einer Demonstration er-
hoben. Weder der Markgraf noch General Goor, der dort
kommandierte, erwahnen diesen Angriff. Er ist aber auf
einem hollandischen Kupferstich der Buhl-Stollhofener
Linien dargestellt3), und der hollandische Offizier, welchen
Goor mit seinem wortkargen Gefechtsbericht an die General-
staaten schickte, erzahlt seinen Verlauf. Dreizehn Bataillone
Franzosen seien zum Angriff gegen eine schwache Stelle
der Befestigung vorgebrochen. Jeder Soldat habe eine
Faschine getragen. Allein General Goor habe in der Xacht
hinter der ursprtinglichen Linie einen zweiten Abschnitt
aufwerfen lassen4). Dies habe die Stiirmenden verwirrt
und zum Stehen gebracht und nach der dritten Salve
seien alle weggelaufen. Ich erwahne diesen Angriff nach
vorstehenden Angaben deshalb, weil er in einigen Schil-
derungen als die zweite Umfassung durch das Gebirge
dargestellt ist, was nicht zutrifft6).
Nach dem Bericht des Markgrafen und den Schreiben
Villars kann es keinem Zweifel unterliegen, dass am Nach-
mittag des 23. April eine ahnlich starke Kolonne wie am
19. unter den Generalen Clerambault, Chamarande und Tot
wieder uber die Passhohe des Neusatzer Ecks nach dem
Buhlertal aufgebrochen ist. Wohl mochte Villars hoffen,
da sich jetzt der Kampf uber die ganze Front in der Ebene
ausgebreitet hatte, die von ihren Verteidigern entblosste
Flanke uberraschend zu nehmen. Allein Feldmarschall-
l) Nach einer auf dem Elsterschen Plane gezogenen Linie scheint dies
»RetranchemenU auf dem Ebhurst, nordlich von Balzhofen begonnen und im
Bogen bis siidlich der Kirche von Vimbuch gereicht zu haben, dem Rande
des festen Gelandes folgend. — s) Bericht Villais an den K6nig vom 23. April.
Prinz Eugen, V, 313 u. a. O. — 3) Bei Du Mont, Histoire militaire du
Prince Eugene, La Haye 1729. — «) Vgl. oben S. 124 Anm. 2. — 5) Bad.
Milit. Almanach J. 1856; Heller, Ost. Milit. Zeitschrift 1846.
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1 28 von Mttllcr.
leutnant Bibra hatte sich »vorgesehen«, und die franzosischen
Generale befanden sich im Buhlertal zum zweitenmal vor
einer ihnen unlosbar scheinenden Aufgabe. Die Meldung
des Generalleutnants Clerambault uber diesen Stand der
Umgehung scheint zwei Stunden nach Mitternacht (also am
24. April) im Hauptquartier Villars eingetroffen und nicht
ohne Einfluss auf den weitern Verlauf des Tages gewesen
zu sein. Villars legte eben auf die Angriffe gegen die
beiden Fliigel des Markgrafen ein besonderes Gewicht und
hielt sie fur aussichtsvoller als seine Vorstosse gegen die
Mitte der feindlichen Befestigungen zwischen Vimbuch
und der Brombacher Hohe. Auch die Darstellung im
Berichte des Markgrafen scheint dies zu bestatigen.
Jedenfalls war bis zum Morgen des 24. April nirgends
ein nennenswerter Vorteil gewonnen und die zweite Um-
gehung ins Biihlertal so viel wie missgliickt.
Alle Berichte stimmen uberein, dass am 24. die feind-
liche Armee in voller Schlachtordnung vor »der ganzen
Linie sich pr&sentiert« habe.
Marschall Tallard iiberschritt bei Tagesanbruch den
Schwarzbach. Der HauptangrifF erfolgte, wie das Vor-
gehen am 22., auf der Hoh Hard, der schmalen Sanddiine,
welche dem Rhein parallel lauft. Er kam wieder im
Geschutz- und Musketenfeuer vor den Wallen Stollhofens
und der westlichen Anschlusslinie zum Stehen.
Gleichzeitig richtete Tallard einen zweiten AngrifF
durch den Hohlen Wald und von Schwarzach aus liber die
Lochmatten (Tiefe Loch) gegen die Hartinger Schanze1).
Auch dieser Versuch misslang, da die franzOsischen Truppen
in dem morastigen Boden nicht vorwarts kamen. Dem
Marschall Tallard wurde dabei ein Pferd unter dem Leib
erschossen. Schon um 9 Uhr morgens zog er seine
Truppen aus dem Feuer und hinter den Schwarzbach
zuriick. Dort stellte er zunachst seine Batterien auf und
marschierte unter ihrem Schutze bis in sein altes Lager
*) Vgl. Prinz Eugen, V. 317, »Waldschanze«. Datnit kann nur die
Hartinger oder Hartunger Schanze gemeint sein. Sie lag am Wald rand,
ausserhalb des Wildgatters und von Schwarzach aus gesehen scheinbar im
Wald. Damals fiihrte von Schwarzach ein Weg nach dem Hartinger Hof
(s. Prinz Eugen, V, Tafel IV).
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahrc 1703. J29
bei Freistett. Am Abend des folgenden Tages hatte er
schon wieder den Rhein passiert und Strassburg erreicht.
Villars sollte sich griindlich verrechnen, wenn er glaubte,
dass Tallard bei Stollhofen die Kastanien aus dem Feuer
holen wurde.
Energischer, wenn audi nicht gliicklicher als am vor-
hergehenden Abend spielten sich am 24. April die Kampfe
bei Vimbuch ab, wo, wie es scheint, Villars personlich
anwesend, und was von Truppen verfugbar war, heran-
gezogen hatte. Am frUhen Morgen — »eine Stunde in
Tag* erneuerten die Franzosen ihre Angriffe. Allein der
Markgraf hatte die Nacht beniitzt, um den bedrohten
Posten durch zwei pf&lzer Bataillone und das kaiserliche
Dragonerregiment Styrum, welches von Stollhofen heran-
gezogen wurde, zu verstarken. So gelang es den fiinfmal
wiederholten Ansturm der Franzosen abzuschlagen. Nach
diesem, einem missgluckten Uberfall gleichenden Angriff
hat der Feind »die Linien vollig verlassen und sich wiederum
zuriick in sein Lager gezogem.
Auch gegen die Brombacher Hohe scheinen am 24.
friih franzosische Bataillone demonstriert zu haben, aber
so schwachlich, dass davon in den Gefechtsberichten kaum
Erwahnung geschieht. Der mehrerw&hnte hollandische
Offizier spricht von »einem Angriff*; im Badischen Militar-
Almanach wird erz&hlt, die Franzosen hatten nicht ver-
mocht, angesichts ihrer Gegner in die tiefeingeschnittenen
Schluchten hinabzusteigen , was auf das Gel£nde vor dem
linken Fliigel der Brombacher Hohe passen wurde. Der
Markgraf bemerkt, der Feind hatte sich »zwar auch pra-
sentiert, aber weiter nichts als mit Stiickschiessen tentiert*.
Goor erwahnt gar nichts iiber diesen Vorgang.
Schliesslich ist noch der Verlauf des Flankenstosses
im Buhlertal zu schildern.
Auch hier begann mit grauendem Tag der Angriff.
Die Franzosen beschrankten sich indessen auf ein Feuer-
gefecht mit den vorgeschobenen Abteilungen des Ver-
teidigers. Die in den Schanzen bereit stehenden Bataillone
des Feldmarschalleutnants Bibra anzugreifen , haben sie
sich »nicht getraut« und kehrten unverrichteter Sache in
das Lager bei Ottersweier-Rittersbach zuruck, »und ist also
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 1. 9
Digitized by VaOOQ IC
>30
von M ii 1 1 e r.
diesen Tag ferner nichts passiert, als dass von alien Orten
die canonada continuiert worden*1).
Das ist das Ende des Villarsschen Angriffs auf die
Biihl-Stollhofener Linie. In der Nacht vom 24. 25. April
zogen die Franzosen ihre Geschutze aus den Batterien.
Villars schrieb am 25. noch den mehrerwahnten lamen-
tablen Brief an den Kriegsminister Chamillard, ging dann
mit der Armee bis in ein Lager bei Sasbach und am 26.
bis in die Gegend von Offenburg zurtick.
Infolge der graulichen Verwiistungen des Landes vor
und wahrend der Belagerung von Kehl, welche Villars
selbst ein betriibendes Zeichen der Indisziplin seiner Truppen
nennt2), und da der immer tatige Feldzeugmeister Fiirsten-
berg vom Gebirge aus den Franzosen die Zufuhren von
Strassburg abschnitt, war ein so empfindlicher Mangel an
Lebensmitteln und Fourage eingetreten, dass nach dem
erfolglosen Angriff ein schleuniger Abzug diese unriihm-
liche Affaire beschloss. Der Markgraf hielt sich nicht in
der Lage, seinem Gegner an der Klinge zu bleiben und
nachzustossen.
Erstaunlich ist und fur die Beurteilung der fran-
zOsischen Fiihrer und Truppen sehr bemerkenswert , wie
nach diesem vollig zerfahrenen und verungltickten Angriff
auf den Markgrafen, Villars seine Armee sofort vor die
ungemein schwierige Aufgabe stellt, durch Forcierung der
Schwarzwaldpasse (Kinzig- und Gutachtal) die Vereinigung
mit dem Kurfursten Max Emanuel an der Donau (Ehingen)
zu erreichen. Ihm gait es. das stark erschiitterte Zutrauen
seines Konigs wieder zu gewinnen. Der deprimierten und
zerrtitteten Armee stellte er neue Ziele, festigte die Disziplin,
!) Der Markgraf spendet in seinem Bericht an den Kaiser vom 26. April
1703 seinen Generalen und Truppen grosses Lob: *besonders habe ich bei
der Herrn General Staateu Truppen unter dem Commando des General
Wachtmeisters Goor und beede Brigadier Wilkens und Beinheim nebst einer
grossen Standthaflftigkeit auch eine grosse facilitat in alien sachen und sonder-
lichen Eyfer, das gemeine Wesen zu erhalsen, gefunden* etc. Roder I, 156.
— *) Pelet, III, 516; — Memoires de Villars, II, Append. 278, Le lendemain
(23. Febr.) Monsieur le marechal de Villars poussa jusqu'a Haslach; les
marodeurs Py avaient devance. Jamais l'indiscipline parmi les trouppes n'avait
et6 portee a un tel point; jamais aussi la terreur n'avait ete aussi grande
dans le pays: tout etait desert (An den KSnig, 2. Marz 1703).
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Die Buhl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. ni
hob das Selbstvertrauen und die Unternehmungslust, welcher
auch das Kriegsgluck sich wieder zugesellte.
Dem Markgrafen machte man zum schvveren Vor-
wurf1), dass er bis zum Juni bei Buhl stehen blieb und,
anstatt den Gegner einzeln anzufassen oder eine neue
Kombination der getrennten deutschen Armeen vorzu-
nehmen, nur immer die Linien verstarkte. Ihm gegen-
iiber war Tallard zuruckgehalten worden, um die Ver-
bindungen mit Villars zu decken. Da ist es nun inter-
essant zu lesen, was Villars uber das Verhalten Tallards
sagt2): »Cependant le marechal de Villars voyait avec
une peine extreme que depuis le 1 mai qu'il avait force
les passages des montagnes noires jusqu'a la fin de juillet
le marechal de Tallard, qui avait 60 bataillons et pres de
100 escadrons n'avait rien fait*.
Tallard gibt dazu in einem Mernoire vom 10. Juli
1703 seinem Standpunkt Ausdruck3): »Le Marechal de
Villars a marche aux lignes de Biihl avec 54 bataillons des
meilleures troupess du roi. Monsieur de Tallard en avait
quinze avec lui. Cela faisait 69. Les ennemis n'avaient
pas plus de bataillons qu'ils n'en ont, puisque M. de Bade
n'en a emmene avec lui que cinq, qui sont repares par les
cinq qui viennent d'arriver. Ajoutez a cela qu'ils ont
infiniment travaille depuis ce temps-la et principalement
sur les hauteurs qui etait leur faible et le roi trouvera que
ce serait risquer apres un prejuge comme celui-la, de se
rapprocher une seconde fois des lignes pour les attaquer
avec apparence d'etre oblige de s'en retirer; ainsi Ton ne
s'arretera pas d'avantage sur cet article-la.«
Das ist die Meinung zweier Generale zu einer Zeit,
als sie gegen den Markgrafen im Felde standen4), und ich
fuhre sie an, um bei aller Anerkennung der nachtraglich
prufenden, theoretischen Kritik, ihrer Notwendigkeit und
ihrer lehrhaften Nutzlichkeit die beruhmten Gegner des
Markgrafen zu seiner Rechtfertigung aufzurufen.
Kritik uben kann man nach Theorien, Kriegfuhren
nur in klarer Erkenntnis der vorliegenden Verhaltnisse.
') Vgl. auch Noorden, a. a. O. Abt. I Bd. 2 S. 510. Zur allgemeinen
Kennzeichnung. — 2) M6moires de Villars II, 103. — *\ Pelet, III, 891. —
4) Tallard mit nahezu dreifacher Cberlegenheit.
9*
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'32
von M ii 1 1 e r.
Erlauterung des Planes und Erklarung der Zeichen.
Der beiliegende Plan der Buhl-Stollhofener Linien ist ent-
standen, indem das Gelande mit der Zeichnung des Majors
Elster in der Hand abgegangen wurde. Wo sich noch Reste
der Befestigungslinien fanden, wurden diese, sonst die Elster-
schen Angaben nach dem Augenschein in die badische Karte
i : 25000 eingepasst. An einzelnen Stellen musste der deutlichen
Darstellung halber der Grundriss der Linien vereinfacht werden.
Es geschah dies unter sorgfaltiger Wahrung der Eigenart der
Befestigung in ihren verschiedenen Abschnitten.
Sind noch — selbst geringe — Andeutungen der Schanzen-
linien vorhanden, so ist dies nachstehend vermerkt.
Von den Schleusen haben sich keine Reste erhalten. Auch
bei der Regulierung der Bache ist nichts gefunden worden.
A. Anfang der Befestigungslinie, uber dem Bahnhof
»Oberthal«. — Auf dem rechten Talrand keine,
auf der Bergnase (311,8) der linken Talseite
schwache Spuren.
A. — B. Die Schanzen Ziehen sich zunachst ungefahr auf der
Kammlinie uber 426, dann westlich Rossbuhl und
des Weges Rossbuhl — Schonbucher Rutte vorbei
nach der Bergkuppe Buhlerstein — in den Wein-
bergen eingeebnet, im Walde fast durchweg erhalten.
B. Redoute mit zwei Halb-Bastionen auf dem »Buhler-
stein« (523,8) wahrscheinlich mit gemauerter Front
— Grundriss noch erkennbar, Mauerreste.
Zwischen B. und C. Im Sattel: Kourtine mit Flanken — ver-
schwunden.
C. Kleine Redoute mit gemauertem Blockhaus auf dem
»Steinernen Tisch« (516,8 — wenig Reste.
D. Sternschanze auf dem »vorderen Klotzberg« — noch
deutlich erkennbar; weniger deutlich die Verbin-
dungslinie zwischen C. und D. und zwischen D.
und E.
Burg Windeck (376,5) vorgeschobener Posten ohne Zusammen-
hang mit der Schanzenlinie.
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 11^
E. Kleine Redoute auf einera Vorsprung des Klotzbergs
gegen Hohbaum — verschwunden. Diese Redoute
bildete mit dem gegenuber liegenden Bastion der
Befestigung G. der »Brombacher H6he«, welche
zwischen dem Tal von Kappelwindeck und dem
Tal des von Riegel komraenden Rungsbachles liegt,
den Abschluss des Sattels, uber welchen der Weg
von Gucken nach Hohbaum fuhrt.
F. Batterie von vier Geschutzen am Weg von Oberdorf
nach dem * Zinken Klotzberg — verschwunden.
Diente zur Bestreichung des oben erwahnten
Sattels.
G. Befestigung des Hdhenruckens (227) »Brombacher
H6he« zwischen Brombach und Hohbaum; am
»Einsiedelhof« ein iiber die Linie bis an den Steil-
abfall vorgeschobener Halbmond, wohl zur bessern
Bestreichung des Rungsbachletals — spurlos ver-
schwunden.
H. Bastioniertes Fort auf dem »Schanzle« (160,2); dieses
Fort bildete den Abschluss der Befestigungen des
Brombacher Hdhenruckens; weit vorspringend flan-
kiert es die Annaherung an die Schanzenlinie.
Das Fort ist nach ruckwarts durch die tenaillierte
Linie
h. gedeckt — keine Reste.
I. Verbindungslinie in der Ebene (140,5) zwischen dem
Fort H. und Buhl durch eine vorliegende Flesche
verstarkt — keine Reste.
K. Stadtbefestigung von Buhl, Wall (Mauer) und Graben.
Vor dem sudlichen Stadttor lag eine Lunette zur
Deckung des Ausgangs und Bildung eines Waflfen-
platzes. Der Torturm stand 200 a sudlich des
jetzigen Rathauses von Buhl. Wo die Befestigung
nach Norden abbiegt lag vor der Ecke gleichfalls
eine kleine Lunette. Die Befestigung uberschritt
dann den Sandbach und folgte der Umfassung des
Stadtchens (jetzt ungefahr: Graben an der Schul-
strasse) bis zur jetzigen Bahnhofstrasse — keine
Reste, meist uberbaut.
L. Befestigungslinie langs der Bahnhofstrasse, westlich
des jetzigen Stationsgebaudes (135,9) durch eine
Flesche gedeckt — keine Reste, durch die Strasse
nach dem Bahnhof uberbaut.
1. Schleuse, wahrscheinlich bestimmt den Sandbach zu
stauen, dass er den Graben vor der Front L. mit
Wasser fullte; vgl. den jetzigen Wasserlauf an der
Schul- und Bahnhofstrasse.
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134
von M ii 1 1 e r.
M. N. O. Drei vorliegende Fleschen zur Verstarkung der Linie,
welche vom jetzigen Bahnhof Buhl sich nach der
(jetzigen) Landstrasse Buhl — Vimbuch zog, dieselbe
bei der »Froschbachle«-Brucke erreichte und der
Strassenflucht bis gegen Vimbuch folgte — keine
Reste.
2. Schleuse am Rittgraben (133,6).
P. In die nassen Wiesen vorgebautes Hornwerk; die
Linien folgen nun dera rechten Ufer des Sand-
baches bis Vimbuch — vollig verschwunden.
R. Vorgeschobenes Sagewerk zur Deckung der Schleuse
des Sandbaches — verschwunden.
3. Schleuse des Sandbaches (133,6). Wahrend der Sand-
bach ostlich an Vimbuch vorbeifliesst, nimmt der
Dorfbach seinen Lauf am westlichen Rande des
Dorfes entlang; er wurde durch die weit zuriick-
liegende Schleuse,
4. welche sich nordlich von Vimbuch befand, gesperrt,
und in die Befestigungsgraben vom Vimbuch gestaut.
I\lit diesen beiden Schleusen konnten die Wiesen
bis Balzhofen und teilweise das Dorf selbst ver-
sumpft werden.
5. Hornwerk bei der Kirche von Vimbuch, Befestigung
des damals aus wenigen Hausern bestehenden
Dorfes. Die ausserhalb der Schanzen liegenden
Hiitten wurden abgebrannt — von den Befestigungen
ist keine Spur vorhanden. Die Kirche ist ganz
neu, das Pfarrhaus tragt die Jahreszahl 1732, ein
Torbogen 1755. Vimbuch hat sich sehr ausgedehnt,
besonders nach Norden.
T. Redoute nordlich Vimbuch und daran anschliessend
eine bastionierte Linie, welche iiber die Gelande-
welle »Neuacker« wegftihrte bis zu
U. Sternschanze amSulzbach — alles vollig verschwunden.
V. Briicke iiber den Sulzbach.
5. Grosse Schleuse an der Sulzbachbriicke (129,8).
W. Briickenkopf — Hornwerk — vollig verschwunden.
Westlich Kinzhurst lag eine schon damals verfallene
bastionierte Redoute , welche 1 703 nicht in das
Befestigungssystem eingezogen war, aber zeitweilig
als vorgeschobener Posten diente — ihre Lage ist
noch erkennbar (Sandgrube).
6. Damm zur Trockenhaltung der Wiese »Gemarkung
Neuweier«, uber welche wahrscheinlich der Ver-
bindungsweg von Leiberstung nach Vimbuch fuhrte,
— verschwunden.
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 135
X. Brustwehr, welche zur Bestreichung der rechten Flanke
des Hornwerks W. diente; scheinbar zwei hinter-
einander liegende Linien — kaum erkennbar.
Y. Ganz flacher Halbmond zum Schutze der Schleuse
Nr. 7 — nicht mehr erkennbar.
7. Schleuse des Sulzbaches.
Z. Zwei offene Erdwerke, Flesche und gebrochene Linie,
welche zur Deckung der Schleuse Nr. 8 und zum
Schutze gegen einen Ubergang fiber den Sulzbach
dienten - kaum mehr erkennbar.
Dem damaligen Wege Oberbruch— Weitenung folgend,
konnte der Angreifer, gedeckt durch die Hohenwelle
150,1, bis hart an den Bachabschnitt gelangen.
8. Schleuse des Sulzbaches (126,6).
Die lange Speck. (126,6). Damm zur Sicherung der Quer-
verbindung hinter der Befestigungslinie und um
das Verlaufen des gestauten Wassers zu ver-
hindern — verschwunden.
Sulzbach. Neuerdings durchweg reguliert und mit Dammen
eingefasst.
A. a. Sternschanze auf der Gelandewelle ostlich Leiber-
stung mit einem bis an die Niederung des Sulz-
bachs vorspringenden Hornwerk, zur Sperrung des
Weges Schwarzach — Leiberstung und zum Schutz
der Schleuse Nr. 9. Ober die Lage dieser Schanze
geben die im Ackerfeld nahezu ausgeflachten Linien
noch einige Andeutung.
9. Schleuse von Leiberstung.
B. b. Damm zwischen Leiberstung und dem Hartinger
(Hartunger) Hof, zur Sicherung der Querverbindung
durch die »Riedmatten« und zur Stauung — durch
die Wasserbauten am Sulzbach abgetragen.
10. Schleuse des Sulzbaches.
Im ^Grubhurst« scheinen zwei verschanzte Posten zur
Bewachung der Schleusen 9 und 10 aufgestellt
gewesen zu sein — kleine Redouten jetzt noch
erkennbar.
C. C. Sternschanze, in welcher der Hartinger Hof lag, am
jetzigen Zusammenfluss des Abbaches und des
Sulzbaches — Schanze und Hof vollstandig ver-
schwunden. Das Waldstiick nordlich hat noch
den Naraen Hartunger Busch.
Stollhofen. ( 1 26,1 ) befestigtes Stadtchen, von nassem Graben
und surapfigen Wiesen umgeben — beigefugt ein
Plan vom Jahr 1689. — Gegen Siiden war um
die Stadt eine Art verstiirktes Glacis langs des
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136 von Miiller.
Sulzbaches angelegt. Die damalige Befestigung
lasst sich heute noch an der Form des Stadtkerns,
dem Strassenzug und an einzelnen Mauerstucken
erkennen; das verstarkte Glacis ist verschwunden.
11. Schleuse von Stollhofen.
12. Sperrdamm und Schanze bei der Stollhofener Muhle.
13. Sperrdamm nordlich Stollhofen, zur Sperrung des
Bannwaldgrabens und um den Zugang von Norden
vor Versumpfung zu schutzen, — nicht mehr er-
kennbar. Stollhofen liegt nur 126,1, die Wiesen
am Sulzbach etwa 125 m hoch.
D. d. Befestigungen zwischen Stollhofen und der Heck-
muhle — nicht mehr erkennbar.
E. e. An dem »Landgraben« vorgeschobene Linie, zur
Deckung der den Sulzbach sperrenden grossen
Schleuse Nr. 14 — nicht mehr festzustellen. Der
»Landgraben« (Namen »Landhagbach« noch erhalten)
wird, besonders im Fruhjahr, aus dem »Hohlen
Wald« mit betrachtlichen Wassermengen gespeist;
er nahm eine Abzweigung des Sulzbaches auf,
vereinigte sich mit dem Schwarzbach und mun-
dete, nachdem ein Arm in nordlichem Abfluss
(jetzt Griesbach) sich von ihm getrennt hatte,
seiner westlichen Richtung folgend, in den Rhein.
— Diese Bachlaufe sind jetzt vielfach ganz ge-
andert.
14. Grosse Schleuse.
F. f. Linie, welche nach der Vereinigung von Schwarz-
bach und Landgraben diesem bis zur Einmundung
in den Rhein folgte — nicht mehr erkennbar;
auch der Wasserlauf hat eine andere Richtung
und das Gelande eine wesentliche Umgestaltung
erhalten.
15. Schleuse am Dammhaus (124,7), welche den oben
erwahnten Arm (jetzt Griesbach) sperrte.
16. Grosse Schleuse mit Damm, bei der damaligen Wieder-
vereinigung des Sulzbaches (Muhlbach) mit dem
jetzt Griesbach genannten Arm.
G. g. Redoute am Rhein — in der Richtung gegen die
lnsel von Dahlunden.
K. k. Geschutztes Blockhaus am Rhein.
L. 1. Geschutzte Blockhauser bei Sollingen, mit Anschluss-
linien - meist vollig verschwunden.
Fort Mutin zwischen Sollingen und Hugelsheira am Hochufer —
Spuren im Ackerfeld erhalten. Das Fort Mutin ist
in dem Elsterschen Plane nicht angegeben, wohl
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Die Biihl-Stollhofener Linien im Jahre 1703. 137
aber in dem Plan der Biihl-Stollhofener Linien,
welcher auf Tafel IV den »Feldzugen des Prinzen
Eugen von Savoyen«, kriegsgeschichtliche Abteilung
des k. u. k. Kriegsarchivs, beiliegt. — Villars
spricht von einem »fort que les ennemis ont devant
fort Louis* (Brief Vs. an Chamillard vom 27. 3.
1703, Pelet, memoires militaires 111, 545). Im
Jahre 1707 nach der Einnahme der Linien Hess
Villars die nach dem Ryswicker Frieden abge-
brochene Brucke bei Fort Louis wieder herstellen
und baute zu ihrem Schutze hier auf dem rechten
Rheinufer ein Fort.
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Theodor Ludwig y.
Von
Friedrich Meinecke.
Unter den Verlusten , vvelche die jungere Generation der
Geschichtsforscher und akademischen Geschichtslehrer Deutsch-
lands in den letzten zwei Jahren erlitten hat, ist der Tod Theodor
Ludwigs vielleicht der schmerzlichste. Er war nicht nur ein
ungewohnlich tuchtiger Forscher, sondern eine bedeutende wissen-
schaftliche Personlichkeit, die in ihrem eigenartigen feinen Glanze
allerdings nur einem kleinen Kreise erst bekannt war, die aber
— daran ist gar kein Zweifel — im schonsten Aufstiege zu einer
allgemeineren und durchgreifenderen Wirksamkeit begriffen war.
Zwei Bemerkungen allgemeiner Art raochte ich der Skizze
seines Lebensganges vorausschicken. Man muss einmal an die
inneren Schwierigkeiten erinnern, rait denen heute ein aufstreben-
der Historiker zu kampfen hat. Er muss heute beinahe not-
wendig damit beginnen, sich zu konzentrieren und isolieren in
eng begrenzten Studien. Es treten bestimmte Aufgaben und
Fragestellungen der ziinftigen Wissenschaft an ihn heran, denen
er zunachst rait gebundener Marschroute folgen muss. Editionen
und spezialisierte Aktenstudien — in der Regel nicht selbst
gewahlte, sondern ubertragene oder anerapfohlene Arbeiten —
absorbieren gewohnlich die ersten beiden Lustren der eigenen
Forschertatigkeit. Die Wissenschaft, zur Arbeitsorganisation und
zum Grossbetriebe geworden, lastet heute auf dem einzelnen
Forscher gerade in seinen frischesten Entwicklungsjahren am
slarksten. Man sollte sich der Wissenschaft, wie manchen anderen
Kulturgiitern gegenuber, als Herr und als Diener, frei und unfrei
zugleich fuhlen konnen. Heute dauert es lange , bis man zur
freien Selbstbestimmung seines wissenschaftlichen Lebens kommen
kann. Mancher bedarf ihrer wohl nie, mancher wiederum wahnt
sie von vornherein zu besitzen , wenn seine Erstlingsarbeit mit
kuhnera Mute ein raoglichst mniversalgeschichtliches« Thema ergriff.
Aber die Schlechtesten sind es wohl nicht, die in der Mitte
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Theodor Ludwig. j?g
zwischen beiden sich langsara und rauhevoll zur inneren wissen-
schaftlichen Freiheit durcharbeiten mtissen und das Wort
umkehren konnen : »Beim ersten sind wir Knechte , das zweite
steht uns frei.« Solch Einer war Theodor Ludwig. Der
Tod hat ihn hinweggerissen eben als das aussere Ziel seines
Strebens, das ordentliche akademische Lehramt, ihm ganz nahe
riickte. Das innere Ziel, die Harrnonie zwischen dem, was die
strenge Wissenschaft von uns verlangt und dem, was wir fur
unser eigenes geistiges Leben von der Wissenschaft verlangen
durfen, hatte er erreicht. Allerdings so, wie man es zu erreichen
pflegt, mitten im Kampfe und Zweifel, denn die Arbeit an seinem
ersten grosseren Werke, der badischen Verwaltungsgeschichte,
war trotz jahrelanger Vorbereitung immer noch erst in dem
bangen Stadium, wo der erforschte Inhalt seine Form erhalten
soil, und es scheint selbst mitunter die Frage ihn beunruhigt zu
haben, ob er seine Arbeit nicht an einen allzusproden Gegen-
stand gesetzt habe, ob er seinen Stoff nicht hoher hatte greifen
durfen.
Dass er aber der Mann war, auch aus diesera Stoffe etwas
zu machen, was uber die Grenzen einer guten und sorgfaltigen
Territorialgeschichte hinausging, zeigen alle seine friiheren Arbeiten,
die durchweg ein Stuck Landesgeschichte und allgemeine Ge-
schichte zugleich waren. Und hier mochten wir die zweite all-
gemeine Bemerkung einflechten, die auch dazu dienen soil, das
Lebenswerk Ludwigs in den richtigen Zusaramenhang zu stellen.
Diese Verbindung territorialgeschichtlicher Studien mit universal-
geschichtlichen Fragestellungen, die Ludwig mit einer hervor-
stechenden Kunst und Begabung ubte, war etwas, was die Zeit
verlangte , was dem Stande unserer geschichtswissenschaftlichen
Bewegung entsprach. In unserem Streben , auch die tieferen
geschichtlichen Schichten des modernen Kultur- und Staatslebens
zu erkennen, konnen wir gar nicht anders als zum einzelnen
Territorium , selbst mitunter bis zur einzelnen Geraeinde hinab-
steigen. Wir durfen bei ihr nicht ausschliesslich und nicht zu
lange verweilen, aber wir konnen zuweilen gerade durch langes
Vrerweilen etwas herausholen, was Licht wirft uber weite Strecken.
Diese Tendenz der Forschung ist im Grunde dieselbe Tendenz,
die den einzelnen Arbeiter zwingt, Entsagung zu tiben und sich
zu opfern fur die Aufgaben, die ihm die Wissenschaft aufdriingt.
Aber die Wafte, die uns verwundet, hat auch die Kraft uns zu
heilen, wenn wir nur selbst die Kraft haben, sie zu ergreifen.
Theodor Ludwig ist am 25. Mai 1868 in Emmendingen,
dem altbadischen Stiidtchen an der Grenze des Breisgaus, geboren
als Sohn des Apothekenbesitzers Ludwig. Er besuchte zuerst
die hohere Biirgerschule seiner Heimat, von 1 88 1 bis Juli 1886
das Gymnasium des uahen Freiburg, um sich dann dem geschicht-
lichen und staatswissenschaftlichen Studium zu widmen, von vorn-
herein wohl mit dem Wunsche, dereinst nur der Wissenschaft
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HO
M e i n e c k e.
zu leben. £r studierte zwei Semester in Freiburg, drei Semester
sodann in Berlin, dann wieder bis zum Herbste 1892 in Berlin
und das letzte Jahr 1892,93 in Strassburg. Ein nicht unerheb-
licher Teil dieser Studienzeit war schon durch Krankheit
absorbiert. Zu den Lehrern, die am starksten auf ihn wirkten,
zahlte er selbst Bresslau, Koser, Varrentrapp, spiiter besonders
G. F. Knapp.
Unter Bresslaus Leitung entstand in Strassburg seine Erst-
lingsschrift »Die Konstanzer Geschichtsschreibung bis zum 18.
Jahrhundert«, mit der er am 4. November 1893 (mit der Note
summa cum laude fur die mundliche Prufung) promovierte und
die 1894 im Druck erschien. Diese Arbeit erwuchs zunachst
aus einem quellenkritischen Problem, an dem — ich furchte
nicht missdeutet zu werden — ein Bravourstiick methodischer
Quellenkritik geleistet werden kann. Es gait, aus den Benutzungen
in spateren Chroniken usw. ein aiteres verloren gegangenes
Geschichtswerk , die Chronik des Konstanzer Sackelmeisters
Johannes Stetter zu rekonstruieren. Ludwig loste nicht nur diese
Aufgabe mit dem zugleich exakten und kombinierenden Sinne,
der dazu ndtig ist, sondern schmolz seine quellenkritischen
Ergebnisse zugleich in ein Stuck landesgeschichtlicher Historio-
graphie um, wobei ihm auch der Rat des gelehrtesten Kenners
deutscher Geschichtsschreibung, seines Strassburger Lehrers
Varrentrapp zu Statten kam. So entfaltet sich inmitten der
strengen Untersuchung ein mit offenbarer Liebe gezeichnetes,
lebensvolles Bild des geistigen und personlichen Hintergrundes
der stadtgeschichtlichen Aufzeichnungen. »Eine gleichsam per-
sonliche Verbindung«, sagt er z. B. von den alteren burgerlichen
Chronisten, »besteht zwischen Stoff und Erzahler; eben auf ihr
beruht mit der Reiz der Naivetat, welcher den Hervorbringungen
ihren anmutigen Schmuck verleiht.« Sehr fein wird dann die
Invasion des kosmopolitisch gefarbten Humanismus in die Kon-
stanzer Geschichtsschreibung, ihr Verfall in der zweiten Halfte
des 16. Jahrhunderts unter dem Drucke der Gegenreformation
und der osterreichischen Herrschaft, und ihr spater Nachtrieb
im 17. und 18. Jahrhundert dargestellt. Jede einzelne Erschei-
nung, aus welchera Lager sie auch stamrote, fasste er mit einer
gewissen noblen Gesinnung auf. Einem der alteren Chronisten
hatte sein Vorganger in der Konstanzer Quellenforschung das
Priidikat »Geschwatz« erteilt. Ludwig wies dies Urteil uber ihn
hoflich ab und charakterisierte ihn : »Er erhob sich nicht iiber
seinen Stoff um ihn zu beherrschen, sondern liess sich in ruhiger
Freude gleichsam von seinera Strom mit fortfiihren.«
Der heimatlichen Landesgeschichte gait auch sein zweites
Werk, »Der badische Bauer im 1 8. JahrhunderU, das im Sommer
1896 in Strassburg erschien. Aber in der neuen Seite, die er
sich jetzt herausgriff, bekundete er seine Absicht, den Kreis
seiner sachlichen lnteressen zu erweitern, wiederum jedoch im
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Theodor Ludwig. j a i
Anschluss an bestiromte Schulen und wissenschaftliche Richtungen.
Seine kritische und literarische Erziehung hatte er sich von
Bresslau und Varrentrapp geben lassen, den Sinn fur die
soziale und wirtschaftliche Struktur seines heimatlich-territorialen
Lebens liess er sich von Georg Friedrich Knapp, dem Meister
der Agrargeschichte entwickeln. »Der Ort«f sagt er in der Vor-
rede, »an welchem meine Arbeit erscheint, bezeugt auch ausserlich
ihren Anschluss an jene Untersuchungen , welche sich bei voller
Freiheit im einzelnen doch nach bestimmter Methode und geleitet
von gewissen Grundsatzen die systematische Erforschung der
deutschen Agrarverfassung zur Aufgabe gestellt haben.« Oberall
spurt roan auch die Schule Knapps, deren Starke es ist, zunachst
im kleinsten Punkte die grosste Kraft zu sammeln, von den
genau zu erkennenden Zustanden des ancien regime eines Terri-
toriums auszugehen, sie durchsichtig zu beschreiben und zugleich
konstruktiv zusammenzufassen und dann die konstruierten Linien
hinuberzufuhren in die Perspektive der allgemeinen Entwicklung.
Neben Knapp war es vor allem Werner Wittich, der durch seine
gleichzeitig damals dem Abschluss sich nahernden Forschungen
uber die nordwestdeutsche Grundherrschaft die sudwestdeutsche
Forschung Ludwigs, wie dieser selbst gestand, unvergleichlich
forderte. Wittich hatte schon in seinem 1892 erschienenen
Artikel >Gutsherrschaft« (Handworterbuch der Staatswissenschaften
4, 234), seine eigenen Resultate mit denen seines Lehrers ver-
einigend, ein summarisches Gesamtbild der alteren deutschen
guts- und grundherrlichen Verfassung gegeben , aber von den
Verhaltnissen Sud- und Mitteldeutschlands zu Ende des 18. Jahr-
hunderts gestehen mussen, dass ihre Kenntnis noch durchaus
luckenhaft und unvollstandig sei. Ludwig fiillte diese Liicke
fur den Sudwesten Deutschlands nun aus in einer Weise , die
wohl jedem Leser seines Buches unvergesslich ist, roit einer, ich
mochte sagen, architektonischen Sicherheit und Schonheit, die
auf jedes uberfliissige Ornament verzichtet und nur durch Glie-
derung und Linien wirkt. Leibherrschaft, Gerichtsherrschaft und
Grundherrschaft sind die drei Teile des Gebaudes, die der
Blick sofort erfasst, und die Gerichtsherrschaft gleichsam
der Mittelbau, in dem noch das starkste Leben herrscht,
wahrend die beiden anderen Institute, vor allem die Leibherr-
schaft, einen altertumlichen und verfallenen Eindruck machen.
Eine Hauptfrage , die Knapp gestellt hatte , was denn die sud-
deutsche Leibeigenschaft eigentlich gewesen sei, wurde jetzt
anschaulich beantwortet. Sie stellte sich heraus als eine erstarrte
Antiquitat, als eine nicht sehr betrachtliche Einnahmequelle fiir
den Leibherrn , als ein Institut, das mehr durch den Namen,
als durch den Inhalt gehassig war. Die Frohnden, die der
badische Bauer dem Markgrafen zu leisten hatte, leistete er ihm
nicht als seinem Leibherrn, sondern als seinem Gerichtsherm.
Aus der Gerichtsherrschaft, die auf das karolingische Grafenamt
Digitized by VaOOQ IC
I i 2 M e i n e c k e.
zuruckgeht, war hier, wie wohl uberall in Deutschland, die
rnodernere Landesherrlichkeit herausgewachsen , aber auch von
dera hoheren Standpunkte der Landesherrlichkeit aus hielt der
Markgraf seine landlichen Untertanen vorzugsweise durch die
Klammem zusammen, die ihm jene drei alten Institute der Leib-f
Gerichts- und Grundherrschaft gaben. Auch die Grundherrschaft
war hier, wo der Markgraf zwar nicht der einzige, aber der
weitaus grosste Grundherr seines Landes war, ein mehr poli-
tisches, als soziales und wirtschaftliches lnstitut geworden. Der
Bauer der Rheinebene war in der Regel der wirkliche Eigen-
tumer seines Gutes, der dera Grundherrn nur Natural- und Geld-
abgaben schuldete und wiederura dienten die Gerichtsfrohnden
wesentlich dazu , die Naturalabgaben in die landesherrlichen
Speicher zu fuhren. So ist es schliesslich der Landesherr, bei dem
die meisten Faden zusammenlaufen, der mit seinem Beamten-
staate unmittelbar iiber den Bauern sitzt, im scharfsten Kontrast
zura Nordosten Deutschlands, wo sich der Grundherr zum Guts-
herrn entwickelt und sich zwischen Bauer und Landesherren ein-
geschoben hat. Das wesentliche war eben , dass im Sudwesten
die Tendenz zum politischen Ausbau der patrimonialen Insti-
tutionen iiberwog, im Nordosten die Tendenz zu ihrer wirt-
schaftlichen Ausnutzung. Dieser Zustand Badens, dass Leib-,
Gerichts- und Grundherrschaft iiber eine und dieselbe Bauernschaft
in weitem Umfange in der Hand des Landesherrn vereinigt lag,
war aber, wie Ludwig klarlegen konnte, nicht alt, er war die
Frucht einer konsequenten Politik der Landesherren im 16. und
17. Jahrhundert, wahrend fruher namentlich die Leib- und die
Gerichtsherrschaft sich stark durchkreuzt hatte.
So scharf und genau und zugleich mit so weiten geschicht-
lichen Ausblicken war dieses Spiel und Gegenspiel der drei
altertumlichen Institute noch nie dargestellt worden. Damit ist
freilich nicht gesagt, dass Ludwig der eigentliche Entdecker
dieses Verhaltnisses war. Wir wollen hier nicht die Ansatze zu
seiner Erkenntnis in der alteren Literatur untersuchen, sondern
nur auf diejenigen Forschungen hindeuten, die nachweisbar
Ludwigs Untersuchung unmittelbar befruchtet haben. Das war
einmal jener schon genannte Aufsatz Wittichs iiber Gutsherr-
schaft von 1892, in dem das Thema vora Dreiklang der Leib-,
Gerichts- und Grundherrschaft schon angeschlagen wird, und
dann eine vorzugliche und lehrreiche Spezialuntersuchung des
Wiirttembergers Theodor Knapp »Uber die vier Dorfer der
Reichsstadt Heilbronn«, die 1894 als Programm des Heilbronner
Gymnasiums erschienen war, wo mit etwas anderer Terminologie,
aber sachlich ubereinstimraend die charakteristische Durchkreuzung
der drei Abhangigkeitsverhaltnisse und die schattenhafte Natur
der Leibeigenschaft nachgewiesen wurde (mit geringen Anderungen
wieder abgedruckt in Th. Knapps Gesammelten Beitragen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte vornehmlich des deutschen
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Theodor Ludwig. 143
Bauernstandes. (1902 S. iff.)1). »Diese Studies schrieb Ludwig
selbst am 9. Februar 1896 an Theodor Knapp, »sowie der Nach-
trag dazu, welcher in den Wurttembergischen Geschichtsquellen
erschienen ist, wurden besonders fur raich von grosser Bedeutung.
Ich tat damals eben die ersten Schritte zu einer ahnliehen
Arbeit, fur welche nun lhre Schrift eine vortreffliche Anleitung
bedeutete.«
Ludwig hatte auch seinem ganzen Charakter nach nie ver-
gessen konnen, was er seinem Lehrer und seinen Vorlaufern in
der Forschung verdankte. Aber er nahm doch auch seine eigene
Stellung inmitten der agrarhistorischen Schule Strassburgs ein.
In manchen Beziehungen, so urteilte Below (Hist. Zeitschr. 84,
504) musse man Wittichs Buch am hochsten unter den von
G. F. Knapp angeregten Arbeiten stellen , in anderer Hinsicht
aber durfte Ludwigs Arbeit die Palme gebuhren. »Sie zeigt die
weitesten Gesichtspunkte ; Ludwig ist am meisten allgeraeiner
Historiker, nicht vorwiegend Wirtschafts- bzw. Rechtshistoriker.«
Dies Zeug zum allgemeinen Historiker bewies vor allem die
Darstellung der Reforratatigkeit des Markgrafen Karl Friedrich
und seiner Rate. Hier wird uns ein Kapitel aus der Geschichte
des aufgeklarten Despotismus gegeben, wie es feiner und geist-
voller nicht oft geboten worden ist. Das Weltweite und all-
gemein Menschliche in kleinen Verhaltnissen und territorialer
und wohl auch menschlicher Beschranktheit wirken zu sehen
und es elegant, liebevoll und innerlich unabhangig zugleich zu
erzahlen, dazu gehorte eine ganz kongeniale Begabung. Wer
Ludwig kannte, sieht seine Personlichkeit hinter diesen Kapiteln,
den peinlich sauberen, korrekten und etwas steifen Mann mit
der badischen Klangfarbe seiner Stimrae, der nicht in die grosse
Welt zu gehdren schien und dessen Worte doch sogleich eine
vornehme Bildung, einen universal gerichteten und fest strebenden
Geist verrieten.
Carl Neumann hat einmal den Unterschied von grenz-
deutschen und binnendeutschen Charakteren entwickelt; jene
Ziehen mehr aus der europaischen und vor allem romanischen
l) Nebenbei gesagt, ein klassisches Beispiel dafur, was intensive Arbeit
aus einem engbegrenzten Gegenstand gewinnen kann, wenn sie im Zusam-
menhang mit der allgemeinen Forschung vorgeht. Theodor Knapp war, wie
er mir freundlichst mitteilt, zu seiner Heilbronner Studie durch die Lektiire
von G. F. Knapps Buch uber die Bauernbefreiung in Preussen angeregt
worden. Er hat dann bekanntlich seine Studien in schOnster Weise fort-
gesetzt. In einem noch vor Ludwigs Buch Uber den badischen Bauer ent-
standenen, durch Zufall erst 1897/98 erschienenen Aufsatze tiber Leibeigen-
schaft (Gesammelte Beitrage 346 ff.) wird das Verhaltnis der drei Institute
auch schon eindringender entwickelt. Ludwig selbst hat an Th. Knapps
Arbeiten auch weiterhin den lebhaftesten Anteil genommen. Vgl. seine Notiz
in der Hist. Zeitschr. 85. 377; 89. 507.
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144 Meinecke.
Kultur ihre Nahrung, diese aus dem heiraatlichen Erdreich.
Ludwig hatte von beiden etwas an sich und neigte, gewiss auch
rait angeregt durch sein Leben in Strassburg, in steigendem
Masse dazu, insbesondere aus der franzosischen Geschichte und
aus der feineren franzosischen Literatur zu lernen. Tiefen Ein-
druck machte namentlich Sorels Werk L'Europe et la revolution
francaise auf ihn mit seiner Kraft der Zusammenballung politischer,
geistiger und sozialer Momente und seiner glanzenden Kon-
struktionsgabe , an der er sich erfreute, ohne sich von ihr je
schlechthin blenden zu lassen. Er fand in Strassburg ein Theraa,
das seine letzten Studien aufs glucklichste verband mit dem
Wunsche, in den volleren Strom der europaischen Staaten-
geschichte einmal einzulenken. Seine 1898 veroffentlichte Schrift
»Die deutschen Reichsstande im Elsass und der Ausbruch der
Revolutionskriege« stellte diese viel behandelte Frage zum ersten-
male auf die breite Basis einer Untersuchung dessen, was aus
den deutschen Reichsstanden und Landesherren in der Zeit
zwischen 1648 und 1789 eigentlich geworden war. Hier konnten
die Ergebnisse seiner badischen Agrarstudien ihm den Weg
bahnen. Die Dinge hatten sich hier wohl etwas anders gestaltet,
weil es in diesen kleinen elsassischen Herrschaften nicht zur
vollen Ausbildung des typischen deutschen Territorial staats ge-
kommen war und weil der franzosische Staat hier dazwischen
gefahren war, aber so erofFneten sich ihm die interessantesten
Ausblicke auf die Herrschaftsmaximen des alten franzosischen
Staates, auf den seltsamen Zwitterzustand des Elsass und auf den
spezifischen elsassischen Sondergeist, der sich daraus entwickelte.
Er konnte nachweisen, dass aus Landesherren, Fursten und Reichs-
rittern sehr angesehene Rentenempfanger geworden waren, die
nebenbei noch einige offentliche Funktionen ausubten; er
konnte aber, was mit blosser solider Aktenforschung nicht zu
sehen war, auch wahrnehmen, dass auf der Fortdauer dieser
verkruppelten Herrenrechte »der Zusammenhang der Provinz
nicht nur mit dem Reich — denn dies wollte wenig genug
besagen — sondern mit dem Deutschtum uberhaupt beruhte«.
Daraus ergab sich dann die eigentliche Bedeutung dessen, was
die Nationalversammlung gegen diese Herrenrechte vornahm.
>lhr Streich gait in erster Linie auch hier nur dem Feudalstaat;
aber der Stoss drang, wie Hamlets Degenstich, durch diese
diinne Decke und traf dahinter die Hauptsache selbst, die
deutsche Sonderstellung eines grossen Teils der alten Provinz
Elsass im ancien r£gime.« Diese und andere tiefere Gegensatze,
die in die Frage hineinspielten , erfasste Ludwig mit Geist und
Scharfe, aber verlor nicht das Augenmass fur ihre reale Bedeu-
tung, fur ihren Einfluss auf den Ausbruch der Revolutionskriege.
Er urteilte schliesslich gegen Sore! und im Sinne Sybels, aber
mit wesentlich vertiefter Sachkenntnis und Auffassung , dass die
Elsiisser Frage kein schlechthin unlosbarer Konflikt zwischen
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Theodor Ludwig. hc
Deutschland und Frankreich gewesen sei, dass sie ohne den
Eintritt anderer Komplikationen vermutlich doch — durch
materielle Entschadigung der benachteiligten Stande — aus der
Welt geschafft worden ware.
Diese drei Schriften sind das bleibende Vermachlnis Lud-
wigs an unsere Wissenschaft '). Sie sind noch nicht das Beste,
was er mit seinem TaJente iiberhaupt hatte schaffen konnen.
Ich glaube auch nicht, dass die »Geschichte der badischen Ver-
waltung in der Entstehungszeit des Grossherzogtumss die ihn in
den letzten Jahren seines Lebens intensiv beschaftigte, es schon
geworden ware. Gewiss ware das Problem, das seiner zweiten
und dritten Schrift zu Grunde lag, die Umbildung des ancien
rdgime durch die modernen Ideen und Machte , hier in noch
grosserem Stile und mit weiterem Hintergrunde behandelt worden,
aber die Schwierigkeit, den Stoff zu bewaltigen und zu ver-
geistigen ware hier auch grosser gewesen. Schon im »Badischen
Bauer*, und namentlich in den »Elsassischen Reichsstanden« finden
sich Partien, die etwas zu peinlich an minder wesentlichem Detail
hangen bleiben, und die hinterlassenen Bruchstucke seiner badi-
schen Verwaltungsgeschichte scheinen nach dem Urteil derer, die
sie gelesen haben, nicht fiber die erste vorlaufige Zusammen-
fassung des Stoffes hinauszukommen 2). Gerade der allgemeine
Historiker hat es schwerer als der Rechts- und Wirtschafts-
historiker, solche vasten Materien geistig zu formen, weil er
sich nicht auf einige wohl durchgebildete Kategorien beschranken
will, sondern die Fulle der lebendigen Anschauung, oder trockener
gesagt , das personliche und sachliche Detail starker auf sich
wirken lasst, weil er Dinge in ihm sieht, deren Erkenntniswert
er wohl fuhlt, die er nur nicht gleich in Kategorien fassen kann.
Dies eben ist es nicht zum geringsten, was den VVeg des all-
gemeinen Historikers von heutzutage so erschwert. Er kann,
wie es Ludwig getan hat, ausserordentlich viel lernen von den
mehr systematisch vorgebildeten Historikern des Rechts , der
') Von seinen kleinen Arbeiten seien noch genannt: I. Einige unbekannte
Konstanzer Chroniken des Generallandesarchivs. Zeilschr. f. Gesch. d. Ober-
rheins 1895; 2. Ein wiederaufgefundener Band der Mainzer Erzbistums-
chronik des Grafen Wiihelm Werner von Zimmern (ebenda 1897); 3. Die
Umwalzungen in Bohmens l&ndlicher Verfassung seit 1618. Schmollers Jahr-
buch 1896; 4. Neue Briefe Napoleons I. Preuss. Jabrbticher 1901. 5. Akten-
stiicke zur Geschichte der badischen Konkordatsbestrebungen unter Napoleon I.
Deutsche Zeitschr. f. Kirchenrecht 1902; 6. Neue Forschungen zur Vor-
geschichte der franz6sischen Revolution. Hist. Zeitschr. Bd. 96. Fur die
Histor. Zeitschr. hat er von 1898 — 1903 auch die Zeit 1555 — 1648 in den
>Notizen und Nachrichten« bearbeitet. — *) Ludwig hat das selbst geffihlt, wie
sein vor dem Tode ausgesprochener Wunsch bezeugt, sie vernichten zu lassen.
Seine reichen, sorgfaltig geordneten Excerpte aus den Pariser Archiven werden
dagegen erhalten bleiben und sind dem Karlsruher Archiv iiberwiesen worden.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 1. I0
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J46 Meinecke.
Wirtschaft usw., aber er wird sich — und auch das hat Ludwig
getan — ihnen nicht ganz und gar hingeben konnen, sondern
nach dera schwereren und hoheren Ziele streben, Fulle der An-
schauung mit Allgemeinheit der Anschauung zii verbinden. Wie
heute die Dinge liegen, ist das vielleicht nur durch starkere
philosophische Durchdringung des geschichtlichen Stoffes moglich.
Oft hat sich Ludwig in vertrautem Gesprach uber diese Dinge
ausgesprochen, und ich finde nun in einem Briefe, den er vier
Monate vor seinera Tode, am 9. Juni 1905 an seinen alten
Lehrer Varrentrapp schrieb , ein schlichtes und ergreifendes
Zeugnis daruber: »Je langer man Geschichte treibt, desto starker
wachst das Bediirfnis nach einer uber die Einzelerkenntnis hinaus-
gehenden allgemeinen Anschauung. Zu den vielen Verlusten,
welche mir meine fruheren Gesundheitsumstande verursacht haben,
rechne ich ganz besonders den Mangel an philosophischer Durch-
bildung. Ihm ist vielleicht nie und gewiss nicht jetzt abzuhelfen.
Die Beurteilung der allgemeinen Verhaltnisse leidet infolgedessen
an einem gewissen Schwanken , welches immer unangenehm
empfunden wird und auch den wissenschaftlichen Erzeugnissen
den eigentlichen Nachdruck benimmt.«
Ein tiefes seelisches Bediirfnis, aber mit schwerblCitiger
Hypochondrie vermischt, spricht aus solchen Worten. Seine
leidige Kranklichkeit hat ihm seit seiner Studentenzeit viel
Lebensmut und Freudigkeit geraubt und seine Arbeiten wieder-
holt storend unterbrochen. Sie hat auch seine Lehrtatigkeit in
Strassburg stark gehemmt. Er habilitierte sich am 29. Mai 1897
und wurde im Juni 1902 zum ausserordentlichen Professor er-
nannt. Seine Vorlesungen , die er sehr sorgfaltig vorbereitete,
umfassten verschiedene Gebiete der neueren Geschichte; beson-
dere Liebe wendete er auf sein Kolleg uber neuere franzosische
Geschichte. In seinem letzten Lebensjahre, in dem er uns alien
gesunder und frischer vorkam , hatte er auch die Freude eines
durchschlagenden Lehrerfolgs als Leiter des Proseminars fur
neuere Geschichte. lm Herbste 1905 dachte man in Giessen
wie in Freiburg, wo die Lehrstuhle der neueren Geschichte
vakant waren, ernstlich an ihn. Da ergriff ihn der tuckische
Typhus, dem er in der Fruhe des 16. Oktober 1905 erlag.
Zwei Tage darauf begruben wir ihn auf dem Hugelfriedhof
seiner Vaterstadt Emmendingen und waren uns voll Trauer
bewusst, dass er auch uns, seinen Freunden, noch nicht alles
gesagt hatte, was sein scheues und zartes Inuere bewegte. Aber
es gibt eine geistige Sprache , in der wir nun den Abgeschie-
denen mit uns sprechen horen. Mochte sie auch ein wenig
aus diesen Zeilen nachklingen.
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Von Veroffentlichungen der Badischen Historischen
Kommission sind erschienen:
Neujahrsblatter der Badischen Historischen Kommission.
Neue Folge. 9. 1906. Rupprecht der Kavalier, Pfalz-
graf bei Rhein (1619 — 1682) von Karl Hauck. Heidel-
berg-, Winter.
Badi sch e Bio graph ien. V. Teil. 1891 — 1902.
Herausgegeben von Friedrich von Weech und Albert
Krieger. Heft 9 (Sehring — Weickum). Heidelberg, Winter.
Oberrheinische Stadtrechte. Erste Abteilung.
Frankische Rechte. Siebentes Heft: Bruchsal, Rothen-
berg, Philippsburg (Udenheim), Obergrombach und
Steinbach, bearbeitet von Karl Koehne. Heidelberg,
Winter.
Schau-ins-Land. 32. Jahrlauf (1905). Max Stork: Sant
J6rg am Oberrhein S. 1 —36. Behandelt in funf Abschnitten
1. Georgslegende und Georgssage; 2. S. Georg und die Kreuz-
zuge; 3- S. Georg, der Patron der Freiburger Kramerzunft;
4. Ausgang der Verehrung des Heiligen; 5. Art der Darstellung
und Tracht. Beigegeben sind dem sehr reich illustrierten Auf-
satze ein Verzeichnis der >Orte der GeorgsdarstelIungen« und
Mitteilungen fiber die in der Stadtbibliothek Augsburg befindliche
Handschrift des Spiels »Vom hlg. Georg und der Konigstochter
von Lybia«, von dem Proben mitgeteilt werden. — Rudolf
Siefert: Beitrage zur Ortsgeschiehte von Breitnau S. 37
— 42. Kurze historische Notizen fiber die Besitzverhaltnisse von
Breitnau, uber die Pfarrei, fiber die Kirche, uber das am Ein-
gang zur Sakristei befindliche Grabdenkmal der Helene Schnewelin
von Landeck und fiber die an der westlichen Aussenwand des
Kirchturms eingemauerte Kreuzigungsgruppe. — F. Leonhard:
Tafelgemalde in Breitnau S. 43 — 45. Beschreibung eines
aus dem Ende des 15. Jahrh. stammenden und die Enthauptung
Johannis des Taufers darstellenden Gemaldes in der Kirche zu
Breitnau. — Karl Gageur: Freiburger literarische Unter-
nehmungen in den Kriegsjahren 1814 15 S. 46 — 52. Ent-
10*
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jig Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
halt in einem ersten Teil Mitteilungen uber die von Bartholomaus
Herder im Auftrag des Hauptquartiers der Verbundeten und
unter osterreichischer Zensur herausgegebenen und von Karl von
Rotteck redigierten >Teutschen Blatter*, deren erste Nummer am
6. Januar, deren letzte am 30. Juni 18 14 erschien; der zweite
Abschnitt behandelt die Tatigkeit Herders als Kriegsbericht-
erstatter im Jahre 1815; die von ihm damals geleitete Feld-
druckerei ist das erste bis jetzt bekannte Beispiel einer fliegen-
den Kriegsberichterstattung.
Schriften des Vereins fur Qeschichte des Bodensees
und seiner Umgebung. 34. Heft. (1905). E. Knapp: Zu-
stande und Begebenheiten im letzten Halbjahrhundert
der Reichsstadt Buchhorn. Erste Halfte: 1752 — 1773.
S. 3—17. Ein wenig erfreuliches Bild aus dem Leben einer
durch schlechte Verfassung und Verwaltung und durch die
innerhalb des Magistrats und der Burgerschaft bestehenden Par-
teiungen und Zwistigkeiten heruntergekommenen kleinen Reichs-
stadt. — E. Fraas: Geologischer Ausblick vom Bodensee
nach den Alpen S. 18—22. — Konrad Beyerle: Grund-
herrschaft und Hoheitsrechte des Bischofs von Kon-
stanz in Arbon S. 25 — 146 (Fortsetzung, vgl. diese Zeitschr.
N.F. XIX, 341). III. Beschreibung und Inhaltsangabe des auf
Veranlassung Bischof Heinrichs II. von Klingenberg 1302 ange-
legten Konstanzer Urbars, das hierauf, unter steter Vergleichung
mit dem Arboner Urbar von 1546, nach folgenden Gesichts-
punkten besprochen wird: die grundherrlichen Abgaben (Bischofs-
zins, Vogteilasten); die kirchlichen Gefalle (Gross- und Klein-
zehnten); die Einzelguter der Arboner Grundherrschaft nach Art,
Umfang und Entstehungszeit; Hone und Art der Belastung der
Einzelguter; Verwaltung der Grundherrschaft; Rekonstruktion der
karolingischen Grundherrschaft Arbon. (Schluss folgt). In den
Beilagen werden mitgeteilt: das Stadtrechtsweistum der Burger
von Arbon von 1255; Ausziige aus den Urbaren von 1302 und
1546; das Rodel der Kirche St. Martin von 1477; die OfFnungen
von Arbon und Egnach von 1484 und 1544; die beiden
Urkunden von 1282 und 1285, durch die das Bistum die Rechte
des Ritter Marquart von Kemnat und der Herren v. Bodman an
der Herrschaft Arbon zuruckkaufte; der Eidgenossische Schieds-
spruch von 1574 uber die Hoheitsrechte des Bischofs und der
Stadt Arbon und schliesslich der durch Bern und Zurich ver-
mittelte Traktat von 1728 zur Beseitigung der zwischen Bistum
Konstanz und Arbon bestehenden Zwistigkeiten.
Alemannia. N.F. Band 6, Heft 1 — 3. Richard Krebs;
Die Weistiimer des Gotteshauses und der Gotteshaus-
leute von Araorbach. Schlussbemerkungen S. 1 — 24. Be-
merkungen iiber die Uberlieferung, die Form, den Inhalt und
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Zeitschriflenschau und Literaturnotizen. ijq
die innere Kntwicklung des Weistums, uber seine Fortbildung
und sein allmahliges Verschwinden auf Grund der in den Biinden 3
und 4 der N.F. der Alemannia niitgeteilten Weistumer und
Urkunden. — Karl Baas: Gesundheitspflege ira mittel-
alterlichen Freiburg i. Br. S. 25 — 48, 104 — 152. Handelt
in drei Kapiteln uber die allgeraeine Anlage der Stadt in gesund-
heitlicher Hinsicht, uber Arzte, Wundarzte, Apotheker und »son-
stiges HeilpersonaU und schliesslich uber Heil- und Pflege-
anstalten. — B. Kahle: Ober einige Volksliedervarianten
S. 49 — 56. — Oskar Haffner: Die Pflege der Volkskunde
in Baden S. 57 — 62, 238-240. Bietet eine gedrangte Ober-
sicht uber die Beantwortung der Fragebogen, die 1893 durch
die »Vereinigung fur Volkskunde in Baden* an die Pfarrer und
Volksschullehrer des Landes versandt worden sind. — Paul
Beck: Briefwechsel zwischen Schubart und Lavater
uber den Wundertater Gassner S. 63 — 6q. Der Brief-
wechsel, der durch einen scharfen AngrirT Sch.'s auf den von L.
verehrten Exorzisten G. veranlasst wurde, enthalt einen Brief
L. an Sch. nebst zwei Verteidigungsschreiben des letzteren. —
F. G. G. Schmidt: Christian Gottfried Bockhs Altdeut-
sches Glossarium S. 70 — 76. Mitteilungen aus der bis jetzt
unbekannten, friiher im Besitz von W. v. Lexer befindlichen
Handschrift des sonst nur als padagogischen und theologischen
Schriftsteller bekannten Verfassers. — Wilhelm Groos: Aus-
wanderer aus den Amtern Emmendingen und Karls-
ruhe in der sudungarischen Gemeinde Franzfeld S. 8i
— 103. In der Hauptsache Auszuge aus der (1893) gedruckten
Geschichte des Ortes; zum ScUusse eine Zusammenstellung der
in Fr. nachweisbaren Familien badischen Ursprungs. — Fridrich
Pfaff: Dorfspruche oder Ortslitaneien aus dem badischen
Oberland S. 153 — 160. Kurze Bemerkungen uber einige
bestimmte Formen des Dorfspruchs. — Karl Bertsche: Die
volkstiimlichen Personennamen einer oberbadischen
Stadt S. 161 — 224. Handelt in einem ersten Teil zunachst
uber Entstehung der Ruf- und Schimpfnamen im allgemeinen,
dann speziell uber die in Mohringen gebrauchlichen Ruf- und
Schimpfnamen. — Fridrich Pfaff: Freiburger Bruchstuck
einer mitteldeutschen Stephanuslegende S. 225 — 227. —
Julius Miedel: Noch einmal der Name Achalm S. 228
— 2 $2. Zusamraengesetzt aus Ach und Walm = Sprudel, Quelle;
Achalm ~ bei den Wasserquellen. — Hermann Mayer:
Sprachliches aus den Senatsprotokollen der Universita t
Freiburg S. 233— 234. Filz -- Verweis, Beifils — Beitrag, Unter-
stiitzung. — Karl Baas: Notiz uber Heinrich Louffen-
bergs Gesundheitsregiment (1429) S. 234 — 237. Eine bis-
her nicht beachtete, im Jahr 1491 zu Augsburg gedruckte
Inkunabel der bis jetzt nur aus einer Munchener Handschrift
bekannten Schrift befindet sich im Freiburger Stadtarchiv.
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I co Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Freiburger Dittzesan-Archiv. N.F. Band 6. (1905).
Christian Roder: Das Benediktinerkloster St. Georgen
auf dem Schwarzwald, hauptsachlich in seiner Be-
ziehung zur Stadt Villingen S. 1 — 76. Behandelt in
4 Kapiteln, unter Benutzung des gedruckten Materials und der
im Villinger Stadtarchiv und Karlsruher Generallandesarchiv
befindlichen handschriftlichen Quellen , die Zeit von der Grun-
dung des Klosters bis zur Besitznahme durch Wurttemberg
(1084— 1535), die erste Obersiedelung des Konvents nach
Villingen und seine zeitweilige Ruckkehr nach St. Georgen
(1536—1648), die dauernde VTerlegung nach Villingen (1648
— 1806) und seine Aufhebung i. J. 1806. — Marian Gloning:
Stephan I. Jung. Abt des Reichsstifts Salem (1698
— 1725) S. 77-124. Eine sehr oberflachliche Arbeit, fur die
der Verfasser nur vereinzelt neues Material benutzt hat; wenn
eine abschliessende Biographie des »dritten Stifters« von Salem
vielleicht auch nicht beabsichtigt war, so ist es doch sehr
bedauerlich, dass u. a. dem Verfasser Abt Stephans eigene Auf-
zeichnungen iiber die ersten 1 2 Jahre seiner Regierung, sowie
die seines Kammersekretars Vogler iiber Stephans Visitations-
reise nach Baiern i. J. 1714 (Karlsruhe, Generallandesarchiv
Hs. 451 u. 452) vollig entgangen sind, dass er uberhaupt von
der Existenz des Salemer Archivs in Karlsruhe nichts weiss. —
K. Reinfried, Die ehemaligen Burgkaplaneien auf Alt-
und Neuwindeck in der Ortenau S. 125— -139. Zusammen-
stellung einiger geschichtlicher Daten nach dem im Karlsruher
Generallandesarchiv vorhandenen Urkunden- und Aktenmaterial.
— Julius Mayer: Vollstandiger Unterricht allesdessen,
was die Laienbriider zu St. Peter zu beobachten haben.
Geschrieben von Br. H[einrich] R[auscher] i. J. 1782
S. 140— 244. Gewahrt einen interessanten und sehr genauen
Einblick in das innere Klosterleben am Ende des XVIII. Jahrh.
— Hermann Oechsler: Die Jahrtagstiftung des Land-
kapitels Breisach S. 245 — 257. — Jakob Albert Prailes f:
Die Einfiihrung der Reformation in Hardheira (Amt
Buchen) S. 258 — 341. Die Arbeit bietet keine abgerundete
Darstellung, sondern, wie ausdrucklich hervorgehoben ist, nur
Materialien zur Kirchengeschichte Hardheims von etwa 1550
— 16 1 5. Eingefuhrt wurde die Reformation in H. durch Wolf
von Hardheim 1555 oder 1556 unter steten Reibereien mit
Wiirzburg; nachdem die Familie mit seinem Sohne Georg Wolf
1607 ausgestorben war, verlor der Protestantismus immer mehr
an Boden. Benutzt sind fur die Arbeit die Archive von Karls-
ruhe, Stuttgart, Wiirzburg usw. — J. Sauer: Die Abteikirche
in Schwarzach S. 342 — 368. Fortsetzung; behandelt im An-
schlusse an die vorjahrigen Ausfuhrungen (vgl. diese Zs. XX,
318), die Innenausstattung und die Restauration der Kirche. —
Gustav Merk: Der Pfeffertag in Ravensburg. Ein Bei-
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ZeiUchriftenschau und Literaturnotizen.
'51
trag zur Geschichte des offentlichen Armenwesens
S. 369 — 379. Kurze Geschichte der sog. Pfefferstiftung, einem
von Frick und Ita Huntpis gestifteten Jahrtag. — J. Sauer:
Kirchliche Denkmalskunde und Denkraalspflege in der
Erzdiozese Freiburg 1902/05 S. 380 — 395. Bericht uber
die in dem angegebenen Zeitraum gemachten Funde, uber die
Versuche zur Erhaltung alter Monumente und iiber die
erschienene Literatur. — C. Krieg: Ein Studienzeugnis des
Piaristengyninasiums zu Rastatt S. 396 — 397. Abdruck eines
in mehrfacher Hinsicht interessanten Zeugnisses aus d. J. 1758.
— Literarische Anzeigen S. 398 — 406.
Mannheimer Geschichtsbl&tter. Jahrg. VI. ^1905). Nr. 11
W. Caspari: Der Rheiniibergang des v. Sackenschen
Korps bei Mannheim am 1. Januar 1814 Sp. 247 — 257.
Die Darstellung beruht auf den Werken von v. Janson und Weil,
auf den Tagebuchern des Generals Oldwig v. Natzmer und den
nooh ungedruckten Aufzeichnungen des spatern Kaisers Wil-
helm I. — Die wirtschaftliche Lage der Pfalz nach dem
Frieden von Ryswik Sp. 257—260. Gutachten des Hof-
kammerrats Johann Christian Zwengel vom 6. April 1699. —
Miszellen. Die Zollfreiheit und der Mannheimer Btirger-
eid Sp. 260—261. Zur Vermeidung von Zollunterschleifen
mussten die Mannheimer Burger bei Warenein- und Ausfuhren
beschworen, dass sie nur Waren Mannheimer Burger bei sich
hatten. — Die Komodienhutte auf dem Marktplatz
Sp. 262 — 263. Betrifft die von dem Schauspielleiter Sebastiani
auf dem Marktplatz erbaute und von ihm und Theobald Marchand
zu Schauspielzwecken benutzte Bretterbude. — Ein Streik der
Zimraergesellen i. J. 1784 Sp. 263. — J. Klenck: Eine
Steuerverweigerung im Scharhof Sp. 263 — 264. — A11-
stellungsurkunde des Kirchheimer Centbiittels Sp. 264
— 265. Anstellungsurkunde fiir den Centbuttel Adam Gilg vom
Jahre 1518.
Nr. 12. Eroffnung des Stadtgeschichtlichen Museums
Sp. 272 — 278. Bericht. — Friedrich Walter: Eine Mann-
heimer Gesellenordnung vom Jahre 1718 Sp. 278 — 285.
Abdruck »Der ehrbaren Hafnergesellen ZunftartikeU mit erlautern-
den Anmerkungen. - Hans von M ullenheim-Rechberg:
Die Uberfiihrung der Leiche der Kurfiirstin Elisabeth
Augusta von Weinheim nach Heidelberg Sp. 285—288.
Seit Januar 1794 residferte die Gemahlin Karl Theodors in
Weinheim, starb hier jedoch bereits am 19. August d. J.; die
Beisetzung erfolgte in Heidelberg. — Friedrich von Weech f
Sp. 188. — Miszellen. Aus den Leidenstagen der Pfalz
im 30jahrigen Krieg Sp. 288—290. Schreiben des bairischen
Statthaltereirates Georg Friedrich Jsselbach an Kurfiirst Maxi-
milian von Baiern vom 27. November 1635. — Saramlung der
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152
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Weistumer unter Karl Theodor Sp. 290. Die von dem
Kurfursten angeordnete Sammlung der Grenz-, Gerichts- und
sonstiger Weistumer hatte nur teilweisen Erfolg. — Adolf
Kleebach: Nachtrag zur Geschichte des Rheiniiber-
gangs 1814 Sp. 296. Nachtrag zur Abhandlung von Caspari
in Nr. 11. — Die Kaferthaler Kirchen Sp. 290 — 291.
Kurze historische Notizen.
Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde.
Bd. V, Heft 1 (1905). Ferdinand Holzach: Ober die poli-
tischenBeziehungen der Schweiz zu Oliver Cromwell,
S. 1 — 58. (Schluss; vgl. diese Zs. XX, 684). Behandelt in
dem dritten Abschnitt Cromwells Eingreifen zum Schutze der
Waldenser und in dem vierten und letzten Abschnitt die Haltung
Englands wahrend des ersten Villmergerkrieges. — Alfred
Korte: Puttenfries vom ehemaligen Hause Walter Bock-
lins S. 59 — 65. Abbildung und Beschreibung des Frieses, der,
fruher allgemein Arnold Bocklin zugeschrieben, ein Werk seines
Bruders des Hafnermeisters Walter B. ist. — Rudolf Lugin-
buhl: Der Galgenkrieg 1531 S. 66 — 95. In den Streitig-
keiten des Jahres 1 53 1 , die aus den Grenzstreitigkciten zwischen
Basel und Solothurn wegen der von Basel beanspruchten, von
Solothurn bestrittenen hohen Gerichtsbarkeit (Landgrafschaft)
uber einige solothurnische Grenzorte entstanden , behielt Basel
formell recht, unterlag jedoch materiell, indem es die hohe
Gerichtsbarkeit in den bestrittenen Orten verlor. — Karl Stehlin:
Basler Baumeister des XV. Jahrh. S. 96 — 122. Biographische
Notizen iiber Jakob Sarbach genannt Labahurlin, Rumann Fasch,
Hans von Nussdorf, Hans Niesenberger. — Theodor von
Liebenau: Das Hiingeseil am untern Hauerstein S. 123
— 126. Mitteilung eines Vertrages, der 147 1 durch Schultheiss
und Rate zu Solothurn zwischen dem Kloster St. Urban und
den das Hangeseil (Beforderungsmittel) bedienenden Knechten
aus der Herrschaft Gosgen geschlossen wurde. — Karl Gauss:
Pfarrer Jeremias Braun von Basel S. 127 — 192. Ein sehr
interessantes und lehrreiches Kapitel aus der Leidensgeschichte
der Toggenburger reformierten Gemeinden nach dem ersten
Vilmergerkriege (1657). — H. Diibi: Die Befreiung der
Waldstatte im Lichte einer theologischen Mahnschrift
der Reformationszeit S. 193 — 204. Analyse des ersten
Buches der jetzt in der Berner Stadtbibliothek aufbewahrten
handschriftlichen Schweizerchronik Rudolf Gwalthers. — Fritz
Fleiner: Ein politischer Briefwechsel zwischen Johann
Caspar Bluntschli und Wilhelm Wackernagel S. 205 — 266.
Zeitgeschichtlich interessanter Briefwechsel aus den Jahren 1833
— 1862. — Hans Joneli: Die Gewaltmittel der Basler
Revolutionsfuhrer von 1798 S. 267 — 274. Eine Aufreizung
der Landgemeinden sollte den Forderungen der Revolutions-
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
'53
fuhrer den gehdrigen Nachdruck verleihen. — Fritz Vischer:
Bericht eines franzosischen Generals iiber die poli-
tische Lage der Schweiz im Jahre 1804 S. 275 — 284.
Bericht des Generals und Diplomaten Horace Sebastiani an
Napoleon I., reich an Einzelbeobachtungen. — In den Miszellen
veroffentlicht E. A. Stuckelberg auf S. 285 ein Basler
Wappen in einer Brusseler Handschrift (mit Abbildung);
auf S. 286 — 290 gibt August Huber: Kinige Mitteilungen
uber Peter Ochs, dessen Sturz iru Jahre 1799 betrefTend.
Jahrbuch ftir Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-
Lothringens: XXI. Jahrgang. 1905. Walter: Der Ursprung
des Klosters Klingental und sein Zinshof in Rufach,
S. 9 — 2 2t fuhrt aus, dass als die urspriingliche Heimat der
Klingentaler Klosterfrauen nicht Hausern bei Egisheim, sondern
der gletehnamige abgegangene Ort im Pfaflenheiraer Gemeinde-
bann zu betrachten ist, und behandelt Einkiinfte und Rechte des
Rufacher Hofs. — Hertzog: Inventare des fruheren Fran-
ziskanerklosters von Colmar, S. 23 — 44, aus dem Jahre
1542; Abdruck und Erlauterungen. — Beemelroans: Beitrag
zur Geschichte des Rathauses in Ensisheim, S. 45 — 58,
aktenmassige Darstellung (1532 — 1547), aus der u. a. hervor-
geht, dass die Baukosten z. T. aus den Kdnig Ferdinand
bewilligten Turkenhilfsgeldern bestiitten wurden. — Tschamber:
Verein zur Landesrettung, gegrundet zu Strassburg am
Mittwoch nach Matthai im Jahre 1572, S. 59 — 77, Abdruck
des Landtagsbeschlusses nach einer Kopie des Basler Staats-
archivs. — Klassert: Entehrung Maria durch die Juden,
eine antisemitische Dichtung Thomas Murners, S. 78
— 155, Wiedergabe der zeitgeschichtlich bemerkenswerten, wahr-
scheinlich im Jahre 1515 entstandenen Dichtung, die mit grosser
Wahrscheinlichkeit Murner zugeschrieben wird. — Teichmann:
Johannes Zschorn aus Westhofen, S. 161 — 238, schildert
den Lebensgang und die literarische Bedeutung des aus Eilen-
burg stammenden Diakonus und Schulmeisters in W., der die
Aethiopica Historia ubersetzt und ein von T. eingehend auf
seinen literarischen Wert untersuchtes Kaiserbuchlein verfasst hat.
— Zeyer: Karoline Herder (geb. Flachsland) und ihre
Verwandten, S. 239 — 240, Mitteilungen aus den Kirchenbuchern
von Reichenweier. — Herr: Eine Urkunde des Konrad
Dangkrotzheim, S. 256 — 264, Abdruck einer Urkunde von
1420. — Kassel: Inschriften im Elsass, S. 265 — 347,
eine dankenswerte neue Arbeit des um die Pflege der Heimat-
kunde verdienten Verfassers.
Annales de l'Est et du Nord: Band 1. Jahr 1905. Heft 4.
In der Bibliographic eine kritische Besprechung von Naue,
Die Denkmaler der vorromischen Metallzeit im Elsass durch
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•54
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Ch. Pfister; im Abschnitt: Recueils p£riodiques et Societes
savantes eine ausfuhrliche Inhaltsangabe der Revue d'Alsace,
Jahrgang 1904 durch J. Joachim.
Revue d'Alsace: Nouvelle Serie. Band 6. Jahr 1905.
September-Dezember-Hefte. Schwartz: Les finances de Stras-
bourg en 1689— 1690, S. 455 — 461, Abdruck von Aktenstucken
aus dem Pariser Kriegsarchiv. — [Berth ele]: Les Andre,
fondeurs de cloches a Colmar au XlVe et XVe siecles,
S. 462—466, berichtigt nach Gerard (Les artistes de PAlsace
pendant le moyen-age) die Angaben in de Champeaux' Dicti-
onnaire des fondeurs. — Adam: Nos chaudronniers (Suite
et fin), S. 467 — 496, 592 — 611, vgl. diese Zeitschrift, Bd. 20,
S. 508 u. 684; mit einer Zusammenstellung der Handwerks-
meister. — Chevre: Les suffragants de Bale au XVlle siecle
(Suite), S. 497—512, 612 — 628. — Ehrhard: Corfespon-
dance entre le due d'Aiguillon et le prince-coadjuteur
Louis de Rohan (Suite), S. 513 — 529, Mai-Juni 1772. — De
Dartein: L'^vangeliaire d'Erkanbold, S. 530 — 537, beginnt
mit der Beschreibung der im Besitz der Mulhauser Industriellen
Gesellschaft befindlichen Handschrift. — Gasser: Les cirae-
tieres de Soultz, S. 538 — 542, Zusammenstellung einiger zeit-
lich mit dem 16. Jahrhundert beginnender Nachrichten. — [A. J.
Ingold]: Souvenirs de 18 1 6. Journal d'un habitant de
Cernay: M. de Latouche, S. 543 — 548, enth. die bis Mitte
Januar verzeichneten Ereignisse. — Untereiner: Courtes
reflexions a propos de deux articles de C. Obereiner,
£• 549~~555» nimmt die Ebene bei Stotzheim als Schauplatz
der Ariovistschlacht an und sucht das Lugenfeld zwischen Breisach
und Logelnheim. — Reuss: Londres et l'Angleterre en
1700, ddcrites par un commis-negociant strasbourgeois,
S. 561 — 591, Ausziige aus dem >Reiss-Journal« Eberhard Zetzners.
— Hoffmann: Les elections aux etats-generaux (Colmar-
Belfort) (Suite), S. 629 — 648. — Oberreiner: Un mot k
propos de article de M. L. G. Unterreiner, S. 649 — 653.
Bucher- und Zeitschriftenschau, S. 556 — 560, 657 — 661. —
Supplement. Bibliotheque de la »Revue d'Alsace*. — Hanauer:
Le protestantisme de Haguenau, S. 337 — 358, Schluss. —
Journal du palais du Conseil souverain d'Alsace par
Val. Michel Antoine Holdt, publie par Angel Ingold.
Tome II, S. 65— 1 12.
Revue catholique d'Alsace: Nouvelle Serie. Band 24.
Jahr 1905. September-November-Hefte. A. M. P. Ingold:
Notice sur M. le chanoine Mechler, directeur du Semi-
naire de Strasbourg, S. 650 — 660. Abdruck der ersten beiden
Kapitel aus einem inzwischen erschienenen Buch iiber M. —
X.: M. le vicaire general Rapp (Suite), S. 661—669, S63
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. jrr
— 870, enth. die Aufzeichnungen aus dem Jahre 1876. — Levy:
La suppression des processions dans la Haute-Alsace
pendant la grande revolution ( 1 79 1 — 1799) (Fin), S. 670
— 678, Abdruck weiterer Aktenstucke aus dem Colmarer Bezirks-
archiv. — Krcener: Jean Hanser 37c abbe de Lucelle
(1605 — 1625) (Suite), S. 724 — 734, Obernahrae der Kloster-
leitung durch H. — Adam: La premiere municipality de
Saverne et le cardinal de Rohan (Suite et fin), S. 735
— 743. 847—862.
Strassburger Diozesanblatt: Dritte Folge: Band 2. Jahr
1905. Sechstes— elftes Heft. Herber: Ludwig XIV. und
Strassburg bis 1681, S. 415 — 432, 464—471, 497 — 504, zu-
sammenfassende Darstellung, in der die neuere Literatur ausser
der fur den Aufsatz zu spat erschienenen grundlegenden Arbeit
von Overmann: Die Abtretung des Elsass an Frankreich ver-
wertet ist.
J. Ficker und O. Winckelmann, Handschriftenproben
des sechzehnten Jahrhunderts nach Strassburger Origi-
nalen, 102 Tafeln in Lichtdruck mit Text. Zweiter Band. Tafel
47—102: Zur geistigen Geschichte. Strassburg, Trubner 190,5.
Ober Zweck und Anlage des Werks ist in der Besprechung
des ersten Bandes (vgl. diese Zeitschrift N. F. XV11, S. 1 78 ff.)
das Erforderliche gesagt worden. Die Anzeige des zweiten
Bandes, der versprochenermassen die Schriftproben der fur das
geistige Leben Strassburgs bedeutsamen Manner darbietet, wird
daher mit einem Hinweis auf die Forderung sich begnugen
konnen, die der Wissenschaft durch die den Tafeln beigegebenen,
z. T. sehr eingehenden biographischen Artikel zu teil geworden
ist. Auch wer speziell uber das Zeitalter der Reformation
arbeitet, wird doch erstaunt sein ob der Fulle ausgepragter
Personlichkeiten , die Strassburg in jener Zeit zu einem Brenn-
punkt geistigen Lebens in Siidwestdeutschland gemacht haben.
In sieben grossen Gruppen werden dieselben vorgefuhrt: 1. Ver-
treter der alten Kirche; 2. Die Reformatoren und ihre theologi-
schen Heifer; 3. Dissenters; 4. Lehrer und Gelehrte der Refor-
mation, Arzte, Diplomaten; 5. Prediger, Lehrer und Gelehrte
der spateren Zeit; 6. Kunstler, Chronisten; 7. Drucker.
Die Aufgabe der Verfasser war grossenteils eine recht
dornenvolle, zumal grade den von der Forschung weniger bis-
her behandelten Mannern vielfach eine unglaubliche Beweglich-
keit eigen gewesen ist, ihre Spuren also in den verschiedensten
Gegenden zu verfolgen waren. Geben die Lebensbilder fiir cm-
zelne Personlichkeiten geradezu Grundlegendes , so muss ander-
seits darauf hingewiesen werden, dass die Darbietungen der
Verfasser auch bei bekannten und bekannteren Vertretern
des Strassburger Protestantismus durchaus selbstandigen Wert
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1^6 Zeitschriftcnschau und Literaturnotizen.
besitzen und stellenweise geradezu einer gerechteren Beurteilung
vorarbeiten. A!s einen Musterartikel in letzterer Hinsicht raochten
wir das Lebensbild Joh. Marbachs (T. 89) bezeichnen, dessen
diploraatische Gewandtheit und hervorragende Begabung fur
Organisation in kurzen Satzen vortrefflich charakterisiert sind.
Zu Paul Volz, als dessen Geburtsdatum vorsichtig die Zeit
vor 1480 angegeben ist (T. 51), mag bemerkt werden, dass er
selbst in einem Zeugenverhor Ende 1521 sein Alter auf 48
Jahre angibt, also 1473 geboren sein durfte (Strassburger Bezirks-
archiv, Aust. m. Baiern: Akten von Elsass-Lothringen Nr. i,
fol. 203). Im ubrigen soil auf Einzelheiten nicht eingegangen,
vielmehr zum Schluss der Bitte Ausdruck verliehen werden, es
mochten die Lebensbilder vornehmlich des zweiten Bandes recht
bald auch gesondert erscheinen, da die Verbreitung der Hand-
schriftenproben des Preises wegen im allgemeinen auf wissen-
schaitliche Institute sich beschranken durfte. Und noch einen
anderen Wunsch hatten wir auf dem Herzen: dass namlich die
vorliegende Veroffentlichung nicht eine Einzelerscheinung bleiben,
sondern in anderen Landschaften Nachfolge finden moge. Ob
stets in gleicher Ftille wie hier geboten werden soil, wird ja von
Fall zu F'all entschieden werden mussen; jedenfalls verdienen
die Verfasser den Dank der elsassischen Geschichtsforschung,
dass sie in dieser Hinsicht die Grenzen nicht zu enge gesteckt
haben. Hans Kaiser.
Repertorium des Staatsarchivs zu Basel. Basel. Hel-
bing u. Lichtenhahn vormals Reich-Detloff. 1904. LXV1II -f 834 S.
-f- 8 Tafeln. Nachdem man in Frankreich und Belgien schon
langst mit der Veroffentlichung von Archivinventaren voran-
gegangen war, ist man auch in Deutschland in den letzten Jahren
diesem Beispiele gefolgt. Die Stadtarchive von Frankfurt und
Koln haben mit der Veroffentlichung ihrer Archivinventare
begonnen; die preussische Archiverwaltung hat von einzelnen
der ihr unterstellten Archive kurze Bestandsubersichten bereits
veroffentlicht, fur andere sind sie in Vorbereitung. Die Bear-
beitung eines auf breitester Grundlage beruhenden Inventars ist
von dem Karlsruher Generallandesarchiv in Angriff genommen
worden und auch von dem wurttembergischen Staatsarchiv wird,
nach dem in Balde zu erwartenden Abschluss des wurttember-
gischen Urkundenbuchs die Veroffentlichung von Archivinventaren
geplant. — Nunmehr hat auch eines der grossten und wich-
tigsten schweizerischen Archive, das Staatsarchiv zu Basel, sein von
dem jetzigen Archivvorstand Rudolf Wackernagel bearbeitetes
»Archivrepertorium« im Drucke vorgelegt. — Seiner Anlage nach
steht das Basler Repertorium in der Mitte zwischen den von
der preussischen Archivverwaltung herausgegebenen Archivuber-
sichten und den Karlsruher Archivinventaren. Es will einerseits
mehr bieten als eine »summarische Lfbersicht, die nur zur
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
'57
Orientierung ausreichen kann«; andrerseits wird auch niit Absicht
vermieden, die einzelnen Archivabteilungen unter Eingehen auf
die einzelnen Stiicke oder Nummern nach ihrem Inhalt zu
charakterisieren und zu beschreiben; das Repertorium »nennt die
samtlichen Rubriken und Unteirubriken , nach denen der Stoff
zerfallt, bis hinab zur letzten, nicht mehr geteilten Einheit, und
gibt auf diese Weise den gesamten Inhalt des Archivs so wieder,
dass er fur die amtliche Beniitzung sofort und ohne jede
Hemmung verfugbar ist und dass auch die wissenschaftliche
Forschung zu ermessen vermag, was und wie vieles vorliegt,
welche Arbeitsgebiete und Fundgruben sich hier 6ffnen.« — Dem
ersten der beiden gesteckten Ziele, die amtliche Benutzung sofort
und ohne jede Hemmung zu ermoglichen, wird das Basler Reper-
torium im vollsten Masse gerecht. Die Frage aber, ob die
wissenschaftlichen Beniitzer, die Historiker, die Diplomatiker, die
Palaographen usw. immer zu ihrem Rechte kommen, wird man
verneinen mussen. Am ehesten noch der neuere Historiker und
der Wirtschaftshistoriker, sicherlich nicht der mittelalterliche oder
der Lokalhistoriker. Mit der Angabe, dass sich im Basler Staats-
archiv 4153 stadtische Pergamenturkunden befinden, die von
1 1 80 — 1785 reichen, wird niemand etwas anfangen konnen; bei
den Missiven erfahren wir nur das Datum des ersten und letzten
Eintrags; aus den Angaben, dass im Lehensarchiv uber die
Familie Munch von Lowenberg 14 Pergamenturkunden aus den
Jahren 1504 — 1747 und Akten aus den Jahren 1482— 1801,
dass im Adelsarchiv uber die Familie Barenfels 19 Urkunden
aus den Jahren 1407 — 1661 und Akten aus den Jahren 151 1
— 1836, dass in der Abteilung Stadte und Dorfer iiber Alten-
steig Akten aus dem Jahre 1777, uber Balingen aus den Jahren
1 761 — 18 10 vorhanden sind, lasst sich nichts entnehmen; eher
genugen schon die Angaben iiber die Falkensteinschen und
Hattstattschen Archivalien im Adelsarchiv. Mit diesen Bemer-
kungen soil nicht etwa ein Vorwurf gegen das Repertorium
erhoben werden. Wackernagel hat in der Einleitnng ausdriicklich
erklart, dass nach seiner Ansicht bei der Veroffentlichung des
Repertoriums ein zu tiefes Eingehen auf Details vermieden
werden, dass das Repertorium dem Benutzer die Kenntnis der
vorhandenen Stoffe in seiner Gesamtheit vermitteln soil. Neben
das Repertorium sollen erschopfende Quellenpublikationen und
Darstellungen treten, aber man wird mit Recht bezweifeln, ob es
moglich sein wird, auch nur die wichtigsten Materialien aus
unsern grossen Archiven durch Quellenpublikationen erschopfend
mitzuteilen. Es muss ferner auch ausdriicklich anerkannt werden,
dass das Repertorium in der Form, die ihm Wackernagel gegeben
hat, eine ausserordentliche Arbeitsleistung darstellt, dass es fur
jeden Forscher auf dem Gebiete der oberrheinischen Geschichte
ein unentbehrliches Hilfsmittel ist, dass es ihm wertvolle Finger-
zeige und Anhaltspunkte bieten wird , ob und wo er im Basler
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'58
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Staatsarchive etwas fur seine Zwecke finden kann und wird. —
Ausserordentlich erleichtert wird die Benutzung des Repertoriums
durch ein eingehendes, sorgfaltig gearbeitetes Register. — In
einer grdsseren Einleitung gibt Wackernagel noch eine Geschichte
des Archivs und Mitteilungen iiber seinen heutigen Zustand, uber
die Hilfssammlungen und das Archivgebaude; ferner sind die
Gesetze, Verordnungen und Beschlusse betreflfend das Staats-
archiv abgedruckt. Aus der Geschichte des Archivs ware hervor-
zuheben, dass dasselbe durch Krieg, Brand, Fluchtungen und
Verschleuderungen kaum gelitten hat; eine Reihe z. T. aus-
gezeichneter Archivare, von denen ich hier nur Gerster und
Bruckner hervorhebe, haben sich um seine Ordnung grosse Ver-
dienste erworben; im 19. Jahrhundert sind zahlreiche in Basel
zerstreute staatliche, kirchliche und Privatarchive mit ihm ver-
einigt worden. Im Jahre 1878 trat Wackernagel an die Spitze
des Archivs und fiihrte in rastloser, aufopfernder Tatigkeit eine
vdllige Neuordnung desselben durch, die nunmehr mit der Ver-
offentlichung des Archivreportoriums einen gewissen Abschluss
erreicht hat. Auf die Grundsatze einzugehen, die Wackernagel
bei dieser Neuordnung zu Grunde gelegt hat, muss ich mir
leider mit Rucksicht auf den zu Gebote stehenden Raum ver-
sagen; im allgemeinen wird man sich mit ihnen einverstanden
erklaren konnen. Seit 1899 befindet sich das Staatsarchiv in
einem eigens erbauten, alien modernen Anforderungen geniigen-
den Neubau, in dessen innere Plinrichtung die beigegebenen
Tafeln einen lehrreichen Einblick gewahren. Fr.
Anleitung zum Ordnen und Beschreiben von
Archiven von S. Muller, J. A. Feith und R. Fruin Th. Az.
Fur deutsche Archivare bearbeitet von Hans Kaiser.
Mit einem Vorwort von Wilhelm Wiegand. Leipzig,
Harrassowitz. Groningen, Erven B. van der Kamp. 1905.
VIII -f- 136 S. Indem Hans Kaiser das vorliegende Buch durch
seine Obersetzung dera deutschen Publikum bekannt gemacht
hat, hat er sich ein unbestreitbares Verdienst erworben. In
Deutschland besitzen wir bis jetzt leider keine brauchbare Archiv-
lehre; die fruheren Darstellungen iiber diesen Gegenstand sind
veraltet, die neueren, wie die Archivlehre von Loner oder der
Katechismus der Registrator- und Archivkunde von Leist und
Holtzinger, entsprechen in keiner Weise den Anforderungen, die
man an ein derartiges Buch zu stellen berechtigt ist. — Die
hollandische »Handleiding« ist hervorgegangen aus den Beratungen
der Vereinigung hollandischer Archivare, ihr Hauptvorzug besteht
darin, dass in ihr zum erstenmal der Versuch gemacht ist, das
richtige System fiir die Einteilung, Ordnung und Beschreibung
eines Archivs, das Provenienzprinzip, nach alien Richtungen hin
zu begriinden, auszubauen und zur Geltung zu bringen. Aller-
dings ist die Lektiire des Buches keine Jeichte; die hollandischen
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. j c^g
Archivverhaltnisse, die ihm stets zu Grunde gelegt sind, unter-
scheiden sich, schon durch ihre historische Entwicklung, nicht
unwesentlich von den deutschen; raanche der gebrauchten
termini technici werden in dem Buche in einera andern Sinne
gebraucht, als wir ihm unterzulegen gewohnt sind; fur andere
hat sich uberhaupt kein entsprechender deutscher Ausdruck
gefunden. so dass sie dem Leser haufig erst im Verlaufe der
Lekture klar werden. Trotzdem wird die »Anleitung« nicht nur
dem Fachmanne reiche Belehrung gewahren, sie wird vor alien
Dingen auch fur diejenigen ein unentbehrliches Hilfsmittel werden,
die ohne fachmannische Vorbildung im Nebenberuf und im Auf-
trag von historischen Kommissionen Archivalien zu sammeln, zu
ordnen und zu verzeichnen haben. Fr,
Die von Alexander Cartellieri am 12. November 1904
gehaltene akademische Antrittsrede: »Ober Wesen und Glie-
derung der Geschichtswissenschaft« Leipzig, Dyck. 1905.
$2 S.) entwickelt keine neuen Gesichtspunkte, ist aber imraerhin
geeignet, den Anfanger in das Studium der Geschichte einzu-
fuhren. Auf eine Definition der Geschichte folgen eng umrissene
Ausfuhrungen uber die dem Historiker zu Gebote stehenden
Hilfsmittel, tiber Geschichtsforschung, Geschichtsdarstellung,
Geschichtsphilosophie und Bedeutung der Geschichte. Beigegeben
ist ein nach subjektiven Gesichtspunkten ausgewahltes Literatur-
verzeichnis, das aber auf Vollstandigkeit selbstverstandlich keinen
Anspruch erhebt. Fr.
Nach einem Kopiar des Staatsarchivs zu Wiesbaden und
modernen, zu Dusseldorf bewahrten Abschriften, die einer ehe-
dem in der Habelschen Sammlung befindlichen Handschrift ent-
nommen sind, veroflentlicht E. Schaus in den Mitteilungen
des Instituts fur osterreichische Geschichtsforschung
26, S. 545-552 zehn Konigsurkunden fiir Reichsburg-
mannen des hessischen und pfalzischen Gebiets aus der
Zeit von 1277 — 1323. H. K.
Auf Grund ungedruckter Materialen aus dem Miinchener
Staatsarchiv liefert Adolf Hilstenbeck (Johann Wilhelm, Kur-
furstv. d. Pfalz, vom Ryswi eke r Fried en bis zum span ischen
Erbfolgekrieg) in den »Forschungen zur Geschichte Bayerns<
Heft 3 u. 4 wertvolle Beitrage zu der bisher noch so wenig
gekannten Lebensgeschichte des Kurfursten Johann Wilhelm
v. d. Pfalz. Die Hilstenbecksche Arbeit umfasst die Jahre vom
Ryswicker Frieden bis zum Ausbruch des spanischen Erbfolge-
krieges und zeigt auf jeder Seite die vollige Hingabe des Pfalzer
Kurfursten an die politischen, wie personlichen Wunsche des
Kaisers. Als nach dem Tode Ernst Augusts von Hannover 1698
das Bistum Osnabruck erledigt war, hatte Johann Wilhelm am
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1 60 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
liebsten einen seiner zahlreichen Bruder dort untergebracht, aber
gern Hess er diese Kandidatur zu Gunsten des vom Kaiser
gewunschten Bewerbers fallen; deutlicher noch trat diese Ge-
sinnung Johann Wilhelms hervor, als er die Vermahlung des
altesten Sohnes Leopolds, des nachmaligen Kaisers Josephs I.
mit einer braunschweigischen Prinzessin durchsetzte, trotz der
Bitten seiner Schwester, der Konigin von Spanien, die eine hes-
sische Prinzessin gern in Wien gesehen hatte und trotz der
Drohungen Ludwigs XIV., der durch eine Verschwagerung mit
dem Kurhause Hannover den Kaiser im Reiche zu machtig
werden sah. Eine solche Haltung, die das Haus Habsburg seit
Jahrhunderten nicht mehr bei den Kurfursten von der Pfalz
erlebt hatte, war dem Kaiser doppelt wertvoll in einer Zeit, wo
die nahende spanische Erbfolge ein Zusammenfassen aller Krafte
gegen den franzosischen Mitbewerber erforderlich machte. Am
17. Dezember 1698 kam in Wien zwischen dem Kaiser und
dem personlich anwesenden Kurfursten ein Biindnis zu Stande,
das die Pfalzer Truppen bedingungslos an die Seite des Kaisers
stellte. Ganz selbstlos war freilich diese Hingabe nicht. Dort
im Westen, in den spanischen Niederlanden, wo Max Emanuel
von Bayern als Statthalter sass, hatte sich eine gute Versorgung
fur den altesten Bruder des Kurfursten, den Pfalzgrafen Karl
Philipp schaffen lassen und diese Hoffnung mag doppelt in
Johann Wilhelm erwacht sein, als der Ausbruch des Erbfolge-
krieges den Kurfursten von Bayern zu Ludwig XIV. fuhrte.
Durch das Biindnis mit dem Kaiser und ein Abkommen, das er
jetzt mit den Generalstaaten traf, suchte er seine niederrheini-
schen Staaten gegen Kurkoln und Frankreich zu schiitzen und
schloss sich als Erster der Reichsstande der grossen Allianz an.
Hier orient die Darstellung ab, doch ware zu wiinschen, dass
Hilstenbeck auch uber die Stellung des Kurfursten wahrend
des Krieges berichten wollte. K. Hauck.
Bismarck und die Erwerbung Elsass-Lothringens
1870/71 von Dr. Karl Jacob. Strassburg, E. van Hauten, 1905.
VIII, 148 u. 56* S.
Eine Huldigung fur Bismarcks uberragendes staatsmannisches
Genie bedeutet das Buchlein, entstanden in dem Tiibinger
Historikerkreise, dem Vorwiirfe aus unserer neuesten Geschichte
besonders willkommen sind. Es will einmal die Motive darlegen,
welche Bismarck bei der Erwerbung von Elsass-Lothringen be-
stimmt haben, und sodann seinen Anteil an der ersten Gestaltung
und Entwicklung des Reichslandes. Man wird diesen Versuch
als wohl gelungen bezeichnen durfen. In gefalliger Darstellung
und mit Beherrschung des gesamten Quellenmaterials entwickelt
Jacob, wie Bismarck den von der nationalen Stromung getragenen
Gedanken des Wiedergewinns der alten Grenzlande, der sich
alsbald mit der Idee von der Wiedererstehung von Kaiser und
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 161
Reich eng verschlang, geteilt, aufgegriffen, formuliert und durch
die Widerstande verschiedenster Art, nicht ohne eignes leises
Schwanken um Metz, durchgesetzt und zur glucklichen Losung
gefuhrt hat. Selbstverstandlich hat der Verf. ausser der reich-
haltigen Memoirenlitteratur auch die Zeitungen jener Zeit durch-
forscht, leidermusste er sich, durch lokale Verhaltnisse gezwungen,
auf die Allgemeine Zeitung und den Schwabischen Merkur be-
schriinken. Grade bei der starken Beeinflussung der Presse
durch Bismarck und bei der riihrigen Arbeit, die M. Busch
nach den Weisungen des Kanzlers auf diesem Gebiet entfaltete,
hatten der Untersuchung hier viel weitere Grenzen gesteckt
werden konnen.
Man wird sagen diirfen, dass etwa seit Mitte August 1870,
also schon sehr fruh , in den leitenden deutschen Kreisen die
Erwerbung Elsass-Lothringens als Siegespreis festtand, Mitte
September wurde sie auch den europaischen Machten bereits
als solcher bezeichnet. Wie es dann Bismarck gelang, sie end-
lich auch den franzosischen Unterhandlern, insbesondere Thiers,
annehmbar zu machen, vor allem, mit welch massvoller Besonnen-
heit er alien Obertreibungen von militarischer Seite her und
alien Depressionen im eigenen Lager gegemiber die ursprung-
liche Forderung festzuhalten und zu begriinden wusste, hat J.
in einleuchtender Weise dargestellt. Naturlich darf man nie
dabei vergessen, dass das letzte Wort noch nicht gesagt ist und
dass uns keineswegs alle Vorgange der Versailler Monate schieier-
los enthullt sind. Insbesondere gilt dies fur die Verhandlungen
und Zettelungen, welche um die Form der Angliederung der
Grenzlande, um die namentlich von suddeutschen Patrioten warm
befurwortete preussische Annexion, um die Begehrlichkeit Bayerns
nach territorialem Gewinn gespielt haben. Z. hat hier mit Vor-
liebe aus dem der Konirolle stark bediirftigen Buche von Ottokar
Lorenz geschopft und auch in der Scharfe des Urteils sich von
ihm vielfach beeinflussen lassen. Ob mit Recht, mochte ich dahin-
gestellt sein lassen. Daseine scheintsicher, dass Bismarck schon fruh-
zeitig, bereits im August, die Gestaltung Elsass-Lothringens als
Reichsland ins Auge gefasst und dass er unentwegt daran fest-
gehalten hat, ebenso dass er sich fur die weitere Entwicklung
moglichst freie Hand sichern wollte. Ob seine Gedankengange
dabei aus seinen Reichstagsreden erschopfend entwickelt werden
konnen, wie es J. versucht, mochte ich bezweifeln. Hier wie
sonst wird die Aktenforschung einmai, wenn sie erst freigegeben
ist , noch sehr erhebliche Nachtrage und Korrekturen zur bis-
herigen Anschauung liefern konnen. Auch ob Bismarcks An-
sichten durchweg stichhaltig waren, hatte eine kritische Erwagung
immerhin verdient. Uber seine Auffassung des Elsasser Parti-
kularismus als Vorstufe zum deutschen Patriotismus , namentlich
aber uber seine Befristung des Germanisationswerkes u. a. kann
man erheblich anderer Meinung sein. Eine Fortsetzung der
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. i. U
Digitized by VaOOQ IC
It) 2 Zeitschriftenschau und Literaturnotuen.
Studie bis zur Einsetzung der Statthalterschaft, wie sie der Verf.
in Aussicht stellt, wird jedenfalls derartige Bedenken nicht ausser
Acht lassen durfen und zudem meines Erachtens in umfassendem
Masse sich auf die Akten stutzen mussen, wenn sie nicht bloss
die grobsten Richtlinien der Entwicklung ziehen will.
W. Wiegand.
»Zur Jubelfeier des 25Jahrigen Bestehens des Handel- und
Gewerbevereins Buhl* ist eine Festschrift erschienen, in deren
erstem Teil E. Be say die Entstehung und Entwicklung des
Vereins schildert, wahrend K. Rein fried ina zweiten Abschnitte
Gewerbe und Zunfte, Markt und Verkehr in Alt-Buhl auf Grund
archivalischer Forschungen von der Dorfordnung von 1488 bis
ins 19. Jahrhundert behandelt. K. O,
Th. Gerold, Geschichte der Kirche St. Niklaus in
Strassburg. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte Strassburgs.
Strassburg. J. H. Ed. Heitz (Heitz und Mundel) 1904. XIX und
176 S. gr. 8°.
Wie R. Reuss in seinem lehrreichen Vorwort tiber die
Geschichtsschreiber der Strassburger protestantischen Kirchen,
rait dem er das vorliegende Werk einleitet, bemerkt, ist die
Nikolauskirche die cinzige, deren Schicksale bisher nicht ge-
schildert waren. Diese Lucke hat jetzt der Verfasser, der seit
mehr als 40 Jahren als Geistlicher an der Kirche tatig ist, aus-
gefiillt. Nach einem kurzen Oberblick uber das Mittelalter, der
nicht uber die Ergebnisse von Ch. Schmidt (Histoire du chapitre
de St. Thomas de Strasbourg pendant le moyen-lge. S. 256 ff.),
hinauskommen konnte , wird die Darstellung mit der Einfuhrung
der Reformation ausfuhrlicher. Aus den Akten des Kirchen-
archivs, des Thomasarchivs und den Ratsprotokollen, wie aus
den oft sehr interessanten Eintragen der Kirchenbucber hat der
Verf. ein reiches Material zusammengebracht, auf Grund dessen
er die Geschicke der Kirche bis in die neueste Zeit verfolgt.
Zum Schluss behandelt er auch die franzosische lutherische Ge-
meinde, die seit der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts ihren
Gottesdienst in der Nikolauskirche abhielt. Die Einteilung des
Stoffes hatte manchmal etwas geschickter sein konnen. Da der
Verf. sehr praktisch am Schlusse Verzeichnisse der Pfarrer und
Heifer anfugt, wobei er kurz ihren Lebensgang mitteilt, war es
nicht notig, die Darstellung mit der ein wenig schematischen
Aufzahlung dieser meistens recht unbedeutenden Manner zu be-
lasten. Nur auf die hervorragenderen, iiber die wirklich etwas
zu berichten war, brauchte eingegangen zu werden.
Sehr seltsam mutet es ferner an, wenn G. ganz ausserlich
mit dem Jahre 1700 einen Abschnitt beginnt und von dem
entscheidenden Wendepunkte in der Geschichte der Strassburger
protestantischen Kirche, dem Obergange der Stadt an Frankreich,
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 163
mit keinem Worte die Rede ist. Wenn auch die Nikolaus-
kirche den Protestanten ganz verblieb, die Nikolausgemeinde
hatte unter den Bedruckungen , mit denen die neue Regierung
die Protestanten heimsuchte und tiber die besonders Reuss aus-
fuhrlich gehandelt hat, grade so zu leiden wie jede andere. Es
genugt, an die Schicksale des hervorragendsten der damaligen
Gemeindemitglieder, des Auiuieisters Dominik Dietrich, zu erinnern,
die G. allerdings nicht erwahnt. Aber auch raehreres, was er
beigebracht hat, wird erst durch den Hinweis auf den Qm-
schwung von 1681 recht verstandlich. So durfte das An-
wachsen der St. Nikolausgemeinde am Anfang des 18. Jahrhun-
derts mit den Beeintrachtigungen zusammenhiingen , die die
Protestanten in andern Kirchen (Miinster, Jung- und Alt St. Peter)
erfahren hatten. Auch die schwachliche Haltung des Ober-
kirchenpflegers bei der Anstellung eines zweiten Heifers (S. 55),
wie die grosse Vorsicht bei der Wiederaufnahme eines Burgers,
der sich schon mit den Jesuiten eingelassen hatte (S. 65), zeigt
klar, unter welchem Druck die Protestanten, auch in St. Nikolaus,
damals standen. Daran durfte der Geschichtsschreiber um so
weniger vorbeigehen, als er sein Buch sehr richtig als »Beitrag
zur Kirchengeschichte Strassburgs« angesehen wissen will.
Eine sehr nutzliche Vorarbeit dazu sind die schon erwahnten
Verzeichnisse der Pfarrer und Heifer. Dass fur die erste Halfte
des 16. Jahrhunderts einzelne Irrturuer mit unterlaufen, kann
nicht Wunder nehmen, da man schon im 18. Jahrhundert, trotz
des damals noch viel reichlicher vorhandenen Materials, iiber
die Reihenfolge und Amtsdauer der altesten Prediger nicht raehr
ganz im klaren war. So ist Steinlin 1531, wie S. 18 richtig
bemerkt ist (nicht 1530, wie es S. 141 wohl nur durch einen
Druckfehler heisst), von St. Nikolaus nach St. Aurelien versetzt
worden; aber er ersetzte dort nicht Bucer, sondern Pollio, der
schon im April 1529 an Bucers Stelle getreten war. (MGEDE.
XIX 166 nr. 4776, 195 nr. 4914 und 202 nr. 4948). Steinlin
starb erst im November 1549. nicht 1 537- J) Marx Heyland kara
nicht erst 1548 nach Strassburg (S. 147), sondern wurde, da er
von dem Herzog von Wurttemberg in Calw entlassen werden
sollte, schon am 8. Dezember [1540]2) von Bedrotus an Capito
zur Anstellung empfohlen. 1543 war er bereits in Strassburg,
und Bucer wunschte, ihm die Pfarre von Jung St. Peter zu
') XXI 1549. fol 448 u. Knod, die Stittsherren von St. Thomas S. 25.
Er war aber 1 5 17 noch nicht I'farrer von St. Nicolaus, wie Knod angibt.
In der Urkunde ist 15 17 nur verschrieben fiir 1527. — *) Den Brief (jetzt
St.A.VDG. Bd. 69), dem die Jahresangabe fehlt, setzt Knod S. 44 ins Jahr
1 53 1. Aber schon das in der Nachschrift erwShnte Vorgehen des Herzogs
von Wurtemberg zeigt, dass er nicht vor 1534 geschrieben sein kann. Da
nach der Adresse Capito in Worms ist. wo er sich nachweislich Ende 1540
aufhielt, wird man das Schreiben diesem Jahre zuweisen diirfen.
11*
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164 Zeitschriftenschau uiid Literaturnotizen.
ubertragen (Ep. Buceri III nr. 34. Horning, Urkundliches uber
die Jung St. Peterkirche II6). Im Juli 1546 wird er als
Heifer von St. Aurelien erwahnt (XXI 1546 fol. 400), von wo
er Anfang 1550 auf Wunsch der Pfarrkinder nach St. Nikolaus
kam. Am 16. Oktober desselben Jahres starb er (Thes. Baum.
XX 227). —
G.'s Buch ist rnit einer Reihe von Illustrationen geschrauckt.
Das Bild, das zwischen S. 32 und 33 von Job. Marbach geboten
wird, weicht aber von dem durch Horning veroffentlichten auf-
fallend ab. Es stellt auch, wovon man sich durch das Original
im Kapitelsaal des Thomasstifts uberzeugen kann, nicht Job.
Marbach, sondern seinen Sohn, den Professor der Theologie,
Philipp Marbach, dar, der zu der Nikolauskirche keine Be-
ziehungen hatte. J. Bernays.
Der wirtschaftliche Niedergang Freiburgs im Breis-
gau und die Lage des stadtischen Grundeigentums im
14. und 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der
geschlossenen Stadtwirtschaft von Dr. Hermann Flamm (Volks-
wirtschaftliche Abhandlungen der badischen Hochschulen VIII.
Bd. 2- Erganzungsband). Karlsruhe 1905.
Der Verfasser, der sich schon vor Jahren durch seine
geschichtliche Ortsbeschreibung um die stadtische Geschichte
Freiburgs verdient gemacht hat, gibt in dem genannten als staats-
wissenschaftliche Dissertation erschienenen Werk auf Grund des
im Freiburger Stadtarchiv vorhandenen Quellenmaterials eine
eingehende Darstellung der wirtscha ft lichen Entwicklung Frei-
burgs von seiner Grund ung bis in die Mitte des 16. Jahrhun-
derts und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass vom Ende des
14. bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts ein auf fal lend um-
fassender wirtschaftlicher Niedergang geherrscht habe , dessen
Ursachen im ersten Buch seiner Arbeit naher untersucht werden.
In den beiden ersten Kapiteln wird das Vorgehen der Landes-
fursten gegen die Stadte, und der Riickgang der stadtischen
Bevolkerung vom Flnde des 14. bis zum Anfang des 16. Jahr-
hunderts geschildert; im dritten wird die Entwicklung und Aus-
bildung der geschlossenen Stadtwirtschaft als das Produkt der
konkurrenz- und kapitalfeindlichen Politik der Ziinfte dargetan,
wobei die Verfassungsgeschichte der Stadt und ihre Handels-
und Gewerbepolitik, sowie die Entstehung und Organisation der
Ziinfte bis in das 16. Jahrhundert hmein beleuchtet werden.
Der Verfasser sucht den Nachweis zu erbringen, dass die ge-
schlossene Stadtwirtschaft im nationalokonomischen Sinne erst
unter dem Regiment der Ziinfte entstanden ist, die die bisher
existierende freie Konkurrenz in Handel und Gewerbe, insbesondere
den Zwischen- und Hausierhandel mit alien Mitteln bekampften.
Das zweite Buch behandelt zur Veranschaulichung des
Riickgangs die Lage des stadlischen Grundbesitzes seit der
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. i5^
zweiten Halfte des 14. Jahrhunderts, indem das erste Kapitel
die Schicksale der Liegenschaftswerte und das zweite die bau-
liche Entwicklung Freiburgs bis in den Anfang des 16. Jahr-
hunderts verfolgt. Das dritte Kapitei will einen Einblick in die
Reformbestrebungen auf dem Gebiete des stadtischen Grund-
eigentumsrechts gewahren, wahrend das Schlusskapitel eine kurze
Rekapitulation unter Hinweisung auf die Allgemeinheit der Ver-
breitung ahnlicher Zustande enthalt.
Die Arbeit zeugt von scharfem kritischem Geist, hervor-
ragendem Fleiss und tiefem Eindringen in die einschlagige wirt-
schaftsgeschichtliche Litteratur. Wenn auch manche Ausfuhrungen
vom rein historischen Standpunkt aus als anfechtbar erscheinen
mogen, weil sie sich eben nur als Vermutungen darstellen und
quellenmassig nicht belegt werden konnen — so z. B. hinsicht-
lich der ganzen Periode vor 1 350 — , so bieten sie auf der
andem Seite doch wertvolle Anhaltspunkte und Winke fur ein
gedeihliches Weiterforschen auf dem Gebiete der raittelalter-
lichen Wirtschaftsgeschichte der oberrheinischen Stadte. Nur
auf Grund eingehender und zuverlassiger Flinzelstudien uber
jede Stadt lassen sich auf diesem bisher noch viel zu wenig
beachteten, aber ausserst dankbaren Arbeitsfelde sichere Resultate
erzielen. Auch hierin liegt ein Verdienst der vorliegenden
Dissertation. Dr. Ehrler.
In den »Schriften des Vereins fur Reformations-
geschichte« XXIJ, 2 (Halle 1904) hndet sich ein Vortrag von
Wilhelm Diehl abgedruckt, welcher »Martin Butzers Be-
deutung f u r das kirchliche Leben in Hessen* erortert.
Gegeniiber den vielfachen ungunstigen Urteilen, die uber Butzers
Einfluss auf die Politik Philipps des Grossmiitigen und die Re-
formation in Hessen gefallt worden sind, hebt der Verfasser die
Verdienste hervor, die sich Butzer unstreitig um das kirchliche
Leben in Hessen erworben hat. Die »Ordnung der christ-
lichen Kirchenzucht*, die sogenannte Ziegenhainer Zucht-
ordnung vom Jahre 1538 ist ein Werk Butzers, fiir dessen
Durchfiihrung er bis zum Jahre 1540 tatig war. Seine Institutionen
haben in der Folge fiir die Hebung des Gemeindelebens und des
Schulwesens in Hessen segensreiche Fnichte gezeitigt. — h.
Adolf Zeller: Das Heidelberger Schloss, Werden,
Zerfall und Zukunft, in 12 Vortragen dargestellt, Karlsruhe,
G. Braun 1905. — Ein dankenswertes Unternehmen. Das
monumentale Schlosswerk von Koch und Seitz hat die Verbrei-
tung nicht gefunden , die es verdiente , es ist zu gross und zu
teuer. So konnten denn auch die in siebenjahriger Arbeit ent-
standenen Aufnahmen des ehemaligen Schlossbaubureaus, von
denen das genannte Werk r.ur eine Auswahl wiedergibt , trotz
ihres Alters noch bei den Mitgliedern der Schlossbaukonferenz
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1 66 Zeitschr if tense hau und Literaturnotizen.
voni 1 7 . / 1 8 . April 1902 Sensation erregen. Geh. Regierungsrat
Lutsch, der preussische Konservator der Kunstdenkraaler , eine
seiner Stellung nach gewiss kompetente Personlicbkeit, bezeich-
nete Methode und graphische Darstellung der Schlossaufnahmen
von Koch und Seitz — vgl. die Schultesche Besprechung in
dieser Zeitschrift N.F. Bd. VI, S. 522, die dem Buche aber in
keiner Weise gerecht wird — fur so sorgfaltig und sachgemass,
wie er sie in seiner ganzen Praxis noch nicht gesehen habe.
Und Albrecht Haupt (»Zur Baugeschichte des Heidelberger
Schlosses«; Frankfurt 1902) urteilt daruber: »Das Werk des
Schlossbaubureaus ist eine kunstlerische und kunsthistorische
Tat ersten Ranges, wie mich dunkt eine der vorzuglichsten und
gewissenhaftesten zeichnerischen Veroffentlichungen , welche je
uber historische Bauwerke erschienen sein mogen; ich betrachte
es sogar als das grosste in erhaltendem und erkennendem Sinne,
was bisher fur das Heidelberger Schloss geschehen ist.« Ein
solches Werk durch auszugsweise Wiedergabe in handlicher und
billiger Form popular zu macben , ist an sich schon lebhaft zu
begriissen. In dieser Hinsicht mochte die Zellersche Arbeit mit
Essenweins »Romanischer und gotischer Baukunst* (Handbuch
der Architektur II 4 a Heft 1 Stuttgart) zu vergleichen sein,
durch die Viollet le Dues herrliche Rekonstruktionen erst in
weitere Kreise getragen wurden.
Die Ausstattung ist vortrefflich. Die aus Koch-Seitz ent-
nommenen Zeichnungen werden durch eine grosse Anzahl sehr
guter in Lichtdruck wiedergegebener Photographien erganzt.
Dazu kommen die viel genannten und viel umstrittenen alten
Stadt- und Schlossansichten. Mit besonderer Sorgfalt ist das
gesamte Rekonstruktionsmaterial des Ottheinrichsbaues zusammen-
gestellt, die verschiedenen Projekte, wie sie vor und nach dem
Wetzlarer Fund von Berufenen und Unberufenen entworfen
wurden, alles Dinge, die da und dort schon publiziert sind, bis-
her aber nur mit grossem Zeitverlust zusammengesucht werden
konnten.
Als etwas neues sind einige photographische Innenansichten
des renovierten Friedrichsbaues dargestellt. Wenngleich sich
der Verfasser durch deren Aufnahme als Bewunderer Schafers
bekennt, so bewahrt er doch im ganzen dasjenige Mass von
Objektivitat, das im Streit um das Heidelberger Schloss beson-
ders wohltut und dem Leser die Bildung eigenen Urteiles
ermoglicht. Das Buch ist im richtigen Augenblick erschienen,
es ist zu wunschen, dass es auch in weiten Kreisen Verbreitung
finden nioge. H — .
Mit welcher Bitterkeit Anselin Feuerbach in seinem »Ver-
machtnis« seiner Karlsruher Erlebnisse gedenkt, mit welcher
Scharfe Jul. Allgeyer in seiner Lebensbeschreibung die Be-
ziehungen des Kunstlers zu Karlsruhe behandelt, ist zur Gemige
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Zeilschriftenschau und Ltteraturnolizen.
• 67
bekannt. Demgegenuber unternimrat A. v. Oechelhauser (A us
Anselm Feuerbachs Jugendjahren, Leipzig, Seemann, 1905.
Mit 8 Abbildungen) den dankenswerten Versuch, auf Grund der
Akten der Generalintendanz der Grossh. Zivilliste die Verhalt-
nisse in das richtige Licht zu setzen und mit raancherlei Vor-
urteilen aufzuraumen, die sich eingeburgert haben. Aus seinen
klaren Darlegungen und den von ihm in vollem Wortlaute mit-
geteilten Briefen und Aktenstucken ergibt sich, dass Allgeyers Dar-
stellung von Parteilichkeit und Einseitigkeit nicht frei zu sprechen
ist und im einzelnen vielfach der Korrektur bedarf. Dass in
Karlsruhe ein grosser Teil des Publikums dem jungen Kunstler,
wie dies auch anderen Meistern dort begegnet ist, verstandnislos
gegenuberstand , dass unter den dortigen Kunstlern selbst eine
Clique ihn anfeindete, dass K. F. Lessing, wie sein Gutachten
uber das Dantebild beweist, seine Bedeutung vollig verkannte,
wird allerdings einzuraumen sein, ebenso unbestreitbar aber zeigt
es sich , dass Schirmer sich in der wohlwollendsten , uneigen-
nutzigsten Weise des aufstrebenden Talentes angenomrnen und
dass vor a Hera der kunstsinnige Regent und Landesherr die Be-
gabung des jungen Feuerbach richtig zu wiirdigen gewusst, ihm
durch eine hochherzige Tat in entscheidender Stunde, indem er
ihm ein Stipendium zu einer Reise nach Venedig gewahrte, die
Wege zu seiner kunstlerischen Ausbildung geebnet und ihn auch
spaterhin , soweit es die verfugbaren Mittel erlaubten, durch
Ankauf des Dantebildes und anderer Gemalde in wohlmeinendster
Weise gefordert und unterstutzt hat. Dies haben, wie sich aus
den vorliegenden Briefen ergibt, Feuerbach selbst und seine
treffliche Mutter Henriette ruckhaltlos aufs dankbarste anerkannt.
Wenn freilich der Verf. auch fur Kreidel eine Lanze zu brechen
sucht, so vermag ich ihm hierin nicht zu folgen. Kreidel war,
wie auch von anderer Seite bezeugt wird, jedes kunstlerischen
Verstandnisses bar und seine bureaukratischen Verkehrsformen
nicht immer die angenehmsten: wenn man Schreiben, wie das
S. 54 mitgeteilte liest, wird man wohl verstehen, dass der leicht
reizbare Kunstler dariiber in Erregung geraten konnte. Ver-
geblich sucht man nach Obersendung der »Poesie« in seinen
Briefen nach einem Worte, das nahegelegen hatte, und man
wird das Gefuhl nicht los, dass wenn die Korrespondenz mit
dem jungen Meister taktvolleren Handen anvertraut gewesen ware,
diesem manche Verstimmung und manche Enttauschung erspart
geblieben ware. — Die anregende Schrift, in der wir einen
wertvollen Beitrag zu Feuerbachs Jugendgeschichte begrussen, ist
vom Verleger aufs vornehmste ausgestattet worden. K. Obser.
Die kirchliche Haltung des Beatus Rhenanus be-
handelt W. Teichmann in der Zeitschrift fur Kirchen-
geschichte 26, S. 363 — 381. Er charakterisiert den Humanisten
als Reformkatholiken, der also gegen Ende seines Lebens —
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1 68 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
die Fehler beider Richtungen gewahrend — innerlich weder auf
Seiten des Katholizismus noch der neuen Lehre gestanden hatte.
>Mehr von wissenschaftlichem als von eigentlich religiosem In-
teresse erfiillt, blieb er da, wo man sich mit seiner ausserlichen
Zugehorigkeit zufrieden gab.« H. K.
Edmund Kelter veroffentlicht in der vom Wilhelm-Gym-
nasium zu Hamburg herausgegebenen , ausschliesslich Beitrage
zur Gelehrtengeschichte des 1 7. Jahrhunderts enthaltenden Fest-
schrift zur Begriissung der 48. Versammlung deutscher Philologen
und Schulmanner (Hamburg, Lutcke & Wulff 1905. 206 S.) auf
S. 1 — 72 den die Jahre 1629 sowie 1633 — 1636 umfassenden
Briefwechsel zwischen Matthias Bernegger und Johann
Freinsheim, wie er in den beiden bekannten Konzeptbiichern
der Wolf-Uffenbachschen Sammlung erhalten ist. Diese Briefe
bieten nicht nur ganz allgemein betrachtet ein Zeitbild von her-
vorragender kulturgeschichtlicher Bedeutung, sondern vermogen
auch , wie dies bei Berneggers Beruf und Neigung verstandlich
ist, unsere Kenntnis von der rein politischen Geschichte Strass-
burgs um mancherlei neue Zuge zu bereichern. Die reichhaltigen
Erlauterungen sind — einem immer mehr leider sich einburgern-
den Brauche gemass — an den Schluss gesetzt, was die Be-
nutzung ungemein erschwert. ff. Kaiser.
Uber den »Verbleib der altesten Gutenbergtype«
handelt G. Zedler im Zentralblatt fiir Bibliothekswesen XXI
(1904) S. 388 — 96. Bisher war nur bekannt, dass Gutenbergs
Urtype, an deren Herstellung er zweifellos schon in Strassburg
gearbeitet hat, schliesslich von Mainz nach Bamberg kam und
dort von Albrecht Pfister zum Druck mehrerer Werke verwendei
wurde. Aber Pfister besass nur die gegossenen Lettern , nicht
die Matrizen, so dass er eine Erneuerung und Erganzung seiner
Schrift nicht vornehmen konnte. Zedler ist jetzt zu der Annahme
gelangt, dass die Matrizen der altesten Gutenbergtype in die
Hande Peter Schoffers in Mainz gelangten, und zwar nach
des Erfinders Tode. Er stiitzt sich dabei auf die hubsche Be-
obachtung, dass der Buchstabe w der Gutenbergschen Urtype
in den Schofferschen Missaldrucken immer aufs neue wieder-
kehrt. Als Schdffer die Typen der 42zeiligen Bibel erwarb,
wird er auch gleichzeitig die Matrizen der altesten Gutenberg-
Lettern ubernomraen haben. — h.
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Der Anteil
der Stadt Villingen und des oberen Schwarzwalds
an den Ereignissen in Wiirttemberg zur Zeit der
Vertreibung Herzogs Ulrich 1519 — 1522 *)•
Von
Christian Roder.
Herzog Ulrich (geb. 1487), welcher 1503 die selbstandige
Regierung in Wiirttemberg angetreten hatte, — vorher
stand er unter Vormundschaft, da sein Vater Heinrich zer-
rutteten Geistes bis zu seinem Ende 15 19 auf dem Schlosse
Urach in Gewahrsam blieb — entsprach den auf ihn
gesetzten Hoffnungen keineswegs. Leidenschaftlich, prunk-
siichtig und verschwenderisch, erregte er bald die allge-
meine Unzufriedenheit seines Landes, welches er so in
Schulden brachte, dass sich ein grosser Teil der Unter-
tanen 15 14 im sog. »Armen Konrad« gegen ihn erhob2).
Dazu kamen seine nichts weniger als musterhaften haus-
lichen Verhaltnisse. In einem unlautern ehelichen Handel
stach er seinen Freund Hans von Hutten auf der Jagd
nieder (Mai 15 15), wodurch er sich die Feindschaft des
Huttenschen Geschlechts auf den Hals lud; seine Gemahlin
Sabine, Tochter des Herzogs Albrecht von Baiern-Mimchen,
die ihm allerdings aufgenotigt worden war — die Ver-
lobung mit der sechsjahrigen Prinzessin fand 1498 statt —
J) Ch. Fr. v. Stalin, Wirtembergische Geschichte IV S. 157 if. —
Heinrich Hugs Villinger Chronik von 1495 bis 1533, herausgegeben
von Chr. Roder, Tiibingen 1883. — Stadtarchiv Villingen Lit. X.
(damnter viele Korrespondenzen). — *) In Hornberg erregte einen Bauern-
aufstand der Ratschreiber Lukas Straubinger.
Zeitschr. f. Gcsch. d. Oberrh. N.F. XXI. a. 12
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170
Roder.
und mit welcher er fast nichts als ein gleich auf brausendes
Wesen gemein hatte, misshandelte er so, dass sie im
November 15 15 auf immer nach Miinchen zu ihrer Mutter
und ihrem Bruder, Herzog Wilhelm, floh, der dem Wiirttem-
berger von da an fortwahrend grollte1). Dies und andere
Gewalttaten veranlassten den Kaiser Maximilian, der ihm
wegen seines Austritts aus dem Schwabischen Bund (15 12)
ohnedies nicht hold sein konnte, ihn zweimal (Oktober 15 16
und Juli 15 18) in die Acht zu erklaren, ohne dass dieselbe
jedoch streng ausgefiihrt wurde.
Das kurze, nicht ganz halbjahrige Zwischenreich
zwischen dem Tode Maximilians (Januar 15 19) und der
Erwahlung Karls V. zum deutschen Konig, in welcher
Pfalzgraf Ludwig Reichsverweser fur die Rheinlande,
Schwaben und Franken war, benutzte Herzog Ulrich zu
einem mutwilligen Handstreich, der die schlimmsten Folgen
fur ihn herbeifuhren sollte. Zwei Papiermacher hatten in
der Reichsstadt Reutlingen am 18. Januar 15 19 in einem
Wirtshause Ulrichs Vogt und Forstmeister der nahen Burg
Achalm erstochen. Dem Herzog wurde die Kunde davon
gebracht, als er tags darauf zu Stuttgart feierlich das
Begrabnis des Kaisers beging. Sogleich liess er im ganzen
Lande Sturm schlagen und ein Aufgebot gegen Reutlingen
ergehen, indem er diese Stadt in ganz ungerechter Weise
und ohne vorherige Absage fur die zwei Frevler biissen
lassen wollte. Seine wahre Absicht zielte aber dahin, die
von wiirttembergischem Gebiet umgebene Reichsstadt
seinem eigenen Lande einzuverleiben. Der im kalten
Winter unternommene Versuch gelang anfangs. Die sieben
reutlingischen Dorfer wurden weggenommen; die stark
beschossene Stadt widerstand zwar anfangs, indem sie
Ulrichs Aufforderung zur Ubergabe spottisch dahin beant-
wortete, er solle am nachsten Freitag wieder kommen, da
wollten sie eine Gans mit einander essen. Da aber der
Ruf der Reutlinger an die Reichsstadte um schleunige
Hilfe ohne Erfolg blieb, so gaben sie am 28. Januar den
Widerstand auf. Den zwei Papiermachern, welche daselbst
im Asyl (wohl in einem Kloster) verweilten und deren
*) Siehe unten Beilage I.
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Villingens Anteil an d. Ereignissen in Wiirttemberg 1 510 — 22. 1 n \
Auslieferung der Herzog besonders sich ausbedungen hatte,
gelang es, nach Rottweil sich zu retten (3. Februar); ein
Geistlicher, welcher »sich so redlich gehalten mit Schiessen,
dass ihm der Herzog ebenfalls ungnadig war«, kam auf
dem Wege nach Freiburg auch durch Villingen und
erzahlte hier, wie sich alles zu Reutlingen zugetragen
hatte1). Der Schw£bische Bund konnte diesem Bruche
des Landfriedens, dessen einziger Beschutzer und Hand-
haber er zur Zeit war — Pfalzgraf Ludwig stand mehr
auf der Seite Ulrichs — nicht ruhig zusehen ; er beschloss,
besonders auf Veranlassung des Herzogs Wilhelm von
Baiern-Mtinchen, mit bewaffneter Macht gegen den Ruhe-
stOrer vorzugehen, und erliess am 28. Februar eine hierauf
beziigliche Erklarung an alle Stande des Reichs, auf deren
Mithilfe er rechnete. Sein aus den Kontingenten der Herren
und der Reichsst&dte bestehendes Heer, 22000 Mann zu
Fuss und 3000 Mann zu Ross, sammelte sich anfangs Marz
zu Ulm. Zum obersten Feldhauptmann wurde Herzog
Wilhelm von Baiern ernannt. Der Bund hatte leichtes
Spiel, da die UnterstQtzung, auf welche Ulrich gehofft
hatte, insbesondere jene von KOnig Franz I. von Frank-
reich, grosstenteils ausblieb. Nur 12000 von Eberhard von
Reischach geworbene Schweizer — Hug gibt ihre Zahl
wohl zu hoch auf 16000 Mann an — zogen ihm zu, und
zwar vom Randen her iiber Tuttlingen, Krauchenwies gen
Blaubeuren (3 Std. w. von Ulm), wo Ulrich seine Streit-
krafte, im ganzen 26000 Mann 2), zusammenzog. Aber von
Osterreich und dem Schwabischen Bund, hauptsachlich
durch Geldversprechungen gewonnen, riefen die Eid-
genossen ihre Leute unter Androhung der »Verlierung von
Leib und Leben« wiederholt zuruck. »Da weinte der Herzog
wie ein Kind* und jene zogen, nachdem sie schon einen
Soldvorschuss — »jeder 13 dicke Pfennig* — erhalten
hatten, »aus dem Feld alle wieder heim wie tausend Teufelc
Am Donnerstag nach Reminiscere (24. Marz) erliess der
Bund von Ulm aus eine (gedruckte) Bekanntmachung an
alle Stande und Einwohner von Wurttemberg, in welcher
') Offenbar hat Hug seine Erzahlung von diesem Augenzeugen. —
*) Die von Hug S. 73 angegebene Zahl >mehr als 60000 ist offenbar
zu hoch.
12*
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172
Roder.
er mit Hinweisung auf die ungerechten Handlungen des
Herzogs, »deren keines Aufhorens« sei, die Acht und Aber-
acht liber diesen verhangte, die Untertanen aller Pflichten
ledig erklarte und sie einlud, sich in das Feldlager des
Herzogs Wilhelm zu verfGgen. Am 26. Marz schickte
dieser den Absagebrief durch 10 junge Knappen in bunten
WappenrGcken, indem vier je einen beteiligten Fursten,
einer den Schw&bischen Bund, einer das Haus Osterreich,
vier je 100 Edelleute darstellten, an Herzog Ulrich nach
Stuttgart; funf Tage darauf sandte auch dieser einen
Knappen mit seinem Feindesbrief an den Bund.
Am 28. Marz rQckte das Bundesherr von Langenau
(n.-6. von Ulm) durch die Filstalgegend nach Stuttgart,
das sich am 7. April ergab. Die Stadt Tiibingen kapi-
tulierte am 21. April, das Schloss daselbst, wohin Herzog
Ulrich seine beiden Kinder, Anna und Christoph, verbracht
hatte — er selbst war am 7. April Hilfe beim Pfalzgrafen
Ludwig, jedoch erfolglos, suchend, entwichen — fiel nach
mehrtagiger Beschiessung am 25. April an den Bund. Mit
der Ubergabe von Asperg am 26. Mai konnte der Feldzug
als beendigt angesehen werden.
Die Kunde von den Vorg£ngen bei Reutlingen hatte
sich schnell auch auf den oberen Schwarzwald verbreitet.
Nach Villingen kam sie, abgesehen von miindlichen
Berichten, durch mehrere Schreiben aus der Wiirttemberg
benachbarten Grafschaft Hohenberg, so aus Rottenburg vom
Statthalter Sebastian Bombast v. Hohenheim, vom Obervogt
der oberen Herrschaft Hohenberg, Lazarus von Suntheim,
und vom Rat in Rottenburg (d.d. 21., 26., 30. Januar und
2. Februar). Da man hier die Kriegsst£rke des Herzogs
Ulrich uberschatzte , so mochte wohl einige Besorgnis
mancher Gemuter sich bem&chtigt haben. Die Gemarkung
Villingen selbst grenzte im Norden bei MOnchweiler und
im Osten bei Schwenningen an wiirttembergisches Gebiet,
das damals befestigte Tuttlingen ist nur 5 Stunden ent-
fernt, die Gefahr eines "Oberfalls von dieser Seite her lag
nahe; dass man die Stadt in guten Verteidigungszustand
setzte, erschien somit als ein Gebot der Notwendigkeit.
Durch den einflussreichen kaiserlichen Hofrat, Propst Bal-
thasar Merklin von Waldkirch, unterstiitzt, wandte sich
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Viltingens Anteil an d. Ereignissen in Wttrttemberg 1 519 — 22. 172
der Magistrat um Versehung mit gutem Geschutz an die
Regierung in Innsbruck und erhielt bald darauf die Zu-
sage seiner Bitte. Am 4. Marz schickte er den Hans
Mutlar — Schwager des Chronisten Hug — mit zwei Spital-
wagen nach Ulm, um die Stucke dort abzuholen. Es
waren zwei dem Kaiser gehorende Notschlangenbiichsen,
die dort in Verwahrung lagen und nun der Stadt gegen
einen Revers leihweise (iberlassen wurden. Jede schoss
eine eiserne Kugel von siebenthalb Pfund. Auch Graf
Friedrich von FQrstenberg traf Verteidigungsanstalten.
Am 21. Februar ersuchte er die Villinger um Uberlassung
ihres Buchsenmeisters Balthasar Kantengiesser auf etliche
Tage zur Besichtigung und Ordnung des Geschtitzwesens
(Buchsen, Pulver und »MOdelt zum Kugelgiessen) auf dem
Fiirstenberg; und auf die Anfrage der Villinger an den
Grafen, wessen sie sich zu ihm in der Not versehen und
getrOsten konnten, erklarte derselbe in einem Eilbrief vom
6. Marz abends 6 Uhr, er wolle sein »Vermogen Leibs und
Gutst zu ihnen setzen. Auch Lutz von Landau — fur
seine Burg Blumberg — und der Vogt zu Triberg, Bene-
dikt Wachter, erbaten sich ( 1 . Marz) zum genannten Zweck
den Bttchsenmeister. Der Vogt von Triberg schickte zudem
einen leeren Trog nach Villingen und ersuchte den Rat,
notigenfalls Kleider und Kleinode in die Stadt flGchten zu
diirfen. Aber die hier gehegten Besorgnisse zerstreuten
sich bald, es kam nur zu einigen Streifen der Wurttem-
berger1). In grosserer Besorgnis schwebte man vor den
Schweizern, die vom Schwabenkrieg her noch in unan-
genehmem Andenken standen. Am 5. Marz berichtete
Hans v. Schellenberg aus Htifingen, er habe tags zuvor
zu Diessenhofen bei 3000 derselben gegen Tuttlingen
Ziehen sehen, 12000 bis 15000 k£men von alien Seiten
*) So schrieb der jungere Gangolf, Herr der Orte Hohengeroldseck und
Sulz (am Neckar), deren er sich bemachtigt hatte, am 24. Februar an den
Villinger Schultheissen Betz, der sich gerade im Hohenbergischen Oberndorf
aufhielt, tags zuvor h&tten etwa 40 feindliche Reisige und 200 zu Fuss bei
Sulz Bauernleute auf dem Felde angehalten, ihnen die Pfluge ausgespannt,
15 von der aus dem Schlosse zu Sulz herbeieilenden Besatzung gefangen und
zwei getdtet, seien aber dann eilig gegen Dornstetten (n. w.) abgezogen.
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'74
Roder.
zusammen, deren Hauptleute zu Randeck l&gen. (Siehe
oben S. 171.)
Am 9. April fertigten Schultheiss, Biirgermeister und
Rat den Hans Mutlar wieder nach Ulm ab, urn bei den
Bundesherren Weisung beziiglich ihres ferneren Verhaltens
einzuholen. Es lag n&mlich eine Schwierigkeit beziiglich
der benachbarten Reichsstadt Rottweil vor. Diese sagte
ebenfalls dem Herzog Ulrich ab, wobei sie ihr Augenmerk
auf die umliegenden wurttembergischen Orte gerichtet
hatte, in deren Besitz sie so auf leichte Weise zu gelangen
hoffte. AUein nicht im Auftrage des Schwabischen Bundes,
zu dessen Mitgliedern sie nicht gehorte, wollte sie vor-
gehen, sondern als zugewandter Ort der schweizerischen
Eidgenossenschaft, welcher sie am 6. April dieses Jahres
»auf ewig« beigetreten war1). Am 12. April erging nun
der Befehl des Bundes an die von Villingen, falls Rottweil
Wiirttemberg angreife, sogleich Hornberg und Schiltach
— das auch zum Amte Hornberg gehOrte — und andere
nahe gelegene Orte in des Bundes Namen einzunehmen2).
Am 14. April kam Hans Mutlar mit diesem Schreiben von
Ulm zuriick.
Noch an demselben Abend trat der Rat zu einer
Sitzung zusammen und erliess ein Aufgebot an die Biirger-
schaft zum bewaifneten Auszug mit der Weisung, zuerst
nach dem Kloster St. Georgen zu Ziehen, dasselbe gutlich
') Mit den Eidgenossen hatte Rottweil scbon 1463 ein Biindnis
geschlossen — damals gegen den Grafen Eberhard im Bart von Wiirttem-
berg — das von da an von Zeit zu Zeit erneuert wurde. H. Ruckgaber,
Geschichte d. Reichsstadt Rottweil II 2 S. 175 ff. 219 ff.; Chr. Fr. v. Stalin
IV S. 179. — 2) Das Schreiben des Bundes lautet: AVeylend r6. kay. m.
hochloblicher gedechtnus, auch churfursten, fursten vnd anderer stend des
bundts zu Swaben bottschaften, haubtlewt vnd ratt, yetz zu Vim versambelt.
Vnsern giinstlichen gr&s vnd friintlich dienst zuvor. Ersamen weissen,
besonder lieben vnd gutten frundt. Vns langt an, wie die von Rotweyl dem
hertzogen von Wirttemberg ain veindtschafft zuschreyben vnd ine angreyffen
wftllen. Darumb so ist vnser ernstlich beger vnd guttlich bitt, so sy der-
gleichen furnemen, das ir zu stund auf sein vnd Hornberg vnd Schilltach
vnd anders, so euch gelegen ist, in gemains bundts namen vnd handen ein-
nemen. Das w6Hen wir erkennen vnd solichs vmb ewch friintlich verdienen.
Datum afftermontag nach judica (Apr. 12) anno XIX. Den ersamen, weysen,
vnsern besondern lieben vnd guten friinden burgermaisler vnd ratt der statt
Villingen. «
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Villingens Anteilan d.Ereignissen in Wurttemberg 1519—22. jyc
aufzufordern und, wenn dieses nicht verfinge, »mit dem
Geschiitz den Ernst zu brauchen*.
Wie befohlen war, wurde am nachsten Morgen noch
bei Nacht um 1 Uhr — es war an einem Freitag — eine
Messe gehalten, welcher die Mannschaft anwohnte, dann
zog sie, 300 zu Ross und zu Fuss in Kriegsbereitschaft
mit Harnisch, Biichsen, Spiess und Schwert unter dem
Stadtbanner zum Riettor (westl.) hinaus, dem ausseren
Stadtgraben entlang auf den Weg nach MOnchweiler.
Hauptmann war Bernhard Maler. An Geschiitz fuhrten
sie zwei Schlangenbuchsen und 25 steinerne Kugeln fiir
jede mit sich. Ein Bote, der Metzger Jakob Schmid,
wurde nach Triberg abgefertigt, um dem dortigen Vogt
das Vorhaben der Villinger zu eroffnen und ihn zu er-
suchen, dass er mit seinem Kontingente zu St. Georgen
eilends zu ihnen stosse. Auf dem Wege durch den Wald
oberhalb Monchweiler, als sie Peterzell vor sich hatten,
ermahnte sie der Hauptmann zu guter Zucht und Ord-
nung, und nun marschierten sie bei Tagesanbruch sieben
Mann hoch in einem Glied mit aufgerecktem Fahnlein,
unter Pfeifen und Trommeln durch das genannte Dorf.
Dann gingen sie frohlich hinauf dem Kloster zu. Dem
iiber den ungewohnlichcn Besuch sicher iiberraschten Abte
Nikolaus Schwander brachte eine Abordnung den Befehl
des Bundes zur Kenntnis und erklarte ihm: wenn er sein
Gotteshaus, seine Gerichte und Vogteien freiwillig her-
gebe, auch dem Schwabischen Bund, dem Hause Oster-
reich und der Stadt Villingen Gehorsam schwore, so wollten
sie ihn bei dem Seinigen belassen; tue er dies aber nicht,
so wiirden sie es »mit Totschlag, Brand und allem, was
zu Krieg und Mannschlacht diene, zuwegebringen. Dar-
nach moge er sich richtem. Der Abt begehrte eine kurze
Bedenkzeit, um sich mit seinem Konvente zu besprechen.
Dies wurde ihm bewilligt. Unterdessen hatten die Villinger
auf dem Berg das Geschiitz gegen das Kloster gerichtet.
Nach gepflogener Beratung mit den Konventherren gab
der Abt die Antwort: Obwohl sie es nicht gern taten, so
willigten sie doch, dem Zwange sich fugend, in die For-
derung ein. Nun sprach Dietrich Icher den Monchen die
Eidesformel vor, und diese, die rechte Hand auf die linke
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Brust legend, leisteten den Schwur, »die Geistlichen auf
das hi. Evangelium, die Weltlichen mit aufgehobenen
Fingern«. Es war um die achte Stunde morgens. Hierauf
zogen die Villinger mit ihren Biichsen und aufgerecktem
Fahnlein in den Klosterhof selbst. Der Abt Offnete ihnen
alle Schlosser am Keller und am Haberkasten, hiess sie
sich zu Tisch setzen und gab ihnen das Morgenessen,
namlich jedem einen Haring, Wein und Brot genug; den
Wein trug man in Kiibeln und »Geltent auf. »Und war
der Abt froh, dass die Villinger vor denen von Rottweil
gekommen warenc, meint Hug, der diesen Zug mitmachte.
An demselben Tag morgens um 3 Uhr, kurz nach dem
Auszug erschienen zwei Boten von Rottweil vor der Stadt
Villingen am Bickentor und begehrten Einlass, da sie mit
dem Rate zu sprechen wiinschten. Dies wurde ihnen
bewilligt. Man erklarte ihnen aber, dass der Rat, weil
nicht vollzcthlig, jetzt nicht in der Lage sei, ihnen zu ant-
worten, man werde jedoch ohne Verzug nach den fehlenden
Mitgliedern schicken. Sodann verabschiedete man sie.
Hierauf fertigten die anwesenden Ratsfreunde ihren Amts-
genossen Jakob BOsinger nach St. Georgen ab, wo er
kurz nach dem Morgenessen ankam. Auf seinen Bericht
kehrten die 18 am Zuge beteiligten Ratsmitglieder nach
Villingen zuriick. Nach ihrer Ankunft hier um zwei Uhr
nachmittags begaben sie sich sogleich im Harnisch, wie
sie waren, auf das Rathaus und berieten, was beziiglich
der Rottweiler zu tun sei. Noch an demselben Abend um
vier Uhr schickten sie drei Abgeordnete: Hans Stark, Alt-
schultheiss, Hans Schlich, Richter, und den Stadtschreiber
Heinrich Schwenninger zur naheren Erkundigung nach
Rottweil, indem sie unter Vorweisung des Bundesbriefs den
dortigen Rat zugleich wissen liessen, auf welche Orte sie
es abgesehen hatten, um ein gegenseitiges Hiniibergreifen
zu vermeiden. Worin die Antwort der Rottweiler bestand,
ist nicht gesagt; wahrscheinlich teilten sie den Villingern
mit, welche Orte sie ihrerseits einzunehmen gedachten.
Bei der Ankunft der Boten abends in Rottweil waren
die dortigen Burger und die Landschaft in volier Kriegs-
riistung, so dass jene erst tags darauf verhOrt wurden.
Noch an demselben Abend gleich nach Torschluss zogen
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Villingens Anteil an d. Ereignissen in Wtirttemberg 1519—22. 177
die Rottweiler zu Ross und Fuss in das wttrttembergische
Amt Tuttlingen und nahmen in der Nacht die Orte
Schwenningen , Trossingen, Thuningen, Thalheim, Bal-
dingen und Biesingen in Besitz. »Da schwuren ihnen die
Bauem, die daheim waren, etliche liefen den Waldern zu,
die schwuren nicht. Und hatten die von Rottweil alle an
ihnen weisse, grosse Schweizerkreuze (auf den Kleidern),
und wo sie in ein Dorf kamen, schrien sie: »Hie gut
Schwitz Grund und Boden; und war gar ein grosser Uber-
mut in ihnen, da von nicht zu schreiben istc, bemerkt Hug.
Hierauf zogen sie vor Tuttlingen und die dortige das
Stadtchen uberragende Burg Honberg und forderten sie
zur Obergabe auf. Aber die von Tuttlingen und die auf
dem Honberg erwiderten, wenn man sie aufforderte im
Namen des loblichen Bundes zu Schwaben und des Hauses
Osterreich, so wollten sie ihnen eine gebuhrende Antwort
geben; sofern aber das nicht ware, so soil ten sie sich
heimmachen, oder sie wtlrden unter sie schiessen, dass es
dunste (krachte)c Auf dieses zogen die Rottweiler ab.
Als diese M&hr in der Nacht von Schwenningen herein
nach Villingen auf die »Fttllec (den die Stadt umgebenden
Festungswall) gebracht worden war, hielt man sogleich
Rat und schickte einen Mann zum Riettor hinaus gen
Schwenningen. Derselbe best&tigte die Nachricht und
meldete noch, die von Rottweil hatten alle Schwenninger
Bauern mit sich hinweggefuhrt, ohne ihnen tibrigens etwas
zu nehmen.
Da der Rat zu Villingen auf alle Falle seine Streit-
krafte zu verstarken wQnschte, so gebot er den Maiern
— den Inhabern der st&dtischen Gftter — aus dem Brigach-
tal, 70 an Zahl, am folgenden Tag, Samstag den 16. April
friih, wohlgenlstet mit Harnisch und Gewehr in der Stadt
sich einzufinden. Sie erschienen schon, bevor es 5 Uhr
schlug; dazu kam noch ein Nachschub aus den Zttnften.
Mit ihnen zogen die Ratsmitglieder, welche am Freitag in
St. Georgen gewesen waren, wieder aus. Die ganze Truppe
betrug 100 Mann; sie nahmen eine gute Schiangenbiichse
und einen mit Brot beladenen Karren mit. Ihre Absicht
war, die wurttembergischen Orte Erdmansweiler, Weiler
und Burgberg einzunehmen. Als sie morgens 6 Uhr zum
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Roder.
oberen Tor hinausrttckten, fertigten sie den Ratsfreund
Hans Wescher nach St. Georgen ab, um dem Hauptzug,
welchem am Freitag n Uhr sich noch 300 Tribergische
angeschlossen hatten, Bericht iiber die Lage zu erstatten.
Nach der Besitznahme der genannten Orte wollten sie
dann gemeinsam nach Schiltach ziehen. Sie waren aber
nicht wenig erstaunt, als sie eine halbe Stunde nordlich
von der Stadt hinter den Ziegelhtitten das Wiesentalchen
hinaufmarschierend von zwei ihnen am Haslach-Weiher !)
begegnenden Frauen erfuhren, die von Rottweil hatten
schon in der Nacht die drei Dorfer Erdmannsweiler, Weiler
und Burgberg besetzt, die Bauern schwflren lassen und
mit sich hinweggefuhrt. Darauf gaben die Hintersten des
Zugs den Vortrabern mit einem Hut an einem langen
Spiess das Zeichen zur Umkehr und jene erklarten, ein
Bauer habe ihnen dasselbe gesagt. Nun schlugen sie eine
mehr nordwestliche Richtung ein und kamen auf dem
kiirzesten Weg iiber den sog. Schoren (ostlich von Peter-
zell) nach Martinsweiler, wo ihnen Hans Schlich auf der
Riickkehr von Rottweil begegnete. Von da ging es nach
dem nahen Buchenberg, wo man wartete, Brot ab dem
Karren ass und - in Ermangelung des Weins — Wasser
dazu trank. Um sich zu erkundigen, wo der grosse Zug
der Villinger stand, schickten sie zwei Reiter nach
St. Georgen. Unterdessen meldeten aber drei Bauern von
Waldau2), derselbe habe iiber den Brogen — zerstreute
Hauser s.-w. von Buchenberg — und das Hard den Marsch
(nOrdlich) gegen Schiltach angetreten. Nun gait es, den
Hauptzug schnell zu benachrichtigen, und von weiterem
unnutzem, ja unter Umst£nden gefahrlichem Vomicken ab-
zuhalten. Auf dem Hard angekommen, erfuhren die hundert,
dass der Hauptzug schon iiber Sulgen hinaus geriickt sei
und bei Hinter- Aichhalden stehe. Heinrich Hug, der
Berichterstatter, ging demselben eilig nach, indem er die
ubrigen mit der Biichse folgen liess. Er traf jenen an dem
Wald oberhalb der Steig. Der Hauptmann Bernhard Maler
bildete nun sofort einen sog. verlorenen Haufen (ein
Detachement) von 60 Mann, die er vorausschickte, um
l) Die Damme dieses Weihers sind noch vorhanden. — *) Burg bei
St. Georgen.
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Villingens Anteil an d. Ereignisscn in Wtlrttemberg x 5 1 9 — 22. 1 7 n
auszukundschaften, ob die Rottweiler wirklich Schiltach
schon eingenommen hatten, und das Ergebnis dem grossen
Haufen zuriickzumelden, damit dieser im bejahenden Falle
sich stracks Hornberg zuwenden kOnne. Als diese Mann-
schaft unten an die Steige kam, sah sie sich auf einmal
mitten unter denen von Rottweil. Diese waren also am
Freitag Abend mit zwei Abteilungen ausgezogen, von
denen die eine sich sudlich gegen Trossingen wandte, die
andere eine nordwestliche Richtung einschlug, Schiltach
und das eine Stunde nordlich davon gelegene Alpirs-
bach einnahm, wahrend die Villinger den Freitag bei
St. Georgen zubrachten und erst Samstag morgens gegen
Schiltach riickten.
Die Rottweiler fragten den verlorenen Haufen, in
welcher Absicht die Villinger da seien. »Sprachen die
unsern«, fahrt Hug fort, >sofern nicht sie schon Schiltach
eingenommen hatten, hatten wir es getan laut Befehl, den
wir vorweisen kOnnten. Jedoch wollten wir sie daran
nicht saumen und irren. Und waren die von Rottweil im
Tal und wir oben auf der Steig. Da machten wir mit
unserm Haufen — es ist der Hauptzug gemeint — , dem
sich wohl unterdessen die hundert des Nachzugs ange-
schlossen hatten, eine sehr wohl gestellte Schlachtordnung
zu je 15 Mann in einem Glied, und wir hatten auf der
rechten Seite einen schttnen Wald mit allem Vorteil, und
mussten die von Rottweil uns gerade unter die Augen
heranziehen; und wir hatten unser Geschiitz auf unserer
linken Seite in sie gerichtet fur den Fall, dass etwas Ernst
daraus wurde. Hierauf kam der Hauptmann der Rott-
weiler mit Namen Heinrich Friburger und hielt Riick-
sprache mit unserm Hauptmann, und sie erboten sich
gegenseitig guter Nachbarschaft. Auf die Frage des Rott-
weiler Biirgermeisters nach unserm Vorhaben sagten wir,
wir wollten den nachsten Weg gen Hornberg; beliebe es
ihnen, mit uns zu ziehen, so wollten wir sie nicht ver-
schmahen — eine jedenfalls nicht ernst gemeinte Hoflich-
keitsbezeugung. Dafur sagten sie uns Dank und wunschten
uns Gluck. Dem Ersuchen des Biirgermeisters, ihm zu
vergOnnen, dass er unsere Heeresordnung besehe, ent-
sprachen unsere Oberen gerne mit dem Erbieten, nicht
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180 Roder.
nur er, sondern wer Lust habe, moge in unsere Ordnung
reiten und sie wohl beschauen. Auf solches ritten ein
Herr (Georg) von Zimmern und viele andere Edelleute mit
ihm, die alle mit grossen, weissen Kreuzen an den Kleidern
bezeichnet waren, heran. Die besahen unsern Haufen, der
gegen 800 Mann stark war, indem auch die von Monch-
weiler und Stockburg und andere im Haufen stand en.
H&tten schon 2000 Mann wider uns sein wollen, so hatten
wir es mit Gottes Hilfe mit ihnen aufgenommen, eine so
wohl gemachte Ordnung war est.
Das verzog sich bis zum Sonnenuntergang. Beide
Hauptleute, der von Rottweil und der von Villingen,
eroffneten sich nun ihr Vorhaben; jener erklarte, er beab-
sichtige mit seinem Haufen, der auch wohl 800 Mann
stark war *), nach Seedorf (eine Stunde Ostlich) oder noch
auf reichsstadtischen Boden zu ziehen, dieser, er wolle noch
bis Aichhalden — das nachste n.-w. gelegene Dorf — vor-
rilcken, um dort Nachtrast zu halten. Nun schieden sie
von einander. Mit aufgerecktem Fahnlein, unter Pfeifen
und Trommelschlag rtickten die Villinger, als es schon
finster war, in Aichhalden ein. Man zttndete Feuer an,
kochte und verzehrte das Nachtessen, ein gutes Habermuss
mit Wein und Brot, und legte sich zur Ruhe nieder.
Schon um ein Uhr nach Mitternacht schlug es mit
der Trommel auf. Das Ziel war Hornberg. Zur grosseren
Sicherheit bediente man sich einiger Kundschafter, welche
die besten und nSchsten Wege kannten. Nun ging es
mit dem ganzen Zug wieder eine Stunde zuriick in siid-
licher Richtung bis Hard, dann von dort westlich liber
die Hofe Altenburg nach Tennenbronn, wo man das
Morgenessen einnahm und das Hochamt in der Kirche
— es war Palmsonntag — besuchte. Eine zusammen-
gerufene »Gemeinde« der Villinger und der Triberger Rott-
meister beriet, was zunachst zu tun sei, und beschloss, einen
»verlorenen Haufen« dem Hauptzug vorauszuschicken, der
Hornberg zur tJbergabe auffordern solle. »Und wir ver-
l) Bernhard Maler schatzte ihn in einem Brief an den Villinger Rat
vom Palmabend (16. April) auf 600 Mann »wol gerist mit laiteren, schuflen,
axen, zimerliiten.*
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Villingens Anteil an d. Ereigoissen in Wurttemberg 1 5 x 9 — 22. 1 8 1
ordneten«, fahrt der Chronist fort, »einen von Villingen,
Michel Gerait, der stand in des Rats Ungnade und bat
nun, man mOge ihn auffordern lassen — was nicht unge-
fahrlich war — , damit er des Rats Gnade wieder erwerbe.
Man gab ihm noch einen von Triberg bei. Diese zwei
zogen mit dem verlorenen Haufen; und als sie gar nahe
an die Stadt Homberg, — die damals mit Mauern ver-
sehen war — kamen, machten sie Halt und die zwei gingen
mit dem Befehl, den wir vom Bund hatten, zur Stadt.
Jeder nahm ein Stablein in die Hand und sie liefen ohne
Wehr, indem sie schrien: Fried, Fried, Fried! Da schrien
die im St&dtlein auch so. Die zwei traten nun an die
Stadtmauer und erOffneten jenen: Die Herren von Villingen
seien da mit ganzer Macht auf Befehl des lobl. Bunds zu
Schwaben und vom Hause Osterreich und begehrten,
Sprache und Rede mit ihnen zu halten, was sie ihnen
giitlich zulassen mOchten. Denn sofern sie das nicht taten,
wiirden sie ernstlich mit ihnen handeln. Daraufhin gingen
die Burger schnell zu Rat und sagten ja. Sie sollten nur
nach den Hauptleuten schicken, damit sie Riicksprache
mit denselben nehmen und erfahren konnten, was deren
Befehl und Meinung seic
Mittlerweile erschienen, von Villingen angekommen,
vor der Stadt beim »Kappelec, da, wo sich die Wege
teilen (n.o. vor der Stadt), der Schultheiss Betz und Jakob
Bosinger. Diese ritten mit dem Hauptmann Maler und
mit anderen Verordneten in die Stadt und forderten diese
noch einmal, wie auch die beiden SchlOsser auf1), im
Namen des Schw&bischen Bundes, des Hauses Osterreich
und der Stadt Villingen zu schworen2). Es wurde ihnen
von den Hauptleuten zugesichert, wenn sie dieses taten,
wolle man die auf den Schlossern mit dem ihrigen abziehen
lassen, auch die Einwohner der Stadt bei ihrer Habe, ihren
') Hornberg hatte zwei Burgen. Die eine, welche damals des Kellers
Schloss hiess, weil dieser darin seine Wohnung hatte, stand da, wo jetzt
noch die Ruine mit dem Turm sich erhebt; auf der dahinter liegenden An-
hohe war die zweite Burg, das Junker-Schloss — Sitz des Obervogts — , das
jetzt fast ganz verschwunden ist. — *) Dass die Hornberger auch den
Villingern schwSren sollten, entsprach jedenfalls nicht dem Auftrage des
Bundes.
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182 Roder.
alten Gewohnheiten und guten Brauchen erhalten und
handhaben, wie es auch mit St. Georgen geschehe. Da-
gegen drohte man, sie im Weigerungsfalle mit Totschlag,
mit Feuer und Geschiitz dazu zu bringen , so dass ihnen
ihre Hartnackigkeit schwer zu stehen komme und sie
dann keineswegs mehr auf Gnade rechnen kOnnten. Die
Burger gingen nun wieder zu Rat, willigten ihrerseits in
die tFbergabe und erkl&rten, auch die auf den SchlOssern
dazu ermahnen zu wollen. Der Keller (Amtmann) auf
dem vordern Schlosse wollte zwar lange nicht aufgeben,
endlich um funf Uhr nachmittags tat er es. »Wahrend
dieser Zeit«, so erzahlt Hug, »hielt der grosse Haufe an
der Steig und die Mannschaften batten viele Feuer — denn
es war um diese Zeit noch ziemlich kiihl — , und war uns
die Weile lang, indem wir nicht wussten, wie es in der
Stadt und auf den Schlossern gehe. Und als es um funf
Uhr nachmittags war, fing der auf dem hintern Schloss
— es war der Obervogt Hans von Weitingen — an zu
schiessen unter unsern Haufen , dass die Aste ab den
Baumen spritzten. Doch schoss er nicht uber zwei Schusse
gef&hrlich, die anderen — gegen hundert — gingen alle
weit uber das Ziel hinaus. Also kam die Botschaft zu
uns im Hauptzug, die Stadt und das eine Schloss hatten
aufgegeben. Da zogen wir frOhlich in die Stadt, gegen
tausend Mann«. Hierauf fertigte man den Schultheissen
Betz mit noch anderen nach Villingen ab, um die nOtigen
Urkunden, wie verabredet war, aufzusetzen. Diese ritten
sogleich weg, kamen, als es nachts zwOlf Uhr schlug, an
das Tor zu Villingen und richteten sodann den Auftrag
aus. Um sieben Uhr morgens waren sie wieder zuruck
in Hornberg.
Am Montag nach dem Palmsonntag (18. April) morgens
um sechs Uhr gab auch das hintere Schloss auf. Noch
an demselben Nachmittag um zwei Uhr schwuren auch
die Leute aus dem Amt Hornberg, da man die erwachsenen
mannlichen Person en alle hiezu aufgeboten hatte. H. Hug
hatte die Schwurformel verfasst, der Schultheiss Betz ver-
las sie. Um vier Uhr schenkten die Villinger denen von
Triberg 10 Gulden »zum Vertrinken« und fertigten sie
unter warmen Dankesworten ab nach Hause. Um ftinf
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Villingens Aoteil an d. Ereignissen in Wurttemberg 15 19 — 22. 1 83
Uhr besetzten sie beide Schlosser, und zwar das hintere
mit \2 Mann unter dem Hauptmann Bernhard Maler, das
vordere mit ebenso viel unter Eucharius Lasser, einem
Vetter des Heinrich Hug. Die Schlosser waren wohl ver-
sehen mit Wein, Brot, Fleisch, sieben Tonnen Pulver und
vielem Geschutz.
Nachts kam ein Larm nach Hornberg, die von Rott-
weil wollten gegen die Villinger ziehen, weshalb die Mann-
schaft 2>/2 Stunden in Kriegsbereitschaft blieb. Das Gerucht
verbreitete sich Dienstag morgen bis nach Waldkirch. Es
bestatigte sich aber nicht. Daher zogen die Villinger, mit
Ausnahme der Besatzung, tags darauf, Dienstag den
19. April, von Hornberg ab und kehrten nach Hause
zurtick, wo ihnen ein ehrenvolier Empfang zuteil wurde.
Jenes Gerucht beruhte auf einer Verwechslung. Wohl
setzten die Rottweiler eine neue Kriegsriistung ins Werk,
aber diese war nicht gegen die Villinger gerichtet. Sie
rttckten namlich am Mittwoch nach dem Palmtag (20. April)
2500 Mann stark, wor unter jedenfalls die von Schiltach
zurtickgekehrte Abteilung sich befand, mit Geschutz, Zelten
und vielem Belagerungswerkzeug vor Tuttlingen. Die
Stadt wurde beschossen und erwiderte das Feuer. Nach
wenigen Stunden aber wurde den Tuttlingern ein Waffen-
stillstand [»Friede«] bis zum Griindonnerstag morgen be-
willigt. Bis dahin sollten sie sich erkl&ren, ob sie aufgeben
wollten, oder nicht. Unterdessen — es muss am Mittwoch
Abend gewesen sein — war der Vogt der benachbarten
Osterreichischen Herrschaft Nellenburg, Hans Jakob von
Landau, von Stockach her mit 16 Reitern angekommen
und in die Stadt Tuttlingen eingelassen worden. Er iiber-
nahm sie fur den Schw&bischen Bund und fur das Haus
Osterreich und liess die Einwohner sogleich schwdren. Als
nun der Griindonnerstag-Morgen anbrach, schrien die Tutt-
linger uber die Stadtmauer hinaus: »Hie gut Osterreich
Grund und Bodenlc Auch traf die Kunde ein, Gangolf,
Freiherr von Geroldseck, Herr zu Sulz, und Graf Joachim
von Zollern (siehe oben) hatten denen von Tuttlingen die
Stadt »abgeredet« — jedenfalls fiir den Bund und fur Oster-
reich — und seien mit 600 Mann von Balingen her im
Anzug; im ganzen seien 6000 Mann vorn Schwabischen
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184 Rodcr.
Bund gegen die Rottweiler aufgeboten. Zudem erhielten
diese von den Eidgenossen den Befehl, »eilends abzuziehenc,
oder sie wiirden »Streiche auflesen«. Das verfehlte seine
Wirkung nicht, die Rottweiler brachen sofort auf. Den
Belagerungspark, zu dessen Beforderung vor Tuttlingen
sie il/2Tage gebraucht hatten, schleppten sie nun in sechs
Stunden davon. Darauf erschienen die beiden Btlrger-
meister von Zfirich und Schaffhausen in der Stadt Rott-
weil mit der Botschaft der Eidgenossen, sie durfe auf keine
Unterstiitzung von ihrer Seite rechnen; denn habe sie den
Krieg mit Wtirttemberg ohne ihren Rat und ihr Wissen
angefangen, so solle sie ihn auch ohne ihre Hilfe aus-
machen. Daher knttpften die Rottweiler alsobald Unter-
handlungen mit dem Schwabischen Bunde an — der gerade
mit der Belagerung von Tiibingen besch&ftigt war — um
wenigstens die anderen von ihnen eingenommenen Orte
sich zu sichern. Jedenfalls war ihr Versuch, sich des
wichtigen Postens von Tuttlingen zu bem£chtigen , ge-
scheitert.
Nachdem die Viilinger St. Georgen und das Amt
Hornberg fur den Schwabischen Bund eingenommen hatten,
suchten sie, was natiirlich war, aus dem Gelingen des Unter-
nehmens fiir sich moglichst grossen Nutzen zu Ziehen. Ihr
Wunsch ging nun dahin, dass ihnen die Verwaltung des
Eroberten iiberlassen werde; insbesondere bemiihten sie
sich um die Erlangung der Kastenvogtei des Klosters
St. Georgen, wodurch, so bemerkten sie, lange Irrungen,
die schon ihre Vorfahren wegen der Purschgerechtigkeit
mit den Rottweilern gehabt, aufhoren wttrden. (Schreiben
des Rats vom 20. Juli 15 19 an Propst Balthasar Merklin
um Befiirwortung seines Gesuchs bei dem Kdnig und
dessen Kommissaren und an das vorderOsterr. Regiment
zu Ensisheim von demselben Datum). Freilich durften sich
die Viilinger keiner grossen Hoffnung nach dieser Rich-
tung hingeben. Die Hauptsache, worauf es der Oster-
reichischen Regierung eben ankam, war, jenes Gebiet dem
Schwabischen Bund zu entziehen und an ihr Herrscher-
haus zu bringen. Und sie kann von dem Vorwurfe, hie-
bei ein Doppelspiel getrieben zu haben, nicht freigesprochen
werden. In einem aus Augsburg vom letzten Juli 15 19
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Villingens Anteil an d. Ereignissen in Wttrttemberg 1 5 1 9 — 22. 185
datierten Schreiben befehlen die kOniglichen »Kommissare
und Gewalthaberc Martin (Lang), Kardinal von Salzburg,
Wernher, Bischof zu Trient, Maximilian v. Zevenbergen l)
(Cyprian) von Serntein (Kanzler), (Jakob) Villinger (Schatz-
meister), (Johann) Renner (Geheimschreiber) und Niclas
Ziegler dem BOrgermeister und Rat der Stadt Villingen,
jedoch unter dem Siegel der Verschwiegenheit,
Schloss und Stadt Hornberg dem Schwabischen Bund auf
dessen Ersuchen ohne Bewilligung des Konigs nicht abzu-
treten und ersteres in ordentlichen Verteidigungszustand
zu setzen2) — sie meinten wohl, urn es nOtigenfalls mit
Gewalt zu behaupten. Bis zur LOsung der vorliegenden
Frage betrachtete sich der Rat von Villingen tatsSchlich
als Inhaber der St. Georger Klostervogtei und des Amts
Hornberg. An ihn wandte sich denn auch das Kloster
wiederholt um Vertretung seiner Interess^n, anerkannte
somit die neue Ordnung8).
*) In Nordbrabant, verdeutscht »von Siebenbergen«, ein hervorragender
Staatsmann, v. Stalin a. a. O. S. 167. — 2) Das Schreiben lautet: (Augsburg
15 1 9 Juli 31.) »Vnsern grues vnd friindtlich dienst zuvor, besonder lieben
vnd gut frfindt: Ah ir in dem vergangen wirtembergischen krieg sloss vnd
slat Hornburg [sic!], auch die castvogtey vber sant Jorigen gotzhaws im
Swartzwald eingenomen vnd noch innenhabt vnd ir aber villeicht durch die
piintischen angeuiecht werden in6chten, solch sloss vnd stat Hornburg wider
abzutretten, darauf emphelhen wir euch anstat vnd in namen vnsers aller-
genedigisten herren des Romischen vnd Hispanischen kflnigs etc. ernstlichen,
das ir solh sloss vnd stat Hornburg, auch die bemelt castvogtey vber sant
Jorigen gotzhawfi im Swartzwald ausserhalben wissen vnd bevelch ewr herr-
schaft von Osterreich keins wegs abtrettet, sonder mit allem vleiss vnderstet,
dasselb sloss vnd stat Hornburg vleissig zu bewarn; wo ir aber ye nit wol
getraweten, die stat zu behalten, doch in allweg das sloss Hornburg mit
vleiss verwaret vnd euch hierinnen nichts irren noch verhindern lasset; dann
euch deshalben, als wir achten, nichtz zugezogen wirdet. Woken wir euch
nit verhalten vnd ir tuet daran bertirter Kn. m. ernstlich mainung; wellet
auch solh vnser schreiben in geheim halten, dann solht dem haws von
6sterreich vnd euch zu guetem beschicht. Dat. Augspurg am lesten tag
Juli anno XIX. Romischer vnd Hispanischer Kn. m. commissari vnd gewalt-
haber : Martmus cardi. von Salzburg, Wernher bischoff zue Trient, Maximilian
v. Zevenberghen, C. v. Serntein, J. Villinger, Jo. Renner, Niclas Ziegler.
Den erbern, weisen, vnsern besondern lieben vnd gftten frtlnden burgermaister
vnd rat der stat Villingen.* Orig. Papier. — *) So beklagt sich Abt Nikolaus
in einem am Palmabend nachts 11 Ubr (16. April) 15 19 geschriebenen Brief
an den Rat zu Villingen, dass Graf Joachim von Zollern dem Gotteshaus
Zeitachr. f. Geach. d. Oberrh. N.F. XXI. a. 1 3
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186 Roder.
In Hornberg hatte der Rat den Eucharius Lasser als
»Hauptmann und Obervogtc aufgestellt, welcher von da an
mit ihm in fortw£hrendem brieflichem Verkehr stand. Die
wiirttembergischen Beamten, welche der neuen Herrschaft
nicht gehuldigt batten, wurden entlassen, so der Obervogt
Hans v. Weitingen, der sich mit seiner Familie nach Rott-
weil begab, wo er das Biirgerrecht besass1), und dessen
aus dessen Ddrfern Leidringen und Rotenzimmern (6*11. von Oberndorf)
70 Stuck Vieh weggefiihrt habe. Worauf der Graf dem Rat erklirte, (d.d.
Balingen 18. April), er habe von dem osterreichischen Schirra fiber das
Kloster nichts gewusst; zudem befenden sich viele aus jenen Dflrfern unter
der wiirttembergischen Besatzung zu Tubingen, seien also Feinde. Der Rat
waudte sich deswegen auch an den Herzog Wilhelm von Baiern, den Haupt-
mann des Schwftbischen Bundes. Sp&ter, am 29. Oktober, beschwerte sich
der Abt beim Rat zu Villingen fiber die Wegnahme seiner zwei Dorfer
Herbertshofen und Dintenhofen (s. w. von Ehingen a. d. Donau) durch die
Ehinger. Der Rat vertrat die Beschwerde beim Schw&bischen Bund. (Die
von Ehingen begrfindeten ihr Vorgehen damit, dass sie es aus Befehl ihrer
Obern und in einer abgesagten Fehde getan h&tten. Schreiben vom
3. Dezember 1519). Auf die wiederholte Forderung des Wilhelm Truch-
sessen zu Waldburg namens des Bundes an Abt Nikolaus, seinen Teil der
Landsteuer mit 70 fl. zur Unterhaltung des Kriegsvolks zu bezahlen (Schreib.
vom 13. Juli 1520), stellten die Villinger als »Schirmherren« des Klosters
jenen vor, die Bezahlung sei demselben unmOglich, weil es in den vergangenen
Jahren »in den Grund verbranntc und im gegenwfirtigen Aufruhr »so gar ver-
derbt und verarmu sei, dass, wenn ihm nicht geholfen werde, »der
Goltesdienst abgehen und das Gotteshaus leer und ode stehen musse.
(26. Januar 1520).
*) Obervogt Hans v. Weitingen verlangte vom Villinger Rat die Aus-
folgung seiner im »Schloss und Gesafi« zu Hornberg zuriickgelassenen Habe,
und es kam zu langen Verhandlungen deswegen zwischen beiden Teilen. Durch
schiedgerichtliche Vermittlung des Jdrg v. Zimmern und des Hans Moser,
beide Richter zu Rotiweil, verglichen sie sich dahin, dass die Villinger dem
v. Weitingen das Weggenommene zurtickgaben und fur Proviant ihm 70 fl.
bezahlten. Urk. v. Valentinstag (14. Febr.) 1520. Unter den GegenstSnden
zShlt der Obervogt u. a. auf: Betten Kocbgescbirr (Pfannen, eherne und
kupfeme Kessel), 3 >schwinspies, 3 hellenbarthen, glange spies, 1 schlach-
schwert. Item 3 ynsne (eiserne) beler, ain grosse vnd ain klaine erin
schlangen (Schlangenbiichse), daniff sin wauppen staut, 2 kuglen vnd bulfer-
laden, 1 insine schlangen, 1 klaine messine handbuchs. — 2 ber£(Pirsch-)hut,
2 armbrost mit ir zugeh6rd, wildgarn vnd sail vnd hund; messgewand vnd
alw; das klain terfelin, das man zemen legen kan (Diptychon), die stainenen
hailigen, alterkerzen vnd wachsstOckec — ; Wein, 3 »ochsen, tiir gemacht
(gedorrtes Fleisch), 6 schwin gemetzget, 500 aiger, das fischhus; 2 seek saltz,
hat der alt vogt vB der Gfitach von Sultz bracht, item 2 schiben saltz, hat
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Villingens Antcil an d. Ereignissen in Wfirttemberg 1 5 1 9 — 22. 1 87
Unterbeamter, der Keller Konrad Clander. Aber Lasser
beschwerte sich mehr als einmal uber mangelhafte Zucht
seiner Mannschaft, die nicht viel tauge; er verlangt wenig-
stens vier tuchtige Knechte fttr jedes der beiden SchlOsser
und einen guten Schreiber — er erhielt den Johann Kungt
den spateren Stadtschreiber — , auch einen sonst zuver-
lassigen Mann, dem er nOtigenfalls die Schlussel anver-
trauen konne, da er bisweilen in Geschaften in das Amt
hinausreiten milsse. Auch ilber die Schwierigkeit des Ein-
zugs der Gefalle an Frttchten und Geld klagt er. Hin-
sichtlich des Gerichtswesens gingen die Befugnisse des
vorigen Obervogts nun an den Rat von Villingen iiber,
der denn auch zu wiederholten Malen als Richter ttber die
Leute des Hornberger Amts erscheint1). Mit Strenge
der Schernlin von Schiltach geschickl; 1 cast mit mel; 1 ingeschlagnen hirfi
(Hirsch) in aim fasslin; ettlich hirsgehirn; ain t rumen vnd min waupen daruf,
ain trumen zargc
*) So beschwerten sich die Einwohner der Gemeinde Gutach 1519
(das n ah ere Datum ist nicht angegcben) gegen Homberg u. a. uber den Ein-
zug von Zinsen und Giilten. Sie erkl&rten, zu Gutach sei seither niemand
leibeigen, sondern jedermann frei und ledig gewesen; sie beanspruchten des-
halb das Recht, zu fischen in der Gutach und in den Runsen und Neben-
b&chlein, auch das Recht zu jagen, mit Ausnahme des Hochwilds, wie vor
altemher. Sie weigern sich, nach Hornberg Fronen zu leisten, ausgenommen
was auf die Schldsser gehdre. (Dieselbe Klage wegen Fronen im Stadtlein
Hornberg hatten sie schon 1507 (25. Mai) beim Herzog Ulrich erhoben).
Wenn man ihnen die Unterhaltung der zwei Briicken der Landstrasse im
Gutachtale zumute, so verlangten sie auch das Recht der Zollerhebung. Sie
w oil ten auch nicht vor das Stadtgericht zu Hornberg gezogen werden, da sie
von altersher zu Muhlenbach (also zum fiirstenbergischen Stab Haslach)
gehdrten. Das Gericht in Kirn bach brachte 1519 eben falls eine Klage
beim Rat von Villingen an, und zwar uber den dortigen Vogt Bernhard
Vischer, auch dessen Bruder und Bruderssohn wegen kdrperlicher Miss-
handlung der armen Leute, wegen Nichterfullens eines von ihren Eltern vor
dem Priester und dem Gerichtspersonal gemachten Testaments zu zugunsten
der dortigen Kirche, ferner wegen argerlichen Lebens des gen. Vogts, indem
er des Junker Obervogts Hans (von Weitingen) »sin kebsenc bei sich hause,
und weil er dem gemeinen Mann einrede, der Herzog von Wurttemberg
werde mit einer grossen Macht Volks wiederkommen und die AbtHinnigen
kdpfen und vierteilen. Auch um die Regelung der unerfreulichen Pfarrver-
haltnisse zu Kirnbach wurde der Rat von dem dortigen Vogt, Gericht und
den Kirchgenossen ersucht, indem diese vorbrachten, dass ihre Pfarrkirche
seit langer Zeit wegen Abgangs einer Pfarrwohnung (durch Krieg, Un-
wetter u. a.) nicht besetzt gewesen sei und nur provisorisch (von Wolfach
■3*
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188 Roder.
begegnete er etwaigen Versuchen, sein Ansehen herab-
zusetzen, obwohl gewiss nicht gel£ugnet werden konnte,
dass bei dem raschen Wechsel der Herrschaft die Hand-
habung der Offentlichen Ordnung gar manches zu wttnschen
iibrig Hess1).
Noch nicht ganz vier Monate waren seit der Besitz-
ergreifiing von St. Georgen und Hornberg durch die
Villinger vergangen, als auf einmal wie ein Lauffeuer die
Kunde sich verbreitete, Herzog Ulrich sei mit Heeres-
macht in sein Land zurQckgekehrt und habe sogar Stutt-
gart wieder erobert. So war es in der Tat. Der ver-
triebene Ftlrst hatte in der Pfalz Truppen gesamraelt und
urn die Mitte des Monats August 15 19 in der Gegend von
Pforzheim die wtlrttembergische Grenze uberschritten.
Indem ihm die Landleute in Menge zustromten, rftckte er
tiber Leonberg gegen Stuttgart vor und hielt am 15. August
dort seinen Einzug.
In Villingen erfuhr man das Ereignis schon am fol-
genden Tag durch einen Brief des Grafen Joachim von
Zollern, Erbkammerers und Hauptmanns der Osterreichischen
Herrschaft Hohenberg, vom 15. August, in dem der Graf
zugleich um bewaffheten Zuzug bat, falls Hohenberg an-
gegrifFen werde. Herzog Ulrich forderte noch an dem-
selben Tage durch ein Ausschreiben sein Land zur Neu-
huldigung auf, die von einem grossen Teile sogleich
geleistet wurde. Eine solche Aufforderung gelangte auch
nach Hornberg. Keller, Gericht, Rat und Gemeinde
daselbst sollten unverztiglich das Amt zu sich bescheiden
aus) versehen werde, »den Untertanen, lebendigen und toten, an pfarrlichen
und chrisUichen Ordnungen zu Schad und Nachteil*. Der Rat sagte seine
Unterstutzung zu, nachdem die Gemeinde versprochen batte, eine neue Pfarr-
wohnung zu bauen (Angabe des Pfarreinkommens), so dass sie daon befugt
sei, einen tauglichen, geschickten und gelebrten Priester (dem Bischof) zu
nominieren. Perg.-Urk. von St. Katharinenabend (24. November) 1519.
') Konrad Zimmennann, Wirt von Gutach, hatte 1519 andere gegen
die Villinger aufgebracht und offenUich geredet: »Xun miefi gott er-
barmen, das wir ain herschaft vberkomen baben, die vns rechtos lassen
w6U<, und war deshalb von den Villingern in das Gefangnis zu Hornberg
gelegt worden, aus welchem er auf Fiirsprache der Priesterscbaft, des Rats
und Gerichts zu Hornberg u. a. gegen SchwOrung einer Urfebde entlassen
wurde.
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Vittingens Anteil an d. Ereignissen in Wiirttemberg 15 19 — 22. 1 80
und ihm als dem rechten naturlichen Herrn Erbhuldigung
tun lassen1). Der Herzog erwartete Antwort mit dem
Bo ten. Diese, im Einvernehmen mit dem Rat von
Villingen am Donnerstag nach Assumptions (18. August)
abgefasst und von »Hauptmann (Lasser), Gericht und Rat
zu Hornbergc unterzeichnet, lautete dahin, dass sie, nach-
dem der Bund Stadt, Schloss und Amt Hornberg dem
Herzog mit Heeresgewalt »abgedrungent habe, was ihnen
»von Herzen leid gewesen und noch sei«, und sie in des
Bundes Gehorsam und Eidespflichten stiinden, das Amt
wider diese Verpflichtung und ohne Wissen ihrer Oberen
nicht zu sich bescheiden kOnnten.
Der Bund traf nun, wenn auch nicht sehr rasch, die
notigen Massregeln gegen den Herzog. Die Stande des-
selben erliessen ein Aufgebot auf den 12. September; dem
Breisgau, zu dem man nun auch Villingen rechnete, wurde
die Stellung von dritthalbhundert Kriegsknechten auferlegt.
Die Villinger, wie noch andere Osterreichische Stande,
mussten laut Befehl ihrer Regierung auf den 6. September
ihre Ratsbotschaft nach Ensisheim schicken, wo sie die
geeigneten Weisungen erhielten. Der Bund trat nun am
12. September zu Ulm zusammen, Herzog Wilhelm von
Baiern wurde wieder zum Feldhauptmann gew&hlt. Mitte
September z&hlte das Bundesheer 10000 Mann zu Fuss
und 1700 Mann zu Ross, wozu noch weitere 5000 Mann
kamen. Ausserdem lagen ttberall in den festen Platzen
bttndische Besatzungen, die den Zuzug zum Herzog Ulrich
erschwerten. Dessen Streitmacht, 8000 Mann, bestand
grosstenteils aus schnell mit Spiess, Schwert und Harnisch
ausgertisteten Bauern, das Geschutz war mangelhaft und
es fehlte dem Herzog an Geld. Seine Versuche der Ge-
winnung von Tubingen (18. u. 19. August), von Besigheim
(24. August) und Urach (4. September) misslangen. Letzteres
wurde vom Obervogt Dietrich Spat verteidigt. Es heisst,
er habe dem Herzog die Tore geoffnet und dieser habe
die Stadt sction mit 40 Reitern betreten; da sei er von
einem alten Bauern zur Vorsicht gewarnt worden, »er sei
') Das Schreiben d.d. Stuttgart auf Assumptions Maria (15. August
1519) hat nur die Unterschrift : »Cantzler«.
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Roder.
sonst ein Gefangener, denn es sei eine gegen ihn angelegte
Sach«. Ulrichs Gesuch urn Zuzug an die Schweizer, >seine
getreuen Bundesgenossen«, in welchem er sich besonders
klagend uber die Rottweiler ausliess, die ohne Ursache
feindlich an ihm gehandelt hatten, blieb ohne den ge-
wiinschten Erfolg >). Die Erbitterung der wiirttembergischen
Landsknechte gegen die Schweizer war so gross, dass sie,
sobald einer derselben zu ihnen kam, ihn sollen in Stucke
gehauen haben. Die Belagerung von Esslingen musste
Ulrich aufgeben, da das am 7. Oktober dort anriickende
Bundesheer ihn einzuschliessen drohte2); das Aufwerfen
von Schanzen zwischen Ober- und Untertiirkheim niitzte
nichts; weil der Sold nicht bezahlt werden konnte, rissen
viele von seinem Voik aus, so dass Ulrich die Hoffnung,
etwas auszurichten, aufgab, und am 15. Oktober das Heil
wieder in der Flucht suchte.
Aber man musste gleichwohl allenthalben auf der Hut
sein vor dem unberechenbaren Mann. Auch Villingen
wurde wiederholt zu fleissiger Kundschaft aufgefordert, so
von dem Bttndischen Statthalter und den Raten in Stutt-
gart, die den Villingern ihr »sonderes Vertrauenc aus-
drilckten (9. und 11. November 15 19) und von den oster-
reichischen Regierungen zu Ensisheim und Innsbruck. Die
Stadt solite far alle F&lle 100 bewaffnete Mann in Bereit-
schaft halten. (Schreiben aus Innsbruck vom 13. November).
Hauptsachlich besorgte man, Herzog Ulrich werde sich
wieder an die Eidgenossen wenden und geworbene Streit-
krafte von ihnen in der N&he des Schwarzwalds sammeln.
Am 17. November (Donnerstag nach Othmari) berichtete
der Villinger Rat dem Schwabischen Bund, es liege am
Tag, dass Herzog Ulrich mit etlichen Reitern , besonders
Eck von Reyschach, am vergangenen Tag um St. Blasien
l) Eine Abschrift des Schreibens an die Schweizer d.d. Groningen
Donnerstag nach Bartholomtus (25. August) 1 5 19 ist mitgeteilt in einem an
den Villinger Rat gerichteten Brief (vom 1. September) des Propstes Bal-
thasar Merklin, der, aus dem Etschland kommend, in der Schweiz in den
Besitz desselben gelangt war. — f) Schreiben des Villinger Altschultheissen
Jakob Betz aus Oberndorf nach Villingen vom 27. September. Er hatte
die Erzahlung iiber Ulrich (beziiglich Urachs) von dem vormaligen Stutt-
garter Schulmeister Hermann, der nachher Burger zu Oberndorf wurde.
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Villingens Anteil an d. Ereignissen in Wiirttemberg 1 5 1 9 — 22. 1 q j
und zu Neuenzell [Unteribach] eine starke halbe Meile
von St. Blasien iiber Nacht gewesen sei, urn vermutlich
gegen Basel zu gehen, — was in der Tat auch der
Fall war.
Die vom Schwabischen Bund auf dem Tag zu Esslingen
am 26. Oktober 1519 eingesetzte neue Regierung, bestehend
aus dem Statthalter Wilhelm Truchsess von Waldburg und
sechs Raten erfreute sich nur eines kurzen Daseins. Der
Bund trat namlich, wohl in der Voraussicht, dass er bald
sich auflOsen dttrfte, auf dem Reichstag zu Augsburg am
6. Februar 1520 Wiirttemberg an Konig Karl V. als
Erzherzog von Osterreich ab gegen Bezahlung von
220000 fl. Kriegskosten '). Das Land erhielt nun ein neues
Regiment (Zevenbergen, Renner, Gregor Lamparter), wobei
den St£nden ihre Rechte gewahrt blieben. Sogleich er-
folgte auch die Huldigung der Untertanen fur Karl V. und
das Haus Osterreich. Am 28. Februar 1520 schrieb die
Regierung an Amtmann, Gericht und Rat von Hornberg,
nachdem Wiirttemberg dem KOnig zugestellt sei, so solle
der Huldigung wegen ein allgemeiner Landtag gehalten
werden, weshalb eine Kommission von zweien aus ihnen,
auf den 5. M&rz in Stuttgart erscheinen solle. Die Hul-
digung in Hornberg nahmen im Auftrage des Konigs
Frischhans v. Bodman, Obervogt zu Balingen, Hans Un-
gelter, Biirgermeister von Esslingen, und Ulrich Winsel-
huser, Biirgermeister von Stuttgart, am 5. M&rz (Montag
nach Reminiscere) von morgens 6 Uhr an entgegen, nach-
dem alle mannlichen Amtsverwandten, jung und alt, »was
zu dem Sakrament ging«, in die Amtsstadt gcladen worden
waren.
Was die Villinger gleich anfangs erstrebt batten: die
Gewinnung der Kastenvogtei des Klosters St. Georgen
und der Verwaltung des Amts Hornberg, konnten sie
nicht erreichen. Weder die Ratsbotschaft an den Kaiser
nach Worms im Dezember 1520 und Januar 1521 — die
Abgesandten waren Jakob Betz und Eucharius Lasser*) —
l) Ch. F. v. Stalin IV S. 197. — *) Die Villinger Ratsbotschaft betraf
nicht nur diese Angelegenheit, sondern auch den damals schwebenden Streit
mit Rottweil wegen der Freipursch — in Worms war gleichzeitig auch eine
Abordnung von Rottweil, die funf Wochen sich daselbst aufhielt — ; schon
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Roder.
noch eine solche an den Statthalter und die Rate in Stutt-
gart vermochten etwas zu erlangen. Am 14. Marz (Mitt-
woch nach Oculi) 1520 erhielt der Rat die schriftliche
Nachricht, weil Wurttemberg dem Konig zugestellt worden
sei und laut Vertrag von Tubingen unzertrennt gelassen
werden musse, so wttssten sie nicht anders zu handeln, als
auch St. Georgen und Hornberg an sich zu nehmen, indem
sie die Hoffhung ausdrttckten, dass die Villinger, weil sie
als des Hauses Osterreich Zugehorige jedenfalls auch
dessen »Aufgang, Ehre und Wohlfahrt gern sahem, hierin
keine Irrung suchen werden. Man werde sie fur ihre
noch nicht gedeckten Ausgaben in dieser Sache dermassen
halten, dass sie kein Missfallen daran haben dUrften, umso-
weniger, als einer von Villingen namens Stehelin zum
Vogt in Hornberg bestimmt sei.
Natiirlich fugten sich die Villinger der obrigkeitlichen
Anordnung, gegen welche billigerweise auch nichts ein-
zuwenden war. Die vom Rat eingereichte Forderung des
Kostenersatzes ttber die Einnahmen hinaus belief sich auf
io68»/8 A.1)-
Die Kastenvogtei ging jetzt an die osterreichische
Regierung in Stuttgart, die Verwaltung des Amts Horn-
berg an den neuen Obervogt liber. Das Amt — einst-
weilen noch mit Ausnahme von Schiltach — huldigte
am 30. Juli 1520 dem Konig Karl und dessen Bruder
dort teilte Dr. Jak. Stttrzel den Villingern mit, dass die Regierung in Stutt-
gart die Weisung erhalten habe, ihre Stadt fttr die erlittenen Kosten zu ent-
schadigen. Schreiben der beiden Abgeordneten an den Rat vom Freitag vor
Dreikonig (4. Januar) 152 1.
l) Die Forderung der Villinger enthielt folgende Posten: Fur Unter-
haltung von 815 Knechten im Feld und »am Abzugc 8 Tage lang, jedem
1 fl. = 815 fl. Den Hauptleuten, dem Ffihndrich, den Weibeln, Ftihrern,
Spielleuten und Reisigen als zweifachen Sdldnern 48 fl. (Es waren also
24 Personen). Nach dem Abzug fiir Unterhaltung eines Hauptmanns in
jedem Schloss und etlicher Knechte (der eine Hauptmann blieb nur 14 Tage)
monatlich 4 fl. =* 52 fl. Fiir Botschaften durch Knechte 177 fl. An Rosslohn
beim Zug fiir die Buchsen, und was ins Feld gehdrt, 22 y4 fl. Reitlohn fur
Herren und Knechte 21 f fl. 27 kr. Botenlohn 24!/8 fl. Sold fflr die Knechte
in beiden Schl6ssern 80 fl. 7 kr. Wein fttr das Schloss 20 fl. Fttr Knechte
und Wachter in beiden Schldssern 20 fl. Wogegen die Einnahmen der
Villinger nur 2t6 fl. 3 Ort und 2l/a kr. betrugen.
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Villingens Anteil an d. Ereigniasen in Wurttemberg 15 19 — 22. 1 q 2
Ferdinand als ErzherzOgen von Osterreich *). Eucharius
Lasser und die seitherige Besatzung der dortigen SchlOsser
kehrten nach Villingen zurftck1).
Auch die von Rottweil eingenommenen Orte mussten
an Osterreich abgetreten werden. Die Reichsstadt weigerte
sich zwar anfangs, auf die Forderung einzugehen, gab aber
doch schliesslich nach und begnQgte sich durch den mit Erz-
herzog Ferdinand am 6. Oktober 1522 geschlossenen Ver-
trag mit einer Geldentsch&digung von 4500 fl. Mit Recht
wurde n&mlich von den kaiserlichen Raten geltend gemacht,
dass Rottweil jene Orte eigenm&chtig weggenommen habe
und von niemand hierzu befugt gewesen sei. Auch be-
zfiglich der freien Pirsch wurden der Reichsstadt Vorteile
gewahrt. Am 9. Oktober 1522 schwuren nun auch die
Untertanen von Rosenfeld, Schiltach, Alpirsbach und Tutt-
lingen dem Hause Osterreich, und zwar dem Erzherzog
Ferdinand8).
Die Erwerbung Wflrttembergs h&tte ohne Zweifel die
Machtstellung des Hauses Habsburg ganz bedeutend ver-
starkt, wenn es diesem moglich gewesen ware, den Besitz
festzuhalten. Aber, wie leicht vermutet werden konnte,
Herzog Ulrich setzte alle Hebel in Bewegung, um wieder
zu dem Seinigen zu gelangen. Flttchtig irrte er umber
von Ort zu Ort; bald treffen wir ihn in der Schweiz, bald
in Mompelgard, das ihm allein noch geblieben war, bald
auf dem Hohentwiel, wo er seit dem Vertrag mit Hans
*) Die Huldigungsformel lautet: »Ir werden globen vnd sw5ren,
daz ir dem allerdurchluchtigesten , grofimachtigesten fursten vnd herren
Karolen, erwOltem romischem kunig zuo Hyspanien, baiden Sicilien vnd
Jherusalem, ouch dem durchlflchtigesten fursten vnd herren herren Ferdi-
nanden, printzen zuo Hyspanien, baiden gepiudern, ertzherzogen zuo Oster-
rich, vnseren allergned. vnd naturlichen erbherren vnd landsfursten vnd nach
ir baider may. vnd ftirstlichen gnaden abgang iren erben, fursten zuo Oster-
rich vnd dem hus Osterrich gtotriiw sin, allzitt dero nutz vnd fromen ftirderen
vnd schaden verwarnen, wenden vnd verhftten, darzuo der obgem&Iten k6n.
mayest. als regierendem vnd geputtendem herren gehorsam vnd gewartig sin
wollen, als den das mit racht von alters herkomen vnd ain yeder getruwer
vnderthon sinem herren schuldig vnd verhunden ist; als euch gott naif vnd
die hailigen. Actum mentag nach Jacobi (Juli 30) anno XX°.« — *) Siehe
unten Beilage II. — *) Ruckgaber, Gesch. der Stadt Rottweil II 2 S. 178.
Hugs Chronik S. 92.
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Roder.
Heinrich von Klingenberg (6. Januar 151 1) das Offnungs-
recht besass, bald in der Pfalz, fortw&hrend das Ziel der
Wiedergewinnung des ihm weggenommenen Landes ver-
folgend. Vom Hohentwiel riickte er anfangs Marz 1525
in kiihnem Zug mit geworbenen Truppen, meist Schweizern,
rasch iiber Mohringen, Tuttlingen, Spaichingen, Balingen,
Herrenberg bis nach Stuttgart, wo aber auf cinmal die
Schweizer von ihm abfielen, so dass er wieder zur Flucht
genOtigt wurde (am 14. und 15. Marz war er im Frauen-
kloster Rottenmunster, an den zwei folgenden Tagen in
Rottweil). Im Monat darauf verband er sich sogar mit
den verbruderten Bauern des Hegaus und des Schwarz-
walds. Aber sowohl dieses Mittel als die Versuche im
November 1530 und Januar 1531 scblugen fehl.
Die Auflosung, d. i. die Nichtwiedererneuerung des
Schw£bischen Bundes, der am 2. Februar 1534 abge-
laufen war, die Folge verschiedener zusammenwirkender
Ursachen, als deren erste die Eifersucht auf das Haus
Habsburg hervortritt, anderte auf einmal die Sachlage1).
Denn jetzt war den Osterreichern , die zurzeit einzig vor-
handene Stiitze, Wurttemberg zu behaupten, entzogen.
Der von Herzog Ulrich um Hilfe angerufene Landgraf
Philipp von Hessen, welchem reiche Geldspenden des fran-
zOsischen Konigs Franz I. zuflossen, ruckte, nachdem an-
fangs Mai auch Graf Wilhelm von Fiirstenberg mit iiber
1000 meist im Elsass angeworbenen Kriegsknechten bei
Gernsheim zu ihm gestossen war*), mit 20000 Mann
schnell in Wurttemberg ein und besiegte am 13. Mai
1534 bei Laufen am Neckar die viel schwacheren
Truppen des Konigs Ferdinand vollstandig. Alsbald hul-
digte das ganze Land, auch der obere Schwarzwald mit
Hornberg und St. Georgen wieder dem Herzog Ulrich und
dessen Sohn Christoph. Am 29. Juni desselben Jahres
kam der Vertrag von Kaaden (in Bohmen) zustande,
welcher Wurttemberg dem Herzog Ulrich, allerdings nicht
unmittelbar, sondern als Afterlehen von Osterreich — das
>) Ch. F. v. Stalin IV S. 354 ff. — *) Miinch, Geschichte der Grafen
von Fiirstenberg II S. 33 ff.
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Villingens Anteil an d. Ereignissen in Wtirttemberg 1 5 1 9 — 22. 1 g e
einzige Beispiel dieser Art — , zusprach. Damit war das
Land endgiiltig fur Osterreich verloren.
Beilage I. (Zu Seite 170).
Als der erste Versuch des Kaisers Maximilian, den Herzog
Wilhelm von Baiern und die Huttenschen mit Herzog Ulrich zu
versohnen, erfolglos war, indem jene am 1. Februar 15 16 eine
Vereinigung schlossen und sich zum Kriege gegen Ulrich rusteten,
traf man auch in Wurttemberg alle Vorsichtsmassregeln, wie sie
fur die einzelnen Orte fur zweckmassig befunden wurden, obwohl
der Kaiser beiden Teilen die Einstellung der Rustungen befohlen
hatte1). Am 24. Juni2) uberschickte Hans v. Weitingen, »Vogt
am Schwarzwald«, dem Konrad Lander (auch Gander), Keller,
dem Schultheissen und Gericht zu Horn berg eine Zuschrift
Ulrichs aus Stuttgart vom 20. Juni (Freitag nach Vitus) 15 16
mit 12 Artikeln, deren Verkundigung und Beobachtung mm
desto mehr Hut, Acht und Aufsehen zu haben* dem Amte ein-
gescharft wurde, namlich:
1. Die Torwarte sollen auf die Fremden ernstlich achtgeben,
sie nach ihrer Herberge fragen, keinen Unbekannten in die
Stadt lassen ohne Erlaubnis eines Amtmanns oder Burgschaft
eines Burgers; dem Amtmann mussen sie jede Nacht anzeigen,
wen sie an demselben Tag eingelassen haben.
2. Die Torwarte und »Zuhuter« sollen bestandig »den Har-
nisch an ihrem Leib und ihre Wehr in den Handen haben«.
3. Da das »Seelhaust, in welchem man Bettler und andere
arme Leute zu beherbergen pflegt, vor der Stadt gelegen ist, so
soil fCirder kein Bettler oder »Landrecke (landtregk) in die Stadt
gelassen werden. Auch darf man einen nicht langer als eine
Nacht dort beherbergen und nicht vor einem Monat wieder
hineinlassen. Ebenso ist es mit den Bettlern in alien Vorstadten
und Dorfern zu halten,
4. auch in »Sondersiechen-Hausern«; ein Sondersich darf vor
Ablauf von 14 Tagen nicht wieder beherbergt werden.
5. In Stadten und Dorfern soil jeder sein Haus, seine
Scheuern, Stalle u. a., die bisher nicht zugeschlossen (beschlitzt)
gewesen sind, zugeschlossen machen und jede Nacht zuge-
schlossen halten.
») Ch. F. v.Stalin IV S. 127. — *) Stadtarchiv Villingen Lit. X.
(Siehe fiber diese Archivalien Beilage II).
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Iq6 Roder.
6. In Stadten und Ddrfern wird alien, »so mit ihrem wandel
die hdlzer und das feld gebrauchen«, insbesondere den Feld-
schutzen, befohlen, fleissig auf solche zu sehen, die zu Ross
oder Fuss kommen, und sie der Obrigkeit anzuzeigen.
7. Auch die Wirte sollen alle nacht, wenn sie fremde Gaste
haben, dieses dem Amtmann anzeigen und den Gas ten sagen,
dass sie nachts in der Herberge bleiben mogen. Ebenfalls
sollen die Stadtknechte nachts fleissig aufsehen haben.
8. In Stadten und Dorfern durfen keine Bettler oder solche,
die das Almosen heischen, in ein Haus oder in einen »stadel«
(Okonomiegebaude) gehen, sondern sie sollen es vor dem Hause
heischen, bei Gefangnisstrafe. Niemand darf fremden Schfllern,
sei es, dass sie Almosen nehmen oder nicht, ohne Wissen der
Obrigkeit Aufenthalt geben, damit man Kenntnis habe, wo her
ein jeder geburtig sei.
9. In der nachsten Ernte darf keine gebundene Garbe
ubernacht (draussen) gelassen werden; geschieht es doch, so
ist sie vor dem Aufladen wieder aufzubinden. Ebenso soil man
auch das Heu und Ohmd, das ubernacht an Schochen gestanden,
vor dem Einfuhren zerwerfen und untersuchen.
10. In alien Vorstadten und Dorfern soli man »mit guter
Achtung« wachen; Bettler oder arme Leute darf man in Vor-
stadten und Ddrfern weder in Scheuern noch Stalle legen, son-
dern soil sie in den Hausern behalten, damit man »eines jeden
wesens, auch haltung« gewahr werde.
1 1 . Es soil in alien Flecken, wo es noch nicht geschehen
ist, eine Feuerordnung gemacht werden.
12. Alle fremden Schnitter, Mader und Taglohner sollen,
bevor man sie zur Arbeit annimmt, dem Amtmann Gelubde fur
ihren Gnadigen Herrn (den Herzog) ablegen und den Amtleuten
wie andern gehorsam sein.
Beilage II. (Zu Seite 193).
Beim Abzuge von Hornberg oder vielleicht schon vorher
nahmen die Villinger einen Teil der Hornberger Amtsre gi-
st rat ur mit sich nach Villingen, wo diese Schriften bis auf
den heutigen Tag im Stadtarchiv und mit diesem vereinigt
(Lit. X) aufbewahrt sind. Es sind:
a) Urfehden von 1449— 1517, meist vor dem Vogt und
Gericht zu Hornberg geschworen wegen verschiedener Vergehen.
Davon mogen hier zwei Stucke hervorgehoben werden: 1478
August 7: Peter Huger war Gefangener des Grafen Eberhard
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Villingens Anteil an d. Ercignissen in Wurttemberg 1 5 1 9 — 22. i n 7
von Wurttemberg im Turme zu Hornberg und zum Tode ver-
urteilt, wurde aber von Frau Barbel von Falkenstein, geb.
von Re ch berg von Hohenrechberg, dem Nachrichter ab der
Hand genommen *) und schwort nun, das wurttembergische Gebiet
zu verlassen, »uber Rhein* zu gehen und sein Lebenlang nicht
mehr dorthin zuruckzukehren, ausser mit Erlaubnis seines gna-
digen Herrn. — 1498 Februar 3: Sebastian Beliger von Immen-
stadt, Verweser der Pfarrkirche zu Neubausen (b. Villingen), ist
in des Grafen Eberhard und Hug von Landenbergs, Bischofs
zu Konstanz, Strafe und Gefangnis zu Hornberg gekommen,
weil er »mit gespannter Arm b rust bei Nacht und Nebel auf
freier K6nigsstrasse« auf wurttembergische arme Leutete wartete
und sie erschiessen wollte, auch weil er vor ihre Hauser ritt
und ihnen Fehde und Feindschaft ansagte.
b) Ilornberger Akten, meist Urteile, von 1456 — 15 18. Be-
merkenswert darunter ist ein schiedsgerichtlicher Spruch
des Abts Georg von St. Georgen und des Junkers Hans von
Emershofen zu Hornberg vom 1. Juli 1494 in einer Klagsache
der Witwe und der Verwandtschaft des Hans Valat aus dera
Tennenbrunn gegen die Gebruder Hans, Simon und Martin die
Allgeuer, welche jenen erschlagen hatten. Die Tater wurden zu
folgendem verurteilt: Sie sollen zu Gottes und aller Heiligen
Ehre und zu des Erschlagenen Trost auf Dienstag nach St.
Gallentag (14. Oktober) zu Thennenbrunn in der Pfarrkirche,
wo in gev eihtem Kirchhof des Erschlagenen Leichnam begraben
liegt, mit 30 Priestern eine Messe und zwei gesungene Amter
begehen lassen und dazu 30 Mann, von denen jeder eine
lVspfundige brennende Kerze tragt, bestellen; und sie sollen
samt den Kerzentragern dabei zu >frumen« und zu Opfer gehen,
dann nach den Messen und Amtern die »Besserung« (Gaben,
besonders an Wein und Brot) nach Landesbrauch fiber dem
Grab vollbringen bis zur »benugung« des Pfarrers zu Thennen-
brunn. Konnen sie so viele Priester auf diesen Tag nicht haben,
so sollen sie die fehlenden auf den folgenden Tag zu den
Messen, wobei auch die gleichen Kerzen zu brennen sind,
bestellen. Auf den Tag der Besserung sollen die Tater ein
steinernes Kreuz von der Lange, Dicke und Grosse nach Landes-
brauch an einem Ort aufsetzen, wo es den Verwandten beliebt,
mit 30 Mannern, von denen jeder 4 Heller auf das Kreuz legt,
welches Geld Uns. Lieben Frau im Thennenbrunn fur Licht und
andere Gotteszierde gehdrt. Ferner sollen die Tater fur des
Erschlagenen Seele vier Wallfahrten vollbringen, und zwar eine
zu U. L. Frau gen Aachen, die drei andern zu U. L. Frau gen
Einsiedeln, was jedesmal an dem betr. Orte brieflich bestatigt
werden muss. Damit sie des Entleibten Seele nicht ganz ver-
l) Dasselbe tat die von Falkenstein am 8. April 1509 zu Villingen.
Hug S. 39. Siehe Freiburger Diflzesan-Archiv V (N.F.) S. 247.
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198
Roder.
gessen, ist abgeredet, dass sie an eine grosse Jahrzeit fur Hans
Valat 6 rh. fl. geben, und zwar 2 fl. nach Thennenbrunn, 2 fl.
an U. L. Frau nach Falkenstein (bei Schramberg) und 2 fl. nach
Schramberg. Die Jahrzeit muss in der genannten Pfarrkirche
»Seelbucher« eingeschrieberr wexden. Die Tater bezahlen ausser-
dem der Herrschaft und dem Gericht aHe Kosten und Schaden
und den Verwandten des Erschlagenen zu besonderem Abtrag
auf den Tag der Besserung 6 rh. fl. (Perg.-Orig. mit den Siegeln
der beiden Schiedsrichter).
Auch fiber einen Fall der Umgehung des Asylrechts berichten
die Akten. Claus Nieff aus dem Geroldsbach, wurttembergischer
Untertan, war wegen mehrerer Handel 1507 von Frau von Rech-
berg, Herri n zu Schramberg, daselbst gefanglich eingezogen
worden, entkam aber aus dem Gefangnis und floh in die Pfarr-
kirche zu Thennenbrunn. Da gingen nun der dortige Vogt und
mehrere Leute gegen ihn vor, versperrten die Turen der Kirche
mit Seilen und Balken und belagerten ihn gewaltsam. Erst
dem Keller von Hornberg gelang es, ihn aus der Freiheit (d. i.
aus dem Asyl) zu bringen, indem er das Recht fur ihn verbfirgte
(d. i. daffir einstand, dass der Angcklagte sich dem Rechte nicht
entziehen werde).
c) Musterrodel des Amts Hornberg von 1516 — 1518. Die
Gesamtzahl der Knechte betrug im Jahre 15 18 401, und zwar
.55 mit Bfichsen, 270 mit Spiessen, 76 mit Hellebarden. Genaue
Listen mit Angabe der Bewaffnung fiber die einzelnen Ortschaften,
namlich: Hornberg 54 Mann (5 Bfichsenschfitzen, 35 Langspiesse,
14 Hellebarden), Schiltach 65 Mann (8 Bfichsen, 47 Langspiesse,
1 »trummen«, 9 Hellebarden), Gutach 134 Mann (30 Bfichsen,
76 Langspiesse, 28 Hellebarden), Reichenbach 50 Mann, Kfirn-
bach 20 Mann, Thennenbrunn 31 Mann, Peterzell 30 Mann,
Buchenberg 27 Mann, Weiler und Erdmannsweiler 25 Mann,
Sulgen 13 Mann.
d) Ein Rent- und Gfiltenbuch fiber das Amt Hornberg
(Anfang des 16. Jahrh.).
e) Verzeichnis der herzoglich wfirttembergischen Eigenleute
im Amt Hornberg (zu Sulgen ca. 25, darunter der Vogt, zu Peter-
zell 13, Weiler 24, Buchenberg 7, Waldau 32, Thennenbrunn 84,
jedesmal ohne Einrechnung der Kinder). Anfang des 16. Jahrh.
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Ein Erbschaftsprozess vom Jahre 1304.
Von
Heinrich Maurer.
NacbstehendeUrkunde befindet sich auf einem urspriing-
lich 70 cm langen und 49 cm breitem Pergamentblatt, das
aber im Jahre 1662 zerschnitten und zu UmschlcLgen fQr
zwei Gultbeschreibungen des Klosters Adelhausen bei Frei-
burg verwendet ward. Bei dieser Gelegenheit ist von der
oberen Blatthalfte ein 9 cm breiter Streifen rechts weg-
geschnitten worden, auf dem sich in jeder Zeile 6 — 8 Worte
befanden, von der unteren rechts und links je ein Streifen
von der halben Breite. Desgleichen ist von der ersten
Blatthalfte unten und von der zweiten oben je eine Zeile
weggefallen.
Auf jedes der beiden so beschnittenen Pergament-
blatter war zur Verst&rkung ein Bogen Schreibpapier
mittels Mehlkleister auf die Schriftseite aufgeklebt. Dieser
Umstand hat zur Erhaltung der Schrift wesentlich bei-
getragen. Nur auf den Bruchstellen in der Mitte der Per-
gamente war jeweils ein zweifingerbreiter Streifen etwas
vermodert und die Worte schwer lesbar. Doch ist es
mir gelungen, auch hier jedes Wort zweifellos zu ent-
ziffern.
Mehr Schwierigkeit machte die Erganzung der fehlen-
den 6 — 8 Worte in jeder der 70 Zeilen. Ich glaube bei
der Mehrzahl derselben das Richtige nicht nur dem Sinne,
sondern auch dem Wortlaute nach getroffen zu haben.
Die Urkunde enthalt das Urteil eines Schiedsgerichts
in Erbstreitigkeiten zwischen der Witwe des Erblassers
und seinen Yerwandten. Ausgefertigt ward es zu Frei-
burg, wahrscheinlich im Kloster des Dominikanerordens.
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200 Maurer.
Die Urkunde ist von rechtsgeschicbtlicher Bedeutung,
einmal weil sie die Anspruche der Parteien und deren
Begriindung, sowie das Urteil und die Entscheidungs-
grunde ausfiihrlich mitteilt, sodann hauptsachlich weil sie
in einer verhaltnismassig noch frtihen Zeit das Eindringen
des rOmischen Rechts in Deutschland und dessen Kampf
mit dem einheimischen Recht hell beleuchtet. Letzteres
wird verworfen, das rOmische an seine Stelle gesetzt. Das
einheimische , d. h. das Freiburger Stadtrecht, wird eine
corruptela genannt, a iure (dem rOmischen Recht) mani-
festissime reprobata, eine consuetudo irrationabilis, die vom
romischen Recht verworfen wird, und von keinem gottes-
fiirchtigen und vemunftigen Menschen berticksichtigt werden
sollte (non debet ab aliquibus deum timentibus aut ratione
utentibus observari). Dem einheimischen Recht steht also
das romische feindlich gegeniiber, das nicht nur im gesunden
Menschenverstande, sondern auch in der christlichen Reli-
gion seine Stdtzen finde1).
Der Gegenstand des Schiedsgerichts war folgender:
Zu Adelhausen2) bei Freiburg lebte am Ende des 13. Jahr-
hunderts ein Freiburger Burger aus dem adeligen Ge-
schlechte der Kiichelin, Ritter Hugo Kucheli»), mit
') Geheimer Hofrat Professor Dr. Schroder von Heidelberg, dem kh die
Urkunde vorlegte, schrieb mir: »dieselbe verdient in hohem Grade die Ver-
offentlichung, denn sie zeigt in einer sonst kaum belegten Weise, wie die
Geistlicbkeit selbst in rein weltlichen Sacben sicb liber das heimische Recht
als etwas Irrationelles hinwegsetzte und sich an das rOmische Recht hielt.
Besonders auffallend ist es, dass auch die Witwe Mechthild sich ganz auf
den Standpunkt des rOmischen Rechtes stellte, offenbar infolge eines rOmisch
geschulten Beraters, der ihre Erklarungen ihr in den Mund gelegt hate —
2) Eine ehemalige Ortschaft auf dem linken Ufer der Dreisam, Freiburg
gegeniiber. Jetzt uberbaut. — 8) Die Kiichelin stammen von Waldkirch,
woselbst sie die sog. Kiichlinsbuig besassen. In Ktichlinsbergen am
Kaiserstuhl hatten sie das Schultheissenamt iiber den Stift-Andlauischen
Fronhof als Lehen vom Stift und den Herren Osenberg. Vgl. Maurer,
Die Stift-Andlauischen FronhOfe im Breisgau, diese Zeitschr. Bd. 34, 122.
In der Mitte des 13. Jahrhunders finden sie sich als Burger von Freiburg.
Dominus Heinricus miles dictus Chfichelin war 1269 Schultheiss von Fr.
Zeitschr. 9, 450. Sein Bruder Konrad 1245 Zeitschr. 9, 255. Zur Zeit dieses
Rechtsstreites lebten ausser den beiden genannten Brudern des verstorbenen
Ritters Hugo noch seine Vettern Egenolf und Konrad, und Johannes Herrn
Egelolfs Sohn. Zeitschr. 9, 239 f. 439, Poinsignon, Urk. des hi. Geist-
Spitals zu Fr. Bd. I.
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Ein Erbschaftsproxess vom Jahre 1304. 201
seiner Gemahlin Mechthildis. Aus ihrer Ehe waren
zwei Kinder entsprossen, ein Sohn Hugo, von den Eltern
Hiigelin genannt, und eine Tochter, deren Namen nicht
genannt wird. Als die Kinder herangewachsen und die
Tochter schon verheiratet war, starb der Sohn plotzlich,
wahrend der Vater zu Adelhausen krank darnieder lag.
Dieser Todesfall scheint auf den Vater einen nieder-
schmetternden Eindruck gemacht zu haben. Er hatte noch
zwei Bruder, Rudolf und Konrad, beide Mitglieder des
Ritterordens der Deutschen Herren in Freiburg. Diesen
vermachte er, mit Umgehung seiner Frau, seine Besitzungen
»jenseits des Kaiserstuhls* l) und setzte den ersteren, Rudolf,
ferner den ehemaligen Lektor der Dominikaner in Frei-
burg, Johannes von Haslach, und eine vornehme Dame,
Margaretha, Gemahlin des Ritters Rudolf Turner, zu
seinen Testamentsvollstreckern ein. Kurz vor seinem Tode,
^wahrend er aber noch gehen konnte, wie die Klager
behaupteten, wahrend er nicht mehr gut (parum) gehen
konnte, wie die Witwe feststellte, ubergab er zu Adel-
hausen seinen Testamentsvollstreckern alle seine Guter,
Fahrnisse und Liegenschaften ohne Unterschied, um davon
100 Mark Silber unter seine Freunde zu verteilen oder
sonst zu frommen Zwecken zu verwenden und vom Ubrigen
seine Schulden zu bezahlen und den Schaden zu vergiiten,
den er sein Lebtag irgend einem Menschen zugefugt hatte.
Soweit ware alles in Ordnung gewesen , obgleich er
seine Frau bei seiner letzten Willenserkl&rung nicht bedacht
hatte. Allein diese war reich, ihr eingebrachtes Vermdgen
betrug iiber 400 M. S., und sie konnte sich eines Ver-
machtnisses ihres Mannes schon entraten, ohne Mangel
leiden zu mussen. Als aber Hugo gestorben war und die
Vollstrecker seines letzten Willens Besitz von der Hinter-
lassenschaft ergreifen wollten , da stellte sich heraus, dass
die Hinterlassenschaft kaum die Schulden deckte. Die
Witwe zog daher mit Erm&chtigung des Richters ihr
eigenes eingebrachtes Vermogen aus der Erbschaftsmasse
heraus und verwehrte den Testamentsvollstreckern, ihre
Fahrnisse in Besitz zu nehmen, da sie ihr fiir ihre Mitgift
l) Wahrscheinlich zu Kiichlinsbergen.
Zeitschr. t. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. a.
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202 Maurer.
Pfand seien. Den Testamentsvollstreckern gelang es nur,
die jenseits des Kaiserstuhls gelegenen Giiter im Wert
von 1 20 M. S. sich anzueignen.
Nun war guter Rat teuer. Es erhob sich die wichtige
Frage: wer bezahlt die Schulden? Die Testamentsvoll-
strecker behaupteten, die Witwe miisse zahlen, da nach
Freiburg er Recht ihr Gatte berechtigt gewesen ware, iiber
sein und seiner Frau VermOgen wahrend der Ehe unbedingt
zu verfiigen J). Dazu erklarte ausserdem der Lektor Johannes
von Haslach, die Witwe habe noch bei Lebzeiten ihres
Mannes ihm, dem Lektor, das feierliche Versprechen
gegeben, fQr die Schulden jenes aufzukommen. Die Witwe
bestritt, dass ihr verstorbener Mann berechtigt gewesen
ware, iiber ihre Mitgift zu verfiigen, vielmehr seien sogar
seine eigenen Giiter ihr dafiir haftbar. Was ihr dem Lektor
gegebenes Versprechen betreffe, so sei sie in der Tat
gewillt gewesen, dieses zu erfiillen, selbstverst&ndlich unter
Zuziehung der Giiter ihres Mannes. Nachdem dieser aber
anderweitig iiber letztere verfiigt habe, sei sie von ihrem
Versprechen entbunden.
Der Streit scheint einige Jahre gewahrt zu haben,
denn Hugo KOcheli starb bald nach dem 10. M£rz 1299*),
vielleicht schon im Jahre 1300. Ein Kompromissversuch
zwischen Verwandten der beiden Parteien, den Herren
Konrad Kiicheli und Johann Sneweli, Rittern8), war
gescheitert, letzterer inzwischen gestorben und erst im
Juni des Jahres 1304 ward das schiedsgerichtliche Urteil
gefallt.
Die Richter (arbitri, arbitratores seu amicabiles com-
positores), waren geistliche Herren aus Freiburg, zwei
Dominikaner, der Prior Johannes Abbas4), der Subprior
1 In Betracht kommen hier die Paragr. 18 und 43 des Freib. Stadt-
rechts. Zeitschr. 1 Neue Folge S. 195, 198. — ») Poinsignon, Urk. 41. —
8) Johannes Sneweli, in den Urkunden jener Zeit haufig erw&hnt, war ohne
Zweifel ein naher Verwandter Mechthilds, letztere also eine Snewelin. —
*) Bruder Johannes, Prediger Ordens, Sohn der Frau Adelheid, Johanns des
Tolers sei. Witwe. Nachste »Vatermagen«: Herr Burkhard Meinwart, Ritter
und Johannes Sneweli, Herru Joh. Sneweli seligen altester Sohn. 13. Okt.
1308. Poinsignon 64.
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Ein Erbschaftsprozess vom Jahre 1 304. 203
Heinrich Soumar1) und ein Weltgeistlicher, Magister
Brunward, Pfarrer von Gruningen*). Alle scheinen tuch-
tige Juristen gewesen zu sein, namentlich Pfarrer Brun-
ward, der wahrscheinlich in Paris oder Bologna promoviert
hatte. Mit den Pandekten zeigen sie sich ebenso vertraut
wie mit dem kanonischen Recht und dem »Orakelc des
g6ttlichen Wortes. Der Witwe werden Mitgift und die
res parafernales 8) zugesprochen , aber als Schiedsrichter
miissen sie den Testamentsvollstreckern ausser einigen
sussen Worten auch eine greif bare Gabe ge\v£hren, damit
diese nicht gar unzufrieden sind. Deswegen verurteilen
sie die Witwe zur Entrichtung von 10 M. S. an die Voll-
strecker des letzten Willens.
j 304 funi 24. Bruder fohann, gen. Abt, Prior und Bruder
Heinrich Somari, Subprior der Bruder des Predigerordens in
Freiburg und Magister Brunward, Rector der Kirche in Gruningen
fallen einen Schiedsspruch in Sac hen des Bruders J oh. von Has lac h,
vormals Lectors der Bruder des Predigerordens in Freiburg, Bruder
Rudolfs, gen. Kilchli, vom Deutschen Orden in Freiburg, und der
Frau Margarete, Gemahlin des Ritters Rudolf Turner, Testa-
mentsvollstreckern des Ritters Hugo Kiichlin selig, einerseits und
der Frau Mechthild , Wiitzve des verstorbenen Ritters Hugo
Kuchlin, anderseits.
[In nomine Ste et indiuidue trinitatis U]niversis presentium
inspectoribus fratei Johannes dictus Abbas, prior fratrum, et
frater Henricus Somarius, subprior fratrum ordinis predicatorum
domus Friburgensis, et magister Brunwardus, rector ecclesie in
Gruningen | [gratiam apud deum patrem et beate uirjginis filium
in salutem. Quia super causis et controuersiis, quae inter reue-
rendos in Christo fratrem Joh. de Hasela4), quondam lectorem
fratrum ordinis predicatorum in Friburg, et fratrem Rudolfum
dictum Kucheli, ordinis Theutonicorum | [in predicta civitate, et
dominam Margaretham, u]xorem domini R. Turnarii militis5),
l) Heinrich der Sftmer, der Prediger, 18. Febr. 1326, Poinsignon 193.
— *) Zeitschr. II, 439. — GriiningeD, ausgeg. Dorf bei Rimsingen, nicht
<das bei Villingen. — 8) res parafernales (von cptQvrj, Mitgift) dicuntur res,
quas mulieres extra dotem inferunt in do mum viri, puta lectus, vestes, lintea
et alia eiusmodi. — 4) Haslach bei Freiburg, jetzt mit der Stadt vereinigt.
— *) Die Turner sind ein bekanntes Freib. Patriziergeschlecht. tTber Rudolf
-vgl. Zeitschr. 11, 439. 460, Poinsignon 36, 58. Seine Gemahlin Margarethe
war sicherlich eine Kiichlin, vielleicht die Schwester Hugos.
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204
Maurer.
executores ultime uoluntatis seu manufideles quondam domini
Hugonis Kuchelini militis, ex una, et do mi nam Mehthildim,
relictam eiusdem domini Hugonis, ex parte altera, dudum fuerunt
uel diu[tius mote sunt questiones, que] competunt uel moueri
possent in nos tanquam in arbitros, arbitratores seu amicabiles
compositores, extitit ab ipsis pat ti bus compromissum, at easdem
causas et actiones terminaremus per viam iuris et pads prout nobis
secundum deum melius uideretur. Nos [igitur arbitratores a
supra nominates partibus proponi fecimus, que proponere contra
se mutuo habuerunt. | Dicebat itaque frater Rudolf us predictus,
quod dominus Hugo bone memorie dictus Kucheli adhuc superstes
sibi ac fratri CXtarado, fratri suo de ordine Theutonicorum, suis
germa[nis tradidit et donauit omnia bona sua] habita ultra
montera, qui dicitur Keiserstul, et possessionem eorundem bono-
rum corporaliter intraverunt. Item dicebant frater Johannes de
Hasela quondam lector et dictus frater R. ac domina Margareta,
uxer Turnarii prefati, quod ante dictus dominus [Hugo bone
memorie sibi tra]didit preterea in Adilnhusen, quando ambulare l)
ualuit, omnia bona sua mobilia et immobilia indistincte, quorum
tunc iuris dominium habuit, committens ipsis tanquam suis manu-
fidelibus, ut de illis omnibus siue suis siue uxoris sue legitime
[indistincte pro salute anime sue centu]m marcas amicis et in
pias causas distribuerent et debita sua soluerent ac dampna ab
eo cuicunque, ubicunque et quacunque illata, plenarie resarcirent
secundum ordinationem et uoluntatem suam, quam eis in parte
uiua uoce expressit et scriptis [mandauit. Postulabant igitur ante
dicti e]xecutores manufideles, quod prefata relicta omnia bona
mobilia et immobilia, que habuit et possedit quondam dominus
Hugo, maritus suus cum de hac uita decessit, eis traderet et
libere resignaret, nullumque impedimentum prestaret [eis ut
secundum ius ciuitatis Friburgensis ip]sius testatoris adimplerent
ultimam uoluntatem. Petebant et iam iure quo supra o nines
fructus, quos prefata relicta post mortem mariti sui de bonis
suis quibuscunque et ubicunque sitis percepit, cum integritate
sibi restitui, eo quod ad ipsos et non ad [relictam, uel tradi-
tione ips]a uel donationibus ipsis, ut premissum est, facta uel
factis, pertineant, cum ipse dominus Hugo bona sua et uxoris
sue omnia cum vixit et ambulare ualuit ipsis licite donare
potuerit et quibuscunque aliis donare potuisset de [iure vel con-
suetudine opidi Friburgjensis , cuius ipse civis et municeps
fuerat quoad vixit. Est autem talis consuetudo in opido Fribur-
gensi, quod quilibet aduena aut indigena, municeps civitatis,
bona sua siue uxoris sue quecunque, postquam cum eadem ut
') Dieser Znsate war von grosser Bedeatung fur die Rechtsgiltigkeit
des letzten Willens. Vgl. Freib. Stadtrecht § 52: nullus in Jecto egritudinis
sine manu heredum suorum alicui aliquid potest conferre nisi quinqae solidos
vel equivalens.
W
Ein Erbschaflsprozess vom Jahre 1304. 205
uul [gariter dicitur contraxit, ilia scien] te uel incia, potest disci-
pare, alienare uel donare pro libito cuicunque. Dicebant preterea,
quod dato et non concesso, quod ipsi bona predicta petere iure
quo supra non possent, ipsa tunc relicta omnia debita mariti sui
integral iter [etiam de bonis ipsius deberet] soluere et lesis ab
eo satisfacere ubicunque, quia ipsa relicta, cum maritus suus
alia uice adbuc filio suo uiuente infirmaretur, promisit fratri
Johanni lectori prenominato, fide data, quod siue idem maritus
suus conualesceret siue non [conualesceret de infirmitate sua
omnibus et ubique p]ro eo integraliter expedire, nee ab ilia
fide seu promissione fuit postea absoluta.
Item et hoc ipsum petebant alia ratione; dicebant enim, quod
pre fata relicta hereditatem mariti sui adierit nee inuentarium infra
tempus a lege statutum fecerit, quare [se ad honorem debitorum
omnium mari]ti sui soluendorum tacite obligauit, et hec omnia
suprascripta, prout petita sunt, petebant per nostram sententiam
uel arbitrium declarari aut sic debere fieri iudicari. — Ad hec
memorata relicta sepefati domini Hugonis ut sequitur respon-
debat [ [Se attulisse domino] Hugoni marito suo circa
quadringentas marcas in pecunia et in ualore siue de bonis pro-
fectitiis siue aduentitiis, que de iure sibi deberent omnia esse
salua, et pro illis bona mariti sui omnia fuerunt sibi tacite iuris
beneficio obli[gata. Quare maritus suus siue de bonis] ipsius
siue uxoris nemini quicquam dare debuit uel ipsam in nullo
gravare quantum ad bona sua, Verum etiam debuit de bonis
et rebus propriis bona sua siue aduentitia et profectitia merito
resarcire. Unum cum debita sint legatis merito preferenda, [turn
quod, manufidelibus e]xpressam non habentibus ypothecam et
multo magis titulo gratuito petentibus, contra deum et salutem
suam maritus suus fecerit, quando fratribus R. et C. ordinis
Theutonicorum, germanis suis. bona sita ultra montem dictum
Keiserstul gra[tuito donavit. Non enim posse] firmitate subsistere
quicquid militat contra deum, precipue cum non debeant religiosi
aliena iactura clitari, uerum non ualuit ulla donatio talker attemp-
tata. Quia et si de illis soluere debita intenderent, primo sibi
satisfacere debuissent, cum ilia [bona sibi essent pro bonis suis
obliga]ta; si uero amicis et in pias causas distribuere uoluerint,
non licuit nisi pro debitis, inter que sua erant precipua, expeditis.
Quod autem secundo in Adilnhusen in loco egritutudinis
et quando parum ambulare ualuit, suis manufidelibus seu [exe-
cutoribus ultime uoluntatis bona s]ua indistincte dicitur donauisse,
ei nequaquam dicebat officere, quia ilia donatio, in quantum ei
preiudicat, nulla fuit, quia dotem aut bona sua nemini ea inuita
dare ualuit uel donare, nee ipsa etiam potuisset, sicut ei iuris-
periti retulerant consen[tienter affirmantes. Quare sal]ue rema-
neant dotes sue non obstante consuetudine ciuitatis uel cpidi
Friburgensis , cui predict! manufideles innituntur, cum non
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206 Maurer.
possit dici consuetudo, sed potius corruptela, sitque
a iure, ut ei dicebatur, manifestissime re probata.
Ad hoc [quod lector prenominatus ab ea postulabat, ut s]iue
maritus suus bone mem one moreretur siue conualesceret de
infirmitate, qua tunc tenebatur, pro ipso satisfaceret omnibus et
ubique, breuiter respondebat, quod tunc libenter fecisset, si ipse
maritus, qui potens super ipsam fuerat, permisisset, et in [man us
eius dedisset bona que possedjit, quod per hoc potuit, quia
bona sua et mea lectori et aliis dedit, in quantum potuit, et
amicis suis legauit, quare ipsa ultro ad satisfaciendum pro eo
obligata non fuit, sed illi potius, quibus bona sua tradidit et
commisit. Nam quam cito dominus Hugo sibi bona [sua dederat,
a promissione, quam lector]i fecerat, liberata fuit, quia semper
intentionis sue fuerat, principaliter de bonis mariti sui satisfacere,
que1) etiam sibi ex toto commisit, cum se pro eo taliter obli-
gauit. Porro quod preterea dicebatur, bona mariti sui iure here-
ditario adiisse et propter non factum in[uentarium earn esse ad
satisfaciendum omnibus] indistincte et ad soluendum legata et
alia ad explendam eius uoluntatem per omnia obligata, ex parte
ipsius relicte respondebatur, quod bona predicta non occupauit,
non adiit tamquam heres, sed ea, que nunquam possidere
desierat, auctoritate iudicis detinuit et reti[nuit pro bonis suis et
profectitiis] et aduentitiis, que se ad quadringentas fere marcas
extendunt, iuris et legis auctoritate et benencio obligata. Et quod
adhuc de dote et aliis rebus suis per bona eadem sibi extat,
minime satisfacimus. Dicebat quod prefati manufideles ad satis-
faciendum omnibus et ubique de bonis ma]riti sui, cum de
illis longe ultra centum uiginti marcas, ut asseruit, occupauerint
aut habere potuerint, quantum ad residuum teneantur petens
hoc per nostram sententiam declarari.
Preterea dicebat sepefatus frater R. quod ante dicta
domina relicta [domini Hugonis bone memorie equum, qui tr]i-
ginta marcas ualuit, uiolenter detinuit et uendidit, ex quo se plus
quam in triginta marcis argenti ponderis Friburgensis dampnifi-
catum astruxit; unde petebat, sibi illas triginta marcas ad minus
ab ipsa relicta restitui, et ad [soluenda debita impendi. Contra
h]ec uero supradicta domina respondens, equum, de quo fit
mentio, tenuisse et uendidisse se non negauit, sed dixit, quod
hoc fecit propter diuersas questiones, quas cum ipso fratre R.
occasione illius equi tunc habuit, et quod super illo equo et
aliis questionibus occasione [ilia ab ea et a fratre Rud. ante-
dicto in] dominum Johannem Snewelinum bone memorie et
dominum C. Kuchelinum, milites, compromissum fuit, per quos
et super eodem equo et aliis controuersiis occasione ipsius
subortis finaliter sustentatum extitit et pronuntiatum; iuxta eiusdem
') Die Signatur im Text muss mit quas aufgelGst werden, der Zu-
sammenhang aber erfordert quae.
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Ein Erbschaftsprozess vom Jahre 1304. 207
pronuntiationis tenor [em se equum ilium detinuisse et vendidisse
septem m]arcis, quas petiit, coram nobis eidem reddere iustitie
com piemen turn.
Petebat insuper prenominatas frater R. a relicta eadem
qaendam equum ambulantem *), quern tres marcas asserebat
ualuisse, quando eum amisit, ut asseruit, per eandem. Ad hec
ipsa dicebat, quod equus ille [nihil ad se pertineret, quod maritus
suus eum] Hiigelino filio suo dederat, quando uixit, sed quicquid
de hoc sit, equus ille non sibi sed marito suo propter aliena
debita ablatus fuerat, quando uixit, verumtamen, cum de iure,
ut dixit, debita mariti soluere non debeat, asseruit, quod pro
illo equo respondere sibi nullatenus teneatur. Alia [que ab
parte utraque sunt dicta uolumus] honestius expedire quam
redigere in scripturam. Hec igitur sunt que presentes proposu-
erant hinc et inde renontiantes omnibus aliis questionibus et
actionibus, quas nunc coram nobis [
]
sacratum ex duobus in carne una, domenice uocis id attestante
oraculo, fecit et statuit esse unum, propter quod et iuxta cano-
nicas sanctiones nurus, hoc est uxor filii, non est nisi filia paren-
tibus filii nuncupanda, deuotionem ac deuotam intentionem
reuerendorum in Christo fratris (Job. de Hasela, ordinis fratrum
prejdicatorum in Friburg, et fratris R. Kuchelini ac domini Mar-
garete, uxoris domini R. Turnarii, manufidelium domini Hugonis
Kuchelini pie recordationis, que uolebant, petebant et desidera-
bant, ut prenominata relicta ipsius domini Hugonis pro ipso
utpofte marito suo, cui erat nupt]a, cuique multis temporibus
amicabiliter coniuxit et cui liberos dante domino peperit et etiam
educauit, debita et legata iuxta suam ordinationem solueret et
dampna ab eo cuicunque i I lata refunderet etiam de suis bonis
omnibus, aut potius his ipsis de eisdem bonis suis committeret
faciend[um, quod maritus suus ordinauerat, in h]ac parte labores
uoluntarios appetentes, ualde in domino commendamus. Quia
pium est etiam cessante omni debito pro amicis eleemosinam
elargiri, non est potior eleemosina quam amicorum soluere debita
defunctorum, et eorum explere ultimam uoluntatem! Verumtamen
quia regularit[er iudex legibus et iure etiam injuitus cogitur et
quia passim iura clamant mulieribus dotes et res alias aduentitias
seu paraffernales saluas consistere, precipue ubi bona uiri suffi-
ciunt ad debita omnia persoluenda, presertim ubi debita non
sunt pro communi militate uel consensu contracta, sed ex delicto
[quodam exorta, . . . N]os super hiis omnibus auditis partibus
principalibus uisis, instructis et examinatis testibus, quos hincinde
producere voluerunt; item rationibus et allegationibus, quas partes
ambe in scriptis aut uiua uoce curabant proponere , plene dis-
cussis, factaque diligenti inquisitione si[mul accito . . . fac]toque
!) Passg&oger.
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208 Maurer.
consilio peritorum et eorum precipue, qui raagis deum habere
pre oculis videbantur, quia inuenimus ipsius domine Meh-
thildis, relicte quondam domini Hugonis predicti, inten-
tionem melius et fortius testibus, iure et ratione fun-
da tarn, quia prout superius fuit ex parte ipsius propos[itum est,
bona et profecticia et aduentitia, que habjuisse dinoscitur, sibi
merito deberent remanere uel etiam restitui integraliter de iure
canonico et civili, nisi forte preter ea, quae coram nobis hucus-
que sunt proposita, contra ipsam posset aliud rationabiliter alle-
gari. Donationes enim, quas supradictis suis ex[ecutoribus ultime
uoluntatis dominus Hugo] bone memorie fecisse proponitur,
primo secundum deum et ius, prout facte sunt, non possunt
subsistere, quia de bonis alienis, puta de uxoris sue pecunia,
comparatis et emendatis et de bonis uxori pro dote et rebus
suis paraffernalibus tacite obligatis, fuerunt [illicita, non ualente]
opidi Friburgensis consuetudine, quae pro il lis donationibus
allegatur, quod ilia consuetudo, cum sit ir rationabilis,
immo potius corruptela et a iure penitus reprobata,
nulli iuri preiudicat, non debet etiam ab aliquibus
deum timentibus aut ratione utentibus obseruari. [Deinde
quod predicta relicta bona sua post] mortem sui mariti tanquam
heres non adiit, sed bona, quae nunquam possidere desierat
tamquam sua, hoc est de dote et bonis suis comparata et emen-
data et pro rebus suis sibi tacite obligata, iussu et auctoritate
iudicis detinuit, ut probauit, in quibus maritus s[uus bone
memoria iure non potuit uel de rebus] uel de bonis eius
aut sibi taliter obligatis cuiquam contra uoluntatem ipsius elee-
mosinam facere uel donare, quod iuxta canonem qui male recipit,
ut bene dispenset, se ipsum non iuvat sed decipit, non decens
est legata petere, quae testator ipse, si uiueret non posset licite
[facere. Preterea autem comlperimus, dominum Hugonem pre-
tactum, tempore quo decessit turn ex aduocatia, que sue dispo-
sition! per omnia subfuit, dudum ex aliis rebus mobilibus et
immobilibus tantum habuisse in bonis, ut de hiis rite uenditis,
preter bona uxoris, et lesis et creditoribus confferre et debita
sua soluere potuisset; quod preter] omnia fieri debuit et est
adhuc, si fieri poterit, faciendum, cum debitum quemlibet obliget
et indebitum etiam solutum interdum legitime repetatur, et quod
ipsa relicta preter ea, que pro ipso marito suo coacta et attracta
iam solvit, nequaquam tamen de bon[is suis profectitiis et adven-
titiis et de] rebus aliis, quae ei a parentibus provenerunt, sibi
satisfacere possit, computatis etiam omnibus quae suis consan-
guineis et filie, cui et pater pro medietate saltim providere
debuit, est largita: in nomine domini significando pronuntiamus,
memoratam dominam Me[htildim, uxorem domini Hugonjis Kuche-
lini sepius nominati de suis bonis profectitiis et aduentitiis ad
soluendum debita et legata mariti sui et ad satisfaciendum lesis
pro ipso fuisse et fore nullatenus obligatam; uerum tamen, quia,
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Ein Erbschaftsprozest vom Jabre 1304. 20Q
ut premisimus, bona sua adhoc ei [con ting ere uel remanere
debent, perjsententiam diffinitam seu arbitrium concorditer libe-
ramus et liberam esse pronuntiamus ab omni honore debitorum
ab ipso domino Hugone quondam marito suo quocunque casu
seu modo contractorum nee non legatorum ipsius et earn au[o-
camus Hberamus et absoluimus ab] omni impetidone predictorum
manufidelium seu executorum ultime uoluntatis ipsius domini
Hugonis et euacuamus et irritam pronuntiamus omnem actionem,
quam in hac parte aut super hiis predicti manufideles mouerant
aut mouere p[ossunt, et omnes impetitiones eorum de dojnatio-
nibus sepius recitatis, quas in quantum memorate relicte preiu-
dicant, pronuntiamus et difftnimus penitus care re robore firmitatis.
Verumtamen quia in donationibus plena et in testament! s plenior
uel plenissima est interpretatio satienda et ut [omnia fiant, que
dominus H. bone memorie recte facere pjotuit, pronuntiamus et
difftnimus promissas donationes et commissiones , quo ad ipsos
manufideles, habere omnimodam firmitatem, ita ut de bonis dicti
domini Hugonis, que ad eos peruenerunt aut adhuc saluis rebus
ipsius relicte peruenient illis1), siue, quae iam uendidit, tenet
uel possidet uel ei a[diudicata sunt de bonis mariti sui, siue
que ei] pro suis bonis profectitiis et aduentitiis adiudicamus, in
soluenda debita et legata, in quantum rerum facilitas et eorum
possibilitas se extendit, commissum sibi officium exequantur et
eius ultimam adimpleant uoluntatem.
Item super petitionem fratris R. quam contra iam dictam
relictam super quodam dextrario*), [qui triginta marcas ualuit ut
dicit et de quo a]lia uice in hac causa inter eos fuit in arbitros
compromissum et per eosdem etiam finaliter et provide arbi-
tratum, et quod eadem relicta arbitrio obediuit et predictus
frater R. eidem laudo8) ab ipso ut inuenimus emologato parere
neglexit, diffinientes concorditer pronuntiamus, ipsam relictam
eidem [fratri R. predicto non pecuniam pref]atam, nisi quantum
ex uenditione ipsius septem raarcis argenti et decern libris den.
brisgaug. et expensis, quas cum eodem equo necessario fieri
oportebat, postquam ipse frater R. in exequendo arbitrium negli-
gens extitit, super quibus expensis ipsius relicte uel Str6pharii«)
iuramento stari uolumus , pro de[xtrario soluere teneri , pre-
dicto fratri R.J ad ipsam aut alium quemlibet pro ipsa per-
petuum silentium imponentes. Equum uero tres marcas ualentem,
ut asserit, si iuste petitur, inter domini Hugonis bone memorie
debita computamus, quod ei ablatus fuerat quando uixit, nee in
ablatione culpam habuit domina raemorata. Ceterum licet supra-
dicta domina prout s[upra declaravimus soluere uel impendere
!) Auf salvis rebus zu bexiehen. — *) Ritterpferd. — 8) laudum = sen-
tentia arbitri. — *) Der Str6phar und Lutfiit sin Brftder Zeitschr. 4, 366.
Die meisten Freiburger hatten ttbernamen. Herr Gottfried von Schlettstadt
hiess der Str6sser. Poinsignon 29. 47.
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2io Maurer.
de bonis suis projmarito suo nulli amplius teneatur, tamen quia,
ut longe supra tactum est, pium est pietatem facere pro amicis
et maxime pro defunctis, qui relictis omnibus nihil diuitiarum
secum in manibus portauerunt, sed expectant miserabiliter uiuo-
rum eleemosinis ac suffrages consolari, idcirco iuris rigore relicto
ad pietatis et [amoris uincula concurrimus. Quare sub fo]rma
compromissi liceat prelibatam relictam rogamus concorditer et
ei iniungimus sub pena in ipso compromisso adiecta, ut ante
dictis manufidelibus seu executoribus ultime uoluntatis mariti sui
decern marcas argenti de bonis suis et sibi per nos adiucatis
contribuat, ita [ut in festo .... priores quinque et] in
festo beati Martini proximo quinque residuas plene soluat. Super
omnibus autem questionibus ipsis partibus hincinde competen-
tibus nunc tacitis et non motis uel de quibus in nostro arbitrio
non fecimus mentionem, eisdem partibus et singulis ex ipsis
perpetuo silentium imponimus, statuentes, uj que pars alteram
uel intra urbem uel] extra deinceps impetierit super ipsis, uel
nostras sententias prelibatas in toto uiolauerit uel uiolari fecerit
uel in parte, ipso facto periurium incurrat et parti impetite
seu nostre diffinitioni, compositioni et arbitrio obtemperanti
a tempore transgressionis, impetitionis seu uiolationis i[nfra . . .
libras po]nderis Friburgensis et hospitali pauperum in Friburgo
tantundem soluere integraliter teneatur, super que a parte parti
soluenda, ut dictum est, infra triduum a tempore nostre pronun-
tiationis et publicationis hincinde fideiussores ydoneos sub eadem
pena et sub debito prestite fidei [partes ambe constituere debent].
In huius igitur nostre sententie, pronuntiationis , compositionis
et arbitrii per nos arbitros seu arbitrators et amicabiles com*
positores sepius nominatos concorditer facti seu lati euidentiam,
nos frater Johannes, prior fratrum ordinis predicatorum in Fri-
burg et magister Brunwardus, rector [ecclesie in Gruningen
sigilla nostra fecimus pre]sentibus apponenda. Ego uero frater
H. Somarius, subprior fratrum ante dictorum ordinis et conuentus,
quod sigillum proprium non habeo, sigillis honorandorum uirorum
domini Wernheri prepositi ecclesie omnium sanctorum in Fri-
burg1) et domini Johannis, cantoris ecclesie Columbarensis2) nee
non domini H. de Merdingen [canonici ecclesie Sti. Stephani
Constantiensis sum] contentus. Nos itaque Wernherus propositus
et Johannes cantor ecclesie Columbarensis et H. de Merdingen,
canonicus ecclesie sancti Stephani Constantiensis, predicti ad
petitionem memorati fratris H. Somarii, subprioris fratrum predi-
*) Probst Werner des von Ritter Johannes Ammann im Jahr 1300
gestifteten Augustinerklosters Allerheiligen zu Freiburg war vorher Prior im
Kloster Marbach im Eltass. Zeitschr. u, 241. — *) Johannes von Berg-
heim, Sanger zu Colmar. Zeitschr. 11, 439. Er war der Bruder des Rilters
Ludwig von Bergheim, Besitzers des Schlosses Limberg am Rhein bei dem
Kaiserstuhl. 11, 243.
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Ein Erbschaftsprozess vom Jahre 1304. 211
catorum in Friburg, sigilla nostra append[enda duximus presen-
tibus. Facta est rejcitatio et publicatio in scriptis per nos arbi-
tros sepius recitatos anno domino M.CCC. quarto in die beati
Johannis Baptiste presentibus partibus principalibus nee non
testibus infra scriptis, uidelicet fratre Berhtoldo lectore, fratre
Cunrado de Rosenuelt1), [fratribus de ordine predicatorum domus
Friburgensis] fratre B\ de Owe> gardiano fratrum minorum domus
Friburgensis, fratre B\ de Nouo castro, ordinis eiusdem, fratre C.
dicto Hauener et fratre Eigelward dicto Uilmeder, sacerdotibus
ordinis fratrum Theutonicorum, domino Johanne cantore ecclesie
Columbariensis, domino H. de [Merdingen, canonico ecclesie
Sti Stephani Constantiensis , domino Johanne] dicto Sneweli,
rectore ecclesie in Rati2), domino C. Snewelino, domino Ege-
nolfo Kuchelino, domino C. Kuchelino, domino C. Kozzone,
domino Rudolfo Turnario, militibus, domino B\ Turnario, C.
dicto Cilige8), Lutfrido fratre suo et aliis pluribus clericis et
laycis person is fide dignis.
!) Die Rosenfeld waren ein Freib. Geschlecht. Poinsignon I, 583 ff.
Rosenfeld im O.A. Sulz. — *) Herr Johannes Snewelin, Kirchherr in Reute
(bei Emmendingen) Zeitschr. 11, 439, Poinsignon I, 24, 64. — s) Der Zilige,
Ciligo, d. h. der Kleine, war der erste Biirgermeister der Geroeinde in Frei-
burg i. J. 1293. Diesen Beinamen hatten damals noch verschiedene andere
Biirger, z. B. Conrad TrOsch, Rudolf Wollebe u. a. (vgl. Poinsignon a. a. O.
8. 35. 36.).
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest
und
ansteckende Krankheiten im alten Strassburg
Von
G. Schickele.
Wenn man die Fortschritte ttberblickt, welche im
Laufe der letzten Jahrzehnte in der Erkenntnis und Be-
k&mpfung der ansteckenden Krankheiten gemacht worden
sind, sollte man es fur unmflglich halten, dass die ver-
gahgenen Jahrhunderte mit ihren beschrankteren Kennt-
nissen Massregeln finden konnten zur erfolgreichen
Bekampfung dieser Krankheiten. Die gute Kranken-
beobachtung der alten Arzte, ihr logisch geschultes
Denken wies ihnen Wege, um der schrankenlosen Ver-
breitung der Erkrankungen in kuhnem Versuche entgegen-
zutreten. Gleichzeitig kam ihnen auch der Umstand zu
gute, dass damals der Verkehr die grossen Handelsstrassen
zog und dem heutigen gegeniiber gering war. Eine Ab-
sperrung der Wege war deshalb leichter durchzufuhren
als dies heute der Fall ware. Ausserdem waren alle jene
Gegenden von vornherein geschutzter, welche abseits der
grossen Verkehrsstrassen lagen. Diese beiden Griinde
machen es einigermassen verstandlich, dass grossere Stadte
und Landesbezirke sich durch gewissenhaft eingehaltene
Absperrungsmassregeln vor der Einschleppung anstecken-
der Krankheiten schiitzen konnten. Das alte Strassburg
bietet hierfur ein gutes Beispiel. Als in den Jahren 1665
und 1666 die Pest von Holland her in die Rheinlande
hereinbrach und weiter den Rhein heraufwanderte, wurden
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 2 1 3
uberall strenge Vorschriften erlassen, um das Einschleppen
der Krankheit zu verhindern. Im Elsass und in Strass-
burg waren diese von Erfolg. Ebenso in manchen an-
grenzenden Landern.
An diese Tatsachen soil mein Versuch ankniipfen, eine
Ubersicht der vom Rate der Stadt Strassburg erlassenen
Verordnungen gegen die ansteckenden Krankheiten zu
geben, zu verfolgen, wie sich das Bedurfnis entwickelte,
genaue Massregeln zu erlassen, wie diese sich aus den
arztlichen Anschauungen ergaben und wie fur ihre Durch-
fuhrung gesorgt wurde. Bei dieser Untersuchung muss
man sich von vornherein darauf gefasst machen, dass das
Ergebnis nur sehr unvollstandig sein kann. Dies liegt an
den zu Gebote stehenden Quellen. Am meisten Material
findet sich in den Ratsprotokollen der Stadt. Diese sind
leider gerade aus jener Zeit, in der die Pest in Strassburg
herrschte — im 14. und 15. Jahrhundert — nicht mehr
erhalten. Die Beschreibungen und Angaben der Chroniken
sind nicht genttgend. Arbeiten von Arzten oder anderen
Gelehrten uber diese Fragen existieren nur in beschrankter
Zahl, teils aus spateren Zeiten, teils ohne wesentlich neues
zu bringen. Die Offentlichen Verordnungen, die an den
Toren der Stadt angeschlagen wurden, sind nur noch
sparlich erhalten; eben falls nur aus spateren Jahren. Somit
grenzt sich meine Aufgabe dahin ab, an der Hand der
vom Anfange der Neuzeit bis zum Ende des 18. Jahr-
hunderts herrschenden arztlichen Lehren die Verhandlungen
und Verordnungen des Rates der Stadt bei Anbruch der
Gefahr zu studieren. Fur die Tatigkeit der Arzte und das
Verhalten der Obrigkeit bei schon ausgebrochener Epidemie
finden sich wenig Anhaltspunkte. Zum Teil kann man
darauf schliessen aus den an den Toren aufgehangten Vor-
schriften fur Reisende, zum Teil werden einige diesbezug-
liche Beobachtungen im folgenden mitunterlaufen. Aus
der Zeit des Mittelalters , als Pest und Seuchen tausende
hinwegrafften , wttrden sich meiner Ansicht keine Spuren
einer system atischen Bekampfung finden lassen, selbst
wenn alle Quellen noch vorlagen. Konsequent durch-
gefuhrte Massregeln finden sich ja erst im 17. Jahrhundert
und diese ergaben sich erst aus unzahligen Sitzungen und
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214
Schickel*.
Besprechungen der Arzte und des Rates der Stadt. Solcher
Mtthe und Zeit hatte es nicht bedurft, wenn schon aus
vergangenen Jahren ausgearbeitete Vorschriften vorgelegen
waren. Man hatte sie wieder hervorgeholt , wie dies
200 Jahre spater gemacht wurde, und sie notigenfalls erg&nzt.
Aber gerade daraus, dass nachweisbar erst Ende des
16. und im Verlauf des 17. Jahrhunderts alle Verordnungen
langsam ausgearbeitet, alle Vorsichts-(Isolier-)massregeln
Schritt fiir Schritt uberlegt und besprochen wurden, mochte
ich schliessen, dass in friiherer Zeit kein Versuch gemacht
worden ist, die Einschleppung von epidemischen Krank-
heiten zu verhindern. Wir wurden also vergeblich danach
suchen wollen in den Jahren, in denen die Pest im Elsass
wiitete. Die arm en Menschen waren von der einbrechen-
den Geissel derart niedergeschmettert, dass sie unfahig
waren, auch nur einen Versuch zu machen, Widerstand zu
leisten.
Endlich berechtigt mich zu diesen Folgerungen auch
noch das Verhalten der Arzte. Wenn auch im Altertum
schon die Lehre von der Kontagion der Pest bekannt war,
wenn sie auch in den Medizinschulen Italiens hie und da
gelehrt wurde, wenn auch die eine oder andere Stadt
(Florenz, Venedig) hieraus die Konsequenz der Absperrung
zu ziehen schien: ein Gemeingut der Arzte war diese An-
sicht nicht geworden, all gem ein anerkannt war sie nicht
derart, dass aus dem Bedurfnis der Laien und der Fiirsorge
einer Stadtverwaltung heraus sich Absperrungsmassregeln
von selbst hatten ergeben mtissen. Wir sehen ja noch im
17. Jahrhundert, wie energisch der Rat Strassburgs auf die
Durchfiihrung seiner Verordnungen dringen musste, wie
diese z. T. als Last und nicht zum Allgemeinwohl dienlich
empfunden wurden.
Erst im Verlaufe des 16. Jahrhunderts gewann die
Lehre, dass manche Krankheiten, z. B. die Pest, sich durch
Ansteckung gesunder Personen verbreiten, inehr Anh&nger.
Eine Absperrung der Kranken wurde jedoch nicht durch-
gefiihrt und obwohl immer mehr Arzte sich zu dieser
Anschauung bekannten, kam es nicht zu entsprechenden
obrigkeitlichen Verordnungen. Zum Teil lag dies vielleicht
daran, dass die Arzte selbst diesen Punkt nicht geniigend
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 2 1 5
in den Vordergrund treten liessen. Sie waren noch zu
sehr in die Annahme der »Geissel Gottes« und des Ein-
flusses der Gestirne u. a. vertieft. Valastus de Tarenta1)*
von dem die alteste Abhandlung iiber die Pest aus Strass-
burg stammt, redet viel von der >influentiac der Gestirne.
Trotzdem vertritt er die klare Ansicht, dass schon der
»ausgeblosene Atemc des Kranken oder des zur Krankheit
Disponierenden >corruptusc sei. Von solchen Leuten solle
man sich femhalten. Fast in alien damaligen Abhand-
lungen ist die »Strafe Gottest der erste Punkt in der
Aetiologie der Pest. In zweiter Linie ist von »vergifteter
Luft« die Rede. Feuchte Jahreszeiten, viel Regen, Un-
sauberkeit, liederliches Leben sind weitere Ursachen. Wid-
mann*) halt es f&r schadlich tarn mondes schein zu sein«,
ebenso Imsser8), wenn der Mond auf einen Schlafenden
schein t. Widmann empfiehlt die H&user sauber zu halt en,
die schlechte Luft in den »heimlichen Gemachenc und in
der Nahe der FriedhOfe zu meiden, ebenso »alle warm weich
windec und solche, welche aus Gegenden kommen, in denen
Leute sterben. Deshalb soil man die Fenster schliessen.
Sogar Win t her von Andernach, dessen Anschauungen
vielleicht die besten sind unter den Arzten des 16. Jahrh.,
gibt als wichtige Ursache Sonnenfinsternis und Zusammen-
kunft der Planeten an.
Wenn auch die Lehre der Kontagiositat von keinem
Autor ausfiihrlicher besprochen wird, kann doch kein
Zweifel bestehen, dass sie in der zweiten Halfte des 16.
Jahrh. Gemeingut der Strassburger Arzte war. Urn nur
einige Beispiele zu bringen sei Win the r v. Andernach3)
erwahnt, der annimmt, dass Winde die verseuchte Luft in
andere noch gesunde Gegenden wehen. Insbesondere sieht
er in dem Kranken und in seiner Umgebung grosse Gefahr:
die Gem&cher, in denen er liegt, die stete Beriihrung des
Kranken durch das Wartepersonal, der Gebrauch seiner
Kleider, seines Bettzeuges usw. durch Gesunde, diese alle
l) Tractatus de epidemia et peste. Argentor. 1497? — *) Regiment,
*wie man sich in pestilentzischer lufft halten soil. Strassburg. 1519. —
*) Pestilentzbilchlein fiir die armen Handwerks- und Bauersleut. Strass-
burg 1582. *) Guinterius Andern. Johann., Bericht, Regiment und Ordnung
*wie . . . die Pestilentz zu erkennen. Strassburg 1564.
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2ib Schickele.
sind Quellen der Verbreitung der Krankheit, Imsser')
widmet den Krankenwartern ein besonderes Kapitel. Er
gibt zu bedenken, dass alles, was vom Kranken kommt,
nicht allein giftig, sondern auch erblich ist (in unserm
Sinne ansteckend, iibertragbar), namlich Atem, Schweiss,
Dampfe, Stuhlgang, Ham, Geschwiire, Bettgewand u. a. m.
Um sich vor dem Atem des Kranken zu schutzen, rede
man von der Seite mit ihm, nicht ins Angesicht, verbinde
sich die Nase und schopfe Ofters frische Luft an einem
Fenster. Die Zimmerluft soil oft durch Ausr&uchern und
Ausstreuen wohlriechender Pflanzen gereinigt werden. Mit
Essig und Wasser besprengte Tiicher sollen vor dem
Krankenbett aufgehangt und oft bewegt werden. Kranken-
warter sollen immer etwas im Munde tragen (Liebstockel-,
Osterlutzeywurzel u. a.), auch Nase und Mund ofters damit
bestreichen. Ferner wird ihnen geraten, Hande und An-
gesicht oft mit Essig und wohlriechenden Krauterw&ssern
zu reiben. Geschwure des Kranken diirfen nur angeriihrt
werden, wenn des Warters Hande, Mund und Nase mit
Essig und Theriak bestrichen sind und die Nase verbunden
ist. Die Leibw&sche des Kranken muss vor dem Wieder-
gebrauch gewaschen und ausger^uchert werden, ebenso
Ess- und Trinkgeschirre. Solcher Vorschriften sind noch
viele. Alles in allem Desinfektionsmassregeln primitiver Art.
Winther v. Andernach hatte schon in der zweiten Halfte
des 1 6. Jahrh. in Strassburg die Forderung aufgestellt, dass
Leute, welche aus verseuchten Gegenden kommen, von
dem Verkehr mit pestfreien Stadten ausgeschlossen werden
sollen, dass ihnen ein besonderer Ort in der N&he der
Stadt zum Wohnen anzuweisen sei, wenn sie nun einmal
der Not halber sich authalten mussten. Ferner riet er,
bezahlte Arzte und Chirurgen, besondere W&rter fiir die
Pestkranken zu ernennen, die sich von Gesunden fern halten
mussten. Damit die Leute kenntlich w&ren, welche mit
Pestkranken in Beriihrung kommen, sollten sie einen weissen
Stab tragen, auch wenn sie noch gesund sind. Winther ver-
weist auf die in Venedig gehandhabte Vorsicht, Pestkranke
40 Tage lang ausserhalb der Stadt unterzubringen. Werden
') 1. c.
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Voisichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 2 1 7
sie wieder gesund, dann mussen sie nochmals 40 Tage
anderswo zubringen, bevor ihnen der Eintritt in die Stadt
gestattet wird. Diese letztere Massregel wird damit be-
griindet, dass solche Menschen trotz ihrer Genesung noch
Gift in sich tragen. Offenbar stiitzt sich Winther hierbei
auf seine eigene Erfahrung. Diese Anschauung entspricht
auch unsern modernen Kenntnissen.
Im Laufe des 16. und 17. Jahrh. stehen die meisten
Arzte auf dem Grundsatze : praeservatio dignior curatione.
Aus diesem ergeben sich schrittweise alle Vorsichtsmass-
regeln. Sie wurden jedoch erst viele Jahre nach den
Ermahnungen Winthers u. a. ergriffen und erst in der
zweiten Halfte des 17. Jahrh. grundsatzlich durchgefuhrt.
Es ware zu weitlaufig, die Lehre der Pest und der
ansteckenden Kranhheiten zu erortern, wie sie am Ende
des 16. Jahrh. angenommen wurde. Vielleicht hat aber
eine kurze Wiedergabe der Beschreibung der Pest durch
Winther v. Andernach1) allgemeineres Interesse.
Die Pest ist an sich und in ihren Eigenschaften sehr
verschieden. Die Arten (spezies) der Pest sind »infinitae
propemodum, ut quae partim a materia quam inficere
consueverunt , partim a morbis, qui eis coniungi, vel
a casibus, qui supervenire solent, accipiuntur. Alia namque
humores, nempe sanguinem, vel bilem flavam, vel atram,
vel pituitatem lue sua inficit, alia spiritus, alia officinas
ipsorum invadit. Nonnulla, febris est, nonnulla febrem habet
sociam ; nonnulla febri caret, praesertim initio, quae postea illi
succedit, cuius rei causa nonnulli febribus ipsam annumerant.*
Winther wendet sich entschieden gegen die Autoren,
vvelche in der Pest nur eine besondere Fiebererkrankung
sehen , deshalb von einer febris pestilentialis reden. Er
verteidigt im Gegenteil den Grundsatz, dass Fieber eine
Begleiterscheinung ist, vielfach auch ganz fehlen kann.
Manchmal ist hohes Fieber vorhanden, manchmal leichtes,
bald eine continua, bald eine febris intermittens oder hectica.
Allerdings kann die Pesterkrankung mit ihrem Fieber
andern fieberhaften Krankheiten in manchem gleichen.
*) 1. c. und De pestilentia commentarius Argentinae 1565,
Lazarus von Schwendi gewidmet.
Zeitschr. f. Gescb. d. Oberrh. N.F. XXI. a. I 5
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2i8 Schickele.
Aber im allgemeinen verlauft sie doch im Gegensatz zu
diesen zuweilen rascher und stiirmischer, zuweilen aber auch
langsamer und verborgener. Ferner geht sie mit einer
grosseren Depression des Gemiites einher und das Charak-
teristische ist: ihr Gift wandert schnell nach dem Herzen.
Diese Auffassung teilen die ipeisten Autoren, dass das
Herz recht fruh leidet. Winther ist der Ansicht, dass bei
gesundem Herz das Gift weiter wandert, nach der Leber,
dem Gehirn, in die Gliedmassen, in die Leistengegend, und
sich dort festsetzen kann. Sind aber alle Organe krank,
dann bleibt das Gift im Korper, es entstehen keine Abscesse,
Pusteln, es entweicht nicht mit dem Stuhlgang oder dem
Schweiss; son dem es totet den Menschen in der kttrzestcn
Zeit, wenn ihm nicht mit kraftigen Mitteln geholfen wird.
Je nachdem welche humores von dem Pestgift angegriffen
werden, £ndert sich das Krankheitsbild und der Verlauf.
Der grosste Teil der Kranken geht zu Grunde, cum (pestifera
lues) biliosos humores invadit. Dringt das Gift in das Blut
ein, dann sterben auch viele, aber langsamer. Diese leiden
unter haufigen Schweissausbrttchen , zahlreichen Durch-
fellen, Entziindungen der Leisten- und Achseldriisen , an
parotis-Abscessen und hohem Fieber. Zuweilen verbreitet
sich ein Ausschlag (pustulae) Qber den Kflrper; die Kranken
sind schlatlos, zuweilen benommen (ohne Besinnung).
Manche dagegen verfallen in einen anhaltenden Schlaf.
Dies ist der Fall, wenn das Pestgift in der Zirbeldruse und
im Gehirn Platz ergriffen hat. Der Korper ist dann danieder-
geschlagen, die Gliedmassen schlaff. Ausgedehnte Pusteln
zeigen an, dass das Blut auch infiziert ist. Durch diese
Krankheitsform werden zartere Naturen, Kinder und Jung-
linge, vielfach hinweggerissen.
Wenn der humor melancholicus vom Gifte ergriffen
ist, sind die Kranken traurig und niedergeschlagen, klagen
liber Kopfschmerzen , sind benommen. Sind jedoch die
Lebensgeister infiziert, sterben die Leute plotzlich oder in
der kiirzesten Zeit. Es treten keine Pusteln und keine
Abscesse auf. Setzt sich das Gift in dem Herzen nieder,
dann tritt ein hektisches Fieber auf, m&ssigen Grades, das
das Herz aufzehrt. Die Kranken fuhlen nicht, dass sie
fiebern, haben kein Bedurfnis nach dem Arzte. Die all-
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 2 I O
gemeinen K6rperkr£fte werden jedoch vttllig geschw&cht,
samtliche Kranke gehen zu Grunde.
Der Gang der Infektion ist im allgemeinen folgender:
1st das Gift eingeatmet worden (»ex aegri anhelitu con-
tagium per asperam arteriam, illis — hominibus — autem
tanquam fomitibus inhaerens, per externos corporis meatus,
ubi incaluerint, facile attrahunt«), dann infiziert es »spiritum
vitalem, deinde naturalem et animalem, postea cordis
humores, unde spirituum materia suppeditatur, alieno calore,
qui putredinis autor est, accendit, putrefacitque; tandem ubi
ardorem in totum corpus attulerit, febres pestilentes,
lethaliaque tubercula gignit.« Sind die Lebensgeister und
das Herz schwer ergriffen, dann verfallen die Kttrperkrafte,
isucci autem corporis efferuntur, quod subtile in ipsis est
discutitur, quod crassum et grave, contumaciter haeret.c
Von diesen wichtigsten Statten des KOrpers wird das Gift
weiter getrieben und es ergreift diese oder jene humores.
Je nachdem tritt dann hohes Fieber ein , starke Kopf-
schmerzen, Anschwellungen (tubercula), Driisen, Abscesse,
Carbunkel, Entziindungen einzelner Organe, Pusteln an
verschiedenen Kdrperstellen. Hieraus entwickeln sich dann
die einzelnen Symptome und der Verlauf der Erkrankung.
Die meisten Autoren der vergangenen Jahrhunderte
sind mit diesen Auffassungen einig und alle heben die
innigste Beziehung zwischen der Pestinfektion und dem
Herzen hervor. Von seiner Resistenzfehigkeit hangt zum
Teil das Schicksal des Kranken ab. Der Arzt aber soil
hierauf und auf die Symptome achten, aus welchen zu
erkennen ist, in welchen Orten das Gift sich lokalisiert,
damit er weiss, welche Mittel er aus der Unmenge des
Arzneischatzes anwenden soil.
Aus diesen zum Teil unvollstandigen Zitaten ergibt
sich in grossen Linien der Gedankengang, aus dem sich
die Anwendung von Verhutungsmassregeln gegen die
Pestinfektion ableitet. Je nach den Lehren der Arzte waren
diese verschieden. Wir kOnnen aus den Verordnungen der
einzelnen Jahrhunderte nachtraglich auf den Stand der
diesbeziiglichen medizinischen Kenntnisse schliessen.
Es ware zu erwarten gevvesen, dass der Rat der Stadt
Strassburg aus den Anschauungen seiner Arzte, besonders
'5%
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220 Schickele.
aus den klaren Schriften Winthers v. Andernach den Schluss
ziehen wiirde, den ansteckenden Krankheiten entgegen-
zutreten. Dieser Erfolg kam jedoch in ganzer Ausdehnung
erst nach vielen Jahren. Wenigstens muss man heute so
urteilen nach den noch erhaltenen Schriften. Allerdings
hatte ich grosse Neigung zu glauben, dass schon 1541, als
die Pest im ganzen Elsass und in Lothringen wiitete, die
Ansteckungsgefahr erkannt war. Winther war in diesem
Jahre noch in Metz. Hier lernte er die Pest kennen und
behandeln. Erst 1544 kam er nach Strassburg *), 1541 hatte
die Pest viele Opfer in Strassburg gefordert (vgl. die Chro-
niken von Goldmeyr, Hedio, die Thanner Chronik u. a.).
Schon 1540 war der einreissenden Erkrankungen wegen
das Gymnasium in das Karthauserkloster bei Eckbolsheim
verlegt worden2j. Als dies 1541 wiedergeschehen sollte,
stellten sich dem Schwierigkeiten entgegen und die Schule
kam nach Gengenbach (Baden). Johann Sturm schreibt
hieriiber ausfuhrlich an seinen Freund Camerarius und
zahlt eine grosse Zahl von Professoren und Schulern auf,
die an der Pest starben »). Seine Beschreibung der Kranken
mit ihren schwarzen Beulen und der rasche fieberhafte
Verlauf der Krankheit deckt sich mit den Berichten der
Zeitgenossen. (Hedio.)
In den Ratsprotokollen findet sich nur eine einzige
Stelle, die Bezug auf die Epidemie hat. (XXI, p. 365.) In
der Sitzung vom 22. August wird angeordnet, dass die
Kranken des Pestilenzhauses nicht unter die des Spitals
gelegt werden sollen. Eine weitere Notiz ist schwer zu
lesen, vielleicht so zu verstehen, dass eine Baracke gebaut
werden solle in der Nahe der Spitalgrube. Es ist wohl
ziemlich sicher anzunehmen, dass dies zur Isolierung der
Kranken ausgefuhrt werden sollte. Aus diesen Zeilen
mOchte ich entnehmen, dass die Verbreitung der Pest durch
Ansteckung erkannt war, dass der Rat die Isolierung der
Kranken schon durchgefuhrt hatte. Allerdings ist dies die
einzige genauere Bemerkung, die sich feststellen liess und
auch in den nachfolgenden Jahren, bis 1665, ist von einem
l) Bernays, Winther von Andernach. Jahrbuch fur Geschichte des Ober-
rheins. 18, p. 34. *) Schmitt, Histoire du gymnase. 8) Fournier & Engel,
p 40. 1897 and Ratsprotok. XXI, p. 359.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 2 2 I
Pestilenzhaus, einem Pestlazaret oder ahnlichem keine Rede
mehr. Sollte Winther 1564 Ansichten und Vorsichts-
massregeln, die er schon vorgefunden hatte, nur aufgefrischt
haben oder wurden sie ein zweites Mai von ihm ganz
unabhangig von den friiheren ausgesprochen? Die Frage
muss offen bleiben. Tatsache ist nur, dass erst 100 Jahre
spater ein Pestlazaret neu eingerichtet wurde, dass in der
Zwischenzeit nie von einem solchen die Rede und dass
erst 1663/66 ausflihrliche Absperrungsverordnungen aus-
gearbeitet wurden. — Im Laufe des Jahres 1541 scheinen
die Arzte sehr in Anspruch genommen worden zu sein.
Uber manche von ihnen laufen Beschwerden ein, dass sie
nicht zu den Erkrankten gehen wollen *). Die Arzte ver-
wahren sich gegen solche Anschuldigungen. Der Rat
legte die Angelegenheit gutlich bei. Die Prediger werden
verwarnt, welche von den Kanzeln herunter zu haufig und
zu ausfuhrlich iiber den Verlauf der Krankheit in der
Stadt berichten. Sie sollten die Leute nicht so erschrecken.
In derselben Sitzung') werden die Grubenknechte ange-
wiesen, die Leichen mOglichst nur nachts zu transportieren,
tagsuber dieses zu vermeiden, dafur aber die Gassen
ordentlich sauber zu halten und fur die Entfernung der
Kehrichthaufen zu sorgen. Wenn aber Leichen im Laufe
des Tages begraben werden mlissen, dann sollen die Bahren
nicht durch die gangbarsten Gassen, um tdie Pfalz und das
Miinster herum und bis in das Herz der Stadt«, gefuhrt
werden, insbesondere in Anbetracht der grossen Hitze8).
In der Sitzung vom 5. September ds. Js.*j wird die Bezahlung
der Arzte geregelt. Fur den ersten Gang soil der Arzt
einen Gulden erhalten, dafiir ist er aber verpflichtet, eine
ganze Woche lang den Kranken zu besuchen. Wird sein
Besuch linger gewiinscht, dann darf er 2 Schilling taglich
beanspruchen.
Im Jahre 1552 hat die Pest ebenfalls in Strassburg
geherrscht. Bernays5) hat dies festgestellt und auf die
Briefe der Theologen verwiesen. Krieger*) l&sst die
») XXI, pp. 354, 356. (XXI = Protokolle der Sitzungen der »Ral
und Einundzwanziger*.) *) XXI p. 356. 8) XXI p. 357. 17* August.
4) XXT p. 387. •) Bernays, Winther von Andernach. 1. c. •) Statistische
Mitteilungen fiber die Geschichte der Volksseuchen. 1. Teil. 1879.
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222 Schickele.
Frage hierilber offen. Es findet sich in Sleidans Brief-
wechsel1) die Notiz, dass Dryander 1552 und seine Frau
1553 an der Pest gestorben ist. Ebenso im Diarium
Johannis Marbachii*): den 30. Nov. 1552 ist peste gottselig
gestorben d. Franziscus Dryander; in demselben Jahre
starb noch Bernhard, Pfarrer zu St. Oschwald, ebenfalls
an der Pest.
Man wird wohl annehmen durfen, dass die Pest fast
die ganzen Jahre hindurch in Strassburg und der Umgegend
geherrscht hat. Die Todesf&lle haben bald nachgelassen,
bald zugenommen oder aber, wenn die Krankheit erloschen
war, wurde sie von Reisenden wieder eingeschleppt. Aber
gerade fur diese Verbreitung der Krankheit durch Leute,
die von anderswo, aus infizierter Gegend kommen, haben
wir in den Ratsprotokollen auch der folgenden Jahre
keinen Anhaltspunkt. In der Sitzung vom 23. Juli 1564
wird aufmerksam gemacht, dass die tsterbenden leufftc
zunehmen. 8) In der nachsten Sitzung vom 27. Juli wird
erkannt, dass das Tanzen abgestellt werden soil, dass bei
Hochzeiten weniger Leute einzuladen sind, statt 60 nur 30.
Die Apothekerherren, die damals die Sanitatspolizei leiteten,
sollten Anordnungen treffen fur die Sauberkeit der Gassen.
Die Leichenbegangnisse sollten moglichst schnell und ein-
fach erledigt, keine Kr&nze mehr auf die Bahren gelegt
werden. Die Totengr&ber diirfen keine 2 Leichen gleich-
zeitig begraben, sie waren denn in demselben Haus. Der
SpendschafFner von St. Marx muss noch 4 Tr&ger anstellen,
damit Leichen nicht wieder 24 Stunden stehen bleiben,
wie es anscheinend vorgekommen war, da niemand zu
dieser Besorgung gefunden wurde4). — FQr die Bader
werden besondere Verordnungen getroffen. Den Badern
wurde verboten, Leute, die krank sind, in das Bad zu
lassen. Es war gemeldet worden, dass Leute, die >von der
jetzigen Krankheit ufFston, wann eh sy recht heil, yn die
aussern Bader gon und andere noch Inficiren.* Im Speier-
bad sollte es in dieser Beziehung am argsten sein. Die
*) Baumgarten , Slerdmns Diiefwecbsch p. 274. •) St. Thomas- Archiv.
Diarium Joh. Marb. pag. 2, 3. 8) 1564. XXI. p. 298. 4) XXf. 1564.
Sitzungen vom 7. VIII.; 19. VIII.; 21. VIII.; 23. VIII.; 28. VIII.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 223
IIIerHerren werden dazu angeordnet, diese Ubelstande in
Augenschein zu nehmen und die Wasser der Badstuben
hinten hinauszulassen (wohl in den Graben), und wenn es sie
bediinkt, auch die Bauherm dazu zu nehmen. Die Pradi-
kanten endlich werden beauftragt, sich bei den Leuten,
die Hochzeit machen wollen, zu erkundigen, ob sie auch
recht gesund seien. Es ware namlich vorgekommen, dass
manche zu fruh aufgestanden w£ren. Ein solcher hatte
dazu noch Hochzeit gehalten und sei dann 10 Tage spater
gestorben. Die Pfarrer sollen uberhaupt Pestkranke den
Apothekerherren melden, da sie doch zu vielen Kranken
kommen.
Das Jahr 1564 war nach alien Chroniken ein furcht-
bares fiir Strassburg und das ganze Elsass. In Strassburg
starben 4777 Personen (Collect. Wenker).
In dieses Jahr f&llt eine Neuausgabe des Pestregimentes
von Winther von Andernach. Winther hattc die Pest 1541
in Metz kennen gelernt und damals sein erstes Buch
dariiber geschrieben. Ausserdem wird er in Strassburg
Kenntnisse gesammelt haben, da er von 1544 ab hier
wohnte >). Die Arzte der Stadt waren vom Rate der Stadt
zur Abfassung einer gemeinverstandlichen Schrift iiber die
Pest aufgefordert worden und sie hatten sich an Winther
gewandt, ein Zeichen des hohen Rufes, dessen er sich
erfreute. Die ausfuhrlichen Verhandlungen zwischen dem
Rat der Stadt und den Arzten und Apothekern finden sich
bei Bernays*. Winther wurde vom Rate fUr sein Buch
belohnt, da man ausserdem Wert darauf iegte, einen so
ausgezeichneten Arzt zu behalten.
Das Pestregiment Winthers ist fur Strassburg von
grosser Bedeutung gewesen. Flir uns ist es von ebensolchem
Interesse. Es ist jedenfalls fiir die nachsten Jahre, vielleicht
bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts tonangebend
geblieben. Brunschwig hatte 64 Jahre friiher fur seine
Zeit relativ fortgeschrittene Anschauungen vertreten. Er
war jedoch nicht bekannt geworden. Wiewohl er vielleicht
selbst von der Ansteckungsgefahr der Pest iiberzeugt war,
hebt er gerade diesen Punkt wenig hervor. Fiir Strassburg
l) Bernays, 1. c. p. 34. *) 1. c. p. 53 Anm. I.
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224
Schickele.
hat er nicht viel Erfolg gehabt. Fries und Brunfels
(Spiegel der Artzney 1529) erw&hnen ihn nicht, sprechen
uberhaupt auch nicht von Contagion. Sie kennen nur *bose
dempff* in der Luft, Bodenausdunstungen, wo organische
Stoffe verwesen, als Ursache der Pest. Sie bedeuten also
einen Ruckschritt der medizinischen Anschauungen unter
den Arzten. Allerdings darf man vielleicht nicht zu sehr
verallgemeinern ; denn 1541 treten die Rate fur Isolierung
der Pestkranken ein. Ob hier eine Divergenz zwischen
den Gelehrten und dem gesunden Verstande der einfachen
Leute bestand, diirfte nicht zu beantworten sein.
In seinem Pestregiment kundet Winther dem Volke
in klaren Worten die Ansteckungsgefahr der Pest. Seine
Lehren sind offenbar die Folgerungen aus einer grossen
Erfahrung und uberlegter Krankenbeobachtung. Dass seine
Lehren geschatzt wurden, beweist das Pestregiment von
1610, das eine Neuausgabe von 1564 ist ohne wesentliche
Anderungen. Aber immerhin bleibt die Tatsache unver-
standlich, dass der Rat der Stadt die wichtige Forderung
Winthers nicht befolgte, Fremde aus verseuchten Gegenden
von dem Eintritt in die Stadt auszuschliessen. Es hat den
Anschein, als ob unter dem Einflusse Winthers fur die
Hygiene der Stadt mehr getan worden ware. Massregeln
gegen Fremde finden wir jedoch erst wahrend des 30jahri-
gen Krieges.
1582 war die Pest auch wieder in Strassburg. In der
Sitzung vom 7. Aug. wurden die Apothekerherren auf-
gefordert, ihres Amtes zu walten, und sich zu erkundigen,
welche Massregeln 1564 ergriffen worden seien, und dem-
entsprechend anzuordnen. 1) Mehrere Ratssitzungen zeigen,
dass die grassierende Krankheit zu verschiedenen Sorgen
Anlass gab; deshalb werden die Burger auch wieder
ermahnt, das Tanzen und Trinken bleiben zu lassen, auch
zu den Hochzeiten nicht zu viel Personen einzuladen. Man
mftge mehr in die Kirche gehen. Heinrich Naf, Mitglied
des kleinen Rates, bittet um Urlaub von dessen Sitzungen.
Er sei in seiner Herberge derart heimgesucht, dass viele
Personen schon gestorben, dass noch mehrere auf den Tod
l) XXI. 1582. p. 386.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 225
krank lagen. Es wird ihm gesagt, er moge auf einen
Monat sein Wirtshaus (Herberge) schliessen, nicht so sehr
tihm selbst zum Besten, sondern auch zu desto weniger
Abscheuc.
Im Anfang des 17. Jahrhunderts brach wiederum eine
grOssere Pestepidemie in Strassburg und der Umgegend
aus. In diese Zeit fallt die 2. Ausgabe des Pestregiments
Winthers von Andernach. In den Ratsprotokollen finden
sich nur wenige Bemerkungen iiber die Krankheit. Diese
betrefFen nur Aufforderungen an die Prediger, die Biirger
zur Frommigkeit zu ermahnen, zu gottgefalligem Lebens-
wandel, da doch die Pest in erster Linie eine Strafe Gottes
sei und durch liederiiches Leben verbreitet werde. Diese
Ermahnungen werden immer wiederholt und wechseln ab
mit den Klagen iiber die Unsauberkeit der Gassen. Die
Horblohner und die sonst dazu gestellten Leute werden
zum so und so vielten Male zu eifriger Arbeit ermahnt.
Stete Verweise auf die Polizeiordnungen und Androhung
von Strafen sind gewohnlich.
Auch im Verlaufe des 3ojahrigen Krieges finden sich
keine weiteren Verordnungen. Uberhaupt sind die XXI.
Protokolle sehr arm an Besprechungen hygienischen Inhalts.
Es wird die Leichenpolizei und die Strassenaufsicht strenger
gehandhabt und damit ists fertig.
Es lag jedoch auf der Hand, dass die Personen an
massgebender Stelle auf die Vermehrung der Kranken
und der ansteckenden Krankheiten w&hrend der Kriegs-
jahre aufmerksam wurden. In erster Linie dachten sie
hierbei an die zahlreichen Fremden, besonders Soldaten,
welche in die Stadt kamen. Seit den Jahren 1622 ff.
besch&ftigt sich der Rat oft mit den hergezogenen Soldaten.
Er ordnet an, dass ihrer nicht zu viel eingelassen werden
sollen, nicht mehr als 100 — 150 im Tage1). Auch der
Fremden nimmt er sich an, die keine Unterkunft haben,
der Kranken, welche von auswarts kommen. Er ordnet
ihre Verbringung in das Spital an. Die kranken Burger
aber sollen zu Hause liegen bleiben *), nicht ihre Nachbarn
in Gefahr bringen. Die Aufnahme der kranken Soldaten
') XXI. 1622. p. 233. *) XXI. 1634. pp. 250, 253.
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226 Schickele.
wird an den Toren verboten ') bzw. deren "Oberweisung in
das Spital angeordnet. Da dieses vielfach besetzt war,
wurde noch die Carthaus und St. Claus in undis zur Ver-
fiigung gestellt, ebenso fur die sonstigen obdachlosen
Krankcn1). Ob gerade mit der letzteren Anordnung eine
Isolierung der Kranken beabsichtigt war, lasst sich nicht
nachweisen. Man war jedenfalls um die Kranken sehr
bemiiht. Es wurden an sie unentgeltlich Arzneien verteilt3).
Merkwiirdigerweise finden wir von den Strassburger
Arzten wenige Arbeiten uber die Pest und die ansteckenden
Krankheiten. Einige Dissertationen, die aus der Mitte des
17. Jahrhunderts noch vorhanden sind, bringen nichts
neues; sie beschranken sich auf die Wiedergabe der alten
(hippokratischen etc. . . .) Lehren; das wenige Neue ist
wohl fremden Einflussen (Winther v. Andernach?) zuzu-
schreiben. In der zweiten Halfte des 17. Jahrh. geschieht
plotzlich ein grosser Umschwung in der Bekampfung der
ansteckenden Krankheiten. Der Rat von Strassburg fongt
an energischer vorzugehen, als in den Jahren 1665 und 1666
die Pest wieder in die Rheinlande und in das Elsass ver-
schleppt wurde. Jetzt endlich zog der Rat der Stadt die
Folgerungen aus den Lehren Winthers v. Andernach,
die dieser vor iiber 100 Jahren schon ausgesprochen hatte.
Durch alle Erlasse des Rates zieht sich als Grundgedanke:
praeservatio dignior curatione und wachsame Absperrung
der Stadt ist das einzige sichere Mittel gegen Einschleppung
der Krankheit.
In der zweiten Halfte des Jahres 1665 komraen die
ersten Berichte iiber das Einbrechen der Pest in die Rhein-
lande. Durch ein von Algier kommendes Schiff4) soil
Amsterdam infiziert, von hier aus Holland und der Rhein
ergriffen und auch London und England verseucht worden
sein. Ein Brief vom 16. Oktober 1665 von der Stadt Basel an
den Strassburger Rat tibersendet die Abschrift eines Briefes
von Mailand, der meldet, dass die Pest in England aus-
gebrochen sei. In Basel, Mailand, Luzern u. a. O. waren
*) M. O. Tom. X, S. 68 (Mandatenordnungcn). *) XXI. 1634. P- 254-
s) XXI. 1636. p. 154. Pfarrer und Vikare bitten um Arzneien und Alexi-
pharmaca, da in dieser Zeit viele Kranke, notdurftig, liegen. *) Haeser,
Geschieht e der Medizin III p. 412.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 227
schon Massregeln er griff en. Strassburg beschliesst dasselbe
zu tun; es soil darauf geachtet werden, dass michts ver-
d£chtigest durchgelassen werde. Die weiteren Ausffthrungen
werden den Verordnetenherren ftberlassen. Diese melden
am 23. Oktober, dass die Pest in Koln sei1). Der Rat
verordnet*), dass aus der verseuchten Gegend kommenden
Leute und Waren in die Stadt keinen Einlass erhalten
durfen; dass auch die Durchreise verboten wird. Der
Stadtphysikus und Professor der Medizin Sebiz der Altere
wird aufgefordert , mehrere der altesten Arzte der Stadt
zu berufen und geeignete Vorschlage zu machen. In der
Stadt soil m&glichste Sauberkeit gehalten werden; die
Gassen sind zweimal wochentlich zu s&ubern. Schweine
und G&nse sollen aus der Stadt entfernt werden. In den
Hausern, in deren Nahe oder in denen uble Geriiche sind
und faulende Materien liegen, muss mit Wachholderholz
ger&uchert werden. An den Stadttoren darf kein Reisender
eingelassen werden ohne Attest »des gesunden lufft halberc
Den Schiffs- und Fuhrleuten ist verboten, Fremde iiberzu-
setzen, zu befordern und in die Nahe der Stadt zu bringen.
Die Kaufleute sind von diesen Massregeln zu benach-
richtigen und sollen sich dementsprechend verhalten.
Ausserhalb der Stadt ist ein Platz zu bestimmen, an dem
alle Waren, die aus verd&chtigen Gegenden kommen, aus-
gepackt werden und 14 Tag an der Luft liegen bleiben.
Packete, die durch die Post kommen, mtissen vor der
Er6ffnung ger&uchert werden. Allerorts sollen diese Mass-
regeln verkundet werden (Nachbarst&dte und -Provinzen),
damit sie alien bekannt seien und niemand sich ilber ihre
Strenge beklage. Auch der Stadt Basel soil hiervon Mit-
teilung geschehen. Die an den Toren der Stadt auszu-
fuhrenden Verordnungen liegen den Oberwachtherren,
alle die Schiffahrt betreffenden den Oberkaufhausherren ob.
Die gewissermassen extemporierten vorlaufigen Ver-
ordnungen des Rates enthalten fast alles Wesentliche, was
in der damaligen Zeit in Betracht kommen konnte. Sie
l) Erster Todesfall i. K. am 26. Juli 1665 (Schrohc, Kurmainz in den
Pcstjahren 1666 u. 67. 1903, in Pastor, Erl. u. Erg. zu Janssens Gesch. d.
d. Volk. III). — *) XXI. 1665. p. 162 ff.
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228 Schickelc.
geben in grossen Ziigen den ganzen Plan der Sicherheits-
posten wieder, mit denen sich die Stadt umgab. Auf
dieser Basis wurde weiter gearbeitet.
Nach einigen Tagen melden die XV, dass alle Anord-
nungen befolgt worden sind1). Insbesondere erklaren sich
die Kaufleute mit allem einverstanden, bitten jedoch einen
Ort zum Ausladen der Waren zu wahlen, wo dies mOglichst
leicht vor sich gehen kOnnte. Nach l&ngeren Verhand-
lungen und mehreren Ortsbesichtigungen einigt man sich
fur die Herberge zum Jager auf dem Michelfelde. Der
leitende Gedanke hierfiir war: i. eine geniigende Ent-
fernung von der Stadt, 2. eine ziemliche Abgelegenheit
von den Vororten (die Ruprechtsau war in Betracht
gekommen), menschlichen Wohnungen und Verkehr. Ob
dieser Ort gleich von Anfang an gewahlt wurde, ist nicht
sicher zu sagen. Die Verordnetenherren hatten vorge-
schlagen, in der Nahe der Wanzenau die Waren auszu-
packen und zu sortieren. Hier sollte alles Verdachtige
und Emballierte auf ein besonderes Schiff gelegt und mit
diesem in den vollen Rhein an die Rheinbriicke gefahren,
dann ausgeladen und in eine Scheune bei dem Kochhaus
gebracht werden2). Die anderen Waren (z. B. solche, die
in Fassern verpackt sind) brauchen nicht ausgeladen zu
werden und kttnnen in die Stadt kommen. Bei diesen
Bestimmungen blieb es im Laufe des Jahres 1665 fur den
Schiffsverkehr. Als Dauer der Absperrung waren 40 Tage
festgesetzt worden. Es wird keine besondere Verordnung
fur die Schiffsleute erlassen. Wahrscheinlich mussten sie
eben so lange wie die Waren ausserhalb der Stadt bleiben.
Man darf dies wohl annehmen nach den Massregeln, die
1666 fur sie ergriffen wurden.
Innerhalb der Stadt scheint die Ausftihrung der Ver-
ordnungen auf einige Schwierigkeiten gestossen zu sein.
Zuerst baten die Miiller, die das Privileg des Schweine-
haltens hatten, ihnen dieses Recht zu belassen8); bald
schliessen sich ihnen die Gartner an. Mit Rticksicht darauf,
dass in den Jahren 1626, 1633 und 1636, wo die Pest auch
») XXI. 1665. 28/X. p. 164 ff. — *) XXI. p. 165. — >) XXI. Sitzung
vom 7. Nov.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 229
herrschte, das Schweinehalten geduldet worden war, wird
es auch jetzt diesen beiden Innungen zugelassen. Allen
andern Leuten ist das Halten jeglichen Viehes verboten.
Insbesondere soil darauf geachtet werden, dass nur gesundes
Vieh durch Handler und Metzger in die Stadt gefiihrt
werde, da auf dem Lande zurzeit zahllose Tiere sterben.
Mittlerweile hatte Dr. Sebiz »monita« vorgelegt. Obwohl
diese nach Ansicht des Rates besonders fur den Fall
berechnet waren, dass die Pest schon eingeschleppt ware,
schien es doch ratsam, ihnen jetzt schon Geltung zu
geben.
1. Gassen und Markte sind sauber zu halten und zwei-
mal wochentlich zu kehren.
2. Es darf kein Urin auf die Gassen ausgeschuttet
werden.
3. Aller Unrat auf den Gassen und in den Graben,
insbesondere die Misthaufen sind zu entfernen.
4. Es ist darauf zu achten, dass das Schweinefleisch
gesund ist.
5. Die alten Lumpen, die zur Anfertigung des Papieres
gebraucht werden, durfen nicht auf die Gassen oder
in die Wassergr£ben geschuttet werden, sondern
sind alsbald abzufuhren.
Diese Vorschriften sind also nur allgemein hygienischen
Inhalts und eigentlich nichts anderes als der Inhalt der
unzahligen, anscheinend immer ohne dauernden Erfolg
wiederholten Dekrete betr. die Misthaufen in der Stadt.
Die Metzger erhoben jedoch Einspruch gegen die Ent-
fernung der tOchsenmisthaufenf. Ebenso wollten sie ihre
SenklOcher in der grossen Metzig nicht abstellen. Der
Rat holt die Ansicht des Dr. Sebiz ein. Die Motivierung
der Metzger, dass die Misthaufen Praeservativa gegen die
Kontagion seien, wird von diesem jedoch nicht geteilt.
Schliesslich lasst der Rat die Misthaufen fur die Metzger
doch zu in der Uberzeugung, dass das Handwerk darunter
leiden kOnnte, in Anbetracht der mehrerforderlichen Arbeit
zum FortschafFen derselben. Sie durften aber nicht zu
gross sein und mussten moglichst sauber gehalten werden.
Auch die Senklocher kOnnten bleiben. Die Cloaken seien
aber sorgfaltig zu reinigen.
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230
Schickele.
Offenbar hielt es der Rat noch nicht f&r notig, die
Verordnungen in ihrer vollen Scharfe auszufQhren, da die
Pest noch aus weiter Entfernung gemeldet wurde. Auch
in dem aussern Verkehr war er darauf bedacht, ein zu
hartes Vorgehen mGglichst zu vermeiden. Ermahnungen
und Drohungen schienen vorlaufig zu geniigen. Fur die
Gberwachung der Sauberkeit der Stadt ist zum erstenmal
in der Sitzung vom 22. Januar 1666 von den Konta-
gionsherren die Rede.
Im Anfange des Jahres 1666 beschaftigt vor allem den
Rat das GerQcht, dass in Strassburg selbst die Pest auf-
getreten sei. Die Stadt wurde tverschrienc. Es entstand
darob ein reger brieflicher Verkehr mit den umliegenden
Stadten und Amtern. Strassburg schickte Atteste seiner
Arzte, dass die Luft rein sei, Auszuge aus den Sterbe-
registern zum Nachweis, dass keine grossere Zahl von
Todesfallen vorgekommen ware. Andere Stadte tun das
gleiche. Besonders Frankfurt schreibt immer wieder, dass
bei ihnen alles gesund sei. Die Stadte tauschen ihre Mass-
regeln aus, die gegen die Einschleppung der Krankheit
getroffen worden sind1).
Es war von grosser Bedeutung, dass der Ruf der
»gesunden Luft* einer Stadt aufrecht erhalten wurde. Der
ganze Handelsverkehr hing natiirlich davon ab. Fremde
Kaufleute kamen nicht, eigene Kauf leute wurden anderswo
ausgeschlossen, wenn der Ort als verdachtig gait. Deshalb
geht ein reges Hinundherschreiben unter den Rheinstadten,
ob man die Ostermessen besuchen kOnnte, insbesondere
die Frankfurter Messe. Die meisten Stadte, unter ihnen
auch Strassburg, lassen ihre Kaufleute ziehen, ermahnen
sie jedoch, keine verdachtige Orte zu beriihren und bei
ihrer Rtickkehr ein Gesundheitsattest vorzuweisen, widrigen-
falls sie eine Quarantane (von 40 Tagen) auszuhalten
hatten.
Im Juni melden die Nachrichten, dass die Kontagion
den Rhein heraufvvandere und immer naher ziehe.
Jetzt entfaltete der Rat der Stadt Strassburg seine
ganze Energie, um der Einschleppung mOglichst zu wehren.
») XXI. 1666. pag. 26 ff.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 23 I
In der Sitzung vom 18. Juni wird sofort beschlossen:
1. alle umliegenden Stadte und Herrschaften zu benach-
richtigen, dass ohne Gesundheitsattest niemand in
die Stadt eingelassen wird.
2. An die Stadttore, Zolle und Wirtshauser werden
gedruckte Mandate verteilt mit ausfuhrlichen Ver-
haltungsmassregeln.
3. Alle Einlass Begehrenden werden an die 3 Haupt-
tore: Weiss-, Stein- und Metzgertor verwiesen, von
wo bestimmt werden wird, was zu tun ist. Zwei-
mal t£glich werden die Tore von zwei XVcr Mit-
gliedern revidiert.
4. Es ist besonders auf Handwerksburschen zu achten,
die aus der Fremde kommen, und auf Barbiere, die
viel mit Kranken zu tun haben.
5. Alle Personen in der Stadt, die verd&chtig er-
scheinen, sind aufzugreifen und genau zu unter-
suchen.
6. Die Soldaten zu Kehl, Grafenstaden, auf den Wachen,
ebenso die Zollner, sind bei Verlust ihres Dienstes
zu ermahnen, alles verdachtige Gesindel aufzu-
greifen und sich nach ihren Gesundheitsattesten zu
erkundigen.
Nicht minder scharf waren die Bestimmungen ftir den
Verkehr zu Wasser. Schiffe, die aus infizierter Gegend
kamen, mussten mit ihrer Mannschaft 40 Tage vor der
Stadt liegen bleiben. Es ist leicht verst&ndlich, dass die
durch diese Verordnung betroffenen Kaufleute sich ihr
durch alle mftglichen Einw&nde zu entziehen suchten. Zum
Teil waren diese auch richtig, so dass der Rat ein Einsehen
hatte. So wurde schon einige Tage nach der obigen
Sitzung die Modifikalion zugelassen, dass alle Schiffe,
deren Schiffsleute die Handtreue geben konnten, dass die
Frachtgtiter schon eine Quarantine ausgehalten hatten,
und unterwegs nicht ein- oder ausgeladen waren, in die
Stadt fahren durften. Die Bemannung jedoch wurde nicht
eingelassen und musste 40 Tage vor der Stadt aus-
halten 1).
l) XXI. 1666. p. 126.
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2$2 Schickele.
Nach einiger Zeit schon hatte sich eine ziemliche
Anzahl von Schiffen und Schiffsleuten vor der Stadt ange-
sammelt. Ausschreitungen von seiten dieser nicht beschaf-
tigten Leute waren nicht zu vermeiden. In der Tat wird
auch dem Rat berichtet1), dass die Schiffer »bis vor den
Rechen gefahren sind, dort unter den Contreescarpes
liegem, dass die Angehorigen der Schiffer aus der Stadt
zu ihnen kommen, dort essen und trinken. Die Schiffer
selbst seien sehr ungehalten und drohten trotz alien Mass-
regeln in die Stadt zu dringen. Auch in Kehl richteten
die unter Quarantine stehenden Leute grosse Unordnung
an. Sie kehrten in die Wirtshauser ein, so dass die Gefahr
einer Einschleppung der Seuche in Kehl vorlage.
Der Rat sch&rfte als Antwort auf diesen Bericht dem
Wachtpersonal die Einhaltung der erlassenen Vorschriften
nochmals ein. Die Schiffsleute aber sollten sich beruhigen
und sich von der Stadt entfernen bei Strafe ihr Biirger-
recht zu verlieren. Kiinftighin sei zu sorgen, dass sie nicht
mehr so nahe an die Stadt heranfuhren.' Damit war jedoch
die Ordnung unter dem Schiffsvolk noch nicht wiederher-
gestellt. Die umliegenden Dorfer wie Bischheim und Hon-
heim2) konnten durch die herumziehenden Schiffer ange-
steckt werden. Es waren wohl Pfahle gesteckt worden,
uber die hinaus die Schiffer sich nicht entfernen durften,
aber sie hielten sich nicht daran. Im Laufe der nachsten
Wochen wurde bestimmt, dass die einheimischen Schiffer
ausser ihrer Reisezeit nur 20 Tage vor der Stadt zu liegen
brauchten, fremde mussten aber die 40 Tage einhalten8).
Spater wurde die Vergunstigung der 20 Tage auf alle
die ausgedehnt, welche auf ihrer Reise keine Nachricht
von den Sperrmassregeln erhalten hatten4).
Schon im Jahre 1665 war verlangt worden, dass, aus
infizierter Gegend kommende Waren ausgeladen, aus-
gepackt und 40 Tage an die freie Luft geh&ngt wurden.
Trotz der geeigneten Unterkunft (s. u.) kamen bald Klagen,
dass die Waren dabei zu sehr litten, auch dass manche
Waren schon ihrer Natur nach keiner so langen Zeit
i) XXI. 1666. p. 130b. - *) XXI. p. 154b. — ») p. 232. — «) XXI.
P. 174 b.
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Vorsichtsmassregeln gegcn Pest in Strassburg. 233
bedurften. Deshalb wurde fttr Eisen, Stahl, Blei usw. eine
Verkiirzung der Frist auf 20 Tage zugelassen. Dagegen
solle besondere Vorsicht fttr Wolle angewandt werden, die
die giftige Materie besonders anz&ge. Auch das 40 Tage
lange Aushangen der Waren an der freien Luft wurde
dahin modifiziert, dass die Waren nicht mehr einzeln aus-
gepackt zu werden brauchten, dass man nur die Ballen
offhen und ein Packet nach dem andern ausrauchern solle.
Im tibrigen mussten aber die 40 Tage eingehalten werden.
Wenn aber glaubwtlrdige Atteste eingebracht wurden, dass
die Waren aus unverdachtigen Orten kamen und unter-
wegs nichts aus- oder eingeladen worden waren, dann
kOnnten sie eingelassen werden, nach vorheriger aus-
giebiger Raucherung und Auswechseln der Verpackung.
(Bericht des Rates an die Basler Kaufleute, XXI. p. 225).
Werden aber innerhalb der Stadt Waren oder Personen
gefunden, die aus den verdachtigen Gegenden stammen
und sich unerlaubter Weise dort befinden, so sollen diese
aus der Stadt entfernt und die dafur Verantwortlichen
bestraft werden.
tTber den Ort, an derri die Quarantine gehalten wurde,
sind die Angaben nicht recht deutlich. Es scheint sicher,
dass die Schiffer und die zurQckgehaltenen Schiffe vor
dem Rheinrechen lagen. Wahrscheinlich waren hier auch
Hutten errichtet worden, in denen die Schiffer unter-
gebracht wurden. Auf dem Michelfelde befanden sich die
grossen Scheunen, in denen die Waren abgeladen, aus-
gepackt, gerauchert wurden und an der Luft liegen blieben.
Wie sich aus den Berichten der XVer ergibt (s. u.), waren
diese Hutten auch zum Wohnen eingerichtet. In ihnen
werden sich wohl Reisende und Kaufleute aufgehalten
haben. Cber die Regelung des Verkehrs mit alien diesen
Leuten, insbesondere wie sie mit Nahrungsmitteln usw.
versehen wurden, konnten keine Angaben in den Proto-
kollen und Verordnungen gefunden werden. An den
Toren der Stadt wurde strenge Wacht gehalten. Auch
an den Nebentoren wie am Fischertor wurden Wachter
mit speziellen Instruktionen aufgestellt *). Mitte Juli zirku-
») XXI. 1. VIII. 1666.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. a.
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234
Schickele.
lierte das Geriicht, dass ein Offizier an einem Tore einen
Kolner Handwerksburschen in die Stadt eingelassen habe.
Der Rat ordnete eine strenge Untersuchung an und ein-
tretenden Falles sollte durch eine scharfe Bestrafung des
Offiziers ein Exempel statuiert werden.
Die Absperrmassregeln erstreckten sich auch auf das
vom Lande kommende Vieh. Jenseits vom Rhein wutete
ein grosses Sterben unter dem Vieh. Deshalb wurden Tiere
nur auf ein Gesundheitsattest eingelassen oder wenn sie
nachgewiesenermassen zwei Monate vor der Stadt gelegen
hatten.
Innerhalb der Stadt selbst waren ausgiebige Vorsichts-
massregeln ergrifFen worden. Die im vorigen Jahre noch
erlaubten Schweine, G&nse und Misthaufen mussten dies-
mal weichen !). Die zwei schon in friiheren Pestjahren zu
spezieller Uberwachung beorderten XVe* Herren bekamen
jetzt als tKontagionsherrem eine selbst£ndigere Stellung2).
Es wurden ihnen mehr Rechte zugestanden zur Anordnung
ihnen notig erscheinender Massregeln bis auf wichtigere
Sachen, iiber die sie an den Rat zu berichten hatten.
Unter dem Vorsitze des Stadtphysikus Sebiz sen. war
ein Collegium medicum einberufen worden, das sich aus
den DDr. Sebiz Albert (jun.), Kieffer, Beza, Jundter und
Dunkel zusammensetzte. Es war ihm als erste Aufgabe
gestellt worden, sich anderorts iiber die eingeschlagene
Kur zu informieren und iiber deren Erfolge. Die Chirurgi
sollten von dem Kollegium bestimmt werden8). Schon in
der Sitzung vom 1 6. Juli war die Frage eines Pestlazaretts
aufgeworfen worden. Erst in der Sitzung vom 8. Sep-
tember wurde als solches das Kloster Set. Niklaus in
undis vorgeschlagen. Die notigen Reparaturen wurden
angeordnet. Es sollte iiber die Ernennung geeigneter
Arzte, Chirurgen und eines Kaplans beratschlagt werden.
Vorl&ufig wurde bestimmt, bis etwa eine Kollekte unter
den Burgern das nOtige Geld beschafft hatte, dass St.
Marx fur den Unterhalt der Bedienten und fur die Be-
sorgung der Medikamente aufkommen sollte. Die Karthaus
») XXL p. 137. — *) XXL 1. VIII. 66. — ») XXL Sitzung vera
August.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 235
(bei Eckbolsheim) lieferte die FrQchte, das Mehreren-
spital die Betten, Gettich und andere Mobilien, der Stadt-
keller den Wein, der Haagemeister das Holz. Als Pesti-
lenzarzt wurde Dr. Geidelin vorgeschlagen (XXI, p. 196)
mit dem jedoch keine Einigung zu erzielen war. Es wurde
Dr. Schillings ernannt (p. 204), der auf ein Vierteljahr
angestellt wird. Als Lohnung wurden ihm 2 Fuder Holz,
200 Wellen und wochentlich 1 Schilling zuerkannt. Als
Chirurg wurde Sartory ernannt. Es waren noch Kopp
und Duttmar in Betracht gekommen. Als Gehalt sollte
er 2 Schilling bekommen. Kaplan wurde Sam. Friedrich
Geroldt; er sollte mit seiner Frau in das Lazaret Ziehen,
die dort vorlaufig die Haushaltungsgeschafte ubernehmen
sollte. Es wurden ihm 3 Schilling wochentlichen Gehalts
zuerkannt.
Die nachstwichtige Tat des Collegium medicum bestand
in der Abfassung eines Pestregimentes1). Dieses zeichnet
sich durch eine einfache Kiirze aus. Wie die Einleitung
sagt, ist das Biichlein fur die Burger und Untertanen der
Stadt Strassburg geschrieben worden, »dieweilen der Hebe
Gott aus hochbeweglichen Ursachen, etliche, nicht gar
weit von hinnen gelegene Ort, mit gemeldter Seuche heim-
suchen willc In diesen Zeilen werden die BQrger der Stadt
gelehrt, was die Pest ist, wie man sie erkennen kann, wie
sie sich verbreitet, auf welche Art man sich schQtzen und
kurieren soil*).
Man wird wohl mit der Annahme nicht fehlgehen,
dass dies Pestregiment iiberall verbreitet und verteilt
wurde. Wahrscheinlich wurden solche Exemplare auch an
die anderen Stadte geschickt, wenn im brieflichen Verkehr
die Pestfrage und die Abwehrmassregeln besprochen
wurden. Die meisten grosseren Stadte werden £hnliche
Verordnungen durch ihre Arzte haben ausarbeiten lassen.
Einige sind ja erhalten und bekannt
1) Kurtzer Bericht, wie man sich zur Zeit der grassirenden Pestilentz,
sowohl in der Praeservation und derselben Verhfitung, als in der Curation
und dero Heylung mit leiblichen und naturlichen Mitteln erzeigen und ver-
nalten soil. Aufi v&tterlicher und wohlmeynender Vorsorg und Bevelch
Eines Hochldbl. und Ehrsamen Magistrats zu Strafiburg. Gestellet durch
die Medicinae Doctores daselbsten. Gedruckt bey den Carolischen Erben, 1666.
— *) s. Anhang.
16*
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236 Schickele.
I'm Laufe desjahres 1666 tritt das Collegium medicum
noch Ofter in Tatigkeit. Es werden ihm wohl alle ein-
schl£gigen Fragen jederzeit vorgelegt worden sein. So
vvird seine Ansicht dariiber eingeholt, ob Wein, der aus
angeblich unverdachtigen Orten kommt, in die Stadt
transportiert werden darf »). Die medici Sebiz und Dttnkel
sind dagegen, B6za aber daffar. Da der Rat der Stadt
aber den Attesten der Verkaufer, dass der Wein wirklich
aus krankheitsfreien Orten kommt, keinen Glauben schenkt,
muss er doch 20 Tage vor der Stadt liegen bleiben. —
Gegen Ende des Jahres wird beratschlagt, wie man sich
der bevorstehenden Weihnachtsmesse gegentiber zu ver-
halten habe. In einer Ratssitzung*) wird (iber den Vor-
trag des Collegium medicum berichtet. Im Anschluss an
diesen wird folgendes beschlossen:
1. Alles Gesindel, das ohne genQgende Gesundheits-
und Herkunftsatteste sich an den Toren einstellt,
ist abzuweisen. Das Spitaltor soil gesperrt werden.
Der Wasenmeister erhalt den Befehl, wahrend der
Messzeit sich des Fahrens durch das Metzgertor zu
enthalten.
2. Das Metzger-, Weissturm- und Stein tor bleiben allein
dem Verkehr offen. Strengste Wachsamkeit und
Verdoppelung der Schoffen wird angeordnet.
&. Die Tore sollen in regelmassigen Zeitraumen durch
die Santtatsherren visitiert werden.
4. Die Wirte in der Stadt diirfen nur solche Leute
aufnehmen, deren Papiere in Ordnung sind.
5. Ausserdem soil bei den Wirt en eine Kontrolle ein-
gefQhrt werden. Alle Persbnen in Gasthausern,
deren Scheine nicht in Ordnung befunden werden,
sind aus der Stadt zu entfernen und die Wirte zu
bestrafen.
Femer wird bestimmt, dass die an den Toren
eingelassenen Personen gedruckte Zettel zur Legi-
timation erhalten sollen.
Durch diese strengen Massregeln wurde von der Stadt
jede kranke oder krankheitsverdachtige Person ferngehalten.
») XXI. 1666. p. 235. - «) XXI. p. 238.
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Vonrichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 237
In der nachsten Umgebung war jedoch die Durchfuhrung
der Verordnungen schwerer. Von Kehl kommen wieder
Klagen1), dass alien Anordnungen zum Trotz Fuhrleute
durchgelassen werden, die aus verdachtigen Gegenden
kommen. Der Rat droht mit schweren Geldstrafen und
ordnet an, dass die Fuhrleute ihre Waren in die Quaran-
tanehutten ablegen mtissen. Besonderen Vergtinstigungen
oder VerkQrzung der Quarantanefrist war der Rat im all-
gemeinen anscheinend abgeneigt. Eine Frau hatte sich an
den Rat gewandt mit der Bitte, ihren Mann, Hans Bal-
thasar, der auf dem Markt zu Worms gewesen war, jetzt
schon einzulassen, da er schon vier Wochen vor der Stadt
liege. Der Rat (17, Dezember 1666) lehnt aber die Bitte
ab, der Mann muss die vollen sechs Wochen aushalten
und es wird verboten, kOnftig derartige Supplikationen
vorzubringen.
Zu Anfang des Jahres 1667 kommen vom Rhein,
Wiirttemberg, Baden, Pfalz und den Stadten der Um-
gebung Nachrichten, dass die Seuche erloschen sei. Es
werden Atteste von den Arzten geschickt und an die
Stadt die Bitte gerichtet, man mOge die Burger und Kauf-
leute wieder einlassen. Der Rat verhielt sich noch vor-
sichtig und erst in den Sitzungen vom 6. und 13. April
wird beschlossen, den freien Verkehr wieder herzustellen.
Die Vorschriften innerhalb der Stadt werden aufgehoben,
so z. B. kftnnen Metzger und Gartner wieder ihre Mist-
haufen anlegen. Das Personal der Quarantanehiitten und
des Pestlazaretts soil entlassen werden. Ftir die Instand-
haltung des Lazaretts ist jedoch zu sorgen.
Es ist selbstverstandlich, dass die Durchfuhrung der
Isoliermassregeln sehr kostspielig war, insbesondere die
Errichtung und Unterhaltung der Quarantanebaracken.
Es bedurfte eines eigenen Personals und ausserdem waren
in Anbetracht der Vermehrung und Verscharfung der
Wachtposten zahlreiche Leute nOtig. Die Regelung dieser
finanziellen Angelegenheiten lag den XVem ob. Leider
ist in deren Protokollen nicht viel hieriiber zu finden2).
Den inspizierenden SchOffen wurde pro Tag 2 p Ratsgeld
l) XXI. p. 243. — •) XV. 1666. pp. 107, 108, 121, 209, 219.
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238 Schickcle.
gegeben. Die an den Quarant£nehutten beschfiftigten
Wachter und Knechte erhielten 4 Rth. wGchentlich. Zu
dem Bau von zwei grossen Scheunen, in denen die ver-
d&chtigen Waren und die Reisenden untergebracht wurden,
waren 400 Frcs. n&tig gewesen. Die Scheunen waren
derart eingerichtet , dass man darin wohnen konnte, auch
waren sie geheizt und beleuchtet. Fur ein halbes Jahr
waren zu letzterem Zwecke 100 Frcs. ausgegeben worden.
Nach langeren Verhandlungen wurde von den XV dem
Rate vorgeschlagen, zur Deckung der bei der Quarantine
entstandenen Unkosten die Kaufleute und ihre Waren zu
besteuern. Fur die von den Schiffen ausgeladenen Waren
sollten 4 p pro Zentner erhoben werden , fur die auf den
Schiffen gebliebenen 2 /?. Der Rat fand aber, dass eine
solche Taxe bei den Kaufleuten grosse lamentationes
erregen wurde. Deshalb solle alles, was >der Kaufleute
halber angewandt worden ist, fur sich berechnet werden,
und zwar nicht auf das hochste, dass dann mit den Kauf-
leuten (zwecks Verteilung der Unkosten) gutlich traktiert
werden sollc1). Nach einiger Zeit einigte sich der Rat mit
den XVem dahin, dass die Waren in fiinf Klassen ein-
geteilt werden sollten nach ihrem jeweiligen Werte. Die
erste Klasse zahlt 8 fi pro Zentner, zweite Klasse 4 /?,
bloss die H&lfte, wenn die Waren nicht ausgeladen worden
waren, die dritte Klasse 3 /?, nicht ausgeladen 1 /? 6 -*,
die vierte Klasse 2 /?, nicht ausgeladen 1 /?, die funfte
Klasse 1 /?, nicht ausgeladen 6 *&. Welche Waren in die
verschiedenen Klassen verteilt wurden, steht nicht in den
Protokollen. Ob endlich die Kosten durch diese Be-
steuerung gedeckt wurden, lasst sich auch nicht feststellen.
Nach den Ratsprotokollen kann man schliessen, dass
alle Verordnungen iiber die DurchfQhrung der Quarantane-
vorschriften ziemlich griindlich befolgt worden sind. Das
Pestlazaret ist nicht nachweisbar in Aktion getreten, da
die Pest nicht nach Strassburg verschleppt worden ist. Ob
verd&chtige Kranke in ihm aufeenommen und behandelt
worden sind, lasst sich nicht feststellen. Wahrscheinlich
war dies der Fall.
XXI. p. 237. 1666.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 239
Im Laufe der n&chsten Jahre tritt eine ziemliche Ruhe
ein. Man hort nur gelegentlich noch von Seuchen reden.
Einige Male jedoch im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts
tauchen wieder ernstere Gertichte auf, die den Rat zur
Erneuerung vergessener Massregeln veranlassen. Das Colle-
gium sanitatis wachte iiber die allgemeine Sauberkeit in
der Stadt. Es wechselt seit 1673 jahrlich und wird am
Anfang des Jahres festgesetzt. So best eh t es 1673 (XXI.
Sitzung vom 13. Januar) aus dem Ammeister Egon, dem
XHIer Mulb und dem XXIcr Albrecht Wessner. Auf den
Vorschlag des Ammeisters wird beschlossen, dass dieses
Collegium ambulatorium sein soil derart, dass alle Jahre
zwei Herren abgehen und neugew£hlt werden sollen.
1674 verbreitete sich das Gerticht, dass in Kurbaiern
eine ansteckende Krankheit grassiere. Trotzdem von Niirn-
berg aus versichert wird, dass es keine kontagiOse Krank-
heit ist und dass alle Vorsichtsmassregeln ergriffen worden
sind, werden die Vorschriften an den Toren der Stadt
wieder verscharft, Fremde nur gegen Vorzeigen gultiger
Passe oder nach einer geniigendeu Quarantine eingelassen.
Dem Horblohner werden Extrabelohnungen in Aussicht
gestellt, wenn er seinen Dienst auf das piinktlichste ver-
sieht. Er soil ferner einen Vorrat von Wachholderreiser
anschaffen, so dass man sie sofort im Notfalle gebrauchen
kann. Endlich solle Dr. Sebitz wieder mit den medici
beraten, welche Vorsorge zu trefFen sei.
Im Monat August dieses Jahres 1) wird die Stadt durch
die Kunde erschreckt, dass in der n&chsten Umgebung, in
Wantzenau , Gambsheim , Drusenheim , Offendorf , Kill-
stett u. a. eine ansteckende Krankheit ausgebrochen sei.
Manche Leute sollten grosse Hitze plOtzlich bekommen
und dann schnell sterben; andere aber von Sinnen werden
und herumlaufen ohne zu wissen, wo sie sind. Diese
sturben langsamer. Dr. Sebiz wurde um seine Ansicht
befragt und er sagte, dass es nach der Beschreibung eine
ansteckende Seuche sein musste, er hatte ahnliches noch
nicht gesehen. Jedenfalls musste man die geschaftlichen
Verbindungen abbrechen, da die Gefahr der Einschleppung
>) XXI. 1674. p. 357 ff.
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240 Schickcle.
in die Stadt doch gross sei. Dies wurde erst nach einigem
Widerstreben vom Rat in Aussicht genommen und in der
Ruprechtsau Quarant&nehutten gebaut. In den n&chsten
Tagen kamen Leute aus diesen Orten und zeigten sich
den Arzten, die nichts Krankes an ihnen feststellen konnten.
Erst am 24. August wird von dem Resultat der genaueren
arztlichen Untersuchung in den verdachtigen Orten in der
Ratssitzung berichtet. Die Arzte erklaren die Krankheit
fur eine febris putrida continua; petechien und bubonen
seien nicht dabei, wohl aber eine Malignitat, jedoch nicht
sehr gross, weil die Leute erst nach 4 bis 5 Wochen lang-
sam stiirben. (DDr. Sebiz, Beza, Geidelin, Hamerer). Die
Ursache dieser Krankheit sehen die Arzte darin,. dass die
Landleute bei der grossen Hitze aus Pfutzen und Mist-
lachen getrunken hatten und dass so ein Verderben des
Magens entstanden w&re. Die Kranken selbst und solche,
die mit ihnen verkehren, mussten gemieden und tunlichst
abgesperrt werden. Der Rat beschliesst deshalb, besondere
Hutten zu bauen »hinter dem Ziegelofen* mit moglichst
viel Platz, wo die Kranken hinkommen und gepflegt
werden soil ten.
Nach den nicht geniigenden Beschreibungen in den
Ratsprotokollen kann man die Krankheit nicht sicher
benennen. Vielleicht handelt es sich um einen Typhus
(Abdominaltyphus). Jedenfalls verdient die Ansicht und
Ermahnung der Stadt&rzte hervorgehoben zu werden,
welche eine Isolierung der Kranken und des Warteper-
sonals fur nOtig hielten, nicht weniger aber der Entschluss
des Rates, diesen Vorschlag durchfuhren zu lassen.
Es ist leider unmoglich gewesen, etwas iiber den
weiteren Verlauf dieser Krankheit zu erfahren. Das Ge-
nicht hatte verbreitet, dass diese Seuche von Philippsburg
kame und von den zahlreichen Soldaten, die dort und in
der Gegend vorbeizogen oder lagerten, eingeschleppt ware.
Als jedoch Offiziere von Philippsburg nach Strassburg
kamen, wurden wohl Bedenken gegen ihre Aufnahme
erhoben; der Rat konnte sich aber vorlaufig nicht ent-
schliessen, ihnen den Zutritt zu verweigern, um nicht Un-
willen zu erregen. Er begnOgte sich mit Verscharfung
der Vorschriften an den Toren und der Sauberkeitserlasse
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 94 I
in der Stadt. Auch gegen die Misthaufen in den Gassen
und auf der Almend scheint endlich scharf vorgegangen
worden zu sein. Eine Verordnung1) vom 11. November
1674 ordnete deren Entfernung innerhalb von 14 Tagen
an. Aus denselben Grunden wird am 9. Januar 1675 ver-
boteu2), Kleider, Weisszeug, alte Lumpen der (wohl in den
Isolierbaracken) Gestorbenen oder Kranken in die Stadt
zu schleppen und zu verkaufen, da so ein grosses Ungliick
entstehen kOnnte. Aus dem Erlass ist zu entnehmen, dass
in der Nachbarschaft eine »gef&hrliche Krankheit ein-
gerissen war«; ob dieselbe wie August 1674, l£sst sich nicht
feststellen.
Die Nachrichten, dass irgendwo eine Seuche aus-
gebrochen sei, wiederholen sich immer wieder in Abstanden
von einigen Jahren. Es wird dann wieder auf die Ver-
ordnungen vom Jahre 1666 verwiesen und die Burger, die
auf Reisen gehen wollen, werden zu gehorigen Vorsichts-
massregeln den anderen Staaten und St&dten gegeniiber
aufgefordert. Ein Erlass vom 27. September 16798) be-
richtet iiber Nachrichten, die der Rat aus mehreren Orten
in Italien und Deutschland erhalten hat iiber die in Oster-
reich und Ungarn grassierende Kontagion und iiber die von
jenen Stadten getrofFenen Massregeln. Da diese St&dte
den Reisenden nur gegen gtiltige Gesundheitsatteste Ein-
tritt gestatten, werden alle Kaufleute vom Rate auf-
gefordert, sich mit den entsprechenden Papieren zu ver-
sehen, um nicht an Leib und Gut Strafe zu gewartigen.
Strassburg macht hiervon Mitteilung an die umliegen-
den Stadte und Staaten*) und unterh< einen eifrigen
Briefverkehr, von dem in zahlreichen Ratssitzungen die
Rede ist. Da aus diesen Protokollen nichts neues zu ent-
nehmen ist, unterlasse ich es, darauf einzugehen. Neben
manchem Unwesentlichen wird auch berichtet, dass Brei-
sach, Schlettstadt, der Herzog von Wurttemberg u. a.
fihnliche Verordnungen an ihre Burger und Untertanen
erlassen haben.
') M. O. t. 32. — *) M. O. t. 32. fol. 114. -- s) M. O. t. 32. fol. 128.
*) XXI. 1679. pp. 267, 276, 281 ff., — 447.
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242
Schickclc.
Auch im Laufe d. J. 1680 wird ein solcher Briefwechsel
weiter geffrhrt. Im KurfQrstentum Sachsen und Meissen
ist die Kontagion ausgebrochen und im Rat wird berichtet,
dass die vorderosterreichische Regierung diese Gegenden
mit dem Banne belegt habe1)* ja, dass sie weder Waren
noch Person en von dorther passieren lasse, selbst wenn
sie Gesundheitsatteste haben. Der Rat von Strassburg
ordnet Gebete in den Kirchen fair Sachsen-Meissen an.
Die Eintrittsbedingungen in die Stadt werden gerade
mit Riicksicht auf die bevorstehende Weihnachtsmesse
wieder erschwert (Passe, Torwacht!). Ausserdem triflFt in
jener Zeit ein Schreiben vom Kurfursten Max Emanuel in
Baiern ein, das besagt, dass man alle aus Frankreich
kommenden Waren drei Tage luften und sie dann mit
einem dies bezeugenden Scheine versehen soil, widrigen-
falls er sie nicht seine Grenzen passieren lasse. Einige
Tage spater ordnet der Rat der Stadt an, dass alle Waren
und Personen, welche keine genilgenden Gesundheitsatteste
haben, in geeignete Schuppen, bzw. ins Lazarett unter-
gebracht werden sollen. Hier soil erst nach gnindlicher
Revision iiber ihr Schicksal entschieden werden.
Mit dem Jahre 1680 scheinen die sonst von den ein-
zelnen Stadten und kleineren Herrschaften des Elsasses
selbst£ndig nach Dafurhalten ausgefQhrten Verordnungen
in grosserem Masstabe und einheitlich erlassen worden zu
sein. Strassburg wird ja von altersher der Umgebung
zum Beispiel gedient haben und in der Tat sind von der
Provinz die dort gegebenen Erlasse nachgeahmt worden;
jetzt aber scheint der praetor regius die notigen Verord-
nungen fur das ganze Elsass erlassen zu haben. Schon
anfangs 1680 ist in einer Ratssitzung von einem Brief von
Mr de la Grange die Rede*), in dem angeordnet wird,
dass Anstalten im Elsass gemacht werden sollen, dass
niemand ohne Gesundheitszettel passieren darf.
In den nachsten Jahren und im folgenden Jahrhundert
werden manche Erlasse von dem praetor regius aus-
gegeben. Sie galten wahrscheinlich fiir das ganze Elsass,
insofern es franzOsisch war. Die Massregeln, welche fruher
») XXI. 1680. p. 253 ff. - t) XXL 1680. p. 173.
Digitized by VaOOQ IC
Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 243
an den Toren der Stadt Strassburg angewandt wurden,
galten jetzt auch fQr die Grenzen des Landes. In den
Grenzfestungen und an den Obergangsstellen des Rheins
wurden die Erlasse angeschlagen. In dem Prfttorialarchiv
und vereinzelt im hiesigen Bezirksarchiv (unter C. 399)
sind zahlreiche Verordnungen und Reste diesbezttglicher
Briefwechsel erhalten. Die Grunds&tze, nach denen die
Reisenden untersucht werden, bleiben dieselben wie in
Strassburg im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Es
kommt darauf an, den Eintritt von Personen oder Sachen
zu vermeiden, die aus verseuchten Gegenden kommen.
Die scharfe Revision der Pfisse und Gesundheitsatteste,
wenn n&tig eine Quarantine, sind die Mittel, mit denen
gearbeitet wird. Es wird jedoch immer hervorgehoben,
dass man bei der Durchfuhrung dieser Grunds&tze darauf
achten soil, den Handelsverkehr im Lande moglichst wenig
zu erschweren, die Einwohner nicht unnOtig zu er-
schrecken usw. Ausserdem werden in der Mitte des
18. Jahrhunderts von der kOniglichen Intendanz aus Medi-
kamente in grosser Menge an Stadte und Gemeinden ver-
teilt mit den notigen Anweisungen versehen. Diese Mass-
regel, welche besonders den Armen zugute kommen soil,
ist vom franzOsischen Hof in Paris ausgegangen. Sie
erstreckt sich wohl auf alle Provinzen des franzOsischen
Reiches. Einige Briefe hiertiber sind noch im hiesigen
Bezirksarchiv zu finden (C. 399) nebst einigen Exemplaren
der gedruckten Inhaltsangabe der zur Verteilung gelangten
Medikamentenkasten. Es sind die »remedes de Monsieur
Helvetiusc, die angeblich seit fiber 20 Jahren erprobt sind.
Ihre Aufzahlung bietet nichts besonderes, es sind die von
den Arzten jener Zeit angewandten Mittel bei Fieber, all-
gemeinen Magen-DarmstOrungen usw. (poudres vomitives,
febrifuges, purgatives, hydragogues; une fiole d'or potable
contre les apoplexies, elixir theriacal, absinthe, pierre bleue
pour les yeux, Alkermes, lilium de Paracelse, quinquina usw.).
Jedenfalls war mit diesen Erlassen ein grosser Schritt getan
zur allgemeinen DurchfOhrung einer wirksamen Bekampfung
ansteckender Krankheiten. Wie sehr die gewissenhafte
Erledigung dieser Gesundheitsmassregeln der Regierung
am Herzen lag, ersieht man aus den Briefen und Verord-
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244
Schickele.
nungen, die sicher nur zum geringsten Teile erhalten oder
aufbewahrt worden sind.
Im Jahre 1 7 1 3 scheint die Furcht vor der Einschleppung
der in Ungarn, Bohmen, Siebenbiirgen und den angrenzen-
den Landern wiitenden Pest besonders gross gewesen zu
sein. Die Stadte und Regierungen teilen sich die Nach-
richten mit, die sie erfahren, und schicken Abschriften ihrer
Offentlichen Verordnungen. Ich glaube, dass der Grund
des Austausches der offentlichen Massregeln weniger in
der gegenseitigen Belehrung lag, als vielmehr darin, den
Nachbarstaat zu iiberzeugen, wie grundliche und energische
Vorsicht jeweils getroffen sei, und dadurch eine Garantie
zu erhalten fur das Weiterbestehen des gegenseitigen
geschaftlichen Verkehrs. Schon zu Anfang 1713 war vom
franz&sischen Hofe ein Erlass fur das ganze Reich er-
gangen 1), der besagte, dass jeder Verkehr mit Ungarn
unterbleiben solle, dass alle von Deutschland kommenden
Waren und Reisenden nur mit Gesundheitspassen versehen
passieren dtirften. Die Offiziere, die in ungarischen Diensten
gestanden hatten , mussten eine Bescheinigung vorweisen,
dass sie schon eine Quarantine Qberstanden hatten. Aus
dem Ende desselben Jahres ist eine ausfuhrliche Verord-
nung erhalten, die ich inhaltlich vollig wiedergeben mochte,
da sie einen guten Beweis gibt von der ausgezeichneten
Kontrolle, die in der Stadt uber die zugezogenen Reisenden
bestand. Anderseits ersieht man daraus, wie sehr jene Zeit
von der Kontagion der Pest iiberzeugt und bestrebt war,
die den Gegenst&nden anhaftenden Keime zu tOten.
Den an den Toren befindlichen Wachtern wurde folgen-
des anbefohlen: 1. Es muss von OfFnung bis Schliessung
der Tore immer jemand am Tore sein. 2. Alle ankommen-
den Reisenden sind iiber ihre Herkunft und uber das Ziel
der Reise genau zu befragen, insbesondere ob sie auch
aus Gegenden k&men, in denen keine Kontagion herrsche.
Alles dies miisse durch Atteste bescheinigt werden,
widrigenfalls den Reisenden der Eintritt zu verbieten sei.
3. Jedem in die Stadt eingelassenen Reisenden wird eine
Blechmarke gegeben , ohne die er in keinem Wirtshaus
l) A A. 2417; 6./I- u. 1 8. /V. 1713. Archiv des kgl. Praetors.
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Vorsichtsmasircgcln gegen Pest in Strassburg. 245
aufgenommen werden darf. Diese Marken sind mit den
ordentlichen Nachtzetteln (von den Gastwirten) dem
regierenden Ammeister am Abend zu uberbringen. Wenn
sich aber jemand ohne genttgende Legitimation ein-
geschliclien hat, soil er vor den Ammeister gefQhrt und
visitiert, darauf exemplarisch bestraft und aus der Stadt
gewiesen werden. Auch die Burger, welch e solche Leute
leichtsinnig aufhehmen, sollen bestraft werden. 4. Lieder-
liches Gesindel, Vaganten, Bettler, Juden sowohl Manner
als Frauen, sind, selbst wenn sie Gesundheitsatteste bei-
bringen k&nnen, abzuweisen. 5. Kranke, welche aus der
Umgegend in das Spital gebracht werden sollen, k&nnen
eingelassen werden, sobald aus ihren Bescheinigungen ihre
Herkunft und die Art ihrer Krankheit zu ersehen ist.
6. Leute, welche aus infizierten Orten oder aus deren Nahe
kommen, werden an den Toren abgewiesen, selbst wenn
sie Atteste vorweisen und sogar eine Quarant&ne tiber-
standen haben. 7. Will sich jemand aus der Stadt fQr
kurze Zeit entfernen, so wird ihm ein Zeichen mitgegeben,
ohne das er nicht mehr eingelassen werden kann. 8. Alle
ankommenden Waren und Fuhrleute sind genau zu revi-
dieren. Lumpen, altes Papier usw. darf nicht passieren.
9. Auch Vieh, das in die Stadt getrieben wird, darf nur
eingelassen werden, wenn seine Herkunft bescheinigt ist
und kein Verdacht einer Krankheit vorliegt. Haute werden
nur in ganz trockenem Zustande eingelassen. 10. Briefe,
Papiere, Packete usw. mftssen in Essig getaucht und be-
rauchert werden. Dies gilt fur alle aus Deutschland
kommenden Briefe, ob aus infizierten Orten oder nicht.
Die BQrger sollen dies selbst tun, wenn es nicht schon an
den Toren geschehen ist. 1 1. Wer aus infizierten Gegenden
kommt, wird abgewiesen, er konne denn nachweisen, dass
er sicher schon anderswo eine Quarantine ausgehalten habe.
12. Waren, welche nicht schon unter quarant. gelegen
sind, werden verbrannt. 13. Die gardes und consignes
miissen sich eidlich verpflichten, alien diesen Vorschriften
getreulich nachzukommen.
Aus dem 18. Jahrhundert finden sich im Praetorial-
archiv noch einige Schriftstiicke, welche eine Vorstellung
von dem ausgedehnten Briefverkehr geben mit den an-
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246 Schickcle.
grenzenden deutschen und Osterreichischen Staaten, mit
dem franzOsischen Hofe, mit Italien, sogar mit Russ-
land u. a. m. In den zwei ersten Dezennien kommt
immer wieder die Nachricht, dass in Ungarn, Bohmen,
Siebenbiirgen, Steiermark, Karnten, in der Walachei usw.
pestilenzialische Krankheiten herrschen. Alle St&dte ver-
doppeln ihre Wachsamkeit und schreiben sich gegenseitig,
wie sie sich schtttzen und wahren. In Strassburg berichtet
der praetor an den Minister in Paris uber die auswartigen
Nachrichten und die Massregeln, welche getroffen worden
sind. In einem solchen Briefe, ebenso wie in je einem
von Basel und Nurnberg wird hervorgehoben , dass diese
pestilenzialischen Krankheiten von den Juden herein-
geschleppt und verbreitet werden1). In einem Briefe vom
Kaiser Karl VI. vom 24. Juli 17 15 wird angesichts der in
Ungarn, Bohmen usw. herrschenden Krankheiten alien
Juden verboten, selbst wenn sie mit Passen versehen sind,
in Osterreich zu reisen und Waren zu verhandeln. Ferner
diirfen die Einwohner der infizierten Orte diese nicht ver-
lassen; tun sie dies doch, dann werden sie an dem Ort, wo
sie aufgegriffen werden, gehenkt2).
Im Laufe der nachsten Jahre (1720, 21 u. ff.) kam
Strassburg in manche Schwierigkeiten. In jener Zeit wQtete
die Pest in Marseille. Seitdem das Elsass zu Frankreich
gehflrte, war der Handel zwischen beiden reger geworden.
Es war deshalb selbstverstandlich, dass die fremden Staaten
auch Strassburg grosseres Misstrauen entgegenbrachten,
dass also alle Erlasse gegen die aus Frankreich kommenden
Waren auch Strassburg betrafen. Ein vom Kaiser Karl VI.
an den Kurfiirsten von Mainz gerichteter Brief vom
20. November 17218) gibt hieriiber Aufklarung. Die
Republik Venedig hatte Graubiindnerischen Offizieren,
welche aus den durchseuchten Gegenden Sudfrankreichs
kamen, den Durchritt durch ihre Territorien verboten. Der
Gesundheitsrat der Stadt Venedig hatte zu verstehen
gegeben, dass man Waren aus Deutschland die Aufnahme
in ihr Gebiet versagen wiirde. In Anbetracht dessen ordnet
der Kaiser an, dass alle aus Frankreich und der Schweiz
!) AA. 2417. — *) eod. 1. — ») AA. 2417.
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Vorsichtsmassrcgeln gegen Pest in Strassburg. 247
kommenden Waren auf das genaueste durchforscht werden
sollen, dass wenn notig, die Einfuhr derselben verboten
werde. Auf die gewissenhafte Durchfiihrung dieser Ver-
ordnung legt der Kaiser besonderen Wert, weil der Weiter-
bestand des Geschaftsverkehrs mit Venedig ftir die deut-
schen Staaten von grosser Bedeutung sei. Auch die Stadt
Frankfurt hatte Bedenken gegen den weiteren Verkehr
mit Strassburg erhoben. Nach einem l&ngeren Briefwechsel
blieb er bestehen, aber nur unter gewissen Bedingungen,
welche der Magistrat von Frankfurt in einem vom 30. August
1 72 1 datierten Briefe mitteilt1):
1. Die von Frankreich kommenden Waren diirfen nicht
in Strassburg eingelassen werden, selbst wenn sie mit
Gesundheitspassen versehen sind. 2. Von Strassburg kom-
mende Waren werden in Frankfurt eingelassen, wenn
bescheinigt wird, dass sie nur aus Strassburg oder dem
Elsass stammen. 3. Personen werden in Frankfurt ein-
gelassen, wenn sie nachweisen, dass sie 40 Tage lang in
Strassburg oder dem Elsass sich aufgehalten haben.
So streng diese Verordnungen waren, scheint der Rat
doch darauf eingegangen zu sein, weil der Handel der Stadt
sonst zu sehr gefahrdet worden ware. Wahrscheinlich be-
fand sich der Rat auch unter dem Einflusse einer einige
Tage vorher (25. August) von den Kaufleuten eingereichten
Denkschrift (Memoire du corps des marchands de la ville
de Strasbourg. 25 aout 17212). In ihr beklagen diese
sich bitter uber die vom Kaiser erlassenen strengen Vor-
schriften, durch die der Handel mit den jenseits des Rheins
gelegenen L£ndern ausserordentlich erschwert, wenn nicht
fast unmoglich gemacht wurde. Es wird deutlich aus-
gesprochen, dass der Kaiser durch diese unnOtige Harte
keine andere Absicht habe, als den Verkehr mit Frankreich
ganz auszuschalten.
Auch die Fursten der angrenzenden Lander verfuhren
streng. In einem vom 22. Oktober 1721 datierten Erlasse
untersagte der Kurfiirst von Baiern jeden Handel mit dem
Elsass. Der Kurfiirst von Mainz sagt in einem Brief an
seinen in Strassburg weilenden Rat Stehlin, dass in
») AA. 2417. - *) AA. 2417.
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248 Schickele.
Strassburg die von Frankreich kommenden Waren in
einem isogenannten Lazarett* eingeschlossen und sp&ter
ohne Gesundheitsatteste weiterbefordert wtirden. Dies habe
den Kaiser zu den erw&hnten Verordnungen veranlasst.
Der Kurfiirst selbst geht eben so streng gegen die
Stadt vor.
Zwischen der Intendanz des Elsasses und dem fran-
zosischen Hofe wurde wegen dieser Fragen ein reger
Briefwechsel gefuhrt, von dem einige Kopien erhalten sind
(AA. 2417). Es mag nur der von d'Armenonville am
31. Dezember 1721 an den praetor regius gerichtete Brief
erwahnt werden. In diesem Sussert jener die Ansicht,
dass die Vorschriften des Kurfursten von Mainz wohl nicht
auf das peinlichste durchgefQhrt wurden; man brauche
sich nicht zu sehr zu angstigen. Sollte dies aber wider
Erwarten der Fall sein, dann mtisse sich Strassburg dem
Kurftirsten gegeniiber und den aus seinen Gegenden kom-
menden Waren eben so verhalten.
Die Regierungen werden wohl im Laufe der n£chsten
Zeit milder verfahren sein, als das Erloschen der Pest in
Marseille bekannt wurde. In einem Erlass des Bischofs
von Konstanz und des Herzogs von Wurttemberg l) heisst
es, dass die Absperrmassregeln jetzt nicht mehr so streng
zu sein brauchten. Gegen die aus dem Elsass kommenden
Waren sei aber Vorsicht immer noch am Platze, jedenfalls
seien sie ohne Gesundheitsbescheinigung abzuweisen. Was
im tibrigen aus infizierten Orten komme, diirfe selbst mit
Pass nicht eingelassen werden, wohl aber die aus gesunden
Gegenden eingeftihrten Waren.
Dem Verlaufe der Pestepidemie in Marseille waren
die Strassburger Arzte mit Interesse gefolgt. Zur allge-
meinen Belehrung seiner Kollegen gab 172 1 Professor
Boeder einige lehrreiche Beobachtungen heraus2). Es
sind Briefe, die von Arzten aus Siidfrankreich (Marseille,
Montpellier, Valence) stammen, die z. T. an Mr Maugue,
Conseiller medecin du Roy, Inspecteur general des hopi-
taux de Sa Majeste en Alsace, gerichtet sind. Es war die
l) A A. 2417. — •) Recueil des observations qui ont ete faites sur la
maladie de Marseille etc. . . . Strasbourg 172 1.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 240
Absicht des letzteren, durch diesen Briefwechsei sich uber
die Beobachtungen aufklaren zu lassen, welche uber das
Wesen der Pest in Marseille gesammelt worden vvaren.
In den Antworten auf die an ihn gerichteten Briefe ver-
tritt Maugue mehrfach seine eigene Ansicht, die von anderen
wesentlich abweicht. Diese scheint von der medizinischen
Fakultat Strassburgs geteilt worden zu sein; er erwahnt
beilaufig, dass die Fakultat den benachbarten deutschen
Universitaten davon Mitteilung gemacht habe.
Nach der popularen Anschauung war die Pest durch
die Bemannung eines aus dem Orient kommenden Handels-
schiffes nach Marseille gebracht worden. In mehreren
dieser erw£hnten Briefe spricht sich Deidier, professeur
en medecine de l'universit6 de Montpellier, z. T. gegen
diese Ansicht aus. Vielmehr glaubt er, dass schlechte
Nahrungsmittel, Hungersnot, Unordnung, Angst und die
Unregelmassigkeit der Jahreszeiten die Ursache der Krank-
heit ist (p. 8). Man braucht dann kein seminium pestis an-
zunehmen. Die Autopsien haben ihn zu der Uberzeugung
gebracht, dass in den verschiedenen befallenen KOrper-
teilen ein Stillstand der Blutzirkulation eintritt, da die Ein-
geweide entzundet oder gangranOs sind. Diese Erscheinung
scheint in einer Eindickung des Blutes ihre Ursache zu
haben. Die Blutveranderung fuhrt er auf eine Indigestion
zuriick infolge Genusses schlechter Nahrung. Die .Ursache
der Entstehung der Krankheit liegt also in dem Individuum
selbst. Die Krankheit wird nicht Obertragen, weder durch
Keime in der Luft, noch durch Kontakt. Wohl aber kann
sie mehrere Personen gleichzeitig befallen, die unter gleich
schlechten Ernfthrungsbedingungen leben oder deren Ver-
dauungsfunktion und Lebenssafte in gleicher Art durch
schlechte Ausdiinstungen sumpfiger Gegenden etc. beein-
trachtigt werden. Diese Umstande konnen den Gedanken
an eine Kontagion nahelegen; Deidier kann sich aber bei
genauerer Beobachtung und Uberlegung nicht dafiir ent-
scheiden. Deshalb halt er auch eine Isolierung von Kranken
nicht fur notig. Maugue schliesst sich ihm vOllig an. Er
prazisiert seine Ansicht in seinem letzten Briefe (p. 125),
dass die Lehre der Kontagion voll unergrundlicher Geheim-
nisse sei. Die Pest ist in erster Linie eine Krankheit der
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. a. 17
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250
Schickelc.
Armen (schlechte Nahrung, Ilnsauberkeit etc. . . .). Wenn
auch die Reichen davon befallen werden, so kommt dies
daher, dass durch ungesunde Ausdttnstungen von Siimpfen,
herumliegenden Leichnamen usw. das Blut geschadigt wird
(»qu'il — le sang * - s'aigrit, qu'il se fond, ou qu'il se coagule,
suivant la quality des matieres qui s'y m&lentc p. 123).
Endlich tragen noch Schrecken und Abscheu das ihrige
dazu bei.
Dies war also die Ansicht der medizinischen Fakultat
Strassburgs im Jahre 1721! Dieser Schluss ist berech-
tigt, da Professor Boeder die Ansicht von Mr. Maugue
wohl geteilt hat, da er sie ohne Kommentar herausgibt.
Gegentiber den Lehren Winthers von Andernach vor
150 Jahren ein grosser Rflckschritt! Die Kontagion
wurde nicht mehr anerkannt, die Notwendigkeit der Ab-
sperrung der Kranken von den Gesunden verworfen. Es
ware von hOchstem Interesse, die Verschiebung dieser
Anschauungen verfolgen zu konnen. Die vorhandene
Literatur ist aber zu sp&rlich oder zu ungenau.
Aus den Tatsachen lasst sich jedoch schliessen, dass
diese Ansichten nicht Allgemeingut waren, insbesondere,
dass die Landesregierungen, der Rat der Stadt Strassburg
sich nicht davon beeinflussen liessen. Sie fuhren fort, wie
seit Winthers Zeit sich vor dem Verkehr mit infizierten
Orten moglichst zu wahren. Sobald aber auch innerhalb
der Stadt eine ansteckende Krankheit ausbrach, wurde
sofort eine genaue Untersuchung eingeleitet und der Rat
verlangte von den Arzten einen ausfuhrlichen Bericht.
Man findet vielfach in den Ratsprotokollen die Be-
sprechungen von &rztlichen Gutachten, dass die in einem
Hause ausgebrochene Krankheit keine ansteckende sei,
obwohl schon mehrere Personen gestorben seien, dass
ferner eine Absperrung des Hauses nicht nOtig sei. Ob
aber die Kranken, im Falle sie von einer ansteckenden
Krankheit befallen worden waren, ins Spital oder etwa in
das Lazaret St. Nikolaus in undis transportiert und isoliert
wurden, kann nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen werden.
Ich halte es jedoch fur sehr wahrscheinlich, dass entweder
der Verkehr mit den Bewohnern eines erkrankten Hauses
verboten oder die Kranken in einem Spital isoliert wurden.
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Vorsichlsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 2 5 I
Vielleicht haben als Vorbild hierftir die Anordnungen
gedient, die far die Leprosen galten und die bekanntlich
sehr streng durchgeffthrt wurden. Um eine drohende
Gefahr nicht zu tlbersehen, wurde auch gelegentlich das
Urteil der medizinischen Fakultat eingeholt. So z. B. im
Jahre 1735, als das Gerttcht ging, in der Stadt sei eine
kontagiose Krankheit ausgebrochen. Die Antwort der
Fakultat war beruhigend: in dem Milit&rspital handle es
sich um die Ruhr oder um hitzige Fieber und in der Stadt
um febres exanthematicae miliares oder roten und weissen
Friesel. Die Beschreibung der Natur und des Verlaufs
der Krankheit ist gut und klar. Vielleicht war es ein
Typhus exanthematicus. Diese Krankheit wird als nicht
kontagios bezeichnet. Leider ist auch hier nicht festzu-
stellen, ob die Kranken isoliert wurden oder nicht.
Man ersieht aber daraus, wie vorsichtig der Rat ge-
worden war, wie er sofort die Arzte, den Stadtphysikus
an der Spitze, in Bewegung setzte, sobald ein verd£chtiges
Gerdcht auftauchte. Aber auch in der Zeit der Ruhe
wurde den gesundheitlichen Angelegenheiten der Stadt
eine grOssere Aufmerksamkeit zugewandt. Durch die
Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte war der Rat
anscheinend zur Cfberzeugung gekommen, dass eine allge-
meine Hebung der hygienischen Verhaltnisse in der Stadt
vdnnOten ware, dass ferner in einer mOglichst grundlichen
Sauberkeit der Strassen, Gassen, Graben usw. ein grosser
Schutz gegen ansteckende Krankheiten gegeben sei. Das
Collegium sanitatis war mit der (Jberwachung und Durch-
fuhrung dieser Frage beauftragt. In den erhaltenen Pro-
tokollen (1740 — 46) ist die T&tigkeit des Collegium zu ver-
folgen. Es war sicheflich kein Leichtes, die Sauberung der
Stadt zu uberwachen; es laufen stete Klagen gegen den
Horblohner ein, der das Gerohr nicht in gentigender Regel-
mfissigkeit abfOhre. Immer wieder mahnt der Bote des
Collegium, und wenn nichts mehr hilft, treten energische
Strafen ein. tJber die Tatigkeit des Collegium sanitatis
ist von Professor Strohl1) ausfuhrlich referiert worden.
Es geht daraus zur Geniige hervor, dass der Rat der Stadt,
!) Gazette medicale de Strasbourg 1879.
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2c2 Schickele.
dass die Arzte auf dem Standpunkte standen, dass gute
hygienische Verhaltnisse unbedingt erzielt werden mussten.
Damit war der erste Schritt getan zur erfolgreichen Be-
kampfung der ansteckenden Krankheiten und hiermit
beginnt der Ubergang zu den Arbeiten und Leistungen
des 19. Jahrhunderts, das in dieser Frage grossartige Erfolge
errungen hat.
Erwahnung verdienen noch einige Schriftsttlcke aus
den Jahren 1770/71. Sie haben allerdings fflr Strassburg
selbst keine Bedeutung, fttr die Berichte liber die Pest
iiberhaupt mogen sie jedoch interessant sein. Gegep Ende
1770 hatte sich das Gerilcht verbreitet, dass die Pest in
Osterreich wute; Briefe aus Wien bestatigten dies und
meldeten auch, dass eine ausserordentlich strenge Quaran-
taine durchgefiihrt werde. Die Einwohner der erkrankten
Ortschaften diirften diese nicht verlassen. Kaum war es
gelungen, der Krankheit Herr zu werden, als sie wieder
in Polen und 1771 in Moskau auftauchte. "Ober die Pest
in Moskau berichten zwei ausfuhrliche Briefe, der eine
von Moskau selbst von einem Augenzeugen, der andere
von Lubeck nach Berichten1). Beide sind Abschriften,,
ihre Herkunft nicht bezeichnet. Der Schreiber von Moskau
meldet, dass die Verheerungen furchtbar sind. Er selbst
mit seiner Familie halt sich ganz in seinem Hause abge-
schlossen. Er allein geht aus, um die nOtigen Lebens-
mittel zu beschaffen. Dies ist von vornherein nicht gefahr-
lich, denn er hebt hervor — es ist ein Laie — dass die
Luft gottseidank nicht infiziert sei und dass man nur durch
die Beriihrung oder in allzu grosser Nahe einer erkrankten
Person selbst krank werden konne. Man kann also zwischen
den Zeilen lesen, dass nach der Ansicht des Briefschreibers
man sich durch vernunftiges Verhalten vor Erkrankung
schiitzen kann. Das Volk aber, fahrt der Schreiber fort,
tut gar nichts zu seinem eigenen Schutze. Es vernach-
lassigt alle Vorsichtsmassregeln, deshalb sterben auch die
Einwohner haufenweise. Es seien jetzt schon 70000 ge-
storben und ebensoviel in der Umgebung. Alle ofFent-
lichen Gebaude seien geschlossen. Die Pest in Marseille
l) aa. 2417.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 253
war viel geringer gewesen; diese jedoch erinnere an die zu
Justinians Zeit in Konstantinopel herrschende Seuche.
Merkwurdigerweise sollen die schwangeren Frauen nicht
pestkrank werden. Werden sie von der Krankheit ergriffen,
dann iibertragt sich die Erkrankung nur auf das Kind.
Das Neugeborene hat alle Symptome eines Pestkranken;
es stirbt sofort und die Mutter ist nicht infiziert. »Voi1a
des phenomenes qui mettent en defaut toutes les con-
naissances humainest. Die Beschreibung des Verlaufs der
Krankheit und deren Behandlung* bietet nichts besonderes,
weshalb ich von deren Wiedergabe absehe. Jedenfalls
besteht kein Zweifel, dass es die richtige Bubonen-
pest war.
Der Lubecker Brief sagt, dass die Krankheit durch
eine Kiste mit alten Ttichern und Kleidern in Moskau
eingeschleppt worden sei. Die Nachrichten wiirden in
St. Petersburg vertuscht. Die Zarin hatte aber eine sehr
strenge Absperrung der ganzen Gegend um Moskau herum
angeordnet. Es finden sich noch Abschriften von Briefen
aus Basel, Hamburg, Venedig, Bern, welche diese Pest in
Moskau betreffen. Die Hafenstadte haben tiber die aus
russischen Gegenden kommenden Schiffe eine Quarantine
verhangt. Die Landstadte einigen sich dahin, dass in An-
betracht der grossen Entfernung und der bereits in Russ-
land angeordneten Absperrung weitere Massregeln unnotig
seien. Auch der Hof in Versailles ist dieser Ansicht. Alle
Regierungen scheinen aber nicht so gedacht zu haben.
Manche sahen in der im fernen Osten wiitenden Seuche
doch grosse Gefahr und griffen zu strengen Massregeln.
Davon zeugt folgende Verordnung1) vom n. Oktober
1770 (auszugsweise wiedergegeben):
Wir Carl Theodor von Gottes Gnaden Pfaltzgraf bey Rhein,
Churfurst in Bayern,
Fugen hiemit zu wissen:
In Anbetracht des Ausbruchs der Pest in Polen, Walachei, etc.
. . . wird verordnet: 1. Allen unbekannten Fremden wird das
Betreten der Nebenwege verboten. Diese sollen kenntlich gemacht
') M. O. t. 37. fol. 36.
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254
Schickele.
werden mit einer Aufschrift: tDer Pest halber verbotener Weg
fur alle Fremde bei schwerster Leibes- und Geldstrafe.
(Leute von Stand werden mit 25 Rth., andere mit 25 Prugeln
auf der Stelle bestraft.)
2. Weder auf Wasser- noch Landstrassen ist der Durchtritt
den sog. polnischen oder andern Betteljuden noch sonstigen
Landstreichern zu gestatten. Die Waren, welche sie bei sich
fuhren, sind zu verbrennen, die Leute selbst ausser des Landes
zu jagen.
3. Um solche im Wiederbetretungsfalle zu erkennen, soil
ihnen beim erstmaligen Aufgreifen ein Kreuz in den Oberarm
eingebrannt werden. Werden sie zum 2t Male ergriffen, sollen
sie gebrandmarket und mit Ruten gestrichen werden. Im Falle
eines ferneren Betretens des Landes werden sie mit dem Tode
bestraft.
4. Wer solche Leute beherbergt, wird mit 3Jahr. Zuchthaus-
strafe belegt.
5. Alle aus den verdachtigen Gegenden kommende Reisende,
wes Standes sie seien, ob mit oder ohne Gesundheitspass, durfen
nicht eingelassen werden, ohne eine 4 2tagige Quarantine bestanden
zu haben.
6. Wird einer angetroffen , der nachgewiesenermassen aus
einem mit der Pest befallen en Ort kommt, so sollen seine Kleider
und Waaren verbrannt, er selbst aber zum Strange oder »einer
sonstig dem Tode nahekommenden Leibesstrafe* verurteilt werden.
Ist er aber (pest-)krank, dann muss er auf freiera Felde in einer
Hutte gepflegt werden. Stirbt er an dem Obel, dann wird er
an entfemter Stelle ganz tief unter der Erde verscharrt; sollte
er aber geheilt werden, dann soil er zu einer noch zu verfiigen-
den Leibes- oder Lebensstrafe verurteilt werden.
7. Untertanen, welche in die verdachtigen Gegenden reisen
oder Waren versenden wollen, haben sich mit den notigen Passen
zu versehen.
8. Waren aus den Pestgegenden durfen nur nach Aushaltung
einer Quarantine eingelassen werden.
9. Unbekannten Fremden soli von den Behorden kein Pass
ausgefertigt werden.
10. Postillone, Fuhrleute usw. durfen keine unbekannten
Personen unterwegs aufnehmen. Das gleiche gilt fur die Wirte.
1 1 . Zur Feststellung der Personalien der Reisenden sollen
ruhige, unparteiische Leute gewahlt werden. Diese sollen mog-
lichst griindlich die Reisenden ausfragen.
12. Sollte eiD Reisender seinen Pass einem andern uber-
lassen, dann soil jener je nach den Umstanden mit schwerster
Leib- oder Geldstrafe belegt werden.
13. Nach diesen Verordnungen soil uberall und von alien
Bearaten vorgegangen werden bei empfindlicher Strafe und
Dienstentlassung.
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Vorsichtsraassregeln gegen Pest in Strassburg. 255
Diesem Erlass werden noch Rezepte angefugt zur
Verwahrung gegen die Pest (tonica und leichte laxantia).
Auch im Elsass wurde den durchreisenden Kaufleuten die
Benutzung der Hauptstrassen allein geboten. Eine vom
Collegium sanitatis erlassene Verordnung vom 30. Oktober
1770 ordnet dies an und zugleich, dass an alle Neben-
strassen ein Pfahl mit der Aufschrift anzubringen sei: Bei
hoher Strafe verbotene Strasse. Ausserdem wird immer
wieder darauf aufmerksam gemacht, dass jeder, der reisen
will, sich mit Gesundheitsattesten versehen soil. Die Atteste
wurden ausgestellt von Offentlichen Behorden, gelegentlich
auch vom Pfarrer des Ortes. So bescheinigt z. B. der
Pfarrer Claude Jeantet aus Alt-Munsterol vom 22. Mai
1776, dass zwei seiner Pfarrkinder nach Einsiedeln pilgern
wollen und dass weder im Orte noch in der Umgegend
ansteckende Krankheiten herrschen.
Es braucht nicht nochmals hervorgehoben zu werden,
dass die ansteckenden Krankheiten auch unter den Tieren
bekampft wurden. Schon in den Verordnungen des
17. Jahrhunderts wurde der Tierseuchen Erw&hnung getan
(s. o.). Die notigen Anordnungen ergaben sich von selbst.
Im Praetorialarchiv ist eine ausfuhrliche Verordnung betr.
die Hundswut enthalten vom 6. November 1784. Es sei
nur hervorgehoben, dass die Erlaubnis zum Halten von
Hunden eingeschr£nkt wurde, dass hohe Strafen jene
betrafen, welche einen tollen Hund besassen oder von
einem solchen wussten, ohne dies zu melden. Jeder Hund
musste alle 6 Monate inspiziert werden und erhielt hier-
bei eine Marke. Hunde ohne solche wurden eingefangen
und getotet. Auch gegen die Pferdeseuchen wurden Mass-
regeln getroffen und eine Verordnung bekannt gegeben,
wie die Staile zu reinigen seien.
Mit diesen Fortschritten befinden wir uns auf dem
Boden des 19. Jahrhunderts. Mit den wachsenden medi-
zinischen Kenntnissen wurde die Bekampfung der an-
steckenden Krankheiten zielbewusster und heute, wo wir
in dem Verst&ndnis ihrer Entstehung und Verbreitung zu
bemerkenswerten Resultaten gelangt sind, durfte sich all-
mahlich der Weg vorzeichnen, auf dem auch eine erfolg-
reiche Heilung zu erwarten ist. Dies ist der grosse
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256 Schickcle.
Vorsprung, den unsere Zeit den vergangenen Jahrhunderten
gegeniiber hat, die mehr instinktiv in der Absperrung der
Kranken den ersten richtigen therapeutischen Schritt taten.
Gerade deshalb verdient die Energie und Umsicht, mit
der die BehOrden die angeordneten Massregeln durch-
fuhrten, unsere ganze Bewunderung.
A n h a n g.
Ausfuhrliche Inhaltsangabe
des Pestregiments der Stadt Strassburg aus dem Jahre 1666.
1. Was die Pest seye? eine giftige, ansteckende, grassirende
und meistens totliche Krankheit des Herzens, so von einer
giftige n und dem Herzen ganz widrigen Ursach ihren
Ursprung hat, .... des Herzens Wirkung und vieler
anderen Gliedmafien Kraft und Actiones dergestalt ver-
letzet dafi viel inficirte Personen in kurzer Zeit in
einer Stadt, Flecken, Dorf, ja in einem ganzen Land ihres
Lebens verlustig werden. Dahero die Pest auch ein
morbus epidemius, eine geraeine Land und Volkkrankheit
titulirt wird.
2. Woher sie komme und was dero Ursach seye?
Es giebt geistliche und natiirliche Ursachen. Geist-
liche : Gottes gerechten Zorn und der Menschen vielfaltige
Siinde. Natiirliche: Von den Astrologi beschrieben.
Wird nicht darauf einj?egangen.
Die Medici halten dafur, dass die Ursach vorwiegend
in regione mundi elementari oder sublunari stecke, und
zwar vorwiegend in dem Lufft (von faulen und giftigen
Dunsten und Dampfen corrurapirt). Diese Dampfe
entstehen aus Hohlen und Gruben (Pfiitzen, Siirapfen,
Kot- und Mistlachen, Stallen, verfaulten menschlichen und
tierischen Resten, u. a. m.) und werden von Menschen
aspirirt. Ferner bringen die Winde die Serainaria pestifera
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 257
aus inficirten in gesunde Orte, bei Gelegenheit von Erd-
beben steigen faule Dunste aus dem Boden auf, bei
Hungersnot und Teuerungen essen die Menschen schad-
liche Sachen, nach denen giftige Feuchtigkeiten im Leibe
erwachsen.
3. Welches GliedmaG in der Pestilenz am meisten angefochten
werde?
Es ist aus alien Symptomen u. s. w. zu ersehen, das
dies das Herz ist.
4. Ob allbereit ein Mensch mit der Pest behaftet sey?
Wenn die Pest irgendwo eingerissen ist, dann ist zu
vermuten, dafi einer schon ergriffen sein kann, wenn er
anfangt zu klagen. Dies ist jedoch kein sicheres Zeichen,
es mussen andere Zustande erst gefunden werden. Meist
spurt man »gehlige Hitz oder Frost und Schauder ....
Hauptweh, Mattigkeit, Ohnmacht, Neigung zum Schlaf ....
Abfall a Her Krafte, sonderlich des Herzens .... ausserlich
bubones, carbunculi .... so sich gemeiniglich hinter den
Ohren, an dem Hals, unter den Achseln, bey der Scham
und Gemache auch an andern Orten*. Bei manchen
werden die »Pestilentzialischen Flecken, petechiae genannt,
gefunden, so in unterschiedlichen subjectis und corpo-
ribus auch unterschiedliche farben haben, unter welchen
die schwartze und bleyfarbige die argsten seind, bevorab,
wann sie einsmahls widerumb verschwinden, und sich in
den Leib begeben. Die Zung, wann grofie Hitze vor-
handen, ist diirr, rauh, schrundig und Schwartz. Der
Puis lauft schnell, ist aber gering, klein und ungleich.
Dem Harn ist nicht allerdings zu trauwen, jedoch, wan
ein Universal -Corruption und Faule des Gebliits vorhanden,
so ist er roth, trub, dick und stinkend«.
5. Die Vorbotten, daraufi man conjiciren kan, dafi eine
Pestilentz grassiren werde?
Wann die Vogel ihre Nester verlassen und wegfliegen;
Unfall unter dem Vieh; wenn vielerlei Gewurm, Kafer,
Heuschrecken, Kroten u. a. in grosser Menge gespuret
werden; wann die Nacht feurige Meteora oder Chasmata
gesehen worden sind.
6. Was es wohl ein Ende oder Aufigang bey denen Pesti-
feris haben werde?
Die prognostica sind bei solchen heftigen Krankheiten
wie bei der Pest sehr unsicher. Ja, auch den guten
Zeichen soil man nicht zuviel trauen; »jedoch, wenn sich
eine Ohnmacht iiber die andere erhebt, wenn weder
Speise noch Trank, noch auch die Arzneien bei den
Kranken bleiben, sondern stetiges Erbrechen und Unwillen
vorhanden, wann sich schwarze, blaue oder bleifarbene
Flecken an dem Leib erzeigen, wann sich kleine Beulen
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258 Schickelc.
und Drusen heraus begeben aber wiederumb verschwinden,
wann der Kranke von alien Kraften kommt, und ihm der
kalte Schweift ausbricht, so ist fiirwar we nig der Besserung
und convalescentz zu hoffen«.
Praeservatio.
Sie besteht in Reinigung des Leibes, in Starkung und Be-
kraftigung des Herzens, in Meidung boser oder vergifteter Luft
oder in purification derselben. Es ist besonders und jederzeit
darauf zu achten, dass die Luft gesund und rein erhalten werde.
An alien Stellen, in den Gassen und Hausern, wo grosser Gestank
entstehen kann, sollen bei einbrechender Contagion Feuer von
Wachholder, Tannen-, Fohren-, Fichten-, Rosmarin, oder Eichen-
holz angezundet werden; in den Hausern und Kammern aber
ein Raucherwerk von Mastix, Weyrauch, Wachholder, gewohnl.
Rauchkerzen u. a. m. Ferner soil alles Vieh vor die Stadt
gebracht werden. Das verkaufte Fleisch soil rein sein, von den
Metzig-, Schlag- und Bruhausern, also von »Fischmarkt und Fronhoff
taglich aller Unrat abgefiihrt werden. »Die Creutzgang bey den
Kirchen, wie auch die Kirchen selbsten, und das Collegium
praedicatorum, solten bey ernster Straff, mit Urin und andern
excrementis nit beschmeist werden*. Die Misthaufen vom Gold-
gieften, Finkweiler und den Vorstadten mussen verschwinden.
Alles ubelriechende (Mistkasten, alte Lumpen u. a.) mufi vor die
Stadt verwiesen werden. Die Cloacae, deren Reinigung ver-
schoben werden kann, diirfen vorlaufig nicht geoffnet werden.
Gesunde Personen sollen sich von der Gemeinschaft
inficirter fernhalten, auch nicht in deren Gemach
gehen. Die Toten sollen bald begraben werden, ihre Kleider
nicht sofort nach gesunden Orten verschleppt werden. Die
Gewander der Toten diirfen nicht an den offenen Schopfbrunnen
gewaschen werden. Fremde, die aus inficirten Orten kommen,
sollen von Wirt en nicht angenommen werden; andere mdchte
man in das dazu bestimmte Lazaret verweisen. Die offenen
Badstuben sollten geschlossen werden; die Barbiere zu Sauber-
keit aufgefordert werden; die Lafieifilein, damit die infi-
cirten gelassen worden, bey gesunden nicht gebraucht
werden. Offene Mahlzeiten, Hochzeit und Tanzen sind einzu-
stellen. Den Wirten ist anzuzeigen, daft Gemacher, in denen der
Contagion halber verdachtige Gaste gelegen haben, taglich mehren-
malc ausgerauchert werden sollen und wenigstens innerhalb
3 — 4 Wochen nieroand darin logiren soil. Die Bettwasche muss
in den Hausspeichern ausgeluftet werden. »Die Totenbahren und
Sarck sollen inn- und aufiwendig mit gutem scharffen Rauten-
essig wol besprengt und mit Pech wol versehen werden , damit
aufi denen darinn ligenden leichnamen kein boser Geruch moge
die Lufft weiters inficiren*.
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 250
Schutz-Mittel.
Eine grosse Zahl solcher Mittel werden angegeben. Es
hat keinen Zweck alle anzufuhren. Es seien nur die wichtigsten
genannt. An der Spitze stehcn Theriaca Andromachi, Mithri-
datium Damocratis, Antidotum Matthioli, Diascordium Fra-
castorii, die rothe Gifft-Latwerg genannt das guldene Ey.
Von einem dieser Mittel nimmt man Morgens 2 — 3 Messer-
spitzen voll im Aqua theriacali c. aceto, aq. boli, Aq. Bar-
danae compos. Augnstanorum. Man mag auch von diesen
Aquis allein etliche ldffel voll morgens einnehmen. Oder
man gebrauche als Zusatz zu den obigen Antidota destillirte
Angelic., Meisterwurtz-, Bibinell-, Melissen-, Cardobenedikten-
Wasser. Es muss aber mit diesen Mitteln abgewechselt werden,
darait sie nicht zur Gewohnheit werden und anstatt einer Arznei
zu einer Speise. Ausser diesen Mitteln mag man auch noch
pulv. Pannonicum, Saxonicum, bezoarticum u. v. a. mehr nehmen
in einem der Aquae gelost. Fur junge Knaben und Tochterlein
sind die Tabulae liberantis gut oder Tab. de gem mis, Tab.
Bezoar., Tab. manus Christi perlatae u. 8. w. Es werden auch
sehr Pulver von Corallen, Perlen, Agstein fur junge und alte
Leute, auch fur Schwangere empfohlen.
Arme Leute konnen sich mit Holder-, Wachholder- oder
Attich-muss behelfen. »ltem mit der Nuft-Latwerg, so vor viei
hundert Jahren zur Zeit der Pest gebraucht und gut befunden
worden«. Die beste Zubereitungsweise wird dann angegeben. —
»Der Knoblauch ist der Bauren Theriak«.
Ferner wird eine grofie Zahl aufierer Mittel genannt, die
am Halse zu tragen sind oder vor die Nase zu halten, an die
Schlafe zu streichen, auf das Herz zu legen, auf den Puis zu
binden und wenn man ausgeht, in den Mund zu nehmen sind.
In diese ♦Secklein* werden meist Pflanzenbestandteile oder heil-
kraftige Steine (Pulver) eingelegt.
Im geeigneten Falle ist auch ein Aderlafi und Purgation zu
gebrauchen. (s. spater.)
Die Arzneien richten aber allein nichts aus, wenn nicht
eine gute Diat in Essen, Trinken und andern Sachen gehalten
wird.
Nuchternheit und Mafiigkeit sind in erster Linie notig. Als
Trank wahle man einen feinen , leichten Weifiwein , oder ein
gut gesund Bier oder ein Wachholderbeerenwasser. Schlaf und
Bewegung sind in mafiigem Mafie ndtig. Fiir Stuhlgang mufi
taglich Sorge getragen werden, wenn ndtig mit einem Klystier
(Gerstenschleim , Baumdl, Rosenhonig u. s. w. Manna, Senet,
Zwetschgen, u. s. w.). Endlich sei man ruhigen Gerauts, da
erfahrungsgemafi starke Gemutsaffekte auch gesunde und Starke
Menschen in schwere Krankheit sturzen konnen.
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260 Schickele.
Curatio.
Die Verfasser des Pestregiments wollen sich nur auf die
ndtigsten Angaben in dieser Frage beschranken. Der Patient
mufi sich eben bei Zeiten an einen erfahrenen Arzt wenden.
Es kommen 2 Hauptpunkte bei der Curation in Betracht: Der
Aderlafi und das Schwitzen. Ersterer ist anzuwenden, wenn
eine starke Fullung der sichtbaren Venen vorhanden ist. (»Die
Adern an Handen, Armen, Fuessen, und im Gesicht und Stirne
grofi auffgeloffen und vollkoramen*). Es soli eine Ader am Arm
eroffnet werden und je nach Alter und Kraftezustand Blut abge-
lassen werden. Dies ist auch zu tun »in pleuritide, das ist in
dem Seitenstechen, defigleichen in schweren Athem und Kaichen,
Item in dem hitzigen Halsgeschwur, Angina genannt, welche
affectus, so sehr gefahrlich, bey vielen pestiferis sich erzeigen«.
Nach dem Aderlafi sind schweifitreibende Arzneien zu gebrauchen,
damit der Patient . 2 — 3 Stunden schwitze (wenn notig heifie
Steine oder mit heifiem Wasser gefulJte Flaschen und Blasen an
die Fufie legen.) Ist gehoriger Schweifiausbruch erfolgt, dann
soil er mit warmen Tuchern abgewischt, der Kranke in ein
anderes gewarmtes und wohlgerauchertes Bett gelegt werden.
Dieses Schwitzen ist raehrere Tage zu wiederholen »dann man
dieser Krankheit nicht zu viel trauwen kan, bifi das Seminarium
pestiferum gantz und gar ausgerottet worden*.
Es folgen zahlreiche Angaben fur die Wahl der Speisen
und Getranke, wobei auf die leichte Verdaulichkeit der ersteren
und auf die nichtaufregende Natur der letzteren geachtet werden
soil (»defi Weines zur Zeit der Cur mufi man sich entau6ern«.)
Endlich werden die einzelnen Symptomata besprochen mit den
anzuwendenden therapeutischen Mafiregeln: das Hitz- und
Hauptwehe (kuhle Umschlage auf Stirn und Schlafe), die
Braune (^= schwarze Zunge, Ausspulungen des Mundes, Reini-
gung der Zunge), das Erbrechen (aufierlich Pflaster auflegen,
innerlich Fruchtsyrup), Durchbruch (Abkochungen von Beeren,
Wurzeln oder Blattern u. s. w.), Stuhlgang (wie oben bei der
praeservation), Durst (sauerliche Getranke mit Pflanzenbestand-
teilen), Petechien (werden durch die Giftlatwergen und das
Schwitzen vertrieben), Beulen und Anthraces (sollen von er-
fahrenen Chirurgi und Barbieren curirt werden).
Als Addimentum werden noch 3 Fragen erortert, »welche
zwar allein in Medicorum scholis ventilirt werden«:
»Die Erste ist: Ob man die Aderlafi in der praeservation
gebrauchen soil oder nicht?
Die Andere: Qb auch die Purgation in der Curation zu
admittiren seye?
Die Dritte : Was von derjenigen Vacuation zu halten, welche
durch das Erbrechen, salvo honore, zu geschehen pflegt?«
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Vorsichtsmassregeln gegen Pest in Strassburg. 26 I
Die erste Frage wird bejaht, wenn die betr. Person blut-
reich und auch des Aderlassens gewohnt ist.
Die zweite Frage wird ebf. bejaht mit der Beschrankung
jedoch, daft die Mittel milde sein miissen, da sie sonst die
Korperkrafte schwachen und das »gifftige Seminarium ad interiora
corporis revociren.«
Die dritte Frage wird dahin beantwortet, dafi die Vomi-
toria zu verwerfen sind; werden sie in geringer Dosis angewandt,
helfen sie nicht, in starkerer schaden sie nur (Entstehen eines
Bruches, allzugrofie Anstrengung, Blutspeyen.)
Mit der Bitte, Gott moge den praescribirten remediis seinen
Segen verleihen, schliefit das Pestregiment.
Im Anhang ist noch eine Preis-Taxe beigegeben fur die
aufgefuhrten Arzneien.
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Wimpfelings kirchliche Unterwerfung.
Von
Paul Kalkoff.
Fur meine Untersuchung iiber »Jakob Wimpfeling und
die Erhaltung der katholischen Kirche in SchlettstadU im
XII. und XIII. Bande dieser Zeitschrift konnte ich Ab-
schriften der in einem Sammelbande Aleanders1) befind-
lichen Schriftstticke verwenden, die sich auf das fttr die
Bestatigung der Pfrtindenreform geforderte Verbot der
lutherischen Schriften beziehen. Es sind Kopien, die sich
der Nuntius, bevor er die Originale nach Rom weiter-
beforderte, von Wimpfelings Neffen, dem von ihm erkauften
kaiserlichen Sekretar Spiegel anfertigen liess, wie auch
das Wasserzeichen der Reichskanzlei, die gotische Kaiser-
krone, auf einigen Bogen beweist. Dies gilt nun auch
von dem hier mitzuteilenden Schreiben Wimpfelings, das
ich bei erneuter Durchsicht des Bandes noch vorfand. £s
ist von demselben Datum wie das Schreiben des Stadtrats
an Spiegel, in dem er auf die ihm von diesem tibermittelten
Mahnungen des papstlichen Vizekanzlers und die Drohungen
Aleanders bin seine »Unschuld Luthers halbt beteuerte
und durch den beigelegten Erlass gegen die verd&chtigen
Schriften einem Fehlschlagen des seit Jahren mit so grossen
Unkosten betriebenen Geschaftes vorzubeugen suchte2).
») Cod. Vat. 6199, fol. 38. 40—46. Mitgeteilt ic ZGORh. XIII, 107.
278. 281 f. 300 f. Das Schreiben des Stadtrates an Spiegel wie sein anti-
lutherischer Erlass an die Zunfte zugleich in einer von Spiegel gelieferten
lateinischen Fassung. — *) Zur Lage in Schlettstadt vgl. Kap. IV (Aleanders
Eingreifen) a. a. O. XIII, 264 ff, bes. 278-283. Danach bei J. Geny, Die
Reiclisstadt Schl. usw., Freiburg 1900, S. 79—81 und J. Knepper, Jak.
Wimpfeling, Freiburg 1902, S. 315 f.
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Wimpfelings kirchliche Unterwerfung. 263
Spiegel muss also ausser der dringenden Ermahnung zu
vorsich tiger Zurttckhaltung, die er schon am 3. Dezember
1520 an die befreundeten Gelehrten seiner Vaterstadt
gerichtet hatteOt bei tJbersendung des Sequestrations-
mandats vom 10. Marz seinen Oheim noch besonders von
der erbitterten Stimmung Aleanders gegen den Humanisten-
verein, die Schlettstadter Sodalitat, als dessen Oberhaupt
er gelten musste, unterrichtet haben: der Nuntius erwartete
in der Tat fur die der Reichsstadt erwiesene Gunst nichts
Geringeres, als dass sie das dortige >Nest besonders
schlimmer lutherischer Akademiker s&ubere*, also sie ver-
banne und ihre Presse unterdrQcke, widrigenfalls der Papst
hinreichenden Grund habe, sie mit dem Interdikt zu ziich-
tigen 2).
Zugleich hatte nun Spiegel, der im Februar den
Schlettstadter Pfarrer Phrygio als den Verfasser einer
scharfen Invektive »Von der Schlusselgewalt und der Ver-
dammungsbulle Leos X. gegen Luther* an den Nuntius ver-
raten hatte, seinem Oheim mitgeteilt, Aleander hege nun-
mehr den Verdacht, dass eine aus dem Kreise der deut-
schen Humanisten herriihrende »tolle* Schm&hschrift, die
»Litaneia, hoc est supplicatio ad Deum . . . pro Germania*8)
von ihm verfasst worden sei. Sie war schon vor dem
Erscheinen Luthers auf dem Reichstage entstanden als
eine Erwiderung auf Aleanders Aschermittwochsrede
(13. Februar), und so berichtet dieser denn auch am
5. Mai, es sei da eine »Litanei der Deutschen* erschienen,
in der er mehrfach angegriffen werde, doch das Schlimmste
sei, dass »man unter den &rgsten Lasterungen dem heiligen
und unstraf lichen Statthalter Christi alles Bose anwQnsche*;
und am 8. Mai hielt er es doch far nOtig, die Litanei, »in
der diese Spitzbuben so lasterlich vom Heiligen Vater
redem, einzusenden*). Die Nennung des mutmasslichen
!) ZGORh. XIII, 273 f. 299 f. — *) Aleander am 3. Juni bei Ein-
sendung der Schlettstadter Schriftstucke. ZGORh. XIII, 282 f. Th. Brieger,
Aleander und Luther 1521, S. 231. — •) Gedruckt bei J. E. Kapp, Kleine
Nachlese II, 500 ff. BOcking, opera Hutteni II, 53 sqq. — 4) Vgl. meine
Bearbeitung der >Depeschen Aleanders vom Wormser Reichstage*, 2. Aufl.
Halle 1897, S. 66 f. 79. 213. 220. Der von Wimpfeling gebrauchte Aus-
druck »lamentatio Germaniae et Letaniac ist eine ahnlkh freie Wiedergabe
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264
Kalkoff.
Verfassers unterlasst er, weil er tiberhaupt derartige Mit-
teilungen, die ihn bei dem Einvernehmen der deutschen
Humanisten mit romischen Kurialen wahrend seines Auf-
enthalts in Deutschland ihrer Rache aussetzen konnten,
fur seine Ruckkehr nach Rom aufsparte.
Fur den heutigen Beobachter ist es nun ganz un-
zweifelhaft, dass bei der eleganten und frivolen Form der
Satire, der Vertrautheit mit Personen und Verh<nissen
auf dem Reichstage, dem Appell an Hutten nur der in
Worms anwesende kilhne Westfale Hermann von dem
Busche1) als Verfasser in Betracht kommen kann. Der
damaligen Kritik aber geniigten - zumal bei dem Miss-
trauen und der Leichtglaubigkeit Aleanders2) — weit ge-
ringere Anhaltspunkte, wie die Ausf&lle gegen die Monche,
die Habgier der romischen Kurtisanen und — Wimpfelings
Lieblingsthema — die Konkubinarier, um damit einen zu
peinlicher Verfolgung ausreichenden Beweis der Autor-
schaft zu begninden. Spiegel wird also seinem Oheim
einen Wink gegeben haben, dass es fQr ihn an der Zeit
sei, solchen Verdacht des Spezialinquisitors8) fiir die luthe-
rische Ketzerei zu widerlegen und sich durch eine unzwei-
deutige Erklarung tiber sein Verh<nis zu Luther den
Riicken zu decken*). Wimpfeling w£hlte die minder
demtttigende Form eines Briefes an seinen Neffen, den er
auch nicht mit seinem Namen zu unterzeichnen brauchte
und den dieser vielleicht auch nicht im Original nach Rom
des Titels wie bei Aleander und bezieht sich keineswegs auf iwei verschiedene
Schriften.
*) t)ber dessen damalige umfassende satirise he Polemik ira Buude mit
Erasmus vgl. meine Untersuchung im Archiv f. Ref.-G. I, Kap. VI, S. 58 ff.
— *) Vgl. seine Shnliche Beweisfuhrung gegen Erasmus bei P. KalkofF, Die
Anfange der Gegen reform at ion in den Niederlanden, Halle 1903, II, 47 f.
50 f. — *) Balan, Mon. reform. Lutheranae p. 17. — 4) Dies wird auch der
Magistrat von ihm verlangt haben, der um die schwere Beschuldiguog seines
Mitbiirgers gewusst haben muss; denn Wimpfelings Rechtfertigung wurde
seiner Sendung an Spiegel mit dem gleichen Datum beigefugt, und in dem
Schreiben an seinen Sachwalter in Rom versichert der Rat am 14. Juni, dass
ihm und dem Pfarrer, »auch anderu, so darunder verdacht sin«, in Luthers
Sache Gewalt und Unrecht geschehe. Giny S. 81 Anm. 4, wo in den Fol-
gerungen ubersehen wird, dass man auch in der Schlettstftdter Ratsstube
sich trefflich aufs Dissimulieren verstand.
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Wimpfelings kirchliche Unterwerfung. 265
befordern Hess. Es genilgte wohl vorerst, wenn der Nuntius
eine Abschrift zu seinen Akten nahm.
Es war nun gewiss eine berechtigte und loyale Abwehr
jener Beschuldigung, wenn er seine durch kOrperliche
Gebrechen begrdndete Unfahigkeit zu jeder schriftsteile-
rischen Tatigkeit betonte und darauf hinwies, dass es ihm
bei seiner stets bew&hrten Verehrung fur die geheiligten
Kultusformen der Kirche nie beikommen konnte, sie zu so
geh&ssigem Zwecke zu missbrauchen. Auch durfte er mit
gutem Gewissen seine Anhanglichkeit an das Papsttum und
seine Ehrfurcht vor der Person des jeweiligen Oberhauptes
der Kirche erharten durch die Erinnerung an fruhere lite-
rarische Leistungen wie sein Auftreten gegen den Konzils-
versuch des unseligen Andreas ZamometiS, Erzbischofs von
Granea1) (1482), seine recht bedenkliche Verteidigung der
scholastischen Theologie2) gegen das mit masslosen
Schimpfereien in rednerischen Bildern und Holzschnitten
Uberladene Pamphlet des Jakob Locher (Philomusus), seine
poetische Bittschrift an Julius IT. um Niederschlagung des
von den Augustinern gegen ihn in Rom angestrengten
Prozesses8), sein Gedicht an Leo X., eine Rechtfertigung
seiner Angriffe auf die Geistlichkeit durch das Unwesen
der Pfriindenh&ufung und des Konkubinats.
Leidlich annehmbar klingt ja auch die Entschuldigung,
dass seine kirchenpolitischen Schriften, die trotz ihrer
Schwachen den wirksamsten Beitrag bildeten, den er zur
ersehnten Kirchenbesserung geliefert hatte, nur »Divo
Maximiliano iubentec entstanden seien (15 10), wie auch
schon auf dem Titelblatte des Auszugs aus der pragma-
tischen Sanktion vermerkt war. Er konnte nun sehr wohl
wissen, dass jener Versuch eines kaiserlichen Vorstosses
gegen die Kurie mindestens ebenso sehr von dem leitenden
Minister, dem Kardinal Matth£us Lang, erst Koadjutor,
dann Erzbischof von Salzburg, gewunscht und betrieben
worden war: denn einen Hauptpunkt bildete die Forderung,
der Papst miisse einen »natus et perpetuus in Germania
») ZGORh. XIII, 118 f. Knepper S. 34. Pastor, Gesch. der Papste II,
545 ff. — «) in der Schrift »Contra turpem libcllum Philomusit (15 10); vgl.
Knepper S. 216 ff. — 3) Knepper S. 194 f.
Zcitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. a. 1 8
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266 Kalkoff.
legatusc ernennen, dem alle bisher nach Rom gehenden
Geschafte zu iibertragen seien. Erst neuerdings hat sich
nachweisen lassen, dass dieses Streben des ehrgeizigen
Staatsmannes nach dieser politisch wie finanziell gleich
schwerwiegenden Stellung an der Spitze des deutschen
Episkopats bis zum Reichstage von Worms eine wichtige
Rolle in den Beziehungen der Kurie zum Reiche gespielt
hat1). Und Wimpfeling hat denn auch, wie es der Vor-
gesetzte seines NefFen zu hOren wiinschte, sich in seinem
Gutachten dahin ge£ussert, dass der Erzbischof von Salz-
burg Anspruch auf eine solche Wiirde habe2). Auf den
in Worms anwesenden Kifchenf&rsten durfte er sich aber
jetzt nicht mehr berufen, denn unbequem war ja jenes
Gutachten ftir die Kurie erst geworden durch die von
Wimpfeling im Arger Qber die r&mischen Missbrauche
vorgenommene Veroffentlichung einzelner Stiicke in den
Jahren 1513, 15 15 und zumal 1520, wenn auch der letzte,
besonders auff&llige Akt wesentlich auf Rechnung des
zeitweilig stellenlosen Sekret&rs Spiegel zu setzen war8).
Und wenn er diese Polemik mit dem guten Zweck der
Sicherstellung der heimischen Pfarrgeistlichkeit rechtfertigt,
so lasst er sich dabei durch den alten Hass gegen den so
oft von ihm befehdeten Ordensklerus wieder zu einem gif-
tigen Ausfall fortreissen, w&hrend doch soeben erst im
41. Artikel der Bulle Exsurge die Forderung der Auf-
hebung der Bettelorden verdammt worden war.
Hochst bedenklich ist es aber, wenn er in dem Haupt-
punkte, statt schlechthin seine Verwerfung der Lehren
"Luthers und Gleichgultigkeit gegen seine Person zu ver-
sichern, mehr beweisen will, als dazu nfitig war, und aus
!) Vgl. meine Untersuchungen Arch. f. Ref.-G. I, 387 f., Forschungen
zu Luthers r6m. Frozess, Rom 1905, S. 100 — 107 und »Beziehungen der
Hohenzollern zur Kurie« usw. in den »Quellen u. Forsch. aus ital. Arch. u.
Bibl. Rom 1906. — *) Knepper S. 255 rT. bes. 265. 366 (zum Texte vgl.
ZGORh. XVIII, 173). Zugleich strebte ja Lang nach dem Erzbistum Magde-
burg, was W. gleich falls beriick sich tig t. — Da diese Arcana des kaiserlichen
Kabinetts sich im Ernest. Ges.-Archiv befinden, so sind sie eben auch wie
die Denunziation Maximilians gegen Luther vom 5. Aug. 15 18 von Spiegel
an Kursachsen verkauft worden. Forsch. zu Luthers Prozess S. 11 — 14. 149.
— ») ZGORh. XII, 597 f. XIII, 86 if. 119 ff.
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Wimpfelings kirchliche Unterwerfung. 267
dem alten Federkriege mit den Augustinern von 15051)
tiber das legend&re MOnchtum ihres Heiligen einen per-
sonlichen Hass gegen jedes Mitglied des Ordens herleitet,
der ihn von vornherein zn jeglicher Geraeinschaft mit dem
verdachtigen Monchlein unfahig gemacht habe.
Denn diese Behauptung steht in schroffem Wider-
spruch zu seinem Sendschreiben an den Bischof Christoph
von Basel vom 1. September 1520, mit dem er das von
ihm in Schlettstadt neu gedruckte Manifest des Erasmus
in Sachen Luthers, dessen Brief an den Erzbischof von
Mainz, begleitete2). Die Tragweite dieser VerOffentlichung
ergab sich mir erst nach Feststellung zvveier Tatsachen:
einmal, dass die Verdammungsbulle vom 15. Juni, die Eck
und Aleander erst Ende September nach Deutschland
brachten, schon Anfang September in den rheinischen
Humanistenkreisen in einem Sonderdruck verbreitet war
und dass damals schon ihre Bekampfung eingeleitet wurde3);
und ferner, dass man an verschiedenen Stellen gleichzeitig
auf den Ausweg verfiel, vom Papste die Zuriicknahme des
angeblich durch unlautere Machenschaften erwirkten Urteils
zu verlangen: die Suspension der Bulle Exsurge wurde
der Kurie im Juli vom Kurfutsten Friedrich vorgeschlagen,
im Oktober von Erasmus in umfassender pers&nlicher und
literarischer Agitation betrieben*). Wenn also Wimpfeling
seinen alten Freund aufforderte, im Verein mit den librigen
deutschen Bischofen und Fursten, sowie der Eidgenossen-
schaft den Papst von der Vernichtung Luthers zurtick-
zuhalten, so bedeutete dies eben auch die Vervverfung des
auf den ublen Einfluss Unberufener zuruckgefuhrten End-
urteils; auch die Begrandung geschieht durchaus mit den
Worten des Erasmus, dass n&mlich Luthers Lehre, von
einigen Sonderlichkeiten abgesehen, evangelisch sei, wie
auch sein unstraflicher Lebenswandel beweise; und schliess-
lich vertritt auch Wimpfeling wie Erasmus und Kursachsen
die Forderung eines unparteiischen, unabhangigen Schieds-
l) Kneppcr S. 187 ff. — *) ZGORh. XIII, 117 f. Knepper S. 318 f.
— *) Zu Luthers r6m. Prozess. Z. f. K.-G. XXV, 522—526. — *) Z.
f. K.-G. XXV, 516 ff. Die Verroittlungspolitik des Erasmus, Archiv f.
Ref.-G. I, 19—23.
18-
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268 Kalkoff.
gerichts. Obwohl die Bulle Exsurge eine derartige Be-
giinstigung des Heresiarchen unzweideutig verbot und mit
den gleichen Strafen wie dessen ausftihrlich gekenn-
zeichnete Irrlehren bedrohte, hat Wimpfeling somit noch
gegen seine Ausstossung aus der Kirche protestiert; er
hatte selbst angesichts des consistorialiter bekr&ftigten
papstlichen Urteils sich nicht uberzeugen konnen, dass
Luthers Richtung klie prinzipielle Negierung der alten
Kirchec bedeute und hat schliesslich seine Lossagung von
ihm nicht, wie sein neuester Biograph meint '), auf Grund
solcher aus freien Stttcken gewonnenen Einsicht, sondern
erst unter dem Drucke einer schlau berechneten und
schwer zu widerlegenden Beschuldigung schriftlich be-
kundet, wobei er jedoch jeder Ausserung fiber die Lehre
Luthers aus dem Wege ging.
Dem geangsteten Greise wird man seine kleinlichen
Ausfliichte nicht allzu hoch anrechnen. Dem Nuntius
geniigte diese Art der Unterwerfung; und so hat wohl
Aleander im Jahre 1523 eine vielleicht von den in ihrem
Pfriindengeschaft beeintrachtigten Landsleuten Wimpfe-
lings gegen ihn angeregte Verfolgung durch den Hinweis
auf das folgende Schriftstuck fur uberflQssig erklart1).
l) Knepper S. 319. — *) In Ab&nderung einer frttheren Vennutung
ZGORh. XIII, 285. Knepper S. 321. Der rOmische Prokurator des Magi-
strats, der Schlettstadter Joh. Mann , beschwert sich am 3. September fiber
die Bekfimmernis, die ihm und andern Kurtisanen durch unwahrhaftige
Schriftstellerei »von etlichen sunders* zugefugt worden sei. Geny S. 82.
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Wiropfelings kirchliche Unterwerfung. 269
Beilage.
Schkttstadt, 18. Mai 1521.
Ja. Wimphelingus Ja. Spiegel iureconsulto, imperiali secretario,
nepoti charissimo S. D.
Mi fill, Deum, qui omnia novit, testor, conscientiamque mille
testes aequantem testor, me omnium dialogorum, invecti varum,
lamentationis Germaniae et Letaniae immunem esse et innocen-
tissimum. Absit, ut senex ad octogesimum vergens annum his
ludicris me involvam, ut sacras litteras a spiritu sancto inspiratas
ad prophana et secularia negotia detorqueam. Haec aetas alios
mores exigit. Meum esset nunc, si prae caligine visus possem,
legere vigilias defunctorum et psalmos penitentiales pro delictis
iuventutis meae. Utinam, qui memoria et visu deficio, vel horas
legere possem; scribere quidem amraodo nihil possum, neque,
si possem, adeo afficerer fraticello illius praesertim ordinis, qui
me gravissime persecutus est, ut pro eo quicquam scriberem.
Putas tu, me oblitum esse livoris et persecutionis fratrum ordinis
Augustiniani, cuius membrum est Lutherus, qua me nuper fun-
ditus exterminare molitus est, cum nullus eorum unquam mihi
verbum fecisset, also omechtig verzagti b&flwicht, contra doctrinam
Christi: si peccaverit in te frater tuus etc. Me propria in per-
sona vocari fecerunt Romam, in magnas impensas intruserunt, in
sermonibus suis famam meam dilacerarunt. Ego patienter tuli,
sciens me propter peccata maiori dignum contemptu, et ut clarius
cognoscas innocentiam meam, legito libellum meum contra ineptas
picturas Philomusi, legito epistolas meas ad quendam ex muni-
cipibus nostris. Legatur epistola mea pro Sixto Quarto ad Cra-
ianensem legatum; carmen meum ad Julium II., qui me ex
faucibus invidiosissimorum Augustini fraticellorum clementer eripuit;
legatur carmen ad hunc Leonem Decimum piissimum Pontificem;
in his animus meus deprehendetur.
Fateor tamen ante annos decern et supra ad arduam Maxi-
miliani Caesaris requisitionem decerpsisse epitoma pragmaticae,
non quod earn per omnia approbem; addidi et gravamina et
abusus quorundam curialium, imrao etiam eorum, qui Romam
non adierunt, solicitante et postulante Caesarea Maiestate, cui
honeste negare non potui, cum in sua et imperii civitate natus
sim et alitus. Omnia tamen bono animo egi, quippe ut divinus
cultus augeretur, animabus melius consuleretur, beneficia minus
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270
Kalkoff.
decrescerent et ut ad ilia docti etiam ascendere possent et ut
in patria mea clerus etiam esset secularis, quae quidem quinque
monasteriis gravata, ne dicam contaminata est.
Ex Sletstat, vigilia Penthecostes, anno XXI.
Avunculus.
Kopie, von Spiegel fur Aleander hcrgcstcllt, in Cod, Vat.
6igg, fol. 42. Darunter von anderer Hand: Epistola excusatoria
Jacob! Wimpfelingi de Luthero.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein.
Ladenburg und Hagenau.
Von
Karl Freiherrn von Reitzenstein.
I.
Zur Trennung des pfalzischen und badischen Heeres.
Nach dem Waffenerfolge, den Ernst von Mansfeld bei
Wiesloch-Mingolsheim (1622, 27. April) fiber das bayerisch-
ligistische Heer davontrug, hatte die allgemeine Kriegslage
am Oberrhein eine entschiedene Wendung zu gunsten des
Pfalzgrafen Friedrich genommen. Stand doch nach dem
Bundnisvertrag von Germersheim !) (1622, 22. April) auch
Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach , die pfal-
zische Politik unterstutzend, kampfgerustet im Felde. Schon
trug das Haupt der Liga, Maximilian I. der Katholische,
Besorgnis, dass die feindlichen Streitkrafte vom Kraichgau
her, den mittleren Neckar uberschreitend, durch Wurttem-
berg und die Markgrafschaft Burgau bis nach Bayern vor-
brechen konnten. Von hOherer Warte aus erteilte Maxi-
milian seinem in Wimpfen befindlichen Generalleutnant
Johann Tserclaes Freiherrn von Tilly am 4. Mai schon
besondere Weisungen, wie er sich im Verteidigungskriege
verhalten sollte2). Und gerade an diesem Tage trat am
Kriegsschauplatze eine plotzliche Verschiebung des pfal-
•) Der Wortlaut ist zu finden bei: Gmelio, M., BeitrSge zur Geschwhtc
der Schlacht bei Wimpfen. Karlsruhe 1880, S. 116. — *) Mtinch. AUg.
Reichs-A. 30jahr. Krieg, Bd. LXXXV 552. Maximilian an Tilly. Munchen
4. Mai 1622 . . . Nachschrift Maximilians. Cone. Ebenda Bd. LXXXVIII
245. Munchen 4. Mai 1022. Weisung Maximilians an die Generalkommissare
Ebenda Bd. XV 243. An Erzherzog I^opold 4. Mai 1622,
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272
von Reitzenstein.
zischen Heeres vom Elsenzgau nach dem unteren Neckar
ein. Auf gegnerischer Seite vollzogen Gonzalo Fernandez
de Cordova und Tilly am 3. und 4. Mai bei Wimpfen ihre
Vereinigung1). Fur einen bevorstehenden Kampf blieb
also Markgraf Georg Friedrich von Baden jetzt auf seine
eigenen Krafte angewiesen.
Den Vorg&ngen, wie sie in der Woche nach dem
Treffen bei Wiesloch-Mingolsheim (27. April bis 4. Mai)
zur Trennung der pfalzischen von den badischen Streit-
kraften fuhrten, hat man bisher nach dem ungiinstigen
Ausgange der Schlacht bei Wimpfen (6. Mai) eine besondere
Bedeutung zugemessen f).
Die ersten Massnahmen des Siegers waren allerdings
geeignet, im bayerischen Lager den Eindruck des Er-
staunens zu erregen. In Cfberschatzung des Gegners hatte
man eine nachdrQckliche Verfolgung erwartet, die ein Ent-
rinnen ausschloss:
Una salus victis nullam sperare salutem!
Anstatt sich dem Feinde an die Klinge zu heften,
richtete Mansfeld seinen noch am 27. April gegen 9 Uhr
abends angetretenen Riickmarsch zun£chst tiber Langen-
brticken nach Bruchsal.
Die Beweggrunde zu dieser nach der Kriegslage an-
fechtbaren Handlungsweise sind wohl in den Charakter-
eigenschaften des pf&lzischen Heerfuhrers zu suchen. Mans-
felds selbstsdchtige Bestrebungen waren, abgesehen von
*) Munch. Allg. Reichs-A. 3qjahr. Krieg Bd. LXXXV 556 Tilly an
Maximilian. Wimpfen 3. Mai 1622. Ebeuda Bd. LXXXVIII 252. Die bayer.
General • Kriegskommissare an Maximilian. 3. Mai 1622. — f) Fruhere
Erorterungen dieser Frage finden sich bei: Gmelin, M., Beit rage zur Geschichte
der Schlacht bei Wimpfen. Mit 2 PI an en. Karlsruhe 1880, S. 160. Mans-
feld s Trennung von Georg Friedrich. Obser, K., Der Feldzug 1622 am
Oberrhein nach den Denkwurdigkeiten des Freiherrn Ulysses von Salis-
Marschlins, bringt S. 63 eine eingehende Untersuchung : Vereinigung Mans-
felds mit dem Markgraf en. Klopp, On no, Der Dreissigj. Krieg bis zum
Tode Gustav Adolfs 1632, Paderborn 1893 S. 168, lasst eine Vereinigung
des Pfalzgrafen mit Markgraf Georg Friedrich nicht gelten und erleichtert
sich damit die Ldsung der Trennungsfrage. Villermont, Le comte de Tilly
ou la Guerre de trente ans 1618 — 1632. Paris, Tournay i860, S. 171.
Mansfeld et le Margrave . . . crurent pouvoir de se separer sans peril: setzt
xloch eine vorher stattgehabte Vereinigung voraus?
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 273
der Erhebung zum Fiirsten1), auf die Erweiterung seiner
im Unterelsass erst begrundeten Lehensherrschaft Hagenau
g-erichtet. Sogleich nach der Ankunft zu Bruchsal, am
Morgen des 28. April, erklarte der willfahrige Pfalzgraf
Friedrich in der Domherrnstube Ernst von Mansfeld in
Gegenwart der Obersten zum Fiirsten unter Zueignung
der kriegsrechtlich in Besitz genommenen speyerschen
Gebietsteile, denen im besondern noch die Veste Rothen-
burg und Grombach einverleibt wurden.
Nach Verleihung des Furstenstandes wurden (noch am
28. April vormittags) Rat und Bdrgerschaft der bisherigen
Residenzstadt Bruchsal unter dem Druck der Waffengewalt
zur Ableistung des Homagialeides herangezogen. Als
Statthalter ernannte Pfalzgraf Friedrich den Obristen der
Leibgarde Heinrich Grafen zu Ortenburg1).
Inzwischen hatte Tilly seinen Riickzug tiber das Neckar-
bergland nach Wimpfen bewerkstelligt. Hier trachtete er
seine gef&hrdete Lage wieder zu festigen.
Zunachst nahm Tilly Bedacht, die verlorene Verbindung
mit Generalkommissar Alvaro de Losada aufzunehmen3).
Nach seiner Auf kl&rung gegen Nussloch war Losada schon
am 28. April von Ladenburg nach Heppenheim an der
Bergstrasse zurQckgegangen, ohne Fiihlung mit Tilly nur
anzustreben*).
') Nach einem »Bericht auB der Konigl. Mayst zu Beheim KOnig
Friederichen Churfursten Pfalzgraven Hauptquartier zu Brussel 20/30 Aprilis
1622 von einem soldaten der dabey und mit gewesene, wire die Erteilung
-des Fiirsten titels an den Grafen Ernst zu Mansfeld schon am 15. '25. April
erfolgt (?) (Munch. Allg. Reichs-A. 30JShr. Krieg Fasz. XVIII 1 50 Blatt
191—197. — ») Obser, K., Der Feldzug 1622 ... S. 59. Mansfelds Ver-
halten nach der Schlacht. Der erwahnte >Bericht aus dem Hauptquartier des Kur-
fursten Friedrich v. d. Pf. d.d. Bruchsal 20./30. April 1622, setzt die »mit sonder-
baren Froloken der Unterthanen* erfolgte Huldigung auf den 20./30. April 1622.
— ») Mttnch. Allg. Reichs-A. 30jfthr. Kr. Fasz. XVII 143 a. An Obrist-
leutnant von Eyneiten nacher Weinheim. [Wimpfen] 30. Aprilis 1622. —
4) Coleccion de Documentos ineditos para la histona de Espafia. Por los
Seftores Marques de Miraflores y Don Miquel Salva. Tomo LIV. Madrid
1869 p. 173: Copia de carta aut6grafa de don Alvaro de Losada Laden-
bourg 27 de abril 1622. A visa su marcha con las tropas hacia Oppenheim.
In diesem Schreiben ist Epenem fQr Heppenheim und I^aberguerstort fttr
Bergstrasse zu lesen. Dann p. 176: Copia de carta autograft de don Alvaro
de Losada a don Gonzalo Fernandez de C6rdova Epenem 29. avril de 1622.
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274
von Reitzenstein.
Obwohl sich Tilly balci^ an C6rdova in Oppenheim
wandte, urn den spanischen General zur schleunigen Untei>
stutzung zu bewegen *)> so suchte er doch auch kurmain-
zischfc Truppeiiteile • an sich zu ziehen*). . Zur Sicherung
der Nachschube ordnete Tilly an, dass die noch im schwa-
bischen Kreis dtirch den Virngrund nach Krautheim im
Anmarsch begrifFenen Verst&rkungen sogleich den Riick-
marsch nach Ingolstadt und DonauwOrth antreten sollten.
Dagegen waren alle in diesem Amt bereits eingetrofFenen
Ersatztruppen sogleich nach Wimpfen als Sammelpunkt
zu richten8).
Wie ersichtlich, traf Tilly bereits Anstalten, sich fiit
den Verteidigungskfieg einzurichten.
In der Absicht, sich an dem im Kraichgau begonnenen
Festungskrieg zu beteiligen, brach am 30. April das ptal-
zische Heer von Bruchsal auf*). Das Hauptquartier nahm
mit 40 Kompagnien zu Pferd seine Richtung zunachst nach
Sinsheim, vor welchem Orte, in DCihren, Georg Friedrich
schon am 29. April nachmittags eingetrofFen war8).
Die im Felde steheriden pfalzischen und badischen
Heereskrafte hatten somit an der Elsenz zum ersten Male
engere Fiihlung genommen.
Noticias del movimicnto dc sus tropas. Villermont le comtc de, Ernest de
Mansfeldt Bruxelles 1866 T. II. p. 10.
>) MQnch. Allg. Reichs-A. iojahr. Kr. Fasz. XIV 129. Tilly al Cor-
dova (Di Wimpfen 29. Aprile 1622?). Dieses Schreiben verdient Beachtung,
weil es eine kurze Darstellung des Treffens bei Wiesloch-Mingolsheini
(27. April) enthalt. — *) Miinch. Allg. Reichs-A. 3qjahr. Kr. Fasz. XVII
143 a. An Amptraann zu Amorbach CVyimpfen) 30. April 1622. — *) In-
struction vor Johann Staudingern Gelaydts-Gommissario: waB des ankhom men-
den Volckhs halber zu verrichten. De Dato Whnpfen d. 29 Aprilis 1622;
Munch. Allg. Reicbs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII 143 a Cone. vgl. aucb
Band LXXXV 514 der gleichen Akten: Max an Tilly. Munchcn 30. April
1622. Verzaichnis WaB fur Volckh zu RoB und FuB Unserm General-
leittnant von Tilli zukhoromen werdet (2 1 Komp. z. Pf. 9 Fahnl.). — *) M. Geh.
Staats-A. K. schw. 548/16 Protestantische Korrespondenz S. 18. Eigen-
handiges Schreiben des Pfalzgrafen Friedrich an Herrn Georg Erasmus von
Tschernenobl. Bruchsal 20./30. April 1622 . . . Ich ziehe itzunder dem Feind
nach, Hof mit Gottes Hulft guten Succes unserer Sachen — 6) Munch.
Allg. Reicbs-A. 30j&hr. Kr. Bd. LXXXVIII 324. Georg Friedrich von
Baden an Statthalter und Rate zu Udenheim. Uff dem rendez-vous bey
Daren 20/30. April 1622 . . . Als Wir gestrigen Tags mit Unserer beysameiv
habenden Armada dieser orthen angelangt ...
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 275
Im Lager des Pfalzgrafen baute man . nach der am
27. u. 28. April betatigten Haltung Georg Friedrichs die
berechtigte Hoffnung auf, daft er den Bayern auf den
Leib rilcken werde. Es gewirint sogar den Anschein, als
ob die Bekampfung Tillys durch den Markgrafen von
Baden allein auf einer Vereihbarung unter den Verbiin-
deten beruhe *).
Georg Friedrich nahm nach der Ubergabe von Sins-
heim, 30. April, in der Tat seine Richtung auf Wimpfen
zu, indem er am 1. Mai das badische Lager nach Ehrstadt
verlegte a).
Allein schon am nachsten Tag verschob der Markgraf
von Baden den Sitz seines Hauptquartiers von Ehrstadt
tiber Hasselbach nOrdlich nach (Neckar-)Bischofsheim 3).
Unterdessen waren die Pfalzer zur Einschliessung von
Eppingen geschritten. Hierzu riickte der Hauptteil der
Reiterei (40 Komp. zu Pferd) von Sinsheim an4), wahrend
Infanterie und Artillerie die von Bruchsal nach Eppingen
fQhrenden Strassen beniitzten. Die plalzische Heeresleitung,
welche sich am 30. April in Steinsfurth befand, verblieb
auch am 1. Mai in diesem Orte.
') Munch. Geh. Staats-A. K. scbw. 548,16 Protest. Korrespond. Bl. 52
Miscellanea vnderschidlicher correspondenzen auss dem Reich und anderer
orthen nacher Haidlberg von vnderschidlichen Jahren ergangen: Bl. 74 No. 133
Auszug aus Biiefen des Obristen Joh. Georg Poblis vnd Secret; Weiss: Schon
am 28. od. 29. April wird bestimmt davon geschrieben »doB Baden die
Bayern rechtschaffen abzahlen werde«. Mtinch. Allg. Reichs?A.
Fasz. XVIII 150 f. 198. Extract d'une lettre escrit de Mons. Weis secre-
taire de Son Ex. le General le Comte Mansfeld au Baron de Winnenberg
du date de Biussel ce 19 d'Avril 1622. Touchant Monseign. le Marquis de
Tourlach j'esperc qu'il fera bien et s'avancera avec ses trouppes pour donner
une brave cassade aux Bavarois comme desca il en a pris trois cents pri-
sonniers. '■— *) Mlinch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVIII 150 Bl. 202.
Johann Thomas Eysenschmidt an Kanzler von der Grtin. Schweigern 23. April
1622 ... Badens F. Gnaden haben mit deren armaden den Weg vf Wimpfen
genommen, wir durch Richen . . . Gmelin, Beitr. S. 60 (Bericht Wilhelm v.
Sitzingen S. 15) und S. 160 Anm. 55. — s) Manch. Geh. Staats-A. K.
schw. 31 8 Ostenreich und Tirol. Georg Friedrich an Erzherzog Leopold zu
Osterreich. Datum im Hauptquartier zu Bischoffsheim den 22. Aprilis
Anno 1622. — 4; Gmelin, Beitrage etc. S. 60. Wilhelm von Sitzingen
berichtet: Die gledchwohl durch unsere (badische) Armada nicht sondern der
Rechten seitten dem Holtz zu nach dem weg Eppingen marschirt.
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276 von Reitzenstein.
Erst am 2. Mai begab sich Pfalzgraf Friedrich mit
seinem Stabe fiber Richen in das Vorland von Eppingen.
Einige bis Treschklingen vorgeruckte pfalzische Truppen-
teile verfugten sich ebenfalls nach dem Sammelplatz bei
dieser Stadt.
Nach der Einnahme der Platze Eppingen und Hils-
bach wurde das pfalzische Hauptquartier ostwarts nach
Schweigern verlegt und traf 1 1 1jt Uhr nachts in diesem
Unterkunftsorte ein. Um den gesunkenen Geist der
Knechte zu beleben, soil sich Pfalzgraf Friedrich vor
Eppingen selbst dahin geaussert haben: »dafi er bald nach
der Pfaffengasse zu ziehen gesonnen sei, dort werde es
den Soldaten wohl besser ergehem1). Jedenfalls war um
diese Zeit der friihere Plan einer gemeinsamen Besetzung
der Reichsstadt Heilbronn durch Pfalz und Baden schon
aufgegeben2).
Der Schluss ist berechtigt, dass man pfalzischerseits
am 3. Mai, dem Ruhetag in Eppingen und Schweigern,
bereits in Erwagung zog, nach dem unteren Neckar auf-
zubrechen. Es lag hierbei die Absicht zu grunde, Tilly
zur Aufgabe seiner Stellung zu bewegen, oder dem ge-
schlagenen Feinde den Riickzug uber Ladenburg abzu-
schneiden. Ganz aus dem theoretischen Rahmen der
Strategic fiel Mansfelds Unternehmen nicht hinaus8).
») Diesen Ausspruch des PfalzgTafen Friedrich hat Jobann Thomas
Eysenschmidt vom Hdrensagen berichtet: Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr.
Kr. Fasz. XVIII 150, 203. Schweigern 3. Mai 1622. — *) Munch. Geh.
Staats-A. K. schw. 548/16. Protestant. Korresp. S. 20. Zeitung vom
25. April 1622. Hier ist der Wortlaut: Und soil Pfalzgrav Durlach vnd
Mansfeldt mit ihrer Armee in zweyen Tagen allda sein . . . Im Vergleich
mit Gmelin, Beitr. S. 119. Zeitung vom 25. April, bezieht sich wohl die
Frist von zwei Tagen auf die Zeit des Verweilens in Heilbronn und nicht
auf den Zeitpunkt des Eintreffens? — 8) Obige Ziele kommen zum Ausdruck:
Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXV 563 (Abschrift in Fasz.
XVIII 149 Nr. 4). Meinem lieben Binder Johann Loichingern Salzbeambten
und Preugegcnschreibern zu Traunstein zuzustellcn. [Kriegskommissar Wolf-
gang Loichingcr an seinen B ruder Joh. Loichinger in Traunstein, Wimpfen
8. Mai 1622] . . . zugleich auch nachdeme Sy sich verglichen dafi Pfaltz-
grav vnd Manfifelder mit thails volck wider zuriickzogen die BergstraB vnd
den Rhein welche Guarnisonen mit Spanischen volckh besetzt auch wider ein-
zunehmen verhofft . . . Abdruck bei Gmelin, M. Beitr. S. 44 C. Extract, deft
verlautTs zwischen Mons: Diili vnd dem MarggratT von Durlach; ferner: La
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Dcr Feldzug dcs Jab re i 1622 am Oberrhein. 277
Ein Ratschlag Tillys sogar kann hier zu gunsten der
pfalzisch-badischen Kriegfiihrung ins Treffen gefiihrt werden.
Denn als es sich um die erwartete Annaherung der
spanischen Infanterie handelte, zog Tilly in Berechnung,
dass der Feind nach der Eroberung von Sinsheim seinen
Weg fiber das Neckarbergland nach Ladenburg nehmen
werde1).
Der in aller Eile am 4. Mai fiber Sinsheim erfolgte
Abmarsch des pfalzischen Heeres beruhte auf ein Uber-
einkommen mit dem verbiindeten Georg Friedrich von
Baden. Es war unter der Voraussetzung geschlossen, dass
Cordova sich mit Tilly bei Wimpfen noch nicht vereinigt
babe. Sie hielten daher eine Trennung fur gefahrlos.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Inhalt einiger
am 3. Mai von Obrist Peblis n&chst dem Briickentor vor
Heilbronn aufgefangener Schreiben fur den beschleunigten
Aufbruch Mansfelds den Ausschlag gab2).
grande Et Signage Victoire emportee en champ de bataille par l'armee
Catholique sur l'armee Protestante allant au n ombre de vingt mille com-
batants etc. etc. Le Comte Palatin ny le comte de Mansfeld ne se trou-
uerent pas a ceste deffaite (namlich bei Wimpfen) Us estoient allez auec
d'autres trouppes pour occuper le passage de Neccar a Ladembourg pres de
Heidelberg et empescher la retraicle des Catholiques en cas qu'ils eussent
este vaincus; mais ayant eu aduis contraire que leur armee estoit deffaite, le
dit Comte Palatin en retouma etc. etc. Naheres fiber diese Druckschrift bei
Gmelin, Beitrage etc. S. 50.
») Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XIV 129 Tilly al C6rdova
Cone. (Wimpfen 30. April?). [Zwar ohne Zeitangabe all ein nach dem Satz
. . . tiene assidiato Sintzheim ... am 30. April oder I. Mai als Antwort
eines Schreibens v. 29. April 1622 ausgestelh] e che facesse auanzare la sua
infanteria uerso Ladenburg per far testa al nemlco da quella parte caso
che hauesse in animo d'andarui . . . Opel J. O. Der niedersachsisch-danische
Krieg I. B. Halle 1872 S. 313 nimmt irrtumlicherweise an, dass C6rdova
bei Ladenburg den Neckar ttberschritten habe. — ») Munch. Allg. Reichs-A.
30jahr. K. Fasz. XVII 143 a. An Herrn Ambtmann zu Neckher Sulm zu
uberantworten von Dietrich Rodewaldt. Heilbronn 5. Mai 1622. ... in dieser
Stunde werde ich von meinem schwager EliaBen alhier bench tet, daB Junckber
Walther Greek und Reinbardt von Gemmingen gestern nach dem Thor-
Sperren ihme haben angezeigt, wie daB verschienen Dinstag abend ts alB eben
der von Beblitz vf hailbronn zugeritten ein Bayrischer Curier mit vielen
Briefen vorm Brucken Thor beim alten Necker seinen Reutern vnder die
hand kommen denselben sehr vertrundt (bedrangt) die brief ab: neben dem
Curier mitgenohmen. Daruf gestern alfibalden Pfalzgraf und Mansfeld t
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278 von Reitzenstein.
Bayerischerseits blieb die am 4. Mai angetretene Be-
wegung der Pfalzer nicht unbemerkt. Aus den Meldungen
gewann Tilly den Eindruck, dass Mansfeld seine Richtung
nach der Markgrafschaft Baden-Durlach genommen habe.
Rasch entschlossen wollte Tilly in diesem Falle am
5. Mai von Wimpfen aus die Verfolgung der Pfalzer un-
verzuglich aufnehmen. Die Entfernung Mansfelds h&tte
also bei Tilly in der Tat den erwunschten Erfolg erzielt:
doch sicher ein Beweis, dass das Vorhaben der Verbun-
deten der Lage entsprechend war1). Allein der am 4. Mai
in Wimpfen eingetroffene Cordova versagte seine Zu-
stimmung und hat damit far den Sieg am 6. Mai unbewusst
den .Grund gelegt.
Ob Georg Friedrich und Mansfeld am 4. Mai uber die
Anwesenheit Cordovas Kenntnis besassen, dafur fehlen ein-
wandfreie Beweismittel2). Das Sammeln von Nachrichten
uber den Feind war fur die Verbundeten erschwert.
mit ihrem volckh ufgebrochen und eilendts vf Sintzen zu Marscfairt, den
Durlach mit, seinem Volckh, wie sie vorgeben mit 24 m Mann hinderlassen.
») Munch. AUg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XIV 129. Tilly al C6r-
dova. Di Wimpfen li 4. di Maggio 1622 (Cone, in zwei Teilen). Intendo
che'lnimico (con buona parte della sua gente) si sia ritirado et habbia laccuto
il suo Rendevous a Eppingen il che mi far pensare che si uada ritirando nel
Marchesato di Turlach. II che se fosse sarei di parcre che noi lo
seguissimo ancor domani per non dargli tempo: aspettaro dunque da
VSIllsa in torno a scio il suo parere, mentre etc. In deutschet Sprache
lautet diese Ansicht Tillys etwa wie folgt: Ich erfahre, dass der Feind sich
[in ansehnlichcr Starke] zuruckgezogen und seinen Sammelplatz zu Eppingen
geraurat hat, was mich vermuten lasst, dass or auf die Markgrafschaft (Baden-)
Durlach zuruckgeht. Wenn das der Fall ware, dann wUrde ich der Meinung
sein, dass wir ihn noch morgen verfolgen, um ihm keine Zeit zu
las sen. Ich werde also von Eurer Exzellenz die Riickant wort auf Gegen-
wartiges abwarten. — *; Fur das Gegenteil sprechen: Munch. Allg. Reichs-A.
jojahr. Kr. Fasz. XIX 159. Aufgefangene verschiedene Correspondenzen
de annis 1622 23. Der markgraflich badische Sekretar Johann Abel an den
Wohl-Edlen Herrn Johann von LeubelAngen Der Stadt Nftrnberg wohl-
bestellten Obristen zu Nurnberg. Durlach 8/18 May Ao 1622 . . . Weyl
aber Don Cordua Im ^Tilly) mit 2 Regimentern zu FuB vnd (wie wir
hernach erfahren) 21 Cornet Reuttern durch den Odenwald zu Hilff
khommen. Gmelin, Beitr. S. 74 (Beschreibung der Schlacht von Wimpfen
von dem Heilbronner Ratsherrn Johann Philipp Orth v. Jahre 1631) allein
das Herr marggraf als der ihme den gewissen Sieg imaginirt ... von dem
spanischen succurs die gcringste nachrichtung gehabt . . . ferner:
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberihein. 27 Q
Tilly dagegen suchte mit Hilfe seiner im Lande ange-
kniipften Verbindungen zu ergriinden, ob der pfalzische
Heerfuhrer seine Truppen von der Elsenz nach der Rhein-
ebene hin in Bewegung setze. Auch diese Auftr&ge gingen
aus dem Drange Tillys hervor, den AngrifFskrieg wieder
zu beginnen1).
Im Umkreis von Wimpfen, dem Stiitzpunkt Tillys,
war insbesondere das Gelande zwischen Neckar und Elsenz
von der bayerischen Reiterei aufs sch&rfste beobachtet.
Hierfur spricht nicht allein die am 2. Mai erfolgte Gefangen-
nahme von 10 badischen Kundschaftern, sondern auch die
Unterbindung des Verkehrs zwischen den furstlichen
Bundesgenossen , trotzdem sie sich siidwestlich Wimpfen
nochmals genahert hatten2).
Denn das badische Heer war am 4. Mai abends aus
der Zone Neckarbischofsheim-Ehrstadt sudlich nach Gem-
mingen marschiert.
Georg Friedrich, dessen Hauptquartier noch am 4. Mai
nach Schweigern verlegt wurde3), verlangte jetzt von der
auch der \ertr6ste spanische succurs nit ankommen. Obser, Feldzug
1622 am Oberrhein nach: The negotiations of Sir Thomas Roe in his Embassy
to the Ottoman Porte from the year 162 1 to 1628 etc. etc. London MDCCXL
T. I. S. 40: Bericht Francis Nethersole's an Thomas Roe. Mannheim
20. Mai 1622 . . . Mansfeld und Markgraf Georg Friedrich sahen sich in ihrer
Erwartung get&uscht, dass C6rdova von einer Vereinigung mit Tilly absehen
werde. Frankfurt. Mefire). 1622 (zwischen Frankfurter Fasten meB und
Herbstmefi) S. 13.
*i Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII 143a. Datum
Wimpfen 4. Mai 1622 . . . sonderlich aber wohl in acht nehmen, ob nit
etwa Mansfeldisches vnd anderes feundliches Volckh widerumb zuriickh vber
Rhein setzen mSchte. La Grande et Signalee Victoire etc. . . . s'arrestant
seulement a espier ses mouvements et considerer sa mine, . . . (Gmelin, Beitr.
5. 51). — *) Sitzingens Bericht in Gmelin, Beitr. etc. S. 61, dann: Mdnch.
Allg. Reichs*A. 30jahr. Kr. Fasz. XIX 159. Aufgefangene Correspondenzen
de anno 1622/23: Copia. Schreiben vom Pfalzgrafen Friedrich an den
Markgrafen von Baden. Schweigern den 24. April 1622 (nicht am 29. April
wie unten am Rande spater irrtumlich vermerkt). Friedrich wollte zwei am
3. Mai aufgefangene Briefe bayerischen Ursprungs dienstbereit an Georg
Friedrich tibersenden, ebenso cinen die Stadt Selz beruhrenden Revers. [Da
-das Schreiben vom 4. Mai aus Schweigern an den Markgrafen abging, so
kdnnrte man schliessen, dass Georg Friedrich noch nicht in diesem Ort lag?]
— •) Sitzingen 64 (bei Gmelin, Beitr.) im Zusammenhalt mit: Mflnch. Allg.
Reichs-A. 30jfihr. Kr. Fasz. XVII 143 a. Dietrich Rodewaldt an Herrn
Amtmann zu Neckher Sulm. Heilbronn 5. Mai 1622.
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280 von Reitzenstein.
nahen Reichsstadt Heilbronn Proviant fittr seine Truppen.
Er vertrostet zugleich die Stadt, dass er in kurzester Zeit
Heilbronn besetzen werde1). Die im Felde stehenden
badischen Streitkrafte hatten tibrigens eine nicht unerheb-
liche Mehrung an Reiterei erfahren.
Pfalzgraf Friedrich flberliess vor seinem Abschwenken
gegen Heidelberg sein Regiment zu Pferd Generalleutnant1)
und 4 franzosische Kometts an den Markgrafen von Baden.
Verstarkt durch diese Truppenteile ruckte Georg
Friedrich am 5. Mai ttber Kirchhausen und Biberach in
das siidwestliche Vorland von VVimpfen.
Er hegte die Absicht, den belagerungsm&ssigen An-
grift gegen die befestigte Stadt zu eroffnen8).
Ob nun die vollzogene Trennung aus einer zwischen
dem Markgraf Georg Friedrich und Mansfeld vorherrschen-
den Spannung abzuleiten ist*), dariiber fehlen zwar be-
stimmte Anhaltspunkte. Die eben geschilderten Bewegungen
im Kraich- und Elsenzgau lassen anscheinend ein ziel-
bewusstes Handeln der VerbQndeten nicht erkennen.
Es waltet die Neigung zum Festungskrieg entschieden
vor, wobei jeder Teil seinen eigenen Wegen folgt.
») Mttnch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII 143 a. Dietrich
Rodewaldt an den Amtmann zu Neckarsulm. Heilbronn 5. Mai 1622.
. . . Itzt verlangt Durlach fllr sein volck so noch zu Schweigern und daselbsten
herumliegt auch Proviant mit vertrdsten, dafi es nit lang wehren mdchte die
Statt von Ihroe und seinem volckh auch versichert sein soile. In Erg&nznng
zu: Gmelin, Betrage etc S. 122 u. 123. Schriftverkehr zwischen Markgraf
Georg Friedrich und der Stadt Heilbronn 3. bis 5. Mai 1622. — *) Diese
Benennung in der Designation des Obristen und Generalkommissart Pdblis-
vom 19. Mai 1622 (Stadtarchiv Strassburg A A. Actes constitut. et polit.
Fasz. 2049 28—31). — ») Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XIX
159. Sekretar Abel an den WohlEdlen Herrn Jobann von Leubelfingen
Der Stadt Nttrnberg wohlbestellten Obristen zu Niirnberg. Durlach 8. May
Ao 1622. — *) Obser, K., Feldzug 1622 am Oberrhein S. 63 fiihrt hierzu
den bisher nicht verwerteten Bericht Francis Nethersoles an Thomas Roer
Mannheim 20. Mai, an: for want of victuals or other priuat respects [The
negotiations of Sir Thomas Roe on his Embassy to the Ottoman Port etc. I.
S. 40]. Zu dieser Ansicht Nethersoles soil erganzend wirken: Fritsch A. v. Tag-
buch von seinen Thaten und Schicksalen S. m. [Es ist zu bemerken, dass
sich Fritsch in seinen Aufzeichnungen in mehreren Punkten als unverl&ssig
erwiesen hat.]
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Dcr Fcldzug des Jahrcs 1622 am Obenhein. 281
Es lfisst sich auch nicht leugnen, dass die Versorgung
der seit 1. Mai westlich von Wimpfen und Heilbronn ver-
sammelten Truppenteile mit Lebensmitteln den Verbundeten
schwer fiel. Denn ihre Starke betrug 30000 Mann. Allein
die sich ergebenden Hindernisse w&ren zu uberwinden
gewesen, zumal ja der Kriegsschauplatz in der Neckarpfalz,
einem befreundeten Gebiete, lag1).
Abgesehen von politischen Gesichtspunkten liegen die
treibenden Krafte fQr eine Absonderung des Markgrafen
von Baden auf psychischem Gebiete.
Georg Friedrich war in der Vorstellung befangen*),
mit seinem trefflich ausgerusteten und vom besten Geiste
beseelten Heere dem Feldherrn der Liga allein gewachsen
zu sein.
Mansfeld fiel dabei die Aufgabe zu, den Markgrafen
zu entlasten. Das Gefuhl von Hass und Verachtung fur
Tilly war Georg Friedrich fremd. Und unbillig ist es, dem
erprobten Vorkampfer der akatholischen Partei die Rolle
eines von persOnlichen Interessen geleiteten, auf Mansfelds
Erfolge eifersiichtigen »Condottiere« aufzupragen 8).
Der am 6. Mai bei Wimpfen iiber das badische Heer
erfochtene Sieg Tillys und Cordovas legte mit m£chtigem
Schlage den Irrtum klar, der fiir eine Trennung der Ver-
bundeten bestimmend einwirkte. Wenn im Kriege das
Gelingen den Masstab fiir die Zulassigkeit einer Handlung
bildet, so stellt sich die Zweiteilung der pfalzisch-badischen
Streitkrafte freilich als unabsichtlicher Fehler dar.
Dem Pfalzgrafen Friedrich, der am 6. Mai bei Heidel-
') Gardiner Sam. R. The history of England from the accession to' the
outbreak of the civil war (1603— 1642) Vol. IV 1621 — 1623 London 1883
p. 3 10: »it was a physical impossibility to occupy the same position for more then
one or two days without starvation* griindet sich wohl auf den vorerwahnten :
Roe Th. The negotiations of his embassy p. 40. — *) Gmelin, Beitr. S. 74
als der ihme (sich) den gewissen sieg imaginirt vf sein grofie macht und kriegs-
praeparatoria sich verlassen. — ») Vgl. dagegen: Gindely, Ant., Geschichte
des dreissigjahrigen Krieges 2. Abt. Die Strafdekrete Ferdinands II. und
der pfalzische Krieg (IV. Band des ganzen Werkes). Prag 1880. S. 8.
Villermont, le comte de, Ernest de Mansfeld. Bruxelles 1866. II 6. Klopp, O.,
Der dreissigjahr. Kr. 2 Bd. S. 168.
Zeitscbr. 1. Gesch. d. Obcrrh. N.F. XXI. a. 19
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282 von Reitzenstein.
berg den Neckar (iberschritt *), kann die Nachricht von der
Niederlage seines Bundesgenossen erst am 7. Mai erreicht
haben. Urn diese Zeit war die Belagerung von Laden-
burg schon im vollsten Gange.
II.
Eroberung von Ladenburg.
(8 Mai 1622).
Da von der pfalzischen Kavallerie, wie erwahnt, das
Regiment z. Pf. Generalleutnant und 4 franzOsische Kom-
pagnien z. Pf. fur das badische Heer zuruckgelassen wurden,
so standen unter Mansfield2) am 6. Mai:
1 1 Regimenter zu Fuss und
46 — 48 Kompagnien zu Pferd.
8 Geschiitze.
Die Gesamtstarke dieser Truppen hat 17500 Mann an
Knechten und Reitern keinen falls iiberschritten3).
l) Zum Aufenthalt ties Pfalzgrafen ist dienlich: Miinch. Geh. Staats-A.
K. schw. 548 16. Protestant. Korrespond. 1622—1624 Bl. 21. Pfalzgraf
Friedrich an Georg Freiherrn v. Windeck (in Vaihingen). Heidelberg 26. April
6. Mai 1622. Berufung Tschernembls in das pfalzische Hauptquartier.
Dieses Schreiben an Georg Erasmus von Tschernembl, der unter dem Namen
v. Windeck in Vaihingen in Wiirttemberg sich aufhielt, ist auf Bl. 73 des
gleichcn Bandes 548/16 mit 16/26 April 1622 bezeichnet. Es ist jedoch
sehr unwahrscheinlich, dass Pfalzgraf Friedrich sich schon am 26. April in
Heidelberg aufhielt (vgl. hiezu Gindely IV 363 und Obser, Feldzug 1622
s- 55 "• 57)- — 2) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII
398. Relation vnd warhafftige auBfiihrliche Erzehlung deren bclcgerung vnd
einnehmung der Statt Ladenburg: EylfT Reg. Fufivolkh vnd uff ongefehr ufT
46 Cornet Reutern. Frankfurter Mefirel. Von der Friihjahrs- bis zur Herbst-
messe 1622. S. 8 n Regimenter 48 Kornetts. — s) Zur Starke des pfal-
zischen Heeres am 6. Mai 1622: Nach dem Berichte der bayerischen General-
kommissare F. v. Muggenthal, J. v. Starzhausen und J. Ch. v. Ruepp an
Maximilian. Wimpfen 29. April 1622 (Miinch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr.
B. LXXXVIII 239) betrugen die pfalzisch-badischen Streitkrafte im ganzen
400CoMann; hierbei sind jedoch die in den Platzen der Pfalz und des Ober-
elsass (9000 Mann), sowie der Markgrafschaft Baden-Durlach (4200 Mann)
zuriickgebliebenen Besatzungen eingerechnet. Es verblieben demnach hochstens
27000 Mann fur den Fcldkrieg ubrig. Von dieser Zahl wurden auf die mark-
grafliche Armee 12300 Mann fallen, so dass sich fiir Mansfelds Heer noch
17500 Mann ergeben. — In einer spjitern Meldung der Generalkommissare
an Maximilian von Bayern, Wimpfen 13. Mai 1622 (Miinch. Allg. Reichs-A.
30jahr. Kr. LXXXVIII 359) betragt das pfaJzische Heer »etlich Tausend
Mann zu RoB und (etlichc Tausend) zu Fu6«. — In den ersten Monaten des
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Der Fcldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 283
Bei der Zusammensetzung des Heeres kommt zunachst
in Betracht: das Hauptquartier und der Generalstab
600 Mann1) )
600 Pferde J
Es folgt sodann Artilleriestab \ 95° JJ?™
) 450 Pferde.
Diese Angaben sind im Verhaltnis zur eben angegebenen
Truppcn- u. Geschutzzahl wohl als iibertrieben zu bezeichnen!
Infanterie:
1. Leibgarde-Regiment z. F. (Obrist Wilhelm von
Goltstein).
2. Regiment z. F. Mansfeld, genannt das Weiss und
Blaue oder Alte Regiment (Obristleutnant Thomas
Ferentz?)
3. Rotes Regiment z. F. Mansfeld (Obristleutnant J. v.
Schlammersdorff.)
4. Neues Regiment z. F. Mansfeld (Obristleutnant
Philipp von der Lipp genannt Hoen (?).)
Jahres 1622 wird das Heer Mansfelds auf 15000 Mann z. Pf. u. z F.
geschatzt (Munch. Allg. Kekhs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII 143a P. S. nach
27. Febr.? 1622). Frankf. Mefirel 1622 S. 32 16000 zu Rofi u. zu FuB.
Retter, J. Fr. Conr., Hessische Nachrichten, darinnen allerhand Historie und
Litteratur etc. Erste Sammlung Frankfurt am Mayn 1738 S. 100 gibt Mans-
felds Starke um den 31. Mai 1622 auf 1 6 OOO Mann an. fttterodt, Graf
Ernest zu Mansfeld hat S. 435 fttr den 13. Mai im Widerspruch zu S. 430:
12500 Mann zu Fuss 3000 Reiter. — Klopp, O., Der Dreissigjahrige Krieg
S. 163 hat fur 24. April 1 2 000 zu Fuss 6000 zu Pferd.
l) Stadtarchiv Strassburg A. A. Actes constitutifs et politiques. Fasz.
2049, Bl. 28 — 31. Bericht wie starck die armee seye v. wie viel proviant
sie taglich von nothen habe. Obrist Georg Hans von Peblis An die Hen-en
Maister und Rath der loblichen Stadt StraBburg. Hagenau 9/19 Mai 1622.
— Designation waB taglich fur Proviant vnd Fueterung Auflf Ihr Kflnig.
Mt Armada so vnder Ihro Excellentz vonn ManBfeld Commento Marschiert
von nothen. — (Dieser Ausweis tiagt zwar das Datum vom 19. Mai (n. K.), .
allein fur die Infanterie ist nur das Schweizerregiment zu erganzen. Bei der
Kavallerie sind 14 Kompagnien (namlich das Regiment Generalleutnant Joh.
Streiff von Lauenstein und die Lothringcr Kompagnien) abzurechnen. Die
im Grossh. Generallandesarchiv als Eigentum des Grossh. Hausfideikommisses
aufbewahrten »Kriegskollektaneen des Markgrafen Georg Friedrich von Baden.
Durlach Nr. 40 S. 427 enthalten cin: »Verzeichnus wie starck lhr Kong
Mayst zue Boheimb Armada Untter Dem Commando Ihr Excll. Herrn Graven
zu ManBfelld sein soll«, welches unzweifelhaft dem Jahre 1622 angehSrt.
19*
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284 von Ke>t*ensteiii.
5. Regiment z. F. Mansfeld (Obristleutnant Isaak Lim-
bach).
6. Gelbes Regiment z. F. Herzog Franz Karl von
Sachsen-Lauenburg.
7. Blaues Regiment z. F. Herzog Fried rich von Sachsen-
Weimar.
8. Englisches Regiment z. F. (Obrist Andrew Grey !).)
9. Regiment z. F. Waldmannshausen (Obrist Burkhard
von Waldmannshausen.)
10. Regiment des Generalquartiermeisters und Obristen
Hans Georg Poblis.
1 1 . Schweizer Regiment (Obristleutnant Hieronymus
Beck (Ftihrer: Sergeant-Major Ulysses Freiherr v.
Salis-Marschlins.)
Franzosische (auch Lothringer) Fahnlein: Msr. de
Boncourt, Baron de Beauvau, Mr. de Cherisey.
Kavallerie:
1. Leibgarde-Regiment z. Pf. (Obrist Heinrich Graf zu
Ortenburg.)
2. Regiment z. Pf. Mansfeld (Obristleutnant Rupprecht
von Gyffen.)
3. Regiment z. Pf. Mansfeld (Obristleutnant Claus von
Linstow.)
4. Regiment z. Pf. Mansfeld (Obristleutnant Daniel de
la Rive.)
5. Regiment z. Pf. Sachsen-Weimar (Obrist Herzog
Wilhelm zu Sachsen-Weimar.)
6. Regiment z. Pf. Sachsen-Lauenburg (Obrist Herzog
Franz Karl von Sachsen-Lauenburg).
7. Regiment z. Pf. Oberntraut (Obrist Johann Michael
von Oberntraut.)
*) Zur Truppenhilfe Englands: Miinch. Geh. Staats-A. K.. schw. 425/7
Bl. 112 (30). A Messieurs du Conseil de nostre Gendre le Prince Electeur
Palatin a Heidelberg. A New markett ce xm de Feurier 1622 huit mille
homines de pied et seize cents chevaux. KOnig Jakob I. von England Hess
gleichzeitig (1622) fur die Krone Spanien 2 Regimenter errichten, als deren
Obristen glaubenseifrige Katholiken: Archibald Campbell Earl of Argyll und
Edward Lord de Vaux of Harrowden genannt sind. Siehe Gardiner, Sam. R.,
History of England Vol. IV (1621 — 1623). London 1883 p. 305: English
regiments for Spain.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 285
8. (Englisches) Regiment z. Pf. Megant (Obrist Adrian
Megant.)
9. Regiment z. Pf. Lowenstein (Obrist Georg Ludwig
Graf zu LOwenstein.)
Um den Festungskrieg gegen die an der Bergstrasse
und namentlich am Rheine zuriickgebliebenen spanischen
Truppenteile zu decken, streiften bald pfalzische Reiter
nordlich bis uber die Weschnitz hinaus1). Sie uberwachten
die im Odenwald zum Main und Neckar fuhrenden Strassen,
um den Verkehr der Kundschafter mit Cordova und Tilly
zu unterbrechen. Hierbei wurde an der Bergstrasse Wein-
heim mit einigen Kompagnien besetzt2).
Ladenburg, in flacher, dicht bepflanzter Gegend zwischen
Mannheim und Heidelberg am rechten Neckarufer gelegen,
war am 14. November 1621 von Tilly ohne Schwertstreich
eingenommen worden.
Die Kriegsbrucke, welche Generalzeugmeister Freiherr
von Groote, den giinstigen Wasserstand des Neckar be-
nutzend, geschlagen hatte, war anfangs M&rz 1622 nicht
mehr vorhanden.
Der an Stelle des abwesenden Gouverneurs zum Kom-
mandanten von Ladenburg ernannte Obristleutnant Adolph
von Eynatten des (spanischen) Kurassierregiments Ysen-
burg*) war wenigstens um diese Zeit bedacht, mit dem
Bau einer Brucke uber den Neckar vorzugehen. Obwohl
das eingetretene Hochwasser eine Verzogerung verur-
sachte, so war Eynatten doch bestrebt, die Kriegsbriicke
bis etwa (Mittwoch) den 23. M£rz fertig zu stellen*).
») Mtinch Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XIV 129. Staffin au
Tilly De Starcquembourg ce 8 may 1622 a 12 heures a minuict . . . plus
outre parce que la Cavallerie de PEnnemy est tout d'alentour d'icy et de
1'Incertitude du Lieu. Staffin, der Kundschafter in der hessischen Starken-
burg bei Heppcnheim, ist wohl identisch mit Charles Staffin CapitSn im
wallonischen Terzio Gulzin (Col. de Doc. in6dit. LIV 35 — 38 Muestra pasada
a los tcrcios de infanteria espafiolen 10 de enero 1622). — *) M.AUg.RA.
Fasz. XVII 141. C6rdova al Baron xie Tilly, De Weynem al 10 de Mayo
1622. — s) Adlzreiter, Boicae gentis annalium P. Ill 96: Adolphus ab
Einoten vir rei militaris apprime sciens et manu strenuus ... — 4) Zum
BiHckenbau in Ladenburg: Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XIV
129. d'Eynatten au Tilly. De Ladenbourgh le 8« de Mars 1622. — Ebenda
d'Eynatten an Tilly; de Ladenbourgh le 21 de Mars 1622.
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286 von Reitzenstein.
Vor der veralteten Stadtbefestigung *), welche Laden-
burg umschloss, zog sich zur Verstarkung ein von zvvei
Bachen , der Kantel und Altenbach, gespeister Graben
hin2). Jenseits des Grabens breitetc sich noch bedecktes,
die Umsicht vielfach storendes Vorgel&nde aus. Um daher
das Schussfeld des Platzes frei zu halten, wurden jetzt die
Baume gefallt und alle Geb&ude, welche eine gedeckte
Annaherung batten begiinstigen konnen niedergelegt.
Hierbei verschonte Eynatten nicht einmal die im nordlichen
Vorland Ladenburgs, vor dem Wormser- oder Martinstor
gestandene Kirche zum hi. Martin.
Zum Schutz der Kriegsbnicke uber den Neckar liess
der Kommandant hinter einer am Ufer befindlichen Miihle
eine Befestigung in Halbmondsform errichten.
Mit dem Bau einer Schanze hinter dem Schlosse zu
Ladenburg begann der Verteidiger am 22. Marz und
stellte sie in vier Tagen fertig.
Schon um diese Zeit, als das pfalzische Hauptquartier
sich in Germersheim befand, sah der besorgte Kommandant
einem Angriff entgegen.
Hatte Mansfeld damals rasch gehandelt, der Platz
wurde sich bald ergeben haben, denn die Vorarbeiten zur
wirksamen Verteidigung konnten erst anfangs April be-
endigt sein3).
Die Kriegsbesatzung bestand w&hrend des Winters
1 62 1 22 aus dem bayerischen (vorher oberosterreichischen)
Regiment z. F. Schmidt*).
Obrist Valentin Schmidt von Wellenstein erhielt am
') Acta mansfeldica. Griindlicher Bericht von des ManBfelders Hitter-
thaten 1623, S. 134 . . . nach BeschafFenheit des ubel verwahrten Orts. —
2) tttterodt, Ludwig Graf zu Scharffenberg : Ernest Graf zu Mansfeld (1586
— 1626) Gotha 1867, S. 432. — s) Munch. Allg. Reichs-A. 3qjShr. Kr.
Fasz. XIV 129. d'Eynatten au Tilly. De Ladenbourgh le 25 de Mars 1622.
Si Mansfeldt me donne ancor temps de 8 iours j'espere etrc si bien provis
de retranchements que je ne craindray ces furies ... — 4) Westenrieder,
Lorenz: Beitrage zur vaterlandischen Historie, Geographie und Statistik etc.
4. Band. Miinchen 1792 S. III. Tagbuch des Augustin von Fritsch
(Obcrstcn und Commandanten der Stadt Weyden) von seinen Thaten und
Schicksalen im dreyfiigjahrigen Kriegc, S. 108.
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Der Feldzug dcs Jahres 1622 am Oberrhein. 287
24. Februar 1622 den Befehl sich zur Raumung Laden-
burgs in Bereitschaft zu halten1).
Die AblOsung des Regiments Schmidt erfolgte Ende
Februar durch 8 F&hnlein des (deutschen) Regiments z. F.
Ysenburg2), deren Starke an Knechten zwischen 700 — 1200
angegeben wird.
Dass die bayerische Heeresleitung in Ladenburg eine
betrachtliche Menge Fruchtvorrate3) — 3365 */2 Malter —
aufgehauft hatte, war Mansfeld nicht entgangen.
Nach der am 6. Mai zwischen 2 und 3 Uhr nach-
mittags von Heidelberg her erfolgten Einschliessung wurden
noch am gleichen Tage Anstalten zu einer Beschiessung
Ladenburgs getroffen4).
*) Munch. Allg. Reichs-A. 30jiihr. Kr. Fasz. XVII 143a. Den
24. Februar 1622 an Obristen Schmidt wegen Aufbruch von Ladenburg. —
*) Nach Miinch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XIV 129. (Marsch-
befehl) Copie de l'ordre donne au comte d'Ysenbourg 26 fevrier 1622:
3 conipagnies de Winningen et celle d'Ancre, Compagnie d'Jsenbourg, Com-
pagnie (Jean?) de Nassau, Comp. Linsenicq, Comp. Kerkem, Comp. Breit-
bach, Comp. Huffeling (im ganzen 10 Fiihnlein). Von ihnen gehorten zur
Ladenburger Oarnison: Linzenich, Breidbach, Huffeling (Hofkins), Knebel,
Amker, Gabenheim, Paul de Chastoy und 1 nicht naher bekanntes Fiihnlein.
Friisch, A. v., Tagbuch hat 2 Regimenter Spanier; ebenso Obser, K., Feld-
zug 1622 (nach Salis) S. 46 2 Regimenter z. F. — Col. de Docum. ined. LIV
188 desquels il y a avoit, environ septiem. Hans Christoph von Ruepp
bayer. Generalkommissar berichtet von 1200 Mann burgundisch Volk als
Kriegsbcsatzung von Ladenburg. (Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr.
Bd. LX XX VIII 280. Ruepp an Maximilian. Wimpfen 23. May 1622;.
In der ^cdruckten Relation des Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII
398 ist die Starke »ongefahr 700 gesunde Mann«. Le Mercure francois VIII
286 de mil a douze cents soldats. — 8) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr.
Bd. LXXXVIII 284. Cbergabsbescheinigung des bayerischen Proviant-
amts-Offiziers Michael Morath. Lautenburg (Ladenburg) 4. April 1622.
3365 Malter =- 40440 Scheffel. Obser, K., Feldzug 1622 S. 46 u. 48. —
*) Zur Belagerung Ladenburgs: Miinch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd.
LXXXVIII 397. Titelblatt der Druckschrift: Griindtliche | wathafftige vnd
aufifuhiliche Beschreibung defi gantzen Verlauffs | belangendt die BelUgerung
vnnd Einnehmung der Statt Ladenburg | so den 26. Aprill alten Kalenders
in diesem lauffenden 1622. Jahr von Graff Ernst von Mannfifeldt belagert | vnd
hernach den 28. gedachtes Monats vnd Jahrs von Ihm erobert worden : Auch
waB sich Zwischen J. Gr. Gn. vnnd Herrn Adolff von Eynetten | Grafflichen
Ysenburgischen Regiments Obersten Leutenant | in wehrender Belagerung
begeben und zugetragen Concipirt oder gestellt den 6. May altes | oder den
16. newes Calenders 1622. Und menniglich zu ohnfehlbahrer Nachrichtung
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288 von Reitzenstein.
Der Angreifer brachte hierzu 7 schwere Geschutze1)
hinter den Mauerresten der abgetragenen St. Martinskirche
in Stellung.
Mansfeld er&ffnete jedoch das Feuer nicht, ohne an
Obristleutnant von Eynatten die iibliche Aufforderung zur
Ubergabe des Platzes gerichtet zu haben. Erst nach Ab-
lehnung des Antrages begann das Breschieren der Stadt-
mauer in der Nahe des Wormser oder Martinstores , also
in der nordwestlichen Umfassung.
Nachdem die Batterie am 6. Mai durch die Abgabe
von 121 Schiissen keinen nennenswerten Erfolg erzielt
hatte, so wurden am 7. Mai noch 90 Schusse abgefeuert.
Trotzdem erwies sich die Stadtmauer unerheblich beschadigt,
weshalb man am 8. Mai die Belagerungsartillerie urn
vier Doppelkarthaunen der Mannheimer Bewaffnung ver-
st&rkte.
Die Wirkung von 1 1 Geschutzen *) verursachte im Laufe
des 8. Mai zwei Wolbungen in der Stadtmauer, so dass
bei anhaltendem Beschiessen eine gangbare Bresche zu
erwarten stand.
Bevor aber der Belagerer die entscheidenden Vor-
kehrungen traf, stellte er an den Kommandanten die noch-
malige Anfrage: ob er in Unterhandlungen treten wolle?
in often tlic hen Truck gegeben Anno MDCXXII. Ebendort 398 Relation
und warhafftige aussfurliche Erzehlung deren Belegerung und einnehmung etc.
(als Einleitung zum Texte). Collection de Documentos ineditos para la
Historia de Espafia. Correspondencia de Don Gonzalo Fernandez de Cor-
dova. Tomo LIV p. 188 — 193. Sitio y toma de Ladenburg occurrida en
8 de mayo. 1622. — Relation tres asseuree du siege et prise de la ville de
Ladenburgh laquelle a este assiege par le comte de Mansfeldt et son roi avec
onze regiments d'infanterie et environ cinquante cornettes de cavallerie le
vingt sixiesme d'auril stili veteri. Frankfurt. Mefirel. 1622, S. 2. Laden-
burg vom Graften Manfifeld erobert. Le Huictiesme Tome dv Mercvre
Francois etc. A Paris MDCXXVI p. 286. Ladebourg assiege. 16. Mai fur
Eroberung unrichtig. Obser Feld/.ug 1622 S. 66. Schuch, Christ. Theophil.
Politische und Kirchengeschichte von Ladenburg und der Neckarpfalz.
Heidelberg 1843. Die Zeitangabe flir die Einnahme (16. Mai) ist unrichtig.
') Sergeant Major v. Salis Marschlins berichtet von 12 aus Mannheim
herbeigeschaflFten groben Geschutzen (Obser, Feldzug 1622 S. 46). — 2) Nach
Sitio y toma de Ladenburg (Docum. ined. LIV 188) dagegen: et avecq qua-
torze autres grandes pieces par ensemble tirees, ebenso Relation 398 . . . und
zusammen mit 14 groben Stuck . . .
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 289
Im Weigerungsfalle wiirde schonungslos gegen die Stadt
und ihre Besatzung verfahren werden. Des Verteidigers
Antwort lautete dahin: dass er den Platz zu iibergeben
geneigt sei, wenn in vier Tagen keine Entsatztruppen vor
Laden burg eintr&fen. W&hrend dieser Frist wollte Eynatten
bei dem in Deidesheim weilenden Gouverneur von Laden-
burg, Obrist Ernest Graf zu Jsenburg, vorerst anfragen l).
Offenbar baute der Kommandant auf das baldige Heran-
nahen Cordovas, der durch Eilboten Staffin's aus Starken-
burg iiber die Belagerung verst&ndigt war.
Die Bedingungen, welche Graf zu Ysenburg bei der
Einnahme von Deidesheim (1621, 10. Dezember) gebilligt
hatte, sollten als massgebend gelten.
Da Eynatten zugleich um Ernennung bevollmachtigter
Offiziere ersuchte, so wurde pfalzischerseits Obristleutnant
Burkhard von Waldmannshausen bestimmt.
Der Verteidiger stellte jetzt das Feuer ein und ent-
sandte Hauptmann von Breidbach zu Mansfeld, um die
Unterbrechung der Feuert&tigkeit gegen den Platz zu
erwirken.
Seinen Hauptleuten empfahl Eynatten die zugeteilten
Stellungen dauernd zu bewachen.
Die Verwahrung der erzeugten Bresche iibertrug er
den Hauptleuten Linzenich und Knebel; Paul de Chastoy
sollte mit den herangezogenen Bewohnern die Ausbesserung
der Bresche ubernehmen, zu deren nachdriicklichen Ver-
teidigung noch 12 Hellebarden bereit gestellt wurden.
Als Eynatten in Erfahrung brachte, dass der Feind
versuche, die Verteidiger der aussersten Schanze hinter der
Muhle an der Kantelbach zur Fahnenflucht zu verleiten2),
begab er sich eilends zu jenem Abschnitt, um die Haupt-
leute von Gabenheim und Amker daruber zu vernehmen.
In der Tat batten sich die Knechte des Amkerschen
Fahnleins bis auf 12—15 schon zum Feinde geschlagen.
») Mercure fran^ois VIII 287. — *) Die ^Relation* im Miinch. Allg.
Reichs-A. (Bd. LXXXVIII 397) sowohl als ihre Urschrift in franzOsischer
Sprache (Doc. ined. LIV Sitio y toma de Laden burg) berichten von der An-
wesenheit eines jungen Herzogs von Sachsen- Weimar bei diesen Verhand-
lungen.
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2QO
vonReitzenstein.
Da Hauptmann Amker uberdies sein UnvermGgen
erklarte,dieVerteidigung fortzusetzen, so wurde das Aussen-
werk hinter der Muhle freiwillig geraumt und der Rest
seiner bisherigen Besatzung an das Neckartor zuriick-
gezogen, fur dessen Verwahrung noch ein Geschutz mit-
wirken sollte.
Inzwischen waren aber nicht allein die Mannschaften
des Hauptmanns von Gabenheim verraterischerweise zum
Feinde ubergegangen , sondern auch das Fahnlein Htiffe-
ling hatte nach allgemeiner Einstellung des Feuers seinen
Posten, die Schanze hinter dem Schlosse, in Erwartung
eines Vergleiches, verlassen1).
Das zum Bistum Worms gehorige Schloss in Laden-
burg hatte sich schon um 7 Uhr morgens ergeben2).
Der ins pfalzische Lager entsandte Hauptmann von
Breidbach kehrte mit dem Bescheid zuriick, dass Mansfeld
nur mit Obristleutnant von Eynatten selbst in Unterhand-
lungen treten werde.
Wenn iibrigens der pfalzische Heerfuhrer auf Be-
schleunigung drang, so ist es begreiflich. Befanden sich
doch die Vortruppen Cordovas am 8. Mai schon auf dem
Marsche nach Hirschhorn8).
Eynatten konnte sich nicht langer verhehlen, dass
durch die uberhandnehmende Meuterei seine Lage sich
verschlimmert habe.
Er beschloss, sich zum Heidelberger Tor zu verfugen
und ausserhalb der Umfassung vorerst mit Obristleutnant
von Waldmannshausen in Verbindung zu treten.
Angesichts der im Vorgelande zum Angriff auf die
Bresche bereitstehenden 7 pfalzischen Kompagnien*) gab
Eynatten die Behauptung des Platzes auf.
l) Obscr, Feldzug 1622 S. 46. — *) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr.
Kr. Fasz. XIV 129 Staffin au Tilly. De Starcqucnbourg ce 8 May 1622: le
fort s'est rendu 7 heures du matin. — s) Sie langten am 9. Mai in Hirsch-
horn an. (Zu entnehmen dem Schreiben C6rdovas an Tilly, Hirschhorn
10. Mai 1622: Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII 141.) —
*) Mercure francois VIII 287 sept compagnies Mansfeldiennes Doc. ined. LIV
191. Sitio y toma de Ladenburg: sept regiments en bataille. In der Relation
Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. B. LXXXVIII 397/7 ist statt >Detalie«
^Battaglia« zu lesen.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 20 I
Durch Vermittlung Breidbachs suchte er wenigstens die
Feldzeichen und die noch treugebliebene Mannschaft zu retten.
Uber die von Obristleutnant von Waldmannshausen
vormittags (iberbrachten Bedingungen wollte Eynatten mit
seinen Hauptleuten eben Beratung pflegen, als er, sich
umwendend, gewahrte, dass der Feind schon mit Macht
vertragswidrig gegen die Bresche vorruckte.
Ein derartiges Verfahren war bei der Nahe des Ent-
satzes geboten. Allein der Kommandant erhob Einspruch
und forderte Aufschub. um in die Stadt zuriickkehren und
den Widerstand fortsetzen zu konnen.
Vergeblich unternahm sogar Waldmannshausen Ver-
suche, die zum Sturm ansetzenden Kompagnien zuriickzu-
halten. Sie nahmen gegen 10 Uhr gewaltsam von der
Bresche Besitz, ohne in der entstandenen Verwirrung
erhebliche Gegenwehr zu finden »).
Um bei dieser Wendung sein Verhalten zu recht-
fertigen, berief sich Eynatten, vvohl in seiner Eigenschaft
als Sergeant-Major des Platzes*) auf zwei Sergeanten,
die er zu den Hauptleuten Linzenich und Knebel entsandt
hatte mit der Mahnung, die Sturmenden von der Bresche
kraftig abzuwehren.
Ohne an Ubergabe nur zu denken, war Eynatten
pflichtgemass bedacht gewesen , die Besatzung zu aus-
dauernder Haltung zu ermutigen.
Nach seiner Beteuerung sind die Antr&ge zu der am
8. Mai vormittags 1 1 Uhr abgeschlossenen Kapitulation
zuerst von Mansfeld im Entwurf vorgelegt worden8).
Noch waren die Verhandlungen im Gange, als schon
in den H&usern Ladenburgs durch eingedrungene Knechte
gepliindert wurde.
Viele der Verteidiger, die sich nicht fur den Pfalzgrafen
anwerben liessen, erlagen den Streichen des Eroberers4).
') Obser, Feldzug 1622 S. 46. — *) Zum Amt des Sergeant-Major einer
Festung vgl. Lavater, Hans Konr. Kriegsbuchlein. Das ist Grundtliche An-
leitung zum Kriegswesen. Zurich, Bey Joh. Jak. Bodmer 1659 S. 33. —
*> Acta mansfeld. S. 134 dagegen: ist dem Mansfelder ein ehrlicher accord prae-
sentiret worden. Der 3. Mai bei Gindely IV 362 ist unrichtig. — 4) Coll.
des mem. 29. Du Cornet, Histoire des Guerres II 37. 400 hommes.
Obser, Feldzug 1622 S. 46.
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292
von Reitzenstein.
Unter den Opfern der Belagerung befand sich der
bayerische Proviantamts-Offizier Michael Morath. Reiche
Fruchtvorrate und nicht zuletzt die Gelder der spanischen
Kriegskasse wurden den Pfalzern eine willkommene Kriegs-
beute. Es wurden 3000 Maker zum Teil nach Heidelberg
und Mannheim verbracht, zum Teil aber in Ladenburg
zur Verfugung des neuen Kommandanten belassen1).
Bei der Ubergabe der 8 Fahnlein des Regiments z. Y.
Ysenburg fand sich Pfalzgrat Friedrich selbst ein2).
Als Kriegsbesatzung wurden das Schweizer Regiment
Beck (4 biindnerische Fahnlein) und 1 Kompagnie Dra-
goner unter Obristleutnant Freiherrn von Salis-Marschlins
als Sergeant-Major in die eroberte Stadt verlegt.
Es war ein Gebot der sp&tern Kriegslage, wenn Pfalz-
graf Friedrich beschloss, den Platz nicht linger zu halten.
Ladenburg wurde in der Tat am 1. Juli geraumt3).
Das pf&lzische Heer verweilte zwar den 10. Mai
noch im Feldlager vor Ladenburg*), doch zogen sich jetzt
schon nordlich entsendete Abteilungen nach Mannheim
zuruck.
Am folgenden Tage (u. Mai) fand der Abbruch des
Lagers bei Ladenburg statt, dem der Abmarsch nach
Mannheim folgte5).
Von der ErOffnung der eben geschilderten Belagerung
verstandigt, brachen Cordova und Tilly vom 8. Mai ab
staffelweise von Wimpfen auf, urn gemeinsam den Entsatz
von Ladenburg zu unternehmen.
Die an der Spitze marschierenden spanischen Truppen-
teile trafen am 9. Mai in Hirschhorn im Odenwald ein
und setzten noch am gleichen Tage ihre Bewegung nach
«) Mttnch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII 395. F. v.
Muggenthal an Maximilian. Wimpfen 25. Mai 1622. Obser, Feldzug 1622
S. 48. — ■) Acta mansfeld. 1 622 S. 134. Nach Obser, Feldzug 1622 S. 46
war Pfalzgraf Friedrich schon am 6. Mai vor Ladenburg gegenwartig. —
3) Munch. Allg. Reichs-A. 3ojahr. Kr. Bd. XXXI 345 Pfalzgraf Friedrich
an Heinrich v. d. Merven. Dat. in Unserer Vestung Mannheimb den 1/11. Juny
ao 1622. Ebenda Bd.LXXIX 38 Mortaigne an Maximilian. Wimpfen 2. Juli 1622.
— *) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII 290. Mansfeld an
Kriegskommissar F. v. Muggenthal. Im Feldlager vor Ladenburg 30. April/
10. Mai 1622. — 5) Ebenda Fasz. XVII 141. Cordova au Tilly. De Weinem
a 10 de Mayo 1622. — Cordova al Tilly De Veinem II de Mayo 1622.
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Dcr Feldzug dcs Jahres 1622 am Oberrhcin. 20 \
Weinheim an der Bergstrasse fort, wohin C6rdova Offiziere
zur Aufklarung voraus entsandt halte1).
Der Fall Ladenburgs war dem spanischen General-
kapitan keinenfalls verborgen geblieben.
Das nachfolgende Gros des spanischen Heeres besetzte
unter Cordova am nachslen Tage — 10. Mai — Hirsch-
horn und seine Umgebung, urn sogleich nach Weinheim
vorzurucken.
Fur den hier erwarteten Obrist Sebastian Baur wurde
der Befehl hinterlassen, in Waldmichelbach Quartier zu
beziehen. Sollte Baur diesen Ort am 10. Mai nicht mehr
erreichen kOnnen, so ware in Schonmattenwag Halt zu
machen.
Der Kavallerie wurden einige nOrdlich Waldmichel-
bach im Odenwald liegende Ortschaften zur Unterkunft
angevviesen, wahrend Cordova selbst eine Archibusier-
Kompagnie z. Pf. als Schutzwache mit sich nach Wein-
heim nahm.
Hier traf in der Nacht zum n. Mai die Nachricht ein,
dass Mansfeld das feste Schloss Stein angreife und den
Kampf ungeachtet der nachtlichen Zeit fortsetze-J.
Stein, im gemeinsamen Besitz vonKurpfalz und Worms,
lag sudlich der Weschnitz vor ihrer Einmiindung in den
Rhein.
Auf der Ost-, Nord- und Westseite von dem natiir-
lichen Lauf der im Odenwald entspringenden Weschnitz
umspult, war der Graben vor der Sudfront durch Ableitung
dieses Flusschens gespeist.
Im Bereich der Befestigungen von Stein fiihrten die
beiden Strassen nach Worms und Gernsheim auf Brucken
uber den Rheinstrom und die Weschnitz. Das Schloss
bildete ursprunglich den linken Fliigel der von Bens-
!) MQnch. Allg. Reichs-A. 3qjahr. Kr. Fasz. XVJI 141. Cordova al
S5r Baron de Tilly Tenientc general de S(5r Ducque di Bauiera De Hirshorn
a 10 de Mayo 1622. — *) Miinch. Allg. Keichs-A. 30j&hr. Kr. Fasz. XVII
141. C6rdova al Tilly De Weinheim a 10 de Mayo 1622 a las onze oras
de la noche. De Roubaix de Soumoy irrt sich daher, wenn er das »fort
chasteau* fur das bischdHiche Schloss von Ladenburg h3.lt : Da Cornet, Histoirc
Generale des Guerres de Savoie etc. Bruxelles 1868 S. 38 (Collection do
Memoires relatifs a l'histoire de Belgiqne 29).
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294
vonReitzenstein.
heim an der Bergstrasse bis an den Rhein sich erstrecken-
den Landwehr1).
Die Veste Stein wurde 1621 im Oktober bei Cordovas
Einfall in die Unterpfalz eingenommen. Sie besass 1622
einige Fahnlein des wallonischen Tercios Gulzin als Kriegs-
besatzung.
In der begriindeten Befurchtung, dass sich die Veste
nicht lange wehren konnte, empfahl Cordova den Marsch
des bayerisch-ligistischen Heeres nach der Bergstrasse
moglichst zu beschleunigen. Mit vereinten Kniften wiirden
Erfolge gegen die Pfalzer zu erzielen sein.
Tilly beliess, um seine riickwartigen Verbindungen
besorgt, den Obrist-Feldzeugmeister Levin von Mortaigne
mit seinem Regiment z. F. in Wimpfen. Nach Heilbronn
verlegte Herzog Johann Friedrich von Wurttemberg als
Obrist der schwabischen Kreistruppen eine Garnison.
Einen Tagmarsch hinter den Spaniern verbleibend,
nahmen die bayerisch-ligistischen Truppen den Neckar
entlang ihre Richtung nach dem Odenwald hin.
Die noch am 8. Mai mitternachts an Tilly abgegangene
Meldung des Kommandanten von Starkenburg, Staffin,
von der Ubergabe Ladenburgs2) kann an das bayerische
Hauptquartier erst im Laufe des 10. Mai gelangt sein.
Denn als sich Tilly an diesem Tage in Mosbach an der
Elz befand, gab or seinem Kriegsherrn gegeniiber die
Meinung kund, das bedrangte Ladenburg noch entsetzen
zu konnen8).
Seinen Marsch fortsetzend erreichte Tilly uber Hirsch-
horn am 12. Mai Weinheim an der Bergstrasse. Bei
l) Hof- 11. Staats-Bibl. Miinchen, Handschr.-Samml. cod. germ. 1674.
Planthae oder Grundtrifi deren fiirnembsten Orther vnnd Stiitte in der vndern
Churfstl. Pfaltz gelegen sambt etlichen angrent/.enden so von 161 8 bifi jetzt
schwebenden 1621. Jahres zu bauwen vnnd zu fortificiren seind in Vorschlag
gewesen etc. verfertiget durch Lauren tium Engelhardum Heidelbergensem Anno
Salvatoris MDCXXI, fol. 41 Stein. — 2) Miinch. Allg. Reichs-A. 30jahr.
Kr. Fasz. XIV 1 29. Staffin au Msr de Tilly. De Starcquenbourgh ce 8 May
1622 a 12 heures a minuict: ce matin vers le dix heures Ladenbourgh s'est
rendu ... — ») Ebenda Bd. LXXXV 566. Tilly an Maximilian. Mosbach
10. Mai 1622. — Nach Villermont le comte de, Ernest de Mansfeldt T. II.
Bruxelles 1866 p. 11 hatte Maximilian von Bayern den beiden Heerfuhrern
C6rdova und Tilly moglichste Zuriickhaltung empfohlen?
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 295
seinem EintrefFen bot die Kriegslage am Rheine insofern
ein ver&ndertes Bild, als die Pf&lzer das rechte Ufer bereits
geraumt hatten.
Cordova gelang es inzwischen, den Kommandanten
der Veste Stein noch zu mahnen, den Widerstand auf
keinen Fall aufzugeben, da Truppen zu seiner Hilfe eiligst
im Anzug seien.
Allein trotzdem setzte der Kommandant die ange-
knupften Verhandlungen mit dem Belagerer fort. Hatten
nicht seine untergebenen Wallonen — im Gegensatz zur
versagenden Besatzung Ladenburgs — gedroht, ihn dem
Feinde auszuliefern, wenn er das Parlamentieren nicht
unterlasse, so ware Stein gefallen. Denn erst bei Ankunft
des verheissenen Entsatzes zogen sich die Pfalzer aus dem
Vorgel&nde der Veste auf ihr Lager zuriick1).
Nur die Steiner Briicke verblieb im Besitze Mans-
felds2j.
Die wallonische Besatzung des festen Schlosses Stein
wurde durch ein Fahnlein des (wurzburgischen) Regi-
ments z. F. Truchsess abgelOst3).
Das Vorhaben Mansfelds, sich der von 300 Wallonen
besetzten Stadt Oppenheim und ihrer Briicke zu bemach-
tigen, scheiterte an dem EintrefFen der Spanier und Bayern
an der Bergstrasse 4).
') Collection de mem., 29. Du Cornet, Histoire des guerrcs etc. II
p. 38. — ?) Gmelin, M., Beitr. z. Gesch. d. Schlacht bei Wimpfen, S. 140.
Pforzheim 18. Mai 1622. Contin. Mansfeld Kriegsh. 17. — *) Mttnch. Allg.
Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII 545. J. v. Starzhausen an Maxi-
milian. Pucha (Buchen) 18. Juni 1622. — 4) Mttnch. Allg. Reichs-A.
30jahr. Kr. Fasz. XIV 129. Paul de Bake au Tilly. A Gerau le 10 de May
1622: Et autres ont opinion qu'ils pourvoient bien aller vers Oppenheim
pour nous quitter le pont du dit Oppenheim. Gmelin, M.t Beitr. S. 46. —
Die Abgabe von Freudenfeuern in Oppenheim, den Burgen am Rhein und an
der Bergstrasse veranlasste das irrige Gerficht, dass Gernsheim belagert werde
(Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII 141. C6rdova al Tilly.
Veynem iide Mayo 1622).
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Die Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel.
Ein Beitrag zur Geschichte der pfalzbayrischen Politik
wahrend des ersten Koalitionskricges.
Von
Karl Hauck.
I.
Als die gewaltigen Umwalzungen, die seit 1789 Frank-
reich erschatterten , die Lande der geistlichen KurfQrsten
ergriffen, storten sie dort das behagliche Stilleben klein-
staatlicher Territorien. So viel es im einzelnen auch zu
klagen gab: die neuen Ideen, die GlQck und Freiheit ver-
sprachen, wurden dennoch keineswegs sofort und freudig
aufgenommen. Das alte Wort, dass unter dem Krumm-
stab gut wohnen sei, war kurz vor dem Untergang dieser
Gebiete noch einmal zu voller Geltung gelangt; ruhig hatte
man unter dem milden geistlichen Szepter dahin gelebt
und sehnte sich nicht nach einer Anderung, zumal die
sttirmische Gewalt, mit der die neue Zeit sich ankiindigte,
das Phlegma erschreckte, das die Bevvohner der rheinischen
Gegenden damals besassen !).
Anders war es in dem vierten rheinischen Kurfursten-
tum, in Kurpfalz. Wenn sich hier auch der Burger freier
fQhlte, als in dem politisch so eng verbundenen Bayern
und wissenschaftlicher Forschung hier eine wohnlichere
*) Treitschke, Deutsche Geschichte 1, 129. Hierzu auch Sorel,
l'Europe et la revolution francaise 3, 287 ... ils (die Rheinlfinder jener
Zeit) presentaient au plus haut degre cette inertie expectante, que les con-
ventionnels reprochaient aux Flamands.
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Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel. 297
St&tte bereitet war, als dort, so lagen doch die Tage, in
denen Karl Theodor sagen konnte: »fulgent litora Rheni«
in weiter Feme. Es war einst wie ein Aufatmen von
schwerem Druck gewesen, als vor einem halben Jahr-
hundert nach dem tatlosen Regiment Karl Philipps der
jugendliche Karl Theodor zur Regierung gelangte und den
Bediirfnissen seines Landes und Volkes mehr als seinen
eigenen BedQrfnissen zu entsprechen schien. Diese Zeit
war l&ngst dahin. Iramer mehr hatte er in die Bahnen
seines Vorg&ngers eingelenkt und war mit zunehmenden
Jahren, als ihn die Altersmudigkeit ilberkam, wie jener ein
willenloses Werkzeug seiner Umgebung geworden. Ihr
iiberliess er stets mehr die Verwaltung des Staates, und
der Tross seines Hofes, wie das Heer mittelloser Beamten
wussten sich auf Kosten des Volkes gute Tage zu bereiten.
So hatte sich in der Pfalz eine tiefgreifende Unzu-
friedenheit angesammelt und dem fremden Beobachter, der
bei Ausbruch der Revolution die Pfalz bereiste, erschien
es angesichts der gahrenden Zustande unerhort, dass hier
noch kein Aufstand ausgebrochen war.
Um unter solchen Verhaltnissen seine Lande mOglichst
vor jeder Ansteckung durch die revolutionaren Ideen zu
bewahren, erschien dem Kurfursten neben eineraufsstrengste
durchgefiihrten Zensur und einer ausgedehnten staatlichen
Aufsicht uber jede Lebensregung vor allem geboten, den
zwischen Osterreich und Preussen ausgebrochenen Krieg
mit der franzOsischen Republik von seinen Grenzen und
dem Reiche fern zu halten.
So sind denn die ersten Jahre des Koalitionskrieges
von dem angstlichen Bestreben Karl Theodors erfullt, sich
selbst und seinem Lande die Neutralitat zu bewahren, und
er kam in eine recht beengte Lage, als w£hrend dieser
Verhandlungen im Februar 1793 der Reichskrieg ausbrach
und er sein schuldiges Kontingent zu dem Reichsheere
stellen musste. Wie ihn die fortgesetzten Beziehungen
zu dem franzosischen Feldherrn dem Kaiser verdachtig
machten, so erregte er auf der anderen Seite durch diese,
wenn auch nur gezwungene Teilnahme am Reichskrieg
das Misstrauen der Franzosen, und es wollte ihm nicht
gelingen, ihnen den Zwang der Verhaltnisse, unter denen
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. a. 20
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298
Hauck.
er stehe, begreiflich zu machen. Ohne auf die Einwendungen
des Kurfursten zu achten, bauten sie vielmehr dem einzigen
Bollwerke der pfalzischen Festung Mannheim, der in ihrem
Wert sehr verschieden beurteilten Rheinschanze gegen-
iiber, zwei Batterien auf, um zu verhindern, dass unter
dem Schutze der Festung deutsche Truppen den Rhein
iiberschritten.
Diesem Vorgehen gegeniiber begntigte sich der Kur-
fQrst mit einer geringen Instandsetzung der seit langen
Jahren vernachl&ssigten Mannheimer Festungswerke, konnte
sich aber nicht dazu verstehen, Reichstruppen zum Schutze
des Landes und der Stadt in die Festung aufzunehmen,
trotzdem ihm der Erbe der Kur, der Herzog Karl von Zwei-
briicken, warnend vorstellte, dass in Zeiten wie den gegen-
wartigen der Satz Geltung gewinne, wer nicht fur mich
ist, der ist wider mich — ein Satz, dem der Kommandierende
der Reichstruppen, Prinz Josias von Sachsen-Koburg noch
versch&rfend hinzufugte, dass dieses Wort hier doppelt in
Wirkung trete, weil derjenige nicht fur mich ist, der fur
mich zu sein die Pflicht hat1).
Ohne auf die Empfindungen und Wiinsche des Kur-
fursten weiterhin Rucksicht zu nehmen, allein von der
Sorge um die Pfalz und seinen eigenen kleinen Besitz
geleitet, wandte sich Herzog Karl an den kaiserlichen
General Wurmser und bat ihn flehentlich um Hilfe und
Rettung fur Mannheim. Da Wurmser zugleich den Auftrag
des Kaisers besass, die Stadt durch kaiserliche Truppen
zu schiitzen, so legte er am 30. Dezember 1793 zwei Divi-
sionen Kavallerie, zwei Bataillone Infanterie und etliche
Stuck schweres Geschtitz in die Festung. Mit dieser Mass-
regel erkl&rte sich der Kurfiirst einverstanden, wies aber
das fortgesetzte Drangen des Kaisers, die Garnison noch
weiter zu verstarken, mit dem unwilligen Bemerken zuriick,
er werde sich bei etwaigen weitergehenden Zudringlich-
keiten und Drohungen klagend an das Reich wenden2).
l) Bayr. St. A. K.bl. 195/15. Herzog Karl von Zweibrucken an den
Kurfursten Karl Theodor. Mannheim 15. Marz 1793. — Prinz Koburg an
Lehrbach. Koblenz 18. Febr. 1793. — ») K.bl. 384/46. Der bayrische
Minister Vieregg an den kurpfalzischen Minister Gf. Oberndorff. Mfinchen
27. Febr. 1794.
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Sendung dcs Frcih. v. Reibeld nach Basel. 209
Vergegenwartigen wir uns nun kurz die Ereignisse
des Jahres 1794. Die Niederlande bildeten zunachst den
Kriegsschauplatz; seit Mitte Marz befand sich, einem drin-
genden Wunsche des Erzherzogs Karl folgend, auch der
Kaiser bei der Armee. Nach erfolgreichem Beginn des
Feldzuges wandte sich das GlQck: am 26. Juni fiei bei
Fleurus die Entscheidung, der Prinz von Koburg wurde
durch Jourdan vttllig besiegt und kam wenige Wochen
spater mit der Bitte urn Enthebung von seinem Armee-
kommando der Entlassung zuvor, welche die Verbiindeten
dem Kaiser als Bedingung ihrer weiteren Anteilnahme am
Kriege gestellt hatten. Den Oberbefehl iibertrug der
Kaiser an Clerfayt, den altesten seiner Generale, bis er,
falls dieser sich nicht bewahre, Zeit finde, andere Mass-
regeln zu ergreifen. In erster Linie trug er ihm auf, fur
die Hebung der gesunkenen und verkommenen Manneszucht
bei den Offizieren, wie bei den Soldaten Sorge zu tragen.
Aber auch Clerfayt kampfte ungliicklich. Vor dem
andringenden Feinde wich er iiber den Rhein zuriick und
in den Herbsttagen 1794 gingen Belgien und das linke
Rhein ufer mit Ausnahme einiger weniger fester Platze dem
Reiche verloren.
Dicse ungliicklichen Ereignisse verfehlten ihren Ein-
druck auf Kftnig Friedrich Wilhelm II. von Preussen nicht.
Einst hatte er sich fur den Krieg gegen die Republik an
der Seite des Kaisers begeistert, jetzt aber kamen ihm
doch Stunden, wo er zweifelte, ob es recht gewesen, sich
in einen Krieg zu verwickeln, der die Interessen seines
Staates so wenig beruhrte; die Wirren in Polen, die zur
dritten und letzten Teilung des Landes fuhrten, erforderten
zudem seine ganze Aufmerksamkeit und eine entsetz-
liche Geldnot lahmte seine Bewegungen. Die Aussicht,
bei der Friedenssehnsucht zahlreicher Stande »die Rolle
des Friedensfiirsten* spielen zu konnen, begann seinem
Ehrgeiz zu schmeicheln und machte ihn (Ende November)
geneigt, in Unterhandlungen mit Frankreich zu treten,
deren Ergebnis der Friede von Basel war1).
') Bail leu, Konig Friedrich Wilhelm II. und die Genesis des Friedens
zu Basel. Hist. Ztschr. 74, 273 ff. Sorel, l'Europe et la revolution fran-
chise 4, 96; 133 ff.
20*
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300 Hauck.
Diese Verhandlungen nun waren von weittragender
Bedeutung far die Pfalz und Mannheim; sie bahnten den
Franzosen den Weg zun&chst zur Wegnahme der Rhein-
schanze, von wo sie Stadt und Land aufs schwerste
bedrohten; als den Verhandlungen dann im April der
Friede gefolgt war, schickten zahlreiche Stande Gesandte
nach Basel, urn im Anschluss an das preussische Abkommen
auch ihrerseits wieder in Beziehungen zu Frankreich zu
treten, und die dadurch geschaffene Lage liess es dem
Kurfiirsten Karl Theodor umsomehr geboten erscheinen,
eine besondere Gesandtschaft in Basel zu unterhalten, als
seit dem Herbst 1 794 die Lage fur die Pfalz und besonders
fur Mannheim sehr bedenklich geworden war.
An den Fall der Festung Mannheim, der unvermeidlich
war, wenn die auf dem gegeniiberliegenden Ufer, an der
Stelle des heutigen Ludwigshafen befindliche Rheinschanze
genommen war, hatten die Franzosen von jeher die grOssten
Hoffnungen geknupft; sie erwarteten davon eine allgemeine
Mutlosigkeit im Reich, die hemmend und hindernd auf
die Operationen Clerfayts einwirken miisse, und glaubten,
dass dann durch einen allgemeinen Aufstand in Suddeutsch-
land und die Vertreibung der kaiserlichen Truppen der
Friede herbeigefuhrt werde, den sie bei der Zerriittung der
inneren Verhaltnisse Frankreichs und besonders des Militar-
wesens aufs innigste wunschten. Von diesen Gedanken
geleitet, drangen sie vorwarts und es gelang ihnenv am
Weihnachtsabend 1794 die Rheinschanze nach kurzer Be-
schiessung zu erobern *).
Karl Theodor fiihlte sich durch die Eroberung der
Schanze und das, wenn auch nur geringfiigige Bombarde-
ment der Stadt schwer getroffen; dennoch waren es andere
Gedanken und Sorgen, die ihn in diesen Tagen beschaf-
tigten und sein politisches Handeln lahmten: vor der
Frage seiner Wiedervermahlung, vor den Hoffnungen und
Erwartungen, die er daran knupfte, traten alle anderen
Fragen bei ihm weit zuriick.
]) Papiers de Barthelemy 4, 409. Barthelemy an den Wohlfahrtsaus-
schuss. Baden 15. Brumaire (5. Nov.) u. 425. 22. Brum. (12. Nov.).
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Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel. 301
Um so regsamer im Interesse der Pfalz war der Herzog
von ZweibrQcken. Von Kaiser und Reich erwartete er
nichts mehr — da warf er sich vollig in die Arme Preussens,
zu dem er seit Jahren neigte, und allmahlich spannen sich
die Faden der Sonderverhandlungen mit Frankreich, die
Herzog Karl begann und die nach seinem bald darauf
erfolgten Tode von seinem Bruder Max Joseph fortgesetzt
wurden ').
Ftir Mannheim waren die ersten Tage des Jahres 1795
ruhig. Die Franzosen arbeiteten mit allem Eifer an der
Wiederherstellung der zerschossenen Schanze und mit
leeren Freundschaftsversicherungen suchten sie den Arg-
wohn der pfalzbayrischen Regierung und vielfache Be-
schwerden fiber franzOsische Obergriffe zu beschwichtigen.
Spater freilich, als sie auf gute Beziehungen zu Pfalzbayern
keinen Wert mehr legten, anderten sie ihren Ton und
begegneten auch berechtigten Klagen mit schroff ablehnen-
den Antworten*).
Nach dem Abschluss des Baseler Friedens, der tibrigens
in Frankreich nur insoweit Eindruck hervorrief, als er die
Aussicht auf einen allgemeinen Frieden erOffnete3), wurden
die Bewegungen der Franzosen gegen die Stadt durch-
sichtiger, und im Mai schrieb Hardenberg an den Erb-
prinzen von Hohenlohe, dass sie einen grossen coup beab-
sichtigten, der sich wahrscheinlich gegen Stadt und Festung
Mannheim richten werde*).
In gleicher Sorge war das pf&lzische Ministerium und
Graf Oberndorff wandte sich mit der angstvollen Frage
an den Kurfursten, ob in dieser Lage nicht doch ein
freundschaftlicher Verkehr mit den Franzosen angezeigt
sei, und bat zugleich, da sie mit allem Nachdruck auf der
*) Schon im Januar hatte Barthelemy angesichts der bevorstehenden
Wiedervermahlung Karl Theodors auf die Notwendigkeit eines engeren Ein-
vernehmens mit dem Herzog von Zweibrucken hinge wiesen. Pap. de Barthelemy
4, 555. Barthelemy an den Wohlfahrtsausschuss. Basel 23. nivose. (12. Jan.)-
— *) Hierzu Heigel, Die Cbergabe der pfalzbayrischen Festung Mannheim
an die Franzosen ... 18 ff. — •) Correspondance inedite de Mallet du
Pan avec la cour de Vienne 1, 177 ff. Bern 22. April 1795. — 4) Vivenot,
Quellen zur Geschichte der deutschen Kaiserpolitik Osterreichs 5, 220 ff.
Dietrichstein an Thugut. Frankfurt 20. Mai 1795.
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302
Hauck.
Forderung bestanden, die kaiserlichen Truppen aus der
Stadt zu entfernen, um genaue Verhaltungsmassregeln1).
Die Weisungen aber, um die er bat, vermochte der
Kurfurst ihm nicht zu geben. Vergeblich hatte er sich
schon selbst in Wien um Zuruckziehung der kaiserlichen
Truppen bemiiht und resigniert und entmutigt, ehe er
noch den Brief Oberndorffs erhielt, durch Vieregg an den
zvveibriickischen Minister Salabert schreiben lassen, dass
er das Ungluck der Stadt nicht hindern kflnne; Vieregg
fugte den Wunsch hinzu, es moge irgend jemand dem
Kurfursten Mittel und Wege angeben, um der drohenden
Gefahr zu entgehen.
Da Oberndorff in diesen kritischen Verhaltnissen zu-
nachst sich selbst tiberlassen blieb, so wandte er sich durch
Vermittlung des Herzogs von Zweibriicken an Hardenberg,
der sich auf der Reise nach Basel befand, um auf Grund
eines Reichstagsbeschlusses vom 3. Juli mit dem fran-
zosischen Volksreprasentanten in Unterhandlungen uber
einen »die Integritat und die Verfassung des deutschen
Reiches« sichernden Frieden* zu beginnen. Diese Reise
unterbrach Hardenberg in Mannheim, um sich mit dem
Herzog von Zweibrucken zu besprechen, und Oberndorff
benutzte die Gelegenheit, um durch ihn dem preussischen
Bevollm£chtigten den Schutz Mannheims und der Pfalz
ganz besonders zu empfehlen und ihn zu bitten, in diesem
Sinne auf die Franzosen einwirken zu wollen.
Hardenberg versprach darauf seine Verwendung und
Hess Oberndorff wissen, dass bei der im Reiche herrschen-
den Friedensstimmung die Franzosen kein Recht mehr
hatten, Feindseligkeiten gegen einen Reichsstand zu unter-
nehmen2). In diesem Sinn schrieb er auch an Merlin de
Thionville und Pichegru, teilte ihnen die Grunde seiner
Reise nach Basel mit und kniipfte daran die Hoffnung,
dass diese Mitteilung einen etwa beabsichtigten Angriff
auf Mannheim verhindern werde8).
!) K. schw. 271/4. Oberudorff an den Kurffirsten. Mannheim 7. Juli
1795. — *) K. schw. 271/4. Oberndorff an Vieregg. Mannheim 22. Juli. —
s) Vie et correspondance de Merlin de Thionville 2, 229. K.bl.
195/21. Pichegru an Hardenberg. Illkirch 24. Juli I79S-
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Sendung des Frcih. v. Reibeld nach Basel. 303
Mit warmen Worten erwiderte Pichegru, dass auch er
den Frieden wolle und dass der tagliche Anblick der
Kriegsgreuel diesen Wunsch in ihm nur steigern kOnne.
Schroffer erwiderte Merlin, dessen Antwortschreiben zu-
gleich von dem Volksrepr&sentanten Rivaud unterzeichnet
war. Beide ausserten zwar auch den Wunsch nach Frieden,
bedauerten aber, auf das Verlangen Hardenbergs nicht
eingehen zu kOnnen, da sie zum Heere gesandt seien, um
zu kampfen, nicht aber um diplomatische Verhandlungen
zu fuhren1). Fur sie, wie fur die entschiedenere Richtung
des Wohlfahrtsausschusses, die in Paris zur Regierung
gelangt war, gab es kein Unterhandeln mehr, so lange
das Ziel ihres Ehrgeizes, der Besitz des linken Rheinufers
in Frage gestellt war. Ihre Politik wurde um so feind-
seliger gegen das Reich (und Kaiser und Reich waren
dem Wohlfahrtsausschuss identisch) *), seit Osterreich alle
Friedensanerbietungen der Republik zurtickwies und sich
seit Beginn des August mit vollstem Eifer zur Wiederauf-
nahme des Krieges anschickte.
II.
Zur Zeit, da der bayrische Minister Graf Vieregg an
Salabert schrieb, dass der Kurfiirst ftir jeden guten Rat
dankbar sei und Oberndorff sich in seiner Hilflosigkeit an
Hardenberg wandte, um durch ihn auf die Franzosen zu
Gunsten Pfalzbayerns einwirken zu lassen, beschloss Karl
Theodor einen besonderen Gesandten nach Basel zu Bar-
thelemy abzuordnen, um die Interessen seiner Kurlande
besser wahrnehmen zu kOnnen, dann aber auch, um die
von einzelnen Reichsstanden in Basel gepflogenen Unter-
handlungen im Auge zu behalten und ihre Absichten und
Gesinnungen zu erforschen.
l) Vie et correspondance 2, 231 f. Die Antwort (vom 7. Aug.
datiert) verzGgerte sich durch Merlins Anwesenheit in Paris, von wo er »h5her
gestimmt« zurriickkehrte. — *) Hierzu den Bericht des Wohlfahrtsausschusses
an Barthelemy vom 16. Juni, worin er erklart, keine Verhandlung der St&nde
zulassen zu wollen, con join tern en t avec Tempire, c'est a dire avec l*empe-
reur. (ErdmannsdCrffer-Obser, Po). Korrespondenz Karl Friedrichs II.,
329 f).
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3°4
Hauck.
Der Mannheimer Regierungsrat Ignaz Freiherr von
Reibeld, den der Kurfiirst zu seinem Bevollmachtigten
bestimmte !)» sollte sich »vorzuglich mit Horen und Sehen
abgeben«; er betonte daher stets, dass er keine »diplo-
matische Existenz« besitze, und pflegte offiziell die ihm
gemachten ErOffnungen, besonders von preussischer Seite
lediglich als Beweis eines ihm geschenkten Vertrauens
darzustellen. Er hatte zwei Instruktionen erhalten, eine
unverfangliche schriftliche, die »allenfalls jedermann unbe-
denklich vorgezeigt werden konne« und eine mundliche
geheime. Die erstere war ihm gegeben worden, weil der
Kurfiirst die Befurchtung hegte, der Kaiser m&ge, wenn
er iiber den Zweck der Reise Reibelds Verdacht schOpfe,
auf seine Riickberufung dringen, da die Friedensverhand-
lungen vonseiten des Reiches bereits offiziell begonnen
hatten und es daher keiner Sondergesandtschaft mehr
bedurfe. Dann konnte der Gesandte darauf hinweisen,
dass er auf Grund seiner Instruktion lediglich wegen des
Marquisats Bergen op Zoom in Basel sei, wo damals neben
den Gesandten fast aller europ&ischen Staaten (selbst ein
Portugiese war dort) auch ein hollandischer Gesandter
erwartet wurde.
Miindlich dagegen hatte Reibeld viel weitergehende
Weisungen erhalten. Bei schicklichen Gelegenheiten, jedoch
mit ausserster Vorsicht und ohne Misstrauen bei dem
kaiserlichen Residenten und anderen Personen zu erwecken,
sollte er sich zum Besten des Kurfiirsten und seiner Staaten
bei Barthelemy, sowie den »ihm zugegebenen Individuen*
verwenden, »nicht minder, wie ferner rathlich und thunlich
sich in geheime Unterhandlungen und Traktaten salva
ratificatione einlassen.« Um aber jede Verantwortung
von sich abzulehnen, zog Reibeld vor, nur auf direkte
Weisungen des Kurfiirsten oder seiner Regierung hin in
Unterhandlungen mit den franzosischen Bevollmachtigten
einzutreten.
Am 30. Juli 1795 traf Reibeld in Basel ein — die
schlechten Wege hatten seine Ankunft sehr verzOgert — und
*) Die Bench te Reibelds befinden sich im Miinchener Staatsarchiv
Kasten blau 195)21. Dazu Descostes, La revolution fran^aise vue de
Tetranger, chap. 12.
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Sendung des Freih. v. Rcibeld nach Basel. 205
er blieb dort, bis nach der Eroberung Mannheims im
November der Zweck seiner Anwesenheit in Basel hin-
fallig geworden war. Um jedes Aufsehen zu vermeiden,
stieg Reibeld in einem sehr bescheidenen Gasthofe ab,
dessen Preise indes mit seiner Einfachheit keineswegs in
Einklang standen. Reibeld hielt aber eine moglichste Un-
scheinbarkeit. um so mehr far geboten, als die Einwohner
der Stadt die fremden Gesandten aufs Genaueste beob-
achteten und aus jeder Lebensregung, die sie bei ihnen
wahrnahmen, Berichte erdichteten, fur die sie allezeit, trotz
der hohen Summen, die sie forderten, bereitwillige Ab-
nehmer fanden1).
Von Barthelemy, sowie seinen Gesandtschaftssekretaren
Bacher und Laquiante wurde Reibeld freundlich und zuvor-
kommend empfangen und sie verhehlten ihm nicht, dass
sie lieber gesehen hatten, wenn von Kurpfalz statt von
Preussen die Einleitung des Reichsfriedens ausgegangen
ware. Besonders Laquiante hielt mit seinen Sympathien
fur die deutschen Reichsverhaltnisse nicht zuriick, sein
Verkehr mit den Abgesandten war zeitweilig derart freund-
schaftlich, dass es beim Wohlfahrtsausschuss Verdacht
erregte, aber Reibeld dachte doch zu hoffnungsvoll, wenn
er aus diesen Gesinnungen die Aussicht auf eine tatkraf-
tige Unterstiitzung seiner Auftrage durch den Franzosen
herleitete. Wohl hat Laquiante stets das Beste gewollt
und sich in diesem Sinne verwendet, aber die Interessen
Frankreichs waren ihm doch stets die einzig massgebenden.
Die Ruckgabe der linksrheinischen Besitzungen, um die es
sich fur den KurfQrsten in erster Linie handelte, war auch
fur ihn vOllig ausgeschlossen2).
l) Reibeld an den Kurfiirsten. Basel 3. August 1795. — 2) Ich komme
spater noch einmal darauf zurtick, bier aber sei schon der Bericht erwahnt,
den Rewbell am 19. August nach Paris sandte. Rewbell hatte Laquiante die
Notwendigkeit, das linke Rheinufer fur Frankreich zu erwerben, in langerer
Rede entwickelt und ihn dabei scharf beobachtet. »Je sub oblige, fahrt er
dann fort, d'avouer que sa physionomie paraissait rayonner de joie, qu'il me
disait a chaque instant, ah mon Dieu ! que vous me faites de plaisir par votre
opinion, c'est bien la mienne tout entiere, et si vous voulez bien me le per-
mettre, je vous fournirai quelques observations, qui pourront vous servir de
reponses a quelques objections, qu'on m'a faites et qu'on ne manquera pas de
vous faire, et j'ai prouve qu'il etait d'une necessite absolue pour la Republique
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306 Hauck.
Weniger freudig als von den franzosischen Bevoll-
machtigten wurde Reibeld von den Vertretern der kleineren
deutschen Stande empfangen. Seine Anwesenheit gab zu
allerhand Geriichten und boswilligen Verleumdungen An-
lass und auch Hardenberg wurde erst warmer, als Reibeld
auf sein Befragen in Abrede stellte, mit deni Abschluss
eines Separatfriedens beauftragt zu sein. Mit dem oster-
reichischen Gesandten von Degelmann, einem zugeknopften
melancholischen Herrn, der grOsseren Verkehr nicht liebte,
zudem auch nach seiner eigenen Ausserung durch die
politischen Verhaltnisse von aller Welt »sequestrirt< war,
kamen zwar engere Beziehungen nicht zu stande, doch
befahl der Kurfurst seinem Gesandten, die Fuhlung mit
ihm nicht zu verlieren. Um ihm »allen Argwohn eines
geheirnen, anstossigen Auftrages zu benehmem, sollte er bei
passender Gelegenheit auf die fortgesetzten Bedrtickungen
und Raubereien der Franzosen in Bergen op Zoom hin-
weisen, die sich nur durch personliche Besprechung mit
den Vertretern der franzosischen Republik abstellen liessen.
So zuvorkommend auch die franzosischen Gesandten
waren — bei den Verhandlungen mit ihnen hauften sich
doch unendliche Schwierigkeiten. Das Misstrauen der Fran-
zosen gegen den Kurfursten wegen der Aufnahme kaiser-
licher Truppen in Mannheim war nicht zu uberwinden.
Barthelemy selbst sah zwar ein , dass Karl Theodor dabei
nur einem Zwange gefolgt war und durch seine Teilnahme
am Reichskrieg nur seine Pflicht als Reichsstand erfullt
habe, aber die franzosische Regierung war solchen Er-
wagungen gegenuber unzug&nglich. Was der Kurfurst
auch sagen mochte: das Vertrauen war nicht mehr herzu-
stellen und mit kurzen Worten lehnte die Republik jedes
Eingehen auf die Vorschl£ge ab, die Reibeld ihr zum
Schutz und zur Erhaltung der pfalzbayrischen Besitzungen
auf dem linken Rheinufer unterbreitete.
Damals, am 13. August, erschien im Moniteur eine
Schilderung, die in stromender Begeisterung den Wert des
franchise d'avoir la rive gauche du Rhin pour limites, si elle ne voulait pas
avoir une paix de quelques mois seuleroent, mais une paix perpetuelle.
Sorel, PAutriche et le comite de salut public en 1795. Revue historique
18, 309.
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Scndung des Freih. v. Reibeld nach Basel. 307
linken Rheinufers pries. Immer weitere Massen wurden
jetzt von dem Gedanken ergrifFen, den Rhein, einst
Deutschlands Strom, nun endgiiltig zu Deutschlands Grenze
zu machen; das Verlangen nach den rheinischen Landen,
nach ihren fruchtbaren gesegneten Ebenen und ihren wein-
tragenden Hugeln steigerte sich mit jedem Tage, selbst
die ernsten Eifelberge erschienen als kttstlicher Enverb,
den man nicht verlieren durfe. Rivaud, einer der Volks-
reprasentanten, hatte den Ertrag der Ernte desjahres 1795
geschatzt und dabei berechnet, dass von dem Bauernzehnten
hunderttausend Mann voile neun Monate hindurch ernahrt
werden konnten — statistische Berechnungen, die grosse
Gefahren fur die Pfalz in sich trugen.
Wir wollen hier einen Augenblick inne halten und
uns die Verhandlungen vergegenwartigen , die damals
zwischen Frankreich und Osterreich urn des Friedens
willen gefuhrt wurden und in deren Mittelpunkt der Aus-
tausch Bayerns gegen das linke Rheinufer stand, ein
Plan, dem Preussen zustimmte, Osterreich aber entschieden
widerstrebte. Zu einer Zeit also, wo Pfalzbayern sich bei
Preussen und Frankreich um die Integrity seines Besitz-
standes bemuhte, wurde von eben diesen M&chten dariiber
verfugt, als sei er herrenloses Gut
Es war den Franzosen nicht leicht geworden, Friedens-
verhandlungen mit dem Kaiser anzuknupfen; weit lieber
wurden sie gesehen haben, wenn er, von den Standen
allein gelassen, bei ihnen um Frieden nachgesucht hatte,
wenn also jetzt schon die Konstellation vorhanden gewesen
ware, wie sie zvvei Jahre spater zum Frieden von Campo-
formio fuhrte. In der Erwartung aber, dass sich aus dem
Abschluss zu Basel durch Vermittlung Preussens der Friede
mit den bedeutenderen Reichsstanden ergeben werde, hatte
die Republik sich get&uscht gesehen und mit Preussens
schwankender Haltung unzufrieden, suchte sie jetzt direkte
Beziehungen zu dem kaiserlichen Hofe1).
Schon im Juni bot daher Merlin, um fur Frankreich
das linke Rheinufer zu erwerben, dem Kaiser Bayern an
und versprach ihm franzosische Waffenhilfe , wenn sich
') Sorcl, a. a. O. Revue bistorique 18, 275 f.
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308 Hauck.
kriegerische Verwicklungen daraus ergeben sollten J).
Monatelang hat dieser Gedanke den Gang der franzfl-
sischen Politik merklich beeinflusst; selbst in den Herbst-
tagen 1795, als der Krieg wieder ausgebrochen war,
wurde dieser Plan ernsthaft erwogen und bei alien freund-
schaftlichen Zusicherungen, die Max Joseph von Frankreich
erhielt, hat man sich doch nie dazu verstanden, ihm den
Besitz Bayerns zu garantieren 2).
Freilich nicht iiberall in Frankreich fand dies »Dessein«
Beifall und Billigung, und Barthelemy, der ihm besonders
feindlich gegeniiberstand, warnte vor einer Vergrosserung
Osterreichs, die den letzten Schutzdamm seiner Geluste
wegr&ume, das deutsche Gleichgewicht bedenklich er-
schiittere und zur drohenden Gefahr fur Frankreich und
ganz Europa werden miisse. Habe Osterreich erst seinen
Besitz erweitert, so wolle Preussen das Gleiche tun und
durch das Verschwinden der kleinen Stande werde nicht
nur das Ubergewicht Osterreichs und Preussens bedenklich
verstarkt, sondern Frankreich zudem seiner sichersten
Klientel beraubt»).
Preussen hatte der Vergrosserung Osterreichs durch
Bayern wohl zugestimmt. Schon im Fruhjahr 1792 hatte
es gegen entsprechende polnische Entschadigungen seine
Einwilligung darein erklart; in gleichem Sinne ausserte
sich jetzt Graf Haugwitz dem osterreichischen Gesandten,
dem Fiirsten Reuss gegeniiber4). Thugut aber, dessen
*) Vivenot, Kaiserpolitik 5, 261 f. Note des Frhrn. v. Bender.
Frankfurt 24. Juni 1795. — 8) Merlin, Vie et correspondance 2, 238.
Merlin de Douai a Merlin de Thionville. Paris 25. Aug. 1795. Auch
Sorel, les frontieres constitutionelles. Rev. hist. 19, 25. — *) Sorel,
a. a. O. 4, 363 f.; Pap. de Barthelemy 5, 418 f. Barthelemy an den Wohl-
fahrtsausschuss. Basel 19. August. Sorel, Rev. hist. 19, 31 f. Ahnlich
spricht sich auch Caillard in einer Denkschrift a. d. Jahre 1793 aus. Ranke,
Hardenberg 1, 126 f. — 4) Vivenot, Kaiserpolitik 5, 322 f. Fttrst Reuss
an Thugut. Berlin 11. August. Auch Bailleu, Preussen und Frankreich.
Publikationen aus dem preussischen Staatsarchiv. 8, 16 ff. Bericht Harden-
bergs vom 26. August 1795. — Hardenberg, der sich noch im Mai gegen
eine Einverleibung Bayerns in Osterreich gestraubt hatte (Heigel, a. a. O.
16; Sorel, l'Europe etc. 4, 395) und nunmehr Barthelemy mitteilte, dass
Preussen sich durch eine Parteinahme ftlr Bayern nimmer in einen Kiieg
verwickeln werde, empfand sehr wohl, wie entwurdigend (humiliante) die
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Sendung des Frcih. v. Reibeld nach Basel. 30a
Politik von dem Gegensatz zu Preussen beherrscht wurde,
verhielt sich vOllig ablehnend. Es war fur ihn ein nicht
zu erorternder Gedanke, fiir Bayern, auf dessen Erwerb
er iibrigens keineswegs zu verzichten gedachte *), Preussen
einen reichen polnischen Ersatz zu gew&hren, hier gerade
bot sich Gelegenheit, den preussischen Gegner zu treffen
und zu seinem Nachteil die besten Stiicke der polnischen
Beute fur sich selbst zu nehmen. Mit dieser Politik hing
die Wiederaufnahme des Krieges zusammen. Nicht zum
wenigsten, um der Zarin zu gefallen, deren der Kaiser bei
den H&ndeln in Polen bedurfte, wurde jeder Annaherungs-
versuch der Republik rauh zuriickgestossen und der Kampt
am Rhein von neuem begonnen, der freilich oft genug
mehr fiir das Haus Osterreich, als fiir das Reichsgebiet
gefuhrt zu werden schien2).
So waren die pfalzbayrischen Gebiete von beiden Seiten
umstellt und bedroht, wahrend der Gesandte des Kur-
fursten im Sprechzimmer von Europa (parloir de TEurope)
weilte, um ihre Integritat von der Republik zu erwirken.
Von der Grosse der Gefahr, die Pfalzbayern bedrohte,
wusste Reibeld nichts. Nie hat einer der franzOsischen
Bevollmachtigten auch nur andeutungsweise ein Wort
fallen lassen, das dem ahnungslosen Gesandten einen Ein-
blick in die wahre Lage der Dinge gewahrt h&tte. Nach
wie vor wurde lediglich uber die bedingungslose Hingabe
Pfalzbayerns an die Republik verhandelt; fiir seine Land-
verluste wiirden dem Kurfiirsten dann schon Entschadi-
gungen gew&hrt worden sein, Frankreich aber hatte einen
festen Ausgangspunkt gewonnen, um den Lieblingsplan
Stellung seines Konigs sei, wenn er durch seine Haltung dazu beitrage, dass
Osterreich sich durch Bayern vergrSssere und dadurch der Republik Frank-
reich auf Kosten zahlrcicher kleiner Reichstande den Besitz des linken
Rheinufers ermogliche. In einera Augenblick des Unwillens daruber wollte
er seine Abberufung erbitten, damit ein solches Abkommen ohne preusiische
Vermittlung getroffen werde (Pap. de Barth. 5, 423 ff. Barthelemy an den
Wohlfahrtsausschuss. Basel 22. Aug.). Angesichts der zu erwartenden pol-
nischen Erwerbungen hielten solche Bedenken indes nicht lange stand
(Bailleu a. a. O.).
J) Hierzu Ranke, Hardenberg I, 129. — *) Ranke, Hardenberg 1,
282 ff.; auch Sorel a. a. O. 4, 403 f.
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3*o
Hauck.
von Sieyes, die Dreiteilung Deutschlands und die Stiftung
eines Rheinbundes der Verwirklichung entgegen zu fuhren1).
Die Stellung Reibelds wurde noch schwieriger, seit
Merlin aus Paris zuruckgekehrt war. Wahrend ihm fruher
alles Diplomatisieren widerstrebt hatte2), griff er jetzt mit
vollem Nachdruck in die Verhandlungen ein und Reibeld
klagte uber seinen Stolz und seine Harte. Wenn Merlin
auch keinen Anteil an der Regierung selbst hatte, so
reichten doch die engen Beziehungen, die ihn mit zahl-
reichen Mitgliedern des Wohlfahrtsausschusses verknupften,
zur Genuge hin, die Pfalz und den ihm verhassten Kur-
fursten zu schadigen. Denn Merlin Hess sich den Glauben
nicht nehmen, dass nur der Kurfurst die Absichten der
Franzosen zu hintertreiben und ihnen die geneigten Stande
zu entfremden suche und dieser Glaube wurde von einer
kleinen, aber sehr einflussreichen Partei in Paris geteilt3).
Gebieterisch und fordernd trat Merlin jetzt dem Gesandten
entgegen und forderte zum Beweise der guten Gesinnung
des Kurfursten und seiner Regierung, den sofortigen Ab-
bruch der Beziehungen zu Osterreich und die Annahme
preussischer Vermittlung zur Entfernung der kaiserlichen
Truppen aus Mannheim4).
Die letztere Forderung entsprach den innersten Wiin-
schen des Kurfursten, aber er vermochte sie nicht zu
erftillen. Wiederholt hatte er sich schon nach Wien
gevvandt, um die Zuriickziehung der Truppen zu erlangen,
zuletzt erst am 3. August, jetzt liess ihm der Kaiser durch
den Fursten Colloredo eine Antvvort erteilen, die fur immer
1) HierzuSorel, Rev. hist. 18, 273 ff. Cber die Entschadigungen, welche
Sieyes dem Kurfiirsten fur Bayern und die abgetretenen linksrheinischen Be-
sitzungen gewahren wollte und die aus den osterreichischen Enklaven in Schwaben
und Vorarlberg, sowie in den Gebieten einzelner Bisttimer bestehen soil ten, Sorel
Rev. hist. 17, 25 ff. — *) Hierzu den Bericht Reibelds vom 14. Sept. — 3) Be-
nch t vom 26. August. — Auch Laquiante liess in einer spateren Unterredung
mit Reibeld durchblicken, dass der Friede mit Wiirttemberg sich nur deshalb
verzSgere, weil der Herzog auf ein Vorangehen des KurfBrsten von der Pfalz
warte. Bericht vom 14. September. — 4) K.bl. 195 21. Undatierter Bericht
Reccums, aber hierhin gehOrend. Hierzu auch ErdmannsdOrffer- Obser,
Polit. Korr. Karl Friedrichs von Baden 2, XXVIII f. u. 2, 329 f. Barthe-
lemy an den preussischen GeschaftstrSger Harnier in Basel 27. Juni.
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Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel. 3 1 1
die HofFnung auf Gewahr einer solchen Bitte nieder-
schlug !).
Dem Kaiser erschien es hochbedenklich, durch den
Wegzug seiner Truppen die Festung Mannheim, deren
Garnison schon im Juli bedeutend gemindert worden war.
den Franzosen vollig in die Hande zu liefern, zumal ihm
das fortgesetzte dringende Verlangen nach Raumung der
Stadt keinen Zweifel an feindlichen Absichten der Republik
gegen Mannheim aufkommen liess. Er erinnerte zugleich
den Kurfursten daran, dass die Stadt durch die Kapitulation
vom 24. Dezember 1794 gegen jede Beschiessung geschiitzt
sei, solange der Krieg nur auf dem linken Rheinufer
gefuhrt werde, stellte ihm aber frei, einen neuen Vertrag
mit Frankreich zu scbliessen, wenn er sich durch den
friiheren nicht hinreichend geschiitzt glaube. Nur musse
er sich die Genehmigung eines solchen Vertrages vor-
behalten, da er es mit seiner Pflicht als Reichsoberhaupt
nicht vereinigen konne, eine Sonderabkunft eines Reichs-
standes mit Frankreich anzuerkennen, deren Zweck und
Inhalt ihm nicht mitgeteilt seien. Es erscheine indes
wiinschenswert, den neuen Vertrag sorgf<iger abzufassen
als den fruheren, damit er sich nicht ebenso leicht zum
Nachteil und Schaden des allgemeinen Wohles verwenden
lasse.
Sehr niedergedrtickt libersandte Karl Theodor das
kaiserliche Schreiben an Reibeld. Er mochte jetzt wohl
selbst einsehen, dass nach Lage der Verh<nisse der Fall
Mannheims unvermeidlich sei und wenn er sich auch in
dem Gedanken gewaltsam beruhigte, die Franzosen wtirden
von jedem feindlichen Vorgehen gegen seine pf&lzische
Residenzstadt durch die Erwagung abgehalten werden,
dass die kaiserlichen Truppen wider den Willen des Kur-
fursten in Mannheim verblieben, so liess er in Basel
dennoch die Erwartung aussprechen, dass nach Kriegs-
brauch einer etwaigen Beschiessung die Aufforderung zur
Ubergabe vorausgehen werde, die dann zur Vermeidung
weiterer Schadigung der Stadt und des Landes mit einer
l) K.bl. 195/21. Furst Colloredo an Karl Theodor. Wien 19. Aug.
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312
Hauck.
»billigmassigenc Kapitulation erwidert werden konne *). Und
da ihm der vielverschlungene Gang der Politik wahrend
des Sommers 1795 ebenso unbekannt war, wie seinem
Gesandten, so ist nicht weiter verwunderlich , dass er in
dem Glauben lebte, ein Waffenstillstand werde den »statum
quo antec wiederherstellen 2).
Wahrend Karl Theodor, wenn auch vergeblich, in
Wien die Zuriickziehung der kaiserlichen Truppen aus
Mannheim forderte, suchte Reibeld durch Verhandlungen
mit Pichegru und Merlin jedes feindliche Vorgehen der
Franzosen gegen die Stadt zu verhindern.
In einem Landhause bei dem elsassischen Dorfe Blotz-
heim traf Reibeld am 13. August mit Pichegru zusammen.
Der franzOsische General hatte ihn von seiner Ankunft bei
der Armee in Kenntnis setzen lassen, und Reibeld begab
sich sofort zu ihm3). Pichegru erschien ihm kalt und wort-
karg, in dem Wenigen aber, was er sagte, offen und wahr.
Wenn er auch die Bitte Reibelds, gegen Mannheim
keinerlei kriegerische Unternehmungen zu richten, mit der
Begrii.ndung abschlug, die Stadt als den Stiitzpunkt seiner
Operationen besitzen zu miissen, so konnte Reibeld ihn
dennoch dem Kurfursten als einen Mann ruhmen, der die
Gesetze der Menschlichkeit stets als erste Richtschnur
seines Handelns betrachte. Wie sehr ihm die Greuel des
Krieges zuwider seien, hatte Pichegru in der Unterredung
mit Reibeld oft wiederholt, aber auch fur ihn gebe es die
Pflicht des Gehorsams und, wenn er, dem Zwange folgend,
der Stadt Mannheim Schaden zufiigen miisse, so entspreche
dies weder seinen Wunschen noch seinem Willen*).
Besonders drttckend erschien dem Kurfursten in dem
Vertrage, den er einst mit der Republik geschlossen hatte,
») K.bl. 195/21 Karl Theodor an Reibeld. Miinchen 26. August. —
2) Rewbell an den Wohlfahttsausschuss. 13. Aug. . . . tous les principaux
d'empire et surtout l'electeur palatin et les electeurs ecclesiastiques se
flattent ouvertement d'obtenir un armistice et le status quo . . . Sorel,
Rev. hist. 18, 304. — ») K.bl. 195/21. Bericht vom 18. August. — <) In
diesem Sinne hat Pichegru spater der Stadt Mannheim gegenuber gehan-
delt und dankbar haben die Bewohner der Stadt dies auch empfunden, vgL
hierzu Hauck, Geschichte der Stadt Mannheim zur Zeit ihres Cbergangs
an Baden 124.
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Sendung des Freib. v. Reibeld nach Basel. 2 1 2
jener Artikel, der den Franzosen das Recht gab, Mann-
heim zu beschiessen, falls die Verhaltnisse den Obergang
uber den Rhein notwendig machten, und vergebens bemiihte
sich Reibeld bei Pichegru, dass er durch das Gewicht seines
Ansehens die Aufhebung dieses Artikels in Paris durch-
setze. Durch seine milit£rischen Pflichten, erklarte ihm
der General, sei ihm verboten, den Grunden der Befehle
nachzuforschen, die er erhalte; er habe nur zu gehorchen.
Soviel diirfe aber auch er sagen, dass die Entfernung der
kaiserlichen Truppen aus Mannheim und der Pfalz im
eigensten Interesse des Kurfursten liege; erst dann lasse
sich ein eintrachtiges Handeln zwischen dem KurfQrsten
und der Republik ermoglichen und nur dadurch konne
vermieden werden, dass andere eigenwillig uber ihre ge-
meinsamen Interessen verfiigten.
Konnte somit Reibeld in dieser Unterredung auch
keine greifbaren Erfolge erzielen, so wusste er doch, dass
Pichegru ohne Not nichts Feindliches gegen Mannheim
unternehmen werde.
Ebenso erfolglos war wenige Tage sp&ter eine Be-
sprechung mit Merlin de Thionville >). T?ber diese Be-
sprechung hat Rewbell ausfuhrlich an den Wohifahrtsaus-
schuss berichtet2). Er hatte von diesem den Auftrag
erhalten, sich zur Moselarmee zu begeben, um dort auf
den Beginn der Feindseiigkeiten zu dringen, zugleich aber
sollte er die franzOsischen Geschaftstrager in Basel beob-
achten, denen man in Paris kein rechtes Vertrauen mehr
schenkte. Uber Strassburg, wo er mit Merlin und Rivaud
zusammentraf, reiste Rewbell nach Hiiningen und benutzte
die Gelegenheit einer Einladung Barthelemys an die drei
Volksreprasentanten, um seinem geheimen Auftrag unauf-
fallig nachzukommen. Mit stolzem Selbstgefuhl berichtet
Rewbell von dem Aufsehen, welches ihr Erscheinen (am
16. August) in Basel hervorrief, wie alles zusammenstrOmte,
*) Vgl. hieruber den Bericht Reibelds vom 18. Aug. — *) Rewbell an
den Wohlfahrtsausschuss 18. August 1795. Sorel, Rev. hist. 18,
305 f. — Bezeichnend ist, dass man damals in Basel erzahlte, Rewbell,
der allerdiogs in diesen Tagen mit Harden berg zusammentraf, sei nur deshalb
nach Basel gekomtnen, damit Barthelemy nicht allein die Ehre des von
Hardenberg betriebenen Reichsfriedensschlusses geniesse.
Zeiuchr. f. Gcsch. d. Obcrrh. N.F. XXL a. 2 1
Digitized by VaOOQ IC
3J4. Hauck.
um sie zu sehen und ihr Gefolge anzustaunen, das, wie er
spottisch hinzusetzte, aus Domestiken in Sonntagskleidern
bestand; selbst die Emigranten hatten sich von ihrer
Begnissung nicht ausgeschlossen. Alle Personen von Rang
und Stand erschienen bei Barthelemy, um den Franzosen
ihre Aufwartung zu machen, unter ihnen auch die Gesandten
der deutschen Reichsstande, die aber unter der Menge der
Anwesenden nicht sonderlich zur Geltung kamen.
Bei dieser Gelegenheit fand eine Besprechung Reibelds
mit Merlin statt. Der Ton des Franzosen war frech und
herausfordernd >), er machte sich lustig tiber die pfalz-
bayrische Regierung, besonders uber den Bruder des Ge-
sandten (den Oberlandeskommissar v. Reibeld in Mannheim),
der im letzten Dezember noch verhandelt habe, als schon
die Bomben in die Stadt geflogen seien. Mit verletzender
Prahlerei ruhmte er die Erfolge der franzosischen Waffen
und schimpfte auf den billigen Frieden, den die Republik
kurz vorher mit Spanien abgeschlossen hatte, und der
sicherlich kein Vorbild des deutschen Friedens sein werde,
da Frankreich von dem Eroberten nichts herausgeben und
vor allem die Rheingrenze behalten wolle. Mit Hohn und
Spott (ibergoss er die deutsche Zwietracht und die Wichtig-
tuerei der kleinen und kleinsten Stande, die &ngstlich und
eifrig ihre nebensachlichen Interessen verteidigten, w&hrend
doch das Wohl des ganzen, grossen Reiches auf dem
Spiele stehe. Zugleich kiindigte er den bevorstehenden
Rheiniibergang der Franzosen an, der eine zweite Be-
schiessung der Stadt Mannheim bringen werde; alle
Vorbereitungen dazu seien schon getroffen, mit taktlosen
Scherzworten lud er Reibeld ein, sie zu besichtigen.
So unbehaglich auch dem Ptalzer zu Mute war, so
bemuhte er sich doch , auf den Ton des Franzosen einzu-
gehen, bis Merlin ihn bei Seite nahm und ihm ernsthaft
erklarte, dass die Republik mit dem Rheiniibergang nicht
mehr zogern werde. Endlich wolle man doch den Um-
') Le ton de Merlin se ressent tout comme son accoutument du Jaco-
binisme . . . berichtet Reibeld (am 18. Aug.). Eine ausgesuchte Roheit (une
rudesse excessive) legte Rewbell auch Hardenberg gegenuber an den Tag
(Memoires d'un homrae d'etat 3, 221). Sorel a. a. O. 305 nennt ihn le
rude et orgueilleux democrate.
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Sendung dcs Freih. v. Reibeld nach Basel. 7 1 =
trieben des Erbstatthalters der Niederlande ein Ende machen,
der unter dem Schutz der im Baseler Frieden festgesetzten
Demarkationslinie fortwahrend Unruhen anstifte und ein
Heer sammele aus Emigranten, angeblichen preussischen
und holl&ndischen Deserteurs und sonstigem zusammen-
gelaufenen Volk (et de tout ce qui se peut rencontrer) *).
Zugleich werde durch ein entschiedeneres Vorgehen der
Friede nur beschleunigt, dessen auch die Franzosen in
ihrem eigenen Interesse bedurften. Gleich nach dem Uber-
gang iiber den Niederrhein werde Mannheim zur Kapi-
tulation aufgefordert, als deren Hauptartikel er die gemein-
same Wiederherstellung der zu Beginn des Krieges abge-
brochenen Rheinbriicke bezeichnete, wodurch den Franzosen
der Rheinubergang erleichtert werde ; die vOllige Neutralitat
der Stadt und Festung verstehe sich von selbst. Weigere
sie sich ihrer, so werde sie durch gluhende Kugeln f die
man auf die Hauser und besonders auf das Schloss werfe,
zur Ubergabe geneigt gemacht.
Vergeblich bemuhte sich Reibeld, das drohende Schick-
sal Mannheims abzuwenden ; mit unbeugsamer Hartn&ckig-
keit beharrte Merlin auf dem Gesagten. Argerlich brach
deshalb Reibeld das Gesprach ab und ging zu Rivaud,
der in der Form hoflicher war, im Wesen der Sache aber
mit Merlin ubereinstimmte. Rewbell war durch den spa-
nischen Gesandten so in Anspruch genommen, dass Reibeld
ihn nicht sprechen konnte.
Die Franzosen waren nun nicht ganz im Unrecht,
wenn sie, der ewigen Besprechungen mude, das Gewebe
der diplomatischen Verhandlungen , an denen jetzt seit
Jahresfrist emsig fortgesponnen wurde und das ihnen den
Blick auf den wahren Stand der Dinge zu verschleiern
drohte, mit bewaffneter Hand zerreissen wollten und sich
auf Bittgesuche, wie Reibeld sie ihnen unterbreitete, nicht
l) Hierzu Pap. de Barth. 5, 413. Der Wohlfahrtsausscbuss an Barthelemy.
Paris 27. thermidor. (14. Aug.). — Das Treiben des Erbstatthalters hatte zu
ernsten Verstimmungen gegen Preussen gefQhrt, obwohl Friedrich Wilhelm II.
trotz der Bitten des ihm naheverwandten Prinzen sie keineswegs untersttitzte
oder billigte. Pap. de Barth. 5, 416 f. Barthelemy an den Wohlfahrtsaus-
schuss. Basel 15. Aug.; 5, 444 Friedrich Wilhelm II. an den Prinzen von
Oranien. Potsdam 17. Aug.
21*
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3i6
Hauck.
mehr einliessen. Seit dem Fnihjahr 1794 schien das Reich
den FriedenswOnschen der Republik ernstlich entgegen-
zukommen1), die Verhandlungen der Wilhelmsbader Kon-
ferenzen verfolgten den gleichen Zweck*) und die sich
immer zahlreicher in Basel einfindenden deutschen Ge-
sandten der Reichsst£nde nahrten in Frankreich die An-
schauung, dass das Reich wirklich den Frieden wolle.
Und nun war trotz alledem nur mit Preussen Friede
geworden und es schien zweifelhaft, ob eine Einigung mit
andern Standen zu erreichen war. Dringender als je
bedurfte die junge Republik der ausseren Ruhe, um sich
innerlich festigen zu kOnnen8), und wies daher einen bloss
formellen Waffenstillstand, den Preussen ihr vorschlug,
sofort und entschieden zurtick4). Die vollige Entwertung
des Geldes, die infolge der Oberschwemmung mit Assig-
naten eingetreten war, und das fortgesetzte Wiihlen der
Royalisten forderte naturgemass die Notwendigkeit einer
betrachtlichen Vergrosserung . um den Nationalwohlstand
zu heben und dadurch die Regierung zu starken und zu
festigen. Nichts schien dazu so geeignet, wie der Erwerb
des linken Rheinufers, besonders Belgiens und derPfalz5).
Es war nicht die Friedensweigerung allein, welche die
scharfe Sprache der Volksreprasentanten hervorrief, es trat
der Verdacht hinzu, dass die Stande ein falsches Spiel mit
ihnen trieben und sie seit Monaten an der Nase herum-
fuhrten (les menaient par le bout du nez), um nur auf
den Moment zu warten, vereint mit Osterreich uber Frank-
reich herfallen zu konnen6). Und diesem Verdachte wurde
neue Nahrung gegeben, als Wurmser, der bereits Ende
Juli den Oberbefehl uber einen Teil der kaiserlichen Truppen
erhalten hatte, in der zweiten H&lfte des August am Ober-
rhein seine Operationen begann. Die Bevollmachtigten in
!) S. die Reichstagsakten vom April 1794. Hierzu auch »Annalen des
Deutschen Reiches* 5. Heft. S. 33 ff. — ») Polit. Korr. Karl Friedrichs
2, 157 ff. — ') Schmidt, Tableaux . . . 2, 379 ff — «) Sorel, Rev.
hist. 1 8, 297 ff. Hierzu auch Bailleu a. a. O. 20 ff. Instruktion far den
franzdsischen Gesandten in Berlin, Caillard. Paris 10. September 1795. —
5) Hierzu die schon erwahnte Denkschrift Rewbells an den Wohlfahrtsaus-
schuss vom 19. August. Rev. hist. 1 8, 307 ff. — •) Bayr. St. A. K.bl. 427/2.
Salabert an Max Joseph. Basel 25. Aug. 1795.
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Sen clung des Freih. v. Reibeld nach Basel. i 1 7
Basel fuhlten sich dadurch ernstlich bedroht, und in
schaumender Wut rief Merlin, dass er mit keinem deut-
schen Abgesandten mehr reden werde, so lange dieser
Schuft, dieser Wurmser, noch am Rheine stehe1). Nur
mit Muhe vermochte Salabert, der Minister Max Josephs,
der sich bei Merlin befand, den furchtbar erregten Mann
zu beruhigen2).
In dem nunmehr beginnenden Kriege erfuhr besonders
Karl Theodor die tiefe Abneigung der Franzosen. Jedes
feindliche Vorgehen gegen die pfalzbayrischen Lande wurde
von den franzosischen Machthabern geradezu mit Jubel
begleitet. Dass unter solchen Verh<nissen die Bemiihungen
Reibelds doppelt ergebnislos sein mussten, kann nicht
Wunder nehmen.
Umsonst klagte er bei Barthelemy, dass seine Ver-
handlungen mit Pichegru und Merlin so ganz ohne Erfolg
gewesen seien; achselzuckend konnte ihm Barthelemy nur
erwidern, dass das linke Rheinufer jetzt unweigerlich auch
von denen gefordert werde, die sich friiher ablehnend oder
gleichgultig verhalten batten*). Laquiante fiigte erganzend
hinzu, dass der Wohlfahrtsausschuss die mit Frankreich
verbundeten Reichsstande, die durch den Anfall des linken
Rheinufers an Frankreich ihrer dortigen Besitzungen ver-
lustig gingen, mit den Gebieten jener Stande entschadigen
wolle, die den bedingungslosen Anschluss an die Republik
verweigerten. Wohlmeinend riet er, aus dieser Lage
Nutzen zu ziehen und den Kurfursten zu veranlassen, sich
unzweideutig fur die Republik zu erklaren und dadurch
die Pfalz vor Pliinderung und Verwiistung zu schiitzen,
der sie rettungslos ausgesetzt sein werde, wenn die Fran-
zosen demnachst den Rhein iiberschritten batten*).
') Ebeoda . . . qu'il ne voulait entendre parler d'aucun envoye alle-
mand tant ce coquin de Wurmser serait de Tautre c6te ... — *) Hierzu
Sorel, Rev. hist. 19, 25. — l) S. hierzu den Bericht Rewbells, worin
er aussert, dass nach den grossen Opfern, die Frankreich in einem ihm
aufgezwungenen Kriege gebracht habe, nur Verbrecher oder DummkOpfe
<des scelerats ou des sots) an eine Rtickkehr in die alien Grenzen oder an
den Verzicht auf die Rheingrenze denken konnten. — 4) Bericht Reibelds
voro 26. August.
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3'8
Hauck.
Gegen Ende August rusteten beide Parteien zum
Kampf. Wurmser, dessen Hauptquartier in Freiburg war,
traf alle Vorbereitungen, um auf den Wunsch des Kaisers
zu Beginn des September seine Unternehmung gegen das
Elsass zu beginnen1); zu gleicher Zeit gingen die Fran-
zosen unter Verletzung der Demarkationslinie tiber den
Rhein und nahmen am 6. September Diisseldorf. Nach-
dem der Republik durch diesen Rheinubergang das for-
melle Recht zur Eroberung Mannheims gegeben war,
zOgerte sie nicht, sofort den Schlag gegen die Stadt zu
fuhren. Triumphierend schrieb Merlin, die Dispositionen
zur Einnahme Mannheims seien getroffen, am 12. werde
er dorthin reisen, um die Stadt, die als Stutzpunkt ihrer
Operationen gegen Osterreich dienen sollte, zur Ubergabe
aufzufordern; sie werde entweder eingenommen oder ver-
brannt2).
Angesichts dieser Verhaltnisse kann man nicht ohne
Teilnahme das Ringen Reibelds in Basel betrachten. Nie
kam ihm der Gedanke, dass er eine verlorene Sache ver-
trete und wie sein Kurfurst, so hielt auch er an der freilich
steis schwacher werdenden Hoffnung fest, doch noch die
Verhandlungen zu gutem Ende zu fuhren und den Zweck
seines Aufenthaltes in Basel zu erreichsn. Am 5. September
schrieb ihm der Kurfurst, es sei zu hoffen, so traurig auch
die gegenwartigen Verh<nisse waren, dass man sich durch
die >unter der Hand fortgetrieben werdende Negotiation
beiderseits n&hern werde«, und verwies ihn nochmals auf
seine Instruktionen vom Juli, da er ihm keine andern geben
konne; mit Nachdruck solle er stets die friedliebende Ge-
sinnung des Kurfursten betonen und die Unmoglichkeit,
sich bei der zerstreuten Lage der pfalzbayrischen Gebiets-
teile, vom Reichskorper zu trennen8).
An dem Tage, da Karl Theodor dies schrieb, tiber-
schritten die Franzosen bei Diisseldorf den Rhein, am folgen-
den Tage ergab sich die Stadt, zur gleichen Zeit gingen Merlin
') Vive not, Kaiserpolitik 5, 346 f. Thugut an L. Cobenzl. Wien
6. Sept. 1795. Derselbe, Thugut, Clerfayt und Wurmser 191 ff. Wurmser
an Thugut. Freiburg 26. u. 31. August. — *) Merlin de Thionville an den
Wohlfahrtsausschuss. Strassburg 11. Sept. Merlin, La vie et correspon dance
2, 2i9f. — s) K.bl. 195/21. Karl Theodor an Reibeld. Miinchen 5. Sept.
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Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel. $\g
und Pichegru zur Armee ab, mit der Weisung, den ersten
Stoss gegen Mannheim zu fiihren1).
Bis zur Verzweiflung ratios waren jetzt die Mann-
heimer Regierungskreise. Durch die im Juli erfolgte Ver-
minderung der Garnison war die Widerstandskraft der
Festung bedeutend geschw&cht, und seit einiger Zeit bereits
trieb sich allerhand zweifelhaftes Volk darin herum, uber
deren Einmischung in stadtische Verhaltnisse OberndorfF
unlangst bei Merlin Klage hatte fiihren lassen *). Als sich
nun jetzt die Franzosen stets naher an die Stadt heran-
schoben, wandte er sich mit dringenden Worten an den
Kurfursten und bat urn genaue Verhaltungsmassregeln bei
der so bedrohlich nahe geriickten Gefahr3).
Dieser Bitte entsprach Karl Theodor in zwei Reskripten
vom 3. und 12. September, die beide in hOchst tgewundenen
Ausdriickenc dem Minister die gewiinschten Weisungen
erteilten, in ihrer unklaren Fassung aber das Haupt-
gewicht der Verantwortung, wenn Mannheim in feindliche
Hande fiel, auf die Schultern Oberndorffs luden.
Als Reibeld nachEmpfang des kurfurstlichen Schreibens
vom 5. September zu Barthelemy kam, fand er ihn ver-
andert. War auch die alte freundschaftliche Gesinnung
nicht vOllig verschwunden, so fehlte doch der warme, oft
geradezu herzliche Ton, der frQher ihre Besprechungen
belebt hatte, und tief und schmerzlich empfand Reibeld
diese Wandlung.
Am 14. September hatte er die letzte, langere Unter-
redung mit Barthelemy vor dem Falle der Stadt4). Noch
einmal kamen alle Klagepunkte der Republik gegen den
Kurfursten zur Sprache. Zwar verkannte Barthelemy nicht,
dass Karl Theodor durch die so unglucklich zerstreute
Lage seiner Lande zu grosser Riicksichtnahme auf den
kaiserlichen Hof gezwungen sei , bemerkte aber, dass er
vergeblich diesen Gesichtspunkt in Paris geltend gemacht
habe. Die Erbitterung gegen Osterreich, das sich fort
>) Die J nst miction Pichegrus s. bei Bonnal, Les armees de )a repu-
blique. Pieces justificatives. S. 249. — *) K..bl. 381/46 Oberndorff an den
zweibriickischen Unterhandler Rcccum. Mannheim 22. August. — 8) Vgl.
hierzn und zn dem Nachfolgenden Heigel a. a. O. 23 ff. — *) Bericht Reibelds
vom 14. Sept.
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320
Hauck.
und fort dem Frieden entziehe, sei dort zu gross, als dass
sie sich nicht auch auf jene h&tte libertragen miissen,
durch deren Haltung der Osterreichischen Politik Vorschub
und Forderung geleistet worden sei >)• Und als entschiedene
Farderung dieser Politik werde die Aufnahme kaiserlicher
Truppen in Mannheim betrachtet; sie erscheine der Repu-
blik als eine der feindseligsten Massnahmen, die der Kur-
furst iiberhaupt gegen sie habe unternehmen konnen. Der
Hinweis auf seine Bemtihungen in Wien um Zurtickziehung
dieser Truppen versch&rfe nur noch die Animositat gegen
ihn, da gerade aus diesen vielen vergeblichen Versuchen
die kaiserliche Ubermacht im Reiche hervorgehe, die nur
eine Folge allzugrosser Anh&nglichkeit der Stande an ihr
Oberhaupt sei. Erregter werdend fragte er den Gesandten,
was die St&nde nun eigentlich durch diese selbstlose Hin-
gabe erreicht hatten und was die Pfalz von ihren Feinden
erwarte, wenn schon ihre Freunde sie einer solchen un-
ermesslichen Gefahr ausgesetzt hatten. Seine Gesinnung
sei dem Kurfiirsten bekannt und auch Reibeld kenne sie
zur Gentige, aber wenn in Paris solches geltend gemacht
werde, miissten seine Einwendungen wirkungslos bleiben.
Barthelemy wusste, wie gereizt die Stimmung seiner
Regierung dem Kurfiirsten gegenuber war, der sich jahre-
lang ihrem Werben gegenuber ablehnend verhalten hatter
und wenn er jetzt auf die angstvolle Bitte Reibelds hin
seine nochmalige Verwendung fur die pfalzbayrischen Inter-
essen versprach, so tauschte er sich dennoch nicht uber
die Erfolglosigkeit dieser Verwendung.
') Die Erbitterung, von der Barthelemy hier spricht, stellte Theremin,
der in diesen Wochen, wenn auch nicht im A u ft rage, so doch mit Vorwissen
verschiedener Konventsmitglieder mit Degelmann uber den Frieden ver-
handelte, entschieden in Abrede. Es ist hier nicht der Ort, auf diese Aus-
fuhrungen naher einzugehen. Der Austausch Bayerns gegen das linke Rhein-
ufer stand bei alien diesen Verhandlungen im Vordergrunde und bei alien
Freundschaftsveisicherungen, die der Herzog Max Joseph von Zweibrucken
in dieser Zeit von der franzosischen Republik empfing, wurde doch sorgfaltig
vermieden, trotz seines wiederholten DrSngens, ihm den Besitz Bayerns zu
garantieren. Hierzu vgl. Vivenot, Thugut, Clerfayt und Wurmser. Degel-
mann an Thugut. Basel 25. u. 30. Sept. (S.'24-iff. 257 ft) und 10. Okt.
(279 ff.). Thugut an Degelmann. Wien 11. Okt. (S. 282 ff.). Auch Sorel,
Rev. hist. 19, 40 ff.
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Sendung des Freih. v. Reibeld nach Basel. 32 I
In einer kurzen Unterredung, die Reibeld darauf mit
Barthelemy hatte, legte dieser nochmals die Gesichtspunkte
dar, von denen sich die franzOsische Regierung bei ihrem
Verhalten den Reichsst£nden gegenuber leiten Hess1). Er
wies auf die Bemiihungen der franzOsischen Regierung
hin, einen ehrlichen Frieden mit den Standen des Reiches
zu erlangen ; nachdem ihr dieses misslungen sei, musse sie
es jetzt jedem uberlassen, sich, so gut es gehe, aus der
vom Kaiser geschaffenen Notlage herauszuziehen. Doch
sei sie bereit, trotz des Ernstes, mit dem sie den Krieg
fuhren werde, dennoch alien jenen, die durch Vermittiung
Preussens bei ihr urn Frieden nachsuchten, den Frieden
zu gewahren*), die anderen freilich wiirden rucksichtslos
und ohne Schonung bekampft werden. Wie so oft seit
den Rheinbundstagen des Jahres 1658 regte sich auch
jetzt wieder in Frankreich der Wunsch nach einer deutschen
Furstenklientel unter franzOsischem Protektorate 8). Nicht
nur Sieyes vertrat diesen Gedanken, offen sprach Barthe-
lemy dem pfalzischen Gesandten gegenuber aus, dass alle
Stande, die in der Reichsverfassung den notigen Schutz
ihrer Interessen nicht mehr erblickten, sich unter einander
vereinigen sollten, um mit franzosischer Hilfe und unter
preussischer Vermittiung den Frieden zu erzwingen, wozu
ihnen bisher weniger der Wille, als die Kraft gefehlt habe.
Jeder Separatfrieden , fuhr er fort, hOre auf, verfassungs-
widrig zu sein, wenn es nicht mehr verfassungswidrig sei,
dem Willen der Stande zuwider die Annahme des gefor-
derten Friedens zu verweigern und den Krieg fortzusetzen.
Zum Schutze, nicht zum Untergange der Glieder des
Reiches sei die Verfassung da und ihre Aufrechterhaltung,
die den engen Anschluss an den Kaiser fordere, sei nur
!) Bericht Reibelds vom 16. Sept. — 2) Vgl. hierzu auch die oft
erwahnte Instruktion an Caillard. Bailleu a. a. O. — 3) In seinem discours
sur la situation interieure et exterieure de la republique (vom 23. Aug. 1795)
sagt Boissy d'Anglas, es sei fur Preussen ebenso nfltig, sich mit Frankreich
gegen seinen »ewigen Fcind* Osterreich 2U verbinden, wie fiir die Reichs-
stande, in Verhandlungen mit einer Macht einzutreten: qui les a toujours
preserves du joug dont la coui de Vienne les a si longtemps menaces.
Sorel, Rev. hist. 18, 315 ff.
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^22 Hauck.
geeignet, den Standen neues Leid und neue Not zu
bringen 1).
Wahrend somit Barthelemy von dem engen Anschluss
der Stande an Frankreich den Sturz der Reichsverfassung
erwartete, glaubte Hardenberg, dass die verschiedenen
Sonderabkommen , auf die Barthelemy rechnete, nur zur
Starkung der Reichsverfassung dienen wurden, deren Er
haltung tibrigens im eigenen Interesse Frankreichs liege,
und er zweifelte nicht, dass Friedrich Wilhelm II., so
zunickhaltend er sich auch in der letzten Zeit gezeigt habe,
dennoch alien jenen Reichsstanden seine Vermittlung an-
gedeihen lassen werde, die in ernster Friedensabsicht
Gesandte nach Basel schicken wurden.
Als Reibeld den Bericht uber seine Unterredungen
mit Barthelemy am 14. und 16. September dem Kurfursten
iibersandte, bemerkte er traurig, dass Mannheim aufs hochste
gef&hrdet erscheine; wenige Tage sp&ter hatte es den ein-
ziehenden Franzosen seine Tore geoffnet und jubelnd schrieb
Marmont: Der Besitz Mannheims sichert uns den glan-
zendsten Feldzug, er gibt uns den Frieden8).
») Vgl. hierzu den Bericht Hardenbergs. Basel 13. Okt. »le systeme
francais est de iaire des paix particulieres sans aucune intervention, d'isoler,
de diviser les etats de Tempire, de s'arranger separement avec eux sur les
cessions, qu'ils exigent, au moins provisoirement (Bailleu a. a. O. 24 ff.).
Ranke, Hardenberg 1, 276 f. Abweichend von Hardenberg berichtet
Degelmann an Thugut. Basel 30. Sept. Vive not, Thugut 257 ff.). —
*) Pap. de Barth. 5, 455 ft. Barthelemy an den Wohlfahrtsausschuss. Basel
19. Sept. Hierzu auch Ranke, Hardenberg 1, 283. — 3) Mcmoires du due
de Raguse 1, 136. Marmont an seinen Vater. Hauptquartier Oberingelheira
19. Sept.
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Friedrich von Weech f-
Nachruf
von
Karl Obser.
Die Badische Historische Kommission hat zu Beginn des
Winters einen schweren Verlust erlitten. Die charakteristische
stattliche Erscheinung des Marines, der geraume Zeit hindurch
in vieler Hinsicht die Seele ihrer Unternehmungen war und ihre
Traditionen in sich verkorperte, wird kunftig, von alien schmerz-
lich vermisst, in ihrer Mitte fehlen: Geheime Rat Dr. Friedrich
von Weech, der seit ihrem Bestehen als Sekretar mit kundiger
und sicherer Hand ihre Geschafte geleitet und seit vier Jahr-
zehnten sein reiches Wissen und Konnen in den Dienst der
heimatlichen Geschichtsforschung gestellt, ist am 17. Nov. v. J.
nacrk langerera Leiden verschieden. So manchem aus dem Kreise
der gelehrten Korperschaft , der vor ihm heirugegangen, hat er
von dieser Stelle aus den ehrenden Nachruf gewidmet: mdge es
darurn gestattet sein, in dieser Zeitschrift, die in ihm ihren altesten
und treuesten Mitarbeiter verliert, ruckschauend auch seines Lebens
und Wirkens zu gedenken, unter dankbarer Hervorhebung ins-
besondere der hervorragenden Verdienste, die er sich urn die
Badische Historische Kommission erworben!
Friedrich von Weech gehorte nicht von Geburt dera Lande
an, das seine zweite Heimat werden sollte. Seine Vorfahren,
die ursprunglich wohl als Freie auf der Leutkircher Heide in
Oberschwaben sassen, begegnen spaterhin mehrfach in vorder-
osterreichischen und bayrischen Diensten. Der Grossvater und
Urgrossvater standen als Offiziere im bayrischen Heere; auch der
Vater griff zuin Waffenhandwerk, nahm an den Befreiungskriegeu
ruhmlichen Anteil und zog dann mit Konig Otto nach Griechen-
land, wo er als konigl. Hauptmann im Sommer 1837 zu Athen
starb.
Wenige Monale darauf, am 16. Oktober 1837 wurde ihm
als einziger Sohn Friedrich Otto Aristides zu Munchen geboren.
Nach einera dreijahrigen Aufenthalt in der geistlichen Erzichungs-
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324 Obser.
anstalt des Stiftes Metten und dem Besuche verschiedener Schulen
seiner Vaterstadt verliess der begabte Jungling im Sommer 1856
mit dem Zeugnis der Reife das Kdnigl. Maximiliansgymnasium.
Schon damals verriet sich in ihm der Drang und die Befahigung
zu literarischer Arbeit, unzweifelhaft ein Erbteil des Vaters, der
auch auf diesem Gebiete tatig war, und als angehender Student
schickte er, wie er spater oft launig erzahlt hat, ein Drama,
»Virginia« betitelt, zur Begutachtung an den Literarhistoriker
Vilmar, der dem Wunsche gewissenhaft nachkam und die Dich-
tung einer wohlwollenden Prufung unterzog. Im Herbste 1856
bezog Weech die Universitat Munchen. Es war die Zeit, wo
unter dem Einflusse Rankes und seiner Schule die historischen
Studien einen neuen gewaltigen Aufschwung nahmen und Sybel
und Cornelius ihre fruchtbare Lehrtatigkeit an der Isar eroffneten.
Auch die Neigungen und lnteressen Weechs entschieden sich
bald nach dieser Seite, und er widmele sich mit Eifer dem
Studium der Geschichte und ihrer Hilfswissenschaften. Es fuhrte
ihn mit einem Kreise begabter, gleichstrebender Altersgenossen
zusammen, unter denen G. v. Bezold, Bernh. Kugler, Jul. Weiz-
siicker, Wilh. Maurenbrecher u. A. ihm fortan in Freundschaft
verbunden blieben. Im Herbst 1857 siedelte er nach Heidel-
berg uber, wo Ludwig Haussers gliinzende Vortrage zwei Semester
hindurch ihn machtig fesselten und, wie er gerne bekannte, auf
die Richtung seiner Studien bestimmenden Einfluss ausiibten.
Auf Grund einer sorgfaltigen quellenkritischen Abhandlung fiber
Kaiser Ludwig den Bayern und Kdnig Johann von Bohmen
wurde er im Juni i860 mit dem Pradikate magna cum laude
zum Doktor der Philosophic promoviert und beteiligte sich
sodann, nach einer kurzen Erholungsreise an den Rhein, die ihn
in nahere Beziehungen zu Joh. Friedr. Bohmer brachte, unter der
Leitung K. von Hegels im Vereine mit M. Lexer und Th. von
Kern an der von der konigl. bayrischen Akademie der Wissen-
schaften geplanten Herausgabe der Chroniken der deutschen
Stadte, bei der er die Bearbeitung der Aufzeichnungen des
Erhard Schurstab iiber die Fehde der Stadt Nurnberg gegen den
Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg ubernahm1). Ver-
handlungen wegen einer Habilitierung in Tubingen im Sommer
1861, die schon ziemlich weit gediehen waren, wurden, obgleich
Reinh. Pauli das Vorhaben lebhaft begunstigte in letzter Stunde
— aus welchem Grunde ist nicht ersichtlich — abgebrochen.
Er verliess Nurnberg im Herbste dieses Jahres und wandte sich
nach Berlin, wo er den Winter uber bei Ranke, Droysen,
Jaffe u. A. Kolleg horte. Der Gedanke an eine akademische
Laufbahn war keineswegs aufgegeben. Sein Augenmerk fiel
auf Freiburg, wo die Verhaltnisse ihm giinstig erschienen, und
schon im Fruhjahr 1862 liess er sich dort als Privatdozent nieder.
') Chroniken der deutschen Stadte. Band II. NGrnberg-Leipzig 1864.
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Friedrich von Weech f- 325
In seinen Vorlesungen und offentlichen Vortragen behandelte
er die Geschichte des Altertums, da 11 e ben aber auch mit beson-
derer Vorliebe wichtige Abschnitte aus der neueren Geschichte,
wie die Regierung Katharinas II. von Russland und die Zeit
der Befreinngskriegc l). Auch ein Publikum uber badische
Geschichte von 1738 — 1830, das vielen Beifall und Zuspruch
fand , kam schon im Wintersemester 1862 zu Stande:
das erste in seiner Art, das die Geschichte des Landes
im 19. Jahrhundert zum Gegenstande hatte. Aus diesen aka-
demischen Vortragen ist dann die von echt nationalem Geiste
erfullte kleine Schrift »Baden unter den Grossherzogen Karl
Friedrich, Karl und Ludwigc*) erwachsen, die mit sicherem Blick
und erfreulicher Offenheit die damaligen Zustande kennzeichnet
und, wenn gleich durch neuere Forschungen vielfach iiberholt,
auch heute noch Jedem empfohlen werden kann, der sich in
Kurze uber diesen Zeitraum heimatlicher Geschichte unter-
richten will.
Neben seiner akademischen Tatigkeit beschaftigten ihn die
grossen politischen Fragen der Zeit aufs angelegentlichste. In
einer Reihe von Flugblattern uber die schleswig-holsteinische
Angelegenheit3) trat er entschieden fur die Rechte des Herzogs
von Augustenburg ein; vorubergehend war selbst von seinem
Eintritte in dessen Dienste die Rede. Politik und Wissenschaft
bildeten auch das Band, das ihn damals mit Heinrich von
Treitschke verknupfte, der infolge seiner Berufung seit Oktober
1863 *n Freiburg weilte, den gleichgesinnten, nur um weniges
jungeren Kollegen schatzen lernte und ihm fortan, wie sein
Briefwechsel bezeugt, zeitlcbens in aufrichtiger Freundschaft
zugetan blieb. In einer offentlichen Versammlung vom 29. Nov. d. J.,
in der auch Treitschke das Wort ergriff, begriindete Weech eine
der Resolutionen, wonach der badischen Regierung mit dem Dank
fur ihre bisherige Haltung das Vertrauen ausgesprochen wurde,
dass sie mit alien Mitteln auch ferner fur das bedrohte Bruder-
volk eintreten werde. Vorzugliche Berichte uber die Lage in
Bayern und Baden, die in den »Grenzboten« erschienen, erwiesen
seine auch spaterhin vielfach bewahrte Befahigung auf journa-
listisch-publizistischem Gebiete und sind als Stimmungsbiider
J) Es ist bezeichnend fur die herrschende Stimmung jcner Tage, wenn
die »Breisgauer Zeitung« die Anktindigung der letzteren mit einem Ausfalle
gegen die Bismarcksche Politik in Preussen verbinden zn mussen glaubt. »In
der jetzigen Zeitlage, — heisst es da — wo Bismarck in Berlin bald durch
frechen Obermut, bald in feiger Untenvarfigkeit gegen Napoleon III. ein
leichtfertiges Spiel mit den Geschicken des deutschcn Volkes treibt, raft das
lebendige Bild der gewaltigen Taten des deutschen Volksgeistes bei jenen
Kampfen ein besonderes Interesse hervor«. — 8) Freiburg, Wagner 1863. —
') Schleswig-Holstein, Bericht aus und von diesen deutschen Landern 1—3.
Freiburg, bei Poppen.
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326 Obser.
heute noch von Wert und lnteresse. Wahrend so die Freiburger
Tage verstrichen in frohlicheni, vielseitigem Schaffen und an-
regendem Verkebre mit vertrauten, gleichgestimmten Altersgenossen,
zu denen ausser Treitschke die Gebruder Nokk, W. Manz und
M. Frey zahlten, wuchs in ibm doch immer mehr der Wunsch
nach einer gesicberten Lebensstellung, der urn so begreiflicber
war, als er sich im August 1862 mit Therese Seuffert, der fein-
gebildeten und kunstsinnigen Tochter des verdienten Heraus-
gebers des nach ihm benannten juristischen »Archivs« verlobt
batte und sein eigenes Heim zu grunden sicb sebnte. Da die
Aussichten in der akademischen Laufbabn ungiinstige waren,
zogerte er nicbt, im Dezember 1864 einem Rufe nach Karlsruhe
zu folgen, der ihm mit dem Titel eines Hofbibliothekars die
Stelle eines Hilfsarbeiters an diesem Institute ubertrug; bald
darauf, im April 1865 fanc* seine Vermahlung statt. Sein Wirken
in dem neuen Amte war indes nicht von langer Dauer. Der
Wunsch Treitschkes, der seine Fabigkeiten gerne in der Diplo-
matic verwertet gesehen hatte, ging freilich nicht in Erfullung,
aber im Dezember 1864 erfolgte seine Ernennung zum Archivrat
am Generallandesarchive zu Karlsruhe. Damit war seine Zukunft
entschieden und es eroffnete sich ihm, seinen Neigungen und
Anlagen entsprechend , ein weites und reiches Feld frucht-
bringender Tatigkeit, auf dem fortan seine Lebensaufgabe
lag. Das Karlsruher Archiv stand damals noch unter der
Leitung von Fr. Jos. Mone. Die alte Erfahrung, dass ein treff-
licher Gelehrter noch lange kein tuchtiger Archivar zu sein
braucht, hat sich an ihm aufs neue bewahrt. Man wird, wie
auch Weech dies in spateren Jahren getan hat, den grossen und
bleibenden wissenschaftlichen Verdiensten dieses hervorragenden
Mannes die gebiihrende Anerkennung heute weniger als je ver-
sagen, und doch nicht umhin konnen, dem scharfen Urteile bei-
zustimmen, das Roth von Schreckenstein uber die drei Dezennien
seiner Archivverwaltung notgedrungen gefallt hat1). Wer die
kleine Schrift zur Hand nimmt, die Schreckenstein uber dieses
Thema geschrieben, wird daraus ersehen, wie erschreckend reich-
haltig das Kapitel der Archivstinden war, die unter Mones Ver-
antwortung begangen wurden und zum Teile leider uberhaupt
nicht mehr gut gemacht werden konnten. An Arbeit in Hulle
und Fiille fehlte es somit nicht, als Weech sein neues Amt
antrat, aber das Schicksal hatte auch den rechten Mann an den
rechten Platz gestellt. Im Vereine mit Roth von Schreckenstein,
der 1868 als Nachfolger Mones von Donaueschingen aus an die
Spitze des Generallandesarchives berufen wurde, und dem ihm
gleichfalls befreundeten, allzu fruh verstorbenen Kollegen M. Gmelin
iibernahm er es in den folgenden Jahren, Ordnung zu schaffen.
*) Das Generallandesarchiv in Karlsruhe unter der Leitung des ver-
storbenen Archivdirektors Herrn Dr. F. J. Mone, Karlsruhe 1871.
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Friediich von Weech f. 127
Man ging an die systeinatische Sichtung und Verzeichnung der
reichen urkundlichen und handschriftlichen Schatze, die allzu-
lange ungebuhrlich vernachlassigt war; die ihrer Herkunft nach
zusammengehorigen Archivabteilungen wurden , wo sie getrennt
waren, nach Moglichkeit wieder vereinigt; sorgfaltige Repertorien
wurden angelegt, durch die eine voile Obersicht uber die urn-
fangreichen Bestande erst gewonnen und ihre wissenschaftliche
Verwertung erst ermdglicht wurde. Unermiidlich wirkte Weech als
treibende Kraft, (iberall bewahrte sich sein auf Einfuhrung zeit-
gemasser Neuerungen gerichteter praktischer Blick und ein ihm
in hohem Masse eigenes Organisationstalent, das er auch ander-
warts reichlich zu erproben Gelegenheit fand. Wenn das Karlsruher
Archiv in den 40 Jahren, wahrend deren er anfangs als Kollegial-
mitglied und nach Schreckensteins Riicktritt vom Jahre 1885 ab
als Direktor ihm angehorte, zu einem wissenschaftlichen Institute
herangewachsen ist, das in den gelehrten Kreisen des In- und
Auslandes hohes Ansehen geniesst und durch seine bewahrten Ein-
richtungen vielfach vorbildlich geworden ist, so ist dies wesentlich
sein Verdienst, wie es auch ihm zu verdanken ist, dass er im
Gegensatz zu der erfreulicherweise selten gewordenen Zuriick-
haltung mancher Archivverwaltungen die ihm anvertrauten Schatze
durch liberales Entgegenkommen der wissenschaftlichen Forschung
in weitestem Umfange zuganglich gemacht und durch weit-
gehende Erleichterungen in der Archivaiienversendung innerhalb
des Landes insbesondere die lokalgeschichtlichen Studien mittel-
bar in hohem Masse gefordert hat.
Hand in Hand mit dieser beruflichen Arbeit in engerem
Sinne ging eine ausgebreitete wissenschaftliche Tatigkeit, deren
Umfang wohl am besten aus der am Schlusse angefugten biblio-
graphischen Obersicht zu ermessen ist. In der ersten Zeit war
es noch vor allem die badische Geschichte im 18. u. 19. Jahr-
hundert, die ihn fesselte. Auf Grund der Karlsruher Ministerial-
akten gab er 1865 die ^Cor^espondenzen und Aktenstucke zur
Geschichte der Ministerkonferenzen von Karlsbad und Wien in
den Jahren 18 19, 1820 und 1834* heraus, in denen er den
Kampf der zentrifugalen partikularistischen Tendenzen mit der
eine Starkung und Zentralisierung der Bundesgewalt erstrebenden
Minderheit der Bundesstaaten und die schliessliche Niederlage
der konstitutionelien Partei vor Augen fuhrte. lhnen folgte 1868
seine zum Teil aus den hinterlassenen Papieren der Minister
von Reitzenstein und Nebenius geschopfte vortrefflichc »Ge-
schichte der badischen Verfassung«, die aus den Vorstudien
far eine von ihm geplante »Geschichte des konstitutionelien
Lebens in Baden* erwachsen war, ein Werk von bleibendem
Wert, das mit der vorerwahnten Schrift zum Besten zahlt, was
er geschrieben hat. Noch im gleichen Jahre erschien die von
Nebenius verfasste mustergiiltige Biographie »Kari Friedrichs von
Baden«, die er an Haussers Stelle aus dem Nachlasse des Staats-
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328 Obser.
raannes herausgab unci nicht unwesentlich erganzte. Wenn er
es in der Vorrede im Hinblick auf die Rheinbundsperiode als
»eine schone und lohnende Aufgabe« bezeichnete, »auch das
Gute und Segensreiche aufzusuchen, das jene Zeit den kleineren
deutschen Staaten gebracht hat«, so ist er leider zur Ausfuhrung
dieses Planes so wenig gekommen , wie zu einer Lebens-
beschreibung von Nebenius, die er ins Auge gefasst hatte. Die
beruflichen Verpflichtungen, die ihn in erhohtem Masse in An-
spruch nahmen, gaben seinen Studien eine andere Richtung.
Die Veroffentlichungen der folgenden Jahre, die fast ausnabmslos
in der »Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins* erschienen,
stehen im engsten Zusammenhange rait den umfangreichen
Repertorisierungsarbeiten, die ihm zufielen und deren Ergebnisse
er hier verwertete. Dahin gehort vor allem die grosse Serie
der wertvollen Urkunden- und Regestenpublikationen, wie die
^Pfalzischen Regesten und Urkunden*, die »Regesten und Ur-
kunden der Markgrafschaft Baden* u. a., die einen stattlichen
Teil dieser ^Zeitschrift« fullen, dahin gehoren aber auch die
zahlreichen kulturgeschichtlichen Miszellen und Veroffentlichungen
wichtiger Briefe und Aktenstucke, die er mit kritischem und
sachkundigem Kommentar versah. »Es gibt, wie P. Albert in
seinem Nachrufe1) zutreffend hervorhebt, fast keine Periode der
badischen Landes-, Kirchen- und Furstengeschichte, die dabei
nicht mehr oder weniger nahe beruhrt oder berucksichtigt ware
und zu neuer oder hellerer Beleuchtung kame«. Den Hohe-
punkt hat VVeechs literarische und wissenschaftliche Tatigkeit in
den 70«r und 8oer Jahren erreicht. Abgesehen von den Bei-
tragen der ebenerwahnten Art, die er fur die Fachzeitschriften
schrieb, und zahllosen belehrenden und aufklarenden Artikeln
und Aufsatzen, die in belletristischen Zeitschriften und in der
Tagespresse — u. a. in der 1879 von ihm begrundeten und
redigierten »Literarischen Beilage« der Karlsruher Zeitung —
erschienen, trat er in diesem Zeitraume auch mit einer grosseren
Anzahl wichtiger selbstandiger Publikationen an die Offentlich-
keit. Ich nenne hier in erster Linie die von ihm nach dem
Vorbilde der »Al)gemeinen Deutschen Biographies mit Hilfe einer
stattlichen Schar bewahrter Mitarbeiter herausgegebenen »Badischen
Biographien«, die als das erste territoriale Unternehmen dieser
Art allgemein vetdiente Anerkennung fanden und, soweit es sich
um seinen personlichen Anteil an den ersten Banden handelt,
der ihm eigenen Kunst lebensgeschichtlicher Darstellung ein
glanzendes Zeugnis ausstellten2). Biographische Essays biiden
l) Alemannia. Zeitschrift der GeseUschaft far Geschichtskunde zu Frei-
burg i. Br. B. 22, S. 1 ff. — 2) Band I— IV 1875- 91; B. V, dessen Heraus-
gabe er mit A. Krieger uhernahm, ist noch nicht abgeschlossen. Es sei in
dem Zusammenhange auch an die vielfach trefflichen Artikel erinnert, die er
— uber 80 an der Zahl — von 1875 an zur »Allgemeinen Deutschen
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Friedrich von Wecch f. \2Q
auch den Hauptinhalt der unter dem Titel: »Aus alter und neuer
ZeiU 1878 von ihm gesammelten und in Erinnerung an die
Freiburger Tage Heinrich von Treitschke gewidmeten »Vortrage
und Aufsatze«1), die schon allein wegen der trefflichen Studie
fiber »Die Anfange des Konstitutionalismus in Baden«, — das
Beste, was uber diesen Gegenstand je geschrieben worden ist —
der Vergessenheit entrissen zu werden verdienten. Wichtige
Aufzeichnungen zur Geschichte des dreissigjahrigen Krieges in
der Bodenseegegend erschloss er in der von dem wackeren
Salemer Konventualen Sebastian Burster verfassten »Beschreibung
des Schwedischen Krieges in den Jahren 1630 — i647«a), deren
Vorrede sich an Gustav Freytag wendet. Fur die Kenntnis der
kirchlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhaltnisse des
genannten Gebietes von der grossten Bedeutung ist das monut
mentale Urkundenwerk des Klosters Salem, der »Codex Salem i-
tanus«, der von Weech in mustergul tiger, alien Anforderungen
der modernen Editionstechnik entsprechender Weise in drei
stattlichen Banden herausgegeben wurde8) und der geschicht-
lichen Forschung bis zum heutigen Tage die allerwesentlichsten
Dienste leistete.
Die beifallige Aufnahme, welche die dem Urkundenbuche
beigegebenen Siegelabbildungen fanden, bestimmten ihn zu einer
weiteren PubJikation der »Siegel von Urkunden aus dem Grossh.
Bad. General-Landesarchiv zu Karlsruhe*4), die, von alien Kennern
hochgeschatzt, reiche Kenntnisse auf dem von ihm mit Vorliebe
gepflegten Gebiete der sphragistischen und heraldischen Hilfs-
wissenschaften in gleichem Masse offenbarten, wie spaterhin seine
Mitteilungen »Ober die Lehenbucher der Kurfiirsten und Pfalz-
grafen Friedrich I. und Ludwig V.«&) und annliche Unter-
suchungen, die er an anderen Orten niedergelegt hat.
Mehr fur einen weiteren Leserkreis berechnet waren sein
bis in die Gegenwart reichendes, vielverbreitetes Buch uber
>Die Deutschen seit der Reformation mit besonderer Benick-
sichtigung der Kultusgeschichte« «) , sowie die beiden Fest-
schriften: »Baden in den Jahren 1852 — 1877s7), und »Die
Zah ringer in Baden*®), von denen namentlich die letztere als
volkstumlich im besten Sinne bezeichnet werden darf. Auch
seine »Badische Geschichte«9), bei der er von einer streng
wissenschaftlichen, auf erschopfenden Quellenstudien beruhenden
Biographie« und spaterhin auch zu Betlelheims »Biographischem Jahrbuche«
beisteuerte.
%) Leipzig, Duncker und Hum blot. 383 S. — *) Nach einer Karlsruher
Handschrift. Leipzig, Hirzel, 1875. 270 S. — *) Karlsruhe, Braun, 1883
— 1895. — *) Frankfurt, Keller, 1883—86. — B) Festgabe fiir die Univer-
sitat Heidelberg. Karlsruhe, D6ring, 1886. — •) Leipzig, Teubner, 1877. —
7) Karlsruhe, Bielefeld, 1877. — 8) Karlsruhe, Braun, 1881. — 9) Karlsruhe,
Bielefeld, 1890.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. a. 22
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330
Obser.
Darstellung absah und nur in engerera Rahmen die Geschicke
des badischen Furstenhauses und der aitbadischen Lande be*
handelte, ist in diesem Zusammenhange anzuffihren. Die letzte
grossere Aufgabe, vor die er gestellt wurde, war — urn dies
gieich vorweg zu nehmen — die Abfassang einer Geschichte
seiner zweiten Vaterstadt Karlsruhe1), die ihtn vom Stadtrate
dbertragen wurde. In ihr hat er ein Werk von bletbendem
Werte gescharTen, das dem Autor nicht minder, wie der Stadt,
der es gewidmet ist, zur Ehre gereicht. Wenn infolge widriger
Urn stand e die sp^teren Bande nicht mehr nberall auf der vollen
Hohe stehen, wie der erste, in dem noch einmal all© Vorzuge
seiner Arbeits- und Schreibweise sich vereinigen, so hat wohl
niemand dies mehr empfunden als er selbst, und es bleibt
deshalb zu bedauern, dass ihm eine Neubearbcitung in einer
zweiten Auflage, fur die er das Material schon gesamraelt hatte,
nicht mehr vergonnt war.
Wir sind mit diesen Ausfuhrungen schon einem Zeitpunkte
vorausgeeilt, mit dem in dem Leben und Wirken des Heim-
gegangenen ein neuer bedeutsamer Abschnitt anhebt. Ist doch
im Fruhjahr 1883 die Griindung der Badischen Historischen
Kommission erfolgt, die fur die heimatliche Geschichtsforschung
epochemachend geworden ist und auch seiner Tatigkeit neue
hohe Ziele gesteckt hat. Als die Frucht wiederholten person-
lichen Gedankenaustausches mit dem ihm nahestehenden, alien
wissenschaftlichen Bestrebungen stets freundlich gesinnten Kultus-
roinister W. Nokk ist, wohl wesentlich auf seine Anregung hin,
der Plan dazu entstanden. Wahrend Eduard Winkelmann als
Vorstand an die Spitze der gelehrten Korperschaft trat, uber-
nahra Weech als Sekretar die Fuhrung der Geschafte, und er
hat, durch das Vertrauen der Mitglieder immer wieder gewahlt,
dieses verantwortungsvolle Amt ununterbrochen und mit allseitig
anerkanntein Erfolge bis zu seinem Tode bekleidet. Die gewal-
tige Arbeit, die er in dieser Stellung, zu der er vermoge seiner
grundlichen Kenntnis der Landesgeschichte wie kein anderer
berufen war, und zeitweise auch in Vertretung des Vorsitzenden
in langen Jahren zu Nutz und Frommen der Kommission geleistet
hat, lasst sich nur andeuten. Wie iiberall, wo es gait, Neues
aufzubauen und auszugestalten, so hat sich auch hier sein an-
geborenes Organisationstalent glanzend bewahrt. Und nicht
minder seine Arbeitskraft! Allenthalben in den umfangreichen
Akten des Sekretariates begegnet man den Spuren seiner fleissigen
Hand; eine rege ausgedehnte Korrespondenz, die ihn in steter
Verbindung mit den iibrigen Mitgliedern und dem stattlichen
Stabe von Hilfsarbeitern erhielt, zeugt von seinem unermudlichen
Eifer fur die Sache, der er diente. Ein scharfer, praktischer
Blick, reiche, vielseitige Erfahrung, sowie voile Beherrschung des
!) Bd. I— III. Karlsruhe, Macklot 1895 — 1904.
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Friedrich von Wcech f. 331
Stoffes und Vertrautheit mit den geschaftlichen Formen kamen
ihm bei seiner Amtsfuhrung im allgemeinen sowohl, wie ins-
besondere auch bei den jahrlichen Plenarsitzungen wesentlich zu
statten und verschafften ihm einen weit fiber den Rahmen seiner
Stellung hinausreichenden Einfluss im Schosse der Kommission.
Auch an den wissenschaftlichen Bestrebungen und Arbeiten der
Korperschaft nahm er allezeit regen, lebhaften Antei). Eine
Reihe von Unternehmungen sind ausschliesslich oder doch vor-
wiegend auf seine Initiative zuriickzufuhren. Gleich in der ersten
Sitzung, als ein reichhaltiges, in manchen noch unerledigten Punkten
auch heute noch beachtenswertes Arbeitsprogramm der Kommission
aufgestellt wurde1), beantragte er die Sammlung des gesamten
Quellenstoffes zur alteren Geschichte der Bischofe von Kon-
stanz in einem gross en Regestenwerke, und auch der Antrag
zu einer zweiten fur die Geschichte des badischen Fiirsten-
hauses hochbedeutsamen Publikation ahnlicher Art, der von ihm
geleiteten »Regesten der Markgrafen von Baden* ging spaterhin von
ihm aus. Seiner Anregung und Unterstutzung ist mehr oder
weniger fernerhin zu verdanken die Herausgabe des »Topo-
graphischen Worterbuches des Grossherzogtums Baden«, des
»Oberbadischen Geschiechterbuchs«, der »Historisch-statistischen
Grundkarten fur Baden«, der seit 1891 erscheinenden »Neujahrs-
blatter*, sowie der noch in Vorbereitung befindlichen »R6mischen
Quellen zur Konstanzer Bischofsgeschichte* und des »Alpha-
betischen Namens- und Sachregisters* der alteren Reihe dieser
Zeitschrift. Einige weitere Publikationen, die er nicht selbst
angeregt hatte, wie die »Nuntiaturberichte« aus Wien und Paris
1685 — 1688, standen doch unter seiner kundigen Leitung.
Anderes wieder hat er sich selbst als Aufgabe vorbehalten. So
schrieb er zu den »Siegeln der badischen Stadte«, deren sorg-
faltige Auswahl er getroffen, den erlauternden Text, so iibernahm
er gemeinsam mit A. Krieger die Fortfiihrung der von ihm
begrundeten ^Badischen Biographien« in einem fiinften Bande,
zu dem er zahlreiche Beitrage lieferte, so bearbeitete er in zwei
»Neujahrsblattern« die Aufzeichnungen eines badischen Offiziers
iiber seine Kriegserlebnisse in Spanien zur Rheinbundszeit und
die Schilderung der Reiseeindnicke , die ein romischer Pralat
des 18. Jahrhunderts, Kardinal Garampi, am deutschen Rheine
empfangen. Die 1891 von ihm begonnenen Vorarbeiten fur die
Herausgabe der Korrespondenz des Fiirstabtes Gerbert von
St. Blasien, die fur die Geschichte der wissenschaftlich-kunst-
lerischen, wie der politisch-kirchlichen Bestrebungen jener Zeit
reichen Ertrag verspricht, riickten dagegen, wohl infolge geschaft-
licher Oberlastung und zunehmender Beschwerden des Alters,
zu seinem eigenen Leidwesen nur langsam vor: durch die bal-
«dige Vollendung des Werkes, das ihm am Herzen lag, wird die
») Vgl. Mitteilungen der Bad. Hist. Kommission Nr. 1.
22*
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332 Obser.
Kommission auch dem Toten gegenuber eine werte Pflicht
erfullen.
Nicht geringe Verdienste hat Weech sich auch urn die
Durchfuhrung der von F. L. Bnumann beantragten und von ihm
lebhaft befurworteten Verzeichnung und Ordnung der Archivalien
der Gemeinden , Pfarreien und Grundherrschaften des Landes
erworben, eincs Unternehmens, das der Kommission allezeit zur
hohen Ehre gereicht und auch ausserhalb der Grenzen des
Landes Beifall und Nachahmung gefunden hat. Er hat nicht
nur die weit verzweigte Organisation des Pflegerwesens geschaffen
und die massgebenden Instruktionen entworfen, sondern als Be-
zirkspfleger auch personlich die Arbeiten geleitet und in den
»Mitteilungen«, deren Redaktion er mit kurzer Unterbrechung bis
zum Tode fuhrte, die Veroffentlichung ihrer Ergebnisse iiberwacht.
Auch dies soil ihm unvergessen sein!
Mit dieser kurzen Wiirdigung seines wissenschaftlichen
Strebens und Wirkens kann der reiche, vielseitige Inhalt seines
Lebens selbstverstandlich nicht erschopft werden. Es ist hier,
wo wir es nur mit dem Gelehrten zu tun haben, nicht der Ort,
auf die segensreiche , opferwillige Tatigkeit naher einzugehen,
die der Entschlafene in mancherlei Vertrauensamtern im Inter-
esse der Kirche, Schule und Gemeinde, sowie auf dem weiten
Gebiete gemeinnutziger Unternehmungen, vor allem auch zur Zeit
des Krieges gegen Frankreich als Vorstand des Mannerhilfsvereins
und spaterhin als Vorsitzender des badischen Landesverbandes
im Dienste des Roten Kreuzes1) entfaltet hat. Nur daran darf
wohl noch erinnert werden, dass er in Vertretung David Muliers
drei Semester hindurch (Winter 1876 bis Winter 1877) auf Er-
suchen der Direktion auch die geschichtlichen Vorlesungen am
Karlsruher Polytechnikum iibernommen hat.
Seiner Arbeit blieb die Anerkennung nicht versagt. Zahi-
reiche Beweise furstlicher Huld sind ihm zuteil geworden, und
auch die Fachgenossen haben seine Verdienste nach Gebuhr
gewiirdigt. Die konigl. bayrische Akademie der Wissenschaften
nahm ihn unter die Zahl ihrer korrespondierenden Mitglieder
auf, die Schweizer geschichtsforschende Gesellschaft, in deren
befreundetem Kreise er stets mit herzlichem Behagen verweilte,
wahlte ihn zu ihrem Ehrenmitgliede , und landesgeschichtliche
Vereinigungen, wie die Freiburger Gesellschaft fur Geschichts-
kunde, der kirchengeschichlliche Verein des Erzbistums Freiburg
und der Verein fur Geschichte der Baar bezeugten ihm ihren
Dank fur vielfache Forderung durch ahnliche Ehrungen.
Schwere Schicksale trfibten seinen Lebensabend. Der Tod
der Gattin, die lange Zeit ihm sorgend und teilnehmend zur
Seite gestanden, riss in seinen hauslichen Kreis eine tiefe Lucke.
Eine ernste Erkrankung, von der er sich nur langsam erholte,
brachte ihn vor wenigen Jahren an den Rand des Grabes. In
den umsichtigen Anordnungen und muhsamen Vorbereitungen
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Fricdrich von Weech f. 333
fur die Obersiedelung in das neue Archivgebaude, dessen Erstellung
seit Jahren den Gegenstand seiner Wunsche und Bemuhungen
bildete und das nach seinen sachkundigen Angaben ein-
gerichtet wurde, sowie in der verantwortungsvollen Leitung des
schwierigen Umzuges erschopften sich zusehends sejne Krafte.
Sie beschleunigten den Ausbruch eines Leidens, das wenige
Monate spater seinem arbeitsreichen Dasein ein Ziel setzte. Em
Artikel fur die Schlusslieferung der »Badischen Biographien« uber
Heinrich von Treitschke, den Freiburger Jugendfreund, war das
letzte, was in den Tagen der Krankheit seiner Feder entstammte.
Noch steht das Bild seiner kraftvollen, schaffensfrohen Per-
sonlichkeit uns klar vor Augen. Ein trefflicher Forscher und
Gelehrter, voll Geist und spruhender Laune, voll vielseitiger
Interessen, im naheren Verkehr ein liebeuswurdiger Gesell-
scbafter, in dessen gastlichem Hause der Sinn fur alies Schone
gepflegt und alien wissenschaftlichen und kunstlerischen Be-
strebungen ein feines Verstandnis entgegengebracht wurde. Aus-
gedehnte Reisen, die er unternommen und deren Eindrucke er
— ich erinnere hier nur an die »Romfahrten« *) — lebendig
und anregend in Wort und Schrift zu schildern wusste, erweiterten
fruh schon den Kreis seiner Bildung und Anschauungen , und
gerne horte man ihm zu , wenn er aus dem reicben Schatze
seiner Erlebnisse und Erfahrungen mitteilte. Kein Pedant und
kein Mann nach der Schablone, weder im Parteileben noch
sonstwie, nahm er das Gute, wo er es fand, und liess auch als
Vorgesetzter jedem, der unter ihm arbeitete, freie Hand, nach
seiner Individuality. Wohl waren bei seinem lebhaften Tem-
perament und seinem stark ausgepragten Eigenwillen Reibungen
nicht immer zu vermeiden, aber im Grunde war er doch gutig
und wohlmeinend, und viele, die heute im akademischen Amte
und wissenschaftlichen Berufe stehen, haben bei seinem Heim-
gange dankbar der Forderung und Ermunterung gedacht, die
sie in jungeren Jahren von ihm empfangen. Und dankbar wird
auch die Badische Historische Kommission sich stets des Mannes
erinnern, der sich um sie hohe und bleibende Verdienste
erworben. Der Staat und die Wissenschaft haben viel an ihm
verloren: schwer nur wird er zu ersetzen sein.
>) Karlsruhe, Mailer, 1896.
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334
Obser.
Anhang.
Bibliographische Ubersicht.
Zusammenstellung der von Fr. von Weech ver/assten selb standi g
erschienenen Schriften, sowxe der in Zeitschriften und Zeitungen ver-
offenilichten Abhandlungen und Mitteilungen geschichtlichen Inherits l).
i860.
Kaiser Ludwig der Bayer und K6nig Johann von Bdhmen,
mit urkundlichen Beilagen. Inauguraldissertation. Mflnchen,
Christian Kaiser.
1862.
Sechs Urkunden Kaiser Ludwigs des Bay em fur Rotenburg.
Dreissigster Jahresbericbt des historischen Vereins in Mittelfranken
1862, Beilage III.
Ein stadtisches Gemeinwesen im 14. Jahrhundert. Grenz-
boten IV. 1862, S. 488 ff.
1863.
Baden unter den Grossherzogen Carl Friedrich, Carl, Lud-
w'g 1 738 — 1830. Acht offentliche Vortrage. Freiburg i. B.,
Fr. Wagner.
Erasmus Schurstab's Geschlechtsbuch. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Stadt Nurnberg im 14. und 15. Jahrhundert. Ein-
unddreissigster Jahresbericht des historischen Vereins in Mittel-
franken 1863. Beilage III.
1864.
Historische Darstellung der zwischen Markgraf Albrecht von
Brandenburg und Heideck-Nurnberg gefuhrten Kriegs- und Frie*
densverhandlungen. Die Chroniken der deutschen Stadte vom
14. bis hVs 16. Jahrhundert. II., S. 355 ff. Leipzig, S. Hirzel.
Schleswig-Holstein. Bericht aus und von diesen deutschen
Landern. Flugblatter Nr. 1 — 3. Freiburg i. B., H. Poppen.
Aus Bayern. Grenzboten II. 1864, S. 142 ff.
Bayern und der Thronwechsel. Grenzboten III. 1864, S. 441 ff.
Ein siiddeutsches Sonderbundsproject vom Jahre 1815.
Grenzboten IV. 1864, S. 401 ff.
') Die folgende Zusammenstellung ist von dem Hilfsarbeiter der Bad.
Histor. Kommission Herrn Dr. Sopp angefertigt worden.
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Friedrich von Weech J. lit
Die jahrliche Rechnungsablage zu Nurnberg im 15. Jahr-
hundert. Zweiunddreissigster Jabresbericht des bistoriscben Vereins
in Mittelfranken 1864, Beilage HI.
Kritiscbe Bemerkungen. Forschungen zur Deutschen Ge-
schichte IV., S. 82 ff.
Kaiser Ludwig der Bayer und Papst Clemens VI. v. Sybel's
Histor. Zeitscbrift XII., S. 315 ff.
1865.
Zur Gescbichte des Furstenvereins von Verona. Grenz-
boten I. 1865, S. 114*1*.
Correspondenzen und Aktenstiicke zur Geschicbte der Minister-
conferenzen von Carlsbad und Wien in den Jabren 1819, 1820
und 1834. Leipzig, F. C. W. Vogel.
Atis Baden. Grenzboten I. 1865, S. 481 if.; III. 1865,
S. 547 ff.; I. 1 866. S. 476 ff.
1866.
Franzdsische Zustande wahrend der bundert Tage und der
Occupation, v. Sybel's Histor. Zeitscbrift XVI., S. 344 ff.
1867.
Ludwig Hausser. Des Lahrer Hinkenden Boten illustrirte
Dorfzeitung, Band V, S. 213 f., 221 f.
Gebbard Leberecbt v. Blficher. Des Lahrer Hinkenden
Boten Illustrirte Dorfzeitung, Band V., S. 347 ff., 354 ff.
1868.
Geschichte der Badischen Verfassung. Nacb amtlichen
Quellen. Karlsruhe, A. Bielefeld.
Die Entstehung der badischen Verfassung. Badische Chronik.
Beilage zur Karlsruher Zeitung 1868, S. 125 f., S. i29ff.
Der Versuch der Griindung eines Instituts fur den Allgemein-
geist Deutschlands. Badische Chronik. Beilage zur Karlsruher
Zeitung 1868, S. 134 f., 141 ff.
C. F. Nebenius, Karl Friedrich von Baden. Aus dessen
Nachlass herausgegeben. Karlsruhe, Chr. Fr. Miiller.
1869.
Briefe des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar an
den Markgrafen Carl Friedrich von Baden und dessen Minister
Freiherrn von Edelsheim. Leipzig, Hvithel u. Segler.
Karl Mathy. Des Lahrer Hinkenden Boten Illustrirte Dorf-
zeitung, Band VI., S. igbff.
Drei Briefe von Joh. Heinr. Voss. Grenzboten IV. 1869,
S. 108 ff.
Regesten fiber die Hofapotheke in Heidelberg. Z. ') XXII,
S. 2i6ff., 357 ff.
l) Z. bcdcutet im Folgenden stets Zeitscbrift f. d. Gesch. des Oberrbeins.
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336 Obser.
Der Turkenschrecken in der Pfalz 1663. Z. XXII, S. 380 ff.
Ordnung der Schule zu Baden 1541. Z. XXII, S. 386 ff.
1869— 1880.
Pfelzische Regesten und Urkunden. Z. XXII, S. 177 ff.,
361 ff., 401 ff., XXIII, S. i55ff., XXIV, S. 56ff., 26gff., XXVI,
S. 29 ff., XXXII, S. igoff.
1871.
Regesten und Urkunden zur Geschichte des Klosters Ur-
spring. Z. XXIII, S. 39 ff.
Ein Bericht uber das Bad Teinach aus dem Jahre 1647.
Z. XXIII, S. 201 ff.
Das Generallandesarchiv in Karlsruhe unter der Leitung des
verstorbenen Archivdirektors Herrn Dr. F. J. Mone. Beilage zur
Allgemeinen Zeitung 1871, Nr. 231, S. 4101 f.
1872 (1875).
Regesten und Urkunden der Markgrafschaft Baden-Baden.
Z. XXIV. S. 424 ff., XXVII, S. 99 ff.
1873.
Gulten der untern Markgrafschaft Baden im Jahre 1537.
Z. XXV, S. 69 ff.
Abrechnung des pfalzischen Vizdums Heinrich von Erlickein
a. d. J. I349-50. Z. XXV, S. 9 iff.
Ein Brief Kaiser Carl VI. an den Abt von St. Blasien. Z.
XXV. S. 98 ff.
Baden-Durlachische Verordnungen des 17. und 18. Jahr-
hunderts. Z. XXV, S. iooff.
Zur Geschichte des Kurfflrsten Ottheinrich. Z. XXV, S. 236 ff.
Schloss Magdeberg im Hegau. Z. XXV, S. 280 ff.
1874.
Eine Urkunde Kaiser Heinrichs VII. Z. XXVI, S. 135^
Das Reissbuch anno 1504. Die Vorbereitungen der Kur-
pfalz zum bairischen Erbfolgekriege. Z. XXVI, S. 1376°.
Zur Geschichte Markgraf Christofs I. von Baden. Z. XXVI,
s. 392 ff.
Instructionen des Kurfursten und Pfalzgrafen Karl Ludwig
fur die Erzieher seiner Kinder. Z. XXVI, S. 407 ff.
Verfolgte Alchymisten. Z. XXVI, S. 468 ff.
1875.
Das Wormser Synodale von 1496. Z. XXVII, S. 227 ff.,
385 ff.
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Friedrich von Wecch f. \xn
Sebastian Burster's Beschreibung des Schwedischen Krieges
1630 — 1647. Nach der Original-Handschrift im Generallandes-
archiv zu Karlsruhe herausgegeben. Leipzig, S. Hirzel.
Robert von Mohl. Besondere Beilage zum Deutschen Reichs-
anzeiger und Koniglich Preussischen Staatsanzeiger. Nr. 46 vom
20. November 1875, S. 4 ff .
1875— 1905.
Badische Biographien. Teil 1 und 2 Heidelberg, Fr. Basser-
inann. Teil 3, Teil 4 Karlsruhe, Braun. Teil 5, Heidelberg,
Winter.
1876.
Eine Teufelaustreibung zu Baden im Jahre 1585. Z. XXVIII,
S. i79ff.
Zur Geschichte der Renchbader Antogast, Freiersbach, Gries-
bach und Peterstbal. Z. XXVIII, S. 438 ff.
Ein pfalzisches Steuerbuch aus den Jahren 1350 — 1361.
Z. XXVIII, S. 467 ff.
1877.
Baden in den Jahren 1852 bis 1877. Festschrift zum funf-
undzwanzigjahrigen Regierungs-Jubilaum Seiner Koniglichen Hoheit
des Grossherzogs Friedrich. Karlsruhe, A. Bielefeld.
Die badischen Landtagsabschiede von 1554 bis 1668. Z.
XXIX, S. 323 ff.
1877—1880.
Kulturgeschichtliche Miscellen. Z. XXIX, S. 322; XXX,
S. 486; XXX, S. 284, 448; XXXIII, S. 160.
1878.
Urkundenbuch des Benedictinerklosters St. Trudpert. Z. XXX,
S. 7&ff.» 323 ff.
Rechtsbuch des Klosters Ettenheimmunster. Z. XXX, S. 458 ff.
Aus alter und neuer Zeit. Vortrage und Aufsatze. Leipzig,
Duncker und Humblot.
Ein Brief Karl Gutzkows aus dem Gefangnisse zu Mannheim
(1836). Die Gegenwart, Band XIV, S. 420 f.
Haushaltungsordnung des Benediktinerklosters Schwarzach
am Rhein von 1654. Anz. f. Kunde d. deutschen Vorzeit.
J. 1878 sp. 355-360, 383—389.
Berichte iiber Franz von Sickingens Ende und die darauf
folgenden Ereignisse. Forschungen zur Deutschen Geschichte*
XVIII, S. 649 ff.
1879.
Urkundenarchiv des Klosters Herrenalb. Nachtrage. Z. XXXI,
S. 237 ff.
Conradin Kreutzer. Badischer Sangerbote. Nr. 21 — 24.
Muliheim, November, Dezember 1879, Sfc 84 ff.
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338 Obstr.
Em ehrengerichtlicher Spruch ads dem 16. Jahrhundert.
[Betr. das Kloster St. Tmdpert.] Adz. f. Kunde d. deutschen
Vorzeit. J, 1879 Sp. 44 — 45.
Die Casa Zuccari in Rom und die Badgetcommission des
Reichstages. Ein Schmerzensscbrei. Die Gegenwart, Band XV,
S. 188 f.
Ludwig Spach zum Gedachtniss. Die Gegenwart, Band XVI,
S. 262 f.
Die Deutschen seit det Reformation mit besonderer Beriick-
Sichtigung der Culturgeschichte. Mit zahlreichen Portrats nach
den besten historisch treuen Originalen und mit Vollbildern von
bewahrten Meistern. Leipzig, B. G. Teubner.
Der Componist des »Nachtlagers von Granada*. Vorbereitendes
zur Feier seines Jubilaums. Gartenlaube XXVII, Nr. 47, S. 785 ff*
Goethes Lilli. Nord und Sud X, 29, S. 212 ff.
Ein Bilderbuch ohne Bilder. Literarische Beilage der Karls-
ruher Zeitung I, S. 387.
Graf Moltke als Redner. Literarische Beilage der Karls-
ruher Zeitung. I, S. 467.
Lord Beaconsfield. Literarische Beilage der Karlsruher
Zeitung 1. S. 1 53 ff., 163 ff.
Aus der Biographie des Prinzen Albert, Prinzgemahls der
Konigin von England. 1. Literarische Beilage der Karlsruher
Zeitung I, S. 225 ff.
1880.
Von Verona nach Laibach. Literarische Beilage der Karls-
ruher Zeitung. II, S. 8 iff., 9 if., 99 ff.
Aus dem Leben des Prinzen Albert, Prinzgemahls der
Konigin von England. II. Literarische Beilage der Karlsruher
Zeitung II, S. 377 ff.
Aus den Bergen. I. Von Laibach nach Villach. II. Villach.
und Tarvis. III. Aus dem Pusterthal zur Heimath Tizians. Lite-
rarische Beilage der Karlsruher Zeitung II, S. 246 ff.; 252 ff., 259 ff.
Personal-Status des Klosters Neuburg bei Heidelberg am Ende
des 16, Jahrhunderts. Z. XXXII, S. 183 ff.
Dr. Moriz Gmelin, Grossherzoglich badischer Archivrath.
(Nekrolog.) Z. XXXII, S. 491 ff.
Die Aufhebung des Klosters Herrenalb durch Herzog Ulrich
von Wirtemberg. Z. XXXIII, S. 296 f.
Wappenbrief Konig Wenzels fur die Bruder Hans und Claus
Conczmann von Staffurt in der Markgrafschaft Baden. 1392,
Februar 14. Anzeiger fur Kunde der deutschen Vorzeit, N.F.,
27, Sp. i64f.
1880 (1881).
Sudwestdeutschland (Baden). Jahresbericht der Geschichts-
wissenschaft I. Jahrgang 1878, S. 522 ff.; II. Jahrgang 1879, II.,
S. 121 ff., III., S. I27f.
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Friedrich von Weech +.
339
1880 (1883).
Beitrage zur Geschichte der Volkswirtschaft and tur Sitten-
geschichte. Z. XXXII, S. 340 ff.; XXXVI, S. 461 ff.
1881.
Die Zahringer in Baden; illustfirt von Hermann Gotz.
Mit 10 Lichtdrucktafeln und 12 Holsschnitten. Karlsruhe,
G, Braun.
1882.
Der Rotulus Sanpetrinus nach dem Original im Grdssh.
General-Landesarchiv zu Karlsruhe. Freiburger Diocesan- Archiv
XV, S. 133 ff. Freiburg i. Br., Herder.
Ober Maltha-Siegel. Archivalische Zeitschrift, VII., S. 280 ff.
Maximilian Markgraf von Baden. Beilage zur Allgemeinen
Zeitung 1882, Nr. 80.
Gustav Kachel. Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1882,
Nr. 113.
1883.
Das rote Kreuz in Deutschland. Vom Fels zum Meer. 1883,
S. 61 iff.
Festgabe der Stadt Karlsruhe zum 23. September 1883.
[Zur Sakularerinnerung an die Aufhebung der Leibeigenschaft.]
Fol. Karlsruhe, G. Braun.
Eine furstliche Hofhaltung am Ende des 16. Jahrhunderts.
Z. XXXVI, S. 140 f.
Dr. Josef Bader, Grossherzoglich badischer Archivrath a. D.
(Nekrolog.) Z. XXXVI, S. 4760*.
,883—1885.
Urkundenbuch der Cisterzienserabtei Salem. Z. XXXV,
S. iff.; XXXVII, S. i33ff.; XXXVIII, S. iff., 373^, XXXIX,
S. iff., 183 ff.
1883 (1886).
Siegel von Urkunden aus dem Grossherzoglich Badischen
Generallandesarchiv zu Karlsruhe. Erste Serie, Frankfurt a. M»,
Heinrich Keller 1883. Zweite Serie, ebenda 1886.
1883 — 1895.
Codex diplomaticus Salemitanus. Urkundenbuch der Cister-
zienserabtei Salem. Band 1 — III. Mit Siegelabbildungen. Karlsruhe,
G. Braun.
1884.
Das Archiv der Stadt Radolfzell. Z. XXXVII, S. 1 ff.
1886.
Die Kaiserurkunden von 1200 — 1378 im Grossh. General-
landesarchiv in Karlsruhe. Z. N.F. I, S. 61 ff„ 336 ff.
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340
Obser.
Drei Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans
an den Markgrafen Friedrich Magnus von Baden-Durlach. Z. N.F.
I, S. 2igff.
Das Truchsessenamt des Hochstifts Bamberg. Z. N.F. I,
S. 365 f.
Ober die Lehenbucher der Kurfursten und Pfalzgrafen
Friedrich I. und Ludwig V. Zur funfhundertjahrigen Jubelfeier
der Ruprecht-Carls-Universitat in Heidelberg uberreicht vom
Grossh. Generallandesarchiv und der Badischen Historischen
KommissioD. Karlsruhe, Doering.
1887.
Nachtrage zum Verzeichnis der Kaiserurkunden von 1200
— -1378 im Grossh. Generallandesarchiv in Karlsruhe. Z. N.F.
II., S. 498 f.
Die Heidelberger Handschrift fiber die Egg. 6 Lichtdrucke.
Karlsruhe, G. Braun.
1888.
Die Kaiserurkunden von 1379 — 1437 im Grossh. General-
landesarchiv in Karlsruhe. Z. N.F. Ill, S. 423 ff.
1889.
Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans an den
Markgrafen Friedrich Magnus von Baden-Durlach und an den
Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz. Z. N.F. IV, S. 1 1 5 ff .
1 890.
Augusta, Deutsche Kaiserin und Konigin von Preussen.
Nord und Sud LII, 156, S. 355 ff.
1890 (1896).
Badische Geschichte. Karlsruhe, A. Bielefeld.
1892.
Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt. Aus
den Akten des Grossh. General-Landesarchivs. Z.N.F. VII,
S. 249 ff.
Zur Geschichte des Markgrafen Jacob III. von Baden und
Hachberg. Z. N.F. VII, S. 656 ff.
Badische Truppen in Spanien 18 10 — 181 3, nach den Auf-
zeichnungen eines badischen Offiziers. Mit einer Karte. Badische
Neujahrsblatter. Zweites Blatt. Karlsruhe, G. Braun.
Romische Plaudereien. Karlsruher Zeitung 1892, Nr. 235,
239, 240, 242, 244.
August Ottmar von Essenwein. Karlsruher Zeitung 1892,
Nr. 346.
Die Nachschlagebibliothek im Vatican. Beilage zur AH-
gemeinen Zeitung, Nr. 131.
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Fricdrich von Wecch f. %ai
Johannes Janssens Leben. Beilage zur Allgeraeinen Zeitung.
Nr. 298.
1893.
Zur Geschichte der Erziehung des Kurfursten Karl von der
Pfalz und seiner Schwester Elisabeth Charlotte. Z. N.F. VIII,
S. ioiff.
Arbeitslohne beim Schlossbau in Durlach (1563 — 1565). Z.
N.F. VIII, S. 519^
Papst Sixtus V. fiber die Conversion des Markgrafen Jacob III.
von Baden und Hachberg. Z. N.F. VIII, S. 7iof,
Das Haupt des hi. Conrad im Munsterschatze zu Constanz.
Freiburger Diozesan-Archiv, XX11I, S. 49 ff.
Ein Projekt zur Reform der Reichsjustiz aus dem 16. Jahr-
hundert. Neue Heidelb. Jahrbucher III, Heft 1, S. 176**.
Romische Briefe. Karlsruher Zeitung. 1893, Nr. 53- 57,
67, 76, 84, 91, 102, 113, 121, 153.
Villa Madaraa. Karlsruher Zeitung 1893, Nr. 196.
Die »Karlsruher Zeitung* vor hundert Jahren. Beilage zu
Nr. 340 der Karlsruher Zeitung.
1894.
Besuche badischer Fursten und Furstinnen in Rom. Z. N.F.
IX, S. 22 iff.
Zu den Besuchen badischer Fursten und Furstinnen in Rom.
Z. N.F. IX, S. 516 f.
Beitrage zur Geschichte der badischen Landtage von 18 19
— 1845. Z. N.F. IX, S. 581 ff.
Georg v. Wyss. Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 66.
Aus dem Berliner Museum. Karlsruher Zeitung 1894 Nr. 309.
Aus dem Berliner Museum. Karlsruher ZeituDg 1894, Nr. 309.
Ober das Lehenbuch des Bischofs von Speyer, Matthias
Ramung, 1465 — 1467. Festschrift z. Feier des 25Jahrigen Be-
stehens des Vereins »Herold«. S. 1 — 14.
1895.
Furbitten fur die lebenden und verstorbenen Wohlthater des
Klosters Salem. Z. N.F. X, S. 279 ff.
Heinrich von Sybel Ein Nachruf. Karlsruher Zeitung 1895,
Nr. 212.
Leopold von Ranke. Zum hundertjahrigen Geburtstag
21. Dezember 1895. Karlsruher Zeitung 1895, Nr. 410.
1895 (1897).
Mitteilungen aus dem Vatikanischen Archiv. Z. N.F. X,
S. 632 ff., XII, S. 259 ff.
1895—1904.
Karlsruhe. Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung.
Band I— 111. Karlsruhe, Macklot.
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342
Obser.
1896.
Eduard Winkelmann f. Z. N.F. XI, S. 331 ff.
Rom-Fahrten. Karlsruhe, Chr. Fr. Muller.
Die vierte Versammlung deutscher Historiker. Karlsruher
Zeitung 1896, Nr. 453, 455, 456.
1898.
Romische Pralaten am Deutschen Rhein. 1761 — 1764. Neu-
jahrsblatter der Badischen Historischen Kommission. N.F. 1.
Heidelberg, C. Winter.
Deutsche Verse aus dem Cod. chart. XXVI b/49 des
Stiftsarchivs zu St. Paul im Lavanttal, einem Formelbuch, meist
schweizerischen In halts aus dem 17. Jahrhundert. Alemannia
XXVI, S. 276 ff.
Staatsminister Dr. Ludwig Turban t 12. Juni 1898. Nekrolog.
Karlsruhe, G. Braun.
1899.
Monsignore Garampi in Holland im Jahre 1764. Bijdragen
en Mededeelingen van het Historisch Genootschap (gevestigd te
Utrecht). Amsterdam, Johannes Mfiller, XX, S. 193 ff.
1 899— 1 903.
Siegel der badischen Stadte in chronologischer Reihenfolge.
Herausgegeben von der Badischen Historischen Kommission.
Der erlauternde Text von Friedrich v. Weech. Die Zeichnungen
von Fritz Held. Zwei Hefte. Heidelberg, C. Winter.
1901.
Zur Erinnerung an Frau Therese von Weech. O. Druck-
ort etc.
Lebensbeschreibung des badischen Ministers Ludwig Georg
Winter. Verfasst von Franz Joseph Mone 1836. Aus dessen
Nachlass herausgegeben. Alemannia N.F. II, S. 1 ff.
Briefwechsel Johann Friedrich Bohmers mit Franz Joseph
Mone und Fridegar Mone Z. N.F. XVI, S. 422 ff., 650 ff.
1902.
Franz Xaver Kraus f. Z. N.F. XVII, S. 162 ff.
Karl Mathy, Aus dem Leben eines Schullehrers. Eingeleitet
von Fr. v. Weech. Wiesbadener Volksbucher Nr. 49.
1903.
Briefe von Heidelberger Gelehrten an Franz Joseph Mone.
Z. N.F. XVIII, S. 458 ff.
Grossherzog Friedrichs Personlichkeit. Alemannia, N.F. III.,
S. 8ff.
Papst Leo XIII. f. Karlsruher Zeitung vom 20. Juli.
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Friedrich von Weech f. 343
1904.
Staatsminister Dr. Wilhelm Nokk. Mit einem Bild in Licht-
druck. Heidelberg, C. Winter.
1905.
Geheimrat Moriz Frey f. Karlsruher Zeitung 1905 Nr. 28.
In der Allgemeinen Deutschen Biographie verojfentlichte F. von
Weech 187$ — 7905 folgende Artikel:
August Georg, Markgraf von Baden-Baden. — Bader, Josef. — fiaer,
Franz Josef. — Bassermann, Friedrich Daniel. — Baumstark, Anton. —
Bayer, August von. — Beck, Bernhard von. — Bekk, Johann Baptist. —
Berlichingen, Friedrich, Graf von. — Bernhard I., Markgraf von Baden. —
Bernhard II., Markgraf von Baden. — Bernhard III., Markgraf von Baden.
— Berstett, Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard Freiherr von. — Blitters-
dorff, Friedrich Landolin Karl Freih. v. — Bockh, Christian Friedrich v. —
Boll, Heinrich Bernhard. — Bougine, Karl Joseph. — Brandes, Wilhelm.
— Burg, Joseph Vitus. — Dambacher, Josef. — Demeter, Ignaz Anton. —
Des Coutres, Ludwig. — Deurer, Peter Ferdinand. — Diffene, Heinrich
Christian. — Dumge, Karl Georg. — Diirr, Wilhelm. — Dusch, Alexander
von. — Dusch, Gottfried Maria Freiherr v. — Duttlinger, Johann Georg. —
Ecker, Alexander. — Eichrodt, Ludwig. — Epstein, Naphtali. — Faller,
Franz Josef. — Feder, Heinrich v. — Freydorf, Rudolf von. — Fiirsten-
berg, Karl Egon Fflrst zu. — Fiirstenberg, Karl Egon (III.) Fiirst zu. —
Furstenberg, Karl Egon (IV.) Fiirst zu. — Gayling von Altheim, Christian
Heinrich Freiherr. — Gerwig, Robert. — Gftler, Franz Wilhelm August,
Freiherr von Ravensburg. — Griesselich, Ludwig. — Gmelin, Dr. Moriz,
Archivrat. — Hartfelder, Karl. — Hecker, Friedrich Franz. — Herder, Ben-
jamin. — Hornstein, Robert Freiherr von. — Itzstein, Johann Adam v. —
Karcher, Ernst Friedrich. — Karl Friedrich, Grossherzog von Baden. —
Karl Ludwig Friedrich, Grossherzog von Baden. — Krieg von Hochfelden,
Georg Heinrich. — Leichtlen, Ernst Julius. — Leopold, Grossherzog von
Baden. — Liebenstein, Ludwig August Friedrich Freiherr von. — Lingg
von Linggenfeld, Job. Bapt. Freiherr v. — Ludwig Wilhelm August, Gross-
herzog von Baden. — Marschall von Biberstein, Karl Wilhelm Freiherr. —
Mathy, Karl. — Messmer, Jakob Friedrich. — Meysenburg, Wilhelm Frei-
herr Rivalier v. — Mone, Franz Josef. — Nebenius, Karl Friedrich. —
Neuenstein, Karl Freiherr v. — Redtenbacher, Ferdinand Jakob. — Regenauer,
Franz Anton. — Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Freiherr von. — Rochan,
August Ludwig v. — Rotteck, Karl Wenzeslaus Rodecker von. — Rotteck,
Hermann Rodecker v. — Reitzenstein, Sigmund Karl Johann Freiherr v. —
Sachsse, Robert Karl. — Sander, Adolf. — Schnell, Johannes. — Schirmer,
Johann Wilhelm. — Schreiber, Alois Wilhelm. — Schreiber, Johann Hein-
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344 Obser.
rich. — Schurstab, Erhard. — Schwarz, Fricdrich Heinrich Christian. —
Welckcr, Karl Theodor. — Winter, Christian Fricdrich. — Winter, Ludwig
Georg. — Zell, Karl.
Im Biogr aphis chen J ah r buck verdffcntliehte er t8gy — igo$ die
Artikcl:
Baer, Karl Anton Ernst. — Bassermann, Anton. — Bechert, Emil. —
Behaghe), Wilhelm Jacob. — Bingner, Adrian. — ten Brink, Kail. — Buol-
Berenberg, Rudolf Freiherr von. — Piffene, Philipp. — Eiselein, Kail. —
ErdmannsdSrffer, Bernhard. — Esser, Hermann. — Fiirstenberg, Karl Egon,
Ffirst zu. — Gageur, Eugen. — Gleichauf, Rudolf. — G6tz, Hermann. —
Gruber, Florian. — Heer, Adolf. — Hoffmann, Adolf. — Hohenzollern,
Furstin Josephine. — Leiner, Ludwig. — Leopoldine Ffirstin zu Hohenlohe-
Langenburg. — Lindau, Jakob. — Malsch, Jakob. — Nokk, Wilhelm. — von
Regenauer, Eugen. — Turban, Ludwig Karl Friedrich. — Vischer, August.
— Walli, Anton.
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Von Veroffentlichun gen der Badischen Historischen
Kommission ist erschienen:
Denkwiirdigkeiten des Markgrafen Wilhelm
von Baden. Bearbeitet von Karl Obser. Band I. 1793
— 18 18. Mit 1 Portrat und 2 Karten. Heidelberg, Winter.
Alemannia. N. F. Band 7, Heft 1. Peter P. Albert:
Friedrich von Weech und seine Verdienste urn die
badische Geschichtsforschung, S. 1 — 13. Nekrolog. —
Theobald Walter: Das Minoritenkloster zu St. Katha-
rina in Rufach, S. 14—65. Das muhsam zusammengetragene
Material ist Ieider zu wenig verarbeitet. Das als Anhang ge-
druckte Inventar aus dem Jahre 1563 ist bei der Armut des
Klosters kulturgeschichtlich wenig wertvoll. Beigefugt sind 9
Abbildungen und Plane. — Othmar Meisinger: Volkslieder
aus Baden, S. 66 — 74. — Oskar Haffner: Die Pflege der
Volkskunde in Baden, S. 75 — 78. (Fortsetzung). Vgl. diese
Z. N. F. XXI. S. 149.
Mannheimer Geschichtsblatter. Jahrg. VII. (1906). Nr. 1.
Julius Moses: Johann Peter Frank, Sp. 3 — 11. Behandelt
kurz Leben und Wirken des in Rodalben bei Pirmasens ge-
borenen, mehrere Jahre lang auch in Rastatt und Bruchsal
tatigen Begrunders der Hygiene. — Heinrich Funck: Auf-
zeichnungen eines jungen Zurichers uber seinen Auf-
enthalt in Mannheim ira Jahre 1782, Sp. 11 — 15. Der
gleichnamige Sohn des Zuricher Burgermeisters Johann Heinrich
Landolt macht in seinem Tagebuche Aufzeichnungen uber die
Bibliothek, uber Sammlungen, uber die Stadt und ihr Klima
und lasst schliesslich auch der chronique scandaleuse das Wort.
— Miszellen. Die Mannheimer Figaro-Premiere unter
Mozarts Leitung, Sp. 16 — 17. Gibt auch andere Daten uber
Zeitschr. f. Gcsch. d. Oberrh. N.F. XXI. 2. 23
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34&
Zeitschriftenhchau und Litcraturnotizen.
die Beziehungen Mozarts zu Mannheim und iiber die Aufftihrung
seiner Werke im Nationaltheater. — Neujahrsgeschenke,
Sp. 1 8. Beispiele aus dem Mannheim des 18. und angehenden
19. Jahrhunderts iiber die Unsitte, hoheren Beamten Neujahrs-
geschenke in bar zu uberreiehen — Luise Wei land, Sp.
18 — 19. Biographische Notizen iiber die in Mannheim begrabene
P>zieherin des Konigs Ludwigs I. von Bayern. — Ein Post-
reiter oder Geschiiftsreisender fiir den Odenwald 1432,
Sp. 19. — Aus der Geschichte der Biirmannschen Han-
delsschule, Sp. 20. Neuabdruck eines Inserats ira Mann-
heimer Intelligenzblatt vom 20. Januar 1807, in welchem die
Schuler die Anstalt gegen den Vorwurf der Vernachlassigung
des neusprachlichen Unterrichts verteidigen. — Gegen die
Kinder ball e, Sp. 20 — 21. Abdruck eines Erlasses von 1804.
Nr. 2. Johann Keiper: Friedrich Kasimir Medicus,
Sp. 27-34. Kurzes Lebensbild des um den Mannheimer
botanischen Garten, um die Kaiserslauterer physikalisch-okono-
mische Gesellschaft und um die Kaiserslauterer kurpfalzische
hohe Schule der Kameral- oder Staatswirtschaft hochverdienten
Mannes. — Aus den Tagen der Pfalzverwiistung 1688/89,
Sp. 34 — 38. Neuabdruck einer Relation aus jenen Tagen. Der
Verfasser berichtet uber die Vorgange in Heidelberg als Augen-
zeuge, iiber die in Mannheim vom Horensagen. — W[alter]:
Eine politische Konfiskation im Jahre 1760, Sp. 38 — 41.
Behandelt die Konfiskation der Flugschrift : »Leben und Charakter
des Konigl. Polnischen und Kurfurstl. Sachsischen Premier-
ministers Grafen von Briihl, in vertraulichen Briefen entworfen
1760*. — Miszellen. Aus der Hassraersheiraer
Gemeinderechnung von 162 1, Sp. 41 — 43. Schildert die
Kriegsleiden des Neckardorfes nach den Angaben in der
Gemeinderechnung. — Ein Schreiben Tillys an die fran-
kischen Reichsritter des Kanton Odenwald, Sp. 43.
Auf eine Beschwerde der Reichsritterschaft des Kantons Oden-
wald, die sich nicht zu Lieferungen fiir das Heer verstehen
wollte, antwortet Tilly, der Soldat konne nicht von der Luft
Ieben, er erwarte also die Lieferung. — Die letzten Mit-
glieder der wallonischen Gemeinde in Mannheim (1809),
Sp. 43 — 44. Namensregister samtlicher Mitglieder der reformier-
ten wallonischen Gemeinde. — Eine Tochter des Kur-
fiirsten Karl Theodor, Sp. 44 — 45. Nachrut der Mannheimer
Zeitung fiir die 1786 verstorbene illegitime Tochter Karl Theo-
dors, Karolina Josefa Grahn von Heideck, Gemahlin des Grafen
von Holnstein. — Die Hemmerschen Blitzableiter, Sp. 45.
Nachtrage zu einem Aufsatz in den Mannheimer Geschichts-
blattern 1904, Nr. 1, nach Notizen der Mannheimer Zeitung.
Vgl. diese Z. N.F. XIX. S. 342. — Bauholzpreise vom
Jahre 1683, Sp. 45.
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Zeitschriitenschau und Literaturnotizen.
347
Nr. 3 und 4. Festnummer zur Erinnerung an den
Bcginn des Baues der Festung Mannheim am 17. Marz
1606. Beigegeben ist ein Plan der Stadt und Festung Mann-
heim mit der Zitadelle Friedrichsburg urns Jahr 1620 nach
Merians Kupferstich. — Das Tage- und Ausgabenbuch
Friedrichs IV. von der Pfalz, Sp. 52 — 71. Neudruck des
von Wille in dieser Zeitschrift Band XXX11I. (1880) veroffent-
lichten Tage- und Ausgabenbuchs. V0111 Tagebuch wird nur der
Teil von 1598 ab gegeben. Das Ausgabenbuch dagegen soil
vollstiindig gedruckt werden. — Philipp Kautzmann: Mar-
quard Freher, Sp. 71 — 75. Behandelt in Kiirze das Leben
Frehers, eingehender sein Hauptwerk, die Origines Palatinae. —
Karl Christ: Frehers zeitgenossischer Bericht uber die
Griindung der Stadt und Festung Mannheim, Sp. 75 — 78.
Ubersetzung aus den Origines Palatinae. — Fried rich Walter:
Die Leiter des Mannheimer Festungsbaus, Sp. 78 — 82.
Gibt auf Grund bisher unbekannter Materialien Notizen iiber die
beim Bau hauptsachlich tatigen Beamten, z. B. den niederlandi-
schen Ingenieur Janson und den Kontrollbeamten David Wormser.
— Miszellen. Zur Griindung der Stadt Mannheim, Sp.
82 — 83. Abdruck eines Eintrags in die Annalen der Universitat
Heidelberg. — Die ersten Schultheissen der Stadt Mann-
heim, Sp. 83 — 84. Biographische Notizen uber Jakob Romer,
Nicolaus Heynsius und Johann C. Raquet. — Das al teste
Einwohnerverzeichnis von Mannheim (1439). Gibt aus
dem von Karl Christ im Neuen Archiv fur die Geschichte
Heidelbergs III. und V. veroffentlichten Registrura exactionis
einen Abdruck des Verzeichnisses der Steuerpflichtigen Mann-
heims.
Thurgauische Beitrgge zur vaterlandischen Geschichte.
45. Heft. (1905). R. Wegeli: Die Truchsessen von
Diessenhofen, S. 5 — 51. Dieser erste Teil fuhrt in an-
sprechender Behandlung die Geschichte der Truchsessen bis
1342, dem Tode Johanns von Diessenhofen. Beigegeben ist
eine Stammtafel derer von Hettlingen, deren einer Zweig die
Diessenhofener Truchsessen sind, und 3 Urkunden, darunter ein
Landfriede von 1333. — J. H. Thalmann: Das Landleben
im mittleren Thurgau wahrend der ersten Halfte des
19. Jahrhunderts, S. 52 — 118. Beschreibung auf Grund eigener
Erinnerungen. — Johannes Meyer: Mangolts Fischbuch,
S. 119 — 185. Neudruck des Fischbuchs des Konstanzer Chro-
nisten mit kurzem Glossar. Der historische Teil der Vorbe-
merkung fusst auf Ruppert. Leider hat Meyer nicht die auf
der Zuricher Stadtbibliothek liegende Originalhandschrift ediert.
— R. Wigert: Thurgauer Chronik des Jahres 1904, S.
23*
Digitized by VaOOQ IC
34 8 Zcitschriftenschau und Literaturnotizen.
186 — 201. — J. Btichi: Thurgauische Literatur aus dem
Jahre 1904, S. 202 — 210.
Strassburger Diozesanblatt: Dritte Folge: Band 2. Jahr
1905. Zwolftes Heft. Band 3. Jahr 1906. Erstes und zweites
Heft. Wiirtz: Heinrich Bryat, Pfarrer von Habsheim,
S. 564 — 570, 21-36, weist diesen von ihm in einer fruheren
Arbeit biographisch bearbeiteten Geistlichen (vgl. diese Zeitschrift
N.F. XX, 508) als Verfasser chronikalischer Aufzeichnungen nach,
die namentlich fur die Zeit des Dreissigjahrigen Krieges mancherlei
unbekannte Tatsachen uberliefert haben. — Pfleger: Ober
Bautains Stellung zur Scholastik, S. 79 — 88.
Annalcs de l'Est ct du Nord: Band 2. Jahr 1906. Heft 1.
In der Bibliographic ausfuhrliche Anzeigen von Rieder: Der
Gottesfreund im Oberland durch Chr. Pfister; von Overmann:
Die Abtretung des Elsass an Frankreich im westfalischen Frieden
und von den Beitragen zur Landes- und Volkeskunde von Elsass-
Lothringen Heft XXVI— XXIX durch Th. Schoell. In der Abtei-
Iung: Recueils periodiques et Societes savantes ausfuhr-
liche Analysen der lllustrierten elsassischen Rundschau, Jahrgang
1904 durch J. Joachim und des Bulletin du Musee historique de
Mulhouse, Jahrgang 1904 durch Th. Schoell.
Revue d' Alsace: Nouvelle Serie. Band 7. Jahr 1906.
Januar-Februar-Heft. Oberreiner: Cernay aux XHe et
XIIIe siecles, S. 5 — 8, kurze Bemerkungen iiber das Ver-
haltnis der Grafen von Pfirt zu Sennheim. — Walter: Notice
historique sur la cour colongere de Gundolsheim (1183
bis 1648, S. 9 — 20, mit Verwertung archivalischen Materials und
Ausziigen aus den Dinghofordnungen. — Laugel: De la
necessite de conserver a nos villes alsaciennes leur
veritable caractere, S. 21 —53. — Schwartz: Correspon-
dance de Malouet, S. 54 — 71, enth. Briefe des genannten
Strassburger Prafekten an den Baron Mounier mit vielen Nach-
richten iiber politische Personlichkeiten des Elsass, zunachst aus
dem Jahre 1820. De Dartein: L'6vangeliaire d'Erkanbold
(Suite), S. 82 — 92, handelt iiber die dort sich findende liturgische
Einteilung des Jahres. — Gasser: L'assistance publique a
Soultz, S. 93 — 105, anspruchslose Mitteilungen iiber Kranken-
pflege und sonstige Liebestatigkeit vom Mittelalter bis ins 19.
Jahrhundert. — Biicher- und Zeitschriftenschau, S. 106 — 112. —
Supplement. Bibliotheque de la »Revue d'Alsace^. — Jour-
nal du palais du Conseil souverain d'Alsace par Val.
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
349
Michel Antoine Holdt, publie par Angel Ingold. Tome II,
S. 113—176.
Revue catholique d* Alsace: Nouvclle Serie. Band 24.
Jahr 1905. Dezember-Heft. Band 25. Jahr 1906. Januar-Heft.
X.: M. Ie vicaire general Rapp (Suite), S. 924 — 936, be-
ginnt mit den Aufzeichnungen des Jahres 1877. — Kroener:
Jean Hanser 37c abb£ de Lucelle (1605 — 1625) (Suite),
S. 937 — 947, behandelt die Tatigkeit H.'s als visitator provin-
cialis fur die Cisterzienserkloster in Suddeutschland im weiteren
Sinne und als osterreichischer Beauftragter fur Gotteshauser in
den habsburgischen Gebietsteilen. — Delsor: f M. Ie chanoine
Alphonse Adam, S. 3 — 8, Nachruf auf den auch um die
elsassische Geschichte bemuhten Stadtpfarrer und Stadtarchivar
von Zabern.
Regesta Habsburgica. Regesten der Grafen von Habs-
burg und der Herzoge von Osterreich aus dem Hause Habsburg.
Herausgegeben mit Unterstutzung der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften und des kaiserlich koniglichen Ministeriums fur
Kultus und Unterricht vom Institut fur osterreichische Geschichts-
forschung unter Leitung von Oswald Redlich. I. Abteilung:
Pie Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearbeitet
von Harold Steinacker. Innsbruck, Verlag der Wagnerschen
Universitiitsbuchhandlung. 1905. X. u. 148 S.
Seit Birk im Anhang zu Lichnowskys Geschichte des Hauses
Habsburg und Bohmer in den Regesta imperii Regesten der
Grafen von Habsburg und der habsburgischen Herzoge von
Osterreich verdffentlichten, ist ein halbes Jahrhundert verflossen.
Zahlreiche seither erschienene Urkundenptiblikationen und Archiv-
verzeichnisse haben iramer deutlicher gezeigt, dass in den beiden
Werken das fast uberreichlich voihandene Material bei weitem
nicht erschopft war. Und doch wurden vollstandige Regesten
der Habsburger nicht nur fiir die osterreichische Landesge-
schichte, sondern auch fur die Geschichte des Reichs und der
sudwestdeutschen Territorien im spatern Mittelalter eine der wert-
vollsten Grundlagen abgeben. Das Institut fiir osterreichische
Geschichtsforschung hat sich daher nicht nur um die eigene
Stammes- und Landesgeschichte ein Verdienst erworben, als es
im Jahre 1894 beschloss, die Neubearbeitung der habsburgischen
Regesten an die Hand zu nehmen. Die Leitung des netien
Unternehmens wurde als dem Berufensten Oswald Redlich tiber-
tragen. Es beginnt mit den fruhesten Notizen iiber die Grafen
von Habsburg und soil eventuell bis zum Jahre 1493 als dem
aussersten Zeitpunkte gefuhrt werden; der Plan, erst mit der
Erwerbung Osterreichs (1 28 1) anzufangen, hatte sich bald als
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■^zq Zeitschriftenschau und Literaturnotizcn.
unclurchfiihrbar erwiesen. Von selbst ergab sich dabei die zeit-
liche Abgrenzung der ersten nun vorliegenden Abteilung. In ihr
vereinigte man am naturlichsten die Regesten aus der Grafen-
zeit, die der Herzogszeit gegenuber ein engeres und geschlos-
seneres Gebiet umfassen. Die Regesten dieser Abteilung beruck-
sichtigen dabei noch alle Linien des Hauses, da erst die Wahl
Rudolfs IV. zum Kdnig die tiefe Scheidung zwischen der eigent-
lich sogenannten habsburgischen und der laufenburgischen Linie
herbeifuhrte. Von der Konigswahl an sind selbstverstandlich nur
noch die Urkunden Rudolfs notiert, die mit der Geschichte
seiner Familie unmittelbar zusammenhangen. Fur die Anlage
der Regesten waren ebenso wie fiir die Druckausstattung die
Regesta imperii vorbildlich ; in praktischer Weise sind jedoch
auch die Nachrichten aus erzahlenden Quellen, soweit sie sich
unter selbstandigen Daten einreihen liessen, in die fortlaufende
Nuramernzahlung einbezogen worden. Die Anmerkungen zu den
Regesten der ersten Zeit sind, wie es bei dem sparlichen
Materia] naturlich ist, teilweise sehr ausfuhrlich gehalten ; die
Vorrede verspricht ausdriicklich, dass es damit spater anders
werde gehalten werden. Die Bearbeitung der ersten Abteilung
wurde von Harold Steinacker besorgt, der seit 1901 als stan-
diger Mitarbeiter bei dem Unternehmen beschaftigt ist. Von
weiteren Mitarbeitern gedenkt die Vorrede vor allem des aar-
gauischen Staatsarchivars Dr. Herzog, der das Material seines
Archives nicht nur fiir die Grafen-, sondern auch fur die Her-
zogszeit bearbeitet hat.
Die Bearbeitung der Regesten ist im ganzen wohl gelungen.
Der wesentliche Inhalt der Stiicke ist getreu wiedergegeben,
die Literatur ist vollstandig herangezogen, die abstufende Behand-
lung der Urkunden, die fur die Ausfuhrlichkeit des Regestes die
Wichtigkeit des Stiickes fiir die Geschichte der Habsburger
bestimmend sein Iasst, ist nach wohl uberlegten Grundsatzen
vorgenommen worden. Dagegen sind die weniger wichtigen
Teile der Urkunden, sowie die Ortsnamen vielfach so fliichtig
wiedergegeben, dass ausdrucklich davor gewarnt sein muss,
irgend ein Regest ohne Kontrolle durch das Original zu be-
nutzen. Nur ein paar Proben : In Regest 1 34 sind die beiden
Zeugen »Lutoldus de HengarU, »Walterus de Tegernowe* auf
den einen »Lutold von Tegernau* zusammengezogen. In Nr. 105
ist solidus im Original einmal, ohne dass eine Bemerkung hinzu-
gefugt ware, mit »Denar< iibersetzt ; der Flurname »Eilsmaton<
(jetzt »Eien«) in derselben Urkunde ist mit dem unverstand-
lichen »Eltschen« wiedergegeben. Der »flumen Surannus« in der
als Nr. 103 excerpierten Urkunde hatte entweder mit dem alten
Namen (Surenen) oder mit dem modernen (Engelberger Aa)
angefuhrt werden sollen und hatte nicht in das ganz unmogliche
»Suhr« aufgelost werden durfen. In Nr. 255 heisst es, Graf
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Zeitschriftenschau und Literaturnolizen. ;c i
Gottfried verzichte »in die Hand des Abtes (von VVettingen) und
des Kellerraeisters Heinrichf; nach dem Original hat der Graf
in die Hand des Kellermeisters »Joco ventrabilis . . . Conradi
. . . abbatis*. verzichtet u.s.w. Von kleineren Versehen (wie
»Kussaberg« in Regest 134, was weder der urkundlichen noch
der niodernen Form des Namens entspricht) und Inkonsequenzen
(conversus ist bald als »M6nch«, bald a Is »Kon verse* ubersetzt)
ist dabei noch ganz abgesehen. Es ist zu hoffen, dass in den
spateren Teilen des Werkes, die viel mehr als die vorliegende
erste Abteilung ungedrucktes Material behicksichtigen miissen,
solche Ungenauigkeiten vermieden werden konnen; was bei der
ersten Abteilung, die ja vor allem eine Ubersicht iiber das bereits
gedruckte Material zur Geschichte der Grafen von Habsburg zu
geben bestimmt ist, weniger schwer ins Gewicht fallt, wurde
spater den Wert der Regesten in hohem Grade beeintrachtigen.
Als zuverlassig erwiesen haben sich das Verzeichnis der
Aussteller und Eropfanger, sowie die Cbersicht iiber die Mit-
glieder des Hauses Habsburg, die dem Buche statt eines eigent-
lichen Registers beigegeben sind. E. Fueter.
Eine willkommene Erganzung und Weiterfiihrung der grund-
legenden Arbeiten Hermann Baumgartens bildet die Hallische
Habilitationsschrift von Adolf Hasenclever: Sleidan-Studien
(Bonn, Rohrscheid & Ebbecke 1905. 58 S.), in der die Ent-
wicklung der politischen Ideen Sleidans bis zum Jahre 1545,
dem Hohepunkt seines Lebens, verfolgt wird. Drei einzelne
Abschnitte werden behandelt : erstens Sleidans Brief an Rutgerus
Rescius (Sommer 1530), in dem der Briefschreiber nach H.
»mehr Erasmianer als Lutheraner, mehr Humanist als Protestant*
zu sein scheint und daneben von seiner kuhl-kritischen Haltung
gegenuber dem Kaiser und — was die Beurteilung der politi-
schen Lage uberhaupt anlangt — von seinem ruhigen Wirklich-
keitssinn Zeugnis ablegt. Erst der Aufenthalt in Frankreich
( 1 533 — !543) wird fur Sleidans religiose Entwicklung entscheidend,
wie er auch trotz zeitweiser Verkennung der kaiserlichen Plane
fur ihn eine ausserordentliche Erweiterung des politischen An-
schauungskreises bedeutet : in dieser Richtung bieten die Dar-
legungen iiber die wahrend dieses Zeitraums mit Calvin und
den Brudern Du Bellay unterhaltenen Beziehungen Iehrreiche
Aufschlusse. Zum dritten werden ganz kurz Sleidans politische
Ideen im Jahre 1545 geschildert: seit dem Frieden von Crespy
ist seine politische Auffassung durch scharfste Gegnerschaft
wider Karl V. gekennzeichnet, die Einwirkung Jakob Sturms
bringt die innere Entwicklung zum Abschluss. — Von den Bei-
lagen heben wir das Verzeichnis der nicht aufgefundenen Stiicke
aus Sleidans Bricfwechsel hervor, das iiber 200 Nummern um-
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352
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
fasst, ohne dass 1 eider der Hoffnung Ausdruck gegeben werden
konnte, diese empfindlichen Lucken durch weitere Funde auch
nur einigermassen auszufullen. Hans Kaiser.
Madame Atkyns et la prison du temple 1758 — 1836
d'apres des documents in^dits par Frederic Barbey, Paris,
librairie academique Didier Perrin et Cie. 1905.
Die vorliegende Schrift, die sich mit einem Versuche be-
schaftigt, den die englische Schauspielerin Atkyns zur Befreiung
Ludwigs XVI. und seiner Familie aus dem Temple unternahm,
verdient auch an dieser Stelle Erwahnung. Unter den Agenten
der Madame Atkyns befand sich ein Baron Auerweck von
Steillenfels, ein politischer Abenteurer mit diplomatischen Alluren,
der urspriinglich im Solde Englands stand und sich, nach ver-
geblichen Versuchen eine Existenz zu gewinnen, endlich in
Schutterwald etwa um 1800 niederliess, nachdem er ein Frau-
lein von Gelb geheiratet und daraufhin die badische Staats-
angehorigkeit erworben hatte. In Elgersweier, wohin er spater
zog, wurde er unter dem Verdachte, dass er an geheimen Um-
trieben gegen Napoleon beteiligt sei, am 23. Juli 1807 durch
einen franzosischen Koramissar verhaftet und zuerst im Temple
und spater in Vincennes gefangen gesetzt. Obgleich ihm augen-
scheinlich nichts Gravierendes zur Last gelegt werden konnte,
scheiterten die Schritte, die die badische Regierung und der
Gesandte von Dalberg in Paris bei Fouch^ und dem Due de
Rovigo behufs seiner Freilassung unternahmen, an dem Wider-
stand Napoleons, dessen kategorischer Bescheid : »bon a retenir
jusqu'a la paix general e« uber sein Schicksal entschied. Erst
1 8 14, nach dem Sturze des ersten Kaiserreiches, erfolgte die
Freilassung, die ihm die Ruckkehr nach Baden gestattete. Die
Darstellung dieser Vorgange beruht zum Teil auf den Akten des
Karlsruher Archivs. v. Gulat.
Gustav Toblers Mitteilungen »Aus Karl Mathys
Schweizerzeit*, die als Neujahrsblatt des Histor. Vereins des
Kantons Bern erschienen sind, kommen einem Wunsche Alfr.
Sterns nach, der unlangst die Sammlung alter auf diesen Lebens-
abschnitt des hervorragenden Mannes bezuglichen Zeugnisse
anregte. Die Aktenstucke, die Tobler hier aus dem Berner
Staats- und Bundesarchive verdffentlicht, beginnen mit dem Ge-
suche um Gewahrung eines Asyls, das Mathy im Mai 1835 an
den Kanton Bern richtete, und reichen bis zum Jahre 1842.
Die wenig riihmliche Rolle, die die Berner Regierung Mathy
gegeniiber gespielt, tritt bei den Verhandlungen uber seine Aus-
weisung grell zu Tage. Der Beschluss des Vororts Luzern,
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Zeitschriftenscbau und Literaturuotizen. ?c-i
durch den sein Name von der Liste der Ausgewiesenen ge-
strichen wurde, bedeutete fur die Berner Be horde eine Nieder-
lage, fur die sie sich, — zu ihrein eigenen Schaden — als 1842
seine Ruckkehr nach der Schweiz in Aussicht stand, durch Ab-
lehnung seines Gesuches urn Einburgerung zu rachen suchte.
Von Interesse sind die Ausfuhrungen uber Mathys literarische
Tatigkeit in der »Jungen Schweiz* und anderen Blattern. Die
Ideen, fur die er da eintrat (Fi nan zre form, Aufhebung der
Zehnten- und Binnenzolle, Vereinheitlichung von Munze, Mass
und Gewicht u. a.), sind bei der fortschreitenden Entwicklung
der Dinge spaterhin alle zur Durchfuhrung gelangt. K. 0.
Stutz, Dr. Ulrich, Das habsburgische Urbar und
die Anfange der Landeshoheit. Weimar. Hermann Bohlaus
Nachfolger (Sonderabdruck aus der Zeitschrift der Savigny-
stiftung fiir Rechtsgeschichte. Band XXV. Germanistische Ab-
teilung). 70 S.
Zu den zahlreichen Untersuchungen uber die Anfange der
Landeshoheit hat Stutz mit diesem Aufsatze einen sehr schatzens-
werten Beitrag geliefert. Was nicht von alien Urbaren gesagt
werden kann, uber Gerichtswesen wie uber Kirchen, — denn auf
diese zwei Gruppen beschranken sich die Ausfuhrungen von Stutz, —
gibt das habsburgische Urbar gleich interessante Aufschlusse. Die
hohe Gerichtsbarkeit im alten Sinne begann schon zu zerfallen,
die Gerichtsbarkeit uber Frevel begann sich mit Zwing und Bann
zu verschmelzen. Den Rechtsboden fiir die hohe Gerichtsbar-
keit gibt die Landgrafschaft oder Grafschaft, den Rechtsboden
fiir Zwing und Bann dagegen die Grundherrschaft ab. Beson-
ders uberrascht ist man, im zweiten Teil die hohe wirtschaftliche
Bedeutung der Kirchen fiir die Habsburger zu sehen. Den jahr-
lichen Ertrag fiir die Herrschaft berechnet Stutz aus 75 Kirchen
auf 1 1 651/2 Mark Silbers, eine sehr betrachtliche Summe, wenn
man bedenkt, dass die ganze habsburgische Herrschaft (gleich-
falls nach der Stutz'schen Berechnung) im Maximum etwa 5700
Mark, im Minimum etwa 2800 Mark abwarf. Dabei sind die
allerdings erheblich geringeren Ertrage aus den Vogtabgaben,
die von grosser Bedeutung wurden fiir die Entwicklung eines
kraftigen Steuerrechts, noch nicht einmal mitgerechnet. Von
dem landesherrlichen Patronat, den man im Norden etwa um
1300 findet, meldet das Urbar noch nichts. Dieses steht prak-
tisch auf dem Boden des Kirchensatzes, theoretisch auf dem
Boden des kanonischen Patronatsrechtes. Die osterreichischen
Verhaltnisse des 14. Jahrhunderts, wo das Haus Habsburg sich
die Patronate ratione ducatus zuschrieb, zeigen jedoch, dass nur
die Ermordung Kdnig Albrechts eine ahnliche Entwicklung am
Oberrhein abschnitt.
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354
Zeitschriftenschau mid Literaturnotizen.
Es ware sehr zu begrussen, wenn die verdienstvolle Arbeit
von Stutz Anlass gabe zu ahnlichen Untersuchungen. H. B.
Die von Hans Niese in den Quellen und Forschungen
aus italienischen Archiven und Bibliotheken 8 (1905), S. 217
— 248 gebotenen Untersuchungen: Zur Geschichte des
deutschen Soldrittertums in Italien sind auch an dieser
Stelle zu erwahnen, da sie eine betrachtliche Anzahl der unter
den spateren Staufern in Itaiien kfimpfenden Soldner als An-
gehorige der oberrheinischen Gegenden nachzuweisen vermogen.
In einem Aufsatz »Zur Geschichte der vorderoster-
reichischen Munzstatte Ensisheira in Oberelsass*
(Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vor-
arlbergs II u. Ill) behandelt W. Beeuaelmanns kurz die Ge-
schichte dieses Miinzwerks, das von 1584 bis 1632 im Betrieb
war, die Miinzen, die dort gepragt wurden, die einzelnen Beam-
ten und den Betrieb selber. Im Anhang teilt er einige Amts-
instruktionen und Bestallungen mit. W. W.
A. M. Koeniger, Burchard 1. von Worms und die
deutsche Kirche seiner Zeit (1000—1025). Ein kirchen-
und sittengeschichtliches Zeitbild (a. u. d. T. : Veroffentlichungen
aus dem kirchenhistorischen Seminar Miiuchen. II. Reihe Nr. 6).
Miinchen, J. J. Lentner (E. Stahl jun.) 1905. VII, 244 S.
In zwei Werken lebt das Gedachrnis des Bischofs Burchard
von Worms (f 1025) fort, in seinem Hofrecht und seiner Samm-
lung des kanonischen Rechts. Wahrend aber jenes sich wieder-
holter Erlauterung zu erfreuen hatte, ist dieser erst durch A.
Hauck die ihr gebuhrende Stellung in der geschichtlichen Ent-
wicklung der kirchlichen Verhaltnisse Deutschlands zugewiesen
worden ; in ihr fand sich die Antwort auf die Frage, »wie sich
der deutsche Klerus und besonders das Episkopat dem Gegen-
satz gegeniiber verhielt, der zwischen dem bestand, was in
Deutschland als Recht geubt wurde, und dem, was das geheiligte
Ansehen des Altertums als Recht der Kirche forderte und be-
hauptete« (vgl. Berichte uber die Verhandlungen der koniglich
sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, philol.-
histor. Klasse 46, 1894, S. 65 flf. : Kirchengeschichte Deutsch-
lands III, 3. und 4. Aufl. Leipzig 1906, S. 437 ft".). Mit kurzen
sicheren Ziigen zeichnet Hauck den Zwiespalt, der den Liber
decretorum Burchards durchzieht ; seine Anschauung ist auch die
des Verfassers der vorliegenden Arbeit, der das Ziel gesetzt ist,
einmal alle kirchlichen Verhaltnisse Deutschlands um das Jahr
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
355
iooo kennen zu lehren, fur die jene Sammlung Norraen auf-
stellen will, sodann aber diese Rechtsregeln zu veranschaulichen
an der Hand der gleichzeitigen oder doch annahernd gleich-
zeitigen Niederschriften historiographischer Art. Koeniger gliedert
den Stoff in vier Abschnitte : er handelt von der kirchlichen
Hierarchie (S. 1 1 ff.), der Disziplin (S. 112 ff.), dem Kultus (S.
1 65 flf.) und schliesslich den kirchlich-sozialen Verhaltnissen (S.
203 ff.). Der Benutzer wird gern den umsichtigen Fleiss aner-
kennen, mit dem aus Burchards Werk die fur jede Kategorie
einschlagigen Stellen zusammengetragen, dann aber fur die Belege
wiederum ihre Quellen und haufig genug deren Uraanderungen
durch Burchard aufgedeckt sind. Noch fehlt leider eine kriti-
sche Neuausgabe des Liber decretorum und fiir eine solche
bedeutet die Studie jedenfalls — • auch nach derjenigen von
A. Hauck — eine wertvolle Vorarbeit; ihr Verdienst ware noch
grosser, hatte Koeniger in einem Anhang eine tabellarische
Ubersicht uber die von ihm und anderen Autoren eruierten
Quellen Burchards geliefert, und stets angemerkt, welche Kapitel
sich Anderungen gefallen lassen mussten, und welcher Art diese
Anderungen sind. Jetzt sind die Hinweise darauf fiber das
ganze Buch hin zerstreut und bei Verwertung des Liber decre-
torum muss man erst muhsara suchen, wo Koeniger die ein-
schliigige Stelle behandelt hat. Auch die von Hauck aufge-
worfene Frage nach der Ursprunglichkeit der inskriptionen ist
von Koeniger nicht naher untersucht worden, und doch ware
ihre Priifung notig gewesen, da gerade auf ihnen vielfach nicht
unwichtige Schlusse aufgebaut sind. E. Friedberg hat gegen
Koeniger u. a. das Bedenken erhoben, sein Buch suche wesent-
lich nur aus einer Quelle heraus das Recht einer Periode zur
Darstellung zu bringen (Deutsche Zeitschrift fur Kirchenrecht
1905, S. 466 ff.), und auch ich mochte dieses Bedenken teilen.
Nicht als ob ich undankbar ware fur die mannigfache Belehrung,
die Koenigers Untersuchung dem Leser zuteil werden lasst,
sondern weil ich an nicht wenigen Stellen eine noch starkere
Heranziehung der historiographischen Literatur gewunscht hatte.
So haufig z. B. die Lebensbeschreibungen Bernwards und
Godehards von Hildesheim zitiert werden, — sie sind nicht
vollig ausgeschopft. Zu den Bemerkungen uber die Vierteilung
der kirchlichen Einkiinfte (S. 52 und 56 Anm. 1) ware die
Bemerkung im Leben des Erzbischofs Bruno von Koln (c. 48)
anzumerken gewesen, aus der hervorgeht, dass neben jenem
romischen Brauch auch der gallo-spanische einer Dreiteilung in
Deutschland noch bekannt war. S. 78 ff. vermisse ich bei der
Aufzahlung der Rechte der Metropolitan einen Hinweis auf
Thietraar von Merseburgs Chronik (II c. 32 ed. Kurze S. 32),
da hier, wenn anders ich nicht irre, zum ersten Male des Eides
der Suffragane zu Handen ihres Erzbischofs Erwahnung geschieht.
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2c5 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Schade auch, dass ausser dem Pallium (S. 82 f.) nicht auch des
erzbischoflichen Vortragskreuzes gedacht wird (vgl z. B. MG.
Const. 1, 98 zura Jahre 1049), dass Werner Koeniger nicht ein-
geht auf die bischoflichen lnsignien wie z. B. den Bischofsstab,
fur dessen Verwertung gerade aus den geschichtlichen Aufzeich-
nungen sich lehrreiche Aufschliisse ergeben ; endlich nicht auf
die Konsekrationen der deutschen Bischofe, fur die in den Pon-
tifikalien ein noch nicht gehobenes Anschauungsmaterial vor-
liegt, aus dem Mitteilungen zu machen ich mir fur eine
andere Gelegenheit vorbehalten raochte. Nicht ausreichend sind
S. 94 Anm. 3 die Ausfuhrungen uber die Pfarreien, fur die
ausser dem Buche von H. Schafer (Pfarrkirche und Stift, 1903)
auch der Aufsatz desselben Verfassers in der Romischen Quar-
talschrift 1905, S. 25 ff. zu verwerten war. Nicht ganz will auch
der Abschnitt uber das Presbyterkollegium des Bischofs befrie-
digen (S. 99 ff.) ; das Aachener Konzil wurde im Jahre 8 1 6
abgehalten, nicht 817 (vgl. MG. Concilia II, 307); die Trennung
der mensa episcopi von der mensa canonicorum wird nicht
erwahnt, ebensowenig die Beamten der Kollegien wie z. B. der
Domprobst, fur dessen Bestellung sich in der Chronik Thiet-
mars (VII c. ed. Kurze S. 174) eine charakteristische Stelle
findet; man hort nichts von der Einfuhrung des sog. Gnaden-
jahres, fur dessen Einrichtung, soweit ich sehen kann, der von
W. von Brunneck (Zur Geschichte und Dogmatik der Gnaden-
zeit, 1905) ubersehene Bericht der Annales Augustani zum Jahre
1029 (iMG. SS. HI, 125; vgl. Steichele's Archiv III, 100) der
alteste uberhaupt erhaltene ist. Meine kleinen Nachtriige sollen
nicht den Eindruck des Makelns um jeden Preis erwecken, son-
dern das Interesse bekunden, das Koenigers Arbeit geweckt hat;
wie E. Friedberg mochte ich sie einen Baustein nennen zu einer
Geschichte des deutschen Kirchenrechts und gleich ihm dieser
Empfindung der Dankbarkeit gegenuber dem Verfasser Ausdruck
geben A. Werminghoff.
Fr. Geier. Die Durchfuhrung der kirchlichen Re-
formen Josephs II. im vorderoserreichischen Breisgau.
(Kirchenrechtliche Abhandlungen herausg. von Dr. Ulrich Stutz.
1 6./ 1 7. Heft) Stuttgart 1905.
Die kirchenrechtlichen Abhandlungen, durch deren Heraus-
gabe sich Prof. Stutz dauernde Verdienste erwirbt, konnen schon
auf eine Reihe gediegener Arbeiten zuriickblicken, bei denen
teils der rein wissenschaftliche, toils der juristisch-praktische Zweck
in den Vordergrond tritt, wahrend andere wieder beides in
schonster Weise mit einander vereinigen. Zu den Veroffent-
lichungen letzterer Art gehort diejenige von Geier, der sich mit
anerkennenswertem Fleiss und Sachverstandnis durch das uberaus
umfangreiche Aktenmaterial durcharbeitete , um ein bis jetzt
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Zeitschriftenschau und Literatumotizen. ^cy
vdllig brach gelegenes Gebiet zu bebauen, dessen Bedeutung sich
bis auf die Gegenwart erstreckt fur alle, die fur die Frage nach
dem Verhaltnis der Kirche zum Staat lnteresse haben. War
doch der »Josephinisraus« nichts anderes als das Bestreben, dem
Verhaltnis von Kirche und Staat ein anderes Geprage zu ver-
leihen, die Kirche in eine Staatsanstalt, die Geistlichkeit zu Staats-
beamten umzuwandeln. Von Maria Theresia wurden die Grund-
lagen dazu gelegt, von Joseph II. das angefangene Werk mit
Hinwegsetzung uber alles hergebrachte Recht durchgefuhrt, wahrend
Leopold die Verordnungen seines Vorgangers teihveise wieder
zu mildern suchte, bis der grosse Korse kam und alles zerschlug,
was an die alte Diozesaneinteilung und Diozesanregierung noch
erinnerte. Von diesem Hin- und Herwogen gibt G. uns einen
Abschnitt, der den Erfolg Josephinischer Kirchenpolitik im Breis-
gau behandelt. Die Arbeit entwirft zunachst ein Bild, wie das
Ordenswesen im Breisgau umgestaltet und die Kloster von ihren
auswartigen Beziehungen losgelost wurden; wie sodann der Breis-
gau seinen eigenen Landesbischof erhallen und schliesslich auch
die Dekanate territorialisiert werden sollten: Versuche, von denen
der erste und dritte teilweise gelang, der zweite aber ganzlich
scheiterte. Der Umgestaltung der kirchlichen Verfassung zu
gunsten des Territorialsystems galten auch die Bestrebungen,
welche die Befugnisse der Bischofe scheinbar zu erhohen suchten,
urn diese spater samt ihren Vorrechten nur zu gefugigeren Dienern
des Staates zu machen. Hervorgehoben seien die tief ein-
schneidenden Verordnungen uber die geistliche Gerichtsbarkeit,
uber das landesherrliche Placet und das Besteuerungsrecht der
Bischofe, wobei vor allem § 10, »die Einstellung der Abgaben
der Geistlichen an die Bischofe*, Erwahnung verdient. Der
Josephinischen Klosterpolitik, die mit der Aufhebung einer Reihe
von Breisgauischen Klostern ihr Ziel erreicht zu haben glaubte,
ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ebenso lehrreich sind die
weiteren Kapitel, welche von den innerkirchlichen Angelegen-
heiten handeln und die Heranbildung des Welt- und Ordens-
klerus, die Abschaffung von Prozessionen, Wallfahrten, Bruder-
schaften, Feiertage usw. sowie eine neue Pfarreinteilung zum
Gegenstand haben. Sehr anerkennenswert ist bei der Behand-
lung aller dieser Fiagen die durchaus objektive Schilderung, bei
der das eigene Urteil ganz zurucktritt und nur die Quellen
reden. Nur einmai versucht der Verfasser einer personlichen
Meinung Ausdruck zu geben, indem er fur die Generalseminare
eine Lanze bricht. Es mag sein, dass die einen bisher diese
Einrichtungen mit zu schwarzen Augen ansahen, wahrend wieder
andere daran alles lobenswert fanden, allein zu einem abschliessen-
den Urteil mussten doch noch ganz andere Momente in Betracht
gezogen werden, als G. sie bietet. — Formell liesse sich an
der Arbeit aussetzen, dass zusammengehorige Materien durch
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358 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
die zu schablonenmassige Einteilung auseinandergerissen werden,
was da und dort zu Wiederholungen fuhrt. Die Urkundenbei-
lagen wiiren orthographisch besser nach den Grundsatzen von
Weizsacker behandelt worden. Einigere kleinere Versehen — S. 170
ist von einem Benediktinerstift *>St. Georg* inVillingen die Rede! —
seien iibergangen. — lnhaltlich kann die Arbeit keine ab-
schliessende Behandlung des Themas bieten, sie will es jeden-
falls auch nicht. Zum richtigen Verstandnis der Reformen
Josephs II. im Breisgau mtisste die Arbeit — G. deutet dies
selbst bisweilen an — mit einem fruheren Zeitpunkt einsetzen
und die vorausliegenden kirchlichen Verhaltnisse eingehender
schildern. Die Heranziehung weiterer einschlagiger Litteratur
wurde bei manchen Fragen sehr gute Dienste geleistet haben.
Sodann stiitzen sich G.'s Untersuchungen vorwiegend auf die
Regierungsakten; durch die Akten der Kirchenregierung, der
Domkapitelsprotokolle und anderer kirchlichen Archive wurden
die Bemuhungen des hoheren wie niederen Klerus zur Abwen-
dung der Reformen in ein helleres Licht treten. Ausserordent-
lich wertvoll ware die Heranziehung der Luzerner, Kolner und
Wiener Nuntiaturberichte des Vat. Archivs und der anderen
ital. Archive, wie ich mich selbst durch Durchsicht einiger Bande
uberzeugte. Aus den unverschleierten Berichlen der Bischofe von
Konstanz und Basel an den Nuntius in Luzern und aus den
Weisungen, die sie wieder von Rom aus crhielten, ersehen wir
erst, wie tief einsclineidend in das ganze kirchliche System die
Reformen von Maria Theresia und Joseph II. waren. Trotz
dieser unverschuldeten Mangel bedeutet die Arbeit G/s eine
hochst wertvolle Gabe fur unsere kirchliche Landesgeschichte;
denn sie bildet die Grundlage fiir eine spiitere zusaramenfassende
Arbeit, die sich die Geschichte der kath. Kirche in den ein-
zelnen badischen Territorien im Aufklarungszeitalter zum Gegen-
stand wahlen konnte. Riedtr.
Im Repertorium fur Kunstwissenschaft XX VIII, 474 ff. bringt
P. Kalkoff in einem Aufsatz »Zur Lebensgeschichte
Albrecht Diirers« eine Reihe wertvoller Mitteilungen iiber
die Huldigungsreise, die im Auftrag der Stadt Strassburg im
Sommer 1520 der alte Stadtschreiber Sebastian Brant in die
Niederlande zum neugewahlten Kaiser Karl V. unternahm, uber
ein historisches Werk aus der romischen Kaisergeschichte, das
er durch seinen Sohn Onufrius dem Kaiser dedizieren wollte,
und iiber seine Begegnung mit Albrecht Diirer sowie seinen Ver-
kehr mit dem Antwerpener Kreise von Erasmianern. Bei dieser
Gelegenheit hat Diirer, scheint es, das Portrat Sebastian Brants
in das Skizzenbuch seiner niederlandischen Reise aufgenommen.
W. W.
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
359
J. Knepper1), Das Schul- und Unterrichtswe sen
im Elsass von den Anfangen bis gegen das Jahr 1530.
Mit 12 Abbildungen. Strassburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz und
Mundel) 1905. XVI, 459 S. 80.
Die Redaktion der Zeitschrift fur die Geschichte des Ober-
rheins hatte die Gtite, das Buch von J. Knepper dem Unter-
zeichneten zur Besprechung zu uberweisen ; trotz des defectus
scientiae ubernahm ich die mir gestellte Aufgabe, freilich rait
dem stillen Vorbehalt, nur eine Inhaltsubersicht liefern zu
konnen, — ahnlich dem mittelalterlichen Bischof, der ja auch
sich strauben musste, fiel die VVahl des Konigs oder des Dom-
kapitels auf ihn, da er nur auf solche Weise den Verdacht der
Simonie beseitigen zu konnen vermeinte. Ich bekenne gem,
aus der vorliegenden Arbeit Belehrung und Anregung erhalten
zu haben ; denn sie macht den achtunggebietenden Versuch,
die zerstreuten Beitrage zur lokalen Schul- und Unterrichtsge-
schichte zusammenzufassen zu einer Darstellung der Schul- und
Unterrichtsverhaltnisse im Elsass tiberhaupt, ohne dass sie des-
halb auf eine selbstandige Durchforschung der — fur grosse
Strecken allerdings iiberaus diirftigen — Quellen verzichtet
hatte; sie weitet sich uberdies aus zu einer Schilderung des
geistigen Lebens im Elsass wahrend des Mittelalters, derart,
dass sein Bild, weil mit wohltuender Liebe zum Gegenstande
und mit Geschick gezeichnet, auch den fesselt, der bisher nur
im allgemeinen, an der Hand von Buchern wie denen von
Specht, Kaufmann und Paulsen, den Fragen mittelalterlicher und
neuerer Bildungsgeschichte naher getreten war. Der Verfasser
weiss temperamentvoll zu schreiben und zur Mitarbeit anzu-
rcgen, gleichzeitig aber den Stoff zu beleben durch eingestreute
Beispiele, sei es durch die Erlauterung des Murbacher Biblio-
thekskataloges, den erst H. Bloch richtig bestimmt hatte, sei es
durch Hinweise auf Unterrichtsraittel wie z. B. die Grammatica
figurata des Ringmann Philesius aus dem Jahre 1509, sei es
endlich durch Bilder aus dem Leben und Wirken einzelner
Lehrer wie vor allem des Wimpfeling und Pellikan.
Knepper gliedert sein Buch in zehn Abschnitte. Er geht
aus von einer Geschichte der Klosterschulen, unter denen die
der Dominikaner und Franziskaner besonders ausfiihrlich ge-
wurdigt werden. Unter den Stiftsschulen erfahrt die von St.
Thomas in Strassburg als typische Anstalt sorgfaltige Behand-
lung. Die eigentumliche Erscheinung, dass Strassburg keine
stadtische Schule ins Leben rief, wird ansprechend begriindet;
') Herr Gymnasiallehrer Dr. Knepper in Bitsch, dessen Studien zur
Geschichte des Humanismus noch mane he schone Frucht versprachen, ist in-
2wischen verstorben.
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^5o Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
das stadtische Schulwesen in Hagenau und das in der Herr-
schaft Rappoltstein wird geschildert, nicht minder die immerhin
stattliche Zahl von Schulen in kleineren Stadten wie z. B. Boll-
weiler und schliesslich die Judenschulen des Elsass. Knepper
geht in den bisher aufgezahlten Abschnitten regelraassig so vor,
dass er die Entwicklung jeder Art von Schule verfolgt von ihrem
ersten Auftreten an bis ins sechzehnte Jahrhundert hinein, und
wenngleich dadurch sich mancherlei Wiederholungen, Verwei-
sungen nacb vorwarts und riickwarts ergeben, so scheint der
eingeschlagene Weg doch der am besten begrundete. Quer-
durchschnitte durch diese Entwicklungsreihen zu ziehen ware
darum gefabrlich gewesen, weil sie das Zusammengehorige ge-
trennt und doch keine gehorige Vorstellung vermittelt hatten.
Den historischen — Knepper nennt sie analytischen — Ab-
schnitten gegenuber stehen die synthetischen. Wir erhalten
Schilderungen der elsassischen Schuldisziplin, des Schulhumanis-
mus, der Lehrerschaft und ihrer Stellung innerhalb der grosseren
Verbande, Kirche und Gemeinde, schliesslich Einblicke in die
Fiirsorge fur arme Schiiler, die Beteiligung der Schulen an
kirchlichen Gottesdiensten, ihre festlichen Veranstaltungen. Die
Natur der Uberlieferung bringt es mit sich, dass hier vor allem
das ausgehende Mittelalter zu Wort kommt ; aber Knepper unter-
lasst darum nicht, die Einzelerscheinungen soweit nur irgend
angangig rait den fruheren zu verbinden. Immerhin will uns
diinken, als hatten gerade die letzten Abschnitte durch eine
straffere Anordnung gewinnen konnen. Leider fehlt auch eine
Gesamtwurdigung aller der Verhaltnisse, die trotz mancher Be-
miihungen einzelner den Niedergang des elsassischen Schul-
wesens um die VVende des 15. und 10. Jahrhunderts verschuldet
haben: der Leser muss aus vielen Stellen des VVerks eine An-
schauung davon sich zu bilden versuchen. Dazu kommt eine
gewisse Breite in der Anfuhrung des Details, die freilich wieder
begriindet erscheint in der offensichtlichen Begeisterung des
Verfassers fur seinen Gegenstand; ihm geht das Herz auf, kann
er von den »Bublein« im Wasgau berichten, und er nimmt ge-
mutlichen Anteil an der alten Lehrer Freud und Leid. Gern
liisst man seinen liebenswiirdigen Optimismus auf sich wirken,
der doch von Obertreibungen sich im grossen und ganzen fern-
zuhalten versteht, mag gleich der niichternere Sinn nicht jedem
Analogieschluss, nicht jeder Verwertung des argumentum ex
silentio zur Schlussfolgerung Beifall zollen.
Wir merken zum Schluss mehrere Einzelheiten an, die bei
der Lekture der ersten Abschnitte sich ergeben. S. 7 ft. fallt die
zeitlich allzufruhe Ansetzung der elsassischen Benediktinerkioster
auf; die nachweisbaren Daten finden sich in der Zusammen-
stellung von O. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands II (1900),
S. 801 f. Zu S. \2 iiber die sog. Statuta Murbacensia vgl. jetzt
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 36 1
auch MG. Concilia II, 307 Anm. 1. Zu S. 31 : eine Biographie
des hi. Bonifacius, die Lullus verfasst hatte, gibt es nicht Zu
S. 67 ware ein Hinweis auf das Buch von W. Kawerau, Thomas
Murner und die Kirche des Mittelalters, Halle 1890 erwiinscht
gewesen. Zu S. 98 : warum soil es eine Seltenheit gewesen
sein, dass im 11. Jahrhundert eine hochgestellte Frau das
Deutsche und das Lateinische vollig beherrschte? Zu S. 108 f. :
neben Heddo von Strassburg ware auch sein Nachfolger Rachio
zu erwahnen gewesen, dessen Handschrift der Hispana aus dem
Jahre 788 noch Fr Maassen im Jahre 1864 benutzen konnte
(vgl. ihre Vorrede bei Fr. Maassen, Geschichte der Quellen und
der Literatur des kanonischen Rechts I, Graz 1870, S. 667).
Zu S. 158: die angefiihrte Stelle der Constitutiones Marbacenses
aus der Wende des 1 1. u. 12 Jahrhunderts : Interim qui discendi
studio dediti sunt, in scholis discant, quibus a praelato talis const i-
tuendus est vitae probabilis f rater, qui eorum curam summa gerat
industria eosque ita arctissime constringat, qualiter ecclesiasticis imbuti
doctrinis et armis spiritualibus induti et ecclesiae utilitatibus parere
et ad gradus ecclesiasticos quandoque digne possint promovcri ist
entlehnt aus der Institutio canonicorum des Aachener Concils
vom Jahre 816 c. 135 (MG. Concilia II, 413), nur dass hier es
heisst : . . . in huius modi fsc. pueris et adolesceniibus) custodiendis
et spiritaliier erudiendis talis a praelatis constituendus est vitae pro-
babilis f rater, qui eorum curam summa gerat industria eosque ita
artissime constringat, qualiter ecclesiasticis doctrinis imbuti et armis
spiritalibus induti et ecclesiae utilitatibus decenter parere et ad gradus
ecclesiasticos quandoque digne possint promoveri, Schliesslich sei
gestattet, auf die lehrreichen Schulordnungen von ungefahr 1470
aufmerksam zu machen, die E. Knupfer im Urkundenbuch der
Stadt Heilbronn (Stuttgart 1904), S. 494 flf. Nr. 882 und 883
veroflentlicht hat. A. W.
Das kleine Werk von Mulsow uber Brombach (Brombach
im Wiesental. Ein Beitrag zur Heimatkunde. Lahr,
Moritz Schauenburg 1905) ist aus Vortragen entstanden,
welche der Verfasser, fruher Pfarrer in Brombach, vor einer
Reihe von Jahren in seiner Gemeinde gehalten hat. Mit der
Geschichte des Ortes beschaftigen sich hauptsachlich die beiden
Abschnitte ^Brombach in Klosterabhangigkeit« und »Brombach in
Ritterabhangigkeit< ; aber auch sonst finden sich, insbesondere in
dem Kapitel >Bilder aus dem wirtschaftlichen und gcistlichen
Leben«, zahlreiche historische Ausfuhrungen. Als besonders
dankenswert sind u. a. die Zusamraenstellung der Brombacher
Burgernaraen von 1300 bis 1850 (S. 262 — 266) und die Tabelle
der Gewannamen, der jetzt verschwundenen, wie der heute noch
gebrauchlichen (S. 292 — 295) zu bezeichnen. Ausser den ge-
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162 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
druckten Quellen hat der Verfasser auch ungedrucktes Material
aus den Archiven in Karlsruhe, Basel und St. Gallen heran-
gezogen. Die in der Hauptsache wohlgelungene Arbeit wird
ihren vornehmlichsten Zweck, namlich den, das Interesse an der
geschichtlichen Vergangenheit der Heimat bei den Bewohnern
des Dorfes selbst zu wecken und lebhaft zu erhalten, sicherlich
erfullen, und unter diesem Gesichtspunkt wird man auch uber
manche Langen des Biichleins gerne hinwegsehen. — r.
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Heinrich Louffenberg von Freiburg
und sein Gesundheitsregiment (1429).
Von
Karl Baas.
Gelegentlich meiner Studien iiber die arztlichen Ver-
haltnisse im mittelalterlichen Freiburg, die ich in der Ale-
mannia, Bd. 21. 1905 niedergelegt habe, begegnete ich
dem in der Literaturgeschichte des Mittel alters wohl-
bekannten Heinrich Louffenberg: ein deutsches Ge-
sundheitsregiment desselben gibt uns den Beweis auch der
medizinischen Neigungen und Beschaftigungen des Mannes,
welch er sonst haupts&chlich als Dichter geistlicher Lieder
und religioser Lehrgedichte geruhmt wird.
Ed. Richard Miiller hat im Jahre 1889 eine mono-
graphische Bearbeitung H. Louffenbergs geschrieben >) ;
nach seinen Darlegungen, welche er auf die iibrigen
bekannten Lebensdaten griindet, fallt die Zeit der Geburt
<lesselben in die neunziger Jahre des 14. Jahrhunderts, »also
ungefahr auf das Jahr 1390c
An diese ungefahre Datierung, welche in der Tat
nicht unwahrscheinlich ist, mochte ich folgende Vermutung
anknupfen: In dem alsbald zu betrachtenden Manuskript
des Gesundheitsregimentes kommen zwei Jahreszahlen vor,
1 39 1 und 1429. Letztere ist in dem Werke selbst als das
Jahr der Abfassung desselben ausdriicklich bezeichnet;
erstere findet sich in der meteorologisch-astronomischen
Einleitung auf Blatt 32* als Ausgangsziffer einer Anweisung
zur Berechnung der Sonntagsbuchstaben der Jahre. Als
*) Ed. Richard Miiller, Heinrich Loufenberg, eine litterar-historische
Untersuchung. Berlin 1889.
Zcitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 24
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3^4
Baas.
solchen hat nun 1391 das A, in welchem Umstand man
den Grund der Wahl dieser Ziffer erblicken kttnnte; jedoch
auch 1402, 14 1 3 und 14 19 sind, abgesehen von den Schalt-
jahren, in der gleichen Lage. Da also ein derartiger oder
ein anderer, allgemeiner Grund fttr das Aussuchen des
Jahres 1391 nicht ersichtlich ist, so mochte ich, wie dies
fQr 1429 gilt, so auch fOr die Nennung von 1391 eine
auf die Person des Verfassers des Gedichtes bezugliche
Ursache annehmen. Damit komme ich zu der Vermutung,
die natiirlich nichts mehr als eine solche sein will, dass
jenes Jahr 1391 das Geburtsjahr Heinrich Louffen-
bergs gewesen sein konnte. —
Als Geburtsort hat Laufenburg zu gelten, jenes male-
rische, alte Stadtchen am Oberrhein, dessen durch die
Industrie bedrohte Stromschnellen in neuerer Zeit so sehr
das Interesse weiterer Kreise erregt haben; der Dichter
selbst hat zweimal in ausdrucklicher Weise seine Herkunft
bezeichnet1), indem das Schluss-Akrostichon des >Spiegels
menschlichen Heils«, so wie des >Buchs der Figurenc lautete:
>Heinricus Loufenberg*, wahrend er sonst >Louffenberg«
wie seinen feststehenden Zunamen gebrauchte. So ist er
auch im Totenbuch des Klosters St. Johann zu Strassburg
als »frater Heinricus Louffenberg« aufgefiihrt; immerhin
mOchte ich darauf aufmerksam machen, dass der auf das
Akrostichon des Gesundheitsregiments folgende Vers »Gut-
mann also heisse ich« einen Wechsel des Geschlechtsnamens,
wie er spater bei den Humanisten haufig ist, auch hier
als moglich erscheinen lasst. Im iibrigen hat Ad. So ein
in seinem sehr dankenswerten >Mitteldeutschen Namens-
buch«, welches die sudostdeutsche Ecke um Basel herum
umfasst, nachgewiesen, dass schon im 12. und 13. Jahr-
hundert der Name Laufenberg in verschiedener Schreib-
weise in dem genannten Bezirk mehrfach vorkommt. —
Wo der Dichter nach Ablauf seiner Jugendzeit gelebt hat,
ist uns nicht iiberliefert; es ist lediglich eine Annahme, welche
sich auf die Deutung des in der verbrannten Handschrift
von Strassburg C. 22 enthaltenen, undeutlich geschriebenen
!) Vgl. Christ. Mor. Engelhardt, Der Ritter von Stauffenberg.
Strassburg 1823. S. 16 Anm. 1.
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment. 35c
Wortes »Zomgenc griindet, dass Louffenberg im Jahre 141 1
in Zofingen in der Schweiz sich aufgehalten babe.
Nach seinem spateren Berufe, in welchem er es zu
der hoheren Stellung eines »decanus decanatus et cappellanus
ecclesie par. beate Marie in Friburg Const. dioec.« >) gebracht
hat, sowie nach seinem litterarischen Schaffen miissen wir
glauben, dass er sich nicht nur die ubliche und notwendige
Bildung der Kleriker seiner Zeit erworben, sondern dass
er noch weiteren Studien, und zwar auf dem Gebiet der
Naturwissenschaft und Medizin obgelegen hat. Dass
Louffenberg eine Dom- oder Klosterschule , vielleicbt
sogar ein »studium generalec besucht hat, gibt er selbst in
zwei Versen seines Gesundheitsregimentes auf Blatt 150b
zu erkennen, wo er einem Wissbegierigen den Rat gibt:
»Dass er var ze schule hin
»Verrer denn ich bin gesin.«
Daraus schliesse ich zugleich, dass Louffenberg seine
Ausbildung in oder wenigstens nicht allzuweit von seiner
Heimat erhalten hat, w&hrend er in der angefuhrten Weisung
an einen anderen vielleicht an die »ferneren«, damals be-
riihmtesten medizinischen Fakultaten, etwa zu Paris oder
Montpellier oder gar zu Salerno gedacht haben mag,
wo die arabistische Heilkunde herrschte, welche auch in
dem »Gesundheitsregimentc zutage tritt.
Wenn wir nun an die deutschen Hochschulen als
mOgliche Statten seiner Lernzeit denken, so kommen fur
den Anfang des 15. Jahrhunderts ausser Wien und Prag
etwa noch Heidelberg, Coin, Erfurt, Wiirzburg oder
Leipzig in Betracht. Nun findet sich in der Heidelberger
Matrikel unter dem 20. Dezember 14172) ein »Heinricus
Loffenburg de Rapperswil clej. Constanc. dyoc.«
eingetragen, der nach Zeit und Umstanden sehr stark an
unseren Dichter denken lasst; leider konnte ich aber trotz
meiner Anfragen in Rapperswil selbst, sowie in dem zu-
gehOrigen Kantonsarchiv in St. Gallen und in der Stifts-
bibliothek des benachbarten Einsiedeln gar nichts mehr
iiber die PersOnlichkeit des ehemaligen Heidelberger
l) Zell, BischSfliches Decret zu Gunsten Heinrich Loufenbergs. Frei-
burgcr DiOzesanarchiv XX, 304. — *) Toepke, Matrikel von Heidelberg.
24*
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366 Baas.
Studenten herausbringen. Trotzdem mochte ich die M&g-
lichkeit der Identitat des Dichters mit jenem Kleriker nicht
ganz von der Hand gewiesen wissen; wir gew£nnen da-
durch auch eine neue Ortliche und zeitliche Angabe aus
dem von Miiller1) als dunkel bezeichneten Lebensabschnitt
von 14 13— 1425.
In bestimmter Weise ist bis jetzt erst von 1429 an
der Aufenthaltsort Louffenbergs bekannt: denn fur diese
Zeit zunachst zeugt er selbst auf Blatt 156b der Handschrift
seines Gesundheitsregiments, welches
»Wurt gedichtet sunderbar
»Do man zelte tusend jar
»Vierhundert nun und zwenzig me
>Gott behut uns alle vor we
»Und welle uns geben ewencklich
»Ru\ve by yme im himmelrich.«
Und in einem Akrostichon des Schluss-»r<itschenc aut
Blatt 157 findet sich Name, Wohnort und Stand des Ver-
fassers: »Heinrich Louffenberg von Fryburg ein priester«.
Dass es sich dabei aber um Freiburg im Breisgau
handelt, wird, abgesehen von der Zugehorigkeit zur
Diozese Konstanz genau bestimmt durch eine Deckel-
aufschrift der jetzt verbrannten Strassburger Liederhand-
schrift, welche nach Wackernagel lautete: »Diss buchelin
gedihtet herr heinrich 16fFenberg ein priester | ertzpriester
und dechan der dechanye ze friburg in brys | gowe etc.
der da no noh do man zalt M.C.C.C.C.X.L.V. jor gieng | von
der welt in sant Johans orden ze dem grunen werde ze
strossburg bittend got fur in.c
Wenn ich noch hinzufuge, dass nach dem Nekro-
logium des genannten Klosters Louffenberg im Jahre 1460
am 31. Marz daselbst gestorben ist, so mag dies fiir unsern
Zweck geniigen. —
Bei dem Brande der Stadtbibliothek zu Strassburg am
25. J 26. August 1870 sind samtliche dort befindliche Hand-
schriften Louffenbergs verbrannt; iibrig ist allein das
in Munchen befindliche Manuskript, welches ich selbst
benutzen konnte. Ed. Rich. Miiller schreibt, es sei das
l) L. c. p. 27. — *) Ebenda p. 12.
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Heinrich Louflenberg und sein Gesundheitsregiment. ^5y
einzige Werk, »das uns noch in der Originalhandschrift
erhalten ist«; nach seiner ganzen Darstellung meint er
die Originalhandschrift Lou ff en bergs selbst.
Demgegeniiber will ich gleich hier bemerken, dass
ich das Manuskript in der Hauptsache fur eine,
allerdings gleichzeitige, Kopie halte, die von einem
unbekannten Schreiber in einer sehr gleichmassigen,
sauberen Weise geschrieben ist.
Das Papier ist ein stark geripptes, sogenanntes Ochsen-
kopfpapier; die BlattgrOsse ist 14/21 cm. Die Seiten sind
nicht liniiert; lediglich die Schrift ist begrenzt durch je
zwei feine, vertikal und horizontal bis an den Blattrand
durchgehende Linien. Zwischen den grOsseren oder kleineren
Abschnitten sind freie Raume gelassen, in welchen mit
ancierer Schrift, als sie der Haupttext hat, Angaben iiber
den Gegenstand von Bildern gemacht werden, welche
eigentlich daselbst beabsichtigt waren; dariiber folgt nach-
her noch ein Wort.
Von geringerer Bedeutung fur die Frage, ob Original
oder nicht, mag sein, dass auf Blatt 41 statt »synnec zuerst
»stymec steht, welches Wort dann durchgestrichen ist; auf-
falliger ist, wenn auf Blatt 134 ein ganzer Vers durch-
strichen ist, der versehentlich an den falschen Platz ge-
schrieben worden war in folgender Weise:
aDer in der wollo umbo got
»Von sterbeit und gebrestens not
»Der in der welte umbe got.«
Beweisend aber dafiir, dass es sich urn eine Abschrift
handelt, scheint mir, dass hinter Blatt 150 ein ganzes Blatt
ausgeschnitten ist, dass Blatt 151a dann wieder vollig und
mehrfach durchstrichen ist, worauf auf 151^ der Text fort-
fahrt. Was aber aut 151a gelOscht ist, ist wttrtlich auf
Blatt 1 48/ 1 48a schon enthalten, wo es auch hinpasst.
Nehme ich somit an, dass der Text des Gesundheits-
regiments nicht von Louffenberg geschrieben worden
ist, so beziehe ich auf seine Hand aber die erwahnten
Einftigungen zwischen den Kapiteln und Abschnitten.
Da muss ich zunachst etwas weiter ausgreifen.
Auf dem ersten Bild von Louffenbergs gleichfalls
verbrannten >Buch der Figuren«, welches Engelhardt
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368 Baas.
auf Tafel XIX seines genannten Buches gerettet hat, ist
der Dichter selbst abgebildet, wie er in einem vor ihm
liegenden Manuskript schreibt. Seine Buchstaben weichen
von denjenigen des Spruchbandes, mit denen vermutlich
auch das »Buch der Figuren« geschrieben war, erheblich
ab, zeigen dagegen grosse Ubereinstimmung und Ahnlich-
keit mit denjenigen der Worte, welche in den frei-
gelassenen R&umen zwischen den Kapiteln des Gesund-
heitsregimentes stehen, als Bezeichnungen der Illustrationen,
die daselbst sein sollten. Denn dass in der Vorlage, d. h.
dem Originalmanuskripte des letzteren, Figuren sich be-
fanden, bezeugen jetzt noch die auf Blatt 51 befindlichen
Verse, in weichen Louffenberg den Hinweis gibt:
»Als dis figure dir zeigen kan
♦Die ich dir han entworffen hie,«
woraus zugleich geschlossen werden konnte, dass der
Dichter selbst auch des Zeichnens machtig war.
Hat er sich aber, wie angegeben, schreibend abge-
bildet oder auch abbilden lassen, so ist es nicht zu unwahr-
scheinlich, dass er seine eigene Handschrift auf die im
Bilde vor ihm liegenden Blatter eingetragen hat, resp. hat
eintragen lassen. Auf diesem Wege komme ich somit zu
der Annahme, dass das erhaltene Miinchener Manuskript
eine unter den Augen des Dichters von einem andern
gefertigte Abschrift ist, wahrend von ihm selbst nur die
erwahnten Figurenbezeichnungen eingetragen wurden.
Indem ich noch hinzufiige, dass der Schriftcharakter
im Gesundheitsregiment sich wesentlich unterscheidet nicht
nur von dem des Spruchbandes im >Buch der Figurem,
sondern auch von dem des »Spiegels menschlichen Heilesc1),
so wie von dem der musikalischen Traktate, die Louffen-
berg abgeschrieben haben sollte*), dass ausserdem alle
diese Schriftproben unter einander verschieden sind und
somit wohl auf verschiedene Schreiber zu beziehen sind,
schliesse ich hiermit diese mehr ausserlichen Betrachtungen,
um mich jenem erstgenannten Werke zuzuwenden.
*) Schriftprobe bei Chr. M. Engelhardt, Ritter von Stauffenberg,
Tafel I Nr. 2. — *) Vgl. Lippmann, Bulletin d. 1. Soc. pour 1. conservat.
d. raonum. histor. d'Alsace. II. Ser. 7. vol. 1869. 2. Partie. (Mit
Faksimile).
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment. 369
Freilich ist es weder nach Form noch nach Inhalt
hervorragender als gar viele andere der in jener Zeit so
zahlreichen und verbreiteten Regimina sanitatis; aber ab-
gesehen davon, dass es das letzte ganz erhaltene Werk
des Dichters ist, schien mir gleichwohl eine Besprechung
desselben nicht ohne Interesse, besonders fur die Geschichte
der Stadt Freiburg, in der es entstand.
Da erhebt sich nun zun£chst die Frage nach den
Quellen, aus welchen das Gedicht geschOpft ist; denn von
Lou ff en berg selbst erfahren wir so gut wie gar nicht,
wer seine Lehrmeister in medizinisch-naturwissenschaftlichen
Dingen gewesen sind. Dass er als einzigen Autor »Ari-
stottiles« an einer Stelle nennt, will gar nichts besagen;
indirekt nur gibt der Verfasser zu erkennen, dass er vieler-
orts sich umgesehen hat, wie wir aus den folgenden Versen
auf Blatt 156 der Handschrift entnehmen:
»Obe nun jeroan hie beswart, »Obe er hett kunste und wyssheit
»Das ich die meister sunderwan »So mag er balde vvol vers ton
»Hievor nit alle genant han »Das ich dis lere nit han genom
»Us den ich dis buchelin »Denn us der meister btichen
»Gedichtet han wan ich nit bin »Von den ich wil geriichen
»Von hoher kunste geleret »Das su alle zite stroffend mich
»Doch wer sin ere har keret »Wo ich irret sunderlich.*
»Und merket was ich han geseit
Und wie er an manchen weiteren Stellen von den
Meistern und den Biichern spricht, die er gelesen habe, so
halt er sich denn auch fur sicherlich gerade so gut, ja
besser unterrichtet als andere Heilkunstler seiner Zeit
gewesen sein miissen, von welchen er einige Zeilen vor-
her sagt:
»So hatt auch menigartzet gelesen »So totet er vil mangen man
»ln hoher schule so lutzel lere »Darumbe das er nit kunste kan
»So er wanet er ernere »Und ze schule nit ist bewert.«
Aber trotz solchen Selbstbewusstseins ist er doch wieder
bescheiden in der Erkenntnis der Unvollstandigkeit seines
und des arztlichen Wissens iiberhaupt, wie die folgenden
Verse aus Blatt 155b dartun:
»So wise wurdt kein artzot nie »Wonn kundend su das sunder
>Der alle siechtagen mocht ye [spott
*Mit siner kunste vertriben »So were einjeglich artzot gott.« —
»Ir muss gar vil belyben
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370
Baas.
Im 54. Bande der Wien. mediz. Wochenschrift von
1904 hat Gerster eine Arbeit veroffentlicht unter dem
Titel: »Zur Geschichte der Jatrohygienec In der-
selben bring! er einen Auszug aus dem Inhalt einer Reihe
von Kapiteln des 32. Buches der Speculum naturale s.
maius tripartitum des Vincentius Bellovacensis,
der 1264 gestorben ist. Dieses Werk erfreute sich im
Mittelalter einer grossen Beliebtheit und Verbreitung, wie
auch aus dem Umstande hervorgeht, dass die Freiburger
Bibliothek es in nicht weniger als funf schOnen Incunabel-
drucken besitzt, welche aus zwei Freiburger — Carthauser-
und Dominikanerkloster — zwei Schwarzwalder — St. Trud-
pert und St. Georgen — und aus dem wurttembergischen
Kloster Waldsee stammen. Und doch war es zu allermeist
eine blosse Kompilation aus einer grossen Anzahl von
Schriftstellern, von welchen fur unsere Zwecke besonders
Avicenna, Rhases und Haly in Betracht kommen.
Bei dem Lesen der genannten Auszuge fiel mir nun
alsbald eine betrachtliche Ubereinstimmung mit Abschnitten
von Lou f fen bergs Gesundheitsregiment auf; ich verglich
nun genauer und kam dadurch zu der Uberzeugung, dass
hier in der Tat eine Vorlage unseres Dichters gefunden
sei, wie sich alsbald bei der Gegeniiberstellung der be-
treffenden Teile wird dartun lassen.
Vincenz von Beauvais hat seine Autoren mit ge-
ringen Veranderungen abgeschrieben, ist selbst also eine
abgeleitete Quelle. Da musste man sich nun fragen, ob
nicht vielleicht Louffenberg ebenfalls bis zu jenen
ersten Stellen zuriickgegangen sei, was eine Vergleichung
seines Werkes mit den fruher genannten medizinischen
Schriftstellern erforderte. Das Ergebnis derselben war, dass
Louffenberg den Canon des Avicenna benutzt haben
muss; fur Rhases fand ich weniger Anhaltspunkte , und
Haly konnte ich vorlaufig nicht einsehen. Von Avicenna
aus aber noch weiter zuriickzugehen, etwa bis auf Galen,
hielt ich im vorliegenden Falle fur vOllig unn6tig.
Was ich fand, bezieht sich nur auf wenige Kapitel
des Gesundheitsregiments; wo die Quellen der iibrigen
liegen, bleibt einstweilen noch verborgen.
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Heinrich Louffenberg und scin Gesundheitsregiment. 371
Ehe ich nun an die versprochene Gegeniiberstellung
der Texte herangehe, will ich iiber das ganze Gedicht
einiges vorausschicken.
Louffenberg selbst hat eine Inhaltsiibersicht voran-
gestellt, welche ich am besten unverandert hierhersetze.
Sie lautet:
Dies buchelin genant das Regimen ist geteilt in syben
stiikelin oder Capitel oder teile. Das erste seit von den
zwolf manoten des jares und ire eiggenschafft der zite und
bewegunge der sunne darinne und vahet an do: Jenner
ist genant etc. Das ander teil oder Capitel seit von der
syben planeten und der andern hymel influsse und eiggen-
schafft und vahet an: Der Abraham etc. Das dritte teil
und capitel seit von eigenschafft der zwolff zeichen und
irem influsse und vohet an do: Als nu davor etc. Das
vierde teil seit von den vier teilen der zyten in dem jare,
von den vier elementen und von den complexionen der
mentschen ir eigenschafft und neyunge und der teil vohet
an: Nun lass ich dies etc. Das funft teil und capitel seit
von der ordnung der gesuntheit und von sechs stiikelin
die darzu gehorend und vohet an do: Syt ich etc. Das
nehste teil seit von ordenung der swangern fr6welin wie
man die und die kindelin regieren sol und vohet an do:
Als ich ze endt etc. Das sybendt capitel leret wie sich
ein mentsch halten sol in der zite des gebresten der pesti-
lentz und vohet an do: Hie noch so han etc.
[Gott des vatters figure.]
Naturgemass gibt das erste Kapitel mit seinen Schil-
derungen der Monate die beste Gelegenheit, das eigentlich
dichterische Vermogen Louffen bergs kennen zu lernen;
wie in den beiden Proben, die ich gebe, treffen wir auch sonst
noch Stellen, die von einem ausgesprochenen Naturgefuhl
zeugen, ja einer gewissen poetischen Schdnheit nicht ent-
behren.
Folgendermassen wird der April beschrieben:
[ein man sol reben schniden] In disem manot nyrae dich an
Der vierdt manot heissen sol Lassen uff der median
Abrelle den bekenne ich wol Nyme tranke das tribe
Der sprichet hie mit syner yl Unsuberkeit vom lybe
Die reben ich beschnyden wil Frisch fleisch soltu essen
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372
Baas.
Der wurtzlen vergessen
Als garapost und retich
Davor hiite besunder dich
Wan es gebirt den bosen flusse
Schrepfen raachtu alsus
Abe wurmut und ruten
Bethonie sybenelle kruten
Machtu trinken es ist gut
Und machet frische dir das blut
Disser manot machet vier
Und got die sunne hie in den
[stier
Wann hie buwet der sumer glich
Als der stier das ertrich
Und zuhet us rait siner krafft
In alle wurtzelen das saft
Und springet uff das loube und
[gras
Das lange zite verloren was
Und grunend berg und ouch das
[tal
Das von dem winter was so val
Suss gat herfur das fogel gesang
Mit raaniger styme siissen clang
Der lieplich abrelle
Vohet uns an dis geschelle
Doch ist es selten also fry
Yme wonet schne und regen by.
[das zeichen der stier.]
Und aus dem Mai stammen die folgenden gefuhl-
v oil en Verse:
Denne kompt der lieplich meyge
Mit blumlin menger ieye
So wirt gezieret der erden plon
Mit loube und gras gar wunder-
[schon
Dass grunet alle heyde
Mit Juste der ougenweide
Der wurtzelen und der kruter
[saft
Wurket hie vil grosse kraft
Susser lufte und senfter towe
Zieret denn der velder owe
Naturen kraft die reget sich
In alien dingen sunderlich. —
Wenn nun in dem ersten Teil neben meteorologisch-
astronomischen Betrachtungen astrologische Anschauungen
bereits iiberall hervortreten, so ist den letzteren das zweite
und dritte tstiickelinc sozusagen ausschliesslich gewidmet.
Um so mehr muss der Widerspruch wundernehmen , der
dann in Abschnitten zutage tritt, die etwa die Oberschrift
tragen :
Hie merke wie der planeten influsse niema
gezwingen mag zu bosem oder gutem denn das die
planeten neigent durch iren influsse zu viel dingen
die ein mentsch mag tun oder lossen nach sinem
willen.
Oder (aus dem dritten Teil):
Hie merke wie ein mentsch mag alle zite lossen
so es not tut und wie ein mentsch wol mag ander
leben denne das gestirne influsset nach synem
eigenen willen,
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Heinrich Louffenbcrg und sein Gesundheitsregiment. ^73
welch' letzteren Abschnitt ich zur Verdeutlichung dieses
Zwiespaltes ganz hierhersetzen will:
Dis sind die zeichen alle Von der zwolf zeichen kinden
Zwolf an der zalle Ir eigenschaft natur und lybe
Was ich dir von den han geseit Do raerke gar eben was ich
Das merk rait gutem underscheit [schrybe
Wenn ich dir lossen rote Ich mein nit das diss alle
So mein ich one note Gantz und gar an sii valle
Machtu lassen denn ze stunt Ich mein, das diser eigenschafft
Das du blibest lange gesunt Manige dike an in gehafft
So ich dir das verbfite Und sie mag zu vil dingen
Do mitte ich dir betute [neygen
Obe es dir nit ein notturfft ist Doch so ist fry der eygen
Und von gebresten nut gebrist Wille den mag gezwingen nicht
Darumbe soltu wissen sunder hie Was ye geschaffen wardt ze icht
Das ich dir verbot nie Der hett me muglicheit und
Lossen so es zwinget not [crafft
Wo joch denne der mone stot Denn aller sternen eygenschafft.
Was du ouch hie macht vinden
Mit dem vierten Teil beginnt darauf das eigentlich
Medizinische des Gedichtes, zun&chst mit den allgemeinen
Betrachtungen, wie sie damals auch den »wissenschaftlichen«
Werken vielfach vorangestellt werden, iiber die Elemente,
Komplexionen etc. Aus diesem Abschnitte gew&hlte Bei-
spiele habe ich in meinem Aufsatze iiber die »Gesundheits-
pflege im mittelalterlichen Freiburgc in der Alemannia,
Bd. 21 veroffentlicht, auf welchen ich hiermit verweise.
Und nun folgt nach all' diesen Einleitungen das Gesund-
heitsregiment, welches in der Hauptsache aus diatetischen
Vorschriften mit wenigen, arzneilichen Angaben besteht;
sein Inhalt wird geniigend gekennzeichnet, wenn ich die
Uberschriften der einzelnen Kapitel aufzahle:
Wie man sich halten sol in der tibunge;
Von der spise wie man die sol nemen;
Von dem trinken wie man sich darinne sol alle
zite halten;
Von dem sloffen und wachen;
Von lazung der uberfltissigkeit;
Von baden wie man sich darinne sol halten:
Von dem lassen des blutes;
Wo man sol lossen fur yeden gebr&st;
Wie man das blut sol bekennen;
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374 Baas-
Was eins lassers spyse sol sin;
Von dem luffte;
Warumbe ettlich sterbend ettlich genesend.
Im Anschluss an diese letztere Schlussfrage wird nach
sonstigen vorausgegangenen Belehrungen der Rat erteilt,
dass man sein Gleichgewicht im Gemute bewahren solle,
sich der Sorgen erwehre und nicht zu viel studiere
und denke! --
Lasst nun dieser Teil nur recht unbestimmte Anklange
etwa an Kapitel 65 bei Vincenz von Beauvais: >De
custodia sanitatis«, oder auch an Kap. 85: »De incolumitatec
erkennen, so ermoglicht hingegen der nun folgende, sechste
Abschnitt den bestimmten Nachweis der Quellen Louffen-
bergs. Als Beispiel der Dichtungsweise setze ich ihn ganz
hierher und fiige zugleich in Parallele die lateinischen
Grundlagen bei.
Bei dem Abdruck der letzteren bin ich folgender-
massen verfahren:
Zunachst habe ich jeweils die Kapitel und deren Ober-
schriften nach Vincenz von Beauvais angegeben; unter
diesen, an den entsprechenden Stellen, sind dann die Ab-
schnitte aus Avicenna, Rhases oder Haly aufgefuhrt,
wie sie Vine. v. B. zitiert hat. Was nun den latei-
nischen Text anlangt, so bin ich Vincenz von Beauvais
gefolgt, soweit letzterer eben in Betracht kam ; mit Kursiv-
schrift sind aber diejenigen Stellen hervorgehoben worden,
welche ich aus dem Canon des Avicenna oder dem Liber
Almansoris des Rhases entnahm und hinzufugte, da sie
bei V. v. Beauvais sich nicht finden.
Gleichfalls in Kursiv wurden dann im deutschen Wort-
laut die Verse gehalten, welche den soeben bezeichneten,
lateinischen Satzen entsprachen.
Nach diesen Vorbemerkungen lasse ich nun beide
Texte folgen:
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Heinrich Lou ffen berg und sein Gesundhcitsre^iment.
375
Hie vohet an wie sich die swangern frowen regieren
sttllent und die kindly : die vor rede und ist das VI stiiklin.
Als ich ze ende gedichtet hatt
Das regimen und den tractat
Von der pestilentzye hie by
Mit gottes hilffe dem lobe sy
Hienach unlange ich mussig sass
Und wardt betrachten alles das
Was ich hatt gedichtet und geseit
Von stuke ze stuke mit under-
[scheit
Besunder in dem regimen
Wie ich do hat vil lere gen
Gesunden yungen und den alten
Die mannen frowen wie sich
[halten
Sol gemeinlich yederman
Nach synem stat als ich denn han
Geseit das man es liset
Da wardt ich underwiset
Von gott in myner synnen danke
Wie doch min dichten were
[langke
Bis har gesin an das vollend
So hett ich doch an keynem end
Geseit wie sich die frowen zarte
Soltent halten wol bewart
Die yetz nun swanger worden
[sindt
Das beide su und ouch die kind
Zu guten stunden kament
Obe sie mich recht vernament
Wonn die bedurffent sunderlich
Das su anders haltend sich
An mangen stiiken als ich vynden
An in selbe und an den kinden
Harumbe duchte mich in myne
[mut
Wie es villichte ouch were gut
Die ich hienach seite den
Ouch ein sunder regimen
Wie sich die halten soltend
Obe su gebaren woltend
Mit glfike und heile und lieber
[stunde
Das su sich und die kindt gesunde
Mochtend deste bas regieren
Und deste gerner hie studieren
In disem biichelin besunder
Wonn es ist nit ein cleines
[wunder
Wie ein mentsch von kindes
Qugent
Gezogen werde ze krafft und
[mugend
Wonn doch die muter und das
[kint
Hie zwuschent dike in sorgen
[sint
Und ist niitze das man wiisse wol
Wie man su beyde halten sol
Hievon ze sagend sunder hie
Ruffe ich in an der mir vor ye
Geholffen hett bis an das ende
Das er mir aber hilffe sende
Mit den ich mich hie wol bericht
Wonn one sin hilffe so bin ich
[nicht
Und mag ouch mit gevohen an
Sflss tun ich sovil als ich kan
[ein frow, die swanger ist].
Wie sich die swangern
frowen halten sollent.
Zem ersten wil ich wysen
Was ich geschriben lisen
Wie man die frowen sunder ein
Halten soli gar schone und rein
So su swanger worden sind
Und empfangen hant die kint
In muterlichen lybe
Voran ich den beschrybe
Das die vor zorne und schreken
[sich
Sollent huten sunderlich
Und vor unmut grosse
Das blute ouch keine losse
Zu den adern denn zemal
Denn so es noturfft wesen sol
Oder so die zite und stund
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376
Baas.
In den vierden monat kunt
Und die frowe starke sye
Das sol wesen ouch do by
Vor vallen slegen leyde
Hiite sich mit underscheide
Und was su mochte be s ware n vil
Davor ich ir huten wil
Schimpfe und darzu froide
Die sont su haben beyde
In kurtzwil und bescheidenheit
Darzu so sye in ouch geseit
Das su sont stille halten sich
Nit vil uben sunderlich
Mit louffen noch rait ryten
Su sont ouch in den ziten
Ruwen vil und schlaffen vest
Das tut in denne aller best
Alle kelti sont su fliehen
Und von winden gross sich Ziehen
Dartzu von grosser hitze
1st in ouch gut und nutze
Was su gelustes kommet an
Das su des busse mdgent han
In trinken oder essen
Su sont ouch nit vergessen
Das su sich huten sond vor baden
Zevil es mochte in bringen
[schaden
Doch so ist es inen gesunt
So der hindrost manot kunt
Und sich die zite nohet gar
So su des weiss und wurt gewar
Denn soil ein bade sin gesunt
Von ybschen1) bappellen2) das
[kunt
Berenclow und vyol krut
Sye do by mit sunder trut
Darinne sol ir bade sin
Kurtz ist doch der wille myn
Cleyn sol su erswitzen
Ze lange nit darinne sitzen
Das su kein omecht komme an
Wenn su dan uss dem bade
[wil gan
So sol man su den salben
Mit die allenthalben
Das von vyol sye gemacht
Oder populeon*) geschlacht
Ouch sond alle fro wen wissen
Das su syent gar gevlissen
Mit essen trinken messeclich
Ze swanger zite sunderlich
Doch so sont su dikel ye
Essen trinken wenig ye
Und keinen hunger lyden
Noch turst su sont ouch rayden
Alle grobe herte spyse
Von rindrin swynin als ich Use
Gedigen fleisch an einem rouch
Bonen linsen myde ouch
Gersten rowes obs darzu
Sont su myden spate unde fru
Und alle wyger4) vische
Su sont ob irem tische
Essen fleisch von kelberin, kitzin
Und von htinre mag su nutzen
Rephunre und die vogel cleyn
Hirtzin rechin ich ouch meyn
Eyger frisch gesotten lind
In alle zite erloubet sind
Su sont ouch vor riive sich
Denne huten sunderlich
Und sont ouch zu der selben zit
Artzenye von trank nemen nit
Su sond ouch nit sin veste
One stiilgang doch das beste
Das ich in darzu raten wil
Obe su wurdent veste vil
So sol man in behende gar
Ein krutly kochen sunderbar
Von bynetsche5) und von ancken
[me
In tut ouch boser gesmacke we
Den sont su myden und ouch Ian
Doch kame su ein omecht an
So hant die wysen uns geseit
Das ein tuch sol sin bereit
Genetzet in wasser das dem sye
Von ochsenzungen rosen by
Der saffran sol das dritte sin
J) Eibisch. — ») Malva vulg. — 8) Unguent, pop. war lange in Gebrauch
4) = Weiher. — *) = Spinat. (Lexic. v. Diefenbach u. Wiilker).
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment.
377
Und lege das uff das hertze hin
Das sol ir omecht gar vertryben
Als ich hore die meisterschryben
Hie nach will ich dir sagen
Das ye ze achte tagen
So sol man weschen yn die fusse
Das wasser also wesen inusse
Von camillen blumen reyn
Steinrut saltze ich darzu meyn
Die soltu sieden und da mitte
Wesche ir fuss als ich dich bitte
Obe ouch den frowen denne ze
[mole
Kame ir zit so merk mich wol
So sond sy essen milche fry
Darinne ein glygend ysen sy
Erloschen oder mach ein muss
Us der milch so wirt ir buss
Denn sol su ouch zestundt han
Rote wiser artzot wo su kan
Den frowen die ouch swanger
[sind
1st ouch gute als ich vind
Mastix vischmuntz dartzu ouch
In ole wissen wirrouch
Gesotten domit man den magen
Salben sol als ich in sagen
Ouch sond die frowen denn nit
[vil
Tryben dike der mynen spiel
In ist ouch ettwenn gute
Von vischmuntze und wermute
Von yeglichem ein handt vol
In ole man das syeden sol
Das sol syeden halber in
Mit dem so ist der rate myn
Sol man salben in den lybe
Ich Use ouch das dem selben
[wybe
Sye ein latwerge gut
Die man ir dann machen tut
In der appoteke die sye
Niessen sol und sterken do bye
Hienach so schiere kommet die
[zit
Des letsten manots der do git
Die frucht in dem su sol gebern
So sond su mir volgen gern
Und sollent sich nit uben vil
Mit gon uud regen won ich wil
Das su sond stille weren
Doch wenn su sont genesen
Und die zite nohet schier
So sage ich ir das su spatzier
Und sol denne sunder won
Stegen uff und abe gon
Ettwie dik und darzu vil
Oder furen obe sie wil
Das machet ir geburte licht
Als der meister lere gicht
So su denn yetz geberen sol
So sprechent su in tuge ouch wol
Niesswurtz die su bereit
Ze messend als su hand geseit
Wonn es die frowen sunder sttirt
Das ir geburte dester lichter wurt
So sie denne geboren hatt
Denn pflige ir wol das ist myn rat
Mit zarter spyse mit edeler tracht
Von hennen hunre wolgemacht
Von zartem wyn wyss und ge-
[recht
Vor allem das da ye erdecht
So hute by lybe und ouch by
[leben
Das ir von honig nit werde geben
Und vor forcht und schreken frye
Alle zite bewaret sye
Diss syge geseit insunderheit
Genug zu disen underscheit
Darinne ich han den frowen gen
Lere zu irem regimen.
Wie man das kindlin halten
sol so es geboren ist.
Hie nahe man geschriben vyndt
Wie man regieren sol die kindt
Mit dem das in gehoret zu
Beyde spate und ouch fru
Wonn ir nature die ist zarte
Davon will ich das man ir warte
[ein kindbetterin].
Mit sunderlicher hute
Die in ist nutze und gute
Obe su gesunde sollent sin
So volgend hie der lere myn
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378 Baas.
Zum ersten so die jungen kind1) Das yme kelti und ander ding
Von mflter lybe geboren sind Harnach dester mynre schaden
So sol man dann zesaraen stossen [bring
Saltz und rosen wol ze rnossen Darnach als ich hie schribe
Und darait besprengen reyn So sol man von dem lybe
Lybe und antlit als ich meyn Den nabelschniden sunder schier
Das sterkot sin gelider wol Funf vinger lang alder vier
Davon die hut hert werden sol Und darnach umbe binden
') Vincentius Bello vacensis Lib. 32. Capit. 58. De suscep-
tione nascentis pucri. (Aviceniiae canon, lib. I. serm. Ill doctrin. I
Capit. I: De regiraine infantis ex quo nascitur usque quo incedat).
Infantis cum nascitur plerique sapientes dixerunt uinbilicum imprimis debere
super quattuor digitos incidi et cum lana munda bene retorta taliter ut non
doleat ligari: oleum quoque cum panno super eum imponi
Et festinandum est etiam ad corpus infantis salliendum cum sale tenui, ut
cutis eius indurescat .... quoniam illud, cum nascitur, omnia que tangunt
ipsum, nociva sunt ei: sive calida sive frigida sive aspera sentiat: propter
cutis eius subtilitatem atque calorem, quoniam omne, quod ipsum tangit, sentit
durum et frigidum et asperum Deinde vero aqua tepida lavetur, ei usque
nares assidue digitis, quorum ungues incisi sunt purgentur et in eius oculos parum
olei eiciatur. Ani preterea orificium minuto digito in circuitu eius est movendum
ut aperiatur. Et observandum est, ne ipsum frigus langat. Cumque eius
ceciderit umbilicus, quod est post tres out quattuor dies, erit melius ut super
ipsum ponatur cinis code arum aut cinis calcanei vitulini Cumque opus
erit ut fascietur: nutrix eius membra suaviter tangere debet: et quod dilatan-
dum est dilatare: quod subtiliandum subtiliare: omneque membrum secundum
rlguram convenientiorem figurare: et hoc totum cum extremitatibus digitorum
subtili compressione: quod quidem multis vicibus oportet facere. Et oculos
eius suaviter et assidue tergere. Vesica m etiam eius premere, ut facilis flat
urinae exitus: deinde manus illius extendantur: brachiaque eius ad genua
ducantur. Caput instita ligetur: eique pileus im ponatur, qui super caput
comprimatur et constringatur. In domo praeterea temperati aeris, que non
sit frigida, ad dormiendum ponatur. Oportet auteni ut domus umbrae attineat
et tenebrositati aliquantule: que a superante radio non illuminetur. Et cum
dormierit, oportet ut caput eius toto reliquo corpore sit altius. Vine. Bello v.
Cap. 79. De regimine infantium in dieta et moribus. Aqua suavi
et equali est balneandus, et id post longum somnum ipsius: plurim unique
bis aut ter in die et ordinate nee lavetur nisi quousque corpus eius calefiat et
rubere incipiat . . . Amplius in hora ablutionis ipsius studendum erit, ut
ipsius plantae ad dorsum eius eleventur. et eius pedes ad caput eius subtiliter
et suaviter pe? ducantur; deinde mollidus pannis exsiccetur et suaviter exter-
gatur .... et praeter hoc totum incessanter fricetur et prematur et figuretur.
Deinde ad ipsum cum panno /addendum est redeundum, paste a in ipsius nares
oleum dulce projiciatur, quonium eius oculos lavabit et ipsorum tunicas \
Due quoque res iuvamen ei conferunt ad hoc ut fiat eius complexio fortis
videlicet motus lentus et vox cantilene cum quibus debet dormire. Ex quan-
titate namque recipiendi hec duo patet quantum sit aptus exercitio ac musice
quorum unum est corporis alteruin anime. (Razes ad Almansorem,
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment.
379
Mit linder wolle wol bewinden
Und salben mit boraole reyn
[ein kind in eim bad],
Wie man das kindlin sol
bad en.
Hie nach so iuerke was ich
[denn meyn
Das man das kindly alle tage
Baden sol als ich dir sage
In lawem wasser und dor nohe
So es usser dem wasser gohe
Mit rossdle soltu es zu stund
Salben das ist yrae gesunt
Ouch so soltu sin gelider
Kratzen uff und nyder
Senfteclich als ich dir sage
Wonn es die gelider sterken mag
Den knebelin ist es sunder gut
Wonn es die gelider krefften tut
Ouch die wyl den jungen kindt
Nase und oren linde sindt
Und ouch die andern gelider sin
So machtu su truken dahin
Und schiken denn nach der
[gestalt
Als su sont sin so es wirdt alt
Des ars nasslocher, oren
Die soltu sunder voren
Das man yme die dike mache reyn
Und wesche mit den vinger clein
[wie man ein kind weg].
Wie man das kint sol nider
legen.
Hie nach uber drige tage
Aid vier als ich dir sage
So der nabel sich ?aol heil
Nyme eiger schalen ein michel teil
Die mache ze pulver und mit win
Sprenge yme uff den nabel sin
Darnach die jungen kinde
In reine tuchly winde
Die sufer sigent und ouch zart
Darin sol man su binden hart
Und sol in streken arme undbein
Das hoptly soltu in ouch reyn
Umbe winden oder teken schon
Und ettwas hoher ligen Ion
Denn die andern gelider sin
Und vohe denn an und wage es hiii
Und har in einer waglen lyse
Und singe darzu ein stisse wyse
Gar senfteclich nit mit geschrey
Das bringet nutze mangerley
An dem kindelin aller meyste
So erfrowet es yme die geiste
Wenne es alsus entschloffen sy
So setze das yunge kindly
An eine kule vinster statt
Da es gar senfte sin ruwelin hatt
Und deke yme denne die oigly sin
Das es nit sehe des tages schien
Das bringet den augen crafft
[und macht
Darnach so es dann ist erwacht
So soltu yme die ougen sin
Heben gegen tages schin
Das es nach sloffe den sehe an
Als ich davon gelesen han
Nach dem sloffe mich denn
[vernyme
Ein bedli solt bereit sin
Tractat. IV Capit. 29). Post partum quoque statim aures infanlis premende
sunt quod etiam postea multoties est faciendum. Observandum quoque ne
lac aures eius in tret cum lactetur; ut palatum eius cum melle tangatur nares-
que cum aqua calida et uncto semper mundificentur et mustilagines emun-
gantur. Ipse quoque prius fricandus est et postea inungendus. Membraque
in unamquamque partem tenenda sunt et fascia cingenda, caput eius et nares
et irons rectificanda . . . Oculi eius in primis diebus nativitatis operiendi sunt
panno. Cavendumque summopere, ne stet in loco luminoso, sed vitra pannique
diversorum colorum appendantur coram eo. Utendum est etiam illic delecta-
bilibus cantilenis, non aspens vocibus neque raucis. Et postquam appro-
pinquaverit loquendi tempus . . . (vgl. spater).
Zcitschr. f. Gesch. d. Obcrrh. N.F. XXI. a.
25
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38o
Baas.
Darinne sol es bliben hie
Bis es beginne roten ye
Und hute besunder wol doby
Das es nit heisse noch kalte sy
Sunder lawe also wil ich
Nach dem bade denn gelich
So salbe rait honig das kindelin
Und mach im reyn die oren sin
Mit lawen wasser ouch die ougen
Darnach so soltu ane lougen
Mit einera tuehly sufer reyn
Das kindly truknen als ich meyn
Denn so kretze es hin und har
An dem lybe senfte gar
Doch so hute wol alle zite
Das das honig die muter nit
Beruren mag suss oder so
Wann grosser schade mochte
[komen do
Darnach so soltu es ersalben
An dem lybe mit bomole allent-
[halben
Denn sol man yme sine gelider
Biegen hin her uff und nider
Die bein den hals ougen und hend
Die arme die syten und die lend
Nach dem als stl sond sin gestali
Der meister synne ouch wol
[gevalt
Das man yme truke gar senf-
[teclich
Sin gemachte, das es sich
Beharnen moge ouch meinet su
Das yme gesunde were daby
Der es ze niessen konde ge-
[machen
Es brachteyme nutze vonmangen
[sachen
Die ich nit alle hie sagen wil
Der rede wurde villicht ze vil
[wie man ein kind spiss].
Wie man die kindlin spisen
solodersoigeninirjugent1).
Darnach machtu hie lesen
Was denn sin spyse sol wesen,
Davon sage ich dir als ich lisen
Das man es niena nit sol spysen
Denn alleine mit milch solang
Bis an der zanelin uffgang
l) Vine. Bellovacen. Cap. 59. De ipsius lactatione. (Haly in
libr. regal, disposit. serm. III). Infante quidem nato natura menstruum
sanguine m ad mamillos suscitat: quo idem fetus alebatur in matris utero:
fitque lac quo nutriatur infans: ut sit eius cibus consonans ac priori conve-
niens. Hac de causa genitricis lac eidem nato convenientius est ceterarum
mulierum lactibus: quia consuetudini eius est propinquius. — (Avicennae...
Capit. [I: De regimine lactationis et remotionis a lacte). Infanti
ergo lac ipsius matris ad sugendum omnibus modis, quibus possibile est,
prebeatur. Ipsum enim simile est substantiae praeteritorum nutrientium
quibus in ventre alebatur scilicet menstruorum, ipsa namque sunt quae conver-
luntur et lac efficiuntur. Ipse quoque magis illud recipit: et magis ei con-
venit in tan turn ut experimento certificatum sit valde conferre extremum mam-
millae matris in os infantis ponere ad removendam quidquid ei nocet. Cavendum
est tamen ne sit eius mater que lactat eum primo : donee ipsius scilicet matris
complexio tempercetur. Et melius quidem est ut parum ei mellis tribuatur;
el postea lactetur. Ex lacte quoque, quo puer sugere debet in mane bis aut
ter mulcendum est, deinde mamilla ei tribuenda praecipueque cum in lacte
fuerit macula .... Lac autem malum scilicet acutum non est infanti dandum
a nutrice, dum est ieiuna. In prim is quidem non multum lactandus est:
eique bis aut ter in die sufficere debet. Cumque post lactationem donniturus
est, eius cuna non est vehementur volvenda, quia lac in eius stomacho conver-
teretur; sed suaviter movendsu Fletus quoque parvus ante lactationem ei confert.
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Heinrich Louftenberg und scin Gesundheitsregiment.
381
Was man yme ander spyse git
Denn von milch vor diser zit
Die ist ein sache zu sinen tot
Oder fuget yme siechen not
Aber doch so soltu merken
Das kein milch das kind mag
[sterken
So wol als von der muter sin
A Is ich des underwyset bin
Darumbe so sol es mit geluste
Sugen siner muter bruste
Von der so lebet es bas one we
Denn von andern fro wen me
Wonn es het ir gewonet zwar
In muter lybe do es war vor
Doch so sol die muter wissen
Das sfl sol sin gevlissen
Das su trinke asse als sie vor tet
Da su das kindt yme lybe het
Ouch das das kindt vertowe wol
Die milche so sol sii es druraol
Oder zwirend zu dem tage
Soigen als ich leren mag
So lang bis es ersterke sich
Denn so sol su teglich
Das kindly dike sugen Ion
Je ein wenig solt verston
Das es die milche mdge deste
[bas
Vertowen darurnb lere ich das
Dartzu so were yme gute
Nach wyser meister mute
Das yme wenig honig gebe in
Vor der milch der muter sin
Ouch so sol denn alle morgen
Die muter des nit borgen
Sft sol die groben milche voran
Usser iren brusten Ian
£ su das kindly sugen lass
Dartzu so sprichet ein meister
[gross
Das es ouch syge gesunde
Dem kindle zur selben stunde,
So es suge das es ouch wein
Senfteclich darait ein cleyn
Ouch sage ich hie mit under-
[scheit
Wie wol ich han zenachste geseit
Das kein milch tiige dem kindelin
Bass denn von der muter sin
So sol die muter doch an stette
Wenn su erste geboren hett
Das kindlein soigen nit ze stunt
Wonn ir milch were ungesunt
Von sache die ich nit sagen wil
Su sol beiten an das zil
Das die bruste sitzent nider
Noch geswulst so lange sider
Sol es ein ander frowe soigen
Und denn die mutter sunder
[tougen
Ouch sol alle zite gevlissen sin
Ein frowe obe das kindelin
Sich het ze vaste ubersogen
Das yme darnach werde under-
[zogen
Die milch und ouch die bruste
Ich wolte das raengklich wuste
Das dem kindly kamet we
Wenn es gesuget zevil und me
Wonn so mag es vertowen nicht
Die milch davon yme ive beschicht
Von blaste in synem lybe
Dovon sollent die wybe
Den kindlin nit gen zevil
In einem male als ich hie wil
Fugt sich obe das kinde
Annderes garen beginde
Ze essende denne ich han geseit
Des gibe ym mit bescheidenheit
Obe es yme sige gesunde
Obe man ouch villicht funde
Ein kind das mochte trinken win
Des mochte yme ouch geben in
Doch selten und gar cleine
Gemuschet mit wasser reine
Besunders obe man wol empfunde
Das esyme wol tat ettlich stunde.
[wie man ein kind lert gon.]
Wie man das kindly sol
halten so yme die zenly
uff gond.
Denne wil ich dich hie leren
Wie man das kindly sol neren
Und wie man es darnach gewone
25*
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382
Baas.
So yme stossent uff die zene
Hie von so wil ich wysen dich1)
Das man denn alle tag tag 1 ich
Ir biller sol beryben
Mit dingen ich hie schryben
M it ancken schmaltz von hennen
Mit bomole das ich bekennen
Oder ha sen hirne gut
Wonn es den bilren wol tut
Gleyen ivurlzen machtu nen
Und da robe dem kinde gen
Das wendet eyssen und geswer
Ode dis an den bilren wer
Biller kdlen und den halse
Dis machtu ouch salben als
Mit vyol die, als ich dir sage
Das hoptly man yme weschen mag
Mit wasser darinne sye
Camillen gesotten by
Syn spyse sol sin lichte
Heisse noch kalte by nichte
Lindes fleisch gesotten wol
Man yme we nig geben sol
Gesotten byren und gebraten
Mochte ich yn ouch wol geraten
Ouch rate ich mit truwen
Das man in sol kuwen
Nusse und brote und gebe in
Me so hore die lere min
Brosem brotes genelzet wol
Den man in ouch geben sol
In honigwasser oder win
Der doch sol gemuschet sin
Und sol man sie besunder nit
Cberfullen keine zit
Denne hienach in kurtzer wyl
So das kinde anvahen wil
Reden oder machen wort
So wiisse das yme wol zu ge-
[hort
Das man im zunge mit saltze
[berybe
Honig wyrouch do by belybe
Und im wenig liquiritye
Die sol yme sin alles nutze
Das es vil e vohet reden an
Ein batte ich hie zu alien han
Die ir mich sond gewaren
Syde ich doch nit begaren
Denn uwer kinde lobe und ere
Yederman sich darzu kere
Das er von jungen kindelin
Mit worten wdlle gezogen sin
Wonn was su fruge begryffent
[hie
Dartzu sint su geneyget ye.
*) Et tunc guide m ipsius gingive ex cerebro leporis et adipe gallinaceo
fricari debent; ob hoc enim origo fit facilis. Cumque gingive scinduntur, caput
et collum ex oleo abluto cum aqua calida conquassato fricanda sunt .... cum
autem iam possibile fuerit ut cum eis mordeat .... tunc ei dandum exit
frustum radicis yreos hoc namque in tempore isto ei confert, et utcera in
gingivis et dolorem prohibet. Et similiter os eius fricari debet ex sale et
melle, ne dolores isti accidant. Postea iam cum bene nati fucrint, aliquid erit
dandum ex succo liquiritie .... et praeterea confert collum ipsius fricari, cum
canini nascuntur ex oleo dulci aut alio dulci oleo. — (Avicenna... Capit. Ill
De egritudinibus, que infantibus accidunt) Et super caput
aqua calida ab alto proficiatur, in qua cocta camomilla .... fuerint. — Vine
Bellovac. Cap. 79. Razes ad Almansorem. IV Cap. 29.) Et post-
quam appropinquaverit loquendi tern pus frequenter eius linguam fricet nutrix.
Ante ipsum quoque frequenter loquendum est ac verba facilia leviaque
docendus est. Cum vero nativitas dentium appropinquaverit, gingive frequenter
cum butiro et adipe gall ine sunt fricande et aqua ordei liniende.
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment. sg^
Wie die amme sin sol1). Soigend darumb sachen sind
Sydt ich davor unlange seit Wonn ettlich sint von arte
Wie dem kinde mit underscheit So lyse und ouch so zarte
Siner muter milch geware Das sus erlyden rod gent nicht
Besser und gesunder were Wie es harurabe yemer beschicht
Denne von andern wyben zwor Ettlich mochtend und enwellent
So sieht man dike doch wol Gott weiss wol was sfl erzellent
[furwor Die dritten hant gebresten vil
Das nit alle mutren ir kindt An der milch darumbe ich wil
') Vine. Bellovac. Cap. 59b. De eligenda nutrice et eius regi-
mine. Quod si forte aliqua res matris lac infanti dare prohibeat, ut debi-
litas ipsius, vel corruptio laclis eius vel quia deliciosa est, eligenda est nutrix
etatis mediocris scilicet inter annos XXV et XXX, quoniam haec est etas
iuventutis et sanitatis atque complementi. In ea quoque considerande sunt
figura corporis et mores et forma mamillarum et qualitas lactis et quantitas
temporis, quod fluxit ab hora sui partus, scilicet ut sint duo menses vel ad
minus mensis et dimidius. Sitque partus eius masculus et partus secundum
naturale tempus. Cumque secundum has conditiones recepta fuerit, oportebit
ut eius nutrientia renovanda sunt bona ex tritico et spelta, ct came agnorum et
edorum .... Lactuce quoque sunt nutriens, quod laudatur: et amigdale et
avellane .... Dicemus itaque, quod melius est, ut est etatis que est inter XXV
et XXXV annos, quoniam hec etas est iuventutis et sanitatis et complementi ....
quod oportet ipsam boni col oris esse. — Et pectus habere forte et amplum ; et
musculosam et duram habere carnem inter pinguedinem et mad em temperatam
et carnosam non adipe abundantem. Secundum mores vero suos consideratur,
quoniam ipsam oportet bonorum morum et laudabilium esse .... Secundum
qualitatem vero lactis ipsius consideratur, quod oportet, ut ipsius substantia et
qualitas sint temperata. Et eius color attineat albedini, qui neque sit fuscus
neque viridis neque citrinus neque rubeus, Eiusque odor sit bonus, in quo
non sit amaritudo neque salsedo neque acredo . . . . Et oportet, ut non sit subtile
fluidum nee multum grossum caseatum .... Et fortasse dabitur ei ad potandum
vinum dulce aut mustum coctum. Et praecipiatur ei, ut diu dormiat ....
Nutrietur iure facto ex ordeo et furfure et leguminibus .... Regimen autem
quod est tractum ex tempore partus nutricis est, quoniam oportet ut partus sit
propinquus, non tamen valde. Utatur autem temperato exercitio cibisque
boni chimi nutriatur, et omnino caveat a coitu: quia sanguinem menstruum
permiscet et lactis odorem corrumpit: eiusque quantitatem minuit. Fortassis
autem et impregnabitur: et tunc quod in sanguine subtile est ad nutrimentum
embrionis redibit, ipsius etiam embrionis nutrimentum parum erit: eo quod
alius lacte indiget: et sic utrique nocumentum fiat .... Cum ad sugendum
ei datur vice una tantum ut satietur, contingit extensio et infatio et ventosi-
tatum multitudo .... Si ergo hoc accidat, oportet, ne lactetur et ut famelicus
longo tempore teneatur .... Razes ad Almansorem (in IV partis cap. 30).
Nutricem oportet esse iuvenem bene coloratam. Que cum sit alba rubedinem
habeat ammixtam, pinguedinem mediocrem, mammillas magnas et amplum
pectus habentem, non maculosam nee infirmam, nee partui propinquam nee
multum ab eo remotam. Et hec quidem nee salsa comedat nee acuta nee
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384
Baas.
Hie sagen wie man suchen sol
Ein ammen die do furet wol
Mit guter milch das kindelin
Das es deste lenger moge sin
Gesund und ouch in leben
Ein ammen sol man geben
Und userlesen hie und da
Die geschiket sye also
An forme und ouch gestalte
Das su nit sye zu alte
Noch zu junge als ich hie wil
Ir alter und ir yoren zil
Syge nit under fiinf und zwentzig
[yor
Noch iiber fiinf und dryssig
[zwor
Diss ist des rechten alters stat
Das die beste milche hatt
Und dem kinde gesunder ist
Und an gute rainre gebrist
Su sol ouch rosenfarwe sin
Ouch sol su nach dcm willen
[myn
Haben bruste starke und gross
Onivel herte ze mittel moss
Nut by der gepurte ze nahe
Noch ze verre dovon ouch
Die von siechtag sye gesunt
An ougen lybe ze aller stunt
Die ouch nit ze mager sy
Noch ze veisse wonn hie by
Soltu wissen one won
Das das kindlin davon
Uff gebresten wiirt geneyget
Der sich an der ammen reyget
Ouch han ich gelesen
Das su solle wesen
Zuchtig guter sitten schon
Wonn der kinder conplexion
Wirt verwandelt dike von in
Als ich wol underwyset bin
Das die kinde vil und me
Schlachent in ir arte e
Mit zuchte oder unarte
Denn nach der vatter parte.
Darnach so soltu wissen
Das man sol sin gevlissen
Wie die milch ouch solle sin
Die das kinde sol sugen in
Su sol sin heiter wyssenar
Die griine und role ist dose gar
Su sol ouch an versuchen sin
Siisse und nit sure nach dem win
Ze dike nit noch ze dinne
Un schmake sie mt gewinne
Ouch sol die amme sich
[spy sen
Mit trachten die ich lisen
Mit weissen brot mit fleisch gut
Mandel haselnusse behut
Ryss und lattich ouch sol sin
Ir tranke wysser guter win
Masseclich sol sfl baden
Und sich nut iiberladen
Mit arbeit und mit iibunge vil
Ouch ich sfi hie leren wil
Obe ir milch gebresten wolte
Was su denne bruchen soke
Denne sol su nit vergessen
Su solle dike essen
Die spise die ich schryben hie
So wirt ir milch gemeret ye
Von ziseren und bonen vil
Muss von korne ich dartzu wil
Das von milch gekochet sy
Ruwe und sloffe ouch vil da by
Und hute sich besunder auch
Vor zibellen und knobelouch
acetosa, nee stiptica nee utatur porris nee cepis, nee eruco nee alliis.
Nutrienda vero est cibariis de tritico et rizi faxtis, et carnibus iuvenibus et
bonis et coctura bene conditis. A coitu autem et menstniomra provocatione sibi
caveat. Quod si lac eius minuatur, pultus de farina fabarum aut rizi aut
panis de simula sicci et lacte et zuccaro facte ei tribuatur ad sorbendum ....
Ipsaque parum laborare rogenda. Porro si multum subtile fuerit, nutrientia
fortia et gros*a cum augmento eius danda sunt et somnus augmentandus.
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment.
385
Und vor aller surer tracht1)
Und was von pfeffer sy ge-
[macht
Alle versaltzen spise nicht
Noch von essig esse icht
Ouch so sol su nit zevil
Oben denne der mynne spil
Noch der frowen zite nicht
Haben wenn es ouch beschicht
Das su swanger worden wer
So ist ir milch gar unwar
Und ungesund dem kinde
Als ichs geschriben vinde
Warumbe das weis ich ouch
[gar wol
Doch ich es nit sagen sol
[wie man ein kind entwent].
Wie man das kindli ent-
wanen sol und halten2).
Ze ende wil ich dir sagen hie
Wenn man das kindlin oder wie
Ettwenne sol als ich denn kan
Und ouch davon gelesen han
Hievon die kunste der meister
[git
Das des kindes rechte zit
Ze soigend sigend zwey yor
Wie doch das es gar dike fur war
Ettwenet wirt von milche e
Hienach so sagent die meister me
Das man das kind entwanen sol
Noch und noch das tut yme
[wol
Nit behende noch gehe
Mit zarter spise das geschache
Von zucker linde tunkelin
Sol man yme ye geben in
Und spyse die sich towe licht
Wonn wisse obe es nit so ge-
[schicht
So mag yme wol von grober
[tracht
Der steine und krampfe werden
[gemacht
Doch so wil ich ouch hie sagen
Das man das kind in sumer
[tagen
Die heisse sind nit entwenen sol
Wonn es yme sunder nit tat wol
Me zu kulen frischen tagen
Ist es besser als ich sagen
*) (Haly in libro regalis dispositions sermone III): Nutrix a
XV annis ad XL eligatur, que a cibis purgitivis et fructibus ponticis et
amaris et acerbis valde et huiusmodi que lac corrumpunt prohibeatur et coitu
quoque penitus arceatur. Hec est enim maxima causarum lac corrumpentium:
com mo vet enim sanguinem menstruum ad egressum et lac a bonitate sua mutat.
Et si forte concipit, amplius est nocumentum infanti, quia sanguis bonus
convertitur ad cibum fetus et remanet malus .... — *) Vine. Bellovac.
Cap. 60. De infantis ablactatione (Avicenna ubi supra). Naturale
ablactandi tern pus est duorum annorura .... Post hec amovendus est a lacte
ad id quod est ex sorbendi genere carniumque levium cibo nutriendus. Et
oporlet etiam ut a lacte ordinate amoveatur et non subito et ut Jiant ei glandes
ex pane et zucharo. Quod si pernde m ami Has petierit semper volens eas
sugere, amara quedam emplastri more sunt epytimanda. Sumende sunt
mirre et mentastri et ex eis more emplastri mamille epithimande.
(Razes in Aim an so rem. IV Cap. 29): Cum autem advenerit tempus quo
infans comedere incipiat: de simula et lacte et zucharo fiat ei cibus: quo se
ad aliquid traiiciendum disponat. Caro quoque que est in pectore pulli teneri
vel perdicis est ei tribuenda: que postquara ei bene sapuerit; eaque appetere
ceperit; mamillarum suctio paulatim est roinuenda. In nocte quoque eas
sugere non permittatur: et hoc etiam observandum est valde: ne in tempore
calido a lacte removeatur.
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386
Baas.
Were es ouch obe dasselbe
kinde !)
Die bruste nit wolte Ian geswinde
Me es wolte sugen ye
So merke das ich dich leren hie
Denn nyme inirren und darzu
Miinizen die zesammen tu
Und stoss die in einandern wol
Ein pflaster daruss werden sol
Und lege es uff die bruste hin
Das entwenet das kindelin
Wonn diser dingen bitterkeit
Machet yme die bruste leit
Denne soltu es tegelich
Spysen trenken masseclich
Dike und ye ze mole ein klein
Obe es sol sin gesunde und rein
Und hute sin vor grosser froide
Vor zorne vor schrecken und
[vor leyde
Wann dise dinge als ich dir sagen
Machent kinde vil siechtagen
Schloffen ist yme ouch gesund
Wenn es erwachet denn ze stund
Sol man es baden das wil ich
Nach bade sol es regen sich
Mit schimpfe und anderer kinden
[spiele
Ee das es esse das selbe ich wil
Darnach fiber ein cleine zit
Ist gut das man yme essen git
Nit an stette noch sloffen baden
Wonn es bringet den kinde
[schaden
Als ich dir wol erzalen wolte
Ouch so sprach ich das man soke
Das kindly nit uben ze vil
Under der vier yoren zil
Und hiite sin besunder me
Vor win wonn er yme bringet we
Doch ettwenn selten sol es sin
Musche ym under wasser win
Wenn es sin spise gessen hatt
So gibe yme trinken an der statt
Wasser masseclich dartzu
Das es wol towe spat und fru
[ein schuller].
Wie man das kind leren sol.
Also nyme zu von tage ze tag
Mit spyse die es denn essen mag
Und lere es zucht und alle ere
Kein iippig wort rede das es hore
Wonn was es sicht und horet ye
Das behept es sunder hie
Wenn es denn wirt sechs ioren
[alte*)
So wisse das mir denn wolgevalte
*) (Haly, ubi supra). Tempus ablactionis duos annos non excedit.
Tunc infantem oportet assuescere comestioni: non subito cibum eius augendo:
sed pedetendim dando et lac paulatim minuendo. Temperatis temporibus
ablactetur .... Nee oportet infantibus propinari vinum: auget enim humidi-
tatem corporis eorum: cum ipsorum natura sit humida. Implet etiam eorum
capita vaporibus malis: eorumque mentes corrumpit. — Vine. Bell o v.
Cap. 81. De regimine puerorum in dieta et moribus. (Avi-
cenna, Capitulum quartum: De regimine infantium cum
mutantur ad etatem puericie). Intentia tota sit in eius mores mode-
rando et meliorando: ne scilicet ira fortis aut timor vehemens accidat ei
neque tristicia .... ex illorum consuetudine ne cum accesserit, sequitur eos
complexionis malicia .... Cum aut em a sommno puer excitatur, balneandus
est; et post hoc una hora ludere dimittendus; deinde vero ad comedendum
ei prebeatur et postea prolixius ludere permittatur .... — 2) Cum autem sex
habuerit annos, magistro tradendus est, qui eum doceat .... In hac etate
iam minus erit abluendus. — (Haly:) .... Cumque fuerit XII annorum tunc
eum iam exercere oportet in his quibus est docendus: vel in quibus est ei
vivendum.
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Heinrich Louffenberg und sein Gesundheitsregiment. 387
Das man es sol ze lere gen Diss sye geseit zu einer lere
In der meister regimen Den mentschen und ouch gott
Und denn so sol man es nit me [zu ere
Baden vil als ich seit e Der hie durch mich diss alles tut
Und sol yme grober spyse geben Er mache unns unser leben gut
Denn bis bar deren es mog leben Das unser ende in gnoden sy
So lange bis uff das zwdlfte yore Und koment in die yerachy
Denne so lere es sunderbare Der heiligen engel ewenklich
Das werke domitte esalle sintage Des bitte ich armer dichter
Sich begon mit eren mag [dich.
Wenn ich nun zur Darlegung der Griinde iibergehe,
aus welchen ich Vincenz v. Beauvais, sowie Avicenna
und Rhases als die hier in Betracht kommenden und bis
jetzt nachweisbaren Quellen Lou ffenb ergs ansehe, so
habe ich zunachst folgendes vorauszuschicken.
Wie dies fur den »Spiegel menschlichen Heils« und
»Das Buch der Figuren« Louffenbergs bekannt ist, so
handelt es sich auch bei dem Gesundheitsregiment um ein
Werk, welches seine Vorlage nicht wortlich wiedergeben
sollte und konnte, vielmehr den Stoff in einer freieren
Weise behandelte, als es etwa bei einer Prosaschrift auch
damals hatte sein durfen. Dass Louffenberg aber die
Form des »Gedichtes« wahlte, hat wohl seinen Grund in
dem, resp. den Vorbildern, die ihm sicherlich auch nicht
unbekannt waren, namlich den vielen Regimina sanitatis,
die von dem altesten Salernitanischen an in sehr zahl-
reichen, dazu unter sich recht verschiedenen, poetischen
Variationen vorlagen. Ist doch z. B. die Zahl der Verse
von 364 des eben genannten, ursprunglichsten Lehr-
gedichtes auf 3526 angewachsen, welche die durch
Arnald v. Villanova besorgte Ausgabe aufvveist. Dieser
Umstand macht es vollig begreiflich, dass auch Louffen-
berg sich in seiner Verdeutschung nicht sklavisch an die
von ihm benutzten Quellen hielt, die zumal in an sich
kurzer, lateinischer Prosa geschrieben waren.
Gerade aber die Anfangssatze des oben von mir
angefuhrten lateinischen Textes stimmen fast ganzlich mit
den entsprechenden deutschen Versen iiberein; ohne alle
derartigen Stellen aufzahlen zu wollen, die jeder Leser
leicht selbst finden wird, weise ich nur noch auf die
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388 Baas.
hiibsche Verdeutschung bin, welche der Satz aus Rhases
gefunden hat: »Utendum est etiam illic delectabilibus
cantilenis, non asperis vocibus neque raucisc: »Und singe
darzu ein susse wyse gar senfticlich nit mit geschrey*.
Was nun noch Haly anlangt, so stimmt seine Warnung,
dem Kinde Wein zu geben gleichfalls mit Louffen-
bergs entsprechenden Versen gut iiberein.
Ich kOnnte leicht die Belegstellen vermehren; doch
habe ich absichtlich die angegebenen drei gewahlt, weil
mir das gerade wichtig erscheint, dass Louffenbergs
Gedicht sich eng an die von Vincenz v. Beauvais aus-
gewahlten Satze aus den vorhin erwahnten Autoren an-
schliesst. Es ware doch zu auffallig, wenn der erstere
aus Avicenna, Rhases und Haly, die ihm doch wohl
nicht so leicht zuganglich waren, gerade nur die Abschnitte
zur dichterischen Bearbeitung sich ausgesucht hatte, welche
jener letztere in sein verbreitetes Speculum naturale auf-
genommen hatte. Viel naher scheint es mir zu liegen,
dass man die Kenntnis des obengenannten Werkes bei
dem Dichter daraus erschliesst.
Dass Louffenberg dann aber iiber Vincenz v. Beau-
vais hinaus und bis zu dessen Quellen selbst gegangen
ist, schliesse ich aus folgenden Umstanden: einmal finden
sich Teile des Gesundheitsregimentes, welche im Texte des
Vine. v. B. keine Gegenstiicke haben, zu denen aber
entsprechende Parallelen sich bei Avicenna und Rhases
nachweisen lassen. Solche Stellen sind die in Kursiv
gekennzeichneten.
Zweitens aber entspricht die Aufeinanderfolge der
Kapitel und ihres Inhaltes im Gesundheitsregiment dem
Gedankengang bei Avicenna, lib. I, fen. Ill, doctrin. I,
Cap. i — 4, und nicht den Kapiteln bei Vine. v. B. Um
dies bei unverandertem deutschen Text zu zeigen, habe
ich, wie geschehen, eine Umstellung der beziiglichen Kapitel
des letzteren vornehmen miissen, so dass jetzt einander
folgen die hierher gehorigen Abschnitte aus Kap. 58; 79;
59; 59b; 60; 81, zwischen welche sich nunmehr die aus
Avicenna hinzuzunehmenden Satze gut einfiigen.
Louffenberg hat sich also in freierer Weise an die
ihm zuganglichen oder bekannten Schriftsteller gehalten,
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Heinrich Louffenberg and sein Gesundheitsregiment. 389
im iibrigen aber irgend welches Neue dabei nicht hervor-
gebracht. Bei dieser Reproduktion zeigt er jedoch trotz-
dem eine gewisse Selbstandigkeit seines Denkens gegeniiber
manchen , >naturwissenschaftlichenc Anschauungen seiner
Vorbilder oder seiner Zeit, es ist immerhin beachtenswert,
dass er zwar zuerst, theoretisch, die astrologischen Lehr-
meinungen, wie sie die Heilkunde beherrschten, darlegt,
dann aber dennoch in der Praxis »den Menschen will thun
lassen nach seinem eigenen Willenc —
Wie er nun seine Srztlichen Kenntnisse betatigt hat,
daruber haben wir kein Zeugnis mehr; dass Louffenberg
die Medizin praktisch ausubte, halte ich aber fur sehr
wahrscheinlich, obwohl er dann ein ziemlich spates Bei-
spiel eines Kleriker-Arztes ware. Denn hatte die Kirche,
wie auf anderen Gebieten, so auch in der Heilkunde zwar
Jahrhunderte friiher die Deutschen unterrichtet , so war
bereits zur Zeit Louffenbergs die Lehre, wie besonders
die Ausiibung der Medizin an die Laien iibergegangen.
Unter deren Fiihrung kam dann eine Renaissance in den
Naturwissenschaften und der Heilkunde herauf, welche
freilich die Uberlieferungen ausloschen musste, die die
Priester lange Jahrhunderte getreulich zu bewahren geholfen
hatten 0.
*) Seit der Niederschrift dieser Arbeit ist es rair (vergl. S. 367) gelungen,
einen Separatdruck von Louffenbergs Gesundheitsregiment aufzufinden; vergl.
hierfiber Alemannia Bd. 21, Heft 3, woselbst auch einige der in dem
Munchner Manuskript fehlenden Bilder wiedergegeben sind.
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Die Strassburger Rheinfahre im Mittelalter.
Von
Johannes Beinert.
Im 1 6. Band dieser Zeitschrift (S. 129-138) hat
F. J. Mone eine Aufklarung iiber das Rheinfahr bei Kehl
zu geben versucht. Er nennt zwei Stationen, an denen
die Rheiniiberfahrten stattfanden, eine obere zu den
Hunden und eine untere bei Hundsfeld. Jene sei der
Strassburger Abfahrplatz gewesen, diese der Kehler. Das
Dorf Hundsfeld verlegt Mone an die Stelle der jetzigen
Stadt Kehl und macht das Hundsfelder Fahr identisch mit
dem Kehler. Hier sind zwei Irrtumer im Spiele. Einmal
lag Hundsfeld fast eine Stunde oberhalb Kehl und zum
andern war das Fahr zu den Hunden dasjenige, das den
Verkehr bei Kehl vermittelte. Es gab genau genommen
gar kein Kehler Rheinfahr. Diese Benennung ist dem
Mittelalter nicht gel&ufig. Kehl gewann als Ubergangs-
stelle erst eine Bedeutung, nachdem die Stadt Strassburg
eine feste Rheinbrucke erbaut hatte (1392). Die Art des
Rheinverkehrs ist also durch Mones Ausfuhrungen nicht
in dem Masse aufgeklart worden, als es zu wunschen
ware. Daher diirfte eine neue Behandlung dieser Frage
geboten sein.
Was noch heute die Darstellung der Rheinubergangs-
verhaltnisse im Mittelalter erschwert, ist der Mangel einer
zuverlassigen Kenntnis von den Stroml&ufen. Soviel lasst
sich jedoch fur unsern Zweck feststellen, dass der Rhein
bei Strassburg in drei Arme gegliedert war, die sich erst
unterhalb Ruprechtsau vereinigten. Der ostliche Rhein
umstrOmte die Au bei Iringheim und Kehl, wahrend der
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Die Strassburger Rheinfahre im Mittelalter. 7Q£
westliche etwa an der Stelle des jetzigen Kleinen Rheins
bei Strassburg floss. Zwischen diesen Stromteilen lag der
Mittelrhein J), der das Strassburger Word und die Iring-
heimer Rheininseln durchschnitt.
Wo aber der Talweg im 13. und 14. Jahrhundert war,
kann uns eine kurze Betrachtung uber die an den Rhein
angrenzenden Gemarkungen Iringheim und Hundsfeld lehren,
die beide von dem Strom in spaterer Zeit zerstort wurden
und uber deren Gebiet heute das Rheinbett zieht.
Hundsfeld und Iringheim waren zwei bluhende Dorfer
am Rhein, die zur Zeit des Bestehens der Rheinfahre oft ge-
nannt werden. Jenes stand unterhalb Marlen, dieses sudwest-
lich von Kehl. Jedes Dorf besass eine Pfarrkirche2), und be-
sonders Hundsfeld spieit in VerkSufen der Strassburger Burger
einebeachtenswerte Rolle. Nach ihm benannten sich dieEdel-
knechte von Hunisvelt. Die Fruchtbarkeit der Gemarkung
wird im Mittelalter geriihmt und eine Reihe wassersicherer
Rheingriinde wurden mit dem Pflug bebaut. Diese sind:
der Bannword, der OchsenwOrd, der Frau Kutterlin sword,
der Gamerhof, der KlopferswOrd, der Radesword, und der
Schwebelsword 8), sichere £eugen, dass der Rhein um ein
gut Stuck westlicher floss und diese Inseln nur mit
schwachen Armen umstromte. Heute kommt nur noch
der Flurname Hundsfeld fur ein kleines Fleckchen Feld
und Wald vor. 1580 ging das Dorf infolge der Hoch-
wasser schaden ein und wurde Eckartsweier einverleibt.
Auch Iringheim dehnte sich mit seinem Feld gegen
Strassburg hin aus. Eine Urkunde von 1358 (Strb. Urk.
VII, 894) nennt eine »augia ex opposito ville Ieringheim«,
auf der eine Kapelle stand, die in diesem Jahre vom
Rhein so besch&digt wurde, dass der Geistliche keines der
*) 1352 wird der Ziegelhof zu den Hunden verkauft (Strb. Urk. = Strass-
burger Urkundenbuch VII, Nr. 684): »cum agris et salicibus estimatis ad 30
agros gin site des wassers heisset der mittel Rin«. 1356 nennt
das Strb. Urk. VII, 780 >ein gartacker in augia nuncupate R&prechtzowe sito
einsite nebent dem mitteln Ryne«. Auch die 1392 erbaute RheinbrQcke
bestand aus mehreren einzelnen Briicken (Strb. Urk. VII, 2706): infra pontes
Reni — in den Werden. -- *) Das Strb. Urk. IV, I Abt. 35, VII, 306,
894, 684, 1246, 1899 erwahnt eine solche. — 8) Ruppert, Geschichte der
Mortenau I, 308.
Digitized by VaOOQ IC
392
Beinert.
vier christlichen Jahresfeste dort feiern und selbst nicht die
Sonntagspredigten abhalten konnte. Damals und in den
nachsten Jahrzehnten wurden die Au und das Dorf zer-
stort. Um 1500 ist es bereits eingegangen.
Daraus geht hervor, dass der Rhein seine Haupt-
wassermasse bis Mitte des 14. Jahrhunderts auf der Strass-
burger Seite fuhrte und dass dort der Talweg war. Der
Strom machte noch nicht jenen grossen Bogen, der vom
Altenheimer Hof in nordttstlicher Richtung ansetzt und
dann unterhalb des Hundsfeldes wieder nOrdlich zieht.
Stets wechselnde Rheinarme haben auch schon fruher
diese Strecke durchschnitten, aber der Hauptstrom ver-
schonte sie noch lange mit grosseren Wassermengen. So
lag also Dorf Kehl noch ein gutes StQck vom Hauptrhein
entfernt.
Um nun die Ortlichkeit der Rheiniibergange genauer
festzustellen, wollen wir uns der in den Urkunden enthal-
tenen Angaben bedienen, soweit sie neue Anhaltspunkte
darbieten.
Die Kauf- und Schenkungsurkunden erwahnen:
am 14. Mai 1277 (Mone S. 133) tertiam partem
passagii, siti in superiori parte Reni dicti
zu den Hunden,
1288 (Str. Urk. Ill Nr. 226) octavam partem passagii
dicti zu den Hunden in Reno versus Kelle,
am 18. Juni 1297 (Mone S. 133) partem — in
passagio Reni apud Hunesfelt et ad Canes
extra muros Argentinenses,
am 15. Okt. 1300 (Mone S. 135, Strb. Urk. Ill
Nr. 382 Anm. 2) porcionem in passagio Reni,
quod appellatur zft den Hunden, ubi itur a
civitate Argentina versus Offenburg, et
in passagio apud Hunevelt,
am 29. April 1309 (Mone S. 136, Strb. Urk. Ill
Nr. 635) portionem in passagiis apud s. Johan-
nem z& den Hunden et apud Hunesvelt vul-
gariter an den varen zu sante Johannese
zft den Hunden unde zh Hunesvelt,
am 3. Febr. 1322 (Strb. Urk. Ill, 975) jus in passa-
gio zfi den Hunden apud Renum,
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Die Stras5>burger Rheinfahre im Mittelalter. in;
am 23. Febr. 1333 (Strb. Urk. V, 10). Und siillent
ouch die vorgenannten — in Rfiprechtesowe
die stege nutzen. Wer aber, das die — stege
von des Rynes wegen zerbrechent und enweg
flfissent, das die nit me da gestan mochtent
und das var anderswohin gande wurde ...
am 6. Dez. 1337 (Mone S. 137, Strb. Urk. VII,
178) gelt und lehen gelegen an dem obern
far des Rines zft den Hunden,
am 6. Okt. 1341 (Strb. Urk. VII, 306, Mone
S. 138) octavam partem passagii v. d. des
vars Reni zti den Hunden ex opposito
villarum Kenle et Yeringheim, necnon
octavam partem — passagii Reni apud Hunes-
velt,
am 24. Marz 1344 (Mone S. 138, Strb. Urk. VII,
409) partem in passagio ad canes v. d. an dem
vare zfi den Hunden necnon partem — in
passagio superiori apud Hunesvelt,
am 19. Juni 1372 (Str. Urk. VII, 1526) 2 pfunt geltz
an den varen zfi Kenle und zu Hunsfelt,
1373 (Strb. Urk. VII, 1554) jus — in passagio —
an dem mitteln vare zft Kenle an dem
Ryne, dem men sprichet zfi den Hunden,
necnon in passagio in Hunesfelt — und das
ouch zft dem vorgenannt mitteln vare
gehoret,
1384 (Strb. Urk. VII, 2137) (ganz derselbe Wort-
laut).
am 29. Mai 1392 (Strb. Urk. VI, 668). Die by
einander worent — von des underen vares
wegen . . . und sollent ouch die 10 schillinge pf.
abe sin, die in die varherren von dem 6beren
vare jores gabent . . . dargegen sollent die
varherren die wege und stege machen in
Ruprechtzowe.
Aus dieser Zusammenstellung entnehmen wir, dass es
vor etwa 1333 schlechtweg- nur zwei Rheinfahre gab, die
noch nicht in ein oberes und in ein unteres unterschieden
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394
Beinert.
waren. Das eine ist das Fahr zu den Hunden, das
andere das Fahr bei Hundsfeld. Das erste ist kein
anderes als dasjenige, das bei Kehl landete. Daher tragt
es einmal 1372 die Bezeichnung das Fahr zu Kenle,
wahrend die gewohnliche Benennung stets zu den Hunden
ist. Die Lage dieses Fahrs wird genauer angegeben durch
die Ortsbestimmungen: am Rhein, bei Sankt Johann, gegen-
iiber den Dorfern Kehl und Iringheim, am obern Teil des
Rheins. Darnach ist das Fahr genau zu bestimmen. Es
lag slidlich von Strassburg, nicht weit oberhalb des Xlosters
St. Johann zu den Hunden, sonst h&tte es nicht Dorf Kehl
und Iringheim gegeniiber liegen konnen. Das Fahr bei
Hundsfeld ist schon wegen der Nclhe Strassburgs im
unteren Gebiet des Hundsfelder Banns zu denken; seine
Landungsstelle muss also unterhalb des Dorfes auf einer
Rheininsel gewesen sein. Dass das Hundsfelder Fahr
oberhalb des Fahrs zu den Hunden gelegen ist, geht zwar
genugsam aus der Benennung hervor, iiberdies ist es 1344
auch oberes Fahr genannt.
Nun taucht im Jahr 1333 ein neues Rheinfahr bei
Ruprechtsau unterhalb Strassburg auf. Es wurde das
untere Fahr genannt. Die Fahrgesellschaft muss eine
andere gewesen sein, als diejenige der alteren Rheinfahre,
denn sie wird von jener unterschieden (Strb. Urk. VI,
S. 354» 7). Da die £ltere Fahrgesellschaft die Rechte an
ihren beiden Uberg&ngen gemeinsam besass, so heissen
die Fahre zu den Hunden und bei Hundsfeld von jetzt an
die oberen.
So wird in einer Urkunde von 1344 das Hundsfelder
Fahr das obere genannt (Mone S. 138), aber auch das
Fahr zu den Hunden im Jahre 1337 (Mone S. 137). Mone
wurde hierdurch zu falschen Schlussen verleitet, weil er nur
die letzte Urkunde in Betracht zog. Um alle drei Fahre
zu unterscheiden, bezeichnete man das Fahr zu den Hunden
als das mittlere. Da die beiden oberen Stationen aber
rechtlich verbunden waren und ein und derselben Gesell-
schaft gehorten, so konnte in zwei Urkunden die Wendung
gebraucht werden:
Das mittlere Fahr zu Kehl, das man das Fahr
zu den Hunden nennt und das Fahr zu Hunds-
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Die Strassburger Rheinfahre im Mittelalter. igc
feld, das auch zu dem genannten mittleren ge-
hort.
Die Fahre zu Hundsfeld1) und zu den Hunden2) sind
demnach die altesten RheinQbergangsstellen der Stadt
Strassburg.
Man darf mit Sicherheit annehmen, dass die Fahre
selbst aus Schiffen mit darauf angebrachter Briicke gebaut
waren. In einer Urkunde von 1301 (Mone S. 135 werden
besondere Ausgaben »circa naves, pontes, vias et alia
necessariaf erwahnt. Zu den wichtigsten Rechten der
Fahre gehorte der mit ihnen unzertrennlich verbundene
Besitz von Grund und Boden bei den Landungsstellen und
ebenso der Wege an den Rhein und iiber die Rheininseln.
Bei Kehl hatte sich die Fahrgesellschaft zu den Hunden
einen grosseren Grundbesitz, der teils auf den Rheininseln
lag und tiber den der Weg zu den Rheinarmen und nach
Dorf Kehl fiihrte, erworben. Diese Tatsache diirfte auch
fur eine grossere Entfernung des Hauptrheins von Kehl
sprechen.
Nicht immer ist es in den nachfolgenden Urkunden-
stellen hervorgehoben , dass die Grundstiicke mit dem
Fahrrecht zusammenh£ngen, aber ihre stetige Erwahnung
beim Verkauf desselben und oft genug der besondere Hin-
weis berechtigen immerhin zu dieser Annahme.
Mit dem Fahrrecht verkauft man jeweils:
1288 (Strb. Urk. Ill, 226) et medietatem pra-
torum, reddituum et censuum, quos habet
') Dass auch Hundsfeld als Rheinuberfahrstelle genannt wird, mag
eine Bedeutung fiir die friiheste Geschichte Strassburgs haben. tTber Hunds-
feld fiihrte namlich die Strasse ins Ried. Die Verbindungsstrasse zwischen
Marlen ist nur jungen Datum s. 1578 wurde sie angelegt (siehe Ruppert,
Gesch. der Mortenau I, 307) und 1770 wurde sie fiir den Durchzug der
Maria Antoinette in ihrer heutigen Gestalt gebaut. Wenn man tiber Gold-
scheuer und Rohrburg die Rflmerstrasse nach Argentoratum fiihren will, so
mag wohl Hundsfeld der Anfangspunkt gewesen sein. Untersuchungen
dariiber waren vielleicht nicht aussichtslos. — ') Da dieser Ausdruck eine
Verdeutschung des lateinischen in undis ist und bereits 1251 bei einem Ver-
kauf die Lage der Ziegelscheuer mit der Riickubersetzung apud canes
bezeichnet wird, so diirfte er schon sehr alt sein. Jeden falls ist er alter als
das Kloster Sankt Johannes in undis, das erst 1252 erbaut wurde (Chroniken
der deutschen Stadte 9, 740, Strb. Urk. I, S. 271, 23).
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 26
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396 Beinert.
ultra Renum apud Kelle et inter dictum
passagium et dictam villain Kelle,
am 15. Oktober 1300 (Mone 135, Strb. Urk. III.
S. 120, Anm. 2): porcionem — in omnibus atti-
nenciis eorundem passagiorum videlicet — in
censibus apud Kelle etpratis iuxtaKelle,
am 15. Januar 1316 (Strb. Urk. Ill, 814) et tertiam
partem censuum annuatim soivendorum de
areis, pratis et aliis bonis in Kenle,
am 3. Februar 1322 (Strb. Urk. Ill, 975): jus
in uno prato zu Kenle, — item in censibus
annuis 5 den. Arg. et quarte partis 1 caponis
super area ibidem sita, spectantibus ad
passagium dictum,
am 6. Oktober 1341 (Mone S. 138, Strb. Urk. VII,
306) in banno ville Kenle in parochia Yering-
heim — 6 Grundstiicke mit Nussb&umen und
Weiden an dem Wege zum Rheinfahr.
Daraus folgt, dass zwischen den drei Rheinen und bis
nach Dorf Kehl ein grosserer Grundbesitz in den Handen
der Fahrherren war, der mit dem Fahranteil jeweils ver-
kauft oder verpachtet wurde. Es scheint, dass das Eigen-
tumsrecht nicht immer im gleichen Verhaltnisse mit dem
Fahranteil stand. Diese Acker und Wiesen dienten den
Uberfahrzwecken. Wege und Stege mussten nach Bediirf-
nis iiber die Altwasser eingerichtet werden. Selbst ein
landschaftliches Bild gewinnt der Weg zum Rheinfahr:
zu seiner Seite standen Nussbaume und Weiden.
Auch das Rheinfahr zu Ruprechtsau wurde durch
Stege zuganglich gemacht; es scheint aber bei Hochwasser
in keiner gluckiichen Lage gewesen zu sein (Strb. Urk. V,
10; VI, 668).
Die Rheintibergange l) gehorten dem Bischof von Strass-
burg als oberstem Lehensherrn. Nach Beendigung des
Achtkrieges 1393 wird im Namen des Bischofs an die Stadt
folgende Forderung gestellt:
l) Ob fiber die drei Rheinarme drei verschiedene Fahre gin gen, ist
nicht sicher zu eimitteln. Wahrscheinlich ist, dass die ruhigen Strom teile
mittels Stege und Briicken bereits tiberschritten wurden.
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Die Strassburger Rheinfahre im Mittelalter \gj
(Strb. Urk. VI, 722 Nr. 28): »Mein herre sol auch
haben ein var am Reine. Dasselbe vare dy von Lichten-
berg von meinem herren und seiner stift zu lehen haben.
filr dasselbe vare haben sy gemacht mit irem gewalt ein
prucke, damit sy wflstent und zerst&rend«. Das Lichten-
bergische Fahr scheint kein anderes gewesen zu sein, als
das bei Hundsfeld; denn in einer Urkunde vom 9. M&rz
131 2 (Strb. Urk. Ill, 711) wird erwahnt, dass als Abgabe
von dem Fahranteil nicht mehr als »4 den. Arg. minus
uno quadrante vulgariter ein ort domino de Liehtenberg
annuatim debeanturc. Am 16. Dezember 1374 verleiht
Heinrich von Liehtenberg seine Halfte am Rheinfahr bei
Hundsfeld um jahrlich 24 Pfund Pfennig (Mone S. 139,
Strb. Urk. VII, 1657).
Dagegen gehorte das Fahr zu den Hunden zu einem
Teil den Herren von Geroldseck und Lahr. Walther von
Geroldseck belehnt am 6. Dezember 1337 den Strass-
burger Bilrger Mosung mit dem Getalle von 4 Unzen
Pfennigen an diesem Fahr. (Mone S. 138, Strb. Urk.
VII, 178).
Der Landungsplatz des Fahrs zu den Hunden war
Geroldseckisches Grundeigentum , da Kehl und Iringheim
obigen Herren gehorten. Nach der Erbauung der ersten
Jochbrttcke bei Kehl 1392 legt auch Heinrich von Gerolds-
eck Verwahrung bei der Stadt Strassburg wegen seiner
Rechte ein. (Strb. Urk. VI, 736 Nr. 6, Febr. 1393): »Dy
von Straszpurg hant auch ein prucken gemacht liber den
Reyn, daz stat auf meins jungherren (= Heinrich von
Geroldseck) eygen. Da er und all sein vordern ie und ie
sint fiber gefaren czoilfreic
Den Strassburgischen Anteil der Rheinfahre und dann
auch die Lehensteile der Herren von Liehtenberg und
von Geroldseck scheinen in fruher Zeit Strassburger Kapi-
talisten erworben zu haben. In den Urkunden finden wir
sie bereits als eine Art Aktiengesellschaft vor. Das Fahr
muss sehr lohnend gewesen sein; denn aus drei Urkunden
(1300, 15. Okt. Strb. Urk. Ill, 382, 1301, 14. Dez. Mone
S. 135 und 1 341 Strb. Urk. VII, 306) lasst sich ermitteln,
dass der Preis fur die Fahre bei Hundsfeld und zu den
Hunden zusammen 11 20 Pfund Strassburger Pfennige be-
26*
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308 Beinert.
trug. In wie viele kleine Teile das Recht an den Fahren
zersplittert war und wie hoch der Kaufpreis einzelner
An teile stieg, hat Mone (S. 131) mit ausfuhrlichen Be-
rechnungen dargestellt, worauf hier verwiesen sei. Dar-
nach wurde die Fahrgerechtigkeit in Achtel, Sechzehntel
und Zweiunddreissigstel , ja sogar in noch kleinere Teile
zergliedert.
Gerade hieraus kann man erkennen, dass der Ver-
kehr an den beiden alteren Fahren ein sehr lebhafter
gewesen sein muss.
Als die Stadt Strassburg nach dem Achtkriege im
Jahre 1393 das konigliche Privileg fttr die neu erbaute
Rheinbriicke erlangte (Strb. Urk. VI, 773), war -es mit
der Eintr&glichkeit der Rheinfahre vorbei. Das alte System
hatte sich iiberlebt, und der gesamte Verkehr wurde (iber
die Rheinbriicke geleitet. Trotzdem lebte die alte Ein-
richtung noch einige Jahre weiter, denn die Gegner der
Stadt Strassburg hassten die neue Briicke. Sie hatte fur
den Verkehr viel grOsseren Wert als die Fahre. Das
wurde auch schon in Konig Wenzels Privileg anerkannt:
»wan gros und vil wandels doselbst uber den Rein ist —
und das die Schiffe uf dem vare von wassers und un-
witers wegen nicht gefaren mogen und ouch etwenn
lute grossen schaden uf denselben faren haben ge-
nommem.
Zunachst traf die Stadt ein Abkommen mit den Fahr-
herren des unteren Rheinfahrs zu Ruprechtsau. Sie ver-
sprach, ihnen wochentlich 10 Schilling Pfennige wegen
ihres Fahrs zu zahlen; die Giiter sollten ihnen verbleiben
(Strb. Urk. VI, 668).
Im Jahre 1 396 l) endlich hat die Stadt Strassburg sich
mit den Besitzern aller Rheiniibergange »apud Hunesvelt,
Kenle et ad canes in Reno vel alibi prope Argentinam*
in der Weise geeinigt, dass die Fahrgesellschaften wegen
der neuen Rheinbriicke ihre Rechte an den Magistrat
abtraten fur eine wfcchentliche Entschadigung von 2 Pfund
und 10 Schilling Pfennigen. Sollte aber der Rat die Ober-
gange fur weniger eintraglich halten, so behielt er sich
i) Str. Urk. VI, 12 12.
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Die Strassburger Rheinfahre im Mittelalter. 399
vor, die Rechte wieder an die alten Fahrbesitzer zuriick
zu geben. Es sollte alsdann die Bestimmung wieder
gelten, dass Personen, welche fruher frei iibergeftihrt
wurden, auch ferner diese Vergunstigung geniessen diirfen.
Wtirde aber die Stadt von irgend jemand auf den Fahren
»entwertc, so sollen die Fahrherren sie schadlos halten.
Die Briefe uber die Fahrrechte und alle damit zusammen-
hangenden Zinse und Einkflnfte mussten die Fahrbesitzer
an die Stadt aushandigen. Diesem Umstand verdankt
auch das Archiv der Stadt Strassburg ihre Urkunden iiber
die Rheinfahre.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein.
Ladenburg und Hagcnau.
Von
Karl Freiherrn von Reitzenstein.
III.
Entsatz von Hagenau.
(17./18. Mai 1622).
Verhalten Cordovas und Tillys.
Die beunruhigenden Nachrichten, welche Graf Georg
Ludwig zu LOwenstein-Scharffeneck aus dem umlagerten
Hagenau entsandte, veranlassten Mansfeld ungesaumt zur
Befreiung dieses wichtigen Platzes nach dem Unter-Elsass
aufzubrechen.
Die Sammlung der zum Entsatz von Hagenau be-
stimmten pfalzischen Heereskrafte fand am 13. Mai in
Frankenthal statt, welchen bedeutenden Platz schon Kurfiirst
Friedrich IV. als Realfestung erklart hatte. Das Haupt-
quartier wurde in diese Stadt, den Ausgangspunkt des
geplanten Unternehmens verlegt !)f wofur vorerst
12000 Mann Fussvolk und
46 Kompanien zu Pferd
zur Verfugung standen.
Schon im ersten Marschquartier, Speyer — Germersheim,
wohin die Truppen sich am 14. Mai in Bewegung setzten2),
') Fur die Anwesenheit des Pfalzgrafen Friedrich: Munch. Geh. Staats-A.
K. schw. 40/13. Protestantise he Corresponded 1622. I.e comte Palatin au
Roy de TAngleterre, Francquedail le 13 de May 1622. Klopp, O., S. 170
irrt sich, wenn er den 9abenteuerlichen Durlacher* an dem Entsatz von
Hagenau Anteil nehmen lasst. — 2) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr.
Fasz. XVII, 141. C6rdova al Tilly. Binsheim (Bensheim) a 16 de Mayo 1622.
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Dcr Feldzug dcs Jahres 1622 am Oberrhein. 40 1
trat insofern eine Vermehrung ein, als am gleichen Tage
eine Anzahl badischer und mansfeldischer Kornets bei Rus-
heim uber den Rhein setzten, urn sich dem Zuge nach
Hagenau anzuschliessen *). Durch diesen Zuwachs stieg
die Starke der Kavallerie von 46 auf 60 Kompanien2).
Der Uberfall, den die bayerische Garnison von Uden-
heim (2 Fahnlein Schmidt) auf Graben und Rusheim um
den 10. Mai ausfuhrte, mochte der dort bereitgestellten
pf&lzischen Reiterei gegolten haben*).
Von Germersheim brach das Entsatzheer am 15. Mai
nach Langenkandel auf4).
Um sich der Obergange an der Lauter zu versichern,
zweigte Mansfeld Vortruppen unter Oberst Johann Michael
von Oberntraut ab. Diese aus Reitern gebildete Vorhut
bestand aus dem Regiment z. Pf. Oberntraut und dem
(englischen) Regiment z. Pf. Adrian Meggant.
Von Langenkandel aus am Nordrand des Bienwaldes
bis zur Lauter vorruckend, stiess Oberst von Oberntraut
bei Weissenburg und Altenstadt am 15. Mai5) auf geg-
nerische Reiterei.
Um seinen politischen Einfluss am Oberrhein vvieder
herzustellen, hatte Erzherzog Leopold V. zu Osterreich,
Statthalter von Tirol, schon als Habsburger ein begeisterter
Anhanger der Gegenreformation, mit Hilfe des Papstes6)
») Munch. ANg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII, 323. Statt-
halter und Rate von Udenheim an Tilly. Udenheim 14. Mai 1622; dann
Fasz. XIV, 129. Tilly an Maximilian. Wimpfen 20. Mai 1622; Ebenda
Fasz. XVI, 138. Tilly an Maximilian. Wimpfen 20. Mai 1622. Weskamp,
Dr. A., Das Hecr der Liga zur Abwehr des Grafen von Mansfeld und des
Herzogs Christian von Braunschweig (1622 — 1623) Minister 1891, S. 18: hier
diirfte statt Sinsheim Rusheim zu lesen sein. Georg Friedrich war nicht
bei diesen Truppen. — *) Mttnch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVI,
46. Herman Adolfo Conte de Salm al Tilly (Drusenheim 18 di Maggio 1622).
-*- ») Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVI, 316. Friedrich
Markgraf von Baden an Statthalter und Rate von Udenheim. 10. Mai 1622
n. St. Beschwerde fiber den Angriff auf Rusheim und Graben. — 4) Mflnch.
Geh. Staats-A. K. schw. 548/16. Protestant. Corresp. fol. 23. Erlass des
Pfalzgrafen Friedrich. Langenkandel 16. Mai 1622. Ernennung des Heinrich
Bachofen m Echt zum Obristproviantmeister. Frank f. Messrel. 1622 S. 30.
— *) Gindely, IV, 363 hat irrttlmlich den 25. Mai. — fi) Schnitzer, Jos.,
Zur Politik des heiligen Stuhles in der ersten Halfte des Dreissigjahrigen
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402 vonReitzenstein.
und der katholischen Machte ein ansehnliches Heer auf-
gebracht.
Seit 8. Mai 1622 4) war Leopold, des Reiches Land-
vogt im Elsass, mit der Belagerung Hagenaus beschaftigt.
Die Reichsstadt Hagenau, das Haupt der Dekapolis,
wurde am 3. Dezember des Vorjahres 1621 vom Grafen
von Mansfeld zur Obergabe aufgefordert. Drei Tage
spater (6. Dezember) fand der feierliche Einzug Mansfelds
statt*).
Die Stadt war zur Zeit dieser Besetzung nach alter-
tiimlicher Art mit einer freistehenden von zehn Turmen
flankierten Ringmauer umgeben. Zur Wahrung der Sturm-
freiheit bildete vor dieser Umwallung ein von der Moder
bewasserter Graben ein Ann&herungshindernis. Fiinf Tore,
von denen das Ober- und Riistenh£usertor an der wahr-
scheinlichen AngrifFsfront in Betracht kommen, vermittelten
fiber Zugbrucken den Verkehr Hagenaus mit der Um-
gebung. Spital- und Marstellertor fiihrten von der Nord-
seite aus zu den Engwegen des heiligen Forstes. Zwischen
dem Riistenhauser- und Spitaltor betrat man durch die
Pforten des Rottentiirleins und Mistores das nord&stliche
Vorland.
Wenn Mansfeld Bedacht nahm, die Widerstandsfahig-
keit Hagenaus zu erhOhen8), so tritt hierbei seine Absicht
zutage, diese Stadt zum wehrhaften Haupt waffenplatz seines
im Unterelsass gedachten Besitztums zu erheben.
In dem siidlich der Moder gelegenen Abschnitt zwischen
dem Kieselsteiger- und dem Riistenh&usertor wurde vor
der alten Stadtumwallung ein doppeltes Kronwerk (mit
Krieges. Rom 1899. S. 163. Ftinf gleichzeitig erfolgte Heiligsprechungen
ergaben 1622 bedeutende Sum men zur Unterstiitzung der kaiserlichen Politik.
l) In festo Apparitionis Sancti Michaelis (Munch. Geh. Staats-A. K.
scbw. 31/8. Osterreich uod Tirol. Erzherzog Leopold an Maximilian. Datum
im Lager vor Hagenau den 10. May 1622. — Gindely, IV, 363 irrt sich,
wenn er annimmt, dass um diese Zeit Mansfeld das Rheinufer wechselte. —
*) Reuss, Rodolphe, L' Alsace au dix-septieme siecle, Paris 1897, ^g* 60
(Bibliotheque de Tecole des hautes etudes, CXVI. Fascicule. Paris 1897, I)>
— •) Stieve, F.f Ernst von Mansfeld (Sitzungsberichte der pbilos. philol. u.
histor. CI. d. K. B. Akad. d. Wissensch. Jahrg. 1890, II. Mflnchen 1891,
S. 524).
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Der Feldzug dcs Jahres 1622 am Oberrhein. 403
3 Bastionen) errichtet, dessen ausspringende Winkel noch
durch Contregarden verstarkt waren. Das Riistenhauser-
tor und den Ausfluss der Moder im Osten des Platzes
schtitzten Ltinetten. Auf dem Sandbiihl oder Hey mel berg
nOrdlich des Spitaltores sollte sich eine die Stadt beherr-
schende Sternschanze als Citadelle erheben. Die trockenen
Graben dieser Aussen- und Vorwerke erhielten eine Breite
von 20 und eine Tiefe von 4—5 Fuss. Fur Herstellung
der Befestigungsanlagen um Hagenau erfolgte ein tag-
liches Aufgebot von 80 Bauern zum Frondienst *).
Als Mansfeld von Mitte Marz ab das Elsass vertrags-
gem&ss zu raumen begann, beliess er in Hagenau eine
Besatzung von 33 Fahnlein und 300 Reiter. Die Gesamt-
starke durfte zwischen 2- und 3000 Mann betragen
haben *).
Soweit bekannt, gehOrte die Infanterie 5 pfalzischen
Besatzungsregimentern an:
Regiment z. F. LOwenstein (Obrist Georg Ludwig Graf
zu Lowenstein),
Regiment z. F. Deroy (Obrist Ernest Deroy),
Regiment z. F. Wurmbrand (Obrist Melchior Freiherr
von Wurmbrand),
>) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. XV, 158. Ein Bericht aus
Hagenau v. 12. Marz 1622. — Ferner: Frankf. MeBrel. 1622 S. 30/31 Anno
MDCXXII den 28. April A. vnd 8. May Neuwen Calenders hat Ihr Hoch-
farstl. D. Ertzhertzog Leopold die Statt Hagenau belftgert vnd den Vor-
werken vnd Verschantzungen derselben so starck zugesetzt, dafi die Garniscn
solche endlich verlassen vnd in die Statt gewichen, alda sich Ritterlich
gewehret bis Ihr Excell. der Graf! von Mansfeldt sie entsetzt vnd der Ertz-
hertzog Leopoldus durch einen Eyligen auffbmch abgezogen. Gedruckt bei
Jac. von der Heyden. Diese Darstellung ist in being auf die Befestigung
Hagenaus 1 622 ebenso irrefuhrend wie : Vue cavaliere du siege de Haguenau.
Gedruckt bey Jac. v. der Heyden p. in fol. obi. a toutes margues, von welcher
ein Ausschnitt in Berguer, V: Histoire politique et r61igieuse de Haguenau.
Tom. I 288/289 ubernommen wurde. Zuverlfttsig ist nur: Merianus Matthaus
Topographiae Alsatiae, Das ist Beschreibung vnnd eygentliche Abbildung der
vornehmbsten Statt vnnd Oerther etc. Gedruckt zu Franckfurt am Mayn
1644. S. 18/19. Grundrifi der Statt Hagenaw. — *) Zur Kriegsbesatzung
Hagenaus: Munch. Allg. Reichs-A. 30jfihr. Kr. Bd. XV, 129. Obristleutnant
Joh. Walther v. Stinglheim an Maximilian. Schlettstadt 26. Marz 1622.
2000 Mann. — Ebenda Bd. XV, 158 Nachrichten vom 12. M&rz 1622 . . .
halts fiber 3000 Starckh nit — .
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404
von Reitzenstein.
Regiment z. F. Schdn (Obrist Christian Schdn).
Regiment z. F. Lucar.
Obrist von Linstows Regiment z. Pf. stellte sehr wahr-
scheinlich einige Kompanien abl).
Mit der Aufgabe der Verteidigung des Platzes war
Graf Georg Ludwig zu L&wenstein-Scharffeneck als Gou-
verneur betraut.
Was die Anstrengungen Erzherzog Leopolds betrifft,
Mansfeld zu bekriegen, so begann mit seiner Ankunft in
Freiburg (21. Januar 1622) die Sammlung eines Heeres im
Breisgau und der Grafschaft Pfirt.
Die aus dem Reiche, aus Italien und Graubiindten all-
mahlich anlangenden Truppenteile zogen sich bei Freiburg
zusammen, wahrend die aus Hochburgund stammenden
Tercios und Kompanien zunachSt in Belfort und Chevre-
mont Unterkunft nahmen.
Fur die rechtsrheinische Gruppe bildeten die Briicken
bei Breisach und Rheinau die Oberg^nge in das Elsass.
Zur Ermittlung der im Elsass verfugbaren Truppen-
starke des Erzherzogs bleibt zu erwagen, dass Leopold
nach einer Vereinbarung mit Mansfeld nur 2000 Knechte
und 300 Reiter hatte unterhalten sollen. Diese Zahl er-
schien fur Aufrech thai tun g der Ruhe und Ordnung aus-
reichend 2).
Trotzdem beliefen sich die im Elsass versammelten
Streitkrafte des Erzherzogs am 25. Marz 1622') an-
nahernd auf:
1200 Pferde (etwa 15 Kompanien) und
7 — 8000 Mann zu Fuss (etwa 75 Fahnlein).
Da um diese Zeit die kaiserlichen Regimenter noch
nicht vollzahlig waren, durfte nach ihrem Eintreffen (Mitte
April) die Starke der Kavallerie auf ungefahr 2000 Reiter4),
') Nach Stadtarch. Strassburg AA. Actes const, et polit. 91 7/ 113
Anklage gegen den Linstowschen Regimentssekretar. Hagenau 18. Nov. 1622.
— *) Miinch. Geh. Staats-A. K. schw. 31/8. Osterreich und Tirol. Vertrag
zwischen Erzherzog Leopold und Mansfeld 1622 zwischen 10. u. 17. Febr.
Reuss, Rod., L' Alsace en dix-septieme siecle. p. 62. — s) Miinch. Allg.
Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. XV, 146. BischSflich Strassburgische Rate an
Maximilian von Bayern, Schlettstadt 25. Mftrz 1622. — 4) MOnch. Allg.
Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. XV, 215. Leopold an Maximilian, Molsheira
15. April 1622. — Continuatio Manfifeldischer Kriegshandlung S. 19 gibt
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Der Feldzug des Jahrcs 1622 am Oberihein. 405
der Stand des Fussvolkes auf 8 — 9000 Mann (95 Fahnlein)
gestiegen sein.
Das Heer Leopolds war kein einheitliches, sondern es
enthielt ausser bischoflichen auch kaiserliche »)i dann spa-
nische und bayerische Truppenteile :
Generalleutnant Johann Baptist Freiherr von Pezzen zu
Cro viana *).
Generalquartiermeister-Leutnant Georg Honorius Lim-
millers).
Generalwachtmeister der Inf. Freiherr von Wateville.
Infanterie*).
Bischttfliches Regiment Ossa (Obrist Wolfgang Rudolf
von Ossa) 6 Fahnlein,
Kaiserliches Regiment Schauenburg (Obrist Hannibal
von Schauenburg) 6 Fahnlein,
Kaiserliches Regiment Paradeis (Obrist Jakob Heinrich
Paradeis de Erchaide) 10 Fahnlein,
Bayer. Regiment z. F. Sulz (Obrist Alwig Graf Sulz)6)
6 Fahnlein,
die Starke Leopolds auf 10000 Mann an. — Le Mercure francois VIII, 288
hat fur das Belagerungsheer Leopolds six niille hommes. Ebenso Obser,
Feldzug 1622 S. 47 6000 Mann. Gindely IV, 352 hat 11 000 Mann.
!) Munch. Geh. Staats-A. K. schw. 425/7 Bl. 334. Kays. Mayst. schicken
3000 Mann. Villermont, E. de Mansfeld II, 4 2000 hommes d'inf., 1000
chevaux et 1100 mousquetaires. — *) Signor Petze in der ^Lista< des Mflnch.
Geh. Staats-A. K. schw. 425 7,420 ist wohl identisch mit Joh. Baptist Frei-
herr v. Pezzen (Neue Zeitschrift des Ferdinandeums 12. Band. Innsbruck
1846. Erloschene Edelgeschlechter Tirols S. 183. — ») Col. de Doc. ined.
LIV, 211. Copia de carta orig. del archiduque Leopold a don Gonzalo
Fernandez de C6rdova, Benfeld 31 de mayo de 1622. — 4) Munch. Geh.
Staats-A. K. schw. 425/7 334 Verzeichnis Wafi die Furstl. Drchl. Ertz-
hertzog Leopold zu Osterreich Inner wenig Tagen fflr ein Armada zu Rofi
vnd FueB zusammen bringen werde vnd volgt Erstlicher das FuBvolckh
8/18. Febr. 1622 (21700 zu FuB 3900 Reiter). Ebenda Bl. 335 Verzeichnus
Was die Kays. Mayst sampt Bayern Ihr Fr. Drchtl. Ertzherzog Leopold
sowohl schicken als anwerben vnd annehmen lassen. Ebenda Bl. 420.'
v. Sturtzel an Georg Friedrich v. Baden. Emmendingen 8 18. April 1622
Lista der Cauallerie vnd Infanterie so Ire Frstl. Durchl. Ertzhertzog Leopoldt
fiir diefi mahl beysammen 13900 Inf. 2000 Pferdt. — 5) 2 Fahnlein Sulz
liegen 4. Mai in Wanzenau (Stadt-A. Strassburg A A. Actes const, et pol.
917 Bl. 145 Drusenheim 4. Mai 1622. 4 Fahnlein waren 1. Mai nach dem
Pr&ttigau entsandt: Munch. Geh. Staats-A. K. schw. 318. Osterreich und Tirol
Leopold an Maximilian. Molsheim 1. Mai 1622.
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406
von Heitzenstein.
Italienisches Tercio Medicis1) (Obrist Giovanno di
Medicis) 12 F&hnlein,
Italienisches Tercio delli Monti (Obrist Camillo delli
Monti) 8 Fahnlein,
Italienisches Tercio Albertini (Obrist Ascan Albertini
v. Ichtratzheim) 5 Fahnlein,
Italienisches Tercio Saint Amour 5 »
» » Wateville (Obrist Philipp Franz
v. Wateville, Baron de Joux)
6 Fahnlein, (?)
Burgundisches Tercio Avoni
6 Fahnlein, (?)
» » Roussillon
5
» » Wiltz
5 »
» » Vernere
3 *
Freifahnlein Zum Jungen (Gottfried von
und zum Jungen)
Freifahnlein Ball
» Truchsefi von Rheinfelden,
Philipp
» Waldmannshausen
» Herbstheim Sebastian
» Reinach
» Coretto
7-10
Kavallerie:
Regiment z. Pf. Maradas (Obristleutnant Philipp de
Arey9aga y Avandano)1),
Regiment z. Pf. Gaucher (Obrist Johann Varods de
Gaucher),
Regiment z. Pf. Salm (Obrist Wilhelm Salentin von
Salm-ReifFerscheidt),
Regiment z. Pf. de Mandre,
*) Ossa gibt die Zahl der italienischen Tercios vor Hagenau auf 4, die
der burgundischen auf 3 an. (Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd.
LXXXVI, 94, Ossa an Tilly. Lichtenau 21. Mai 1622). — *) Munch.
Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII, 140. Leopold an Maximilian, Ben-
feld den 29. Mai 1622. Die Auantagni'schen Reutter sollen zu Tilly und
C6rdova stossen.
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Der Feldzug des Jahrcs 1622 am Oberrhein. 407
Regiment z. Pf. Heinrich Julius zu Sachsen-Lauenburg
(Obristleutnant Johann MOrder)1),
Bayerisch-ligistisches (vorher Kurmainzisches) Regi-
ment z. Pf. Cratz v. Scharffenstein (Obristleutnant von Bock),
Vorderosterreichische Freikompanie Brion,
» » de Savoyeux,
Spanische Freikompanien,
Italienische »
Der Artilleriepark des Erzherzogs diirfte 18—20 Ge-
schiitze umfasst haben , deren Verladung auf Rheinschiffe
bei Breisach stattfand2).
Erzherzog Leopold hegte anf&nglich die Absicht, so-
gleich nach den Osterfeiertagen (27. bis 29. Marz) mit
Angriflfsbewegungen zu beginnen*).
In Erwartung der noch aus dem Reich im Anzug
begriffenen Verst£rkungen erteilte er den Befehl zum Vor-
rilcken auf Hagenau und zur Besetzung der umliegenden
Orte doch erst kurz vor dem 10. April4).
Einige Tage sp&ter (12. April) marschierte Obrist
Wolfgang Rudolf von Ossa mit den zur Berennung
Hagenaus bestimmten Truppen, von Benfeld kommend,
hart an der Reichsstadt Strassburg voruber, nach der
bischoflichen Wanzenau, ohne erst das Einverstandnis des
Rates zum Betreten des reichsstadtischen Gebietes abzu-
warten6).
') In Herrlisheim lagen am 29. April 1622 3 Kompanien Sachsen-
Lauenburg (Stadt-A. Strassburg A A. Actes const, et polit. 917 Bl. 150,
29. April 1622). — 2) Munch. Geh. Staats-A. K.. schw. 425/7. Oberst W. v.
Sturtzel an Georg Friedrich von Baden. Emmendingen 8/18. April 1622. —
8) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. XV, 133. Unterschiedliche Kund-
schaften. — <) Ebenda Bd. XV, 219. Leopold an Maximilian, Molsheim
10. April 1622 ... Sonsten hab ich mein Volckh bereits fur Hagenau
auanzirt und die ordinanz geben die daselbst umbliegende Quarticr einzu-
nemen . . . Ebenda Bd. XV, 218 — 221. Maximilian an Leopold, Miinchen
19. April 1622, Gluckwiinschung und Belegerung Hagenaw. — Dafi Leopold
erst nach dem Rheiniibergang Mansfelds (23. April) gegen Hagenau vor-
gerttckt sei, wie Klopp meint, kann nicht vertrcten werden (vgl. Klopp, O.,
Der Dreissigjahrige Krieg bis zum Erscheinen Gustav Adolfs 1618 — 1630.
Paderborn 1893 S. 170). — 5) Jacob, Dr. Karl, Strassburgische Politik vom
Austria aus der Union bis zum Bundnis mit Schweden (1621 — 1630) Strassburg
1899, S. 24 gibt Jacob dabei die Starke Ossas auf 6000 Reiter und 2000 Mann
Fussvolk an. Die Zahl der Reiter ist jedoch nach Leopolds Beiicht an
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408 von Reitzenstein.
Sein n&chstes Ziel war Drusenheim, in welchem Orte
Ossa ungesaumt die nOtigen Vorarbeiten zur Errichtung
eines Belagerungsparkes ttbernahm.
Zur Heranfiihrung grOsserer Mengen an Lebensmitteln,
dann der Geschiitze bot sich Erzherzog Leopold zunachst
die Wasserstrasse des Oberrheins bis Drusenheim dar.
Ihrer Benutzung legte Strassburg kein Hindernis in den
WegO.
Von Drusenheim konnten bei hohem Wasserstand die
beladenen Frachtkahne den schiffbaren untern Lauf der
Moder befahren, um dann in Bischweiler anzulanden. Auf
diesen zu Pfalz-Zweibrucken gehOrigen Platz fiel die Wahl
zur Anhaufung aller Bedarfsgegenst&nde filr den form-
lichen Angriff. Hierfiir wurden eigene Vorratshauser er-
baut. Das Schloss zu Bischweiler erhielt schon zur Ver-
wahrung des Munitionslagers eine st£ndige Besatzung von
60 Mann2).
Fur die AusrQstung des Artillerieparks gestattete die
Reichsstadt Strassburg den Ankauf von Pulver in den
Fabriken auf ihrem Gebiete3), wie auch der stadtische
Fruchtmarkt den KSufern offen stand.
Maximilian von Bayern zu hoch gegriffen: »in erwegung Wir Uns bisher in
allem an der Reiterei fiber 2000 Mann stark nit be fun dene (Munch. Allg.
Reichs-A. 3qjahr. K.r. Bd. XV, 215, Leopold an Maximilian, Molsheim
15. April 1622).
*) Stadt-A. Strassburg A A. Actes const, et polit, Fasz. 923, Bl. 39— 46.
Copia der resolution den Erzh. Gesandten geb. Den 2. Aprillis 1622 . . .
Hingegen erclert sich Ein Rath zu unterthenigster Gestattung eines freyen
und offenen Stroms. Frankfurt. Mefirel. 1622, 30. — *) Le Mercure francos
VIII, 290. — 8) Stadt-A. Strassburg AA. Actes const, et polit. Fasz. 917,
Bl. 47 — 51. Erzherzog Leopold an die Stadt Strassburg, Molsheim 15. April
1622. Ebenda Fasz. 923, Bl. 37 — 38. Verschiedentliche Punkten So die
Ertzh. Henn Gesandten in Irer getanenen proposition Herrn Meister und
Rath alhir angebracht. Actum 1. Aprillis 1622. Ebenda Fasz. 923, Bl. 39
— 46. Copia der resolution den Ertzh. Gesandten geben den 2. Aprillis
1622 . . . auch dafijenige so nach und nach in solcher Zeit Gefertigt und
durch Ihr Hochfurstl. Drchlt angehOrige erkaufft wiird, ohnweigerlich
passim und folgen lassen . . . Nach Frankf. Mefirel. 1622, S. 29 w&re Unter-
stiitzung anzunehmen. Jacob, Dr. Karl, Strassburgische Politik etc. S. 27,
Anm. 4 gegen Reuss, Rud., Strassburg im dreissigjahrigen Kriege; Frag-
mente aus der Strassburgischen Chronik des Malers Johann Jakob Walther.
Strassburg 1879, S. 63, der ebenfalls Hilfeleistung vertritt.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Obcrrhein. 400
Um die Schiffahrt und die Parkanlagen zu sichern,
legte Ossa um Drusenheim und Bischweiler Befestigungen
an, zu deren Schutz wahrend der Nacht 52 Schildwachen z. F.
und 12 Reiter aufgestellt wurden.
Fur Beobachtung der Annaherungswege aus Kurpfalz
schob Ossa uber die untere Sauer hinweg nach Hatten,
an den Nordrand des ausgedehnten Hagenauer Waldes,
sowie nach Lauterburg Wachposten vor1), ungeachtet in
Selz noch 2 pf&lzische Fahnlein lagen*).
Bei einem Ausfall, welchen 6 Kompanien z. Pf. und
2 Fahnlein der Hagenauer Besatzung am 13. April fiber
Surburg in den Hattgau unternahmen, wurde das an der
Strasse von Drusenheim nach Kron-Weissenburg liegende
Dorf Hatten zerstort3). Gleichzeitig drangen pf&lzische
Reiter von Hagenau erkundend bis Drusenheim vor.
Behufs Verwahrung seines Unternehmens gegen die
Pfalzer forderte Leopold kurz vor seinem Aufbruch von
Molsheim den noch in Oppenheim befindlichen Cordova
auf, sich der Rheinbriicke bei Mannheim zu bemachtigen.
Die neue Brucke bei Germersheim wollte Leopold selbst
besetzen4).
Das Vorgehen des Markgrafen Georg Friedrich im
Kraichgau veranlasste eine feindliche Behandlung der links
des Rheins vereinzelt im untern Elsass gelegenen zu
Baden-Durlach gehOrigen Orte: Beinheim und Leutenheim
l) Stadt-A. Strassburg A A. Actes const, et polit. Fasz. 917, Bl. 18.
Bericht an Erzherzog Leopold, Drusenheim 17. April 1622. (Dieser Akt ist
irrttimlich zum Jahre 1620 eiugelegt). — *) Ebenda Fasz. 917, Bl. 140. An
Erzherzog Leopold, Drusenheim 12. April 1622. — 8) Munch. Allg. Reichs-A.
jojahr. Kr. Bd. XV, 215. Leopold an Maximilian, Molsheim 15. April
1622 . . . und Wir dann von dem Unserigen underhabenden Kriegsvolckh ob
Er (der Feind) gegen Ihnen vorgestern aufi Hagenau mit vdlligen Haufen
zue Rofi und zue Fufi erzeigt habe, mit mehreren avisirt worden. — Stadt.A.
Strassburg A A. Actes const, et polit. Fasz. 917, Bl. 18. Bericht an Erz-
herzog Leopold, Drusenheim 17. April 1622. — Ebenda Bl. 140. Drusen-
heim 13. April 1622. — *) Coleccion de Docum. ined. LIV, 174. Copia
de carta original en cifra con la traduccion interlineal del Archiducque
Leopoldo de Austria a don Gonzalo Fernandez de C6rdova, teniente general
del ejercito cesareo en el Palatinado. Moltzheim 28 de avril 1622 Invitare a
ayudar a Tilly y tomar el puente de Gemersheim (Germersheim).
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410 von Rcitzenstein.
fielen 29. April der Pltinderung durch Reiter des Regi-
ments Arey9aga y Avandano anheim>).
Als Erzherzog Leopold die wichtige Nachricht von der
Niederlage des Markgrafen Georg Friedrich von Baden
erhielt, befand er sich schon in Pfaffenhofen an der Moder,
wohin das Hauptquartier nach dem 3. Mai von Molsheim
verlegt worden war.
Bei der Wendung, welche die Kriegslage am Ober-
rhein durch die Schlacht bei Wimpfen (6. Mai 1622) ge-
nommen hatte, zogerte Erzherzog Leopold nicht mehr
linger durch die Einschliessung Hagenaus das belagerungs-
massige Verfahren gegen diesen Platz zu beginnen.
Nachdem der Angreifer zur Sicherung von Flanken
und Riicken schon anfangs Mai sich Lichtenaus bemach-
tigt hatte2), ordnete er den Bau von zwei geschlossenen
Schanzen, als Briickenkopf fur Drusenheim, der Moder-
miindung gegeniiber an8).
Von Pfaffenhofen aus der Moder entlang vordringend
gelang es dem Belagerungsheere sich am 8. Mai auf dem
Hungerberg, der Angriffsfront gegeniiber festzusetzen.
Das Hauptquartier des Erzherzogs befand sich im
Scheidhof, nordlich von Kaltenhausen , demnach ostlich
des Angriffsfeldes in der Richtung gegen den Belagerungs-
park in Bischweiler4).
!) Munch. Geh. Staats-A. K. schw. 31/8. Osterreich und Tirol. Erz-
herzog Leopold an den Markgrafen Friedrich von Baden, Pfaffenhofen 3. Mai
1622. — Stadt-A. Strassburg AA. Actes const, et pol. 917 Bl. 75. Bericht
vom 29. April 1622. — Kurtze vnd doch eygendliche Beschreibung : vnd dem
Marggraffen von Baden sein Land grossen Schaden mit straiffen thun lassen.
— 2) Ein Bericht im Stadtarchiv Strassburg A A. Actes const, et polit.
Fasz. 917, Bl. 143. An Ir Drchlt. Leopold, 1. May 1622, bezieht sich wohl
auf Einnahme von Lichtenau. Munch. Geh. Staats-A. K. schw. 318. Oster-
reich und Tirol. Leopold an Maximilian, im Lager vor Hagenau, 10. Mai
1622. — •) Ebenda Fasz. 917, Bl. 148. Bericht an Erzherzog Leopold zu
Osterreich, Drusenheim 4. Mai 1622. Eine Redoute etwa 1000 Schritt von
des Markgrafen von Baden Land, die andere zwischen Lichtenau und dem
Rhein aufierhalb des Waldes. — *) Frankf. Mefirel. 1622, 31. — Der Scheid-
hof ist auf dem Blatt Hagenau der Topographischen Spezialkarte von Mittel-
europa, herausg. v. d. kartograph. Abt. d. K. Preuss. Landesaufnahme, nicht
mehr angegeben.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. a\i
Zur Ausrustung dieses Parkes war es ftir dringend
n&tig erachtet, die noch in Strassburg lagernden Vorrate
an Munition heranzufuhren. Zu diesem Zweck erhoben
der Amtmann von Benfeld gemeinsam mit dem Oberkeller
von Zabern am 9. Mai morgens im Bischofshof die vom
Strassburger Rat zuruckgehaltene Menge an Schiess-
bedarf1), welche sodann auf ein Frachtschiff verladen
wurde.
Schon wollten die Strassburger Burger, urn die Sache
des Erzherzogs nicht langer zu fordern, die Munition in
die Breusch versenken, als es noch rechtzeitig gelang, den
Kahn aus der Nahe des Kaufhauses zu entfernen. Ohne
dass es die erregten Burger bemerkten, wurde die frag-
liche Munition am Friihmorgen des 10. Mai auf dem Rheine
nach Drusenheim verfrachtet.
Inzwischen hatte der Angreifer am Hungerberg vier
Batterien erbaut, von denen drei mit je 3 Geschiitzen
armiert waren. Eine Batterie am rechten Flttgel des
Artillerieangriffs enthielt 4 Geschutze.
Die beiden Batterien des rechten Flugels nahmen das
RQstenhausertor und die vorliegende Lunette unter Feuer,
wahrend die Batterien am linken Fliigel das Mittelbastion
des Kronwerkes und das Obertor beschossen2).
Die Annaherungsarbeiten waren bis 10. Mai soweit
vorgeriickt, dass man erwarten konnte, in den nachsten
Tagen schon den aussern Grabenrand zu erreichen8).
Um jedoch das Verfahren fur die KrOnung des Glacis
abzukiirzen, ging die Infanterie am 11. Mai zu Sturm-
angrilfen uber.
Hiebei fiel Obrist Giovanno di Medicis an der Spitze
seines italienischen Tercios.
*) »Requerrant les dites munitions* lasst eine Erhebung ohne Kauf ver-
muten (vgl. Stadt-A. Strassburg AA. Actes const, et polit. 2049 45 Renar
Hocketh (?) an Msr. Colinet En Lichtenaw 15. May 1622 St. Novo. Ein
von 2 pfalzischen Reitern bei Frankenthal aufgefangenes und von Mansfeld
an den Strassburger Rat vorgelegtes Schreiben). — *) Die Batterietatigkeit
nach dem Plane in den Frankf. MeBrel. 1622, S. 30. — ■) Munch. Geh.
Staats-A. K. schw. 31/8. Osterreich u. Tyrol. Eigenh£ndiges Schreiben des
Erzherzogs Leopold an Maximilian von Bay em. Im Lager vor Hagenau
10. Mai 1622.
Zeitschr. ». Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 27
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412
von Reitzenstein.
Die Haltung der beteiligten burgundischen und ita-
lienischen Tercien wird geruhmt; nicht minder die Wider-
standskraft des Verteidigers. Bei der Ablosung am 12. Mai
nachts bezog das Regiment z. F. Ossa die Laufgraben vor
der AngrilFsfront 0.
Um den Fortschritten des Angreifers hemmend ent-
gegenzutreten, unternahm die Besatzung Hagenaus am
14. Mai nachmittags 1 Uhr einen Ausfall, bei dessen kraf-
tiger Abwehr Obristleutnant Felsch (Flesch?) (Amtmann
zu Dachstein) am Platze blieb2). Es war nicht gelungen,
den Angreifer vom aussern Grabenrand an der Stidostecke
der Umfassung zu vertreiben.
In wievveit bei dem Kampfe um die Stadt Irrungen
politischer und religioser Art innerhalb der BevOlkerung
einwirkten, bleibe dahingestellt 8). Teilnahmslos verhielten
sich Rat und Burgerschaft in den erregten Zeiten der
Besetzung durch Mansfeld keineswegs.
Die katholische Partei der belagerten Stadt soil
sich im Verein mit Einwohnem mosaischen Glaubens4)
dem Erzherzog Leopold auf arglistige Art zur Er-
*) Stadt-A. Strassburg AA. Actcs const, et poKt. Fasz. 917, Bl. 138.
Ossa an Erzherzog Leopold, Im Feldlager bei Hagenaw 13. May 1622. Ver-
antwortung Ossas wegen Aufnahme eines Trompeters des Rhein- und Wild-
grafen Otto von Salm-Kyrburg. — f) Zum 11. bis 13. Mai 1622: Stadt-A.
Strassburg AA. Actes const, et polit. Fasz. 2049, Bl. 45. 15. de May A.
1622. En Lichtenau S. Novo. S. F. G. v. Mansfeld hat dieses Schreiben
communicirt aufi. Hagenau sub da to io 20 May 1622. Ebenda Fasz. 2049,
Bl. 46. Copia Schreibens Renar Hockets ahn N. Colinet de dato Lichtenau
vom 15. May. N. St. Anno 1622. — Unter Herzog von Florenz ist hier
wie bei: Continuatio Mans>feldischer Kriegshandlung S. 19 Obrist de Medicis
zu verstehen. — 8) Nach dem von pfalzischen Reitern bei Frankenthal auf-
gefangenen Schreiben Renar Hockets an N. Colinet aus Lichtenau 15. Mai
1622 stand der Reich sschultheiss (Stettmeister) Hagenaus auf Seite des
jesuitenfreundlichen Erzherzogs Leopold. Vgl. Berguer, V.f Histoire poli-
tique et religieuse de Haguenau, Rixheim 1876 1, p. 263, Stettmeister Bild-
stein pendant 1'occupation du Mansfeld u. p. 258, Proces et condamnation
des membres du senat. . — *) Obrist Wolfgang Rudolf von Ossa zu Dahl
beantragt dagegen 1622 19. Aug. solche Juden, welchen das BOrgerrecht in
Hagenau nicht verliehen war, auszuweisen (Naheres im Stadt-A. Strassburg
A A. Actes const, et polit. 917/74. Ossa an Erzherzog Leopold, Hagenau
19. Aug. 1622).
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Der Feldzug. des Jahrcs 1622 am Oberrhein. a\$
oberung eines Aussenwerkes des Platzes behilf lich erwiesen
haben J).
Der Fall dieses Aussenwerkes (wahrscheinlich der
Lunette vor dem ROstenhausertor) ermoglichte zunachst
die tTberschreitung des Hauptgrabens und die Einnahme
des Torgebaudes. Von hier aus konnte sodann, etwa eine
Woche nach Beginn des Angriffs (um den 15. Mai), der
hinter dem Tor befindliche Turm besetzt werden2).
Da die Stadt nur mehr far zwei Tage Proviant besass
und wichtige Aussen- und Vorwerke in den Handen des
Belagerers waren, so ist es begreiflich, wenn der Ver-
teidiger sich bereit erwies, am 17. Mai in Verhandlungen
iiber die Ubergabe zu treten. Die Stadt wurde daher eng
umstellt*).
Inzwischen hatte Leopold am 10. Mai 500 Reiter
nordwarts iiber die Lauter nach Germersheim entsandt um
die Aufmerksamkeit des Feindes abzulenken. Dieses Vor-
gehen Leopolds auf dem linken Rheinufer fand keines-
wegs den Beifall Maximilians von Bay em , der ein berech-
tigtes Misstrauen gegeh die Kriegfuhrung Leopolds im
') Continuatio Mahfifeldisch. Kriegshandlung: Das ist Kurtze und doch
eygentliche Beschreibung etc. etc. Gedruckt im Jahr 1622, S. 19: vnd weil
die Catholische Herrn vnd Bflrger in Hagenaw willens, gewesen, dieweil die
Besatzung gar stare k aussgefallen, die noch in der Statt bleibende deren sehr
wenig gewesen selbst zu vberfallen vnd zu erschlagen vnd darnach die Statt
zu versperren damit die aussgefailenen, nicht wieder herein konten, ist solches
OfTenbahr worden, haben darauff die in der Schantz sich wieder in die Statt
begeben vnd solche erhalten miissen, woriiber dann die Leopoldische, die ein
Schantz erobert, auch wens den Catholischen angangen, darzu wieder ein-
bekommeh, derhalben wirdt jetzo starcke inquisition darinngehalten, seindt
deren auch bereit etliche eingezogen worden, dorffs jnen nicht zum besten
aufilauffen vnd weil die Juden auch darzu geholffen, werden sie auch schwitzeq
miissen; — 2) Miinch. Allg. Reichs.A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVI, 32, Tilly
an Maximilian. Wimpfen 19. Mai 1622 vndt al be rait ainen halben Mond
dem Feundt abgetrungen haben solle. Frankf. Mefirel. 1622, S. 30. Bei
der bildlichen Darstellung der Belagerung ist das Rustenhausertor als be-
^Chadigt bezeichnet. — ») Miinch. Allg. Reichs-A- 30jahr. Kr. Bd. LXXXVI,
44. Herman Adolf v. Salm an Tilly. Drusenheini 18. Mai 1622. Ebenda
3d. LXXXVI, 4^. Hermano Adolfo conte di Salm al Tilly. Di Drusen:
heim li 18 di Maggio 1622. Ebenda Fasz. XVIII, 150. Kurpf. Ratjohann
Thorn. Eysenschmidt an Kanzler von der Griin. Hagenau 8 18 Mai 1622.
Obser, Feldzug 1622, S. 48.
27*
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a\a vonReitzenstein.
Elsass hegte. Nach Ansicht Maximilians war die Truppen-
zahl zu gering, die Vorbewegung hatte behufs Fflhlung*
mit Tilly rechts des Rheines erfolgen sollen1).
Noch vor der Ann&herung- des Entsatzheeres zogen
sich die erzherzoglichen Reiterkompanien von Germersheim
nach Kron-Weissenburg zurtlck.
Es liegt nahe, dass jetzt Leopold diesen wichtigen
Platz als Eingangspforte zum untern Elsass mit 500 Reitern
verst£rkte. Bei der urn Weissenburg in der Starke von
1000 Pferden2) versammelten Kavallerie befand sich das
bayerisch-ligistische Regiment z. Pf. Cratz»).
Trotz der Mehrung und ungeachtet der Zusammen-
setzung aus KQrassieren und Kroaten envies sich die vor-
geschobene Wacht an der Lauter dem Angriff des
pf&lzischen Vortrabs unter Obrist von Oberntraut nicht
gewachsen.
Die scharfe Klinge und das Feuerrohr des Gegners
brachten die Reiter Leopolds am 15. Mai zum Weichen.
Wahrend der Kampfe an der Lauter gerieten Alten-
stadt und andere Ortschaften in der Umgebung von Kron-
Weissenburg in Brand*).
Unter Verlust von 300 — 500 Reitern wurden die Erz-
herzoglichen gezwungen, sich auf das Lager vor Hagenau
zuruck zu ziehen. Da aber die Engwege des Reichswaldes
inzwischen versperrt wurden, so konnten die geworfenen
Schwadronen ihren Weg wohl nur fiber den Hattgau auf
Sufflenheim nehmen, um langs des Fallgrabens die untere
Moder zu erreichen.
») Munch. Geh. Staats-A. K. schw. 3 1/8. Osterreich u. Tirol. Erzherzog
Leopold an Herzog Maximilian. Datum im Lager vor Hagenan den 10. Mai
1622. Ebenda: Postskriptum an Erzherzog Leopold, 18. Mai 1622. Rand-
bemerkung: Diefi Schreiben ist nottwendig in Ziffern zu sotzen vnd nit
in so wichtiger Sach zu trauen. Leopold spricht von der Absicht einer
»Di version*; Le Mercure francois VIII, 288, meldet dagegen: pour le (Mans-
feld) recognoistre. — *) Frankf. Mefirel. 1622. 30. — *) Munch. AMg.
Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVIII. Vgl. 415—418 Hans Ulrich von
Burhus an Maximilian. Molsheim 31. Mai 1622. Item vor Weissenburg Ire
Pferd verlohren. — *) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVIII,
150. 221. J. Th. Eysenschmidt an v. d. Grun, Hagenau 8/18. Mai 162a.
Bei Obser, Feldzug 1622, S. 48 u. 49 ist der Angriff Oberntrauts in das
Vorland von Hagenau verlegt.
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Der Feldzug des Jahres 162a am Oberrhein. 415
Als die feindlichen Reiter aus dem Felde geschlagen
waren. bezog das nachgerttckte pfalzische Heer am 16, Mai
sudlich Weissenburg ein Freilager1).
Mansfeld verweilte auch am 17. Mai noch um Weissen-
burg. Es verbreitete sich bei seinen Gegnern jenseits des
Rheines schon das GerQcht, dass man pfalzischer Seits von
einem Entsatz Hagenaus absehen wollte*).
Dieser Aufenthalt entstand durch die nOtige Beseitigung
der vom Feinde angelegten Verhaue und Weg9perren.
Ein Aufgebot von einigen hundert Bauern der Umgegend
sollte vorerst den Engweg des Hagenauer Forstes in
Gangbarkeit bringen8).
Durch die ausgedehnte Waldzone langsam vorrQckend,
traf das Entsatzheer am 17. Mai spat abends vor Hagenau
ein. Die Brucken uber die Wasserlaufe des Sauer-, Biber-
und Eberbaches waren abgeworfen. Die Wiederherstellung
dieser tJbergange verursachte eine weitere Verzogerung
des Marsches*).
Der Belagerer stellte zwar am 16. Mai die Feuer-
tatigkeit seiner Batterien noch nicht ein. Allein die von
Weissenburg her gefluchteten Reiterregimenter hatten schon
den Schrecken ins Lager des Erzherzogs getragen.
Als aber am 17. Mai abends der pf&lzische Vortrab
aus dem Engweg des Hagenauer Forstes vorbrechend
J) Frankf. Mefirel. 1622, 30: den 16. aber vor dem Hagenawer Forst
im freyen Feldt das Lager auf geschlagen. — f) Mtinch. Allg. Reichs-A.
30jfthr. Kr. Bd. LXXXV1II, 365. Statthalter und Rftte von Udenheim an
F. v. Muggenthal. Udenheim 17. Mai 1622. Ebenda Bd. LXXXVI1I, 367.
Postskriptum. — ») tttterodt, Graf Ernest v. Mansfeld S. 435 seUt die Ab-
rftumung der Verhaue irrtiimlich vor dem Reiterkampf bei Weissenburg. —
*) Zum Anmarsch des EntsaUheeres : Munch. Allg. Reichs-A. 39jahr. Kr.
Fasz. XVIII, 150. 221. J. Thomas Eysenschmidt an Kaniler v. d. Gran,
Hagenau 8/18. Mai 1622. — Bayer. Hof- u. Staatsbibl. Handschr.-Samml.
Cod. gall. 544 (bav. 3449 Cim. IV, 7 K.) LXXXI Lettres autographes de
Frederic V. Electeur Palatin et Roi de Boherae a Elisabeth Princesse
d'Angleterre, son epouse, Avec une lettre du Prince, depuis Roi Charles I. a
*a m6me Princesse sa sceur. Veroffentlicht bei Christoph von Aretin, Beitrftge
«ur Gesch. u. Literatur Band VIII, 1806. — 1622 Letre XLVIII: Frederic
a la Reyne de Boheme, de Haguenau 8/18. Mai 1622 . . . Hiers, Je suis
arrive ici. (Dieser Brief ist bei Aretin, a. a. O. nicht aufgenommen). —
fttterodt, Ernest Graf zu Mansfeld, S. 435.
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416 vonReitzenstein.
plotzlich am Hey mel berg erschien, trat. vollstandige Ver-
wirrung ein l). Die iibereilte Rtumung des AngrifFsfeldes
erfolgte in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai.
Denn Erzherzog Leopold konnte sich mangels einer
vorbereiteten Kontravallationslinie in einen Kampf nicht ein-
lassen. Noch befand sich die Hauptkolonne des Pfalzgrafen
im Vorriicken, als die Meldung des Grafen zu Lowenstein
iiber den Ruckzug des Belagerungsheeres Mansfeld er-
reichte. Die Oberleitung iibernehmend, traf Mansfeld erst
am FrQhmorgen des 18. Mai die Massnahmen zur Ver-
folgung des Gegners2,*.
Der Angreifer hatte inzwischen nach Vernichtung der
Lagereinrichtungen und Vorr&te einen beschleunigten RQck-
marsch angetreten. Die in ihren Reihen gelichtete Infan-
terie unter den Obristen Hermann Adolf Graf zu Salm-
Reifferscheidt und Rudolf Wolfgang von Ossa erreichte
am 18. Mai langs der Moder zuruckweichend die Be-
festigungen von Drusenheim.
Den iiber Kaltenhausen nachdrangenden Pfalzern gebot
das Schloss zu Bischweiler einen ersten Halt. Nach einer
kurzen Beschiessung*) ergab sich der Kommandant am
18. Mai mit alien dort aufgespeicherten Lebensmitteln,
Munitionsgegenst&nden, Schanzzeug und WafFen, welche
Vorrate der Ausriistung Hagenaus zu statten kamen. Nach
Bewaltigung des befestigten Ortes Drusenheim, wohin sich
auch der Tross des Belagerungsheeres in Sicherheit zu
bringen suchte*), drangen die Pfalzer noch iiber die untere
Zorn hinaus bis Gambsheim vor5).
») Obscr, Feldzug 1622, S. 48. — *) Stadt-A. Strassburg AA. Actcs
const, et polit. 2049, 26. Mansfeld an Meister und Rat der Reich sstadt
Strassburg, Hauptquartier Hagenau 9/19. Mai . . . gestern (18. Mai) morgens
Erzherzog Leopold von Hagenau abgetrieben . . . Obser, Feldzug 1622, S. 48.
Bei Gardiner, S. History of England, IV (1621 — 1623) S. 311 ist der Rflck-
zug Leopolds nicht in der richtigen Zeitfolge anberaumt. — s) Munch. Allg.
Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVII, 140. Herman Adolpho .Conte de Salm
al Tilly. Di Drusenheim li 18 di Maggio 1622 (Marzo ist ein Irrturo des
Schreibers). Portraict de la desfaicte ou desroute de Tarmee de l'Archiduc
Leopoldt qui auoit assieg6 Haguenow (Le Mercure franct>is VIII, 2S9) sucht
die Verfolgung darzustellen. — *) Le Mercure francois VIII, 288 >esUnt an
nombre de deux mille tant soldats que vivandiers y furent tous .taillez en
pieces.* Ctterodt, Graf Ernest v. Mansfeld, S. 436. — 5) Munch. Allg. Reicbs-A.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 417
Die am linken Moderufer vorruckenden pf&lzischen
Truppenteile bem&chtigten sich der Kahne um die Flucht
ihrer Gegner uber den Rhein zu vereiteln. Das Versenken
von Belagerungsgeschutzen konnten sie jedoch nicht mehr
verhindern, so dass nur zwei Doppelkartaunen und einige
Feldstttcke in Mansfelds H&nde gerieten.
Erzherzog Leopold selbst war gerade noch rechtzeitig
am 17. Mai nachts uber Zabern (18. Mai) nach Molsheim
aufgebrochen ; bei Ankunft des Pfalzgrafen hatte er bereitfe
das Lager verlassen. Nach Molsheim und der benach-
barten Festung Dachstein folgten die Reiterregimenter
Leopolds am 19. Mai nach1).
Es lag vorerst nicht in Leopolds Kriegsplan, wenn
seine Infanterie bei Drusenheim den tJbergang auf das
rechte Rheinufer nach Lichtenau vollzog, um sich mit
Tilly zu vereinigen. Die von hier am 20. Mai unter Salms
Fuhrung rheinaufwarts nach Breisach abmarschierenden
Truppen sollten zur Landesverteidigung uber Rheinau das
Elsass wieder betreten,
Salms Kolonne bestand aus den kaiserlichen Regi-
mentern z. F. Schauenburg und Paradeis, 2 Fahnlein des
bayerischen Regiments z. F. Sulz, 4 italienischen und 3 bur-
gundischen Tercios und 7 Geschutzen2).
Auf die EmpOrung der evangelischen Prattigauer gegen
Leopolds Gewaltherrschaft (24. April 1622) war bald, trotz
der Zuversicht eines Gregors XV. s) der ungliickliche Aus-
gang der Belagerung Hagenaus gefolgt. Die Streitkrafte
des Erzherzogs hatten im Elsass allein eine Einbusse von
angeblich 3000 Knechten und 900 Reitern erlitten*). Es
ist also wohl begreiflich, wenn Leopold diese Ereignisse
30jahr. Kr. Bd. LXXXVI, 88. Zeitungen vom 23. und 24. May 1622 so
dem Landschreibei zu Vdenheim zugeschriben.
') Vgl. den Bericht Ossas an Tilly, Lichtenau 21. Mai 1622. (MQnch.
Allg. Reichs-A. 30jahr. Krieg. Bd. LXXXVI, 94). Die Nachricht im Mer.
cure francois VIII, 290, und bei 0tterodt, Graf Ernest v. Mansfeld S. 437,
dass Leopold sogleich uber den Rhein geftuchtet sei, ist nicht zutreffend. —
•) MOnch. AUg. Reichs-A. 30jfthr. Kr. Bd. LXXXVI, 94, Ossa an Tilly,
Lichtenau 21. Mai 1622. — •) Schnitzer, J., Zur Politik des heiligen Stuhles,
S. 164. — *) Continuatio Manfif. Kriegsh., S. 19.
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4 1 8 von Reitzenstein.
im Geiste der Zeit als ein gOttliches Strafgericht betrach-
tete, das iiber ihn hereingebrochen sei1):
Dum Roma deliberat Saguntum perit!
Wie ersichtlich trafen weder Cordova noch Tilly tat-
kraftige Massregeln, urn den streitbaren Bischof von Passau
und Strassburg aus der Klemme zu ziehen. CFber die Plane
Mansfelds unterrichtet, sah C6rdova die geschilderte K&ta-
strophe im Geiste schon voraus. Er beratschlagte deshalb
mit Tilly, ob die Richtung auf Hagenau aufzunehmen ware.
Und wohl in der Absicht, sich der RheinbrQcke bei
Oppenheim zu nahern, verlegte C6rdova sein Hauptquartier
zwischen dem 12. und 16. Mai von Weinheim nordlich
nach Bensheim an der Bergstrasse.
In der Tat fiihrte er auch den Uferwechsel am
17. Mai aus1).
Jetzt hatte niemand Cordova ernstlich behindert, zu
gunsten des bedrangten Erzherzogs Leopold zu Osterreich
das Schwert in die Wagschale des Kampfes zu werfen.
Und Herzog Maximilian von Bayern hatte auch be-
stimmt erwartet, dass Cordova und Tilly dem Bruder eines
Ferdinand II. Hilfe bringen wurden*). Tilly suchte deshalb
den spanischen Generalkapitan zu entlasten. Allein seine
Entschuldigungsgrunde sind mehr fur eine Anklage gegen
C6rdovas Heerfuhrung geeignet, wenn er vorbringt, dass
*) Manch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. XV, 253. Erzherzog
Leopold an Maximilian, Molsheim 20. Mai 1622 . . . Eigenhandige Nach-
schrift des Erzherzogs: Ich glaub daft unser Herr Gott vnfi aller ordten
sonderlich straffen will. Ich khan E. L. gewiB versichern daB mein volckh in
einer solchen confussion ist daB nicht aufizusprechen vnnd sonderlich schmerzt
mich hoch der Verlust der Munition so ich gethan denn ich eine guette
anzal pulfer und andere sachen verloren. — a) Munch. Allg. Reichs-A.
30JShr. Kr. Fasz. XVII, 141. Gonzalo Fern, de Cordova al Barone de Tilli
en Binsheim, 16 de Mayo 1622. Ebenda Bd. LXXXVI, 41. Tilly an
Maximilian, Datum 20. Mai 1622 . . . haben wir fUr rhatsamb erachtet das
Don Gonzalo sich gleichfahls zu Oppenheim iiber Rhein vnd ihrae Manfifeldt
nachseze oder mittl suchte wie er mit Sr. Frst. Drlt. sich conjugirn mochte . . .
— •) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVI, 4—7. Maximilian
an Tilly, D. M (inch en 17. Mai 1622. Randbemerkung Maximilians . . . A1B
weill Ich gleichwohl erhoffen Ihr wert sampt dem Cordua bereit darauff
gedacht vnd die wirkliche Verordnung gethan haben daB gedachtem Erzherzog
Lbd Fahls sich der Feindt dahin gewent eilfertig succuriert werde . . .
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 419
der Energie eines Mansfeld gegenliber kein Erfolg mehr
zu erwarten war1).
Die uber den Rhein gesetzten spanischen Truppen
verblieben in einer zwischen Oppenheim und Nierstein sich
erstreckenden Zone vorerst in Bereitschaft.
Nach einigen Tagen, also jedenfalls nach dem Entsatz
Hagenaus, wurde wegen Futtermangels die spanische
Kavallerie in die Wetterau nach Ober- und Nieder-Eschbach
nOrdlich von Bonames verlegt*).
Die Regimenter z. F. dagegen bezogen in den Amtern
der nordlichen Rheinpfalz ihre Quartiere*).
Um die KriegfQhrung der katholischen Partei am
Oberrhein mOglichst zu fordern, raumte Ludwig V. »der
Fromme*4) von Hessen zwei seiner Burgen fur spanische
Kundschafter-Offiziere ein:
Starkenburg dem Kapit&n Karl Stassin, der noch einen
besondern Spion in Mannheim unterhielt*); ferner:
Schwalheim in der Wetterau dem Maestro de campo
Johann Baptist de Capua, Marquis de Campo-Lataro.
*) Zur Rechtfertigung Cordovas durch Tilly: Mttnch. Allg. Reichs-A.
30jfthr. Kr. Bd. LXXXVI, 41. Tilly an Maximilian, Wimpfen 20. Mai
1622 . . . A1B aber Manfifeldt so starckh forthgeruckht dafi defi Don
Gonzalo succurs weith zu spath (erfolgt ware) . . . Wenn Villermont,
Tilly ou la guerre de trente ans I, 177, die Untatigkeit C6rdovas und Tillys
auf positive Befehle Maximilians grflndet, so fehlen dafur Beweismittel. —
Das Verhaltnis C6rdovas zu Tilly beleuchtet Hermann Haagf Tilly (Jahr-
buch der Militarischen Gesellschaft Munchen Jahrgang 1875/76, Munchen
1876, S. 157. — *) Coll. des mem. 39 Du Cornet II, 39. Fur »au pays
d'Esbac* kommt in Betracht: Eschbach bei Usingen, dann Ober- und Nieder-
Eschbach nSrdlich Bonames; Eschbach im frankischen Kreise wie de Roubaix
de Soumoy anoimmt ist wohl, weil zu entfernt, ausgeschlossen. — *) Col. de
Docum. inedit. Tomo LIV enthalt S. 183 einen Erlass: Copia de la proroga
de la suspension de hostilidades mandada Ilevar a cabo en Creutzenach de
11 mayo 1622, welchen ein Verzeichnis von Stabsquartieren angefugt ist:
Obrist Maximilian d'Houchin, Seigneur de Gulzin: Oppenheim; Obrist Clau-
dius de Reye, Baron de Balancon: Alzey; Obrist Sebastian Baur: Odern-
heim; der Obristleutnant vom Deutschen Regiment Emden: Bacharach. —
4^ Das Epitheton >der Frumbe< wurde Landgraf Ludwig bayerischer Seits
ausgestellt: Munch. Hof- u. Staatsbibl. Handschr. S. cod. germ. 5081/II.
Auiso vom Herrn von Muggenthal aufi Zwingenberg vom 11. Juni 1622.
Was mit dem Feindt glucklich fiirgangen wie volgt. — 6) Col. de Docum.
ined. LIV, 210. Copia aut6grafa de Pascual Berenguer a don Alvaro de
Losada, Bensheim 30 de Mayo 1622.
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420 vonReitzenstein.
Mit der Stellung eines neiitralen Fiirsten war freilich
ein solches Vorgehen unvereinbar.
Von den Reichsburgen des oberrheinischen Kreises
finden sich f&r das Nachrichtenwesen Friedberg in der
Wetterau durch Kapitan van Etten und Gelnhausen durch
den Generalkommiss&r Alvaro de Losada besetzt.
Links des Rheines hielten sich in den kurpf&lzischen
Burgen Moschel - Landsberg, Meisenheim und Trarbach
spanische Offiziere auf, urn iiber alle Vorg&nge unterrichtet
zu bleiben1).
Um einerseits die Bewegungen des pfalzischen Heeres
am Oberrhein im Auge zu behalten und andererseits Nach-
richten iiber Baden einzuziehen, boten sich Udenheim
(Philippsburg) und Lichtenau als geeignete Pl&tze dar.
Bayern hatte iibrigens schon im September 1621 den
Obristleutnant Edward Geraldin, einen Iren, an Philipp
Christoph von Speyer als Gouverneur von Udenheim
iiberlassen.
*) Col. de Doc. ined. T. LIV, 183. Copia de la proroga de la suspen-
sion de hostilidades etc. Landsberg: Al capitan Bersigela; Meisenheim: Al
comisario general (Wilhelm de Beringhel); Trarbach: Al capitan Cessati.
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Beinheim,
ein els&ssischer Etappenort im 18. Jahrhundert1).
Von
Karl Engel.
i. Das franzosische Etappenwesen 2).
For Truppenbewegungen innerhalb des eigenen Landes
in Kriegs- und Friedenszeit hatte die alte franzosische
Monarchie aufs beste gesorgt. Louvois hatte auch hier
seine starke Hand, sein umfassendes organ isatorisches Talent
gezeigt und eine ftir damalige Zeiten mustergiiltige Ein-
richtung geschafFen, um die Frankreich von alien benach-
barten Nationen beneidet wurde: die Einrichtung der
Etappen.
Etappenstrassen verbanden alle Garnisonsorte miteinan-
der. Truppenbewegungen fanden, zumal im Frieden, fast
ausschliesslich auf Befehl des Hofes statt. Die Abteilungen,
welche eine Bewegung machen sollten, erhielten vom Hofe
zugleich mit dem Abmarschbefehl eine sogenannte »Routec
(route de la courj geschickt. Darauf waren der Abmarsch-
ort, das Abmarschdatum , der Bestimmungsort, die ver-
schiedenen Nachtlager und Ruhetage und die Starke der
Abteilung angegeben, die am Tage vor dem Abmarsche
durch einen Kriegskommissar festgestellt wurde. War
kein Kriegskommissar zur Stelle, so schrieb der Zahl-
meister (tresorier) des Garnisonsorts auf die Ruckseite der
»Route« einen Auszug der letzten Revue d. i. Feststellung
der wirklichen Truppenstarke durch einen Kriegskommissar.
Nur eine Truppe, die mit einer solchen Route verseher)
*) Quelle: Gemeinde-Archiv Beinheim, livre d'etape 1745 — 1764. —
*) Vgl. Briquet, Code militaire, Tome II, 323 ff. Paris 1747.
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422 Engcl.
war, wurde von den Etappenorten verpflegt. Auch die
Fuhrer von Rekrutenabteilungen und von Remontentrans-
porten erhielten auf Antrag ihrer Regimentskommandeure
solche »Routen« vom Hofe. Rekonvaleszenten , die aus
Spitalern entlassen waren, folgten der Marschstrasse ihrer
Regimenter, da das Regiment den in Betracht kommenden
Spitalverwaltungen eine Abschrift seiner Route zustellte
und an den Etappenorten die Anzahl der zurtickgelassenen
Kranken und aus irgend einem Grunde Abwesenden an-
geben musste. Die zur Entlassung kommenden Rekon-
valeszenten wurden von dem Kommandanten ihres Auf-
enthaltsortes und der Spitalverwaltung mit einem Scheine
versehen, auf dem ihre Abteilung, Herkunft, Signalement,
sowie die Route ihres Regiments genau verzeichnet waren,
und so folgten sie von einem Etappenort zum andern ihrem
Regimente.
Auch der Armeebefehlshaber konnte »Routen« aus-
geben, z. B. wenn Anfang November die Regimenter seiner
Armee in die Winterquartiere entlassen wurden und ihm
vom Hofe nur ganz allgemein die Provinzen, in denen
Winterquartiere bezogen werden sollten, bezeichnet worden
waren. Der Armeebefehlshaber hatte dann freie Hand,
die Einzelheiten zu regeln, wie er wollte. Solche »Routen«
hiessen ^routes du marechal oder de Tarm6e«.
An den Etappenorten wurden die Truppen verpflegt
und untergebracht. Gewohnlich wurden sie einquartiert ;
der Quartierwirt hatte ausser der Lagerst&tte und Licht
auch Platz am Feuer (Herd) zu gewahren. Die Verpflegung
wurde von der Militarverwaltung geliefert. Die Etappen-
lieferungen waren gegen bestimmte feste Preise fur die
Mundportion und die Fourageration verpachtet an Unter-
nehmer, die sogenannten Iitapiers, entweder die Etappen
ganzer Provinzen oder mehrerer Provinzen zusammen an
einen einzelnen oder die Lieferung jedes Ortes an beson-
dere lokale Unternehmer. Die Ortsbehorde des Etappen-
orts musste dem Etapier einen Raum stellen, wo die
Verteilung der Lebensmittel und Fourage vorgenommen
werden konnte: la maison oil l'etape se distribue; etape
nannte man auch damals die zu liefernde Verpflegung fur
Mann und Pferd.
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Bcinheim, ein clsissischer Etappcnort. azx
Die Mundportion betrug fQr Infanterie und Dragoner:
24 Unzen Brot (halbweiss) = 734 gr, 1 Pfund Fleisch
(Ochsen-, Kalb- oder Hammelfleisch nach Wahl des Etapiers)
= 489 gr, 1 Pinte Wein = 0,95 1, oder 1 Pot Bier oder
Apfelwein = 1,86 1;
fQr Kavallerie: 36 Unzen Brot = 1100 gr, 2 Pfund
Fleisch = 978 gT, i»/t Pinten Wein = 1,42 1, i'/i Pots
Bier oder Apfelwein = 2,79 1.
Die Fourageration betrug 20 Pfund Heu, 1 boisseau
Hafer = 13 1.
Der Mann erhielt eine Mundportion, der Sergeant zwei,
der Offizier, seinem Dienstgrad entsprechend, mehr. Da alle
Infanterie-Offiziere beritten waren und Packpferde hatten,
so erhielten sie auch Fouragerationen. Fur die Tage der
Etappenverpflegung wurde den Truppen ein grosser Teil
der Lohnung, manchmal auch die ganze Lohnung ein-
behalten. Die Etappen bildeten in manchen Jahren einen
sehr grossen Posten im Budget des Kriegsministeriums;
so betrugen die Kosten fiir die Etappenlieferungen im
Anfange des 18. Jahrhunderts bis zu 10 Millionen Livres
jahrlich, eine fiir jene Zeiten ausserordentlich hohe Summe.
Jede Truppe musste 2 — 3 Stunden vorher im Etappen-
orte ihre Ankunft anzeigen, damit die Ortsbehttrde sich
zum Empfange rlisten kOnnte. Diese war verpflichtet,
unmittelbar nach Ankunft der Truppe eine Revue d. i,
eine Feststellung des EfFektivstandes vorzunehmen und das
Ergebnis dieser Feststellung, auch die Zahlen in Worten
und alles ohne jede Abkurzung, in die Route einzutragen,
die gewohnlich der Adjutant der Truppe (Aide-Major) bei
sich trug und vorweisen musste. Befand sich ein Kriegs-
kommissar am Etappenorte, so hielt er die Revue in Gegen-
wart der OrtsbehOrde ab. Von der Revue wurden drei
Ausfertigungen gemacht; eine wurde sofort dem Etapier
ausgehandigt, welcher darnach das Ausgeben der Portionen
und Rationen vornahm; die zweite wurde an das Kriegs-
sekretariat geschickt und die dritte an den Intendanten
der Provinz. Diese drei Ausfertigungen wurden von der
OrtsbehOrde unterzeichnet , und der Truppenbefehlshaber
sowie sein Adjutant bescheinigten darauf die Zahl der
empfangenen Portionen und Rationen. Ausserdem musste
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424 Engel.
der Etappenort ein Registerbuch unterhalten, dessen Seiten
genau nummeriert und von der Ortsbehorde und dem
Intendanten oder dessen Subdelegue paraphiert waren. In
dieses Buch wurden, alles in Worten und ohne Abkttrzungen,
ein Auszug der Route und der Revue der Ortsbehorde,
das Datum der Ankunft, ferner die Empfangsbescheinigung,
unterzeichnet vom Adjutanten (Aide-Major), eingetragen
und das Ganze von der Ortsbehorde unterzeichnet.
Ein solches Registerbuch (livre d'6tape) ist uns von
dem Etappenort Beinheim im Unterelsass fur die Zeit von
1745 bis 1764 erhalten; die Eintrage sind hier vom Ge-
meindeschreiber unterzeichnet '). Beinheim lag an der
Etappenstrasse, die von Lauterburg nach Strassburg fuhrte;
Garnisonen an oder in der Nahe dieser Strasse waren
Lauterburg, Fort-Louis und Strassburg; die Etappenorte
waren Lauterburg, Beinheim, Offendorf, Strassburg. Sollten
Truppenabteilungen von Lauterburg nach dem Innern
Frankreichs abrticken, so verliessen sie bei ROschwoog die
Strasse Lauterburg — Strassburg und marschierten Qber
Hagenau, Hochfelden, Zabern weiter. Die Bewegungen
von Landau nach Strassburg erfolgten meist auf der Strasse
Landau— Weissenburg — Hagenau — Strassburg; nur in be-
sonderen Fallen wurde aushilfeweise der Weg uber Lauter-
burg usw. eingeschlagen. Truppenverschiebungen zwischen
Landau und Fort-Louis fanden dagegen uber Lauterburg—
Beinheim statt.
Das Etappenbuch von Beinheim enthullt uns daher
nur die Bewegungen eines Teils der Regimenter der Rhein-
armee, die Herbst 1745 Winterquartiere bezog, sowie die
Zusammensetzung der Garnison von Lauterburg in einer
Reihe von Jahren. l)ber die Garnison von Fort-Louis sind
nur sparliche Angaben zu erhalten, wie ja auch eine voll-
standige Angabe der Garnisonen von Lauterburg nicht
mOglich ist. Denn die Truppenteile konnten auch auf
anderert Etappenstrassen nach Lauterburg und Fort-Louis
kommen und von da wieder abmarschieren, ohne Bein-
') Auf dies Buch hat mich G«h. Archivrat Prof. Dr. Wiegand auf-
merksam gemacht, der es gelegentlich seiner Gemeinde-ArchiT-Revisionen
aurTand.
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Beinheim, ein els&ssischer Etappenort. ^25
heim zu beriihren. In den letzten Jahren 1761 — 63 zeigt
uns das Etappenbuch dann wieder Regimenter, die vom
Kriegsschauplatze in Deutschland nach Frankreich zuriick-
kommen.
2, Die Rheinarmee bezieht Winterquartiere
(Herbst 1745 und Januar 1746).
Das Beinheimer Etappenbuch beginnt mit dem Novem-
ber 1745. Es fuhrt uns in die Zeit des osterreichischen
Erbfolgekrieges. Der Feldzug am Oberrheine war zu Ende
und die franzOsische Armee bis an die Grenzen des Elsass
zuriickgegangen ; sie war nicht glucklich gewesen und
hatte das Main- und Neckargebiet raumen miissen. Ende
Oktober und Anfang November wurde sie in die Winter-
quartiere entlassen; die Regimenter, welche durch Bein-
heim kamen, nickten in das Elsass und die Franche-comte
ab. Unter ihnen befanden sich, wie die unten folgende
Tabelle zeigt, Kompanien der ^Grenadiers royaux««. Es
waren dies Milizsoldaten. Die Miliz erganzte sich durch
Aushebung, nicht durch Werbung wie die Truppen des
stehenden Heeres; unter den jungen Leuten, die sich zur
Aushebung stellen mussten, wurden durch das Los die-
jenigen bezeichnet, welche in der Miliz dienen sollten. Die
Ausgehobenen einer Provinz traten dann zu besonderen
Land-(Territorial-)Bataillonen zusammen; so bestanden die
Milizbataillone der Provinz Elsass »Strassburg« und >Colmar«
nur aus Unter- und Oberelsassern. Die Milizbataillone
wurden alljahrlich zu kurzen Ubungen von 7 — 14 Tagen
eingezogen. Im Kriege dienten sie als Garmson truppen,
wurden auch bisweilen zum Schutze der Etappenstrassen
ausserhalb des Landes verwandt. In Fallen der Not, wenn
die Werbungen zur Erganzung der aktiven Truppenteile
nicht hinreichten, wurden die ausgehobenen Milizen nicht
ihren heimatlichen Bataillonen uberwiesen, sondern in die
aktiven Regimenter als Ersatz eingestellt. Solches geschah
1742 und 1743, als die Regimenter, auf wenige Hundert
Mann zusammengeschmolzen, aus Bshmen und Bayern
zuriickkamen. Aus ausgesuchten Leuten bildete jedes
Milizbataillon eine Grenadierkompanie. Diese wurden
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426
Engel.
aus ihren Bataillonen herausgezogen und traten dann zu
den Regimentern der Grenadiers royaux zusammen, welche
im Felde wie jedes aktive Regiment zur Verwendung
kamen. Nach Schluss des Feldzuges wurden diese Grenadier-
kompanien wieder zu ihren Bataillonen entlassen, um sich
neu zu erg&nzen und auszurilsten. Bei Beginn des nUchsten
Feldzuges, um den i. April herum, verliessen sie ihr
Bataillon und stiessen an dem vorher festgesetzten Sammel-
punkt zu ihrem Regimen tel).
Die folgende Tabelle zeigt die Truppenbewegungen,
die infolge der Auflosung der Rheinarmee stattfanden und
iiber Beinheim gingen:
Woher?
Wohin?
durch
Bein-
heim
Starke
Bemer-
kungen
Thippenteil
Offi-
ziere
Mann
X
0
u
A
P
Inf.-Regt. Forez
Mutter-
stadt
Ottmars-
heim
4. XI.
1745
42
574
—
85
Deutsch. Inf.-Regt
RoyaI-Bavi£re 8)
Herth
Bies-
heim
6. XL
1745
83
1481
298
Empfangsbe-
scheinigung
umerschrie-
ben D'Ao-
Kav.-Regt. La Reine
Speyer
?
8. XL
1745
52
5,6
560
18
33
genstcm «).
*) Die Revuen geben nur die dem Staate gehQrenden Pferde an. Die
Pferde der Infanterie-Offiziere waren Privateigentura ; die Offiziere erhielten
die gesetzmassigen Rationen, auch wenn sie keine Pferde batten, jedoch in
Friedenszeiten nur die Halfte der ihnen etatmSssig zustehenden Rationen. —
*) Errichtet 1. Januar 1706; hiess vom 15. April 1780 ab Hesse-Darmstatt ;
best and bis 1793. Erster Oberst-Inhaber des Regiments war der Graf von
Bayern Max Emanuel Franz Joseph; naturlicher Sohn des Kurttirsten tod
Bayern und der Grafin v. Arco; geb. 28. Mai 1695; trat 1709 in fran-
zSsische Dienste als Oberst von Royal-Baviere ; Brigadier 1. Februar 17 19,
als Franzose naturalisiert Mai 1725, Marechal de Camp 1734, Generalleutnant
1. Marz 1738, Gesandter in Miinster 1741 — 42 (chargfc d'affaires), in Wien
1745; war lieutenant-general der Provinr Santerre, Gouverneur von Peronne,
Mondidier und Roye; gefallen bed Lawfeld 2. Juli 1747. — *) Es werden nur
die unterzeichnenden Offiziere der deutschen Regimenter und der Husaren
angefuhrt, einmal auch der unterzeichnende Offizier eines Schweizer-Reg.,
weil er einer elsasser Famiiie angehOrt (v. Zurhein), die jetzt noch in Bayern
bluht.
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Beinheirn, ein elsassischer Etappenort.
427
Woher?
Wohin?
durch
Bein-
heirn
Starke
Bemer-
kungen
Truppenteil
Offi-
ziere
I Mann
■
u
a
1 *
d
Kav.-Regt. Commis-
saire General
Speier
?
8. XL
1745
41
574
554
Inf.-Regt. Bour-
gogne II. Bat.
Armee
p
11. XL
1745
11. XL
1745
19
535
102
19
2 Rekon-
Inf.-Regt. Conde
?
44
"55
75
99
valeszenten
kamen nach.
inf.-Regt. La Sarre
3
p
II. XL
'745
25
506
145
1
Drag.-Regt. Ber-
tiilac, 5 Esc.
»
Gene-
rality
Moulins
25. XL
'745
43
755
742
Kav.-Regt. Bar-
ban (;on
J
Franche
Comte
25. XL
'745
30
432
422
Inf.-Regt. La Marine
I. III. Bat.
II. IV. Bat.
»
Besancon
27. XL
1745
27. XL
1745
38
34
1375
1369
Drag.-Regt. Surgien
i
29. XL
J 745
25
701
695
Kav.-Reg. Rosen ■)
(Deutsch)
•
Lothrin -
gen
I. XII.
*745
39
746
749
70
Empf.-Besch,
unterachiieb.
D'Aumont.
Kav.-Regt. Vinti-
miile
"»
Franche
Comte
I. XII.
'745
34
537
525
1
Kav.-Regt. Dauphin-
£tranger
>
Franche
Comte
3. XII.
1745
32
531
517
5
Drag.-Regt. Colonel-
General
*
Franche
Comte
3. XII.
1745
39
676
743
57
30
!) Errichtet als schwedisches Kav.-Reg. 1635; trat mit der Weiraar-
schen Armee 1639 in franztisische Dienste; hiess Rosen 1635 — 1682, 1696
— 1709, 1729 — 1. Februar 1749, Rottenburg 1682 — 1696, 1709—1720, Helra-
statt 1720 — 1729, Wurttemberg 1. Februar 1749 — 1. Dezember 1761; dann
unter Royal-Allemand gesteckt.
Zeitschr. f. Gesch. d. Obcrrh. N.F. XXI. 3. 28
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428
Engel.
Woher?
Wohin ?
durch
Bein-
heim
Starke
Bemer-
kungen
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Offi-
ziere
1
Mann
E
t4
I
3
J5
D
Husaren-Regt. Pol-
leretzki l)
Armee
Franche
Comte
5. XII.
1745
34
385
361
27
Empf.-Besch.
unterschrieb.
Oberlin,
Aide -Major.
Deutsch. Kav.-Regt.
Royal-Allemand 2)
»
Franche
Comte
5. XII.
1745
53
825
813
H
49
Empf.-Besch.
unterschrieb.
Gunti, Aide-
Major.
Regt. Grenadiers roy-
aux Coincy, 3 Kp.
»
zu ihren
Bat.
7. XII.
*745
9
134
16
1 Rekoa-
vales tent
narh-
gekommen.
Regt. Grenadiers roy-
aux Kermalec,
5 Kp.
»
zu ihren
Bat.
7. XII.
1745
»5
162
87
Regt. Grenadiers roy-
aux Coincy, 2 Kp.
*
zu ihren
Bat.
7. XII.
1745
6
73
25
Regt. Gren. royaux
Kermalec, 1 Kp,
»
zu ihrem
Bat.
7. XII.
'745
3
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3
Regt. Gren, royaux
Coincy, 1 Kp.
Deutsch. Kav.-Regt.
Nassau s)
»
zuihrem
Bat.
Strass-
burg
7. XII.
1745
8. XII.
1745
3
36
35
54»
600
15
48
23
7 Rekon-
valesrenten
nachgekomm
Empf -Besch.
unterschrieb.
v. Roberdau,
Aide -Major.
f) Errichtet 11. August 1743; aufgel6st Mai 1758. Das Regi-
ment wurde errichtet von Polleretski Franz Andreas Philipp; geb.
in Beszterezban in Siebenburgen, kam mit dem Fursten Ragotzy nach
Frankreich , war Major des Husaren-Reg. Bercheny, errichtete 11. August
1743 selbst ein Regiment; Brigadier 6. Oktober 1746; gestorben 1784 —
*) Errichtet 10. August 1 67 1 von Otto Wilhelm, Graf v. Konigsmarck;
fflhrte von 15. Februar 1688 ab den Namen Royal-Allemand. Das Regiment
emigrierte 1792 und trat in osterreichische Dienste; es ist das heutige k. u.
k. Dragoner-Reg. Nr. 12. Der unterzeichnete Aide-Major Guntz ist wohl
identisch mit v. Guntzer Maximilian; geb. in Strassburg; trat in Royal-
Allemand als Kornet 1743, war 1753 zweiter Major, 1759 und 1760 erster
Major des Regiments, 1761 Oberstleutnant, 1762 Oberst-Kommandant; Bri-
gadier 25. November 1766. Marechal de Camp 3. Januar 1770; gestorben
1774. — •) Errichtet 16. Oktober 1744 in Strassburg vom Grafen Wilhelm
Heinrich von Nassau-Saarbriicken ; aufgelost 21. Dezember 1762. v. Rober-
dau Jakob Dominicus war von 1753 bis zur Auflosung Major des Regiments.
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Beinheim, ein elsassischer Etappenort.
429
Woher?
Wohin?
durch
Bein-
heim
Starke
Bemer-
kungen
Truppenteil
Offi-
ziere
Mann £
a
3
1
H
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Inf.-Regt. Talaru
Selz
Belfort
8.1. 1746
23
621
7
2
Deutsch. Inf.-Regt.
Alsace
Minfeld
Strass-
burg
9.I.1746
35
1832
653
Empf.-Besch,
unterschrieb.
Reitter-
waldc i).
Inf.-Regt. Lorraine
Armee
Strass-
burg
10. I.
1746
44
742
Gesamtstarke der Tnippen der Rheinarmee,
welche vom 4. November 1745 bis 10. Januar
1746 durch Beinh<
sira mars<
rhierten
911
17850
7281
ohne die nachgekomme-
nen Rekonvaleszenten.
3. Die Truppenbewegungen bis zum Friedensschluss
(1746— 1748).
Das Ungewitter des Krieges hatte sich 1746 ganz
nach den osterreichischen Niederlanden verzogen ; am Ober-
rheine blieb bis zum Frieden alles ruhig. Nur 1 746 fanden
noch im Sommer bei Lauterburg und Landau kleinere
Truppenansammlungen statt; aber zu einer Zusammen-
stellung einer regelrechten Armee kam es nicht mehr.
In Lauterburg lagen als Garnison 4 Kompanien des
Milizbataillons Vesoul und das Husaren-Regiment Ferrary*).
Die iibrigen Kompanien und der Stab des Milizbataillons
lagen wahrscheinlich in Strassburg. Uber die Verschie-
bungen innerhalb des Milizbataillons erhalten wir aus dem
Etappenbuche von Beinheim folgende Angaben:
i) Vgl. d. Z. N.F., XV, 86. — «) Errichtet 16. Oktober 1745 von
Ferrary d'Interiani; diente zuerst bei den Kaiserlichen, dann bei den Bayern,
war 1 74 1 Major und Oberstleutnant eines Husaren-Regiments, 1743 Oberst;
gefangen genommen bei Dorfen (Bayern); 1744 ausgewechselt ; trat 1745 in
franzdsische Dienste und errichtete ein Husaren-Regiment: Brigadier 16. Mai
1748. Das Husaren-Regiment wurde 30. Oktober 1756 aufgelOst.
28*
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430
Engtl.
Woher?
Wohin?
durch
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heim
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1 *
V
1
IS
Miliz-Bat. Vcsoul
Detachiertje
Milu*Bat. Vesoul
4 Komp.
Miliz-Bat. Vesoul
Ersatzrekfuten
Miliz-Bat. Vesoul
Detachierte zum
Bataillon zuriick
Miliz*Bat. Vesoul
4 Kp. Abmarsch.
Lauter-
burg
Lauter-
burg
Be san^on
Strata*
burg
Lauter«
burg
Be san^on
Strass-
burg
Lauter-
burg
LauUr-
burg
Neu-
breisach
25. xr.
1746
4. III.
1747
28. III.
1747
17. IV.
1747
22. VI.
1747
I
1
7
3
i
1 1
1
5
57
148
135
6
254
I
13
16
8 gehfiren
Milix Bataill
Ddle an.
Das Milizbataillon Vesoul wurde durch 5 Kompanien
des Milizbataillons Anduce ersetzt. Sie kamen von Strass^
burg und marschierten am 23. November 1747 durch Bein-
heim in einer Starke von 7 Offizieren, 125 Mann; 13 Mann
waren im Spital zuruckgelassen worden. Diese Milizkom-
panien blieben bis Winter 1748/ 1749. Dann ruckten sie
nach ihrer Heimat ab, um dort entlassen zu werden.
Das Husaren-Regiment Ferrary rttckte Oktober 1746
nach Strassburg ab; es kam nach Beinheim am 29. Oktober
in Starke von 22 Offizieren1), 303 Mann, 300 Pferden;
3 Kranke waren in Lauterburg geblieben; einer davon
kam dem Regimente nach. Die Husaren wurden durch
die 2. und 4. Schflradron des Kavallerie-Regiments d'Es-
carts ersetzt; Oktober 1747 marschierten sie nach der
Franche comt£ ab und kamen am 5. Oktober nach Bein-
heim; Starke: 18 Offiziere, 252 Mann, 261 Pferde; 15 blieben
krank zuruck, Auf das Regiment d'Escarts folgte das
Kavallerie-Regiment La Vieuville; wie viel Schwadronen
l) Der unterzeichnete Aide-Major de Salomon war 1753 bis «ur Auf-
Idsung Major des Regiments.
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Beinheim, ein els&ssischer Etappenort. 43 1
in Lauterburg lagen, ist nicht zu ersehen; wir erfahren
nur, dass eine Schwadron auf dem Marsche von Lauter-
burg nach Huningen am 1. April 1748 (Starke: 6 Offi-
ziere, 134 Mann, 140 Pferde; 6 Leute beurlaubt) und ein
Remontetransport (i Offizier, 10 Mann, 12 Pferde) am
3. Mai 1748 nach Beinheim kamen. Jufti 1749 befand sich
La Vieuville jedenfalls schon mindestens seit einigen Wochen
nicht mehr in Lauterburg.
Unter den Truppen, die Sotnmer 1746 das nOrdliche
Elsass deckten, befanden sich das Dragoner-Regiment
d'Aubigny und das deutsche Infanterie-Regiment Loewen-
dahl. Eine neu formierte Kompanie des Dragoner-Regi-
ments langte, aus dem Innern Frankreichs kommend, am
4. August 1746 in Beinheim an (2 Offiziere, 50 Mann,
50 Pferde; 1 Kranker zuriickgeblieben). Regiment Loewen-
dahl1) marschierte Ende November nach Strassburg ab:
das 1. und 2. Bataillon rasteten am 28., das 3. am
29. November in Beinheim 2); Starke: 86 Offiziere, 1822
Mann.
4. Truppenbewegungen 1749 — 1755.
Aus dem Livre d'etape kOnnen wir die Infanterie-
Garnisonen von Lauterburg in den Jahren 1749— 1755
ziemlich vollst&ndig zusammenstellen; fur die Kavallerie
sind die Angaben sehr luckenhaft; es ist aber auch mOg-
l) Errichtet I. September 1743 vora Grafen Waldemar v. Loewendahl,
dem Sohne einer natiirlichen Tochter Konigs Frtedrich I. von Dan em ark,
der 17. September 1747 Marschall wurde und 27. Mai 1755 starb. Das
Regiment wurde 18. Januar 1760 untergesteckt, das I. Bataillon unter das
Infantene-Reg. Anhalt, das 2. unter das Infanterie-Reg. v. d. Marck. —
*) Unterzeichnender Aide-Major Kalb; et ist dies der bekannte v. Kalb (so
nannte er sich sp&ter), der lm nordamerikanischen Freiheitskriege atlf Seiten
der Amerikaner focht und rlel. v. Kalb, Johann, geb. 29. Juni 1721 in
Hflttendorf (im Bayreuthischen); t. September 1743 Leutnant in Loewendahl,
1747 KapitSn, 1756 Major, 1760 Aide-Major general des logis der Armee in
Deutschland; 19. Mai 1761 Oberstleutnant, 1763 dem Tnf.-Reg. Anhalt bei*
gegeben; Ende 1764 zur Disposition gestellt, ging nach Amerika, dessen
Boden er 2um ersten Male 12. Januar 1768 betrat; kam wieder nach Frank-
reich zuruck; 6. November 1775 brigadier mit einem 7jahrigen Urlaub und
der Erm&chtigung, bei den Amerikanern zu dienen; 15. September 1776
amerikanischer Generalmajor, tfttlich verwundet im Gefecht bei Cambdon
7. August 1777; 19. August an den Wunden gestorben.
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432
Engel.
lich, dass in diesen Jahren nicht immer Kavallerie in
Lauterburg- gelegen hat.
a) Infanterie-Garnisonen von Lauterburg.
kommt
nach
Lauter-
burg von
wo? und
wann?
verlasst
Lauter-
burg
wann?
und
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durch
Bein-
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Aide-
Major
Bemer-
kungen
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Offi-
ziere
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0
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3
5
Deutsch. Inf.-
Herbst
19. Jan.
20. I.
42
518
v.Klings-
Regt. v. Fer-
sen ')
1748 aus
d.Ostenr.
1749
nach
1749
port*)
Nieder-
landen
Fort-
Louis
Inf.-Regt. La
aus
ab Okt.
12. II.
39
659
20
17 Kranke
Sarre 1. Bat.
Nuils (?)
am 13.II.
1749
1749
nach (?)
1749
K s m en 0 ** co .
La Sarre
letzte iicb in
Lauterburg
auf den Frie-
d ens fuss. Am
17 Marz 17*9
Icamen 5 Offi-
ziere mit 149
entlassencn
Lcuten durch
Beinheim.
Deutsch. Inf.-
Regt. Royal-
Baviere
Oktober
17491?)
von (?)
it. Okt.
1750
nach
Strass-
burg
12. X.
1750
63
1017
29
de
Frenay
150 Mann
nach Corsica
detachicrt,
t Rekonvales-
zenten nach-
geltommen
Deutsch. Inf.-
Regt. St.Ger-
main •)
(?)
3. Okt.
1752
nach
Sedan
4. X.
1752
28
39S
5
Berthel
4RekoovaJes-
zenten na< h
gekommfn.
*) Errichtet I. November 1745 durch Friedrich Axel v. Fersen; geb.
1 7 19; Kapitan reform e im Inf.-Reg. Elsass 9. November 1736; Oberst
reform e a la suite I. April 1744; errichtete 1. November 1745 das Regi-
ment; brigadier 10. Mai 4748; iiberliess sein Regiment 14. Mai 1754 dem
Grafen Johann Adolph v. Nassau-Uiingen; ging nach Schweden xuruck ;
schwedischer Marschall 1770; gestorben 1794. Dai Regiment Nassau -Usingen
(fruher Fersen) wurde 20. Marz 1758 unter das Inf.-Reg. Nassau gesteckt.
— *) v. Klingsport: trat bei der Errichtung in das Inf.-Reg. Fersen, war
1753—20. Marz 1758 Oberstleutnant des Regiments; dann zweiter Oberst-
leutnant des Inf.-Reg. Nassau; Brigadier 12. November 1763; verabschiedet
29. Dezember 1763; gestorben 1787. — s) Errichtet 1747 von Ludwig
Claudius Graf v. St. Germain, geb. 15. April 1707, Leutnant im Milizbataillon
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Beinheim, ein elsassischer Etappenort.
433
kommt
verlasst
CtnrUs
der
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Lauter-
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Regt. LaDau-
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Strass-
burg
3. Okt.
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16. IX.
1753
19
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Haennle
de Mai-
sonneuse
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haus)
zent nach-
gekommen.
Schweiz.-Regt.
von Toul
Nov.
14. IX.
20
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30
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Bahhasar
15. Sept.
1754
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valeszenten
nach -
II. Bat.
'753
nachi?)
gekomroen ,
Schweiz.-Regt.
von Bel-
(?)
13. XL
'4
456
2
Zurhein
5 Rekonvales-
Wittmer
fort
'754
zentcn nach-
gekomrneo.
I. Bat.
14. Nov.
1754
b. Kavallerie-Garnisonen von Lauterburg 1749—55.
Husaren-Regt.
von (?)
12. Juni
13. VI.
20
Polleretzki
wahr-
scheinl.
Herbst
1749
nach
Schlett-
1749
1748
stadt
Kav.-Regt.
von (?)
3- Sept.
4. IX.
16
Marcieu 2 Esc.
Herbst
1750
1751
nach
Franche-
Comte
1751
103 IOO
232 214
der Franche Comte 1726, trat 1729 in kurpfalzische Dienste, 1730 in kaiser-
liche, 1741 in kurbayerische ; hier wurde St. G. Generalleutnant; wollte 1745
nach Preussen, konnte sich aber mit Friedrich dem Grossen nicht verstehen;
nach Frankreich zuruck, Marechal de Camp 1. April 1746; Generalleutnant
10. Mai 1748; iiberwarf sich im 7jahrigen Krieg mit Broglie, ging nach
D&nemark, wo er Feldmarschall wurde; nach Frankreich zuriick, wurde
Kriegsminister 27. Oktober 1775; verabschiedet 27. September 1777; gestorben
in Paris 15. Januar 1 778. Das Regiment St. Germain wurde 18. Januar
1760 in das Inf.-Reg. Nassau untergesteckt.
l) Errichtet 1747, in Royal- Baviere untergesteckt 18. Januar 1760.
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434
Engel.
kommt
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burg von
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Lauter-
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Major
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kungen
Kav.-Regt.
Marcieu i.Re-
montetrans-
port f. Komp.
Montauban
2. Remonte-
transport
Komp. Fon-
tenille
3. Remonte-
t ran sport
Komp. Lan-
dillac
4. Detache-
ment von Leu-
ten , welcbe
zu den Cara-
biniers iiber-
traten
St.
Michel
Reims
Frequat
Lauter-
burg
S trass-
burg
Brigade
dc Lang
(Cara-
biniers)
30. IV.
I. VI.
1751
5. vn.
175 *
1
6
9
6
4
4
3
3
5. Truppenbewegungen wahrend
des Siebenjahrigen Krieges und nach dem Kriege.
Die Strasse Strassburg-Lauterburg wurde von Truppen-
bewegungen nur im Anfange und gegen Ende des Krieges
in Anspruch genommen. Die grossen Truppenmassen, die
aus den Garnisonen des ttstlichen Frankreichs, von der
Kuste der Provence und der Insel Menorca nach dem
unteren Rheine oder nach Hanau marschierten und nahezu
alle durch Strassburg kamen, benutzten die Strasse liber
Hagenau, Weissenburg, Landau. Uber Beinheim-Lauter-
burg marschierten nur die von Fort-Louis kommenden
Regimenter:
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Beinheiir., ein elsassischer Etappenort.
435
'757-
kommt
nach
Lauter-
burg von
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Lauter-
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Major
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kungen
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3
5
Volontaires
Liegeois
Inf.-Regt.
Tournaisis
Inf.-Regt.
Rcyal-Rou-
sillon
Drusen-
heim
Fort-
Louis
Fort-
Louis
1 6. VII.
'757
24. VII.
1757
24. VII.
'757
15. VII.
1757
23. VII.
1757
23. VII.
1757
23
40
46
307
590
555
300
3
3
50
19
Oberlin
10 Kranke
nach-
gekommen
7 Kranke
nach-
gekommen.
109
1452
306
Beim Riickmarsch vom Kriegsschauplatze wurde die
Strasse fiber Lauterburg-Beinheim von Dezember 1761
an Ofters benutzt. tJber die Gamison von Lauterburg
erfahren wir aus den Truppenbewegungen, dass eine Zeit-
lang wahrscheinlich das Miliz-Bataillon Chaumont und die
chasseurs de Monnet in Lauterburg gelegen haben; dagegen
sind die Garnisonen nach dem Kriege in den Jahren 1763
und 1764 ziemlich sicher zu ermitteln.
Truppenbewegungen vom 22. Dezember 1761
bis 3. Februar 1763.
Woher r
Wohin?
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ziere
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-
5
Inf.-Regt. La-
marche-Pro-
vince
Landau
Strass-
burg
22. XII.
1761
29
592
12
45
Der Oberst
war kriegs-
gefangen, ao
Rekonvales-
zenten nach-
gekommen
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436
£ n g e 1.
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lerie, Brigade
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Royal-Artil-
lerie, Brigade
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Lauter-
burg
Landau
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burg
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burg
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burg
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Grena-
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royaux
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gentze
Strass-
burg
Grenoble
Fort-
Louis
Strass-
burg
Strass-
burg
23. XH.
1761
25. XII.
1761
21. VI.
1762
I. XII.
1762
3. XII.
1762
3. XII.
1762
6. XII.
1762
1 1. XII.
1762
50 1171
51
mi
13
22
22 ; 229
25 588
6 , 404
47 743,
24
24
36
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Sergeant
12 33
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5
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kamen nach.
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in Men, 10
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gekommen.
3 Rekonvalet-
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gekommen.
Rekonvales-
zent nach-
gekommen.
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Beinheim, ein elitssischer Etappenort.
437
Starke
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Waldner*)
stadt
"7^3
valeixenten
nach
gekommen.
34 Offisiere,
18 Strgeantea
waren kriega-
gefan gen oder
beurUobt, 804
Mann kriega-
gefangen, 19
Rekruten in
Colmar und
Belfort.
KaT.-Regt.
Fran-
S trass-
3. n.
37
588
573
1
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kenthal
burg
1763
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(Deutsch)
4 Esc.
In£-Regt.
Strass-
Landau
3. n.
42
988
162
66
68 Rekon-
Chastellux
borg
1763
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nach
gekommen.
Vom 22. Dezember 1761 bis 3. 1
Februar
355
7421] 687
ohne die nachgekommenen
1763 kamen
durch B
einheim
1
R
eko
nvaleszen
ten.
l) Das Regiment wurde 1673 rm Kanton Solothurn errichtet; hiess
1673 — 17 1 4 Greder-Suisse (zum Unterschied von Greder-Allemand), 1714 — 34
Afrry, 1734— 1757 Wittmer, 1757 — 1781 Waldner, 1781—20. August 1792
Vigier. Oberst-Inhaber Waldner gehdrte einer els&ssischen Familie an, die
noch in Frankreich bliiht. £s ist Waldner von Freundstein Chris toph
Friedrich Dagobert, geb. zu Rappoltsweiler 17 12; war 174 1 Kapit&n in den
Gardes Suisses, Brigadier 1747; 1748 wurde ihm der Grafentitel verliehen,
1757 Oberst-Inhaber eines Schweizer-Reg. ; 1758 Marechal de Camp, 1762
Generalleutnant; gest. 1782.
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438 Engel.
Garnisonen von Lauterburg 1763 und 1764.
kommt
nach
Lauter-
burg von
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Lauter-
burg
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2. Jan.
3- I-
10
273
1
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Winter
1764
1764
5 Komp.
1 762/63
nach
Strass-
burg
Deutsch. Inf.-
Strass-
(h
1. I.
8
191
2
Regt, Royal-
burg
1764
Baviere
2. Jan.
4 Kp. II. Bat.
1764
6. Einiges liber die Zusammensetzung der Deutschen und
Schweizer Regimenter und die »noms de guerrec
Aus den Signalements der einzeln oder in kleineren
Trupps ihren Regimentern nachmarschierenden Rekon-
valeszenten konnen die Namen einiger Kapitan-Komman-
danten ersehen werden. Es folgen hierunter nur die Namen
von Kapit&ns der Schweizer und Deutschen Regimenter
und eines Husaren -Regiments; denn auch die Husaren
waren meist Els&sser und andere Deutsche; die paar
Ungarn, die noch drin steckten, waren nur noch Reliquien
aus langst vergangenen Zeiten.
I. Kav.-Reg. Nassau, Kapit&ne 1745: 1. v. Schauen-
burg, 2. Heillimer, 3. Klingelhoeffer.
II. Husaren-Reg. Ferrari, Kapitane 1746: 1. Schwartz1).
III. Inf.-Reg. Royal-Bavtere, Kapitane 1750: 1. D'He-
ruart (?).
l) v. Schwartz, diente in der Freikomp. Romberg, trat 1745 als Kapitan
in das neuerrichtete Husaren-Reg. Ferrari, trat 1756 nach Auflosung des
Regiments Ferrari in die Legion Etrangere de Ciermont-Prince; 5. Juni 1763
Oberstleutnant des Husaren-Reg. Royal-Nassau; Brigadier 20. April 1768;
Marechal de Camp 1. Marz 1780; gest. 1787.
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Beinheim, ein elsassischer Etappenort. ,|in
IV, Inf.-Reg. St, Germain, Kapitane 1752: 1. v. Gelb1),
2. Gunther, 3. Reissen.
V. Schweizer-Reg. Balthasar, Kapit&ne 1753: 1. v,
Diesbach, 2. Ryhiner, 3. Joussaud, 4. Ufflegner,
5. Hartmannis, 6. Roll.
VI. Schweizer-Reg. Waldner, Kapitane 1762: 1. v. Zur-
lauben, 2. Vock (Volk?), 3. Paraviciny, 4. Roll
Franz, 5. Jacobet (el?), 6. Hoger, 7. v. Gallati,
8. Scholl, 9, Week, to. Roll Georg, 11. Montet,
Die Mannschaften der deutschen Infanterie-Regimenter
und der Husaren-Regimenter bestanden, wie oben er-
wahnt, aus Elsassern und andern Deutschen. So waren
7 nachgekommene Rekonvaleszenten des Kavallerie-
Regiments Nassau Deutsche ohne Angabe des Ge-
burtsorts und der eine des Husaren-Regiments Ferrary
ein Elsasser, von 4 Rekonvaleszenten des deutschen
Infanterie - Regiments St. Germain waren 2 Elsasser,.
2 Wvirttemberger. Aber auch die sogenannten Schweizer-
Regimenter zahlten viele Deutsche in ihren Reihen; unter
19 nachgekommenen Rekonvaleszenten des Regiments Bal-
thasar waren 4 Elsasser, 1 Lothringer, 3 andere Deutsche,
also weit uber ein Drittel waren Nicht-Schweizer; unter
42 nachgekommenen Rekonvaleszenten des Regiments
Waldner waren 15 Elsasser und 3 Lothringer; also auch
bei diesem Regimente waren weit tiber ein Drittel Nicht-
Schweizer.
Es ist wohl allgemein bekannt, dass in der franzo-
sischen Armee des Ancien regime fast alle Leute noms
de guerre trugen. Das war nicht lediglich ein Privatver-
gnugen der Leute, sondern gewissermassen eine offizielle
Einrichtung; denn der nom de guerre wurde neben dem
wirklichen Namen in den offiziellen Aktenstttcken (Signa-
lements, Rapporte u. dgl.) angefuhrt; so hiess es z. B.
Jean Dubois dit Va-de-bon-coeur, fusilier de la compagnie
de La Feuillade du regiment d'infanterie de la Marine.
Dps war so sehr offiziell geworden, dass, wenn einer ein-
!) v. Gclb, diente im Inf.-Regt. St. Germain, 1757 Oberstleutnant des
Regiments; 18. Januar 1760 Oberstleutnant vom Inf.-Regt. Nassau; Brigadier
20. Februar 1 761; Marechal de Camp 3. Januar 1770; Generalleutnant
I. Januar 1784.
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440 Engel.
mal keinen nom de guerre hatte, es dennoch hiess >Jean
Dubois dit Dubois* oder >dit id*. Die Leute der deutschen
Regimenter hatten meist keine noms de guerre; doch
kamen sie auch bei ihnen vor. So hiess der Sergeant vx>m
Regimente Elsass, der in der Nacht vom 25. /26. November
1 74 1 an der Spitze der Grenadiere des Regiments die Walle
von Prag erkletterte, mit seinem wirklichen Namen Jakob *),
mit seinem nom de guerre Pascal; nach seiner Beforderung
figurierte er als Leutnant Pascal in den Revuen und con-
tr&les d'officiers seines Regiments.
Es folge zum Schlusse eine Liste von noms de guerre,
welche den Signalements der Rekonvaleszenten des
Etappenbuchs von Beinheim entnommen sind; aus ihnen
spricht zu uns der Soldatenhumor der damaligen fran-
zOsischen Armee:
L'A venture, Beauregard, Beausoleil, Bellerose, Belle-
fleur, Bienaim£, Bourguignon, Brindamour, Brunet, Catalipe,
Cavallion, Chalons, La Chose, Divertissant (war ein Tam-
bour), La Faveur, La Feu Made, Flam man t, La Fleur, La
Fontaine, La Forme, Franc-coeur, La Grandeur, La Gre-
nade, La Jeunesse, Tlmmensible, Llnconstant, L'Infortun6,
Joli, Jolibois, Jolicoeur, Magdeleine, Mentant, Le Meurtre,
La Pierre, Pot-de-vin, La Rejouissance, Sans-chagrin, Sans-
fajon, Sans-quartier, Sans-segret, Sans-souci, St. Antoine,
St. Albin, St. Croix, St. Etienne, St. Germain, St. Martin,
St. Remy, La Tendresse, Tr^s-court, Va-de-bon-coeur, Le
Veill6, La Vertu, Verdun, La Vigne, La Violette.
l) Jakob, geb. in Erbach, Hersogtum Zweibrflcken; 172 1 Soldat im
Regiment Elsass, war Sergeant der Kompanie Leiningen, spater Pfirdt;
November 1741 Lieutenant reforme, 1742 Second- Lieutenant, I. Februar 1744
Premier-Lieutenant, 31. Januar 1749 zu den Invaliden entlassen; wurde
Kapitan einer Invalidenkompanie, stand mit ihr 1770 in Garnison im Fort
<les Barraux in der Danphine.
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Die Belagerung von Neubreisach im Jahre 18151).
Von
Max v. Gulat-Wellenburg.
Als am 7. Marz 1815 in Wien die Nachricht vom Ver-
schwinden Napoleons aus Elba bekannt wurde, erreichte
die politische Spannung in Europa einen vielleicht kaum
wieder erlangten Hohegrad. Dieser Spannung entsprach
dann der rasche Gang der kriegerischen Ereignisse und
der gefuhrten Schlage; schon am 18. Juni darauf ver-
nichteten die siegreichen Waffen der Verbiindeten bei
Waterloo das so iiberraschend wieder aufgetauchte Gespenst
Napoleonischer Weltherrschaft.
l) Zu der Arbeit wurden benutzt an Druckschriften: I. Plotho, Der
Krieg des verbiindeten Europas gegen Frankreich, Berlin 1818. 2. A. Benoit,
Neuf-Brisach. Les deux Blocus 181 4 et 1815, erschienen in der Revue
d' Alsace Tome XLV 1894. 3- Denkwurdigkeiten des Msrkgrafen Wilhelm
von Baden, herausgegeben von K. Obser (Heidelberg 1906). 4. A. Chuquet,
P Alsace en 1814, Paris 1900. An Archivalien: 1. Grossh. Haus- und
Staatsarchiv Karlsruhe III Staatssachen, Kriegssache Fasz. 1430, Meldungen
des Generals v. Volkmann fiber die Belagerung von Neu-Breisach. 2. Wiener
Kriegsarchiv Schriftenabteilung a) 181 5 F. A. Hauptarmee (Schwarzenberg),
b) 1 815 F. A. Reservekorps (Erzherzog Ferdinand), c) 18 15 F. A. II. Corps
(Hohenzollern). 3. Dresdener Kriegsarchiv a) acta fiber die habere Corre-
sponded mit verschiedenen Behorden der Kgl. Sachsischen Truppencorps
vom Mai bis ultimo December 18 15 Kap. II lit. a Nr. 21 loc. 892, b) acta
fiber die Aufstellung der beiden Blokaden Schlettstadt u. Neubreisach 181 5
Kap. II lit. a Nr. 21 loco 888 und 882. 4. Darmstadt, Grossh. Hessisches
Haus- und Staatsarchiv. VIII B I Nr. 15. Tagebuch des Majors Gran aus
dem Jahr 18 1 5. 5. Stadtbibliothek Colmar: Neufbrisach, a) registre des
ordres de la place de Tarmee et des quatre bataillons de la garde nationale
commence le 4 mai 18 15, b) livre d'ordres de la ifere compagnie des
Grenadiers.
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442 v- Gulat-Wellcnburg.
Der letzte Akt dieses Dramas hatte auf verschiedenen
Theatern gespielt; wahrend in den Niederlanden die Ent-
scheidung fiel, gingen im SUdwesten Deutschlands Oster-
reichische, bayrische, s&chsische, wtirttembergische und
badische Truppen auf der Linie Basel- Worms gegen Frank-
reich vor, und die an der Rheingrenze entlang liegenden
Festungen Strassburg, Schlettstadt, Hiiningen, Neubreisach
wurden eingeschlossen und belagert Diese Aktionen
zogen sich zum Teil bis in das Sp£tjahr 1815 hinein und
entbehrten, weil ja die Wiirfel des Geschicks schon gefallen
► waren, schon damals des besonderen Interesses. Die Augen
der Welt waren nach Paris gerichtet, wo von den Volkern
Europas und ihren Monarchen die politischen Folgerungen
der Vernichtung der Napoleonischen Herrschaft zu Ziehen
waren. Die speziellere Darstellung dieses Teils der Ereig-
nisse wurde daher etwas vernachlassigt. Doch hat Arthur
Chuquet in Paris in seinem Werk »l\Alsace en 1814c eine
anschauliche Darstellung der Kampfe im Elsass gegeben,
wobei die lebendige Schilderung der sonst herrschenden
Zustande und Stimmungen besonders wertvoll erscheint;
indes ist die in gleicher Weise fQr das Jahr 1815 geplante
Darstellung bisher noch nicht erschienen. Insbesondere
fehlt es an zuverl&ssigen Darstellungen fiber die Zernierung
der festen Pl&tze, speziell der Vorgange bei Neubreisach.
Arthur Benoit hat in der Revue d'Alsace von 1894 tiber
die beiden Einschliessungen Neubreisachs von 1814 und 15
geschrieben, sich aber dabei fast ausschliesslich auf das
franzosische Material und die ungenauen Angaben von
Plotho1) gestatzt, so dass eine Zusammenfassung der
immerhin Interesse beanspruchenden Aktionen auf Grund
der im Wiener und Dresdner Kriegsarchiv, sowie im
Grossh. Bad. Generallandesarchiv liegenden Akten einige
Richtigstellungen bringen wird.
Der Aufmarsch der Verbflndeten im Jahr 181 5 war
auch am Oberrhein rasch erfolgt. In dem Hauptquartier
Heidelberg traf Schwarzenberg, der Oberbefehlshaber der
oberrheinischen Armee, seine Dispositionen.
») Plotho a. a. O. S. 430.
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Belagerucg von Neubreisach. a 41
Der linke Flilgel seiner Armee, bestehend aus dem
I. und II. Armeekorps unter Feldzeugmeister Graf Hiero-
nymus Colloredo und General der Kavallerie Fiirsten von
Hohenzollern-Hechingen , nebst einem Reservekorps stand
unter dem Oberbefehl des Erzherzogs Ferdinand von Este.
Diese Armee sollte1) in der Richtung Vesoul-Remiremont
operieren, den General Lecourbe schlagen und gegen
Nancy marschieren2). Dem Erzherzog Ferdinand war aber
noch eine besondere Blockadearmee, welche als Spezialchef
Erzherzog Johann kommandierte , zur Belagerung der
Festungen Belfort, Hiiningen, Neubreisach und Schlett-
stadt unterstellt. Belfort wurde demgemass von deta-
schierten Truppenteilen des I. Armeekorps, Hiiningen von
der Division Mariassy zerniert, wahrend eine kombinierte
Division unter dem Befehl des badischen Generalleutnants
Grafen Wilhelm von Hochberg — einem Sohn aus Karl
Friedrichs zweiter Ehe — die Aufgabe hatte, Neubreisach
und Schlettstadt zu belagern. Die eine Brigade dieser
Division unter dem wurttembergischen General von Stock-
maier, welche drei wiirttembergische Landwehrbataillone,
ein Hessen-Darmstadtisches Bataillon , zwei Eskadronen
Kaiser Chevauxlegers, und zwei leichte Osterreichische Fuss-
batterien umfasste, war fur Schlettstadt, die andere Brigade
unter dem Osterreichischen Generalmajor von Volkmann,
die aus dem 4. Bataillon des Osterreichischen Infanterie-
regiment Bianchi , drei badischen Landwehrbataillonen,
wozu dann noch eine Eskadron Kaiser Chevauxlegers kam,
bestand, fur Neubreisach bestimmt. Graf Hochberg a) befand
sich auf dem Wiener Kongress, als Napoleon aus Elba
zuruckkehrte; er wandte sich in Wien soiort durch Ver-
mittlung Schwarzenbergs an den Kaiser und durch Ver-
mittlung des Freiherrn von Stein an den Konig von
Preussen, beiden Monarchen seine Dienste fur den bevor-
stehenden Feldzug anbietend. Aus Griinden personlicher
Verstimmung des Grossherzogs Karl hatte er namlich keine
Aussicht, ein badisches Truppenkommando zu erhalten,
l) Konzept des Angriffsplans Schwarzenbergs v. 18. Juni 1815, Wiener
Kriegsarchiv Hauptarmee (Schwarzenberg). — *) Denkwiirdigkeiten des Mark-
grafen Wilhelm von Baden von K. Obser.
Zeitschr. f. Gcsch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 29
Digitized by VaOOQ IC
444 v- Gulat-Wellenburg.
doch war ihm auf seine Bitte vom Grossherzog gestattet
worden, eine Dienststellung bei einer der verbttndeten
Machte zu ubernehmen. Er begab sich dann, diese An-
gelegenheit betreibend, Ende Mai in das Hauptquartier zu
Heidelberg, wo ihm Kaiser Franz eine baldige gunstige
Entscheidung verhiess. Am 23. Juni traf ihn darin auch
eine Ordre Schwarzenbergs, der ihm das schon bezeichnete
Divisionskommando iibertrug. Allerdings schien der Urn-
stand, dass sich unter den ihm von Schwarzenberg zuge-
teilten Truppen drei badische Landwehrbataillone befanden,
nicht geeignet, die Stimmung des Grossherzogs zu ver-
bessern; er Hess es ihn jedoch bei dem personlichen Empfang
nicht fCihlen, bewilligte aber die von Schwarzenberg
geforderte Aufstellung des Landsturms an der Rhein*
grenze nicht, wie auch Graf Hochberg auf die Anforderung
einer badischen Batterie ftir seine Division — wie es
Schwarzenberg gewiinscht hatte — als von vornherein
aussichtslos verzichtete.
Schon am 26. Juni iiberschritt das Gros des linken
Fliigels — das I. und II. Armeekorps nebst Reserve —
unter Erzherzog Ferdinand den Rhein, wahrend Graf Hoch-
berg den Auftrag hatte, mit seiner kombinierten Division
noch bis 30. Juni rechtsrheinisch zu bleiben und zwischen
Rastatt und Freiburg eine beobachtende Stellung einzu-
nehmen. Zu diesem Behuf sollte er je ein Bataillon
Wurttemberger in Muhlburg, Rastatt, Appenweier, das
hessische Bataillon in Bischofsheim, das Bataillon Bianchi
in OfFenburg und je ein badisches Landwehrbataillon in
Endingen, Mahlberg und Freiburg aufstellen; die Kavallerie
nebst einer Dreipfiinderbatterie sollte in Offenburg Stellung
beziehen. Am 22. Juni besichtigte Graf Hochberg in
OfFenburg das Bataillon Bianchi und traf am gleichen Tag
mit dem ihm unterstellten General von Volkmann in Kehl
zusammen. Am 24. erhielt er den Befehl Schwarzenbergs,
sich mit seinen Truppen am 27. in Bewegung zu setzen,
mit der Brigade Volkmann, den Kaiser Chevauxlegers und
dem hessischen Bataillon am 30. Juni in Basel einzunicken
und am 3. Juli in Colmar einzutreffen. Diese Disposition
wurde aber auf Weisung des Armeekommandanten Erz-
herzog Ferdinand geandert, der offenbar der Zeitersparnir*
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BelageruDg von Neubreisach. 14 c
halber Graf Hochberg befahl, den Rhein am 30. zu uber-
schreiten und schon am 1. Juli die Blockade von Neu-
breisach zu ubernehmen. Graf Hochberg meldete sich
dann am 29. Juni in Basel bei seinem unmittelbaren Vor-
gesetzten Erzherzog Johann, Befehlshaber der Blockade-
armee, gab von Basel aus dem noch rechtsrheinisch
stehenden General von Volkmann den Befehl, bei Rhein-
weiler iiberzusetzen, fuhr selbst Tags darauf dahin und
ritt von einer Eskadron Chevauxlegers und seinem
Ordonnanzoffizier Grafen Migazzi begleitet nach Ottmars-
heim, wo die Brigade Volkmann schon eingetroffen war.
Die badische Landwehr ergab sich unmittelbar nach
dem Rheiniibergang dem Sengen und Plundern; Dorfer
standen verlassen, viele Hauser gingen in Flammen auf,
so dass der General durch seine Eskorte die Ubeltater
bestrafen lassen musste. Auch der Befehlshaber des
hessischen Bataillons, Major Gran, erwahnt in seinen Auf-
zeichnungen diese Ausschreitungen der Landwehr, welche
beweisen, wie infolge der vielen Kriegsziige Verwilderung
in die Gemiiter eingezogen war.
Am Nachmittag des 1. Juli stand die Brigade Volk-
mann befehlsgemass vor Neubreisach. Hier war schon
eine osterreichische Division unter Feldzeugmeister Mazzu-
chelly am 30. Juni eingetroffen und hatte der Garnison,
welche aus der Festung herausgekommen war, ein grosseres
Treffen geliefert. Mazzuchelly l) war am fruhen Morgen des
30. Juni von Ensisheim, wo das Gros des linken Fliigels stand,
mit seiner Division aufgebrochen und war uber Rustenhardt,
wo er noch die ihm speziell beigegebenen Kienmayerschen
Husaren ubernahm, nach Dessenheim, einem Dorf sudwest-
lich von Neubreisach, marschiert. Von hier deployierte er
seine Truppen: das 1. Bataillon Wiirttemberg nach Sassheim,
welches seinerseits eine Abteilung nach Algolsheim und einen
Posten nach Volgelsheim vorschob, um die Kommunikation
der Festung mit dem Fort Mortier zu erschweren; das
zweite Bataillon Wiirttemberg nach Heiteren, siidlich der
l) Bericht Mazzuchellys vom 30. Juni 1815. Wiener Kriegsarchiv 1^15
F. A. II. Korps (Hohenzollem).
20*
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446 v* Gulat-Wellenburg.
Festung, gleichzeitig als Reserve des ersten Bataillons
dienend; das dritte Bataillon nach Dessenheim und Weckols-
heim. Mit dem ersten Bataillon Colloredo versperrte er
die Strasse von der Festung nach St. Croix und mit dem
zweiten die Strasse nach Colmar; vorgeschobene Ab-
teilungen besetzten die Dorfer Wolfganzen und Biesheim;
auf diese Weise war ein vollkommener, wenn auch
schwacher InfanteriegQrtel um die Festung gezogen. Die
Kavallerie diente zur Verbindung zwischen den Abteilungen ;
ein Zug kam nach Sassheim, eine halbe Eskadron nach
Dessenheim, zwei Sechspfunder wurden westlich der Festung
aufgepflanzt. Um 9 Uhr vormittags hatte die Bewegung
begonnen, um 3 Uhr war die Festung eingeschlossen.
Die Besatzung hatte nur im Nordwesten in den Dorfern
Wolfganzen und Weckolsheim Widerstand geleistet; Wek-
kolsheim wurde von dem dritten wiirttembergischen Bataillon
mit Bravour angegriffen und eingenommen, ebenso wurde
das Dorf Wolfganzen in zweimaligem Ansturm von den
Bataillonen Colloredo genommen und vom Feind, der sich
in die Festung zuriickzog, ges&ubert. Der Verlust der
Osterreicher betrug 1 Offizier tot, 1 verwundet und ca.
20 Mann an Toten und Blessierten; die Franzosen liessen
mehrere Tote in Wolfganzen zuruck; der General hebt in
seinem Bericht an den Kommandanten des zweiten Korps,
Fiirsten von Hohenzollern, die Tapferkeit der Truppen und
Offiziere, insbesondere des Majors Querlonde und Haupt-
manns Hanekart hervor. Um 5 Uhr des Abends sandte
Mazzuchelly dann einen Parlamentar mit einem franz&sisch
abgefassten Brief in die Festung, in welchem er den
Kommandanten im Hinblick auf die Ereignisse in Paris
— Abdankung Napoleons — aufforderte, die Festung zu
iibergeben, den Offizieren ihren Rang und alle Standes-
vorteile zusichernd. Dieser Versuch war aber vergeblich;
der Kommandant liess den Parlament£r kurzer Hand ab-
weisen.
Diese energische und entschlossene Aktion Mazzu-
chellys war auf direkte Anordnung des Armeekomman-
danten, Erzherzog Ferdinands erfolgt, der befohlen hatte,
»die Festung am 30. Juni zu zernieren und zu berennen
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Belagerung von Neubreisach. 447
und die Verbindung mit dem Fort Mortier nach Moglich-
keit abzuschneidenc 1). Der Angriff erscheint fur den
kriegerischen Geist der Armeeleitung um so bemerkens-
werter, als ja fur den folgenden Tag bereits die Zernierung
durch die eigentlichen Blockadetruppen bestimmt war. Es
bewahrte sich in diesem Fall das — in monarchischen
Staaten meist tibliche — System, in die hOheren Befehls-
verb^nde AngehOrige des regierenden Hauses einzuschalten,
insofern, als nicht leicht ein kommandierender General in
so rascher Folge die Truppen vor der Festung hatte
wechseln diirfen, ohne Empfindlichkeiten zu erregen. Auch
die Einschaltung des Erzherzogs Johann als Oberleiter der
Blockadetruppen erwies sich als geeignet, Reibungen
zwischen den einzelnen Verbanden zu vermeiden und dies
um so mehr, weil die Moglichkeit des Ausbruchs von
Differenzen zwischen den verschiedenen Staaten ange-
httrigen Kontingenten ja sehr nahe lag.
Dies waren die Ereignisse des 30. Juni, am Tag darauf
rtickte die Volkmannsche Blockade vor die Festung.
Mit dieser auf den Akten beruhenden Darlegung
werden die Angaben Benoits2), der dieses Treffen auf den
29. Juni verlegen will, widerlegt ebenso die Behaup-
tung, dass bereits Mitte Juni badische Landwehr-
truppen einen Vorstoss gegen die Festung unternommen 8)
und den bei Geiswasser aufgestellten Posten zu tiber-
rumpeln versucht h&tten, aber nach sofortigem Alarm
durch die Garnison mit vier Geschiitzen vertrieben worden
l) Ordre des Erzherzogs Ferdinand vom 29. Juni 181 5. Wiener Kriegs-
archiv 181 5 F. A. Reservekorps (Erzh. Ferdinand). — 2) Benoit a. a. O.
S. 162. — s) Nach dem Bericht des Vorpostenkommandeurs der 1. Badischen
Brigade besetzten am 2. Juni die Franzosen vorubergehend cine diesseitige
Rheininsel und feuerten einige Schiisse ab; am 19. Juni abends wurden von
den badischen Vorposten vor Neubreisach zwei franzSsische Bataillone, wekhe
gegen Colraar zu marschierten, bemerkt; auch fielen einige Kanonenschiisse
aus der Festung, von den badischen Truppen wurde aber nicht gefeuert.
Auf dieses letzte Vorkommnis scheint die Angabe Benoits zuriickzufuhren
zu sein; von einem Vorstoss der badischen Truppen oder einem Ver-
such der Oberrumpelung kann also nicht gesprochen werden. — Mel-
dungen des Kommandos der 1. Brigade. Grossh. Haus- und Staatsarchiv
Fasz. 1 1 12.
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448 v- Gulat-Wellenburg.
seien. Oberhaupt weiss Benoit nichts davon, dass die
Truppen Mazzuchellys schon am 1. Juli durch die Volk-
mannsche Brigade abgelOst wurden; er l£sst bei den weiter
erfolgenden ZusammenstOssen noch die Osterreichischen
Truppen aufmarschieren 1).
Bevor wir nun die Fortsetzung der Zernierung durch
diese Brigade betrachten, wollen wir noch einen Blick auf
die Festung selbst werfen.
Neubreisach war damals noch eine hervorragende
Festung, wahrend es heute nur mehr ein interessantes
Dokument franzOsischer Festungsbaukunst darstellt. Im
Frieden von Ryswyk wurde das als Schliissel des alten
Reichs beriihmte Altbreisach von Ludwig XIV. an Oster-
reich zuriickgegeben unter gleichzeitiger Schleifung der
befestigten, auf einer Rheininsel gelegenen Vorstadt Ville
Neuve oder St. Louis genannt. Als Ersatz fur diesen ver-
loren gegangenen Stiitzpunkt schuf Vauban in den Jahren
1698 — 1700 das heutige Neubreisach. Diesen Festungs-
neubau mitten in einer Ebene, ca. 3200 m vom Rhein
entfernt gelegen, konnte der geniale Ingenieur ungehindert
durch Terrainverhaltnisse rein seinen Befestigungstheorien
entsprechend gestaken. So mutet uns heute der Plan
seiner Festung an wie ein grosses Ornament: ein ganz
regelmassiges Achteck mit gleichmassig befestigten Mauer-
seiten, welche die Stadt umschliessen; in den Winkeln der
zusammenstossenden Seiten je acht kasemattierte Turme,
welche je eine vorgeschobene Lunette als Schutz haben;
zwischen diesen jeweils wieder ein Halbmond, so dass das
ganze Bild sich als mathematisch gezeichneter Stern mit
sechzehn Spitzen darstellt. Zwischen Stadtmauer und Vor-
werk und vor diesem befindet sich je ein Graben; der
letztere ausserdem durch Verhaue geschiitzt. Vor den
Werken zieht ein gedeckter Weg um die Festung. Vier
Tore fiihren aus der Stadt im Nordwesten nach Colmar,
im Siidwesten nach Belfort, im Sudosten nach Basel, im
Nordosten nach Strassburg. Westlich der Stadt zieht der
von Vauban erbaute Kanal vorbei, der bei Ensisheim sein
Wasser der 111 entnimmt, gerade auf Neubreisach zufliesst,
>) Benoit a. a. O. S. 164.
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Belagerung von Neubreisach. 449
etwa 450 m von den westlichen Werken entfernt sein
Wasser fiir die Festungsgraben abgibt und bei dem Col-
marer Tor nordwestlich abfliesst. Im Innern sah Neu-
breisach ziemlich trostlos aus; die Hauser waren klein, die
Strassen liefen schnurgerade von den vier Toren auf den
Mittelpunkt der Stadt zu, wo sich die place d'armes mit
der Kirche und den offentlichen Gebauden befand — also
ein Ort, in dem jeder Teil der Zweckbestimmung diente
und der den Charakter grosster Einformigkeit trug, —
so recht ein Gegenstiick zu dem alten Breisach mit seinen
aus dem Rhein aufragenden Felsen und mittelalterlichen
Befestigungen. Neubreisach hatte noch das nach dem
Rhein vorgeschobenes Fort Mortier, — ein Vorwerk, das
ursprunglich ein Stutzpunkt von Altbreisach, auf der
elsassischen Seite 1668 erbaut war, aber 1698 nach Ruck-
gabe Altbreisachs an Osterreich zum Aussenwerk Neu-
breisachs umgestaltet wurde. Das Fort ist gegen die
Rheinseite zu geschlossen, hat drei Lunetten gegen die
Landseite und einen durch Schutzwehren gedeckten Ver-
bindungsgang mit Neubreisach. In der weiteren Um-
gebung — auf drei bis funf Kilometer Entfernung — ist
Neubreisach mit einem Kranz von DOrfern, namlich Bies-
heim im Norden, Volgelsheim, Vogelgrtin und Algolsheim
im Osten, Sassheim, Heiteren, Dessenheim im Suden,
Weckolsheim und Wolfganzen im Westen, umgeben.
Aus dieser summarischen Topographie ergibt sich schon,
dass Neubreisach nach alien Seiten hin fur die Belagerung
ziemlich gleiche Verh<nisse bot mit Ausnahme der Ost-
seite, wo der Rhein ein naturliches Hindernis fur die An-
naherung bildet. Als Stutzpunkte fiir Belagerungstruppen
kommen nur die genannten DOrfer und das im Siiden sehr
nahe gelegene Kapuzinerw&ldchen in Betracht. Die Be-
lagerungen von Neubreisach hatten deshalb, wie auch die-
jenige von 18 15, meistens nur den Charakter von Ein-
schliessungen, ohne dass ein entschiedener AngriflF gegen
eine einzelne Stelle gerichtet worden ware, wie z. B. bei
Huningen gegen das Fort Abatucci, da eben alle Punkte
ziemlich gleichmassig widerstandsfahig waren.
Mazzuchelly schatzte in seinem Bericht vom 30. Juni
die Garnison auf 3000 Mann; es scheinen aber nach zuver-
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acq v. Gulat-Wellenburg.
l£ssiger Berechnung nur etwa 2500 gewesen zu sein. Sie
bestand1) aus einem Bataillon des 101. Linienregiments
— Kommandeur Oberst Herbez-Latour — , aus vier Ba-
taillonen der Nationalgarde des Oberrheins, aus der
15. Veteranenkompanie , einem Bataillon Zollgarde , einer
Eskadron Lanciers, zwei Artilleriekompanien und einer
mobilen Batterie; auf den Wallen befanden sich 20oKanonen.
Kommandant der Festung war Feldmarschall Baron Der-
moncourt, ein ehemaliger Bastillenstiirmer, dann gliicklicher
Soldat und Reichsbaron vom Jahr 1 803 ; die anderen hoheren
Offiziere waren Oberst Moulut, Geniekommandant und
Major Brechtel, Waffenmeister. Die Nationalgarden kom-
mandierte der fruhere Btlrgermeister Schlachter mit dem
Titel eines Generals. Von den Zustanden in der Festung
wahrend der Belagerung wissen wir nicht viel, da uns von
Akten nur ein Befehlsbuch der 1. Kompanie II. Bataillons
der Nationalgarde, sowie ein Befehlsbuch, enthaltend Armee-
und Kommandanturbefehle, erhalten ist2). Es ist diesen zu
entnehmen, dass am 11. Mai die Festung bereits als im
Belagerungszustand befindlich erkl&rt und schon Mitte
Juni strenge Massregeln getroffen wurden, urn den Ver-
kehr mit der Aussenwelt zu beschranken. Am 19. Juni,
also schon drei Tage nach dem Ereignis, wurde durch
Tagesbefehl die »telegraphische Depeschec von dem Sieg
Napoleons bei Ligny in bombastischer Sprache bekannt
gegeben, wahrend der Zusammenbruch bei Waterloo nur
in der ebenfalls als Tagesbefehl verkundeten Proklamation
Napoleons, welche seinen Verzicht auf den Thron enthalt,
erst am 26. Juni Erwahnung findet. Diese Veranderung
der Weltlage iibte aber auf die Besatzung keinen Einfluss
aus; in einer feurigen harangue begrusst Major Brechtel
den Sohn des Kaisers als Napoleon II. und fordert die
Soldaten auf, ihre Pflicht zu tun.
Ende Juni werden dann die Kriegsartikel in Geltung
gesetzt; die Desertion wird mit dem Tode bedroht; die
nicht mehr dienstpflichtigen Veteranen im gleichen Fall
l) Benoit a. a. O. S. 161. — 2) Ein in dem Pariser Kriegsarchiv
befindliches registre von Dcrmoncourt, das wahrscheinlich Angaben iiber die
Belagerung von 1815 enthielt, konnte nicht benutzt werden.
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Belagerung von Neubreisach. az j
mit dem Verlust ihrer Auszeichnungen und Besoldung; auf
alle verdachtigen Personen soil geschossen werden. Lebens-
mittel waren geniigend vorhanden, so dass auch die Fami-
lien der Offiziere Rationen bekamen , doch fehlte es von
Anfang an an Munition. Desertionen der Nationalgardisten
kamen massenhaft vor, sie wurden der Garnison ver-
schwiegen ; General Dermoncourt war im ganzen zur Milde
geneigt und begnadigte einige Ausreisser, Hess aber spater
einen Nationalgardisten standrechtlich erschiessen, der als
Posten Kameraden hatte desertieren lassen1).
Die Division Mazzuchelly marschierte nach erfulltem
Auftrag am 2. Juli nach Colmar, wo sie nur ab-
kochte, um sich dann vor Schlettstadt zu begeben und
die Verbindung mit der II. Armee bei Strassburg herzu-
stellen, der Brigade Volkmann den Platz vor der Festung
iiberlassend. Diese entwickelte sich in ahnlicher Weise2)
wie Mazzuchelly unter Betonung des strategischen Ge-
dankens, den eventuellen Versuch eines Durchbruchs nach
Westen zu verhindern. Demgemass w&hlte Volkmann die
Mitte seiner Aufstellung auf der Westseite der Festung
zwischen den DOrfern Weckolsheim und Wolfganzen , legte
in jedes Dorf eine Kompanie Infanterie, denen riickwarts
am Rustenwald vier Kompanien als Reserve dienten.
Auf dem rechten Flugel — Suden — standen in Heiteren
vier Kompanien, und als vorgeschobene Posten in Algols-
heim und Sassheim je eine Halbkompanie; hier war wegen
der Nahe des Rheins ein Ausfall kaum zu befurchten.
Auf dem linken Flugel — Norden — standen in Kuen-
heim als dem Stiitzpunkt vier Kompanien und nach vor-
warts auf der Linie Wolfganzen — Biesheim zwei entfaltete
Kompanien. Die beiden Eskadrons waren zweckmassig
an den Fronten verteilt; iiber die Aufstellung der vier
Geschutze wurde keine Verfugung getroffen, sie blieben
in Reserve. Das Quartier des Generals war abwechselnd
in Wiedensohlen und Andolsheim. Man kann dieser Auf-
stellung das Lob nicht versagen, dass sie gut gewahlt
war und jederzeit die Moglichkeit gab, an bedrohten
») r^gistre des ordres de la place de Neuf-Brisach 1815. Stadtbibliothek
Colmar. — 2) Relation des Generals v. Volkmann vom 2. Juli 18 1 5 a. a. O.
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4^2 v. Gulat- Wei len burg.
Punkten grOssere Krafte vorzuschieben. Sie hatte nur den
Nachteil, dass die Truppen Feldlager beziehen mussten.
Wahrscheinlich hat die Garnison gar nicht gemerkt, dass
vor der Festung ein Truppenwechsel stattfand und aus
der Verschiedenheit der Kontingente den Schluss gezogen,
dass die Blockadetruppen zahlreich sein mussten; dieser
Umstand kann den obenerwahnten Irrtum Benoits erkl&ren,
der aus franzosischer Quelle schOpfend von dem Eintreffen
Volkmanns nichts weiss.
Die ersten Tage verhielten die Gegner sich abwartend;
Volkmann sagt, »der Gegner necke ihn nur«, traue sich
aber nicht heraus; er liess aber die Zeit nicht unbenutzt
verstreichen. Der Illkanal, der die Miihle der Festung-
und die Graben speiste, wurde abgeleitet, die Kanaluber-
gange im Westen der Festung wurden uberbruckt und
hinter dem Saume des Rustenwalds zwischen Wolfganzen
und Weckolsheim wurden Verbindungswege ausgehauen,
so dass die Truppen hinter dem Waldsaum ungesehen
ihre Stellung andern und (iberraschend hervorbrechen
konnten. Dass das im Siiden der Festung gelegene
Kapuzinerwaldchen und der Rustenwald nicht rasiert war,
erwies sich als ein straflicher Fehler des Festungskomman-
danten, da sich in deren Schutze stets grOssere Truppen-
massen nahe der Festung aufhalten konnten.
Diese verhaltnismassige Ruhe dauerte bis zum 8. Juli,
an welchem Tag die Garnison morgens um 4 Uhr einen
Ausfall unternahm. Sie brach gegen das Kapuzinerwaldchen
und das Dorf Weckolsheim mit drei Kanonen, 500 Mann
Infanterie und 80 Mann Kavallerie vor und eroffnete ein
heftiges Kleingewehrfeuer mit Unterstutzung der Geschiitze
gegen diese beiden Punkte, konnte aber dieselben, trotz-
dem sie noch von den Festungsgeschiitzen bestrichen
werden konnten, nicht einnehmen. Weckolsheim war mit
einem Zuge vom 5., das Kapuzinerwaldchen mit einer
Kompanie des 1. Badischen Landwehrbataillons besetzt.
General Volkmann zog sofort hinter Weckolsheim eine
starke Reserve zusammen, schickte das Bataillon Bianchi
zur Unterstutzung mit einer Kanone am Kanal vor mit
der Weisung, die vorderen Posten zu unterstiitzen, ohne
sich zu zerstreuen und ohne dem feindlichen Kanonenfeuer
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Belagerung von Neubreisach. 453
sich auszusetzen. Dieses ManOver vollfuhrte der Major
von Frenoy sehr zweckmassig, doch liess sich der Feind
nicht aus dem Bereich seiner Festungskanonen heraus-
locken und zog sich, als die Osterreicher nicht folgten,
wieder an das Glacis zurtick. Der Verlust der Osterreicher
betrug 2 verwundete Offiziere und an Mannschaften 2 Tote
und 33 Verwundete, w&hrend die Franzosen einen gefallenen
Offizier und etwa 50 verwundete Mannschaften hatten.
Durch grosse Bravour zeichnete sich Oberst Graf von
Sponeck, Kommandeur des 1. Badischen Landwehrbataillons
aus, welcher mehrere Stunden im heftigen Kleingewehr-
feuer aushielt und nur mit grosser Mahe abgehalten werden
konnte, in die Festung zu sturmen1).
Generalleutnant Graf Hochberg hatte am 6. die Vor-
posten vor Schlettstadt visitiert und erhielt daselbst die
Nachricht, dass Erzherzog Johann am 8. Juli von Basel
kommend, die Truppen vor Neubreisach besichtigen werde.
Als er sich daher in der Friihe dieses Tages gegen Neu-
breisach begab, horte er schon von Feme den Kanonen-
donner, traf dann den General Volkmann an der Kanal-
brucke und ritt sogleich mit ihm nach Weckolsheim, wo
das Gefecht sich abspielte. Dabei befand er sich in per-
sOnlicher Lebensgefahr, indem eine Granate unter sein
Pferd fiel, aber gliicklicherweise nicht explodierte. In seinen
Memoiren erwahnt Graf Hochberg folgende Szene: »Als
ich das Bataillon des Majors von Beust vorriicken liess,
stiirzte dieser mit seinem Pferde und ich sah, wie einer
seiner Fiisse verkehrt nach oben stand. In grosser Be-
sorgnis, er mOchte sein einziges gesundes Bein — das
andere hatte er bei Wagram verloren — nun auch noch
gebrochen haben, eilte ich herbei, um ihn aufzurichten, ent-
deckte aber zu meiner Freude, dass es nur der holzerne
Fuss war, der sich verdreht hatte.*
Am zweiten Tag darauf — am 10. Juli — sandte
Volkmann den Major du Frenoy als Parlamentar in die
Festung, aber trotz dessen Bemtihungen wurde weder das
Schreiben des Generals noch die Note iiber die Thron-
besteigung Ludwig XVIII. angenommen. Der aus der
l) Meldung des General v. Volkmann vom 9. Juli 181 5. a. a. O.
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4«4 v* Gulat-Wellcnburg.
Festung vorgesprengte Offizier, der sich dem Parlamentar
nur auf grossere Entfemung n£herte, erklarte, dass die
Festung erst vor einer Stunde den Befehl bekommen habe.
keinen Parlamentar anzunehmen. Volkmann Hess daher
in der kommenden Nacht die Proklamation des KOnigs in
die vor der Festung gelegenen Garten werfen und an
Baume anschlagen, sowie dem Kommandanten mitteilen,
dass er sich kiinftig an den »Conseil« der Festung wenden
werde und den Kommandanten mit seinem Kopf dafur
haften lasse, wenn er, nur seiner Laune folgend, weiter
Blut vergiesse. — Bis Ende des Monats fanden dann fast
t&glich kleinere Plankeleien statt, die aber keine Verluste
mit sich brachten; die guten Verbindungswege der Be-
lagerer machte es moglich mit Reserven immer rasch zu
erscheinen, so dass die Franzosen sich nicht aus dem
Bereich ihrer Geschiitze herauswagten.
Dass es im ganzen mit einer gewissen gegenseitigen
Rucksichtnahme und ohne Erbitterung zuging, beweist die
nachfolgende Stelle aus einer Relation Volkmanns uber
eine Plankelei am 23. Juli. Er sagt: »An diesem Tage
wollten die Franzosen wie gewohnlich ihre Friichteschneiden,
ich untersagte aber alle unnOtigen Plankeleien. Da sie
aber in vielen Haufen herauskamen und die Schnitter
lauter bewaffnete Soldaten waren, und einige dumme
Buben von Lanciers durch SchimpfvvOrter den Posten von
Weckolsheim neckten, so engagierte sich eine ernsthafte
Plankelei bei Weckolsheim und Wolfganzen. Ich liess
etwas von der Reserve mit Cavallerie und Artillerie an
der Lisiere des Waldes postieren und trachtete sie durch
einzelne Chevauxlegers zu locken, aber sie waren nicht zu
bewegen, sich ins Weitere zu wagen, obwohl uber 70 Lan-
ciers herum caracolierten und ich nur 5 Chevauxlegers
erlaubte, sich zu eparpillieren , ja als ich bei 12 Chevaux-
legers hervorsprengen liess, nahmen sie alle Reissaus und
vvurden bis ans Glacis verfolgt. Doch dauerte die Comodie.
bei der kein Mann von uns verwundet wurde, wahrend
sie zwei Tote und viele Verwundete hatten, bei sechs
Stunden und die beruhmten Kanoniers der Festung
schossen wieder sehr viel, trafen aber wie gewohnlich gar
nichts.«
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Belagerung von Neubreisach. a ct
Am 2. August wagte die Besatzung wieder einen
grosseren Ausfall auf Biesheim, das sie zu pliindern und
anzuziinden versuchte. Von dem zwischen dem Fort
Mortier und Biesheim gelegenen befestigten Zollhaus, das
Salzbuchsel genannt, beunruhigten die Franzosen schon in
der Fruhe dieses Tages den Posten in Biesheim und be-
warfen ihn aus den Geschiitzen; spater am Mittag machten
sie dann einen ernsthaften Ausfall mit ca. 600 Mann und
zwei FeldgeschUtzen , errichteten eine Schanze auf der
Strasse zwischen der Festung und Biesheim, so dass sie
aus der Festung, der genannten Schanze, dem Blockhaus
und dem Fort Mortier, ein Kreuzfeuer auf die am Ausgang
von Biesheim aufgestellten Hauptposten der im Dorf selbst
stationierten Kompanie des 8. Badischen Bataillons, >Tauber
und Maim richten konnten. Unter diesem Geschiitzfeuer
versuchten die Franzosen dann den Ort zu sturmen; die
Badener aber, verstarkt durch eine Kompanie unter Major
von Beust, drangen selber aus dem Dorf stttrmend vor und
warfen im Augenblick die feindlichen Kolonnen zurttck
und verfolgten sie so rasch, dass Volkmann sie durch
einen Ordonanzoffizier zurtlckberufen musste. Dieser Befehl
wurde in bemerkenswerter Weise vollzogen, hatte aber
die Folge, dass feindliche Landers und ein Teil der Infan-
terie wieder gegen das Dorf vorrtickten. Da kehrten die
beiden badischen Kompanien, ehe sie das Dorf erreicht
hatten, wieder um und drangen neuerdings auf den an-
sturmenden Feind ein, der einen solchen Widerstand nicht
erwartend, nach der Festung zuriickfloh. Der Verlust der
Badener betrug nur 4 Verwundete, w&hrend der Feind
viele Tote und Verwundete hatte; die Toten wurden
sp&ter einem franzosischen Lanciersoffizier ausgeliefert.
General Volkmann sagt in seinem Bericht1), dass die
badischen Truppen sich geschlagen hatten, wie es nur die
beste Truppe vermag, und hebt die Bravour des Majors
von Beust und die Tuchtigkeit seines Adjutanten, Ober-
leutnant Schaufflers besonders hervor.
Da die Franzosen nun einsahen, dass sie aut keiner
Seite einen Erfolg erringen konnten, stellten sie die Aus-
l) Bericht Volkmanns vom 4. August a. a. O.
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456 v- Gulat-Wellcnburg.
falle ein und das gegenseitige Feuern hOrte langsam von
selbst auf; doch machte die Garnison noch keinerlei An-
stalten zur Ubergabe. Am 6. August erschien auf dem
Vorposten Wolfganzen der Major Chatelaine, Adjutant des
Generals Dermoncourt , und verlangte mit General Volk-
mann zu sprechen. Um ihn nicht mit verbundenen Augen
in das Lager geleiten zu mussen, ritt ihm Volkmann ent-
gegen. Chatelaine iiberbrachte das Verlangen, den Oberst
Herbez-Latour nach Strassburg senden zu durfen, um zu
erfahren, ob die dortige Garnison sich wirklich fur den
Konig erklart habe. Volkmann erwiderte, dass er sein
Verlangen dem Erzherzog Johann iibermitteln, aber nicht
erlauben werde, jemand nach Strassburg abzusenden, wie
dies auch voraussichtlich die Willensmeinung des Erz-
herzogs sei. Zugleich uberreichte er ihm mehrere Pariser
Zeitungen, enthaltend die Nachrichten uber den Waffen-
stillstand von Strassburg, und erwiderte auf die Bemerkung
Chatelaines, dass Dermoncourt von den Zeitungen nicht
viel halte, »dass nie ein Wort der Unwahrheit uber die
Lippen eines Osterreichischen Generals kame und dass die
Einstellung der Feindseligkeiten lediglich ihnen niitzen
konnte; er sei aber bereit, einen kurzen Waffenstillstand,
vorbehaltlich der hOheren Genehmigung abzuschliessen.*
Erzherzog Johann war mit dieser Antwort Volkmanns
einverstanden und gab von Basel aus Graf Hochberg die
Weisung, eventuell einen ahnlichen wie den von Furst
Hohenzollern beziiglich Schlettstadt vereinbarten Waffen-
stillstand unter der Bedingung der Entlassung der National-
garden abzuschliessen. Zu diesem Behuf schickte Volk-
mann am 10. August den Oberstleutnant Graf Couden-
hoven und den Major Diebel mit gemessenen Weisungen
nach Wolfganzen, wo sich die benachrichtigten franzO-
sischen Unterhandler einfanden. Die Franzosen waren
aber sehr unbescheiden, sie verlangten ausser der Ver-
sorgung mit Lebensmitteln und der Wiederzuleitung des
Kanals die ihnen schon vorher verweigerte Erlaubnis, einen
Obersten nach Strassburg abzusenden, und die Neutra-
lisierung des Ortes Wolfganzen. Da der letzte Punkt
schon an sich ganz unannehmbar war, so zerschlugen sich
die Pourparlers und es wurde bloss ein Waffenstillstand
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Belagerung von Neubreisach. icy
auf unbestimmte Dauer mit vierstiindiger Auf kiindigungs-
frist abgeschlossen.
Bei dieser Gelegenheit mag erw&hnt werden, dass
schon vorher der kommandierende General des II. Armee-
korps, Fiirst Hohenzollern beim Abschluss des WafFenstill-
stands mit General Rapp auch die Festungen Schlettstadt
und Neubreisach in diesen einbegriffen hatte, obwohl die
Truppen vor Neubreisach seiner Befehlsgewalt nicht unter-
standen. Als deshalb franzosische Offiziere in Gem&ssheit
dieser Konvention vor Schlettstadt erschienen, liess sie
Feldmarschalleutnant Mazzuchelly hinein, aber Graf Hoch-
berg verweigerte ihnen fur Neubreisach den Zutritt, wie
auch Erzherzog Johann auf weitere Anfrage Hochbergs
die franzosischen Offiziere zuriickzuschicken befahl. Bei
der schon im allgemeinen gekl&rten Kriegslage war
dieser Zwischenfall von keiner Bedeutung; immerhin trug
er dem Fursten Hohenzollern einen Tadel Schwarzen-
bergs em1); auch dem Kaiser Franz wurde davon Bericht
erstattet.
Volkmann blieb noch bis zum 16. August vor der
Festung, an welchem Tage er nach Schlettstadt abruckte
und durch den s&chsischen General von Leyser ersetzt
wurde. Bevor er Wolfganzen verliess, schriebs) er an
Grossherzog Karl von Baden, »dass er sich stolz flihle,
Truppen gefuhrt zu haben, bei denen Ordnung und
Disziplin wie bei den altesten Regimentern herrsche, und
die sich bei jeder Gelegenheit mit Ruhm bedeckt batten.*
Dieses Lob war verdient, denn die Badener batten einen
grossen Offensivgeist gezeigt und waren bei alien ernsteren
ZusammenstOssen allein mit dem Feinde fertig geworden.
Dass nunmehr Mitte August, als schon der Wider-
stand der Festung zu Ende ging, die Osterreicher und
Badener durch sachsische Truppen abgelost wurden, war
auf die Entwicklung der Dinge in Frankreich zuriickzu-
fuhren. Die sachsische Armee sollte ursprvinglich auf
!) Schreiben Schwarzenbergs an General Fiirst zu Hohenzollern de dato
Paris 27. Juli 1815. Wiener Kriegsarchiv F. A. Hauptarmee. — 2) Bericht
Volkmanns vom 16. August 1815 a. a. O.
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458 v. Gulat-Wellenburg.
Dijon marschieren. Doch als in Frankreich infolge der
Kriegslage keine Truppen mehr gebraucht wurden, richtete
Schwarzenberg l) am 30. Juli von Paris aus an den s&ch-
sischen Armeekommandanten Generalleutnant von Lecoq
den Befehl, die Rheindepartements zu besetzen und die
Belagerungen von Schlettstadt und Neubreisach zu iiber-
nehmen. Offenbar geschah dies, um der s&chsischen Armee
Gelegenheit zu geben, dberhaupt noch in diesem Krieg tatig
einzugreifen. Auch bei den Sachsen war — allerdings erst
im Juli — ein Mitglied des Konigshauses, Herzog Ernst von
Sachsen-Koburg, zum Oberbefehlshaber ernannt worden;
K6nig Friedrich August von Sachsen wollte auch seinem
Kontingent das Prestige eines fttrstlichen AnfQhrers geben.
Im Benehmen mit dem noch in Paris weilenden Schwarzen-
berg rtickte General Lecoq von Frankfurt Ende Juli aber
Saarbriicken, Zabern, Molsheim nach dem Oberelsass,
beauftragte den Generalmajor von Leyser mit der Blockade
von Neubreisach und teilte ihm folgende Truppen zu:
Zwei Bataillone Prinz Friedrich, das 1. Schatzenbataillon,
ein Jagerbataillon, eine reitende Artilleriebrigade und vier
Eskadrons Husaren; spater kam dazu noch ein Bataillon
Prinz Maximilian. Die AblOsung der Volkmannschen Bri-
gade erfolgte am 16. August; tags zuvor hatte Herzog
Ernst eine sehr gut verlaufene Revue uber diese Truppen
abgehalten. Die Sachsen riickten einfach in die bisherigen
Quartiere vor der Festung ein und bezogen dieselben
Posten, die Volkmann ausgestellt hatte; es eriibrigt daher
auf die Dislokation der sachsischen Truppen naher einzu-
gehen.
Infolge des Waffenstillstands waren die Beziehungen
zu der Garnison natiirlich erleichtert worden und man
bekam von den zahlreichen Deserteuren n&here Nach-
richten2). So erfuhr man denn, dass die Nationalgarde
ihren Dienst herzlich satt hatte und jeden Tag auf Befrei-
ung hoffte, dass aber das Bataillon des 101. Regiments,
!) Schreibcn Schwarzenbergs vom 30. Juli 181 5 an General v. Lecoq
in den acta iiber die hohere Korrespondenz etc. Dresdener Kriegsarchiv.
— *) Die nun folgende Darstellung beruht vollstandig auf den angefuhrten
Akten des Dresdener Kriegsarchivs.
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Belagerung von Neubreisach. 4 eg
sowie die Lanciers noch enragierte Anh£nger Napoleons
seien und den Kommandanten im Schach hielten. Auch
war der 15. August — Napoleonstag — noch mit allem
Pomp begangen worden und es wehte, ungeachtet aller
direkten und indirekten Mitteilungen von dem Sturz
Napoleons und der Thronbesteigung Ludwigs XVIII.,
immer noch die dreifarbige Fahne auf den Wallen. Da
kam am 20. August der von der franzosischen Regierung
gesandte General TEglise vor die Festung. Er hatte einige
Tage vorher die Entlassung der Nationalgarden in Schlett-
stadt bewirkt und sollte rnit Genehmigung des Herzogs
Ernst in die Festung Neubreisach eingelassen werden, um
die Befehle der neuen Regierung zu ttberbringen. Er ent-
sandte zur Anmeldung einen Offizier des 101. Linienregi-
ments, von dem ein Bataillon in der Festung stand und der
seinen Kameraden daher bekannt war, aber auch er musste
schon auf Vorposten die weisse Kokarde abnehmen, um
nur durchgelassen zu werden. Dermoncourt sagte dem
Offizier, dass er den General TEglise nicht eher in der
Festung empfangen k6nne, als bis der nach Strassburg
geschickte Herbez-Latour zuriick sei. Bei einem zweiten
Versuch, den l'Eglise machte, um Dermoncourt zu sprechen,
gelang ihm dies ebenfalls nicht, sondern er erhielt von
dem schon genannten Capitain Chatelaine dieselbe Aus-
kunft.
Oberst Herbez-Latour traf am 22. August von Strass-
burg ein, konferierte mit l'Eglise und wurde mit Erlaubnis
des Herzog Ernst in die Festung eingelassen. Dies brachte
den Umschwung. Tags darauf schon verkiindeten Deser-
teure, dass am 24. unter Glockengelaute und L6sung von
100 Kanonenschussen die weisse Fahne aufgesteckt werde.
Diese Nachricht bestatigte der aus der Festung zuriick-
kehrende Herbez-Latour, dem alsbald der Major Chate-
laine mit der offiziellen Ankiindigung des Ereignisses
folgte. Nun war das Eis gebrochen; es folgten sich jetzt
die Schritte, die zur allmahlichen Aufhebung des Blockade-
zustandes fiihren. Vom General Dermoncourt lief am 24.
ein Brief ein, mit der Bitte, einen Offizier nach Strassburg
und zwei Munizipalrate zum Prafekten nach Colmar senden
Zcitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 30
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^5o v. Gulat-Wellenburg.
zu diirfen, letztere, um die Unterwerfungsakte der Neu-
breisacher unter Ludwig XVIII. zu uberbringen. Diese
Bitte wurde genehmigt, doch dauerte die Spannung
zwischen den Anhangern des alten und neuen Regiments
fort. Am 25. August kamen auf Vorposten vier Offiziere
des 10 1. Regiments, die Hauptleute Guiot und Perries und
die Leutnants Paarmann und Chauvin an, welche als An-
hanger Ludwigs XVIII . von ihren Kameraden mit dem
Leben bedroht, ihrer Sicherheit halber fluchten mussten.
Am 26. August trafen gegen 100 franzOsische Deserteure
ein, am 27. sandte Dermoncourt zwanzig gefangene Oster-
reicher vom Bataillon Colloredo zuruck; tags darauf begann
er die Nationalgarden zu entlassen und es kamen als erste
Quote 6 Offiziere und 200 Mann nach Wolfganzen, von
wo sie Leutnant von Roder mit Eskorte nach Colmar
brachte. — Mit dieser ersten Friedenshandlung war die
Belagerung effektiv zu Ende, doch gin gen die weitere Auf-
l6sung der Garnison und die Verhandlungen nur langsam
von statten.
Am 1. September suchte Dermoncourt in einem hof-
lichen Brief an Leyser die Abschliessung eines Waffen-
stillstands nach, welcher ahnliche Bestimmungen wie der
mit General Rapp in Strassburg geschlossene Vertrag,
n&mlich Erhaltung des status quo innerhalb vereinbarter
Demarkationslinien und iot&gige Aufkiindigungsfrist, ent-
halten sollte. Leyser wurde unter Erteilung bestimmter
Instruktionen von Erzherzog Johann in Basel und General
Lecoq, der den nach Paris abgereisten Herzog Ernst von
Sachsen im Oberbefehl vertrat, bevollmachtigt, mit der
Festung zu verhandeln. Am Tag darauf trafen sich in
Wolfganzen Leyser und Oberst Herbez-Latour; die Fran-
zosen erhoben aber neue Forderungen, wie Neutralisierung
von Biesheim und Weckolsheim, Zuleitung des Illwassers,
freien Verkehr fur die Bewohner der Festung, welche
Forderungen von Erzherzog Johann schon aus prinzipiellen
Erwagungen abgelehnt wurden. Zwar hatte Dermoncourt
bis zum 2. September alle Nationalgarden, noch an diesem
Tage iiber 1000 Mann, entlassen, aber seine Haltung zur
Restauration war zweifelhaft. Erzherzog Johann liess ihm
deshalb sagen, dass es bei der bisherigen Bestimmung
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Belagerung von Neubreisach. 461
einer vierstiindigen Frist fur die Aufhebung der Waffen-
ruhe verbleiben miisse, so lange nicht dem Befehl des
Konigs gem&ss auch alle Linientruppen entlassen seien.
Nur unter dieser Bedingung konne ein WafFenstillstand
mit iotagiger Frist, sowie freier Verkehr mit der Festung
zugestanden werden; er fiigte hinzu, »jetzt ist es nicht die
Zeit, wo wir uns Gesetze vorschreiben lassen, sondern es
ist die, wo wir welche gebenU Dermoncourt antwortete
darauf, dass er alle Nationalgarden entlassen habe und
dass er auf erhaltenen Befehl von General Rapp — er
fuhlte sich also immer noch von der Befehlsgewalt der
gestiirzten Regierung abh&ngig — auch die Linientruppen
in den nachsten Tagen entlassen werde. Erzherzog
Johann liess ihm auf seine immer noch nicht ganz zuver-
lassige Antwort andeuten, dass vor der genauesten %Aus-
fuhrung der Bedingungen weder eine Konvention ge-
schlossen noch Erleichterung der Einschliessung fur die
Festung eintreten wiirde. Da fiigte sich Dermoncourt; er
versprach alle Bedingungen anzunehmen und dem Befehl
des Konigs nachzukommen.
Bis zum 5. September waren 46 Offiziere und 1800 Mann
aus der Festung gekommen; am 10. kamen die Zoll-
truppen — 14 Offiziere und 186 Mann — am 11. das
Bataillon des 101. Regiments und endlich am 21. September
die Artillerie zur Entlassung. Auf Veranlassung des Generals
Lecoq gab Dermoncourt an diesem Tage sein Ehrenwort,
dass ausser einer Veteranenkompanie, zu deren Belassung
die hohere Erlaubnis eingeholt war, sich keine Truppen
mehr in der Festung befanden. Lecoq hob hierauf am
22. September die Blockade auf und liess seine als
Beobachtungskorps formierten Truppen Kantonnements
beziehen.
Nun konnte die Tatigkeit der Zivilverwaltung wieder
einsetzen; der neue Pr&fekt des Departements Oberrhein
in Colmar, Graf Casteja, begann in eifriger Arbeit und im
Benehmen mit der Militargewalt den Kriegszustand in
die Friedensverhaltnisse hiniiberzuleiten; in Neubreisach
wurde Dermoncourt durch den Vicomte de Montjustin
ersetzt.
30*
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462 v. Gulat-Wellenburg.
Es waren keine grossen Waffentaten, die sich vor
den Mauern Neubreisachs, das jetzt tiber ein halbes Jahr-
hundert in die Stille des Friedensschlummers zuriick-
sinken sollte, abgespielt haben; aber die Verschieden-
heit der aus vielen Teilen Gross-Deutschlands sich fol-
genden Kontingente gab in engem Rahmen ein Bild
jener >levee europeenne*, die in ihrem eleraentaren An-
schwellen den machtigsien Eroberer des Zeitalters hinweg-
spiilen konnte.
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Badische Geschichtsliteratur
des Jahres 1905 l).
Zusammengestellt von
Fritz Frankhauser.
Verzeichnis der Abkiirsungen
A.
Archiv.
ADB.
Allgemeine Deutsche Biographic
AZtgB.
Allgemeine Zeitung, Beilage.
BJ.
Biographisches Jahrbuch.
Bl.
Blatt.
Bll.
Blatter.
DA.
Diozesan-Archiv.
Dbl.
Diozesanblatt.
DLZ.
Deutsche Literaturzeitung.
Freib.DA.
Freiburger Di6zesan archiv.
Frkftr.Ztg.
Frankfurter Zeitung.
HJ-
Historisches Jahrbuch d. Gorresgesellschaft.
HVs.
Historische Vierteljahrsschrift.
HZ.
Historische Zeitschrift.
J-
Jahrgang.
Jb.
Jahrbuch.
Jbb.
Jahrbttcher.
') Die vorliegende Zusammenstellung beruht in der Hauptsache auf den
Zugangsverzeichnissen des Grossh. Generallandesarchivs und der Grossh. Hof-
und Landesbibliothek. Fur freundliche Mitteilung von Beitragen bin ich
Herrn Geheimen Archivrat Archivdirektor Dr. Obser in Karlsruhe, Herrn
Piofessor Dr. Jos. Sauer und Herrn Universitatsbibliothekar Professor
Dr. Pfaff in Freiburg i. Br., Herrn PfarTer Reinfried in Moos, Herrn
Hauptlehrer Schwarz in Karlsruhe und Herrn Staatsarchivar Dr. Ttirler in
Bern verpflichtet. Ganz besondern Dank schulde ich Herrn Bibliothekar
Ferdinand Rieser in Karlsruhe, der mich sowohl bei der Sammlung als
bei der Sichtung des Materials in der weitgehendsten Weise unter-
stutzt hat.
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464
Kbl.GV.
Kbl.WZ.
K6ln.Vztg.
K.Ztg.
LC.
Mh.Gschbl.
MHL.
MI6G.
Mitt.
Mitt.Heidelb.
Monbl.Schwarzw V.
NA.
NAGHeidelb.
NF.
SA.
SVGBodensec.
Vh.
Vs.
wz.
Zs.
Ztg.
Frankhauser.
Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift.
Kdlnische Volkszeitung.
Karlsmher Zeitung.
Literarisches Centralblatt.
Mannheimer Gescbichtsblatter.
Mitteilungen a us der Historischen Literatur.
Mitteilungen des Instituts fiir osterreichische Geschichte.
Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission.
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses.
Monatsblatter des Schwarzwaldvereins.
Neues Archiv der Gesellschaft fur altere deutsche
Geschichtskunde.
Neues Archiv flir die Geschichte der Stadt Heidelberg.
Neue Folge.
Sonderabdruck.
Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees.
Vierteljahrshefte.
Vierteljahrsschrift.
Westdeutsche Zeitschrift f. Geschichte und Kunst.
Zeitschrift.
Zeitung
lnhaltsverzeichnis.
I. Zeitschriftcn und bibliographische Hilfsmittel. Nr. 1 — 19.
II. Pr&historische, Rdmische und Alamannisch-frankische Zeit. Nr. 20 — 29.
III. Mittelalter und Neuzeit. Furstenhaus. Nr. 30 — 62.
a) Kurpfalz. Nr. 30 — 43.
b) Baden. Nr. 44 — 62.
IV. Topographie, Orts- und Kirchengeschichte. Nr. 63 — 182.
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte. Statistik. Nr. 183
—234.
VI. Kunst- und Baugeschichte. Nr. 235—271.
VII. Sagen- und Volkskundc. Sprachliches. Nr. 272 — 293.
VIII. Familien-, Wappen-, Siegel- und Munzkunde. Nr. 294 — 308.
IX. Bibliotheken. Archive. Sammlungen. Literaturgeschichte. Buch-
und Unterrichtswesen. Nr. 309 — 350.
X. Biographisches. Nr. 351 — 438.
XI. Nekrologe. Nr. 439 — 474.
XII. Besprechungen friiher erschienener Schriften. Nr. 475 — 526.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 465
I. Zeitschriften und bibliographische Hilfsmittel !).
1. Zeitschrift fur dieGeschichte des Oberrheins (1904,
Nr. 1). NF. XX. (Der ganzen Reihe 59. Band). X -f-
770 + 74* S. + 13 Taf.
2. Mitteilungen der Badischen Historischen Kom-
mission (1904, Nr. 2). Nr. 27. Beigegeben dieser Zs.
NF. XX. 143 S.
3. Alemannia (1904, Nr. 9). NF. VI. (Der ganzen Reihe
33. Band). VII + 320 S. -+- 5 Abbild. — Vgl. diese
Zs. NF. XXI, 148—149.
4. Monatsblatter des Badischen Schwarzwaldvereins.
Schriftleiter: Adolf Petri. Freiburg i. Br., Poppen. 1905.
VIII. 2 Bl. -f qb S. Illustr. — Erscheint seit dem
VIII. Jahrgg. wieder selbstandig; vgl. 1903, Nr. 6.
5. Schriften des Vereins fur Geschichte des Boden-
sees und seiner Umgebung (1904, Nr. 3). XXXIV.
X+ 174 S. — Vgl. diese Zs. NF. XXI, 148.
6. Freiburger Diozesanarchiv (1904, Nr. 4). NF. VI. (Der
ganzen Reihe 33. Band). 3 Bl. -j- 427 S. — Vgl.
diese Zs. NF. XXI, 150 — 151.
7. Zeitschrift der Gesellschaft fur Beforderung der
Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von
Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden
Land en (1904, Nr. 10). XXI (= Alemannia NF. VI).
XIV + 320 S. + 5 Abbild.
8. Schau-in's-Land (1904, Nr. 5). XXXII. 2 Bl. + 52 S.
Illustr. — Vgl. diese Zs. NF. XXI, 147—148.
9. Freiburger Munsterblatter. Halbjahrschrift fur diu
Geschichte und Kunst des Freiburger Ministers. Heraus-
gegeben vom Munsterverein. Freiburg, Herder. 1905.
I. 3 BL-f-92 S. Illustr. — Vgl. diese Zs. NF. XX,
509 — 510; HJ. XXVI, 930-931 (Alfr. Hagelstange).
10. Neue Heidelberger Jahrbucher (1904, Nr. 7). XIII.
III-f-275 S.; XIV, H. 1, S. 1 — 172.
11. Neues Archiv fur dieGeschichte der Stadt Heidel-
berg und der rheinischen Pfalz (1904, Nr. 6). VI.
2 Bl. -+- 265 S. — Vgl. diese Zs. NF. XX, 683.
') Bei den Zeitschriften werden aus Raumersparnisrucksichten biblio-
graphische Angaben nur insoweit gemacht , als gegen das Vorjahr Ver-
anderungen eingetrcten sind. — Bei der Anfertigung der Auszfige sind im
allgemeinen nur abgeschlossene JahrgHnge und B&nde von Zeitschriften beriick-
sichtigt worden. — Rezensionen aus Zeitungen haben keine Aufnahme
gefunden; Aufsatze nur insoweit, als sie dem Bearbeiter von den Verfassern
oder von anderer Seite zur Verfiigung gestellt wurden.
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466 Frankhauser.
12. Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger
Schlosses (1903, Nr. 7). V, H. 12, S. 1 — 232 +
27 Abbild. u. Taf.
13. Mannheimer Geschichtsb latter (1904, Nr. 8).
VI. 2 Bl. + 292 Sp. Illustr. — Vgl. diese Zs. NF. XX,
318 — 319, 507—508, 682; XXI, 151— 152.
14. Frankhauser, Fritz. Badische Geschichtsliteratur des
Jahres 1904. Diese Zs. NF. XX, 462 — 504.
15. Kaiser, A. lnhaltsverzeichnis der Zeitschrift fur die Ge-
schichte des Oberrheins. Neue Folge. Band I — XX.
Diese Zs. N.F. XX, 1* — 74*.
16. Schwarz, Benedikt. Aus der badischen Schul- und
Lehrerpresse des 19. Jahrhunderts. Bad. Schulztg. XLV,
202 — 204, 217—219, 234 — 236, 268 — 270,281 — 282.
17. Winkelmann, A. Bericht iiber die badische Geschichts-
literatur des Jahres 1903. Jahresberichte der Ge-
schichtswissenschaft, herausgegeben von Berner, XXVI,
II, 223 — 238.
18. Verzeichnis der auf die Universitat Freiburg bezuglichen
Literatur. Erman u. Horn, Bibliographic der deutschen
Universitaten (Leipzig, Teubner. 1904) II, 195—213.
19. Verzeichnis der auf die Universitat Heidelberg bezug-
lichen Literatur. Ebenda II, 404 — 451.
II. Prahistorische, R&mische und Alamannisch-
frankische Zeit.
20. Mehlis. Wissenschaftliche Streifziige durch den Schwarz-
wald. Monbl.SchwarzwV. VIII, 68 — 69, 73 — 74. —
Der Schwarzwald XVII, 245 — 247.
21. Schumacher, K. Baden in vorromischer Zeit. Limberger,
Aus der Heimat — uber die Heimat (Frankfurt, Diester-
weg. 1905), 1—4.
22. Keune, B. Was bedeutet limes? Frkftr.Ztg. vom 31. Marz
1905 (I. Morgbl.).
23. Schumacher, K. Baden unter roraischer Herrschaft. Lim-
berger (s. Nr. 21), 5 — 9.
24. Bodensee. Pfahlbaufunde im B. AZtgB. 1905, I, 295.
2^. Bodman. Pfahlbauansiedelung bei B. LC. LV1, 324.
26. Heidelberg, H. Altertumsfunde in und urn H. AZtgB. 1905,
IV, 382.
27. Kaiserstuhl. Hiinengraber des K. Antiquitatenztg. XIII,
410.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. a fry
28. Mannheim, Prahistorische Funde in den i82oer Jahren.
Mh.Gschbl. VI, 94.
29. Weil. Fund alamannischer Graber. LC. LV1, 156. —
Prahistorische Funde im Hegau. AZtgB. 1905, III,
254—255.
III. Mittelalter und Neuzeit. Furstenhaus,
a) Pfalz.
30. Aus den Leidenstagen der Pfalz im 30jahrigen Krieg.
Mh.Gschbl. VI, 288—290.
31. Hasenclever, Adolf. Die kurpfalzische Politik in den
Zeiten des schmalkaldischen Krieges (Januar 1546 bis
Januar 1547). Heidelberg, Winter. 1905. XVI -f- 179 S.
[= Heidelberger Abhandlungen zur mittleren undneueren
Geschichte, H. 10]. Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 510
— 512 (Gustav Wolf); Mh.Gschbl. VI, 192 — 193
(Th[eobal]d); HJ. XXVI, 864 (N. P[aulus]); Forschungen
z. Geschichte Bayerns XIII, 314 — 315 (K. Hauck).
32. Thamm, Melchior. Zwei Verordnungen tiber Beamte
der kurpfalzischen Kanzlei, Rechenkaramer und Ver-
waltung anno 1664 und 1666. Pfalzisches Museum XXII,
26 — 28.
Friedrich II, s. Nr. 238. — OttHeinrich, s. Nr. 258.
33. Wilckens, Theodor. Das Winzinger Schloss und der
Auszug Johann Casimirs von 1578. Mh.Gschbl. VI,
42 — 44.
34. Bruchmann, Karl. Die auf den ersten Aufenthalt des
Winterkonigs in Breslau bezuglichen Flugschriften der
Breslauer Stadtbibliothek. [Programra des Konig-Wil-
helm- Gymnasiums in Breslau], Breslau, Gutsmann.
[1905]. 36 S. — Bespr.: HZ. XCV, 364.
35. Hauck, Karl. Elisabeth, Konigin von Bohmen, Kurfurstin
von der Pfalz, in ihren letzten Lebensjahren. Heidel-
berg, Winter. 1905. VIII -|- 96 S. [= Klcine Schriften
zur Geschichte der Pfalz I.]. — Bespr.: Mh.Gschbl. VI,
192 (Th[eobal]d); LC. LVI, 1023.
36. Karl Ludwigs Hilfegesuch an den Bischof von Munster
1674. Mh.Gschbl. VI, 18 — 19.
37. Hauck, Karl. Ruprecht der Kavalier, Pfalzgraf bei Rhein
(1619 — 1682). Heidelberg, Winter. 1906. 117 S.
[= Neujahrsblatter der Badischen Historischen Kom-
mission NF. 9. 1906].
38. Weiss, Josef. Die geplante Heirat des pfalzischen Kur-
prinzen Karl mit Benedikta, Tochter der Prinzessin
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468 Frankhauser.
Palatine, 1667. Forschungen zur Geschichte Bayerns
XIII, 93 - 102.
39. Hilsenbeck, Adolf. Johann Wilhelm, Kurfurst von der
Pfalz, vom Ryswicker Frieden bis zum spanischen Erb-
folgekrieg. Forschungen zur Geschichte Bayerns XIII,
137 — 165, 272 — 287.
39 a. He 11 man n, S. Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth
Charlotte von Orleans an £tienne Poller de Bottens.
Tubingen, Litterar. Verein. 1903. XVIII -j-- 131 S.
[= Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart
CCXXX1] - Bespr.: HVs. VIII, 146-147 (O. Weber).
40. — Wille, Jakob. Elisabeth Charlotte, Herzogin von
Orleans. (Die Pfalzer Liselotte). Bielefeld u. Leipzig,
Velhagen u. Klasing. 1905. 3 BI. -f- 184 S. + 5 Abbild.
[^= Frauenleben, herausgeg. von Hans v. Zobeltitz, VIII],
Bespr.: Mh.Gschbl. VI, 29; Pfalz. Museum XXII, 191
— 192 (A. Kennel).
41. Rosenlehner, August. Kurfurst Karl Philipp von der
Pfalz und die julichsche Frage 1725 — 1729. Munchen,
Beck. 1906 (!). XV + 488 S.
42. W [alter]. Karl Theodors Hochzeit. Mh.Gschbl. VI, 182
-185.
43. v. Mullenheim-Rechberg, Hans. Die Oberfuhrung der
Leiche der Kurfurstin Elisabeth Augusta von Weinheim
nach Heidelberg. Mh.Gschbl. VI, 285—288.
b) Baden.
44. Huber, August. Ober Basels Anteil am Roteler Erb-
folgestreit im Jahre 1503. Basler Zs. f. Geschichte u.
Altertumskunde IV, 74 — 139, — Bespr.: Diese Zs.
NF. XX, 166 (Frfankhauser]).
45. Hoss, Wilhelm. Rastatter Gesandtenmord und kein Ende.
[SA. a. d. Rastatter Tageblatt]. Rastatt, Greiser.
[1905]. 16 S.
46. Die Anspruche Bayerns auf die badische Pfalz. Neue
bayerische Landesztg. 1905, Nr. 294.
47. M tiller, Leonhard. Die politische Sturm- und Drang-
periode Badens. Erster Teil. 1840 — 1848. Mannheim,
Haas. 1905. Lieferung 1 — 3, S. 1 — 160.
48. Zur Geschichte der siiddeutschen Mairevolution.
Die Grenzboten J. LX1V, II, 390—391. — Vgl. dazu
Ebenda, 628.
49. v. Poschinger, Heinrich. Der Eintritt des Grossherzog-
tums Baden in den Norddeutschen Bund und die
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 469
Luxemburger Frage. Aufzeichnungen des badischen
Ministers von Freydorf. Die Grenzboten J. LXIV, IV,
59 - 69.
50. v. Poschinger, Heinrich. Von der badisch-elsassischen
Rheingrenze vor 1870. Aufzeichnungen des badischen
Ministers von Freydorf. Preussische Jahrbb. CXXI,
H. 3.
51. Feill. Das Infanterie-Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm
(3. Badisches) Nr. 111. Bearbeitet fur die Unteroffi-
ziere und Mannschaften des Regiments. Neuabdruck
der 3. Aufl. Berlin, Mittler. 1905. 103 S. -+- 1 Abbild.
+ 1 Karte.
52. v. L'Estocq. Geschichte des 2. Badischen Grenadier-
Regiments Kaiser Wilhelm 1. Nr. 1 10. Auf Befehl des
Regiments verfasst. Leipzig, Jacobsen. [1905]. 253 S.
Illustr.
53. v. Pirscher, Rudolf. Ingenieure und Pioniere im Feld-
zuge 1870 — 71. Belagerung von Strassburg (vom
11. August bis 28. September 1870). Berlin, Schall.
1905. V+52 S. + 51 Abbild. u. Plane.
54. v. Poschinger, Heinrich. Eigenhandige Aufzeichnungen
des Prasidenten des badischen Ministeriums des Aus-
wartigen Rudolf von Freydorf fiber die railitarischen
Einigungsversuche der suddeutschen Staaten. Annalen
des deutschen Reichs XXXVIII, 1 — 30.
55. Pralle u. Gessner. Geschichte des 4. Badischen Infan-
terie-Regiments Prinz Wilhelm Nr. 112. Mannschafts-
ausgabe. Zweite Auflage. Berlin, Mittler. 1902. VIII
-h 200 S.
56. Das 2. Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 30.
Auf Grund urkundlichen Materials zusammengestellt.
Berlin, Vossische Buchhandlung. 1905. 16 S. -f-
1 Abbild.
57. Lager. Johann II. von Baden, Erzbischof und Kurfurst
von Trier. Trier, Lintz. 1905. 2 Bl. -f no S.
[= Trierisches Archiv , Ergiinzungsh. IV]. Bespr.:
HZ. XCV, 356-357 (H. K[aiser]).
58. Korth, Leonard. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden.
— Der Turkenlouis. — Baden-Baden, Pfeiffer. 1905.
V-f- 104 S. + 13 Abbild. u. Kart. Bespr.: Diese Zs.
NF. XX, 693—694 (K. 0[bser]).
59. Funck, Heinrich. Lavaters Besuche bei Karl Friedrich
von Baden im Jahre 1783. Diese Zs. NF. XX, 422
—427.
Karl Friedrich, s. Nr. 144, 213.
Digitized by VjOOQ IC
470
Frankhauser.
60. Zobel. Wilhelm Ludwig August, Graf von Hochberg,
nachmals Markgraf von Baden. Bad. Fortbildungs-
schule XIX, 1 —4.
61. H. Stefanie, Grossherzogin von Baden. Das Badener Land
1905, Nr. 50.
62. v. Weech. Leopoldine, Fiirstin zu Hohenlohe-Langenburg,
geb. Markgrafin von Baden. BJ. VIII, 49.
IV. Topographic, Orts- und Kirchengeschichte.
63. Fischer, Wilhelm. Badische Burgen. Der Schwarzwald
XVII, 113— 114, 126 — 127, 143—144.
64. G[erwig], R. Warttiirme. Pforzheimer Anzeiger 1905,
Nr. 83.
65. Aus der Geschichte des fruheren Oberrheinkreises rait
besondererBerucksichtigungdes Breisgaues. Das Badener
Land 1905, Nr. 13, 14.
66. Groos, Wilhelm. Auswanderer aus den Aratern Emmen-
dingen und Karlsruhe in der sudungarischen Gemeinde
Franzfeld. Alemannia NF. VI, 81 - 103.
67. Krieger, Albert. Topographisches Worterbuch des Gross-
herzogtums Baden. Herausgegeben von der Badischen
Historischen Kominission. Zweite durchgesehene und
stark verrnehrte Auflage. (Fortsetzung von 1903, Nr. 88;
1904, Nr. 97). Heidelberg, Winter. 1905. 1 Bl. -f-
1590 Sp. Bespr.: LC. LVI, 1321 — 1322 (K — ff);
HZ. XCIV, 137—138 (A. Winckelraann); Mitt. a. d.
histor. Litteratur XXXIII, 116 — 117 (W. Martens); Mh.
Gschbl. VI, 265.
68. Manger, J. M. Beschreibung des Amtsbezirks Eramen-
dingen. Vierte verbesserte und verrnehrte Auflage.
Emmendingen, Druck und Verlagsgesellschaft (vorm.
Dolter). 1905. 1 Bl. +- 60 S. Illustr.
69. Odenwald-Buch. Heimatkunde des Odenwalds und seiner
wciteren Umgebung. Mit Beitragen von Ed. Anthes,
Th. Beck, Karl Bergraann, Chr. Bill, Ph. Buxbaum,
E. Chelius, Greim, Horn, K. Kleinschmidt, F. Knapp,
K. Morneweg, J. Nover, Gg. Schafer, Schwarz, Gg.
Volk, W. Wilbrand. Stuttgart, Hobbing u. Buchle.
[1905]. IV + 437 S. +43 Taf., Abbild. u. Karten.
69a.Ratzel, Friedrich. Siidwestdeutsche Wanderungen. Ent-
halten in R. »Gliicksinseln und Traurae* (s. Nr. 415),
339—390.
70. Verzeichnis samtlicher Ortschaften der Ober-Postdirek-
tionsbezirke Karlsruhe (Baden) und Konstanz (Gross-
herzogtum Baden, Hohenzollernsche Lande und Grossh.
Hessischer Amtsgerichtsbezirk Wimpfen). Bearbeitet bei
Digitized by VaOOQ IC
Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 47 j
cler Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Karlsruhe (Baden)
im Mai 1905. Berlin, Reichsdruckerei. 1905. XXIII
+ 196 S.
71. Albert, Peter P. Die habsburgische Chronik des Kon-
stanzer Bischofs Heinrich von Klingenberg. Diese Zs.
NF. XX, 179-223. Bespr.: HZ. XCV, 354 (K. Wenck).
72. Bihler, Otto. Die Karfreitagsprozession im Breisgau in
der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Badener Land
1905, Nr. 17.
73. Brehm, Karl. Zur Geschichte der Konstanzer Diozesan-
synoden wahrend des Mittelalters. (Fortsetzung von
1904, Nr. 81). DA. von Schwaben XXIII, 30—32,
44 — 48, 60 — 64, 92 — 96, 142 - 144.
74. Geier, Fritz. Die Durchfuhrung der kirchlichen Reformen
Josephs 11. im vorderosterreichischen Breisgau. [Frei-
burger Preisschrift]. Stuttgart, Enke. 1905. XII -|-
248 S. [ = Kirchenrechtliche Abhandlungen, herausgeg.
von Ulrich Stutz, H. 16./ 17]. Bespr.: MJ6G. XXVI,
656 (Wretschko); HJ. XXVI, 866-867 (A|U>er]t; A.
f. kathol. Kirchenrecht LXXXV, 404 — 408.
75. Jerger, A. Tempi passati. Vergangene Zeiten! Ein
Stuck badischen Kulturkampfs oder gerichtliches Ver-
fahren gegen die im Jahre 1874 ausgeweihten und
gesperrten Neupriester. Aktenmassig und tagbuchgetreu
erzahlt. Zweite Auflage. Lahr, Schomperlen (Nach-
folger P. Bosch). 1905. 1 Bl. -f-116 S.
76. Lutolf. Zur heutigen Hagiographie. St. Fridolin. Schweizer
Kirchenztg. 1905, Nr. 52.
77. Oechsler, Hermann. Die Jahrtagstiftung des Land-
kapitels Breisach. Freib.DA. NF. VI, 245 — 257.
78. Regesta Episcoporum Constantiensium. Regesten
zur Geschichte der Bischofe von Constanz von Bubulcus
bis Thomas Berlower 517 — 1496. Herausgegeben von
der Badischen Historischen Kommission. II. 1293
— 1383. Bearbeitet von Alexander Cartellieri. Mit
Nachtragen und Registern von Karl Rieder. Inns-
bruck, Wagner. 1905. VII -f- 603 S. — Vgl. 1902,
Nr. 141.
79. Rieder, Karl u. Ludwig, Theodor. Zwei neue Quellen
zur Geschichte des Bistums und der Stadt Konstanz.
I. Eine unbekannte Konstanzer Bistumschronik von K. R.;
II. Eine neue Konstanzer Stadtchronik von Th. L.
Diese Zs. NF. XX, 339-347.
80. Sevin, Hermann. Der erste Bischof von Konstanz.
Uberlingen, Schoy. 1905. 104 S.
81. Derselbe. Ursprung der alten Linzgauer Pfarrsprengel.
Cberlingen, Schoy. 1905. 18 S.
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472
Frankhauser.
82. Thudichum, Friedrich. Die Diozesen Konstanz, Augs-
burg, Basel, Speier, Worms nach ihrer alten Einteilung
in Archidiakonate, Dekanate und Pfarreien. Tubingen,
Laupp. 1906 (!). V-+- 125 S. \= Tiibinger Studien fur
schwabische und deutsche Rechtsgeschichte Nr. 2].
83 ,m Bossert, Gustav. Beitrage zur badisch-pfalzischen Refor-
mationsgeschichte (Schluss; vgl. 1902, Nr. 155; 1903,
Nr. 83; 1904, Nr. 88). Diese Zs. NF. XX, 41—89.
84. Reu, Johann Michael. Quellen zur Geschichte des
kirchlichen Unterrichts in der evangelischen Kirche
Deutschlands zwischen 1530 und 1600. 1. Teil. Quellen
zur Geschichte des Katechismus-Unterrichts. I. Sud-
deutsche Katechisraen. Giitersloh, Bertelsmann. IQ04.
XIV 4- 847 S. Bespr.: DLZ. XXVI, 719— 722' (P.
Drews); Diese Zs. NF. XX, 170— 171 (K. 0[bser]);
LC. LVI, 707 (Gustav Pfannmuller); Beitrage z. bayr.
Kirchengeschichte XI, 191 — 198 (Th. Kolde).
85. Rott, Hans. Kirchen- und Bildersturm bei der Einfuhrung
der Reformation in der Pfalz. NAGHeidelb. VI, 229
— 254.
86. Asbach. H. Bitte des Pfarrers Sixtus zu Asbach um Kora-
petenzwein 1658. Mh.Gschbl. VI, 91 — 92.
87. Baden-Baden. Fromherz, Albert. Baden-Baden zur
Franzosenzeit. Skizzen aus dem Badeleben vor funfzig
Jahren. Herausgegeben und mit einem Vorwort ver-
sehen von Karl Hauck. Baden-Baden, Weber. 1905.
37 S. Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 513—514 (K.
Ofbser]).
88. — Rossler. Die Bader in Baden-Baden im 16. Jahr-
hundert. Arztl. Mitt, aus und fur Baden LXI, 65 — 69,
73 —76. — Balneologische Centralztg. 1905, Nr. 23 — 27.
89. — von Zobeltitz, Hanns. Baden-Baden einst und jetzt.
Velhagen u. Klasings Monatshefte J. XX, I, 65 — 82.
Baden-Baden, s. Nr. 242, 243.
90. Bergheim-Markdorf . Wetzel, M. Frauenkloster Bergheim-
Markdorf. Gehrenberger Bote 1905, Nr. 102 — 116.
91. Billigheim. Wieland, M. Kloster Billigheim. Cister-
zienserchronik 1905, Nr. 200, 201.
Bode met, s. Nr. 5, 24. Bodmann, s. Nr. 25.
92. Boxberg. Hofmann, Karl. Die Verpfandung des pfiil-
zischen Oberamts Boxberg an das Bistum Wtirzburg
und den Deutschorden (1691 — 1740). (Fortsetzung von
1904, Nr. 111). NAGHeidelb. VI, 193 — 199.
93. — Derselbe. Die Erwerbung der Herrschaft Boxberg
durch Kurpfalz. [Nachtrag zu 1904, Nr. 1 10]. NAG
Heidelb. VI, 200.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 473
94. Brdunlingen. Sernatinger, Hermann. Anno 1489. Ein
Festspiel aus Braunlingens Vergangenheit. Mit histo-
rischer Einleitung von Dr. Eugen Baize r. Stuttgart,
Bonz. 1905. XXIV -j- 122 S.
95. Breisach. Eine alte Hochzeitseinladung. Das Badener
Land 1905, Nr. 47.
Breisach, s. Nr. 77.
96. Breiinau. Siefert, Rudolf. Beitrage zur Ortsgeschichte
von Breitnau. Schau-in's-Land XXXII, 37—42.
Brcitnau, s. Nr. 244.
97. Brombach. Mulsow, J oh. Brombach im Wiesental. Ein
Beitrag zur Heimatkunde. Lahr, Schauenburg. 1905.
3 BI. + 306 S.
97 a. Bronnbach. Kern, Rolf. Die Reformation des Klosters
Bronnbach durch Wertheim und die Gegenreformation
durch Wurzburg. Neue Heidelb.Jbb. XIII, 173 — 275.
Bruchsal, s. Nr. 189, 245.
98. Biihl. Allerlei aus Buhl. Der Schwarzwald XVII, 295
— 296.
99. — Hack, Hellmuth. Geschichte der Evangelischen in
Biihl. Festschrift zum sojahrigen Jubilaum der evan-
gelischen Gemeinde in Biihl am 28.J2Q. Juli 1900.
Buhl, Konkordia. [1900]. 19 S.
100. — R [ein fried], K. Chronik der Stadt Biihl. Katalog der
Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Biihl vom 5. August
bis 3. September 1905 (Biihl, Unitas. [1905]), 7—20.
10 1. — Schindler, H. Zur Erinnerung an die Anwesenheit
des Grossherzogs Friedrich und der Grossherzogin
Luise bei der Gewerbeausstellung Buhl. Biihl, Unitas.
1905.
Buhl, s. Nr. 210, 225, 230.
102. Burkheim. Kaiserstuhlfahrten [betr. B.]. Der Schwarzwald
XVII, no— 113.
Daxlanden, s. Nr. 343.
103. Donaueschingen. Tumbult, Georg. Die Fiirstlich Fursten-
bergische Brauerei zu Donaueschingen. 1705 — 1905.
Ein geschichtlicher Riickblick. Stuttgart, Greiner u.
PfeifTer. 1905. 78 S. Illustr.
Durlach, s. Nr. 323. Edingcn, s. Nr. 186.
104. Emmendingen. Munzer, A. Der Leseverein Emmendingen.
Eine geschichtliche Skizze zu dessen Sakularfeier.
[= Festschrift zur Feier des ioojahrigen Bestehens der
Lesegesellschaft Emmendingen. 1805—1905]. Emmen-
dingen, Druck- u. Verlagsgesellschaft (vorm. Dolter).
1905. 22 S.
105. — Otto, K. Drei Graber. Eine Goethe-Erinneru ng. [Grab
von Cornelia Goethe in Emmendingen, von Friederike
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474
Frankhauser.
Brion und von »01ivie« Marie Salomea Marx, geb.
Brion in Meissen he ira]. Der Schwarzwald XVII, 328
—330.
Emmtndingen, s. Nr. 66, 68.
106. Ettlingen. A p. Geschichte der Stadt Ettlingen. Der
Schwarzwald XVII, 27 — 28.
107. — Boesser. Ettlingen und das Albtal. Monbl.SchwarzwV.
VIII, 17 — 22.
108. — Waltzer, Heinrich. Schicksale der Ettlinger Neptun-
inschrift. Diese Zs. NF. XX, 90—93.
109. Freiburg. Albert. Zur Geschichte des Bertholdbrunnens.
Freib. Tagbl. 1905, Nr. 115, I,
1 10. — Bihler, O. Zur Geschichte des Schlossberges zu Frei-
burg. Der Hausfreund (B. z. Freib. Tagbl.) 1905,
Nr. 8, 9.
111. — Dr. /?, Die Feier des 7. Juli in Freiburg i. B. im
Jahre 1805. Strassburger Post 1905, Nr. 712.
112. — Flamm, Hermann u. Albert, Peter P. Ordnungen
und Satzungen der Munsterkirche. Freib. Miinsterbl. I,
63—90.
113. — Flarara, Hermann. Zur Geschichte der Hausernamen
in Freiburg i. B. Das Badener Land 1905, Nr. 49 — 52.
114. — Derselbe. Hauserbuch der Vorstadt Neuburg. II. Teil
(Fprtsetzung). Oberstadt (ostlich der Kaiser- und
Zahringerstrasse). (Fortsetzung von 1904, Nr. 124).
[= 76. Fortsetzung der Beitrage zur Geschichte der
Sladt Freiburg und des Breisgaus], Adressbuch d. Stadt
Freiburg f. 1906, 19 — 32 -+- 1 Karte.
115. — Freiburg im Breisgau. Ein Fiihrer durch die Stadt
und ihre Umgebung. 5. Aufl. Freiburg, Lorenz. 1905.
68 S.
116. — Marie Antoinette in Freiburg. Das Badener Land
1905, Nr. 46.
117. — Maurer, Anton. Das Rechnungswesen des Freiburger
Ministers. Freib. Miinsterbl. I, 36 — 39.
118. — Schlang, Wilhelm. Funfzig Jahre heimatlicher Ge-
sangspflege.' Festschrift zum sojahrigen Stiftungsfest
des Freiburger Mannergesangvereins »Concordia«, 1 1. u.
12. Juni 1904. Freiburg, Hochreuther. [1904]. 47 S.
Freiburg, s. Nr. 6—9, l8, 192, 207, 228, 231, 239, 246—253, 284.
285, 291, 331, 336, 337. FUnfheimburger- Wald, s. Nr. 216. GremmeU-
ba h, s. Nr. 233.
1 19. Grunsfeldhausen. Wingler, H. Eine alte Kirche in Baden
[St. Achatiuskapelle in G.]. Das Badener Land 1905,
Nr. 44.
120. Hardheim. Prailes, Jakob Albert. Die Einfuhrung der
Reformation in Hardheim (Amt Buchen). Freib.DA.
NF. VI, 258- 341.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahrcs 1905. 47c
121. Heidelberg, Chronik der Stadt Heidelberg fur das Jahr
1904. XII. Jahrgang. Im Auftrage des Stadtrates
bearbeitet von August Thorbecke. Heidelberg, Hor-
ning. 1906 (!). 2 Bl. + 173 S. + 12 Abbild.
122. — Fischer, Wilhelm. »Kriegsgreuel aller Zeiten«. Die
Verwustung der Pfalz und die Greuel der Zerstorung
Heidelbergs, Stuttgart, Strecker u. Schroder. [1905].
80 S.
123. — Hausrath, Adolf. Heidelberg. Deutsche Heimat VI,
97—104, 129—135, 171- 178.
Heidelberg, s. Nr. 10—12, 19, 26, 43, 218, 254—260, 276, 283, 336,
338, 339-
124. Herdern. Kartels, J. Herdern bei Freiburg in Br. Nach
wissenschaftlichen Quellen im Auftrage des Lokalvereins
Herdern. Freiburg, Wagner. 1905. 3 Bl. -f- 180 S.
Illustr.
125. Hinterzarten. Rudraann, Otto und Baur, Jos. Hinter-
zarten im Schwarzwald, Hohenluftkurort am Feldberg.
Freiburg, Wenzel. [1903]. 10 1 S. -p- 1 Karte. Illustr.
Hohengeroldseck* s. Nr. 273.
126. Kaferlal. Die Kafertaler Kirchen. Mh.Gschbl. VI, 290
—291.
Kaiser stuhl, s. Nr. 27.
127. Karlsruhe. Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karls-
ruhe fur das Jahr 1904. XX. Jahrgang. Im Auftrag
der stadtischen Archivkommission bearbeitet. Karlsruhe,
Macklot. 1905. 2 Bl. -f 202 S. + 9 Abbild.
128. — Holsten, Richard. Karlsruhe. Schlossbezirk, Schloss-
garten und Wildpark (»Klosterweg«). Erlebnisse und
Erinnerungen. Karlsruhe, Selbstverlag. 1905. 49 S.
129. — Karlsruhe. Bad. Fortbildungsschule XIX, 5 — 7, 36
—39. 51— 54» 7°— 72» 85— 87. 99~i°3» 116—120.
130. — Meyer, Franz Sales. Die Haupt- und Residenzstadt
Karlsruhe. Im Auftrage des Stadtrates verfasst. Karls-
ruhe, Braun. 1905. 148 S. + 50 Abbild. -f- l Plan.
Karlsruhe, s. Nr. 66, 261—263, 310 313, 316, 324, 325, 344, 367.
Kirchheim, s. Nr. 194. Konstanz, s. Nr. 71, 73, 78, 79, 80, 82,
183 — 185, 191, 235, 264, 287, 308, 325, 356, 427a.
131. Kiirnbach. Becker, Eduard. Der Heimfall des Sternen-
felsischen Lehens zu Kurnbach an Hessen. Diese Zs.
NF. XX, 389—421.
Ladenburg. s. Nr. 332. Langenschiltach, s. Nr. 233. Lausheim, s. Nr.
290. Lenzkirch, s. Nr. 212.
132. Lichlenlal. H. Rettung des Klosters Lichtental im Jahre
1689. Das Badener Land 1905, Nr. 45.
133. Liebeneck. [Gerwig, Robert], Liebeneck. Pforzheimer
Anzeiger 1905, Nr. 87 u. 88.
Linxgau, s. Nr. 81.
Zcitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 3 1
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476 Frankhauser.
134. Luzenberg. Luzenberg und Waldhof. Mh.Gschbl. VI, 242
—243.
135. Pforzheim. Heinrich Geering's Lobspruch auf das furst-
liche Freischiessen zu Pforzheim 1561. Aus Anlass
des XXI. Verbandschiessens des Badischen Landes-
schutzenvereins, des Pfalzischen und Mittelrheinischen
Schutzenbundes herausgegeben von Karl Maurer. Pforz-
heim, Birkner und Brecht. 1905. XII -f- 57 -f- 1 S.
Illustr.
136. Mannheim, Anno 1689. Mh.Gschbl. VI, 232 — 235.
137. — Aufzeichnungen uber Hochwasser 1740—1816. Mh.
Gschbl. VI, 69 — 70.
138. — Ballordnung des Hoftheaters von 1815. Mh.Gschbl.
VI, 44—45.
139. — Baumann, Armand. Schillers Freundinnen in Mann-
heim. Mh.Gschbl. VI, 103 — 124.
140. — Caspari, W. Der Rheiniibergang des v. Sackenschen
Korps bei Mannheim am 1. Januar 1814. Mh.Gschbl.
VI, 247—257. — Nachtrag dazu Ebenda, 290.
141. — Cl[aasen, Hubert], Mannheimer Karlsschuler. Mh.
Gschbl. VI, 146.
142. — G[oeri]g, W. Schillers Rede in der Deutschen Ge-
sellschaft [zu Mannheim], Mh.Gschbl. VI, 147 — 148.
143. — Derselbe. Die Mannheimer Messen. (Fortsetzung zu
1904, Nr. 217). Mh.Gschbl. VI, 227 — 232.
144. — Derselbe. Besuch des Markgrafen Karl Friedrich von
Baden und des Herzogs Karl August von Sachsen-
Weimar in Mannheim 1784. Mh.Gschbl. VI, 214 — 215.
145. — Irrenfursorge im alten Mannheim. Mh.Gschbl. VI, 168.
146. — Die Komodienhutte auf dem Marktplatz. Mh.Gschbl.
VI, 262 — 263.
147. — Dr. Mai's Sendschreiben uber den Gebrauch und
Missbrauch der Rheinbader 1778. Mh.Gschbl. VI, 186
— 189.
148. — Ein Mannheimer [Hermann] als Universitatsbuchbinder
in Marburg 1534. Mh.Gschbl. VI, 94.
149. — Sands Richtstatte. Mh.Gschbl. VI, 45 — 46.
150. — Schiller und seine Mannheimer Wirtsleute. Koln.Vztg.
1905, Nr. 190.
151. — Ein Streik der Zimmergesellen im Jahre 1784. Mh.
Gschbl. VI, 203.
152. — Thiele, E. Zur Obersiedlung der franzosischen Ge-
meinde Mannheims nach Magdeburg 1689. Geschichtsbll.
fur Stadt und Land Magdeburg XXXIX, 143 — 157.
153. — Die Obergabe Mannheims 1622. Mh.Gschbl. VI,
15-18.
154. — Verwaltungsbericht der Grossherzoglich Badischen
Hauptstadt Mannheim fur die Jahre 1900/1902. Im
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 477
Auftrag des Stadtrats bearbeitet durch das Statistische
Amt. [Mannheim], Mannheimer Vereinsdruckerei. [1905].
XIV + 663 S.
155. Mannheim. Die Vorziige Mannheims (1775). Mh.
Gschbl. VI, 235—238.
156. — Walter, Friedrich. Das Stephanienschlosschen in
Mannheim. Mh.Gschbl. VI, 29 — 33. — Dazu Nachtrag
Ebenda, 216—217.
157. — Derselbe. Eine Mannheimer Faschingspredigt aus
dem 18. Jahrhundert. Mh.Gschbl. VI, 66—69.
158. — Derselbe. Hoffmann von Fallersleben in Mannheim.
Mh.Gschbl. VI, 57-66.
159. — Derselbe. Wo hat Schiller in Mannheim gewohnt?
Mh.Gschbl. VI, 125—134.
160. — Die Zolifreiheit und der Mannheimer Biirgereid.
Mh.Gschbl. VI, 260—261.
161. — Zwei Erlasse des Intendanten v. Dalberg gegen Nach-
lassigkeit. Mh.Gschbl. VI, 214.
Mannheim, s. Nr. 13, 28, 195, 200, 208, 227, 232, 265, 314, 325, 327
— 329. 333» 334» 345— 348- Markdorf, s. Nr. 90. Meissenheim, s.
Nr. 105. Michelfeld, s. Nr. 322. Mbhringen, s. Nr. 288. Neckarau,
s. Nr. 214. Obergrombach, s. Nr. 189. Oberrotweit, s. Nr. 321.
Offenburg, s. Nr. 266, 320. Otter sweier, s. Nr. 267.
162. Peter shausen. Hunn, Karl. Quellenkritische Untersuchungen
zur Petershauser Chronik. [Freiburger Dissertation],
Freiburg, Charitas. 1905. 87 S.
Peterstal, s. Nr. 229a. Pforzheim, s. Nr. 135, 268, 325. Philifpsburg,
s. 189. Kappenau, 5. Nr. 292. Eastatt, s. Nr. 45, 315, 349.
163. Reichenau. Moll wo, Carl. Ulm und die Reichenau. Ein
Beitrag zur Verfassungsgeschichte der Stadt Ulm. Diese
Zs. NF. XX, 552-604.
Rotenberg, s. Nr. 189.
164. Salem. Dengel, Ignaz Philipp. Die politische und
kirchliche Tatigkeit des Monsignor Josef Garampi in
Deutschland 1761 — 1763. Geheime Sendung zum ge-
planten Friedenskongress in Augsburg und Visitation
des Reichsstiftes Salem. Rom, Loescher. 1905. XI +
196 S.
Salem, s. Nr. 350.
165. St. Georgen. Roder, Christian. Das Benediktinerkloster
St. Georgen auf dem Schwarzvvald, hauptsachlich in
seiner Beziehung zur Stadt Villingen. Freib.DA. NF. VI,
1-76.
166. St. Katharina. Geschichtliches uber die St. Katharinen-
kapelle auf dem Kaiserstuhl. Das Badener Land 1905,
Nr. 24.
167. St. Peter. R[auscher], H [ein rich]. Vollstandiger Unter-
richt alles dessen, was die Laienbruder zu St. Peter
31*
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478 Frankhauser.
zu beobachten haben. Niedergeschrieben von Br[uder]
H. R. im Jahre 1792. Mitgeteilt von Julius Mayer.
Freib.DA. NF. VI, 140—244.
168. Scharhof. Klenck, J. Eine Steuerverweigerung im Schar-
hof. Mh.Gschbl. VI, 263-264.
i6g. Schauenburg. Baumeisterrechnung von Schauenburg in
der Ortenau 1438 — 1447. Erste Urkundenbeilage zum
Burgwart III, Nr. 4.
170. — Brandeck, Hans. Die Schauenburg im Renchtale.
Das Badener Land 1905, Nr. 1.
171. Schonau. Christ, Karl. Die Schonauer und Lobenfelder
Urkunden von 1142 — 1225 in Auszugen, Obersetzungen
und Erlauterungen. (Fortsetzung von 1904, Nr. 196).
Mh.Gschbl. VI, 33—42, 52—57, 176—182, 198 — 205.
Schwarzach, s. Nr. 269.
172. Sdigental. Wieland, M. Kloster Seligental. Cisterzienser-
chronik 1905, Nr. 196.
Steinbach, s. Nr. 189.
173. Steinegg. Gerwig, R. Schloss Steinegg. Geschichtliche
Skizze. Pforzheimer Anzeiger 1906, Nr. 57, 58, 63, 64.
174. Sieinen. Schlier. Spuren vergangener Zeiten im Kirch-
spiel Steinen. Der Feierabend (Unterhaltungsbeilage
zum Oberlander Boten) 1905, Nr. 11 — 16, 18, 19.
Ticfenbronn, s. Nr. 270.
175. Triberg. Chronik und Verwaltungsbericht der Stadt Tri-
berg fur das Jahr 1904. Triberg, Rombach. 1905.
37 S. Illustr.
Uberlingen, s. Nr. 325.
176. Ulm. R[einfried], Zur Ortsgeschichte von Ulm bei
Lichtenau. Acher- und Bvihlerbote 1905, Januar 24—31.
llllingen, s. Nr. 165, 190. Waldhof, s. Nr. 134. Weil, s. Nr. 29.
WHnheim, s. Nr. 43.
177. Welschingen. Wfickenhauser], A. Aus der altesten
Geschichte des Dorfes Welschingen. Freie Stimme
1905, Nr. 7 u. 8.
178. — Derselbe. Zur Geschichte der Verehrung der Mutter
Gottes in der Kirche zu Welschingen. Freie Stimme
1904, Nr. 199.
179. Wilhtatt. Frankhauser, Fritz. Gedichte von Quirin
Moscherosch zur Willstatter Kirchweih von 1657. Diese
Zs. NF. XX, 260—271.
180. Windeck. Rein fried, K. Die ehemaligen Burgkaplaneien
auf Alt- und Neuwindeck in der Ortenau. Mit zwei
urkundiichen Beilagen. Freib.DA. NF. VI, 125 — 139.
Wollmatingen, s. Nr. 271.
181. Zaisenhausen. G[oeri]g, W[ilhelm]. Bad Zaisenhauseru
Mh.Gschbl. VI, 92—94.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 47 q
[82. Zell a. H. Platz, F. Die Unruhen in der freien Reichs-
stadt Zell a. H. am 11. Dezember 1760. Monbl.
SchwarzwV. VIII, 50—52. — Der Schwarzwald XVII,
46-47.
Ziegelhausen, s. Nr. 229a.
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte.
Statistik.
183. B eyerie, Konrad. Ergebnisse einer alamannischen Ur-
barforschung. Festgabe fur Felix Dahn zu seinem
Sojahrigen Doktorjubilaum (Breslau, Marcus. 1905)
I, 67-128.
184. Derselbe. Grundherrschaft und Hoheitsrechte des Bischofs
von Konstanz in Arbon. Zugleich ein Beitrag zur
Geschichte der deutschen Stadtverfassung. (Fortsetzung
von 1903, Nr. 192). SVGBodensee XXXIV, 25 — 146.
185. Caro, Georg. Beitrage zur alteren deutschen Wirtschaft-
und Verfassungsgeschichte. Gesammelte Aufsatze.
Leipzig, Veit. 1905. VII + 132 S. [betr. vielfach die
Diozese Konstanz],
186. Christ, Gustav. Weistum des Hubnergerichts zu Edingen
vom Jahre 1484. Mh.Gschbl. VI, 4 — 10.
187. Krebs, Richard. Die Weistumer des Gotteshauses und
der Gotteshausleute von Amorbach. Schlussbemerkungen.
(Fortsetzung von 1903, Nr. 199). Alemannia NF. VI,
1—24.
188. Niese, Hans. Die Verwaltung des Reichsgutes im 13. Jahr
hundert. Ein Beitrag zur deutschen Verfassungs-
geschichte. Innsbruck, Wagner. 1905. XI + 346 S.
189. Oberrheinische Stadtrechte. Herausgegeben von der
Badischen Historischen Kommission. Erste Abteilung :
Frankische Rechte. Siebentes Heft: Bruchsal, Rothen-
berg, Philippsburg (Udenheim), Obergrombach und
Steinbach. Bearbeitet von Carl Koehne. Heidelberg,
Winter. 1906 (!). 156 S. [Der ganzen Abteilung
S. 837-988].
190. Dasselbe. Zweite Abteilung: Schwabische Rechte. Erstes
Heft: Villingen. Bearbeitet von Christian Roder.
Heidelberg, Winter. 1905. XVIII -f 228 S.
191. Rietschel, Siegfried. Das Burggrafenamt und die hohe
Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstadten wah-
rcnd des fruheren Mittelalters. Leipzig, Veit. 1905.
XII -f- 344 S. (= Untersuchungen zur Geschichte der
deutschen Stadtverfassung I.) [betr. Konstanz]. —
Bespr.: LC. LVI, 1656—1657; Zs. d. Savignystiftung
XXVI, Germ. Abteilung, 282 — 291 (Loersch).
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480 Frankhauser.
192. Rietschel, Siegried. Die alteren Stadtrechte von Frei-
burg im Breisgau. Vs. f. Sozial- und Wirtschafts-
geschichte III, 421 — 441.
193. Sammlung der Weisturaer unter Karl Theodor. Mb.
Gscbbl. VI, 290.
194. Walter, Friedrich. Die Kirchheimer Cent. Mh.Gschbl.
VI, 221 — 227. — Anstellungsurkunde des Kircb-
heimer Centbuttels [Adam Gilg vom J. 15 18]. Ebenda,
264—265.
195. Walter, Friedrich. Eine Mannheimer Gesellenordnung
vom Jahre 1718. Mh.Gschbl. VI, 278—285.
196. Appel, Julius. Der Vollzug der Freiheitsstrafen in Baden.
Karlsruhe, Braun. 1905. XII + 144 S. [= Freib.
Abhandlungen aus dem Gebiete des dffentlichen
Rechts III.].
197. Becker, Hermann. Die allodifizierten Lehen des badi-
schen Rechts. Bad. Notarszs. Ill, 26 — 35.
198. Dinglinger, Friedrich. Die staatliche und kommunale
Einkommensbesteuerung der Aktiengesellschaften und
Kommanditgesellschaften auf Aktien in Preussen und
Baden. Berlin, Vahlen. 1905. 4 Bl. -f- 168 S.
199. Eisenlohr, Ernst. Die Thronfolgerechte der Cognaten in
Baden. [Heidelberger Dissertation], Heidelberg, Rossler.
1905. 58 S. + 1 Taf. — Die badische Thron-
folge. Koln.Vztg. 1905, Nr. 519.
200. Freudenberg. Landstreichertum und Prostitution in Mann-
heim. Bll. f. Gefangniskunde XXXIX, 252 — 268.
201. Zur Geschichte der Einfuhrung der Einzelhaft.
Strassburger Post 1905, Nr. 11 58.
202. Glockner, Karl. Badisches Verfassungsrecht. Mit Er-
lauterungen herausgegeben. Karlsruhe, Braun. 1905.
VIII -{- 448 S. + 4 Stammtaf. — S. 1 — 35 Geschichte
der Verfassung.
203. Gottlob. Entwicklung der badischen Staatsfinanzen. Zs.
suddeutscher Finanzbeamten XII, 1—4, 13 — 15, 21
— 24. 35—39-
204. v. u. z. Mentzingen. Das badische Stammgut. Vereins-
druckerei Heidelberg. [1905]. 56 S.
205. Die Organisation der inneren Verwaltung in Baden.
Bad. Fortbildungsschule XIX, 7 — 10, 39 — 41, 54 — 57.
206. Tugendhat, Otto. Die Arbeiter-Wohlfahrts-Einrichtungen
der badischen Staatseisenbahnen. [Heidelberger Disser-
tation], Heidelberg, Pfeffer. 1905. 129 S.
207. Flamm, Hermann. Der wirtschaftliche Niedergang Frei-
burgs i. Br. und die Lage des stadtischen Grundeigen-
tums im 14. und 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 43 j
Geschichte der geschlossenen Stadtwirtschaft. Karls-
ruhe, Braun. 1905. 4 Bl. -j- 180 S. [= Volkswirt-
schaftliche Abhandlungen der Badischen Hochschulen
V11I, 3. Erganzungsband.].
208. Die wirtschaftliche Bedeutung Mannheims im Reich
und in Baden. Dem Verein fur Sozialpolitik zu seiner
Generalversaramlung in Mannheim, den 25. bis 27. Sep-
tember, gewidmet von der Handelskammer fur den
Kreis Mannheim. [Erweiterter SA. aus Teil 11 de^
Jahresberichts der Handelskammer fur 1904]. Mann-
heim, Haas. [1905]. 45* S.
209. Die wirtschaftliche Lage der Pfalz nach dem Frieden
von Ryswick. (Nach einem Hofkammer-Gutachten vom
Jahre 1699). Mh.Gschbl. VI, 257 — 260.
210. Hoch, Fr. H. Zur Geschichte des Weinbaus in Mittel
baden. Mit besonderer Berucksichtigung der Ortenau
und Biihler Gegend. Buhl, Konkordia. 1905. 60 S.
lllustr.
211. Kilchling, \V. Die Bienenzucht im Hochberger Lande.
Emmendingen, Druck und Verlagsgesellschaft (vorm.
Dolter). 1905. 19 S. lllustr.
212. Die Lenzkircher Holzablosung. K.Ztg. 1905,^. 168.
— Das Badener Land 1905, Nr. 26.
213. Moericke, Otto. Die Agrarpolitik des Markgrafen Karl
Friedrich von Baden. Karlsruhe, Braun. 1905. VIII
-\- 96 S. [= Volkswirtschaftliche Abhandlungen der
Badischen Hochschulen VIII, 2]. — Bespr.: Diese Zs.
NF. XX, 518—519 (Theodor Ludwig); Dorf und Hof
III, 149 — 151.
214. Obstbau im Neckarauer Walde. Mh.Gschbl. VI, 22.
215. Reichert, Hermann. Das Molkereiwesen im Gross-
herzogtum Baden. SA. aus der Allgemeinen Molkerei-
Ztg. J. 1903. 30 s.
216. R[ein fried]. Der Funiheimburger Wald und dessen Ge-
nossenschaft. Acher- und Biihler Bote 1905, Januar
3—9.
217. Ruffer, Fritz. Die Kauf- und Pachtpreise landwirtschaft-
licher Liegenschaften im Grossherzogtum Baden nach
naturlichen Zonen dargestellt. [Heidelberg. Dissertation].
Heidelberg, Rossler. 1904. 2 Bl. + 108 S.
218. VVilharm, K. Die Milchversorgung von Heidelberg.
[Heidelberg. Dissertation]. Berlin, Siebert. O. J. 2 Bl.
+ 67 S. + 1 Taf.
219. K oil bach, Karl. Der Rhein als Handels- und Verkehrs-
strasse. Frankfurter zeitgemasse Broschiiren XXIV,
349—373.
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482 Frankhauser.
220. Luttenberger, Karl. Untersuchung iiber die Flosserei
auf dem Neckar und seinen Nebenflussen in geschicht-
licher und wirtschaftlicher Hinsicht. [Heidelberger
Dissertation]. Stuttgart, Strecker u. Schroder. [1904].
1 12 S.
221. Nasse, Walter. Der Rhein als Wasserstrasse. Schriften
des Vereins fur Sozialpolitik CII, 1 - 300.
222. Schmidt, G. H. Die Oberrheinschiffahrt, Geschichte,
Tahvegverbesserung, volkerrechtliche Bestimmungen und
volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Annalen des deut-
schen Reichs XXXVIII, H. 7 u. 8.
223. Schulte, Friedrich. Die Rheinschiffahrt und die Eisen-
bahnen. Schriften des VTereins f. Sozialpolitik CII,
301—526.
224. Wirminghaus, A. Zur Frage der Wiedereinfuhrung von
Rheinschiffahrtsabgaben. Schriften des Vereins fur
Sozialpolitik CII, 527 — 553.
225. Besag, Emil. Geschichtliches [iiber den Handels- und
Gewerbeverein Buhl], Festschrift zur Jubelfeier des
25Jahrigen Bestehens des H. u. G. V. Buhl (Buhl, Kon-
kordia. [1905]), 5~2^-
226. Bittraann, Karl. Die Badische Fabrikinspektion im ersten
Vierteljahrhundert ihrer Tatigkeit 1879 — 1903. Ein
Riickblick auf die Entwicklung der Industrie, Arbeiter-
schaft, Arbeiterschutzgesetzgebung und Gewerbeaufsicht.
Bericht an das Grossherzoglich Badische Ministeriuru
des lnnern. Karlsruhe, Macklot. 1905. XIII -f- 452 S.
— Bespr.: Jb. f. Gesetzgebung, Verwaltung usw. XXIX,
1202 — 1205 (Franz Boese); Zs. f. d. gesainte Staats-
wissenschaft LXI, 543—550 (v. Zwiedineck-Sudenhorst).
227. Caro, H. Die Entwicklung der chemischen Industrie von
Mannheim-Ludwigshafen. Zs. f. angewandte Chemie
XVII, H. 37.
228. Flamm, Hermann. Die Geschichte des Metzgergewerbes
in Freiburg im Breisgau seit Griindung der Stadt bis
zur Gegenwart. Festschrift zum XXVI II. deutschen
Fleischer- Verbandstag in Freiburg im Breisgau 1905,
229. Gebhardt, Paul. Die Produktionsbedingungen und wirt-
schaftlichen Verhaltnisse der suddeutschen Zucker-
industrie. [Heidelberger Dissertation]. Zittau, Menzel.
1904. 51 S.
229a.Kleemann, Luise. Die Waschereidorfer Ziegelhausen
und Peterstal. [Heidelberger Dissertation]. Heidelberg,
Rossler. 1905. 57 S.
230. Re in fried, Karl. Gewerbe und Zunfte, Markt und Ver-
kehr in Alt-Biihl. Festschrift (s. Nr. 225), 29 — 66.
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Badische Gcschichtsliteratur des Jahres 1905. 483
231. Schuster, Franz. Die Handelskammer fur den Kreis
Freiburg im Breisgau 1880 — 1905. Festschrift zur
Feier des funfundzwanzigjahrigen Bestehens im Auf-
trage der Handelskammer verfasst. Freiburg, Poppen.
1905. 3 Bl. + 87 S. 4- 2 Abbild.
232. Singhoff, Gottfried. Der Mannheimer Kohlen-Gross-
handel. Entwicklung, seitherige Gestaltung und kunftige
Organisation desselben. [Heidelberger Dissertation].
Heidelberg, Heidelb. Verlagsanstalt (Horning u. Berken-
busch). 1905. 97 S.
233. Fischer, Ferdinand. Cber die Entstehungs- und Ver-
breitungsweise der Tuberkulose in den Schwarzwald-
dorfern Langenschiltach und Gremmelsbach. [Heidel-
berger Dissertation], Wiirzburg, A. Stuber (Kabitzsch).
1904. 36 S.
234. v. Zwiedineck-Sudenhorst, Otto. Ober Gebiirtigkeit
und Wanderungen in Baden. Festgaben fur Friedrich
Julius Neumann zur 70. Wiederkehr seines Geburts-
tages (Tubingen, Laupp. 1905), 49 — 76.
VI. Kunst- und Baugeschichte.
235. Hagelstange, Alfred. Jorg Breu's Holzschnitte im Kon-
stanzer Brevier von 1516. Anzeiger des germanischen
Nationalmuseums J. 1905, 3 — 17.
236. Derselbe. Die Holzschnitte des Rationarium Evange-
listarum. [Druck von Anshelm-Pforzheim]. Zs. f. Biicher-
freunde IX, 1 ff.
237. Obser, Karl. Drei badische Fiirstenbildnisse des XVI. Jahr-
hunderts. (Mit drei Lichtdrucktafeln). Diese Zs. NF.
XX, 146 — 152.
238. Peltzer, Alfred. Albrecht Durer und Friedrich II. von
der Pfalz. Strassburg, Heitz. 1905. 1 Bl. -f- 54 S.
-\- 3 Taf. [— Studien zur deutschen Kunstgeschichte LXI].
239. Sauer, J. Kirchliche Denkmalskunde und Denkmalspflege
in der Erzdiozese Freiburg 1902 — 1905. Freib.DA.
NF. VI, 380-395.
240. Stork, Max. Sant Jorg am Oberrhein. Schau-in's-Land
XXXII, 1—36.
241. Wingenroth, Max. Die in den letzten zwanzig Jahren
aufgedeckten Wandgemalde im Grossherzogtum Baden.
Diese Zs. NF. XX, 293—309; 428—461 + 10 Taf.
— Bespr.: Freib.DA. NF. VI, 401—403 (Sauer).
242. Baden-Baden. Maier, Richard. Nicolaus von Leyden
und das Kruzifix auf dem alten Friedhof in Baden-
Baden. Bad. Volksztg. 1905, Nr. 90 (II).
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484 Frankhauser.
243. Baden-Baden. Obser, K. Der Baumeister des neuen
Schlosses zu Baden. Diese Zs. NF. XX, 505 — 506.
244. Breitnau. Leonhard, F. Tafelgeraalde in Breitnau.
Schau-in's-Land XXXII, 43—45.
Z45. Bruchsal. H[irsch], H. Ein altes Renaissanceschloss.
Strassburg. Post 190.5, Nr. 1109.
246. Freiburg. Geiges, Fritz. Der alte Fensterschmuck des
Freiburger Munsters. (Fortsetzung von 1903, Nr. 236;.
Freiburg, Herder. [1905]. Lief. 3, S. 133 — 200.
247. — Kempf, Friedrich. Die Anfange und bisherige Tatig-
keit des Munsterbauvereins. Freib. Miinsterbl. I, 4 — 9.
248. — Derselbe. Ein »Barmherzigkeits«-Bild Lukas Cranachs
des Alteren von 1524 in der Freiburger Miinstersakristei.
Freib. Miinsterbl. I, 17 — 26.
249. — v. Keppler, Paul Wilhelm. Der Freiburger Munster-
turm. Freib. Miinsterbl. I, 10 — 18.
250. — Krebs, Engelbert. Maria rait deni Schutzraantel am
Freiburger Minister. Freib. Miinsterbl. I, 27 — 35.
251. — L. L. Maldoners Bericht fiber das Freiburger Munster
1754. Freib. Miinsterbl. I, 90 — 92.
252. — Sauer, Josef. Das Freiburger Munster im Lichte der
neuesten Forschung. Freib. Miinsterbl. I, 40 — 44.
253. — Schuster, Karl. Der Lettner im Freiburger Munster.
Freib. Miinsterbl. I, 45 — 62.
254. Heidelberg. Alt, Theodor. Die Entstehungsgeschichte
des Ottheinrichsbaues zu Heidelberg, erortert im Zu-
sammenhang mit der Entwicklungsgeschichte der deut-
schen Renaissance. Heidelberg, Winter. 1905. IV -(-
180 S. - Bespr.: DLZ. XXVI, 3087—3089 (A. v.
Oechelhauser); Diese Zs. NF. XX, 519 — 521 (Hfirsch]).
255* — Uber die Erhaltung des Heidelberger Schlosses.
Berichterstatter: von Oec he I ha user-Karlsruhe und
Ho f ni a nn -Darmstadt. SA. aus den »Verhandlungen
des 6. Tages fur Denkmalpflege [zu] Bamberg 22. u.
2^. Sept. 1905*. Karlsruhe, Miiller. 1905. 81 S.
256. — Kossmann, B. Zur Zukunft des Heidelberger Schlosses.
Betrachtungen am Vorabend endgiiltiger Entscheidung.
Karlsruhe, Braun. 1906 (!;. 15 S.
257. — Peltzer, Alfred. Anlhoni, der Meister vom Ott-
heinrichsbau zu Heidelberg. Heidelberg, Winter. 1905.
25 S. — Bespr.: DLZ. XXVI, 3087—3089 (A. v.
Oechelhaeuser); LC. LVI, 1595 — 159b (G. G.).
258. — Rott, Hans. Ott Heinrich und die Kunst. Mitt.
Heidelb. V, 1—232. — Bespr.: DLZ. XXVI, 3087
— 3089 (A. v. Oechelhaeuser).
259. — Zeller, Adolf. Das Heidelberger Schloss. Werden,
Zerfall und Zukunft. In 12 Vortragen dargestellt.
Karlsruhe, Braun. 1905. XVI + 144 S. + 100 Abbild.
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Badischc Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 485
260. Heidelberg. Von kleineren Aufsatzen ist ferner noch zu ver-
zeichnen: Bach, Max. Ober den Sti! des Ott-Heinrich-
baues. Histor.-polit. Bll. CXXXVI, 81— 93. — Derselbe.
Das Wetziarer Skizzenbuch. Antiquitatenztg. XIII, 185.
— Haupt, A. Das Wetziarer Skizzenbuch und der
Giebel des Otto Heinrichsbaues. Kunstchronik NF. XVI,
Nr. n. — Derselbe. Die Echtheit der »Wetzlarer<
Zeichnung des Otto-Heinrichbau-Giebels. Zs. f. bildende
Kunst NF. XVI, H. 6. — Hofmann, F. H. Der
Meister Anthoni des H. Kontraktes von 1558. Kunst-
chronik NF. XVI, Nr. 11. — v. Oechelhaeuser, A.
Die Giebelzeichnung vom H. Ottoheinrichsbau im Wetz-
iarer Skizzenbuch. Zs. f. bildende Kunst NF. XVI,
137 — 143. — Trubner, Wilhelm. Das H. Schl.
Frkftr.Ztg. 1905, Nr. 281 (I. Morgbl.).
261. Karlsruhe. Stein hart, F. X. Bauernbauten alter Zeit
aus der Umgebung von Karlsruhe. Leipzig, Seemann.
2 Bl. -f 3 1 Taf,
262. — Widraer, K. Karlsruher Kunst. Kunstchronik NF.
XVI, Nr. 33.
263. — Bahnhofs-Erapfangsgebaude fur Karlsruhe. Deutsche
Konkurrenzen XVIII, Heft 9 u. 10 (Nr. 213 u. 214).
Leipzig, Seemann. 1905. 63 S.
264. Konstanz. Gramm, Josef. Spatmittelalterliche Wand-
gemalde ira Konstanzer Munster. Ein Beitrag zur Ent-
wicklungsgeschichte der Malerei am Oberrhein. Strass-
burg, Heitz. 1905. XII -^ 140 S. + 24 Taf. u. Abb.
[= Studien zur deutschen Kunstgeschichte LIX]. Bespr.:
Freib.DA. NF. VI, 401—403 (Sauer).
265. Mannheim. Zur Geschichte der ersten Mannheimer
Meistersinger- Auffiihrung. Mh.Gschbl. VI, 189
— 191.
266. Offenburg. M. Eine wertvolle Entdeckung [Christus von
Durer]. Bad. Beobachter 1905, Nr. no, III.
267. Oilersweier. Grossherzoglich Badische Baugewerke-
Schule Karlsruhe. Arbeiten der Gewerbe-Lehrer-
Abteilung. Aufnahraen von vaterlandischen Baudenk-
malen. Wintersemester 1904 05. XI. Ottersweier, Be-
zirksamt Buhl. Die alte Kirche. Karlsruhe, Schober.
[1005]. '3 Blatter
268. Pforzheim. Gerwig, R. Die Glasmalereien der Fenster
im Pforzheimer Bezirksratssaal. Pforzheimer Anzeiger
1905, Nr. 68.
269. Schwarzach. Sauer, J. Die Abteikirche in Schwarzach
(Fortsetzung v. 1904, Nr. 273). Freib.DA. NF. VI,
342—368.
270. Tiefenbronn. Haack, Friedrich. Hans Schiichlin, der
Schopfer des Tiefenbronner Hochaltars. Strassburg,
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486 Frankhauser.
Heitz. 1905. 2 Bl. -I-36 S. -j-4 Taf. [= Studien
zur deutschen Kunstgeschichte LXII],
271. Wollmaiingen. Ober einen mittelalterlichen Wand-
gemaldefund in Wollmatingen. Freiburger Bote
1905, Nr. 120, II. — Vgl. dazu Antiquitatenztg. XIII,
242.
VII. Sagen und Volkskunde. Sprachliches.
272. Christ, Karl. Der Jager aus Kurpfalz. Mh.Gschbl. VI,
161 — 162.
273. Lederle, E. F. Ein Minnesanger auf Hohengeroldseck.
Heimatliche Sagen. Rastatt, Greiser. [1905]. 1 Bl.
4- 83 S.
274. Andree, Richard. Votive und Weihegaben des katho-
lischen Volkes in Suddeutschland. Ein Beitrag zur
Volkskunde. Braunschweig, Vieweg. 1904. XVIII -f-
191 S. + 72 Taf. u. Abbild. — Bespr.: LC. LVI,
1 1 64— 1 165 (K. Weule); Litterar. Rundschau XXXI,
177—179 (J. E. Weiss); AZtgB. 1905, I, 6 (Franz
Tetzner).
275. Bittrich, M. Der Funkensonntag im Schwarzwald. Frkftr.
Ztg. vom 5. Februar 1905 (Abendbl.).
276. Dieterich, Albrecht. Sommertag. [SA. aus dem Archiv
f. Religionswissenschaft VIII, Beiheft]. Leipzig, Teubner.
1905. 38 S. -f- 3 Abbild.
277. Fischer, Max. Unser Schwarzwald-Bauernhaus. Freiburg,
Speyer u. Kaerner. 1904. 38 S. — Bespr.: Ale-
mannia NF. VI, 315—316 (Fridrich PfaflQ.
278. Haffner, Oskar. Die Pflege der Volkskunde in Baden.
Alemannia NF. VI, 57 — 62, 238 — 240, 305—306.
279. Kahle, B. Ober einige Volksliedervarianten. Alemannia
NF. VI, 49—56.
280. M. K. Sitten und Gebrauche an Petristuhlfeier (22. Febr.).
Das Badener Land 1905, Nr. 9.
281. Muller, Jul. Das Schwarzwaldhaus. Eine Studie. Der
Schwarzwald XVII, 369 — 370.
282. Pfaff, Friedrich. Dorfspruche oder Ortslitaneien aus
dem badischen Oberland. Alemannia NF. VI, 153 — 160.
283. Sutterlin, Ludwig. Aberglaubisches aus Heidelberg.
Alemannia NF. VI, 299 — 304.
284. Baas, Karl. Gesundheitspflege im mittelalterlichen Frei-
burg im Breisgau. Eine kulturgeschichtliche Studie.
Alemannia NF. VI, 25 — 48, 104 — 152.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1904. 487
285. Bihler, Otto. Eine Freiburger Mahlzeit aus dem 16. Jahr-
hundert am Vorabend des feisten Donnerstags. Das
Badener Land 1905, Nr. 10.
286. §. Zur Geschichte des Tabakrauchens in Baden.
Strassburger Post 1905, Nr. 747.
287. Wymann, Eduard. Liturgische Taufsitten in der Diozese
Konstanz. Der Geschichtsfreund LX, 1 — 151.
288. Bertsche, Karl. Die volkstiimlichen Personennaraen einer
oberbadischen Stadt [Mohringen], Ein Beitrag zur
Geschichte der alemannischen Nanaengebung. Alemannia
NF. VI, 161—224, 241 — 280. — Bespr.: Sudwestd.
Schulbll. XXII, 118—120.
289. Bohnenberger, Karl. Die alemannisch-frankische Sprach-
grenze vom Donon bis zuui Lech. Heidelberg, Winter.
1905. 1 Bl. + 77 S. -f- 1 Karte. [SA. aus der Zs. f.
hochdeutsche Mundarten VI, 129 — 205].
290. Heilig, O. Etymologie des Ortsnamens Lausheim. Monbl.
SchwarzwV. VIII, 52. — Vgl. a. Der Schwarzwald
XVII, 31.
291. Mayer, Hermann. Sprachliches aus den Senatsproto-
kollen der Universitat Freiburg (17. Jahrhundert). Ale-
mannia NF. VI, 233 - 234.
292. Meisinger, Othmar. Lexikalische Beitrage aus Rappenau.
Zs. f. hochdeutsche Mundarten VI, 91 — 92.
293. Siitterlin L. Der Name Odenwald. Frkltr.Ztg. vom
14. Februar 1905 (I. Morgbl.).
VIII. Familien-, Wappen-, Siegel- und Munzkunde.
294. Kindler v. Knob loch, J. Oberbadisches Geschlechter-
buch. Herausgegeben von der Badischen Historischen
Kommission. Heidelberg, Winter. 1905. II. He — Lyser.
1 Bl. + 551 S. -+- 683 Wappen. — Vgl. 1904, Nr. 289.
295. Biirklin. Krieger, Albert. Geschichte der Familie
Btirklin. Munchen, Allgemeine Ztg. 1905. IX + 535S.
lllustr.
296. Ehinger. Miiller, Johannes. Die Ehinger von Konstanz.
Diese Zs. NF. XX, 8—40.
v. Gemmingcn- Michel f eld, s. Nr. 322.
297. Gemandt. Huffschmid, M. Einige Nachrichten iiber die
Altmannheimer Familie Gemandt. Mh.Gschbl. VI, 10
— 15. — Nachtrag dazu von A. van den Velden
Ebenda, 70 — 71.
298. Haldenzvang. v. Haldenwang, Otto. Chronik und Stamm-
tafel der Familie Haldenwang. Stuttgart. Metzler. 1905..
59 S. -J- 1 Stammtaf.
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488 Frankhauser.
299. Handschuhsheim. Wile kens, Theodor. Das Erloschen
der Geschlechter derer von Handschuhsheim und Hirsch-
horn. Mh.Gschbl. VI, 85 — 89.
Hirschhorn, s. Nr. 299. Huber von GUichenstein, s. Nr. 321. Jung-
harms, s. Nr. 301.
300. Klemra. KlemmsArchiv. Mitt. a. d. Familiengeschichte.
Herausgegeben von dem Verbande Klemmscher Fami-
lies (Vgl. 1904, Nr. 293). Nr. 15—18, Bd. II,
S. 81 — 270.
301. Sachs. Familiennachrichten der Familien Sachs, Junghanns
und verwandter Familien. Nr. XXX. April 1905.
(Vgl. 1904, Nr. 295). Baden-Baden, Sachs. 1905. 4 S.
302. Schiller. Albert, Peter P. Die Schiller von Herdern.
Ein Beitrag zur hundertjahrigen Wiederkehr von Friedrich
Schillers Todestag. Freiburg, Fehsenfeld. 1905. VI
-f- 56 S. + 12 Abbild. + 1 Stammtaf. — Vgl. dazu
Kraus, R. Zur Schiller-Genealogie. Diese Zs. NF. XX,
670—675.
303. Schilling von Canstatt. Schilling v. Canstatt, Ernst
Freiherr. Geschlechtsbeschreibung der Familie Schilling
von Canstatt als Neubearbeitung und Fortsetzung der
Geschlechtsbeschreibung derer Familien von Schilling
von Karl Friedrich Freiherrn Schilling von Canstatt
(1807). Heidelberg, Winter. 1905. IV + 368 S. -+-
30 Taf. + 2 Stammtaf.
Stcrnenfels* s. Nr. 131.
304. Zangemeister : Westermann. Die ehelichen Verbindungen
der Zangemeister. A. f.« Stamm- u. Wappenkunde VI,
33-38.
305. v. Neuenstein, Karl Freiherr. Wappenkunde. Heral-
dische Monatsschrift zur Verdflfentlichung von nicht-
edierten Wappenwerken XI, Heft 7 — 12. (Fortsetzung
von 1904, Nr. 301). Karlsruhe, Selbstverlag.
306. Wappencodex der Hof- und Staatsbibliothek zu Stutt-
gart. Originalkopie von Karl Freiherrn von Neuen-
stein. (Fortsetzung von 1904, Nr. 302). Wappen-
kunde XI, 177 — 244.
307. Beschreibung von Munzen und Medaillen des
Fiirstenhauses und Landes Baden aus der Sammlung
des Grossherzoglich badischen Kommerzienrats Otto
Bally in Sackingen. Fortgesetzt und erweitert auf Grund
in- und auslandischer Sammlungen. II. Teil. Einzel-
Untersuchungen. — Neuer Zugang. — Literatur. —
Register. — Aarau, Sauerlander. 1905. — Lieferung 1,
S. 1 — 28, enthalt: Konstantin Hilger, Studien uber
die Schaumiinzen der Markgrafen von Baden aus der
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 489
Zeit der Renaissance; Lieferung 2, S. 29—45: Wil-
helm Brambach, Zahringer Symbole und Wappen auf
Mtinzen. — Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 699 — 700 (K.
0[bser]).
3081). Konstanz, Munzfund. DLZ. XXVI, 1706. — LC.
LV1, 907.
IX. Bibliotheken, Archive, Sammlungen, Literaturgeschichte,
Buch- und Unterrichtswesen.
310. Grossherzogliche Hof- und Landesbibliothek in
Karlsruhe. XXXIII. Zugangsverzeichnis. 1904. S. 2769
— 2854. Heidelberg, Winter. 1905.
311. Grossh. Badische Forst- und Domanendirektion.
Verzeichnis der Biichersammlung. Stand: 1. September
1905. Karlsruhe, Gutsch. 1905. 313 S.
312. Katalog uber die Bucher und Karten der Zweiten Karamer
der Badischen Landstande. Bearbeitet vom Archivariat
der Kammer. II. Zugangsverzeichnis. 1. Januar 1906.
Karlsruhe, Badenia. 1906. 56 S. — Vgl. 1903, Nr. 298.
313. Verzeichnis B der Militar-Biicherei Karlsruhe. 1. Oktober
1905. Karlsruhe, Gillardon. 1905. 60 S.
314. Die kurfiirstliche Hofbibliothek in Mannheim. Mh.
Gschbl. VI, 19 — 20.
315. Katalog der Lehrerbibliothek des Grossherzogl. Gymna-
siums zu Rastatt. 1. Nachtrag. (Zugang von 1898
— 1 905). Ausgearbeitet von F. Burg. Rastatt, Uhrig
u. Reuter. 1905. 29 S. — Vgl. 1898, Nr. 276.
316. Aus dem Jahresbericht des Grossh. General-Landes-
archivs fur 1904. K.Ztg. 1905, Nr. 45.
317. Bericht uber die drciundzwanzigste Plenarsitzung der
Badischen Historischen Kommission. Diese Zs. NF.
XX, 1-7.
318. Bericht uber die Ordnung und Verzeichnung der Archive
und Registraturen der Gemeinden, Pfarreien, Grund-
herrschaften, Korporationen und Privaten des Gross-
herzogtums Baden im Jahre 1903 04 durch die Pfleger
der Badischen Historischen Kommission. Mitt. Nr. 27,
mi — m5.
319. Albert, Peter P. Zur Frage des Archivalienschutzes in
Baden. Bericht, im Namen der Oberpfleger der
XXIII. Plenarsitzung der Badischen Historischen Kom-
mission erstattet. Mitt. Nr. 27, m6 — mi4.
320. Batzer, Ernst. Die Urkunden des St. Andreas-Hospitals
zu OrTenburg. Offenburg, Geek. 1905. 63 S.
*) Nr. 309 aus Versehen ausgefallen.
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aqo Frankhauser.
32J. Huber v. Gleichenstein, Alfred Freiherr. Archivalien
des Freiherrlich Huber von Gleichenstein'schen Archivs
zu Oberrotweil. Mitt. Nr. 27, mi28 — 143.
322. Schwarz,Benedikt. Freiherrlich von Gemmingen-Michel-
feld'sches Archiv in Michelfeld, A. Sinsheim. Mitt.
Nr. 27, xmb — 62.
323. Derselbe. Archivalien aus samtlichen Gemeinden des
Amtsbezirks Durlach. Mitt. Nr. 27, 1063 -mi27.
324. Wagner, E. Ober Museen und uber die Grossh. Staats-
sammlungen fur Altertums- und Volkerkunde in Karls-
ruhe. Zwei Vortrage, gehalten in den Sitzungen des
Karlsruher Altertumsvereins vom 4. Dezeniber 1904
und 22. Dezember 1905. Karlsruhe, Braun. 1906.
32 S.
325. Museographie uber das Jahr 1904/05. I. Westdeutsch-
land. Nr. 37 — 45 Baden. [Betriffi: Konstanz, Ros-
garten-Museura (O. Leiner); Oberlingen, Kulturhisto-
risches und Naturalienkabinett (Lachmann) ; Karlsruhe,
Grossh. Sarnmlungen f. Altertums- und Volkerkunde
(E. Wagner); Pforzheim, Stadtische Altertumersammlung
(K. Bissinger); Mannheim, Vereinigte Sarnmlungen des
Grossh. Antiquariums und des Altertumsvereins (K.
Baumann). WZ. XXIV, 347 — 349.
326. Marc Rosenberg's Badische Sammlung. VII. Katalog
der Badischen Handschriften. Erwerbungen bis 1905.
Unter Mitwirkung von Stadtarchivrat Dr. Peter P. Albert
herausgegeben von Hermann Flamm. Frankfurt,
Keller. 1906. 3 Bl. + 109 S.
327. Neuerwerbungen und Schenkungen [des Mannheimer
Altertumsvereins]. Liste LI — LX. Mh.Gschbl. VI, 22
—24, 46—48, 71—72,95—100, 169—172, 193—196,
217 — 220, 243 — 244, 265 — 268, 291 — 292.
328. Eroffnung des stadtgeschichtlichen Museums [zu Mann-
heim], [Mit einem historischen RuckblickJ. Mh.Gschbl,
VI, 272 — 278.
329. Die Schiller-Ausstellung des Mannheimer Altertums-
vereins. Beilage zu Nr. 5 der Mh.Gschbl. — Vgl.
ferner: Dr. W [a Iter]. Nachwort zur Schillerausstellung.
Ebenda, 162 — 163.
330. Baas, Karl. Notiz iiber Heinrich Louffenbergs Gesund-
heitsregiment (1429). Alemannia NF. VI, 235 — 237.
331. Gageur, Karl. Freiburger litterarische Unternehmungen
in den Kriegsjahren 1814/15. Schau-inVLand XXXI Ir
46—52.
332. Huffschmid, W. Die Buchdruckerei von Gotthard Vogelin
in Ladenburg 1605. Mh.Gschbl. VI, 159 — 161.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 40 1
333. Oeser, Max. Katalog der Saramlung Mannheimer Drucke
und Buchausgaben. (Von 1608 bis urn 1850). Im
Auftrag des Verwaltungsrates ausgearbeitet. Mannheim,
Haas. 1905. 1 Bl. + 27 S. + 1 Abbild.
334. Walter, Friedrich. Franzdsische Publizistik und Hof-
poesie in Mannheim unter Karl Theodor. Mh.Gschbl.
VI, 206 — 213.
335. Schmidt, F. G. G. Christian Gottfried Bockhs altdeutsches
Glossarium. Alemannia NF. VI, 70 — 76.
336. Eulenburg, Franz. Die Frequenz der deutschen Uni-
versitaten von ihrer Grundung bis zur Gegenwart.
Leipzig, Teubner. 1904. XI -+- 323 S. [betr. Heidel-
berg und Freiburg],
337. Freiburg. Mayer, Hermann. Zur Geschichte und Statistik
der Universitat Freiburg i. Br. im XVII. Jahrhundert.
Alemannia NF. VI, 281 — 298.
Jreiburg, s. Nr. 18, 291, 336.
338. Heidelberg, Dietz, Eduard. Das Frankfurter Attentat
vom 3. April 1833 und die Heidelberger Studenten-
schaft. Ein Stuck deutscher Kultur- und Rechts-
geschichte. Heidelberg, Petters. 1906 (!). 3 Bl. + 70 S.
4- 5 Abbild.
339. — Sillib, Rudolf. Ober Verlegungsplane der Universitat
Heidelberg. N.Heidelb.Jbb. XIV, 1 — 15.
Heidelberg, s. Nr. 19, 336.
340. Badische Schul statistik. Die Volks- und Mittelschulen.
Bearbeitet vom Grossherzoglichen Oberschulrat. Heft I.
Die Ergebnisse der statistischen Erhebung vom 1. Dez.
1900. Karlsruhe, Glockner. 1905. 152 S. -f- 9 Taf.
341. Holzmann. Statistisches uber die hoheren Schulen Badens
1903/04. Zs. f. lateinlose hohere Schulen XVI, Heft 3.
342. Von der Schule vor hundert Jahren. Schulgeschicht-
liche Ausgrabungen. Albbote 1905, Nr. 168.
343. Daxlanden. Schwarz, Benedikt. Ein Schulprozess vor
60 Jahren [betr. den Lehrer B. Schmidt aus Daxlanden].
Bad. Schulztg. XLV, 680.
344. Karlsruhe. Schwarz, Benedikt. Geschichte der Karls-
ruher Volksschule. Mit Unterstfitzung der Stadtver-
waltung bearbeitet. Karlsruhe, Lang. 1905. VII +
226 S.
345. Mannheim. Huffschmid, M. Mannheimer Studenten auf
der Universitat Strassburg von 1716 — 1787. Mh.Gschbl.
VI, 238-240.
346. — Lutz, M. Welche Aufnahme die Mannheimer Schul-
organisation bisher gefunden hat. Ein Fiihrer durch
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 32
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492
Frankhauser.
die Litteratur des Mannheimer Systems. SA. aus der
Neuen Badischen Schulztg. 1905, Nr. 13 — 16. Mann-
heim, Bensheimer. 1905. 37 S.
347. Mannheim. Lutz, M. Die Mannheimer Sonderklassen nach
Entstehung, Einrichtung und Erfolgen. Zs. f. padago-
gische Psychologic Pathologic und Hygiene VI, H. 5.
348. — Plan Theodor von Traitteurs zu einem Erziehungs-
institut fur Madchen v. J. 1800 [fur Mannheim]. Mh.
Gschbl. VI, 240-242.
349. Rastatt. Krieg, E. Ein Studienzeugnis des Piaristen-
gymnasiums zu Rastatt. Freib.DA. NF. VI, 396 — 397.
350. Salem. Specht, Thomas. Die Beziehungen des Klosters
Salem zur Universit&t Dillingen. Diese Zs. NF. XX,
272 — 292.
X. Biographisches.
351. Badische Biographien. V. Teil. 1891 — 1901. Im Auf-
trage der Badischen Historischen Kommission heraus-
gegeben von Friedrich von Weech und A. Krieger.
[Fortsetzung von 1904, Nr. 373]. 2 Bde. Heidelberg,
Winter. 1906 (!) I. XI S. u. S. 1—320; II. 1 Bl. u.
S. 321 — 424. — Bespr.: Kbl. GV.LIII, 75 (Lorentzen);
Monbl.SchwarzwV. VIII, 6—7.
352. Thoma, A. Evangelische Martyrer in Baden. Fest-
schriften fur Gustav-Adolf-Vereine Nr. 40. Leipzig,
Strauch. [1905].
Anthoni, s. Nr. 257, 260. Anshelm, s. Nr. 236. Artaria, Julie, s.
Nr. 423.
353. Bader. Bihler, Otto. Dr. Josef B. Grossh. Archivrat.
Zu seinem hundertsten Geburtstag. K.Ztg. 1905,
Nr. 363 (Beilage). — Freib. Tagbl. Nr. 291, IV.
354. Bassermann. Basse rmann, Ernst. Wilhelm B. 1744
— 1 8 1 1 , Kaufmann in Heidelberg, und seine Nach-
kommen. Beitrage zur Bassermann'schen Familien-
geschichte. Mannheim, Haas. 1905. 2 Bl. -J- '91 S.
355. Beyschlag. Pahnke, K. H. Willibald B. Ein Gedenk-
blatt zur funfjahrigen Wiederkehr seines Todestages.
Auf Grund von Tagebuchern, Briefen und eigenen
Erinnerungen. Tubingen, Mohr (Siebeck). 1905.
3 Bl. -+• 191 S. Bespr.: DLZ. XXVI, 2749—2751.
Boeckh, Gottfried, s. Nr. 335.
356. Brandt's. Rieder, Karl. Heinrich 111. von Br., Abt zu
Einsiedeln und Bischof von Konstanz. ADB. L,
147 — 151.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1904. aq\
357. Breisach. Sen on, Theodor. Meister Peter von Br. A.
f. christliche Kunst 1905, Nr. 9 u. 10.
358. Brentano. Weissler, Rudolf. Geschichte der Rechts-
anwaltschaft. Leipzig, Pfeffer. 1905. VIII -f- 623 S.
— Kap. 49, § 3 (S. 483 — 493) behandelt Hecker,
Struve, Brentano.
359. Briinings. Ein beruhmter Neckarauer (Christian Br.). Mh.
Gschbl. VI, 166 — 167.
360. Bunsen. Ostwald, Wilhelm. R. W. B. Leipzig, Welcher.
1905. 1 Bl. -+• 40 S. + 1 Abbild. [= Manner der
Wissenschaft H. 2].
361. Clossmann. Generalleutnant Josef von CI. Bad. Fort-
bildungsschule XIX, 97—99.
v. Dalberg, s. Nr. 161.
362. Deurer. Ferdinand D. Mh.Gschbl. VI, 191 — 192.
363. Dill. Rossler, Arthur. Neu-Dachau. Ludwig D., Adolf
Holzel, Arthur Langhammer. Bielefeld, Velhagen u.
Klasing. 1905. 165 S. -f- 158 Abbild. [= Kunstler-
monographien, herausg. von Knackfuss LXXVI1I],
364. Emele. A[lber]t, P. Der Schlachtenmaler Wilhelm E.
K.Ztg. 1905, Nr. 285. — Derselbe in Freib. Ztg.
1905, Nr. 242 u. Freib. Tagbl. Nr. 236, V. — Vgl.
noch Illustr. Ztg. CXXV, 608.
365. Feuerbach. Heyck, Eduard. Anselm F. Bielefeld u.
Leipzig, Velhagen u. Klasing. 1905. 162 S. -f-
1 1 3 Abbild. [= Kunstlermonographien , herausg. von
Knackfuss LXXVI], Bespr.: AZtgB. 1905, III, 437
(Uhde-Bemays).
366. — von Oechelhaeuser, Adolf. Aus Anselm F. Jugend-
jahren. Leipzig, Seemann. 1905. 12b S. + 8 Abbild.
— Bespr.: LC. LVI, 1403.
367. — Dresdner, Albert. Anselm F. Zur 25. Wiederkehr
seines Todestages, 4. Januar. K.Ztg., 1905, Nr. 4. —
Karl StaufFer und A. F. Frkftr.Ztg. vom 24. Januar
1905 (Abdbl.). — Ulm, Friedrich, A. F. und seine
Kunst. Pfalz. Museum XXII, 17 — 20; vgl. dazu Ebenda,
89 — 90. — Weisshaupt, M. A. F. Der alte Glaube VJ,
Nr. 12 — 14. — Werner, H. A. F. u. Karlsruhe. Die
Kunst VII, H. 3.
368. Freydorf. von Poschinger, H. Aus der politischen
Korrespondenz des Prasidenten des badischen Mini-
steriums des Auswartigen Rudolf v. Fr. Annalen des
deutschen Reichs XXXVJII, H. 7.
Freydorf, s. Nr. 49, 50, 54. r - ^
369. Gall. Johann Michael G. (Universitatsprofessor zu Frei-
burg i. Br„ f 9. Febr. 1805). Das Badener Land 1905,
Nr. 6.
Gilg, Adam, s. Nr. 194.
32*
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494
Frankhauser.
370. Goiz, Hermann. Dessoff, A. Aus Bricfcn von Hermann
G. an Otto Dessoff. Frkftr.Ztg. vom 31. Januar 1905.
(I. Morgbl.).
371. Goiz, G. Chr. Ein Brief von G. Chr. G. aus dem Jahre
1775. Mh.Gschbl. VI, 143 — 145.
372. Haizinger. Bettelheim-Gabillon, Helene. Araalie H.
— Grafin Luise Schonfeld-Neumann. Biographische Bll.
Wien, Konegen (Stulpnagel). 1906. VIII -f- 202 S.
373. — Lier, H. A. Amalie H. ADB. LI, 742 — 745.
374. Hart/elder, von Weech. Karl H. ADB. L, 24 — 25.
375. Hartmann. Pfaff, J. Gustav Hartmann. ADB. L, 28 — 31.
376. Hasemann. Auerbach, Alfred. Wie Meister H. vor
25 Jahren in den Schwarzwald kam. Der Schwarz-
wald XVII, 57—63. — Allerlei von H. Ebenda, 63.
— H. u. die Gutacher. Ebenda, 63. — H. u. die
Volkstrachten. Ebenda, 64. — H. u. der Schwarz-
waldverein. Ebenda, 65. — O. S. Wilhelm H. Das
Badener Land 1905, Nr. 16.
377. Hauser. de Fleury. Gaspard H. (1812- 1833). Les
draines de l'histoire (Paris, Hachette. 1905), 183
— 324.
378. Haydlauf. Lauchert. Sebastian H. ADB. L, 87—88.
379. Hebel. Keller, Ernst. Johann Peter H. Leben und
Schaffen. Leipzig, Hesse. 1905. 152 S. [= Joh.
P. H. samtliche poetische Werke, herausg. und erlautert
von E. K. I.].
380. Hecker. von Weech. Friedrich Franz Karl H. ADB. L,
93-95.
Hecker, s. Nr. 358.
381. Heim. Ignaz H. ADB. L, 133 — 135.
Heim, Emma, s. Nr. 422.
382. Helmholtz. Paalzow, A. Hermann Ludwig Ferdinand H.
ADB. LI, 461-472.
383. Herder, von Weech. Benjamin H. ADB. L, 226 — 227.
Hermann, s. Nr. 148.
384. Hertz. Krott, Robert. Heinrich Rudolf H. ADB. L.
257 — 259.
385. Heiistedt. Lier, H. A. Louise H„ geb. Beil. ADB. L,
284—285.
386. Hilsbach. Pfleger, Luzian. Michael H„ ein ober-
rheinischer Schulmann des 16. Jahrhunderts. Diese
Zs. NF. XX, 252—259.
387. Hoff. Lier, H. A. Karl H. ADB. L, 767.
388. Hoffmayer. OTbser], K. Ein Schwarzwalder Bauernsohn
[Lorenz H.] franzosischer Reichsbaron. Bad. Landes-
ztg. 1905, Nr. 4.
389. Holsien. Knopf, Rudolf. Karl Christian Johann H.
ADB. L, 450—454.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 405
390. v. Hornslein. von Weech. Robert Freiherr von H.
ADB. L, 477.
391. Hotlinger. Achelis, E. Chr. Johann Heinrich H. ADB.
L, 479—483.
392. Jolly. Teichmann, A. Julius August Isaak J. ADB. L,
690—701. — Vgl. a. Bad. Fortbildungsschule XIX,
113— 116.
393. Kalienbach. von Winkel, F. Rudolf K. ADB. LT, 25
—26.
394. Kappler. Hantzsch, Victor. August K. ADB. LI,
41—44.
395. Kaufmann. Huffer, H. Alexander K. ADB. LI, 75 — 81.
396. Keller. Riezler. Jakob K. ADB. LI, 102 — 104.
397. Keller- Leuzinger \ Hantzsch, Victor. Franz K.-L. ADB.
L, 106 — 108.
398. Kilian. Kilian, Eugen. Mein Austritt aus dem Ver-
bande des Karlsruher Hoftheaters. Ein Wort der Auf-
klarung. Munchen u. Leipzig, Muller. 1905. 84 S.
399. Kirchhoff. Knott, R. Gustav Robert K. ADB. LI, 165
-167.
Klingenberg, Heinrich von, s. Nr. 71.
400. Kvberle. Lier, H. A. J. Georg K. ADB. LI, 282.
401. Kosswg, Friedrich. Lauchert. Friedrich K. ADB. LI,
341—342.
402. Kossing, Josef. Derselbe. Josef K. ADB. LI, 342.
403. Lachner, Franz. Krebs, Karl. Franz L. ADB. LI, 525
—530.
404. Lachner, Vincenz. Derselbe. Vincenz L. ADB. LI, 531.
405. Lamey. Bfaumann], A. Schillers Beziehungen zur Famine
L. Mh.Gschbl. VI, 146—147.
406. Lang. Frankel, Ludwig. Josef L. ADB. LI, 553
—554.
407. Leser. Sutterlin, A. Ein Kulturbild aus vergangenen
Tagen. [Autobiographic von K. Fr. L.]. Bad. Schul-
ztg. XLV, 316—317, 331-332, 343— -345. 360—361,
374-378, 388-389.
408. Loeben. Pissin, Raimund. Otto Heinrich Graf von L.
(Isidorus Orientalis). Sein Leben und seine Werke.
Berlin, Behr. 1905. 325 S. + 1 Abbild. — Kap. II,
S. 52—175 Aufenthalt in Heidelberg.
409. Ldffler. W[alter]. Tobias L. Mh.Gschbl. VI, 145—146.
— T. L. und seine Familie. Ebenda, 164 — 165.
Louffenberg) Heinrich, s. Nr. 330.
410. Lugo. Beringer, Josef August. Emil L. Suddeutsche
Monatshefte 1905, II, 501 — 508.
Mai, s. Nr. 147.
411. Mathy. Tobler, Gustav. Aus Karl M. Schweizerzeit.
Bern, Grunau. 1906 (!). 38 S. -+- 1 Abbild. [= Neu-
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4q6 Frankhauscr.
jahrsblatt, herausgegeben vora historischen Verein des
Kantons Bern fur 1 905 6].
412. Mctz. Klassert, Adam. Mitteilungen aus der Michel-
stadter Kirchenbibliothek [betr. Prof. Nikolaus M. aus
Freiburg]. B. z. Jahresbericht der Gr. Realschule in
Michelstadt 1902/1904.
413. Moscherosch. Stauf von der March, O. Hans Michel M.
Deutschland, 1905, Augusth.
Moscherosch, Quirin, s. Nr. 179. Neumann, Louise, s. Nr. 372.
414. RatzeL Friedrich R. Ein Lebenslauf von ihm selbst und
von Hans Helmolt. Kleine Schriften von Fr. R.,
herausgeg. von H. H. (Miinchen u. Leipzig, Oldenbourg.
1906), XXI— XXXIII.
415. — Ratzel, Friedrich. Glucksinseln und Traume. [Jugend-
erinnerungen], — Enthalten in R. gleichnamigem Buche
(Gesammelte Aufsatze aus den Grenzboten. Leipzig,
Grunow. 1905. VI -f- 512 S. -|- 1 Abbild.), 1 — 113.
415*. — Derselbe. Bilder aus dem Kriege mit Frankreich.
[Erinnerungen], Enthalten in R. »Glucksinseln und
Traume« (s. Nr. 415), 115 — 260.
416. — Hantzsch, Victor. R.- Bibliographic 1867 — 1905.
Verzeichnis der selbstandigen Werke, Abhandlungen
und Bucherbesprechungen Fr. R. — Nachtrage dazu
von Hans Helmolt. Kleine Schriften (vgl. Nr. 414),
Anhang, LXII S. — Vgl. dazu : Verzeichnis der Grenz-
botenbeitrage Fr. R. in R. »Glucksinseln und Traume*
(s. Nr. 415), 511 — 515.
Ratzel, s. Nr. 462.
417. Reuchlin. Johann R. Bad. Fortbildungsschule XIX, 49
—5'.
418. Rindenschwender. Boss, Rudolf. Hans R. Rastatter
Tagbl. 1905, Nr. 202 — 206.
419. von Rodenhausen. General [Karl Ludwig Freiherr] von
Rodenhausen. Mh.Gschbl. VI, 20 — 22.
420. Rohde. Weber, Ernst. Erinnerungen an Erwin R. Sud-
deutsche Monatshefte 1905, I, 306 — 311.
421. Rfash'n. Baas, K. Zur Lebensgeschichte R. Vom Rhein
IV, 70—71.
,St. Fridolin, s. Nr. 76.
422. Scheffel, Josef Victor. Boerschel, Ernst. J. V. v. Sch.
und Emma Heim. Eine Dichterliebe. ~Mit Briefeh
und Erinnerungen. Berlin, Hofmann. 1906. XVI -f-
384 S. Ulustr. — Vgl. ferner: Zum 70. Geburtstag
von Scheffels Emmale. Unterhaltungsb. der Taglichen
Rundschau 1905, Nr. 40.
423. — Braun-Artaria, Rosalie. Josef Sch. und Julie Artaria.
Frkftr.Ztg. vom 27. Marz 1905 (II. Mgbl.). — Heyck,
Eduard. Scheffel in Douaueschingen und sein Wartburg-
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 407
roman. Deutsche Heimat VI, 481 — 489, 522 — 534, 551
— 561, 597 — 600. — von Poschinger, Heinrich. V.
v. Sen. und Heinrich v. Werner. Deutsche Revue XXX,
Oktoberh. — Vier Sch.-Briefe. Litterar. B. d. Staats-
anzeigers f. Wurttemberg 1905, 297 — 300. — Aus Sch.
Leben. Der Schwarzwald XVII, 158 — 161, 192 — 193.
424. — Philipp Jakob u. Josefine. Ad. P. Die Eltern Josef
Victor v. Sch. Das Badener Land 1905, Nr. 43. —
Josefine Sch. Monbl.SchwarzwV. VIII, 93. — J. Sch.
und ihr Vaterhaus. Das Badener Land 1905, Nr. 45. —
Brinzinger. Die Obemdorfer Ahnen der Dich term utter
• J. Sch., geb. Krederer. Schwarzwalder Bote 1905 vom
22. Oktober 1905. — Proelss, Johannes. Sch.
Mutter. Eine Festbetrachtung. Schwarzwalder Bote
vom 22. Oktober 1905.
425. Schilling von Canstalt. Auszug aus dem Tagebuch des
Grossh. Badischen Oberforstmeisters Karl Ludwig Frei-
herrn Sch. v. C. von 1789— 1804 mit einem Nachtrag
von 181 1. Lahrer Wochenbl. (Unterhaltungsb. der
Lahrer Ztg.) 1905, Nr. 113 — 122.
426. Schmidtmann. Theobald, Hermann. Joliann Daniel Sch.
Selbstbiographie. Mh.Gschbl. VI, 75 — 85, 153 — 159.
Schonfe Id- Neumann, Grafin Louise, s. Nr. 372. Schuchlin, Hans, s.
Nr. 270.
427. Schwan. W [alter], Frau Anna Margaretha Katharina Schw.
Mh.Gschbl VI, 141 — 142.
Af27*.Senn. von Miilinen, W. F. Peter S„ Bischof von Zaitun,
[Weihbischof von Konstanz], Neues Berner Taschen-
buch auf d. J. 1905, 174 — 190.
428. Specht. Schwarz, Benedikt. Hofrat G[ustav] Sp., Stadt-
schulrat a. D. Bad. Schulztg. XLV, 248 — 252.
429. Slimmer. Obser, K. Abel St. Diese Zs. NF. XX, 680— 681.
430. Slolz. Wagner, Heinrich. Edelsteine aus reicher Schatz-
kammer. Eine Sammlung schoner Stellen aus den
Schriften von St. Freiburg, Herder. 1905. XI +
334 S. -f 1 Abbild. — Mit Biographie von Alban St.
431. von Struve. R. G. Gustav von St. Basler Ztg. 1905,
Nr. 284.
von Struve, s. Nr. 358.
432. Thoma. Thode, Henry. Bocklin und Th. Acht Vor-
trage iiber neudeutsche Malerei, gehalten fur ein Ge-
samtpublikum an der Universitat Heidelberg im Sommer
1905. Heidelberg, Winter. 1905. 3 Bl. -f- 178 S.
— Derselbe. Hans Th. Betrachtungen uber die
Gesetzmassigkeit seines Stils. Heidelberg, Winter.
1905. 17 S. — Pas cent. Altes und Neues von H.
Th. Uber Land und Meer XCIII, Nr. 11.
v. Traitteur, s. Nr. 348.
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498 Frankhauser.
433. v. Treilschke. Wolfgang, Michael. Drei Briefe Heinrichs
v. Tr. an Louis Vuillemin. HZ. XCV, 265—271.
MS*.Ursinus. Rott, Hans. Briefe des Heidelberger Theologen
Zacharias Ursinus aus Heidelberg und Neustadt a. H.
Neue Heidelb. Jbb. XIV, 39—172. — Bespr.: Pfalz.
Museum XXII, 196 (J. Schneider).
434. Verschaffell. Be ringer. Die V.-Medaille im Speyerer
Museum. Pfalz. Museum XXII, 5 — 7.
435. Vierordt. Lilienfein, Heinrich. Heinrich V., das Profil
eines deutschen Dichters. Gezeichnet zu seinera
50. Geburtstage. Erste und zweite Auflage. Heidel-
berg, Winter. 1905. IV + 70 S. + 1 Abbild. —
Bespr.: AZtgB. 1905, 111, 581 (R. Krauss).
436. — Frommel, Otto. Heinrich V. K.Ztg. 1905, Nr. 269.
— Lacroix. Zu H. V. 50. Geburtstag. Bad. Schul-
ztg. XLV, 529. — van Kiewen, H. H. V. und seine
Dichtungen. Das Badener Land 1905, Nr. 40 -43. —
Ott, A. H. V. Bad. Fortbildungsschule XIX, 129
— 131. — Reichel, E. Der 50jahrige Meisterpoet
Badens. Die Gegenwart LXVIII, Nr. 34.
Vogelin, Gotthard, s. Nr. 332.
437. Waldseemuller ; Herbermann. The Waldseemuller Map
of 1507. Historical Records and Studies (U. S. Cath.
Society Newyork, 1904.) Ill, 320—342.
438. Winlerhalter. Franz Xaver W. Zurn 100. Geburtstag des
beruhniten Malers. Der Schwarzwald XVII, 42—43.
XI. Nekrologe.
439. Badische Totenschau 1905. Bad. Landesztg. 1905,
Nr. 4 (Abdbl.).
440. Breidenbach. B rummer, Franz. Emilie von Br. BJ. VIII,
186- 187.
441. Brugier. Lauchert, F. Gustav Br. BJ. VIII, 221
— 222.
442. Buchenberger. Reinhard, K. Zur Erinnerung an Adolf B.
Zs. f. d. gesamte Slaatswissenschaft LX1, 131 — 158.
443. DifferU. von Weech. Philipp D. BJ. VIII, 50.
444. Doll. Steppes. Dr. Max Doll. Zs. f. Vermessungs-
wesen XXXIV, 121 — 123.
445. ElUlaller. Finanzminister a. D. Dr. Moritz E. \. K.Ztg.
1905, Nr. 164. — Strassburg. Post 1905, Nr. 635.
446. Feigenbutz. Leopold F. \. Mitt. Nr. 27, m22— m23.
447. Frey. v. W[eech]f F. Geheimerat Moritz Fr. K.Ztg.
1905, Nr. 28.
448. Gebhard. Pagel. Paul G. BJ. VIII, 80.
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 499
449. Gegenbaur. Goppert, E. Karl G. BJ. VIII, 324 — 339.
450. von Gemmingen. Lorenzen. Wilhelm Freiherr von und
zu G. BJ. VIII, 189.
451. Haas. H[erzog], A. Zura Tode von Robert H. Bad.
Presse 1905, Nr. 303 (Mittagsausg.).
452. Hauser. Karl H. f. Bad. Landesztg. 1905, Nr. 589
(Mittagsbl.).
453. Kast. Pagel. Alfred K. BJ. VIII, 102.
454. Krutina. Si evert. Geheiraerat Friedrich Kr. f- Allge-
meine Forst- u. Jagdztg. IQ05, 185 — 187. — Monbl.
SchwarzwV. VIII, 9 — 10.
455. Kussmaul. Strube, H. Adolf K. BJ. VIII, 383—392.
456. Langer. Ferdinand L. f« Bad. Fortbildungsschule XIX.
145- 146.
457. Ludwt'g. Professor Dr. Theodor L. f« Bad. Fortbildungs-
schule XIX, 177 — 179.
458. Mater. Josef M„ Vorstand der Gewerbeschule Konstanz
a. D. f. Bad. Fortbildungsschule XIX, 161 — 164.
459. Meidinger. Geh. Hofrat Prof. Dr. M. f- K.Ztg. 1905,
Nr. 281.
460. Nokk. von Weech, F. Wilhelm N. BJ. VIII, 3—6.
461. Oncken. Professor Wilhelm O. f. Bad. Presse 1905,
Nr. 118 (Abdausg.). — G. A. W. O. Frkftr.Ztg.
1905, Nr. 22^ (5. Morgbl.). — Illustr. Ztg. CXXV, 232.
462. Ratzel. Hassert, K. Friedrich R. Sein Leben und Wirken.
Geograph. Zs. XI, H. 6 u. 7. — Kittel, R. Zu Fr. R.
Gedachtnis. Leipzig, Grunow. 1904. 8 S. — Weule, K.
Fr. R. f. Mitt. d. Vereins f. Erdkunde J. 1904.
463. Scheffel. A p. Karoline von Sch. Der Schwarzwald XVII, 4.
464. Schmidt. Teichmann, A. Karl Adolf Sch. BJ. VI11,
»52 — i54.
465. Schonau-Wehr. Lorenzen. Max Freiherr von Sch.-W.
BJ. VIII, 210.
466. Schoit. Dr. G. K. Rektor Sch. \. Bad. Gewerbeztg.
XXVIII, 72—73. — Bdr. Rektor Karl Sch. \. Ebenda,
74— 75. _ Hohler, Adolf. Rektor K. Sch. f. Bad.
Fortbildungsschule XIX, 33 — 36.
467. Schroder. Liiroth, J. Ernst Schr. \. Vorlesungen fiber
die Algebra der Logik von Ernst Schr., herausg. von
Eugen Muller (Leipzig, Teubner. 1905) II, 2, III — XIX.
468. Scipio. Ferdinand Sc. f. Strassburg. Post 1905, Nr. 546.
469. Sievert. Albert Julius S. f. Mitt. Nr. 27, 0124- m25.
470. von Weech. Albert, Peter P. Friedrich von W. (ge-
storben am 17. November 1905). AZtgB. 1905, IV,
310—321. — Mh.Gschbl. VI, 288. — K.Ztg. 1905,
Nr. 320.
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500
Frankhauser.
471. Wcishaupt. Widmer, K. Victor W. f. K.Ztg. 1905,
Nr. 62. — Illustr. Ztg. CXXIV, 348. — Die Kunst f.
Alle XX, 318.
472. Wimmer. Pfarrer Dr. theo). F. R. W. Protestant. Flugbll.,
herausg. von F. Rohde XL, 65 67.
473. Ziegler. Ernst Z. Illustr. Ztg. CXXV, 393.
474. Ztttel. Rothpletz Gedachtnisrede auf Karl Alfred von Z„
gehalten in der offentlichen Sitzung der K. 6. Akademie
der Wissenschaften zu Miinchen zur Feier ihres 146. Stif-
tungstages am 15. Marz 1905. Miinchen, G. Franz
(J. Roth). 1905. 23 S. — Besp.: LC. LVI, 1662 (S.).
XII. Besprechungen friiher erschienener Schriften.
475. Balzer, Eugen. Uberblick iiber die Geschichte der Stadt
Braunlingen (1902, Nr. 170; 1903, Nr. 467). Bespr.:
Alemannia NF. VI, 313—314 (Tumbult).
476. Derselbe. Die Herren von Schellenberg in der Baar
(1904, Nr. 296). Bespr.: Alemannia NF. VI, 304 — 305
(Georg Tumbult).
477. Beyerle, Konrad. Grundeigentumsverhaltnisse und Burger-
recht im mittelalterlichen Konstanz (1902, Nr. 262;
1903, Nr. 471; 1904, Nr. 496^. Bespr.: LC. LVI,
1055.
478. Bitterauf, Theodor. Geschichte des Rheinbundes I.
(1904, Nr. 56). Bespr.: MHL. XXX11I, 466—468
(R. Mahrenholtz); Die Grenzboten J. LXIV, I, 484
—487 (G. Egelhaaf).
479. Bockel, Ernst. Hermann Kochly (1904, Nr. 413).
Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 174—175 (\V. Martens).
480. Brunner, Karl. Badische Geschichte (1904, Nr. 50).
Bespr.: LC. LVI, 646; Freib.DA. NF. VI, 403—404
(Julius Mayer); Litterar. Rundschau XXVI, 226 — 228
(S[auer]).
481. Eiermann, Adolf. Lazarus von Schwendi (1904, Nr.
437). Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 690 — 693 (Gustav
Wolf); DLZ. XXVI, 868—869 (E. Martin).
482. Engel, Eduard. Der Obstbau und Obsthandel im Gross-
herzogtum Baden (1903, Nr. 214). Bespr.: Dorf und
Hof III, 25—27, 39~4'» 59— 63-
483. Fabricius, Ernst. Die Besitznahme Badens durch die
Rdraer (1904, Nr. 19). Bespr.: DLZ. XXVI, 11 16;
LC. LVI, 469—470 (A. R.); HJ. XXVI, 887 (A[lber]t);
MHL. XXXIII, 399—400 (C. Winkelsesser); Kbl.G.V.
LIU, 461 (Anthes); Kbl.WZ. XXIV, 113- 114 (M.
Siebourg); Mh.Gschbl. VI, 46 (F. H[au]g).
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 501
484. Fehr, Hans. Die Entstehung der Landeshoheit im Breis-
gau (1904, Nr. 207). Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 330
— 331 (Sopp); Zs. f. Sozialwissenschaft VIII, 672—673
(H. Hermelink); LC. LVI, 277 (O.); HJ. XXVI, 864
(A[lber]t).
485. Finke, He in rich. Bilder vom Konstanzer Konzil (1903,
Nr. 135; 1904, Nr. 506). Bespr.: Mitt. d. Instituts f.
osterr. Gesch. XXVI, 524—525 (J. Loserth).
486. Fischer, Josef. Chronik von Gutenbach (1904, Nr. 129).
Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 167 (K. 0[bser]).
487. Flamm, Hermann. Geschichtliche Ortsbeschreibung der
Stadt Freiburg. II. (1903, Nr. 114a; 1904, Nr. 507).
Bespr.: HVs. VIII, 544 — 547 (F. Keutgen); Freib.
Tagbl. 1905, Nr. 207, I. (Sauer).
488. Frommelgedenkwerk VII. (19O-I, Nr. 392). Bespr.:
LC. LVI, 403 (0a).
489. Fuchs, R. Friedrich Woerishoffer (1903, Nr. 436).
Bespr.: Jb. f. Gesetzgebung usw. XXIX, 1202 — 1205
(Franz Boese).
490. Gonner, Richard u. Sester, Josef. Das Kirchenpatronats-
recht im Grossherzogtum Baden (1904, Nr. 224). Bespr.:
Mitt. d. Inst. f. osterr. Gesch. XXVI, 659 (Wretschko);
Diese Zs. NF. XX, 695—698 (Dr. H[ansul]t).
491. Grober, Konrad. Geschichte des Jesuitenkollegs und
Gymnasiums in Konstanz (1904, Nr. 363). Bespr.:
Freib.DA. NF. VI, 404-406 (A. Maurer); SVGBoden-
see XXXIV, 147 — 148 (Lcewe).
492. Hauck, Karl. Karl Ludwig von der Pfalz (1903, Nr. 44;
1905, Nr. 511). Bespr.: LC. LVI, 847—848; HZ.
XCV, 303— 304 (A. F. Pribram); HVs. VIII, 145 — 146
(G. Mentz).
493. Hausrath, Ad. Richard Rothe und seine Freunde (1902,
Nr. 490; 1903, Nr. 487). Bespr.: AZtgB. 1905, 429.
494. Hauviller, Ernst. Franz Xaver Kraus (1904, Nr. 414).
Bespr.: DLZ. XXVI, 2013 — 2015 (Max Wingenroth) ;
Revue Critique LIX, 99 (P. L.).
495. Hecht, Felix. Die Mannheimer Banken 1870 — 1900
(1902, Nr. 299; 1903, Nr. 489). Bespr.: Preuss. Jbb.
CXX, 336—337 (Hjalmar Schacht).
496. Inventare des Gr. Badischen General-Landesarchivs (1903,
Nr. 303; 1904, Nr. 514). Bespr.: I u. II, 1, Archi-
valische Zs. XII, 323 — 324; II, 1. Deutsche Gschbll.
VI, 135—U6 (A. T[ille]).
497. Kalin, Johann. Franz Guillimann (1903, Nr. 406).
Bespr.: Alemannia NF. VI, 311 — 313 (P. Albert).
498. Kech, Edwin. Die Grundung der Grossh. Badischen
Staatseisenbahnen (1904, Nr. 236). Bespr.: Jbb. f.
Nationatokonomie LXXXV, 559 (F. Kopf).
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502
Frankhauser.
499. Keller, Franz. Die Verschuldung des Hochstifts Kon-
stanz (1902, Nr. 146; 1903, Nr. 494, 1904, Nr. 516).
Bespr.: A. f. Kulturgeschichte III, 105 (Georg Liebej;
DLZ. XXVI, 1573—1574 (Wilheim Kothe); Litterar.
Rundschau XXXI, 10 (Josef Hurbin).
500. Kienitz, Otto. Landeskunde des Grossherzogtums Baden
(1904, Nr. 95). Bespr.: LC. LVI, 1059 (V. Hfantzsch]);
DLZ. X. XVI, 491
501. Krone, R. Friedrich, Grossherzog von Baden (1901,
Nr 81). Bespr.: KbI.GV. LIII, 74 (Lorentzen).
502. Die Kunstdenkmaler des Grossherzogtums Baden VI, 1
(1904, Nr. 244). Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 176 — 177
(Frjankhauser]); Freib.DA. NF. VI, 598—400 (Sauer).
503. Lewald, F. August Lamey (1904, Nr. 416). Bespr.:
Diese Zs. NF. XX, 166-167 (K. 0[bser]).
504. Meister, Karl. Das Beamtenrecht der Erzdidzese Frei-
burg (1904, Nr. 225). MJoGsch. XXVI, 657 (Wretschko).
505. Mewes Wilheim. Bodenwerte, Bau- und Bodenpolitik
in Freiburg i. Br. (1904, Nr. 231). Bespr.: AZtgB.
1905, I, 334 (Kurt Schmidt).
506. Mitteilungen aus dera F.furstenbergischen Archive II.
(1902, Nr. 360; 1903, Nr. 484; 1904, Nr. 518).
Bespr.: MJoGsch. XXVI, 532—533 (H. Kretschmayr).
507. Oeser, Max. Aus der Kunststadt Karl Theodors (1901,
Nr. 316). Bespr.: KbI.GV. LIII, 290 (Th. L[orentzen]).
508. Derselbe. Geschichte der Kupferstichkunst zu Mann-
heim (1900, Nr. 215). Bespr.: KbI.GV. LIII, 290
(Th. L[orentzen]).
509. Panzer, Friedrich. Deutsche Heldensage im Breisgau
(1903, Nr. 264; 1904, Nr. 522). Bespr.: KbI.GV. LIII,
198 — 199 (Th. Lforentzen]).
510. Pernwerth von Barnstein, Friedrich. Die Dampf-
schiffahrt auf dem Bodensee (1904, Nr. 237). SVG
Bodensee XXXIV, 147 (A. St.).
511. Pfaff, Fridrich. Die Schneeburgen im Breisgau und
die Schnewelin von Freiburg (1904, Nr. 297). Bespr.:
Diese Zs. NF. XX, 514 ([Kriegejr.).
512. Regesta Episcoporum Constantiensium II, 1 — 6
(Vgl. 1904, Nr. 524). Bespr.: Revue d'histoire eccle-
siastique VI, 366—370 (E. van der Mynsbrugge).
513. Regesta Habsburgica I. (1904, Nr. 100). Bespr.:
MHL. XXXIII, 494—496 (Franz llwolf); LC. LV],
1248 (G. v. Below).
514. Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg
1050— 1513. II, 1—2; III, 1—4 (1901, Nr. 59; 1904,
Nr. 49). Bespr.: MJoG. XXVI, 669—672 (H. Kaiser).
515. Rott, Hans. Friedrich II. von der Pfalz und die Refor-
mation (1904, Nr. 39). Bespr.: HZ. CXV, 299 — 301
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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 503
(Adolf Hasenclever); HVs. VIII, 453—454 (F. Kal-
koff).
516. Sauzey. Les Allemands sous les aigles francaises. II. Le
contingent badois (1904, Nr. 71). Bespr.: Revue Cri-
tique LX, 34 (A. E.).
517. Schweitzer, Hermann. Die Bilderteppiche und Stickereien
in der stadtischen Altertumersammlung zu Freiburg
(1904, Nr. 252). Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 176 (K.
0[bser]).
518. Spanier, M. Hans Thoma (1903, Nr. 426). Bespr.:
DLZ. XXVI, 2605-2606 (Rudolf Kautzel).
519. Stosser, Valentin. Grabstatten und Grabschriften der
Badischen Regenten (1903, Nr. 276). Kbl.GV. LIII,
73 (Lorentzen).
520. Walter, Friedrich. Friedrichsfeld (1903, Nr. 121).
Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 167 (K. 0[bser]).
521. von Weech, Friedrich. Karlsruhe (1904, Nr. 146).
Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 168-169 (K. 0[bser]).
522. Derselbe. Staatsminister Dr. Wilhelm Nokk (1904,
Nr. 426). Bespr.: Kbl.GV. LIII, 75 (Lorentzen).
523. Weiss, J. Von den Beziehungen der pfalzischen Kur-
fursten zum Geistesleben am Rhein (1904, Nr. 328).
Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 329 (R. S[illib]).
524. Wibel, Hans. Das Diplora Ottos II. fur St. Blasien
(1904, Nr. 193). Bespr.: Diese Zs. NF. XX, 160 — 161.
525. Wild, Karl. Tagebuch Josef Steinmullers (1903, Nr. 423;
1904, Nr. 532). Kbl.GV. LIII, 76 (Lorentzen).
526. Wille, Jakob. Friedrich der Siegreiche, Kurfurst von der
Pfalz (1904, Nr. 37). Bespr.: HZ. XCIV, 539 — 540.
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Miszellen.
Zur Lebensgeschichte des Dominikanerchronisten
Johannes Meyer. Als Bd. 6 der von der Konigl. Preussischen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegebenen »Deutschen
Texte des Mittelaltcrs* hat Prof. Ferd. Vetter in Bern unlangst
»Das Leben der Schweslern zu Toss*, beschrieben von Elsbet
Stagel, samt der Vorrede von Johannes Meier und dem Leben
der Prinzessin Elisabet von Ungarnt1) bearbeitet, worauf beson-
ders die Freunde der Mystik und Gottesfreundliteratur aufmerk-
sam gemacht seien. Welche Wichtigkeit jeder neuen in Druck
gelangenden Schrift dieser Art zukommt, das haben unter andern
neuestens die Abhandlung von E. Krebs uber »Die Mystik im
Kloster Adelhausen zu Freiburg« (Munster i. W., Aschendorffsche
Buchdr., 1904) und das treffliche Buch von K. Rieder: »Der
Gottesfreund vom Oberland« (Innsbr., Wagner, 1905) mit durch-
schlagenden Grunden bewiesen. Das von der Nonne Elsbet
Stagel urn 1350 geschriebene Buchlein von den gottseligen
Predigerschwestern zu Toss, in 5 Handschriften erhalten, erfahrt
hier eine gediegene Veroffentlichung durch Vetter, der als
Herausgeber mittelhochdeutscher Texte bekannt ist.
In der Einleitung S. XIII macht Vetter mit Bezug auf das
von mir in dieser Zeitschrift (N.F. 13, 1898, S. 258 — 63) zu-
sammengestellte Verzeichnis der Schriften des Predigerbruders
Johannes Meyer eine Bemerkung, die ich nicht unwidersprochen
lassen kann. In einer Fussnote nennt er namlich den von
K. Rieder in der >Zeitschr. f. neuhochdeutsche Mundarten« 1
(Heidelb. 1900), S. 80—90 mitgeteilten mystischen Traktat aus
dem »Chronicon fratris Joannis Meieri Tigurini de Praedicato-
ribusc eine Arbeit Meyers, die von mir nicht erwahnt sei. Nun
sagt aber der Herausgeber des Traktats in den Einleitungsworten
a. a. O. S. 81 wortlich: »Die Heimat des Traktates ist das
Kloster Unterlinden bei Kolmar; ob der beriihmte Johannes
Nider [gest. 1438] oder Johannes Meyer [gest. 1485] sein Ver-
fasser ist, wage ich nicht zu entscheiden, denn von beiden finden
sich in genannter Handschrift chronistische Aufzeichnungen.
») Berlin, Weidmann, 1906. XXVI, 132 S. gr. 8° mit 2 Taf. in
Lichtdr. und 1 Nachbild. d. Platte des Furstengrabes zu Toss. M. 5.
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Miszellen.
505
Moglicherweise ist es auch bloss eine Abschrift eines schon
friiher entstandenen Traktates, der dann der Blutezeit des
Klosters Unterlinden, also der zweiten Halfte des 13. Jahr-
hunderts zuzuweisen ware*. Diese Verrautung Rieders hat dann
in demselben 1. Bd. derselben Zeitschrift S. 189 Ph. Strauch
bestatigt, indem er darauf hinwies, dass der in Rede stehende
Traktat von Johannes nur abgeschrieben sein kann, da er in dem
hier in Betracht kommenden Abschnitt eine deutsche Cbersetzung
»und zwar eine gar nicht uble* von dem bekannten lateinischen
Texte »Filia Sion« darstelle , nach dem bekanntlich schon um
1265 der Franziskaner Bruder Lamprecht von Regensburg seine
»Tochter Syon« gedichtet hat! Mit der Autorschaft Meyers, wie
Vetter meint, ist es also nichts.
Dagegen enthalt die Chronik des St. Brigittenklosters zu
Schonensteinbach imElsass1), in dem Johannes Meyer von 1458
bis 1465 das Amt des Beichtvaters versah, eine Reihe wertvoller
intimer Ztige aus seinem Leben, die als Erganzung und Berich-
tigung zu meinen kurzen Ausfuhrungen in Bd. 13 S. 255 — 63
dieser Zeitschrift hier eine Stelle finden mogen.
Zum Jahre 1432 (vgl. diese Zeitschr. N.F. 13, 256 Anra. 1):
»Es wurde in disem jahr aufgenomen zu Zirich im Schweitzer-
land in den b. predigerorden brueder Johannes, der noch ein
kind von 10 jahren war, hernach iber etlich jahr nach seiner
profession da kam er zu den Predigern gen Basel aus liebe der
observanz , hernach iber vil jahr ward er unser [der Schwestern
zu Schonensteinbach] lieber beichtvater, er half das closter Frei-
burg reformieren, nach solchem kame er auf Gebweil und
endlich wurd er beichtvater in dem closter Liebenauw bei
Wurmbs«2).
Nachdem im Jahre 1457 der bisherige Beichtvater der
Schwestern zu Schonensteinbach, »brueder Joannes von Mentz«,
nach iojahriger Tatigkeit daselbst gestorben war, bestellte der
Provinzial, P. Petrus Wellen von Antwerpen, unsern Johannes
zu dessen Nachfolger. Daruber berichtet die Chronik zum
Jahre 1458:
»An sant Pauli tag des ersten einsidlers, welcher fait in
dem [10.] jenner, da kam auf Schonensteinbach unser lieber
brueder Hans Meyer von Zurich als unser beichtvater*8).
Zum Jahre 1459: »Es gab uns der bochwirdige bischof von
Basel in disem jahr vil gnad und ablas, zu welchen sonderbar
ursach gewesen unser geireuer beichtvater: wie er dan auch bei
dem hochwirdigen p. generali brueder Martialis Auribelli , der
heil. geschrift doctor, ausgebracht, das er uns und unserera
J) Seraphin Dietlers Chronik d. Kl. SchSnensteinbach. Hrsg. von Joh.
von Schlumberger. Gobweiler 1897. — 2) Bei Dietler a. a. O. S. 401. —
') Das. S. 446.
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Miszellen.
closter alle die gnaden und freiheiten, so uns die meister des
ordens jemalen gegeben haben, von neuem bestatigte« *).
Zum Jahre 1460: »Aus anhaltung und langen bitten des
samptlichen closters zu Schonensteinbach erwarbe der getreue
fromme beichtvater bei dem hochwirdigen herren bischof in Base),
das er alle altar des gotshaus von neuem weichete, auch jedem
altar besonder heilige patronen gabe . . Von disen kirch- und
altarpatronen hat der damalige beichtvater ein eigenes biechlin ge-
schriben*2).
Zum Jahre 1464: »Hier ist zu merken, das der ehrwirdige
vater Joannes Meyer dazumalen beichtvater in Schonensteinbach,
zu Zurich gebiirtig im Schweitzerlandt, der die chroneg und biecher
von Schonensteinbach gemacht und mit grossem fleis zusamengebracht
hat aus manchen geschriften und glaubwirdigen leuten, das diser
gotselige vater, als er vername, das das Cathrinencloster zu
Collmar das closter in Silo zu Schletstat solte mit reformiereten
schwesteren versechen, er der mueter priorin freindlich zuge-
schriben hat, sie solte ihme die naraen der schwesteren zu-
schreiben und vermelden, welchergestalt das gedachte closter
zur observanz were gebracht worden. Und dieweil diser gemelte
vater eben in derselbigen zeit vernommen, das sein letblicher
vater in Zurich ihme durch den naturlichen tod were abgangen, tete
er auch dazumalen die seel seines vaters in des convents s.
Catharinae andacht und gebet befehlen«8). Es folgt dann der
Wortlaut des Antwortschreibens der Priorin des Klosters St. Katha-
rina an den »ehrwtirdigen geistlichen vater fr. Joannes Meyer
beichtiger zu Schonensteinbach*.
Zum Jahre 1465 erzahlt die Chronik die gleichzeitige Ein-
fuhrung der strengen Observanz in drei von den vier Prediger-
nonnenklostern zu Freiburg i. Br., namlich in Adelhausen zu
U. L. Frauen Annuntiationis, in St. Agnes und in St. Maria
Magdalena zu den Reuerinnen; der vierte Konvent, St. Katha-
rina in der Wiehre, hielt sich mit dem Predigermannskloster in
der Stadt der Reform verschlossen. Deu naheren Hergang, bei
dem Johannes Meyer einer der Hauptbeteiligten war, schildert
die Chronik folgendermassen: »A/s Jr. Joannes Meyer beichtvater
war in dem closter Schonensteinbach und sich einsmals erinnerte,
wie das closter Adelhausen vor disem also beriempt gewesen
an geistlichen gotseligen und heiligen jungfrauen, nunmer aber
so schlechtlich aldorten die geistlichkeit gehalten wurde, das
man mer weltlich als geistlich lebte, dermassen das nicht alein
freiherren, grafen und ritter, allerhand edeleit, sonderen auch
ein furst des haupts von Osterreich mit seinem comitat und
begleit allerhand weltliche zergenglich lust, kurzweilen und freiden
vil und oftermalen in disem closter pflegte zu haben: als eins-
*) Das. S. 448. — *) Das. — 8) Das. S. 463 f.
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Miszellen.
507
mals gedachter gottseliger vater sich dises erinnert, bekame er
einen sole hen eifer, begierd und ernst zu helfen und daran zn
sein, das dis closter und die andere zwei widerum zur geist-
lichkeit mochten gelangen, das er in seinem herzen kein rube
haben mocht, bis dis geschechen war; also liesse er ihm dise
sach hoch angelegen sein
»Als nun darzwischen diser ehrwirdige vater sein innerliches
antreiben und eifer denjenigen furnemen herren firhielte, ohne
deren hilf und trefllichen beistand er nichts schaffen mochte,
so teten sie gleich darzu bewilligen und sich anerbieten, ihme
die hand darzureichen und zu helfen, wie er sie werde under-
weisen, er solle nur in disem seinem gueten werk fortfahren.
Sonderlich aber erzeigte sich darzu gar willig und tete sich und
sein hilf gar freindlich anerbieten der ftirst von Osterreich, herzog
Sigmund, und seine rat, der Thuring von Hallwil, sein landvogt,
und der herschaft von Osterreich rat hier im Elsas, Sontgauw,
Brisgauw, sonderlich die drei herren von Stauffen«»).
Obwohl sich so auch die weltliche Macht der Reform tat-
kraftigst annahm, und selbst »der prior und die vater des con-
vents zu Basel auf anhalten des ehrwirdigen voters Joannis Meyer
und des herren Turings von HallweiU sich deshalb an den
Ordensgeneral wandten, wurde doch »dise sach mehr dan ein
ganzes jahr getriben, ehe sie ein anfang nemete, auch giengten
grosse kosten darauf*, da der Prior von Gebweiler zu diesem
Zweck zuerst nach Paris zum Generalmeister des Ordens und
dann nach Rom an den papstlichen Hof, »ein leibrueder von
Schonensteinbach in namen des beichtvaters P. Joannis Meyer
in Braband zu dem provincial teischer provinz* und nochmals
ein Vater des Klosters Gebweiler nach Rom reiste »und brachte
mit sich dem P. Joanni Meyer volligen und ganzen gewalt dises
werk vor sich zu nemen und zu verrichten*. Herzog Sigmund
selbst schickte einen eigenen Diener auf das Generalkapitel nach
Navarra, »der bracht ebenmessig vdlligen gewalt dem ehegenanden
beichtvater von Schonensteinbach, die gedachte closter zu refor-
mieren, als wan der general selbst persSnlich dort gagenwertig
were. Und wurde gedachtem vater auferlegt und bei dem
gehorsam geboten dis werk zu volbringen . . ,t2). Die Chronik
erzahlt dann ausfuhrlich die am 25. Marz 1465 vollzogene
Reformierung zunachst des Konvents von Adelhausen, dessen
Insassen sich gewaltig dagegen sperrten, so dass »der ehrwir-
dige vater beichtiger von Schonensteinbach dannoch ihnen oft und
vilmalen capitel halten miessen , auch vor furnemen und gewal-
tigen herren, wie dan demselben pater von dem generalen in
den gewaltsbriefen auferlegt und geboten war worden vorhero
solches zu tuen«8). Weniger Arbeit verursachte die Einfuhrung
») Das. S. 471 f. — 2) Das. S. 473 f- — *) Da*- S. 475.
Zcitschr. i. Gcsch. d. Obcrrh. N.F. XXI. 3. 33
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cq8 Miszellen.
der Observanz in St. Agnes, wahrend die Reuerinnen von St.
Maria Magdalena gleich denen von Adelhausen »gar halsstarig,
frech und meisterlos (wenig davon ausgenommen) mit worten
und gebarden in gegenwartigkeit viler furnemer personen, geist-
licher und weltlicher beider geschlechts sich erzeigten«. Indes
gelang es auch hier, und »der ehrwurdige vater Joannes Meyer
als reformierer« sah sein Werk von Erfolg gekront1).
»Was fur ein erschrockliche grosse muhe, kummer und
arbeit, auch grosse costen man hat angewendet, umb dise
drei closter zur rechter geistlichkeit zu bringen, konte rait wenig
worten nicht ausgesprochen noch beschriben werden: das, wan
der ehrwurdige vater Joannes Meyer als volliger gewalthaber vom
general und anhanger diser reformation nicht die grosse be-
scheidene weisheit und fursichtigkeit gebraucht hete, das er den
weltlichen gewalt zu bilf genommen, er nimmermehr dise heilige
sach in das werk hete stellen konnen. Dan als der gotseliger
eiferiger vater 2 ganzer monat vor der reformation nacher Frei-
burg verreist war und dort durch oftere capitelhaltung in namen
des provincialen und generalen sich bemiiehete, dise 3 closter
gietiglich zu der reformation zu bewegen und zu richten, ver-
sache er sich zugleich auch damalen weltlicher herren hilf und
beistand, wie er dan selbsten in seiner chroneg davon schreibt,
wie folgt«2J. Der Chronist bringt dann den Wortlaut des
betreffenden Abschnitts aus Meyers Schonensteinbacher Chronik,
worin er seine von sechs herzoglich osterreichischen adeligen
Amtleuten mit Thuring von Hallwil an der Spitze, dem Rat der
Stadt Freiburg, verschiedenen Doktoren, Lektoren und Magistern
der Universitat, dem Prior und etlichen Vatern der Kartauser
und der Augustiner, sowie dem Basler Domherrn Johannes
Creutzer, zusammen von etwa 30 bis 40 Herren unterstutzten
Bemiihungen und deren schliesslichem Erfolg mit beweglichen
Worten schildert.
Zum gleichen Jahre 1465 teilt unsere Chronik die Wieder-
errichtung des Klosters Engelpforten zu Gebweiler mit und hebt
hervor: »Diese sach hat am allermeisten getriben der andiich-
tige Vater Petrus Mor, dazumalen prior daselbst in Gebwiler,
und desselben willens ware auch der obgenande unser lieber
beichtiger bruder Hans Meyer und etliche andere brieder.
Darum so verliesse er uns und auch die drei frauencloster zu
Freiburg, die mit seiner arbeit desselben jahrs zu der heiligen
observanz gebracht waren, und ergab sich gen Gebiveiler zu diser
geistlichkeit und armuet«8).
Ira Jahre 1467 wurde Meyer, wie er selbst in der Hand-
schrift E III, 13 (Bl. 51) der Universitatsbibliothek zu Basel
schreibt, Beichtvaier der Schwestern zu Silo in Schlettstadt und
am 19. November 1473 derjenigen zu Liebenau bei Worms.
') Das. S. 475. — *) Das. S. 480. — *) Das. S. 484.
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Miszellen.
509
Im Jahre 1474 wurde auf Andringen des Erzbischofs von
Mainz und der Stadt Frankfurt das Predigermannskloster 2a
Frankfurt reformiert , wobei sich neben andern besonders
hrueder . Joannes Meyer, beichtvater in Schonensteinbach« her-
vortat1).
Ebenso war er bei der 1478 erfolgten Reformierung der
bereits (diese Zeitschrift N.F. 13, 257) erwahnten fiinf Frauen-
kloster hauptsachlich beteiligt, wie die Chronik des weiteren
ausfuhrt*2).
Um diese Zeit war es auch, dass Meyer von Basel aus
kommissarisch nach Freiburg 1. Br. geschickt wurde mit dem
Auftrag, die angeblichen Visionen der Nonne Maria Magdalena
Beitlerin von Kenzingen im dortigen St. Klarakloster auf ihre
Glaubwiirdigkeit zu untersuchen 8). Cber den Ausgang der Sen-
dung ist leider nichts uberliefert.
Zum Jahre 1482: »Zu Basel in unser briederconvent wurde
gar ehrlich roit messsingen und -lesen begangen das jubdjahr
brueder Joannis Meyer, unsers alten beichtigers in Schonenstein-
bach, dan er sein sostes jahr im predigerorden erlebt hat, in
geistlichen und zeitlichen sachen dem orden vil genutzet. Die
vater und brieder seines convents zu Basel taten sich alle mit
ihme erfreuen* Es wurde von einem wirdigen wohlgelehrten
vater eine schone lateinische ovation von dem jubileo in dem
refectorio in beisein des ganzen convents und aller anwesenden
gasten gehalten. Diser unser lieber vater hat nicht allein den
briederen zu Basel und in anderen conventeren gedienet, son-
deren auch unseren schwesteren vil jahr mit treuen, als zu
Bern in Sant-Michelsinsel, hier zu Sant-Brigiten in Schonen-
steinbach, zu Freiburg in Adelhausen, zu San t- Agnes, zu den
Reuweren, zu Gebwiler in der Engelporten, in Schwaben zu
Wiler, zu Kirchheim, zu Offenhausen, zu Liebenauw bei Wormbs
und anderswo mehr ...
»Obgemelter lieber vater wurde von Basel aus nacher Frei-
burg zu unseren lieben wtirdigen miieteren und schwesteren der
dreien reformierten closteren unsers ordens geschickt, die er
vor etlichen jahren mit gottes und der oberen hilf zu der heiligen
observanz halfe . . .«.
Bald nach seiner Ankunft zu Freiburg, die nach der Basler
Handschrift E III, 13 (Bl. 57V) am 15. Mai 1482 erfolgte,
erwirkte Johannes Meyer den genannten drei Frauenklostern
»alle die gnad und freyheit, die unser closter Schonensteinbach
von alien generalen des ordens empfangen« *).
Hier bricht die Schonensteinbacher Chronik ab; der am
20. Juli 1485 zu Freiburg- Adelhausen erfolgte Tod Meyers ist
l) Das. S. 496. — ») Das. S. 497 f. — 8) Handschr. Nr. 185 der Uni-
versitatsbibliothek Freiburg i. Br. und Cod. chart. 16 (15. Jahrh.) der Stadt-
bibliothek zu Mainz. — 4) Das. S. 500 f.
33*
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5io
Miszellen.
nicht mehr darin verzeichnet. Dagegen ersehen wir daraus, dass
zu den von mir a. a. O. aufgezahlten Schriften Meyers noch
zwei nene kommen: i. Die Kirch* und Allarpatronen des St.-*
Brigittenklosters zu SchVnensteinbach , 2. Die Chronik da St.-Bri-
gittenklosters zu Schdnensteinbaeh, aus der die Seraphin Dietlersche
Chronik mit meist wdrtlicher Anlehnung abgeschrieben ist.
Weitere Spezialnachrichten fiber Meyers Leben enthalten
die Basler Handschriften £ HI, 1 3 und D IV, 9, letztere auch
(Bl. 54 — 59) eine 3. noch unbekannte Schrift von ihm: De
fundacione, defectione, restauratione ac reformacione monasterii
sororum Angelic c Porte opidi Gebwilrensis ordinis Predicatorura
Basiliensis dioecesis. Es ist dies dasselbe Kloster Engelpforten,
zu dessen Wiederherstellung Johannes Meyer nach Aussage der
Schonensteinbacher Chronik, wie bereits bemerkt, am meisten
mitgewirkt hat.
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass das huh von der re/or-
macio predigerordens Meyers (vgl. diese Zeitechr, 13, 260 Nr. 5),
handschriftlich in der bischofhchen Ordinariatsbibliothek zu St.
Gallen, von dem Dominikaner P. Benedikt M. Reichert z. Z. in
Ostende zur Veroffentlichung vorbereitet, in einer wohi gleich-
zeitigen Handscbrift auch zu Cheltenham in England (Phill. 3880,
Pap. xv. saec. [ca. 1477]) sich befindeti).
Freiburg i. Br. P. Albert.
J. G, von Herder und die TJniversit&t Heidelberg 1803.
Als Erganzung fruherer Mitteilungen uber die Beziehungen Herders
zu Karlsruher Hof- und Regierungskreisen*) lasse ich hier ein
Schreiben folgen, das von der aufrichtigqn Verehrung, die der
Dichter dem »Archi-Patrioten Deutschlands*, wie er den greisen
Kurfursten Karl Friedrich treffend bezeichnet, in gleicher Weise
Zeugniss ablegt, wie von dem lebhaften Interesse, mit dem er
das Wiederaufbluhen der Heidelberger Hochschule begrusst. Der
jnnge Gelehrte, fur den er sich bei dem damaligen Kurator, dem
Staatsminister von Edelsheim, verwendet, ist der spatere Lehrer
der Polizei-, Finanz- und Handelswissenschaft Professor Georg
August Reinhard, der auf eine Empfehlung hin 1804 nach Heidel-
berg berufen wird und 1829 dort gestorben ist.
l) R. Pricbsch, Deutsche Handschriften in England. 1. Bd. Erlangen
1896. S. 82—84. 2) Nebenius-v. Weech, Karl Friedrich von Baden,
268 ff. ; E. Schmidt, Briefe von Herder an Ring. ^Im neuen Reich*,
J. 1879, I., 1000; Obser, Klop stocks Beziehungen zum Karlsruher Hofe.
Diese Zeitschrift N.F., VI., 236, 255.
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Miszellen. cji
Hochwohlgeborener Reichsfreiherr, hochzuverEhrender H.
Geheimer Rath.
Die vaterliche Vorsorge, die Se. Kurfurstl. Durchlaucht zu
Baden, der Archi-Patriot Deutschlands, dem Wiederaufleben der
Universitat Heidelberg schenken, macht mich so frei und kuhn,
Euer Excellenz einen jungen Mann zu nennen, der der neu auf-
bluhenden Universitat im wiftenschaftlichen Felde
»der allgemeinen, offentlichen Oekonomie, der
»Handelswiflenschaften und der Finanzwifienschaft«
vielleicht und gewifl nutzlich seyn kdnnte. Es ist solches H. Rein-
hard, der sich zwar nicht durch Schriften ins Gerausch litera-
rischer Namen gedrangt hat, aber von einem Meierotto1) in
Berlin gebildet, der ihn wie seinen Sohn Hebte, nachher auf
mehreren Universitaten Deutschlands und auch aufierhalb Deutsch-
land in Paris und sonst seine Studien still-verfolgend, gewifi
einen Schatz nicht gemeiner, nicht windbruchiger Kenntnifie
sammelte, mit denen er der akademischen Jugend lehrreich
werden kann und auch zu werden wflnschet. Er halt sich jetzt
selbst in Heidelberg auf, hat dort mehrere Bekanntschaften, von
denen Zeugnifie zu Euer Excellenz gelangen kdnnen; ein aufier-
ordentliches Profeftorat wurde ihn an das angenehme Heidel-
berg (:wunschte ich doch fast, es bande auch mich:) sehr niitz-
lich binden. Ich habe ihn wahrend seines Aufenthaltes in Jena
vor Jahren als Freund zweier meiner Sohne sehr genau kennen
gelernt und kann ihm, seiner feinen Talente, seines still en
Fleifies, seiner reinen Moralitat wegen, nicht anders als das
beste Zeugnifi geben. Die reine und treue Anhanglichkeit, die
ich seit mehr als 30. Jahren zu Sr. Kurfurstl. Durchlaucht un-
verruckt und unvemickbar fuhle, die Liebe, die ich fur das alte,
einst so beriihmte und verdiente Heidelberg hege, haben mich zu
einem Schritte vermocht, dessen Kuhnheit Euer Excellenz eben
so gnadig als gem verzeihen werden, da er ein Zeichen des
Zutrauens und der Verehrung ist, in welcher ich mit dem
reinsten Vergnugen zu seyn die Ehre habe
Euer Excellenz
Weimar, 10. Oct. 1803. unterthaniger
J. G. v. Herder.
Karlsruhe. K. Dbser.
l) Joh. Heinrich Ludwig Meierotto, der bekannte Berliner Schulmann
und Leiler des Joachim sthaler Gymnasiums (1742— 1800). Allg. Deutsche
Biographie, 21, 213 ff.
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Von Veroffentlichungen der Badischen Historischen
Kommission ist erschienen:
Badische Bio graphien. V. Teil. 1891 — 1902.
Herausgegeben von Friedrich von Weech und Albert
Krieger. Heft 10 (Weickum — Zittel). Nachtr&ge: All-
geyer — Treitschke, nebst Totenliste. Heidelberg, Winter.
Neues Archiv far die Geschichte der Stadt Heidel-
berg und der rheinischen Pfalz. Band 7, Heft 1 (1906).
Ernst Blaum: Die Kirche in Handschuhsheim bei Heidel-
berg und ihre Denkmaler. S. 1 — 31. Baugeschichtliche
Beschreibung und Versuch einer Rekonstruktion der verschiedenen
Bauperioden der jetzigen Kirche. — Paul Joseph: Verzeich-
nis der kurpfalzischen Bergwerke unter Karl Theodor.
S. 32 — 36. Verzeichnis der Bergwerkseinkiinfte in Kurpfalz vom
2. April 1766 und ein solches derjenigen Bergamts- und Berg-
werksbedienten, die eine jahrliche Besoldung geniessen. —
M. v. Ehrenthal: Der Harnisch des Hans von Ingelheim
auf dem Grabdenkmal in der Kirche zu Handschuhs-
heim. S. 37 — 40. Eingehende Beschreibung der Rustung, die
zu den fruhesten Exemplaren der Spezies der sogenannten
Maximiliansharnische gehort. — Hofmann: Kriegschronik
des Oberamts Boxberg 1792 — 1815. S. 41—64. Behandelt
an der Hand der einschlagigen Gemeindeakten die bedeutenden
Kriegslasten dieses Territoriums wahrend der Koalitionskriege
und Boxberg als Teil des Fiirstentums Leiningen, wobei sehr
bemerkenswerte Mitteilungen uber die wirtschaftliche Lage des
Landes gegeben werden.
Mannheimer Geschichtsbl&tter. Jahrg. VII. (1906). Nr. 5.
Das Tage- und Ausgabenbuch Friedrichs IV. von der
Pfalz. (Fortsetzung). Sp. 91 — 101. (Vergleiche diese Zs. oben
S. 347). — D.: Mannheim im April 1848. Sp. 101 — 108.
Eine bisher unbekannte zeitgenossische , vielfach im monar-
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
513
chischen Sinne tendenzids gefarbte Quelle, besonders fur die
lokalen Vorgange des 26. Aprils. — Miszellen. Zur Ge-
schichte des Mannheimer Maimarkts. Sp. 108 — 111. Gibt
einen Oberblick iiber die zur Erinnerung an den feierlichen
Einzug des Grossherzogs Leopold und seiner Gemahlin in Mann-
heim (7. Mai 1830) in den folgenden Jahren (bis 1840) abge-
haltenen Maifeste.
Nr. 6. Friedrich Walter: Hohnhorsts Schrift iiber
den Prozess gegen K. L. Sand. Sp. 117— 122. Interessante
Mitteilungen iiber das Entstehen und verzdgerte Erscheinen
dieser Schrift, als einer vollstandigen Obersicht der gegen Karl
Ludwig Sand wegen Meuchelmords gefQhrten Untersuchung und
iiber Hohnhorst selbst. — Das Tage- und Ausgabenbuch
Friedrichs IV. von der Pfalz. (Schluss). Sp. 123 — 133.
(Siehe oben unter Nr. 5). — Miszellen. Theaternach-
richten aus der Mannheimer Zeitung vora Jahre 1784.
Sp. 133 — 134. Rezension der Erstauffuhrung von Schillers Ver-
schworung des Fiesko zu Genua, der Gastspiele Ifflands und
Beils, Nachruf fur Karoline Beck, Mitteilung iiber das Auf-
treten der Madame Lang auf der National-Schaubuhne, uber Iff-
lands »Die MiindeU und eine Bekanntmachung des Regisseurs
Renschiib, worin er sich gegen Nachahmung seiner Handschrift
verwahrt. — Nachtwachterspruch auf Neujahr 1819. Nach
einer etwa gleichzeitigen im Besitze von Dr. Alb. Becker in
Ludwigshafen a. Rh. befindlichen handschriftlichen Aufzeichnung.
— Der Kubikfuss vom »Walfisch«. Betrifft das in der Wirt-
schaft »Walfisch« zu Mannheim befindliche holzerne Trinkgefass
von der Grosse eines Kubikfusses.
Strassburger Diozesanblatt: Dritte Folge: Band 3. Jahr
1906. Drittes — funftes Heft. Pfleger: Ober Bautains Stellung
zur Scholastik (Schluss), S. 119 — 134, schildert den in die
Strassburger Zeit fallenden Kampf Bautains gegen den »schola-
stischen Rationalismus«, der mit seiner kirchlichen Unterwerfung
endete. — VViirtz: Heinrich Bryat, Pfarrer von Habsheim
(Fortsetzung), S. 135 — 140, weitere Mitteilungen aus seinen
chronikalischen Aufzeichnungen , namentlich uber Gnadenorte
der dortigen Gegend. — Sig: Das geistliche Schauspiel
im Elsass, S. 216 — 224, beginnt mit einer Schiiderung der
elsassischen Auferstehungsfeiern , die an eine alte . Gottes-
dienstordnung von St. Stephan zu Strassburg und Closeners
Directorium chori ankniipftt.
Revue d' Alsace: Nouvelle Serie. Band 7. Jahr 1906.
Marz-Juni-Hefte. CJhevre: Deux prevdts de Saint-Martin
de Colmar evSques suffragants de Bale, S. 113 — 144,
biographische Nachrichten iiber Johann Christoph Haus (1705
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5*4
Zettschriftenschau und Liter aturno tire n.
— 1725) und Johann Baptist Haus (1729 — 1745). — A. M. P.
Ingold: Le mariage de Louis XV a Strasbourg, S. 145
— 150, 225 — 243, macht Mitteilungen aus einer in Gran did iers
Nachlass befindlichen Aktensammlung, die von dem spateren
Strassburger Weihbischof Riccius hergestellt ist, neue Aufschlusse
wesentlicher Art indessen kaum zu bieten vermag. — Schwartz:
Correspondance de Malouet (Suite), S. 151 — 197, 297
— 310, enth. Briefe vom Herbst 1820— Fruhjahr 1821. —
Ehrhard: Correspondance entre le due d'Aiguillon et
le prince-coadjuteur Louis de Rohan (Suite), S. 198 — 217,
Juni-Juli 1772. — Hoffmann: Les elections aux etats-
generaux (Colmar-Belfort) (Suite), S. 244 — 267. — De
Dartein: L'evangeliaire d'Erkanbold (Suite), S. 224 (Errata),
268 — 280. — d'Ochsenfeld: Benjamin Constant en Alsace,
S. 281—296, nach dem kurzlich erschienenen Buch von V. Glachant:
Benjamin Constant sous l'oeil du guet. — X: Notice arche-
ologique sur Teglise de Fouday, S. 311 — 315. — [A. J.
Ingold]: Souvenirs de 1816. Journal d'un habitant de
Cernay: M. de Latouche (Suite), S. 316-333, Notizen bis
zum Mai des Jahres. — - Bucher- und Zeitschriftenschau, S. 218
— 223, 334-^\33°» Supplement. Bibliotheque de la »Revue
d'Alsace«. — Gasser: L'eglise et la paroisse de Souitz
(Haute-Alsace). 82 S.
Revue catholique d' Alsace: Nouvelle Serie. Band 25.
Jahr 1906. Februar-April-Hefte. X: M. le vicaire general
Rapp (Suite), S. 98 — 106, 227 — 236, enthalt die Aufzeichnungen
bis zum Sommer des Jahres 1878. — A. M. P. Ingold: Les
peregrinations d'un cistercien alsacien pendant la
revolution, S. 107 — 124, druckt und erlautert Briefe des aus
Colmar geburtigen Monchs Jean-Baptiste Richert. — Hanauer:
L'enseignement dans l'Alsace du moyen-ftge, S. 125
— 132, empfehlende Wurdigung des letzthin erschienenen Buches
von J. Knepper. — Sifferlen: La vallee de Saint-Amarin
(Suite), S. 163 — 171, Nachrichten iiber die Stadt St. Amarin. —
A. M. P. Ingold: La chapelle de S.-Antoine (Uffholtz),
S. 192—198, teilt u. a. eine Urkunde Bischof Dietrichs von
Wierland fur die Kapelle aus dem Jahre 1264 und eine Liste
der Kaplane fur die zweite Halfte des 15. Jahrhunderts mit. —
Gapp: Portrait de M. Mechler, S. 249 — 261, Anfang eines
unmittelbar nach Mechlers Tod entworlenen Lebensbildes, mit-
geteilt durch A. M. P. Ingold. — L£vy: L'interdiction de
Tusage des cloches dans la Haute-Alsace pendant \a
grande revolution (1 791 — 1802), S. 262 — 278, Mitteilung deV
betr. Aktenstucke aus dem Colmarer^ Bezirksarchiv.
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Zeitschrittenschau und Liter* turnotizen. e I c
Karl Hunn, Quellcnkritische Untersuchungen zur
Petershauser Chronik. Freiburger Dissertation. 1905. 87 S.
Die Quellen der Petershauser Chronik sind da und dort
schon, hauptsachlich in Bezug auf die Reichsgeschichte, unter-
sucht worden, am eingehendsten von Henking (Gebhard HI.
Biscbof von Konstanz. Diss. Zurich 1880), dessen Ergebnissen
Meyer von Knonau durchweg und ausdrucklich beitrat Angeregt
durch seinen Lehrer, Professor Finke, unterwirft nun Hunn das
The ma einer nochmaligen, den ganzen Inhaltskreis der Chronik
umfassenden Behandlung und spricht in drei Kapiteln uber Ver-
fasser, erzahlende Quellen und urkundliche Quellen. Mit grosser
Wahrscheinlichkeit weist er nach, dass der Hauptverfasser seinen
Teil gewissermassen in einem Zuge, und zwar um das Jahr 1156
geschrieben habe. Den breitesten Raum nimint das zweite
Kapitel ein. Es gliedert sich in zwei Teile, I. Kloster- und
Bischofsgeschichte , II. Reichsgeschichte. Bezuglich des ersten
bezeichnet Hunn den Verfasser fur die Periode nach 1 1 1 6 mit
Bestimmtheit als Augenzeugen, wahrend ihm fur die vorher-
gehenden Zeiten einmal schriftliche Quellen, d. h. hauptsachlich
Urkunden und Aufzeichnungen der verschiedenen Inthronisationen
der Abte sowie eine nach Meyer von Knonau vermutiich in
Petershausen entstandene Vita Gebehardi III., dann mundliche
Oberlieferung und endlich Erinnerungen seiner alteren Ordens-
genossen gedient haben. Gegenuber der Annahme, dass fur
die reichsgeschichtlichen Partien der Chronik deren Verfasser
die Chronik des Bernold un<f die alten St. Galler Reichsannalen
vorgelegen seien, lehnt Hunn in Teil II, entgegen Henking,
eine direkte Benutzung der beiden ab und nimmt eine reichs-
geschichtliche Vorlage an, die vielleicht ihrerseits auf die alten
St. Galler Annalen zuruckgehe. Dieser reichsgeschichtlichen,
sich durch freundlichere Stellung zu Heinrich IV. kennzeichnen-
den Vorlage, die er wohl mit Recht zwischen 1101 und 1105
entstehen lasst, mdchte er einen Suddeutschen als Autor zu-
weisen und bringt zwei Anhaltspunkte bei, die eine Spur von
Mdglichkeit bieten, dass derselbe in Konstanz oder dessen Um-
gegend zu suchen sei. Eine andere allgemein angenommene
Vorlage, eine die Partei Gregors VII. ergreifende Streitschrift,
setzt auch Hunn voraus, nur verlegt er mit plausiblen Grunden
ihre Entstehung nicht, wie Giesebrecht und Mirbt, in das Jahr
1084/85, sondern friihestens in die Zeit von 1106 oder nachher
und lasst dabei unentschieden, ob dieselbe dem Chronisten »in
der ursprunglichen Gestalt oder selbst schon verwertet, etwa in
einer im gregorianischen Sinne gehaltenen Darstellung des
kirchenpolitischen Kampfes jener Tage, erst aus zweiter Hand
vorlag.« Eine sole he Oberarbeitung hatte dann auch Bernold
herangezogen , woraus sich die wortliche Obereinstimmung
zweier Stellen der Petershauser Chronik mit Bernold erklaren
wurde.
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c 1 5 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Die Ausfuhrungen und Grtinde des Verfassers , mit Sach-
kenntnis und Scharfsinn vorgetragen, haben manches fur sich,
ohne indes im allgemeinen durchschlagend zu wirkcn, vrie er
denn auch selbst bekennt, dass auch seine Untersuchung nicht
jede Schwierigkeit zu heben vermochte. Immerhin durfte die
Ablehnung Bernolds zu akzeptieren sein; absolute Klarheit in
dieser Materie wird sich wohl kaum je gewinnen lassen.
Das dritte Kapitel gibt diplomatische Erorterungen fiber die
in der Chronik verwerteten Urkunden, wobei der Verfasser gute
Kenntnisse in der Urkundenlehre aufweist. Einige Satze, welche
die Ergebnisse des die Privaturkunden behandelnden letzten
Teiles zusammenfassten, hatten diesem Teil und zugleich der
ganzen Arbeit einen gewissen Abschluss verliehen , den man
jetzt vermisst. Im ganzen darf man dem Autor das Zeugnis
ausstellen, dass er sich seiner Aufgabe mit kritischem Scharfblick,
Fleiss und Geschick entledigt hat. Maurer.
Erzbischof Mathias von Mainz (1321 — 1328) von
Dr. Ernst Vogt. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1905.
Die Zeit Ludwigs des Bayern begreift einen der bedeut-
samsten Abschnitte der Mainzer Geschichte in sich, zugleich
aber auch einen der dunkelsten. Mit Ausnahme Peters von
Aspelt und Balduins von Luxemburg, mit denen sich eine An-
zahl neuerer Einzeluntersuchungen befasst, hat keiner der Mainzer
Erzbischofe, deren Wirksamkeit unter die Regierung des Bayern
fallt, bisher eine ausreichende Wurdigung erfahren. Dies liegt
in erster Linie zweifellos an dem schwer zuganglichen , weit
zerstreuten und zum Teil ungenugend, . zum Teil uberhaupt noch
nicht publizierten Quellenmaterial. Um so erfreulicher ist es^
dass der kunftige Herausgeber der Mainzer Erzbischofsregesten,
Ernst Vogt, dem wir bereits eine tuchtige Studie fiber die Reichs-
politik Erzbischof Balduins verdanken, in seiner Giessener Habili-
tationsschrift ein aus den ersten Quellen geschopftes Lebensbild
des Nachfolgers Peters von Aspelt und Vorgangers Balduins,
des Erzbischofs Mathias von Buchegg, entworfen hat.
Vogt konnte ffir seine Schrift eine Fulle noch ungedruckten
Materials benutzen. Es nimmt uns deshalb nicht wander, dass
er die seitherige Auffassung der Wirk9arakeit' des Mathias in
vielen Punkten berichtigen, erweitern und vertiefen konnte. Die
VVandlungen der Mainzer Politik in ihrem Verhaitnis zum Reiche
und zum Papsttum, zu den Gegenkonigen, zu Wittelsbachern
und Habsburgern werden uns hier zum ersten Male in all ihren
Motiven klargelegt. In der Reichspolitik hat Erzbischof Mathias
keine grosse Rolle gesriielt, als Territorialherr hat er namentlich
gegen seinen tatkr§ftigen Nachbar, Landgraf Otta von Hessen,
nicht geringe Erfolge erzielt. Er hat sein Schifflein auf dem
erregten Meere der hohen Politik schwachlich und bedachtigj aber
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Zeitschrifteoschau und Literaturnotizen.
517
klug und besonnen so gesteuert, dass das Fazit seines Wakens
in dem ihrn anvertrauten Erzstift ein wider Erwarten gfinstiges
geworden ist.
Wir sehen , wie der Propst von Luzern auf Empfehlung
seines Binders, des papsttreuen Grafen Hugo von Buchegg, nnd
des Konigs Robert von Neapel, des eifrigen Anhangers der
Habsburger, von Papst Johann XXIL fur das durch den Tod
Peters von Aspelt erledigte Erzbistum Mainz providiert wird;
wie er druckende finanzielle Verpflichtungen gegen die Kurie
eingehen muss, denen er sich spater durch geschicktes Benutzen
der politischen Lage wenigstens teilweise zu entziehen weiss;
wie er sich zuerst den Habsburgern ganz verschreibt, urn sofort
nach der Obernahme des Erzbistums ein gutes Verhaltnis zu
Ludwig dem Bayern anzubahnen und mit den iibrigen geistlichen
Kirchenfursten eine Politik der Massigung und des Zuwartens
zu verfolgen. Der Einfluss Balduins von Trier auf seine Haltung
ist hier unverkennbar. Der ererbte Zwist mit Hessen zwingt den
Mainzer aber schon bald, Farbe zu bekennen : er tritt, urn seinem
Gegner den Rang abzulaufen, offen zu den Fahnen Konig Lud-
wigs uber. Lange freilich dauert dies Zusammengehn mit dem
Wittelsbacher nicht. Als im Jahre 1323 Johann XXII. den ersten
Prozess gegen diesen veroffentlicht , versucht es der Erzbischof
zwar noch eine Weile mit Lavieren, sieht sich aber endlich
unter dem Einflusse seines Bruders Hugo genotigt, die papst-
liche Partei zu ergreifen, ohne jedoch zunachst offen mit Lud-
wig zu brechen. Der alte Gegensatz zu Landgraf Otto von
Hessen, der jetzt sein Heil im engsten Anschluss an den Bayern
sucht, treibt ihn schliesslich noch einmal in die Arme der Habs-
burger und in die Bahnen der Politik zuruck, die er im Beginn
seiner Laulbahn als Erzbischof von Mainz einzuschlagen ge-
zwungen werden sollte. Aber auch diesmal ist zuerst sein
Augenmerk mehr auf die Mehrung seiner Territorialmacht und
auf den Hessenkrieg, als auf die grosse Politik gerichtet. In
dem Augenblicke, in dem die Kurie hohere Anforderungen an
ihn stellt, in dem ihm bei der Aktion fur die VVahl eines Gegen-
konigs eine fiihrende Rolle zuzufallen scheint, ist er am 9. Sep-
tember 1328 zu Miltenberg gestorben.
Wie sich aus den abschliessenden Darlegungen Vogts deut-
licher als seither ergibt, reicht Erzbischof Mathias an die Bedeu-
tung seines Vorgangers Peters von Aspelt, des Konigsmachers,
wie an die seines Nachfolgers auf dem Mainzer Stuhle, Balduins
von Luxemburg, nicht im Entferntesten heran. Dass die aus-
gezeichnete Arbeit Vogts trotzdem eine wertvolle Bereicherung
der Reichsgeschichte darstellt und ein helles Licht auf die ver-
schlungenen Pfade der Reichs- und Kirchenpolitik wirft, geht
aus ihrem Gedankengange, den wir oben fltichtig skizziert haben,
klarlich hervor. Aber auch als geistlicher Vater der ihm anver-
trauten Kirchenprovinz, als guter Haushalter seines Erzstifts, der
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5 I S Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
im Interesse seines Territoriums gelegentlich auch den Konflikt
mit Papst und Konig nicht scheute, als Landesfurst endlich,
dem es gelungen ist, sein Gebiet durch Kauf und Tausch, durch
Bundnisse und Gewinnung von Lehnsleuten zu erweitern und
dem gefahrlichsten Gegner der Mainzer, dem hessischen Land-
grafen, erfolgreich Widerpart zu halten, hat Mathias von Buchegg
die Wurdigung vollauf verdient, die ihm in den vortrefflicherv
Ausfiihrungen seines jungsten Biographen geworden ist. /. R. D.
Synodalstatuten des Erzbischofs Gerlach von Mainz
von !355 und 1356 verdffentlicht Fritz Vigener in den Beitr.
zur Hessischen Kirchengeschichte Bd. 2 Heft 4 S. 285 — 332.
(Archiv fur Hessische Geschichte und Altertumskunde Erganzungs-
band 2, Heft 7). Sie bilden einen willkommenen »Beitrag zur
Kenntnis der sittlichen, religiosen und kirchlichen Verhaltnisse
des Mainzer Klerus um die Mitte des 14. Jahrhunderts.* Beson-
ders die Statuten der ersten Synode nehmen »in der Reihe der
deutschen Synodalerlasse als sittengeschichtliche Quelle eine der
ersten Stellen ein«. Ebenso verdienen sie fur die Geschichte
des Kirchenrechts Beachtung. Freilich bieten diese Statuten
uberwiegend ein Bild kirchlicher Misstande, denen Vigener »kein
entsprechendes Gemalde der gesunden Verhaltnisse gegenuber-
zustellen vermag, wobei aber der Ernst der in diesen Statuten
weht, der Eifer in der Bekarapfung der Misstande, dem nur die
kraftige Tat und der nachhaltige Erfolg zu wunschen gewesen
ware, und die Aufrichtigkeit in der Anerkennung der Schaden
nicht zu ubersehen ist.
Vigener hat im Stadtarchiv zu Frankfurt ein Manuskript
von 17 und 5 Papierblattern gefunden, welche dem Archiv des
Bartholomausstifts daselbst entstammen und Bl. 1 — 15 die Syno-
dalstatuten vom 15. Mai 1355, Bl. 16 und 17 solche vom 2 Sep-
tember 1355 UDC* Bl. 1 — 5 die vom 31. August 1356 enthalten.
Damit wird eine Lticke in der grossen Sammlung der Statuten
deutscher Konzilien von Hartzheim und in der Geschichte des
Erzbischofs Gerlach ausgefullt.
Die Misstande, welche hier bekampft werden, sind die
bekannten Ubertretungen des kirchlichen Eheverbots, die hier
besonders an Priestern auf dem Land zu rugen waren, Pfrunden-
haufung mit alien ihren iibeln Folgen, die Nichtresidenz , die
papstlichen Exspektanzverleihungen , denen Erzbiscbof Gerlach
zu begegnen sucht, das Beichthoren der Monche mit seiner
Beeintrachtigung der regelmassigen Seelsorge und die Durch-
brechung der Kirchendisziplin , namentlich in Zeiten des Inter-
dikts, durch zahllose Prokuratoren der Monche. Doch fehlt hier
der Raum, alles aufzuzahlen. Nur auf S. 321 sei noch aufmerk-
sam gemacht, wo Erzbischof Gerlach gegen die Beeintrachtigung
seiner Strafgewalt durch weltliche Herren eifert, welche den
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
5*9
Pfarrern bei schweren Strafe n die Annahme von Citationen, Ex-
kommunikationen und Urteilen der geistlichen Richter von ihrera
Boten an einem andern Ort als auf der Kanzel im offentlichen
Gottesdienst verbieten, und so die Boten in schwere Gefahren
bringen.
Der Text ist vielfach noch dunkel und stark verbesserungs-
bedurftig. S. 308 Z. 13 wird statt et zu lesen sein sum, Z. 23
statt pertinent nicht tenentur, wie V. will, sondern procurent,
S. 309 Z. 34 statt seu parochiis maxime aber sue parochie
noxium. S. 310 Z. 7 vermute ich statt des ganz sinnlosen Wort-
lauts ilia, cum qua delictum tale commiserit semel vel ulterius,
cum eadem pena et in pluribus plus teneatur — . S. 312 Z. 18.
statt earum aiarum-animarum. S. 313 Z. 32 statt des sinnlosen
dissimulatio dispensatio. Es sind dies nur einige Versuche,
kranke Stellen zu heilen. Der ganze Text aber verdient noch-
mals kritische Pnifung (Vgl. z. B. S. 319 Z. 1 das unmogliche
deferint.). Das Datum S. 320, das doppelt bezeugt ist, kann
onmoglich beseitigt werden und bedarf wohl nur der richtigen
Erklarung. G. Bossert.
Karl Rieder. Der Gottesfreund vom Oberland. Eine
Erfindung des Strassburger Jobanniterbruders Nikolaus
vonLowen. Mit 1 2 Schrifttafeln in Licbtdruck. Innsbruck, Wagner-
scbe Universitats-Buchhandlung 1905. XXIII, 269+268 S.
Die Leser dieser Zeitschrift werden sich sicherlich der an-
regenden Aufsatze erinnern, in welchen Karl Rieder den Ver-
sucb unternommen hat, neue Grundlagen fur die Ldsung des
schwierigen Gottesfreundproblems zu schaffen (N. F. XVII,
S. 205 ff. u. 480 ff.). Hier wurden auf der Grundlage der
Denifleschen Ergebnisse — nach denen es einen Gottesfreund im
Oberlande niemals gegeben hat, so dass die ihm zugeschriebenen
Schriften als Dichtungen zu betrachten sind — die Richtlinien fur
den Gang der noch vorzunehmenden eingehenden Untersuchung
gezeichnet. Scharf betont ward hier vor allem die Notwendig-
keit einer auf die Quellen zuriickgehenden Orientierung fiber
die Geschichte des Johanniterhauses zum Grtinen W6rth, aus
dessen Buchersammlung die den Verkehr zwischen dem Gottes-
freund und Rulman Merswin bezeugenden Schriften samtlich
stammen, und einer kritischen Sichtung und Vergleichung des
handschriftlichen Materials. Ich stehe nicht an zu bekennen,
dass die beiden gewandt entworfenen Skizzen damals ihres Ein-
drucks auf mich nicht verfehlt haben, dass ich von dem in Aus-
sicht gestellten Buche einen erfolgreichen weiteren Vorstoss in
dieser so manche Ratsel uns aufgebenden Frage erhoffte, —
wahrend ich heute nach reiflicher, mehrmaliger Pnifung der in
einem umfangreichen Bande niedergelegten und grade keine
leichte Lekture biidenden Untersuchung nicht ohne ein Gefuhl
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520
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
der Enttauschung raein Urteil dahin zusammenfassen muss, dass
R.s Beweisfuhrung mir doch nicht uberzeugend genug erscheint,
um als Losung des Problems betrachtet zu werden.
Rieders These lautet, dem Titel des Buches entsprechend :
Nicht Rulman Merswin, wie man bisher annahm, ist als der
Falscher und Erfinder der Gottesfreundfigur zu betrachten, son-
dern der im kaufmannischen Beruf aufgewachsene, seit dem Jahre
1366 ebenfalls dem Johanniterorden angehorende Niederlander
Nikolaus von Lowen, der iibrigens zu Unrecht gelegentlich von
R. als vertrauter Schreiber Merswins bezeichnet wird. Seine
samtlich nach Rulman Merswins Tod fallenden Erfindungen
haben neben dem allgemeineren, auf die Verherrlichung von
Stifter und Stiftung zum Griinen Worth hinauslaufenden Zweck
noch den padagogischen, die damaligen und zukiinftigen Ange-
horigen des Johanniterhauses zu einem dem Meister ahnlichen
gottseligen Wandel anzuspornen.
Warm anzuerkennen ist die muhsame kritische Arbeit, die
R. geleistet hat, indem er als erster durch das Wirrsal der zahl-
reichen Gottesfreundschriften den VVeg gebahnt, ihre Uber-
lieferung aufs genaueste untersucht, sie ferner auf Zusammen-
hang, Entstehung und Vorlagen gepruft und zum guten Teile
uns zuganglich gemacht hat. Diese Mitteilung des Quellen-
materials hat bleibenden Wert, und dafur werden samtliche hin-
fort mit der Frage sich beschaftigenden Forscher, zu welchen
Ergebnissen sie im ubrigen kommen mogen, aufrichtig dank-
bar sein.
Um seine These glaubhaft zu machen, untersucht R. ein-
gehend die als Quelle fur alle spateren Erwahnungen des Gottes-
freundes und seiner nahen Beziehungen zu Merswin anzusehen-
den Meraorialbucher des Strassburger Hauses. Vier Gruppen
werden geschieden und charakterisiert: asketisch-mystische Trak-
tate, die Chronik des Johanniterhauses, die angeblich eigen-
handigen Viten der beiden Grunder des Hauses und der Brief-
wechsel des Gottesfreundes mit Strassburg. Diese Schriften
ruhren nach R. in ihren Grundzugen von verschiedenen unbe-
kannten Verfassern her und sind erst von einem in Merswins
Umgebung zu suchenden Manne individuell gefarbt, Gottesfreund^
schriften geworden, teils sind sie von ebendemselben Redaktor
aus mehreren Vorlagen zusammengesetzt worden. Und dieser
Mann, von dem auch die Niederschrift samtlicher Traktate her-
riihrt, ist kein anderer als Nikolaus von Lowen, dessen Autor-
schaft R. »uber alle Zweifel erhaben* erscheint und zu den von
ihm gewonnenen »unumstosslichen Resultaten« gehdrt Fur diese
Aufstellung aber, die eine bis dahin vdllig im Dunkeln lebende
Personlichkeit plotzlich an Merswins Stelle riickt, scheint, wie
schon erwahnt, R.s Beweisfuhrung nicht auszureichen, zumal sie
streng genommen iiberhaupt sehr zuriicktritt und vielmehr die
These, wie auch von anderer Seite mit Recht bemerkt worden
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
521
ist, stets aufs neue, in scharferer Formulierung und Zuspitzung,
vorgetragen wird. Dass einzelne Bemerkungen ganz einleuchtend
erscheinen und der weiteren Forschung Anregung geben werden,
soil andererseits nicht unerwahnt bleiben.
In Einzelheiten darf ich mich hier mit Riicksicht auf den
mir zugebilligten Raum nicht verlieren, es ist dies auch urn so
weniger notwendig, als bereits zweimal von besonders kompe-
tenter Seite zu R.s Ergebnissen Stellung genbmmen ist: von
A. E. Schonbach in einer ausfuhrlichen Besprechung (Literarische
Rundschau fur das katholische Deutschland 31 (1905), S. 167
— 172) und von Ph. Strauch, einem der hervorragendsten Kenner
der Mystik des 14. Jahrhunderts, in seinem Artikel uber Rulman
Merswin (Realencyklopadie fur protestantische Theologie und
Kirche 17* (1906), S. 203—227). Ich kann daher die Leser
der Zeitschrift auf diese beiden Erscheinungen verweisen und
darauf aufmerksam machen, dass eine weitere Klarung der Frage
durch die von Strauch angekundigte ausfuhrliche Auseinander-
setzung mit R„ die in der Zeitschrift fur deutsche Philologie
erfolgen soil, demnachst zu erwarten ist. Eine Frage aber mochte
ich bier noch beruhren.
Es ist die palaographische. In Anbetracht der Aufstellung,
dass alle Schriften von der Hand des Erfinders aufgezeichnet
seien, durfte grade hier der Beweis nicht versagen, und mit
besonderer Spannung habe ich daher die von R. seiner Arbeit
betgegebenen Lichtdrucktafeln gepruft. Aber eben dieser Stein,
der zum Eckstein fur R.s Bau hatte werden sollen, muss ver-
worfen werden: denn wenn man die auf den Tafeln vertretenen
Schriftzuge samtlich einem Manne zuweist, dann kann man, wie
mir scheinen will, in palaographischer Hinsicht eben alles be-
weisen. Grade hier musste mit ausserster Behutsamkeit ver-
fahren werden. Das ist aber nicht geschehen, und die Folgen
davon sind so offenbare methodische Fehler, wie sie S. 230
aufweist.
Probleme, wie das vorliegende, lassen sich ja uberhaupt auf
eine so glatte Formel, wie R. das in diesem Falle fiir moglich
halt, kaum jemals bringen. Je raehr man sich mit solchen
Fragen beschaftigt, je tiefer man eindringt, um so verwickelter
und ratselhafter pflegen sie sich zu gestalten. Aber wenn R.s
Ergebnisse auf allgemeine Anerkennung in der Folgezeit schwer-
lich rechnen konnen, so darf er, ganz abgesehen von dem
zweiten Teile, doch auch fiir seine Untersuchung den Dank der
Fachgenossen fuglich in Anspruch nehmen. Dass z. B. Nikolaus
von Lowen in der Gottesfreund frage irgend welche Rolle zu-
kommt, ist nun doch wohl als sicher zu betrachten (vgl. daruber
auch Strauch a. a. O. 225 f.), wenn auch das Nahere uns noch
verborgen ist. Ich halte es nicht fiir ausgeschlossen , dass wir
nach weiteren Untersuchungen hier noch heller werden sehen
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C22 Zeitschriftenschau und Literaturnotixen.
konnen, und fur erneute Forschungen dieser Art wird R.s Schrift
eine willkommene und unentbehrliche Grundlage sein.
Hans Kaistr.
Ira »Neujahrsblatt der Zuricher Feuerwerker-Gesellschaft auf
das Jahr igo6« (Zurich, Fasi und Beer) setzt H. Esc her in
einem zwqiten Teile seine Abhandlung fiber »Das schwei-
zerische Fussvolk im 15. und im Anfang des 16. Jahr-
hundertst fort, indem er den Einfluss der in den Burgunder-
kriegen bewahrten Taktik der Schweizer auf die Entwicklung
des Fussvolks in Deutschland, Frankreich und Spanien verfolgt,
auf die Eigenart ihrer militarischen Ausbildung und ihrer takti-
schen Forme n im einzelnen eingeht und ihre Stellung in den
Schlachten der italienischen Feldzfige von 15 11 — 15 15 beleuchtet,
deren Ergebnis schliesslich der Sieg der Taktik der drei ver-
bundenen Waffengattungen fiber die ausschliessliche Infanterie-
taktik der Eidgenossen bildet.
Im »Anzeiger fur schweizerische Geschichte* 1906 Nr. i,
1 — 12 veroffentlicht Joh. Strickle r einige Mitteilungen >Aus
der Zeit des Rastadter Kongresses«, die sich teils auf die
von dem Abbe* de Pradt, vermutlich mit Unterstutzung des
Genfers Mallet du Pan verfasste Schrift: Antidote au Congres
de RastadU beziehen, teils die Verhandlungen wegen Entsendung
einer Schweizer Gesandtschaft an den Kongress und deren Schick -
sale behandeln. O.
In der Schrift »Herdern bei Freiburg i. Br.« (Nach
wissenschaftlichen Quellen im Auftrage des Lokalvereins Herdern
bearbeitet. Freiburg i. Br. Fr. Wagnersche Universitats-Buch-
handlung. 1905. 180 S. 8.) behandelt J. Kartels in zehn
Abschnitten 1. Lage und Beschaffenheit des Ortes, 2. seine
Urgeschichte , 3. den allgemeinen Zustand des Landes seit der
Besitznahme durch die Alamannen, 4. Grundherren und Lehens*
trager des Dinghofes und des Dorfes Herdern, 5. wirtschaftliche
Verhaltnisse Herderns, 6. Abgaben und Dienste, 7. Recht und
Gericht, 8. Kirche und Schule, 9. Herderns aussere Schicksale,
10. Mosaikbilder aus Herderns Kulturgeschichte. Die wissen-
schaftlichen Quellen sind ausser Archivalien des Stadtarchivs
Freiburg namentlich Alberts Geschichte des frankischen Dorfes
Steinbach (1899), das besonders fflr die Schilderung der all-
gemeinen Zustande ausgeschrieben ist, die Zeitschrift Schau-ins-
Land und Schreibers Geschichte der Stadt Freiburg (1857).
Neuere Werke, wie beispielsweise Heycks Zahringer, scheinen
dem Verfasser vielfach unbekannt geblieben zu sein. Was auf
S. 12 — 15 fiber die Herleitung des Namens H. und anderer
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Zeitschriftenschau und Literalumolizen. co\
Ortsnamen gesagt ist, verrat eine ganz aussergewohnliche Un-
keDntnis von allero, was auf dem Gebiete der Ortsnamen forschung
in den letzten Jahrzehnten geleistet worden ist. Aber auch in
anderen Abschnitten findet sicb manches, was nicht dem augen-
blicklichen Stand der Forschung entspricht. — r.
Einen sehr dankenswerten Heitrag zur Geschichte des badi-
schen Beamtentums bildet die Heidelbcrger Dissertation von
Aug. Roth, welche »die Rechtsverhaltnisse der landes-
herrlichen Beamten in der Markgrafschaft Baden-
Durlach im iS. JahrhunderU eingehend untersucht. Die
zeitliche Abgrenzung ist rait Bedacht gewahlt: bereitet sich in
diesem Zeitraum doch hier, wie anderwarts. parallel mil der
Entwicklung vom absolut regierten Furstenstaate zum modernen
Rechtsstaate, im Beamtentura der Ubergang von personlichen
Dienern der Fursten zu Staatsdienern im eigentlichen Sinne vor.
Nachdem der Verfasser einleitend den Begriff des landesherr-
lichen Beamten naher festgestellt, behandelt er in einer Reihe
von Kapiteln die Voraussetzungen der Aufnahme in das Be am ten -
verhaltnis (Vollbesitz der burgerlichen Ehrenrechte , eheliche
Geburt, Einfluss der Leibeigenschaft, der Landesangehorigkeit
und der Konfession, Vorrechte des Adels, Vorbildung, Prufungen
und Dienstkautionen), die Aufnahme selbst (Anciennitat, Dienst-
handel, Stellentausch, Diensteid), die Pflichten des Beamten
gegen den Fursten und die Untertanen (Dienstleistung, Urlaub,
Gerichtsferien, sittliches Verhalten, Verbot des Gewerbebetriebs
und landlichen Grundbesitzes, Heiratserlaubnis, Zuruhesetzung),
die Rechte der Beamten (Titel, Rang, Geld- und Naturalbesoldung,
Dienstwohnung, Prasente und Schmieralien, Diaten), die Erhal-
tung der Disziplin (Dienstaufsieht und Strafen), sowie die Endigung
und Nachwirkungen des Beamtenverhaltnisses (Kassation, Kiin-
digung, Tod, Sterbequartal, Pfarrwittwenfiskus). Uber all diese
Punkte war bisher fiir die Zeit Karl Friedrichs bei Drais und
Nebenius verhaltnismassig nur weniges zu finden, fiir die Regie*
rungsperiode seines Vorgangers fehlte es so ziemlich an alien
Nachrichten. Roths klare sorgfaltige , auf griindlichem Akten-
studium beruhende Ausfuhrungen fullen daher eine wesentliche
Lucke aus und Wert und Bedeutung seiner Arbeit gehen uber
das ubliche Durchschnittsmass der Dissertationen erheblich hinaus
Deutlicher als bisher lassen sich im einzelnen die Bemuhungen
Karl Friedrichs um die Heranbildung eines tiichtigen, pflicht-
bewussten und ehrenhaften Beamtentums verfolgen, und es ist
erfreulich zu sehen, dass der Verfasser auch der in der geschicht-
lichen Oberlieferung bisweilen einseitig beurteilten kraftvollen
und von gesundem wirtschaftlichem Sinne erfullten Personlichkeit
des Griinders von Karlsruhe, dessen gleichartige Bestrebungen
sich in einer Reihe charakteristischer Erlasse auspragen, die
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 3. 34
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c2A Zeitschriftenscliau und Lileraturnotuen.
gebiihrende Anerkennnng zuteil werden lasst. Alles in Allem ist
der Eindruck, den wir von den Zustanden gewinnen, ein uberaus
giinstiger; unerquickliche Erscheinungen, die in anderen Terri-
torien eine iible Rolle spielen, wie der beriichtigte Diensthandel
fehlen ganz, von Stellentausch wird uns nur ein Fall berichtet.
Der von Karl Wilhelna errichtete Pfarrwitwenfiskus ist wohl das
erste Beispiel staatlicher Hinterbliebenenfursorge in Deutschland.
Nicht zutreffend ist es, wenn S. 19 bemerkt wird, dass der
Hofrat am Ende des 18. Jahrhunderts zum Regierungsrat urn-
gestaltet worden sei; ebenso ist es unrichtig, wenn v. Freistedt
als Autor der »Briefe iiber die Verfassunjr der Markgrafschaft
Baden« bezeichnet wird. Die irrturaliche Angabe in der »Badi-
schen Bibliothek*, I, 26, der Roth hier folgt, ist schon fruher
in dieser Zeitschrift (XIV, 336) zuruckgewiesen worden. Ver-
fasser der anonym erschienenen Briefe war, wie hier ausdriicklich
nochmals festgestellt sei, der spatere badische Geheimrat Ernst
Sig. Herzog. K. Obser.
»Das Bruchsaler Schloss im XIX. Jahrhundert* bildet
den Gegenstand einer auf sorgfaltigen Studien beruhenden ver-
dienstlichen baugeschichtlichen Abhandlung, die der gegenwartige
Leiter der Renovationsarbeiten , Dr. Fritz Hirsch, pietatsvoll
den Manen des Finanzministers Buchenberger widmet (Heidelberg,
Winter, 103 S ). Die mit einer Reihe von Abbildungen vornehm
ausgestattete kleine Schrift bietet raehr als der Titel verspricht,
insofern sie nicht nur in eingehendster Weise die Schicksale des
herrlichen Bischofsschlosses und der zahlreichen zu ihm gehori-
gen Bauten im vorigen Jahrhundert behandelt, sondern auch
iiber ihre Entstehung und ursprungliche Anlage mancherlei Neues
enthalt und VVilles klassische Studie auf Grund der jiingsten Auf-
deckungen in einigen Punkten erganzt. Vor allem der Anteil, der
dem Hofbaumeister Leonh. Stahl an den Bauten der Huttenschen
Periode zufallt, wird in ein helleres Licht geriickt. Das Bild,
das sich uns von den Zustanden im 19. Jahrhundert enthfillt,
ist nicht immer ein erfreuliches und zeugt oft von erschreckender
Verstandnislosigkeit; um so wohltuender beriihrt die warme
Wurdigung der Kunstschatze durch Knoderer, um so dankens-
werter war schliesslich das hilfsbereite Eingreifen der Regierung
und der Landstande , die fur ihre Erhaltung und die erforder-
lichen Erneuerungsarbeiten betrachtliche Mittel bewilligten. Die
Oberschrift des ersten Teiles ist irrefiihrend: das Kapitel, das
uns die bewegten Zeiten vorfuhrt, in denen die letzte fiirstliche
Bewohnerin des Schlosses, Markgrafin Amalie, mit ihren Gasten
hier Hof hielt, muss erst noch geschrieben werden. Im Anhang
wird der Entwurf einer Bruchsaler Bauordnung mitgeteilt, die
wohl mit Recht auf Schonbornschen Einfluss zuruckgefuhrt wird.
K. Obser.
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Zeil schri flense ha u und LiLeraturnotizen. 525
In den »Wurttembergischen Vierteljahrsheften fur Landes-
geschichte* N.F. XV, 368—386 behandelt G. Bossert den
Aufenthalt des aus Heidelberg geburtigen Humanisten Theo-
dor Reysmann in Tubingen* in den Jahren 1530 — 34, in
denen seine beste Dichtung »Fons Blavus« entstanden ist, und
bespricht die in Erinnerung an einen Besuch in Speyer ver-
fassten, bisher gar nicht bekannten »Puicherriraae Spirae summique
in ea templi enchromata*, eine schdne dichterische Leistung und
eine wertvolle Quelle fur die Topographie der alten Bischofsstadt.
O.
Kurze Erwahnung an dieser Stelle verdient auch der von
Rich. Fester aus dem Berliner Staatsarchive veroffentlichte
interessante Bericht des »Universitats-Bereises« Friedr.
Gedicke an Friedrich Wilbelm II. vom Jahr 1789 (Archiv
fur Kulturgeschichte, I. Erganzungsheft), insofern der Bericht-
erstatter auf seiner akademischen Rundreise S. 49 — 52 auch
Heidelberg beruhrt und die Eindrucke, die er dort empfangen,
schildert. Das Bild, das er von den Zustanden an der von den
Lazaristen beberrschten, in vollem Verfall begriffenen Hochschule
entwirft, ist kein erfreuliches; das einzige Institut, dem er Lob
spendet, ist die Staatswirtschaftliche Schule. O.
Als Nr. XI der »Drucke und Holzschnitte des XV.
und XVI. Jahrhunderts* erschien 1905 ein Faksimiledruck
der seltenen »Grammatica figurata des Mathias Ringmann
(Philesius Vogesigena)*. Der Herausgeber Fr. R. v. Wieser
gibt in der Einleitung das Wissenswerte uber dies merkwurdige
Schulbuch, welches durch ein grammatisches Kartenspiel den
Schulern die Regeln der lateinischen Sprache beibringen soil.
Die Idee hierzu ging von dem bekannten Walter Lud, Kanonikus
in St. Die" , aus. Gemeinsam mit diesem gab es Ringmann
Philesius daselbst im Jahre 1509 heraus. Es ist erfreulich, dass
dieser interessante, mit charakteristischen Holzschnitten gezierte
Druck nun der allgemeinen Benutzung zuganglich gemacht ist.
Charles Schmidt glaubte, dass das letzte Exemplar desselben
mit der Strassburger Bibliothek 1870 zu Grunde gegangen sei.
Glucklicherweise sind aber in letzter Zeit wieder mehrere Exem-
plare des seltenen Buches entdeckt worden. — h.
Eine fleissige Arbeit uber »die hochdeutschen Drucker
der ReformationszeiU lieferte Alfred Gotze (Strassburg 1905).
Voran stehen 79 knappe Lebensbilder der einzelnen Drucker,
allerdings ohne neues zu bieten und mit mancherlei Irrtumern.
Dann folgen die Beschreibungen von 194 verschiedenen Titel-
einfassungen, aus denen sich oft die Herkunft undatierter und
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C26 ZeiUchriftenschau und Literaturnotizen.
namenloser Druckwerke ermitteln lasst. Den Schluts bilden
79 Tafeln mit Typenproben, nach muhsamen Durchpausen auf
zinkographischem Wege vcrvielfaltigt. Zur schnellen Orientierong
konnen sie wohl zuweilen dienlich sein, fur eingehende Studien
sind sie jedocb nicht geeignet. Fur die oberrheinischen Drucke-
reien gabe es vieles zu bessern und zu erganzen. Der Verf.
ist Anfanger auf diesem Gebiet und hat zu schnell gearbeitet.
Es ware zu wunschen, dass Gdtze seine Studien fortsetzt und
langsam eine 2. Auflage vorbereitet, welcher die Typentafeln in
Lichtdruck beizugeben waren. Auf diese Weise konnte spater ein
recht brauchbares und dankenswertes Werk daraus werden. —A.
Die Pariser These von Marc Boegner »Les cate*chismes
de Calvin* (Parmiers 1905) beschaftigt sich im 2. Kapitel mit
der Frage, welchen Katechismus Calvin als Pfarrer der fran-
zdsischen Gemeinde zu Strassburg (1538—41) dem katechetischen
Unterricht zu Grunde gelegt hat. Abweichend von fruheren
Ansichten kommt der Verf. zu dem Resultat, dass Calvin nicht
Butzers kurzeren Katechismus benutzte, sondern sein eigenes in
franzosischer Sprache abgefasstes Lehrbuch, die ^Instruction et
confession de foy« vom Jahre 1537. Die Annahme, Calvin habe
in Strassburg eine neue Auflage dieses Buchleins veranstaltet, ist
hinfallig. Nachweislich entstand die Neubearbeitung, der »Cate-
chisme de l'6glise de Geneve*, erst im November 1541 nach
Calvins Ruckkehr nach Genf, innerhalb weniger Wocben nieder-
geschrieben und gedruckt. — A.
Wertvolles Material fur die Geschichte der franzosischen
Architektur bietet das von Pierre Marcel (Paris 1906) heraus-
gegebene »Inventaire des papiers manuscrits de Robert
de Cotte premier architecte du Roi (1656—1735) et
de Jules-Robert de Cotte (1683 — 1767) Die reich-
haltigen Aktenstiicke, Plane, Rechnungen und Briefwechsel
geben interessante Aufschliisse auch fur die Baugeschichte reichs-
landischer Denkmaler. Wir erwahnen nur beispielsweise das
Rohansche »Palais episcopal* in Strassburg, das »Schloss in
Zabern* und >die Kapelle im Schloss zu Frescati bei Metz*.
Ober die Plane der Neu- und Umbauten und iiber die aus-
fiihrenden Architekten ergibt sich aus der schdnen Publikation
manches neue. — h.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster.
Von
E. Herr.
Die im Unterelsass , siidlich von Zabern , in dem
jetzigen Kantonshauptorte Maursmiinster ehemals vor-
handene Benediktinerabtei gleichen Namens1), welche
ihren Ursprung von dem heil. Leobard2), einem Schuler
des heil. Columban8), herleitete, ihren Namen aber von
dem Abte Maurus, dem neunten in der Reihe der Abte
nach der Klostertradition <), fuhrte, welcher im Jahre 724
!) Monasterium sancti Mauri, a. 817 (Erlass Ludwigs d. Frommen);
monasterium Maunim, a. 821 (Mabillon, ann. Benedict. II, 461); Mauri
Monasterium, a. 870 (Urk. fiber die Teilung des Reiches Lothars); Aquileia
Maurimonasterium, 12. saec. (sog. Stiftungsurkunde des Klosters Sindelsberg,
nicht vor 1137, und Gfiterurkunde des Abtes Meinhard, ca. 1140, gewohnlich
ca. 1 1 20 datiert); deutsch: Morsmunster, Moresmunster, Morsmunstere, seit
13. saec. bis in die Neuzeit. — f) S. Excurs I. — 8> S. Excurs I. —
*) Diese Klostertradition ist en thai ten in einem Manuskript der Kais. Uni-
versitats- u. Landesbibliothek zu Strassburg, einem Folioband, welcher den
Titel ffihrt »Catalogus Abbatum Monasterii Sancti Martini in Maursmtinsterc
(Nr. 16 der els.-lothr. Handschriften). Nach der Aufschrift auf dem Deckel
wurde dieser Abtekatalog im Jahre 1745 begonnen, also unter Abt Placidus
Schweigheuser, wenn nicht gar von ihm selbst verfasst. Er beginnt mit der
Grfindung und geht bis 1742, also bis zum Amtsantritt Schweigheusers.
Unser Exemplar ist eine Kopie vom Jahre 1752, welche von Schweigheuser
durchgesehen worden ist. Die in den Katalog eingehefteten Auseinander-
setzungen mit Schdpflin sind spater eingefiigt worden. Kein einziger der
neueren Historiographen Maursmfinsters hat diesen Katalog gekannt oder
benutzt. Sigrist, l'abbaye de Marmoutier, I (1899), p. 3, erwahnt wohl einen
solchen als in Fasz. H. 574 des Strassb. Bez. Arch, vorhanden, aber dies
sind nur Bruchstiicke, herrfihrend aus einer mit unserm Katalog gleichzeitigen
Abschrift, wie solche auch in H. 558 vorhanden sind. Jodocus Coccius
Zeitschr. ». Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 35
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528 Herr.
die durch Brand zerstorten Klostergebaude wieder er-
richtete1), besass von alten Zeiten her ein ziemlich ansehn-
liches Landergebiet , welches gewohnlich als Marca Aqui-
leiensis2) erscheint. Nach der Klostertradition ») hat der
Merovingerkonig Childebert I. (511—558) dem von dem
heil. Leobard neu gegriindeten Kloster dieses Gebiet
geschenkt: totam Marckam Aquileiensem in qua mona-
sterium exstructum est, cum omnibus finibus, sylvis, pascuis,
pratis, cultis et incultis, aquis aquarumque decursibus, et
quid finibus eius comprehensum aut terminis circumseptum
est, irrevocabiliter sine ulla exceptione libere concessit et
ad perpetuos usus condonavit. Auch soil derselbe das
Kloster in regiam suam tutelam*) genommen haben.
Daruber hat er dann angeblich in dem Jahre, in welchem
er starb (558), eine Urkunde gegeben, welche anfing: In
(Dagobertus rex (1623), P- 51) beruft sich fflr seine Geschichte der Griindung
von Maursmiinster auf Annalen des Klosters, welche vielleicht unserem Abte-
katalog zu grunde liegen, well sie ebenfalls die G run dung ins Jahr 555
verlegen. Sigrist (in e. alteren Arbeit, Revue cath. d'Als., N.S. Ill (1884/5),
P- 756) erwahnt Annales Maurimonasterienses, welche in einer Abschrift aus
dem 16. saec. sich in der Kais. Bibliothek zu Wien befinden und in den
Monum. Germ. hist. ed. Pertz, Script. XVII (1861) p. 1 81 f., auch bei
Btthmer, fontes rerum Germanic. Ill, p. 8 — 10, verSffentlicht sind. Diese
erwahnen ad a. 814 den Tod Karls des Grossen, springen dann sofort aufs
Jahr 1098 liber und bringen ganz kurze Notizen bis zum Jahr 1288, haben
aber auf das Kloster selbst fast gar keinen Bezug. Die Annalen aber, welche
Grandidier, hist, de Peglise de Strasbourg I (1776), p. 331, als Quelle seines
Abtsverzeichnisses anfuhrt, scheinen mit unserem Abtekatalog identisch zu
sein, da er dieselbe Zahlung der Abte hat (vgl. auch CEuvres inedites I,
p. 102, Nr. 8). Ich werde diesen Abtekatalog stets mit Catal. Maur.
bezeichnen. — Nach Sigrist (abb. de Marm., p. 19) ist Maurus der sechste
Abt gewesen, nach dem Calal. Maur. ist er aber der neunte. Die Abtreihe
ist offenbar far die frflheren Zeiten ktinstlich konstruiert, und die grdssere
Anzahl Abte im Catal. Maur. ergibt sich wohl daraus, dass derselbe die
Grtindung des Klosters um ca. 40 Jahre fruher ansetzt als man sonst
annimmt.
l) Er hat wahrscheinlich auch die Regel des heil. Benedikt eingefuhrt.
Der Catal. Maur., p. I ff., berichtet zwar, dass die cellula des heil. Leobard
gleich von Anfang an, wenigstens seit der Vollendung und Einweihung des
Klostergebaudes (a. 557 angeblich), dieser Regel unterstellt war. Wahrscheinlich
aber gait an fangs die Regel des heil. Columban, und erst unter dem Ein Muss
des heil Pirmin ftthrte Abt Maurus die Benedictinerregel ein (Sigrist, a. a. O.,
p. 44). Vgl. Excurs I am Ende, p. 596. — *) Vgl. Excurs II, p. 596 ff. —
8) Catal. Maur. p. 5 f . — *) »et mundiburdiuim ist hier hineinkorrigiert.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. 529
nomine sanctae et individuae trinitatis. Nos Childebertus
Rex Francorum , und welche schloss: datae in curia
nostra Marlehy anni quingentesimi octavi sub Imperatore
Justiniano1). Wir besitzen diese Urkunde nicht mehr,
wahrscheinlich hat aber wenigstens eine Abschrift einer
solchen dem Verfasser des Catal. Maur. vorgelegen, denn
er zitiert Anfang und Ende derselben, und ferner sind die
oben zitierten Wendungen »cum omnibus finibus, sylvis,
pascuis etc.« aus dem Urkundentext entnommen2). Diese
Urkunde ist aber eine Falschung, denn weder der Anfang
noch das Ende derselben sind merovingisch, und die Ein-
gangsformel »in nomine sanctae et individuae trinitatis«
weist bestimmt ins Ende des 9. saec.8). Die Falschung
springt um so mehr in die Augen, als das Kloster gar
nicht unter Childebert I. gegriindet sein kann, sondern
hochstens Childebert II. (575—596) in Frage kommt*). Aber
auch fur die Zeit Childeberts II. ist diese Urkunde immer
noch eine Falschung aus den oben angefuhrten Griinden.
Fur Grandidier5), GlOckler*) und Sigrist7) steht es fest, dass
Childebert II. eine Schenkung, wie sie die Klostertradition
fur die Griindung des heil. Leobard beansprucht, wirklich
gemacht habe. Sicher lasst sich dies nicht behaupten.
Es wird bei naherer Untersuchung im Gegenteil wahr-
scheinlich werden, dass die Schenkung, welche tatsachlich
einmal gemacht wurde, weder auf Childebert I. noch
*) Die »Narratio historica« (vgl. Anm. 10, p. 531), welche ihren Stoff aus
dem Catal. Maur. eutnimmt und z. B. diese Urkunde darnach zitiert, datiert
sie merkwurdigerweise vom Jahr 559, wahrend doch in diesem Jahre Childe-
bert I schon nicht mehr lebte. Es ist wahrscheinlich nur ein Irrtum. —
*) Es sind dies stehende Formeln, welche wir schon in Urkunden des 7.
u. 8. saec. nachweisen kSnnen. — 8) Nach GlSckler, Gesch. des Bistums
Strassburg, Bd. II (1880), p. 224, hatte Abt Celsus die durch den Kloster-
brand 827 zerst6rte Urkunde erneuert, und zwar nach dem damaligen Besitz-
stande. Offenbar irrt sich Gl. hier, indem er eine andere, angeblich von Abt
Celsus stammende Giiterurkunde, in welcher die Grenzen der Mark nach der
Art der hier naher noch zu betrachtenden Urkunde von 724 beschrieben
werden, als eine Erneuerung der Childebert-Urkunde ansieht. Dies ist nicht
der Fall. Die Erneuerung bzw. Falschung der letzteren kann ferner nicht schon
Anfangs des 9. saec. gesehehen sein. — 4) Vgl. Excurs I, p. 595. — b) Gran-
didier, hist, de l'egl. de Strasb. tome I, (1778), p. 332. — °) Glockler,
a. a. O. — ") Sigrist, Pabbaye de Marm., tome I (1899), p. 5 f.
35*
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53o
Herr.
auf Childebert II., sondern auf einen sp&teren KOnig
zurttckzuftthren ist1).
Jedenfalls ist die vom Catal. Maur. und schon von
Jod. Coccius2) angefuhrte Urkunde Childeberts ein spateres
Machwerk, wie sich solche in den Urkundenarchiven fast
aller Klttster finden. Oft wurde ein Besitztitel direkt
erfiinden, um einem vorhandenen Besitzstande bekannter
oder unbekannter Herkunft ein mOglichst hohes Alter zu
vindizieren.
Das Gebiet, welches diese angebliche Schenkung Chil-
deberts umfasste, ist in der angefuhrten Urkunde nicht
naher beschrieben. Wohl aber ist uns die Begrenzung
desselben aus spaterer Zeit in dreifacher Weise aberliefert
worden, in einer gefalschten Bestatigung des merowin-
gischen Konigs Theoderich IV. vom Jahre 724, einer eben-
falls gefalschten Gflterurkunde des Abtes Celsus von 828,
und einer Steininschrift aus spaterer Zeit. Diese drei
Stiicke mtissen n&her beleuchtet und geprttft werden.
I. Die angebliche Bestatigung Theoderichs IV. von 724.
Infolge mehrerer Brande8), welche das Kloster Maurs-
munster in dem ersten und zweiten Jahrhundert seines
Bestehens heimsuchten, ging das Urkundenarchiv desselben
verloren, also (so behauptet die Klostertradition) auch die
Schenkungsurkunde Childeberts und die iibrigen, angeblich
von Theodebert II., Chlotar II., Dagobert I., Sigebert II.
und Dagobert II. gegebenen Urkunden, welche teils obige
Urkunde Childeberts bestatigt, teils neue Giiter und Rechte
dem Kloster verliehen haben sollen*). Abt Maurus (724
— 761) Hess sich nun von dem seit 720 in Austrasien
herrschenden Konig Theoderich IV., dem Sohne Dago-
berts HI., ein neues Diplom ausstellen, welches die Dona-
*) Vgl diese Abhandlung, p. 535. — *) Jodocus Coccius, Dagobertus
rex (1623), p. 52. — ») Unter Abt Godefridus I., nach dem Catal. Maur.,
p. 10 f., a. 639. Nach Sigrist, a. a. O., p. 19, wurde derselbe aber erst 658
Abt. Die Differenz ergibt sich aus der vom Catal. Maur. behaupteten
fruheren Grundung. Ferner a. 717 unter Abt Nicolaus (Burgundus), vgl.
Sigrist, a. a. O. p. 25, u. Catal. Maur. p. 17. — 4) Diese K6nige werden
in der Urk. Theoderichs IV. angefiihrt.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. c?i
tionen der frtiheren Kdnige bestatigte. So berichtet der
Catal. Maur. zum Jahre 724*). Merkwurdigerweise nennt
derselbe den in Frage kommenden K&nig als Theoderich
den zweiten, doch ist dies wohl nur auf einen Mangel an
historischen Kenntnissen zurtickzufiihren.
In dem Archiv des Klosters Maursmiinster hat sich
fniher eine solche Urkunde Theoderichs IV. befunden.
Bei der wahrend des Bauernkrieges 1524 erfolgten Zer-
storung des Klosters konnte sie gerettet werden und wurde
nachher vom Abte Caspar Riegert an den Sekretar des
Herzogs Anton von Lothringen, Nicolaus Volcyr (Volkzyr),
welcher im Gefolge des Herzogs das Kloster besucht hatte
und sich mit arch&ologischen Forschungen beschaftigte, in
einer Abschrift und wahrscheinlich auch in einer franzo-
sischen Obersetzung gesandt2). Dieser veroffentlichte sie
zuerst in franzOsischem Texte in seiner Beschreibung des
Bauernkrieges (1 526)8). Der lateinische Text wurde mehr-
fach gedruckt*), zuletzt bei SchOpflin5), Grandidier •),
Brequigny-Pardessus7) und Pertz*). Sowohl SchOpflin als
Grandidier geben den Text nach einer alten Pergament-
urkunde >quale revera estc, hatten also das angebliche
Original des Maursmiinsterer Archivs vor sich. Seitdem
ist dieses verschwunden und wird wohl in den Stiirmen
der Revolution verschleppt oder vernichtet worden sein.
Brequigny-Pardessus schliesst sich an den Text Gran-
didiers an, und Pertz ist offenbar von Brequigny-Pardessus
abh£ngig. Der Catal. Maur. gibt die Abschrift der Ur-
kunde mit einer Abbildung des Siegels9). In den Fasz.
H. 558 und 574 des Bez. Arch. Strassburg sind ebenfalls
Abschriften der Urkunde vorhanden, z. T. beglaubigte 10).
l) p. 28. Sigrist, a. a. O., p. 27. — f) Catal. Maur. p. 192. 222 ff. —
•) Nicole Volcyr, l'hist. et recueil de la triumphante et glorieuse victoire etc.
1526, neu herausgeg. in Recueil de documents sur Phist. de Lorraine, II
(1856), p. 260 f. — *) Siehe bei Sigrist, a. a. O., p. 29 f. — 6) Schopflin,
Alsatia diplomatica I, Nr. 25, p. 29. — e) Grandidier, hist, de l'egl. de
Strasb. I (1776), pieces justific. Nr. 34. — 7) Brequigny-Pardessus, Diplomata,
Chartae etc. II (1849), p. 342 f. — 8) Monumenta Germ. hist. ed. Pertz,
Diplomata I (1872), p. 204. — •) p. 30 ff. — 10) Die in H. 574 vorhandene
Abschrift bildet einen Beleg der >Narratio historical eines Folioheftes, welches
das Recht des Klosters Maursmiinster auf die Mark Maursmiinster beweisen
will (nicht mehr vollstandig).
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532
Herr.
Alle diese Abschriften stammen aus dem 18. saec. und
beweisen, dass die Urkunde damals noch vorhanden war,
da sie samtlich das angebliche Original wiedergeben wollen.
Diese Urkunde Theoderichs IV. ist nun in der Gestalt,
wie sie auf uns gekommen ist, eine offenkundige Falschung.
Die in der Klostertradition stets als echt verteidigte Ur-
kunde hat so deutlich die Zeichen einer solchen an sich
getragen, dass man unm&glich noch fur ihre Echtheit ein-
treten kann. Der Catal. Maur. (p. 38 — 47) sucht zwar die-
selbe ganz verzweifelt zu beweisen (gegen Schopflin), aber
seine Beweise fussen auf unsicherer Grundlage. Eingehend
hat Grandidier in seinem »Examen du Diplome de
Thierri IV. pour TAbbaye de Maurmoutiert *) die Frage
behandelt. Die auf altes Pergament geschriebene Urkunde
mit einem grossen Siegel, welches das Brustbild Theode-
richs IV. zeigte, mit dem Lilienszepter in der Rechten und
dem mit einem Kreuz gezierten Erdglobus in der Linken,
und welches die Umschrift trug »Theodericus Dei gratia
Rex Francorum*2), hat als Einleitung dieselbe Formel,
welche die Childebert-Urkunde gehabt haben soil: In
nomine sancte et individue Trinitatis; diese weist aber
unbedingt auf sp&tere Zeit, friihestens in die zweite Halfte
des 9. Jahrhunderts. Ferner passt der Schlusspassus anno
dominice incarnationis nicht in die merowingische Zeit,
sondern taucht ebenfalls erst nach der Mitte des q. Jahr-
hunderts auf. Der Catal. Maur. gibt dies zu, fuhrt aber
an, dass diese Formel auch schon vor dem 9. saec. ver-
einzelt im Gebrauch gewesen sei (p. 64). Es ist dies aber
nicht richtig. Und endlich haben die merowingischen
Konige stets mit Ringen gesiegelt, wahrend das hier in
Frage stehende Siegel ein sehr grosses und auch im Bilde
ganz ungewOhnlich ist. Diese drei Umstande halte ich fur
entscheidend. dass diese Urkunde in der uberlieferten Form
und Gestalt nicht vom Jahre 724 sein kann. Grandidier
fuhrt ausserdem noch als Grunde gegen die Echtheit an,
dass der Text die Wendung enthalte ^parens noster Chil-
debertus quondam rex«, wahrend doch Dagobert III. der
l) a. a. O. Bd. I, p. 94 ff. — *) Nach der Zeichnung im Catal. Maur.,
a. a. O.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. 533
Vater des Theoderich IV. gewesen sei, sowie dass die
Indiktion nicht stimme, da es fur das Jahr 724 nicht
ind. Ill, sondem ind. VII heissen miisste. Allein den Aus-
druck parens braucht man nicht zu pressen, da er hier im
Sinne von >Vorfahre, Ahnherr* gebraucht sein kann, und
bei Angabe der Indiktion konnte auch eineni koniglichen
Schreiben ein Irrtum unterlaufen. Die Falschung ist auch
ohne dieses erwiesen1).
Wann kann nun diese Falschung veranstaltet worden
sein? Auch ohne die bereits gemachten Beobachtungen
wiirden wir auf die Zeit nach 827, dem grossen Kloster-
brande, gefiihrt werden; denn grade dieser Brand bot eine
Gelegenheit, verloren gegangene echte Urkunden zu er-
neuern und nicht vorhanden gewesene ebenfalls angeblich
zu erneuern, d. h. zu f&lschen, eine Methode, welche nicht
nur im frilhen Mittelalter bei fast alien KlOstern beliebt
war, und welche nicht als Falschung angesehen wurde,
sondern als Wahrung berechtigter Interessen. Infolge
dessen wird wohl Abt Celsus (827 — 856) *), unter welchem
der Brand vorkam, als F&lscher angesehen8). Dem wider-
sprechen aber die verdachtigen Eingangs- und Schluss-
wendungen der Urkunde, welche den Gebrauch solcher
als einen wohlbekannten und gewOhnlichen voraussetzen,
was aber fur obige Jahre noch nicht gelten kann. Wir
wiirden frtihestens ins Ende des 9. Jahrhunderts kommen,
aber, wie wir noch sehen werden, ist die Falschung wohl
noch viel spater vorgenommen worden. Der Falscher ist
unter den Klosterbrudern von Maursmiinster zu suchen.
Ware die Urkunde noch vorhanden, dann Hesse sich aus
der Schrift derselben vielleicht ein Schluss auf die ge-
nauere Zeit der Falschung Ziehen.
l) Eine Zusammenstellung der Ansichten verschiedener Forscher uber
Echtheit und Unechtheit der Urk. vgl. bei Si grist, a. a. O., p. 30.
2i Nach dem Catal. Maur. p. 65. Nachfolger ware hiernach Theodoricus
(856 — 865) gewesen, was mit der bei Sigrist a. a. O. p. 95 gegebenen Abts-
reihe nicht stimmt. — 8) Brequigny-Pardessus, a. a. O. I, p. 161 f. und II,
p. 342 f. bezeichnet den Celsus als Falscher, wahrscheinlich aus Missver-
standnis der spater zu betrachtenden Inschrift auf der Giiterurkunde des-
selben. Ebenso Sigrist, a. a. O. p. 36.
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534
Herr.
1st nun die Urkunde, so wie sie uns Qberliefert ist,
nicht echt, so fragt es sich, ob denn ein Original uber-
haupt vorhanden gewesen oder ob sie frei erfunden worden
ist Grandidier1) ist der Ansicht, dass sie eine alte Ab-
schrift sei, aber nicht mit dem ursprunglichen Original
ubereinstimmend , welches man durch dieselbe ersetzen
wollte. Er nimmt also ein ehemaliges Original an. Ebenso
urteilt Pertz; er nennt sie eine >copia vetus in speciem
autographi confecta«, und in der Anmerkung zur Urkunde
folgt er den Beweisgriinden Brequigny-Pardessus und
nimmt an, dass die Urkunde zum Ersatz des verbrannten
Originals mit wenig Gltick angefertigt worden sein werde.
Ware sie aber wirklich eine Abschrift, d. h. eine inter-
polierte und den Bediirfnissen entsprechend abgeanderte,
dann miisste doch der Tenor des Originals mindestens im
Eingang und in der Schlussdatierung erhalten sein. Dies
ist aber nicht der Fall, Eingang und Schluss sind nicht
merowingisch. Was den Text selbst betrifft, so finden
sich ja allerdings Anklange an Urkundenformen des be-
ginnenden 8. Jahrhunderts 2), aber auch viele Ahnlichkeit
hat die Textform mit solchen aus der Mitte des 9. bis ins
jo.3), ja es finden sich AnkUnge an Urkundenausdrilcke
des 11. Jahrhunderts4). Mithin kann man dieses Fabrikat
nicht mehr als eine Abschrift ansehen. Vielmehr ist es
ein mit grossem Geschick und grosser technischer Ur-
kundenkenntnis aus den mannigfaltigsten £hnlich klingenden
Diplomen zusammengestelltes Falsifikat, welches vielleicht
erst im n. saec. das Licht der Welt erblickte. Fur jene
Zeiten war die Falschung tauschend, weil die diplomatische
Forschung noch unentwickelt war. Trotzdem wird der
ganzen Falschung ein historisches Etwas zu Grunde liegen,
*) a. a. O. p. 94. — *) Die Adresse mit Ausnahme des divina favente
dementia, und der erste Satz (obwohl auch noch im 9. saec. 6fters): si
peticionibus etc., ferner zerstreut in der Erwahnung der friiheren Schenkungen
und Privilegien. — 8) Ideo notum esse volumus etc., ferner in dem Satze:
Precepimus enim etc. (die Ausdrucke praecipere, praeceptum werden im
9. saec. oft gebraucht), praesumere (10. saec), die Bitte um das crebrius ex-
orare im Schlussatze. — Der Ausdruck sugessit im zweiten Satze (Ideo
notum esse etc.) ist dagegen alt. — *) Der Imperativ agnoscite und cognoscite
in den die Verordnung enthaltenden Satzen.
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Die Schenkung der Mark Maursmttnster. eu
denn ein solches Gebiet wie die Marca Aquileiensis konnte
sich kein Kloster ohne weiteres anmassen. Der Besitz lag
auf ehemals kOniglichem Gebiet, dies ist unbestreitbar; also
konnte er auch nur durch kttnigliche Schenkung an das
Kloster ubergehen. Diese Originalschenkung und damit
auch etwaige Best&tigungen gingen verloren; damit nicht
aus Mangel der Urkunden das Besitzrecht angetastet
werden konnte, rekonstruierte man diese Besitztitel teils
aus dem Gedachtnisse , teils nach ahnlichen Vorlagen.
Irgend eine Veranlassung wird vorgelegen haben, vielleicht
irgend welche usurpatorischen Geltiste gewisser Machthaber.
Auf diese Weise entstand sowohl die Childebert-, als
die Theoderich-Urkunde, nur mit dem Unterschiede, dass
erstere ofFenbar iiberhaupt erfunden worden ist, da sie
historisch Unmogliches berichtet, letztere aber auf ein
Original zurttckgeht, welches im Sinne der Klostertradition
in seinem wesentlichen Gehalt verbessert worden ist. Wir
werden, ohne bestreiten zu wollen, dass Childebert II.
(keinesfalls Childebert I.) der Gonner des Leobard gewesen
ist, ja dass er dem Leobard den Grund und Boden fttr
seine Klostergriindung geschenkt hat, annehmen konnen,
dass die Schenkung der Mark iiberhaupt erst unter
Theoderich IV. stattgefunden hat, da erst um diese
Zeit, in welcher Abt Maurus das Kloster leitete, ein mach-
tiger Aufschwung desselben stattfand und von da an erst
das Kloster wirklich in die Geschichte eintritt, wahrend
die vorausgehende Klostergeschichte doch meist in Dunkel
gehiillt ist und sich einzelne Fakta nicht sicher nach Jahr
und Tag festlegen lassen. Die Klostertradition (z. B.
unser Catal. Maur.), aus welcher sozusagen alle Historio-
graphen Maursmunsters geschopft haben, ist aber selbst
nach Grandidiers 0 Urteil verdachtig. In derselben und in
den damit zusammenhangenden Falschungen wird nun die
Schenkung um 1 70 Jahre friiher angesetzt, und die eigent-
liche Schenkung zu einer Bestatigung umgepr>.
Wir n eh men also mit gutem Recht an, dass im Jahre
724 unter Konig Theoderich IV. und unter dem Regiment
des Abtes Maurus, welcher als zweiter Griinder des Klosters
*) Grandidier, a. a. O. p. 331.
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536
Herr.
gefeiert wurde und nach welchem sich das Kloster mit
dem neuen Namen »Mauri monasterium* nannte, die Schen-
kung der Mark MaursmCinster erfolgt ist. — Gehen wir
zum Wortlaut dieser Schenkung Qber.
Die Falschung der Theoderich-Urkunde gibt an, dass
Theoderichs Vorganger Childebert, dem »domno Leobardo
quondam Abbati, qui ipsum monasterium suo opere a novo
fundamento aedificasse noscitur«, jenes Gebiet, »quam de
deserto ipse ad excolendum etc. praeoccupaveratc, uber-
lassen babe »pro futura mercedec, namlich:
de ponticulo ad Suenheim usque ad publicam
stradam Tabernensem ac deinde ad stradam Marle-
jensem, hinc terminum de fonte cisternata cum
adjacentibus suis usque ad Gunsinum rivum, inde-
que ad montem Cuobergum, per fraxinetum ad
locum qui vocatur Aschouua, et sic per fluvium
Sornam usque ad crucem petrinam, tunc demum
ad Mauri rivum.
Also hat SchOpflin1). Grandidier2) bietet nur geringe
Abweichungen, n&mlich »stratamc anstatt »stradam« und
»Oschowac anstatt »Aschouuac; das Richtige ist jedenfalls
»stratam«, dagegen hat sich Grandidier mit »Oschowa«
sicher geirrt, denn samtliche Abschriften, sowohl in der
Narratio historica8), als im Catal. Maur., als in Fasz. H. 558
des Bez. Arch. Strassb. haben »Aschowa«. Betreffs des
Gunsinus rivus bestehen Differenzen zwischen dem Text
Grandidiers und SchOpflins und den im Kloster selbst
gefertigten Abschriften. Der Catal. Maur. hat »Junsinum
rivurm, ebenso eine von Abt Schweigheuser unterm
12. Februar 1748 beglaubigte Abschrift in H. 558 des
Bez. Arch., wahrend eine andere nicht beglaubigte eben-
dort »Gunsinum« hat, gleichwie auch die in der Narratio
historica befindliche*). Wir entscheiden uns flir »Gun-
sinum«, da Schopflin und Grandidier es ubereinstimmend
so im angeblichen Original gelesen haben. Die Narratio
historica liest am Anfang: a ponticulo Suenheim, was
sicher verkehrt abgeschrieben ist. Sigrist5) bringt den aus
x) Als. dipl. I, p. 29. — *) a. a. O. I, pieces justif. Nr. 34. — $) Bez.
Arch. Strassb. H. 574. Vgl. Anm. 10 p. 531. — *) S. vorige Anm. —
») a. a. O. p. 28 f.
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Die Schenkung der Mark Maursmftnster. e;y
Jod. Coccius1) entlehnten Text mit der ganz sinnlosen,
schon bei Bruschius2) sich findenden Erweiterung »stratam
pagi vel oppiduli Marleiensemc. Die bei Bruschius und
Coccius sich weiter findenden Abweichungen f darunter
bei letzterem die hochst auffallende »Islascowa« anstatt
»Aschowa«, sind auf fehlerhafte Abschrift zuruckzufuhren.
Ahnlich verhalt es sich mit der Lesart »Aschoux«, welche
Volcyr in seiner franz&sischen Ubersetzung der Urkunde
gibt8). Es geht aus seinem ganzen Text hervor; dass er
den lateinischen Text, welchen ihm der Abt Caspar Riegert
gesandt hatte, teils nicht lesen konnte, teils ohne Ruck-
sicht auf den Sinn, zu iibersetzen versucht hat, so dass
teilweise Unsinn entsteht. Die Wortform >Aschoux« scheint
er frei erfunden zu haben, denn in der vom Catal. Maur.
(p. 227) mitgeteilten franzosischen Ubersetzung, welche
anscheinend auch an Volcyr gesandt worden ist, steht
deutlich: lieu, qui s'appelle aschoua; mOglich auch, dass
Volcyr es verlesen hat. Wir konnen demnach den Text
Schopflins als richtig annehmen mit der Anderung des
»stradam« in »stratamt. So hat ihn auch Pertz ange-
nommen*).
Kann dieser Wortlaut in der Theoderich- Urkunde
genau so gestanden haben, oder ist auch hieran bei Fal-
schung der Urkunde geandert worden? Meines Erachtens
liegt in dem Wortlaut an sich kein Grund, denselben nicht
als urspriinglich anzunehmen. Es kommt eigentlich nur
der Name Mauri rivus in Frage. GlOckler6) findet auch
crux petrina und fons cisternata verdachtig. Weil er
die Schenkung in die Zeit Childebert II. setzt und annimmt,
dass die im Brande von 827 verbrannte Urkunde vom Abt
Celsus im Jahr 828 erneuert worden sei, glaubt er diese
Ausdriicke auf Rechnung des Celsus setzen zu mussen.
Es ist ja richtig, dass in einer Zeit, in welcher das Christen-
tum erst durch die Klostergriindung ausgebreitet werden
sollte, von Kruzifixen im Lande nicht die Rede sein kann.
Wir setzen aber die Schenkung nach den vorausgegangenen
!) a. a. O. p. 56. — 2) Bruschius, Monasteriorum Germaniae praeci-
puorum chronologia ( 1 55 i)v fol. 84. — 8) a. a. O. p. 261. — *) Monum.
Germ. hist. Dipl. I (1872), p. 204. — B) a. a. O. Bd. H, p. 224.
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538 Herr.
Erwagungen ins Jahr 724, und da hat dieser Ausdrack
nichts Auffallendes mehr. An dem Ausdruck fons cister-
nata kann man sich liberhaupt nicht stossen, weil es schon
z\x Romerzeiten gefasste Quellen gab. Aber kann der
Mauri rivus im Jahr 724, im ersten Jahre des Abtes Maurus,
diesen Namen schon gehabt haben? Wahrscheinlich nicht;
dieser Bach, ebenso wie das Kloster selbst haben wohl
erst nach des Maurus Tode dessen Namen erhalten, gleich-
sam zum ewigen Andenken an diesen tuchtigen Abt.
Dieser Mauri rivus hatte also in der urspriinglichen Ur-
kunde einen anderen Namen getragen und erst der F&1-
scher der Theoderich-Urkunde gab ihm den zu seiner Zeit
gultigen Namen. Sonst aber weist der Wortlaut der
Begrenzung ein hohes Alter auf, und wir k6nnen sie ruhig
andern merowingischen Begrenzungen in ihrer Pr&gnanz
an die Seite stellen. Der Wortlaut war im Kloster so
bekannt, dass man ihn nach dem Verlust der Urkunde
wieder wortlich niederschreiben konnte, und auf Grand
einer solchen Niederschrift1) konnte er in die F&lschung
ubernommen werden.
II. Die gefalschte Gxiterurkunde des Abtes Celsus
vom Jahre 828.
Im Jahre 827 wurde Celsus Abt von Maursmiinster.
Kaum hatte er sein Amt angetreten, als ein grosser Brand
das Kloster einascherte. Bibliothek und Kanzlei gingen
in Flammen auf und nur wenige Schriften wurden gerettet.
Der Catal. Maur. (p. 55) berichtet hieriiber: Sub hujus (sc.
Celsi abbatis) regiminis initio, anno videlicet Christi 827,
cum maxima monasterii pars una cum bibliotheca et can-
cellaria, paucis • litteris salvatis, conflagrasset etc. Sigrist
gibt hierfur das Jahr 824 an2). Grandidier8) berichtet uns
nun, dass Celsus samtliche verbrannten Urkunden erneuern
Hess; dieselbe Notiz gibt GlOckler4). Der Catal. Maur.
berichtet uns davon aber nichts, auch nicht die schon
angefuhrte Narratio historica6). Diese berichtet uns nur,
J) Die Guteraufzeichnung des Abtes Celsus, cf. p. 556. — *) a. a. O.
p. 31. — 8) a. a. O. p. 335. — *) a. a. O. Bd. II, p. 226. — *) cf. Anm. lo,
P- 531.
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Die Schenkung der Mark Maursmftnster. c\(\
dass Celsus sich nach dem Brande des Klosters an Ludwig*
den Frommen wandte, um von ihm die Mittel zum Neu-
bau zu erlangen, und zu diesem Zwecke dem Kaiser eine
Abschrift der von dessen Vorg&ngern gemachten Begabung
des Klosters anfertigen Hess, welche er mit farbigen Ver-
zierungen versah, in Form der nachher zu betrachtenden
Skizze, welche der Verfasser der Narratio beifugt (ante-
cessorum eius regum antiquitus factam fundationem, quam
ipse Abbas ex litteris Theodorici II. (1), pro ut possidebat
in pergameno describi, imo et additis coloribus delineari
ad formam sequentis schematis curaverat, exposuit) *). Von
einer Erneuerung der Urkunden ist keine Rede. Gran-
didier hat diese Nachricht auch nicht aus der Kloster-
tradition geschOpft, sondern wahrscheinlich aus zwei von
ihm veroffentlichten Urkunden 8) welche aber nicht berichten,
dass Celsus die Urkunden erneuerte, sondern nur, dass er
die Grenzen der merowingischen Schenkung nach dem
Klosterbrande aufzeichnete. Grandidier und nach ihm eine
ganze Reihe Anderer haben f&lschlich mehr herausgelesen.
Diese Aufzeichnung des Celsus will im Jahre 828 geschehen
sein. Wir milssen uns mit derselben naher beschaftigen,
da die Notizen, welche der neueste Historiograph Maurs-
miinsters, Sigrist, dariiber gibt, nicht mehr in Geltung
bleiben konnen.
Zuerst hat Hanauer8) von einer Urkunde des Celsus
genauer berichtet. Er kennt sie aber nur als einen
beschreibenden Plan der Mark. Indem er die Verfassung
der Mark Maursmiinster untersuchte, wollte er auch das
l) Es ist falsch, wenn Theoderich II. als Schenkgeber erscheint, denn
cs kann nur Theoderich IV. gemeint sein. Dieser Irrtum ist direkt aus dem
Catal. Maur. ubemoramen worden (cf. p. 531). Ferner war die Urkunde dieses
Theoderich nicht mehr vorhanden, und wenn obige Notiz dieselbe als Vor-
lage der Aufzeichnung des Celsus dienen lasst, so ist dies falsch. Denn
weon die Urkunde noch vorhanden war, konnte Celsus ja diese selbst vor-
legen und brauchte nicht erst eine besondere Urkunde herstellen zu lassen.
— *) Die Untersuchung wird zeigen, dass die eine ' derselben, welche Gran-
didier in der hist, d* Alsace, pieces justific. II, Nr. 611, verOffentlicht, mit
unserer zu untersuchenden Giiterurkunde des Celsus identisch ist; die andere
ist eine Inschrift, von welcher sub III (p. 556 ff.) gehandelt werden wird. —
8) Hanauer, les constitutions des campagnes de T Alsace au moyen-age (1864),
p. 45 ff.
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540
Herr.
Gebiet derselben naher festlegen. Da fand er denn in der
mehrfach genannten Narratio historica in Fasz. H. 574 eine
in der Grosse eines Folioblattes sehr flachtig und primitiv
aufgezeichnete Skizze, welche er in seiner Abhandlung"
durch den Druck wiedergab. Innerhalb des die Skizze
bildenden Rechteckes befindet sich, durch Verbindung der
Mittelpunkte der Seitenlinien entstanden, ein verschobenes
Quadrat, innerhalb dessen eine Anzahl Ortsnamen stehen,
welche die Ortschaften der Mark Maursmiinster darstellen.
Im Mittelpunkt der Skizze befindet sich ein kleines Recht-
eck, in welchem der Name des Klosters und der Stadt
Maursmiinster steht. Rings um die Aussenkante und rings
um die Seiten des inneren verschobenen Quadrats lauft
eine Inschrift. Da ich in der Lage bin, diese Inschriften
nach anderen Quellen besser geben zu kflnnen als diese
schlechte Skizze, welche aus Hanauer auch von GlOckler
und von Sigrist1) ubernommen worden ist, so verweise ich
zun£chst auf die weitere Untersuchung. Eins mochte ich
als etwas sehr Bezeichnendes erw&hnen: die Skizze trUgt
am Rande den Vermerk »habetur in originali«; Hanauer
iibernimmt diesen Vermerk, wahrend er doch niemals ein
Original in Handen gehabt hat, ja Sigrist setzt sogar hinzu
»H. 574«, wahrend dieses Faszikel doch nur die armselige
Skizze enthalt. Beide erwecken also den Irrtum, als ob
(in H. 574) das Original auf Pergament vorhanden sei,
anstatt eine Bemerkung zu machen, dass sie ein Original
nicht gefunden haben.
Die von Celsus angeblich a. 828 gemachte Aufzeichnung-
der Grenzen der Mark hat doch etwas anders ausgesehen
als diese schlechte Skizze angibt. In dem Catal. Maur. ist,
wo auf pag. 55 ff. von Abt Celsus gehandelt wird, auf
einem eingehefteten Doppelfoliopergament eine vollstandige
Abschrift dieser Urkunde des Celsus gegeben, und wir
ersehen daraus, dass es eine Giiterurkunde gewesen ist, in
ihrer Anlage der wertvollen Urkunde des Klosters Sindels-
berg vom Jahr ca. 1 137 (sog. Stiftungsurkunde) sehr ahnlich.
Die Abschrift weist nach der BeschafFenheit des benutzten
Pergaments und nach der Schrift ins 18. saec, so dass sie
l) GlSckler, a. a. O. p. 227, Sigrist, a. a. O. p. 69.
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. 541
wohl zu gleicher Zeit entstanden ist, wie die Abschrift des
Catal. Maur. selbst. Die Vorlage muss in einer sehr alten
Schriftgattung geschrieben gewesen sein, welche der Ab-
schreiber manchmal gar nicht lesen konnte. So schreibt
dieser z. B. St. Lodovici anstatt Hlodovici, te anstatt et,
Servit. anstatt Servil. (sc. servilia mansa), Genuit. anstatt
Genuil. (genuilia sc. mansa), Laueta anstatt sancta, uilt
anstatt uill (= uilla), trata anstatt prata, und in Ortsnamen,
welche er z. T. ganz unverantwortlich verstiimmelt, setzt
er oft h anstatt z, weil ihm das alte z wie ein h aussah,
z. B. Dohanheim anstatt Dozanheim, ja er bildet den
oberen Bogenstrich des z, welcher, weil die Tinte verblasst
war, ihm als ein in der Luft stehender Schnorkel erschien,
auch als Schnorkel neben dem h ab (*h, z. B. Sul'han
anstatt Sulzan)4).
Das Rechteck dieser Urkunde umschliesst in seinem
innern Raume ein verschobenes Quadrat, wie es Hanauer
und seine Ausschreiber in Zeichnung wiedergeben, und
sowohl am Rande der Urkunde als am Rande des innern
Quadrates l£uft die Inschrift, welche wir noch betrachten
werden. Was aber in der von Hanauer benutzten Skizze
fehlt, ist dies, dass von de.n Ecken der Umrandung nach
den Mittelpunkten der Seiten des inneren Quadrates Linien
gezogen sind und dass von den Punkten, wo diese Linien
die Umrandung des innern Quadrates treffen, wieder senk-
rechte Linien nach dem Urkundenrande gezogen sind, so
dass 16 Dreiecksfelder entstehen, welche mit dem Ver-
zeichnis der Giiter des Kloster Maursmunster ausserhalb
der Mark beschrieben sind. Auch innerhalb des durch
das verschobene Quadrat begrenzten Raumes ist unsere
Urkunde anders als jene Skizze. Da stehen n£mlich nicht
nur Namen, sondern da sind rings um das Mittelfeld
*) Das benutzte z hat offenbar demjenigen geglichcn, welches z. B. in
der Urkuode des Abtes Meinhard uber die Rechte der Propstei St. Quirin
von a. 1 137 (Bez. Arch. Strassb. H. 609 Nr. 5) in dem Eigennamen
Bezelinus, oder in der Sindelsberger Urkunde aus ungefahr derselben Zeit in
dem Ortsnamen Stitzzesheim benutzt ist und einem h ahnlich ist, w&hrend
sonst das z in den Urkunden des 12. saec. meistens dem heutigen ge-
schriebenen z gleicht. Es wird uns dies ein Fingerzeig fur die Abfassungs-
zeit der Urk. sein. Vgl. daruber p. 547 ff.
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542
Herr.
1 6 Hauschen in Umrissen gezeichnet, welche die Namen
der Markorte tragen. In der Skizze stehen nur 15 Namen,
Hanauer gibt nur 14; die Skizze hat einen vergessen an-
zufuhren, und Hanauer hat noch einen zu wenig abge-
schrieben. Die auf den Hauschen stehenden Namen haben
eine z. T. sehr alte Form. Die durch vulgo in der Skizze
eingefahrte Erklarung der Namen, sowie andere dabei
stehende erklarende Notizen finden sich natarlich in der
Urkunde nicht, sondern sind auf Rechnung des Zeichners
der Skizze zu setzen, welcher die in seiner Zeit (18. saec.)
nicht mehr bekannten alten Namensformen erlautern
musste. Ferner steht bei jedem Orte der Schutzheilige
und meist auch die Zahl der verschiedenen mansa1). End-
lich entspricht auch das Mittelfeld der Urkunde nicht
den An gab en der Skizze. In demselben ist nicht nur der
Name des Klosters und des Ortes Maursmiinster geschrieben,
sondern es enthalt eine bildliche Darstellung des ganzen
Klosterkomplexes mit der Umschrift: hie pollex et hie est
index de rebus Sancti Martini. Inmitten des Bildes zeigt
sich ein romanischer Kirchenbau mit der Aufschrift
»Monasteriumc Der Eingang dazu, mit dem Worte »portac
bezeichnet, besteht aus einem Rundbogen, welcher von
zwei Saulen getragen ist, und wird iiberragt von einem
romanischen Turme. Links iiber diesem Kirchen- und
Klostergebaude ist eine Kapelle abgebildet mit der Auf-
schrift »Scti Celestisc, in der Mitte dariiber ein anderes
Kirchengebaude mit den Aufschriften >Scti Stephanie und
>Scti Celestis Epsc, rechts dariiber eine Kapelle mit der
Aufschrift »Sctus Dionysius*.
Diese merkwtirdige Urkunde haben also Hanauer und
seine Nachfolger nicht gekannt. Trotzdem war sie schon
im Druck vorhanden, namlich bei Grandidier, welcher sie
in den pieces justificatives seiner histoire d'Alsace unter
Nr. 6 1 1 veroffentlicht, sie aber trotz des darin genannten
Datums ins Jahr 1128 verweist2). Auch bei Wurdtwein
hatte sie Grandidier schon veroffentlicht8). Er gibt die
beiden Umschriften der Urkunde und des inneren Quadrates,
') t)ber diese den Umfang der Mark angebenden Namen vgL p. 569 f.
— *) cf. p. 548. — •) Wiirdtwein, nova subsidia diplom. VII, 66.
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. 543
die Worte des Mittelbildes und die ganze Giiterbeschrei-
bung, sagt aber nicht, dass dies alles in einer eigentiim-
lichen Anordnung geschrieben ist. Ich habe auch nach
langem Suchen seine Vorlage finden konnen. Wie er
selbst namlich angibt, hat er seinen Text aus einer Abschrift
des bischoflichen Archivs zu Zabern (jetzt im Bez.-Archiv
zu Strassburg) genommen. Unter dem Bestand des Klosters
Maursmiinster ist hier nun nichts zu finden gewesen. Wohl
aber befindet sich in Fasz. G. 1373 auf einem grossen
Papierbogen eine solche Abschrift aus dem Ende des 16.
saec, sauber ausgefiihrt, die Quadrate mit braunen und
schwarzen Linien eingefasst, welche genau unserer Abschrift
im Catal. Maur. entspricht, und durch Vergleichung der
Schreibart gewisser Ortsnamen, welche sich niit derjenigen
der Abschrift im Catal. Maur. nicht, dagegen mit der bei
Grandidier deckt, ergibt sich, dass diese Abschrift in
G. 1373 die Vorlage GrandidierVs gewesen ist. Wir konnen
dies auch aus der lnschrift des Mittelbildes sehen ; da haben
Grandidier wie die Abschrift in G. 1373 »pollett anstatt
»pollexc bei Catal. Maur. 1) Sie ist offenbar eine Parallel-
abschrift zu der im Catal. Maur. vorhandenen, nur ist sie
auf Papier geschrieben, diese aber auf Pergament, um dem
Abtekatalog einverleibt zu werden. Beide kOnnen von
einer gemeinsamen Vorlage abgenommen sein, obgleich
sie ganz verschiedene Lese- und Schreibfehler machen, wo
die Vorlage sicher ganz anders lautete. Wahrscheinlicher
ist aber, dass die Abschrift des Catal. Maur. allein auf das
sog. Original zuriickgeht, die in G. 1373 dagegen auf eine
nicht viel altere Abschrift.2) Jedenfalls ist die Abschrift in
G. 1373 bedeutend besser als die im Catal. Maur., denn sie ist
fast 2 Jahrhunderte alter und ihr Verfasser bzw. ihre Vor-
lage hat die Abkiirzungen und Ortsnamen richtiger gelesen,
obgleich auch da manche sonderbare Schreibfehler, beson:
ders in den Ortsnamen des Guterverzeichnisses, vorkommen.
Beide aber haben sich offenbar bemuht, das Original
l) Jedenfalls ist pollex richtiger. pollet bedeutet gar nichts. Dagegen
pollex knnn nach Du Cange, Glossarium V, sowohl = sigillum sein, indem
unter Umstiinden der Daumenabdruck das Siegel ersetzte, als auch = schedula,
scripta testificatio; letzteres ist offenbar gemeint. — *) cf. Anm. 2 am
Ende, p. 545 ff.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 36
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544
Hcrr.
naturgetreu wiederzugeben, was wir z. B. hinsichtlich der
Abbildungen des Mittelfeldes (Klosterkirche usw.) ruhig
behaupten konnen. In demselben Faszikel G. 1373 befindet
sich namlich auch eine Abschrift der Sindelsberger Urkunde,
aus derselben Zeit des 16. saec. fin., und auf derselben ist
die Abbildung der Kirche genau wie bei dem noch vor-
handenen bekannten Original. Daraus ist zu schliessen,
dass auch die Abschrift der Celsus-Urkunde in G. 1373,
welche von derselben Hand stammt, die Abbildung der
Maursmiinsterer Klosterkirche getreu nach dem Original
gegeben, also auch die Urkunde selbst moglichst getreu
abgeschrieben hat. Dies muss dann auch von der Abschrift
des Catal. Maur. gelten, welche in der Abbildung genau
mit G. 1373 ubereinstimmt. Zugleich ist uns damit, dass
sich gleichzeitig und von derselben Hand neben der Ab-
schrift der Celsus-Urkunde eine Abschrift der Original-
Sindelsberger Urkunde vorfindet, ein mittelbarer Beweis
geliefert, dass auch von der Celsus-Urkunde ein Ori-
ginal wirklich vorhanden war.
Sigrist hat, Hanauer folgend, nur von der schlechten
Skizze der Celsus-Urkunde aus H. 574 gewusst. Selbst
eingesehen hat er auch diese nicht, denn sonst hatte er
gefunden, dass Hanauer unter den Namen der Markorte
einen Namen vergessen hat. Da weiter Sigrist unsern
Catal. Maur. nicht kannte, ist ihm der eigentliche Inhalt
der Celsus-Urkunde unbekannt geblieben. Trotzdem spricht
er von der »belle carte de Tabbe Celse«, als ob er ihre
Schonheit gesehen habe *). Dass die von Grandidier ver-
offentlichte Guterurkunde , deren einen Teil er als Polyp-
tique de 828 bezeichnet2), die Celsus-Urkunde ist, konnte
er nicht wissen; seine ganze Darstellung iiber die auf
Abt Celsus zurttckgeftihrten Urkunden ist deshalb aber
leider irrig.
Wir erwiihnten, dass die Celsus-Urkunde zwei In-
schriften bezw. Umschriften hat. Ich mochte dieselben
nun weder nach dem Texte des Catal. Maur. (A), noch
nach dem Texte der Abschrift in G. 1373 (B), aus welcher
*) a. a. O. p. 31. — *) ibid. p. 32 u. 123. Ebenso bezeichnet er sie
auf p. 65 als ein besonderes Werk des Celsus.
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Die Schenkung dcr Mark Maursmiinster. oc
Grandidier geschOpft hat (C), noch nach der Skizze der
Narratio historica (D)f welche fur Hanauer und seine Nach-
folger als Vorlage gedient hat, geben, sondern so, wie
derselbe nach Vergleichung der verschiedenen Varianten
am wahrscheinlichsten in der Urkunde gelautet hat, indem
ich die Varianten in Anmerkungen anfiihre1.
Die Randumschrift der Urkunde lautete:
t Ab incarnatione domini usque ad annum primum
imperii Hlodovici*) imperatoris explenturb) anni
DCCCXXVIII. In ipsa supputatione vir venerabilis
Celsus Mauri abbas monasterii post ustionem pre-
dictic) monasterii etd) cartarum*) ustionem f) ter-
minum*) scribere voluit, qualiter virinlusterh) Hilde-
bertus1) quondam rex eidem loco concessit, ut
sequaces eius certiores fierent habendi perpetuita-
tem per vicina loca seu ubique.
*) Bf C. A = St. Lodovici (falich gelesen). C = Ludouici; Hanauer
etc =s Ludovici. b) B, C, D. A = complentur. c) a, B, C. D = prae-
dicti. <*) B, C, D. A = te (falsch gelesen aus der Abktirzung). e) A, B,
C. D = chartarum. *) A, B, C. D = eius. g) B, C, D. A = tunc minimum
{falsch gelesen aus der Abktirzung). h) A, B, C. D = illuster. 1) A, B, C,
D. Hanauer etc. =* Childebertus.
Die Umschrift des inneren verschobenen Quadrates
lautete :
t Tendenstt) per provincias usque ad stratam
publicamb) Tabernensem acc) deinde ad stratam
Marlegensemd), terminum de fonte cisternata')
usque ad Gunsinum rivum indeque ad montem
Cobergumf)» per fraxinetum*) adh) locum qui
vocatur Ascowa1) etk) sic per fluvium Soma1)
usque ad crucem petrinam, tunc demum ad Mauri
rivumm)2).
a) D. A, B, C = tenens. *>) B, C. A = puplicam. D = publ. stratam. c) fehlt
bei D. d) a, B, C. D = Marleyensem. «) A, B, C. D = cisternato (Ver-
besserung des Fehlers). f) A, B, C, D. Hanauer etc. «= Leobergum. f) Af
C, D. B = fraxinitum. A = fraxinetum turn (Doppelschreibung). h) A, B,
C, D. Hanauer etc. = et. ») A. B = Asgouua. C = Asgowa. D = Asgoa
(fehlt: qui vocatur). k) B, C, D. A = te (falsch abgeschrieben). 1) C. A,
B =s Some. D = Sornam. m) Von usque ab feblt be! D.
') Was Sigrist, a. a. O. p. 32 (Anm.) , als Text der Celsus-Urkunde
gibt, ist etwas ganz Anderes, namlich die Steininschrift, uber welche sub III
(p. 556 ff.) zu vgl. — 2) Zur Begrundung dieser als urspriinglich angeaommenen
36*
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546 Herr.
Zum Vergleich sei ausserdem noch angefiihrt, wie die
haupts&chlichsten Worte der Urkunde in der Abschrift
gelautet haben, welche Volcyr von dieser Celsus-Urkunde
vor sich hatte. Diese Abschrift hatte ihm der Abt Caspar
Riegert geliefert. Leider gibt er uns nicht den lateinischen
Text, sondern eine franzosische Ubersetzung. Er hat
Hlodovic (Hlodovicus), Hildebert (Hildebertus), Gunsinnen
(falsch gelesen fur Gunsinum), Choberge (Chobergum),
Asgoue (Asgoua). Diese Formen sprechen fur die Rich-
tigkeit des oben recipierten Textes, mit Ausnahme von
Asgoua, woriiber unten die Anmerkung zu vergleichen ist.
Kann nun diese Celsus-Urkunde so, wie sie uns vor-
liegt, aus dem Anfang des 9. saec. (828) stammen? Diese
Annahme ist aus mehreren GrUnden unmoglich.
1. Die aussere Form fordert den Vergleich mit der
Sindelsberger Urkunde geradezu heraus. Auf beiden be-
findet sich im Mittelbild eine Abbildung der betreffenden
Klostergebaulichkeiten, ja sogar die beim Mittelbild der
Sindelsberger Urkunde vorhandenen Randornamente, welche
Baume darstellen sollen, miissen beim Mittelbild der Celsus-
Urkunde vertreten gewesen sein, denn die im Catal. Maur.
vorhandene Abschrift macht wenigstens einen Versuch, sie
ebenfalls darzustellen. Um beide Urkunden zieht sich am
ausseren Rande eine auf die Grtindung beztigliche Inschrift,
Textform betreffs einiger besonders abweichender Lesarten diene Folgendes:
1) explentur lese ich mit B u. C, gegen das complentur bei A, weil mir
letzteres aus ersterem durch falsche Lesuog der Abkurzung der ersten Silbe
entstanden scheint. 2) terminum (bei B u. C) ist jeden falls rich tiger als tunc
minimum. Auch hier sind die Abkttrzungen nur falsch aufgelost worden.
tunc minimum gabe ebenfalls einen guten Sinn; aber es fallt hier ins Gewicht,
dass auch Volcyr, a. a. O. p. 257, in der Abschrift, welche ihm der Abt
Caspar Riegert gesandt hatte, terminum gelesen haben muss, wie wir aus
seiner franzds. "Obersetzung (le terme) sehen. Im Kloster selbst las man so
schon im Anf. des 16. saec. 3) Ascowa ist etymologisch richtig, denn es ist
= Asc-owa (Eschau), wahrend Asgowa = As-goua ist, als ob damit ein
Gau bezeichnet werden sollte. Da auch Volcyr die Lesart Asgoua vor sich
hatte, so hat vielleicht Abt Caspar nicht das Original, sondern eine Abschrift
vor sich gehabt, welche man hergestellt hatte, um den Text leichter lesen zu
k6nnen und in welcher zugleich manche Worte entsprechend der Etymologie,
welche man ihnen damals gab, in ihrer Schreibart geandert worden waren.
Diese Abschrift ware dann der etwas spateren Abschrift in G. 1373 ungeiahr
gleich gewesen, da diese z. B. auch Asgouua hat.
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. c^n
welche sich auf die Urkundenflache teilenden Streifen im
Innern fortsetzt; nur sind bei der Sindelsberger Urkunde
diese Streifen vom Mittelbild aus nach den vier Ecken
gelegt, wahrend sie bei der Celsus-Urkunde zu einem das
Mittelbild einschliessenden schiefen Quadrat zusammen-
gestellt sind. Bei beiden Urkunden wird der freie, zu
beschreibende Raum durch weitere Streifen in Dreiecke
zerlegt, welche mit dem Verzeichnis der Giiter ausgefullt
sind !). Wir kOnnen deshalb die Celsus-Urkunde als ein
Gegenstiick zur Sindelsberger Urkunde bezeichnen. Sie
wiirde also in die erste Halfte des 12. saec. zu ver-
weisen sein.
2. Wir besitzen eine unbestritten echte Giiter urkunde
des Klosters Maursmtinster1), welche man gewohnlich um
1 1 20 ansetzt , welche aber nach den Angaben des Catal.
Maur. von Abt Meinhard (n 32 — 1146) verfasst ist8). Die
Namensformen der in dieser Urkunde und zugleich auch
in der Celsus-Urkunde vorkommenden Ortsnamen decken
sich auffallend, so dass wir die Form der in der letzteren
auftretenden Namen ebenfalls in die erste Halfte des
12. saec. verweisen mussen.
3. Die Abschrift in G. 1373 hat in der ausseren
Umschrift an zwei Stellen Majuskelbuchstaben , welche
ineinander geschrieben sind, in »inluster« das I und N, in
»fraxinitum« das N und I des -ni-. Also war die Umschrift
der Vorlage in solcher zum Teil ineinander geschriebenen
Majuskelschrift verfasst, genau wie bei der Sindelsberger
Urkunde, was also auch ins 12. saec. weisen wiirde.
4. Der Abschreiber, welcher die Abschrift der Celsus-
Urkunde im Catal. Maur. geliefert. hat, fand in seiner Vor-
lage ein ihm merkwiirdig vorkommendes z, welches er
stets falsch durch h oder 'h wiedergab. Es ist hieraus mit
Sicherheit zu entnehmen, dass das betreffende z die un-
gefahre Form eines h gehabt hat, wie solche in vielen
l) Die Sindelsberger Urkunde befindet sich im Bezirksarchiv zu Strass-
burg, H. 589. Faksimile geben Spach in Oeuvres choisies III und F. Wolf,
Die Abteikirche von Maursmunster (1898). — *) Bez.Arch. Strassb. H. 609,
Nr. 1. — •) Catal. Maur. p. 95 f.: omnia bona Abbatiae renovari et litteris
mandari curavit, ut maxima membrana docet.
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548
Herr.
Urkunden des 12. saec. vorkommt1). Es ist dies eine Buch-
stabenform des 12. saec. Da nun die Abschrift in G. 1373
wirklich an einer Stelle des GQterverzeichnisses in einem
Ortsnamen ein solches z bringt, so ist es ausser allem
Zweifel, dass die Vorlage diese Buchstabenform hatte.
Aus diesen Griinden werden wir die Celsus-Urkunde,
so wie sie uns durch die Abschrift des Catal. Maur. uber-
liefert ist, nicht ins Jahr 828, aus welchem sie stammen
will, verweisen konnen, sondern miissen sie als eine
Fabrikation des 12. Jahrhunderts bezeichnen. Da
Grandidier fiir seinen Text in Nr. 611 der pieces justifi-
catives der hist, d' Alsace eine, wie wir nachgewiesen
haben*), der Abschrift im Catal. Maur. parallele Abschrift
benutzte, so wird auch er schon durch die aufFallende bild-
liche Form dieser Urkunde bewogen word en sein, sie
anstatt ins Jahr 828, ins Jahr 11 28 zu setzen.
Sigrist8) sucht ebenfalls die Zeit der Celsus-Urkunde
naher zu bestimmen. Er macht, da er die wirkliche Celsus-
Urkunde gar nicht kannte, allerdings einen Unterschied
zwischen der Urkunde, welche er als Celsus-Urkunde kennt
und welche seines Wissens nur ein Plan des Markgebietes
war, und zwischen einer von Celsus vorgenommenen Auf-
zeichnung der Gtiter ausserhalb der Mark, wie er sie bei
Grandidier (am mehrfach erwahnten Orte) findet, w£hrend
in Wirklichkeit beides zusammenfallt. Die erste ist fur ihn
unbedingt authentisch, die zweite priift er wegen des von
Grandidier angegebenen Datums 11 28, und grade letztere
Untersuchung ist fur uns bemerkenswert. Sigrist kom-
biniert aus dem Text Grandidiers, dass der Verfasser der
Urkunde ausser den Grenzen der Mark auch die Besitzungen
ausserhalb derselben, wie sie im Jahre 828 waren, habe
aufzeichnen wollen; deshalb konne der Grundstock der-
selben nicht aus 1128 stammen, sondern sei ins Jahr 828
zu verweisen, und dieser Grundstock stamme von Celsus.
Dafur soil auch die Bezeichnung »marcac bei den meisten
der dort genannten els£ssischen Ortsnamen sprechen, da
diese auf eine fruhe Zeit weise, in welcher noch jedes Dorf
*) Vgl. p. 541, und dasclbst die Anm. 1. — *) Vgl. p. 543. —
*) a. a. O., p. 121 ff.
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Die Schenkuog der Mark Maursratlnstcr. 549
eine besondere Mark war. Das Verzeichnis der els&ssischen
Dorfer bilde die Polyptique de 828, von Celsus stammend.
Ganz anders verhalte es sich mit der grossen Zahl lothrin-
gischer Orte, welche die elsassischen Orte in zwei Gruppen
zerreissen. Da komme die Bezeichnung »marca« nur zwei
mal vor, und aus der Ortsbenennung >cella Godolsadis,
ubi sanctus Quirinus requiescit* ergebe sich deutlich die
spatere Abfassung dieses Verzeichnisses, da die Reliquien
des heil. Quirinus erst gegen 1050 nach St. Quirin tiber-
gefiihrt worden seien. Diese lothringischen D&rfer bildeten
die Polyptique de 11 28. Diese beiden Verzeichnisse
seien im 12. saec. zusammengearbeitet worden und zwar
so, dass sich die Polyptique de 1128 in die Polyptique de
828 hineinschob. — Diese Anschauung musste Sigrist, da
die fragliche Urkunde die Celsus-Urkunde ist, demnach
auch von der letzteren haben: eine im 12. Jahrhundert
vorgenommene Zusammenarbeitung zweier Gtiterverzeich-
nisse, eines aus dem Jahre 828, eines aus dem Jahre 11 28.
Die »belle carte de l'abbe Celse«, welche er als sicher ein-
mal in authentischer Form vorhanden gewesen annimmt,
ware also doch h6chstens zum Teil echt.
Hiergegen ist nun zun&chst zu bemerken, dass die
nahere Bezeichnung eines Dorfes als »marcat durchaus
nicht bedeutet, dass das betreffende Dorf noch eine beson-
dere Mark bildete. Nur die UrdOrfer bildeten die Marken,
und in unserm Falle ist das Kloster Maursmtinster gleich-
sam das Urdorf, welches die Mark besass. Es handelt
sich hier um Dorfansiedelungen innerhalb der Mark, welche
aus der Gemeinmark ihre besondere Dorfmark ausgeschieden
erhalten hatten. Diese Dorfmarken nannte man wohl auch
»marca«, gleichbedeutend mit unserem Worte »Gemarkung«.
In diesem Sinne steht das Wort auch in den fraglichen
Urkundenaufzeichnungen. Auf keinen Fall kann man
dieses Wort allein zum Beweise dafQr gebrauchen, dass
ein Teil dieser Aufzeichnungen ins 9. saec. falle, da so-
wohl die Zeit der grossen Gemeinmarken als auch die
Ausscheidung der Sondermarken viel frtiher liegt bzw.
beginnt. Fur solchen Beweis miissen wir bessere Griinde
haben. Ferner: wenn man die Celsus-Urkunde am richtigen
Orte zu lesen anf&ngt, werden die elsassischen Orte nicht
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55o
Herr.
auseinandergerissen. Grandidier, nach welchem sich Sigrist
richtet, hat beim ersten Randdreieck am oberen Urkunden-
rande, wo die Inschrift »ab incarnatione etc.* anfengt, zu
lesen begonnen, wahrend er in der Mitte des linken Seiten-
randes, da wo das eingeschriebene schiefe Quadrat mit
den Worten »tendens per etc.* anfangt, h&tte beginnen
miissen; in diesem Falle kamen erst alle elsassischen, dann
alle lothringischen Orte, und zuletzt vereinzelt noch die
Caberna civitas und die Mogontina civitas. Dies ist also
auch nicht entscheidend.
Wir kflnnen demgegeniiber festhalten, dass die Celsus-
Urkunde, wie wir sie jetzt kennen, aus der ersten H&lfte
des 12. saec. stammen muss. Eine andere Frage w&re die,
ob derjenige, welcher diese Celsus-Urkunde redigierte, Vor-
lagen gehabt hat, sowie ob diese Vorlagen etwa auf die
Zeit des Abtes Celsus zuruckgehen kOnnen. Hier werden
wir uns allerdings der Ansicht Sigrist's n&hern.
Dass Celsus ein Giiterverzeichnis aufgestellt hat, geht
aus der sicher sehr alten Umschrift der Celsus-Urkunde
hervor. Ich nehme keinen Anstand, diese uns erhaltene
Umschrift auf den Abt Celsus in den Anfang des 9. saec.
zuriickreichen zu lassen. In derselben ist deutlich gesagt,
dass Celsus aufgeschrieben habe, was der Konig Childebert
dem Kloster Maursmunster geschenkt habe »per vicina loca
seu ubique tendens per provincias*. Die »vicina loca* sind
die Ortschaften der Mark, mit den »provinciae« kann nichts
anderes bezeichnet sein als die iibrigen Herrschaftsgebiete
im pagus Alsacinse, und das »seu ubique tendens per pro-
vincias* kann keinen andern Sinn haben als den, dass
Celsus nicht nur die Markorte notiert hat, sondern auch
die ausserhalb der Mark vorhandenen Klosterguter, so wie
sich diese »iiberall uber die verschiedenen Herrschafts-
gebiete (des Elsassgaus) sich erstreckend« befanden. Diese
Zusammenziehung der ersten Worte der Umschrift des
inneren Quadrates mit den letzten Worten der Rand-
umschrift ist allerdings neu, aber sie ist wohl begriindet.
Denn einmal ergibt das »tendens per provincias* zu der
tolgenden Grenzbeschreibung gezogen (wie man es bisher
immer lesen zu miissen glaubte, weil zufillig mit tendens
die Umschrift des inneren Quadrates beginnt), durchaus
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Die Schenkung der Mark MaursmQnster. ecj
keinen Sinn. Durch welche oder tiber welche Provinzen
hin — denn per hat hier die Bedeutung »iiber — hinc —
erstreckt sich denn die Mark MaursmQnster? Durch gar
keine; sie soil ja grade als selbstandiges, von andern Teilen
des pagus unabh&ngiges Gebiet beschrieben werden. Ferner
hat auch, wenn wir »tendens per etc.* vom Vorhergehen-
den abtrennen, dieses Vorhergehende keinen Sinn mehr.
Was soil denn dies bedeuten »per vicina loca seu ubique«?
Ganz anders nimmt es sich dagegen aus, wenn wir die
Randumschrift nicht mit »ubique« endigen, sondern sie ins
innere Quadrat iibergreifen lassen und den Satz erst mit
»provincias« schliessen. Dann haben wir zwei korrespon-
dierende Satzglieder, iper vicina loca« und iubique tendens
per provincias«, welche durch »seu« verbunden sind (im friih-
mittelalterlichen Latein parallel mit »et« angewandt); dass
das itendens* nicht im klassisch korrekten Casus und
Numerus steht, ist eben die Art des mittelalterlichen
Urkundenlatein. So erhalten wir den Sinn, welchen wir
oben den Worten gegeben haben. Wir vergehen uns
damit durchaus nicht gegen den Text, wir teilen nur
anders ein. Das vor »tendens« stehende Kreuz soil nicht
bedeuten, dass hier etwas ganz Neues beginne, sondern
zeigt nur den richtigen Anschluss, genau so wie das Kreuz
vor dem »ab incarnatione* anzeigt, wo die Randumschrift
anfangt. Ich ziehe also mit gutem Rechte das »tendens
per provincias* noch zum Vorhergehenden. Hinter »pro-
vincias* ist ein Einschnitt zu denken; mit »usque« beginnt
dann die Begrenzung der Mark, welche Celsus deshalb
angibt, weil die Urkunde des Theoderich, in welcher sie
enthalten gewesen, in dem Klosterbrand zugrunde gegangen
war und es notig werden konnte, dass man sich an den
Wortlaut der Markbegrenzung erinnerte.
Es ist nun auffallend, dass Celsus in dieser Aufzeich-
nung den Childebert als Schenkgeber des Matkgebietes
angibt und nicht den Theoderich. Denn, wie gezeigt worden
ist, hat die Schenkung der Mark wahrscheinlich erst unter
letzterem stattgefunden. Allein Childeberts Name stand
nun einmal als des grossen Gonners des heiligen Stifters,
welcher dem Kloster den Weg geebnet, hoch angesehen
in der Klostertradition da, so dass er selbst das Verdienst
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55*
Herr.
des Theoderich zurucktreten liess; da es nun ferner das
Bestreben fast samtlicher Kloster gewesen ist, ihren Rechten
ein moglichst hohes Alter zuzulegen, so lag nichts naher,
als dass Celsus, nachdem keine Urkunde mehr vorhanden
war, den Childebert direkt zum Slifter der Markschenkung
aufrucken liess, und dies entsprach genau der Absicht der
Klosterinsassen. Fur jene Zeit geniigte dies. Mit direkter
Fabrikation von Besitztiteln gab man sich erst spater ab.
Im ubrigen ist dieser Name nicht die Hauptsache der Auf-
zeichnung des Celsus, sondern ist mehr gelegentlich ein-
gefuhrt. Hauptsache war fur Celsus die Aufzeichnung der
Markgrenzen.
Zur Aufzeichnung des Celsus gehoren nun aber nicht
nur die Umschriften der heutigen Celsus-Urkunde, sondern
es lassen sich auch die Anfange des Giiterverzeichnisses
dieser Urkunde auf die Zeit des Celsus zurttckfuhren ; wir
haben bereits gesehen, dass Celsus eine solche Guter-
aufzeichnung veranstaltet hat. Das Guterverzeichnis der
heutigen Celsus-Urkunde kann, auch wenn es in seiner
jetzigen Form aus dem 12. saec. stammt, nicht erst in
diesem Jahrhundert zusammengestellt worden sein. Der
Guterbesitz Maursmunsters in der ersten Halfte des 12. saec.
ist uns namlich durch die Giiterurkunde des Meinhard
genau iiberliefert, und zwar sowohl die elsassischen als
auch die lothringischen Besitzungen. Ware nun das Ver-
zeichnis der Celsus-Urkunde erst im 12. saec. aufgestellt
worden, dann musste es sich hinsichtlich des Giiterstandes
mit dem in der Urkunde des Meinhard vorhandenen decken.
Dies ist aber nicht der Fall. Vielmehr enthalt die Celsus-
Urkunde bedeutend mehr Ortschaften, als wir in der Mein-
hard-Urkunde finden; von den elsassischen Orten sind 26,
von den lothringischen 43 in dieser letzteren nicht mehr
vorhanden. Das Verzeichnis der Celsus-Urkunde muss
demnach auf eine Zeit zuruckgehen, in welcher der Besitz-
stand des Klosters bedeutend grosser war als im 12. saec.
Nun finden wir bei verschiedenen Klostern die merkwurdige
Tatsache, dass ihr Besitz ungefahr im 9. saec. den Hohe-
punkt erreicht und dann vom 10. saec. an stark zuruck-
geht, um von da an nie mehr den alten Umfang zu
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Die Schenkung der Mark Maursmttnster. cm
erreichen J). Es fanden wirtschaftliche Umw&lzungen statt,
die Einfalle der Ungarn vernichteten vieles, vor allem aber
waren die HerzOge Feinde des Klostervermogens und unter
ihnen scheinen sich die von Lothringen besonders hervor-
getan zu haben. Wir konnen demnach mit gutem Grunde
vermuten, dass auch der MaursmQnsterer Besitz grade im
10. saec. zurttckzugehen begonnen hat, im Elsass wahr-
scheinlich durch die ZOge der Ungarn, in Lothringen
besonders durch die Ktihnheit der Landesherzttge. Dann
muss aber der grOssere Besitzstand im 9. saec. vorhanden
gewesen sein, und somit k&men wir fur das Gtlterver-
zeichnis der Celsus-Urkunde tatsachlich in die Nahe der
Zeit des Celsus. Die Vorlage des sp&teren Falschers dieser
Urkunde ist also |pit grosster Wahrscheinlichkeit
ein echtes Giiterverzeichnis des Celsus gewesen.
Der Falscher hat aber vor allem die Form der Ortsnamen
geandert und sie seiner Zeit (dem 12. saec.) angepasst.
Daher rtihrt die Obereinstimmung der Namensformen der
Celsus- und der Meinhard-Urkunde.
Sigrist will nun zwar das Verzeichnis der els&ssischen
Orte auf Celsus zuruckfuhren, oder vielmehr er will es so,
wie es jetzt vorliegt, direkt von Celsus verfasst sein lassen ;
dagegen verweist er das Verzeichnis der lothringischen
Ortschaften ins 12. saec. Da indessen dieser lothringische
Gtiterbestand noch viel weniger mit dem der Meinhard-
Urkunde stimmt als der els&ssische, so findet auf denselben
das vorher im allgemeinen Gesagte seine besondere Anwen-
dung. Auch dieses Verzeichnis mus zu einer Zeit entstanden
sein, als der Besitzstand des Klosters noch nicht zu ver-
fallen begann, weist also auch ins 9. oder 10. saec. Es
soil damit aber nicht gesagt sein, dass es ebenfalls auf
Celsus zuriickgehe. Denn in der Tat bilden diese gedachten
lothringischen Orte eine Gruppe fur sich, welche sich schon
ausserlich durch das Fehlen oder doch fast ganzliche Fehlen
der Bezeichnung >marcac von dem elsassischen Teile des
Guterverzeichnisses unterscheidet. Dadurch wird es wahr-
scheinlich gemacht, dass dieses nicht zu derselben Vor-
») Vgl. z. B. aber Kl. Weissenburg bei Harster, der Gflterbesitz des
Kl. Weissenburg II (1894), P- *7 #•
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554
Herr.
lage gehorte wie das elsassische, sondern eine Vorlage far
sich ist. Es stellt den Besitzstand des Klosters dar, welcher
ihm erst nach der Zeit des Celsus oder doch wenigstens
nach dessen erster Gtiteraufzeichnung zugefallen war, und
zwar im Gebiete des heutigen Lothringen. Der Falscher
der Celsus-Urkunde fand es vor und verarbeitete es in
seine Falschung, zusammen mit dem von Celsus staramen-
den els&ssischen Guterverzeichnisse, um diesen lothringi-
schen Besitzstand ebenfalls auf die angebliche Childebert-
Schenkung zuriickzufuhren. Bei dieser Gelegenheit sind
natHrlich die Ortsnamen ebenfalls modernisiert worden.
Von diesem Falscher hat insbesondere die cella Godolsadis
den Zusatz bekommen: ubi sanctus Quirinus requiescit,
welcher ja tatsachlich im 9. saec. nicht vorhanden gewesen
sein kann, was Sigrist fttr eine Abfassung des Verzeich-
nisses der lothringischen Ortschaften im 12. saec. ins
Feld fuhrt.
So kOnnen wir also annehmen, dass der Text der
heutigen Celsus-Urkunde auf eine echte Celsus-
Aufzeichnung insofern zuruckgeht, als der Falscher
die die Schenkung und Begrenzung der Mark enthaltende
einleitende Umschrift daraus entnahm und zwar im ganzen
in der ursprlinglichen Form, und als er ferner ein Giiter-
verzeichnis des Celsus fiber die els&ssischen Besitzungen
des Klosters darin verarbeitete. Der lothringische Teil
des Guterverzeichnisses stammt dagegen wahrscheinlich
nicht von Celsus, aber ebenfalls aus einer Zeit, welche von
der des Celsus nicht sehr entfernt liegen kann. Aus beiden
Teilen ist dann die Celsus-Urkunde, wie sie uns jetzt vor-
liegt, im 12. Jahrhundert zusammengestellt und als ein
echtes Werk des Celsus ausgegeben worden.
Dass Celsus, als er seine Aufzeichnung machte, keine
Vorlage besass, braucht nach ErOrterung der Umstande.
unter welchen er seine Urkunde herstellte oder herstellen
liess, nicht mehr bewiesen zu werden. Das Kloster mit
dem Archiv lag in Asche. Selbst wenn Urkunden gerettet
worden waren, so war die Urkunde Theoderichs IV. nicht
darunter, denn alsdann hatte Celsus diese selbst dem
Kaiser Ludwig dem Frommen vorlegen kOnnen; er machte
seine Aufzeichnung grade deshalb, weil kein urkundliches
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. ece
Zeugnis fQr die Schenkung der Mark mehr vorhanden
war. Auch hatte er, wenn die echte Theoderich-Urkunde
noch vorgelegen hatte, unmoglich ohne weiteres den
Childebert als Schenkgeber einfuhren konnen. Celsus hat
also den Wortlaut der Markbegrenzung aus dem Gedachtnis
wiederhergestellt, was umso leichter mOglich war, als der
Wortlaut derselben im Kloster auch ohne Urkunde bekannt
war. Die Narratio historica ist im Irrtum, wenn sie die
Urkunde des Theoderich dem Celsus als Vorlage dienen
l&sst1).
Wir mttssen nun noch einen Blick auf die Umschrift
der Celsus-Urkunde werfen.
Wie verhalt es sich mit der dort angegebenen Zahl
828? Diese 828 Jahre sollen bis zum erst en Jahre Kaiser
Ludwigs des Frommen verstrichen sein und in diesem
also ausgerechneten Jahre (supputatione) soil Celsus seine
Guter- und Grenzaufzeichnung gemacht haben. Nun ist
aber das Jahr 828 nicht das erste des Kaisers Ludwig.
Andrerseits aber miissen wir das Jahr 828 festhalten, weil
Celsus erst im Jahre 827 Abt geworden war und seine
Aufzeichnung erst nach dem kurz darauf erfolgten Kloster-
brand gemacht haben kann. Wo liegt also der Fehler?
Offenbar nicht in der Jahreszahl , sondern in der Angabe
des Regierungsjahres Kaiser Ludwigs. 828 ist namlich
das funfzehnte Jahr seiner Regierung. Denken wir uns
nun das iquintum decimumc, welches an Stelle von »primumt
stehen sollte, abgekiirzt geschrieben, so konnte man daraus
vielleicht iprimum* lesen, besonders wenn die Schrift, wie
anzunehmen ist, schon sehr verwischt war. Es ist also
dieser Fehler auf Rechnung des Falschers zu setzen , und
nachher ist er nicht mehr geandert worden, weil man an
dem Texte keine Kritik ubte.
In welchem Zusammenhang steht nun aber die Grenz-
beschreibung der Mark in dieser Celsus-Urkunde zu der-
jenigen der gefalschten Theoderich-Urkunde? Fiihren wir
dieselbe, wie wir angenommen haben, auf Celsus zuriick,
dann ist die Theoderich-Urkunde davon abhangig. Und
dieser Zusammenhang ist auch der natiirliche. Bis 828
l) <*• P« 53 9t Anm. 1.
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556
Herr.
war die Theoderich-Urkunde im Original vorhanden. Celsus
schrieb den alten Wortlaut der Markbegrenzung in seinem
Giiterverzeichnis auf, aber die Urkunde des Theoderich
stellte er selbst nicht wieder her, wie ja auch die Kloster-
tradition bei ihm nichts Derartiges berichtet. Vielleicht
erst im n. saec., wie bereits angegeben, kam man auf
den Gedanken, jene wichtige Urkunde zu erneuern, und
dabei wurde naturgemass die Grenzbeschreibung des Celsus
benutzt, welche damals noch echt vorhanden war. Auf-
fallend ist dabei aber, dass die Theoderich-Urkunde die
Grenzbeschreibung vollstandig gibt, die uns jetzt vor-
liegende Celsus-Urkunde aber den Anfang wegl&sst; sie
fangt namlich erst mit »usquec an und l&sst das »de ponticulo
ad Suenheirm aus. Dass dem Erneuerer der Theoderich-
Urkunde eine andere, vollst&ndigere Version vorlag, ist
wohl ausgeschlossen ; dass die Grenzbeschreibung aber erst
mit iusque« anfing, ist ebenfalls unmOglich. Die LOsung
kann nur diese sein, dass die echte Celsus- Aufzeichnung
die vollstandige Grenzbeschreibung hatte, dass aber der
Verfertiger der jetzigen Celsus-Urkunde den Anfang weg-
liess, weil er sich den Raum fur die Umschrift nicht
geniigend eingeteilt hatte; er liess aber gerade den Anfang
weg, weil ihm die ersten Worte weniger wichtig schienen.
Es ist aber auch mdglich, dass die nachgefertigte Celsus-
Urkunde des 12. saec. die Worte auch vollstandig hatte
und dass nur der Abschreiber des uns erhaltenen Exemplars
den Anfang aus Raummangel fortliess.
III. Die Steininschrift.
Der Catal. Maur. J) berichtet uns, dass Kaiser Ludwig
der Fromme das im Jahre 827 abgebrannte Kloster seinem
Bruder Drogo, Bischof von Metz, zum Wiederaufbau an-
empfahl, und fugt hinzu: cuius (sc. Drogonis) jussu in
exstructione ecclesiae lapidi ad cornu Epistolae in choro
ad altare maius in pariete in modum circuli incidi curavit
fundationem ut monumentum perpetuum etc. Diese hier
erw&hnte merkwtirdige Inschrift sah Volcyr, als er den
i) P. 56.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. 557
Herzog Anton von Lothringen auf seinem Zuge gegen die
aufst&ndischen Bauern begleitete, in der Maursmtinsterer
Klosterkirche. Er beschreibt sie1) als »ung grant cercle
qui est fait et forme contre le mur, k costiere du grant
autel, ouquel est la marcque d'Acquil6 moult bien
paincte2) et figuree, touchant toutes ses appartenances et
dommaines, avecques les pourtraictures et images dudit
collateur, de la royne, sa ferame, et de leur lignee etc.t
Spater schrieb er an den Abt Caspar, ihm die Inschrift
des Steins zu senden. Abt Caspar tat dies, hob aber in
seinem Schreiben hervor, die Inschrift sei tefface en aucuns
lieux«, er habe nur abgeschrieben f was er habe lesen
konnen, und Volcyr moge da, wo Buchstaben fehlen, das
Fehlende nach mitfolgenden Urkunden erganzen (die Ab-
schrift der Theoderich- und der Celsus-Urkunde); er wieder-
holt, dass die Inschrift tpour la plus part efface et caduc«
sei. Volcyr verOffentlichte dann eine Abbildung der In-
schrift und die Ubersetzung derselben in franzosischer
Sprache8). Sigrist*) gibt eine Reproduktion der Abbildung
mit der Inschrift. Wir ersehen daraus, dass die Inschrift
aus 9 konzentrischen Kreisen bestand , welche sich im
namlichen Abstand von einander befanden, so dass die
Zwischenraume 8 konzentrische Streifen bildeten, auf
welchen die Inschrift lief. Jedesmal, wenn das Endwort
eines Streifens sich mit dem Anfangswort traf, ging die
Inschrift in dem folgenden Streifen weiter; der Anfang
befand sich auf dem aussersten Streifen mit dem grossten
Durchmesser. Diese ganze Inschrift gruppierte sich um
ein Mittelbild, welches die Klosterkirche darstellte 5j. Die
am meisten ladierten Stellen der Inschrift befanden sich
in den beiden innersten Streifen , welche die Markbegren-
') a. a. O. p. 238. — *) Dies scheint der Bemerkung des Catal. Maur.,
dass die Inschrift in den Stein eingemeisselt war (incidi curavit), zu wider-
sprechen. Allein wahrscheinlich waren die eingemeisselten Buchstaben aus-
gemalt, wie es auch die Abbildung im Catal. Maur. angibt. — *) a. a. O.
p. 254 ff., 258 ff. — «) a. a. O. p. 35. — ») Die Abbildung bei Volcyr stellt
das Kirchenportal im Renaissancestil dar, von Saulen flankiert und mit einem
Giebelfeld gekront. So kann es auf dem Original nattirlich nicht gewesen
sein. Die Zeichnung war wohl mangelhaft und der Holzschneider hat sie
dann nach seinem Geschmack umgemodelt.
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558 Herr.
zung enthielten. Der Catal. Maur. l) gibt zwei Abbildungen
der Steininschrift, mit roten und schwarzen Lettern. Hier
sind es aber keine konzentrischen Streifen, sondern die-
selben bilden eine fortlaufende Spirale. Das Mittelbild
entspricht dem Aussehen der Kirche im Mittelalter; an
einen romanischen Mittelturm, welcher die Gestalt des
heute vorhandenen hat, schliesst sich ein romanisches Schiff
mit seitlichen Strebepfeilern, und das dreiteilige romanische
Portal ist links und rechts von einem Seitentiirmchen flan-
kiert. Zu beiden Seiten der Inschrift befanden sich noch
menschliche Bildnisse, wahrscheinlich gemalte, bei welchen,
nach den Angaben des Catal. Maur.2), folgende Namen
standen: Alexander P. P., Hildebertus Francorum Rex,
Ultragrata Regina, S. Martinus, S. Benedictus, S. Leobar-
dus*). Nach Volcyr4) hielt der durch Alexander P. P.
dargestellte Papst Alexander III. eine Schriftrolle, auf
welcher der Befehl stand, dass niemand wagen solle, das
Kloster in seinem Besitz zu beeintrachtigen. Durch Ver-
gleichung ergibt sich, dass es die Schlussworte der die
Guter Maursmunster bestatigenden Bulle vom Jahre 1179
sind. Es ist aber klar, dass, wie Sigrist a. a. O. hervor-
hebt, nicht der ganze lange Schlussatz der Bulle abge-
bildet sein konnte, sondern dass wahrscheinlich nur die
Anfangsworte dastanden, und dass Volcyr nicht genau
berichtet. Unter Hildebertus ist der grosse GOnner des
heil. Leobard, der angebliche Schenker der Mark Maurs-
mtinster gemeint. Der Abt Caspar hatte an Volcyr ge-
schrieben, er moge ihm doch Aufschluss iiber diesen Hilde-
bertus geben, sowie auch dariiber, was Vualtragrata
Regina6) bedeute. Volcyr schreibt ihm nun ausfiihrlich.
dass dieser Hildebert nur Childebert II. sein konne, und
das Vualtragrata sei so viel wie Vualdragrada = Gualdrada
(Waldrada), womit wohl die Gemahlin des Childebert II.
gemeint sei6). Die ubrigen Namen sind nicht zweifelhaft.
Von dieser Inschrift ist heute nichts mehr vorhanden. Sie
l) p. 61 und p. 210. — *) p. 208 ff.: Item in latere circuli desiderati
ponuntur quaedam imagines etc. Das Wort imagines scheint Malereien an-
zudeuten. — *) Vgl. auch Sigrist, a. a. O. p. 128. — 4) a. a. O. p. 259. —
*) Also lauten die Worte bei Volcyr, p. 250, wahrend der Catal. Maur. >ultra
grata* hat. — e) a. a. O. p. 263 ff.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. eeg
verschwand gelegentlich der Restauration der Kirche im
Jahre 1614. Nach einer Anmerkung des Catal. Maur.
(p. 61) befand sich eine &hnlich gestaltete Inschrift in der
St. Stephanskirche zu Strassburg iiber der vorderen Ture.
Bevor wir auf die Zeit der Abfassung der Inschrift
eingehen, geben wir zun&chst den Text derselben. Dieser
ist uns in seiner lateinischen Fassung, wie bereits erwahnt,
bei Volcyr in der Abbildung erhalten , und zwar in der
ersten Ausgabe seines Werkes liber den Bauernkrieg (vom
Jahre 1526). Daraus hat ihn Grandidier entnommen1) und
zuletzt Sigrist2). Nach Grandidier zitiert ihn Pertz in der
Anmerkung zur Theoderich-Urkunde3). Der Catal. Maur.
gibt ihn ebenfalls, und zwar vollst&ndig mit dem Text der
Abbildung bei Volcyr ubereinstimmend, woraus aber nicht
geschlossen werden kann, dass er ihn aus Volcyr ent-
nommen hat. Die Worte lauten nach Volcyr, nach Auf-
lOsung der Abklirzungen:
Pie memorie Hildebertus rex Francorum Marcham
Aquileiensem Leobardo huius loci primo abbati
pro salute anime sue ac regni stabilitate ad con-
struendum in ea ecclesiam in honorem beati Mar-
tini iure proprietario contradidit, quod postmodum
Theodericus Alius predicti regis ad petitionem
domini Mauri abbatis auctoritate regia confirmavit,
ut in privileges nostris plenius continetur. Ab
incarnatione Domini usque ad annum primum
imperii Lodovici explentur anni octingenti XXVIII.
t in ipsa supputatione vir venerabilis Celsus Mauri
abbas monasterii post cuius4) ustionem et chartarum
terminum scribere voluit, qualiter illuster vir Hilde-
bertus quondam rex eidem loco concessit terram ZC-
de fonte cisternata usque ad Gunsinum rivum, inde
ad montem Cubergum, per fraxinetum que vocatur
Ascouua Z- sic per fluvium Some Z-C6).
Volcyr6) macht in seiner Ubersetzung dieser Inschrift
hinter loudit lieuc (= eidem loco des Textes) in einer
*) Grandidier, hist, de l'egl. de Strasb. I, p. 189 (pieces justif. No. 100).
— *) a. a. O. p. 35. — ') cf. Anm. 8, p. 531. — 4) Offenbar soil es eius
heissen. — b) Das Z ist nur eine ungenaue Wiedergabe der einem Z ahn-
lichen Abkiirzung fiir »etc — 6) a. a. O. p. 259.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 37
Digitized by VaOOQ IC
560 Herr.
Klammer die Bemerkung: la terre mentionnee en la fon-
dation qui s'ensuit, laquelle estoit effacee audit cercle.
Also: gerade da, wo die Grenzbeschreibung der Mark
beginnt, war die Inschrift unleserlich. Es geht aber aus
seiner Bemerkung nicht hervor, ob nur das mit Z. C.
Bezeichnete unleserlich war, so dass er es mit Z. C- = et
cetera in der Inschrift erg&nzte, oder ob die ganze Grenz-
beschreibung mangelhaft erhalten war und er sie, mit
Benutzung einiger noch vorhandener Worte oder Buch-
staben, nach den ihm von Abt Caspar iibersandten Ur-
kundenabschriften, der Theoderich- und der Celsus-Urkunde,
wiederherstellte. Fiir letztere Auffassung spricht der Aus-
druck »la terre mentionnee en la fondation qui s'ensuitc,
womit Volcyr die gleich darnach veroffentlichte Theoderich-
Urkunde und die in ihr enthaltene Beschreibung des
geschenkten Gebietes meinen muss, sowie die bereits
erwahnte Mitteilung des Abtes Caspar an ihn, dass die
bewusste Inschrift »pour la plus part efface et caducc sei.
Auf jeden Fall konnen wir nicht mehr bestimmen, was
von der Grenzbeschreibung, so wie sie uns Volcyr in
seiner Abbildung und in seiner Ubersetzung Ciberlieferte,
wirklich auf dem Steine stand und was er selbst erganzt
hat. Vielleicht deuten die »et cetera* solche Liicken an,
die er nicht lesen konnte, vielleicht auch standen sie schon
in der Inschrift. Auch ist Volcyr in der Wiedergabe des
Textes anscheinend nicht konsequent, denn in seiner Uber-
setzung hat er anscheinend ganz anders geschriebene
Worter vor sich gehabt ais er sie in der Abbildung gibt;
namlich nach dteser Ubersetzung miisste Gunsingum rivum
(rieux de Gunsinge) und Asgoua (Asgoue) dort gestanden
haben, wahrend die Abbildung Gunsinum und Ascouua
zeigt. Hatten wir nur diese von Volcyr edierte Stein-
inschrift zur Bestimmung der ehemaligen Markgrenzen, so
konnten wir auf ihren Text allein keine Untersuchung
griinden. Aber wir haben ja noch andere Bezeugungen
derselben. Andererseits konnen wir aber ohne weiteres
zugeben, dass die auf dem von Volcyr beschriebenen und
abgebildeten Steine vorhandene Inschrift in ihrem letzten
halb unleserlichen Teile eine Beschreibung der Mark-
grenzen enthielt, welche sich mit der in der Theoderich-
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. c6l
und der Celsus-Urkunde gegebenen Beschreibung derselben
deckte.
Bei dieser Gelegenheit mOchte ich einen Irrtum be-
richtigen, welcher leider auch in eine neuere Arbeit Ein-
gang gefunden hat. Grandidier1) gibt namlich in seiner
Wiedergabe der Inschrift den merkwiirdigen Wortlaut:
terram Zabernensem de fonte cisternata etc. Davon
steht aber bei Volcyr, aus welchem Grandidier geschopft
haben will, nichts, sondern an der betreffenden Stelle steht
hinter »terramc die Abkiirzung Z. C*), was nach den Regeln
der Diplomatik nicht anders als >et cetera* gelesen werden
kann, niemals aber »Zabernensem«. Sigrist8) hat diesen
Fehler getreulich nachgedruckt, leider aber auch Pertz4),
und Fritz ») stiitzt darauf alien Ernstes seine Behauptung,
dass Zabern und sein Gebiet zu der Schenkung an Maurs-
miinster, zur marca Aquileiensis, gehttrt habe. Ich denke,
dass dieser Irrtum nun endgiiltig aus der Literatur ver-
schwinden wird.
Wann ist nun diese Steininschrift entstanden? Nach
dem Catal. Maur,, wie eingangs erw£hnt, bei Wiederauf-
bau der durch Brand zerstOrten Klosterkirche, 828 oder
auch etwas spater, zur Zeit des Abtes Celsus. Dies ist
jedoch schon deshalb nicht mflglich, weil unter den zu
dieser Inschrift in engster Beziehung stehenden Abbil-
dungen von Personen auch Alexander P. P. erschetnt,
womit nur der Papst Alexander III. gemeint sein kann.
Er halt namlich in seiner Hand eine Rolle oder Spruch-
band, auf welcher sich die Schlussatze seiner Bulle von
1 1 79 befinden sollen; ferner hat es weder zu Childeberts I.
oder Childeberts II. oder Theoderichs IV., noch zu des
Abtes Maurus oder des Abtes Celsus Zeiten, welche doch
tiberhaupt nur in Betracht kommen konnen, einen Papst
Alexander gegeben. Ist aber Alexander III. gemeint und
nehmen wir an, dass seine Bulle zur Zeit, als man sie in
einer Inschrift benutzte, schon einige Zeit gegeben gewesen
sein muss, so gelangen wir fur die Anbringung dieser
*) a. a. O. — a) Vgl. iiber diese Abkiirzung p. 559, Anm. 5. —
•) a. a. O. — 4) cf. Anm. 8, p. 531. — 6) J. Fritz, Das Territorvum des
Bistums Strassb. um die Mitte des 14. Jahrh. und seine Geschichte
(1885), p. 9.
37*
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562
Herr.
Bulleninschrift, damit aber der ganzen Steininschrift, in
eine Zeit nach 1179. Auf dieselbe Zeit des 12. saec. weisen
aber vor allem der gauze Schriftcharakter und die ge-
brauchten Abkttrzungen (nach Volcyrs Abbildung). Ganz
besonders ist auf die wie ein Z geformte Abkdrzung fur
»etc hinzuweisen, welche im 12. saec. vorkommt. Ja,
auch die nach der Abbildung des Catal. Maur. bereits
beschriebene Bauform der inmitten der Inschrift vorhan-
denen Klosterkirche scheint auf diese Zeit hinzudeuten.
Wir konnen also den Abt Celsus als Urheber der Inschrift
nicht gelten lassen, miissen vielmehr feststellen, dass die-
selbe frtthestens am Ende des 12. Jahrhunderts ent-
standen ist. Der ausfuhrende Kiinstler ist anscheinend
ein Klosterbruder namens Rembolt (= Keinbold) gewesen,
nach der von Volcyr angegebenen, ebenfalls dort vor-
handen gewesenen, Inschrift:
Ecce, pio more dat, Martini sub honore.
Cum votis, iste Rembolt opus hoc tibi, Christe1).
So stellt sich also diese Steininschrift als die jungste
und, wegen der unsicheren Cberlieferung des Textes der
Markbegrenzung, als die unbedeutendste Quelle fur unsere
Untersuchung heraus. Sie benutzt die gefalschte Urkunde
des Childebert, die nachgefertigte Theoderichurkunde und
die Celsus- Urkunde des 12. saec.8). Die Zusammenstellung
ist ziemlich gedankenlos gemacht worden. Es ist namlich
Theodericus als »filiust des KOnigs Hildebertus angegeben,
weil der Verfasser mit den historischen PersOnlichkeiten
nicht mehr vertraut war und das in der Theoderich-
Urkunde vorkommende »parensc wortlich nahm, so dass
naturlich Childebert als Vater des Theoderich erscheinen
musste. Zufallig hat nun auch Childebert II. einen Sohn
Theoderich (II.) gehabt, so dass der Verfasser gar nicht
zogerte, den »Theodericus, filius predicti regisc (sc. Hilde-
berti) als Bestatiger der Schenkung hinzustellen. obgleich
f) Volcyr ist nicht ganz War. Es ist mdglich, dass Rembolt nur die
(gemalten?) Abbildungen links und rechts der Steininschrift geschaffen hat.
— *) Die Sache liegt also grade umgekehrt wie Fritx, a. a. O., es darstellt.
Er meint namlich, die Theoderich-Urkunde sei auf Grrund der Steininschrift
gefalscht worden, wlhrend sie ihrerseits der Steininschrift mit tar Grundlage
diente.
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Die Schenkung der Mark MaursmQnster. 563
doch Theoderich IV. dies ist und nach der Klostertradition
nicht Childebert II., sondern Childebert I. der Schenkgeber
sein sollte. Zur Zeit des Celsus w&ren solche Fehler doch
noch nicht moglich gewesen. Es ist ferner die Umschrift
der Celsus-Urkunde wortlich abgeschrieben worden, und
2 war mit dem Fehler: usque ad annum primum imperii
Lodovici explentur anni octingenti XXVIII. Wie wir
nachgewiesen haben, ist dies nur auf Rechnung des Fal-
schers dieser Celsus-Urkunde zu setzen, welcher seine Vor-
lage nicht mehr gut lesen konnte und deshalb den Fehler
in sein Machwerk aufhahm. Von hier hat es der Verfasser
der Steininschrift, ohne weiter nachzudenken, ubernommen.
Dies kann also auch nicht vor der Mitte des 1a. saec.
geschehen sein. Die Benutzung dieser Vorlagen stiitzt
also unsere Ansicht, dass die Steininschrift erst am Ende
des 12. saec. entstanden sein kann. Dass nattirlich diese
Inschrift nicht die geringste Beweiskraft fur die Tats&ch-
lichkeit der an Maursmunster gemachten Schenkung der
Mark durch Childebert und deren Bestatigung durch
Theoderich hat, wie der Catal. Maur. bei Erwahnung der-
selben behauptet !), liegt auf der Hand.
Fassen wir die Ergebnisse dieser Prtlfung unserer
Quellen zusammen, so ergibt sich also:
Ein Original, in welchem sich die Begrenzung der
nicht schon unter Childebert II., noch weniger unter Chil-
debert I., sondern erst unter Theoderich IV. an das Kloster
Maursmunster vergabten Marca Aquileiensis findet, ist nicht
mehr vorhanden; die Urkunde von 724 ist im Jahre 827
verbrannt. Im Jahre 828 stellte der Abt Celsus ein Ver-
zeichnis der Klostergttter im Elsassgau auf, welchem er
eine Notiz tlber die konigliche Schenkung der Mark und
ihre Grenzen vorausschickte , wobei er aber geflissentlich
den Namen des Childebert als des Schenkers, anstatt des
Theoderich, einfuhrte. Auch diese Aufzeichnung des Celsus
ist nicht mehr vorhanden. Auf Grund dieser Notiz des
Celsus wurde dann im 10. oder 11. Jahrhundert etwa, als
') P- 56.
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564 Herr.
man Besitztitel brauchte, zun&chst eine Urkunde Chil-
deberts I. hergestellt, welch em bald darauf eine Be-
st&tigungsurkunde Theoderichs IV. folgte. Diese letztere,
welche also aus einer urspriinglichen Schenkungsurkunde
zu einer Best&tigungsurkunde umgepr> worden war, eine
inhaltlich wie technisch vollendete F&lschung, gait seitdem
als Hauptbeweisurkunde des Klosters bis in die Zeit des
18. Jahrhunderts, ja bei kritiklosen Geschichtsschreibern
gilt sie als solche heute noch. Sie enthalt aber den auf
der Grundlage der alten Celsus-Aufzeichnung beruhenden
Wortlaut der Markbegrenzung, wie er also wahrscheinlich
in der echten Theoderich-Urkunde gelautet hat. Im 12. saec.
ist dann parallel mit der Aufzeichnung des tatsachlichen
damaligen Giiterbestandes1) eine andere Giiteraufzeichnung
veranstaltet worden, welche den Decknamen des Celsus
erhielt, welche aber nicht nur die seinerzeit von Celsus
selbst aufgezeichneten Besitzungen im Elsass umfasste, son-
dern auch eine grosse Anzahl lothringischer Giiter, welche
vermutlich nach der Zeit des Celsus dem Kloster geschenkt
worden waren. Man wollte damit zeigen, wie viel Giiter
das Kloster friiher einst mehr besessen hatte, wie die
friiheren KOnige so treu fur dasselbe gesorgt hatten, und
wie das Kloster rechtlich noch immer einen Anspruch auf
alles habe, was ihm seitdem verloren gegangen war. Die
in dieser spateren Celsus-Urkunde enthaltene Beschreibung
der Markgrenzen geht auf dieselbe Quelle zuriick, wie die
Theoderich-Urkunde, namlich auf die urspriingliche Auf-
zeichnung des Celsus. Endlich am Ende des 12. saec.
entstand jene merkwiirdige , jetzt verschwundene Stein-
inschrift in der Klosterkirche zu Maursmunster, welche zum
grOssten Teile aus der unechten Celsus-Urkunde entnommen
ist. Die Ansicht, als ob alle drei Quellen, die gefalschte
Theoderich-Urkunde, die jetzige Celsus-Urkunde und die
Steininschrift , auf denselben Autor, namlich auf den Abt
Celsus zuruckgehen, wie es Sigrist1) und Gauss3) behaupten,
ist nach unserer Untersuchung nicht mehr als giiltig anzu-
erkennen.
l) Giitenirkunde des Meinhard. — *) a. a. O. p. 32 (Anm.). — 8) Clauss,
hist.-topogr. Wdrterb. des Elsass, p. 304.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. 565
Dies ist die Geschichte unserer Quellen. Sie enthalten
die Markbegrenzung nicht mehr als authentische Urkunde,
aber in einer Form, welche der ursprunglichen, vielleicht
bis auf verschwindende DifFerenzen, gleich ist, so dass wir
annehmen diirfen: was das Kloster stets als Gebiet der
(durch Theoderich IV. geschenkten) Marca Aquileiensis
bezeichnet hat, ist es auch tatsachlich gewesen.
IV. Die Grenzen der ehemaligen Mark Maursmiinster.
Die Untersuchung iiber die Quellen hat ergeben, dass
sowohl der in der heutigen Celsus-Urkunde als auch der
in der heutigen Theoderich-Urkunde enthaltene Text der
Markbegrenzung1) auf die gemeinsame Vorlage der ersten
Celsus-Aufzeichnung zuruckgeht. Der Text stimmt auch
fast wOrtlich iiberein, nur fehlt bei dem Text der Celsus-
Urkunde der Anfang, welcher bei der Theoderich-Urkunde
erhalten ist. Wir stellen aus beiden folgenden Wortlaut
zusammen, indem wir die anscheinend altesten Wort-
formen ausw&hlen:
de ponticulo ad Suenheim usque ad publi-
cam stratam1) Tabernensem ac deinde ad
stratam Marlegensem^), hinc terminum de fonte
cisternata cum adjacentibus suis*) usque ad Gun-
sinum rivum indeque ad montem Cuobergum*),
per fraxinetutn ad locum qui vocatur Ascouua6)
et sic per fluvium Soma7) usque ad crucem
petrinam, tunc demum ad Mauri rivum.
Ich will gleich an dieser Stelle drei alte deutsche
tJbersetzungen dieser Grenzbeschreibung geben, auf welche
*) Der Text der Steininschrift bleibt als unsicher ausser Betracht. —
*) Schopflin hat stradam, cf. p. 536. — 8) Schdpflin u. Grandidier: Marie-
jensem. Allein Marlegia ist die alteste Form des Ortsnamens. cf. p. 536 u.
545. — 4) cum adj. suis stand viell. nicht in dem Urtext, da die Celsus-Urk.
es nicht hat. — 6) Celsus-Urk.: Cobergum. — *) Diese Lesart ergibt sich
aus dem Vergleich von Aschouua bei Grandidier u. Schdpflin und Ascowa
bei der Celsus-Urk. — ') Grandidier u. Sch6pflin: Sornam, was zwar
grammatisch richtiger ist, aber wahrsch. doch nicht so in dem alten Mero-
wingerstil gelautet hat.
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566 Herr.
ich sp&ter noch zurttckkommen werde. Die eine (A) findet
sich in dem Fasz. G. 1373 des Bez.Arch. Strassb., in einer
Schrift, welche den Titel fuhrt: Confirmatio privilegiorum,
und welche nur Abschriften alter Maursmunsterer Privi-
legien enthalt. In einer darin vorhandenen Obersetzung
der Theoderich-Urkunde aus dem Anfang des 16. saec.
lautet die Begrenziing:
Von dem Brucklin zu Schweinheym byfi an
Zabern ftrass vnd Marley ftrass, Darnach von
dem gezufternten brunen bifi an gungfiheym
Bach, Darnach bifi an den kuberg durchgonde
bifi an die efchowe, vnd alfo durch die Somen
gonde bifi zu dem fteinen crutz, vnd zu dem
hinderften bifi an morfimunfter bach.
Die andere (B) findet sich bei Hertzog in der »Edel-
sasser Cronickt »), also aus dem Ende des 16. saec, und
zwar ebenfalls in einer Obersetzung der Theoderich-Urkunde.
Sie lautet:
von dem Burklein zu Hugenheim2) bifi an die
Zaberer Landtftrafi, vnd hernach bifi an die
ftrafi des Stattlin oder Dorffs Marlenheim,
hernach bifi an den Marckstein von den Ziftern
Brunnen mit seiner zugehOrung vnd begriff vnd
einfchlufi bifi zu dem Gunfibechlin, bifi an den
Kuberg, furter an das ort, fo da genant wirdt
Afcha, vnd alfo furter durch den flufi die Sorr,
bifi zun fteinen Creutz, vnd letftlich bifi zur
Maurbach.
Die dritte (C) ist in einem gegen Ende des 17. saec.
niedergeschriebenen Auszug aus den Rechten des Klosters
Maursmiinster enthalten, in Faszikel H. 558 des Strass-
burger Bezirksarchivs. Das Schriftstiick f&ngt folgender-
massen an:
Erftlichen vermog konigs Theoderici in Franck-
reich Confirmation gehoren St. Marten vndt dem
Clofter Maurfmiinfter alleine zue: grundt vndt
boden, waffer vndt weyde, walde, Acker vndt
matten, gebawen vnd vngebawen von dem bruckel
») II, p. 32. — «) sic!
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. cftn
zu Schweinheim ahn bis an die Zaberer landt-
ftraffe, vnd hernach bis ahn die Marlnheimer
ftraffe, hernach an den Marcktftein bey dem
Zifterner brunne bis zu der Gunselbach,
ferners bis an den Kuhberg, von dannen bis ahn
den orth, der da genandt wirdt Affoua, vnd alfo
furter durch den flufi die Soma bis zum fteiner^r
Creiitz vnd letzlich bis zue der Maurbach.
Von diesen Ubersetzungen stiitzt sich die erste und
dritte anscheinend auf den im Kloster gebr&uchlichen, die
zweite anscheinend auf den von Bruschius verOffentlichten
Text, obgleich ich nicht sagen kann, woher die merkwurdige
Lesart Hugenheim anstatt Schweinheim staramt.
Zur Bestimmung des Gebietes der Mark nach diesen
Grenzangaben leistet uns nun, wie bereits Fuchs ') und
Sigrist2) mit Recht bemerkt haben, die Celsus-Urkunde
gute Dienste. Diese verzeichnet n&mlich, wie wir bei
Beleuchtung dieser Urkunde gesehen haben, innerhalb des
schiefen Quadrates, welches von der die Markbegrenzung
enthaltenden Umschrift eingeschlossen ist, die zur Mark
Maursmiinster gehOrigen Ortschaften unter dem Bilde kleiner
Hauschen8). Die Zusammenstellung stammt aus dem An-
fang des 12. saec., und auch die Ortsnamen haben die
Namensform jener Zeit. Sie fullen aber das Gebiet aus,
welches schon im 8. und 9. saec. die Mark ausmachte.
Die Markgrenze muss also, vom Kloster Maursmiinster aus
gerechnet, ausserhalb dieser Markorte liegen, diese also
selbst einschliessen und sich fur die nordliche, ostliche und
siidliche Grenze unter Umstanden mit den heutigen Bann-
grenzen derselben decken. Diese Orte fuhren auf der
Celsus-Urkunde (nach der Abschrift des Catal. Maur.)
folgende Namen:
Ovderde*) villa. Bura. Sueinheim. Leobardi
villa. Ritanburc5). Signum Christi. Dumphilesdal.
Hemmingesbura. Duranbach. Dillerescilla. Wal-
!) [A. Fuchs], Die Marca Aquileiensis oder Eichelmark, im Jahrb. f.
Gcsch., Sprache u. Litt. Els.-Lothr. 1888, p. 123. — ■) a. a. O. p. 67.
— 8) Vgl. p. 541 f. — *) Die Bnchstaben O und v sind in der Urkunde
ineinander geschrieben. — 6) Genauer: Ritanburuc, aber dies ist falsch
abgeschrieben.
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568 Herr.
deneshoven. Suabowilare. Domni Petri. Hegeiheim.
Godenhusa. Gareburc *).
In dieser Reihenfolge sind die Orte um das Mittelbild
gruppiert, und diese Anordnung entspricht genau der
geographischen Lage, von Norden anfangend uber Osten,
welche dieselben gegeniiber Maursmiinster als Mittelpunkt
der Mark einnehmen. Es sind 16 Orte, und merkwurdiger
Weise fehlt Hiiltenhausen, welches im Anfang des 12. Jahr-
hunderts in Maursmunsterer Urkunden doch als »Hilden-
husen* vorkommt. Es ist deshalb mit grosser Wahrschein-
lichkeit zu vermuten, dass in der ursprunglichen Celsus-
Aufzeichnung, der Vorlage der heutigen Celsus-Urkunde,
dieses Dorf fehlte, weil es zu des Abts Celsus
Zeiten noch nicht bestand. Der Verfasser der Celsus-
Urkunde hat dies einfach so iibernommen, ohne den zu
seiner Zeit bestehenden Ort hinzuzufugen. In der Skizze
der Narratio historica*) in H. 574 des Bez. Archivs Strass-
burg ist Garburg vergessen worden, und in der von
Hanauer, GlOckler und Sigrist davon veroffentlichten
Abbildungs) fehlt sogar noch Waldeneshoven (heute
St. Gallen?)*). Die in G. 1373 des Bez. Arch. Strassb. vor-
handene, ebenfalls bereits erw£hnte Skizze gibt dieselben
Namen wie die Abschrift im O.tal. Maur., mit nur wenigen
Abweichungen (Qderde villa, falsch abgeschrieben, indem
die beiden ineinander geschriebenen Buchstaben O und v
alsQ gelesen wurden; Sveinheim; Duranbachii; Dillerecilla ;
Waldensis hoven; Svvabovilare; Hegenheim; Garebergh).
Diese Orte geniigen uns vollstandig, um die ehemaligen
Grenzen der Mark im Anfang des 9. saec, wie sie dem-
nach auch in der Schenkung lauteten, zu bestimmen. Wenn
wir. wie Sigrist, noch solche Orte hinzunehmen, welche
spater auch einmal zu Maursmiinster gehorten, ohne mit
*) G«nauer: Garebeurc, was aber auch nur falsch abgeschrieben ist. —
f) cf. p. 531, Aom. 10. — 8) cf. p. 539, Anm. 3 u. p. 540, Anm. 1. —
*) Diese drei geben nicht einmal die Namen genau nach dem Wortlaut der
Skizze. Hier lauten die Namen deutlich: Oderde villa, Bura, Sueinheim,
Leobardi villa, Reit tan burg, Signum Christi, Dumphelsdal, Hemingesbura,
Duranbach, Leogardici cella, Waldeneshoven, Suabevilare, Domini Petri,
Hegenheim, Godenhusa, also sind sie auch ziemlich genau abgeschrieben und
nur wenig modernisiert.
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Die Schenkung der Mark Maursmttnster. cftg
die ursprtingliche Mark zu bilden, oder auch eine Anzahl
Ortlichkeiten, innerhalb der Mark liegend, welche noch im
12. saec. wahrscheinlich nur Plurnamen oder einzelne
H&user1) waren, so kann dies nur verwirren. Jedenfalls
bildeten zur Zeit des Celsus nur diese 16 Orte die Mark
Maursmiinster, und damit haben wir allein zu rechnen.
Die Lage dieser Orte ist im allgemeinen klar. Wo
wir vielleicht heute keine solchen Namen mehr finden, hilft
uns die Skizze aus H. 574 aus, welche die einzelnen Namen
mit »vulgoc oder durch andere Zusatze nach den Verh£lt>
nissen ihrer Zeit, des 18. saec, erkl£rte, wie es uns die
Abbildung bei Hanauer usw. zeigt. Oderde villa ist Otters-
weiler; Bura ist verschwunden, die Skizze setzt hinzu: vulgo
Btirhoff, also im 17. saec. nur noch ein Gehoft, welches
jetzt auch nicht mehr vorhanden ist und woran der Flur-
name Bttrfeld zwischen Ottersweiler und Schweinheim
erinnert2); Sueinheim = Schweinheim; Leobardi villa
— Lochweiler 3) ; Ritanburc — Reutenburg; Signum
Christi — Singrist*); Dumphilesdal = Dimbsthal; Hem-
mingesbura hat in der Skizze H. 574 den Zusatz »pagus
destructus«, existierte also im 18. saec. nicht mehr6), heute
erhebt sich an dessen Stelle das Dorf Hengweiler; Duran-
bach hat ebenfalls den Zusatz »pagus destructusc, also gilt
von ihm dasselbe wie beim vorhergehenden Ortsnamen,
doch ist es nicht wieder aufgebaut, und man kann nur
vermuten, dass es seinen Namen von einem Bache trug,
welcher vielleicht der heutige Dorrenbach^ ein Nebenfluss-
chen der Mossel bei Reinhardsmunster ist, so dass der Ort
zwischen Hengweiler und Reinhardsmtinster zu suchen
*) z. B. Salenthal, welches, wie wir sehen werden, ausserhalb der
Markgrenze lag; Sibenich D aim ate, Buchberg = Siebeneich, Thalmatte, Buchen-
berg; Scafusa = Schafhaus; Einsidelen = eine Einsidelei. — Allerdings er-
scheint Salahendal im Anf. des 12. saec. als Ort der Mark (Urk. des Mein-
hard), aber damit ist nicht bewiesen, dass es im 9. saec. dazugehOrte. Der
Ort liegt n&mlich siidlich der Wasserscheide, welche wir nun einmal, nach
alter Frankensitte, als Grenze ansehen mtissen. — •) Nach Fuchs, a. a. O.
p. 123. Nach Sigrist, a. a. O. p. 74, gibt es im Bann Schweinheim ein
Gewann Burhof. — 8) cf. Exkurs I, p. 594, Anm. 2. — *) Die Skizze setzt
hinzu: vulgo Sincrist. — *) Nach Sigrist, a. a. O., im 3pjahrigen Krieg
zerstOrt.
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570 Herr.
sein wird1); Dillerescilla = Reinhardsmunster*); Waldenes-
hoven ist nicht mehr vorhanden, muss aber im 17. saec.
noch existiert haben, weil es auf der Skizze in H. 574
ohne Zusatz steht, und ist wahrscheinlich identisch mit dem
heutigen Weiler St. Gallen1); Suabowilare ==Schwebweiler;
Domni Petri = Thai*); Hegeiheim = Hagen; Godenhusa
= Gottenhausen; Gareburc = Garburg.
Diese Ortschaften sind uns hauptsachlich fur einen
Teil der nordlichen, dann aber vor allem fOr die Ostliche
und sOdliche Grenze der Mark wichtig. Werden wir aus
der Grenzbeschreibung eine Grenzlinie herstellen kOnnen,
welche diese Orte einschliesst , dann wird dieselbe richtig
sein. Wir durfen uns aber nicht von diesem Verzeichnis
allein leiten lassen, sondern miissen zun&chst suchen, die
Einzelheiten der Grenzbestimmung der Theoderich-Urkunde
zu erklaren und festzulegen. Jenes Ortsverzeichnis gibt
uns im allgemeinen an, wo die Grenze sich hingezogen
haben muss, die Grenzbestimmung legt sie aber erst fest.
Suchen wir also die Grenzbeschreibung zu erklaren.
Fuchs6) hat bis jetzt die beste Untersuchung daruber
geliefert und ist auch zu annehmbaren Resultaten gelangt.
lch kann deshalb im allgemeinen auf seine Ausfiihrungen
*) Nach Fuchs, a. a. O. p. 124, heisst ein Gewann bei dem GehoTte
Buchberg (bei Reinhardsmunster) ebenfalls Durcnbach. — *) In der Skizze
H. 574 erscbeint es als Leogardici cella vulgo Dillersmunster, womit stimmt,
dass in der Celsus-Urkunde des Catal. Maur. der Schutzheilige von Dilleres-
cilla als St. Leodegarius angegeben ist, welcher heute noch der Heilige von
Reinhardsmiinster ist. Der alte Ort Dillersmunster ging mit der Zeit ab und
an seiner Stelle erhob sich der heutige, 1616 durch Graf Reinhard von Hanau-
Lichtenberg neugegrundete Ort. — 9) Der Name St. Gallen koramt von einer
Kapelle des h. Gallus, welche heute noch in modernisierter Gestalt sich dort
erhebt. Im »Reichsland Els.-Loth.« III, sub. »Waldhofen« ist es als wahr-
scheinlich hingestellt, dass diese Kapelle ausserhalb des ebemaligen Waldenes-
hoven lag, dass also der nm dieselbe entstandene Ort nicht mit Waldenes-
hoven, welches spfiter abging, identisch ist. In Dinghofsprflchen des
18. saec. (Bea. Arch. Strassb. H. 648) von Thai, Schwebweiler und St
Gallen wird aber Waldshoffen und St. Gallen als identisch gebraucht, so dass
doch wohl beides dasselbe ist. — 4) Der KirchenheiKge war nach der Celsus-
Urkunde des Catal. Maur. der heil. Petrus. Der neuere Name des Ortes
kommt aus der Bezeichnung »im Thal«, welche dann Ortsname wurde (so
noch in den Dinghofspruchen von 1727 und 1742; H. 648 des Bez. Arch.
Strassb). — 6) a. a. O. p. 125 ff.
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Die SchenkuDg der Mark Maursmiinster. 57 1
verweisen. Immerhin sind noch einige Fragen zu erledigen,
und ausserdem hat auch Fuchs eine Lucke in der Grenz-
beschreibung nicht ausfiiilen kOnnen, zu welcher ich zweck-
dienliche Angaben machen zu konnen glaube.
Zunachst ist es anzuerkennen, dass Fuchs mit der
falschen Obersetzung des >ad Suenhehm gebrochen hat.
Gewiss, wenn man von dem Bruckchen bei Schweinheim,
also von dem siidwestlich von diesem Orte tiber den Kuh-
bach fiihrenden Brftckchen, ausgehen will, kann man wohl
auch an die publica strata Tabernensis gelangen, wo die
Grenze weiterlauft; es ist nicht nOtig, dass man den Ort
Schweinheim dabei ausschliesst, wenn man die Grenze nur
dem Kuhbach entlang und dann der Banngrenze nach-
gehen lasst. Dieser Weg ist aber nicht selbstverstandlich
und hatte deshalb unbedingt in der Grenzbeschreibung
bemerkt werden mdssen. Andererseits wQrde aber auch
die Verbindung nach ruckwarts mit dem Mauri rivus voll-
standig fehlen. Dieser Mauri rivus ist, wie Fuchs nach-
weist und bereits Dag. Fischer') richtig vermutet hat,
sicher der Mosselbach *), aber dann mttsste unbedingt in
der Grenzbeschreibung stehen, auf welchem Wege man
vom Mauri rivus, wo die Beschreibung aufhort, an das
ponticulum bei Schweinheim gelangt, wenn man den
Ottersweilerer Bann, welcher innerhalb des geschenkten
Gebietes fallen muss, nicht ausschliessen will; wenn das
Brtickchen bei Schweinheim liegen und die Grenze dort
anschliessen sollte, dann konnte man, weil die Grenz-
beschreibung nichts Naheres angibt, nur so vom Mauri
rivus nach dem ponticulum gelangen, dass man diesem
Bach aufwarts bis zur EinmQndung des bei Schweinheim
vorbeifliessenden Kuhbaches folgt und dann diesem Kuh-
bach aufwarts geht bis an das betreffende ponticulum; eine
*) Dag. Fischer, Die Bnrgen Gross- nnd Klein-Geroldseck (1875), P- 5^-
— *) Nach Grandidier, hist de PegL I, p. 331 = ruisseau, qui baigne les
murs de Pabbaye, er deutet anscheinend also Mauri rivus ah muri rivus. In
der Anm. zu Nr. 34 der pieces justific. ebenda nennt er es das Miirbachlein.
Nach Glockler, a. a. O. p. 225 =■ Miirbachel oder Kohbach (Kothbach),
welcher bei Schweinheim vorbeifliesst. Sigrist, a. a. O. p. 73, schliesst sich
letzterem an. Alle diese Ansichten sind ganz und gar irrig, weil sie der
Situation keine Rechnung tragen. Vgl. auch Anm. 1, p. 590.
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57*
Herr.
solche Grenzlinie miisste aber in einer Grenzbeschreibung
angegeben sein, und ferner wttrde man auf diese Weise
den Bann Ottersweiler ausschliessen. Es wird also keinem
Zweifel unterliegen, dass das ponticulum, wie es Fuchs
annimmt, nur iiber den Mosselbach fiihren konnte, indem
Ausgangs- und Endpunkt der Grenze doch zusamtnenfallen
miissen. Fuchs hat also ganz Recht, wenn er behauptet,
dass >ad Suenheimc nur bedeulen k6nne >in der Rich-
tun g von Schweinheim«; besser wiirde man wohl noch
iibersetzen tauf Schweinheim zut. Die falsche Ubersetzung
»bei Schweinheimt haben ubrigens nicht erst die neueren
Ausleger seit Glockler gegeben, sondern schon die alten
Ubersetzungen, welche wir anderen Ortes angefuhrt haben,
sind in diesen Fehler verfallen, weil sie sklavisch iiber-
setzten, ohne der Situation Rechnung zu tragen. Der Sinn
der Grenzangabe ist vielmehr: von dem als bekannt an-
genommenen Briickchen iiber den Mosselbach auf Schwein-
heim zu.
Mit der Ubersetzung, welche Fuchs nun von der fol-
genden Angabe gibt, kann ich mich indessen weniger
befreunden. Usque ad publicam stratam Tabernensem
soil namlich heissen: immer fort auf der Zaberner Heer-
strasse. Ich bezweifle doch sehr, ob msque adc diese
Bedeutung jemals gehabt hat. Wenn sich die Situation
nur irgendwie dem Lauf der alten Romerstrasse Strass-
burg — Zabern, welche damals allein in Betracht kommen
konnte, anpassen lasst, miissen wir zun&chst bei der tradi-
tionellen Obersetzung des »usque ad«, wie wir sie auch in
alten merowingischen Urkunden noch immer finden konnen,
festhalten. Dann ware aber der Sinn zun&chst dieser: Von
dem genannten Briickchen geht es in der Richtung auf
Schweinheim zu, bis der eingeschlagene Weg die Romer-
strasse trifft. Ist diese Annahme nach den ortlichen Ver-
haltnissen haltbar? Fuchs nimmt an, dass die Grenze von
Anfang an auf der Romerstrasse hinlaufe, dass also das
Briickchen, iiber welches sie ziehe, dasjenige sei, auf wel-
ch em die Romerstrasse den Mosselbach iiberschritt; diese
Stelle bcfindet sich da, wo die Kantongrenze nordlich von
Ottersweiler iiber diesen Bach geht, und die Romerstrasse
lasst sich auf dem Messtischblatt von da aus deutlich nach
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Die Schenkung der Mark Maursmflnster. 573
Osten verfolgen. Bei dieser Annahme kann natiirlich
unsere Obersetzung, obwohl sie ganz natiirlich ist, nicht
stimmen, vielmehr w£ren wir dann auf die tJbersetzung,
welche Fuchs gibt, angewiesen. Allein auch diese lasst zu
wiinschen iibrig. — Dass wir der Banngrenze von Otters-
weiler und Schweinheim im allgemeinen zu folgen haben,
ist klar, besonders deshalb, weil zu Anfang der Grenz-
beschreibung keine Strasse angegeben ist. Da ferner die
Orte, welche in Betracht kommen, an der Grenze der Mark
liegen, wird ihre Banngrenze wahrscheinlicherweise die
Markgrenze darstellen. Diese f&llt heute aber unzweifel-
haft mit dem Lauf der alten Romerstrasse zusammen, und
dies wiirde allerdings fur die Ubersetzung und Annahme
von Fuchs sprechen. Die Bezeichnung msque ad = immer-
fort langs der Strassec ware aber dann einzig in ihrer Art.
Es gibt nur einen Ausweg aus der Schwierigkeit, namlich
anzunehmen, dass mit dem ponticulum nicht die Briicke
uber den Mosselbach im Zug der Romerstrasse gemeint
sei, sondern ein naher bei Ottersweiler befindliches Bruck-
chen. Fur eine uber einen Bach von immerhin gewisser
Breite fuhrende rOmische Heerstrasse kann man sich
ubrigens ein ponticulum, d. h. einen Steg, gar nicht
denken; da muss schon eine gute massive Briicke, ein
pons, vorhanden gewesen sein. Ein ponticulum, ein geh-
und fahrbarer Steg, aber geniigte jedenfalls fiir denjenigen
Ort, an welchem die Bewohner von Ottersweiler den
Mosselbach zu iiberschreiten pflegten. Diese S telle liegt
aber dicht am Ostlichen Ende dieses Dorfes, und von da
fiihrt nicht nur ein Weg nach Nordosten, welcher die
Romerstrasse kreuzt, sondern auch ein Feldweg nach
Schweinheim, welcher als der alte Verbindungsweg
zwischen den beiden Orten angesehen werden* muss.
Fassen wir dieses Bnickchen ins Auge, dann ware ponti-
culum ad Suenheim = »das gegen Schweinheim zu liegende
Briickchen«, und dies wiirde der Situation besser ent-
sprechen als die Ubersetzung von Fuchs, welcher das ad
auf die Richtung der Strasse. beziehen muss (= vom
Bnickchen in der Richtung auf Schweinheim auf der
Zaberner Heerstrasse immer weiter), wahrend doch die
Romerstrasse gar nicht in der Richtung auf Schweinheim,
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574 Herr-
sondern daran vorbei zieht. Das neu angenommene Bruck-
chen aber lage wirklich ad Suenheim, d. h. in der Rich-
tung dorthin. Nehmen wir dies an, dann ware die von
Ottersweiler nach Nordosten auf die Kreuzfeldkapelle
ziehende Strasse die Fortsetzung der Grenze. Wo dieselbe
dann die Romerstrasse trifft, lauft sie Ostlich auf dieser
weiter. Auf diese Weise wiirde das »usque ad« seine
gewohnliche Bedeutung behalten: von dem Ottersweilerer
Bruckchen geht es (auf der Strasse) bis an die strata
publica Tabernensis. Damit wiirde aber zunachst derjenige
Teil des heutigen Bannes von Ottersweiler, welcher zwischen
dem Mosselbach und dem genannten von Ottersweiler
ausgehenden Strasschen liegt, ausscheiden miissen. Wenn
wir nun auch in den meisten Fallen annehmen kOnnen,
dass die Banngrenze eines Ortes sich im Laufe der Jahr-
hunderte nicht ge£ndert hat, so kann dies doch schliesslich
nicht als allgemeiner Grundsatz aufgestellt werden. Tat-
sache ist z. B„ dass der Bann vieler Orte durch Aufteilung
des Bannes eines verschwundenen Ortes Zuwachs erhalten
hat. Es ware nicht unmOglich, dass hier etwas Derartiges
vorlage. Denn wahrscheinlich sind die nicht weit davon
nach Nordosten liegende Kreuzfeldkapelle und die in ihrer
N&he liegenden Einzelhauser der Rest eines Dorfes, zu
dessen Bann jenes Stuck urspriinglich gehort hat. Bei der
Aufteilung kam das Stuck an Ottersweiler. Damit liesse
sich die zu machende Annahme einer Bannanderung
erklaren. Ich halte diesen Lauf der Grenze fur die einzige
Moglichkeit, dem Wortlaut der Grenzbeschreibung gerecht
zu werden. Nehmen wir sie nicht an, dann miissen wir
uns an die Deutung von Fuchs weiter halten, obgleich der
Wortlaut damit streitet.
Von dem Punkte an, wo das Ottersweilerer Strasschen
die alte Rttmerstrasse schneidet, lauft die Grenze dieser
letzteren nach, und zwar bis dahin, wo die strata Marlegensis
davon abzweigt. Dies liegt in dem Wortlaut der Grenz-
beschreibung. Denn wenn es darin heisst: de ponticulo ad
Suenheim usque ad publicam stratam Tabernensem ac
deinde ad stratam Marlegensem, so ist es selbstverst&ndlich,
dass die Grenze, weil weiter nichts angegeben ist, nur
langs der strata Tabernensis an die strata Marlegensis
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Die Schenkung der Mark Maursmtinster. eye
gelangen und auf derselben weiterlaufen kann. Fuchs
findet dies bereits in dem »usque ad publ. str. Tab.« aus-
gedriickt, welches ich aber anders gedeutet habe. In bezug
auf den tatsachlichen Lauf der Grenze kommt beides ja
auf dasselbe hinaus. Die rftmische Heerstrasse geht west-
lich von Furchhausen in die jetzige Kreisstrasse iiber und
lauft auf derselben sudttstlich weiter, iiber die Hiinensteige,
verlasst dann die Kreisstrasse wieder und geht an Klein-
gOft und Zeinheim vorbei nach Kiittolsheim und Strass-
burg, in fast schnurgerader Richtung. Sudlich der Hiinen-
steige, da wo die Strasse von Lochweiler einmiindet, zweigt
die strata Marlegensis direkt nach Suden ab. Bis zu diesern
Punkte bildet die romische Strasse und Kreisstrasse genau
die Grenze der Banne von Ottersweiler, Schweinheim und
Lochweiler, die Markgrenze deckt sich also mit derselben.
Die strata Marlegensis bildet die weiter e Grenze. Dass
dieselbe dieser Strasse entlang gehen muss, liegt nicht
allein in dem ad strat. Marl., welches ad nicht nur den
Endpunkt der Grenze auf der strata Tabernensis, sondern
auch ein Weiterlaufen in der Richtung der andern Strasse
ausdriickt. Dies wird vielmehr auch angedeutet durch die
folgenden Worte der Grenzbeschreibung : hinc terminum
de fonte cisternata etc. Die fons cisternata ist ein Punkt,
wo die Grenze wieder eine andere Richtung einschlagt,
und dieser Punkt liegt an der strata Marlegensis, denn
von da aus (hinc) andert sich die Richtung. Diese strata
Marlegensis ist uns nun ihrem Verlauf nach bekannt. Ur-
sprunglich jedenfalls ein vorrOmischer Weg, welcher als
eine Abzweigung des dem Gebirge entlang ziehenden
Hauptkeltenweges zu betrachten ist, bildete derselbe eine
vom Krontal bei Wasselnheim ausgehende Verbindung
mit der nordlicher gelegenen Buchsweilerer Gegend. Die
Romer bauten ihn wenigstens bis zur Kreuzung mit der
strata Tabernensis aus; ob sie ihn auch weiter nordlich,
iiber die Hiinensteige hinaus nach Furchhausen zu, aus-
bauten, ist fraglich, aber immerhin wahrscheinlich. Uns
beriihrt hier nur das Stuck bis zur Hiinensteige, welches
unter frankischer Herrschaft den Namen »Marlenheimer
Strasset erhielt, weil es sich durchs Krontal auf Marlen-
heim (Marleia) hinzog. Denn da Marleia (oder richtiger
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 38
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57^
Herr.
Marlegia), obvvohl wahrscheinlich vorrOmisch, erst in fran-
kischer Zeit seine Bedeutung erlangte, wird es auch dann
erst der Strasse, welche es mit Zabern verband, seinen
Namen gegeben haben. Ausserdem war Marlegia von
Zabern aus nach dieser Richtung der nachste grOssere Ort;
Wasselnheim bestand wohl nur erst als frankisches Herren-
gut, auch lief die Strasse vermutlich an demselben vorbei
direkt ins Krontal hinein (heute noch Feldwege). Die
Strasse ist, abgesehen von gewissen Anderungen, bis in
die neueste Zeit als Verbindungsstrasse Wasselnheim- Zabern
in Betrieb gewesen. Als die neue Strasse Wasselnheim —
Zabern tlber Maursmunster angelegt wurde, blieb nur das
Stuck von Wasselnheim bis an die Kreuzung Jetters-
weiler— Zehnacker in Betrieb; von hier an bis zur Hunen-
steige ist die Strasse seitdem Feldweg.
Es kommt nun darauf an, an oder in der Nahe dieser
Strasse, von der Hunensteige aus nach Suden, die fons cister-
nata aufzufinden, denn von hier aus (hinc) ging die Grenze der
Mark nach Westen. Fuchs will anscheinend gleich vom Beginn
der strata Marlcgensis an der Hunensteige aus die Grenze
nach Westen fuhren, denn er sagt, er habe von der
Hunensteige bis zum Kuhberg im Westen keinen ahnlich
lautenden Namen wie »fons cisternatac gefunden. Wir
haben aber der strata Marlegensis zunachst ein Stuck
nachzugehen. Und da glaube ich die fons cisternata
gefunden zu haben. Nach ungefahr 1200 Metern findet
sich namlich auf der westlichen Seite der Strasse dicht an
derselben, gegenuber dem Orte, wo von Kleingoft aus ein
Feldweg einmttndet, ein stark ausfliessender Brunnen, also
ein fons, welcher in Mauerwerk gefasst und liber dem
Niveau des Wassers mit einem runden ausgehauenen
Brunnenstein umgeben ist. Da unter fons cisternata nur
eine gefasste Quelle zu verstehen ist, so glaube ich hier
am rechten Orte zu sein , welchen Fuchs vergeblich ge-
sucht hat. Der Brunnen ist ofFenbar uralt. Der runde
Brunnenstein gehort ursprunglich nicht dazu, sondern ist
lose auf die Brunnenfassung aufgesetzt; derselbe ist aber
so sehr abgenutzt, dass er schon viele Jahrhunderte an Ort
und Stelle sitzen muss. Ich schliesse aus der ganzen merk-
wiirdigen Beschaffenheit der Umgebung, dass sich hier
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Die Schenkung der Mark Maursmttnster. cjj
einst eine Ansiedlung befand, welche schon seit Jahr-
hunderten verschwunden ist, und dass man zur Zeit ihrer
Griindung den Rrunnenstein (iber der bereits gefassten
Quelle errichtete. Zur Zeit der Schenkung der Mark
Maursmiinster war diese Ansiedelung noch nicht, sondern
nur die Quelle vorhanden, deren Fassung vielleicht auf
einen Einsiedler oder gar auf romische Zeit zuriickgeht *).
Bis an diesen Punkt mtisste also die Markgrenze dem
jetzigen Strassenzug der strata Marlegensis folgen. Wir
finden aber hierbei die auffallende Tatsache, dass wir uns
damit nicht mehr auf der Banngrenze der Markorte, son-
dern vielmehr auf dem Bann von Kleingoft bewegen
wiirden. Die Banngrenze der Markorte macht etwa
300 Meter sfidlich des Anfangspunktes der Strasse einen
flachen Bogen nach Westen und nahert sich erst in der
N&he der genannten Quelle auf etwa 300 Meter wieder
der Strasse, um von da erst stidwestlich und dann westlich
weiter zu ziehen. Nun miisste aber die Grenze der Mark
doch dieser Banngrenze folgen. Wir kOnnen diesen Wider-
spruch nur damit beseitigen, dass wir annehmen, die alte
romische und fr&nkische strata Marlegensis habe einen
andern Weg eingeschlagen als die spatere Staatsstrasse.
Und vermutlich hat es sich auch so verhalten. Noch jetzt
fuhrt an der Ostlichen Banngrenze von Lochweiler, also
an der Markgrenze, auf etwa 700 Meter Lange ein Feld-
weg, welcher in seiner Verlangerung nach Norden auf den
Anfangspunkt der strata Marlegensis hinweist, im Siiden
grade in der Nahe der erwahnten Quelle abbiegt, aber in
der Verlangerung auf denjenigen Punkt der Strasse hin-
weist, wo dieselbe aus der nordwestlichen Richtung in die
nOrdliche iibergeht (in der Nahe der Strassenkreuzung
*) Sicher falsch sind folgende Ansichten: Nach Grandidier, a. a. O. =
Griesbachel, Nebenfliisschen der Zinsel, welches bei Hattmatt mttndet; allein
dies ist Gebiet des Kl. Neuweiler und hat nie zu Maursmttnster gehOrt. Nach
Glockler, a. a. O. p. 225 = Autorbrunnen, sudlich von Maursmiinster am
Fusse des Kloppberges. Nach Dag. Fischer, a. a. O. p. 54 =• Quellen des
Mosselbaches, welche bei Reinhardsmiinster in einen Fclsenschlund sich
ergiessen, um nach einem unterirdischen Laufe wieder ans Tageslicht zu treten.
Nach Sigrist, a. a. O. p. 70 = die Quelle des im Dorf Hengweiler befind-
lichen Laufbrunnens. Alle diese Ansichten stimmen nicht zur eigentlichen
Situation.
3«*
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578 Herr.
Westhausen — Reutenburg). Ein Blick auf das Messtisch-
blatt zeigt sofort, dass wir dieses Stuck Feldweg ganz
selbstverst&ndlich in den Zug der strata Marlegensis ein-
gliedern kOnnen und dass es ganz gut zur ehemaligen
Strasse gehOrt haben kann. Als die spatere Staatsstrasse
angelegt wurde, hat man offenbar den Bogen abgeschnitten
und zwar deshalb, weil man so die starken Steigungen,
welche der alte Weg haben musste, etwas vermied. Ich
nehme deshalb ganz unbedenklich an, dass die strata
Marlegensis urspriinglich in dieser Gegend ihren nordwest-
lichen Lauf beibehielt und von der Nahe der erwahnten
Quelle an im Bogen der Banngrenze von Lochweiler folgte.
Auf diese Weise lauft die Grenze der Mark immer der
Strasse nach, wie es die Grenzbeschreibung auch verlangt.
Allerdings wurde dann die fons cisternata ostlich der
Strasse gelegen haben, so dass man sie nicht mehr als
Punkt der Grenzlinie bezeichnen kdnnte. Allein, um den
Grenzpunkt zu bezeichnen, musste eben, mangels anderer
Anhaltspunkte, diese Quelle dienen, auch wenn sie nicht
direkt in die Grenze fiel. Sicher ist jedenfalls, dass an
dieser Quelle bzw. auf der Hohe derselben die Markgrenze
von der strata Marlegensis abbog. Zugleich diirfte es nach
den vorausgegangenen ErOrterungen aber auch klar sein,
wie sehr Sigrist1) im Irrtum ist, wenn er in der strata
Marlegensis die ROmerstrasse erblickt, welche durchs Kron-
tal kommend uber Romansweiler, Singrist und Maurs-
minister nach Zabern zog. Gesetzt den Fall, der Lauf
dieser ROmerstrasse, welche wie mehrere andere ebenfalls
vom Krontal ausging, ware damit richtig angegeben, was
ich bezweifle, da meinen Forschungen nach diese Strasse
iiber Kossweiler gegen Wangenburg und abzweigend gegen
Dagsburg zu lief, so kOnnte jedenfalls die strata Marle-
gensis damit nicht gemeint sein, da diese das Gebiet der
Mark im Osten begrenzt, die von Sigrist angegebene
Strasse aber dieses Gebiet der Lange nach durchqueren
und bis dahin, wo sie in Betracht kame, die Grenze vollig
haltlos in der Luft schweben wurde.
Von der fons cisternata muss sich nun, wie es Fuchs
mit Recht annimmt und wie es die Lage der in Frage
') a. a. O. p. 70, 77 u. 86.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. cyn
kommenden Markorte erfordert, die Grenze auf der Wasser-
scheide zwischen Mossig und Mosselbach, welche sich von
hier in einem flachen Bogen nach Westen dreht, fortsetzen.
Die Grenzbeschreibung lautet n£mlich: hinc terminum1)
(= von hier aus die Grenze, d. h. von hier aus geht die
Grenze) de fonte cisternata cum adjacentibus suis
usque ad Gunsinum rivum indeque ad montem
Cuobergum. An den Gunsinus rivus, welcher unzweifel-
haft in das Gebiet der Mark sich ergiessen muss, kann
man aber, wenn nichts Naheres angegeben ist, nur auf
dem Wege der Wasserscheide gelangen. Die Grenze
steigt also, genau wie die Banngrenze von Reutenburg,
vom Talchen der fons cisternata aufwarts bis an den
Schliffsteinberg und geht dann immer der Banngrenze der
Markorte Reutenburg, Singrist, Dimbsthal'), Hengweiler,
welche sich stets auf der Wasserscheide halt, nach. Mit dem
»cum adjacentibus suis« ist jedenfalls nichts anderes gemeint
als das der fons cisternata benachbarte Gelande, welches die-
selbe von der strata Marlegensis (nach der von uns ange-
nommenen Situation) trennte; es kann diese Angabe in
gewissem Sinne als ein Hinweis darauf dienen, dass die
fons cisternata nicht direkt an der Strasse lag, wie es heute
der Fall ist, sondern abseits, weil die Strasse mehr westlich
zog. Auf den tats&chlichen Verlauf der Grenze hat dieser
Zusatz keinen Einfluss.
Doch wo mussen wir den Gunsinus rivus suchen?
Fuchs hat auch diesen nicht festzulegen gewagt, weil ein
ahnlicher Bachname heute nicht mehr erhalten ist, und alle
bisherigen Deutungen sind mehr oder weniger verfehlt*).
Nun ist es durchaus nicht notig, dass der Name des Baches
sich erhalten hat, denn auch solche Namen konnten sich
*) Nach Du Cange, Glossarium, VI, p. 547 kommt terminum hin und
wieder in alten Urkunden = limes vor. — *) Salenthal ist ausgeschlossen,
cf. Anm. 1, p. 569. — ») Nach Grandidier, a. a. O. = Zinsel, welche bei
Steinburg in die Zorn fliesst. Nach GlOckler, a. a. O. — der Bach bei Gunz-
weiler in Lothringen, welcher in die Zorn fliesst. Nach Dag. Fischer, a. a. O.
= Gem sen bich lei n (Gunsinus verschrieben fttr Gemsinus), am Gemsenberg auf
dem linken Ufer des Barenbachtals (Zufluss znr Zorn). Nach Sigrist, a. a. O.
= Sommeraubach, bei Birkenwald entspringend, Nebenfluss der Mossig; dies
ist ganzlich unwahrscheinlich, weil wir es ilberhaupt nicht mit dem Fluss-
gebiet der Mossig, sondern nur dem des Mosselbachs zu tun haben.
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580 Herr.
im Lauf der Zeit andern. Und ferner konnen wir ziemlich
genau angeben, an welcher Stelle der Gun sin us rivus sich
befunden haben wird. Es ist namlich als unzweifelhaft
anzunehmen, dass dieser Bach oder vielmehr seine Quelle
als Grenzpunkt deshalb angegeben ist, weil an der be-
treffenden Stelle die Grenze wieder eine andere Richtung
einschlagt. Diesen Ort konnen wir aber bestimmen. Fuchs
hat schon gezeigt, dass die Wasserscheide, welcher wir
folgen mussen, dem Sattelfelsen, dem uralten Grenzstein
auf dem Reutenburger (Ritterburger) Kopf westlich Heng-
weiler zustrebt, welcher noch jetzt einen Eckpfeiler der
Grenze zwischen Eisass und Lothringen bildet. In der Tat
setzt sich die Banngrenze des Markortes Hengweiler und
die anschliessende Kreisgrenze direkt bis zum Sattel-
felsen fort, wo die Bezirksgrenze von Westen ankoramt
und nach Siidwesten weiterlauft. Von hier aus mussen
wir nun auf irgend eine Weise an den raons Cuobergus
zu gelangen suchen, welcher naturlich in dieser Gegend
nur der Kiihberg, westlich des Barenbachtales im Zuge
der Bezirksgrenze, sein kann1). Die Bezirksgrenze lauftja
nun iiber Berg und Tal zur Hahe desselben, und Fuchs
nimmt sie ohne weiteres auch als Grenzlinie der Mark an,
weil er zwischen dem Sattelfelsen und dem am Kuhberg
sich vorfindenden Gedeckten Markstein eine direkte Ver-
bindung herstellen zu mussen glaubt. Er sieht diese
beiden aufrechtstehenden Felsen als ehemalige Grenzsteine
der Mark Maursmiinster an, und weil kein dritter derselben
in der Nahe ist, nimmt er an, sie seien aufeinanderfolgende
Steine, und verbindet sie auf dem kiirzesten Wege, wie es
die jetzige Bezirksgrenze tut. Nun ist es aber klar, dass
wenn diese beiden Steine von der ehemaligen Mark Maurs-
miinster erst errichtet worden waren, sich auf dem Lauf
der Grenze innerhalb der Gebirgsregion noch mehr solcher
Steine finden miissten, was aber nicht der Fall ist. Sicher
haben wir hier Grenzsteine vor uns, aber aus einer weit
zuriickliegenden prahistorischen Zeit, und dass die Mark
Maursmiinster sie benutzte, ja sie spater auch mit ihren
Zeichen und Jahreszahl versehen liess, ist etwas Natur-
') Nach Grandidier, a. a. O. = Kugdberg, ein Weiler bei Dossenbetm !
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Die Schenkung der Mark Maursmfinster. c3i
liches. Aber sie bilden ursprunglich keinen Bestandteil
der Markgrenze. Diese kann also, unbeschadet der beiden
genannten Felsen als ehemaliger Grenzsteine, noch uber
den Sattelfelsen hinaus nach Sudwesten weitergelaufen
sein. Ja, unsere Grenzbeschreibung erfordert dies sogar,
denn wir miissen auf der Wasserscheide weitergehen, bis
wir einen Wasserlauf treffen, welcher noch ins Gebiet der
Mark fallt und von wo aus man, ohne die Hohe zu ver-
lassen, nach dem Kuhberg gelangen kann. Denn wenn
die Grenze nicht langs eines Wasserlaufes geht, dann
kommen nur die Bergriicken in Betracht, was man fur
jene alteste Zeit wohl als Regel annehmen kann, weil die-
selben ausser den Bachen und Flussen die einzigen natiir-
lichen Grenzen bildeten. Nun verl&uft aber in diesem
Falle die Grenze nicht langs eines Wasserlaufes, sondern
sie geht nur bis zu einem solchen und biegt von da aus
nach dem Kiihberg. Diese Situation trifft aber nur fur
den Ort zu, wo das Barenbachtal sich offnet, also am
Wolfsberg beim jetzigen Weiler Hub. Ich lasse deshalb
die Grenze vom Sattelfelsen aus der Wasserscheide noch
folgen uber den Singrister Kopf bis zum Wolfsberg, und
von da geht sie auf der Hone, auf welcher jetzt der
Ort Hub liegt, nach Nordwesten direkt zum Kuhberg.
Kurz vorher trifft sie die Bezirksgrenze wieder, welche in
scharfer Ecke ebenfalls uber den Kuhberg zieht. Nehmen
wir dies an, so kann der Gunsinus rivus nur der Baren-
bach sein. Wenn wir mit diesem Lauf der Grenze auch
Gegenden einschliessen, welche sich im spateren Mittel-
alter in anderer Hand befinden, so miissen wir bedenken,
dass das Kloster Maursmiinster gerade durch seine Schutz-
vogte von Geroldseck vielfach geschadigt worden ist und
dass ihm also durch dieselben manches, was friiher zur
Mark gehorte, entfremdet worden sein kann und wird.
Die Verhaltnisse der Grenzbeschreibung weisen eben ins
7. oder 8. saec. hinein, und da ist doch wohl manches anders
gewesen als es etwa im 12. saec. in die Erscheinung tritt.
Was die fernere Richtung der Grenzlinie vom Kiih-
berg aus betrifft, so schliesse ich mich der Meinung von
Fuchs an, welcher dieselbe durch das Schachenecktal bis
zur Zorn weiterfiihrt und dann dem Lauf der Zorn, wie es
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582
Herr.
die Grenzbeschreibung angibt, folgen l&sst. Auf das
Schachenecktal weist uns der Lauf der Bezirksgrenze und
die Riicksicht auf den Ort Garburg. Denn dieser Ort ist
in der Celsus-Urkunde als Markort angegeben, wenn auch
Sigrist1), weil er ihn auf seiner schlechten Skizze, welche
er von dieser Urkunde kennt, nicht vorfindet, ihn erst im
12. saec. als Bestandteil der Mark erscheinen l&sst. Nur
wenn wir dem Schachenecktal folgen, schliessen wir ihn
in die Grenze ein. Nur mochte ich eine Bemerkung
betreffs des Ortes Ascouua machen. Es ist nicht richtig,
wie Fuchs mit Dag. Fischer*) annimmt, dass »Ascouuac
(Aschowa) dasselbe sei wie »fraxinetum«, namlich eine
Latinisierung von »Aeschenwaldc. Vielmehr ist es nichts
anderes als »Eschau«, womit wir den Namen des bei Strass-
burg liegenden Ortes und ehemaligen Klosters Eschau ver-
gleichen konnen, welcher ebenfalls einmal als »Ascuwa«
vorkommt8). In der Grenzbeschreibung ist ja auch deutlich
gesagt, dass die Grenze per fraxinetum ad locum qui
vocatur Ascouua ziehe, dass man also langs eines Eschen-
gebuschs gehen und dann erst an den Ort Ascouua kommen
miisse. Unrichtig ist die Ansicht von Fuchs, dass Eschen
nur in feuchtem Grunde an Bachufem usw. vorkommen;
dies gilt von der Erie, aber nicht von der Esche, denn
letztere gedeiht mit Vorliebe an Hangen und Hugeln. Es
ist anzunehmen, dass an den ansteigenden Hangen des
Schachenecktales Eschen wuchsen, ja, dass sie damals aus-
gedehnte Waldstreifen langs des Tales bildeten. Von den-
selben hat der Ort Ascouua seinen Namen erhalten:
Eschenau, also haben sich diese Eschenwaldungen bis in
dessen Nahe erstreckt. Dieser Ort Ascouua hat aber sicher
da gelegen, wo das Schachenecktal in das Zorntal aus-
mundet, denn von da aus (durch et sic angedeutet) geht
es per fluvium Soma, d. h. der Zorn entlang*). An das
*) a. a. O. p. 75. — *) a. a. O. p. 54. — «) Grandidier, hist. d'Als. II,
pieces justific. Nr. 523. Er bringt daselbst die Form Ascuwanc, aber es liegt
auf der Hand, dass dies verschrieben sein muss fur Ascuwam, woraus sich
der Nominativ Ascuwa ergibt. — 4) Grandidier, a. a. O., identifiziert es mit
Ottersthal, n6rdl. Zabern, was falsch ist. Stieve, Zabern im Elsass (1900) p. 26,
verlegt den Ort Aschowa dahin, wo sich jenseits der Zorn, ein gutes Stuck von
der Eiiimundung des Schachenecktales flussabwarts, auf dem iiber Forsthaus
Schweizerhof gelegenen Plateau ein gallo-rdmisches Grabfeld und ausgedehnte
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. 533
Dorf Haselburg, welches westlich vom Schachenecktal
liegt, ist unter keinen Umstanden zu denken, da es And-
lauer Gebiet war1).
Die Grenze lauft nun langs der Zorn, d. h. auf dem
rechten Ufer derselben, usque ad crucem petrinam. Fuchs
schliesst sich an Dag. Fischer an*), welcher dieses Kreuz
am Fusse des Hohbarrer Berges sucht5), in Anlehnung an
die Notiz eines Urbars aus dem 15. saec. Sicher ist, dass
hier, am heutigen Gute »Kaninchengarten< vorbei, die alte
Zaberner Banngrenze lief, denn Hohbarr ist erst sp&ter
durch Kauf erworben worden. Ob aber nicht dennoch die
crux petrina n&her am Zorn ufer zu suchen sein wird? Der
Wortlaut legt es wenigstens nahe: usque ad cr. petr., was
doch wohl bedeutet, dass man dem Zornufer entlang an
das Kreuz kommt. Fuchs lasst etwa der Ruine Greifen-
stein gegeniiber die Grenze von der Zorn aus landeinw£rts
gehen. Nun, dann mtisste da, wo die ehemalige Zaberner
Banngrenze die Zorn schnitt, diese crux petrina gestanden
haben. Ich halte es fur sehr fraglich, ob wir das Kreuz,
welches in dem erwahnten Zaberner Urbar vorkommt, mit
dem unsrigen identifizieren diirfen. Vom 8. bis zum
15. saec. ist eine lange Zeit, in welcher manches alte
Kreuz verschwand, ohne ersetzt worden zu sein. Sigrist
geht in bezug auf solche Kreuze sehr gewagt vor<). Er
nimmt noch mehrere an, welche die Grenze der Mark
bezeichnet haben sollen: eins bei Ottersweiler an der nOrd-
Spuren menschlicher Niederlassungen vorfinden. Diese Annahme ist, weil nach
der Grenzbeschreibung das Gebiet der Mark Maursmunster niemals uber die
Zorn hintiberreichte, vSllig willkurlich und unhaltbar.
*) Dag. Fischer, a. a. O. p. 55, erwahnt diese Tatsache, urn zu zeigen,
dass seine Vermutung, dass Haselburg gemeint sein konne, auf schwachen
Fiissen stehe. Sigrist, a. a. O. p. 72, zitiert Dag. Fischer, stellt es aber ganz
anders dar als dieser und behauptet kuhn die Identitat. Dag. Fischer hat
wohl angefuhrt, dass Aschouua in einer Urkunde von 1681 franzdsisch als
»Assaux« erscheine, hat aber nie behauptet, dass mit diesem Assaux der Ort
Haselburg gemeint sei, wie es Sigrist hinstellt. Ausserdem ware noch zu
priifen, ob das angefuhrte Assaux und das Aschouua wirklich dasselbe ist. —
*) a. a. O. p. 55. — s) Ganz falsch ist naturlich die Auslegung Grandidiers,
a. a. O. p. 331, dass das Kreuz am Eingang des Dorfes Hfigen gestanden
habe, denn wie wollte man von da ohne nahere Angaben an die nfirdliche
Banngrenze von Ottersweiler gelangen, wo die Grenze doch (am Mosselbach)
endigen soil. — *) a. a, O. p. 72 f.
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584 Herr.
lichen Banngrenze; eines auf der Hohe oberhalb Singrist
am Zusammenstoss der Banne von Reutenburg, Singrist
und Jettersweiler; eins im Stiden von Singrist, welches
diesem Ort seinen Namen gegeben habe; eins an der ost-
lichen Banngrenze von Lochweiler. Wahrscheinlich ist
dabei aber nur dies, dass vielleicht Singrist tats&chlich von
einem solchen Kreuze, welches etwa ein Einsiedler er-
richtet hatte, seinen Namen (Signum Christi) erhalten hat.
Ob aber zur Zeit, als die Schenkung der Mark erfolgte,
an den anderen von Sigrist genannten Punkten solche
Kreuze sich erhoben haben, ist nicht zu erweisen. Aller-
dings stehen die kleinen Kreuze, welche sich an den
genannten Orten jetzt vorfinden, und welche Sigrist als
Ersatz fur die verschwundenen alten Kreuze ansieht, auf
der Grenze der Mark, das Kreuz bei Ottersweiler wahr-
scheinlich ausgenommen f). Ich erkl&re dies aber als reinen
Zufall. Diese Kreuze, wie wir sie ott an unseren Feld-
wegen finden, erinnern teils an ein merkwurdiges Ereignis,
welches sich an dem betreffenden Orte zugetragen hat,
teils auch sind sie die Erfiillung eines Geliibdes. Auch
soil nicht bestritten werden, dass vielleicht hin und wieder
jemand ein solches Kreuz an Stelle eines Grenzsteines
setzen liess, um damit die Frflmmigkeit der Bannbewohner
auch ausserlich zu kennzeichnen. Aber alle dienten sie
nicht solchen Zwecken, was Sigrist anscheinend damit an-
deuten will, dass er sie croix-bornes nennt. In unserem
Falle haben die bewussten Kreuze mit der Grenze der
Mark als solcher nicht das Geringste zu tun und konnen
hochstens als Bannkreuze der einzelnen Orte, welche ex.
voto, wie eben bemerkt, errichtet worden sind, angesprochen
werden. Sie sind durchweg neueren Datums. Sigrist
selbst erwahnt ja, dass auf dem Kreuz bei Ottersweiler
die Inschrift stehe: 1606. Martzolf meier. Auch das doppel-
armige Kreuz an der Banngrenze von Lochweiler, welches
aus der Feme einen ganz altertumlichen Eindruck macht,
stellt sich bei Inaugenscheinnahme als modernes Votiv-
l) Vgl. dariiber im folgenden zu der Stelle, wo die Grenzbeschreibung
wieder an den Mosselbach zuruckgefuhrt wird. Mundete dieselbe, wie es
moglich ist, dicht bei Ottersweiler, dann muss das bedeutend nordlicher an
der Ottersweiler H6he befindliche Kreuz natiirlich wegf alien.
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Die Schenkung der Mark Maursmiinster. ege
kreuz heraus; es tragt die Inschrift: L. W. 1729. Aus
diesen Griinden ist es also auch fraglich, ob das in dem
Urbar des 15. saec. vorkommende Kreuz an der Zaberner
Banngrenze mit der crux petrina der Grenzbeschreibung
identisch ist, zuraal man den Ort, an welchem es stand,
nicht genau bezeichnen kann und es vielleicht gar nicht
einmal auf der Banngrenze stand Eine hochst abweichende
Auffassung hinsichtlich der crux petrina vertritt Fritz1).
Er verlegt n£mlich dieses Kreuz an den Mosselbach in den
Bann von Monsweiler, und zwar deshalb, weil in dem von
ihm behufs Feststellung des bischOflich-strassburgischen
Besitzes im 14. saec. benutzten Kodex eine »crux bi der
Muselnc erscheint. Ohne genauere Untersuchung der
Quellen zur Maursmiinsterer Geschichte nimmt er an, dass
Zabern und Monsweiler ursprunglich ebenfalls zur Mark
Maursmiinster gehOrt haben2), und kombiniert infolge
dessen, dass das in der Grenzbeschreibung der Mark
Maursmiinster genannte Kreuz mit dem Kreuz an der
Mossel, welches sein Kodex aufweist, identisch sein
musse. Diese Beweisfuhrung ist etwas kuhn und durch
nichts begrtindet. Der Kodex, welcher den Besitz des
Bistums Strassburg im 14. saec. aufgezeichnet hat, verrSt
uns nur eins, dass namlich an der Mossel auf Monsweiler
Gebiet ebenfalls ein Kreuz gestanden hat. Dieses ware,
da es auch als »crux prope molendinum* vorkommt8), da
zu suchen, wo die von der Hunensteige herkommende
Kreisstrasse den Mosselbach Ostlich von Zabern iiber-
schreitet, ganz in der Nahe einer Miihle. Leider konnen
wir die Grenze der Mark dort nicht vorbeifiihren , da dies
unserer Grenzbeschreibung nicht entsprechen wiirde.
Wir nehmen also das steinerne Kreuz am Zornufer
an, und zwar da, wo die alte Zaberner Banngrenze am
Fusse des Hohbarr den Fluss beriihrte. Von hier aus
muss es dann zum Mosselbach gehen: tunc demum ad
Mauri rivum. Fuchs sagt mit Recht, dass man nur dem
Zug der alten Zaberner Banngrenze zu folgen brauche.
Dag. Fischer4) erwahnt erg£nzend, dass der von Otters-
*) a. a. O. p. 9 f. — *) Vgl. hiertu p. 561. — •) Vgl. b«i Fritz, a. a. O.
p. 10, Anm. 2. — *) a. a. O. p. 56.
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586 Hcrr.
weiler ausgehende und direkt nach Westen am Fusse des
Hohbarr ins Zorntal fahrende Weg, genannt »Viehwegc,
welchem entlang die alte Zaberner Banngrenze ftthrte,
ganz auf der frilheren Grenze der Mark erbaut sei. Wir
folgen also diesem Wege und gelangen so in die Nahe
von Ottersweiler. Nun fragt es sich aber, ob wir da, wo
die Banngrenze von Ottersweiler, welche ein Sttick diesem
Weg folgt, nach Nordosten abbiegt, ebenfalls, der Bann-
grenze folgend, die Markgrenze nordostwarts fiber die
Ottersweiler Hohe fiihren oder ob wir dem erw&hnten
Wege weiter folgen miissen. Im ersteren Falle gelangten
wir an die alte Romerstrasse und auf derselben, immer
der Banngrenze nach, an den Mosselbach. So nimmt es
auch Fuchs an und l£sst dann, weil er das ponticulum an
jene Stelle versetzt, die Grenze jenseits des Mosselbachs
der alten Romerstrasse weiter folgen, wie wir zu Anfang
der Grenzbeschreibung gezeigt haben. Nach unserer Fest-
legung des ponticulum dicht bei Ottersweiler miissten wir
aber von da aus den Mosselbach noch ein Stuck aufwarts
gehen, um das ponticulum zu treffen und die Grenze zu
schliessen. Diese Annahme, welche die Grenze auf der
Romerstrasse an den Mosselbach zuriickftthrt, wider-
spricht nicht direkt der Grenzbeschreibung der Urkunde.
Im andern Falle, dem Wege weiter folgend, kamen wir
nach Ottersweiler selbst, und die Richtung, in welcher wir
uns bewegten, wiese direkt auf das ponticulum, welches
wir als Ausgangspunkt der Grenze angenommen haben.
Und dieser Verlauf der Grenze entspricht noch besser den
Angaben der Grenzbeschreibung, weil so die Bedingung
»ad Mauri rivum = in der Richtung auf den Mosselbachc
buchstablich erfullt wird, indem es von der crux petrina
aus direkt an den Mosselbach geht. Der Richtung des
Weges kftnnen wir allerdings nur bis kurz vor Ottersweiler
folgen, wo derselbe sich ins Dorf zieht, und miissen uns
seine Fortsetzung bis ans ponticulum denken; wir wiirden
auf diese Weise auch den nOrdlichsten Teil von Otters-
weiler schneiden miissen. Aber es hindert nichts, anzu-
nehmen, dass dieser Ort zur Zeit der Schenkung sich noch
nicht so weit nOrdlich ausdehnte, sich vielmehr nur knapp
um die Kirche gruppierte, so dass der fragliche Weg,
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. c$j
welcher heute vom Dorfgebiet aufgebraucht ist, sich nord-
lich des damaligen Ottersweiler in seiner angenommenen
Richtung fortsetzen und einen ganz natiirlichen Beschluss
der Grenze bilden konnte. Wir mussen dabei aber damit
rechnen, dass der heutige Bann von Ottersweiler sich
ziemlich viel weiter nach Nordwesten und Norden erstreckt
und dass der fragliche Weg, welcher nach unserer An-
nahme des Grenzlaufs die n&rdliche Banngrenze bilden
miisste, dies heute nicht tut. Damit ist jedoch noch nicht
ohne weiteres bewiesen, dass der Dorfbann von Otters-
weiler damals so weit ging wie heute. Wir haben schon
gesehen, dass das Stuck auf dem andern Ufer des Mossel-
baches vom ponticulum aus nach Nordosten bis an den
alten ROmerweg vermutlich nicht urspriinglich zum Banne
gehOrt hat, sondern wahrscheinlich durch Aufteilung des
Bannes von Kreuzfeld dazugekommen ist. Warum sollte
es sich westlich des Mosselbaches nicht ahnlich verhalten?
Vielleicht hat auch das Stuck des Ottersweiler Bannes,
welches zwischen Viehweg und alter ROmerstrasse auf
dem linken Mosselbachufer liegt, ehedem zu dem Bann
Kreuzfeld gehOrt. Jedenfalls ist die Richtung, welche der
Viehweg verfolgt, indem er einen direkten Anschluss an
das ponticulum, von welchem die Grenzbeschreibung nach
unserer Ansicht ausgehen muss, vermittelt, auffallend, und
man kann sich des Gedankens nicht erwehren, dass die
Bannverhaltnisse in jener Gegend friiher andere waren.
Vielleicht ist unsere Grenzbeschreibung die einzige Quelle,
welche von jenen alten Verhaltnissen noch Andeutungen
enthalt.
Wir haben damit versucht, eine geschlossene Grenze,
moglichst an der Hand der urkundlichen Grenzbeschreibung,
herzustellen, haben auch auf manche bisher nicht beachtete
Schwierigkeiten hingewiesen und dieselben zu heben ver-
sucht. Aber ganz gelOst durfte die Frage damit noch
nicht sein, ja, ich mache gar keinen Anspruch auf eine
endgiiltige Losung, hoffe vielmehr, dass sich mit der Zeit
noch mehr Anhaltspunkte zur Erweiterung bzw. Bestatigung
meiner Resultate ergeben werden.
Es eriibrigt nun noch, auch einen Blick auf die Uber-
setzungen zu werfen, welche uns von der Grenzbeschreibung
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588 Herr.
der Mark erhalten sind und welche wir oben erw&hnt
haben. Geben sie uns vielleicht in gewisser Hinsicht
brauchbare Andeutungen iiber Richtigkeit oder Unrichtig-
keit unserer auf Grund des lateinischen Textes gemachten
Annahmen? Leider werden wir bei naherer Inaugenschein-
nahme sehr enttauscht, derm dieselben stellen sich als nur
zu wOrtlich hergestellte Ubertragungen heraus, welche die
Grenzbeschreibung eher verdunkeln als erhellen. Die Uber-
setzung B stammt nicht aus der Kanzlei des Klosters,
weshalb wir es bei ihr entschuldigen konnen, wenn sie
den Text des Coccius Wort fur Wort deutsch wiedergibt,
ohne sich damit zu beschaftigen, die vorkommenden Orts-
namen mit den zu ihrer Zeit gtiltigen Benennungen zu
vergleichen. So ist z. B. »bifi an den Marckftein von den
Ziftern Brunnen« wortlich iibertragen aus »terminum de
fonte cisternata«, womit letzteres v6llig unverstandlich wird,
da »terminum« hier keinen Markstein bedeutet1). »Gunfi-
bechlim ist wortlich = Gunsinus rivus, und »Maurbach« ist
wortlich = Mauri rivus; dabei macht sich der Cbersetzer
nicht klar, ob es uberhaupt B&che solchen Namens gegeben
hat. Wir finden hier auch das Bruckchen zu tHugenheimc,
wahrend sich schwerlich ein solcher Ort im Gebiet der
Mark auffinden Hesse; die Lesart mag auf eine schlecht
geschriebene Vorlage zurtickgehen, welche der Ubersetzer
nicht gut lesen konnte, jedenfalls aber hat er ganz
gedankenlos den Ortsnamen hingeschrieben, wie er ihn
las, ohne sich Rechenschaft zu geben, ob es auch richtig
sein kOnne. Die Ubersetzung »Ascha« fur Ascouua, Aschowa
sagt gar nichts. Der Ubersetzer war mit der Gegend,
welcho die Grenzbeschreibung umfasste, nicht bekannt;
deshalb konnte seine Obersetzung nicht mustergultig sein.
Wenn nun aber aus der Maursmunsterer Klosterkanzlei
ebensolche unklare tJbersetzungen hervorgegangen sind,
wie sie uns in A und C vorliegen, so ist dies fast unver-
standlich. Sie iibersetzen den im Kloster rezipierten Text
der Theoderichurkunde. Da sie ihn als Beweismittel der
Rechte und Privilegien des Klosters gebrauchen, wie aus
dem Zusammenhang hervorgeht, in welchem diese beiden
*) Vgl. die Obersetzung p. 579.
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Die SchcnkuDg der Mark Maursmunster. egg
Ubersetzungen stehen, so sollte man erwarten, dass sie in
einer besonderen Ausfiihrung die fremden und zum Teil
unklaren Bezeichnungen des 8. saec. erklarten, um die alte
Urkunde auch fur ihre Zeit wirklich verwerten zu konnen.
Davon finden wir aber hOchstens Ansatze, wie ich auch
bisher in den alten Maursmunsterer Akten niemals eine
solche Erklarung der alten Grenzbeschreibung gefunden
habe, obgleich sich zu einer solchen oft genug Gelegen-
heit bot. Entweder haben die Klosterbriider niemals uber
die Ortlichkeiten der Markbegrenzung nachgedacht, oder
sie haben deren Deutung selbst nicht mehr genau gekannt.
Die Obersetzung A ist noch wenigstens selbstandig. Sie
scheint, indem sie Gunsinus rivus mit »Gungflheim Bach*
und Ascouua mit tEschowe« iibersetzt, an bestimmte Orte
gedacht zu haben, vielleicht bei dem iGungfiheim Bach*
an das bei Gingsheim, Kt. Hochfelden, fliessende Gings-
heimerbachel (Durrmattgraben), einen Nebenlauf des Rohr-
baches, welcher natiirlich gar nicht in Betracht kommen
kann. Auch hat sie den Mauri rivus zu deuten gesucht,
indem sie darin den »Morfimunfter bach« d. h. den durch
Maursmunster fliessenden Nebenlauf des Kuhbaches findet,
was aber auch nicht stimmen kann. Andererseits aber
bringt sie auch das »Brucklin zu Schweinheymc und iiber-
setzt »per fluvium Sorna« mit »durch die Somen gonde«.
Ferner ist zu bemerken, dass >gezufternten brunen* auch
nur eine wortliche Wiedergabe des »fons cisternatac ist.
Nach allem ist es uns klar, dass der Verfasser zu deuten
versucht und zum Teil planlos geraten, dass er aber gerade
die wichtigsten Ortlichkeiten nicht gekannt hat. Die Uber-
setzung C ist noch minderwertiger, weil sie nicht einmal
selbstandig arbeitet, sondern offenbar die Ubersetzung B
vor sich gehabt hat, mit welcher sie in gewissen Stellen
wortlich stimmt. Auch bei ihr ist >Gunfelbach« und
»Assoua« etwas in Wirklichkeit Unbekanntes. Hochstens
konnte man bei »Maurbach« an eine Identifizierung mit
»Murb£chel«, dem in der Ubersetzung A als »Morfimunfter
bach« bezeichneten Nebenlauf des Kuhbaches denken; ich
glaube aber, dass diese Ubersetzung gedankenlos aus B
heriibergenommen, also auch nur eine wortliche Wieder-
gabe des >Mauri rivus« ist, denn sonst wiirde nicht »Maur-
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59Q
Herr.
bach« zu lesen sein , sondern iMiirbacht !). — Wir konnen
demnach, weil diese Ubersetzungen hochst unklar sind,
den Schluss ziehen, dass, mindestens vom 16. saec. an,
nicht nur Fernerstehende iiber die ursprungliche Bedeutung
der Ortsnamen der Grenzbeschreibung im unklaren waren,
sondern dass dem Kloster selbst das Verst&ndnis dafur
abhanden gekommen war. Die Theoderich-Urkunde wurde
immer und imraer wieder als Palladium des Klosters vor-
geschoben, aber sie war nicht Gegenstand historischer
Untersuchungen , sonst h£tte doch auch mindestens der
Catal. Maur., welcher so eingehend. die Griindung des
Klosters behandelt, etwas iiber die alte Markgrenze und
ihre Ortlichkeiten sagen mussen. Selbst wenn die Mark-
grenze des 1 6. und 17. saec. noch unverriickt und unge-
mindert auf der Grenze des 8. saec. lief, so waren dodh
die Ortsangaben der letzteren unbekannte Grossen, sonst
h&tte man sie gelegentlich durch die neueren Namen
erklaren konnen und mussen.
Aus demselben Grunde kann uns auch die franzosische
"Obersetzung, welche Volcyr gibt2), nichts niitzen. Er uber-
tragt ebenfalls Wort fur Wort, aber ohne jedes Verstandnis;
ja, wenn wir nur seinen Text h&tten, konnten wir uns fur
den Anfang der Grenze uberhaupt nicht zurechtfinden. Er
gibt namlich die staunenswerte Ubersetzung »de Petit-Pont
a Deux-Maisonsc fur »de ponticulo ad Suenheinu, als ob
»ponticulum« ein Ortsname ware, und das »Suenheim« hat
er offenbar als »Zwen heim = Zwei Heimstatten* verstanden.
Auch er versteht »terminum de fonte cisternata« als »terme
de la fontaine cisternate«, genau so falsch wie die deut-
schen Ubersetzungen B und C in ihrem »Markstein bei dem
Zisternbrunnen*. Aber Volcyr hat die Gegend, um welche
es sich handelte, auch gar nicht n£her gekannt.
Die Ubersetzungen lassen uns also vollstandig im Stich,
und so mussen wir uns mit dem aus dem Urkundentext
selbst herauskonstruierten Resultat vorlaufig zufrieden geben.
l) »Mtirbach« hat n&mlich weder mit »Mauer (murus)«, noch mit dem
Abte Maurus etwas zu tun, sondern hat seinen Namen einfach von dem
mundartlichen »Muer« = Schlamm. Vgl. auch Anm. 2, p. 571. — *) a. a. O.
p. 260.
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. cqj
Das Gebiet der Marca Aquileiensis umfasste also laut
der Schenkung Theoderichs IV. das Gebiet der in der
Celsus-Urkunde als Markorte angegebenen DOrfer Otters-
weiler, Biiren (abgegangen) , Schweinheim , Lochweiler,
Reutenburg, Singrist, Dimbsthal, Diirrenbach (abgegangen),
Hengweiler, Gottenhausen , Hagen , Thai (Dompeter),
Schwebvveiler, WaldshofenSt. Gallen, Reinhardsmiinster,
Garburg, zu welchen sich als weiterer Markort spater
Hultenhausen gesellte1). Ferner gehorte der Felsen, auf
welchem sich spater das bischofliche Schloss Hohbarr
erhob, dazu; diesen erwarb das Bistum Strassburg spater
von dem Kloster. Ebenso lag der Ort der spateren Veste
Liitzelburg innerhalb der Mark. Dagegen hat Salenthal,
obgleich es spater zur Mark Maursmunster gerechnet
wurde, nicht urspriinglich zur Mark gehort2). Sigrist3)
rechnet es ganz mit Unrecht hinzu, da es jenseits der
Wasserscheide liegt, auf welcher nach alter frankischer
Sitte die Grenze dort verlaufen muss; wir konnen doch
auch nicht alle Orte, an welchen Maursmunster sp&ter
Besitz hatte, zur Marca Aquileiensis rechnen, wie sie Theo-
derich IV. schenkte. Auch der jetzt verschwundene Ort
Kreuzfeld, nordostlich von Ottersweiler, hat nicht zur ehe-
maligen Mark gehort, obgleich das Kloster im 12. saec.
dort als begutert erscheint4), weil es nOrdlich der Grenz-
linie der publica strata Tabernensis liegt. Auf keinen Fall
aber hat Zabern und Monsweiler zur Mark gehort. Dies
behauptet namlich Fritz a), und zwar schliesst er ersteres
aus der bereits erwahnten falschen Lesart der Stein-
inschrift6), letzteres aus der falschen Festlegung der crux
petrina der Grenzbeschreibung, woruber ebenfalls schon
gehandelt worden ist7). Was insbesondere Zabern betrifft,
so behauptet er, dass, wie man auch die Grenzbeschreibung
der Theoderich-Urkunde deute, immer Zabern innerhalb
des geschenkten Gebietes falle. Dagegen lasst sich aber
ruhig erklaren, dass aus keiner einzigen unscrer fur die
Markbegrenzung herangezogenen Quellen diese Annahme
!) Vgl. su diesen Namen p. 567 ff. — *) Vgl. p. 569, Anm. 1, und
p. 579. — *) a. a. O. p. 75 u. 77. — *) a. 1 179 bestatigt Papst Alexander III.
dem Kloster Maursmunster auch die Kapelle, Zehnten usw. apud S. Crucem.
- *) a. a. O. p. 9 f- - 6) cf. p. 561 f. — 7) cf. p. 585.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 39
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59*
Herr.
bewiesen werden kann. Fritz l£sst nun Zabern nicht vor
dem 10. saec. aus dem Besitz von Maursmiinster oder, wie
er sagt, des Metzer Bischofs in den Besitz des Strassburger
Bistums iibergehen. Er operiert also mit dem Umstande,
dass Maursmiinster seit der ersten Halfte des 9. saec. in
Abhangigkeit vom Metzer Bistum gekommen war, und
mit dem anderen Umstande, dass Zabern noch im 10. saec.
im Besitz des Bischofs von Metz erscheint, um auch dadurch
eine ZusammengehOrigkeit der Mark Maursmiinster und
der Stadt Zabern als bewiesen hinzustellen. Nun wollen
wir eine Zugehorigkeit Zaberns zum Metzer Bistum fur
jene Zeit vorl&ufig gelten lassen, wollen auch annehmen,
dass Zabern aus dem Besitz des Metzer in denjenigen des
Strassburger Bistums gekommen ist; damit hat aber die
Mark Maursmiinster, obgleich sie mit dem Metzer Bistum
zusammenhing, nichts zu tun, denn Zabern kann nach der
Grenzbeschreibung nie zum Markgebiete gehOrt haben.
So wenig aber Zabern zur Mark gehOrte, ebenso wenig
auch Monsweiler, denn dieser Ort liegt jenseits der Zorn
und unsere Grenze geht nicht uber diesen Fluss hinaus.
Ja, wenn wir, wie Fritz es tut, auch den Bann von Mons-
weiler zur Mark rechnen, dann kann unsere Grenz-
beschreibung fur die nttrdliche Grenze gar nicht mehr auf-
recht erhalten werden. Die Irrtumer sind leider auch
in die Ortsbeschreibung des »Reichsland« ubernommen
worden l).
Es ist nun eine althergebrachte Behauptung, welche
jeder Historiograph Maursmiinsters bisher von seinem Vor-
g&nger getreulich nachgeschrieben hat, dass die Marca
Aquileiensis auch die Namen Terminus und Provincia ge-
fuhrt habe*). Selbst Clauss3), welch er doch sonst sorg-
feltig vorgeht, druckt es nach. Es ist mir aber keine
einzige Urkundenstelle bekannt, in welcher diese beiden
Worte als gleichbedeutend mit *Marca Aquileiensis* vor-
kommen. Terminus ist vielmehr = fines, d. i. Gebiets-
grenze, Gebiet, und provincia ist gleichbedeutend mit
') Das Reichsland Elsass-Lothringen, III, 2. Halfte, p. 701 (Mons-
weiler) und 1233 (Zabern). — *) cf. Sigrist, a. a. O. p. 79. — 3) Clauss,
Hist.-topogr. WSrterbuch des Elsass, p. 304 (Eichelmark).
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Die Schenkung der Mark Maursmtinster. eg 7
raarcha oder pagus; es sind also durchaus keine nomina
propria, sondern appellativa, welche erst im Zusammen-
hang des Textes ergeben, dass sie sich auf die Marca
Aquileiensis beziehen, womit aber nicht behauptet werden
kann, dass iiberall, wo in Maursmunsterer Urkunden diese
beiden Worte vorkommen, damit nur die Marca Aqui-
leiensis gemeint sei. Wir ersehen dies hinsichtlich der
Bezeichnung »terminust schon aus unsern Quellen, auf
welche sich anscheinend obige Behauptung stiitzt. Denn
wenn es in der Celsus-Urkunde heisst: terminum scribere
voluit, qualiter .... Hildebertus quondam rex eidera loco
concessit, so kann dies unmOglich etwas anderes heissen
als: Celsus wollte das Gebiet (den Gau) beschreiben,
welches KOnig Childebert (angeblich) dem Kloster ge-
schenkt hatte.
39*
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594 Herr-
Exkurs I: Die Griindung des Klosters Maursmiinster.
Nach Sigrist1) hat der heil. Lcobard seine Zelle zuerst
wahrscheinlich in Gottenhausen, etwas siidlich von Zabern,
errichtet. Von da zog er an einen andern Ort, wo sich urn die
Wohnungen der Monche bald eine burgerliche Ansiedlung erhob,
welche den Namen Leobardi villa erhielt, welches heute Loch-
weiler*) heisst, ostlich von Maursmiinster. Und endlich griindete
er eine dritte Klosterniederlassung Leobardi cella, welche spater
den Namen Maurimonasterium annahm8). Es lasst sich unmoglich
prufen, ob diese dreifache Griindung geschichtlich ist. Tatsache
ist aber, dass Lochweiler in der Maursmunslerer Oberlieferung
als Leobardi villa erscheint, also mit dem heil. Leobard in Zu-
sammenhang gebracht wird, z. B. in der angeblich vom Abte
Celsus a. 828 verfassten Guterurkunde*), und dass ferner in der
echten Guterurkunde, welche man gewohnlich um 1120 ansetzt,
welche aber nach der Klostertradition (Catal. Maur.)5) von Abt
Meinhard (1 132 — 1 146) verfasst ist6), Leobradi uilla von Aquileia
Mauri uilla unterschieden wird. Man kann demnach wenigstens
eine Doppelgriindung annehmen. Die Klostertradition kennt nur
eine Grundung des Leobard, namlich nur in Maursmiinster selbst.
Glockler7) schreibt dem heil. Leobard nur eine Grundung in
Lochweiler zu und lasst Maursmiinster erst durch den Abt Maurus
von dort aus gegriindet sein.
Der Name der endgiiltigen Niederlassung (Maursmiinster),
Leobardi cella, erscheint deutsch als Leobartszell oder Loewat-
l) Sigrist, Pabbaye de Marmoutier, tome I (1899), p. 5 u. 7. — f) Statt
Leobardsweiler hiess der Ort spater einfach Weiler, und weil er in einer
Talsenke liegt, bekam er den Zusatz »im Loch«, woraus dann Lochweiler
wurde. Die Namen Wiler und Wiler im Loch kommen z. B. im Weistum
von Lochweiler Anfang des 16. saec. vor (H. 645 des Strassb. Bez. Archivs).
— 3) Jodocus Coccius (Dagobertus rex, 1623. p. 51 f.)f auf welchen Sigrist
zuriickgreift, kennt iibrigens nur eine Niederlassung des Leobardus »ad Vogesi
montana dimidio ab Tabernis Alsaticis lapide* (Gottenhausen?) und dann
beim nachmaligen Maursmiinster. Coccius beruft sich auf »vetusti annalesc
und andere KJosterurkunden. Damit stimmt aber nicht die nachher als Catal.
Maur. angefiihrte Klostertradition. — 4) Vgl. in der Abhandlung p. 538 ff.
— *) Vgl. hieniber in der Abhandlung p. 527, Anm. 4. Ich zitiere dieselbe
immer als Catal. Maur. — •) Catal. Maur. p. 95. — 7) Gl6ckler, Gesch. des
Bist. Strassb. Bd. II (1880), p. 225.
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Die SchenkuDg der Mark Maursmtinster. cqc
zell, ersteres in der Klostertradition, letzteres bei Le Cointe in
seinen annates ecclesiastici Francorum. Loewatzell ist nur auf
eine schlechte Aussprache des Leobartszell zuruckzufuhren.
Die Grfindung wird von Sigrist1) ins Jahr 589 verlegt, und
in dieser Zeitnahe bewegen sich auch die Angaben anderer
Autoren daruber. Die Klostertradition ^) dagegen verlegt sie ins
Jahr 555 und lasst Childebert I., den Sohn des Chlodowech,
den Protektor der jungen Grundung sein. Im Catal. Maur.
findet sich zwischen p. 38 u. 39 eine ganze Abhandlung ein-
geheftet (Annotationes ad Alsatiam Illustratara pag. 735, 736),
welche sich gegen SchSpflin und den ihm folgenden Le Cointe
richtet, welche die Grundung erst unter Childebert II. (575 — 596)
ansetzen, weil Childebert I. in Austrasien nicht regiert habe.
Der Catal. Maur. will nun beweisen, dass von den vier Sohnen
Chlodowechs I., namlich Theoderich, dem Konig Austrasiens,
Chlodomer, Konig in Orleans, Childebert, Konig in Paris, und
Chlotar, Konig in Soissons, nachdem des ersten Geschlecht mit
seinem Enkel Theobald 555 erloschen und nachdem der zweite
ermordet worden war, vom Jahre 555 bis 558, in welchem Jahre
Chlotar das ganze Reich wieder in seiner Hand vereinigte, nur
dieser und Childebert als Herrscher fiber Austrasien in Betracht
kommen konnen und dass tatsachlich Childebert in dieser Zeit
Austrasien regierte, wie angeblich verschiedene alte Quellen
beweisen. Childebert I. starb 558, und die Grundung habe
555 stattgefunden. Der Beweis hat aber etwas Gezwungenes, ja
es scheint, als ob damit der Ursprung des Klosters und seine
konigliche Dotierung kunstlich in eine altere Zeit hinaufgeruckt
werden sollte.
Jodocus Coccius8) berichtet dasselbe wie der Catal. Maur.;
also hat entweder Coccius aus derselben Quelle wie die Kloster-
uberlieferung geschopft, oder letztere hat den Coccius aus-
geschrieben. Grandidier*) nennt diese Klosteruberlieferung ver-
dachtig und bezeichnet die Darstellung des Coccius als un-
historisch. Childebert I. sei niemals im Elsass gewesen, welches
sein Bruder Chlotar besessen habe; auch konne unmoglich
Childebert I. eine Schenkung, wie er sie nach der Kloster-
tradition an den heil. Leonard gemacht haben soil, in Marlen-
heim unterzeichnet haben, wie ein Dokument glauben machen
wolle, denn dieses »Marley«, wie es da genannt wird, werde erst
unter Childebert II. bekannt, welcher als Nachfolger seines
Vaters Sigebert von 575 bis 596 Austrasien regierte. Nach
Gregor von Tours war Childebert II. im Jahre 590 in Marlen-
heim, wo er dem bekannten Mordanschlag der Fredegunde knapp
entging. So setzt Grandidier die Schenkung Childeberts II. an
i) a. a. O. p. I ff. — •) Catal. Maur. p. iff. — ») a. a. O. p. 5 1 f. —
«) Grandidier, hist, de l'egl. de Strasb. I (1776), p. 331 f.
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596 Hcrr.
den heil. Leobard ins Jahr 590, die Klostergrundung kurz vor-
her1). Grandidier fugt noch hinzu, dass der heil. Leobard gar
kein Schuler des heil. Benedict, wie die Klostertradition angibt*),
sondern des heil. Columban gewesen und erst um 590 ins
Elsass gekommen sei.
Exkurs II: Herkunft und Bedeutung des Namens
»Marca Aquileiensis«.
Die Herkunft und Bedeutung dieses Namens ist noch nicht
vollig aufgeklart. Ich will aber, um mit der Frage bekannt zu
machen, die bisher daniber kund gewordenen Ansichten zu-
sammenstellen und kritiscb betrachten.
Urkundlicb sicher erscheint die Mark zuerst in der grossen
Guterurkunde des Abtes Meinhard8) als Moresmarcha (= Marcha
Mauri), wird aber dort, obwohl von Aquileia Mauri monasterium
und Aquileia Mauri villa die Rede ist, selbst nicht mit dem
Namen Aquileia oder aquileiensis bedacht. Dagegen taucht der
Name Marcha Aquileiensis auf der bedeutend jungeren
Steininschrift auf, welche in kreisfbrmiger Anordnung die Schen-
kung der Mark an das Kloster beurkundete und welche sich
ehedem in der Klosterkirche befand*). Dieser Name wurde der
am meisten zur Bezeichnung der Mark Maursmunster angewandte.
Woher stammt er aber?
In der Klostertradition ist daruber nichts erwahnt, und alle
Urkunden schweigen daniber. Ravenez erinnert in seiner Ober-
setzung der Alsatia illustrata des Schopflin bei diesem Namen
an den pagus aculinse, aquilinse, achilgouue der traditiones
Wizenburgenses , welcher seinen Namen unzweifelhaft von dem
Flusschen aquila, der heutigen Eichel, tragt. Er zieht weiter
aus der Tatsache, dass in diesen trad. Wiz. einmal der Ort
gisoluinga als in pago saroinse liegend, ein anderes Mai gisal-
uingun in pago achilgouue erwahnt wird6) und der Saargau im
Suden an die Mark Maursmunster angrenzte, den sonderbaren
Schluss, dass unter diesem pagus achilgouue die Mark von
Maursmunster, die marca aquileiensis gemeint sei, sowie dass
infolge dessen dieselbe ebenso wie die an anderer Stelle vor-
!) Die Schenkung ist indessen wohl erst 724 durch Theoderich IV.
gemacht worden, cf. p. 535. — ■) Catal. Maur. p. I ff. — *) Sie wird ge-
wohnlich um 1 1 20 angesetzt, ist aber nach dem Catal. Maur. von Abt Mein-
hard (1 132 — 46) verfasst — 4) Vgl. hieriiber in der Abhandlung p. 556 ff. —
•) trad. Wiz. Nr. 216 und 273.
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Die Schenkung der Mark Maursmunster. coy
kommenden pagus aculinse und aquilinse1) ihren Namen von
einem ihr Gebiet durchstromenden kleinen Fliisschen erhalten
haben werden2). Ravenez lasst es dabei ganz oflen, welches
Fliisschen gemeint sein konne und wie weit sich eigentlich das
Gebiet der Mark Maursmunster erstreckt habe. Oberbaupt ist
seine Beweisfuhrung so dunkel, dass man nicht zu ersehen ver-
mag, ob er nun wirklich den Eicbelgau zu der Mark Maurs-
munster hinzurechnet und ob er mit dem achilgouue der trad.
Wiz., in welcbem gisaluingun liegt, einen von dem pagus acu-
linse oder aquilinse verschiedenen Gau meint. Sie ist auch auf
ganz falsche Voraussetzungen aufgebaut, da gisoluinga") wohl
im pagus saroinse (bzw. salininse, wie mehrere Urkunden der
trad. Wiz. es naher bezeichnen) liegt, aber nicht ira pagus aqui-
linse oder achilgouue liegen kann, vielmehr das gisaluingun in
pago achilgouue ein ganz anderer, uns heute nicht mehr be-
kannter Ort im Eicheltale ist.
Ristelhuber*) kniipft an diese Darlegung Ravenez* an. Er
bemerkt, dass das Gebiet der Mark sich Anfangs des 13. saec.
laut der mehrfach genannten Guterurkunde des Abtes Meinhard
bis weit in den Saargau erstreckte, dass ein Teil der dort im
pagus Saroinse untergebrachten Ortschaften im Eicheltale liegt
und dem pagus aquilinse zuzurechnen ist, und dass man vielleicht
auf die Vermutung kommen konne, die Eichel (aquila) habe der
Mark Maursmunster den Namen gegeben, was er indessen ab-
lehnt. Ristelhuber begeht hierbei vor allem den grossen Irrtum,
alle Gebiete, wo Maursmunster Besitzungen hatte, als *Mark«
Maursmunster zu bezeichnen. Dies ist vollig unzutreffend. Ge-
rade die von ihm angezogene Guterurkunde sagt ja ganz klar,
dass nur eine bestimmte Anzahl Ortschaften den Namen »Mores-
marcha* fuhren5) und dass die ubrigen extra marcham liegen, in
pago (teils Alsacinse, teils Saroinse)6). Das ursprungliche Gebiet
der Mark hat sich niemals viel vergrossert, sich jedenfalls nie
bis in den Saargau erstreckt.
Woher leitet nun Ristelhuber den Beinamen »Aquileiensis« ab,
wenn er, wie erwahnt, von »aquila«, dem Fliisschen Eichel, nicht
kommen kann? Er geht auf die Ausdriicke »Aquileia Mauri
monasterium* und »Aquileia Mauri villa* in der Guterurkunde des
Meinhard zuruck und findet in »Aquileia« den urspriinglichen
Namen des Ortes, an welchem sich spater das Kloster des
Maurus nebst der anschliessenden biirgerlichen Ansiedlung erhob,
*) trad. Wiz. Nr. 202 u. 222. — *) Vgl. hieriiber bci Ristelhuber, la
marche d'Aquilee, im Bull, de la societe pour la conserv. des monum. hist.
d'Als., Serie II, vol. II (1864), p. 184. — *) Gisselfingen, Kr. Chateau-
Salins, Kt. Dieuze. — *) S. Anm. 2, dortselbst p. 185 ff. — •) >Istae sunt
uill§ qu£ uocantur Moresmarcha«. — ') »Pertinentia extra marcham ad ipsum
moDasterium in pago*.
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598 Herr.
und von diesem Aquileia sei die Mark die Aquileiensis genannt
worden. Dieses Aquileia aber habe sich nach dem Bachlein
genannt, welches durch Maursmunster fliesst, welches man das
Muerbachlein heisse und welches identisch sei in it dem Mauri
rivus der angeblichen Schenkungsurkunde von a. 724 *). Das-
selbe habe vor der Zeit des Abtes Maurus den Namen Aquila
gehabt, welcher aus dem Keltischen stamme (e = schmal, klein,
cuil = Bach) und latinisiert worden sei. In Aquileia werde
dieses ecuil mit dem kelt. He — Ort, Platz, verbunden, so dass
es bedeute »Ort an einem kleinen Bache«.
Andere Ableitungen des Marknamens beruhen darauf, dass
der Name Aquila germanisiert als >EicheI« erscheint und deshalb
auch die Marca aquileiensis spater als »£ichelmark« erscheint.
So bringt Dag. Fischer*) das Beiwort Aquileiensis mit dem
Eichelberg an der westlichen Grenze der Mark oder mit dem
aus demselben entspringenden Eichelbachlein zusammen und
nimmt letztere Entstehung als die wahrscheinlichere an. Fuchs8)
und Gauss*) erwahnen diese Ableitungen, entscheiden sich aber
fur die Meinung Schrickers *), welcher den Namen von den
grossen Eichenwaldungen ableitet, welche fruher auf dem Gebiet
der Mark bestanden haben sollen; das zu Grunde liegende
Wort achil sei in »aquila« latinisiert worden. Die Bezeichnung
»Eichelmark« wurde also eine Ruckgermanisierung darstellen.
Alle diese Deutungen haben ihre Schwachen. Ristelhuber
operiert mit einem Bachnamen »Aquila«, welchen der spater
Mauri rivus genannte Bach ursprunglich gefiihrt haben soil. Nun
ist es ja sicher, dass dieser Bach, bevor er seinen neuen Namen
erhielt, irgend wie geheissen hat. Ob er aber »aquila« hiess
ist immerhin sehr unsicher. Denn wir haben dafiir keinen
weiteren Anhaltspunkt als die Riickkonstruktion aus dem Orts-
namen »Aquileia*. Ebenso unsicher sind die Auslegungen Dag.
Fischers und Schrickers. Denn die Mark nach einem Berggipfel
zu nennen, welcher nicht einmal innerhalb der Mark lag, ist zu-
nachst weit hergeholt und unwahrscheinlich, dann aber auch
ganz entgegen der Tatsache, dass Hdhenzuge wohl als Mark-
und Gauscheiden beliebt waren, dass aber der Mark- oder Gau-
name gewohnlich von einem Hauptwasserlaufe oder einem Haupt-
*) Vgl. in der Abhandlung die Deutung des Namens Mauri rivus, p. 571.
— 2) Dag. Fischer, Die Burgen Gross- und Klein-Geroldseck (1875), P- 51-
Ich habe nicht finden ktfnnen, was eigentlich Fischer unter Eichelberg und
Eichelbach versteht. Meint er den Eichelkopf, siiddstl. Dagsburg an der
Bezirksgrenze ? Auch aus dem »Reichsland Elsass-Lothringenc ist nichts zu
ersehen. — s) [A. Fuchs], Die Marca Aquileiensis, im Jahrb. f. Sprache,
Gesch. u. Lit. Els.-Lothr. IV (1888), p. 122. — *) Clauss, hist.-topogr.
Wflrterbuch des Elsass, p. 304 (Eichelraark). — 6) Schricker, Alteste Grenzen
u. Gaue etc., in den Strassb. Studien IV (1884), p. 367.
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Die Schenkung der Mark Maursmfinster. 50,9
orte des betreffenden Gebietes entnommen wurde. Aus letzterem
Grunde ist es auch unmdglich anzunehmen, dass ein winziges
Gebirgswasserchen, wie Fischer vermutet, der Mark den Namen
gegeben habe. Und was die Ansicht Schrickers betrifft, so
mangelt ihr der Beweis, dass das Markgebiet tatsachlich in
fruhester Zeit meist mit Eichen bestanden war.
Wir konnen also nur sagen, dass die Losung der Frage
bisber noch nicht gefunden worden ist. Wollen wir aber an-
deuten, auf welchem Wege die Losung gesucht werden kann
oder muss, so mussen wir wahrscheinlich auf die Bemerkung
Ristelhubers zuriickgreifen, welcher in >Aquileia« den urspriing-
lichen Namen des Ortes Maursmunster erblickt. Sigrist1) freilich
nimmt Ristelhubers aquila-Hypothese in ihrem ganzen Umfange
an. Aber wir konnen doch wohl nur eins gelten lassen, dass
wahrscheinlich die Mark den Namen von ihrem Hauptorte erhalten
hat. Ist nun die in der Urkunde des Meinhard vorkommende
Benennung »Aquileia Mauri monasterium* und »AquiIeia Mauri
vtUa« so beschaffen, dass man daraus auf den ehemaligen Namen
Maursmiinsters schliessen kann? Meines Erachtens unbcdingt,
denn Aquileia erscheint oflenbar als nomen proprium; ware es
ein nomen adiectivum, dann miisste es bei Mauri monasterium
doch sicher Aquileium lauten. Die Annahme des Ortsnamens
Aquileia ist also wohl begrundet, und deshalb werden wir unbe-
denklich festlegen konnen, dass Marca Aquileiensis = Mark von
Aquileia d. h. Mark des Klosters Maursmunster bedeutet.
Eine notwendig noch zu beantwortende Frage wird vor-
laufig die bleiben, woher der Ortsname » Aquileia* kommen konne,
denn so wie Ristelhuber dieselbe beantwortet hat, sind die
Schwierigkeiten nicht gehoben. Dass es eine Latinisierung ist,
liegt ja auf der Hand. Verbirgt sich aber hinter der lateinischen
Form ein keltisches oder germanisches Wort? Beides ist moglich,
auch Clauss vermutet einen keltischen Kern. Tatsachlich sind
uns ja aus Urkunden des 7. — 9. saec. eine Anzahl latinisierter
altkeltischer Ortsnamen erhalten, welche zur Zeit der Ausstellung
der Urkunden noch in Gebrauch waren; man vergleiche hier nur
die in den traditiones Wizenburgenses vorkommenden. Wir er-
sehen daraus deutlich, dass die aussterbendc keltische Sprache
sich am langsten in geographischen Bezeichnungen erhalten hat,
bis auch diese sich in germanische Formen einkleideten. So
konnte also auch hier eine keltische Form zu Grunde liegen.
Moglicherweise haben erst die Klosterbruder den ihnen noch
bekannten und bei der Landbevolkerung damals noch gebrauch-
lichen alten Namen in die lateinische Form gebracht. Ebensogut
kann aber auch ein germanisches Wort zu Grunde liegen. Ob
dieses freilich auf das ahd. eihhila zuruckgeht, also die Mark
l) Sigrist, a. a. O. p. 80.
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600 Herr.
mit dem germanischen Wort Eichel in Verbindung zu bringen
ist, ist ebensosehr Aufgabe der sprachlichen Forschung, als der-
selben die etwaige Verfolgung des Namens im Altkeltischen ob-
liegt. Von berufenen Sprachforschern ist aber meines Wissens
der Name »Aquileiensis« bis jetzt noch nicht in Angriff genommen
worden.
Da nun diese binsicbtlich ihres Namens in so eigentumliches
Dunkel gebullte Mark ihre Umgrenzung erst durcb konigliche
Schenkung an das Kloster erhielt, so ist die Ansicht Glocklers1),
dass es eine romische Mark gewesen sei, auf jeden Fall unhalt-
bar. Es kann die Mark Maursmiinster, wenn wir die Art der
Besiedelung des Landes in jenen Anfangen der frankischen
Herrschaft in Betracht ziehen, nur als eine auf erobertem kelto-
romischen Gebiet aus frankischem Kdnigsgut hervorgegangene
germanische Herrenmark betrachtet werden, was sich auch
aus ihrer ganzen Markverfassung ergibt. Wenn Stieve, a. a O.
p. 12 ff. (vgl. Anm. 4, p. 582), die Mark Maursmiinster als eine
Abgrenzung aus der Zornmark erklart, so ist dies willkurlich.
Die Zornmark ist ein Phantasiegemalde Stieves. Seine Schrift
ist durch die Kritik, welche sie im Bd. XVI (1901) dieser Zeit-
schrift, p. 148 ff., erfahren hat, fur die Wissenschaft abgetan.
l) Gldckler, Gesch. des Bistums Strassburg, Bd. II (1880) p. 224.
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Zur Geschichte
der drei Renchbader Griesbach, Petersthal und
Antogast unter wiirttembergischer Herrschaft
Von
Rudolf Krauss.
Im Jahre 1604 kam die Herrschaft Oberkirch durch
Verpfandung vom Bistum Strassburg an das Herzogtum
Wiirttemberg und blieb genau 60 Jahre — allerdings mit
zeitweiliger Unterbrechung infolge der Ereignisse des
dreissigjahrigen Kriegs — in seinem Besitze1). Die neue
Regierung hielt ihr Augenmerk namentlich auch auf die
drei im Oberkircher Gebiet gelegenen Renchbader Gries-
bach, Petersthal und Antogast gerichtet, die im letzten
Viertel des 16. Jahrhunderts rasch aufgebliiht waren. Die
bald nach der Ubernahme verOfFentlichte Badeordnung
vom Jahre 16052) war zwar kaum etwas anderes als eine
Formsache. Denn sie geht, fur Griesbach und Petersthal
gleichlautend, auf die vom Administrator des Stifts Strass-
burg, dem Markgrafen Johann Georg von Brandenburg,
*) Die ehemals Strassburgische Herrschaft Oberkirch in J. Baders
Badenia II (Karlsruhe 1840) S. 219 — 237. Die Widerlosung fand aber
1664, Dicht 1665 statt. — 8) Ver6ffentlicht von Weech Z. 28 S. 444—450.
Dessen Aufsatz »Zur Geschichte der Renchbader Antogast, Freiersbach,
Griesbach und Petersthal* (ebenda S. 438 — 466) war bisher die einzige auf
Urkunden beruhende Publikation fiber diesen Gegenstand. Die nachstehenden
Mitteilungen bilden eine Erganzung dazu fur die Zeit der wttrttembergischen
Herrschaft. Sie gehen auf die zum grtfsseren Teil 1890 an das Grossh. bad.
Generallandesarchiv abgetretenen , zum kleineren Teil nock im K. wurtt.
Staatsarchiv zuruckgebliebenen Oberkircher Akten zuriick. Aus dem
wurttembergischen Besitz ist ein der Geheimeratsregistratur entstammender
Faszikel hervorzuheben.
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602 Krauss.
am 4. Mai 1602 erlassene Ordnung zurtlck. Eine Kopie
der letzteren wurde zum Konzept der ersteren benutzt,
und man nahm dabei nur ein paar geringfugige Anderungen
vor. Ebenso behielt Herzog Friedrich von WQrttembergr
die von Strassburger Seite festgesetzte Taxe fur Logement
und Traktation der Badegaste im wesentlichen bei. Und
zwar entsprechen die Preise fur Verpflegung in Petersthal
genau denen in Griesbach1). Dagegen sind noch die
Zimmerpreise im Ochsen zu Griesbach und die zu Peters-
thai2) nachzutragen.
Taxa
der losamenter in der Herberg zum ochsen im Greyspach,
was jedes wochentlichen thuot.
Im unndern Boden:
Zur Ganfl, Stuben unnd Cam me r sampt z way en
Bethen 2 fl.
Zum Pfawen, Stuben unndt Kammer sambt zwayen
Bethen 2 fl.
Zum Hannen, Stuben unnd kammer mit zwayen
Bethen 2 fl.
Im Obern Boden:
Zum Adler, Stuben unnd Kammer mit zwayen
Bethen 3 fl.
Zum Schwanen, Stuben unnd Kammer mit
zwayen Bethen 2 fl. 3 Sch.
Zum Strauft, Stuben unnd Kammer mit zwayen
Bethen 2 fl.
Zum Kranchen, Stuben unnd Cammer mit zwayen *
Bethen 2 fl. 3 Sch.
Zur Jungkfraw, ein Stuben mit zwayen Bethen . 2 fl.
Mehr ein Cammer, zum Rappen genanndt (ist
zwar gar rauchich) 6 Sch.
Unnderm Dach:
Da stohendt ettliche sonderbahre Bethladen unndt Beth;
ligt einer allein uber nacht in einem. so gibt er uber nacht ein
») Mitgeteilt von Weech a. a. O. S. 451 f. — •) Weech (S. 451) hat
nur die Zimmerpreise in der Herberge zum Baren in Griesbach aagegebtn;
es gab aber damals dort zwei vollstandig getrennte Gasthdfe.
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Zur Geschichte der Renchbftder. fco*
Patzen, ligt er aber eu selb ander, so gibt einer ein halben
Patzen.
Taxa
der Lofiamenter, Geluger, Bethen bey dem Vordern Brunnen
im Peters Thai, wie dieselben wochentlichen verluben unnd dann
auch bestanden werden sollen.
Im Ersten Stockh, unden gegen der Taffell Stuben uber:
Zum Rohten Lowen, Stub unnd Chammern, darinnen zwey
Beth, fur zween guldin, fiinff Schilling.
Zum Beeren, ist ein Chammer darneben, mitt zweyen Bethen
und einem Tisch, fur zween guldin.
Zum Elephanten, eine Chammer, mit zweyen Bethen und
einem Tisch, fur zween guldin.
Zum Einhorn, Stuben unnd Chammer, mitt einem Beth,
zween guldin.
Zum Kammelthier gegen dem Einhorn uber, Stuben unnd
Chammer, mit zweien beth beyeinander, zween guldin.
Im Andern Stockh:
Zum Hirtzen, Stuben unnd Chammer, mitt zweyen Beth,
daraufi zween guldin.
Zum Rehe, Stub und Cammer, mit zweyen Bethen, zwen
Gulden.
Zum Efiell, Eine Chammer, mitt zweyen bethen, thut zwen
gulden. (Nota. Ist erst seythero khammyn dareyn gemacht,
khonte jezomals bey yederen die Taxa 2 fl. seyn.)
Zum Greiffen, auch eine Chammer, darinnen zwey beth,
zwen Gulden (also auch bey diser).
Zum Ochfien, eine Stub und Chammer, darinnen zwey Beth,
Thut zween guldin.
Zur Jungfraw, eine grosse Stub, die herrn Mahl Stub ge-
nannt, so nicht allezeit verluhen wurdt, Thut vier gulden.
Zum Rofilin, eine Stub, darinnen zwey beth, ohne Chammer,
zwen Gulden.
Zum Windhundt, Eine Chammer allain, darinnen zwey Beth,
thut zwolff schilling.
Zum Bockh, Eine Chammer, mitt zweyen Bethen, zwolff
schilling.
Zum Krebs, eine Chammer, mitt zweyen bethen, zwolff
Schilling.
Zur Schilltkrotten, eine Chammer, mit zweyen Bethen, zwolff
Schilling.
Zur Katzen, eine Chammer, mit zweyen bethen, daraufr
zwolff schilling.
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604 Krauss.
Zum Affen unnd gegen uber zum Haflen, beede Chammern,
mitt zweyen Bethen, ufl jeder achtzehn schilling.
Zum Schaf und zum Wilden Schwein, ufl jeder funffzehen
schilling.
Ein Chammer ann der Stiegen allernechst dem Wilden
Schwein, mitt einem beth, thut einen gulden.
Uff der Buhnen underm Dach:
Soil vonn einem jeden Beth fur eine Nacht gegeben werden
zween Creutzer unnd nicht zween inn einem beth zusammen
gelegt werden, efi seye dann ihr beeder freyer unnd gutter will,
dieselbigen aber sollen dem Beth nach zween Creutzer unnd
nicht mehr zu geben schuldig sein.
Under dem Newen Hauft:
Zum Papengey gegen der Kuchen uber, Stub und Cammer,
mit zweyen Bethen, dritthalben guldin.
Zur Tauben, Ein Cammer, mit zweyen Bethen, zwen guldin.
Zur Ganfi, Ein Cammer, mit zweyen Bethen, zwen guldin.
Im Newen Haufi:
Zum Schneckhen, Eine Stub und Chammer, darinnen zwey
Beth, vier gulden.
Zum Fuchs gegen dem Schnecken uber, Eine Stub unnd
Chammer, mitt zwey Bethen, daraufi drey guldin.
Zum Stern, Eine Stub unnd Chammer, mitt zweyen Bethen,
daraufi dritthalben guldin.
Zur Meerkatzen, eine Stub unnd Chammer, mitt zweyen
Bethen, daraufi dritthalben guldin.
Im Obern Stockh:
Zur Sonnen, Eine Stuben, mit zweyen Bethen darinnen,
ohne Chammer, daraufl zween guldin.
Zum Straufi, Stuben unnd Chammer, darinnen zwey Beth,
dritthalben gulden.
Zum Adler, Stuben und Chammer, mitt zweyen Bethen,
dritthalben guldin.
Zum Hanen, Eine Stuben und Chammer, mit zweyen Bethen,
drey guldin.
Uff der Bunen underm Dach:
Fur Ein jedtliches Beth jede Nacht Ein Batzen.
Bey dem garten:
Ein stuben unnd Cammer uf dem boden , mit 2 bethen,
gegen dem Rappen uber, drey gulden.
Cammer zu dem Rappen, sechzehen schilling.
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Zur Geschichte der Renchbader. 5ot
Inn dem Haufi uber die Bach:
Eine grosse Stuben, mitt zweyen Behtladen, mit A bezeichnet,
drey gulden.
Eine Chamraer, mitt B bezeichnet, darinnen drey Beth, fur
jedes Beth wochentlich Sechfi schilling.
Eine Chammer, mitt C bezeichnet, darinnen zwey Beth,
thut Ein gulden.
Inn diftem Hauft soil die Kuchen denen, so ihr lofiierung
darinnen haben, inn gemein zu gebrauchen vergonnet sein.
Wafer inn einer oder anderen Chammer mehr Bethen gesetzt
werden, efi geschehe inn welchem Stockh eft wolle, soil der
jetzt gesetzte Zinnfi kheines weegs erhohet, sondern vonn den-
selben Bethen drey Kreutzer fur jede nacht weitter gerechnet
unnd gegeben werden.
Mitt Vorbehallt, difte #Ordnung nach gelegenheit der zeit
zu endern unnd zu verbessern !). Actum Stutgartten, den vierdten
monatz tag Aprilis Anno Christi Sechtzehen Hundert unnd Funff.
Friedrich
pp. m.
Die von Herzog Friedrich erlassenen Bade- und Tax-
ordnungen wurden alsbald in Originalausfertigungen aut
Pergament in den zwei Griesbacher und dem Petersthaler
Gasthof angeschlagen.
Im Jahre 1617 setzte Herzog Friedrichs Nachfolger
Johann Friedrich eine Kommission zur Untersuchung des
Zustands der beiden Bader Griesbach und Petersthal ein.
Zum Beistand sollte der in diesen Angelegenheiten er-
fahrene herzogliche Diener Jeremias Frid, derzeit in Strass-
burg, beigezogen werden. Der Bericht wurde Stuttgart,
den 21. September 161 7 von dem gelehrten Rat Dr. Wil-
helm Daser und Johann Brotbeck erstattet. Zuerst wurden
in der Relation eingehende Vorschlage zur Verbesserung
und Instandhaltung der Wege nach den Badern gemacht.
Zur Bestreitung der betrachtlichen Kosten wurde die Er-
*) Das Original ist in der Tat rait verschiedenen Anderungen (Preis-
erh6hungen) und Einschiebseln versehen, die beim Abdruck alle beriicksichtigt
worden sind. Es ist demnach hier der nicht unbetrachtlich vergrosserte
Stand der Petersthaler Badeherberge aus einer etwas spatern Zeit als 1605
(wohl 1617) wiedergegeben. Insbesondere sind die zwei Rubriken »Unter
dem neuen Haus« und »Bei dem Gartenc spater hinzugekommen.
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606 K rau s s.
hebung eines Weggelds in Aussicht genommen. Den
Wirten, die bisher mit den auf ihrem Grund und Boden
entspringenden Quellen nach Belieben Anderungen vor-
nahmen, worunter diese Schaden gelitten hatten, sollte
dies kiinftig nur noch auf herzogliche Bewilligung gestattet
sein. Desgleichen sollten in Zukunft die Brunnenknechte
und Wasserschopfer, von denen die Verwahrung und Rein-
haltung der Sauerbrunnen haupts&chlich abhing, nur noch
mit Vorwissen des Vogts von Oppenau angenommen
werden; eine eigene Ordnung, auf die sie zu vereidigen
seien, wurde fur sie aufgestellt; die Ordnung sollte bei
den Sauerbrunnen auf besonderen Tafelchen aufgehangt
werden. Ferner wurde eine neue Bade- oder Wirtsordnung
und eine ebensolche fur die Badegaste verfasst1), letztere
in Anlehnung an die VVildbader und Liebenzeller. Zur
Verwahrung von Delinquenten, bis der Vogt von Oppenau
uber sie Verfugung getroffen babe, sollten in Griesbach
und Petersthal besondere Blockhauslein aufgerichtet werden.
Auch erneute Taxen fur Abspeisung und Zimmermiete
wurden erlassen. Die Kommissare fanden die bisherigen
Logispreise im Vergleich zu andern Badern etwas hoch,
liessen sie aber auf Reklamation der Wirte bestehen.
Diese machten geltend, dass sie ihre Herbergen samt
Betten mit grossen Kosten in diesen einsamen Orten allein
auf die Badesaison, welche hOchstens 3 — 4 Monate wahre,
wobei aber nicht uber einen Monat alle Gemacher ein-
genommen seien, erhalten miissen. Der Oberwirt in Gries-
bach, Lorenz Spinner, fuhrte insbesondere an, dass er
dieses Jahr 4 — 500 fl. auf Federwerk zur Verbesserung
seiner Betten verwenden wolle. Dann verbreitet sich die
Relation uber Aufstellung von Umgeltern und Brot-
schauern in den Badern, sowie uber Errichtung von Kram-
laden und Erhebung von Standgeld fur solche. Schliess-
lich wurde vorgeschlagen, die Inspektion uber die Rench-
bader anstatt des »ein ohngleiches Pradikatc besitzenden
Oberkircher Arztes Dr. Elias Mockh dem sich eines »wohl-
») Diese Ordnungen sind von Weech (a. a. O. S. 453— 463) verSffent-
licht. Endgtiltig kdnnen sie erst nach Erstattung obigen Berichts, also nach
dem 21. September 16 17, erlassen worden sein.
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Zur Geschichte der Renchbader. 5q7
beriihmten, guten Naraens* erfreuenden Dr. Johann Ruprecht
Salzmann, der Stadt Strassburg bestelltem Physikus und
der Hohen Schule allda Professor, anzuvertrauen.
Zwar hatten die Kommissionare keinen Auftrag er-
halten, auch das Bad Antogast in ihre Ermittlungen ein-
zubeziehen, entsandten aber dennoch Jeremias Frid dorthin.
Denn sie hatten vernommen, dass dieses alteste Rench-
bad, das in den letzten 30 Jahren durch das Emporbluhen
von Griesbach und Petersthal in Abgang geraten war,
wieder ziemlich zunehme und von vielen ehrlichen Leuten
besucht werde, wie auch der dortige Wirt um eine Ord-
nung nachgesucht habe. Frid fand das dreiviertel bis eine
Stunde Wegs von Oppenau in einer EinOde des Gebirgs
in einem tiefen Tal gelegene Badchen tmit ziemlichen
Gebauen und Losamenternt versehen. Es habe zwei Sauer-
brunnen zum Trinken, deren einer in der Sch&rfe wenig
hinter dem Griesbacher zuriickstehe , »und seye das Bad-
wasser, so mit einem steinin steg oder kasten eingefasst,
von vilen unnderschidlichen sauerbronnenquellen, sonderlich
die starkheste, so mann inn dreyen tagen vor sein, Friden,
ankhunfft erschofft unnd inn einer kannten ufgehallten,
gar starckh und reefi.« Das Bad habe bisher gegen viele
alte Schaden, an deren Heilung alle Arzte verzweifelten,
griindlich geholfen, was verschiedene Gaste, die Frid in
Antogast antraf, unter Danksagungen gegen den 1. Gott
riihmend anerkannten. So wurde denn von der Kommission
beantragt, den nach dem Badchen fuhrenden vollig ver-
nachlassigten und geradezu lebensgefahrlichen Weg in
Stand zu setzen, es im iibrigen ganz wie Griesbach und
Petersthal zu behandeln, Ordnungen fur den Wirt und die
Gaste, Taxen fur Zimmer und Speisen aufzustellen. Die
Inspektion uber Antogast sollte gleichfalls Dr. Salzmann
ubertragen werden. Ebenso sollte w&hrend der »Baden-
fahrt« sich der Vogt von Oppenau wochentlich einmal oder
so oft sonst nfttig nach Antogast, wie auch in die zwei
andern Bader der Herrschaft Oberkirch, zur Visitation und
Aufrechterhaltung der Ordnung begeben.
Erst aus dem Jahre 1656 liegt wieder eine die drei
Renchbader betreffende Massregel der wiirttembergischen
Regierung vor. Damals hatte die Ausfuhr von Sauer-
Zeitschr. f. Ge*ch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 40
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608 Krauss.
wasser sowohl durch Einheimische als durch Fremde so
sehr iiberhand genommen, dass man die Befurchtung hegte,
die Bader mttchten deshalb schwacher von Gasten besucht
und die Einkunfte der Regierung merklicb geschmalert
werden. So erhielten denn am 3. Mai 1656 die Oberkircher
Beamten den Befehl, von Oberamtswegen eine Verordnung
zu erlassen, wonach von jedem weggefiihrten Karren
Sauerwasser 24 — 30 Kreuzer zu verabreichen sei und
ebenso jeder Tr£ger, der nicht far Kranke, sondern zum
Verkauf Wasser hole, nach Proportion besteuert werden
solle.
Durch herzoglichen Erlass vom 7. April 1658 wurde
der Amtsschaffner von Oberkirch nach Stuttgart berufen,
um an einer Beratung der furstlichen Rate uber den Gries-
bacher Sauerbrunnen teilzunehmen und AuskQnfte zu er-
teilen. Um welche speziellen Fragen es sich dabei gehandelt
hat, ist nicht zu ermitteln gewesen.
Der Begriinder des Griesbacher Bades war Ulrich
Geiger, der Arznei Doktor und der Stadt Strassburg
besoldeter Physikus. Damit wird die durch eine Nachricht
des alten Balneologen Tabernaemontanus veranlasste An-
nahme, Wilhelm von Schauenburg zu Oberkirch habe den
dortigen Sauerbrunnen in Aufnahme gebracht '), erganzt
und berichtigt. In einer Strassburg, den 8. August 1597
von Markgraf Johann Georg, dem Administrator des Stifts
Strassburg, far Dr. Geiger ausgestellten Urkunde wird ihm
bezeugt. er habe vor 19 Jahren, also 1578, den Griesbacher
Sauerbrunnen »durch seine angeordnete Kunst und MQhe
nicht allein anfanglich erfunden, probieret und desselben
edle Wirkung an Tag gebracht, sondern auch seithero
neben andern durch sein Experienz und Erfahrenheit von
Jahren zu Jahren je langer je mehr zu Aufgang gerichtet
und sich noch taglichen dahin befleiftiget und bemiihet.*
l) Bei Weech a. a. O. S. 439. Die Familie Schauenburg war in diesen
Gegenden in der Tat begiitert. Im Jahre 1 51 8 Montag nach St. Egidien
(Sept 6) wurde ein Untergangsbrief ilber die Giiter in dem Griesbach und
der wiisten Rench ausgestellt infolge von Grenzstreitigkeiten zwischen den
dortigen Grundbesitzern, den Vettern Hans und Gebhard von Neuenstein
einerseits und Hans von Schauenburg anderseits — die alteste Urkunde, die
sich liber jene Ortlichkeiten erhalten zu haben scheint.
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Zur Geschichte der Renchbader. 609
In Anerkennung dieser Verdienste bewilligte der Admi-
nistrator 1597 dem Dr. Geiger, auf einem dem Mathis
Bachle in Griesbach abgekauften Stuck Matten am Bach
ein Gebaude zu errichten, und begnadete ihn dafiir mit
einer Anzahl Privilegien und Freiheiten. Insbesondere
wurde ihm der Bodenzins auf ewige Zeiten erlassen,
16 Jahre lang vollige Steuerfreiheit gewahrt, der unbe-
schrankte Gebrauch der Griesbacher und Peterstaler Quellen
gestattet; Streitfelle zwischen Geiger und den Strassbur-
gischen Beamten oder Untertanen sollten nur vor dem
Administrator und seinen R&ten entschieden werden. Ohne
Zweifel handelte es sich um den Bau eines formlichen
Gasthauses; dies geht schon daraus her vor, dass in der
Urkunde der grosse Mangel an bequemen Losamenten ftir
das zureisende fremde Volk als Grund fur die Errichtung
des Geigerschen Hauses angegeben wird. Ubrigens ver-
eint sich mit diesen authentischen Nachrichten ganz gut
Tabernaemontanus, Mitteilung, Wilhelm von Schauenburg
habe — als einer der ersten — die Wohltat des Gries-
bacher Sauerbrunnens an seinem Leibe erfahren und zum
Danke dafiir den Brunnen mit Plattsteinen einfassen und
ein eisernes Gitter dartiber machen lassen.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts waren die zwei Gries-
bacher Quellen in getrennten Handen. Die obere, die
beste zum Trinken, besass der »Oberwirtt Lorenz Spinner
(wohl >Ochse«). Er verwandte auf Verbesserung von Bad
und Herberge durch neue Bauten und Einrichtungen etliche
tausend Gulden und erwarb sich die Zufriedenheit der Kur-
gaste. Die mittlere, nur zum Baden gebrauchte Quelle
hatte der Petersthaler Wirt Thomas Odino erworben, der
sie auf seinen Sohn Samuel vererbte (wohl = »Bare). Odinos
G&ste tranken den obern Sauerbrunnen. Der untere, zu-
gleich zum Trinken und Baden benutzte Sauerbrunnen
war der Petersthaler; die zwei Bader wurden damals ge-
wissermassen als ein einheitlicher Komplex betrachtet.
Im Jahre 1607 oder 1608 tat sich ein dritter Wirt in
Griesbach auf, Jakob Springmann zum Schwarzen Adler.
Er hatte in seinem Hause nur 3 Stuben und Kammern,
sowie eben so viele Nebenkammern zu vergeben. Seine
Frau gait aber als die beste K6chin im Badeort. Die
40*
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610 Krauss.
andern beiden Wirte taten ihr MOglichstes, urn sich von
der lastigen Konkurrenz zu befreien, und behaupteten,
Springmann habe ohne obrigkeitliche Erlaubnis den Schild
aufgeh&ngt. In der eben erw&hnten Relation von 1617
nahmen sich aber die Kommissare Springmanns an, mit
dem die G&ste zufrieden seien, und befttrworteten, ihn als
Wirt in Griesbach mit gleichen Rechten wie die andern
zu best£tigen und mit Ordnungen zu versehen.
1658 begegnen wir Christoph Mauch als Gastwirt zu
Griesbach, und es hat den Anschein, als ob damals die
verschiedenen Herbergen in einer Hand vereinigt gewesen
waren. Ober die Besitzverhaltnisse und Besitzwechsel
zwischen 161 7 und 1658 liess sich aus den Akten nichts
erheben.
Ober das Aufkommen Petersthals hat uns der Strass-
burger Arzt Georg Graseccius in seiner 1607 1) erschienenen
Schrift »Fons salutis scatebra Petrinac unterrichtet. Dem-
nach errichtete den stattlichen Gasthof der sesshafte Tal-
bauer Benedikt Schmidt vor 30 Jahren, also 1577, unge-
fahr zu gleicher Zeit mit der Grundung des Bades Gries-
bach durch Dr. Ulrich Geiger. 18 Jahre vor der Ver-
offentlichung des erwahnten Buches, also 1589, brachte der
Lothringer Thomas Odino Petersthal durch Kauf an sich.
Durch diesen sogenannten welschen Wirt, der sich um das
Emporbluhen dieses Renchbades wie auch des benachbarten
Griesbach grosse Verdienste erwarb, erhielt Petersthal auf
lange Zeit hinaus im Volksmund den Namen >das welsche
Bad*. Am 12. Oktober 1597 berechtigte der Administrator
des Stifts Strassburg den dortigen Biirger und Wundarzt
Rudolf Wiirtz, sich in Petersthal anbauen zu dtlrfen, und
versah ihn fiir das geplante Haus mit ganz ahnlichen
Privilegien wie im selben Jahre Dr. Ulrich Geiger. Ob es
zu dem Bau kam, ist ungewiss. Jedenfalls erwuchs
daraus der Odinoschen Herberge nicht etwa eine Kon-
kurrenz.
Thomas Odino muss 1600 oder kurz vorher gestorben
sein. Denn am 19. August 1600 bewilligte der Strass-
*) Weech a. a. O. S. 440 setzt das erste Erscheinen der Schrift in das
Jahr 1625 und kommt so zu irrigen Jahreszahlen.
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Zur Gcschicbte der Renchbftder. 6 1 I
burger Administrator auf Interzession Jacobi Bongarsii, des
K&nigs zu Frankreich und Navarra in Deutschland resi-
dierenden Gesandten, der Witwe und den Kindern Odinos,
die die Petersthaler Wirtschaft fortbetrieben, verschiedene
Vergtinstigungen und Erleichterungen , insbesondere Um-
geltbefreiung fur drei Fuder Wein jahrlich. Bald ging
das Bad auf Frau Odinos Tochtermann Elias Goll, Bttrger
von Strassburg, und dessen Frau Margarete iiber. Ihnen
bestatigte Herzog Friedrich von Wiirttemberg am 8. Sep-
tember 1605 jenes Weinprivileg unter der Bedingung, dass
sie die G&ste wohl traktieren und halten. Trotzdem zahlte
das welsche Bad von Georgii 1608 bis Georgii 161 2 an Umgelt
noch 541 fl. 46V2 Kr., also durchschnittlich im Jahr 135 fl.,
26 Kr„ 4V2 Heller. Goll wollte wiederholt Petersthal los-
schlagen. 1609 verausserte er es an Andreas Reinbold,
den Schwiegersohn des damaligen wurttembergischen Vogts
von Dornstetten, Andreas Bulacher, um 9000 fl. Reinboldt
trat den Besitz an und erlegte das Angeld; der Kauf
wurde auch ordnungsgemass gerichtlich insinuiert. Nach-
dem er schon tiber ein Jahr das Bad besessen hatte, wurde
er von Golls im mittleren Bade zu Griesbach sitzenden
Sch wager Samuel Odino, der ein Widerlosungsrecht auf
Petersthal haben wollte, abgetrieben. Der Fall kam vor
das Ttibinger Hofgericht. Reinboldt starb vor Eroffhung
des Endurteils, und seine Witwe raumte infolge eines giit-
lichen Vergleichs Elias Goll gegen Erstattung der aus-
bezahlten Gelder und Unkosten die Herberge wieder ein,
auf die nun auch Samuel Odino zu Gunsten seines
Schwagers verzichtete.
Eine im April 161 5 zwischen Goll und dem Strass-
burger Biirger Adam Martin abgeschlossene Kaufsabrede
um 9500 fl. wurde iiberhaupt nicht perfekt. Bald stellte
sich ein neuer Kauf liebhaber in Person des Johann Georg
Marbach, Pfundzollners zu Strassburg, ein, der Michaelis
1 615 das Petersthaler Bad um 9100 fl. zugesprochen er-
hielt. Es zeigte sich jedoch, dass er die Wirtschaft nicht
selbst fuhren, vielmehr den ehemaligen Gastgeber zum
Rappen in Strassburg, Kaspar Scherzer, darauf setzen
wollte. Dieser war vor drei Jahren in Strassburg wegen
Ehebruchs an den Pranger gestellt und der Stadt ver-
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612 Krauss.
wiesen worden. Herr Eberhard zu Rappoltstein legte
zwar bei Herzog Johann Friedrich von Wiirttemberg fur
Scherzer, dem man Gelegenheit zur Rehabilitation geben
m6ge, Furbitte ein. Auch der Oppenauer Vogt Jeremias
Rebstock meinte in seinem Bericht, Scberzer habe sonst
gute Zeugnisse, und man k6nne es probeweise auf ein bis
zwei Jahre mit ihm versuchen. Aber der Widerstand
gegen Scherzer war zu stark. Der Verkaufer Goll selbst
bat, den Kauf riickgangig zu machen, weil es ein Schimpf
sei, dass das von seinem lieben Schwaher auf ihn gekommene
Bad in die H£nde eines solchen Menschen falle. Die wurt-
tembergische Regierung entschied denn, Scherzer sei
keinenfalls zuzulassen; Marbach solle die Gastherberge ent-
weder selbst beziehen oder eine andere taugliche Person
mit gutem Leumund dorthin abordnen. Schliesslich zahlte
Goll an Marbach das verabredete Reugeld von 100 Talern
und nahm Peterstal zuruck. Aber damit kam die An-
gelegenheit noch nicht zur Ruhe. Es gab hitzige Streitig-
keiten zwischen Goll und den Beamten der Herrschaft
Oberkirch, die sich haupts£chlich um die Umgeltfreiheit
fur drei Fuder Wein drehten. Insbesondere gerieten Vogt
Rebstock und Goll aneinander und warfen sich schwere
Beleidigungen an die KOpfe. Am 5. Mai 161 7 wurde ent-
schieden, jenes Privilegium sei durch den ersten beabsich-
tigten Verkauf vom Jahre 1609 erloschen. Wegen Injurien
gegen die Beamten wurde Goll zu 100 Taler Strafe und
Tragung der Untersuchungskosten verurteilt. Zugleich
erhielt er die Auflage, seine Badeg&ste kiinftig ordnungs-
gem£ss zu verzeichnen. Zum Trost mochte es Goll ge-
reichen, dass sein Gegner Rebstock wegen schm£licher
und hitziger Reden gegen ihn gleichfalls um 10 fl. gestraft
wurde. Goll hatte indessen an den vornehmen Besuchern
seines Bades einflussreiche Gttnner. Auch der Strassburger
Magistrat verwandte sich fiir ihn. So hob Herzog Johann
Friedrich am 10. Mai 161 7 das ganze Urteil samt alien
Strafen auf und erneuerte das Privileg von 1600 den beiden
Schwagern Goll zu Petersthal und Odino zu Griesbach,
weil Thomas Odino, der vornehmste Urheber der zwei
Sauerbrunnen, diese >mit grossen Costen unnd Ungelegen-
hait in einen berueff unnd ntitzliches thun gebracht.*
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Zur Geschichte der Renchb&der. 513
Im Jahre 1633 war Elias Goll in »iiblem, gefahrlichem,
bosem und wundersamemc Zustand, der taglich »arger und
seltsamer* wurde. Frau Margarete Goll befand sich damals
in einer sehr schwierigen Lage, zumal da in diesen kriege-
rischen Zeitlauften aus dem Bade kein Gewinn zu erzielen
war. Doch behauptete sich die Familie im Besitze von
PetersthaL 1658 war dort Magdalena Gollin (wohl eine
Tochter oder Schwiegertochter von Elias und Margarete
Goll) Gastgeberin.
Antogast blieb nicht nur an Grosse und Bedeutung
hinter den beiden Nachbarbadern , die einander ungefahr
die Wage hielten, weit zuriick, sondern es hatte auch ein
viel einfacheres Publikum. Vornehme Herrschaften waren
dort kaum je zu treffen. In Griesbach und Petersthal da-
gegen fanden sich Ffirstlichkeiten und sonstige erlauchte
Personen haufig ein. Die Beamtenschaft, die Geistlichkeit
und das vermogliche Burgertum aus dem Elsass, Baden
und Wiirttemberg fiillten die iibrigen Raume der Gast-
hofe. Strassburg war besonders stark vertreten. Auch an
Schweizern fehlte es nicht. Doch strOmten die Gaste auch
weit vom Norden, so aus den Hansastadten , zu den be-
ruhmten Quellen herbei, und selbst an Auslandern war
kein Mangel.
Wahrend von Besuchern aus dem wurttembergischen
Herzogshause nichts verlautet, kehrten die badischen Mark-
grafen mit ihren Familien desto haufiger in den beiden
Renchbadern ein. So kam am Vormittag des 7. Mai 1605
Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach mit Gemahlin,
vier jungen Fraulein und Gefolge in Oberkirch an, speiste
in der Herberge zum Baren und reiste gleich nach der
Mahlzeit nach Griesbach weiter. Dort wohnten die hohen
Herrschaften im Hause des inzwischen verstorbenen Dr.
Ulrich Geiger, wo schon im April Quartier gemacht
worden war. Im Mai 1657 liess sich Markgraf Wilhelm
von Baden-Baden Sauerwasser aus Petersthal zur Kur in
seine Residenz kommen, wahrend die Markgrafin mit zwei
furstlichen Fraulein vom 29. Mai bis 18. Juni das Bad
Griesbach besuchte. Die tibliche Befreiung von Zoll und
Umgelt fur Wein und Viktualien wurde von wurttem-
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6l4 Krauss.
bergischer Seite bewilligt; doch beauftragte der Herzog
seine Oberkircher Beamten, den badischen Hofbedienten zu
verstehen zu geben, dass es Sitte sei, vorher schriftlich um
die Befreiung nachzusuchen. Im Juni 1658 weilten der
jtlngere Markgraf Friedrich (VI.) von Baden-Durlach und
Gemahlin mit Gefolge zur Kur in Petersthal. In der
zweiten Halfte des Juli 1659 traf Markgraf Leopold (Wil-
helm) von Baden-Baden in Petersthal ein; gleichzeitig
befand sich ein Graf von Hanau dort. Im Juni 1663
gebrauchte Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach
abermals eine Trinkkur in Griesbach. Er machte davon
dem in Teinach weilenden Herzog Eberhard III. mittels
eines Schreibens Mitteilung, das er durch einen Kamraer-
junker iiberbringen Hess, und jener ordnete Zollbefreiung
fur Wein, Haber und sonstige Viktualien an. Der Mark-
graf hielt damals fur sein Komitat eigene Kuche in
Griesbach.
Im Mai 1609 erprobte Bischof Wilhelm von Basel an
sich die Kraft des Griesbacher Sauerbrunnens. Der Amts-
schaffner von Oberkirch sorgte ihm fiir gutes Quartier und
sandte ihm im Auftrage seines Herzogs drei Fass Wein
und zehn S&cke Haber als Geschenk ins Bad. Im Sommer
1 619 treffen wir dort den deutschen Johannitermeister
Johann Friedrich (Hund von Saulheim), den Abt Johann
zu Schuttern mit Wein, Haber und Gefliigel reichlich ver-
sah. Ende Juli 1658 traf Herzog Franz von Lothringen,
Statthalter zu Zabern, in Griesbach zur Kur ein. Von
sonstigen vornehmen Besuchern dieses Bades seien noch
erwahnt: im Sommer 1623 Herr Hans Ludwig von Ulm,
kaiserlicher Geheimerat und des Reichs Vizekanzler, mit
Gemahlin und 15 weiteren Personen, im August 1654 der
bischoflich Strassburgische Geheimerat von Giffen, im Juni
1663 der wiirttembergische Vizekanzler Dr. jur. Daniel
Imlin. Der kaiserliche Vizekanzler, der eigene Weine aus
Strassburg mitbrachte, erhielt Befreiung von Umgelt und
Wegzoll, Herr von Giffen bekam als Verehrung ein sechs
Ohm und sechs Mass haltendes Fass Wein und sechs Viertel
Haber, sein em eigenen Vizekanzler Hess Herzog Eber-
hard III. zur Versiissung seiner Trinkkur einen Eimer
Wein, Hiihner und, sofern moglich, ein Reh, sowie etliche
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Zur Geschichte der Renchb&der. 615
Hasen zuweisen. In Petersthal nahm im Juni 1663 der
Pfalzgraf von Birkenfeld zu Bischweiler Aufenthalt.
Von den regelmassigen Kurlisten, die jahrlich vom
Oberkircher Amt an die Regierung in Stuttgart eingesandt
werden mussten, haben sich wenigstens die vom Jahre 1658
iiber alle drei damals wiirttembergischen Renchbader er-
halten. Diese Dokumente sind kulturhistorisch so inter-
essant, dass sich ihre Mitteilung im Wortlaut von selbst
rechtfertigt.
1. Seite der Urschrift:
. Verzeuchnufi der Personen, welche sich im Gruflbacher
Sauwerbrunnen befunden. a. 1658 den 20. July.
Ihro Furstliche Gnaden Marggraff von Bareit mit 1 6 Personen
lhro Gnaden Herr Graff von Sultz Thumbh. zu
Strafiburg 2 Personen
Closter Frauwen von Fryburg 2 Personen
Orgenistin von Elsafi Zaberen 3 Personen
Frauw Landt Vogtin von Ortenberg ... 4 Personen
Frauw Ditelrein von Strafiburg 5 Personen
H. Doctor Pfeillen dochter 2 Personen
H. Vogt von Sultz 2 Personen
H. Pater Pryor im Cardeyfier Closter zu Moltz 2 Personen
Herr Wetzel, Pfarh. zu Strafiburg .... 3 Personen
Die Rappen Wiirtin von Strafiburg .... 2 Personen
H. Hanfi Caspar Soller von Offenburg . . 4 Personen
H. Johan Philips Kofiler, Schaffner zu Ney
Casten 1 Personen
Juncher Johan Bath [= Beat] im Thurm . 3 Personen
Johan Wilhelm von d. Maten aufi Fryburg . 3 Personen
H. Gambs. H. Doctor Gambs von Strafiburg 5 Personen
H. Ambtschaffner von Oberkurch .... 3 Personen
Mons. Meyer, H. Stangenberger, Studio . . 10 Personen
Frauw Ambtmenin von Offenburg .... 3 Personen
H. Secredario v. Ortenberg 4 Personen
H. Ambtman Ratzenheufier von Daxstein . 6 Personen
H. Under Vogt von Etlingen 5 Personen
Frauw Ambtmenin von Bertsch 3 Personen
H. schaffner im Frauwenhaufi zu Strafiburg . 3 Personen
Lt. 9 7 Personen1)
*) Die Addition ergibt nur 96 Personen.
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6i6
Krauss.
2. Seite der Urschrift:
Habelin Pfarhersfrauw von Landtauw .
H. Veyler, Helffer im Minster zu Strafiburg
Caspar Rufier, Rathh. zu Strafiburg . .
H. Gall Heinrich Pordt von Offenburg
H. L6ch von Strafiburg
Juncher Johan Andrefi Beyer, Ludwig Beyer,
Lorentz Beyer, Votteren, von Schaffh
Han (J Jacob Caspar, Inspector zu Strafiburg
H. Tromer von Collmar
H. Johanes, pfarh. zu Lundauw am Bodenseeh
H. Vinches Marggraff. Durlachisch. Preceptor
Frauw Doctor Schedin von Strafiburg . . .
Johan Hag von Etenen Munster
3 Personen
3 Personen
3 Personen
4 Personen
2 Personen
12 Personen
2 Personen
3 Personen
2 Personen
2 Personen
3 Personen
3 Personen
Latufi 42 Personen
139 Personen.
Chris toff Mauch, Gastgeber.
1. Seite der Urschrift:
2. Laus Deo. A.di. den 20. July 658.
Verzeichnus derjenigen Persohnen, so sich auff Dato befinden
in S. Petersthaller Saurbrunen.
Hanfi Philibs Anders selb drit von Strafiburg 3
H. Pfarh. von Wesch. selb Ander .... 2
Hanfi Georg Elwer selb Ander von Strafiburg 2
H. Pfarh. von Westhoffen selb Ander . . . 2
H. Mathis Holzinger selb Ander von Strafiburg 2
Die Rofienbaderin selb virt von Strafiburg . 4
Juncker Bernhard Mey selb drit . . / R ,
H. Gabriel Durner selb drit . . . \
H. Daniel Helmers Frauw von Strafiburg selb 3
H. Hanfi Werner selb drit von Strafiburg . 3
H. Jacob Wolleb, Pf. zu Bafiel, selb ... 5
H. Brunschwillers Frauw von Bafiel selb . . 4
H. Laschanals Fr. von Bafiel selb . . . 3
Juncker Hartkopff von Hamburg selb . . . 2
Engelhard Sontag von Durlach 1
H. Doctor lmele von Strafiburg selb ... 5
Juncker Stattraeister Zorn von Strafiburg selb 5
Juncker Rotzenheifier selb virt )
Juncker Roderer von Strafiburg J ^
H. Licentiat Salzman selb 4
H. Stall Schreiber von Strafiburg selb ... 6
Latus 67 Persohnen.
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Zur Geschichte der Renchb&der. 5 1 7
2. Seite der Urschrift:
H. Doctor Stirn von Buchsweiler .... i.
H. Hanfi Caspar, Cronen Wirt zu Bafiel, selb 7.
H. Braumiller, pfarh. zu Bafiel, selb ... 4.
H. Rathherr Linder von Bafiel selb ... 3.
H. Johan Linder von Bafiel selb .... 5.
H. Reichling selb drit
H. Johan Facie selb ander
H. Burgenmeister Wetzsteins 2 dochter
H. Hagenbachs frauw selb drit
H. Jacob Thuri, ale von Battel 11.
Michel Miller von Lohr selb Ander ... 2.
M. gangloff, pfarh. zu Hochen Atzenheim, selb 2.
Paulus Drach selb Ander von Strafiburg . . 2.
Hanfi Linhard Klein von Sargemundt ... 1.
H. Presitent Selmutz von Durlach selb1)
H. Doctor Barman von Strafiburg .... 1.
H. Johan Walter von Rottenburg am Necker 2.
H. Kdnig der Jung sampt einem Diener von
Strafiburg 2.
Juncker Brem sampt seine m Bruder und
1 Diener aufi Bremen 3.
H. Fechtmeister von Strafiburg 1.
Lux Gebhard sampt seinem Bruder von Strafi-
burg 2.
Andreas Waner sampt seinem Bruder von
Strafiburg 2.
Latus 51 Persohnen.
3. Seite der Urschrift:
H. Jacob Bur von Bafiel selb 3.
Hanfi Carle Spiefi von Strafiburg selb ... 3.
Claudi Simon selb drit aufi Italia .... 3.
Summ 127 Persohnen.
Magdalena Gollin, Gastgeberin
in S. Pettersthaller Saurbrunen.
l) Hier fehlt die auch bei der Addition nicht berficksichtigte Zahl.
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618 Krauss.
3. Verzeichnufl
derjenigen Badt Gasten, So Sich im
Antengaster Sauer Brun befunden.
Frcytag den 19. July Anno 1658
Wie volgt:
Jonafl Nockh, Mezger v. Urloffheim .... 2
Her Thomafl Folger, Ihro Gnad. Graffen v.
Sulz, Dom Her zu Straflburg, Jeger 1
Wolff Greie (?) aufi dem Salzburger landt . . 1
Her Abraham Jung v. Strafiburg 8
PhilHpus Baur v. Lohr 2
Jacob Hiege (?) v. Altenheim 2
Johannifi Bischoff v. Kieppenheim .... 2
Caspar Schneider v. Renchen 1
Her Michael Eyflenekher, Hoff Meister im
Gotteshaufi Schutren 2
Her M. Christianufl, Pfar Hr. zu St. Niclaus
in Straflburg 3
Susana Barfurin von Markurch 2
Frauw Pfarrin v. Wilstet 2
Goerg Siez v. Kappel 2
Per.
Summa . . 30 Person nen.
Dinstwulliger
Johannifi Huber, Wurth undt
Gastgeber im Antegast.
Schliesslich mogen hier noch ein paar Beitrage zur
Sittengeschichte der Renchbader in jener Epoche mitgeteilt
werden.
Im Sommer 1614 warf der grosse Religionskrieg auch
in dem entlegenen Schwarzwaldtale seine Schatten voraus,
und die Griesbacher und Petersthaler Badegaste wurden
durch einen kleinen kirchlichen Skandal aus der gewohnten
Ruhe aufgescheucht. Der in Griesbach zur Kur weilende
herzoglich wiirttembergische Rat Martin Ludwig von
Remchingen sandte am 14. August1) an den Oppenauer
Vogt Jeremias Rebstock einen Eilbrief folgenden Inhalts:
Ein papistischer Messling habe im Petersthaler Kirchlein
>) Remchingen hat das Schreiben irrtumlich auf den 17. August
datiert.
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Zur Geschichte der Renchb&der. 5lQ
eine ganz gottesl£sterliche Predigt neben allerlei Calumnien
getan; es sei notig, darob an das Konsistorium in Stutt-
gart zu berichten und bei den Zuhorern vorher Erkun-
digungen einzuziehen, zu welchem Behuf er sich alsbald
hieher verfiigen m6ge. Dieser Wunsch des vornehmen
Herrn war dem Vogt Befehl. Er fand sich unverztlglich
in Griesbach ein und erstattete am 15. August nach Stutt-
gart ausfiihrlichen Bericht. Er fiihrte ausser Remchingen
noch die nachstehenden Badeg£ste, die jene Predigt ange-
hort hatten, namentlich als Zeugen an: einen polnischen
Freiherrn und seine Diener, Junker Wolf Niklaus von
Ziillenhart und seine Diener, Landschaftseinnehmer Johann
Ludwig Lutz, den Strassburger Ratsherrn Johann von
Tiirkheim und den dortigen Burger Christoph Mertelbach.
Die beanstandete Predigt war Sonntag den 14. August
1 6 14 von dem Rottweiler Messpriester Jakob Khuen ge-
halten worden. Er vermass sich unter anderem, aus
Luthers Schriften darzutun, dass dieser geschrieben habe,
Christus sei am Stamm des Kreuzes verzweifelt und ver-
zagt und habe nicht gewusst, ob Gott oder der Teufel
sein Vater sei; alle lutherischen Ketzer glauben dies. Die
Lutheraner seien uberhaupt keine Christen, dieweil sie
nicht gefirmt seien -- bei wejcher Stelle ein Kaufherr
aus Strassburg laut sagte, es sei erlogen. Ferner wurde
die Fabel aufgetischt, dass Luther, »der abgefallene, mein-
eidige M6nch«, auf dem Totenbett gestanden habe, er
habe viele tausend Seelen dem Teufel zugeschickt, und
dergleichen mehr. Der Priester schloss mit einer dringen-
den Ermahnung an die anwesenden katholischen Christen,
doch ja bei ihrer alten Religion zu verharren; es werde
vielleicht bald an sie die Zumutung herantreten , von ihr
abzufallen.
Der Mann war in seinem Eifer wirklich zu weit
gegangen, und selbst einige Papisten meinten, er habe es
gar zu grob gemacht und der Sachen zu viel getan. Die
Angelegenheit wurde um so ernster genommen, als auch
schon am vorhergehenden Sonntag ein Miinchener Mess-
priester von derselben Kanzel aus gegen die Lutheraner
heftige AngrifFe geschleudert hatte. Durch solche Auf-
reizungen wurde die ohnehin nicht ganz leichte Lage
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620 Krauss.
der wtlrttembergischen Regierung nicht verbessert. Taglich
erhebe sich, heisst es in Rebstocks Bericht, unter den
Untertanen, die noch zurzeit der Mehrzahl nach katholisch
seien, allerhand Uneinigkeit, Zank und Widerwillen , und
einige halsstarrige und gottlose Bauern haben sich heim-
licherweise vernehmen lassen, sie haben kein Gliick und
Heil, so lange sie eine lutherische Obrigkeit haben. Jenes
der Feder des Vogts entschliipfte noch hatte der Rott-
weiler Priester, wenn ihm der Bericht in die Hande ge-
fallen ware, wahrscheinlich als einen Beweis aufgefasst,
dass seine Ermahnung an die Bevolkerung, sich nicht von
der katholischen Religion abbringen zu lassen, gute Grunde
gehabt habe.
Es gait ein Exempel zu statuieren. Die Regierung
schlug am 19. August dem Herzog vor, den Beamten in
Freudenstadt zu befehlen, sich alsbald mit 30 oder 40 Be-
waffneten unter Zuziehung des Forstmeisters, des Vogts
von Oppenau und etlicher Pferde nach Griesbach zu ver-
fugen, den Messpriester festzunehmen und nach Freuden-
stadt in sicheren Gewahrsam zu bringen, woselbst er
dariiber zu examinieren sei, aus welchen Biichern er »diese
greuliche und vermessene Lehre« beweisen wolle, und wer
ihn dazu angestiftet habe. Ferner solle der Oppenauer
Vogt angewiesen werden , nach jenen widerspenstigen
Untertanen Erkundigungen einzuziehen. Herzog Johann
Friedrich genehmigte soweit das Anbringen, war aber ein-
sichtsvoll genug, den weiteren Antrag, die Behauptungen
des Messpriesters durch jede Woche in Petersthal abzu-
haltende evangelische Predigten zu widerlegen, abzulehnen,
>weil solches dem Contract zuwider und zur weittleuffig-
keit bald ursach geben mochte.«
Herr Jakob Khuen wurde also im Bad Griesbach, wo
er »um Erlangung und Pflegung seiner Gesundheit willen<
den Sauerbrunnen trank, durch die wurttembergische
Staatsgewalt aufgehoben und nach Freudenstadt geschleppt.
Wie nicht anders zu erwarten, nahmen sich die Rottweiler
sofort ihres bedrangten Pfarrherrn an, der iiberdies der
Sohn ihres Amtsburgermeisters war, entsandten die zwei
kaiserlichen Hofgerichtsassessoren Dr. jur. Laux Werner
und M. Johann Melchior KOnig nach Freudenstadt, um sie
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Zur Geschichte der Renchb&der. 621
in der Sache zu vernehmen, und baten den Herzog, den
Verhafteten seines Arrests zu entlassen. Die Bemiihungen
der Rottweiler brachten es wenigstens beim Freuden-
stadter Obervogt Johann Seifried Gall zum Rudolfseck
dahin, dass er nicht in das Gefengnis geworfen, vielmehr
in einer Stube des Rathauses interniert wurde, wo man
ihn auf seine Kosten durch zwei beeidigte Wachter ver-
wahren liess.
Die Untersuchung nahm nun vor dem Ober- und
Untervogt zu Freudenstadt ihren geregelten Gang. Am
3. September 1614 sandten die beiden einen Bericht nach
Stuttgart mit einem Zeugenverhor und einer Niederschrift
der inkriminierten Predigt durch den Angeklagten selbst;
da sich letztere natiirlich mit den Aussagen der zum Teil
in der Tat katholischen Belastungszeugen nicht deckte,
war ihm ein Fragebogen iiber diese Widerspruche vor-
gelegt worden, bei dessen Beantwortung er schlechtweg
alles wegleugnete. Das Stuttgarter Konsistorium, dem die
schriftlich fixierte Predigt des Rottweiler Pfarrherrn uber-
antwortet wurde, liess es sich nicht nehmen, ihr eine
griindliche Widerlegiing zuteil werden zu lassen. Daraus
ergab sich, dass Khuen, ohne iiberhaupt Luthers Schriften
gelesen zu haben, die Behauptungen des Ingolstadter
Jesuiten Konrad Vetter zu den seinigen gemacht hatte.
Die wiirttembergische Regierung nahm an, der Gefangene
habe durch seine nunmehr schon funfwochige Freiheits-
entziehung seinen Exzess genugsam gebusst. Die Ruck-
sicht auf die gute Nachbarschaft mit der Stadt Rottweil,
die inzwischen schon zum zweitenmal zu Gunsten des
Priesters interzediert hatte, stimmte ohnehin zur Milde.
So gingen die Antrage an den Herzog dahin, dem Handel
ein Ende zu bereiten. Am 22. September beauftragte der
Herzog die Vflgte, dem Gefangenen aus der Gegenschrift
des Konsistoriums sein Unrecht zu demonstrieren und ihn
zu ermahnen, sich kunftig auf wurttembergischem Gebiet
solchen Unfugs zu enthalten; alsdann sei er gegen
Bezahlung seiner Atzung und aller sonst erwachsenen
Unkosten zu entlassen. Am 25. September wurde Khuen
in Freiheit gesetzt, wobei er sich sehr reuig zeigte und
um Verzeihung bat: der Fall werde ihm zeitlebens zur
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622 Krauss.
Witzigung dienen. Diese augenblickliche Zerknirschung
hinderte ihn jedoch nicht, bei seiner Rottweiler Antritts-
predigt seine Riickkehr mit Christi Auferstehung von den
Toten und Jona Befreiung aus dem Walfischrachen in
geschmackvolle Parallele zu setzen.
Um ahnliche unliebsame Vorkommnisse in Zukunft zu
vermeiden, wurden die Oberkircher Behttrden beauftragt,
dem Pfarrer zu Oppenau, der das Kirchlein in Petersthal
als Filial zu versehen hatte, einzuscharfen, dass er kunftig
keine fremden Priester dort zur Predigt zulassen, vielmehr
Predigten und andere geistliche Funktionen selbst ver-
richten solle. Die Untersuchungen, die gegen die wider-
spenstigen Untertanen eingeleitet worden waren, hatten
zu keinem greifbaren Ergebnis gefuhrt. Es Hess sich
nichts nachweisen, als dass ein Oppenauer in trunkenem
Zustande die Ausserung getan hatte, er habe niemalen
gewusst, dass die Lutherischen so grosse Schelme seien,
wie er vom Rottweilischen Pfaffen gehOrt.
Im Sommer 1655 erregte das Benehmen eines schon
6 Wochen in Griesbach weilenden Baron Orsenlar unter
den iibrigen Besuchern des Bades grosses Argernis. >Die
anwesenden Strassburgischen Sauerbrunnengaste,* darunter
Professoren, Doktoren und vornehme Kaufleute, wandten
sich am 30. Juli (alten Kalenders) mit einer Beschwerde-
schrift an den Oberkircher Amtsschaffner. Der Mann ver-
gniigte sich namlich mit »langwierigem und zumal mit
nachtlichem Weintrinken* und pflegte in seinem berauschten
Zustande >allerhand Uppigkeiten mit Schelten, Jauchzen,
Poltern und Fluchen* zu veruben und dadurch den Bade-
gasten die Nachtruhe zu storen. In seiner »furiosen Aktiom
trieb der Baron mancherlei Schabernak und richtete seine
grOblichen Beschimpfungen insbescmdere gegen die Strass-
burger. Schon am 29. Juli hatte der Amtsschaffner uber
die StOrung des Griesbacher Burgfriedens durch Orselar
nach Stuttgart Bericht geschickt. Nunmehr setzte er den
Sunder in Arrest und erstattete am 3 1 . Juli abermals Mel-
dung an seine Regierung. Diese verfugte auf den ersten
Bericht eine Strafe von 50 Reichstalern und erhohte sie
infolge des zweiten auf 100 Reichstaler nebst Zahlung der
aufgelaufenen Unkosten; wenn man nicht anders zu dem
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Zur Geschichtc der Renchbader.
623
Gelde gelangen konne, solle man die Pferde, die der Baron
bei sich hatte, versilbern.
In jenen Jahren nahmen in den drei zur Herrschaft
Oberkirch gehOrigen Badern nicht nur die Raufhandel
uberhand, sondern ward dort auch viel »Unzucht und Hurereic
veriibt. Im April 1658 wurden deshalb von seiten der
wiirttembergischen Regierung Massregeln getroffen, um
solche Vorkommnisse kiinftig zu verhtiten. Dem Amts-
schaffner von Oberkirch und dem Vogt von Oppenau
scharfte man ein, in der kommenden Saison alle 8 Tage
abwechslungsweise die drei Bader zu besuchen und fleissige
Aufsicht iiber die Gaste zu fuhren. Insbesondere wurde
den Wirten die Verpflichtung auferlegt, an die Beamten
von etwaigen Vergehen sofort Mitteilung zu machen. Der
Herzog fugte dem Anbringen seiner Rate ausdrQcklich
einen Passus hinzu, dass man zwischen »hohen Standes-
personen und vornehmen ehrlichen Leutent einerseits und
»gemeinen Gasten* andrerseits einen Unterschied machen
solle. Gegen jene sei »gebiihrende gute Diskretion« zu
gebrauchen, und die Inspektion und Aufsicht habe sich
vornehmlich auf diejenigen zu beziehen, »welche mehr umb
Petulanz und Mutwillens als ungesunder Affekte und Not-
wendigkeit willen die Bader und Sauerbrunnen zu besuchen
pflegen.« Aus alle dem erkennt man, wie die infolge des
dreissigjahrigen Krieges in ganz Deutschland eingerissene
Sittenverwilderung auch auf das Badeleben im stillen
Renchtal abgefarbt hat.
Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 41
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein.
Ladcnburg und Hagenau.
Von
Karl Freiherrn von Reitzenstein.
(Schlu»».)
IV.
RUckmarsch des pfalzischen Heeres aus dem Elsass.
Kriegslage Ende Mai 1622.
Nach dem Entsatz von Hagenau war Mansfeld bedacht,
die an der Umwallung erzeugten Breschen auszufullen und
die Besatzung zu verstarken. Die pfalzische Kavallerie
breitete sich im Unterelsass sowohl in slidlicher wie west-
licher Richtung aus. Die hanau-lichtenbergischen Amter
Brumath, Pfaffenhofen und Wttrth sind am 21. Mai noch
von ihr besetzt, die gesamte Infanterie jedoch tritt an diesem
Tage bereits den Ruckmarsch nach Kurpfalz an l).
Mansfeld war beflissen, die mit Herzog Christian von
Braunschweig vereinbarte Frist fur ein Zusammentreffen
vor Frankfurt am Main einzuhalten. Zu diesem Zwecke
war schon am 15. Mai der braunschweigische Rittmeister
von Zidtwitz aus Paderborn im pfalzischen Hauptquartier
zu Germersheim eingetroffen, um sich Verhaltungsmass-
regeln fur seinen in Westfalen bereit stehenden Kriegs-
herrn einzuholen2).
l) Zum RUckmarsch: Miinch. Allg. Reichs-A. 30jShr. K.r. Fasz. XVIII,
'50* 233» J°^* Thomas Kysenschmidt an Kanzler von der Griin , Cron-
Weissenburg 16 2b. Mai 1622. — Ebenda Bd. LXXXVI, 94, W. R. v.
Ossa an Tilly, Lichtenau 21. Mai 1622. Ebenda Bd. LXXXV, 91 Geraldin
an Tilly, Udenheim 25. Mai 1622. — *) Miinch. Allg. Reichs-A. 30jihr.
Kr. Fasz. VII, 90. Nachrichten vom 19. Mai 1622. Obser, Feldzug 1622,
S. 49.
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Der Feldzug des Jabres 1622 am Oberrhein. 625
Es wurde seitens der pf&lzischen Heeresleitung nicht
vers&umt, Christian zu Braunschweig von der Kriegslage
am Oberrhein zu versUndigen. Wiederholt gingen an
Christian Mahnungen ab, den Vormarsch nach der Unter-
pfalz anzutreten ').
Nach Sammlung der Kavallerie erfolgte der Aufbruch
des Pfalzgrafen Friedrich am 24. Mai, an welchem Tage
das Hauptquartier sich in Kron-Weissenburg einfand. In
Lauterburg und weiter rheinabwarts in Schrock zweigten
sich 2 Regimenter z. F. und iiber hundert Pferde vom
Heere ab, um das rechte Rheinufer zu betreten. Diese
Truppenteile stiessen zu den bei Durlach behufs Muster ung
wieder zusammengefuhrten Streitkraften Georg Friedrichs
von Baden1).
Das pfalzische Heer traf nach einer Rast (2$. Mai) am
folgenden Tage (26. Mai) zu Germersheim ein. Es fQllte
seine Liicken mit Reitern und Knechten aus, die vom
Feinde ubergingen. Durch den Mangel an Lebensmitteln
und infolge erheblicher Soldruckstande8) hatten sich nach
dem ungliicklich verlaufenen Festungskriege die Truppen-
verbande des Erzherzogs Leopold im Elsass in bedenklicher
Weise gelockert. Dariiber gab man sich auch im Lager
Cordovas zu Oppenheim keiner Tauschung hin*).
i) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Fasz. XVIII, 150, 233, J. Th.
Eysenschmidt an Kanzler von der Griin, Cron-Weissenburg 1626. Mai 1622.
— Stieve, F., Ernst von Mansfeld, fflhrt zur Belastung Mansfelds an, dass
die Sorge des Grafen um den Verlust Hagenaus die Vereinigung mit Christian
von Braunschweig verzdgerte. Es ist dagegen zu erwagen, dass der Auf-
bruch des Herzogs aus WestfaJen erst am 20. Mai stattfand. Die Raumung
des Unterelsass durch Mansfeld begann am 21. Mai, also nur einen Tag
spater, als Christian die Weser uberschritt. (vgl. Stieve, F., Ernst von Mans-
feld, Sitzungsber. d. philol. u. histor. Kl. d. k. b. Akad. d. Wiss. zu
Munchen. Jahrg. 1890 Bd. II, S. 524. Munchen 1891 j. — 2) Mttnch. Allg.
Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXVI, 88. Zeitungen vom 23. u. 24. Mai,
So dem Landschreiber zu Udenheim zugeschriben. Ebenda Fasz. XVI, 141,
Cordova al Tilly Bigilbag (Bickenbach) a27de Mayo 1622. — »; Das kaiser-
liche Regiment z. Pf. Sachsen-Lauenburg (Julius Heinrich) hatte angeblich
12 bis 18 Monate lang keine Gebuhren mehr erhalten: Continuatio MaoB-
feldisch. Kriegshandlung, S. 18. Leopold selbst bestreitet einen An lass zur
Meuterei (Mttnch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. XV, 275. Leopold an
Maximilian, Benfeldt 30. May 1622. — *) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr.
Kr. Fasz. XVII, 14I. C6rdova al Tilly, De Oppenheim a 31 de
Mayo 1622. (Beil. 7 a).
41*
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626 vonReitzenstein.
Wenn sich auch die mit dem bayerischen Regiment z. Pf.
Cratz wegen "Obertritts in pf&lzische Kriegsdienste ange-
kniipften Verhandlungen zersqhlugen 1), so gelang es Mans-
field doch, das kaiserliche Regiment z. Pf. Sachsen-Lauen-
burg (Heinrich Julius) und 200 Knechte dem Heer des
Pfalzgrafen Friedrich einzuverleiben.
Vom Heere Leopolds sich abwendend, hatten sich
6 Kompanien sachsischer Reiter nach Brumath begeben*).
Der Hunger trieb sie durch den Herrenwald am 21. Mai
ins Strassburger Weichbild vor das Steinstrasser Tor.
Obristleutnant Johann von MOrder Hess der Reichsstadt
die Dienste seiner unterstellten Kompanien anbieten.
Nachdem Strassburg die Reiter mit Lebensmitteln ver-
sehen hatte, l&sst der in der Stadt weilende Obrist von
Oberntraut sie fur den Pfalzgrafen Friedrich huldigen.
Ein Versuch des Herzogs Heinrich Julius von Sachsen-
Lauenburg, die abgefallenen Reiter fur die Sache des
Kaisers wieder zu gewinnen, scheiterte an dem Eingreifen
eines pfalzischen Offiziers von Oberntraut, der sogar den
Herzog in Gegenwart einiger Stadtrate in Gefangenschaft
setzte und nach Hagenau zuriickbringen lasst.
Die zu Oppenheim iiber den Riickmarsch des pfal-
zischen Heeres eintreffenden Nachrichten und nicht zuletzt
die Gertichte iiber die Rustungen Georg Friedrichs von
Baden hatten Cordova veranlasst, am 27. Mai mit einigen
Truppen einen Uferwechsel vorzunehmen. In Bickenbach
an der Bergstrasse, wohin das spanische Hauptquartier
verlegt wurde, erwartete man anfanglich, dass Mansfield
») Munch. Allg. Reichs-A. 30jfihr. Kr. Fasz. XVIII, 150, 233. J. Th.
Eysenschmidt an den Kanzler von der Grim. Cron-Weissenburg 16 26.
1622. Ebenda Bd. XV, 275. Leopold an Maximilian, Benfeldt 30. May
anno 1622. — *) Zum Abfall des Regiments Sachsen-Lauenburg: Munch.
Allg. Reichs-A. 3qjfthr. Kr. Bd. XV, 275, Leopold an Maximilian. Ben-
feld 30. Mai 1622. Ebenda Fasz. XVIII, 150, 233, J. Th. Eysenschmidt an
Kanzler von der Griin. Cron-Weissenburg 16/26. Mai 1622. Ebenda
Bd. LXXXVI, 88. Zeitungen vom 23. u. 24. Mai 1622. Reuss, Dr. Rud.,
Strassburg im dreissigjahrigen Kriege. Fragmente aus der Strassburgischen
Chronik des Malers Joh. Jak. Walther nebst Einleitung u. biographischer
Notiz (Progr. d. Protest. Gymn. zu Strassburg 1879/80, S. 16). Le Mercure
francois VIII, 280.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrbein. 52 7
am 28. Mai den Neckar uberschreiten werde, um auf der
Bergstrasse gegen den untern Main vorzuriicken J)#
Bald sollte sich jedoch die Sachlage in anderer Weise
aufklaren. Die Reichsstadt Speyer gew&hrte zunachst
Mansfeld die Offnung ihrer Tore. Von den Leibgarden in
der Starke Vton 100 Reitern und 100 Knechten geleitet,
hielt sodann Pfalzgraf Friedrich mit seinen Paladinen und
der Reiterei am 27. Mai nachmittags 3 Uhr in aller Stille
den Einzug in Speyer2).
Die Bevolkerung der Reichsstadt blieb trotz der
Truppenanhaufungen unbehelligt.
Die Kavallerie fand zu Speyer in den Gasthausern und
deren Stallungen Unterkunft, wahrend die Infanterie nOrd-
lich der Stadt in den Auen der Wiehl langs des Rhein-
ufers ein Freilager bezog. Die Zelte waren nahe dem
untern Kranen am Einfluss der Speyerbach in den Rhein
aufgeschlagen.
Nur das Kuhe- oder Rheintor stand fur den Verkehr
der lagernden Truppen offen.
Der Wachdienst wurde von dem noch unter Waffen
stehenden speyerschen Regiment z. F. verrichtet8).
Die Ehrenwachen fiir den Pfalzgrafen Friedrich be-
zogen in Ablosung drei pfalzische Musketier-Kompanien*).
») Munch. Allg. Reichs-A. 30jabr. Kr. Fasz. XVII, 141. C6rdova al
Tilly De Bikilbag (Bichenbach an der Bergstrasse) a 27 de mayo anno 1622.
(Beil. 6 a). - *) Zum A u fen thai t des pfalzischen Heeres in Speyer: Miinch. Allg.
Reichs-A. 3qjahr. Kr. Bd. LXXXVI, 14. Aus Udenheim Sign. 27. Mai
1622. Ebenda LXXXVI, 129. A Mons. Victorio Gilg a Wimpfen, Vden-
heim 28. Mai 1622. Ebenda LXXXVIII, 421. Muggenthal an Maximilian.
Wimpfen 28. Mai 1622 P. S. — Docum. ined. T. LIV, 210 Copia de carta
aut6grafa de Pascual de Berenguer a don Alvaro de Losada, Bensheim 30 de
mayo 1622 Noticias del enemigo y de la situation que occupan sus tropas.
(In Bezug auf die Unterkunft der pfalz. Kavallerie in Speyer mit obigen
Nachrichten aus Udenheim ubereinstimmend). — Gmelin, M., Beitrage, S. 141.
27. Mai 1622. — a) Speyer hat 1622 ein Regiment z. F. errichtet, welches
Ende Mai 1622 abgedankt wurde (Baur, Erh. Christoph, Leben des beriihmten
Christoph Lehmanns. Franckfurt 1756, S. 80). — 4) Nach Gmelin, Beitr.
S. 141, am ersten Tag (29. Mai) eine rote Fahne mit einem Lowen, am
zweiten Tag (30. Mai) eine weisse Fahne mit einer Konigskrone, am dritten
Tag (31* Maij eine blaue Fahne mit einem Lowen. — Die kurpfalzische
Fahne im Verband der Unionstruppen (1608 — 162 1) ist beschrieben: Miinch.
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628 von Reitzenstein.
Um einer Beratung" fiber die n&chsten Massnahmen im
Felde anzuwohnen, fand sich der Markgraf von Baden
am 28. Mai mittags 11 Uhr im Hauptquartier des Pfalz-
grafen ein. Georg Friedrich, nur von 3 Kornetts mit
6 Trompetern an der Spitze begleitet, begab sich um
3 Uhr nachmittags wieder ttber den Rhein zu seiner bei
Rusheim im badischen Unterland bereitstehenden Kriegs-
macht zurttck*).
Ihre Starke betrug anfanglich 6000 Mann an infanterie
und 1000 Reiter. Diese Zahl stieg erst durch die Uber-
lassung der am 25. Mai iiber den Rhein gesetzten pfal-
zischen Truppenteile, 2 Regimenter z. F. und 200 Reiter,
auf etwa 8000 Mann Fussvolk und 200 Reiter an.
Das pf&lzische Hauptquartier wurde am 30. Mai nach-
mittags von Speyer nach RheingOnnheim verlegt*).
Schon am nachsten Tage (31. Mai) begann der Rhein-
ubergang bei Mannheim; die pfalzischen Truppen schoben
sich nordlich noch bis Lampertheim vor*).
Die Vereinigung der badischen mit den pf&lzischen
Streitkr&ften erfolgte in der Weise, dass Georg Friedrich
zunachst auf einer bei Speyer errichteten KriegsbrUcke
den Rhein Qberschritt. Von der linken Rheinseite folgte
er sodann auf der Mannheimer Rheinbriicke den nach
der Bergstrasse vorriickenden Pfalzern nach. Die badischen
Hof- und Staats-Bibl. Handschriftensamml. Cod. germ. 5081 /II Unierter Stend
Exercitus In rcligione anima.
>) Miinch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd. LXXXV, 93. Obriitleut.
Gcraldin an Tilly, Udenheim 25. Mai 1622. Nor 1 bad Kompanie ver-
bleibt in Durlach. — •) Munch. Allg. Reichs-A. 30jahr. ttr. Fasz. XVIH,
150, fol. 22. J. Th. Eysenschmidt an Kanzler von der Griin, Hagenau
8/18. Mai 1622 . . . 6000 zu Fuss und 1000 Pfcrd. Nachsehrift ursprunglich
chiffriert. Ebenda Fasz. IX, 99. Johann Abel an Obrist Johann Leublfing
in Nurnberg, Durlach 8/18. Mai 1622 . . . 8000 Knechte, 1500 Reiter.
Gmelin, Beltr. 142, 10. Juni 1622 (115) 20000 Mann (im ganzen). Conti-
nuatio Mansfeld. Kriegshandl. 19:10000 M. Gardiner, S. History of England
!V, 313, 7000 men. Obser, K., Feldzug 1622, S. 65. — ») Col. de Docum.
ined. T. LIV, 193, Carta original en frances de Ernesto conde de Mansfelt a don
Gonzalo Fernandez de C6rdova, Rhetinganheim 2t de mayo de 1622 Sobre
el canje de un prisionero. (Es wird der Austausch des Herzogs Julius
Heinrich von Sachsen-Lauenburg mit Franz Bernhard (?) von Stckingen vor-
geschlagen). — «) Klopp, O., Der dreissigjlhrige Krieg, S. 176.
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Dcr Feldzug dcs Jahres 1622 am Oberrhein. 620
Truppen marschierten anscheinend in zwei getrennten Ab-
teilungen *).
Der angetretene Marsch der VerbQndeten verfolgte
den strategischen Zweck, dem Herzog Christian von Braun-
schweig fiber den untern Main hinweg die Hand zu reichen.
Es lag im Charakter des Pfalzgrafen, wenn er dem in
seinem Lager sehnlichst erwarteten Eintreffen Christians
am Kriegsschauplatz gottergeben entgegensah *).
Die iiber den Aufenthalt des Pfalzgrafen und Mans-
felds in Speyer einlaufenden Berichte veranlassten C6rdova,
am 28. Mai nach Oppenheim zuriickzukehren. Dabei Hess
er die Stellungen an der Winkelbach unbesetzt. Diese
gegen Siiden gekehrte, von Gernsheim bis Zwingenberg
sich erstreckende Landwehr wurde gemeinsam durch
Hessen-Darmstadt und Kurmainz im Einvernehmen mit
Tilly Ende M&rz 1622 errichtet8).
Ihre Raumung sollte Mansfeld verlocken, jetzt langs
der Bergstrasse und dem Rheinstrome hin nach der untern
Maingegend vorzurQcken. C6rdova erwartete also ohne
Riicksichtnahme auf das verbtindete Hessen den Vormarsch
Mansfelds, um ihn dann von der Neckarlinie abschneiden
zu konnen4).
Tilly hatte inzwischen am 16. Mai Weinheim an der
Bergstrasse verlassen, um iiber Mosbach nach Wimpfen
zuriickzukehren .
») Munch. AUg. Reichs-A. jqjahr. Kr. Fasz. XIV, 129. Stassin au
conseil de guerre S. de Beringhel ou il soit. De Starcquenbourg ce 4 juing
1622 a 2 heures apres midi . . . nous voyons a cette instant encore d'avancer
force troupes qu'y viennent du coste de Man em prenant le mesme chemin
des autres: ce sont les troupes du Marggrave de Baden . . . Ebenda Fasz. XVI,
129. Stassin au Tilly, De Starcquenbourcq ce 4 juing 1622 a 7 heures du
soir: 11 a(i) passe icy proche quelques dix-huit drapaux et quelques dix ou
onze Compagnies de Cauallerie qu'y sont loge icy tour contre Binsheim a
main gauche en esquadron ... (P. S.). Le bruyt commun est par icy qui
ce (?) sont troupes de Dourlach. — ») Munch. Hof- u. Staats-Bibl. Handschr.
Sam ml. cod. gall. 544. Lettres de Frederic Electeur Palatin et Roi de
Boheme a son Epouse 1622 XLIII. A la Reyne de Boh em e de Hagena ce
8/18. May 1622 . . . Nous n'avons encores des nouvelles asseurees du Due
Christian, nous Tattendons en grande devotion. — •) Munch. Allg. Reichs-A.
3qjahr. Kr. Fasz. X, 104. Landgraf Ludwig von Hessen an Tilly, Darm-
stadt 18/28. Marz 1622. — «) Ebenda Fasz. XVII, 141. C6rdova al S<>r
Tilly, De Oppenheim a 31 de Mayo 1622 (Beil. 7 a).
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630
vod Reitzenstein.
Die bayerisch-ligistische Infanterie verblieb bei Hirsch-
horn am Neckar und dehnte sich spater iiber Lindenfels
bis Brandau im Amte Lichtenberg aus1).
Lebensmittel wurden auf Neckar-Frachtkahnen nach
dem Odenwald verbracht2).
Gleichzeitig mit der Verlegung von Tillys Haupt-
quartier ruckte die bayerisch-ligistische Kavallerie zu ihrer
Erholung nach dem kurmainzischen Amte Amorbach.
In dieser Gegend war ihre Verwendung gegen
Christian von Braunschweig ermoglicht, im Falle der
Herzog etwa iiber das Hochstift Wurzburg nach dem
Oberrhein vorbrechen sollte8).
Gegen Ende Mai 1622 stand die Heeresmacht
Philipp II. von Spanien und der Liga im weitgezogenen
Bogen um die bei RheingOnnheim versammelten pfal-
zischen und badischen Truppen. Den rechten Flugel bil-
deten in der linksrheinischen Pfalz die hftchstens 7000 Mann
starken Terzien und (deutschen) Regimenter Cordovas4),
dessen Hauptquartier sich in Oppenheim befand.
Der Hauptteil der spanischen Kavallerie (gegen
2000 Reiter) lag bis 30. Mai im Eschbacher Grund nord-
lich von Frankfurt am Main. Die fQr den Feldkrieg ver-
fugbare bayerisch-ligistische Infanterie (6000 Mann) war
im Odenwald bereit gestellt*). Zum Schutz der riickwartigen
Verbindungen und des Hauptquarders erhielten Wimpfen
(18 Fahnlein), Mosbach, Eberbach und Hirschhorn (je
1 Fahnlein) Besatzung.
l) Munch. Allg. Rcichs-A. 3<>jahr. Kr. Fasz. X, 104. Ludwig von
Hessen an Tilly, Darmstadt 19/29. Mai 1622. Heilmann, J., Kriegs-
geschichte von Bayern II, I, 135, hat irrtumlich Hirschau statt Hirschhorn.
— *) Ebenda Bd. LXXXVI, 29. Tilly an Maximilian, Wimpfen 18. Mai
1622; dann Bd. LXXXVI If, 419. G. K. von Ruepp an Maximilian,
Krautheira 2. Junl 1622. — 8) Vgl. dariibcr: Gindely, A., Gesch. d. 30jahr.
Kr. IV. S. 362. — 4) Zur Starke der spanischen Infanterie: Coll. de Docum.
ined. LIV, 35. Muestra pasada 6 los tercios de infanteria espafiola en 10
de enero de 1622: Tercio C6rdova 1343 official, y soldados: Tercio Balancon
1386 offic. y sold.; Tercio Gulsin 1344 offic. y sold. — *) Zur Verteilung der
bayerisch-ligistischen Infanterie: Miinch. Allg. Reichs-A. 30jahr. Kr. Bd.
LXVIII, 545. Joh. v. Starzhausen an Maximilian, Fucha (Buchen)
18. Juni 1622.
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Der Feldzug dcs Jahres 1622 am Oberrhein. 63 I
Die Reiterei Tillys (etwa 3000 Reiter) hatte, wie schon
beriihrt, um Amorbach und in den Gemeinden des siid-
6stlichen Odenwaldes Quartier bezogen.
Um die Truppen Cordovas am Kriegsschauplatz zu
verstSrken, war seit Mitte Mai von Btthmen her Thomas
Caraccioli, Marquis de Bella mit 2 wallonischen und 2 ita-
lienischen Terzien, 1 (deutschen) Regiment z. F. Fugger,
sowie 15 Freikompanien z. Pf., im ganzen 7000 Mann1), im
Anmarsch begriffen. — Am 25. Mai hatte Caraccioli Bieber-
gau ostlich von WQrzburg erreicht2).
Feldmarschall Johann Jakob Freiherr von Anholt
(2742 Mann) strebte aus Westfalen anriickend seine Ver-
einigung mit Tilly am untern Main an. Von Brakel liber
Warburg marschierend langte Anholt nach Durchbrechung
der hessischen Grenzstellung am 31. Mai in Wittelsberg
unweit Amoneburg an8).
Schliesslich waren von Donau worth, also von Siiden,
3000 Knechte und 1000 Reiter unter Obrist Adam Frei-
herrn von Herberstorff auf dem Marsche nach Krautheim,
um die Streitkrafte der Liga zu erganzen*).
Die rechtzeitige Vereinigung dieser ansehnlichen Heeres-
teile trug wesentlich dazu bei, die Kriegslage am Ober-
rhein zu ungunsten des Pfalzgrafen Friedrich zu ver-
schieben.
i) Gindely, A., Gcsch. d. 30jahr. Kr. IV, S. 352. — 2) Munch. Allg.
Reichs-A. 30jfihr. Kr. Fasz. XIV, 129. Schreiben aus: Bcrnigau (Bieber-
gau?) 25. di Maggio 1622. — 8) MQnch. Geh. Staats-A. K. schw. 40/13.
Kurkdlnasche Korrespondenz 1622, Anholt al Sor Principe Elletor di Colonia
Da Wittelsberg vicino al Amoneburg l'ultimo el di Maggio 1622. — Heil-
mann Kriegsgesch. II 1 1.38 hat Hachborn im Wittelsbacher Grund. —
*) Herberstorff langte am 4. Juni 1622 in Buchen an. (Munch. Allg. Reichs-A.
30jahr. Kr. Fasz. XIII, 138. Ruepp an Tilly, (in Amorbach) 4. Juni 1622.
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632 vcnReitzenstein.
Beilagen1).
Aussere Adresse:
Al Sor Baron de Tilly Teniente general del Sor
Duque de Bauiera.
He aguardado hasta agora que boluiese alguno de los Teni-
entes que yo auia embiado a Weinheim pero no ha venido aun
ninguno dellos ni s6 si la Infanteria que partio ayer a noche para
Weinheim abra llegado, Con todo esso pues lo de mas de la
Infanteria esta muy cerca de aqui yo me partir6 con la Caualleria
y dexo aqui orden al Coronel Baur para que a loze con la
Infanteria en el casar de Waltmichelbach si le pudiere alcancar
sind abra de alojar en Simmet Wach1), y la caualleria en los
casaros mas a de lante y yo me delantare con un Compa
de Arcabuseros a cauallo a Weinheim para saber de ay las
nuevas que ay.
Guarde nro Sor a VSJ. los alios que deseo
De Hirshorn a 10 de Mayo 1622.
Illo Sen* beso
aVSJlla
los manos
Goncalo Ferdez
Sor Baron de Tilly. de C6rdova.
l) Sieben Brieie Don Goncalos Fernandez de C6rdova an Job an n
Tserclaes Freiherrn von Tilly, welche sich im Fasz. XVII, 141 (Korrespon-
denzen) der Akten ram dreissigjahrigen Kriege des K. Bayer. Allgemeinen
Reichsarchivs zu Miinchen befinden. Die ftbersetzung dieser Briefe ins
Deutsche fuhrte unter Leitang des Herm Schmidt-Ferrari (Redazzione della
Settimana) Herr Dr. Muller aus. — 2) Noch 1695 ist auf der Karte »Partie
du Palatinat du Rhein, Le Duche de Wirtenberg, Les Marquisats de Bade
et de Dutlac etc. etc. par le Sr. JailloU zu lesen: »Ober- und Unter-
Schimmeteinwagh* statt Schonmattenwag (Bayer. Armee-Bibliothek. Plan-
kammer Inv. Nr. 838).
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Der Feldzug dea Jahres 1622 am Oberrhein. 633
lb.
Herrn Baron v. Tilly,
Generalleutnant des Herrn Herzogs von Bayern.
Ich babe bis jetzt gewartet, daft einer von den Leutnants
zuruckkehre, die icb nacb Weinheim gescbickt habe; aber nocb
ist keiner gekommen; aucb weifi ich nicht, ob die Infanterie,
die gestern nach Weinheim abruckte, dort eingetroffen ist.
Obrigens stent der Rest der Infanterie ganz hier in der Nahe;
ich werde mit der Kavallerie abrucken und hier dera Oberst
Baur Ordre hinterlassen, mit der Infanterie in dera Gehoft Wald-
michelbach Quartier zu nehmen, wenn er es noch erreicht; sonst
muft er in Schonmattenwag Quartier nehmen und die Kavallerie in
den Gehoften weiter vorne und ich werde mit einer Kompanie
Arkebusiere zu Pferd nach Weinheim vorrucken, um dort zu
erfahren, was es Neues gibt1).
Der Herr schenke Euer Gnaden ein langes Leben. Ich
kusse Euer Gnaden die Hand.
Hirschhorn, 10. Mai 1622. G. F. de C6rdova.
Herrn Baron von Tilly.
2 a.
Jo e" llegado estacarde a Weynem donde me an dicho que
auian descubierto que el Exercito del Enemigo marchasso todo
la buelta de Manem para lo qual me pareze que abra tornado
motivo con la lengua que a tenido de que nos otros Veniamos
par que Un teniente que yo embie a Reconozer esta villa vino
tan ynaduertida mente que se metio en las manos de vnas Cora-
panias del enemigo que alojauan enella. Losquales marcharon
luegct labuelta de su campo y dexaron la villa sola, nose ofrege
otra cosa que poder avissar a V.S-J. sino que mepareze que
los disignios del Enemigo despues de auertomado a Ladembourg
deven desser passar del otro lado del Rin. Pues tiniendo alii
el puente, que toda via seesta entero. Sepudieran Retirar mas
facilmente porel, que no vajando apassar porel de Manem.
Gu V Sa VST los anos que yo deseo.
De Weynem a 10 de Mayo 1622.
Ill© Sen beso a VSsa*
los manos Sa Sen<*
Goncalo Ferdez
S. Baron de Tilly. de C6rdoua.
») Nach Villermont, E. de Mansfeldt II. 10. hatte C6rdova nach dcm
6. Mai 1622 die Abstcht gehegt, frisch auf Mansfeld loftzxtgehen. (C6rdova
cut voulu attaquer vigoureusement le BAlard.) Dieae Vorausaeteung wire
doch erst nfther au begrflnden!
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634 vonReitzenstein.
2 b.
C6rdova an Tilly.
Ich bin heute Abend in Weinheim eingetroffen, wo man mir
sagte, man habe ausgekundschaftet , dass das ganze feindliche
Heer auf Mannheim zumarschiere, weshalb es mir scheint, dass es
sich dazu durch die Nachricht veranlafit sah, dass wir kommen.
Denn ein Leutnant, den ich auf Kundschaft hierher in die Stadt
schickte, kam so unerwartet her, dafi er einigen feindlichen
Kompanien in die Hande fiel, welche hier lagen. Diese mar-
schierten dann in der Richtung ihres Lagers ab und liessen die
Stadt unbesetzt. Sonst weiss ich gerade nichts, was ich Ew.
Excellenz melden konnte, aufler dafi ich glaube, dafi der Feind
die Absicht haben mufi, nach der Besetzang von Ladenburg
den Rhein zu uberschreiten. Denn da sie dort im Besitz der
Briicke sind, die immer noch wohierhalten ist, konnten sie sich
leichter auf derselben zuruckziehen als weiter abwarts auf der
Brucke von Mannheim ubersetzen.
Der Herr schenke
Weinheim, 10. Mai 1622. Euer Excellenz Gnade etc.
Ctirdova.
3 a.
Esta noche se a descubierto que el enemigo sea puesto
sobre el castillo de Stein y aunque de noche le bate con toda
furia y por ser flaco no se si se podra entretener mucho, Assi
supplo a V.S. Illmo se sirua de apresurar su viaje lodo lo q*
fuere possible, para ver si podemos tener alguna ocasion y suerte
con el enemigo.
Guarde nro S°r al V.S.J, los atlos que deseo. De Wein-
heim a 10 de Mayo 1622 a las onze oras de la noche
Illo Senor beso a V.S.Illa
las manos Su Senor
Goncalo Fern.
Sor Baron de Tilly. de C6rdoua.
3 b.
Herrn Baron v. Tilly.
Heute Nacht habe ich ausgekundschaftet, dass der Feind
das Schloft Stein angegriffen hat und trotz der Nacht sehr
hitzig gegen dasselbe kampft; und da dasselbe sehr schwach ist,
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 635
weift ich nicht, ob es sich lange wird halten konnen. Daher
bitte ich Euer Excellenz, Ihren Marsch moglichst zu beschleunigen,
um zu sehen, ob wir die gunstige Gelegenheit beniitzen konnen,
etwas gegen den Feind zu erreichen.
Der Herr schenke etc. etc.
Weinheim, 10. Mai 1622. 11 Uhr nachts.
CGrdova.
4 a.
Esta mafiana abise a V.S.J, que el enemigo estaba sobre la
lilla de germersem; porque anoche bieron de este Castillo dis-
parar mucha artilleria i hacer grandes fuegos en los castillos.
I asi embie a reconocer i he sabido que no era asi, sino que
en Openem i en los castillos dieron en un disparate de hacer
salba con la artillerfa i fuegos de alegria y asi nos han tenido
con el cuidado que se puede pensar. El enemigo se ha reti-
rado a Man era. I esta mafiana se ha oido artilleria gruesa de
la otra parte del rin muy lejos i asi estamos pensando si el
Sr archiduque tiene sitiada agenao. No se ofrece otra cosa que
poder decir a V.S.J, via pera. Nuestro Sen* guarde como
deseo, de Veinem a 1 1 de mayo aflo 622.
Illo Senr beso a V.S.J.
las manos su servidor
Gonzalo Fernando de C6rdoua.
4b.
Heute Morgen benachrichtigte ich Ew. Excellenz, daft der
Feind die Stadt Gernsheim belagere; denn gestern Abend
bemerkte man von der hiesigen Burg aus viel Artilleriefeuer und
grofie Feuerbrande in den Burgen. Daher schickte ich auf
Kundschaft aus und erfuhr, dafi es nicht so war; sondern in
Oppenheim und in den Burgen beging man die Unvorsichtigkeit,
Artilleriesalven und Freudenfeuer abzubrennen. So waren wir, was
sich denken lasst, in grofler Sorge. Der Feind hat sich nach
Mannheim zuruckgezogen. Und heute Morgen hat man schwere
Artillerie auf der andern Seite des Rheins in weiter Entfernung
gehort. Daher sind wir auf den Gedanken gekommen, ob viel-
leicht der Herr Erzherzog Hagenau belagert. Sonst weifi ich
gerade nichts, was ich Ew. Excellenz mitteilen konnte.
Der Herr schenke Ew. Gn. etc.
Weinheim, n. Mai 1622.
Goncalo Ferndez de CGrdova.
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636 von Reitzenstein.
5»-
Por diferentes auissos de soldados nuestros que se hanhuydo
del carapo del enemigo he sauido esta tarde ser cosa cierta
que marcharon ayer con todo su grueso la vnelta de Agenao
auiendo partido muy mafiana del contorno de Spira donde
ante ayer hicieron quartel, y assi puedo assigurar a V.S.J, que
me da grandisimo cuidado a pensar que, si cogen al senor
Archiduque Leopoldo ocupado en el sitio de aquella villa, que
se tiene por cossa cierta, la estaba batiendo ya podrian obligarle
a que se retirasse con alguna desorden. Por este respecto
pienso pasar maiiana a Oppenem conforme los avisos que fuere
tiniendo y yrme adelantando para ver lo que se pudiere hacer.
V.S.J, me parece que por ahora puede estar fuera de cuidado
porque si el enemigo se empefia la vuelta de Agenao, primero
que uuelba otra vez aca, abr£ llegado la gente de Bohemia1) a
juntarse con V.S.J, y me parece que sea bien que V.S.J.
despache una persona a Tomis Car^chulo para solicitarle que
apresure su viaje, que yo le escribo la que va con esta hacien-
dole ynstancia para que se de toda lo priessa posible en junstarse
con V.S.J, y si yo hallasse forma de poder llegar donde esta el
Sor Archiduque Leopoldo antes que el enemigo hubiesse hecho
efecto de consideracion, espero que le podriamos ceducir a
malos terminos y que abririamos passo por Germersheim o por
Udenheim, si para esto no hubiese forma y a V.S.J, le pareciere
que llegada la gente de Bohemia podriamos bolver a tomar a
Ladembourg y despues a Hidelbergue. Me mande auisar loque
sobre esto se le ofrece aunque yo cierto que deseo mucho que
el sr Archiduque se desembarase de Agenao. Porque en aca-
uando de tomar a quella plaza podriamos valernos de aquel
ejercito sin tenerle inutilmente ocupado en Alsacia corao ahora
lo esta en el Campo de Palatine No se decia nada que hubiese
salido compania a juntarse con el Marques de Baden y es
cierto que si ban a socorrer a Agenao no han de separar la
gente que tienen; pues toda la abr&n menester. Un alferez
del exercito del Marques de Baden que a estado con unos
soldados nuestros en Worms les ha dicho que dentro de quince
les parecia que podrian bolver a salir en campafla. Del Duque
de Branswicque no tenemos nuevas ningunas y assi se puede
pensar que su benida no sera tan apriesa y si es cierto que el
Duque de Sax bajaba con su gente a Herfurt y aula llegado
con la vanguardia de 6 mil hombres; ya sera muy posible que
el Duque de Branswicque se entretenga mas tiempo en Westpt-
falta de lo que pensamos. Esto es todo lo que puedo decir
!) la gente de Bohemia: die von der Infantin Isabella zurflckbertifenen
wallonischen Truppen.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 537
a V.S.J, y continual el avisarle de lo que supiere Suplican-
dole me haga mrd. de aoisarme de lo que V.S.J, entendiere
de nuevo y de lo que se le ofrece sobre estos particulares.
Guarde N.S.J, a V.S.J, los afios que deseo. En Binsheim
16 de mayo 1622.
Ill© Senr beso a V.S.J, la manos su servidor
Gonzalo Fernando de C6rdova.
S. Baron de Tilli.
5b.
Nach verschiedenen Meldungen unserer Soldaten, welche
aus dem feindlichen Lager geflohen sind, erfuhr ich heute nach-
mittag, dafi der Feind gestern bestimmt mit seiner ganzen
Hauptmacht in der Richtung nach Hagenau marschierte,
nachdem er am frtihen Morgen aus der Umgebung von Speyer
abgeruckt ist, wo er vorher Quartier bezogen hatte. Ich
kann Ew. Excellenz versichern , dafi ich in grofitef Sorge
bin, wenn ich bedenke, sie konnten den Herrn Erzherzog
Leopold, der mit der Belagerung jener Stadt beschaftigt ist
und sie , wie man als sicher annimmt , mit schwerem Geschiitz
beschofi , uberrumpeln und vielleicht sogar zwingen , sich in
einiger Unordnung zuruckzuziehen. Aus diesem Grunde gedenke
ich morgen je nach den Nachrichten, die ich erhalte, nach
Oppenheim uberzusetzen und allmahlich vorzuriicken, um zu sehen,
was sich etwa tun lafit. Ew. Excellenz konnen, glaube ich, fur
jetzt aufier Sorge sein; denn wenn der Feind auf Hagenau zu
marschiert, werden, bevor er wieder hierher zuriickkehrt, die
Bohmen eingetroffen sein, um sich mit Ew. Excellenz zu ver-
einigen und ich glaube, dafi es gut ist, wenn Ew Excellenz
jemand an Thomas Caraccioli Schick t, um ihn aufzufordern,
seinen Marsch zu beschleunigen. Auch von mir geht zugleich
mit diesem Brief ein Schreiben an ihn ab, worin ich ihn drin-
gend ersuche, so schnell als moglich sich mit Ew. Excellenz zu
vereinigen. Wenn ich es moglich machen konnte, dort, wo der
Herr Erzherzog Leopold stent, einzutreffen, bevor der Feind
etwas wichtiges erreicht hat, konnen wir ihm hoffentlich eine
ordentliche Schlappe beibringen und den Weg nach Germers-
heim oder nach Udenheim frei machen. Wenn das nicht
moglich ware und Ew. Excellenz der Ansicht sind, dafi
wir nach Eintreffen der Bohmen uns wieder an die Er-
oberung von Ladenburg und dann von Heidelberg machen
konnten , so lassen Sie mich wissen , was Sie dariiber denken ;
dennoch ist es gewifi mein hdchster Wunsch, dafi der Herr Erz-
herzog Leopold sich in Hagenau freie Bahn schafft; denn im
Falle der schliefilichen Einnahme dieses Platzes konnten wir uns
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638 von Rcitzenstein.
des dortigen Heeres bedienen, ohne es nutzlos im Elsass zu
beschaftigen, wie es jetzt im Lager der Pfalz der Fall ist. Es
verlautete nichts da von, dafi eine Kompanie abmarschiert ware,
urn sich mit dem Markgrafen von Baden zu vereinigen und es ist
sicher, wenn sie Hagenau zu Hilfe Ziehen, so durfen sie ihre
Leute nicht trennen, denn sie werden alle notig haben. Ein
Fahnrich vom Heere des Markgrafen von Baden, der mit einigen
unserer Soldaten in Worms zusammen war, hat ihnen gesagt,
binnen 14 Tagen kdnnten sie wieder ins Feld ziehen. Von dem
Herzog von Braunschweig haben wir keine Nachrichten. Daraus
kann man schliefien, dafi seine Ankunft nicht so bald erfolgen
wird. Und wenn der Herzog von Sachsen1) mit seinem Heere
bestimmt nach Erfurt zog und bereits mit einem Vortrab von
6000 Mann dort eingetroffen ist, kann es sehr leicht sein, dafi
der Herzog von Braunschweig sich langer in Westfalen aufhalt,
als wir denken. Das ist alles, was ich Ew. Gn. mitteilen kann
und ich werde lhnen weiter melden, was ich etwa erfahre.
Ich bitte Ew. Gn. mir gutigst zu wissen zu tun, was Sie Neues
beabsichtigen und was Sie uber diese Einzelheiten denken.
Der Herr schenke etc. etc.
Binsheim, 16. Mai 1622.
G. F. de C6rdova.
6a.
En ejecuci6n de lo que V.S.J, me embid a mandar con el
capitan San Julian sail esta manana de Openem con poca infan-
teria porque los borgoflones i los italianos no abian podido
llegar; i hallandome ia a las puertas de Benzem tube dos abisos
diferentes, el uno de Veinem en que me decian que el enemigo
sin duda ninguna pasaria mafia n a el necar i entraria en la ber-
gestras; i aunque siempre tube esta nueba por incierta, me da
cuidado pensar que el enemigo podria entrar por la bergestras
i pasando el meno por hanao ir a la Abadia de fulda i juntarse
con el obispo de helberstat con menor oposici6n i por pais mas
llano que por la parte donde esUl V.S.J. Despuies e tenido
nuebas mas aseguradas que el enemigo no ha pasado el rin;
antes ha embiado dos rejimientos al Marques de baden de lo
qual yo conoce clara mente que piensa hacer diseflos de la parte
donde nuestras plazas estan, lo qual me aseguran tambien per-
sonas inteligentes. Por este respeto he resuelto bolber a Openem
i embie al Sor don Albaro de Losada para que de cuenta a
V.S.J, de lo que se me ofrece a cerca de la direcci6n de estas
cosas i sepa su boluntad de V.S.J, i para que informado de ella
*) Johann Georg I. Kurfurst von Sachsen.
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 5?q
vaya a encontrar el Maestre de Campo general tomas caracholo
i le comunique lo uno i lo otro procurando encaminar su biaje
con la maior brevedad posible y por la parte que pareciere mas
acertada.
Guarde Nuestro Senor a V.S.J, los alios que yo deseo. de
Bikilbag a 27 de mayo afio 622.
Mo. Sr beso a V.S.J, las manos su servidor.
Gonzalo Fernando de C6rdova.
6b.
Dem Befehle nachkommend, den mir Ew. Gn. durch den
Hauptmann S. Julian fibersandten, marschierte ich heute Morgen
von Oppenheim mit nur wenig Infanterie abf da die Bur-
gunder und Italiener nicht hatten eintreffen konnen, und als
ich schon vor den Toren von Bensheim stand, erhielt ich
zwei verschiedene Nachrichten. Die eine von Weinheim,
welche besagte, daft der Feind zweifello* morgen den Neckar
uberschreiten und fiber die Bergstrafie ziehen werde; trot zd em
ich diese Nachricht immer fur unsicher hielt, so macht mich
doch der Gedanke besorgt, dafi der Feind fiber die Berg-
strafle ziehen, dann bei Hanau den Main fiberschreitend, nach
der Abtei Fulda marschieren und sich mit dem Bischof von
Halberstadt vereinigen konnte, all das mit geringeren Hindernissen
und durch ebeneres Gebiet, als er in der Gegend finden wfirde, wo
Ew. Gn. stehen. Spater erhielt ich zuverlassigere Nachrichten:
namlicb dafi der Feind den Rhein nicht fiberschritten hat; viel-
mehr hat er zwei Regim enter an den Markgrafen von Baden
abgeschickt, welcher, wie ich genau erfuhr, Zeichnungen von der
Gegend anfertigen zu lassen gedenkt, in der unsere Stellungen
sich befinden. Das bestatigen mir auch Leute, die darum
wissen. Ich habe beschlossen, nach Oppenheim zuruckzukehren
und sandte Don Alvaro de Losada ab, damit er Ew. Excellenz
Bericht erstatte fiber das, was ich in dieser Hinsicht denke, sowie
Ew. Gn. Wunsch erfahre; von demselben unterrichtet, soil er den
Generalfeldzeugmeister Thomas Caraccioli aufsuchen, ihm beide
Nachrichten mitteilen und dabei trachten, seine Reise so rasch
als moglich und durch das Gebiet, das ihm am sichersten
erscheint, zu machen.
Der Herr schenke etc. etc.
Bickenbach, 27. Mai des Jahres 622.
C6rdova.
Zeitschr. f. Ge»ch. d. Obcrrh. N.F. XXI. 4. 42
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640 von Reitzenstein.
7a.
Auiendo llegado Don Aluaro esta noche pensaua despachar
a V.SJ. alguna persona y assi me a parecido gozar de la segu-
ridad con que estaba. Lo que Don Aluaro me ha dicho de
parte de V.S.J, me parece muy conforme a su mucha prudencia
y que todo esta may bien resuelto. La cavalleria de su
Md como V.S J. sabra ya estd en el Ottenwalt y luego que yo
entienda que el enemigo pasa el Rhyn me yr6 assistir con ella
dexando orden para que la infanteria me siga la qual hasta
ahora no me ha parecido apartar de aqui por la ocasi6n que
el enemigo le daria viendo estos questos solos a que los viniesse
a procurar tomar. No s6 que pueda ser el intento del enemigo
estandose parado en Spira, si no es que espere a que el de
Halberstat Hegue mas cerca para buscar . alguna forma de jun-
tarse con el. Del sor Bar6n de Anhalt tengo una carta escrita
de Warburg el dia del Corpus en que me dice como vendria
marchando la buelta de Wetterau conforme al orden de V.S.J,
y me man da aviso a V.S.J, de esto porque no sahe si otras
cartas suyas han llegado a manos de V.S.J. Yo he escrito a
las guarniciones de la Wetterau que en llegando el sor Bar6n
de Anhalt lo assistan con todo lo que alii hubiere y si quisiere
valerse de alguna de ellas hagan lo que les man dare'. Al
sor Archiduque Leopoldo he despachado un correo suplicandole
si su voluntad es que los quatro mil infantes y mil cavallos que
pensaua embiar a estas partes vengan por Kaysersluter. Mas
pienso que de esta gente podremos hazer poco fundamento
porque las condiciones con que S.A. la ofrece son can dificul-
tosas como V.S.J, abrd visto por la relaci6n que le embie con
el capitin S* Julian. Esto es todo loque se me ofrece que
poder dezir a V.S.J, suplicandole se acuerde siempre de man-
darine lo que fuere su voluntad, auisandome las nuevas que
tuuiere del enemigo y lo que a V.S.J, pareciere que hagamos
para que yo lo cumpla de mi parte como estoi obligado.
Guarde nuestro Sor a V.S.J, los alios que yo deseo. De Oppen-
heim a 31 de mayo 1622.
Mo Sen' beso a V.S.J.
las manos Su Seror
Gonzalo Fernando
Sr Bar6n de Tilly. de C6rdoua.
7b.
Als heute Abend Don Alvaro eintraf, wollte ich eben jemand
zu Ew. Gn. schicken. So glaubte ich, mich der Zuversicht
freuen zu durfen, in der er sich befand. Was mir Don Alvaro
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Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein. 64 1
von Seite Ew. Gn. mitteilten, scheint mir ganz ihrer grossen
Umsicht entsprechend und nun halte ich alles fur wohl geldst.
Sr. M. Kavallerie steht, wie Ew. Gn. wissen werden, schon im
Odenwald und, sobald ich hdre, dafi der Feind den Rhein
uberschreitet, werde ich mit derselben erscheinen und hier Ordre
zurucklassen, dafi die Infanterie mir folge ; ich habe die letztere
bisher noch nicht von hier abmarschieren lassen zu durfen ge-
glaubt in Anbetracht der gunstigen Gelegenheit, die der Feind
ihr vielleicht bieten konnte, wenn er unsere Stellungen entblofit
sieht und etwa kommt und sie wegzunehmen trachtet. Ich weifi
nicht, was der Feind damit beabsichtigt, dafi er in Speyer Halt
macht, wenn er nicht etwa wartet, bis der Feind von Halber-
stadt mehr in die Nahe kommt, um sich auf irgend eine Art und
Weise mit ihm zu vereinigen zu suchen. Vom Herrn Baron von
Anholt erhalte ich eben einen Brief, der von Warburg aus am
Fronleichnamstag geschrieben ist. In demselben teilt er mir
mit, daft er auf die Wetterau zumarschiert komme, entsprechend
dem Befehl von Ew. Gn. und er schickt mir die Meldung davon
an Gw. Gn., weil er nicht weifi, ob seine anderen Briefe in die
Hande von Ew. Gn. gelangt sind. Ich habe an die Truppen
in der Wetterau geschrieben, dem Herrn Baron von Anholt bei
seinem Eintreffen mit allem Verfugbaren beizustehen und wenn
er sich einer derselben zu bedienen wunsche, zu tun, was er ihnen
allenfalls befiehlt.
An den Herrn Erzherzog Leopold habe ich einen Boten
abgeschickt, mit der Bitte, er mdchte mir mitteilen, ob er wunscht,
dafi die 4000 Mann Infanterie und die 1000 Mann Kavallerie,
die er hierher zu schicken gedachte, iiber Kaiserslautern
kommen sollen. Doch ich denke, daG wir mit diesen Leuten
wenig anfangen kdnnen; denn der Zustand, in dem Seine
Hoheit sie schickt, ist so schlecht, wie Ew. Gn. aus dem Brief
ersehen haben werden, den ich Ew. Gn. durch den Hauptmann
S. Julian uBersandte. Das ist alles, was ich Ew. Gnaden zu
melden weifi, und ich bitte, Ew. Gn. mochten sich ja erinnem
mir zu befehlen, was Ihr Wunsch ist und mir die Nachrichten, die
Sie vom Feind erhalten, zu wissen tun und was wir sonst nach
Ihrem Gutdiinken tun sollen, damit ich es rueinerseits , wie ich
es schuldig bin, vollbringe.
Der Herr schenke etc. etc.
Oppenheim, 31. Mai 1622.
G. F. de Ctirdoua.
42"
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Elsissische Oeschichtsliteratur
des Jahres 1905 !).
Zusammengestellt von Hans Kaiser.
Vorbemerkung.
Mit tinem * tind Wexkt aus literal Jahig&ngen, liber welche im
Berichtjahre Rextnsiooen erachitnea sind, mit swei ** Nachtrage ax rrflheren
Jabtgingtn, mit «inem t endlich Arbeiten beseichnet, die ich anf der
hieiigen Universitits* «nd Landeibibbothek nicbt einsehen konnte.
Inhalt.
I. Zeitschriften und Sammlungen.
II. Bibliographieen.
III. AUgemeine Geschicbte des Elsass und einzelner Teile.
IV. Pr&historische und rOmische Zeit.
V. Geschicbte des Elsass im Mittelalter.
VI. Gescbichte des Elsass in neuerer Zeit.
VII. Schriften fiber einzelne Orte.
VIII. Biographische Schriften.
a) AUgemeine.
b) ftber einzelne Personen.
IX. Kirchengeschichte.
X. Knnstgeschichte and Archaologie.
XI. Literatur- und Gelehrtengeschichte. Archive und Bibliotheken .
Buchdruck.
XII. Kultur- und Wirtschaftsgeschichte.
XIII. Volkskunde. Sage.
!) Den Herren Beamten der Kaiserl. Universit&ts- und Landes-
bibliothek, insbesondere dem Vorstand der elsassischen Abteilung, Herrn
Bibliothekar Dr. Marckwald, spreche ich nunmehr, da ich zum letzten Male
die Zusammenstellung der elsassischen Geschichtsliteratur flbernommen habe,
nochmals fiir die bereitwillige, jahrelang geleistete Unterstutzung meinen ver-
bindlichsten Dank aus.
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905.
643
XIV. Sprachliches.
XV. Familien-, Wappen-, Siegel- und Miimkunde.
XVI. Historische Karten.
ADB
AEN
ALB1
AZgB
BHL
BJbDN
BMHM
BSBE
BSIM
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DLZg
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K.B1WZ
KEL
LZB1
MHL
MlOG
NA
REPrThK
RA
RCA
RCr
RH
Abkiirzungen.
Allgemeine Deutsche Biographic
Annales de PEst et du Nord.
Allgemeines Literaturblatt.
Allgemeine Zeitung. Beilage.
Bulletin historique et litteraire de la Societe de Phistoire
du protestantisme francais.
Biographisches Jabrbuch und deutscher Nekrolog.
Bulletin du Musee historique de Mulhouse.
Bulletin de la Societe Belfortaine d 'emulation.
Bulletin de la Societe industrielle de Mulhouse.
Ontralblatt fur Bibliothekswesen.
Deutsche Litteraturzeitung.
Els&ssisches Evangelisches Sonntags-Blatt.
Evangelisch - Lutherischer Friedensbote aus Elsass-
Lothringen.
Elsass-Lothringisches Schulblatt.
Evangelisch - Protestantischer Kirchenbote fur Elsass-
Lothringen.
Historisches Jahrbuch.
Historische Vierteljahrschrift.
Historische Zeitschrift.
Illustrierte Elsassische Rundschau.
Jahrbuch fur Geschichte, Sprache und Litteratur Elsass-
Lothringens.
Jahrbuch der Gesellschaft fur lothringische Geschichte
und Altertumskunde.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift.
Das Kunstgewerbe in Elsass-Lothringen.
Literarisches Zentralblatt.
Mitteilungen aus der historischen Litteratur.
Mitteiluugen des Instituts fur Bsterreichische Geschichts-
forschung.
Neues Archiv der Gesellschaft fur altere deutsche
Geschichtskunde.
Realencyklopadie fiir protest. Theologie und Kirche.
3. Auflage.
Revue d' Alsace.
Revue catholique d'Alsace.
Revue critique d'histoire et de litterature.
Revue historique.
Digitized by VaOOQ IC
644 Kaiser.
StrDBl Strassburger Diozesanblatt.
StrP Strassburger Post.
ThLBi Theologisches Literaturbiatt
ThLZg Theologische Literaturzeitung.
VB1 Vogesen-Blatt, Beilage zur Strassburger Post.
WZ Westdeutsche Zeitschrift fur Geschichte und Kunst.
ZGORh Zeitschrift fttr die Geschichte des Oberrheins.
I. Zcitschriftcn und Sammlungen.
1. Annales de l'Est et du Nord. Revue trimestrielle.
Publiee sous la direction des Facultes des Lettres des
Universites de Nancy et de Lille. Premiere annexe —
1905. Paris-Nancy, Berger - Levrault et Cie. 1905.
640 S.
2.. Bulletin de la Society pour la conservation des monu-
ments historiques d' Alsace. (Mitteilungen der Gesell-
schaft fur Erhaltung der geschichtlichen Denkmaler im
Elsass). [Im Berichtjahr nichts erschienen].
3. Bulletin du Musee historique de Mulhouse. XXVIII annee
1904. Mulhouse, veuve Bader & Cie 1905. 172 S.
4. Diozesanblatt, Strassburger, und kirchliche Rundschau,
in Verbindung mit der katholisch-theologischen Fakultat
und dem Priesterseminar zu Strassburg herausgegeben
von Dr. Albert Lang . . . XXIV. Jahrgang. Dritte
Folge. Z we iter Band. Strassburg, Le Roux & Co. 1905.
57& S.
5. Jahrbuch fur Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-
Lothringens. Herausgegeben von dem historisch-lite-
rarischen Zweigverein des Vogesen-Clubs. XXI. Jahr-
gang. Strassburg, Heitz & Mundel. 1905. 351 S.
6. Kunstgewerbe, Das, in Elsass-Lothringen. Heraus-
gegeben mit Unterstiitzung der Elsass-Lothringischen
Landes-Regierung von Anton Seder und Friedrich Leit-
schuh. 5. Jahrgang, Heft 7 — 12. 6. Jahrgang Heft 1 — 6.
Strassburg i. Els., Beust 1905. S. 117 — 248. S. 1 — 100.
7. Munster-Blatt, Strassburger. Organ des Strassburger
Munster-Vereins. Schriftleitung: Prof. Wolff, Konser-
vator und Univ.-Prof. Dr. Muller. 2. Jahrgang. 1905.
Strassburg (Elsass), Beust [1905]. 32 S. -f- X Taf.
8. Revue d' Alsace. Quatrieme serie. Sixieme annee.
Tome 56e de la collection. Colmar, Place neuve 8;
Mantoche (Haute-Sadne). Paris, Picard 1905. 671 S.
[Und:] Supplement. Bibliotheque de la »Revue d'Al-
sace« HI, IV, V. [vgl. Nr. 218, 86 u. 262].
Digitized by VaOOQ IC
Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 645
9. Revue catholique d'Alsace. Nouvelle se>ie. 24c annee,
1905. Rixheim, Sutter & C»e 1905. 959 S.
10. Rundschau, Illustrierte elsassische (Revue alsacienne
illustree). 7. Jahrgang. Strassburg, Brandgasse 2. 1905.
132 S. [Und:] Chronique d* Alsace-Lorraine 1905. 52 S.
11. Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins, heraus-
gegeben von der Badischen historischen Kommission.
N.F. Band XX. Der ganzen Reihe 59. Band. Heidel-
berg, Winter 1905. X, 700 + 74* S. [Und:] Mit-
teilungen der Badischen historischen Kommission Nr. 27,
mi43 S.
Rec: [XVII, XVIII.] MHL 33 (1905), S. 236—240,
S. 502—504 (W. Martens).
12. Zeitschrift, Westdeutsche, fur Geschichte und Kunst.
Begrundet von F. Hettner und K. Lamprecht. Heraus-
gegeben von H. Graeven u. J. Hansen. Jahrgang 24.
Trier, Lintz 1905. 389 S. u. 13 Taf. [Und:] Korre-
spondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift fur Ge-
schichte und Kunst. Jahrgang 24. Trier, Lintz 1905.
224 S.
II. Bibliographieen.
13. Catalogue d'une importantc collection d'Alsatiques . . .
Ire partie: Livres A R. Katalog einer reichhaltigen
Sammlung Alsatica . . . Strasbourg, Noiriel 1905. 87 S.
fi4. Hilden finger, P. Inventaire des documents relatifs
aux juifs d'AIsace conserves aux Archives nationales.
(Correspondance historique et archeologique 1905,
S. 46-56).
15. Kaiser, A. Inhaltsverzeichnis der Zeitschrift fur die Ge-
schichte des Oberrheins. N.F. Band I— XX. (ZGORh
N.F. 20 (i905\ S. i*-74*).
16. Kaiser, Hans. Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres
1904. (ZGORh N.F. 20 (1905), S. 621 - 669).
17. Reinhard, Aim£ f. Repertoire des matieres archeolo-
giques traitSes dans le Bulletin de la Socidte pour la
conservation des monuments historiques d'Alsace depuis
le premier volume de la premiere s6rie jusqu'au dix-
neuvieme de la seconde s6rie inclusivement. CEuvre
posthume de feu M. Aime Reinhard publiee par la
Societd. Strasbourg, imprimerie Strasbourgeoise 1905.
153 s.
18. Thesaurus Baumianus. Verzeichnis der Briefe und
Aktenstiicke. Herausgegeben von Johannes Ficker.
(Kaiserliche Universitats- und Landesbibliothek Strass-
burg). Strassburg, Selbstverlag der Bibliothek 1905.
XXX, 180 S.
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646 Kaiser.
Rec: HZ N.F. 59 (1Q05), S. 359-360 (H. Kaiser).
- ThLZg 30 (1905), S. 521— 323 (G. Bossertl -
ZGORh N.F. 20 (1905), S. 516-518 (G. Knod).
19. Zivier, E. Eine archivalische lnforraationsreise. [Ober-
sicht fiber die Materialien zur Geschichte der elsassi-
schen Juden zu Strassburg und Sulz im Ober-Elsass].
(Monatsschrift f. Geschichte u. Wissenschaft d. Juden-
tums 49 (1905), S. 208—254).
Vgl. Nr. 266, 379, 382.
III. Allgcmeinc Geschichte des Elsass und einzelner Teile.
20. Becker, Joseph. Geschichte der Reichslandvogtei im
Elsass von ihrer Einrichtung bis zu ihrem Obergang an
Frankreich. 1273 — 1648. Mit einer Cbersichtskarte.
Strassburg i. E„ Schlesier & Schweikhardt 1905. XI,
256 S.
21. Bezirksarchiv [zu Colmar]. (Bezirkstag des Ober-Elsass.
Tagung von 1905. [1]. Verwaltungsberichte und Vor-
lagen des Bezirksprasidenten. Colmar 1905. S. 136
— 139. [2]. Verhandlungen. Colmar 1905).
22. Bezirksarchiv [zu Strassburg], (Bezirkstag des Unter-
Elsass. Session 1905. [1]. Verwaltungsbericht und Vor-
lagen des Bezirksprasidenten. Strassburg 1905. S. 97
— 101. [2]. Verhandlungen. Strassburg 1905).
23. Hoffmann, A. v. Historischer Reisebegleiter fur Deutsch-
land. II. Die bayrische Pfalz und das Reichsland
Elsass-Lothringen. Mit 4 Karten. Karlsruhe, Bielefeld
1905. VIII, 190 S.
♦ 24. Langenbeck, R. Landeskunde des Reichslandes Elsass-
Lothringen . . . 1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 27].
Rec: Geograph. Zeitschrift 11 (1905), S. 355 — 356
(L. Neumann). — LZBl 56 (1905), S. 1539 (K[irch-
ho]ff).
25. Mundel, Curt. Fuhrer durch die Vogesen. Kleine
Ausgabe des Reisehandbuches »Die Vogesen«. Mit
10 Karten und Planen und 7 Abbildungen im Text.
4. umgearbeitete Auflage. Strassburg, Trubner 1905.
XXVI, 304 S.
♦26. Reichsland, Das, Elsass-Lothringen ... 6. Lieferung—
Schluss . . . 1902— 1903. [Vgl. Bibl. f. 1902, Nr. 37;
f. 1903, Nr. 34].
Rec: ZGORh N.F. 20 (1905), S. 321—323 (Her-
mann Bloch).
♦27. Schmidlin, Josef. Ursprung und Entfaltung der habs-
burgischen Rechte im Oberelsass . . . 1902. [Vgl.
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 647
Bibl. f. 1902, Nr. 39; f. 1903, Nr. 35; f. 1904,
Nr. 31].
Rec: HZ N.F. 59 (1905), S. 104 — 106 (Hermann
Bloch).
28. Sifferlen, G. La vallee sup6rieure de St. Amarin.
Felleringen, Odern & Krut. Brfcves notes historiques.
(RCA N.S. 24 (1905), S. 428—437).
29. [Veling, P. A.]. Recits militaires d'Alsace. Texte du
commandant de Pardiellan [= P. A. Veling], Illu-
strations de Fr£d£ric R6gamey. Strasbourg, Imprimerie
alsacienne 1905. VII, 394 S.
Vgl. Nr. 449 f.
IV. Prahistorische und romische Zeit.
30. Fabricius, Ernst. Die Besitznahme Badens durch die
Romer. Mit einer Karte. (Neujahrsblatter der Badischen
historischen Kommission Neue Folge 8). [Betr. die
Ariovistschlacht und an vielen Stellen die rdmischen
Strassenzuge im Elsass]. Heidelberg, Winter 1905.
88 S.
31. Gutraann, Karl. Ergebnisse der neueren Untersuchungen
fiber den im Ober-Elsass gelegenen romischen Ort
Larga. Mulhausen, Selbstverlag 1905. 72 S. -f- 3 T.
+ 1 PI.
32. Koepp, Friedrich. Die Romer in Deutschland. (Mono-
graphien zur Weltgeschichte XXil). Mit 18 Karten
und 136 Abbildungen. [Betr. mehrfach das Elsass zur
Romerzeit, u. a. S. 04 — 97 die Alamannenschlacht bei
Strassburg, S. 10 1 die Schlacht bei Argentaria = Hor-
burg], Bielefeld und Leipzig, Velhagen & Klasing
1905- 153 s.
♦33. Naue, A. W. Die Denktnaler der vorromischen Metall-
zeit ira Elsass. Mit Beniitzung der einschlagigen Lite-
ratur und auf Grund der Sammlungen von elsassischen
Altertumern, besonders der Sammlung Nessel in Hagenau
zusammengestellt und beschrieben . . . Mit Abbildungen
im Text, 2 Karten und 32 Tafeln. Gekronte Preis-
schrift der »Gesellschaft fur Erhaltung der geschicht-
lichen Denkmaler im Elsass«. Gedruckt mit Unter-
stiitzung der Regierung von Elsass-Lothringen. Strass-
burg, Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt 1905.
XII, 529 S.
Rec: AEN 1 (1905), S. 579—580 (Chr. Pfister). -
AZgB 1905, Nr. 200 (H. Seger). — KB1WZ 24 (1905),
S. 199 -201 (K. Schumacher). — Zeitschrift f. Ethno-
logie 37 (1905), S. 1042 (Lissauer).
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648 Kaiser.
34. Oberreiner, C. Essai sur la campagne de C£sar contre
Arioviste. (RA 4c ser. 6 (1905), S. 185 - 198).
35. Pa jot, F. Sur les confins des Sequanes et des Rau-
raques aux temps des Roraains et des Merovingiens.
(BSBE 24 (1905), S. 107—168).
Vgl. Nr. 43, 48, 107.
V. Geschichte des Elsass im Mittelalter.
36. Becker, Joseph. Konigliche Prokuratoren oder Statt-
halter des Elsass vor 1273. (MlOG 26 (1905), S. 336
— 34 0.
37. Borschinger, Carl. Der Bund vom 20. November 1331
zwischen den Sohnen Kaiser Ludwigs des Bayern,
Bischof Ulrich von Augsburg und 22 schwabischen
Reichsstadten. Seine Vorgeschichte und Bedeutung.
Ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Ludwigs des Bayern.
[Betr. auch die elsassischen Reichsstadte]. (Wurttem-
bergische Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte N.F. 14
(»905)» S. 347-393).
38. Huber, August. Ober Basels Anteil am Roteler Erb-
folgestreit im Jahrc 1503. [Betr. die oberelsassischen
Verhaltnisse, Kaspar von Morsberg, Konrad Sturtzel],
(Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 4
(1905), s. 74—139).
♦39. Knopfler, J. Die Reichsstadtesteuer in Schwaben, Elsass
und am Oberrhein zur Zeit Kaiser Ludwig des Bayern . . .
1902. [Vgl. Bibl. f. 1902, Nr. 59; f. 1903, Nr. 62].
Rec: HVj 8 (1905), S. 142 (M. Krammer).
40. Niese, Hans. Die Verwaltung des Reichsguts im 13. Jahr-
hundert. Ein Beitrag zur deutschen Verfassungsgeschichte
[Betr. an vielen Stellen das elsassische Reichsgut].
Innsbruck, Wagner 1905. XI, 346 S. [Vgl. Bibl. f.
1904, Nr. 49]
41. — Zur Geschichte des deutschen Soldrittertums' in Italien.
[Mit vielen Nachweisen uber die elsassische Abstammung
staufischer Soldritter], (Quellen und Forschungen aus
italienischen Archiven- und Bibliotheken 8 (1905),
S. 217 — 248).
42. Oberreiner, C. Le champ du Mensonge. (RA 4* ser. 6
(19051, S. 335—349).
43. — Un mot a propos cle Tarticle de M. L. G. Unterreiner
[sic!]. (RA 4e ser. 6 (1905), S. 649-653).
44. Regesta Habsburgica. Regesten der Grafen von Habs-
burg und der Herzoge von Osterreich aus dem Hause
Habsburg. Herausgegeben mit Unterstiitzung der K. Aka-
demie der VVissenschaften und des K. K. Ministeriums
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 649
fur Kultus und Unterricht vom Institut fur Osterreichische
Geschichtsforschung unter Leitung von Oswald Redlich.
I. Abteilung. Die Regesten der Grafen von Habsburg
bis 1281. Bearbeitet von Harold Steinacker. (Publi-
kationen des Instituts fur Osterr. Geschichtsforschung).
[Betr. fast durchweg die elsassische Geschichte], Inns-
bruck, Wagner 1905. IX, 148 S.
Rec: NA 50 (1905), S. 757 — 758 (H. H[irsch]).
45. Schreibmuller, Hermann. Die Landvogtei im Speier-
gau. Programm des K. Humanistischen Gymnasiums
fur das Schuljahr 1904/5 und zugleich 1905 06. Kaisers-
lautern, Rohr 1905. 102 S.
♦46. Steinacker, Harold. Zur Herkunft und altesten Ge-
schichte des Hauses Habsburg . . . 1904. [Vgl. Bibl.
f. 1904, Nr. 52].
Rec : NA 30 (1905), S. 208 — 209 (H. H[irsch]).
♦47. Stutz, Ulrich. Das habsburgische Urbar und die Anfange
der Landeshoheit . . . 1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 54].
Rec: Zeitschr. f. Kirchengesch. 26 (1905), S. 492
— 494 (Boehmer).
48. Untereiner, L. G. Courtes reflexions a propos de deux
articles de C. Obereiner [sic!] (RA 4© ser. 6 (1905),
S. 549—555).
♦49. Urbar, Das habsburgische. Band II. 2. . . . 1904. [Vgl.
Bibl. f. 1904, Nr. 56].
Rec: ALB1 14 (1905), S. 491-492. — HJb 26
(1905), S. 600—606 (Gabriel Meier). — LZB1 56 (1905),
S. i532-i533 (-ch-). — NA 30(1905), S. 256 — 257
(Harold Steinacker). — Zeitschr. f. Sozialwissenschaft 8
(1905), S. 258 - 260 (G. v. Below). — ZGORh N.F. 20
(1905), S 161 — 165 (Al. Schulte).
50. Urkundenbuch der Stadt Basel. Neunter Band. II. Teil.
Bearbeitet durch Rudolf Thommen. [Betr. durchweg
die elsassische, besonders oberelsassische Geschichte von
1501 ab]. Basel, Helbing & Lichtenhahn 1905. S. 201
— 524.
51. Vogt, Ernst. Erzbischof Mathias von Mainz (132 1
- 1328). [Betr. an vielen Stellen die elsassische Ge-
schichte, insbesondere auch Mathias' Bruder Berthold
von Buchegg]. Berlin, Weidmann 1905. 68 S.
Vgl. Nr. 85, 97, 143, 148 rT., 404, 407.
VI. Geschichte des Elsass in neuerer Zeit
52. Bardy, Henri. La place de Belfort au commencement
de la revolution (1788— 1792). [Betr. durchweg die
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650 Kaiser.
elsassische Militargeschichte]. (BSBE 24 (1905), S. 81
-105).
53. Bardy. Henri. Les emigres du district de Belfort en
1793. (RA 4* ser. 6 (1905)* S. 13—34).
54. Fontaine, G. de. Un faux Louis XVII: Le baron de
Richemont en Alsace 1 849 — 1 85 1 . (RCA N.S. 24
(1905), S. 497—510, S. 561 — 570). [Erschien auch
als Sonderdruck: Rixheim, Sutter 1905. 25 S.].
t55- Funck-Brentano, Fr. Joliclerc, volontaire aux armies
de la revolution (1793 — 1796). [Betr. die Kampfe im
Elsass und Kleber]. Paris, Perrin et Cie 1905.
Rec: RA 4c ser. 6 (1905), S. 107-109 (Angel
Ingold).
t**56. Geschwind. L' administration de P Alsace a la fin du
regne de Louis XVI. (Memoires de l'academie des
sciences de Toulouse 1904).
57. Hauviller, Ernst. Cber die Gestaltung des politischen
und kulturellen Lebens in den Reichslanden. (Die
Wartburg 4 (1905), S. 2—4, S. 35~ 3&, S. 65—67).
58. Helbling, Magnus. Reise des P. Joseph Dietrich von
Einsiedeln auf den Frankfurter Buchermarkt 16. Marz
bis 24. April 1684. [Enth. S. 140—146: Von Baden
durch den Sundgau; S. 147 — 151: In Strassburg;
S. 208 — 210: Bei den Vatern Kapuzinern in Strass-
burg; S. 210 — 212: Markolsheim im Elsass]. (Mit-
teilungen des historischen Vereins des Kan tons Schwyz
15 (1905), S. 126 — 215).
59. Hoffmann, C. Les Elections aux etats g6n6raux (Colmar-
Belfort) (Suite). (RA 4© se*r. 6 (1905), S. 152 — 184,
S. 629—648). [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 83; f. 1904,
Nr. 64].
60. Jacob, Karl. Bismarck und die Enverbung Elsass-
Lothringens 1870/71. Strassburg, van Hauten 1905.
VIII, 148 + 56* S.
Rec: HZ N.F. 59 (1905), S. 180 ([Friedrich] M.[ei-
necke]). — LZB1 56 (1905), S. 1739 — 1740. — RCr
N.S. 60 (1905), S. 292—293 (A. C.[huquet]).
61. — Die Erwerbung Elsass-Lothringens im Pralimmarfrieden
von Versailles. [Ausschnitt aus Nr. 60]. (AZgB 1905,
Nr. 59).
62. [Ingold, Arm.-lgn.]. Souvenirs de 1815. Journal de M.
de Latouche (Suite). (RA 4c ser. 6 (1905), S. 89 — 102,
S. 214—218). [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 84; f. 1904,
Nr. 67].
63. — Souvenirs de 1816. Journal d'un habitant de Cernay:
M. de Latouche. (RA 4c ser. 6 (1905), S. 543 — 548).
64. K., L. Une ville de garnison sous Pancien regime.
Belfort (1653 — 1789). [Enth. Korrespondenzen mit
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Els&ssische Geschichuliteratur des Jahres 1905. 65 1
der Strassburger Intendanz]. (BSBE 24 (1905), S. 1
—80).
♦65. Kortzfleisch, G. v. Der Oberelsassische Winterfeld-
zug 1674/75 and das Treffen bei Turkheim ....
1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 70],
Rec: LZB1 56 (1905), S. 1454. — RCr N.S. 59
(1905), S. 9—10 (R.[euss]). — ZGORh N.F. 20 (1905),
S. 325—327 (Karl Engel).
66. L u thine r, Hans. Zur Geschichte des Elsasses in der
Cbergangszeit. (Nord and Sud 112 (1905), S. 443
—445).
67. Ordemann, Ludwig. Ein franzdsischer Reisender uber
das Elsass vor 200 Jahren. (StrP 1905, Nr. 762).
68. Overmann, Alfred. Die Abtretung des Elsass an Frank-
reich im Westfalischen Frieden. [(Schlusa)]. (ZGORh
N.F. 20 (1905), S. 103—145). [Vgl. Bibl. f. 1903,
Nr. 74]. [Die Gesamtarbeit erschien auch als Sonder-
druck: Karlsruhe, Braun 1905. VI, 121 S.].
Rec: DLZg 26 (1905), S. 3 '45— 3 '5° (K- Jacob).
— MHL 33 (1905), S. 456—459 (F. Hirsch).
69. Poschinger, Heinrich v. Von der badisch-elsassischen
Rheingrenze vor 1870. Aufzeichnnngen des badischen
Ministers von Freydorf. (Prensnsche Jahrbucher 121
(1905), S. 481—503).
470. Solms-Rodelheim, Ernst Graf zu. Die Nationalguter-
verkaufe im Distrikt Strassburg 1 791 — 18 11 ... 1904.
[Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 77].
Rec: ZGORh N.F. 20 (1905), S. 351—353 (Paul
Darmstaedter).
71. Stahelin, Felix. Ritter Bernhard Stehelin. [Betr. seine
Beziehungen zum Elsass]. (Basler Biographien 3 (1905),
S. i-53).
72. Tschamber, Karl. Verein zur Landesrettung. Gegrundet
zu Strassburg am Mittwoch nach Matthai im Jahre 1572.
(JbGEL 21 (1905), S. 59-77).
73. Tumbult, G. Wie wurde Elsass franzosisch? (HJb 26
(1905). S. 508—548. S. 737—772).
74. Verfassungsfragen, Elsass-lothringische. [Auch
historisch]. (Die Greniboten 64 (1905), S. 7 — 16).
Vgl. Nr. 18, 127, 134 ff„ 144, 151, 157, 161 f.,
166 f., 175 f., 218, 259, 262 ff., 269, 271, 327, 332 f.,
339 &» 384, 396, 405.
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652 Kaiser.
VII. Schriften viber einzclne Ortc.
75. Ben/eld. Woerth, E. Die Stadt Benfeld von 1592 bis
1632. Geschichtliche Skizze . . . Rixheim, Sutter u.
Comp. 1905. 65 S.
7§*.Br£uschwickershetm. s.: Nr. 378.
76. Bust. Bust. (EvLFr 35 (1905), S. 97—1903).
77. Colmar. [Beuchot, J.]. Maria nische Jungfrauencongre-
gation. St. Josephspfarrei in Colmar. Rixheim, Sutter
& Cie. 1905. 25 S.
78. — Hertzog, Aug. Inventare des fruheren Franziskaner-
klosters von Colmar. (JbGEL 21 (1905), S. 23 — 44).
79. — Waldner, [Eugen]. Geschichte der Stadt Colmar.
[Aus »Das Reichsland Elsass-Lothringen*]. (Stadte und
Burgen in Elsass-Lothringen 7). Strassburg, Heitz &
Miindel 1905. Ill, 52 S.
Vgl. Nr. 59, 359, 364, 374, 385, 468.
79a. Ebersheim. s.: Nr. 467.
7qh.Engenlhal. 8.: Nr. 446.
80. Ensisheim. Beemelmans, Wilhelm. Beitrag zur Ge-
schichte des Rathauses in Ensisheim. Mit zwei Abbil-
dungen. (JbGEL 21 (1905), S. 45—58).
f8i. Zur Geschichte der vorderosterreichischen Munz-
statte Ensisheim. (Forschungen und Mitteilungen zur
Geschichte Tirols und Vorarlbergs 2).
Vgl. Nr. 473-
81 *.Felleringen. s.: Nr. 28.
8ib. Framont. s.: Nr. 451.
82. Geberschweier. Hertzog, A. Die romanische Kirche in
Geberschweier. (VB1 1905, Nr. 16).
83. Gebweiler. [Amstoutz]. Zur Erinnerung an die Feier
des loojahrigen Bestehens der reformierten Gemeinde
Gebweiler. Sonntag, den i. Oktober 1905. Gebweiler,
Dreyfus 1905. 38 S.
8$\J7absheim. s.: Nr. 176.
84. Hagenau. Becker, [Joseph]. Geschichte der Stadt
Hagenau. [Aus »Das Reichsland Elsass-Lothringen*].
(Stadte und Burgen in Elsass-Lothringen 9). Strassburg,
Heitz & Mundel 1905. Ill, 17 S.
85. — Hanauer, A. La burg imp^riale de Haguenau. (RA
4e ser. 6 (1905), S. 113— 131, S. 271—285, S. 380
—400).
86. Le proteslantisme a Haguenau. (Bibliotheque de
la »Revue d'Alsacec IV). Colmar, Huffel 1905. 358 S.
Vgl. Nr. 399.
87. Hohkonigsburg. A r be i ten, Die, auf der Hohkonigsburg
im Elsass. (Der Burgwart 6 (1905), S. 76 — 78).
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 653
88. Hohkdnigsburg. Dietsch, Gustav. Die Hoh-Koenigsburg
als Ruine. (Eigentum S. M. des Kaisers). Aus dem
Franzdsischen. Vermehrte und umgearbeitete Auflage.
Mit 12 Illustrationen in Autotypien und einer Grund-
risskarte. Leipzig, Hedeler 1905. 72 S.
89. — Fund, Ein, auf der Hohkdnigsburg. (Der Burgwart 6
(1905), S. 10-11).
90. — Hauptversammlung des Hohkdnigsburg-Vereins. [Mit
ausfiihrlichera Bericht fiber einen Vortrag von Wie-
gand: Die Hohkdnigsburg zur hohenstaufischen Zeit],
(Der Burgwart 6 (1905), S. 109 — 1 1 1 ).
91. — Piper, Otto. Wie man nicht restaurieren soli. (Die
neue Hohkdnigsburg). (IER 7 (1905), S. 89— 100).
♦♦92. — Stuckelberg, E A. Hohkdnigsburg. Vortrag, gehalten
... bei Anlass der Maifahrt des Basler Kunstvereins
am 24. Mai 1903. Basel, Reinhardt [1903] 14 S.
[Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 116].
93. — Zur Wiederherstellung der Hohkdnigsburg im Elsass.
(Deutsche Bauzeitung 39 (1905), S. 289 — 290, S. 297
- 298).
Q)l*.Horburg. s.: Nr. 32.
94. Huppach. Gendre, Aug. Documents sur la chapelle de
Houbach pres de Massevaux (Fin). (RA 4* ser. 6
(1905), S. 199 — 210). [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 1 1 1].
q^.Iscnheim. s.: Nr. 346, 350.
♦95. Jungholz. Ginsburger, M. Der israelitische Friedhof
in Jungholz ... 1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 113].
Rec: RA 4c ser. 6 (1905), S. 219 — 221 (A. Gassen.
96. Kronenburg. B runs, Paul. Kronenburg bei Strassburg i. E.
Geschichtc seiner Entstehung und Entwickelung. Fest-
schrift zur Grundsteinlegung der evangelischen Kirche
in Kronenburg am 27. Novemberg 1904 . . . Strass-
burg i. E„ Du Mont-Schauberg [1905]. 25 S.
qb*.Krut. s. Nr. 28.
97. Ltberau. Wiegand, W. Die Schenkung Karls des
Grossen fur Leberau. (ZGORh N.F. 20 (1905), S. 523
- 55 0-
9j*.Zutterbach. s.: Nr. 175.
98. Marbach. Hampe, Karl. Zur Geschichte des Klosters
Marbach im Elsass im Anfang des dreizehnten Jahr-
hunderts. (ZGORh N.F. 20 (1905), S. 8—18).
ofi>*.Markolsheim. s.: Nr. 58.
99. Masmiinster. G. [as ser], E. Un alsatique rarissime:
L'abbaye de Masevaux au XVIIIe siecle. (RA 4c ser. 6
(1905), S. 313 — 330). [Ersohien auch als Sonder-
druck: Rixheim, Sutter & Cie 1905. 20 S.].
99*. Monstveiler. s.: Nr. 344.
Digitized by VaOOQ IC
654 Kaiser.
100. Miilhausen. E.fgli, £.]. Aus dera Elsass. [Betr. einen
Brief Zwinglis an den Rat von Miilhausen]. (Zwingliana 2
(1905). S. 12 — 13).
10!.- Geschicbte der stadtischen hdheren Chemie-Schule
in Miilhausen i. £. Zusammengestellt zur Feier des
25Jahrigen Amtsjubilaums des Direktors Dr. Emilio
Noelting 1880 — 1905. Bericht uber die Jubilaums-
feier, welche am 6. Mai 1905 abgehaJten wurde. —
Histoire de l'tcole de chimie de Mulhouse, publiee a
l'occasion du 25* anniversaire d'enseignement de M.
le Dr. £milio Noelting 1880— 1905. Compte-rendu de
la fSte du jubile, c^tebree le 6 mai 1905. Strassburg,
Elsassische Druckerei 1905. 234 S.
102. — Meininger, Ernest Les prevdts municipaux de Mai-
house. (BMHM 28 — 1904 (1905), S. 5— 60).
103. — Post, [B.]. Geschichte der Stadt Miilhausen. [Aus
»Das Reichsland Elsass -Lothringen*]. (Stadte und
Burgen in Elsass- Lothringen 8). Strassburg, Heitz &
Miindel 1905. Ill, 35 S.
Vgl. Nr. 307, 371.
10$*. Murbach. s. : Nr. 350.
104. Neuburg. Pfleger, Luzian. Leibrentenvertrage in Cister-
cienserkldstem. [Betr. Neuburg]. (Cistercienser-Chronik
"7 ('9°5)» S. 118— 120).
105. Ober das Griindungsjahr der ehemaligen Cister-
cienserabtei Neuburg im hi. Forst. (Cistercienser-
Chronik 17 (1905), S. 321 — 323).
106. Nitderbronn. Kuhn, C. Niederbronn-les-Bains (Alsace)
et ses environs. 3* edition. Elbeuf, Grepel 1905.
76 S.
1 06 a. Oberlarg. s. : Nr. 3 1 .
\0bh.0dern. s.: Nr. 28.
107. Odilienberg. Cron, J. Um die Heidenmauer und das
Kloster auf dem Odilienberg am Pfingstmontag 1905.
Strassburg, Buchdruckerei des »EIsasser« [1905]. 23 S.
108. Olenberg. [Clauss, Joseph M. B.]. Die neue Kirche
der Cisterzienserabtei Olenberg. Ein Gedenkblatt zu
ihrer Konsekration 9. Mai 1905. Von einem Verehrer
des Ordens. (Mit sechs Lichtdrucken). Rixheim,
Sutter u. Comp. 1905. VI, 45 S.
109. Orsckweier . Walter, Th. Die alten Schldsser in Orsch-
weier. (VB1 1905, Nr. 19).
109*. Paris, s.: Nr. 433.
no. Pfaffenheim. Walter, Theobald. Der Ursprung des
Klosters Klingental [Hausern im Banne Pfaffenheim]
und sein Zinshof in Rufach. Mit einer Abbildung.
(JbGEL 21 (1905), S. 9 — 22). [Erschien auch als
Sonderdruck: Strassburg, Heitz & Miindel 1905. 14 S.].
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 655
111. Rappoltsweiler \ Kube, M. Rappoltsweiler, Das Carola-
bad und Urngebung. (Streifziige u. Rastorte im Reichs-
lande und den angrenzenden Gebieten. Heft IV).
Mit 16 Illustrationen und einer Karte. Dritte ver-
raehrte Auflage. Strassburg, Heitz & Mundel 1905.
1 17 S.
112. Reichenweier . S [aager], A.fdolf], Reichenweier, eine
alte Wurttemberger Stadt. (Schwabische Kronik 1905,
Nr. 58).
113. Rosheim. Polaczek, Ernst. Das roraanische Haus in
**osheim. (Mit Aufnahraen von Albert Kcerttge). (JER
7 (!9°5)> S. 26 — 32). [Erschien auch als Sonder-
druck: Strassburg i. E., Illustrierte Elsassische Rund-
schau 1905. 7 S.].
113 .Rothau. s.: Nr. 451.
1 1 3 b. Rufach. s. : Nr. 1 1 o.
114. Ruprechtsau. Regamey, Mme Frederic. Chateaux d* Al-
sace. La Robertsau. (JER 7 (1905), S. 33 — 48).
115. Schlettsiadt . Geny, [Joseph] f. Geschichte der Stadt
Schlettstadt. [Aus »Das Reichsland Elsass-Lothringen*].
(Stadte und Burgen in Elsass-Lothringen 10). Strass-
burg, Heitz & Mundel 1905. Ill, 14 S.
116. Selz. Schaus, E. Eine neue Urkunde uber Biebrich-
Mosbach. [Betr. die dortigen Guter von Kloster Selz],
(Mitteilungen d. Vereins f. Nassauische Altertumskunde
u. Geschichtsforschung 1904/ 1905, S. 60 — 62).
1 1 6 a. Sennhetm, s.: Nr. 62 f.
117. Sigolsheim. Dietrich, G. Notice historique sur Sigols-
heim (Suite et fin). (RCA N.S. 24 (1905), S. 47 — 56,
S. 93—109, S. 205-217). [Vgl. Bibl. f. 1903,
Nr. 153; f. 1904, Nr. 132]. [Erschien um einen ur-
kundlichen Anhang verraehrt auch als Sonderdruck:
Rixheim, Sutter & Cie. 1905. 152 -j- 64 S.].
118. Strassburg. Beatis, Antonio de. Die Reise des Kar-
dinals Luigi d'Aragona durch Deutschland, die Nieder-
lande, Frankreich und Oberitalien 15 17 — 1518, be-
schrieben. Als Beitrag zur Kulturgeschichte des aus-
gehenden Mittelalters veroffentlicht und erlautert von
Ludwig Pastor. [Schilderung Strassburgs]. (Erlaute-
rungen und Erganzungen zu Janssens Geschichte des
deutschen Volkes IV, 4). Freiburg i. B., Herder 1905.
XII, 186 S.
119. — Beckmanns Fiihrer durch Strassburg i. E. und Um-
gebung. Mit 5farb. Stadtplan, 10 Kunstbeilagen und
vollstandigem Strassenfuhrer. 2. vermehrte und ver-
besserte Auflage. Stuttgart, Klemm & Beckmann [1905].
VIII, 128 S.
Zeiuchr. U Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 43
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656 Kaiser.
120. Strassburg. Bendiner, M. Das Strassburger Munster,
seine Baugeschichte und Beschreibung. Mit 17 Kunst-
beilagen. Als Anhang: Goethes Worte fiber das Munster.
Stuttgart, Seifert [1905]. 40 S.
121. — Berst, Th. Schlechte Restaur* tion von guten Fachwerk-
bauten im alten Strassburg. (IER 7 (1905), S. 85 — 88).
122. — Borries, E. v. Geschichte der Stadt Strassburg. [Aus
»Das Reichsland Elsass-Lothringen«]. (Stadte und Burgen
in Elsass-Lothringen 5). Strassburg, Heitz & Mundel
1905. Ill, 81 S.
♦ 123. — Bredt, F. W. Das Eigentum am Strassburger Munster
und die Verwaltung des Frauenstiftes . . . 1903. [Vgl.
Bib), f. 1903, Nr. 161].
Rec: Mitteilungen aus dem germanischen National-
museum 1905, S 48 (H. H.).
124. — Clausing, Joseph. Der Streit um die Kartause vor
Strassburgs Toren 1587 — 1602. I. Teil. [Strassburger]
Inaugural-Dissertation . . . 1905. 36 S.
125. — Clauss, Jos. M. B. Das Munster als Begrabnisstatte
und seine Grabinschriften (Strassburger Munster-BIatt 2
(1905), S. 9 -26).
♦ 126. — Dettmering, Wilhelm. Beitrage zur alteren Zunft-
geschichte der Stadt Strassburg . . . 1903. [Vgl. Bibl.
f. 1903, Nr. 163; f. 1904, Nr. 143].
Rec: HZ N.F. 58 (1905), S. 560—561 (O. W.[inckel-
mann]).
126*. — Dollinger, F. A travers le vieux Strasbourg. (IER 7
(1905), S. 22—24).
127. — Ficker, J. und Winckelmann, O. Handschriften-
proben des sechzehnten Jahrhunderts nach Strassburger
Originalen. Zweiter Band. Tafel 47 — 102: Zur geistigen
Geschichte. Strassburg, Trubner 1905. 102 Tafeln in
Lichtdruck mit Text.
Rec: LZB1 56 (1905), S. 1320 — 1321 (Eduard
Heydenreich).
♦ 128. — Franck-Oberaspach, Karl. Der Meister der Ecclesia
und Synagoge am Strassburger Munster . . . 1903. [Vgl.
Bibl. f.1903, Nr. 166].
Rec: ALB1 14 (1905), S. 339—341 (Joseph Neu-
wirth). — Christl. Kunstblatt 47 (1905), S. 256 {n).
129. — Funck, Heinrich. Cagliostro in Strassburg nach der
Schilderung eines Augenzeugen. (Archiv f. Kultur-
geschichte 3 (1905), S. 223—234).
♦ 130. — Gerold, Theodor. Geschichte der Kirche St. Niklaus
in Strassburg . . . 1904. [Vgl- Bibl. f. 1904, Nr. 148].
Rec: AEN 1 (1905), S. 264-265 (Th. Sch.[cell]>.
— Chronique d* Alsace-Lorraine 1905, S. 31 — 34 (F.
Dollinger).
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 657
131. Strassburg. Graebert, Karl. Konsilium fur den 1531
zu Speier angesetzten Reichstag. [Betr. die Haltung
Strassburgs]. (Zeitschr. f. Kirchengesch. 26 (1905),
S. 150—158).
132. — Gruber, E. Die Sparkasse zu Strassburg i. E. 1834
— 1904. Festschrift zur Einweihung des neuen Ver-
waltungsgebaudes . . . Strassburg, Elsassische Druckerei
und Verlagsanstalt 1905. 61 S.
133. — Giitschow, Else. Fuhrer durch das Strassburger
Munster. Strassburg, Luib 1905. 47 S.
134. — Ha sen clever, Adolf. Neue Aktenstucke zur Friedens-
vermittlung der Schmalkaldener zwischen Frankreich
und England im Jahre 1545. [Betr. die Politik Strass-
burgs, Jakob und Johann Sturm, Johann Sleidan, Ulrich
Geiger]. (ZGORh N.F. 20 (1905), S. 224 — 251).
135. — Herber, Jos. Ludwig XIV. und Strassburg bis 1681.
Die Rechtsfrage und der politische Verlauf. (StrDBl
Dritte Folge 2 (1903), S. 415—432, S. 464—471,
s. 497—504).
136. — Hermann, Jean. Notes historiques et arch6ologiques
sur Strasbourg avant et pendant la revolution. Pubises
avec une notice pr61iminaire par Rodolphe Reuss.
Strasbourg, Staat 1905. XXII, 130 S.
Rec: RCr N.S. 60 (1905), S. 267—269 (A. C.[hu-
quet]).
137. — Hinzelin, Emile. Strasbourg. (Le Tour de France,
Numdro 20 (1905), S. 18 — 23; Num6ro 25 (1905),
S. 103 — 108).
138. — Ho u wing, J. F. Geschiedenis van de doopsgezinden
te Straatsburg van 1525 tot 1557. Academisch proef-
schrift . . . Amsterdam, Clausen 1905. 260 S.
139. — Hueber, L. Bericht . . . uber das Spital, den Spital-
keller und die Waschkuche. [Enth. die Geschichte
des Strassburger Spitals vom Mittelalter bis zur Gegen-
wart]. (Bulletin mensuel de la Soci6t6 des sciences,
agriculture et arts de la Basse-Alsace 39 (1905), S. 172
-184).
140. — Jahrrechnungsfeier, Die, des Strassburger Dom-
kapitels. (VB1 1905, Nr. 18).
♦ 141. — Kothe, Wilhelm. Kirchliche Zustande Strassburgs im
vierzehnten Jahrhundert . . . 1903. [Vgl. Bibl. f. 1903,
Nr. 178; f. 1904, Nr. 154].
Rec: Archiv f. Kulturgeschichte 3 (1905), S. 242
—243 (G. Liebe). — HZ N.F. 58 (1905), S. 136
— 137 (E. v. Borries). — Zeitschr. f. Sozialwissenschaft 8
(1905), S. 65 — 66 (G. v. Below).
142. — Kreuz, Das, im Thurm des Munsters zu Strassburg.
(KEL 5 (1904/05), S. 158—160).
43*
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658 Kaiser.
143. Strassburg. Mentz, Ferd. Erne wiedergefundene Strass-
burger Handschrift [des Strassburger Stadtrechts]. (CBlBw
22 (1905), S. 203-205).
144.— [Neu, Heinrich]. Strassburg im 16. Jahrhundert nach
der bis jetzt unveroffentlichten und erst wiedergefundenen
Chronik von Stedel. (Journal d'Alsace-Lorraine, Annales
1905, Nr. 17 ff.).
145. — Oidtmann, H. Der einstige Fensterschmuck der durch
Brand zerstorten St. Magdalenenkirche in Strassburg.
(Zeitschrift f. christliche Kunst 18 (1905), S. 335
—342).
146. — Pennings, Heinrich. Die Religionsunruhen in Aachen
und die beiden Stadtetage zu Speier und Heilbronn
1 58 1 und 1582. [Betr. die Politik Strassburgs und
ihres Vertreters Paul Hochfelder], (Zeitschrift des
Aachener Geschichtsvereins 27 (1905), S. 25 — 108).
147. — Polaczek, E. Ein Wandbild im Strassburger Munster.
(Strassburger Munster-Blatt 2 (1905), S. 27 — 29).
148. — Rietschel, Siegfried. Das Burggrafenamt und die
hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstadten
wahrend des fruheren Mittelalters. (Untersuchungen
zur Geschichte der deutschen Stadtverfassung I). Leipzig,
Veit & Comp. 1905. XII, 344 S.
149. — Schafer, Dietrich. »Sclusas« im Strassburger Zoll-
privileg von 831. (Sitzungsberichte der Koniglich
Preussischen Akademie der Wissenschaften 19051, S.
578-582).
149*. — Schafer, H. K. Fruhmittelalterliche Pfarrkirchen und
Pfarreinteilung in romisch-frankischen und italienischen
Bischofsstadten. [Betr. S. 31 f. Strassburg], (Romische
Quartalschrift 19 (1905), S. 25 — 54).
150. — Schaudig, Hilmar. Zur Geschichte der Beziehungen
der steirischen Landschaft zu deutschen Universitaten
an der Wende des XVII. Jahrhunderts. [Mit einem
Brief des Sigismund von Saurau aus Strassburg]. (Jahr-
buch der Gesellschaft fur die Geschichte des Prote-
stantismus in Osterreich 26 (1905), S. 58—65).
151. — Schwartz, Jules. Les finances de Strasbourg en 1689
— 1690. (RA 4c se>. 6 (1905), S. 455 — 461). [Er-
schien auch als Sonderdruck: Rixheim, Sutter & Cie
1905. 9 S.].
152. — Seydlitz, G. v. Der Schwarzwald, Bergstrasse, Neckar-
thal, der Hegau bis zum Bodensee, der Kaiserstuhl
und Strassburg. Mit 18 Karten und 8 Stadtplanen.
1 1 . Auflage, unter Mitwirkung des Schwarzwaldvereins
bearbeitet von Ernst Bader. Freiburg i. B„ Lorenz
1905,06. X, 365 S.
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 659
153. Strassburg. Statsmann, Karl. Zur Geschichte der
deutschen Fruhrenaissance in Strassburg i. E. (KEL 5
(1904/05), S. 177-228).
154. — Strobel, A. W. Das Miinster in Strassburg geschicht-
lich und nach seinen Theilen geschildert. 27. Auflage.
Strassburg, Bull 1905. 39 S.
155. Notice sur la cathedrale de Strasbourg. 22* Edi-
tion. Strasbourg, Bull 1905. 39 S.
156. — U.[hry], A. Strasburg. (The Jewish encyclopedia 11
(1905), s. 560—565).
157. — Veen, [J. S.] van. Sechs Briefe Gerlachs von Elss.
Ein Beitrag zur Strassburger Kulturgeschichte im
16. Jahrhundert. (ZGORh N.F. 20 (1905), S. 94
— 102).
158. — Welschinger, Henri. Strasbourg. (Les villes d'art
celebres). Ouvrage orne de 117 gravures. Paris,
Laurens 1905. 152 S.
Rec: Chrouique d' Alsace-Lorraine 1905, S. 9. —
RCr N.S. 59 (1905), S. 259 (H. de C).
158*. Winckelmann, O. s.: Ficker, J.
Vgl. Nr. 19, 32, 58, 72, 240, 319 f., 327, 338, 343,
347> 399> 403* 4'9> 465, 481.
159. Sulz. Gasser, A. L'^glise et la paroisse de Soultz
(Haute-Alsace). (RA 4c ser. 6 (1905), S. 225 — 255,
s. 350—379).
160. Les cimetieres de Soultz. (RA 4® ser. 6 (1905),
s. 538-542).
Vgl. Nr. 19.
161. Tiirkheim. Muller, Paul. La bataille de Turckheim
(5 Janvier 1675). Avec deux croquis. Paris-Nancy,
Berger-Levrault & Cie 1905. 34 S.
162. — Wirth, Gustav. Hexenprozesse in der freien Reichs-
stadt Tiirkheim wahrend der Jahre 1628 und 1629.
(StrP 1905, Nr. 1 1 17, 1 143, 1 170, 1223, 1279).
Vgl. Nr. 65.
163. Volksberg. [Ihme, F. A.]. Erinnerungen aus der Ver-
gangenheit Volksbergs. (EvLFr 35 (1905), S. 128
— 132, S. 135 — 139, S. 147—150).
164. Wangen. Luthiner, H. Der Weinbrunnen in Wangen.
(Daheim 41 (1905), Nr. 19).
165. Weiler-Thann. Cetty, H. Andenken an das dreifache
Jubilarfest zu Weiler-Thann den 8. Oktober 1905.
Ansprachen . . . Seinen Pfarrkindern gewidmet von Fr.
Monsch. Mit bischofl. Genehmigung. Rixheim, Sutter
& Comp. 1905. 31 S.
166. Weissenburg. Scholly. Beitrage zur neueren Geschichte
Weissenburgs und seiner Umgebung. (VB1 1905, Nr.
12 u. 13).
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660 Kaiser.
167. Zabern. Adam, A. La premiere municipality de Saverne
et le cardinal de Rohan. (RCA N.S. 24 (1905),
S. 218- 231, S. 348— 357» S. 51 1— 520, S. 606- 615,
S. 735-743. S. 847—862).
168. Zimmerbach. Thierry-Mieg, Aug. et Kessler, Fr.
Rapport fait au nom du comit6 d'histoire, de stati-
stique et de geographic Histoire du village de Zimmer-
bach et du pelerinage a la Waldbruderkreuz (Geschichte
des Dorfs Zimmerbach und der Wallfahrt zum Wald-
bruderkreuz) dans le val de Munster (Alsace). (BS1M
75 (1905). S. 334—338).
VIII. Biographische Schriften.
a) Allgemeine.
169. D.[eny], A. Elsasser Helden. Dritter Band: Weisse
Vater. — Missions africaines de Lyon. — Vater vom
hhl. Herzen. — Oblaten. Rixheim, Sutter & Comp.
1905. XXXI, 294 S.
170. Lebensbilder, Evangelische, aus dem Elsass. Zweite
Reihe. [Johannes Tauler von Paul Freund. Jakob
Sturm von Robert Will. Martin Butzer von Albert
Bach. Kaspar Klee von Friedrich Federlin. Hans
Michel Moscherosch von Gustav Lasch. Luise Scheppler
von August Winnecke]. Strassburg i. E., Buchhandlung
der Evangelischen Gesellschaft 1905. 219 S. [Alle
Aufsatze sind auch als Sonderdrucke im gleichen Ver-
lag erschienen: 44, 38, 36, 40, 33 S.].
171. Necrologie. [Darunter langere Nachrufe auf Aug.
Bartholdi, Fl. A. Heller, J. Laurent-Lapp, G. Dollfus,
J. Geny, Alfr. Ritleng, Ch. Appell, J. J. Henner].
(Chronique d' Alsace-Lorraine 1905, S. 4 — 6, S. 14 — 20,
S. 26—28, S. 45—48).
172. Studenten, Elsasser, in Jena zur Zeit Schillers. (StrP
1905, Nr. 482).
Vgl. Nr. 127, 323 f., 371.
b) Ober einzelne Personen.
\12\AppeL s.: Nr. 171.
♦ 173. Balde. Bach, Joseph. Jakob Balde ... 1904. [Vgl.
Bibl. f. 1904, Nr. 190].
Rec: Hochland 2 (1904/05), S. 773—774 ([Mu]th).
— ThLBl 26 (1905), S. 93—94 (Walter).
Vgl. Nr. 314.
ij$\Baldung. s.: Nr. 356.
17 3b. Bartholdi. s.: Nr. 171.
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jabres 1905. 66 1
i-j$c.Bernegger. s.: Nr. 405.
\j$6.Bertho/d II. f B. v. Strassburg. s.: Nr. 51.
174. Brant. Kalkoff, Paul. Zur Lebensgeschichte Albrecht
Durers. 3. Albrecht Diirer, Sebastian Brant and Konrad
Peutinger in Antwerpen im Sommer 1520. (Reper-
torium f. Kunstwissenschaft 28 (1905), S. 474 — 485).
Vgl. Nr. 409, 418.
ij4*.£rion. s.: Nr. 419 f.
175. Bryat. Wurtz, Jos. Heinrich Bryat. Ein Beitrag zur
Geschichte der Pfarrei Lutterbach. (StrDBl Dritte Folge
2 (1905), S. 166 — 178). [Erschien auch als Sonder-
druck unter dem Titel: Heinrich Bryat, O. Cist., Pfarrer
und Chronist von Lutterbach, wahrend des dreissig-
jahrigen Krieges. Ein Beitrag zur Geschichte der
Pfarrei Lutterbach. Strassburg, Le Roux & Co. 1905.
16 S.].
176. Heinrich Bryat, Pfarrer von Habsheim. Ein Chronist
aus dem XVII. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte
der Pfarrei Habsheim. (StrDBl Dritte Folge 2 (1905),
s. 564—570).
\lb*.Bucer. s.: Nr. 170, 321 f.
1 76b. Bur chard, s.: Nr. 266.
177. Candidus. Miisebeck, [Ernst]. Ein Brief von Renan an
Karl Candidus. (AZgB 1905, Nr. 201).
178. Zwei Briefe von G. Zetter (F. Otte) und Th. Klein
an Karl Candidus. (StrP 1905, Nr. 375).
178*. Capito. s.: Nr. 322.
179. Dankratzheim. Herr, E. Eine Urkunde des Konrad
Dangkrotzheim. (JbGEL 21 (1905), S. 256 — 264).
180. Daubrie. Bert he lot, M. Notice historique sur la vie et
les travaux de M. Daubrie, membre de I'acad^mie.
(Mdmoires de l'acad^mie des sciences de Tlnstitut de
France 48 (1905), S. IV— XXXIV).
181. Bellinger . Frey, St. f Eustachius Dellinger, Pfarrer von
Hausen. 23. Februar 1905. Trauerrede, gehalten in
der Pfarrkirche von Hausen . . . Rixheim, Sutter u.
Comp. 1905. 14 S.
182. Dietrich. I.fngold], A. M. P. Soldats alsaciens. VIII.
Le colonel Dietrich. (RA 4* ser. 6 (1905), S. 211
—213).
183. Dollfus. Lacroix, Camille de. Notice n^crologique sur
M. Gustave Dollfus. (BSIM 75 (1905), S. 89—99).
Vgl. Nr. 171.
\%$*.Eckart. s.: Nr. 329, 440.
184. Ensf elder. Nerlisy, H. Biographies alsaciennes. XVI.
Eugene Ensfelder. (IER 7 (1905), S. 1 — 8).
1 84 * Erchambald, B. v. Strassburg. s.: Nr. 325, 383.
1 84 b. Fa rcka 11. s.: Nr. 394.
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662 Kaiser.
185. Fecher. Major, E. Die Basler Goldschmiedfamilie
Fechter. [Betr. den ofter irrtumlich der Familie zuge-
wiesenen Goldschmied Friedrich Fecher aus Strass-
burg]. (Anzeiger fur schweizerische Altertumskunde
N.F. 6, 1904/05 (1905), S. 142 — 159, S. 230—251).
i$5\Fisckar/. s.: Nr. 391 f., 400, 409, 418.
iS^h.F/ach. s.: Nr. 394.
186. Flachsland. Martin, Ernst. Karoline Herder, eine
Elsasserin am Musenhofe zu Weimar. Vortrag . . .
(Erwinia 12 (1904 05), S. 67 — 83).
187. Rede bei Einweihung der Gedenktafel fur Herders
Gattin in Reichenweier. (StrP 1905, Nr. 826).
188. — Zeyer, Ferdinand. Caroline Herder (geb. Flachsland)
und ihre Verwandten. Urkundliche Mitteilungen . . .
(JbGEL 21 (1905), S. 239—240).
i8Sa. Fremsheim. s.: Nr. 405.
♦ 189. Frischmann. Wentzcke, Paul. Johann Frischmann, ein
Publizist des 17. Jahrhunderts ... 1904. [Vgl. Bibl.
f. 1904, Nr. 224].
Rec: ZGORh N.F. 20 (1905), S. 685—690 (K.
Jacob).
190. Froment. Bardy, Henri. Soldats alsaciens. VII. L'abb£
Froment. (RA 4 c ser. 6 (1905), S. 86 — 88).
191. Gapp. Lauchert, F. Gapp, Julius, Stadtpfarrer in
Hagenau und Ehrendomherr. (BJbDN 8 (1905), S. 285).
192. Gauckler. M. Gauckler. (Bulletin de la Societe de
geographie de l'Est N.S. 26 (1905), S. 403 — 405).
192*. Geiger. s. : Nr. 134.
ig2h. Getter, s.: Nr. 326.
193. Ghty. Grussenmeyer, J. L'abbe Joseph Geny f-
(RCA N.S. 24 (1905), S. 5- 11).
194. — [Kaiser, Hans]. Joseph Geny f. (StrP 1905, Nr. 37).
195. — Pfleger, Luzian. f Joseph Geny. (HJb 26 (1905),
S. 477— 478)-
196. - Wiegand, W. Joseph Geny. (ZGORh N.F. 20
(1905), S. 310—314).
Vgl. Nr. 171.
197. Gluck. Mieg, Mathieu. Emile Gluck 1847 — 1904. (BMHM
28. — 1904 (1905), S. 123—128).
198. GobeL Lamouzele, E. Une lettre des vicaires gene-
raux de Teveque constitutionnel de Paris, Gobel
(20 septembre 1792). (La revolution francaise 49
(1905), S. 180—183).
198*. Graf, s.: Nr. 252, 254.
igSh. Gran, s.: Nr. 394.
199. Grandidier, Ingold, A. M. P. Grandidier academicien
de Metz et de Nancy (Fin). (RCA N.S. 24 (1905),
S. 12—15). [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 234].
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 663
200. Grimmelshausen. Werner, Richard Maria. Jean Paul
und Grimmelshausen. (Studien zur vergleichenden
Literaturgeschichte 5 (1905), S. 392 — 394).
200*. Griinewald. s.: Nr. 345 f.t 348, 359, 370, 372.
200 b. Griininger. s.: Nr. 394.
201. Guthlin. Lefebure, L6on. Portraits de croyants au
XIXe siecle (Montalembert, Augustin Cochin, Francois
Rio, A. Guthlin). Paris, Plon-Nourrit et Cie. 1905.
VIII, 355 S.
202. Hanser. Kroener, A. Jean Hanser 37c abbe de Lucelle
(1605 — 1625). (RCA N.S. 24 (1905), S. 532—54i»
S. 626—631, S. 724—734, S. 937-947)-
202*.Hedio. s.: Nr. 321.
202h.Heerwagen. s. : Nr. 394.
202 c. Heller, s. : Nr. 171.
203. Henner. Gsell, P. J.-J. Henner racont6 par lui-m&me.
(La Revue 57 (1905), S. 516 — 525>-
204. — I.[ngold], A.[ngel]. J.-J. Henner. (RA 4c se>. 6
(1905), S. 449—454).
205. — Manhart, L. J. J. Henner, membre de Tlnstitut,
artiste peintre alsacien. (Le Passe-Temps 15 (1905),
S. 148 f., S. 163 f„ S. 180 f., S. 196 f, S. 213 f.,
S. 228 f., S. 243 f., S. 260 f., S. 275 f.).
206. — Soubies, Albert. J.-J. Henner (1829 — 1905). Notes
biographiques. Paris, Flammarion 1905. 16 S.
Vgl. Nr. 171.
207. Hillner. Stieber, M. Der erste Martyrer. [Samson
Hillner in Kaysersberg], Die Wartburg 4 (1905),
S. 7).
208. Hilsbach. Pfleger, Luzian. Michael Hilsbach, ein ober-
rheinischer Schulmann des 16. Jahrhunderts. (ZGORh
N.F. 20 (1905), S. 252 — 259).
209. Hiltalinger. Haupt, Herman. Johannes Hiltalinger,
Bischof von Lombes, f *392- (ADB 50 (1905), S. 341
—342).
209*. Hochf 'elder, s. : Nr. 146.
210. Hoffmann, Charles Hoffmann. (RA 4c ser. 6 (1905),
S. 225—227).
211. — Ingold, A. M. P. Charles Hoffmann \. (RCA N.S.
24 (1905), S. 321—324).
212. Hohenlohe-Langenburg. Weech, [Friedrich] v. Leopoldine
Furstin zu Hohenlohe-Langenburg. (BJbDN 8 (1905),
S. 49).
213. Hohenlohe-Schillingsfurst. Curtius, Friedrich. Aus der
Jugend des Fursten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillings-
fiirst. (Deutsche Revue 30 « (1905), S. 1 — 19, S. 129
— 141, S. 257-268; 302 (1905), S. 1 — 12).
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664 Kaiser.
214. Hohenlohe-Schillingsfiirst. Hauviller, Ernst. Hohenlohe-
Schillingsfurst, Furst Chlodwig zu, Prinz zu Ratibor und
Corvey, Staatsmann. (BJbDN 7 (1905), S. 410-434).
215. Holder, t Professor Dr. Karl Richard Holder. Ein Nach-
ruf. (Der Elsasser 1905, Nr. 212).
216. — L., M. Charles Richard Holder f. (RCA N.S. 24
(1905), S. 481—487).
217. — Schniirer, G. Dr. Karl Holder, Universitatsprofessor.
(Freiburger Geschichtsblatter, herausgegeben vom deut-
schen geschichtsforschenden Verein des Kantons Frei-
burg 12 (1905), S. 171 — 177).
218. Holdt. Journal du palais du Conseil Souverain d* Alsace
par Val. Michel Antoine Holdt, publie par Angel Ingold.
Tome II. (Bibliotheque de la »Revue d'Alsace* III).
Colmar, Huffel 1905. 189 S.
219. Hoppi'Seyler ; Pagel. Ernst Felix Immanuel Hoppe-
Seyler zu Strassburg i. E., Arzt und Chemiker. (ADB
50 (1905), S. 464—465).
220. Horning. [Horning, W.]. Erlebnisse und Bilder aus
der Amts- und Kampfeszeit des Pfarrers Friedrich
Horning an Jung.-St.-Peter zu Strassburg 1845 — 1882.
(Fortsetzung der »Neuen Zugec und der »Ereignisse
und Scenen«). (Theolog. Blatter z. Beleuchtung der
Gegenwart N.F. 12 (1905), S. 86—94, S. 144 — 152,
S. 162—168). [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 246].
220\Hup/uf. s.: Nr. 394, 406.
221. v. Jan. Abert, Herm. Karl von Jan. (ADB 50 (1905),
S. 627—629).
22i*./ud. s.: Nr. 322.
222. KaibeL Leo, Friedrich. Kaibel, Georg, Philologe. (BJb
DN 7 (1905), S. 442-443).
222*.Kerner. s.: Nr. 394.
222y>.KUe. s.: Nr. 170.
223. Klein, Karl. Klein, Katharina. Froschweiler Erinnerungen.
Erganzungsblatter zu Pfarrer Kleins Froschweiler Chronik.
3. Auflage. Miinchen, Beck 1905. VI, 92 S.
224. Klein, Theodor. Ehretsmann, Eugen. Zur Erinnerung
an den elsassischen Dichter Theodor Klein (1820
-1865). (StrP 1905, Nr. 197).
2 2^\Knoblouch. s.: Nr. 394.
224h.Kopfel, s.: Nr. 394.
225. Krieger. Got el. Dr. Josef Krieger \. Nachruf . . .
(Miinchener raedizinische Wochenschrift 52 (1905),
S. 1546— 1547).
226. Kussmaul. Strube, H. Adolf Kussmaal. (BJbDN 8
(1905), S. 383—392).
227. Lambert. Schur, Friedrich. Johann Heinrich Lambert
als Geometer. Festrede bei dem feierlichen Akte des
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Els&ssische Geschichlsliteratur des Jahres 1 905. 665
Rektorats-Wechsels an der Grossherzoglichen technischen
Hochschule Fridericiana zu Karlsruhe am 18. November
1904 gehalten . . . Karlsruhe, Braunsche Hofbuch-
druckerei 1905. 20 S.
2 2-j*.Latouc/ie. s.: Nr. 62 f.
2 27b. Laurent- Lapp, s.: Nr. 171.
♦228. Leftbvre, Marschall. Wirth, Joseph. Le marechal Lefebvre
due de Dantzig (1755 — 1820) . . . 1904. [Vgl. Bibl. f.
1904, Nr. 266].
Rec: Etudes 104 (1905), S. 845 — 847 (H. Chdrot).
229. Leftbvre, Geistlicher. Le recteur Lefebvre, cur6 de
Guemar, de 1760 a 1801. (RA 4© se>. 6 (1905),
S. 35—46).
♦230. Leo IX. Martin, Eug. Saint Leon JX (1002 — 1054)
... 1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 267].
Rec: Revue benedictine 22 (1905), S. 311. — RCr
N.S. 59 (1905), S. 14—15 (R.[euss]). — Revue des
etudes historiques 71 (1905), S. 74 (Louis Batcave).
— Revue des questions historiques N.S. 33 (1905),
S. 299-301 (E. Vacandard). — RH 87 (1905),
S. 129 — 130 (Ph. Lauer).
231. — [Stieve, Richard]. Vita Sancti Leonis IX papae con-
fessoris pontificis 1048 — 1054 virtutum et miraculorum
splendore insignis patroni Dagsburgensis. Dem zu
Strassburg i. Els. vom 20. — 24. August 1905 tagenden
52. Deutschen Katholikentag gewidmet. Rixheim, Sutter
& Cie 1905. 45 S.
232. Lewine. Gass, J. Schwester Lewine. Erinnerungsblatter
aus dem Strassburger Priesterseminar. Strassburg, Le
Roux & Co. 1905. 54 S.
2$2*.Lowen, Nikolaus von. s.: Nr. 336.
233. Liitzelburg. Mutterer, M. Une correspondante alsa-
cienne de Voltaire: Madame de Lutzelbourg. (IER 7
(1905), S. 128 — 132). [Erschien auch als Sonderdruck:
Strasbourg, Revue illustre* alsacienne 1905. 7 S.].
f234. Ludwig. Professor Dr. Theodor Ludwig f. (Badische
Fortbildungsschule 19 (1905), S. 177 — 179).
235. Mannlich. Meyer, Christian. Aus dem Wanderleben
eines deutschen Kunstlers des 18. Jahrhunders. (Sonn-
tagsbeilage zur Vossischen Zeitung 1905, Nr. 41 u. 42).
2 35*. Martin, Abt von Paris, s.: Nr. 330.
236. Mechler. Ingold, A. M. P. Notice sur M. le chanoine
Mechler, directeur du seminaire de Strasbourg. (RCA
N.S. 24 (1905), S. 650—660).
236* Meyer, s.: Nr. 395.
237. Moehel. Johann Jakob Mochel. Ein elsassischer Philan-
throp. (ELSchBl 35 (1905), S. 2—6).
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666 Kaiser.
2$j*.Afors6erg. s.: Nr. 38.
z^^.Montanus. s.: Nr. 322.
238. Morandus. Stuckelberg, E. A. Die Verehrung des
h. Morand Mon. (Schweizerisches Archiv f. Voiks-
kunde 8 (1905), S. 220 — 223).
239. Moscherosch. Stauf von der March, Ottokar. Hans
Michel Moscherosch. (Deutschland 6 (1905), S. 594
—599).
Vgl. Nr. 170, 385.
2$q\Murner. s.: Nr. 356, 394, 406, 409, 429.
240. Mus cuius. Roth, J. Zur Geschichte des Reichstages zu
Regensburg im Jahre 1541. Die Korrespondenz der
Augsburger Gesandten Wolfgang Rehlinger, Simprecht
Hoser und Dr. Konrad Hel mit dem Rate, den Ge-
heimen und dem Biirgermeister Georg Herwart nebst
Briefen von Dr. Gereon Sailer und Wolfgang Musculus
an den letzteren. [Betr. auch die Verhandlungen mit
Strassburg]. (Archiv fur Reformationsgeschichte 2
(1905), S. 250- 307).
241. Oberlin. Pari sot, Edmond. Un educateur mystique.
Jean-Frederic Oberlin, 1740 — 1826. Paris, Paulin
i905. 323 S.
Rec: RA 4c ser. 6 (1905), S. 444 — 445. — RCr
N.S. 60 (1905), S. 410 — 412 (R.[euss]).
242. Odtlia. Knorr, Josefine Freiin v. Die heilige Odilia.
Nach einer altdeutschen Legende. [Mit historischeD
Anmerkungen], Zweite Auflage. Wien, Kirsch 1905.
214 S.
243. Olinger. Scheel, Willy. Die deutschen Grammatiker
des 16. Jahrhunderts und ihr Verhaltnis zum deutschen
Unterricht. [Betr. Olinger]. (Mitteilungen der Gesell-
schaft f. deutsche Erziehungs- u. Schulgeschichte 15
(1905), S. 87—99).
244. Oifrid. Pfeiffer, C. Otfrid der Dichter der Evangelien-
harmonie im Gewande seiner Zeit. Eine literar- und
kulturhistorische Studie. Gottingen, Vandenhoeck &
Ruprecht 1905. 134 S.
Rec: LZB1 56 (1905), S. 1751 — 1752.
Vgl. Nr. 412 f.f 425.
244*. i^Fr/, Johanna u. Mar gar etc von. s.: Nr. 471.
245. Pfitzner. Pagel. Pfitzner, Wilhelm, Extraordinarius der
Anatomie in Strassburg i. E. (BJbDN 8 (1905), S. 82
-83).
246. Piton. Sch., O. Missionar Charles Piton f. (EEvSBl
42 (1905), s. 331—332).
24b*.Pruss. s.: Nr. 394.
247. IZczss. [Raess, Ch.]. Mgr. Andre Raess, ev^que de Stras-
bourg (1794 — 1887). Esquisse biographique (Suite et
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 567
fin). (RCA N.S. 24 (1905), S. 26—33). [Vgl. Bibl. f.
1903, Nr. 338; f. 1904, Nr. 289]. [Erschien auch als
Sonderdruck: Rixheim, Sutter & Cie. 1905. 179 S.].
248. Rapp. M. le vicaire general Rapp. Extraits de son
journal depuis son expulsion, le 17 mars 1873 (Suite).
(RCA N.S. 24 (1905), S. 16—25, S. 83-92, S. 195
— 204, S. 258 — 266, S. 445— 453, S. 661 — 669,
S. 863 — 870, S. 924—936). [Vgl. Bibl. f. 1904,
Nr. 290J.
249. Ratisbonne. Ratisbonne, Theodor. Antworten auf die
Fragen eines Israeliten unserer Zeit . . . Autorisierte
Obersetzung von Franz Endler. 2. Autiage. Regens-
bnrg, Verlagsanstalt vorm. Manz 1905. 82 S.
250. Redslob. H.[ac ken schmidt], K. Julius August Reds-
lob f. (EEvSBl 42 (1905), S. 315—316].
251. Reinhard. Bossert, G. Hedios Nachfolger als Dom-
prediger in Strassburg. [M. Reinhard]. (ZGORh N.F.
20 (1905), S. 316).
252. Reuss. Kautzsch, E. Eduard Reuss und Heinrich
Graf in ihren Briefen. (AZgB 1905, Nr. 7).
253. — Lobstein, P. Reuss, Eduard, gest. 1891. (REPrThK
16 (1905), S. 691—696).
♦254. — Reuss', Eduard, Briefwechsel mit seinem Schuler und
Freunde Karl Heinrich Graf . . . 1904. [Vgl. Bibl. f.
1904, Nr. 296].
Rec: LZB1 56 (1905), S. 37^-377 (ft). — RCr
N.S. 59 (1905), S. 277 (Th. Sch.[oell]). — Schwei-
zerische theol. Zeitschr. 22 (1905), S. 114 — 116 (Karl
Marti). — ThLBl 26 (1905), S. 389—390 (G. Hol-
scherj. — ThLZg 30 (1905), S. 383—385 (W. Nowack).
— ZGORh N.F. 20 (1905), S. 174 (H. Kaiser).
255. — Vernes, Maurice. L'oeuvre ex6getique d'Edouard
Reuss et d'Ernest Renan. (Revue Internationale de
Tenseignement 49 (1905), S. 402 — 416).
256. Rhenanus. Teichmann, W. Die kirchliche Haltung des
Beatus Rhenanus. Eine kirchengeschichtliche Studie.
(Zeitschr. f. Kirchengesch 26 (1905), S. 363 — 381).
257. Ridinger. Schmitt, Franz Jakob. Das Kurfurstenschloss
St. Johannesburg der Mainzer Metropoliten und Deut-
schen Reichs Erzkanzler zu Aschaffenburg am Main.
[Betr. Ridinger]. (Das Bayerland 16 (1905), S. 316
— 3«7> S. 330— 331, S. 344—346, S.-354-357).
258. — Schulze-Kolbitz, Otto. Das Schloss zu Aschaffen-
burg. Mit 29 Tafeln. [Betr. Ridinger]. (Studien zur
deutschen Kunstgeschichte 65). Strassburg, Heitz &
Mundel 1905. XVI, 148 S.
2$8*.Rtngmann. s.: Nr. 436.
2 5%h.Rilltng. s.: Nr. 171.
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668 Kaiser.
259. Rohan. Ehrhard, L. Correspondance entire le due
d'Aiguillon et le prince-coadjuteur Louis de Rohan
(Suite). (RA 4« ser. 6 (1905), S. 286 — 312, S. 513
— 5*9). [vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 346; f. 1904,
Nr. 298].
260. — Hayn, Hugo. Vier neue Curiositaten-Bibliographien.
Bayerischer Hiesel. Amazonen-Litteratur. Halsband-
prozess und Cagliostro. Bibliotheca selecta erotico-
curiosa Dresdensis. Samtlich zum ersten Male uber-
sichtlich zusammengestellt. Jena, Schmidt 1905. 88 S.
♦261. Mere Rosen. Ingold, A. M. P. La Mere de Rosen
visitandine ... 1904. [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 351; f.
1904, Nr. 299].
Rec: Revue b6n6dictine 22 (1905), S. 479 (D. U.
B.[erliere]).
262. Rosen, Reinhold v. Ingold, A. M. P. Turenne et le
lieutenant-general Reinhold de Rosen. (RA 4© ser. 6
(1905), S. 69 — 85, S. 142 — 151). [Erschien vermehrt
auch als funfter Band der Bibliotheque de la »Revue
d'Alsace«. Colmar, Huffel 1905. 39 S.].
263. Rouge t de Lisle. Blum stein, F. Rouget de Lisle intime
d'apres des documents in6dits. (Bulletin mensuel de
la Societe des sciences, agriculture et arts de la Basse-
Alsace 39 (1905), S. 45—57)-
264. Riihl. Maurer, Alfred. Run), ein Elsasser aus der
Revolutionszeit. [Strassburger] Inaugural-Dissertation . . .
1905. IV, 143 S. [Erschien vollig unverandert: Strass-
burg, Heitz & Mtindel 1905].
Rec: RCr N.S. 60 (1905), S. 107— 112 (R.[euss]).
— ZGORh N.F. 20 (1905), S. 694—695 (Th. Ludwig).
1265. Rumpler. Hal I ays, A. La vie et les aventures d'un
chanoine alsacien. (Journal des debats 1905, mars 10).
266. Seheffer-Boichorst. Scheffer-Boichorst, Paul. Ge-
sammelte Schriften. Zweiter Band. Ausgewahlte Auf-
satze und Besprechungen. Mit einem Verzeichnis der
Verdffentlichungen des Verfassers und einer Obersicht
von Regestenbeitragen. [Enth. S. 225 — 247: Der
kaiserliche Notar und der Strassburger Vitztum Burchard,
ihre wirklichen und angeblichen Schriften]. (Historische
Studien. Heft XLIII). Berlin, Ebering 1905. VIII,
439 S.
Rec: [I u. II] DLZg 26 (1905), S. 2525—2528
(Brandi).
266*. Scheppler. s.: Nr. 170.
267. Scherer. Briefe deutscher Philologen an Karl Weinhold.
[Mit Briefen von W. Scherer]. (Mittheilungen aus dem
Litteraturarchive in Berlin 3 (1901 — 1905), S. 57 — 105).
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 669
268. Scherer. Historiker-Briefe aus Wattenbachs, Wein-
holds und Diimmlers Nachlass. [S. 214 — 215 Brief von
W. Scherer], (Mittheilungen aus dem Litteraturarchive
in Berlin 3 (1901 — 1905), S. 107 — 236).
269. Scheurer-Restner. Scheurer-Kestner, A. Souvenirs de
jeunesse. (La Revue 54 (1905), S. 31 — 50, S. 205
— 223, S. 324—341, S. 454—47'J 55 (1905)* S. 69
— 83, S. 208 — 222). [Erschien auch als Sonderdruck:
Avec un portrait. Paris, Fasquelle 1905. IV, 340 S.].
270. Schneeberger ; M.-R., M. Familienbriefe aus dem 18. Jahr-
hundert. [Betr. Hans Jakob von Schneeberger, 1778
Grenadierhauptmann zu Strassburg]. (Zurcher Taschen-
buch auf das Jahr 1905 N.F. 28 (1905), S. 141 — 153).
♦271. Schneegans. Schneegans, August. 1835 — 1898. Me-
moiren . . . Aus dem Nachlasse herausgegeben von
Heinrich Schneegans . . . 1904. [Vgl. Bibl. f. 1904,
Nr. 308].
Rec : HZ N.F. 59 (1905), S. 100— 101 (Fr. M.[ei-
necke]).
Vgl. Nr. 66.
272. Schcepflin. Schwartz, Jules. Schoepflin et les archives
du Ministere des affaires 6trangeres. (RA 4e se>. 6
(1905), S. 268—270).
2j2u.Sckott. s.: Nr. 394.
273. Schuch. E.[rnst], Aug. Der Martyrer von St. Pilt.
[Wolfgang Schuch], (EvPrKb 34 (1905), S. 237— 239).
27 3*. Schiirer, Lazarus u. Matthias, s.: Nr. 394.
2j$h.Sckwan. s.: Nr. 394.
2"]$c.Sc/iweighauser. s.: Nr. 390.
♦274. Schwendi. Eiermann, Adolf. Lazarus von Schwendi,
Freiherr von Hohenlandsberg . . . 1904. [Vgl. Bibl. f.
1904, Nr. 315].
Rec: DLZg 26 (1905), S. 868—869 (E. Martin). —
ZGORh N.F. 20 (1905), S. 690—693 (Gustav Wolf).
27$\Schwenkfeld. s.: Nr. 321.
2j4h.Setzer. s.: Nr. 394.
2-j4c.Seuse. s.: Nr. 329.
27 4 d. Simon, s.: Nr. 390.
274c. Sleidan. s. : Nr. 134.
275. Sommervogel. Lauchert, F. Sommervogel,* Carlos, S. J.,
Bibliograph. (BJbDN 7 (1905), S. 290 — 291).
276. Specklin. Winckelmann, Otto. Zur Lebens- und Fami-
liengeschichte Daniel Specklins. (ZGORh N.F. 20
(1905), S. 605-620).
277. Spener. Adam, J. Philipp Jakob Spener. Zur 200-
jahrigen Wiederkehr seines Todestages. (EvPrKb 34
fi9<>5). S. 34 — 36)
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670 Kaiser.
278. Spener. Bayer, Ottilie. Philipp Jakob Spener. Der
Lebens-Reformator der evangelischen Kirche. Ein
Lebensbild. Berlin, Deutsche ev. Buch- und Traktat-
Gesellschaft [1905]. 90 S.
1279. — Bruhn, E. Zum zweihundertjahrigen Todestage Ph. A.
Speners. (G)auben und Wissen 1905, S. 57—61).
280. — Bunke, [Ernst]. Spener, ein Nachfolger Luthers. (Die
Reformation 4 (1905), S. 82 — 84).
281. — G., R. Zum Todestag Philipp Jakob Speners. 5. Fe-
bruar 1705. (EvLFr 35 (1905), S. 50~55» S. 62
-67).
282. — Gedenkblatt zur 200jahrigen Wiederkehr des Todes-
tages von Philipp Jakob Spener, geb. in Rappoltsweiler
den 13. Januar 1635, £est- m Berlin den 5. Februar
1705. [Enth. u. a. Grilnberg, Paul: Was hat die
evang. Christenheit an Phil. Jak. Spener?]. (EEvSBl 42
O905). s. 33-40).
283. — Grunberg, Paul. Philipp Jakob Spener. 2. Band:
Spener als praktischer Theologe und kirchlicher
Reformer. Zur 200jahrigen Wiederkehr des Todes-
tages von Philipp Jakob Spener (gest. den 5. Februar
!7°5)- Gottingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1905.
VI, 250 S.
Rec: DLZg 26 (1905), S. 459—460 (Georg Loesche).
— LZBl 56 (1905), S. 1082— 1083 (jig).
284. Spener als Lutheraner. (Allgem. evangelisch-luthe-
rische Kirchenzeitung 38 (1905), S. 114 — 119, S. 135
— 137, S. 164—168, S. 183—188).
285. Spener- Gedenkbuch, zur 200jahrigen Wiederkehr
des Todestages von Philipp Jakob Spener (gestorben
den 5. II. 1705) der evangelischen Christenheit dar-
geboten. Gottingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1905.
46 S.
286. Spener und der evangelische Gottesdienst. (Monat-
schrift f. Gottesdienst u. kirchl. Kunst 10 (1905), S. 35
-39).
287. — Guerrier, R. Spener und seine kirchliche Heimat
(Der alte Glaube 6 (1904/05), Nr. 18 u. 19).
f288. — Hardeland, O. Spener, ein rechter Pastor. (Mancher-
lei Gaben und ein Geist 44 (1905), S. 441 — 446,
S. 521—526, S. 585— 59°)-
289. — Hermens. Zum Andenken Speners. (t 5. Februar
1705. (Die Wartburg 4 (1905), S. 41—43).
290. — H.forning], W. Zur Spener-Feier. (Theolog. Blatter
z. Beleuchtung der Gegenwart N.F. 12 (1905), S. 2 1
—35).
f29i. — Kulz. Ph. J. Spener. (Wissenschaftl. Beilage zur
Leipziger Zeitung 1905, Nr. 15).
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Els&ssische Geschichtsliteratur dcs Jahres 1905. 571
292. Spener. Lehmann. Religionspsychologische Methode und
das Andenken Philipp Jakob Speners, gest. 5. Februar
1705 (geb. 13. Januar 1635). (Wartburgstimmen 22
(1904 05), S. 610- 614).
293. — Lobstein, P. Zur Feier des 200jahrigen Todestags
von Philipp Jacob Spener. (Zeitschrift f. Theologie u.
Kirche 15 (1905). S. 147-156).
f294. — Nestle, W. Spener und der Pietismus. (Protestanten-
blatt 38 (1905), Nr. 6).
1295. — Schreck, E. Spener und seine padagogische Be-
deutung. (Haus und Schule 1905, S. 35 — 37).
296. — Stern, Eug. Tage der Erinnerung an Ph. J. Spener.
(EEvSBl 42 (1905), S. 3-5).
297. — Todt, M. Philipp Jakob Spener. Ein Gedenkblatt
zu seinem 200jahrigen Todestage. Hamburg, Agentur
des Rauhen Hauses [1905]. 16 S.
298. — Wolf. R. Spener und Luther. (Der alte Glaube 6
(1904/05), Nr. 18).
1299. — Wurster, P. Spener und die Kirche von heute.
(Monatsschrift fur Pastoraltheologie 1 (1905), Nr. 5).
300. — Ztige aus dem Leben Speners und sein gottseliges
Sterben. (EEvSBl 42 (1905), S. 48 — 49).
Vgl. Nr. 471.
301. Spitz, f Pfarrer Alois Spitz 1837 — 1905. (Der Elsassische
Volksbote 1905, Nr. 58).
$01*. Stede/. s.: Nr. 144.
♦♦302. Steinbach, Erwin von. Savj -Lopez, Maria. II maestro
Erwin. (Rivista d'ltalia 7* ( 1904), S. 484 — 492).
303. Stimmer, Abel, Obser, K. Abel Stimmer. (ZGORh
N.F. 20 (1905), S. 680—681).
303*. Stimmer, Tobias, s.: Nr. 366, 391.
$o$h. Strassburg, Gottfried von. s.- Nr. 410, 412 f., 415, 422.
304. Strassburg, Ulrich von. Grabmann, Martin. Studien
uber Ulrich von Strassburg. Bilder wissenschaftlichen
Lebens und Strebens aus der Schule Alberts des
Grossen. (Zeitschrift fur katholische Theologie 29
(1905), S. 82 — 107, S. 3I5— 33°. S. 482—499, S. 607
—630).
Vgl. Nr. 334.
lo^.Sturtzel. s.: Nr. 38.
305. Sturm, Jakob. Be mays, J. Jakob Sturm als Geistlicher.
(ZGORh N.F. 20 (1905), S. 348— 358).
Vgl. Nr. 134, 170.
305 a. Sturm, Johann. s. : Nr. 134.
t3o6. Tauler. History and life of the Rev. Doctor John
Tauler of Strassborg; with 25 of his sermons (temp.
1340). Transl. from German; additional notices of
Zeittchr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4.
44
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672 Kaiser.
Tauler's Life and Times, by Susanna Winkworth; pref.
by Charles Kingsley. New edition. London, Allenson
1905. 426 S.
Vgl. Nr. 170, 329, 337.
307. Thomann. Esc her, Conrad. Heinrich Thomann, Land-
vogt und Seckelmeister (1520 — 1592). (Neujahrsblatt,
herausgegeben von der Stadtbibliothek Zurich auf das
Jahr 1905). [1587 Stadthauptmann zu Miilhausen],
[Zurich], Fasi & Beer [1905]. 40 S.
308. Tiirckheim. Heuer, O. Lilis Bild. (Jahrbuch des Freien
deutschen Hochstifts 1905, S. 267 — 274).
Vgl. Nr. 419.
309. Waller, Frey, St. Ignatius Waller, Ehrendomherr, fruher
Professor am Priester-Seminar in Strassburg. 28. Mai
1905. Trauerrede gehalten in der Pfarrkirche von
Schweighausen (Sennheim) . . . Rixheim, Sutter u. Comp.
1905. 12 s.
310. Walther-Meunier \ Zuber, Ernest. Notice n£crologique
sur M. H. Walther-Meunier. (BSIM 75 (1905), S. 321
- 326).
310*. Walzenmuller. s.: Nr. 393, 414.
3iob. Wickram. 3.: Nr. 434 f.
♦311. Wimpfeling. K n e p p e r , Joseph. Jakob Wimpfeling (1450
— 1528) ... 1902. [Vgl. Bibl. f. 1902, Nr. 361; f.
1903, Nr. 383; f. 1904, Nr. 331].
Rec: ALB1 14 (1905), S. 651 (P. M. Baumgarten).
— HVj 8 (1905), S. 294- 295 (Viktor Ernst).
t3i2. Wislicenus. Becker, E. Walter F. Wislicenus f. (Astro-
nomische Nachrichten 169 (1905), Nr. 4051).
313. — Gedachtnisreden, gehalten bei der Trauerfeier fur
Prof. Walter Wislicenus am 6. Oktober 1905. Strass-
burg, Heitz & Mundel 1905. 12 S.
314. Witlenbach. Be em el mans, Wilhelm. Der Hexenprozess
gegen die Grossmutter des Dichters Jakob Balde.
(ZGORh N.F. 20 (1905), S. 359—388).
3 14*. Zabern, Konrad von. s.: Nr. 428.
$\$h.Zancht\ s.: Nr. ^22.
$i4c.Zet/er. s.: Nr. 178.
315. Zetzner. Reuss, Rod. Idylle norv6gienne d'un jeune
negotiant strasbourgeois: Episode des Souvenirs in£dits
de Jean-Everard-Zetzner (fin). (RA 4e ser. 6 (1905),
S. 47-68). [Vgl. Bibl. f. 1901, Nr. 335]. [Die Ge-
samtarbeit erschien auch als Sonderdruck: Strasbourg,
Noiriel 1905. 65 S.].
Rec: AEN 1 (1905), S. 260— 261 (C. P.[fister]). —
RCr N.S. 60 (1905), S. 267 — 269 (A. C.[huquet]).
316. Londres et TAngleterre en 1700, decrites par un
conimis-ndgociant strasbourgeois. (Extraits des M6moires
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 673
inedits de Jean-Everard-Zetzner). (RA 4^ ser. 6 (1905),
S. 561—591).
317. Zschorn. Teichmann, Wilhelm. Johannes Zschorn von
Westhofen. Ein Beitrag zur elsassischen Literatur-
geschichte des sechzehnten Jahrhunderts. (JbGEL 21
(1905), S. 161 — 238). [Erschien auch als Strassburger
Inauguraldissertation. 78 S.].
318. Zumsteg. Gassier, Jos. Jakob Zumsteg, ein verschollener
Rosheimer Werkmeister. (Der Elsasser 1905, Nr. 420).
IX. Kirchengeschichte.
319. Anrich, Gustav. Die Strassburger Reformation nach ihrer
religiosen Eigenart und ihrer Bedeutung fur den Ge-
samtprotestantismus. (Christliche Welt 19 (1905), S..583
— 587, S. 602—606, S. 630-634).
320. Boegner, Marc. Les cat^chismes de Calvin. £tude
d'histoire et de cat6chetique. These . . . [Betr. Calvins
katechetischen Unterricht zu Strassburg]. Pamiers 1905.
100 S.
321. Bossert, Gustav. Beitrage zur badisch-pfalzischen Refor-
mationsgeschichte. (Schluss). [Betr. mehrfach auch die
elsassischen Refonnatoren, u. a. Bucer, Hedio, Schwenk-
feld]. (ZGORh N.F. 20 (1905), S. 41-89). [Vgl.
Bibl. f. 1902, Nr. 364; f. 1903, Nr. 365; f. 1904,
Nr. 343].
322. Bullingers Korrespondenz mit den Graubiindnern. II.Teil.
April 1557 — August 1566. Herausgegeben von Traugott
Schiess. [Betr. wiederholt Zanchi sowie Johannes
Fabricius Montanus und seine Beziehungen zu Leo
Jud, Bucer, Capito und anderen elsassischen Refor-
matoren], (Quellen zur Schweizer Geschichte 24). Basel,
Basler Buch- u. Antiquariatshandlung 1905. LXXIV,74oS.
323. Chevre. Les suffragants de Bale au XVIe siecle (Fin).
(RA 4e ser. 6 (1905), S. 132—137) [Vgl. Bibl. f. 1904,
Nr. 346].
324. — Les suffragants de Bale au XVIIe siecle (RA 4© se>. 6
(1905), S. 138-141, S. 401—427, S. 497—512,
S. 612—628).
325. Dartein, G. de. L'evangeliaire d'Erkanbold. (RA 4c ser. 6
O905), s. 530-537).
326. Geiler, Johannes. Der Passion oder dz lyden Jesu
Christi unsers herren | noch dem text der fyer Euan-
gelisten | wie jn dan der hochgelehrt Doctor Johanes
Geyler von Keyfiersberg | zu Strafiburg jarlich geprediget
hat. Nachbildung des dritten »Passion« genannten Teiles
der Geylerschen Postille, erschienen 1522 zu Strafiburg
44*
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674 Kaiser.
bei Johannes Sohott. Mit Geilers Portrat, einer Titel-
bordiire und den 20 blattgrofien Passionsdarstellungen
von Johannes Wachtlin. Mit einer Einleitung in Geilers
Leben und Schriften von Richard Zoozmann. (Lieb-
haber-Bibliothek alter und seltener Drucke in Fak-
simile-Nachbildung. Erster Band). Berlin, Eisner 1905.
Nicht paginiert.
327. Gfrorer, Eduard. Strassburger Kapitelstreit und bischof-
licher Krieg im Spiegel der elsassischen Flugschriften-
Literatur (1569 — 16 18). [Strassburger] Inaugural-Disser-
tation . . . 1905. 58 S.
328. Grauert, Hermann. P. Heinrich Denifle O.Pr. Ein Wort
zum Gedachtnis und zum Frieden. [Berichtet S. 969
— 972 uber den Stand der Gottesfreundfrage]. (HJb 26
(1905), S. 959— ioi8).
329. Kiefer, O. Die germanische Mystik im 14. und 15.
Jahrhundert. [Betr. Meister Eckart, Souse, Taulerj.
(Wartburgstimmen 2* (1904 05), S. 387 — 395).
330. Kreuzpredigt eines elsassischen Abts [Martin von Paris],
(ELSchBl 35 (1905), S. 286—288).
331. Landmann, Florenz. Das Schulwesen des Bistums Strass-
burg zur Sicherung des Nachwuchses fur die theologi-
schen Studien von 1802 — 1904. Eine geschichtliche
Obersicht mit Urkunden und Tabellen-. Erster Abschnitt.
(Beilage zum Jahresbericht des Bischoflichen Gymnasiums
in Zillisheira 1904 — 1905). Strassburg, Buchdruckerei
des »Elsasser« 1905. 95 -+- 13* S.
332. L£vy, Jos. La demolition des croix dans le canton de
Neuf-Brisach pendant la grande revolution (1 793— 1 796).
(RCA N.S. 24 (1905), S. 325 — 333). [Erschien auch
als Sonderdruck: Rixheim, Sutter 1905. 11 S.
333. — La suppression des processions dans la Haute-Alsace
pendant la grande revolution (1791 — 1799). (RCA
N.S. 24 (1905), S. 579-587, S. 670— -678). [Erschien
auch als Sonderdruck: Rixheim, Sutter 1905. 19 S.].
334. Postina, A. Codex Lovaniensis des Theologie-Kompen-
diums Ulrichs von Strassburg. (Romische Quartalschrift
19 (1905), S. 88-89).
335. Rein fried, K. Die ehemaligen Burgkaplaneien auf Alt-
und Neuwindeck in der Ortenau. [Betr. das Bistum
Strassburg], (Freiburger Diozesan-Archiv N.F. 6 (1905),
S. 125—139).
336. Rieder, Karl. Der Gottesfreund vom Oberlahd. Eine
Erfindung des Strassburger Johanniterbruders Nikolaus
von Lowen. Mit 12 Schrifttafeln in Lichtdruck. Inns-
bruck, Wagner 1905. XXIII, 2694-268* S.
Rec.: Literar. Handweiser 43 (1905), S. 857 — 864
(Johannes Linneborn). — Literar. Rundschau f. d.
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahrcs 1905. 675
kathol. Deutschland 31 (1905), S. 167-172 (Anton
E. Schonbach). — Zeitschr. f. Kirchengesch. 26 (1905),
S. 274 — 275 (O. Clemen).
337. Spitta, Friedrich. Taulers Adventslied. (Monatschrift
f. Gottesdienst und kirchl. Kunst 10 (1905), S. 301
— 3°9» S. 329—331. S. 362—364).
338. Stern, Eugen. Zur Geschichte der evang.-kirchl. Missions-
gesellschaft im Elsass. Ein Beitrag zur evangelischen
Kirchengeschichte Strassburgs im XIX. Jahrhundert.
Strassburg i. Els., Buchhandlung der Evangelischen
Gesellschaft [1905]. 56 S.
339. Stieber, M. Ein Toleranzantrag. [Betr. die Katholi-
sierangsversuche nach der franzosischen Besitznahme
des Elsass], (Monats-Korrespondenz fur die Mitglieder
des Evangelischen Bundes 19 (1905), S. 176).
340. — Geschichte des elsassischen Protestantismus. 1 5 1 7 — 1 870.
(Die Wartburg 4 (1905), S. 6 - 7).
341. Ubald d* A 1 en con, P. Les franciscains d' Alsace pen-
dant la revolution (Suite et fin). (RCA N. S. 24 (1905),
S. 61-72, S. 131 — 142, S. 163— 17Q). [Vgl. Bibl.
f. 1904, Nr. 380]. [Erschien auch als Sonderdruck
unter dem Titel: Essai sur les franciscains d'Alsace
pendant la revolution d'apres les travaux du P. Apolli-
naire de Valence. Rixheim, Sutter & Cie 1905. 1 10 S.].
342. V. Die Wittenberger Concordie vom 23. Mai 1536.
[Betr. die Strassburger Reformatoren]. (Theolog. Blatter
z. Beleuchtung der Gegenwart N.F. 12 (1905), S. 62
—67, S. 178 — 186).
343. Waldenfels, Wilhelm Frhr. v. Diplomatische Sendung
des Markgrafl. Brandenb. Geh. Rates Christoph von
Waldenfels zu Heinrich IV., Kdnig von Frankreich.
[Betr. den Strassburger Bistumsstreit]. (Archiv f. Ge-
schichte u. Altertumskunde von Oberfranken 22 (1905),
S. 66 - 90).
Vgl. Nr. 18, 51, 58, 77 f„ 83, 86, 94 f., 97 ff., 104 f.,
107 f., no, 124 f., 138, 140 f., 149, 159 f., 168 f„
247 ff., 256, 261, 273, 277 ff., 304 ff.
X. Kunstgeschichte und Archaologie.
344. Adam, A. Noch einmal die Holzschnittmadonna aus
Monsweiler. (KEL 5 (1904/05), S. 137 — 140).
345. Bauragarten, Fritz. Die neue Grunewald-Biographie.
(Zeitschrift fiir bildende Kunst N.F. 16 (1904/05), S.
307-308).
346. — Matthias Griinewald als Meister der Isenheimer Altar-
gemalde und in seiner Vorbildlichkeit fur Arnold Bocklin.
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6y6
Kaiser.
Nachtrag. (KEL 5 (190405), S. 151 — «57). [Vg1-
Bibl. f. 1904, Nr. 388].
347. v. Behr. Beilaufiges und Nachklange vom sechsten Denk-
maltage. [Bericht iiber die Strassburger Ausstellung
der Denkmalpflege im Elsass und die Wiederherstellung
der Jung St. Peterkirche zu Strassburg]. (Centralblatt
der Bauverwaltung 25 (1905), S. 552— 554).
♦348. Bock, Franz. Die Werke des Mathias Grunewald . . .
1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 392].
Rec: AEN 1 (1905), S. 421—423 (Chr. Pfister).
— LZB1 56 (1905), S. 77—78. — Vgl. Nr. 345.
349. Bredt, F. W. Denkmalschutz im Wege der Enteignung.
Ein Beitrag zur Denkmalpflege unter besonderer Beruck-
sichtigung des Reichslandes. Strassburg, Heitz and
Mundel 1905. 16 S.
350. Burckhardt-Werthemann, Daniel. Drei wiedergefun-
dene Werke aus Holbeins fruherer Baslerzeit. [Betr.
die elsassische Kunstgeschichte, IWurbach, Isenheim].
(Basler Zeitschr. fur Geschichte und Altertumskunde 4
(1905), S. 18-37).
351. Dons et Acquisitions. Annee 1904. (BMHM 28. —
1904 (1905), S. 139—164).
♦352. Ebhardt, Bodo. Die Burgen des Elsass . . . 1904.
[Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 397].
Rec: ZGORh N.F. 20 (1905), S. 698—699 (E.
P.[olaczek]).
353. Forrer, Robert. Die Strassburger historische Schmuck-
Ausstellung von 1904 (Schluss). (KEL 5 (1904/05),
S. 117— 135). [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 400].
354. — Geschichte des Gold- und Silberschmuckes nach Origi-
nalen der Strassburger historischen Schmuck-Ausstellung
von 1904. Strassburg, Beust 1905. VIII, 55 S. m.
290 Abbildungen.
355. — Les etains de la collection Alfred Ritleng a Strasbourg.
Avec une introduction historique sur Torfevrerie d'etain.
Catalogue illustre de 53 planches. Strasbourg, Edition
de la Revue alsacienne illustree 1905. XXV, 26 S.
356. Geny, Jos. Die Federzeichnungen Hans Baldungs zu
Murners Ubersetzung der Weltgeschichte des Sabellicus.
(IER 7 (1905). S. 58-64).
t357» Girodie, A. Exposition de la Societe pour la conser-
vation des monuments historiques. (Notes d'art et
d'archeologie 1905, decembre).
358. Hausmann, S. und Polaczek, E. Denkmaler der Bau-
kunst im Elsass vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert.
100 Lichtdrucktafeln. Monuments d* Architecture de
P Alsace depuis le moyen-age jusqu'au dix-huitieme
siecle. 100 planches en phototypie. Strassburg, Heinrich
Digitized by VaOOQ IC
Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 677
[1905]. Lieferung 15 — 20; je 5 Lichtdrucktafeln. [Vgl.
Bibl. f. 1903, Nr. 447; f. 1904, Nr. 406].
359. Huysmans, J. K. Trois primitifs: Les Grunewald du
Mus£e de Colmar, le Maitre de Flemalle et la Flo-
rentine du Musee de Francfort-sur-le Mein. Paris,
Messein 1905. 107 S. + 6 Taf.
Rec: La chronique des arts 1905, S. 62 — 63 (A.M.).
360. Laugel, Anselme. L/art alsacien, ses origines et les
conditions de son developpement. (BSIM 75 (1905),
S. 222—248).
361. — L'art populaire en Alsace. (IER 6 (1904), S. 125
- 127; 7 (1905), S. 9—21, S. 53 — 57- S. 122—127).
[Erschien auch als Sonderdruck: Strasbourg, Edition
de la Revue alsacienne illustree 1905. 56 S.].
362. L.[eitschuh], F. Kunstpolitisches aus dem Elsass. [Auch
historisch]. (KEL 6 (1905/06), S 1— 16).
363. Luthmer, [Hans]. Ein Rundgang durch unsere Burgen
in den Vogesen mit Beriicksichtigung der Naturdenk-
maler. Gehalten in der Ausstellung der Denkmalpflege
zu Strassburg am 19. Oktober 1905. Sonderabdruck
aus Nr. 1134, 11 35 und 1139 der »Strassburger Post«.
Strassburg i. E., Du Mont-Schauberg 1905. 16 S.
364. Musee, Le, de Colmar. Tableaux reproduits par le
precede inalterable au charbon. Dornach (Alsace),
Braun & Cie. 61 T. 4- 7 S.
365. Naeher, J. Baudenkmaler der Freiherren von Mullen-
heim im Elsass. Strassburg i. E. , Noiriel 1905. 3 S
+ 32 Taf.
366. Obser, Karl. Drei badische Furstenbildnisse des XVI.
Jahrhunderts. Mit drei Lichtdrucktafeln. [Aus der
Schule Tobias Stimmers]. (ZGORh N F. 20 (1905),
1 S. 146 152).
367. Piper, Otto. Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte
der Burgen zunachst innerhalb des deutschen Sprach-
gebietes. In zweiter Auflage neu ausgearbeitet. Mit
vielen eingedruckten Abbildungen. Erste Halfte. [Betr.
an vielen Stellen die elsassischen Burgen]. Miinchen
und Leipzig, Piper & Co. 1905. 382 S.
368. Pis sin, R. Die Denkmalpflege, ihre Geschichte ira all-
gemeinen, ihre Organisation in den Reichslanden. (Vos-
sische Zeitung 1905, Nr. 475. Morgen-Ausgabe).
369. Polaczek, Ernst. Das Elsass und seine Stellung in der
kunstgeschichtlichen Entwicklung. Ein Vortrag . . . Ge-
hallen am 26. Oktober 1905 in der Ausstellung der
Denkmalpflege in Strassburg. [Sonderabdruck aus der
»Strassburger Post«]. Strassburg, Triibner 1905. 17 S.
370. — Mathias Grunewald. (Planches I a IV). (Revue ger-
manique 1 (1905), S. 393—402).
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678
Kaiser.
370*.— s.: Hausmann, S.
f37 1 . Schlumberger, Camille. Portraits Mulhousiens de la
fin du XVIe au commencement du XIX« siecle. Ribeau-
ville, chez Pauteur, »La Calandre*.
372. Schneider, Frederic. Mathias Griinewald et la mystique
da moyen-age. (Revue de Tart chretien 48 (1905),
S. 83—94, S. 157 — 161).
♦373. Schongauer-Gesellschaft, Mitteilungen . . . Jahrgange
1893 1902 . . . 1903. [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 456].
Rec: ZGORh N.F. 20 (1905), S. 177—178 (Leit-
schuh).
374. Schongauer- Museum, Das, in Colmar. (KEL 6
(1905 06), S. 21—50).
375. Schwartz, L. Rapport sur la marche du musee [de
Mulhouse] pendant l'annee 1904 . . . (BMHM 28. —
1904 (1905), S. 129—133).
376. Statsmann, Karl. tJber elsassische Kunst. (StrP 1905,
Nr. 1008).
377. Sturzenacker, A. Eigenartige Bauweisen aus dem Elsass.
(Die Denkmalpflege 7 (1905), S. 30 — 31).
378. W.feigt], P. Archaologisches aus Breuschwickersheim.
(StrP 1905, Nr. 923).
379. — Museographie uber das Jahr 1904/05. I. Westdeutsch-
land. Elsass-Lothringen. Strassburg, Museum elsassischer
Altertiimer (Gesellschaft zur Erhaltung der geschicht-
lichen Denkraaler des Elsasses) (1903 — 1905). (WZ
24 (1905), s. 329-334).
380. Wolff, F. Die Denkmalpflege in Elsass-Lothringen. Vor-
trag . . . gehalten in der Ausstellung der Denkmalpflege
zu Strassburg am 5. Oktober 1905. (StrP 1905, Nr. 1058
u. 1060). [Erschien auch als Sonderdruck: Strassburg,
Triibner 1905. 16 S.j.
♦381.— Handbuch der staatlichen Denkmalpflege in Elsass-
Lothringen... 1903. [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 462;
f. 1904, Nr. 419].
Rec: JbGLG 16. -- 1904 [(1905)], S. 493—497
(Keune).
382. — Verzeichnis der Zeichnungen und Abbildungen der
geschichtlichen Denkmaler in Elsass-Lothringen. (Kaiserl.
Denkmal-Archiv zu Strassburg i. E.). Strassburg, Triibner
1905. VII, 232 S.
Vgl. Nr. 17, 80, 82, 87 ff., 113 f., i2of., 125, 128,
i33> '3°, 142, i45» !47> *53ff.» 302 f., 318.
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ElsSssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 67Q
XI. Literatur- und Gelehrtengeschichte. Archive und
Bibliotheken. Buchdruck.
♦383. A lth of, Hermann. Gerald und Erchambald . . . 1904.
[Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 421].
Rec: DLZg 26 (1905), S. 600-601 (K. Marold).
384. Bloch, Maurice. Jean Mace" et T Alsace. Conference
faite sous la pr^sidence de M. le deput6 Jules Siegfried
a la Societe de reintegration des Alsaciens-Lorrains.
(Revue Internationale de Penseignement 50 (1905),
S. 1 18-132).
385. Bolte, Johannes. Beitrage. 1. Die beiden Nebenbuhler
zu Colmar. Flugblatt aus dem Jahre 1622. 2. Ein
Bildergedicht iMoscheroschs. (JbGEL 21 (1905), S. 156
— 160).
386. Dietz, August. Schiller und das Elsass. (Erwinia 12
(1904/05), S. 166—172).
387. Dollfus, Charles et Heim-Nefftzer. La revue germa-
nique de Dollfus et Nefftzer d'apres la correspondance
des deux directeurs . . . (Revue germanique 1 (1905),
S. 617 — 640).
388. Dollinger, F. Le probleme alsacien et la litterature.
Lettre a Monsieur Charles Gruber a propos de son
recent livre. (IER 7 (1905), S. 1 01— 110).
389. Eckerth, W. Das Waltherlied. Gedicht in mittelhoch-
deutscher Sprache. Halle a. d. S., Niemeyer 1905.
45 S.
390. Elementarwerk, Ein elsassisches. [Herausgegeben von
Simon und Schweighauser 1780]. (ELSchBl 35 (1905),
S. 326—327).
391. Englert, Anton. Die menschlichen Altersstufen in Wort
und Bild. [1. Fischarts Bilderreime zu Tobias Stimmers
Altersstufen], (Zeitschrift d. Vereins f. Volkskunde 15
(1905), S. 399—412).
♦392. — Die Rythmik Fischarts ... 1903. [Vgl. Bibl. f. 1903,
Nr. 471; f. 1904, Nr. 433].
Rec: Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte
5 (1905), S. 151 — 156 (Friedrich Vogt).
♦393. Fischer, Jos. und Wieser, Fr. R. v. Die alteste Karte
mit dem Namen Amerika aus dem Jahre 1507 und die
Carta Marina aus dem Jahre 15 16 des M. Waldsee-
mullor ... 1903. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 437].
Rec: Geograph. Literatur-Bericht fur 1905, S. 94
— 95 (K. Kretschmer).
394. Gotze, Alfred. Die hochdeutschen Drucker der Refor-
mationszeit. [Betr. u. a. Amandus Farckall in Colmar
und Hagenau, Heinrich Gran in Hagenau, Johann
Setzer in Hagenau, Thomas Murner in Luzern, Lazarus
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680 Kaiser.
Schurer in Schlettstadt, Martin Flach in Strassburg,
Johann Griininger in Strassburg, Johann Heerwagen in
Strassburg und Basel, Mathias Hupfuff in Strassburg,
Konrad Kerner in Strassburg und Rothenburg, Johann
Knoblouch in Strassburg, Wolf Kopfel in Strassburg,
Johann Priiss d. J. in Strassburg, Johann Schott in
Strassburg, Matthias Schurer in Strassburg, Johann
Schwan in Strassburg], Strassburg, Trubner 1905. XIII,
127 + 79 S.
395. G 6 tze, Alfred. Vom Pfrundmarkt der Curtisanen. [Autor-
schaft des Sebastian Meyer, zeitweise Lesemeister des
Strassburger Franziskanerklosters]. (Zeitschrift fur deut-
sche Philologie 37 (1905), S. 193—207).
396. Goldschmidt, D. L'introduction de la langue franchise
dans les couches populaires d'Alsace-Lorraine, au com- .
tnencement du XIXe siecle, d'apres des documents
inedits. (Bulletin mensuel de la Soctete des sciences,
agriculture et arts de la Basse-Alsace 39 (1905), S. 228
- 240).
397. G. [ruber], K.[arl] Eine Elsassische Anthologie. (Erwinia
\2 (1904/05), S. no— 123).
398. — Elsassische Literatursorgen. (Erwinia 12 (190405),
s. 51 - 55).
399. Haebler, Konrad. Typenrepertorium der Wiegendrucke.
Abt. I. Deutschland und seine Nachbarlander. [Betr.
den Hagenauer und Strassburger Buchdruck], (Samm-
lung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 19. 20. Heft).
Halle a. S., Haupt 1905. XXXVII, 293 S.
♦♦400. Handschin, Charles H. Die Kuche des 16. Jahrhunderts
nach Johann Fischart; eine kulturgeschichtliche Studie.
(The journal of english and germanic philology 51
(1903), S. 65—76).
400a.Heim-Nefftzer s.: Dollfus, Charles.
♦401. Heitz, Paul. Les filigranes des papiers contenus dans
les archives de la ville de Strasbourg . . . 1902. [Vgl.
Bibl. f. 1902, Nr. 442; f. 1904, Nr. 447].
Rear AEN 1 (1905), S. 262—264 (J. F.). — CBlBw
22 (1905), S. 92 95 (W. L. Schreiber).
♦402. — Les filigranes des papiers contenus dans les incunables
Strasbourgeois de la Bibliotheque municipale de Stras-
bourg . . . 1903. [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 485; f. 1904,
Nr. 448].
Rec: AEN 1 (1905), S. 262—264 (J. F.). — CBlBw
22 (1905), S. 92 — 95 (VV. L. Schreiber).
403. Huffschmid, M. Mannheimer Studenten auf der Uni-
versitat Strassburg von 17 16— 1787. (Mannheimer Ge-
schichtsblatter 6 (1905), S. 238-240).
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Elsassische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 58 f
404. Kaiser, H. Zur Geschichte des bischoflich-strassbur-
gischen Archivs im 14. Jahrhundert. (ZGORh N.F. 20
(1905), S. 675—679).
405. Kelter, Edmund. Der Briefwechsel zwischen Matthias
Bernegger und Johann Freinsheim (1629, 1633 — 1636).
(Beitrage zur Gelehrtengeschichte des siebzehnten Jahr-
hunderts. (Wilhelm-Gymnasium zu Hamburg). Fest-
schrift zur Begrussung der 48. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmanner zu Hamburg im Jahre
1905. Hamburg, Lutcke & Wulff 1905. S. 1-72).
406. Klassert, Adam. Entehrung Maria durch die Juden.
Eine antisemitische Dichtung Thomas Murners. Mit
den Holzschnitten des Strassburger HupfufTschen Druckes
herausgegeben ... (JbGEL 21 (1905), S. 78 — 155).
407. Knepper, Joseph. Das Schul- und Unterrichtswesen im
Elsass von den Anfangen bis gegen das Jahr 1530.
Mit 12 Abbildungen. Strassburg, Heitz & Miindel 1905.
XVI, 459 S.
Rec: DLZg 26 (1905), S. 2765 — 2767 (Fr. Paulsen).
— StrP 1905, Nr. 906 (Heinrich Wagner).
408. — Eine altelsassische Figurengrammatik. (Neue Jahrbiicher
f. d. klassische Altertum, Geschichte u. deutsche Lite-
ratur u. f. Padagogik 16 (1905), S. 236—245).
409. Konig, Hans. Pamphilus Gengcnbach als Verfasser der
Totenfresser und der Novella. [Betr. die elsass. Lite-
rature und Dialektgeschichte , sein Verhaltnis zu Brant,
Fischart, Murner] (Zeitschrift f. deutsche Philologie 37
(1905), S. 40—65, S. 207-252).
410. Marold, K. Hartmann von Aue, Wolfram von Eschen-
bach und Gottfried von Strassburg. Eine Auswahl aus
dem hofischen Epos, mit Anmerkungen und Worter-
buch. 2. Auflage. Verb. Neudruck. (Sammlung Goschen
22). Leipzig, Goschen, 1905. 163 S.
411. Mathias, [Fr. X.]. Die Musik im Elsass. (Fortsetzung
und Schluss). (Cacilia 22 (1905), S. 5 — 6, S. 11 — 13,
S. 26—28, S. 35- 36, S. 61—62). [Vgl. Bibl. f. 1904,
Nr. 459]. [Erschien auch als Sonderdruck: Strassburg,
Le Roux & Co. 1905. 42 S.].
412. Meyer, Johannes. Aus der deutschen Literatur. Dich-
tungen in Poesie und Prosa ausgewahlt fur Schule und
Haus . . . Er»ter Band. Die alteste Zeit. — Die mittel-
hochdeutsche Zeit. [S. 79 — 112: Otfrieds Evangelien-
buch; S. 113 — 137: Das Waltharilied; S. 421 — 462:
Tristan und Isolde von Gottfried von Strassburg]. Berlin,
Gerdes & Hodel 1905. XII, 512 S.
413. — Einfiihrung in die deutsche Literatur. Dichtungen in
Poesie und Prosa erlautert fur Schule und Haus . . .
Zugleich eine Geschichte der deutschen Literatur von
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682 Kaiser.
den altesten Zeiten bis zur Gegenwart. Erster Band.
Die alteste Zeit. — Die mittelhochdeutsche Zeit [S. 64
— 79: Otfrieds Evangelienbuch; S. 79 — 108: Das Wal-
tharilied; S. 500—542: Tristan und Isolde von Gott-
fried von Strassburg]. Stuttgart, Froromanns Verlag
1905. XVI, 656 S.
414. Oberhummer, Eugen. Die Karten Martin Waldsee-
mullers. (Mit einer Karte auf Tafel 8). (Geographische
Zeitschrift n (1905), S. 227 — 233).
415. Piquet, E. L'originalit6 de Gottfried de Strasbourg dans
son poeme de Tristan et Isolde. Etude de litteratare
compared. (Travaux et memoires de l'Universit6 de
Lille N.S. I, 5). Lille, PUniversite 1905. 380 S.
416. Reinthaler. Das Elsass als Pflanzstatte deutscher Dich-
tung. (Deutsch-evangelische Blatter 30 (1905), S. 745
—7O4).
417. Renaud, Th. Schiller und ScharfTenstein. [Mit Nacb-
richten uber elsassische Zoglinge in der Karlsschule].
(Erwinia 12 (190495), S. 146 153).
418. Sahr, Julius. Deutsche Literaturdenkmaler des 16. Jahr-
hunderts. III. Von Brant bis Rollenhagen: Brant,
Hutten, Fischart, sowie Tierepos und Fabel. Aus-
gewahlt und erlautert. (Sammlung Goschen 36).
Leipzig, Goschen 1905. 155 S.
419. Schrempf, Christoph. Goethes Lebensanschauung in
ihrer geschichtlichen Entwicklung. Erster Teil: Der
junge Goethe. [Betr. die Strassburger Zeit und sein
Verhaltnis zu Friederike Brion und Lili von Turck-
heim], Stuttgart, Frommanns Verlag 1905. VIII,
196 S.
420. Schroder, Edward. Die Sesenheimer Lieder von Goethe
und Lenz mit einem Exkurs uber Lenzens lyrischen
Nachlass. (Nachrichten von der Konigl. Gesellschaft
d. Wiss. zu Gottingen, phil.-hist. Klasse 1905, S. 51
-■•5).
*42i. Schwenke, Paul. Die Donat- und Kalendertype ...
1903. [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 517; f. 1904, Nr. 477].
Rec: MHL 33 (1005), S. 182 184 (Hermann
Barge).
422. Stiebeling, Karl. Stilistische Untersuchungen uber Gott-
fried von Strassburg und seine beiden Fortsetzer Ulrich
von Turheim und Heinrich von Freiberg. [Leipziger]
Inauguraldissertation . . . 1905. 79 S.
423. Stoeber, August. Schillers Beziehungen sum Elsass.
Ansprache, gehalten am 10. November (1859) in der
literarischen Gesellschaft (zu Mulhausen im Elsass).
(Schiller-Reden, gehalten von Jacob Grimm, Ludwig
Doederlein, Friedrich Theodor Vischer, August Stoeber,
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ElsUssische Geschichtsliteratur dcs Jahres 1905. 63*
Carl Grunert, Karl Gutzkow, Karl S. Schwarz, Ernst
Curtius, Ernst Guhl, Moriz Carriere, Rudolf Gottschall,
Wilhelm Mangold, Georg Zimmermann, nebst Goethes
Epilog. Ulm, Kerler 1905. S. 56-59).
424. [Strelen, Karl Ludwig]. Lebensschicksale eines elsassi-
schen Dorflehrers als Vermachtnis seinen lieben Kindern
gewidmet. Zabern i. E., Fuchs 1905. 36 S.
1425. Stuembke, Wilhelm. Das schmiickende Beiwort in
Otfrieds Evangelienbuch. Greifswald, Bamberg 1905.
69 S.
426. Ulrich, Jakob. Drei romanische Fassungen der beiden
Jakobsbriider. (Romanische Forschungen 19 (1905),
s. 595—632).
♦427. Veroffentlichungen der Gutenberg-Gesellschaft. III...
1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 482].
Rec: CBlBw 22 (1905), S. 95—98 (Karl Schorbach).
— HJb 26 (1904), S. 470-471 (E. F.[reys]).
428. Vogeleis, Martin. Festschrift zum Internationalen Kon-
gress fur den Gregorianischen Gesang 16. — 19. August
1905 zu Strassburg i. E. [Enth. mancherlei Beitrage
zur elsassischen Musikgeschichte, u. a. eine Abhandlung
iiber Konrad von Zabern und seine Werke], Strass-
burg i. E„ Le Roux & Co. 1905. 99 S.
♦♦429. Voss, Ernst. Murner's translation of two of the letters
of Erasmus. (The journal of english and germanic
philology 58 (1904), S. 287—302).
430. Wahlund, C. W. Bibliographie der franzosischen Strass-
burger Eide vom Jahre 842. (Bausteine zur romanischen
Philologie, Festgabe fur Adolfo Mussafia. Halle, Nie-
meyer 1905. S. 9 — 26).
431. Waltharii poesis. Das Waltharilied Ekkehards I. von
St Gallen, nach den Geraldushandschriften heraus-
gegeben und erlautert von Hermann Althof. 2. Teil:
Kommentar. Leipzig, Dieterich 1905. XXII, 416 S.
432. Walthari-Lied. Der arme Heinrich. Lieder der alten
Edda. Cbersetzt von den Brudern Grimm. Mit Buch-
schmuck von Ernst Liebermann. Hamburg, Gutenberg-
Verlag Dr. Ernst Schultze 1905. 181 S.
433. Weinmann, Carl. Hymnarium Parisiense. Das Hymnar
der Zisterzienser-Abtei Pairis im Elsass. Aus zwei
Codices des 12. und 13. Jahrhunderts, herausgegeben
und kommentiert . . . [Freiburger] Dissertation . . . 1904.
VIII, 73 S. [Erschien auch als zweites Heft der Ver-
offentlichungen der Gregorianischen Akademie zu Frei-
burg (Schweiz): Regensburg, Pustet 1905].
Rec: HJb 26 (1905), S. 846 (L. Pfl.[eger]).
434. Wick ram, Georg. Werke. Sechster Band (Tobias.
Knabenspiegel). Siebenter Band (Ovids Metamorphose n>
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684 Kaiser.
Buch i — 8). Herausgegeben von Johannes Bolte.
(Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 236
u. 37). Tubingen 1905. XC1X, 343 u. L, 402 S.
435. Wickram, Jorg. Der Goldfaden. Erneuert von Clem.
Brentano. Mit den verkleinerten Original-Holzschnitten.
(Die Fruchtschale 6. Bd.). Munchen, Piper & Co.
XX, 272 S.
435*.Wiegand, Wilhelm s.: Wolfram, Georg.
43b. Wieser, Fr. R. v. Die Grammatica figurata des Mathias
Ringmann (Philesius Vogesigena) in Faksimiledruck
herausgegeben mit einer Einleitung . . . (Drucke und
Holzschnitte des XV. und XVJ. Jahrhunderts in getreuer
Nachbildung XI). Strassburg, Heitz & Mundel 1905.
16-J-63 s.
Rec.: DLZg 26 (1905), S. 1 157 — 1 159 (Jos. Knepper).
436*. — s.: Fischer, Jos.
437. [Wolfram, Georg und Wiegand, Wilhelm]. Gesetz-
liche Regelung des Schutzes von Archivalien und der
Beaufsichtigung nicht fachmannisch verwalteter Archive
und Registraturen. [Betr. an vielen Stellen das Archiv-
wesen in Elsass-Lothringen]. (Korrespondenzbl. d. Ge-
samtvereins 53 (1905), S. 399—404, S. 419-424).
♦438. Zedler, Gottfried. Die alteste Gutenbergtype ... 1902.
[Vgl. Bibl. f. 1902, Nr. 468; f. 1903, Nr. 531].
Rec: MHL 33 (1905), S. 182 — 184 (Hermann Barge).
439. Zimmermann, Jos. Peter Falk. Ein Freiburger Staats-
mann und Heerfuhrer. [Betr. seine Beruhrung mit dem
elsassischen Humanistenkreis]. (Freiburger Geschichts-
blatter, herausgegeben vom deutschen geschichtsfor-
schenden Verein des Kantons Freiburg 12 (1905),
S. 1 151).
440. Zuchhold, Hans. Des Nicolaus von Landau Sermone
als Quelle fur die Predigt Meister Eckharts und seines
Kreises. (Hermaea. Ausgewahlte Arbeiten aus dem
Germanistischen Seminar zu Halle. Heft 2). Halle,
Niemeyer 1905. 144 S. [Die drei ersten Bogen sind
auch als Hall. Inaugural-Dissertation erschienen].
Vgl. Nr. 99, 101, 150, 200, 272, 274, 308, 317,
33L 33°-
XII. Kultur- und Wirtschaftsgeschichte.
441. Adam, A. Nos chaudronniers. (RA 4c ser. 6 (1905),
S. 256 — 267, S. 428 — 440, S. 467 - 496, S. 592—61 1).
442. Alsata, Hieronymus. Um das elsassische Kulturproblem.
(Historisch-politische Blatter f. d. katholische Deutsch-
land 136 (1905), S. 177—193).
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 685
443. Bresslau, H. Zweites Gutachtcn uber die angebliche
Dagsburger Waldordnung vom 27. Juni 1613. (JbGLG
16. — 1904 [(1905)], S. 1—55).
444. Eichelmann, Karl. Die VVasserstrassen in der elsass-
lothringischen Volkswirtschaft. [Auch historisch]. Strass-
burg, van Hauten 1905. VIII, 160 S. + 1 Karte.
[Auch Freiburger Inauguraldissertation],
445. [Esser, Joseph G.]. Die Waldberechtigungsprozesse mit
der Gemeinde Dagsburg. Strassburg, Du Mont-Schau-
berg [1905]. 31 S.
446. — Die Waldberechtigungsprozesse mit den Berechtigten
und der Gemeinde Engenthal. Strassburg, Du Mont-
Schauberg [1905]. 25 S.
447. F.[orrer], R. Altes Kinderspielzeug im Elsass. (StrP
1905, Nr. 967).
448. K. [ass el, August]. Vom Kartenspiel im 18. Jahrhundert.
Ein Beitrag zur elsassischen Sittengeschichte. (StrP 1 905,
Nr. 13 1 2 u. 1346).
449. Klein, Joseph. Die Baumwollenindustrie im Breuschtal.
[Auch historisch]. [Strassburger] Inaugural-Dissertation . . .
VIII, 104 S. [Erschien unverandert: Strassburg i. Els.,
Herder 1905].
Rec: StrDBl Dritte Folge 2 (1905), S. 286 (Jos.
Adloff).
450. Krzymowski, Richard. Die Landwirtschaft des ober-
elsassischen Kreises Altkirch. Mit 46 Textabbildungen,
1 Karte des Kreises Altkirch und einem Anhang: >Die
Fruchtfolgen in der Umgebung Strassburgs im Elsass«.
[Auch historisch]. Berlin, Parey 1905. 232 S.
451. Muller, Friedrich Theodor. Die Eisenerzlagerstatten von
Rothau und Framont im Breuschtal (Vogesen). Mit
zwei Tafeln. [Strassburger] Inaugural-Dissertation . . .
1905. 55 S.
452. Schmidt, Gustav H. Die Oberrheinschiffahrt. Geschichte,
Talwegverbesserung, vdlkerrechtliche Bestimmungen und
weltwirtschaftliche Notwendigkeit. (Annalen des deutschen
Reichs f. Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft
38 (1905)* S. 481—512, S. 561—586).
453. Weill, Georg. Die Lage der Kanalschiffer in Elsass-
Lothringen. [Enth. eine Geschichte der Schiffahrts-
kanale und des Schiffahrtsbetriebs in Elsass-Lothringen],
X, 191 S. [Strassburger] Abhandlung . . . zur Er-
langung der staatswissenschaftlichen Doktorwurde . . .
Vgl. Nr. 14, 19, 57, 70, 104, 118, 129, 132, 151,
157, 162, 260, 314.
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686 Kaiser.
XIII. Volkskunde. Sage.
454. B., M. Ein Dorfkirchweihfest im nordlichen Elsass.
(StrP 1905, Nr. 27).
455. G.fodeluck], W. Elsassische Erotik. (' Av^QumwpvtUa.
Jahrbiicher fur folkloristische Erhebungen 2 (1905),
S. 249 — 264).
456. K., W. Ein Elsassisches Dorfbild. (Monatsschrift fur die
kirchliche Praxis 5 (1905), S. 341 — 353).
457. Kassel, [August]. Inschriften im Elsass. Mit 2 Abbil-
dungen. (JbGEL 21 (1905), S. 265 — 347). [Erschien
auch als Sonderdruck mit einer Beilage (Das goldene
ABC): Strassburg, Heitz & Mtindel 1905. 87 S.]
Rec: Monatschrift f. Gottesdienst u. kirchl. Kunst
10 (1905), S. 338-340 (J- Smend).
458. Ratzel, Friedrich. Gliicksinseln und Traume. [S. 339
— 390: Sudwestdeutsche Wanderungen]. Leipzig, Grunow
1905. VI, 512 S.
459. Sitzmann, Fr. Le Ioup de la forSt de Brumath. Vieille
legende populaire alsacienne. (Le Passe-Temps 15
(1905)* s. 373—375).
t46o. Walter, Theobald. Sagen aus dem Ober-Elsass. Colmar,
Waldmeyer 1905. 36 S. [Vgl. Bibl. f. 1899, Nr. 517;
. f. 1900, Nr. 481; f. 1901, Nr. 428; f. 1904, Nr. 514].
Vgl. Nr. 164, 361, 450.
XIV. Sprachliches.
461. Beitrage zur Etymologie der deutschen Sprache mit
besonderer Beriicksichtigung der elsassischen Mund-
arten. (ELSchBl 35 (1905), S. 6 f., S. 29 f„ S. 70 f.,
S. 85 f., S. 108 f., S. 105 f., S. 171 f., S. 191 f., S. 247 f.,
S. 270 f., S. 319 f., S. 388 f., S. 408 f., S. 429 f.f
S. 450 f., S. 470 f.). [Vgl. Bibl. f. 1900, Nr. 482;
f. 1901, Nr. 429; f. 1902, Nr. 491; f. 1903, Nr. 567;
f. 1904, Nr. 515].
462. Bohnenberger, Karl. Die alemanisch-frankische Sprach-
grenze vom Donon bis zum Lech. (Zeitschrift f. hoch-
deutsche Mundarten 6 (1905), S. 129 — 205). [Erschien
auch als Sonderdruck: Heidelberg, Winter 1905. 77 S.
+ 1 Karte].
463. Clara c, E. Dialectologie alsacienne. (Revue germaniqne
1 (1905), S. 378—381).
464. Martin, E. und Li en hart, H. Worterbuch der elsassi-
schen Mundarten. Im Auftrage der Landesverwaltung
von Elsass Lothringen. Zweiter Band. Lieferung 4.
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Els&ssische Geschichtsliteratur des Jahres 1905. 687
— Tue], Strassburg, Trubner 1905. S. 481 — 640.
Vgl. Bibl. f. 1905, Nr. 520].
465. [Mundel, Curt], ^St^ossburge^ Ditsch* in vier Jahr-
hunderten 1687 — 1905. Mit 11 Illustrationen. (Elsas-
sische Volksschriften , Heft 59). Strassburg, Heitz &
Mundel [1905]. 112 S.
♦466. Socin, Adolf. Mittelhochdeutsches Namenbuch. Nach
oberrheinischen Quellen . . . 1903. [Vgl. Bibl. f. 1903,
Nr. 575].
Rec. : Zeitschrift f. deutsche Wortforschung 6 (1905),
S. 375-376 (F. Kluge).
XV. Familien-, Wappcn-, Siegel- und Miinzkundc.
467. Andenken an das 50jahrige Priester-Jubilaum von Franz
Rohmer, Pfarrer, gefeiert in Fegersheim den 4. Oktober
1905. [Enth. Nachrichten zur Geschichte der Familie
Rohmer und der Pfarrei Ebersheim]. Rixheim, Sutter
& Comp. 1905. IV, 202 S.
468. [Berthel£, Jos.]. Les Andr£, fondeurs de cloches k
Colmar aux XI Ve et XVe siecles. (RA 4c ser. 6 (1905),
S. 462 — 466).
469. Burckhardt, August. Die Eberler genannt Griinenzwig.
[Familie aus dem Elsass]. (Basler Zeitschrift fur Ge-
schichte und Altertumskunde 4 (1905), S. 246 — 276).
470. Eggers, H. K. Die Kestner. Eine genealogische Skizze
nebst Exkursen und einer Wappentafel. Bremen 1882.
Nachtrag. Ltibeck, Lubcke & Nohring 1905. 20 S.
471. Kekule von Stradonitz, St. Ausgewahlte Aufsatze aus
dem Gebiete des Staatsrechts und der Genealogie.
Festschrift zur Thronbesteigung Sr. Konigl. Hoheit des
Herzogs Carl Eduard zu Sachsen-Coburg und Gotha . . .
[Betr. Spener als Genealogen und die Abstammung
Kaiser Wilhelms II. von den Grafinnen Johanna (f 135 1)
und Margarete (f 1366) von Pfirt]. Berlin, Heymann
1905. VII, 268 S.
472. Kindler v. Knobloch, J. Oberbadisches Geschlechter-
buch. Herausgegeben von der Badischen historischen
Kommission. Zweiter Band. 7. Lieferung. [Betr. vielfach
elsassische Geschlechter]. Heidelberg, Winter 190,5.
S. 481 — 551.
473. Lehr, Erneste. Les monnaies des landgraves autrichiens
de la Haute-Alsace. Supplement, suivi d'un appendice
sur les jetons frapp6s 4 la monnaies d'Ensisheim par
Gustave-Adolphe Schoen. (Socidte industrielle de Mul-
house. Supplement au Bulletin d'avril 1905). Lausanne,
Zeitschr. ». Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 45
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688 Kaiser.
Regamey 1905. 59 S. -+- 1 T. [Vgl. Bibl. f. 1896,
Nr. 650].
Rec: Numismatische Zeitschrift 37 (1905), S. 218
(Luschin v. Ebengreuth).
474. M.[eininger], E. Memorial-Biichlein de la famille Schoen.
(BMHM 28. — 1904 (1905), S. 61-122).
**475« Memoires et correspondance du general Leclaire. 1793.
Avec une notice sur la Famille Leclaire. Public sous
la direction de la Section historique de PEtat-major
de Parmee. Paris, Chapelot et Co. 1904. 206 S.
-+- 2 PI.
476. Mullenheira-Rechberg, Reichsfreiherr von. Ein elsas-
sisches Reichslehen [fur die Familie von Mullenheim],
(Heraldisch-genealogische Blatter fur adelige u. burger-
liche Geschlechter 1 (1904/5), S. 108 — no).
477. — Fuhrt Elsass-Lothringen die richtigen Farben? (Heral-
disch-genealogische Blatter f. adelige u. burgerliche
Geschlechter 1 (1904 5), S. 170 — 171)'
478. Oberreiner, C. Un voyage en Italie et en Suisse en
1839. Deux families de Wuenheim: Les Loetscher et
les Mechler. (RCA N.S. 24 (1905), S. 267 — 278,
S. 334—347. S- 40i -413).
♦479. Reuss, Rod. Vieilles paperasses et vieilles gens . . .
1904. [Vgl. Bibl. f. 1904, Nr. 535].
Rec: AEN 1 (1905), S. 261—262 (C. P.[fister]).
♦480. Schenk zu Schweinsberg, Gustav Frhr. Genealogische
Studien zur Reichsgeschichte . . . 1904. [Vgl. Bibl. f.
1904, Nr. 536].
Rec: AEN 1 (1905), S. 417 — 420 (R. P.[arisot]).
481. Tscherning, Oskar Friedrich. Tscherningsches Ver-
gissmeinnicht. Altes und Neues tiber die Familie
Tscherning aus Bunzlau in Schlesien ... [S. 45 — 56:
Die Familie Tscherning in Strassburg]. [Heilbronn],
Selbstverlag des Verfassers 1905. 154 S.
Vgl. Nr. 81, 365.
XVI. Historischc Kartcn.
(Nichts erschienen.)
Vgl. Nr. 20, 33, 462.
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Miszellen.
Eine ungcdruckte Urkunde des Papstes Innocenz III.
Jm folgenden verofifentliche ich eine ungedruckte, von Krieger
im Topographischen Worterbuch erwahnte Urkunde vom 22. Mai
1204. Unter der Kirche »Bure« scheint auch mir Beuren an der
Aach verstanden zu sein.
Der Wortlaut ist:
Innocentius episcopus, servus servorum dei dilectis filiis . . . pre-
posito de Curwalt, . . . scolastico et Rudolf 0 canonico Curiensi salu-
tem et apostolicam benedict ionem. Significarunt nobis parrochiani
ecclesie, que diciiur Bure, petitione transmissa, quod defunct 0 . . .
plebano eiusdem ecclesie dilectus filius . . . prepositus Constant iensis
ad ipsum episcopum accedens dono altaris se petiit invesliri. Parrochiani
vero utililatem ecclesie aiiendentes, quoniam necessaria erat eis sui
resideniia capellani , et prefaius prepositus idiomaiis illius omnino
ignarus quatuordecim alias parrochias possidebat, ad nostra m audi-
enliam appellarunt. Ideoque discretioni vestre per aposiolica scripta
mandamus, quatinus revocato in statum debilum, quicquid post appella-
lionem ad nos legitime inierpositam noveriiis atteptatum (/), inqui-
ratis de prcmissis diligentius veritatem et quod canonicum fuerit,
appellatione postposita slaiuatis, fa denies quod deer ever His per cen-
suram ecclesiasticam firmiler observari. Testes autem, qui fuerint
nominali, si se gratia, odio vel timore sublraxerinl, eadem censura
cessante appellatione cogatis veritati testimonium perhibere nullis
/Uteris veritati el iustitie preiudicaniibus a sede aposiolica impetratis.
Quod si non omnes hit's exequendis potueritis interesse, duo vest rum
ea nichilominus exequantur. Datum Laterani XI. Kal. Junii pon-
tificates nostri anno septimo.
Orig. Siegel abgegangen.
Die Urkunde ist zweifellos echt. Sachlich handelt es sich
um die Inkorporation der Kirche Beuren in die Konstanzer
Dompropstei, und zwar um die sog. incorporatio plenissimo iure »).
!) Dariiber s. Friedberg, Lehrbuch des kath. und ev. Kirchenrechts 5
S. 326, wo auch die weitere Literatur tiber diesen Gegenstand angegeben ist.
Zu donum vgl. Du Cange, Glossarium mediae et infimae latinitatis. Der
Gedanke an grosse Pfrundenkumulation ist abzuweisen, sonst miisste man im
vorliegenden Fall auch noch Selbstprasentation annehmen. Ausserdem wurde
man mit der Deutung des Wortlauts Schwierigkeiten bekommen.
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6qo Miszellen.
Den Vorwurf gegen den Konstanzer Dompropst, er verstehe
die Mundart von Beuren durchaus nicht, braucht man nicht allzu
tragisch zu nehmen, immerhin darf man ihm nicht jede Berech-
tigung absprechen. Der Dompropst Konrad von Tegerfeld, um
ihn, den spateren Konstanzer Bischof, handelt es sich, war Aar-
gauer und sprach sicher eine ganz andere Mundart als seine
Pfarrkinder. Da jene Zeit eine gemeine Verkehrssprache nicht
besass, so mochten sich daraus z. B. fur die Predigt mancherlei
Unannehmlichkeiten ergeben. Im ubrigen mochte ich doch
bemerken, dass es sich um einen in kirchlichen Prozessen oft
aufgefuhrten Klagepunkt handelt. Namentlich im Kampfe der
Englander gegen die von der romischen Kurie mit englischen
Benefizien bedachten Italiener spielt er eine grosse Rolle. Bischof
Robert Grosseteste von Lincoln z. B. klagt einmal iiber diese
Leute: Linguam pecoris non agnoscunt, linguam non intelligunt1).
Cfber den weiteren Verlauf der Angelegenheit verlautet nichts.
Karlsruhe, H. Baier.
Zur Lebensgeschichte Dr. Noe Meurers. Der kur-
pfalzische Rat Noe Meurer hat als Rechtsgelehrter nicht nur bei
seinen Zeitgenossen, sondern auch noch bis in die zweite Halfte
des 1 8. Jahrhunderts ein grosses Ansehen genossen. In den
»Deutschen Biographien« sagt Teichmann von ihm: »Naheres
iiber die Lebensumstande dieses Mannes . . . ist mir unbekannt.«
So diirften die folgenden Notizen einiges Interesse haben.
In der Widmung seines Buches: »Von den wahren oder
gerechten Rechten der deutschen Gerechtigkeit etc.« bezeichnet
Meurer Memmingen als seine Vaterstadt. Auf meine Anfrage
teilte mir Herr Dekan Prinzing dort in liebenswurdiger Weise
mit, dass der Geburtstag Meurers nicht mehr festzustellen sei,
da die dortige Matrikel erst 1533 beginnt, wahrend er sicher
alter sein muss. Das Geschlecht der Meurer selbst war damals
in der Reichsstadt sehr angesehen. So war nach den Mit-
teilungen des genannten Herrn 1525 der Stadtschreiber J org
Meurer Mitglied der Gesandtschaft, die Memmingen wegen des
Bauernkrieges an den schwabischen Bund nach Ulm schickte,
und spater Gesandter der Stadt auf den Reichstagen zu
Regensburg 1541 und zu Worms 1543. Dass er der Vater
unseres Gelehrten sein konne, wie Herr Prinzing vermutet, halte
ich darum fur wohl moglich, weil Noe Meurer im ersten Viertel
des 16. Jahrhunderts geboren sein muss, wurde er doch 1549
kurpfalzischer Rat und starb 1583. Am 2. Juni 1551 verheiratete
er sich zu Memmingen mit Ursula Wolff hart, die einer der
bedeutendsten Familien der Reichsstadt entstammt, was auch
wieder fur die angesehene Stellung seines Hauses spricht.
!) Roberti Grosseteste epistolae ed. Luard S. 442.
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Miszellen. 5gi
Wo Meurer studiert und promoviert hat und wie er in
Pfalzer Dienste kam , habe ich nicht ermitteln konnen. Seine
erste Anstellung erfolgte am i. Januar 1549 zunachst auf Wider-
ruf und mit einem festen Gehalt von 25 Gulden1). Das Jahr
darauf wurde er auf weitere vier Jahre als Rat angenommen mit
der Verpflichtung2): »also dafi er sein Wohnung hie zu Heidel-
berg haben, daselbs in unserer Canzley auch in alien unsern
geschaften es sey raten, reiten, reden und dienen zu giitlichen
und rechts darinnen, darzu wir ihn jederzeit bescheiden und
verordnen lassen, wider meniglichen seins vermogens gehorsam
und gewertig sein soil. Insunderheit auch unser vier hofgericht
getreulich helfen besitzen und uffmerkens haben, recht zu sprechen
und tun nach seiner besten verstendnus«. Sein Gehalt wurde
r gleichzeitig auf 60 Gulden erhoht und ihm jahrlich ein Hof-
sommerkleid zugesichert, desgleichen versprochen, dass der Kur-
furst ihn bei auswartigen Geschaften »verkostigen und beritten
machen werde nach jetziger unseres hofs ordnung und gebrauch*.
Meurer ist in dieser Stellung zeitlebens geblieben, 1563
erhielt er 170 Gulden, 1570 200 fl. Gehalt3), 1573 verlieh der
:• Kurfurst in Anerkennung seiner getreuen 24jahrigen Dienste ihm
> und seiner Hausfrau 10 Malter Korn ad dies vitae und fiigte
-: 1575 noch ein Fuder Wein aus dem Hofkeller hinzu*). Im
$ Jahre 1577 erhielt Meurer die Erlaubnis, ein Achtel des Zehnten
& zu Bockingen bei Heilbronn fur 300 fl. einzulosen5). Er starb,
- wie gesagt, 1583 zu Heidelberg.
Dies sind die sparlichen Notizen, die ich uber Meurers
i$ Leben gefunden habe. Ein Urteil uber seine Bedeutung als
-■ Jurist steht mir nicht zu, dagegen seien noch einige Worte iiber
:&' M. als forstlichen Schriftsteller gestattet. Im Jahre 1561 gab er
\ -> ein Werk heraus, betitelt: ^Von forstlicher Oberherrlichkeit und
--• Gerechtigkeit.« Den Inhalt bildet eine Darstellung des Jagd-
.;.;-' rechtes, insbesondere der Begriindung des landesherrlichen Jagd-
> regals und der aus ihm fliessenden Befugnisse. Dabei erwahnt
m er auch einige forstpolizeiliche Bestimmungen , die eben im
Interesse der Wildpflege vom Jagdherren zu treffen sind. Weiter
,n :c behandelt er das Recht des Vogelfangs und der Fischerei. Als
->•- er dann 1574 eine zweite vermehrte Auflage mit dem Titel
;r. : *Ja§" un(i Forstrecht« erscheinen liess, fiigte er auch einen Ab-
\V schnitt ein, iiberschrieben, »von allerley nutzlichen Anstellungen
> der Walder und Hdlzer, wie dieselben zu hegen, aufzubringen
Vie:- und zu gebrauchen.« Diese Darstellung der Waldwirtschaft ist
a j;. entschieden viel wertvoller als alles, was bis dahin uber den
ejj: Gegenstand geschrieben war, denn die iilteren Autoren fussen
») G. L. A. Kopialb. 842 p. 138. — *) G. L. A. Kopialb. 842 p. 60.
— 3) G. L. A. Kopialb. 847 p. 93, 256. — «) G. L. A. Kopialb. 847
P- 393. 456- — 5) G- L- A- Kopialb. 852 p. 51.
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692 Miszellen.
ganzlich auf der romiseh-italienischen landwirtschaftlichen Lite-
ratur, wahrend Meurer die heimischen Verhaltnisse zugrunde
legt und fur seine Zeit sehr beachtenswerte Vorschlage macht.
Freilich ist fraglich, ob er hier originell ist, seine Darstellung
deckt sich zum grossen Teil wortlich rait den entsprechenden
Abschnitten der Forstordnung fiir die Oberpfalz von 1565.
Diese beruht nun z. T. auf Materialien, die Ott-Heinrich hatte
sammeln lassen, urn den Nadelholzanbau in der rheinischen
Pfalz zu versuchen, und es besteht allerdings die Moglichkeit,
dass Meurer bei der Abfassung dieser Ordnung mitgewirkt hat,
und diese Abschnitte als sein geistiges Eigentum beanspruchen
konnte. Wie dem auch sein moge, verdienstlich war die Auf-
nahme dieser Vorschriften in sein »Jagrecht< jedenfalls , da sie
so einem grosseren Kreis zuganglich wurden, und bei dem
grossen Ansehen des Verfassers wohl auch Beachtung fanden.
Karlsruhe. Hans Hansrath.
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Von Veroffentlichungen der Badischen Historischen
Kommission ist erschienen:
Oberbadisches Geschlechterbuch, bearbeitet von
J. Kindler von Knobloch. Dritter Band, erste Liefe-
rung (Macello — Mayer von Mayersheimb). Heidelberg,
Winter.
Alemannia. N.F. 7, Heft 2. Ernst von Sommerfeld:
Die Miinsterkirche St. Maria zu Mittelzell auf der Insel
Riechenau vom Jahre 816. S. 81 — 95. Korrigiert den von
Adler in Erbkams Zeitschrift fur Bauwesen IX. (1869) ange-
nommenen Grundriss. — Ernst Batzer: Die Satzungen der
Backer- und Mullerknecht-Bruderschaft in Offenburg.
S. 96 — 102. Nicht immer einwandfreier Druck zweier bisher
unbekannter Urkunden von 1406 und 1471. — E. John: Zum
geschichtlichen Hintergrunde des Nibelungenliedes.
S 103 — 112. Versuch, Meister Konrad als Veriasser des alter-
tiiralichen Grundstockes im Nibelungenlied zu erweisen. Die
geschichtlichen Beobachtungen sind nicht ungeschickt. —
Friedrich Wilhelm: Drei Fabeln aus Cyra. 1020. S. 113
— 129. — Karl Bertsche: Die Namen der Haustiere in
Mohringen (Amt Engen). S. 130 — 137. — August Stein-
brenner: Sagen aus Hopfingen und Odenheim. S. 138
— 142. Vom aufhockenden Waldgeist, vom ungetreuen Feld-
messer, vom wilden Heer, vom Kleinkinderbrunnen und vom
wandelnden Pfarrer. — Oskar Haffner: Die Pflege der
Volkskunde in Baden. IV. S. 143 — 151. Vgl. diese Zs.
N.F. XXI. S. 149 und 345. — Ch. Pohlmann: Zwei Volks-
lieder. »Ich habe den Fruhling gesehen* und »Es welken
alle Blatter*. S. 152 — 155. — C. Rohrscheidt: »Lippe-Det-
mold, eine wunderschone Stadt*. S. 156. — Friedrich
Pfaff: Lenzkircher Dorfspruch. S. 157.
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694
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
Schau-ins-Land. 33. Jahrlauf (1906). A. Buisson: Zur
Baugeschichte der chemaligen Benediktinerabtei St.
Blasien. S. 1 — 34. Behandelt kurz die samtlichen Kirchen-
bauten der ebemaligen Abtei bis zur Gegenwart. Zur Veran-
schaulichung dienen 31 Illustrationen und der dem Halbband
beigegebene Plan von St. Blasien im Jahre 1562. — O. K. Roller:
Die Ahnentafel der Markgrafin Ursula von Baden-
Durlach und die Wappen auf dem Sarkophag in der
Schlosskirche zu Pforzheim. S. 35 — 49. Von den 14 Vor-
fahren der Markgrafin Ursula von der ersten bis dritten Ahnen-
reihe ermittelt Roller samtliche bis auf vier. Besonders wichtig
ist die Feststellung, dass Ursula eine Tochter Wolfs d. j. von
Rosenfeld und Anna Bombasts von Hohenheim ist (vgl. diese
Zs. N.F. XIX, 155). Das nassauische Wappen auf dem Grab-
stein verdankt seine Existenz einer Verwechslung mit Masovien.
— J. Dieffenbacher: Der Freiburger Bildhauer Franz
Xaver Hauser und seine »Beweinung Christi« in der
stadtischen Skulpturensammlung. S. 50 — 56. Der zwischen
Antike und Gotik schwankende Kunstler, um die Wende des
18. und 19. Jahrhunderts Schopfer verschiedener Arbeiten im
Freiburger Munster, loste noch im hohen Alter das Problem der
Beweinung Christi selbstandig, indera er nur zwei Engel um den
Herrn sich bemuhen lasst.
Freiburger Miinsterblatter. Jahrg. 1 (1905) Heft 2. —
K. Schuster: Der Lettner im Freiburger Munster. S. 45
— 62. Erortert auf Grund archivalischen Materials und neuer
Vermessungen die ursprungliche Gestalt des 1579 von H. Boringer
entworfenen und 1790 zum Abbruch gelangten Lettners, unter
Berichtigung und Erganzung der von H. Schafer in dieser Zeit-
schrift, N.F. 9, 665 ff. veroffentlichten Ausfuhrungen. Im Anhang
urkundliche Nachrichten uber H. Boringer, Altermadts »Ober-
schlag wegen des Lettners* von 1667 und Auszug aus einer
Handschrift J. F. Geissingers. — Ordnungen und Satzungen
der Munsterkirche. 1. H. Flamm. Die Prasenzstatuten
mit den Munstergottesdienstordnungen von 1364 und
1400. S. 63 — 83. Abdruck der 1364 von Bischof Heinrich von
Konstanz erlassenen und 1400 erweiterten und umgestalteten
Prasenzstatuten und Munstergottesdienstordnungen fur die Munster-
pfrundner, mit einleitenden Erlauterungen. — 2. P. Albert:
Dienstanweisungen und Bestallungen. S. 83 — 90. Ab-
druck der dem Ende des 15. Jahrh. entstammenden Dienst-
anweisungen fur den Kirchherrn, Pfleger, Schaffner, Werkmeister,
Sigrist, Totengraber u. a. — Kleine Mitteilungen und An-
zeigen. L. L. Maldoners Bericht uber das Freiburger
Munster 1754. S. 90—92.
Jahrg. 2 (1906) Heft 1. F. Panzer: Der romanische
Bilderfries am sudlichen Choreingang des Freiburger
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
&95
Munsters und seine Deutung. S. 1 — 34. Behandelt unter
Heranziehung eines reichen verwandten bildlichen Materiales die
am siidlichen Eingang der ehemaligen St. Niklauskapelle befind-
lichen, wohl gleichzeitig mit dem altesten romanischen Teile des
Munsters entstandenen figurlichen Darstellungen, die sich auf
Alexanders Luftfahrt, Davids Kampf mit dem Lowen, die Fabel
vom Wolf in der Schule u. a. beziehen, und weist auf den Zu-
sammenhang zwischen dem Freiburger und dem Portale von
St. Ursanne in der Westschweiz hin, der noch naherer Auf-
klarung bedarf. Die Deutung der an dem linken Portal befind-
lichen Sirene mit dem Vogel in der Hand wird einer spateren
Untersuchung vorbehalten. — P. Albert: Zur Geschichte des
Prasenzstatuts vom 4. August 1400. S. 35 — 40. Mitteilungen
fiber die durch Bischof Hermann III. von Konstanz verfugte
Statutenanderung von 1472 und die 1495 einsetzenden , auf
weitere Reformen abzielenden Verhandlungen. Abdruck eines
auf letztere bezuglichen von Ulrich Zasius verfassten Abschnittes
aus dem Freiburger »Geschichtsbuch«. — O. Bihler: Biblio-
graphic des Freiburger Munsters. S. 41 — 44. Mit Aus-
schluss der Kunsthandbucher und Reiseliteratur.
Mannheimer Geschichtsbl&tter. Jahrg. VII. (1906). Nr. 7.
Der Einzug des Kurprinzen Karl und der Kurprinzessin
Stephanie in Mannheim 1806. Sp. 141 — 151. Gibt mit
mehreren Auslassungen den 1806 bei Ferdinand Kaufmann als
erste Druckprobe erschienenen Bericht uber die ^Feierlichkeiten
bey Sr. Durchlaucht des Kurprinzen Karl Ludwig von Baden und
Ihrer Kaiserlichen Hoheit Stephanie Napoleon Anwesenheit in
der Pfalzgrafschaft Mannheim* wieder. Viele kulturhistorisch
interessante Einzelzuge. — Friedrich Walter: Hohnhorsts
Schrift uber den Prozess gegen K. L Sand. Schluss.
Sp. 152—156. Behandelt hauptsachlich die Verhandlungen
Cottas mit Hohnhorst und der badischen Regierung uber eine
Entschadigung an Geld. Vgl. diese Zs. N.F. XXI, 513. —
Miszellen. Stadtische Trauerkleider bei der Landes-
trauer 1685. Sp. 156 — 157. Ratsprotokoll vom 20. Juni 1685,
wonach die Stadt ihren Ratsverwandten insgesamt 603 fl. 10 xr.
zur Beschaffung von Trauerkleidern anwies. — Karl Theodors
zweite Gemahlin. Sp. 157—158. Daten fiber Maria Leopol-
dine von Osterreich, besonders uber ihren Tod, nach einem
Zeitungsbericht.
Nr. 8 und q. Die Familie von Soiron. Sp. 162 — 169.
Wichtig wegen der genealogischen Nachweise. tJber den be-
kannten Politiker Alexander v. Soiron ist eine interessante Cha-
rakteristik aus dem Mannheimer Unterhaltungsblatt (Beilage zum
Mannheimer Journal) vom 29. und 30. Marz 1851 wieder-
gegeben. — Aus Mannheims Leidenstagen. Sp. 169 — 171.
Einige Schreiben aus dem Munchener konigl. Reichsarchiv iiber
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6q6 Zeitschriftenschau und Literaturaotizen.
die jammervolle Lage der nach Heidelberg gewiesenen Mann-
heimer zu Ende des Jahres 1644. — W [alter]: Eine Mann-
heimer Bauordnung von 1738. Sp. 171 — 174. Die Bau-
ordnung enthalt neben vielen Willkurlichkeiten auch ganz ver-
nunftige Vorschriften. — Ernst Bassermann: Anton von
Heiligenstein. Sp. 175 — 177. Wiedergabe der Kriegstaten
des aus Mannheim geburtigen Offiziers in den Feldzugen 1806
— 18 13 nach dem Wejke: Der Koniglich Bayerische Militar-
Max-Josef-Orden und seine Mitglieder. — Miszellen. Karl
Christ in Ziegelhausen: Eine Urkunde von 1275 betr.
Kirschgartshauser Hof und Nisenescherau. Sp. 177. —
Werke des Kupferstechers Josef Fratrel. Sp. 178.
Wiedergabe einer Kunstanzeige der Mannheimer Zeitung vom
15. Mai 1777. — Dr. Bergstrasser: Die Anregung zur
Grundung der kurfurstl. Akademie der Wissenschaften
in Mannheim. Sp. 178 — 179. Christian Friedrich Pfeffel will
dem Kurfursten die erste Anregung zur Grundung einer Aka-
demie gegeben haben. — Karl Theodors Sohn. Sp. 179.
Der einzige Sohn Karl Theodors aus der Ehe mit seiner Kousine
Elisabeth Augusta liegt tatsachlich in der Mannheimer Jesuiten-
kirche begraben. — Eine pfalzische Rangliste von 1685/87.
Sp. 179 — 180. Druck nach G. L. A. Pfalz generalia 545Q.
— Der Luzenberg bei Waldhof. Sp. 180 — 181. Er-
ganzung zu Jahrgang 1905, Sp. 242. - Frau von Kotzebue.
Sp. 181. Bericht uber ihren Tod im Mannheimer Journal vom
10. Februar 1852.
Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde.
V. Band, 2. Heft. Fritz Burckhardt: Ober Plane und
Karten des Baselgebietes aus dem 17. Jahrhundert.
S. 291 — 360. Bespricht in dem ersten Abschnitt zunachst die
von ihm neu entdeckten kartographischen Aufnahmen des Basel-
gebietes durch den bekannten Maler Hans Bock, im zweiten bis
vierten Abschnitt die kartographischen Arbeiten und mathema-
tischen Lehrbiicher der beiden Lohnherren Jakob und Georg
Friedrich Mayer (Vater und Sohn); der funfte Abschnitt enthalt
Erlauterungen und Erganzungen zu den vorhergehenden. —
Walther Merz: Aargauische Giiter- und Zinsrotel.
S. 361 — 412. Beschreibung und Abdruck des Zinsrotels Ulrichs
von Rinach von 1295, eines Lehenverzeichnisses der Herren von
Hiinenberg aus der ersten Halfte des XIV. Jahrh. und dreier
Giiter- und Einkunfterotel des Klosters Muri aus dem Anfang
des XIV. Jahrh.; beigegeben ist ein Orts- und Personenver-
zeichnis. — E. A. Stiickelberg: Zwei fruhmittelalterliche
Ka pi telle. S. 413 — 419. Beschreibung der Kapitelle, beides
»hochst wahrscheinlich solche vom Ziborium des hattonischen
Miinsters« (ca. 800). — August Burckhardt: Hans Holbeins
Ehefrau und ihr erster Ehemann Ulrich Schmid. S. 420
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 697
— 429. Neue Mitteilungen aus Akten des Basler Gerichtsarchivs.
— Rudolf Wackernagel: Drei Basler Steinurkunden.
S. 430 — 438. Die erste der mitgeteilten Urkunden aus dem
Jahre 1264 betrifft ein Abkommen zwischen einem Herrn von
Kaiserstuhl und einem Schreiber fiber Wasserleitung und Fenster-
recht und ist nur unvollstandig erhalten; die zweite aus dem
Jahre 1307 die Stiftung einer Pfrunde bei den Johannitern, die
dritte aus dem Jahre 1437 die Stiftung der Zelle des Sakristans
und einer Kaplanei in der Karthause zu Basel. — Miszellen.
E. A. Stuckelberg: Zwei Basler Bischofe im Heiligen-
himmel. S. 439 — 440. Die beiden Bischofe Waldo und Hatto
wurden in Reichenau, wo sie Abte waren und Hatto begraben
ist, als »Beati« verehrt. — Derselbe: Gefliichtete Basler
Kirchenschatze. S. 440 — 441. Ober die angeblich von Basel
1529 nach Beromiinster gelangten Reliquien. — Walther Merz:
Zwei politische Parodien. S. 441 — 443. 1) »Torsten-
sohnische Vatter unser*; 2) »Hollandi Naenia«; beide aus dem
Stadtarchiv Bremgarten. — August Huber: Mitteilungen aus
dem Basler Universitatsarchiv. S. 443 — 453. Von den
mitgeteilten Aktenstucken beziehen sich zwei auf den Aufenthalt
des beruhmten franzdsischen Gelehrten Franz Hotmann zu Basel,
ein drittes auf den vom Rat wegen religioser Irrlehren mit Weg-
weisung bedrohten Florentiner Franzesco Pucci (1576), ein viertes
auf den zu Basel studierenden Bernhard von Schulenburg aus
der Mark Brandenburg und auf seine Pferde (1584); das funfte
ist ein Abdruck der Statuten der franzdsischen Nation an der
Basler Universitat (1582). — Derselbe: Extraict de Peglise
de France et son revenu 1635. S. 453 — 454*
Strassburger Diozesanblatt: Dritte Folge: Band 3. Jahr
1906. Sechstes — siebentes Heft. Sig: Das geistliche Schau-
spiel im Elsass (Fortsetzung\ S. 268 — 271, 318-329, be-
handelt die Krippenfeier, das Strassburger Dreikonigsspiel , das
Spiel von den Unschuldigen Kindern , das Prophetenspiel und
die Anfange des lateinischen Passionsspiels.
Annales de l'Est et du Nord: Band 2. Jahr 1906. Heft 3.
In der Bibliographic eine Anzeige von Muller: La bataille de
Turckheim (5 Janvier 1675) durch Rod. Reuss, in der Abteilung:
Recueils periodiques et Societes savantes eine ausfuhr-
liche Inhaltsangabe der Revue catholique d' Alsace, Jahr-
gang 1905.
Revue d' Alsace: Nouvelle Serie. Band 7. Jahr 1906.
Juli-August-Heft. Chevre: Les suffragants de Bale, au
XVIlIe siecle (Fin), S. 337 — 366, ausfuhrliches Lebensbild von
Jean-Baptiste Joseph Gobel. — Hoffmann: Les elections
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6q8 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
aux etats-generaux (Colmar-Belfort) (Fin), S. 367 — 397,
mit bemerkenswerten Angaben uber eine Beschwerdeschrift und
die rechtliche Stellung der Protestanten. — Schwartz: Corre-
spondance de Malouet (Suite), S. 398 — 417, mit Briefen des
Jahres 1821. — De Dartein: L'6vangeliaire d'Erkanbold
(Suite), S. 418—430, bebandelt die auf dem ersten Schutzblatt
sich findende Aufzeichnung uber den Feldzug Kaiser Ottos II.
in Kalabrien (982). — D'Ochsenfeld: L'Alsace au
XVIIIe siecle, S. 431 — 443, Wurdigung der unten genannten
Arbeit von Ch. Hoffmann. — O.: Des noms Cernay et
Sennheim et des surnoms de Cern6ens, S. 444 — 445. —
Bucher- und Zeitschriftenschau, S. 446 — 448. Supplement.
Bibliotheque de la ^Revue d'Alsace*. — VII. Rode, L'obi-
tuaire des chevaliers de Saint-Jean de S61estat, S. 17
— 07. — IX. Hoffmann: L'Alsace au dix-huitieme siecle
au point de vue historique, judiciaire, administratif,
economique, intellectuel, social et re ligieux. XV, 746 S.
Revue catholique d' Alsace: Nouvelle Serie. Band 25.
Jahr 1906. Mai-Juli-Hefte. Gapp: Portrait de M. Mechler
(Suite et fin), S. 309 — 318, 390 — 398. — Sifferlen: La valine
de Saint-Amarin (Suite), S. 351—362, 425—431, 529 -535,
Nachrichten uber die Stadt St. Amarin, das Schloss, den Dinghof,
die Pfarrei. — X: M. le vicaire general Rapp (Suite),
S. 363 — 369, 399—414, Aufzeichnungen aus den Jahren 1878
und 1879. — Glceckler: Dr. Jacques Ignace Simonis
troisieme sup6rieur de la Congregation des filles du
T.-S. Sauveur de Niederbronn, S. 496 — 527, Lebensskizze
des am 1 1 . Februar 1 903 verstorbenen Pralaten, in der auch
seine politische Tatigkeit beriihrt wird.
Welchen Wert die »Selbstbiographie des Burggrafen
Fabian zu Dohna* (1550 — 1621) als Quelle fur die Geschichte
des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts be-
sitzt, ist bekannt: einzelne Bruchstucke daraus sind erst un-
ldngst von F. v. Bezold mitgeteilt worden. Es ist daher dank-
bar zu begrussen, dass C. Krollmann es unternommen hat,
diese die Jahre 1550 — 1606 umfassenden Aufzeichnungen nach
dem im furstl. Dohnaschen Hausarchiv zu Schlobitten befindlichen
Originale, nebst einer Reihe wichtiger Aktenstucke zur Geschichte
der Succession der Kurfursten von Brandenburg in Preussen in
vollem Umfange und mit sorgfaltigem Kommentar zu veroffent-
lichen (Leipzig, Duncker & Humblot, 1905. LXVIII -f- 204 S.
— M. 6) Da Dohnas Leben sich in dieser Zeit zum grossen
Teil in der Pfalz, im Dienst des Pfalzgrafen Johann Kasimir und
des Kurfursten Friedrichs III. abspielt, wo er als politischer
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 699
Berater eine einflussreiche Stellung einnahm, erscheint ein Hin-
weis auf die Denkwurdigkeiten auch an dieser Stelle geboten.
K. 0.
Karl Hauck, Elisabeth, Konigin von Bohmen, Kur-
furstin von der Pfalz in ihren letzten Lebensjahren.
(Kleine Schriften zur Geschichte der Pfalz 1). Heidelberg 1905.
C. Winter.
Ganz naturlich, wie ein neuer Zweig am Baume heraus-
wachst, so ist auch die vorliegende Schrift aus den Studien des
Verfassers iiber den Kurfursten Karl Ludwig von der Pfalz
hervorgegangen. Gleichzeitig fast, wie die schone Neujahrsgabe
iiber den tapferen Pfalzgrafen Ruprecht entstammte auch dieses
neue Stuck wittelsbachischer Familiengeschichte dem historischen
Interessenkreise des Verfassers, der seit Jahren in diesen an-
ziehenden Forschungen lebt. Schon in seinem in dieser Zeit-
schrift von mir besprochenen Buche fiber Karl Ludwig ist Leben
und Leiden der von Schicksalsschlagen ohne gleichen verfolgten
Winterkonigin beriihrt worden. Man hat dabei den Eindruck
gehabt, dass diese nur vorubergehend hervorgetretenen Charakter-
schilderungen einem Boden entwachsen waren, der noch reichere
Ernte in sich barg, dass der Verfasser nur mit starker Selbst-
verleugnung die in ihm bereits lebendig gewordenen Zfige eines
menschlich so interessanten Bildes nur in skizzenhaiten Linien
entwerfen konnte. Aus dieser Zuruckhaltung befreit, gewinnt es
erst chaiaktervolle Farben. Nur die letzten Jahre aus dem
Leben der Bohmenkonigin sind behandelt, von dem Tage an,
da sie das Schicksal in fremde Lande verschlug, bis zur Ruck-
kehr in die englische Heimat, wo sie unter bittern Erfahrungen
und dem krankenden Gefuhle, auch hier nur geduldet zu sein,
ihre Tage beschloss. Ein Fluchtlingsleben, das im Wechsel von
Glanz und Armut, von Hoffnung und Enttauschung in stetem
Ausblick auf die Berge der Pfalz und die Kuste Englands zu-
gleich auch, wenn auch nur duldend und zuwartend auf dem tief
bewegten Boden der politischen Kampfe jener Tage sich bewegt.
Es ist dies in seiner Kiirze so angenehm beruhrende Buch keine
zusammenhangende Biographie, durch seine notwendig gegebenen
Beziehungen aber zu den ubrigen Kindern des Bohmenkonigs
zugleich eine Familiengeschichte, wie sie in ihrer politischen,
geistigen und rein menschlichen Bedeutung, so interessant, an-
ziehend und ergreifend sich wohl niemals mehr abgespielt hat.
Unter solchen Verhaltnissen — man denke nur an die inneren
Familienzwiste — hat sich ein einheitliches in sich abgeschlossenes,
dem kunftigen Geschichtsschreiber klar vor Augen stehendes
Charakterbild nicht ausbilden konnen. Der Wechsel von Erleb-
nissen und Eindriicken, wie er sich in einem innerlich so stark
erschutterten Leben bis zu den starksten Gegensatzen steigert,
bringt die natiirliche Gefahr mit sich, unser eigenes von person-
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700
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
lichen Empfindungen beeinflusstes Urteil in Gegensatzen zu ver-
wirren. Dieser subjektiven Gefahr ist der Verfasser auf Grund
seiner griindlichen Studien und seiner vorsiehtigen vorurteils-
freien Betrachtung entgangen, ohne dabei seine Wirkung auf
unser Gefuhlsleben zu verlieren. Sein Buch bewegt in seiner
schonen uns stellenweise tief ergreifenden Sprache, so dass man
uber der kunstlerischen Form gar oft das gelehrte Wissen zu
vergessen scheint. J. TV.
In einem Beitrage zur »Festschrift des Grossh. Gymnasiums
zu Karlsruhe zu den Jubilaumsfestlichkeiten im Sept. igo6«
behandelt K. Lang, unter Heranziehung eines umfangreichen
archivalischen Materiales, »die Ettlinger Linien und ihre
Geschichte* und bietet damit eine erwunschte Erganzung zu
dem in dieser Zeitschrift unlangst veroflentlichten Aufsatze von
E. von Mtiller fiber die Buhl-Stollhofener Linien. Die stattlichen
Werke, die an der Hand von Planen und auf Grund person-
licher Begehung des Terrains eingehend geschildert werden,
sind bekanntlich nach der Einnahme der Bflhler Linien 1 707
als Schutzwehr errichtet und 1733 im polnischen Thronfolge-
kriege mit betrachtlichem Aufwand erweitert und umgebaut
worden, haben aber ihre Probe schlecht bestanden, insofern sie,
ungeniigend besetzt und verteidigt, am 4. Mai 1734 beim ersten
Angriff der Franzosen eingenommen wurden. Eine Rolle in der
Kriegsgeschichte haben sie von da an nicht mehr gespielt.
Zwei Plane nach Vorlagen aus den Jahren 1708 und 1734 sind
als Beilagen zur Orientierung beigegeben. K. O.
Dengel, Ignaz Philipp. Die politische und kirch-
liche Tatigkeit des Monsignor Josef Garampi in
Deutschland 1761 — 1763. Geheime Sendung zum geplanten
Friedenskongress in Augsburg und Visitation des Reichsstiftes
Salem. Rom. Verlag von Loescher u. Co. (Bretschneider und
Regenberg) 1905.
Der Verf. gliedert seine Arbeit entsprechend der schon im
Titel naher bezeichneten Doppelaufgabe Garampis in zwei Teile.
Der erste mit wertvollen Mitteilungen iiber das papstliche Ge-
sandtschaftswesen im 16. und 17. Jahrhundert interessiert uns
nicht, auch nicht Garampis Rheinreise, die F. von Weech in
den Neujahrsblattern der Badischen Historischen Kommission
Neue Folge 1. 1898 geschildert hat. Doch wird einiges Material
uber den in Aussicht stehenden Ubergang der Baden-Badischen
Lande an Baden-Durlach beigebracht. Garampis versohnliche
Bemuhungen sind richtig gezeichnet, ebenso der materielle und
religiose Zustand des Reichsstifts Salem. Auch vom Monch und
Abt Anselm hat der Verf. ein richtiges Bild entworfen. Dagegen
ist es ihm weniger gegluckt, den Pralaten und K. K. Geheimen
Rat herauszuarbeiten. Sein Verhalten der weltlichen Gewalt
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 70 1
gegenuber war doch nicht so unanfechtbar, wie Dengel in weiten
Partien seines sonst sehr anerkennungswiirdigen Buches zu glauben
scheint. Mehr die Klugheit Garampis, das vollig rechtswidrige
Verfahren der vom Oberhaupt des Zisterzienserordens eingesetzten
Untersuchungskommission , die wenig ehrenvolle Handlungsweise
des Bischofs von Konstanz und die Scheu der Kurie, aus diesem
im Grunde doch geringfugigen Anlass mit der osterreichischen
Regierung sich zu uberwerfen, als die Unangreifbarkeit seiner
Person, hat den Abt vor ernstem Tadel oder gar vor der Ab-
setzung bewahrt. Fiir die kirchlichen Zustande unmittelbar vor
der josefinischen Zeit steckt in dem Buche sehr wertvolles
Material. H. B.
Als ein beachtenswerter Beitrag zur Heimatskunde sei hier
das kleine Buch des Pfarrers B. Bauer aus Wollmatingen
erwahnt: Vom Bodensee. Vergangenheit und Gegen-
wart. Mit besonderer Berucksichtigiing der Bodan-
halbinsel, von Reichenau, Wollmatingen, Mainau und
Konstanz. (Radolfzell, VV. Moriell. 1906. 291 S. 8.). In an-
sprechender, auf einen weiteren Leserkreis berechneter Form
gibt der Verf. auf Grund gedruckter und auch einiger unge-
druckten Quellen, von denen eine handschriftliche Chronik von
Reichenau-Oberzell und eine ebensolche von Wollmatingen ge-
nannt seien, eine gedrangte, im wesentlichen durchaus zuver-
lassige Darstellung der inhaltsreichen geschichtlichen Vergangen-
heit der Gegenden am Bodensee von der altesten Zeit bis herab
auf die Gegenwart unter besonderer Beriicksichtigung der kirch-
lichen Verhaltnisse. Einen eigenartigen Wert verleihen dem
Werkchen die zahlreichen Abbildungen, Reproduktionen alterer
Ansichten des Seegebietes, die sich bis vor einiger Zeit im
Besitze des nunmehr verstorbenen Pfarrers Heimlich in Konstanz
befanden. — r.
Mit einem wertvollen Beitrag zur Kenntnis der Wirtschafts-
geschichte des alemannischen Gebietes beschenkte uns Konrad
Beyerle durch seine Ergebnisse einer alamannischen
Urbarforschung in Festgabe fur Felix Dahn I. Teil.
Deutsche Rechtsgeschichte (Breslau, Verlag von M. und
H. Marcus 1905) S. 65 — 128 (auch separat). Seine Unter-
suchungen gelten dem Urbar Heinrichs von Klingenberg, ent-
standen zwischen dem 18. Marz und 10. Juli 1302, als dem
wichtigsten Aktenstuck zur alteren Grundherrschafts- und Finanz-
geschichte des Bistums Konstanz, und zwar speziell der Arboner
Villikation. An der urspriinglichen Geschlossenheit der grund-
herrschaftlichen Siedelung um Arbon halt Beyerle auch nach
den Untersuchungen Caros fest, wie mir dunkt, mit Recht. Die
Grosse der Guter, das Verhiiltnis von Salland und Zinsland nach
seiner Ausdehnung und der Umfang der Rodungen finden ein-
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702
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
gehende Besprechung. Noch mehr als fur diese Fragen bietet
das Vorhandensein verschiedener, nicht in gleichem Masse sorg-
faltiger Vorarbeiten fur das Urbar Schwierigkeiten fur die Er-
kenntnis der Art und die Hohe der Abgaben. Es gelang
Beyerle , sie zu beheben und die Normal be lastung einer
Schuppose, Hufe und Doppelhufe zu ermitteln. Die ursprung-
liche Verwaltung der Grundherrschaft liegt schon in Trummern
und die Zahl der in Eigenwirtschaft stehenden Guter beschrankt
* sich auf den Kellhof zu Arbon , die Reste des Arboner Forstes
und zwei Weingiiter, fur deren Bestellung auch die Frond-
pflichten ermittelt werden. Den Abschluss bildet die Rekon-
struktion der karolingischen Villicatio Arbonensis. Auch diese
Arbeit liefert wieder einen Beweis dafur, dass gerade die Urbar-
forschung mit der traurigen Wahrheit sich wird abfinden mussen,
dass wir nicht alles wissen konnen, denn trotz der Hilfe eines
Urbars von 1546, das manche Aufklarung brachte, bleiben eine
Reihe wohl iiberhaupt nicht zu behebender Schwierigkeiten.
Dem bleibenden und nicht zu unterschatzenden Wert der Unter-
suchung vermag das natCirlich keinen Eintrag zu tun. H. B.
R. Carlebach, Notar, Badische Rechtsgeschichte;
I. Das ausgehende Mittelalter und die Rezeption des
romischen Rechts, unter Mitteilung der wichtigeren
bisher ungedruckten Landesordnungen (Landrechte).
Heidelberg, Winter, 1906. Preis 5 M.
Es ist eine alte und berechtigte Klage der Rechtshistoriker,
dass auf dem Gebiete der territorialen Rechtsgeschichte noch
viel zu wenig monographisch gearbeitet ist. Und doch sipd
solche Arbeiten unentbehrlich fur die Erforschung sowohl als die
zusammenfassende Darstellung der Rechtsgeschichte eines
grosseren Territoriums. Wenn daher die Badische Historische
Kommission zurzeit die Rechte der bedeutenderen badischen
Stadte bearbeiten lasst, so verfolgt sie damit in letzter Linie den
Zweck, durch Verdffentlichung der wichtigeren Rechtsquellen das
Material fur eine zusammenfassende einheitliche Rechtsgeschichte
unserer engeren Heimat zu liefern. Bis dieses Ziel erreicht ist,
bedarf es noch der intensivsten Arbeit wahrend mindestens
eines Menschenalters. Vorher wird sich kaum eine »badische«
Rechtsgeschichte schreiben lassen, die diesen Titel mit Recht
fuhrt.
Ich war daher, wie wohl mancher andere Leser dieser Zeit-
schrift, nicht wenig uberrascht von der Ankundigung einer
*badischen Rechtsgeschichte«. Denn jedermann musste doch
zunachst bei diesem Titel an eine Geschichte der Rechtsent-
wicklung in den Territorien denken, die jetzt das Grossherzog-
tum Baden ausmachen. Ob Carlebach wirklich die Herausgabe
einer Rechtsgeschichte in diesem Umfang beabsichtigt, geht aus
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
703
seinem »Vorwort« nicht deutlich hervor; es scheint jedocb, das
er dies fur die Zeit vom ausgehenden Mittelalter an vorhat,
wenigstens lasst er es, S. IV, dahingestellt, »ob sich ermoglichen
lasst, [auch] fur das beginnende Mittelalter eine einheitliche
Rechtsgeschichte Badens zu schreiben.*
C. gedenkt seine Abhandlungen vier von ihm konstruierten
Epocben der badischen Rechtsgeschichte anzupassen, indem er
unterscheidet: Das ausgehende Mittelalter und die Zeit der
Rezeption des roraischen Rechts, das Zeitalter des dreissig-
jahrigen Krieges, die Regierungszeit Karl Friedrichs und das
neunzehnte Jahrhundert. Innerhalb dieser Epochen »soll dann
das Rechtsleben, und zwar das Verfassungs-, das Verwaltungs-,
das Straf- und burgerliche Recht, und das Finanzwesen jeweils
auf dem Hohepunkt geschildert* werden. Auf diese Weise ist
auch das vorliegende erste Heft, das die »Rechtsgebung der
Zentralstellen der alten badischen Markgrafschaft umfasst«, ein-
geteilt.
lnhaltlich lasst sich an dieser Abhandlung vieles aussetzen.
Soweit der Text eine systematische Verarbeitung der Rechts-
quellen enthalten soil, vermisst man oft jene Sorgfalt und Ge-
nauigkeit, die bei Auslegung der alteren Gesetzestexte unbedingt
erforderlich ist. Der Verf. hatte niemals uber eine Stelle hin-
weggehen oder sich mit einem in ( ) gesetzten Fragezeichen
begnugen durfen, solange ihm der Sinn eines Wortes und seine
Bedeutung im Zusammenhang nicht klar geworden war, denn
sonst leidet der ganze Zusammenhang darunter, und die Kom-
binationen fuhren zu falschen Schlussen. Hier nur ein Beispiel:
S. 40 ff. heisst es von der Schuldenhaftung der uberlebenden
Ehefrau: »Ist die Ehefrau die uberlebende, so kann sie die ihr
angefallene fahrende Habe und die ihr als befangen angefallenen
errungenen und eigenen Guter des verstorbenen Mannes aus-
schliessen; dann wird sie von Tragung der Schulden frei, nimmt
schuldenfrei ihre eigenen Guter, das, was der Knoffel oder was
der Gurtel umschliesst, mit und geht der Por (?) nach«. Als
Quellenbelege sind angegeben: Sausenberger Eherecht (SER)
A § 4. F § 3, K § 2. Diese Quellen sagen aber: A § 4 (Eher.
fur Tannenkirchen und Riedlingen): ^. . . und mag die fraw, wo
sie will, wol ungeerbt usgehen, und mit der morgengab und
dem was der knoffel beschliesst, ziehen.« F § 3 (Eher. fur
Obereggenen u. a.): AVoIlte nun ein fraw nach absterben ires
elichen manns nit erben, so soil sie der por noch gon, und
was den gurtel und sonderlich an irera leib gehoriche
beschliessen mag, mit nemen, und ir morgengab, und
niemandt nichtz in solchem fall gelten . . .« K § 3 (Eher. fur
Haagen, Brombach, Lorrach u. a.): »Wann aber sach were, dass
der man etlich schulden gemacht hatte, so darf sie nit zalen
und fahrt mit irem zugebrachten gut und aller varenden
hab sampt der morgengab hinweg.« Es ist hieraus ersicht-
Zeiwchr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. XXI. 4. 46
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•jqa Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. /
lich, dass die Darstellung C.s in den Quellen keine Stutze findet.
»Por* ist naturlich unser »Bahr«. Von dem eigenen »Bahrrecht«
raancher deutscher Rcchte ist dem Verf. offenbar nichts bekannt.
S. 52 bei der Beweisfuhrung gegen die Zasiussche Urheber-
schaft der badischen Landeserbeordnung fiihrt C. u. a. an: »Zasius
war durchaus keiner von denen, die die romischen Begriffe auf
deutsche Einrichtungen auftrugen, sondern er schalt auf sie«, und
fahrt dann fort: »es ist nicht anzunehmen, dass ein Z. den Besitz
des Mannes am Nachlass seiner Frau mit der patria potestas des
romischen Rechts erklart hatte.« M. E. hat dies der Verf. der
LEO auch nicht getan. Nicht der Besitz des Mannes am Nach-
lass seiner Frau ist aus der patria potestas erklart, sondern die
Nutzniessung des Mannes an dem miitterlichen Erbteil seiner
Kinder. Das geht aus der betr. Gesetzesstelle deutlich hervor.
In der mir vorliegenden Ausgabe der »Saramlung der Land-
rechte etc.«, Karlsruhe, Muller 1805, heisst es in Tit. 10 der
»Statuten-Ordnungen der Herrschaften Lahr und Mahlberg vom
Jahre 1566*, welche die obenerwahnte Landeserbeordnung von
151 1 verbo tenus aufgenoramen haben, wortlich: »Ein jeder
vatter hat nach Satzungen der rechten von wegenvatterlicher
gewaltsamen, zu latein patria potestas genannt, seiner
naturlichen und ehelichen kinder, es seien sohne oder
tochter, miitterlicher geerbter hab und giieter die abnutzung,
geniefi und beisitz, usum fructum genannt . . .«
Ganzlich verfehlt ist die von C. (S. 7 ff.) konstruierte Hypo-
these vom Vorhandensein von Landstanden in der alten Mark-
grafschaft. Er sagt: »Fiir Landstande in den badischen Stamm-
landen findet sich nichts als die etwas eigentumliche Stellung
des Landschreibers.c. Der Charakter dieser »eigentumlichen
Stellung« bestand darin: »Bei Ausrichtung der Giilten soil den
Landschreiber niemand hindern, und er soil nach geanderten
Befehlen des Landesherrn nicht leben; das soil nicht zu
Mififallen angenommen werden.« Hieraus schliesst C: »Es
scheint danach, als ob der Landschreiber den Staatsglaubigern
gegeniiber die Verantwortung ausser fur den Landesherrn auch
fur irgend jemand sonst getragen habe« . . . namlich fiir die
Landstande! Dabei ist der klare Sinn jenes Satzes der: Der
Landschreiber hat als untergebener Beamter seines Landesherrn
dessen Befehlen selbstverstandlich nachzukommen; er ist von
ihm vollig abhangig. Eine Ausnahmestellung nimmt er in seiner
Eigenschaft als Vorsteher der Staatsschuldenverwaltung ein. Hier
hat er dafur Sorge zu tragen, dass die Schulden ordnungsgemass
von den Einnahmen bezahlt werden, und hat sich um etwaige
gegenteilige Befehle des Landesherrn nicht zu kummern. Doch
soil das nicht zu Missfallen — des Landesherrn nam-
lich — - angenommen werden. Bekraftigt wird diese An-
nahme durch den weiteren Zusatz der 2. L.Schr.O. (S. 82):
Entstehen [trotzdem] Streitigkeiten (= spane), so sollen diese
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 705
»in ufitrag rechtens* in erstcr und letzter Instanz vom Hofmeister
oder Landvogt und Raten entschieden werden.
In formeller Hinsicht muss an der Abhandlung getadelt
werden der oft zutage tretende Mangel an logischer Einteilung
innerhalb der einzelnen Abschnitte, z. B. S. 57 ff., wo die Ein-
nahmequellen unterschieden werden in 1. solche privatrecbtlicher
Natur, 2. die Einnahmen aus der Strafrechtspflege, 3. die Ein-
nahmen auf Grund des landesherrlichen Hoheitsrechts, 4. indirekte
Steuern usw. Ferner lasst der sprachliche Ausdruck oft zu
wiinschen ubrig: S. 41 spricht der Verfasser vom »Verhaltnis
zwiscben Eltern und Kinder!* S. 49: So lange einer der EUern
(anstatt: ein Elternteil!) noch lebt, u. a. m.
Als das Beste am ganzen Hefte mochte icb die als Bei-
lagen, S. 69 — 168 mitgeteilten Gesetzestexte bezeichnen, obwobl
aucb hier an der Scbreibweise sich manches aussetzen liesse.
Der Hauptfehler an den Gesetzestexten ist aber der, dass sie
ausschliesslich als Kopien mitgeteilt sind, somit ibr Wert als
rechtsgeschichtliche Quellen erheblicb gemindert wird. Sicberlicb
hatte sich der Verf. um die Forderung unserer Rechtsgeschichte
grossere Verdienste erworben, wenn er uns nur die reinen Ge-
setzestexte nacb den Originalen in einwandfreier Form mit-
geteilt hatte, selbst auf die Gefabr hin, dass so »das Trockenste
des Trockenen, die historischen Gesetzestexte (S. IV.) nur einem ,
ganz engen Kreis von Juristen Teilnahme abgewonnen« hatte.
F. Geier.
Fur die Geschichte des Strassburger Kalenderwesens im
15. Jahrhundert gibt die grosse Publikation von K. H abler und
P. Heitz, »Hundert Kalender-Inkunabeln* (1905) lehrreiche
Beitrage. Der alteste gedruckte Einblattkalender Strassburger
Herkunft, der sich bisher hat auffinden lassen, stammt aus der
Presse des Joh. Mentelin und ist fur das Jahr 1477 bestimmt.
Das ganz schmucklose Blatt war aber zweifellos nicht das alteste,
welches der ruhrige Verleger Mentel als Neujahrsgabe an seine
Kunden verteilte. Andere Strassburger Offizinen, von denen sich
derartige Wandkalender erhalten haben, sind die von Heinr.
Eggestein, Joh. Griininger und Joh. Priiss d. A. Erwahnenswert
ist auch der Heidelberger Kalender fur 1489, von Friedr. Misch
gedruckt. Der verdienstliche Text von Habler oriendert iiber
Inhalt und Ausstattung der Einblattkalender. Die Tafeln bieten
die interessanten und seltenen Druckdenkmale in guter Faksimile-
Ausfiihrung und geben ein reiches Nachschlagematerial fur Typen-
untersuchungen und fiir das Studium des alteren Holzschnitts.
Leider wird der hohe Preis des Buches (100 M.) die Benutzung
desselben beeintrachtigen. — h.
In den Wurttembergischen Vierteljahrsheften 1906 Heft II.
S. 284 — 318 bespricht Dr. Hauber die Stellungnahme der Orden
46*
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jo6 Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
und Stifter des Bi stums Konstanz im Kampfe Ludwigs des
Bayern mit der Kurie. Am wichtigsten erscheinen mir seine
Ausfuhrungen iiber die Haltung Reichenaus und besonders der
Bettelorden. H. B.
Dr. Wilhelm Kiskys gekronte Preisschrift: Die Dom-
kapitel der geistlichen Kurfursten in ihrer person-
lichen Zusammensetzung im vierzehnten und funf-
zehnten Jahrhundert. (Weimar. Hermann Bohlaus Nach-
folger. 1906. Bd. 1. Heft 3 von Karl Zeumers Quellen und
Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in
Mittelalter und Neuzeit) bemuht sich vor allem, den Anteil fest-
zustellen, den die verschiedenen Adelsklassen an der Zusammen-
setzung der drei Erzstifter hatten. Fur Kdln weist er, wie Kothe
vor einigen Jahren das Cberwiegen der freiherrlichen Ge-
schlechter in Strassburg, den uberwiegenden Einfluss des Hoch-
adels nach (in der Zeit von 1450 — 1500 betragt der Zugang
104 Grafen gegen 17 Freiherren), wahrend in Mainz die Mini-
sterialen einen ganz bedeutenden Vorsprung haben und selbst
das biirgerliche Element ein bescheidenes Platzchen einnimmt.
Trier behauptet eine Art Mittelstellung. In samtlichen drei
Kapiteln sind auch eine Anzahl oberrheinischer Adelsgeschlechter
vertreten. N. B.
In dem 39. Jahrgang der »Geschichtsblatter fur Stadt und
Land Magdeburg« veroffentlicht E. Thiele auf S. 143 — 157
unter dem Titel »Zur Obersiedelung der franzosischen
Gemeinde Mannheims nach Magdeburg« einen Auszug
aus dem jetzt im Besitz der wallonisch-reformierten Gemeinde
Magdeburg befindlichen Protokollbuch der franzosischen Ge-
meinde Mannheims. Die bald nach Abschluss der Ereignisse
von dem damaligen Prediger Pericard niedergeschriebenen Auf-
zeichnungen bieten ein klares und anschauliches Bild der Schick-
sale der wallonischen Gemeinde nach der Besetzung Mannheims
durch die Franzosen, von dem Heranrucken der Gefahr, den
Greueln des Jahres 1689, der Flucht aus Mannheim, der end-
lichen Errettung durch Aufnahme der Vertriebenen in das Land
Kurfurst Friedrichs von Brandenburg und den mit den preussi-
schen Kommissaren gefuhrten Verhandlungen wegen Nieder-
lassung der Gemeinde in Magdeburg, bei denen Pericard klug
und zahe jeden Vorteil der Gemeinde zu wahren wusste. Fr.
In den zum erstenmal ans Tageslicht tretenden »Schriften
der Gesellschaft fur die Geschichte der Israeliten in Elsass-
Lothringen« veroffentlichen M. Ginsburger und C. Winkler
zwei kleine Arbeiten, die in einem Hefte vereinigt sind: »Die
Juden in Rufach und: Die Judengasse und die Syna-
goge in Rufach in Wort und Bild (Gebweiler, Dreyfus 1906.
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Zeitschriftenschau und Literaturuotizen.
707
54 S. -f- 7 PI.). Aus der in vier Abschnitte gegliederten Unter-
suchung Ginsburgers, die unter Heranziehung neuer Quellen
mancherlei bisher die Literatur beherrschende Irrtunier zu be-
richtigen vermag, erfahren wir u. a., dass die offenbar nicht
unbedeutende jiidische Gemeinde zu Rufach durch die Juden-
verfolgung von 1338 ihren Untergang fand. Seitdem scheint
kein Jude mehr seinen dauernden Wohnsitz in Rufach gehabt
zu haben. H. K.
Mit der kurzlich erschienenen vierten Abteilung des vierten
Bandesder »Kunstdenkmaler des Grossherzogtums Baden*,
welcher die Amtsbezirke Mosbach und Eberbach behandelt, ist
das Inventarisationswerk fur den Kreis Mosbach nach zehnjahriger
Arbeit zum Abschluss gebracht. Die Redaktion des Ganzen lag,
wie bisher, in den Handen von Ad. von Oechelhauser, der
sich in bewahrter Weise der ebenso verdienstlichen als muhevollen
Bearbeitung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Kunstdenk-
maler unterzogen hat und sich bei seiner Aufgabe, wie friiher, der
wissenschaftlichen und kunstlerischen Unterstiitzung einer stattlichen
Reihe von Fachmannern zu erfreuen hatte, unter denen bier nur
die Herren Zeller, Weiss, Hartmann und Gutmann genannt seien.
Die Zusammenstellung und Beschreibung der prahistorischen und
romischen Altertiimer hat auch diesmal E. Wagner ubernommen.
So ist in regem Zusammenwirken ein Werk entstanden, das
jeder, der fur die kunstgeschichtliche Vergangenheit unseres
Landes Interesse und Verstandnis besitzt, dankbar willkommen
heissen wird. Ich kann hier mit Rucksicht auf den zur Ver-
fugung stehenden Raum auf den reichen Inhalt des vorliegenden
Bandes des naheren nicht eingehen. Nur einiges sei daraus
hervorgehoben. In die romische Zeit fallen die Kastellanlagen
zu Neckarburken, sowie Inschriften, bauliche Oberreste und son-
stige Funde zu Mittel- und Oberschefflenz, Stockbrunn und Wald-
michelbach. Aus dem Mittelalter sind zunachst eine Reihe
stattlicher, zum Teil heute noch wohl erhaltener Burgen zu ver-
zeichnen, wie Dauchstein, Minneburg, Ehrenberg, Guttenberg,
Hornberg, Stolzeneck und vor allem das in bau- und kunst-
geschichtlicher Hinsicht bedeutsame Zwingenberg. Daneben die
Wasserschlosser Dallau, Lohrbach, Presteneck und das in den
Anfang des 14. Jahrhunderts zuriickreichende hochragende
Templerhaus zu Neckarelz. Unter den kirchlichen Bauten
romanischen Ursprungs seien die St. Gangolfkapelle zu Neu-
denau mit ihrem schonen, allerdings erst aus spaterer Zeit
stammenden Hochaltare, sowie die Klosterkirche zu Billigheim
erwahnt, der Gotik gehoren an die ehrwiirdige Notburgakapelle
zu Hochhausen mit dem falschlich auf romanische oder gar
byzantinische Einflusse zuriickgefuhrten, in der Tat aber erst
dem 14. Jahrhundert entstammenden Grabmale der Heiligen,
sowie die Stadtkirche zu Mosbach mit ihrer hubschen gotischen
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708 ZeiUchriftenschau und Literaturnotuen.
Kanzel. Auch in kunstlerischer Hinsicht beachtenswert erscheinen
die Grabm&ler der Herren von Bodigheim zu Binau, der Horneck
zu Hochhausen und der Gemmingen zu Neckarmuhlbach. Die
Wandmalereien, die sich in Hochhausen, in der Friedhofskapelle
zu Mosbach, der St. Gangolfskapetle zu Neudenau und der Burg-
kapelle zu Z win gen berg finden, fallen ihrer Entstehung nach
samtlich ins 15. Jahrhundert. An Profanbauten bieten Mosbach
mit seinem Rathause von 1558 und zahlreichen alten Fachwerk-
hausern, sowie Eberbach, dessen Badhaus vielleicht noch ins
14. Jahrhundert zuruckreicht, Bemerkenswertes. — Die Aufldsung
der Initialen an dem Emporpfeiler der Kirche zu Binau (S. 9)
ist zutreffend: eine Urkunde des General-Landesarchivs von
1628 fuhrt Georg Landschad von Steinach als Herrn von Binau
an. Bei der Mitteilung der romischen Inschrift von Ober-
schefflenz (S. 148) ist ubersehen worden, dass schon 1904
F. Haug den Text in den »Mannheimer Geschichtsblatterru
Sp. 161 veroffentlicht und erlautert hat. K. Obser.
lm 27. Bande des Jahrbuchs der Kdni^l. Preussischen
Kunstsammlungen (Berlin 1906) nndet sich ein bemerkenswerter
Aufsatz von Julius Janitsch iiber ein Bildnis Sebastian
Brants von Albrecht Durer. Das Blatt, seit 1881 im Konigl.
Kupferstichkabinett zu Berlin, zeigt eine treffliche Bildniszeich-
nung in Silberstift, welche nur von Durers Meisterhand her-
riihren kann. Hochst wahrscheinlich gehorte die Zeichnung
ursprunglich zu Durers niederlandischem Skizzenbuch, dessen
Characteristica sie durchweg aufweist Leider ist das Blatt
knapp ausgeschnitten, so dass die Marke des Kunstlers, der
Name des Dargestellten und das Datum fehlt. Dass wir in der
fein ausgefuhrten Skizze ein Portrat Brants vor uns haben, ist
kaum zu bezweifeln. Zur Vergleichung hat Janitsch den Holz-
schnitt Tobias Stimmers und ein Olportrat Brants (im Burger-
meisteramt zu Strassburg), welches vermutlich nach dem ver-
lorenen Bilde des Hans Baldung von einem geringen Kopisten
des 16. Jahrhunderts gearbeitet ist, passend herangezogen. Auf
das flache Kupferstichbildnis Brants, das Jakob von der Heyden
im Jahre 1631 herstellte, ist nur hingewiesen. Unbekannt blieb
dem Verfasser das Portrat Brants vom Anfang des 16. Jahr-
hunderts, das die Universitatsbibliothek zu Strassburg besitzt.
Von einer Begegnung Durers mit Sebastian Brant wissen wir
nichts Bestimmtes, sie kann aber nach Kalkoffs Ausfuhrungen
(Repertorium fur Kunstwissenschaft XX VIII S. 474 fi.) sehr
wahrscheinlich im Sommer 1520 zu Antwerpen stattgefunden
haben. — h.
Hans Rott, Ott-Heinrich und die Kunst. (Mitteilungen
zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, herausgegeben vom
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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
709
Heidelberger Schlossverein. Band V, Heft 1/2. Heidelberg,
Groos, 232 S.).
Der Streit um die Erhaltung des Heidelberger Schlosses ist
bei aller Erregung und Leidenschaft zunachst von der einen
erfreulichen Tatsache begleitet, dass Architekten, Kunstler und
Historiker ihr ernsthaftes Interesse der Baugeschichte dieses
weltberuhmten Werkes in unermudlicher Arbeit geschenkt haben.
Die Losung der Frage nach dem geistigen Schopfer des Ott-
Heinrich-Baues aber ist und bleibt das Ziel aller Forscher. Eine
umfangreiche, in ihren blossen Titeln zu einer bibliographischen
Zusammenfassung bereits reif gewordene Literatur ist diesem
nun seit Jahren heiss entbrannten Streite entwachsen. Werke von
monumentaler Bedeutung und Untersuchungen kleinster Art, die
oft nur im blossen Namen, in nicht immer gliicklicher Kritik des
Ratsels Losung gefunden zu haben glauben. Bei dem Mangel
historischer Grundlagen hat darum die asthetische Betrachtung
und die Stilkritik ihre oft widerspruchsvollen Gedanken und
Anschauungen zum Ausdruck gebracht. So dankenswerte Friichte
auch alle diese Arbeiten gebracht haben mogen, den »Meister«
haben sie alle nicht gefunden und, wenn sie auf der einen Seite
Pfade, auf denen wir sicher weiter wandeln kdnnen, helie ge-
macht, streuen sie an anderer Stelle verwirrendes Dunkel auf
den Weg. Auch der Verfasser vorliegenden Buches, durch seine
grundlichen Forschungen und lebensfriscben Darstellungen aus
der pfalzischen Reformationsgeschichte ruhmlichst bekannt, ist
nach dem Meister des Ott-Heinrich-Baues suchen gegangen,
aber sein Weg war ein anderer, er hat die Frage in der
Bedeutung des Bauherrn und seiner geistigen Teilnahme an dem
stolzen Werke zu ldsen versucht. Das konnte nur der Histoiiker.
Er musste es um so mehr tun, als gerade von einer Seite, der
wir in asthetischer und stilkritischer Hinsicht so viel neue Hin-
weise und feststehende Tatsachen verdanken, im Obereifer des
Suchens Ott-Heinrichs Bild in einer Weise entstellt worden ist,
die zwar, vom Historiker nicht ernst genommen, die vielen anderen
zu verwirrenden Schliissen verfuhren konnte. Wir durfen von
vornherein sagen, dass auch der Verfasser den Meister nicht
fand, wenigstens seine Beweisgrunde uns davon nicht uberzeugen,
aber bedeutungslos erscheint das, gegenuber dem, was der
Forscher auf seinem muhsamen Wege gefunden hat. Es ist das
Bild Ott-Heinrich9 in seiner Stellung zur Kunst, was als bedeut-
sames Werk aus Rotts Studien hervorgegangen ist, um so bemer-
ken9werter, als diese Zuge nicht aus der Fulle offen zutage
liegender Akten und Briefe, sondern erst muhsam aus den ent-
legensten, durch des Verfassers Spursinn entdeckten Quellen
sich heraus gestaltet haben. Als Fundstucke nur ein Gerippe
von Namen, die aber im Zusammenhang mit dem kunstlerischen
Leben der Zeit und dem Bauherrn selbst Fleisch und Muskeln,
Seele und Geist, durch die bildende Hand des Geschichts-
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7io
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
schreibers erhalten haben. Das Bild einer hochbegabten Person-
lichkeit, die von Jugend auf bis ans Ende ihrcr Tage der Genius
der Kunst begleitet hat. Ein Furstr der unfahig, die kleine
Staatswirtschaft seines Landchens in Ordnung zu halten, als einer
der verstandnisvollsten Fdrderer der Kunste und Wissenschaften
gelten muss, dessen Gedanken alles umfassten, was dem hoch-
entwickelten reichgestalteten geistigen Leben jener Zeit seinen
Ausdruck verlieh. Maler und Bildhauer, Baumeister und Tech-
niker, Medailleure und Kupferstecher, Astronomen und Mathe-
matiker, Theologen und Geschichtsschreiber umgeben die so
frohgemute, lebensfreudige Personlichkeit, und selbst aus den
trockenen Registern seines Buches heben sich fur uns und die
kiinftige Forschung bedeutsame Zuge hervor. Es ist unmoglich,
alle diese Namen zu verfolgen, die mit dem Leben dieses
bildungsfrohen Macen verknupft sind von den Tagen an, da
seine Neuburger Herrschaft unter Schuldenlast zusammenbrach
und die engen Verhaltnisse des Heidelberger Exils ihn e rap fin gen,
bis zu der kurzen aber schopferischen Zeit, da Ott-Heinrich
ohne Zweifel langst in sich verarbeiteten Gedanken glanzende
Formen verlieh. Es sind Namen, die wie Labenwolf, Flotner,
Daucher u. a. langst in der deutschen Kunst in Ehren Geltung
haben oder, nur wenig gekannt oder ganz verschollen, in der
Umgebung Ott-Heinrichs neues Leben gewinnen. Unter ihnen
taucht als eine neue Erscheinung der langjahrige Baumeister
unter drei Kurmrsten Hans Engelhard auf, der nach des Ver-
fassers muhsamen Forschungen ohne Zweifel eine auf das pfal-
zische Bauwesen einflussreiche Personlichkeit gewesen sein muss.
Dass ihn sein Entdecker unter dem frischen freudigen Eindrucke
der Entdeckung sofort in einen geistigen Zusammenhang mit
dem Ott-Heinrichsbau gesetzt hat, mag man verstehen. 1st auch
ein schlagender Beweis dafur nicht gegeben, 90 wird doch Hans
Engelhard bei alien kunftigen Forschungen uber das Schloss in
ganz besondere Rucksicht gezogen werden mussen, wenn nicht
am Ende seine Bedeutung im Sinne Rotts sich immer mehr der
Gewissheit nahert. Wie dem auch sei: die Frage nach dem
Meister des Ott-Heinrichbaues wird fiirderhin Baumeister, Kunstler
und Gelehrte beschaftigen mussen. Das Rottsche Buch aber,
allem gegenuber, was wir iiber Ott-Heinrich wissen, eine be-
deutende literarische Neuschopfung, mag uns dariiber belehren,
dass nicht asthetische und stilistische Kombinationen, sondern
nur griindliche Archivforschung das immer noch vorhandene
Ratsel zu losen, vielleicht einmal imstande ist. Das Hauptver-
dienst dieses Buches bleibt eben doch, deutlich geraacht zo
haben, dass die geistige Mitarbeit Ott-Heinrichs an dem stolzen
Bauwerke, das seinen Namen tragt, ausser allem Zweifel steht.
/. w.
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Zeitschrif tense hau und Literaturnotizen. 7 1 1
i. Karl Friedrich Gutmann, Die Kunsttopferei des
18. Jahrhunderts ira Grossherzogtum Baden. Karls-
ruhe i. B. Druck und Verlag der G. Braunschen Hofbuch-
druckerei. 1906, 180 S. in 40. und funf Tafeln in Lichtdruck.
2. Johannes Marz, Die Fayencefabrik zu Mosbach
in Baden. 1906, Verlag von Gustav Fischer in Jena. Auch
unter dem Titel: Volkswirtschaftliche und wirtschaftsgeschicht-
liche Abhandlungen, herausgegeben von Professor Wilhelm Stieda
in Leipzig, N.F. 7. Heft.
Gutmanns Untersuchungen uber die badische Kunsttopferei
im 18. Jahrhundert bieten viel neuen Aufschluss fiber zum Teil
vollig unbekannte keramische Etablissements. Der Verf. hat sich
das nicht genug anzuerkennende Verdienst erworben, mit sel-
tenem Fleisse in alten Aktenbestanden das fur die geschichtliche
Darlegung notige Material gesucht und iiberdies Erzeugnisse der
Fabriken gesammelt zu haben, die er jetzt in Abbildungen, ver-
vollstandigt aus anderen Sammlungen und Museen, vorzufuhren
vermag. Er hat sich nicht nur an das Grossherzoglich Badische
Generallandesarchiv in Karlsruhe gehalten, sondern auch an
weniger bekannten Archivstellen bemerkenswertes Material auf-
gespurt, ^ wie in Amorbach fiir die Fayencefabrik zu Mosbach
und in Waal fiir die Fabriken von Dautenstein und Nonnenweier.
Ja, er hat ausserdem Schriftstucke und Drucksachen in Privat-
besitz wie bei seiner Schilderung der Etablissements zu Durlach
und Baden-Baden heranzuziehen gewusst. So gelingt es ihm,
das anziehende, an so vielen Stellen der Aufklarung noch be-
durftige Gebiet der deutschen Keramik entschieden zu fordern.
Er fuhrt uns die Schicksale der Fayencefabriken zu Durlach und
Mosbach, Dautenstein und Nonnenweier, der Porzellanfabrik zu
Baden-Baden und der Tiegel- und Steingutfabrik ebenda vor.
Ober die erstere hat der Verf. schon im Jahre 1897 ein Buch
drucken lassen, dessen Ausfuhrungen er jetzt im wesentlichen
wiederholt. Vor ihm hatte bereits im Jahre 1896 Justus Brinck-
mann in seinen Beitragen zur Geschichte der Topferkunst in
Deutschland (Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen
Anstalten, XIII) ebenfalls die Fayencefabrik zu Durlach an der
Hand aktenmassigen Materials besprochen. Ober die erste
Periode der Fayencefabrik zu Mosbach hat der Unterzeichnete
in dieser Zeitschrift, N.F. Band 19 S. 318 ff. auf Grund von
Studien im Furstlich Leiningenschen Archiv zu Amorbach Mit-
teilungen gemacht. Ober die weitere Entwickelung derselben
und die andern genannten Etablissements berichtet Gutmann
erstmalig in dem vorliegenden Buche.
Nur die beiden Fabriken zu Durlach und zu Mosbach haben
es in kiinstlerischer und wirtschaftlicher Beziehung zu nennens-
werten Erfolgen gebracht. Erzeugnisse der Pfalzerschen Por-
zellanfabrik zu Baden-Baden und der Fayencefabriken zu Dauten-
stein und Nonnenweier sind bis jetzt nicht nachgewiesen und
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1 1 2 Zeitschriftenschau und LUeraturnoiizen.
ihre Marken, sofera sie uberhaupt welche eefuhrt ha ben, un-
bekannt. Die Steingutartikel aber der Anstettschen Fabrik zu
Baden-Baden waren weisse Ware ohne Dekor (und Marke), die
fur das Kunstgewerbe schwerlich einige Bedeutung besitzen.
Sie sind gleichwohl wirtschaftlich bemerkenswert , da ste einem
der alteren Versuche entstammen, sich von der Konkurrenz des
englischen Steinguts, das in den lets ten Jahrzehnten des 18. Jahr-
hunderts den Kontinent formlich uberschwemmte, frei zu machen
(vgl. diese Zeitschrift, N.F. Band 19, S. 684 ff.). Freilich ist die
Steingutfabrik zu Baden-Baden von langerer Dauer nicht gewesen,
so wenig wie die Steingutfabrik auf dem Gute Hochberg zu
Rotenfels, die auf Anregung des Markgrafen Karl Friedrich im
Jahre 1802 ins Leben gerufen wurde. Die heutige leisrungs-
fahige badische Steingutfabrikation ist nicht auf sie zuruckzu*
fuhren, sondem auf die seit 1808 — 1810 beginnenden Anstalten
der Gebruder Horn zu Horn berg und Lenz in Zeli a. Harmers-
bach, sowie auf den seit 1811 sich abspielenden Obergang der
Fayencefabrik in Duriach zur Herstellung von Steingut.
Eine durchgearbeitete geschichtliche Darstellung darf man
in Gutmanns Buch nicht suchen. Seine Ausfuhrungen sind viel-
mehr im Grunde nichts anderes als aneinander gereihte, wortlich
kopierte, zum Teil sehr langatmige Aktenstucke, zwischen denen
ein durftiger Text vermittelt. Auch verschmaht der Verf. voll-
standig die Ergebnisse der Studien von anderer Seite zum Ver-
gleich oder zur besseren Beurteilung der von ihm mitgeteilten
Ereignisse und Zustande heranzuziehen. Auf die Weise ist das
Buch zur fortlaufenden Lekture nicht recht geeignet und erhebt
sich nicht uber den Rang eines fleissigen Nachschlagewerks, dem
indes wieder zu rechter Benutzbarkeit Personen-, Orts- und
Sachregister fehlen. Zu den Eigentumlichkeiten des Verf. gehort
es ferner, seine Vorgiinger auf dem von ihm bearbeiteten Ge-
biete gar nicht zu erwahnen, obwohl doch Justus Brinckmann
und der Unterzeichnete, wie bemerkt, auf zwei dieser Fab ri ken
schon vor Gutmann aufmerksam gemacht haben. Der Verf.
hat vermutlich, urn seine Selbstandigkeit zu bewahren, unterlassen,
jene Aufsatze zu benutzen. Es ware aber gewiss richtiger
gewesen, sie wenigstens zu nennen, etwa mit der Einschrankung,
dass er seine archivalischen Studien zur Zeit, als jene Arbeiten
erschienen, schon abgeschlossen und daher keine Veranlassung
hatte, sich ihrer zu bedienen.
Im einzelnen darf vielleicht bemerkt werden, dass die Fabrik
zu Saarbrucken, die in der keramischen Literatur unbekannt ist
(S. 38), etwa mit der Fayencefabrik zu Ottweiler identisch sein
konnte (vgl. Annalen des Vereins fur Nassauische Altertums-
kunde und Geschichtsforschung, Band XXXIV S. 13 ff.). Die
Herzogl. Wiirttembergische »Fayence-Ordnung vom Jahre 175M
(S. 56) ist das einigen Handelsleuten in Calw am 4. August
1751 erteilte Privileg zur Eroffnung einer Porzellanfabrik in
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Zeitschriftenschau und Literatumotizen.
713
Wiirtteinberg (vgl. Wurttembergische Vierteljahrshefte f. Landes-
geschichte, N.F. 1 S. 243 (1892). Die »Portes mouchets* auf
S. 157, die der Verf. unerklart gelassen hat, konnten wohl Licht-
putzscbalen bedeuten. Die »Wirsching Haupter« auf S. 159 sind
schwerlich »Terrinen in dieser Form* gewesen, sondern Butter-
dosen in der Gestalt eines Kohlhauptes, von der Art, wie sie
der Verf. auf S. 157 anfuhrt. Ich glaube, dass schon der an-
gegebene Preis von 40 Kreuzem pro Stuck von der Annahme,
dass es sich um Terrinen gehandelt hat, abzusehen zwingt, da
nach dem vom Verf. auf S. 155 abgedruckten Preiskurant diese
Gefiisse, weil wesentlich grosser, auch teuerer waren: 1 fl. 20 xr.
bis 1 fl. 50 xr.
Eine ungleich abgerundetere Verarbeitung des reichlich
quellenden Stoffes gibt Marz in seiner Geschichte der Fayence-
fabrik zu Mosbach in Baden. Es ist charakteristisch, dass, nach-
dem das Material so lange in Amorbach unbeachtet gelegen
hat, nur wenigen Eingeweihten uberhaupt bekannt, jetzt auf ein-
mal zwei Bearbeiter sich gefunden haben. Denn Marz stutzt
sich auf dasselbe Aktenmaterial in Amorbach, das Gutmann zu
seinen Ausfuhrungen diente, doch konnte er Gutmanns Werk,
das wahrend der Drucklegung des seinigen ausgegeben wurde,
nicht mehr benutzen. Es stimmen auch beide Autoren im
wesentlichen iiberein. Indes hat Gutmann ein Faszikel mehr
vorgelegen als Marz, indem dieser seine Darstellung mit dem
Reskript vom Jahre 1829, das den Verkauf der Mosbacher
Fabrik an den Werkmeister Stadler verfugt, schliesst. Dagegen
weiss uns Gutmann noch zu berichten, dass Stadler das Unter-
nehmen bis zum Jahre 1836 weiterfuhrte: Marz liefert eine
hauptsachlich wirtschaftsgeschichtliche Auseinandersetzung, die
es darauf abgesehen hat, das Aufkommen der Grossindustrie in
einem gegebenen Falle zu beleuchten. Darin ubertrifft er Gut-
mann, dem diese Seite in der Geschichte der von ihm behan-
delten Fabrik nicht in den Sinn gekomraen zu sein scheint.
Marz bespricht daher nach einer etwas anders als bei Gutmann
ausgefallenen Gruppierung des rein historischen Stoffes in beson-
deren Abschnitten »die Fabrik und ihre Einrichtungens »die
Fabrikate*, »die Produktion und die Arbeiter*. Da er bestandig
auf die keramische Literatur bezug nimmt , die Mosbacher Zu-
stande mit denen in anderen Unternehmungen vergleicht, so
bietet er eine lesbare gefallige Erzahlung, deren Hauptergebnisse
mir durchaus annehmbar erscheinen. Wenn auch wohl die hier
gewonnenen Ergebnisse nicht ohne weiteres auf andere Fabriken
als typische ubertragbar sind, so erhalt man immerhin einen
ansehnlichen Beitrag zu der iiberhaupt noch zu wenig auf-
geklarten Geschichte der deutschen Grossindustrie. Man wird
aufs neue die Schwierigkeiten gewahr, unter denen der Gross-
betrieb im 18. Jahrhundert allmahlich in die Hohe kam. Der
ungenfigende Absatz, auf den Marz S. 71 ff. aufmerksam macht,
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7'4
Zeitschriftenschau und Literaturnotizen.
ist auch fur die Mosbacher Fabrik ein unuberwindliches Hindernis
gewesen. Im ubrigen hat Marz seine Arbeit niedergeschrieben,
ohne je ein Mosbacher Fabrikat vor Augen gehabt zu haben.
Daher steht er in kunstgewerblicher Hinsicht bei der Wiirdigung
der Fabrikate hinter Gutmann zuruck. Doch hat sich Marx
uber verschiedene Dinge ausgelassen, die Gutmann ganz unbe-
rucksichtigt lasst, wie uber die auf der Fabrik gemachten
Figuren, die Art der fabrizierten Gegenstande, die gebrauchten
Farben und ihre Technik. So diirfte mithin Marz* Abschnitt
uber die Erzeugnisse auch dem Kunsthistoriker einige Anregung
geben konnen.
Im einzelnen sei auch hier bemerkt: Ob Pfaffenkappen als
Punschbowlen zutrefFend erklart sind, wird mir bei ihrem geringen
Preise zweifelhaft (S. 91). »Courvet-Schalen« S. 105) und »Cornis-
Teller* (S. 107) sind unerklart geblieben. Die 23000 fl„ die
auf S. 39 als Baukosten fur Glasurmiihle und Brennofen angesetxt
sind, sind ein arger Druckfehler fur 2300 fl. (vgl. Gutmann
S. 139). Bei anderen Nichtiibereinstimmungeu in Zahlen and
Angaben zwischen beiden Verfassern fragt es sich, wer richtigcr
gelesen hat. Im ganzen sind beide Werke erfreuliche Be-
reicherungen der landesgeschichtlichen und' kunstgewerblichen
Literatur. Wilhelm Stieda.
In der »Vierteljahrsschrift fur Wappen-, Siegel- und Fami-
lienkunde* J. 1906 Heft 1 u. 2 teilt G. Leidinger (Regesta
Dalbergiana) auf Grund der durch Schenkung der Munchener
Hof-Staatsbibliothek uberwiesenen Dalbergschen Familiendoku-
mente 86 Regesten, die Herren von Dalberg betr., mit, die aus
den Jahren 13 10 — 1843 stammen, zumeist Lehenbriefe der
Wormser Bisch6fe, der Erzbischofe von Mainz und der Kor-
fiirsten von der Pfalz.
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Pergamentkopie der Celsus-Urkunde aus dem „Catalogus abbatum"
1 8. saec., etwa I/J8 nat. Gr.
" ""/"/*£* • , - r . .,v., .*.,. *,„<,„<,
»\* * Siu
Skizze der Celsus-Urkunde aus der „Narratio historica",
1 8. saec., etwa x/s nat Gr.
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M 28. 1906.
MITTEILUNGEN
der
Badisehen Historisehen Kommission.
Bericht
iibcr die
Ordnung und Verzeichnung der Archive
und
Registraturen der Gemeinden, Pfarreien, Grundherrschaften,
Korporationen und Privaten des Grossherzogtums Baden
im Jahre 1904/05 durch
die Pfleger der Badisehen Historisehen Kommission.
I. Bezirk.
In den Amtsbezirken Bonndorf, Konstanz, Mess-
kirch, Pfullendorf, Sackingen, Stockach, Uber-
lingen, Villingen, Waldshut sind die samtlichen
Gemeinde- und Pfarrarchive verzeichnet.
Die Verzeichnung des Kapitelsarchivs zu Villingen
wird der derzeitige Dekan Welte demn£chst zu Ende
fuhren.
Von den grundherrlichen Archiven steht noch aus
das Freiherrlich von Hornstein'sche Archiv in Binningen
(B. A. Engen), dessen Verzeichnung Freiherr Eduard
von Hornstein-Grilningen ubernommen hat.
Die Pflegschaft fur den Amtsbezirk Donau-
eschingen ubernahm Kanzleirat Anton Schelble in
Don aueschingen .
II. Bezirk.
Im Amtsbezirk Miillheim wurde das fruher nur zu
einem kleinen Bruchteil erledigte Archiv der Stadtpfarrei
Neuenburg a. Rh. im Laufe des Jahres durch den Privat-
gelehrten Dr. Otto Bihler in Freiburg bearbeitet.
Mitt. d. Bad. Hist. Kom. Nr. a8. i
Digitized by VaOOQ IC
m2 Bericht
Damit sind s&mtliche Gemeinde- und Pfarrarchive in
den Amtsbezirken Breisach, Freiburg, Lorrach, Miill-
heim, Neustadt, St. Blasien, Schonau, Schopfheim,
Staufen und Waldkirch erledigt.
Von den im Bezirk noch vorhandenen Grundherr-
lichen Archiven ist die Verzeichnung des Gr£flich von
Kageneck'schen in Munzingen (B. A. Freiburg) durch den
dortigen Pfarrer Dr. K. H. Spreter zum Abschluss gebracht
worden. Nahezu vollendet hat der Pfleger Landgerichtsrat
Adolf Birkenmayer die Verzeichnung des dem Grafen
von Helmstatt gehorigen von Falkenstein'schen Archivs zu
Oberrimsingen (B. A. Breisach); desgleichen geht die Ver-
zeichnungsarbeit in dem Freiherrlich von Ow'schen Archiv
zu Buchholz (B. A. Waldkirch) durch den Freiherrn
Werner Ow von Wachendorf ihrem Ende entgegen.
Die Fertigstellung des Freiherrlich Rink von Baldenstein-
schen Archivs in Neuershausen (B. A. Freiburg) ist durch
die Erkrankung des damit beschaftigten Pflegers, Oberst-
leutnant v. d. A. Freiherr Camillo von Althaus, ver-
zogert worden.
III. Bezirk.
Im Amtsbezirk Emmendingen stehen noch aus das
Gemeinde- und das Evangelische Pfarrarchiv zu Tutsch-
felden und die Katholischen Pfarrarchive zu Endingen,
Herbolzheim und Wagenstadt. Mit einer Revision und mit
der Verzeichnung der nachtraglich noch in grosserer An-
zahl vorgefundenen, unverzeichneten Pergamenturkunden
des Stadtarchivs zu Endingen hat der Oberpfleger Professor
Dr. Pfaff begonnen.
Im Amtsbezirk Lahr stehen noch aus die evang-elischen
Pfarrarchive zu Allmannsweier, Ichenheim, Lahr, Sulz und
das katholische Pfarrarchiv zu Lahr.
Im Amtsbezirk Offenburg steht noch aus die Ver-
zeichnung der in dem Stadtarchiv Offenburg vorgefundenen
Nachtrage.
Im Amtsbezirk Oberkirch ist das HospitalarchAv zu
Oberkirch noch zu verzeichnen.
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iiber die Ordnung und Verzeichnuug der Archive usw. m*
In den Amtsbezirken Achern, Biihl, Ettenheim,
Kehl sind samtliche Gemeinde- und Pfarrarchive erledigt.
Desgleichen sind samtliche Grundherrliche Archive
des Bezirks nunmehr verzeichnet.
IV. Bezirk.
1m Amtsbezirk Eppingen sind die im Vorjahre durch
den Pfleger Stadtpfarrer Ludwig Friedrich Reimold in
Eppingen in dem dortigen Stadtarchiv nachtraglich vor-
gefundenen Archivalien inzwischen durch den Hilfsarbeiter
der Kommission, Dr. Karl Sopp, verzeichnet worden.
In den Amtsbezirken Baden, Bretten, Durlach,
Eppingen, Ettlingen, Karlsruhe, Pforzheim, Rast a tt,
Triberg, Wolfach sind samtliche Gemeinde- und Pfarr-
archive erledigt.
Von Grundherrlichen Archiven steht noch aus das
Freiherrlich von St. Andresche Archiv zu Konigsbach
(B. A. Durlach).
V. Bezirk.
Im Amtsbezirk Sinsheim hat der Pfleger Pfarrer
Wilhelm Wehn in Ehrstadt die Gemeindearchive zu
Babstadt, Bockschaft, Ehrstadt, Hasselbach, Helmstadt,
Rohrbach und Untergimpern und die Pfarrarchive zu
Adersbach, Daisbach, Ehrstadt, Eschelbronn, Grornbach,
Hilsbach, HofFenheim, Kirchardt, Obergimpern, Rappenau,
Reihen, Rohrbach und Siegelsbach verzeichnet. Hiermit
ist der Bezirk erledigt.
Im Amtsbezirk Wertheim stehen noch aus die Ge-
meindearchive zu Griinenworth, Odengesass, Vockenroth,
Waldenhausen und die Pfarrarchive zu Bettingen, Dertingen,
Kembach, Nassig, Niklashausen, Waldenhausen und Wert-
heim.
In den Amtsbezirken Adelsheim, Boxberg, Bruch-
sal, Buchen, Eberbach, Heidelberg, Mannheim,
Mosbach, Schwetzingen, Sinsheim, Tauberbischofs-
heim, Weinheim, Wiesloch sind samtliche Gemeinde-
und Pfarrarchive erledigt.
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XtlA Bcricht tiber die Ordnung und Verzeichnung der Archive usw.
Von den Grundherrlichen Archiven sind noch zu
verzeichnen im Bezirk Heidelberg das Freiherrlich von
Laroche'sche Archiv, aufbewahrt in Karlsruhe; im Bezirk
Sinsheim das Freiherrlich von Venningen-Ullner'sche Archiv
zu Grombach, das Freiherrlich von Degenfeld'sche zu
Hasselbach, das Graflich von Yrsch'sche zu Gbergimpern;
im Bezirk Weinheim das Graflich von Wieser'sche zu
Leutershausen ; im Bezirk Wertheim das Graflich von
Ingelheim'sche zu Gamburg.
Durch den Tod des langjahrigen verdienten Pflegers
Stadtpfarrers Albert Julius Sievert ist die Pflegschaft
fur das Amt Weinheim — Gemeinden und evangelische
Pfarrarchive — erledigt; die erledigte Pflegschaft des Amts-
bezirks Boxberg tlbernahm Pfarrer Otto Hagmaier in
Neunstetten.
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Verzeichnis
der Pfleger der Badischen Historischen Kommission.
(Stand vom I. November 1905.)
Oberpfleger:
Vorstand
Bonndorf:
Donaueschingen :
Engen :
Konstanz :
Messkirch :
Pfullendorf:
Sackingen :
Stockach :
Uberlingen, Stadt:
» , Land:
Villingen :
Waldshut:
I. Bezirk.
Professor Dr. Christian Roder,
der Realschule in Oberlingen.
Landgerichtsrat Adolf B i r k e n -
mayer in Freiburg i. Br.
Kanzleirat Anton Schelble in
Donaueschingen.
Pfarrer Anton Keller in Ducht-
lingen.
Apotheker Otto Leiner in Kon-
stanz.
Unbesetzt.
Pfarrer Joseph Wolf in Burgweiler.
Landgerichtsrat Adolf Birken-
mayer in Freiburg i. Br.
Pfarrer Karl Seeger in Mahringen.
Professor Dr. Christian Roder, Vor-
stand der Realschule in tTber-
lingen.
Pfarrer Otto Buttenmuller in
Salem.
Professor Dr. Christian Roder, Vor-
stand der Realschule in Uber-
lingen.
Landgerichtsrat Adolf Birken-
mayer in Freiburg i. Br.
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m6
Verzeichnis der Pfleger dei Bad. Hist. Kommission.
II. Bezirk.
Oberpfleger: Stadtarchivrat Dr. Peter Paul Albert
in Freiburg i. Br.
Professor Dr. Max Stork u. Oberst-
leutnant v. d. A. Freiherr Camillo
von Althaus in Freiburg i. Br.
Landgerichtsrat Adolf Birken-
mayer in Freiburg i. Br.
Kreisschulrat Dr. Benedikt Ziegler
in Freiburg i. Br.
Landgerichtsrat Adolf B irk en-
may er in Freiburg i. Br.
Derselbc.
Derselbe.
Derselbe.
Geistl. Rat Pfarrer Aloys Bauer in
St. Trudpert.
Kreisschulrat Dr. Benedikt Ziegler
in Freiburg i. Br.
Breisach: I
Freiburg: |
LOrrach :
Mullheim :
Neustadt:
St. Blasien:
Sch6nau:
Schopfheim :
Staufen :
Waldkirch:
III. Bezirk.
Oberpfleger: Professor Dr. Fridrich Pfaff,
Universit£tsbibliothekar in Freiburg i. Br.
Achern:
Buhl:
Emmendingen:
Ettenheim :
Kehl:
Lahr:
Oberkirch :
Direktor Dr. Hermann Schindler
in Sasbach.
Pfarrer Karl Re in fried in Moos.
Universit&tsbibliothekar Professor
Dr. Fridrich Pfaff und Oberst-
leutnant v. d. A. Freiherr Camillo
von Althaus in Freiburg i. Br.
Pfarrer Karl Heinrich Neu in
Schmieheim.
Unbesetzt.
Pfarrer Karl Heinrich Neu in
Schmieheim und Pfarrer Karl
Mayer in Dinglingen.
Stadtpfarrer Rudolf Seelinger in
Oberkirch.
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Verzeichnis der Pfleger der Bad. Hist. Kom mission.
m7
OfFenburg:
Professor a. D. Franz Platz in OfFen-
burg.
IV. Bezirk.
Oberpfleger:
Archivrat Dr. Albert Krieger in Karlsruhe.
Baden :
Professor a. D. Valentin Stosser
in Baden.
Bretten :
Stadtpfarrer Karl Renz in Bretten.
Durlach:
Hauptlehrer Benedikt Schwarz in
Karlsruhe.
Eppingen:
Stadtpfarrer Ludwig Friedrich Rei-
mold in Eppingen.
Ettlingen:
Hauptlehrer Benedikt Schwarz in
Karlsruhe.
Karlsruhe:
Professor Heinrich Funk, Vorstand
der Hoheren Burgerschule in
Gernsbach.
Pforzheim :
Professor Dr. Karl Reuss in Pforz-
heim.
Rastatt:
Hauptlehrer Benedikt Schwarz in
Karlsruhe.
Triberg:
Unbesetzt.
Wolfach:
Unbesetzt.
V. Bezirk.
Oberpfleger: Professor Dr. Friedrich Walter in Mannheim.
Adelsheim: Burgermeister Dr. Johann Gustav
Weiss in Eberbach.
Boxberg: Pfarrer Otto Hagmeier in Neun-
stetten.
Bruchsal: Hofpfarreiverweser Anton Wette-
rer in Bruchsal.
Buchen: Burgermeister Dr. Johann Gustav
Weiss in Eberbach.
Eberbach, Gemeinden: Derselbe.
> , Pfarreien: Stadtpfarrer Karl Johann S chuck
in Eberbach.
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m8
Verzeichnis dcr Pfleger der Bad. Hist. [Commission.
Wiesloch:
Universit&tsbibliothekar Dr. Rudolf
Sillib in Heidelberg.
Professor a. D. Dr. Hubert Claasen
in Mannheim.
Biirgermeister Dr. Johann Gustav
Weiss in Eberbach.
Professor Ferdinand August Maier,
Vorstand des Realprogymnasiums
in Schwetzingen.
Pfarrer Wilhelm Wehn in Ehrstadt.
Unbesetzt.
Unbesetzt.
Gemeinderat Eduard Zehr in Wert-
heim.
, evang. Teil: Stadtpfarrer Johann Ludwig Ca-
in ere r in Wertheim.
Professor Dr. Kilian Seitz in Karls-
ruhe.
Heidelberg :
Mannheim:
Mosbach:
Schwetzingen
Sinsheim :
Tauberbischofsheim :
Weinheim :
Wertheim, kath. Teil
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Veroffentlichungen
der
Badischen Historischen Kommission.
I. Mittelalterliche Quellen, insbesondere Regestenwerke.
Regesta episcoporum Constantiensium. Bd. I., bearb. von
P. Ladewig u. Th. Miiller. Bd. II., bearb. von A Car-
tellieri% mit Nachtragen und Registern von K. Rieder.
4°. brosch. 56 M. Innsbruck, Wagner. 1887- 1905.
Regesten der Pfalzgrafen am Rhein. Bd. I, bearb. von
A. Koch und /. Wille. 40. brosch. 30 M. Innsbruck,
Wagner. 1894.
Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg. Bd. I,
bearb. von R. Fester. Bd. II. Lief. 1 — 2, bearb. von
Heinrich Wiiie. Bd. III. Lief. 1—4, bearb. von Heinrich
Witte. 40. brosch. 66,8o M. Innsbruck, Wagner. 1892
— 1904.
Quellen und Forschungen zur Geschichte der Abtei
Reichenau. Bd. 1. K. Brandt. Die Reichenauer
Urkundenfalschungen. Mit 17 Taf. in Lichtdruck.
40. brosch, 12 M. Bd. II. K. Brandt. Die Chronik
des GallusOhem. Mit 27 Taf. in Lithographic 40.
brosch. 20 M. Heidelberg, Winter. 1890 — 1893.
F. von Weech. Codex diplomaticus Salemitanus. Mit Unter-
stutzung St. Konigl. Hoheit des Grofiherzogs, des f Mark-
grafen Maximilian und der Badischen Historischen Kom-
mission. Bd. I — III. Mit 40 Taf. in Lichtdruck. Lex.-8°.
brosch. 42,40 M. Karlsruhe, Braun. 1881 — 1895.
Oberrheinische Stadtrechte. I. Abteilung. Frankische Rechte.
1. — 6. Heft. 1. Wertheim, Freudenberg und Neubronn,
bearb. von R. Schroder. 2 M. 2. Der Oberhof Wimpfen
mit seinen Tochterrechten Eberbach, Waibstadt, Ober-
schefflenz, Bonnigheim und Mergentheim, bearb. von
R. Schroder. 5,50 M. 3. Mergentheim, Lauda, Ballen-
berg und Krautheim, Amorbach, Walldurn, Buchen, Kuls-
heim und Tauberbischofsheim, bearb. von R. Schrdder.
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mio VerSffentlichungen der Badischen Historischen Kommission.
6 M. 4. Miltenberg, Obernburg, Hirschhorn, Neckar-
steinach, Weinheim, Sinsheim und Hilsbach, bearb. von
It. Schroder und C. Koehnc. 6 M. 5. Heidelberg, Neckar-
geraiind und Adelsheim, hearb. von Carl Koehnc. 7 M.
6. Ladenburg, Wiesloch, Zuzenhausen, Bretten, Gochs-
heim, Heidelsheim, Zeuthern, Boxberg, Eppingen, bearb.
von Carl Koehne. 5 M. Lex.-8°. brosch. Heidelberg,
Winter. 1 895 — 1 902.
II. Abteilung. Schwabische Rechte. i. Heft. Villingen.
bearb. von Christian Roder. 8 M. Lex.-8°. brosch. Heidel-
berg, Winter. 1905.
K. Beyerle. Die Konstanzer Ratslisten des Mittelalters.
Lex.-8°. broch. 8 M. . Heidelberg, Winter. 1898.
II. Quellenpublikationen zur neueren Geschichte.
B. Erdmannsdorffer und A\ Obser. Politische Korrespondenz
Karl Friedrichs von Baden. 1783 — 1806. Bd. I — V.
*• I783— 1792- 16 M. II. 1792 — 1797. 20 M. III. 1797
— 1801. 16 M. IV. 1801— 1804. 20 M. V. 1804 — 1806.
25 M. Lex.-8°. brosch. Heidelberg, Winter. 1888 — 1901.
K. Knies. Karl Friedrichs von Baden brieflicher Verkehr
mit Mirabeau und du Pont. 2 Bde. Lex.-8°. brosch.
25 M. Heidelberg, Winter. 1892.
Af. Immich. Zur Vorgeschichte des Orleans'schen Krieges.
Nuntiaturberichte aus Wien und Paris 1685-1688.
Mit einem Vorwort von Fr. von Weech. Lex.-8U. brosch.
12 M. Heidelberg, Winter. 1898.
A. Thorbecke, Statuten und Reformationen der Universitat
Heidelberg. Lex -8°. brosch. 16 M. Leipzig, Duncker
& Humblot. 1 89 1.
III. Bearbeitungen.
A. Krieger. Topographisches Worterbuch des GroEherzog-
tums Baden. 2. Auflage. Bd. I u. Bd. II. Lex.-8°.
brosch. 46 M. Heidelberg, Winter. 1904 — 1905.
J. Kindler von Knobloch. Oberbadisches Geschlechterbuch.
Bd. I. A — Ha. Mit 973 Wappen. Bd. II. He — Lysser.
4°. brosch. 85 M. Heidelberg, Winter. 1898— 1905.
E. Heyck. Geschichte der Herzoge von Zahringen. Lex.-8°.
brosch. 16 M. Freiburg, Mohr. 1891.
E. Gothein. Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes und
der angrenzenden Landschaften. Bd. I. Lex.-8°.
brosch. 18 M. Strassburg, Trubner. 1892.
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VerOfFentlichungen der Badischen Historische n Kom mission. m j i
A. SchulU. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und der
Reichskrieg gegen Frankreich 1693 — 1697- 2 Bde.
Bd. I. Darstellung mit einem Bild in Heliogravure.
Bd. IJ. Quellen mit 9 Tafeln in Lichtdruck. Zweite
billige Ausgabe. Lex.-8°. brosch. 12 M. Heidelberg,
Winter. 1 90 1 .
A. Schulte. Geschichte des mittelalterlichen Handels und
Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien
unter AusschluB Venedigs. 2 Bde. brosch. 30 M.
Leipzig, Duncker & Humblot. 1900.
Siegel der badischen Stadte in chronologischer Reihenfolge.
Der erlauternde Text von Fr. von Weech, die Zeichnungen
von Fr. Held. 2 Hefte. 1. Die Siegel der Stadte in
den Kreisen Mosbach, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe.
Mit 290 Siegelreproduktionen auf 51 Tafeln und 32 Seiten
Text. 2. Die Siegel der Stadte in den Kreisen Baden
und Offenburg. Mit 202 Siegelreproduktionen auf 4 1 Tafeln
und 1 6 Seiten Text. Lex.-8°. brosch. 18 M. Heidelberg,
Winter. 1899 — 1903.
Badische Biographien. V. Teil. 1891 — 1901. Herausgegeben
von Fr. von Weech und A. Krieger. Heft 1 — 10. brosch.
20 M. 8°. Heidelberg, Winter. 1904 — 05.
IV. Periodische Publikationen.
Zeitschrift ftlr die Geschichte des Oberrheins. Neue Folge.
Bd. I— XX. 80. brosch. 240 M. Heidelberg, Winter.
1886 — 1905.
Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission.
Nr. 1 — 27. Beigabe zu den Biinden 36 — 39 der alteren
Serie und Band 1 - XX der Neuen Folge der obigen Zeit-
schrift. 1883— 1905.
Badische Neujahrsblatter. Blatt 1 7. gr. 8°. brosch. je 1 M.
Karlsruhe, Braun. 1891 — 1897.
1. (189 1.) K. Bissinger. Bilder aus der Urgeschichte des
Badischen Landes. Mit 25 Abbildungen.
2. (1892.) Fr. von Weech. Badische Truppen in Spanien
1 8 10 — 181 3 nach Aufzeichnungen eines badischen Offi-
ziers. Mit einer Karte.
3. (1893.) B. Erdmannsdorffer. Das Badische Oberland im
Jahre 1785.
4. (1894.) F. L. Baumann. Die Territorien des Seekreises
1800. Mit einer Karte. (Vergriffen.)
5. (1895.) E- Gothein. Bilder aus der Kulturgeschichte der
Pfalz nach dem dreiftigjahrigen Kriege.
6. (1896.) R. Fester. Markgraf Bernhard I. und die An-
fange des Badischen Territorialstaates.
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m 1 2 Veroffentlichungen der Badischen Historischen Kom mission.
7. (1897.) J* Write. Bruchsal. Bilder aus einem geistlichen
Staat im 18. Jahrhundert. Mit 6 Abbildungen. (Ver-
griffen.) (Eine 2. Auflage erschien in besonderer Aus-
stattung mit 8 in den Text gedruckten Abbildungen.
Lex.-8°. brosch. 2 M. Heidelberg, Winter. 1900.)
Neujahrsbl&tter der Badischen Historischen Kommission.
Neue Folge. gr. 8°. brosch. je 1,20 M. Heidelberg,
Winter. 1898 ff.
1. (1898.) Fr. von Weech. Romische Pralaten am deutschen
Rhein 1761 — 1764.
2. (1899.) E. Gothein. Joh. G. Schlosser als badischer
Beamter.
3. (1900.) K. Beyerle. Konstanz im dreifiigjahrigen Kriege.
Schicksale der Stadt bis zur Aufhebung der Belagerung
durch die Schweden 1628 — 1633.
4. (1901.) P. Albert. Baden zwischen Neckar und Main in
den Jahren 1803 — 1806.
5. (1902.) E. Kilian. Samuel Friedrich Sauter. Ausgewahlte
Gedichte. Mit einem Titelbild.
6. ^1903.) H. Finke. Bilder vom Konstanzer Konzil.
7. (1904.) Fr. Panzer. Deutsche Heldensage im Breisgau.
8. (1905.) E. Fabrtcius. Die Besitznahme Badens durch
die Rdraer. Mit einer Karte.
9. (1906.) K. Hauck. Pfalzgraf Ruprecht, der Cavalier, Pfalz-
graf bei Rhein. (1619 — 1682).
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I.
Archivalien
aus samtlichen Gemeinden des Amtsbezirks Sinsheim1).
A. Verzeichnet von dem Pfleger Pfarrer Wilh. Wehn in Ehrstadt.
i. Adersbach.
A. Gemeinde.
1660—1791. Akten uber das Pfarrhaus, 4 Fasz.. — 1688 ff.
Gemeindekaufbuch.
1700 — 1800. Vertrage mit der Grundherrschaft, in Original
und Abschrift. 1 Fasz.
1742 — 87. Kirchenbauakten, 4 Fasz.
1744. Adersbacher Dorfordnung, in Original und Abschrift.
1747 ff. Unterpfandsbuch. — 1749 ff. Gemeindekaufbuch.
1749—80. Pflegschaftsrechnungen. — 1759 — 80. Gemeinde-
rechnungen.
1 77 1 ff. Gerichtsprotokolle. — 1772. Gulthofsbeschreibung,
1772 ff. Zins- und Schuldbuch der herrschaftlichen Gefalle.
B. (Evangel.) Pfarrei.
(Adersbach — Hasselbach.)
1 52 1 . Kurzer Extrakt aus dem Neckarbischofsheimer Kirchen-
protokoll, den lutherischen Pfarrer in Adersbach betr.
1652 ff. Kirchenbucher von Adersbach und Hasselbach.
l) Die in den Mitt. Nr. 8, 74, Nr. 13, 36—39 und Nr. 15, 128 ver-
Sffentlichten Archivalienverzeichnisse der Gemeinden Adersbach, Daisbach.
Diihren, Eichtersheim, Eschelbach, Grombach, Hilsbach, Hoffenheim, Kirchardt,
Michelfeld, Neckarbischofsheim, Rappenau, Reihen, Siegelsbach, Sinsheim,
Steinsfurt, Waibstadt, Weiler und Zuzenhausen werden der Obersichtlichkeit
wegen nochmals hier beigefugt.
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m I 4 \ V e h n .
2. Babstadt.
Gemeinde.
17 13. Auszug aus dera Babstadter Lagerbuch. — 1744.
Zins- und Zehnteneinzugsregister.
1754 ff. Pflegschaftsrechnungen. — 1766 Nov. 8. Em Ge-
stellungsbefehl.
1784 ff. Militarsachen.
3. Bargcn.
A. Gemeinde.
1783 Febr. 20. Schullehrerbestallung. — O. D. Verzeichnis
der vogteilichen Gerechtsarae und Gefalle in dem Ort Bargen.
B. (Evangel.) Pfarrei.
(Bargen — Wollenberg.)
161 1. Auszug aus dem Original-Inventar uber die Verlassen-
schaft der Frau Margarethe von Ernberg.
1 65 1 ff. Kirchenbucher von Bargen.
1705 Nov. 21. Kurpfalzische Religionsdeklaration, Abschrift
aus dem Jahr 172 1.
1712 — 67. Kostenrechnungen fur katholischc Pfarrer, Lehrer
und Kirche.
1746. Beschwerde von Einwohnern uber die Taufhandlungen
des katholischen Pfarrers.
1760 ff. Akten uber das Simultaneum.
1 77 1 Juli 19. Nachricht uber das evangelische Kirchen-
wesen der beiden Orte Aglasterhausen und Bargen.
O. D. Kurzgefasste Kirchengeschichte der beiden vogtei-
lichen Orte Aglasterhausen und Bargen.
1785 ff. Kirchenbucher von Wollenberg.
1799. Summarischer Auszug aus der Heiligenrechnung.
1799 ff. Kirchenbauakten.
1803. Geschichte der Einfuhrung und allmahligen Aus-
dehnung des Simultaneums in den ehemals evangelisch-luthe-
rischen Kirchen zu Aglasterhausen und Bargen, nach den Kirchen-
buchern und Pfarrakten bearbeitet von J. W. Rother, evangelisch-
lutherischem Pfarrer.
4. Bockschaft.
Gemeinde.
1718 Dez. 20. Beschreibung der Rechte und Pflichten der
Bockschafter Untertanen, Original mit zwei Siegeln und einer
Abschrift.
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Archivalien aus samtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim.
mi5
5. Daisbach.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 39.)
1733. Rechnung iiber die an das Stift Sinsheim zu liefern-
den Bodenzinse.
1749. Nahrungszettel. — 1756 ff. Vergleiche mit der kur-
pfalzischen geistlichen Administration wegen der Viehhaltung.
1772. Weg- und Grundrechte betr.
1792. Kriegsrechnung. — 1792 ff. Gemeinderechnungen.
1 795. Ablosung des Novalzehntens betr.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1722 ff. Kirchenbucher und Series pastorum. Daisbach war
friiher ein Filial von Neidenstein.
6. Duhren.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 36.)
1306 ff. Beglaubigte Abschriften von Urkunden uber die
Errichtung und Dotation der Pfarrei und iiber die Erbauung
des Pfarrhauses.
1775 ff. Burgermeistereirechnungen mit Beilagen.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1648 ff. Kirchenbucher mit vielen orts- und zeitgeschicht-
lichen Notizen und einem Verzeichnis der Geistlichen.
7. Ehrstadt.
A. Gemeinde.
1496. Extrakt aus dem Wormser Synodale, die Kirche zu
Ehrstadt betr.
1 54 1 Sept. 15. Gutertausch zwischen Phil, von Degenfeld
und Phil, von Venningen. Kopie.
1566. Vertrag zwischen der Grundherrschaft und der Ge-
meinde Ehrstadt. Beglaubigte Abschrift.
1593 Dez. 31. Vergleich der Herrschaft mit ihren Unter-
tanen zu Ehrstadt. Beglaubigte Abschrift.
1 7 14. Extrakt aus einem Teilungsprotokoll, die Kirche zu
Neuenhaus und Ehrstadt betr. Beglaubigte Abschrift.
1742 Dez. 3. Protokoll iiber den Rezess der Grundherr-
schaft mit den Ehrstadter Untertanen. Beglaubigte Abschrift.
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mi6 Wehn.
1766 Nov. 28. Beschwerdeschrift der Gemeinde Ehrstadt
iiber die Grundherrschaft mit Zeugenverhor. Original.
1769. Zeugen-Rotulus eines Rechtsstreits zwischen der Herr-
schaft von Degenfeld und der Gemeinde Ehrstadt. Beglaubigte
Abschrift.
1774 Marz 28. Rezess mit der Grundherrschaft. Abschrift.
1787 Mai 19. Klagschrift der Gemeinde Ehrstadt gegen
die Grundherrschaft. Duplikat.
1793 ff. Kirchenbauakten.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1 65 1 ff. Kirchenbiicher. — 17 14. Auszug aus einem Teilungs-
protokoll, Kirchensachen betr.
1766 ff. Heiligenrechnungen. — 17880°. Pfarrkompetenz-
beschreibungen.
'793. Vertrag iiber den Bau der Orgel.
8. Eichtersheim.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 40).
1598 — 1683. Beetbuch. — 1679 Jan. 17. Erlauterung uber
die in Sachen Venningen gegen Venningen am kaiserlichen Hof
eingereichte Bitte pro immissione provisionali in nachgesetzte
Orte.
1 744 68. Abrechnungsbuchlein von Eichtersheim. —
1779/ 80. Waldregulati v.
Akten aus dem 18. Jahrh. Frohndstreitigkeiten, Vergleich
mit der Grundherrschaft von Venningen wegen des Gemeinde-
waldes, Holzabgaben, Reichskammergerichtsakten etc. betr.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1484. Zinsbuch der Kaplaneipfriinden zu Echtersheim. —
1690 ff. Kirchenbiicher.
9. Epfenbach.
A. Gemeinde.
1499 Febr. 22. Konrad und Hans von Helmstatt verkaufen
den Helmstadter Wald an Epfenbach. Perg. Orig., Siegel abge-
fallen.
15 18 Mai 31. Die Rechte des Klosters zu Handschuhs-
heim betr., Auszug aus dem Urkundenbuch des Klosters Loben-
feld von 1567.
1 61 8 Mai 4. Renovation der 24 Huben zu Epfenbach.
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Archivalien aus sUmd. Gemcinden d. Amtsbez. Sinsheim.
mi7
1624 Jan. 20 u. 1628 Sept. 29. Gultbriefe der Schaffnei
Lobenfeld. Perg. Orig.
1686 ff. Gefalle, Gtilten, Zehnten der Grundherrschaften in
der Genaeinde Epfenbach betr., meist Abschriften, 1 Fasz.
17 14. Erbbestandstransfix uber die zur Schaffnei Lobenfeld
gehorige Wagenfurter Muhle. Perg. Orig., Kapselsiegel.
1731 Nov. 9, 1732 Febr. 9, 1738 Marz 27, 1742 Marz 1.
Gultbriefe der Schaffnei Lobenfeld.
1744 — 1 80 1. Inventarien, Los- und Teilzettel.
1745 fF. Einzugsregister der Gult- und Zinsfruchte der Grund-
herrschaften; 1 Fasz.
1745 ff. Einzugsregister der Schaffnei Lobenfeld; 1 Fasz.
1746. Bestimmungen der kurpfalzischen Regierung iiber den
Zehntenbezug; 1 Fasz.
1758. Zehntdifferenz zwischen der Schaffnei Lobenfeld und
der reformierten Pfarrei Epfenbach; 1 Fasz.
1758. Akten iiber den katholischen Kirchenbau; 1 Fasz.
j 763 ff. Gemeinderechnungen.
1764 Marz 3 u. Sept. 5. Erlasse der kurpfalz. Regierung,
die Orden betr.
178,5. Burgerbuch. — T79^ ff. Akten uber den evangel.
Kirchenbau; 1 Fasz.
1797 ff. Akten uber die Abhaltung der Jahrmiirkte; 1 Fasz.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1642 ff. Kirchenbiicher mit Aufzeichnung denkwiirdiger Er-
eignisse in den Jahren 1642 — 44 von der Hand des Pfarrers
Richard Morzer.
10. Eschelbach.
A. Genaeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 36.)
1554. Weistum. Buch des Dorffs Eschelbach, deren Be-
rechtigkeit, Herrlichkeit, Vogtey, Frohndienst und Nutzung mit
aller Zu- und Inngehorung, nichts ausgenommen. Lehen von
dem Stift Mainz. Beglaubigte Abschrift vom 12. Januar 17 18.
1574. Pfandverschreibung der Gemeinde Eschelbach gegen
die Universitiit Heidelberg iiber 300 Goldgulden. Riickennotiz:
22. April 1706 abgetragen. Perg. Orig.
1 704 ff. Almosenfondsrechnungen samt Beilagen.
1 705 ff., 1 748 ff., 1 767 ff. Vermogens- oder Giiterbuch.
1747. Verordnung uber die Vertilgung der Heuschrecken.
1 748 ff., 1 766 ff., 1 7 8 7 ff . Gerichtliches Unterpfandsbuch.
1769 Jan. 12. Kurfurst Emerich Josef von Mainz verleiht
ein Hofgut an Einwohner von Eschelbach. Perg. Orig.
1 7 90 ff. Gemeinderechnungen.
Mitt, d Bad. Hist. Kom. Nr. 28. 2
Digitized by VaOOQ IC
mi8 Wehn.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1 65 1 ff. Kirchenbucher.
11. Eschelbronn.
A. Gemeinde.
1439 Dez. 26. Vertrag zwischen Joachim von Seckendorft
ond Schultheiss, Gericht und Gemeinde Eschelbronn. Kopie.
16 1 9 Marz 13. Vergleich zwischen der Gemeinde Eschel-
bronn und ihren Vogtsjunkern daselbst. Perg. Orig.
1699 Marz 7. Vergleich der Gemeinde mit dem Sag-
muller. Orig.
1 7 14. Beschreibung des Eschelbronner Schlosses samt seinen
Gebauden und zugehorigen liegenden Giitern.
1 7 15 Febr. 16. Revers des Pfarrers Joh. Georg Gmehlin
bezuglich eines Gartens. Orig. Siegel.
17 17 Marz 30. Akkordbrief uber den angenommenen Schul-
diener Simon Schombach.
1748 Jan. 25. Schullehrerprasentation.
1758 Nov. 18. Auszug aus dem Amtsprotokoll, die Gemeinde-
schaferei und die vogteiliche Schaferei betr.
176.5 Marz 11. Vergleich zwischen der Gemeinde Eschel-
bronn und Karl Philipp von Venningen. Perg. Orig., Kapseisigel.
1767 Mai 2. Vergleichung uber das jahrliche Frohngeld.
1 77 1 Juli 26. Gedruckte Verordnung der kurpfalzischen
Regierung uber die Abfassung von Unterpfandsverschreibungen.
1773 Okt. 11. Resolution der Herrschaft zu Eichtersheim
an die Gemeinde Eschelbronn, den Kleezehnten betr.
1 775 Juli 7. Ordnung und Gebot, wornach kiinftighin die
Eschelbronner gemein Waldungen zu behandeln seien und
bleiben sollen. Orig.
1778 Juli 10. Protokollauszug, Gemarkung und Grenzstein-
setzung betr.
1 7Q7 Jan. 4. Vergleich zwischen den Bauern und den
Tagldhnern wegen der Kriegsfuhren und Schanzfrohnden.
B. (Evangel.) Pfarrei.
(Eschelbronn-Neidenstein.)
16536". Kirchenbucher von Eschelbronn mit einem Ver-
zeichnis der Geistlichen.
i652ff. Kirchenbucher von Neidenstein.
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Archivalien aut samtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim. miQ
12. Flinsbach.
A. Gemeinde.
Dieselbe besitzt keine Archivalien.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1 586 ff. Kirchenbiicher mit einem Namensverzeichnis der
Geistlichen.
13. Grombach.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 15 S. 128.)
1383. Copia fundationis primissariae in Grumbach.
1644 — 1795. Die Huldigung der Einwohner von Grombach
vor der Grundherrschaft von Venningen betr.
1699. Auszug aus der Pfarrcompetenz zu Grombach.
1740. Grombacher Zinsbuch.
1747. Grenzbeschreibung betr.
1747. Die Waldungen der Gemeinde Grombach betr. —
1748 ff. Gulten und Zehnten betr. — 1749. Glockenbaufrohn-
den. Orig. mit Siegel. — 1777 ff. Burgeraufnahmescheine. —
1779. Erbauung des katholischen Schulhauses betr.
1780. Verzeichnis der Hauser und Guter aller Fluren.
i78off. Grombacher Almosenrechnungen. — 1 797. Hul-
digung der Untertanen, Ansprache der Herrschaft. — 1816—45.
Verschiedene Geraeindeangelegenheiten betr.
B. (Evangel.) Pfarrei.
171 1 ff. Tauf- und Seelenbuch mit Angaben aus den Jahren
1686 und 1704.
1 736 ff. Traubuch.
14. Hasselbach.
Gemeinde.
1344 Juli 8. Lehenbrief des Stifts Worms uber Bischofs-
heim. Kopie.
1353 Marz. 26. Lehenbrief des Stifts Worms uber den
Frucht- und Weinzehnten der Kirche zu Bischofsheim. Kopie.
1368 Marz 2. Lehenbrief des Stifts Worms uber Bischofs-
heim und Bugelbach. Kopie.
1540. Auszug aus dem Zinsbuch.
1660. GCiterbeschreibung. Renovation aller im Dorf Hassel-
bach gelegenen Hauser, Hofstatten, Scheuern und Zugehorden.
261 Folioseiten (Seiten 170 — 239 fehlen).
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m20 Wehn.
1663. Interimsrezess, das Jus patronatus oder den Kirchen-
satz zu Hasselbach betr. Kopie.
1680 Aug. 6. Lehenbrief des Stifts Worms uber Frucht-
und Weinzehnten der Kirche zu Bischofsheira. Kopie.
1749. Beschreibung des Dorfes Hasselbach und der Herr-
schaftsgerechtigkeit , wie solche von dem hochseligen Herrn
Direktor K. Christ. Freiherrn von Helrnstatt verfasst wurde. Ab-
schrift, 56 Folioseiten.
1774 Nov. 10. IVIuthschein fur \V. Fr. Eberhard von
Helrnstatt.
15. Helmstadt.
A. Gemeinde.
161 8. Copia vidimata des Helmstadtischen Rezesses und
Vertrags, die Frohn und Schaferei zu Helmstadt betr. Perg.,
gebunden.
B. (Evangel.) Pfarrei.
16706°. Kirchenbucher.
16. Hilsbach.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13. S. 36-37-)
Die Archivalien der Gemeinde Hilsbach wurden im Jahr
1886 im Grossh. Generallandesarchiv hinterlegt.
I. Urkunden.
1599, 1620, 1622 (2) u. 1624. Funf Gultverschreibungen
der Stadt Hilsbach.
II. Akten und Bucher.
1432 ff. Dorfbuch. — 1578 ff. Beetbucher. — 1641. Den
Brand in Hilsbach betr. Fragm.
1 66 iff. Stadtratsprotokolle. — 1667 ff. Burgermeisterei-,
Gemeinde- und Schatzungsrechnungen.
1670. Beschreibung des Amts Hilsbach und der angren-
zenden Orte.
1671, 1 72 1 u. 1778. Schatzungsregister. — 1683. Schatzungs-
protokoll.
1700. Rechnung uber die Lizenzgelder im Stab Neckar-
gemiind und Wiesloch sowie in der Kellerei Hilsbach.
1 7 1 4 ff. Nahrungszettel , 10 Bande. — 1729. Figurierte
Grenzbeschreibung der Gemarkung Elsenz.
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J
Archivalien aus samtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim. m2l
1740. Schatzungs-Ab- und Zugang. — 1765/66. Btirger-
meistereirechnungen von Reihen. — 1792/97. Kriegskosten-
protokoll von Steinsfurt.
1797/98. Das Verhalten des Pfarrers Sauerbrunn betr., 1 Fasz.
1 798 ff. Kriegskostenrechnungen von Hilsbacb. — 1 798 ff.
Schatzungs- und gemeine Rechnungen von Reihen.
1 799. Herrschaftliche Wein- und Bodenzinsrenovation von
Elsenz.
Repertorien iiber die in der stadtratlichen Registrator be-
findlichen Extra-judicialia und Criminalia.
Verschiedene Akten, meistens des 18. Jahrh., uber Eckerichts-
nutzungen, Schaferei, Waidrechte, Kirchenbau, Kriegsprastationen,
Faselviehlast, Wasserung, Polizei.
B. (Evangel.) Pfarrei.
(Hilsbach-Weiler.)
1496. Extractus synod. Worm. — 1608. Auszug aus dem
Kompetenzbuch der Kirchen- und Schuldiener des ganzen Ober-
amts Mosbach de anno 1608, eines Glockners Besoldung zu
Hilsbach betr.
1608. Kompetenzbuch der Kirchen- und Schuldiener in der
Kellerei Hilsbach.
1613. Miscellanea, Hilsbacher Sachen von 16 13; 12 Biicher.
1622. »Verzeichnis von der Niederhauung der Stadt Hils-
bach, was (es) vor dem ersten Einfall im Jahr 1622 den 22. Marz
auf Donnerstag Laetaretag vor Burger allhier im Stadtlein Hils-
bach gehabt und welche davon kommen (und welche) bei Er-
oberung des Stadtleins durch Bayrische Morder und Soldaten
erraordet und niedergehauen wurden«.
1 64 1. »Extractus Stadtraths Protokolli uber die grosse
Feuersbrunst Sambstags den 23. Martij 1641*.
1655 ff. Kirchenbucher von Hilsbach und Weiler mit orts-
geschichtlichen Notizen.
1688. Akten iiber die Kirchengebaude, Simultaneum von
1688; 2 Fasz.
i70off. Akten iiber die Pfriindeverwaltung; 1 Fasz.
1 70 1. Elsenzer Streitigkeiten iiber Kirchenbenutzung; 2 Fasz.
1763. Auszug aus dem kurfurstlichen Kompetenzbuch
de 1763.
1768 ff. Kirchenbucher von Hilsbach.
17. Hoffenheim.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13, S. 37)
1554. Weistum, zusammengestellt 1769. — 161 8 Marz 18.
Vertrag zwischen der Herrschaft und der Gemeinde Hoffenheim,
Frohnden etc. betr. Gedr.
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m22 Wehn.
I704ff. Grundbucher. — 1720. Beetbnch.
1745 ff. Burgermeistereirechnungen. — 1 813 —16. Kriegs-
kostenrechnungen.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1 65 2 ff. Kirchenbucher.
18. Kirchardt
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 15 S. 128.)
1656— 1770. Kirchardter Dorfbuch. — 1762 — 67. Gemeinde-
rechnungen.
1769. Schatzungsrechnungen. — 1784 — 1846. Den Zehnten
der Gemeinde Kirchardt und dessen Ablosung betr.
1799. Verzeichnis der den durchziehenden franzosischen
Truppen verabreichten Naturalien.
i8o3ff. Kriegsrechnungen. — 181 2. Erneuerung von Frucht-
gulten.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1469. Auszug aus dem Wormser Synodale, den Kirchen-
und Pfarrsatz zu Kirchardt betr. Beglaubigte Abschrift.
1650 ff. Kirchenbucher.
1 707. Immissionsschein uber die Kirchenteilung vom 29. Marz,
Orig., Siegel.
I707ff. Akten iiber Kirchenbausachen ; 1 Fasz.
i707ff. Almosenrechnungen.
1 757 ^- Rechtsstreit , das Ave-Maria-Lauten der Katho-
liken betr.
i790ff. Den Kirchenfrohndprozess betr.; 1 Fasz.
19. Michelfeld.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 15 S. 27.)
1665 Febr. 9. Vertrag zwischen Hans Reinhard von Gem-
mingen-Michelfeld und den hessischen Eigentumsuntertanen als
dessen Hintersassen des Fleckens Michelfeld, Frohndpflicht zum
Kirchenbau, Gefalle des Heiligen, Frohnden zum Wiederaufbau
des Schlosses in Michelfeld betr.
1 809 — 1 3 . Kriegsrechnungen.
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Archivalien aus samtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim.
11123
B. (Evangel.) Pfarrei.
1656 ff. Kirchenbuch. Neues Kirchenbuch, angefangen im
Januario des Jahres 1656 mit einer series pastorum in parochia
Michelfeldiana ab initio reformationis 1571.
1750*1*. Heiligen- und Gefallrechnungen.
O. D. Kopie eines alten Registers des Messner-Zehntens
auf der Diihrener Flur. Das Original ist 1771 dem Amtmann
behandigt worden.
20. Neckarbischofsheim.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13, S. 37.)
1300 und 1776. Besetzung der Pfarreien betr., 1. Fasz.
1300 — 1700. Zehnturkunden. Abschriften, 1 Band. —
1560. Den Bischofsheimer Pfarrhaus- u. Scheuernbau betr. —
1563. Rechnung hieriiber.
1597. Regelung der Frohnd- und sonstigen Rechte und
Lasten zwischen dem Bischof von Worms, der Grundherrschaft
von Helmstatt und der Gemeinde Neckarbischofsheim. Perg.
Kopie von 1766.
1693 — 1704. Burgermeistereirechnungen. — 1726. Heiligen-
Lagerbuch.
1 733/37 unc* * 747/53- Zwei Sammelbande, verschiedene
Geraeindesachen betr.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1 5 6 2 ff. Kirchenbucher; das alteste enthalt Notizen iiber
die Kapelle zu Bischofsheira und ein Verzeichnis der Ptarrer
von 1521 — 1726.
1628/29. Almosenrechnung. Abschriften von Urkunden iiber
mehrere Pfrundgefalle und die Austeilung von Brot unter die
Armen, und zwar von 1409 (2), 1442, 1457, 1470; die Originale
befinden sich im Helmstadter Archiv.
21. Neidenstein.
A. Gemeinde.
16 16 Febr. 3. Vergleich und Vertrag des Joh. Christoph
Philipp Erasmus von Venningen mit seinen Untertanen uber
Frohnden usw. Kopie.
1700. Auszug aus dem Protokoll iiber den im Monate
Februar 1700 gefertigten Anschlag der samtlichen Baron von
Venningenschen Guter, Gefalle , Einkommen, Rechte und Ge-
re chtigkeiten. Notariatssiegel.
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m24
Wehn.
1 7 5 6 if . Gerichtliches Unterpfandsbuch. — i78otf. Ge-
meinderechnungen.
1802 Ju!i 26. Erbbestandsbrief der Freifrau II. von Ven-
ningen fur die Gemeinde Neidenstein. Orig. mit Siegel.
B. (Evangel.) Pfarrei.
Die Gemeinde Neidenstein ist ein Filial der Pfarrei Eschel-
bronn.
1652 ff. Kirchenbucher von Neidenstein.
22. Obergimpern.
(Gemeinde u. kathol. Pfarrei s. u. B.)
(Evangel.) Pfarrei.
1650 ff. Kirchenbucher. — 1 700 ff. Akten uber das Simul-
taneum.
C760 ff. Kirchenbauakten.
23. Rappenau.
A. Gemeinde).
(Aus Mitt. 15, 128.)
1447. Das Domkapitel zu Worms verleiht der Gemeinde
Rappenau den Spessart. Perg. Orig., Siegel. — *554- 16 10.
1637. Drei Pergamenturkunden.
1675 — 76. Streitigkeiten zwischen Einwohnern zu Rappenau
und der Grundherrschaft von Gemmingen.
1715. Urkunde, den kleinen Zehnten betr.
1790. Drei Urkunden iiber den Verkauf der Bannmuhle zu
Rappenau und den Kauf des Miihlweges.
1790 — 18 14. Pfand- und Kaufbiicher der Gemeinde
Rappenau.
181 1 — 39. Ablosung von Gulten und Frohnden betr.
1839 u» 1840. Kautionsurkunden. — 1843. 1844. ^e
Ablosung des Noval- und des Pfarrzehntens betr.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1654 — 1730. Familienbuch. — 1731 ff. Kirchenbucher.
1745 — 46. 1765 ff. Heiligenfondsrechnungen. — 17591!.
Zins- und Gultbuch der Pfarrei.
24. Reichartshausen.
A. Gemeinde.
1 760 ff. Gemeinderechnungen.
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Archivalien aus saratl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim. HI25
B. (Evangel.) Pfarrei.
1600 ff. Kirchenbiicher uiit einem Naraensverzeichnis der
Ortsgeistlichen seit Mitte des XVI. Jahrhunderts.
1734. Pfarrkompetenzbeschreibung. — 1750 ff. Kirchen-
rechnungen.
177 1. Liber rescriptorum.
25. Reihen.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 37.)
1699 ff. Almosenfondsrechnungen. — 1 743 ff., 1756 ff.,
1798 ff. Akten iiber Ablosung von Frohnden, Zehnten etc. betr. ;
3 Fasz.
1 745 ff. Biirgermeistereirechnungen.
1780 ff. Gerichtliche Abhandlungsprotokolle. — 1797. Kriegs-
schuldenprotokoll.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1650 ff. Kirchenbiicher.
26. Rohrbach.
A. Gemeinde.
161 1. Zinsbuch. — 1714. Rechtsstreit zwischen dem Stift
Sinsheim und der Gemeinde Rohrbach, Reparation des Kirchen-
turms betr.
1 74 1. Rechtsstreit mit Sinsheim. Perg. Orig., Siegel.
1730 ff. Streitigkeiten zwischen Katholiken, Reformierten
und Lutherischen uber Kompetenz und Kirchenvermogen.
1 75 1. Waldordnung mit Plan. — 1769. Beschreibung der
Waldgrenzsteine.
1783. Rechtsstreit mit Sinsheim. Orig., Siegel.
1700. Auszug aus dem Gerichtsprotokoll , den Schulhaus-
bau betr.
1796. Vergleichsinstrument der 3 Religionsgemeinschaften
hinsichtlich der Kirchen- nnd Pfarrgefalle.
1797. Huldigung der Untertanen, Ansprache der Herrschaft.
B. Pfarrei.
1 7 14 ff. Kirchenbiicher.
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ra26 Wchn.
27. Sicgclsbach.
A. Geineinde.
(Aus Mitt. 15 S. 128.)
1 72 1. Das Kassenwesen betr. — 1 747. Flurbuch. — 1786
— 1844. Zehntsachen betr.
1 797. Erneuerung der Gulten der evangelischen Pfarrei. —
O. J. Kriegssachen.
1817 — 45. Angelegenheiten der Ortsangehdrigen betr.
1823 — 43. Geld- und Zinsablosungen der Grafen von
Wiser, der Erben der Freiherren von Helmstatt, der katholischen
und der evangelischen Pfarrei.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1658 if. Kirchenbiicher. — 1069 Juni 6. Kurfurstlicher
Erlaubnisschein zum Kollektieren fur den Kirchenneubau. —
1669. Zwei Kollektenbucher.
1708 ff. Akten uber dem Wiser'schen Kirchenstreit.
28. Sinsheim.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 37.)
1570 — 1793. Weistum der Stadt Sinsheim. — 1 57 1 — 1805.
Akten uber den Rohrbacher Bruch- und Osterholzwald betr.
1590, 1608. Zwei Schuldverschreibungen. Perg. Orig. —
1 597, 1660, 1665 ff. (vollstandig). Geraeinderechnungen.
1602. Mosbacher Amtsbuch oder Beschreibung der Gerech-
tigkeiten der Amtsorte.
1650 — 1793. Privilegien der Stadt Sinsheim.
1670. Beschreibung des Amts Hilsbach und der angrenzen-
den Orte.
1689 ff. Ratsprotokolle. — 1691. Gewahrbuch. — 1721ft
Grand- und Stockbucher.
1728 ff. PfandbCicher. — 1746—1816. Kriegsrechnungen.
Akten aus dem 18. Jahrh. uber: Frohnd- und Zollfreiheit,
Freiziigigkeit, Schiifereigerechtigkeit, Waidrecht, Grenzberich-
tigungen, Renovation der Stadtgiiter, der Grund- und Boden-
zinse, Vergleiche mit dem Stift iiber Zins- und Zehntgefalle,
Streitigkeiten uber den Walddistrikt im Ameisenbuhl u. a.
Plan der fruheren Kirche.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1680 ff. Reformiertes Sinsheimer und Rohrbacher Tauf- und
Kirchenbuch.
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ArcUivalien aus sSmtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim.
ID27
1736 ff. Kirchenbuch fur die evangel.-lutherische Gemeinde
Sinsheim.
1736 ff. Kirchenbuch fur die evangel.-lutherische Gemeinde
Reihen.
29. Steinsfurt.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 38.)
1526. Berichtigung der Gemarkungsgrenze betr. — 1721.
Nahrungszettel.
1734 ff. Heiligenrechnungen. — 1741 ff. Kaiserliche, kur-
furstliche und andere Verordnungen verschiedenen Betreffs, raeist
gedruckt.
1744 ff. Pfandbiicher. — 1769 ff. Gemeinderechnungen.
1795. Renovation standiger Naturalgefalle der Erb- und
Zeitbestandsgiiter etc.
Akten des 18. Jahrh. fiber: Kriegssachen , Huldigungen,
Polizei, staatliche Abgaben, Wiesenwasserung, Lehen- und Erb-
bestandssachen, Ablosung von Frohnden und Giilten, Burger-
annahmen, Strassenbau, Errichtung der katholischen Pfarrei in
Steinsfurt (1786), Synagogenratswahlen, Judenbader, Judenunter-
stutzungen, Ernteordnungen etc.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1650. Verzeichnis der ganzen Burgerschaft zu Steinsfurt
mit Angabe von Alter und Religion, wie es ira Jahr 1649 war,
beschrieben von dem damaligen Pfarrherrn Clemens Kirzel.
1650—1790. Geburts-, Trau- und Totenbuch nebst Ver-
zeichnis der Konfirmierten, Kirchenaltesten und Almosenpflegern,
Kirchenbussen.
30. Treschklingen.
A. Gemeinde.
1520. Vergleich zwischen Bastian von Helmstatt und der
Prasenz wegen des Pfarrers, des Faselviehs und der Art, wie der
Zehnten abgereicht werden soil. Kopie, und Schreiben des
Bastian von Helmstatt an die kurpfalzische Regierung hieriiber.
Original.
1523. Vertrag zwischen Bastian von Helmstatt und der
Prasenz, den Zehnten und den Fasel betr. Abschrift.
1529. Schreiben an den Bischof zu Worms wegen der
Irrung mit Helmstatt, den Gottesdienst betr.; Schreiben des
Bastian von Helmstatt an die kurpfalzische Regierung um Hilfe
und Aufhebung des Arrestes. Abschriften.
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m28 Wehn.
1 53 1. Schreiben des Bastian von Helmstatt an den Bischof
von Worms, die Zehnterechte zu relaxieren.
1533. Bischofliches Schreiben an denselben, die Zehn truck-
stiinde und den Fasel betr.
1538. Vertrag rait Bastian von Helmstatt uber den Zehnt-
riickstand. Orig.
1538. Ritterschaftliche Vollmacht in betreff des hinter-
schlagenen Frucht- und Weinzehntens. Original mit 2 Siegeln.
1539. Beweis, dass man nicht schuldig sei, einen Priester
auf der Kapelle zu halten. Abschrift.
1582 Okt. 4. Schreiben des Advokaten Hormold in Heil-
bronn an das Kapitel in Wimpfen wegen dem Zehnten und
Kirchenbau. Orig.
1582 — 83. Briefwechsel rait dem Stiftskapitel zu Wimpfen
wegen des Kirchenbaus. Orig.
1584 Aug. 15. Kopie eines Lehenbriefs des Kapitels in
Wimpfen.
1599 Juni 28. Lehensrezess des Eberhard von Gemmingen.
Abschrift.
1606 Juli 13 u. 1609 Juli 12. Schreiben des Joh. Wilhelm
von Gemmingen, den Weinzehnten zu Treschklingen und Fur-
feld, die Kelter und Keltergerechtigkeit betr.
1708 — 1750 u. 1755. Korrespondenzen mit den Orts-
beamten wegen der Einsammlung des Zehntens.
1744 — 96. Geraeinde-Burger-Nutzungen und Lasten beti.
1755. Beschreibung der umgerodeten Acker, Wiesen und
Waldungen auf Treschklinger Gemarkung, allwo die Herrschaft
von Gemmingen den Zehnten allein anspricht, und Verzeichnis
der zum Lehen gehorigen Guter.
1757. Den Wintergersten-Zehnten betr. — 1 776 ff. Guter-
kaufbuch. — 1784. Schatzungsbuch, Guterverzeichnis.
1792 ff. Kriegsrechnungen.
B. (Evangel.) Tfarrei.
1 73 1 ff. Kirchenbucher von Treschklingen. — 1 732 ff. Kirchen-
bucher von Babstadt.
31. Untcrgimpern.
Gemeinde.
1 80 1 und 1802. Zwei Sententien, die Ablosung alter Ab-
gaben an den Grafen von Yrsch betr.
Bei der Neuordnung der Registratur wurden samtliche alteren
Akten und Gemeinderechnungen als Makulatur verkauft.
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Archivalien aus samtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim.
11129
32. Waibstadt.
Gemeinde.
(Aus den Mitt. 8, 74.)
a. Stadtbucher.
1. Altestes Stadtbuch, jetzt bezeichnet »Urkunden anno
1522 f7> Perg. — Fol., unpaginiert (viele Blatter fehlen), um die
Mitte des 15. Jahrhunderts angelegt und fur mancherlei Ein-
tragungen ganz ohne jede Ordnung benutzt bis zu Ende des
17. Jahrh. Aus dem bunten Inhalt ist hervorzuheben:
Verzeichnis der Bedepflichtigen mit ihrem Anschlage (ca.
1500). — Wie man einen burger zu Weybstad uffneraen und
entphahen soil — — (ca. Mitte 15. Jahrh.). — Es ist auch zu
wissen, das die burgere in der statt Weybstatt wonhafftig von
konigen und von keysern gefryhet sint (von derselben Hand).
— Diss nachgeschrieben sol man offenbaren und lesen alle
offene ruge fur der gemeinde und dem gericht, das ein iglicher
wisse, was er furbringen und rugen solle und vo er das gesehen
und gehort habe (von ders. Hand>. Am Schlusse Zusatze
des 16. Jahrh. — Es ist zu wissende, das das gericht zu Weib-
stat hat gesagt, was in kunt und wissent ist, was einem schult-
heiss zugehort und was er thun soil (von ders. Hand). -
Erzbischof Hugo von Trier, Bischof von Speier etc. ernennt einen
Stadtschreiber 1698 Dez. 16. — Onera und Beschwer der Pfarr
Waibstatt, so jahrlich auszurichten schuldig. (17. Jahrh.) — Es
ist zu wissen: komment zwei ehliche lude zusamraen, die einander
beschlaffent — — (Erbrechtliche Satzungen, von der Hand des
15. Jahrh., von welcher die ubrigen Stadtrechtsaufzeichnungen
herruhren) — Veit Theobald, Stadtschreiber zu Bruchsal, bezeugt,
dass Hans Roth, genannt Schoffhans, mit Weib und Kind aus
der Gemarkung Waibstadt ausgewiesen ist, weil er nach seinem
Bekenntnis lugnerisch einige Personen beschuldigte , dass er sie
bei einem »Unholden Danz« gesehen. 1 59 1 Febr. 7. — Ge-
buhren der Feldmesser 1596. — Verfiigung des Bischofs Eber-
hard von Speier, wie es mit Kauf, Verkauf und Permutation
liegender Guter zwischen dem Adel und der Burgerschaft zu
Waibstadt gehalten werden soil. 1609 Miirz 11. »Montag den
14. Dez. ao 16 15 ist der erste Rugtag, nachdem Churpfaltz
Weibstat wiederumb restituirt, gehalten worden« — — Copia
Schreibens von Hochf. Speyerischer Regierung, betr. das Luthe-
rische Exercitium, so die von Adel allhier zu Waibstatt in ihren
Hausern gesucht zu treiben. 1647 Dez. f3« — Jn gleicher Sache
1683 Jan. 21. — Revers, dass Waibstadt zu den Rheindeich-
und anderen Frohnen Beihilfe nicht schuldig ist. 1688 Juli 9.
— Gerichtsordnung dat. Udenheim Samstag nach Reminiscere
(Marz 13.) 1479. — Verzeichnis der StadtgCiter in den Fluren
Helmstadt, Daisbach , Bischofsheim. (17. Jahrh.) — Gerichts-
Digitized by VaOOQ IC
m30
Wclin.
gebuhren. (17. Jahrh.) — Annalist, Aufzeichnungen zu 1429 und
1436 (verfasst nach dem Tode des Erzbischofs Rabans v. Trier
1439 Nov. 4, von der Hand der Stadtrechtsaufzeichnungen).
Abgedr.: Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. N.F. Bd. II, S. 371. —
Dazwischen viele Gerichtsurkunden, Kaufvertrage, Testamente etc.
namentlich des 16. u. 17. Jahrh., wichtig fur die Geschichte
des umwohnenden Adels. Zum Einbande sind Urkunden des
15. Jahrh. (anscheinend Giiltbriefe) zerschnitten worden.
2. >Klagverhandlungen< Gerichtsprotokoll 162 1 — 1626, 1 Bd.
Fol. — Zum Einbanddeckel ist eine deutsche Bibelubersetzung
(14. od. 15. Jahrh.) verwendet.
3. »Urkundeneintrage« 1 Bd. Fol. enthalt:
(Fol. 1-119.) Weistura iiber Rechte und Freiheiten der
Stadt Waibstadt, aufgestellt 1 700 »weil unser Stadtbuch (s. o. No. 1 »
bei den verstrichenen Kriegsjahren , da man solches der Gefahr
wegen oft und vielfaltig aufgehebt, versteckt und vergraben, an
etlichen Blattern schadhaftig worden«. Unter notarieller Beglau-
bigung der Obereinstimmung unit dem alten Stadtbuche.
(Fol. 120-234.) Pfandeintrage, Gerichtsurteile, Verfugungen
der Behorden etc. 1722—1837. Darunter f. 228 Abschrift der
in den Grundstein der Kirche 1826 gelegten Tafel.
b. Urkunden.
(Wo nichts bemerkt, auf Papier.)
1347 Aug. 15. Kaiser Ludwig freit auf Bitte des Bischofs
Gerhard v. Speier die demselben versetzte Stadt Waibstadt mit
dem Rechte der Reichsstadt Wimpfen. — In Bestatigung Kaiser
Franz II. v. 1795 (s. u.). 1.
1352 Mai 2. Engilhart v. Nydecke Edelknecht und seine
Frau Elsebeth verpfanden dem Edelknecht Cunrad v. Angelach
gesessen zu Waibstadt fur 50 it Heller ihre Acker und Wiesen
an der niederen Au, an der bicze, an dem scudech, an dem
Eichholz, auf der Steige, zu Sewin, in dem Huffilnthal, in den
Stocken und zu Buch. Unter ihrem und dem Waibst. S. —
Perg.-Or. S. ab. 2.
1453 Marz 27. Hans v. Helmstatt, Schweickers Sohn , und
seine Frau Margaretha v. Angelloch stiften eine neue Pfrund
auf S. Otilien- Altar in der Pfarrkirche zu W. Mitbesiegelt von
Conrad v. Venningen. — Abschr. d. 16. Jahrh. 3.
!536 Nov. 13. Lorenz Ernfelders und seiner Frau Notpurga
Erbbestandsbrief iiber 3 Morgen bei dem Einsiedelbronnen.
Or.-S. der Stadt ab. 4.
1553 Okt. 2. Spezifikation der von Conrad v. Helmstatt
hinterlassenen Acker, Wiesen und Weingarten auf Waibstadter
Gemarkung. Ein Heft schmalfol. 5.
1 56 1 Jan. 3. Ehevertrag zwischen Hans Heinrich v. Helm-
statt und Noppurg v. Bettendorf, besiegelt durch Hans Heinrich,
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Archivalien aus samtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim.
m3i
Hans und Asmus v. Helmstatt, Bernhard Goler v. Ravensburg,
Hans v. Venningen und von der anderen Seite durch Bischof
Dietrich v. Worms (einen Bettendorf ), Ludwig, Hans und Friedrich
v. Bettendorf, Pleyckart Landschad v. Steinach den Fauth zu
Mosbach. Perg.-Or. Alle S. ab. 6.
1 56 1 Jan. 3. Hans Heinrich v. Helmstatt verschreibt fur
Noppurg v. Bettendorf, nachdem ihre Ehe »rait unser beiderseits
Freundschaft gutem Wissen und Willen abgeredet, darzu dem
Kirchgang und Beischlaf bestatigU, die Morgengabe von 300 G.
auf seinen grossen Zehnten zu Waibstadt. Perg.-Or. S. ab. 7.
1 577 Juli 11. Spezifikation der von Jorg v. Helmstatt
hinterlassenen liegenden Guter, aus seinen Registern gezogen.
1 Heft fol. 8.
1599 Jan 23. Der kleine Ausschuss der freien Reichsritter-
schaft im Kraichgau beruft wegen der Gefahr »durch das den
Rhein herauf feindlich sich nahende machtige Spanische Volk«
Heinrich v. Helmstatt zu einer Beratung auf 1 . Febr. nach Wimpfen,
wo die Instruktion der Abgeordneten zu dem auf 5. Febr. nach
Mergentheim ausgeschriebenen Tage des frankischen, schwabi-
schen und Rheinkreises beschlossen werden soil. Or.-S. ab. y.
161 8 Sept. 29. Philipp Christian Bischof v. Speier verfugt
die Ausweisung dreier Personen, welche geheiratet haben, bevor
sie das Biirgergeld von 1 10 G. »der Obrigkeit aufgelegU hatten.
Abschr. 10.
1659 Miirz 22. Die Stadt Waibstadt verspricht der Speieri-
schen Regierung den Rest der Schwed. Satisfactionsgelder und
der Schatzung, nach geschehenem Nachlass noch 200 G., in
4 Zielern zu tilgen und bis dahin mit 5 Proz. zu verzinsen.
Or. S. — Cancellirt, also bezahlt. 11.
(1673 — 17 1 1.) Bittschrift der Gemeinde an den Erzbischof-
Kurfursten (Lothar Friedrich v. Metternich, Bischof v. Speier
1652, Erzbischof v. Mainz 1673 oder Johann III. Hugo Erz-
bischof v. Trier, Bischof v. Speier 1675— 171 1?) um Ermassi-
gung der Kriegslasten und der Schatzung. Konzept des 17. Jahrh.,
das Ende fehlt. 12.
1679 Apr. 20. Urteil in Sachen Joh. Werners von Hont-
heim gegen Gemeinde Waibstadt u. Christ. Balth. v. Bellin betr.
Schatzung. Or. 13.
1684 Juni 20. Joh. Andr. Beyers, Wasenmeister zu Reicharts-
hausen, Erbbestandsbrief. Or. 14.
1695 Mai 17. Joh. Melch. Carbe, Nachrichter zu Wimpfen,
u. A. quittieren der Stadt die Ruckzahlung eines Kapitals,
iiber welches die Haupturkunde »bei der Heidelberger Ver-
heerung« verloren gegangen. Or. — Das Siegel Carbes zeigt
das Richtschwert. 15.
1698 Dez. 16. Johann Hugo Erzb. von Trier, Bisch. v.
Speier, ernennt den Stadtschreiber und bestimmt dessen Besol-
dung. Abschr. 16.
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1*32
Wehn.
1708 Sept. 4. Spezifikation der hochadl. Schmidtbergscben
Giiter auf Waibstadter Gemarkung. 1 Heft fol. 17.
1712 Ivlarz 12. Die Stadt Waibstadt bittet den Bischof urn
Nachlass der Arbeit am Bruchsaler Sladtgraben wegen des
Schadens, den die Stadt selbst im vorigen Herbste durch Uber-
schwemmung gelitten. Die Karpfen aus dem Stadtgraben gingen
dabei verloren und ein Stuck der Stadtmauer sturzte ein. Orig.
- Auf der Ruckseite die gewahrende Resolution. 18.
1720 Febr. 26. Die Regierung zu Speier verlangt Spezifi-
kation der im letzten franzosischen Kriege an Freund und Feind
geleisteten Zahlungen und Lieferungen. Orig., Siegel. 19.
1745 Aug. 21. Franz III., Herzog von Lothringen, gibt
(aus Heidelberg) der Stadt Waibstadt eine Salva-guardia. Ge-
drucktes Patent mit Unterschrift und Siegel. 20.
1749 Dez. 24. Extrakt des Waibstadter Lagerbuchs von
1734 uber die freiherrl. von Degenfeld'schen Ganswiesen. Notar.-
Instr. 2 1 .
1750 Okt. 24. E. F. Freiherr von Degenfeld bevollmachtigt
einen Notar im Prozesse der Gemeinde gegen ihn wegen des
Ganszinses von seinen Ganswiesen. Orig., Siegel. 22.
1795 Nov. 24. Kaiser Franz II. bestatigt der Stadt Waib-
stadt das eingeriickte Privileg Kaiser Ludwigs vom 15. Aug.
1347 (s. o Nr. 1). Original in Samt gebunden. 8 Bl. Perg.
reich mit Federzeichnungen ornamentiert. Unterschrift des Kaisers.
Das wohlerhaltene grosse Siegel in Messingkapsel an dicken
Seidenschniiren. 2^.
1827 Dez. 12. Stadtrat und Burgerausschuss von Waib-
stadt bezeugen, dass der Kapellenfond nicht schuldig gewesen
sei, die 15000 fl. zum Kirchenbau herzugeben. Orig., Siegel. 24.
1827 Dez. 15. Das Grossh. Bezirksamt Neckarbischofsheim
weist den Antrag der Stadt ab, den ganzen Betrag der Nach-
arbeiten am Kirchenbau auf den Kapellenfond zu ubernehmen. 25.
33. Waldangelloch.
A. Gemeinde.
1408 Sept. 8. Graf Wilhelm von Eberstein gibt dem Wil-
helm von Angelloch die Burg, den Berg, den Vorhof und die
Kelter im Vorhof als Mannlehen. Abschrift im Lagerbuch.
1408 Sept. 8. Graf Wilhelm von Eberstein belehnt den
Gerhard von Angelloch mit dem Steinhaus und dem Berg. Ab-
schrift im Lagerbuch.
1582 April 29. Graf Hubrecht von Eberstein belehnt den
Bernhard von Sternenfels als den Vormund der drei Kinder des
Philipp von Angelloch mit beiden Lehen. Abschrift im Lagerbuch.
1769. Lagerbuch. Verzeichnis aller herrschaftlichen Guter
und Gefalle, Gerechtsame der Gemeinde, Schule und Kirche.
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Archivalien aus samll. Gemcinden d. Amtsbez. Sinsheim. m33
1799. Lagerbuch uber die Gefalle, welche das Ritterstift
Odenheim in Bruchsal zu Waldangelloch besitzt, mit farbigen
Planen. Kopie.
Die Archivalien der Gemeinde wurden im Jahr 1806 in das
Archiv zu Stuttgart ubergefuhrt.
B. (Evang.) Pfarrei.
1647 ff. Kirchenbucher mit einer Konsignation der Pfarrer
zu Waldangelloch seit 1634.
1 74 1 ff. Kirchenprotokolle. — 17630*". Rezess und Reskrip-
tenbuch.
34. Weiler.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13, S. 38.)
a. Urkunden.
1 51 7. Kurfurst Ludwig v. d. Pfalz verkauft die zwei Hofe
Buchenau und Birkenau mit 6 Morgen Wingart, hart bei Schloss
Steinsberg gelegen, an Hans Hypolit v. Venningen. Abschr.
1530 Mai 3. Erasmus v. Haben, Dechant zu Sinsheim und
Domherr zu Wurzburg, Bastian Rudolf v. Kollenberg, Faut zu
Mosbach, und Hans v. Zweiffel, Keller zu Hilsbach, entscheiden
im Auftrage des Pfalzgrafen Ludwig den Streit zwischen den
Gemeinden Hilsbach und Weiler unter dem Steinsberg wegen
des Vieh- und Schweintriebs am Eichelberg, mit Einverstandnis
Ludwigs v. Venningen als Lehensinhabers des Schlosses Steins-
berg und des Dorfs Weiler. P.O. 4 S.
1549. Pfalzgraf Friedrich urkundet tiber Beholzungsrecht,
Weidgang etc. der Bruder Eberhard Hans und Ludwig v. Ven-
ningen zu Gunsten ihrer Untertanen zu Weiler unterm Steinsberg,
Hofe Birkenau und Buchenau. P.O.
1549 Mai 2. Vertrag uber das von den Freiherrn v. Ven-
ningen als Inhabern von Steinsberg aus den kurfurstlichen Wal-
dungen an Einwohner von Weiler abzugebende Bau- und Brenn-
holz. Abschr.
1566 Jan. 5. Notarielle Beglaubigung uber folgende An-
gelegenheiten: a. Frohnpflicht der Gemeinde Weiler gegen die
Grundherrschaft v. Venningen; b. Verleihung des Schlosses
Steinsberg mit Gutern zum Leibs-Mannlehen an Hans Hypolit
und Ludwig v. Venningen durch Pfalzgraf Friedrich ; c. Besetzung
der Gerichte zu Weiler und Hilsbach, Abgaben an die Grund-
herrschaft und an die Pfarrei, Pflicht der Verteidigung des
Schlosses; d. Frohnpflichtigkeitserklarung, besonders auch Dienst-
leistung an der Kelter auf dem Schloss, beim Schafwaschen,
Brieftragen etc.; e. Begrenzung des Waldes, Wassers um den
Steinsberg, Wasen und Viehtrieb.
Mitt, d Bad. Hist. Kom. Nr. 28. 3
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n*34
Wehn.
1566 Febr. 7. Urk. Pfalzgraf Friedrichs, betr. Klagen von
Weiler gegen Ludwig v. Venningen wegen Frohnden. Abschr.
1572 Mai 13 u. Juni 27. Schlichtung der Streitigkeiten
zwischen den Bewohnern von Weiler, Hof Buchenau und Bfir-
kenau und deren Vogt Junker v. Venningen wegen Frohnden
und anderer Lasten. P.O.
1599 Okt. 28. Unterpfandsverschreibungen der Gemeinde
Weiler fiber 150 fl.
1714 Juni 5. Obereinkommen zwischen der Gemeinde und
einigen Bfirgern betr. des Fusspfades von der Hofgass abwarts
durch die Garten zum Steg. Or.
b. Akten.
1539 (f. Zins- und Schatzungsbucher. — 1550 ff. Fasel-
haltung betr.
1582, 1683, 1712. 1727, 1773. Lagerbficher. — 1672 ff.
Zahlungen der Gemeinde Weiler an die Kraichgauer ritterschaft-
liche Kasse.
1 688 —96. Spezifikation des durch Reichstruppen erlittenen
Schadens.
1 709. Waldordnung. — 1 7 1 7 Nov. 28. Antwort des Georg
Friedrich v. Venningen an den Kurfursten von der Pfalz auf Klage
von Einwohnern von Weiler, Fuhrdienste, Botengange etc. betr.
1738 ff. Gabholz- und Waldrechnungen. — 1743 ff. Ge-
meinderechnungen. — 1748 ff. Liegenschaftskauf-Protokollbucb.
1765 Marz 5. Kurpfalz. Hofkammer fiber Holzabgabe an
die Untertanen zu Weiler.
1767. Vorstellung der Gemeinde Weiler an Baron v. Ven-
ningen, Eckerich und Schweinehandel betr.
1 775 Okt. 31. Vorstellung des grundherrl. Verwalters von
Eichtersheim an die Amtskellerei Hilsbach, Eckerichtriebsberech-
tigung der Einwohner von Weiler im Kameralwald betr.
1776 Febr. 2. Bescheinigung des Amtsadministrators Jos.
G. v. Kirchhausen, dass zwischen Kurpfalz und dem deutschen
Ritterorden die Freizugigkeit hergebracht ist.
1779 ff. Burgerbficher. — 1781. Guterbeschreibung fiber
den erbbestandigen Adamshof. — 1785 ff. Schultheissenproto-
kolle.
1798 ff. Verhandlungen am Reichskammergericht in Sachen
der Gemeinde Weiler gegen den Fursten v. Leiningen, Be-
nutzung des Kameralwaldes betr. 2 Fasz. — 1805 ff. Kriegs-
rechnungen.
B. (Evangel.) Pfarrei.
Die Gemeinde Weiler ist ein Filial der Pfarrei Hilsbach.
1655 ff. Kirchenbucher von Hilsbach und Weiler mit orts-
geschichtlichen Notizen.
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Archivalien aus s&mtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim. m35
35. Wollenberg.
A. Gemeinde.
1627 Sept. 8. Vertrag mit Marie Eckbrechtin von Turk-
heim fiber Waldnutzung. Kopie.
1681 Nov. 7. Sog. Heilbronner Rezess mit der Herrschaft
von Bruggen und der Gemeinde. Orig., Siegel.
1696 Okt. 2. Rezess zwischen der Herrschaft und der
Gemeinde, Guter-Einschreib- und Burgergeld betr. Orig.t Siegel.
1740. Geometrische Grenz- und Steinbeschreibung mit far-
bigen Planen. Orig., Siegel.
1 74 1 Nov. 18. Renovation der Grenzen, Gulten und Ge-
falle. Abschrift.
1 74 1 Nov. 18. Rezess zwischen Friedrich Kasimir v. Gem-
mingen und der Gemeinde. Orig.
1 79 1 Mai 24. Freiherr v. Gemmingen verkauft einen Baum-
und Grasgarten an hiesige Einwohner. Abschrift.
1793 Okt. 8. Die Gemeinde verkauft an Ludwig Eberhard
von Gemmingen einen Bauplatz zum Judenhaus. Abschrift.
B. (Evangel.) Pfarrei.
Die Gemeinde Wollenberg ist ein Filial der Pfarrei Bargen.
1785 ff. Kirchenbucher von Wollenberg.
36. Zuzenhausen.
A. Gemeinde.
(Aus Mitt. 13 S. 39.)
1656 ff. Zwei Protokoll- und Gerichtsbucher (Kontrakten-
bucher.)
1736, 1743, 1760 ff. Gemeinde- und Schatzungsrechnungen.
— 1754. Aktenmassiges Verzeichnis der in den kur- und ober-
rheinischen Kreislanden noch herumstreichenden Diebe und
Landstreicher mannlichen und weiblichen Geschlechts. Gedruckt.
1768 ff. Pfandbucher.
B. (Evangel.) Pfarrei.
1590 ff. Almosenrechnungen. — 1059 ff. Kirchenbucher.
Das alteste enthalt sehr interessante und ausfuhrliche Pres-
byterialprotokolle.
3*
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11136 Ehrensberger.
B. Verzeichnet von dem frflheren Pfleger der Amtsbezirke Bnichs.il
und Tauberbischofsheim
Msgr. Prof. Dr. Ehrensberger (f am 24. Febr. 1904).
i. Bargen.
(Kathol.) Pfarrei.
1668. Bargisches Pfarrbuchel oder Beschreibung aller Ge-
falle und Einkommen der Pfarrei Bargen.
1695. Desgleichen mit Abscbriften kurpfalzischer und bischof-
lich-wonnsischer Erlasse.
1 705 ff. Verfassungsurkunden und Religionsdeklarationen,
1 Fasz.
1 705 ff. Kirchenbucher mit Beschreibung der Pfarrgefalle,
Anniversarienstiftungen, Firmlingsverzeichnis und tridentischer
Eheordnung.
1722 ff. Aktcn uber Zehntsachen und Ablosung des Zehntens,
1 Fasz.
1 734 ff. Den Bau der katholischen Schulhauser zu Asbach
(seit 1848 Filial von Bargen) und Bargen betr.» 1 Fasz.
1743 ff. Offentliche Gebete, Prozessionen und Kirchenord-
nung, 1 Fasz.
1744 ff. Vorschriften uber die kirchlichen Eheschlusse,
1 Fasz.
1 748 ff. Akten uber den Bau und die Unterhaltung des
katholischen Pfarrhauses, 1 Fasz.
1748 ff. Akten uber das Gelaute, Schliessung und Reinigung
der Pfarrkirche, 1 Fasz.
1749 ff. Die religidse Erziehung der Kinder aus gemischten
Ehen betr.
i75off. Die Weinkompetenz der kathol. Pfarrei betr.
1 75 1 ff. Pfarr- und Kirch en visitationen, 1 Fasz.
1752 ff. Schulordnung und Schulaufsicht, 1 Fasz.
1755 ff. Paramente und Ornate.
175b ff. Akten uber den Bau und die Unterhaltung der
Simultankirche, 1 Fasz.
1756 ff. Disziplin des Klerus und personliche Verhaltnisse
der Geistlichen betr.
1758 ff. Akten uber die Besetzung und Verwaltung der
katholischen Pfarrei Bargen.
1769 ff. Die Fiihrung der Registratur betr.
1769 ff. Anordnungen zur Hebung der Sittlichkeit. — 1 770.
Beschreibung der Pfarracker.
1777 ff. Anniversarstiftungen, 1 Fasz.
1 779 ff. Die Firmung betr.
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Archivalien aui s&mtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheim. IQ37
1 780 ff. Akten uber Fuhrung und Prufung der kirchlichen
Standesbucher.
1783 ff. Verwaltung und Rechnungswesen des kirchlichen
Stiftungsvermogens, 1 Fasz.
1783 ff. Abhaltung der Landesfeste und Landestrauer betr.
1 785 ff. Klingelbeutelrechnungen.
1 792 ff. Akten uber die Errichtung steinerner Kreuze,
i Fasz.
1793 u. 1794. Rechnungen des gemeinschaftlichen katho-
lischen und Iutherischen Heiligenfonds zu Bargen.
1 8. Jahrh. Akten uber die Anschaffung des Dienstsiegels.
2. Eichtersheim.
(Kathol.) Pfarrei.
1 72 1 ff. Kirchenbiicher fur Eichtersheim und Duhren mit
geschichtlichen Eintragen und Abschriften von herrschaftlichen
(v. Venningen) und kirchlichen Verordnungen.
1734 ff. Abhaltung des katholischen Gottesdienstes mit Ab-
lassbreve von Papst Pius VI. vom 7. Jan. 1786 fur die Kirche zu
Eichtersheim.
1734 Okt. 8. Sammelliste unter den Katholiken zu Michel-
feld fur den Wiederbeginn des katholischen Gottesdienstes im
Schlosse zu Eichtersheim.
1 737 ff. Die Pastoration zu Duhren, einem Filial von Eichters-
heim betr.
1 74 1 — 1835. Sammlung papstlicher und weltlicher Verord-
nungen, 1 Heft.
1772 ff. Almosenrechnungen.
1773 — 1807. Herrschaftliche Verordnungen und andere ins
Pfarramt einschlagende Aufsatze, Acta parochialia, Sammlung I.
1777 ff. Katholische Heiligenrechnungen. — 1778 ff. Schul-
hausrechnungen.
1782. Hirtenbrief des Erzbischofs Hieronymus Josef von
Salzburg zur 12. Jahrhundertfeier des Bistums Salzburg Ab-
schrift von 1793.
1784 Nov. 11. Die katholischen Burger und Gemeindsleute
zu Eichtersheim erklaren, dass sie eine von ihrem Ortsherrn
Karl Philipp v. Venningen aufgebrachte Summe von 2285 fl. als
Ortsheiligen ubernehmen, dafur Gewahr leisten und der Ober-
aufsicht der Herrschaft unterstellen. Original mit Siegel des
Karl Philipp v. Venningen und Abschrift vom 8. Okt. 181 7.
1785 ft*. Stiftungen fur die Kapelle zu Duhren, 4 Stuck.
1787 ff. Geschichtliche Ausfuhrungen und Akten uber den
Filialort Eschelbach von dessen Anfang bis auf gegenwartige
Zeiten.
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mag Ehrensberger.
1798 — 1807. Synodalbeschlusse und herrschaftliche Reso-
lutionen, Sammlung II.
3. Grombach.
(Kathol.) Pfarrei.
1639 ff. Kirchenbiicher mit Anniversarverzeichnis fur Grom-
bach. — 1764 ff. Desgleichen ffir das Filial Kirchardt.
1644 Jul* 3« Grombacher Dorfordnung von Johann de
Werth, 1686 von der Herrschaft von Frentz erneuert und auf-
gerichtet. Abschrift von 1842.
1727 if. Akten uber die Kirchenbaulichkeiten.
1735 ff. Religionsubung und Duldung, lutherischer Pfarrsatz
in Grombach betr.
1737 ff. Altere Zehntakten. — 1739 ff. Besetzung der
Lehrerstellen betr.
1739 ff. Erlasse der Herrschaft v. Venningen gegen Un-
sitten unter der Jugend.
1746. Kapitalbuchlein der im Jahr 1668 gegrundeten St.
Sebastianusstiftung.
1 754 ff. Die Versehung des Gottesdienstes im Filial Kirchardt
durch die Franziskaner zu Sinsheim betr.
1764. Epitome brevis decretorum, constitutionum, inhibi-
tionum reverendissimi vicariatus Wormatiensis und Verordnung
uber die Eheversprechen vom 28. Marz 1760.
1767 ff. Verordnungen uber das Rechnungswesen im all-
gemeinen, mit einer Begrundung vom 18. Marz 1767, weshalb
der kathol. Pfarrer in Grombach zur Abhor der Kirchenrech-
nungen nicht beigezogen wurde.
1767 ff. Die Schultheiss Moll'sche Stiftung fur die Kirche
zu Grombach, die Franziskaner zu Sinsheim, die Augustiner
zu Wiesloch, die Dominikaner zu Wimpfen, die Kapuziner
zu Waghausel , die St. Annakirche zu Weiler, nach Wall-
diirn usw. betr.
1 771 ff. Das Lauterecht der Katholiken auf dem Turm der
evangelisch-protestantischen Kirche mit einer den Protestanten
und Katholiken gemeinschaftlich gehorenden Glocke betr.
1773 — 1800. Heiligenrechnungen in einem Bande.
1776 ff. Pfarrbuch mit den Statuten des Kapitels Waib-
stadt, Anniversarien, bischoflich-wormsischen Dekreten und son-
stigen Aufzeichnungen.
1777 Juni 14. Verordnung der Herrschaft v. Venningen
uber das Schulwesen zu Grombach, im Faszikel *Volksschul-
wesen«.
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Archivalien aus s&mtl. Gemeinden d. Amtsbez. Sinsheira.
m39
1 7Q i. Renovation und Beschreibung des gemeinschaftlichen
Pfarrguts betr.
1 799 ff. Milde Stiftungen betr.
4. Hilsbach.
(Kathol.) Pfarrei.
1 67 1. Erneuerung der Pfarrzinse an Geld, Geflugel, Fruchten,
Wein und dergleichen mit Abschrift des Pfarrzinsbuches der
Jahre 1624 — 1667 und einer vorangesetzten neuen Aufstellung
des 18. Jahrhunderts.
1699 ff. Verzeichnis der kathol. Geistlichen und kurze
Chronik der Pfarrei Hilsbach.
1699 — 1744« Kirchenbuch (I. Standesbuch) fur Hilsbach,
Weiler, Elsenz mit geschichtlichen Eintragen fiber die Pfarrei
und die Kirche und einem Verzeichnis der Anniversarien und
Vermachtnisse. — 1744 — 1803. Kirchenbuch (II. Standesbuch)
mit Eintragen uber die Altarweihen in Hilsbach (1 741 u. 1787),
in Elsenz (1787) und einem Verzeichnis der Schenkungen an
die Kirche und Pfarrei.
1 7 1 1 ff. Versehung der Pfarrei betr., 1 Aktenbund. —
1 7 1 3 ff. Simultanverhaltnisse betr., 1 Fasz.
172 1 ff. Bischdflich-wormsische Verordnungen uber Reva-
lidierung von Taufen und uber Konversionen.
1738 ff. Akten uber die Kapelle St. Anna zu Weiler, Bau,
Gottesdienst und den dortigen Eremiten Joh. Gottl. Clemens
Fischer.
1751 ff. Katholische Heiligenrechnungen von Weiler.
1 753 Jan. 11. Herrschaftlich v. Venningen'sche Verordnung,
wie die Feiertage von samtlichen Religionsverwandten zu Weiler
zu halten seien. Pap. Orig. im Fasz. ^Religion*.
1759 ff. Pfarr- und Kirchenvisitationen betr., 1 Fasz.
!759» I786, 1797. Erlaubnis des wormser Generalvika-
riats zur Aushilfe in der Seelsorge durch die benachbarten
speierischen Geistlichen zu Tiefenbach, Eppingen, Odenheim
und Rohrbach.
1763 ff. Altere bischdflich-wormsische Verordnungen, 1 Fasz.
1 763 ff. Akten fiber die Abhaltung des Gottesdienstes in
der den Freiherren v. Venningen gehorigen St. Annakapelle zu
Weiler.
177 1. Anniversarien zu Hilsbach und Elsenz mit Abschriften
wormsischer Generalvikariatsverordnungen.
1 77 1 ff. Den Kleezehnten in Weiler betr.
i78off. Akten uber die Anschaffung der Paramente, Or-
nate usw., 1 Fasz.
1783 ff. Akten uber den von Stadtpfarrer L. Franz Goetter
zu Hilsbach gegen den Deutschordensrat und Amtmann zu
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rrMO Ehrensbcrgcr.
Stocksberg gefuhrten Rechtsstreit wegen des Winterrepszehntens
zu Weiler.
1784 ff. Akten uber die Muller'sche Stiftung und deren
Vereinigung mit dem Kirchenfond.
1 784 ff. Das Simultaneum in Hilsbach betr., 1 Aktenbund.
1786 Jan. 21. Schreiben an die Kaiserliche Majestat vom
Corpore Evangelicorum, die Religionsbeschwerden der gesamten
reformierten Geistlichkeit in der unteren Pfalz betr., Abschrift.
1788 Mai 26. Ablassbreve Papst Pius VI. fiir die Kapelle
in Weiler. Perg. Orig.
1789 ff. Klagsache der kathol. Pfarrei gegen die evangelisch-
protestantische Pfarrei, Besoldung betr., 1 Fasz.
1790 — 1 79 1 ff. Spezialprotokoll mit 6 Beilagen uber Ab-
teilung der bisher von Katholiken und Reformierten gemein-
schaftlich gebrauchten Hilsbacher Pfarrkirche.
i79off. Rechnungen uber den katholischen Heiligen und
die von Guttatern gestiftete Freischule zu Hilsbach. 1793 fehlt.
1 794 ff. Rechnung uber die von Georg Mullers Witwe der
katholischen Kirche zu Hilsbach unterra 21 . Juni 1784 gestiftete
Vermogenschaft.
1798 Sept. io. Bericht des Gerichts und Schultheissen zu
Elsenz gegen den Stadtrat zu Hilsbach wegen Betunrichtigkeiten.
5. Obergimpern.
A. Gemeinde.
1588 ff. Zehntstreitigkeiten zwischen dem Freiherrn v. Degen-
feld, dem Domkapitel zu Worms und dem Freiherrn v. Yrsch.
Aktenbund: »Beilage Nr. io«.
I729ff. Frohndablosungsakten, 1 Fasz.
1738 Sept. 24. Mannheim. Entscheidung der kurpfal-
zischen Regierung uber die Beschwerden der Gemeinde gegen
die Freiherren v. Yrsch, in den Streitakten wegen der Schaferei-
gerechtigkeit.
1 763 ff. Akten uber den grossen wormser Fruchtzehnten,
1 Fasz.
1763. Hypotheken- oder Guter-Verlegungsbuch der Ge-
meinde Obergimpern, I. Band.
1782. Dasselbe, II. Band.
1 773 ff. Akten uber Zehntstreitigkeiten, Aktenbiindel »Bei-
lage Nr. 6 u. Nr. i3«.
1778. Lagerbuch des Dorfs und der Gemarkung Ober-
gimpern, angelegt durch den kurpfalzischen Renovator Friedrich
Albert Conradi.
1 788 ff. Zehntakten, 1 Fasz.
I796ff. Beilagen zur Kriegsrechnung der Gemeinde Ober-
gimpern.
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Archivalien aus samtl. Gemeioden d. Amtsbez. Sinsheim. 11141
B. (Kathol.) Pfarrei.
1496. Extractus synodalis Wormatiensis ecclesiarum rura-
Hum de anno 1496, pag. 48 Gimpern (Abschrift des 19. Jahrh.)
und Extractus synodalis ecclesiae cathedralis Wormatiensis pag. 1 94
Gfimpern (Abschrift des 18. Jahrh.) fiber Patronat, Collatur und
Altare der Pfarrkirche in Gimpern und seinen Filialen Babstadt,
Gfimper inferior und Eschelbach, im Faszikel XVI. 6.
1575 ff. Akten fiber die Pfarrguter, Fasz. XV. 3.
1575 ff. Ablosung der Pfarrzehnten zu Obergimpern betr.,
Fasz. XV. 5.
17050*. Verzeichnis der von der Ortsherrschaft Freiherrn
(spater Grafen) v. Yrsch prasentierten Pfarrer, Fasz. XX. 2.
1 705 ff. Kirchenbuch (I. Standesbuch) ffir Ober- und Unter-
gimpern rait Pfarreifassion und Anniversarverzeichnis. — 1725 ff.
Kirchenbuch (II. Standesbuch) mit geschichtlichen Eintragen. —
1773 ff. Kirchenbuch (III. Standesbuch).
I740ff. Katholische Heiligenrechnungen (1798 fehlt).
1745 ff. Patronatsrechte betr., Fasz. XX. 1.
1755 ff. Akten fiber Kirchenbaulichkeiten, Fasz. XVI. 1.
1765 ff. Verabreichung des Klee-, Kartoffel- und Gersten-
zehntens betr., Fasz. XV. 10.
1 77 1 ff. Darstellung des Einkommens und Vermogens der
Pfarrei, Fasz. XV. 1.
1772 ff. Bischofliche und Erzbischofliche Hirtenbriefe und
Ordinariatserlasse, Fasz. VIII. b. 1.
1773 ff. Abhaltung des Gottesdienstes in Untergimpern,
Fasz. XV. 9.
6. Siegelsbach.
(Kathol.) Pfarrei.
1496. Extractus synodalis Wormatiensis, de anno 1496
pag. 48 fiber die Pfarrei Hfiffenhardt, wonach Wollenberg, Wagen-
bach und Siegelsbach Filiale von Hfiffenhardt sind; beglaubigte
Abschrift vom 17. Sept. 1726.
s. d. Bischof Reinhard von Worms trennt mit Zustimmung
des Propstes, Dekans und Kapitels des Stifts zu Wimpfen im
Tal, der Kollatoren der Pfarrei Hfiffenhardt, des Pfarrers Joh.
Wacker daselbst Und des Kollators des Beneficiums (der Pra-
missaria) und der Kirche in Siegelsbach, des strenuus miles Otto
de Hirschhorn, das Filial Siegelsbach von der Pfarrei Hfiffenhardt
und erhebt es zu einer eigenen Pfarrei ; beglaubigte Abschrift vom
20. Jan. 1808 aus dem grundherrlich v. Gemmingen'schen Archive
zu Guttenberg.
1555 Dez. 12. Gfiltenbuch der Siegelsbacher Kirche auf
Befehl des Junkers Hans von und zum Hirschhorn, Vogtsherrn
zu Siegelsbach und Patron der Kirche daselbst angelegt, mit
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m^2 Ehrensberger.
Unterpfandsurkunden bis Mitte des 17. Jahrh. imd Guter- und
Zehntenverzeichnis der Pfarrei (1384 als Fruhmesse durch Hans
Albrecht und Eberhard v. Hirschhorn, 1476 als Pfarrei durch
Ritter Otto v. Hirschhorn gestiftet).
1704 — 1766. Protokollum catholicae parochiae in Siegels-
bach (I. Standesbuch) mit Seelenzahl, Anniversarverzeichnis,
Series parochorum vom Jahr 1699 an, geschichtlichen Eintragen,
Verzeichnis der Paramente und Schenkungen, Abschriften von
Urkunden, kirchlichen Erlassen usw. — 1766 — 1805. Nomina
eorum, qui baptizati sund etc. (II. Standesbuch) mit denselben
Eintragen der Seelenzahl, Anniversarien usw.
1 743 ff. Siegelsbacher Heiligenrechnungen (mit Lucken).
1782 ff. Siegelsbacher katholische Gemeinderechnungen (mit
Lucken).
7. Sinsheim.
(Kathol.) Pfarrei.
1 306 ff. Die vom romischen Kdnig Albrecht im Sept. 1 306
gestiftete Kdnigspfrunde in Durn (Diihren, Filial von Sinsheim)
und deren Schicksale betr., 1 Fasz.
^SSff- Verordnungen , nach der Chronologie gesammelt
von Ignatz Glockle, kathol. Pfarrer in Sinsheim im Jahr 1793.
1577 ff. Einkommen und Gefalle der Pfarrei Sinsheim und
deren Filial Steinsfurt mit Kompetenzbuchlein der Pfarrei Steins-
furt von 1670, 1708, 1709.
1693— 18 1 2. Bauakten, den gemeinschaftlichen Kirchen-
turm und die Glocken der reformierten und katholischen Ge-
meinde Sinsheim betr.
1699 ff. Verordnungen tiber die Religion der Kinder aus
gemischten Eh en und uber die Feier der Sonn- und Festtage,
1 Fasz.
1699 ff. !• Standesbuch fur Sinsheim, Steinsfurt und Reihen
mit geschichtlichen Aufzeichnungen und Eintragen uber Pfarr-
einkommen, Anniversarien und Vermachtnisse. — 1 786 ff.
II. Standesbuch.
1699 — 1789. Heiligen-Rechnungen der katholischen Kirche
in Sinsheim.
1700 — 1749, 1750—59, 1760 — 79 u. 1780 — 89. Bischoflich
wormsische Vikariats- und kurpfalzische Regierungsverordnungen,
4 Bande; hierzu alphabetisches Kompendium der Vikariats- und
Regierungsdekrete.
1708 ff. Circa domum parochialem et hortum incultum
Sinshemii, modo domum parochialem.
17130*. Circa ecclesiam parochialem in Sinsheim, haupt-
sachlich Akten uber den Neubau der Kirche im Jahr 1785 und
Plan der alten Kirche.
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Archivalien aus s&mtl. Gemeinden d. Amtsbez. Simheim. XQ43
1 7 1 4 ff. Erklarnng der Franziskaner der Thuringer Provinz
an den Kurfursten von der Pfalz, nach Errichtung des Klosters
in Sinsheim in weiteren Orten als bisher nicht terminieren zu
wollen. Personalstand des Klosters 1808 und Aufhebung des
Klosters 181 3.
1720 ff. Beschwerden des reformierten Kirchenrats gegen
den katholischen Dechanten zu Sinsheim we gen Obergriffe und
Verhandlung uber die Prozessionen in der Bittwoche, ins-
besondere wegen der Unordnung bei der Prozession nach
Waibstadt.
1720 — 1 79 1. Politisch-kirchliche Verordnungen der kurpfal-
zischen Regierung.
1726 ff. Die Maria-Hilfskapelle in Sinsheim betr. (Die
Kapelle, ans dem 13. oder 14. Jahrh. stammend und bei der
Pfarrkirche stehend, fiel bei der Kirchenteilung den Katholiken
zu, wurde darauf als Wohnhaus verpachtet, spater als Schulhaus
benutzt, 1742 durch Pfarrer Volckher wieder als Kapelle ein-
gerichtet, 1753 mil Eremitage versehen, 1791 repariert).
1742 ff. Akten uber die Maria-Hilfskapelle in Sinsheim mit
Ablassbulle des Papstes Clemens XIV. vom 26. Juni 1772, Ver-
ordnung des Wormser Generalvikariats uber den Gottesdienst usw.,
uber Abbruch der Kapelle 1836 und Einverleibung ihres Ver-
mogens in den Kirchenfond.
1748. Stiftung der am 15. Marz 1748 verstorbenen Frei-
frau v. Venningen fur die Kapelle zu Duhren und das Franzis-
kanerkloster zu Sinsheim. 1797/98. Kapellenrechnung von Duhren,
1 Fasz.
1752— 1820. Schriften und Rechnungen des gemeinschaft-
lichen Almosens in Sinsheim.
1774 ff. Heiligen-Rechnungen (mit Lucken).
1778 ff. Kapellen-Rechnungen von Duhren.
1789 Juli 24. Stiftung der Eheleute Scaglia ftlr heilige
Messen und Unterhaltung des ewigen Lichtes in der Stadt-
kirche.
179 1. Kollektenbuchlein zur Reparierung der Maria-Hilfs-
kapelle in Sinsheim mit Sammelerlaubnis des kurpfalzischen
Stadtschultheissen Karl Josef Kaul vom 16. April 1792.
1807. Repertorium des Pfarrarchivs Sinsheim- Riehen-
Steinsfurt.
8. Steinsfurt.
(Kathol.) Pfarrei.
1 66 1 April 29. Peter Raudenbusch und Anna, seine Ehe*
frau, zu Reyhenen bekennen von dem Heiligen oder dessen
Juraten zu Steinsfurt 10 fl. Kapital mit 1/2 fl. verzinsbar erhalten
zu haben und verpfanden genannte Giiter zu Steinsfurt. Perg.
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m44 Ehrensberger.
Orig., das Siegel des kurpfalzischen Stiftsschaffners Joh. Georg
Erckenbrecht zu Sunzheim ist abgefallen.
1670. Auszug aus der Beschreibung des Amtes Hilsbach,
wonach' Pfarrhaus, Pfarrscheuer und Messnerhaus zu Steinsfurt
von dem Stift Sinsheim (Sunzen) zu unterhalten sind, im Faszikel
»Baupflicht«.
1670 ff. Akten uber den Schulhausbau zu Steinsfurt.
1707 Marz 29. Heidelberg. Erlass der kurpfalzischen
Kommission zur Reparierung des Religionswesens, wonach die
reformierte Gemeinde zu Reyhen die dortige Kirche allein zu
geniessen hat und das Simultaneum aufgehoben wird, mit Ab-
schrift.
1 707 ff. Zuweisung der Kirche zu Steinsfurt an die Katho-
liken und Ausweisung der Reformierten, den gemeinschaftlichen
Gebrauch auf Vertrag bis 1750 betr.; Akten uber das Gelaute,
Patrozinien, Anschaffung des Hochaltars, der Kirchenstuhle,
Mitteilungen uber die 1663—66 gebaute alte Kirche; Akten-
bund.
1 708 ff. Akten uber den kleinen Zehnten zu Steinsfurt.
1 7 1 4 ff. Heiligen-Rechnungen der katholischen Kirche zu
Steinsfurt.
1 7 1 5 ff. Erlasse des wormsischen Generalvikariats uber die
Pastoration im Filial Rohrbach.
1 7 1 5 ff . Akten uber einen Rechtsstreit der Herren v. Ven-
ningen, wormsischen Lehentragern des Ortes Rohrbach, und
der kurpfalzischen Regierung wegen der Pfarrpfrunde zu Rohr-
bach.
1 7 1 9 ff. u. 1722 ff. Den kleinen Zehnten zu Steinsfurt betr.
1727. Glockenrechnung. — 1734 ff. Akten uber den
Kirchenbau in Reihen auf dem ode liegenden Schlossbauplatz.
1738. Heiligenbuch der Kirche zu Steinsfurt.
1743 ff. Akten uber Streitigkeiten zwischen Katholiken und
Reformierten wegen des Glockengelautes zu Reihen.
1 745 ff. Den Gottesdienst in Reihen betr. — 1 745. Steins-
furter Pfarreikompetenzbuchlein.
1 77 1. Renovation der auf der Gemarkung Rohrbach liegen-
den Zinsguter des katholischen Heiligen zu Steinsfurt.
1777 ff. Akten uber den Kirchenfonds zu Reihen. — 1788 ff.
Kirchenfondsrechnungen von da.
1 79 1 ff. Akten und Plane uber den Neubau der katholischen
Kirche zu Steinsfurt und ihre Ausstattung.
1 795 ff. Verpachtung der Pfarrguter daselbst.
1797. Akten uber Storungen bei der Prozession von Sins-
heim nach Reihen und den durch katholische Einwohner in
Reihen gefiihrten Prozess.
i8ioff. I. Standesbuch fur das Filial Steinsfurt. — i8ioff.
I. Standesbuch der Pfarrei Rohrbach. — i8ioff. I. Standesbuch
des Filialortes Reihen.
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Archivalicn aus s&mtl. Geineinden d. Amtsbez. Siusheim. TD45
9. Waibstadt.
(Kathol.) Pfarrei.
1675 ff. I. Standesbuch mif Pfarrei zins- Und Gefallbeschreibung,
Anniversarverzeichnis, Verzeichnis der Mitglieder der im Jahr 1 683
renovierten Rosenkranzbruderschaft und geschichtlichen Eintragen.
— 1705 — 1753. IT. Standesbuch mit geschichtlichen Eintragen
und Abschriften von Urkunden. — 1754 — 1836. III. Standesbuch.
1688 ff. Akten uber die Verwaltung der Pfarrei.
1700. Kapellen-Rechnung. — i72off. Muttergotteskapellen-
Rechnungen.
1 7 1 7 ff. Abhaltung der Friihmesse in der Pfarrkirche zu
Waibstadt.
1 7 18 if. Akten uber die Einpfarrung des Filials Neidenstein
nach Waibstadt.
1 7 18 if. Standesbuch fur Neidenstein mit geschichtlichen
Eintragen.
1 73 1 ff. Zinsen und Gulten auf den Gemarkungen Daisbach
und Waibstadt betr.
'733» 1 765. Sammelbuch der Pfarrgefalle.
1756 — 1820. Bischofliche Verordnungen. — 1778 flf. Kirchen-
bauakten.
1793 ff. Akten uber Besserstellung der Lehrer. — 1794 ff.
Landesherrliche Verordnungen.
1794 ff. Akten uber die Besetzung der Pfarrei mit einem
Verzeichnis der Geistlichen von 1598 — 18 19.
18. Jahrh. Verzeichnis der in die Kirche, Kapelle und den
Almosenfonds gestifteten Jahrtage.
10. Zuzenhausen.
(Kathol.) Pfarrei.
1573. Auszug aus dem neurenovierten Heidelberger Amts-
kompetenzbuch bezuglich der Pfarrei Zuzenhausen.
1699 ff. I. Standesbuch fur Zuzenhausen, Lobenfeld, Mauer,
Angelloch, Spechbach, Meckesheim, Monchzell, Schatthausen,
Daisbach und Wimmersbach. — 1764 ff. II. Standesbuch mit
Index confirmatorum , Verzeichnis der gestifteten Jahrtage in
Zuzenhausen und geschichtlichen Eintragen.
171 1—47. Auszug der jahrlichen Pfarrei-Zinsgefalle zu
Zuzenhausen.
1720 Dez. 27. Verzeichnis des Einkommens und der
liegenden Guter der Pfarrei.
1727 ff. Die jahrlichen Pfingstzinse betr.
1742— 1819. Den Ohmd- und Obstzehnten-Prozess betr.,
Fasz. II.
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EQ46 Ehrensberger.
1744 — 1834. Prozessakten fiber den kleinen Zehnten und
den Blutzehnten, Fasz. I.
1749 if. Akten fiber den Kirchenbau and den Prozess hier-
wegen mit Venningen.
1 754 ff. Verzeichnis des Kalber-, Lammer- und Schweinlein-
zehntens.
1769 — 77. Akten fiber die Wiedererbauung der katholischen
Mutterkirche in Zuzenhausen.
1770 — 1827. Bischofliehe Verordnungen. — 1773 ff. Akten
fiber den Pfarrhausbau.
17 19— 1849. Zehntablosungssachen, Fasz. I. — 1785. Rech-
nung fiber die Anschaffung einer Glocke.
1 8 10. Die Pfarrei Zuzenhausen mit ihrer historischen Ver-
fassung, Kirchenbau, Pfarrhaus, Gefallen, Beschwerden und Lasten
aus 30jahriger Erfahrung von Pfarrer Breithorn.
xx. Wagenbach.
Nebengemeinde von Obergimpern.
Wagenbach besitzt ausser den Gemeinderechnungen von
1849 an keine Archivalien.
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II.
Gr&flich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten,
Amt Boxberg.
Verzeichnet
von dem Pfleger Otto Hagmaier, Pfarrer in Neunstetten.
Obersicht.
A. Pergament-Urkunden.
B. Akten und Papier-Urkunden, Neunstetten betr.
I. Bestandssachen. — II. Centsachen. — III. Familien-
sachen. — IV. Gemeindesachen. — V. Herrschafts-
und Gemeindesachen:
i. Verschiedenes. 2. Kirche. 3. Schule. 4. Rebellions-
akten. 5. Vogtamt. —
VI. Jagdsachen. — VII. Kaufsachen. — VIII.Kriegs-
sachen. — IX. Lehenssachen. — X. Ritterschafts-
sachen. — XI. Schafereisachen. — XII. Ortschaften:
I. Assamstadt. 2. Ballenberg. 3. Berlichingen. 4. Box-
berg. 5. Gommersdorf. 6. Hettingenbeuren. 7. Horren-
bach. 8. Ulesheim. 9. Krautheim. 10. Oberndorf.
II. Rechenberg. 12. Rossach. 13. Schollhof. 14. Win-
dischbuch. —
XIII. Verschiedenes. — XIV. Biicher.
C. Akten und Urkunden, die Gemeinde Helrastadt betr.
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H148 Hagmaier.
A. Pergament-Urkunden.
1. Limpurgische Lehenbriefe iiber den Hof Wusten-Erlenbach.
1609 Juni 19. Eberhardt, Herr zu Limpurg belehnt den
Hans Christoph von Vochenstein zu Adelmannsfelden fur sich und
seine Mitvormunder und Hans Konrad und Melchior Re in hard
von Berlichingen mit dem Hof zu Wusten-Erlenbach, sowie mit
dem grossen und kleinen Zehnten daselbst.
1656 Okt. 1. Gailendorf. Wilhelm Ludwig, Herr zu Lim-
purg belehnt den Johann Philipp von Berlichingen auf Rossach
fur sich selbst und im Nainen seiner Vettern Gottfried und
Melchior Reinhard von Berlichingen.
1664 Nov. 21. Obersontheim. Franziskus, Herr zu Lim-
purg etc. erneuert die vorige Belehnung an Johann Philipp von
Berlichingen auf Rossach fur sich selbst und im Namen seiner
Vettern Gottfried und Melchior Reinhard von Berlichingen.
1674 Okt. 22. Obersontheim. Heinrich Kasimir, Herr zu
Limpurg erneuert die Belehnung an Johann Philipp von Ber-
lichingen auf Rossach fur sich selbst und im Namen seiner
Vettern Gottfried und Melchior Reinhard von Berlichingen.
1680 Sept. 1. Weickfeldt. .Vollrath, Herr zu Limpurg er-
neuert die Belehnung an Johann Philipp von Berlichingen auf
Rossach fur sich selbst und im Namen seiner Vettern Melchior
Reinhard und Philipp Reinhard Gottfried von Berlichingen.
171 2 Marz 15. Obersontheim. Vollrath, Herr zu Limpurg
erneuert die Belehnung an Heinrich August von Berlichingen auf
Rossach fur sich selbst und im Namen seiner Bruder Johann
Reinhard, Philipp Adam und Johann Friedrich von Berlichingen
und deren Vetter Erhard Wilhelm von Berlichingen zu Neun-
stetten.
1 7 15 Juni 5. Obersontheim. Sophie Eleonora, verwittibte
und geborene Grafin und Frau zu Limpurg, erneuert die Be-
lehnung an Heinrich August von Berlichingen auf Rossach fur
sich selbst und die ebengenannten Genossen.
1725 Juni 19. Gaildorf. Juliana Dorothea, Grafin von
Wurmbrandt und Stuppach geborene Grafin und Seraperfreyin
zu Limpurg erneuert die Belehnung an Heinrich August von
Berlichingen auf Rossach fur sich selbst und im Namen seiner
Bruder Philipp Adam und Johann Friedrich von Berlichingen.
1786 Mai 22. Christian Friedrich Karl Alexander, Mark-
graf zu Brandenburg-Ansbach erneuert die Belehnung an Ernst
Ludwig von Berlichingen, kurpfalzisch-bayerischen Kammerer und
odenwaldischen Ritter-Rat.
1790. Christian Friedrich Karl Alexander, Markgraf zu Bran-
denburg-Ansbach erneuert die Belehnung an Emanuel Josef von
Berlichingen, k. k. Oberst, und Wilhelm Dominik von Berlichingen,
k. k. Major.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. 11140
'793 .... Christian Friedrich Karl Alexander, Markgraf zu
Brandenburg-Ansbach erneuert die Belehnung an dieselben und
Ernst Ludwig von Berlichingen, Gebriider und Vettern.
1823 Aug. 8. Karlsruhe. Ludwig, Grossherzog von Baden,
Herzog zu Zahringen, Landgraf zu Nellenburg, etc. etc. erneuert
die BeJehnung an Maximilian Ludwig von Berlichingen und seine
Briider (Papierurkunde).
2. Fuldaische Lehenbriefe.
1 65 1 Jan. 13. Fulda. Joachim, Abt des Stifts Fulda, des
heiligen romischen Reiches Fiirst, romischer Kaiserin Erzkanzler,
durch Germanien und Gallien Primas, belehnt den Hans Rein-
hard von Berlichingen fur sich selbst und wegen seines abwesen-
den Bruders Melchior Reinhard von Berlichingen mit 2 Fuhr-
werken zu Milz, dem halben Teil am Zehnten daselbst, 5 Zins-
gutern, einer Behausung und einem Hof zu Milz.
1656 Juli 17. Fulda. Abt Joachim erneuert dieses Lehen
an Hans Philipp von Berlichingen.
1672 Marz 5. Fulda. Bemhard Gustav, Abt des Stifts
Fulda, romischer Kaiserin Erzkanzler, durch Germanien etc. Primas,
Markgraf zu Baden und Hochberg, Koadjutor der freien Reichs-
stifter Kempten und Siegeburg, Landgraf zu Sausenberg, Graf zu
Sponheim und Eberstein etc., erneuert die Belehnung an Johann
Philipp von Berlichingen fur sich selbst und in Vollmacht seiner
Vettern Melchior Reinhard und Philipp Reinhard Gottfried von
Berlichingen.
1679 Marz 11. Fulda. Abt Placidus erneuert die Be-
lehnung an Melchior Reinhard und Johann Philipp von Ber-
lichingen.
1686 Aug. 29. Fulda. Abt Placidus erneuert die Belehnung
an Philipp Reinhard und Erhard Wilhelm von Berlichingen,
Gebriider, und ihren Vetter Johann Philipp von Berlichingen.
1 701 Mai 28. Fulda. Abt Adalbertus erneuert die Be-
lehnung an Erhard Wilhelm und Johann Philipp von Berlichingen.
17 1 2 Aug. 11. Fulda. Abt Adalbertus erneuert die Be-
lehnung an Erhard Wilhelm, Johann Reinhard, Philipp Adam,
Heinrich August und Johann Friedrich von Berlichingen, Vettern
und Gebriider.
1715 Sept. 19. Fulda. Abt Konstantinus erneuert die Be-
lehnung an Erhard Wilhelm, Johann Reinhard, Philipp Adam,
Heinrich August und Johann Friedrich von Berlichingen.
1722 Marz 16. Fulda. Abt Konstantinus erneuert die Be-
lehnung an Erhard Wilhelm, Philipp Adam, Heinrich August
und Johann Friedrich von Berlichingen, Gebriider und Vettern.
1727 Juni 23. Fulda. Abt Adolphus erneuert die
Belehnung an Adam Friedrich August und Johann Friedrich
von Berlichingen, Gebriider, und Eleonore Christina von Ber-
Mitt. d. Bad. Hist. Kom. Nr. 28. 4
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m^o Hagmaier.
lichingen Witwe, geb. von Weyler, und Friedrich Philipp Holtzel
von Sternstein in Vormundschaft von weiland Erhard Wilhelms
von Berlichingen hinterlassenen Sohnen, Wilhelm und Friedrich.
1729 Okt. 15. Fulda. Abt Adolphus erneuert die Belehnung
an Philipp Adam und Johann Friedrich von Berlichingen, Gebruder,
und Eleonore Christine von Berlichingen Witwe, geborene von
Weyler, und Heinrich Philipp Holtzel von Sternstein in Vormund-
schaft von Erhard Wilhelms von Berlichingen hinterlassenen
Sohnen Wilhelm und Friedrich.
3. Wttrzburgisches Lehen
fiber Rottingen und Tauberrettersheim.
1495. Martin von der Kere, Dechant des Thumstifts zu
Wurzburg und Probst zu St. Johanns zura Neumunster in Wurz-
burg, belehnt den Konrad von Berlichingen mit dem Weinzehnten
zwischen Rottingen und Tauberrettersheim als Mannlehen.
1498. Albrecht von Bibra, Thumherr und Probst zu St.
Johanns zum Neumunster zu Wurzburg, erneuert die Belehnung
an Bernhard von Berlichingen.
1517. Thomas von Stein, Dechant des Domstifts zu Wurz-
burg, Thumherr und Probst zum Neuen Munster, erneuert die
Belehnung an die Briider Philipp und Konrad von Berlichingen.
1528. Dietrich, Thumherr des Stifts Wurzburg, Probst
zum Neumunster, erneuert die Belehnung an Philipp und Hans
von Berlichingen zu Schrotzberg.
1535. Derselbe erneuert die Belehnung an Hans von Ber-
lichingen zu Schrotzberg.
1548. Daniel, Stiebar, Thumherr des Stifts Wurzburg, Probst
zum Neumunster, erneuert die Belehnung an Hans von Ber-
lichingen zu Schrotzberg.
1555. Derselbe erneuert die Belehnung an Hans Georg
von Berlichingen zu Schrotzberg.
1557. Michael von Lichtenstein, Thumherr des Stifts Wurz-
burg, Probst zu Neumunster, erneuert die Belehnung an Valentin
von Berlichingen zu Dorzbach.
1558 Sept. 30. Derselbe erneuert die Belehnung an Hans
Georg von Berlichingen.
1 575 Febr. 23. Neithardt von Thungen, Thumherr des Stifts
Wurzburg, Probst zum Neumunster, erneuert die Belehnung an
Hans Georg von Berlichingen.
1 59 1 Febr. 8. Derselbe erneuert die Belehnung an Hans
Pleickard von Berlichingen zu Illesheim.
1595. Neithardt von Thungen, Bischof zu Bamberg und
Domprobst zu Wurzburg, auch Probst des Stifts zum Neumunster,
erneuert die Belehnung an Johann Reinhard von Berlichingen
zu Jagsthausen, fiirstlich wurttembergischen Oberamtmann zu
Digitized by VaOOQ IC
Gr&flich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m5 I
Mdckmuhl, als verordneten Vormund seiner jungen Vettern
und Pflegsohne Karl Sigmund und Konrad von Berlichingen,
Gebriider.
1600. Johann Gerwickh, Graf zu Schwartzenberg, Herr zu
Hohenlandsperg, zu Bamberg und Wurzburg Domherr, Dora-
scholaster und Probst zu Neumiinster, erneuert die Belehnung an
Hans Reinhard von Berlichingen zu Jagsthausen.
1606. Derselbe erneuert die Belehnung an Karl Sigmund
von Berlichingen fur sich und im Namen und als Lehentrager
seines minderjahrigen Bruders Konrad.
16 1 7 Febr. 17. Ehrhard von Liechtenstein , Domscholaster,
Senior und Jubilaus, auch beider Kollegiatstifte St. Johannis
zu Neumiinster und St. Burkhardt zu Wurzburg konfirmierter
und bestatigter Probst, erneuert die Belehnung an Konrad von
Berlichingen.
4. Einzelne wtirzburgische Lehenbricfe.
1440. Gottfried, Bischof zu Wurzburg und Herzog zu
Franken, belehnt den Gotz von Berlichingen den Jungen rait
dem Schloss Jagsthausen, einem halben Teil am Burgstadel
Urhausen, drei Teilen am Burgstadel Rosseried, zwei Teilen am
grossen und kleinen Zehnten zu Olnhausen und etlichen Giitern
daselbst, mit der Salzgult zu Niedernhall, dem kleinen Zehnten zu
Korb und etlichen Gutern, einem halben Teil am Vierteil des
Schlosses Berlichingen, einem Vierteil am Zehnten zu Berolzheim,
einem halben Teil am Bache Kessach, dem Schloss und Dorf
Hettingenbeuera und dem Dorf Heimstadt als Mannlehen.
1450. Gottfried, Bischof zu Wurzburg etc., belehnt Hans
von Berlichingen fur sich und Kilian von Berlichingen, Gotzens
Sohn, mit der Halfte von Hausen (Jagsthausen), drei Teilen am
Burgstalle zu Rosseried, zwei Teilen am Burgstalle zu Urhausen,
dem Hofe genannt Olnhausen und einem Teile am Wein-
zehnten daselbst, dem Hofe zu Hagenbach, drei Teilen am
Schlosse zu Berlichingen.
147Q. Rudolf, Bischof zu Wurzburg etc., belehnt ... (?)
Kappler von Odheim (gen. Bautz) mit zwei Teilen am kleinen
und grossen Zehnten zu Untergriessheim.
1609 Juni 1. Julius, Bischof zu Wurzburg, belehnt Hans
Konrad und Melchior Reinhard von Berlichingen mit dem Dorfe
Jagsthausen und dem dritten Teil des grossen und kleinen
Zehnten daselbst, mit Zins und Gult zu Berlichingen, einem
Hof zu Olnhausen, mit Gutern und einem zweiten Teil am
kleinen Zehnten daselbst und einem dritten Teil am Bach
Kessach.
1650 Aug. 20. Johann Philipp, des heiligen Stuhles Erz-
bischof zu Mainz, des heiligen romischen Reichs durch Ger-
rnanien Erzkanzler und Kurfurst, Bischof zu Wurzburg und Herzog
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11152 Hagmiicr.
zu Franken, belehnt Hans Reinhard, Gottfried und Melchior
Reinhard von Berlichingen mit dera Schloss Rossach und dera
dritten Teil am Bach Kessach.
1673 Nov.. 17. Johann Hartmann, Bischof zu Wurzburg etc..
erneuert Philipp Gottfried Reinhard von Berlichingen das vorige
Lehen.
5. Hohenlohische Lehen.
a. ftber den Hof zu Sachsenheim nebst Zugehorungen.
1466. Graf Krafft von Hohenlohe und zu Ziegenhain belehnt
Hans von Berlichingen mit einem Hofe zu Sachsenheim und
einem Burgstadel dabei, nebst Rechten und Zugehorungen als
rechtem Mannlehen.
1528. Neuenstein. Albrecht, Graf von Hohenlohe, belehnt
den Hans von Berlichingen mit einem Haus zu Sachsenheim
und einem Burgstadel dabei, mit 7 Maltern Korngult und
4 Weihnachtshuhnern auf einem Haus zu Dieffental (Tiefen-
tal), alles und jedes mit seinen Rechten und Zugehorungen
zum halben Teil, wo von sein Bruder Philipp das andere Halbteil
hat, sowie mit 10 Gulden Manngelds, die von Gotz von Ber-
lichingen aufgekommen sind.
!530. Neuenstein. Albrecht, Graf zu Hohenlohe, belehnt
den Philipp von Berlichingen mit einem Haus und Burgstadel
zu Sachsenheim, ferner mit 7 Maltern Korngult und 4 Weih-
nachtshuhnern auf einem Haus daselbst, mit 7 Maltern Korngult
und 2 Weinachtshuhern auf einem Haus zu DierTental und
10 Gulden Manngeld.
1552. Neuenstein. Ludwig Kasimir, Graf von Hohenlohe,
erneuert das vorige Lehen an Hans Jakob von Berlichingen.
1568 Nov. 22. Waldenburg. Eberhard, Graf zu Hohenlohe
und Herr zu Langenburg, erneuert die vorige Belehnung an Hans
Gottfried, Philipp Ernst und Konrad von Berlichingen fur sich
selbst und im Namen ihrer jungeren Bruder Hans Reinhard und
Hans Pleickard.
1570 Sept. 25. Neuenstein. Albrecht, Graf zu Hohenlohe etc.,
erneuert diese Belehnung an Hans Gottfried von Berlichingen
fur sich selbst, seine beiden abwesenden Bruder Philipp Ernst
und Konrad und die jungeren Bruder Hans Reinhard und Hans
Pleickard.
1595 Mai 7. Weikersheim. Wolfgang, Graf zu Hohenlohe etc.,
erneuert die Belehnung an Hans Reinhard von Berlichingen,
fiirstlich wurttembergischen Oberamtmann zu Mockmuhl, als Vor-
mund des Karl Sigmund und Konrad von Berlichingen, der minder-
jahrigen Sonne seines Bruders Hans Pleickard von Berlichingen
zu lllesheira.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstctten. H153
1 6 10 Okt. 4. Weikersheim. Georg Friedrich, Graf von
Hohenlohe etc., erneuert die Belehnung an die Bruder Karl
Sigraund und Konrad von Berlichingen zu lllesheim.
161 7 Mai 16. Weikersheim. Georg Friedrich, Graf von
Hohenlohe und Herr zu Langenburg etc. etc., erneuert die Be-
lehnung an Karl Sigmund von Berlichingen zu lllesheim.
1 63 1 Mai 17. Weikersheim. Georg Friedrich, Graf zu
Hohenlohe etc. etc., erneuert die Belehnung an Melchior Rein-
hard, Philipp Albrecht und Philipp Karl ffir sich und im Namen
ihres abwesenden Bruders und Vetters Georg Ernst von Ber-
lichingen.
1654 Juli 20. Waldenburg. Wolfgang Friedrich, Graf von
Hohenlohe und Herr zu Langenburg, erneuert die Belehnungen
an Georg Ernst, Gottfried und Melchior Reinhard von Ber-
lichingen.
b. Hohenlohisches Lehen uber 200 fl. Manngeld.
1488. Neuenstein. Die Gebruder Albrecht und Kraft,
Grafen von Hohenlohe und zu Ziegenhain, belehnen Konrad
von Berlichingen mit 200 fl. Manngeld als rechtem Mannlehen.
1691 Mai 25. Johann Friedrich, Graf von Hohenlohe und
Gleichen, Herr zu Langenburg und Kranichfeld, erneuert die
Belehnung an die Bruder Philipp Reinhard und Erhard Wilhelm
von Berlichingen.
1696 Febr. 19. Johann Friedrich, Graf von Hohenlohe etc.,
erneuert die Belehnung an Erhard Wilhelm von Berlichingen.
1 704 Mai 8. Langenburg. Albrecht Wolfgang, Graf von
Hohenlohe und Gleichen etc., erneuert diese Belehnung an
Erhard Wilhelm von Berlichingen.
c. Hohenlohisches Lehen uber Schloss Rdttelsee (Rodelsee), Sachsenheim
und 10 fl. Manngeld.
1492. Neuenstein. Kraft, Graf von Hohenlohe und zu
Ziegenhain, belehnt Konrad von Berlichingen mit dem Schlosse
Rottelsee, soweit es mit Graben und Mauern umgeben ist, und
den Gutern zu Rottelsee, mit einem Haus zu Sachsenheim und
einem Burgstadel dabei, mit 7 Maltern Korngult und 4 Weih-
nachtshiihnern auf einem Haus zu Sachsenheim, mit 7 Maltern
Korngult und 2 Weinachtshiihnern auf einem Haus zu Dieffen-
tal und 10 Gulden Manngeld.
1498. Neuenstein. Kraft, Graf von Hohenlohe und zu
Ziegenhain, erneuert diese Belehnung.
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11154 Hagmaier.
6. Wertheimische Lehenbriefe fiber das Dorf Neunstetten
und den Zehnten zu Assarastadt und zu Unterwittstadt.
1450. Graf Jorge von Wertheim belehnt Hans von Ber-
lichingen fur sich und Kilian von Berlichingen mit dem Dorf
Neunstetten (Neuenstetten), dem halben grossen und kleinen
Zehnten zu Unterwittstadt und dem Lehen der Pfarrkirche zu
Neunstetten.
1452. Graf Johannes von Wertheim erneuert die Belehnung
an Hans und Kilian von Berlichingen.
1476. Graf Johannes von Wertheim belehnt Kilian von Ber-
lichingen mit der Halfte dieses Lehens.
1480. Graf Johannes von Wertheim belehnt Konrad von
Berlichingen mit dem halben Dorf Neunstetten, dem halben Teil
des grossen und kleinen Zehntens zu Unterwittstadt und dem
Pfarrkirchenlehen zu Neunstetten.
1491. Graf Johannes von Wertheim belehnt Beringer von
Berlichingen anstelle seines Vetters Kilian mit dem dritten Teil
am Zehnten zu Assamstadt, welchen er von Kuntz von Ehen-
heim erkauft hat.
1498. Graf Michel von Wertheim belehnt Marx von Ber-
lichingen mit dem halben Dorf Neunstetten, dem halben Teil
des grossen und kleinen Zehnten zu Unterwittstadt und dem
Lehen der Pfarrkirche zu Neunstetten.
1500. Graf Michel von Wertheim belehnt Philipp von Ber-
lichingen mit dem vorigen und dem dritten Teil am Zehnten
zu Assamstadt.
1523. Graf Michel von Wertheim belehnt den Ritter Gotz
von Berlichingen mit dem halben Dorf Neunstetten, dem halben
Teil des grossen und kleinen Zehnten zu Unterwittstadt und
dem Lehen der Pfarrkirche zu Neunstetten,
1533. Wilhelm, Graf zu Oberstein, Hen* zu Limpurg, des
heiligen romischen Reiches Erbschenk, und Barbara, Grafin zu
Wertheim geb. Freifrau zura Limpurg, Witwe, als Vormunder
und Vormunderin des Grafen Michel von Wertheim, belehnen
Gotz von Berlichingen mit dem vorigen und dem dritten Teil
am Zehnten zu Assamstadt.
1558. Ludwig, Graf zu Stolberg, Wertheim, Konigstein,
Rochefort, Wernigerode, Herr zu Epstein, Muntzenberg, Aigmont
und Breuberg, erneuert diese Belehnung an Gottfried von Ber-
lichingen zu Hornberg.
1562. Ludwig, Graf zu Stolberg, Wertheim etc. etc., er-
neuert vorige Belehnung an Hans Jakob von Berlichingen zu
Hornberg.
1568. Ludwig, Graf zu Stolberg etc. etc., erneuert die Be-
lehnung an Hans Gottfried von Berlichingen zu Hornberg fur
sich und seine Briider Philipp Ernst, Konrad, Hans Reinhard
und Hans Pleickard.
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Gr&flich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. IB55
1573. Ludwig, Graf zu Stolberg etc. etc., erneuert diese
Belehnung an Hans Gottfried von Berlichingen.
1573 Aug. 11. Ludwig, Graf zu Stolberg etc. etc., belehnt
Hans Reinhard von Berlichingen mit dem halben Teil des
grossen und kleinen Zehnten zu Unterwittstadt.
1576. Katharina, Grafin zu Eberstein, verwitwete Grafin
von Wertheim, geb. von Stolberg und Konigstein, Dietrich,
Graf zu Manderscheid , Blankenheim und Virneburg, und Lud-
wig, Graf zu Lowenstein etc., belehnen Hans Gottfried von Ber-
lichingen mit dem ganzen Dorf Neunstetten, dem Lehen der
Pfarrkirche daselbst und dem dritten Teil am Zehnten zu
Assamstadt.
1576 Aug. 16. Dieselben belehnen Hans Reinhard von
Berlichingen mit dem halben Teil des grossen und kleinen
Zehnten zu Unterwittstadt.
1589 Febr. 17. Wertheim. Graf Ludwig zu Lowenstein-
Wertheim belehnt Hans Pleickard von Berlichingen mit dem
ganzen Dorf Neunstetten, dem Lehen der Pfarrkirche daselbst
und dem dritten Teil am Zehnten zu Assamstadt.
1610 Juni 27. Wertheim. Graf Ludwig zu Lowenstein und
Wertheim, Herr zu Scharfeneck und Breuberg, erneuert diese
Belehnung an Karl Sigmund und Konrad den jungeren von
Berlichingen.
1 61 3 Juli 8. Christoph Ludwig, Ludwig, Wolfgang Ernst
und Johann Dietrich, Gebruder, Grafen zu Lowenstein -Wert-
heim etc., belehnen Karl Sigmund und Konrad den jungeren
von Berlichingen mit dem ganzen Dorf Neunstetten, dem Pfarr-
kirchenlehen daselbst und dem dritten Teil am Zehnten zu
Assamstadt.
161 7 Febr. 20. Wertheim. Dieselben erneuern diese Be-
lehnung an Karl Sigmund von Berlichingen.
161 7 Febr. 6. Dieselben belehnen Ulrich Christoph von
Berlichingen mit dem halben Teil am grossen und kleinen
Zehnten zu Unterwittstadt.
1623 Sept. 30. Dieselben erneuern diese Belehnung an
Melchior Reinhard von Berlichingen, kurfurstlich wurzburgischen
Rat und Marschalk.
1 63 1 Mai 18. Ludwig, Wolfgang Ernst, Johann Dietrich,
Ritter und Obrister, und Friedrich Ludwig, Gebruder und Vettern,
Grafen zu Lowenstein-Wertheim, Rochefort, Montaigne, Oberherren
zu Chassepierre , Herren zu Scharfeneck, Breuberg, Herbemont
und Neuenburg, belehnen Philipp Karl von Berlichingen fur sich
und im Namen des Melchior Reinhard von Berlichingen, furstlich
wurzburgischen Rats und Marschalks, des Philipp Albert und
Georg Ernst, seiner Bruder und Vettern, mit dem ganzen Dorf
Neunstetten und dem Lehen der Pfarrkirche daselbst.
1786 Juni 12. Wertheim. Karl, Furst zu Lowenstein-Wert-
heim etc., belehnt die Gebruder Emanuel Joseph, Wilhelm Domi-
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II156 Higmaier.
nikus und Johann Friedrich von Berlichingen mit dem ganzen
Dorf Neunstetten und dem Pfarrkirchenlchen daselbst.
1786 Juni 12. Derselbe belehnt die Gebruder Johann
Friedrich, Emanuel Joseph, Wilhelm Dominikus und Ernst
Ludwig von Berlichingen mit dem Zehnten zu Unterwittstadt
und Assamstadt.
1790 Juli 23. Furst Konstantin zu Lowenstein-Wertheim
erneuert diese Belehnung an Emanuel Joseph, Wilhelm Domi-
nikus und Ludwig von Berlichingen.
1790 Juli 23. Furst Konstantin zu Lowenstein-Wertheim
belehnt die Bruder Emanuel Joseph und Wilhelm Dominikus
von Berlichingen mit dem ganzen Dorf Neunstetten und dem
Lehen der Pfarrkirche daselbst.
1798 Dez. 11. Wertheim. Fflrst Konstantin zu Lowenstein-
Wertheim erneuert diese Belehnung an Wilhelm Dominikus von
Berlichingen.
1798 Dez. 11. Wertheim. Konstantin, Furst zu Lowenstein-
Wertheim etc., belehnt Dominikus und Ernst Ludwig von Ber-
lichingen mit dem halben Teil des grossen und kleinen Zehnten
zu Unterwittstadt und rait einera Dritteil am Zehnten zu
Assamstadt.
1802 April 28. Wertheim. Derselbe belehnt Ernst Ludwig
von Berlichingen im Fall des unbeerbten Ablebens seines Vetters
Dominikus von Berlichingen mit dem ganzen Dorf Neunstetten
und dem Lehen der Pfarrkirche daselbst.
1806 Mai 7. Konstantin, Furst zu Lowenstein-Wertheim etc.,
erneuert diese Belehnung an Ernst Ludwig von Berlichingen.
1806 Mai 7. Derselbe belehnt Ernst Ludwig von Ber-
lichingen mit dem halben Teil des grossen und kleinen Zehnten
zu Unterwittstadt und einem Drittel am Zehnten zu Assamstadt.
1817 Febr. 26. Karl, Furst zu Lowenstein-Wertheim etc.,
belehnt Ernst Ludwig von Berlichingen mit dem ganzen Dorf
Neunstetten und dem Pfarrkirchenlehen daselbst.
7. Nassauische Lehenbriefc.
1515. Johann Friedrich Graf zu Nassau belehnt Symon
von Bitsch genannt Gentersberger mit 12 Gulden, welche einst
Philipp, Graf zu Nassau und Saarbriicken dem Friedrich von
Bitsch gen. Gentersberger verschrieben und hernach von Herrn
Johann von Stein gekommen sind zu den Dorfern Wiesweiler,
Wolflingen , Diedingen und Settingen mit ihren Zugehorungen,
Gulten, Zinsen und Gefallen.
15 19. Johann Ludwig Graf zu Nassau und Saarbriicken
belehnt Clasen von Bitsch gen. Gentersberger mit 12 Gulden.
1534. Derselbe erneuert die Belehnung von 15 15 an Symon
von Bitsch gen. Gentersberger.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. XB57
1622 Apr. 8. Saarbrucken. Ludwig Graf zu Nassau, zu
Saarbrucken und zu Saarwerden, Herr zu Lahr, Wiesbaden und
Idstein, belehnt Hans Wilhelm von Bettendorf mit 6 Maltern
Weizen und 6 Maltern Hafer aus den jahrlichen Renten und
Ge fallen zu Fechingen.
1 68 1 Aug. 6. Saarbrucken. Eleonora Klara, verwitwete
Grafin zu Nassau, Saarbrucken, Saarwerden, Frau zu Lahr, Wies-
baden und Idstein, geb. Grafin zu Hohenlohe, Langenburg und
Kranichfeld etc., erneuert diese Belehnung an Wilhelm Leopold
von Bettendorf fur sich selbst und im Naraen seines Bruders
Friedrich Kasimir.
1699 Nov. 15. Usingen. Wolrad, Fiirst zu Nassau, Graf
zu Saarbrucken etc erneuert diese Belehnung an die genannten
beiden Bruder von Bettendorf.
1707 Marz 22. Friedrich Ludwig, Graf zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Wilhelm Leopold von Bettendorf.
1 7 1 6 Juni 4. Ottweiler. Friedrich Ludwig, Graf zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Friedrich Ludwig und Christian
Ludwig von Bettendorf und an deren Vetter Philipp Ludwig von
Bettendorf.
1730 Aug. 18. Weilburg. Karl August, Graf zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Friedrich Ludwig von Bettendorf fur
sich selbst und seine Bruder Christian Ludwig und Philipp
Ludwig.
1755 Aug. 20. Wiesbaden. Karl, Fiirst zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Friedrich Ludwig von Bettendorf fur
sich selbst und als Trager seines Bruders Christian Ludwig und
seiner Vettern Joseph und Albert von Bettendorf.
1768 Dez. 15. Wiesbaden. Karl, Furst zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Christian Ludwig Reinhard von
Bettendorf.
1776 Sept. 11. Weilburg. Karl, Fiirst zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Christian Ludwig Reinhard von
Bettendorf.
1790 Nov. 26. Wiesbaden. Karl, Fiirst zu Nassau etc.,
erneuert die Belehnung an Christian Karl Wilhelm von Bettendorf.
8. Kloster Hornbach'schc Lehen und Lehen der Pfalzgrafcn
bci Rhein.
1515 Nov. 16. Abt Johannes zu Hornbach, St. Benedik-
tinerordens, Metzer Bisturas, belehnt Bernhard Mauchenheimer
von Zweibrucken mit Hengstbach, dem Zehnten zu Asbach
(= Bickenaschbach), Ringweiler und Molschbach, dera Wasser zu
Uckesheym (= Ixheim) von der Briicke an bis zu der Kirche und
dem Munchweiler Tal mit Zugehor.
1515. Derselbe belehnt Symon von Bitsch gen. Genters-
berger mit 9 Maltern 8 Sestern Zins auf dem Hof des Klosters
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11158 Hagmaier.
Sturzelbronn zu Wolflingen und auf der Muhle zu Steinhausen,
mit alien Erblehen, die Kunz Mathiesen und Simon Mauchen-
heimer von dem Kloster Hornbach getragen haben, weiter mit
2 Wogen, Waldern und Ackern zu Opperdingen etc
1520. Johannes, Abt zu Hornbach, erneuert diese Belehnungen
an Niclaus von Bitsch gen. Gentersberger.
1542. Derselbe erneuert die Belehnung an Johann von
Bitsch gen. Gentersberger.
1546 Jan. 4. Abt Johannes zu Hornbach belehnt Johannes
von Bitsch gen. Gentersberger mit seinem Hof Wersingen bei
Rimlingen samt Zubehor um 100 Gulden Hauptgeld (doppelt).
1 56 1 u. 1565. Zwei Lehensbriefe, womit Wolfgang, Pfalz-
graf bei Rhein den Hans und dessen Bruder Hans Heinrich
von Bitsch gen. Gentersberger mit Klostergutern zu Hornbach
belehnt.
1 57 1. Johannes, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Baiern,
Graf zu Veldenz und Sponheim, belehnt als Schirmherr des
Klosters Hornbach Anastasius von Bitsch gen. Gentersberger
als Trager seiner Bruder Hans und Hans Heinrich mit 9 Maltern
8 Sestern Zins auf dem Hof des Klosters Sturzelbronn zu Wolf-
lingen und der Muhle zu Steinhausen, sowie mit alien Erblehen,
die Kunz Mathiesen und Simon Mauchenheimer von dem Kloster
Hornbach getragen haben.
1605 Jan. 15. Zweibrucken. Johannes, Pfalzgraf bei
Rhein etc., belehnt Hans von Bitsch gen. Gentersberger mit dem
Hofgut Wersingen bei Rimlingen, das jahrlich 15 Malter Haber
und 15 Kapaunen Zins bringt, mit dem Anteil der Gentersberger
an der Klostermuhle zu Steinhausen, mit alien Erblehen, die
Kunz Mathiesen und Simon Mauchenheimer von dem Kloster
Hornbach getragen und empfangen haben und mit 2 Wogen
Waldern und Ackern zu Opperdingen.
1608 Aug. 1. Johannes, Pfalzgraf bei Rhein etc., erneuert
die Belehnung an Johann Wilhelm von Bettendorf nach Absterben
des Hans von Bitsch gen. Gentersberger.
1630. Johannes, Pfalzgraf bei Rhein etc., erneuert die Be-
lehnung an Philipp von Bettendorf.
1702 Nov. 1. Zweibrucken. Karl, der Schweden, Goten
und Wenden Konig, Grossfurst in Livland, Herzog zu Schonen,
Esthen, Livland, Karelien, Bremen, Verden, Stettin, Pommern, der
Kassuben und Wenden , Ftirst zu Rugen , Herr iiber Ingerman-
land und Wismar, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Baiern, Herzog
in Julich, Kleve und Berg, erneuert diese Belehnung an Wilhelm
Leopold von Bettendorf fur sich selbst und als Trager seines
jungeren Bruders Friedrich Kasimir und seines verstorbenen
Bruders Johann Wilhelm Sonne Johann Christoph, Gustav, Johann
Philipp, Karl und Anton.
1 7 17 Okt. 12. Derselbe erneuert die Belehnung an Johann
Christoph von Bettendorf fur sich selbst und als Trager seiner
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. ID50
Bruder und Vettern Gustav, Johann, Philipp, Karl, Anton,
Friedrich Ludwig, Christian Ludwig und Philipp Ludwig von
Bettendorf.
1722. Pfalzgraf Gustav Samuel Leopold von Veldenz
erneuert diese Belehnung an Johann Christoph von Bettendorf.
1744 Jan. 16. Zweibrucken. Pfalzgraf Christian IV. von
Zweibrucken erneuert die Belehnung an Ludwig Johann Wallrad
von Bettendorf fur sich selbst und als Trager seiner Vettern
Friedrich Ludwig und Christian Ludwig, sowie auch seines ver-
storbenen Bruders Anton Sonne Joseph und Albert von Betten-
dorf.
1747 Mai 16. Zweibrucken. Derselbe erneuert die Be-
lehnung an Friedrich Ludwig von Bettendorf fur sich selbst
und als Trager seines Bruders Christian Ludwig und der von
seinem verstorbenen Vetter Anton hinterlassenen Sonne Joseph
und Albert.
1768 Nov. 22. Derselbe erneuert die Belehnung an Christian
Ludwig Reinhard von Bettendorf.
1 7 77 Juli 1. Zweibrucken. Pfalzgraf Karl II. zu Zweibrucken
erneuert die Belehnung an Christian Ludwig Reinhard von
Bettendorf.
1790 Mai 6. Zweibrucken. Derselbe erneuert die Belehnung
an Christian Karl Wilhelm von Bettendorf fur sich selbst und
seinen Bruder Ludwig Friedrich.
9. Verschiedene Lehenbriefe.
!455« Johannes, Abt des Gotteshauses Ellwangen, St. Bene-
dikten-Ordens im Augsburger Bistum, belehnt den Wilhelm von
Wittstadt anstelle seines verstorbenen Bruders Peter mit einem
Teil an dem Schlosse zu Hewchelheim (= Heuchlingen), mit dem
Hof dabei und mit allem, was dazu gehort an Wiesen, Ackern,
Holz, Wasser, Miihle, Baumgarten u. a.
1499. Johann von Helmstadt belehnt den Ritter Friedrich
von Bitsch gen. Gentersberger mit Ober-Urbach, welches fruher
die Herren von Brueke zu Lehen getragen haben.
1499. Heinrich von Fleckenstein, Herr zu Dagstuhl, belehnt
den Ritter Friedrich von Bitsch gen. Gentersberger und dessen
Bruder mit dem halben Dorf Wedeswiler (?), auf der Bliefi gelegen,
mit Leuten, Nutzen, Gefallen, Herrlichkeiten, aller Gerechtigkeit
und Zugehorde.
1 500. Johannet, geborene Grafin zu Mors-Saarwerden, Wild-
grafin zu Dhaun-Kirburg, Rheingrafin zu Stein, Grafin zu Salm,
Frau zu Finstingen , Witwe , belehnt als Vormunderin ihrer
Kinder den Ritter Friedrich von Bitsch gen. Gentersberger mit
15 Gulden.
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m6o Hagmaier.
1503. Heidelberg. Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in
Baiern, des heil. romischen Reiches Erztruchsess und Kurfurst,
gibt als Lehensherr seine Bewilligung, dass die Briider Marx und
Bernhard von Berlichingen, Konrads Sonne, an ihre Vettern die
Bruder Philipp G6U und Hans von Berlichingen, Kiiians Sohne,
folgende Lehen verkaufen, mit denen diese aufs neue belehnt
werden, namlich: mit zwei Bannkeltern zu Siebeneich, dem
9. Teil am grossen Zehnten zu Sennfeld, einem Hof zu Senn-
feld mit jahrlich einera Malter Korn, einem Malter Haber, einem
Malter Dinkel etc., mit Gulten unci Gutern zu Scheppach, den
Gulten zu Weisslensburg, dem 12. Teil am Zehnten zu Weins-
berg am Schemelberg, mit Gutern und Gulten zu Wimmental,
Unterkessach samt Gericht und Zehnten und mit dem halben
Zehnten zu Erlenbach bei Aschhausen.
l5°3- Jakob, des heil. romischen Reichs in Gallien Erz-
kanzler und Kurfurst zu Trier, belehnt von wegen seiner Herr-
schaft Hunoltstein Kuno von Ellenbach mit 15 Gulden Gelds
oder so viel Haber, als 15 Gulden zu Morbach ertragen.
1512. Richard, des heil. romischen Reichs in Gallien Erz-
kanzler und Kurfurst zu Trier, erneuert dieses Lehen an Kuno
von Ellenbach.
1 569. Jakob, Graf zu Zweibriicken, Herr zu Bitsch, Lichten-
berg und Ochsenstein, belehnt Anastasius von Bitsch gen.
Gehtersberger und dessen Bruder Hans und Hans Heinrich mit
einera vierten Teil am Schloss und an der Hofstatt zu Weides-
heim oh der Saar mit Wald, Bann, Wasser, Waiden, Wiesen,
Akern, Zehnten, dem Kirchensatz und alien Rechten.
1 58 1 Nov. 25. Katharina, Grafin zu Eberstein geb. Grafin von
Stolberg und Konigstein, Dietrich, Graf zu Manderscheid, Blanken-
heim und Virneburg, Herr zu Schleiden etc. und Ludwig, Graf
zu Konigstein, Herr zu Scharfeneck, samtliche Inhaber der Graf-
schaft Wertheim, bewilligen der Amalie von Berlichingen geb.
von Grumbach, Frau des Hans Gottfried von Berlichingen, ibr
zugebrachtes Heiratsgut und Morgengabe mit 6400 Gulden auf
nachgenannte Lehensstucke zu bewiddumben, zu beleibzuchtigen
und zu verweisen: Ansitz und Behausung zu Neunstetten mit
lnbegriff der Garten und was zum Haus und Vorhof gehorig.
die bestandigen Gefalle, die zum Haus gehoren, 2 1 Malter und
7 Simmern Korn, 1 1 x/2 Malter Dinkel, i2f/2 Malter Haber, die
jahrlichen Heller- und Pfennigzinse zu Neunstetten mit 9 Gulden
und Handlohn, auf das jahrliche Dienst- und Atzgeld daselbst
68 Gulden, 22 Fastnachtshuhner, 14 Essen- und 111 Sommer-
hiihner, den halben Teil am grossen Zehnten der Gemarkung
Neunstetten, den kleinen Zehnten zu Dorf und Feld und was
demselben anhangig, den Fisch- und Krebsbach zu Neunstetten
und alle Bauern- und Feldguter, die zu dem Haus Neunstetten
gehoren.
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GrafHch von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m6 I
1582. Julius, Bischof zu Wurzburg und Herzog zu Franken,
bewilligt dem Hans Gottfried von Berlichingen fiir seine Haus-
frau Amalie geb. von Grumbach zwei Viertel am Weinzehnten
zu Neunkirchen und Althausen fiir die Zeit ihres Witwenstandes.
1625 Mai 13. Karl und Nicole, Herzog und Herzogin zu
Lothringen etc., belehnen Bernhard von Lellich im Namen
Johann Wilhelms von Bettendorf und im Namen seines Sohnes
Johann Philipp mit dem Schloss zu Weidesheim ob der Saar
mit seinem ganzen Begriff, dem dazugehorigen Dorf, Wald, Bann,
Wasser, Waiden, Wiesen, Ackern, Zehnten und Kirchensatz, mit
Zinsen in dem Dorfe Ormingen etc.
10. Kauf- und Tauschbriefe.
1389. Ritter Arnold von Engassen und Getzel seine Haus-
frau verkaufen an Bertschen Waltrude von Luterburg 50 Malter
Haber auf den Giitern des Stifts Klingenmunster zu Offenbach
um 170 Gulden.
1402. Margarethe von Ernberg, Witwe, verkauft an Gotz
von Berlichingen Neunstetten halb und den halben Zehnten zu
Wittstadt.
1418. Das Kloster zu Neunkirchen verkauft an Gotz von
Berlichingen ein Giitlein.
1437. Schuldlin (?) Heupelt und Else seine Hausfrau von
Siebeldingen kaufen von Junker Friedrich Gentersberger von
Bitsch einen halben Morgen Weingarten, in der Plecken ge-
legen, um einen halben Zuber Weingelts als Ewiggult, jahrlich
auf den Herbst zu zahlen. Als Unterpfand geben sie einen
halben Morgen Weingarten, ebenfalls in den Plecken gelegen.
Der Kaufbrief ist von Hans Bernolt, Schultheiss zu Godramstein
und seinen Gerichtsschoffen ausgestellt.
1445. Gotz von Adletzheim (Adelsheim) verkauft um
1500 Gulden seinem Tochtermann Gotz von Berlichingen dem
jungen: 1. Hettingenbeuern, das Schloss mit Mauern, Graben
und Vorhof mit dem dazu gehorigen Dorf; 2. seinen Teil zu
Heimstadt am Dorf und am Feld; 3. sein Gut und alle Rechte
zu Kaltenbrunn; 4. seinen Weingarten und seine Gulte zu Mock-
muhl und Roickem (=Roigheim); die genannten Realien mit alien
ihren Rechten, Freiheiten und Gewohnheiten und alien andern
Zugehorungen zu Dorf und zu Feld. Burgen sind: Gotz von
Berlichingen der altere, Hans von Frankenstein der altere, Kuntz
Echter, Jorg von Rosenberg, Wilhelm von Stetten der jungere,
Jorg von Bachenstein.
1458. Friedrich von Bitsch gen. Gentersberger und Getzin
Mauchenheimer von Zweibrucken sein ehelich Gemahl verkaufen
um 100 Pfund Strassburger Pfennige genger und geber dem
Priester Herrn Nicola, Pfarrer zu Schorbach, an Unser Lieben
Digitized by VaOOQ IC
m62 Hagmaier.
Frauen Altar in der Kirche daselbst 5 Pfund Strassburger
Pfennige jahrlichen Zins. Als Unterpfand geben sie ihr Eigen-
tum zu Wersingen bei Rimlingen mit alien Zugehorungen.
1462. Die Bruder Heinrich Symon und Mathis Mauchen-
heimer von Zweibrucken verkaufen an Friedrich von Bitsch und
seine Ehefrau Getzin Mauchenheimer den gesamten Erbfall, der
ihnen von ihrem seligen Vettern Symon und Kuntz Mauchen-
heimer zu ihrem Teile anerstorben ist, auch die 500 Pfund, die
ihnen von ihrer seligen Ahnfrau Demut von Guntheim Witwe zu
Breidenburg angefallen sind, urn goo rheinische Gulden.
1464. Engelhard Schott und dessen Frau Dorothea ver-
kaufen an Eucharius und Jorg von Sternberg, Schwager Engel-
hards, ihren Hof zu Milz samt Behausung und aller Zugehorde,
was von dem Stifte Fulda zu Lehen ruhrt, um 950 Gulden.
1485. Wendelin, Kutzen Peters Sohn, von Oberotterbach
und dessen Hausfrau, Gerhards von Husen Tochter, und Anna,
des seligen Gerhards von Husen Hausfrau, alle drei sesshaft zu
Salmbach, verkaufen an den Junker Symon von Bitsch gen.
Gentersberger den halben vierten Teil an dem Dorfbann und
Gericht zu Weidesheim an der Saar, es seien Haus, Hof, Keller,
Wiesen, Garten, etc. um 90 rheinische Gulden, Miinze der vier
Kurfursten bei Rhein.
1485. Konrad von Berlichingen verkauft an Kilian von
Berlichingen die Halfte von dem sechsten Teil des Dorfes
Neunstetten.
1485. Kontz von Ehenheim verkauft den sechsten Teil am
Dorf zu Neunstetten an Konrad von Berlichingen.
1 49 1. Hans Sommer verkauft an Junker Symon von Bitsch
gen. Gentersberger und an Margarethe seine Hausfrau einen
vierten Teil des Schlosses und der Hofstatt zu Weidesheim mit
samt dem Vorhofe, den Graben, aller Gerechtigkeit und Zuge-
horde uiu 55 Gulden.
1493. Ritter Friedrich von Bitsch gen. Gentersberger
wechselt mit seinem Bruder Symon 1. seinen freien Burgsess zu
Bitsch auf dem Schloss, das Haus mit samt dem Hausrat,
Scheuern und Stallen mit allem Zugehor, dazu auch die Wiese zu
Busweiler und den Hof zu Gentersberg etc.; 2. die armen Leute
Lorentzie zu Langeniss (Lengelsheim?) und seine Kinder, Mathis
zu Schorbach und seine Kinder; 3. seinen Teil am Zehnten zu
Hanweiler bei Bitsch; 4. seinen Teil an dem Weingulten und
den Reben und was dazu gehort zu Birkweiler und in dem
Siebeldinger Tale; 5. seinen Teil an den armen Leuten in der
Gemeinde zu und um Schallodenbach gesessen; 6. seinen Teil
an den 25 Schilling Hellern jahrlich zu Salmbach und Katzweiler
gegen 1. die Guter seines Bruders Symon von Bitsch zu
St. Thylien , zu Wynswyler, zu Kestenalbe und in dem Kesen-
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Gr&flich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. 11163
wyler Tale mit den arm en Leuten, die dazu gehoren, und mit
alien Rechten und Zugehorden; 2. dessen Teil zu Hahnweiler
bei Freisen und die Zinse zu Reitscheid und Freisen.
15 19. Marx von Berlichingen verkauft an Gotz von Ber-
lichingen seinen halben Teil zu Neunstetten, seinen halben Teil
am Zehnten zu Wittstadt und 10 Gulden hohenlohisches Mann-
lehengeld.
1550. Alexander von Grumbach und seine Gemahliu
Margaretha geb. von Berlichingen verkaufen an Hans von Bitsch
gen. Gentersberger und seine Gemahlin Margaretha Faustin von
Stromberg ihren Teil zu VVehingen und Endingen samt Zu-
gehorungen, Wiesen, Waldern, Wasser, Waiden etc. um dritt-
halbhundert Gulden.
1568 Nov. 11. Christoph von Sainsheim zu Erlach verkauft
an die Vormunder der Kinder des f Hans Jakob von Berlichingen
zu Hornberg Wolf von Hardheim, Konrad Geyer von Giebel-
statt und Hans Georg von Berlichingen seine liegenden Guter,
eigene und Lehenguter, zu Rottingen samt dem Amthof zu
Tauberreltersheim um 26000 Gulden.
1572. Tauschbrief zwischen Philipp Wolff von Sulz und
Dieboid Mullcr, Burger zu Brumath.
1588 Dez. 6. Mockmuhl. Hans Reinhard von Berlichingen
verkauft seine Guter und Gefalle zu Neunstetten an seinen Bruder
Hans Pleickard von Berlichingen um 1455 Gulden.
1588 Dez. 6. Mockmuhl. Philipp Ernst von Berlichingen
zu Hornberg verkauft an seinen Bruder Hans Pleickard von
Berlichingen zu Illesheim einige Zinse, Zehnten, Guter, Gulten,
Gefalle, Jagden, Fischwasser etc. zu Althausen, Offeld, Dam-
bach, Neunkirchen, Sachsenheim, Dieffental und Neunstetten urn
i 1 450 Gulden.
1590 Febr. 22. Neunstetten. Melchior Jeger von Gertringen
und Hans Reinhard von Berlichingen verkaufen als Vormunder
der zwei Tochter des t Hans Gottfried von Berlichingen zu
Neunstetten an Hans Pleickard von Berlichingen zu Neunstetten
und Illesheim, die von ihren Pflegkindern ererbten vaterlichen
Liegenschaften und Gefalle zu Neunstetten, Assamstadt, Hof-
docht, Klepsheim, Altenkrautheim, Oberginsbach, Neunkirchen
und Althausen.
1682 Nov. 18. Ottweiler. Wilhelm Leopold von Bettendorf
kauft von Dorothea Katharina Pfalzgrafin bei Rhein und Herzogin
in Baiern, vermahlte Grafin zu Nassau-Saarbrucken, das alte
Koch'sche Haus zu Ottweiler samt zugehorigen Gutern um
600 Gulden. Siegel der Probstei zu Ottweiler.
1683 Okt. 20. Wilhelm Leopold von Bettendorf kauft von
Johann Andreas Zenger und dessen Ehefrau Eva aus Ottweiler
einen Garten in den Kreuzwiesen gegen 66 Gulden und ein
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m64 Hagmaier.
Stucklein Garten, das zum Koch'schen Gute gehorte. Siegel der
Probstei Ottweiler.
1 7 1 8 Okt. i . Erhard Wilhelm von Berlichingen zu Neun-
stetten kauft von Oberstwachtmeister Holzel von Sternstein die
Holzel'schen standigen Gulten, Zinse, Dienstgelder und anderen
Gefalle zu Dainbach um 720 Gulden.
1725 Aug. 29. Schdntal. Tauschbrief uber die von Erhard
Wilhelm von Berlichingen eingetauschten sog. Mergentaler
Probstei- und Gommersdorfer Amtshofgefalle zu Neunstetten,
wogegen dem Gotteshaus Schontal die irn Jahr 17 18 von Oberst-
wachtmeister Holzel von Sternstein erkauften Gefalle zu Dain-
bach cediert werden.
n. Familien sachen.
a) Vertrage.
1404. Vertragsbrief zwischen Anselm von Bitsch und
Johannes Wytzendal uber einen Hof zu Imsbach.
1422. Vergleich zwischen Rudolf von Alben gen. von Sultz-
bach und den Geschwistern Hans, Else, Thoma und Friedrich
von Bitsche, wonach letztere dem Rudolf von Sulzbach und
dessen Kinde Else 1500 Gulden schuldig sind, von denen sie
500 Gulden sofort zahlen sollen; fur die ubrigen 1000 Gulden
geben sie dem Rudolf als Unterpfand 5000 Gulden, die ihnen
Herr Stephan, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Baiem,
schuldig ist.
1446. Zwei gleichlautende Vergleiche zwischen Friedrich
von Bitsch einer- und den Briidern Symon und Hans Mauchen-
heimer von Zweibriicken anderseits uber Anfall und Schulden
aus der Vormundschaft des Abts Johann Dankart zu Hornbach
und Kontz Mauchenheimer von Zweibriicken uber die Kinder
Friedrich und Thoma von Bitsch gen. Gentersberger.
1 48 1. Vertrag zwischen Friedrich von Bitsch gen. Genters-
berger und Johann von Schwartzenburg bezuglich des halben
Zehntens zu Mettnich und Eynwiller etc.
1 48 1. Simon Wecker, Graf von Zweibrucken, Herr zu
Bitsch und zu Lichtenberg, bestatigt einen Vergleich zwischen
Symon von Bitsch gen. Gentersberger einerseits und Thoman
von Rode gen. Soumer mit seinen Miterben Endres von Vlintzen
gen. von Lutzelstein und Hugels Hansen von Welsburg ander-
seits bezuglich eines Kaufs zu Weidesheim.
1493. Vertrag zwischen Frau Demutin von Angelach, Mathis
Mauchenheimers Witwe, und ihren Kindern einerseits und Bern-
hard Mauchenheimer, Mathis Mauchenheimers altestem Sohne,
anderseits.
151 1. Vergleich zwischen den Briidern Friedrich und Symon
Gentersberger uber ein Viertel, das Bernhard und Mathis Mauchen-
heimer zu Wiessweiler gehabt haben.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. 11165
1537. Schieds- und Vergleichsbrief zwischen den Gemeinden
Windischbuch und Neunstetten, Holzmark, Wiesenmad, Acker,
Wunn und Waid, Trieb und Tratt betr.
1540. Vergleichsbrief zwischen den Vettern und Schwagern
Johann von Gertringen, Wolfgang von Bettendorf, Hans von
Bitsch gen. Gentersberger und Wernher Gailing von Altheim uber
die Hinterlassenschaft der kinderlos verstorbenen Philippa von
Bitsch gen. Gentersberger.
1 56 1 Dez. 10. Vertrag zwischen den Hofleuten des Kur-
fursten und Erzbischofs von Mainz zu Oberndorf und den Brudern
Hans und Gottfried von Aschhausen zu Aschhausen uber Be-
waldung zwischen neunstettener und krautheimer Gemarkung,
hergestellt durch Albrecht von Adelsheim, Amtmann zu Kraut-
heim, und Raimund Schmidt, Keller zu Miltenberg, welche von
dem Kurfiirsten mit der Schlichtung des Streites beauftragt waren.
1565 Mai 29. Kreuznach. Vergleich zwischen Anastasius
von Bitsch einerseits und Hans Philipp und Johann Mauchen-
heimer von Zweibrucken anderseits iiber die von weiland Hans
von Bitsch gen. Gentersberger getragene Vormundschaft und
Verwaltung der mauchenheimer'schen Giiter.
1586 Aug. 9. Vergleich zwischen Valentin Faust von Strom-
berg und seinen sieben Schwestern uber die Erb- und Hinter-
lassenschaft ihres Bruders Hans Lamprecht Faust von Stromberg.
1632 Mai 12. Saarbriicken. Vergleich zwischen Johann
Philipp von Bettendorf und dem Grafen Wilhelm Ludwig von
Nassau-Saarbrucken-Saarwerden etc. bezuglich der von Betten-
dorf eingenommenen Vogteigefalle und der von ihm pratendierten
Vogteigerechtigkeiten im Dorf Budingen etc.
b) Teilungsbriefe.
1462. Teilungsbrief zwischen den Brudern Heinrich und
Kunz Mauchenheimer iiber alle ihre Lehen, Burglehen, Gulten,
Leute und Giiter, die ihnen von ihren Voreltern angefallen sind.
1485. Erbteilungsbrief zwischen den Brudern Friedrich und
Syraon von Bitsch gen. Gentersberger.
1536. Erbteilungsvergleich zwischen Hans von St. Ingbert,
Hans von Bitsch gen. Gentersberger und Wernher Gailing von
Altheim iiber die ihnen von den Eheleuten Nikolaus von Bitsch
gen. Gentersberger und Christine Kaplerin von Odheim hinter-
lassenen Zinsguter, Gefalle etc.
1 57 1 Okt. 30. Teilungsbrief auf Absterben des Hans Jakob
von Berlichingen zu Hornberg und dessen Ehefrau Eva geb.
Geyer von Giebelstatt und nach erlangter Volljahrigkeit der zwei
altesten Sonne zwischen dessen hinterlassenen vier Sdhnen und
zwei Tochtern, Hans Gottfried, Philipp Ernst, Hans Reinhard,
Mitt. d. Bad. Hist. Kom. Nr. 28. 5
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m6b Hagmaier.
Hans Pleickard, Anna und Dorothea von Berlichingen, worin die
beiden Schwestern mit einem Heiratsgut von je 4000 Gulden etc.
abgefunden werden, und worin Hans Gottfried Neunstetten und
Neunkirchen mit Giitern etc. und Schloss Neunstetten; Philipp
Ernst Hornberg, Sennfeld, Heimstadt mit zugehorigen Giitern
und Schloss Hornberg; Hans Reinhard Rossach und Jagst-
hausen mit zugehorigen Giitern etc. und Schloss Rossach und
Hans Pleickard IUesheim, Sulzfeld, die seinsheimischen Guter zu
Rottingen, Hettingenbeuern etc. mit dem Haus zu IUesheim und
Rottingen erhiilt.
1588 Dez. 16. Mockniuhl. Teilungsbrkf zwischen den
Brudern Philipp Ernst, Hans Reinhard und Hans Pleickard von
Berlichingen auf Absterben ihres Bruders Hans Gottfiied von
Berlichingen zu Neunstetten.
c) Ehcvertrage.
1479. Mathis Mauchenheimer von Zweibrucken verschreibt
seiner Ehefrau Demut geb. von Anglach eine Morgengabe.
1482. Heiratsbrief zwischen Kuntz von Ellenbach und Marey,
Hansen von Gontheim Tochter.
1574 Dez. 27. Weiler. Notariell beglaubigter Ehevertrag
zwischen Frau Katharina von Bitsch gen. Gentersberger und Veit
Schoner von Stratibenhart d. j. zu Weiler in der Markgrafschaft
Baden.
1604. Ehevertrag zwischen Johann Wilhelm von Bettendorf
und der Jungfrau Erlanda Eva von Bitsch gen. Gentersberger,
Tochter des Johann von Bitsch.
d) Vormundschaftsbriefe.
1549 Juni 19. Kaiser Karl V. bestatigt nach Absterben
des Hans Mauchenheimer von Zweibrucken den Hans von Bitsch
gen. Gentersberger als Pfleger und Vormunder der drei Kinder
Philipp Hans, Hans und Margaretha Mauchenheimer.
1 577 Jan. 25. Speier. Kaiser Rudolf II. bestatigt nach
Absterben des Hans Jakob von Berlichingen den Konrad Geyer
von Giebelstatt und den Hans Georg von Berlichingen als Vor-
munder des hinterlassenen minderjahrigen Sohnes Hans Pleickard
von Berlichingen.
1639 Marz 19. Speier. Kaiser Ferdinand III. bestatigt den
Georg Friedrich von Crailsheim auf Rug la rid und Rosenberg,
den Hans Albrecht von Vohenstein zu Adelmannsfelden und
den Hans Reinhard von Berlichingen zu Rossach als Vor-
munder der funf minderjahrigen Kinder des f Melchior Rein-
hard von Berlichingen auf Milz, IUesheim und Rechenberg und
seiner Gemahlin Susanna geb. von Berlichingen.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m67
e) Testamente.
1436. Testament des Friedrich von Bitsch gen. Genters-
berger zu Gunsten seiner Hausfrau Gutgin Mauchenheimer von
Zweibrucken.
1483. Mathis Mauchenheimer von Zweibrucken bestimmt
seiner Ehefrau Demut von Anglach die Erbschaft, wie sie die-
selbe als Witwe <*eniessen soil.
f) Schuldurkunden.
1398. Heinrich, Graf zu Leiningen und Clara von Finstingen,
seine eheliche Hausfrau, verpfanden gegen bezahlte 1000 Gulden
an Bertsche VValdfaut von Lauterburg genannte Besitzungen.
1409. Revers uber 1250 Gulden, welche Symon Mochen-
heimer (Mauchenheimer) von Zweibrucken und sein Sohn Kuntz
ihrem Herrn von Lothringen geliehen haben.
1 4 16. Rudolf von Alben, den man nennt von Sulzbach,
und Junte seine eheliche Hausfrau beurkunden, dass sie den
Brudern Thoman und Friedrich Gentersberger 200 Gulden
schulden. Siegel des Rudolf von Sulzbach und des Walch von
Thann.
1439. Schuldurkunde uber 600 Gulden, welche Johann
Faust von Heppach gen. Knebel bei Kuntze Mauchenheimer von
Zweibrucken geliehen hat, und welche Thoraa von Stromberg
nach dem Tode des Johann Faust (ibernimmt.
1481. Ludwig, Herr zu Lichtenberg, schuldet dem Kuntz
Mauchenheimer und seiner Hausfrau Else von Bitsch, Friedrich
Gentersbergers Tochter, 2000 Gulden. Biirgen sind: Philipp,
Graf zu Nassau und Saarbrucken; Haneman, Graf zu Zwei-
brucken, und Friedrich, Graf zu Veldenz.
1 48 1. Simon VVecker von Zweibrucken, Herr zu Bitsch und
Lichtenberg, bescheinigt, dass Ritter Friedrich von Bitsch gen.
Gentersberger und sein Bruder Symon ihm den auf 2000 Gulden
lautenden Hauptbrief auf die Herrschaft Lichtenberg ubergeben
haben und dass derselbe bis auf 600 Gulden erloschen sei.
1509. Eine dem Junker Emmerich von Lowenstein aus-
gestellte beglaubigte Abschrift eines Briefes de anno 1434, in
welchera Rene, Konig zu Jerusalem und zu Apulien, Herzog
zu Anjou, zu Bar und zu Lothringen, Graf zu Provence und
Piemont, den Erben des Friedrich von Bitsch gen. Gentersberger
und seiner zwei Bruder, welche ira Streite bei BulgntWille
gefangen und erschlagen wurden und alle ihre Habe verloren
haben, 700 Goldgulden zu zahlen verspricht.
1550. Brief uber 80 fl. Hauptgeld, welche Hans Genters-
berger von seinem Schwager Wernher Gailing von Altheim
empfangen hat.
5*
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m68 Hagmaier.
1578. Brugg. Erzherzog Ferdinand zu Osterreich bekennt,
von Philipp Funkhardt zu Breisach als dem Kurator weiland
Hans Heinrichs von Landeck 6000 fl. Hauptgeld empfangen zu
haben gegen 300 fl. jahrlichen Zins und gibt als Unterpfand
die Gefalle, Nutzungen und Einkommen seines Generalein-
nehmeramts zu Freiburg, seines Salzmeieramts zu Hall und beider
Landvogteien Hagenau und Ortenau.
1 606. Schadlosbrief, welchen Heinrich Westphal, hanauischer
Forstmeister, fur Johann von Bitsch gen. Gentersberger auf sein
Haus und Guter zu Neuweiler im Werte von 3000 fl. ausstellte.
1661. Obligation uber 1 200 Reichstaler von Theiss Schmaus
dem Peter Scholtheiss zu Suchteln ausgestellt.
g) Sonstiges.
1364. Gertrud von Dunning schenkt dem Heintzmann von
Berkheim 15 Viertel Roggen, 15 Viertel Gerste und die liegenden
Guter zu Osthausen.
14 14. Heinrich von Geismar, Stadtschreiber zu Kaisers-
lautern (Keysers-), bescheinigt die Richtigkeit eines Hauptbriefs,
wonach Heinrich Gerhard und Symon von Heppenheim die Burg
Grumbach urn 100 Pfund Heller, ferner Guter etc. zu Her-
stein usw. von Erzbischof Baldewin zu Trier zu Lehen
tragen.
1415. Zwei lateinische Pergamentbriefe, die Pfarrei zu Helm-
stadt betr.
14 1 7. Herzog Karl von Lothringen quittiert seinem Ami-
mann zu Forbach, Symon Mauchenheimer von Zweibrucken,
die Riickgabe etlicher Summen , die ihm Mauchenheimer im
Kriege gegen die Burgunder und gegen den Herzog von Bar
schuldig wurde.
1462. Symon Mauchenheimer quittiert seinem Sch wager
Friedrich von Bitsch den Empfang von 300 fl.
1462. Heinrich, Symon und Mathis Mauchenheimer von
Zweibrucken verzichten zu Gunsten ihres Sch wagers Friedrich
von Bitsch auf die Lehen, die sie von Graf Johann zu Nassau-
Saarbrucken und Herrn zu Heinsberg empfangen haben.
1462. Die Bruder Heinrich, Symon und Mathis Mauchen-
heimer von Zweibrucken beurkunden ihrem Lehenherrn, dem
Fursten und Herrn Johannes zu Trier, dass sie die von ihrem
seligen Vetter Simon Mauchenheimer hinterlassenen Erblehen
an Friedrich von Bitsch verkauft haben, und bitten den Lehen-
herrn, in diesen Verkauf einzuwiliigen und den Kaufer an ihrer
Stelle zu belehnen.
1489. Graf Johann zu Mors, zu Saarwerden und zu Lahr
bewilligt, dass Mathis Mauchenheimer von Zweibrucken seine
Hausfrau Demut von Angelach mit 24 Gulden und dem Burg-
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GrSflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstctten. 11169
sass zu Saarwerden bewidmet, den er von seinem Bruder Niklaus
zu Lehen getragen hat.
1489. Hans Zoller zu Rimlingen vergibt dem Friedrich
von Bitsch seine im Rimlinger Bann gelegenen Guter.
1492. Johann Ullner, Dechant und Kapitel des Stifts
St. Philippi zu Zell Mainzer Bistuins, verkaufen namens der
Prasenz daselbst an Konrad Studenheimer und seine Hausfrau
und an Junker Hans von Lynenfels, alle wohnhaft zu Niederflors-
heim (Nydderflershen), vor dem Gericht daselbst eine Reihe von
Gutern gegen 6 Maker jahrlicher Korngult an die Prasenz des
Stifts zu Zell; als Unterpfand geben die Kaufer Eigenguter zu
Niederflorsheira.
1568. Versicherung und Schadloshaltung des Christoph von
Seinsheim zu Erlach gegen die Vormunder der Kinder des Hans
Jakob von Berlichingen, bei dem Stift Neumunster zu Wiirzburg
die Investitur und Belehnung mit dem Amte Tauberrotersheim
(Tauberrettersheim) aufzubringen.
1584 Jan. 3. Neunstetten. Verzeichnis aus dem Original-
register und Zinsbuch uber die jahrlichen Gefalle , Nutzungen
und Einkommen zu Neunstetten, welche Hans Gottfried von
Berlichingen zu Neunstetten und Hochhausen seiner Hausfrau
Amalie geb. von Grumbach um 6000 fl. Gegengeld und 400 fl.
Morgengabe verschrieben und sie darauf verwiesen hat
1592 Juli 13. Muller Theobald und Christmann, Gebruder,
und Genossen zu Riedelberg beurkunden, dass sie von Johann
von Bitsch gen. Gentersberger einen halben Teil des Trulbners
Bannes samt etlichen Wiesen um den Erbzins von 6 Maker
Haber jahrlich zu einem Erblehen empfangen haben.
1 60 1 Febr. 17. Einsprache und Beschwerde des Melchior
Jeger von Gertringen und Hans Reinhard von Berlichingen zu
Rossach als Vormunder der Kinder weiland Hans Pleickards
von Berlichingen zu Neunstetten gegen Hans Endres Mossbach
von Lindenfels, kurfurstl. mainzischen Amtmann zu Krautheim,
und Hans Endres Mossbach, Keller daselbst, wegen Zuweisung
des Hans Appel, der sich mit einer mainzischen Leibeigenen
verheiratet hatte , als Untertanen nach Neunstetten und wegen
Einschreibens zweier Untertanen zu Neunstetten in die main-
zische Konigsbede.
1694. Kundschaftsbrief uber die eheliche Geburt des Huf-
schmieds Laurenz Krumbein von Altenstadt, ausgestellt vom
Amtmann Kiekel und den Richtern daselbst.
Verschiedene Urkunden in lateinischer, franzosischer und
niederlandischer Sprache, 1 1 Stuck.
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11170 Hagmaier.
B. Akten und Papier-Urkunden, Neunstetten betr.
I. Bestandssachen.
1 533- Freiheitsbrief des Gotz von Berlichingen und Revers
der Gemeinde, die Schafereigerechtigkeit zu Neunstetten betr.
Abschriften.
1583. Auszug aus dem Lagerbuch iiber den berlichingen'-
schen Giilt- und Lehenhof Morach auf Ohninger Markung, was
derselbe jahrlich an Schuldigkeit auf sich habe, und welche Guter
derselbe umfasst.
1584 — 1760. Allerlei Extrakte iiber das Eigentum der Herren
von Berlichingen zu Neunstetten.
1590. Original-Spezifikation der von Hans Pleickard von
Berlichingen erkauften liegenden Guter und Gefalle zu Neun-
stetten, Altkrautheim, Obergunsbach, Klepsheim, Hofdocht, Horren-
bach, Assamstadt, VVindischbuch, Neunkirchen und Althausen.
1606. Auszug beziiglich der Gerechtigkeiten, Einkommen,
Nutzungen und Guter zu Waldmannshofen, Albrecht Christophs
von Berlichingen Teil, soweit es markgraflich brandenburgisches
Lehen ist.
1628. Bestallungsbrief iiber den Hof zu Milz.
1630. Summarischer Auszug aus dem Giilt- und Lehen-
buch iiber die jahrlichen Gefalle und Einkommen des Amtes
Aiib, eines von dem letzten Truchsess von Baldersheim heim-
gefallenen Lehens.
1 63 1. Anschlagsprotokoll iiber die berlichingen'schen lehen-
baren und eigenen Giiter zu Neunstetten, Tauberrettersheim,
Rottingen, Sachsenheim, Ostfeld, Illesheim und anderen Orten;
2 Exemplare.
1631. Anschlag iiber das berlichingen'sche lehenbare Gut
zu Neunstetten, 2 Exemplare.
1633 Jan. 3. Berlichingen. Notarielle Inventuraufnahme
iiber das Rittergut Berlichingen , dessen Besitzer, Gottlieb von
Berlichingen, sich ausser Land auf halt, zum Zwecke der
Verwaltung durch dessen Vetter Melchior Reinhard von Ber-
lichingen.
1650 — 1780. Allerhand Dokumente fiber die Beschaffenheit
der Lehen und eigentiimlichen Giiter des Erhard Wilhelm von
Berlichingen zu Neunstetten und deren zukiinflige Suczession.
1 Band.
1650. Relation iiber die eigentiimlichen und lehenbaren
Giiter zu Neunstetten.
1 65 1. Verzeichnis der zum adeligen Gut Illesheim gehorigen
Untertanen. Kopie.
1652 — 55. 1755 — 61. Zwei Bestandsbriefe iiber den ver-
lassenen Hof zu Milz und iiber den berlichingen'schen Schmiede-
hof daselbst. Bestandsumme jahrlich 26 Malter Friichte.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m7 I
1652. Darstellung der zura berlichingen'schen Gute zu
Neunstetten gehorigen Acker, VViesen , Garten , Holzer und
Weiher.
1684. Spezifikation aller Acker und Feldgutcr, welche die
kurmainzischen Untertanen und Burger zu Krautheim auf der
Markung Neunstetten besitzen, autgestellt bei der Feldniessung 1684.
1689. Anschlag uber den sog. Jagsthauser-Gulthof zu
Neunstetten und Oberndorf, der am 10. Sept. 1689 von Johann
Wolfgang und Johann Christian von Berlichingen zu Jagsthausen
an Philipp Reinhard und Erhard Wilhelm von Berlichingen cediert
wurde. 1 Aktenband.
1689 — 92. Bestandsbrief des Erhard Wilhelm und Philipp
Reinhard von Berlichingen zu Neunstetten, Rechenberg und
Milz uber alle ihre Rechte und Nutzbarkeiten.
1697 — »7i8. Allerlei Dokumente uber die Beschaffenheit
der Lehen und eigenen Guter des Erhard Wilhelm von Ber-
lichingen zu Neunstetten. 1 Buch.
1699. Instrurr.entum notar. des Erhard Wilhelm von Ber-
lichingen gegen das Oberamt Krautheim, Triftgerechtigkeit im
Eichwald Eckigbreit betr.
1704 — 52. Bestandsbriefe uber den rossachischen grossen
und kleinen Zehnten zu Neunstetten.
1705. Spezifikation aller eigenen Guter, Acker, Wiescn etc.
zu Neunstetten.
1706 — 1815. Schafereipachtbriefe.
1706 — 1826. Pachtbriefe uber das Rittergut Neunstetten.
1 dicker Aktenband.
1710. Briefwechsel mit dera Hauskommentur zu Mergent-
heim, Baron de Brietske, Renovation der Zinsgefalle des Ordens
zu Neunstetten betr.
1714. Versicherungsbrief uber die Schank- und Gastwirt-
schaft in Neunstetten.
1729. Protokolle und Berichte uber den Wickenzehnten
daselbst.
1740. 1783. Zwei Schildwirtschaftsgerechtigkeitsbriefe fur
die Wirtschaft »zum romischen Kaiser«.
1743. Beschreibung des Zehntdistrikts Neunstetten und
dessen Renovation.
1746. Den rossacher Zehntbestand betr.
1753. Kopie eines alten Schriftstucks, die krautheimer
Triebsgerechtigkeit auf der Gemarkung Neunstetten betr.
1756. Summarischer Auszug iiber die Bebauung der herr-
schaftlichen Guter zu Neunstetten in den Jahren 1719 — 26.
1759. Grundrisse iiber die herrschaftlichen Giiter zu Neun-
stetten. 2 Bande.
1764 — 1816. Bestandsbriefe iiber die herrschaftliche Ol-
rauhle.
Digitized by VaOOQ IC
Ta"]2 Hagmaier.
1781 — 90. Bestandsbrief fiber den vom Schultheissen zu
Windischbuch fibernommenen Jagddistrikt.
1782 — 1800. Zehntbestandsbriefe. — 1784 — 18 12. Be-
standsbriefe iiber den herrschaftlichen Zehnten zu Assamstadt.
1787. Die berlichingen'schen 16 Morgen Wald auf horren-
bacher Gemarkung. 1 Faszikel.
O. J. Auszug aus dem Gfiltbrief der Propstei Mergenthal.
— Beschreibung des in der Schonthaler Propstei zu Mergent-
heim lehenbaren Erlenbacher Gutes zu Neunstetten. — Anschlag
fiber den halben Teil am Zehnten zu Siebeneich. — Inventar und
Bestand iiber bewegliche und unbewegliche Pertinentien des
adeligen Gutes Polennen im Hauptamt Eischhausen, Preussen.
II. Centangelegenheiten.
1543 ff. Allerhand Cent- und andere Gravamina gegen das
Oberamt Krautheira. 1 Aktenband.
1 60 1. Instrumenta publica wegen des Centeids und der
Nachfolge. 2 Kopien.
1657 — 98. Centdifferenzen zwischen dem kurmainzischen
Oberamt Krautheim und den Adelsraitgliedern Berlichingen-
Neunstetten; dem Kaiser und Kurraainz ubergebene Klaglibelle,
gegenseitige Exzeptionen, Zeugenabhorungen etc. 1 Aktenband.
1668. Den von den kurmainzischen Oberamtern Amorbach
und Krautheim an die Centuntertanen begehrten Schanzgulden
betr. 1 Faszikel.
1 67 1 — 17 13. Fundamenta der freien Reichsritterschaft Oden-
wald in den Amtern Amorbach und Krautheim fiber Cent- und
Schanzsachen. 1 Fasz.
1672 Marz 21. Marienburg. Centrezess zwischen Erzbischof
Joh. Philipp von Mainz und den Mitgliedern der frankischen
Reichsritterschaft Odenwald Joh. Heinr. Rfidt, Wilh. Heinrich
von Adelsheim, Johann Ernst Rudt und Wolfgang von Ber-
lichingen. 3 Exemplare.
1692 — 96. Centrechnung.
1697. Instrumentum notariat. fiber die strittige Schatzungs-
angelegenheit der krautheimer Untertanen und den vom Ober-
amt Krautheim erzwungenen stummen Beisitz. 1 Fasz.
1 7 12. Korrespondenz mit dem Vogt und Centgraf zu Mock-
mfihl fiber den im Schloss zu Neunstetten am 29. Sept. 1712
vorgekommenen Diebstahl.
1 7 13. Akten und Protokolle fiber die Differenzen zwischen
Neunstetten und Kurmainz bezfiglich der Schanzarbeiten. 1 Akten-
band.
17 15. Beschreibung der zu Amorbach inhaftierten und
zum Teil wieder echappierten Diebe und Gauner. 1 Fasz.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Ncunstetten. IH73
1 7 19 — 27. Die gegen die Cent Krautheim bei Kurmainz
eingereichten Beschwerden, Centkosten, Streifen, Centrechnungs-
abhor , Versteinung , Zigeunerstdcke und Ponalpatente betr.
1 Fasz.
1723. Rechtliche Deduktion und Erorterung der Frage, ob
das jus assignandi litteras patentes insonderheit gegen die Zigeuner
und sonstiges herrenloses Gesindel der Cent- oder vielmehr
der Vogtei- oder Territorialherr sich zuzueignen habe. 1 Fasz.
1724 — 31. Eingriffe von Kurmainz in die Rechte der ritter-
schaftlichen Orte Odenwalds, die neunstetten'sche Patentaffi-
gierung und Stocksache betr. 1 Aktenband.
1 76 1. Die vom Centamt Krautheim an die vogteilichen
Orte Neunstetten, Merchingen, Hungheini, Berlingen etc. zum
kurmainzischen Kriegsdienst verlangte Mannschaft, die in den
vogteilichen Centorten geschehenen Vergewaltigungen durch
nachtliche Ein- und Oberfalle, Entfuhrung verschiedener Mann-
schaften und Wegnahme von 2 Paar Ochsen. 1 Aktenband.
1774 — 76. Das durch das Centamt Krautheim unternommene
widerrechtliche Nachwiegen von Brot in Neunstetten durch zwei
krautheimer Akzisoren. 1 Fasz.
1784 — 87. Lifferenzen mit dem Centoberamt Krautheim
und Renitenz der Untertanen zu Neunstetten betr. 1 Aktenband.
1787. Korrespondenz, die Akquisition der Cent in Neun-
stetten betr. 1 Fasz.
1788. Die vom herzoglich wurttembergischen Centamt Mock-
muhl auf die adeligen Vogteiherrschaften willkurlich repartierten
Centkosten betr. 1 Fasz.
O. D. Kopie eines uralten Briefes, wie es vor alters bei
der Cent Buchen gehalten worden.
III. Familiensachen.
1484. Kopie des Vertragsbriefs zwischen den Briidern Gotz
und Beringer von Berlichingen fiber das Schloss, nebst Desig-
nation uber den jahrlichen Ertrag des Ritterguts Berlichingen.
1 57 1. Teilungsbrief zwischen Hans Gottfried von Ber-
lichingen und dessen Geschwistern. Kopie.
1580. Schuldverschreibung des Leonhard Daltinger gegen
Heinrich Steinhauser von Niedernfels zu Rechenberg uber 50 fl.
1584. Verzeichnis der jahrlichen Gefalle und Nutzungen
zu Neunstetten , welche Hans Gottfried von Berlichingen seiner
Gemahlin Amalie von Berlichingen geb. von Grumbach zugeeignet
hat, samt dem lehensherrlichen Konsens. Kopie.
1587 — 1672. Kopien von Notariatsinstrumenten, Requi-
sitionszetteln, Testaments-, Erbschafts- und anderen Sachen.
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11174 Hagmaier.
1588. Auszug aus der Teilung von Neunstetten und Ab-
schrift des Anschlags iiber die Lehenguter zu Neunstetten, Neun-
kirchen und Sachsenheim.
1588. Teilungsbrief der Bruder Phil. Ernst, Hans Reinhard
und Hans Pleickard von Berlichingen nach Ableben ihres
Bruders Hans Gottfried von Berlichingen zu Neunstetten. Kopie.
1589 — 1655. Casus figuratio sive informatio in Sachen
Berlichingen, Rechenberg und Neunstetten gegen die Crails-
heimischen Eigenserben beziiglich des Eigengutes zu Groningen.
1589. Prozessakten der Stadt Windsheim gegen Hans
Pleickard von Berlichingen.
1590— 1753. Verschiedene Dokumente, insbesondere in
bezug auf Genealogie. 1 Aktenband.
1 59 1— 1616. Prozessakten des Hans Reinhard von Ber-
lichingen gegen die Bruder Philipp Heinrich und Hans Gottfried
von Aschhausen, Schuldsachen betr.
1591 — 1630. Eine Anzahl Quittungen des Hans Reinhard
und Melchior Reinhard von Berlichingen.
1592. Beschwerde der verwitweten Araalie von Berlichingen
geb. von Grumbach gegen den Vogt ihres Schwagers Hans
Pleickard von Berlichingen nebst Verteidigungsschrift des letzteren.
^Q0- Quittung und Schadloshaltung des Teutschmeisters
iiber 2000 fl.
1600. VVurttembergische Antwort an die hardtheimische
Freundschaft, Entleibung eines Edeljungen betr.
1601 — 18. Kopien und Konzepte von Heiratsbriefen.
1602 fT. Vera facti relatio in Sachen der adeligen Moss-
bachischen Erben in Fran ken gegen Joh. Valentin Freiherrn von
Snitzigs als Vorraunder des Emanuel Maximilian Wilhelm, Grafen
zu Schonburg, Restitution des occasione belli abgenommenen
freieigentumlichen Ritterguts Eberstatt.
1606. Gultverschreibung des Georg Philipp von Berlichingen
fur Wolf von Wollwarth zu Lauterburg, Hohenroden und Ess-
lingen.
1607 Juu '6. Adelsheim. Sibylla Walpurga Rudt geb.
Greek von Kochendorf, des Christoph Rudt von und zu Bddig-
heim Hausfrau, verzichtet auf ihre vaterliche, mutterliche und
briiderliche Erbgerechtigkeit gegen eine Heirasteuer von 1500 fl.
1609. Erb- und Grundteilung zwischen den Brudern Hans
Konrad, Melchior Reinhard und Erich Christoph von Berlichingen
iiber die von ihrem Vater Hans Reinhard von Berlichingen hinter-
lassenen Giiter. 1 Band.
1609. Quittung uber 400 fl. Morgengabe, welche Hans
Reinhard von Berlichingen seiner Hausfrau in der Heiratsnotul
verordnet hat und ihr von Hans Konrad in Vormundschaftsnaroen
erlegt worden sind.
1609 Febr. 24. Beglaubigter Vormundschaftskonsens des
Grafen Gottfried von Hohenlohe zu Ohringen und Eberhards,
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Graflich von Beriichingen'sches Archiv in Neunstetten. m7 5
Herrn zu Limpurg, zur Aufnahme einer namhaften Geldsumme
zum Ankauf der Berlichingen'schen Giiter zu Schrotzberg.
1609. Kompromissrezess mit dem Grafen zu Hohenlohe
wegen des Gutes Schrotzberg. 1 Aktenbund.
1609. Teilungsregister iiber alle fabrende Habe, welche den
Brudern Ulrich Christoph und Otto von Berlichingen in der
viiterlichen Teilung durch das Los zugefallen ist. 1 Band.
161 2 Okt. 28. Mergentheim. Rezess zwischen Hans Konrad
von Berlichingen und Anshelm von Thuna eines- und Karl
Sigmund und Konrad von Berlingen dem jiingeren anderseits,
Erbschaft betr.
1613. Kartell beim Lanzenbrechen und Kopfrennen betr.
1 Fasz.
1 6 13 — 16. Drei Instruktionen fur den Hofmeister Melchior
Reinhard von Berlichingen, welchera von dem Grafen Ludwig
zu Nassau- Saarbriicken etc. die Erziehung und Beaufsichtigung
seines altesten Sohnes Wilhelm Ludwig und seiner beiden Vettern
Wolf Fritz und Hans Philipp, Wild- und Rheingrafen, wahrend
ihrer Reise nach Frankreich, England und den Niederlanden
ubertragen worden ist.
161 3. Instrumentum protestationis, reservationis et contra-
dictionis Venningen contra Domkapitel Speier, die Pfarrbesetzung
zu Eichtersheim betr.
1613. Konkordierte Vereinigungspunkte, welche zwischen
Hans Heinrich Geyer von Giebelstatt, Adam Julius Riidt von
Collenberg, Jorg Friedrich von Crailsheim, Philipp Wolfskehl,
Hans Konrad von Wolmershausen, Konrad von Berlichingen etc.
vereinbart wurden.
1613 ff. Verschiedene Quittungen.
16 13. Aktion und Mordanschlag der oberkessacher Bauern
gegen Melchior Reinhard von Berlichingen.
16 14. Beschwerde des Melchior Reinhard von Berlichingen
bei der frankischen Ritterschaft gegen den Abt zu Schontal und
dessen Untertanen zu Kessach, die in Oberkessach veriibte
Gewalttat betr.
16 1 7. Spezialgewalt ad praestandum iuramentum curatelae
des Hans Konrad von Berlichingen des jiingeren zu Jagsthausen.
1617. Rekognition des Hans Philipp von Crailsheim zu
Hornberg iiber 240 fl., welche Ulrich Christoph und Otto von
Berlichingen geliehen haben.
1617. Rezess zwischen Karl Sigmund von Berlichingen und
Vogt Martin Neydenberger zu Neunstetten, die von Hans Wil-
helm und Karl von Grumbach herruhrenden 2000 fl. betr.
1 6 1 8 — 50. Wichtige wurzburgisch-bambergische Korrespon-
denzen an Melchior Reinhard von Berlichingen, wiirzburgischen
Hofmarschall und Amtmann zu Lauda. 1 Aktenband.
161 8. Gultverschreibung fiir Frau Anna Maria von Crails-
heim, Wittib, iiber 1000 fl. Hauptsumme, welche die Bruder
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11176 Hagmaier.
Melchior Reinhard und Ulrich Christoph von Berlichingen auf-
genommen haben. Kopie.
1620. Testament des ledig verstorbenen Konrad von und
zu Berlichingen nebst Verzeichnis seines hinterlassenen Ver-
mdgens.
1620. Instruktion des Bischofs Johann Gottfried zu Bam-
berg und Wurzburg fur den Geheimen Rat und Hofmarschall
Melchior Reinhard von Berlichingen, Rittmeister und Amtmann
zu Lauda.
162 1 Mai 16. Originalvergleich und Abschied zwischen
dem Hause Nassau-Saarbrucken und dem von Bettendorf, Resti-
tution der Berechtigungen betr., welche das adelige Geschlecht
von Gentersberger vor seinem Aussterben in den Dorfern Wis-
weiler, Wolflingen, etc. besessen hat.
1 62 1. Obligation uber 1500 fl., welche Melchior Reinhard
von Berlichingen der Witwe des Hans Konrad von Berlichingen,
Elisabethe geb. von Vohenstein, zu Jagsthausen geliehen hat.
Kopie.
1623 Marz 24. Rechenberg. Erbvergleich auf Absterben
des Rittraeisters Ulrich Christoph von Berlichingen; 2 Exemplare.
1623. Rechnung uber die Krankheits- und Begrabniskosten
des Leutnants Otto von Berlichingen zu Rechenberg und Milz.
1629. Rottingen. Die Verlassenschaft des Hans Ludwig
von Berlichingen betr.
1630 Febr. 10. Groningen. Vormundschaftsurkunde der
Margaretha Anna von Crailsheim geb. von Berlichingen, Wittwe
des Hauptmanns Hans Philipp von Crailsheim, fur ihren minder-
jahrigen Sohn Philipp Reinhaid von Crailsheim.
1 63 1. Vormundschaft des Georg Friedrich von Crailsheim
auf RCigland uber die Witwe des Karl Sigmund von Ber-
lichingen, Barbara Anna geb. von Hutten, und ihre unmundigen
Tochter betr.
1631 — 60. Prozess des bambergischen Landrichters Fran-
ziskus von Diemantstein gegen die Berlichingen-Sennfeld- und
Rechenberger Linie wegen des von seiner Gemahlin Klara geb.
von Berlichingen anzusprechenden Erbes. Aktenband in Per-
gamentmappe.
1632 Marz 11. Veldmannshofen. Rezess zwischen den
rechenbergischen Eigentumserben auf Absterben des Albrecht
Christoph von und zu Rosenberg.
1634 Jan. 15. Eisenach. Johann Ernst zu Sachsen bittet
den Wolf Adam von Steinan gen. Steinanruck zu Eyerbach,
schwedischen und des evangelischen Bundes bestellten Obristen,
mit Riickzahlung einer Schuld von 5000 fl. zuzuwarten.
1634. Rezess zwischen Heilbronn, Johann Ludwig von
Frauenberg zu Talheim und Anna Rosina geb. von Talheim
uber Kriegskontributionen, Mannschaftsaushebungen etc.
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GrSflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstctten. ID77
1638. Legat der Margarethe Anna von Crailsheim geb.
von Berlichingen fur die Jungfrau Margarethe von Berlichingen.
1 64 1. Morsteinischer Rezess zwischen Oberstleutnant Wolf
Christoph von Crailsheim auf Hornberg und den Berlichingen-
schen Vormiindern Jorg Friedrich von Crailsheim auf Riigland,
Hans Albrecht von Vohenstein auf Adelmannsfelden und Hans
Reinhard von Berlichingen auf Rossach. Kopie.
1642—79. Gesuch der von berlichingen'schen Agnaten um
Konsens zum Verkauf des Zehnten zu Unterwittstadt, des ex
parte Rossach gehabten Deputat-Wildprets im Harthauser Wald
und zur Verpfandung von Hettingenbeuern, Ulesheim und Hagen-
bach. 1 Fasz.
1649. Copia donationis der Maria Amalia Rothschild geb.
von Wolfskehl fur den wurzburgischen Rat Johann Eberhard von
Wolfskehl zu Reichenberg.
1649 Febr. 22. Crailsheim. Testimonium vitae et studiorum
fiir Melchior Reinhard von Berlichingen.
1 65 1 — 97. Allerlei wichtige berlichingen'sche Akten und
Korrespondenzen. 1 Aktenbd.
1652 — 1 7 18. Akten in Sachen der berlichingen'schen Ge-
schwister neunstettener Linie als Klager gegen den General-
feldmarschall Grafen von Steinan wegen des Successionsrechts
auf das Gut Eyerbach.
1652. Erckenbrechtshausen. Hauptquittung, Vergleich und
Akten uber die Erckenbrechthausen'sche Schuldsache.
1660 — 1772. 1. Wiirzburgische lehensherrliche Konfirmation
des zwischen den Herren von und zu Meyenfels wegen des
Affolterbacher Zehntens aufgerichteten Rezesses 1660. 2. Testa-
ment der Luise Juliane von Berlichingen geb. von Sternenfels
von 1772. 3. Testament des Freiherrn Ludwig von Weiler,
Herren auf Weiler und Meyenfels von 1762.
1661 — 66. Urkunden uber die im Jahr 1634 von Wolf
Bern hard von Crailsheim in der Feste Konigshofen aufgenommene
Schuld von 152 fi und deren Riickzahlung an Melchior Rein-
hard von Berlichingen.
1662 Nov. 21. Koburg. Vollmacht des Melchior Reinhard
von Berlichingen zu Neunstetten, Milz, Haina und Pockstatt in
Sachen des Gutes Pockstatt etc.
1662. Spezifikation der eyerbachischen Prozessakten.
1664 — 17 1 1. Akten uber eine Schuldforderung von 450 fl.
an Johann Ernst von Berlichingen zu Ulesheim.
1677. Recessus transactionis zwischen Philipp von Ber-
lichingen auf Rossach und Philipp Gottfried Reinhard von Ber-
lichingen auf Rechenberg wegen der mainzischen Schuld. Kopie.
1682—83. Urteilmassiger Auszug in Sachen Joh. Philipps
von Berlichingen gegen Melchior Reinhard von Berlichingen.
1682 Mai 26. Projekt eines Testaments des Melchior Rein-
hard von Berlichingen.
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11178 Hagmaier.
1703 — 18. Akten uber den eyerbachischen Prozess.
2 Fasz.
171 1 — 16. Verschiedene rechtliche Gutachten, darunter
auch ein solches uber den Anfall auf Aussterben der Familie
von Florsheim.
1719. Ordnung und Beschrelbung der Beisetzung der Frau
Wilhelmina von Berlichingen.
1726 Juni 5. Absolutorium fur Erhard Wilhelm von Ber-
lichingen zu Neunstetten wegen der Mitvormundschaft uber Frau-
lein Wilhelmina Leopoldine Rudt von Collenberg.
1739. Rechnung iiber die Auslagen auf der Reise des
Friedrich von Berlichingen zu Neunstetten nach Heilbronn, Dur-
lach, Strassburg, Frankreich.
1743 April 13. Stuttgart. Anordnung, wie sich der
von Karl Friedrich, Herzog zu Wiirtternberg und Teck, neu-
angenommene Kammerjunker und Forstmeister Friedrich von
Berlichingen in dem ihra anvertrauten Forstamt Neuenstatt zu
verhalten habe.
1750 — 62. Die kochendorfische Erbschaft nebst Teilungs-
plan von 1753 betr.
1 75 1. Den im herrschaftlichen Schloss zu Neunstetten am
7. Mai verubten gewaltsamen Einbruch und Diebstahl betr.
1752 — 56. Die Goler von Ravensburg'sche Schuld von
1000 fl. betr. 1 Aktenband.
1754. Akten in Sachen der Herren von Berlichingen des
inneren Hauses zu Jagsthausen gegen die Gemeinde Berlingen.
1 Fasz.
1756 — 83. Register uber ausstehende Herrschaftskapitalien.
1765. Berechnung des Empfangs des Ritterrats von Ber-
lichingen aus der Bertigischen Administration. 1 Fasz.
1773 — 79. Briefschaften des Generals und Obristleutnants
Eberhard Maximilian von Berlichingen. 1 Fasz.
1774 — 81. Privatkorrespondenzmitdem pfalzischen Kammerer
von Berlichingen.
1778. Die dem Rittmeister Friedrich von Berlichingen auf
Absterben seiner Grossmutter, Freifrau von Racknitz, anerfallene
Erbschaft und verordnetes Fideikommiss betr.
1781—89. Teilungsdifferenzen zwischen den Lehenssuc-
cessoren und Allodialerben des Friedrich von Berlichingen.
1 78 1. Vergleichstraktate zwischen den Lehens- und Eigen-
tumserben. 2 Aktenbande.
1781—83. Die nach dem Tode Friedrichs von Ber-
lichingen zu Neunstetten und Rechenberg zwischen dessen
Lehens- und Eigentumserben entstandenen Streitigkeiten betr.
2 Aktenbande.
1782. Schuldensachen und Abrechnungen der Familie von
Berlichingen.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m7Q
1786 — 87. Vergleich der Friedrich von Berlichingen'schen
Allodial- und Feudalerben auf Neunstetten quoad passus concer-
nentes. Original und Kopie.
1787. Vormundschaft der beiden Fraulein Johanna Friede-
rike und Marianne Charlotte von Berlichingen.
1787. Vergleich zwischen Frau Luise Friederike von Ber-
lichingen auf Jagsthausen-Olnhausen, Frau Charlotte Henriette
von Berlichingen auf Rossach-Unterkessach-Helmstadt und Frau-
lein Johanna Friederike und Fraulein Marianna Charlotte von
Berlichingen als Allodialerbinnen einer- und den Lehensfolgern
des f Friedrich von Berlichingen, Emanuel, Dominikus und
Friedrich von Berlichingen anderseits nach Aussterben der neun-
stettener Linie. Kopie.
1790. Akten iiber die Teilung des Rittergutes Neunstetten
zwischen den Brudern Josef Emanuel und Dominikus von Ber-
lichingen.
— — Trauerbriefe, Reden, Gedichte, etc. anlasslich des
Ablebens von Familiengliedern des Berlichingen'schen Hauses.
1 Bund.
- — Auszug aus der kurzgefassten Beschreibung des fran-
kischen Kreises de ao. 1704, das Ungluck zu Waldenburg betr.
— — Ein Aktenbund Curiosa aus der Geschichte der
Familie und der Welt.
— — Ein Faszikel Verschiedenes.
IV. Gemeindesachen.
1533— 1748. Neunstetten in diversis. 1 Fasz.
1590 Mai 4. Krautheim. Vertrag zwischen Ballenberg,
Unter- und Oberwittstadt und Neunstetten, den Trieb auf die
Hohl bis an den Hohlenberg und bis an den Wittstadter Pfad
betr.
1600 — 1800. Mess- und Renovierung der Markung Neun-
stetten. 1 Fasz.
1 6 19 — 1776. Burgermeistersrechnungen des Dorfes Neun
stetten.
1650. Die Bewachung des Marktes zu Neunstetten und
den deswegen vom Oberamt Krautheim an den Schultheissen
und Burgermeistern zu Neunstetten, Merchingen und Hungheira
verubten langwierigen Arrest etc. betr. 1 Fasz.
1650 — 73. Weitere Verhandlungen in dieser Angelegen-
heit. 1 Fasz.
1 65 1. Beschreibung des gesamten Vermogens der Unter-
tanen zu Neunstetten.
1657. Beschreibung des verderbten Zustandes des Gutes
Neunstetten.
1682 — 1700. Ruggerichtsprotokolle. 1 Fasz.
1708 — 1800. Urkunden zu den Burgermeistereirechnungen.
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m8o Hagmaier.
1712. Memoralien der Gemeinde Neunstetten bezuglich
ihres Schultheissen und Ansuchen derselben urn Quartierbefrei-
ung. 1 Fasz.
1 7 14 — 26. Allerlei okonoraische Nachrichten uber das Gut
Neunstetten.
1 7 19 — 20. Urkunden zu den Burgermeistereirechnungen.
1 Fasz.
1 72 1. Deposition des Mich. Rohleder gegen den Schult-
heissen und zwei Gerichtsmanner.
1747 — 67. Abgabe von Bauholz aus den Gemeindewal-
dungen zu Neunstetten an die Gemeindeburger betr. 1 Fasz.
1763 — 81. Annahmsdekrete der Schultheissen zu Neun-
stetten.
1774. Besichtigung und Schatzung des am 4. Juli 1774
erlittenen Wetterschadens zu Neunstetten und die Entschadigung
durch Nachlass an Pachtgeld. 1 Fasz.
1784 — 85. Verschiedene Klagen gegen den Schultheissen.
1 Fasz.
1785. Akten in Sachen des Schultheissen gegen ungehor-
same Richter und Untertanen zu Neunstetten. 1 Fasz.
1787. Konsignationen uber den Viehstand zu Neunstetten.
1 Fasz.
V. Herrschaft und Gemeinde.
1. Verschiedenes.
1 533 — l72°* Die Frohnschuldigkeit und Frohnleistung der
Untertanen zu Neunstetten. 1 Fasz.
1549 — 17 16. Die dorfherrschaftlichen Beamten betr. 1 Fasz.
1 63 1. Relation uber die berlichingen'sche Huldigung vom
22. Marz und 1. April.
1634 — 1 819. Verschiedene herrschaftliche Dekrete. 1 Fasz.
1652 — 1705. Den Frohnddienst zu Neunstetten betr.
1653—84. Korrespondenz mit dem kurmainzischen Ober-
amt Krautheim, das Vogtgericht zu Neunstetten betr. 1 Fasz.
1654. Erbhuldigungspflicht der Untertanen zu Neunstetten
gegeniiber der Dorfherrschaft.
1654 — 1 83 1. Abkauf des Frohnd-, Dienst- oder Atzgeldes
betr. 1 Fasz.
1 66 1. Notariatsinstrument wegen des krautheimischen wide r-
rechtlichen Beisitzes beira Vogt- und Dorfgericht zu Neunstetten.
Kopie.
1674. Vergleich zwischen Melchior Reinhard von Ber-
lichingen und der Gemeinde Neunstetten. Kopie.
1705 — 1856. Die herrschaftlichen Beamten, insbesondere die
Bestallungsbriefe fur die Amtsvogte, Jager, Gartner, Amtsdiener,
Hausverwalter, Wegwarte, Nachtwachter etc. betr. 1 Aktenbund.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m8l
1 7 1 4 ff . Rechtliches Bedenken fiber das Dienstgeld zu
Neunstetten und dessen Erhebung.
1726 — 27. Die der berlichingen'schen Vormundschaftsherr-
schaft in Rechenberg und Neunstetten abgelegte Huldigung
betr. 1 Fasz.
1732 — 1830. Die Juden zu Neunstetten betr. 1 Aktenbd.
1733 — 51. Die von der Gemeinde Neunstetten pratendierende
Nacheckerichs-Gerechtigkeit im herrschaftlichen Walde Eckig-
breit betr.
1 78 1. Besitzergreifung betr.
1803 — 04. Die Besitznahme des Dorfes Neunstetten durch
den Grafen zu Salm-Reifferscheidt-Bedburg betr. 1 Fasz.
2. Kirchensachen.
1650. 1660. 1679. Die Celebrierung des Friedensfestes
zu Neunstetten und die Anordnungen des Melchior Reinhard
von Berlichingen hiezu betr.
1654 — 1851. Die Pfarrbesoldungsverhaltnisse betr. 1 Aktenbd.
1657 — 0I« Akten, den Pfarrer Frensius, seine Misshellig-
keiten mit der Dorfherrschaft, seine Kassation und das hierwegen
vom Lehenhof Wertheim erlassene Dekret betr.
1688. Gerichtliche Untersuchung gegen den Pfarrer Andreas
Hirsch in Neunstetten wegen angeblicher Schmahung der katholi-
schen und reformierten Religion auf der Kanzel. 1 Fasz.
1699. Patent, die Veranderung des julianischen Kalenders
betr.
1700 — 1800. Geburts-, Tauf-, Verkfind- und Kopulations-
scheine etc.
1 707 — 09. Streitigkeiten der Gemeinde mit ihrem Pfarrer
Joh. Kasper Baier.
1709 — 1841. Akten fiber die Berufung der Pfarrer und
Vikare auf die Pfarrei Neunstetten.
1 7 13 — 1740. Differenzen des Pfarrers Wfirttemberger mit
der Gemeinde und dem Lehrer; Konsistorialakten und Urteil der
theologischen Fakultat. 1 Aktenbd.
1 713. Schreiben des Lizentiaten Johns, Superintendenten
zu Oehringen, fiber das sonh- und feiertagliche Marktlaufen und
den mutwilligen Kirchenschlaf.
17 13. Projekt fiber die neu einzuffihrende Konfirmation
der Kinder in Neunstetten.
17 14 Dez. 17. Gratulationsschreiben der gesamten frankischen
Ritterschaft an den Kdnig von Schweden.
17 17 Okt. 31. Celebrierung des zweiten Reformations-
Jubilaums und Beschreibung nach Anordnung des Erhard Wil-
helm von Berlichingen.
1724. Die von der Mutterkirche zu Dorzbach wegen der
Filiale Laibach und Messbach gefuhrte Klage und gesuchte Remedur.
Mitt. d. Bad. Hist. Kom. Nr. 28. 6
Digitized by VaOOQ IC
mS2 Hagmaier.
1724 — 26. Auswanderung neunstettener und anderer Burger
in das Temesvarer Banat und die Religionsbedruckungen daselbst.
1724 — 83. Einzelne auf die Kirche zu Neunstetten beziig-
liche herrschaftliche Dekrete.
1727—92. Verschiedene auf die Kirche zu Neunstetten
bezugliche Korrespondenzen.
1730 Juni 25. Protokoll und Nachricht iiber das am
25. Juni 1730 zu Neunkirchen celebrierte zweite evangelische
Jubilaum zum Andenken an die Uberreichung der Augsburgischen
Konfession.
1730 Juni 25. Beschreibung der Feier dieses Jubilaums
in Rechenberg.
1747—55. 1789 — 95. Seelenzahl-Register von Neunstetten.
1754 — 59. Akten iiber den Kirchenneubau zu Neunstetten
und gedruckte Beschreibung der Einweihungsfeierlichkeiten.
1754. Designation des Kirchenornats zu Neunstetten.
1772 — 75. Auflage, Druck und Kosten des neuen berli-
chingen'schen Gesangsbuchs u. a.
3. Schulsachen.
1707 — 65. Verschiedene Schreiben, insbesondere bei An-
nahme von Schulmeistern. 1 Aktenbd.
1707 — 1805. Neunstettener Schulkatalogie , jeweils von
Walpurgis bis Martini und von Martini bis Walpurgis. 1 Aktenbd.
1 7 1 7 ff. Schulbestellung , lnstruktionen , Ordnungen und
Besoldungsaufbesserungen.
1707 — 2S. Anzeigen und Beschwerden des Lehrers in
Schulangelegenheiten.
1 7 1 9 — 28. Schulvisitationen.
1733—88. Herrschaftliche Dekrete.
1748. Verzeichnis der zu konfirrnierenden Jugend.
1759 — 77. Designationen der Kinder , welche jeweils auf
Martini in die Schule gehdren.
Abschrift der dorzbacher Schulinstruktion.
4. Rebellionsakten der Untcrtanen zu Neunstetten.
1650 — 59. Akten iiber die Rebellion der Untertanen zu
Neunstetten gegen ihre Dorfobrigkeit (die Briider Gottfried und
Melchior Reinhard von Berlichingen) und die Beschwerdefuhrung
der Untertanen beim Lehenhof zu Wertheim. 1 Aktenbd.
1650 — 73. Korrespondenzen mit dem graflich wertheimer
Lehenhof, dem kurmainz. Oberamt Krautheim, dem Ritterort
Odenwald und der Dorfherrschaft Neunstetten, die neunstettener
Bauernrebellion betr. 1 Aktenbd.
1652 — 87. Protokolle in Kommissionssachen der Herren
von Berlichingen gegen die rebellischen Untertanen zu Neun-
stetten. 1 Aktenbd.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m83
1696—97. Gravamina der neunstettener Untertanen gegen
ihre Dorfobrigkeit (Erhard Wilhelm von Berlichingen) und deren
Untersuchung durch den wertheimer Lehenhof. 1 Aktenbd.
1733. Die mit der Gemeinde Neunstetten entstandenen
Dispute und deren Weigerung zur Abgabe des Gras- und Wicken-
zehntens u. a. 1 Fasz.
1784 if. Mehrere Vergehen ungehorsamer Untertanen, welche
durch die stuttgarter Juristische Fakultat abgeurteilt wurden.
1 Aktenbd.
1785. Ungehorsam der Untertanen zu Neunstetten gegen
die Ortsherrschaft und deren Vorgehen gegen den Schultheissen
betr. 1 Fasz.
1785 — 86. Renitenz der Untertanen gegen die Ortsherr-
schaft und die daraus entstandenen Differenzen mit dem Ober-
arat Krautheim. 1 Fasz.
1790. Publikation der Urteile in der Renitentenzsache und
die darauf erfolgten weiteren Verhandlungen. 1 Fasz.
1848. Die im Marz ausgebrochenen Unruhen und Anfech-
tung der herrschaftlichen Schaferei. 1 Fasz.
5. Vogtamt.
161 7— 1859. Vogt- resp. Rentamtsrechnungen , beinahe
vollzahlig und in duplo.
1648 — 1858. Urkunden dazu.
1652 — 1 8 13. Vormundschaftsrechnungen. 2 Aktenstosse.
1661 — 1800. Vogtamtsprotokolle in Straf-, Ehe-, Kauf-,
Verkauf-, Tausch- und Sterbsachen. 5 grosse Aktenstosse.
1706 — 1802. Inventariumssachen. 2 Aktenstosse.
1707 — 26. Neunstettener Amts-Manuale.
1709 — 23. Urkunden dazu.
1709 — 1840. Schreiben an die Amtsverwalter. 1 Aktenstoss.
1734 — 1836. Amtiiche Berichte an die Herrschaft. 4 Akten-
stosse.
1740 — 79. Rechnungsnotamina. 1 Fasz.
1753 — 83. Monita uber die Vogtamtsrechnungen. 1 Fasz.
1758. 1783 ff. Diarien zu den Administrations- und den
Vogtamtsrechnungen.
1759 — 84. Amtiiche Briefe verschiedenen Inhalts. 1 Fasz.
1773 ff. Konzepte von Vogtamtsrechnungen. 1 Fasz.
1785. Gemeinschaftliche Vogtamts-Abstands-Rechnung nebst
Beilagen.
1785 ff. Konzeptenbuch.
VI. Jagdsachen.
1589 — 16 1 7. Die vom kurmainzischen Oberamt Krautheim auf
der Markung Neunstetten beanspruchte Jagdgerechtigkeit. 2 Fasz.
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m84 Hagmaier.
1 59° — 9 * • Die Jagdgerechtigkeit auf der Markung Neun-
stetten, Zeugenverhor betr. i Aktenbd.
1 59 1. Rezess des Kurfursten von Mainz gegen Pleickard
von Berlichingen, die Jagdgerechtigkeit auf der Gemarkung
Neunstetten betr.
1592 — 93. Attestationen in Sachen des Erzbischofs von
Mainz gegen Hans Pleickard von Berlichingen, die Jagdgerechtig-
keit im Amte Krautheim und auf der Markung Neunstetten.
1 Aktenbd.
1609. Das Jagen auf den Gemarkungen Neunstetten und
Schollhof betr. 1 Fasz.
1653 — 1 75 1. Korrespondenzen iiber die von Krautheim
zur Jagd verlangten Schafruden. 1 Fasz.
[665 — 67. Das vom Schultheissen zu Ballenberg dera
berlichingen 'schen Jager auf neunstettener Territorium unberech-
tigterweise abgenommene Purschrohr betr. 1 Fasz.
1673 — 1750. Korrespondenzen mit dem Oberamt Kraut-
heim uber allerlei nachbarliche Differenzen. 1 Fasz.
1698 — 1783. Schuss- ujad Fangregister der herrschaftlichen
Jager.
1 7 15. Korrespondenz mit dem Oberamt Krautheim wegen
eines dort inhaftierten fremden Jagers.
1750. Ausschreiben und Anordnung des Oberamts Kraut-
heim, dass die Schafer tuchtige Hunde zum Hetzen und Fangen
bei den kurftlrstlichen Jagden halten sollen.
VII. Kaufsachen.
1402. Kauf brief. Margarethe von Ernberg, Wittwe, ver-
kauft an Gotz von Berlichingen das halbe Dorf Neunstetten und
den halben Zehnten zu Wittstadt um 200 fl. Cop. vidim.
14 1 8. Kaufbrief. Das Kloster Neunkirchen verkauft an
Gotz von Berlichingen ein Gutlein zu Neunstetten (Niisteten) um
40 fl. Cop. vidim.
1445. Gotz von Adelsheim verkauft an Gotz von Berlichingen
d. j. das Schloss Hettingenbeuern mit Zugehorungen und andere
Guter. Kopie.
1485. Kunz von Ehenheim verkauft an Konrad von Ber-
lichingen den sechsten Teil vom Dorfe Neunstetten um 100 fl.
Cop. vidim.
1485. Konrad von Berlichingen verkauft an Kilian von
Berlichingen die Halfte von dem sechsten Teil des Dorfes Neun-
stetten um 50 fl.
1492. Kilian von Berlichingen kauft von Gotz von Belichingen
zu Laibach den Hof Wusten-Erlenbach.
15 1 9. Marx von Berlichingen verkauft an Gotz von Ber-
lichingen seinen halben Teil zu Neunstetten, seinen Teil
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Gr&flich von Berlichiogen'sches Archiv in Neunstetten. 11185
am Zehnten zu Wittstadt und 10 Gulden hohenlohisches Mann-
lehengeld urn 200 fl. Cop. vidim.
x533- Kaufbrief fiber den Frohndienst zu Neunstetten.
Original und Kopie.
!533« Copia vidim. des von Gotz von Berlichingen seinen
Untertanen zu Neunstetten wegen erlassener Frohndienste erteilten
Freiheitsbriefes.
1534. Kaufbrief fiber etliche Zinse und Gfilten in Neun-
stetten, Altkrautheim, Klepsau, Horrenbach, Hofdocht und Ober-
gfinsbach, welche Martin von Adelsheim zu Adelsheim an Gdtz
von Berlichingen um 530 fl. verkauft. Cop. vidim.
1550. Wilhelm Sfitzel von Mergentheim verkauft an Sebastian
Geyer von Giebelstadt den halben Teil an Althausen und Neun-
kirchen um 3330 fl. Kopie.
1558. Christof Sfitzel von Mergentheim verkauft an Gott-
fried von Berlichingen zu Hornberg Althausen und Neunkirchen
um 3520 fl. Kopie.
1568. Christoph von Sainsheim zu Erlach verkauft den
Vorraundern der Kinder des Hans Jakob von Berlichingen zu
Hornberg seine liegenden Eigen- und Lehengfiter zu Rottingen
samt dem Amthof zu Tauberrettersheim um 26000 fl.
1588 Dez. 6. Mockmuhl. Hans Reinhard von Berlichingen
verkauft an seinen Bruder Hans Pleickard Guter und Gefalle zu
Neunstetten um 1455 fl. Cop vidim.
1588 Dez. 6. Mockmuhl. Philipp Ernst von Berlichingen
zu Hornberg verkauft an seinen Bruder Hans Pleickard von
Berlichingen zu Illesheim Zinse, Zehnten, Guter, Gulten, Gefalle,
Jagden, Fischwasser etc. zu Althausen, Dainbach, Neunkirchen,
Sachsenheim, Diefental und Neunstetten um 1 1 450 fl. Cop.
vidim.
1590 Febr. 22, Neunstetten. Melchior Jeger von Gertringen
und Hans Reinhard von Berlichingen verkaufen als Vormfinder
der beiden Tochter des f Hans Gottfried von Berlichingen an
Hans Pleickard von Berlichingen zu Illesheim und Neunstetten
die ihren Pflegkindern anererbten vaterlichen eigenliegenden
Guter und Gefalle zu Neunstetten, Assamstadt, Hofdocht, Horren-
bach, Klepsheim, Altkrautheim, Obergfinsbach, Neunkirchen und
Althausen. Cop. vidim.
1590 Febr. 22. Spezifikation der von Hans Pleickard von
Berlichingen erkauften eigentumlichen Guter und Gefalle zu
Neunstetten, Altkrautheim, Obergfinsbach, Assamstadt, Hofdocht,
Horrenbach, Klepsheim, Windischbuch, Neunkirchen und Alt-
hausen. Kopie.
1590 Marz 24. Neunstetten. Hans Pleickard von Berlichingen,
furstlich wurttembergischer Rat, kauft von Witwe Amalia von
Berlichingen geb. von Grumbach ein Haus und eine Scheuer
um 250 fl. Original und Kopie.
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m86 Hagmaier.
1592 Jan. 23. Krautheim. Hans Pleickard von Berlichingen
kauft 3 Ruthen und i1 2 Morgen Wiesen in der Horrenbach von
Balthasar Bayer zu Klepsau um 95 fl. Cop. vidiin.
1594 Febr. 20. Die rosenbergischen Eigentumserben ver-
kaufen an Hans Pleickard von Berlichingen den Hungerwald una
4400 fl. Kopie.
1 610. Melchior Reinhard von Berlichingen d. a. verkauft
an seinen Bruder Hans Konrad von Berlichingen d. a. den halben
Teil von Rossach und einen Teil des Dorfes Unterkessach una
20617 fl. Kopie.
1622. Die Gemeinde Neunstetten verkauft an Junker Karl
Sigmund von Berlichingen 6 Morgen Acker im Jungholz una
600 fl. Kopie.
1624. Hans Seber, Muller in Neunstetten, verkauft an
denselben 2 Morgen Acker im Seelein um 34 fl. Original
und Kopie.
1642 — 79. Verkauf des Zehnten zu Unterwittstadt, des
Deputat-Wildprels im Harthauser Wald und Verpfandung von
Hettingenbeuern, Illesheim und Hagenbach.
1 65 1 Juli 23. Crailsheim. Kaufbrief gegen Martin Acker-
raann, Gastgeber, uber das Eigengut zu Groningen um 700 fl.
Kopie.
1652 — 1 71 7. Allerlei Kaufbriefe, Scheine und Quittungen
iiber mehrenteils von den Untertanen zu Neunstetten erkaufte
und ihnen bezahlte Acker, Wiesen und Wustungen. 1 Bd.
1658—68. Akten uber die von Melchior Reinhard von
Berlichingen an Adam Philipp von Muggental zu Laibach ver-
pfandete und nachher verkaufte Frucht- und Habergult zu
Assamstadt.
1686—1758. Berlichingen'sche Kaufbucher uber alle Kaufe
und Verkaufe von Gutern auf Gemarkung Neunstetten. 4 Bande.
1 700. Erhard Wilhelm von Berlichingen verkauft an Sebastian
Lebert von Eubigheim das Schafhaus mit dazu gehorigem Gras-
garten, Ackern und Wiesen zu Neunstetten um 600 fl.
1 7 1 8 Okt. 1 . Erhard Wilhelm von Berlichingen kauft von
Oberstwachtmeister Holzel von Sternstein auf Angelthurn die
HolzeTschen standi gen Giilten, Zinse, Dienstgelder und anderen
Gefalle zu Dainbach um 720 fl. Original und Kopie.
1725 August 29. Tauschbrief. Erhard Wilhelm von Ber-
lichingen tritt an das Kloster Schontal die von ihm im Jahr
1718 erworbenen Holzel'schen standigen Gefalle zu Dainbach
gegen die vom Kloster bisher innegehabten sog. standigen
mergentaler Probstei- und gommersdorfer Amtshofgefalle zu
Neunstetten ab. Original und Kopie.
1783—90. Kaufbriefe uber Liegenschaften zu Neunstetten.
Kopie.
1795. Den Verkauf des Hungheimer Waldes betr. 1 Fasz.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. m87
VIII. Kriegssachen.
1 6 19. Musterrolle des Rittmeisters Berlinger.
1619. Bestallung des Grafen Philipp zu Solms durch Kaiser
Ferdinand II. zum Obersten uber 500 Arquebusier.
1 62 1. Bestallung des Wolf Adam von Steinau zum Obersten
iiber ein Regiment zu Fuss. Kopie.
1622. Abschied des Konigs Friedrich von Bohmen und
Pfalzgrafen bei Rhein an Furst und Graf von Mannsfeld, Herzog
Christian von Braunschweig und ihre Offiziere und Soldateska.
1 63 1. Verzeichnis dessen, was die Einquartierung den ber-
lichingenschen Untertanen zu Baum-Erlenbach in 27 Tagen
gekostet hat.
1657. Herzog Eberhard von Wurttemberg fordert seinen
Lehensmann Hans Philipp von Berlichingen zu Rossach auf,
sich kriegsbereit zu halten.
1676 Okt. 30. Furstlich ellwangischer Befehl, die Ver-
pflegung der lothringischen Garden betr.
1688. Quittungen iiber geleistete franzdsische Kontributionen,
arcosche Quartierkosten und andere Kriegsprastationen.
1690 — 1708. Dem Ort Neunstetten erteilte Billete und
Verpflegungsordonanzen nebst Abschrift des Versicherungsdekrets
von 1690. 1 Fasz.
1713—87. Akten iiber Durchmarsche, Quartierleistungen,
Verpflegungen, Rekrutenstellung, Schatzungs- und Schanzsachen.
4 dicke Aktenbande.
1734. Designation der dem kaiserl. Dragonerregiment Graf
Khevenhuller aus verschiedenen ritterschaftlichen Orten verab-
reichten Mund- und Pferdeportionen. 1 Fasz.
1734 — 35. Berechnung der geleisteten Kriegskosten.
1739. Marschrouten fur 3244 Rekruten, welche in zwei
Kolonnen iiber Frankfurt an die Donau gesandt wurden. 1 Fasz.
1739 Febr. 12. Abschrift der Kapitulation zwischen dem
kaiserlichen Gesandten Baron von Tornaco und der frankischen
Ritterschaft.
1739 Marz 11. Ein Werbakkord.
1740 — 44. Ausfiihrliche und interessante Kriegskorrespon-
denz und Privatbriefe des osterreichischen Generalfeldmarschalls
Johann Friedrich von Berlichingen mit verschiedenen osterr.
Generalen wahrend des Krieges mit Frankreich im badischen
Oberland.
1 74 1. Franzosisches Marschwesen und die ritterschaftlichen
Konkurrenzen betr. 1 Fasz.
1743. Die vom Oberamt Boxberg requirierte Vorspann-
Konkurrenz zur kaiserlichen Leibgarde-, Hatschier- und Trabanten-
bagage. 1 Fasz.
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m88 Hagmaier.
1745. Salvegardebrief, welchen der Grossherzog von Lothrin-
gen und Toscana der frankischen Reichsritterschaft erteiite.
1756 — 59. Danischer Abschied fur Johann Herdnagel von
Windischbuch und dessen Anwerbung fur den Kaiser durch
die Herrschaft von Berlichingen im Jahr 1759.
1766 Okt. 4. Obertragung des erledigten portugiesischen
Kurassier-Regiments an den Feldmarschalleutnant Max Karl von
Berlichingen fur treugeleistete Dienste.
1793 — 95. Die Irrungen zwischen Neunstetten und Ober-
und Unterschupf wegen des am 29. Aug. 1793 den kaiserlichen
Truppen geleisteten Vorspanns betr. 1 Fasz.
1793. Neunstettener Q uartierakten. 1 Fasz.
1793. Die Marschkonkurrenzstreitigkeit mit Schfipf betr. 1 Fasz.
1794. Die wegen des Kriegs mit Frankreich ausgeschrie-
benen Extrasteuern und angenommenen freiwilligen Beitrage
betr. 1 Fasz.
1800. Konskriptionsliste von Neunstetten.
1800. Tabelle fiber die franzosische Fouragelieferung.
IX. Lehensachen.
1440- 1543. Wfirzburgische Lehenbriefe fur die Herren
von Berlichingen. 23 Kopien.
1450. Graf Jorg von Wertheim belehnt Hans von Berlichingen
mit dem Dorfe Neunstetten, dera halben grossen und kleinen
Zehnten zu Unterwittstadt und dem Lehen der Pfarrkirche zu
Neunstetten. Kopie.
1469. Balthasar von der Kehre, Thumherr und Probst zu
St. Johanns zum Neumiinster zu Wiirzburg, belehnt Pankratz
Fischlein mit der Galgenmfihle bei Wiirzburg. Kopie.
1491. Graf Johannes von Wertheim belehnt Beringer von
Berlichingen anstelle seines Vetters Kiliah mit dem dritten Teil
am Zehnten zu Assamstadt. Kopie.
1533 ff. Kopie des Frohndbriefs des Gotz von Berlichingen
ffir Neunstetten und Bericht an den Lehenhof zu Wertheim
wegen einiger Lehenstucke daselbst etc. 1 Aktenmappe.
1 533. Die verordnete Vormundschaft des Grafen Michel
von Wertheim belehnt Gotz von Berlichingen zu Hornberg mit
dem Dorf Neunstetten, dem halben grossen und kleinen Zehnten
zu Unterwittstadt, dem Lehen der Pfarrkirche zu Neunstetten
und dem dritten Teil am Zehnten zu Assamstadt. Kopie.
1559. Kaiser Ferdinand I. bestatigt den Blutbann zu Kochen-
dorf und belehnt den Wolf Konrad Greek von Kochendorf mit
der Burg und dem Vorhof daselbst. Kopie.
1573 ff. Wertheimische Lehensakten und -Briefe fiber den
halben Zehnten zu Unterwittstadt.
1588 — 1688. Wertheimische Lehensakten fiber das Gut
Neunstetten.
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Graflich von Berlichiogen'sches Archiv in Neuostetten. 11189
1588 — 1673. Wfirzburgische Lehenssachen betr.
1589. Graf Ludwig zu Lowenstein-Wertheim belehnt Hans
Pleickard von Berlichingen mit dem Dorl Neunstetten und dem
dritten Teil am Zehnten zu Assamstadt. Kopie.
1590. Konsensbrief iiber 4000 fl. Heiratsgut, welche Bischof
Julius von Wurzburg dem Hans Pleickard von Berlichingen fur
dessen Hausfrau Eva, geb. von Adelsheim, auf das Lehen zu
Illesheim bewilligt. 2 Kopien.
1592. Johann von Bitsch gen. Gentersberger belehnt den
Muller Theobald und Gen. zu Rudelsberg mit dem halben Teil
des rudelsberger Banns samt etlichen Wiesen im opperdinger
Bezirk, welche zum mauchenheimer Lehen gehoren. Kopie.
1595 — 1681. Vollmachten und Gewaltsbriefe zur Empfang-
nahme der berlichingenschen Lehen bei Wurzburg, Eichstatt,
Wertheim und Castell. 1 Fasz.
1608—34. *712 — 37« Zwei Faszikel limpurgische Lehen-
akten, den Hof zu Wusten-Erlenbach und den grossen und
kleinen Zehnten daselbst betr.
1609 Mai 29. Jagsthausen. Berlichingen'sche Stamm- und
Lehenspakten. Kopie.
1 6 10. Graf Ludwig zu Lowenstein-Wertheim belehnt Karl
Sigmund und Konrad d. j. von Berlichingen mit dem Dorf
Neunstetten, dem Pfarrkirchenlehen daselbst und dem dritten Teil
am Zehnten zu Assamstadt. Kopie.
16 1 7. Die Grafen Christoph Ludwig, Ludwig, Wolfgang
Ernst und Johann Dietrich zu Lowenstein-Wertheim erneuern
diese Belehnung an Karl Sigmund von Berlichingen. Kopie.
161 8 Okt. 15. Konrad Friedrich von Thungen, Domprobst
und Dechant des Domstifts Wurzburg, belehnt Hans Christoph
von Berlichingen, Amtmann zu Heidingsfeld, mit der Galgenmuhle
bei Wurzburg. Kopie.
1 62 1. Kapitulation des Heinrich Christoph von Leidenstein,
neu angenommenen Rittmeisters fiber die wurzburgischen Lehen-
giiter. Kopie.
1 62 1 — 23. Korrespondenz des Johann Bernhard von Ber-
lichingen, kurbayerischen Rittmeisters und Pflegers zu Wasserburg,
mit der Grafschaft Castell, das Mannlehen zu Randersacker und
den halben Zehnten zu Unterbalbach betreffend, nebst Kopie
eines Lehenbriefs von 1578.
163 1 April 26. Lehenrevers des Melchior Reinhard von
Berlichingen und seiner Briider fiber einen Hof und den grossen
und kleinen Zehnten zu Sachsenheim. Pergamente.
1 63 1. Die Grafen zu Lowenstein-Wertheim belehnen Philipp
Karl und Melchior Reinhard von Berlichingen mit dem Dorf
Neunstetten, dem Pfarrkirchenlehen daselbst und dem dritten
Teil am Zehnten zu Assamstadt. Kopie.
1650 — 86. Korrespondenz mit dem hohenlohischen Lehen-
hof und Abschriften der Lehenbriefe von 1488 und 1492.
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mgo Hagmaicr.
1650. Johann Philipp, Erzbischof von Mainz uud Bischof zu
Wurzburg, belehnt Georg Ernst, Gottfried Melchior, Reinhard und
Heinrich Albrecht von Berlichingen, Bruder und Vettern, mit dem
Schloss Hettingenbeuern , dem Weinzehnten zu Burgbernheim,
etlichen Gutern, einem Bauragarten und dem Fischwasser zu Seins-
heim, den Zehnthof Dessert zwischen Windsheim und lllesheim, dem
Weinzehnten und etlichen Gutern zu Sulzfeld, dem halben Zehnten
auf dem Dessert, dem Weinzehnten und etlichen Gutern zu Selig-
feld am Main, einem Teil am Zehnten zu Boxbrunn und Ellerbach,
einem Teil am Schloss zu lllesheim, einem Teil am Egelsee, dem
zweiten Teil des Zehnten zu Pommersfelden, dem halben Teil des
Weinzehnten zu Weigenheim, einem Hof zu Ergersheim etc. Kopie.
1652 — 59. Etliche Reskripte des Lehenhofs zu Wertheim
wegen des von Melchior Reinhard von Berlichingen der Melchior
Rohleders Wittwe fur Fall und Bestandlohn zu viel abgenommenen
Viehs etc, 1 Fasz.
1659 Aug. 26. Weikersheim. Johann Friedrich, Graf von
Hohenlohe und Gleichen, belehnt Georg Ernst von Berlichingen
und Genossen mit zwei Hofen zu Sachsenheim und Tiefental und
10 fl. Manngeld. Kopie.
1669 Juli 2. Weikersheim. Derselbe erneuert die Belehnung
an Georg Ernst von Berlichingen. Kopie.
1673. Johann Hartmann, Bischof zu Wurzburg, stellt Philipp
Gottfried Reinhard von Berlichingen einen Lehenbrief aus uber
die Mitbelehnung des berlichingenschen Schlosses Rossach und
des dritten Teils am Bache Kessach.
1695— 1719. Wertheimer Lehensakten uber das Gut Neun-
stetten. 1 Band.
1 706. Wertheimer Lehensakten. 1 Fasz.
1710. Korrespondenz mit dem Haus-Kommentur Baron
de Brietske zu Mergentheim uber die Renovation der dem Orden
gehorigen Zinsgefalle zu Neunstetten nebst einer Abschrift des
Erblehenbestandsbriefs von 1577 uber 1 10 Morgen Feld. 1 Fasz.
1714. Limpurgische Lehensakten, Tatbestand und recht-
liche Bedenken uber das limpurgische Lehenwerk.
1 7 15. Schreiben des Grafen von Hohenlohe-Langenburg
als Lehenherr an den Vasallen Erhard Wilhelm von Berlichingen,
das abzuhaltende Gericht wegen der Gemmingen-Michelfeldischen
Lehensaffaire betr.
1726— 79. Neunstettener Lehensrequisitionsschreiben an den
wertheimischen Lehenhof.
1750. Limpurgische, resp. ansbachische Lehenakten.
1755, Verhandlungen uber wertheimische Lehensachen.
1755 Okt. 17. Weisung des gemeinschaftlich lSwenstein-
wertheimischen Lehenhofs an das adelige Geschlecht von Ber-
lichingen zu Neunstetten.
1758. Aufnahme-Tabelle und Konzeptrisse der berlichingen-
schen Lehen- und Eigengiiter zu Neunstetten. 1 Aktenbd.
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GrSflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. mgi
1759 — 98. Brandenburg-ansbachische Lehenakten fiber den
Hof Wfisten-Erlenbach.
1766. Lehenrequisitionen bei den Lehensherren zu Wfirz-
burg, Ansbach und Wertheim nach Ableben des Karl Leopold
von Berlichingen.
178 1. Wertheimische Lehensmutungen.
1 78 1. Akten uber den ansbachischen Hof Wusten-Erlen-
bach und den grossen und kleinen Zehnten daselbst mit einer
beglaubigten Abschrift des ansbach-liropurgischen Lehenbriefs
vom 31. August 1750.
1782. Wertheimer Lehenakten fiber die pratendierte Lehen-
folge des Ritterguts Neunstetten.
1786. Bemerkungen fiber die Lehengfiter zu Neunstetten.
1 Fasz.
X. Ritterschaftliches.
1617 — 23. Kaiserliche Reskripte zum Besten der gesamten
Reichsritterschaft, in specie die in Regensburg stattgefundene
kaiserliche Audienz betr. 1 Fasz.
1649 — 1722. Verschiedene Auszfige aus Rezessen, Rech-
nungen, Verzichten u. dgl.
1652 Mai 17. Die von Kaiser Ferdinand III. und der
freien Reichsritterschaft in Schwaben aufgerichtete Ordnung.
1 Fasz.
1656 — 1797. Akten fiber ritterschaftliche Angelegenheiteh
mit einer Designation der dem Ritterort Odenwald inkorporierten
adeligen Familien. 1 Aktenbd.
1659 — 68. 1 67 1 — 75. Korrespondenz des Sekretars Ph.
Heinrich Wolffling mit dem Ritterhauptmann von Gemmingen
auf Hornberg. 1 Aktenbd.
1665. Akten fiber die Schatzungsangelegenheit von Neun-
stetten und Krautheim nebst ritterschaftlichem Rezess mit Hans
Heinrich und Christian Rfidt, kraft dessen der Ritterort Oden-
wald an Melchior Reinhard von Berlichingen 300 fl. zu zahlen
fibernommen hat. 1 Fasz.
1670. Korrespondenz mit dem Oberamt Krautheim und
den Ritterschaflsorten bezfiglich der von Bfirgern zu Krautheim
widerrechtlich zurfickgehaltenen Schatzung von ihren auf der
Gemarkung Neunstetten gelegenen Gfitern. 1 Fasz.
167 1 — 72. Verschiedene Kopien des zwischen Kurmainz
und Ritterort Odenwald aufgerichteten Centrezesses nebst Aus-
zug aus dem Saalbuch Neunstetten von 1554. 1 Fasz.
1680—87. Quittungen fiber die von dem Dorfe Neunstetten
gelieferten Schatzungen.
1 687 — 1777. Ritterschaftliche ZirkulaTSchreiben verschiedenen
Inhalts an die Ritterschaftsorte fiber die Abhaltung der Ritter-
tage, die Juden, die Gauner und das herrenlose Gesindel, die
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mg2 Hagmaier.
Turkensteuer und den Turkenkrieg, das Munzwesen, die Unter-
haltung der Heer-, Land und Poststrassen, die Reichslehen, das
Schatzungswesen, die Abstellung der Handwerksmissbrauche, die
kaiserlichen und franzosischen Werbungen im Ritterkanton,
Kontributionen etc. etc. i dicker Aktenbd.
1688 Sept. 18. Copia mandati poenalis cassatorii et inhibi-
torii cum clausula una cum citation e etc. in Sachen der franki-
schen Ritterschaft gegen Wurzburg und Gen. 1 Fasz.
1688 — 1766. RitterschaftlicheSchatzungsausschreiben. 1 Fasz.
1 69 1 — 92. Zwei Instruments relationis super insinuatis
mandatis caesareis de mandate* poenali cum clausula de adimp-
tendo recessum, mandato de restituendo et amplius non offen-
dendo-mandato de relaxando arresto et amplius non turbando
in Sachen der reichsunmittelbaren Ritterschaft in Franken, nebst
Beilagen.
1 69 1 — 1707. Bittschrift des Anwalts und der Ausschusse
der Reichsritterschaft in Franken an den Kaiser in ihrer Streit-
sache gegen die kurfurstliche Regierung zu Mainz pro decernenda
renovatione resp. extensione iam decreti mandati Caesarei de
adimplendo recessu et contra ilium non gravando nee non sol-
vendo residuo collectorum. 1 Fasz.
1697. Urteil in Sachen der frankischen Ritterschaft gegen
Lowenstein-Wertheim.
1 705. Korrespondenz mit dem Ritterort Odenwald in Sachen
der Untertanen zu Neunstetten, Frohndienste und Atzung betr.
nebst beglaubigter Abschrift des von Gotz von Berlichingen im
Jahr 1533 erteillen Freibriefes. 1 Fasz.
1707 — 51. Akten iiber das Juchenamtsrechnungswesen.
1708 — 37. Munzsachen der Reichsritterschaft betr. 1 Fasz.
1 7 13. Deputation der Reichsritterschaft bei Kurmainz,
Beschwerde iiber den Beizug der adeligen Centuntertanen zum
Schanzen nach Mainz betr. 1 Aktenbd.
1 7 14 — 24. Zollbeschwerden und Streitigkeiten der Herren
von Berlichingen beira Ritterausschuss des Kan tons Odenwald.
1 Fasz.
1715. Die zwischen dem schwabischen Ritterschaftsdirek-
torium des Kocherviertels und dem gewesenen Ritterschaftsrat
von Sturmfeder zu Oppenweiler schwebenden Differenzen betr.
1 Fasz.
17 17 — 18. Korrespondenz zwischen der Ritterschaft in
Schwaben und der Familie von Berlichingen zu Neunstetten,
die Beilegung der zwischen Herrn Zobel und dessen Untertanen
zu Freudental vorgefallenen Differenzen betr. 1 Fasz.
1725 — 51. Die Revision des Rechnungswesens des Ritter-
schaftskantons Odenwald durch Amtsvogt Vock zu Neunstetten betr.
1740. Antwortschreiben an den Ritterschaftsrat von Weiler
zu Mayenfels, den auf den 15. Mai nach Kitzingen anberaumten
frankischen Kongress wegen Marschsachen betr.
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GrSflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. 0093
1774 — 18 15. Verzeichnisse des hohen und niederen Adels
in samtlichen Ritterorten.
1778. Promemoria, die hollandischen Geld- und Eisen-
Verschleiss-Geschafte des Baron Rudt betr. 1 Fasz.
1783. Den Bau evangelischer Kirchen in Wien und Prag u. a.
betr. 1 Fasz.
1787 — 1 8 10. Interessante Privatbriefe fiber die reichsritter-
schaftlichen Interessen.
1789. Nachgesuchte agnatische Konsenserteilung nebst ver-
schiedenen Obligationsprojekten u. a. 1 Fasz.
— — Ritterprivilegien. Gedrucktes Buch.
— — Verschiedene Drucksachen, insbesondere kaiserliche
Patente, Steckbriefe, Denkschriften u. a.
XI. Schaferei-Sachen.
J533» Abschrift des Freiheitsbriefes des Gotz von Ber-
lichingen fur Neunstetten und des Reverses der Gemeinde, die
Schafereigerechtigkeit betr.
1586 — 1620. Prozessache beim Kammergericht Speiet
wegen der gommersdorfer Pfandungen betr.
1599. Prozessakten fiber die von Krautheim gepfandeten
Schafe zu Neunstetten, Aschhausen und Merchingen.
1697 — 1753. Die krautheimer Triebsgerechtigkeit auf der
Gemarkung Neunstetten betr. 1 Fasz.
1699 — 1722. Drei Notariatsinstrumente fiber die von Kraut-
heim unternommenen Waidefibergriflfe in der Gemarkung Neun-
stetten.
17 12 — 23. Akten fiber das unbefugte Obertreiben der
Gemarkung Neunstetten durch den Schafer von Krautheim etc.
1 Band.
1 7 14 — 27. Die herrschaftliche Schaferei zu Neunstetten betr.
1 7 1 6 — 26. Schaferei-Rechnung.
17 1 7 — 18. Korrespondenz der Herrschaft Neunstetten rait
dem Oberamt Krautheim bezfiglich des erlenbacher Krebsbaches
und des Schaftriebs in den Docht und bei der roten Eggerten.
17 1 7. Korrespondenz mit der Deutschordens Regierung
zu Mergentheim bezfiglich des Schaftriebs in den Schenklerwald.
1720. Den vom ffirstlichen Geleitsmann zu Hildburghausen
abgenommenen Schafzoll und dessen Restitution betr.
1722 — 25. Akten fiber die Aufhebung des von Seiten Neun-
stettens in auswartigen Waldungen gehabten Kuppel-Eckerich-
Triebs.
1725. Korrespondenz zwischen Neunstetten und Krautheim
fiber das unbefugte Obertreiben im Steinbfihl, Weikkmannsgrund
und in den Waldackern sowie das Schadenfabren der kraut-
heimer Schafknechte. 1 Band.
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m94 Hagmaier.
1742. Korrespondenz des Vogtamts Neunstetten mit Ober-
amtskeller Weingartner zu Krautheim wegen desgleichen. 1 Fasz.
1749. Die gommersdorfer Schaftriebszwistigkeit betr.
1754. Korrespondenz uber die den krautheimer Schaf-
knechten wegen widerrechtlichen Obertriebs im Steinbuhl ab-
gepfandeten 10 Jahrlingshammel. 1 Fasz.
1756. Beschreibung der Schaferei Neunstetten und Bezeich-
nung der Geraarkungen, welche dieselbe ubertreiben darf und
welche auswartigen Schafereien die Gemarkung Neunstetten
befahren durfen.
1778—83. Schaferei-Rechnungen nebst Urkunden.
1788. Manual uber die Einnahmen und Ausgaben der
Schaferei.
1 79 1. Irrungen mit dem Oberamt Krautheim wegen des
Obertriebs des horrenbacher Schafers auf der Gemarkung Neun-
stetten. 1 Fasz.
Xll. Ortschaften.
I. Assamstadt.
1582. Den fur die Pfarrei pratendierten Novalzehnten zu
Assamstadt betr. 1 Fasz.
1579 — 1749. Die von d^ra Deutschorden formierte Pra-
tension wegen des Zehntbezugs von den auf Gemarkung Assam-
stadt gelegenen lustbronner Gutern. 1 Fasz.
1620. Prozessachen zwischen dem Deutschmeister zu Mer-
gentheim und den Interessenten des Zehntens zu Assamstadt,
den Bezug des grossen Zehntens vom Weiler Lustbronn und
dessen auf der Gemarkung Assamstadt liegenden Gutern.
2. Ballenberg.
1781 — 82. Den Kirchenbau zu Ballenberg und den Beitrag
dazu betr. 1 Fasz.
3. Berlichingen.
1678 — 1756. Verschiedene den Ort Berlichingen betreffende
Angelegenheiten. 1 Fasz.
4. Boxberg.
1652 — 1754. 1654—1783. 1768—71. Korrespondenzen
mit dem kurpfalzischen Oberamt Boxberg in verschiedenen An-
gelegenheiten. 1 Aktenbd. u. 2 Fasz.
1752 — 53. Den von den drei Zinsgiitern zu Windischbuch
pratendierenden, von dortiger Gemeinde und dem Oberamt Box-
berg strittig gemachten Sterbfall und Handlohn betr. 1 Fasz.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. ^95
1759. Korrespondenz mit dem Oberamt Boxberg, den Reno-
vator Hammer betr. 1 Fasz.
5. Gommcrsdorf.
1678. Ausserung des unparteiischen Schiedsgerichts uber
den Steinsatz im -Weinberg zwischen Gommersdorf und Ballenberg.
17 10. Korrespondenz mit dem Pralaten zu Schontal und
dem Oberamt Krautheim, Schatzung von etlichen Morgen Acker
auf der Gemarkung Gommersdorf betr. 1 Fasz.
17 13. Die von der Gemeinde Gommersdorf beanspruchte
Schatzung von Untertanen zu Neunstetten fur ihre auf die Ge-
markung Gommersdorf hinausstossenden Acker betr.
1 7 17. Quittungen uber die nach Gommersdorf und Horren-
bach entrichteten Waidkase und Waidgelder. 1 Fasz.
17 17. Schreibcn des Vogts zu Neunstetten an den Kon-
sulenten Litter im Kloster Schontal, den Schaftrieb nach Gom-
mersdorf betr.
1725. Den Eintausch der Probstei- und gommersdorfer
Amtshofgefalle von dem Gotteshaus Schontal betr. 1 Fasz.
1725 — 65. Einnahme-Register uber die sog. gommersdorfer
Gefalle. 1 dicker Aktenbd.
1742 — 44. Korrespondenz mit dem schontaler Pater Amt-
mann zu Gommersdorf uber die unbefugte Wegnahme etlicher
Fruchtgarben von dem kuhnischen Acker durch einige Unter-
tanen zu Neunstetten. 1 Fasz.
1759 — 62. Korrespondenz mit dem Oberschultheissen
Munch zu Gommersdorf wegen eines Waidfrevels, den die Schaf-
knechte von Neunstetten beim Obertrieb der Stupfelwaide auf
Gemarkung Gommersdorf begangen haben. 1 Fasz.
6. Hettingenbeuern.
1599. Erneuerung des Zins- und Gultbuchleins der Pfarrei
Hettingenbeuern.
1758. Lehenempfangnis des Ph. Wilhelm von Berlichingen
auf Hettingenbeuern.
1 790 — 9 1 . 1 800. Messung und Verpachtung der berlichingen-
schen Wiesen betr.
1 796 ff. Das in Administration von Hettingenbeuern auf-
zunehmende killingische Kapital.
7. Horrenbach.
1 70 1. Wasserausteilung und Wasserungsordnung fur die
horrenbacher Wiesen. 1 Fasz.
1749. Korrespondenz des Vogts Vock zu Neunstetten uber
den von Klepsau und Horrenbach begehrten Beitrag zu ihren
franzosischen Kontributions- und Fourage-Lieferungen. 1 Fasz.
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mgb Hagmaier.
1 756. Ausmessung der herrschaftlich von berlichingen'schen
Landungsacker in der Horrenbach.
8. Illesheim.
1564. 1605 — 1617. Akten uber die Differenzen mit der
Stadt Windsheim wegen der Ganshut der Gemeinden Illesheim,
Schwebheim und Wiebelsheira , der Nutzung eines Rangen an
einem berlichingenschen Weiher zu Illesheim, des Bruckenbaues
iiber die Aisch etc. 1 Fasz.
1583. 1633 — 35. I039 — 40« Rechnungen uber die Gefalle
zu Illesheim.
1653. Leumundszeugnis des Biirgermeisters und der ganzen
Gemeinde zu Illesheim fur den berlichingenschen Vogt Joh.
Reinhard Binnicker daselbst.
1795 — 1804. Korrespondenz der Amtmanner zu Korb mit
den Herren von Berlichingen zu Illesheim. 1 Aktenbd.
9. Krautheim.
1654 — 1774. Korrespondenz mit den Schultheissen zu
Krautheim. 1 Aktenbd.
1668. Citationsschreiben, den Feldschied zwischen den
Gemarkungen Neunstetten und Krautheim betr.
!673— 1738. Korrespondenz mit den Amtskellern zu
Krautheim.
1688 — 1723. Korrespondenz mit dem kurmainzischen Ober-
arat Krautheim. 1 Aktenbd.
1 69 1 — 1 7 15. Krautheimer Landungseinnahmen. 1 Aktenbd.
1 7 1 3. Schatzungsdifferenz mit der Burgerschaft zu Krautheim.
1 7 14. Rechtliche Deduktion und Gutachten uber verschie-
dene zwischen dem Oberamt Krautheim und der berlichingen-
schen Herrschaft zu Neunstetten obwaltende nachbarliche Dif-
ferenzen.
17 1 7. Tatbestandsbericht (species facti) uber das Schaf-
triebsrecht der Krautheimer im Schenklerwald.
1720 Febr. 5. Wien. Kaiserliches Mandat in der Schatzungs-
angelegenheit Krautheim-Neunstetten. Cop. vidim.
1 72 1 — 65. Register iiber die krautheimer Zins- und Lan-
dungsfruchte und die horrenbacher Landungseinnahmen. 2 dicke
Aktenbde.
1722 — 23. Korrespondenzen zwischen dem Oberamtmann
von Murrach zu Krautheim und der Herrschaft zu Neunstetten
bezuglich der Kuppelwaide und des Eintriebs von Schweinen
der 6 benachbarten Orte in den ballenberger Eichwald zu
Eckerichs-Zeiten. 1 Aktenbd.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. niQ7
1722—23. Korrespondenz mit dem Oberamtmann von
Murrach fiber die unbefugte Benutzung der Waide im Galgen-
grund auf Gemarkung Neunstetten durch die krautheimer Hirten.
1 Fasz.
1742. Den Gfiterverkauf des Amtsschreibers Kleiner zu
Krautheim betr. 2 Fasz.
1752 — 80. Korrespondenz mit dem kurmainzischen Hof-
kamraerrat und Amtskeller Weingartner zu Krautheim. 1 Fasz.
10. Oberndorf.
1755. Renovation und Umschreibung der berlichingen'schen
Zinsgefalle zu Oberndorf.
11. Rechenberg.
1587. Schuldverschreibung des Hans Schenk zum Bautzen-
hof fiber 150 fl. Hauptgut gegen Heinrich Steinhauser von Neiden-
fels zu Rechenberg.
1587. Schuldverschreibung der Georg Seitzinger zu Wei-
kersheim iiber 150 fl. Hauptgut gegen Heinrich Steinhauser von
Neidenfels zu Rechenberg.
1623. Liquidation des gewesenen Vogts Hans Jakob Fischer
zu Rechenberg uber die i623er Rechnung.
1635 Ju^ 9« Hauptquartier Hernsheim. Kaiserliche Salva-
gardia fur Melchior Reinhard von Berlichingen, wonach dessen
samtliche Gfiter, Schlosser, Mfihlen etc. zu Rechenberg, Milz
und Haina von alien Kriegseinquartierungen etc. ausgenommen
und unter kaiserlichen Schutz und Schirm gestellt werden.
1689—90. Revision der Amtsrechnung iiber das freiadelige
Rittergut Rechenberg. 1 Fasz.
1689. Verzeichnis der Kapitalschulden der Herrschaft und
Untertanen der Vogtei Rechenberg an die Almosen- und Stipen-
diatenpflege.
1704 — 15. Miihlenordnungen des Erhard Wilhelm von Ber-
lichingen, Herrn auf Neunstetten, Rechenberg, Milz etc. 4 Exem-
plare.
— — Verzeichnis, welchergestalt die Untertanen zu Rechen-
berg zu frohnen schuldig sind und wie eines jeden Arbeit
angestellt und geordnet ist.
— — Verzeichnis der Weiher zu Rechenberg.
— — Verzeichnis, was die Untertanen zu Rechenberg dem
steinhauser'schen Eigentum schuldig sind.
— — Kostentiberschlag fiber einen zu Rechenberg zu
errichtenden Eisenhammer.
Mitt. d. Bad. Hist. Kom. Nr. 28. 7
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H198 Hagmaicr.
12. Rossach.
1743. Protokoll (iber den renovierten Zehntdistrikt zu
Rossach. 1 Fasz.
1753 — 56. Berichte fiber Rossach. 1 Fasz.
1765 — 66. Verleihung des rossacher Zehntens an die
Untertanen Jeremias Hosch and Konsorten zu Neunstetten und
die wegen Bezahlung des Bestandgeldes entstandenen Streitig-
keiten betr. 1 Fasz.
1766. Die Verleihung des rossacher Zehntens an einige
Burger zu Krautheim etc. betr. 1 Fasz.
1769 — 86. Akten fiber die Verleihung des grossen Zehntens
zu Rossach und des kleinen Zehntens zu Neunstetten und die
daruber entstandenen Zwistigkeiten. 1 Fasz.
1786 — 87. Urkunden und Rapiat zur rossacher Amts-
rechnung. 1 Aktenbd. und 1 Fasz.
1 786 ff. Akten, den kassierten Aratmann Pfeiffer zu Rossach
betr. 1 Aktenbd.
1787. Rapiat zur rossacher Amtsrechnung. 1 Fasz.
13. Windischbuch.
1537 — 1754. Den von den drei Zinsgfitern zu Windisch-
buch pratendierenden, von der Gemeinde daselbst und dem kur-
pfalzischen Oberamt Boxberg strittig gemachten Sterbfall und
Handlohn betr. 1 Fasz.
1537 — 171 1. Landung und Handlohn zu Windischbuch
betr. l Fasz.
x537» Schieds- und Vertragsbrief zwischen Windischbuch
und Neunstetten fiber Zehnten, Holz, Acker, Wiesen, Waiden etc.,
aufgerichtet von Gotz von Berlichingen,
1703 — 56. Windischbucher Landungseinnahmen und deren
Verrechnung. 1 Fasz.
1743. Das am 10. und 11. Sept. in Neunstetten und
Windischbuch gehabte Husarenquartier betr. 1 Fasz.
1749. Windischbucher Zinseinnahmen. 1 Fasz.
1763 — 63. Korrespondenz mit dem Oberamt Boxberg fiber
die Schatzungsschuldigkeit der Untertanen zu Neunstetten von
ihren auf der Gemarkung Windischbuch liegenden Gfitern. 1 Fasz.
1762 — 63. Die auf dem Distrikt Schenklersgrund zu
beziehende Flurgfilt oder Landung und die Streitigkeiten hier-
wegen mit dem Oberamt Boxberg betr. 1 Fasz.
XIIJ. Verschiedenes.
1500 — 1648. Verschiedene Akten und Briefschaften; da-
runter ein Mfinzenverzeichnis fiber 13 10 fl., welche am 12. Sept.
1634 nacn der Festung Konigshofen geffihrt und dort dem Keller
Georg Orgess in Verwahrung gegeben wurden. 1 Aktenbd.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. XHQ9
1608. Schuldverschreibnng uber 300 fl., welche der Hof-
bauer Leonhard Bauer zu Rottingen den Briidern Karl Sigmund
und Konrad von Berlichingen geliehen hat
1622. Herzog Christian zu Braunschweig-Luneburg ersucht
den Furstbischof von Wurzburg und Bamberg, sein Heer un-
bedingt durch sein Land marschieren und verproviantieren zu
lassen. Kopie.
1623. Fourierzettel zur Vornahme der Landeshuldigung fur
das Stift Wurzburg und das Herzogtum Franken. Kopie.
1630 ff. Heiratsbriefe und Kontrakte, worunter derjenige
des Vogts zu Illesheim Johann Reinhard Binnecker mit Anna
Maria Brandin von Neuenstatt.
1633 Marz 14. Mainstockheim. Zeugnis des Pfarrers Simon
Stiborius zu Mainstockheim, dass Konrad Krafft Fehr daselbst
der lutherischen Religion zugetan sei.
1651. Furstlich wurttembergischer Zollbrief.
1658 Dez. 18. Strassburg. Edictum magistrale des Herrn
Dietrich Zorn, Meisters und Rats der Stadt, gegen die daselbst
bcfindlichen Pasquillen.
1684. Neuenstatt. Berichte an die Herzogin, die Fursten
und Grafen fiber den Zustand der Herrschaftsgebaude in Stadt
und Land. 1 Fasz.
1 7 1 1 ff. Viehattestate , von Juden und Christen zu Neun-
stetten zusammengebracht. 1 Fasz.
17 1 7. Drei Zitationsurkunden vor das Gericht zu Neun-
stetten.
1727 — 27. 1734 — 37. Neunstettener Quartalrechnungen.
1 7 19 — 25. Zusammenstellungen der herrschaftlichen Ernte-
kosten.
1 7 19 — 26. Rechnungen uber die Kosten der Heu- und
Ohmdernten.
1722. Schreiben an den Magistrat zu Hall wegen des weg-
genommenen Fruchtzehntens und dessen Restitution.
1736. Eine Verschickung nach Stuttgart und Ludwigs-
burg betr.
1753 — 83. Korrespondenzen mit benachbarten Beamten.
1754 — 81. Extrakte und Konsignationen nach Todesfallen.
1755 — 69. Einnahme-Geld- Listen.
1755 — 69. Auszuge aus dem Guter- und Schatzungsbuch
zu Neunstetten.
1755. Akten in Sachen des Oberamts Krautheim gegen
die Vogteiherrschaft zu Berlingen.
1764. Post-Reiseliste Seiner Majestat des Kaisers von
Scharding nach Frankfurt, bei dessen am 21. Marz und 10. April
erfolgten Durchreise durch Mergental von Neunstetten jeweils
8 Pferde geliefert wurden.
1772 Juli 10. Romhild. Dekret des herzoglich sachsischen
Amts, das Rittergut Milz betr.
7*
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miOO Hagmaier.
1 7 76 ff. Nahrungszettel.
1783 — 84. Differenzen und Vergleichsverhandlungen mit
Kurmainz.
— . — Urkunden ohne Belang, darunter ein Reisepass und
ein wertheimisches Attest fiber die Entlassung des Joh. Keller
von Hirschlanden aus der Leibeigenschaft. 1 Fas*.
— . — Beschreibung der Raubergesellschaft des Schinders
Jachim. Steckbrief.
XIV. Bficher.
1.549. Saalbuchlein, von den beiden sog. gotzischen Saal-
biichlein das a 1 teste und vollstandigste, mit Cop. vidim.
1564 — 1 68 1. Abschrift von berlichingenschen Teilungs- ond
anderen Rezessen.
1579 ff. Gfiltbuchlein fiber die jahrliche Verleihung und
den Ertrag der dem Hans Pleickard von Berlichingen zuge-
horigen Zehnten im Amt Rottingen (defekt).
1584. Beglaubigte Abschrift des Originalregisters und Zins-
buchs fiber die jahrlichen Gefalle und Nutzungen zu Neun-
stetten, welche Hans Gottfried von Berlichingen zu Neunstetten
und Hochhausen seiner Gemahlin Amalie geb. von Grumbach
zugeeignet hat.
1588 — 1688. Wertheimer Lehenakten fiber das Gut Neun-
stetten,
1589. Neunstettener Lagerbuch.
1590 — 1 69 1. Zeugenverhore fiber die auf der Gemarkung
Neunstetten geubte Jagdgerechtigkeit.
1592. Attestationes in Sachen des Erzbischofs Wolfgang
zu Mainz gegen Hans Pleickard von Berlichingen zu lllesheim
und Neunstetten, die Jagdgerechtigkeit im Amt Krautheim und
auf der Gemarkung Neunstetten betr.
1592. Beschwerdepunkte der Frau Amalie von Berlichingen
geb. von Grumbach gegen den Vogt Martin Reitenberger zu
Neunstetten.
1594. Zeugenverhdr in Sachen der Vormfinder der Kinder
des t Hans Pleickard von Berlichingen gegen den Erzbischof
von Mainz wegen Pfandung von 2 Hammeln zu Gommersdorf.
1 60 1 — 18. Einige Konzepte und Formulare von adeligen
Heiratsbriefen.
1608 — 34. 1 7 12 — 37. Limpurgische Lehenakten fiber den
Hof zu Wfisten-Erlenbach und den grossen und kleinen Zehnten
daselbst.
1609. Rotulus examinis in Sachen Mainz contra Berlichingen
in puncto causalium, tertii mandati etc.
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Gr&flieh von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. miOI
1609 ff. Akten fiber die diemantsteinische Schuld.
1609. Teilungsregister fur Ulrich und Christoph von Ber-
lichingen aus der vaterlichen Verlassenschaft.
1620. Inventar fiber das von Konrad von Berlichingen
hinterlassene Vermdgen. Kopie.
1623 ff. Aufzeichnung der neunstettener, krautheimer und
horrenbacher Landung und der windischbucher Zins- und Fast-
nachtshuhner. £in sehr defektes Buchlein.
1629. Akten und Revers des Schultheissen, Burgermeisters,
Gerichts und ganzer Gemeinde zu Neunstetten iiber einen Wald,
die Struth genannt, weicher von der Grafschaft Wertheim zu
Lehen geht.
1631. Anschlag iiber die berlichingenschen lehenbaren und
eigentfimlichen Guter zu Neunstetten. Doppelt.
1652. Die durch einen Feldmesser abgemessenen zum ade-
ligen Gut Neunstetten gehdrigen Acker, Wiesen, Garten, Holzer
und Weiher.
1652 — 1 7 18. Akten in Sachen der von berlichingenschen
Geschwister der neunstettener Linie als Klager bezfiglich des
seitens des Feldmarschalls Graf von Steinau p rate n die renden
Naher- und Successionsrechts auf das Gut Eyerbach.
1652 — 1 7 17. Allerlei Kaufbriefe und Quittungen uber
meistenteils von neunstettener Untertanen erkaufte Acker, Wiesen,
Wustungen etc.
1652 flf. Buchlein uber die Landungsacker und -Fruchte
zu Neunstetten, Windischbuch, Krautheim und Horrenbach und
uber die Zins- und Gulthfihner zu Assamstadt, Altkrautheim,
Horrenbach, Hofdocht und Windischbuch.
1663. Renoviertes Saal- und Lagerbuch von Neunstetten.
1664 ff. Zins- und Giiltbuch der Gemeinden Assamstadt,
Horrenbach, Hofdocht, Klepsheim, Krautheim und Obergiinsbach
und der oberndorfer Zinsausteilung. Defekt, Titelblalt fehlt.
1664 — 17 11. Akten iiber die Schuldforderung an Johann
Ernst von Berlichingen auf lllesheim.
1 686 — 1790. Vier Kauf- und Tauschbucher iiber die auf
der Gemarkung Neunstetten gelegenen Guter.
1686 ff. Kaufbuch uber alle mit Juden getroffenen Kauf-
und Tauschhandlungen.
1686 — 90. Protokoll iiber Strafsachen.
1687 ff. Register fiber die Gfilt-, Landungs- und Zinsein-
nahmen.
1690—14. Buchlein fiber die Gfilteinnahmen aus der Ge-
meinde Neunstetten.
1692 — 1761. Die oberndorfer Zinseinnahmen auf Mar-
tini betr.
1695 ff. Register fiber die jahrlich auf Martini fallige Ge-
treidegfilt.
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mi02 Hagmaier.
1695 — 17!9« Wertheimer Lehenakten iiber das Gut Neun-
stetten.
1 696 — 1 784. Neunstettener Wirte-Umgelds-Rechnungen.
1699 — 1756. Drei Notariatsurkunden mit Beilagen und
dazu gehoriger Korrespondenz fiber die von Krautheim bean-
sprue hte Triftgerechtigkeit im Eckigbreit-Wald, die neunstettener
Schaftriebsgerechtigkeit und die von Krautheim unternommenen
Eingriffe, sowie das unbefugte Obertreiben der krautheimer
Schaferei durch die grosse erlenbacher Furt in den Steinbfihl
auf neunstettener Gemarkung.
1699 — 1763. Einnahmezettel und Abrechnung fiber stan-
dige Hellerzinse.
1 700 — 1 800. Nahrungszettel.
1702 fF. Zinsregister des berlichingenschen Gutes Neun-
stetten.
1706 — 14. Kompetenzbuch der berlichingenschen Amts-
vogtei Neunstetten.
1706 — 14. 1754. Repertorien uber die in herrschaftlicher
Verwahrung zu Neunstetten sich befindlichen Akten und Doku-
mente.
1706 — 22. Aktenmassig dokumentierte und griindlich dedu-
zierte species facti bezuglich der im Schenklerwald auf unstreitig
neunstettener Gebiet seitens krautheimer Burger widerrechtlich
vorgenommenen Schaf- und Rindviehpfandungen. 2 Bande.
1706 — 18. 1776 — 1809. Neunstettener Amtsprotokolle.
10 Bande.
1706 — 28. Protokoll uber die Heiratsabreden, Teilungs-
und Erbvergleiche, Guterbestande und -Obergaben zu Neun-
stetten.
1706 — 32. Protokoll uber Kaufe, Verkaufe etc. solcher
Guter, welche Burger von Krautheim, Assamstadt und Windisch-
buch auf neunstettener Gemarkung besitzen, etc.
1706 — 58. Die Korn-, Dinkel- und Habergult-Einnahmen
zu Neunstetten auf Martini.
1707 — 26. Frucht- und Dreschregister fiber den herrschaft-
lichen grossen und kleinen Zehnten und die herrschaftlichen
Hofbestandsfrfichte.
1707 — 26. Neunstettener Amts-Manuale.
1707. Akten fiber den Verkauf des halben Gutes Berlingen
und die Wiedereinlosung des Gutes Neckarbinau durch Johann
Christian von Berlichingen zu Jagsthausen.
1708 — 65. Summarische Landungseinnahmen zu Neun-
stetten.
i7iofF. Protokoll fiber die von Untertanen zu Neunstetten
versetzten Guter.
1 7 10 — 12. Zwei Manuale fiber Einkunfte und Ausgaben
an Geld, Fruchten und anderen Naturalien zu Neunstetten.
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Grftflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. mi03
171 2 — 23. Akten uber das unbefagte Obertreiben der
krautheimer Schafer durch die grosse erlenbacher Furt in den
Steinbuhl, das vom Oberamt Krautbeim extendierte Triebrecht
zwischen dem Eckigbreit- und Jungholz in den oberadorfer
Teich, den Krebsbach zu Neunstetten etc.
1 7 15 — 16. Vier Gewann- und Flurbucher von Neunstetten.
1 7 1 6—20. Renovation und Beschreibung der von der
Burgerschaft zu Krautheim auf Gemarkung Neunstetten besitzen-
den schatzbaren Zins-, Gult- und Landungsacker und Wal-
dungen. 5 Bande.
171 8. Neunstettener Original-GCiter und Schatzungsbuch.
2 scbwere Folianten.
1 7 18. Renoviertes Zins- und Gultbuch von Neunstetten.
17 19— 65. Einnahmezettel uber erhobene einfacbe Schatzungen.
1719—26. Partikulare uber alle Einnahrae- und Ausgabe-
fruchte. 8 Bande.
172 1. Renovation uber die berlichingen-neunstetten'schen
standigen Zinsgefalle zu Windischbuch.
1 72 1 — 26. Die Differenzen zwischen Krautheim und Neun-
stetten wegen der Kuppelwaide betr. 2 Bande.
1724. Rechtliche Deduktion und Erdrterung der Frage
uber das ius affigendi litteras patentes etc.
1725 — 51. Akten in Sachen der Gemeinde Neunstetten
gegen ihre Herrschaft bezuglich des Eckerichnachtriebs im herr-
schaftlichen Eckigbreit-Wald.
1725. Korrespondenz mit dem Kellereiverwalter Escherich
zu Krautheim wegen des unbefugten Obertreibens der kraut-
heimer Schafknechte im Steinbuhl, im Weickmannsgrund und in
den Waldackern.
1726 — 40. Vormundschaftsrechnungen fur die Kinder des
f Erhard Wilhelm von Berlichingen mit den zugehdrigen Urkunden.
i727 — 31- »733— 37- 1739—41. 1748—59. Register uber
die Abgabe von Besoldungsfruchten durch die Patenter zu Neun-
stetten.
1728 — 29. 1735—38. Manuale.
1728 — 32. 1749. 1758 — 59. 1763 — 65. Neunstettener
Re chnungsmanuaie.
1732 — 35. 1761—65. 1767—83. Neunstettener Holz-
register und -Rechnungen.
1735 ff. Kaufprotokolle. 4 Bande.
1736. Renoviertes Schulgultbuchlein von Neunstetten.
1737. 1751 — 57. 1776. Nachweisung der Dienstgeld-Ein-
nahraen.
1 74 1. Renovation der grundherrlich von bettendorfischen
Guter in Altwiesloch und Baiertal.
1 74 1 — 49. Herrschaftliche Okonomie-Register.
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mi04 Hagmaier.
1742. Korrespondenzen mit der odenwaldischen Ritter-
hauptmannschaft wegen der franzdsischen Fouragelieferung.
1749 — 85. Verordnungen der Herrschaft Neunstetten.
1749 — 88. Helmstadter Anfragebuch.
1 75 1. Akten und Nachrichten uber den Blutbann zu
Kochendorf.
1752. Heberegister uber die berlichingen'schen standigen
Zinsgefalle vom sogen. Weismanns*, Nussmichels- und Neunstetter-
Gut zu Windischbuch nach der neuen Renovation.
1752. Original-Renovation hieruber.
1752 — 56. Akten uber die Goler von Ravensburgische
Schuldsache.
!753 ft Akten uber das auf dem Frucht- und Weinzehnten
zu Aflbltrach haftende Ruckfaliskapital von 3000 fl.
1754. Auszug aus der neuesten Weltgeschichte und schonen
Wissenschaften.
1755 — 69. Diarien zur landeggischen oder bengenweiler
Hofrechnung.
1755 ff« Kopey-Buch uber rechenbergische Akten.
1755—56. Berichte und Erlauterungen des Vogtes Vock
zu Neunstetten in Lehensangelegenheiten.
1755 ff. Herrschaftliche Okonomieauslagen.
. 1756. Renovation und Beschreibung der von Giitern und
Hausern zu Neunstetten und Windischbuch falligen Gultganse,
Fastnachtshiihner und Sommerhahne. Doppelt.
1 759 ^ Korn-, Dinkel- und Habereinnahmeregister.
1 76 1. 1766. Diarium zur berlichingen'schen Administration s-
rechnung.
1 76 1. Kaufbuch iiber alle mit den Forensibus abgeschlos-
senen Kaufe etc.
1762. Renovation der neunstettener standigen Zinsgefalle
von den jagsthauser Zinsgutern zu Oberndorf.
1765. Konzept des Lager- und Gewannbuchs von Neun-
stetten. 4 dicke Bande.
1766. Neunstettener Landungsbuch.
1766. Renoviertes Zins- und Gultbuch von Neunstetten.
1766. Surnmarisches Hebregister uber die zu Neunstetten,
Krautheim und Windischbuch fa 1 lend en Landungsfruchte.
1788. Kommissarische Untersuchung uber die Renitenz
und Vergehen vieler Untertanen zu Neunstetten gegen ihre Orts-
herrschaft.
1794. Renoviertes Zinsbuch nebst Erhebungsregister von
Windischbuch.
1797. Rossachej Holzrechnung.
— . — Altes Kopey-Buch fiber allerlei in dem Dorfe Neun-
stetten vorgenommene Kontrakte, Kaufe, Tausch und Wechs-
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Grfiflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstetten. IXIIO5
lung der Guter, Geburts-, Lehen- und Bestandsbriefe etc.,
angelegt von Melchior Reinhard von Berlichingen und fortgefuhrt
bis 1668.
— . — Gult- und Zinsregister.
— . — Beschadigtes Getreidegultregister.
— . — Herrschaftliches Einnahme- und Ausgabebuch. Defekt.
— . — Verschiedene ritterschaftliche Druckschriften.
— . — Verschiedene Schreibhefte der jungen Herren von
Berlichingen.
— . — Eine Reihe von Karten und Planen.
C. Akten und Urkunden, die Gemeinde Helmstadt betr.
I. Familie.
1633. 1676. 1 7 16. Die Disposition des Peter von Helm-
statt in Ansehung der Reichslehenguter zu Helmstatt, die
Cedierung des Anteils des Wolf Adam von Helmstatt an den
Allodialgutern zu Heinsheim an seinen Schwager Johann Philipp
von Berlichingen und die aus Anlass des Testaments der
Gemahlin des Konrad von Helmstatt, Agnes Maria, zwischen
Auerbach und Berlichingen entstandenen Differenzen betr.
1672 — 97. Streitsache zwischen den Herren von Helmstatt
zu Bischofsheim und den Herren von Berlichingen um das
Lehen.
1695 — 1746. Akten fiber die Nachfolge der von Hackstatt-
Bischofsheimer Linie im Reichslehen Helmstadt.
1702 — 11. Akten uber die von Johann Albrecht von Ber-
licLingen-Jagsthausen an die Herren von Berlichingen-Rossach
bei dem Reichshofrat eingeklagte Kapitalschuld und die Beschwer*
den gegen Kurpfalz wegen der in Helmstadt unternommenen
Eingriffe.
1752. Manuale uber die Einnahmen und Ausgaben der
Vormundschaft der beiden Gebriider von Berlichingen.
1752 — 55. Registranda wahrend der Rudt von Collen-
bergischen Vormundschaft.
1755 — 60. Korrespondena in der Graf Wiser'schen Sache.
II. Lehensachen.
1669 — 71. Lehensrequisitionen auf Ableben des Adam
Christoph und Eberhard Pleickard von Berlichingen.
1685. Schreiben des Joh. Philipp von Berlichingen zu
Rossach an seine Sonne Reinhard und Philipp Adam in Wien,
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mioO Hagmaier.
das helmstatter Lehen und den auerbachischen Erbschafts-
prozess betr.
1733 — 38. Prozessakten, das Reichslehen Helmstatt betr.
1734 — 55. Korrespondeoz mit dem Agenten Souffrein in
Wien beziiglich des Reichslehens Helmstatt.
HI. Herrschaft und Gemeinde.
16 1 8 — 20. Akten mit zwei Abschriften des Vertrags der
Herren von Helmstatt mit der Gemeinde Helmstatt fiber Frohn-
den, Wald und Schaferei.
1735. Huldigungen der Untertanen zu Helmstatt.
1753. Die von der Gemeinde prate ndierende Eckerichs-
trifft in alle Waldungen betr.
1753 — 73. Die wegen der Eichelmastung und deren Ver-
lehnung mit der Gemeinde Helmstatt entstandenen Differenzen betr.
1762. Helmstatter Burgerannahme.
1763. Die Absteinung und Renovierung der Zehntdistrikte.
1766. Vergleich zwischen der Gemeinde Helmstatt und
der Ortsherrschaft bezfiglich der Forlenwaldungen.
1 766. Helmstatter Forlenwaldvergleich zwischen der Grund-
herrschaft und der Gemeinde.
1768. Notamina, das helmstatter Brandholz betr.
1 78 1. Den Laubholzvergleich zwischen der Grundherrschaft
und der Gemeinde Helmstatt betr.
1 78 1 — 90. Den Bezug des Hintersassengeldes betr.
1790. Renovation der auswartigen Gulten zu Helmstatt.
1790. Gutachten fiber die Wiedererlangung der vogteilichen
Rechte zu Helmstatt, die Abhaltung des Ruggerichts in dem
Gemeindehaus und die Besetzung der erledigten Richterstellen.
IV. Kirche.
1660. Pfarreisachen betr.
1722 — 62. Die kurpfalzischen Eingriffe in die jura epis-
copalia und ecclesiastica der Protestanten.
1 73 1 — 53. Kurpfalzische gravamina in ecclesiasticis , in
specie circa exercitium actuum parochialium.
1743 — 48. Die Notkirche und die dilsberger AmtseingrifTe
betr.
1743 — 48. Die von Kasimir von Gemraingen zu Burg im
Namen des ungarischen Generals der Kavallerie von Berlichingen
in dem Kondominat Ober- und Niederhelmstatt vorgebrachten
Religionsbeschwerden betr.
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Graflich von Berlichingen'sches Archiv in Neunstctten. mi07
1750 — 62. Kurpfalzische gravamina in ecclesiasticis , in
specie puncto iuris episcopalis, patronatus et collaturae.
1765 — 66. Den vom Deutschorden verlangten Zehnten von
den Pfarrbesoldungsgutem betr.
V. Gemeinde.
1698 — 1796. Bittgesuche und andere Schreiben von Orts-
einwohnern an die Gutsherren von Berlichingen.
1741 — 1800. Bauakten fiber Kirche, Schule und Pfarrhaus.
8 Fasz.
1744 — 85. Memoralien, insbesondere Bittgesuche una
Forlenholz.
1753. Dokumente zum Prozess gegen die Gemeinde, ins-
besondere Berichte des Amtmanns Veith.
VI. Vogtamt.
1739 — 46. Schreiben des Amtsverwalters Hammer in Rossach
an den Verwalter in Helmstatt.
1739 — 1800. AUeriei amtliche Schreiben an die berlichin-
genschen Amtmanner in Helmstatt
1748 — 1 8 13. Amtsprotokolle.
1752 — 1827. Berichte der Amtmanner zu Helmstatt an
die Grundherrschaft von Berlichingen.
1796 — 1803. Berichte des Amtmanns Zoller in Widdern
an die Grundherren von Berlichingen.
VII. Kurpfalz.
1560 — 1752. Akten Berlichingen gegen Kurpfalz wegen
verschiedener Beeintrachtigungen und Pfandungen.
1720 — 35. Rekurs der Untertanen zu Helmstatt an Kur-
pfalz mit Reskript Kaiser Karls VI. gegen Kurpfalz und die
Gemeinde Helmstatt nebst Abschrift des mit letzterer abge-
schlossenen Rezesses von 16 18.
1722—96. Prozessache zwischen den Herren von Ber-
lichingen und Kurpfalz vor dem Oberhofgericht Mannheim.
1 738 — 43. Die pfalzischen Eingriffe wegen der Feldschutzen
zu Helmstatt betr.
1739 — 57. Gravamina gegen Kurpfalz wegen des Ortes
Helmstatt nebst Abdruck des zwischen Kurpfalz und dem Adel
im Kraichgau errichteten Centvertrags von 1560.
1740 — 61. Accisstreitigkeiten mit der kurpfalzischen Re-
gierung.
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mio8 Hagmaier.
1744. Den von Kurpfalz pratendierenden and widerrecht-
lich vollzogenen Milizenzug zu Helmstatt betr.
1749. Kurpfalzische Verordnung der Amtskellerei Schwar-
zach an die Gemeinde Helmstatt, Spatzenkdpfe zu liefern.
1750 — 62. Kurpfalzische gravamina in ecclesiasticis, in
specie puncto iuris episcopalis, patronatus et collaturae.
1752 — 61. Kurpfalzische Gravamina, Erteilung der Prokla-
mationsscheine betr.
1752 — 54. Korrespondenz zwischen dem Amt Dilsberg und
dem Amtmann Veith zu Helmstatt.
1753 — 97. Allerlei Korrespondenzen mit dem Amt Dils-
berg in Prozessachen.
1762. Pfalzische Eingriffe in die Jagdgerechtigkeit zu
Helmstatt.
1765 — 67. Beschwerde der Besitzer verschiedener vogtei-
lfcher Ortschaften gegen kurpfalzische Beeintrachtigungen, ins-
besondere wegen Einsendung der Gemeinderechnungen. Zu-
sammenkunft hierwegen zu Ittlingen am 20. Marz 1767.
1765 — 68. Die von Kurpfalz pratendierende Einsendung
gemeiner Rechnungen des Ortes Helmstatt.
1768 — 73. Den von Kurpfalz beanspruchten Novalzehnten
auf der Gemarkung Helmstatt betr.
1782. Das von G. Dietz zu Helmstatt auf seinem Felde
erbaute Haus und dessen Annahme als Beisass von seiten der
kurpfalzischen Regierung.
1783 — 85. Bauholzstreitigkeiten zu Helmstatt und die dies-
beziiglichen Eingriffe des kurpfalzischen Oberamts Heidelberg
und Unteramts Dilsberg betr.
1799— 181 1. Kurpfalzische Aufforderung zur Erbhuldigung
beim Regierungsantritt des Kurfursten Maximilian Josef und
badische Aufforderung zur Teilnahme am Leichenbegangnis des
Grossherzogs Karl Friedrich.
— . — Sumraarisches Verzeichnis aller Beschwerden, welche
von Kurpfalz und deren Amter Dilsberg und Schwarzach uber
das kaiserliche reichslehenbare Dorf Ober- und Un tern elms tatt
wider den klaren Buchstaben des zwischen Kurpfalz und einigen
vom Adel aus dem Kraichgau anno 1560 errichteten Centver-
trags von Zeit zu Zeit verhangt worden sind und noch kon-
tinuiert werden.
— . — Spezialverzeichnis derjenigen Beschwerden, welche
von Kurpfalz und deren Amter Heidelberg und Dilsberg uber
das kaiserliche reichslehenbare Dorf Helmstatt und die mit den
auerbachischen Interessenten gemeinschaftlich eigentumlichen
Orte Michelbach und Schwanheim verhangt worden sind und
noch dato continuiert werden.
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Graflich von Berlichingen'schcs Archiv in Neunstetten. miOQ
VIII. Auerbach.
1739 — 51. Belege zur Rechnung mit den von Auerbach.
1 755. Vollmachten zu dem bei Kurpfalz gegen Auerbach
anhangigen helmstatter Appellationsprozess.
1755. Ausschaffung der auerbachischen Hausgenossen.
IX. Michelbach.
1 76 1. Inventur der Verlassenschaft des Pfarrers Holderlin
zu Michelbach, Berufung des Kandidaten Schwalbe auf die er-
ledigte Pfarrei und die deswegen von Kurpfalz erlittenen Beein-
trachtigungen.
X. Schwanheim.
1 74 1 — 1806. Schwanheimer und michelbacher Akten uber
Kaufs- und Heiratsangelegenheiten, Erbteilungen, Vermogens-
ubergaben, Auslieferungen und Vergleiche.
XI. Weiler.
1698 —1709. Kurze Erlauterung in dem Gemarkungsstreit
wegen des Weilerhofs.
1698. Beschreibung des Hofguts Weiler.
1752. Akten Wiser gegen Berlichingen beziiglich der von
ersterem gesuchten Vergrosserung der weilerhofer Markung.
XII. Papier-Urkunden.
1284 Sept. 3 Heilbronn. Kaiser Rudolf 1. belehnt Rabeno
und Gerungus milites de Helmstatt gegen 40 Mark Silber mit
2 Teilen des Gerichts in Helmstadt. Kopie.
1397 Okt. 14. Nurnberg. Kdnig Wenzeslaus belehnt
Raban und Heinrich von Helmstatt mit dem oberen und unteren
Dorf zu Helmstatt, mit Freiheiten, Rechten, Nutzungen und
Zugehorungen. Kopie.
1 5 14. Auszug aus dem helmstatter Lagerbuch von 15 14.
1574. Drei Extrakte aus dem helmstatter Lagerbuch uber
die jahrlichen unablossigen ewigen Heller-Gulten, Weihnachts-
und Fastnachtshennen und auch Emtehahnen aus Hausern und
Hofraiten.
1574 — 1737. Vergleichung des I574er mit dem i737er
Lagerbuch.
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railO Hagmaier.
1618. Vertrag mit den Untertanen zu Helmstatt.
161 8. Abschrift des zwischen der Gemeinde Helmstatt
and ihren Vogtsherren von Helmstatt vor einer kaiserlichen Kom-
mission abgeschlossenen und von dem Reichskammergericht be-
statigten Vertrags von 1618.
1675. Auszug aus dem helmstattischen Stammbuch 1439
bis 1592.
1682. Kaiserliches Reskript an den Kurfursten von der
Pfalz in der Erbschaftssache Berlichingen und Helmstatt gegen
Auerbach.
1709. Kurze Erlauterung in der Gemarkungsstreitigkeit
wegen des Weilerhofs,
17 15. Weinbergsbrief oder Akkord im sog. Steigberg, aus-
gestellt von Philipp Adam von Berlichingen.
1734 Aug. 13. Kaiserliches Reskript gegen die Verwustung
der Waldungen im Reichslehen Helmstadt.
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III.
Archivalien
aus samtlichen Gemeinden des Amtsbezirks Wertheim.
Vorbemcrkung.
In der nachstehenden Veroffentlichung gelangen auch die
in den Mitteilungen Nr. 5, 282 — 83 und Nr. 16, 148 aus einigen
Pfarr- und Gemeindearchiven gebrachten Nachweisungen noch-
mals zum Abdruck.
Die Gemeinden Bettingen, Dietenhan, Eichel, Hohefeld,
Mondfeld, Lindelbach, Niklashausen , Rauenberg, Sonderriet,
Steinfurt und Wessental besitzen keine Archivalien.
A. Verzeichnet von dem fruhcren Pfleger der Badischen
Historischen Kommission fnrstlichen ArchivarDr. Karl Wagner in Wertheim
(f am 2. Oktober 1889).
x. Bestenheid.
Gemeinde.
1564. Dorfordnung.
2. Dertingen.
Gemeinde.
1 701 if. Giiterbuch. — Undatiertes Gultgflterbuch uber die
firflher der Probstei Triefenstein gultpflichtigen Giiter.
1648 ff. Gemeinderechnungen.
1698 Okt. 13. Maximilian Karl, Graf von Lowenstein-
Rochefort, kaiser 1. Kammerer und Reichshofrat, verleiht dem
Dorfe Dertingen das Recht, jahrlich drei Jahrmarkte abzuhalten,
und zwar den einen auf Sonntag nach Georgii, den anderen auf
Son n tag nach St. Veitstag und den dritten auf Sonntag nach
St. Gallus. Perg.
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mi 12 Wagner.
1698 Okt. 13. Wilhelra Moritz, Graf zu Solms-Taxenburg,
als Vormund des Grafen Ludwig Moritz von Lowenstein-Wert-
heim-Virneburg, und Albrecht Wolfgang, Graf zu Hohenlohe-
Langenburg, als Vormund des Grafen Heinrich Friedrich von
Ldwenstein-Wertheira-Vimeburg, verleihen in einer der obigen
gleichlautenden Urkunde dem Dorfe Der ting en das gleiche
Recht. Perg.
3. Dorlesberg.
Gemeinde.
1730. Gtilt- und Lagerbuch.
4. Ebenheid.
Gemeinde.
£in altes Markungsbuch, renoviert 1687.
1687. Guterbuch, enthaltend das Verzeichnis der Lehen-
giiter: Tempelgutslehen, Bechtoldslehen, Reichslehen und Biscbofs*
leben.
Eine alte Dorfordnung, neugeschrieben 1740.
5. Freudenberg.
Gemeinde.
I. Akten und Drucksachen.
a. Akten des bischoflich wurzburgischen Amtes Freudenberg.
b. Akten, den Kirchenbau in Freudenberg betr.
c. Bischoflich wurzburgische gedruckte Mandate: 1621 des
Bischofs Johann Gottfried; 1731, 1737 des Bischofs Friedrich
Karl; s. a. des Bischofs Christian Franz; 1786 des Bischofs
Franz Ludwig.
II. Geburts-, Mannrechts- und Leibesledigungsbriefe:
a. auf Pergament 84 Stuck,
b. auf Papier 136 Stuck,
grossenteils mit den Wappen der weltlichen und geistlichen
Herren und Stadtmagistrate.
III. Vertragsurkunden,
kaiserliche und bischdfliche Mandate, auf Pergament:
*5*7. Vertrag der Gemeinden Freudenberg und Biirgstadt,
die beiderseitigen Gemarkungen betr.
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Archivalien aus samtl. Gcmeinden des Amtsbez. Wertheini. mi 13
1562 Marz 16. Graf Ludwig von Stolberg, Konigstein und
Wertheim schliesst mit der vom Hochstift Wurzburg zu Lehen
gegebenen Stadt Freudenberg einen Vertrag, in dem er auf die
Gefalle der Stadt verzichtet, wogegen die Stadt jahrlich auf
Martini 300 fl. in die grafliche Kasse zu entrichten und eine
grafliche Schuld von 2000 fl. zu (ibernehmen und zu ver-
zinsen hat.
1580. Grafin Katharina zu Eberstein geb. Grafin zu Stol-
berg schliesst mit der Stadt Freudenberg einen Vertrag, in
welchem sie auf ihre Gefalle daselbst verzichtet, wogegen die
Stadt sich verpflichtet, eine Schuld der Gr£fin bei Franz von
Sickingen mit 5000 fl. zu ubernehmen und mit 250 fl. jahrlich
zu verzinsen.
1 60 1 Dez. 10. Prag. Kaiser Rudolf II. erlasst ein Mandat
in dem Erbstreit zwischen Graf Ludwig von Lowenstein und
seinem Sch wager Wilhelm Freiherrn von Kriechingen, die freuden-
berger Besitzungen betr.
1620 Okt. 8. Bischof Johann Gottfried von Wurzburg ver-
leiht der Stadt Freudenberg das Recht, jahrlich drei Jahrmarkte
abzuhalten, den ersten auf Sonntag Cantate , den zweiten auf
Bartholomaustag, den dritten auf Sonntag vor Martini.
1645 Juni 22. Hauptquartier bei Aschaffenburg. General-
feldmarschall von Mercy verleiht der Stadt Freudenberg einen
Schutzbrief (Salva guardia), wonach sie von Plunderung, Brand-
schatzung etc. aller unter seinem Kommando stehenden Truppen
fortan befreit sein soil.
6. Gamburg.
Gemeinde.
Drei Pergamenturkunden, Schuldverschreibungen enthaltend.
Auf dem graflich ingelheimschen Schloss Gamburg befindet
sich ein Kopialbuch uber samtliche auf das Schloss und die
Herrschaft Gamburg bezugliche Urkunden. Ferner:
1462. Ein sog. armer Gotteslehenbrief des Ritters Hamann
von Stettenberg fur Heinz Stiglitz.
1574 Jan. 17. Verschreibung von 25 fl. jahrlicher Giilt und
des Fischertragnisses von der Eulscherbenmuhle durch Muller
Franz Heilig an Junker Eberhard von Brendel auf Gamburg um
500 fl. Hauptgeld.
1772 Marz 22. Abt Johann von Bronnbach verkauft an
den Junker Eberhard von Brendel auf Schloss Gamburg die dem
Kloster gehorigen Gefalle auf der Eulscherbenmuhle; namlich
3 Gulden Geld, 10 grosse Aale, 10 Huhner, sowie Besthaupt
und 3 Viertel Unschlitt um 240 fl.
Mitt. d. Bad. Hist. Kom. Nr. a8. 8
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mi 14 Wagner.
7. Kembach.
Geraeinde.
Alte Dorfordnung (Weistum), im Jahre 1687 neu abge-
schrieben.
8. Kiilsheim.
Gemeinde.
19. Jahrh. Gemeinderechnungen und Lagerbiicher.
9. Nassig.
Gemeinde.
1755. Vergleich zwischen dem edlen Herrn von Gebsattel
und ihren Lehensleuten in Nassig, wie es mit dem riickstandigen
Gulten, Besthaupt, Fastnachtshuhnern etc. gehalten werden so//e,
dass fernerhin der Lehensherr von jedem neuen Lehensmann
2 Viertel Wein anzusprechen habe und dass an den Kosten des
Prozesses am Reichskammergericht in Wetzlar wegen der ruck-
standigen Besthaupte, Gfllten etc. die Lehensleute »in Anbetracht
ihrer Arrauth* 1000 fl. ein ftir allemal zu bezahlen hatten.
Perg.
1791. Geometrische Grundrisse der der Abtei Bronnbach
gehdrigen Zinsgultguter zu Nassig. — 35 Spezial- und 1 General-
karte von J. H. Kehl, grafl. lowensteinschem Ingenieur und
Landfeldmesser, ein schon ausgestattetes Buch mit dem Bildnisse
des Abts Henricus Bambergensis, natus 1742, electus 1783.
10. Reicholzheim.
Gemeinde.
147 1 April 2. Vertrag zwischen den Gemeinden Ddrles-
berg und Reicholzheim iiber Weidetrieb. Abschr.
1642 Marz 13. Bischof Franz von Bamberg und Wurzburg
bestatigt einen Vertrag zwischen Abt Johann und dem Konvent
zu Bronnbach einer- und der Gemeinde Reicholzheim anderseits
iiber Gemarkungsangelegenheiten. Perg. Orig., Siegel.
1624 Febr. 22. Die Gemeinde Reicholzheim verkauft dem
Pfarrer Eltmann eine genannte Giilt. Perg. Orig., Siegel.
1683. 1717. Guterbucher.
1755 Juli 7. Urkunde fiber das Eigentumsrecht der Ge-
meinde Reicholzheim an dem Wald Ottersberg.
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Archivalien aus samtl. Gemeinden des Amtsbez. Werthcim. mi 1 5
1792 Mai 14. Urteil des Kammergerichts Wetzlar in Sachen
der Gemeinde Reicholzheim gegen die bischofliche Regierungs-
kommission zu Wurzburg und die Abtei Bronnbach fiber streitige
Rechte und Leistungen. Pap. Orig., Siegel.
1792 Juni 7. Vergleich zwischen der Gemeinde Reicholz-
heim und der Abtei Bronnbach, Eigentumsstreitigkeiten betr.
iz. Sachsenhausen.
Gemeinde.
1 585. Gemeindeordnung.
12. Urphar.
Gemeinde.
1613 — 98. Burgermeistereirechnungen. — 1674. Ver-
messungsbuch.
1707. Zins- und Gultbuch des Klosters Triefenstein.
1757. Zins- und Gultbuch des Klosters Bronnbach.
1782. Lagerbuch der Gemeinde Urphar.
1787. Zins- und Gultbuch des Klosters Grunau.
1 806 — 15. Kriegskostenrechnungen.
13. Werthcim.
Stadt.
Die Archivalien der Stadt Wertheim sind in den Mitteilungen
(1884) Nr. 3 S. 60—80 veroffentlicht.
Eine Anzahl Lehenbriefe und Reverse der Vasallen der
Grafen von Wertheim, welche 1784, als das grafliche Archiv mit
dem stadtischen zusammen untergebracht war, in das letztere
gekommen sind, wurden 1887 nach Mitteilung des Archivars
Dr. Wagner gegen eine Anzahl Burgerbriefe und andere in das
stadtische Archiv passende Urkunden ausgetauscht.
8*
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mii6 Zehr.
B. Verzeichnet von dem frOheren Pflcgcr Gemeindermt Eduard Zehr
in Wcrthcim.
(f am 24. September 1905.)
i. Boxtal.
A. Gemeinde.
1788. Zins-, Gfilt- und Lagerbuch, angelegt u titer der
Regierung des Reichsfursten Ad. Friedrich, Bischofs von Bamberg.
B. (Kathol.) Pfarrei.
1724 ff. Kirchenbficher.
a. Ddrlesberg.
(Kathoi.) Pfarrei.
Die vorhandenen Tauf-, Ehe- und Totenbticher beginnen
mit 1674, in welchem Jahre die Einwohner durch den Abt Fran-
ziskus Wundert von Bronnbach wieder zum katholischen Glauben
zuruckgebracht wurden.
Eine lateinische Handschrift, ohne Angabe des Verfassers
und des Jahres, betitelt: De Monasterio Bronnbachensi. Be-
schreibung der Grundung des Klosters und Aufzeichnung der
Abte von Beginn bis zum Jahr 1783.
3. Freudenberg.
(Kathol.) Pfarrei.
1 65 1 ff. Kirchenbucher mit Series parochorum. — 18 10 ff.
Standesbucher der Israeliten.
4. Gamburg.
(Kathol.) Pfarrei.
1609 ff. Kirchenbucher. Die Pfarrei Gamburg unterstand
fruher den Diozesen Wurzburg und Mainz. Die Gemeinde
wurde bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts von Bronnbach
pastoriert.
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Archivalien aus s&mtl. Gemeinden des Amtsbez. Wcrtheim. m 1 1 7
5. Hundheim.
A. Gemeinde.
1 614. Gemarkungsumgang mit ernstlicher Protestation seitens
der graflichen Beamten und der Gemeinden Dorlesberg und
Reicholzheim.
1772. Gemarkungsfestsetzung 2wischen Hundheim und
Steinbach.
B. (Kathol.) Pfarrei.
1594 — 1670. Kirchenordnung des Bistums Wiirzburg. Buch.
1674— 1894. Series parochorum.
1698 — 1800. Bischdfliche Erlasse. Abschriften.
1729 ff. Kirchenbucher.
1 789. Kirchenbauakten.
6. Kulsheim.
(Kathol.) Pfarrei.
1 40 1. Erklarung seitens des Vogtes und Rats von Feucht-
weng, betrefFend Freundschaft mit der Stadt Kulsheim trotz der
Gefangennahme eines Burgers durch die von Kulsheim. Siegel.
1429. Instrument uber den Verzicht des Nic. Rosphal auf
den St. Leonhardsaltar in der Pfarrkirche zu Kulsheim.
1439. Konsens des Pfarrgeistlichen zu Kulsheim zur Neu-
stiftung der Katharinenkapelle daselbst. Siegel fehlt.
1439. Liidwig, Patriarch von Aquileja, bewilligt fur die zu
stiftende St. Katharinenkapelle in Kulsheim 100 Tage Ablass.
1444. Instrument des Abtes von Bronnbach uber den vom
Patriarchen Ludwig von Aquileja der St. Katharinenkapelle be-
willigten Ablass.
14.54. Erzbischof Diether von Mainz bewilligt die Bestallung
der Messen in der St. Katharinenkapelle zu Kulsheim durch den
magister iabricae. Siegel zerbrochen
1479. Urkunde uber den Verkauf verschiedener durch
Endres Boszell den jungen zu Kulsheim und seine Ehefrau an
die Pfarrkirche daselbst ubertragener Guter.
1620 if. Kirchenbucher. 13 Bande.
1756, 1772, 1780. Drei Ablassbriefe.
Kulsheimer Pfarreibuch, worin die Stiftungen, gottesdienst-
lichen Verrichtungen, die Beschaffenheit der Kirche und Pfarrei,
alle ihre Gefalle und Einkunfte, Privilegien und Freiheiten, ihre
standigen Ausgaben und Lasten, die StadtkapelleD, die Almosen-
stiftung, die Schule, der Glocknerdienst und die bischoflichen
Visitationen beschrieben sind, — aus alten Dokumenten, Pfarr-
bflchern und Schriften etc. systematisch zusammengetragen von
Pfarrer Veit Gottfried Speer im Jahr 1809.
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mii8 Zchr.
7. Mondfeld.
Filial der (kathol.) Pfarrei Boxtal.
1 700 if. Kirchenbucher.
8. Raucnbcrg.
(Kathol.) Pfarrkuratie.
Dieselbe besteht erst seit 1 86 1 und besitzt keine Archivalien.
9. Reicholzhcim.
(Kathol.) Pfarrei.
Die Kirchenbucher beginnen mit dem Jahre 1673, in
welchem die damaligen Einwohner zum katholischen Glauben
zuruckgekehrt sind.
10. Steinbach.
Gemeinde.
1 68 1 ff. Gemeinderechnungen. — 1787 ff. Kirchenbauakten.
11. Werthcim.
Stadt.
Nachtrag zu den in den Mitteilungen Nr. 3, 60 — 80 verdffentlichten
Nachweisungen :
1634 Mai 16. Zuschrift der Grafen Ludwig Wolfgang and
Friedrich Ludwig wegen Oberlieferung der Schatzung. Abschr.
1634 Mai 30. Kanzleidekret der graflichen Regierung wegen
unvermeidlicher Schatzung. Abschr.
x^34 Juni f3* Veranstaltung einer Schatzung, um die
Ochmischen Reiter loszuwerden. Abschr.
1634 Sept. 18. Bitte des Rats an den Grafen von Wert-
heim, keine Truppen in die Stadt zu legen. Abschr.
1634 Sept. 22. Feldmarschall Graf Ottav. Piccolomini for-
dert unter dem Versprechen des Schutzes 25000 Taler, Abschr.
1634 Sept. 30. Attestation des Kanzlers, Rate, Schult-
heissen etc. fur den Kommandanten des Schlosses Georg Rath-
geber zur Obergabe des Schlosses. Abschr.
1634 Sept. 30. Kanzleidekret fiber die Verteilung der ver-
langten Kontribution. Orig.
1634 Sept. 30. Erklarung des Feldmarschalls von Suysf
dass die Bewohner bei Religion und Gutern verbleiben konnen.
Abschr.
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Archivalien aus samtl. Gemeinden des Amtsbez. Wertheim. mi 1 9
1634 Okt. 4. Salva Guardia des Feldmarschalls von Suys
fur Wertheim-Freudenberg gegen Einquartierung und Pliinderung.
Notarielle Abschr. Die Blechtafel hieruber ist in der stadtischen
Altertumshalle aufbewahrt.
1634 Okt. 5. Hauptquartier. Schutzbrief des Grafen Picco-
iomini.
1634 Okt. 5. Schutzgewahrung des Feldmarschalls Picco-
lomini fur die Grafschaft Wertheim. Notarielle Abschr.
1634 Okt. 6. Schreiben des Grafen Wolfgang wegen ge-
habter Ungelegenheit (Verhaftung) und Hoffnung auf die Aus-
losung seitens seiner Burger. Orig.
O. D. Verzeichnis der Lieferungen an Piccolomini.
1634 Okt. 8. Verantwortung des Rats und der Burgerschaft
wegen geleisteter Kontribution. Abschr.
1 634 Okt. 1 1 . Dankschrift an den Feldmarschall von Suys
wegen Protektion und Verschonung von weiterer Kontribution.
Abschr.
1634 Okt. 11. Aufforderung des Grafen, die verlangte Kon-
tribution an Piccolomini zu bezahlen. Orig.
1 634 Okt. 1 1 . Quittung des Generalquartiermeisters fiber
7000 Reichstaler. Orig.
1634 Okt. 23. Schreiben des Grafen Piccolomini betreffs
der gewahrten Stundung zur Entrichtung der Kontribution. Ori-
ginal und notarielle Abschrift.
1634 Okt. 25. Benachrichtigung an den Rat, dass Feld-
marschall von Suys sein Winterquartier in Wertheim nehmen
wird. Orig.
1634 Okt. 28. Quittung des Generalquartiermeisters uber
1000 Reichstaler. Orig.
1634 Okt. 29. Bitte um Erleichterung der Einquartierung.
Abschr.
1634 Okt. 30. Erlass des Grafen Piccolomini, Schutz der
Grafschaft Wertheim betr. Notarielle Abschr.
1634 Okt. 30. Quartier-Rapport. Befehl des Feldmar-
schalls Piccolomini, drei Regimenter furs Winterquartier in die
Grafschaft und drei Kompanien und Stab in die Stadt zu legen.
Orig.
1634 Nov. 1. Wiederanfrage des Feldmarschalls von Suys
wegen des Winterquartiers. Orig.
O. D. Bitte des Rats an den Feldmarschall von Suys um
Abhilfe gegen Erpressungen. Die Antwort ist auf die Adresse
geschrieben. Orig.
1634 Nov. 7. Schreiben des Feldmarschalls von Suys an
den Rat, seinem Generalstab und dem Stab des Prunnerschen
Regiments Quartier zu machen. Orig.
1634 Nov. 10. Feldmarschall von Suys fordert 100 Rtlr.
monatlich fur den Obristen des Prunnerschen Regiments. Orig.
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mi20 Zchr.
1634 Dez. 12. Schreiben des Grafen Eberhard wegen
Erlegung eines Monatssoldes. Orig.
1634 — 36. Spezifikation der geleisteten Kontributionen vom
Oktober 1634 bis Juni 1635 und von da bis April 1636, im
ganzen 435 355 Tlr. i2l/8 Kr. Orig.
O. D. Verzeichnis des Philipp Metzler, Wirts zum Ochsen,
uber geleistete Verpflegung.
163; — 36. Verzeichnis des Johann Merkes, Wirts zur Gans,
tiber geleistete Verpflegung vom 16. Marz 1634 bis 7. April
1636. Orig.
1637 Okt. 20. Graf Eberhard fordert Quartier fur 2 Kom-
roissare, Hofmeister und Sekretar. Orig.
1734. Diverse Marschrouten vom April, Mai und Juni.
Orig.
1734. Lieferungen von Holz und Stroh an das kaiserliche
Lager zwischen Besterheid und Grunenworth im Mai 1734.
1757. Zusammenstellung der Lieferungen an Portionen und
Geld an das Wertheimische Kontingent vom 29. Juli bis Dez.
1757; die Namen der einzelnen Empfanger sind angefuhrt. Orig.
C. Verzeichnet von dem derzeitigen Pfleger far die evangel. Pfarreien,
Dekan J oh. Ludwig Camerer in Wertheim.
i. Bettingen.
(Evangel.) Pfarrei.
Die Kirchenbucher beginnen im Jahr 1666. Dieselben be-
richten Interessantes uber den Durchzug der salzburger Emi-
granten von 1730 ff. und deren Verpflegung in Bettingen.
Im alten Lagerbuch der Pfarrei ist ebenfalls manche be-
merkenswerte geschichtliche Notiz zu finden.
2. Dertingen.
(Evangel.) Pfarrei.
1700 fF. Kirchenbucher.
3. Kembach.
(Evangel.) Pfarrei.
1703 ff. Kirchenbucher. Vereinzelte Eintrage finden sich
zwar noch aus den Jahren 1662—1670; von 1670—1703 hin-
gegen fehlt jegliche Notiz.
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Archivalien aus samtl. Gemeinden des Amtsbez. Wertheim. m I 2 I
4. Nassig.
(Evangel.) Pfarrei.
1592 — 1626. Altestes Kirchenbuch, d. i. Verzeichnis der
Trauungen, Taufen und Beerdigungen in der Pfarrei Nassig, zu
welcher auch die damals lutherischen, nun katholischen Ort-
schaften Boxtal, Ebenheid, Mondfeld, Rauenberg und Wessen-
ta! gehorten. Von 1626 — 54 ist kein Kirchenbuch vorhanden.
1 654 ff. Fortlaufende Kirchenbucher der Pfarrei Nassig und
Sachsenhausen, welch letzteres vormals eine selbstandige Pfarrei
war, seit 1626 aber mit Nassig vereinigt ist.
1769. Memorabilienbuch, geschrieben von Pfarrer Flegler
im Jahr 1769 und iiberschrieben: »Neues Kirchenbuch, in
welchem alles getreulich aufgeschrieben ist, wie es in den Akten
zuvor enthalten war.«
1 78 1 ff. Ein Aktenfaszikel, Absterben graflicher und furst-
licher Personen aus dem graflichen und furstlichen Hause Lowen-
stein betr.
1802. Proklamation der regierenden Grafen Johann Karl
Ludwig und Friedrich Karl, den Verlust der Grafschaft Virne-
burg und die Entschadigung hiefur betr.
1804. Sabathordnung der Grafschaft Wertheim.
1804. Gedruckte Verordnung, die AbschafFung der uber-
fliissigen Feiertage betr.
1805. Gedruckte Verordnung der beiderseitigen graflichen
Regierung von Lowenstein-Wertheim, den Diebstahl und die
frevelhafte Verletzung und Verderbung der Obstbaume betr.
5. Waldenhausen.
(Evangel.) Pfarrei.
1 64 1 — 1 804. Regierungsdekrete der beiderseitigen graflichen
Regierungen.
1679 ff. Kirchenbucher.
1741. Naturalienbesoldung des Hospitalpfarrers betr.
1783. Reglement fur die gemeinschaftliche Schulkommission
in Wertheim und der Grafschaft Wertheim.
1798. Schulordnung fur die Landschulen der Grafschaft
Wertheim.
1798. Witwenkasseordnung fur die graflich lowensteinische
Dienerschaft.
Akten uber das staatliche Schulwesen aus dem Anfang des
19. Jahrhunderts.
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mi22 Camerer.
6. Wertheim.
(Evangel.) Pfarrei.
1556 fF. Kirchenbiicher.
Im Pfarrarchiv befindet sich das interessante Kopialbuch des
Magister Jakob Angelinus, Pfarrers in Wertheim, beginnend mit
Abschriften der von ihra im Jahr 1620 gehaltenen PredigteD,
Protokollen von Examenskommissionen, Eingaben an die grafliche
Regierung, Abschriften graflicher Erlasse, Kopie der koniglichen
Donation Gustav Adolfs an die Grafen zu Lowenstein- Wertheim,
Abschriften vieler lateinisch geschriebener Briefe des Magisters
Angelinus u. a. m.
Ferner sind im Pfarrarchiv viele Urkunden und Akten von
Stiftungen vorhanden, die den Namen tragen des Grafen Friedrich
Ludwig, der Grafinnen Ernestine Charlotte und Sophie Ernestine,
von Olnhausen, Steger, Fridel, Willius, Schutz, Leube, Vogel,
Axmann, Sauer, Falk, Alumnatsstiftung.
Desgleichen alte Agenden mit schoner auf Pergament ge-
raalter Schrift.
D. Mitgeteilt von Pfarrer Dr. Kern in Niklashausen.
Niklashausen.
(Evangel.) Pfarrei.
1619 fF. Kirchenbiicher mit historischen Notizen.
1727 — 1803. »MemorabiIien«.
'751- '793' Graflich wertheimische Kirchenordnungen.
Akten aus der Zeit der graflich-wertheimischen Regierung.
>Die Wallfahrt nach Niklashausen* betr. etc. a) Auszug aus
der Hallschen Chronik; b) Abschrift aus der Friesschen Chronik ;
c) Abschrift aus Tritheim.
E. Verzeichnet von dem derzeitigen Pfleger fiir die Gemeinde- und kathol.
Pfarrarchive im Amtsbezirk Wertheim, Prof. Dr. Karl Hofmann in Pforzheim.
i. Bronnbach.
Gemeinde.
Die Gemeinderegistratur, die erst 1893 angelegt wurdef be-
sitzt keine erwahnenswerten Archivalien.
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Archivalicn aus s&mtl. Gemeinden des Amtsbez. Wertheim. mi 23
a. Grunenwflrt.
Gemeinde.
1751. Grunenworter Unterpfandsbuch uber die bei dem
Chor- und herrschaftlichen Almosen verse tzten Guter.
1756. Grunenworter Unterpfandsbuch uber die bei der
Hospital-Kollekten-Verwaltung zu Wertheim versetzten Guter.
1774 Nov. 7. Absteinung der Zehntdistrikte zu Grunen-
wdrt.
1774 Nov. 7. Grundriss uber die der Propstei des Erz-
und Domstifts Mainz zugehdrigen Zehntdistrikte unter Gr tine n wort.
1806 flf. Gemeinderechnungen.
1812 — 28. Kriegskosten und Quartierzettel. 1 Fasz.
1812 ff. Verbot der Verwendung von Schindeln und Stroh
zur Dachdeckung.
3. Odengesass.
Gemeinde.
Bei der Vereiuigung des Dorfes mit der Gemeinde Nassig
im Jahre 1898 wurden aile alter en Akten zum Einstampfen
verkauft.
4. Vockenrot.
Gemeinde.
1613 — 1 78 1. Entscheidungen der graflichen Regierung in
Wertheim in dem Grenzstreit zwischen der Stadt Wertheim und
der Gemeinde Vockenrot. 1 Fasz.
1742 — 43. Klage der Gemeinde Vockenrot gegen die
Gemeinde Sachsenhausen , die Absetzung der Leichen betr.
und Bescheid der graflichen Regierung in Wertheim hierwegen.
1 Fasz.
5. Waldenhausen.
Gemeinde.
1764. Guterbeschreibung der Gemarkung des wertheimischen
Dorfes Waldenhausen.
1766. Spezifikation der Guterbeschreibung des Dorfes
Waldenhausen.
1789. Grundriss der alten Tauberbriicke, wie sie vor dem
Septemberwasser 1789 gestanden.
1790. Grundriss der neuerbauten Tauberbriicke.
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mi 24 Hofmtnn.
1793 ff. Gemeinderechnungen.
1824. Waldenhauser Gflltbuch des Chorstifts Wertheim.
6. Wertheim.
A. (Kathol.) Pfarrei.
1640 ff. Kirchenbucher mit geschichtlichen Bemerkungen.
Kapuzinerbibliothek mit ausschliesslich theologischem Inhalt. Der
Bau der kathol. Kirche wurde 1840 begonnen. Vorher wurde
der kathol. Gottesdienst von 1682 an in der Hofkapelle and im
Kapuzinerhospiz gehalten.
B. Hospital.
1730 ff. Hospital- und Chor-Almosenrechnungen.
C. Chorstift.
1525. Extrakt des Abschieds zwischen dem Erzstift Mainz
und der Grafschaft Wertheim tiber das Zehntrecht. Abschrift
vom 6. April 1698.
1595. Verzeichnis der Zinse, Korns und Einkommens, so
ein Kirchner zu Wertheim jahrlich aufzuheben hat.
1645 Aug. 1. Manual uber die Einnahmen und Ausgaben
des Chor- und Gotteshauses, sowie alle weiteren Jahrgange der
Chorstiftsrechnungen.
1720 ff. Die Besetzung der Schulstelle zu Wertheim und
den Beitrag zu den Lehrergehalten betr.
1726 ff. Kompetenz und Besoldungsverwaltung der Super-
intendentur Wertheim. 1 Fasz.
1 75 1 Juni 16. Abschrift der im Knopf der Kirch turmspitze
in Wertheim befindlichen Urkunde.
1752 ff. Akten uber die Erbauung und Erhaltung der Kirche
zu Wertheim. 1 Fasz.
1760 ff. Desgleichen uber die Unterhaltung der Pfarrgebaude
daselbst. 1 Fasz.
1760 ff. Kompetenz und Besoldungsverwaltung der Pfarrei
Waldenhausen. 1 Fasz.
1760 ff. Akten uber die Erbauung und Unterhaltung der
Kirche in Hohefeld mit einem Plan nebst Ansicht der Kirche
vom Jahre 1826. 1 Fasz.
1772 ff. Akten uber die Anschaffung und Unterhaltung der
Glocken und Uhren in Wertheim. 1 Fasz.
1775. Seelenregister von Kembach und Dietenhan.
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Archivalien aus s£mtl. Gemeinden des Aratsbez. Wertheim. mi 25
1778. Beschreibung der Chorstiftischen Pfarr- und Schul-
hauser der Stadt und Grafschaft Wertheim und des darin vor-
handenen Mobiliars. 1 Fasz.
1 79 1 ff. Besoldung und Administration der Pfarrei Wert-
heim betr.
1794. Inventarium der Obligationen, Akten und Effekten
des Chorstifts Wertheim.
1811 ff. Klingelsacklein und Almosenrechnungen.
17. u. 18. Jahrhundert. Seelenregister und Leichenreden
auf Angehorige der graflichen Familie. 1 Bund.
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