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QD
91 i
3^73 OSTWALD^S KLASSIKER
ak ^ EXAKTEN WISSENSCHAFTEN.
Nr. 90.
ABHANDLUNG
üb«»
die Systeme von regelmässig auf einer Ebene
oder im Raum vertheilten Punkten
A. BRAVAIS,
LlffttUaittt mt S«« und Profesiflr h» d&t tm\^ PoJjt^ehiit^iifl^
Ankündigung.
LIBRARY
OF THE
UNIVERSITY OF CALIFORNIA.
Class
m aie w issensctiat't gleichzeitig belebt und vertieft. Dasselbe ist
aber auch ein Forschungsmittel von grosser Bedeutung. Denn
in jenen grundlegenden Schriften ruhten nicht nur die Keime, "weLche
inzwischen sich entwickelt und Früchte getragen haben, sondern
es ruhen in ihnen noch zahllose andere Keime, die noch der Ent-
wicklung harren, und dem in der Wissenschaft Arbeitenden und
Forschenden bilden jene Schriften eine unerschöpfliche Fundgrube
von Anregungen und fördernden Gedanken.
Die Klassiker der exakten Wissenschaften sollen
ihrem Namen gemäss die rationellen Naturwissenschaften, von der
Mathematik bis zur Physiologie' umfassen und werden Abhandlungen
aus denGebietenderMathematik,Astronomie,Phy 8 ik, Chemie
(einschliesslich Krystallkunde) und Physiologie enthalten.
Die allgemeine Redaktion führt von jetzt ab Professor
Dr. Arthur von Oe^.tinsen (Leipzig); die einzelnen Ausgaben
werden durch hervorragende Vertreter der betreflFenden Wissen-
schaften besorgt werden. Die Leitung der einzelnen Abtheilungen
übernahmen: für Astronomie Prof. Dr. Bruns (Leipzig), für Mathe-
matik Prof. Dr. Wange r in (Halle), für Krystallkunde Prof. Dr.
Groth (München), für Pflanzenphysiologie Prof. Dr. W. Pfeffer
(Leipzig), für Chemie Prof. Dr. W. Ostwald (Leipzig).
Erschienen sind bis jetzt aus dem Gebiete der
Mathematik:
Nr. 5. C. F. Gauss, Flächentheorie. (1827.) Deutsch heransg. v. A. Wan.-
gerln. (62 S.) UJf — .80.
C. F. Gauss, Die 4 Beweise der Zerlegung ganzer algebr. Functio-
nen etc. (1799—1849.) Herausg. v. E. Netto. Mit 1 Taf. (81 S.)
UJf 1.50. ^
A. BrftYftis, Abhandinngen über symmetr. Polyeder. (1849.) Übers.
und in Gemeinschaft mit P. Groth heransg. von C. u. E. Bl asins.
Mit 1 Taf. (50 S.) ujf 1.—.
Fortsetzuj
X
14.
17.
ABHANDLUNG
über
die Systeme von regelmässig auf einer Ebene
oder im Bamn vertheilten Funkten
von
A. BRAVAIS,
Lieutenant zur See nhd Professor an der Ecole Poljftechnique.
(1848.)
Uebersetzt und herausgegeben
C. und E. Blasius.
Mit 2 Tafeln.
^ OK TAZ
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1897.
/^\ b R Ä ^>^
A OrTHE ^ \
Abhandlung
über
die Systeme Yon regelmässig auf einer Ebene oder im
Raum vertbeilten Punlten
A. Bravais,
Lieutenant zur See nnd Professor an der Ecole Polytochniqno.
Der Acadcmie des Sciences vorgelegt am ll.December 1848.)
§1. — Einleitende Definitionen.
Um ein System von regelmässig im Raum vertheilten
Punkten zu erhalten, nehmen wir zwei willkttrlich gewählte
Punkte, und verbinden sie miteinander durch eine gerade Linie,
welche wir nach beiden Richtungen ins Unendliche verlängern.
Wir besetzen diese Gerade mit einer unbeschränkten Reihe
anderer Punkte, die alle unter sieh äquidistant, und durch
einen, dem Abstand der beiden Ausgangspunkte gleichen, con-
stanten Zwischenraum getrennt sind. Das geradlinige System
dieser äquidistanten Punkte soll im Laufe dieser Abhandlung
den Namen »Pnnktreihe« erhalten. Der fundamentale Ab-
stand zwischen zwei benachbarten Punkten soll mit dem Namen
»Parameter der Punktreihe« bezeichnet werden.
Wir nehmen eine zweite Punktreihe von demselben Para-
meter, bringen sie, parallel zur ersten, in eine in Bezug auf die-
selbe willkürlich gewählte Lage, und verbinden diese beiden
Reihen miteinander durch eine geometrische Ebene, welche ihrer
[2] Natur nach in jeder Richtung unbegrenzt ist. Wir besetzen
diese Ebene mit einer Folge von eben solchen Punktreihen, die
parallel und äqmdistant unter einander sind; wir lassen endlich,
1*
4 A. Bravais.
lim die Lage dieser Pnnktreihen za bestimmen, jede dei'selben
als Ganzes und in ihrer Längsrichtung gleiten, bis die Punkte,
welche auf jeder Punktreihe als Ausgangspunkt gedient haben,
sich auf einer und derselben Geraden befinden, die mehr oder
weniger gegen die gemeinsame Richtung der Punktreihen ge-
neigt ist. Wir werden ein solches auf der Ebene vertheiltes
System von Punkten mit dem Gattungsnamen »Netz« bezeichnen.
Wir nehmen ein zweites Netz von der gleichen Form
und Grösse wie das vorige, bringen es auf eine parallele, von
der ersten durch einen willkürlichen Zwischenraum getrennte
Ebene, indem wir Sorge tragen, dass alle homologen Linien
in den beiden Netzen gleich gerichtet sind, was durch eine
gemeinsame Parallel -Verschiebung aller Theile des ursprüng-
lichen Netzes bewirkt werden kann. Wir vertheilen eine un-
endliche Anzalil von gleichen und gleich gerichteten Netzen auf
einer unendlichen Anzahl von Ebenen, die den beiden ersten
parallel und äquidistant unter einander sind, und tragen Sorge,
jedes Netz auf seiner Ebene gleiten zu lassen, bis alle Punkte,
die als Ausgang dienen, auf einer und derselben Geraden
liegen, welche nothwendiger Weise ausserhalb der Ebene des
ursprünglichen Netzes ist. Das so erhaltene Punktsystem soll
in dieser Abhandlung mit dem Namen »Schaar« bezeichnet
werden; es ist unbegrenzt nach seinen drei Dimensionen.
Die Fignr 1 zeigt das Resultat der von uns vorgenommenen
Operationen. OAA'Ä' ... ist die erste Punktreihe; die
Folge der Pnnkte A, Ä, A'\ . . . muss man sich links über
hinaus fortgesetzt denken. BPF" , . . bildet die zweite Punkt-
reihe. Von den Punkten ff, B'\ . . . gehen andere gleiche und
parallele Punktreihen aus. Die Ausgangspunkte 0, -B, ß ,
ß\ . . . der Reihen liegen nothwendiger Weise auf einer ge-
raden Linie. Da alle diese Punktreihen äquidistant sind, so
ist einleuchtend, dass man
OB = BB' = B'B' • . .
hat, so dass OBB!B" , . . auch eine Punkt reihe des Systems
ist; aber sie unterscheidet sich von OAÄÄ' durch ihre Rich-
tung, und auch im allgemeinen Fall durch die Grösse ihres
Parameters, welcher augenscheinlich gleich OB ist.
Ein zweites Netz, ähnlich dem Netz OAÄÄ\ . . BFP'
... B! ... £''..., hat seinen Ausgangspunkt in Z>, und dehnt
sich von D in einer Ebene aus, die parallel mit der Ebene
OAB ist; seine erste Punktreihe ist BQQ[Q[' * . ., die andern
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 5
gehen von R. R\ B!\ . . . aus. [3] Diese Punkte sind auf der
neuen Ebene die Homologen von i?, B\ B'\ . . . Die anderen
Netze des Systems gehen von den Punkten D\ U\ . . . ans.
Alle die Punkte 0, Z>, D\ D'\ . . . liegen in einer geraden
Linie, und wegen des gleichen Abstands der parallelen Ebenen,
deren jede ein Netz enthält, hat man
OD = DU = D'D" . . . ,
so dass ODD' D" , . . auch eine Punktreihe ist, welche sich aber
von OÄÄÄ' . . . und OBB'B" . . . sowohl durch ihre Rich-
tung, als auch durch die Grösse ihres Parameters unterscheidet.
Die so erhaltene Schaar zeigt eine regelmässige Yerthei-
lung, welche durch die folgenden Eigenschaften charakterisirt
ist, die einleuchtend genug sind, nm keines Beweises zn be-
dürfen.
Keiner der integrirenden Punkte unterscheidet sich von
den anderen durch irgend welche Eigenthttmlichkeit der rela-
tiven Lage.
Die Configuration einer als unbegrenzt gedachten Schaar
um einen ihrer willkürlich gewählten Punkte ist die gleiche,
welches auch der angenommene Punkt sein mag. Wenn zum
Beispiel dieser Punkt zum Anfangspunkt irgendwelcher recht-
winkeliger oder schief winkeliger Coordinaten genommen ist;
so wird man um jeden nacheinander zum Ausgang gewählten
Punkt ähnlich gelegene Punkte mit gleichen Coordinaten
finden, vorausgesetzt dass bei dem Wechsel des Anfangs-
punktes die nenen Ax«n ihre ursprüngliche Richtung bewahrt
haben.
Bevor ich weiter gehe, werde ich für die Punkte, welche
ein Netz oder eine Schaar bilden, eine besondere Bezeichnung
feststellen. Es ist in der That nothwendig, sie von den rein
mathematischen Punkten zn unterscheiden, welche an irgend
einem Orte des Raumes existiren.
Ich werde sie also Gitterpnnkte nennen. Man kann
ohne Nachtheil, um die Begriffe festzulegen, diesen Gitter-
punkten sehr kleine Dimensionen geben, wirkliche Molecüle
daraus machen und speciell den Mittelpunkten dieser Mole-
cüle, deren polyedrische Form übrigens unbestimmt bleibt,
den Namen Gitterpunkt ertheilen.
Ich werde annehmen, diese Gitterpunkte seien unter sich
durch solche Kräfte verbunden, dass die ganze Schaar eine
unveränderliche Gestalt, mit constant bleibendem Abstand der
6 A. BravaiB.
Punkte unter sich habe, dass sie indessen fäbig sei, sich wie
ein fester Körper im Raum zu bewegen, sowohl parallel mit
sich selbst als um [4] eine gegebene Axe, sobald es nöthig
wird, ihr derartige Bewegungen der Translation oder der
Rotation zu geben.
Wenn man das ganze System parallel mit sich selbst
bewegt, so dass ein Gitterpunkt wie z. B. A, Fig. 1 , an den
Ort kommt, welchen vorher ein anderer Gitterpunkt B inne
hatte, so wird jeder der anderen Gitterpunkte gleichfalls einen
Ort im Räume einnehmen, der bei dem Anfang der Be-
wegung von einem Gitterpunkte des Systems verlassen wurde.
Ich sage alsdann, dass durch die allgemeine Bewegung, welche
der Schaar gegeben ist, der Ort der Gitterpunkte nicht
verändert ist, oder einfacher dass eine Wiederherstellung
der Orte der Gitterpunkte stattgefunden hat.
Solange die Geraden OAA'^ BPJP^, . . . und die Ebenen,
welche sie vereinigen, im Raum fixirt bleiben, behält die
Schaar die Kennzeichen des Verfahrens, das angewandt wurde,
um sie zu constrairen. Aber wir können in Gedanken alle
diese Geraden und alle diese Ebenen unterdrücken, und ver-
suchen eine umgekehrte Aufgabe von derjenigen zu lösen,
welche uns soeben beschäftigt hat, eine Aufgabe, die wir im
Folgenden zusammenfassen.
Aufgabe I. — Zu einer gegebenen Schaar sollen
diePunktreihen, Ebenen undNetze gefunden werden,
welche sie hervorbringen können.
Nehmen wir aufs Gerathewohl zwei Punkte oder Gitter-
punkte, wie z. B. O und A (Fig. 1), welche der gegebenen
Schaar angehören, und verbinden sie durch die Gerade OA,
Wenn es auf dieser Verbindungsgeraden zwischen und A
andere Gitterpunkte a, b^ c, . , , gäbe, die dem System ange-
hörten, so würden wir den Gitterpunkt a, den nächsten an
O, besonders ins Auge fassen und Oa wäre dann ein ein-
facher Theil von OA, Also kann man immer annehmen,
dass zwischen den beiden gewählten Gitterpunkten und A
kein anderer dazwischen liegender Gitterpunkt existirt.
Verlängern wir OA nach beiden Richtungen und nehmen
AA' = OA, A'Ä* = AA\ . . .;
so werden alle diese Punkte A\ Ä', . . gemäss dem allgemeinen
Gesetze, welches die regelmässige Vertheilung charakterisirt,
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 7
unserer Scbaar angehören. Dieses erste Verfahren bestimmt
eine der Pnnktreihen des Systems. Es ist indessen nöthig
zu bemerken, dass diese so gefundene Reihe nicht nothwendiger
Weise eine von denen ist, welche ursprünglich dazu gedient
haben die Schaar zu constrniren.
Ausserhalb der Punktreihe OAAA\ . . nehmen wir aufs
Gerathewohl einen Gitterpunkt B und verbinden mit B\
wenn andere Gitterpunkte zwischen und B existirten,
würden wir nur [5] den nächsten an beibehalten. So
können wir also immer voraussetzen, dass zwischen O und B
kein anderer Punkt, der dem System der Schaar angehört,
existirt.
Nachdem dieses festgestelK, constrniren wir über OB
und OA das Parallelogramm OAPB\ P wird dem Netz
der Ebene OAB angehören. Nun könnte im Innern dieses
Parallelogramms im Allgemeinen eine endliche Anzahl von
Gitterpunkten wie m, ;?, . . . existiren, welche dem Netz der
Ebene angehören. In diesem Fall muss man den Punkt B
verwerfen und ihn durch denjenigen dieser Gitterpunkte er-
setzen, dessen Entfernung von OA ein Minimum ist. Nennen
wir ihn m; ziehen wir von m die Strecke mm! parallel und
gleich OA und vollenden das Parallelogramm OAm'm.
Dann wird m' nicht allein dem Netze angehören, sondern
man kann behaupten, dass das Parallelogramm Om'mA
weder in seinem Innern noch auf seinen Seiten irgend einen
Punkt der allgemeinen Schaar zeigt, mit Ausnahme der vier
Gitterpunkte O, A, m, m! .
Um die Figur 1 nicht nutzlos zu compliciren, nehme ich
das Parallelogramm OAPB wieder auf, und beschränke mich
darauf anzunehmen, dass der Punkt B mit Rücksicht darauf
gewählt ist, den beiden folgenden Bedingungen zu genügen:
1. Dass zwischen und B kein Punkt der Schaar existirt;
2. Dass ein solcher ebenso wenig im Innern des über
OA und OB construirten Parallelogramms existirt. Wir
haben eben gesehen, dass es immer wenigstens einen Gitter-
punkt giebt, der diesen Bedingungen genügt.
Alsdann können wir, da wir die Parameter O A und OB
der beiden Punktreihen kennen, nicht nur alle Punkte finden,
die zu diesen Pnnktreihen gehören , sondern wir können auch
durch die Schnittpunkte der beiden durch AA' A" . . . und
BB' B' . , , gelegten Systeme von Parallelen das Netz der
Ebene OAB vollständig wiederherstellen. Wir bemerken,
8 A. Bravaiß.
dass dieses Netz nicht nothwendiger Weise dasselbe ist, welches
im Anfang zar Construction der Schaar gedient hat.
Nachdem wir nacheinander eine Panktreihe, dann ein
Netz erhalten haben, wird es uns nicht schwerer werden, das
ganze System wiederzufinden.
Wir wollen ausserhalb der Ebene OAB einen Punkt D
wählen, den wir der Bedingung unterwerfen, dass kein da-
zwischen liegender Gitterpunkt weder auf der Verbindungs-
linie zwischen O und D existire, noch auf der Oberfläche
des Parallelogramms AODQ, noch auf derjenigen des Paral-
lelogramms BODJRj noch im Innern des Parallelepipedes
OAPSQDRB^ welches über den Parametern OA^ OB,
OD als Kanten construirt ist. Man [6] muss sich verge-
wissern, wie wir es für den Punkt B in dem Falle der
Ebene gethan haben, dass diese Bedingungen thatsächlich
erfüllt sind.
Es giebt ein einfaches Mittel,, um direct den Punkt D
zu erhalten. Es besteht darin, eine geometrische Ebene sich
parallel mit sich selbst bewegen zu lassen, von einer Anfangs-
stellung aji, in welcher sie mit der Ebene OAB zusammen-
fällt. Sobald diese Ebene in ihrer Bewegung einen ersten
Gitterpunkt der Schaar erreicht, nimmt man ihn als den
gesuchten Punkt an und macht aus der Entfernung OD den
Parameter der dritten Punktreihe ODD'D' , . ,
Die Lösung, welche wir eben gegeben haben, zeigt, dass
man die Aufgabe I auf sehr viele verschiedene Arten lösen
kann, und es ist sogar nicht schwierig einzusehen, dass die
Zahl dieser Lösungen eine unendliche ist. In der That be-
sitzt die Ebene DQSJR die Eigenschaft, in dem System aller
ihrer Parallelen so nahe als möglich an der Ebene OAB zu
sein. Wenn wir irgend einen Gitterpunkt betrachten, wie
z. B. S, der dem Netz, das diese Ebene trägt, angehört, so
ist klar, dass wir die Punktreihe OD durch die neue Punkt-
reihe OS ersetzen können; wir erhalten alsdann alle Punkte
der gegebenen Schaar, als Schnitte des Systems der zu OAB
parallelen Ebenen, mit dem System der Geraden, die parallel
mit OS durch alle Punkte des Netzes 0^^' ... J5-B' ge-
legt sind.
Ebenso könnte man, indem man OS und OA, oder OS
und OB als anfängliche Punktreihen nimmt, die Schaar wieder-
herstellen, indem man als Constrnctionsmittel das Netz der
Ebene OAS oder dasjenige der Ebene OBS nimmt, was
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 9
uns neue Lösungen der Aufgabe gftbe; und da die Zabl der
Netzpunkte unendlich ist, so ist es die Zabl dieser Lösungen
ebenfalls.
Wenn in einem Netz zwei Punktreihen OA und OB
so beschaffen sind, dass kein einziger Gitterpunkt in das
Innere des Parallelogramms fällt, welches über den Para-
metern OA, OB dieser Pnnktreiben construirt wird, so nenne
ich diese Punktreihen conjugirt, und in dem Falle, wo sie
zu Coordinaten-Axen gewählt würden, sollen sie den Namen
conjugirte Axen erhalten.
Das System der Pnnktreiben, welche parallel zu zwei
conjugirten Punktreihen OAA' ..,, OBB' . . . liegen, schneidet
das Netz in parallelogrammatische, unter einander gleiche
Felder. Ich werde dieses Parallelogramm [OAPB Fig. 1)
(OAmB Fig. 2) Grundparallelogramm oder parallelo-
grammatische Masche des Netzes nennen.
Der nicht allseitig begrenzte Baum, welcher zwischen einer
Punktreihe wie OAAA!'.,. und ihrer [7] nächst benachbarten
BPP' (Fig. 1) begriffen ist, soll den Namen Streifen er-
halten. Der Streifen ist dadurch charakterisirt, dass niemals
irgend ein Gitterpunkt in seinem Innern existirt, sondern nur
auf den beiden Geraden, die ihn begrenzen.
Die beiden parallelen Punktreihen, welche einen Streifen
einschliessen , sollen angrenzende genannt werden. Jeder
Punktreihe entsprechen zwei angrenzende Punktreihen, welche
in Beziehung auf die gegebene Punktreihe auf entgegenge-
setzten Seiten liegen. Die Ebene eines Streifens, oder von
zwei parallelen Punktreihen, oder allgemeiner, die Ebene,
welche drei Gitterpunkte enthält, die nicht auf gerader Linie
liegen, soll Netz ebene genannt werden. Sie trägt auf ihrer
Oberfläche ein vollständiges Netz von Gitterpunkten.
Wenn die Parameter von drei Punktreihen OA, OB,
OC (Fig. 1) im Räume als Kanten eines, sowohl in seinem
Inneren wie auf seinen Seitenflächen von jedem Gitterpnnkt
freien Parallelepipedes dienen können, werde ich diese drei
Punktreihen mit dem Namen conjugirte Punktreihen be-
zeichnen, und in dem Falle, wo man sie als Coordinatenaxen
gebrauchen wollte, mit dem Namen conjugirte Axen.
Die drei Ebenen, welche diese Punktreihen paarweise
verbinden, sollen conjugirte Netzebenen oder conjugirte
Ebenen genannt werden.
Eine Punktreihe soll zu der Netzebene conjugirt
10 A. Bravais.
heissen, wenn zwei in Bezug anf das Netz dieser Ebene con-
jugirte Punktreihen auch zu der gegebenen Punktreihe con-
jugirt sind. Der nicht allseitig begrenzte Raum, welcher zwi-
schen einer Netzebene und der nächsten unter den ihr parallelen
Netzebenen enthalten ist, soll mit dem Namen Schicht be-
zeichnet werden. Es kann keinen Gitterpunkt in dem Innern
einer Schicht geben. Die beiden parallelen Netzebenen, welche
die Schicht begrenzen, sollen angrenzende genannt werden.
Zu jeder Netzebene gehören zwei angrenzende Ebenen, die ihr
parallel und in Bezug auf die gegebene Ebene auf entgegen-
gesetzten Seiten liegen.
Die drei Systeme von Netzebenen, die parallel den drei
conjugirten Ebenen AOB, AOD, BOB (Fig. 1) liegen,
schneiden den Raum in parallelepipedische Zellen, welche alle
inhaltlich uud zum Decken gleich sind. Ich werde das so
erhaltene, über den drei conjugirten Parametern OA, OB,
OD construirte Parallelepiped Grund-Parallelepiped oder
Kern der Schaar nennen.
Sämmtliche Punkte dieses Systems können durch das
Aneinanderlegen solcher Parallelepipede, Seite an Seite , wieder
erhalten werden.
[8] Nach Feststellung unserer Terminologie können wir
die grundlegenden Eigenschaften irgend einer Schaar folgender-
maassen zusammenfassen :
»Die Gitterpunkte einer ^chaar sind auf* einem System
paralleler und äquidistanter Ebenen angeordnet und bilden
auf jeder dieser Ebenen ein Netz, dessen Configuration auf
jeder Ebene dieselbe ist.«
»In jedem dieser Netze bilden die Punkte Systeme von
parallelen, deckbar gleichen und äquidistanten Punktreihen.«
»Auf jeder Punktreihe haben die Gitterpunkte gleichen
Abstand unter einander. Man kann die gegebenen Gitter*
punkte eines Netzes immer als Schnittpunkte je zweier Geraden
erhalten, welche zwei verschiedenen Systemen von parallelen
und äquidistanten Geraden angehören. Die ganze Ebene erscheint
dann in paralielogrammatische , deckbar gleiche Felder zer-
schnitten, welche keine Lücke zwischen sich lassen.«
»Man kann die Gitterpunkte einer Schaar immer als die
Schnittpunkte von drei Ebenen erhalten, die drei verschiedenen
Systemen von parallelen und in jedem System gleich ent-
fernten Ebenen angehören. Der Raum ist alsdann in parallel-
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 11
epipedische Zellen zerschnitten, welche alle inhaltlich und zum
Decken gleich sind und keine Lücke zwischen sich lassen.«
»Die Theilung der Ebene oder des Ranmes in gleiche
Parallelogramme oder Parallelepipede, deren Ecken mit den
Gitterpnnkten der Schaar zusammenfallen, lässt sich auf un-
endlich viele verschiedene Weisen durchführen.«
§ II. — Von den Netzen im Allgemeinen.
Bezeichnungen und Definitionen. — Wir wollen
das Netz der Figur 2 untersuchen. Der Punkt soll zum
Anfangspunkt der Coordinaten. gewählt werden.
Seien OAA^ . . ., OBB' . . . die beiden Punktreihen,
welche zur Construction des Netzes gedient haben, und be-
zeichnen wir mit a und b die beiden Parameter, sodass wir
haben
(1) OA=a und OB = h.
Seien |, ?; die linearen Coordinaten der auf die schrägen
Axen OA^ OB bezogenen Punkte der Ebene. Für einen
beliebigen Punkt P werden die Verhältnisse — und y [9]
positive oder negative ganze Zahlen sein, die wir die Zahle n-
coordinaten des Gitterpunktes P nennen wollen und welche
durch die Buchstaben m und n bezeichnet werden sollen,
wenn P ein bestimmter Gitterpunkt ist, und durch die Buch-
staben X und y, wenn P ein unbestimmter Gitterpunkt des
Netzes ist. Man erhält je nach dem Falle
(2)
(3)
Die allgemeine Gleichung des Netzes, betrachtet als ebene Cnrve
mit getrennten und in jedem Gitterpunkt des Netzes verschwinden-
den Zweigen, lässt sich analytisch in folgender Form schreiben:
sin* — TT + sin* -f tt = ,
a '
wobei 7t die Zahl 3,14159 ... ist. Diese Gleichung ist
erfüllt für jeden Gitterpunkt des Netzes und ist es nicht für
jeden anderen Punkt der Ebene.
1=..
f=»
I=-
1='
12 A. Bravais.
Aufgabe II. — Die Gleichung einer durch den
Anfangspunkt und durch den Gitterpunkt P (Fig. 2)
gehenden Punktreihe zu finden.
Seien m und n die Zahlen-Coordinaten von P, so wird
die Gleichung von OP in laufenden linearen Coordinaten sein.
ma nh
Seien x und y die Zahlen-Coordinaten irgend eines der Punkt-
reihe OP zugehörigen Punktes, so wird man haben
(4) f. = y. •
m. n
Dieses ist die Gleichung der Punktreihe OP in Zahlen-Co-
ordinaten.
Wenn m und n einen grössten gemeinschaftlichen Theiler
D hätten, würde der Punkt -y^, -^ zu der Punktreihe OP
gehören, und wäre von allen Gitterpunkten dieser Punktreihe
der nächste an dem Punkt 0\ wenn aber m und n relative
Primzahlen sind, so ist OP der Parameter der Punktreihe.
Man kann die Gleichung (4) in der Form schreiben
(5) nx — my = 0.
[10] Wenn man dann
(«) 5 = ^' D '*
setzt, wobei g und h ganze und relative Primzahlen positiver
oder negativer Art sind, so wird die Gleichung
(7) gx + hy = (i.
Satz I. — Wenn m und M (Fig. 3) zwei Gitter-
punkte eines Netzes sind, und wenn man durch einen
dritten Gitterpunkt O eine mit mi)[/ gleiche und par-
allele Strecke On legt, so wird der Endpunkt dieser
Strecke ein vierter Gitterpunkt des Netzes sein.
Wir legen den Anfangspunkt der Coordinaten nach ein-
ander auf m und O, ohne die Richtung der Axen zu ändern;
wir nennen ^ und r] die Coordinaten von M in Bezug auf
die durch m gelegten Axen. Es folgt aus den allgemeinen
Eigenschaften der Netze und Schaaren (Seite 5), dass es in
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 13
dem Netz einen Pnnkt von gleichen Coordinaten in dem System
der durch O gelegten Axen geben wird. Sei n dieser Punkt.
Die Strecke On wird gleich und parallel mM sein.
Gorollarsatz. — Wenn man Mm um eine Strecke my.
= mM (Fig. 3) verlängert, so wird ^ einer der Gitterpunkte
des Netzes sein; also ist der Pnnkt m ein geometrischer Mittel-
punkt des Netzes und dasselbe ist der Fall für alle anderen
Gitterpunkte.
Aufgabe III. — Die allgemeine Gleichung der zu
der Punktreihe OP^ (Fig. 2) parallelen Punktreihen
zu finden.
Durch einen Gitterpunkt mit den Zahlen -Coordinaten
m', n' lege man eine Parallele zu 0P\ ihre Gleichung in linearen
Coordinaten wird sein
^ — m'a Yj — n'b
ma nö
Schafft man a aus dem ersten und b aus dem zweiten Gliede
weg, so hat man
X — m! y — n'
m w '
oder wenn man die Gleichungen (6) berücksichtigt,
g(x — m') + Ä (y — n') = 0.
Man hätte diese Gleichung direot aus der Gleichung (7) folgern
können , indem man x und y in x — m' und y — n' ver-
wandelte. Also
ffx + hy ^ gni -f- hv! ^
[11] oder
(8) gx-^hy=C,
indem man das letzte Glied mit O bezeichnet; C ist noth-
wendiger Weise eine ganze Zahl. Diese Gleichung, welche so
allgemein wie möglich ist^ umfasst das ganze System der mit
OP parallelen Punktreihen.
Bezeichnungen und Definitionen. — Wir werden
künftig die Bezeichnung [gh) gebrauchen, um das ganze
System der Pnnktreihen darzustellen, welche der durch die
Gleichung (7) dargestellten Geraden parallel sind.
Die ganzen positiven oder negativen Zahlen g und h sollen
14 A. BravaiB.
die Charakteristiken für dieses 8ystem von Pnnktreihen in
Bezog auf die Axen der x und der y sein.
Aufgabe IV. — Den Parameter der Punktreihen
mit der Bezeichnung [gh] zu finden.
Sei 8 der Winkel AOB (Fig. 2); sei A der Parameter
der Punktreihe OP^ welche vom Anfangspunkte nach dem
Gitterpunkte geht, dessen Coordinaten -y^ und — sind. So
wird man nach einer bekannten Formel erhalten:
^■=(5)'-+(5)'**+^(5)(i)"'-^.
und wenn man die Charakteristiken g^ h substitnirt
(9) -4' = Ä*a* + /i* — 2ghah cos d.
Aufgabe V. — Die Zahl der Gitterpunkte zu
finden, welche in dem über den Parametern O^ und
OP oder OB und OP (Fig. 2) construirten Parallelo-
gramm enthalten sind.
Nehmen wir an, dass die Zahlen-Coordinaten m und n
des Punktes P positiv seien. Die Zahl der Punktreihen Bm . . .,
B'rn , . ., B"p . . ., welche parallel der x-Axe liegen, und
die das Parallelogramm OAPQ durchschneiden, ist gleich
n — 1. Da jeder zwischen OP und AQ gelegene Abschnitt
dieser Punktreihen dem Parameter OA gleich ist, so muss
er einen Gitterpunkt enthalten, welcher im Innern des Parallelo-
gramms OAPQ gelegen ist, weil er weder auf OP noch
auf AQ fallen kann; folglich wird die Zahl der in diesem
Parallelogramm enthaltenen Gitterpunkte n — 1 sein« Ebenso
wird die Zahl der innerhalb des Parallelogramms OBPR
gelegenen Gitterpunkte m — 1 sein.
Wenn m und n negativ wären, würde man sie durch
einen passenden Austausch der positiven mit den negativen
Halbaxen positiv machen.
Aufgabe VI. — Die Gleichung der an OP angren-
zenden Punktreihen zu finden.
Die allgemeine Gleichung der zu OP parallelen Punkt-
reihen ist
gx + 1iy = gm! + hv! \
[12] g und h sind gegebene relative Primzahlen; rn! und v!
willkürlich gewählte Zahlen.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 15
Nun weiss man ans der Theorie der Kettenbrüche, dass
man w! nnd ri immer so bestimmen kann, dass der Gleichung
gm' + hn' = + 1 ,
oder der Gleichung
gw! + hri = — 1.
genügt ist.
Die Gleichung (8) wird alsdann
(10) gx + hy = ±i,
und stellt die beiden an die Punktreihe OP angrenzenden
Punktreihen pp' . . . und rr .,, dar. Es ist klar, dass man in
dem Netze keine anderen, dem Anfangspunkte O näher ge-
legenen Punktreihen haben kann.
Anderer Beweis der Lösung. — Seien m, n, p, q
(Fig. 2) die im Innern des Parallelogramms OAPQ gelegenen
Punkte. Keine zwei von ihnen können in derselben Ent-
fernung von OP liegen, denn wenn m und p in diesem Falle
wären, so würde mp parallel OP sein, und auf einer mit OP
parallelen Pnnktreihe hätte man einen geringeren Parameter
als OP, was nicht sein kann.
Also wenn man die Linien pp'^ mm\ qq' und nn' zieht,
bilden sie den Anfang der Serie der mit OP parallelen Punkt-
reihen, folglich müssen diese Linien äquidistant sein.
Da die Zahl der zwischen OP und AQ enthaltenen
Gitterpunkte gleich n — 1 ist (Aufgabe V), so wird diejenige
der zwischen diesen beiden Geraden liegenden Streifen gleich
n sein. Also wird OA in n gleiche Abschnitte getheilt und
man hat
(11) 0/ = ^=^.
Wenn man jetzt die Punktreihe pp' bis p", dem Schnitte mit
der Halbaxe der negativen y verlängert, so würde man ebenso
mit Hülfe des über OP und OB construirten Parallelo-
gramms beweisen, dass
(12) - o/' = -i.
Nun ist offenbar die Gleichung von pp' in linearen Co-
ordinaten
Op'^ Op"
16 A. Brayais.
[13] Wenn man für ^ und rj ihre ans den Gleichungen (2)
hervorgehenden Werthe setzt, und statt Op' und Op" ihre
aus den Gleichungen (11) und (12) hervorgehenden Werthe^
so bekommt man
nx — my = + 1.
Auf der anderen Seite von OP giebt es in dem Parallelogramm
OBPR eine andere angrenzende Punktreihe, die Punktreihe
rr'^ welche mit OP einen Streifen von derselben Breite bildet,
als der zwischen pp* und OP eingeschlossene Streifen.
Ihre Gleichung wird augenscheinlich
nx — my ^= — 1
sein, folglich sind die beiden angrenzenden Punktreihen in
der gemeinschaftlichen Gleichung
nx — my = =b 1
einbegriffen, und wenn man statt m und n die Charakteristiken
g und h der Punktreihe OP setzt, indem man beachtet, dass
m und n relative Primzahlen sind, äsL OP ein Parameter ist,
so wird diese
ffx + hy = zt \.
Aufgabe VII. — In einem System von Punktreihen
deren symbolische Bezeichnung (ffh) ist, soll fest-
gestellt werden, welche Anzahl von Streifen dieses
Systems zwischen dem Gitterpunkte mit den Oo-
ordinaten ilf und N und dem Gitterpunkte mit den
Coordinaten M' und N' enthalten ist.
Denken wir uns, dass die an O P angrenzende Punktreihe
pp (Fig. 2) die Einheit als Ordnungszahl erhalte, die folgende
Reihe mm' erhalte die Zahl 2, und so weiter; dann, dass
man die Ordnungszahlen — 1, — 2, — 3, . . . den auf der
entgegengesetzten Seite liegenden Pnnktreihen rr^, ss\ . . gebe.
Die Punktreihe Nr. 1 wird die Gleichung haben
gx + hy= 1.
Die Gleichung der Punktreihe Nr. 2, die zweimal so weit vom
Anfangspunkt entfernt ist als die vorige, wird sein
gx + hy = 2.
Die Punktreihe, deren Ordnungszahl C ist, wird als Gleichung
haben
ffX + hy= a
Uebor die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 17
[14] Woraus man ersieht, dass in der Gleichung (8) das letzte
Glied gerade die Ordnungszahl der Punktreihe ist, welche
man untersucht.
Seien also (7 und O' die Ordnungszahlen der Pnnkt-
reiheu, welche durch die Gitterpunkte [M^ iV) und [M\ N')
gehen, so ist
C = gM +hN,
(13) C—a^g (3f — M') + h {N~ N'),
So wird also die Zahl der zwischen den beiden gegebenen
Gitterpunkten liegenden Streifen, bis auf das Zeichen, den
W^rth haben
g(M—M') + h{N~N').
Corollarsatz. — In dem über den Parametern OP
und OP' (Fig. 2) construirten Parallelogramm wollen wir die
Coordinaten der Gitterpunkte P und P' mit (m, n) und
(m\ n') bezeichnen. Die Zahl der zwischen zwei gegenüber-
liegenden Seiten dieses Parallelogramms gelegenen Streifen wird^
bis auf das Zeichen, gleich mn! — nm' sein.
Aufgabe Vin. — Die Bedingung zu finden, unter
der zwei Punktreihen conjugirt sind.
Seien m und n die Zahlen-Coordinaten eines Gitterpunktes
P (Fig. 2), seien m' und w' diejenigen eines anderen Gitter-
punktes p. Man nimmt an, dass m und n relative Primzahlen
seien, sowie, dass m' und n relative Primzahlen seien, und
gesucht werde die Bedingung, unter welcher O P und Op con-
jugirte Punktreihen sind.
Der Gitterpunkt p muss der einen oder der anderen der
beiden an OP angrenzenden Punktreihen angehören, sonst
würden die zu OP parallelen Pnnktreihen mit denen, welche
parallel Op sind, sich in Punkten schneiden, die nicht alle
Gitterpunkte des Netzes wären, und die Punktreihen OP und
Op wären nicht conjugirt. Also muss, wenn man
x = m\ y =ssn
in der Gleichung (10) setzt, dieser genügt sein, was die Be-
dingung giebt
(14) gm' + hn' = ± 1,
und wenn man darin die Werthe von ^ und. ^ einsetzt, die
Oitwald*8 Klassiker. 90. 2
1$ A. Bravais.
ans der Gleichung (6) gezogen sind, indem [15] man beachtet^
dass Z> ;= 1 ist, so verwandelt sich diese Bedingung in
(15) nw! — mv! = =b 1 .
Umgekehrt wird, wenn dieser Bedingung genügt ist, der Gitter«
punkt ' (m', n') einer der an OP angrenzenden Punktreihen
angehören, und seine Yerbindungslinie mit dem Anfangspunkt
wird eine zu der Punktreihe OPconjugirte Punktreihe bilden.
Wenn man statt «w, n die Charakteristiken g^ h der Punkt-
reihe OF setzt und statt m', ri die Charakteristiken g\ V
der Punktreihe 0/>, so hat man
(16) hg' -gK=±\',
dies wird die Bedingung dafür sein, dass die durch die
Symbole {gh) und (g' h') bezeichneten Punktreihen conjugirt
sind, und dass sie die Gitterpunkte des Netzes als ihre gegen-
seitigen Durchschnittspunkte wiedererzeugen.
Aufgabe IX. — Die Bedingung zu finden, unter
welcher drei Gitterpunkte (w, w), [m\ n') und [wl\ n")
angrenzenden Punktreihen angehören.
Legen wir den Anfangspunkt nach {m!\ n") ; dann werden
die Zahlen -Coordinaten der beiden anderen Gitterpunkte
(m — m", n — n") , (m' — m", n' — n") sein.
Damit die Punktreihen, welche von dem neuen Ausgangs-
punkte nach diesen beiden Gitterpunkten gehen, conjugirte
seien, muss man
[n — n") (m' — m") — {m — m") [n' — n'') = ± 1
haben, das heisst nach der Reduction
nm' — nfm + ri'm — nni' -f- v! m" — tri ri' := ± \.
Aufgabe X. — Die Coordinatenaxen zu ändern
und die neuen Coordinaten als Functionen der alten
auszudrücken und umgekehrt.
Seien (w, n) und [m% n') die Zahlen-Coordinaten der beiden
Gitterpunkte P und P (Fig. 3); m und n sind relative Prim-
zahlen, und dasselbe gilt von m und n\
OP und OP' seien als neue Coordinatenaxen gewählt,
und X und Y seien die Zahlen -i- Coordinaten eines Gitter-
pnnktes M in diesem neuen System.
Wenn man alsdann Mm parallel mit OP' bis zum
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 19
Schnittpunkt m mit OP zieht, und Mn parallel mit OP bis
zu dem Schnittpunkt mit 0P\ so hat man
Om = Mn= X'OP,
On=Mm= YOP\
[16] Die Zahlen-Coordinaten des Punktes m in dem alten
System der conjugirten Axen 0-4, OB sind mX und nX\
diejenigen des Punktes n sind m' Y und n' Y,
Um die Ooordinaten x und y des Punktes M im alten
System zu erhalten, hat man zu beachten, dass in dem Ueber-
gang von m zu M die Zahlen-Abscisse und -Ordinate dieselbe
Vergrössemng erfahren, wie in dem üebergange von O nach
n, weil On gleich und parallel mit Mm ist. Also
mX + m'Y,
{y= nX + n'Y.
Man folgert daraus, durch Elimination,
y=n.
-X = -7— —r- ^ +
nm — mn mn — nm
Y= ; ; X H -. j- y .
nm — n m mn — nm ^
Wenn die Punktreihen OP^ OP* conjugirt sind, so ver-
ändern sich diese Gleichungen in
± X = n'x — m'y ,
± y= — nx+my^
(19)
Man lasse die Axen der X und der Y sich durch eine ge-
meinsame Bewegung um drehen, bis die Halbaxe der posi-
tiven X und die Halbaxe der positiven x zusammenfallen;
wenn dann die Halbaxen der positiven Y und der positiven
y sich auf derselben Seite in Bezug auf die zusammenfallenden
Axen befinden, so sollte das obere Zeichen in den ersten
Gliedern der Gleichungen (19) den Vorzug erhalten. Im ent-
gegengesetzten Falle nehme man das untere Zeichen an.
Corollarsatz. — Nehmen wir an, dass die Axe der y
sich allein verändert, und durch die zu der unveränderlich
bleibenden Axe der x conjugirte Punktreihe P ersetzt werde,
und sei m^ die Zahlen-Abscisse des Punktes P. Man wird
bei dieser Veränderung der Axen erhalten
2*
20 A. Brayais.
m ==^ \ y /4 = 0,
m' = Wq , /i' = 1 ;
daraus schiiesst man
[17] und umgekehrt,
Y=y , X = x — m^y.
Die mit der verschobenen Axe parallele Zahlen -Goordinate
bleibt unveränderlich.
Aufgabe XI. < — Man sucht das Symbol einer
gegebenen Pnnktreihe [gh) in einem neuen Axen-
system.
Seien immer wieder (w, n) und (w', ?i) die Zahlen-
Coordinaten der Endpunkte der neuen Axen.
Wenn man in der Gleichung
ffx + hy:=:C
die aus den Gleichungen (17) gezogenen Werthe von x, y
substituirt, so erhält man
[gm + hn) X + (gm' + hn') Y= C,
woraus man sieht, dass, wenn man das neue Symbol durch
(GH) darstellt, man von (gh) auf (GH) gelangt vermittelst
der Formeln
G = gm -\- kn j
^^^^ • II = gm' + hn\
Corollarsatz. — Wenn man sich darauf beschränkt,
unter Beibehaltung der «-Axe die Axe der y zu verändern j
und als neue Axe der positiven y die Punktreihe zu nehmen,
die vom Anfangspunkte zum Gitterpunkte ( — 1, — 1) geht,
welche Punktreihe die im umgekehrten Sinne genommene
Verlängerung von der Diagonale des über a und h construirten
Parallelogramms ist, so erhält man
m = 1 , /4 = ,
m' = — 1, n' = — 1;
wodurch das Symbol (^, h) in (^, — g — h) verändert wird.
Wenn man dann die Charakteristik der Punktreihe [gh)
in Bezug auf diese neue Axe i nennt, so hat man die Gleichung
i = —g — h.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 21
Sei c der Parameter der neuen Axe; .dann wird der auf dieser
Axe zwischen dem Anfangspunkte und der Punktreihe
gx + hy = 1 ,
[18] die in dem neuen System
gx + tY= 1,
/»
geworden, enthaltene Abschnitt ersichtlich als Werth t haben«
Man sieht daraus, dass, »wenn die Parameter a, by c
paarweise conjugirter Punktreihen auf eine Weise gewählt
sind, dass sie drei Kräfte vorstellen, die einander auf der
Ebene des Netzes das Gleichgewicht halten, jede Punktreihe,
welche angrenzend an eine durch den Anfangspunkt gehende
Punktreihe ist, auf den Parametern dieser Punktreihen die
drei Abschnitte — , -7-, -^ bestimmen wird, wobei g, h. i
g ^ h % *^
ganze positive oder negative Primzahlen sind, die der Beziehung
(21) ^ + Ä + e==0
genügen. Man kann alsdann ohne Unterschied das eine oder
das andere der Symbole (gh)^ [gi), (ik) als Symbol der Pankt-
reihe {gh) nehmen.«
Bezeichnung mit drei Charakteristiken. —
Wenn man die Lage der Punktreihen des Netzes auf drei
Coordinatenaxen, welche den eben angegebenen Bedingungen
genügen, bezieht, so kann man das Symbol (gh) durch ein
Symbol mit drei Zeichen {ght) ersetzen.
Die Formel (9) nimmt in diesem System der Charakte-
ristiken eine bemerkenswerthe Form an.
Seien (Fig. 5)
0^ = a, OC=by OE=c, AOC=ö]
so hat man
c* = a* + i* + 2ab cos d .
Indem man in der Gleichung (9) den aus dieser Formel ab-
geleiteten Werth 2ai cos d substitnirt und beachtet, dass man
h* + gh = — hij g^ + gh = — gt
hat, erhält man für das Quadrat des Parameters der Punkt-
reihe {ght}
(22) A^ = — hta^ — gih^~ghc^ = —ghil'^+^+^y
22 A. Bravais.
Satz II. — Wenn eine Punktreihe OP (Fig. 3) in
dem dnrch [19] zwei conjugirte Punktreihen OA
und OB gebildeten Winkel AOB enthalten ist,
so werden alle zu OP conjugirten Punktreihen in
demselben Winkelraum AOB enthalten sein.
Wählen wir 0^4 zur Halbaxe der positiven x^ OB zur
Halbaxe der positiven y^ und seien m und n die Zahlen-
Coordinaten des Gitterpunktes P, sie seien positiv und grösser
als Null.
Setzen wir voraus, dass Op eine zu OP conjugirte
Punktreihe sei, und seien
die Zahlen-Coordinaten des Gitterpunktes p] m^ und n^ sind
ganze und positive Zahlen. Die allgemeine Bedingung, welche
durch die Gleichung (15) vorgeschrieben ist, wird
nm^ + mUf^ == dz 1.
Nun ist es aber unmöglich, ihr mit solchen Werthen der
Zahlen m, w, m^, n^, welche positiv und grösser als Null
sind, zu genügen. Also kann die Punktreihe Op nicht zu
OP conjugirt sein.
Aus demselben Grunde kann eine Punktreihe wie Oq (die-
selbe Figur) nicht zu OP conjugirt sein. Folglich u. s. w.
Satz III. — Das Grund-Parallelogramm des
Netzes hat einen constanten Flächeninhalt, auf
welche Weise es auch construirt sei.
Ich werde von jetzt an die Fläche des Grund-Parallelo-
gramms eines Netzes mit w bezeichnen; OAmB (Fig. 2)
sei ein solches Parallelogramm.
Da die Punktreihen OP und Op conjugirt sind, wollen
wir über OP und Op das Parallelogramm OPpxss constru-
iren, welches die aus diesem Punktreihen-Systeme abgeleitete
Masche unseres Netzes sein wird. Ich behaupte, dass der
Flächeninhalt OPnsp = Flächeninhalt OAmB = oj
sei.
In der That hat das Parallelogramm OPtsp dieselbe
Basis wie OAQP, aber die Höhe ist verschieden, und man
hat [Gleichung (11)]
OPmp: OAQP= Op' : 0A= i : n,
wobei n die Zahlen-Ordinate des Gitterpunktes P ist.
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 23
Aber andrerseits ist
OAmB: OAQP= OB: OB^'^^ 1 : w;
[20] also
Flächeninhalt OPmp = Flächeninhalt OAmB = w.
Zweiter Beweis. — Seien (w, n) die Zahlen-Coordi-
naten von P und (m', n) diejenigen von p. In den Lehr-
b&chern der analytischen Geometrie wird bewiesen, dass das
Dreieck, welches den Anfangspunkt mit den beiden Pnnkten
verbindet, deren lineare Coordinaten (^, r]) und (^', ri) sind,
als Flächeninhalt, wenn die Coordinaten -Axen rechtwinklig
sind, den absoluten Werth des Ausdrucks hat
und wenn die Axen schiefwinklig sind und mit einander
einen Winkel d bilden
\[^^' — ^ri)Änö.
Also wenn man setzt
Winker ^0J5 = 5,
hat man bis auf das Zeichen
Flächeninhalt des /^OpP = | sin d[nhm* a — manb)
= \ah sin d{nm — mrJ)^
also wegen der Gleichung (15)
Flächeninhalt des /\,OpP=^ \ab mi 6 ,
Also
Flächeninhalt 0Ptar/?=aS8in(J=Flächeninhalt OAmB = (a.
Dritter Beweis. — Wir wollen übereinkommen, als
Dichtigkeit des Netzes die Anzahl der Gitterpunkte zu
bezeichnen, welche in der Einheit der Fläche enthalten sind,
wobei die Dimensionen dieser Einheit der Fläche alle beide
unendlich gross im Vergleich zu den Parametern der in Be-
tracht gezogenen Punktreihen angenommen seien.
Nachdem dies festgesetzt, seien (Fig. B)
OP = a\ Op = h\ pOP=d\ Flächeninhalt OPüip = co' \
so hat man
u) = a! V sin 8\
Nehmen wir auf der verlängerten Geraden OP, angefangen
24 A. Brayais.
bei 0, eine in Bezug auf d sehr grosse Länge x, und von
auf der yerlän^erten Geraden Op eine in Bezug auf l! sehr
grosse Länge t, in der Weise, dass das über diesen beiden
Längen x und i construirte Parallelogramm der Einheit der
Fläche gleich sei, und [81] dass man also habe
xt sin 5' = 1 .
Die Anzahl der in diesem Parallelogramm enthaltenen Gitter-
punkte berechnet sich wie die Zahl der Kugeln in der Basis
eines rechtwinkligen Haufens nach der Formel
X i
"X T-
a
Man wird also haben, wenn q diese immer sehr grosse Zahl ist,
X£ ULL sin S __ 1
^~76^""a'6'sin(r"c7*'
nun muss aber die Zähl q , welche die Dichtigkeit des Netzes
misst, constant bleiben, welches auch das System der conju-
girten Axen sein mag, das man zu seiner Bestimmung ange-
nommen hat. Man erhält also
(23) w' = (X) z= ab sin ö.
Satz IV. — Der mittlere Abstand der Gitterpunkte
eines Netzes ist gleich der Quadratwurzel aus dem
Flächeninhalt seines Grund-Parallelogramms.
Poissön*] hat als »mittleren Abstand der Molecüle eines
Körpers« die Seite eines Würfels bezeichnet, welcher gleich
ist der Einheit des Volumens des Körpers, durch die Zahl
der Molecttle getheilt, welche diese Volumen -Einheit enthält.
Man kann diese Erklärang auf den Fall der Ebene anwenden,
und den mittleren Abstand der Gitterpunkte eines
Netzes die Seite eines Quadrats nennen, welches gleich
ist der Einheit der Fläche, getheilt durch die Zahl der Gitter-
punkte, welche sie enthält.
Sei € dieser mittlere Abstand; wenn man fortfährt, die
Zahl der in der Einheit des Flächeninhalts enthaltenen Gitter-
punkte mit Q zu bezeichnen, so hat man
*) Journal de rjficole Polytechnique, 20. Heft, p. 5. — M^moires
de TAcad^mie des Sciences, Band XVIII, p. 7.
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 25
folglich nach dem vorigen Satze
(24) fi* = w , € = Vw 5
wobei (0 der constante Flächeninhalt des Grund-Parallelo-
gramms des Netzes ist.
[22] Aufgabe XII. — In dem Punktreihen-
System, dessen symbolische Bezeichnung {gh) ist,
die Breite eines Streifens zu finden.
Seien ^ die nnbekannte Breite dieses Streifens,. A der
Parameter der beiden angrenzenden Punktreihen, welche ihn
einschliessen. Der Flächeninhalt des Grund-Parallelogramms
ist dann gleich ^^. Man hat also
(25) - Ju4 = 0).
Indem man die aus den Gleichungen (9) und (23) gezoge-
nen Werthe für A nnd o) substituirt, erhält man
. ab sin d
~ Vh^a* + fb^ — 2ghah cosl '
oder einfacher
sin 6
d =
Definition. — Ich bezeichne als elementares Drei-
eck jedes Dreieck, das als Ecken drei Punkte des Netzes
hat, welche zwei angrenzenden Pnnktreihen angehören.
Ein solches Dreieck ist immer die Hälfte eines der Grund-
Parallelogramme des Netzes.
Man kann es als die dreieckige Masche des Netzes
ansehen.
Ich bezeichne mit dem Namen hanptelementares
Dreieck oder kürzer unter dem Namen Haupt-Dreieck
dasjenige, welches den kleinsten Parameter des Netzes zur
Basis hal^ und dessen Winkel an der Basis spitz sind, einer
von ihnen kann ausnahmsweise ein Rechter werden.
Satz V. — Die elementaren Dreiecke haben einen
constanten Flächeninhalt, der gleich der Hälfte des
Flächeninhalts des Grund-Parallelogramms ist. Das
26 A. Bravais.
Dreieok, welches den Anfangspunkt zur Spitze
und die Strecke, welche die Punkte (m, n] und (m\ n)
verbindet, zur Basis hat, hat als Flächeninhalt das
Product des Flächeninhalts des elementaren Dreiecks
in den absoluten Werth des Factors mn — nm\
Der erste Theil des Satzes ist klar; die Flächeninhalte
der elementaren Dreiecke haben als gemeinsamen Werth ^ oj.
Seien nun P und P (Fig. 2) die Gitterpunkte mit den
Zahlen-Coordinaten (m, n) und [m\ n), so wird man nach
dem zweiten Beweise des [23] Satzes III haben:
Flächeninhalt des A OPP = | aJ sin 5[nm — mri) .
Nun ist
«5 sin 5 = w ;
folglich
(27) Flächeninhalt des A OPP = \io[nm — mn).
Wenn man m und n mit einem gemeinsamen Factor D
multiplicirt, so werden das erste und das zweite Glied beide
Z)mal grösser, so dass die Gleichung (27) nicht gestört wird;
sie wird es ebenso wenig in dem Fall, wo man m! und n' mit
einem Factor D' multiplicirte. Also findet diese Gleichung
immer statt, selbst wenn m^ n oder m'^ n nicht relative
Primzahlen sind.
Aufgabiö XIII. — Das Haupt-Dreieck eine^Netzes
zu finden.
Man wähle willkürlich einen Gitterpunkt (Fig. 4) und suche
unter allen anderen Gitterpunkten den zunächst liegenden.
Sei A dieser Gitterpunkt, OA also der kleinste Para-
meter des Netzes. In und A errichte man die Geraden
Op und Am senkrecht auf 0-4, und suche in dem nicht
allseitig begrenzten Räume pOAm den der Geraden OA zu-
nächst gelegenen Gitterpunkt. Man wird ihn nothwendiger-
weise in jß, auf der srn OA angrenzenden Punktreihe finden.
Verbindet man OB und BAy so wird OAB das Haupt-Drei-
eck des Netzes sein.
Satz VI. — Das Haupt-Dreieck ist das einzige
elementare Dreieck, dessen drei Winkel spitz sind.
In der That, sei OAB (Fig. 5) das Haupt-Dreieck.
Ziehen wir die Gerade COF parallel zu BA\ die drei
Punktreihen AODj BOE, COF sind paarweise conjugirt.
Also wird jedes Elementar-Dreieck, das seine Spitze in O hat^
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 27
in einem der sechs Winkelräume AOB, BOO, COD,
DOJE, EOF, FOA enthalten sein (Satz II). Sei Oaß ein
solches Dyeieck; die Punktreihe Oy, welche von parallel
mit aß gezogen ist, mnss, da sie zu Oa und Oß conjugirt ist,
in demselben Winkelranm AOB enthalten sein (Satz II).
Wenn das Dreieck Oaß drei spitze Winkel hätte, so müsste
der Winkelraum, welcher durch die drei Geraden Oa, Oß
und Oy eingeschlossen wird, gleich 90 Grad oder mehr sein.
Das ist aber im gegenwärtigen Fall unmöglich, weil, wie wir
eben bewiesen haben, der Winkel ctOy nothwendigerweise
kleiner als der spitze oder rechte Winkel AOB ist.
[24] Um also ein spitzwinkliges Dreieck zu erhalten,
muss man Oa mit OA und Oß mit OB zusammenfallen
lassen, und man findet so das Haupt-Dreieck wieder.
Anmerkung. — Die sechs Dreiecke, welche das Sechs-
eck ABCDEF bilden, sind alle inhaltlich und deckbar
gleich, sie bilden also nur eine einzige Lösung. Man wird
bemerken, dass diese Dreiecke von zwei Arten sind: die
Einen, nämlich OAB, DOC, EFO, drehen ihren klein-
sten Parameter nach unten, und können durch eine einfache
Translation, ohne Drehung zur Deckung gebracht werden;
die drei anderen stehen in umgekehrter Lage, und man kann
sie mit den ersten nur durch eine Drehung von ISO®, um
eine auf der Ebene Senkrechte, zur Deckung bringen.
Zum Beispiel wird DOC sich mit DOE durch eine
halbe Umdrehung in seiner Ebene, um die Mitte O' der den
beiden Dreiecken gemeinsamen Basis OD, zur Deckung
bringen lassen. Eine halbe Umdrehung um würde DOC
mit AOF zur Deckung bringen.
Corollarsatz. — Da das Haupt-Dreieck keinen ein-
zigen Winkel hat, der grösser ist als 90®, so schliesst man
daraus :
1. Dass sein kleinster Winkel zwischen Null und 60®,
inclusive, enthalten ist;
2. Dass sein mittlerer Winkel zwischen 45 und 90®, in-
clusive, enthalten ist;
3. Dass sein grösster Winkel zwischen 60 und 90®, in-
clusive, enthalten ist.
Satz VII. — Das Haupt-Dreieck gehört dem brei-
testen Streifen an.
Aus der Gleichung (25) folgert man nämlich
28 A. Bravais.
^=3-
Da nun o) für das ganze Netz constant ist, so erreicht ^
sein Maximum, wenn der Parameter seinen Minimalwerth an-
nimmt. Wenn man also den Minimal-Parameter zur Basis des
Haupt-Dreiecks nimmt, und eine Parallele zu der Basis durch
die Spitze dieses Dreiecks legt, so wird der zwischen diesen
Parallelen eingeschlossene, das Haupt-Dreieck enthaltende
Streifen der breiteste des ganzen Netzes sein.
Anmerkung. — Dieser Maximalwerth von z/ kann
nicht geringer sein als a V | ? [25] wenn man mit a den Mi-
nimal-Parameter des Netzes bezeichnet. Man construire näm-
lich um (Fig. 4) als Mittelpunkt den Viertelkreis ANPj
und um A als Mittelpunkt den Viertelkreis ONM, Die Spitze
B des Haupt-Dreiecks wird in dem nicht allseitig begrenzten
Raum pPNMm liegen. Die Höhe J dieses Dreiecks wird
die kleinstmögliche sein, wenn B mit N zusammenfällt.
Wenn man also die Maximalbreite der Streifen des Netzes
mit J^ bezeichnet, so hat man
z/q > oder = aV\.
Satz Vni. — Das Haupt-Dreieck enthält die drei
kleinsten Parameter des ganzen Netzes.
Seien OA (Fig. 5) der Minimal-Parameter und OB die
kleinste der beiden andern Seiten des Haupt-Dreiecks;
seien OAB und OBG die beiden über OB construirten
Haupt-Dreiecke. Die zm OA normale Linie Oi wird zwischen
den Gitterpunkten B und C durchgehen. Für irgend einen
der verlängerten Punktreihe BC angehörigen Gitterpunkt a
wird man augenscheinlich bekommen
ia > iB , ia ^ iC\
also
Oa > OB ^ Oa > OC, wofür auch AB stehen kann.
Wenn der Punkt a der s^n B angrenzenden Punktreihe
angehörte, derselben welche die Normale Ou in der Ent-
fernung Oi' = 2 0{ schneidet, so hätte man
Oa> Ot;
nun hat man femer
Oi' = 2 Oi = 2 AB X sin OAB.
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 29
Und schliesslich noch , dem Corollarsatz zum Lehrsatz VI
entsprechend, weil GAB der mittlere Winkel ist:
OAB > oder = 45", 2 sin O^J? > oder = V2 ;
Oa>ABV2.
So wird also in allen Fällen der Parameter Oa den Para-
meter A B übertreflfen, der, der Voraussetzung nach, die grösste
Seite des Haupt-Dreiecks ist.
Anmerkung. — Ausnahmsweise kann natürlich
OB = OA, und selbst 0C= OB = OA
sein. [26] Man kann auch ausnahmsweise Oa =^ OC haben,
aber nur in dem Falle, wo das Dreieck BOA in O recht-
winklig wäre.
Corollarsatz. — Das Haupt-Dreieck ist unter allen
Elementar-Dreiecken des Netzes das Dreieck von kleinstem
Umfang.
Satz IX. — Wenn irgend ein Punkt im Innern
eines Haupt-Dreiecks genommen wird, so wird eine
der drei Ecken dieses Dreiecks diesem Punkt immer
näher liegen als jeder andere Gitterpunkt des Netzes.
Man würde diesen Satz beweisen, indem man über OA,
OB und BA (Fig. 5) als Durchmessern Halbkreise ausser-
halb des Dreiecks BOA construirte und beachtete, dass
diese drei Halbkreise keinen einzigen Gitterpunkt enthalten
können.
§ III. — Von den symmetrischen Netzen.
Definitionen. — Jede Gerade, welche ein Netz in
zwei symmetrische Hälften theilt, das heisst solche Hälften, von
denen jede durch eine halbe Umdrehung um die Gerade, Gitter-
punkt auf Gitterpunkt, mit der anderen zur Deckung gebracht
werden kann, soll Symmetrie-Axe des Netzes heissen. Die
Gitterpunkte, welche so zur Deckung gebracht werden, sollen
homolog in Bezug auf die Symmetrie-Axe heissen. Wir
werden bald sehen, dass diese Axen immer als Panktreihen
angesehen werden können. Das Netz, welches eine oder
mehrere Symmetrie-Axen besitzt, soll symmetrisches Netz
heissen, und im entgegengesetzten Fall asymmetrisches.
BO A. Bravais.
Wenn das Netz mehrere Symmetrie-Axen besitzt, so
können diese Axen gleichartig oder ungleichartig sein*
Zwei Symmetrie- Axen sollen gleichartig genannt werden,
wenn die Anordnung des Netzes um jede von ihnen die
gleiche ist, was als erste Bedingung verlangt, dass sie den-
selben Parameter haben. Wenn man dann in Gedanken die
Gitterpunkte des Netzes mit jeder dieser Axen verbindet,
zum Beispiel vermittelst auf diese Axen gefällter Senkrechten,
so dass man zwei gleiche Netze bildet, deren Oitterpunkte
sich decken, und wenn eins dieser Systeme als beweglich
angenommen wird, so müssen, damit diese Axen von derselben
Art sind, durch geeignete Bewegungen des beweglichen Netzes
gleichzeitig die bewegliche Axe mit der festen und die be-
weglichen mit den festen Gitterpunkten zur Deckung gebracht
werden können.
Zwei Symmetrie-Axen sind von verschiedener Art, wenn
die Anordnung des Netzes um beide von ihnen nicht dieselbe ist
[27] Satz X. — Jeder Symmetrie-Axe, welche
keinen Gitterpunkt des Netzes enthält, entsprechen
andere ihrparallele Axen, welche durch Gitterpunkte
gehen; das Haupt-Dreieck ist alsdann rechtwinklig.
Sei GH eine solche Symmetrie-Axe (Fig. 6); seien A
ein Gitterpunkt und A^ der zu A homologe Gitterpunkt
auf einer zu GH normalen Linie. Man verbinde A^ Ä^ und
wähle auf der Punktreihe AA die beiden der Axe GH am
nächsten liegenden Gitterpunkte, den einen auf einer Seite,
den andern auf der andern. Nehmen wir an, dass die Gitter-
punkte AA' dieser Bedingung genügen, und ziehen wir ^£
und A'B^ parallel mit GH.
Sei jetzt BB die an die Punktreihe AA angrenzende
Punktreihe; ihr Parameter wird nothwendigerweise gleich
AA^ sein, ihre Durchschnittspunkte mit den Geraden AB
und A' B' werden Gitterpunkte des Netzes sein; denn wenn
ein Gitterpunkt zwischen B und B' fiele, so würde er in
einer Entfernung von seinem homologen sein, die kleiner wäre
als der Parameter AA\ was nicht möglich ist. Also werden
AB und A' B' Punktreihen vom Parameter AB=^AB*
und conjngirt zu AA\ BB' sein. Diese Punktreihen sind
augenscheinlich Symmetrie-Axen. Das Haupt-Dreieck ist als-
dann A ABy oder A'B'B; es ist rechtwinklig.
CoroUarsatz. — Man kann die Axe GH durch die
ihr parallelen Symmetrie-Axen AB und AB' ersetzen, oder
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 31
durch irgend eine zu AB parallele Panktreihe, die, wie er-
sichtlich, auch eine Symmetrie-*Axe sein wird.
Man sagt dann, dass das Netz eine zu AB parallele
3ymmetrie-Axe besitzt. Man muss darunter verstehen,
dass alle zn AB parallelen Punktreihen solche Axen sind.
Nachdem ein System von parallelen Symmetrie-Axen
gefunden ist, welche durch Gitterpunkte gehen, kann man
sich fragen, ob es nicht Axen gäbe, die mit den vorigen
parallel wären und keinen Oitterpunkt enthielten. Ich be^
zeichne diese letzteren mit dem Namen Zwischenaxen; aber
da diese Axen, wenn sie vorhanden sind, keinen neuen Be*
gri£f in das Studium der Netze bringen, werde ich sie nicht
beachten, und werde künftig annehmen, dass jede Symmetrie-
Axe durch einen Gitterpunkt gehe.
Satz XI. — Jede Symmetrie-Axe, welche durch
einen Gitterpunkt geht, ist eine der Punktreihen
des Netzes.
Sei GOH (Flg. 7) die durch den Gitterpunkt O gehende
Axe, und sei A ein anderer Gitterpunkt ausserhalb der Axc.
Der Punkt A hat seinen homologen in A'j zufolge der [28]
Symmetrie, welche die Axe GOH besitzt; aber andererseits
hat, vermöge der allgemeinen Symmetrie jedes Netzes, A'
einen correspondirenden Gitterpunkt A" auf der anderen Seite
von in Bezug auf A\ Also ist die Gerade AA" eine
Punktreihe; aber sie ist parallel mit GOH] folglich ist GOH
auch eine Punktreihe des Netzes.
Satz XII. — Jeder Symmetrie-Axe entspricht
eine zweite Symmetrie-Axe, die senkrecht zu ihr
steht und sie in einem Gitterpunkt schneidet.
Wenn man die Gerade 10 K (Fig. 7) zieht, welche durch
den Gitterpunkt geht und normal zu GOH ist, so wird
sie Mittelsenkrechte von AA" sein; also entspricht jedem
Gitterpunkt A ein anderer Gitterpunkt A", der sein homologer
in Bezug SkuflOK ist; folglich ist /OjfiTauch eine Symmetrie-
Axe des Netzes.
Satz XIII. — Jeder Symmetrie-Axe entspricht
eine unendliche Anzahl anderer Symmetrie-Axen,
die ihr parallel sind und durch alle Gitterpunkte des
Netzes gehen.
Dies ist ein Resultat der allgemeinen Gesetze der regel-
mässigen Vertheilung der Gitterpunkte in irgend einem Netze.
32 *A. Bravais.
Die Symmetrie eines Netzes nach einer bestimmten
Richtung ist niemals durch eine einzige Aze charakterisirt,
sondern durch ein System von parallelen Axen, welche ein
completes System von unter sich parallelen Pnnktreihen bilden,
die alle Gitterpunkte des Netzes umfassen.
Satz XIV. — Jedes Netz, welches eine Symmetrie-
Axe besitzt, hat als Haupt^Dreieck ein recht-*
winkliges Dreieck oder ein gleichschenkliges
Dreieck.
Sei nämlich OMm (Fig. 8) die durch zwei benachbarte
Gitterpunkte O und M gehende Symmetrie- Axe; sei O'M'
die Gerade, auf der die an OM angrenzende Pnnktreihe
gelegen ist. Die zwischen den Senkrechten 0' und MM'
befindliche Strecke O'M' muss einen der Gitterpunkte des
Netzes enthalten.
Sei also N dieser Gitterpunkt, der seinen homologen in
N' hat. Wenn man
M'N"= aN^ a'N'
macht, so wird die Strecke MN" gleich und parallel ON'
sein, also wird N" einer der Gitterpunkte des Netzes sein
(Satz I). Nun kann es aber keine zwei verschiedene Gitter-
punkte N und N" zwischen 0' und M' geben. Es muss
also einer von den beiden folgenden Fallen vorliegen: ent-
weder erstens muss NN" = O' Jf ' sein, in welchem Falle iV^
auf 0' und N" auf M' fällt, [29] oder zweitens muss NN"=
sein. In dem ersten Falle wird das Haupt-Dreieck O' OM
oder OMM' sein, das heisst rechtwinklig. In dem zweiten
Falle föllt N mit der Mitte P von GM' zusammen; das
Dreieck OPM ist gleichschenklig und ist überdies, wenn
POM'^ Ab Grad ist, das Haupt-Dreieck des Netzes; wenn
aber POM<CAb Grad, so wird das Dreieck POP', wobei
P' der homologe Gitterpunkt des Gitterpunktes P ist, das
Haupt -Dreieck sein (Satz VI); es wird ebenfalls gleich-
schenklig sein.
Corollarsatz I. — Jedes Netz, dessen Haupt-Dreieck
ungleichseitig ist, ist asymmetrisch.
Corollarsatz II. — Jedes symmetrische Netz hat als
Grund-Parallelogramm ein Rechteck oder einen Rhombus: das
Rechteck OO'M^M (Fig. 8), wenn das Haupt-Dreieck 00' Jf
ist; den Rhombus OPMP', wenn das Haupt-Dreieck OPP
oder OPM ist
IJet»er die Systeme von regelmässig verthelt en Punkten. 33
Satz XV. — Umgekehrt besitzt dasNetz, wenn das
Haupt-Dreieck rechtwinklig ist, zwei Symmetrie-
Axen, die parallel mit den kleineren Seiten des
Dreiecks sind, und wenn das Haupt-Dreieck gleich-
schenklig ist, besitzt das Netz zwei gymmetrie-Axen,
die eine parallel und die andere senkrecht zu der
Basis.
Das Netz mit rechtwinkliger Masche hat die Seiten des
Rechtecks zu Axen; es giebt in diesem Falle Zwischenaxen
der Symmetrie, die mit den vorigen parallel sind und durch
die Mittelpunkte der Grund -Rechtecke gehen. Das Netz
mit rhombischer Masche hat die Diagonalen des Rhombus
zu Axen.
Definition. — Ein Netz centriren , oder die Maschen
eines Netzes centriren heisst, neue Gitterpunkte in dem
Mittelpunkte von jedem der Grund-Parallelogramme hinzufügen.
Satz XVI. — Wenn man alle Rechtecke eines
Netzes mit rechtwinkligen Maschen centrirt, so bildet
man ein Netz mit rhombischen Maschen; wenn man
alle Rhomben eines Netzes mit rhombischen Maschen
centrirt, so wird das Netz rechtwinklig.
Dieser Satz ist evident, es ist wichtig zu bemerken, dass
diese Veränderungen die Symmetrie-Axen des Systems nicht
ändern.
Satz XVU. — In dem Netz mit centrirten Rhomben
und in dem Netz mit nicht centrirten Rhomben
kommen dieselben Systeme von Punktreihen vor.
[30] Dasselbe ist der Fall bei den Netzen mit recht-
winkligen centrirten oder nicht centrirten Maschen.
Sei abc . . ,y ABC , . . (Fig. 9) ein rhombisches Netz
mit der Masche AaBa\ und betrachten wir das System der
Punktreihen, welche parallel einer der Diagonalen des Rhombus,
z. B. AB, liegen. Wenn man diese Diagonale zur Axe der
X nimmt , so wird irgend eine der zu dieser Axe parallelen
Punktreihen durch die Zahlengleichung
y = n
charakterisirt sein, wobei n eine beliebige ganze Zahl ist.
Das rhombische Netz verwandelt sich in das rechtwinklige
Netz mit der Masche ABA' B', wenn man alle durch die
Gleichung
Ostwald^s Klassiker. 90. 3
34 A. Bravais. ^
dargestellten Punktreihen wegnimmt, wobei/ irgend eine ganze
Zahl ist. Diese Verminderung lässt alle Gitterpunkte mit
ungeraden Zahlen-Ordinaten verschwinden.
Die Pnnktreihe, welche zwei Gitterpunkte mit den gerad-
zahligen Ordinaten 2/ und 1j verbindet, kommt augenschein-
lich sowohl in dem ursprünglichen Netz vor als in dem ge-
hälfteten. Wenn man einen Gitterpunkt mit der geradzahligen
Ordinate 2/ mit einem Gitterpunkt von der Ordinate 1j -(- 1
verbindet, so wird die so erhaltene Pnnktreihe, wenn sie jen-
seits dieses letzten Gitterpunktes um eine Strecke gleich dem
Abstand der beiden gegebenen Gitterpunkte verlängert wird,
in einem dritten Gitterpunkte enden, der eine Ordinate gleich
\f-\-^ — 2y, also eine geradzahlige Ordinate besitzt. Diese
Punktreihe wird also dem gehälfteten Netze angehören, aber
ihr Parameter wird darin zwei Mal grösser sein als in dem
ursprünglichen Netze.
Wenn man endlich die beiden Gitterpunkte mit ungeraden
Ordinaten 2/ + 1 und 1f -h 1 verbindet, so giebt es zwar die
auf diese Weise erhaltene Punktreihe nicht in dem gehälfteten
Netze; aber wenn man eine ihr Parallele durch den Gitter-
punkt zieht, der als Anfangspunkt dient, so wird das äussere
Ende des Parameters auf einen Punkt fallen, der als Ordinate
± (2/' — 2y) hat, und der den Punktreihen des gehälfteten
Netzes angehört.
Die Halbirung des Netzes hat also kein einziges System
der Punktreihen verschwinden lassen.
Man kann ebenso beweisen, dass, wenn man in dem
Netze mit rechteckiger Masche a AV A' (Fig. 10), alle Punkt-
reihen von ungerader Ordnung wie ö Je, [31] d b' c* d\ ... in
dem System der zu den Diagonalen a' b\ AB parallelen Punkt-
reihen unterdrückte, das Netz mit rhombischer Masche ABÄ B\
welches aus dieser Weglassnng entsteht, die gleichen Systeme
von Punktreihen zeigen wird wie das ursprüngliche Netz,
abgesehen von den nothwendigen Aenderungen in den Para-
metern dieser Punktreihen oder in den Zwischenräumen,
welche sie trennen.
Satz XVIII. — Wenn das Haupt-Dreieck eines
Netzes zu gleicher Zeit rechtwinklig und gleich-
schenklig ist, so wird das Netz vier Systeme von
Axen haben: zwei Systeme, die unter sich recht-
winklig und von derselben Art sind, werden die
Seiten des Grund-Quadrats als Parameter haben;
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 35
zwei andere Systeme, von einer anderen Art als die
vorigen, werden gleichfalls rechtwinklig unter
einander sein, sie werden die Diagonalen des Grnnd-
Quadrats als Parameter haben und die vorigen Axen
unter Winkeln von 45 Grad schneiden.
Dieses ist eine evidente Folgerung aus dem Satze XV.
SatzXIX. — Wenn das Haupt-Dreieck eines Netzes
gleichseitig ist, so wird das Netz sechs Systeme von
Axen besitzen: drei Systeme einer ersten Art werden
wie die Seiten des Haupt-Dreiecks gerichtet sein;
drei andere unter sich gleiche Systeme, aber von
einer anderen Art als die vorigen, werden senk-
recht auf den Seiten des Haupt-Dreiecks sein.
Dieses ist wieder eine Folge des Satzes XV. Die Figur
11 stellt die Vertheilung der Axen vor; die ausgezogenen
Linien entsprechen den Axen der ersten Art, die punktirten
Linien denen der zweiten.
Eintheilung der symmetrischen Netze.
Aus dem Gesichtspunkt ihrer Symmetrie kann man vier
verschiedene Classen von Netzen unterscheiden:
Erste Classe. — Netze mit sechs Symmetrie-Axen,
drei von einer Art und drei von einer anderen Art. Diese
Classe zeigt nur eine einzige Art; das Netz mit dreieckiger
gleichseitiger Masche, welches als Grund-Parallelogramm einen
Rhombus mit Winkeln von 60 und 120 Grad hat. (Siehe
Satz XIX).
Zweite Classe. — Netze mit vier Symmetrie-Axen, zwei
von einer Art, zwei von einer anderen Art. Diese Classe
zeigt nur eine einzige Art; das Netz mit quadratischen
Maschen. (Siehe Satz XVHI).
Dritte Classe. — Netze mit zwei Symmetrie-Axen.
Diese Classe zeigt zwei verschiedene Arten: das Netz mit
rhombischer Masche oder centrirtem Rechteck; das [32] Netz
mit rechtwinkliger Masche oder centrirtem Rhombus (Sätze
XV und XVI). Die beiden Axen sind unter sich rechtwinklig
und von verschiedener Art.
Vierte Classe. — Asymmetrische Netze, die Masche
ist ein Parallelogramm mit ungleichen Seiten, dessen Winkel
von 90 Grad verschieden sind.
3*
36 A. Bravais.
Von den gleichartigen Funktreihen in den symmetriBchen
Netzen.
Definition. — Wir wollen wie auf Seite 30 voraus-
setzen, dass in dem gegebenen Netze zwei gleiche Netze
existiren, die, Gitterpunkt auf Gitterpunkt, übereinandergelegt
sind, so dass sie nur ein einziges Netz vorstellen. Das eine
der beiden Netze soll als unbeweglich angenommen werden,
aber das andere soll sich als Ganzes bewegen können, sei
es durch Translation oder durch Drehung.
Nachdem dies festgestellt, sollen, wenn vor irgend einer
Verschiebung eine gegebene Punktreihe des beweglichen
Netzes mit der feststehenden Puuktreihe ahc .,, zusammenfällt
und man durch passende Bewegungen des beweglichen Netzes
diese Punktreihe mit der festen Pnnktreihe ABC . , . zur
Deckung bringen kann, während gleichzeitig die beiden Netze
Gitterpunkt auf Gitterpunkt zusammenfallen, die beiden Punkt-
reihen abc . . . und ABC , . . gleichartig heissen.
Satz XX. — Zwei parallele Punktreihen können
immer als gleichartig betrachtet werden.
Denn wenn man dem beweglichen Netze eine passende
Bewegung der Translation, ohne Drehung, giebt, so wird man
das gewünschte Zusammenfallen immer herbeiführen können.
Satz XXI. — Zwei Punktreihen sind gleichartig,
wenn sie denselben Parameter haben, und wenn man
über diesen Parametern als Basis zwei, unter ein-
ander gleiche, Elementar-Dreiecke construiren
kann.
Durch eine einfache Translation kann man stets einen
Gitterpunkt der beweglichen Punktreihe mit einem Gitterpunkt
der festen Punktreihe zusammenfallen lassen. Sei also O
(Fig. 12) der gemeinsame Punkt; sei OA die bewegliche
Punktreihe, über deren Parameter OA man das Elementar-
Dreieck OAa cönstruirt hat. Sei OA' die feste Punktreihe,
über deren Parameter OA' man das Elementar-Dreieck OAci
cönstruirt hat. Man hat als Voraussetzung 0A= 0A\ Es
ist erlaubt anzunehmen, dass man Oa = Oa! hat, denn wenn
man Oa' = aA hätte, so würde eines dfer Elementar-Drei-
ecke auf der entgegengesetzten Seite des Parameters, der ihm
zur Basis dient, coustruirt werden können, und die Beziehung
Oa = Oa' wäre dann erfüllt.
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 37
[33] Wenn wir jetzt das bewegliche Netz um einen
Winkel gleich AOA' um eine durch gehende und zur
Ebene des Netzes normale Rotations- Axe drehen, so werden
die beiden Elementar-Dreiecke zusammenfallen, und die Deck-
ung der beiden Netze wird eine vollständige sein.
In dem Falle, wo die beiden Elementar-Dreiecke invers
gelegen wären, wie es OaA und Oa'" A*" sind, könnte man
die Deckung nicht durch Drehung um die Normale der
Ebene erreichen; aber dann würde man dazu gelangen, indem
man das bewegliche Netz um 180° um die Gerade OO'j
die den Winkel AOA'" haibirt, sich drehen lässt. Folglich
sind auch in diesem Falle die beiden Punktreihen von der-
selben Art.
Anmerkung. — Die Halbirende des durch zwei Punkt-
reihen mit gleichen aber invers gelegenen Elementar-Drei-
ecken gebildeten Winkels ist eine 8ymmetrie-Axe des Netzes.
Definition. — Die Punktreihen OA und OA' (Fig. 12),
deren Elementar-Dreiecke durch Drehung um die durch O
gehende Normale zur Deckung gebracht werden können,
sollen direct ähnlich heissen. Die Punktreihen OA und
OA"'j deren Elementar-Dreiecke invers sind, sollen invers
ähnlich genannt werden.
Wenn die beiden Elementar-Dreiecke, welche über den
Parametern als Basis construirt sind, gleichschenklig sind,
so sind die Punktreihen gleichzeitig direct ähnlich und in-
vers ähnlich.
Satz XiU, — Zwei, in Bezug auf eine der Sym-
metrie-Axen des Netzes homologe Punktreihen
sind gleichartig und invers ähnlich.
Die inverse Ähnlichkeit ist hier das Resultat der Sym-
metrie.
Satz XXIII. — Wenn zwei oder mehrere gleich-
artige und direot ähnlichePunktreihen vorhanden
sind, die von demselben Punkte ausgehen, so theilt
das vollständige System dieser Punktreihen den
diesen Oitterpunkt umgebenden Raum in gleiche
Theile.
Unter den Punktreihen, welche 0-4 (Fig. 12) direct ähn-
lich sind, können wir diejenige herausgreifen, die mit OA
den kleinsten Winkel einschliesst. Sei OA' diese Punktreihe.
Lassen wir das bewegliche Netz sich um die durch O gehende
Normale drehen, bis die bewegliche Punktreihe OA mit der
3S A. Bravais.
festen Punktreihe OA' zusammenfällt. Bei dieser Bewegung
wird die bewegliche Punktreihe OA! nach OA" kommen,
welches [34] eine der Pnnktreihen des festen Netzes sein
muss, und man findet so
A'OA'' = AOÄ.
Eine Drehung um denselben Winkel, und in demselben Sinne
wie vorher, wird die bewegliche Punktreihe OA nach O A!'
bringen, und wenn man so fortfährt, wird OA schliesslich
auf Oa^ die Verlängerung von OA fallen, nach einer ge-
sammten Drehung von 180 Grad. Alle die auf diese Weise
erhaltenen Pnnktreihen OA^ OA', OA", , . . werden direet
ähnlich sein, und wenn man die Gesammtzahl dieser Pnnkt-
reihen mit q bezeichnet, hat man
AOA'^'^.
9
Satz XXIV. — Die Gesammtzahl der gleicharti-
gen und direet ähnlichen Punktreihen in einem Netze
kann nicht grösser als drei sein.
Sei q die Gesammtzahl der direet ähnlichen Pnnktreihen ;
sei O (Fig. 13] ihr gemeinsamer Gitterpunkt, und OM der
kleinste Parameter des Netzes. Man drehe OM um O um
180®
einen Winkel gleich : man weiss aus dem vorigen Satz,
dass bei dieser Bewegung das bewegliche Netz mit dem fest-
stehenden wieder zusammenfällt.
180°
Sei also MOM' == ; JJf wird einer der Gitter-
9 '
punkte des Netzes sein. Man beschreibe einen Kreis mit dem
Mittelpunkt O und dem Radius OM, und mache Bogen M" M'
= Bogen M'M, Bogen M"'M" = M" M u. s. w. Die
Punkte Jf, M* und M" werden alle dem Netze angehören,
und die Sehnen MM' und M' M" werden die Seiten eines
regelmässigen, eingeschriebenen Polygons sein, dessen Seiten-
zahl gleich 2q ist.
Dieses Polygon kann nur ein Quadrat oder ein Sechs-
eck sein. Construiren wir nämlich die Raute MM' M"m,
so wird augenscheinlich Winkel M' 3/m = Winkel M' OM
sein; also werden die Dreiecke M'OM \m^ M' Mm gleich-
schenklig und ähnlich sein, und man hat
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 39
Mm =
GM .
Wenn folglich M' M<C 03/ ist, wird a fortiori M' m <i OM,
und da m ein Gitterpunkt des Netzes ist, wäre OM nicht
mehr der kleinste Parameter. Nun ist aber bei jedem regel-
mässigen eingeschriebenen Polygon mit höherer Seitenzahl
als sechs die Seite kleiner [35] als der Radius. Also muss
das Polygon MM' M"' ... ein Quadrat oder ein Sechseck
sein, und die Zahl q wird gleich 2 oder 3 sein. Wenn
^ = 2 ist , so besitzt das Netz eine quadratische Masche ; wenn
^ = 3 ist, besitzt das Netz eine dreieckige, gleichseitige Masche.
Corollarsatz. — Der Winkel, welcher von zwei direct
ähnlichen Pnnktreihen gebildet wird, kann nur gleich 60 oder
90 Grad sein.
Satz XXV. — Gleichartige und direct ähnliche
Punktreihen könnennur inNetzen mit quadratischer
oder dreieckig gleichseitiger Masche vorkommen.
Dieser Satz ist eine Folgerung aus dem vorhergehenden
Corollarsatz. Die beiden folgenden, welche keines Beweises
mehr bedürfen, sind die Umkehrungen dieser Sätze.
Satz XXVI. — In jedem Netz mit quadratischer
Masche, welches in seiner Ebene um einen seiner
Gitterpunkte gedreht wird, wird der Ort der Gitter-
punkte nach jeder viertel Umdrehung wieder derselbe,
und jedem Punktreihen-System entspricht ein an-
deres System gleichartiger direct ähnlicher Punkt-
reihen, welches senkrecht zu ihm steht.
Satz XXVII. — In jedem Netz mit dreieckig gleich-
seitiger Masche, welches sich um einen seiner
Gitterpunkte dreht, wird der Ort der Gitterpunkte
derselbe nach jedem Sechstel der Umdrehung,
und jedem Punktreihen-System entsprechen zwei
andere Systeme von gleichartigen und direct ähn-
lichen Punktreihen, welche eine Neigung von 60
Grad zu dem gegebenen Systeme haben.
Definitionen. — Wenn ein Netz bei einer Drehung um
eine Normale zu seiner Ebene die Stellung seiner Gitter-
punkte bei jedem Viertel der Umdrehung wiedererhält, so
soll diese Gerade eine quaternäre Symmetrie-Axe des
Netzes genannt werden. Wenn der Ort der Gitterpunkte
nach jedem Sechstel der Umdrehung derselbe wird, so ist
40 A. Bravais.
die Drehungs-Axe eine senäre 8ymmetrie-Axe. Wenn
solche Axen vorhanden sind, so bilden sie ein System von
parallelen, durch jeden Gitterpnnkt gehenden Geraden.
Die qnaternäre Symmetrie charakterisirt das Netz mit
quadratischer Masche, die senäre Symmetrie das Netz mit
dreieckig gleichseitiger Masche.
Die Figuren 14, 15 und 16 zeigen die Art der Anord-
nung der gleichartigen Punktreihen, seien sie direct oder in-
vers ähnlich, um einen und denselben Gitterpunkt O für
diese verschiedenen Classen von Netzen. Die ausgezogenen
Linien sind Symmetrie-Axen, die Striche von ungleicher Länge
bezeichnen die Axen von verschiedenen Arten, die punktirten
Linien sind die Punktreihen, deren Art [36] dieselbe ist als
diejenige einer Pnnktreihe von gegebenem Parameter. Die
Figur 14 bezieht sich auf die Netze der ersten Classe mit
dreieckig gleichseitiger Masche; die Figur 15 auf die Netze
der zweiten Classe, oder mit quadratischer Masche, die Figur
16 auf die Netze der dritten Classe, mit rhombischer oder
rechteckiger Masche.
SatzXXVIIL — In einem asymmetrischen Netze
kann es keine gleichartigen Punktreihen von ver-
schiedener Richtung geben.
Das ist klar für die invers ähnlichen Punktreihen (man
sehe den CoroUarsatz zum Satz XXI). Für die direct ähn-
lichen Punktreihen ist es nicht weniger klar, in Folge des
Satzes XXV.
Satz XXIX. — Zwei gleichartige Symmetrie-
Axen sind gleichartige Punktreihen für das Netz.
Diese Axen sind Punktreihen des Netzes (Sätze X und
XI), und da, wenn zwei solche Axen zur Deckung gebracht
werden, auch das feste mit dem beweglichen Netze zur Deckung
kommt, sind diese Pnnktreihen von derselben Art. (Defini-
tion S. 36).
Definition. — Man kann als Winkel derselben Art
in einem Netze solche definiren, die gleich und zwischen zwei
paarweise gleichartigen Punktreihen gelegen sind.
§ IV. — Von den Sohaaren im Allgemeinen.
Wir wollen die Schaar der Figur 1 betrachten, deren
Gitterpunkt O zum Anfangspunkt der Coordinaten genommen
ist, und welche vermittelst der drei Punktreihen OAA'J!\,,^
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 41
OBB'B\ . ., ODD'D", . . oonstruirt ist. Wir werden die
Parameter dieser Punktreihen mit a, h und e;? bezeichnen, nämlich
(28) OA = a, OB=:by OD = d\
§ , ri und ^ sollen die linearen Coordinaten der auf die schief-
winkligen Axen OA^ OB und OD bezogenen Punkte im
Räume sein; m^ n und p sollen die Zahlen -Coordinaten
der bestimmten Gitterpunkte vorstellen; Xy y und z die be-
weglichen Zahlen-Coordinaten, welche unbestimmten Gitter-
punkten angehören, so dass man, je nach dem Fall, hat
(29) i = m, 1=., l=p,
[37] Man wird bemerken, dass die ganze Schaar als eine
Fläche mit getrennten und geschlossenen Schalen betrachtet
werden kann, deren jede in einem Gitterpunkt der Schaar
zum Verschwinden kommt.
Die Gleichung dieser Fläche lässt sich in der Form
schreiben
sin* - TT + sin* t- tt + sin* ^ tt = .
aha
Aufgabe XIV. — Die Gleichung einer Punkt-
reihe zu finden, welche durch den Anfangspunkt
und durch einen gegebenen Gitterpunkt T (Fig. 20)
geht.
Seien m , n und p die Zahlen-Coordinaten von T\ dann
wird die Gleichung von OT in laufenden linearen Coordi-
naten sein
ma nb pd^
in Zahlen-Coordinaten wird man haben
(31) ■ .
£ = ^ = i
m n p
Wenn m, n und p einen gi'össten gemeinsamen Theiler D
yr , yr , yr j der Punktrcihc
42 A. Bravais.
OT angehören, und wäre unter allen Gitterpunkten der
Reihe der dem Gitterpunkt zunächst liegende. Wenn m,
n und p keinen anderen gemeinschaftlichen Divisor besitzen
als die Einheit, so ist OT der Parameter der Punktreihe.
Ich werde künftig annehmen, dass die Gitterpunkte,
welche wir Gelegenheit haben werden mit dem Anfangspunkt
durch eine Gerade zu verbinden, dieser Bedingung genügen,
dass ihre drei Zahlen-Coordinaten keine anderen gemeinschaft-
lichen Theiler haben als die Einheit.
Bezeichnung. — Die Punktreihe, welche vom Anfangs-
punkt nach dem Gitterpunkt (m, w, jö) geht, wobei w, n
und p keinen gemeinschaftlichen Theiler besitzen, soll künf-
tig durch das Symbol mnp bezeichnet werden.
Satz XXX. — Seien T und T zwei Gitterpunkte
einer Schaar (Fig. 20); wenn man durch einen dritten
Gitterpunkt die Strecke OA gleich und parallel
mit TT zieht, so wird das äusserste Ende dieser
Strecke ein vierter Gitterpunkt der Schaar sein.
Dieser Satz lässt sich beweisen wie der Satz I.
[38] Aufgabe XV, — Die allgemeine Gleichung
der mit der Punktreihe OT (Fig. 20), deren Symbol
mnp ist, parallelen Punktreihen zu finden.
Seien m , n und p die Coordinaten eines zweiten Gitter-
punktes, der willkürlich gewählt wurde : die Punktreihe, welche
durch diesen Gitterpunkt parallel mit OT geführt ist, wird
als Gleichung in Zahlen-Coordinaten haben
(32)
m y — n z — p
mnp
Aufgabe XVI. — D en Parameter der Punk treibe
OTund ihrer Parallelen zu finden (Fig. 20).
Seien a, ß und ö die Winkel, welche die drei Halbaxen
der positiven Coordinaten miteinander in der y^j-Ebene, in
der a:;?- Ebene und in der a:y-Ebene bilden.
Kommen wir überein, durch Pmnp den Parameter der
vom Anfangspunkte nach dem Gitterpunkte (m, w, p) gehenden
Punktreihe OT zu bezeichnen. Man wird nach einer be-
kannten Formel als Werth des Quadrats dieses Parameters
haben
[P'^mnp = m*a* + n^h'^ + p^d^ + "^mnab cos 6
(33] \ • x- I
( + mpad c,o^ ß -\- Inpbd Q,Q^ a.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 43
Man könnte in dieser Formel a durch P 100, b durch
POlO und d durch POOl ersetzen.
Aufgabe XVII. — Die Gleichung der Netzebene
zu finden, welche durch den Anfangspunkt O und
die beiden Gitterpunkte T und T (Fig. 20) geht.
Die Formeln der analytischen Geometrie geben
^{nbp'd — pdn'b) + ri(pdm' a — map' d) + L{man! b
— w J w' a) = ,
und nach Division durch abd
(34) x[np' — pn') +y{pm! — mp') + z{mn' — nm') = 0.
Sei jetzt D der grösste gemeinsame Theiler der Binome
np' — pn', pm' — mp' und mvl — nm' , Setzen wir
/«.. w/>' — pw' pm' — mp' , mv! — nm! .
(^^) D =^' Z> =^' — ö— =^'
[39] so erhalten wir
(36) gx-\-hy '\'kz=^,
Bezeichnung, Definition. — Wir wollen die sym-
bolische Bezeichnung [ghlc] annehmen, um die Gesammtheit
der mit der Fläche OTT' parallelen Netzebenen darzustellen.
Die ganzen positiven oder negativen Zahlen ^, h und k,
sollen die Charakteristiken dieses Systems der Netzebenen
in Beziehung auf die Axen der ar, der y und der z sein. In
dem Falle wo dieses Symbol [ghk) ein Missverständniss zu-
liesse, würde man es durch (</, ä, k] ersetzen. Wenn eine der
drei Charakteristiken, k z. B., das Zeichen — bekäme, würde
man es über diese Charakteristik setzen, was [ghk] in (ghk)
verwandeln würde.
Aus diesem Uebereinkommen folgt, dass das Symbol der
a:y-Ebene (001) sein wird, dasjenige der a:2:-Ebene (010) und
dasjenige der y^-Ebene (100).
Satz XXXI. — Die Spur irgend einer durch den
AnfangspunktgehendenNetzebene, wie O7'T'(Fig20),
auf einer der drei Coordinaten-Ebenen ist eine den
Netzen dieser beiden Ebenen gemeinsam zugehörige
Punktreihe.
Die Gleichungen dieser Spur in der Ebene der xy sind
5J = , gx + hy = ,
44 A. Bravais.
Der zweiten dieser GleichiiDgexi ist genügt durch x = /t^
y = — ff] also ist diese Spur eine Punktreihe. Wenn ff und
h nicht relative Primzahlen sind, so giebt es andere Gitter-
punkte zwischen dem Anfangspunkte und dem Punkte x = kj
y = — ff. Sei im Allgemeinen D der grösste gemeinsame
Theiler von ff und h; so wird die Spur der Ebene (ffhk) auf
der Ebene der xy eine Punktreihe mit dem Symbol j-^-yrj sein.
Gorollarsatzl. — Der Schnitt von zwei beliebigen
Netzebenen wird eine den Netzen beider Ebenen gemeinsame
Punktreihe sein, vorausgesetzt dass er einen Gitterpunkt ent-
hält; denn man kann immer eine der beiden Ebenen als
Ebene der xy wählen (Aufgabe I) und den gemeinsamen Gitter-
punkt zum Anfangspunkt.
CoroUarsatz IL — Wenn dieser Schnitt durch keinen
Gitterpunkt der Schaar geht, so ist er wenigstens parallel mit
einem gewissen Punktreihensystem. Um diese Punktreihen zu
erhalten, führe man durch einen willkürlich gewählten Gitter-
punkt zwei, zu den gegebenen Ebenen parallele Netzebenen;
ihr Schnitt wird eine der Punktreihen dieses Systems geben.
[40] Aufgabe XVIII. — Die allgemeine Gleichung
der Netzebenen zu finden, welche parallel der
Ebene OTT' (Fig. 20) sind, und deren Symbol (ffhk) ist.
Durch den Gitterpunkt (m", ri\ p") wollen wir eine Ebene
parallel zu OTT legen; ihre Gleichung wird sein
ffx + hy + kz = fftn" + hri' + kp"
oder
(37) ffX + hy + kz=C,
indem wir das letzte Glied durch C bezeichnen; C ist noth-
wendiger Weise eine ganze Zahl. Diese Gleichung, welche
so allgemein als möglich ist, umfasst das ganze System der
zu OTT' parallelen Netzebenen.
Aufgabe XIX. — Die Gleichung der an die Ebene
OTT' (Fig. 20) angrenzenden Netzebenen zu finden.
Man weiss aus der Theorie der Kettenbrüche, dass, wenn
^, h und k keinen anderen gemeinsamen Theiler haben als
die Einheit, es immer möglich sein wird, der Doppel-Gleichung
(38) ffx -{-hy + kz = ±\
durch ganzzahlige Werthe der x^ y, z zu genügen.
Die beiden durch diese Gleichung gegebenen Netzebenen
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 45
sind die angrenzenden der Ebene O TT'\ denn für jede andere
Ebene, deren Gleichung
^a; + Äy + A;2 = C
wäre, würden die Schnittpunkte mit den Axen der x^ der y
und der z in grösseren Entfernungen vom Anfangspunkt liegen
als für die Ebenen der Gleichung (38).
Man könnte diesen Satz auch beweisen , ohne auf die
Theorie der Kettenbrüche zurück zu greifen.
Aufgabe XX, — Man fragt, welche Anzahl von
Schichten in einem System von Netzebenen, dessen
symbolische Bezeichnung [ghK] ist, zwischen dem
Gitterpunkt mit den Coordinateni^f, N^ und P und dem
Gitterpunkt mit den Coordinaten M.\ N' und P" ent-
halten ist.
Nehmen wir an, dass die Netzebene
ffx + hy -]- kz= 1
die Einheit als Ordnungszahl erhalte, dass die folgende Ebene
die [41] Zahl 2 bekomme, u. s. w. Die Ebene
ffx + hy,+ kz == C
soll die Ordnungszahl O haben.
Seien jetzt O und C die Ordnungszahlen der durch die
Gitterpunkte [M, N, P) und (M\ iV', P') gehenden Netz-
ebenen, so wird man haben
C = gM+hN+kP, C =gM' + hN' + kP\
Es wird also die Zahl der zwischen den beiden gegebenen
Gitterpunkten liegenden Schichten bis aufs Zeichen den Werth
haben
g[M— Jf') + h[N— N') + k{P - P').
Aufgabe XXI. — Die Bedingung zu finden, unter
welcher eine durch den Anfangspunkt gehende
Netzebene mit dem Symbol [ghk) einer Punktreihe
conjugirt ist, welche vom Anfangspunkt zum Gitter-
punkt [ni'ri'p") geht.
Der Gitterpunkt (m", n!\ p*') muss augenscheinlich auf
einer der beiden an die Ebene
gx-\-hy -\' kz=^^
angrenzenden Netzebenen gelegen sein.
46 A. Bravais.
So wird also die gesuchte BedingUDg sein
(39) gni' + Ä^^" + hf = ± \,
Wenn die Ebene [gh1i\ die Gitterpunkte (m, w, p) und
(m'j 7^', j»') enthält, wie das oben (Aufgabe XVII) angenommen
ist, und wenn man in der Gleichung (39) g^ h und k durch
ihre aus der Gleichung (35) gezogenen Werthe ersetzt, so
wird die gesuchte Bedingung
(40) m"{np'—pn') +n"(pm'—mp') +p"(mn' —nm!) = ±D.
In dieser Formel ist D der grösste gemeinschaftliche Theiler
der Binome np' — pn\ pm — mp^ und mv! — nw! ,
Satz XXXII. — Wenn drei von ein und demselben
Gitterpunkt ausgehende Punktreihen im Raum con-
jugirt sind, so sind sie paarweise auf ihrer Ver-
bindungsebene conjugirt.
Dieser Satz folgt offenbar aus der Definition der con-
jugirten Punktreihen (Seite 9).
[42] Das über den Parametern dieser drei Punktreihen
construirte Parallelepiped ist eins der Grund -Parallelepipede
der Schaar. Die drei Seiten, welche sieh am Anfangspunkte
treffe^, bilden drei conjugirte Ebenen, die als angrenzende
Ebenen die anderen drei Seiten haben.
Satz XXXIII. — Wenn man das System der drei
conjugirten Punktreihen OA^ OB und OD (Fig. 17)
durch das System der drei conjugirten Punktreihen
OA'^ O^und 0Z>er8etzt, sowirddas Volumen desParal-
lelepipedes durch diesen Wechsel nicht verändert.
Die Gerade AA' wird nämlich in einer zu der Ebene
BOD parallelen Ebene gelegen sein, so werden also die
Grund-Parallelepipede in den beiden Axen-Systemen dieselbe
Basis OBB' D haben, und ihre Höhe wird dieselbe sein.
Satz XXXIV. — Wenn man statt des Systems der
drei conjugirten Punktreihen OA^ OB und OD
(Fig. 17) das System OA, OJ?' und OD' setzt, bei dem
die Punktreihen OB' und OD' einander in der
Ebene BOD conjugirt sind, so wird das Volumen
des Grund-Parallelepipeds nach diesem Wechsel
dasselbe bleiben.
Denn die parallelogrammatischen Grundflächen dieser
Parallelepipede in der Ebene OBD haben gleichen Inhalt
(Satz III); die Höhen sind dieselben; folglich sind die
Volumen gleich.
Ueber die Systeme von regelmäsBig vertheilten Punkten. 47
Satz XXXV. — Das Grund-Parallelepiped einer
Schaar hat immer dasselbe Volumen, welches auch
das System der conjugirten Punktreihen sein mag/
das ihm zu Grunde liegt.
Seien Ox^ Oy, Oz (Fig. 18) die drei Parameter, welche
dazu gedient haben, die Gitterpunkte der Schaar zu construiren;
sei ii das Volumen des über diesen drei Parametern construirten
Parallelepipedes; seien OAy OB und OD die drei con-
jugirten Punktreihen, welche uns gegeben sind, und ii' das
Volumen des entsprechenden Grund-Parallelepipedes.
Sei jetzt OA' die Spur der Ebene AOB auf der Ebene
der xy\ diese Spur ist eine der Punktreihen des Netzes der
Ebene AOB (Satz XXXI). Sei also OB' eine der ihr con-
jugirten in derselben Ebene. Man könnte, gemäss dem
Satz XXXIV, das System der Punktreihen [OA, OB, OD)
durch das System [OA!, OB', OD) ersetzen, ohne das
Volumen ß' des Grund-Parallelepipedes zu verändern.
Sei ebenso OD^ die Punktreihe, welche die Spur der
Ebene OB' D auf der Ebene der xy bildet, und sei OB'
eine zu OD' conjugirte Punktreihe auf der Ebene OB' D.
Man könnte [43] statt des Systems [OA, OB', OD) das
System [OA', OD', OB') setzen, ohne das Volumen ü.' des
Grund-Parallelepipedes zu verändern.
Man kann schliesslich [OA', OD', OB") durch [Ox,
Oy, OB") ersetzen, weil Ox und Oy zwei in der Ebene
A' OD', welche mit der Ebene der xy zusammenfällt, liegende
conjugirte Punktreihen sind. Das Volumen des Grund-Parallel-
epipedes wird gleich il' bleiben.
Wenn man dieses letzte Parallelepiped mit dem über Ox,
Oy, Oz, construirten Parallelepiped vergleicht, so erhält
man, gemäss dem Satz XXXIII
ß' = ß.
Zweiter Beweis. — Wir wollen übereinkommen, die
Zahl der in der Einheit des Volumens enthaltenen Gitter-
punkte Dichtigkeit der Schaar zu nennen, wobei die
Dimensionen dieser Volumen-Einheit, alle drei, unendlich gross
im Vergleich zu den Parametern der Punktreihen, welche man
betrachtet, angenommen werden.
Nachdem dies festgestellt, seien (Fig. 18)
OA = a', OB = b', OD = d',
48 A. BravaiB.
Winkel AOB = ö', die Neigung von OB gegen die Ebene
AOB = r.
Man wird nach einer bekannten Formel erhalten
ß' = a'6'rf' sind' sin r'.
Nehmen wir auf den verlängerten Geraden OA^ OB und
OB Längen x, l und a, welche sehr gross im Vergleich zu a',
b\ d' sind, so dass das über x, i und a construirte Parallelepiped
der Einheit des Volumens gleich sei, und dass man daher habe
7t ta sin ä' sin r' = 1.
Die Zahl der in diesem Parallelepiped enthaltenen Gitter-
punkte berechnet sich wie die Zahl der Kugeln in einem
Haufen mit rechtwinkligen Seiten, ist also
Es wird also, wenn q diese stets sehr grosse Zahl ist,
Kta Kia sin ö' sin r' 1
^ ~ 76 ^rf' ~ a'Ä'rf'sincJ'sinr "" iT '
[44] Nun aber muss die Zahl ^, welche die Dichtigkeit der
Schaar misst, constant bleiben, welches auch das System von
conjugirten Axen sei, das man zu ihrer Bestimmung ange-
nommen hat.
Wenn man also setzt
Ox = aj Oy = b, Oz = d,
Winkel xOy=dj Neigung von Oz gegen xOy = T, so wird
man haben
(41) ß'== ß = abd Bin d sin r.
Satz XXXVI. — Umgekehrt werden, wenn das über
den Parametern der Punktreihen OA, OB und OD
(Fig. 18) construirte Parallelepiped dem Grund-
Parallelepiped der Schaar inhaltsgleich ist, die drei
Punktreihen conjugirt sein.
Nehmen wir an, dass im Innern des Parallelepipedes ein
Gitterpunkt der Schaar liege, und nennen diesen Punkt P,
der so nahe als möglich an der Ebene AOB gewählt sei;
das über OP, OA und OB construirte Parallelepiped würde
gleich ß sein (voriger Satz), also müsste das über OB, OA
und OB construirte Parallelepiped, welches die gleiche Basis
lieber die Systeme von regelmäseig yerthdilten Funkten. 49
in der Ebene OAB und eine grössere Höhe hat, ein grösseres
Volumen haben als ii ^ was der in der Formulirnng des
Satzes enthaltenen Voraussetzung zuwider ist. Folglich u. s. w.
Aufgabe XXII. — Die Bedingung zu finden^, unter
der drei Punktreihen conjugirt sind.
Seien (m, w, /?), (m', »', p') und (m", »", p") die Co-
ordinaten von den drei Gitterpunkten T, T und T' (Fig. 20).
Man setzt voraus, dass m^ n und p keinen anderen ge-
meinsamen Theiler als die Einheit haben, und dass für
in\ »', p' und m", »", p' das Gleiche gilt. Man sucht die
Bedingung, unter welcher die Punktreihen OT, OT und OT",
deren Symbole mnp^ m'n'p' und m"np" sind, conjugirte
Punktreihen sind.
Seien (^, ij, ?) (r, 1?', D und (f, 1?", D die linearen
Coordinaten der Punkte T, T und T", in dem System der
conjugirten Azen Ox^ Oy und 0«, welche a, b und c? als
Parameter haben.
Man beweist in den Lehrbüchern der analytischen Geo-
metrie, dass das Volumen eines Tetraeders, das seine Spitze
im Anfangspunkt hat, und die Ecken seiner dreieckigen Basis
in den Punkten (?, rj, t), (?', i, D «nd [?", i?", T), [«]
bis aufs Vorzeichen den Werth hat
wenn das System der Axen rechtwinklig ist.
Wenn aber die Axen schiefwinklig sind, und wenn man
Winkel xOy = öj Neigung von Oz gegen x Oy = r
hat, so muss dieses Volumen mit sin^ sinr multiplicirt werden.
Wenn man also das Volumen des über den Parametern
OTy OT und OT" construirten Parallelepipedes ß' nennt,
und dasjenige des Grundparallelepipedes ii, so wird bis auf
das Vorzeichen
ß' = [mn'p" — mp'n" + pni'n" — nm'p"
+np' m'^ — pn' m") ahd ^in d sin r,
oder auch wegen der Gleichung (41)
(42) ß' = [m rif — mp' n" +pmn" — n m'p''
^np'm" — pn'm") ß.
Wenn die Punktreihen conjugirt sind, muss ß' = ß sein
(Satz XXXV). Also wird die gesuchte Bedingung sein
Ostwald'B Klassiker. 90. 4
50 A. Bravais.
(43) mnf — mp'ri'-\-p mn" — nm!p"+ np'rri' — p n'm= ± 1 .
Umgekehrt wird man, wenn der Gleichung (43) genügt ist,
daraus schliessen, dass il' = £1^ und die drei Pnnktreihen
werden conjugirte sein (Satz XXXVI).
AufgabeXXIII. — DieBedingung dafür zu finden,
dass zwei Punktreihen, welche vom Anfangspunkt
nach den Punkten T und T (Fig. 20) gehen, in der
Netzebene, die diese beiden Punktreihen enthält,
conjugirt sind.
Seien (m, w, p) und (m', ;^', p') die Coordinaten von T und
T. Die Gleichung der Ebene OTT wird durch die Formel
(36) gegeben sein, in welcher g^ h und k Werthe haben, die aus
den Formeln (35) hervorgehen. Die Gleichung der beiden an
OTT angrenzenden Netzebenen ist (Aufgabe XIX) gegeben durch
gx -^ hy + kz = ± 1 .
Also könnte diese Gleichung geschrieben werden
x[np' — pn') + yipm! — mp'] + z[mn' — nm') = dz Z>.
[46] Seien jetzt [ni\ n\ p") die Coordinaten eines Gitter-
punktes T", der einer dieser angrenzenden Ebenen angehört.
^OT" wird eine zu der Ebene OTT' conjugirte Punktreihe
sein, und man hat
(44) m''{np'—pn') + n"{pm'—mp') +p"[mn'—nm'] =ihZ>.
Wenn aber OT und OT' schon zwei zu einander in der
Ebene OTT conjugirte Punktreihen sind, so werden OT^
OT und OT' drei conjugirte Punktreihen sein, und man wird
gemäss der durch (43) ausgesprochenen Bedingung erhalten
m" [np' — pn') + w" [pm' — mp') + p" [mn' — nm') = zfc 1 .
Aus dieser Gleichung und der Gleichung (44) schliesst man,
dass Z)= 1 ist. Umgekehrt wird, wenn Z>= 1 ist, der Bedingung
(43) genügt sein, und die Punktreihen OT und OT' werden zu
einander in ihrer Verbindungsebene conjugirt sein (Satz XXXII).
Also wenn np' — pn\pm' — mp', und mn' — nm' keinen
anderen gemeinsamen Theiler haben als die Einheit, so sind die
Punktreihen O T und O T' conjugirte Punktreihen des Netzes
der Ebene OTT'^ und die Umgekehrung dieses Satzes ist eben-
falls richtig.
Satz XXXVII. — Wenn [m, n, p) und [m', n', p') die
Zahlen-Coordinaten der Gitterpunkte T und T'
Ueber die Systeme von regelmäBsig^ertneil^^ Punkte^. 51
(Fig. 20) sind, so wird die Zahl der zu OT oder
OT' parallelen Streifen, welche zwischen zwei
gegenüberliegenden Seiten des über 07und OT con-
strnirten Parallelogramms enthalten sind, dem
grössten gemeinsamen Theiler der drei Binome
np' — pn\ pm' — mp' nnd mn! — nm' gleich sein.
Seien nämlich ni\ ri* und p" die Goordinaten eines
Gitterpunktes T", welcher einer an die Ebene OTT an-
grenzenden Netzebene angehört. Man wird haben (Gleichung 44)
m" \^p^ — pv!) + ri' [pm' — mp) + p" [mn' + »m') = ib Z>.
Sei ß' das Volumen des über den drei Kanten OT, OT
und OT' construirten Parallelepipedes; der Werth von ß'
wird durch die Gleichung (42) gegeben, welche sich in dem
gegenwärtigen Fall umwandelt in
ß' = ßZ).
Seien jetzt co der Flächeninhalt des Grund-Parallelogramms
des Netzes der Ebene OTTj und w' der Flächeninhalt des
über OT und OT, construirten Parallelogramms, sei end-
lich J die Dicke der zwischen T" und der Ebene OTT ge-
legenen Schicht, so wird man haben
ß = ^01 , ß' = Jlü' y
[47] folglich auch
(45) Ol' = coD.
Nun wird das Verhältniss lo' : o) offenbar gleich sein der Anzahl
der zu OT oder zu OT' parallelen Streifen, welche durch
das Dreieck OTT gehen: also wird Z> die Zahl dieser
Streifen darstellen; folglich wird diese Zahl gleich dem grössten
gemeinschaftlichen Theiler unserer drei Binome sein.
Satz XXXVIII. — In einem S ystem von parallelen
Netzebenen, die (ffhk) zum Symbol haben, und
deren Grund-Parallelogramm als Inhalt co hat, ist
der Flächeninhalt des, durch die Schnittpunkte
der conjugirten Azen mit der Ebene
gx + hy -h iz= \
bestimmten Dreiecks gleich dem Quotienten aus
dem Flächeninhalt ^co durch das Product ffhk der
Charakteristiken, und der Flächeninhalt des durch
die Schnittpunkte derselben Axen mit der Ebene
4*
52 A. Bravais.
ffx + hy -\- kz = ghk
bestimmten Dreiecks hat als Werth das Prodnct
von ^0) und ghk.
Sei GHK (Fig. 19) die Ebene
ffx + hy + kz= 1 ,
nnd G'H'K' die Ebene
jra: + Ay 4- A« == ffhk ,
so dass man, da a, b, d die drei Parameter von Oxj Oy, Oz
sind, erhalte
0& = hka, 0G = -,
9
(46)
OH'^gkb, OH=j,
OK' = ghd, OK=j\
Flächeninhalt G' H' K' :
Flächeninhalt GHK= 0&^:0G^= g'h^k^ : 1 .
Bringen wir den Anfangspunkt der Coordinaten nach G\
während die Axen ihre Richtung behalten. Die Zahlen-Coor-
dinaten (m, w, p) und (w, «', p') [48] der Qitterpunkte S'
und K' werden für diese Stellung der Axen sein
m = — hk^ n = gky jo = ,
m' = — hk, w' = 0, pz=gh',
man folgert daraus
np' — pn' = g^hkj
pm* — mp* = gh^k^
mn! — nw! = ghk"^ ^
und, wenn D der grösste gemeinsame Theiler der drei Bi-
nome ist,
B =3 ghk^
da ja ^, Ä, k relative Primzahlen sind.
Sei also co der Flächeninhalt der Omnd-Masche der
Netze auf den Ebenen öÄ-STund G' W K' \ so wird man
in Folge des Satzes XXXVII und der Gleichung (45) haben
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Funkten. 53
(47) 2 Flächeninhalt des J^G'H' K = iaD = ghhta,
was den zweiten Theil des Lehrsatzes beweist. Und da man
andererseits
T=.,H i. • 1. ,. ^ K r^rrrr Flächeninhalt des A ö'-S'ÜT'
Flächeninhalt des A GS^if = tzt7.8 —
hat, so folgt daraus
CO
(48) 2 Flächeninhalt des A GHJT =
ghk
Aufgabe XXIV. -r Den Flächeninhalt des Grund-
Parallelogramms in dem System der Netzebenen,
die durch das Symbol [ghk] bezeichnet werden, zu
finden.
Ich werde die Seiten zOy^ zOx »nd yOx der körper-
lichen Ecke O (Fig. 19) a, ß und 6 nennen; fi, v und xs
die Flächenwinkel derselben körperlichen Ecke, wobei ii der
Flächenwinkel ist, dessen Kante Ox ist, i/, lar die Flächen-
winkel, deren Kanten Oy und Oz sind. Ich werde S (ghk)
den unbekannten Flächeninhalt des Grund-Parallelogramms
der Netze auf den Ebenen (ghk) nennen. Nachdem dies
festgesetzt, erhält man durch eine bekannte Formel, die ich
der analytischen Geometrie des Raumes entnehme,
r GHK = GHO +GKO +HKO
(49) I _ 2 GHO . GKO co% fi — 2 GHO • HKO cos v
l — GKO . HKO cos er.
[49] Ist die Ebene GHK die Netzebene, welche als Glei-
chung
gx -^ hy -^ kz= 1
hat, so bekommt man
Flächeninhalt des A GHO = i OG • OiJ sin (J = 1 - t- sin (J ,
^ 2 . ^ gh '
Flächeninhalt des A GKO^^OG- OK^mß = l-|sin ß ,
Flächeninhalt des A HKO = ^ OH- OKüna = ^t-t-s^^ « •
54 A. Bravais.
Wir wollen jetzt
bd Bin a mit q> , '
ad sin ß mit % )
ab sin d mit xp
bezeichnen ;
cp wird der Flächeninhalt der Masche des Netzes anf der
Ebene der yz, also aS'(IOO), sein,
X wird der analoge Flächeninhalt für die Ebene der xz^
also Ä'(OIO), sein ,
xp wird der analoge Flächeninhalt für die Ebene der xt/,
also /SfOOl), sein.
Man wird alsdann haben
Flächeninhalt des A öHO = f -^,
Flächeninhalt des A ^ JTO = | -^ ,
Flächeninhalt des A SKO = ^^]
aber andererseits, in Folge des Satzes XXXVIII,
Flächeninhalt des A GHK= \ §Jff^
Also, wenn man diese Werthe in der Gleichung (49)
einsetzt, erhält man
2ffkq>xp cos V — 2hkx^ ^^^ i^ i
nnd diese Gleichung ergiebt den Flächeninhalt des Grund-
Parallelogramms der Netzebene {ffhk), sobald man die analogen
Flächeninhalte in den Netzen der drei conjugirten Goordinaten-
Ebenen kennt.
Aufgabe XXV. — Die Dicke der Schichten zu
finden, welche parallel zu den Netzebenen mit
dem Symbol {ffhk) sind.
Sei wieder S {ffhk) der Flächeninhalt des Grund-Paral-
lelogramms des Netzes von [50] dem System {ffhk). Seien
^ die Dicke der entsprechenden Schichten und £i das
Ueber die Systeme von regelmässig yertheilten Punkten. 55
Volumen des Grnnd-Parallelepipedes, so wird man haben
(51) ^ = JS(ghk).
Behalten die Winkel a, /!/, (J, ^w, v, xs ihre frühere
Bedeutung bei, so können wir die Gleichung (41) in die Form
bringen
(52) ß = a5c?Vl — cos*a — cos*/!/ — cos*d-f-2cosaco8/^co8(if.
Entnehmen wir aus der Gleichung (50) den Werth von
S^iffhk), um ihn in die zum Quadrat erhobene Gleichung (51)
einzusetzen, so erhalten wir
a^b^d^ll — cos^a — 008^ ß — 008^ (f + 2 cos Qg cos ß cos &)
J^ =
g-(p^ ^k^j^^^k^ip^ — 2gh(p X cosw — 2 gk q> tp cOBy — 2hk x^ COB f*
Wenn wir schliesslich q>, Xi ^ durch ihre Werthe in a,
bj d, a, ß und d ersetzen, so wird diese Gleichung
(53) z/* =
1 — 008^ Cg — 008^^ — C0B^(y-h2C08CgC08/gC08(y
ff^sin*« , h^Bm^ß , Ä^sin^cf ^öÄsinasin/J ^öA^sinasintf ^Msin/Ssincf
Man hätte auch direct auf diese Formel kommen kdnnen,
wenn man den analytischen Ausdruck für die Senkrechte gesucht
hätte, die von dem Anfangspunkt auf diejenige Ebene gefällt
ist, deren Gleichung in linearen Coordinaten die folgende ist
Satz XXXIX. — Der mittlere Abstand der Gitter-
punkte einer Schaar ist gleich der Cubikwurzel
aus dem Volumen ihres Grund-Parallelepipedes.
In üebereinstimmung mit der von Poisson gegebenen
Definition des mittleren Abstandes (siehe Seite 24)
wollen wir den mittleren Abstand der Gitterpunkte
einer Schaar die Seite eines Würfels nennen, die gleich
der Einheit des Volumens ist, getheilt durch die Zahl der
Gitterpunkte, welche diese Einheit des Volumens enthält.
Sei E dieser mittlere Abstand; indem wir die als sehr
gross vorausgesetzte Zahl der Gitterpunkte, welche die Einheit
des Volumens enthält, wieder q nennen, erhalten wir
(56)
56 A. Bravais.
[öl] woraus wir wegen q = — schliessen (siehe den zweiten
Beweis des Satzes XXXV)
(54) E' = Q, E=}/n,
wobei ß das constante Volnmen des Grund-Parallelepipedes der
Scfaaar ist.
Aufgabe XXVI. — Die Coordinaten-Axen zu ver-
ändern und die neuen Coordinaten als Functionen
der alten auszudrücken und umgekehrt.
Seien (m, w, jo), (m', n\ p')und {m", n'\ p") die Zahlen-
Coordinaten der äusseren Enden T, T und T" (Fig. 20) von
den Parametern der drei Punktreihen, welche als neue Axen
dienen sollen. Seien X, Y und Z die Zahlen-Coordinaten
irgend eines Gitterpunktes in dem neuen Axen-System. Auf
eine analoge Weise wie diejenige, welche zu den Gleichnngen
(17) führt, erhält man
y^nX+n'Y-^ n' Z ,
z = pX+ p'Y+fZ.
Es wird angenommen, dass die Punktreihe OT, welche
vom Anfangspunkt nach dem Punkt (m, n^ p] geht, als Axe
der X dient. Die Punktreihe OF dient als Axe der Y,
und die Punktreihe OT" als Axe der Z.
Ich setze jetzt, um abzukürzen,
mn'p" — mpri'+pm'fi' — nm'p'+np'm!' — pn!m'=^(mnp]
mn — nm' =(mn')^ nw!' — mfi'=^ [nm")^fn!ri!' — r(!ni''=^{mii
pnt! — mp'^pm!\mp" — pni!'=^(mp'%p'm" — fn!p"=^{p'rrl"h
^n p' — pn' = [np')^pn" — np''=(pn")j n'p" — pn"=^{np").
Wenn man, vermittelst des bekannten Verfahrens der Elimi-
nation, aus den Gleichungen (55) die Werthe von X, Y^ Z
berechnet, so erhält man
v_ (n'p") , , i/^') „ , _K^
"" [mn'p") [mn'p'Y ">" [mn'p") '
•^ — {mn'p") ^ [mn'p'Y (»"»>"") " '
~~ [mn'p") ^ {mn'p") ^ ^ {mn'p") '
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 57
[52] woraus man sieht, dass, wenn X, Y, Z immer ganze
Wahlen sein sollen, es nothwendig ist, dass die drei gegebenen
Panktreihen conjugirt sind.
Indem man diese Voraussetzung macht, wird
(m»y) = =fc 1 ,
was die vorhergehenden Gleichungen in die folgenden ver-
wandelt
I ± X = {ny)x + {p'm'')y + {m'n") z,
(57) \zt Y=(pn'')x+ (mp") y + (nm") z ,
\± Z = (np') X + [pm') y + [mn') z .
Man führe durch eine passende Drehung des Systems O T,
0T\ OT" um O, OT auf Ox, führe OT' in die Ebene
xOy^ indem Sorge getragen wird, dass OT' und Oy auf
derselben Seite liegen in Bezug auf die nach beiden Rich-
tungen unendlich verlängerte Gerade Ox: wenn dann OT"
und Oz in Bezug auf die Ebene der xy auf dieselbe Seite
fallen, so muss den ersten Gliedern der Gleichung (57) das
Zeichen + gegeben werden; im umgekehrten Falle muss das
Zeichen — vorgezogen werden.
OoroUarsatz. — Nehmen wir an, dass die Axe der z
allein verändert, und durch OT" ersetzt werde, und nennen
wir m^ , 72^ die den Axen der x und der y parallelen Zahlen-
Coordinaten von T".
In diesem Fall wird sein
m = 1, n = 0, p = 0,
w' = 0, w' = 1, y = 0,
und die Gleichungen (55j werden geben
x= X + m,Z,
y= Y+n, Z,
5 =Z.
Die umgekehrten Formeln werden dann sein
X = a: — m^Zj
Y=y — n,z,
Z = z.
Die der veränderten Axe parallele Zahlen-Coordinate bleibt
unverändert.
58 A. Bravais.
[53] Aufgabe XXVII. — Man fragt, was ans dem
Symbol einer Netzebene (ghk) in einem neuen Axen-
System wird.
Seien wieder (m, », j»), (m', n\ p') und (w", n", p")
die Zahlen-Coordinaten der äusseren Enden T, T', T" (Fig. 20)
der Parameter von den drei Pnnktreihen, welche als neue
Azen dienen sollen. Wenn man in der allgemeinen Gleichang
gx -^ hy '\' kz =^ C
die ans den Gleichungen (55) entnommenen Werthe von x^ y^ z
substituirty so wird
[gm + hn + kp) X + [gm + hn + kp) Y
+ [gm" + hn" + kp") Z==C,
woraus man sieht, dass in diesem neuen Axen- System das
Symbol der Ebenen {ghk) sich in (gm + Aw + kp, gm'
-f- hn + kp\ gm" + hn" + kp") verwandelt, das heisst,
dass, wenn das neue Symbol [GHK) ist, man hat
IG = gm + hn + kp,
(58) )h = gm' + hn + kp,
\K=gm"+hn"+kp",
CoroUarsatz. — Wenn man die Axen der x und y bei-
behält und sich darauf beschränkt, die Axe der z zu ersetzen
und zur neuen Axe der z die Punktreihe TTT zu wählen, welche
die in umgekehrtem Sinne genommene Verlängerung der Diago-
nale von dem über a, b, d construirten Parallelepiped ist,
so erhält man
m = \, w=o, ^=0,
7^' = , n = \, p z= 0,
m"== — 1 , n"= — i, p=—l,
was das Symbol (ghk) in [g, h, — g — h — k) verwandelt.
Wenn man alsdann die Charakteristik der Netzebene
[ghk] in Bezug auf diese neue Axe / nennt, so wird man die
Gleichung haben
l = — g — h — k.
Wenn e der Parameter der neuen Axe ist, so wird der auf
dieser Axe zwischen dem Anfangspunkt und der Ebene
gx + hg + kz= 1,
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 59
[54] welche in dem neuen System
geworden ist^ gelegene Abschnitt angenscheinlich den Werth
-T haben.
Man sieht darans, dass, »wenn die Parameter a, h^ d^ e
von vier Panktreihen, die paarweise conjugirt sind, so gewählt
sind, dass sie vier einander im Raum das Gleichgewicht hal-
tende Kräfte vorstellen, jede an eine durch den Anfangspunkt
gehende Netzebene angrenzende Ebene auf den Parametern
dieser Punktreihen die Abschnitte — j j» T' T l>estimmen wird,
wobei g^ h^ k^ l positive oder negative ganze Zahlen sind. Man
kann alsdann die Bezeichnungen [ghk]^ [ff^^i {ff^^)i (^^^)
ohne Unterschied als Symbol der Netzebene nehmen, und zwi-
schen den vier Charakteristiken g, A, kj l wird die Beziehung
bestehen
(59) g + h + k-\'l=^,^
Bezeichnung mit vier Charakteristiken. —
Wenn man, um die Stellung der Netzebenen der Schaar zu
bestimmen, vier Axen anwendet, welche den eben dargelegten
Bedingungen gentigen, so ist es zweckmässig, das Symbol
[ghk) durch das Symbol mit vier Charakteristiken [ghkl) zu
ersetzen.
Definitionen. — Ich bezeichne mit dem Namen Ele-
mentar- Tetraeder jedes Tetraeder, welches als Ecken vier
Gitterpunkte der Schaar hat, die in solcher Weise gewählt
sind, dass jeder von ihnen auf einer an die Netzebene, welche
die drei anderen Gitterpunkte enthält, angrenzenden Ebene
gelegen ist, oder auch »jedes Tetraeder, welches über drei
conjugirten Parametern, die von demselben Gitterpunkt aus-
gehen, construirt ist.«
Ein solches Tetraeder bildet immer den sechsten Theil
von einem der Grund-Parallelepipede der Schaar, also ist das
Volumen aller dieser Tetraeder dasselbe und gleich ^ß.
Ich nenne Haupt-Tetraeder dasjenige, dessen Basis
das spitzwinklige Dreieck ist, welches von den beiden kleinsten
Parametern der ganzen Schaar umfasst wird, und dessen drei
an der Basis liegende Plächenwinkel spitz sind, zwei von diesen
drei Winkeln können ausnahmsweise Rechte werden.
60 A. Bravais.
[55] Satz XL. — Jedes Tetraeder, welches als
Ecken den Anfangspunkt und die drei Pnnkte
(m, fij p)y {m\ v! p*] und (m", n\ p") hat, hat als Volumen
das Product des Volumens des Elementar-Tetra-
eders mit dem Factor
mn'p" — mp'ri* •■\- pm'n**—- nm!p" '\-' npw!' — prim" ,
Dieser Satz ist eine Folge der Formel (42).
Sei OTT'T' (Fig. 20) das gegebene Tetraeder, dann
wird man haben
(60) Volumen des Tetraeders OTTT = ^-ß [rnnp").
Diese Formel bleibt richtig, wenn m, n^p oder m', n\p oder
rn!\ ri\ p" andere gemeinsame Theiler haben als die Einheit.
Aufgabe XXVIII. — Das Haupt-Tetraeder einer
Schaar zu finden.
Wählen wir willkürlich einen Gitterpunkt (Fig. 21),
und suchen die beiden kleinsten Parameter OA^ OB] ent-
werfen wir sie in einem solchen Sinne, dass der Winkel AOB
spitz sei, oder höchstens gleich 90 Grad, was immer möglich sein
wird. Vollenden wir das Dreieck AOBj welches* eins der
Hauptdreiecke der Netzebene AOB sein wird, und construiren
über irgend einer seiner drei Seiten, z. B. über AB^ das zweite
Hauptdreieck BAO\ welches, mit dem vorigen vereint, das
Grundparallelogramm OAO'B vollendet, lieber dem Umriss
dieses Parallelogramms errichten wir senkrecht die Seiten eines
nach beiden Richtungen unbegrenzten Prismas. Die Netzebene,
welche angrenzend an die Ebene OAO'B und über dieser
gelegen ist, wird von dem Umriss des Prismas nach einem,
der Basis OJl 0'£ gleichen, Parallelogramm geschnitten, wel-
ches in seinem Innern einen Gitterpunkt der Schaar enthalten
muss, wenn es nicht zwei oder vier davon auf seinem Umriss
enthält. Sei D dieser Gitterpunkt; die Punktreihen OA,
OB und OD werden conjngirt und die Pyramide OABD
wird das Haupt-Tetraeder sein.
Wenn der so erhaltene Gitterpunkt in d gelegen wäre,
und sich orthogonal auf das Innere des zweiten Dreiecks
BAO' projicirte, so würden die Pnnktreihen O' A^ O'B und
O'd conjugirt sein, und die Pyramide O'ABd wäre das Haupt-
Tetraeder.
Anmerkung. — Sei 0JtJff2> das Haupt-Tetraeder, wel-
ches aus der vorhergehenden Construction hervorgeht und noth-
üeber die Systeme von regelmässig verthoilten Punkten. 61
wendiger Weise über der Ebene OAO'B gelegen ist. Wenn
wir dieselbe Constrnction auf der an die Ebene OAO'B an-
grenzenden Ebene wiederholen, die unter derselben gelegen
ist, so erhalten wir einen anderen [56] Gitterpunkt D\ dessen
Lage in Bezug auf D so sein wird, dass -4, 1>, B und D'
ein Parallelogramm bilden. Das Tetraeder O ABD* wird
auch ein HauptrTetraeder sein, aber es wird unter der Ebene
OAOB gelegen sein. Es ist leicht zu sehen, dass OABD
und O'ABD' zwei inverse*) Polyeder sind, deren Sym-
metriepol in o;, dem Mittelpunkt des Parallelogramms OAO'B
liegt, woraus man ersieht, dass »in jeder Schaar zwei Haupt-
Tetraeder existiren, die invers zu einander sind«.
Satz XLL — Alle Kantenwinkel des Haupt-Tetra-
eders sind spitz; einige von ihnen (vier höchstens)
können ausnahmsweise Rechte sein.
Seien 0-4, OB (Fig. 21) die beiden kleinsten Parameter
der Schaar und OABD ihr Haupt -Tetraeder.
Die ausgesprochene Behauptung ist evident fttr die drei Winkel
der Basis OAB. Man lege durch eine Ebene normal zu 0^;
schon nach der Construction des Tetraeders können OD und
CA nicht auf verschiedenen Seiten in Bezug auf diese Ebene
gelegen sein, also A OD < 90 Grad. Man kann auf dieselbe Art
beweisen, dass eine ähnliche Ungleichung für die Winkel
DOB, DAO, DABj DBO, DBA stattfindet.
Jetzt schliesst man aus OB < OD auf ODB < OBD
<; 90 Grad; aus OA < OD schliesst man, dass ODA < OAD
< 90 Grad; endlich aus BD:>B0, DA^ OA folgert man
jBi)* + DA^ > BO^ + OAK
Nun hat man, da der Winkel BOA ein spitzer oder ein rechter
ist, jBO* + OA^ > oder = BA^\ also auch
BD^ + DA^:>BA^\
folglich kann der Winkel J5Z)-4 90 Grad nicht übersteigen.
Die Zahl der rechten Winkel des Tetraeders kann ausser-
dem vier nicht übersteigen, da das Tetraeder nicht mehr als
vier Seiten hat.
Anmerkung. — Die Eigenschaften des Haupt-Tetraeders
sind eingeschränkter als diejenigen, welche das Haupt-Dreieck
*) Wegen der Definition dieser Ausdrücke sehe man die An-
merkung *) auf Seite 68.
62 A. Bravais.
in den Netzen besitzt. Seine Fiächenwinkel sind nieht alle
nothwendiger Weise spitz. Es besitzt nicht nothwendiger
Weise alle die kleinsten Parameter des Systems, und endlich
ist es nicht nöthig, dass das Haupt-Dreieck vom kleinsten
Flächeninhalt eine seiner vier Seitenflächen bildet.
[57] Es folgt ohne Beweis eine Zusammenstellung ver-
schiedener Eigenschaften des Haupt-Tetraeders.
Satz XLU. — Wenn h der grössere der beiden
Minimal-Parameter der Schaar ist, und wenn B der
Winkel ist, welcher der Seite b in dem mit diesen
Parametern construirten Dreieck gegenüber liegt, so
ist die Höhe des Haupt-Tetraeders wenigstens gleich
&yi — |^cosec*J5.
OoroUarsatz. — Dieselbe Höhe wird wenigstens gleich
b V^ sein.
SatzXLHI. — Der kleinste unter den Parametern
der Schaar ausserhalb der Ebene, welcher die bei-
den Minimal-Parameter enthält, ist nothwendiger
Weise die eine der drei Kanten, welche die Spitze
des Haupt-Tetraeders mit den drei Ecken seiner
Basis verbinden.
Satz XLIV. — Wenn OB, OA (Fig. 21) die beiden
Minimal-Kanten des Haupt-Tetraeders OABD sind,
wobei OA die kleinere von beiden ist, und wenn man
durch B die Strecke jBO' gleich und parallel mit OA
legt, so wird eines der vier Dreiecke AOBy AOD,
BODj BO'D das elementare Dreieck mit kleinstem
Flächeninhalt der ganzen Schaar sein.
OoroUarsatz. — Die Netzebene mit kleinstem Flächen-
inhalt enthält immer wenigstens einen der beiden Minimal-
Parameter der Schaar.
§ V. — Von den symmetrischen Schaaren,
Definitionen. — Ich nenne Symmetrie-Axe einer
Schaar eine Gerade, wenn bei einer Drehung der Schaar als
Ganzes um dieselbe durch einen gewissen Winkel dieselben
Punkte des Raumes vor und nach der Drehung mit Punkten
der Schaar besetzt sind. Ich sage alsdann, dass der schein-
bare Ort der Gitterpunkte der Schaar nach dieser Drehung
wiederhergestellt ist.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 63
Um die folgenden Anseinandersetznngen deutlicher zu
gestalten, werde ich voraussetzen, dass zwei gleiche Schaaren
vorhanden sind, die, Gitterpunkt mit Gitterpunkt, zusammen-
fallen, so dass sie nur eine einzige Schaar vorstellen. Die
Lage einer dieser Schaaren wird als unveränderlich angenom-
men, die andere mdge sich ganz in einem Stücke und wie ein
fester Edrper bewegen kOnnen, sowohl durch Translation wie
durch Rotation.
[58] Wenn die bewegliche Schaar, indem sie sich um die
Axe dreht, nach einer halben Umdrehung, oder einer Drehung
von 1$0 Grad, wieder mit der feststehenden Schaar zusammenfällt,
wird die Axe mit dem Namen binäre Symmetrie-Axe oder
kürzer binäre Axe bezeichnet. Irgend ein beliebiger Gitter-
punkt der Schaar hat seinen homologen Punkt auf der anderen
Seite der Axe. Die Gerade, welche diese beiden Punkte ver-
bindet, ist zur Axe normal und wird durch sie halbirt.
Wenn das Zusammenfallen nach einer Drittel-, einer
Viertel- oder einer Sechstel- Umdrehung erfolgt, so soll die
Diehungsaxe den Namen ternäre, quaternäre oder senäre
Symmetrie-Axe erhalten. In den Schaaren mit ternärer
Symmetrie-Axe sind die Gitterpunkte je zu dreien um die Axe
geordnet, und jeder Gitterpunkt hat zwei homologe. Die An-
ordnung ist eine solche zu vieren um die quaternären Axen,
und zu Sechsen um die senären Axen.
Die Symmetrie einer Axe soll als Ordnungszahl 2,3,4
oder 6 haben, je nachdem dieselbe binär, ternär, quatemär
oder senär ist. Diese Ordnungszahl soll bei den Rechnungen
durch den Buchstaben q bezeichnet werden.
Zwei Symmetrie-Axen derselben Ordnung sollen Axen
derselben Art heissen, wenn die Anordnung der Gitter-
punkte um die eine von ihnen dieselbe ist wie um die andere.
Um diese Aehnlichkeit der Anordnung zu constatiren, ver-
bindet man in Gedanken die Gitterpunkte der Schaar mit
jeder der beiden Axen, und eins der beiden Systeme wird als
beweglich vorausgesetzt. Wenn man dann zu gleicher Zeit
die bewegliche Axe mit der festen, und die beweglichen Gitter-
punkte mit den festen zur Deckung bringen kann, so sollen
die Axen von derselben Art heissen.
Es ist nothwendig, dass die Axen von derselben Ordnung
sind, und dass ihre Parameter gleich sind, wenn sie von der-
selben Art sein sollen. Im Allgemeinen sind diese Bedingungen
hinreichend. Es giebt indessen einen besonderen Fall, wo
64 A. Bravais.
zwei binäre Axen denselben Parameter haben können, ohne
von derselben Art zn sein.
Zwei Axen, welche den vorhergehenden Bedingungen nicht
genügen, sollen Ax&n von verschiedener Art heissen.
Jede Schaar, welche eine oder mehrere Symmetrie-Axen
besitzt, soll symmetrische Schaar heissen, und im entgegen-
gesetzten Fall soll sie asymmetrisch genannt werden.
Jede Ebene, welche eine Schaar in zwei geometrisch
symmetrische Hälften theilt, soll Symmetrie-Ebene der
Schaar heissen. Jeder Gitterpnnkt besitzt alsdann seinen
homologen auf der entgegengesetzten Seite der Ebene.
[59] Satz XLV. — Der kleinste Winkel, welcher
die Orte der Gitterpnnkte einer symmetrischen Schaar
während ihrer Drehung um eine Symmetrie-Axe wie-
derherstellt, ist ein Theiler von 360 Grad.
Sei M (Fig. 1 3) einer der Gitterpunkte der Schaar, und
MO die von M auf die Axe gefällte Senkrechte. Lassen wir
die bewegliche Schaar eine Drehung JtfOJIf' um die Axe machen,
wodurch der Ort der Gitterpunkte nicht verändert wird, und sei
MOM' = Q.
Während der bewegliche Gitterpunkt M sich über den
festen Gitterpunkt M' stellt, wird der bewegliche Gitterpunkt
M' auf M" kommen, und wir erhalten
OM" = OM' = OM, M"OM' = Q.
Wir beschreiben einen Kreis um den Mittelpunkt mit dem
Radius OM und machen
Bogen M"M' = Bogen M'M, Bogen M'^'M" = Bogen M"]lf.
Es ist klar, dass M, M\ M", . . . ebenso viele Gitterpunkte
der festen Schaar sein werden, und dass die Sehnen der Bogen
ein regelmässiges eingeschriebenes Polygon bilden werden,
welches nach einer oder mehreren Umdrehungen sich in sich
selbst am Ausgangspunkt bei M schliessen wird ; sonst gäbe
es eine unendliche Zahl von Gitterpunkten der Schaar auf
dem Umfang des Kreises, was unmöglich ist. Ausserdem kann
man immer annehmen, dass 3/, M' zwei benachbarte Punkte
sind, und dann wird MOM' der kleinste Drehungswinkel
sein, der die Orte der Gitterpunkte wiederherstellt. Man er-
hält also, wenn man diesen kleinsten Winkel Q nennt,
(61) Q = 5^°.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Pankten. 65
Satz XLVI. — Eine Schaar kann nur binäre^
ternäre, quaternäre oder senäre Symmetrie-Axen
besitzen.
Vollenden wir über MM', MM" (Fig. 13) die Raute
MM M*'m. Der Punkt m wird ein Gitterpunkt der Schaar
sein, und wir werden leicht finden, dass
Gm = OJtf'(l— 4 sin* -^Q).
Für ^ = 2, Q = 180°, haben wir Om = — ^ 0M\
Fttr q'= 3, Q =t 120°, Om = — 2 0M'\
Für y = 4, Q = 90°, Om = — 0M\
Für 2 = 5, Q = 72°, Om = — ^ ~ ^^ OM
= — 0,382 0M\
Für 2 = 6, Q = 60°, Om == ;
Für 2 > 6, Q = < 60°, Om<^OM\
[60] Die Lösungen g^ = 5 und g^ > 6 sind offenbar nicht zu-
lässig; denn man kann immer annehmen, dass Jf in der
kleinsten Entfernung von der Drehungsaxe genommen ist, und
folglich ist die Ungleichung Om < OM unmöglich, ausser
in dem Falle, wo man Om = hätte, weil dann ein Gitter-
punkt der Schaar sein würde.
Also wenn die Schaar eine Symmetrie-Axe besitzt, hat
man nothwendiger Weise
2 =2, 3, 4 oder 6,
wobei q die Ordnungszahl der Symmetrie ist, welche der
Axe, die man untersucht, eigen ist.
Corollarsatz.— Drehungen von 60, 90, 120, 180,240, 270
und 300 Grad sind die einzigen, welche in gewissen Fällen
die Orte der Gitterpunkte einer Schaar wiederherstellen können.
Satz XLVII. — Wenn in einer Schaar eine Sym-
metrie-Axe vorhandenist, welchedurchkeinenGitter-
punkt geht, so sind die parallelen Geraden, welche
durch Gitterpunkte geführt sind, Axen, welche die-
selbe Symmetrie besitzen.
Sei q die Ordnungszahl der Symmetrie der untersuchten
Axe MM (Fig. 22) und sei m ein beliebiger Gitterpunkt,
360°
welcher nach einer Drehung der beweglichen Schaar um
Ostwald^s Klassiker. 90. 5
66 A. Bravais.
den Ort des Gitterpunktes w! einnimmt. Wenn man die be-
wegliche Schaar, nachdem sie erst diese Drehung erlitten hat,
parallel mit ihr selbst von m' nach m bringt, so wird sie
sich in denselben Verhältnissen befinden, als wenn sie von
Anfang an um eine Gerade nmv! gedreht wäre, welche durch
m parallel zu MM* gelegt wäre; und da der Ort der Gitter-
punkte nicht verändert ist, so ist diese Gerade nmr^ auch
eine Symmetrie- Axe der Schaar. Die Ordnung der Symmetrie
dieser Axe wird im Allgemeinen gleich q sein. Immerbin
kann es, da eine Axe der Ordnung /$-, wobei/ irgend eine
ganze Zahl ist, erst recht die Eigenschaften der Axen von der
Ordnung q besitzt, vorkommen, dass die neue Axe von einer
höheren Ordnung wäre, aber diese muss immer ein Vielfaches
der Ordnung der Symmetrie der gegebenen Axe sein*).
Definition. — Wir werden mit dem Namen Zwischen-
Axen die Axen bezeichnen, [61] welche keinen einzigen
Gitter punkt der Schaar enthalten. Nach dem vorhergehenden
Lehrsatz sind die Zwischen-Axen immer von Axen der gleichen
Symmetrie begleitet, welche durch die Gitterpunkte gelegt
sind , woraus folgt, dass man sich ganz ordnungsmässig darauf
beschränken kann, nur die letzteren zu beachten bei allen Unter-
suchungen, welche nicht den Zweck haben, in besonderer Weise
die Eigenschaften der Zwischen-Axen zu bestimmen.
Satz XLVIII. — Jede Symmetrie-Axe, welche einen
Gitterpunkt enthält, ist eine der Punktreihen der
Schaar.
Sei MM' (Fig. 22) die gegebene Axe, welche durch den
Gitterpunkt M geht; seien m ein anderer, ausserhalb der Axe
gelegener Gitterpunkt und w', rd\ . . . seine Homologen in
Bezug auf diese Axe. Verbinden wir M mit m, m', ni\ . . .
Wenn wir jetzt die Diagonale M^i des über Mm und Mw!
construirten Parallelogramms ziehen, so wird diese Diagonale,
sowohl nach Grösse wie Richtung, einer der Parameter der
Schaar sein, i^ Folge des Satzes XXX. Ebenso wird, wenn
wir M\i mit Mni* combiniren, die neue Diagonale M^i' die-
selben Eigenschaften haben. Das so erhaltene Endresultat
wird, nachdem die ganze Serie der Homologen von m erschöpft
*) Diesen Beweis verdanken wir Herrn Cauchu ; da er einfacher
ist, als der Beweis, den ich sejbst von diesem Lehrsatz gegeben
hatte, so habe leb diesen letzteren durch ihn ersetzt. (Siehe die
Comptes rendus de VAcadiinie des Sciences^ Band XXIX, pag. 135.)
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 67
ist, dasselbe sein, als wenn man mechanisch Kräfte zusammen-
gesetzt hätte, welche nach Grösse und Richtung gleich Mm^
Mm ^ Mrti\., wären, um deren Resultante zu construiren.
Wenn man aber jede dieser Kräfte in Componenten nach der
Richtung MM' und senkrecht hierzu zerlegt, so ist ersichtlich,
dass die zu MM' normalen Componenten sich in Folge der Sym-
metrie gegenseitig aufheben, und dass die verticalen Compo-
nenten allein übrig bleiben werden. Wenn also O der Schnitt-
punkt von MM! mit der Ebene des i^olygons mm'm" , . . ist,
so wird jede dieser v.erticalen Componenten gleich MO sein;
wenn man also MM^ = qMO nimmt, so wird M' auch ein
Gitterpunkt sein'^ also ist MM' eine Punktreihe der Schaar.
Satz XLIX. — Jede Ebene, welche normal zu
einer Symmetrie-Axe durch einen Gitterpunkt ge-
legt wird, ist eine Netzebene der Schaar.
Seien M der gegebene Gitterpunkt (Fig. 22) und MM'
die gegebene Axe, die man immer als durch M gehend vor-
aussetzen kann. Seien m irgend ein anderer Gitterpunkt,
m' und m" seine Homologen. Die Linien, welche parallel zu
mm\ w! rri'^ ni'm^ . . . durch M gelegt werden, sind augen-
scheinlich Punktreihen der Schaar, also wird die Ebene, welche
normal z\ MM liegt und alle diese Geraden enthält, eine
der Netzebenen der Schaar sein.
[62] Wenn die Axe MM* eine binäre Axe wäre, so würde
man einen zweiten Gitterpunkt ^, der ausserhalb der Ebene
mMM' gelegen, zu Hülfe nehmen. Derselbe Beweis würde
auch dann noch anwendbar sein.
Satz L. — Wenn in einer Schaar eine Symmetrie-
Ebene existirt, welche keinen einzigen Gitterpunkt
enthält, so ist jede parallele Ebene, welche durch
einen Gitterpunkt geht, auch eine Symmetrie-Ebene
des Systems.
Seien m (Fig. 23) ein beliebiger Gitterpunkt und m' sein
Homologer auf der anderen Seite der gegebenen Ebene GH^
die der Voraussetzung nach eine Symmetrie-Ebene der Schaar
sein soll. Wenn man die bewegliche Schaar, parallel mit ihr
selbst, von m! nach m führt, das heisst in einer zur Ebene nor-
malen Richtung, so weiss man, dass sie zu der festen Schaar
. symmetrisch bleibt bezüglich einer Ebene, welche in der Mitte
der den beweglichen Punkt m! mit dem festen Punkt m ver-
bindenden Strecke normal ist. Im Grenzfall, wenn m mit m
zusammentrifft, wird die Symmetrie-Ebene, immer parallel mit
68 A. Bravais.
sich selbst, schliesslich durch m gehen; aber dann fallen die
beiden Schaaren, die bewegliehe und die feststehende, zu-
sammen; folglich wird die durch m parallel zu GH gelegte
Ebene eine Symmetrie-Ebene des Systems sein.
Anmerkung. — Man kann von den Zwischen-Ebenen
der Symmetrie absehen und nur diejenigen beachten, welche
durch Gitterpunkte gehen.
Satz LI. — Jede Symmetrie-Ebene, welche einen
Gitterpunkt enthält, ist eine Netzebene.
Sei 3f (Fig. 23) der in der Symmetrie-Ebene GJ? ge-
legene Gitterpunkt; seien m, in zwei in Bezug auf diese
Ebene homologe Gitterpunkte. Die Diagonale der über Mm
und Mm' construirten Raute wird, nach Grösse und Richtung,
der Parameter einer der Punktreihen des Systems sein. Es
ist nun aber klar, dass sie in der Symmetrie-Ebene enthalten
ist. Man kann ebenso beweisen, dass andere Punktreihen
existiren , welche durch M gehen und der Symmetrie-Ebene
angehören, aber nicht in der Ebene mMm' gelegen sind;
woraus man sieht, dass die Symmetrie-Ebene nothwendiger
Weise eine Netzebene ist.
Satz LH. — Wenn eine Schaar eine Symmetrie-
Axe von gerader Ordnung besitzt, so besitzt sie auch
ein System von Symmetrie-Ebenen, welche alle zu
dieser Axe normal sind, und umgekehrt zieht das
Vorhandensein einer Symmetrie-Ebene dasjenige
eines Systems von Axen von gerader Ordnung, die
zu ihr normal sind, nach sich.
Ich habe in einer Notiz über die symmetrischen Polyeder
der Geometrie [63] bewiesen*), dass, wenn man das inverse
Polyeder eines gegebenen Polyeders P um 180 Grad um eine
Gerade A dreht, die durch den Symmetrie-Pol gelegt ist,
man das symmetrische Polyeder zu P bezüglich der normal zu
der Geraden A durch den Pol gelegten Symmetrie -Ebene erhält.
Nehmen wir einen beliebigen Gitterpunkt (Fig. 23)
zum Symmetrie-Pol und construiren wir die inverse Schaar,
welche Gitterpunkt auf Gitterpnnkt mit der ursprünglichen
zusammenfällt; dann, nachdem wir durch O eine Gerade mOni
*) Journal de Math^matiqties de M.Liouville, Band XIV, p. 138.
Das inverse Polyeder von Perhält man, indem man die Ecken von
F mit einem festen Punkte verbindet, welcher den Namen Sym-
metrie-Pol erhält, und indem man diese Geraden jenseits des
Poles um eine ihnen gleiche Strecke verlängert.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 69
parallel zu der Axe von gerader Ordnung gelegt haben, lassen
wir die inverse Scbaar sich um 180° um diese Gerade drehen,
so wild sie in Folge der Symmetrie der Axe Punkt für Punkt
wieder mit sich selbst zusammenfallen. Also wird, in Ueber-
einstimmnng mit der oben erwähnten allgemeinen Eigenschaft,
die durch normal zu der Axe gelegte Ebene eine Sym-
metrie-Ebene für die beiden zusammenfallenden Schaaren sein
und folglich für die zwei Hälften der gegebenen Schaar.*)
•Der umgekehrte Satz wird in der folgenden Weise bewiesen :
Sei O (Fig. 23) ein Gitterpunkt, welcher auf der der festen
und der beweglichen Schaar gemeinsamen Symmetrie -Ebene
gelegen ist. Man weiss aus der allgemeinen Theorie der in-
versen Polyeder (siehe die angeführte Notiz), dass, wenn man
das symmetrische Polyeder eines Polyeders Pum 180°, um die
in diesem Gitterpunkt errichtete Normale zu der Symmetrie-
Ebene dreht, man das inverse Polyeder wiederfinden muss.
Im gegenwärtigen Fall wird man, wenn man die bewegliche
Schaar diese halbe Umdrehung machen lässt, sie mit der in-
versen Schaar wieder zusammentreffen lassen, die augenschein-
lich nicht verschieden von der gegebenen Schaar ist. Also
ist die Normale eine binäre Axe des Systems. Man sieht,
dass sie im Allgemeinen eine Axe von einer beliebigen geraden
Ordnung sein kann.**)
Definition. — Wenn man fortfährt, die Gesammtheit
aller Punktreihen in einer Schaar, die unter sich parallel sind,
als Punktreihen-System zu bezeichnen, so hat man in einem
solchen System die Richtung, die Grösse des Parameters
[64] und endlich die Dichtigkeit des Systems zu be-
trachten, welche gleich der Anzahl der Punktreihen ist, die
in einem prismatischen Raum von dem senkrechten Querschnitt
gleich 1 und mit Kanten, die parallel der gemeinsamen Rich-
tung der Pnnktreihen laufen, enthalten sind.
Es folgt aus der Constanz der Volumen der Grund-Par-
allelepipede, dass beim Uebergang aus einem Punktreihen-
System in ein anderes der Quotient des Parameters durch die
*) Man kann diesen Satz auch als unmittelbare Folge des
Satzes XXI meiner Abhandlung »Ueber die Polyeder von symme-
trischer Form« ansehen, Journal de Mathematiques de M. Liouville,
Band XIV.
**) Dieser reciproke Satz ist eine unmittelbare Folgerung aus
dem Satze IV meiner Abhandlung »Ueber die Polyeder von symme-
trischer Form«.
70 A. Bravais.
Dichtigkeit sich nicht verändert und dem Volnmen ß des
Grund-Parallelepipedes gleich bleibt.
Wenn man ein Punktreihen-System durch das Dazwischen-
schieben von neuen äquidistanten Gitterpunkten zwischen zwei
benachbarten Gitterpunkten auf jeder Punktreihe verändert,
so modificirt man die Schaar, und je nachdem die Zahl der
eingeschobenen Gitterpunkte 1, 2, 3, . . . auf jedem Parameter
ist, wird die neue Schaar verdoppelt, verdreifacht oder ver-
vierfacht sein bezüglich der Anzahl ihrer Gitterpunkte. Alsdann
verkleinert sich das Grund-Parallelepiped in dem Verhält-
niss der Einheit zu den Zahlen 2, 3, 4, . . . Nachdem dies
festgestellt, kann man den folgenden Satz beweisen.
Satz LIII. — Dieselben Punktreihen-Systeme fin-
den sich in der ursprünglich gegebenen Schaar und
in der Schaar wieder, die daraus durch die Zwischen-
schaltung von neuen Gitterpunkten auf einem ihrer
Punktreihen-Systeme abgeleitet ist.
Es seien drei conjugirte Axen als Coordinaten-Axen ge-
nommen, wobei die Axe der z eine der Punktreihen des durch
die Zwischenschaltung von neuen Gitterpunkten modificirten
Systems ist; dann werden, wenn o, i, d die drei Parameter
dieser Axen sind, a, &, -^ die drei Parameter in der neuen
Schaar sein, wobei 6 — 1 die Zahl der auf jedem Parameter
hinzugefügten Gitterpunkte ist. Um auf die ursprüngliche
Schaar zurückzukommen, unterdrücke man in jener alle Netz-
ebenen von der Form
^=yö+i, =yö-i-2, ..., =yö-}-ö— 1,
wobei j eine beliebige ganze Zahl ist, und behalte nur die
Ebenen 2:=0, z = 0^ z = 2ß, , , ,j z =J0 bei.
Betrachten wir jetzt die Pnnktreihe, welche von dem
Anfangspunkt O (Fig. 20) nach dem Gitterpunkte t mit den
Coordinaten {m, w, p) von der Schaar mit zwischengeschalteten
Gitterpunkten geführt ist. Alsdann wird, wenn die Ordinate
p ein Vielfaches von ist, der Gitterpunkt t der ursprüng-
lichen Schaar angehören, und das System der Punktreihen
Ot wird sich mit derselben Grösse des Parameters in der
ursprünglichen Schaar wiederfinden. Wenn die Ordinate p
[65] kein Vielfaches von ß ist, so verlängere man 0^ um
tf' = (ö — 1)0^; da die Zahlen- Ordinate von dem Gitter-
punkt t"j die parallel zu den z liegt, dann ein Vielfaches von
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 71
6 geworden ist, so wird der Punkt t" dann der ursprünglichen
Scfaaar angehören; so wird also das System der Punktreihen
Ot \VL der Schaar noch bestehen, nachdem die Netzebenen
unterdrückt sind.
Demnach bestehen alle Pnnktreihen- Systeme, ohne dass
ihre Richtung verändert wäre, nach Unterdrückung der
zwischengeschalteten Gitterpunkte. Diese Systeme sind nur
in Bezug auf ihre Dichtigkeit oder die Grösse ihres Parameters
verändert, für jedes von ihnen lässt die Unterdrückung der
Gitterpunkte das Verhältniss des Parameters zu der Dichtig-
keit im Verhältniss : 1 wachsen.
Corollarsatz. . — Dieselben Punktreihen-Systeme finden
sich in den beiden Schaaren wieder mit Modificationen, welche
nur die Grösse des Parameters oder die Dichtigkeit des Systems
betreffen; es folgt daraus, dass dieselben Systeme der Netz-
ebenen auch in beiden Schaaren vorhanden sind; immerhin
wird die Dicke der Schichten oder der Flächeninhalt der
Grund-Masche in der Weise von der einen zur anderen vari-
iren, dass ihr Product im Verhältniss : 1 durch die Unter-
drückung der zwischengeschalteten Punkte wächst.
Nach diesen allgemeinen Sätzen wollen wir nach einander
die Eigenschaften durchnehmen, welche jede besondere Art
der Symmetrie charakterisiren.
' Binäre Symmetrie.
Satz LIV. — In jeder Schaar mit binärer Sym-
metrie-Axe wird, wenn man die beiden angrenzenden
Netzebenen einer zur binären Axe normalen Netz-
ebene betrachtet, das Netz einer dieser beiden Ebe-
nen mit der orthogonalen Projection des Netzes der
anderen zusammenfallen.
Denn seien P eine zur Axe normale Netzebene und P',
P" ihre beiden angrenzenden ; die Netze von P' und P" sind
homolog in Beziehung auf die Ebene P, welche eine Sym-
metrie-Ebene der Schaar ist (Lehrsatz LIl); also ist das Netz
einer der Ebenen P', P" die orthogonale Projection des
Netzes der anderen.
Corollarsatz. — Wenn man allen diesen auf einander
folgenden Netzebenen, die alle normal zu der Axe sind, Ord-
72 A. Bravais.
nungszahlen giebt, so sieht man, dass in der Reihe der Ebenen
mit geraden Zahlen dasselbe Netz sich durch orthogonale
Projection wieder herstellen wird, [66] nnd das Gleiche gilt
von der Reibe der Ebenen mit ungeraden Ordnungszahlen.
Satz LV. — Jede Schaar mit binärer Symmetrie-
Axe kann angesehen werden, als wäre sie ans einem
geraden Prisma mit parallelogrammatischer Basis
abgeleitet, welches in gewissen Fällen in dem Oen-
trum seiner Form einen der Gitterpunkte der Schaar
aufweisen kann.
Sei ABC DE (Fig. 24) das Netz, welches auf der zur
binären Axe normalen und durch einen Gitterpunkt A gehen-
den Ebene entworfen ist. Nehmen wir diese Ebene zur Ebene
der xy*y ihre Gleichung in Zahlen-Coordinaten wird 2; = sein.
Alle Netze, welche auf den Ebenen z = ±2^ 2; = ±4,
2J = dt 6, ... entworfen sind, werden sich orthogonal auf
das Netz AB CD . . . projiciren (Satz LIV).
Die Netze der Ebenen 2: = ±1, ^^ = ±3, ... können
auch möglicher Weise orthogonal auf ABCD . . . projicirt
werden; in diesem Fall wird das Grand -Parallelepiped ein
gerades Prisma mit parallelogrammatischer Basis sein.
Aber das Gegen theil kann auch stattfinden. Nehmen wir dann
an, dass einer der Gitterpunkte A! des Netzes 2; s= 1 sich nach a
auf die Ebene 2j = projicire. Wenn man A mit Ä verbindet,
und AÄ um eine ihr selbst gleiche Grösse bis D" verlängert,
so wird D" offenbar ein Gitterpunkt des Netzes z = 2 sein, und
wenn man die Senkrechten Äa^ D"D fällt, so wird D einer
der Gitterpunkte des Netzes «=0 sein (Satz LIV), und a
wird auf der Mitte der Strecke AD liegen. Da der Gitter-
punkt A willkfirlich gewählt wurde, so sieht man, dass a ein
geometrischer Mittelpunkt von dem Netz AB CD . . . ist, und
auf der Mitte eines der Parameter AD dieses Netzes liegt.
Construiren wir jetzt über AD als Basis zwei gleiche und
entgegengesetzt liegende Elementar-Dreiecke wie ACD, AED\
der Punkt a wird der Mittelpunkt des Grundparallelogramms
ACDE sein, und Ä wird das Centrum der Form des ge-
raden Prismas sein, das als untere Basis ACDE hat, und
dessen obere Basis sich auf der Ebene 2; == 2 befindet. Die
Schaar könnte also als aus einer unendlichen Zahl solcher
Prismen zusammengesetzt angesehen werden, welche von glei-
cher Höhe wie der Abstand der Ebenen 2; = 0, 2 = 2 wären,
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 73
und von denen jedes ausserdem in dem Centrnm seiner Form
einen der Gitterpunkte der Schaar trüge.
Anmerkung I. — Es ist immer erlaubt vorauszusetzen,
dass A so gewählt wurde, dass er unter allen Gitterpunkten
des Netzes 2; = der näehste an dem Punkte a ist; wenn
dann AD nicht der kleinste Parameter des Netzes 2; = ist,
sei AB dieser kleinste Parameter der in einem solchen Sinne
aufgetragen sei, dass man [67] BAD<^^^ Grad habe. Weil
man aB ^ aA hat, liegt der Gitterpunkt B ausserhalb des
Kreises, der über AD als Durchmesser beschrieben ist, und
daher ist es sicher, dass man ABD <C 90 Grad hat. Aber
andererseits hat man, wegen AB <C BD auch ADB <C.
BAD <C^^ Grad; also sind die drei Winkel des Dreiecks
BAD spitz; so wird also BAD das Hanptdreieck des Netzes
5: = sein (Satz VI). Demnach wird die Projection von A'
immer auf die Mitte von einer der drei Seiten des Haupt-
dreiecks fallen, was beweist, dass das Alterniren der Netze mit
abwechselnd gerader und ungerader Ordnungszahl sich nar auf
drei verschiedene Weisen machen kann, je nachdem die Pro-
jection der Gitterpunkte des Netzes z = \ auf die Mitte der
kleinen, der mittleren oder der grossen Seite des Haupt- Drei-
ecks des Netzes 2; = fällt.
Man sieht daraus ebenfalls, dass die Schaar als aus
Prismen zusammengesetzt angesehen werden kann, die ein
Parallelogramm wie AB CD zur Basis, als Höhe den Abstand
der Ebenen 2; == und 2; = 2 haben, und Gitterpunkte auf
den Mittelpunkten von zweien ihrer rechteckigen verticalen
Seitenflächen tragen. Man kann sich dann immer die Basis
einer jeden der beiden centrirten Seitenflächen als von einer
der drei Seiten des Haupt -Dreiecks gebildet denken.
Anmerkung IL — Im Fall des Alternirens der Netze
kann man auch statt des geraden, centrirten Prismas das
Oktaeder der Figur 28 nehmen, dessen Axe A'A' die par-
allelogrammatische Basis ACDE normal und in der Mitte
durchschneidet.
Es mnss bemerkt werden, dass dieses Oktaeder deshalb
doch noch kein Grundkörper ist, welcher fähig wäre, durch
unmittelbares Aneinanderfügen alle Gitterpunkte der Schaar
zu reproduciren.
74 A. Bravais.
Terbinäre Symmetrie.
Satz LVI. — Wenn der Grnndkörper der Schaar ein
centrirtes oder nicht centrirtes gerades Prisma mit
rhombischer Basis ist, so besitzt die Schaar drei binäre
Symmetrie*Axen, die rechtwinklig zu einander sind.
Nehmen wir an, dass der Rhombus ACDE (Fig. 24) die
Basis des geraden Grund -Prismas sei; wenn wir alsdann die
Augen auf die Figur 25 werfen, welche auf der Ebene 5; =
erstens das Netz 2; = zeigt, dessen Punktreihen durch ausge-
zogene Linien dargestellt sind, und als Projection auf dieses
Netz die Netze z = 2/, sowie die Netze « = 2/ + 1 , aber
diese letzteren nur in dem Falle, dass sich [68] alle Projec-
tionen decken ; zweitens, aber nur für den Fall des Alternirens,
die Netze ;? = 2/ + 1 , dargestellt durch die punktirten Linien
ac, cd^ öfa, ae etc., so wird es klar, dass jede normal zu der
Ebene der Zeichnung liegende Ebene, welche mit einer der
Diagonalen des Rhombus, z. B. der Linie aa gleich gerichtet
ist, eine Symmetrie-Ebene für die Schaar sein wird, weil alles
zur Rechten und zur Linken dieser Ebene gleich ist. Also
wird die zu dieser Ebene normale Diagonale AD eine binäre
Axe des Systems sein (Satz LII). Man würde ebenso beweisen,
dass die zweite Diagonale EC auch eine binäre Axe ist.
Anmerkung I. — In dem Falle, dass a (Fig. 25) auf
die Mitte von AÄ fiele, c auf die Mitte von AC, d auf die
Mitte von ED, etc., würde der vorige Satz nicht mehr an-
wendbar sein, selbst wenn das Grund-Prisma noch ein gerades
Prisma mit rhombischer Basis wäre.
Anmerkung II. — Wenn das Haupt-Dreieck gleichseitig
wird, und wenn ausserdem die Netze übereinander liegen, so
wird die Symmetrie senär, und die Schaar gehört einer be-
sonderen Classe an, von der später die Rede sein wird; wenn
dagegen, in diesem Fall, die aufeinanderfolgenden Netze alter-
nirend sind, so wird die allgemeine Symmetrie der Schaar
durch diesen Umstand nicht beeinflusst.
Satz LVIL — ^Wenn das zur binären Axe normale
Netz rechteckige Maschen hat, so besitzt die Schaar
drei zu einander rechtwinklige, binäre Symmetrie-
Axen.
In dem Fall, wo die Netze nicht- alternirend über einan-
der liegen, ist der Grundkörper ein rechtwinkliges, nicht cen-
trirtes Parallelepiped und der Satz ist einleuchtend.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 75
Wenn die JSetze alternirend sind, so können zwei ver-
schiedene Fftlle eintreten: entweder fUllt der Pnnkt a der
Fignr 24 auf die Mitte der Hypotenuse des Haupt-Dreiecks,
welches dann rechtwinklig ist, oder auf die Mitte einer der
beiden kleinen Seiten.
Im ersten Fall zeigt die Figur 26 die Projection der
alternirenden Netze auf die Ebene 2; = 0. In diesem Falle
sind die normal zur Ebene 2; = 0, durch die Geraden AC^
ac, ED, . . . gehenden Ebenen, sowie die Ebenen, welche
durch AE, ae, CD, . . . gehen, augenscheinlich Symmetrie-
Ebenen der Schaar; also sind dann die Seiten der Rechtecke
binäre Axen (Satz LII).
In dem zweiten Fall wird die Projection durch die Fi-
gur 27 dargestellt, wo ACDE [69] die Masche des Netzes
2j = ist und acde diejenige des Netzes 2j = 1. In diesem
Fall sind offenbar auch wieder die durch die Seiten des Recht-
ecks gelegten Ebenen Symmetrie-Ebenen der Schaar. Man
wird bemerken, dass man in diesem letzten Fall als Grund-
körper ein gerades Prisma mit rhombischer Basis annehmen
kann; es genügt in der That, die rhombische Netzmasche,
welche in der zu z = normalen Ebene liegt und die Gerade
AaEe als Spur hat, zur Basis zu nehmen.
Anmerkung. — Wenn das Rechteck sich in ein Quadrat
verwandelte, so wttrde die S}'mmetrie eine quaternäre und
die Schaar würde in eine besondere Classe gehören, über die
wir bald sprechen werden; indessen bleibt die Symmetrie die
gleiche, wenn das Alterniren der Figur 27 entspräche.
Definition. — Wir wollen mit dem Namen terbinäre
Symmetrie diejenige bezeichnen, welche durch drei binäre,
zu einander normale Axen charakterisirt ist. Diese drei
Axen sind, obgleich von derselben Ordnung, von verschiedenen
Arten.
Satz LVIII. — In jeder Schaar mit terbinärer
Symmetrie, haben die zu den binären Axen normalen
Netzebenen entweder rhombische oder rechteckige
Maschen.
Es seien die drei binären Axen zu Axen der x, der y
und der z genommen. Wenn man die Schaar um 180 Grad um
die Axe der x dreht, so muss das Netz 2; = wieder mit
sich selbst zusammenfallen; deshalb muss die Axe der x eine
Axe von binärer Symmetrie für das Netz der Ebene der xy
sein, was verlangt, dass seine Masche rhombisch oder recht-
76 A. Bravais.
eckig sei (Satz XIV^ CoroUarsatz II). Es würde dasselbe für die
Netze gelteo, welche in den Ebenen der xz und yz liegen.
Corel larsatz. — Es folgt aus den vorhergehenden
Sätzen, dass jede terbinäre Schaar in eine der vier folgenden
Kategorien gehört:
1 . Nicht contrirtes, gerades Prisma mit rhombischer Basis,
oder gerades rechteckiges Prisma, das zwei seiner Selten-
flächen centrirt hat;
2. Centrirtes, gerades Prisma mit rhombischer Basis;
3. Nicht centrirtes, gerades rechteckiges Prisma;
4. Centrirtes, gerades rechteckiges Prisma.
In den Fällen 2 und 4 kann man, um die Schaar abzuleiten,
das Prisma durch ein Oktaeder ACDEA' J!' (Fig. 28) mit
rhombischer Basis (zweiter Fall) oder mit rechteckiger Basis
(vierter Fall) ersetzen.
Anmerkung. — Ich habe in meiner »Abhandlung über die
Polyeder von symmetrischer [70] Form« mehrere Lehrsätze über
die binäre Symmetrie bewiesen. Man kann dieselben auf die
Schaaren anwenden, indem man nicht aus den Augen verliert,
dass irgend ein Gitterpunkt als das Symmetrie -Centrum der
Schaar angesehen werden kann, und als der Ort, an dem sich ihre
Axen und Symmetrie-Ebenen kreuzen. Ich werde mich darauf
beschränken, hier den Inhalt des folgenden Satzes (Corollar des
Satzes XIII meiner Abhandlung) zu wiederholen, dessen directer
Beweis im Uebrigen keine Schwierigkeit bieten würde.
»Wenn zwei binäre Axen existiren, die zu einander nor-
mal sind, so ist immer eine dritte vorhanden, welche normal
zu ihrer Ebene ist«.
Satz LIX. — Dieselben Systeme von Punkt-
reihen und von Netz ebenen finden sich in der Schaar,
welche von dem centrirten geraden Prisma abge-
leitetwird, und in der Schaar, welche von demselben
nicht centrirten geraden Prisma abgeleitet wird.
Die Centrirung des Prismas ist nichts anderes als die
Einschaltung eines Gitterpunktes auf die Mitte einer seiner
vier Diagonalen. Wenn man dieselbe Einschaltung bei allen
Prismen der Schaar durchführt, indem man immer die Diago-
nale wählt, welche der ursprünglich genommenen parallel ist,
so ist klar, dass man eine verdoppelte Schaar hat, in welcher
man gemäss dem Satze LIU dieselben Systeme von Punkt-
reihen und von Netzebenen wiederfinden muss, wie in der ur-
sprünglichen Schaar. Folglich, etc.
Ueber die Systeme yon regelmässig vertheilten Punkten. 77
Ternäre Symmetrie.
Satz LX. — In jeder Schaar, welche eine ter-
näre Axe besitzt, hat das Netz der znr Axe nor-
malen Netzebene dreieckige, gleichseitige Maschen.
Sei M (Fig. 11 und Fig. 29) einer der Gitterpunkte der
Schaar, der so gewählt ist, dass er so nahe als möglich bei
der Axe der ternftren Symmetrie liegt, ohne indessen auf
dieser Axe zu sein. Wir legen durch M die zur Axe nor-
male Ebene, welche sie in O schneidet, und construiren end-
lich das gleichseitige Dreieck MNP um O als Mittelpunkt.
Wenn O ein Gitterpunkt der Schaar ist, so wird das
Netz die Anordnung, welche in der Figur 11 dargestellt ist,
zeigen; ikf', iV', P' werden auch Gitterpunkte sein, und die
Symmetrie- Axe wird nicht nur eine ternäre, sondern, was mehr
ist, eine senftre Axe sein. Wählen wir nämlich die Ebene
der Figur (Fig. 11) als Ebene der xy\ es ist klar, dass das
Netz der Ebenen 2 == 1 , 2; = 2 , . . . sich orthogonal auf [71]
dasjenige der Ebene 2; = projiciren wird; denn indem
man das Netz z = nach der Ebene z :=: l parallel mit ihm
selbst bewegt, darf keiner der Gitterpunkte des Sechsecks
MM'NN'PP sich der Axe nähern. Unter diesen Umständen
wird die Gerade, welche duTch normal zu der Ebene der
Figur gelegt ist, augenscheinlich eine senäre Axe sein.
Indem wir uns diesen Fall vorbehalten, wollen wir in
diesem und den folgenden, sich auf die einfach ternäre
Symmetrie beziehenden Sätzen annehmen, dass der Mittelpunkt
O (Fig. 29) des Dreiecks MNP kein Gitterpunkt der Schaar
ist, was indessen nicht besagt, dass die durch diesen Punkt
geführte Axe keinen einzigen Gitterpunkt enthalte.
Das Dreieck MNP (Fig. 29), das Resultat der angegebe-
nen Construction, wird offenbar das Haupt-Dreieck des Netzes
sein; folglich hat das Netz dreieckige, gleichseitige Maschen.
Satz LXI. — In jeder Schaar mit einfach ter-
närer Symmetrie haben zwei zur ternären Axe nor-
male Netzebenen, welche durch zwei dazwischen-
liegende Netzebenen getrennt sind, Netze, welche sich
orthogonal aufeinander projiciren.
Nehmen wir die unterste dieser vier Ebenen zur Ebene
der xy, so dass ihre Gleichung z == sei. Ich behaupte,
dass das Netz der Ebene z :== 3 sich rechtwinklig auf das
Netz 25 = projiciren wird.
78 A. Bravais.
Sei ABCDEF (Fig. 29) ein regelmässiges Sechseck,
dessen Ecken dem Netze 2; = angehören, und errichten
wir anf seiner Ebene, durch den Mittelpunkt O, welcher
auch ein Gitterpunkt des Netzes ist, eine Normale, die eine
ternäre Axe des Systems sein wird (Satz XLVII). Dann
bringen wir parallel mit sich selbst das Netz 2; = auf die
Ebene z = 1. Sei MNP das Haupt-Dreieck des Netzes
z^=l, ein Dreieck, dessen Fläche durch die in O er-
richtete Normale durchstochen wird. Die Figur zeigt
die rechtwinklige Projection dieses Dreiecks auf die Ebene
5f= 0.
Wenn O mit der Projection eines der Gitterpunkte
M, N, P zusammenfiele, so würden die Netze in den Ebenen
2r = 0, 2; = 1 tlbereinander liegen, und die Symmetrie wäre
senär.
Da dieser Fall ausgeschlossen ist, so verlangt die ter-
näre Symmetrie der in O errichteten Normale, dass mit
dem Mittelpunkte des Dreiecks MNP zusammenfalle; und da
letzteres Dreieck seine Seiten parallel zu AB^ AO und BO
haben muss, so kann es nur zwei Stellungen haben, die invers
zu einander sind, MNP und MNP'. Das Dreieck MNP,
dessen Eckpunkte augenscheinlich mit den Centren der Form
der Dreiecke [72] AOF, BOC, DOE zusammenfallen,
kann angesehen werden, als entstände es aus einer Trans-
lation, ohne Drehung, von AOB oder COD oder EOF.
Das Dreieck M'N'P' dessen Ecken die Centren der Form
von DOC, EOF und AOB sind, würde aus der Trans-
lation von einem der Dreiecke BOC, DOE, FOA her-
vorgehen.
Nehmen wir an, dass das Netz 2; = 1 in der Projection
das Netz mit unterbrochenen Linien MNP , . . der Figur
sei. Dann muss, in der Raute ^OjPG, die grosse Diagonale
O G durch M gehen , und man erhält vermöge der bekannten
Eigenschaften des gleichseitigen Dreiecks OM := ^OG.
Wenn man also den Gitterpunkt O mit dem auf der Ebene
2; = 1 gelegenen Gitterpunkt verbindet, welcher M als Pro-
jection hat, und den ich M^ nennen werde (der aber nicht
in der Figur angegeben ist), so wird die schräge Gerade 0M^
Träger einer Punktreihe vom Parameter OM^, Indem man
auf dieser Punktreihe eine Strecke OG^ = dOM^ abträgt,
muss der Gitterpunkt 6, (der nicht auf der Figur markirt
ist) offenbar seine Projection in G haben, und ausserdem
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 79
wird er der Ebene 2; £= 3 angehören. Woraus man sieht,
dass das Netz z = 3 sich anf das Netz z = projicirt.
Zweiter Beweis. — Sei 0^0"' {Fig. 30) die ter-
näre Axe, welche durch den Oitterpnnkt O geht, der als der
Ebene 2; =3 angehörig betrachtet wird ; diese Axe wird in
O' und O" von den Ebenen 2; = 1 , 2 = 2 geschnitten, nnd
im Punkte O"' von der Ebene 2; = 3. Das gleichseitige
Dreieck MNP der Figur ist die dreieckige Masche des
Netzes der Ebene 2; = 1 , nnd es hat seinen Mittelpunkt in
O' auf der temären Axe.
Durch die Axe OG** und durch einen der drei Gitter-
pnnkte Jf, iV', P', zum Beispiel durch JRf , fOhren wir die
Ebene 3/' O 0'm\ weiche N' P in deren Mitte m! schneiden
nnd senkrecht auf dieser Linie sein wird, üeber OP', OiV\
als Seiten, construiren wir den Rhombus ON'PM"^ dessen
vierte Ecke M" der Schaar angehören wird, in der* Ebene
2; = 2 gelegen, nnd ausserdem in der Ebene M'OO'rn! ent-
halten sein wird.
Man wird dann haben
a^a' == 00' ,
OaW = 90° = 0'"0"M\
Also die Dreiecke OO'M' nnd O"' 0" M" sind congruent:
folglich ist M" 0'" gleich und parallel zu 0M'\ so ist also
O'" auch ein Qitterpunkt der Schaar (Satz XXX). Demnach
projiciren sich die Gitterpunkte des Netzes 2; = 3 ortho-
gonal auf diejenigen des Netzes 2; = 0.
[73] Anmerkung. — Es ist leicht zu sehen, dass das
punktirte Netz M' N' P , , . (Fig. 29) die orthogonale Pro-
jection des Netzes der Ebene 2; = 2 sein wird.
Wenn hingegen das Netz M'N'P',,. die orthogonale
Projection des Netzes 2; = 1 gewesen wäre, dann würde MNP
diejenige des Netzes 2; = 2 gewesen sein.
GoroUarsatz. — Wenn man auf der Pnnktreihe OG^
den Gitterpunkt M^ unterdrückt, ebenso wie den anf M^
folgenden derselben Punktreihe, nnd wenn man dieselbe Ope-
ration anf dem ganzen System der zu 6r, parallelen Punkt-
reihen, welche von den Gitterpnnkten des Netzes 2; = aus-
gehen, wiederholt, wird man die temäre Schaar in eine senäre
Schaar verwandeln, die als Kern ein gerades Prisma mit
gO A. Bravaifl.
rhombischer Basis von 60 und 120 Grad haben wird. Umgekehrt
geht man von der senären Schaar auf die entsprechende
temäre Schaar über, die dreimal reicher an Gitterpnnkten
ist, indem man zwei nene Gitterpankte anf jedem Parameter
eines Ponktreihen-Systems einschaltet, welches zn einer der
beiden grossen Diagonalen des Gmnd-Prismas von rhombischer
Basis parallel ist.
Aber es ist wichtig zu bemerken, dass man anf diese
Weise zwei verschiedene Schaaren erhält, je nachdem man die
eine oder die andere der beiden Diagonalen gewählt hat ; diese
Schaaren haben die Eigenschaft zusammenzufallen, wenn man
eine von ihnen um 180 Grad um die temäre Axe dreht. Also
können aus einer und derselben senären Schaar zwei ternäre
Schaaren entstehen, welche durch ihre Lage, im Räume ver-
schieden sind, eine directe ternäre Schaar und eine inverse
temäre Schaar.
Satz LXII. — Jede Schaar mit einfach ternärer
Symmetrie hat als Kern ein Bhomboeder.
Nehmen wir die Figur 30 und den zweiten Beweis des
vorigen Satzes wieder auf. Drehen wir das Parallelogramm
OMa^'M" durch 120 Grad um 00"'] dann wird der Gitter-
punkt Jf ' nacheinander an die Stelle von N' und P' treten,
und der Gitterpnnkt M" wird an die Stelle von N" und P"
treten. Nun werden, ebenso wie die vier Gitterpnnkte
O, -ZV', P', M" einen ebenen Rhombus bilden, auch OM'N'P"
und OM' P'N" den vorigen gleiche ebene Rhomben sein,
und es ist klar, dass dasselbe von den drei oberen Flächen gilt.
Der so erhaltene Körper wird also ein Rhomboeder sein,
und da er weder in seinem Innern, noch auf seinen [74]
Seiten oder Kanten irgend einen Gitterpunkt der Schaar ent-
hält, so kann er als das Grundparallelepiped oder der Kern
der Schaar angesehen werden.
CoroUarsatz. — Man kann die Schaar auch aus einem
der elementaren Tetraeder OM'N'P', 0'"il/"iV"P" (Fig. 30)
ableiten; die vier Ecken genfigen, um das ganze System der
Schaar vollständig zu bestimmen; aber dieses Tetraeder ist
genau genommen kein Gmndkörper.
Satz LXIII. — Jede Schaar mit ternärer Sym-
metrie besitzt drei Symmetrie-Ebenen, welche durch
die Axe gehen und senkrecht auf den drei Richtungen
der Seiten des Hauptdreiecks des Netzes der zur Axe
normalen Ebenen sind.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten, gl
Die Figur 29 zeigt in orthogonaler Projection die drei
Netze der Ebenen z = 0, z = 1, z = 2; alle anderen Netze
der Ebenen z ^= p projiciren sich auf die vorigen; die Netze
der Form z = 3/ auf das Netz z = 0^ diejenigen der Form
z = 3j + 1 auf das Netz « = 1 , diejenigen der Form
z = 3j J^ 2 auf das Netz z = 2. Es sei durch O die Gerade
OMG normal zu der Seite AF gelegt, und durch diese
Gerade eine zur Ebene der Zeichnung normale Ebene. Diese
Ebene wird offenbar eine Symmetrie-Ebene für jedes der drei
Netze sein; folglich wird sie auch eine Symmetrie-Ebene fär
die Schaar sein.
Ebenso würden die durch O normal zu den Seiten AB
nnd BO gelegten Ebenen Symmetrie-Ebenen sein; überdies
verlangt die ternftre Symmetrie, dass es drei Ebenen giebt.
Folglich n. s. w.
Die normal zu der Ebene der Zeichnung und parallel zu
den Seiten durch O gelegten Ebenen sind keine Symmetrie-
Ebenen der Schaar.
Anmerkung. — Die Erystallographen bezeichnen mit
dem Namen Hauptschnitt des Rhomboeders jede Ebene
wie OM'm"0"'M"m! (Fig. 30), welche durch die geo-
metrische Axe des Rhomboeders nnd durch zwei seiner sechs
seitlichen Ecken wie M' und 3/" geht. 00'" wird die Axe
des Rhomboeders genannt.
Man sieht darnach, dass die drei Hauptschnitte des Rhom-
boeders, welches einer ternären Schaar als Kern dient, Sym-
metrie-Ebenen für diese Schaar sind.
Satz LXIV. — In den Schaaren mit ternärer Sym-
metrie ist jede Seite der dreieckig gleichseitigen
Masche eines zur ternären Axe normalen Netzes eine
binäre Axe der Schaar.
Dies ist eine offenbare Folge aus den Sätzen LU nnd
LXIII. Man \76] sieht es überdies deutlich auf der Fig. 29,
indem man das Netz MNP als zur Ebene 2; = 1 gehörig
ansieht nnd das Netz M'N'P' als zur Ebene z = — 1 ge-
hörig. Alsdann kommt, nach einer Drehung von 180 Grad
um die Gerade AOD, M mi P' nnd P auf 3/', u. s. w.; so
dass das Netz 2; = 1 die Stelle des Netzes z s= — 1 einnimmt
nnd umgekehrt. Ebenso würden sich die Netze z =p und
z = — p für einander substituiren; folglich ist AOD eine
binäre Axe.
Ostwald's Elasiiker. 90. 6
82 A. Bravais.
Quaternäre Symmetrie. »
Satz LXV. — In jeder Schaar mit quaternärer
Symmetrie-Axe hat das Netz der zur qnaternären
Axe normalen Netzebenen quadratische Maschen.
Sei M (Fig. 31) ein Gitterpankt der Schaar, welcher in
der kleinsten Entfernung von der qnaternären Axe, aber
ausserhalb dieser Axe liegt. Durch M legen wir eine zur
Axe normale Ebene, die sie in dem Punkte O schneidet; dann
zeichnen wir in den Kreis mit dem Mittelpunkt O und dem
Radius OM ein Quadrat MM' WM"', dessen eine Ecke M
sei; die vier Punkte M, M', M" und M'" werden dem Netz
dieser Ebene angehören. Dann wird, wenn der Punkt O
einer der Oitterpunkte der Schaar ist, das Netz als Grund-
Parallelogramm das Quadrat OMmM' haben, und im ent-
gegengesetzten Falle das Quadrat MM'M"M"',
Satz LXVI. — Jede Schaar mit quaternärer Sym-
metrie-Axe leitet sich aus dem geraden Prisma mit
quadratischer Basis ab, das sowohl centrirt wie nicht
centrirt sein kann.
Da die quaternäre Axe offenbar alle Eigenschaften einer
binären Axe besitzt, so wird der Kern der Schaar ein gerades
centrirtes oder nicht centrirtes Prisma mit parallelogram-
matischer Basis sein (Satz LV).
Wenn das Prisma nicht centrirt ist, so werden sich alle
Netze der Ebenen 2; = jt> auf dasjenige der zur quaternärea
Axe normalen Ebene js == projiciren und es wird daraus
in orthogonaler Projection die in der Figur 32 angegebene
Anordnung folgen.
Wenn das Prisma centrirt ist, so werden sich die Netze
der Ebenen z = 2j auch auf das Netz mit quadratischer
Masche z=0 projiciren; aber die Projection der Gitter-
punkte der Ebenen 2; == 2/ + l (Fig. 32) wird auf die Mitte
einer der drei Seiten des Haupt-Dreiecks ABCfBllen (Satz LV,
Anmerkung I). Nun kann sie aber weder auf O' noch auf
0" fallen; denn das über dem Quadrat AB CD, als Basis,
errichtete gerade Prisma würde zwei seiner Seitenflächen
centrirt haben, und die beiden [76] anderen nicht centrirt,
ein Resultat, das augenscheinlich unvereinbar mit der Sym-
metrie der vier durch die Gitterpunkte -dt, S, C, J) ge-
führten qnaternären Axen sein würde. Also wird die Pro-
jection des Netzes z = \ auf O, das heisst auf die Mittel-
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 83
punkte der Quadrate des Netzes z = fallen , wie die
Figur 33 es angiebt.
GoroUarsatz I. — Der Satz LIII kann auf die quater-
nären Schaaren angewandt werden. Dieselben Systeme von
Punktreihen und von Netzebenen finden sich in der von dem
geraden centrirten Prisma abgeleiteten Schaar wieder und in
der gehälfteten Schaar, die man erhält, indem man die in die
Gentren der Prismen gesetzten Oitterpnnkte unterdrückt.
GoroUarsatz IL — Man kann statt des geraden cen-
trirten Prismas mit quadratischer Basis das Oktaeder mit
quadratischer Basis der Figur 28 nehmen; immerhin ist dieser
Körper kein Orundkörper der Schaar.
Satz LXVII. — In dem Falle des geraden, nicht
centrirten Prismas mit quadratischer Basis sind die
vier Seitenkanten quaternäre Symmetrie-Axen; die
zu diesen parallelen Axen, welche durch die Mittel-
punkte der quadratischen Basen geführt sind, sind
jbenfalls quaternäre Axen, aber von der Art der-
eenigen, die wir mit dem Namen Zwischenaxen be-
zeichnet haben; sie enthalten keinen Gitterpunkt
der Schaar.
Satz LXyill. — In dem Falle des geraden, cen-
trirten Prismas mit quadratischer Basis sind alle
quaternären Symmetrie-Axen Punktreihen, deren
Parameter die Höhe des Prismas ist.
Satz LXIX. — In jeder quaternären Schaar giebt
es Symmetrie-Ebenen, welche durch die Axe gehen,
und von denen die einen wie die Seiten und die anderen
wie die Diagonalen des Grund-Quadrats des Netzes
gerichtet sind, das normal zur quaternären Axe ist.
GoroUarsatz. — Jede Seite und jede Diagonale des
Grund -Quadrats des zur quaternären Axe normalen Netzes
ist eine binäre Axe der Schaar (Satz LII). g
Definitionen. — Die zu den Seiten derQuadrate parallelen
Axen sollen binäre Axen der ersten Art heissen, und die
Axen, welche den Diagonalen dieser Quadrate parallel sind,
sollen binäre Axen der zweiten Art genannt werden. Die
ersteren haben die Seite des Quadrats und die anderen die
Diagonale desselben als Parameter.
[77] Diese vier Systeme von Axen schneiden sich unter
Winkeln von 45 und 90 Grad.
Diese verschiedenen Angaben bedürfen keines Beweises.
6*
g4 ^' Brayais.
Senäre Symmetrie.
Satz LXX. — In jeder Schaar mit senärer Axe
hat das Netz der zar Axe normalen Ebenen dreieckig
gleichseitige Maschen, und die verschiedenen Netze
dieser Ebenen projiciren sich orthogonal aufeinander.
Sei M (Fig. 11) ein ausserhalb der Axe in der kleinsten
Entfernung genommener Gitterpunkt. Legen wir durch M
eine zur Axe normale Ebene, die sie im Punkt O schneidet.
Construiren wir nun das regelmässige Sechseck MM' NN' PP\
das seinen Mittelpunkt in O hat. Jede seiner Ecken wird
ein Gitterpunkt der Schaar sein, und dasselbe gilt von dem
Mittelpunkt 0. Diese Ebene wird als Ebene der zy genom-
men ;? = als Gleichung haben.
Auf die Netzebenen z=\j z=2^ ... ist derselbe Beweis
anwendbar; der Schnittpunkt jeder dieser Ebenen mit der Axe
wird auch ein Gitterpunkt sein. Also decken sich die Netze
dieser Ebenen in orthogonaler Projection mit dem Netze der
Ebene z = 0. Ueberdies ist es klar, dass diese Netze drei-
eckig gleichseitige Maschen haben.
CoroUarsatz. — Die senäre Axe ist eine der Punkt-
reihen der Schaar, und diese Punktreihe ist zu ihrer normalen
Ebene conjngirt.
Satz LXXI. — Jede Schaar mit senärer Sym-
metrie-Axe leitet sich ab aus einem geraden Prisma
mit dreieckig gleichseitiger Basis.
Dies ist eine Folge des vorhergehenden CoroUarsatzes.
Wenn man auf dem Rhombus OMMN (Fig. 11) ein gerades
Prisma errichtet, das als Höhe das Intervall hat, welches die
Ebene z = o von der Ebene ;? = 1 trennt, so wird dieser
Körper das Qrundparallelepiped der Schaar sein, weil OM
und ON zwei conjugirte Punktreihen des Netzes der Ebene
OMM'N^mä.
Das gerade Prisma von gleicher Höhe und mit drei-
eckiger Basis OMM' kann auch als Grundkörper der Schaar
genommen werden.
Corel larsätze. — Alle zur senären Axe parallelen Pankt-
reihen sind aach senäre Axen.
[78] Jede zur senären Axe Parallele, welche durch den
Mittelpunkt eines der gleichseitigen Dreiecke des zur Axe
lieber die Systeme von regelmässig yertheilten Punkten. 85
normalen Netzes gelegt ist^ ist eine Zwischenaxe, deren Sym-
metrie temär ist.
Jede zur senären Axe Parallele, welche durch die Mitte
einer der Seiten der gleichseitigen Dreiecke des Netzes z=Q
gelegt ist, ist ebenfalls eine Zwischenaxe, aber von binärer
Symmetrie.
Alle zur senären Axe normalen Netzebenen sind Sym-
metrie-Ebenen.
Alle Netzebenen, welche dnrch die senäre Axe gehen
nnd den Seiten der Dreiecke des Netzes ;? = parallel liegen,
sind Symmetrie- Ebenen. Es giebt drei verschiedene Systeme
solcher Ebenen.
Alle Netzebenen, welche dnrch die senäre Axe gehen nnd
senkrecht auf den Seiten der Dreiecke des Netzes z =
stehen, sind auch Symmetrie-Ebenen. Es giebt drei ver-
schiedene Systeme solcher Ebenen.
In jedem der gleichseitigen Dreiecke des Netzes z =
ist jede Seite eine binäre Symmetrie-Axe der Schaar. Es
giebt drei Systeme solcher Axen und die Axen sind von der-
selben Art.
In den nämlichen Dreiecken ist jede auf eine Seite ge-
fällte Senkrechte, welche dnrch die entgegengesetzte Ecke
gelegt ist, auch eine binäre Symmetrieaxe. Es giebt drei
Systeme solcher Axen; diese Axen sind von gleicher Art
unter einander, aber von verschiedener Art als die vorher-
gehenden.
Definitionen. — Die zu den Seiten parallelen Axen
sollen binäre Axen der ersten Art heissen; die auf den
Seiten senkrechten Axen, deren Parameter die grosse Diagonale
des Grund-Rhombus des Netzes z = ist, sollen binäre Axen
der zweiten Art genannt werden.
Diese sechs Axen-Systeme schneiden sich unter einander
nnter Winkeln von 30, 60 nnd 90 Grad.
Satz LXXU. — Wenn man in einer Schaar von
einfach ternärer Symnietrie nnter den Netzen der
zur Axe normalen Netzebenen diejenigen wegnimmt,
welche eine nicht durch drei theilbare Ordnungszahl
haben, so erhält man eine Schaar von senärer Sym-
metrie; alle Punktreihen nnd Netzebenen der ur-
sprtinglichen Schaar finden sich in der neuen Schaar
wieder.
g6 A. Bravais.
Der erste Theil des ausgesprochenen Lehrsatzes ist be-
reits bewiesen (Satz LXI, Gorollarsatz). Die angegebene Weg-
nahme kommt darauf hinaus , [79] zwei Gitterpnnkte von je
dreien anf jeder der grossen Diagonalen der geraden Grnnd-
Prismen mit rhombischer Basis zn beseitigen. Nun haben
wir aber gesehen (Satz LIII), dass die Einschaltang. von neuen
Gitterpunkten oder die Beseitigung der eingeschobenen Gitter-
punkte in einem System von parallelen Pnnktreihen die ver-
schiedenen Systeme der Pnnktreihen oder, der Netzebenen
nicht ändert, wenigstens was die Richtung dieser Systeme
anbetrifft.
Die Beseitigung der Ebenen mit Indices, die nicht Viel-
fache von 3 sind, modificirt die Systeme der Pnnktreihen,
sei es indem es ihre Dichtigkeit dreimal geringer macht, sei
es indem es ihren Parameter dreimal grösser macht. Sie
modificirt die Systeme der Netzebenen, sei es indem sie
die Dicke der Schichten verdreifacht, sei es indem sie den
Flächeninhalt der Grundmasche der Netze dieser Ebenen
verdreifacht.
Terquatemäre Symmetrie.
Der Inhalt der folgenden Lehrsätze und die Definition
auf Seite 94 werden zeigen, was man unter terquaternärer
Symmetrie zu verstehen hat.
Satz LXXin. — Wenn eine Schaar zwei Axenvon
ternärer Symmetrie besitzt, die nicht parallel sind,
so besitzt sie deren vier, welche wie die vier grossen
Diagonalen eines Würfels angeordnet sind, das heisst
sich unter dem Winkel 70° 31' 44" schneiden, dessen
Cosinus gleich 4^. ist, und sie kann keine grössere
Zahl von diesen Axen besitzen.
Seien OA und OB (Fig. 34) die beiden gegebenen Sym-
metrieaxen, welche von demselben Gitterpunkte ausgehen,
und verlängern wir sie, bis sie die Kugel mit dem Centrum
und dem Radius gleich 1 treff'en. Schlagen wir den Bogen
des grössten Kreises AB, und lassen wir das System OAB
sich durch 120 Grad um OB drehen, bis es nach OCB
kommt, dann durch 120 Grad um OC, etc. Auf diesem Wege
werden wir leicht beweisen, dass die ternären Axen entweder
wie die vier Diagonalen eines Würfels oder wie die zehn
Diagonalen eines regelmässigen Dodekaeders angeordnet sind;
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 87
aber wenn man den Mittelpunkt des so erhaltenen regel-
mässigen sphärischen Polygons ABCD ..,u) nennt (Fig. 34)^
so mnss Oo) auch eine Symmetrieaxe der Art sein, dass die
Wiederherstellung der Oitterpunkte sich nach einer Drehung
dnrch den Winkel AwC um Ooj vollzieht. Nun würde man
in dem Falle des regelmässigen Dodekaeders haben
AwC= 144°,
[80] ein Winkel, der niemals die Orte der Oitterpunkte wieder-
herstellen kann (siehe den Corollarsatz zum Satze XL VI). Also
muss der Fall der zehn ternären Axen, die wie die Diagonalen
eines regelmässigen Dodekaeders liegen, ausgeschlossen werden;
folglich etc.
Diejenigen unserer Leser, welche einen ausführlicheren
Beweis dieses Satzes wünschen sollten, finden ihn in meiner
»Abhandlung über die Polyeder von symmetrischer Form«.
Ich beschränke mich darauf, an das, was ich in dieser Ab-
handlung bewiesen habe, zu erinnern:
1. Wenn in einem Polyeder zwei Axen von höherer
Ordnung als der zweiten vorkommen, so ist das Polyeder
sphäroedrisch (Satz XL der angeführten Abhandlung);
2. Dass zwei Gruppen von sphäroedrischen Polyedern
existiren, die quaterternären mit vier ternären Axen, die so
zu einander liegen wie die vier Diagonalen eines Würfels, und
die deceinternären mit zehn ternären Axen, die zu einander
liegen wie die zehn Diagonalen eines regelmässigen Dode-
kaeders. (Corollarsatz zu Satz XLIII derselben Abhandlung) ;
3. Dass die decemternären Polyeder zugleich zehn
quinäre Axen haben (Satz LH derselben Abhandlung).
Da die Schaaren niemals quinäre Axen besitzen können,
so können sie folglich nicht zehn ternäre Axen haben.
Daraus folgt offenbar, dass eine jede Schaar, welche zwei
ternäre Axen hat, in die Kategorie der quaterternären
Polyeder gehört, und sogar in die specielle Art der quater-
ternären Polyeder mit Symmetrie-Centrum, weil jeder Gitter-^
Punkt einer Schaar als ihr Symmetrie-Centrum genommen
werden kann. So ist also der vorliegende Satz vollständig
bewiesen.
Satz LXXIV. — Die Yerbindungs-Ebene von zwei
ternären, nicht parallelen Axen ist eine Symmetrie-
Ebene der Schaar.
88 A. Bravais.
Seien OA (Fig. 35) die eine dieser Axen, und OB die
zweite. Um den Oitterpunkt O beschreibe man mit dem Radius
OA gleich 1 eine Engel, ziehe den Bogen grössten Kreises
AB und die Bögen grösster Kreise ACund ADj so dass man
BAC= 120°, BAD= 120°, AC=AD = AB
hat. Durch OA gehen drei Symmetrie-Ebenen, welche die
Kugel nach drei grössten Kreisen schneiden werden (SatzLXIII).
Wenn diese Ebenen nicht [81] wie AB, AC und AD ge-
richtet wären, würden sie es wie Ab, Ac und Ad sein;
jB, C, D würden Homologe in JB', C", D' haben; so würden
also nicht nur OB, 00 und OB ternäre Axen sein, sondern
dasselbe würde der Fall sein für OJB', 0C\ OD', was dem
vorhergehenden Satze zuwider wäre. Folglich sind GAB,
OAC, OAD Symmetrie-Ebenen; es sind überdies die drei
Hauptschnitte des Orund-Bhomboeders, dessen Axe wie OA
gerichtet ist.
Satz LXXV. — Die Halbirenden der Winkel
70° 31' 44" und 109° 28' 16", welche zwei ternäre Axen
miteinander bilden, sind Symmetrieaxen für das Netz
der Netzebene, welche diese beiden Axen verbindet.
Der Beweis dieses Satzes wird leicht aus den Principien
gefolgert, welche ich in meiner »Abhandlung über die Poly-
eder von symmetrischer Form« niedergelegt habe. Denn es
folgt daraus, dass die Halbirende des stumpfen Winkels
(109° 28' 16") von zwei ternären Axen eines quaterternären
Polyeders immer eine binäre oder qaaternäre Symmetrie-
Axe des Polyeders ist (Satz XLIV jener Abhandlung); also
ist diese Winkelhalbirende eine Symmetrieaxe für die Netze
aller Netzebenen, welche durch diese Gerade gehen. Die
Halbirende des spitzen Winkels der beiden ternären Axen
wird also auch eine Symmetrieaxe des Netzes ihrer Ebene
sein (Satz XII).
Aufgabe XXIX. — Die Schaaren zu finden, welche
vier Axen von ternärer Symmetrie besitzen.
In irgend einer Schaar mit rhomboedrischem Kerne sei
00' (Fig. 36) die ternäre Axe mit 00' als Parameter;
und O' sind zwei 6itterpunkte und einer der drei Hauptschnitte
ist zur Ebene der Zeichnung genommen. Sei ^O^' O' dieser
Hauptschnitt. Wenn man sich durch die Gitterpunkte O, A, A'
und O' zur Axe normale Ebenen GOH, AmB, A'm'B'
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 89
und G' O' H' gelegt denkt, so können diese Ebenen angesehen
werden, als hätten sie als Gleichungen
;2;=:0, Z=lj Z=2j ^=3;
sie theilen also den Parameter der Axe 0' in drei gleiche
Theile.
Nennen wir jetzt
fi den Winkel des Rhomboeders, das heisst den Winkel,
den zwei Seitenflächen dieses Rhomboeders miteinander bilden,
welche alle beide durch O oder alle beide durch O' gehen;
[82] a den Parameter der binären Axen der Schaar, das
heisst die Länge der Seiten des gleichseitigen Dreiecks, das
die Masche des Netzes der Ebenen 2 = 0, z = 1, ... bildet;
d den Parameter der ternären Axe, das heisst die
Länge 00\
Es ist leicht zu sehen, dass man, welches auch der
Winkel fi des Rhomboeders sein mag.
Am = A'm! = Y\a ,
Om == mm' =?= O'm' = \d
haben wird; der Winkel ii hängt von dem Verhältniss ab,
das zwischen den Parametern a und d besteht, und man findet
ebenso leicht, dass diese Abhängigkeit durch die Formel
(62) tang*i^=J + i
ausgedrückt wird.
Nach dieser Einleitung, die sich auf alle ternären Schaaren
anwenden lässt, suchen wir die Bedingung, unter der die
Schaar vier ternäre Axen besitzt.
Nehmen wir zur Ebene der Zeichnung die Verbindungs-
ebene von 0* mit der zweiten ternären Axe, welche OA
sein wird. Man weiss, 1. dass diese Ebene einer der drei
Hauptschnitte des Rhomboeders mit der Axe 00* sein wird
(Satz LXXIV); 2. dass man haben mnss
cos mOA=\ (Satz LXXUI),
woraus folgt, dass
OA = ^Om= Off
ist; 3. dass die Halbirende OM des Winkels AOO' eine
Symmetrieaxe des Netzes der Ebene der Figur ist (Satz LXXV).
90 A. firavais.
Man sieht hierauB, dass, wenn man AM parallel mit
Oa zieht und O'M parallel mit OA, die Figur OAMO'
ein Rhombus sein wird, dessen vier Ecken Gitterpunkte sein
werden, die dem Netz der Zeichnungs-Ebene angehören, und
dessen Diagonalen OM, AC/ Symmetrieaxen des Netzes sein
werden (Satz LXXV). Wenn man jetzt 0^4 in drei gleiche
Theile On, nvl und ri A theilt, werden die zu OA normalen
Ebenen, welche durch O, n^ ri und A gehen, die Halbirende
OMvdl (7, B* und N schneiden. Da die Oitterpunkte unseres
Netzes sich nur befinden können einerseits auf dem System
der Punktreihen G' O' H\ A'm'B\ BmA, andererseits [83]
auf dem System der Punktreihen APN, n' RB' Q, nCO\
so dürfen diese Oitterpunkte nur auf den Durchschnittspunkten
dieser Geraden gesucht werden. Aber zuvörderst ist es klar,
dass die vier Punkte Hj P, Qy D' der Schaar. nicht ange-
hören können; denn wenn das für den Punkt D' der Fall
wäre, so würde er, wenn man ihn um 120 Grad um OO'
drehte, an einen solchen Ort des Raumes kommen, dass er u
als Projection auf der Ebene der Figur haben würde, und in
dem Innern der Schicht gelegen wäre, die zwischen den beiden
durch O und n normal zu OA gelegten Ebenen einge-.
schlössen ist, was augenscheinlich unmöglich ist. Also können
nur die Punkte 0, B', N Gitterpunkte in dem Innern des
Rhombus OAMO' sein. Folglich beschränkt sich die Zahl der
Lösungen auf drei, wobei der Parameter der Punktreihe O CB'M
noth wendiger Weise gleich 03f oder gleich OB'=^^OM
oder gleich OC=\OM ist.
Erste Lösung. — Der Parameter der Punktreihe
auf der Halbirenden ist gleich OM. Das Parallelo-
gramm AOA'O' ist alsdann der Hauptschnitt des Rhom«-
boeders mit 00* als Axe.
Dieses Rhomboeder ist vollständig bestimmt durch die
Gleichung
Am = OA — Om = f e?,
woraus man findet
a* = 3 Am = | dP,
tang* | ^ = 3 , ju = 120° .
Die aus dem Rhomboeder von 120° sich ableitende Schaar,
auf welche wir so geführt sind, kann erhalten werden, indem
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 9 t
alle Würfel einer Schaar mit cnbischem Kern centrirt werden.
In der That kann der Pnnkt O als der niedrigste Oitterpnnkt
eines Würfels angesehen werden, dessen Mittelpunkt in (X und
dessen höchster Gitterpunkt in & wäre. Das Parallelogramm
OA' O' M wäre dessen Hanptschnitt, der durch die Diagonale
00" gelegt ist; der Gitterpunkt A wäre der Mittelpunkt
eines der sechs Würfel, welche sich an die Seiten des Würfels
OA'O'M anschmiegen.
Zweite Lösung. — Der Parameter der Punkt-
reihe auf der Halbirenden ist gleich Off. Das Recht-
eck OB'O'B ist alsdann der Hauptschnitt des Rhomboeders,
das 00* als Axe hat. Da die Kante O'B' des Rhomboeders
normal zu der Seitenfläche ist, die O' B als Spur hat, so sieht
man, dass das entsprechende Rhomboeder ein [84] Würfel
ist. Man würde dieses Resultat anch aus den Formeln ableiten
a« = 3 'Bm = | 'Am = f es?* ,
tangHA^ = i4-i=l, A^ = 90°.
Dritte Lösung. — Der Parameter der Punktreihe
auf der Halbirenden ist gleich 00. In diesem Falle
sind O, C, jB', iVund iüf Gitterpunkte der Schaar. Der Haupt-
schnitt ist OCO'C. Man hat alsdann
a} = 3 'Cm = IBm* = ^ rf' ,
tanff^ i^ = ^ + | = ^, ^= 70°3r 44".
Aus dem Werthe 70° 31' 44" des Flächen winkeis des
Grund-Rhomboeders erkennt man, dass seine beiden End-
iabschnitte oben und unten zwei regelmässige Tetraeder sind.
Man hat überdies
OC* = Om* 4- 'Cm* = 1 d* + \ rf* = trf« = a*,
was hinlänglich beweist, dass die drei Seitenflächen dieses
Tetraeders gleichseitige Dreiecke sind.
Die Gitterpunkte 0, C liegen in den Mittelpunkten von
zwei der Seiten des Würfels, dessen Hauptschnitt OBO'B'
ist; die vier Gitterpunkte, welche sich rechtwinklig nach Z>
und D' auf die Ebene der Zeichnung pröjiciren, befinden
sich in den Centren der vier anderen Seiten desselben Würfels.
So kann man sich also die vorliegende Schaar als aus einem
92 A. Bravais.
Würfel abgeleitet denken, dessen sechs Seitenflächen centrirt
sind.
Znsammengefasst lautet unser Ergebniss: Der Würfel,
das Rhomboeder von 120° (das Rhomboeder, das Kanten des
Würfels gerade abstumpft, nach der Ausdrucksweise derErystallo*
graphen) und das Rhomboeder von 70° 31' 44" (von dem der
Würfel Kanten gerade abstumpft) sind die einzigen Rhomboeder,
welche als Kern einer Schaar dienen können, die vier ternäre
Axen besitzt.
SatzLXXVI. — Die Schaaren, welche vier ternäre
Axen besitzen, besitzen auch drei quaternäre Axen.
Man kann an die Stelle der drei Rhomboeder, die wir
eben erhalten haben, den centrirten Würfel, den nicht cen-
trirten Würfel und den Würfel mit sechs centrirten Seiten
setzen. Nun besitzt jeder dieser Körper augenscheinlich drei
quaternäre Axen; dies sind die Linien [85], welche Mitten
der einander gegenüber liegenden Seiten dieser Würfel paar-
weise verbinden. Diese quaternären Axen sind zu einander
rechtwinklig.
Satz LXXVII. — Wenn zwei Axen von quater-
närer Symmetrie vorhanden sind, so giebt es deren
drei, welche rechtwinklig zusammenstossen, und es
kann keine grössere Anzahl geben.
Dieser Satz Hesse sich beweisen wie der Satz LXXIII.
Die Schnittpunkte der Axen mit der Kugel vom Radius 1
bilden ein System von sechs Punkten, die so vertheilt sind,
dass sie die Ecken eines regelmässigen eingeschriebenen Okta-
eders vorstellen; folglich u. s. w.
Der Satz ist überdies eine unmittelbare Folgerung aus dem
Satze XLI meiner > Abhandlung über die Polyeder von sym-
metrischer Form«.
Aufgabe XXX. — Die Schaaren zu finden, welche
drei quaternäre Axen besitzen.
Der Grund-Körper jeder Schaar mit einer quaternären
Axe ist ein gerades Prisma mit quadratischer Basis, das
cenlrirt oder nicht centrirt ist (Satz LXVI). Sei nun OA CB
(Fig. 37) die Basis dieses Prismas, wobei O, A^ C, B Qitter-
punkte der Schaar sind.
Sei a der Parameter der Punktreihen, welche den Seiten
dieses Quadrats gleich gerichtet sind,
d der Parameter der normal zu seiner Ebene gerichteten
Punktreihen.
Ueber die Systeme von regelmässig vcrtbeilten Punkten. 93
Die beiden quaternären Axen, über die noch zu verfügen
ist, liegen nothwendiger Weise in der Ebene OACB (Satz
LXXVII); sie sind folglich entweder wie OA and OB^ oder
wie und OOE gerichtet; sonst würde die binäre Sym-
metrie, welche die letzteren Linien besitzen (Satz LXIX,
Coroüarsatz), die Zahl der quaternären Axen verdoppeln, was
dem Satz LXXVII widersprechen würde. Hieraus ergeben sich
die drei folgenden Lösungen:
Erste Lösung. — Wenn das Prisma nicht centrirt
ist, so können die in der Ebene der Zeichnung liegenden
Axen nicht OG und GOE sein; denn eine Drehung von 90°
um OC würde A in das Innere des prismatischen Raumes
führen, welcher OACB zur Basis hat, und der frei von jedem
Oitterpunkt in seinem Innern bleiben muss. Aber man kann
OA und OB als quaternäre Axen nehmen, und indem man
OAOB um 90 Grad um OA dreht, erhält man, wie man sieht,
d = a.
Also ist in diesem Fall der Grund-Körper ein nicht cen-
trirter Würfel.
[86] Zweite Lösung. — Wenn das Prisma centrirt
ist, sei D sein Mittelpunkt (der nicht auf der Zeichnung
markirt ist), welcher sich orthogonal auf d, das Centrum des
Quadrats OACB projicirt.
Wenn die quaternären Axen, über die zu verfügen ist,
alsdann wie OA und OB gerichtet sind, so wird eine Drehung
der Figur OACB durch 90 Grad um O^ wie vorhin ergeben
a = d.
Der Punkt D wird den Mittelpunkt des Würfels, der OA CB
als Basis hat, einnehmen; der Grund-Eörper ist alsdann ein
centrirter Würfel.
Dritte Lösung. — Wenn endlich die verfügbaren
quaternären Axen OC und GOE sind, wird nach einer
Drehung von 90 Grad um OC ^ nach Z> kommen; woraus
man folgert
Dd=Ad = ayi,
und indem man diese Höhe verdoppelt, erhält man die Höhe
des Grund-Prismas, nämlich
94 A. Bravais.
Aber wenn man dann das Quadrat OCFE als Basis nimmt,
verwandelt « sich das Prisma angenscheinlich in einen auf
seinen sechs Flächen centrirten Würfel.
Corollarsatz. — Die drei Arten von Schaaren, welche
die Lösung der Aufgabe XXX liefert, stimmen ttberein mit
den drei Arten von Schaaren, welche die Lösung der Auf-
gabe XXDC liefert.
Es folgt daraus, dass die Schaaren, welche drei quater-
näre Symmetrie- Axen besitzen, vier ternäre Symmetrie-Axen
besitzen und umgekehrt.
Satz LXXVIIL — JedeSchaar, welche zu gleicher
Zeit eine ternäre Axe und eine quaternäre Axe be-
sitzt, hat drei quaternäre und vier ternäre Axen.
Die drei quaternären Axen sind eine Folge der Symmetrie,
welche der gegebenen ternären Axe eigen ist; die Schaar be-
sitzt also auch vier ternäre Axen (vorhergehender Corollarsatz).
Definition. — Wir werden künftig die drei Arten von
Schaaren, deren Existenz wir festgestellt haben, und die zu
gleicher Zeit drei quaternäre und vier ternäre Axen besitzen,
terquaternäre Schaaren nennen [87]. Die Symmetrie,
welche diese Schaaren charakterisirt, soll terquaternäre
Symmetrie heissen. Das gleichzeitige Vorhandensein von
zwei dieser sieben Axen genügt, um die terquaternäre Sym-
metrie festzustellen.
Satz LXXIX. — Jede terquaternäre Schaar be-
sitzt sechs binäre Axen, welche die rechten Winkel,
die von den paarweise verbundenen quaternären
Axen gebildet werden, halbiren.
Seien x' Ox^ y' Oy und z' Oz (Fig. 42) drei quaternäre
Axen, die sich im Gitterpunkt O schneiden. Die Symmetrie
der quaternären Axe Oz verlangt, dass die beiden Halbirenden
der Winkel xOy. x' Oy binäre Axen seien (Satz LXIX,
Corollarsatz). Dasselbe würde für die vier anderen Winkel-
halbirenden der Fall sein.
Satz LXXX. — Jede terquaternäre Schaar besitzt
drei Symmetrie-Ebenen, welche die quaternären
Axen paarweise verbinden, und sechs andere Sym-
metrie-Ebenen, welche die ternären Axen paarweise
verbinden, aber von anderer Art als die drei vorigen
sind.
Das Vorhandensein der drei quaternären Axen fordert,
dass die zu diesen Ajcen normalen Netzebenen Symmetrie-
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 95
Ebenen der Schaar seien (Satz LU). Die sechs binären
Axen verlangen ebenso sechs Symmetrie-Ebenen , welche zu
ihnen normal sein müssen; übrigens hat man schon gesehen
(Satz LXXIV), dass die Yerbindnngs-Ebene von zwei temären
Axen eine Symmetrie-Ebene ist: eine solche Ebene ist offen-
bar normal zu einer der sechs binären Axen des Systems.
Anmerkung. — Um sich die gegenseitige Stellung
dieser Axen und Ebenen vorzustellen, kann man einen Würfel
betrachten, dessen Mittelpunkt der Punkt ist, in dem sie sich
treffen. Die vier Diagonalen des Würfels sind die ternären Axen;
die drei Geraden, welche die Mitten der einander gegenüber-
liegenden Seiten paarweise verbinden, sind die quaternären Axen ;
die sechs Geraden, welche die Mitten der einander gegenüber-
liegenden Kanten paarweise verbinden, sind die binären Axen;
die Ebenen, welche durch den Mittelpunkt parallel zu den
Seitenflächen gelegt werden, sind die drei Symmetrie-Ebenen
der ersten Art; und die Ebenen, welche durch zwei gegen-
überliegende Kanten gelegt werden, sind die sechs Symmetrie-
Ebenen der zweiten Art.
Man kann auch die Oberfläche der Kugel mit Hülfe von
drei grössten Kreisen in acht Dreiecke mit drei rechten
Winkeln theilen: die Ecken Q, Q', Q", . . . dieser Dreiecke
sind alsdann die äusseren Enden von quaternären Axen;
die Mittelpunkte [88] T, T\ T'\ . . . dieser selben Dreiecke
sind die äusseren Enden von ternären Axen, und die Mitten
jB, B\ B"j . . . ihrer Seiten sind die äussersten Enden von
binären Axen.
Wenn man sich darauf beschränkt, nur die kleinsten der
von diesen Axen gebildeten Winkel zu beachten, und indem
man den Mittelpunkt der Kugel O nennt, erhält man die
folgenden Beziehungen der Winkel:
QOQ' = 90°, QOT= 54°44'8",
TOT = 70°31'44", QOB = 45° ,
BOB' = 60°, TOB= 35° 15' 52".
Satz LXXXI. — Wenn in einer Schaar eine senäre
Symmetrie-Axe vorkommt, so kann es darin keine
andere Axe geben als binäre, welche in der zu dieser
Axe normalen Ebene gelegen sind.
Zunächst können vor allem nicht gleichzeitig zwei senäre
Axen existiren, weil es kein regelmässiges Polyeder giebt,
96 A. Bravais.
dessen EaDtenwinkel zn sechsen in jeder Ecke znsammenstossen
(siehe die Beweise der Sätze LXXIII und LXXYII, oder
besser noch den Satz XLI meiner »Abhandlung über die
Polyeder von symmetrischer Form«),
Wenn in der Schaar eine temäre oder qnatemäre, oder
selbst eine zu der senären Axe schrägliegende binäre Axe
vorkäme, so würde die dieser Axe eigene Symmetrie die senäre
Axe zwingen ; sich zu wiederholen, und es würde in der Schaar
wenigstens zwei senäre Axen geben, was nach der vorher-
gehenden Bemerkung nicht möglich ist.
Classification der symmetrischen Schaaren.
In Bezog auf ihre Symmetrie kann man sieben Classen
von Schaaren unterscheiden, die ich in folgender Weise bezeichne:
Erste Classe. — Terquatemäre Schaaren. Drei quater-
näre Axen, vier ternäre Axen und sechs binäre Axen, welche
wie die Linien angeordnet sind, die in einem Würfel die
Oentren der Gegenseiten, die Gegenecken und die Mitten der
Gegenkanten paarweise verbinden. Drei zu den qaaternären
Axen normale Symmeti'ie-Ebenen; sechs zu den binären Axen
normale Symmetrie-Ebenen,
Drei verschiedene Arten von Anordnungen:
1. Der Würfel; ■ •
[89] 2. Der centrirte Würfel, an dessen Stelle man das
Rhomboeder von 120 Grad setzen kann;
3. Der Würfel mit centrirten Flächen, statt dessen man
das Rhomboeder von 70^31' 44", oder das centrirte Prisma
mit quadratischer Basis setzen kann, dessen Höhe gleich ist
der Seite der Basis multiplicirt mit Vi , Das regelmässige
Tetraeder und das regelmässige Oktaeder können auch zur
Ableitung dieser dritten Art dienen.
Zweite Classe. — Senäre Schaaren. Eine senäre Axe,
die normal zu einer Netzebene ist, deren Netz dreieckige,
gleichseitige Maschen besitzt; drei binäre Axen einer ersten
Art, den Seiten des Haupt-Dreiecks parallel; drei binäre Axen
einer zweiten Art, den Höhen parallel.
Eine Symmetrieebene, normal zu der senären Axe; drei
Symmetrieebenen von einer Art, normal zu den binären Axen
der ersten Art; drei Symmetrieebenen einer anderen Art,
normal zu den binären Axen der zweiten Art.
üeber die Systeme von regelmässig vertbeilten Punkten. 97
Eine einzige Art der Anordnung , angegeben dnrcb die
sechs Ecken eines geraden Prismas mit dreieckig gleichseitiger
Basis. Das Grund -Parallelepiped ist ein gerades Prisma,
dessen Basis ein Khombns von 60 nnd 120 Grad ist.
Dritte Classe. — Qnatemäre Schaaren. Eine quaternäre
Axe, die normal zu einer Netzebene ist, deren Netz quadra-
tische Maschen besitzt; zwei binäre Axen einer ersten Art,
parallel zu den Seiten dieses Quadrats; zwei binäre Axen
einer zweiten Art, parallel zu den Diagonalen.
Eine zu der quaternären Axe normale Symmetrieebene;
zwei Symmetrieebenen von einer Art, normal zu den binären
Axen der ersten Art; zwei Symmetrieebenen einer anderen Art,
normal zu den binären Axen der zweiten Art.
Zwei verschiedene Arten von Anordnungen:
1. Das gerade Prisma mit quadratischer Basis;
2. Das centrirte gerade Prisma mit quadratischer Basis;
man kann statt dessen ein gerades Oktaeder mit quadratischer
Basis nehmen.
Vierte Classe. — Ternäre Schaaren. Eine ternäre Axe,
normal zu einer Netzebene, deren Netz dreieckig gleichseitige
Maschen besitzt; drei binäre Axen von einer Art, parallel zu
den Seiten des Haupt-Dreiecks.
Drei Symmetrieebenen, welche durch die ternäre Axe
gehen und senkrecht auf den binären Axen sind.
[90] Eine einzige Art der Anordnung , die durch die
acht Ecken eines Rhomboeders angegeben ist.
Fünfte Classe. — Terbinäre Schaaren. Drei binäre
Symmetrieaxen, zu einander rechtwinklig und alle drei von
verschiedener Art; drei Symmetrieebenen, welche diese Axen
paarweise verbinden.
Vier verschiedene Arten von Anordnungen:
1. Das gerade Prisma mit rechteckiger Basis;
2. Das centrirte gerade Prisma mit rechteckiger Basis;
man kann statt dessen das gerade Oktaeder mit rechteckiger
Basis nehmen;
3. Das gerade Prisma mit rhombischer Basis; man kann
dafflr ein gerades Prisma mit rechteckiger Basis nehmen, das
auf seinen beiden Grundflächen, oder auf zwei seiner Seiten-
flächen, die parallel und einander gegenüber liegend sind,
centrirt ist;
4. Das centrirte gerade Prisma mit rhombischer Basis;
Ostwald'B Klassiker. 00. ^ . 7
98
A. Bravais.
man kann statt seiner ein gerades Oktaeder mit rhombischer
Basis nehiyen; dessen drei Hanptschnitte Rhomben sind.
Sechste Classe. — Binäre Schaaren. Eine einzige bi-
näre Symmetrieaxe; eine einzige Symmetrieebene, die zu der
Axe normal ist, und deren Netz als Haupt-Dreieck irgend ein
spitzwinkliges Dreieck hat.
Zwei verschiedene Arten von Anordnungen:
1. Das gerade, nicht centrirte Prisma mit parallelogram-
matischer Basis;
2. Das gerade centrirte Prisma mit parallelogrammati-
scher Basis; man kann statt dessen das gerade Prisma mit
parallelogrammatischer Basis nehmen, das zwei centrirte Seiten-
flächen hat.
Siebente Classe. — Asymmetrische Schaaren. Keine
Axe, keine Symmetriebene.
Eine einzige Art der Anordnung:
Das schiefe Prisma mit parallelogrammatischer Basis.
Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der Symmetrie-
axen in den verschiedenen Classen der Schaaren:
[91]
Zahl der Axen
Gesammt-
Schaaren.
A
zahl der
senäre.
quaternäre.
temäre.
binäre.
Axen.
Terquatemäre
3
4
6
13
Senäre
1
6
7
Quatemäre . .
1
4
5
Temäre ....
1
3
4
Terbinäre . . .
3
3
Binäre
1
1
Asymmetrische
Man sieht aus dieser Tabelle, dass die Gesammtzahl der
Axen genügt, um jede dieser Classen vollständig zu definiren,
da sie noth wendiger Weise eine der sieben Zahlen 13, 7,
5, 4, 3, 1, sein muss; die erste dieser Zahlen drückt den
höchsten Grad der Symmetrie aus, der in einer Schaar vor-
kommen kann.
i^'-j^ In Beziehung auf die Art der Axen wird man bemerken:
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 99
1. Dass die quatemären Axen immer von derselben Art
sind ;
2. Dass dasselbe der Fall bei den temären Axen ist;
3. Aber dass bei den binären Axen es nicht immer so ist.
Wir wollen binäre Axen der ersten Art diejenigen mit
dem kleinsten Parameter nennen; binäre Axen der zweiten
Art diejenigen, deren Parameter grösser ist als der der Axen
der ersten Art, aber kleiner als derjenige der Axen der dritten
Art, wenn letztere Axen in der Sehaar vorhanden sind ; binäre
Axen der dritten Art solche mit allergrösstem Parameter.
Die folgende Tabelle zeigt die Vertheilnng der binären
Axen nach den Arten fttr jede unserer ersten sechs Classen.
Ich habe die Zahl der Symmetrieebenen, welche die Classe
charakterisirt, hinzugefügt; jede von ihnen entspricht einer
binären, quatemären oder senären Axe, die zu ihr normal ist.
Bezüglich der Symmetrieebenen von gleicher Art oder von
verschiedenen Arten wolle man sich nach folgender Regel richten:
>Axen von gerader Ordnung und von gleicher Art entsprechen
immer Symmetrieebenen von gleicher Art; umgekehrt sind, wenn
die Axen von verschiedener Art sind, auch die Symmetrie-
ebenen, die zu ihnen normal sind, von verschiedener Art.«
Die Gesammtzahl der Symmetrieebenen ist immer der
Gesammtzahl der in der Schaar vorhandenen Axen von ge-
rader Ordnung gleich.
[92] Die grösste Zahl dieser Symmetrieebenen ist also
gleich 9.
Schaaren.
Binäre Axen von
Gesammtzahl
der
Symmetrie-
ebenen.
erster Art.
zweiter Art.
dritter Art.
Terquaternäre
Senäre
Quaternäre . .
Ternäre ....
Terbinäre . . .
Binäre
6
3
2
3
1
1
3
2
1
1
9
7
5
3
3
1
In der zweiten Classe (senäre: Schaaren) ist, wenn der
Parameter der binären Axen der ersten Art 1 beträgt, der-
jenige der Axen der zweiten Art immer gleich Vs.
7*
100 A. Bravais.
In der dritten Classe (qnaternäre Schaaren) ist, wenn der
Parameter der binären Axen der ersten Art 1 beträgt, der-
jenige der Axen der zweiten Art immer gleich V2.
In der fünften Classe (terbinäre Schaaren) sind die Ver-
hältnisse unbestimmt.
Symbolische Bezeichnungen der Symmetrie der Schaaren.
Wenn man durch einen der Gitterpnnkte einer Schaar
alle Axen und Symmetrieebenen legt, die ihr angehören, so
kann man die Schaar als ein Polyeder betrachten, dessen
Mittelpunkt in dem gewählten Gitterpunkt liegt.
Man nennt Symmetriecentrnm in einem Polyeder einen
so gelegenen, centralen Punkt, dass, wenn man ihn mit irgend
einer Ecke des Polyeders verbindet, und die Verbindungsgerade
über diesen Mittelpunkt hinaus um eine ihr selbst gleiche
Grösse verlängert, der so erhaltene Punkt ebenfalls eine Ecke
des Polyeders ist, welche die homologe der ursprünglichen
Ecke in Bezug auf dieses Symmetriecentrum genannt wird.
Nicht alle Polyeder besitzen ein solches Symmetriecentrum ;
wenn es existirt, so führt seine Gegenwart ein besonderes
Element der Symmetrie bei ihnen ein, das wichtig zu berück-
sichtigen ist.
In irgend einer Schaar sind sämmtliche Gitterpunkte
offenbar [93] Centren der Symmetrie, diese Vielzähligkeit der
Centren stimmt überein mit der Vielzähligkeit, die man in dem
System der zu einer gegebenen Axe parallelen Symmetrie-
axen bemerkt.
Man kann dieselben symbolischen Bezeichnungen, welche
mir gedient haben, um die Symmetrie der gewöhnlichen Poly-
eder auszudrücken (Abhandlung über die Polyeder von sym-
metrischer Form, Journal de Mathematiques, Band XIV), auch
auf die Schaaren anwenden.
In den Symbolen, welche ich angenommen habe, bedeutet
der Buchstabe O ein Polyeder, das ein Symmetriecentrum be-
sitzt; dieses Symbol muss sich augenscheinlich in allen Aus-
drücken für die Symmetrie der Schaaren vorfinden.
Die Buchstaben ^, Z, L' bezeichnen Symmetrieaxen;
-^</*, Z*, JL'* binäre Axen ; ^^, Z', . . . ternäre Axen, und so
weiter, wobei der obere Index die Ordnungszahl der Axe
angiebt.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 101
Der Buchstabe A wird immer für die Hauptaxe ange-
wandt, welche die Einzige ihrer Art ist.
Die Zahl der Axen von gleicher Art wird durch den Coeffi-
cienten angezeigt, welcher dem symbolischen Bachstaben dieser
Axen vorangeht; so bedeutet die Bezeichnung (^®, 3JL*, 3iy'*)
eine senäre Hauptaxe verbunden mit drei binären Axen einer
bestimmten Art und drei anderen binären Axen einer anderen Art.
Die Symmetrieebenen werden durch die Buchstaben 77, P, P'
bezeichnet; man wird den Buchstaben II fflr die Symmetrie-
ebene wählen, welche zur Hauptaxe A normal ist; die Sym-
bole P^, P'^, P9' für die zu den Axen Z9,Z'9, W normalen
Symmetrieebenen. Die Anzahl dieser Ebenen wird in Form
eines Coefficienten vor den Buchstaben P gesetzt: so wird
also (JT, 3P*, 3P'*) eine zur Hauptaxe normale Symmetrie-
ebene bedeuten, drei Symmetrieebenen von einer Art, normal
zu den Axen 3L*, und drei Symmetrieebenen einer anderen
Art, normal zu den Axen 3Z'*.
Nachdem dies festgesetzt ist, werden die Symbole unserer
sieben Classen von Schaaren die folgenden sein.
Schaaren.
Symbole ihrer Symmetrie.
Terquaternäre ....
Senäre
Quaternäre
Ternäre
Terbinäre
Binäre
Asymmetrische ....
3i*, \L\ 6Z*, (7, 3P*, 6P'.
A\ 3Z*, 3r», 0, TT, 3P*, 3P''.
A\ 2L\ 2r*, C, iT, 2P*, 2P\
A\ 3L% C, 3P*.
A% L\ r«, c, n, P'-, p'\
A, (7, il.
OZ, C, OP.
[94] Es ist wichtig, zu bemerken, dass hier die Buchstaben
C, A^ Lj n, P, . , . nicht einen einzigen Punkt, eine einzige
Linie, oder eine einzige Ebene vorstellen, wie das bei den
Polyedern mit begrenzter Zahl der Ecken stattfindet, sondern
ein ganzes System von Punkten, oder ein System von Axen,
die alle parallel sind, oder ein System von gleichfalls unter
einander parallelen Ebenen.
Es bleibt noch hinzuzufflgen , dass es in den Schaaren
Centren der Symmetrie giebt, welche nicht mit den Gitter-
102 A. Bravais.
punkten der Bchaar zusammenfallen; diese Symmetriecentren
sind die Analogen der Zwischenaxen und der Zwischenebenen,
von denen wir pp. 65— 6ö und 67—68 gesprochen haben.
So existiren in der asymmetrischen Classe acht verschie-
dene Systeme von Symmetriecentren, nämlich: 1. die Gitter-
punkte der Schaar; 2. die Centren der 6rund-Parallelepipede ;
3. die Centren der Seiten dieser Parallelepipede , welche
Centren sich in drei verschiedene Kategorien theilen; 4. die
Mitten der Eanten, welche ebenfalls drei verschiedene Systeme
von Centren bilden. Man kann hierüber die Abhandlung von
Herrn Philippe Breton nachsehen [Journal de Matkematiqtces
de M, Liouville, Band X, Seite 430).
Es sei wohlverstanden, dass wir uns darauf beschränken,
nur die Centren zu betrachten, welche mit den Gitterpunkten
zusammenfallen, ebenso wie wir bei den Symmetrieaxen nur
diejenigen berücksichtigt haben, welche durch die Gitterpunkte
giengen.
Von den verschiedenen Arten der Anordnung der Gitter-
punkte in derselben Classe von Schaaren.
Man hat bereits bemerken können, dass derselben Classe
von Schaaren Schaaren angehören, die nach der Anordnung
der Gitterpunkte sich vollkommen verschieden zeigen, obgleich
bei allen die Axen und die Symmetrieebenen dieselben sind.
Ich werde sie die verschiedenen Arten der Classe nennen.
Herr Frankenheim , der in seinen schönen Untersuchungen
über die Krystallographie *) zu einer ünterabtheilung derselben
Art gekommen ist, hat diese Arten mit dem Namen Ordnungen
bezeichnet, aber der Ausdruck >Arten« ist, scheint mir, hier
vorzuziehen, da er den .geometrischen Thatbestand ausdrückt,
dem sie entsprechen. Aus demselben Grunde verwerfe ich
die Bezeichnung Typen, unter welcher ich sie anfangs in
einer Mittheilung an die Soci^t6 Philomathique am 17. März
1849 beschrieben habe.
[95] Zwei Schaaren von derselben Classe gehören ver-
schiedenen Arten der Symmetrie an, wenn man die eine der
Schaaren, indem man in continuirlicher Weise die Zwischen-
räume ihrer Gitterpunkte variirt, ohne dass sie einen ein-
zigen Augenblick ihre Symmetrieaxen verliert, trotz-
*) Acta Naturae curiosorum^ Band XIX, 2. Theil, pag. 483.
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 103
dem nur theilweise mit der anderen Schaar zur Deckung
bringen kann. Solches sind zum Beispiel die Schaar, welche
vom Würfel abgeleitet wird, und diejenige, welche vom cen-
trirten Würfel abgeleitet wird. Wenn man in dieser letzte-
ren die Seite des Würfels sich verändern lässt, so kann man
die Hälfte der Oitterpunkte mit denen der ersten Schaar zur
Deckung bringen; aber die andere Hälfte, welche sich auf
den Centren der Form der Würfel befinden, bleiben ausser
Deckung.
Zwei Schaaren gehören derselben Art an, wenn eine con-
tinuirliche Variation ihrer Parameter sie deckbar machen kann.
Wenn die drei Axen, deren Parameter man variiren lässt,
conjugirte Punktreihen von jeder der beiden Schaaren sind,
so gehören diese immer zu derselben Art der Anordnung;
denn das Zusammenfallen der homologen conjugirten Punkt-
reihen, Oitterpunkt auf Gitterpunkt, zieht dasjenige der Schaa-
ren nach sich.
Alle verschiedenen Arten einer und derselben Classe
können imm^r aus einer der Arten der Classe abgeleitet wer-
den durch das Hinzufügen von neuen Gitterpunkten, sei es
im Centrum der Form des Grundkörpers, sei es auf den
Centren seiner Seitenflächen; wir sagen alsdann, dass man
diesen Körper im Centrum seiner Form oder auf seinen Seiten-
flächen centrirt.
Ich will einige neue Details zu dem hinzufügen, was schon
über die Eintheilnng unserer Classen oder Systeme in Arten
gesagt ist.
Terquaternäres System. — Es umfasst drei verschie-
dene Arten:
1. Die hexaedrische Art: der Grundkörper ist ein Würfel,
der ein Molecül auf jeder seiner Ecken trägt (siehe die Be-
merkung auf Seite 5, Zeile 33);
2. Die oktaedrische Art: der Körper, aus dem sie abge-
leitet wird, ist ein regelmässiges Oktaeder, das auf jeder seiner
Ecken ein Molecül. trägt; man kann es durch ein regelmässiges
Tetraeder ersetzen, welches eine ihm äquivalente Form ist,
oder auch durch das Khomboeder von 70° 31' 44". Diese Art
wird vom Würfel durch Centrirung der sechs Seitenflächen
dieses Körpers abgeleitet; alsdann trägt der neue Würfel
(Würfel mit centrirten Seitenflächen) ausser denMolecülen seiner
Ecken ein solches im Centrum von jeder seiner Seitenflächen.
Die Symmetrie des so erhaltenen Körpers ist unmittelbarer ein-
104 A. Brayais.
leuchtend als diejenige von allen seinen anderen äquivalenten
Formen;
3. Die dodekaedrische Art: der Körper, ans dem sie ab-
geleitet wird, ist ein Rhombendodekaeder, [86] welches ein
Molecül auf jeder seiner vierzehn Ecken und ausserdem ein
centrales Molecül trägt.
Man kann sie aus dem Würfel ableiten, indem man ein
Molecül in dem Centrum der Form des Körpers hinzufügt.
Wenn man die acht Ecken eines solchen Würfels durch Ge-
rade mit den sechs Centren der benachbarten Würfel ver-
bindet, welche jeder seiner sechs Seitenflächen anliegen, so
kommt man auf das centrirte Rhombendodekaeder zurück.
Man kann auch als Orundkörper das Rhomboeder von
120 Grad nehmen; aber die Symmetrie der Schaar ist als-
dann weniger einleuchtend als in dem Fall, wo man den cen-
trirten Würfel betrachtet.
Senäres System. — Eine einzige Art (siehe Seite 96).
Qnaternäres System. — Es umfasst zwei verschiedene
Arten: *
1. Die hexaedrische Art, deren Grundkörper ein gerades
Prisma mit quadratischer Basis ist;
2. Die oktaedrische Art, welche sich von einem geraden
Oktaeder mit quadratischer Basis ableitet. Man erhält dieses
Oktaeder, indem man das gerade Prisma mit quadratischer
Basis centrirt und dieses Centrum mit den vier Ecken der
Basis verbindet und diese wieder mit dem Centrum des unten
anliegenden Prismas.
Ternäres System. — Eine einzige Art (siehe Seite 97).
Terbinäres System. — Vier verschiedene Arten:
1. Die rechteckig hexaedrische Art: der Grundkörper ist
ein gerades Prisma mit rechteckiger Basis, das auf jeder seiner
acht Ecken Molecüle trägt; die Netze der drei Symmetrie-
ebenen des Systems haben alsdann rechteckige Maschen;
2. Die rhombisch hexaedrische Art: der Grundkörper ist
ein gerades Prisma mit rhombischer Basis. Diese Art wird
aus der vorigen abgeleitet vermittelst der Centrirung von
zwei gegenüberliegenden Flächen, zum Beispiel der beiden
Basen des Grund-Prismas. Man weiss in der That, dass, wenn
man die Maschen eines rechteckigen Netzes centrirt, dieses
sich in ein Netz mit rhombischer Masche verwandelt. In
diesem Fall besitzen die Netze der beiden verticalen Symmetrie-
ebenen rechteckige Maschen; aber in der dritten Ebene ist die
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Pankten. 105
Masche rhombisch: die zu dieser letzten Ebene normale Axe
kann je nach dem Fall von erster, zweiter oder dritter Art sein;
3. Die rechteckig oktaedrische Art: der Körper, aus wel-
chem sie abgeleitet wird, ist ein gerades Oktaeder mit recht-
eckiger Basis. Man könnte ihn aus dem geraden Prisma mit
gleicher Basis und gleicher Höhe ableiten, indem man dieses
letztere in seinem Centrum der Form centrirte, und [87] diesen
neuen Gitterpunkt mit den vier Gitterpunkten des Rechtecks
der Basis verbände, und diese wieder mit dem Centrum des
unten anliegenden Prismas. Die Netze der drei Symmetrie-
ebenen haben alsdann rechteckige Maschen;
4. Die rhombisch oktaedrische Art, durch das gerade
Oktaeder mit rhombischer Basis gegeben. Man wird sie aus
dem rechteckigen hexaedrischen Prisma ableiten, indem man
die sechs Seitenflächen dieses letzteren Prismas centrirt. Diese
sechs neuen Gitterpunkte geben, paarweise verbunden, das
gerade Oktaeder mit rhombischer Base. Die Netze der drei
Symmetrieebenen werden dann rhombische Maschen haben.
Man sieht, dass diese vier Arten dem geraden, nicht cen-
trirten Prisma, dem geraden, auf seinen beiden Basen centrirten
Prisma, dem geraden Prisma, das in seinem Centrum der Form
centrirt ist, und dem geraden, auf seinen sechs Seitenflächen
centrirten Prisma entsprechen.
Binäres System. — Dieses System zeigt nur zwei ver-
schiedene Arten:
1. Die hexaedrische Art, deren Grnndkörper ein gerades
Prisma mit parallelogrammatischer Basis ist;
2. Die oktaedrische Art, die sich aus der vorigen ableitet,
indem man die Prismen dieser letzteren im Centrum der Form
centrirt, oder auch indem man zwei von ihren vier verticalen
Seitenflächen centrirt. Diese beiden Arten der Ableitung ent-
sprechen einer und derselben Art von Schaaren"^) (Satz LV,
Anmerkung I).
♦) Herr Frankenheim (Acta Nat curiosorum, Band XIX, 2. Theil,
pag. 570) giebt in den binären Scbaaren (System der schiefen Sänle
von Haüy) drei verschiedene Arten:
1. Das gerade Prisma mit parallelogrammatischer Basis;
2. Das schiefe Prisma mit rhombischer Basis;
3. Das gerade Oktaeder mit parallelogrammatischer Basis.
Es ist leicht zu sehen, dass die Arten 2 und 3 doppelte An-
wendung finden, und nur verschiedenen Stellangen der binären
Axe entsprechen, welche horizontal und quer in der schiefen Säule
106 A. Bravais.
Wenn man nach der Centrirnng von zwei verticalen
Seitenflächen das Prisma am 90 Grad dreht, indem man die
Kanten vertical stellt, in weichen sich die vier nicht centrirten
Seitenflächen schneiden, so erhält man als Grandkörper ein
Prisma mit rhombischer, nicht horizontaler Basis, welches das
schiefe rhomboidische Prisma der Mineralogen ist.
Asymmetrisches System. — Dieses System zeigt nnr
eine einzige Art.
[98] Ausser durch die Uebereinstimmnng in den Stel-
langen der Axen and Symmetrieebenen sind die verschiedenen
Arten eines and desselben Systems unter einander durch die
im folgenden Lehrsatze dargelegten Eigenschaften verknüpft.
Satz LXXXII. — Alle Schaaren, welche den ver-
schiedenen Arten einer und derselben Classe ange-
hören, und sich eine aus der anderen durch geeig-
nete Centrirnng ableiten, zeigen dieselben Systeme
von Punktreihen und dieselben Systeme von Netz-
ebenen.
In der That, wenn man die Grund-Parallelepipede centrirt,
so kommt das darauf hinaus, dass man einen Gitterpunkt auf
die Mitte einer der im Uebrigen willkürlich gewählten Diago-
nalen des Parallelepipeds hinzufügt. Diese Einschaltung wird
gemäss dem Satze LIII die Systeme der Pnnktreihen und Netze
der Schaar nicht ändern, wenigstens nicht was ihre absolute
Richtung anbetrifft.
Wenn man zwei gegenüberiiegende Flächen des Gmnd-
Parallelepipedes centrirt, so kommt das darauf hinaus, dass
man einen Gitterpunkt auf die Mitte einer der beiden Diago-
nalen der Flächen hinzufügt, das heisst, man verdoppelt da-
durch die Anzahl der Gitterpunkte des Systems der ent-
sprechenden Punktreihen; die Systeme der Punktreihen und
Netzebenen bleiben aber, was ihre Lage anbetrifft, noch
dieselben. Folglich etc.
Anmerkung. — Derselbe Satz lässt sich auch auf die
senäre und die ternäre Schaar anwenden, welche dieselbe
mit rhombischer Basis von Haüy ist, während sie vertical in dem
geraden Oktaeder mit parallelogrammatischer Basis ist.
Die rationellen Eintheilungen der oktaedriscfaen Art hängen
von der Art ab, in welcher sich der Gitterpunkt, der das Centrum
des Prismas ist, auf dessen Basis projicirt, in Beziehung auf die drei
Seiten des Hauptdreiecks des Netzes.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 107
Hanptaxe nnd dasselbe Netz auf der zn dieser Axe normalen
Ebene haben. Man kann sogar bemerken , dass das überein-
stimmende Vorkommen derselben Pnnktreihen, Systeme und
Netzebenen sich auch auf die senäre Schaar und die beiden
directen nnd inversen temären Schaaren bezieht, die daraus
durch die Einschaltung von zwei neuen Oitterpunkten auf
jedem Parameter der diagonalen Panktreihen des Grund-Prismas
mit rhombischer Basis abgeleitet werden (Satz LXI, CoroUarsatz).
Von den Netzebenen derselben Art und den Funktreihen
derselben Art in den symmetrischen Schaaren.
Definition. — Zwei Netzebenen sind von derselben
Art in einer Schaar, wenn die Anordnung der Oitterpunkte
in Beziehung auf eine dieser Ebenen dieselbe ist wie die An-
ordnung der Oitterpunkte in Beziehung auf die andere. Um
diese Aehnlichkeit der Anordnung festzustellen, verbindet man
in Gedanken die Gitterpunkte der Schaar mit jeder der beiden
Ebenen, und eins der beiden Systeme wird als beweglich an-
genommen. Dann werden, wenn zu gleicher [99] Zeit die
bewegliche Ebene nnd die feststehende Ebene, und die beweg-
lichen Gitterpunkte mit den feststehenden Gitterpunkten zur
Deckung gebracht werden können, die Netzebenen von der-
selben Art sein.
Damit zwei Netzebenen von derselben Art seien, ist es
nöthig, dass ihre Netze zur Deckung gebracht werden können,
aber diese Bedingung ist nicht immer ausreichend. Es ist
ausserdem nöthig, dass die Deckung der Netze diejenige der
ausserhalb der Ebenen gelegenen Gitterpunkte nach sich ziehe.
Ich habe gezeigt (Journal de M. Liouville, Band XIV,
pag. 137), 1. dass man das inverse Polyeder eines gegebenen
Polyeders erhielt, indem man willkürlich einen Punkt nahm
und diesen Punkt oder Symmetriepol mit den Ecken des ge-
gebenen Polyeders vorband, und diese Geraden nach rück-
wärts um ihnen selbst gleiche Grössen verlängerte; 2. dass
man, vermittelst des inversen Polyeders, indem es eine
Drehung von 180 Grad um irgend eine durch den Pol ge-
legte Gerade erfuhr, ein symmetrisches Polyeder des ge-
gebenen Polyeders (im geometrischen Sinne dieses Ausdrucks)
erhielt in Bezug auf eine zu der Geraden normale Symmetrie-
ebene.
Die inverse Schaar einer gegebenen Schaar ist immer
108 A. Bravais.
fähig, mit der ursprünglichen Schaar zasammenznfallen ; es
genügt als Symmetriepol einen der Gitterpunkte zu nehmen.
£s folgt daraus, dass das Gleiche gilt von einer Schaar und
einer zu ihr symmetrischen (im geometrischen Sinne des Wortes)
oder anders ausgedrückt, dass zwei in Bezug auf irgend eine
Symmetrieebene symmetrische Schaaren immer zur Deckung
gebracht werden können.
Satz LXXXIII. — Wenn dadurch, dass man das
Netz der Netzebene M der beweglichen Schaar mit
dem Netz der Netzebene F der feststehenden Schaar
zur Deckung brächte, die beiden Schaaren anstatt
zusammenzufallen, eine zu der andern in Bezug auf
die Ebene der aufeinander gelegten Netze symme-
trisch (im geometrischen Sinne) würden, so wären die
beiden Netzebenen von derselben Art.
In der That, wenn man dann die bewegliche Schaar um
180 Grad um eine Gerade dreht, welche durch einen der Gitter-
punkte der zusammenfallenden Netze geht, und normal zu der
Ebene dieser Netze ist, so wird man die bewegliche Schaar
mit der Inversen der festen Schaar zur Deckung bringen'*'),
das heisst mit der feststehenden Schaar selbst.
[100] Satz LXXXIV. — In jeder Schaar, die eine
Symmetrieebene besitzt, sind zwei Netzebenen, die
symmetrisch (im geometrischen Sinne) in Bezug auf
diese Ebene sind, von derselben Art.
Indem man die eine dieser beiden Ebenen, welche als
zur beweglichen Schaar gehörig betrachtet wird, um die Ge-
rade dreht, in der sich diese Ebenen schneiden, wird man
ihre Netze zur Deckung bringen, und die bewegliche Schaar
wird (im geometrischen Sinne) symmetrisch zur festen Schaar
in Bezug auf die Ebene der aufeinander gelegten Netze wer-
den. Also werden diese Ebenen, gemäss dem vorhergehenden
Lehr Satze, von derselben Art sein.
Man kann auch direct feststellen, dass die beiden gege-
benen Ebenen von derselben Art sind, indem man sie beide
durch einen willkürlich gewählten Gitterpunkt S gehen lässt,
und durch S eine Normale zu der Symmetrie-Ebene legt.
Diese Normale wird eine Axe von gerader Ordnung sein
(Satz LII); wenn man also die bewegliche Schaar sich um einen
♦) Notiz über die symmetrischen Polyeder der Geometrie,
Satz IV [Journal de MathSmatiquea^ Band XIV, pag. 139).
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 109
Winkel gleich jmal dem Winkel -— — drehen lässt, wobei
2 q die Ordnungszahl der Symmetrie der Axe ist, so wird eine
Wiederherstellung der Orte der Gitterpunkte stattfinden, und
es ist leicht zu sehen, dass die beiden gegebenen Netzebenen
Gitterpunkt auf Gitterpunkt zur Deckung kommen werden.
Satz LXXXV. — Zwei parallele Netzebenen sind
von derselben Art.
Es gentigt, das bewegliche Netz parallel mit sich selbst
fortzubewegen, um die Deckung der Gitterpunkte zu erhalten.
Satz LXXXVI. — Wenn in einer Schaar zwei
gleichartige, aber nicht parallele, Netzebenen vor-
kommen, so besitzt diese Schaar wenigstens eine
Symmetrieaxe.
Man kann immer voraussetzen, dief beiden Netzebenen,
die ich F und M nennen werde, hätten einen gemeinsamen
Gitterpnnkt aS", der nicht an den Bewegungen der beweg-
lichen Schaar theilnimmt. Nehmen wir an, dass geeignete
Drehungen dieser Schaar das bewegliche Netz M schliesslich
auf das feststehende Netz F geführt haben. Die Coincidenz
kann immer (nach der bekannten Theorie der Zusammensetzung
der Drehungen in der Mechanik) als durch eine einzige Drehung
der beweglichen Schaar um eine durch den Gitterpunkt S
gehende Rotationsaxe hervorgebracht angesehen werden. Es
ist wichtig zu bemerken, dass diese Gerade, ebenso wie der
einzige' Rotationswinkel, welcher M zur Deckung [101] mit
F bringt, sich vollkommen bestimmen lässt, unter der Be-
dingung allerdings, dass der Rotationswinkel 180 Grad nicht
tibersteigt. Diese Gerade, welche so die Eigenschaft besitzt,
nach einer geeigneten Drehung die Orte der Gitterpunkte
wiederherzustellen, wird eine Symmetrieaxe der Schaar sein.
Corollarsatz. — Es kann in den asymmetrischen Schaa-
ren keine Netzebenen derselben Art, die nicht parallel sind,
geben.
Definition. — Zwei nicht parallele Netzebenen der-
selben Art heissen homologe in Bezug auf eine Symmetrie-
axe der Schaar, wenn die einzige Drehung, welche ihre
Netze zur Deckung bringt, so dass die bewegliche Schaar sich
auf die feststehende Schaar legt, um diese Axe stattfindet.
Man folgert daraus nachstehenden Lehrsatz:
110 A. Bravais.
Satz LXXXVII. — Zwei nicht parallele Netzebenen
derselben Art sind immer homolog in Bezug auf eine
Symmetrieaxe.
CoroUarsatz. — Man erhält alle Systeme der Netz-
ebenen, welche von derselben Art sind wie eine gegebene
Netzebene, wenn man die homologen dieser Ebene in Bezug
auf alle Symmetrieaxen der Schaar aufsucht.
Satz LXXXVm. — Die Zahl der Netzebenen von
derselben Art, welche homolog in Bezug auf eine
Symmetrieaxe von der Ordnung q sind, ist gleich ^,
wenn diese Netzebenen keine besondere Beziehung
der Lage hinsichtlich der Axe zeigen, das heisst,
wenn diese Ebenen weder normal noch parallel zu
dieser Axe sind.
;i. T.U 360° ^360° , ,, 360^
Indem man die Ebene um , 2 , .... \q — 1)
q ^ q ^ ' ** q
sich drehen lässt, wird man ihre q — 1 homologen erhalten.
Es ist klar, dass ihre Oesammtzahl gleich q ist: diese Ebenen
sind alle von einander verschieden, das heisst sie können nicht
parallel unter sich sein.
Satz LXXXIX. — Die Zahl der Netzebenen der-
selben Art, die homolog in Bezug auf eine Axe von
der Ordnung q und dieser Axe parallel sind, ist
gleich ^, wenn q ungerade ist, und gleich ^q^ wenn
q gerade ist.
Die Oesammtzahl der Ebenen ist auch hier noch gleich
q\ aber in dem besonderen Falle, wo q eine gerade Zahl
wäre, würden die Ebenen paarweise parallel werden; die An-
zahl der Ebenen von verschiedener Richtung reducirt sich
also dann auf \q,
[102] Satz XC. — Die Zahl von Ebenen derselben
Art, welche homolog in Bezug auf die Axe von der
Ordnung q sind, reducirt sich auf die Einheit in dem
Falle, wo die ursprünglich gegebene Ebene zu der
Axe normal ist. •
Dieser Satz ist einleuchtend.
Vermittelst dieser Principien wird man die Frage nach
der Bestimmung der Netzebenen derselben Art in Bezug auf
ihre^Zahl und ihre relative Lage in einer gegebenen Schaar
leicht lösen können, sei es in dem Falle, wo diese Ebenen
keine Eigenthümlichkeit der Stellung bezüglich der Symmetrie*
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Pankten. 1 1 1
axen zeigten, sei es in dem Fall, wo sie parallel oder normal
zu einer bestimmten Zahl dieser Axen wären. Diese Frage
ist von grosser Wichtigkeit in der Erystallographie.
Man kann für die Punktreihen derselben Art ganz ähn-
liche Sätze aufstellen als diejenigen, welche fflr die Netzebenen
derselben Art gelten.
Definitionen. — Die Definition der Punktreihen der-
selben. Art ist dieselbe wie diejenige der Axen oder Netz-
ebenen derselben Art; die der homologen Punktreihen ist
derjenigen der homologen Netzebenen gleich.
Satz XCI. — Wenn man den Parameter der Punkt-
reihe M der beweglichen Schaar mit demjenigen der
Punktreihe F der feststehenden Schaar zusammen-
fallen Hesse, und dabei die beiden Schaaren statt zu-
sammenzufallen zu einander symmetrisch würden (im
geometrischen Sinne dieses Wortes) in Bezug auf
eine durch die Punktreihe F gehende Ebene, so wür-
den die beiden Punktreihen von derselben Art sein.
Denn wenn man alsdann die bewegliche Schaar um 180
Grad um eine Gerade dreht, welche durch einen der Gitter-
punkte der Punktreihe F geht und normal zur Symmetrie-
ebene ist, so wird man die bewegliche Schaar mit der inversen
der feststehenden Schaar, das heisst mit der feststehenden
Schaar selbst zur Deckung bringen.
Satz XCII. — In jeder Schaar, welche eine Sym-
metrieebene besitzt, sind zwei in Bezug auf diese
Ebene (im geometrischen Sinne) symmetrische Punkt-
reihen auch von derselben Art.
Satz XCIII. — Zwei parallele Punktreihen sind
von derselben Art.
Satz XCIV. — Wenn es in einer Schaar zwei
Punktreihen von derselben Art giebt, die aber nicht
parallel sind, so besitzt diese Schaar wenigstens eine
Symmetrieaxe.
[103] Satz XCV. — Zwei nicht parallele Punkt-
reihen derselben Art sind immer homolog in Bezug
auf eine Symmetrieaxe.
Corollarsatz. — Man erhält alle Systeme von Punkt-
reihen von derselben Art wie eine gegebene Punktreihe, indem
man die homologen der letzteren in Bezug auf alle Symme-
trieaxen der Schaar aufsucht.
112 A. Bravais.
Satz XC VI. — Die Zahl der Punktreihen derselben
Art, welche homolog in Bezug auf eine Axe der Ord-
nung q sind, ist gleich q^ wenn diese Punktreihen
weder parallel noch normal zu dieser Axe sind.
Satz XCVII. — Die Zahl der Punktreihen dersel-
ben Art, welche in Bezug auf eine Axe von der Ord-
nung q homolog und normal zu ihr sind, ist gleich
y, wenn q ungerade ist, und gleich \q^ wenn q ge-
rade ist.
Satz XCVIII. — Die Zahl der in Bezug auf die
Axe von der Ordnung q homologen Punktreihen re-
ducirt sich auf die Einheit im Fall der parallelen
Lage der Punktreihe und der Axe.
Diese Sätze würden sich genau ebenso beweisen lassen,
wie die Sätze LXXXIV bis XC. Sie sind übrigens eine noth-
wendige Folge der Reciprocität, die zwischen den Punktreihen
und den Netzebenen in den Schaaren, welche »zu einander
polare Schaaren« genannt werden, besteht. Von dieser Reci-
procität wird im nächsten Paragraphen die Rede sein.
Satz XCIX. — Symmetrieaxen derselben Art sind
zu gleicher Zeit Punktreihen derselben Art.
Dieser Satz folgt aus den Definitionen der Axen derselben
Art (Seite 63) und der Punktreihen derselben Art (Seite 111).
§ VI. — Von den polaren Schaaren.
Definitionen und Bezeichnungen. — In einer ge-
gebenen Schaar errichten wir in einem ihrer willkürlich als
Anfangspunkt genommenen Oitterpunkte Normalen zu drei
conjugirten Ebenen dieser Schaar, und auf jeder dieser Nor-
malen tragen wir Längen ab, welche gleich sind den Flächen-
inhalten der Elementar-Parallelogramme der Netze, die auf
jeder dieser Ebenen liegen, dividirt durch den mittleren
Abstand der Gitterpunkte. Wenn man mit diesen drei
neuen Axen und diesen Längen als Parameter [104] eine
Schaar construirt, so soll sie die polare Schaar der ur-
sprünglichen genannt werden, und sie wird wichtige Eigen-
schaften besitzen, die wir kennen lernen werden.
Wie das Symbol ghk in der ursprünglichen Schaar eine
Punktreihe bezeichnet, welche vom Anfangspunkt nach dem
Qitterpunkt geht, dessen Zahlen -Coordinaten ^, Ä, k sind, so
Ueber die Systeme von regelmässig yertheilten Punkten. 113
soll in der polaren Schaar das Symbol [gfhk] eine Punktreihe
bezeichnen, welche vom Anfangspunkt nach dem Punkt geht,
dessen Zahlen-Coordinaten ff, h, k sind.
Wie das Symbol [ghk] die Netzebene bezeichnete, deren
Gleichung
^a; + Äy + Ä2; =
ist, so soll das Symbol [(^ä^)] eine Netzebene, deren Gleichung
von derselben Form ist, in der polaren Schaar bezeichnen.
Ich werde fortfahren, mit Pghk den Parameter einer
Punktreihe zu bezeichnen, welche vom Anfangspunkt nach
dem Gitterpnnkt geht, dessen Zahlen-Coordinaten ^, h^ k sind,
das heisst den Parameter der Punktreihe ghk.
Ich werde mit P\ghk] den Parameter einer Punktreihe
bezeichnen, die vom Anfangspunkt nach dem Punkt geht,
dessen Zahlen-Coordinaten g^ A, k in der polaren Schaar sind,
das heisst den Parameter der polaren Punktreihe [ghk\
Der Flächeninhalt des Elementar-Parallelogramms des auf
der Netzebene [ghk) entworfenen Netzes soll in der ursprüng-
lichen Schaar auch weiter S(ghk) genannt werden.
Ebenso soll S [[ghk)] der Flächeninhalt des Elementar-
Parallelogramms des Netzes sein, welches auf der Netzebene
gezeichnet ist, deren Bezeichnung [(ghk)] in der polaren
Schaar ist.
Der mittlere Abstand soll nach wie vor E genannt
werden, und wenn wir bemerken, 1. dass 100, 010, 001
die symbolischen Bezeichnungen der Axen der x^ der y und
der z sind; 2. dass (100), (010), (001) die symbolischen
Bezeichnungen der Ebenen der yz^ der xz und der xy sind,
so wird man nach den vorhergehenden Festsetzungen haben
(63)P(.««J=^,P[,..l=M, P[...)=M.
Ich werde fortfahren, durch a, /?, <J die ebenen Winkel
in den Ebenen der yz^ der xz und der xy zu bezeichnen,
und durch ^, v, nf die Flächen winkel, welche als Kanten
die Axen [105] der Xy der y und der z haben. Nachdem
dies festgesetzt ist, wird man offenbar haben
fÄ(lOO) = P010 . Pool • sin«,
(64) <! aS'(010) = P 100 • Pool . sin /:?,
[ Ä(OOl) = P 100 . P 010 . sin (J .
08twald*s Klassiker. 90. 8
It4 A. Bravais.
In der polaren Schaar wollen wir zur Axe der [x] die
Normale zu der Ebene der yz nehmen, zur Axe der [y] die
Normale zu der Ebene der xz, und zur Axe der [z] die
Normale zu der Ebene der xy. Die drei positiven Halbaxen
sollen nach derselben Seite gerichtet sein wie die positive Halb-
axe von gleicher Bezeichnung in der ursprünglichen Schaar, in
Bezug auf die Ebene, zu welcher jede dieser neuen Axen normal
ist. Die drei ebenen Winkel dieser Axen sollen durch [a], [ß],
[d] dargestellt werden; ihre drei Flächen winkel durch [/t], [v], [er].
Satz C. — Da die Winkel a, /?, d die ebenen Winkel
des Grund-Parallelepipedes der ursprünglichen
Schaar sind, und f.i, r, tS seine Flächenwinkel, so
werden die ebenen Winkel der polaren Schaar 180°
— f£, 180® — ^, 180° — or sein, und die Flächenwinkel
180° — a, 180° — i?, 180° — J.
Dieses ist eine wohlbekannte Folge der Eigenschaften der
sphärischen polaren Dreiecke.
Man wird also haben
(65) [a]=180° — ju, [/J] = 180° — y, [d] = 180° — tar.
P66) [iit] = 180°— a, [r] = 180° — /?, [tsr] = 180° — (J.
Satz CI. — Wenn man in der Spitze O eines
Tetraeders OABD (Fig. 38) auf den drei Seiten-
flächen OBD, OAD und OAB die Normalen Oa,
Ob und Od errichtet, die in Bezug auf jede Fläche
auf derselben Seite liegen wie die der Fläche gegen-
überliegende Ecke, und die beziehungsweise den
Flächeninhalten dieser drei dreieckigen Seiten gleich
sind, so wird die Diagonale des über den Kanten
Oa^ Ob, Od construirten Parallelepipedes normal
zu der Basis ABD und gleich dem Flächeninhalt
dieser Basis sein.
Man hat nach der Construction.
Oa = Flächeninhalt OBD,
Ob = Flächeninhalt OAD,
Od= Flächeninhalt OAB.
Ebenso wie Oa, Ob und Od senkrecht zu den Ebenen
OBDj OAD und [106] OAB sind, ebenso werden OAj
OB und OD senkrecht zu den Ebenen Obd, Oad, und
Oab sein.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Pankten. 1 1 5
Fällen wir von O die Normale OP auf die Basis ABD,
nnd legen wir durch a die Ebene aA'p parallel zu der
Ebene bOd nnd folglich normal zu der Kante OA, Diese
Ebene mag OA in A' und OP in p schneiden. Projiciren
wir die Dreiecke OBD und ABB auf die Ebene aA'p.
O und A werden die gleiche Projection in A' haben; also
werden die beiden Dreiecksprojectionen zusammenfallen. Die
erste der beiden Dreiecksprojectionen hat als Werth
Flächeninhalt OBD cos (Ebene O Z)i? ^Ebene aA'p) ,
undy indem man die Ebenen durch ihre Normalen ersetzt,
Flächeninhalt OBD cos (Oa^OA)
OA'
.= Flächeninhalt O^Z) ^=0A\
Oa
Die andere Dreiecksprojection wird in gleicher Weise sein
„ .^^ _--^. _; ^^OA'
£ laoueuiDuiJ
iw^jDjj COS \ \jp^ ij^)=r laom
minnaii»
j$.j>
"^ Op:
Indem man
beide Ausdrücke gleich setzt,
OA' = Flächeninhalt ABD
erhält
OA'
Op '
man
also
demnach
(67)
Op = Flächeninhalt ABD.
Legen wir jetzt durch b eine zu aOe^ parallele Ebene;
dann wird man ebenso beweisen, dass diese Ebene OP in
einer Entfernung von O schneidet, die genau dem Flächen-
inhalt ABD gleich ist, das heisst in dem schon erhaltenen
Punkt p.
Dasselbe wird der Fall sein, wenn wir durch d eine zu
aOb parallele Ebene legen. Diese drei Ebenen mit ihren
parallelen Ebenen JOrf, aOd^ aOb bilden ein Parallel-
epiped, dessen Kanten Oa^ Ob, Od sind, und wovon Op
die Diagonale ist. Diese Diagonale ist also gleich mit und
normal zu dem Dreieck ABD.
Corollarsatz. — Wenn die Kanten Oa, Ob, Od, ohne
den Flächeninhalten der Seiten gleich zu sein, ihnen in dem
Verhältniss \:B proportional wären, so würde die Diagonale
Op auch 2u dem Flächeninhalt ABD in demselben Yer*
8*
116 A. Bravais.
hältniss 1: umstehen; sie wUrde normal zu der Ebene ABB
bleiben.
[107] Satz CIL — Wenn [ghk] das Symbol einer
zu einer gegebenen Schaar gehörenden Netzebene
ist, und wenn man in ihrer polaren Schaar die Ge-
rade zieht, welche von dem Anfangspunkte nach dem
Punkte führt, dessen Zahlen-Coordinaten ^, ä, A sind,
so wird diese Gerade mit dem Symbol [ghk] normal
zu der Ebene (ghk) sein.
Seien Ox^ Oy^ Oz (Fig. 39) die drei conjugirten Punkt-
reihen, die als Coordinaten-Axen der ursprünglichen Schaar
genommen sind, und seien a, 6, d die Parameter dieser Punkt-
reihen. Machen wir
QA=:^hka, OB = gkb, OB = ghd.
Die Oleichung der Ebene ABB va. Zahlen-Coordinaten wird
sein
gx-\'hy •\' kz^=^ ghk.
Man wird ausserdem haben:
Flächeninhalt OBB = \g'^hkläA\ia=\g^hkS[\^^\
(68) Flächeninhalt OAB = \gh^kadÄ\i ß =yK^kS[^\^),
Flächeninhalt OAB =\ghK'ab^m d =\ghk''S((^(^\),
Die Symbole aS'(IOO), /^(OIO), S[^^\.) stellen nach unserem
Uebereinkommen die Flächeninhalte der Orund-Parallelogramme
auf der Ebene der yz, der Ebene der xz und der Ebene der
xy vor.
Construiren wir nun die drei Axen der polaren Schaar,
und seien auf diesen Axen genommen
wobei E der mittlere Abstand der Gitterpunkte ist.
Sei Op die Diagonale des über Oa, Ob und Od con-
struirten Parallelepipedes; die Zahlen-Coordinaten von p
lieber die Systeme von regelmässig vertheitten Punkten. 117
werden g^ h und k in der polaren Schaar sein, und die Be-
zeichnung der Punktreihe Op wird \ghJc\ sein.
Wenn man die Werthe von Oa, Ob und Od mit den
Ausdrückeü der Flächeninhalte OBD^ [108] OADmü^OÄB
(Oleichungen 68) vergleicht, so sieht man, dass sie ihnen pro-
portional sind in dem Yerhältniss
^\yhk= li^ffhkE.
Also wird nach dem CoroUarsatz zu dem Satze CI die
Diagonale Op normal zu der Basis AB D sein, das heisst
zu dem System der Netzebenen, dessen Symbol [ghk] ist.
Zweiter Beweis. — Wenn man den Satz CII durch
die analytische Geometrie des Raumes beweisen will, so nennt
man r die Neigung der Axe Oz gegen die Ebene der xy
(Fig. 39); §0, tj^j C^ die linearen Coordinaten des Punktes a;
^4, rj^J ^^ diejenigen des Punktes b] ^,, ij,, C, diejenigen des
Punktes d, und man setzt
(69) 1 — cos* a — cos* ß — cos* d + 2 cos a cos ß coBd = /',
Man hat alsdann
^ Od Od sin d kab sin* d ,
-*~sin~i^~ J ~ 7S '
woraus man leicht die Werthe von ^„ ij, durch die bekannten
Gleichungen der Normale zu der Ebene der xy in dem System
der schiefwinkligen Axen folgern kann.
Man würde ebenso §4, ?j^, t^, ^q, iJq, ^^ bestimmen.
Die Coordinaten |, 1?, ? des Punktes p werden dann
durch die Formeln gegeben
= ff bd sin* a — had sin a sin /? cos er — kab sin a sin <J cos v,
= — ^5rfsinasin/?costar + Äarfsin*/? — Äa J sin/? sind cos ft;
= — ^icf sin /^ sin d cos ^ — had sin a sin d cos ^ + Aa J sin* d.
Wenn man also um abzukürzen setzt
118 A. Bravais.
~ sin* a — y- Bin a sin /? cos tiT r sin a sin tf cos ^ = r ,
a b ^ d '
(70)| — ~ sin a sin/? cos ^ + ~r sin* i^ — -j sin /? sin d cos ^.i = s,
ff * n * 9 A. .^ .^.a*
- — sma sin ocosu — 7- sm a sm o cos i^ + -T-sin*o = ^,
[109] so werden Sie Gleichungen der Geraden Op sein
r s t ' ,
Nun ist aber bekannt, dass diese Gleichungen, nach der
Substitution der Werthe von r, s und t, die Normale zu der
Ebene darstellen, deren Gleichung
und deren symbolische Bezeichnung {ghk) ist.
Satz ein. — Wenn [ghk) das Symbol einer Netz-
ebene in einer Schaar ist, so wird ihre Normale eine
Punktreihe der polaren Schaar sein, und wird darin
[ffhk] als Symbol haben.
Dies lässt sich aus der Umformung des vorhergehenden
Satzes entnehmen.
Satz CIV. — Der Parameter der Punktreihe
[ffhk] ist gleich dem Flächeninhalt des Grund-Paral-
lelogramms, das auf der Ebene {ffhk) entworfen ist,
dividirt durch den mittleren Abstand der Gitter-
punkte.
Die Bezeichnungen bleiben die gleichen wie in den vor-
hergehenden Sätzen. Sei Op (Fig. 39) der Parameter der
Punktreihe [ffhk]^ wobei g, h und A keinen anderen gemein-
schaftlichen Theiler als die Einheit haben. Nach dem Corollar-
satz zu Satz CI wird man haben
Op : Flächeninhalt ABB = Oa : Flächeninhalt OBD\
nun ist aber dieses Verhältniss 1 \\ghkE\ folglich
2 Flächeninhalt ABB
^^ = JhkE
Aber es ist bewiesen worden (Satz XXXVIII, Gleichung 47),
dass man
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 119
Flächeninhalt ABD = l^ffhkw
hat, wobei u) der Flächeninhalt des Grund-Parallelogramms
des Netzes auf der Ebene ABD ist. Folglich wird man
haben, indem man oi durch S[ghk) ersetzt,
2 Flächeninhalt ABD = ghkS{ghk),
S[ghk)
[110] woraus man die allgemeine Formel ableitet
(71) P[,AA] = ^,
welches der algebraische Ausdruck des Satzes ist, den wir
zu beweisen hatten.
Anmerkung. — Demnach sind die Formeln (63j nur
besondere Fälle der Formel (71).
CoroUarsatz I. — Eine gegebene Schaar hat nur eine
einzige polare Schaar, welche bestimmt ist, sobald man den
Qitterpunkt feststellt, der beiden Schaaren gemeinsam sein
soll. Denn die polare Schaar, welche aus drei beliebig ge-
nommenen conjugirten Punktreihen construirt ist, muss nach
dem vorhergehenden Satz mit der aus jedem anderen Punkt-
reihen-System construirten polaren Schaar zusammenfallen.
CoroUarsatz II. — Wenn drei Ebenen in einer Schaar
conjugirt sind, so sind ihre Normalen conjugirte Punktreihen
der Polaren.
Das über diesen drei Punktreihen construirte Parallel-
epiped, soll das Polar-Parallelepiped desjenigen sein,
welches sich in der ursprünglichen Schaar aus den drei con-
jugirten Ebenen und ihren angrenzenden construiren lässt.
CoroUarsatz III. — Umgekehrt sind, wenn drei Punkt-
reihen in einer Schaar conjugirt sind, ihre normalen Ebenen
conjugirte Ebenen in der polaren Schaar.
CoroUarsatz IV. — Die Bedingung dafür, dass drei Netz-
ebenen [ghk\ (g h'k') und {g"h"Jc') conjugirt sind, erhält man,
indem man die Bedingung sucht, unter der [ghk]^ [g'f^'k']
und [^'Ä"A"] drei conjugirte Punktreihen sind. Sie wird also
sein (Gleichung 43)
gh'lc' — gKK' -|- kg'K' — hg*¥ -|- ÄA'/ - kh!g"= ± 1.
120 A. Bravais
Aufgabe XXXI. — Man berechne S{ghk) oder den
Flächeninhalt der Masche des Netzes der Netz-
ebene [ghk\
Man hat allgemein in der ursprünglichen Schaar (Auf-
gabe XVI)
(72)
{ P^ffhk = ff^P*iOO +Ä«P*010 +Ä«P«00l
+ 2^ÄP100 .POlO -cosd
+ 2^ÄPi00 .POOl .cos/?
+ 2ÄÄ;P010 .POOl . cosa.
Wenn man ausdrückt, dass die gleiche Beziehung in der
polaren [111] Schaar stattfindet, und indem man dann
P[ffhk] durch ^S{ffhk),
Jb
P[iOO] durch Iä'(IOO),
P[010] durch 4'S'(010),
P[00l] durch ~aS'(001),
[a] durch 180° — |u,
[ß] durch 180° — r,
[d] durch 180° — ^
ersetzt, erhält man
(S^ighk) = ff^S^lOO) + h^S''{010)'hfc^S^00i)
— 2^ä5(100).aS'(010) cos Tff
— 2ffkSll00)'S{001) GOBv
— 2MaS'(010).ä'(001) cos fi.
Dies ist die Formel, welche wir schon erhielten (Gleichung 50);
aber es war zweckmässig, sie der Formel (72) gegenüber zu
stellen, um das merkwürdige Oesetz der Reciprocität zu zeigen,
welches sie verbindet.
Bemerkung bezüglich der Formeln (72) und (73).
— Wenn man in der Gleichung (72) setzt
(73)
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 121
PIOO = y^, POlO = Yd, Pool = yd', Pghk = v7,
b ^ V . b"
Yaa' Vau Vaa
so wird diese Qleichiing
f=ag^ + a'h* + a"k* + 2b"ffh+ 2Vgk + 2bhk.
Die Grösse/ hat von Herrn Gatcss den Namen ternäre
Form bekommen (GaiLss^ Disqnisitiones Arithmeticae, p. 426),
nnd der berühmte Mathematiker bezeichnet sie durch das Symbol
Die Grösse
öi« + a'V^ + a"i"* — aa'd' — 2bVb" = D
wurde von Herrn Gat^s die Determinante der Form ge-
nannt. Indem man [112] a, a'j ä' und b, b', V durch ihre
Werthe ersetzt, und die Gleichungen (52) und (54) berück-
sichtigt, findet man
Z) = PM00.P«010.P«00i
( — 1 + cos' a + cos* z^+cos* d — 2 cos a cos/? cos <J)= — jB^,
wobei der Buchstabe E wieder den mittleren Abstand der
Gitterpunkte darstellt.
Man sieht hieraus, dass jede ternäre Form einer Schaar
von reellen oder imaginären Punkten entspricht; dass jeder
besondere Werth von f für bestimmte und ganzzahlige Werthe
von g, h und k das Quadrat der Entfernung zweier Punkte
oder Gitterpunkte der Schaar ausdrückt; dass die Determi^
nante der Form mit dem Zeichen — genommen gleich ist
dem Quadrat des Volumens des Grund -Parallelepipedes,
oder der sechsten Potenz des mittleren Abstandes der Gitter-
punkte, etc.
Analoge Resultate ergeben sich für die binären Formen
«^« 4- 2bgh + a'h},
deren Determinante b'^ — aa\ mit entgegengesetztem Zeichen
genommen, das Quadrat des Flächeninhaltes des Grund-Parallelo-
gramms darstellt, oder die vierte Potenz des mittleren Ab-
122 A. Bravais.
Standes der Gitterpnnkte desjenigen Netzes, welches ans dieser
binären Form abgeleitet wird.
Die temäre Form
/ J« _. cid\ J'* — a cl\ J"« — aa!\
\ah — Vl\ a'V — bb", aH"—hv)
ist von Herrn GatASS die adjnngirte Form der Form
genannt worden; sie ist in den Disquisitiones durch den
Buchstaben F bezeichnet.
Es folgt aus der Entstehungsweise von 0, «', 0", J, V
und V\ dass man hat
h'^ — a'd'= — P2010.P«001 .sin* a = — /^«(lOO),
V^ — ad' = — /^«(OIO),
h"^ — ad =—^"(001),
ab — VV'= P* 100 . POlO . Pool (cos a — cos /? cos 8)
= Ä'(001).AS'(010).cosiu,
dV — bV' = aS(OOI). 5(100). cos v,
d'b" — bV =5(100).AS'(010).co8t!r;
[113] Man wird also nach der Substitution dieser Werthe in
die Form F haben
— p= <7«aS'«(ioo) + ä'aS'(oio) + A**yMooi)
— 2<7ÄAS(100).Ä'(010).costiT
— 25^^^(100). aS(OOI). cos y
— 2äAaS'(010) .5'(001) -cos nt ;
also auch
P= — S^ighk) = — jB'P* [ghk] .
So stellt also die adjungirte ternäre Form das Quadrat des
Elementar-Parallelogramms der Ebene [ghk] mit dem Zeichen
— dar. Man sieht auch, dass, wenn die Form/ sich geometrisch
durch eine Schaar darstellen lässt, ihre adjungirte Form F in
gleicher Weise durch die polare Schaar dargestellt werden wird,
nachdem jedoch die Parameter der polaren Schaar alle mit
dem mittleren Abstand E multiplicirt worden sind, das heisst
mit der mit negativem Zeichen genommenen sechsten Wurzel
aus der Determinante 2>.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 123
Auf die merkwürdige Analogie, welche zwischen den
Eigenschaften der binären nnd temären Formen und den
geometrischen Eigenschaften besteht, welche die Netze nnd
Schaaren besitzen, hat Herr Seeber in seinen »Untersuchungen
über die temären Formen« aufmerksam gemacht (siehe Cr eile* s
Journal, Band XX, p. 318).
Satz CV. — Das Volumen des Elementar-Parallel-
epipedes ist das gleiche in der ursprünglichen Schaar
und in ihrer polaren.
Seien £i das Volumen des Grund-Parallelepipedes der
gegebenen Schaar und [£i\ dasjenige ihrer polaren Schaar.
Man hat offenbar
r^T absind admiß hd ^\VL a . . . «
[ß] = — ^ ^-^ ^ sm II sin V sm d,
wobei a, 5, d die Parameter der ursprünglichen Schaar sind.
Man hat andererseits
(74)
' ( sin /5 sin (J sin ju = J ,
sin a sin (J sin ^ = J",
wenn / wieder durch die Oleichung (69) gegeben ist. Also
[114] und da überdies
abdJ= ü. (Gleichung 41),
E^ = Ü (Gleichung 54) ,
so wird endlich
(75) [ß] = ß.
Anmerkung. — Die polare Schaar hat dieselbe Dichtig-
keit, das heisst denselben Reichthum an Gitterpunkten wie die
ursprüngliche Schaar; der mittlere Abstand E behält den-
selben Werth in den beiden Schaaren. Also
(76) [JF|=£.
Satz CVI. — Wenn man die polare Schaar einer
polaren Schaar construirt, so kommt man auf die
ursprüngliche Schaar zurück.
Bestimmen wir den elementaren Flächeninhalt des Netzes
124 A. Bravais.
der Ebene der [yz] in der polaren Schaar. Seiten des Grund-
Parallelogramms sind die beiden Parameter
ad sin/? ab sin S
der eingeschlossene Winkel [a] ist gleich 180° — fi {Satz C)*
Also wird man haben
or/. /./.n ^*^^ sin ß sin d sin fi Ea^bd sin ß sin 8 sin/w
^[(100)] = ^^ = ^2
Nun hat man andererseits
abd sin ß sin <J sin ^ = abdJ = Sl ;
also
Ä[(100)] = Ea = EP 100 .
Man wttrde ebenso beweisen, dass man hat
S[{OiO)] = Eb = EPOiO,
S[[00i)]= Ed = EPOOl.
Wenn man, der Richtung nach, die Axen der Schaar
construirt, welche die polare der über Oa, Ob, Od (Fig. 39)
construirten Schaar ist, so trifft man wieder auf OA, OB, OD.
Wenn man, der Grösse nach, die Parameter dieser Axen, den
festgesetzten Formeln (Gleichungen 63)
iS[(iOO)] S[(010)] S [(001)]
[E] .' [E] ' [E\
[115] gemäss, construirt, so kommt man wegen [E\ =^ wieder
auf die Parameter a, b, d, oder PlOO, POlO, POOl zurück. Die
so erhaltene Schaar fällt also mit der ursprünglichen Schaar
zusammen.
Satz CVII. — Wenn ghk das Symbol einer Punkt-
reihe in einer Schaar ist, so wird die zu ihr normale
Ebene eine Netzebene der polaren Schaar sein und
sie wird [[ghk]'\ als Symbol haben.
Denn man kann, zufolge des vorhergehenden Satzes, die
polare Schaar als die ursprüngliche ansehen, und die ur-
sprüngliche als die polare Schaar der anderen. Alsdann muss
(Satz Cni) das Symbol der Normale der Ebene [ghk)\ghk]
sein. Um auf unsere erste Auffassung zurückzukommen, ge-
nügt es, die Klammern [] von einem Symbol auf das andere
zu* übertragen, und man sieht, dass das Symbol der zu der
lieber die Systeme von. regelmässig vertheilten Punkten. 125
Ebene [{ffhk)] Normalen ghk sein wird; also ist die Punkt-
reibe ffhk normal zu der Netzebene [{sfhk)\
CoroUarsatz. — Wenn [ffhk] das Symbol einer Punkt-
reihe der polaren Schaar ist, so wird [ffhk) dasjenige der zu
ihr normalen Ebene sein, welche eine Netzebene der ur-
sprünglichen Schaar sein wird.
Definition. — Die Eigenschaften der polaren Schaaren
im Raum haben ihre analogen auf der Ebene. Jedem Netze
entspricht ein polares Netz, welches man in der folgenden
Weise erhält:
Seien Oa = a, Ob ssi b die beiden Parameter auf den
Axen Oxj Oy (Fig. 40); sei ö der Winkel xOy\ sei e der
mittlere Abstand, der durch die Formel
£* = ab sin 6
gegeben ist. lieber diesem Netz, und mit dem zu der Ebene
xOy normalen Parameter e als Axe der z construire man
eine Schaar, welche das Netz der Ebene x Oy als Basis hat.
Man wird haben
ß = eab sin <J = b^\
so wird also b der mittlere Abstand der Oitterpunkte dieser
Httlfsschaar sein.
Indem man ihre polare Schaar construirt, sieht man, dass
die Axe der \x] die Normale 0[x] zu der Axe Oy sein wird,
und dass die Axe der [y] die Normale 0[y] zu der Axe der
bx sein wird. Seien also 0[d\ = [ä\, 0[b] = [b] die auf
diese Axe bezüglichen Parameter, so wird man haben
[116] Wenn man über diesen Parameteiii ein Netz construirt,
wird man das Polare des gegebenen Netzes erhalten. Wenn
man alsdann auf der Verlängerung der Geraden 0{y] die
Strecke 0[b'] = 0[b] abträgt, so wird der Gitterpunkt [b']
auch dem polaren Netz angehören, und da man
0[a] = 0b, 0[V]=Oa
hat, werden die Dreiecke bOa und [a]0[5'] congruent sein.
Daraus folgt der nächste Satz.
Satz GVIII. — Ein polares Netz wird aus dem
ursprünglichen Netz abgeleitet durch eine Drehung
126 A. Bravaifl#
von 90 Grad des letzteren um einen der Gitter-
pnnkte, welchen man als Anfangspunkt wählt.
Anmerkung. — Wenn nach dieser Drehung die Axe
der positiven y zu der Axe der positiven [x] des polaren
Netzes wird, so wird die Axe der positiven x die Axe der
negativen [y] werden. Das Umgekehrte wird stattfinden, wenn
die Drehung im entgegengesetzten Sinne gemacht wird.
Satz CIX. — Jede polare Schaar besitzt dieselben
Symmetrieaxen wie die ursprüngliche Schaar.
Sei O (Fig. 41), der den beiden Schaaren gemeinsame
Qitterpunkt, der Anfangspunkt der Coordinaten; seien 00'
eine Symmetrieaxe der ursprünglichen Schaar, und OP
eine der Punktreihen der polaren Schaar, wobei und P
zwei benachbarte Gitterpunkte auf dieser Punktreihe sein
mögen. Legen wir durch normal zu OP die. Ebene RR\
welche eine Netzebene der ursprünglichen Schaar sein muss
(Satz CVII, CoroUarsatz).
Sei jetzt q die Ordnungszahl der Symmetrie der Axe
3gQ0
00'\ lassen wir RR sich um 00^ drehen um ^^ , um
2-360° 3-360° . ^ ^ . .^ ^r x
, , u. s. w. : so wird man ebenso viele Netz-
ebenen der gleichen Art erhalten (Satz LXXXVIII], deren
Noimalen ebenfalls Punktreihen der polaren Schaar sein
werden (Satz Olli). Diese Normalen erhält man, indem man
OP um 00' dreht durch Winkel von , , u. s. w.:
q ' q '
bei dieser Bewegung wird der Punkt P nach einander auf
P', auf P", u. s. w. kommen; woraus man sieht, dass er y — 1
homologe Gitterpunkte in Bezug auf die Axe 0' haben
wird, und da P irgend ein Gitterpunkt der polaren Schaar
ist, so wird die Axe 00' eine Symmetrieaxe der Ordnung
q in dieser letzteren Schaar sein.
CoroUarsatz. — Wenn in der ursprünglichen Schaar
Symmetrieebenen vorkommen, [117] so werden diese Ebenen auch
Symmetrieebenen der polaren Scbüeuir sein; denn jeder Sym-
metrieebene entspricht eine Symmetrieaxe von gerader Ord-
nung, und diese Axe muss sich in der polaren Schaar wieder-
finden. Nun aber entspricht jeder Symmetrieaxe von gerader
Ordnung umgekehrt auch eine Symmetriebene, welche zu ihr
normal ist; deshalb wird sieh auch diese Symmetrieebene in
der polaren Schaar wiederfinden.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 127
Satz CX. — Wenn man alle Parallelepipede ceu-
trirt, deren Vereinigung eine gegebene Schaar A
bildet, deren polare [A\ bekannt ist, and wenn man
so eine neue Schaar A! hervorbringt, so wird die
Schaar, die man erhält, indem man die sechs Seiten
der polaren Parallelepipede centrirt, welche die
Schaar [^] bilden, und darauf alle ihre Dimensionen
3 ._
in dem Verh<niss l : ]/ 2 vergrössert, die polare
Schaar von A' sein.
Sei Sa der Kern der Schaar A'\ das Volumen dieses
Kernes wird augenscheinlich gleich der Hälfte des Volumens
des alten Kerns sein, so dass man haben wird
Seien E und E' die mittleren Abstände in den Schaaren
A und A', so wird man haben
E^ = \E\ E^E'^2.
Andererseits hat man in der Polaren von A'j indem man
die Grössen, welche sich auf die Schaar A' und ihre polare
[A] beziehen, durch Accente kenntlich macht.
Da aber die Netze auf den Ebenen der yz, der xz und der
xy nicht durch die Centrirung verändert werden, erhält man
;S"(100) = 5'(100) = jE;p[ioo],
Ä'(oio) = s(oio) = £P[dio],
Ä'(OOl) = Ä{001) = i5P[00l].
Also durch Substitution
(77)
'P'[ioo] =xy2'-P[ioo],
P'[010] =|/2.P[010],
P'[001] =1^2 .P[001].
[118] P[100], P[010] und P[001] stellen nach Grösse und
Richtung die Kanten der drei aneinanderstossenden Seiten des
Grund-Parallelepipeds der polaren Schaar [A] vor. Wenn
man dagegen die Diagonal-Ebenen (HO), (101) und (011)
128 A. BravaiB.
betrachtet, und speciell diejenigen, welche als Gleichung in
der ursprünglichen Schaar
haben, so sieht man leicht, dass diese Ebenen durch das
Centrum des Grund-Parallelepipedes gehen: demnach werden
die Parallelogramme der Netze dieser Ebenen alle centrirt,
und der Flächeninhalt ihrer Masche wird um die Hälfte
kleiner. Man hat also
Ä"(llO)=|5'(ilO),
;S"(lOl)=i*S(10l),
Also
(78)
und ebenso
P'[101] =V2.iP[l01],
l P'[01l] = |/2"4P[01l].
P[iiO], P[101] und P[011] stellen nach Grösse und
Richtung die Diagonalen der drei aneinanderstossenden Seiten
des Grund-Parallelepipedes der polaren Schaar [A] dar.
Aus den Gleichungen (77] und (78) schliesst man, dass
man, um die Schaar [A'] zu erhalten, die Dimensionen des
3 . —
Grund-Parallelepipedes der Polaren [A] mit y2 multipliciren,
und dann die Parameter der Diagonalen ihrer sechs Seiten
um die Hälfte verkleinern muss, was erreicht wird indem
man ihre Seitenflächen centrirt.
Die erste dieser beiden Operationen verwandelt den Kern
i2 der Polaren [A] in ß ()/2) = 2ß. Durch die zweite
Operation bekommt das Grund-Parallelepiped zwei Mal kleinere
Basen und Höhen, sein Kern 2ß wird also gleich
. |2ß = |ß = ß',
das heisst gleich dem Kern der Schaar A'. Die Centrirung
der so erhaltenen Schaar [A'] ist demnach vollständig; eine
weitere Centrirung würde, wenn sie stattfinden [119] könnte,
die Dichtigkeit von [A^] grösser machen als diejenige von
Ueber die Systeme von regelmässig yertheilten Punkten. 129
A\ was nicht möglich ist (Satz CV, Anmerkung). Also ist
[A] die Polare von der centrirten Schaar A\
Satz CXI. — Wenn man die Flächen der Grnnd-
Parallelepipede centrirt, welche eine gegebene
Schaar A bilden, deren Polare [Ai\ bekannt ist, um
durch diese Centrirung eine nene Schaar Ä zu er-
zeugen,, so wird man die Polare [A'] der Schaar A'
erhalten, indem man die polaren Parallelepipede,
welche die Schaar [A] bilden, centrirt und alle ihre
3.—
Dimensionen in dem Yerhältniss y2 : 1 verkleinert.
Seien ganz allgemein M und N zwei Schaaren, wovon
jede die Polare der anderen ist; sei M^, das was aus der
Schaar M wird, wenn man alle ihre Parallelepipede centrirt;
sei Nf das was aus iVwird, wenn man die Flächen ihrer
Parallelepipede, der Polaren derjenigen von M centrirt. Es
folgt aus dem vorhergehenden Satz, dass sowohl M^ wie Nf
die Bedingungen in Bezug auf ihre Dimensionen- Verhältnisse
erfüllen, um Polaren von einander zu sein; nur anstatt
Kern M^ = Kern Nf
hat man
(79) Kern M^ = 2 Kern Nf.
Wenn man dann die Dimensionen von Nf in dem Yer-
hältniss y 2 zur Einheit vergrössert, werden die Kerne gleich
und die Schaaren sind gegenseitig polar (voriger Satz).
Man kann dasselbe Resultat erhalten, indem man die
Dimensionen von Mc in dem Verhältniss y 2 : 1 verkleinert;
die Kerne werden gleich, und die Schaaren gegenseitig polare.
Im gegenwärtigen Falle setzen wir N= Aj M = [A\
undiVy==-4'; hier wird M^ die Schaar [A] sein, deren
Parallelepipede man centrirt hat, und M^, mit Dimensionen,
die in dem Verhältniss ]/2 : 1 verkleinert sind, wird die
Polare von A' sein.
Satz CXn. — Wenn man in den Ebenen ^ =
und j? = 1 die Basen der Grund-Parallelepipede
centrirt, welche eine Schaar^ bilden, deren Polare
[A] bekannt ist, so wird man die Polare der Schaar
mit centrirten Basen [120] A' erhalten, indem man
auf den Ebenen [^j] = 0, [z] = 1 die Basen von [A\
Ostwald'g Klassiker. 9Ü. 9
130
A. Bravais.
centrirt, die Parameter auf den Axen der [x] und
3
der [y] mit dem Verhältniss y2:l multiplicirt, und
3 _
denjenigen der Axe der [z] mit dem Verhältniss y'! : 2.
Wenn man die Methode anwendet, welche bei dem Be-
weis des Satzes CX gedient hat, findet man
Ä"(100) = S{iOO) = EP[100],
S'(01Q) = ^(010) = £P[010],
Ä'(OOI) = I Ä(OOl) = ^EP[00i] ,
' P'[100] = |/2-P[l00],
(80) . P'[010] = |/2"-^[010],
P'[001]=^|/2.P[001],
Ä'(iio) = 4^(110),
y(101) = 6'{101),
Ä'(0ll) = Ä(0U),
P'[110] = -^V2.P[110],
(81) I P'[101] = V2.P[101],
P'[011] = V'2.P[011].
Aus den Gleichungen (80) und (81) schliesst man, dass
alle Dimensionen der Schaar [A] mit y2 multiplicirt werden
müssen, und dass dann der auf die Axe der [z] bezügliche
Parameter ebenso wie der Parameter der Diagonale [HO] um
die Hälfte verkleinert werden muss. Diese letzte Operation
ist äquivalent dem Centriren der Parallelogramme in der
Ebene der [xy].
Die erste Operation verändert den Kern ii der Schaar
[A] in 2i2; die zweite halbirt ihn und führt ihn auf den
Werth i2 zurück ; die dritte halbirt und macht ihn gleich
^ß; dieses ist nun auch der Werth des Kernes der Schaar
A\ Also wird die so erhaltene Schaar die Polare von A' sein.
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 13t
AufgabeXXXII. — Die polare Schaar einer Schaar
mit binärer Symmetrie zu finden.
Seien Oz die binäre Axe (Fig. 42) und d ihr Para-
meter. Seien Ox = a, Oy = b und xOy = ö,
[121] Nehmen wir zuerst das nicht centrirte Prisma an,
und setzen
(82) abd sin d = R^]
wenn E der mittlere Abstand ist, werden wir haben
Die Axe der [z] wird mit Oz zusammenfallen, die Axen der
[x] und der [y] werden in der Ebene der xy gelegen sein,
und man wird haben
w =
E*
1
a sin ö
[*] =
E*
1
iaind
d
Da die Axen der x, y und z conjugirt sind, weil das gerade
Prisma nicht centrirt isit, werden die Axen der [x], der [y]
und der [z] es gleichfalls sein, und die Grundform der polaren
Schaar wird ein gerades Prisma mit parallelogrammatischer
Basis sein. Das Netz der Ebene der [x] [y] wird das in dem
Verhältniss d : E vergrösserte oder verkleinerte polare Netz
des Netzes der xy sein.
Wenn das Grundprisma centrirt wäre (siehe den Satz
LV), so mQsste man die Flächen des polaren Prismas, das
man erhält, ohne zuvörderst die Centrirung in Betracht zu
ziehen, centriren (Satz CX), und darauf seine Dimensionen
in dem Verhältniss 1 : ]/2 vergrössern. Man erhielte auf diese
Weise als Grundform ein gerades Oktaeder mit parallelo-
grammatischer Basis oder, was auf dasselbe hinauskommt,
ein gerades centrirtes Prisma mit parallelogrammatischer Basis.
Man findet dann für die Kanten dieses letzteren Prismas
9*
132 A. Bravais.
s^Vo« + b^-]-2abcosd
^a' /- >^«* + ^* — 2ö6 COS d
•- -^ ^ 2ab sin o '
und für den von [ä] und [6] eingeschlossenen Winkel
2 ab sin d^
(2aÄ sin ö\
[122] Aufgabe XXXIII. — Die polare Sohaar einer
Schaar von terbinärer Symmetrie zu finden.
Nehmen wir als Coordinaten-Axen die drei Axen von
binärer Symmetrie. Seien a, b und d die Parameter der
Axen der x, der y und der z] [«], [b] und [d] diejenigen
der Axen der [x], der [y] und der [z]. Die Axe der [x] wird
mit der Axe der x zusammenfallen, die Axe der [y] mit der-
jenigen der y und die Axe der [z] mit derjenigen der z.
Nachdem dies festgestellt, können vier verschiedene Fälle
vorkommen.
Wenn das gerade Prisma mit den Kanten a, b und d
nicht centrirt ist, so wird die polare Schaar als Grundform
ein gerades Prisma mit rechteckiger Basis haben.
Setzen wir, um abzukürzen,
(83) abd = R\
so werden wir offenbar haben
(84) E^ = R' ,
Wenn das gerade Prisma im Mittelpunkt seines Volumens
centrirt ist (der Fall, in dem die Schaar als aus dem geraden
Oktaeder mit rechteckiger Basis abgeleitet angesehen werden
kann] , so ist das Polare ein gerades Prisma , das auf seinen
sechs Flächen centrirt ist, und man findet leicht (Satz CX)
Ueber die Systeme von. regelmKssig yertheilten Punkten. 133
(85) ^» = JÄ»,
[a] =Ä«i^- =2E*-,
'■ ■' ' a a
M = Ä'|/2^ = 2^«^;
das über [a], [b] und [d] constrnirte Prisma muss darauf auf
seinen sechs Flächen centrirt werden, und dann wird es gleich-
bedeutend einem geraden Oktaeder mit rhombischer Basis sein.
Wenn das gerade Prisma auf seinen sechs Flächen cen-
trirt ist (der Fall, wo die Schaar als von einem geraden
Oktaeder mit rhombischer Basis abgeleitet betrachtet werden
kann], so kommt man gemäss dem Satze CXI auf das' gerade,
centrirte Prisma zurück, welches dem geraden Oktaeder mit
rechteckiger Basis gleichbedeutend ist. Seien wieder a, b
und d die Kanten [123] des geraden Prismas mit centrirten
Flächen. Man wird nach dem Satz CXI haben
(86) E^ = \R\ '
m=-ß'Vir = 2^^
b
[a], [b] und [d] werden die Kanten des geraden rechteckigen
Prismas sein, welches, indem es centrirt wird, die Grundform
der gesuchten Polaren werden wird.
Endlich, wenn das Prisma auf zweien seiner Flächen
centrirt wäre, z. B. auf seinen beiden Basen (der Fall, wo
die Schaar als von einem geraden Prisma mit rhombischer
Basis abgeleitet angesehen werden kann), fände man, indem
man sich an die Vorschriften des Satzes CXII hielte, und
durch den vorhergehenden analoge Berechnungen
134 A. BravaiB.
dann würde man das über [a] nnd [b] constrnirte Rechteck
centriren. Man hätte auf diese Weise ein nenes gerades
Prisma mit rhombischer Basis.
Man kann sich für diesen letzten Fall auch anf die Lösnng
der Aufgabe XXXII stützen. Man mache in den auf diese
Anfgabe bezüglichen Rechnungen
a == a' , b = a' j E = E j
was darauf hinausläuft, die beiden Diagonalen der rechteckigen
centrirten Basis als Axen der x und der y zu nehmen.
Dann ist
(87) E''==a'^dsmd,
a'
sin
d
E'
U
1
=
d
E
a'
a'
sin
d
[b'] = E*
1 jB'*
und der Winkel des Rhombus in der Basis des Polaren wird
180° — 5.
CoroUarsatz I. — Das Polare des geraden Prismas
mit rechteckiger Basis ist ein gerades Prisma mit rechteckiger
Basis; dasjenige des geraden Prismas mit rhombischer Basis
ist [124] ein gerades Prisma mit rhombischer Basis: die beiden
Rechtecke oder die beiden Rhomben sind ähnlich.
CoroUarsatz II. — Das gerade Oktaeder mit recht-
eckiger Basis und das gerade Oktaeder mit rhombischer Basis
sind zu einander polar.
Aufgabe XXXIV. — Die polare Schaar einer
ternären oder rhomboedrischen Schaar zu finden.
Die Polare einer Schaar, welche mit einem Rhomboeder
construirt ist, dessen Kantenwinkel gleich a, und dessen
Flächenwinkel gleich f.i ist, ist ein anderes Rhomboeder, dessen
Kantenwinkel [a] (Satz C) gleich 180° — f^i, und dessen Flächen-
winkel [}i] gleich 180° — « ist*).
*) Dieses Rhomboeder hat Professor Weiss >Invertirungs-
Rhomboeder« genannt (Abhandlungen der Berliner Akademie^ Band
XV, p. 93).
Ueber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkteo. 135
Das ursprüngliche Rhomboeder wird vollständig bestimmt
sein^ wenn man den Parameter a des zur ternären Axe normalen
Netzes mit dreieckig gleichseitiger Masche und den Para-
meter d dieser ternären Axe giebt. Man findet alsdann durch
die bekannten Eigenschaften des Rhomboeders
r 1 (P
(88) ^ . 1
2(1 — cos a) 9ar
>i ^i "1" 3 •
2(1+ cos /t) 4fl?*
Seien [a] und [d] die Parameter von gleicher Bedeutung im
polaren Rhomboeder. Man wird haben
2(1
+
C08M)-"4[rf]' ' =••
Nun ist
1
4-
cos [ft] = l — cos a ;
also
(P [af
9«* ~ 4[d]* '
also endlich
(89)
a[a] d[d]
2 "~ 3 •
eine Beziehung, welche die Bedingung ausdrückt, unter welcher
zwei Rhomboeder jedes dem polaren des anderen ähnlich sind.
Wegen der Gleichheit der beiden Volumen hat man ferner
die Bedingung
(90) E' = ^y 3a* d = ^ y 3 [a]* [d] .
[125] Man wird daraus die Werthe von [a] und [d] berechnen,
und zwar
3
Aufgabe XXXV. — Die polare Schaar einer
Schaar mit quaternärer Symmetrie zu finden.
Seien a und a die beiden Parameter der Seiten der
136 A. Bravais.
quadratischen Basis; sei d der Parameter der Axe der z, der
Axe der qnaternären Symmetrie.
Wenn es sich um ein Prisma mit quadratischer Basis
handelt, das nicht centrirt ist, wird man haben
(91) a^d=R\ E' = R\
das Polare wird auch ein Prisma mit quadratischer Basis sein.
Wenn es sich um ein centrirtes Prisma mit quadratischer
Basis handelt, so wird das Polare ein centrirtes Prisma
mit quadratischer Basis sein, dessen Elemente sich aus der
Lösung des zweiten Falles der Aufgabe XXXIII ableiten, lassen.
In den auf diesen Fall bezüglichen Formeln mache man
b = a\ man wird ein gerades centrirtes Prisma mit qua-
dratischer Basis finden, das sich durch die Formeln bestimmt
(92) E^==:^E\
Aufgabe XXXVI. — Die polare Schaar einer
Schaar mit senärer Symmetrie zu finden.
Die Grundform der Schaar ist ein gerades Prisma von der
Höhe d mit rhombischer Basis, deren Seiten a und <7, mit dem
eingeschlossenen Winkel d gleich 120 Grad, sind.
Man findet alsdann (siehe die Lösung der Aufgabe XXXUI,
vierter Fall), dass die Grundform der Polaren ein gerades
Prisma mit rhombischer Basis ist, wobei der Winkel des
Rhombus 180° — d oder 60 Grad ist, das heisst ein Prisma
mit senärer Symmetrie, wie man es erwarten musste (Satz CIX).
Seien [a] und [a] die Seiten des Rhombus in dem polaren
Prisma, und [d] die [126] Höhe; so wird man haben, indem
man die Formein (87) anwendet,
(93) ^» = ^l/3a*rf,
[a]=y|£«l,
[rf] = ^*l.
lieber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 1 37
Man hat zwischen a, d, [ä] und [d] die Beziehnngen
(95) d'd=[a]*[d],
welches die Analogen von (89) und (90) sind.
Das Netz der zur senären Axe normalen Ebene dreht
sich um 90 Orad in seiner Ebene und modificirt sich in Be-
zog auf seinen kleinsten Parameter.
Aufgabe XXXVII. — Die polare Schaar einer
Schaar mit terqnaternärer Symmetrie zu finden.
Wenn die Grundform der Schaar ein Würfel ist, so wird
ihre Polare als Grundform denselben Würfel haben.
Wenn die Grundform der Schaar ein centrirter Würfel mit
der Seite a ist, so wird ihre Polare ein Würfel mit centrirten
Flächen sein (Satz CX), dessen Seite [d] durch die Formel
[d\ = aV2
gegeben sein wird.
Wenn umgekehrt die Grundform ein Würfel mit centrir-
ten Flächen mit der Seite a wäre (oder ein reguläres Oktaeder
mit der Seite dy^)j so würde die Polare ein centrirter Würfel
mit der durch die Gleichung
[a] = a|/i
gegebenen Seite [d] sein (Satz CXI).
So sind also die beiden letzten Arten gegenseitig polar
zu einander.
Man könnte diese letzteren Resultate auch beweisen, indem
man die Grund -Rhomboeder in Betracht zöge. Das Rhom-
boeder von 90 Grad hat einen Eantenwinkel von 90 Grad;
es wird also als Polares ein Rhomboeder von 90 Grad haben
(Lösung der Aufgabe XXXIV).
[127] Das Rhomboeder von 70° 31' 44" hat einen Kanten-
winkel von 60 Grad; es wird also das Rhomboeder von
120 Grad als Polares haben.
Das Rhomboeder von 120 Grad hat einen Kantenwinkel
von 109° 28' 16"; es wird also das Rhomboeder von 70° 31'
44" als Polares haben.
138 A. BravaiB.
Obwohl man die vorstehende Abhandlnng als eine rein
geometrische Specnlation betrachten kann, und obwohl die
darin nachgewiesenen Beziehungen unabhängig sind von den
physikalischen Eigenschaften der Körper, so hat doch der
Verfasser diese Arbeit ausgeführt in der Absicht, sich der-
selben später zur Erklärung der Fnndamentalerscheinnngen
der Erystallographie zu bedienen, und behielt bei Abfassung
der Arbeit dieses Ziel besonders im Auge.
Seit Haüy hat man stets ausdrücklich oder stillschweigend
angenommen, dass in den krystallisirten Körpern die Mittei-
punkte der Molekel in gleichen Abständen, in geradlinigen
Reihen, parallel den Schnittgeraden der Spaltungsflächen, an-
geordnet sind. Das aus diesen Mittelpunkten bestehende
geometrische System ist demnach nichts anderes als was wir
eine »Schaar von Punkten« genannt haben, und alle in dieser
Abhandlung ausgeführten Ueberlegnngen lassen sich darauf
anwenden.
Wenn man nun annimmt, dass irgend eine im Moment
der Krystallisation eingreifende Ursache bewirkt, dass die
sich bildende Schaar eher einer symmetrischen als einer un-
symmetrischen Structnr zuneigt, so wird offenbar die schliess-
lich gebildete Schaar einer der sieben Classen (Seite 96) und
vorzugsweise einer der ersten sechs, die allein Symmetrie-
Axen oder -Ebenen besitzen, angehören. Die Betrachtung der
krystallisirten Körper, künstlicher sowohl wie natürlicher,
beweist a posteriori ^ dass es sich so verhält; und die geo-
metrische Eintheilung der Schaaren entspricht aufs getreueste
derjenigen, die man auf Grund langwieriger und sorgfältiger
Untersuchung für die Krystallsysteme hat aufstellen müssen.
Aber welche Ursache bewirkt diese Neigung der von den
Mittelpunkten der Krystallmolekel gebildeten Schaaren zur
symmetrischen Regelmässigkeit? Diese Frage werde ich in
einer anderen Abhandlung zu beantworten versuchen, deren
Abfassung eben abgeschlossen ist und die hoffentlich dem-
nächst gedruckt werden kann. Die wesentlichsten Ergebnisse
dieser neuen Arbeit sind [128] der Soci^tö Philomathique in
den Sitzungen vom 17. und vom 24. März, vom 19. Mai,
vom 7. Juli und vom 17. November 1849 mitgetheilt worden
(siehe die Zeitschrift V Institut^ Jahrgang 1849, in den Be-
richten über diese Sitzungen). Die Abhandlung, die der Leser
eben beendigt hat, ebenso wie diejenige »Ueber die Polyeder
von symmetrischer Form«, abgedruckt in Band XIV vom
üeber die Systeme von regelmässig vertheilten Punkten. 139
Journal de Mathemaiiques des Herrn LiouviUe^ bilden in
gewisser Beziehung die Prolegomena der krystallographischen
Theorie, welche dort entwickelt ist.
Ich beschränke mich hier darauf, die polyedrische oder
wenn man will die polyatomige Form der Molekel des krystal-
lisirten Körpers als das zu bezeichnen, was die Art der
Symmetrie der entsprechenden krystallinischen Schaar be-
stimmt; dieselbe Ursache, in ihre weiteren Consequenzen ver-
folgt, erklärt in einfacher Weise die Gesammtheit der Er-
scheinungen der Hemiedrie, der Zwillingsbildung und des
Dimorphismus. Wenn sie auch nicht völlig das noch so
schwierige Problem des Dimorphismus löst, so deutet sie doch
wenigstens an, auf welche Weise man suchen muss den
Dimorphismus von der Isomerie zu unterscheiden, und sie lässt
erkennen, dass, in gewissen Fällen, der eigentliche Dimorphis-
mus, d. h. die Erystallisation identischer Molekel in zwei
verschiedenen Erystallsystemen, je nach dem Zustand des um-
gebenden Mittels, wohl zulässig ist, wenn er auch den augen-
blicklich in der Mineralogie am meisten anerkannten Auf-
fassungen widerspricht.
Ein Bericht tlber die vorliegende Abhandlung wurde
von Herrn Cauchy in der Acad^mie des Sciences am
6. August 1849*) verlesen (siehe Comptes rendus. Band XXIX,
Seite 133).
Es sei mir am Schlüsse gestattet, dem berühmten Bericht-
erstatter zu danken für das Wohlwollen, mit dem er meine
Arbeit gewürdigt hat.
*) Mitglieder der Commission: die Herren Biot, JBteudantj Du-
frenoy^ Regnault^ Lam4, Berichterstatter Cauchy.
Anmerkimgen.
Die vorliegende Bravais^sche Arbeit ist im Journal de
rficole Polytechniqne (T. 19, XXXin* cahier, p. 1—128) er-
schienen. In den Oesammelten krystallographischen Abhand-
inngen, welche nnter dem Titel £tndes cristallographiqnes im
Jahre 1866 herausgegeben wurden, bildet sie den zweiten
Abschnitt. Es gingen ihr die kurze »Notiz über die sym-
metrischen Polyeder der Geometrie« und die »Abhandlung
über die Polyeder von symmetrischer Form« (Ltouville*^ Journ.
de math. 14. p. 137—140 bezw. 141—180, 1849) voraus,
deren Uebersetzung im 17. Heft der »Klassiker« veröffentlicht
ist. Auch der neuen Uebersetzung liegt der Abdruck von
1866 zu Grunde.
Die Bedeutung der £rat?at«'schen krystallographischen
Abhandlungen und speciell der jetzt vorliegenden ist nicht
eine rein historische. Denn sie haben nicht nur mittelbar
oder unmittelbar die Anregung zu der weiteren Entwickelung
auf dem Gebiete der Theorien von der Krystallstructur ge-
gebeu, sondern sie müssen auch heute noch als ein sehr
wesentlicher Bestandtheil dieser Theorien aufgefasst werden.
Bravais selbst hat nicht vergessen, seines Vorgängers
Frankenheim Erwähnung zu thun, der thatsächlich die 14 Arten
von Schaaren schon früher gefunden.
Was die Bezeichnungen anlangt, haben wir uns möglichst
eng an das Original gehalten, daher auch die Ausdrücke binär,
ternär, u. s. w. beibehalten. Nur in einem Falle erlaubten
wir uns eine stärkere Abweichung, nämlich in Bezug auf die
Punkte, welche bei Bravais »Sommets« heissen. Dem Vor-
gange von Sohncke folgend, haben wir diese Punkte als Gitter-
punkte bezeichnet, obwohl wir das aus ihnen zusammengesetzte
Gebilde (Assemblage) nicht Raumgitter, sondern, sowohl der
geringeren Abweichung wie der Kürze wegen, »Schaar« nannten.
Anmerkungen. 141
Im Einzelnen bedarf die Abhandlung kanm weiterer Er-
läuterungen, wenn es uns nur gelungen ist, den Sinn des Ver-
fassers tiberall richtig wiederzugeben. Es giebt wohl wenige
Arbeiten, die nach nahezu einem halben Jahrhundert die Frische
und innere Abgeschlossenheit besitzen, welche die Bravais^^ehe
Arbeit auszeichnen, die wenigsten können auch wie diese,
trotz der an Umfang und Ergebnissen reichen späteren For-
schung, mit so grossem Nutzen für das Verständniss des gegen-
wärtigen Standes unserer Kenntnisse gelesen werden*).
Herrn Dr. M. JRadakoviö danken wir auch hier für seine
freundliche Durchsicht des Manuscriptes.
Seite 7, Z. 23 v. o. steht im Original m statt m\
Seite 15, Z. 6 v, u. steht im Original OR statt OB,
Seite 25, Z, 14 v. o. steht im Original (20) statt (23).
Seite 25, Z, 16 u, 18 v, u, steht im Original
. ab sind
~" VA'o* + ^«5« + 2ghab cos ö
sin ö
n^u'ii-'
statt
ab sind
J =
yh*a^ + ^«6« _ 2^hab cos d
sind
^ 0^ a* ab
Seite 43, Z. 7 v. o, steht im Original
§(nbpd' — pdnb) -h iy (.
statt ^[nbpd — pdnb) + ij (.
*) In Bezug auf die späteren Untersuchungen verweisen wir
auf L. Sohncke, Entwickelung einer Theorie der Krystallstructur
(Leipzig 1879), Aufsätze von Sohncke und X. Wulff in der Zeit-
schnft für Krystallographie (z. B. X. Sohncke, Erweiterung der
Theorie der Krystallstructur, Ztschr. f. Kryst. 14, 426, 1888), Arbeiten
von E. V. Fedorow (Ztschr. f. Kryst.) und das Buch von A. Schoenßies,
Krystallsysteme und Krystallstructur, Leipzig 1891.
142 Anmerkungen .
Seite 44j Z, 1 u. 2 v, o, steht im Original
^ = 5^) y = — Ä
statt ^ = Ä, y = — g ,
Seite 47, Z. 15 v. u, steht im Original AO' statt ÄO,
Seite 49 j Z. 3 v, u, steht im Original p'nm" statt pnm'\
Seite 57 j Z. 10 v, o. steht im Original
Z= +{mn")z,
statt Z= + {mn')z.
Seite 72 j Z. 13 t?. u, steht im Original aD statt AD,
Seite 114, Z. 19 v, o, steht im Original a statt er.
Seite 120, Z. 12 v, u, steht im Original 180 — (x statt
180 — tJjr. --r . :
Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig.
Taf. I.
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4.
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W.l8.
» 46.
>> 47.
» 60.
» 64.
« 65.
» 67.
» 71.
« 73.
u o. a. Anzienung nomogener Ji^iiipsoiae. ADüanaiungen von liapiace
(1782), Ivopy (1809), Oanss (1813), Chasles (1838) und Dirichlet
(1839). Herausg. von A.Wan gerin. (118 S.) UJT 2.— .
Abhandlungen über Yariations - Rechnung. I, Theil: Abhand-
lungen von Joh. Bernoulli (1696), Jac. Bernonlli (1697) und
Leonhard Enler (1744), Herausgegeben von P. St ä ekel. Mit
19 Textflguren. (144 S.) UJf 2.—.
II. Theil: Abhandlungen von Lagrange (1762,
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P. Stäckel. Mit 12 Textflguren. (HOS.) UJf 1.60.
Jacob Steiner, Die geometr. Constructionen, ausgeführt mittelst der
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(1833.) Herausgegeben von A. J. v. Oettingen. Mit 25 Text-
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Variabler mit vier Perioden, welche dif
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Lateinischen übersetzt von A,
N. H. A1)el, üntersuchungeX
^■^T^+ 1 . 2y
373
Aus dem
H -.70.
onen zweier
ad der ultra-
»gegeben von
iA, Witting.
an scen deuten
er. Aus dem
i 1.—.
(1826.) Herausgep^
Leonhard Enle^
metrie. Grui
I 2040 i
M 1.-.
jche Trigono-
. \ind allgemeine
jem Französischen
Uj^^^r.